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Full text of "Elektrotechnische Zeitschrift (Zentralblatt für Elektrotechnik) 50.1929,1"

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L 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 


L. Jahrgang _ 


1929 


I. Halbjahr 


Berlin 


Inhaltsverzeichnis. 


I. Aufsätze, Rundschau und kleinere Mitteilungen 


Il. Persönliches EE 
HI. Literatur (Buchbesprechungen) . 


(II. Halbjahr 1929) 
Se 


A. Sachverzeichnis. 


Seite 


II 
XVI 
XVII 


IV. Vereinsnachrichten 
V. Geschäftliche Mitteilungen 


Seite 
XIX 
A A 


Zeichenerklärung: * = größerer Aufsatz — Brf. = Brief an die Schriftleitung. — Lit. = Buchbesprechung. — B. = Berichtigung. 


Bespr. = Besprechung. 


Die Zeichen *, Det, Lit, B. und Bespr. stehen vor der Seitenzahl. 
Die Umlaute La ü und ae, oe, ue sind wie die einfachen Laute a, o, u behandelt; Worte mit Umlauten sind den gleichartigen Worten 


l. Aufsätze, Rundschau und 
kleinere Mitteilungen. 


Aachen (s.a. Unterricht). 

— Stadß auf Vorposten. 
bach. *957. 

Absatzgestaltung s. Werbung. 

Abwärme s, Wärmewirtschaft. 

AEF s. Einheiten. 

Aerodynamik s. Flugwesen. 

Akkumulator (s.a. Lokcmotiven, Elek- 
trizitätswerksbaun). 

— Alkaliseher Akkumulator 
benlampen. 1112. 

— Amerikanischer Bleiakkumulator. 1769. 

— Pas selbsttätigze Floating - Wechsel- 
stirom-Latesystem. #*1TOX, 

Akustik s. Technische Akustik. 

Alarmanlagen s. Sigualanlagen. 

Anlasser. 


Von Rom- 


fiir Gru- 


— Noeken-Poppelfahrschalter. 1014. 
Antenne s, Funkwesen. 
Apparate s. Funkwesen, Heizung, MeB- 


veräte, Schalter usw, 

Arbeitsschulung. 1705. 

Asynehronmotor s. Elektr. Maschinen. 

Aufzug =. Förleranlagen, Hebezeuge, 

Ausschuß s. Einheiten u. Abt. AIV, 
Vereinsnachrichten. 

Ausstellungen (s. a Museum). 

— Deutschland und Österreich. 

— Aus der Großen Deutschen Funkans- 
stellung, Berlin 1929. Von W. Bur- 
stvn. *1519,. 

— Neutro-NetzansehluBempfinger anf der 
Funkausstellung. 1888. 

— A. Grüne Woche, Berlin 1930. 1493. 

— Gietrichbeschau Berlin. 1597. 

— Dresdner Funkausstellung 1929. 1493. 

— Die Schweißtechnik auf der 5. GirBe- 
rej-Fachansstellung Diisseldorf 1929. 
10653. 


D Gießerei-Fachausstellung  Diissel- 


dorf 392% Von A. Przygolde. 
11708. 

— Wanderausstellung „Technik im 
Hein‘ (Essen). 126%. 

— Ausstellung für chemisches Appa- 
raiewesen, Frankfurt a. M. 1930. 1063. 


— Keine Frankfurter Herbsımesse 1929. 
10653. 


mit einfachen Lauten nachgestellt. 


Ausstellungen, 


--- Internationale Ausstellung für Radio 
und Sprechmaschinen, Freiburg 1929. 
1063. 

— VDI-Hauptversammlung in Königs- 
berg und die „Lehrschau Holz“. Von 
A. Przygode. 1129. 

— Elektrotechnischer Messefestabend, 


Leipzig. 1244. 
— Zahlen von der Leipziger Messe. 
1122. 


— Die Leipziger Messen im Jahr 1930. 
1123. 

— Wiener Frühjahrsmes»® 1930. 

— Ausland. 


1818, 


-— Eine nationale  Ansstellerorganisa- 
tion in Amerika. 1493. 

-— Weltausstellung Antwerpen 1930. 
1597. 

— Atskunftstelle des Deutschen Aus- 
stellungs- und Messe-Amtes auf der 


Weltausstellung Antwerpen 1930, IIX. 


— Die internationale Ausstellung Bar- 
celona 1929. Von A. P’rzygoide 
1213. 


— 11. Internationale und offizielle Han- 
delsmesse Briissel 1930. IRIX. 

— Internationale Radioausstellung Bu- 
karest 1929, 1063. 

-- Internationale Ausstellung Elisabeth- 


ville (Kongo) 1930. IXIS, 

— Ausstellungs-Messe Nantes 1930. IRER, 

-- Internationale Messe Posen 1980. 
IRIS, 

— Internationale Mustermesse Saloniki 
1929. 1063. 


Außenhandel s. Wirtsehaftspolitik. 

Automohil (s. a. Bahnbau [Fahrzeuge}). 

— Gleichstromdynamo für Automobil- 
belenehtung. Nach A. Castel. 1339. 

— Verringerung der Blendung bei 
Automobilscheinwerfern. Nach J. W. 
T. Walsh. 1701. 


Bahnbau u. Buhnbetrieb (s. a. Lokomoti- 
ven, Signalanlasgen). 

— Anlagen. 

— Amerika. 1128 1241. 1418 
"1551. 1700. 1702. 1785. 

— Barmen-Elberfeld. 1783. 

— Belous—Jaca. 1376. 


1529. 


—_ Weiterer 


Bahnbau u. Bahnbetrieb. 


— Berlin. *1086. 1343. 1377. 1584. 

-— Bern-Neuenburge.  #I8RHL. 

— Boston. 17%). 

— Brasilien. 1095. 

— Bulapest— Komárom. 1630. 

— Tanzir 1802. 

— Deutschland. 1013. #1086. 1305. 
1343. 1377. 1561. 1589. 1783. 1802. 

— Dresden. 1013. 

— Eugland. 1857. 

— Frankreich. 1376. IRI}. 1855, 

— Great Northern Railway. 1418. 

— Jtalien. HIX. 

— Japan. 1126. 

-— Kanala. 1785. 

— Mettmann —Wiilfrath. 18305. 

-— Motdane—Livorno. 1418, 

— Moskau—Mytischtsehi. 1118, 

— New York. 1128. *1551. 

— Norwegen. 1411. 

— Österreich. 1059. 1125. 1118. 1195. 
"IT. 184. 

— Paris. 181% 1855, 

-— Tanlista-Bahn. 1005. 

-- Rußland. 1418. 

— Saalfelillen- Salzburg. 105%, 

-— Salt Lake City. 1529. 

— Schweiz. 1629.  #1811. 

— Spanien. 1173. 1218. 1376. 

— NStubaithalbahn. 1418. 

-—— Tokio— Kosu. 1126. 

— Troyl. 1802. 

—- Ungarn. 1630 

— Visp— Zermatt. 1629, 

— Vohwinkel, 1783. 

— Wien— Baden. #1587. 

— Wuppertaler Jaen, 1562. 1702. 


-- Unterirdiseche elektrische Tunnelbahn 
zur Aktenbeförderung in Berlin, Von 
L. Traeger. *1086. 

— Vberleitinzsommnibusse in 
1313. 

— Neubauten 
Straßenbahnen. 
1305. 


Berlin? 


der Kreis - Mettmanner 
Nach A. Schiffer. 


Ausbau der NStallsennell- 
Groß-New-York (Indepen- 
Von A. Przygode. 


bahnen in 
dent System). 
*1551. 


IV 


Bahnbau u. Bahnbetrieb. 
— Elektrisierung der Bostoner Schmal- 


spurbahn. Nach F. N. Hollongs- 
worth. 1785. 

— Elektrisierung der Vorortstrecke 
Moskau—Mytischtschi. 1418. 


— Die Elektrisierung der Österreichi- 
schen Bundesbahnen, Bericht Jan./März 
1929. 1059. 

—- Fortschritte der Elektrisierung der 
Österreichischen Bundesbahnen. 1854. 

— Die Elektrizitätswerke und elektri- 
schen Bahnen Österreichs. Von (0. 
Hammerer. 1493. 

— Die neuere Entwicklung der Pariser 
Untergrundbahnen. 1813. 

— Elektrisierung der Pariser Vorort- 
bahnen. 1855. 

— Die erste Bahn über die Pyrenäen. 
Nach Ch. Dantin. 1376. 

— Eine ncue elektrische Bahnlinie in 


Spanien. Nach J. Bardin u. R. 
Birckel. 1173. 

— Elektrische Treidelei &aın Rhein- 
Rhone-Kanal. 1173. 

— Die gleislose Bahn in Salt Lake 


City. Nach F. D. Heiges. 1529. 
— Die Elektrisierung der Bahn Visp— 
Zermatt. 1629. 


-— Betrieb. 

— Hohe Reisegeschwindigkeiten. 
G. M. Wooda. 1060. 

— Neuartige Kenngrößen für elektri- 
sche Zugförderung, insbesondere Stra- 
Ben- und Stadtschnellbahnen. Von H. 
Voigtländer. *1717. 

-— Aus’dem Geschäftsbericht der Deut- 
schen Reichsbahn-Gesellschaft über das 
4. Geschäftsjahr 1928. 1854. 

--- Verkehrazusammenschluß bei 
Wuppertaler Bahnen. 1562. 1702. 

— Verkehrstechnische Verbesserungen 
bei der Schwebebahn Vohwinkel— 
Elberfeldl—Barmen. 1783. 


Nach 


den 


— Elektrische Zugfördernng in Eng- 
land. 1857. 

— Elektrisierung der Italienischen 
Staatsbahnen. 1418. 


-— Die Betriebsergebnisse der Paulista- 
Bahn. Nach S. B. Fortenbaugh. 
1095. 

— 25 Jahre Stubaithalbahn. 1418. 


— Elektrisierung der Ungarischen 
Staatsbahnen. Nach L. v. Vere- 
bély. 1630. 

— Der Oberleitungsomnibus. Nach J. 
Siméon. 1850. 


— Fahrzeuge u. Zubehör (s. a. Loko- 
motiven). 


— Gelenkzug der Städtischen Straßen- 
bahn Dresden. *1013 

— Neue Untergrundbahnwagen für New 
York. 1552. 

— Die neuen Triebwagen der Wiener 
Lokalbahnen Wien Baden. Von L. 
Mandich. *1587. 


— Triebwagen eœ. a. „Lokomotiven“. 

— Neue Schwebebahnwagen. 1784. 

— Zeitgemäße Einrichtungen für Mas- 
senbeförderung. Nach J. C. Thirl- 
wall. 1241. 


— Brown-Boveri-Bahnmaterial. 1274. 
— Die Kurzschlußbremse im Straßen- 
bahnbetrieb. Nach H. Thoma. 1344. 
— Durchgehende elektrische Zug- 
heizung. Nach F. Klausner. 1125. 
— Gleichstromdynamo für Znugbelcuch- 
tung. Nach A. Castel. 1339. 


— Oberbau, Fahrleitung. 


— Öberpau der Straßenbahn Metimaun— 
Wiilfrath. 1306. 

— Elektrische Weichen bei der Berliner 
Straßenbahn. 1377. 

— Schienenstoß - Prüfeinrichtung. Nach 
J. Wilson. 1785. 


-- Schienenstoßprüfer. 1857. 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Bahnbau u. Bahnbetrieb. 


-— Kupferpanzerstahl für 
Bahnen. 1584, 


— Signalwesen, Verschiedenes. 

— Die Hochfrequenztechnik im Dienste 
der Verkehrssicherung. Nach H. Faß- 
bender. 1130. 

— Sigıale im Straßenbahnverkehr. 1128. 


elektrische 


— Optische Halte- und Fahrtsignale. 
EN: « 

— Tas amerikanische Wechselstrom- 
Floating-Signalsystem. VonF.Scha- 
per. *1768. 

— Strecken-Zugleitung mit zentralen 
Stellwerk. 1419. 

— Verkehrsprobleme der Gegenwart. 


Nach Pirath. 1130. 

— Über die Messung von Erdströmen. 
Von G. Rosén. *1553. 

— Fernsprechstörwirkung von Gleich- 
richterbahnen. Nach L. Roehmann. 


1817. 
— Gleisbremsen. Nach A. B. Els- 
worth. 1700. 


— Scheinwerferbeleuchtung von Gleis- 
anlagen. Von W. Tüngethal. 
*1802. 


Beeinflussung s. Leitungen (Allgemei- 
nes). 

beleuchtung s. Glühlampe, Lichttechnik. 

Benzinmotor. 


— Selbsttätige benzinelektrische Licht- 
anlage. Von W. Brenzel. 1342. 


Bergbau (s. a. Förderanlagen, Hütten- 
wesen, Maschinenantrieb). 

— Notbeleuchtung der Fördermaschinen- 
räume. Nach R. Brandes. 1025. 
— Ölablauf für Transformatorenanlagen 

unter Tage. 1405. 

— Die elektrische Alkalileuchte für 
Grubenbeleuchtung. Von H. Müller. 
*1111. 

— Elektrische Kopflampen. 1273. 

Berichtigungen. 1252. 1356. 1468. 1716. 
1756. 1828. 1892. 


Berührungschutz s. Installationswesen. 

Beton a Mast@, Freilufianlagen. 

Bezugsquellenverzeichnis. 1036. 1072. 
1140. 1180. 1316. 1356. 1388. 1428. 
1540. 1612. 1644. 1684. 1716. 1796. 
1868. 

Bildtelegraphie u. Fernsehen. 

— Neues Bildfunkgerät von Marconi. 
Von F. Noack. *119. 

— Fernseh-Sendungen in Deutschland. 
1530. 

— Fernsehen. Nach E. Roeßler. 
1804. 

Bimetall s. Meßgeräte. 

Biophysik s. Physik. 

Blindstrom s. Elektr. Maschinen, Lei- 
stungsfaktor, Meßgceräte. 

Bogenlampe a Lichttechnik. 

Bohrer s. Werkstatt. 


Brand. 

— Feuerschutz- und Sicherheitsdienst 
industrieller Unternehmen. 1308. 

— Ölbrandversuche Von E. Tebbe u. 
W. Groezinger. *1403. 

— Elektroisolierende Feu:rlöschmittel. 
Nach J. Brandl. *1806. 


Bremse s. Bahnbau. 
Brennstoff s. Öl, 
Wärmewirtschaft. 


Briefmarke zum goldenen Jubiläum der 
Edison-Glühlampe. 1279. 

Buchdruckpresse s. Maschinenantrieb. 

Buchholz-Schutz s. Überstrom. 

Bügeleisen s. Heizung. 

Bürsten s. Kommutierung. 


Fenerungsanlagen, 


Carboloy — ein neuer Werkzeugstoff. 
Nach S.L. Hoyt. 159 


'hemie s. Elektrochemie, Hüttenwesen, 
Öl usw. 
Corox. 1096. 


1929 


> 


Dampfkessel (s. a. Feuerungsanlagen). 

— Wirtschaftlichster Dampfdruck und 
Leistungsteigerung. Nach Ebel. 1350. 

— Höchstdruck - Schiffskessel. Nach 
Gräber. 1596. 

— Zentrale Kesselbetriebs-Überwachung. 
Von O. E., Vogt. *ı1l1ll. 


— Betrieb und Überwachung von 
Dampfkesseln.. Nach Bouffart. 
1668. 


— Kesselschäden durch hohe Belastungs- 
wechselzabl. Nach Ulrich. 1350. 
— Wasserunlauf in Dampfkesseln. Nach 

E. Schmidt. 1131. 
— Kesselspeisewasserreinigung. 1211. 
— Einheitsverfahren zur Uniersuchung 
von Kesselspeisewässern, Nach Fre- 


derking. 1350. 

— Ergebnisse der Untersuchung amcri- 
kanischer Kesselbleche.e Nach Ul- 
rich. 1350. 

— Sächs. Dampfkessel - Überwachungs- 
Verein, Chemnitz. 1278. 

— Tagung der Dampfkessel - Über- 
wachungsvereine, Stettin. Von A. 
Przygode. 1350, | 

Dampfturbinen., 

— Neue Großturbinen für Paris. 1416. 

— Schmiertechnische Vervollkommnun- 
gen uni ihre wirtschaftliche Bedeu- 


tung. Nach E. Falz. 1421, 
Detektor s. Funkwesen, Physik. 
Dieselmotor (s.a. Lokomotiven). 


— Rentabilität eines kleinen Diesel- 
kraftwerkes in Peru. 1024. 

— Dieselmaschinen für Bahnbetrieb. 
Nach D. L. Bacon. 1209. 

— 11700 PSe-Dieselmaschinen im Um- 
spaunwerk Henningsdorf. Nach 
Becker. 1596. 


Differentialschutz s. Relais. 
Draht s. Leitungen. 


Drosselspule (s.a. Hochspannung). 

— Betriebserfahrungen mit Drosselspu- 
len zur Strombegrenzung bei der Ber- 
liner Städtische Blektrizitätswerke 
AG. Von G. Levi. *1181. B. 1468. 

— Berechnung der durch die Windungs- 
isolation hervorgerufenen Vergröße- 
rung der Induktivität von eisenlosen 
Drosselspulen. Von J. Hak. *1440. 

— Reaktanzspulen zur Strombegrenzung. 
Nach L. H. Hill. 1591. 


— Stromteiler bei Gleichrichtern. Von 
F. v. Kleist. 1879. 

Druckerei s. Maschinenantrieb. 

Druckregler s. Regelung. 

Durchführung s. Isolatoren, Meßver- 


fahren. 
Dynamo s. Elektr. Maschinen. 


Eichung s. Elcktrizitätszähler, Meßver- 
fahren, Prüfeinrichtungen usw. 

Einheiten (s. a Normen). 

— Die physikalischen Rechnungen und 
ihre Einheiten. Nach F. Bayle u. 


Darrieus. 1308. 
— Die photographische Lichteinheit. 
1094. 


— Umrechnungsfaktoren der internatio- 
nalen Kerze. 1276. 

— KRöntgenstrahlen-Dosiseinheit. 1276. 

— Frequenzskala. 1276. 

— Druckschriften und Tafeln des AEF. 
1505. 1642. 1792. 

Eisen (s.a. Hüttenwesen, Magnetismus, 
Materialkunde, Ofen). 

— Beitrag zur Ermittlung der Belast- 
barkeit von Eisenwiderständen. Von 
P. Hennig. *1334. 

— Elektrodenpotential und Rostneigung 
von Chromstählen. Nach O. Meyer 
u. K. Roesch. 1349. 

— Die thermische Ausdehnung von rost- 
freiem Eisen. Nach P. Hidnert u. 
W. T. Sweeney. 1595. 


1929 


Elektrische Maschinen (s. a. Anlasser, 
Kommutierung, Maschinenantrieb, Meß- 
verfahren, Regelung usw.). 


— Allgemeines. 

— Zur Frage der Hystereseverluste in 
Dynamozähnen. Nach W. S. Dawi- 
dow. 1559. 

— Trennung der Verluste und Ermitt- 
lung des Schwungmomentes elektri- 
scher Maschinen mit Hilfe des Aus- 
laufverfahrens.. Nach A. Engler 
u. A. Zeindler. 1589. 


— Windungsprobe an Spulen mit Horh- 
frequenz. Nach J. L. Rylander. 
1668. 

— Über neuere Wicklungen a»synehroner 
Wechsclstrommaschinen. Nach Ph. 
Suter. 1663. 

— GeschweißteStahlkonstruktionen.Na:h 
E. Laßwitz. 1527. 


— 


— Zur Berechnung von Rippenrohr- 
kühlern für elektrische Maschinen. 
Nach R. Pohl. 1528. 

' — Neue Regeln zur Bewertung von 
elektrischen Maichinen in Schwelen. 
1294. 

— Bürsten s. „Kommmtierung‘“. 

— Generatoren. 

— Stabilität von Synchrongeneratoren. 
933. 


— Fortschritte im Bau von Regulier- 
pol-Querfeldmaschinen. Von E. Ro- 
senberg. *1188. 

— Drehstromgeneratoren ohne Quzerfeld- 
dämpfung als Elemente von Resonanz- 
kreisen. Nach R. Willheim. 1559, 

— Aus dem englischen Turbogenerato- 
renbau. Von R. Pohl. *1297. 

— Bürstenanfleckungen auf den Ringen 
von Svnchronmaschinen. Nach M. 
Perrier. 1882. 


— Freiluftgenerator für ein amerikani- 
sches Wasserkraftwerk. 1057. 

— Die Generatoren für das Kraftwerk 
Ryburg-Schwörstadt. 1127. 

— Neuer 165 000 kW-Turbogenerator des 
Hell-Gate-Kraftwerks. 1306. 

— Vorschläge zur genauen Festlegung 
und Prüfung der Leistungsgarantien 
von Kreislaufküblern für Turbogene- 
ratoren. Von H Kühne. *1542. 

— Die Stromwendungschwankungen der 

Spannung von Gleichstromerzeugern. 

Von H. Sequenz. *1221. *1775. 

*1807. 
Gleichstrom-Hochspannungsmaschine. 

Nach S. R. Bergmann. 1167. 

— Gleichstromdynamos für Automobil- 
und Zugbeleuchtung. Nach A. Ca- 
stel. 1339. 

— Die Stromversorgungsanlagen der 
Deutschen Reichspost. Von Stüb- 
ler. *1253. B. 1356. 

— Buchholzschutz für Generatoren. 
Von H Schwenkhagen. *1016. 

— Die Wirkung des Buchholzschutzes 
bei Generatorenschäden. Von H. 
Schwenkhagen. *1649. 


— Motoren (s.a. Maschinenantrieb). 


— Untersuchung des Anlaufvorganges 
größerer Motoren. 1277. 


— Wälzlager für Elektromotoren. Von 
F. Unger. *1317. 
— Das magnetische Gesamtfeld bei 


Drehstrommotoren im Kırzschluß und 
Betrieb. Nach E. Kiibler. 1205. 
— Beitrag zur Geometrie der kompen- 

sierten Asynchronmaschinen. Von J. 


Thieme. *1151. 

— Synchronmotoren mit wandernder 
Erregerachse Nach V. A. Fynn. 
1779. 


— Zur Theorie des Dreiphasen-Doppel- 
käfigmotors mit beliebigen Leiter- 
zahlen der Wicklungen. Nach A, 
Brüser 109. 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Elektrische Maschinen. 

— Zur Theorie des Drehstrommeo:ors 
mit Doppelkäfiganker. Von A. Tho- 
mälen. 1272. 

— Kompensationswicklung in  Melır- 
phasenerregermaschinen. Von A. 
Heyland. Brf. 1312. 

— Theoretische und experimentelle Un- 
tersuchung des synchronen Reaktions- 
motors. Nach E. A. Ter-Markar- 
janz. 1528. 

— Amerikanische 
motoren mit Käfiganker. Nach E. E. 
Dreese. Von L. Schüler. 1662. 

— Gleichstrom - Hauptstron -Bahnmotor 
niedriger Bauart. 1013. 

— Gleichstrom - Wechselstrom - Triebmo- 
toren der Wiener Lokalbahnen. 1587. 

— Nominelle Leistung und Betriebslei- 
stung von Bahnmotoren. Nach F. W. 
Carter. 1665. 

— BBC-Webstuhlmotoren. 1378. 

— GeschlosseneGarbe-Lahmeyer-Mo'oren. 
1779. 


— Umformer, Phascnregler. 

— Beiträge zur Theorie des synchronen 
Einankerumformers unter besonderer 
Berücksichtigung der Ausgleichvor- 
gänge bei gleichsirom:eitigen Kurz- 
schlüssen. Nach L. Dreyfus. 1058 

— Neunphasen-Einankerumformer. Nach 
Badham. 1415. 

— Netzkupplung (mittels Motorgenc- 
rators u. Induktionsumform’ rs). Von 
M. Liwschitz. *1323. *1406. Brf. 
1825. 

— Transporiabler Phasenwandler. 1303. 


Elektrizitätslehre s. Physik, Theoretische 
Elektrotechnik. 

Flektrizitätswerksbau u. -betrieb (s. a. 
Dainpfkessel, Energiewirtschaft, Hoch- 
spannung, Leitungen, Schaltanlagen, 
Wärnewirtschaft, Wasserkräfte usw.). 


— Anlagen (Beschreibung u. Entwurf). 
-— Adamello. 1325. 
— Amerika. *1024. 1057. 1097. 1166. 


1271. 1306. 1337. 1371. *1429. *1435. 
1448. *1624. 1631. Brf. 1889. 


— Bayernwerk. *1399. 

— Berlin. 1181 (B. 1468). 1699. 

— — Kraftwerk West. 1699. 

— Bozen. 1165. 

— Bresciana. 1326. 

— Bucks Creek. 1448. 

— Bulgarien. *1695. 

— Dänemark. *1123. 

— Detroit Edison Co. 

— Deutschland. *963. 1132. *1399. 
1413. 159. 1685. 1699. 1790. 

— England. 1093. 1351. 1380. 1423, 

— Finnland. *1757. 

— Frankreich. 1416. 1872. 

— Genua. 1058. 

— Hell Gate. 1306. 

— Hengstey. 1413. 

— Henningsdorf. 1596. 

— Imatra. *1757, 

— Irland. 1629. 

— Italien. 1058. 1165. 1325. 1598, 1699. 

— Kanada. *1624. 1631. 

— Kardaun. 1105. 

— Kurilo. 1696. 

— Lighthipe-Umspannwerk. 

— Long Beach. 1371. 

— Longford-Kraftwerk. 

— Mallnitzwerk. 1059. 

— Neubeckum. *1685. 

— Neusceland. 1296. 

— Norwood. 1057. 

— Österreich. 1059. 1215. 1493. 

— Pantscharewo. 1696. 

— Paris. 1416. 

— Pastra. 1696. 

— Peru. *1024. 


1414. 


1742. 


1337. 


1093. 
1215. 


Drehstrom - Aufzug- ` 


Elektrizitätswerksbau u. -betrieb. 


— Pfalzwerke. 1132. 

— Polen. 1029. 

— Portugal. 1534. 

— Rocky River. 1166. 
— Rumänien. *1486. 

— Rußland. 1097. 1296. 
— Ryburg-Schwörstadt. 
— Schweden. 1705. 

— Schweiz. 1127. 1280. 1295. 
— Shannonwerk. 1629. 
— Sila (Italien). 1699. 
— Southeastern Power 


1127, 


& Light Co. 


1271. 
— Stubachwerk. 1059. 
— Tauernwerk. 1215. 
— Thüringenwerk. 1790. 
— Freilufistation aus Schleuderbetion. 


Von R. Burget. *1685. 
— Anlagekosten von Hochdruck-Dampf- 


kraftwerken in den NR Amerika. 
1789. 
— Das Kraftwerk West der Berliner 


Städtische Elektrizitätswerke AG. 1699. 
— Stausee und Pumpspeicheranlare 
Hengstey. Nach S. Spetzler. 1413. 
— Diesel-Spitzenanlage im Unmspann- 
werk Henningsdorf. Nach Becker. 


1596. 
— Das Kraftwerk Imatra.. Von A. 
Alftan. #1757. 
— Das Shannonwerk in Irland. 1629. 
— Neue Großturbinen für Paris. 1416 
— Ein Wärmekraftwerk bei Genua. 


1058. 

— Das Elcktrizitätswerk Kardaun bei 
Bozen. 1165. 

— Die elektrischen Anlagen Sila in 
Süditalien. Nach F. Motti u G. 
Ferrando. 1699. 

— Eine amerikanische Speicherbecken- 
anlage. Nach E. J. Amberg. 1166. 

— Pas Bucks-Creck-Kraftwerk. 14148. 

— Große Erweiterung des Long-Beach- 
Dampfkraftwerkes. Nach G. A. Fle- 
ming. 1371. 

— Das neue Lonrford-Kraftwerk 
Coventry Corporation. 1093. 
— Wasserkraftwerk Norwood mit Frei- 

Juftgenerator. 1057. 

— Das 220kV-Lighthipe-Umspannw..ck 
der Southern California Edison Co. 
Nach R. B. Pollock. 1337. 


— Betrieb (s.a. Hochspannung, Rechts- 
pflege, Regelung, Relais, Überstrom 
u. Abt. AV, Geschäftl, Mitteiiungen). 

— Der Zusammenschluß großer Netze 
im Lichte der Elektrizitätswirtschaft. 
Von R. Frank. *963. Bespr. 1674. 

— Das Verhalten elektrischer Kraft- 
werke und Netze beim Zusammen- 
schluß. Von R. Rüdenberg. *970. 
Bespr. 1674. Brf. 1793. 

— — Von H. Thoma. Brf. 1793. 

— Wirkung des Zusammenschlusses gro- 
Ber Netze auf ihren Betrieb. Von H. 
Piloty. *985. Bespr. 1674, 

— Netzkupplung. Von M.Liwschitz. 
*1323. *1406. Brf. 1826. 

— — Von W. Weiler. Brf. 1825. 

— Mechanisches Modell der Stabilitits- 
verhältnisse zwischen Maschinen und 
Netzen. 984. 


der 


— Über das Parallelarbeiten elektri- 
scher Kraftwerke, Nach J.Defreyn. 
1338. 


—— Der Verbundbetrieb der Southrastern 
Power & Light Co. Nach C. B. Haw- 
kins u W. W. Eberhardt. 1271. 

— Die Vereinheitlichung von hydro- 
kalorischen Verbundbetrieben. VenM. 
Seidner. *1523, 

— Verbesserung der Wirtschaftlichkeit 
von Elektrizitätswerken durch Akku- 
mulierung. Nach W. Binswanger. 
Von G. v. Ammon. 1335. 


VI 


ee bel an 


lektrizitätswerkshau u. -betrieb. : 

— Über das Vermaschen von städtischen 
Drehs: rom-Niederspirnungswetzen. Von 
P. Wittich. *1262 

— Die Wirkung von Erdsehluß- und 
Ausgleichspulen auf die zegenseitise 
Beeinflussung von Leitungen. Von G. 
Oberdorfer. *1153. 

— Betriebserfahrungen mit Drosselspu- 
len zur Strombegrenzung bei der Ber- 
liner Stältische  Elektrizitätswerke 
AG. Von G. Levi. *1181. 

— Spannungsregelung bei der Detroit 
Edison Company. Nach P. C. Hub- 
bard. 1414. 

— Reihenkapazitäten in einer Hoch- 
spannungsleitung. Nach E, K. Shel- 


ton. 1061. 

— Allmähliches Unterspannungsetzen 
von Kabeln und Transformatoren. 
1093, 


2 Amerikanische Elektrizitätswirtschaft. 
Von J. Adolph. *1429. Bespr. 
1160 

— — Von G. W. Meyer. Brf, 1889, 


— Die Fortschritte und die Zukunft der 
Stromabnalmme des Kleinverbrauchers. 
Nach D.J. Bolton. Von A G. Ar- 
nold. 1351. 

— Pie Vorausbestimmung des Elektrizi- 
tätsbedarfs in Starkstromanlaxen. Nach 
J. AM Donaldson. 1861. 

— Das Jahrbuch der Verkehrsdirektion 
der BEWAG für 1028, Von B. Thie r- 
bach. 1214. 

— Rentabilität cines 
kraftwerkes in Peru. 1024 

=- Der erste Jahresbericht des engli- 
schen Zentralamtes. Von R.O. Ka P P. 
1380, 

— Betriebserfahrungen kalifornischer 
Werke mit 220 KV-Notzen. Von Me- 
stermann. Bespr. 1496. 

— Einiluß des Verbrauchs von Elektro- 
wärmestron: auf die Belastungskurve, 
*1689, 

== Stromabreehnungsverfahren. 
Kiehne. *1237, 

— Elektriz.-Großw irtschaft (s. a. Ener- 
giewirtschaft). 

— Aus der deutschen Elektrizitätswirt- 


kleinen Diesel- 


‚Von O. 


schaft. 1063. 1097. 1132 1174. 1351. 
1581. 1423. 1451, 1493. 1534. 1597. 
1631. 1669. 1706. 1743 1790. 1862, 

— Erzeugung und Verbrauch elektri- 
scher Arbeit in Deutschland. 1030. 
1175. 1380. 1705. 

— Aus dem Geschäftsbericht der Elek- 
trobank. 1818, 

-- Kurze  Auslandsmachrichten. 1097. 
1215. 1791. 

— Die Elektrizitätsversorgung Bulga- 


riens. Von S. R. Owtscharo Ir. 
*1695, 

-- Die Entwicklung der dänischen 
Elektrizitätswirtschaßg in den Jetzien 


Jahren. Von J. E. Börresen. 
*1123, 
©- Neue Projekte des englischen Zentral- 


amtes. Von R. O, Kapp. 1423. 


- - Erzengung nnd Verteilung elektri- 
‚scher Arbeit in Frankreich 1926. 
Nach E. Genissieu 1742. 


- Kanadas hydroelektrische Fortschritte 
im Jahr 1928. Von G. R eglin. 
"1624. 

- Weiterer Ausbau kanadischer Wasser- 
kriifte. 1631. 


-- Die Hlektrizitätswerke und elektri- 
schen Bahnen Österreichs. Von O. 
Hammerer. 1193. 

— Die Elektrizität in Peru. Von O. 
Zobernig., *1024. 

=~- Die Elektrisierungspläne Harrimans 
in Polen. Von C. Poralla. 1029. 


— Portugals 


10 
(NIR 


Elektrizitätsversorgung. 


B. 1468. 


Elektrotechnische Zeitschrift 


— 


Elektrizitätswerksbau und -betrieb. 


— Ans der Statistik 
werke Rumäniens für 1928. 
Thiess. *1486. 

— Die Motorisierung der schwedischen 
Industrie. Nach V. Källström. 
1705. 

— Die Elektrizitätswirtschaft der Schweiz 
im Jahre 1927. Von C. Albrecht. 
1280. 

— Tarifwesen. 

— Amerikanische Elektrizitätstarife. Von 
H. Nissel. *1435. 

— Die Scheinverbrauchsmessung ` und 
ihre Bedeutung für die Elektrizitä's- 
wirtschaft. Von W. Janički. *1326. 

— Elekirizitätsverbrauch und Elektrizi- 


Von H. 


tätspreise. Von N. Schulz. *1579. 
— Wärme-Licht-Kraft-Tarif. 1689. RB. 
1828. 


— Stromselbstkosten in großen Kraft- 
werken. Nach L. W. W. Morrow. 
Von A. Hamm. 1563. 


— Verschiedenes. 

— Verkürzung des Weges elektrischer 
Arbeit in den V.S. Amerika. 1534. 
— Haushalt und Elektrizitätswerk. Nach 

J. Laufer. Von R. J. Pick. *1090. 

— — s.a. „Heizung“, 

— Neuzeitliche Kabel- und Rohrverle- 
gung in Kraftwerken. Von H. Diitz- 
mann. *1109. 

— Selbsttätige benzinelektrische Licht- 
anlage. Von W. Brenzel. 1342. 

Elektrizitätszähler (s. a. Prüfänter). 

— Die Scheinverbrauchsmessung nnd 
ihre Bedeutung für die Elektrizitäts- 
wirtschaft. Von W. Janicki. *1326. 

— Ersatzschaltung für die gleichseitige 
Eichung von Drehstromzählera mit 


zwei Meßwerken. Von W. Beetz. 
*1835, 

— Fehlschaltungen und Störungen an 
Drehstromzählern. Nach H. Kriz- 
ner. 131. 

— Hilfsmeßgerät für den Zählerkontrol- 
leur. 1737. 


Elektrochemie (s.a. Hütienwesen). 


— Die Umstellung der norwegischen 
Stiekstoffindustrie Nach Aubert. 
1279. 


— Befreiung der Luft von Kohlendioxyd 
durch elektrolytische Überführung. 
Nach H. Markert. 1348. 

— Der Hochofen als galvanisches Ele- 
ment. Nach W. Ruff. 1349. 

— Verniekeln von Aluminium und Alu- 
miniumlegierungen. Nach H. K. 
Work. 1788. 

Elektroindustrie (s.a. Rechtspflege, Pro- 
duktionswirtschaft, Wirtschaftspolitik 
n. Abt. AV, Geschäftl. Mitteilungen). 


— Die internationale Elektroindustrie in 


Zahlen. Von A. Friedrich. *1733. 

— Die wirtschaftliche Lage der deut- 
schen Elektroindustrie. Von M. 
Krone. 1606. 


— Aus dem Geschäftsbericht der Elek- 
trobank. 1818. 

— Beteiligung der Staaten und privaten 
Unternehmen an der Elektrizitätsver- 
sorgung Deutschlands. 968. 

— Österreichs Elektroindustrie im Jahre 
1928. Von E. Honigmann. *1660. 

— Die Notwendigkeit planmäßirer Ab- 
satzgestaltung. Von K. Engel- 
mann. *1200, 

Elektrokarren s. Förderanlaxen. 

Elektrokultur s. Landwirtschaft. 

Elektrostahl s. Hittenwesen, Ofen. 

Element (s. a. Elektrochemie). 

— Maschine zur Herstellung 
Trockenelementen. 1522, 


von 


der Elektrizitäts- 


1929 


— e mM 


Elekt rizi tits- 
Wärmewirtschaft, 


Energiewirtschaft (s. a. 
werksbau, Öl, 
Wasserkräfte). 

— Die Kraftquellen der Welt. Nach H. 


Quigley. Von G. Dehne 1308. 
— Die Energiegewinnung der Welt. 
Von G. Dehne. 1819. 
— Erzeugung und Verbrauch elektri- 
scher Arbeit in Deutschland. 1030. 


1175. 1380. 1705. 

— Vorausbestimmung des Elecktrizitäts. 
bedarfs in Starkstromanlagen. Nach 
J.M Donaldson. 1861. 

— Die Ergebnisse der Kraftmaschinen- 


statistik der gewerblichen Betri»bs- 
zählung 1925. Von C. Albrecht. 
*1849, 


— Der Zusammenschluß großer Netze 
im Lichte der Elektrizitätswirtschaft. 
Von R. Frank. *963. 

— Beteiligung der Staaten und privaten 
Unternehmen an der Elektrizitätsver- 
sorgung Deutschlands. 968. 

a AmerikanischeElektrizitätswirtschaft. 
Von J. Adolph. *1429. Bespr. 1460. 

— — Von G. W. Meyer. Brf. 1889. 

— Verkürzung des Weges elektrischer 
Arbeit in den V.S. Amerika. 1534. 

— Der erste Jahresbericht des engli- 
schen Zentralamtes. Von R.O.Ka Dn. 
1380, 

— Die Elektrizitätswirtschaft der Schweiz 
im Jahre 1927. Von C. Albrech t. 


1280. 
— Die Vereinheitlichung von hydro- 
kalorischen Verbundbetrieben. V on M. 


"15923: 
Dampfkessel, Feuerungs- 


Seidner. 
Entaschung s. 
anlagen. 


Erdschlußspule (s.a. Hochspannung). 
— Die Wirkung von Erdschluß- und 
Ausgleichspulen auf die gegenseitige 


Beeinflussung von Leitungen. *1153. 
Eirdschlußschutz s. Relais. 
Erdstrom, Erdung (s. a. Installations- 


wesen). 

— Die Belastbarkeit von Hochstro:n- 
erdungen und verwandte Erwärmungs- 
probleme. Nach W. Peters 1028. 

— Ausbreitungswiderstand kurzzeitig 
überlasteter Erder. Nach H. M. 
Towne. 1061. 

— Turbulente Eigenströme der obersten 
Erdschichten. Nach H. Hunkel. 
1347. 

— Über die Messung von Erdströmen. 
Von G. Rosén. *1553. 


Fabrik s. Elektroindustrie, Produktions- 
wirtschaft. 

Fahrplansteuerung s, Elcktrizitätswerks- 
ban (Betrieb). 

Fahrzeug s. Automobil, Bahnban, Förder- 
anlagen, Lokomotiven. 

Fassung s. Installationswesen, 
technik. 

Feldbestimmung s. Elektr. Maschinen, 
Hochspannung, Magnetismus, 

Fernmeldeanlagen s. Bildtelegraphie, 
Fernsprech-, Funk-, Telegraphenwesen, 
Signalanlagen, Techn. Akustik, Lei- 
tungen. 

Fernmessung s. Meßverfahren. 

Fernsehen s. Bildtelegraphie. 

Fernsprechwesen (s. a. Funkwesen, Lei- 
tungen, Techn. Akustik). 

— Ferntagungen. Von P. Kasparek 
u. R. Feldtkeller. *997, 

— Der Weltfernsprechverkehr. 
Craemer, *959, 

— 5 Jahre CCI. Nach G. Valensi. 


Licht- 


Von P. 


1173. 

—- Tagung des Zwischenstaatlichen Be- 
ratenden Ansschusses für den Fern- 
sprechweitverkehr (CCI) in Berlin. 
Von Dohmen. *1363, 

— Drahtloses Gegensprechen. Von W. 
Hahn. *1019, 


1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 


VII 


Fernsprechwesen. 


— Elektroakustische Übertragungsysteme 
mit besonderer Berücksichtigung der 


Telephonie auf weite Entfernungen 
und des Klangfilms. Von F. Lü- 
schen. *1603. *1728. 


— Versuche mit einem neuen Pupinisie- 
rıngsystem. Nach K. Höpfner. 
1212. 

— Die Störungen der Wellenausbreitung 
durch Unregelmäßigkeiten im Aufbau 
pupinisierter Leitungen. Nach A. G. 
Warren. 1737. 

— Flattereffekt auf pupinisierten Lei- 
tungen. Nach W. Deutschmann. 
1804. 

— Vor der Einführung des Tonfrequenz- 
Rufverfahrens für Zweidrahtverstär- 
ker-Leitungen bri der Deutschen 
Reichspost. Nach W.Weinitschke. 
1787. 

— Gestaltung des Fernleitungsnetzes für 
d. Fernsprechverkehr. Nach Kölsch. 
1275. 

— Die Temperatur der oberen Erd- 
schichten. Nach J. Schubert. 1307. 

— Die Betriebsicherheit in Fernkabelan- 
lagen. Nach A. Mentz. 1379. 

— Kennzahl der Verzerrung. Preisauf- 
gabe von K. Strecker. 1599. 

— Fernsprechstörwirkung von Gleich- 
richterbähnen. Nach L. Roeh- 
mann. 1817. 

— Cher die Beeinflussung von Fern- 


sprechanlagen durch Gleichrichter. 
Nach A. Zastrow. 1858. 

— Das neue Fermamt Berlin. Nach 
Helmdach. 1210. 

— Da: alte und das neue Fernamt in 
Berlin. Von F. Helmdach. *1573. 

— Die Stromversorgwungsanlaeen der 


Deutschen Reichspost. Von Stübler. 
°1253. B. 1356. 

— — Von Deutsche Telephon- 
werke u Kabelindustrie AG. 
Brf. 1714. 


— Zettelrohrposten, Förderbänder und 
Bandposten in Fernämtern. Nach 
O Kuhn. *1657. 


— Die Verwendnnz der RA Telephon, 
technik für die Steuerung von Elek- 
tropostanlagen. Von C. Beckmann 
*1765. 

— Köln vollständig auf SA-Betrieb um- 
gestellt. 1379. 

— Entwicklung des deutschen Fernkabel- 
netzes 1927/28. Nach A.M entz, 1242. 

— Fernsprechverbindung Deutschland— 
Argentinien. 1023. 

— Die Fernsprechverbindunz zwischen 
Europa und Amerika. Nach E.Woll- 
ner. 1840. 

— Fernkabel Schweiz— Österreich. Nach 
W. Trechsel u. H. Pfeuffer. 
1095. 

— Der Ferngesprächstarif in den V.S. 
Amerika. Nach Wittiber. 1420. 
— Internationale Handelskammer und 
Fernsprechweitverkehr. Nach Wiehl. 

1243, 

— Ein internationales Fernsprechbuch. 
1202. 

— Pupinspulenkasten. 1530. 

— Unfallmelder für Automobilstraßen. 


1306. 
Fernsteuerung s. Elektrizitätswerksbau, 
Schaltanlagen. 

Feuerlöscher s. Brand. 
Feuerungsanlagen (s. a. Dampfkessel, 


Wärmewirtschaft). 

— Vorgang der Verbrennung von Kohle. 
Nach Bleibtreu. 1304. 

— Temperaturen des Wanderrostes. Nach 
Deinlein. 1304. 

— Fortschritte der Dampfkessel-Feuerun- 
gen. Nach F. Schulte. 1304. 

— Entwicklung der Vielmulden-Unter- 
schubroste. 1421. 


Feuerungsanlagen. 


— Kohlenstaubfeuerung 
Nach Koch. 1596. 
— Trocknermühle fir Kohlenstaub- 
feuerung. Nach M. Weiß. 1243. 


Film s. Technische Akustik. 


Fliehkraft (s. a. Elektr. Maschinen). 

— Fliehkraftriemenscheibe und Wellen- 
kupplung. 1272, 

— Konstanthaltung der Drehzahl von 
Maschinen für Signalzwecke. Von W. 
Dornig. *1443. Brf. 1865. 

— — Von J. Löffler. Brf. 1864. 

— — Von K., Schöler. Brf. 1864. 


Fließarbeit s. Produktionswirtschaft. 

Flugwesen. 

— Der augenblickliche Stand der Flug- 
beleuchtung in den V. S. Amerika. 
Nach P. R. Basselt, R. W. Cost, 
E.A.Leinroth u. H.C.Ritchie. 
1171. 

— Neue Wege zur Sicherung des nächt- 
lichen Luftverkehrs (Drehlinsen-Leuch- 


auf Schiffen. 


ten). 1739. 

— Peleuchtungstechnik und Flugver- 
kehr. Von der Dt. Beleuch- 
tungstechn. Gesellschaft. 
1853. 

— Nachtflugstrecke ` Brüssel Ostende, 
1854. 


— Versuche mit ultrakurzen Wellen im 
Flugzeurverkehr. Von H. Faßben- 
der. *1389. 

— Spannungen elektrischer Anlagen für 
Flugzeuge (Normblatt). 1742. 

Flutlicht s. Lichttechnik. 


Förderanlagen (s. a. Hebezeuge). 

— Unterirdische elektrische Tunnelbahn 
zur Aktenbeförderunzr in Berlin. Von 
L. Traeger. *1086. 

— Zettelrohrposten, Förderbänder und 
Bandposten in Fernämtern. Nach O. 
Kuhn. *1657. 

— Die Verwendung der SA-Telephon- 
technik für die Steuerung von Elek- 
tropostanlagen. Von C. Beckmann. 
#1765. 

— Rollgänge mit einzeln angetriebenen 


Rollen. 1208. 

— Die elektrische Getriebe - Förder- 
maschine. Nach H. Hochrenuter. 
1857. 


— Notbelenehtung der Fördermaschinen- 
räume, Nach R. Brandes. 1025. 
— Elektrisch betriebene Förderwngen- 
Anufschiebevrorrichtungen. Nach F. 
Winterineyer. 1816, 

— Elektrokarren. Stiefkinder der Gesetz- 
gebung. Von H Grau. 1055. 


Forschungsinstitut (s. a. Hochspannung, 
Prüfämter, Unterricht). 


— Das nene Elektrotechnische Institut 
der T. H. Aachen. Von W. Ro- 
gowski Sun", 

— Forschungs-Institut fir Elektro- 
wärmetechnik in Hannover. Die Kar- 
marsch-Denkmiinze für  Geheimrat 
Kohlrausch, Hannover. 1818. 1885. 


Freileitungen s. Leitungen. 

Freiluftanlagen. 

— Freihiftstation aus Schlenderbeton. 
Von R. Burget. *1685. 

— 120kV-Freiluftanlage in Finnland. 
1759. 

— Freiluftanlagen in Frankreich. Nach 
S, Teszner. 1872. 

Frequenzskala. 1276. 

Funken s. Hochspannung. 

Funkwesen (s. a. Bildtelegraphie, Röh- 
ren, Technische Akustik). 

— Anlagen. a 

— Neue Funkstationen. 1667. 

— Die neuen deutschen Rundfunk wellen. 
1060. 

— Maschinenanlage Langenberg. 1257. 

— Der deutsche Kurzwellen-Rundfunk- 
sender. Nach A. Semm. 1667. 


Funkwesen. 


— Die Fernsprechverbindung zwischen 
Europa und Amerika. Nach E.W 0o11- 
ner. 1840. 

— Die Funkstation des neuen Schnell- 
danıpfers „Bremen“, 1127. 

— Das französische Funknetz. 1593, 

— Radio auf italienischen Schiffen. 1238. 

— Theorie. 

— Schwingungen mit linearem Span- 
nungsverlauf. Nach G. Frühauf. 
1211. 

— Erzwungene Schwingungen eines line- 
aren Systems zweiter Ordnung. Nach 
B. D. H. Tellegen. 1702. 

— Über Schwingungen cines Oszillators 
im Strahlungsfelde. Nach N. v. Kor- 
shenewsky. 1804. 

— Über elektromagnetische Störungen. 
Nach F. Schindelhauer. 1531. 
— Die Störung des elektromagnetischen 

Feldes eines Senders durch Gebäude 


und ähnliches. Nach S. Klinke. 
1592. 

— Physikalische Grundsätze für die 
Unterdrückung von hochfrequ®nten 


Störungen. Nach F. Conrad. 1804. 

— Über die Bestimmung des günstigsten 
Ausstrahlwinkels bei horizontalen An- 
tennen. Nach A. Meißner und H. 
Rothe. 159. 

— Ungedämpfte elektrische ultrakurze 
Wellen. Von K. Kohl. *1389. 

— Kurze ungedämpfte elektrische Wel- 
len. Nach K. Kohl, L. Berg- 
mann, H. E. Hollmann, O0. 
Pfetscher. 1859. 

— Versuche mit ultrakurzen Wellen im 
Flugzeugverkehr. Von H. Faßben- 
der. *1389. 

— Die Bedeutung der ultrakurzen Wel- 
len für die elektrische Nachrichtentech- 
nik, insbesondere die der Wellenlängen 
von 1 m abwärts. Von W. Hahne- 


mann. *1392. 
— Über die uitrakurzen elektrischen 
Wellen, die nach dem PBarkhausen- 


schen Schema erzeugt sein können. 
Nach G. Potapenko. 1804. 

— Über eine Methode zur Erzeugung 
von schr kurzen elektromagnetischen 
Wellen. Nach A. Žáček. 1817. 

— Über Kurzwellenempfang bei beweg- 
lichen Stationen. Nach K. Krüger. 
1804, 

— Über neue Erscheinungen im Kon- 
densatorfelde sehr schnell schwingen- 
der Stromkreise. Von K. Heinrich. 
#1656. 

— Luftleiteranordnungen flr rotierende 
Peilfunksender. Nach R. L. Smith- 
Rose. 1018. 

— Drahtloses Gegensprechen. 
Hahn. *1019. 

— Neues zur Gleichwellan-Telephonie. 
Nach E. Kramer. 1804. 

— Der Parallelkondensator in Frequenz- 
vervielfachungs - Schaltungen. Von 
Kramar. Brf. 1177. 

— — VonG. Hilpert u. H.Seydel. 
Brf. 1177. 

— Quarz-Resonatoren. Nach G. W. N. 
Cobbold u. A. E. Underdown. 
1379. 

— Über eine nene Art der Leistungs- 
verstiirkung durch Hochfrequenz- 
steuerung des Gittergleichstroms. Von 
H. Plendl. 1804. 

— Messungen am Tückgekoppelten 
Widerstandsverstärker. Kompensierter 
Verstärker mit gerader Frequenzkurve. 
Nach H. G. Baerwald. 1786. 

— Maschinen u. Apparate. 

— Neue Telefunken-Wechselstromröhre. 
1061. 

— Die neue Entwicklung des Glimmer- 
kondensators. Von F. Gerth u. H. 
Gönningen. *1156. B. 1716. 

— Neue Empfängertypen. 1519. 


Von W. 


VII 


Elektrotechnische Zeitschrift 


1928 


Funkwesen. 

— Neutro-Netzanschlußempfänger. 1883, 

— Frequenzabhängigkeit bei Verstärker- 
transformatoren. Nach K. Matthies 
u. G. Ganswindt. 1489, 

— Kraftverstärker. 1190. 1520. 

— Der aperiodische Verstärker in der 
Meßtechnik. Von M. v. Ardenne 
+1617. 

— Lautsprecher s. „Techn. Akustik“. 

— Verschiedenes, Rundfunk. 

— Aus der Großen Deutschen Funkaus- 
stellung 1929. Von W. Burstyn. 
*1519. 

— Das Gesetz über den Weltfunkvertrag. 
1270. 

- — Die Hochfrequenztechnik im Dienste 
der Verkehrssicherung. Nach H.Faß- 
bender. 1130. 

— Über die Beeinflussung des mensch- 
lichen Organismus beim Arbeiten am 
Kurzwellensender. Von K. Hein- 


rich. *1088. 

— Fernsehen in Deutschland. 1530. 

— Wirtschaftsbericht des deutschen 
Rundfunks für 1928. 1786. 


— Das neue Berliner Funkhans. 1858. 
Galvanostegie s. Elektrochemie. 
Gasentladung s. Hochspannung, Physik. 
Gasmotor, 

— Messung der Temperaturen im Zylin- 


der eines Gasmotorss. Nach A. Du- 


chesne. 1375. 

Gasreinigung. 

— Befreiung der Luft von Kohlendioxyd 
durch elektrolytische Überführung. 
Nach H. Markert. 1348, 

— Elektrische Gasreinigung. Nach La- 
denburg. 1533. 

--- Die elektrische Großgasreinigung, 
Bauart Elga, in Witkowitz. Nach R. 
Durrer. 1489. 


Gedenktafel s. Geschichte d. Technik. 

Gefährdung s. Installationswesen, Medi- 
zin, Normen, Unfall. 

Generator 3. Elektr. Maschinen. 

Geschichte der Technik (s. a. Abt. AII, 
Persönliches). 

— Briefmarke zum goldenen Jubiläum 
der Edison-Glühlampe. 1279. 

— Die Glühlampe und ihre Erfinder. 
Das Jubiläumsjahr 1929. VonFinckh. 
*1708. 

— Heinrich-Goebel-Feier 
1349. 

— Heinrich-Goebel-Feier in Springe am 
Deister. 1492, 

— Ehrung von Friedrich von Hefner- 
Alteneck. 1451. 

— Franz-Reulcaux-Feier in Berlin. 1630. 

— Feier des hundertsten Geburtstages 
von Franz Reuleaux. 1742. 

— Fiinf Jahre CCI. Nach G. Valensi. 
1173. 

— 125 Jahre elektrisches Glühlicht. Von 
D Duschnitz. Brf. 1101. 

— Über die neuesten Fortschritte auf 
dem Gebiet der Wolframdrahtlampen. 
Von H. Alterthum. *1723. 

— Leistungen und Fortschritte der Elek- 
trotechnik im Jahre 1928. Von M. 
Krone. *1604. 

— Entwicklung des 
voltnetzes. *963. 

— Aus der Entwicklung des Druckluft- 


in Hannover. 


deutschen Hoch- 


schalters. Von K. A. Wiedamann. 
*1479. 

—- Die Entwicklung der elektrischen 
Fernmessung. Von G. Keinath. 
*1509. Bespr. 1536. 

-— „Geschichtliche Einzeldarstellungen 


aus d. Elektrotechnik“. Lit. 1745, 1791. 
Gesetz (8. a. Rechtspflege). 


-— Österreichische Elektrizitätsgesetzze- 
bung. Von E. Honigmann. *1442. 


— Das Gesetz über den Weltfunkvertrag. 
1270. 

— EFlektrokarren. 
setzgebung. Von H. Grau. 


Stiefkinder der Ge- 


1055 


Getriebe (s. a. Maschinenantrieb). 

— Reuleaux-Feier und Getriebeschau in 
Berlin. 1630. 1742. 

Gießerei a Maschinenantrieb. 

Glas s. Isolierstoffe, Lichttechnik. 


Gleichrichter. 

— Neuere Untersuchungen über das be- 
triebsmäßige Verhalten von Quecksil- 
berdampf - Gleichrichtern. Von J. v. 
Issendorff. *1079. Bespr. 1099. 

— Stromteiler in Sechsphasen - Gleich- 


richteranlagen. Von H Jung- 
michl. *1257. 

Stromteiler bei Gleichrichtern. Von 
F. v. Kleist. 1879. 

— Selbsttätige Vakunmmmesser für 


Gleichrichter. Nach L. Smede. 1782. 

— Fernsprechstörwirkung von Gleich- 
richterbabnen. Nach L. Roehmann. 
1817. 

— Über die Beeinflussung von Fern- 
sprechanlagen durch Gleichrichter. 
Nach A. Zastrow. 1858. 

— Gleichrichter für Postzentralen. 1254. 
Brf. 1714. 

— Balkite-Gleichrichter. 1769. 

— Scheinwiderstand - Messungen an 
Kupferoxydul-Gleichrichtern. Nach W. 
Deutschmannu. W.Schottky. 
1803. 


„Gleichungswaage“, Eine elektromechani- 
sche —. Von G. Ros6n. *1726. 


Gleisbremse s. Bahnbau (Verschiedenes). 

Goebel-Feier. 1349. 1492. 

Glühlampe (s. a. Geschichte d. Technik, 
Lichttechnik). 

— Die grundlegenden Verfahren 
Glühlampen-Leuchtdrahttechnik. 
B. Duschnitz. *1049. 

— Über die neuesten Fortschritte auf 
dem Gebiet der Wolframdrahtlampen. 
Von H. Alterthum. *1723. 

— Temperatur und Leuchtdichte der 
amerikanischen Glühlampen der neuen 
Einheitsreihe. Nach W.E.Forsythe 
u. EM Watson. 1026. 

— Leuchtdichte und Gesamtstrahlungs- 
dichte von Wolframwendeln. Nach 
G. Holst, E. Lax, E. Ooster- 
huis u. M. Pirani. 1664. 

— Periodische Intensitätsschwankungen 
der Strahlung von gasgefüllten Glüh- 
lampen. Nach F. Krüger. 1805. 

— Die Verdampfungsgeschwindigkeit von 


der 
Von 


Wolfram in Gegenwart von Salz- 
dämpfen. Nach H. Alterthum. 
1531. 


— Messung an Glühlampen mit ultra- 
violettdurchlässiger Glashülle.e Nach 
W. Dziobek. 1646. 

— Das Düurchbrennen von elektrischen 
Glühlampen. Nach G. R. Fonda. 
1375. 

— 125 Jahre elektrisches Glühlicht. Von 
B. Duschnitz. Brf. 1101. 

— Die Glühlampe und ihre Erfinder. 
Von Finckh. #1708. 

— Niedervoltlanpen für Reihenschal- 
tung mit vorgeschaltetem Kurzschluß- 
widerstand. *1885, 


— Ösram-Opal-Soffitten-Lampen. 1417. 
— Glühlampen mit Innenmattierunz. 
1853. 


— Die Bedeutung der Lichtwirtschaft 
für die Glühlampenindustrie. Nach 
Ch. P. Jensen. 1664. 


Hammer (s. a. Werkstatt). 

— Elektromagnetische Schlagwerkzenge, 
insbesondere für Wechselstrom. Von 
D Schiemann. *1037. Bespr. 
1065, 1886. S 

Handelskammer s. Fernsprechwesen. 

„Haus der Technik“ s. Unterricht. 

Hausgeräte s. Heizung, Installations- 
wesen. 

Haushaltsverbrauch s. 
werksbau, Heizung. 


Elektrizitäts- 


Hauszentrale. 


— Selbsttätige benzinelektrische Licht- 
anlage. Von W. Brenzel. 1342. 


Hebezeuge (s. a. Förderanlagen). 

— Lagerplatzbedienung durch seitlich 
verschiebbare Bockkrane. 1307. 

— Dreifachkrane mit Wippausleger. 
1346. 

— Elektrisch betriebene Verladeanlage 
der Zeche „Fürst Hardenberg“. Nach 
P.Schönfeld u. L.W eiler. 1344. 

— Handhabung schwerer Schmiede- 
stücke unter dem Hammer. 1785. 

— Amerikanische Drehstrom - Aufzug- 
motoren mit Käfiganker. Nach E. E. 
Dreese. Von L. Schüler. 1662. 


Heizung (s. a. Ofen). 

— Haushalt und 
Nach J. Laufer. 
#1090. 

— Entwicklung der Elektrowärme in 
den V.S. Amerika. Nach G. H. 
Schäffer. 1375. 

— Eine Sondertagung der VdEW über 
elektrisches Kochen. Von B. Thier- 
bach. 1665. 

— Die Elektrizität als Wärmequelle im 


Elektrizitätswerk. 
Von R. J. Pick. 


Klein- und Großküchenbetrieb. Von 
E. R. Ritter. Brf. 1032. 

— Die elektrische Sparküche. Von 8. 
Ottenstein. *1054. 

— Die elektrische Küche. Von A. 
Schönberg. *1689. B. 1828. 


— Erziclung einer möglichst gleichblei- 
benden Temperatur bei Warmwasser- 
speichern. Nach L. A. Williams. 
1417. 

— Belastungsverhältnisse beim elek- 
trischen Herd und Heißwasserspeicher. 
Nach O. Hasler. 1449. 

— Elektrowärmetechnik in einem neu- 
zeitlichen Warenhaus. 1620. 

— Die Herstellung von elektrischen 
Heizapparaten. 1450. 

— Über die Einwirkung von Chrom- 
nickel-Heizdrähten auf keramiscne 
Wicklungsträger. Von E. Albers- 
Schönberg u. M. Bichowsky. 
*1837. 

— Hochfrequenzspulen 
zenständern zum 
Blechen. 1273. 

— Induktivo Erhitzung. Nach M. Bu- 
net. 1702. 

— Elektrische Fußgesimsheizung. Nacn 
A. E. Herdener. 1692 

— Durchgehende elektrische Zugheizung. 
Nach F. Klausner. 1125. 

— Eine neue elektrische Isolation aus 
Magnesiumoxyd („Corox“). 1096. 


Hochfrequenz s. Funkwesen, Ofen, 

: Theoret. Elektrotechnik. 

Hochofen s. Elektrochemie, Hüttenwesen, 
Ofen. 

Hochschule s. Forschungsinstitut, Unter- 
richt u. Abt. A II, Persönliches. 

Hochspannung (s. a. Isolatoren, Leitun- 
gen, Physik, Überspannung, Wander- 
wellen). 

— Feldbestimmung u. elektrische Festi- 
keit. 

— Beweeungserscheinungen an Dielek- 
triken unter hohen Feldern. Von A. 
Gyemant. *1225. 

— Über die dielektrischen Eigenschaften 
des Transformator- und Schalteröles. 
Von W. Keleti. Brf. 1642. 

— Über den maximalen Spannungs- 
gradienten in normal verseilten Drei- 
leiterkabeln. Nach F. Haas. 1487. 

— Unabhängiekeit der Funkenkonstant e 
vom Luftdruck. Nach K. May. 1490. 

— Fichung der Kugelfunkenstreeken. 
Von H. Bechdoldt. #1394. Brf. 
1826. 

— — Von C. Stoerk u. W.Holzer. 
Brf. 1826. 

— Käfisfunkenstrecke. 


zwischen Wal- 
Arwärmen von 


1397. 


... 


- 


— Eine 


— Hochleistungs - Prüffeld 


— Priiftransformatoren für 


1928 Elektrotechnische Zeitschrift 

Hochspannung. Hüttenwesen. 

— Gekreuzie Zylinder als Funken- — Normalisierern und Glühen von 
strecke. Nach E. Werner. 1531. Stählen in Elektroöfen. 1530, 


— Über Kippvorgänge bei Funkenent- 
lalungen. Nach F. Kirschstein. 
1420. 

— Überschlagverzögerung an Isolatoren. 
Nach E. J. Wade u. G. S. Smith. 
1278. 

— Durchschlagfestigkeit und dielek- 
trische Verluste von Porzellan und 


Hartpapier. Nach H. Handrek. 
1277. 
— Verluste und Durchschlagspannung 


von Porzellan. *1292, 

— Über den Durchschlag fester Iso- 
latoren. Nach W. Werner. 1347. 

— Durchschlag von ölturchtränkter 
Papierisolation. Nach G A. Dmi- 
triew u. A. Walther. 1421. 

— Dielektrische Verluste in ölgetränk- 
tem Papier. Nach E. R. Le Ghait. 
1027. B. 1284. 

— Zusammenhang zwischen Strom nnd 
Spannung in einem Kunstharz. Nach 
W.Suckow. 1531. 

— Durchschlag und Verluste von Iso- 
lierstoffen s. a. „Isolierstoffe“. 

— Gasentladungen a. „Physik“. 

— Ausgleichvorgänge u. Netzbetrieb (s. 
a. Elektrizitätswerksbau [Betrieb]). 
— Wanderwellen: Bildung, Fortpflan- 
zung und Schutz. Nach Ch. Ledoux. 

1627. 
— Der gegenwärtige Stand der Blitz- 


schutzfrıage. Von A. Matthias. 
#1469. DBespr. 1495. 

— Elektrodenkapazität und Wander- 
wellengestalt. Nach M. Toepler. 
1817. 


— Betriebserfahrungen kalifornischer 
Werke mit 220 kV-Netzen. Von 
Mestermann. DBespr. 1496. 

— Betricbserfahrungen an 140 kV-Lei- 
tungen. Nach J. G Hemstreet. 
1781. 

— Ermittlung der Kurzschlußströme in 
Netzen. Von A. Schwaiger. *1145. 

— Verfahren zur Ermittlung von Daner- 
kurzschluß-Stromstärken in Netzen. 
Von W. Flade. *1761. 


— Die Entwicklung des Kurzschluß- 
schruzes in den 110 kV - Leitungs- 
anlaren der Bavernwerk AG. Von 
A. Schmolz. *1399. 

— Ein neuer Weg zur Begrenzung 
hoher Kurzschlußströme. Von A. 
Groß. Brf. 1713. 

— — Von K. Küppers. Brf. 1714.. 


— Rechnungsgrößen f. Hochspannungs- 
anlagen. Nach H. Langrehr. 1860. 

— Koronaverluste vom Standpunkt der 
Wirtschaftlichkeit. Nach J. T. Lu- 
signan. 188. 


— Parallelbetrieb großer Netze s. „Elek- 


trizitätswerksbau“ (Betrieb). 


— Verschiedenes, 
— Uber Lichtenbergsche Figuren. Nach 


C. E. Magnusson. 1860. 
transportable Prüfeinrichtung 
fir die Durchschlagfestigkeit von 
Transformatorenöl. Von W. R. Blu- 
mer. Brf. 1069. 


— — Von H. Wommelsdorf. Brf. 


1069. 

der AEG. 
J113. 

2 Mil V. 


Lin, 


— Erzengung von Stoßspannungen mit- 


tels Treibriemens. 1860. 


— Muffen und Endverschlüsse für Hoch- 


spannungskabel. Von W. Birn- 
ba um. *1869. 
Hohlseil s. Leitungen. 


Holz s. Maste. 
Hüttenweren (s. a. Gasreinigung, Ofen). 
— Der Hochofen als galvanisches Ele- 


ment. Nach W. Ruff, 1349 


— Glühversuche zur Verbesserung von 
Transformatorenbleh. Nach M. v. 
Moos, W. Oertel u. R. Sche- 
rer. 1741. 

— Vierwalzengerüst für eine elektrische 


Reversier - Blechstraße. Nach J. H. 
McElhinney u. H. Burr. 
1345. 

— Hochfrequenzspulen zwischen Wal- 
zenständern zum Anwärmen von 
Blechen. 1273, 

— Walzenstraßen s. a „Maschinen- 
antrieb‘“. 

— Blockscheren mit direktem elek- 
trischen Arbeitsreglerantrieb. Nach 
O. Pollok. 1592. 

Hysterese s. Magnetismus, Physik. 

IEC s. Kongresse. 

Imprägnierung s. Isolierstoffe, Hoch- 
spannung, Maste, Leitungen. 

Industrie a Elektroindustrie, Pro- 
duktionswirtschaft, Wirtschaftspolitik 


u. Abt. AV, Geschäftl. Mitteilungen. 
Influenzmaschine s. Prüfeinrichtungen. 


Installationswesen (s. a. Kontakt, Lei- 
tungen, Schalter). 


— Worauf beruht die Sicherheit der 
elektrischen Anlagen?! Nach Ull- 
mann. 1350. 

— Neuzeitliche Kabel- und Rohrver- 
legung in Kraftwerken. Von H. 
Dützmann. *1109. 

— Einheitliche PBefestigungsmittel fiir 
Rohr- und Kabelleitungen. 1094. 


— Die Elektrizität in einem neuzeit- 
lichen Warenhaus. Von Pick. *1620. 

— Anforderungen an Reihen-, Prüf- und 
Verbindungsklemnien vom Standpunkt 
des Betriebes. Von H. Dützmann. 
#1285. 

— Schlitz-Anschlußklemme. 1418, 

— Eingeschraubte Abzwvigklemmen. 
1488. 
— Schalttafelklemme der Firma Elumag. 
1560. 
— Winkelfassung der Bamberger Indu- 
strie-Gesellschaft. 1783. 

— Stecker s. „Kontakte“. 

— Installations-Selbstschalter a. „Schal- 
ter“. 

Isolator (s. a. Hochspannung, Isolier- 
stoffe, Leitungen, Prüfeinrichtungen). 

— UÜberschlagverzögerung an lsolatoren. 
Nach E. J. Wade u. G. S. Smith. 
278. 

— Der Einfluß der Glasur anf die Iso- 
latorenfestigkeit. Nach D. H. Row- 


land. 178%. 
— Porzellanisolatoren und Isolatoren- 
porzellan. Nach St. Velander. 


1852. 
mittels 


Von W. Weicker. Lit. 
— Reinigung von Isolatoren 
Stahlwolle. 1814. 


Isolierstoffe (s. a. Hochspannung, Meß- 
verfahren, Öl, Physik usw.). 

— Dielektrische Werte von „Pyrex“. 
Nach C. L. Dawes u. P.H. Hum- 
phries 1061. 

— Eine neue elektrische Tsolation aus 
Magnesiumoxvd (,„Corox‘“). 1096. 

— Die wichtigsten Werkstoffeigenschaf- 
ten elektrotechnischen Porzellans. Nach 


H. Handrek. *1202. 
— Gereinigte  Taserstoffisolation für 
Telephonschaltdrähte Nach H. H. 


Glenn u. E. B. Wood. 1349. 

— Untersuchungen iiber Kitte und Ver- 
gußmassen unter besonderer Berück- 
sichtigunge der Verhältnisse in der 


Elektrotechnik. Nach W. Nagel u. 
J. Grüß Von A. Bültemann. 


1349, 
— Über den Durchschlag fester Iso- 
latoren. Nach W. Werner 1347. 


IX 


Isolierstoffe. 


— Untersuchungen über den Durch- 
schlag und die Verluste einiger fester 
Isolierstoffe (Glas, Papier, Porzel- 
lan). Nach K. Halbach. 17%. 

— Untersuchungen über dielektrische 
Verluste bei Dauerbeanspruchung und 
verschiedenen Temperaturen Von H. 
W L. Brückman. *1873. 

— Die scheinbare Änderung der Dielck- 
trizitätskonstanten technischer Isolier- 
stoffe. Nach P. Böning. 1859. 

— Dielektrische Verluste in Ölgetränk- 
tem Papier. Nach E. R. Le Ghait. 
1027. B. 1284. 

— Durchschlag von Ööldurchtränkter Pa- 
pierisolation. Nach G. A. Dmi- 
triew u. A. Walther. 1421. 

— Durchschlagerscheinungen s. a. „Hoch- 
spannung“. 

— Bekanntmachung des Staatl. Material- 
prüfungsanıtes über Isolierpreßmassen. 
1031, 


Jahresversammlung s. Kongresse und 
Abt. AIV, Vereinsnachrichten. 


Jubiläum (s. a. Geschichte d. Technik u. 
Abt. ATI, Persönliches). 

— 30jähriges Bestehen des Elektrotech- 
nischen Vereins Mannheim-Ludwigs- 
hafen. 1630. 

— Jubiläum der technischen Lehranstal- 
ten in Köln. 1742. 

— 25 Jahre EV Hamburg. 1884. 

— Jubiläum. 1068. 1137. 1244. 1281. 
1350. 1492. 1538. 1753. 1825. 


Kabel s. Leitungen. 
Kälteerzeugung s. Heizung. 
Kaskade s. Elektr. Maschinen. 
Kathodenstrahl-Oszillograph 8. 


geräte. 
Kino s. Techn. Akustik. 


Kitt. 
— Untersuchungen über Kitte und Ver- 
gußmassen unter besonderer Berück- 


Meß- 


sichtigung der Verhältnisse in der 
Elektrotechnik. Nach W. Nagel u. 
J. Grüß. Von A. Bültemann. 
1349. 

Klemmen (s. a. Installationswesen, Kon- 
takte). 


— Anforderungen an Reihen-, Prif- vnd 
Verbindungsklemmen vom Standpunkt 
des Betriebes. Von H. Dützmannı 
*1285. 

Klingel s. Signalanlagen. 

Klydonograph s. Hochspannung. 

Kobalt s. Materialkunde. 

Kohle s. Feuerungsanlagen, Kommulie- 
rung. 

Kohlenstaub 8. 
Dampfkessel, 

Kommutierung (s. a. Elektr. Maschinen). 

— Über das Schlitzen von Stromwender- 
und Schleifringbürsten. Nach J. Ko- 
zisok u. R. Feichtinger 1167. 

— Die Stromwendungschwankungen der 
Spannung von Gleichstromerzeugern. 
Von H. Sequenz. *1221. *1775. 


Feuerungsanlagen, 


*1807. 

— Eigenschaften und Merkmale von 
Kohlebürsten. Nach G. M. Little. 
1881. 


— Bürstenanfleckungen auf den Ringen 
von Synehronmaschinen. Nach M. 
Perrier. 1882. 


Kondensator (s. a. Funkwesen, Meßver- 
fahren). j 

— Die neue Entwicklung des Glimmer- 
kondensators. Von F. Gerth u. H. 
Gönningen. *1156. B. 1716. 

— Kondensatoren zur Kompensierung 
einer 33 kV-Leitnung. 1061. 

— Ein Meßkondensator fiir Höchst- 
spannungen, Nach H. Schering u. 
R. Vieweg. 1311. 


- — FTeuerschuiz- 


x 


Kongresse u. Jahresversammlungen (s. a. 
Abt. AIV, Vereinsnachrichten). 

— International. 

— Internationale Elcktrotechnische Kom- 
mission (IEC). Sitzungen in London, 
Juli 1929. *1366. 

— Teiltagungen der Internationalen 
Elektrotechnischen Kommission (IEC) 


in Berlin. 1742. B. 1892. 

— Die Elektrizität auf der Zweiten 
Weltkraftkonferenz. Von QG. Dehne. 
1124. 

— Zweite Weltkraftkonferenz Berlin 
1930. 1818. 


— Die Teiltagung der Weltkraftkonfe- 
renz in Barcelona. 1491. 

— — Von A. Przygode. *129. 

— 3. Volltagung der Weltkraftkonferenz. 
1597. 


— Zwischenstaatliche Beratungen für 
Fernsprechweitverkehr und Tele- 
graphie (CCI und CCIT) in Berlin 
1929, *1363. 

— Fünf Jahre CCI Nach G. Valensi. 
1173. 


— Internationaler Straßenbahn- und 
Kleinbahnkongreß. 1534. 
— Brüsseler Konferenz üb?r inter- 


nationale Normung im Bahnwesen. 
1885, 


— Deutschland und Österreich. 

— XXXIV. Jahresversammlung des Ver- 
bandes Deutscher Elektrotechniker in 
Aachen. Von E. C. Zehme. *1105. 

— VdaI-Hauptversammlung in Königs- 
berg und die „Lehrschau Holz“. Von 
A. Przygode. 1129. 


— Der 5. Deutsche Physiker- und 
Mathematikertag in Prag 1929. Nach 
E. Lübcke. *1803. 

— 17. Jahresversammlung der Deut- 


schen Beleuchtungstechnischen Gesell- 
schaft in Wien. Von H G, Früh- 


ling. *1645. 
— XII. Hauptversammlung der Deut- 
schen Gesellschaft für Metallkunde. 


Von A. Przygode. 1532. 


-- Die 39. Hauptversammlung des Dent- 
schen Wasserwirtschafts- und Wasser- 
kraft-Verbandes in München. 1245. 


— Eine Sondertagung der VdEW über 
elektrisches Kochen. Von B. Thier- 
bach. 1665. 


— Kraft- und Brennstofftagung. 
A. Przygode. 1596. 


— Getriebe-Tagung und -Ausstellung in 
Berlin. 1630. 

— 2. Jahresversammlung des Deutschen 
Instituts für technischeArbeitsschulung. 
1705. 

— Tagung der Dampfkessel - Über- 
wachungsvereine, Stettin. Von A. 
Przygode. 1350. 


und Sicherheitsdienst 
industrieller Unternehmen. 1308. 


— 26. Ordentliche Mitgliederversamm- 
lung des Vereins Beratender In- 
genieure e. V. 1492. 


— Elektrotechnischer 
1244. 


— Ausland. 


— Vom Kongreß der Un. Naz. Fascista 
Industrie Elettriche im Trentino. 
1598. 

— Fuel Conference, London 1928. Lit. 
1492, 

Konstruktion s. Elektr. Maschinen, Nor- 
men, Werkstatt usw. 

Kontakt (s. a. Iustallationswesen, Schal- 
ter). 

— Z/ungentlastung für Stecker. 1241. 

— Schlitz-Anschlußklemme. 1418. 

— Schalttafelklemme. 1500. 


Korona a Hochspannung. 


Von 


Messefestabend. 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Korrosion. 

— Anfressungen von Transformator- 
Kühlschlangen. Nach H, Eichhorn. 
1062. 

Kran s. Hebezeuge. 

Küche s. Heizung. 

Kühlanlage im Warenhaus. 

— s.a. „Heizung“. 

Kühler s. Elektr. Maschinen. 

Kupfer s. Hüttenwesen, Leitungen und 
Abt. AV, Geschäftl. Mitteilungen. 


1622, 


Kupplung. 
— Fliehkraftriemenscheibe und Wellen- 
kupplung. 1272. 


Kurzschlußstrom s. Überstrom, Hoch- 


spannung, Drosselspule usw. 


Laboratorium s. Forschungsinstitut, Hoch- 
spannung, Prüfeinrichtungen, Unter- 
richt. 

Ladestation s. Akkumulator, Fernsprech- 
wesen, Gleichrichter. 

Lager. 


— Wälzlager für Elektromotoren. Von 


F. Unger. *1317. 
Landwirtschaft. 
— Elektrizität in der Landwirtschaft. 


Nach A. Petri. 1296. 

— Versuche mit elektrischer Pflanzen- 
belichtung. Nach O. Herbatschek. 
1296. 

— Elektrokultur. Nach M. Shibu- 
sawa u. K. Shibata. 1562, 

— Versuche zur beschleunigten Küken- 
aufzucht durch Künstliche Belichtung. 
1646. 


Lastverteiler s. 
Schaltanlagen. 


Läutewerk s. Signalanlagen. 
Lautsprecher s. Techn. Akustik. 
Legierung s. Materialkunde. 


Lehranstalt s. Unterricht. 


Leistungsfaktor (s. a. El. Maschinen, 
Meßgeräte). 

— Der Leistungsfaktor jin 
trieben der Siemenswerke. Nach G. 
Schönwald u. M. Irion. 106. 

— Phasenschieber s. „Elektr. Maschi- 
nen“. 


Leitungen (s. a. Hochspannung, 
latoren, Maste). 

— Allgemeines. 

— Derechnung langer Wechselstromlei- 
tungen auf Spannungsabfall. Von W. 
Bütow. *1515. 

— Berechnung der Stromwärmeverluste 
in Leitern bei wechselnder Belastung. 
Von G. Tenzer. *1199. 

— Rechnungsgrößen f. Hochspannungs- 
anlagen. Nach H. Langrehr. 1860. 

— Die Wirkung von Erdschluß- und 
Ausgleichspulen auf die gegensoitige 
Beeinflussung von Leitungen. Von 
G. Oberdorfer. *1153. 

— Wechselstrom-Dreileiter-Anlagen. Brf, 
1889, 

— Beitrag zur allgemeinen Theorie der 
elektrostatischen und elektromagneti- 
schen Kopplung zwischen Starkstrom- 
und Fernmeldeleitungen im stationären 
Zustand. Nach OG Eggeling. 1307. 

— Fernsprechstörwirkung von Gleich- 
richterbahnen. Noch L. Roehmann. 
1817. 

— Gereinigte 
Telephonschaltdrähte. 


Elektrizitätswerksbau, 


den Be- 


Iso- 


für 


H. H. 


Faserstoffisolation 
Nach 


Glenn u. E. B. Wood. 1349. 
— Einheitliche Befestigungsmittel für 
Rohr- und Kahbelleitunsen. 1094. 


— Französisches Lastenheft für die Lie- 


ferung gummiisolierter Leitungen. 
1302. 
— Freileitungen. 


— Über die Verwendungsmöglichkeiten 
von Kupferpanzerstahl in der Elektro- 
technik. Von G. Dettmar. *1580. 


1928 


Leitungen. 

— Höchstspannungs-Freileitungen (Lei. 
termaterial),. Nach W. T. Taylor. 
1814. 

— Die elektrischen Eigenschaften von 
galvanisierten Stahlleitern für Frei- 
leitungen. Nach E. C. Walton. 1881. 

— Berechnung des Durchhanges und der 
Beanspruchung von Freileitunger. 
Von E. Regli. *1557. 

— Der Einfluß ungleichmäßig verteilter 
Zusatzlasten auf die Durchhänge von 


Freileitungen. Von K. Langhard. 
*1647. 

— Durchhangmesser. Von R. Heim- 
berger. 1203. 


— Beitrag zur Berechnung von Freilei- 
tungen. Von H. Carpentier. Bri. 
1682. 

— — Von G. Markt. Brf. 1682. 

— — Von K. Langhard. Brf. 1682. 

— Reihenkapazitäten in einer Hoch- 
spannungsleitung. Nach E. K. Shel- 
ton. 1061. 

— Betriebserfahrungen an 140 kV-Lei- 
tungen. Nach J. G. Hemstrect. 
1781. 

— 220 kV-Leitung Kardaun—-Mailand. 
Nach Palestrino. 1598. 

— Bestimmungen über die Boden-Ent- 
eignung beim Bau von Freileitungen 
in Dänemark. 1124. 

— Kabel (s.a. Fernsprech- u. Telegra- 
phenwesen). 

— Die Steigerung der Betriebspannung 


für Kabel. Nach Pfannkuch. 
1230, 

— Stabilitätskurven von Höchst- 
spannungskabeln. Nach V. Planer. 
1302, 

— Über den maximalen Spannungs- 


gradienten in normal verseilten Drei- 
leiterkabeln. Nach F. Haas. 1487. 

— Die Prüfung papierisolierter Hoch- 
spannungskabel. Nach M. Farmer. 
1203. 

— Die Kabelberichte der NELA. 1590. 

— Materialgewichte und Trommelraum- 
bedarf elektrischer Kabel. Von H. 
Müller. *1771. 

— Muffen und Endverschlüsse für Hoch- 
spannungskabel. Von W. Birn- 
baum. *1869. 

— Kabeclarmaturen. (Nela-Bericht.) 1852. 

-— Die Temperatur der oberen Erd- 
schichten. Nach J. Schubert. 
1307. | 

— Verfeinerung der W. Thomsonschen 
Kabeltheorie. Nach F. Pollaczek. 
1859. 

— Die Betriebsicherheit in Fernkabel- 
anlagen. Nach A. Mentz. 1379. 

— Die Störungen der Wellenausbreitung 
durch Unregelmäßigkeit im Aufbau 
pupinisierter Leitungen. Nach A. G. 
Warren. 1737. 

— Neues Pupinisierungsystem im Fern- 
kabel Hannover-—-Wiedenbrück. 1242. 

— Entwicklung des deutschen Fern- 
kabelnetzes 1927/28. Nach A Mentz 
1242. 

— Fernkabel Schweiz—Österreich. Nach 
W. Trechsei u. H. Pfeuffer. 
1095. 

Lesesaal für technische Zeitschriften und 
Bücher. 1494. 


Leuchtfeuer s. Fluxrwesen, Lichttechnik. 


Lichtbogen s. Physik, Hochspannung. 

Lichttechnik (s. a. Glühlampen, Meßver- 
fahren). 

— Theorie u. Messung. 

— Neue Grundzüge der Beleuchtungs- 
technik. Nach W. Arndt. 1646. 

— Zur Messung und Beurteilung der 
räumlichen Beleuchtung. Nach H. 
Lingenfelser. 164b. 

— Kennzeichnung der Raumbeleuchtung. 
Nach L. Bloch. 1616. 


1929 Elektrotechnische Zeitschrift XI 
! Lichttechnik. Lichttechnik. Magnetismus, 

— Über die Beeinflussung menschlicher — Verringerung der Blendung bei — Über den Barkhauseneffekt. Nach J. 
Fähigkeiten und Fertigkeiten durch Automobilscheinwerfern. Nach J. W. Pfaffenberger 1858. 
farbiges Licht. Nach W, Ruffer. T. Walsh. 1701. — Zur Überlagerung starker und schwa- 
1239. — Die elektrische Alkalileuchte für cher Felder in magnetischen Ma- 

— Temperatur und Leucktdichte der Grubenbeleuchtung. Von H. Müller terialien. Nach R. Goldschmidt. 
amerikanischen Glühlampen der neuen *1111, 1805. 


, Einheitsreihe.e Nach W. E. For- 
í sythe u. E. M. Watson. 1026. 
— Messung an Glühlampen mit ultra 


violettdurchlässiger Glashülle. Nach 
W. Dziobek. 1646. 
— Die Ultraviolettstrahlung in mit 


ultraviolettdurchlässigen Scheiben ver- 
glasten Räumen. Nach J. H. Clark. 
1207. 

— Leuchtdichte und Gesamtstrahlungs- 
dichte von Wolframwendeln. Nach 
G. Holst, E. Lax, E. Ooster- 
huis u. M. Pirani. 1664. 

— Versuche zur Herstellung monochro- 
matischen Lichts. Nach F. Skaupy. 


e Cp mm zm 


1805. 

— Die Helligkeitsschwankungen an 
selbstregelnden Gleichstrombogenlanı- 
pen. Nach A. Graf. 1664. 


— Einfluß der Gase im Glas auf licht- 
technische Fragen. Nach M. Schirr- 


mann. 1646. 

— Kennzeichnung lichtstreuender Glä- 

i ser. Nach L. Bloch. 1645. 

i — Die optischen Eigenschaften von 
Trübeläscrn und trüben Lösungen. 
Nach H. Schönborn. 1645. 


— Die Ausleuchtung lichtstreuender 
Verglasungen. Nach H. G. Früh- 
ling. 1645. 


— Das Beleuchtungsglas für Gaslicht. 
Nach W. Bertelsmann. 1645. 
-- Die Kennzeichnung farbiger Gläser 
nach der Dreifarbentheorie Nach F 

K. v. Göler. 1646. 
— Theorie der Brechung von Licht- 
strahlenbüscheln. Nach A, Dargen- 


ton. 1883, 

— Die photographische Lichteiuheit. 
1094, 

— Umrechnungsfaktoren der inter- 
nationalen Kerze. 1276. 

— 17. Jahresversammlung der Dent- 


schen PBeleuchtungstechnischen Gesell- 
schaft in Wien. Von H. G. Früh- 
ling. *16s5. 

— Anwendungen. 

— Straßenbeleuchtung mit Niedervolt 
lampen in Reihenschaltung. Von I. 
Bloch u E. Friederich *1585. 

— Anleuchtunzr des Paramount Buil- 
ding, New York. 1433. 

— Tennisplatz-Beleuchtung. Nach Lin- 
genfelser. 1208. 

— Der augenblickliche Stand der Flug- 
beleuchtung in den V. S. Amerika. 
Nach P. R. Basselt, R. W. Cost, 
E. A.Leinroth u. H.C, Ritchie. 
1171. 

— Neue Wege zur Sicherung des nächt- 
lichen Luftverkehrs (Drehlinsen-Leuch- 
ten). 1739. 

— DBBeleuchtungstechnik und Flugver- 
kehr. VonderDt.Beleuchtungs- 
techn. Gesellschaft. 1853. 

— Lecuchtfeuer der Nachtfiugstrecke 
Brüssel—Ostende. 1854. 


—  Scheinwerferbeleuchtun von Gleis- 


anlagen. Von W. Tüngethal. 
21802. 

— Beleuchtung eines Kirchenraumes. 
Nach L. F. Klein. 1487. 

— Notbeleuchtung der Fördermaschinen- 
räume Nach R. Brandes. 1025. 


— Die Elektrizität in einem neuzeit- 
lichen Warenhaus. Ven Pick. *1620. 

— FYirmenschildbeleuchtung. 1304. B. 
14-49. 

— Gsleichstromdynamos für Automobil- 
und Zugbeleuchtung. Nach A. Cas- 
te]. 1339. 


— Elektrische Kopflampen. 1273, 

— Versuche zur beschleunigten Kiken- 
aufzucht durch künstliche Belichtung. 
Nach O. Herbatschek. 1646. 

— Neue Anwendungen des Lichtes in 
der Heilkunde. Von H Bach. Brt. 
1890. 

— — Von Holtzmann. 


— Verschiedenes. 

— Schaltenhalter mit konzentrischer Ver- 
stellbarkeit der Glühbirne. 1629. 

— Ein neues Lichtinstitut (New York). 
Nach A. E. Allen. 1560. 

— Die Bedeutung der Lichtwirtschaft 


Brf. 1890. 


fir die Glühlampenindustrie. Nach 
Ch. P. Jensen. 1664. 

— Zur Haushalt-Lichtwerbung. 1505. 
1487. 

Lokomotiven u. Triebwagen (s. a. Bahn- 
ban). 


— Konstruktion der elektrischen Loko- 


motiven und Triebwagen der Deut- 
schen Reichsbahn. 1343. 

— Die neuen Schnellzurlokomotiven 
1D,1 der AEG und SSW für die 
Deutsche Reichsbahn. Nach L. Mo- 
nath. 1561. 

— Berliner Stadthahnlokomotive filr 
Fernziige. 1589. 

— PBetriebsergebnisse amerikanischer 
Umformerlokomotiven. Nach P. A. 
McGee. 1418. 

— Nene elektrische Schnellzugloko- 


motive in Japan. 1126. 

— Neue Reibungsmessungen an Schwei- 
zer Vollbahnlokomotiven. Nach A. E 
Müller. 1377. 

— Lokomotiven der SBB mit Leicht- 
metallkasten. 1629. 

— Gleichstrom-Tokomotiven einer spa- 
nischen Gebirgsbahn. 1173, 

— Lokomotiven für spanische Bahnen. 
1214. 

— Betrieb der Kandö-Lokomotive. 1630. 
— Lokomotive für gemischten Betrieb 
(OÖberleitung bzw. Batterie). 1702, 

— Französische Treidellokonotive. 1173, 
— Dieselmaschinen für PBahnbetriehb. 

Nach D. L. Bacon. 1209. 

— Schwere dieselelekirische 
motiven der kanadischen 
Eisenbahn. 1785. 

— Explosion einer Druckluftlokomotive. 
Nach A. Sauermann. 1380. 

— Die neuen Triebwagen der Wiener 
Lokalbahnen Wien—Balden. Von L. 
Mandich. *1587. 

— Die Triebwagen der Bern-Neuenburg- 
Bahn. Von A. E. Müller. *184l. 

— BBC-Totmann-Sicherung. 1275. 

— Nominelle . Leistung und DBetriebs- 
leistung von Bahnmotoren. Nach 
F. W. Carter. 1665. 

— Eine selbsttätige Anfahrvorrichtung 
(Sccheron). 1842. 

Löschfunkenstrecke s. Physik. 

Löschgeräte s. Brand. 

Luftreinigung s. Gasreinigung. 


Lüftung von Transformatorenkammern. 


Loko- 
National- 


Von F. Sieber u F. Heiles. 
*1623. 

Magnetismus (s. a. Eisen, Meßver- 
fahren). 

— Elektrische Abbildung maenetischer 
Wirbelfelder. Von F. Müllner. 
*1321. 


— Zum Gültigkeitsbereich der Ravleigh- 
Jordanschen Beziehungen. Nach H. 
Jordan. 1805. 


— Ferromagnetische Mischkörper. Nach 
W. Doebke 1805. 


— Frequenzgang des Wirbelstromein- 


flusses bei Übertragerblechen. Nach 
W. Wolman. 1803. 
— Die Permeabilität des Eisens bei 


Gleichstrom-Vormagnetisierung. Nach 


E. Höller. 1450. 
— Die Temperaturabhängigkeit des 
reınanenten Magnetismus, Nach H. 


Gewecke. 1703. 

— Die magnetischen Eigenschaften von 
Perminvar. Nach G. W. Elmeen. 
Von E. Kurz. 1128. 


— Der große Elektromaznet der fran- 
zösischen Akademie der Wissenschaf- 
ten. Nach A. Cotton. 1851. 


Maschinenantrieb (s. a. El. Maschinen, 
Fliehkraft, Förderanlagen, Kupplung). 


— Die Motorisierung der schwedischen 
Industrie. Nach V. Källström. 
1705. 

— Die Ergebnisse der Kraftmaschinen- 
statistik der gewerblichen Betriebs- 
zählung 1925. Von C. Albrecht. 
*1849. 

— Rollgänge mit einzeln angetriebenen 
Rollen. 1208. 

— Vierwalzengerüst fiir eine elektrische 


Reversier-Blechstraße. Nach J. H. 
McElhinney u. W. H. Burr. 
1345. 

— Kraftbedarfstudien in durchlaufenden 
elektrisch angetriebenen Walzen- 
straßen. Nach A. Werth. 1377. 

— Blockscheren mit direktem elek- 


trischen Arbeitsreglerantrieb. Nach 
0. Pollok. 1592. 

— Elektrische Ausrüstung einer großen 
Drehbank der Schieß - Defries AG. 
1740, 


— Elektrische Antriebe von Buchdruck- 


schnellpressen. Nach H. Geiger. 
1241. 

— BBC-Webstuhlmotoren. 1378. 

— Einzelantrieb von Transmissions- 


strängen einer Mühle durch Motoren 
mit Zentrifugalanlasser. Nach 8. 
Hopferwieser. 1398. 

— Elcktrische Antriebe in der Gießerei. 
1703. 

Monte (s. a. Leitungen). 

— Leichte Stahlbetonmaste. 1589. 

— Vorschlag zur Berechnung von Mast- 
fundamenten. Von Th. Müller. 


*1613. 
—- Masttypen für finnische Hochvolt- 
leitungen. 1760. l 


— Armatol - Mastenschutz. Von W. 


Carstens. 1780. 


— Imprägnierung von Leitungsmasten 
im eigenen Betriebe. Nach Wilson. 
1815. 


Materialkunde (s. a. Eisen, Isolierstoffe, 
Öl, Prüfämter). 

— Die wichtigsten Werkstoffeigenschaf- 
ten elektrotechnischen  Porzellans. 
Nach H. Handrek. *1292, 


— Untersuchungen über Kitte und Ver- 
gußimassen unter besonderer Beriück- 
sichtigung der Verhältnisse in der 
Elektrotechnik. Nach W. Nagel u. 
J. Grüß. Von A. Bültemann. 
1349. 

— Über die Verwendungsmöglichkeiten 
von Kupferpanzerstahl in der Elektro- 
technik. Von G. Dettmar. *1580. 


— Silumin in der Elektrotechnik. 1068 


XII 


Materialkunde. 

— Der Widerstand von Kupfer. Nach 
A. Broido. 1702. 

— Herstellung und Verwendung von 


Leichtmetallen. Nach K. Arndt. 
*1332. 
— Vergütung von Legierungen. 1532. 


— Carboloy — ein neuer Werkzeugstoff. 


Nach S. L. Hoyt. 1595. 
— Perminvar. 1128. 
— Pyrex-Glas. 1061. 


— Elektrodenpotential und Rostneigung 
von Chromstählen. Nach O. Meyer 
u. K. Roesch. 1349. 

— Glüversuche zur Verbesserung von 
Transformatorendbleh. Nach M. v. 
Moos, W. Oertel u. R. Sche- 
rer. 1741. 

— Die physikalischen Eigenschaften 
von elektrolytisch gereinigtem Kobalt 


und seinen Eisenlegierungen. Nach 
W. C. Ellis. 1531. 

— Beeinflussung der Kristallstruktur 
von Wolframdraht. 1723. 

— Glas s. „lIsolierstoffe“, „Lichttech- 
nik“, 

— Vorträge der XII. Hauptversamm- 
lung der Dt. Gesellschaft f. Metall- 
kunde. 1532. 


Mathematik Ca a Nomographie, Theorrt. 
Elektrotechnik). 

— Die praktische Anwendung des 
Fourierschen Integrals. Nach Camp- 
bell. 1741. 

— Eino elektromechanische „Gleichungs- 
waage“, Von G. Rosen. *1726. 


Medizin (s. a. Lichttechnik, Röntgen- 
strahlen). 


— Über die Beeinflussung des mensch- 
lichen Organismus beim Arbeiten am 
Kurzwellensender. Von K. Hein- 
rich. *1088. 

— Neue Anwendungen des Lichtes in 
der Heilkunde Von H. Bach. Brf. 
1890. 

— — Von Holtzmann. Brf. 1890. 


Meßgeräte (s. a. Elektrizitätszähler, Meß- 
verfahren). 


— Elektr. u. magnet. Größen. 


— Ein Instrument zur Messung von 
Induktivitäten und Kapazitäten. Nach 
A. Täuber-Gretler. 1782. 

— Relaisgalvanometer. Nach R. Se- 
wig. 1783, 

— Ein Meßkondensator für Höchst- 
spannungen. Nach H. Schering 
u. R. Vieweg. 1341. 

ee DD von H. & B. 

-— Kathodenstrahl - Oszillograph mit 
Lenardfenster. Nach M. Knoll. 1207. 


— Einfache Lenardröhre.. Nach C. M. 
Slack. 1211. 

— ÖOszillographie (Westinghouse Co.). 
Nach J. W. Legg. 1206. 

— „Osiso“-Oszillograph. 1206. 


— Kathodenstrahl - Oszillographen und 
ihre Anwendung. Nach E. 8S. Lee. 
1025. 

— Ein- und Ausführung von Platten 
und Filmen an Kathodenoszillographen 
ohne Störung des Hochvakuums. Von 
P. Hochhäusler. Bespr. 1175. 

— Über die weitere Entwicklung der 
neuen, mittels elektrostatischer Ladun- 


gen schreibenden Kathodenoszillo- 
graphenröhre. Nach P. Sel6nyi. 
1804. 


— Der Wellenstrahl-Oszillograph. Nach 
J. Hartmann. 1853. 

— Der verbesserte Kurvenzeichner nach 
Rosa. Nach N, E. Bonn. 1738. 


— Ein registrierendes Magnetometer für 
technische Messungen an stark ge- 
störten Orten. Nach E. Lehrer. 

1560. 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Meßgeräte. 


— Der aperiodische Verstärker in der 
Meßtechnik. Von M. v. Ardenne, 
*1617. 

— Meßinstrumente des Excelsior-Werks 
(Leistungsfaktor-, Drehfeldzeiger, Ohm- 
meter). 1272. 

— Meßgeräte für Wirk- und Blind- 
leistung. Von O. Zwierina, *1844. 


— Ein neuer Sechsfarbenschreiber. 1301. 

— Meßeinrichtungen in unbemannten 
Unterwerken. Nach E. E. Pearson. 
1560. 

— Neue Ausführungen von Fernmeß- 
anlagen. Von H Ring. Brf. 1068. 

— — Von W. Stern. Brf. 1069. 

— Spannungsuchgerät. Nach O. Spieß. 
1701. 

— Hilfsmeßgerät (Milliamperemeter) für 
den Zählerkontrolleur. 1737. 

— Schienenstoßprüfer. 1857. 


— Selbsttätige Vakuummesser für Gleich- 
richter. Nach L. Smede. 1782. 


- — Meßwandler s. „Transformatoren“. 


— Verschiedenes. 


— Beitrag zur Erhöhung der Genauig- 
keit thermoelektrischer Temperatur- 
meßanlagen. Von E. Otto. 1236. 

— Temperatur - Überwachungsapparat. 
1664. 

— Thermische Gasmengenmesser (Tho- 
mas- Messer), Nach G. W. Penney 
u. C. F. Fechheimer 1025. 

— Elektrischer Geschwindigkeitsmesser 
für Flüssigkeiten. Nach P. Dupin. 
1514. 

— Durchhangmesser. 
berger. 1203. 


Meßverfahren (s. a. MeBgeräte). 


Von R. Heim- 


— Eichung der Kugelfunkenstrecken. 
Von H. Bechdoldt. *1394. Brf. 
1826. 


-— — Von C. Stoerk u W.H olzer. 
Brf. 1826. 


— Scheitelspannungsmessung. Von M. 
Büge. 1273. 
— Spannungsmessung unter Zuhilfe- 


nahme von Kondensatordurchführun- 
gen. Nach V. B. Jones. 1449. 

— Messung kleiner Spannungen. Nach 
E. Madelung. 1804. 

— Steilheitsmesser für induzierte Wan- 
derwellen. Nach A. Matthias. 1471. 

— Einfache Kompensationsschaltung zur 
Messung der Kapazität und des dielek- 


. trischen Verlustwinkels. Nach W. 
Geyger. 1170. 
— Messung von Kapazitäten. 1277. 


— Die Messung dielektrischer Verluste 

. mit der Scheringschen Meßbrücke an 
Hartpapier-Durchführungen und Gene- 
ratoren in Anlagen. VonO.Kautz- 
mann. *1401. 

— Messung elektrischer Wirkwider- 
stinde mit Hilfe negativer Wider- 
stände. Nach H. Pauli. 1804. 

— Ausführungsarten und Anwendungs- 
gebiete des Linker-Meßschalters für 
Wechselstrommessungen. Von B. 
Duschnitz. *1228. 

— Messungen am rückgekoppelten Wider- 
standsverstärker. Nach H. G. Baer- 
wald. 1786. 

— Ein neues Verfahren zur Bestimmung 
der Fehlergrößen bei MeBßwandlern. 
von J. Slavík. *1360. 

— Ein Meßverfahren zur Bestimmung 
der sekundären Streuinduktivitiit, der 
Windungsabweichung und des Leer- 
laufstromes von Stromwandlern. Von 
K. Gocht. _*1653. 

— Untersuchungen über Monotelephone. 
Nach R. Bauder u. A. Ebinger. 
1560. 

— Elektrische Abbildung 
Wirbrlfelder. Von 
*1321. 


~ marnetischer 
F. Müllner. 


1929 


Meßverfahren. 


— Messung der lokalen Eisenverluste. 
Nach L. u. P. Lombardi. 159. 

— Messung starker magnetischer Felder 
mit dem Zeemaneffekt. Nach W. C. 
Michels. 159. 

— Über die Messung von Erdströmen. 
Von G. Rosén. *1553. 

— Verfahren zur Rückstrommessung an 
Gleichrichtern. 1100. 

— Stroboskopische Messung des Voreil- 
winkels eines Synchronmotors. 1277. 

— Trennung der Verluste und Ermiit- 
lung des Schwungmomentes elek- 
trischer Maschinen mit Hilfe des Aus- 
laufverfahrens. Nach A. Engler u. 
A. Zeindler. 1589. 

— Relais an 132 kV-Koudensator-Durch- 


führungen. Nach H. A. P. Lang- 
staff. 1701. 

— Die Entwicklung der elektrischen 
Fernmessung. Von G. Keinath. 


. *1509. Bespr. 1536. 

— Messung der Temperaturen im Zylin- 
der eines Gasmotors. Nach A. Du- 
chesne. 1375. 

Metalle s. Eisen, Materialkunde. 

Metallurgie s. Elektrochemie, 
wesen. 

Motor s. Dieselmotor, El. Maschinen. 

Mühlen s. Maschinenantrieb. 


Hütten- 


Museum, 

— Technologisches Gewerbe - Museum, 
Wien. 1244. 

— Aus dem Reichswirtschaftsmuseum in 
Düsseldorf. Von Fr. Schlüter. 
1884. 


Musik s. Technische Akustik. 


Nachrichtenverkehr s. Bildtelegraphie, 
Fernsprech-, Funk-, Telegraphenwesen, 
Sionalanlagen. 

Netzanschluß s. Funkwesen. 

Netzberechnung s. Elektrizitätswerksbau 
(Betrieb), Hochspannung, Leitungen. 

Netzvermaschung s. Elcktrizitätswerks- 
bau (Betrieb). 

Noniographie., 

— Nomogramme zur Berechnung der In- 
duktivität eisenloser Drosselspulen. 
1441. 

— Nomogramm zur Bestimmung der 
Abluftkanalmaße bei Transformatoren- 
kammern. 1623. 

— Nomogranme für die Bestimmung 
der Abmessungen von Kabeltrommeln. 
*1773. 


Normen (Vorschriften, Regeln usw. des 
VDE siehe besonders Abt. AIV, Ver- 
einsnachrichten). 

— Die neuesten Vorschriften des VDE. 
*1107. 

— Bemerkungen zu den „Regeln für die 
Bezeichnung von Klemmen bei Maschi- 
nen nebst Anlassern und Reglern so- 
wie bei Transformatoren“ des VDE. 
Von O. Hammerer. *1475. 

— Spannungen elektrischer Anlagen für 
Flugzeuge. 1742. 

— Sitzungsergebnisse der Internationalen 
Elektrotechnischen Kommission (IEC), 
London 1929. *1366. 


— Vergleich der Vorschriften verschie- 


dener Länder für Transformatoren— 
und Schalteröle.e. Von K. Typke. 
*1524, 

— Bekanntmachung tiber Isolierpreß— 
massen. 1031. 

— Der Widerstand von Kupfer. Nach 
A. Broido. 1702. 

— Vorschriften für den Strahlenschutz 


in medizinischen Röntgenanlagen. Vorn 


H. v. Buol. 1884. 
— Briisseler Konferenz über inter- 
nationale Normung im Bahnwesen. 


1885. 


1929 


Normen. 

— Prüfzeichen in Dänemark. 1123. 

— Französisches Lastenheft für die Lie- 
ferung gummiisolierter Leitungen. 
1302. 

_ Neue Regeln zur Bewertung von 


an Maschinen in Schweden. 

1294. 

_ Neue Normblätter des DNA. 1028. 
1062. 1131. 1213. 1280. 1669. 1789. 

Notzgemeinschaft der Deutschen Wissen- 


schaft. 1212. 


Ofen (s. a. Heizung). 

_ Warmbehandlung 
1490. 

— Elektrischer Anlaßofen für Kohlen- 
stoffstahl mit Wärmeübertragung durch 


in  Elektroöfen. 


bewegte Luft. 1311. 
_ Normalisieren und Glühen von 


1530. 
der Gießerei- 


Stählen in Elektroöfen. 
— Elektrische Öfen auf 


Fachausstellung. 1704. 

— Die Wirtschaftlichkeit elektrischer 
Widerstandsöfen. Nach Paschkis. 
17183. 


— Elektrisch geheizter Tunnelofen zum 
Glasieren von Porzellanwaren. 1362. 

— Ein Hochfrequenzofen mit rotierender 
Funkenstrecke und veränderlicher 
Schwingungszahl. Nach M. H. Krae- 
mer. 1667. 

— Hochfrequenzerzeuger für 
öfen. Nach M. Dufour. 1667. 

— Ein neuer Klein-Elektroofen. 1172. 

` Wolfram-Zirkonoxyd-Öfen. Nach W. 
M. Cohn. 1669. 

— Elektrisch geheizte Öfen bei der Ford 
Motor Co. Nach F. L. Faurote. 
1026. 

— Entwicklung der Elektrowärme in 
den V. S. Amerika. Nach G. H. 
Schäffer. 1375. 

_ Temperatur-Überwachungsapparat für 
elektrische Öfen. 1664. 


Elektro- 


Öl (s. a. Isolierstoffe, Schalter, Trans- 
formatoren). 


— Ölbrandversuche. 
WwW. Groezinger. 

— Durchschlagfestigkeit von Öl 1277. 

— Eine transportable Prüfeinrichtung 
für die Durchschlagfestirkeit von 
Transformatorenöl. Von WR Blu- 
mer. Brf. 1069. 

— — Von H. Wommelsdorf. 
1069. 

— Über die dielektrischen Eigenschaften 
des Transformator- und Sehalteröles. 
Von W. Keleti. Bri. 1642. 

— Bestimmung der Alterungsneignung 
von JIsolier- und Dampfturbinenölen. 
Nach A. Baader. 1422. 

— Vergleich der Vorschriften verschie- 
dener Länder für Transformatoren- 
und Schalteröle. Von K. Typke. 
#1524. 

— Beta-Naphthylamin zur 
rung von Transformatorenölen. 
K. T ypke 1812. 


Omnibus 8. Automobil, Bahnbau. 
Optik s. Lichttechnik, Physik. 
Meßgeräte. 


Von E. Tebbe u. 
*1403. 


Brf. 


Konservir- 
Von 


Osiso 8S- 


Patentwesen (8. 2. Rechtspflege). 

— Statistik der internationalen Waren- 
zeichen 1928. Von H. Herzfeld I. 
1194. 

— Statistik 
daa Jahr 


1494. 
__ WVorbenachrichtigüng iiber Gebiühren- 


des Reichspatentamts_ für 
1928. Von H He rzfeldl. 


zahlung _ durch das Reichspatentamt. 
Von H. Herzfeld I. 1065. 


Zahlung patentamtlicher Gebiihren. 
Von H. Herz feld I. 1065. 


— 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Patentwesen. 

— Zahlung 
patentamtlichen Verfahren. 
Herzfeld I. 1820. 

— Ausfertigung von Patenturkunden. 
Von H. Herzfeld I. 1819. 


von Anmeldegebühren im 
Von H 


— Die fünfjährige Präklusivfrist. Von 
C. W. Stort. 1632. 


— Gewerblicher Rechtschutz in Ägypten. 
Von H. Herzfeld I. 1820. 

— Beitritt zum Haager Abkommn 
(Brasilien). Von H. Herzfeld I. 
1820. 

__ Fristverläng°rung in Von H. 
Herzfeld I. 149. 


China. 


— Ausübungszwang in Kanada. Von 
H. Herzfeld I. 1820. 
— Gegenseitigkeit für Warenzeichen- 


schutz mit Litauen. Von H. Herz- 
feld I. 149. 

— Änderung des Patentgesetzes in Ruß- 
land. Von H. Herzfeld I. 1632. 

__ Beitritt zum Haager Abkommen 
(Schweiz, Belgien). Von H. Herz- 
feld I. 1065. 149. 

__ Neue spanische Gesetze für gewerb- 
lichen Rechtsschutz. Von H. Herz- 
feld I. 1632. 


Perminvar. 1128. 
Phasenregelung s. Elektr. Maschinen. 


Physik (s. a. Hochspannung, Lichttech- 
nik, Magnetismus, Röhren, Röntgen- 
strahlen, Theor. Elektrotechnik, Techn. 
Akustik). 

— Die physikalischen Rechnungen und 
ihre Einheiten. Nach F. Bayle u. 
Darrieus. 1308. 

— Die Grundlagen der Sommerfeldschen 
FElektronentheorie der Metalle. Von 
R. Samuel. *1431. 

— Bestimmung der Lichtgeschwindig- 
keit unter Verwendung les elektro- 
optischen Kerreffektes. Nach A. Ka- 
rolus u. O. Mittelstaedt. 1529. 

— Messung starker magnetischer Felder 


mit dem Zeemaneffekt. Nach W. C. 
Michels. 1595. 
— Widerstandsänderung verschiedener 


Metalle in Magnetfeldern. Nach 
Vilbig. 1563. 


— DieVerdampfungs eschwindigkeit von 
m 


Wolfram in Gegenwart von Salz- 
dämpfen. Nach H. Alterthum. 
1531. 


— Über rotempfindliche Natrium-Photo- 
kathoden. Nach P. Selényi. 1805. 

— Beziehungen zwischen dem normalen 
lichtelektrischen Effekt und  elex- 
trischen Oberflüächeneizenschaften Ver- 
achiedener Metalle. Nach R. Suhr- 
mann. 1805. 

__ Die Phosphoreszenz im Zusammen- 
hang mit elektrischen Erscheinungen. 
Nach R. W. Pohl. 1787. 

— Über die Abhängigkeit einiger elek- 
trooptischer Konstanten von Nitro- 
benzol und Nitrotoluol vom Reinheits- 
grale. Nach F. Hehlgans. 1805. 

— Die scheinbare Änderung der Dieiek- 
trizitätskonstanten technischer lsolier- 
stoffe. Nach P. Böning. 1859. 

` Cher die Austriftsarbeit glühelek- 
{risch ausgelöster Elektronen. Nach 
W. Espe. 1804. 

— Die Aufbauzeit von Glimmentladnn- 
gen. Nach M. Steenbeck. 1804. 

— Uber Temperaturmessungen jn Queck- 


silberdampf - Entladungen. Nach E. 
Liübeke. 1804. 

— Elektrische Messungen an langen 
Liehtbogen. Nach A. v. Engel. 


1804. 
— Lichtbogen mit kleiner Stromdichte. 


Nach J. Slepian u. E. J. Haver- 
stick. 1451. 

` Untersuchungen fiber den Hg- 
Vakuumbogen. *10x0. 


zul 


Physik 

— Charakteristik des Wechselstromlicht- 
bogens großer Stromstärke in Luft. 
1009. 

— Die Temperatur des Kathodenflecks. 
Von A. Gaudenzi. Brf. 1753. 

— Unabhängigkeit der Funkenkonstante 
vom Luftdruck. Nach K. May. 1490. 

__ Gleitentladungen bei nielerem Druck. 
Nach M. Iwatake. 1859. 

— Über Lichtenbergsche Figuren. Nach 
C. E. Magnusson. 60. 

— Über neue Erscheinungen im Kon- 
densatorfelde sehr schnell schwingen- 
der Stromkreise. Von K. Heinrich. 
*1656. 

__ Über elektromagnetische Störungen. 
Nach F. Schindelhauer. 1531. 

— Quarz-Resonatoren. Nach G. W. N. 
Cobbold u. A. E. Underdown. 
1379. 

__ Eine Löschfunkenstrecke 
rotierenden Elektroden. 
Schotzky. 1308. 

— Turbulente Eigenströme der obersten 


mit rasch 
Nach K. F. 


Erdschichten. Nach Hunkel. 
1347. 

— Physik der Zelle. Nach R. Fürth. 
1805. 


— — Nach J. Gieklhorn. 1805. 

` Die thermische Ausdehnung von Tost- 
freiem Eisen. Nach P. Hidnert u. 
W.T. Sweeney. 1595. 

— Statische Hysteresis in 
lastungszyklen. Nach G. 
gan. 159%. 

Phys.-Techn. Reichsanstalt s. Prüfämter. 

Porzellan 8. Isolierstoffe, Materialkunde. 


Post s.  Fernsprech-, Funk-, Tele- 
graphenwesen, Förderanlagen. 

Preisaufgabo von K. Strecker: 
Kennzahl der Verzerrung. 1599. 


leichen Be- 
‚Keule- 


Produktionswirtschalt (s. a. jektro- 
industrie). 

` Maschine zur Herstellung von 
Trockenelementen. 1522. 

— Arbeitsschulung. 1705. 

Prüfämter. 


` Bekanntmachungen über Prüfungen 
und Beglaubigungen durch die elck- 
trischen Prüfämter. 1057. 1202. 1695. 

__ Bekanntmachungen der Prüfstelle des- 
VDE (s. a. Abt. AIV, Vereinsnach- 
richten). 1004. 1068. 1137. 1215. 
1457. 1610. 1642. 1792. 1825. 1863. 

— Bekanntmachung des Staatl. Material- 
prüfungsamtes, 1031. 

— Die Tätigkeit der Physikalisch-Tech- 
nischen Reichsanstalt im Jahre 1928.. 
1276. 


Prüfeinrichtungen (8. &. Hochspannung; 


Meßverfahren, Normen usw.). 

— Eine transportable Prüfeinriehtung 
für die Durchschlagfestigkeit von 
Transformatorenöl. Von W. R. Blu- 
mer. Brf. 1069. 

— — Von H. Wommelsdorf. Rri 
1069. 

` ` Hochleistungs - Prüffeld der AEG. 


1118. 

` ` Priftransformatoren für 2 Mill V. 
1481. 

— Windungsprobe an Spulen mit Hoch- 
frequenz. Nach J. L Rylander. 
1668. 

` ` Schienenstoß - Prüfeinrichtung. Nach 
J.Wilson. 1785. 

— Sehienenstoßprüfer. 1857. 


Pyrex. 1061. 
Quecksilberdampf-Gleichrichter s. Gleich- 
richter. 

Quellennachweis, Technisch-wissenschaft- 
licher —. 1600. 
Rationalisierung S$. Produktionswirt- 

schaft. 


XIV 


Rechtspflege 
wesen), 


— Ist Entgelt für die Benutzung von 
Straßen durch Stromleitungen sowie 
Enigelt für das ausschließliche Recht 
zur Abgabe von Elektrizität abzugs- 
fühige Betriebsausgabe? Von C. v. d. 
Busch. 1064. 


— Zur Frage des Rechts auf Licht- 
reklame. Von C. v. d. Busch. 1133. 


— Bewertung der Konzession, Abschrei- 
bungen auf Konzessionskonto. Von 
C. v. d Busch. 1133. 


— Der Betriebsvertrag hinsichtlich des 
Überlandnetzes eines Elektrizitätsver- 
bandes gilt als Pachtvertrag. Von 
C. v.d. Busch. 1381. 


— Auch Einkünfte des Elektrizitäts- 
werkes aus Installationen von Innen- 
leitungen sind körperschaftstcuer- 
pfllichtig. Von C. v. d. Busch. 1382. 

— Gewerbesteuerpfliht des Elektrizi- 
tätswerkes eines Provinzialverbandes. 
Von C. v. d. Busch. 1381. 

— Wer ist Stromabnehmer dea Elek- 
trizitätswerkes, wenn die Stromabgabe 
durch eine in Händen eines Dritten 
befindliche Blockstation erfolgt? Von 
C. v. d. Busch. 1565. 

— Über die Pflicht der Flektrizitäts- 
werke zur Lieferung von Reserve- 


(s. a. Gesetze, Patent- 


strom. Von C. v. d. Busch. 1744. 

— Die Bedeutung des Verbandes Deut- 
scher Elektrotechniker. Von F. 
Rumpf. *1003. 

Regelung (s. a. Anlasser, Heizung, 
Relais). 

— Regelung der Spannung und der 
Leistungsverteilung beim Zusammen- 


schluß von Netzen, *970. 

— — s. a. „Elektrizitätswerksbau“ (Be- 
trieb). 

— Spannungsregelung an Generatoren 
mit Hilfe von Hochvakuumröhren. 
Nach N. A. J. Voorhoeve, 1059. 


— Der Stufen-Induktionsrezler für die 
Spannungsregelung von Transforma- 
toren. Nach R. M. Field. Von 
Schait. 1126. 


— Spannungsregelung bei der Detroit 
Edison Company. Nach P. C. Hub- 
bard. 1414. 


— Spannungstabilisator System Soulier. 
Nach A. Soulier. 1630. 


— Konstanthaltung der Drehzahl von 
Maschinen für Signalzwecke. Von 
W. Dornig. *1443. Brf. 1865. 

— — Von J. Löffler. Brf. 1864. 

— — Von K. Schöler. Brf. 1861. 


Reichsanstalt s. Prüfämter. 

Reise s. Studienreise. 

Reklame s. Werbung. 

Relais (s. a. Schaltanlagen, Überstrom). 


— Relais für den Schutz von Netzkupp- 
lungsleitungen. Nach L. N. Crich- 
ton u. H. C. Graves. 1168. 


— Die neue Form der selbsttätigen 
Netzschutzrelais, Nach G. Grissin- 
ger. 1209, 


— Die neueste Entwicklung der selbst- 
tätigen Netzrelais. Nach J. S. Par- 
sons. 1239. 


Selektiver Erdschlußschutz von un- 
geerdeten Hochspannungsnetzen. Nach 
J. V. Breisky, J. R. North u. 
G. W. King. 1347. 

— Einfluß der Vorbelastung von Über- 
stromrelais beim Auftreten eines 
Fehler-(Über-)Stromes. Von G. Lesch. 
Brf. 1386. 

-—- — Von H. Schulze. Brf. 1793. 

— — Von B. Koetzold. Brf. 1386, 

1793. 


' Elektrotechnische Zeitschrift 


Relais. 

— Die Entwicklung des Kurzschluß- 
schutzes in den 110 kV - Leitungs- 
anlagen der Bayernwerk AG. Von 
A. Schmolz. *1399. 

— Neuerungen im Differentialschutz 
von Transformatoren. Von H. 
Schulze. *1191, 


— Rückleistungsrelais für den Schutz 
von Drehstromgeneratoren und Speise- 
leitungen. Nach G. E. Taylor. 
1851. 

— Relais an 132 kV-Kondensator-Durch- 
führungen. Nach H. A. P. Lang- 
staff. 1701. 

E  - - Kompensationsrelais. 
82. 

— Relais zum Absenken der Spitzenlast 
bei Kleinabnehmern. Nach W. Hol- 
mes. 1851. 

— Buchholzschutz s. „Überstroin“. 


Resonanz s. Funkwesen, Schwingungen, 
Techn. Akustik. 


Röhren (s. a. Funkwesen, Meßgeräte, 
Physik). 

— Neue Telefunken-Wechselstromröhre. 
1061. 

— Einfache Lenardröhre. Nach C. M. 
Slack. 1211. 


— Kathodenstrahlröhren a „Meßgeräte“. 
Rollgang s. Förderanlagen. 
Röntgenstralilen. 

— Dosiseinheit. 1276. 

— Spannungstabilisator System Soulier. 
Nach A. Soulier. 1630. 
— Röntgen-Einrichtungen zur 

stoffprüfung. 1703. 
—- Elektrische Ausrüstung von Röntgen- 


Werk- 


apparaten. Nach L. G. H. Sars- 
field. 1880. 

— Bekanntmachung der Normenstello 
der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. 
1884. 

Sachverständige. 

— Vereinigung polizeilich zugelassener 
technischer Sachverständiger E. V. 
1279. 


Schalltechnik s Techn. Akustik. 


Schaltanlagen (s. a. Elektrizitätswerks- 
bau, Schalter, Sicherung). 


— Freiluftstation aus Schleuderbeton. 
Von R. Burget. *1685. 

— Freiluftanlagen in Frankreich. Nach 
S. Teszner. 1872, 

— Relais an 132 kV-Kondensator-Durch- 
führungen. Nach H. A. P. Lang- 
staff. 1701. 

— Verriegelungen als Schutz in Hoch- 
spannungs - Schaltanlagen. Von H. 
Rengert. *181l. 

— Gußgekapselte Verteilungen in Ver- 
tikal- und Horizontalanordnung. Von 
K. v.d. Dunk. *1120. B. 1284. 


— Eine neue Art gußgekapselter Schalt- 


anlagen. Nach G. E. Whitehead. 
1781. 
— Anforderungen an Reihen-, Prüf- 


und Verbindungsklemmen vom Stand- 
punkt des Betriebes. Von H. Dütz- 
mann. *1285. 

— Schalttafelklemme der Firma Elumag. 
1560, 

Schalter (s.a. Hochspannung) 

— Das Problem des Abschaltvorganges. 
1009. 1074. 

— Untersuchung der Abschaltvorgänge 
in Schmelzsicherungen und Installa- 
tions-Selbstschaltern bei Kurzschlüssen 
in elektrischen  Verteilungsanlagen 
mit Querschnitten bis zu 6 mm? bzw. 
Sicherungen bis 25 A. Von C. Pau- 
lus. *1829,- *1875. 

— Forschungsergebnisse über das Schal- 
ten unter Öl. Nach J. Kopelio- 
witsch. 1815. 


1929 


Schalter. 


— Das Schalten großer Leistungen. 
Von F. Kesselring. *1005. Bespr. 
1309. Brf. 1865. 

— Über die Anzahl der zur Ermittlung 
der Abschaltleistung eines Ölschalters 
notwendigen Versuche Nach E. B. 
Wedmore, W. B. Whitney ù 
C. E. R. Bruce. 1340. 

— Beitrag zum Ölschalterproblem. Von 
C. Cippitelli u. O. Schwenk. 
*1555. 

— SSW-Preßluftschalter. 1011. 

— Der Preßluftschalter nach Ruppel. 
1077. 1114 
— Hochleistungschalter ohne Öl. 
J. Biermanns. *1073. 

Bespr. 1746. 

— Die Entwicklung im Hochleistungs- 

schalterbau (Expansionsschalter). 1448. 


— Aus der Entwicklung des Druckluft- 


Von 
#1114, 


schalters. Von K. A Wiedamann. 
“1479. 

— Geschichtliche Entwicklung der 
Hochspannungs - Schalttechnik. Lit. 
1745. 

— Deion-Schalter. 1011. 

— Der Deion-Schalter für Motoren. Nach 
B. P. Baker u. D. Ellis 1416. 

— — Von A. Cohn. Brf. 1890. 

— Oszilloeramm und Mcßwerte des 
Deion-Schalters. 1748. 

— Widerstandschalter für große Lei- 
stung. 1012. 


— Wechselstrom - Schnellschalter für 
12000 V. Nach T. W. McNairy. 
1302. 

— Ein neuer Anzapfschalter für Trans- 
formatoren. Nach R. M. Field. 
1851. 

— Ö€lschaltkasten für 


Hochspannungs- 


anlagen in rauhen Betrieben. Nach 
L. Kumlik. 1373. 
— Schub-Trennsckalter. Von L. Kum- 


lik. 1167. 


— Ausführungsarten und Anwendungs- 
gebiete des Linker-Meßschalters für 
Wechselstrommessungen. Von B. 
Duschnitz. *1228. 


Schaltvorgänge s. Hochspannung, Schal- 
ter, Überspannung, Theoret. Elektro- 
technik. 


Schiffahrt. 


— Die Funkstation des neuen Schnell- 
dampfers „Bremen“. 1127. 

— Elektrische Treidelei am Rhein- 
Rhone-Kanal. 1173. 


— Kohlenstaubfeuerung 
Nach Koch. 1596. 


— Die elektrischen Einrichtungen auf 
dem Singapore - Schwimmdock. Nach 
E.T. Williame. 1860. 

Schlagwerkzeug s. Hammer. 

Schlagwettersicherheit s. Bergban. 

Schmierung. 

— Schmiertechnische Vervollkommnun- 
gen und ihre wirtschaftliche Bedeu- 
tung. Nach E. Falz. 1421. 

Scehntzeinrichtungen s. Regelung, Relais., 
Sicherung, Überspannuug, Überstrom, 
Unfall usw. 

Schwachstromtechnik s. Fernsprech- 
Telegraphenwesen, Meßverfahren, 
gnalanlagen usw. 

Schweißen. 

— Gleich- oder Wechselstreom-Schwei B- 
bogen? Von J. C. Fritz. Brf. 1137. 

— — Von E Rosenberg. Brf.1138. 

— Neuerunzen in der Schweißtechnik. 
Nach Wuppermann, Sommers, 
Hilpert. 1131. 

— Geschweißte Stahlkonstruktionem. 
Nach E. Laßwitz. 1527. 


auf Schiffen. 


u. 
Si- 


1929 


ee 


Schweißen. 

_ Fortschritte im Bau 
pol-Querfeldmaschinen. 
senberg. *1188. 

Schwimmdock a. Schiffahrt. 

Selbstkosten 8. Flektrizitätswerksbau 
(Tarifwesen). 

Selektivschutz 8. Relais. 

Sicherung. 

_ Aufbau, Wirkungsweise 
teile der Tardo-Sicherung. 
Junck. *135T. 

_ Untersuchung der Abschaltvorgänge 
in Schmelzsicherungen und Installa- 
tions-Selbstschaltern bei Kurzschlüssen 
in elektrischen Verteilunzsanlagen mit 


von Regulier- 
Von E. Ro- 


und Vor- 
Von E. 


Querschnitten bis zu 6 mm? bzw. Siche- 
rungen bis 25 A. Von C. Paulus. 
+1829. *1875. 

— Streifensicherungen aus verzinntem 
Kupferdraht. Nach P. D. Morgan. 
1240. 

Signalanlagen. 

— Signale im Straßenbahnverkehr (New 
York). 1128. 

— Optische Halte- und Fahrtsignale. 
1275. 

_ Tas amerikanische Wechselstrom- 
Floating-Sixnalsystem. Von F.Scha- 
per. *1168. 


= zentralem 


Strecken-Zugleitung mit 

Stellwerk. 1419. 

— Unfallmelder für Automobilstraßen. 
306. 

— Tas „elektrische Auge“ bei der selbst- 
tätigen Verkehrsregelung. 1883. 

__ Konstanthaltung der Drehzahl von 
Maschinen für Sirnalzwecke Von W 
Dornig. *1443. : A 

_ _ Von J. Löffler. Brf. 1864. 

— — Von K. Scehöler. 


Silumin. 1668. 


Sitzungskalender. 1032. 1248. 1280. 
1312. 1352. 1385. 1425. 1467. 1505. 
1538. 1570. 1610. 1642. 1681. 1713. 
1752. 1792. 1825. 1863. 1889. 


Sonderheit. 


— „Elektrotechnische Neuerungen“ für 
das Frühjahrsmesseheft der ETZ. 1818. 


— Fachbericht - Sonderheft des VDE. 
1862. 1885. 

Spannungsregelung s. Regelung. 

Spannungsuchgerät. Nach O. Spieß 
1701. 

Speicher a. Flektrizitätswerksbau, Hei- 
zung, Wasserkräfte, Wärmewirtschaft. 


Stabilität von Kraftwerken u. Netzen 
8. Elektrizitätswerksbau (Betrieb). 
Stahl s. Eisen, Hüttenwesen, Leitungen, 

Materialkunde, Ofen. 

Statistik s. Bahnbau, Flektrizitätswerks- 
bau, Wasserkräfte usw. U. t. AV, 
Geschäftl. Mitteilungen. 

Staubreinigung 38. Gasreinigung. 


Steuer. 

— Abschreibungen auf Konzessions- 
konto. 1133. 

— Gewerbestenerpflicht des Elektrizi- 
tätswerkes eines Provinzialverbandes. 
Von C. v. d. Busch. 1381. 

— Auch Einkünfte des Elektrizitäts- 
werkes aus Installationen von Innen- 
leitungen sind körperschaftsteuer- 


pflichtig. Von C. v. d. Busch. 1382. 
Stick stolfindustrie 3. Elektrochemie. 
Störung s. Leitungen, Unfall. 
Straßenverkehr. 


__ Unfallmelder 
1306. 

Das „elektrische Auge“ beider selbst- 

tätigen Verkehrsregelung. 1883. 


für Automobilstraßen. 


— 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Stromabrechnung 8. Flektrizitätswerks- 
bau (Betrieb, Tarifwesen). 

Stromteiler s. Gleichrichter. 

Stromwärmeverlust S. Leitungen (AIl- 
gemeines). 

Studienreise deutscher Ingenieure durch 
Österreich. 1174. 


Tagung s. Kongresse. 

Tarif s. Flektrizitätswerksbau. 

Technische Akustik. 

— Mikrophone u. dgl. für Ferntagun- 
gen. *998. 

— Untersuchungen über Monotelephone. 
Nach R. Bauder u. A. Ebinger. 
1560. 

— Elektroakustische Übertragungsysteme 
mit besonderer Berücksichtigung der 
Telephonie auf weite Entfernungen 
und des Klangfilms. Von F. Lü- 
schen. *1693. *1728. 

an Mikropho- 

freien Schall- 

ann. 1805. 

__ Über die Vokale. Nach E. Gehrke 
u. V. Engelhardt. 1805. 

der Richtwirkung 

der Stimme. F. Trendelen- 
burg. 1805. 

— Über Klang- und Geräuschanalysen. 
Nach M. Grützmacher. 1805. 


— Interferenzen durch Kolbenmembra- 
nen von besonderer Form. Nach R 
Stenzel. 1805. 


— Anwendung der Fletscherschen Bil- 
benverständlichkeits - Methode in der 
drahtlosen Telephonie. Nach F. Eis- 
ner. 1805. 

— Unmittelbare 
durch elektrische 
Nach M. Brenzinger, F. Des- 
sauer, L. Fleischmann. 1526. 

— Zur Frage des Wirkungsgrades elek- 
trodynamischer Lautsprecher. Nach H. 
Neumann. 1805. 

— Neue Lautsprecher 1929. 1521. 


Telegraphenwesen Ca, 8. Bildtelegraphie, 
Funkwesen, Leitungen, Signalanlagen). 

— Der Springschreiber T28. Von E. 
Beier. *1043. *1160. 

— Die Stromversorgungsanlagen der 
Deutschen Reichspost. Ton Stüb- 

*1253. B. 1356. 

— -— Von Deutsche Telephon- 
werke u. KabelindustrieAdQ. 
Brf. 1714. 

__ Die zweite Tagung des Internatio- 
nalen Beratenden Ausschusses für Te- 
legraphie (CCIT) in Berlin. Von H 


Steuerung der Luft 
Schwingungen. 


Stahl. *1361. 

Telephonie 3. Fernsprechwesen, Techn. 
Akustik. 

Temperaturregler 8. Heizung, Ofen, Re- 
gelung. 

Textilbetriob 3. Maschinenantricb. 

Theoretische Flektrotechnik (9. à. Hoch- 
spannung, Isolierstoffe, Magnetismus, 
Meßverfahren, Physik). 

— KraftfiußB-Durchsetzung und Kraft- 
linien-Verkettung. Nach L. Fleisch- 


mann. 1027. 


— Elektrische Abbildung magnetischer 
Wirbelfelder. Von Müllner. 
*1321. 


— Hydrodynamische Behandlung hoch- 
frequenter elektromagnetischer uf- 
gaben. Nach M. JO Strutt. 1380. 

— Verfeinerung der W. Thomsonschen 
Kabeltheorie. Nach F. Pollaczek. 
1859. 

— Berechnung der durch die Windungs- 
isolation hervorgerufenen Vergröße- 
rung der Induktivität von eisenlosen 
T:rosselspulen. Von J. Hak. *1440. 

— Unsymmetrische Drehstromsysteme. 
Von G. Hauffe. *1446. 


XV 


Ee 


Theoretische Elektrotechnik. 


— Diagramme für die Parallelschaltun 

beliebiger Scheinwiderstände. Nach H. 
Rukop. 1450. 

— Die elektrische Leistung im allge- 
meinen . Wechselstromkreis. Von 
Weber. *1547. Brf. 1865. 

— Schwingungen mit linearem Span- 
nungsverlauf. Nach G. Frühauf. 
1211. 

— Erzwungene 
linearen Systems 
Nach B. D. H. Tellegen. 1702. 

— Über neue Erscheinungen im Kon- 
densatorfelde sehr schnell schwingen- 
der Stromkreise. Von K. Heinrich. 
*1656. 

— Berechnung der Stromwärmeverluste 
in Leitern bei wechselnder Belastung. 
Von G. Tenzer. *119. 

— Ermittlung der Kurzschlußströme in 
Netzen. Von A. Schwaiger. *1145. 

— Die Belastbarkeit von Hochstrom- 
erdungen und verwandte Erwärmungs- 
probleme. Nach W. Peters. 1023. 

— Ausbreitungswiderstand kurzzeitig 
überlasteter ZErder. Nah H. M. 
Towne. 1061. 


Tontilm s. Techn. Akustik. 


Transtormatoren u. Wandler (s.a. Dros- 
selspule, Magnetismus, Öl usw.). 


__ Über die Flußverteilung und den 
zeitlichen Verlauf der Magnetisierungs- 
ströme in drei- und fünfschenkligen 
Drehstromtransformatoren. Von 
Stein. *1194. 

__ Kurzschlußspannung und Spannungs- 
abfall in Dreiwicklungs-Transforma- 
toren, Stromverteilung in parallel ge- 
schalteten Wicklungszweigen. Von 


Schwingungen eines 
zweiter Ordnung. 


Falk. *1231. *1265. 

— Neue Formeln für die Hauptabmes- 
sungen eines Transformators, Von 
H. Bucher. *1287. 


— Parallelbetrieb von Transformatoren. 
Von A. Zel ewski t. *1197. 

— Theorie des Transformator- und Spar- 
transformator-Stromkreises. Nach A. 
Boyajian. 1372. 


— Ersatzschaltungen für Spartransfor- 
matoren und sekundär angezapfte 
Transformatoren. Nach MacLeod. 
1415. 

— Prüftransformatoren für 2 Mill V. 
1487. 

vg Hochstromtransformator für Prüf- 
zwecke. 1555. 

— Fahrbarer Grubentransformator mit 
aufgebautem Ölschalter. 1374. 


__ Der Stufen-Induktionsregler für die 
Spannungsregelung von Transforma- 
toren. Nach M. Field. Von 
Schait. 1126. 

— Frequenzabhängigkeit Verstär- 
kertransformatorcn, & K. Mat- 
thies u. G. Ganswindt. 1489. 

— Allimähliches Unterspannungseizen 
von Kabeln und Transformatoren (mit 
Hilfe eines transformatorischen Span- 
nungsreglers). 1093. 

— Windungsprobe an Spulen mit Hoch- 
frequenz. Nach J. L. Rylander. 
1668. 

` Qlühversuche zur Verbesserun von 
Transformatorenblech. Nach d v. 


bei 


Moos, W. Vertel u R. Sche- 
rer. 1741. 

— Ein neuer Anzapfschalter für Trans- 
formatoren. Nach R. Field. 
1851. 

— Lüftung von Transformatorenkam- 


mern. Von F.Sieber u. F.Heiles. 
#1623. 

— Zweckmäßiger Ölablauf für Trans- 
formatorenanlagen. 1405 


— Anfressungen VOR Transformator- 
Kühlschlangen. Nach H. Eichhorn. 
1062. 


XVI 


Transformatoren u. Wandler. 

— Geschweißte Stahlkonstruktionen. 
Nach E. Laßwitz. 1527. 

— Differentialschutz 8. „Relais“. 

— Über die Kurzschlußfestirkeit von 
Stromwandlern. Von W. F. Dun- 
ton. Brf. 1101. 

— — Von W. Reiche. Brf. 1101. 


— Ein neues Verfahren zur Bestim- 


mung der Fehlergrößen bei Meß- 
wandlern. Von J. Slavík. *1360. 


— Ein Meßverfahren zur Bestimmung 
der sekundären Streuinduktivität, der 
Windungsabweichung und des Leer- 
laufstromes von Stromwandlern. Von 
K. Gocht. *1653. 


— Einbau von Stromwandlern in Hoch- 


spannungs-Ölschalter.. Nach J. C. 
Rea. 1629. 

— Ein neuer Spannungswandler für 
Höchstspannungen. Nach A. Imhof. 
1591. 


— Zweistufen-Stromwandler. Nach W. 
K. Dickinson u. M. S. Wilson. 
1882. 

— Der Kaskadentransformator mit un- 
gleichmäßig verteilten Wicklungen als 
Spannungswandler. Naca E. Wirz 
1700. 

— Neues Diagramm zur Darstellung 
der Arbeitsweise von Stromtransfor- 
matoren. Nach W. Janvier. 1667. 

— Transportabler Phasenwandler. 1303. 

Transport s. Automobil, Bahnbau, För- 
deranlagen. 


Treidelei s. Schiffahrt. 

Triebwagen s. Lokomotiven. 
Trockenelement s. Element. 

Turbine s. Dampf-, Wasserturbinen. 


UÜberlandzentrale a Elektrizitätswerks- 


bau. 

Cherspannung (s. a. Hochspannung, 
Wanderwellen). 

— Der gegenwärtige Stand der Blitz- 
schutzfrage. Von A. Matthias. 


*1469. Bespr. 1495. 
— Überspannungs - Schutzanordnungen 
nach Ch. Ledoux. 1627. 


Überstrom (s. a. Hochspannung, Relais, 
Schalter, Sicherung). 

— Ermittlung der Kurzschlußströnie in 
Netzen. Von A. Schwaiger. *1145. 


— Verfahren zur Ermittlung ven Daner- 
kurzschluß-Stromstärken in Netzen. 
Von W. Flade. *1761. 

— Die Entwicklung des Kurzschluß- 
schutzes in den 110 kV-Leitnunesanla- 
gen der Bayernwerk AG. Von A. 
Schmolz. *1399. 

— Einfluß der Vorbelastung von Über- 
stromrelais beim Auftreten eines 
Fehler- (Über-) Stromes. Von G. 
Lesch. Brf. 1386. 

— — Von H. Schulze. 

— -- Yon B. Koetzold. 
1793. 

— Betriebserfahrungen mit Drosselspu- 
len zur Strombegrenzung bei der Ber- 
liner Städtische  Elektrizitätswerke 
AG. Von G. Levi. *1181. B. 1468. 

— Reaktanzspulen zur Strombegrenzung. 
Nach L. H. Hill. 1591. | 

— Beitrag zur Ermittlung der Belast- 
barkeit von Eisenwiderständen. 
P. Hennig. *1334. 

— Ein neuer Weg zur 
hoher Kurzschlußströme. 
Groß. Brf. 1713. 

— — Von K. Kippers. Prf. 1711. 

— Über die Kurzschlußfestiekeit von 
Stromwandlern (Berechnung der 
Stromkräfte). W. F. Dunton. 
Brf. 1101. 

— — Von W. Reiche. 


Brf. 1793. 
Brf. 1386, 


Begrenzung 


Von A. 


Von 


Brf. 1101. 


Von : 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Überstrom, 


— Neuerungen im Differentialschutz von 
Transformatoren. Von H. Schulze. 
*1191. 

— Buchholzschutz für Generatoren, Von 
H. Schwenkhagen. *1016. 

— Die Wirkung des Buchholzschutzes 
bei  Generatorenschäden. Von H. 
Schwenkhagen. *1649. 


Überwachungs-Verein s. Dampfkessel. 
Umiformer a Elektr. Maschinen. 
Unfall. 

— Unfallmelder für 
1306. 

— Worauf beruht die 
elektrischen Anlagen? 
mann. 1350. 

— Explosion einer Druckluftlokomotive. 
Nach A, Sauermann. 1380. 

— Verbesserung der Unfallziffern bei 


Automobilstraßen. 


Sicherheit der 
Nach Ull- 


der New York Edison Co. 1434, 
Unterricht (s. a. Abt. AII, Persön- 
liches). 


— Besucherzahlen der deutschen Tech- 
nischen Hochschulen. 1244. 

— Dr.-Ing.Promotionen an den dent- 
schen Technischen Hochschulen. 1789. 

— Das neue Elcktrotechnische Institut 
der Technischen Hochschule Aachen. 
Von W. Rogowski. *993, 

— Forschungs-Institut für Elektro- 
wärınetechnik in Hannover. 1818. 1885. 

— Neue Vorlesungen an der T.H. Dres- 
den. 1669. 

— Vorlesungen des Heinrich-Hertz-Insti- 
tutes für Schwingungsforschung. 1597. 

— „Haus der Technik“, Essen. 1380. 

— Vertriebs-Seminar (Berlin) im Win- 
terhalbjahr 1929/30. 1492. 

— Technologisches Gewerbe - Museum, 
Wien. 1244. 

— Jubiläum der technischen Lehranstal- 
ten in Köln. 1742. 

— Voriragsreihen des EV s. Abt. ATV, 
Vereinsnachrichten. 


Unterwerk s. Elektrizitätswerksbau. 


Vakuumtechnik s. Meßgeräte, Physik. 


Verband s. Kongresse u. Abt. A IV, Ver- 
einsnachrichten. 


Verein s. Abt. A IV, Vereinsnachrichten. 

Verkehr s. Automobil, 
Benverkehr. 

Verstärker s. Fernsprech- u. Funkwesen. 

Versuchsanstalt s. Forschungsinstitut, 
Prüfänıiter. 

Vorausbestimmung des Elektrizitätsb>- 
darfs in Starkstromanlagen. Nach 
J. M. Donaldson. 1861. 

Vorschriften s. Normen u. Abt. AIV, 
Vereinsnachrichten. 


Vorträge s. Sitzungskalender, Unterricht 
u. Abt. AIV, Vereinsnachrichten. 


Bahnbau, Stra- 


Walzwerk s. Hütitenwesen, Maschinen- 


antrieh. 

Wanderwellen (a. A. 
Überspannung). 

— Wanderwellen: Bildung, Fortpflan- 
zung und Schutz. Nach Ch.Ledoux. 
1627. 

— Elektrodenkapazität 
wellengestalt. Nach 
1817. 

Wandler s. Transformatoren. 

Warenhaus s. Lichttechnik. 


Wärmeregler s. Hrizung, 
lung. 

Wärmewirtschaft (s. a. Dampfkessel, 
Feuerungsanlagen, Elektrizitätswerks- 
bau, Energiewirtschaft). 

— Wärmewirtschaft in der 
industrie. Nach v. Laßbere. 


Hochspannung, 


und Wander- 
M. Toepler. 


Ofen, Rege- 


Zellstoff- 
1130. 


1929 


Wärmewirtschaft. 


— Transactions of the Fuel Conference, 
London 1928. Lit. 1492. 


Warmwasserspeicher s. Heizung. 


Wasserkräfte (s. a. Elektrizitätswerks- 
bau, Energiewirtschaft). 


— Allgemeines. 

— Bedeutung des Versuchswesens für 
die Ausbildung der Wasserkraftwerke. 
Von D. Thoma. 1245. 

— Berichte über Wasserkraftwirtschaft 
auf der Weltkraftkonferenz Barcelona. 
*1295, 


— Deutschland. 
— Entwicklung und Zukunft der 
bayerischen Wasserwirtschaft. Nach 


K. Dantscher. 1245. 
— Stausee und Pumpspeicheranlage 
Hengstey. Nach 8. Spetzler. 1413. 


— Ausland. 

— Woasserkraftwerk mit 
rator (Norwood). 1057. 

— Eine amerikanische Speicherbecken- 
anlage. Nach E. J. Amberg. 1166. 

— Pumpspeicheranlagen. Nach W. K. 
Freeman 1447. 

— Das Bucks-Creek-Kraftwerk. 1448. 

— Wasserkräfte Finnlands. *1757. 

— Kanadas hydroelektrische Fortschritte 
im Jahr 1928. Von G. Reglin. 
*1624. 

— Weiterer Ausbau kanadischer Was- 
serkräfte. 1631. 

— Wasserkräfte in Bulgarien. 

— Das Shannonwerk in Irland. 1629. 

— Kraftwerk Kardaun bei Bozen. 1165. 

— Projekt eines Kraftwerks am Duna- 
jec, Polen. 1029. 


Freiluftgene- 


*1695. 


— Ausmutzung der Wasserkräfte der 
Schweiz. Nach A. Harry. 129%. 


Woasserspeicher s. Heizung. 


Wasserturbinen (s. a. Wasserkräfte). 
— Turbine für 36 000kVA. 1165. 


Werbung (s. a. Elektrizitätswerksbar, 
Lichttechnik). 

— Die Notwendigkeit planmäßiger Ab- 
salzgestaltung. Von K. Engel- 
mann. *1200. 

— Zur Frage des Rechts auf Licht- 
reklame. Von C. v.d. Busch. 1133. 

— Zur Haushalt-Lichtwerbung. 1305. 
1487. 


Werkstatt (s. a. Materialkunde). 

— Elektromagnetische Schlagwerkzeuge, 
insbesondere für Wechselstrom. Von 
P. Schiemann. *1037. Bespr. 
1065, 1886. 

— Handhabung schwerer Schmicdestücke 
unter dem Hammer. 1785. 

— Elektrische Ausrüstung einer großen 


Drehbank der ` Schief - Defries AG. 
1740. 

Werkstoff s. Materialkunde. 

Wicklung s. Elektr. Maschinen usw., 
Prifeinrichtungen. 

Widerstand (s. a. Anlasser, Meßver- 
fahren). 


— Beitrag zur Ermittlung der Belast- 
barkeit von Eisenwiderständen. Von 
P. Hennig. *1334. 

— Glasierte Widerstände. 1528, 

— Hochohmige Widerstände für niedere 
und hohe Spannungen. Nach F. Krü - 
ger. 1804, 

— Kupferpanzerstahl 
stände. 1585. 

— Der Widerstand von Kupfer. 
A. Broido. 1703. 


Wirbelstrom s. Elektr. Maschinen, Trans- 
formatoren usw, 

Wirtschaftspolitik (s. a. Elektroindustrie 
u. Abt. AV, Geschäftl. Mitteilungen). 

— Deutschlands «elektrotechnischerAußen- 
handel. Von G. Becker. *1149. 

— Österreichs Elektroindustrie im Jahre 
1928, Von E. Honigmann. *1660. 


für Metallwider- 


Naclr 


i| 1989 


Wirtschaftspolitik. 
— Die internationale Elektroindustrie 
in Zahlen. 

#1733. 


Zeitschrift s. Abt. A II, Literatur. 
Zugbeeinllussung s. Bahnbau. 


ll. Persönliches. 


Auszeichnungen. 1032. 1068. 


1137. 
1818. 

Horhschulnachrichten. 
1610. 1825. 


-m geg 


1425. 


m 


Arendt, O. 1425. 


Becker, G. 1753. 
Blau, F. t. 1863. 
Bredow, H. 1101. 
Blendel, A. 121%. 
Busch, H. 1825. 


Debye, P. 1793. 
Deutsch, F. +. 1635. 


Eberle, Ch. t. 1506. 


Goebel t, H. 1349. 1492. 
' Görges, H. 1385. 
Geu-chalk, H. 1068. 


Greiner, M. 1281. 


Hefner-Alteneck t, F. v. 1451 


Jungeblut, N. 1101. 
Kahle, K. Un 

Kitler, E. t. 1695. 
Kohlrausch, W. 

Kratochwil, R. t. 
Kruckow, A. 1176. 
Kubierschky t. 1635. 


Leithäuser, G. 1422. 
Löffler, S. +. 1681. 
Ludin, A. 1137. 
Lüschen, F. 1176. 
Mamroth, P. 1425 
Mey, K. 1825. 
Müller, A. t. 


E. 


1425. 


1636. 
Neuhold, 1215. 


1425. 
1425. 


Ohnesorze. 
Gllendorff, F. 
Otto, R. 1506. 
Overmann, F. ft. 1425. 1538 
1753. 

1052. 


Fr. 
1. 


Praedel, 
Prandıl, 


1507. 
1742. 

1281, 

1642. 


Rachel, A. 
Reuleanx, F. t 
KEoenthal, Ph. 

Rückle, G. t. 


&%alinger, H. 1125. 
Schlüpmann, H. 
Seifert, R. ` 
Semenza. G. t. 
Staudinger, H. 
“transs, L. 


1385. 
1176. 


Thomass, W. t. 
Tonnemacher, H. 


H. t. 


Weber, C. L. 1312. 
— +, 1467. 1506. 
Wel-bach, Auer v. t. 
Wernicke, R. 1137. 
Wolf. G. 1538. 
Wolf, P. 1312. 


Zelewski., A. v. t. 


Usener, 1032, 


1637. 
1215. 


1681. 


Von A. Fried.ich. 


Zähler s. Elektrizitätszähler, Prüfämter. 


1101. 
1176. 1215. 1281. 1312. 1793. 


1507. 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Il. Literatur. 


Eingegangene Doktordissertationen. 1035. 


1103, 1179. 1387. 1507. 1539. 
1643. 1795. 1892. 

Neue Zeitschriften. 

— Elektrische Arbeit. 1507. 


— Mitt. a. d. Arbeitsbereich d. Metali- 
gesellsch. AG. 1507. 

— Revista Argentina de Derecho Mun. 
y Admin. 1387. 

— Russisch-deutsche Nachr. Wis- 
sensch, u. Technik. 1283, 

— Technik u. Wirtschaft d. Gemeinde- 


aus 


u. Staatsbetriebe. 1507. 
Bücherbesprechungen. 


AEF. Verhandl. d. Ausschusses f. Ein- 
heiten u. Formelgrößen in den Jahren 
1907 bis 1927.  Herausg. von J. 
Wallot. Von W. Baner. 1282. 

AEG. Techn. Jahresbericht 1928. Von 
A. Schwaiger. 1354. 

BBC-Mitteilungen, Bd. 16, H. 1: Rück- 
blick. Von A. Schwaiger. 1355. 

Discussion of the National Electrical 
Safety Code. Herausg. vom Bureau of 
Standards, Washington. Von C. L. 
Weber. 1571. 

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1794. 

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v. d. Heinrich Koppers AG., Essen. 
Von Heller. 1427. 

Heinrich Büssing u. sein Werk. Herausg. 
v. d. Automobilwerken H. Büssing AG. 
Von W. A. Th. Müller-Neuhans. 1891. 


„Hütte“. Des Ing. Taschenbuch. Her- 
ausg. v. Akad. Verein Hütte. Pd. 3, 
25. Aufl. Von W. Kraska. 1867. 


Jahrbuch d. Hafenbautechn. Gesellschaft 


Bd. 10, 1927. Von W. Kraska. 1103. 

25 Jahre AEG-Dampfturbinen. Herausg. 
v. d. Allgem, Elektrieitäts-Ges. Von 
W. Kraska. 1139. 

Konstruktionaelemente d. feinmech. 
Technik. Herausg. v. Verein „Fach- 
schule f. feinmech. Technik“. Von 
Knierhahn. 1283, 


Elektrotechnik. Vorträge 
Automobilindustrie 


Kraftwagen u. 
d Reichsverb. d. 


E. V., Berlin, Nov. 1928 Von U. 
Thieme. 1249. 
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mens-Schuckertwerke AG. Von A. 
Hamm. 1715. 
Meyers Lexikon. 7. Aufl. Bd. Von 


W. Kraska. 1251. 
Millenets Patent-Tabelle. 

feld I. 1801. 
Richtlinien f. d. Einkauf u. 
Sehmiermitteln.  Anfgestellt u. 


Von H. Herz- 
d. Prüfung 


von 
herausg. v., Verein dt. Eisenhütten- 
leute u. d. Di. Verb. f. d. Material- 
priif. d. Technik. 5. Aufl. Von G. 
Duffing. 1283. 

Siemens-Jahrbuch 1929. Von A. Schwai- 
ger. 1351. 

Techn. Hilfsbuch. Herausg, v. d. Schu- 
eharit & Schitte AG., 7. Aufl Von 
Witt. 1314. 

Three-Phase, Fonur-Wire and Two-Phase, 


Five-Wire Metering. Herausg. von der 


National Eleetrie Light Assoc., New 
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Verzeichnis bereehn. Funktionentafeln. 
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tik a. d. Univers. Berlin. Von F. Ol- 
lendorff. 1794. 


XVII 


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E.Rabinowitsch. Von A. Becker. 
1426. 
Adams, E. D., Niagara Power. Bd. 1 
u. 2. Von G. Dehne 1538. 
Ardenne, M. v., Moderne Empfangs- 
schaltungen. Von O. Hammerer. 1035. 
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F. Moench. 1314. 
— Streifzüge durch die Empfangstech- 


nik. Von W. Burstyn. 1611. 
Arnold, A. G, s. H. E. Eisen- 
menger. 


Auerbach, F., s. R. Abeg 

— u. W. Hort, "Handbuch d. Phvaikii, 
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Von V. Blaeß. 1714 

— — Bd. 6, Lief. 22 Von A. Pröll. 
1070. 

— — Bd. 7, Lief. 2. Von Bothe. 1610. 


Becker, 


Berliner, 
in element. 
1070. 


W., s. L. de Broglie. 


A. Lehrbuch d. Physik 
Darstellung. Von L. Hopf. 


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Kessner, O. Mader u. A. Nä- 
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70. Geburtstage. Von F. Moench. 
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Bieberbach, L, 
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u. 2 Von Fender. 1315. 

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Dates, H. B., 8. E. F. Cady. 

Dietsche, Fr., Innenantenne n. Rah- 
menantenne. 2. Aufl. Von E. 
Lübcke. 1034, 

Ehlers, C, Schmiermittel u. ihre 
richtige Verwendung. Von G. Duf- 


fing. 1138. 
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tarife d. Elektrizitätswerke. Autor. 
dt. Bearb. v. A. G. Arnold. Von 
H. Nissel. 1507. 
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dungslehre. Von H Samuel. 


Valenz- u. Bin- 
1892. 


Föülmer, M, s. O. Richter. 


Foerster, E, Johow-Foerster, Hilfs- 
buch f. d. Schiffbau. 5. Aufl. Von 


W. Fuhrmann. 1251. 
Foerster, M., Taschenbuch f. Ban- 
ingenieure. 5. Aufl. Von E.C. Zehme. 


1755. 
Forstmann, A. 
Die Elektronenröhre, 

1218. 

— u. H. Reppisch, 
quenzverstärker. Von 
1353, 

Fuchs, a., Die 
2. Aufl. Von A. Kom. 


u. E. Schramm, 
Von E. Liübeke. 


Der Nielerfre- 
Paterimann. 


Bildtelegraphie. 
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P. Schimpke. 1539. 

Geiger, H., u. K. Scheel, Hand- 
buch d. Physik. Bd. 3, redig. v. H. 
Thirrig. Von G. Prange. 1177. 

— — Bd. 6, redig. v. R. Grammel. 
Von G. Duffing. 1178, 

— — Bd. 18, redig. v. H. Konen. 
Von P. P. Ewald. 1139. 

Generlich, F, u H Martens, 
Der Fahrstuhlführer. 4. Aufl. Von 


B. Thierbach. 1354. 
Gensel, C, Wirtschaftlich Kon- 
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Göpper, H., Bau u. Einrichtung 
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Goetsch, H. W., Taschenbuch für 
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Graetz, L., Die Elektrizität u. ihre 
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— Handbuch d. Elektrizität u. d. Magne- 
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Textilwirtschaft. 


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F. Schnaubert. 1313. 

Doerner, K. Grundz. d. Starkstrom- 
technik. 2. Aufl. Von A. Fraenckel. 
1034. 

Hort, W., s. F. Auerbach. 

Hund, A. Hochfrequenzmeßtechnik. 
2. Aufl. Von E. Lübcke. 1793. 


Isendahl, W., u. C. W. Kollatz, 
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Sprachen. 3. Aufl. Von G. H. Wink- 
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geräte, Anlasser u. Regler. Bd. 1. Von 
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Moser, M., Der Kesselbaustoff. 3. Aufl. 
Von Ebel. 1794. 

Müller, H. R., Befördertechnik. Von 
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Müller, O. M., Gewindeschneiden. 
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teure. 4. Aufl. Von E Lübeke. 1070. 
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Niethammer, F. Elektrizität 
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Quigley, H., Die Kraftquellen der 
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1099 
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Sternberg, L., Preußische Wasser- 
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C. v. d. Busch. 1571. 

Strecker, K., Hilfsbuch f d. Elektro- 
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niens. Von Mannheim. 1103. 


Elektrotechnische Zeitschrift 


IV. Vereinsnachrichten. 


Verband 
Deutscher Elektrotechniker. 


Kommissionen, 
(E vor der Seitenzahl bedeutet „Entwurf“, 


Kommission für Bahnwosen. 

— Regeln f. d. Bewert. u. Prüf. von 
elektr. Maschinen u. Transform. auf 
Bahnfahrzeugen. 1602. 

— Normblätter: El. Balınen, Freileitun- 
gen: Auge u. Gabel. Nietbolzen. 
Spannschlösser. E. 1383. 

— Normblätter: Bremskupplung. E. 1711. 

— Betr. Neufassung der Regeln f. elektr. 
Bahnen. 1863. 


Kommission für Benennun- 
gen. 

— Zusammenstellung d. PBegriffserklä- 
rungen in den VDE-Arheiten. 1424. 

— Stoffeinteillung d. Elektrotechnik. 
1602, 

Kommission für Drähte u 
Kabel. 

— Vorschr. f. Kupferleitungen. E. 1504. 

Kommission f. Errichtungs- 
u. Betriebsvorschriften. 

— Vorschr. nebst Ausführungsregeln f. 
d. Errichtung von Starkstromanl. mit 
Betriebspannungen unter 1000 YV 
(Nachtrag). 1612. 

— Vorschr. nebst Ausführungsregeln f. 
d. Errichtung v. Starkstromanl. mit 
Betriebspannungen von 1000 V u 
darüber (Nachtrag). E.1748. 

— — Sonderdruck. 1863. 


Kommission für Freileitun- 
gen. 

— Vorschr. f. Starkstrom-Freileitungen 
(Nachtrag). E. 1821. 

— Normbliätter: Stützen-, Kappen-, Voll- 
kernisolatoren u. Isolatorstützen f. 
Starkstrom - Freileitungen. E 1452. 
1792. 

Kommission für Handgeräte. 

— Aufhebung d. Vorschr. f. elektr. Spiel- 
zeug, f. elektr. Gas- u. Feneranziünder 
u. f. elektr. Fanggeräte. 1885. 

Kommission für Hochfre- 
quenztechnik. 

— Normblatt: Röhrensockel und Lehren 
für Sockel und Fassung. F. 1215. 

— — Rınlfınk: Betätirungsrichtung d. 
Bedienungsteile E. 1352. 

Kommission für Hochspan- 
nungschaltgeräte, 

— Nachtrag z. d. Erlänt. d. Normblätter 
„Innenraumisolatoren‘“. 1792, 


Kommission für Installa- 
tionsmaterial, 

— Leitsätze f. zweipol. Steckvorrichtun- 
gen m, Schutzkontakt (Wohnungsteck- 
vorricht. 250 V 10A) f. Erdung, Nul- 
lung u. Schutzschaltung. E. 1030, 

— Regeln u. Normen f. d. Zubehör zu 
kabelähnlichen Leitungen. E. 1247. 

— Normblatt: IS - Stöpsel - Schalter. 
E. 1067. 

— — Stopfbuchsverschraubungen.E.1248, 

Kommission für Koch- u. 
Heizgeräüte, 

— Änderung d. Vorsehr. f. elektr. Heiz- 
geräte u, Heizeinrichtungen. E. 1004. 

— Vorschr. f. elektr. beheiztes Spiel- 
zeug. E. 1246. 1751. 

-— Sonderbestimm. f. Heizgeräte f. Haar- 
behandlung. E. 1247. 1751. 

— Vorschr. f. Heizgeräte f. feuerg-fähr- 
dete Rüume. E. 1885. 

— XNormblätter: Heißwasserspeicher u. 
Badeöfen, E. 1098. 


XIX 


Kommission für Maschinen u. 
Transformatoren. 

— Regeln f. d. Liefer. u. Prüf. von Dy- 
namoblechen. E. 1453. 

— Regeln f. d. Bezeichnung von Klem- 
men bei Maschinen nebst Anlass. u. 
Reglern sowie bei Transform E. 1497. 

— Bemerkungen zu den „Regeln f. d. 
Bezeichn. v. Klemmen bei Masch. 
nebst Anlass. u Reglern sowie bei 
Transform.“ des VDE. Von O. Ham- 
merer. *1475. 

— Ergänzende Erläut. zu d Normblät- 
tern: Bandagendrähte aus Bronze u. 
Flußstahl. 1384. 

— Normblatt: Elektr. Maschinen, Maß- 
bezeichnungen. E. 1568. 

— — Elektr. Maschinen, Formen. 
E. 1600, 

Unterkommission für Meß- 
wandler. 

— Bekanntmach. betr. Regeln f. d. Be- 
wert. u. Prüf. von Meßwandlern. 
1004. 

Ausschüsse, 

Ausschuß für Blitzableiter- 
bau. 

— Normblätter: Dachleitungstützen, 
Schelleisen. E. 1633. 


Normblätter. 


Neu erschienene DIN VDE- 
Normblätter. 1067. 1215. 1600. 

Entwürfe von DIN VDE- 
Normblättern. 

— IS-Stöpsel-Schalter. 1067. 

— Heißwasserspeicher, Badeöfen. 1098. 

— Rundfunkgerät: Röhrensockel und 
Lehren. 1215. 

— Stopfbuchsverschraubungen. 1248. 

— Betätigungsrichtung d. Bedienungs- 
teile am Rundfunkgerät. 1352. 

— El. Bahnen, Freileitungen: Auge u. 
re Nietbolzen, Spannschlösser. 


— Stiitzenisolatoren, Reihe HD, HW, 
VHD, VHW. 1453. 1792. 

— Kappenisolatoren, Reihe K. 1455. 
1792. 

— Vollkernisolatoren, Reihe MK. 1458. 
1792 

— Isolatorstülzen, gebogen u. gerade, 
1459, 1792. 

— EI. Maschinen: Maßbezeichnungen. 
1568. 

— — Formen. 1600. 

— Blitzableiter: Dachleitungstützen, 
Schclleisen. 1633. 

— El. Bahnen: Bremskupplung. 1711. 


Prüfstelle des VDE. 


Unberechtigte Verwendung des VDE- 
Zeichens. 1032. 1068. 1137. 1457. 
1610. 1792. 1825. 

Erloschene Genehmigungen. 1032, 1215. 
1457. 

Bekanntmachung, betr. Zusammenstel- 
lung der erteilten Genehmigungen, 
Firmenkennfäden usw. 1004. 1068. 
1642, 

Bekanntmachung, betr. Installations- 
Selbstschalter. 1863. 


Verschiedenes, 


Die Bedeutung des Verbandes Deutscher 
Elektrotechniker. Von F. Rumpf. 
*1003. 

Die neuesten Vorschriften des VDE. 
*1107. 

Neue VDE-Bestimmungen. 1136. 

XXXIV. Jahresversammlung des Ver- 
bandes Deutscher Elektrotechniker in 
Aachen. Von E. C. Zehme. *1105. 

Bericht über die XXXIV. Jahresver- 
sammlung des VDE am Ro 9. Juli 
1929 im Städt. Konzerthaus zu 
Aachen. 1602. 1633. 1674. 


XX 


Übersicht über die Beschlüsse der 
XXXIV. Jahresversammlung in Aachen 


1929. 1134. 

Rundfunkübertragung der Ansprachen 
der Jahresversammlung. 1004. 

Bild des Vorstandes während der 
Aachener Tagung. 1382. 


VDE-Mitgliedsbeitrag. 1541. 1599. 
30jähriges Bestenen des Elcktrotechni- 


schen Vereins Mannheim-Ludwigs- 
hafen. 1630. 
Internationale Elektrotechnische Kom- 


mission (IEC), London 1929. *13066. 

Bekanntmachungen. 

-— Pilichten, Rechte und Gebühren tech- 
nischer Sachverständiger vor Gericht. 
1246. 

— Neu erschienene VDE-Sonderdrucke. 
1424. 1600. 1792. 1863. 

-— VDE - Fachbericht - Sonderheft 
1821. 1862. 1885. 

— Mitteilungsheft des Forschungsinsti- 
tutes für Elektrowärmetechnik. 1885. 

— Ermäßigung für den Bezugspreis des 
Technischen Literaturkalenders. 1067. 

— Technisc'-wissenschaftlicher Quellen- 
nachweis. 1600. 

— Preisaufgabe von 
1599. 

— Vorträge von S. J. Davies. 


1929. 


K. Strecker. 
1885. 


Elektrotechnischer Verein. 


Bekanntmachung, betr. Jubiläums-Fest- 
schrift des EV. 1424. 1458 

Bekanntmachung, betr. Erscheinen des 
2. Bandes der „Geschichtlichen Einzel- 
darstellungen aus der Elektrotechnik“. 
1745. 1791. 

Jahresbeitrag. 1565. 1598. 1670. 1706. 
1745. 1885. 

Feier anläßl. des 50jährigen Bestehens 
des EV. 1791. 1820. 
Lesesaal für technische 
und Bücher. 1494. 


Zeitschriften 


Einladungen. 


Festsitzung. 1706. 

Außerordentliche Sitzungen. 1535. 1745. 

Ordentliche Sitzungen. 1383. 1670. 1820. 

Fachsitzungen. 1352. 1566. 1599. 1633. 
1706. 1791. 


Fest der Technik. 1494. 1566. 1599. 


Sitzungsberichte. 
23. X. 1928. 1099. 


13. XII. 1928. 1309. 

8. I. 1929. 1460. 

29. I. 1929. 1495. 

12. II. 1929. 1065. 1886. 

24. IX. 1929. 1671. 

22. X. 1929. 1707. 
Vorträge. 


Vortragsreihe „Funktionentheorie‘“. 1458. 
1494. 1535. 1566. 

Vortragsreihe „Relais- und Schutzsch.ul- 
tungen“, 1460. 

Adolph, J.. Amerikanische Elektrizi- 
tätswirtschaft. *1429. Bespr. 1460. 
Ardenne, M. v, Der aperiodische 
Verstärker in der Meßtechnik. *1617. 
Biermanns, J. Hochleistungschal- 
ter ohne Öl. *1073. *1114. Bespr. 

1746. 

Faßbender, H., Versuche mit ultra- 
kurzen Wellen im Flugzeugverkehr. 
*1389. 


"Finckh , Die Glühlampe und ihre Fr- 
finder. Das Jubiläumsjahr 1929, 
"1708. 


Hahn, W., Drahtloses Gegensprechen. 
*1019. 


Elektrotechnische Zeitschrift 


Hahnemann, W., Die Bedeutung 
der ultrakurzen Wellen für die elek- 
trische Nachrichtentechnik, insbeson- 
dere die der Wellenlängen von 1 m 
abwärts. *1392. 

Hochhäusler, P., Ein- und Aus- 
führung von Platten und Filmen am 
Kathodenoszillographen ohne Störung 
des Hochvakuuıns. Bespr. 1175. 

Issendorff, J. v., Neuere Unter- 
suchungen über das betriebsmäßige 
Verhalten von Quecksilberdampf- 
Gleichrichtern. *1079. Bespr. 1099. 

Keinath, G., Die Entwicklung der 
elektrischen Fernmessung. *1509. 
Bespr. 1536. 

Kesselring, F., Das Schalten großer 


Leistungen. *1005. Bespr. 1309. Brf. 
1865. 

Kohl, K., Ungedämpfte elektrische 
ultrakurze Wellen. *1389. 

Levi, G., Betriebserfahrungen mit 
Drosselspulen zur Strombegrenzung 


bei der Berliner Städtische Elektrizi- 
tätswerke AG. *1181. 

Lüschen, F., Elektroakustische Über- 
tragungsysieme mit besonderer Be- 
rücksichtigung der Telephonie auf 
weite Entfernungen und des Klang- 
films. *1693. *1728. 

Matthias, A, Der 
Stand der DBlitzschutzfrage. 
Bespr. 1495. 

Schiemann, P., Elektromagnetische 
Schlagwerkzeuge, insbesondere für 
Wechselstrom. *1037. Bespr. 1065, 1886. 

Stübler, Die Stromversorgungsanla- 
gen der Deutschen Reichspost. *1253. 


gegenwärtige 
*1469. 


Fremde Vereine und Verbände. 
(8. a. Abt. AI, Kongresse u. Sitzungs- 


kalender.) 
Brennkrafttechn. Gesellschaft. 1596. 
Dampfkessel - Überwach.-Verein. 1278. 
1349. 
Dt. Beleuchtungstechn. Gesellsch. 1645. 
1853. 
Dt. Gesellach. f. Metallkunde. 1532. 


Dt. Inst. f. technische Arbeitsschulung. 
1705. 

Dt. Wasserwirtsch.- u. 
band. 1245. 

Internat. Elektrotechn. 
Abt. A I, Kongresse. 

Reichsverb. d. dt. El.-Inst.-Qew. 

Verein Berat. Ing. 1492. 

Verein dt. Ingenieure. 1129. 1492. 1630. 


Wasserkr.-Ver- 
Kommission s8. 


1244. 


Verein Dt. Maschinenbau-Anst. 1630. 
Vereinig. d. El.-Werke. 1665. 
Vereinig. poliz. zugel. techn. Sachver- 


1279. 


V. Geschäftliche Mitteilungen. 


AEG-General Electric Co. 1179. 

— Das ncue Abkommen der Allgemeinen 
Elektricitäts-Gesellschaft mit der Ge- 
neral Electric Co. 1220. 

— Die Gründe für das Abkommen der 
AEG mit der General Electric Co. 1355. 

American & Foreign Power Co., Wach- 
sende Bedeutung der —. . 

Arbeitsgemeinschaft der Bau- und Elek- 


ständiger. 


trizitätsverbände im rheinisch-west- 
fälischen Jndustriegebiet, Eine —. 
1104. 


— Technische Arbeits remeinschaft 
deutschen Kabelindustrie. 1036. 

Außenhandel (auch Marktverhältnisse, 
Handelsabkonmmen). 

— Belgien. 1508. 

— Die Versorgung Britisch-Indiens mit 
elektrotechnischen Erzeugnissen. 1036. 


der 


1929 


Außenhandel. 


— Deutschland 1929 (V) 1071. (VI) 1179. 
(VH) 1355. (VIII) 1539. (IX) 1683. 
(X) 1827. 

— Deutschland (Der elektrotechnische 
Spezialhandel im 1. Halbjahr 1929), 
1388, 

— England 1929 (V) 1036. (VT) 1140. 
(VII; VIII) 1468. (IX) 1612. (X) 1868. 

— Frankreich 1929 (1. Vierteljahr) 1316, 
(1.Halbjahr) 1756. 

— Italien. 1428. 

— Kanada. 1868. 

— Schweden. 1716. 

— Ungarn. 1892. 

— NR. Amerika 1929 (IV) 1140. (V; VI) 
1572; (VII) 1644. (VIII) 1756. (VIII; 
IX) 1868. 


BrownBoveri & Cie. AG., Baden (Schweiz). 
1252. 


Elektroaktiengesellschaften, Die Bilanzen 
der deutschen — vom 31. XII. 1928. 
1612. 


Elektrofinanz, Neue Transaktionen der 


internationalen —. 1796. 
Elektrogroßhandel, Der deutsche —. 
1508. 


Elcktroholdinggesellschalt, Eine neue — 
in Brüssel. 1036. 

Elektroindustrie. 

— Diedeutsche Elektroindustrieim 2.Vier- 
teljahr 1929. 1140; im 3. Vierteljahr 
1929. 1539. 

— Kanadas Elektroproduktion i. J. 1928. 
1644. 

— Arbeitnehmer in der nordamerikani- 
schen Elektrizitätsindustrie. 1140. 
— Aus der russischen Elektroindustrie. 

1756. 

— Zur Lage der schweizerischen Elek- 
trizitätsindustrie. 1220. 

Elektro-Installationsmaterialien, ZurLage 
der Industrie von —. 1388. 

Elektroporzellan, Deutsches — auf dem 
Weltmarkt. 1316. 


Frachtermäßigung für die Elektroindu- 
strie. 1104. 


General Electrie Co., Beteiligung der — 
an der Osram G.m.b.H. 1036. 1071. 

Geschäftswelt, Aus der —. 1036. 1071. 
1428. 1572. 1644. 1756. 1827. 1868. 
1892. 


Kabelindustrie, Technische Arbeitsgemein- 


schaft der deutschen —, 1036. 
Kohle. 1428. 
Kupferverbrauch, Der — in der nord- 


amerikanischen Elektrizitätsindustrie. 
1316. 

— Maßnahmen zur Verringerung des — 

n der russischen Elektroindustrie. 
6. 


Leuchtmittelindustrie, Aus der —. 1428. 


Maschinenfabrik Oerlikon. 1683. 

Metallpreise (2. Vierteljahr 1929) 1104. 
(3. Vierteljahr 1929) 1644. 

— Metallwirtschaft, Die N.-E.— im Jahr 
1928. 1468. 


Osram-General Electrice Co. 1036. 1071. 


Österreichische Elektrizitätsgesellschaf- 
ten, Ergebnisse —. 1284. 
Platin. 1316. 


Schwachstromindustrie, Zusammenschluß 
in der deutschen —. 1572, 
1388. 


Vorgänge im Ausland. 1572. 


| mm mm mme ge 


B. Namenverzeichnis. 


Die Verfasser von Büchern sind nicht in diesem Verzeichnis, sondern unter Abteilung A III des Sachverzeichnisses aufgeführt. 
Persönliche Nachrichten siehe unter Abteilung A IL 


Zeisehenerklärung: * = größerer Aufsatz. — Brf. = Brief an die Schriftleitung. — Lit. = Buchbesprechung. — B. = Berichtigung. 
Bespr. = Besprechung. — Die Zeichen *, Brf., Lit, B. und Bespr. stehen vor der Seitenzahl. 


Die Umlaute A, A ü und ae, oe, ue sind wie die einfachen Laute a, o, u behandelt; Worte mit Umlauten sind den gleichartigen Worten mit 


Adolph, J., Amerikanische Elektrizi- 
tätswirtschaft. *1429. Bespr. 1460. 
Albers-Schönberg, E, u M. 

Bichowsky, Über die Einwir- 


kung von Chromnickel-Heizdrähten 
anf keramische 2 Wicklungsträzcr. 
*1837. 


Albrecht, C., Die Elektrizitätswirt- 
schaft der Schweiz im Jahre 1927. 
1280. 

— Die Ergebnisse der Kraftmaschinen- 
statistik der gewerblichen Betriebs- 
zählung 1925. *1849. 

Alftan, A, Das Kraftwerk Imatra. 
#1757. 

Allen, A. E., Ein neues Lichtinstitut. 
1560. 

Alvensleben, K. (Rezens), G. de 
Nervilleu. A. Hardy, Protection 
contre les effets nuisibles de J’elec- 
trieite, 1102. 

Alterthum, H., Über die neuesten 
Fortschritte auf dem Gebiet der Wolf- 
ramilrahtlampen. *#1723. 

— Die Verdampfungsgeschwindigkeit von 
Wolfram in Gegenwart von Salz- 
dämpfen. 1531. 

Amberg, E. J., Eine amerikanische 
Speicherbeckenanlage. 1166. 

Ammon, G. v., Verbesserung der Wirt- 
schaftlichkeit von Elektrizit.itswerken 
durch Akkumulierung. Nach W. B in s- 
wanger. 1335. 

Ardenne, M. v, Der aperiolische 
Verstärker in der Meßtechnik. *1617. 

Arndt, K. Herstellung und Verwen- 
dung von Leichtmetallen. *1332, 

— (Rezens.), W. Guertler, Metallo- 
graphie. 1219. 

— (Rezens.), H. Krause, 
technik. 1249. 

— (Rezens), W. Pfanhanser, Die 
elektrolyt. Metallniederschläge. 1794. 

— (Rezens.), H. Loewen, Einführ. 
in die Chemie. 1827. 

Arndt, W., Neue Grundzüge der Be- 
leuchtungstechnik. 1646. 

Arnold, A. G., Die Fortschritte und 
die Zukunft der Stromabnahme des 
Kleinverbrauchers. Nach D. J. Bol- 


Galvano- 


ton. 135l. 
Aubert, Die Umstellung der nor- 
wegischen Stickstoffindustrie. 1279. 


Baader, A. Bestimmung der Alte- 
rungsneigung von lsolier- und Dampf- 
turbinenölen. 1422. 

Bach, H, Neue Anwendungen des 
Lichtes in der Heilkunde. Brf. 1890. 

Bacon, D. L., Dieselmaschinen für 
Bahnbetrieb. 1209. 

Badham, Neunphasen-Einankerumfor- 
mer. 1415. 

Baker, B. P, u. D. Ellis, 


; Der 
Deion-Schalter für Motoren. 1416. 


einfachen Lauten nachgestellt. 


Bardin, J, u. R. Birckel, Eine 
neue elektrische Bahnlinie in Spanien. 
1173. 


Baerwald, H. G., Messungen am 
riickgekoppelten  Widerstandsverztär- 
ker. Kompensierter Verstärker mit 
gerader Frequenzkurve. 1786. 

Basselt, P. R, R. W. Cost, E. A. 
Leinroth u. H.C. Ritchie, Der 
augenbliekliche Stand der Flurbeleuch- 
tung in den V.S. Amerika. 1171. 

Bauder, R, u. A. Ebinger, Unter- 
suchungen iiber Monotelephone. 1560. 

Bauer, W. (Rezens.), F. Kohl- 
rausch, Lehrb. d. prakt. Physik. 
1251. 

— (Rezens.), J. Wallot, AEF. Ver- 
handl. d. Aussch. f. Einh. u. Formelsgr. 
1907 bis 1927. 1282. 

Bayle, J, n. Darrieus, Die phy- 
sikalischen Rechnungen und ihre Ein- 
heiten. 1308. 

Bechdoldt, H., Eichung der Kugel- 
funkenstrecken. *1394. Brf. 1826. 
Becker, 11700 PSe-Dieselmaschinen 

im Umspannwerk Henningsdorf. 1596. 

Becker, A. (Rezens.), Abegg- 
Auerbach-Koppel, Handbuch 
d. anorgan. Chemie. 1426. 

Becker, G., Deutschlands elektrotech- 
nischer Außenhandel. *1149. 

Becker, R. (Rezens.), L. Page, In- 
troduction to theoretical Physics. 1891. 

Beckmann, C., Die Verwendung der 
SA-Telephontechnik für die Steuerung 
von Elektropostanlagen. *1765, 

Beckmann, E. (Rezens.), K. 
Strecker, Hilfsbuch f. d. Elektro- 


technik. 1101. 

— (Rezens.), W. Skirl, Elektr. Mes- 
sungen. 1386. 

Beetz, W., Ersatzschaltung fiir die 


gleichseitige Eichung von Drehstrom- 
zählern mit zwei Meßwerken. *1835. 
Beier, E. Der Springschreiber T 28. 
*1043. *1160. 
Bergmann, L., Kurze ungedämpfte 
elektrische Wellen. 1859. 
Bergmann, S. R., Gleichstrom-Hoch- 
spannungsmäschine. 1107. 
Bertelsmann, W. Das 
tungsglas für Gaslicht. 1645. 
Bichowsky, M, s E Albers- 
Schönberg. 


Beleuch- 


Biermanns, J., Hochleistungschal- 
ter ohne Öl. *1073. *lll4. Bespr. 
1746, 

Binswanger, W, s. @ v. Am- 
mon. 


Birnbaum, W., Muffen und Endver- 
schlüsse für  Hochspannungskabhel. 
*1869, 

Birckel, R, s. J. Bardin. 

Blaeß, V. (Rezens.), F. Auerbach 
u. W. Hort, Handbuch d. physik., u. 
techn. Mechanik. 1714. 


Bleibtreu, Vorgang der Ver- 
brennung von Kohle. 1304. 
Bloch, L., Kennzeichnung licht- 


streuender Gläser. 1645. 

— Kennzeichnung der Raumbeleuchtung. 
1646. 

— u. E. Friederich, Straßenbeleuch- 
tung mit Niedervoltlampen in Reihen- 
schaltung. *1585. 

Blumer, W. R., Eine transportable 
Prüfeinrichtung für die Durchschlag- 
festigkeit von Transformatorenöl. Brf. 
1069. 

Bolton, D. J, s A. G. Arnold. 

Böning, P., Die scheinbare Ande- 
rung der Dielektrizitätskonstanten 
technischer Isolierstoffe. 1859. 

Bonn, N. E. Der verbesserte Kurven- 
zeichner nach Rosa. 1738. 

Börresen, J. E, Die Entwicklung 
der dänischen Elektrizitätswirtschaft 
in den letzten Jahren. *1123, 

Bothe (Rezens.), F. Auerbach u. 
W. Hort, Handb. d. physikal. u. 
techn. Mechanik. 1610. 

Bouffart, Betrieb und Überwachung 
von Dampfkesseln. 1668. 

Boyajian, A., Theorie des Transfor- 
mator- und Spartransformator-Strom- 
kreises. 1372, 

Brandes, R., Notbeleuchtung der För- 
dermaschinenräume. 1025. 

Brandl, J., Flektroisolierende Feuer- 
löschmittel. *1806. 

Breisky, J. V, J. R. North u. 
G. W. King, Selektiver Erdschluß- 
schutz von ungeerdeten Hoch- 
spannungsnetzen. 1317. 

Brenzel, W., Selbsttätige benzin-lek- 
trische Lichtanlage. 1342. 

Bronzinger,M,u. F. Dessauer, 
Unmittelbare Steuerung der Tat 
durch elektrische Schwingungen. 1526. 

Broido, A. Der Widerstand von 
Kupfer. 1703, 

Bruce,CE.R,s EB. Wedmore. 

Brückman, H. W. L., Untersuchun- 


gen über dielektrische Verluste bei 
Dauerbeanspruchung und verschiede- 
nen Temperaturen. *1873. 


Brüser, A. Zur Theorie des Drei- 
phasen-Doppelkäfigmotors mit beliebi- 
gen Leiterzahlen der Wicklungen. 
1093. 

Bucher, H., Neue Formeln für die 


Hauptabmessungen eines Transfor- 
mators. *1287, 

Buchholz, H, s H. Schwenk- 
hagen. 

Büre, M., Scheitelspanzungsmessung. 
1273. 


Bültemann, A. Untersuchungen 
über Kitte und Vergußmassen unter 
besonderer Berücksichtigung der Ver- 
hältnisse in der Elektrotechnik. Nach 
W. Nagel u. J. Grüß. 1349 


XXI 


Bunet, M., Induktive Erhitzung. 1702. 
Buol, H. v., Normenstelle der Deut- 


schen Röntgen-Gesellschaft. 1884. 
Burget, R, Freilufistation aus 
Schleuderbeton. *1685. 


Burr, W. H., s. J. H. McElhin- 
ney. 

Burstyn, W., Aus der Großen Deut- 
schen Funkausstellung. *1519. 

— (Rezens.), M. v. Ardenne, Streif- 
züge durch die Empfangstechnik. 1611. 

Busch, C. v. d, Ist Entgelt für die 
Benuizung von Straßen durch Strom- 
leitungen sowie Entgelt für das aus- 
schließliche Recht zur Abgabe von 
Elektrizität abzugsfähige Betriebsaus- 
gabe? 1064. 

— Zur Frage des Rechts auf Licht- 
reklame. 1133, 

— Bewertung der Konzession, Abschrei- 
bungen auf Konzessionskonto. 1133. 

— Der Betriebsvertrag hinsichtlich des 
Überlandnetzes eines Elektrizitätsver- 
bandes gilt als Pachtvertrag. 1381. 

— Gewerbesteuerpflicht” des Elektrizi- 
tätswerzes eines Provinzialverbandes. 
1381. 

— Auch Einkünfte des Elektrizitä’s- 
werkes aus Installationen von Innen- 
leitungen sind körperschaftssteuer- 
pflichtig. 1382, 

— Wer ist Stromabnehmer des Elektrizi- 
tätswerkes, wenn die Stromabgabe 
durch eine in Händen eines Dritten 
befindliche Blockstation erfolgt? 1565. 

— Über die Pflicht der Elektrizitäts- 
werke zur Lieferung von Reserve- 
strom. 1744. 

— (Rezens.), L. Sternberg, Preuß. 
Wasserbenutzungsrechte. 1571. 

— (Rezens.), W. Weck, Handb. f. Be- 
tricbsräte in Gemeinde- u. Staatsbe- 
trieben. 1827. 

Bütow, W., Berechnung langer Wech- 
selstromleitungen auf Spannungsabfall 
*1515. 

Buttler, K. (Rezens.), O. Sattel- 
berg, Wörterbuch d. elektr. Nach- 
richtentechnik. 1643. 


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— Gegenseitirkeit ` für Warenzeichen- 
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Ze Ausübungszwang in Kanada. 1820, 
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beti. 


Elektrotechnische Zeitschrift 


N 


Der deuische Kurzwellen- 


1667. 
Die 


emm. X. 
Rundfunksender. 


Sequenz, H. 


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Stromwendunes- 


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| Sachsenwerk Licht- und Kraft-A.-G., Nied 
Samsonwerk G. m. b. H., Berlin SW68 d 8 
| Schenk, Carl, Darmstadt . . . . . wl . 
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Schmidt, Conrad Wm., G. m.b. H., Düsseldorf 
Schoeller & Co. G. m. b. H., F rankfurt a. M.-Süd 
Schoeller & Hoesch, Gernsbach i. Bad. . 4 
Schorchwerke A.-G., Rheydt | 
| Schortmann, Gustav, & Sohn, Leipzig. war. 
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Schwarzfärber & Co., Mike Den Haie 
 Seeberger, Othmar, Zürich WS 
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Siebert, G., G. m. b. H., Hanau . x 
Siemens A lalske A.-G., Berlin- RT 
Siemens-Schuckertwerke A.-G., Berlin-Siemenssti 
Söding, LC & Halbach, Hagen i. W. .. 
Sprecher & Schuh G. m.b. H., Berlin S14 . 
Springer, Julius, Verlagsbuchhandlung, Berlin Wi 
Steatit-Magnesia A.-G. Berlin-Pankow . . . 
Süddeutsche Isolatorenwerke G.m.b.H., Freibu 
Süddeutsdie Kabelwerke, Mannheim . 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W9 


50. Jahrgang 


Berlin, 4. Juli 1929 


Heft 27 


Stadt auf Vorposten. 


Von Dr. Rombach, Oberbürgermeister der Stadt Aachen. 


Der Verband Deutscher Elektrotechniker tagt in diesem 
Jahr in der Stadt Karls des Großen, dort also, wo einst 
das Herz des ersten germanischen Kaiserreiches schlug, an 
einer der ältesten Stätten deutscher Kultur, der in unserer 
Zeit die Aufgabe erwuchs, auf äußerstem Vorposten Grenz- 
wacht im Westen zu halten. 

Karl, der schwert- 
frohe Frankenköniz, 
dem Papst Leo III. im 
Jahre 800 in der Peters- 
kirche zu Rom die Im- 
peratorkrone aufs Haupt 
setzte, wählte Aachen, 
den Ort der heißen Quel- 
len, zu seinem liebsten 


Aufenthalt. Von hier 
aus regierte er das 
fränkische Weltreich, 


von hier aus zog er zu 
Jagd und Krieg: hier- 
her berief er die gelehr- 
testen Männer seiner 
Zeit: hier errichtete er 
den stolzen Hallenbau 
der Hofburg, auf deren 
Grundmauern sich das 
jetzige Rathaus erhebt, 
und die prächtige Pfalz- 
kapelle, die heute den 
Mittelbau des reliquien- 
reichen Marienmünsters 
hildet. In dieser Pfalz- 
kapelle fand der Taten- 
reiche seine letzte Ruhe- 
statt. Noch steht in ihr 
der schlichte Marmor- 
stuhl,auf dem der mäch- 
(ge Mann dem Gottes- 
dienste beizuwohnen 
pflegte, und der in der 
Folgezeit 32 deutschen 
Königen als Thronsitz 
bei ihrer Krönung diente; 
denn in Aachen, am 
Crabe Karis des Gro- 
ben, mußte gekrönt sein, 
wer in Deutschland als 
der wahre Herrscher 
zelten wollte. 

In die Zeiten Karls 
zurück verlegt die Le- 
«ende auch die Ent- 
stehung der ältesten 
Aachener Industrie, der Tuchherstellung, die sich schon 
im frühen Mittelalter des besten Rufes erfreute und — im 

erein mit der später aufgeblühten Messing-, Kupfer- 
ud Nadelindustrie — den Grundstock zu Aachens welt- 
wirtschaftlicher Bedeutung legte. Gehören die Beziehun- 
zen Karls zum Aachener Webergewerbe wohl der Sage 
àn, so sind seine hohen Verdienste um die Ausgestaltung 
ds Badelebens unbestreitbar weschichtlicher Art. Zwar 
nt er nicht der erste Entdecker der warmen Quellen — 
5 on die Römer haben hier reich ausgestattete Badehallen 
Ba) —,.aber er setzte doch an die Stelle bröckelnder 
unen eine neue große Thermalschwimmhalle, in der er 
mit seinen Söhnen und den Edlien des Landes zu baden 


Das Rathaus zu Aachen. 


pflegte. Mit Gewißheit darf man annchmen, daß diese 
Vorliebe Karls für die Aachener Bäder nicht wenig zu 
deren Ruhm beigetragen hat. Aus allen deutschen Gauen, 
ja, aus aller Ilerren Länder kamen, namentlich seit Aus- 
gang des Mittelalters, die Kranken nach Aachen, um hier 
Linderung und Heilung zu finden, kamen aber auch die 
Vertreter der „Welt, in 
der man sich nicht lang- 
weilt", angezogen von 
den Lockungen der 
Spielbank, und versuch- 
ten ihr Heil in Glücks- 
spielen jeder Art. Aachen, 
einst das „Rom dies- 
seits der Alpen”, ward 
zum Monte Carlo der 
Feudalzeit, und bis tief 
in das 19. Jahrhundert 
hinein schnarrte der 
Bankhalter hier sein: 
„Messieurs, faites votre 
ieu!” 

Das Verbot des 
Glücksspiels traf Aachen 
schwer. Der Fremden- 
zustrom ebbte ab. Das 
Badeleben drohte zu 
verkümmern. Kurz vor 
dem Weltkrieg ent- 
schloß sich die Stadt- 
verwaltung zu einer 
gründlichen Erneuc- 
rung und weitgreifen- 
den Ausgestaltung ihrer 
Kuranlagen. Mitten im 
Tosen des Völkerkamp- 
fes wurde das in der 
Stille des alten schönen 
Stadtgartens gelegene 
Neue Kurhaus fertig- 
gestellt. Durch eine ge- 
riumige Wandelhalle 
mit ihm verbunden, er- 
standen das Palasthotel 
„Der Quellenhof” und 
das Kurmittelhaus — 
alles Baulichkeiten vor- 
nehmen Stils, die we- 
nige ihresgleichen in 
deutschen Landen haben 
dürften. Auch die alten 
Badehotels wurden durch- 
greifender Erneuerung 
unterzogen. Leider machte der unglückliche Ausgang des 
Krieges die Hoffnungen zunichte, die Aachen für das 
Wiederaufblühen seines Kurwesens gcehegt hatte, wie er 
ja für das ganze Wirtschaftsleben der Grenzstadt 
schlimmste Notzeit heraufführte. 

Die „Einverleibung” des urdeutschen Kreises Eupen 
durch Belgien entriß der Stadt wertvollstes Hinterland und 
störte organisch gewachsene wirtschaftliche Beziehungen 
auf das empfindlichste. Viele Betriebe — in den letzten 
vier Jahren allein 69 — fielen der wachsenden Not zum 
Opfer. Die großen Werksanlagen der Eisenhütte „Rothe 
Erde“, wo früher 4...5000 Arbeiter lohnende Beschäfti- 
gung fanden, sind stillgelegt und dem Abbruch verfallen. 


968 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 . 


4. Juli 1929 


Seit Jahren hat der Aachener Bezirk die Höchstzahl an 
Erwerbslosen zu verzeichnen. Die Zeiten der Sanktionen, 
des Ruhrkampfes, des Separatistentreibens wirkten sich 
wirtschaftlich geradezu verheerend aus. Die verhängnis- 
vollste Hemmung wirtschaftlicher Wiederbelebung er- 
wuchs dem Gebiet indes aus der vollkommenen Verschie- 
bung der Verkehrslage. Die jetzige Frachtkostenberech- 


Das Kurhaus in Aachen. 


‘nung der Eisenbahn bringt große Nachteile namentlich für 
die Schwerindustrie. Die Mehrinanspruchnahme des Aache- 
ner Gebiets an Frachtkosten betrug im Jahre 1928 gegen- 
über 1913 mindestens 40 Mill M. Die Gefahr, daß die 
Aachener Wirtschaft infolgedessen aus jedem Wettbewerb 
ausscheiden muß, wächst von Tag zu Tag. Als einziges 


sich bald auch politisch und kulturell übel auswirken. 
Aachens Lebenswille ist ungebrochen. Mit zäher Tat- 
kraft hat es die Werbung für seine Heilquellen wieder 
aufgenommen und darf mit den bereits erzielten Erfolgen 
zufrieden sein. Wird ihm die Hilfe von Staat und Reich, 


auf die es Anspruch hat, nicht versagt, so darf man sicher 
sein, 


daß die Arbeits- und Unternehmungsfreudigkeit 
seiner Bewohner auch der großen Bedräng- 
nisse Herr werden wird, unter denen es jetzt 
noch zu leiden hat. 

Wirtschaftlicher Niedergang des Gemein- 
wesens müßte sich auf die Dauer auch auf das 
Leben der Technischen Hochschule übertragen, 
die Aachen seit nunmehr fast 60 Jahren in sei- 
nen Mauern beherbergt, und deren kulturelle 
Bedeutung weit über die Grenzen der nur fach- 
wissenschaftlichen Durchbildung des techni- 
schen Nachwuchses hinausgreift. Mit einer 
Verkümmerung oder gar dem Absterben des 
Hochschullebens wäre dem gesamten geistigen 
und wirtschaftlichen Leben der Stadt ein 
Schlag versetzt, dessen Schwere der Bürger 
vorahnend zu fühlen vermag, und gegen den 
er sich deshalb schon im voraus schärfstens 
zur Wehr setzt, — das bewies vor kurzem 
noch der einmütige Einspruch aller Kreise ge- 
gen die drohende und immer noch nicht ganz 
beseitigte Gefahr der Unterhöhlung unserer 
HNochschulbelange durch den Ausbau der Uni- 
versität Münster nach der ingenieurwissen- 
schaftlichen Seite hin. Der Aachener Bürger 
fühlt und weiß, daß die Technische Hochschule 
für die Stadt auf Vorposten einen Wall deut- 
scher Wissenschaft und deutschen Wesens be- 
deutet. Für sie, wie für das Bad und die In- 
dustrie, gilt die Forderung, die einmal aus be- 
rufenem Munde erhoben wurde: „Das Aache- 
ner Gebiet ist ein großer Schützengraben für 
das Deutschtum. Man muß verlangen, daß unter Aufbietung 
aller Kräfte und unter Opfern, die über den allgemeinen 
Rahmen hinausgehen und die das deutsche Volk tragen 
muß, die Not in diesem Grenzbezirk gelindert und es ihm 
ermöglicht wird, im Wirtschaftskampf zu bestehen, damit 
die früher blühenden und infolgedessen kulturell auch 


Die Technische Hochschule Aachen 


wirklich durchgreifendes Mittel zur Abwehr dieser Gefahr 
erscheint weitesten Kreisen der Wirtschaft die Schaffung 
eines Wasserweres zum Rhein (Aachen—Rhein-Kanal). 
Sicher ist, daß Wege gefunden werden müssen, auf denen 
das Aachener Gebiet zu verkehrspolitischer Gleichberechti- 
gung mit der übrigen deutschen Wirtschaft gelangen kann. 
Eine wirtschaftliche Versackung der Grenzlande würde 


hochstehenden (Gebiete nicht zurückgedrängt werden.“ — 
Tagungen, wie die des Verbandes Deutscher Elektrotech- 
niker, darf man wohl als Zeichen deuten und würdigen, 
daß die dieser Forderung zugrunde liegende Erkenntnis 
Gemeingut des deutschen Volkes zu werden beginnt. 
Dankbaren Herzens begrüßen wir den Verband darum mit 
einem kräftigen: 


Willkommen in Aachen! 


4. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


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Der Weltfernsprechverkehr*. 
Entwicklung und Bedeutung für Wirtschaft und Kultur. 


Von P. Craemer, Bückeburg. 


Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Sie 
hier in Aachen, zugleich aber auch im Haag, in Wien 
und in Budapest versammelt sind, um mit uns zusammen 
den Tag der Elektrotechnik zu begehen: 


Es ist ein eigenes Gefühl für den Redner, vor seinem 
geistigen Auge die Wände dieses Saales fallen zu sehen 
und über weite Entfernungen hinweg zu Fachgenossen 
sprechen zu dürfen, die nicht nur zuhören, wie bei Rund- 
funkdarbietungen, sondern auch an unseren Beratungen 
tätigen Anteil nehmen können; gleichsam als ob wir 
alle in einem einzigen großen Saal versammelt wären, 
dessen unermeßliche Tribüne die Rundfunkhörer Deutsch- 
lands, ja Europas, bilden, denen meine Worte, durch das 
vor mir stehende Mikrophon ebenfalls vermittelt wer- 
den. Nichts würde uns hindern, deu Kreis der Ver- 
sammlungsteilnehmer mit den bekannten technischen Mit- 
teln auch auf die anderen Kontinente zu erweitern und 
die Rundfunkempfänger der ganzen Welt in den Hörer- 
kreis einzubeziehen. 


Noch vor wenigen Jahren hätte man jeden als einen 
Utopisten belächelt der sich erkühnt hätte, solche Mög- 
lichkeiten ernsthaft zu erörtern. 


Kann es einen augenfälligeren Beweis geben für die 
erstaunlichen Fortschritte des Fernsprechwesens in der 
Zeit nach dem Weltkriege? 


Diesen Erfolgen — so darf man ohne Überhebung 
sagen — ist in der Gegenwart auf keinem Gebiet techni- 
schen Schaffens Gleichwertiges an die Seite zu stellen. 
Sie geben uns Anlaß, rückwärts und vorwärts einen Blick 
auf die Entwicklung zu werfen, um uns über die Be- 
deutung dieser Errungenschaften für Wirtschaft und 
Kultur klar zu werden. 


Der Krieg ist der Vater aller Dinge, sagt ein Philo- 
soph des Altertums, und mit Recht. So schr wir alle, 
wir Deutsche zumal, unter dem Weltkrieg gelitten haben 
und unter seinen Folgen noch leiden, jeder Techniker 
weiß, welche Fortschritte wir ihm auf allen Gebieten 
zu verdanken haben, Fortschritte, die nun dem fried- 
lichen Schaffen zugute kommen. Die Nachrichtentechnik, 
insbesondere die Fernsprechtechnik, steht dabei mit an 
erster Stelle. 


Um die Entwicklung des Fernsprechwesens zu ver- 
stehen, 'ist es notwendig, zunächst einen kurzen Blick 
auf die Wandlungen zu werfen, die sich auf dem Gebiet 
des Schnellnachrichtenverkehrs überhaupt in jüngster 
Zeit vollzogen haben oder in naher Zukunft zu erwarten 
sind. Diese Wandlungen nötigen uns, die alten über- 
kommenen Begriffe über die Bedeutung der einzelnen 
Mittel des Schnellverkehrs zu überprüfen, damit wir 
beurteilen können, welche Aufgabe die verschiedenen 
Formen des Schnellverkelhrs zu erfüllen haben. 


Die größte Umwälzung hat der Funk herbeigeführt. 
Nicht dadurch, daß er die Drähte entbehrlich macht, son- 
dern dadurch, daß er den Verkehr mit beweglichen Sta- 
tionen ermöglicht und eine besondere Art von Nachrich- 
ten, „die Streunachrichten”, an viele Empfänger gleich- 
zeitig geschaffen hat, die ' früher als Einzelnachrichten 
über den Drahttelegraphen liefen. Derartige Streunach- 
richten sind heute durch den Funk so gang und gäbe 
seworden, daß ohne sie beispielsweise ein Zeitungsnach- 
richtendienst gar nicht mehr denkbar wäre. Dabei ist 
die Art des Übermittelns, ob durch telesraphische Zei- 
chen oder durch das gesprochene Wort, nicht sowohl cine 
Frage der Technik als der Organisation und der Wirt- 
schaftlichkeit. Wer hätte früher Nachrichten an alle, 
d. h. an jeden auf dem weiten Erdenrund, der hören will, 
für möglich gehalten? Das augent: ällieste Beispiel dieser 
Umwälzung ist der Rundfunk, dessen Bedeutung, wenn 
man einen Vergleich sucht, am besten noch mit der Ein- 
führung der Buchdruckerkunst in Parallele zu stellen 
ist. Der Funk greift an vielen Stellen in die bisherige 
Domäne des Drahttelegraphen und Dralitfernsprechers ein. 


® Vortrag der XXXIV. Jahresversammlung des Verbandes Deut- 


scher Elektrotechniker in Aachen. 


In enger Verbindung mit dem Funk steht die Bildtelegra- 
phie, mit deren Hilfe Bilder und Dokumente aller Art in 
Sekundenschnelle in zeircuer Wiedergabe des Originals 
übermittelt werden. 


Die letzte oder, vorsichtiger ausgedrückt, die nächste 
Etappe des stofflosen Weit- und Weltverkehrs wird das 
Fernsehen sein, ein Traum aller Zeiten, für dessen Ver- 
wirklichung die technischen Mittel bereits zur Verfü- 
gung stehen. Ks bedarf nur noch des glücklichen Griffs 
eines Erfinders, um aus der Menge der Möglichkeiten 
die geeignetste herauszufinden, und der zähen Arbeit der 
Techniker, um einen Gegenstand des allgemeinen Ge- 
brauchs daraus zu machen. Kein Zweifel, daß das ge- 
lingen wird. Doch das Feld ist weit, und es werden wohl 
Jahre vergehen, che sich die Wirkungen des Fernsehens 
im Weltnachrichtenverkehr fühlbar machen werden. 


Schnell- 
den Kreis dieser Be- 


Aber nicht nur die stofflosen Mittel des 
nachrichtenverkehrs gehören in 
trachtungen. 


Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß ein erdgebun- 
dener Kraftwagen als Einzelgefährt mehrere hundert Kilo- 
meter Stundengeschwindigkeit erreicht und daß ein Flug- 
zeug in wenigen Stunden von Berlin nach Wien gelangt, 
so ist der Bereich, in dem noch mit Nutzen vom Telegra- 
phen Gebrauch gemacht werden kann, schon wesentlich ein- 
geschränkt. Wenn es aber var möglich sein wird, mit 
der Rakete bei einer Anfangsgeschwindigkeit von 4000 m/s 
mit zwei Zentnern Nutzlast in 1% h den atlantischen Ozean 
zu überqueren, so werden die transatlantischen Kabel- 
gesellschaften sich nach anderen Aufgaben umsehen müs- 
sen. Dann wird es viel einfacher sein, Nachrichten in stoff- 
licher Form, also als Schnellbrief, über weite Entfernungen 
zu schleudern, als Buchstaben und Bilder in Ätherschwin- 
gungen mit oder ohne Draht umzuwandeln und aus solchen 
am Empfangsort wieder zu entwickeln. 


Die noten Mittel lassen aber auch neue Bedürfnisse 
entstehen und beleben den Verkehr als Ganzes in einer 
Weise, daß dadurch die unvermeidlichen Verluste mehr 
als wettgemacht werden. Nur bedarf es selbstverständ- 
lich aufmerksamer Beobachtung, damit die nötigen Um- 
stellungen rechtzeitig erfolgen und überalterte Einrich- 
tungen aufgegeben werden. 


Betrachtungen 


Das Ergebnis dieser ist, daß der 
Schnellnachrichtenverkehr, je nach dem Stande der 


Technik auf den verschiedenen Gebieten, nicht mehr aus- 
schließlich an die elektrische Übermittlung gebunden 
ist, sondern sich in Zukunft mit großem Erfolg auch 
stofflicher Mittel wird bedienen können. Denn: die Ra- 
ketengeschwindigkeit von 4000 m/s ist zwar viel geringer 
als die 300 000 km/s des elektrischen Funkens in der glei- 
chen Zeiteinheit, aber trotzdem ausreichend für viele 
Zwecke, wenn man bedenkt, daß mit dem stofflichen Mittel 
gleichzeitig große Mengen befördert werden können, die 
an der elektrischen Welle nur nacheinander zum Ziel ge- 
angen. 


Dies alles bezieht sich auf den Schnellverkehr, so- 
weit er die Aufgabe hat, eine wie immer geformte 'Ein- 
zelnachricht als Telegramm, als Bild, als Fernspruch, 
als Schnellbrief so schleunig wie möglich dem bestimm- 
ten Kimpfänger zuzuführen. 


Ganz anders der Fernsprecher im Gegenseitigkeits- 
verkehr. 


Sein Wesen berulit darauf, daß er getrennt von ein- 
ander wohnende Menschen auf die Reichweite des ge- 
sprochenen Wortes zueinander bringt und einen un- 
mittelbaren persönlichen Gedankenaustausch ermöglicht. 
In dieser Eigenschaft kann er durch keins der anderen 
Schnellnachrichtenmittel ersetzt werden, solange die 
Laute der menschlichen Sprache das unersetzliche Aus- 
drucksmittel unserer Gedanken und Gefühle sind. Dieser 
unmittelbaren sinnlichen Wirkung ist es zuzuschreiben, 
daß der Fernsprecher allen anderen Formen des Nach- 
richtenverkehrs überlegen ist, daß er von den eben er- 
örterten Wandlungen unberührt bleibt und daß in ihm, 


980 


nachdem es der Technik gelungen ist, auch die weitesten 
Entfernungen zu überbrücken, unbegrenzte Entwicklungs- 
möglichkeiten gegeben sind. 

Vor gut 50 Jahren trat der Fernsprecher auf den 
Plan. Angestaunt als ein Wunder, konnte er doch an- 
fänglich nur langsam Boden gewinnen. Es mutet uns 
eirentümlich an, daß es Ende der siebziger Jahre des 
vorigen Jahrhunderts Schwierigkeiten machte, in Berlin 
die Einrichtung eines Örtsfernsprechnetzes mit noch 
nicht hundert 'Feilnehmern zustande zu bringen. Das 
wurde bald anders. Die Zahl der Netze wuchs mit zu- 
nchmender Schnelligkeit, und die Anschlußdichte in jedem 
Netz nahm in immer mehr steigendem Maße zu. Heute 
beträgt die Gesamtzahl der Fernsprechstellen auf der 
bewohnten Erde schätzungsweise 33 Mill: davon ent- 
fallen auf die Vereinigten Staaten von Amerika allein 
20 Mill bei 153 Spreechstellen auf 1000 Einwohner. Dem- 
gegenüber beträgt die Anzahl der Fernsprechstellen in 
Deutschland rd. 3 Mill bei .42 auf 1000 Einwohner. 
Europa zusammengefaßt weist rd. 9 Mill Spreehstellen 
auf, was einer Zahl von 16 auf 1000 Einwohner entspricht. 
Die Vereinigten Staaten verfügen über mehr als 60% der 
Fernsprechanschlüsse der ganzen Welt. Der Anteil Euro- 
pas beträst 27,5%. Asiens Anteil beläuft sich auf nur 
3,2%, derjenige Ozeaniens auf 2,1% und derjenige Afrikas 
gar nur auf 0,6 %. 

Diese über alle Kulturländer der Erde iu größerer 
oder geringerer Dichte verteilten Einzelstellen sind im 
Weltfernsprechnetz zu einer stets arbeitsbereiten Ver- 
kehrsmaschine verbunden, die jeder Angeschlossene nach 
Belieben für sich in Betrieb setzen kann. Dieses Netz 
ist zwar ein technisches Gebilde, aber es folget den Ce- 
setzen organischen Wachstums. Das heißt: jede neue 
Befruchtung an irgendeiner Stelle kommt dem Ganzen 
zugute und jede Verkümmerune eines Teiles macht sich 
im übrigen Organismus bemerkbar. 


Lassen wir die Hauptabschnitte der Entwicklung in 
einem kurzen Überblick an uns vorüberziehen. Nachdem 
im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts durch die 
Pupinsche Erfindung die Herstellung von Fernsprech- 
kabeln für den Weitverkehr möglich und wirtschaftlich 
geworden war, und nachdem während des Weltkrieges 
durch die Einführung der Verstärkerröhre als eines 
idealen Fernsprechrelais die Entfernungsschranken ge- 
fallen waren, setzte der Fortschritt mit unwidersteh- 
licher Kraft ein. Zuerst in der neuen Welt, die von 
den unmittelbaren Schreceknissen des Krieges unberührt 
blieb und deshalb schneller als wir in Europa den neuen 
technischen Erkenntnissen folgen konnte Das Jahr 1915 
brachte die Eröffnung der fast 5000 km langen Überland- 
linie von New York nach San Franzisko. In rascher 
Zeitfolge wurden die Vereinigten Staaten mit cinem 
dichten Netz von Fernkabeln und oberirdischen Verstär- 
kerleitungen überzogen. Heute ist das ganze weite Ge- 
biet der Amerikanischen Union dem JFernsprechverkehr 
erschlossen und der Fernsprecher im Orts-, Nah- und 
Fernverkehr bei der ganzen Bevölkerung ein Werkzeug 
des täglichen Gebrauchs geworden. 

Diese Ausbreitung machte aber an den Grenzen der 
Vereinigten Staaten nicht halt. Bald wurde auch Ca- 
nada in den Verkehr mit einbezogen, ebenso Cuba und 
neuerdings auch Mexiko, so daß jetzt ganz Nordamerika 
ein geschlossenes Fernsprechnetz mit wunbeschränktenm 
Verkehr zwischen allen seinen Teilen bildet, soweit os 
sich nicht um ganz abseits vom Verkehr gelegene Gebiete 
handelt. 

Die Entwicklung in Südamerika vollzieht sich er- 
klärlicherweise in einem viel lanzssameren Schrittmaß. 
Das Verkehrsbedürfnis beschränkt sich vorläufir in 
der Hauptsache auf die Küstenstriehe mit den Hafen- 
plätzen. Die Anzahl der Fernsprechanschlüsse auf der 
süldamerikanisechen Kontinentshälfte beträgt gegenwärtig 
noch nicht ganz eine halbe Million. Sie ist aber mit der 
fortschreitenden kulturellen Entwicklung der einzelnen 
Länder in stetem Steigen begriffen und wird in erhöhtem 
Maße zunehmen, wenn die jünzst anzebahnte Fingrliede- 
rung Südamerikas in das Weltnetz erst wirksam gewor- 
den sein wird: darauf werde ich im weiteren Verlauf 
meiner Ausführungen noch zurückkommen. 

Das zweite große zusammenhängende Fernsprech- 
massiv der Erde ist das europäische. Noch während des 
Weltkrieges setzte auch hier der Fortschritt ein. Die 
Heere auf beiden Fronten schufen sich Fernsprechver- 
hbindunzen über Entfernungen von Tausenden von Kilo- 
metern, um die weit voneinander einzesetzten Truppen 
zusammenhalten zu können. Nach dem Weltkriere galt 
es, die heruntergewirtschafteten Fernsprechanlagen der 
einzelnen Länder wieder aufzubauen oder, richtiger, wie- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


4. Juli 1929 


der erstehen zu lassen in denjenigen Formen, die der 
neuen technischen Entwicklung angepaßt waren. Mit 
dem Blick auf die Vereinigten Staaten bemühte man sich 
in Europa so schnell wie möglich das nachzuholen, was 
während des Krieges notzedrungen hatte versäumt wer- 


den müssen. In England und auf dem europäischen 
Festland begann ein planmäßizer Ausbau der Fern- 


sprechnetze für den Weitverkehr. In den dicht bevölker- 
ten und wirtschaftlich entwickelten Ländern wurden die 
unzulänezlichen Freileitungen durch vieladerize und auf- 
nahmefähire Fernkabelanlaren mit Verstärkereinrich- 
tungen ersetzt und bei allen Planungen und Bauausfüh- 
rungen von vornherein auf den Zusammenschluß der 
Länder zu einem alleuropäischen Fernsprechnetz Rück- 
sicht genommen. 

An dieser Stelle dürfen die Verdienste nicht uner- 
wähnt bleiben, die der unter der Abkürzung CC] be- 
kannte Internationale Ausschuß für den Fernsprechweit- 
verkehr, dessen diesjährige Taxunz gerade vor einem 
Monat in Berlin stattfand, sich um den europäischen 
Fernsprechverkehr erworben hat. 

In der neuen Welt war die Lösung der Aufgabe — 
auch abgesehen von der Unberührtheit durch den Welt- 
krieg — vergleichsweise einfach. Ein weites Gebiet 
urter einheitlicher Verwaltung, ein großer Stab von 
Technikern, unbegrenzte Geldmittel, hochentwickelte 
Versuchsanstalten und Werkstätten — alles Umstände, 
die, nachdem einmal die grundlegenden Erfindungen ge- 
macht waren, die Ausführung wesentlich erleichterten. 
Auch die an die Vereinigten Staaten angrenzenden Län- 
der ließen sich bei den bestehenden engen wirtschaft- 
lichen und sonstigen Zusammenhängen ohne Schwierig- 


keit an das Staatennetz anschließen. Ganz anders in 
Europa. Viele einzelne Staaten mit selbständigen Nach- 


richtennetzen in einem sehr voneinander abweichenden 
Entwicklungesstand. Zwar in einzelnen Ländern eine 
hochentwickelte Technik, die den Vergleich mit der 
amerikanischen nicht zu scheuen brauchte und auch nicht 
gescheut hat. Aber Mangel an Einheitlichkeit auch auf 
diesem Gebiet, gegenseitiges Mißtrauen zwischen den 
Völkern als Kriegsrückstand und vor allem Mangel an 
Geld, um die notwendigen Versuchsanstalten und Fabri- 
kationsstätten zu schaffen und die Pläne durchzuführen. 
Es ist nicht zu verwunderu, daß damals von amerikani- 
scher Seite der Gedanke nauftauchte. den gesamten inter- 
nationalen Fernsprechverkehr in Europa in der Hand 
einer übernationalen Gesellschaft zusammenzufassen. 
Der Plan fand bei den europäischen Fernsprechverwal- 
tungen, die ja überwiegend staatlich sind, keinen An- 
klang, weil kein Land geneigt war, seine Selbständig- 
keit auf diesem Gebiet aufzugeben, und weil die euro- 
päischen Fachleute sich nicht vorstellen konnten, wie es 
möglich sein sollte, eine Trennung zwischen dem inner- 
staatlichen und dem zwischenstaatlichen Fernsprechver- 
kehr eines Landes herbeizuführen. Das von den Befür- 
wortern der überstaatlichen Vereinigung oft angeführte 
Beispiel der internationalen Schlafwarengesellschaft er- 
schien ihnen nicht überzeugend. Anderseits war es aber 
auch unmöglich, jedes Land für sich vorgehen und es 
darauf ankommen zu lassen, wie nachher die einzelnen 
Teile der großen Verkehrsmaschine aufeinander cinge- 
spielt werden Konnten. 

Diese Schwierirkeiten sind durch das CCI in vor- 
hildlicher Weise beseitigt worden. Sein Erfolg ist als 
ein Ruhmesblatt der zesamten Elektrotechnik zu Fezeich- 
nen. Mögen die Politiker mit Recht oder Unrecht eifer- 
süchtig darüber wachen, daß sie für ihr Land mörlichst 
viel Vorteile herausschlagen: im technischen Wettbe- 
werb entscheidet nieht der Anspruch, sondern die Lei- 
stung. Sachliche Zusammenarbeit ist die Grundlage des 
Erfolges für das CCI. Ich glaube auch im Auslande 
nicht mißverstanden zu werden, wenn ich hier aus- 
spreche, daß wir Deutsche in diesem Wettbewerb nicht 
schlecht abgeschnitten haben. Unsere zentrale Lage in 
Europa zwingt uns auf diesem Gebiet zu besonderen An- 
streneuneen. Ihnen gerecht zu werden, ist weniger ein 
Verdienst als eine Pflicht gegenüber der Allgemeinheit. 

Dem CCI ist es gelungen, einheitliche Regeln für 
den Bau und den Betrieb des europäischen Fernsprech- 
netzes zu schaffen und mit der fortschreitenden Entwick- 
lung auf dem laufenden zu halten. Dank dieser seiner 
Tätigkeit verfügt Europa heute über ein zusımmenhän- 
sendes und in allen seinen Teilen auf einander einge- 
spieltes Fernsprechnetz, das sich vom Nordkap bis zur 
afrikanischen Küste und von Irland bis zum Balkan er- 
streckt. Bald wird auch die Union der Sowiet-Republiken 
in den Verkehr einbezogen und damit der Weg nach 
Asien über Sibirien eröffnet werden. Man kann damit 
ıiechnen, daß die im Bau begriffenen sibirischen Linien 


4, Juli 1929 


innerhalb des nächsten Jahrfünftes bis zu den Küsten 
des Stillen Ozeans vorstoßen werden. Eine zweite Ver- 
bindung von Europa nach Asien ist ebenfalls in Vor- 
hereitung. Sie nimmt den Weg über den Balkan und 
Bosporus nach der asiatischen Türkei und den anschlie- 
ßenden Ländern bis nach Vorderindien. So wird allmäh- 


lieh das asiatische Festland dem europäischen Fern- 
sprechmassiv angegliedert werden. Dasselbe gilt von 
der nordafrikanischen Küste, die von den gegenüber- 


liegenden europäischen Ländern aus mit vergleichsweise 
kurzen Seekabeln erreichbar ist. 

Außer den beiden Hauptfernsprechmassiven Nord- 
amerika und Europa nebst Sibirien, Vorderasien und 
Nordafrika kommen, abgesehen von den bereits erwähnten 
säidamerikanischen Küstenzonen, für den Zusammenschluß 
zum Weltnetz als Gebiete mit schon entwickelten Fern- 
sprechwesen noch Japan, Südafrika und Ozeanien in Be- 
tracht. 

Die Anzahl der Fernsprechansehlisse in Japan be- 
trägt etwa 700 000; fast ein Viertel davon entfällt auf die 
Hauptstadt Tokyo. Japan hat schon Fernkabellinien von 
heaehtlicher Ausdehnung und ist eifrig bemüht, auch auf 
diesem Gebiet sich alle technischen Fortschritte zu eigen 
zu machen. 

Die südafrikanische Union weist etwa 100 000 Fern- 
»prechanschlüsse auf. Auch hier ist ein stetizges Wachs- 
tum zu verzeichnen. Sehr gut bestellt ist es um die Ent- 
wicklung des Fernsprechwesens auf dem australischen 
Festland und auf Neuseeland. Das Festland zählt etwa 
Su Sprechstellen. Davon entfallen auf Melbourne fast. 
wo und auf Sydney 100 000. Auch Neuseeland braucht 
den Vergleich mit anderen (Gebieten nicht zu scheuen: 
kommt doch dort auf je 10 Einwohner ein Fernsprech- 
anschluß — bei uns in Deutschland erst auf etwa 20 bis 23. 
Die Gesamtzahl der Anschlüsse Neuseelands beläuft sich 
auf 150 000. 

Damit habe ich Ihnen die wichtigsten Teile genannt, 
ms denen das Weltfernsprechnetz sich aufzubauen hat. 
Wie kommt nun dieser Aufbau zustande? Fragen wir uns 
zunächst einmal. ob technisch der Zusammenschluß aller 
länder zu einem das ganze Erdenrund umfassenden Fern- 
sprechnetz möglich ist, d.h. ob ieder Punkt des Erden- 
runds mit jedem anderen verbunden werden kann. Diese 
Fraxe ist zu bejahen, vorausgesetzt, daß überall die rich- 
tigen Mittel, seien es Land- oder Seckabel, Freileitungen 
oder Funkverbindungen, angewendet werden. Ich brauche 
nur darauf hinzuweisen, daß schon Sprechverbindungen 
uber 22000 km mit Erfolg durchgeführt worden sind. Ein 
-lehes Gespräch verband Stockholm mit New York. wobei 
lie Verbindung, um die Länge zu vergrößern, in verschie- 
de nen Schleifen hin und her über den amerikanischen Kon- 
‘nent geführt war. Im ganzen waren dabei 11000 km 
kabel, 6000 km Freileitunz und 5000 km Funkstrecke zu- 
sımmengeschaltet. Die Verständigung war so gut, daß 
sich die Sprechenden au der Stimme erkennen konnten. 


„Bei einem zweiten Gespräch, das sieh sogar über 
sieh km erstreckte, war eine Verbindung zwisehen 
Fienos Aires und Bandoeng auf Java auf dem Wege über 
Ewropa hergestellt. Die Funkspreehverbindungen Buenos- 
Aires—Berlin und Bandoeng—Haag waren durch eine 
Fernkabelleitunz Haag—Berlin aneinandergekettet. Auch 
tej diesem Gespräch wurde auf den ersten Anhieb eine 
"iriedieende Verständigung erzielt. 

In der halbe Erdumfang am größten Kreise, d.h. am 
mator gemessen. 20 000 km beträgt, ist so der Nachweis 
»thracht. daß ein Sprechverkehr auf iede Entfernung, die 
wf unserem Planeten vorkommt, möglich ist. 

Für die beiden Hauptfernsprechmassive Nordamerika 
ind Europa nebst den beiderseits anzerliederten Gebieten 
e der Zusammenschluß durch die Funkspreehverbindung 
pdon— New York bereits vollzogen. Diese besteht seit 
luar 1927. Die Entfernung beträgt rd. 5000 ku, Die 
sanspruchnahme dieser Verbindung ist allerdings wider 
Listen gering. Sie betrug im ersten Betriebsiahr tig- 
Hi durchschnittlich nur 6,5 Gespräche; im zweiten Be- 
'schsjahr ist sie auf 28 gestiegen. Diese mäßire Belastung 
mg zum Teil auf die hohen Gebühren zurückzuführen 
"Oh. Auch das durch den Zeitunterschied herbeizeführte 
“sammendrängen des Verkehrs auf wenige Stunden hemmt 
= Entwicklung. Fa sprechen aber auch noch andere Gründe 
II Für einen lebhaften Verkehr würde die eine Verbindung 
hi weitem nicht ansreichen. Nun ist es eine alte Erfah- 
"nz. daß bei einem wenig aufnahmefähizren Verkehrs- 
tel die Benutzung in den Anfängen steekenbleiht be- 
“ders wenn noch mancherlei Unzulängliehkeiten dieses 
"artieen Funkverkehrs. wie die Gefahr des Mithörens 
durch Unbefugte und atmosphärische Störungen, nament- 
ch im Sommer, in den Kauf genommen werden müssen. 
Trotz dieses anfänglichen Stockens darf man die Entwick- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 27 


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lung mit günstigen Augen ansehen. Schon steht ein zweiter. 
Funkweg als Reserve zur Verfügung, zwei weitere sollen 
bald hinzukominen, so daß dann vier Gespräche gleich- 
zeitig möglich scin werden. Aber damit nicht genug. In 
neuester Zeit beschäftigt man sich ernsthaft mit dem Plan 
eines transatlantischen Fernsprechkabels. Ich erwähne die 
grundlegenden Untersuchungen von Prof. K.W. Warner 
in Berlin in Verbindung mit der Firma Felten & Guil- 
leaume in Köln, die dargetan haben, daß ein solehes Trans- 
ozeankabel technisch und wirtschaftlich möglich ist. Auch 
wissen wir, dab zwischen der großen Fernsprechgesell- 
schaft in den Vereinigten Staaten und dem englischen Ge- 
neral Post Office bereits Verhandlungen über die Aus- 
führung einer Kabelverbindung London—New York ein- 
geleitet sind. Wir können überzeugt sein, daß die Ver- 
wirkliehung nicht lange auf sich warten lassen wird. 
Diese Kabelverbindung wird dem Sprechverkehr zwischen 
Europa und Amerika neue Entwicklungsmöglichkeiten 
bieten und zusammen mit den transatlantischen Funk- 
sprechwegen das Rückgrat des Weltfernsprechverkehrs 
bilden, da durch sie fast 90 % aller Sprechstellen der Erde 
zu einem einheitlichen Netz zusammengeschlossen werden. 


Die zweite bereits bestehende Stammlinie des Welt- 
fernsprechverkehrs sind die Funkverbindungen zwischen 
Europa und Südamerika. Der erste Weg von Nauen. d.h. 
von Berlin nach Buenos Aires ist nach einem längeren Ver- 
suchsverkehr im Dezember 1928 für die Allgemeinheit 
eröffnet worden. Ein anderer Funkweg führt von Brüssel 
und ein weiterer von Paris nach Buenos Aires. Auch 
für die Verbindung zwischen Europa und Südamerika 
ist schon der Plan eines Fernsprechkabels, und zwar von 
Cadiz über die Capverdischen Inseln nach Rio de Janeiro 
erörtert worden. Die technischen Verhältnisse für eine 
Kabelanlage von Europa nach Südamerika sind ebenso 
günstig wie für eine solche nach den Vereinigten Staaten. 
Auch in wirtschaftlicher Hinsicht bestehen keine unüber- 
windlichen Schwierigkeiten. wenn man bedenkt, daß ein 
transatlantisches Fernsprechkabel nach den Ausführungen 
von Prof. Wagner außer dem Sprechstromkreis gleich- 
zeitig 10 Telegraphierwege zur Verfügung stellen würde, 
von denen jeder einzelne so viel leistet wie eines der 
älteren Telegraphenkabel. 


Die dritte unlängst eröffnete Stammlinie des Welt- 
fernsprechverkehrs ist die Funkverbindung zwischen Hol- 
land und der Insel Java. Sie besteht seit Januar dieses 
Jahres und erfreut sich einer ziemlich regen Benutzung. 


Die günstigen Erfolge mit den vorgenannten Funk- 
verbindungen haben eine große Anzahl weiterer Pläne 
gezeitigt, die teilweise schon verwirklicht sind oder bald 
werden verwirklicht werden. So ist England im Begriff, 
sich Funksprechverbindungen nach den Hauptgebieten 
seines Kolonialreiches zu schaffen — abgesehen von Ka- 
nada, mit dem es ja schon in Sprechverkehr steht, also 
nach Britisch-Indien, nach der Südafrikanischen Union 
und nach Australien. Diese Linien stehen unmittelbar 
vor der Eröffnung. Frankreich hat einen efnstweilen ein- 
seitigen Funksprechverkehr nach Indochina, und zwar von 
Paris nach Saigon. eingerichtet. Sobald die Sendestation 
in Saizon betriebsfertig sein wird, kann der Gegenseitig- 
keitsverkehr stattfinden. 

Von Deutschland aus sind erfolgreiche Sprechver- 
suche mit Siam und mit Australien durehgeführt worden, 
denen hoffentlich ein regelmäßiger Verkehr bald folgen 
wird.  Sprechversuche zwischen Deutschland und Süd- 
afrika sowie zwischen Deutschland und Japan sind eben- 
falls eingeleitet. Von den Vereinigten Staaten sind Funk- 
sprechverbindungen nach Argentinien sowie nach Japan 
und Australien geplant. Der Zeitpunkt der Eröffnung 
aller dieser Funklinien hängt lediglich von der Bereit- 
stellung der Sender und von der Abschließung der Be- 
triebs- und Tarifvereinbarungen zwischen den beteilig- 
ten Ländern ab. 

Aus dem Gesagten ergibt sich, daß mit dem Beginn 
des neuen Jahrzehntes ein reich gerliedertes Funknetz 
die Lücken im Weltnetz geschlossen haben wird, die mit 
den Mitteln des Drahtverkehrs auf Freileitungen oder 
Kabeln nicht oder noch nicht zu überbrücken waren. 


Damit ist der Zusammensehluß aller Kontinente zu 
einem Weltfernspreehnetz verwirklicht (Abb. 1). Gewiß 
werden noch manche Schwierigkeiten, hauptsächlich finan- 
zieller und orzanisatorischer Art, zu überwinden sein, ehe 
der Weltfernsprechverkehr mit der selbstverständlichen Re- 
gelmäßiekeit und Sicherheit vor sich gehen wird, wie wir 
esam Überlandfernsprechverkehr in Europa und Amerika 
gewohnt sind. Meine Zeit ist zu knapp, um auf die Ein- 
zelprobleme, die mit dem jetzt beginnenden Weltfern- 
sprechverkehr zusammenhängen, näher einzugehen. Es 
sei nur an die Aufgabe erinnert, die vielfach verzettelten 


962 


Planungen zu einer 
rationellen Aus- 
nutzung zu vereini- 
gen. Es sei hinge- 
wiesen auf die durch 
die Zeitunterschiede 
in ostwestlicher Rich- 
tung hervorgerufe- 
nen Schwierigkeiten. 
Es sei die in ihrer 
Bedeutung für den 
Weltfernsprechver- 
kehr allerdings meist 
überschätzte Sprach- 
verschiedenheit er- 
wähnt. Alle diese 
Hindernisse werden 
überwunden werden. 

Damit schließe 
ich meinen gedräng- 
ten Überblick über 
die Entwicklung des 
Weltfernsprechver- 
kehrs. Die volle Be- 
deutung dieses Ver- 
kehrswerkes wird 
uns, weil es so schnell 
geschaffen worden 
ist und seine Mög- 
lichkeiten infolge- 
dessen noch nicht 
ausgeschöpft werden, 
erst nach und nach 
zum Bewußtsein kom- 
men. 

Aber nicht die 
technische Leistung 
ist das wesentliche 
an diesen Errungen- 
schaften, sondern ihr 
Wert für Wirtschaft 
und Kultur der Völ- 
ker des Erdkreises. 
Der Weltkrieg mit 
seinen Folgen hat 
sie alle, Sieger und 
Besiegte, auf das 
schwerste erschüt- 
tert. Das im Golde 
schwimmende Nord- 
amerika, das das 
Midasschicksal er- 
lebt, ist davon nicht 
ausgenommen. Sie 
haben im guten und 
bösen einander viel 
besser kennen ge- 
lernt, als es im Frie- 
den je möglich ge- 
wesen wäre Der 
Weltkrieg hat ihnen 
die Überzeugung bei- 
gebracht, daß sie, 
mögen sie wollen 
oder nicht, auf Ge- 
deih und Verderb 
miteinander verbun- 
den sind, und daß es 
unser aller Aufgabe 
ist, die richtige Form 
für eine Gemein- 
schaftsarbeit zu fin- 
den, bei der es je- 
dem Volk möglich 
ist, sein Eizenleben 
zu wahren und doch 
als ein tätiges Glied 
dem Ganzen zu 
nützen 

Viele Kräfte auf 
allen ' Gebieten des 
politischen, wirtschaft- 
lichen und geistigen 
Lebens bemühen sich 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 4. Juli 1929 


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Hauptverbindungen des Weltfernsprechnetzes. 


Ab". 1. 


in dieser Richtung. Außer den durch die wirtschaftliche richtungen ist ebenfalls nur ein Ausdruck dieses Ziel- 
Verknüpfung gebotenen geschäftlichen Zusammenschlüs- willens. Die geplante Weltbank bezweckt Ähnliches auf 


sen bilden sich Gesellschaften, 
aller Art, die die Gemeinschaft 
schrieben haben. Der Völkerb 


Vereinigungen und Bünde finanziellem Gebiet. À , R i 
sarbeit auf ihre Fahne ge- Für die erfolgreiche Arbeit aller dieser Verbände in 
und mit allen seinen Ein- ihrer Vielgestaltigkeit und Buntheit ist aber das Vor- 


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4. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


963 


handensein eines zum mündlichen Gedankenaustausch ge- 
eieneten Weltverkehrsnetzes eine unerläßliche Voraus- 
setzung fruchtbrinzender Arbeit. Gewiß ist die persön- 
liehe Fühlungenahme in größerem und kleinerem Kreise 
unentbehrlich. Aber diese erfordert soviel Mühe und 
Zeit, daß sie sich für den einzelnen nicht häufen darf, 
wenn er seinem eigentlichen Wirkuneskreise, aus dem er 
für die Gemeinschaftsarbeit Kraft schöpfen muß und dem 
er mit ihr zu nützen hat, nicht entfremdet werden soll. 
Gerade die führenden Köpfe auf allen Gebieten politi- 
schen, wirtschaftlichen und geistigen Lebens empfinden 
dies am allermeisten. Briefe und Telegramme sind nur 
ein unzulängliches Mittel des Gedankenaustausches, weil 
sie oft unter einem Zwang stehen oder zu Mißverständ- 
nissen führen, die nur durch das gesprochene Wort in 
Rede und Gegenrede vermieden werden. 


Aber nicht nur diesen Einzelgedankenaustausch er- 
mörlicht ein gut durchgebildetes Weltfernsprechnetz. 
Schon haben sich neue Formen der Benutzung angebahnt, 
bei denen eine Vielheit von Menschen an entfernten Orten 
miteinander in Verkehr tritt. Derartige Ferntagzungen 
haben schon wiederholt stattgefunden. lch erinnere an 
die Veranstaltungen des Elektrotechnischen Vereins im 
Jahre 1926 zwischen Berlin und Frankfurt a. O. sowie 
im Januar 1929 zwischen Berlin und Breslau. Auch über 
den Ozean hinweg ist bereits mit Erfolg eine Ferntagung 
durchgeführt worden. So schlossen sich im Februar 1928 
die Institution of Electrical Engineers in London und das 
American Institute of Electrical Engineers in New York 
mit Hilfe der Funksprechverbindung London—New York 
zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen. Ganz ähnlich 
war die Vorführung bei der Jubelfeier der Telefunken- 
gesellschaft am 31. V. 1928 in den Krollschen Festsälen in 
Berlin. Jeder der 300 Teilnehmer hatte einen Fernhörer 
zur Hand, mit dem er die zwischen dem Festsaal und der 
gleichzeitig in Buenos Aires stattfindenden Versammlung 
eewechselten Reden mit anhören konnte. Auch in Austra- 
lien hat in jüngster Zeit eine Ferntagung stattgefunden, 
inlem zwei Versammlungen von Elektroingenieuren, die 
gleichzeitig in Sydney und Melbourne abgehalten wur- 
den, durch eine Fernsprechverbindung mittels Träger- 
strömen in dauernder Verbindung standen. 


Eins der bemerkenswertesten Beispiele dieser neuen 
Verkehrsform war wohl die Aufsichtsratsitzung der 
Deutschen Fernkabelgesellschaft im Dezember 1928. Die 
Mitglieder des Aufsichtsrates hatten sich in Bureauräu- 
men in Berlin, Köln und München versammelt und erle- 
dieten eine umfangreiche Tagesordnung ohne jede Schwie- 
rirckeit genau in den gleichen Formen, wie wenn sie wie 
sonst in einem einzigen Raum vereinigt gewesen wären. 


Unsere heutige Veranstaltung sollte ursprünglich 
D D D rf EP D ~ $ 
auch auf die befreundeten Vereine in Zürich und Stock- 


holm ausgedehnt werden. Leider hat sich dies nicht ver- 
wirklichen lassen, weil die Kollegen in diesen Ländern 
durch die Ferienzeit und durch eigene unverschiebbare 
Feiern verhindert waren. Aber auch in der Beschränkung 
auf die vier Versammlungsorte Aachen, llaag, Wien und 
Budapest ist sie das erste Beispiel eines Zusainmmenwir- 
kens auf breiter internationaler Grundlage in der neuen 
Verkehrsform, noch erweitert durch die Finbeziehung 
einer großen Wundfunkhörerschar, die uns ihr Interesse 
entgegenbringt. l 

Derartige Ferntagungen zwischen wenigen Personen 
und zwischen mehr oder weniger umfangreichen Ver- 
sammlungen werden bald alltäglich werden. Ich muß es 
Ihrer Phantasie überlassen, sich auszumalen, welehe För- 
derung unseres wirtschaftlichen und welche Bereicherung 
unseres geistigen Lebens auf solche Weise herbeigeführt 
werden kann. 

Für alle Völker, besonders für uns Deutsche, hat aber 
der Weltfernsprechverkehr noch eine besondere Bedeu- 
tung, auf die ich zum Schluß meiner Ausführungen noch 
kurz einzchen möchte. Kein Kulturvolk der Erde ist 
noch so seßhaft, dal) es in seinen Sitzen und Grenzen 
bleibt. Jedes Volk ist darauf angewiesen, immer wieder 
wertvolle Kräfte vom heimatlichen Volkskern sich ab- 
spalten und in die Ferne ziehen zu lassen. Sie dem eige- 
uen Volkstum zu erhalten und nicht im fremden Gast- 
volk aufgehen zu lassen, ist Pflicht des Stammvolkes. 
Das ganze FEirdenrund ist übersät mit abgzesprengten Fa- 
milien- und Volksteilen. Was es da bedeutet, wenn ein 
Sprechverkehr mözlich ist, bei dem die vertraute Stimme 
vom Mund zum Ohr geht und die lleimzebliebenen im 
unmittelbaren (tedankenaustausch an des Auszewanderten 
Sorgen und Nöten, aber auch an seinen Freuden und Er- 
folgen teilnehmen können, bedarf keiner näheren Aus- 
führung. Jedem, dem einmal über den weiten Ozean hin- 
weg die vertraute Stimme ins Ohr geklungen ist, wird 
es ein unvergrellliches Erlebnis sein und er wird dem 
technischen Fortsehritt danken, der ihm solches geschenkt 
hat. Diesen (Giefühlswerten sind die wirtschaftlichen 
Werte eines über die ganze Welt möglichen Sprechver- 
kehrs der Volksgenossen an die Seite zu stellen. Zu- 
sammen bewirken sie, daß die in ihrer Eigenart beruhen- 
den Kräfte aller Völker erhalten bleiben und ihre Lei- 
stungen zum Wohl der ganzen Menschheit gesteigert 
werden. 

Über die Bedeutung des Weltfernsprechverkehrs ließe 
sich noch vieles sagen. Ich habe mich, um Ihre Aufmerk- 
samkeit nicht über Gebühr in Anspruch zu nehmen, auf 
wenige Beispiele beschränken müssen. Aber Sie werden 
daraus entnommen haben, daR es sich um ein Werk von 
höchster nicht nur wirtschaftlicher sondern auch ideeller 
Bedeutung handelt, an dem mitzuarbeiten den Elektro- 
technikern aller Länder zur Freude und Ehre gereicht. 


Der Zusammenschluß großer Netze im Lichte der Elektrizitätswirtschaft*. 


Von Generaldirektor Dr.-Ing. ©. h. Robert Frank, Berlin. 


Übersicht. Die geschichtliche Entwicklung der Hoch- 
voltnetze Deutschlands wird dargestellt, und es werden die 
Gründe und Bedingungen für die Fortsetzung dieser Ent- 
wieklung bis zum endgültigen Zusammenschluß dieser Netze 
für ganz Deutschland erörtert. 


Meine Herren, wir stehen heute vor der Tatsache, daß 
in ganz kurzer Zeit die Versorgungzerebiete der großen 
FElektrizitätswerke Deutschlands durch Hochspannungs- 
leitunzen zu einem gemeinsamen Netz zusammenge- 
schlossen sein werden, zunächst zwar nur, um sich gegen- 
eeitisz aushelfen und ausgleichen zu können, bis auch die 
letzten technischen Schwierigkeiten, die vorerst noch einem 
vollkommenen Gemeinschaftsbetrieb entgegenstehen, be- 
hoben sein werden. Es ist daher anzebra-ht, einen kurzen 
reschichtlichen Rückblick auf die Entstehung dieser Netze 
zu werfen. Meinen Betrachtungen habe ich den Zustand 
in den Jahren 1910, 1920 und 1929 zurrunde gelegt und 
will Ihnen denselben an Hand einiger Bilder vor Augen 
führen. Von den in Frage kommenden Spannungen kann 
ich mich auf die Spannungen von 40, 60, 100 und 220 bzw. 
3820 kW beschränken, da diese für unsere Betrachtungen 
nur in Frage kommen. 

WW enn man die Statistik der Elcektrizitätswerke in 
Deutschland für 1910 durcehblättert, so findet man als da- 
mals vorhandene größte Spannungen folgende: 


® Vortrag der XXXIV. Jahresversammlung des Verbandes Deut- 
scher Elektrotechniker in Aachen. 


Zahlentafell. 


| Spannung 
Werk kV 


1. Allgäuer El.-Ges. m. b. H., Lindenberg i. Schwaben- | 
Neuburg RE DE SE a RE EEE ER as aae 25 
2. Kraftübertragungswerke, Rheinfelden . . a 2 2 2 2 2. 25 
3. Siemens Elektrische Betriebs A.-G., Lübeck ... 2... 30 
A. Niederschles,. E.- u. Kleinbahn A.-G., Waldenburg/Schles. 30 
5. Sächs. Elektr.-Lieferungsgesellschaft, Obererzgebirge . . 30 
6. Ruhrtalsperrengesellschaft, Aachen . 2 2 2 2 2 2 20. 34 
7. Bayerische Überlandzentrale A.-G., Haldhof i. Oberpfalz 35 
8. Überlandzentrale A.-G., Belgard Bee a Se arg 43* 
9. Georg v. Giesches Erben, Januw 50** 


* In Ausführung begriffen. 
Sg Nur für eigenen Betrieb. 


Mit der Eröffnunz der Leitunz von Lauchhammer 
nach Riesa am 24.1.1912, der ersten 100 kV-Leitung in 
Deutschland, setzte der Bau von Hlochspannungsleitunzen 
in verstärktem Maß ein. Im Anschluß an diese Leitung 
kam die erste 60 kV-Leitung, nämlich die für den Zweck- 
verband Gröba, in Betrieb. Es folgten die Pfalzwerke, 
die im Jahre 1913/14 eine 100 kV-Leitunz bauten, die 
Klektrowerke, das Badenwerk, die Sächsischen Werke, und 
gleichzeitig setzte auch der Bau von 40... 60 kV-Leitungzen 
der Überlandzentrale Pommern, des Märkischen E.W., der 
Preußischen Kraftwerke und des RWE ein, so daß man 
bereits im Jahre 1920 über eine stattliche Anzahl von Kilo- 


964 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 27 


4. Juli 1929 


metern betricebsfertiger Hochspannungsleitungen verfügte 


(Abb.1). 
Die im Jahre 1920 vorhandenen bzw. 


führt. 


Zahlentafel Op Zusammenstellung der 100 kV- 
Fernleitungen in Deutschland im Jahre 1920. 


im Bau beegrif- 
fenen 100 kV-Fernleitungen sind in Zahlentafel 2 aufge- 


Der Bau der Hochspannungsnetze hat sich also haupt- 
sächlich in den letzten zehn Jahren abgespielt, und wir 
staunen heute rückblickend über die ungeheure Schnellig- 
keit der Entwicklung. 


In Zahlentafel 3 habe ich nun die Längen der Lei- 
tungen für die verschiedenen. Spannungen der hauptsäch- 
lichsten deutschen Elektrizitätswerke zusammengestellt. 
Das Ergebnis ist folgendes: 


Streckenlänge Zahlentafel 3. Längen der Hochspannungsleitungen 
Eigentümer bzw. in km in Kilometer. 
Hauptbetelligte Bezeichnung der Strecke im im 
Betrieb Ausbau Jahr 1910 1920 1929 
i wurf 
ich. . Bitterfeld—Golpa— Berlin . 145 oa 40...60 kV 88 3071 | 8 180 
a Fe — 1.203 100 kV N einfache Länge in km — 1 020 6 350 
Bitterfeld— Leipzig ER = 60 200 kV == E 1512 
Golpa-Magdeburg KS 86 Auf diese Leitungen arbeiten Ma- 
Obertürkhelm—Niederstot- E schinenleistungen von kW 104 000 936 000 4 050 000 
zingen Sé — 
Săchs. 2 = ; , 
EE Großenhain —Dresden— l au. T oh Was die Zahlen der Jahre 1910 und 1920 anbelangt, so 
Harlasgrün—Slberstrade . — ; 2 muß ich Ihnen leider sagen, daß es mir nicht möglich war, 
ee See SE e E E ee ene 235 diese Zalılen vollständig zusammenzubekommen. 
x k SAN d 8 Wenn wir die Zahlentafel 3 betrachten und uns 
RWE...’ Goldenbergwerk-Osterrath . 86 | ; ee 
mit Anschlußleltungen 30 Se gleichzeitig die Lage der Hlauptkraftzentren vergegen- 
Grevenbroich—Reisholz . . 20 = wärtigen, so schen wir, daß eich der von Klingen- 
> S G.. _ K Et R | ES £ z Ki ` RR PN 
EE wee aa berg besonders in den Vordergrund getragene Gedanke, 
Pfalzwerke A.-G. Mannheim—Homberg . __100 — nämlich die Kraftwerke dort zu errichten, wo die Roh- 
Gesamtlänge: Strecke . 548 ı 1605 stoffe vorhanden sind, überraschend schnell durchgesetzt 
Einfachstrecke . . 879 | 3115 hat. Wir sehen die kleinen Wasserkräfte Nord- und Mittel- 
* Tröger, ETZ 1920, S. 905 u. 927. deutschlands und die Riesenwasserkräfte Süddeutschlands 
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A o Zur Ca GG Budapest 
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Abb. 1. 30..110 kV-Leitungen im Jahre 1920. 


In dem letzten Jahrzehnt nahm der Ausbau der Netze 
noch größeren Umfang an, heute ist fast ganz Deutsch- 
land mit einem Netz von Hochspannungsleitungen über- 
zogen. Es ist mir nicht mehr möglich, Ihnen in einem 
Bilde die Netze für 40..60kV und gleichzeitig die für 
die höheren Spannungen zu zeigen. Ich habe deshalb in 
Abb. 2 das Netz für die Spannungen von 40...60 kV, in 
Abb.3 dasjenige für die höheren Spannungen dargestellt. 
An den Berülirungstellen sind die Netze meist zusammen- 


geschlossen, zum Teil erfolgt sogar eine dauernde Parallel- 
arbeit. 


gemeinsam in große Netze arbeiten. Wir sehen, wie in den 
Steinkohlengebicten große Werke entstanden sind, die viel- 
fach von den Riesenwerken auf der Braunkohle noch über- 
troffen werden. Mit Hilfe des schon jetzt vorhandenen 
Hochspannungsnetzes sind wir heute bereits in der Lage, 
Ginen großen Teil der Abfallprodukte des Steinkohllen- und 
Braunkohlenbergbaues sowie der Hüttenindustrie unter- 
zubringen, eine Tatsache, die noch einmal recht große Be- 
deutung erlangen wird. 

Ich will mich nun den Zukunftsaufgaben zuwenden, 
die die Elektrizitätswirtschaft uns stellt und die die Ent- 


1 


ri 


4. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 27 


985 


wieklung der Leitungsnetze bestimmen werden. Die Strom- 
erzeuzunz Deutschlands durch die öffentlichen Elektrizi- 
tätswerke betrug in den Jahren: 
1910 1920 1927 u 

etwa 15 61 12,4 Mrd kWh 
und wird für das Jahr 1928 mit ciwa 14,5 Mrd geschätzt. 
Die Erzeugung in den gewerblichen Elektrizitätsanlagen 
ist nach den Angaben des Statistischen Reichsamts etwa 
ebenso hoch, so daß wir im Jahre 1928 mit einer Elektri- 
zitätserzeugung von etwa 30 Mrd kWh rechnen: können. 

Interessant ist die Tatsache, daß von der diesjährigen 
Stromerzeugung von 30 Mrd kWh auf die öffentlichen und 
vewerblichen Braunkohlen-Elektrizitätswerke! etwa ein 
Drittel oder 25...30 Mill t Braunkohle gleich 15...20 % 
der deutschen Braunkohlenförderung entfallen. Die sechs 
erößten deutschen Braunkohlen-Elektrizilätskonzerne er- 
zeugen etwa 6 Mrd kWh bei einem Verbrauch von 18 ... 20 


Ich bin zwar nicht der Ansicht, daß unsere Braun- 
kohlenvorräte in etwa 50 Jahren, wie dies vielfach ange- 
nommen wird, erschöpft sein werden und wir deshalb ge- 
nötigt sein sollten, uns nach anderen Energiequellen außer- 
halb Deutschlands umzuschen, denn erstens steht uns dann 
noch die Steinkohle zur Verfügung und zweitens wird der 
technische Fortschritt den Verbrauch für die Kilowatt- 
stunde noch ganz erheblich herabmindern. Wir können 
noch sehr gut auf die Zeit zurückblicken, wo wir die zwei- 
und dreifache Kohlenmenge zur Erzeugung von 1 kWh 
nötig hatten. Wenn wir trotzdem im Begriffe sind, über 
unsere Landesgrenzen hinauszugreifen und uns die Alpen- 
wasserkräfte der Schweiz und Österreichs nutzbar zu 
machen, so ist dies nur dann richtig, wenn die Bedingun- 
gen des Strombezuges auch auf lange Sicht so sind, daß 
den Aussichten, die der technische Fortschritt in bezug 
auf die Verbilligung der Erzeugung auf heimatlicher Roh- 
stoffbasis bietet, Rechnung getragen ist. Jedenfalls soll- 


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Abb. 2. 40..60kV-Leitungen im Jahre 1929. 


Mill t Rohkohle. Die Maschinenanlagen dieser Gesell- 
schaften haben eine Leistung von rd. 2 Mill kW. 


Die jährliche Zunahme an erzeugten kWh betrug in 
den letzten beiden Jahren bis zu 30 % der Erzeugung des 
Voriahres. Ob diese Zunahme anhalten wird, hängt von 
der Wirtschaftslage Deutschlands ab, voraussichtlich wird 
sie sich aber in dem Maße verringern, in welchem der 
Konsum mehr und mehr saturiert wird. 

Die Eigenerzeugung von elektrischem Sirom hat, wie 
oben kurz angedeutet wurde, ungefähr den gleichen Um- 
fang wie diejenige der öffentlichen Werke. Es ist anzu- 
nehmen, daß die kigenerzeuger immer mehr dazu über- 
gehen werden, ihren Strom aus dem Netz der öffentlichen 
Elektrizitätswerke zu beziehen, so daß wir auch hier mit 
einer beträchtlichen Steigerung für die Zukunft rechnen 
können. Vor allem ist zu erwarten, daß die chemischen 
Industrien in der nächsten Zeit mit größerer Nachfrage 
nach Strom hervortreten werden. Sollte auch die Reichs- 
hahn mehr und mehr zum elektrischen Betrieb übergehen, 
so wären hierfür etwa 3..4 Mrd kWh erforderlich. Wir 
werden uns also auf erhebliche Steigerungen des Strom- 
bedarfes einstellen müssen. 


ı A. Peucker, Braunk. 1929, H. 26. 


ten wir bei der weiteren Planung unserer Leitungsnetze 
auf die Aufnahme dieser großen Wasserkräfte Rücksicht 
nehmen. 

Sollen Kardinalfehler im Aufbau der deutschen Lei- 
tungsnetze vermieden werden, so ist es schon heute not- 
wendig, die IHauptleitungen eo anzulegen, daß sie später 
all diesen Forderungen gewachsen sind. Ich halte cs für 
unerläßlich, daß sich die verantwortlichen Leiter der 
»roßen Elektrizitätskonzerne zusammensetzen, um über 
die weiteren Ausbauten, sowohl was die Erzeugung anbe- 
langt als auch was die Großverteilung betrifft, gemein- 
schaftlich zu beraten. Insbesondere bedürfen die Trassie- 
rungen unserer Hauptleitungen, die eine Art Schnellzugs- 
linien in dem elektrischen Beförderungsystem darstellen, 
einer gemeinschaftlichen Bearbeitung, damit auch wirk- 


lich allen Anforderungen Rechnung getragen werden 
kann. In der Aktiengesellschaft für deutsche Elektrizi- 


tätswirtschaft, auf die. ich noch zurückkommen werde, hat 
sich das geeignete Organ hierfür bereits gebildet. 


Wenn wir uns nun den Verteilungsnetzen zuwenden, 
die von den Höchstspannungsnetzen überdeckt werden, So 
erscheint mir, abgesehen von einigen rein ländlichen Be- 
zirken, wo die Freileitungen für 15...20 kV in absehbarer 
Zeit die günstigste Spannung für die Mittelspannungsnetze 


986 


bleiben werden, die Mittelspannung von 30 kV gerecht- 
fertigt. Der weitere Ausbau der 40..60 kV-Netze ist 
meiner Meinung nach nicht mehr zweckmäßig und bringt 
erhebliche Betriebschwierigkeiten bei der Spannungs- 
regelung. Es ist nicht angängig, wie vielfach früher vor- 
geschlagen wurde, die Spannungen in beliebiger Zahl 
senkrecht übereinander zu lagern, da sich die Spannungs- 
verluste in den Leitungen und in den Transformatoren 
summieren und schon bei 3..4 übereinanderliezenden 
Spannungen eine Spannungsregelunz fast unmöglich 
machen. Wirtschaftlich ist die Spannung von 100 kV den 
genannten Spannungen weit überlegen. 


Die zu übertragenden Leistungen sind für die ver-. 


schiedenen Spannungen und Querschnitte bezogen auf 
cospg=1 in Zahlentafel 4 zusammengestellt. Für die 


Spannungen von 60... 100 kV ist eine Doppelleitunge von 
2 X3 X 120 mm?, für 220 kV eine solehe von 2X 3X 210 
und 2X 3X 400 und für 380 kV von 2X 3 X 400 mm? Quer- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


4. Juli 1929 


mit dem Leitungsnetz der VEW und des RWE sowie naclı 
dem Kraftwerk Helmstedt nach Osten und dem südlich ge- 
legenen Kraftwerk Borken im Bau bzw. in der Trassie- 
rung. Die Verlängerung der Leitung Ahlten—Borken 
wird voraussichtlich später durch das Fulda-Kinzigtal 
nach Frankfurt geführt, um dort mit der RWE-Leitung 
zusammengeschlossen zu werden. Eine weitere Linie wird 
wahrscheinlich von Ahlten nach Hamburg geführt, um 
dort in eine 100 kV-Leitung nach Kiel überzugehen. 

Auf dem Gebiete des Ausbaues höchstgespannter Lei- 
tungsnetze hat zweifellos das RWE eine hervorrazende 
Pionierarbeit geleistet. Wer die Entwicklung miterlebt 
hat und all die Angriffe kennt, die insbesondere auch der 
Schöpfer des ersten 200 000 V- Leitungsnetzes in Deutsch- 
land, HerrDr.Koeppchen, hat über sich ergehen lassen 
müssen, der muß den Mut und die Tatkraft anerkennen, 
mit der Herr Koeppchen seine Ziele durchgesetzt hat. Es 
gab damals eine ganze Anzahl unter unseren ersten Fach- 


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110 kV im Beirieb od. Bau 
; ———— 110 kV projektiert 
J — 220 kV m Berieb od Bou 
-—— un 220 kV projekhert 


"UNGARN 


Abb. 3. 110... 220 kV -Leitungen im Jahre 1929. 


schnitt gewählt. Bei 220 kV stellt der Querschnitt von 
210 mm?, bei 380 kV der von 400 mm? den kleinsten ver- 
wendbaren Querschnitt wegen der Koronabildung dar. 


ZJahlentafel 4 Grenzwerte der Übertragungsfähig- 
keit einer Doppelleitung (nur Leitung ohne Trans- 
formatoren). 


Leistungsverlust 


Spannung Querschnitt Be 
Entfernung Leistung 
kV 1 mm 0 0 1 km Ow 

60 2x3x120 100 | 48000 
110 & 200 81 000 
220 2x3x210 i 400 28) 000 
220 2x3 <4100 600 83600009 
380 ei 800 | 800 000 


Ich komme nun zu unserer derzeit höchsten Spannung, 
der Spannung von 220 kV. Die Leitung des RWE ist be- 
reits bis nach der Schweiz fertiggestellt bzw. im Bau be- 
griffen. Ebenso sind die Leitungen der Preußenelektra 
für dieselbe Spannung zwischen dem Umspannwerk Ahl- 
ten bei Hannover nach dem Westen zum Zusammensehluß 


leuten, die bedenklich den Kopf schüttelten, und doch muß 
heute zugegeben werden, daß der Bau dieser ersten 
220 kV-Leitung nicht verfrüht, sondern daß es die höchste 
Zeit war. Es ist das Verdienst Dr. Koeppehens, dies 
rechtzeitig erkannt und mit dem Ausbau des deutschen 
220 kV -Netzes begonnen zu haben, und es ist ein Verdienst 
unserer fabrizierenden Industrie, daß sie im Vertrauen 
auf ihre Leeistungsfähigkeit ebenfalls energisch an die 
Sache herangegangen ist. Jedenfalls hat uns dieses Vor- 
gehen in bezug auf den Ausbau unserer Leitunzsnetze 
einen bedeutenden Schritt vorangebracht. 


Auch auf dem Gebiet des Nachrichtenwesens, welches 
bei dem Zueammenschluß von Leitungsnetzen naturzemäß 
eine sehr große Rolle spielt, werden jetzt wichtige Ver- 
suche im RWE-Gebiet durchgeführt. Im allgemeinen 
haben wir in unseren Netzen die leitungsgerichtete Hoch- 


frequenztelephonie eingeführt. In unserem mit dem 
Bayernwerk gekuppelten Netz haben wir hiermit gute 


Erfahrungen gemacht, und man kann wohl ruhiz behaup- 

ten, daß für einen solchen Betrieb dieses Verständizunes- 
mittel notwendig ist, damit man jede beliebige Station des 

Ds von der Kommandostelle aus jederzeit erreichen 
ann 


"e — Pe in 


4. Juli 1929 


Die neuerlichen Versuche werden nun auf dem Ge- 
biete der Raumwellentelephonie vorgenommen. Wir haben 
uns innerhalb der großen Elektrizitätsunternelimungen 
darüber verständigt, daß nunmehr cin Versuch mit einer 
eirenen Sendestation von 200 W, die in Essen aufgestellt 
wird, vorgenommen wird. Empfanrzstationen werden Brau- 
weiler und Scheibenhardt bei Karlsruhe sein. Die Ver- 
hältnisse in diesen Gebieten scheinen uns auch für Raum- 
wellentelephonie besonders günstig zu liegen, weil dort 
ein langzestrecktes, ziemlich zerades Leitungsnetz liegt, 
welches als Träger dienen soll. Zu diesem Versuch wur- 

den wir durch voraufgegangene Versuche mit der Reiche- 
postverwaltung veranlaßt. Es wurde dort ein Sendever- 
such unternommen vom Döberitzer Sender aus nach einer 
Reihe von Empfangstationen, die im südwestlichen 


un 


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KKI Co 


Abb. 4. 220 kV-Netz für die nächsten Jahre. 


Deutschland liegen, Zschornewitz, Brauweiler bei Köln, 
Scheibenhardt bei Karlsruhe, Karlsfeld bei München und 
Presden-Süd. Es ist unbedingt notwendig, daß vier Wellen 
im Bereiche von 50..175 m für die Elektrizitätswerke 
freigegeben werden, wenn wir unser Ziel des Zusammen- 
schlusses weiter fördern wollen. Die nötigen Schritte 
in dieser Beziehung sind eingeleitet, und wir hoffen recht 
sehr, daß wir Berücksichtigung finden. Man wird bestrebt 
sein müssen, das Nachrichtenwesen noch weiter auszu- 
dehnen. So sind z.B. die Vorteile, die die bildliche Über- 
mittlung won \Netzschaltungen bietet, leicht vorstellbar. 
Alle diese Dinge werden natürlich auf weitere Zusammen- 
chlüese nicht ohne Einfluß sein. 

Wie sich das deutsche 220 kV-Netz endgültig gestalten 
wird, ist noch nicht vorauszuschen, wenn auch das Tempo, 
in welchem der Ausbau erfolgt, zunächst eher zuzunehmen 
als nachzulassen scheint. Für das südliche Bayern, für 
Österreich und für Ungarn liegt schon ein Entwurf vor’. 


2 R. Hofbauer, Wasserwirtsch. Wien 1929, S. 181. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


967 


In Abb. 4 ist dieses 220 kV-Leitungsnetz mit den oben 
angeführten späteren Erweiterungen eingetragen, und 
gleichzeitig sind um Hannover als Mittelpunkt Kreise gc- 
schlagen, die die Entfernungen in der Luftlinie darstellen. 
Aus Zahlentafel 4 geht hervor, daß für absehbare Zeit die 
Spannung von 220kV für die Versorgung Deutschlands 
genügen wird. Es steht aber nichts im Wege, bei weiterer 
Leistungsteigerung die entfernt liegenden Wasserkräfte 
durch" 380 kV-Leitungen an das Versorgungszentrum her- 
anzubringen. 

Wenn man die Gründe erforschen will, die zu dieser 
beispiellosen Entwicklung auf dem Gebiete der Gemein- 
schaftsarbeit geführt haben, so muß man sich zunächst die 


“charakteristischen’ wirtschaftlichen Merkmale der Elek- 


trizitätswirtschaft vor Augen halten. Wenn auch voll- 
kommene Statistiken nicht 
vorliegen, so wird man doch 
auf Grund des vorhandenen 
Materials annehmen dürfen, 
daß der Stromumsatz der 
Elektrizitätswerke, in Geld 
gemessen, erst in drei Jahren 
das Anlagekapital erreicht. 
Das bedeutet, daß die Elektri- 
zitätswirtschaft in besonders 
hohem Maße eine kapitalinten- 
sive Industrie darstellt mit 
allen Problemen, die bei einer 
solchen Industrie gegeben 
sind. Diese Probleme seien 
zunächst allgemein dahin 
charakterisiert, daß in der 
Elektrizitätswirtschaft in der 
Zusammensetzung der Kosten 
der Kapitaldienst, d. h. die 
für die Reproduktion (Ab- 
schreibungen) und die Ver- 
zinsung des Kapitals aufzu- 
wendenden Beträge, einen be- 
sonders hohen Anteil dar- 
stellt Es braucht daher hier 
nur einmal erwähnt zu wer- 
den, daß diese allgemein cha- 
rakteristische Kostenzusam- 
mensetzung in der Elektrizi- 
tätswirtschaft von selbst zu 
dem Schlusse führt, daß die 
außerordentliche Steigerung 
der Kapitallast der deutschen 
Wirtschaft, die sich aus dem 
künstlich überhöhten Zins- 
niveau, das für die deutsche 
ee Wirtschaft heute gilt, ergibt, 
-7% > insbesondere für die deutsche 
Elektrizitätswirtschaft von 
außerordentlicher Bedeutung 
ist. 

Bekanntlich unterscheidet 
sich die Elektrizität von allen 
anderen Waren entscheidend 
dadurch, daß der elektrische 
Strom im Augenblick seines 
Verbrauchs erzeugt wird, ja, 
daß der Verbrauch und die 
Erzeugung in einem in sich 
zusammenhängenden techni- 
nischen Vorgang verbunden 
sind. Es ist praktisch nicht 
möglich, zu erreichen, daß die 
Abnalıme des elektrischen 
Stromes so gleichmäßig erfolgt, daß eine volle Aus- 
nutzung der Anlage und daher auch der Anlagekosten 
möglich wäre. Es müssen im Gegenteil die Anlagen unter 
allen Umständen für die höchste Spitze ausgebaut sein, 
und ich möchte glauben, daß mit 50 % der gesamten An- 
lagekosten in der Elektrizitätswirtschaft 90...95 % des 
gesamten Strombedarfs gedeckt werden könnten, während 
die restlichen 5...10 % Spitzenstrom allein die Aufwen- 
dung von 50% Kapital notwendig machen. Es ist also 
das Bestreben, die Spitzen nach Möglichkeit fortzuschaf- 
fen, vollkommen verständlich. Ein geeignetes Mittel hier- 
zu ist die weitestmögliche Zusammenlegung von Konsun:- 
gebieten in einheitliche Netze, da die Spitzen sich um so 
mehr ausgleichen, je weiter man im Zusammen- 
schluß der verschiedenartigsten Industrien in den ver- 
schiedenartigsten Gebieten geht. Es kommt noch hinzu, 
daß durch das Tempo, in welchem die technische Entwick- 
lung fortschreitet, mit den Abschreibungsätzen, die früher 
angenommen wurden, nach den heutigen Auffassungen 
nicht mehr auszukommen ist, und daß wir an Stelle von 


868 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


4. Juli 1929 


Abschreibungsätzen, die zwischen 2..4% liegen, heute 
wegen der schnelleren Überholung durch technische Neue- 
rungen mindestens 3...5 % als Durchschnittsabschreibung 
zugrunde legen müssen. 


In der Tat ist es durch die Zusammenlegung von Lei- 
tungsnetzen allgemein gelungen, die Benutzungstunden 
erheblich heraufzudrücken. Das ist auch der Grund, wes- 
halb immer mehr nach der Kupplung von Leitungsnetzen 
gerufen wurde. Die Vorteile waren bekannt und lauten 
hauptsächlich: 


verbesserte Ausnutzung der gesamten Anlagen, insbc- 
sondere durch Erhöhung der Benutzungsdauer, 

Ersparnisse an Reserven durch gegenseitige Aushilfs- 
lieferung, 

zweckmäßiger Lastausgleich usw. 


von Leistung und Arbeit nach einheitlichen Gesichts- 
punkten erfolgt, über die von Zeit zu Zeit immer wieder 
erneute Verständigungen herbeigeführt werden müssen, 
ist ein glatter Betrieb möglich, kurz, es muß in allen 
Fällen ein Taktgeber geschaffen werden, der sowohl durch 
eine einzige überragende Stelle dargestellt werden kann 
als auch durch eine Gruppe von Beteiligten, die für die 
Durchführung eines Sinnes geworden sind. Im letzteren 
Falle wird natürlich immer etwas Selbstlosigkeit und Ge- 
meinschaftssinn notwendig sein, um die Meinungen auf 
einen Nenner zu bringen und dauernd in einer einheit- 
lichen Linie zu halten. 


Bei Leitungsnetzen, die, wie ich mich mal aus- 
drücken will, nur lose gekuppelt sind, ist ein Zusammen- 
arbeiten, wie die Praxis erwiesen hat, durchaus nicht 
schwierig und mittlerweile vollkommen normal gewor- 


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Die Zahlen innerhalb der Kreise bedeuten 

Aktien- bzw. Gesellschaftskapital, i. alle. in 

Mill RM. Die Pfeile zeigen die Richtung 

der Beteiligung, die daheistehenden Zahlen 

die Höhe in Prozent an. Maligeben oe Betei- 

ligungen von anderer Seite sind rechtwink- 
lig umrahmt. 


Abb. 5. Beteiligung der Staaten an der Elektrizitätsversorgung Deutschlands. 


Alle diese Faktoren sind gecignet, die Erzeuzunge- 
und Verteilungskosten erheblich herabzusetzen, und stel- 
len sozusagen die Aktivseite dieses stark finanziellen 
Wirtschaftsproblems dar, wohingegen die Passivseite 
cigentlich zunächst etwas in den Hintergrund trat und 
erst durch die Praxis recht deutlich und unangenehm be- 
merkbar wurde. Es sind dies die Nachteile, die der Zu- 
sammenschluß großer Netze mit eich bringt und die insbe- 
sondere in den Punkten Störungshäufirkeit, Kurzscehluß- 


und Frdschlußstrom, Blindstromverteilung und Span- 
nungsrezelung in Erscheinung treten. Die Beseitigung 


dieser Übelstände kostet, wenn sie überhaupt restlos mög- 
lich ist, zum mindesten viel Geld und belastet auf der 
anderen Seite die Vorteile wieder, die durch die Zu- 
sammenschlüsse herbeigeführt werden. Gerade über diese 
Dinge werden nachfolgend die Herren Rüdenberg* 
und Piloty?° eingehend sprechen. 

Außer der Lösung dieser angedeuteten außerordent- 
lich wichtigen technischen Aufgaben ist es aber notwendig, 
daß auch rein betrieblich eine ganz intime Gemeinschafts- 
arbeit erfolgt. Nur wenn bei zusammengeschlossenen 
Netzen dafür Sorge getragen wird, daß die Verteilung 


‘ Rüdenberg, S. 970 dieses Heftes. 
5 Piloty, S. 5 dieses Heftes. 


den. Ich verstehe unter loser Kupplung solche Netzver- 
bindungen, die lediglich den Zwecken dienen, sich vor- 
übergehend gexsenseitig auszuhelfen und zur Reserve zu 
stehen. Im Gegensatz hierzu möchte ich solche Netze, 
die dauernd parallel fahren, als starr gekuppelte Netze 
bezeichnen. Der Betrieb starr gekuppelter Netze erfor- 
dert unbedingte Unterordnung unter ein einheitliches 
Kommando. Dies ist eine Schwierigkeit, die außerordent- 
lich. schwer zu bewältigen ist. Die Dinge werden sich 
wohl so entwickeln, daß sich zunächst, wie dies ja auch 
bisher der Gang gewesen ist, Netze zu Gemeinschafts- 
gruppen zusammenschließen, und es werden dann eines 
Tages diese Gruppen wieder untereinander in Verbin- 
dung treten, um zum letzten Ende die gesamte deutsche 
Elektrizitätswirtschaft zu einem einheitlichen Netz zu- 
sammenzuschweißen. Nach der Entwicklung, wie sie 
augenblicklich im Zuge ist, glaube ich, daß sich zu- 
nächst in Deutschland drei oder auch vier Gruppen bil- 
den werden, bis durch eine Weiterentwicklung, auch der 
technischen Hilfsmittel, für den vollkommenen Zusamnıen- 
schluß auch die letzte Verbindung unter diesen Gruppen 
zustandegebracht werden kann. 

Begünstigt wird dieser Zusammenschluß durch Kon- 
zentrationsbestrebungen aus anderen Gründen, die schon 


4. Juli 1929 


seit langem im Gange sind und die immer mehr zu einer 


Konsolidierung in der Elektrizitätswirtschaft geführt 
haben. Die Abb. 5 und 6 zeigen die bedeutendsten staat- 


lichen und privaten Konzerne mit ihren Beteiligungen. 
Die Organisation der Zusammenarbeit großer ver- 
waltungsfremder Netze sollte eigentlich von unten her- 
auf begonnen werden, d.h., es müßte zuerst dafür Sorge 
getragen werden, daß eine gewisse Unabhängigkeit ge- 
geniber den Konsumenten erreicht wird dadurch, dal 
überall an den hierzu geeigneten Stellen die Spannung 
geregelt werden kann. Die Spannungsregelung spielt 


überhaupt bei dem Zusammenschluß großer Netze eine 
bedeutsame 


Rolle. Infolgedessen ist auch dem Regel- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


969 


Die bisherigen Erfahrungen auf diesem Gebiete ha- 
ben jedenfalls erwiesen, daß auch Zusammenschlüsse 
größten Umfangs möglich sind und daß Übelstände, die 
zur Zeit vielleicht noch in dem einen oder anderen Falle 
bestehen mögen, beseitigt werden können. Diese Tat- 
sache berechtigt unbedingt zu der Hoffnung, daß es in 
nicht allzu ferner Zeit gelingen wird, einen Zusammen- 
schluß im größten Stil in Deutschland zustande zu brin- 
gen, der womöglich später noch Verbindungen mit an- 
deren Ländern aufzunehmen geeignet ist. Die Vorteile, 
die hierdurch erreicht werden können, sind verlockend. 
Wenn man bedenkt, daß die Sonne im Osten des deut- 
schen Reiches im Winter erheblich früher untergeht als 


Abb. 6. Beteiligung privater und gemischtwirtschaftlicher Unternehmungen an der Elektrizitätsversorgung Deutschlands. 
(Bedeutung der verwendeten Zeichen wie bei Abb. 5.) 


transformator ganz besondere Bedeutung beizumessen, 
wobei nicht vergessen werden darf, daß noch eine Reihe 
von anderen Einrichtungen getroffen werden müssen, um 
überhaupt eine richtige Organisation durchzuführen. 
Hierzu gehören Phasenschieber für die Blindstromver- 
teilung, Kurzschlußstrombegrenzer, Isoliertransformato- 
ren, Löscheinrichtungen zur Herabminderung des Erd- 
schlußstromes usw. Über den Stand dieser Fragen wird, 
wie bereits oben gesagt, nachfolgend durch die Herren 
Rüdenberg und Piloty berichtet. 

Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit zwi- 
schen Netzen, die unter verschiedener Verwaltung stehen, 
sind naturgemäß vernünftige Stromaustauschverträge. 
Diese Verträge sollen grundsätzlich Bestimmungen über 
beiderseitige Höchstleistungen enthalten. Sie sind zweck- 
mäßig so zu gestalten, daß bei allen Bestimmungen eine 
gewisse Bewegungsfreiheit zugelassen bleibt, die es er- 
mözlicht, nach den Besonderheiten jedes einzelnen Netzes 
betrieblich zu variieren. Nachteile, die der einen oder 
anderen Seite durch den praktischen Betrieb entstehen, 
können durch Preisfestsetzungen vollkommen ausgegli- 
chen werden, nachdem uns Mittel zur genauen Messung 
aller Vorgänge in ausreichendem Maße zur Verfügung 
stehen. 


im Westen, so ist schon auf diese Entfernung eine we- 
sentliche Spitzenverschiebung zu erwarten. Wieweit sich 
diese Verschiebung auswirkt, wenn ein Zusammenschluß 
auch über andere Länder hinweg möglich wird, läßt sich 
noch gar nicht übersehen. Würde eine solche europäi- 
sche Zusammenarbeit erreicht werden, so müßte Deutsch- 
land infolge seiner zentralen Lage ganz ohne Zweifel 
den Mittelpunkt dieses Systems bilden und es würde 
unserem Vaterland hierdurch eine bedeutsame Rolle in 
der europäischen Elektrizitätswirtschaft zugewiesen sein. 

Erst neuerdings haben sich die führenden deutschen 
Elektrizitätsunternehmungen, die für die Fortleitung des 
Stromes im Großen hauptsächlich in Frage kommen, in 
der Aktiengesellschaft für deutsche Elektrizitätswirt- 
schaft zusammengeschlossen. Diese Gesellschaft, in der 
die Fachleute unserer Großunternehmungen zu gemein- 
samer Beratung vereinigt sind, wird berufen sein, die 
groen Fragen der deutschen Elektrizitätswirtschaft zur 
Lösung zu bringen. Sie wird um so eher hierzu in der 
Lage sein, als sie nach den Prinzipien der freien Selbst- 
verwaltung geleitet wird und durch ihr Zustandekom- 
men ganz ohne Zweifel jeder gesetzliche Eingriff über- 
flüssig geworden ist. Ich bin überzeugt, daß auch seitens 
der gesetzgebenden Körperschaften dieser Schritt zur 


970 


Vereinheitlichung der deutschen Elektrizitätswirtschaft 
begrüßt wird, da es sich hier um eine Materie handelt, 
deren Regelung durch gesetzliche Maßnahmen ohne be- 
denkliche Störungen im Wirtschaftsleben unmöglich ist. 
Nachdem es aber nunmehr gelungen ist, die maßgebenden 
Faktoren dieses Wirtschaftsbereichs freiwillig unter 


4. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


einen Hut zu bringen, dürfen wir überzeugt sein, daß die 
elektrowirtschaftlichen Fragen in Deutschland durch 
diese auf freier Selbtsverwaltung beruhende Körperschaft 
so gelöst werden, daß wir unsere führende Rolle auf die- 
GE innerhalb Europas so leicht nicht verlieren 
werden. 


Das Verhalten elektrischer Kraftwerke und Netze beim Zusammenschluß*. 
Von Reinhold Rüdenberg, Berlin. ` 


Übersicht. Ausbildung von Wirkströmen und Blind- 
strömen in Kupplungsleitungen. Einfluß auf die Kraftwerks- 
Spannungen, Verteilung in vermaschten Netzen. Beein- 
flussung durch Zusatztransformatoren. Synchronisierende 
Kräfte zwischen gekuppelten Kraftwerken. Stabilität des 
Zusammenarbeitens. Einfluß von Laststößen. Entfernungs- 
grenzen für die Leistungsübertragung. Wellenausbreitung 
auf langen Fernleitungen. Natürliche Leistungsübertragung 
Gleichgewicht der Blindleistungen. Künstliche Kompensie- 
rung der Blindleistung. Abhängigkeit von der Belastung. 
Regelung der Spannung langer Fernleitungen. Blindleistungs- 
Kompensationsrelais. Ausgleich des Ohmachen Spannungs- 
abfalls. Störungen durch Entlastungsstöße. Wirkung von 
Erdschlüssen und Kurzschlüssen auf die Stabilität. Hilfs- 
mittel zur Verbesserung des Fernbetriebes. 

Um einen guten Ausgleich zwischen Erzeugung und 
Verbrauch elektrischer Energie zu erhalten und um bei 
Störungen an den Leitungen oder Maschinenanlagen eine 
rasch einspringende Betriebsreserve zu erlangen, pflegt 
man elektrische Kraftwerke und Netze über immer grö- 
Bere Entfernungen zusammenzuschließen. Dabei: treten 
cine Reihe elektrischer und mechanischer Erscheinungen 
auf, die bei Leistungsübertragungen über sehr große Ent- 
fernungen eine entscheidende Rolle spielen. Über diese 
Probleme soll im folgenden eine Übersicht gegeben werden. 


1. Wirkstrom- und Blindstromverteilung 
in Leitungsnetzen! 

Wenn wir entsprechend Abb. 1 zwei Kraftwerke 1 und 

2 miteinander durch eine Fernleitung verbinden, so kön- 

nen wir in ihr nicht ganz beliebige Leistungen übertragen 


Araftwerk 1| Ze 


Wirk- 8 A nd z 
Veıstung 


Blınd- Wirk- 
/eıstung 


Abb. 1. 


sondern es bestehen zwischen den Eigenschaften der Lei- 
tung, insbesondere dem Widerstand und der Selbstinduk- 
tion, der übertragenen Wirk- und Blindleistung und 
schließlich der Sammelschienenspannung der Kraftwerke 
an den Enden der Fernleitung ganz bestimmte Be- 
ziehungen, die wir beachten müssen, wenn wir keine 
Betriebsschwierigkeiten erhalten wollen. Diese Beziehun- 
gen sind aus dem Vektordiagramm der Spannungen nach 
Abb. 2 leicht abzulesen. Um einen Strom J mit sciner Wirk- 
komponente Jw und seiner Blindkomponente AJ in der 
Leitung fließen zu lassen, ist eine vektorielle Spannungs- 
differenz zwischen den Stationen 1 und 2 erforderlich, 
deren Größe sich nach der ÖOhmschen Spannung RJ in 
Phase mit dem Strom und nach der induktiven Spannung 
w LJ phasensenkrecht zum Strom richtet. Von der Kapa- 
zität der Fernleitung und ihrer Wirkung auf den Strom 
schen wir vorerst ab. 

Für die Anschauung ist es bequem, mit der Spannungs- 
differenz beider Kraftwerke nach Größe und Phase zu 
reehnen. Wie aus der Ähnlichkeit der rechtwinkligen 
Dreiecke in Abb. 2 hervorgeht, ist die Größendiffe- 
renz der Spannungen, gemessen in Richtung der Ver- 
braucherspannung Ey 

AE=-RJuvtwlJs.....:...0 


und die Phasendifferenz, gemessen senkrecht zur 
Verbraucherspannung E}, 

ô E = w LJw — RAA, f (2) 

* Vortrag der XXXIV. Jahresversammlung des Verbandes Devt- 


scher Elektrotechniker in Aachen. 
t Literaturübersicht dr R. Rüdenberg, Siemens-Z. Bd.2 S.ı. 


Zur Größendifferenz der Spannungen trägt also der 
Ohmsche Widerstand nur nach Maßgabe des Wirkstromes, 
die Induktanz nur nach Maßgabe des Blindstromes in der 
Übertragungsleitung bei, während die umgekehrten Ver- 
hältnisse für die Phasendifferenz zwischen den beiden 
Kraftwerksspannungen gelten. Man erkennt aus diesen 
Gleichungen sofort, daßeinevölligunabhängige 
Regelung der Spannungen E, und E, der 
beidenKraftwerkenachihrem Zusammen- 
schluß nicht mehr möglich ist, daß sich dabei 
vielmehr auch die Wirk- und Blindleistungen in der 
Übertragungsleitung gemäß Gl. (1) ändern und dadurch 
weiterhin der Phasenwinkel zwischen den beiden Kraft- 
werken gemäß Gl. (2). 


Abb. 3. 


Sehr häufig wünscht man die Kraftwerkspan- 
nungen untereinander gleich zu halten. 
Sieht man von dem relativ geringen Unterschied der Span- 
nung E, und ihrer Projektion auf die Richtung E, ab, so 
bedeutet dies, daß AE = 0 ist. Daraus ergibt sich für die 


 Fernleitung die Bedingung 


R 
wL 


Man muß also zur Übertragung eines bestimmten Wirk- 
stromes bei konstanter Spannung gleichzeitig auch einen 
voreilenden Blindstrom mit übertragen, der dem Wirk- 
strom proportional ist mit einem Faktor entsprechend dem 
Verhältnis von Widerstand zu Induktanz der Fernleitune. 
Nun pflegt dieses Verhältnis | i 


= 0,1 bis 0,5 bis 1, 


. a e R 
bei Freileitungen SE 


bei Kabeln P 1 bis 5 bis 10 
zu betragen, wobei die kleineren Werte für starke, die 
größeren Werte für schwache Leitungen gelten. Wäh- 
rend man daher bei Freilcitungen mit einem 
mäßigen zusätzlichen Blindstrom in der 
Fernleitung auskommt, muß man bei Kabeln einen sehr 
starken Blindstrom zwischen den Stationen zir- 
kulieren lassen, wenn man ihre Spannungsgleichheit auf- 
rechterhalten will. In Abb.3 sind diese Verhältnisse im 
Vektordiagramm dargestellt. 

Für den Fall der Spannungsgleichheit berechnet sich 


die Phasendifferenz der Spannungen durch Einsetzen von 
G1. (3) in Gl. (2) zu 


R 3 
RR, bel? d'Bei ] er (4> 


4. Juli 1929 


Für Freileitunzen ist der Phasenwinkel zwischen den 
Kraftwerken daher im wesentlichen durch das Produkt 
aus Wirkstrom und Induktanz der Leitung bestimmt. Für 


Kabel dagegen wird er durch den Einfluß des überwiegen- ` 


den Ohmschen Widerstandes außerordentlich vergrößert 
und kann so beträchtlich werden, daß die Spannun- 
venbeiderKraftwerke ganz auseinander- 
klappen. 

Wünscht man ein unnützes Zirkulieren von Blind- 
leistung zwischen den beiden Kraftwerken zu vermeiden, 
so muß man entweder durch vorgeschaltete Drosselspulen 
oder durch Widerstandsverminderung mit mehreren par- 
allelen Kabeln den Quotienten in der Klammer von Gl. (4) 
vermindern, oder man muß eine Verschiedenheit der Span- 
nungsvektoren E, und E, an den Enden der Übertragungs- 
leitung zulassen. Dann kann man auf eine Übertragung 
von Blindstrom ganz verzichten, so daß nur die ersten 
Glieder der Gl. (1) und (2) auftreten. Man schaltet zu 
diesem Zweck einen rezelbaren Zusatztrans- 
formator vor die Fernleitung, der die Differenzspan- 
. nung liefert, und kann alsdann in allen Fällen unter 


Fortfall unnützer Blindströme die Spannungen der, 


Kraftwerke unabhängig voneinander re- 
eeln und trotzdem stets die gewünschte: Leistungsüber- 
tragung durch die Fernleitung erhalten. 


Wenn man den Phasenwinkel zwischen den Sta- 
tionen und damit die Spannung ô E = Q0 machen will, so 
mul man nach Gl. (2) den Blindstrom auf den Wert 

wL b 

SE CHEN AD) 

einreeeln. Damit ist natürlich ein Größenunterschied der 
Spannungen verknüpft, der sich durch Einsetzen in Gl. (1) 


ergibt zu a 
ARA a Biel ils ] 2.0 


Für Freileitunzen mit ihrer überwiegenden Induktanz 
würde dies sehr große Zusatzspannungen erfordern, was 
praktisch nicht durchführbar ist. Man hat daher 
immer mit einem erheblichen Phasenwin- 
kel zwischen den zusammengeschlosse- 
nen Kraftwerken zu rechnen. 


In den Kraftwerken selbst lassen sich die Wirk- 
ströme durch allemige Verstellung der mecha- 
nischen Leistungszufuhr zu den Kraftmaschi- 
nen einstellen und regeln. Die Blindströme richten 
sich im wesentlichen nach der Einstellung der 
Erregung der elektrischen Maschinen. Da die er- 
forderliche Erregung bei konstanter Klemmenspannung 
jedoch nicht nur von den Blindströmen sondern auch 
etwas von den Wirkströmen abhängt, so ist die Voraus- 
bestimmung für deren genaue Einstellung nur über die 
magnetische Charakteristik der Maschinen möglich. 


Da jedes der beiden Kraftwerke nach Abb. 1 im allge- 
meinen eine Eigenbelastunz hat und daneben noch die 
Kupplunesleitung speist oder von ihr gespeist wird, so 
sind diese Eigenleistungen bei der eben besprochenen Ein- 
stellung der Wirk- und Blindströme in der Übertrarungs- 
leitung durch die Leistungsregler der Kraftmaschine und 
die Errerungsrerler der elektrischen Maschine natürlich 
additiv mit zu berücksichtigen. Man erkennt schon hier, 
daß sich ein gutes Reguliersystem ganz zwang- 
los dadurch ergibt, daß man die Sammelschienen- 
spannungen der Kraftwerke durch die 
Spannungsregler der Maschinen selbst- 
tätig konstant hält, daß man die durch die 
Kupplungsleitung zu übertragende Lei- 
stune durch Zusatztransformatoren ein- 
stellt, und daß man die Leistungsregler der 
Kraftmaschinen in üblicher Weise auf das Gleichege- 
wicht der Drehzahl arbeiten läßt. 


Sehr häufig sind entsprechend Abb.4a mehrere 
Kraftwerke untereinander durch längere Aus- 
zleichsleitunzen verbunden. Wir wollen dabei die Eigen- 
belastung der Kraftwerke nicht mit in Betracht ziehen, 
sondern denken sie uns von vornherein von der ge- 
samten Lastverteilung in Abzug gebracht und betrachten 
nur die zwischen den Kraftwerken strö- 
menden Wirk- und Blindleistungren. Für 
jede Kupplungsleitung gilt dann das Vektordiarramm der 
Abb.2 und die daraus folgenden Gl. (1) und (2). Da die 
\Widerstände und Selbstinduktionen aller Kupplungsleitun- 
een bekannt sind, wenn sie auch unter sich ganz verschie- 
den sein können, so kann man für jede gewünschte Wirk- 
und Blindstromverteilung in den Leitungen, wie sie z.B. 
in Abb.4b und Ae dargestellt ist, die Spannunssunter- 
schiede A E und ð E bestimmen. Dies ist in Abb. 4d und e 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


971 
gemäß den Gl. (1) und (2) durchgeführt. Dadurch erhält 


man die unterschiedlichen Größen- und Phasendifferenzen 
der Spannungen in den einzelnen Kraftwerken, die dieser 


angenommenen Strom- oder Leistungsverteilung ent- 
sprechen. Die Wirk- und Blindleistung jedes Kraftwerks 


selbst, abgesehen von der Eigenbelastung seines Ver- 
brauchsnetzes, ergibt sich stets als Differenz der 
Leistungen in den benachbarten Kupp- 
lungsleitungen, die in jedem Kraftwerk zusam- 
menlaufen. Dabei ist natürlich auf die selbstverständ- 
liche Bedingung zu achten, daß die Summe der gesamten 
Wirkströme Jy und der gesamten Blindströme Jp aller 


Kraftwerke, soweit sie in die Kupplungsleitungen fließen, 
je für sich Null ergeben muß, also 


WË A Jg Sack, ` ée E AT) 


Auch hier wird man sehr vorteilhaft mit Zusatz- 
transformatoren arbeiten, wenn man die aus den 
Diagrammen oder den Gl. (1) und (2) sich ergebenden 
Spannungsunterschiede der miteinander gekuppelten Kraft- 
werke vermeiden will. Hierauf sei ausdrücklich hinge- 
wiesen, weil die Ansicht vielfach verbreitet ist, man 
könnte Wirk- und Blindleistung in derart zusammenge- 
schlossenen Netzwerken nur durch Regelung der Kraft- 
zufuhr und der Erregung beliebig verteilen. Dies gilt, 
wie Abb. 4 zeigt, nur dann, wenn man die Spannungen der 
Stationen frei schwanken lälit. Dies ist aber im allge- 
meinen unerwünscht, es sei denn, daß man Zusatztransfor- 
matoren vor die Eigenbelastung jeder Station schaltet, um 
die Schwankungen an dieser Stelle auszugleichen. 


a) 


Wählt man die Blindströme zwischen den Stationen 
nicht frei, sondern macht man sie nach Gl. (3) stets negativ 
proportional den Wirkströmen in den Leitungen, so stelli 
sich allerdings, wie schon oben ausgeführt, die gleiche 
Spannung in allen Stationen ein, da alsdann AE nach 
Col. (1) Null wird. Ilierauf soll später noch näher einge- 
gangen werden. 


Manchmal liert die Aufgabe so, daß die Spannun- 
gen E der verschiedenen Stationen mit Rücksicht auf 
deren eigenen Betrieb gegeben sind und außerdem die 
Wirkströme in den Kupplunesleitungen, 
die einen bestimmten Lastausgrleich ergeben sollen. Dann 
kann man die Blindströme dp nieht mehr beliebig wählen, 
sondern sie ergeben sich zwaneläufig aus Gl. (1). Damit 
liegen dann auch die Stationsblindströme JB als Differenz 
der Leitunesströme Jd fest, und man muß die Erregung der 
Kraftwerke so einstellen, daß diese wirklich fließen. 


Schließt man die rechte und linke Kupplunesleitung 
von Abb. 4 kurz zusammen, so erhält man ein Ring- 
netz, das von drei Kraftwerken gespeist 
wird. Da jedoch die Spannungen am Zusammenschluß- 
punkt nicht die gleichen weren so rufen die resultieren- 
den Differenzspannunzen ZAE und ZA wie sie in 
Abb.4 dargestellt sind, überlagerte Wirk- und 
Blindströme hervor, die sich als Rineströme im 
l.eitungsnetz selbst schließen und durch dessen gesamte 
Widerstände und Induktanzen bestimmt werden. 


972 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


4. Juli 1929 


Löst man die Gl. (1) und (2) nach den Wirk- und 


Blindströmen auf, so erhält man 


ALL WT 


Je zs 0 ar (5i 
TO 
und 
A E -— R SE 
wL ; 
Jb =- wypo ooo (II 
dain 


Man erkennt daraus, daß in Freileitungsnetzen mit über- 
wierender Induktanz der überlagerte zirkulierende Blind- 
strom vor allem durch die Größendifferenz ZAE, der über- 
eelaxgerte Wirkstrom vor allem durch die Phasendifferenz 
xX ô E gegeben ist. Diese Ströme fließen an den Kraft werks- 
maschinen vorbei und verschieben daher lediglich die 
Nullinien der Stromdiarramme in Abb. 4, die dadurch die 
eestrichelte Lage erhalten. Die Kraftwerksströme selbst 
bleiben durch den Zusammenschluß zum Ring dagegen zu- 
nächst unverändert. Erst die Änderung der Spannung in 
den Stationen kann durch Rückwirkunz auf die Maschinen 


sekundär eine Anderung von deren Stromabgabe be- 
wirken. 
Da die überlaxzerten Ringströme meist 


unnütze Enerzieverluste im Leitungsnetz her- 
vorrufen, so wird man danach trachten, sie zu vermeiden. 
Dazu stehen zwei verschiedene Wege offen. Die erste 
Möglichkeit besteht darin, die eben besprochenen 
Differenzspannungen am Zusammenscehlußpunkt zum Ver- 
schwinden zu bringen. Dafür müssen die Spannungs- 
summen von (rl. (1) und (2) im ganzen Ring zu Null wer- 
den. Es muh also sein 


WILH GEET Jð =0 
H (om LJw-- R Jd =0 


Zeiehnet man das Diagramm der Leitungsströme nieht wie 
in Abb. 4 über der Streckenlänge auf, sondern stellt man 
für die erste Gl. (10) die Wirkströme über dem Wider- 
stand, die Blindströme über der Induktanz der Kupplungs- 
leitungen dar, und für die zweite Gl. (10) entgegengesetzt, 
so müssen die über- und unterschießenden Flächen der 
Diagramme jeweils Null ergeben. Dies erfordert also eine 
ganz bestimmte Einstellung der Ströme in den Leitungen 
und damit auch der Spannungen an allen Leitungsenden 
oder, Sammelschienen, die man nieht immer wird er- 
reichen können. 


Der zweite Weg besteht darin, die Differenzspan- 
nunzen beim Zusammenschluß durch einen Zusatztrans- 
formator zu kompensieren, indem man die beiden aufein- 
ander senkrecht stehenden resultierenden Spannungen A E 
und ôE kinstlich einführt. Zerteilt man diesen Zusatz- 
transformator nach Abb.5 auf alle drei Kraftwerke, so 
kann man den Ausgleich der Spannungen nieht nur insee- 
samt, sondern bereits bei jeder Kupplungsleitung für sich 
erzielen und wird nach dem früher Gesarten weitgehend 
unabhängige in der selbständigen Spannungsrerelung der 
drei Kraftwerks-Sammelschienen für sieh. 


(10) 


fea aan 
A bbh. 5. 


Ah, 6. 


Wünscht man die Regelung der Wirk- und 
Blindleistungz in den Auseleichsleitun- 
zen vor allem für ein bestimmtes Kraftwerk durchzu- 
fiihren, so genügt es unter Umständen, entsprechend Abb. 6 
nur zwei Zusatztransformatoren in diesem vorzusehen, 
von denen jeder die halbe Differenzspannunz von Abb. 4 
aufzunehmen hat. Da die Sammelschiene dieser Station 
in der Mitte beider Rereltransformatoren angeschlossen 
ist, so wird deren Spannung sich beim Rereln nieht er- 
hehlich ändern. Es wird vielmehr nur der Fluß der 
Wirk- und Blindleistungen von der einen auf die andere 
Leitung willkürlich herüberzeschoben, ohne daß sich da- 


durch die Leistungs- und Blindleistunzserzeugung in den 
drei Stationen selbst erheblich ändert. 


Die Verteilung der Wirk- und Blind- 
leistung auf die drei Kraftwerke selbst 
richtet sich wieder nach der Einstellung von deren Kraft- 
maschinen- und Erregerstromreglern, immer unter der 
wichtigen Bedingung der Gl. (7), daß die Summe aller 
Wirkströme und Blindströme für sich Null ergeben muß, 
weil im Kupplungsleitungesnetz keine Energie verbraucht 
wird, wenn man von Verlusten, Ladeströmen und älın- 
lichen parasitären Erscheinungen zunächst absieht. 


Jar T Arz z kes E 
J 


234 
0 7 g 4 
Abb. 7. 


Will man die Ladeströme des Leitunzs- 
netzes mit berücksichtigen, was bei längeren Hochspan- 
nungsleitunzen notwendig ist, so kann man sich ihre Ver- 
“teilung auf die Leitungen nach Abb.7 ganz getrennt anf- 
zeichnen. Der gesamte Ladestrom ist bei einigermaßen 
konstanter Spannung im Netz fest gegeben, man Kann ihn 
jedoch ganz willkürlieh auf die verschiedenen Kraftwerke 
verteilen. Für die Verluste ergibt sich die günstigste 
Verteilung,wennjedesKraftwerkdieihm 
anliezende Hälfte aller Kupplunzslei- 
tungen auflädt, so daß die Ladeströme in der Mitte 
der Leitungen Null sind und nach rechts und links auf 
die Kraftwerke zu linear zunehmen. Sind einzelne Kraft- 
werksmaschinen nicht imstande, einen entsprechenden 
Ladestrom herzugeben, so muß man eine ungzünstigere 
Verteilung mit vermehrten Verlusten in Kauf nehmen. 
Auf alle Fälle braucht man nur diese Ladestromverteilung 
nach Abb. 7 der Blindstromverteilung nach Abb. 6 zu über- 
lagern, um die Gesumtverteilung der Ströme zu erhalten. 

Ganz entsprechend diesen Überlerungen hat man auch 
bei komplizierter vermaschten Netzen zu 
verfahren. Man wird stets die Leistungen, die jedes Kraft- 
werk in sein eigenes Belastungesnetz speist, absondern von 
derjenigen, die es ins zekuppelte Netz speist oder von ihm 
erhält. Die Summe der letzteren nach Wirk- und Blind- 
strom muß notwendig Null ergeben, die beabsichtigte Ver- 
teilung richtet sieh nach den gewünschten wirtschaftlichen 
Effekten des Lastausgleichs. Schaltet man in jede 
Kupplunesleitunge oder auch vor jede Abnahme- 
stelle der Belastung einen Regeltransformator, 
so ist hierdureh der sicherste Weg gegeben, durch jede 
Leitung den gewollten Wirkstrom- und Blindstromaus- 
eleich zu erzielen und dabei die Spannung jedes Kraft- 
werksnetzes unabhängig zu regeln oder konstant halten 
zu können. 


2. Stabilitätvon Maschinen und Kraft- 
werker’. 


Wir sahen sehon früher, daß bei sehr ungünstigen 
Lagen des Spannungsabfall-Dreiecks, z. B. in Abb. 3, keine 
geregelte Leistungsübertragunge durch die Kupplunes- 
leitung möglich ist, insbesondere wenn man die Größe der 
Kraftwerksspannungen ganz oder nahezu konstant halten 


will. Zahlenmäßig ist die von der Station 1 auf die 
Station 2 übertragene Wirkleistung 
, E» 
W= E, Jw = p OEH RAA 2% (11) 


wobei der Wert des Wirkstromes aus Gl. (2) eingesetzt 
ist. Wir können nun den Winkel BD zwischen den 
Kraftwerksspannungen nach Abb, ? einführen, 
entweder durch die Beziehung 


k= kE sind, (12) 


AEE, =E cos®... (13) 


Setzen wir den Wert der Gl. (12) in (11) ein und he- 
schränken wir uns außerdem auf ungefähr größen- 
gleiche Kraftwerksspannungen, so daß wir 
Gl. (3) in (11) einsetzen dürfen, so erhalten wir für die 
auf Kraftwerk 2 übertragene Leistung die Beziehung 


oder dureh 


_ FE sind ` 
Bee a en ER 
wL 


Die Kupplungsleistung hängt also nicht nur 
von Widerstand und Induktanz der Leitung und vom Qua- 


" Literatur vor allem im J. Am. Inst. El. Engs. seit 109%: fer 
di K EN A d sf, a . . 4ie 4 Je æ a er Ne 
W. Peters, ETZ 1926, S. 917. en 


4. Juli 1929 


drat der Spannung ab, sondern sie ist auch dem Sinus des 
Phasenwinkels zwischen den Spannungsvektoren der bei- 
den Stationen proportional. Erzwingen wir also durch 
entsprechende Einstellung der Leistungsregler an den 
Kraftmaschinen den Durchtritt einer bestimmten Lei- 
stung, so stellt sich je nach Widerstand, Induktanz und 
Spannungshöhe ein ganz 
l bestimmtes Vektordiagramm 
ğ entsprechend Abb. 3 ein, 
mit einem Winkel, der 
sich aus Gl. (14) nunmehr 

leicht berechnen läßt. 


. ans- dr, Lopp- 
ben Jor: ER" Gene 


a 
Sé GL 10% 9% 0% 


Abb. 8. 


2% 


In Abb.8 ist der Zusammenhang der übertragenen 
Wirkleistung mit diesem Winkel dargestellt. Dabei ist 
zu beachten, daß die Wirkleistung im allgemeinen die 
primäre Tatsache ist und der Winkel sich danach ein- 
stelit. Anfangs nimmt er proportional mit der Leistung 
zu, schließlich aber wächst er sehr viel schneller, und 
mehr als eine maximale Leistung 


E? 
W naz = LÍ 1y 
w +G] 


ist überhaupt nicht übertragbar. Der Winkel zwischen 
den Spannungsvektoren und damit auch zwischen den Ma- 
schinen in den beiden Kraftwerken wächst daher bei Er- 
reichung dieser Grenzlast rapide an, die Kraftwerke 
fallen außer Tritt und ihre Maschinen laufen mit ihren 
Spannungsphasen durcheinander hindurch. 


Wir sehen also, daß wir durch jede Leitung nureine 
bestimmte maximale Leistung übertragen 
können, die bei Hochspannungsleitungen mit relativ ge- 
ringem Widerstand in erster Linie vom Quadrat der Span- 
nung und der Induktanz der Leitung abhängt. Je länger 
die Leitung ist, um so geringer ist die übertragbare Lei- 
stung, wenn man nicht die Spannung entsprechend erhöht. 
Man wird dabei praktisch natürlich nicht bis an den Grenz- 
wert von Gl. (15) herangehen können, damit nicht bei 
jeder leisen Lastschwankung die Kraftwerke 
außer Tritt fallen. Rechnet man für den wirklichen Be- 
trieb mit einem höchsten Winkel von # — 42°, so erhält 
man ein sin ® — 0,67, so daß eine derartige Leitung nach 
Abb.83 noch eine um 50 % höhere Grenzleistung besitzt. 


Unter Vernachlässigung des Widerstandsgliedes er- 
gibt sich der zulässige induktive Spannungs- 
abfall des Wirkstromes der Leitung im Verhältnis zur 
Netzspannung aus Gl. (14) zu 


oaLJo_ E!sin$ Jw 
E ” W E 


= sin. 


Im allgemeinen wird man einen Leistungsfaktor von: 


100 % anstreben. Man darf dann bei einem Winkel von 
® = 42° mit nicht mehr als höchstens 66 % induktivem 
Ahfall arbeiten. Bedenkt man nun, daß gemäß Abb. 9 
solche Fernleitungen an ihren Enden im allgemeinen 
Transformatoren mit erheblicher Streuspannung, vielleicht 
von 10 %, besitzen, so kommt man auf einen Betrag für 
die Leitung allein von knapp 50 %. 


Nun ist es aber nicht möglich, die Spannungan 
den Sammelschienen derartiger Großleistungs- 
übertragungen so schnell zu regeln, daß sie wäh- 
rend starker Lastschwankungen oder Pendelungen abso- 
lut konstant bleibt. Ganz ohne Spannungsregelung würde 
der Erregerstrom der Generatoren konstant bleiben, so 
daß man die gesamte Streuung und Ankerrückwirkung 
der Maschinen mit in die induktive Spannung hineinrech- 
nen müßte. Da diese für jeden Generator weit mehr als 
25 % betragen, so bliebe für die Fernleitung fast nichts 
mehr übrig. Mit guten heutigen Spannungsreglern kann 
man es aber erreichen, daß zwar nicht die Klemmenspan- 
nung der Maschinen, aber doch wenigstens ihr Luft- 
spaltfeld einigermaßen konstant bleibt, so 
daß als schwankender Teil nur die Streuspannung der 
Statorwicklung zu betrachten ist, die eine Größe von etwa 
12% besitzt. Berücksichtigt man dies, so bleibt für die 
Fernleitung noch ein zulässiger Rest von etwa 22% in- 
duktivem Spannungsabfall des Wirkstromes übrig. Dies 
entspricht einem Winkel A für die Leitung allein ge- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


.. (16) 


973 


rechnet, von nur etwa 12bis 15°. Bei üblichen Drehstrom- 
freileitungen mit einer Betriebsinduktivität von 0,4 Q/km 
führt das nach Gl. (14) beispielsweise bei Übertra- 
gung von 10 MW Leistung mit 200 kV Span- 
nungaufeineLeitungslängevon220 km. Ohne 
besondere Hilfsmittel ist es daher nicht möglich, eine der- 
artige elektrische Leistung über größere Entfernungen 
stabil zu übertragen. Für andere Spannungen und Leistun- 
gen ist die maximale Entfernung für eine stabile Kraft- 
übertragung in Zahlentafel 1 ausgerechnet, wobei für jede 
Station mit 22% Streuung von Generator und Transfor- 
mator gerechnet ist. 


Zahlentafel 1. Drehstrom-Freileitungslängen zwischen 
stabilen Kraftwerken in Kilometer. 


Übertragene Leistung in MW 


E in kV 

10 | æ% | 5 j| 100 | %0 | sm | 1000 
3) 50 25 10 — — pue 
50 140 70 23 14 — -| — 
100 550 | 280 | 110 55 2 1 | — 
150 1250 | oo | 250 | 135 63 23 | 12 
200 220 | 1100 | 40 | u | 110 52 
300 5000 | 2500 | 100 | 500 | 30 | 100 | 50 
400 9000 | 4500 | 1800 | 900 | 450 | 180 | 90 


Die Beziehungen (14) und (15) sind die gleichen, die 
man auch aus der Theorie der pendelnden Syn- 
chronmaschine kennt. Sie gelten aber tatsächlich 
viel allgemeiner, z. B. auch für asynchrone Generatoren, 
Motoren usw. Bei Synchrongencratoren, wie sie in unse- 
ren Kraftwerken vorwiegend angewandt werden, stellen 
die Spannungsvektoren gleichzeitig die räumliche Lage 
der rotierenden Polräder zueinander dar, wenn man die 
innere Induktanz mit in œ L einbezieht. 


x 


Synchron- 
Are? 
A 


h% 
-7 kapoziir 0 wmduhlr 1J 


Abb. 11. 


Nun wissen wir aber, daß insbesondere Schenkelpolgene- 
ratoren unterschiedliche Ankerreaktanz in der Längs- und 
Querrichtung des llauptflusses besitzen, und daher ist die 
Abhängigkeit der Leistung vom Voreilungs- oder 
Pendelwinkel®# bei ihnen nicht mehr durch eine 
reine Sinuskurve gegeben. In Abb. 10 ist der Unter- 
schied für Zylinderläufer von Turbogeneratoren und 
Schenkelpolläufer von Kolben- oder Wasserkraftmaschi- 
nen dargestellt. Gleichzeitig ist dort auch die Kurve der 
synchronisierenden Kräfte solcher Maschinen eingetragen, 
die sich durch Differentiation der Leistungskurve ergibt 
und die direkt die mechanischen Kräfte oder Dreh- 
momente darstellt, die auf die Polräder von parallellau- 
fenden Syncehronmaschinen wirken, um sie im Takt zu 
halten. Bei Turbogeneratoren ist bereits bei 90° 
Phasenwinkel keinerlei syncehronisie- 
rende odertakthaltende Kraft vorhanden, bei 
Schenkelpolgeneratoren erreicht die Kurve erst 10 bis 20 ° 
später ihren Nullwert, so da man in der Belastungs- 
grenze bei diesen Maschinen etwas weiter gehen kann. 

Jeder Belastung eines Synehrongenerators, sei es nun 
positive oder negative Wirklast, voreilende oder nach- 
eilende Blindlast, entspricht ein bestimmtes Vektordia- 
gramm der Maschine und damit eine bestimmte synchro- 
nisierende Leistung. Die genaue Theorie und ebenso eine 
Reihe von Versuchen zeigen, daß diese takthaltende Kraft 
fast nur abhängig ist von der relativen Streuspannung Kalb 
der Statorwieklung, von der Streuspannung E/E des An- 
kerquerfeldes, beide bezogen auf den Nennstrom, und von 
dem relativen Blindstrom Jb J, den die Maschine liefert, 
während der Wirkstrom nur recht gerinzen Einfluß be- 
sitzt. Das Verhältnisvonsynchronisieren- 
der Leistung zur tatsächlichen Wirklei- 
stung ist sehr nahezu 


Hoen. Lu. dk 
W "ES 
ETE 


974 


In Abb. 11 ist dies Verhältnis abhängig von der Blindbe- 
lastung aufgetragen, und man erkennt, daß die synchroni- 
sierenden Kräfte bei Leerlauf oder Wirkbelastung der 
Maschinen den normalen Wert besitzen, daß sie bei Ab- 
gabe von induktivem Strom und dementsprechender Über- 
erregung der Maschine stark anwachsen, daß sie jedoch 
bei Abgabe kapazitiven Stromes und Un- 
tererregung des Feldes auf sehr geringe 
Werte herabsinken. Da nun lange Kupplungs- 
leitungen mit ihren hohen Spannungen starke kapazitive 
Ströme besitzen, die von den Generatoren in den Kraft- 
werken gedeckt werden müssen, so sieht man, daß deren 
takthaltende Kräfte durch diese Verhältnisse stark redu- 
ziert werden. 


Bisher haben wir nur elektromechanische Gleichge- 
wichtszustände der Leitungen und Maschinen betrachtet. 
Es treten aber durch Ab- und Zuschalten von Lasten und 
zahlreiche andere Betriebserscheinunzen häufig Gleich- 
gewichtsstörungen auf, die wir näher verfolgen 
wollen. Wenn wir eine Übertragungsleitung entsprechend 
Abb. 8 mit % ihrer jeweils maximal möglichen Leistung 
belasten, so wird eine langsame Zunahme der 
Belastungbisdicht unter den Grenzwert 
gerade noch zulässig sein. Erfolgt diese Zu- 
nahme aber stoßweise, so kann sich das Polrad der Syn- 
chronmaschine nicht sofort auf den neuen Zustand ecin- 
stellen, seine Geschwindigkeit wird vielmehr unter dem 
Einfluß des Laststoßes vergrößert oder verkleinert, bis 
zu dem Augenblick, wo es den Gleichgewichtswinkel 
durchschreitet. Liegt dieser beim Kulminationspunkt der 
Synchronisiercharakteristik von Abb. 8, so hat die Ma- 
schine eine falsche Geschwindigkeit in dem Augenblick, 
wo die synchronisierenden Kräfte in Fortfall gekommen 


sind, und daher überschlägt sich das Polrad und kommt 
außer Tritt. 


Se E 
Hy Jubertritfollen 5 
e 


E 
| Hoher 


Ant 


Yadıle So wingungen 


Abb. 13. 


Es ist daher nur zulässig, dynamisch einen 
kleineren Stoß auf die Synchronmaschine 
zu geben, als man nach der rein statischen Betrach- 
tung erwarten würde. In Abb. 12 ist der höchste Grenz- 
wert des Belastungsstoßes ermittelt. Die Maschine fährt 
zunächst bei der Belastung W, mit dem Winkel D, Tritt 
nun stoßweise eine Zusatzlast bis auf den Wert W, ein, 
so schwingt das Polrad bis zum Gleichgewichtswinkel ®, 
unter allmählicher Steigerung seiner elektromechanischen 
Leistung entsprechend der Sinuskurve. Die schraffierte 
Fläche stellt die Differenz zwischen der Stoßbelastung 
und der von der Maschine umgesetzten Leistung, also die 


in der Polradschwungmasse aufgespeicherte Arbeit dar. ` 


Beim Überschwingen über den Gleichgewichtswinkel ®, 
wird diese vom Polrad zurückgegeben, jedoch ist dies nur 
dann möglich, wenn die schraffierte Fläche oberhalb der 
neuen Belastungslinie W, größer ist als unter derselben. 
Andernfalls kehrt das Polrad nicht mehr zurück, sondern 
füllt außer Tritt. 


Es ergibt sich durch zahlenmäßige Auswertung 
etlicher Fälle, daß die dynamische Stoßbela- 
stung über irgendeine Vorbelastung hin- 
aus nur etwa 70% der statisch möglicher- 
scheinenden Belastungssteigerung ist. Je 
größer die Vorbelastung war, um so geringer ist natür- 
lich der zulässige Belastungsstoß im gleichen Sinne. Bei 
Daucrbelastung mit 42° Phasenwinkel und % der Grenz- 
leistung ist also eine allmähliche Leistungssteigerung um 
höchstens 50%, dagegen eine stoßweise Mehrbelastung 
von nur 35% bis zur Erreichung der Stabilitätsgrenze 
Era Praktisch muß man natürlich noch darunter 

eiben. 


Besitzt die Synchronmaschine eine Däm pferwick- 
ung, was bei Turbogeneratoren immer, bei Schenkel- 
polgeneratoren häufig der Fall ist, so wird die Überschuß- 
energie in den schraffierten Flächen der Abb. 12 schon 
vorzeitig aufgezehrt. Das Polrad schwingt daher weniger 
stark über die Gleichgewichtslage hinaus und man kann 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


4. Juli 1929 


einen stärkeren Belastungsstoß zulassen, 
etwa 80% der 


im LDänfer 
s der Syn- 


‚ „Umgekehrt wie die Dämpferwicklung 
wirkt der Widerstand im Statorkrei 
chronmaschinen auf eine Anfachunz der Schwingungen 
hin. Theoretisch und durch Versuche wurde ermittelt, 


daß angefachte Schwingungen auftreten, wenn das Ver- 
hältnis 


E ? R =— 
E) œL >00 


ee eX E e e 


ist, wobei sich R und o 


L auf die gesamte Leitungsbahn 
beziehen. 


‚ ‚Weiterhin können anzefachte Schwingungen auch 
leicht durch die Einwirkung der Kraftmaschi- 
nenregler hervorgerufen werden. Diese Geschwin- 
arbeiten keineswegs momentan, sondern 
eilt der anregenden Ursache um eine be- 
stimmte Zeit nach, die praktisch manchmal in der Größen- 
ordnung einer halben Sekunde liegt. Da nun die elek- 
tromechanischen Eigenschwingungen des Polrades fast 
durchweg in der Grö- 

ßenordnung einer 
Sekunde liegen, so 

ann es vorkommen, 
daß der Kraftmaschi- 
nenregler jede Be- 
einflussung gerade 


l eine halbe Periode 
der elektrischen Eigenschwingung zu spät vornimmt und 


das Polrad daher zu verstärktem Schwingen anfacht. 


Alle diese Erscheinungen bewirken, daß der oben be- 
rechnete Grenzwert der Entfernung nach Zahlentafel 1 
auf den sich elektrische Energie stabil übertragen läßt 
erheblich reduziert werden muß, > 
Gleichgewichtsstörungen der Kraftwerke erwartet. 
man jedoch eine Reihe 
nen nach Abb. 14 zur Verfügung, 
dem Vorschlag von Baum! im Z 
Leitung derartige ‚Zwischenstationen künstlich 


7 2 d 4 5 


und rüstet sie mit derart gut geregelten Maschinen aus, 
ihre Spannungsvektoren 
nach Abb. 15 ihre Größe auch 
unter ungünstigen Umständen 
möglichst aufrecht erhalten, 
£, BO zerteilt man hierdurch die 
gesamte induktive und Ohm- 
sche Spannung längs der Lei- 
tung in zahlreicheEinzelteile, 
verringert dadurch den Win- 
kel zwischen den unmittelbar 
parallel arbeitenden elektri- 
schen Maschinen auf einen 
Bruchteil und kann nunmehr die Energie auf jede 
beliebige Gesamtentfernung übertragen. 


würde, 
je zwei benachbarten Stationen mit selbständig gehaltener 
Spannung den viel kleineren Winkel A. den man durch 
eine angemessen große Zahl von 
innerhalb der Stabilitätszrenze halten kann. 
stungsfähigkeit der Maschinen 
Zwischenstationen braucht an sich nicht groB zu 
sein, Sie müssen nur so starr gebaut sein und so Schnell 
geregelt werden, daß sie die Spannung bei allen Wechsel- 
fällen unbedingt aufrecht erhalten. Dazu genügt im all- 
gemeinen eine Maschinengröße von % bis % der über- 
tragenen Leistung in der Fernleitung. Wirkleistung 
brauchen diese Maschinen überhaupt nicht abzugeben, je- 
doch läßt man sie zweckmäßigerweise Blindleistun œ auf- 
nehmen oder abgeben, um die mit wechselnder Belastung 
sich ändernden kapazitiven und induktiven Leistungen 
der Leitung zu kompensieren und dadurch sowohl diese 
wie die Endstationen von Blindleistung zu entlasten. 


© F.Ollendorffu.W.Peters, Wiss. Veröff. Siem Kanz Pas S. 
"FS Baum, Transact. Am. Inst. El. Engs. Bd. 40, 8. 1017. 


7 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


975 


3 Kraftübertragung durch lange Fern- 
Leitungen, 
Wenn wir erhebliche Energiemengen auf große Ent- 


fernunz übertragen wollen, wozu nach Gl. (14) hohe 


Spannung erforderlich ist, so ist es nicht mehr zulässig, > 


die Kapazität der Fernleitung zu vernachlässigen. Wir 
wissen nun, daß das gemeinsame Vorhandensein von 
Selbstinduktion und Kapazität der Leitungen bewirkt, 
daß sich Wellen auf denselben ausbreiten 
können, die in Luft mit der Lichtgeschwindigkeit 


+ a ... LI) 
Vle 

in diehteren Mengen entsprechend langsamer verlaufen, 

wobei l und e die Selbstinduktion und Kapazität der Fern- 

leitung für die Längeneinheit bezeichnen. Für Freileitun- 

gen ist diese Geschwindigkeit rd. 300 000 km/s, für Kabel 

etwa 150 000 km/s, in beiden Fällen also außerordentlich 


grob. 
a ı Ọ 


bJ 


o CZS 
D> 


vU = 


Abb. 16 


Die räumliche Form der Wellen kann allgemein ge- 
nommen sehr verschiedenartig sein. Da die Geschwindig- 
keit jedes Wellenteiles jedoch dieselbe ist, so stimmt 
der räumliche Verlauf eines bestimmten Wellen- 
systems längs der Leitung stets genau mit dem 

-zeitlichen Verlauf an irgendeinem Punkt, z. B. 
am Anfang der Leitung, überein. Die Wellen können im 
Prinzip in jeder Richtung der Leitungserstreckung ver- 
laufen, was durch die beiden Vorzeichen der Gl. (19) an- 
gedeutet ist. Für jede Laufrichtung ergibt sich 
aus den elektromagnetischen Grundgleichungen, daß 
Spannung und Strom an jeder Stelle und zu jeder 
Zeit einander proportional sind, und daß ihr 
Quotient ist 


Zant të a a CO 
i c 
Durch die Wurzel aus dem Verhältnis von Selbstinduk- 
tion und Kapazität der Leitung wird also eine feste Größe 
bestimmt, die man kurz als Wellenwiderstandder 
Fernleitung bezeichnet. Für oberirdische Leitungs- 
schleifen liegt sein Wert in der Größenordnung von 750 Q, 
für Kabel von 75 Q. Der Betriebswellenwiderstand für 
Drehstromleitungen hat den halben Wert dieser Zahlen. 
Welches Vorzeichen das Verhältnis von Spannung zu 
Strom nach Gl. (20) besitzt, hängt von der Laufrichtung 
der Wellen nach Gl. (19) ab. In Abb. 16b ist für je eine 
ganz willkürlich herausgegriffene vorwärtslaufende und 
`~ rückwärtslaufende Wellenform auf der Fernleitung ein 
Moment herausgezeichnet. Da Strom und Spannung für 
die vorwärts- und rückwärtslaufenden Wellen je für sich 
stets proportional sind, so sind sie notwendig gleichphasig, 
d h., jede Welle überträgt lediglich Wirk- 
leistung,deren Wert sich bestimmt zu 


e? 
Wz=zeiz=z+ťZz=+ 


Z EEE A. 


Der Ohmsche Widerstand der Fernleitung be- 
wirkt, daß jeder einzelne Punkt der Wellen während sei- 
nes Laufes über die Leitungserstreckung z exponentiell 
zedämpft wird nach der Beziehung 


. (22) 


also entsprechend dem Verhältnis des Leitungeswiderstan- 
des zum Wellenwiderstand. Dies ergibt bei einer Leitung 
mit O,15%km Widerstand erst nach 1000 km Freileitung 
oder 100km Kabellänge einen Spannungs- und Stromver- 


H Lë, Ee deiere Abee 


8 Literatur und Methodik bei R. Rüdenberg, Elektrische 
Schaltvorränge. Kap. 3, Verlag Julius Springer, Berlin 1926; ferner 
Ch. Burger, Berechnung von Drehstrom-Kraftübertragungen, Verlag 
Julius Springer, Berlin 1927. 


lust von rd. 10%. Wir wollen unsere folgenden Betrach- 
tungen daher zunächst unter Vernachlässigung dieser 
Verluste durchführen und können die Wirkung des tat- 
sächlich vorhandenen Widerstandes jederzeit durch eine 
Korrektur nach Gl. (22) berücksichtigen. 

Wenn wir in Abb. 16 die Spannung an der Erzeuger- 
station 1 zeitlich sinusförmig variieren lassen, so pflanzt 
sich jeder augenblickliche Zustand mit Lichtgeschwindig- 
keit über die Leitung fort, so daß sich auf dieser räum- 
liche Sinuswellen ausbilden, wie es in Abb. 16c 
für drei aufeinanderfolgende Momente dargestellt ist. 
Durch Übereinanderlagerung von vorwärts- und rück- 
wärtslaufenden Strom-Spannungswellen können wir nun 
jeden beliebigen elektromagnetischen Zustand auf der 
Fernleitung darstellen. Wir können z.B. zu den vorwärts- 
laufenden Sinuswellen der Abb. 16c noch rückwärts- 
laufende Wellen nach Abb. 16d hinzufügen. Da die 
Spannungen und Ströme dieser verschiedenen Wellen- 
systeme zwar sinusförmig aber keineswegs gleichphasig 
sind, so können wir damit in jedem Punkt der Leitung 
beliebige Wirk- und Blindleistungen zur 
Darstellung brinzen. Die gesamten Ströme und Spannun- 
geu setzen sich dabei natürlich aus den 'Teilwerten aller 
vorwärts- und rückwärtslaufenden Wellen zusamnıen: 

e = ey + Or ) 
" = Ze + irj 

Da wir bei jeder Fernleitung eine bestimmte Leistung, 
und zwar im allgemeinen eine gewisse Wirkleistung, mög- 
lichst wirtschaftlich vom einen bis zum anderen Ende 
übertragen wollen, so sehen wir, daß es zweck- 
mäßigist,nurdasvorwärtslaufende Wel- 
lensystemzwischenderenergieerzeugen- 
den Stationlundderenergieverbrauchen- 
den Station 2 zu benutzen. Jedes außerdem vor- 
handene rücklaufende Wellensystem wird nach Gl. (23) 
einerseits dieStröme in der Leitung und damitdieÖhmschen 
Stromwärmeverluste, anderseits die Spannung auf der Lei- 
tung und damit die Isolationsbeanspruchung ganz unnötig 
vergrößern. Da nun im vorwärtslaufenden sinusförmigen 
Wellensystem nach Abb. 16c Strom und Spannung über 
die ganze Leitungserstreckung und daher auch an den 
Endpunkten der Leitung genau in Phase sind, so sehen 
wir, daß die Forderung möglichst großer 
Wirtschaftlichkeit der Übertragung die 
BedingungzurFolgehat,dieLeistunenur 
als Wirkleistung, also mit dem Leistungsfaktor 1 
zu übertragen. Wir müssen daher Strom und 
SpannungindenFEndstationen so einregeln, daß 
sie dort in Phase sind. Dann vermeiden wir unnütze 
Reflexionen der Wellen an den Enden mit ihrer überflüssi- 
gen Beanspruchung der Leitung. 

Eine zweite Bedingung, die wir den Endstationen auf- 
erlegen müssen, besteht darin, daß sie das richtire 
Strom-undSpannungsverhältnisvonGl. (20) 
besitzen müssen, das für den einseitigen Verlauf der Wel- 
len erforderlich ist. Schreiben wir dies jetzt in Effektiv- 
werten E und J des sinusförmigen Stromes für vorwärts- 
laufende Leistungswellen nochmals an, so muß sowohl in 
den Endstationen als auch auf der ganzen Leitungs- 
erstreckung sein 


. (23) 


E SN T 
oc ëch, SCH . (24) 
Die übertragene Leistung wird damit 
FE? 1 


Wir wollen diesen Betrag dienatürlicheLeistung 
derFernleitunege nennen, weil hierbei die einfachsten 
und natürlichsten Verhältnisse hinsichtlich des Leistungs- 
faktors, der Fortpflanzunesrichtung, der Energie und der 
Wellenreflexion an den Enden vorliegen. 

Da die Wellenwiderstände aller Freileitungen unter 
sich und aller Kabel unter sich nicht allzu sehr verschie- 
den sind, so hängt diese natürliche Leistung fast nur 
vonder Betriebsspannung ab. In Zahlentafel 2 


Zahlentafel2. Natürliche Leistungen von Fern- 
leituneen in MW. 


E in kV Freileitung Kabel 
1phasig 3 phasig 1phasig | 3phasig 
30 1,2 e 24 12 24 
50 3,3 6,6 33 66 
100 14 27 140 270 
150 30 60 300 600 
200 55 110 ! 550 | 1100 
300 120 240 — | — 
400 210 430 — — 


976 


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ist für eine Reihe normaler Spannungen die natürliche 


Leistung von Freileitungen mit 750 Q und Kabeln mit 750 ` 


Wellenwiderstand auf Grund der Gl. (25) für Ein- und 
Dreiphasenstrom ausgerechnet. Da nur diese so berechneten 
Leistungen eine volle Ausnutzung des Leitungskupfers und 
der Leitungsisolation gewährleisten, so sieht man, daßzur 
Übertragung von größeren Leistungen 
von mehreren 100000 kW über einen Lei- 
tungsstrang bei Freileitungen Spannun- 
gen von mehreren 100 kV erforderlich 
sind, während sich bei Kabeln die Spannung noch unter 
100 kV hält. Dies ist ein offenbarer Vorteil von Kabel- 
leitungen zur Fernübertragung. | 


dito & 


Shon 1 


Abb. 17. Abb. 18. 


Wenn man mit diesen natürlichen Leistungen der 
Kraftübertragung arbeitet, so bleiben die Strom- und 
Spannungswerte längs der Leiturg kon- 
stant, wie es in Abb. 16c dargestellt ist. Die Empfangs- 
station 2 erhält Strom und Spannung mit demselben Be- 
trage, den die Sendestation in die Leitung hineinschickt. 
Kapazitive Ladeströme und induktive Spannungsabfälle 

vermögen den Zahlenwert der Ströme und Spannungen 
nicht zu ändern. Diese kommen nur um die Laufzeit 
aufder Leitung später am Leitungsende an, die sich 
berechnet als Quotient von Leitungslänge a und Laufge- 
schwindigkeit v. Wegen dieser Verzögerungszeit be- 
sitzen die Spannungen und Ströme am Leitungsende eine 
Phasenverzögerung ð gegenüber ihren Werten am Lei- 
tungsanfang, die in Abb. 17 dargestellt ist. Ihr Wert 
berechnet sich als Produkt von Kreisfrequenz und Ver- 
“ zögerungszeit zu 
A ——. 
v 
Dieser Phasenunterschied ist demnach direkt propor- 
tional der Länge der Fernleitung a und außerdem abhän- 
gig von der Frequenz w, die fast immer gegeben ist, und 
der Geschwindigkeit v, dìe nur für Kabel und Freileitun- 
gen unterschiedlich ist. In Zahlentafel 3 ist der Wert der 


Zahlentafel 3. Phasenwinkel, relative Ladeströme 
und induktive Spannungen für 50 Per/s. 


400 


Frelleitung....a = 10 100 200 600 | 800 | 1000 km 

Kabel ....... a em 5 | 50 100 200 300 ` 400 ` 600 km 
4 r | | 

oa 

NEGER = | 0,01 | 0,106 |! 0,21 | 0,42 | 0,63 | 0,84 1,05 

Ve = | 0,6 6 12 24 36 48 60 Grad 


G1. (26) sowohl im Bogenmaß als auch in Winkelgraden 
für verschiedene Leitungslängen ausgerechnet. 

Die allmähliche Drehung der Strom- und Spannungs- 
vektoren längs der Leitung nach Abb. 17 wird durch die 
induktiven Spannungen Er und die kapazitiven Ströme Je 
bewirkt. Dabei steht in jedem Punkt der Leitung, wie 
man aus dem Diagramm der Abb. 17 ersieht, der Ladestrom 
genau senkrecht auf dem dort herrschenden Leitungesstrom 
und die induktive Spannung genau senkrecht auf der dort 
herrschenden Leitungsspannung. 


Die Größe des gesamten Ladestromes für die Leitungs- 


länge a ist 
Je ZzwraE. (27) 


Ersetzt man die Spannung hierin dürch ihren Wert 
aus Gl. (24) für die natürliche Leistungsübertrarung und 
führt die Laufgeschwindigkeit nach Gl. (19) ein, so erhält 
man 


Aa men Z EE SCH 


w nee 
Der totale Ladestrom der Fernleitung bei 
ihrer natürlichen Belastung läßt sich daher aus dem natür- 
lichen Belastungsstrom durch Multiplikation mit dem schon 


bekannten Quotienten w a/v berechnen, und wir sehen aus 
Zahlentafel 3, daß der Ladestrom für 50 Per/s bei Freilei- 
tungen von 500 km bereits die Hälfte, bei solchen von 
1000 km Länge den vollen Wert des natürlichen Be- 
lastungsstromes der Fernleitung ausmacht. 


Die induktive Spannung längs der Leitung 
läßt sich ganz entsprechend berechnen zu 


E, are ts (29) 


und das läßt sich durch Einführen des Stromes der natür- 
lichen Belastung von Gl. (24) umformen in 


; c ou „ 

Das Verhältnis der induktiven Spannung bei natürlicher 
Belastung zur Betriebsspannung ist also wiederum durch 
das gleiche Verhältnis wa/v gegeben, die induktive Span- 
nung beträgt bei 500km Freileitung die Hälfte, bei 
1000 km Länge den vollen Wert der Arbeitsspannung der 
Übertragung. 

Wir sehen also, daß bei langen Fernleitungen sowohl 


die induktiven Spannungen wie die Kapazitätsströme ganz 


gewaltige Beträge im Vergleich zu den 
Werten der übertragenen Leistung. aus- 
machen, daß sie jedoch im natürlichen Betrieb der Lei- 
tung weiter nicht schädlich sind und nur die TRUDE 
besitzen, daß die Phasenwinkel ‚der Spannungen un 
Ströme am Leitungsende denen am Leitungsanfang um 
den Betrag ® nacheilen, der bei 500 km Freileitungs- 
länge 30 °, bei 1000 km 60° beträgt. | 

Wenn wir nun von der natürlichen Lei- 
stung dieser Fernleitung abweichen und 
beispielsweise bei gegebener Spannung am Erzeugerende 
den Strom vermindern, so treten entsprechend der ver- 
minderten Leistung nunmehr auch rücklaufende 
Strom- und Spannungswellen nach Abb. 16d 
auf, die das einfache Diagramm in Abb. 17 komplizierter 
gestalten. Die induktive Spannung nach Gl. (29) wird 
weitgehend vermindert, dagegen. bleibt der kapazitive 
Ladestrom nach Gl. (27) bestehen und erzeugt in der In- 
duktanz der Leitung eine Spannungserhöhung, 
die z. B. bei 1000 km Leitungslänge, wo der Ladestrnm 
die Größe des Belastungsstromes erreicht, den vollen Be- 
trag der Spannung am Erzeugerende annimmt. Durch diese 
Spannungserhöhung steigt der Ladestrom weiter und kann 
somit in Wechselwirkung die Spannung auf sehr erheb- 
liche Beträge steigern, was als Ferranti-Effcekt be- 
kannt ist. 


Vermehrt man anderseits die Belastung der Leitung 
über ihren natürlichen Wert, so wird die induktive Span- 
nung nach Gil. (29) erheblich vergrößert. Während sich 
bei der natürlichen Belastung die Wirkungen des Lade- 
stromes und der induktiven Spannung gerade das Gleich- 
gewicht hielten, überwiegt jetzt die letztere und bewirkt 
einen starken Abfall der Leitungsspannung 
gegen das Verbraucherende hin. In Abb. 18 sind diese 
Verhältnisse dargestellt. Bei Freileitungen von 500 km 
Länge würde bei doppelter natürlicher Belastung die in- 
duktive Spannung, die nach Zahlentafel 3 etwa 50 % be- 
trägt, verdoppelt, und bei 1000 km Leitungslänge würde 
sogar der volle Betrag der Betriebsspannung ale Abfall 
auftreten. 


Die hierdurch bedingten Spannungserhöhuneen und 
Spannungsabsenkungen nach Abb. 18 sind für größere Lei- 
tungslängen nach Zahlentafel 3 so bedeutend, daß man 
diese nicht ohne besondere Hilfsmittel anwenden kann, 
wenn man auf einen Betrieb mit konstanter Spannung in 
den Endstationen Wert legt, auf den wir heute technisch 
eingespielt sind. Man wird über 100 bis 200 km Lei-. 
tungslänge mitihren 10 bis20 % induktiver Spannung 
und kapazitivem Strom nicht hinausgehen dür- 
fen, wenn man die Spannungsschwankun- 
genundLadeströmeinerträzlichen Gren- 
zen halten will. Wünscht man größere Entfernungen 
zu überbrücken, so muß man daher die Leitungen in 
einzelne Abschnitte von 100 bis 200 km Länge 
unterteilen und Zwischenstationen mit besonderen 
spannungshaltenden Finrichtungen vorsehen. 


Diese hier errechneten maximalen Entfernungen für 
durchlaufende Leitungen stehen in Übereinstimmung mit 
den im vorigen Abschnitt berechneten. In der Tat spielt 
der Phasenwinkel 8 zwischen Erzeuger- und Verbraucher- 
spannung nach Abb. 17 auch für die Stabilität der Ma- 
schinen eine ausschlaggebende Rolle. Er liegt bei 200 km 
langen Leitungen nach Zahlentafel 3 genau bei den noch 
zulässigen 12°, und daher können so lange Leitungen 
gerade noch mit ihrer natürlichen Belastung stabil ar- 


4. Juli 1929 


beiten. Arbeitet man mit wesentlich verminderter Fre- 
quenz, so kann man natürlich alle Entfernungen umge- 
kehrt proportional der Frequenz heraufsetzen. 


4. Kompensation der Blindleistung von 
Hochspannungsleitungen. 


Man kann das Problem der Fernleitung elektrischer 
Leistung auf schr große Entfernung noch von einer an- 
deren Seite betrachten. Wir hatten gesehen, daß die 
Energieübertragung mit nur vorwärtslaufenden Wellen 
immer dann ohne Reflexion und unter günstigsten Um- 
ständen verläuft, wenn der Quotient aus Span- 
nung und Strom nach Gl. (24) gleich dem 
WellenwiderstandderLeitungist. Die Über- 
tragung dieser natürlichen Leistung nach Gl. (25) kann 
auf beliebig große Entfernungen erfolgen, nur bei Unter- 
und Überschreitung der Leistung treten Schwierigkeiten 
auf der Leitung auf. Wir wollen deshalb die Forderung 
aufstellen, auch bei Veränderungen der übertragenen 
Leistung die Bedingungsgleichung (24) oder (25) stets 
aufrecht zu erhalten. Ein Weg hierfür wäre, das Ver- 
hältnis E/J an den Leitungsenden auch bei variabler Lei- 
stung konstant zu halten. Das führt aber zu einer Ar- 
beitsweise mit veränderlicher Spannung, die dabei wie 
die Wurzel aus der Leistung variieren müßte, was 
für die heutige Form der elektrischen Kraftverteilung 
unzweckmäßig ist. Man wird vielmehr auch bei Groß- 
übertragungen zur Esparnis unnötiger Zwischenmaschi- 
nen wünschen, dieSpannungamFEnergieerzeu- 
serund-verbraucher konstant zu halten. 
Bei dieser Forderung kann man die Bedingungsgleichung 
(25) bei variabler Größe der Leistung und konstanter 
Spannung nur dadurch erfüllen, daß man den Wellen- 
widerstand Z der Leitung verändert und 
ihn stets der jeweils übertragenen Leistung anpaßt. 


Hei +S W>Wn +6 


no GEET 
deene ee 
W< Wa -2P 


W>Wn -S 
Abb. 1% 


Man kann dafür zur Selbstinduktion | für die Li 2- 
geneinheit der Leitung Zusatzinduktanzen in 
Serie hinzufügen, die nach Abb. 19a und b als Drossel- 
spulen oder Kapazitäten oder auch als Blindstrommaschi- 


nen irgendwelcher Art ausgeführt sein können. Dann 
wird die Leitung eine totale Selbstinduktion 
NEIES 2.2 ek (31) 


besitzen, die je nach der Art der Zusatzinduktanz S größer 
oder kleiner als die eigene Selbstinduktion (der Leitung 
sein kann. Ebenso kann man auch zur eigenen Kapazität c 
der Leitung Zusatzeinrichtungen in Par- 
allele hinzufügen, die nach Abb. 19c und d aus Kapa- 
zitäten oder Drosselspulen oder auch aus maschinellen 
Blindstromerzeugern bestehen können. Die totale Kapa- 
zität der Leitung ist dann 


K = c4 P. 


Man kann sie größer oder kleiner als ihre Eigenkapazi- 
tät e machen. Hiermit wird der resultierende 
Wellenwiderstand der gesamten Leitungsanord- 
nung GR 

E A3 IA 

E e — wT -K e gë RR 8 e e (33) 


und es ist nunmehr möglich, bei veränderlicher Über- 
tragungsleistung W entweder A oder K stets so einzu- 
stellen, daß diese Bedingungsgleichung befriedigt wird. 


Eigentlich müßte man diese Kompensierungseinrich- 
tungen S oder P stetig auf die Leitungslänge verteilen, 
jedoch genügt es praktisch, siean einigen Punkten 
längs der Leitung zu konzentrieren. Diese 
dürfen aber nach Zahlentafel 3 keine allzu große Ent- 
fernung besitzen, wenn man nicht innerhalb der einzelnen 
Abschnitte bereits zu große Schwankungen und Abwei- 
chungen vom idealen Verhalten bekommen will. Man er- 
kennt die Analogie dieser Schaltungen zu denen nach 
Abb. 14 und 15. 

Die Regelung der Kompensierungsapparate muß nun 


folgendermaßen vorgenommen werden: Überträgt man die 
natürliche Leistung Wn» nach Gl. (25) über die Fernlei- 


KE 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


977 


tung, so kann man von allen Zusatzapparaten S und P in 
Serie oder parallel zur Leitung abschen. Sinkt die 
Leistung W auf kleinere Werte herab, so 
muß man nach Gl. (33) die resultierende Selbstinduktion A 
vergrößern, z.B. durch Einschalten von Serien-Drossel- 
spulen nach Abb. 19a, oder man muß die resultierende Ka- 
pazität K verkleinern, z. B. durch Einschalten von Parallel- 
Drosselspulen nach Abb. 19b. Im letzteren Falle schreibt 
man die Gl. (32) bequemer 


A ez 1 


wL’ 
wobei L die zur Leitung parallel liegende Selbstinduktion 
für die Längeneinheit ist. 


Umgekehrt muß man bei Steigerung der Lei- 
stung W über die natürliche Leistung der 
Fernleitung entweder die resultierende Selbstinduktion A 
verkleinern, etwa durch Einschalten von Kapazitäten in 
Serie zur Leitung nach Abb. 19b. Man schreibt dann an 
Stelle von Gl. (31) bequemer 


A= l— 1 


wC’ 
worin C die zusätzliche Serienkapazität der Längen- 
einheit bezeichnet. Oder man muß die resultierende Kapa- 


zität K vergrößern, was nach Abb. 19c durch Parallel- 
schaltung von Kapazitäten geschehen kann. 


Um jeder Leistungsänderung folgen zu können, muß 
man diese zusätzlichen Kapazitäten oder 
Selbstinduktionen natürlich regelbar 
machen. Das kann man entweder durch Schaltapparate 
direkt bewerkstelligen, oder aber man verwendet syn- 
chrone oder asynchrone Blindleistungsmaschinen, bei de- 
nen man die Regelung durch Einstellung der Erregung 
auf sehr bequeme Weise handhaben kann. 


Man kann nach der energetischen Bedeu- 
tung dieser künstlichen Mittel fragen, durch die es ge- 
lingt, die gesamte Leistungsübertragung auch bei Abwei- 
chung von den natürlichen Verhältnissen der Leitung 
selbst wieder auf das einfache Schema der vorwärtslaufen- 
den Strom- und Spannungswellen nach Abb. 16c zu brin- 
gen. Dazu schreiben wir unsere Hauptgleichung (33) in 
folgender Form: 


ok Ei oh 9 


wobei wir auf beiden Seiten die Frequenz o hinzufügen. 
Diese Beziehung sagt ganz allgemein aus, daßdievon 
der Spannung E abhängige Blindleistung 
quer zur Leitung gleich der vom Strom J 
abhängigen Blindleistung längs der Lei- 
tung ist. Diese beiden Blindleistungen halten sich also 
gerade das Gleichgewicht, die Leitung ist auf Blindlei- 
stung voll kompensiert. 


Diese Bedingung stimmt vorzüglich überein mit der 
früher gefundenen, daß beim günstigsten Zustand der 
Kraftübertragung die vorwärtslaufenden Strom- und 
Spannungswellen nur Wirkleistung übertragen. Die 
Blindleistungen sind also lediglich im gesamten Leitungs- 
gebilde aufgespeichert und kommen für die Sende- und 
limpfangsstationen der Energie nicht zur Wirkung. Bei 
Übertragung der natürlichen Leistung kompensieren sich 
die Blindleistungen der Selbstinduktion l und Kapazität e 
der Leitung gegenseitig von selbst, bei größeren oder 
kleineren Leistungen muß man nach Gl. (36) eine 
künstliche Kompensation der Blindlei- 
stungen eintreten lassen, wenn man gleichgünstige 
Übertragungsverhältnisse erzielen will. Mit diesen Mit- 
teln kann man im Prinzip elektrische Leistung jeder ge- 
wünschten Größe auf jede beliebige Entfernung über- 
tragen. 

Es frast sich nun, welche Größe und Lei- 
stungsfähigkeit die Kompensierungs- 
mittel haben müssen, um diese vorteilhafte Wirkung 
auszuüben. Für die natürliche Leistung der Leitung ist 


nach Gl. (25) 
Ha = E? y T e 


Für die kompensierte Leitung ist die jeweilige Leistung 
nach Gl. (33) 


. 0 e o ÒO o 9% 


K 
= A E Ae ie 38 
W=E V A (38) 
Das Verhältnis beider ist also 
wW l K 
AIEE ee E S 3 
Wa Ne A Hl 


978 


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Betrachten wir zunächst die Parallelkompen- 
sation nach Abb. 19c und d und setzen K aus Gl. (32) 
ein, während A = | wird, so erhalten wir 


71 


Da wir mit konstanter Spannung arbeiten, so ist das Ver- 
hältnis der Zusatzkompensationsleistung Wr zur natür- 
lichen Kompensationsleistung We direkt gegeben durch 


Wr L 
We c' 
Diese Kapazitätsleistung We steht aber nach Gl. (28) in 


einem bestimmten Verhältnis zur übertragenen natür- 
lichen Leistung, nämlich 


und daher erhält man durch Kombination der letzten drei 
Gleichungen für die künstlich aufzuwen- 
dende Kompensationsleistung die Beziehung 


Im as EA 
Han (la, Gëf We 


Da wir diese Leistung in Gl. (41) mit der Kapazitäts- 
leistung verglichen haben, so stellt dieser letzte Ausdruck 
bei positivem Wert kapazitive, bei negativem Wert induk- 
tive Zusatzleistung dar. Wir sehen, daß dieselbe nur von 
zwei Faktoren abhängt, nämlich vom Quotienten w alv, der 
der Leitungslänge proportional ist und in Zahlentafel 3 
ausgewertet ist, und vom Quadrat der jeweils übertragenen 
Leistung W im Verhältnis zur natürlichen Leistung Wn. 
Pieren Klammerglied der Gl. (43) ist in Abb. 20 aufge- 

ragen. 


Sin, 


Abb. 20. 


Abb. 21. 


Ganz ähnlich können wir die Kompensationsleistung 
bei der Serienschaltung der Abb. 19a und 19b berechnen. 
Hierbei ist in Gl. (39) A nach Gl. (31) einzusetzen, wäh- 


rend K=c ist. Wir erhalten daher 
1 Hui 
Lal, r) teg e (44) 
re = 


und wenn wir diesen Ausdruck in ähnlicher Weise um- 
formen, so entsteht für die Serienkompensations- 
leistung im Verhältnis zur natürlichen Leistung: 


well) oo ©) 


Bei diesem Ausdruck entsprechen positive Werte der Zu. 
satzkompensationsleistung Ws induktiver Blindleistung, 
und daher ist der Verlauf dieser Größe identisch mit dem 
nach Gl. (43) oder Abb. 20. 

Wir sehen hieraus, daß es für den Bedarf an Kompen- 
sationsleistung an sich gleichgültig ist, ob wir 
die Fernleitung durch Parallelschaltung 
oder Serienschaltung vonBlindleistungs- 
einrichtungen kompensieren und dadurch 
zur Übertragung beliebiger Leistung befähigen. Beide 
Methoden haben jedoch anderweitige besondere Vorteile 
und Nachteile. 

Aus den Beziehungen (43) und (45) und der Abb. 20 
erkennen wir nun, daß man unabhängig vom speziellen 
Kompensierungssystem beiLeerlauf derLeitung 


stets induktiv kompensieren muß mit einem Lei- 
stungsbetrage, der durch die natürliche Leistung Wn nach 
Zahlentafel 2 und den Quotienten wa/v nach Zahlentafel 3 
gegeben ist. Praktisch gesprochen müssen wir die Kapa- 
zitäts-Blindleistung voll durch induktive Zusatzblind- 
leistung kompensieren. Mit wachsender Leistungsüber- 
tragung muß die induktive Kompensationsleistung mehr 
und mehr vermindert werden und beim Erreichen der 
natürlichen Leistungsübertragung den Nullwert durch- 
schreiten. Beim weiteren Anwachsen der zu 
übertragenden Leistung muß die zusätzliche Kompensa- 
tionsleistung stets kapazitiv sein und entsprechend 
dem parabolischen Verlauf der Kurve in Abb.20 rapide 
anwachsen. 


Wünscht man die übertragene Leistung nur auf das 


V 2-fache der natürlichen Leistung zu steigern, so braucht 
man schon eine gleichgroße Kapazitätsleistung, wie sie 
bei Leerlauf induktiv erforderlich war. Bei Steigerung 


der Leistung auf das V 3-fache der natürlichen Leistung 
benötigt man sogar das Zweifache des eben genannten 
Wertes, und will man das Doppelte der natürlichen Lei- 
stung auf der Leitung übertragen, so ist der dreifache Be- 
trag der Leerlauf-Kapazitätsleistung künstlich hinzu- 
zufügen. Praktisch sind daher der Leistungsüber- 
tragung starke Grenzen gesetzt, wenn man 
keinen übermäßigen Aufwand an Kompensationsleistung 
treiben will. 


Es ist bei diesen Verhältnissen daher praktisch nicht 


durchführbar, bei gegebener Spannung über eine einzige 


Leitung beliebige Energiemengen auf große Entfernungen 
zu übertragen. Man kann vielmehr nur etwa 50 % über 
die natürlichen Leistungen nach Zahlentafel 2 hinaus- 
gehen. Wünscht man größere Leistungen zu übertragen, 
so muß man mehrere derartige Leitungenin 
Parallele benutzen. 

Die verschiedenen Kompensationsmittel verhalten 
sich nun in ihrem Regelbereich sehr verschieden 
gegenüber der Regelcharakteristik von Abb. 20. In Abb. 21 
sind ihre zweckmäßigen Anwendungsbereiche eingetragen. 
Drosselspulen sind natürlich nur zur induktiven 
Kompensierung, also unterhalb der natürlichen Leistungs- 
übertragung brauchbar. Hier stellen sie jedoch das preis- 
werteste Mittel dar. Sie werden z. B. für die große 200 kV- 
Fernleitung vom Rheinland bis zu den Alpen angewandt, 
bei der die natürliche Leistung vorerst nicht überschritten 
wird. Statische Kondensatoren sind nur im ka- 
pazitiven Bereich, also zur Leistungsübertragung ober- 
halb des natürlichen Maßes verwendbar, sie sind vorläufig 
noch sehr teuer. 


Synchronmaschinen sind sehr bequem im Er- 
regerstromkreise regelbar, und zwar sowohl nach der ka- 
pazitiven wie nach der induktiven Seite. Sie halten sich 
im Preise auf einer mittleren Linie. Damit sie in ihrem 
Felde durch Herabregeln der Erregung nicht zu schwank 
und instabil werden, kann man sie im allgemeinen bei 
induktivem Arbeiten nur halb so stark belasten 
wie bei kapazitivem. Will man sie daher bis zur Leerlauf- 
regelung herab benutzen, so muß man ihre Modellgröße 
etwa gleich der doppelten Kapazitätsleistung des Netzes 
ausführen. Man kann dann aber auch eine zweifache ka- 
pazitive Kompensation erzielen und die Leistungsübertra- 


gung bis zum V 3-fachen Wert der natürlichen Leistung 
steigern. 
facher Modelleistung aus, so genügt sie nach Abb. 21 zur 
Regelung zwischen den Kompensationsleistungen + 0,5 und 
— 1; man ergänzt sie dann für schwache Belastung zweck- 
mäßigerweise durch zusätzliche Drosselspulen. Asyn- 
chrone Drehfeldmaschinen mit Kommutator- 
errezung können volle induktive und kapazitive Leistung 
abgeben und haben dabei den Vorteil, nicht zum Pendeln 
zu neigen. 


Eine besonders günstige Anordnung für lange Fern- 
leitungen ergibt sich, wenn man Parallel- und 
Serienkompensation gemeinsam anwen- 
det, und zwar derart, daß man durch feste Zusatzinduk- 
tanzen nach Gl. (34) die resultierende Querkapazität der 
Leitung vollständig zu Null macht und gleichzeitig durch 
feste Serienkapazitäten nach Gl. (35) die resultierende 
Längsinduktanz der Leitung vollständig zum Verschwin- 
den brinst. Die Schaltung einer solchen Fernleitung ist 
in Abb. 22 dargestellt. Für die Betriebsfrequenz w ist dann 
für jede Belastung der Leitung sowohl der Ladestrom als 
auch die induktive Spannung vollständig kompensiert, der 
Wellenwiderstand Z nach Gl. (33) wird 0/0, also unbe- 
stimmt, das Verhältnis E/J kann jeden beliebigen Wert 
annehmen, so daß die Fernleitung ohne künstliche Nach- 
reselunz in beliebigen lL.eistungsbereichen stets blind- 
stromfrei bleibt. Alle der Wechselstromüber- 


Führt man die Synchronmaschine nur mit ein- ` 


4, Juli 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 979 


tragung spezifischen schädlichen Neben- 
wirkungen sind kompensiert, sie verhält sich 
daher wie eine Gleichstromübertragung, deren Betriebseigen- 
schaften lediglich durch den geringfügigen Ohmschen 
Widerstand bestimmt werden. Eine solche Leitung braucht 
nstürlich doppelten Materialaufwand, nämlich volle Kom- 
pensationsleistung sowohl für die Quer- wie für die Längs- 
kompensierung. Da- 
für sind aber alle 
Stromstärken, Span- 
nungen und Phasen- 
winkel bei dieser 
Leitung nivelliert. 
Wenn es gelingt, den 
Preis unserer Kon- 
densatoren auf ein 
wirtschaftlich er- 
trägliches Maß zu 
reduzieren, so dürf- 
ten solche nivellierten Leitungen für die Fern- 
übertragung noch eine große Rolle zu spielen berufen sein. 


5. Spannungsregelung der Fern- 
übertragung. 


Mit Ausnahme der zuletzt beschriebenen nivellierten 
Fernleitungen erfordern alle kompensierten Kraftüber- 
tragungen eineRegelungderKompensierungs- 
apparate oder -maschinen, die in den einzelnen 
Unterstationen aufgestellt sind. Gemäß den Regelkurven 
der Abb. 20 und 21 muß man bei veränderlicher Belastung 
der Fernleitung Drosselspulen oder Kapazitäten stufen- 
weise zu- oder abschalten, oder auch Syuchron- oder 
Asynchronmaschinen in ihrer Erregung herauf- oder her- 
unterregeln.e Wird lediglich zwischen der Anfangs- und 
Endstation Wirkleistung im einen oder anderen Sinne 
übertragen, so muß die Blindleistung aller Zwischen- 
stationen im gleichen Takte auf- und abgeregelt werden. 
Wenn man dagegen auchindenZwischenstatic- 
nenEnergieausderFernleitungentnimmt 
oder in sie hineinschickt, so wie es praktisch 
bei Leitungen über sehr große Entfernungen meistens der 
Fall ist, so muß man zur Bestimmung der Regelung die 
Leitung abschnittweise betrachten, ähnlich wie es 
früher an Hand von Abb. 4 geschah, und erhält dann ent- 
sprechend den Teilbelastungen der einzelnen Leitungsab- 
schnitte eine individuelle Regelung aller Zwischenstationen. 

Es fragt sich nun, an welchem Kriterium 
man erkennen kann, ob in jeder Zwischenstation 

diezweckmäßigste Kompensierungsstärke der Blindleistung 
eingestellt ist. Da wir an Hand von Abb. 15 bis 18 gesehen 
haben, daß die günstigste Leistungsübertragung bei kon- 
stanter Spannung auf der Leitung erfolgt, so ist es am ein- 
fachsten, in jeder Station einen Spannungsindika- 
tor anzubringen und denselben bei Abweichungen der 
Spannung vom Sollwert auf eine Verstärkung oder Ab- 
schwächung der Blindleistung einwirken zu lassen. In 
Abb. 23 ist das Regelungsschema für eine solche Station 


fernleitung 
d 


Spannungs= 
rela 


Erreger gioun 
regier 


Aroftmaschine Blindstrommaschine 
Abb. 38. 


etwas ausführlicher dargestellt. Die Sammelschienenspan- 
nung wirkt über einen Wandler auf ein Spannungsrelais, 
das den Regelmotor für den Erregerstromregler der Blind- 
strommaschine betätigt, die ihre in die Leitung entsandte 
induktive oder kapazitive Blindleistung so lange verändert, 
bis die Sollspannung wieder erreicht ist. Außer dieser 
Blindstrommaschine kann in der Station natürlich noch 
ein großes Netz mit eigenen Generatoren und eigenen Be- 
lastungen an die Fernleitung angeschlossen sein. Auch 
dessen variable Blindstromentnahme aus der Leitung wird 
durch diese Regelung selbsttätig mit ausgeglichen. 
Dieser einfachen Kegelungsart haften aber einige 
Nachteile an. Einerseits braucht man ein sehr empfind- 
1 i c h es Spannungssystem, weil die Spannung sich erst beim 
Hineinpumpen erheblicher Blindstrommengen in die Fern- 
leitung merklich ändert, und diese könnten sonst so groß 
weerden, daß sie ganz unnötige Stromwärmeverluste her- 
vorrufen. Anderseits benötigt man eine erhebliche Un- 


empfindlichkeit des Spannungsindikators, weil man 
sonst bei der endlichen Stufengröße und endlichen Regel- 
geschwindigkeit des Blindstromreglers und bei den er- 
heblichen Zeitkonstanten der Wechselstrommaschinen und 
ihrer Erreger ein Pumpen der gesamten Regelung ver- 
meiden muß. 

Schließlich wird diese Regelungsart dadurch sehr be- 
hindert, daß der Überschuß oder das Manko von Blind- 
leistung in einer Station nichtnurdie Spannung 
dieser Station selbst beeinflußt sondern 
auch die Spannung aller anderen Stationen mit verändert, 
insbesondere der unmittelbaren Nachbarn, so daß auch 
deren Regelung mit zum Ansprechen kommt. Die Blind- 
stromregelung erfolgt daher nicht nur in der betroffenen 
Station sondern auch in den Nachbarstationen mit, und 
diese Überregelung muß alsdann erst wieder zurückge- 
führt werden. Die Spannungsregelungen aller Stationen 
der Fernübertragung sind also miteinander ziemlich eng 
gekoppelt, und dieses führt zu überflüssigen Schwin- 
gungen der Stationen gegeneinander, die 
unter ungünstigen Umständen gar nicht mehr zur Ruhe 
kommen. 

Es ist daher zweckmäßiger, einen Indikator zu be- 
nutzen, der die richtige Kompensierung der Leitung nicht 
auf dem Umweg über die Spannung anzeigt, sondern sie 
auf direktem Wege bewirkt. Dabei wird man dem Indi- 
kator jeder Stationambestennurdie ihm 
anliegendenLeitungsabschnittezurÜber- 
wachung zuweisen, so daß die verschiedenen Zwi- 
schen- und Endstationen in ihrer Regelung nicht mitein- 
ander gekoppelt sind, sondern möglichst unabhängig von- 
einander arbeiten. Damit fällt von vornherein jede Nei- 
gung zu Kopplungsschwingungen oder zum Pumpen der 
Regelanordnung vollständig fort. 

Wir hatten schon früher in Gl. (36) gesehen, daß die 
Fernleitung bei jeder Belastung ihren günstigsten Zustand 
annimmt, wenn die gesamte spannungsabhängige Blind- 
leistung quer zur Leitung der gesamten stromabhängigen 
Blindleistung längs der Leitung das Gleichgewicht hält. 
Dies gilt nicht nur für die gesamte Leitungserstreckung, 
wenn die Leistung ganz vom einen zum anderen Ende 
übertragen wird, sondern es gilt auch für jeden einzelnen 
Leitungsabschnitt, wenn unterwegs Leistung zu- oder ab- 
geführt wird. 


„4 4% 


le 
è 


Krafimaschine 


blind stronmasohine 
Abb. 24. 


Wir wollen nun gemäß Abb. 24 jeder Station zum 
Zwecke der Kompensierung einen rechten und linken Teil 
der Fernleitung zuordnen, der etwa bis zur jeweiligen 
Streckenmitte reichen möge. Dann besteht die Quer- 
blindleistung auf diesem Leitungsabschnitt einer- 
seits aus der Kapazitätsleistung der beiden Teile der 
Fernleitung, anderseits aus der Kompensations-Blindlei- 
stung der Station. Die linke Seite von Gl. (36) ist also 


oKE'=Zwc„E?— EJ, eme (46) 


wenn mit ës die Kapazität der Leitungsteile links und 
rechts von der Station bezeichnet wird, und mit Jg sin o 


der gesamte Blindstrom, den die Station in die Leitung 
hineinspeist. Derselbe ist mit dem Minuszeichen ange- 
setzt, sodaß er positiven Sinn besitzt, wenn er den Kapa- 
zitätsstrom der Leitung kompensiert. Die Längsblind- 
leistung nach der rechten Seite der Gl. (36) ist durch 
die induktiven Leistungen auf den Leitungsabschnitten 1 
und 2 gegeben zu 


wARrzolhdt told e, (47) 


Dabei werden im allgemeinen sowohl die Selbstinduktio- 
nen l, und l, als auch die Ströme J, und J, in den beiden 
Leitungsteilen ganz verschiedene Werte besitzen. Würde 
man die Leitung nach dem Schema der Abb. 19a und b 
auch durch Serienkompensation beeinflussen, so würde 
ein entsprechendes Glied noch zur rechten Seite von 
G1. (47) hinzutreten. Wir wollen jetzt aber nur den Fall 
der Parallelkompensation weiter verfolgen. 

Das Gleichgewicht der Blindleistungen auf den 
Streckenabschnitten 1 und 2 erfordert nun nach Gl. (36) 


980 


die Gleichheit der Ausdrücke (46) und (47). DieBedin- 
gungsgleichung für vollständige Kom- 
pensierung ist daher 


0cy„E—EJ,sng—olhLJ?—-oLhLJ?=0. e e (48) 


Hiernach kann man für jede Spannung und Frequenz und 
für jeden Belastungsstrom der Station, der nach rechts oder 
links in die Fernleitung übertritt, errechnen, welchen Blind- 
strom Jssin p die Station an die Leitung abgeben muß. 


Man überträgt nun diese Berechnung 
am zweckmäßigsten einem Indikator, den 
man aus vier Relaiselementen aufbaut, von denen eines 
als E?-Glied, zwei andere als J?-Glieder und das letzte als 
EJ sin g- oder Leistungsglied geschaltet sind. In Abb. 24 
ist eine solche Anordnung im Prinzip dargestellt. Die 
Drehmomente der verschiedenen auf eine Achse wirkenden 
Systeme werden dabei entsprechend den für jede Station 
bekannten konstanten Faktoren der Gl. (48) eingestellt. 
Nur wenn die Leitung sichim Blindstrom- 
Gleichgewicht nach Gl. (48) befindet und 
daher in ihrem Sollzustand arbeitet, 
bleibt dieser Indikator in Ruhe. Andern- 
falls bewegt er sich bei Überkompensation nach der einen, 
bei Unterkompensation nach der anderen Seite, was zur 
Verstärkung oder Schwächung des von der Station der 
Leitung zugeführten Blindstromes benutzt werden kann. 
In Abb. 24 ist z. B. dargestellt, wie dieser Indikator den 
Motor auf Rechtslauf oder Linkslauf schaltet, der den Er- 
reger einer Blindstrommaschine regelt. 


Einige Regelvorgänge mögen im einzelnen betrachtet 
werden. Wächst die durch die Fernleitung 
strömende Leistung, so ändern sich die Ströme J, 
und J, in den Leitungsabschnitten der Station und erzeugen 
vergrößerten induktiven Spannungsabfall. Sofort spricht 
der Indikator durch seine J?-Elemente an, setzt den Er- 
regerstromregler in Tätigkeit und verkleinert die Blind- 
leistung der Maschine soweit, bis der gesamte Blindstrom 
Js sin ọ der Station sich um dasjenige Maß vermindert hat, 


wie es die Zunahme der J?-Glieder nach Gl. (48) erfordert. 
Ändert sich anderseits die Nutzlast des an die Station 
angeschlossenen Belastungsnetzes und werden die 
Wirkstromänderungen von der Fernleitung gedeckt, so 
ändern sich die Ströme J, und J, ebenfalls und es tritt 
die gleiche Wirkung auf den Indikator ein wie eben. Ändert 
sich die Blindstromentnahme des Belastungsnetzes 
aus der Fernleitung durch irgendwelche Umstände, so 
ändert sich die Wirkung des zweiten Gliedes der Gl. (48) 
im Indikator. Dadurch wird ebenfalls die Erregung der 
Blindstrommaschine geändert und der gesamte Stations- 
blindstrom auf den früheren Wert zurückgeführt. Ändert 
sich schließlich die Spannung der Fernleitung, 
so daß der Kapazitätsstrom der Leitung sich ändert, so 
macht sich auch dieser Einfluß vornehmlich durch das erste 
Glied der Gl. (48) im E?-Element des Indikators geltend 
un ud durch Betätigung desselben sofort wieder ausge- 
glichen. 


Man kann daher bei diesem Regelsystem mit ganz be- 
liebigen Spannungen, Wirk- und Blindströmen auf der 
Fernleitung und im angeschlossenen Netz jeder Station 
arbeiten und hält immer durch die selbst- 
tätige Regelung des Blindleistungs-Kom- 
pensationsrelais die günstigsten Bedin- 
gungen für Leitung und Station ein. Die 
Regelung der Kompensierung erfolgt hierbei in jedem 
Leitungsabschnitt mit seiner zugehörigen Station für sich, 
so daß die verschiedenen Zwischen- und Endstationen alle 
vollständig unabhängig voneinander sind. Alle die schäd- 
lichen Nebenwirkungen, die wir oben bei der spannungs- 
a nk iren Regelung besprachen, treten daher hier nicht 
mehr auf. 


Da die Anordnung bei jeder beliebigen Spannung rich- 
tig arbeitet, so kann man die genaue Höhe der 
Übertragungsspannung noch nach ande- 
ren Gesichtspunkten bestimmen. Man kann 
sie beispielsweise durch den üblichen Spannungsregler 
irgendeiner an die Fernleitung angeschlossenen Station 
festlegen lassen. Es ist aber auch möglich, im Indikator 
auf eine bestimmte Spannung hinzuwirken, wenn man z.B. 
das E?-Element entsprechend dem ersten Glied der Gl. (48) 
durch eine konstante Kraft ersetzt. 


Da wir die der Fernleitung zugeführte Blindleistung 
nicht, wie es eigentlich erforderlich wäre, gleichmäßig ver- 
teilt zugeführt haben, sondern sie entsprechend Abb. 24 auf 
einzelne Stationen konzentriert haben, so 
wird die Spannung auf der Leitung nicht exakt konstant 
bleiben, wie es für den voll kompensierten Zustand ent- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


4. Juli 1929 


sprechend Abb. 16c wünschenswert wäre. Die größte äußere 
Blindleistungszufuhr ist nach Abb. 20 im allgemeinen bei 
Leerlauf notwendig und dabei sind die Spannungs- 
änderungen längs der Leitung natürlich am stärk- 
sten. Da wir die Fernleitung nach Abb. 24 abschnittsweise 
kompensieren, so breitet sich der Blindstrom jeder Station 
nach rechts und links in die zugehörigen Leitungsteile aus 
und nimmt bis zum Ende des Abschnittes linear bis auf Null 
ab. Er stellt gleichzeitig den Kapazitätsstrom dar, der gleich- 
mäßig quer zur Leitung heraustritt. Seine Verteilung 
längs der Leitung ist in Abb. 25 b dargestellt, seine Größe 
bestimmt sich z.B. für das schraffierte Dreieck abhängig 
von der Leitungserstreckung z zu 


Jez ucz E. 


fernleitung 
a) 
Stationen 


Ladestrom Jp 
ò) —Z 
ea —_i 


d 


Abb. 25. 


Dieser Blindstrom in der Leitung erzeugt eine induk- 
tive Spannung, deren Verlauf in Abb. 25c dargestellt ist 
und deren Größe sich berechnet zu 


CET EE SE . 60) 


Setzen wir hierin Je nach Gl. (49) ein und integrieren über 
die Leitungslänge a,, deren Kompensation die Station über- 
nimmt, so erhalten wir 


a 
ABER) ade = -y (2 

e 2 v 
0 


Darin ist der Wert der Wellengeschwindiekeit v nach 
Gl. (19) eingeführt, und wir sehen, daß der Höchstwert der 
relativen Spannungsänderung bei Leerlauf nur durch 
das Quadrat der charakteristischen Größe wa/v bestimmt 
ist, die wir in Zahlentafel 3 bereits ausgerechnet haben. 
Für Stationsentfernungen von 200 km, denen eine halbe 
Länge a, von 100 km entspricht, beträgt die Span- 
nungsänderung daher nur %%. Da sie dem 
Quadrat der Stationsentfernung proportional ist, so wäre sie 
bei 400 km Abstand auch nur 2%. Zwischen den Stationen 
verläuft die Spannung im übrigen parabolisch. Man er- 
kennt hieraus, daß die Unterschiede der stetig verteilten oder 
der in diskreten Stationen konzentrierten Kompensatoren 
bei derartigen Abständen nur geringfügig sind. 

Wir haben in diesem Abschnitt die Wirkung des O h m- 
schen Leitungswiderstandes zunächst vernach- 
lässigt. In Wirklichkeit wird in ihm aber durch den Wirk- 
strom ein Spannungsabfall nach Gl. (1) verursacht, der 
zu der eben besprochenen induktiven Änderung noch hinzu- 
kommt. Dieser Abfall wird bei steigender Belastung der 
Leitung mehr und mehr fühlbar. Wir können nun aber 
nach den früheren Untersuchungen, insbesondere nach 
Abb. 2, diesen Wirkstrom-Spannungsabfall 
vollständig aufheben, wenn wir in der Leitung 
das Fließen eines Blindstromes erzwingen, der der Größe 
des Wirkstromes nach Gl. (3) negativ proportional ist. Da 
der Proportionalitätsfaktor als Verhältnis vom Widerstand 
zur Induktanz für große Fernleitungen nur in der Größen- 
ordnung von 10 % liegt, so bringt ein solcher überlagerter 
Blindstrom nur zusätzliche Stromwärmeverluste hervor 
die etwa 1% von denen des Wirkstromes betragen un 
daher unerheblich sind. $ 

In Abb. 26b ist eine beliebig angenommene Vertei- 
lung des Wirkstromes in der Fernleitung und 
ihren Stationen dargestellt und darunter in Abb. 26c 
die Blindstromverteilung, die zur vollen Kompensation 
der Ohmschen Spannungsabfälle nötig wäre. Ebenso wie 
sich nun die Wirkströme J, in jeder Station als Diffe- 


renz der Leitungswirkströme J,, ergeben, so setzen sich 
auch die Blindströme J, der Stationen aus der Differenz 
der benachbarten Leitungsblindströme J, zusammen. Um 


die richtige Verteilung der Blindströme auf dem ganzen 
Verlauf der Fernleitung zu erzwingen, muß man daher 


Is 60 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


981 


injederStationeinenBlindstromzuführen, 
dessen Größe 


R R 
dp dn daer Let — Jw) =— -E dm (52) 


ist, der also lediglich proportional dem Wirkstrom der 
Station selbst ist. Seine Größe und Verteilung auf die 
verschiedenen Zwischen- und Endstationen ist in Abb. 26 d 
dargestellt. Man sieht, daß die Wirkleistung abnehmen- 
den Zwischenstationen induktiven Blindstrom in die Lei- 
tung entsenden müssen, während die Wirkleistung spei- 
senden Endstationen induktiven Blindstrom entnehmen 
müssen, oder was dasselbe ist, kapazitiven Blindstrom 
in die Leitung hineinspeisen müssen. 


Fernie: tung 


a) 
Sahonen 


b) 
Wırkstrom der 


Blındstrom J-A Ba 
c) 


d) | Srationsbhndstrom -JJ | 


Abb. 2%. 


Schickt man in jeder Station durch Regelung 
der sowieso vorhandenen Blindstromein- 
richtungen dieses Maß von Blindstrom in die Fern- 
leitung hinein, und zwar natürlich zusätzlich zu den 
früher behandelten Blindströmen, die zur Kompensierung 
der Induktivitäten und Kapazitäten der Fernleitung nötig 
waren, so gleicht man dadurch auch den Ohmschen Span- 
nungsabfall vollständig aus und die Spannung aller Sta- 
tionen bleibt nunmehr vollständig konstant, unabhängig 
von der Größe der irgendwie zwischen den Stationen über- 
tragenen Wirkleistung. Es ist bemerkenswert, daß der 
Proportionalitätsfaktor R/wL eine absolute Konstante der 
Fernleitung ist und daher nur ein für allemal bestimmt 
zu werden braucht. Natürlich kann man durch ange- 
messene Verstärkung oder Schwächung dieses Faktors in 
Gl. (52) eine Über- oder Unterkompensierung des Ohm- 
schen Spannungsabfalles erzielen. 


Es ist auf sehr einfache Weise möglich, diesen zu- 
sätzlichen Blindstrom selbsttätig einzuregeln, wenn man 
den vorhin beschriebenen Blindstromindikator benutzt. 
Man braucht seiner Gleichgewichtsbedingung nach 
Gl. (48) nur noch die zusätzliche Leistung von Gl. (52) 
hinzuzufügen und erhält als vollständige Indi- 
katorbedingung 


OC E — Riesling — E Jç cos ọ — o l J? — 


— wl J2 =0. (59) 
Entweder fügt man also dem Indikator noch ein fünftes 
System hinzu, das auf den richtigen Bruchteil der Wirk- 
leistung der Station anspricht, oder man vereinigt das 
zweite und dritte Glied von Gl. (53) zu 


EJs + mar (+ + arc tg E .. . (59) 


und braucht nunmehr nur dem sowieso vorhandenen 
EJ sing-Element des Relais eine Phasenverschie- 
bungvon wenigen Grad entsprechend dem kleinen 
Verhältnis R/wL zu erteilen. Jedes Blindstrom-Kompen- 
sationsrelais regelt dann die Kompensierungseinrichtung 
seiner Station stets derart, daß nicht nur die natürlichen 
Blindleistungen der Fernleitung sondern auch ihre Ohm- 
schen Spannungsabfälle nach außen hin vollständig zum 
Verschwinden gebracht werden. 


Durch solche Kompensierungs- und Regelungseinrich- 
tungen kann man elektrische Fernleitungen zur Über- 
tragung sehr hoher Leistungen auf beliebige Entfernun- 
zen geeignet machen. Dies setzt allerdings voraus, daß 
dieRegelungsauberundschnellerfolgt,da 
sich sonst im ersten Moment nach einer Laständerung ja 
trotzdem die früher besprochenen schädlichen Erscheinun- 
gen einstellen würden. Wenn man daher Synchron- oder 
Asynchronmaschinen zum Kompensieren verwendet, so ist 


es erforderlich, sie durch Schnellerregungsmetho- 
den zu regeln. Man muß dazu die Erregermaschinen 
sehr viel größer ausführen, als es zur stationären Er- 
regung nötig wäre, um bei der großen Zeitkonstante der 
Magnetfelder eine hoch getriebene Erregerspannung wäh- 
rend der Regelperiode zur Verfügung zu haben. Die 
Erregermaschine selbst wird man mit vollständig lamel- 
liertem Eisenkreis ausführen, um verzögernde Wirbel- 
strombildungen hintan zu halten. Man wird sie häufig 
getrennt von den Hauptmaschinen antreiben, um die Tat- 
sache auszunutzen, daß schnellaufende Erregermaschinen 
eine viel geringere Zeitkonstante als Langsamläufer be- 
sitzen. Abb. 27 stellt eine derartige in Amerika® ge- 
bräuchliche Schnellerregungsschaltung dar, bei der die 
Erregermaschine die drei- bis fünffache Leistung des 
sonst üblichen besitzt. 


Fernleifungen 


Abb. 27. 


Verwendet man zur Kompensierung zwischen Leer- 
lauf und der natürlichen Leistung der Fernleitung Dros- 
selspulen in den Stationen, so kann man sie zur 
Regelung ihrer Selbstinduktion entweder mit variablem 
Luftspalt ihres Eisenweges ausführen, oder man schaltet 
stufenweise einzelne Spulen ein und aus, 
um sie den veränderlichen Zuständen auf der Leitung an- 
zupassen. Diese Zu- und Abschaltung muß dann mit mög- 
lichster Geschwindigkeit erfolgen, wozu vor allem Schützen- 
steuerungen geeignet sind. In Abb. 28 ist ein solches Prin- 
zipschaltbild dargestellt, wie es für die oben genannte 
große deutsche Fernleitung verwendet wird. Die gesamte 
in den Drosselspulen untergebrachte Kompensierungs- 
leistung dieser Anlage beträgt über 200 000 kVA und wird 
durch die beschriebenen Blindleistungs-Kompensations- 
relais ohne Eingreifen von Hand völlig selbsttätig ge- 
regelt. Abb. 29 zeigt ein Bild dieses Relais. Unterteilt man 
die Drosselspulen sehr stark, so kann man sich jedem Zu- 
stande in der Fernleitung und auch jedem Zustande in den 
Stationen mit ihren eigenen Erzeugungs- und Belastungs- 
notzen sehr genau anpassen. Verwendet man grobe Stufen, 
so muß man dem Relais natürlich eine angemessene Un- 
empfindlichkeit erteilen, damit dasselbe beim Einschalten 
oder Ausschalten einer Spule nicht sofort darauf im ent- 
gegengesetzten Sinne anspricht. 


6. Störungen bei der Kraftübertragung”. 


Störungen und Fehler in elektrischen Anlagen kön- 
nen sowohl in der Erzeugungsanlage, also vor allem in 
den Kraftwerken, oder in der Verteilungsanlage, also in 
den Fernleitungen und dem Verteilungsnetz, als auch beim 
Verbraucher auftreten. Wir wollen hier nur die 
Störungen in der Fernleitungsanlage 
untersuchen, die dem Problem der Kraftübertragung auf 
weite Strecken eigentümlich sind. 


Wir betrachten hierfür zwei Kraftwerke, von denen 
jedes mehrere Generatoren besitzt, die nach Abb. 30 
durch eine lange Kupplungsleitung verbunden sind. Kraft- 
werk 1 möge seine volle Leistung auf das Kraftwerk 2 
übertragen. Wenn dann durch einen unglücklichen Um- 
stand der Leitungsschalter im Kraftwerk 2 fällt, so daß die 
Leistungsübertragung unterbrochen wird, 
so geht die Fernleitung plötzlich vom Belastungszustand auf 
den Leerlaufzustand über. Die Wirkströme und ihre Span- 


° GA Powell, El. World Bd. 89, 8. 1061. 
? Literatur vor allem im J. Am. Inst. El. Engs. seit 1920. 


982 


nungsabfälle fallen plötzlich fort, die Kapazitätsströme 
und ihre Spannungserhöhungen bleiben bestehen und in- 
folge davon wird die Spannung längs der Fernleitung ent- 
sprechend der oberen Kurve der Abb. 18 gewaltig an- 
steigen. Die Kapazitätsströme in der Leitung fließen 
aber auch durch die Selbstinduktion der Transformatoren 
und Generatoren des speisenden Kraftwerks 1 und er- 
zeugen auch dort an Stelle der vorher vorhandenen in- 
duktiven Abfälle sofort beträchtliche Spannungssteige- 


220kV-Fernleitungen 


BSG STRESS j 
PES 1 
Generator Zwischen- ER 
reolas (j 
SZ GB | SEE EE WE 


Abb. 28. 


rungen. Die gesamte plötzliche Spannungserhöhung am 
geöffneten Leitungsende beim Kraftwerk 2 kann je nach 
der Länge der Fernleitung leicht bis auf 100 % und mehr 
der regulären Spannung steigen. Da nun die Kapazitäts- 
ströme auch das Feld der Generatoren zu verstärken 
suchen, wozu allerdings wegen der magnetischen Träg- 
heit der Maschinen eine gewisse Zeit notwendig ist, so 
folgtdieserersten plötzlichen Spannungs- 
steigerung noch ein allmählich sich ent- 
wickelnder weiterer Anstieg nach, der bei 
Maschinen mit starker Ankerrückwirkung nochmals die 
gleiche Größenordnung besitzen kann. 


Abb. 29. 


Zur Vermeidung dieser Erscheinungen ist es erfor- 
derlich, die oben beschriebene Blindstromkompensation 
für veränderlichen Lastzustand der Fernleitungen mit 
denkbar größter Geschwindigkeit zu betätigen, oder aber 
noch besser ein besonderes Gefahrrelais für 
den FallstarkerSpannungssteigerung vorzu- 
sehen, das alle vorhandenen induktiven Kompensationsmittel 
außerhalb der gewöhnlichen Reihenfolge sofort an die Lei- 
tung schaltet. Man darf damit ruhig übers Ziel hinaus- 
schießen und eine Spannungssenkung hervorrufen, die ja 
alsdann durch die normale Regelungstätigkeit doch wieder 
ausgeglichen wird. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


4. Juli 1929 


Fällt der Fernleitungsschalter nicht an der Verbraucher- 
sondern an der Erzeugerstation und unterbricht dort die 
Energieübertragung, so wird die Fernleitung ebenfalls vom 
Wirkstrom entlastet und es bleibt nur der Kapazitätsstrom 
übrig. Sie wird also die gleiche Spannungssteigerung nach 
Abb. 18 erleiden. In den Transformatoren und Generatoren 
des Kraftwerks 2 liegen die Verhältnisse insofern etwas 
günstiger, als durch den Wegfall des Belastungsstromes 
keine Spannungserhöhung sondern eine gewisse Span- 
nungssenkung eintritt, die von der kapazi- 
tiven Erhöhung nach dem Öffnen der Lei- 
tung in Abzug kommt. 

Außer diesen elektrischen Vorgängen 
wirken die Be- oder Entlastungsstöße auch 
dynamisch auf die Kraftwerks- 
maschinen ein. Wenn die Generatoren 
jedes Kraftwerks unter sich gleichartig sind 
und gleich belastet waren, so bekommen sie 
alle den gleichen Anteil des Stoßes, ohne daß 
Besonderheiten eintreten. Sind die Ma- 
schinen jedoch ungleich, entweder 
in ihrer Größe oder ihrer Reaktanz oder in 
der Drehzahl, im Schwungmoment, in der 
Art des Spannungs- und Geschwindigkeits- 
reglers, oder in der Vorbelastung usw., so 
reagieren sie im allgemeinen 
verschieden schnell auf alle Last- 
stöße. Haben wir beispielsweise einen 
Dampfturbogenerator mit etwa 10 s mechani- 
scher Zeitkonstante seiner Schwungmassen 
und großer Leistung parallel mit einem 
Schenkelpolgenerator mit etwa 3s Zeitkon- 
stante und kleiner Leistung am gleichen 
Ende der Fernleitung arbeiten, so wird die 
letztere Maschine auf jeden Laststoß schnel- 
ler reagieren und daher der ersten vor- oder 
nacheilen. Gleichzeitig beeinflußt aber die 
große Leistung des Turbogenerators den 
kleinen Schenkelpolgenerator, so daß er eine 
sehr starke Winkelverschiebung bekommen 
kann und unter ungünstigen Umständen außer Tritt fällt. 

Ähnliche Verhältnisse liegen beim Betriebe langer 
Fernleitungen vor, wenn diebeiderseitigen Kraft- 
werke sehr ungleichartig sind, oder wenn ein 
Leistungsstoß stark unsymmetrisch auf die Kraftwerke 
wirkt, etwa dadurch, daß eine Zwischenstation in der Nähe 
eines Leitungsendes einen Laststoß liefert oder gar heraus- 
fällt. Dann wird sich der Stoß im ersten Augenblick im 
wesentlichen entsprechend den Induktanzen der Stromzweige 
vom Ort des Leistungsstoßes bis in alle Generatoren ver: 
teilen. Dadurch treten Differenzen im Voreilwinkel ® der 
verschiedenen (Generatoren ein, die bei ausreichend star- 
ken Stößen und ausreichender Ungleichheit der Maschinen 
oder Kraftwerke untereinander zum Überschwingen des 
Stabilitätswinkels führen können. Die Kraftwerke fallen 
natürlich um so leichter außer Tritt, je größer ihre 
Vorbelastung war, da dann nach Abb. 12 nur relativ 
kleine Zusatzstöße ausgehalten werden können. 


O~ -O 


Aroftwerkı AMroftwerke 
Abb. 30. 


Fällt in einem der Kraftwerke durch irgendeinen Zu- 
fall ein großer Generator heraus, so wird die 
resultierende Induktanz des Kraftwerks größer und dadurch 
verkleinert sich nach Gl. (14) und (15) die Kupplungs- 
leistung der Fernleitung. Sie ist in Abb. 31 in Abhängig- 
keit vom Phasenwinkel # dargestellt und sinkt durch die 
Störung von Kurve 1 auf Kurve 2 herab. Es kann vor- 
kommen, daß die Leistung, die nunmehr von den übrig- 
bleibenden Generatoren übernommen werden muß, im 
neuen Zustand nicht mehr stabilübertra- 
gen wird, insbesondere wenn man beachtet, daß durch 
den auftretenden Stoß ein zeitweises Überschwingen des 
neuen Gleichgewichtszustandes erfolgen muß. 

Ähnlich liegen die Verhältnisse, wenn man die Lei- 
stung durch Doppelleitungen nach Abb. 32 über- 
trägt und eine Teilstrecke herausfällt. Auch 
dann sinkt die Kurve der Kupplungsleistung durch die In- 
Juktanzvermelhrrung entsprechend Abb. 31 plötzlich herunter. 
Die volle vorherige Leistung würde vielleicht im Behar- 
runsszustande noch übertragen werden, dennoch können 
die Kraftwerke instabil auseinanderfallen, wenn der be- 
schleunigend auf die Polräder wirkende Arbeitsüberschuß 
der Fläche f,, wie in Abb. 31, größer ist als die ver- 


a. E E gbegemmggegbugemgmgggggenhg 


bee nn u 


D 


seringer die Selbstinduktionsspannung ist. 


4. Juli 1928 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


983 


zögernd wirkende Arbeit der Fläche b An Hand eines 
solchen Diagramms ist es jederzeit leicht möglich, die 
verschiedenen Störungsfälle zu prüfen und zu sehen, ob 
die Leistungsübertragung dabei stabil bleibt. 

Bei zahlreichen 
Störungen, insbeson- 
dere bei Kurz- 
und Erdschlüs- 
sen, sinkt die Span- 
nung der Generato- 
ren stark herab. Da- 
durch nehmen die 
synchronisierenden 
Kräfte zwischen den 
elektrisch gekuppel- 
ten Generatoren nach 
Gl. (14) und (15) 
quadratisch ab. Die 
Grenze Emin der 


Klemmenspan- 

nung, bei der die 

Maschinen außer á S vlt. S 
Tritt fallen können, 
wenn sie nicht sofort 
von ihrer mechani- 
schen Antriebslei- 
stung entlastet werden, ergibt sich daraus bei Vernach- 
lässigung des Ohmschen Widerstandes zu 


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oder im Verhältnis zur normalen Klemmenspannung 
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Abb. 38. 


ie Spannungssenkung darf also um so größer sein, je 
Zwei kurz 


vekuppelte, parallel arbeitende Maschinen mit je 12,5 % 
Streuspannung werden danach bei Belastung mit ihrem 
normalen mechanischen Moment die statische Stabili- 


tätsgrenze von 


y 
B 


zrenze = 90° bei einer Spannungssenkung auf 
2.12,5 %=50% erreichen. 

Bei geringerer Klemmenspannung hängt es von den 
esonderheiten des Falles ab, ob die Maschinen in Tritt 


mit 
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bleiben oder nicht. Handelt es sich um einen Generator 
und einen Motor, so fallen sie natürlich auseinander. Han- 
delt es sich um zwei gleichartige Generatoren, die von 
gleichartigen Kraftmaschinen angetrieben und von gleich- 
artigen Reglern gesteuert werden, so können sie eine 
gewisse Zeit auch ohne synchronisierende Kräfte im Takt 
bleiben. Da die Induktanzen der Kraftwerke und Genera- 
toren beim Vorhandensein langer Fernleitungen sehr viel 
größer sind als 25 %, so erkennt man, daß deren Stabili- 
tätsgrenze schon bei viel geringeren Spannungssenkungen 
als auf 50 % erreicht wird. 


Wie groß die tatsächliche Spannungsabsenkung bei 
einpoligem, zweipoligem oder dreipoligem Kurzschluß auf 
der Drehstrom-Fernleitungsstrecke der Abb. 32 ist, läßt 
sich nach den üblichen Methoden leicht berechnen. Tritt 
eindreipoliger Kurzschluß auf einer einfachen 
Leitungsstrecke nach Abb. 30 auf, so bricht die Spannung 
bei metallischer Berührung vollständig auf Null zusam- 
men und auch beim Auftreten von Lichtbögen in Hoch- 
spannungsleitungen auf einen geringfügigen Betrag. Die 
Kupplung der Kraftwerke wird hierdurch vollständig 
unterbunden, sie fallen im allgemeinen sofort außer Tritt. 
Beim dreipoligen Kurzschluß auf Drehstrom-Dop- 
pelleitungen nach Abb.32 bleibt noch eine Kupp- 
lung über die zweite Leitung bestehen, die Spannung in 
den Kraftwerken sinkt nur erheblich herab. Hier muß 
man zahlenmäßig nachrechnen, ob die Anlage stabil bleibt 
oder nicht. 


In Abb. 33 ist ein OszillogrammderLeistun- 
gen zweier Synchrongeneratoren wiedergegeben, die im 
gleichen Kraftwerk’? standen und im Zeitpunkt a einen drei- 
poligen Kurzschluß über eine größere Induktivität erlitten. 
Da sich die Spannung dabei auf etwa 30 % senkte, so fielen 
die Maschinen außer Tritt und liefen, da ihre Leistungs- 
regler verschiedenartig eingestellt waren, durcheinander hin- 
durch. Nach Abschaltung des Kurzschlus- 
ses im Zeitpunkt b, etwa nach 4 s, setzten 
die vollen Kupplungskräfte wieder ein, 
die Generatoren fingen sich daher unter 
einigen Pendelungen. Da es sich um Tur- 
. bogeneratoren mit starker Dämpferwir- 
Se kung handelte, so ging das Fangen und 

| Abklingen der Pendelungen sehr schnell 
vor sich. 


Ist der Kurzschlußnur zwei- 
polig, so wird selbst bei einfachen 
Kupplungsleitungen der Energiefluß zwi- 
schen den Kraftwerken nicht vollständig 
unterbunden, sondern die Spannung bleibt 
auf der gesunden Phasenleitung zu einem 
erheblichen Teil bestehen. Noch günsti- 
' ger liegt der Fall beim zweipoligen Kurz- 

! schluß auf Drehstrom-Doppelleitungen, 
m bei denen nur die Kupplung über den 
kranken Leitungsteil geschwächt wird und 
die über den gesunden voll erhalten bleibt. 


Da man die kurzschlußbehaftete Teil- 
strecke entsprechend Abb. 32 durch auto- 
matische Schutzanordnungen beiderseits 
so schnell wie möglich zur Abschaltung 
bringt, so treten in kurzer Folge 
drei verschiedene Leistungs- 
zustände auf der Leitung ein, 
die durch Abb. 34 näher veranschaulicht 
! werden. Kurve 1 stellt die Kupplungs- 
leistung zwischen den beiden Kraft- 
werken im regulären Betriebe der Lei- 
tung dar. Im Augenblick des Kurzschlus- 
= p ses auf der Leitung verringert sich die 
Gr Sa Kupplung durch dieSpannungssenkung auf 
den Wert von Kurve 2. Der Spannungswin- 
kel #8 zwischen den Kraftwerken vergrö- 
Bert sich daher bei konstant gehaltener 
Leistung Wọ von D, auf Ba, wobei natür- 
lich das mehrfach besprochene Über- 
schwingen eintritt. Wird jetzt die kranke 
Leitung abgeschaltet, so erhöht sich die 
Kupplungsleistung wieder bis zum Wert 
der Kurve 3, die durch die erhöhte Lei- 
tungsinduktanz gegebenist. Der Spannungswinkelschwingt 
also von der Gleichgewichtslage B, bis auf die endgültige 
Gleichgewichtslage ®, zurück, was wieder unter Pendeln 
vor sich geht. In Abb. 34 sind die Verhältnisse der An- 
schaulichkeit halber so dargestellt, daß beide Zustands- 
änderungen sich stabil verhalten, dies ist in der Praxis 
aber meistens nicht der Fall. 


8 DieVersuche wurden bei der A.G. Sächsische Werke durchgeführt. 


984 


Insbesondere kommt als ungünstiges Moment hinzu, 
daß die. Generatoren bei jedem Kurzschluß 
einen gewaltigen Leistungsstoß erhalten, 
dessen Größe sich nach der Induktanz und auch nach dem 
Widerstand der Kurzschlußbalın richtet. Es’ bleibt daher 
in Wirklichkeit die Leistung Wa in Abb. 34 nicht kon- 
stant, sondern sie springt während der Störung zwischen 
mehreren Werten hin und her. Dadurch können die auf- 
tretenden Schwingungen außerordentlich verstärkt wer- 
den je nach den Zeiten, in denen sich diese Stöße folgen, 
im Verhältnis zur Eigenschwingungszeit der Pendelungen. 
Es kann vorkommen, daß die Kraftwerke beim Eintreten 
des Kurzschlusses auf der Leitung noch synchron mitein- 
ander bleiben, und daß sie erst nach erfolgtem Abschalten 
Gen Kurzschlusses durch den zweiten Stoß außer Tritt 
allen. 

Dieser Entlastungsstoß erfolgt bei den heute üblichen 
Abschaltzeiten unserer Relais und Ölschalter frühestens 
nach einer halben Sekunde, und da dieses zufällig auch ge- 
rade die Zeit einer Halbschwingung der freien Pendelun- 
gen der meisten Synchronmaschinen ist, sotrittder 
Entlastungsstoß gerade im ungünstig- 
sten Moment auf und verstärkt die schwingungs- 
erzeugende Wirkung des vorhergehenden Belastungs- 
stoßes aufs äußerste. Im allgemeinen fallen daher unsere 
Kraftwerke bei derartigen zweipoligen Kurzschlüssen 
außer Tritt, wenn sie vorher erheblich vorbelastet waren. 

Beim einpoligen Erdschluß sind die Erschei- 
nungen prinzipiell die gleichen, wie sie eben besprochen 
wurden, wenn der Sternpunkt der Anlage kurz 
oder über Widerstand geerdet ist. Je nach der Größe 
dieses Widerstandes und auch des Erdwiderstandes der 
kranken Stelle vermindern sich die synchronisierenden 
Kräfte mehr oder weniger und es treten erhebliche 
Leistungsstöße auf. Die Wirkungen sind jedoch natürlich 
nicht so stark wie beim zweipoligen Kurzschluß und da- 
her findet man praktisch, daß die Anlagen bei diesen Stö- 
rungen oft im Tritt bleiben. Ist der Sternpunkt 
des Leitungssystems isoliert und sind insbesondere 
Löscheinrichtungen zur Unterdrückung der Erd- 


schlußströme auf der Leitung vorgesehen, so sind solche ` 


Störungen überhaupt ohne erheblichen Einfluß auf die Sta- 
bilität der Fernübertragung. 


Abb. 84. 


Abb. 35. 


Die Stabilitätsverhältnisse zwischen gekuppelten Ma. 


schinen oder Kraftwerken lassen sich sehr anschaulich 
durch ein mechanisches Modell?’ darstellen, das 
. ein direktes Abbild des Vektordiagramms unserer Lei- 
stungsübertragung nach Abb. 2 ist. Es wurde von der 
Westinghouse-Gesellschaft in Pittsburgh ausgearbeitet 
und ist in Abb. 35 dargestellt. In Analogie zu den Kraft- 
wirkungen auf die Polräder der Synchronmaschinen wer- 
den zwei Arme, die um eine gemeinsame Achse bewer- 
lich sind, einerseits durch eine konstante Gewichtskraft 
auseinandergezogen, anderseits durch eine Schraubenfeder 
zusammengehalten. Das Gewicht spiegelt die übertragene 
Leistung, die elastische Feder die synchronisierenden 
Kräfte wieder, die Armestellendie Größe und 
die gegenseitige Lageder Spannungsvek- 
toren oder der Polräderinden Kraftwer- 
ken dar. Man kann durch Anwendung verschiedener 
Gewichte jede beliebig starke Leistungsübertragung und 
auch jeden Belastungsstoß darstellen und kann durch 
Benutzung verschieden elastischer Federn die Induk- 
tanz der Fernleitung mit allen ihren Besonderheiten zur 
Abbildung bringen. Auch die Verwendung von Doppel- 
leitungen auf der Strecke oder die Abschaltung von Teil- 
strecken läßt sich dabei leicht berücksichtigen. Der 
Abstand jedes Federpunktes vom Drehpunkt der Hebel 
spiegelt die Spannung eines entsprechenden Leitungs- 


° 8.B.Griscom, The Electric Journ. Ed. 23, S. 2.0. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


4. Juli 1929 


punktes nach Größe und Phase wieder. Man kann daher 
Kurzschlüsse mit ihrer Spannungssenkung durch Herab- 
ziehen eines Federpunktes leicht zur Abbildung bringen. 
Bei komplizierteren Kraftwerks- oder Netzverhältnissen 
kann man mchrere derartige mechanische Modelle mit- 
einander verbinden und erhält dadurch die Möglichkeit, 
die Stabilitätsverhältnisse solcher Netze, deren rechneri- 
sche Erfassung recht verwickelt sein würde, durch einen 
einfachen Modellversuch zu prüfen. 

Wir wollen zum Schlusse kurz zusammenstellen, was 
für Abhilfsmittelunsgegen die Störungen 
des Betriebes langer Fernleitungen zu Ge- 
bote stehen. Das sicherste Mittel, instabile Erscheinun- 
gen und damit Betriebsunterbrechungen zu vermeiden, 
wäre natürlich die vollständige Verhinderung von Erd- 
schlüssen, Kurzschlüssen und ähnlichen Störungen. Da 
diese in den meisten Fällen durch atmosphärische 
Vorgänge verursacht werden, so sieht man, daß eine 
Klärung und Lösung der Überspannungsfrage in engstem 
Zusammenhang mit unserem Problem steht. Die Wirkun- 
gen der Erdschlüsse auf die Stabilitätsverhältnisse 
lassen sich durch Anwendung von Löschern vollständig 
beseitigen, dieses Mittel sollte man daher bei langen Hoch- 
spannungsleitungen stets anwenden. 

Gegen Kurzschlüsse besitzen wir solche vor- 
beugenden Einrichtungen noch nicht in genügendem Maße. 
Man kann ihre Wirkungen zwar durch hohe Streuung der 
Maschinen und Transformatoren, durch vorgeschaltete 
Kurzschlußdrosselspulen oder durch Herabregeln der Span- 
nung vermindern, jedoch haben wir gesehen, daß gerade 
durch Anwendung dieser Mittel die Stabilität der Kraft- 
übertragung außerordentlich verringert wird. Man wird 
daher eher das Gegenteil erstreben und den Kurz- 
schlußströmen zugunsten einer stabilen 
und betriebssicheren Leistungsübertra- 
gung das Austoben gestatten müssen. Auf 
alle Fälle darf man in Generatoren und Transformatoren 
keine unnötig große Streuung oder Ankerrückwirkung 
hineinlegen, da sonst der stabile Betrieb langer Fernlei- 
a mit ihren erheblichen Induktanzen unmöglich 
wird. 

Durch die Spannung der Fernleitunzg werden Durch- 
messer und Abstände der Phasenleitungen bestimmt, die 
Induktanz und der Wellenwiderstand sind daher für die 
zu überwindende Entfernung fest gegeben. Da hierdurch 
iede Fernleitung eine bestimmte natürliche Leistung für 
die Übertragung besitzt, die in Zahlentafel 3 dargestellt 
ist, so bleibt zur Übertragung größerer Leistungen nur 
die Möglichkeit, mehrere Leitungen in Par- 
allele zu verwenden, falls man die Spannung nicht 
wesentlich erhöhen will. Man muß dabei stets den Pha- 
senwinkel zwischen den Maschinenspannungen bei voller 
Belastung kontrollieren, der insgesamt den Wert von 40 
bis 50° nicht überschreiten soll, wenn man ausreichende 
Sicherheit gegen Stöße haben will. 

Bei Übertragungen auf viele hundert Kilometer Ent- 
fernung kommt man zu größeren Phasenwinkeln. Man 
muß dabei Blindstrommaschinen oder -Appa- 
rate von beträchtlicher Leistungsfähigkeit angemessen 
auf die Strecke verteilen und die Leitung ab- 
schnittsweise alle 100 bis 200 km kompensieren. 

Die Blindleistung dieser Kompensatoren muß mit 
großer Empfindlichkeit und hoher Ge- 
schwindigkeit selbsttätig geregelt wer- 
den, damit sie den Belastungsänderungen der Leitung 
jederzeit folgen kann. Höchste Schnellerregung bei allen 
Synehronmaschinen und rasch wirkende Leistungsregler 
in den Kraftwerken stellen eine notwendige Bedingung 
zur Sicherung des stabilen Betriebes dar. 

Ein Herabregeln der Spannung nach Auftreten von 
Kurzschlüssen, um diese zum Erlöschen zu bringen, wirft 
mit ziemlicher Sicherheit die Kraftwerke außer Tritt. Es 
ist vielmehr zweckmäßig, die Erregung der Ma- 
schinen nach derartigen Störungen zu- 
nächstheraufzuregeln, um die Kraftwerke trotz 
der Kurzschlußströme starr genug zu kuppeln und in Takt 
zu halten. 

Die Anwendung von Asynchronmaschinenan 
Stelle von Synchronmaschinen verspricht Vorteile, weil 
sie sich jederzeit auf ihren Sollzustand einstellen und den- 
selben nicht unter Pendelungen überschreiten. 

DieSchaltzeitenderheutigenRelais so- 
wie vorallem der großen Ölschalter liegen 
gerade in der ungünstigen Größenordnung von einer hal- 
ben Sekunde und darüber. Gelingt es, diese Zeiten auf etwa 
‘Jo 8 zu verkürzen, so würde hierdurch allein schon ein 
erheblicher Teil des Stabilitätsproblems gelöst sein, weil 
dann die Störungen auf den Leitungen keine so starke 
Wirkungen auf die Maschinen mehr ausüben können. 


— men, pg $ Mm ee asai EEE Eee wg weng e ai mp EE Ee 


4. Juli 1929 


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986 


Wirkung des Zusammenschlusses großer Netze auf ihren Betrieb*. 
Von H. Piloty, Berlin. 


Übersicht. Es werden die mit einer zweckmäßigen Or- 
ganisation der Verteilung von Leistung und Blindleistung 
auf zusammenarbeitende Kraftwerke und Netzteile zusammen- 
hängenden Maßnahmen besprochen. Ansçhließend an allge- 
meine Erörterungen dieser Art wird die Frage behandelt, in- 
wiefern die vorgeschlagenen organisatorischen Beziehungen 
zwangläufig arbeitenden Apparaten übertragen werden kön- 
nen und welche grundsätzlichen Anforderungen an diese Ap- 
parate zu stellen sind. Ferner wird besprochen, in welcher 
Weise die Organisation des Verrechnungswesens mit techni- 
schen Aufgaben des Parallelbetriebes in Verbindung steht und 
ein Vorschlag für die Organisation des Verrechnungswesens 
gemacht, welcher unnötige technische Aufgabestellungen ver- 


meidet. Schließlich werden die für die gemeinsame Betriebs- ` 


führung zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel zu- 
sammenfassend durchgesprochen. 


Der Vortrag von Herrn Generaldirektor Dr. Frank! 
hat in Ihnen sicherlich ein deutliches Bild der allgemeinen 
Entwicklungsrichtung, in welcher sich die deutsche Groß- 
Elektrizitätsversorgung bewegt, wacheerufen. Eine große 
Zahl von Hochspannungsnetzen, verschiedenen Stromliefe- 
rungsunternehmungen teils öffentlich-rechtlichen, teils 
privaten Charakters, überspannt heute schon unser Vater- 
land. Die einzelnen Netze dehnen sich immer mehr aus, 
ihre Ausläufer nähern sich zusehends. Ihr Zusammen- 
echluß, teilweise schon vollzogen, ist sicher nur noch eine 
Frage der Zeit. Wenn dies einmal geschehen sein wird, 
wird ein enzmaschiges Leitungsnetz mit ziemlich verteilt 
gelegenen Kraftwerken ein dicht besiedeltes Kulturland 
hoher Verbrauchsdichte überspannen. Es darf daher nicht 
wundernehmen, wenn die technischen und wirtschaftlichen 
Konsequenzen, die eine solche Entwicklung nach sich zieht, 
heute im Vordergrund des Interesses stehen und beispiels- 
weise die in Amerika, dem Lande des stark zentralisierten 
Verbrauchs, der weiten, dünn besiedelten Flächen, der Zu- 
sammenballung der Erzeugung an einzelnen natnrbegiün- 
stieten Punkten, seit mehreren Jahren mit so großem Auf- 
wand an Scharfsinn und Arbeit studierten Probleme der 
Großkraftübertrigung auf weite Strecken trotz ihrer 
hohen wissenschaftlichen Bedeutung etwas in die zweite 
Linie des aktuellen Interesses zurückdrängen. 

Man kann nun bei oberflächlicher Betrachtung zu der 
Ansicht geführt werden, als ob durch den Prozeß des Zu- 

sammenschlusses gar keine, einer Erörterung vor so 
breitem Forum würdigen, neuen technischen Probleme 
entstehen könnten. Vollzieht sich ein ganz ähnlicher Pro- 
zeß doch schon, wenn auch in kleinerem Maßstabe, bereits 
eeit Jahren innerhalb der einzelnen großen Stromliefe- 
rungsunternehmungen, ohne daß es notwendig geworden 
wäre, besondere technische Maßnahmen, von einigen Spe- 
zialfragen abgesehen, zu treffen. Ein solches Urteil wäre 
aber in der Tat irrig. Zwei Umstände dürfen nämlich nicht 
übersehen werden: Einmal, daß die Betriebsführung jedes 
der zusammengeschloseenen Netze auf die anderen zu- 
rückwirkt, so daß mit wachsendem Zusammenschluß ein 
immer verwickelteres System betrieblicher Einzelmaß- 
nahmen zu reibungsfreiem Zusammenspiel zu bringen ist. 
Zweitens muß man beachten, daß die Unternehmungen, 
welche ihre Netze zusammenschließen, nach wie vor wirt- 
schaftlich selbständige Einheiten bleiben und gezwungen 
sind, ihre gegenseitigen Beziehungen durch Verträge zu 
regeln, die tief in die technische Betriebsführung ein- 
greifen. Jedes Unternehmen treibt ja seine eigene wirt- 
schaftliche Entwicklungs- und Stromabsatzpolitik und hat 
infolgedessen den Wunsch, in seinen Beziehunsen zu den 
Nachbarunternehmungen mit festen, klaren Verhältnissen 
rechnen zu können und möglichst von dessen Wirtschafts- 
politik unabhängig zu sein. Infolze dieser beiden. Um- 
stände entsteht eine Reihe von Problemen wirtschaft- 
lieher und organisatorischer Art, den technischen Teil 
der Stromaustauschverträge und die Organisation des ge- 
meinsarmen Betriebes sowie das Verrechnunzswesen he- 
treffend, welche ihrerseits wieder zur Quelle eines ver- 
zweieten Stromes rein technischer Aufgaben werden. 

Ich bitte daher um Nachsicht, wenn es mir erforder- 
lich erscheint, auch Fragen rein wirtschaftlicher und or- 
ganisatorischer Natur, welche geeignet sind, die techni- 
sche Entwicklung maßgebend zu bceinflussen, zu bce- 
sprechen. 

Ss Vortrag der XXXIV. Jahresversammlung des Verbandes Deut- 


scher Elektrotechniker in Aachen. 
A Frank, 8. 98 dieses Heftes. 


. Weise auf die speisenden Kraftwerke verteilt ist. 


Eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Frage 
des Gemeinschaftsbetriebs ist die einer zweckmäßigen 
Organisation der Verteilung von Leistung und Blindlei- 
stung auf die zusammenarbeitenden Kraftwerke und Netz- 
teile in Verbindung mit der Regelung der Spannung an 
den wichtigen Netzknotenpunkten. Insbesondere die rich- 
tize Verteilung der Leistung berührt direkt einen Lebens- 
nerv der Elektrizitätsversorgung: ihre Wirtschaftlichkeit. 
Wir werden uns daher anschließend an Erörterungen über 
die hierfür gegebenen grundsätzlichen Möglichkeiten mit 
dieser Frage in erster Linie auseinanderzusetzen haben 
und uns auch darüber Klarheit zu schaffen suchen, inwie- 
fern und auf welche Weise eine Automatisierung dieses 
Betriebes anzustreben ist. In zweiter Linio werden wir 
uns mit den besonderen Aufgaben beschäftigen, welche 
der Zusammenschluß dem Verrechnungswesen stellt, und 
schließiich die für die gemeinsame Betriebsführung zur 
Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel besprechen. 


Freilich darf man dabei nicht vergessen, daß der Zu- 
sammenschluß der großen deutschen Netze erst im Wer- 
den ist und daß daher seine technischen Folgen bisher 
kaum erörtert, geschweige denn in die harte Wirklichkeit 
umgesetzt worden sind, so daß es sich nicht darum han- 
deln kann, fertige Erzeugnisse zu beschreiben, sondern 
nur darum, ein möglichst umfassendes und einheitliches, 


- wenn auch subjektiv gesehenes Zukunftsbild mit rohen 


Pinselstrichen zu skizzieren, mit dem Ziele, seine Grund- 
linien zur Erörterung zu stellen und prinzipielle Anhalts- 
punkte für die einzuschlagenden Wege der technischen 
Entwicklung zu gewinnen. 


Grundsätzliche Betrachtungen über Verteilung von 
Leistung und Erregung auf die Kraftwerke und Ma- 
schinen zusammengeschlossener Netze. 


Bei der Untersuchung der Leistungsverteilung auf 
parallel arbeitende Synchronmaschinen handelt es sich 
um zwei grundsätzlich verschiedene Gruppen von Proble- 
men, und es erscheint mir wichtig, diese beiden von vorn- 
herein scharf zu trennen. Die eine betrifft die Möglich- 
keit, eine Reihe von räumlich getrennten, durch Hoch- 
spannungsleitungen miteinander in Verbindung stehenden 
Synchronmaschinen oder ganzen Kraftwerken in stabilem 
Parallelbetrieb zu halten. Es ist dies eines der ältesten 
und berühmtesten Probleme der Elektrotechnik, welches 
scheinbar endgültig gelöst war, in jüngster Zeit aber neu- 
artig beleuchtet im Zusammenhang mit der Energieüber- 
trazung über lange, hochausgenützte Fernleitungen wie- 
der aktuell geworden ist. Es ist heute nicht meine Auf- 
gabe, auf dieses Problem und seine praktischen Konse- 
quenzen einzugehen. Im Gegensatz zu den verhältnis- 
mäßig schnellen Ausgleiehvorzängen — den Pendelungen 
—, die hier in Betracht gezogen werden müssen, sind aber 
noch beträchtlich langsamere Änderungen des Betriebszu- 
standes von Kraftwerken und Netzen von Bedeutung, 
welche kontrolliert und künstlich erzeugt werden müssen, 
damit die Gesamtleistung der Abnehmer in jedem Augen- 
blick, sagen wir lieber in jeder Minute, in a 

ies 
ist der zweite eben erwähnte Fragenkomplex, und auf ihn 
wollen wir nun eingehen. 

Solange eine nicht allzu große Anzahl von Kraft- 
werken auf ein Netz arbeitet, das einer Verwaltung unter- 
steht, und solange das gewünschte Verteilungsgesetz der 
Leistungen von der allereinfachsten Form ist, regelt sich 
alles gewissermaßen von selbst in bekannter Weise auf 
Grund der Eigenschaften der Kraftmaschinenregler. Be- 
sitzen die zusammenarbeitenden Kraftwerke — von der 
Verteilung der Leistungen auf die einzelnen Maschinen 
wollen wir zunächst nicht reden — die Nennleistungen P,, 
Pa, P} usw. und sind die Regler so eingestellt, daß bei 
Vollast jeweils stationär die prozentualen Drehzahlände- 
rungen An, ‚An, An, usw. eintreten, so verteilen sich alle 
Belastungschwankungen bekanntlich im Verhältnis der 
„Leistungszahlen” Zi, Za, Za usw. auf die Kraftwerke, wo- 
bei jede Leistungszahl durch den Quotienten aus Nenn- 
leistung P und Drehzahländerung definiert ist, beispiels- 
weise 2,=P,/An, wie dies für den Fall von zwei pa- 
rallel arbeitenden Kraftwerken in Abb.1 dargestellt ist. 
Insbesondere übernimmt ein Kraftwerk mit der Drehzahl- 
änderung Null, somit der Leistungszahl unendlich (ein 
„Frequenzwerk”, da es starr die eingestellte Frequenz 
hält), selbstverständlich innerhalb der Grenzen seiner 


986 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 27 


4. Juli 1929 


Leistunzsfähirkeit in Zusammenarbeit mit Kraftwerken 
endlicher Leistungzszahlen alle Belastungschwankungen, 
und die anderen Kraftwerke fahren mit konstanter, ein- 
stellbarer Leistung. Will man also zwischen drei Kraft- 
werken eine Belastunzsverteilune nach Abb. 2 erzielen — 
ein Kraftwerk hält Frequenz und übernimmt alle Be- 
lastungschwankungen, die beiden anderen sind Grundlast- 


S 


P,P, Nennleistungen der Kraft- 
werke 

pı pz Belastungen der Kraftwerke 
bei der Netzlast Pn 

p'ıp’2 Belastungen d. Kraftwerke 
bei der Netzlast pa 

Jn; In, Drehzahländerungen 
bei Nennlast 


SS e 


TR LAN ne 


Abb. 1. Leistungsverteilung auf zwei parallel arbeitende Kraftwerke. 


werke im strenesten Sinne des Wortes —, so kann man 
dies vollautomatisch ohne den geringsten äußeren Ein- 
griff dadurch erreichen, daß man dem Freqyuenzwerk eine 
sehr kleine Drehzahländerung zuerteilt. 


— > Belastung 


— ONE ZE 
Belastung des Kraftwerkes A (Grundlasti 


ke had ke B e 
[I a S 5 C Frequenz) 


Abb. 2. Leistungsverteilung auf Frequenz- und Grundlastwerke. 


So einfach liegt aber der Fall auch in Netzen einer 
Verwaltung mit wenig Kraftwerken gewöhnlich nicht. Es 
sind vielmehr erfahrungsgemäß stets eine ganze Reihe 
von Eingriffen in den selbettätigen Vorgang erforderlich. 
Die aus wirtschaftlichen und betriebstechnischen Gründen 
gewünschte Leistungsverteilung sieht nämlich meist ganz 
anders aus, als in Abb. 2 dargestellt wurde. In dem in 
Abb. 3 gezeigten Fall z. B. soll das Werk A mit seiner 
Volleistung Grundlast fahren. Da aber nachts die Ge- 
samtlast kleiner ist, wird die Grundlast dann (Ta — T,) 
reduziert. Im allgemeinen übernimmt Werk B die Fre- 
quenzhaltung, und zwar 
so lange, bis es vollbe- 
lastet ist. Von diesem 
Zeitpunkt an (T3... Ta 
T... Del fährt auch 
Werk B Grundlast, und 
die Frequenzhaltung 
geht an Werk U über. 
Kurz zusammenecfaßt 
heißt dies: Werk A soll 
nach einem im voraus 
festgelegten Fahrplan 
abrzestufte Grundlast, 
Werk B teils Frequenz, 
teils Grundlast, Werk C 
stets Frequenz fahren, 
und zu diesem Zweck 
sind zu den Zeitpunk- 
ten T,..Ta Eingriffe 
in den Rerelmechanis- 
mus erforderlich, ganz abgesehen davon, daß man das 
Spitzenwerk außerhalb seiner Gebrauchsdauer gewöhn- 
lich noch, wenigstens teilweise, stillsetzt 

Was können wir nun aus diesem Beispiel lernen? 
Wir sehen, daß schon ein ganz einfacher Parallelbetrieb 
dreier Werke eine erkleckliche Anzahl von Befellshand- 
lungen erforderlich macht, die gegeben, übermittelt und 
ausgeführt werden müssen. Wir wissen ferner, daß die 
richtige Leistungzsverteilungz auf Kraftwerke wirtschaft- 
lich verschiedener Art (z.B. hohe Anlarekosten, geringe 
Betriebskosten beim einen, das Gegenteil beim anderen) 
das wirtschaftliche Gesamtergebnis mabrebend beeinflußt. 
Es ist daher kein Wunder, daß man im Zeitalter der Ra- 
tionalisierung schon in den bestehenden Netzen daran 
dınkt, sich zur Erzielung des gewünschten Ergebnisses 
von der Unvollkommenheit des Menschen freizumachen 
und den wirtschaftlichen Parallelbetrieb zu automatisie- 
ren. Später werden wir auf die Art und Weise, wie dies 


——> Belastung 


Abb. 3 Leistungsverteilung auf die 
Kraftwerke. 


geschehen kann, zu sprechen kommen. Im Augenblick 
wollen wir nur feststellen, dab beim Zusammenschluß 
grober Netze die Anhäufung parallel arbeitender Kraft- 
werke und die dadurch gewaltig steigende Anzahl von 
Rerelmabnahmen, welche aufeinander abgestimmt werden 
müssen, es wohl sicher erforderlich machen wird, irgend- 
welche, seien es technische, seien es organisatorische Maß- 
nahmen zu treffen, wenn ein planmäbiger Leistungsbe- 
trieb herauskommen soll. 

Das Auftreten dieser Notwendigkeit ist indessen nicht 
die einzige Folzeerscheinung des Zusammenschlusses in 
Hinsicht auf die Leistungsverteilune. Es genügt nicht 
allein, diejenigen Mabnahmen ins Auge zu fassen, welche 
deshalb notwendiz werden, weil das durch den Zusam- 
menschlub entstehende Gebilde selbst wieder ein Netz, 
und zwar ein solches besonders grober Ausdehnung und 
mit besonders zahlreichen Kraftwerken darstellt. Es er- 
ecben sich vielmehr eine Reihe neuer Aufgaben auch 
daraus, daß die Netze energetisch zwar zusammenee- 
schlossen werden, trotzdem aber gleichzeitig getrennte 
Wirtschaftszebilde bleiben, wie ich ja schon früher an- 
gedeutet hatte. 


Es ist nicht meine Absicht, die Frare aufzuwerfen, 
ob der technische Zusammenschluß auch durch einen wirt- 
echaftlichen in dem Sinne, daß der Betrieb des Ganzen 
sich durch nichts von einem Gemeinschaftsbetrieb unter- 
scheidet, erzänzt werden sollte Es kann vielmehr fest- 
gestellt werden, daß rein technische Gesichtspunkte, so- 
weit man heute übersehen kann, einen derartig folgen- 
schweren Eınzgriff nicht erforderlich machen, dab es viel- 
mehr möglich ist, allen gerechitfertisten Anforderungen 
wirtschaftlicher Natur technisch gerecht zu werden. Der 
Wunsch nach klaren Verhältnissen beim Stromaustausch 
zwischen Werken, die ihre Netze zusanmmenschlieben 
wollen, äubert sieh in der Regel dadurch, dab der an der 
Überzabestelle fließenden Leistung schon durch den Aus- 
tauschvertraz gewisse Beschränkungen, sowohl der Größe 
nach als auch nach dem zeitlichen Verlauf, auferlegt wer- 
den. Darüber hinaus pflegt man sich auch noch, unter 
Berücksichtirung dieser Beschränkungen, kurzfristig 
über den genauen zeitlichen Verlauf der übertragenen 
Leistunz zu verständigen. Kurz und gut: Für die Be- 
triebsführung entsteht die Aufgabe, auf der Übergabe- 
stelle einen sog. „Leistungsfahrplan“ einzuhalten. Sehen 


wir nun zu, inwieweit sich dies technisch durchführen 
läßt! 


C) Netz 


Ò Kraftwerke 


x Übergabe- und 
Fabrplanstelle 


| Übergabestelle 


Abb. 4...7. Verschiedene Formen von Gemeinschaftsnetzen. 


Abb. 4 stellt zwei Netze dar, welche über eine Leitung 
miteinander verbunden sind. Da es auf die innere Gestalt 
der Netze nicht ankommt, sind sie durch schraffierte 
Kreise dargestellt. Jedes besitzt eine Reihe von Kraft- 
werken, welche durch kleine Kreise angedeutet sind. An 
der dureh ein Kreuz gekennzeichneten Stelle befindet sich 
die Übergabestelle, an welcher ein bestimmter Leistungs- 
fahrplan eingehalten werden soll. Offenbar kann dies 
dadurch erzielt werden, dab das eine Netz, beispielsweise 
das Netz A, fur die Aufrechterhaltung der Frequenz sorgt, 
während das andere — Netz B — durch entsprechende 
Deeinflussunz seiner Kraftmaschinenrerler den Fahrplan 
einhalt. Die Verteilung der Leistung auf die Kraftwerke 
eines Netzes interessiert uns jetzt nur in zweiter l.inie, 
kann aber in ieder gewünschten Weise erfolgen: Im takt- 
haltenden Netz ist alles genau so wie in einem allein 
arbeitenden Netz, wobei das andere nur die Rolle einer 
positiven oder negativen, zeitlich vorgegebenen Belastung 


- rm e rn 


4. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


987 


spielt. Im fahrplanfahrenden Netz dagegen ist ein takt- 
baltendes Kraftwerk nicht vorhanden. Alle Werke haben 
vielmehr entweder zeitlich unveränderliche Leistung oder 
aber sie haben nach einem festen gegebenen Fahrplan zu 
fahren. Damit die beiden Netze in der geschilderten Weise 
zusammenarbeiten können, ist offenbar lediglich eine Ver- 
einbarung darüber erforderlich, welches Netz für die Fre- 
quenz und welches für den Fahrplan zu sorgen hat. 


Wenn sich nun mehrere Netze zu einem Gemein- 
schaftsbetrieb zusammenschließen, erhebt sich sofort die 
Frage, ob man, ähnlich wie beim Zusammenschluß zweier 
Netze, zu Vereinbarungen über bestimmte Leistungsfahr- 
pläne an den Stobstellen gelangen kann und wie über- 
haupt die Verallgemeinerung des geschiiderten Falles aus- 
sieht. Abb. 5 zeigt beispielsweise vier Netze, welche stern- 
förmig in der Weise zusammenhängen, daß ein Netz, das 
mittlere, mit jedem der drei anderen Netze durch je eine 
Leitung in Verbindung steht. Ein Blick auf die Abbildung 
genügt, um deutlich zu machen, daß dieser Fall ohne 
weiteres auf den der Abb. 4 zurückgeführt werden kann, 
wenn Z. B. das mittlere Werk die Frequenz hält, während 
die anderen Werke für die Einhaltung der drei Fahrpläne 
an den in der Figur angedeuteten Stellen sorgen. 


In vermaschten Netzen können indes die Verhältnisse 
wesentlich anders liegen. Um für den allgemeinen Fall 
Klarheit zu schaffen, ist es erforderlich, eine kleine Be- 
trachtung allgemeiner Natur einzuschalten. Wir wollen 
uns nämlich die Frage beantworten, an wievielen und an 
welchen Stellen in einem beliebig vermaschten Gemein- 
schaftsnetz überhaupt ein bestimmter Fahrplan vorge- 
schrieben werden kann. Denken wir uns zu diesem Zweck 
die Maschinen und Kraftwerke eines jeden der zusammen- 
geschlossenen Netze zu einer einzigen Maschine vereint, 
mit anderen Worten, kümmern wir uns nicht um die in- 
terne Leistungsverteilung innerhalb der Netze, so er- 
kennen wir zunächst, daß ein Netz Frequenz fahren muß, 
während man der Gesamtleistung eines jeden der anderen 
Netze in jedem Augenblick einen bestimmten Wert vor- 
schreiben darf. Schließen wir also n Netze zusammen, 
so sind wir in der Lage, n— 1 Fahrpläne für die Gesamt- 
erzeuzung von ebensoviel Netzen aufzustellen. Es ist nun 
offenbar auch möglich, an Stelle der n — 1 Netzleistungen 
n — 1 Leistungen vorzuschreiben, welche an irgendwelchen 
auszuwählenden Stellen des Gemeinschaftsnetzes, bei- 
spielsweise an Übergabestellen, fließen. 

Wir sehen also zunächst schon, daß beim Zusammen- 
schluß von n Netzen höchstens an n — 1 Übergabestellen 
Fahrplan vorgeschrieben werden kann. Aber auch hin- 
sichtlich der Lage dieser Fahrplanstellen sind Einschrän- 
kungen notwendig. Die rn — 1 Übergabeleistungen müssen 
nämlich voneinander elektrisch unabhängig sein, d. h. 
sie dürfen durch keine andere Bedingung als die bereits 
besprochene miteinander verknüpft sein. Sehen wir uns 

beispielsweise das in Abb. 6 dargestellte Netz an, in 
welchem drei Teilnetze durch Dreiecksverbindungen mit- 
einander verknüpft sind. Aus der ersten Bedingung, die 
wir kennen gelernt haben, folgt schon, daß wir nur an 
zwei Übergabestellen Leistungsfahrpläne vorschreiben 
dürfen, etwa so, daß an den beiden Übergabestellen 1 und 
2 bzw. die beiden Netze A und B Fahrpläne fahren, wäh- 
rend das andere Werk C den Takt hält. Wenn wir nun 
etwa das Netz B durch zwei getrennte Netze B, und B, 
ersetzen, so haben wir nun vier Werke, und es könnten 
an sich (nach der ersten Regel allein) drei Fahrpläne 
vorgeschrieben werden, beispielsweise an den drei Stel- 
len 1, 2, 3. Diese drei Übergabeleistungen sind indes im 
Sinne der zweiten Regel nicht voneinander elektrisch un- 
abhängig. Um dies zu erkennen, nehmen wir zunächst an, 
daß die Dreiecksleiter unmittelbar, ohne zwischenliegende 
interne Leitungen, zusamınenstoßen. Verfüzen wir nun 
über zwei oder drei Leistungen in den Dreiecksleitern 
und verfügen wir außerdem über die zugehörigen beiden 
Blindleistungen, was wir tun dürfen, weil unsere Lei- 
stunssbetrachtung von der Verteilung der Blindleistung 
unabhängig sein soll, so ist der Spannungsunterschied an 
den Enden des dritten Dreiecksleiters nach Größe und 
Phase bestimmt und damit auch Leistung und Blindlei- 
stung, welche diesen dritten Leiter durchfließen. Die letz- 
tere kann also nicht unabhängig vorgeschrieben werden. 
An dieser Betrachtung ändert sich nichts Wesentliches, 
wenn die Dreicksleiter nicht in den drei Punkten zusam- 
menstoßen sondern wenn die beiden Stellen, an welchen 
zwei oder drei Dreiecksleiter in eins der Netze einmün- 
den. durch interne Verbindungen miteinander verknüpft 
sind. In diesem Fall würde die Vorschrift der dritten 
Leistung zwar keine Unmöglichkeit, aber einen unzulässi- 
gen Eingriff in die innere Leistungs- und Blindleistungs- 
verteilung der Netze darstellen. 


Wir können nun unsere Regel so formulieren: Hän- 
gen n Einzelnetze durch beliebig vermaschte Leitungs- 
gebilde miteinander zusammen, so kann an n —1 Stellen 
Fahrplan gefahren werden, wobei jeder Fahrplanstelle 
ein Netz, welches eben für diesen Fahrplan zu sorgen hat, 
zugewiesen wird. Die Fahrplanstellen müssen aber so 
liegen, daß es nicht möglich ist, ein geschlossenes Polygon 
anzugeben, welches aus Verbindungsleitungen, welche 
eine Fahrplanstelle enthalten, und aus Leitungen eines 
der Netze besteht. 

Ein Beispiel für die Anwendung dieser Regel gibt 
Abb. 7, in der sechs Netze A... F zu einem Gemeinschafts- 
netz zusammengeschlossen sind. In diesem Gemeinschafts- 
netz sind bereits die fünf möglichen Fahrplanstellen in 
richtiger Weise eingetragen und angegeben, welches Netz 
für welchen Fahrplan zu sorgen hat. Das Beispiel läßt 
erkennen, daß Übergabestellen übrigbleiben können, an 
welchen Vorschriften über den zeitlichen Verlauf der 
Leistung nicht gemacht werden können. 


Bei unseren bisherigen Betrachtungen über die Lei- 
stungsverteilung auf die Kraftwerke waren wir von der 
Voraussetzung ausgegangen, daß dies allein durch ent- 
sprechende Beeinflussung der Kraftzufuhr zu den Ar- 
beitsmaschinen bzw. durch Beeinflussung der diese 
steuernden Regelorgane möglich sei. Dies ist auch in der 
Tat der Fall, solange man keine Rücksicht auf die sich 
einstellende Spannungs- und Blindleistungsverteilung 
niınmt. Von ihr müssen wir daher noch reden. Bekannt- 
lich hängt die sich im Netz einstellende Spannungs- und 
Blindleistungsverteilung in erster Linie von der Vertei- 
lung der Erregung auf die Kraftwerke ab. Darüber hin- 
aus wird die Spannungsverteilung im Netz noch durch 
eine Reihe bekannter Mittel beeinflußt, von welchen regel- 
bare Transformatoren und Zusatztransformatoren Bei- 
spiele darstellen. 


Es könnten nun in einfacher Weise die gewonnenen 
Ergebnisse über die Verteilung der Leistung auf die 
Kraftwerke und Maschinen auch auf die Verteilung der 
Blindleistung, oder wenn man will der Erregung, auf die 
Kraftwerke und Maschinen übertragen werden. Die Mög- 
lichkeit einer solchen Übertragung beruht auf der be- 
kannten paarweisen Analogie von Leistung und Blind- 
leistung, Frequenz und Spannung, Kraftmaschinenregler 
und Spannungsregler. Es hat jedoch keinen Zweck, 
diesen Weg zu beschreiten, da die Verteilung der Blind- 
leistung praktisch von anderen Gesichtspunkten aus be- 
trachtet werden muß als diejenige der Wirkleistung. Die 
Blindleistung stellt nicht wie die Wirkleistung einen un- 
mittelbaren materiellen Wert dar. Ihre wirtschaftliche 
Bedeutung ist mehr indirekter Natur, indem sie die Be- 
lastungsfüähigkeit der Maschinen, die Spannungsregelung 
im Netz und die Verluste beeinflußt. Dabei besitzen noch 
für die Großkraftversorgung die ersten beiden Gesichts- 
punkte die größere Bedeutung. Aus diesen Gründen 
kommt es in erster Linie darauf an, an bestimmten Stel- 
len des Neizes vorgeschriebene Spanhungsgrenzen einzu- 
halten und die Belastungsfähigkeit der zur Erfüllung 
des Fahrplanes eingesetzten Maschinen nicht zu über- 
schreiten. Sind die Maschen des Netzes von beträchtlicher 
Größe, so muß außerdem noch der Gesichtspunkt der 
Stabilität des Parallelbetriebs der beteiligten Maschinen 
beachtet werden. Um ihm Rechnung zu tragen, ist es 
innerhalb eines großen Netzes zweckmäßig, an den Haupt- 
stützpunkten feste und ungefähr gleichhohe Spannungen 
mit llilfe von synehronen Phasenschiebern einzuhalten 
(auch abzeschricbene, unwirtschaftlich gewordene Kraft- 
werke, die ohne Antrieb oder nur mit kleiner Leistungs- 
zufuhr fahren, sind hierfür geeignet). Im übrigen kann 
die Spannungsregelung nach den bekannten, oft in der 
Literatur erörterten Gesichtspunkten erfolgen. 


Man kann nun den Kraftwerken hinsichtlich ihrer 
Erregung verschiedene Vorschriften machen, die Auf- 
rechterhaltung einer Spannung oder die Lieferung einer 
vorgeschriebenen Blindleistung oder auch die Einhaltung 
eines bestimmten Leistungsfaktors dem Kraftwerk über- 
tragen. Schreibt man jedem Kraftwerk eine Spannung vor 
und sieht man zunächst von anderen Maßnahmen für die 
Spannungsrezelung ab, so ist damit die Blindlastvertei- 
lung auf die Kraftwerke eindeutig bestimmt. Dabei kann 
es natürlich sein, daß die geforderte Spannung nur unter 
dem Einsatz einer solchen Blindleistung seitens des Kraft- 
werkes gehalten werden könnte, welche es nicht zu lie- 
fern imstande ist. Die Vorschriften für die Einhaltung 
der Spannung dürfen also nicht ohne Berücksichtigung 
der Leistungsfähigkeit der Maschinen aufgestellt werden. 
Statt nun dem Kraftwerk die Einhaltung einer bestimmten 
Spannung an seinen eigenen Schienen vorzuschreiben, ist 
es auch möglich, ihm die Regelung der Spannung an einer 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


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entfernten Netzstelle zu übertragen, in ähnlicher Weise 
wie auch eine vorgeschriebene Leistung an einer entfern- 
ten Stelle von einem Kraftwerk eingehalten werden kann. 


Organisation und Automatisierung der Leistungsvertei- 
lung auf die Kraftwerke im Normalbetrieb und bei Stö- 
rungen. 


Wir haben nun die Möglichkeiten kennengelernt, 
welche hinsichtlich der Verteilung der Gesamtleistung 
auf die Teilnetze bestehen. Es genügt aber nicht, bei 
einer so allgemeinen Betrachtung stehen zu bleiben, es ist 
vielmehr auch wünschenswert, sich darüber Klarheit zu 
verschaffen, auf welche Weise die grundsätzlich als mög- 
lieh erkannte planmäßige Leistungsverteilung in die 
Wirklichkeit umgesetzt werden kann. Man kann daran 
denken, von vornherein einen solchen Betrieb durch 
mechanische Hilfsmittel zwangläufig zu gestalten, ihn zu 
automatisieren. Es scheint mir jedoch richtig zu sein, an 
eine solche Automatisierung erst dann heranzugehen, 
wenn restlose Klarheit über die Organisationsform des 
Gemeinschaftsbetriebes herrscht. Ist dies der Fall, dann 
kann man damit beginnen, die menschlichen Funktionen 
ganz oder teilweise durch mechanische Hilfsmittel zu er- 
setzen. Bleiben wir daher zunächst bei der Frage nach 
der zweckmäbigsten Organisation. 

Bei der Organisation der planmäßigen Leistungsver- 
teilung muß man davon ausgehen, daß ein ruhiger, stö- 
rungsfreier — insbesondere pendelungsfreier — Betrieb 
auch ohne irgendwelche die Leistungsverteilunz betref- 
fenden Maßnahmen längere Zeit hindurch möglich sein 
mub. Dies ist deshalb notwendig, damit bei irgendwelchen 
Störungen des Planbetriebes keine überflüssigen Betriebs- 
unterbrechuneen stattfinden. Die Aufgabe der zusätz- 
lichen organisatorischen Maßnahmen ist es lediglich, in 
diesen „provisorischen“ Betrieb, welcher naturgemäß den 
wirtschaftlichen Erfordernissen nicht gerecht wird, so 
einzugreifen, daß dies, gesehen über längere Zeiträume, 
doch der Fall ist. Außerdem scheint es mir wichtig, nach 
dem Minimum derartiger Mabnahmen zu suchen, damit 
nicht die wirtschaftliche und betriebliche Freiheit der 
einzelnen Netze unnötig beschränkt wird. 

Prüfen wir daher zunächst, welche Bestimmungen 
über die Leistungsverteilung die Stromaustauschverträge 
zwischen den sich zusammenschließenden Netzen enthal- 
ten müssen. Zu allererst müssen diejenigen Stellen des 
Gemeinschaftsnetzes, an welchen die Leistung überhaupt 
kontrolliert werden soll, nennen wir sie kurz „die Fahr- 
planstellen“, bestimmt werden. Über ihre Anzahl und 
Lage ist bereits früher das Erforderliche gesagt. Dann 
missen diejenigen Bedingungen festgelegt werden, wel- 
chen der zeitliche Verlauf der Leistung an den Fahrplan- 
stellen unterworfen werden soll. Selbstverständlich ist es 
nicht nötig, genaue Fahrpläne bis ins einzelne vertrag- 
lich zu regeln. Es genügt vielmehr, genau so wie es bei 
den bisherigen Zusammenschlüssen auch schon gemacht 
wurde, die wichtigsten Richtlinien für die Begrenzung 
der Leistung nach der einen oder anderen Richtung auf- 
zustellen. Dann kann man auch zweckmäßig von vorn- 
herein Richtlinien für die Lastverteilunz bei typischen, 
häufig zu erwartenden Störungsfällen aufstellen. Schließ- 
lich mub an dieser Stelle auch erwähnt werden (wir wer- 
den später noch darauf zurückkommen), daß einschrän- 
kende Bestimmungen für die Spannuneshaltung an den 
Fahrplanstellen oder auch an anderen Stellen getroffen 
werden können. 

Derartige Bestimmungen im System der Stromans- 
tauschverträze erfordern aber, daß eine Stelle geschaffen 
wird, welche den Auftrag erhält, für die Durchführung 
der Vertrazsbestimmungzen im einzelnen zu sorgen. Diese 
Stelle ist ein Analogon zu dem bekannten Lastverteiler 
der einzelnen Netze und soll daher „Zentrallastverteiler” 
heißen. Schließt sieh eine grobe Anzahl von Netzen zu- 
sammen, so ist es nicht unbedingt erforderlich, nur einen 
einzigen solchen Zentrallastverteiler zu gründen. Es 
können auch mehrere sein, die jedoch durch Nachrichten- 
mattel so eng miteinander verbunden sind, daß sie als 
Einheit betrachtet werden können. Zweckmäßizg wird auch 
die Kompetenz des Zentrallastverteilers vertraglich ge- 
regelt. Er kann seiner Aufgabe etwa dadurch gerecht 
werden, daß er die täglich an den Fahrplanstellen einzu- 
haltenden Fahrpläne auf Grund der sich ansammelnden 
Betriebserfahrungen und unter Berücksichtizung der ver- 

trazlichen Bestimmungen aufstellt. Er hat also gewisser- 
maßen den Gesamtbetrieb im Rahmen der Vertragsbestim- 
mungen voraus zu berechnen und demzemäß zu beein- 
lussen. Die Fahrpläne, auf eine möglichst geringe An- 
zahl von Typen zurückgeführt, werden an die Lastver- 
teiler derjenigen Netze ausgegeben, welche an irgendeiner 
Stelle Fahrplan zu fahren haben (Fahrplannetze). An 


Stelle der geographischen Konfiguration, welche das ge- 
meinsam betriebene Netz in energetischer Hinsicht infolge 
der Gestalt der Hochspannungsleitungen besitzt, tritt also 
organisatorisch grundsätzlich die Sternschaltung. 

Für den Normalbetrieb ist damit hinsichtlich der Lei- 
stungsverteilung die Aufgabe des Zentrallastverteilers er- 
schöpft. Er hat aber auch einzugreifen, wenn sich aus 
irgendeinem Grunde die Durchführung des normalen Pro- 
gramms kurzzeitig nicht ermöglichen läßt. Beispielsweise 
dann, wenn wichtige Verbindungsleitungen ausfallen. In 
einem solchen Fall wird man den Zentrallastverteiler er- 
mächtigen, takthaltende Netze und provisorische Fahr- 
pläne gegebenenfalls im Ralımen der getroffenen vertrag- 
lichen Abmachunz?n zu bestimmen. Beim Eintritt einer 
Störung wartet der Zentrallastverteiler zunächet ab, bis 
sich der Betrieb auf einen zwar stabilen aber unwirtschaft- 
lichen Zustand einspielt, und greift dann mit seinen Not- 
maßnahmen ein. Daß kurzzeitig auch bei beliebigen Su. 
rungen stabiles Zusammenarbeiten durch die wirtschaft- 
liche Organisation nicht behindert wird, kann dadurch er- 
reicht werden, daß in allen Netzen, auch und insbesondere 
in den Fahrplannetzen, die größeren Werke unter dem Ein- 
fluß von Drehzahlreglern arbeiten, welche die Last ihrer 
Charakteristik entsprechend aufeinander verteilen. Ein 
großes Werk, welches normalerweise konstante Leistung 
zu fahren hat, darf deshalb nicht mit konstant eingestell- 
ter Leistungszufuhr und ohne Regler arbeiten. Es muß 
vielmehr unter dem Ein- 
fluß eines Drehzahlreglers 


S S stehen, der, verhältnis- 
32 3 wmäbig langsam wirkend, 
H F 5% im normalen Betrieb so 
IT e beeinflußt wird, daß die 
Leistung im Mittel kon- 
stant bleibt. Wird bei 
einem solchen Werk im 
Störungsfall der wirt- 


i ! 
En schaftliche Regelmechanis- 
mus plötzlich außer Tätig- 
keit gesetzt, so ist das 
Werk kurzzeitig zu einem 
Frequenzwerk geworden 
und übernimmt von der 
infolge der Störung plötzlich geänderten Gesamtleistung 


einen angemessenen Anteil, beteiligt sich also an der 
Takthaltung. 


Ein Fahrplannetz ist darauf angewiesen, daß die Fre- 
auenz durch den Gemeinschaftsbetrieb gehalten wird. In 
Störunesfällen, beispielsweise dann, wenn die Verbindunz 
zum takthaltenden Netz abreißt, ist es möglich, daß der 
Gemeinschaftsbetrieb hierzu nicht mehr in der Lage ist. 
In einem solchen Fall darf der Betrieb nicht von vielleicht 
nicht rechtzeitig erfolgten Anordnungen des Zentrallast- 
verteilers abhängig sein. Das zweckmäßigste Kriterium 
für den Eintritt eines derartigen Zustandes ist das Ab- 
weichen der Frequenz vom Sollwert über die zulässige 
Toleranz hinaus. Man wird daher dem internen l.astver- 
tciler der Fahrplannetze die Freiheit einräumen, kurz- 
zeitig nach eigenem Gutdünken zu handeln, wenn die Fre- 
quenz die zugelassene Toleranz über- oder unterschreitet. 


Hinsichtlich der internen Lastverteilung erfordert der 
Zusammenschluß keine wesentlich neuen Maßnahmen. Der 
Betrieb des takthaltenden Netzes erfolet im Prinzip genau 
so, als ob das Netz für sich allein betrieben würde. Die 
Fahrplanstellen spielen von seinem Standpunkt aus ledig- 
lich die Rolle von Stellen positiver oder negativer Ab- 
nahme. Die Betriebsführung eines Fahrplannetzes unter- 
scheidet sich von derjenigen des takthaltenden Netzes nur 
dadurch, daß sämtliche Kraftwerke bzw. Maschinen Grund- 
last bzw. Fahrplan zu halten haben. Außerdem muß für 
den bereits erwähnten Fall Voreorze getroffen werden, 
daß das Netz infolge einer Störung selbst Takt halten muß. 
Dies kann durch eine entsprechende Anweisung an ein 
Werk genügender Größe geschehen oder auch dadurch, 
daß ein solches Werk von vornherein dazu bestimmt wird, 
heim Überschreiten der zulässigen Toleranz der Freanenz 
die wirtschaftliche Regelung vorübergehend außer Tätig- 
keit zu setzen. Es mag erwähnt werden, daß kleine Werke 
auch während Störungen mit konstant eingestellter Lei- 
stung weiterarbeiten können. Solche Werke benötigen 
dann entweder gar keinen Drehzahlregler oder einen sog. 
Begrenzungsregler, welcher selbsttätig eingreift, wenn 
die Frequenz zu hoch ansteigt. Dies wird durch Abb. 8 
veranschaulicht. Sinkt die Belastung plötzlich, beispiels- 
weise infolge Ausfalls einer Leitung, über die Energie ab- 
gegeben wurde, so steigt die Frequenz und der Regler ver- 
mindert, wie es sein Soll, die Leistungszufuhr. 

Wenn auch die vorstehend geschilderte Betriebsweise 
der zusammengeschlossenen Netze lediglich auf organisa- 


Abb.8 Leistungsverteilung zwi- 
schen Netz 1 und Kraftwerk 2 
mit Begrenzungsregler. 


e 


A Juli 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 989 


torischen Maßnahmen beruht, so sind doch zu einem solchen 
Betrieb eine Reihe von technischen Hilfsmitteln erforder- 
lich, die besprochen werden müssen. Der Zentrallastver- 
teiler muß die Einhaltung und Wirkung seiner Anordnun- 
gen überwachen können. Zu diesem Zweck benötigt er zu- 
mindest die Kenntnis aller derjenigen wichtigen Daten, 
auf die er direkt einwirkt und von denen die von ihm zu 
treffenden Maßnahmen abhängen, also insbesondere der 
Leistung, Blindleistung und Spannung an den Übergabe- 
stellen, insbesondere den Fahrplanstellen, sowie des Schalt- 
zustands derjenigen Netzteile, von denen der Zusammen- 


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O Lastverteiler eines Fregueunetres  —>——  Befehlsübermitt lung 
O ” ” Zorte zer er /ernmessung 


Ge e Meldung d Schallzustandes 
O Araftwerk OR Ybor 
è Generator =O f Arafiwerko 


Abb. 9. Organisationsschema der Leistungsverteilung 
im Gemeinschaftsnetz. 


schluß abhängt. Es müssen ihm also eine ganze Reihe von 
Meßgrößen auf fernmeßtechnischer Grundlage übermittelt 
werden, dazu die Stellung einer Reihe wichtiger Schalter. 
Zweckmäßig geschieht dies unter möglichster Benutzung 
der Hochspannungsleitungen als Übertragungskanäle. Es 
wird sich darüber hinaus empfehlen, den Zentrallastvertei- 
ler in ähnlicher Weise auch über die wichtigsten internen 
Vorgänge in den großen Netzen (Schaltzustand wichtiger 
Leitungen, Leistung und Blindleistung großer Kraftwerke, 
Spannungen an wichtigen Netzstellen) zu orientieren. Ähn- 
liche Aufgaben bestehen innerhalb der Netze. Außerdem 
muß auch der Lastverteiler eines Fahrplannetzes sowie 
dasjenige Kraftwerk, welches den Fahrplan einzuhalten 
nai dio Betriebsdaten an der Übergabestelle übermittelt 
erhaiten. 


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Netz A hält Fretjuenz Netz D fährt Fahrplan ı 
„ B fährt Fahrplan 2 „ E „ e 4 
w > a E? 8 w FE a e 5 


Abb. 10. Fahrplan- und Übergabestellen in einem Gemeinschaftsnetz. 


Berücksichtigt man alles bisher Gesagte, so kommt 
man zu einem ÖOrganisationsschema, wie es in der wohl 
ohne Erläuterung verstäädlichen Abb. 9 dargestellt ist. 
Das Schema bezieht sich auf den Netzplan der Abb. 10. 

Die gesteigerten Ansprüche an die Wirtschaftlichkeit 
des Betriebe einerseits, die Vervollkommnung der Fern- 
wirktechnik anderseits haben es mit sich gebracht, daß 
verschiedene Werke auch ohne Bezugnahme auf ihren 


künftigen Zusammenschluß mit anderen Werken ernstlich 
an die Frage herangegangen sind, die Lastverteilung von 
der menschlichen Geschicklichkeit unabhängig zu machen, 
sie zu automatisieren. Es ist mir eine besondere Freude, 
bei dieser Gelegenheit feststellen zu können, daß hier sei- 
tens der deutschen Elektrizitätswerke wertvolle Pionier- 
arbeit geleistet worden ist. Insbesondere ist es mir eine 
angenehme Pflicht, Herrn Dir. Spennemann von den 
städtischen Elektrizitätswerken Kiel zu erwähnen, dessen 
Vorschläge und Gedanken zum Teil in die nachfolgenden 
Ausführungen hineingearbeitet sind. 


Sobald man sich über die zu treffenden organisatori- 
schen Maßnahmen etwa im Sinne der bereits angestellten 
Überlegungen klar geworden ist, kann man daran gehen, 
ihre Durchführung ganz oder teilweise zwangläufig arbei- 
tenden Apparaten zu übergeben. An die Stelle mensch- 
licher Vereinbarungen und Handlungen treten also nun 
Apparatefunktionen. Es scheint mir nun richtig dabei von 
dem Grundsatz auszugehen, daß ohne Vorliegen besonderer 
Gründe übergeordnete Beziehungen, z. B. zwischen Zen- 
trallastverteiler und Unterlastverteiler, nicht weiter auto- 
matisiert werden sollten wie untergeordnete, beispiele- 
weise die Beziehungen zwischen Unterlastverteiler und 
Kraftwerken oder Maschinen. Je weiter man nämlich in 
der Richtung vom Zentrallastverteiler auf die Maschinen 
fortschreitet, desto leichter übersehbar, einfacher, freier 
von nicht vorauszuscehenden Umständen werden die orga- 
nisatorischen Beziehungen, desto besser eignen sie sich 
also für die Automatisierung. 


Nach dem heutigen Stande geschieht nun die Lastver- 
teilung in den größeren Werken eo, daß die Maschinen 
eines Kraftwerks von der Kraftwerkswarte aus unmittel- 
bar geregelt werden und daß der Lastverteiler seine An- 
ordnungen an die Kraftwerksleitung mit Hilfe der Nach- 
richtentechnik erteilt. Der erste Schritt einer planmäßigen 
Automatisierung der Leistungsverteilung besteht nun 
darin, die Maschinen mit den für den Leistungsverteilungs- 
betrieb erforderlichen zusätzlichen Regeleinriehtungen zu 
versehen. Von diesem Gesichtspunkt aus hat man dreierlei 
Arten von Maschinen zu unterscheiden, nämlich, der Spen- 
nemannschen Bezeichnungsweise folgend, 


a) Frequenzmaschinen, 
b) Fahrplanmaschinen, 
c) Bereitschaftsmaschinen. 


Die Frequenzmaschine wird von einem gewöhnlichen 
Drehzahlregler gesteuert. Auch die beiden anderen Ma- 
schinen besitzen Drehzahlregler. Nur ist noch ein über- 
geordneter, langsamwirkender Regelmechanismus vorhan- 
den, welcher bei Störungen außer Tätigkeit gesetzt wer- 
den kann. Bei der Fahrplanmaschine wird der Drehzahl- 
regler so beeinflußt, daß die Leistung nach einem bestimm- 
ten vorgegebenen zeitlichen Fahrplan geregelt wird. Als 
Ausgangsinstrument kann beispielsweise ein Wattmeter die- 
nen, dessen Angaben mit dem jeweiligen Sollwert, der von 
einer uhrwerksangetriebenen Kurvenscheibe abgenommen 
wird, verglichen wird. Die Differenz beeinflußt den Reg- 
ler. Ähnlich arbeitet auch die Bereitschaftsmaschine, nur 
ist der Sollwert der Leistung stets Null, so daß die Maschine 
im allgemeinen leer mitläuft und nur bei Störungen ein- 
greift, nachdem der Bereitschaftsregelapparat außer Tätig- 
keit gesetzt worden ist. Man kann nun sämtliche in Be- 
tracht kommenden Maschinen vermittels eines einfachen 
Zusatzapparates für alle drei Funktionen einrichten, so daß 
von einem Betrieb auf den anderen umgeschaltet werden 
kann. Betrachten wir uns beispielsweise noch einmal das 
Diagramm der Abb. 3, welches die erwünschte Leistungs- 
verteilung auf drei Maschinen eines Kraftwerkes darstellt. 
Die erste Maschine fährt Fahrplan. Besitzt ihr Regler die 
hierzu geeignete Einrichtung, so braucht auf sie überhaupt 
nicht mehr eingewirkt zu werden. Die zweite Maschine 
fährt teilweise Frequenz, teilweise Fahrplan. Das letztere 
ist der Fall von T; ... Ta und Tı ... Ts. Sie muß also zu den 
Zeiten Tə und T, vom Frequenzbetrieb auf Fahrplanbetrieb, 
zu den Zeiten Ts und Ts umgekehrt umgeschaltet werden. 
Die dritte Maschine endlich läuft gar nicht, sie ist Bereit- 
schaftsmaschine oder Frequenzmaschine. In der Zeit kurz 
vor Da, von a, T, läuft sie als Bereitschaftsmaschine und 
muß zu den Zeitpunkten Tə und T, auf Frequenzbetrieb, zu 
den Zeitpunkten 7s und Ts auf Bereitschaftsbetrieb umge- 
schaltet werden. 


Man sieht also, es sind zur Ausführung der gestellten 
Aufgabe lediglich noch Umschaltungen erforderlich, welche 
den Übergang zwischen den drei verschiedenen Betriebs- 
arten bewirken. Sind die Maschinen eines Netzes mit der- 
artigen Regeleinrichtungen versehen und wird die Um- 
steuerung der Maschinen von den Kraftwerken selbständig 
besorgt, so kann der Lastverteiler sich darauf beschränken, 


990 


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den Kraftwerken allgemeine Anweisungen zu erteilen, bei- 
spielsweise: Maschine A soll Frequenz, Maschine B Fahr- 
plan Nr.37 fahren. Da diese Anordnungen nicht zahlreich 
sind, eignen sie sich besonders für die Übertragung durch 
einen Kommandoapparat. Häufig wird es auch zweckmäßig 
sein, die Maschinen eines Kraftwerks zu einer Einheit zu- 
sammenzufassen. In diesem Falle ist es zu empfehlen, zwar 
das Gesamtverhalten des Kraftwerkes vorzuschreiben, die 
Verteilung auf die einzelnen Maschinen aber dem Werk 
eelbst zu überlassen, damit das größtmögliche Maß Se 
Betriebsbeweglichkeit erreicht wird. Ist das betrachtet 
Werk ein Frequenzwerk, so spielt sich alles in der ES 
wohnten Weise ab. 
werk, so wird man einer Maschine die Einhaltung des Fahr- 
plans übertragen und ihre Regler zu diesem Zweck von 
der Gesamtleistung des Kraftwerkes beeinflussen lassen. 
Die Belastung der anderen Maschinen kann dann seitens 
der Kraftwerksleitung beliebig eingestellt werden, wobei 
nur daranf geachtet werden muß, daß die Fahrplanmaschine 
nicht überlastet wird. 

Bernügt man sich nicht mit diesem Stande der Auto- 
matisierung, so kann man einen Schritt weitergehen und 
nun die Beziehungen zwischen Lastverteiler und Kraft- 
werken automatisieren. Dies kann etwa in der Weise ge- 
schehen, daß der Lastverteiler mit einer Fernsteuereinrich- 
tung ausgerüstet wird, die es ihm gestattet, ein beliebiges 
Kraftwerk oder eine beliebige Maschine auf einen im vor- 
aus bestimmten Fahrplan, auf Bereitschaft oder auf Fre- 
quenzhaltunz umzuschalten. Bei Zusammenfassung der 
Maschinen in einem Kraftwerk steht wieder dem Lastver- 
teiler eine Maschine für die Erfüllung der von ihm gefor- 
derten Aufgabe zur Verfügung, wobei die Maschine von 
der Kraftwerksleitung ausgewählt werden kann. Auch hier- 
bei braucht man noch nicht stehenzubleiben. Man kann 
auch noch die Funktion des Lastverteilers selbst automati- 
sieren, indem man die von ihm vorzunehmenden Umschal- 
tungen nunmehr bei schwankender Netzlast von einem Re- 
lais, welches von der Frequenz abhängt, vornehmen läßt. In 
Anbetracht des heutigen Standes der Technik würde es in- 
des zu weit führen, hierauf näher einzugehen. 

Die vorstehend geschilderte Art, die planmäßize 
Leistungsverteilung automatisch zu gestalten, trägt dem Ge- 
sichtspunkt Rechnung, daß der übergeordneten Stelle, bei- 
spielsweise dem Lastverteiler, nur die unbedingt erforder- 
lichen Funktionen zugemutet werden sollen und daß er von 
allen überflüssigen Handlungen befreit werden soll. Solche 
überflüssiren Handlungen sind diejenigen, die die Kraft- 
werke selbst vornehmen können, beispielsweise die Aus- 
wechslung der den Fahrplänen zugeordneten Kurven- 
scheiben, die Auswahl der dem Lastverteiler zur Verfügung 
stehenden Maschinen usw. Pas geschilderte Verfahren setzt 
daher Bedienung der Kraftwerke voraus. Aus diesem 
Grunde sind noch ein paar Worte notwendig, um zu er- 
läutern, was mit unbesetzten, selbsttätig betriebenen Kraft- 
werken geschehen soll. Offenbar sind auch bei solchen, 
genau wie bei besetzten, noch Eingriffe des L.astverteilers 
erforderlich, und es hat daher keinen Zweck zu verlangen, 
daß ein selbsttätiges Kraftwerk in dem Sinne automatisch 
sein soll, daß es tazaus tagein selbständig ohne Eingriffe 
von außen laufen und seine Funktionen erfüllen soll. Hier 
ist es vielmehr zu empfehlen, gewissermaßen die Warte 
eines solchen Kraftwerkes zum Lastverteiler zu verlegen, 
so daß er einzelne Maschinen in Betrieb nehmen und die 
Leistung auf sie verteilen kann. Zu diesem Zweck muß der 
Lastverteiler auf fernmeßtechnischem Wege Kenntnis des 
Belastungszustandes der von ihm zu regelnden Maschinen 
erhalten und außerdem die Möglichkeit besitzen, auf den 
Regelmechanismus der Maschinen einzuwirken. Die diesem 
Zweck dienende Fernmelieinrichtung kann etwa so arbeiten, 
daß der Lastverteiler zunächst die Verbindung mit einer ge- 
wünschten Maschine herstellt und auf dieser Verbindung 
die beiden in Betracht kommenden Befehle (Leistung höher, 
Leistung tiefer) übermittelt. Man kann auch daran den- 
ken, diese fernregelnde Tätigkeit des Lastverteilers ihrer- 
seits wieder zu automatisieren. Ich glaube aber nicht, daß 
sich in absehbarer Zeit ein Bedürfnis danach heraus- 
stellen wird. í 

Wir haben nun die Möglichkeiten für die Automatisie- 
rung der Lastverteilung innerhalb der Netze genügend er- 
örtert. Es bleibt noch zu besprechen, welche zusätzlichen 
Aufgaben durch den Zusammenschluß mehrerer Netze ent- 
stehen. Solehe zusätzlichen Aufgaben treten in denjenigen 
Netzen auf, welehe an irgendeiner Stelle Fahrplan zu fah- 
ren haben. Ich erinnere daran, dah der einzuhaltende 
Fahrplan dem Fahrplanwerk vom Zentrallastverteiler im 
Rahmen der einschlägigen Vertragsbestimmungen aufge- 
geben wird. Es handelt sich nun also darum, die Einhal- 
tung dieses Fahrplans zwangrläufige zu machen. Hieran hat 
man zweifellos ein bedeutendes Interesse, da die Abweichun- 
gen vom Sollfahrplan zu erheblichen wirtschaftlichen Kon- 


Ist dagegen das Werk ein Fahrplan- - 


seyuenzen für die Beteiligten führen, wenn die vertragliche 
Regelung der Austauschleistungen überhaupt einen Sinn 
haben soll. Die Aufgabe besteht nun darin, ein vom last- 
verteiler auszuwählendes Werk abhängig von der Leistung 
an einer entfernten Übergabestelle so zu steuern, daß diese 
Leistung nach einem gewissen Fahrplan verläuft. Dabei 
ist der einzuhaltende Fahrplan beim Lastverteiler des Fahr- 
plannetzes bekannt. Die Leistung an der Übergabestelle 
muß daher fernmeßtechnisch zum zuständigen Lastverteiler 
gemeldet und dort mit dem fahrplanmäßigen Sollwert ver- 
glichen werden. Der Lastverteiler wählt das für den Fahr- 
plan verantwortliche Werk, gegebenenfalls auch das Werk 
die für den Fahrplan verantwortliche Maschine aus. Es 
wird eine dieser Auswahl entsprechende Verbindung 
zwischen Lastverteiler und Maschine hergestellt und nun 
auf dieser Verbindung auf den Regler der ausgewählten 
Maschine mittels der bei dem Lastverteiler gebildeten Diffe- 
renz zwischen tatsächlichem und Sollwert der Leistung 


einzewirkt. 

O laostrerteler 
& Fohrpionstelle 
O Aroltwerk 
® Generator 


xe o fermumschaltung 
x fohrplonholtung 
$ Frequerzhaltung 
o Bereitschaft 


Fernregelung teuer? durch 
We Ditferenz zwischen 


=---- fohrpionsollwert und 


a ferngeress. Lesturg an 
der Fatrpianste.ie 


>> 


ii e 


Abb. 11. Automatisierung der Leistungsverteilung in einem 


Fahrplannetz. 


Bei der internen Fahrplansteuerunz war das Werk 
dem internen Lastverteiler für den Fahrplan verantwortlich 
und führte ihn selbst durch. Bei der externen Fahrplan- 
steuerung tritt an die Stelle des Werkes der L.astverteiler, 
welcher für die Einhaltung des Fahrplans dem Zentral- 
lastverteiler gegenüber verantwortlich ist und für die 
Einhaltung des Fahrplans selbst sorgt. Er hat auf diese 
Weise die größere Freiheit, bei internen Unrezrelmäßig- 
keiten das Fahrplanwerk zu wechseln, ohne daß dies dem 
Gemeinschaftsbetrieb gegenüber in Erscheinung tritt. 

Die zwangläufige Einhaltung des externen Fahrplans 
läßt sich natürlich ohne Rücksicht darauf erreichen, ob im 
übrigen die interne Leistungsverteilung in den Fahrplan- 
netzen auf rein organisatorischer oder auf ganz oder teil- 
weise automatischer Grundlage beruht. Wenn aber die auto- 
matische Einhaltung des externen Fahrplans nicht durch 
unbeabsichtigtes Dazwischenregeln der anderen Werke ge- 
fährdet werden soll, muß die Leistungsverteilung im übri- 
gen straff organisiert sein. Zweckmäßig aber ist es, wenn 
auch diese zumindest in der Weise automatisch vor sich 
geht, daß die Fahrpläne der einzelnen Werke durch ent- 
sprechende Regler, wie früher beschrieben, zwangläufiz 
eingehalten werden und nur die Umschaltung zwischen den 
drei Betriebsmöglichkeiten (Fahrplan, Bereitschaft, Fre- 
auenz) von land, und zwar auf Anordnung oder Eingriff 
des L.astv erteilers selbst erfolgt. 

Vendet man die besprochenen Regeln für die Auto- 
matisierung der Leistungsverteilung zusammenfassend auf 
das Beispiel der Abb.9 an, so kommt man zu dem Schema, 
welches in Abb. 11 dargestellt ist. 


Spannungsregelung und Blindleistungsverteilung. 


Wir hatten bereits früher festgestellt, daß es bei Ver- 
teilung der Erregung auf die Kraftwerke in erster Linie 
darauf ankommt, dals an den wichtigsten Stellen des Netzes 
die Spannung innerhalb gewisser Grenzen konstant ge- 
halten wird, wobei jedoch auch darauf geachtet werden 
muß, daß die hierdurch bestimmte Verteilung auf die 
Kraftwerke mit der erwünschten Wirkleistungsverteilung 
verträglich ist. Schließen sich nun mehrere Netze zu 
einem groben Gemeinschaftshetrieb zusammen, so muß die 
Erzielung einer zweckmäbigen Spannungs- und Blind- 
leistungsverteilunz im (resamtnetz durch organisatorische 
Maßnahmen sichergestellt werden. Dies kann etwa in der 
Weise geschehen, daß jedes Netz eine Stelle des Gesanıt- 
netzes (beispielsweise, aber nicht notwendigerweise, eine 
Fahrplanstelle) zugewiesen erhält, an der es eine zewisse 
Spannung mit gegebener Toleranz zu halten hat. Darüber 
hinaus kann man den Zentrallastverteiler ermächtisen, 
genaue Spannungsfahrpläne aufzustellen, welche einerseits 


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991 


innerhalb der vertraglich vereinbarten Toleranzen bleiben, 
anderseits unter Berücksichtigung der Leistungzsfahrpläne 
eine zweckmäßize Blindstromverteilung im Gesamtnetz er- 
echen, Der interne Lastverteiler hat die Errezungsver- 
teilung auf seine Kraftwerke mit Rücksicht auf die Ein- 
haltung des geforderten Spannunesfahrplans an der ver- 
einbarten Stelle sowie auf die interne Spannungs- und 
Blindleistungsverteilung vorzunehmen. 

Ähnlich wie bei der Leistungsverteilung ist es auch 
hier möglich, den Betrieb mehr oder weniger zwaneläufig 
zu gestalten. Derienige Vorgang, welcher am ersten die 
Automatisierung verdient, ist auch hier die Einhaltung 
derjenigen Betriebszröße, welche Gegenstand vertrag- 
licher Abmachungen ist, d.h. die Einhaltung des Span- 
nınesfahrplans an den festgesetzten Spannungsübergabe- 
stellen. Betrachten wir ein beliebiges der zusammenge- 
schlossenen Netze, welches an irgendeiner vertraglich 
festgesetzten Stelle einen Spannungsfahrplan einzuhalten 
hat, welcher in der oben geschilderten Weise durch den 
Zentraliastverteiler festgesetzt wurde. Der L.astverteiler 
unseres Netzes wählt ein Werk aus, das für die Span 
nungen an der Spannunezsübergabestelle verantwortlich 
gemacht werden soll. Die Spannung wird an der Über- 
eabestelle gemessen, dem Lastverteiler fernmeßtechnisch 
zugeführt und dort mit dem Sollwert gemäß Fahrplan ver- 
rlichen. Die Differenz zwischen tatsächlichem Wert und 
Sollwert wird zur Steuerung der Erregung des ausge- 
wählten Werkes benutzt. Es entsteht also eine Aufgabe, 
welche derjenigen bei der zwanrläufigen Steuerung einer 
Cberzabeleistunz nahe verwandt ist. In beiden Fällen 
muß eine Meßgröße (eine Leistung bzw. Spannune) fern- 
meßtechnisch an einen anderen Ort übertragen. dort mit 
dem Sollwert verglichen und die Differenz zur Steuerung 
eines Rerelorgans an einem dritten Ort benutzt werden. 
Die anderen Kraftwerke bzw. Maschinen des Netzes können 
dabei vom Lastverteiler vorgeschriebene Blindleistungs- 
fahrpläne oder auch Spannungsfahrpläne einhalten, wobei 
der Lastverteiler eingreift, wenn die Spannung an wich- 
tigen Netzstellen bzw. die Blindbelastung der cinzelnen 
Kraftwerke nicht zufriedenstellt. 

In ähnlicher Weise wie der Lastverteiler eines Lei- 
stunesfahrplannetzes an seinen Fahrplan zezenüher dem 
Gesamtbetrieb nur so lange gebunden ist, als ihm der Ge- 
meinschaftsbetrieb die richtige Frequenz liefert, kann auch 
hinsichtlich der Spannungsregelung der Lastverteiler vom 
Zentrallastverteiler seiner Verpflichtung vorüberzehend 
enthoben werden, wenn sich irgendwo im Gemeinschafts- 
netz eine Störung ereignet, welche die Durchführung des 
planmäßigen Betriebes verhindert. 


Eingriffe in die Leistungs- und Blindleistungs- 
verteilung im Netz bei gegebenen Kraftwerks- 
leistungen und -erregungen. 


I>urch die Verteilung der Leistungen und Errezungen 
auf die Kraftwerke ist bekanntlich die Leistungs- und 
Blindleistungsverteilung in vermaschten Netzen noch nicht 
eindeutig bestimmt. Ein einfaches Beispiel hierfür zeigt 
Abb. 12, in der die beiden Kraftwerke A und B, die je ein 
nicht zezeichnetes Versorgungsnetz zu speisen haben, über 
die beiden Leistungstränge 1 und 2 miteinander in Ver- 
bindung stehen. Herrschen in den beiden Versorgungs- 
netzen gegebene Belastungszustände und sind die Kraft- 
maschinenregler in A und B sowie ihre Erregungen fest 
eingestellt, so fließen auch durch die beiden Leitungstränge 
gegebene Wirk- und Blindleistungen. Es erhebt sich nun 
die Frage, durch welche Mittel man die gesamte durch 
beide Leeitungstränge übertragene Leistung in einem ande- 
ren als dem natürlichen Verhältnis auf die beiden Stränge 
verteilen kann. Bekanntlich gelingt dies in einfacher Weise 
durch Einfügen einer Zusatzspannung (z. B. mittels eines 
Zusatztransformators) etwa an der durch ein Rechteck 
bezeichneten Stelle. Von der Phasenlage dieser Zusatz- 
spannung hängt es ab, ob stärker auf die Wirk- oder auf 
die Blindleistung eingewirkt wird. Bildet die Zusatzspan- 
nung mit der Netzspannung einen Winkel, der mit dem Im- 
pedanzwinkel (dessen trigonometrische Tangente gleich dem 
Verhältnis von Reaktanz zu Widerstand ist) übereinstimnit, 
sn wirkt die Zusatzspannung (die klein gegenüber der 
Netzspannung vorausgesetzt sei) ausschließlich auf die 
Wirkleistungsverteilung ein. Steht die Zusatzspannunz 
senkrecht auf dieser ersten ausgezeichneten Richtung, sn 
ersibt sich ausschließlich Einwirkung auf die Blind- 
leistung. Willkürliche Veränderung der Phasenlage einer 
Zusatzspannung kann in llochspannunzsnetzen dadurch 
erzielt werden, daß man zwei getrennt regelbare Zusatz- 
epannunzen in Serie einführt, von denen die eine mit der 
Netzspannung in Phase ist, die andere auf ihr senkrecht 
steht. Zur oberflächlichen Betrachtung der mözlichen Zah- 
lenwerte möge folgendes dienen: 


Sind die beiden Leitunzen 1 und 2 gemäß Abb. 12 zu- 
sammen 100 km lang und bestehen sie aus 100 kV-Einfach- 
leitung, so verschieben 10 % Zusatzspannung etwa 30 000 
kVA in dem Sinne, daß die eine Leistung um diesen Betrag 
vermindert, die andere um ihn erhöht wird. Der Impedanz- 
winkel einer 100 kV-Leitung beträgt 60 ... 70°, so daß eine 
gewöhnliche Zusatzspannung (in Phase mit der Netzspan- 
nung) vorwiegend auf die Blindleistung, eine Querzusatz- 
spannung vorwiegend auf die Wirkleistung einwirkt. Die 
verschobene Leistung ändert sich umgekehrt proportional 
zur Leitunzslänze. Bei Doppelleitung erhält man die dop- 
pelten Werte. Eingeschaltete Transformatoren verringern 
die Leistunzsveränderung und vergrößern außerdem den 
Impedanzwinkel. 

Aus welchen Gründen kann es nun erwünscht sein, 
auf die Leistungsverteilung in den Netzmaschen einzuwir- 
ken? Man könnte daran denken, auf diese Weise die Ge- 
samtverluste zu verkleinern. Dieser Gesichtspunkt spielt 
jedoch wirtschaftlich eine verhältnismäßig geringe Rolle 
und rechtfertigt daher keine besonderen, kostspielieen 
Maßnahmen. Ein weiterer Grund kann aus gewissen Ver- 
einbarungen der Stromliefe- 
rungs- bzw. Austauschver- 
träge entstehen, wie das fol- 
gende Beispiel zeigen soll. 


leitung? Lusak spg 


Nek A letung2  Metz8 


Abb. 13. Anschluß eines Ab- 
nehmers an mehrere zusammen- 
hängende Netze. 


Abb. 12. Leistungsverteilung auf 
parallele Verbindungsleitungen. 


Abb. 13 zeigt ein beliefertes Netz D, welches seinen 
Strom aus einem Gemeinschaftsnetz der drei Einzelnetze 
A, B und C bezieht. Die Leitungen a, b und c gehören zu 
den entsprechenden mit großen Buchstaben gekennzeichne- 
ten Netzen. Nun ist in den Stromlieferungsverträgen, 
welche paarweise zwischen A und D, B und D und C und 
D abgeschlossen worden sind, die Fiktion gemacht, daß 
die an den durch kleine Querstriche gekennzeichneten 
Übergabestellen fließenden Leistungen von den Netzen A, 
B bzw. C geliefert werden. Da aber die Tarife der drei 
Strombezugsverträge verschieden sind, hat das belieferte 
Netz D ein Interesse daran, zu bestimmten Zeiten die Lei- 
stung vorwiegend aus der einen Leitung a, zu einer an- 
deren Zeit vielleicht aus der Leitung c zu beziehen. Dieses 
bedeutet aber nichts anderes, als daß die Leistungsver- 
teilung im Gemeinschaftsnetz willkürlich vom belieferten 
Netz D verändert werden eoll, was mit Hilfe der geschil- 
derten Mittel geschehen kann. Bei dieser Gelegenh:°it 
möchte ich indessen darauf hinweisen, daß die technische 
Aufgabe der Leistungsverminderung im Netz in diesem 
Falle durch Bestimmungen der Stromlieferungsverträze 
verursacht wird, welche man mit Recht kritisieren kann. 
Ich werde nämlich im nächsten Abechnitt zeigen, daß bei 
einer konsequenten Organisation des Verrechnungswesens 
derartige Aufgaben nicht entstehen können. Es kommt 
eben darauf an, willkürliche Fiktionen, wie etwa diejenige, 
daß im Fall der Abb. 13 die drei fraglichen Leistungen aus 
den Kraftwerken der gleichbezeichneten Netze herrühren, 
zu vermeiden. 

Es scheint mir daher, als ob die in diesem Abschnitt 
behandelte Aufgabe keine innere Berechtigung besitzt, 
wenn man von der unvermeidlichen leistungs- bzw. blind- 
leistungsverschiebenden Nebenwirkung der Spannungs- 
regelunz durch Zusatztransformatoren absieht. 


Technische Aufgaben des Verrechnungswesens. 


Bei der Erörterung der planmäßigen Leistungsver- 
teilung auf die zusammengeschlossenen Netze hatten wir 
gesehen, daß zwar eine straffe Gesamtorgzanisation des 
Betriebes unter dem Einsatz entsprechender technischer 
Hilfsmittel, dagegen nur bescheidene Eingriffe in die Frei- 
heit der vertraglichen Abmachungen, diese allerdings un- 
bedingt, verlangt werden müssen. Ähnliche Eingriffe sind 
auch beim Verrechnungswesen erforderlich, wenn nicht 
an sich überflüssige und daher abzulehnende Aufgaben 
von der Natur der im Zusammenhang mit Abb. 13 erörter- 
ten entstehen sollen. Selbstverständlich werden Ausein- 
andersetzunzen dieser Art mit einem Schlage gerenstands- 
los, wenn die Gesellschaften, denen die sich zusammen- 
schliebenden Netze gehören, auch einen wirtschaftlichen 
Zusammenschluß vollziehen, derart, daß alle Abnehmer 
zu denselben Bedingungen elektrieche Energie beziehen. 
Getreu un<erem Programm wollen wir aber eine so radi- 


992 


kale Lösung nicht voraussetzen, sondern vielmehr nach 
den einfachsten Hilfsmitteln suchen, durch welche Fehler 


der geschilderten Art vermieden werden können. 


Es ist nun möglich, daß ein konsequentes gegen- 
seitires Verrechnungswesen geschaffen wird und daß 
trotzdem die Werke die Freiheit der Tarifbildung bei- 
behalten. Zu diesem Zweck muß man nur mit dem Vor- 
urteil aufräumen, daß die rechtlichen Beziehungen zwi- 
schen den Werken dem Zuge der Hochspannunesleitungen 
zu folgen haben. Abb. 14a zeigt das Schema der Hoch- 
spannungsverbindungen der sechs zusammengeschlossenen 
Netze A... E nebst eingetragenen Verrechnunsgstellen 1... 7. 
Die darunter stehende Zahlentafel zeigt, über welche Über- 
gabestellen jedes einzelne der beteiligten Netze an andere 
Netze Strom liefert bzw. von ihnen Strom bezieht. Zieht man 
nun sämtliche Übergabestellen, welche für ein bestimmtes 
Kraftwerk in Frage kommen, zu einer einzigen zusam- 
men, so ist leicht einzusehen, daß am ganzen Leistungs- 
austauschverkehr nicht das mindeste geändert wird, wenn 
man annimmt, daß die Netze nicht so zusammengeschlossen 
sind, wie es in Wirklichkeit der Fall ist, sondern durch ein 
fingiertes Leitungsnetz gemäß Abb. 14b. Die an den fin- 
gierten Übergabestellen a... f gelieferten bzw. bezogenen 
Leistungen kann man als die von jedem Werk an den Ge- 
meinschaftsbetrieb gelieferten bzw. von ihm bezogenen 


Durch diesen 
Kunstgriff ist die wirkliche Schaltung durch die wirt- 


auffassen. Ihre Summe ergibt stets Null. 


schaftliche Sternschaltung ersetzt. 


Abb. 14. Wirtschaftliche Sternschaltung. 


A 1,5, 7 + P, cgi Ge = + P; = + P; = Pa 
B 2 ep ee es = P 
C 3 == SS + P, = — => — = e 
D 1,2,3,4 — P, — Pe — P, + P, beer er Fe =Pa 
E 4,5, 6 ur = Kees — P, — P; + Px u = e 
F 6,7 - — — — — -PR-P| =P} 
umme =0 


Beispiel. Es sind verschiedene Verrechnungsformen 
möglich, bei denen es immer darauf ankommt, eine be- 
zogene bzw. gelieferte Leistung oder Arbeit in einem an- 
gemessenen Verhältnis auf die Teilnehmer umzulegen. 
Eine derartige Möglichkeit sei im folgenden geschildert. 
Es bezeichnen: 


Xa, Xb, Xe gelieferte Leistung oder Arbeit 


Xd, Xe, Xf bezogene Leistung oder Arbeit 

a. P, Y Preis der Leistungs- oder Arbeitseinheit 

X = Xa + Xb 4 Ae Xa+ Eet Ke Gesamstleistung od. Arbeit 
_ Xa 

a= y 

b= ` Leistungs- oder Arbeitsanteile der liefernden Netze 

Xe 
EA 
a+b+c=1. 


Folgende Verteilung der Einkünfte und Ausgaben 
wird vorgeschlagen: 
D bezahlt Xa We a+ßb-+ye) 
E Ae (aa+ßb+Ye) 
F Xy (aa+Bb+Ye). 
Alle belieferten Netze bezahlen 
+ Y Ar: 


Zë 


Zë 


zusammen: aX\a + BX» 


A crhält a Ag 
B e 


B Ao 
C Y Xec. 


Alleliefernden Netzecrhaltenzusammen: a Xa + B Xo + Y Xe. 


„ 


Zë 


Die Bedeutung dieser Berechnungsweise ist die fol- 
gende: Jedes belieferte Netz bezahlt die von ihm bezogene 
Leistung oder Arbeit nach einem mittleren Tarif. Dieser 


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mittlere Tarif entsteht aus den Tarifen der liefernden 
Netze durch Bildung des arithmetischen Mittels mu Ge- 
wichten. Die Gewichte wiederum (die Zahlen a, b, ¢) 
sind die Verhältniszahlen, nach welchen die einzelnen 
Werke an der Gesamitleistung bzw. an der Gesamtarheit 
beteiligt sind. Erhält nun jedes liefernde Netz nach seinem 
eigenen Tarif bezahlt, so herrscht Übereinstimmung zwi- 
schen Einnahmen und Ausgaben. 

Man kann nun noch an dieser Art der Verrechnung 
insofern Kritik üben, als die Gewichte, mittels derer für 
jedes belieferte Netz der mittlere Tarif gebildet wird, von 
ihm selbst nicht beeinflußt werden können. Dem kann 
man aber dadurch entgegenwirken, daß die Gewichte 
nicht auf Grund der sich wirklich ergebenden Leistungs- 
und Arbeitsverteilung sondern von vornherein auf Grund 
der Vorausberechnung des Betriebes, also der Fahrpläne, 
an deren Festlegung die belieferten Netze beteiligt sind, 
festgelegt werden. Ersichtlich ist es bei einer derartigen 
Verrechnungsart für das belieferte Netz vollständig 
gleichgültig, in welcher Weise sich die Leistung bei ge- 


|. 


ee t 


-rna 


IN 


KEnkEhkicknunhne 


rá 


S 
gebenen Kraftwerksleistungen im Netz verteilt. Selbst- E 
verständlich können auch liefernde und belieferte Netze K 
zeitweilig ihre Rollen tauschen, so daß alle oder einige zT 
der Beteiligten zeitweise als Lieferer, zeitweise als Be- A 


lieferte auftreten. 


In ein derartiges Verrechnungsystem läßt sich auch 
zwanglos die Verrechnung der Leistung und Arbeit sol- 
cher Kraftwerke einfügen, welche gemeinschaftlicher Be- 
sitz im übrigen wirtschaftlich unabhängiger Verwaltun- 
gen sind. Ist beispielsweise ein Kraftwerk vorhanden, 
welches je zur Hälfte den zwei Werken A und B gehört 
und dessen Leistung und Arbeit den beiden Besitzern an- 
teilig zusteht, so braucht nur der Gesamtleistung jedes der 
beiden Kraftwerke der entsprechende Anteil der Leistung 
des Gemeinschaftswerkes zugeschlagen werden. Zur 
Durchführung des geschilderten Programms wird es wohl 
zweckmäßig sein, eine Zentralverrechnungstelle beim 
Zentrallastverteiler einzurichten, welche aber keine Über- 
schüsse oder Fehlbeträge erzielt sondern lediglich als 
Hilfsorgan des gemeinsamen Betriebes, ähnlich wie der 
Zentrallastverteiler selbst, aufzufassen ist. 

Entschließt man sich dazu, die gemeinsame Berech- 

nung auf der beschriebenen Basis zu organisieren, so ent- 
stehen wieder einige nicht uninteressante, aber ohne wei- 
teres lösbare technische Aufgaben. Betrachten wir noch 
einmal Abb. 14, so sehen wir, daß zunächst die Gesamt- 
leistungen jedes der Teilnehmer gegenüber dem Gesamt- 
betrieb unter Berücksichtigung des Vorzeichens gebildet 
werden müssen. Zu diesem Zweck muß beispielsweise 
innerhalb des Netzes D die Summenleistung der 4 Über- 
gabestellen 1, 2, 3, 4 bei der Verrechnungstelle des 
Netzes D gebildet werden. Das heißt, daß die 4 Leistungen 
nach dort fernmeßtechnisch übertragen und hier summiert 
werden müssen. Gegebenenfalls kann man auch daran 
denken, die so ermittelten Summenleistungen (Angaben 
registrierender Maximumzähler) der einzelnen Netze auch 
noch zur Zentralverrechnungstelle zu übertragen. Unbe- 
dingt erforderlich ist dies jedoch nicht. Es können auch 
die ahzelesenen Werte nach jeder Verrechnungesperiode 
schriftlich oder telephonisch übermittelt werden, wobei 
der Zentralverrechnunestelle die Kontrolle zur Verfügung 
steht, daß die Summe aller gleichzeitigen Leistungen oder 
aller Arbeiten verschwinden muß. Entschließt man sich 
jedoch zur zwangläufigen Übertragung zur Zentralver- 
rechnungstelle, so kann auch noch ein Schritt weitergc- 
gangen und die ganze Verrechnung zwangläufig gestaltet 
werden. Es würde jedoch zu weit führen, hierauf näher 
einzugehen. Sind Gemeinschaftswerke vorhanden, so müs- 
sen deren Belastungen zu den beteiligten Lastverteilern 
gemeldet und dort mit der festgesetzten Anteilziffer mul- 
tipliziert und bei der Summenbildung berücksichtirt 
werden. 

Bezüglich des Charakters der zu verwendenden Fern- 
meßeinriehtungen muß darauf hingewiesen werden, dab 
es sich hier im Gegensatz zu den der Lastverteilung dic- 
nenden Finrichtunzen um Übertrageuneseinrichtunzen han- 
delt, welche die Beglaubizungsfähisckeit der Messungen 
nicht beeinträchtigen dürfen. Demgemäß jst hierbei die 
Forderung zu erheben, daß die Übertragungseinrichtun: 
keinen zusätzlichen Fehler hervorrufen darf. llierfliür 
geeignete Fernmeßeinrichtungen stehen, wenn auch teil- 
weise erst im Prinzip, zur Verfügunse. 


Zusammenfassung der technischen Hilfsmittel für den 
Gemeinschaftsbetrieh. 

Wir sind im Laufe uneerer Betrachtungen auf eine 
ganze Reihe von technischen Einrichtungen gestoßen. F- 
mag zur Gewinnung eines besseren Überblickes gestattet 
sein, sie noch einmal vor unserem geistigen Auge vorüber- 
ziehen zu laseen und noch cin wenig zu ergänzen. 


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4. Juli 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 993 


In erster Linie handelte es sich um fernmelde- 
technische Hilfsmittel. Unter ihnen spielt die 
Telephonie in ihren verschiedenen Abarten für die 
Zwecke der allgemeinen Verständigung und der Befehls- 
übermittlung die wichtigste Rolle. Gerade wegen seiner 
Wichtigkeit erscheint es angebracht, dieses Nachrichten- 
mittel soweit als irgend möglich zu entlasten. Dies kann 
durch Heranziehung der Telegrapbie für die Über- 
mittlung längerer Schriftsätze, Tabellen usw., zweitens 
aber auch dadurch geschehen, daß man häufig wieder- 
kehrende Befehle zu normalisieren sucht und ihre Über- 
tragung Kommandoanlagen anvertraut. Hierfür 
eignen sich beispielsweise die Befehle, welche sich auf 
Inbetriebnahme von Maschinen oder Kraftwerken und den 
Übergang zwischen Fahrplan-, Bereitschafts- und Fre- 
quenzbetrieb beziehen, soweit diese Eingriffe nicht auto- 
matisiert werden. Ein fruchtbares Gebiet eröffnet sich 
ferner der Feernmeldetechnik außerdem in den Einrich- 
tungen zurFernmeldungwichtigerBetriebs- 
daten, beispielsweise von Schalterstellungen, sowie in 
den mannigfachen Fernmeßeinrichtungen. Beide 
Arten von Einrichtungen sind heute so weit durchgebildet, 
daß man ihnen Aufgaben der geschilderten Art ohne wei- 
teres übertragen kann. Die verhältnismäßig große Zahl 
von zu übertragenden Meßwerten oder Meldungen wird 
zweifellos dazu dienen, die äußerste Sparsamkeit in der 
Benutzung von Übertragungskanälen walten zu lassen. 
Man wird daher danach trachten, diese Verbindungskanäle 
in weitestem Maße mehrfach auszunutzen, dies um so mehr, 
als die Übertragungsmittel den weitaus größten Teil der 
Kosten für sich beanspruchen. Insbesondere wird man 
auch beim Hochfrequenzverkehr mit dem Einsatz von Trä- 
gerwellen zu geizen haben. 

Auf dem Gebiet der Regeleinrichtungen wird 
man wohl FahrplanreglerundBereitschafts- 
regler als Zusatzeinrichtungen zu den gewöhnlichen 
Drehzahlreglern als normal anzusehen haben. Auch die 
Steuerung von elektrischen Spannungsreglern wird man 

nicht immer auf konstante Spannung, sondern häufig auch 
für die Einhaltung eines Blindleistungsfahrplans oder 
eines konstanten Leistungsfaktors einrichten. Fern- 
regelungseinrichtungen dienen der Einhal- 
tung eines gegebenen Leistungsfahrplans an einer entfern- 
ten Stelle. Die Stoßerregungseinrichtungen 
für Spannungshaltungswerke oder -maschinen dagegen 
werden wohl bei uns die große Bedeutung, die sie in 
Amerika zur Verbesserung der Stabilität gewonnen haben, 
nicht erlangen, da der einphasige Erdkurzschluß in unse- 
ren mit Erdschlußspulen ausgerüsteten Hochspannungs- 
netzen nicht vorkommt. Automatische Kraft- 


werke wird man wohl so einrichten, daß sie mit unvor- 


-hergesehenen Vorfällen, insbesondere Störungen, allein 


fertig werden müssen, daß ihr wirtschaftlicher Betrieb je- 
doch vom Lastverteiler aus mittels Fernsteuerung sicher- 
gestellt wird!. 

Mit zunehmender Länge der elektrisch miteinander in 
Verbindung stehenden Hochspannungsnetze und mit wach- 
sender Ausdehnung der Hochspannungsleitungen wird 
eine immer sorgfältigere Überwachung des Erdschluß- 
kompensationszustandes, bei langen Leitungen 
auch des Betriebskompensationszustandes (Kompensation 
des Ladestromes) erforderlich werden. Einrichtungen, die 
diesem Zwecke dienen, stehen zur Verfügung. Auch muß 
erwogen werden, ob mit Rücksicht auf die mit zunehmen- 
dem Erdschlußstrom steigende Schwierigkeit der Löschung 
des Erdschlußlichtbogens eine elektrische Tren- 
nung der Hochspannungsnetze vorgenommen 
werden muß. Die bisher vorliegenden Erfahrungen der 
großen mit Erdschlußspulen betriebenen deutschen 100 kV- 
Netze zeigen indes, daß die entsprechende kritische Netz- 
länge in absehbarer Zeit nicht erreicht wird. 


Erhöhte Bedeutung gewinnt beim Zusammenschluß 
der großen Netze ein prompt arbeitender Selektivschutz, 
welcher nur die gestörte Leitung, diese aber in möglichst 
kurzer Zeit, selbsttätig herausnimmt. Die bekannten, auf 
dem Distanzprinzip beruhenden Schutzeinrichtungen 
scheinen den Ansprüchen, die man in dieser Richtung ver- 
nünftigerweise stellen muß, zu genügen. Eine selbsttätige 
Abschaltung nur durch Erdschluß gestörter Leitungen 
wird in erdschlußkompensierten Netzen nach wie vor über- 
flüssig und daher schädlich sein. Schließlich mag noch 
erwähnt werden, daß auch der Betrieb elektrischer 
Synchron-Uhren, deren Zeiger durch kleine von 
der Netzepannung betriebene Synchronmotoren angetrie- 
ben werden, im ganzen vom Gemeinschaftsnetz beherrsch- 
ten Gebiet möglich ist, falls ein planmäßiger Leistungs- 
betrieb im Sinne unserer heutigen Betrachtungen durch- 
geführt wird. In diesem Fall kann das frequenzfahrende 
eler Periodenzahl mit Rücksicht auf die richtige Zeit 
regeln. 

Wenn wir rückschauend aus unseren Betrachtungen 
das Fazit ziehen wollen, so können wir sagen, daß zwi- 
schen den wirtschaftlichen, organisatorischen und techni- 
schen Fragen des Zysammenschlusses ein äußerst enger 
Zusammenhang besteht, welcher berücksichtigt werden 
muß, und daß die Technik für .die ihrer harrenden Auf- 
gaben gerüstet ist bzw. sie zum größten Teil schon gelöst 
hat. 


ı Vgl. den Fachbericht Meiners der diesjährigen VDE-Tagung. 


Das. neue Elektrotechnische Institut der Technischen Hochschule Aachen. 
l. Von W. Rogowski, Aachen. 


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Die Techniscke Hochschule Aachen besitzt seit 1897 
ein Elektrotechnisches Institut. Bescheiden in seinen Ab- 
messungen, genügte es bald nicht mehr den wachsenden 
Anforderungen der fortschreitenden Elektrotechnik. Be- 
reits 1906 bestand kein Zweifel mehr darüber, daß ein 
neues Institut notwendig sei. Dieses wurde 193 bewilligt. 
Der Bau mußte aber bald darauf wegen der bekannten 


politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten der da- 
maligen Zeit eingestellt werden. ! 

Erst 1925 konnte man endgültig zur Ausführung 
schreiten. Sie erfolgte nunmehr in Verbindung mit einer 
größeren Erweiterung der Technischen Hochschule. Diese 


- erbielt nicht nur ein neues Elektrotechnisches sondern 


auch ein neues Physikalisches und ein neues Feuerungs- 
technisches Institut; sie konnte zugleich 
ihr Maschinenlaboratorium und ihr Aero- 
dynamisches Institut wesentlich ver- 
| größern. 
| Heute, 1929, ist der Bau des neuen 
Elektrotechnischen Instituts vollendet. 
Im wesentlichen hat es auch bereits seine 
neue apparative Einrichtung erhalten. 
Im Bauprogramm war ursprünglich 
nur den allerdringendsten Bedürfnissen 
Rechnung getragen. Das rührt daher, daß 
die Pläne aus der Inflationszeit stammen. 
Die geistige Einstellung zu Neubauten 
war damals naturgemäß eine andere als 
heute. Noch während des Baues konnte 
man den veränderten wirtschaftlichen 
Verhältnissen und dem auch inzwischen 
erfolgten Fortschritt der Elektrotechnik 
dadurch Rechnung tragen, daß man den 
Neubau, der ursprünglich für die Gesamt- 
bedürfnisse der Elektrotechnik gedacht 


Abb. 1. Neues Elektrotechnisches Institut der Technischen Hochschule Aachen. war, nur dem Arbeitsgebiet des Prof. 


994 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


4. Juli 1929 


Dr.-Ing. Rog 
lagen und das zugehörige Meßwesen der Elektrotechnik 
umfaßt, zuwies. Für das Arbeitsgebiet des Prof. Dr. Finzi 
(elektrische Konstruktionen und Anlagen) wurde ein be- 
sonderes weiteres Institut in Aussicht genommen, mit des- 
sen Bau im kommenden Frühjahr begonnen w erden wird. 


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| Hochspannungs- L / 

Praktikum | 
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Abb. 2. 


Hauptstockwerk. 


Das neue Institut will ein Lehr- und Forschungs- 
institut sein. Es stehen ihm zur Verfügung: 


Für Lehrzwecke: Ein großer Hörsaal mit 310, 
ein kleiner Hörsaal mit 70 Sitzplätzen, ein Sammlungs- 
raum für Vorlesungsapparate, eine Bibliothek, Räume für 
ein Anfänger-, ein Maschinen-, ein Hochspannungs-, ein 
Hochfrequenzpraktikum und eine automatische Telephon- 
zentrale 


Für die Forschung: Eine Reihe von Gleich- 
und Drehstromaggregaten, mehrere Gleichstrom-Hoch- 
spannungsmaschinen, ortsfeste Akkumulatorenbatterien, 
eine Hochspannungsbatterie für 3000 V, eine Verteiler- 
anlage, ein Höchstspannungslaboratorium, eine Werkstatt, 
eine Anlage zur Herstellung flüssiger Luft, ein Hoch- 
vakuumlaboratorium, ein chemisches Zimmer und eine 
Reihe von Räumen, die jeweils für besondere Forschungs- 
zwecke verwendet werden sollen. 


Selbstverständlich werden die Forschungseinrichtun- 
gen je nach Bedarf von Fall zu Fall Lehrzwecken nutzbar 
gemacht. 

Eine geschmückte Eingangshalle und ein behaglicher 
Garderobenraum bringen in den Bau, in dem sonst nur Ein- 
fachheit und Zweckmäßigkeit vorherrschen, einen ge- 
wissen künstlerischen Einschlag. 

Abb. 1 zeigt die äußere Ansicht und Abb. 2 den Schnitt 
durch das Hauptstockwerk. Der umbauteRaum des Elektro- 
technischen Instituts beträgt ungefähr 14 000 mi. 

Einen Raum des Anfängerpraktikums zeigt Abb. 3. 
Hier soll der Student kennenlernen: die Messung von 
Strom, Spannung, Leistung, Arbeit und Widerständen; die 
Eigenschaften der magnetischen Stoffe, die Eigenschaften 
des magnetischen Kreises an elektrischen Maschinen mit 
Hilfe des magnetischen Spannungsmessers; das Verhalten 
des’ einfachen Wechsel- und Drehstromkreises bei Wider- 
stand, Selbstinduktion und Kapazität. Auch soll er sich hier 
erstmalig im Anlassen und Regeln eines Nebenschluß- 
motors üben. 

Ein Teil der benutzten Maschinen ist älteren Datums. 
Sie wurden mit voller Absicht auch im Neubau beibehalten. 
Sie zeigen die wesentlichen Teile der Maschine mit ins 
Auge fallender Deutlichkeit und sollen durch den Ver- 
gleich mit den neuen Maschinen des Instituts den Sinn 
für die geschichtliche Entwicklung der Elektrotechnik 
wecken. 

Als hervorragendes Untersuchungs- und Lehrmittel 
von vielseitiger Anwendungsfähigkeit sei auch noch eine 
Zählereichmaschine erwähnt (ein Drehstrom- Doppelgene- 
rator mit verstellbarem Stator des einen Generators, in 
Abb. 3 sichtbar). 


eowski, das die wissenschaftlichen Grund- 


Elektrotechnisches Institut der Technischen Hochschule 


Im Maschinensaal (vgl. auch Abb.5) sollen die Fort- 
seschrittenen die normalen Betriebseigenschaften elektri- 
scher Maschinen und Transformatoren durch eigene Mes- 
sungen nachprüfen. Um gute Übersicht über sämtliche 
Arbeitsplätze zu gewinnen, wurden die Übungstische an der 
Läneswand angeordnet. Die Tischklappen sind aufklapp- 
bar. Unter ihnen befinden sich Anlaß- und Regelwider- 
stände. Die Abnahmetafeln der Verteileranlage sind unmit- 
telbar in die Arbeitsplätze eingebaut. 

Einige Übungsaggregate haben zwischen Motor und 
Generator das von V ie w eg verbesserte Torsionsdynamo- 
meter. Es gestattet die genaue Messung der einer elektri- 


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schen Maschine zugeführten mechanischen Leistung. 
kum soll der Studierende ver- 
selbst befindet sich auch eine 
Aachen. 
ten der Elektronenröhre als 


Ein Teil der für Lehrzwecke bestimmten Generatoren 
kann durch Umlegen eines Umschalters ohne weiteres von 
den Übungsplätzen über die 
Verteileranlage in die einzel- 
nen Forschungsräume ge- 
mipi 

traut werden mit den Vor- 
sichtsmaßregeln bei der Hand- 
habung von Hochspannung, 
GR mit der Messung hoher Span- 
RE nungen, dem Verhalten von 
Scheringbrücke, ein heute un- 
entbehrliches Hilfsmittel der 

Hochspannungstechnik. 
Die für die Mittel- und 
Hochfrequenztechnik wichti- 
Verstärker, Generator und 
Detektor mit ihren vielseiti- 
een Anwendungsmöglichkeiten werden im Hochfrequenz- 
praktikum (Abb. 4) gepflegt. 
Für die Messung der Ökonomie von Lichtquellen und 


schaltet werden. 
Im Hochspannungsprakti- 
IR, Isolierstoffen und Hochspan- 
nuneskonstruktionen. Da- 
sen Resonanz- und Koppeler- 
scheinungen, die Eigenschaf- 
der Verteilung der Strahlung bei verschiedenen Reflek- 
toren steht ein besonderer Raum zur Verfügung. 


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Abb. 3. Anffngerpraktikum. 


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4. Juli 1928 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 895 


Ein anderes Zimmer ist der Herstellung von elektro- 
technischen Lehrfilmen vorbehalten. Der junge Elektro- 
ingenieur muß viele veränderliche Vorgänge der elektri- 
schen und magnetischen Größen mit seinem geistigen Auge 
erfassen. Dies ist keine leichte Sache, Jeder muß einen 
guten Teil seiner Studienzeit opfern, wenn er sich diese 


Abb. 4. Hochfrequenzpraktikum. 


Vorgänge richtig vor seiner inneren Anschauung kon- 
struieren will. Wenn auch der Film nur in stark ideali- 
sierten und schematisierten Darstellungen nachhelfen 
kann, so steht ihm hier zweifellos ein dankbares Anwen- 


Abb. 5. Maschinensaal. 


dungsgebiet bevor, das wenigstens in den nächsten Jahren 
in Aachen gepflegt werden soll. 

Die mehr Forschungszwecken dienende Hälfte des 
Maschinensaals sehen wir in Abb. 5. Mit Rücksicht auf Hoch- 
spannungszwecke sind einige (für eine Hochschule) größere 


Umformeraggregate Gleichstrom-Drehstrom, unter anderem 
ein Aggregat von 100 kVA, zwei zu50kVA, eines zu 20 kVA 
angeschafft worden. Einer von den beiden Maschinenrosten 
ruht mit seinem Fundament unmittelbar auf Erde und ist 
durch eine Trennfuge vom übrigen Maschinensaal isoliert, 
um die Übertragung von Erschütterungen auf ihn zu ver- 
meiden. Abb. 5 zeigt die in die 
Seitenwände eingelassenen Ta- 
feln der Starkstromverteileran- 
lage. Das flache Dach der Ma- 
schinenhalle soll Hochspannungs- 
messungen im Freien dienen. 

Großer Wert ist auf eine 
leistungsfähige Werkstatt gelegt 
worden. Man wird mit den vor- 
handenen Einrichtungen einen gu- 
ten Teil der von Fall zu Fall er- 
forderlichen Lehr- und For- 
schungsmittel im Institut selbst 
herstellen können. 

Das Höchstspannungslabora- 
torium enthält zwei Fischersche 
Transformatoren von je 500 kV 
gegen Erde. Beide führen über 
Dämpfungswiderstände zu zwei 
Sammelschienen, die mit Stützern 
gegen die Decke abgestützt sind. 
Die Spannung zwischen den Sam- 
melschienen beträgt somit máxi- 
mal eine Million Volt. Eine Fun- 
kenstrecke nach Rogowski, die 
bequem gegen eine Kugelfunken- 
strecke ausgetauscht werden 
kann, befindet sich unter dem 
Unterzuge an der Decke. Im ge- 
nügenden Abstand davon ist noch 
eine Spitzenfunkenstrecke vorge- 
sehen. Die Verstellung der Fun- 
kenstrecken geschieht motorisch 
vom Schaltpult aus. Die Verbin- 
dung von Sammelschienen und 
Funkenstrecken erfolgt durch 
Drahtseile mit aufgereihten Metallhohlkueeln. Die Durch- 
messer von Sammelschienen und Zuführungsleitungen 
sind mit Absicht groß gewählt worden, um vorzeitige 
Glimmentladungen zu vermeiden. Diese mögen in man- 


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996 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 4. Juli 1929 


chen Fällen ohne Belang sein. Sie geben aber immer 


zu unkontrollierbaren Ionenladungen Anlaß. Für wissen- 
schaftliche Arbeiten ist es besser, sie von vornherein so- 
weit wie möglich zu vermeiden. 


Abb. 7. Wanderwellenleitung und Kathodenoszillograph. 


Die Hochspannungs-Sammelschienen endigen in zwei 
Isolatorketten, an denen auch schwerere und größere Kon- 
etruktionsteile aufgehängt und geprüft werden können. 
Der Fußboden ist frei von den beschriebenen Dauerauf- 
bauten und steht somit für jeweilige Versuchseinrichtun- 
gen zur Verfügung. Unter der Decke des Raumes ist noch 
eine Hochspannungs-Wanderwellenleitung für 200 kV 
untergebracht, die mit einer unten befindlichen Gleich- 
strom-Hochspannungsquelle von 200 kV gespeist werden 
kann (Stoßanlage). Eine hochgelegene Fahrbühne kann 
verschoben werden, ohne daß man wesentliche Ausbauten 
zu machen braucht. Man kann mit ihr bequem fast jeden 
Punkt der Decke des Hochspannungsraumes erreichen. 


Oberhalb des Hochspannungelaboratoriums befindet 
sich der große Hörsaal. Man kann ihm Hochspannung 
ohne weiteres zuführen und dort einem großen Zuschauer- 
kreis gewisse Hochspannungsversuche vorführen. 


Der Hochspannungeraum steht durch große Mauer- 
aussparungen mit dem Schaltraum, dem Hochspannungs- 
praktikum und einem hochgelegenen Zuschauergang in 
Verbindung. Durch diese Maßregel kann der Experimen- 
tator gefahrlos sein Schaltpult bedienen und behält doch 
gute Übersicht über alle Vorgänge im Höchstspannungs- 
raum. Gewisse Feinmessungen werden im benachbarten 
Hochfrequenzpraktikum ausgeführt werden können unter 
Benutzung der Einrichtungen des Höchstspannungsraumes. 
Schließlich kann man vom Zuschauergang aus das Fun- 
kenspiel der Funkenstrecken und etwaiger Prüfobjekte 
gefahrlos, bequem und aus nächster Nähe beobachten. 

Eine Million Volt gegen Erde ist keineswegs die 
Grenze des heute technisch Möglichen. Diese dürfte zur 
Zeit etwas oberhalb zwei Millionen Volt liegen. Selbst- 
verständlich wird jeder Forscher wünschen, diese Grenze 
auch wirklich erreichen zu können. Denn hier häufen 
sich die Schwierigkeiten. Hier braucht man sozusagen 
nur ein kleines Stück fortzuschreiten, um bereits in 
neues unentdecktes Land zu kommen. Auch besteht ein 
wesentlicher Teil technischer Arbeit darin, die bisherigen 
Möglichkeitsgrenzen weiter vorzutragen. Aber selbst 
bei Beschränkung auf eine Million Volt wird das Elektro- 
technische Institut an allen Hauptproblemen der Hoch- 
spannungstechnik mitarbeiten können. Die sichere Be- 
herrschung selbst nur einer Million Volt läßt heute noch 
zu wünschen übrig. Der technische Fortschritt wird da- 
von abhängig sein, daß wir lernen, in diesem Gebiete 
jede zur Zeit noch bestehende Schwierigkeit zu über- 
winden. Viele prinzipiell wichtigen Fragen der Hoch- 


spannungstechnik wird man auch mit nicht zu hohen 
Spannungen bewältigen können. Wenn man das bis eine 
Million Volt Faßbare wirklich anfaßt und einer vollen 
Lösung zuführt, wird es einem an dankbarer Arbeit 
nicht fehlen. 

Das Institut wird jede erfolgversprechende Aufgabe 
aufgreifen, die zu seinem Wirkungskreis gehört und die 
es mit seinen geistigen und materiellen Kräften bewälti- 
gen kann. 

Es liegt nahe, daß es in der nächsten Zeit unter 
anderem die kurzdauernden elektrischen Erscheinungen 
verfolgen wird, die zu Überspannungen und zu Durch- 
und Überschlägen Anlaß geben. Das alte Institut hatte 
auf diesem Gebiete bahnbrechende Erfolge aufzuweisen, 
und es ist natürlich, daß man sich im neuen Institut im 
weiten Umfang auf diesen Aufgabenkreis eingerichtet 
hat. Man findet infolgedessen in den Forschungsräumen 
eine stattliche Anzahl Kaltkathodenoszillographen der in 
Aachen entwickelten Bauart mit ihren zugehörigen Hoch- 
spannungsquellen und Wanderwellenleitungen. Zwei sol- 
cher Aufbauten gehen aus den Abb. 6 und 7 hervor. Einiges 
Interesse verdient vielleicht auch die Wanderwellen- 
leitung auf dem Dache des Instituts, die eine Länge von 
a aufweist und mit 100 kV beschickt werden kann 

Die Überspannungsforschung soll nicht nur inner- 
halb sondern auch außerhalb des Instituts in elektrischen 
Leitungsnetzen gepflegt werden. Zu diesem Zwecke hat 
das Institut drei Registrier-Kathodenoszillographen her- 
gestellt, die mit gütiger Unterstützung der Direktoren 
Cremer-Chape und Mayer in den Netzen der Rhei- 
nischen Bahn- und Elektrizitäts-Gesellschaft und im Netz 


- des Kraftwerks Zukunft eingebaut wurden. 


Viel wird vom Glühkathodenoszillographen mit sei- 
ner großen Empfindlichkeit erhofft. Hier hat das alte 
Institut die Vorarbeiten soweit erledigt, daß die Grenze 
seiner Leistungsfähigkeit (einmalige Vorgänge von 10 
bis 10” s Dauer) erreicht wurde. Es gilt jetzt, mit die- 
sem Instrument eine Reihe bisher nicht genügend geklär- 
ter Hochfrequenzprobleme in Angriff zu nehmen. 


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Abb. 8 Hochspannungs-Wanderwellenleitung auf deht Dach 
des Elektrotechnischen Instituts. 


Das neue Institut wird die junge Technik der Katho- 
denoszillographie weiter vervollkommnen. Daß hier 
wesentliche Fortschritte zu erwarten sind, haber- gewisse 
Beobachtungen bereits sichergestellt. nu 

Die ersten Pläne für das neue Institut stammen von 
Regierungsbaurat Knopp und Prof. Rogowski. Seine 
endgültige Form hat es durch Ministerialrat Dr. med. et 


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4. Juli 1929 


phil. h. c. Schindowski erhalten. Die bautechnische 
Aufgabe stellte den Architekten vor große Schwierig- 
keiten. Er hatte das neue Gebäude zwei im spitzen Winkel 
aufeinanderstoßenden Baufluchten und drei verschiedenen 
Terrassen anzupassen. Die gefundene Lösung gliedert 
sich wie eine Selbstverständlichkeit in das vorgegebene 
Terrain ein und dürfte kaum übertroffen werden können. 

Die Bauleitung lag in den Händen des hochbegabten 
Regierungsbaumeisters Schneggenburger. Sie 
war seine erste und leider letzte große Aufgabe. In der 
Jugend Blüte wurde er zu unserer aller Trauer kurz vor 
Vollendung des Baues von einer tückischen Krankheit 
dahingerafft. 

Die für Bau und Einrichtungen erforderlichen Mittel 
hat der preußische Staat gestellt. Doch haben viele Fir- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


997 


men dem Institut Stiftungen zugewendet oder Preisver- 
günstigungen gewährt, die einer Stiftung gleichkommen. 

Von großem Wert war mir die Hilfe meines un- 
ermüdlichen und treuen Mitarbeiters Dr.-Ing. Fleg- 
ler, der sich mit hervorragendem Geschick an den Auf- 
gaben, die der Neubau mit sich brachte, beteiligt hat. 

Das neue Elektrotechnische Institut Aachen stellt 
sich ebenbürtig neben jedes andere Hochschulinstitut der 
Welt. Es hat alles, um Lehre und Forschung pflegen zu 
können, würdig dem hohen Stand der heutigen Elektro- 
technik. Es hofft, mit werbender Kraft einen gewissen 
Teil der studierenden Jugend nach Aachen zu ziehen und 
ihr das Rüstzeug mitzugeben, das sie braucht, um die 
kommenden Aufgaben in Technik, Wirtschaft und Wis- 
senschaft zu bewältigen. 


Ferntagungen. 
(Mitteilung aus dem Zentrallaboratorium des Wernerwerkes der Siemens & Halske A. G.) 


Von P. Kaspareck und 


Übersicht. In der vorliegenden Arbeit werden die 
Überlegungen, die zum Ausbau der Übertragungsysteme für 
die nachgenannten Frerntagungen geführt haben, zusammen- 
gestellt und an Hand der Versuchsergebnisse zu Richtlinien 
für derartige Verbindungen ausgestaltet. 


1. Einleitung. 
Ferntagungen 1926 bis 1929. 


In einer Fachsitzung des EV, die am 21. I. 1926 in der 
Technischen Hochschule in Charlottenburg stattfand, 
wurde ein Vortrag über eine Fernleitung nach einem 
kleineren Saal in Frankfurt a O übertragen und den dor- 
tigen Mitgliedern durch einen Großlautsprecher vermittelt. 
Die an den Vortrag sich anschließende Aussprache 
wurde für die Frankfurter Teilnehmer in der Weise 
erledigt, daß sie durch einen gewöhnlichen im Saal 
aufgestellten Fernsprecher an den in Charlottenburg 
weilenden Vortragenden ihre Fragen richteten, der dann 
über die Lautsprecherverbindung antwortete, so daß hier 
zum ersten Male der Lautsprecher in den Dienst einer 
Aussprache gestellt wurde!. In der Sitzung des Württem- 
bergischen E. V. am 14. XII. 1927 wurden ein Vortrag und 
die anschließende Aussprache von Stuttgart nach Biberach 
bzw. umgekehrt übertragen. (Mitt. Techn. wiss. Vereine 
Württemb., H. 1, Jan. 1928.) Die Aussprache geschah hier 
erstmalig in beiden Richtungen mit Lautsprechern (Protos- 
Zimmerlautsprecher). 

Mit verbesserten Mitteln wurde eine gleiche Verbin- 
dung während der außerordentlichen Sitzung des EV am 
8. I. 1929 zwischen Charlottenburg und Breslau herge- 
stellt, wobei während der Aussprache auch die Breslauer 
Reden in Charlottenburg durch einen Großlautsprecher 
allen Versammelten hörbar gemacht wurden. Es konnten 
also auch hier alle in Charlottenburg und in Breslau ver- 
sammelten Herren die ganze Aussprache vollständig ver- 
folgen und an ihr gleichberechtigt teilnehmen, wobei z.B. 
die Möglichkeit von Zwischenrufen und Beifallskund- 
gebungen voll ausgenutzt wurde. 


Bei einer Aufsichtsrateitzung der Deutschen Fern- 
kabelgesellschaft vom 8. XII. 1928, die auf Anregung von 
Herrn Ministerialdirekter Craemer als Ferntagung 
stattfand, wurden eogar drei Tagungsorte, nämlich Ber- 
lin, Köln und München, miteinander durch Fernleitungen 
verbunden?, wobei zum ersten Male besondere Schaltun- 
gen, die drei Fernleitungen zum Gegensprechverkehr zu- 
sammenzuschalten gestatten, erprobt werden konnten. 


Besonders wertvolle Erfahrungen auf diesem Über- 
tragungsgebiet konnten auch bei den Vorführungen ge- 
sammelt werden, die G. Schünemann bei seinem Vor- 
trag auf der Göttinger Tagung für Rundfunkmusik am 
9. V. 1928 ale Fernunterricht und Ferndirigieren zu Ge- 
hör brachte. Hierbei wurde durch hochwertigste Ver- 
bindungen in beiden Richtungen ein Raum in der Hoch- 
schule für Musik in Charlottenburg mit dem Vortragsaal 
akustisch vereinigt, so daß ein Zusammenspiel von Mu- 
sikern in Göttingen und Charlottenburg ermöglicht wurde. 


! ETZ 1026, 8. 985, 1481. 

3 Europ. Fernspr. 1029, 8. 74. ETZ 1929, 8. 174. 

a Karo. Fernspr. 1929, 8. 3. ETZ 1929, 8. 538. 

‘ Der Funk 1928, 8. 153.'Jahresber. 1927/28 d. Staatl. akad. Hochsch. 
L Musik in Berlin, 8. 13. 


R. Feldtkeller, Berlin. 


Gegenüber den vorher genannten drei Versuchen mußte 
hier, den größeren Anforderungen der Musik entsprechend, 
ein wesentlich breiteres Frequenzband übermittelt werden. 


2. Die Aufnahme und Wiedergabe. 


Mikrophone und Lautsprecher, Größe und 
Anzahl, Artder Aufstellung. 


Die in den verschiedenen Tagungsräumen einer Fern- 
tagung zur Aufnahme und Wiedergabe der Sprache (oder 
Musik) benutzten Mikrophone, Lautsprecher, Verstärker 
usw. sind im allgemeinen nur der Anzahl bzw. Größe 
nach verschieden. Diese richten sich nach der Anzahl der 
versammelten Teilnehmer und nach der akustischen Güte 
des Tagungsraumes. Der Aufbau der Schaltung sowie die 
Anforderungen an die Güte der akustischen und elektri- 
schen Geräte sind stets die gleichen. 


Abb. 1. Großes Bandmikrophon. 


Die Schallwellen werden durch ein oder besser meh- 
rere Mikrophone bester Qualität aufgenommen. Bei Vor- 
trägen sind die Mikrophone in der Nähe eines Redner- 
pultes anzuordnen. Sie dürfen keine ausgesprochene 
Richtwirkung haben, damit dem Redner zum Schreiben 
an der Tafel, zur Erklärung von Lichtbildern usw. eine 
gewisse Bewegungsfreiheit zugestanden werden kann, 
ohne daß durch seinen abwechselnd kleineren oder größe- 
ren Abstand vom Mikrophon die aufgenommene Schall- 
leistung unzulässig stark schwankt. 

hat sich gezeigt, daß in geschlossenen Räumen und 
in einer Entfernung von wenigen Metern vom Mikrophon 
selbst ein Umwenden des Redners unschädlich ist. Bei 
Vorträgen im Freien muß dagegen sorgsamer darauf ge- 
achtet werden, daß der Redner stets auf die Mikrophone 
zugerichtet spricht. Je mehr Mikrophone man benutzt, 
um so größer wird immer die Bewegungsfreiheit des 
Redners werden. Um zu verhüten, daß der Redner sich 


998 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


4. Juli 1929 


beim Sprechen allzu weit von den Mikrophonen entfernt, 
ist bereits bei der ersten Übertragung von Berlin nach 
Frankfurt a. O. der günstigste Standort des Redners mit 
Erfolg durch eine kleine Fußmatte betont worden. 
Als Mikrophone sind bei der Frankfurter Übertragung 
große Bandmikrophone® (Abb. 1), bei der Übertragung 
nach Breslau kleine Bandmikrophone® (Abb. 2) verwendet 
worden. Bei der Ferntagung der DFKG sind hochwertige, 
zur Übertragung von Sprache besonders geeignete Kohle- 
mikrophone benutzt worden, von denen Abb. 3 eine Aus- 
. führungsform zeigt. Neben der Wiedergabe eines hin- 
reichend breiten Frequenzbandes ist die an die Mikro- 
phone zu stellende Hauptanforderung die einer sehr gro- 
ßen Konstanz ihres Wirkungsgrades, da die Stärke der 
Ströme auf den Fernleitungen sehr genau eingeregelt 
werden muß und eine Schwankung des Wirkungsgrades 
der Mikrophone z.B. zum Überschreien der Verstärker- 
röhren führen kann. 


Abb. 2 Kleines Bandmikrophon. 


Die Anzahl der Mikrophone richtet sich nach der be- 
sonderen Art der Ferntagung. Ist im wesentlichen ein 
Vortrag mit anschließender Aussprache zu übertragen, 
so genügen etwa zwei Mikrophone, zu beiden Seiten des 
Rednerpultes angeordnet. Bei einer Konferenz wird man 
eine größere Anzahl von Mikrophonen auf den Konferenz- 
tischen verteilen, so daß jeder Konferenzteilnehmer, ohne 
seinen Platz zu verlassen, ein Mikrophon erreichen kann, 
sei es, daß er es zu sich heranzieht, sei es, daß er eich dem 
nächsten Mikrophon zuwendet. 

Desgleichen richtet sich die 
Größe und die Anzahl der zu 
verwendenden Lautsprecher nach 
der Art der Ferntagung und 
nach der Größe des einzelnen 
Tagungsraumes. Für ein mäßig 
großes Zimmer genügen ein paar 
auf die Tische verteilte oder an 
den Wänden aufgehängte Zim- 
merlautsprecher. So wurden bei 
der Tagung der Deutschen Fern- 
kabel-Gesellschaft im Dezember 
1928 normale Protos-Lautspre- 
cher benutzt. Für größere Säle 
sind, je nach den akustischen 
Verhältnissen, ein oder mehrere 
Großlautsprecher unerläßlich, 
die unter Umständen eine elek- 
trische Leistung von einigen 
Hundert Watt in Schalleistung 
umsetzen müssen. So geschah 
die Wiedergabe der Vorträge in 
Frankfurt a.0. durch einen 
Faltlautsprecher, in Berlin und 
Breslau durch Blatthaller® und 
Riffellautsprecher; die gleichen 
Lautsprecher wurden auch für die Wiedergabe der Mu- 
sik bei der Göttinger Tagung für Rundfunkmusik ver- 
wendet (Abb. 4a und b). 


Die Anordnung der Lautsprecher und der Mikrophone 
muß so getroffen werden, daß die Mikrophone soweit wie 
möglich im Schallschatten der Lautsprecher stehen, damit 
die Kopplung zwischen dem Aufnahme- und dem Wieder- 
gabekreis so klein wie möglich wird. Um dieses Ziel 
leichter erreichen zu können, ist eine begrenzte Richt- 
wirkung der Mikrophone und Lautsprecher erwünscht. 
Andernfalls muß sie durch geeignet angebrachte Schall- 


Abb. 3. Kohlemikrophon. ` 


5 E. Gerlach, Z. Techn. Phys. Bd. 5, S. 576. 
€ H Riegger, Z. Techn. Phys. B'. 5, 8. 5,7. F. Trendelen- 
burg, Siemens-Z Bd. 7. S. 141; ETZ 1927, S. 1685. 


Abb. 4a. Riesenblatthaller. 


schirme geschaffen werden. Besonders zu beachten sind 
bei der Aufstellung die Echomöglichkeiten, die größere 
glatte Flächen des Raumes bieten, sowie Schallführungen 
entlang mäßig gekrümmter Flächen. 


Über besondere Maßnahmen, die durch unvermeidliche 
akustische Restkopplungen zwischen Lautsprecher und 
euros nötig werden, wird weiter unten berichtet 
werden. 


Die Leitungen vom Mikrophon und zum Lautsprecher 
sollen als Doppelleitungen 
so geführt werden, daß 
eine unmittelbare elektri- 
sche Kopplung vermieden 
wird und daß die etwa vor- 
handenen Kraftleitungen 
die Sprechströme nicht 
durch Induktion stören. 


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Abb. 4b. Kleine Riffelfalte 
(ohne Schild). 


3. Mikrophonverstärker. 


Mikrophonverstärker, Frequenzband, 
Verstärkung, Überwachung. 


Die in der Einleitung genannten Versuche haben ge- 
zeigt, daß die Übermittlung eines Frequenzbandes von 
300 ... 4000 Hz ausreicht, um mit Lautsprechern eine hin- 
reichende Sprechverständlichkeit in akustisch nicht beson- 
ders ungünstigen Sälen zu bekommen. Für Musik wäre 
ein Frequenzband von etwa 50..7000 Hz erforderlich”. 
Diese Frequenzbänder müssen von den Verstärkern über- 
tragen werden, mit denen die Mikrophonströme auf die- 
jenige Übertragungstärke gebracht werden, mit der man 
sie auf die Fernleitung schicken kann. 


Verstäniung 
Hr Mikrophon- „laistungs- 
verstärker. Uberfreger- 
gekoppelt. 
Mikrophonverstërker. 
r Widerstandsgekoppelf: 
Frequenz 


- 50 100200 500 10002000 5000 10000 Hz. 
Abb. 5. Verstärkungskurven. 


Hochwertige Mikrorhone geben bei eincın inneren Wi- 
derstand von etwa 200 Q eine EMK von rd. 10° (V/Bar), 
also eine Leistung von der Größenordnung 10 W bei 
mittlerer Sprechlautstärke.. Um diese Leistung auf die 
Größe der normalen Fernsprechleistungen zu bringen, 
die etwa 107 W beträgt’, ist eine Leistungsverstärkung 
von 10° oder e!? notwendig; dies entspricht einer linearen 
Leistungsverstärkung von 60 Neper. Eine derartige Ver- 
stärkung im Frequenzbereich unter 7000 Hz kann man 
mit zwei bis drei Verstärkerstufen erreichen’. Eine Über- 
schußverstärkung im Mikrophonverstärker im Bedarfs- 
falle zur Verfügung zu haben, ist sehr erwünscht, um 
auch bei besonders leiser Sprache (z. B. bei Heiserkeit 
des Vortrasenden) die günstigste Leistung am Anfang 
der Fernleitung erhalten zu können. . 


1 Compt. rend. du Comité Consult. Int., 11. VI. 1928, 8. 74. 
8 Wie Fußnote 7, S. 229. 
9” B. Feldtkeller u. H. Bartels, EL Nachr. Techn. Bd. 6, 8. 87. 


— -~ - ` 


4. Juli 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


Ob die Stufen des Mikrophonverstärkers durch Wi- 
derstände oder durch Übertrager miteinander gekoppelt 
sind, ist nebensächlich. Technisch ist man heute in der 
Lage, auf beide Arten Verstärker mit genügend breitem 
Übertragungsfrequenzband zu bauen?®; auch die Stabili- 
tät ist bei beiden Kopplungsarten die gleiche. Abb. 5 zeigt 
die an zwei Verstärkern der Siemens & Halske A.G. ge- 
messenen Verstärkungskurven. Man erkennt, daß bei bei- 
den Verstärkern der Frequenzbereich von 50 ... 10 000 liz 
praktisch unverzerrt übertragen wird. 


Abb. 6. Mikrophonverstärker. 


Den äußeren Aufbau solcher Mikrophonverstärker 
zeigen die Abb. 6 und 7. Die Meßinstrumente dienen zur 
Überwachung der Batteriespannungen und der Betriebs- 
ströme. Die Abbildungen zeigen ferner die Drehknöpfe, 
mit denen man die Spannungsteiler zum Einstellen der 
Verstärkung bedient. Um auch während der Übertragung 
eine solche Regelung vornehmen zu können, muß der 
Spannungsteiler ohne Stromstöße arbeiten, d.h. er muß 
gegen alle Gleichspannungen durch Übertrager oder durch 
Kondensatoren blockiert sein. Sein Regelbereich muß 
einige Neper umfassen, wo- 
bei Stufen von etwa 0.35 
Neper sich als zweckmäßig 
erwiesen haben; eine noch 
feinere Unterteilung ist 
kaum notwendig. 


Die Überwachung des 
Mikrophonverstärkers ge- 
schieht mittels eines an 
seinen Ausgang angeschal- 
teten Impulsmessers!!. Ab- 
bildung 8 zeigt die äußere 
Ansicht des Apparates, der 
mit einer einzigen Ver- 
stärkerröhre arbeitet. Mit 
diesem Gerät mißt man die 
jeweils vom Verstärker an 
die Leitung zum Fernamt 
abgegebene Spitzenlei- 
stung. Die Verstärkung 
muß nun so eingestellt wer- 
den, daß diese Leistung 
einen gegebenen Höchst- 
wert keinesfalls über- 
schreitet, sich aber auch 
von ihm nicht allzu weit 
nach unten entfernt. Die- 
ser Höchstwert ist dem 
später zu besprechenden 
Pegeldiagramm zu entneh- Abb. 7. Mikrophonverstärkergestell. 
men; er wird von der 
Größenordnung 10..50 mW Spitzenleistung sein und 
einer mittleren Leistung von einigen Milliwatt ent- 
sprechen. 

Der Ausgang des Mikrophonverstärkere muß durch 
einen Übertrager gebildet werden, der den inneren Wi- 
derstand der letzten Röhre auf den Wert von 800 Q über- 
setzt, denn auf Vorschlag des C C I in Paris!? werden alle 
Fernleitungen in den Fernämtern durch Übertrager auf 
einen einheitlichen Scheinwiderstandswert von 800 Q ge- 
bracht, an den der Ausgang des Mikrophonverstärkers also 
anzupassen ist. 

» H. F. Mayer, ETZ 1927, 8. 10. — Feldtkeller u. Bartels, 
wie Fußnote 9. 

ı D. Thierbach, Z. Techn. Phys. Bd. 9, S. 438. 

33 Vie Fußnote 7, 8. 267. 


999 


Um die störende Beeinflussung des Mikrophonverstär- 
kers durch benachbarte stromführende Leitungen irgend- 
welcher Art zu vermeiden, ist eine sorgfältige Festlegung 


der Verstärkerpotentiale durch sichere und genügend wi- 


derstandsfreie Erdung des Verstärkers notwendig. Meist 
wird ein Pol der Heizbatterie zusammen mit den Metall- 
gehäusen des Verstärkers an Erde gelegt!” Da jedoch 
weder die Leitung vom Mikrophon zum Verstärker noch 
die vom Verstärker zum Fernamt unsymmetrische Poten- 
tiale führen darf, sind der Eingangsübertrager und der 


Abb. 8 Impulsmesser. 


Ausgangsübertrager zweckmäßig symmetrisch zu bauen. 
Dann müssen die dem Mikrophon und der Leitung zuge- 
ordneten Wicklungen ungeerdet bleiben oder dürfen nur 
in ihrer Mitte geerdet werden. 


4. Verzerrung der Leitungen. 
Leitungsverzerrungen, Entzerrer 


Die Kapazität der Leitungen. die von den Mikrovno- 
nen zum Mikrophonverstärker führen, darf für den inne- 
ren Widerstand der Mikrophone keine Belastung darstel- 
len, andernfalls werden die für die Übertragung beson- 
ders wertvollen hohen Frequenzen unterdrückt. Man 
vermeidet deshalb Mikrophone mit hohem inneren Wider- 
stand oder sorgt durch einen unmittelbar am Mikrophon 
angebrachten Übertrager dafür, daß der innere Widerstand 
auf einen zweckmäßigen Wert, etwa 200 Q, übersetzt wird. 
Dann dürften bei den normalen Leitungskapazitäten selbst 
Leitungslängen von einigen hundert Metern zwischen den 
Mikrophonen und dem Verstärker unschädlich sein. 


Dagegen ist die Verzerrung der Leitungen des Orts- 
netzes, die die Tagungsräume mit den nächsten Fernäm- 
tern verbinden, keineswegs zu vernachlässigen, da man 
hier oft mit Längen von einigen Kilometern wird rechnen 

müssen. So steigt bei einer 

Übertragung über 10 km 

Stadtkabel der Dämpfungs- 

unterschiel im Freauenz- 

bande von 300 ... 4000 Hz 

auf mehr als 1 Neper, d.h. 

die hohen Frequenzen wer- 

den in ihrer Amplitude melır 

als dreimal schwächer als 

die tiefen Frequenzen. Da 

solche Längen sowohl zwi- 

schen dem Mikroprhonver- 

Ortskabel. als auch zwischen dam 

Fernamt und dem Lei- 

stungsverstärker, der die Lautsprecher speist, vorkommen 

können, entstehen hierdurch Verzerrungen, die die Sprache 
fast unverständlich (dumpf) machen. 

Man hat diese Verzerrungen mit Erfolg nach zwei 
verschiedenen Methoden aufgehoben. 

Werden bestimmte Leitungen des Ortsnetzes öfter für 
Übertragungen von Sprache und Musik verwendet, so 
lohnt es sich, besondere Entzerrerschaltungen einzubauen, 
die eine der Verzerrung der Ortsverbindungsleitung ent- 
gegengesetzte Verzerrung haben, also die tiefen Freauen- 
zen benachteiligen, so daß sie zusammen mit der Oris- 
leitung ein System mit für alle Frequenzen gleichmäßi- 
gen Übertragungseizenschaften bilden. 

Abb. 9 gibt das Schaltbild einer solchen Entzerrer- 
schaltung wieder, Abb. 10 zeigt das zugchörige Kurven- 
material. Es war die Aufgabe gestellt, für eine Musik- 
übertragung über ein 15km langes Stadtkabel die Ver- 
zerrung hinreichend zu kompensieren. Zu diesem Zweck 
wurde die Betriebsdämpfung des Stadtkabels als Funktion 
der Frequenz gemessen; für tiefe Frequenzen ist die 
Dämpfung von 1,2 Neper durch den Kupferwiderstand der 


3 DRP Nr, 300 143 u. 304 307. 


1000 


Leitung bestimmt; bereits bei 500 Hz beginnt der schäd- 
liche Einfluß der Kabelkapazität, so daß die Betriebs- 
dämpfung mit der Frequenz stark ansteigt und in der 
Umgebung der Frequenz 10 000 Hz Werte von über 4 Ne- 
per erreicht. Die Gesamtverzerrung beträgt demnach etwa 
3 Neper, was einem Leistungsverhältnis von e& '3= 400 
entspricht, um das die hohen Frequenzen gegenüber den 
tiefen benachteiligt sind (Abb. 10, Kurve 1). 


Abb. 10. Entzerrung für 15 km Ortskabel. 


Der Entzerrer muß demnach die Dämpfungskurve 2 
haben, also die tiefen Frequenzen stark dämpfen und die 
hohen Frequenzen möglichst ungedämpft durchlassen. 
Man baut ihn zweckmäßig in Form der von Steven- 
son“ angegebenen Brücken-T-Schaltung. Mit diesen 
Schaltungen kann man praktisch beliebige Frequenzgänge 
der Dämpfungskurve herstellen, wobei der Wellenwider- 
stand frequenzunabhängig bleibt. Wie an anderer Stelle!’ 
gezeigt ist, läßt sich der steile Abfall der Dämpfungs- 
kurve in den hohen Fre- 
quenzen mit einem einzi- 
gen Brücken-T-Glied nicht 
darstellen; es wurden des- 
halb Entzerrer für die 
halben Dämpfungswerte 
(Kurve 3) hergestellt und 
zwei derartige Entzerrer- 
glieder in Kaskade ge- 
schaltet, wie Abb. 10 zeigt. 68 
Man erhält so eine hin- 
reichende Übereinstim- Abb. 11. 
mung mit der gewünschten 
Dämpfungskurve, wie man am besten aus der Kurve 4 
erkennt, die die Summe der Dämpfungen von Stadtkabel 
und Entzerrer darstellt. 

Es soll hier ausdrücklich betont werden, daß der 
halbe Entzerrer nicht als Entzerrer für die halbe Kabel- 
länge gelten kann, denn man muß den Frequenzgang der 
Betrieb s dämpfung entzerren, die entgegen dem Vier- 
pol-Übertragungsmaß nicht doppelte Werte bei der dop- 
pelten Leitungslänge hat. 


Der besprochene Fall, daß eine Musikübertragung 
über 15km Stadtkabel vorzunehmen war, ist besonders 
kraß. Die durch Addition der Dämpfungen von Ortslei- 
tung und Entzerrer entstehenden Werte von 5 Neper stel- 
len besondere Anforderungen an die Verstärkungshöhe 
und die unverzerrt abgebbare Leistung des Mikrophon- 
verstärkers, die bei der Auswahl des Verstärkers beson- 
ders berücksichtigt werden müssen. Im allgemeinen lie- 
gen die Verhältnisse jedoch wesentlich günstiger, so daß 
man sich mit der zweiten, einfacheren, wenn auch unge- 
naueren Methode der Entzerrung begnügen kann, die dar- 
in besteht, daß man vor die Endröhre des Mikrophonver- 
stärkers einen einfachen frequenzabhängigen Neben- 
schluß legt und dadurch die Verstärkungskurve derart 
verzerrt, daß ihr Frequenzgang soweit wie möglich dem 
Frequenzgang der Ortsleitungsdämpfung entgegengesetzt 
verläuft. 

Die Ausführungsform des Entzerrers und die Art 
seiner Anschaltung an die Verstärker zeigt Abb. 11. Die 
Eigenschwingung des Schwingungskreises legt man in das 


-j 


A8 68 
Schaltung des Entzerrers. 


4 Stevenson, Amerik. Patent Nr. 1 606 817. 


5 V, Gandtner u. G. Wohlgemuth, Wiss. Veröff. Siem-Konz. 
Bd. 7, 8. 67. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 27 


4. Juli 1929 


Gebiet zwischen 3000 und 5000 Hz, so daß der Nebenschluß 
hier den größten Scheinwiderstand hat, also am wenigsten 
schwächt. Durch Verändern eines Widerstandes parallel 
zu diesem Schwingungskreise kann man den Grad der Be- 
vorzugung dieses hohen Frequenzbandes je nach Länge 
der Ortsleitung einstellen. Der Entzerrer ist wie der 
Spannungsteiler (e ol gegen die Batteriespannungen 
blockiert, um eine unzulässige zusätzliche Belastung der 
Anoden- oder Gitterbatterien und die damit verbundenen 
Änderungen der Spannungen an der Anode und am Git- 
ter sowie Schaltstöße beim Ändern des Parallelwider- 
standes zu vermeiden. 


lerstärkung 
` 
Frequenz 


50 100 200 500 90002000 5000 10000 Hz ` ~- 
Deet i 


Abb. 12. Verstärkungskurven. — 


In Abb. 12 sind einige Verstärkungskurven angedeu- 
tet, die sich mit einem solchen Entzerrer einstellen lassen. 


Trifft man bei der Aufnahme der Schallwellen und 
bei der Zusammenschaltung der Aufnahmereräte mit der 
Fernleitung die oben beschriebenen Maßnahmen, so kann 
man damit rechnen, daß die Fernleitung am fernen Ende 
wieder die Normalleistung von einigen Milliwatt abgeben 
kann, ohne nennenswerte Verzerrungen in die Übertra- 
gung hineinzubringen. Denn die Dämpfung und die Ver- 
zerrung der Fernleitung sind durch die entzerrenden 
Verstärker, die in Abständen von 75km oder 150 km in 
sie eingeschaltet sind, aufgehoben. Über alle Eigenschaf- 
ten dieser Fernleitungen und ihrer Verstärker ist an an- 
deren Stellen ausführlich berichtet worden)? so daß hier 
nicht darauf eingegangen zu werden braucht. Für die 
Ferntagungen interessieren hauptsächlich die von den 
einzelnen Leitungsarten übermittelten Frequenzbänder. 
Die stark pupinisierten Leitumgen übertragen Frequen- 
zen zwischen 300 und 2100 (2400) Hz, die schwach pupini- 
sierten Leitungen von 300 ... 4000 Hz und die musikpupini- 
sierten Phantomleitungen Frequenzen zwischen 50 und 
7000 Hz. Für Ferntagungen können also nur die beiden 
letzten Leitungsarten verwendet werden. 


Restdämptung ; 
20 , 
46 l 
} 
2 ‚1 
8 Frequenz 
? 0 


800 1600 2400 3200 4000 Hz 


Abb. 13. Restdämpfung einer Vierdrahtverbindung über 
leichtbelastete Stammleitungen, 40 Verstärkerfelder. 


Um ein Bild von der Größe der Verzerrungen zu be- 
kommen, die die Sprache längs einer Fernleitung erleidet, 
ist in Abb. 13 die Restdämpfung einer Vierdrahtstrecke 
mit 40 Verstärkern?” wiedergegeben, die an einer Stanım- 
leitung mit leichter Pupinisierung gemessen wurde. Man 
erkennt, daß das für die Ferntagungen wichtige Fre- 
aquenzgebiet von 300 ... 4000 Hz mit einer Verzerrung von 
nur wenigen Zehntel Neper übertragen wird. Diese Lei- 
tung wäre jedoch für die Übertragung von Musik un- 
nen da der Musik alle tiefen Töne genommen 
würden. 


Das Ende der Fernleitungen ist durch eine Leitung 
des Ortsnetzes mit dem Tagungsraum zu verbinden. Die 
Verzerrung dieser Leitung ist bei Längen von einigen 
Kilometern genau so zu beachten und auf dieselbe Weise 


18 F., Lüschen, Tel. u. Fernspr. Techn. Bd. 17, 8. 125; dasclbst 
weitere Literatur. 


7 F. Lüschen u. H. F. Mayer, EL Nachr. Techn. Bd. 6, S. 139. 


u. 


4. Juli 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 27 1001 


zu beseitigen „wie die Verzerrung der Leitung zwischen 
Mikrophonverstärker und lernamt. Die übertragenen 
Ströme gelangen also zum Tagungsraum mit einer Lei- 
stung von der Größenordnung von 1 mW, und müssen 
durch den Leistungsverstärker auf die Lautsprecherlei- 
stung von mehreren Watt verstärkt werden. 


5. Leistungsverstärker. 


Leistungsverstärker, Verstärkung, ab- 
gebbare Leistung, Überwachung, Ver- 
zerrung. 


Setzt man nicht besonders ungünstige akustische 
Raumverhältnisse (günstige Nachhalldauer, geringe Saal- 
geräusche) voraus, so wird man in einem mäßig großen 
Zimmer mit etwa 0,3...1,0 W, in einem kleineren Saal mit 
10W, in großen Sälen mit 30... 100 W unverzerrt von der 
Endröhre des Leistungeverstärkers abgebbarer Wechsel- 
stromleistung!® auskommen; diesen Zahlen liegen Laut- 
sprecher mit gutem Wirkungsgrad zugrunde. Aus diesen 
Zahlen und der Eingangsleistung von einigen Milliwatt, 
die der Leistungseverstärker von der Fernleitung bekommt, 
errechnet sich seine Verstärkungsziffer zu etwa 3..5 
Neper. 

Der Eingang des Leistungsverstärkers ist durch einen 
möglichst symmetrischen Übertrager mit einem Schein- 
widerstand von 800 Q zu bilden. Damit die unvermeidliche 
Resonanz des Vorübertragers keine unzulässige Verzer- 
rung bringt, ist der Scheinwiderstand von 800Q zweck- 
mäßig durch einen Ohmschen Widerstand zu bilden, zu dem 
der  Vorübertrager 
parallel zu schalten SE 
ist. Der Scheinwider- 
stand des Übertra- 
gers muß dann im 
gewünschten Fre- 
quenzbereich größer 
als 800 Q sein. Die 
Primärseite des Über- 
tragers darf nicht 
geerdet werden. 

Die von der Lei- 
tung an den Lei- 

stungsverstärker ab- 
gegebene Leistung 
muß wie die vom 
Mikrophonverstärker 
an die Leitung abge- 
zebene Leistung 
durch einen Impuüls- 
messer überwacht 
werden. Die Leistung 
hinter dem Leistungs- 
verstärker ist eben- 
falls zu kontrollieren, 
entweder optisch 
durch einen Impuls- 
messer oder besser 
akustisch durch ei- 
nen Kontrollautspre- 
cher, den man zu den 
Lautsprechern im 
Tagungsraum paral- 
lel schaltet und im 
Verstärkerraum auf- 
stellt. Hiermit kann 
nicht nur die Inten- 
sität sondern auch die Klanggüte der den Lautsprechern 
zugeführten Leistung überwacht werden, so daß etwa auf- 
tretende Verzerrungeg sofort bemerkt werden. 

Der Leistungsverstärker muß wie der Mikrophonver- 
stärker eine Möglichkeit enthalten, mit der man seine Ver- 
stärkung in genügend feinen Stufen über einen hinreichend 
großen Bereich ändern kann. Zweckmäßig ist auch hier 
ein Spannungsteiler vor der Endröhre zu verwenden, der 
gegen die Batteriespannungen blockiert ist, so daß man 
auch während des Betriebes die Verstärkung ändern kann, 
ohne daß Stromstöße auftreten, die ein lautes Knacken im 
Lautsprecher hervorrufen. 

Von diesem Regelwiderstand ist jedoch während des 
Betriebes nur der allervorsichtigste Gebrauch zu machen. 
Zeigt der Impulsmesser am Eingang des Leistungsverstär- 
kers zu wenig Leistung an, so ist dieser Mangel nicht 
im Leistungsverstärker zu beheben, sondern es ist zu- 
nächst die Eingangsleistung am Anfang der Fernleitung 
zu prüfen, also der Fehler auf den Mikrophonverstärker 
oder die Fernleitung einzugrenzen und nach Möglichkeit 


d 
| 
| 
f 
e 
f 


SE" 


Abb. 14. Leistungsverstärkergestell. 


An H. Bartels, El. Nachr. Techn. Bd. 6, S. 9. 


dort zu beheben. Allein für den Fall, daß ein Fehler nicht 
rechtzeitig gefunden werden kann, darf eine Neueinstel- 
lung der Verstärkung des Leistungsverstärkers und da- 
mit eine Abweichung von den aus dem Pegeldiagramm 
abzulesenden Werten gestattet werden. 

Den äußeren Aufbau eines Leistungsverstärker- 
gestelles für 200 W unverzerrt abgebbarer Leistung zeigt 
Abb. 14. Im oberen Teile befinden sich die Vorverstärker 
(links) mit dem Regelwiderstand und die Endröhre 
(rechts) mit den Kontrollinstrumenten für den Anoden- 
strom. Darunter sind die Schalt- und Überwachungsgeräte 
für die Stromversorgungsanlage angeordnet. 


Si % 200 500 %000 2000 5000 Hz 
Abb. 15. Das Amplitudenspektrum der Sprache. 


Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, auch am Lei- 
stungsverstärker einen einstellbaren Entzerrer einzu- 
bauen, selbst wenn die Ortsleitung durch besondere Netz- 
werke entzerrt ist. Für viele Räume ist nämlich eine ge- 
wisse Betonung des Frequenzgebietes um 3000 Hz wün- 
schenswert, da hierdurch mitunter die Verständlichkeit 
wesentlich gehoben werden kann, wenn sie durch ungün- 
stige Saalakustik, durch Nebengeräusche, die im Saal, in 
den Starkstromanlagen oder den Leitungen ihre Ursachen 
haben können, beeinträchtigt ist. Schaltet man den Ent- 
zerrer vor die Endröhre, etwa in der in Abb. 11 ange- 
gebenen Weise, so erreicht man, daß durch die relative 
Betonung der Frequenzen in der Umgebung von 3000 Hz 
die Endröhre nur unwesentlich stärker beansprucht wird. 
Die Amplituden der in dieses Gebiet fallenden Teiltöne 
sind, wie die in Abb. 15 wiedergegebene, von Crandall 
und MacCenzie!? aufgenommene Kurve zeigt, wesent- 
lich kleiner als die Amplituden der Teiltöne um 800 Hz 
und darunter, die allein Lautstärke und Ausnutzung der 
Endröhre bestimmen. Mit anderen Worten: vor der End- 
röhre schwächt der Entzerrer die Frequenzen unterhalb 
der Umgebung von 3000 Hz an einer Stelle, an der ihre 
Leistung noch geringeren Wert hat; eine Entzerrung 
hinter der Endröhre würde große Teile sehr wertvoller 
Leistung vernichten und die mit gegebenem Röhrenauf- 
wand zu erreichende Gesamtlautstärke in unzulässiger 
Wejse herabsetzen. Jede Schwächung und Entzerrung 
hinter der Leistungsröhre ist danach, gleichgültig, mit 
welchen Mitteln sie herbeigeführt wird, peinlichst zu ver- 
meiden”, da hiermit stets die Überschreigefahr der End- 
röhre wächst und die Übertragungsqualität leidet. Eine 
derartige unerwünschte Schwächung können z. B. die 
Kupferverluste in den Zuleitungen vom Leistungsver- 
stärker zu den Lautsprechern herbeiführen. 


6. Der Verlauf des Leistungspegels. 


Leistungspegellängsder Verbindung, 
Projektierung, Einstellung, Über- 
wachung. 

Wir beschreiben den Verlauf des Leistungespezels 
längs der Verbindung vom Mikrophon des einen zum Laut- 
sprecher des anderen Tagungsraumes an dem einfachsten 
Beispiel einer Verbindung von nur zwei Tagungsorten A 
und B. Sind mehr als zwei Tagungsorte zu beteiligen, so 
sind mehrere Fernleitungen durch Kunstschaltungen mit- 
einander zu verbinden. Es sind mehrere solcher Kunst- 
schaltungen bekanntgeworden, über die von anderer Seite 
berichtet werden wird; diejenige, die bei der Ferntagung 
der DFKG angewendet worden ist, ist in den genannten 
Aufsätzen im Europ. Fernspr. und in der ETZ genau be- 
schrieben. 

Abb. 16 zeigt die wichtigsten Bestandteile einer Ver- 
bindung von Tagungsräumen A und B. Der Einfachheit 


19 Crandall u. Mac Cenzlie, Bell. Syst. Techn. Journ. Bd. 1, 
2% DRP. Nr. 328 830. 


8. 116 


1002 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


4. Juli 1929 


halber ist die Vierdrahtgabel von der Vierdrahtleitung ab- 
getrennt worden, so daß die Ortsleitungen unmittelbar mit 
den ersten und letzten Vierdrahtverstärkern verbun- 
den sind. 

Bei der Aufstellung des Pegeldiagrammes, das unter 
die Skizze der Verbindung gezeichnet ist, beginnt man 
mit den Ausgangspegeln des ersten und letzten Vierdraht- 
verstärkers. Diese Verstärker sind so bemessen, daß eie 
bei einem Ausgangspegel von + 0,7 Neper am günstigsten 
arbeiten. Bei einer Verstärkung von 2,7 Neper für den 
Vierdrahtverstärker?! entspräche dies einem Pegel von 
— 2,0 Neper am Ende des Ortskabels, das den Mikrophon- 
verstärker mit dem Vierdrahtverstärker verbindet. Am 
Anfang des Ortskabels ist dieser Pegelwert um die Dämp- 
fung des Ortskabele zu erhöhen, z.B. um 0,5 Neper bei 
etwa 5 km Kabellänge, so daß am Ausgang des Mikrophon- 
verstärkers der Pegel — 1,5 Neper eingestellt werden muß. 


Die Fernkabelverbindungen sind so eingerichtet, daß’ 


sie beim Pegel 0 Neper eine Maximalleistung von rd. 5 mW 


Nierdiraht'streche 


< 


Zestseeg 
Wersrärker 


sl 


a 


dë fon fm së 5 ab be e 


Milkrsphan- 
Verstärker 


noch unverzerrt übertragen können”. DievonD. Thier- 
bach aufgenommene und in Abb. 17 wiedergegebene 
Kurve zeigt die Häufigkeit der Maximalleistungen einer 
Fernsprechverbindung beim Pegel 0 Neper. Bei einer ein- 
fachen Fernsprechverbindung 
wird diese Zuordnung der Maxi- 
malleistung zum Pegel 0 Neper 
von selbst durch den Wirkungs- 
grad der ZB-Stationen herge- 
stellt. Bei einer Ferntagung, bei 
der man mit Spezialmikrophonen 
und Mikrophonverstärkern ar- 
beitet, muß diese Zuordnung 
durch die Wahl der Verstärker 
künstlich hergestellt und sorg- 
fältig überwacht werden. 


Be 


2 4 5 6 7 mW 
Abb. 17. Häufigkeit der Maximalleistungen bei Sprache. 


1 


Bei dem genannten Zahlenbeispiel war der Ausgangs- 
pegel des Mikrophonverstärkers — 1,5 Neper. Einer Lei- 
stung von 5 mW beim Pegel 0 entspricht eine Leistung von 
5.e 2.15 = 025mW beim Pegel — 1,5 Neper. Der Im- 
pulsmesser am Ausgang des Mikrophonverstärkers darf 
also keine größeren Werte als 0,25 mW anzeigen, die Lei- 
stung soll aber auch von diesem Wert nicht allzu weit 
nach unten abweichen, damit das Verhältnis der Sprech- 
ströme zu den Störströmen möglichst günstig bleibt. 

Auf ähnliche Weise errechnet sich aus dem Pegelwert 
+ 0,7 Neper am Ende der Vierdrahtleitung und der Dämp- 
fung des Ortskabels von der Vierdrahtleitung bis zum 
Tazungsraum der Pegelwert am Eingang des Leistungs- 
verstärkers. Die diesem Werte entsprechende Maximal- 
leistung ist ebenfalls durch den zum Eingang des Lei- 
stungsverstärkers parallel geschalteten Impulsmesser zu 
überwachen. 


a H. Nottebrock u. R. Feldtkeller, Tel. u. Fernspr. Techn, 
Rd. 16, 8. 307. 
ss D Thierbach, Z. Techn. Phys. Bd. 9, S. 438. 


Abb. 16. Pegelverlauf der Fernverbindung. 


Vor den Übertragungen ist durch einen Versuch fest- 
zustellen, welche Verstärkung der Mikrophonverstärker 
haben muß, damit eine mittlere Sprachlautstärke vor den 


` Mikrophonen am Ausgang des Mikrophonverstärkers die 


gewünschte Leistung entstehen läßt. Desgleichen ist fest- 
zustellen, welche Verstärkung des Leietungsverstärkers 
eine genügende Sprachlautstärke im Tagungsraum ergibt, 
wenn die aus dem Pegeldiagramm errechnete Normal- 
leistung am Eingang des Leistungsverstärkers liegt. 
Bei zu leiser oder zu lauter Sprache eines Rednere 
ist im Bedarfsfalle nur die Verstärkung des Mikrophon- 
verstärkers zu ändern, bis beide Impulsmesser wieder 
normale Leistungen anzeigen. 


7. Echoerscheinungen. 


Echoerscheinungen, Selbsterregung, Maß- 
nahmen zu ihrer Unterdrückung. 


In jedem Tagunssraum bestehen unvermeidliche aku- 
stische Kopplungen zwischen den dort aufgestellten Mi- 
krophonen und L.autspre- 
chern. Durch die Aufstel- 
lung müssen diese Kopp- 
lungen soweit wie möglich 
herabgesetzt werden; der 
nicht zu beseitigende Rest 
gibt aber immer Anlaß zu 
störenden Echo- und Rück- 
kopplungserscheinungen. 

Die Sprache eines Red- 
ners im Tagungsraum A 
wird von den Mikrophonen 
aufgenommen, elektrisch 
zum Tagungesraum B über- 
tragen und in ihm durch 
Lautsprecher wiedergege- 
ben. Hier gelangt ein Teil 
der Schalleistung zu den 
Mikrophonen, von dort 
elektrisch nach dem Ta- 
gungsraum A zurück und 
ruft über seine Lautspre- 
cher ein Echo hervor, des- 
sen Stärke und Laufzeit 
mit den Eigenschaften der Verbindung stark variieren 
können. Das Echo kann nun so stark sein, daß es Laut- 
stärken von der Größenordnung der ursprünglichen, im 
Raum A gesprochenen Schallstärke annimmt. Es wird 
dann zum zweiten Male von den Mikrophonen im Raum A 
merkliche Schalleistung aufgenommen, und der oben be- 
schriebene Kreislauf beginnt von neuem. 


Ist die akustische Kopplung zwischen den Lautspre- 
chern und den Mikrophonen in beiden Tagungsräumen 


‚hinreichend groß, so kann auf diese Weise eine Selbst- 


erregung des gesamten Systems einsetzen, wodurch die 
Anlage unbrauchbar wird. Um diese Selbsterregung sicher 
zu vermeiden, hat man bei den bisherigen Anlagen von 
Hand die jeweils nicht benutzte Richtung soweit ge- 
schwächt, daß der Redner zwar noch bemerkte, wenn er 
durch einen Ruf von der anderen Seite unterbrochen 
wurde, daß Beifallskundgebungen übertragen wurden 
usw., daß aber eine Selbsterregung sicher vermieden 
wurde. | 


Dieses Umschalten von Hand kann nur als Notbehelf 
betrachtet werden; sobald Rückkopplungsperrer in geeig- 
neter Form entwickelt sind, wird man dieses Ein- und 
Ausschalten einer Schwächung in die jeweils nicht be- 
nutzte Leitung selbsttätig durch die Sprache vornehmen 
lassen, sofern wirtschaftlich nicht die Verwendung der 
Umschaltung von Hand geboten erscheint. 


Durch diese Maßnahmen werden auch die Echos, wel- 
che ihren Weg über die Fernleitungen und die am fernen 
Ende vorhandene Kopplung zwischen Lautsprecher und 
Mikrophon nehmen, soweit geschwächt, daß sie unschäd- 
lich leise zurückkommen. Darüber hinaus kann man die 
in längeren Vierdrahtverbindungen liegenden Echosper- 
rer eingeschaltet lassen, wodurch man diese Echos sicher 
und vollständig unterdrückt. Es soll aber hierbei betont 
werden, daß diese Echosperrer die Schwächung der Ge- 
genrichtung von Hand oder durch Rückkopplungssperrer 
nicht überflüssig machen, da ihre Verwendbar- 
keit eine an sich pfeiffreie Verbindung bereits voraus- 
setzt. 

Zusammenfassung. 


1. Nach kurzer Beschreibung der in den Jahren 1926 
bis 1929 veranstalteten Ferntagungen werden die An- 
forderungen zusammengestellt, die die Einzelteile 
einer Ferntazunesverbindung zu erfüllen haben. 


4. Juli 1929 


2. Es sind nur hochwertige Mikrophone und Laut- 
sprecher zu verwenden, deren Frequenzkurven ein 
genügend breites unverzerrt übertragenes Frequenz- 
band aufweisen und die den geringsten zeitlichen 
Veränderungen unterworfen sind. Die Anzahl der 
Mikrophone sowie die Anzahl und Größe der Laut- 
sprecher und ihre Unterbringung richtet sich nach 
der Tagungsart und den Eigenschaften der Ver- 
sammlungsräume. 

3. Die Mikrophonverstärker, die die elektrische Lei- 
stung der Mikrophone verstärkt den Fernleitungen 
zuführen, müssen für Sprache ein Frequenzband von 
mindestens 300 ... 4000 Hz und für Musik 50 ... 7000 Hz 
verstärken, die abgebbare Leistung muß einige Milli- 
watt betragen. Das Arbeiten des Mikrophonverstär- 
kers ist durch Impulsmesser an seinem Ausgang zu 
überwachen. 

4. Die Verzerrungen in den Ortskabeln, die bei ge- 
wöhnlichem Sprechverkehr unschädlich sind, müssen 
bei Verbindungen für eine Ferntagung wegen des 
nach oben erweiterten Frequenzbandes berücksich- 
tigt und durch Entzerrer beseitigt werden. Die Ver- 
zerrungen der Fernkabel werden durch die entzer- 
renden Fernsprechverstärker behoben. 

5. Die Leistungsverstärker sind den Tagungsräumen 
entsprechend mit 1..200 W unverzerrt abgebbarer 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 27 


1003 


Leistung zu wählen. Ihre Überwachung soll durch Im- 
pulsmesser und Kontrollautsprecher geschehen. Sie 
haben die gleichen Frequenzbänder wie die Mikro- 
phonverstärker zu übertragen, u. U. kann eine Her- 
vorhebung des Frequenzgebietes um 3000 Hz beson- 
ders günstig sein. Entzerrer dürfen nie hinter der 
Endröhre angewendet werden. 
6. Die Darstellung des Leistungspegels längs der Ver- 
bindung gibt wichtige Aufschlüsse über die Einstel- 
lung der Verstärker. Die Sprechströme müssen die 
Fernleitung mit bestimmter Leistung durchfließen, 
die nach oben durch die Höchstleistung der Röhren 
in den Fernsprechverstärkern begrenzt ist. Zu kleine 
Leistung ist ebenfalls unvorteilhaft, da dann die Lei- 
stung der Störgeräusche im Verhältnis zur Nutzlei- 
stung nicht mehr klein bleibt. Die Leistungen am 
Anfang und am Ende der Fernleitung müssen stän- 
dig durch Impulsmesser überwacht werden. Der Lei- 
stungsverstärker soll während der Übertragung nicht 
nachgeregelt werden, zu leise oder zu laute Sprache 
muß am Mikrophonverstärker ausgeglichen werden. 
Die Rückkopplungen, die durch akustische Kopplun- 
gen der Lautsprecher und Mikrophone zustandekom- 
men, erfordern eine Schwächung der jeweils nicht 
benutzten Übertragungsrichtung durch Rückkopp- 
lungsperrer oder von Hand. 


=] 


Die Bedeutung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 


Von Rechtsanwalt Dr. Rumpf, Berlin. 


(In Rechtsstreitizkeiten der letzten Zeit ist die recht- 
liche Bedeutung der Tätigkeit des VDE wiederholt dis- 
kutiert worden. Eine allgemeine Darlegung dieser Frage 
wird daher von Interesse sein. D. S.) 


L 


Der Verband Deutscher Elektrotechniker ist der Zu- 
sammenschluß der Gesamtheit der deutschen Elektrotech- 
nik. Er umfaßt die Kreise der Elektrizitätswerke, der 
elektrotechnischen Industrie, des Elektro-Installateurge- 
werbes, der Reichsstellen, die elektrische Betriebe haben, 
wie Reichspost, Reichsbahn-Gesellschaft u. a., der elektro- 
technischen Wissenschaft und Schulen sowie aller Per- 
sonen, die sonst noch mit der Elektrotechnik in Verbin- 
dung stehen. 

Als vornehmste Aufgabe ist ihm die Sorge für die 
Sicherheit elektrischer Anlagen, Maschinen und Geräte 
zuzefallen, die vornehmlich durch den Erlaß von Vor- 
schriften und die Überwachung ihrer Finhaltung aus- 
reübt wird. Die Entwicklung ist in Deutschland auf 
diesem Gebiet eigenartige Wege gegangen. Es hätte 
nahegelegen, auch für die Elektrotechnik den Erlaß der 
technischen Vorschriften, deren Beobachtung von jedem 
verlangt werden muß, der mit technischen Anlagen dieser 
Art zu tun hat, in die Hände staatlicher Behörden zu 
lezen, wie es z. B. für die technischen Vorschriften des 
Hochbaues durch Bauordnungen geschehen ist, die mit 
rechtsverbindlicher Kraft von den staatlichen Baupolizei- 

behörden erlassen worden sind. In außerdeutschen Län- 
dern ist dieser Weg zum Teil auch beschritten worden. 
In Deutschland dagegen hat von Anfang an der VDE, 
cine rein private Vereinigung ohne behördlichen Charak- 
ter, die Führung auf dem Gebiet der elektrischen Sicher- 
heitsvorschriften übernommen, und die Regierungen des 
Reichs und der Länder haben auf eine behördliche Re- 
gelung verzichtet, weil sie gesehen haben, daß in den 
VDE-Vorschriften, an denen die besten Köpfe der Theorie 
und Praxis Deutschlands dauernd ehrenamtlich mitwir- 
ken, etwas Vorbildliches und kaum zu Übertreffendes ge- 
schaffen worden ist. 

Infolge dieser Entwicklung ist in Deutschland das 
elektrische Sicherheitswesen eine Angelegenheit der 
Selbstverwaltung geworden. Der VDE ist somit ein 
Selbstverwaltungskörper, der zwar in 
enger Fühlung mitdeutschen Regierungs- 
stellen, aber ohne offiziellen Charakter 
die zgesamtenSicherheitsvorschriften für 
die deutsche Elektrotechnik erläßt. 

Dafür, daß seine Arbeit objektiv und dem Streit der 
Geschäftsinteressen entrückt ist, bürgt schon seine Zu- 
sarmmensetzung. Außerdem wird die unbedingte Sachlich- 
keit der Entscheidungen durch das Verfahren gewähr- 


leistet. Die erste Instanz sind die Kommissionen, in denen 
Erzeuger (elektrotechnische Industrie) und Verbraucher 
(Elektrizitätswerke, Installateure, Reichsbetriebe u. a.) 
gewöhnlich paritätisch vertreten sind, und zu denen auch 
andere Interessenten nach Bedarf zugezogen werden. Die 
Kommissionen stellen zunächst einen Entwurf auf, der 
öffentlich bekanntgemacht wird. Innerhalb einer län- 
geren Frist hat dann jeder, der sich für die Frage inter- 
essiert, Gelegenheit, Einwendungen zu erheben und Vor- 
schläge einzureichen. Das so gewonnene Material wird 
verarbeitet, und der endgültig fertiggestellte Entwurf 
muß dann den Vorstand, den Ausschuß und die Hauptver- 
sammlung durchlaufen. Erst dann erlangt die Vorschrift 
Gültigkeit und tritt an dem dafür bestimmten Tage in 
Kraft. Zu dem Zustandekommen einer Bestimmung 
müssen also vier nach ganz verschiedenen Gesichtspunk- 
ten zusammengesetzte Instanzen zusammenwirken, und 
der Öffentlichkeit ist breiteste Möglichkeit zur Mitwir- 
kung geboten. 


Die Objektivität des Verfahrens wird schließlich auch 
dadurch dokumentiert, daß — abgesehen von den Re- 
gierungstellen, die selbst elektrotechnische Betriebe 
haben — staatliche Zentralstellen rein behördlichen 
Charakters, wie z. B. das Reichsversicherungsamt, das 
Preußische Ministerium für Handel und Gewerbe u. a. 
dauernd in den Kommissionen des VDE mitarbeiten. 


Die große Bedeutung der Selbstverwaltung auf dic- 
sem Gebiet liegt darin, daß die Vorschriften elastisch 
bleiben und sich der sprunghaften Entwicklung der Elek- 
trotechnik schnell und leicht anpassen lassen. während 
Sicherheitsvorschriften in Form staatlicher Rechtsnormen, 
die ihrer Natur nach auf einen gewissen Dauerzustand 
abzielen, unbeweglicher und weniger anpassungsfähig 
sind. 

II. 


Selbstverständlich haben die Vorschriften des VDE 
an sich keine rechtsverbindliche Kraft; trotzdem sind sie 
von erheblicher rechtlicher Bedeutung. Sie stellen die 
anerkannten Regeln der Technik auf ihrem Gebiet dar 
und umschreiben somit den Kreis der im Verkehr er- 
forderlichen Sorgfaltspflicht: Wer in bezug auf elek- 
trische Anlagen und Geräte die VDE-Vorschriften beach- 
tet, ist insoweit gegen den Vorwurf schuldhaften Han- 
delns geschützt, während umgekehrt die Nichtbeachtung 
der Vorschriften bei allen Personen, die sie kennen müs- 
sen, in der Regel als Fahrlässigkeit anzusehen ist. Diese 
Bedeutung wird von den deutschen Regierungen und der 
deutschen Rechtsprechung allgemein anerkannt. 


Dabei ist es ohne Bedeutung, ob ein einzelner eine 
andere Ansicht hat als die in den VDE-Vorschriften fest- 
gelegte. Solanze eine Vorschrift, die nach dem oben Ge- 


1004 


sagten das Produkt außerordentlich sorgfältiger Beratun- 
een und Prüfungen ist, unverändert besteht, muß sie als 
allgemein gültige Richtschnur angesehen werden, auf 
Wer sich streng 
an die VDE-Vorschriften hält, darf auf keinen Fall der 
Gefahr ausgesetzt werden, daß ihm etwa auf Grund der 
abweichenden Ansicht eines einzelnen Sachverständigen 


die sich jeder einzelne verlassen kann. 


eine Verantwortlichkeit aufgebürdet wird. 
II. 


Über den Erlaß der Sicherheitsvorschriften hinaus ist 
es Aufgabe des VDE, über die allgemeine elektrische 


Sicherheit zu wachen. Für den Nichtfachmann ist es in 
den meisten Fällen so gut wie unmöglich, zu beurteilen, 
ob eine elektrische Anlage oder Maschine oder ein elek- 
trischer Apparat den Sicherheitsvorschriften entspricht 
oder nicht. Dies gilt ganz besonders von den elektrischen 
Gebrauchsgcegenständen des täglichen Lebens. 

Der VDE hat daher Prüfstellen eingerichtet, die Er- 
zeugnisse der elektrotechnischen Industrie untersuchen 
und den vorschriftsmäßigen die Berechtigung zur Füh- 
rung eines Prüfzeichens zusprechen. Dabei ist zweierlei 
zu beachten. 


1. Dieses Prüfzeichen bescheinigt nur die Überein- 
stimmung des Apparates mit den Sicherheitsvorschriften. 
Es sagt dagegen nichts aus über die Qualität, d. h. also 
über Bewertungsmomente außerhalb der Sicherheit, wie 
z. B. über Haltbarkeit und Lebensdauer (soweit diese 
nicht mit der Frage der Sicherheit zusammenhängen), 
Wirtschaftlichkeit im Stromverbrauch oder ästhetische 
Belange. 

2. In der Gewährung des VDE-Zeichens liegt keine 
Verurteilung der nicht mit diesem Zeichen versehenen 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 


4. Juli 1929 


Gegenstände. Diese können durchaus gleichwertig sein. 
Das VDE-Zeichen gibt lediglich die Gewißheit, daß 
dieser Gegenstand vorschriftsmäßig ist; daraus er- 
gibt sich logischerweise für die nicht geprüften Gegen- 
stände lediglich der Schluß, daß eine Gewißheit für ihre 
Vorschriftsmäßickeit nicht besteht: sie können den Vor- 
schriften entsprechen oder auch nicht. Darüber, welche 
der beiden Alternativen zutrifft, muß sich der Käufer 
durch eigene Untersuchung unterrichten, während er 
e beim Vorhandensein des VDE-Z.ıchens nicht nötig 
at. 


Die Allgemeinheit ist in hohes M-Be daran inter- 
essiert, nur zuverlässige elektrisene “ ;zenstände zum 
Gebrauch zu erhalten, denn andere kör a zu schweren 
Schäden und Unfällen führen. Dabei ist zu berücksichti- 
gen, daß dies für den Eigentümer des Gegenstandes nicht 
nur dann von Nachteil ist, wenn er die Schädigung am 
eigenen Leibe erleidet, sondern daß "sr “rebrauch unvor- 
schriftsmäßiger elektrischer Gerät unter Umständen 
auch eine zivilrechtliche und strafre: Y: liche Verantwort- 
lichkeit zur Folge haben kann. 


Der VDE dient also wichtigen i. 'rressen der Öffent- 
lichkeit, wenn er sich bemüht, ma. ’»lhafte Geräte dem 
allgemeinen Gebrauch fernzuhalter. Die Förderung ge- 
schäftlicher Interessen irgendwelchc. -Art kommt dabei 
nicht in Frage, das ergibt sich ars dem oben über die 
Organisation des Verbandes Gesagt La wird auch hier 
völlige Objektivität gewahrt. Je ù ; der sich um das 
Zeichen bewirbt, hat Anspruch da: af, es zu erhalten, 
wenn insbesondere die Bedingung crfüllt ist, daß der 
Gegenstand den Vorschriften entspricht. Eine Bevor- 
zugung einzelner ist ausgeschlossen. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftstelle: Berlin W 67, Potsdamer Btr. 68. 
Fernspr.: Amt Bi Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto "Nr. 213 12. 


Bekanntmachung. 


Betr. XXXIV. Jahresversammlung des VDE 
in Aachen 1929. 


Die gesamten Veranstaltungen der 1. Verbandsver- 
sammlung am Montag, dem 8. Juli 1929, in Aachen, und 
zwar die Eröffnungsansprache des Vorsitzenden, die Be- 
grüßungsansprachen der Gäste, der Vortrag des Ministe- 
rialdirektors i. R. Geh. Oberpostrat Dr.-Ing. E. h. Craemer 
über „Der Weltfernsprechverkehr” sowie die Ansprachen 
der befreundeten elektrotechnischen Vereine in Öster- 
reich, Ungarn und Holland werden durch die „Deutsche 
Welle“ sowie die „Westdeutsche Rundfunk A.G.” über- 
tragen. 


Kommission für Koch- und Heizgeräte. 


Nachstehend wird ein Entwurf zu einer Änderung 
des § 20 der „Vorschriften für elektrische Heizgeräte und 
elektrische Heizeinrichtungen, V.E.HzZz./1925“, soweit er 
sich auf Gerätedosen bezieht, bekanntgegeben. 


S 20. 


Erster Satz wie bisher. 

Gerätedosen müssen in allen ihren Teilen die Min- 
desttemperatur von 300° während 3 h aushalten, ohne 
praktisch an elektrischer oder mechanischer Festigkeit 
einzubüßen. 


Es ist beabsichtigt, diese Änderung des § 20 in die 
„Vorschriften für ‚elektrische Heizgeräte und elektrische 
Heizeinrichtungen“, die zur Zeit einer Neubearbeitung 
unterzogen werden, später aufzunehmen. 

Einsprüche sind in doppelter Ausfertigung bis zum 
1. September 1929 an die Geschäftstelle zu richten. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: 


Unterkommission für Meßwandler. 


Die in $ 26 der „Regeln für die Bewertung und Prü- 
fung von Meßwandlern“ genannten Bestimmungen der 
„Leitsätze für die Konstruktion und Prüfung von Wechsel- 
strom-Hochspannungsapparaten von einschließlich 1500 V 
Nennspannung aufwärts“ für die Lichtmaße und Prüf- 
spannungen der Primärseite von St ımwandiern bleiben 
bis auf weiteres in Kraft unbeschadet des Umstandes, daß 
die genannten Leitsätze an sich am 1. Juli 1929 durch 
die am gleichen Tage in Gültigkeit getretenen „Regeln 
für die Konstruktion, Prüfung und Verwendung von 
Wechselstrom-Hochspannungsgeräten für Schaltanlagen 
R.E.H./1929“ außer Kraft gesetzt worden sind. 

Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär. 
chirp. 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrötechniker. 


Berlin W 57, Kurfürstenstraße 15/16. 


I 


Ef 


Betrifft: Firmenkennfäden für isolierte Leitungen. 
Der Firma Kabelfabrik und Drahtindustrie Aktien- 
eesellschaft, Wien, ist das Recht erteilt worden, den dem 
VDE gesetzlich geschützten schwarz-roten Verbandskenn- 
faden in Verbindung mit einem schwarz-grün verdrilltten 
Firmenkennfaden in isolierten Leitungen, welche den 
Vorschriften des VDE für isolierte Leitungen in Stark- 
stromanlaren entsprechen, zu verwenden sowie die ge- 
schützte Bezeichnung „Codex“ neben den Typenhezeich- 
nungen dieser Leitungen zu führen. 
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
Zimmermann. 


Abschluß den Heftes: 29, Juni 1%9. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
20 000 Expl. 


E.C. Zehme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 
MN. 


m Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 


FEB MEER EEE abb aa ä RE Vi — 


4. Juli 1929 ETZ 1929, Heft 27 (VDE-Hauptversammlung 1929) 


LXXII 


Erdungsdrosseln für Starkstrom-gefährdete Fernmeldeleitungen. 


Mitteilung der AEG. 


Es ist bekannt, daß Einphasen-Wechselstrom- 
leitungen und unsymmetrische rehstromleitungen in 
parallel verlaufenden Schwachstromleitungen Span- 
nungen induzieren, die, wenn keine Schutzmaßnahmen 

etroffen sind. je nach dem Abstand der Leitungen und 
der Länge des Parallelverlaufs eine beträchtliche Höhe 
erreichen können. Dies gilt ganz besonders bei den 
Fernmeldeleitungen von Überlandzentralen und elek- 
trisch betriebenen Bahnen, wo man aus mehrfachen 
Gründen gezwungen ist, in unmittelbarer Nähe der 
Starkstromleitungen zu bleiben; ferner auch bei den 
Fernmeldekabeln des öffentlichen Verkehrs, soweit es 
die örtlichen Verhältnisse nicht erlauben, außerhalb 
derartiger Gefahrzonen zu bleiben. 

Zum Schutz derartiger Leitungen bringt die AEG 
eine Erdungsdrossel zur Anwendung (DRP. 455 108). 
Abb. 1 zeigt das Prinzipschaltbild. Die ausgezogenen 
Pfeile deuten die Stromrichtung der Sprechströme an, 
die gestrichelten Pfeile die Stromrichtung der induzier- 
ten Ströme. Die Drossel besteht aus zwei gleichen 
Wicklungen auf gemeinsamem Eisenkern, die so ge- 
schaltet sind, daß sich die Magnetfelder der Sprech- 
ströme addieren und die der induzierten Störströme 
einander aufheben. Die Störströme fließen über den 
geerdeten Mittelpunkt der Drossel zur Erde ab. Diese 


Starkstrom- 
leitung 


Fernmelde- 
leitung 


11767 


Abb. 1. 
Prinzipschaltbild der Erdungsdrosseln 


Anordnung bewirkt, daß die Spannung der Aderenden 
gegen Erde nach dem Ohmschen Gesetz stets festgelegt 
ıst als das Produkt aus der Stromstärke des induzierten 
Stromes und dem Kupferwider- 
stand der Drossel. An allen anderen 000 
Punkten der Leitung ist die 
Spannung geringer, sofern die 
Fernmeldeleitung auf der ganzen 
Länge zwischen beiden Drosseln 
gleichsinnig beeinflußt wird. 

Die praktischen Verhältnisse bei 
derartigen Anlagen liegen nun 
meist so, daß relativ wenige, aber EN 
entfernt liegende Teilnehmer mit- 
einander verkehren sollen, die ohne 
wesentliche Verzweigung entlang 
der Starkstromleitung liegen. Aus 
wirtschaftlichen Gründen kommen 
hier V ermittlungszentralen nicht 
in Frage; die Teilnehmer sind ab- 
schnittsweise an die gleiche Doppel- 
leitung angeschlossen und ver- 00.000 
kehren mit Wähler - Anruf. Als 
Rufstrom dient Wechselstrom von 
etwa 16?/;3 bis 25 Per/s und etwa 
100 V Spannung. Solche Anlagen 
sind insbesondere für die Deutsche 
Reichsbahn-Gesellschaft von der 
Firma Mix u. Genest für 15 Teil- 
nehmer an einer Doppelleitung ent- 
wickelt worden. 

Die Drosseln, die zwecks bester 
Ausnutzung ihrer Schutzwirkung 


Drahtdurchmesser müssen allen in Frage kommenden Be- 
lastungen durch die Induktionsströme Rechnung tragen. 

Unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse hat 
die AEG die in Abb. 2 dargestellte Drossel entwickelt. 


# 11768 


Abb, 2. 
Erdungsdrossel 
Diese wird in Abständen von etwa 25 bis 30 km parallel 
zum nächstliegenden Apparat angeschlossen. Der 
Verlauf des Scheinwiderstandes bei Ruffrequenzen 
ist in Abb. 3 dargestellt. Bei der Auswahl des magne- 
tischen Materials ist der Umstand ausgenutzt, daß diese 
hohen Scheinwiderstände bei niederen Frequenzen nur 
im Bereich von etwa 60 bis 100 V erforderlich sind. Mate- 
rial, Abmessungen und Wicklung wurden daher so 
wählt, daß für die niederen Frequenzen der Anstieg der 
Permeabilität der Feldstärke voll ausgenutzt en 
onnte 

Die Schutzwirkung der AEG-Drosseln erstreckt sich 
nun nicht nur auf die Doppelleitungen, in die sie ein- 
geschaltet sind, sondern, was besonders für Bahnanlagen 


| 


A 


N 


Wi 


S 
E 
Ei 
BE 
gë 


e 


EEEENNELBNGENE 
I NN TR 


E reen v 


unmittelbar parallel zu den Appa- Abb. 8. Scheinwiderstandskurve der Erdungsdrossel 


raten angelegt werden, müssen da- 

her so bemessen sein, daß sie sowohl für die Sprech- 
ströme als auch die niederfrequenten Rufströme einen 
so großen Scheinwiderstand haben, daß die Sprechver- 
ständigung nicht beeinträchtigt wird und die Ruf- 
ströme nicht unter die erforderliche Mindestspannung 
gedämpft werden. Der Ohmsche Widerstand und der 


wichtig ist, auch auf benachbarte Telegraphen- und 
Signalleitungen im gleichen Kabel, da die von dem 
induzierten Strom durchflossenen Leitungen als „Kom- 
- pensationsleiter‘‘ wirken und so die früher vorgeschla- 
‚gene kostspielige Unterbringung besonderer Kupfer- 
leiter im Kabel entbehrlich machen. 


LXXIV ETZ 1929, Heft 27 (VDE-Hauptversammlung 1929) 4. Juli 1929 


Dreinutmotor 


Normalauslegung |Sonderauslegung 


mit Spezial-Sterndreieckschalter für direkte Einschaltung 


Anzug mit Nenndrehmoment 2,2-faches Nenndrehmoment 


bei 1,6-fachem Nennstrom | bei 3,2-fachem Nennstrom 


SCHORCH-WERKE A. G., RHEYDT 


SC TER N An ag et - r ZC a GG, KA eh EE 


Dr siegi Guasenheimer 


Aktiengesellschaft Nürnberg 19 
Fabrik elektrischer Messgeräte 


JUL 3 11929 


AEG 


Petersenspulen 


als Überspannungsschutz 
für alle Netzspannungen 


Bisher geschützte 4 facher 
Netzlänge Erdumfang 


Geliefert 700 Spulen mit 
350000 kVA 


om Tg 


` 
a " E $ pg 


Leistung 


20000 A 
Erdschlußstrom 


In Auftrag 85 Spulen mit 
200000 kVA 
Leistung 


2500 A 
Erdschlußstrom 
Petersenspule fürs Freie 


6300 kVA, 100 A, 100 kV Größte 14000 kVA 
Einzelleistung 


Zonalez Kesselring, Das Schalten großer Leistun,tn 1005 Ge- Iinien-Verkett. - Dielektr. Verluste in ölgetränktem Papier 1027 — Die Be 
der Stade. Straßenbahn Dresden 1013 — Schwenkhagen, Buch- lastbarkeit v. Hochstromerd. u. verwandte Erwärmungsprobleme — Neue Norm- 

t for Generatoren 1016 — Hahn, Drahtloses Gegensprechen 1019 blätter des DNA 1028 — Energiewirtschaft 1029 — Vereinsnach- 
bernig, Die Elektrizität in Peru 1024. richten 1030 Sitzungskalender 1032 — Persönliches 1032 
u aseH au: Toftleiteranordnungen für rotierende Peilfunksender 1018 — Brieien d Schriftleit.: Ritter 1032 — Literatur: F. Kuchen- 
. Gasmengenmesser (Thomas-Messer) — Kathodenstrahloszillographen meister, K. E. Müller-Lübeck, K. Hoerner, Fr. Dietsche, M. v. Ardenne, J 
gereest Notbeleucht, der Fördermaschinenräume 1025 — Tem- Tuma, G. Schmidt, L. Roth 1032 — Eingegang. Doktordissertationen 1035 — 
o Teuchtidichie der amerik. Glühlampen d neuen Einheitsreihe — El. Geschäftl. Mitteilungen 1036 — Bezugsquellenvrerzeich- 


e Dico pei der Ford Motor Co. 1026 — Kraftfluß-Durchsetz. u. Kraft- nis 1036, 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 11. Juli 1929 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


1005 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W9 


50. Jahrgang 


Berlin, 11. 


Juli 1929 Heft 28 


Das Schalten großer Leistungen*. 


Von Fritz Kesselring, Berlin. 


Übersicht. Durch Gegenüberstellung eines entladungs- 
freien und eines entladungsbehafteten Stromkreises wird an 
Hand einer hydraulischen Analogie gezeigt, daß Stromkreise 
mit Entladungen sich nicht mehr geschlossen mathematisch 
behandeln lassen. Daher wird das Einschaltproblem in Teil- 
vorgänge aufgelöst und jeder einzeln behandelt. Die be- 
kannten Messungen an stationären Lichtbogen werden durch 
Messungen bei großer Stromstärke erweitert sowie die Be- 
dingungen für das Erlöschen eines Wechselstromlichtbogens 
abgeleitet. Die Anwendung dieser Überlegungen führte zur 
Konstruktion brauchbarer Schaltstücke für Ölschalter sowie 
zu vollkommen neuartigen Hochleistungs-Luftschaltern, von 
denen drei verschiedene Systeme genauer beschrieben 
werden. 


1. Der entladungsfreie und der entladungsbehaftete 
Stromkreis. 


Das Verhalten entladungsfrcier elektrischer Strom- 
kreise läßt sich mit Hilfe der Maxwellschen Theorie in 
einer Klarheit übersehen, wie sie in der Plıysik wohl ein- 
zig dasteht. Sowie jedoch Entladungen auftreten, und 
dies ist gerade bei den Problemen der Hochspannungs- 
und Hochleistungstechnik recht oft der Fall, versagt diese 
Theorie. Man ist gezwungen, die Erkenntnisse der Elek- 
tronentheorie und vor allem das Experiment hinzuzuziehen. 


Um dieses eigenartige gegensätzliche Verhalten der 
beiden genannten Theorien verstehen zu können, ist es 
nötig, sich ganz kurz ihre Grundannahmen zu vergegen- 
wärtigen. Beide Theorien gehen von der Existenz eines 
elektromagnetischen Feldes aus. Die Maxwellsche 
Theorie ordnet nun den beiden Grundvektoren & und 9 
je eine Strömung zu, u. Zw. geschieht diese Zuordnung in 
der denkbar einfachsten Weise, indem die elektrische 
Strömung ie proportional der elektrischen Feldstärke Ç, 
die magnetische Strömung im proportional der magneti- 
schem Feldstärke H gesetzt wird: 


Le = UE 
İm = HAN, 


Die beiden Hauptgleichungen der Maxwellschen Theorie 
sagen lediglich aus, daß die beiden Strömungen nicht un- 
abhängig voneinander sondern im wahrsten Sinne des 
Wortes miteinander verkettet sind. Als weitere Voraus- 
setzung gilt für diese Strömungen das Kontinuitätszesetz, 
d. h. die Divergenz von i ist in jedem Punkt der Strö- 
mung Null. Daraus geht hervor, daß die beiden Maxwell- 
chen Strömungen eine vollständige Analogie zur Flüssi«- 
keitsströmung unterhalb der kritischen Geschwindigkeit 
aufweisen, denn auch in diesem Falle ist die Stromdichte 
bzw. die Strömungszeschwindiskeit proportional dem 
ruckgefälle und die Divergenz ist Null. Wesentlich für 
die Universalität der Maxwellschen Theorie ist der Um- 
siand, daß es nicht nötig ist, irgendwelche Annahmen über 
dio Art des strömenden Mediums zu machen. Dieser grohe 
Vorzug hat anderseits zur Folge, daß die Maxwellsche 
Theorie bei Entladungsvorgängen versagt. 


Die Elektronentheorie betrachtet es als ihre 
Hauptaufgabe, die Bewegung der kleinsten elektrisch ge- 
ladenen Teilchen unter dem Einfluß des elektromarneti- 
schen Feldes zu ermitteln. Sie benötigt dabei noch die Ge- 
setze der klassischen Mechanik, Gaskinetik und der 
Wahrscheinlichkeitsrechnung. Auch im Gebiet der Elek- 


PF Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 18. XTL 1928. 
Dis Besprechung erscheint demnächst. 


tronentheorie spricht man von einer Strömung, dem 
sog. „Konvektionsstrom”, welcher unterhalb einer be- 
stimmten Grenzgeschwindigkeit der bewegten Teilchen 
ebenfalls das Charakteristische einer Flüssigkeitsströmung 
aufweist. Bei bestimmter Geschwindigkeit erlangen jedoch 
die bewegten Teilchen die Fähigkeit, durch Stoßionisation 
neue Ladungsträger zu bilden, so daß die Divergenz der 
Strömung dann nicht mehr Null ist. 


ör 
c) 
U 
“N 
-qu s 
dx 
U, 9 e) 


Abb. 1. Entladungsfreier und entladungsbehafteter Stromkreis. 


Ich möchte Ihnen nun das Wesen des entladungs- 
freien (Maxwellschen) und entladungsbehafteten (elek- 
tronentheoretischen) Stromkreises an lland einer hydrau- 
lischen Analogie etwas näher erläutern. In Abb. la wird 
von einer Pumpe Flüssigkeit nach dem Punkte P, des 
Rohres P,P} gepreßt. Der ganze Druckabfall zwischen 


ne P, betrage P, — P, lat]. Dann ist das Druck- 
refälle 

Wu — dP _Pı—P; 

p = dæ ~ 


Für die Strömungsgeschwindigkeit findet man im Gebiet 
unterhalb der kritischen Geschwindigkeit = 


v= k Pp. 
Die Konstante k stellt die Leitfähigkeit des Rohres 
P,P, dar und berechnet sich gemäß folgender Formel: 
> 
k= ia 
5 2 
Darin bedeutet r den Radius des Rohres und E den Zähig- 
keitskoeffizienten. In Abb. 1b ist der la entsprechende 
elektrische Stromkreis aufgezeichnet. Aus den dazu ge- 
schriebenen Bezjehungen ist die Analogie ohne weiteres 
ersichtlich. 

Abb. 1c zeigt einen Flüssigkeitsstromkreis, bei dem 
die Flüssigkeit aus einer halbkugelförmigen Brause mit 
dem Radius @ durch Öffnungen mit dem Querschnitt F aus- 
tritt und von einem darunterlierenden Teller mit dem 
Radius R wieder aufgefangen wird. Die Aufgabe, die 
Strömungsgeschwindigkeit v, in dem Abflußrohr des 
Tellers zu bestimmen, ist nun außerordentlich viel schwie- 
riger, als dies bei der Anordnung gemäß Abb. 1a der Fall 
war. Eine direkte Beziehung zwischen der durch dieses 
Rohr fließenden Flüssigkeitsmenge und dem Druck, den 


1006 


die Pumpe liefert, besteht nicht mehr, denn wie Abb.1d 
zeigt. erreichen bei höherem Druck nicht mehr alle Wasser- 
tröpfchen den Teller sondern ein Teil des Wassers fließt 
an dem Teller vorbei, d. h. es kann sogar der Fall ein- 
treten, daß mit höherem Druck die Flüssigkeitsmenge in 
Dieser Fall würde einer Gas- 
entladung mit fallender Charakteristik entsprechen. Wie 
ist es zur Berechnung 
von Da notwendig, die Bahn jedes einzelnen Wassertröpf- 
chens zu ermitteln und festzustellen, ob diese Bahn noch 
innerhalb des Tellers mündet oder daran vorbei geht. Die 
Geschwindigkeit ist daher eine komplizierte Funktion des 
Druckes, des Tellerradius, des Krümmungsradius a 
ch 
glaube, daß man schon an dieser einfachen Gegenüber- 
stellung einer Flüssigkeitsströmung gemäß Abb. 1a und łc 
erschen kann, wie außerordentlich kompliziert die Pro- 
bleme der entladungsbehafteten Stromkreise sind. Ein 
‚in dem sich eine Entladung, 
z. B. ein Lichtbogen, befindet, bietet daher unendlich viel 
größere Schwierigkeiten als die komplizierteste Anord- 
Bei unseren weiteren Betrach- 
tungen sind wir deshalb gezwungen, wesentliche Verein- 


sehr oft werden wir nur Teil- 
probleme behandeln können und müssen dieselben dann 


dem Abflußrohr abnimmt. 
aus Abb. le und 1d hervorgeht, 


Brause, der Durchtrittsöffnungen der Brause usw. 


Stromkreis gemäß Abb.1e 


nung ohne Entladung. 


fachungen einzuführen; 


zum Teil gefühlsmäßig in das Gesamtbild einordnen. 


2. Das Einschalten großer Leistungen. 


Ein elektrischer Stromkreis kann sich in vier Betriebs- 
zuständen befinden, nämlich: Er ist geschlossen oder 
er ist offen; beide Betriebszustände fallen in das Ge- 
biet der Maxwellschen Stromkreise und sollen deshalb 
nicht weiter erläutert werden. Ferner: Der Stromkreis 
wird geschlossen oder wird geöffnet. Bei diesen 
vorübergehenden Zuständen treten im allgemeinen Ent- 
ladungen auf, mit denen wir uns im folgenden näher be- 
schäftigen müssen. Wir beginnen mit dem Einschalten, 
u. zw. aus folgendem Grund: 


Spannung 


Strom 


Widerstand 
Abb. 2. Einschaltvorgänge. 


Beim Einschalten kann bei Annäherung der Elek- 
troden eine Entladung in Form eines Funkens oder Licht- 
bogens entstehen. Diese Entladung wird jedoch beim Auf- 
einandertreffen der Elektroden zwanesmäßig zum Erlö- 
schen gebracht, falls der Strom nicht außerordentlich groß 
ist, so daß dadurch Komplikationen entstehen. Daraus 
folet: Die Entladung ist für den Ablauf des Einschalt- 
vorganges nur von unterzeordneter Bedeutung. Ganz an- 
ders liegen die Verhältnisse beim Ausschalten. denn die 
Beendigung des Ausschaltvorganges hängt einzig und 
allein von dem Abklingen bzw. Erlöschen des Entladungs- 
vorganges ab. Der Ausschaltvorzang ist wesentlich be- 
stimmt durch das Verhalten der Entladung. 

In Abb. 2a...e sind fünf verschiedene Arten des Ein- 
schaltens zusammengestellt. Abb. 2a entspricht dem Ein- 
schalten eines Niederspannunsstromkreises. Der Wider- 
stand r geht bei Berührung der Kontakte von seinem 
Wert œ auf den Übergangswiderstand R zurück, die 
Spannung u zwischen den Kontakten und der Strom i stei- 
gen nach einer Exponentialfunktion an. Abb. 2b ist inso- 
fern geändert, als die Kontaktstücke aufeinander gleiten, 
wobei vorausgesetzt wird, daß die Leitfähigkeit zwischen 
den Kontakten proportional ihrer Berührungsfläche sei, 
woraus man für die zeitliche Abhängigkeit des Übergangs- 
widerstandes das Gesetz 

r= ne fl) 
erhält, welches als Schaltfunktion bezeichnet wird. Der 
Verlauf von Widerstand, Spannung und Strom entspricht 
im wesentlichen Abb. 2a, nur sind alle Übergänge jetzt 
stefig. Abb.2c zeigt die Einschaltung über eine Funken- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


dar, über die wir am besten informiert sind. 


Höchstwerte der elektrischen 
dere besteht direkt vor der Katode ein sehr hohes elektiri- 
Der so gekennzeichneten Feldverteilung ent- 


spricht die senkrecht schraffierte Verteilung 
ladung. 


sches Feld. 


machen. 


Durchbruchtehistrke von (fasen. 
enthält a. S. 94 umfangreicbes Literaturverzeichnis. 


11. Juli 1929 


strecke. Der Widerstand der Entladung berechnet sich 


nach dem Toeplerschen Gesetz zu 


REN. AEN 
fidt 


in Abb. 2b. Das Abklingen des Stromes hängt damit zu- 
sammen, daß der Kondensator sich entlädt. In den Abb. 2d 
und 2 e sind schließlich Stromkreise mit Glimm- bzw. Licht- 
bogenentladung angedeutet. Es wäre aber ein ganz unmög- 
licher Versuch, bei diesen Stromkreisen den zeitlichen 
Verlauf von u, i und r anzugeben, denn wir wissen über 
die stationären Vorgänge noch derart wenig, daß es voll- 
kommen unmöglich ist, Aussagen über die Ausgleichvar- 
gänge im Gebiet dieser Entladungsformen zu machen. Es 
sind deshalb nur die Charakteristiken dieser Entladungen 
und der Verlauf des Widerstandes in Funktion des Stromes 
aufgetragen. Man sieht, und dies ist für unsere weit>ren 
Betrachtungen von Wichtigkeit, daß im Gebiet der Glimin- 
entladunz (Abb. 2d) mit zunehmendem Strom die Span- 
nung an der Entladung zunächst absinkt, dann ein Mini- 
mum erreicht und über ein experimentell nur schwierig 
verfolgbares (Gebiet stetig in die Liehtbogenspannung über- 
geht. Der Widerstand nimmt dauernd ab und erreicht bei 
Borenentladungen großer Stromstärke sehr kleine Werte. 
Über die Schaltfunktion können wir nur das eine aussaren, 
daß sie sicherlich von sehr vielen Größen abhängt. Neben 
den elektrischen Größen werden Druck, Temperatur, Luft- 
strömung, Elektrodenmaterial usw. eine ausschlaggebende 
Rolle spielen. 

Verzegenwärtiren wir uns die Vorgänge, welche beim 
Einschalten eines Schaltgerätes vorsichzcehen, so spielen 
sie sich in folgender Reihenfolge ab: Bei Annäherung der 
Elektroden tritt zunächst ein Funkenüberschlag (Abb. 2c) 
auf, der über eine Glimmentladung (Abb. 2d), welche 
meist vollkommen verkümmert ist, in die Lichtbogen- 
entladung (Abb. 2e) übergeht. Dann kommen die Schalt- 
stücke zur Berührung und gleiten aneinander entlang, 
welcher Vorgang Abb. 2b entspricht. Schließlich ist der 
vollständige Kontaktschluß gemäß Abb.2a erreicht, d. h. 
bei jedem Einschaltvorgang können die in Abb. 2 zusamınen- 
gestellten Teilvorgänge auftreten, wobei sie sich im allge 
meinen in der Reihenfolge: c — d — e — b — a abspielen. 
Eine geschlossene mathematische Lösung des geschilderten 
Einschaltvorganges, welche ausgehend von der Aufstellung 
der Grundgleichung unter Berücksichtigung der Anfangs- 

“und Randbedingungen das Problem löst, ist vorläufig 
vollkommen aussichtslos. Wir müssen daher von dem 
Hilfsmittel Gebrauch machen, die Teilvorgänge einzeln zu 
diskutieren, um dann diese Teilergebnisse zu einem Ge- 
samtbild zusammenzusetzen. Wenn diese Art der Betrach- 
tunzsweise auch nicht vollkommen streng ist, so gestattet 
sie doch, einen tieferen Einblick in den Ablauf des Ein- 
echaltvorganges zu gewinnen. 
Wir beginnen mit der Funkencentladung. Ihre Theorie 
ist durch die Untersuchungen vonTownsendundSchu- 
mann, sofern es sich um den Durchschlag von gasförmi- 
gen Medien handelt, zu großer Vollkommenheit entwickelt 
worden. Hingegen besteht zwischen dem auf Grund dieser 
Theorie berechneten zeitlichen Verlauf einer Funken- 
entladung und dem Experiment noch eine große Diskre- 
panz. Die Entladungen verlaufen rund tausendmal schne!- 
ler, als es die Theorie voraussagt. 


H 
— TO.) 
u, i und r verlaufen bis zum Maximum von € ähnlich wie 


Es erscheint jedoch 
aussichtsreich, durch Hinzuziehung der angeregten Atom- 


il 


UH 


H 


W 
d 


D 


verbände zur Ausbildung der Elektronenwolke beim Dutch: 


schlag diese Schwierigkeit zu beseitigen. 


Die Glimmentladung stellt diejenige Entladungsiorm 


Spannunrs-, 


Feld- und Raumladungsverteilung einer normalen Glimum- 


um längs der positiven 


Feldstärke &. 


Die unmittelbar vor 


ı Toep 


der Kathode 


ler, Ann. Phys. Bd. 21 (19061, S. 220. 


entladung sind in Abb. 3 zusammengestellt. Man sieht, dab 
die Spannung, auszehend von der Katlıode, zunächst stark 
ansteigt, dann längs des Faradayschen Dunkelraumes au: 
nähernd konstant bleibt, 


Sänle 
proportional anzusteigen. 


Kurz vor der Anode zeigt sich 


im allgemeinen nochmals eine größere Zunahme der 
Spannung; dem Kathoden- und Anodenfall entspreche 


n 


Insbeson- 


der Raum- 
Für unsere weiteren Betrachtungen ist vor allem 


die Erkenntnis von Wichtigkeit, daß sich vor der Kathode 
eine große positive Raumladung befindet. 
dieser Raumladung kann man folgendermaßen plausibel 


liegenden 


Die Entstehunz 


Schumann, Ei 
Verlag Julius Springer, Berlin 197 


11. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


1007 


Elektronen werden beschleunigt und erhalten nach 
Durchlaufen einer gewissen Weglänge eine so große Ge- 
schwindigkeit, daß sie durch Stoßionisation weitere Elek- 
tronen abspalten. Da die Masse der so entstehenden Ionen 
ungemein viel größer ist als die der Elektronen, bewegen 
sich diese nur ganz langsam gegen die Kathode, d. h. es 
muß tatsächlich vor der Kathode eine Wolke von Ionen 
sich befinden, durch die die positive Raumladung gegeben 
ist. Wir hatten an Hand der Abb.2d und e gesehen, daß 
die Glimmentladung bei 

Steigerung des Stromes 

stetig in die Lichtbogen- u 

entladung übergeht. Die- WS 

sem stetigen Übergang d 
folgen auch die Kurven 
der Abb. 3. Die Gesamt- 
spannung verringert sich, 
ebenso geht der Kathoden- 
fall zurük und kann 
kleinste Werte bis zu etwa 
12V erreichen. Der cha- 
rakteristische Verlauf bleibt 
jedoch der gleiche. 


7 


Abb. 4 Ölschalter nach 
Einschalten von etwa 130 000 A. 


Abb. 3. Glimmentladung. Ver- 
lauf von Spannung U, Feldstärke 
Πund Raumladung o 


Wir kommen nun zum Gleiten der Kontakte gemäß 
Abb. 2b. Sofern es sich um kleinere Stromstärken handelt, 
läßt sich dieser Vorgang mit Leichtigkeit übersehen. Hin- 
gegen ist es bekannt, daß bereits die Vorgänge an Kommu- 
tatoren rechnerisch sich kaum mehr übersehen lassen. Erst 
neuerdings bricht sich die Auffassung Bahn, daß die bei der 


Abb. 5. Kontaktabhebung durch elektrodynamische Einwirkung. 


Kommutation beobachteten Schwierigkeiten zum Teil glei- 
cher Art sind wie diejenigen beim Einschalten großer 
Ströme. Schaltet man nämlich Ströme in der Größen- 
ordnung von 50... 150 000 A ein, so zeigen sich bei Verwen- 
dung normaler Schaltstücke verheerende Wirkungen. Bei 
dem Ölschalter der Abb. 4 sind nach Einschalten von etwa 
130 000 A die Schaltstücke und Stromverbindungsbrücken 
abgebrochen, der Isolationszylinder zerstört und der Kes- 
sel abgetrieben worden. Nachdem wir festgestellt hatten, 
daß eine Verstärkung bzw. Vermehrung der Anzahl der 
Kontaktfinger praktisch wirkungslos blicb, haben wir uns 
entschlossen, den Einschaltvorgang systematisch zu unter- 
suchen, wobei wir mit der elektrodynamischen Kontakt- 


abhebung infolge Stromzusammendrängung im Berüh- 
rungspunkt begannen. Abb. 5 zeigt links eine experimen- 
telle Aufnahme der Stromverteilung in einem Schaltstück, 
wobei angenommen wird, daß der Berührungspunkt der 
beiden Kontakte einen Durchmesser d aufweist. Es ist 
ohne weiteres klar und in der Literatur? schon vielfach 
erwähnt worden, daß durch diese Stromverteilung be- 
trächtliche abstoßende Kräfte hervorgerufen werden. Da 
ihre Berechnung schwierig und wenig zuverlässig ist, 
haben wir versucht, durch Messungen Einblick in die Ver- 
hältnisse zu gewinnen. Abb. 6 zeigt die bei den Versuchen 


Abb. 6 Waage zur Bestimmung der elektrodynamischen Kräfte 
beim Einschaltrorgang. 


verwendete Waage nebst dem Stromkreis. Die kleinen 
Bügel am linken Ende des Waagebalkens tauchten 
in Quecksilbernäpfe ein. Der Durchmesser der ein- 
tauchenden Stifte konnte in weiten Grenzen ver- 
ändert werden, ebenso das Maß a in Abb.5. Die ersten 
Meßreihen wurden mit einem einzigen Bügel durchgeführt, 
welcher sich entweder in der ausgezogenen oder punktier- 
ten Lage befand. Vorausgesetzt ist, daß sich die Haupt- 
stromschleife so schließt, daß der punktierte Bügel inner- 
halb, der ausgezogene außerhalb der Schleife liegt. Dieser 
Anordnung entsprechend müssen die Kräfte auf den aus- 
gezogenen bzw. punktiert gezeichneten Bügel verschieden 
sein, was durch die Kurven in der gleichen Strich- 
art wiedergegeben wird. Man findet so z. B. bei a = 20 mm, 
d=05mm und e= 10000A pro Finger eine abhebende 


G: se 50g 


30 60 


90° 


Abb. 7. 


Kontaktabhebung durch Stol:. 


Kraft von 9,6 kg auf den äußeren Bügel. Die Verhältnisse 
ändern sich jedoch sofort grundlegend, falls man zwei 
Finger gegenüber anordnet, wie dies ja bei beinahe allen 
Fingerschaltstücken der Fall ist. Die Kräfte gehen dann 
auf einen Bruchteil zurück, wie aus den unteren Kurven 
zu ersehen ist. Bei richtiger Wahl des Maßes a ist es 
sogar möglich, die abhebende Kraft vollständig zu kom- 
pensieren. Macht man das Maß a noch kleiner, so werden 
die Bügel bzw. die Kontaktfinger bei jeder Stromstärke 
angepreßt. 

Auf Grund dieser Erkenntnis wurden Versuche mit 
Schaltstücken älterer Konstruktion durchgeführt, bei de- 
nen die Verhältnisse so lagen, daß eine anziehende Wir- 
kung der Kontaktfinger auftreten mußte. Diese Versuche 
haben ergeben, daß eine Besserung auftritt. Ein einwand- 
freies Einschalten war aber über den ganzen Strombereich 
nicht möglich, es traten noch starke Verbrennungen ein. 
Die Untersuchungen wurden unter Hinzuziehung der 
Zeitlupe durchgeführt, wobei sich folgende für die Wei- 

? Brühlmann, Bull. SEV Bd. 16, 8.81. — Roth, Hochspannungs- 


technik, Verlag Julius Springer, Berlin om — Kopeliuvwitsch, 
ETZ 1928, S. 676. 


1008 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


11. Juli 1929 


terentwicklung äußerst wichtigen Erscheinungen heraus- 
stellten. Die Auswertung des Filmes zeigte ganz klar, 
daß auch bei stromlosem Einschalten Kontaktabhebungen 
auftraten, welche sich in Form schwach gedämpfter 
Schwingungen bemerkbar machten. W. Estorff hat 
schon wesentlich früher ähnliche Beobachtungen mit 
Hilfe des Oszillographen gemacht, wobei sich zeigte, daß 
auch beim Einschalten geringer Ströme eine von Null ver- 
schiedene Einschaltarbeit auftrat. Von ihm stammt der 


A 4 7073 


Abb. 8 Kontaktabhebung durch Gasentwicklung. 


Vorschlag, diese Schwingungen durch Anordnung einer 
Stoß- bzw. Reibungsdämpfung zu unterdrücken. Dieser 
Vorschlag war zunächst infolge konstruktiver Schwierig- 
keiten kaum anwendbar erschienen, wurde jedoch wieder 
aufgegriffen und führte zu einem vollen Erfolg. 


100 


— E 


— — — — Glimmentladung 
Bogenentladung 


Abb. 10. Einfluß des Elektrodenabstandes ! auf 
Kathodenfall U, und Gesamtspannung U (nach 
Wehrli?) 


Welche verheerenden Folgen die Kontaktabhebung 
dureh Stoß haben kann, soll an Hand der einfachen An- 
ordnung gemäß Abb. 7 erläutert werden. Der bewegliche 
Kontaktstift hat zusammen mit der Traverse des Ölschal- 
ters die verhältnismäßig große Masse m,, gegenüber der 
die Masse m, des kugelförmigen, feststehenden Kontakt- 
fingers sehr klein ist. Der Kontaktstift bewegt sich mit 
einer Geschwindigkeit von 2 m/s gegen den Kontakt- 
finger ma, welcher durch eine Feder mit 5 kg angepreßt 
wird. Bei Annahme eines rein elastischen Stoßes wird 
dem Kontaktfinzer m, beim Zusammentreffen eine An- 
fangsscschwindigkeit von 

Və = 2 V; cos a 
erteilt. Die kinetische Energie wird in potentielle Ener- 
gie, welche sich in der Kontaktfeder aufspeichert, umge- 
wandelt. Aus der Gleichheit dieser beiden Energien be- 
rechnet man eine Kontaktabhebung, wie sie in Abb. 7 auf- 
getragen ist. Man sieht, daß bei zentrischem Stoß der be- 
wegliche Kontakt bis zu 8 mm abgehoben wird, während 
nur bei genau tangentialem Stoß keine Abhebung auftritt. 
Dieser Fall läßt sich jedoch praktisch nie verwirklichen. 
Wird die Bewegung von m, gedämpft, entweder durch 
Reibung an festen oder flüssigen Körpern, so läßt sich in 


3 Wehrli, Helvetica physica acta Bd. 1, 8. 323. 


Abb. 11. Temperaturverteilung längs einer 
Stabelektrode (nach Wehrli). 


einfacher Weise erreichen, daß die Kontaktabhebung voll- 
kommen verschwindet. Die Größe der Dämpfung ist der 
Rechnung ohne weiteres zugänglich. "` 

Bei ungedämpften Kontakten tritt jedoch noch eine 
weitere Schwierigkeit hinzu. Sowie auch nur die ge- 
ringste Kontaktabhebung auftritt, entsteht zwischen den 
getrennten Kontakten ein Lichtbogen. Dieser Liehtbogen 
erzeugt Gase, welche sich zwischen den Kontaktflächen 
ausbreiten und einen bestimmten Druck auf die Kontakte 


Abb. 9. Richtig bemessene Schaltstücke nach fünfmaliger 
Einschaltung von Strömen bis zu 80 000 A. 


ausüben. An Hand der Anordnung Abb.8 habe ich eine 
einfache Rechnung durchgeführt, um die kontaktabheben- 
den Kräfte infolge Gasentwicklung zu ermitteln. Dabei 
wurde angenommen, daß sich der bewegliche Kontakt in 
1 mm Entfernung vom feststehenden befindet. Die Ein- 
schaltarbeit verläuft im wesentlichen nach einer Kosinus- 
linie, die Gasmenge in heißem Zustand ist der Arbeit in 
erster Annäherung proportional. Zusammen mit dem 
Newtonschen Gesetz ergibt sich dann für den Ablauf des 


Vorganges eine nichtlineare Differentialgleichung zweiter 


Ordnung, welche man jedoch ohne große Mühe graphisch 
lösen kann. Das Ergebnis ist in Abb. 8 für die dort an- 
gegebenen Annahmen zusammengestellt. Man sieht, daß 
sich der Kontakt zunächst kaum und, dann schneller und 
schneller vom feststehenden entfernt. Die maximale ab- 
hebende Kraft P erreicht einen Wert von etwa 13 kg. 


2 Jom 


— — — — Glimmentladung 
Bogenentladung 


Abb. 12. Temperatur der Kathode. 


Dieser Höchstwert der Kraft wird nach 3-10 s er- 
reicht. Es ist ohne weiteres klar, daß die Kontaktabhe- 
bung durch Gasentwicklung sofort verschwindet, falls es 
durch richtige Dämpfung der Kontaktfinger gelingt, eine 
erstmalige Trennung bei der Berührung zu verhüten. 


Daß die geschilderten Überlegungen richtig sind, 
zeigte der Versuch mit Schaltstücken, welche elektro- 
dynamisch abgeglichen und hydraulisch gedämpft waren. 
Mit den in Abb. 9 zusammengestellten Kontakten wurden 
fünfmal hintereinander Ströme bis zu 80000 A eingeschal- 
tet, ohne daß sich dabei nennenswerter Abbrand und Gas- 
entwicklung zeigten. Bei dem vielfingrigen Schaltstück 
konnte überhaupt keine Spur von Abbrand mehr festge- 
stellt werden, ein Ergebnis, das selbst unsere kühnsten 
Erwartungen übertroffen hat. 


Man könnte denken, daß nun nach vollendeter Ein- 
schaltung sämtliche Schwierigkeiten überwunden sin 
dies trifft jedoch nicht zu, denn man macht unter Umstän- 
den die Beobachtung, daß zwar die Einschaltung an sich 
einwandfrei verlaufen ist, daß jedoch ein Ausschalten des 
Schalters nicht mehr möglich ist infolge Zusammenkle- 
bens der Schaltstücke. Unsere Untersuchungen haben klar 
gezeigt, daß es für jedes Schaltstück einen sog. Klebe- 
strom gibt. Wird dieser kritische Stromwert überschrit- 
ten, so schweißen die Kontakte zusammen; unterhalb 
dieses Stromes lassen sie sich ohne Schwierigkeiten tren- 


Po Jė n TEEN 


11. Juli 1929 


nen. Aus grundlegenden Untersuchungen von Holm*, 
welche im Forschungslaboratorium des Siemens-Konzerns 
durchgeführt wurden, geht hervor, daß diese Erscheinung 
restlos aus der Spannung zwischen den Schaltstücken 
beim Stromdurchzang erklärt werden kann. Holm hat 
nämlich das wichtige Gesetz bewiesen, daß die Tempe- 
raturverteilung in den Kontakten und die Verteilung der 
elektrischen Feldstärke, abgesehen vom Maßstab, überein- 
stimmen. Einer bestimmten Spannung zwischen den Kon- 
takten entspricht deshalb eine bestimmte Temperatur. Das 
Zusammenkleben tritt auf in dem Moment, in dem das 
Material schmilzt bzw. anfängt zu sintern. Dieser Tem- 
peratur entspricht eine ganz bestimmte Feldverteilung 
und damit ein kritischer Spannungsabfall an der Berüh- 
runestelle. 

Nachdem diese Verhältnisse sich auf Grund dieser 
Theorie und einer großen Zahl von Versuchen bei grober 
Stromstärke geklärt haben, war es möglich, die Schalt- 
stücke auch bezüglich des Klebestromes richtig zu dimen- 
sionieren. Damit haben wir alle Vorgänge, welche beim 
Kinschalten auftreten können, gestreift und gesehen, daß 
die richtige Anwendung der Erkenntnisse zu brauchbaren 
Konstruktionen geführt hat. 


3. Das Ausschalten großer Leistungen. 


Wir hatten bereits unter 2. erwähnt, daß der Aus- 
schaltvorzang wesentlich bestimmt ist durch das Verhal- 
ten der Entladung. Um den Entladungsvorzsang in einem 
für das Ausschalten günstigen Sinne steuern zu können, 
ist es daher erforderlich, möglichst genau den Mechanis- 
mus der Entladung zu kennen. Leider sind aber die Vor- 
gäinge, wie ich an Hand der Abb. 1 zu erläutern versuchte, 
derart verwickelt, daß es bis heute nicht gelungen ist, 
eine geschlossene Theorie der Bogenentladunz aufzu- 
stellen. Immerhin sind schon Ansätze dazu vorhanden, 
welehe gestatten, den Vorgang in großen Züsen zu be- 
schreiben. Die Lichtbogenthevrie geht im wesentlichen 
von zwei Grundzesetzen aus, nämlich dem Energiesitz 
und dem Poissonschen Satz. Die sich daraus ergebenden 
Schlulfolgserungen sind aber noch so unsicher, daß wir 
uns nicht mit ihrer Diskussion aufhalten wollen sondern 
uns gleich den durch das Experiment sicherrestellten Er- 
eebnissen zuwenden. 


V 


1 2 3 4% s 6 7 8 828 V 


Abb. 13. Charakteristik eines Wechselstromlichtbogens in Luft. 


Dabei sollen zunächst einige Messungen der Physik 
angeführt werden, welche sich über Strombereiche bis 
zu etwa 2 A erstrecken. Im Anschluß daran erläutern 
wir Messungen bei großen Strömen bis zu 10000 A. Durch 
Vergleich der beiden Messungen soll geprüft werden, in- 
wjeweit die Meßresultate der Physik ohne Fehler auf das 
Verhalten des Lichtbogens bei großen Strömen anzewen- 
det werden dürfen. Abb. 10 zeigt klar, daß sowohl im Ge- 
biet der Glimm- als auch der Lichtbogenentladung der 
Kathodenfall unabhängig von der Lichtbogenlänge ist, 
während die Gesamtspannung aın Lichtbosen mit schr 
groBer Genauigkeit proportional der Lichtbogenlüngze ist. 
ben Zusammenhang zwischen Lichtboxzenspannung und 
Strom hatten wir bereits an Hand der Abb.2d und e er- 
läutert. Als wesentliches Ergebnis hat es sich gezeigt, 
daß die Lichtbogenspannung mit zunehmendem Strom ab- 
nıranmt. Abb. 11 vermittelt einen Einblick in die Tempe- 
raturverteilung längs einer stabförmiren Elektrode. Der 
l.ichtbogenkrater befindet sich bei der Abszisse 0, die 
T'ernreratur fällt beim Eindringen in den Stab ab infolge 
der Wärmeabgabe an die Umgebung. Als Temperatur 


2 R. Holm u. E. Holm, Wiss. Veröfl. Siem.-Konz. Bd. 7, S. 217. 
t M. Webrli, wie Fußnote & 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


1009 


der Stirnfläche findet man bei 1 A Gleichstrom rd. 3100 ° 
abs. Weitere Messungen der Kathodentemperatur in Ab- 
hängigkeit vom Strom sind in Abb. 12 zusammengestellt, 
welche zeigt, daß mit zunehmendem Strom die Kathoden- 
temperatur vollkommen stetig zunimmt. Auch im Ver- 
lauf der Temperatur zeigt sich ein stetiger Übergang von 
der Glimm- in die Lichtbozenentladune. 


5A 


Abb. 14. Charakteristik eines Lichtbogens in Luft, Öl und Wasser. 


Die Messungen bei großer Leistung konnten vorläufig 
nur bei Wechselstrom durchgeführt werden. Die Versuchs- 
anordnung bestand aus einer Funkenstrecke mit stabförmi- 
gen Elektroden aus Kupfer von 20 mm Stärke. Die Elek- 
troden waren verschiebbar auf zwei Stützisolatoren be- 
festiet. Die Lichtbogenspannung und der Strom wurden 
oszillographisch gemessen. Die Genauigkeit ist deshalb 
nur eine begrenzte Infolge der starken Beweglichkeit 
des Lichtbogens war insbesondere die Messung der Span- 
nungsverteilung längs des Lichtbosens mit außerordent- 
lichen Schwicrigkeiten verbunden. Diese Kurven können 
deshalb nur einen rohen Einblick in die Verhältnisse ver- 
mitteln. Abb. 13, welche die Lichtbogenspannung in 
Funktion des Stromes bei Lichtbogen in Luft zeigt, brinst 
die erste Überraschung. Es zeigt sich, daß die Charakte- 
ristik in dem Gebiet von 1000 ... 10 000 A steigend ist, nur 
unterhalb von 1000 A hat sie Neigung, in fallenden Cha- 
rakter überzuxehen. Dieses Resultat ist für die Beurtei- 


A0 40 sn 
Gem wf 


H 20 


Abb. 16. Lichtbogenspannung 
und -länge in Luft, Ölund Wasser. 


Abb. 15. Lichtbogenspannung 
und -länge in Luft. 


lung der Vorgänge in Schaltapparaten von größter Wich- 
tigkeit, denn im Gebiet fallender Charakteristik ist die 
Energie, welche im Schalter frei wird, nur in verhältnis- 
mäßig geringem Maße abhängig von der Schaltleistung. 
Sowie jedoch der Übergang zu konstanter bzw. steigen- 
der Charakteristik erreicht wird, steist die Energie 
linear bzw. quadratisch mit der Leistung an, so daß auch 
die Beanspruchung in gleichem Maße wächst. Daraus er- 
klärt sich das oft beobachtete enorme Ansteigen der Be- 
anspruchung im Bereich der Grenzleistung. Abb. 14 ent- 
hält neben der Kurve der Abb. 13 noch zwei weitere 
Charakteristiken, von denen die eine in Öl, die an- 
dere in Wasser aufgenommen wurde Man sicht, daß 
die Charakteristiken in Flüssigkeit noch schwach fal- 
lenden Charakter zeigen. Bei etwa 5 kA wird ver- 
mutlich das Minimum erreicht. Die Größenordnung der 
L.ichtbogenspannung stimmt mit den Werten in Luft 
überein, der Minimumpunkt liest jedoch vermutlich bei 
wesentlich höheren Stromwerten, was wahrscheinlich auf 
die erhöhte Kühlung der Elektroden zurückzuführen ist. 
Abb. 15 veranschaulicht das lineare Anwachsen der Licht- 
bogenspannung in Funktion der L.ichtbogenlänze Man 
sieht, daß das Gesetz der Linearität in einem Bereich von 
0,15..5000 A Gültigkeit hat. Es liegen vorläufig keine 
Anzeichen vor, daran zu zweifeln, daß dieses Gesetz auch 
für noch wesentlich größere Ströme anwendbar ist. Eine 
Gegenüberstellung der entsprechenden Messungen in Luft, 


1010 


Öl und Wasser enthält Abb. 16. Auch in Flüssigkeiten 
nimmt die Lichtbogenspannung proportional mit der Licht- 
bogenlänge zu. 

Wie bereits erwähnt, war die Messung der Span- 
nungsverteilung längs des Lichbogens mit außerordent- 
lich großen experimentellen Schwierigkeiten verknüpft. 
Einige Versuchsergebnisse an einem Lichtbogen in Luft, 
Öl und Wasser sind in Abb. 17 zusammengestellt. Der 


0 5 E 15 


STE Luft ` — Öl 
Abb. 17. Sondenmessung im Lichtbogen. 


20 cm 


———— Wasser 


Nullpunkt der Abszisse war im Zeitpunkt der Messung 
Kathode, der Punkt 20cm Anode. Ob die verhältnis- 
mähig sehr großen Anodeı nspannungen tatsächlich vor- 
handen sind oder auf Störungen in der Sondenmessung, 
welche bekanntlich nicht besonders einwandfreie Resul- 
tate ergibt, zurückzuführen sind, läßt sich, bevor weitere 
Meßresultate vorliegen, nicht entscheiden. an aber 
zeigt diese Kurve mit aller Deutlichkeit. Der S Jpannungs- 
verlauf längs des Lichtbogens stimmt in groen Zügen 
mit dein Spannungesverlauf einer Glimmentladungz gemäß 
Abb. 3 überein. An den Elektroden liezen Gebiete hoher 
Feldstärke, dazwischen nimmt die Spannung annähernd 
proportional zu, d. h. ist die Feildstärke praktisch kon- 
stant. Zum Schluß haben wir noch untersucht, welchen 
Einfluß die EMK und die Frequenz der Stromquelle auf 
die Lichtbozenspannung ausüben. Die Messungen sind in 
den Abb. 18 und 19 zusammengestellt. Es zeigt sich, daß 


—f 


35 2 kV 12,5 25 


Abb. 18. Licbtbogenspannung 
und EMK des Stromkreises. 


D Lo 50 he 


Abb. 19. Lichtbogenspannung und 
Frequenz. 


weder die EMK noch die Frequenz einen nennenswerten 
Finfluß auf die Höhe der Lichtbogenspannung ausübt. 
Nach neueren Messungen scheint vor allem die Frequenz- 
abhängirkeit der Lichtbogenspannung noch kleiner zu 
sein, als sie nach Abb. 19 erscheint. 

Zusammenfassend können wir deshalb aussaren: 


Die Lichtbogencharakteristik ist im Gebiet kleiner 
Ströme immer fallend, erreicht jedoch mit zunehmendem 
Strom einen Minimalwert, um von da an wieder zuzunch- 
men. Die Lage des Minimums hängt ab von der Form und 
dem Material der Elektroden sowie von der Kühlung. In 
Luft wird das Minimum der Lichtbogenspannung bei 
kleineren Strömen erreicht als in Öl und Wasser. Das 
Gesetz der Linearität zwischen Lichtborenspannunz und 
Lichtbosenlänge ist für einen Strombereich bis zu 5000 A 
in Luft, Wasser und Öl als bestätigt gefunden worden. 
Die Spannungsverteilung längs eines Lichtborens cent- 
spricht auch bei sehr großen Strömen in ihren Grund- 
zügen der Spaunungsverteilung einer Glimmentladune. 
Auch dieses Gesetz gilt für Liehtboren in Luft und in 


Flüssirkeiten. Die elektromotorische Kraft des Strom- 
kreises und die Änderung der Frequenz in einem Bereich 


von 12,5..50Hz haben praktisch keinen Einfluß auf die 
l.ichtbogenspannung. Temperaturmessungen an den Katho- 
den bei großen Strömen konnten nieht durchgeführt wer- 
den. Nach Messungen der Physik liegt die Temperatur 
in der Größenordnung von 3500 ... 4000 ° K. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


11. Juli 1929 


s 


4. Die Existenzbedingungen eines Lichtbogens 
und ihre Vernichtung. 


Die Kenntnis des Verhaltens eines stationär brennen- 
den Lichtbogens ist zwar wichtig für die Beurteilung der 
Vorgänge in einem Schaltapparat, gestattet aber noch 
nicht, den Vorgang in irgend einem Sinne zu steuern. 
Während der Pysiker sein ganzes Bestreben darauf rich- 
tet, einen möglichst stabilen, für die Messung geeigneten 
Lichtbogen zu erzeugen, hat die Schaltertechnik nur den 
einen Wunsch, die Stabilität zu stören, um ein frühzeiti- 
ges Erlöschen zu erreichen. 

Die Stabilitätsbedingungen eines Gleichstromlicht- 
bogens sind durch die Arbeiten von Kaufmann und 
Busch seit.langem bekannt. Verfeinerungen wurden 
noch angegeben von Dällenbach®. Ein Erlöschen ist 
nur dann möglich, wenn die Lichtbogencharakteristik 
über die Widerstandscharakteristik des zugehörigen 
Stromkreises zu liegen kommt. Man erreicht das Löschen 
des Lichtbogens dadurch, daß man ihn in die Länge zieht, 
was durch elektrodynamische Wirkung, magnetische und 
Luftblasung erreicht werden kann. Wesentlich neue Ge- 
sichtspunkte sind bis heute nicht bekannt geworden. Man 
hat iedoch durch umfangreiche Versuche insbesondere die 
magnetische Blasunz zu hoher Vollkommenheit ent- 
wickelt. Grundlerend anders liegen die Verhältnisse beim 
\Wechselstromlichtbogen, denn bei jedem Stromnnlldureh- 
gang erlischt der Lichtbogen für ganz kurze Zeit. Es 
hängt nun alles davon ab, ob die Bedingungen für eine 
Neuzündunz vorhanden sind oder nicht. In ersterem 
Falle brennt der Lichtboren weiter, im zweiten Fall bleibt 
er erloschen. Beim Abschalten eines Schalters unter 
Kurzschluß besteht zwischen wiederkehrender Spannung 
und Strom meist eine Phasenverschiebungr von annähernd 
90°, d.h., in dem Moment, in dem der Strom dureh Null 
weht und dabei der L ichtbogen erlischt, tritt an den Elek- 
troden die Amplitude der Spannung auf und versucht, 
die Gasstrecke zwischen den Elektroden wieder in leiten- 
den Zustand zu bringen. Bei rein induktivem Stromkreis 
würde die Spannung in unendlich Kurzer Zeit nach dem 
Erlöschen des Stromes mit ihrer vollen Höhe zwischen 
den Elektroden vorhanden sein. 


WI 
Abb. 20. Wechselstromlichtbogen-Zündung beim Stromnulldurchgaung. 


Nun sind aber rein induktive Stromkreise in Wirklich- 
keit nie vorhanden. Jeder Stromkreis weist neben Induk- 


tivität auch Kapazität auf und bildet daher ein schwin- 


gungsfähiges System.  Überschlagsrechnungen zeigen, 
daß die Eigenfreruenz der in der Praxis vorkommenden 
Stromkreise zwischen 100 und 10° Hz liegt. In Abb. 20 ist 
ein einfacher Stromkreis mit Schalter und Kurzschluß- 
stelle dargestellt. Durch die punktiert eingezeichneten 
Spulen und Kondensatoren soll angedeutet werden, daß 
die Leitungen mit Induktivität und Kapazität behaftet 
sind. Der Lichtbogen brennt zunächst mit einer Span- 
nung Ur bis zum Moment, in dem der Strom € seinen 
Nullwert erreicht und der Lichtbogen erlischt. Dann be- 
ginnt ein Ausgleichvorgang in Form einer Eigenzeschwin- 
gung mit der Frequenz i 


= BE 5 ET 4 

IavLcC 

welche auf die Lichtborenspannung Up’ überleitet. Up‘ 
ist im allgemeinen größer als Ug, da sich in der Zwi- 
schenzeit die Elektroden weiter voneinander entfernt 
haben. Aus Abb. 20 geht klar hervor, daß die Steil- 
heit des Spannungsanstieges nach dem Stromnulldurch- 
gang wesentlich bestimmt ist durch die Eigenfrequenz ~y 
des Netzes. Je größer diese EFigenfrequenz ist, um 50 
größer ist der Spannungsanstiegz. Die Neuzündung des 


° Kaufmann, Ann. Phys. Bd. 2 190, S. 158. — Busch, Sta- 
bilitäit. Labilität u. Pendelungen in d. Elektrotechnik. Verlag 8. Hirzel. 
Leipzig 1913. — Dällenbach, Phys. Z Bd. 77. S. 101. 


11. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


1011 


Lichtbogens hängt nun einzig und allein davon ab, ob es 
der ansteigenden Spannung innerhalb der Zeit ť möglich 
ist, das Gasgemisch wieder in leitenden Zustand zu über- 
führen. Diese Erkenntnis ist von äußerster Wichtigkeit 
für die Beurteilung von Hochleistungsversuchen im Prüf- 
feld. Bei der Prüffeldanordnung ist im allgemeinen die 
Induktivität nicht sehr groß und die Kapazität außer- 
ordentlich klein, was eine sehr hohe Eigenfrequenz be- 
dingt. Im Netz wird die Induktivität immer in gleicher 
Größenordnung, die Kapazität ebenso sicher immer viel 
größer sein, d. h. die Bedingungen für das Erlöschen des 
Lichtbogens sind im Netz infolge der kleineren Eigen- 
frequenz ganz bedeutend günstiger. Daraus erklärt sich, 
warum Ölschalter, welche im Prüffeld bei Leistungen von 
50..70MVA zerstört werden, im Netz an Stellen, an 
denen sicherlich über 
100 MYA Abschaltlei- 


vs“ 


= stung auftritt, cinwand- 


frei arbeiten. 


Abb. 21. Sperrspannung U, 
an der Unterbrechungstelle 
und Spannungsanstieg du/dt 
(nach Slepian). 


Abb. 24. Löschkammer und Quer- 
stromkammer. 


Ich möchte nun im nachstehenden einige Versuche kurz 
erläutern, welche die Schaffung eines Hochleietungs- 
Luftschalters ohne Öl zum Ziel haben. 


Ee 


UU 


nu. 
ANAY 


POIJILILILAALLLS 


D 


\ STERN 


Abb. 2. Defon-Breaker. 


Wir beeinnen dabei mit dem Deion-Breaker 
von Westinghouse’, welcher seine Entstehuug den 
Überlegungen von Slepian verdankt. Slepian hat durch 
theoretische und experimentelle Untersuchungen gefunden, 
daß die der Kathode unmittelbar vorgelagerte Gasschicht 
in außerordentlich kurzer Zeit ihre Leitfähigkeit verliert. 
Dies erscheint plausibel, denn nach Abb.3 herrscht an 
dieser Stelle ein relativ hohes Feld, welches die positiven 
und negativen Ladungsträger in außerordentlich kurzer 
Zeit trennt und zur Entladung an der Kathode bzw. zur 
Wiedervereinigung im Gebiet der positiven Raumladung 
führt. Wir haben geschen, daß die Neuzündung wesentlich 
abhängig ist von dem Spannungsanstieg nach dem Strom- 
nulldurchgang. Untersucht man nun experimentell, welche 
Spannung man an eine Funkenstrecke im Moment des Er- 
löschens des Lichtbogens anlegen kann, wobei der Span- 
nungsanstieg variiert wird, so findet man eine Abhängig- 
keit gemäß Abb. 21. Daraus geht hervor, daß eine wieder- 
kehrende Spannung bis zu 200 V praktisch bei beliebiger 
Höhe des Spannungsanstieges nicht mehr zur Neuzündung 
führt, während Spannungen von 400 und 600 V schon bei 
Spannungsanstiegen von etwa bh. 10. 10° V/s zur Neuzün- 
dung ausreichen. Diese Feststellung steht in Überein- 
stimmung mit der Erfahrung, wonach Luftschalter bis zu 
200V kaum Schwierigkeiten bieten, während Luftschalter 


’ ETZ 1929, 8. 686. 


für 500 und 1500 V, wie sie bei Bahnanlagen gebräuchlich 
sind, bereits ganz erhebliche Schwierigkeiten bereiten. 
Der geniale Gedanke von Slepian besteht nun darin, durch 
Zwischenschalten von Platten in die Bahn des Lichtbogens 
weitere künstliche Kathoden zu schaffen, in deren unmit- 
telbarer Umgebung jeweils eine nach außerordentlich kur- 
zer Zeit nicht leitende Schicht entsteht. Dadurch wird der 
Spannungsbereich der Apparate entsprechend erhöht. Bei 
einer Platte zwischen den Elektroden wird eine zulässige 
wiederkehrende Spannung von etwa 350 V erreicht, bei 
zwei Platten erreicht man 500 V usw. Der prinzipielle 
Aufbau eines Luftschalters ist in Abb. 22 dargestellt. Der 
Lichtbogen wird durch ein Blasfeld in ein Plattensystem 
hineingetrieben, in welchem er durch ein radial gerichte- 
tes Magnetfeld zur Rotation gezwungen wird. Dies hat 
den Zweck, einem Abbrand der Platten vorzubeugen. Mit 
einem derartigen Schalter sind bei 12kV Schaltleistungen 
bis zu 400 MVA einwandfrei bewältigt worden. 

In den letzten Jahren hat man sich an verschiedenen 
Stellen mit dem Problem des Vakuumschalters? 
beschäftigt. Der Vakuumschalter beruht darauf, daß eine 
Stromleitung nur dann möglich ist, wenn genügend La- 
dungsträger zur Verfügung stehen. Erzeugt man ein 
Vakuum in der Gößenordnung von 10*...10° mm He, 
so kann man darin einen Stromkreis praktisch ohne 
Entladung unterbrechen. Die wenigen Atome, welche in 
der Umgebung der Elektroden noch vorhanden sind, wer- 
den vielleicht gespalten, die entstehenden Ladungsträger 
genügen aber bei weitem nicht, um eine Stromübertragung 
nennenswerter Größe zu 
vermitteln. Der Versuch 
zeigt, daß man einwandfrei 
Ströme bis zu 3000 A bei 
wiederkehrenden Spannun- 
gen in der Größe.aordnung 
von 5000 V unterbrechen 
kann. Steigert man die 
Leistung noch weiter, so 
treten zunächst Entladun- 
gen auf, welche dann bald 
zur Zerstörung des Vaku- 
umschalters führen. Diese 
Erscheinung kann vermut- 
lich folgendermaßen er- 
klärt werden. Die Trennung 
der Schaltstücke ist nicht 
momentan möglich sondern 
ihr geht ein Zustand ver- 
minderten Kontaktdruckes 
voran. Während dieser Zeit 
ist der Übergangswider- 
stand wesentlich höher, und 
die Übergangsfläche wird 
bei großem Strom auf hohe 
Temperatur erhitzt, so 
daß Gase aus den Metallen 
austreten oder, falls die- 
sem vorgebeugt wurde, das 
Metall selbst verdampft. 
Sowie aber eine Verdamp- 
fung auftritt, sind die Vor- 
bedingungen für den Va- 
kuumschalter, nämlich der 
Mangel an Ladungsträgern, 
nicht mehr erfüllt, und ‚lie 


Abb. 23. SSW-Preßluftschalter. 


Möglichkeit, daß der Licht- 
bogen stehen bleibt, ist ge- 
geben. Es scheint deshalb, 
daß der Vakuumschalter 


vorläufig nicht berufen ist, 
als Hochleistungschalter zu 
dienen. Seiner Einführung würde auch die an sich recht 
schwierige Haltung eines Hochvakuums entgegenstehen. 

Verhältnismäßig günstige Resultate haben wir in neue- 
ster Zeit mit Schaltern erreicht, bei denen die Licht- 
bogenlöschung durch Preßluft hervorgerufen 


` wird. Bei diesen Schaltern nimmt man an, daß die ioni- 


sierten Gase, welche sich im Moment des Stromnulldurch- 
gangs zwischen den Elektroden befinden, durch einen Luft- 
strom schr hoher Geschwindigkeit (bis zu 700 m/s) aus dem 
Bereich der Elektroden gespült werden, so daß zwischen 
diesen Elektroden nach sehr kurzer Zeit ein Medium hoher 
Durchschlagfestigkeit sich befindet. Eine Versuchsanordnung 
eines derartigen Preßluftschalters, mit der Drehstromlei- 
stungen bis zu 400 MVA abgeschaltet wurden, zeigt Abb. 23. 

Das bekannteste Mittel zur Löschung eines Licht- 
bogens besteht darin, die Unterbrechungstellen unter Öl 


wv ETZ 1927. 8. 436. 


anzuordnen. Wenn man sich aber 
eigentlich unter Öl die Unterbrech 


durchführen läßt als in Luft, ‚so bleib 


klare Antwort schuldig, 


wirkung des Öles, die anderen auf di 
zurück. Eine befriedigende Erklärung li 


nicht vor. 


a 02 0906081 


Lichtbogendauer —+— Licht 
Abb. 25. Einfluß des freien Querschnit 


Auf Grund von Rechnungen 


neuen Hochleistungsprüffeldes h 
ufgabe gestellt i 
öschkammern sorgfältig 


etzes von 1000 


und objektiv 


2 4 € pr % 
..... Überdruck im Schalter 


bogenlänge 


tes F einer Lösch 
erdruck. 


erscheint es m 


beim Abtreiben eines Kes- 
ibe des Glasschalters 


Klärung der geschilderten 
Forschung 
Siemens-Konzerns eingehende eXperime 


kaum überschen lassen, falls 
man nicht umfangreiche Hilfsmittel zur eXperimentellen 
Erforschung zur Verfügung hat. i 


beim Scl 


Dabei hat sich gezeigt, daß das Verhalten der 


mer auf dem Reißbrett zu entwickeln. 
für jede Betriebspannung große Versuchs 
um schließlich die günstigste Form der K 
sind einige Messungen zus 
wobei als Abszisge die Ringfläche zwischen Bodenöffnung 


den. In Abb. 25 


—___ 
° ETZ 1997, o 1278. 


der konstruktiven Durch- 
ist. Nach unseren Ver- 
‚ eine Löschkam- ze : ; 

Es sind vielmehr Schalten leerlaufender Leitungen die Vielfachunterbre. 
erien notwendig, 
ammer zu fin- 
ammengestellt, 


Hz die Lö- 


kammer auf Lichtbogen 


öglich, daß 
fläche F = zu wählen ist, um g 


dimensioniert, so kann anderseits gesagt werden, 


jedoch zur Löse 


hinweisen, welche z. Z. im Hochleistungsprüffelq d 
eingebaut wird. as Prinzip dieser Anordnung 


darauf, den Schaltvorgang in einen Regelvorgang 
wandeln und die dabei auftretende Energie in eine 


ser Abbildung geht hervor, daß bei 6kV eine Relativ- 


Eu nn 
a EEE TE En EEE EEE TEE e 
nn 

en ER 


daß die 
uf bil ligste 


umzu- 
m Ge- 


pat 
O 
es 
Cé 


fäß aufzunehmen, welches dafür besonders geeignet ist. In Zeitdauer des Regelvorgange Auf- 
Abb. % ist links ein normaler Vorstufenschalter angedeu- au des Apparates ist es gelungen, den ganzen Vorgang 
tet, rechts mit diesem verbunden ein regelbarer Flüssig- auf %..%8 zusammenzuziehen, daraus folgt, daß man 
keitswiderstand. Derselbe ist zwischen Haupt- und Vor- mit verhältnismäßig kleinem Flüssigkeitswiderstand 
kontakt angeschlossen. Der Einschaltvorgang vollzieht enorme Ströme schalten kann. Befinden sich in einer An- 
sich nun folgendermaßen: Der Hauptschalter linke wird lage mehrere Schalter, so kann durch Legen einer Hilfs- 
auf die Vorstufe geschaltet, der regelbare Widerstand än- sammelschiene ein regelbarer Widerstand für sämtliche 
dert sich in diesem Moment von hohem Widerstand auf eingebauten Hauptschalter verwendet werden, wie dies 
kleinen Widerstand durch Eintauchen der beweglichen aus Abb.26 klar ersichtlich ist. Den Aufbau eines der- 
Elektrode, dann werden die Hauptkontakte geschlossen. artigen regelbaren Widerstandes zeigt Abb. 27. Dieser 
Beim Ausschalten vollzieht sich der Vorgang in umge- Widerstand wird zZ. Z. im Hochleistungsprüffeld der SSW 
kehrter Reihenfolge. Die im Widerstand freiwerdende eingebaut, die Vorversuche haben gezeigt, daß er mit 
Energie hängt neben dem Strom vor allen Dingen von der Strömen bis zu 60 000 A einwandfrei arbeitet. 


nn 


Gelenkzug der Städtischen Straßenbahn Dresden. 


Der Gelenkzug oder D-Wagen (Durchgangswagen) verbunden eind. Die Langträger der Endwagen werden 
der Städtischen Straßenbahn Dresden ist das letzte Glied gegen unzulässige Formänderungen durch ein Spreng- 
im Entwicklungsgang des Straßenbahnwagenbaues. Der werk ausgesteift. 

Entwurf für diese Wagengattung wurde in längerer ein- Das Kastengerippe ist nach einer dem ausführen- 
vehender gemeinsamer Durcharbeitung mit der Städtischen den Werk geschützten Sonderbauart „Hohlsäule Bauart 
Straßenbahn Dresden von der Christoph & Unmack A.G., Niesky“ hergestellt. Die Kastensäulen bestehen aus U- 


Abb. 1. Zusammenstellung des Gelenkwagenzuges System Niesky-Sachsenwerk. 
Niesky (O.-S.), aufgestellt. Der Gelenkwagenzus besteht föürmig gebogenen Blechen, deren 
aus zwei Triebwageneinheiten und einem von diesen ge- Flanschen durch einzenietete Winkel 
tragenen Mittelteil (Abb. 1). Durch diese Anordnung ergibt verstärkt sind. Der Obergurt und die 
aich der Vorteil, daß die Grundteile des Zuges zweiachsige Zwischengurte bestehen ebenfalls aus 
Triebwsgeneinheiten in üblicher Bauart darstellen, die fiir  gepreßten Blechgurten. Die Falten- 


sich vollkommen betriebefähig eind, während der Mittelteil baig-Stirnwände der Endwagen und 

die Kupplung zwischen diesen beiden Endwagen ersetzt. des Mittelteils sind als reine Blech- 

Infolge der Längeneinteilung des Zuges wird der In den wände ausgeführt und enthalten gleichzeitig die Schutz- 
Gleiskrümmungen zur Verfügung stehende Lichtraum taschen für die Faltenbälge. Das Dach ist als Tonnendach 
weitestgehend ausgenutzt, da beim Einfahren in die Gleis- mit hölzernen, eisenbewehrten Spriegeln ausgeführt und 
bogen der Mittelteil nach außen bis an die Grenze des mit wasserdichtem Segeltuch nach teichsbahnvorschrift 
Lichtraumaquerschnittes ausgeschwenkt wird. eingedeckt. 


Die Raumeinteilung des Zuges weist zwei große Ah- 
teile zu je 30 Sitzplätzen und je 6 Stehplätzen, ein Mittel- 
teil zu 30 Stehplätzen und zwei Vorbaufen Zu je 8 Steh- rk Er: 
plätzen auf. Der Mittelteil ist mit seinem über das Kopf- "E A "es 
stück hinaus verlängerten Langträger im Gelenkkopfstück e ZE a 
der Endwagen unter Zwischenschaltung von Abfederungen 
gelagert. Die Führung der Teile in der waagerechten Ebene ZC 
erfolgt durch einen Gelenkbolzen, welcher in einer all- Fr BAT 
seitig drehbaren Bronzebuchse geführt ist. Diese Anord- A BEE 
nung der Gelenkverbindung weist folgende Vorteile auf. N d "oe P 
Der Mittelteil ist durch die seitliche Übertragung der N 
Lasten sehr gut gegen Querschwankungen gesichert. Das 
eigentliche Gelenk hat nur die Gelenkkräfte, keine lot- 
rechten Belastungen ZU übertragen und kann eich aus 
diesem Grunde sehr leicht einstellen. Die Übertragung 
der lotrechten Lasten durch abgefederte Rollenlager auf 
Gleitbahnen, welche im Endwagen liegen, bewirkt eine 
vollkommene Abbremsung der vielfach beobachteten Abb. 2 Glei 
Schlingerbewegungen der Zweiwagenzüge. Die Endwagen u 
SEN als int een ohne Laufgesieü E 
eführt. Die e infolge der Gleisuneben eiten werden Di | i á 
durch eine doppelte Abfederung, bestehend aus einer Blatt- holz = ee Kung den Im a 
ler und hinzugeschalteten Schraubenfedern in Dreipunkt- führung, im Mittelteil und auf den Vorbauten in natur- 
ee CEET Weeer ferngebalten, 60. daß ein sehr heller Ausführung. Die Innendecke ist als Steinpappen- 
higer Gang des Wagens gewährleistet ist. decke ausgeführt. Die Wandbekleidung unterhalb der 
Das Untergestell des gesamten Wagenzuges besteht DBrüstung besteht aus dunkelbraunem Triolin. In jedem 
aus Wealzeisenquerschnitten, welche durch kräftige Kno- Abteil eind auf jeder Wagenseite zwei Fensterfelder mit 
tenplatten und Streben Zu einem biegungsfesten Rahmen Schiebefenstern ausgerüstet. Sämtliche Fenster sind in 


"a t > 
EEN au» Be... 


chstrom-Hauptstrom-Bahnmotor niedriger Bauart. 


| 


1014 Elektrotechnische 11. Juli 1929 


Zeitschrift 1929 Heft 28 


Metallrahmen eingefaßt. Oberhalb der Fenster befinden bei der Reichsbahn, aus zwei übereinanderliegenden Eisen- 
sich mit Eisblumenglas versehene Lüftungsklappen. Die blechpl i ä 


Lüftung wird ergänzt durch je drei Flettnerlüften auf ausstattung sind in verchromtem Rotguß hergestellt, 
dem Dach der Hauptabteile. Die Sitze sind als Rindleder- i i j 


rung der Bremswirkung ist ferner wie üblich eine Sand- 
streuvorrichtung eingebaut, die sowohl elektromagne- 


tätig beim Einschalten der Gefahrbremsstufen des Fahr- 


i Schalters sowie beim Einschalten des Schienenbrems- 
Stromes. 


Zur Kenntlichmachung des Fahrzieles sind über den 

Führerständen Richtungs- und Nummernschildkästen Bau- 

; art Christoph & Unmack mit nach unten herausziehbaren 
Schildhaltern für die Streckenbezeichnung eingebaut. 

Die elektrische Ausrüstung des Zuges wurde vom 

Sachsenwerk, Licht- und Kraft-A. G., Niedersedlitz, ge- 

liefert. Sie ist für direkte Steuerung der Motoren entwor- 

fen. Bedingungszemäß sollten beide Triebwagen von Jedem 

der beiden an den Stirnseiten des Zuges aufgestellten Fahr- 


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den ganzen Zug erforderlich. Sie sind in einem an der 
Wagendecke hierzu vorgesehenen Kabelkanal verlegt und 


Jede der vier Achsen des Zuges wird von einem neu- 
zeitlichen, mit Eigenlüftung und Rollenlagern ausge- 
statteten, normalen Hauptstrommotor der Tatzenlagertype 
angetrieben. Die Stundenleistung jedes Motors beträgt 
S 33 kW bei 550 V Gleichstrom und 800 U/min. Obgleich der 
Abb. 3. Nocken-Doppelfahrschalter. Triebraddurchmesser nur 650 mm beträgt, ist es gelungen, 


die Bauhöhe des Motors e niedrig zu halten, daß einer. 
Polstersitze ausgeführt. Für die Quersitze sind Leicht- seits betriebsichere Abstände zwischen Schienen und Mo- 


metall-Sitzwangen vorgesehen worden. Sämtliche Schiebe- tor und anderseits zwischen Motor und Unterkante des 
türen sind auf Dowald-Kugelrollenlaufführungen gelagert, Wagenfußbodens erzielt wurden (Abb. 2). 


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Abb. A Abwicklung des Nocken-Dopj 


'elfahrschalters und Ausw ertung der Schaltung für einzelne Fahrschalterstellungen. 
ie zweiflügeligen mit einer Kupplungsvorrichtung zum Als Gebra 


leichzeitigen Öffnen beider Flügel ausgerüstet, Die schlußbremsung gewählt. Im Interesse der unbedingten 
Faltenbälge sind als Lederbälge mit Segeltuchüberzug etriebsicherheit dieser Bremsung sind zwei voneinander 
hergestellt. Die Übergangsbrücke besteht, ähnlich wie unabhänei 


11. Juli 1929 


dem je zwei Motoren eines Wagens auf je einen getrennten 
Satz Bremswiderstände arbeiten. Dadurch ist die Gewähr 
gegeben, daß bei Versagen eines Motors die Bremsung 
nur für die Hälfte des Wagenzuges wirkungslos wird, 
während bei Vorhandensein eines einzigen Bremsstrom- 
kreises, auf den sämtliche vier Motoren arbeiten, die 
Kurzsehlußbremsung in einem solchen Falle vollkommen 
versagen würde. 


Abb. 5 Aul’enansicht des Gelenkwagenzuges System Niesky-Sachsenwerk. 


Um die eingangs erwähnte Bedingung der direkten 
Steuerung von vier Bahnmotoren verhältnismäßig großer 
Leistung und eine betriebsichere, voneinander unabhängige 
Kurzschlußbremsung beider Triebwagen von einem Steuer- 
schalter aus erzielen zu können, war es nötig, einerseils 
für jede Motorgruppe einen besonderen Satz Anfahr-, Re- 
selungs- und Bremswiderstände und anderseits Doppelfahr- 
schalter zu verwenden, d. h. Fahrschalter, welche aus zwei 
zwanzläufixz miteinander betätigten Walzen bestehen 


Abb. 6 Innenansicht des Gelenkwagenzuges System 
Niesky-Sachsenwerk. 


(Abb.3). Damit die Betätigung dieser Fahrschalter in der 
Nr Weise durch Kurbel bzw. Handrad bei ungefähr 
gleicher Kraftaufwendung ermöglicht wurde, wie sie bei 
den normalen Straßenbahnwagen vorhanden ist, mußte der 
Fahrschalter als Nockenfahrschalter ausgebildet und durch 
Anwendung besonderer Mittel auf leichte Betätigungsmög- 
lichkeit großer Wert gelegt werden. Das ist tatsächlich auch 
vollkommen erreicht worden. Die Fahrschalter sind im 
übrigen so ausgebildet, daß von jedem Fahrschalter aus 
nicht nur der ganze Zug, also alle vier Motoren vorwärts 
und rückwärts gefahren und betriebsmäßig im Kurzschluß 
gebremst werden kann, sondern daß genau die gleichen 
Manöver wahlweise mit einem der beiden Wagen sowohl 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


1015 


in gekuppeltem als auch in entkuppeltem Zustande aus- 
führbar sind. Abb. 4 zeigt die Abwicklung des Nocken- 
Doppelfahrschalters und die Fahrschalterstellungen. 

Außerdem ist eine Gefahrbremsung als Schienenbrem- 
sung, bestehend aus vier Magneten System Jores, verwendet 
worden, durch die die Bremsverzögerung im Gefahrfalle 
verdoppelt und damit die Betriebsicherheit des Zuzes we- 
sentlich erhöht wird. Die Betätigung der Schienenbremse, 
welche durch Frisch- 
strom gespeist wird, er- 
folet durch neben den 
Fahrschaltern angeord- 
nete Schienenbrems- 
schalter. Die bequem 
zu betätigenden Schie- 
nenbremsschalter füh- 
ren den einzelnen Schie- 
nenbremsmagenet-Grup- 
pen den  Frischstrom 
derart zu, daß jeweils 
die Magnete des Endwa- 
gens zuerst ansprechen, 
wodurch eine Stauchung 
des Zuges vermieden 
wird. Ferner sind die 
Schalter so ausgebildet, 
daß die Magnete, falls 
erforderlich, durch Be- 
tätigung besonderer 
Sandstreumagnete ge- 
sandet werden kön- 
nen. Diese Magnete 
sind mit Frischstrom- 
wicklung versehen, während die in der letzten Kurz- 
schlußĝbremsstellung in Tätigkeit tretenden Sandstreu- 
magnete nur für den Motorenkurzschlußstrom bemessen 
sind. Die Anordnung ist so getroffen, daß während der 
Betätigung des Schienenbremsschalters eine Frischstrom- 
slocke ertönt, um zu verhindern, daß die Magnete unab- 
E längere Zeit von Frischstrom durchflossen 
werden. 


Die übrigen Apparate der elektrischen Ausrüstung 
wie auf den Wagendächern montierte Anfahr-, Regelungs- 
und Bremswiderstände, die Stromabnehmer mit den Schleif- 
stücken System Fischer, die Blitzableiter, Automaten so- 
wie die Beleuchtungs- und Heizungseinrichtung und die 
akustische Signalglocke für Schwachstrom eind in nor- 
maler Ausführung verwendet worden. 


Die Hauptabmessungen des Wagens sind: 


länge über Stirnwandblech . 23 156 mm 


Länge über ES e Éier, er e - 24166 ,, 
Länge des Sitzabteils . . GENEE 730 ,, 
Länge des Mitteleinstieges. . © 2 2 2 220. 4 000 
Länge der Vorbauten . . . 2. 2. 2 2 nn nn. 1928 ,, 
Größte Wagenbreite . . der var A een A 2200 „ 
Breite über Seitenwandblee ho. REIN 2116 ,, 
Höhe O. K. Wagendach iber O. K. si E EH 3150 „ 
Höhe O. K. Wagenfußboden über O. K.S... 700 „o 
Höhe der ersten Trittstufe . . . et 395 „ 
Höhe der zweiten AU ee 305 .„ 
Spurweite . . ; e DR A a ve S a 1448 ,, 
Laufkreisdurchmeaser | > 22002. 650 „, 
Achsstand . . 3500 ,, 
‚ntfernung der Gelenkpunkte von Mitte Achsatand 4000 ,, 
Entfernung der beiden Gelenkpunkte ..... 4000 „ 
Gewicht des betriebsfertigen Zuges. . . . . . . 28 000 kg 
Gewicht der elektrischen Ausrüstung . 2... 7 000 ,, 
Anzahl der Sitzplatze. e, 60 ,, 
Anzahl der Stehplätze . . 2 2 2 2 2 nn nn 58 „ 
Gesamtplatzzahl `, 118 „ 


Der Gelenkzuz in der dargestellten Ausführung hat 
sich im Betrieb gut bewährt. Vor allem zeichnet sich der 
Zug durch einen außerordentlich ruhigen Lauf auch in 
den Gleiskrümmungen aus. Der wesentliche Vorteil der 
(relenkzüge liegt einmal in der vorzüglichen Anpassungs- 
fähigkeit an den Spitzenverkehr durch die Möglichkeit, 
die beiden Zughälften in ihrer Belastung auszugleichen, 
anderseits durch die Möglichkeit, bei Strecken mit größe- 
ren Hlaltestellenabständen (Schnell- und Außenbahnen) 
an Schaffnern sparen zu können. Die Linienführung und 
das Aussehen des Zuges werden allen zu stellenden Aa- 
forderungen gerecht (Abb. 5). Besonders hervorzu- 
heben ist die gute Raumwirkung im Innern des Zuges 
durch die großen Wagenabteile, welche einen ungehin- 
derten Durchblick auf große Längen gewähren (Abb. 6). 


1016 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


11. Juli 1929 


Buchholzschutz für Generatoren. 
Von Dr. H. Schwenkhagen, Kassel. 


Übersicht. Es wird ein neuartiger Fehlerschutz für 
elektrische Generatoren beschrieben, seine Wirkungsweise er- 
läutert und Näheres über seinen konstruktiven Aufbau mit- 
geteilt. Versuche im Laboratorium und im praktischen Be- 
trieb haben seine Unempfindlichkeit gegen äußere Beeinflus- 
sungen erwiesen. Die beschriebenen Vorversuche über seine 
Empfindlichkeit bei wirklichen Generatorfehlern haben gün- 
stige Ergebnisse gezeitigt. 


Mit der Einführung des Buchholzschutzes für Trans- 
formatoren? hat die Elektrotechnik zum erstenmal den Weg 
verlassen, den sie bis dahin für den Schutz elektrischer 
Hochspannungsapparate für einzig gangbar hielt. Sie hat 
hierbei darauf verzichtet, die Schwankungen von Strom, 
Spannung oder Leistung, die im Fehlerfalle auftreten, als 
Hauptmerkmal für das Vorhandensein eines Fehlers anzu- 
sehen. Statt dessen wird als Kriterium für den nicht ord- 
nungsmäßigen Zustand des zu schützenden Apparates das 
Vorhandensein von Zersetzungstoffen des Isoliermaterials 
benutzt. Die Praxis hat erwiesen, daß es bei Benutzung 
dieses Prinzips möglich ist, ein Schutzeystem zu cent- 
wickeln, das allen bestehenden elektrischen Systemen an 
Einfachheit und Betriebsicherheit wie auch Empfindlich- 
keit und Selektivität mindestens gleichkommt. Es hat sich 
überraschenderweise ergeben, daß die Ausnutzung einer 
his dahin unliebsamen und lästigen Begleiterscheinung 
jeder Störung den auf alle anderen scheinbar primären 
Vorgänge begründeten Schutzarten überlegen war. Bei 
der guten praktischen Bewährung dieses Systems im Be- 
triebe für flüssigkeitsisolierte elektrische Apparate mußte 
der Gedanke naheliegen, den Grundgedanken des Buch- 
holzschutzsystems auch auf nichtflüssigkeitsisolierte Appa- 
rate, insbesondere Generatoren, anzuwenden. Die Beschrei- 
bung eines für diese Zweoke entwickelten Apparates soll 
im folgenden gegeben werden. 


Es liegt im Betrieb des soeben geschilderten wie 
aller anderen Systeme, daß kein danach ausgebildeter 
Apparat die Fähigkeit besitzt, die Entstehung von Fehlern 
in elektrischen Apparaten grundsätzlich zu verhindern. 
Sein Schutzwert kann stets nur darin liegen, im Augen- 
blick der Entwicklung eines inneren Fehlers so recht- 
zeitig anzusprechen, daß durch die frühzeitige Einleitung 
von Gegenmaßnahmen die Ausbreitung der Zerstörung 
auf die der Störungstelle benachbarten Teile in den engsten 
Grenzen gehalten werden kann. Aufgabe des Schutzappa- 
rates ist also nicht die Verhütung von Fehlern sondern 
die Eingrenzung des Schadenumfanges auf ein Minimum 
durch Abschaltung der Energiezufuhr zur Fehlerstelle, 
Betätigung von Löscheinrichtungen usw. Im Gegensatz 
zu allen anderen Systemen elektrischer Art besitzt aber 
der Fehlerschutz durch Zersetzungstoffe den Vorzug, daß 
er mit Sicherheit nur bei wirklichen Fehlern arbeitet und 
Fehlauslösungen bei ihm ausgeschlossen sind, die sich sonst 
kaum mit absoluter Sicherheit vermeiden lassen. 


Für den Bestand der Wicklung eines elektrischen 
Generators sind alle diejenigen Fehler gefährlich, die eine 
große Wärmeentwiecklung an der Fehlerstelle oder an 
anderen vom Fehlerstrom durchflossenen Teilen mit sich 
bringen. Bei jeder derartigen Erwärmung findet nun eine 
Zersetzung von Isoliermaterial statt, die man trotz der 
starken Luftzufulhr, die eine Oxydation begünstigt, am 
besten als Destillation bezeichnet. In den von der Kühl- 
luft fortgespülten Zersetzungsteilen finden sich die typi- 
schen Destillationsprodukte organischen Materials: Wasser- 
stoff, feste und flüssige Kohlenwasserstoffe, Kohlenoxyd 
und unverbrannter Kohlenstoff. Es wäre nun z. B. denk- 
bar, die Wechselwirkung zwischen dem Wasserstoffgehalt 
der (Greneratorenabluft und katalytischen Stoffen, beispiels- 
weise Platin, zur Einleitung der Schutzfunktion auszu- 
nutzen. Auch der osmotische Druck, das Wärmeleitver- 
mögen, das spezifische Gewicht, die Durchsichtigkeit oder 
chemische Reaktionen der Zersetzungstoffe ließen sich für 
diese Zwecke verwenden. Der Versuch hat jedoch gezeigt, 
daß die im folgenden beschriebene Einrichtung allen an- 
deren denkbaren Ausbildungsformen bei weitem überlegen 
ist hinsichtlich der Empfindlichkeit und Zuverlässigkeit 
des Ansprechens. 

In Abb. 1 ist schematisch die Konstruktion eines sol- 
chen Apparates dargestellt, der das Absorptionsvermögen 
der festen und tropfenförmigen Zersetzungsbestandteile 


! ETZ 1928, S. 1357. 


der Abluft für Wärmestrahlung ausnutzt. Ein kreisrundes 
Rohr ist durch eine Trennwand in zwei Kammern geteilt, 
von denen die eine als Vergleichskammer dient, während 
der zweiten ein Teil der Generatorabluft durch einen der 
beiden Stutzen zugeführt wird; durch den anderen Stutzen 
wird dieser Teilstrom — im allgemeinen sind das nur 
wenige Prozent der Gesamtluftmenge — wieder in den 
Hauptluftstrom zurückgeleitet. Der an einem Ende das 
Rohr abschließende Hohlspiegel sammelt die von einer 
Wärmestrahlquelle ausgehenden Wärmestrahlen und wirft 
sie annähernd parallel durch die beiden Kammern hindurch 
auf den am anderen Rohrende in einem abgeschlossenen 
Gehäuse untergebrachten Wärmeempfänger, der dazu be- 
stimmt ist, die Unterschiede der Wärmezustrahlung in die 
für die Betätigung eines Relais erforderlichen elektrischen 
Ströme umzusetzen. 


Abb. 1. Schematische Darstellung des Buchholz-Generatorenschutzes. 


‚ Als Wärmestrahlquelle wird in diesem Apparat 
eine Glühlampe mit einer Systemgröße von 11 X 12mm 
benutzt, die bei ihrer Nennspannung von 110V eine 
Energieaufnahme von 500 W hat. Da es in diesem Ap- 
parat nicht auf die Lichtausbeute der Lampe ankommt, 
sondern nur ihre Wärmestrahlung benutzt wird, kann man 
die Lampe mit einer Leistung von nur etwa 300 W be- 
treiben und dadurch die Lebensdauer auf das für die 
praktische Verwendbarkeit der Apparatur erforderliche 
Maß heraufsetzen. Der Hohlspiegel hat bei 15 cm Brenn- 
weite 23cm Dmr., also ein Öffnungsverhältnis von 1 : 0,6. 
Lier verwendete Spiegel ist rückseitig versilbert, so daß 
sein Reflexionsvermögen dauernd unverändert bleibt. 


Abh. 2. „Wärmeempfänger. 


Das wichtigste Glied des Apparates ist endlich der 
Wärmeempfänger, den Abb. 2 in seiner praktischen 
Ausführung zeigt. Er besteht aus 3 mm breiten Rein- 
nickelbändern von tho mm Stärke, die in zwei 
Ebenen derart angeordnet sind, daß eine geschlossene 
Fläche von zweimal 54 X % mm Größe entsteht. Je nach 
der Menge der von beiden Kammern durchgelassenen 
Wärmestrahlung, die von je einer dieser beiden Flächen 
aufgenommen und zu rd. 65 % absorbiert wird, verändert 
sich die Temperatur der Nickelbänder. Die Temperatur- 
schwankungen folgen dabei den Schwankungen der 
Wärmestrahlung praktisch unverzögert wegen der ge- 
ringen Dicke der Einzelbänder. Die Einzelbänder jeder 
Wärmeempfangsfläche sind elektrisch in Reihe geschal- 
tet und ergeben so einen Widerstand, dessen Größe eich 
wegen des hohen Temperaturkoeffizienten von Reinnickel 
(0,006) der \WVärmestrahlung entsprechend verändert. 


Elektrotechnische Zeitschrüt 1929 Heit 28 1017 


11. Juli 1929 


Diese beiden Widerstände bilden nach Abb. 3 zusammen Energiezufuhr zu der wärmestrahlenden Lampe und da- 
mit zwei ebensogroßen temperaturunabhängigen Wider- mit auch die Wärmeausstrahlung. Von diesen Änderun- 
stinden aus Konstantan eine Wheatstonesche Brücke; das gen werden jedoch beide Empfängerwiderstände in glei- 
im Brückenzweig selbst liegende Drehspulrelais kann bei cher Weise betroffen; das Gleichgewicht der Brücke 
Verwendung einer Gleichspannung von im Mittel 14 bleibt erhalten. Auch jede Spannungsänderung an der 
an der Brücke so widerstandsfähig ausgebildet werden, Brücke selbst bleibt einflußlos, da die Brücke im Nor- 
daß es allen betriebsmäßigen Ansprüchen hinsichtlich malzustand stromlos ist. Derartige Änderungen bewirken 
I'nempfindlichkeit gegen Erschütterungen und Sicherheit Mur eine Veränderung der Empfindlichkeit, nicht aber 
der Kontaktgabe vollständig genügt. eine Störung der Gleichgewichtslage. 

Solange sich in beiden Kammern des Apparates, dessen 
praktische Ausbildung Abb. 4 wiedergibt, Luft von gleichem 110 Volt 
Absorptionsvermögen befindet, erhalten die beiden Wider- ER 
stünde des Empfängers gleiche zugestrahlte Wärmemen- 
ven, nehmen infolgedessen gleiche Temperaturen an un 
besitzen also auch gleichen elektrischen Widerstand. Die i l 
Brücke ist im Gleichgewicht, das Relais stromlos. Ge- Ad Auslösung 
langt nun in die in Abb. 1 untenliegende von der Abluft 
durchströmte Kammer Luft, die Rauchbestandteile ent- 


H D og 
D St, e a 
—— D 
— EE mm a EE Ce 
Etgen 
nn ee 


strahlung dieser Kammer ab, der 
zugehörige Empfängerwiderstand 
wird kälter und kleiner, das Re- = 
lais erhält Strom und schließt 
bei Überschreitung eines ein- 
stellbaren Mindestwertes den 


Kontakt für ein Hilfsrelais Ka 

(Abb. 5), das seinerseits mittels Abb.3. Prinzipielle Schaltung Abb. 6& Schaltbild des Generatorschutzes. 

eines Quecksilberkontaktes, der des Wärmeempfängers. 

eine Schaltleistung Von 1 / S e 

einwandfrei bewältigt, den Generatorschalter, den Ent- e E orsuche Ip. Ton den GE 2 

e d ar S : \ i : gigke C 

regungschallen „u Löscheinrichtung, "7" W arnungsignal Spannungsverhältnissen tatsächlich vorhanden ist, und 

i : daß die konstruktive Gestaltung der Einkapselung der 


Empfängerwiderstände auch eine genügende Unabhängig- 
keit des Gerätes von der Temperatur der durch die eine 
Kammer streichenden Generatorabluft garantiert. Bei 
diesen Versuchen konnte gleichzeitig ermittelt werden, 
ob die erforderliche Unabhängigkeit des Apparates vom 
Feuchtigkeits- und Fremdgasgehalt der Abluft vorhanden 
ist. Eine merkliche Verschiebung des Brückengleich- 
gewichts konnte weder bei Veränderungen der Luftfeuch- 
tigkeit zwischen 0 und 100 % noch bei starken Beimen- 
gungen Von Wasserstoff oder Kohlensäure festgestellt 
werden. Diese Versuche über die Unempfindlichkeit der 


neuen Generatorschutzeinrichtung sind in vollem Um- 
die bisher an dem 


seit etwa zwei Mona 00 kW-Maschine an- 
geschlossenen App it werden konnten. 


Abb. 4. Äufere Ansicht des Buchholz-Generatorschutzes. 


Es liegt in der Natur der soeben beschriebenen 
Sehutzeinrichtung, daß sie vollständig unabhängig ist 
von allen Vorgängen im äußeren Stromkreis des zu 
schützenden Generators, denn sie hängt ja mit seinem 
Stromkreis in keiner Weise zusammen. Sie wird auch | 


von äußeren Kurzschlüssen der Maschine unbeeinflußt 


Abb. 5 Zwischenrelais f&r die Steuerung der (jeneratorschalter. 


bleiben, solange dabei nicht die \Wicklung auf Tempe- 
raturen aufgeheizt wird, die über der Zersetzungstem- 
peratur der Isolierstoffe liegen. Induktive Beeinflus- 
sungen durch den Stoßkurzschlußstrom sind, soweit sie Auch über die Empfindlichkeit des Apparates bei 


Abb. 7. Einbau des Schutzes bei einer kreislaufgekühlten Maschine. 


von dessen Wechselstromkomponente herrühren, völlig  Generatorfehlern liegen schon einige Versucheergebnisse 
unschädlich, da die Apparatur an Gleichstrom ange- vor. Wenn es bisher auch noch nicht möglich war, der- 
schlossen wird und das Relais nur mit Gleichstrom be- artige Versuche mit betriebsmäßig eingeleiteten wirk- 
us Be on u denk ore Beeinflussung durch lichen Fehlern auszuführen — solche Versuche sollen 
an leichstromg 1° es Sto kurzschlußstromes ist jedoch in Kürze stattfinden? —, so gestatten die bisherigen 
durch Verlegung der Zuleitung als verdrilltes Kabel mit Versuche doch schon einige Rückschlüsse auf die Be- 
Meiallmanto} er so klein zu halten, daß sie auf das triebsbrauchbarkeit. Sie wurden in der Art ausgeführt, 
serät ohne jeden Einfluß bleibt. daß in den Kühlluftstrom des Generators besondere DD: 
Aber auch von Spannungsänderuneen des Strom- len mit normaler Wieklungsisolation eingebracht wur- 
kreises, an den der Apparat selbst nach Abb. 6 ange- 
schlossen ist, ist er weitgehend unabhängig. Bei Span- ı Derartige Versuche haben in der Zwischenzeit bereits statt- 
nungschwankungen in diesem Kreis ändert sich zwar die gefunden. Über ihr Ergebnis wird in Kürze berichtet werden. 


1018 


den; diese Spulen wurden dann ähnlich 


wie ihrer Beanspruchung im 


Falle eines 
schlusses entspricht. 


Kantenlänge. 


so lange belastet, bis der Apparat die zehnfache Rauch- 


Iıchte 


Befund 


SC 


d 


` 
| 


| 


| 
A 


Abb. 8. Einbau des Schutzes in der Kaltluftkammer eines kreislauf- 
gekühlten 10000 kW-Generators. 


länger ertragen haben, ohne vollständig zerstört zu wer- 
en. Die Verlustenergie betrug bei diesem Versuch 
etwa Ta fie der Generatornennleistunz. 


wurde auch bei einer freiaus- 
blasenden Wasserkraftmaschine von 17500 kVAL 


ausgeführt, die 50 m?/s Kühlluft verbrauchte. Die Spule 
hatte bei diesen Versuchen etwa 7 der Abmess 


e also entsprechend 1 % 
der Generatorleistung, ergab sich die 


die zur Auslösung erforderlich 


Die Spule hat dabei diese Belastung ohne schwere Zer- 
störung minutenlang ertragen. 


Apparat vorzüglich geeignet ist, Generatoren beim Ein- 
treten von Windungschluß zu schützen. Daß er mit der 

i it auch beim Auftreten eineg Phasen- 
kurzschlusseg innerhalb der Maschine arbeiten wird, be- 


g. Sein Schutzbereich 
umfaßt aber nicht nur die Wicklung des S 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 
hoch belastet, 
Vindungs- upfindlichkeitsgrenze des Gerätes überschrei . Bei 


.D. wurde dieser Versuch bei 
einer 7 KVA-Wasserkraftmaschine mit Kreislaufküh- 


ieser Beanspruchung war die Spulenisolation zwar 


man schließen 
onnte, die Spule würde die Belastung noch wesentlich 


11. Juli 1929 


kungsweige von der Art und Be 
Ist der Erdschluß rein metallisch, ohne daß eine E 


icklung, so ist damit unvermeidlich 
auchentwicklung und damit das Ansprechen des A 
rates verbunden. 
Abb. 7 zeigt schematisch den Einbau des Apparates an 
einer kreielaufgekühlten Maschine mit Axialkühlung. In 
ezug auf den Luftweg ist dabei, man sieht, der Appa- 


eine 
Ppa- 


menge, die für den A 
en enerator zurückkehrt, ist praktise 


Die praktische Ausführung des Einbaues zeigt Abb. 8 
am Beispiel einer kreislaufgekühlten 10 000 k i 


Seweitet ist. Aus dem Austrittstutzen. de 


atoren einen 
Gebiete des Fehler- 


Luftleiteranordnungen für rotierende Peilfunksender. 


Unter verschiedenen Vereinfachungen stellt Smith- 


R oset die Gleichungen für das magnetische Feld auf für 
den einfachen Rahmen, für zwei in einem be 


lich sein können. Sie sind dadurch bedingt, daß dieN 
des Peilzeichens sich verschieben bzw. 
rahmensystem mehrfach auftreten. 
ergibt sich ein Empfangsminimum, wenn die Ebene 
Antennenpaares senkrecht zur Richtung Seng D 
Zer Steht. Dieses Minimum wird durch nachts auftrete 
Reflexionen nicht beeinflußt, auch treten keine 
inima auf. 
cienetsten. Anschließend folgt der R 
sion über di 
Section stattgefunden hat. 


U" RL. Smi th-Rose, J. Inst. E1. Engs. London., Bd. GR S 


— 


- 2%. 


San 


ll. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


1018 


Drahtloses Gegensprechen. 
(Mitteilung aus dem Reichspostzentralamt [Telegraphentechnisches Reichsamt]) 


Von Postrat Dipl.-Ing. W. Hahn, Berlin. 


Übersicht. Nach Erwähnung früherer, vom Reichspost- 
zeutralamt gemeinsam mit den Fachfirmen ausgeführter Ver- 
suche mit drahtlosem Gegensprechen werden die grundsätz- 
lichen Schaltungen sowie die bei dem Anschluß von Fern- 
sprechleitungen erforderlichen Maßnahmen erörtert, wobei 
auf die Doppel- und einfachbetätigten Rückkopplungsperrer 
besonders eingegangen wird. Über die auf der Versuchs- 
strecke Berlin— Hamburg unter Benutzung kurzer Wellen 
ausgeführten Stabilitätsmessungen und über die beobachteten 
Schwunderscheinungen innerhalb des Sprachfrequenzbandes 
werden Mitteilungen gemacht. Die Einrichtungen für den 
Fernsprechverkehr Deutschland— Argentinien und die auf 
dieser Strecke angestellten Versuche werden beschrieben. 
Den Schluß der Arbeit bildet ein Ausblick auf die weitere 
Entwicklung des drahtlosen Gegensprechens. 


1. Definition und Anwendungszebiete des 
drahtlosen Gegensprechens. 


Unter „drahtlosem Gegensprechen” wird eine Fern- 
sprechbetriebsart verstanden, bei der die Übertragung der 
Sprache zum Teil auf drahtlosem Wege erfolgt und bei 
der die Anlage so eingerichtet ist, daß — wie bei dem 


— 


yema pas 


wot D 
w em 


\ 
\_ 
| 
| 
N. Berlin = R 
IN Zmpfangsstalon E 
k Vermittlungsstelle ; X 
; IR 
Teilnehmep & 
; ren 
Telephonie- 
sender 
Königswusterhausen 
Abb. 1. Gegensprechversuche Berlin—Kopenhagen. 
normalen Fernsprechverkehr über Leitungen — jeder- 


zeit eine Unterbrechung des Sprechers durch den an- 
derer Teilnehmer möglich ist. Dies setzt voraus, daß beide 
Teilnehmer mit je einem Sender und je einem Empfänger 
in Verbindung stehen müssen. 


Das drahtlose Gegensprechen kommt überall da in 
Frage, wo es sich darum handelt, eine Fernsprechverbin- 
dung herzustellen zwischen solchen Orten, die nicht durch 
Leitungen miteinander verbunden werden können, also in 
erster Linie zwischen beweglichen Sprechstellen, z. B. 
Schiffen, Luftfahrzeugen untereinander sowie zwischen 
omsfesten Stationen und. solchen Fahrzeugen. Ferner 
kommt das drahtlose Gegensprechen in Betracht zwischen 
ortsfesten Stationen, die aus technischen oder wirtschaft- 
lichen Gründen nicht durch Fernsprechleitungen miteinan- 
di verbunden werden können, also z.B. im Überseever- 
ehr. 


Vom Reichspostzentralamt (TRA) wurden schon im 
Jahre 1919 zum Teil in Gemeinschaft mit den Fachfirmen 
Versuche auf diesem Gebiet begonnen. Auf diese Versuche 
sei kurz eingegangen. Im Jahre 1920 wurden gemeinsam 
mit Telefunken Gegensprechversuche zwischen der Marine- 
funkstelle Warnemünde und dem dänischen Fährschiff 
„Prinsesse Alexandrine“ durchgeführt. Schwierigkeiten 
zeigten sich auf der Landstation, da es hier nicht in aus- 
reichendem Maße gelungen war, den Empfänger von den 
störenden Beeinflussungen des Senders freizumachen. Der 
für Wechselstromheizung und Anodengleichrichtung ge- 
baute Landsender hatte eine Leistung von etwa 800 W 
und stand in unmittelbarer Nähe vom Empfänger. Der 
Schiffsender, der nur einige Watt Leistung hatte, störte 
den Bordempfänger nicht. 


Abb. 2. Gegensprechanlage der Hauptfunkstelle Norddeich. 


Im nächsten Jahre wurden Gegensprechversuche zwi- 
schen Berlin und der dänischen Station Lingby aufgenom- 
men. Für die Versuche standen Lichtbogensender der 
Firma C. Lorenz A.G. zur Verfügung. Der Sender auf 
deutscherSeite war auf der Hauptfunkstelle Königswuster- 
hausen untergebracht. Die zugehörige Empfangsanlage 
befand sich im Laboratorium des Reichspostzentralamts in 
der Neuen Friedrichstraße, wo auch der Übergang auf das 
Fernsprechnetz vorgenommen wurde. Die Gesamtanord- 
nung zeigt Abb. 1. Der Sender in Königswusterhausen 
arbeitete auf 4000 m, der dänische Sender auf 3500 m. Zur 
Verbindung der drahtlosen Geräte mit den Fernspreclıh- 
netzen dienten gewöhnliche Gabeln. Auf beiden Seiten 
konnten Anschlüsse an das lFernsprechnetz mit Erfolg 
durchgeführt werden. 


À, —— 


Mikrophon Aender Empfänger Telephon 


se, 


Telephon Empfänger sender Mikrophon 


Abb. 3. Elektrisch und akustisch getrennte Wege. 


In den Jahren 1924 und 1925 wurden wiederum Ver- 
suche mit Schiffen in See („Albert Ballin“, „Columbus” 
u.a.) ausgeführt!. Als Landstation wurde die Hauptfunk- 
stelle Norddeich herangezogen Die lLandsendewelle be- 
trug 2300 m, die Schiffsendewelle 1800 m. Die Anordnung 
in Norddeich zeigt schematisch Abb. 2. Bei den Versuchen 
machte es anfangs Schwierigkeiten, den Bordempfänger in 
ausreichendem Maße vor den Störungen durch den Bord- 
sender zu schützen. Es konnte deshalb bei der ersten Ver- 
suchsreihe an Bord nur im Wechselverkehr gearbeitet 
werden, d. h. während des Empfangs an Bord mußte der 
Sender abgeschaltet werden. Bei den späteren Versuchen 
gelang es, den Bordempfänger so auszugestalten, daß er 
nicht mehr durch den Bordsender gestört wurde. Es war 
nunmehr möglich, auch an Bord in Gegensprechverkehr 
zu arbeiten. 

Auf die ncueren Gegensprechversuche mit kurzen 
Wellen wird später eingegangen werden. 


LW Iabhn, Der Fernsprechverkehr mit Schiffen in See, Jahr- 
buch für das gesamte Funkwesen, 2. Jahrg. 1926; Der Funk 1924, S. 173; 
El. Nachr. Techn. Bd. 3, 5. 100. 


1020 


2. Die: 


Antenne jeweils an den Sender oder an de 
Elektrisch und akustisch 


n Empfänger Gen 
getrennte angeschlossen wird. Vom Reichspostzentralamt wurde jm e 
ege. Einseitiger u nd doppelseitj ger Jahre 1925 zur Verständigung zwischen zwei Kabeldamp- 
Fernsprech netzanschluß Fe rnsprechen ern eine im Wechselverkehr arbeitende drahtlose Fern 
im Wechsel verkehr mit Umschaltu ngen. Sprechanlage eingerichtet?, Es wurde hier 


r ; s s g l , Diese Anlage hat gut 
ängen für beide Sprechrichtungen a an setzt jedoch voraus, da 


regung) oder tretenden Personen über die Eigenart de 
durch Echo auftreten können. Derartige A 


nlagen laesen unterrichtet sind. Er eignet sich nicht für Sprechstellen 
Sich jedoch nur in besonderen Fällen einrichten. des öffentlichen Verkehre, 
Aa 3. Lange und kurze Wellen. Verschiedene 
d und gleiche Wellenlängen für beide Rich. 
tungen. ` 


Mikrophon Für den drahtlosen Gegensprechverkehr ist 


große Rolle hinsichtlich der zu überbrückenden Entfer- 
Teilnehmer i 


ü Fernsprechverkehr dieselben 

Wellenlängen benutzen, die sich für den drahtlosen Tele 

Teleohon F 5 £Taphiebetrieb als die geeignetsten erwiesen haben. Für 

; ! ürzere Entfernungen, z. B. für den Flußmündungsver 
Abb. A Einseitiger Fernsprechnetzanschlu®. i 


m vorgesehen. 
ellenlängen nicht 


, die zum sendern bereits so stark besetzt ist, daß | 
eiteres mit dem Neueinzurichtende 


ischen Störungen zu leiden 
äßig, da alle die vom hat, bereiten bei kurzen Wellen die Schwunderscheinungen 
mpfänger aufgenommenen Störun i oppelzeichen* Empfangschwierigkeiten. 
derselben Seite wieder ausgestrahlt werden und Störungen Bei Benutzu 7 Ä 
auf der Gegenseite hervorrufen, Bei de i 


agung der Sprache in Frage 4 Maßnahmen zur Beseitigung von Rück. 
ommt, so ist es nötig, um Echoerscheinungen auf der kopplung und Echo. 


Gegenseite zu vermeiden, Echosperren? auf der mit den Echos perren. F a . 
ernsprechncetz in Verbindung stehenden S betätigteRüc kkopplungs per 


Wir haben Schon gesehen, 
Anschluß der drahtlosen Strecke an das Fer 
besondere Maßnahmen getroffen werden müssen, um Rück- 
kopplung und damit Pfeifen zu vermeiden. Die Verbin- 
dung des Senders und des Empfängers jeder Se; 
also nicht unmittelbar mit dem j 


ungen vorgeschen 
werden. Die einfachste Anordnung ist der Gabelabgleich 


c iese Anordnung wird benutzt 
g im Sprechverkehr über Lei 
Abb. 5. Doppelseitiger Fernsprechnetzanschlun. d 


Te 


Vierdrahtleitungen mit Zweidrahtleitungen. 


Besondere Maßnahmen müssen getroff 
auf beiden Seiten Anschlüsse an das Fer 


Schwankungen der 
ämpfune zu rechnen. Diese Schwanku 


ers groß bei kurzen Wellenlängen dureh Schwunderschei- 
und Empfänger mit dem Fernsprech- nungen (Fading). Es dürfte also eine normale Gabel für 
ist ni ängig, da wegen der vor- eine Kurzwellenverbindu 
handenen Rückkopplung sofort ein 


ng ohne weiteres nicht aus- 
feifen auftreten reichen, um Rückkopplung zu v A . 
würde. Man muß also in diesem Fall i 


g ermeiden 

miner für einen "on Siemens & Halske ist eine Anordnung ent wickelt 
Abgleich sorgen. worden, die eine Kompensation der durch Fading hervor- 
on gerufenen Störungen bezweckt. Die Einrichtung ist so 
getroffen, daß neben der Sprache ein konstanter Ton von 
Umschalter 1 Umschalter 2 etwa 2750 Hz, der oberhalb des Sprachfrequenzband es liegt, 
Empfänger 1 Empfänger 2 ausgestrahlt wird (vgl. Abb. 7). Auf der ‚mpfangseite der 
sender? Sender 2 egenstation ist durch Gitterpotentialverlagerune bis zu 
Telephon 1 Telephone einem gewissen rad ein Ausgleich der Schwundersch A. 
nungen möglich, Diese Kompensation vonS&H Kann in 

Mikrophon 1. Mikrophon 2 "erbindung mit einer normalen Gabe] arbeiten. 
Abb. 6. Anlage für Wechsel serkehr. Auf ganz anderem Prinzip beruhen die Rückkopp] ungs- 


S ` Einrichtung ist hierbei ganz all 
. Die vorher genannten Anordnungen waren alle für durch die Sprachlaute selbst mit Hilfe be 
einen Gegensprechbetrieh geeignet. E S tungen möglichst trägheitslos Umschaltungen voregenom- 
einfachung kann man erzielen, wenn die ‚Anlagen für men werden, derart daß e 7 
Wechselbetrieb eingerichtet werden Der Wechselbet mpfänger zum Leitungsnetz oder vo s 
edingt jedoch, daß jedesmal Umschaltungen von Hören = = 
auf Sprechen und umgekehrt auf beid 3 W. Hahn, Kleine drahtlos f S 
es S S . i e Ferns rechanl fü Se 

‚nommen werden müssen. Abb. 6 zeigt schematisch eine De. Schiffahrt 1925, S. 408. : üi T pema 
für W echselverkehr cingerichtete Anlage, bei der die t EQuäcku.H Mögel. Hörbarkeitsgrenzen und g@ünstiesıe 
rege Verkehrszeiten bei Kurzwellen auf den einzelnen Überseeli 

"H Mayer u. Nottebro ck, Echosperrer für Fernsprechver- N 3. 54: 
bindungen, Siemens-Z. Bd. 6S 


nien, EA. 
Nachr. techn. Bd. 5, S. 542, Doppel- und Mehrfachzeichen Lei K urz- 
. 446. wellen, El. Nachr. Techn. Bd. 6, $. 45. 


- 


11. Juli 1929 


Sender durchgeschaltet ist, während der andere für die 
Zeit unterbrochen wird. Auf diese Rückkopplungeperrer 
soll im nachstehenden näher eingegangen werden, 


5. Doppelbetätigte Rückkopplungsperrer. 


Bei der Telephonieverbindung Nordamerika— England? 
werden solche doppelbetätisten Rückkopplungsperrer an- 
gewendet. 

Bei dieser Verbindung, die am 7. 1. 1927 eröffnet 
worden ist, wird für beide Richtungen das gleiche 
Frequenzband (die mittlere Wellenlänge beträgt etwa 
A000 m) benutzt. Es wird hier beim Besprechen des Sen- 
ders nur das eine Seitenband ausgestrahlt, während das 
andere Seitenband und die Trägerwelle unterdrückt wer- 
den. Dies wird dadurch erreicht, daß unter Zuhilfenahme 
von zwei verschiedenen Hilfsfrequenzen und geeigneter 
Siebketten den Verstärkerkreisen der letzten Stufen des 
Senders nur ein Sprachband von 58,5 ... 61,5 kHz (5130 bis 
4870 m) zugeführt wird. Eine nähere Beschreibung der 
Senderanlage ist u. a. in einem Referat in der ETZ und in 
der El. Nachr. Techn. erschienen? Auf der lkmpfangs- 
seite ist es — um die Sprache aufnehmen zu können — 
erforderlich, entsprechende Hilfsfrequenzen dem Emp- 
fünger zuzuführen und geeignete Siebkreise einzuschalten. 


Regelfrequenz- 
Generator 


Gleichrichte 
Abb. 7. Fadingregelung. 


Hierdurch wird das dem Sender zugeführte 
frequenzband wiederliergestellt. 


Da bei dieser Verbindung mit der gleichen Wellen- 
länge für beide Richtungen gearbeitet wird, sind zur Ver- 
meidung von Rückkopplung besondere Maßnahmen er- 
forderlich. Betrachten wir zuerst nur die eine Seite der 
Verbindung (vgl. Abb.5), so haben wir hier einen Strom- 
kreis: Sender S,, Verbindungsleitung, Anechlußpunkt an 
die Fernsprechleitung P,, Verbindungsleitung, Empfänger 
E,. Wäre keine besondere Maßnahme getroffen, so würden 
die vom Sender S, ausgehenden Sprachschwingungen auch 
von dem Empfänger E, derselben Seite aufgenommen wer- 
den und zu einer Rückkopplung führen. Um dies zu ver- 
meiden, muß nun dafür gesorgt werden, daß zu den Zeiten, 
während welcher der Sender besprochen wird, also Schwin- 
eungen ausstrahlt, der auf derselben Seite befindliche 
Empfänger von der Leitung abgetrennt wird. 


Dieses Abschalten des Senders bzw. des Empfängers 
geschieht nun mit Hilfe von Rückkopplungsperrern, die 
von der Sprache gesteuert werden. Auf der amerikani- 
schen Seite werden mechanische Relais benutzt, während 
auf der englischen Seite Röhrenanordnungen vorgesehen 
sind, die nach dem Prinzip der Gitterpotentialverlaeerung 
arbeiten. Die Wirkungsweise dieser Geräte ist im Grunde 
genommen die gleiche In Abb.8 ist das Schema eines 
seclehen Rückkopplungsperrers dargestellt. Im Ruhe- 
zustand, d.h. wenn keiner der beiden Teilnehmer spricht, 
ist der Empfänger mit der Leitung L verbunden, während 
der Senderstromkreis, d. h, die Verbindung zwischen Sen- 
der und Leitung gesperrt ist. Nimmt nun der Empfänger 
Zeichen auf, so gelangt die Sprache über Verstärker EV, 
Punkt E, Verstärker VE und Gabel G über Leitung L zum 
Teilnehmer T. Wegen des unvollkommenen Gabelabgleichs 
geht ein Teil der Sprache über den Punkt S zum Ver- 
stärker V und könnte den Sendeverstärker SV öffnen. Um 
dies zu vermeiden, wird vom Punkt E aus abzezweigt und 
ein Teil der Sprache nach Gleichriehtunz (GE) dem Ver- 
stärker V zugeführt, wodurch dieser außer Betrieb ge- 
setzt wird und keine Öffnung des Sendeverstärkers SV 
bewirken kann. 


Soll nun von der Leitung L aus über den Sender ge- 
sprochen werden, so wird zuerst ein Teil der Sprache vom 
Punkt S abgezweigt, über den Verstärker V geleitet und 
mittels des Gleichrichters GS gleichgerichtet. Diese gleich- 
gerichtete Spannung dient nun dazu, dem Verstärker EV 
im Empfangstromkreis eine so große negative Vorspan- 
nung zu geben (durch Gitterpotentialverlagerung), daß 


Sprach- 


"HD Arnold u. L. Espenschied, J. Am. Inst. El. Engs. 
Bd. 42, S.815. — L. Espenschie C.N. Anderson u. A.Beiley. 
El. Commun. 1925, 8.7; Post Off. El. Engs. J. Bd. 20, 8.51; Bell syst. techn. 
Journ. Bd. 6 S. 736. — E. Wollner, El. Nachr. Techn. Bd. 5 N. 489. — 
K.W.Waterson, Bell. syst. techn. Journ. Bd. 7, 8. 187. - O. B. Black- 
well, Bell syst. techn. Journ. Bd. 7, S. 168. 

° ETZ 1923, 8. 712; El. Nachr. Techn. Bd. 5, S. 489. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


1021 


dieser gesperrt wird. Außerdem gelangt ein Teil der 
gleichgerichteten Spannung zu dem Verstärker SV des 
Sendestromkreises, dem eine so große positive Vorspan- 
nung zugeführt wird, daß er dadurch betriebsbereit wird. 
Die von der Leitung über S kommenden Sprachlaute wer- 
den dann verstärkt dem Sender zugeführt. 


Die eben geschilderte Anordnung bezieht sich auf die 
Anlage des General Post Office in London, bei der mit 
(sitterpotentialverlagerung gearbeitet wird. Bei der An- 
lage in Amerika werden mechanische Relais benutzt, mit 
denen mit Hilfe des gleichgerichteten Hilfstromes mecha- 
nische Umschaltungen bewirkt werden. Die Arbeitsweise 
ist aber sonst genau die gleiche wie bei der beschriebenen 
englischen Anlage. 


Man kann solche Schaltgeräte, bei denen sowohl von 
der Empfang- wie von der Sendeseite aus Steuervorrich- 
tungen betätigt werden,alsdoppelbetätigteRück- 


— 


Sender SV 
Abb. 8 Doppelbetätigter Rückkopplungsperrer. 


kopplungsperrer bezeichnen. Fine solche Doppel- 
betätigung ist notwendig, wenn für beide Sprechrichtungen 
die gleiche Wellenlänge benutzt wird. Auch bei Verwen- 
dung verschiedener Wellen ist diese verhältnismäßig kom- 
plizierte Schaltung nötig, wenn im Ruhezustand der Emp- 
fangsweg geöffnet und der Sendeweg gesperrt sein soll. 


6 Einfachbetätigte Rückkopplungs- 
sperrer. 


Arbeitet man bei einer drahtlosen Gegensprechanlage 
mit verschiedenen Wellenlängen für beide Richtungen, so 
kann man eine wesentlich einfachere Schaltung anwenden, 
wenn im Ruhezustand nicht der Senderverstärker sondern 
der Empfangsverstärker gesperrt ist. In diesem Fall 
braucht der Rückkopplungsperrer nur von einer Seite aus 
betätigt zu werden, u. zw. von der Empfangseite aus. 
Man kann solche Rückkopplungsperrer alseinfachbe- 
tätigte Rückkopplungsperrer bezeichnen. Im 
Reichspostzentralamt ist ein solcher Rückkopplungsperrer’ 
entwickelt worden. Seine grundsätzliche Schaltung zeigt 
Abb.9. Im Ruhezustand, d. h. wenn keiner der beiden Teil- 


Aender Ab 
Abb. 9. Einfachbetätigter Rückkopplungsperrer. 


nehmer spricht, ist bei dieser Anordnung der Sendestrom- 
kreis betriebebereit, während der Empfangstromkreis ge- 
sperrt ist. Spricht nun der Teilnehmer T, so gelangt seine 
Sprache über die Leitung L und den Sendeverstärker SV 
zum Sender, ohne daß an dem Ruhezustand irgend etwas 
geändert wird. Nimmt dagegen der Empfänger Sprache 
auf, so muß. die Verbindung zwischen Empfänger und Teil- 
nehmer, die, wie wir gesehen haben, gesperrt ist, erst ge- 
öffnet werden. Dies geschieht dadurch, daß ein Teil der 
Sprache in Punkt E abgezweirt urd über einen Ver- 
stärker V einem Gleichrichter GE zugeführt wird, der 
seinerseits sowohl mit dem Empfangsverstärker EV als 
auch mit dem Sendeverstärker SY in Verbindung steht. 


`" WHahnun H. Warncke, Ein neuer Rückkopp:ungssperrer 
El. Nachr. Techn. Bd. 5, S. 522. 


1022 Elektrotechnische 


nun eine Öffnung des Empfangsverstärkere EV und gleich- 


Auch gegenüber der Anordnung mit Gitterpotentialver. 
lagerung haben die Magnetronröhren den Vorzug, daß zwi- 


wicklung. Von diesen Wicklungen dient die Ruhewicklung 
zur Erzeugung einer konstanten Vormagnetisjerung, die 
so eingestellt wird, daß die im Sendestromkre; liegende 
öhre (SV in Abb. 9) ihre betriebsmäßig erforderliche 
erstärkung hat. Dies entspricht also dem Ruhezustand, 


Die Einrichtung ist also sọ getroffen, daß die von der 
Leitung zum Sender gelangenden Ströme nur den Sender 
beeinflussen können, ohne sonstige Schaltvorgänge zu be- 
wirken. 

Schaltvorgänge werden erst bewirkt, sobald der Emp- 
fänger Sprache aufnimmt. lese Zeichen gelangen über 
die Empfangsmagnetronröhre (entspr. EV in Abb. 9) zur 
Leitung L erst dana, wenn dieser Weg geöffnet worden ist. 

iese Magnetronröhre hat nämlich im Ruhezustand eine 


tung L, jedoch. nicht zum Sender S; sie können also nicht 
wieder ausgestrahlt werden. 


burg und Berlin—Buenos Aires. 


Vom Reichspostzentralamt wurde in Gemeinschaft mit 
den Firmen Siemens & Halske und Telefunken eine Ver- 
suchsanlage geschaffen. mit der weitere Versuche auf dem 
Gebiet des drahtlosen Gegensprechens durchgeführt wer- 

en sollen. Neben der Untersuchung der durch die Be- 
nutzung von kurzen Wellen auftretenden Erscheinungen 
waren die für den Anschluß des Ferneprechnetzes not- 


Altengamme in der Nähe von Bergedorf untergebracht. 
ie entsprechende Empfangsanlage auf der Berliner Seite 

befindet sich auf dem Gelände der Telefunken-Gesellschaft 

in Geltow bei Potsdam. Neben dieser Empfangsanlage wird 

auch zeitweise ein Empfänger im Reichspostzentralamt in 
erlin-Tempelhof herangezogen. 


auf der Berliner Seite zeitweise im ns A Trostzentralamt, 
ke A.G. 


Anfangs wurde mit Wellen zwischen 30 und 35 m ge- 
arbeitet. Es hatte sich jedoch bald gezeigt, daß die 
schwunderscheinungen auf diesem Wellenbereich für die 
'orlierende Versuchstrecke außerordentlich störend zu- 
age traten, so daß es nötig wurde, die Wellenlänge zu erT- 
öhen. Nach mehrmaligem Wechsel der Wellenlänge wurde 
i ellenlängen 
m 70 und 75 m ausgeführt. Auch auf diesen Wellen 
reten noch starke Schwunderscheinungen auf. 


” (t. Kette, Der Kurzwellensender „AFK“ in Döberitz, Tel. u. 
28. 


Fnspr.-Techn. Bad. 17, S. 305. Ref.: ETZ 1929, S 


Zeitschrift 1929 Heft 28 11. Juli 1999 H 


Der erste Teil der Versuche bezog sich auf Stabilitäts- F 
messungen der drahtlosen Verbindungen. Es wurde hier RS 
sowohl mit als auch ohne Fadingregelung von Siemens ; 
& Halske gearbeitet. Diese Fadingregelung, die bereits 


ordnung getroffen: 


Sender und Empfänger jeder Seite wurden unter Zu- 
Schaltun. einer regelbaren Dämpfung miteinander ver- 


Hamburg eingeschaltet werden mußte, um die Rückkopp- 
ung zu verhindern, als wenn mit dieser Regelung ge- 
arbeitet wurde. Abb. 10 zeigt diese Ergebnisse als Mittel- 


Ke 
g 

e D 
S Lë 

60 V 

N ; 
N ; 
S ag 

N 

| 20 

077 OR EEE e e ee 8 

— Dämpfungsänderung auf der Hamburger Seife 
Abb. 10. Stabilitätsmessungen. 

wert aus zwei Versuchstagen. Auf der Ordinate ist an- y 


die Abszisse die entsprechenden, jeweils eingestellte 
Dämpfungswerte in Hamburg zeigt. Die Dämpfung in 
Berlin wurde auf 3 Neper konstant gehalten. Wie die 

urven zeigen, ist der unstabile Bereich etwa 3 Neper 
mit Regelung und etwa 8 Neper ohne Regelung. 


SÉ 
/ 0,25 
| 
| 
| 
1-05 
—+— 70 
25 
ge vm OS., 
E ees SE 
ET 20- 10° H£ 
Abb 11. Schwunderscheinungen innerhalb des Sprachfrequenzbandes. 


Interessante Beobachtungen sind gemacht worden hin- 
Sichtlich der innerhalb des Sprachfrequenzbandes auf- 
tretenen Schwunderscheinungen (selektives Fadina). 
Abb. 11 zeigt die oszillographische Aufnahme der für 


12h 30 min aufgenommen: Dauer einer Messung 4... D s. 
Wie zu ersehen ist, ist von einer gewissen Regelmi Qi g. 
keit nicht die Rede. Die Dämpfung der einzelnen Froe- 


ll. Juli 1929 


quenzen ist sehr verschieden. Es erklärt sich hieraus 
die bei der Telephonie mit kurzen Wellen öfter beob- 
achtete vorübergehende Unklarheit in der Sprache, ohne 
daß dabei die Gesamtlautstärke der Sprache schwankt. 
Dies rührt eben von den die einzelnen Sprachfrequenzen 
verschieden beeinflussenden Schwunderscheinungen und 
Interferenzen her. 

Außer diesen Untersuchungen wurden mit Rückkopp- 
lungsperrern Versuche aufgenommen. Diese Versuche so- 
wie die Arbeiten zur weiteren Durchbildung dieser Geräte 
sind noch nicht abgeschlossen. 


Nachdem bereits im Sommer 1927 erfolgreich Sprache 
von Berlin nach Buenos Aires übertragen werden konnte, 
wurden im Frühjahr 1928 von Telefunken Gegensprech- 
versuche zwischen diesen beiden Städten begonnen. Diese 
Versuche wurden dann unter Mitwirkung des Reichspost- 
zentralamts fortgeführt und zu einem gewissen Abschluß 
gebracht. Da sich gezeigt hat, daß diese Verbindung für 
den öffentlichen Verkehr geeignet ist, konnte dieser am 
10. XII. 1928 eröffnet werden? 


Auf deutscher Seite wird vorerst zur Übertragung der 
Sprache ein Versuchsender auf der Großfunkstelle Nauen 
benutzt. Zum Empfang der von Buenos Aires kommenden 
Sprache dient cine Empfangsanlage auf dem Gelände der 
Transradio-Gesellschaft in Geltow bei Potsdam. In Argen- 
tinien befindet sich der Gegensender auf der Großfunk- 
stelle Monte Grande der Transradio Argentina (25 km von 
Buenos Aires entfernt), der Empfänger auf der Empfangs- 
anlage in Villa Elisa (vgl. Abb. 12). 


Abb. 12. Fernsprechverbindung Deutschland Argentinien. 


Beide Sender sind von Telefunken gebaut, besitzen 
Kristallsteuerung und in der letzten Kaskade wasserge- 
kühlte Röhren. Sie stehen in Verbindung mit Strahlwer- 
fern, die zur Vermeidung einer rückwärtigen Strahlung 
mit Reflektoren versehen sind. Auch für die Empfänger 
sind auf beiden Seiten ähnlich gebaute Strahlwerfer- 
antennen vorhanden. Die Wellenlänge des Nauener Sen- 
ders beträgt 14,83 m, die des argentinischen Senders 
15,02 m. 

Auf argentinischer Seite sind Sender und Empfänger 
durch Leitungen mit der Betriebszentrale der Transradio 
Argentina in Buenos Aires verbunden, wo sich die Sprech- 
stelle für das Publikum befindet. Telephon und Mikro- 
phon sind nicht miteinander verbunden, es besteht also 
auf dieser Seite z. Z. noch eine offene Schaltung. Auf 
deutscher Seite ist dagegen der Anschluß an das Fern- 
sprechnetz bereits durchgeführt. Die Gabelstelle befindet 


s K.Höpfner. Neue pauk iorneprechy e bindungen Europ. Fernspr. 
1783, H. 9, S. 159. Ref.: ETZ 1928, 8. 1310. — W. H Der Fernsprech- 


verkehr Teutse -hlanıl Argentinien, Die Be on. S. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


1023 


sich in dem neuen Berliner Verstärkeramt in der Winter- 
feldtstraße, von wo aue über das Fernamt der Anschluß 
zu den Teilnehmern hergestellt wird. An der Gabelstelle 
ist vorerst eine gewöhnliche Gabel mit Leitungsnachbil- 
dung vorgesehen, die einerseits an das Fernsprechnetz, 
anderseits über Leitungen mit dem Sender und dem Emp- 
fänger in Verbindung steht. Da auf der Gegenseite in 
Argentinien keine elektrische oder akustische Verbindung 
zwischen Sender- und Empfängerkreis besteht, ist eine 
Rückkopplung — auch bei ungünstigem Abgleich der 
Gabel — nicht möglich, ein Pfeifen kann also nicht auf- 
treten. 

Anders steht es nun aber mit dem Echo, da auf der 
langen Strecke von 12000 km der Lauf der drahtlosen 


Wellen bereits eine merkbare Zeit erfordert. Spricht der 


Teilnehmer in Buenos Aires, so wird ein Teil seiner 
Sprache wegen des unvollkommenen Gabelabgleichs auf 
der Gegenseite über den Sender in Nauen wieder ausge- 
stıahlt, wodurch er seine eigene Sprache mit einer ge- 
wissen Verzögerung wieder hört. Dieses Echo tritt auf 
nach einer Zeit von etwa !/ız s, entsprechend einer Weg- 
strecke von etwa 24 000 km. Das Echo ist für den Betrieb 
sehr störend, da der Sprecher den Eindruck hat, als würde 
er dauernd von der Gegenseite unterbrochen. Es iet des- 
halb nötig, an der Gabelstelle Echosperren vorzusehen. 


Zeit 
TRILI IIA AADEL 


re GE E 


september November 
Abb. 18. ARE Berlin—Buenos Aires. 


Vor Eröffnung des Betriebes wurde eine längere Ver- 
suchsreihe aufgenommen, um zu ermitteln, welches hin- 
sichtlich der drahtlosen Übertragung die günstigete Ver- 
kehrszeit ist, und ferner, wieviel Gespräche trotz der noch 
vorhandenen Störungen durch Fading als brauchbar an- 
gesehen werden können. In Abb.13 ist für die Monate 
September bis November 1928 die jeweilige Versuchszeit 
angegeben. Die Zeit, während der eine gute Verständigung 
zwischen Berlin und Buenos Aires möglich war, ist durch 
senkrechte Striche dargestellt. Die oben abgebildete Kurve 
zeigt den Prozentsatz von der gesamten Versuchszeit an, 
bei der beiderseitig gut verstanden werden konnte. 

Die für den Fernsprechverkehr angesetzte Betriebs- 
zeit ist 15 ... 18h. Diese Zeit iet für die Übertragung günstig 
und liegt für Buenos Aires ganz, für Berlin teilweise 
innerhalb der Geschäftezeit. Der Zeitunterschied zwischen 
Buenos Aires und Berlin beträgt etwa fünf Stunden. 


8. Ausblick auf weitere Entwicklung des 

drahtlosen Gegensprechens. Wellenlänge. 

Fadingkompensation. Unterdrückung der 

Trägerwelle Geheimtelephonie. Gleich- 

zeitige Telegraphie und Telephonie mit 
einem Sender. 


Es ist bereits darauf hingewiesen worden, daß infolge 
der starken Besetzung des Bereichs der langen Wellen für 
die drahtlose Telegraphie diese Wellen tür neu einzu- 
richtende Gegensprechanlagen nicht mehr in Frage kom- 
men. Für Fernsprechdienste auf große Entfernungen 
bleiben daher nur die kurzen Wellen übrig, die sich ja, 
wie die Telegraphie zeigt, für große Entfernungen be- 
sonders eignen. 

Ein großer Übelstand der kurzen Wellen sind die 
Schwunderscheinungen (Fading). Es ist daher besonderes 
Augenmerk zu richten auf die weitere Durchbildung von 
Schaltanordnungen und sonstige Mittel, mit denen die durch 
Fading hervorgerufenen Störungen beseitigt oder wesent- 
lich verringert werden können. 

Sollte infolge der Verbreitung der drahtlosen Tele- 


graphie und Telephonie auch auf dem Gebiet der kurzen 
Wellen ein Wellenmangel eintreten, so kann man auch hier 


1024 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 11. Juli 199 . 


zu einer Verschmälerun requenzbandes übergehen, Das Zählersystem ist nur in den größeren Städten anzu- 
. man kann die „urzwellentelephoniesender so bauen, treffen. Ortschaften bis zu 3000 Ei 


Trägerwelle und das andere Seitenband unterdrückt halten ihren Strom von in der Ortschaft selbst errichteten 
werden. Dieselkraftwerken, die jedoch nur in den Nachtstunden in 
Diese Art von Telephonie würde gleichzeitig das Mit- Betrieb sind. Hier kostet der Strom für die 25 W-Glüh- 
hören durch Unbefugte erschweren. Es wird sich auf die lampe als Einheit 4 RM/Monsat. Für Kochzwecke wird 
auer wohl nicht durchführen lassen, das drahtlose Fern- verhältnismäßig wenig Strom abgegeben, für Heizzwecke 
Sprechen in der bisherigen Form aufrechtzuerhalten. Es kommt ein Absatz wegen der klimatischen Verhältnisse 
wird nötig sein, Maßnahmen zu ergreifen, die Sprache 50 des Landes nicht in Betracht. Als Stromart steht in den 
zur Ausstrahlung zu bringen, daß x mit den gewöhnlichen Städten hauptsächlich Drehstrom zu 50 Hz, in den Ort- 


Im Interesse der Wirtschaftlichkeit wäre noch zu Kleinere Gutshöfe erwerben in letzter Zeit häufig diesel. 
prüfen, inwieweit der gleiche Sender sowohl für Tele- elektrische Maschinensätze von 2..5kW Leistung. Ge- 
graphie als auch für Telephonie gleichzeitig benutzt wer- ` schlossene Stromlieferungsgesellschaften zur Versorgung 


Überlagerungstelegraphie) betrieben wird. wohl noch auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen, 
Vorarbeiten und Versuche auf diesen für die Weiter. welche sich aus den wirtschaftlichen und landeseigentüm- 
entwicklung des drahtlosen Gegensprechens wichtigen Ge- lichen Verhältnissen ergeben. Mehr Erfolg dürfte in 


ieten sind bereits aufgenommen worden. dieser Beziehung den einzelnen privaten Unternehmen 


a TE richtungen lassen sich außerordentlich wirtschaftlich er- 
Die Elektrizität in Peru. stellen und betreiben. o gibt die folgende Zahlentafe] 
Von Otto Zobernig, Hda. Chucarapi. für ein hier errichtetes kleines Dieselkraftwerk eine 


Übersicht der Rentabilität. Es ist nur während der Nacht 
Durch das Fortschreiten der kulturellen Entwicklung (12 Arbeitstunden täglich) in Betrieb und hat weder 
im allgemeinen und durch die wirtschaftlichen Zusammen- einen Reservemaschinensatz noch Akkumulatoren. Der 
hänge ist für Peru als Teil des Südamerikanischen verhältnismäßig niedere Anschaffungswert wurde durch 
Festlandes der Stand der Elektrizitätswirtschaft gekenn- die günstige zentrale Lage der gesamten Anordnung er- 
zeichnet. Bei etwa 5 Mill Einwohnern und einem Land- reicht. Bis zu einer installierten Leistung von 50 PS 
ausmaß von zweiundeinhalbmal der territorialen Größe ist jedes elektrische Kraftwerk laut Gesetz steuerfrei 
des Deutschen Reiches stellt Peru mit Seinen reichen Bo- und nicht zu irgendwelchen sonstigen Abgaben an die 
enschätzen und dem dauernd zunehmenden Durchgangs- Gemeinde u. dgl. verpflichtet. Der Stromlieferungsver- 
verkehr nach dem Innern des Festlandes einen wirtschaft- trag wurde mit der Gemeinde als Vertreterin der Be- 
lich bedeutungsvollen Staatskomplex dar. Beeinflußt völkerung abgeschlossen. 


gische Eigenindustrie und eine anscheinend tatkräftige A. Einnahmen 


Stromabsatz für 1000 Brennstellen 
zu je 25 W bei einem Strompreis 
at 


bis nach dem W eltkriege auf das peruanische Wirtschafts- Tee für Straßenbeleush. > 200 RM 

lcben fast ausschließlich ausüben konnten, hat sich teil- tung 4kW zu QO9 RM jel W,Monat 4320 

weise zugunsten europäischer Länder gewandelt, ein Er- = TI 
folg, der wohl hauptsächlich dem Umstande zu danken Summe der Einnahmen en... 47520 RM 
ist, daß fortschreitende Technik und einsetzende Propa- 

ganda mehr als ehedem Hand in Hand gingen und so der B. Ausgaben 


2) Direkte Ausgaben: 


möglichen Beteiligung an der Einfuhr nach Peru von 1. Rückzahlung des Anlagekapi- a 

seiten Deutschlands, Englands, Frankreichs und der nordi- tals beiöjähriger Amortisation 6 000 RM 

schen europäischen Länder wie auch der Schweiz schon 2. \ EE des Anlagekapi- ANN 

erreicht, so daß in der Zukunft weiterhin gesteigerte und tals zu 10 % er ee E 5, 

zielbewußte Arbeit zu leisten bleibt. Im besonderen sind 3. Betriebsmittel für 50 PS-Die- | 

es Westinghouse, die General Electrice Co. und die SSW, _ selmotor, u. zw. Betriebstoff 

die hierzulande ihre elektrotechnischen Erzeugnisse ab- zu 0,10 RM, Betricbsö] zu BR 

setzen konnten. Auf dem Gebiet der Wasserkraftmaschi- 0,64 RM/kg . . © tn 9800 „ 

nen treten J. M. Voith und italienische Firmen häufig 4. U'nterhaltungskosten, Putz- u. 

als Hersteller hervor. Wärmekraftanlagen zur Erzeu- Schmiermittel rn 2000 „, 

“ung elektrischer Energie arbeiten zum großen Teil mit 5. Gehalt des Verwalters .- . 500 , 

Dieselmotoren, da die Brennstoffpreise als sehr günstig 6. öhne . . . . ee e OU — 

Tur die Verwertung gelten können. Hier behaupten wieder ‘“ Bureauhaltung | ` 100 „ 

amerikanische, englische und deutsche Fabrikate das 8. ersicherung und Repräsen- 

Feld. Die Erzeugung und der Verbrauch elektrischer tation ..... ee 2000 „ 

Arbeit sind wegen der Eigenart der ländlichen Siedlungs- b) Indirekte Ausgaben: 

verhältnisse mengenmäßig noch sehr gering. Die wenigen e i 

Städte des Landes besitzen meist Wasserkraftwerke und 2 W ertabschreibung auf Bau- 

decken ihren Spitzenbedarf durch Wärmekraft. Haupt- ten, installierte Maschinen 

sächlich wird der abgegebene Strom für Beleuchtungs- und Materialien . ` a 2000 5; LEERE 

zwecke verwendet. Zuckerfabriken, Reismühlen und Summe der Ausgaben . . . 000 ...30500 RM 
Minenbetriebe als die fast allein vorhandenen Industrien Sonach jährlicher Reingewinn . ` ©. 17 020 ee 

decken ihren Bedarf mit eigenen Anlagen. Staat und Ge- i S 

meinden sind als kommunale Einheiten an der Strom- Alle Elektrizität erzeugcnden Unternehmungen des 
erzeugung und -lieferung gar nicht beteiligt. Der Ein- Landes sind in finanzieller Hinsicht äußerst rentabel. 


fluß, den die Behörden auf die Errichtung elektrischer Auf besonders gute architektonische Bauweise u. del. 
Kraftanlagen ausüben, beschränkt sich auf die Erteilung wird keinerlei Wert gelegt, leider aber auch in bezug auf 
der Baubewilligung und auf die geringe Besteuerung Betriebsicherheit bei der Errichtung von solchen An- 
dieser Betriehe. Wohl bestehen hinsichtlich der tech- lagen wenig Rücksicht genommen. Ebenso ist das ge. 
nischen Durchführung von Kraftwerksbauten sogen. Er- samte beschäftigte Personal durchgehends ungeschult und 
richtungsvorschriften, etwa nach einem italienischen nicht Zuverlässig, Es bleibt dem ‚eıngewanderten aus- 
Muster, doch beweisen durchweg alle bestehenden An- ländischen Techniker vorbehalten, diesen Mängeln gegen- 
lagen einerseits das geringe Interesse, das man diesen Be- über tatkräftigst Stellung zu nehmen. 

Stimmungen entgegenbringt, und anderseits die fehlende Elektrische Bahnen besitzt das Land z. Z. noch nicht 
Kontrolle durch den Staat. Die Strompreise schwanken mit Ausnahme der Triebwagen in den Städten Lima und 
je Kilowattstunde zwischen 32 und 80 Pf für Lichtstrom. Arequipa. Die Hauptstadt Lima mit heute etwa 0,3 Mill 


PR get) Së 
emgeet No 
ET 

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| 11. Juli 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 1026 
nd der schw 


Einwohnern hat auch in elektrischer Hinsicht in den Fehlens von Sendestationen U eren atmosphä- 
letzten Jahren bedeutende Verbesserungen erfahren durch rischen Störungen unentwickelt. Wohi besitzen einzelne 
die planmäßig durchgeführte Modernisierung der Stadt, Wohlhabende gute Empfangsapparate, doch bedeuten die 
die Errichtung von Villenvierteln an der Peripherie und angeführten Hindernisse heute noch eine Zu bedeutende 
durch hinzugekommen, rasch aufblühende Kleinindustrie. Hemmung für die schnellere Entwicklung dieses Zweiges. 
In einem Stadtteile wurde sogar bereits mit der Verkabe- Zusammenfassend kann man nach jahrelangen Beob- 
lung begonnen. achtungen und Studien sagen, daß das Land mit ernstem 

Für den Telegraphen- und Fernsprechverkehr be- Willen entsprechend seiner heutigen Kultur und seiner 
stehen durchweg nur veraltete und mangelhaft organi- wirtschaftlichen Bedeutung die durchgreifenden und ein- 
sierte Zentralen. Auch diese Einrichtungen befinden schneidenden Erfolge der Elektrotechnik zu erkennen 
sich ausschließlich in privatem Besitz. Für den Tele- und zu verwerten sucht. Das deutsche Erzeugnis ist auf 
«raphenverkehr dient auch ein Seekabel, das, einer dem besten Wege, sich auch in Peru seinen verdienten 
U.S. A.-Gesellschaft gehörend, längs der Küste von Tru- Platz zu erobern, und durch fortgesetzte und gesteigerte 
jillo bis Ilo finanziell mit gutem Erfolg arbeitet. Einige Propaganda kann das Ansehen, das Deutschland heute 
Funkstationen versehen den Empfangsdienst für den hierzulande besitzt, nutzbringend für beide Teile wachsen 
Schiffsverkehr. Die drahtlose Telephonie ist wegen des und wertvolle Beziehungen schaffen. ` 


aen a Ze 


RUNDSCHAU. 


Metßgeräte und Meßverfahren. stimmen, bei den kleinen dauert es bis zu 10 min. (G. W. 
, Penney u. ‚F.Fechheimer, "Am, Inst. EL Engs. 
Thermische Gasmengenmesser (Thomas-Messer). _  Bd.47, 5.181.) Kth. 
r thermische nad wurde zuerst von 

omas entwickelt un wird deshalb gewöhnlich als Tho- K . : 

; ; } A s athodenstrabloszillographen und ihre Anwendung. 
mas-Messer bezeichnet. Die Wirkungsweise des Instru- __ In ausführlicher Weise berichtet S. L e e zunächst über 


mentes beruht darauf, daß die Gastemperatur erhöht, diese . . : : 
K i g 5 Rn die Geschichte und die Entwicklung des Kathodenstrahl- 
Temporaturzunahng 5 eg un a oezillographen mit kalter Kathode und Glühkathode. Aus- 
Wärme bei konstantem Dru ak genau kennt, 80 an EL gehend von dem Dufour-Oszillographen hat die GEC einen 
das Gasgewicht das in der Zeit sinheit "liebt daraü Oszillographen entwickelt, der den Bedürfnissen der Be- 
Se rechnen Ja be Get 0 m triebsforschung angepaßt ist. Die Einrichtung ist fahr- 
nen., an aber am Gasvotumen meist par und besteht aus zwei Teilen, der Kathodenröhre mit 
ne interessiert ist als am Gasgewicht, so Kann man auf dem konstruktiv verbundenen Zubehör und der Vakuum- 
olumen umrechnen, wenn man den Druck und die Tem- vorpumpe und dem Synchronschalter zur Einleitung des 
peratur kennt. In der praktischen Ausführung wird das aufzunehmenden Vorgange3 Das Gesamtgewicht ist 
Gas elektrisch geheizt. Die Temperaturzunahme wird rd. 300 kg. die Grundfläche 2X3 m, der Verbrauch 4 kW 
gemessen entweder mit zwei Widerstandsthermometern in bei 110 v 60 Hz. Die Spannungsempfindlichkeit ist 
Brückenschaltung, die vor und hinter dem Heizkörper 200 V/cm ei Erzeugung des Kathodenstrahles mit 60 kV 
angeordnet sind, oder mit Vielfach-Thermoelementen zwischen Anode und Kathode. Die maximale Ablenkung 
(einer Thermosäule). ist +5cm. Spannungen bis 1000 V können direkt ange- 
legt werden. Die elektromagnetische Ablenkungsemp- 
findlichkeit ist 120 A.-W.lecm, gleichfalls bei 60 kV. Mit den 
Spulen selbst können Ströme von einigen Milliampere 
(alles Scheitelwerte) bis zu einigen 1000 A oszillogra- 
phiert werden, darüber werden Nebenwiderstände ver- 
wendet. Die Aufzeichnung erfolgt auf einem Filmstreifen 
für sechs Aufnahmen, die Fortschaltung durch einen ein- 
geschliffenen Drehknopf. Für niedrigere Frequenzen 
wird ein bewegter Film mit 50 cm Länge verwendet. Die 
bei diesem Oszillographen verwendete Hilfsfrequenz' kann 
von 20 ... 1000 kHz geändert werden. 

Der Aufsatz bringt neun schöne Aufnahmen mit 
diesem Oszillographen. Dem Berichterstatter scheint, da 
die Leistungsfähigkeit des Original-Dufour-Oszillo- 
eraphen nicht überboten worden ist und daß sich die 
Verbesserungen im wesentlichen auf leichte Handhabung 
und die transportable Anordnung beziehen. Sicher ist es 
aber, daß die Leistungen des unter der Leitung von 
Rogowskian der T. H. Aachen entstandenen Kathoden- 


strahloszillographen bei weitem nicht erreicht worden 


4 


Abb. 1. Schaltung des Thomas-Gasmesser8. 


: Eine ne von Penney und Fechheimer gesellschaft für Höchstspannungsanlagen entwickelten 
nimmt auf die letztere Art der Temperaturmessuns Be- fällt vor allem auf, daß die Zeitablenkung bei den deut- 
zug und schildert die damit bei der Westinghouse Com- schen Apparaten sehr viel eleganter gelöst ist. Wenu 
pany gemachten Erfahrungen. T Bei der normalen Aus- aber aus dem GEC-Oszillographen noch nicht das Letzte 
führung (Abb. 1) sind der Heizkörper und die mit ihm ver- herausgeholt worden ist, 80 ermöglicht er doch For- 
bundene Meßeinrichtung in einem Gehäuse aus Holz, bei schungen in dem Gebiete der dem Schleifenoszillographen 
den kleinsten Modellen aus Glimmer, eingebaut, das noch verschlossenen hochfrequenten Schwingungen, und er hat 
durch Korkplatten thermisch isoliert wird. Die Tempe- vor den anderen Oszillographen den Vorteil, daß er jetzt 
ratursteigerung beträgt nicht mehr als 5° über die Um- schon käuflich ist. (E.S. Lee, Gen. El. Rev. Bd. 31, S. 404.) 
zebungstemperalur, der Wärmeverlust an die Umgebung ` Kth. 
ist vernachlässigbar klein. Der Heizkörper besteht aus 


Drahtspiralen, die über den Querschnitt gespannt werden. Beleuchtung. 
Seine eigene Übertemperatur beträgt nicht mehr als 50°, ` , 
um die Strahlungsverluste auf das Gehäuse klein zu hal- Notbeleuchtung der Fördermaschinenräume. "Für 


ten. Die Zahl der Thermoelemente beträgt 16 oder mehr, Fördermaschinenräume ist von der Bergbehörde eine Not- 
die gleichmäßig über den Querschnitt verteilt werden. Bei beleuchtung vorgeschrieben, die beim Versagen der Haupt- 
95 Elementen mit je 40 V° C erhält man für 2° Tempe- lichtleitung in Tätigkeit treten muß. Die Fuchsgrube in 
Taturzunahme 2 mV. Die wichtigsten Fehlerquellen sind Waldenburg hat daher in den Stromkreis der Hauptbeleuch- 
die ungleichmäßige Erwärmung des Gases, ungleiche Ge- tung a (Abb.2) einen Magnet b geschaltet. Solange die 
schwindigkeit und Wärmeverluste, weniger bedeutsam ist Magnetspule stromdurchflossen ist, wird der Kern c ange- 
die thermische Trägheit, die Änderung der spezifischen hoben, beim Versagen der Beleuchtung tritt eine Unter- 
Wärme und Feuchtigkeit. Die Trägheit nimmt mit stei- brechung des Stromkreises ein, SO daß der Eisenkern durch 
gender Größe des Gaemessers ab; bei großen Modellen 
kann man die Temperaturdifferenz schon nach 1 min be- Vgl. Keinath, Mefgeräte, 3. Aufl. Bd. 1, S. 421. 


1026 


sein Gewicht aus der Spule fällt und über den Quecksilber- 
kontakt d die Notbeleuchtung e einschaltet. Der 
Hebelschafter f gestattet, eine zwangläufige Verbindung 
der Haupt- und Notbeleuch- 
tung, so daß beide gleich- 
zeitig entweder ein- oder 
ausgeschaltet sind. Als 
Kraftquelle ist für Förder- 
maschinen mit Gleichstrom- 
antrieb die Erregermaschine 
des Ilgner-Umformers ver- 
wendbar, weil bei Störungen 
im Drehstromnetz der Umfor- 
mer durch die im Schwung- 
rad aufgespeicherte Ener- 
gie noch etwa 20 ...30 min 
lang eine genügende hohe 


Drehzahl hat, um eine 
ausreichende Spannung für 
die Raumbeleuchtung zu .----- See 2i 
gewährleisten. Bei Dampf- i "aa" 


oder Drehstromantrieb dient ji" Ge 
als Kraftquelle eine beson- 7% £rregermaschne 


: oder Ahhumuia!orenbaterie 
dere Batterie. (R. Bran- Wë e x E ES Mi Pre 
des, Glückauf Bd. 65, ee E 


S. 509.) y maschinenräume. 


Temperatur und Leuchtdichte der amerikanischen Glüh- 
lampen der neuen Einheitsreihe. — Die neue Einheitsreihe 
der Mazda-Lamp:n, welche, wie auch bei uns in Deutsch- 
land, eine größere Anzahl der früheren Lampentypen er- 
setzen soll, wird durch elektrische Glühlampen gebildet, 
bei denen auch bei den Vakuumlampen der Wolframglüh- 
draht nicht mehr geradfädig ausgespannt sondern in Wen- 
delform angeordnet ist, und bei denen der Glaskolben 
nicht außen sondern auf der Innenseite mattiert ist. Die 
Reihe besteht aus den Größen 15, 25, 40, 50, 60 und 
100 W. W. E. Forsythe und E. M. Watson von der 
General Electric Company geben einen Überblick über 
die Vorzüge, welche diese neuen Lampen gegenüber den 
früheren auszeichnen. 


Bei den Vakuumlampen scheint zunächst mit der 
Anordnung des Leuchtdrahtes in Wendelform eine Ver- 
schlechterung der Lichtausbeute verbunden zu sein. In- 
folge der Strahlungschwärzung wird nämlich bei glei- 
cher Temperatur des Leuchtdrahtes bei einem zu einer 
Wendel gewickelten Draht eine kleinere Lichtmenge aus- 
vcstrahlt als wenn der Draht gerade ausgespannt wäre, 
denn zum Teil werden sich Drahtabschnitte überdecken, 
während anderseits ein Teil des ausgestrahlten Lichtes 
Reflexionen an Wolframoberflächen erleidet und aus dem 
Innern der Wendel kommt (Strahlungschwärzung), wo- 
durch aber die für die Lichtausbeute günstige Selektivi- 
tät der Wolframstrahlung herabgedrückt wird. Andere 
linflüsse rufen dagegen eine Erhöhung der Lichtaus- 
beute hervor, welche diese Nachteile überkompensieren. 
Zunächst ist bei gleicher Glühtemperatur die Verdamp- 
fung des Wolframs kleiner und damit 
die Lebensdauer bei der Wendelform 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


11. Juli 1929 


Lichtverluste gegenüber einer Klarglaslampe bei einer 
Außenmattierung etwa 5...10% betragen, gehen sie bei 
der Innenmattierung auf etwa 1% zurück. Die Leucht- 
dichte der hellsten Stelle der mattierten Lampe beträgt 
etwa den 50. Teil der Leuchtdichte des Glühfadens. 


| 
| Spezi- | Maximale | Leucht- 
fische Maximale; Leucht- | dichte des 
Lichtaus- Tempera-| dichte der Glühfadens 
Watt" Type | Beute In turinabe.| mattierten | der klaren 
| Graden Lampe Lampe 
| 'HLm/W HK/cm? ` Hiem 
| , ? 
Einheits- : 15 Vakuum 9,55 2475 4,5 238 
reihe | 25 | u 10,5 2510 5,0 272 
der |, $ 11,3 2545 61 1 308 
Mazda- ` 60 Gasgefüllt 11,65 ` 2660 10,0 476 
Lampen 60 = 12,55 2695 10,5 543 
von 115 V | 100 Si 14,9 2755 13,9 665 
Vorstehende Zahlentafel gibt die Lichtausbeuten, 
die absoluten Temperaturen des Leuchtdrahtes, die 


Leuchtdichten der hellsten Stellen der mattierten Lam- 
pen und die Leuchtdichten des Glühfadens bei den klaren 
Lampen. (W. E. Forsytheu. E. M. Watson, Gen. 
Fl. Rev. Bd. 31, S. 532.) Schb. 


Heizung. Öfen. 


Elektrisch geheizte Öfen bei der Ford Motor Co. — 
Bei der Ford Motor Co. befindet sich wahrscheinlich die 
größte Gruppe von elektrisch geheizten Öfen in einem 
Gebäude. Im ganzen sind 115 Öfen in Betrieb mit einem 
Gesamtstromverbrauch von 20 000 kW, von denen 68 Öfen 
zur Anfertigung von Federn, 28 Stück für Schmiede- 
stücke und 11’ Öfen für andere Zwecke dienen. 


Drehstrom von 13200 V wird in das Gebäude ein- 
eeführt und in zwei Verteilungstationen auf 220 bzw. 
440 V umeeformt. In den 76 Öfen der Federnschmiede 
können 6000 hintere Federn und 12000 vordere Federn 
für den neuen Fordwagen in zwei 8h-Schichten ange- 
fertigt ‘werden. 

Die Widerstände bestehen aus Nickelchrom in den 
Öfen, in denen die Temperatur 810° nicht übersteigt. 
In einigen der Öfen sind Kästen aus einer Karbidzusam- 
mensetzungz verwendet, die mit gemahlenem Kohlenstoff 
gefüllt sind. Andere sind mit Globar-Widerständen aus- 


gerüstet, einem nichtmetallischen Widerstand, welcher 
Siliziumkarbid im Aussehen ähnlich ist. Die Wider- 
stände aus Metallbändern für Temperaturen bis zu 


1037 ° aus 80 % Ni und 20 % Cr befinden sich schon ein 
Jahr ohne bemerkbaren Verschleiß an Querschnitt in Be- 
trieb. Die Globar-Widerstände eignen sich besonders für 
Schmiedeöfen für Temperaturen von 1230 ...1270°. Sie 
halten 1000 ... 1200 h aus. Die 28 Öfen der Schmiede ver- 
brauchen 7732kW. Die Widerstände haben einen Durch- 
messer von rd. 32 mm und sind 700 mm lang. In jedem Ofen 
befinden sich 27 Heizelemente, die auf 1 Ofen 337 kW bei 
220 V verbrauchen. Diese Öfen, Abb. 3, sind außen 2,45 m 


-rößer als bei gerade ausgcespanntem 
Draht, es kann also bei gleicher 
Lebensdauer des Leuchtkörpers die 
Wendelform auf höherer Temperatur 
gehalten werden. Bei der Anordnung 
in Wendelform können ferner die 
kleinen Halter zur Befestigung des 
Drahtes, welche eine beträchtliche 
Wärmeableitung an den Berührungs- 
stellen und damit eine Temperaturver- 
minderung des Drahtes zur Folge 
haben, von etwa 10 Stück bei den Lang- 
drahtlampen auf etwa 3 Stück bei den | pa 
Wendellampen herabgesetzt werden, besen 
wodurch sich ein Gewinn an Licht- 

ausbeute von etwa 3% ergibt. Ferner [ 
kann infolge der gegenseitigen An- 

strahlung der einzelnen Wendelab- 

schnitte bei gleichen Werten von Tem- 

peratur und Energieverbrauch ein dickerer Draht gewählt 
werden. Mit der Anordnung in Wendelform kann schließ- 
lich die gesamte Lampengröße kleiner gehalten werden, 
was beim Versand der Lampen cine große Rolle spielt. 
Zur Herabsetzung der für das menschliche Auge schäd- 
lichen starken Leuchtdichte werden die Lampen mattiert, 
wobei dann noch dadurch ein Lichtgewinn erzielt wer- 
den kann, daß die Lampen nicht auf der Außenseite son- 
dern auf der Innenseite mattiert werden. Während die 


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Abb. 3. Elektrischer Öfen zur Anfertigung von Federn. 


breit, 1,2 m tief und 2,8 m hoch; durch die Ausmaue- 
rung wird eine Heizkammer von 1,68m Breite, 560 mm 
Tiefe und 575 mm Höhe geschaffen. In dem Ofen können 
450 kg/h Stahl auf 1225° erwärmt werden. 

Die Widerstandsöfen mit eingebauten Kästen. Abb. 4. 
dienen zum Erwärmen von 905kg Stahl stündlich auf 
1225 ° bei einem Stromverbrauch von nicht über 400 kWit. 
Eingesetzt werden Knüppel von 65 X 65mm und 215 mm 
Länge. Die Öfen sind außen 3,66m lang und 2,13 m 


11. Juli 1929 


abhebbar. Die Heizelemente be- 
einem mit Deckel versehenen Kasten aus Si- 
Graphit gefüllt ist. Der 
Ofen und ist an 
den Enden mit passenden Stromverbindungen versehen. 
befinden sich bei den Fordwerken noch 
Öfen zum Härten der Kurbelwel- 
len sowie andere i Zwecke. īm 
Walzwerk werden zwei elektrisch geheizte kontinuier- 
tiche Öfen zum Wärmen von Knüppeln benutzt, die 400 
bzw. 300 kW verbrauchen und mit einer Temperatur von 
1095 ° betrieben werden. Sechs andere Schmiedeöfen mit 


breit. 
stehen aus 
liziumkarbid, 
Kasten erstreckt sich durch den ganzen 


HL 
en 


Abb. 4 Elektrischer Ofen zur Erwärmung von Stahiknü 


einem Gesamtstromverbrauch von 2700 kW und zwei 
kontinuierliche Härteöfen von je 300 kW vervollständi- 
ven die Einrichtung im Walzwerk. 

Alle Öfen sind mit Thermoelementen zur Kontrolle 
der Temperatur versehen. Die Vorteile der elektrisch 
geheizten Öfen bestehen darin, daß sie wenig Raum be- 
anspruchen und einen sehr sauberen Betrieb gestatten. 
Der Arbeiter kann dicht am Ofen stehen, ohne durch 
ausstrahlende Hitze belästigt zu werden. Bei der Ford 
Co. sind alle Öfen außen mit Aluminiumfarbe angestri- 
chen, wodurch die Ausstrahlung verringert wird. ^ L. 
Faurote, The Iron Age Bd. 122, S. 73.) IU. 


Elektrotechnik. 


Kraftfluß-Durchsetzung und Kraftlinien-Verkettung. 
— Bei der Behandlung der Frage der Streuung bei in- 
duktiv verketteten Kreisen ist es nötig, die beiden Be- 
griffe Kraftfluß und Kraftlinie wohl voneinander zu unterT- 


Physik und theoretische 


scheiden. Bei zwei Stromkreisen 1 und 2, in denen im 
gleichen Zeitpunkt die Ströme J, und Ja fließen, ist der 
Flvß, der die Kreise durchsetzt, gegeben durch 
9, = S rot KE + Sin He 
Tip T2 p 


ci dp 
Tip 


Fi 
+= f| (lan, 
2p 
F: 


wenn Tip und rg, die Abstände des Punktes p von den 
Volumenelement d T, und dt, bezeichnen und d fa und dis 
die F'lächenelemente der von den Kurven 1 und 2 begrenz- 
ten Flächen F, und F, sind. In der üblichen Darstellung 
schreibt man die beiden Flüsse in der Form 


Liüi+Mb=Pı, Li+ Mi=. 
Sollen die Flüsse unterteilt werden, SO daß sie einen ge- 
meinschaftlichen Teil und jeweils einen zu i, bzw. ZU ia 
proportionalen Teil enthalten, SO kommt man Zu folgen- 
dem Gleichungsystem: 
Lü+Mi,=®+4 u, 
Lit Mi=zð+Bh. 


Dieses System besitzt unendlich viele Lösungen, was im 
Widerspruch damit zu stehen scheint, daß es sicherlich 
Kraftlinien gibt, die nur den einen oder anderen Stromkreis 
umschlingen. Der Widerspruch löst sich aber, wenn man 
auf die Definition der Kraftlinien zurückgeht, die besagt, 


daß z.B. für axialsymmetrische Felder dyldr = ByulBx 


sein muß. Aus dieser Differentialgleichune folgt, daß die 
Kraftlinien, gleichviel ob sie nun mit einem oder beiden 
Stromkreisen verkettet sind, von den Strömen in beiden 
Kreisen abbängen. RL Fleischmann, Arch. El. Bd. 21, 
S. 312.) 


— 


Dielektrische Verluste in ölgetränktem Papier. 
LeGobhait hat mit Hilfe statischer Kondensatoren an ver- 
schiedenen ölgetränkten Papiersorten Messungen angestellt 


Die das ölgetränkte Papier enthaltenden K 
densatoren waren zum Schutz gegen äußere Einflüsse 
völlig gekapselt. Zur Messung Kondensator in 
Reihe mit einer einstellbaren Induktivität, einem Lei- 
stungs- und einem Stromzeiger und einem Widerstand 
an die Wechselspannung gelegt; durch Abstimmung & 
Resonanz wurden eine sinusförmige Kurve und cos = 
erzielt. Die Verluste in der Induktivität waren für jede 
Einstellung durch vorherige Eichung ermittelt; sie wur- 
den samt den Verlusten in den el. 
instrumenten von der Wattmeter- 
ablesung subtrahiert, und man er- 
hielt so die Verluste im Konden- 
sator. Bei niedrigen Frequenzen 
lagen 12 Kondensatoren ZU je 
__ parallel und diese beiden Gruppen 
=, in Reihe. Abb.5 zeigt cosg in Ab- 
| hängigkeit von der Feldstärke nach 
Messung an einem Kondensator, der 
zehn Lagen von 0,029 mm starkem 
Papier (70 % Baumwolle, 30 % 
Holzfaser) enthielt; nach Trock- 
nung im Vakuum bei 125° war die 
Tränkung mit "Transformatorenöl 
vorgenommen. Beachtlich ist die 
cos g-Abnahme mit steigender Feld- 
stärke, die starke Frequenzabhängigkeit und der charak- 
teristische Verlauf der Kurve d für 60 Hz. welcher ober- 
halb von etwa 4000 V/mm konstant wird, d. h. unabhängig 
von der Dicke des Dielektrikums. 


Ne BANZEERAREER 
a A OOOHHH 
UGSEREEMSERE 


Weg 


ppein. 


d 60 Hz 
Abhängigkeit von der Feldstärke bei Raumtemperatur. 


a 5 Hz b 10 Hz e 2% Hz 


Abb.5. cos g in 
Zum näheren Studium der sog. V-Kurven (cos@ = 


T | Temp.) ) fanden Versuche mit Temperaturen zwischen 
— 15° und + 100 ° statt. Ein Beispiel gibt Abb. 6. Kurve A 


Š 


s 

S 

Š 
a 
Bias 


e 
EN 
e 
~ 
am 


Temperatur 


Abb. 6. V-Kurven bei verschiedenen Tränkungsölen. 


mit reinem Paraffinöl getränkten Kon- 
B und C zu Naphthaölen mit verschic- 
ungesättigtem Kohlenwasserstoff; die 
einem mit Xylol getränkten 
Zahlentafel 1 angegebenen 


gehört zu einem 
densator, Kurven 
denen Anteilen an 
Spannung war die gleiche. An 
Kondensator wurden die in 
cos g-Werte erhalten: 


1028 
Zahlentafel 1. 
bei — 10 0 +10 + 20° 
0,0093 0,0105 0,0142 0,0205 [bei 3540 V/mm 
0,007 0,008 0,01 0,014 d e 
0,0968 0,0078 0,0093 0,012 ‚ 1180 „ 


Hier steigt cos stark mit der Temperatur, der Einfluß 
der Feldstärke ist merklich: je höher diese, um so flacher 
die Kurve. 

Bezüglich der Bedeutung der Papiersorte wurde fest- 
gestellt, daß unter sonst gleichen Bedingungen einerseits 
für Papier aus 70% Baumwolle +30% Holzfaser und 
anderseits für Leinenpapier bei 10° cos ọ = 0,004, bei 70 ° 
cos @ = 0,0068 bzw. 0,006 und bei 100° cos œ = 0,016 bzw. 
0,01 war, d.h. grobe Papierstruktur bedingt höhere Ver- 
luste. Abb.7 zeigt Messungen an zwei verschieden lange 
und bei verschiedenen Temperaturen getrockneten Kon- 
densatoren sonst gleicher Art. Der Einfluß von Feuchtig- 
keitsresten zeigt sich bei Kurve A deutlich, nimmt aber 
bei hohen Temperaturen stark ab. Für einige Temperatur- 
werte zeigt Zahlentafel 2, wie der cosp vor und nach 
der Tränkung und Trocknung verläuft (bei der Feldstärke 


4330 V/mm). P 
Zahlentafel 2. 


cos @ bei 0 


(oe 


Vor jedem Trocknen `... 0,03 — — 
nach 16 h Trocknen im Vakuum (75°) |0,007 ' 0,0095 _ = 
vn weiteren 24 h Trocknen im Vakuum ! 
(25N 4.25 u u EE 0,0045 | 0,0037 | 0,0028 | 0,0028 
vn Tränkung im Vakuum SE Raum- 
temperatur `, . .... 0,0026 0,0015 | 0,0028 


: 0,0023 | 


Aus einem stilen Anstieg des cosp zwischen 0 und 20° 
wird eine schwache Abnahme. 


A BEBZERZEZUNEF| 
HH 47 


WS 
RS 
V 
A 


7 
Z 
géi? 
74 


CNOT 
II INS 
SE 


8085 a 
EE 
EE 


80 99 100° 


70 2% 30 40 50 60 M 
Temperatur 


A Trocknung 6 Tage bis 55 ° B Trocknung 3 Tage bis 100° 
Abb. 7. Feuchtigkeitseinfluß auf die V-Kurven bei 3540 V/mm und 60 Hz 


Die von P. Dunsheath ausgesprochene Ansicht, 
daß sich die V-Kurve aus einer mit der Temperatur stei- 
genden (ß-) und einer fallenden (a-) Komponente zusam- 
mensetzt, greift Le Ghait zur theoretischen Deutung der 
Kurven von Abb.7 auf. Danach sind für die Kurven A 
und B die ß-Komponenten gleich, die a-Komponente ist je- 
doch bei A größer. Daraus folgt, daß a von dem Feuchtig- 
keitsgehalt im Papier abhängt und daß die hiervon her- 
rührenden dielektrischen Verluste mit wachsender Tem- 
peratur abnehmen. Die in der vorstehenden Zahlentafel 
zum Ausdruck gebrachte Versuchsreihe bestätigt diese 
Schlüsse. Weitere theoretische Erwägungen führen zu der 
Ansicht, daß die steigende ß-Komponente teils auf die 
Papiertemperatur, teils auf dielektrische Verluste zufolge 
von anomalen, d. h. nicht dem Olımschen Gesetz gehorchen- 
den, in den Öleinschlüssen zwischen den Papierfasern ent- 
stehenden Strömen zurückzuführen ist. (E.R.LeGhait, 
The Electric Journ. Bd. 26, S. 187.) Eg. 


Hochspannungstechnik. 


Die Belastbarkeit von Hochstromerdungen und ver- 
wandte Erwärmungsprobleme. — Nach Aufstellung der 
Grundgesetze der Wärmebewegung im elektrischen Strö- 
mungsfeld und Zusammenstellung der zur Verfügung 
stehenden mathematischen Lösungsmethoden werden die 
Temperaturfelder von Erdungen zur Bestimmung ihrer 
Belastbarkeit berechnet. Es wird zunächst der stationäre 
Zustand untersucht, und hierbei werden die verschiedenen 
Elektrodenformen und Kühlverhältnisse: die Elektroden- 
kühlung, die Erdoberflächenkühlung und Strahlung, in 
ihrer Wirkung auf die Stromerwärmung miteinander ver- 
glichen. Es ergibt sich, daß die höchstzulässige Erdungs- 
spannung, mit der eine Elektrode mit Rücksicht auf die 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


11. Juli 1929 


Bodenerwärmung stationär betrieben werden kann, unab- 
hängig von der Elektrodenform im einzelnen ist und durch 
Kühlung von etwa 150 bis auf 350 V erhöht werden kann. 
Bei Dauerbelastung muß daher der Erdwiderstand um so 
kleiner sein, je größer die Stromaufnahme ist, was auf 
große Abmessungen bzw. Parallelschaltung von Einzel- 
elektroden führt. Auf Erdoberflächenkühlwirkung ist im 
allgemeinen nicht zu rechnen. Die stationären Grenz- 
ströme sind sehr gering, entsprechend der sehr kleinen 
Wärmeleitfähigkeit des Bodens. 

Die Belastungsfähigkeit hängt daher lediglich bei vor- 
übergehenden kurzen Belastungen von der hohen Wärne- 
kapazität des Erdreiches (Wassergehalt) ab, die einen 
Strombelag der Elektrodenfläche von 100 A/m? einige Mi- 
nuten lang aufnimmt, ohne daß das Wasser herausdampft 
und somit die Stromführung unterbrochen wird. Die Unter- 
suchung des thermischen Ausgleichvorganges ergibt den 
Temperaturgang nach Ein- und Abschalten des Erdstromes. 
Aus dem Erwärmungsvorgang ersielit man, daß mit einer 
merklichen Wärmeabströmung erst nach einigen 100 h 
Einschaltdauer gerechnet werden kann. Auch die Elek- 
trodenkühlung wird daher erst nach entsprechend langer 
Belastungszeit wirksam, da ihr Kühlstrom nur langsam in 
der Heizzone vorrückt und das Temperaturmaximum nach 
außen in seine stationäre Zone schiebt. 

Es werden Mittel zur Erhöhung der Belastungsfähig- 
keit von Erdern angegeben. Die Stabilitätsuntersuchung 
ergibt, daß eine gleichmäßige Stromverteilung an der Elek- 
trodenfläche erstrebt werden soll, was zugleich der Bedin- 
gung geringsten Widerstandes bei gegebener Fläche ent- 
spricht. Weitere Anwendungen der Rechnungen, z.B. zur 
Ermittlung der Kontakterwärmung bei Schaltern, der Er- 
wärmung von Maschinen u. a., sind angeführt. Auch hier 
regelt sich der Temperaturanstieg im allgemeinen nach 
einem komplizierteren als dem logarithmischen Gesetz. 
(W. Peters, Dissertation T. H. Berlin 1928.) Sb. 


Verschiedenes. 


Neue Normblätter des DNA. — Eisenbahnwagenbau: 
DIN Vornorm WAN 572 (Auswahl aus Din Vornorm 
2140) Flußstahlrohre, Gasrohre. — WAN 511 Blatt 3, 
Sonder-Formstahl, Abmessungen, Gewichte. 

Lokomotivbau: DIN LON 103 Vierkante und Vier- 
kantlöcher nach DIN 79. — LON 2138 Große Waschluke 
mit Pilz, Zusammenstellung. — LON 2139 Große Wasch- 
luke mit Pilz, Einzelteile. — LON 3226 Selbstschluß- 
Wasserstandanzeiger, Hahngriffe. — LON 5010 Kolben- 
ringe, Überstreifringe. — LON 6201 Kesselbekleidung, 
Übersicht. 

Grundnormen, Allgemeines: DIN 1510 Kreisscheiben 
für schreibende Meßgeräte. 

Bauwesen: DIN 1915 Versetzbare Einzelgaragen, 
Abmessungen, Beschaffenheit, Standort. — 1031 I- und 
U-Profile für Stahlskelettbau, Abmessungen und stati- 
sche Werte. 

Eisenbahnwesen: DIN 1564 Rohrverbindungstücke, 
Muffen, Übergangsmuffen. — 1565 Rohrverbindungs- 
stücke, Nippel, Übergangsnippel. — 1566 Rohrverbin- 
dungstücke, Doppelnippel, Übergangsdoppelnippel. — 
1567 Rohrverbindungstücke, T-Stücke, Übergangs-T- 
Stiicke. — 1568 Rohrverbindungstücke, Kreuz-Stücke. — 
1569 Rohrverbindungstücke, Winkel-Stücke, Hosen- 
Stücke. — 1585 Bügelgriffe, stehend, gerade, schräg. 

Nähmaschinen: DIN 5301 Blatt 1 und 2, Nähmaschi- 
nen-Zubehör. — 5302 Blatt 1 und 2, Nähmaschinen-Möbel, 
Beschlagteile.. — 5303 Nähmaschinen-Nadeln (Nadel- 
system 705). — 5304 Nähmaschinen-Möbel, Tischplatten. 

Bergbau: DIN BERG 1252 Blatt 1 und 2, Drahtseile 
für Bergwerksbetrieb, Flachseile.. — BERG 1253 Draht- 
seile für Bergwerksbetrieb, Drahtlitzen und Drahtseile 
für Hammersignale. — BERG 2491 Elektrische Gruben- 
bahnen, 900 mm Spurweite, Bremsklötze, Zusammenstel- 
lung. — BERG 2492 Elektrische Grubenbahnen, 900 mm 
Spurweite, Bremsschuhhalter, Einzelteile. — BERG 2493 
Elektrische Grubenbahnen, 900 mm Spurweite, Brems- 
schuh mit Ansatz. — BERG 2494 Elektrische Grubenbah- 
nen, 900 mm Spurweite, Bremsschuh ohne Ansatz, Ein- 
zelteile. 

Chemische Geräte: DIN DENOG 48 Meßkolben mit 


glattem Hals. 

Krankenhauswesen: DIN Vornorm FANOK 4 Kran- 
ken-Nachttisch, Geltungsdauer der „Vornorm bis Ende 
April 1930. — FANOK 5 Eiserner Stuhl für Kranken- 
anstalten, Geltungsdauer der Vornorm bis Ende Dezem- 
ber 1930. — FANOK 7 Liegestuhl, Geltungsdauer der 
Vornorm bis Ende Dezember 1930. 

Textilindustrie: DIN TEX 4514 Kettbaumscheiben 
aus Stahlblech mit Klemmuffe. — TEX 4650 Picker für 


LL Juli 1929 


leichte Oberschlagstühle. — TEX 4700 Wechselkarten 
für gewöhnliche 6schützige Revolverwebstühle. — TEX 
4701 Wechselkarten für 6schützige Revolver-Übersprin- 
gerwebstühle. — TEX 2 Harnischschnur. — TEX 4507 
Kettbäiume aus nahtlosem Flußstahlrohr. — TEX 4530 
Wechselräder für mechanische Webstühle, Konstruk- 
tionsblatt. — TEX 4531 Schaltrad für mechanische W eb- 
stühle, Konstruktionsblatt. 

Hauswirtschaft: DIN 2011 Normaldosen für Gemüse- 
konserven. — 2012 Normaldosen für Obstkonserven. — 
3013 Dosen für Gurkenkonserven. 

Kraftfahrbau: DIN Vornorm KrK 663 Anschluß für 
Zentralschmierung an Fahrgestellen. — KrL 216 Felgen- 
profillehren für Wulstfelgen für Krafträder nach DIN 
Vornorm KrW 123. — KrM113 Geschlitzte Scheiben, 


Ventilschaftenden. — KrM 114 Geteilte Kegelstücke, 
Ventilschaftenden. 
Energiewirtschaft. 
Die Elektrisierungspläne Harrimans in Polen. — In 


enger Anlehnung an den vom polnischen Ministerium für 
öffentliche Arbeiten entworfenen Elektrisierungsplan? 
schreitet das erste große Projekt seiner Verwirklichung 
entgegen. Es handelt sich um eine Elektrisierungskonzes- 
sion. die der Firma W. A. Harriman & Co., Inc., New 
York, erteilt werden soll. Wie aus Kreisen, die der polni- 
schen Regierung nahestehen, verlautet, ist die Erteilung 
der Konzession an die Harriman-Gruppe zur Errichtung 
und Betriebsführnng von Elektrizitätswerken und Legung 
eines Leitungsnetzes. das das Gebiet von sechs Woiwod- 
schaften ganz, beziehungsweise teilweise umfaßt. bereits 
erundsätzlich entschieden. Die Unterzeichnung des Kon- 
zessionsvertrages soll, wie es heißt, schon Mitte August 
erfolgen. 

Inzwischen wird gemäß Art. 1 des polnischen Elektri- 
sierunrsgesetzes vom 16. V. 1922? in den einzelnen, von der 
Konzession berührten Woiwodschaften ein sog. Ermitt- 
lunesverfahren durchgeführt werden, um die Zulässigkeit 
und Zweckmäßigkeit der der Harriman-Gruppe zu gewäh- 
renden Berechtigungen zu prüfen sowie strittige Fragen 
aufzuklären und eventuelle Forderungen dritter Personen 
auf eütlichem Wege zu befriedigen. Die Ermittlungen. die 
in öffentlichen Verhandlungen stattfinden, werden zweifel- 
los viel interessantes Material liefern, das eine eingehende 
Orientierung darüber gestatten wird, in welchem Maße die 
Elektrisierunespläne Harrimans mit den Interessen der 
polnischen Unternehmungen kollidieren könnten und 
welche Vorteile sie dem Lande bringen werden. Irgend- 
welche Einwände, Vorbehalte und Forderungen in bezug 
auf die der Harriman-Gruppe zu gewährenden Berechti- 
gungen bei den Ermittlungsterminen können, wie von in- 
formierter Seite versichert wird, nur eine Abänderung 
dieser oder jener Einzelheit des Konzessionsentwurfes her- 
hbeiführen, aber auf die Gewährung oder Nichtgewährung 
der Konzession an Harriman keinen Einfluß haben. 

Das Konzessionsgebiet (Abb. 8) umfaßt eine Viertel 
des gesamten Territoriums der Republik Polen mit einer 
Bevölkerungsziffer von etwa 10 Mill Einwohnern. Die auf 
60 Jahre begrenzte Konzessionsdauer wird nach den Richt- 
linien des Ministers für öffentliche Arbeiten in zwei Ab- 
schnitte zerlegt. In den ersten zehn Jahren der Konzession 
ist der Umfang der Investitionen genau umrissen. Das hier- 
zu aufzuwendende Kapital wird mit 25 Mill $ angegeben. 
Das Investitionsprogramm für die zweite. sich auf 50 Jahre 
verteilende Etappe sieht einen Kapitalaufwand von etwa 80 
bis 100 Mill $ vor. 

Im Verlauf der ersten zehn Jahre der Konzession ver- 
pflichtet sich die Firma W. A. Harriman & Co., Inc., ein 
Wasserkraftwerk am Dunajec in der Nähe des 
Städtchens Roznöw mit einer Höchstleistung von 90 000 PS 
samt einem Staubecken zu erbauen. Die anfängliche Lei- 
stung will man während der ersten Jahre auf mindestens 
40 000 PS bringen. Gleichzeitig mit dem Bau dieses Kraft- 
werke soll der Fluß Dunajec bis zur Einmündung in die 
Weichsel reguliert werden. Die Errichtung dicses Wasser- 
kraftwerks wird vom polnischen Ministerium für öffent- 
liche Arbeiten als wichtigste Vorbedingung gestellt, u. zw. 
mit Rücksicht auf die ungewöhnlich große Bedeutung, die 
diesem Projekt zukommt. Angesichts der ungünstigen na- 
türlichen Bedingungen des Dunajec, die die Rentabilität 
des Werks wesentlich herabsetzen, kann dessen Errich- 
tung und Ausnutzung sich nur dann bezahlt machen, wenn 
es mit einem anderen großen Wärmeelektrizitätswerk ver- 
bunden wird. Daher sieht das Elektrisierungsprojekt 
Harrimans den Bau einer zweiten großen Zentrale als 
WärmekraftwerkimDombrowaerKohlen- 


Br Vgl. hierzu ETZ 1928, S. 1633. 
2 Vgl. ETZ 1922, S. 129. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


1029 


revier vor, dessen Leistung 0,1 Mill PS überschreiten 
soll. Außerdem ist beabsichtigt, die Reserven der in dem 
Konzessionsgebiet schon bestehenden Elektrizitätswerke 
zu verwerten. 

Da auf dem Gebiet der Woiwodschaft Schlesien das 
polnische Elektrizitätsgesetz vom Jahre 1922 nicht ver- 
pflichtet, ist dieser Gebietsteil von der Konzession aus- 
geschlossen worden. Ungeachtet dessen wurde dem Harri- 
man-Konzern aber die Verpflichtung auferlegt, die große 
Überlandzentrale in Chorzow (Ostoberschlesien), die sich 
noch in deutschem Besitz befindet, zu erwerben. 

Im Verlauf der ersten fünf Jahre des Konzessions- 
vertrages hat die Harriman-Gruppe eine elektrische 
Hochspannungsleitung für über 100kV und in 
einer Länge von etwa 120 km vom Dombrowaer Kohlen- 
revier zum Wasserkraftwerk am Dunajec, ferner Horch- 


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7 700 km 
Keess 


72 Grenzen des Konzessionsgebieles 


= Wärme - und Wasserkroftwerke 


© 0 


Voraussichliiche künftige Kraftwerke 
Hochsponnungsleitung über 100 kV 


=-— —— Mögliche Vorienten dieser Leitung 


Voraussichtlicher Leilungsousbou' 


Abb. & Das Elektrisierungsnetz nach dem Harriman-Projekt. 


spannungslinien nach den Industrierevieren von Kielce, 
Radom und Lodz sowie Verbindungslinien zu den ein- 
zelnen, im Konzessionsgebiet befindlichen Elektrizitäts- 
werken zu legen, um eine enge Zusammenarbeit zwischen 
den künftigen und den bestehenden öffentlichen und pri- 
vaten Werken zu gewährleisten und eine gemeinsame Re- 
serve zu schaffen. Die innerhalb des Konzessionsbereiches 
liegenden großen städtischen Elektrizitätswerke, die Über- 
landzentralen in Sierza Wodna, Pruszköw usw. sowie die 
privaten Elektrizitätswerke in den oben genannten Indu- 
striebezirken behalten ungeschmälert ihre früher erwor- 
benen Konzessionsrechte bei. Der Plan der engen Zu- 
sammenarbeit wird also auf der Grundlage freiwilliger 
Vereinbarungen durchgeführt mit dem Zweck, die gemein- 
samen Exploitationskosten zu verringern und sich bei 
eventueller Unterbrechung der Stromzufuhr gegenseitig zu 
unterstützen. Eine ähnliche Zusammenarbeit mit der Iar- 
riman-Gruppe strebt. wie verlautet. ein gemischtes pol- 
nisch-ausländisches Konsortium an, das sich bei der Regie- 
rung um eine Konzession für die Elektrisierung Pomme- 
rellens, der ehemaligen Provinz Posen und desjenigen Teils 
von Kongreßpolen bemüht, der von der Harriman-Konzes- 
sion nicht umfaßt wird. Außer dicsen Investitionen hat 
sich die Konzessionärin verpflichtet, alle Ortschaften mit 


1030 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


11. Juli 1928 


einer Bevölkerung von über 3000 Einwohner, sofern diese 
noch nicht elektrisiert sind, durch provisorische Elektrizi- 
tätswerke mit Licht und Kraft zu versorgen. 

Die Maximaltarife, die im Vertragsentwurf vorgesehen 
sind, werden um 15 bis 40 % unter den Sätzen liegen, die 
bei den bisherigen Konzessionen festgesetzt worden sind, 
mit Ausnahme des Dombrowaer Kohlenreviers, wo die 
neuen Tarife etwa auf dem Niveau der bisher geltenden 
Sätze verbleiben. Alle elektrischen Anlagen und Werke in 
dem ganzen Konzessionsgebiet gelten als ein Elektrizi- 
tätsunternehmen. Im übrigen lehnen sich die Bedingungen 
des Konzessionsvertrages eng an das Muster der ausgear- 
beiteten Entwürfe für Konzessionserteilungen an, aber mit 
einer Erweiterung dahingehend, daß eine besondere Kom- 
mission von Sachverständigen zu bilden ist, deren Vor- 
sitzender — falls sich die Parteien über dessen Person 
nicht einigen sollten — vom Präsidenten des Obersten Ge- 
richts in Warschau ernannt wird. Der Kompetenz dieser 
Kommission würden alle Streitfragen unterliegen, die sich 
aus dem Konzessionsvertrag zwischen der W. A. Harri- 
man & Co. Inc. und der polnischen Regierung ergeben, 
jedoch unter Ausschluß solcher Differenzen. die die Kündi- 
gung und den vorzeitigen Auskauf der Konzession be- 
treffen. 

Alle durehzuführenden Investitionen unterliegen der 
Kontrolle des Finanzministeriums und des Ministeriums 
für öffentliche Arbeiten. Die Konzessionärin ist ver- 
ptlichtet, diesen vierteljährlich eine Aufstellung der aus- 
rcführten Arbeiten und des künftigen Investitionspro- 
gramms zur Bestätigung einzureichen. Der Konzessions- 
vertrag verliert seine Gültigkeit, wenn die vorgesehenen 
Investitionen nicht genau nach den Richtlinien des aus- 
eearbeiteten Programms durchgeführt werden‘. 


Dr. C. Poralla. 


ı Für die Rentabilität der von Harriman geplanten Anlagen ist 
seine Beteiligung bei Giesche durch die American Silesian Corp. und 
an der polnisch-oberschlesischen Eisenindustrie (Bismarckhütte, Laura- 
hütte) durch die Consolidated Silesian Steel Corp. von Bedeutung. D.S. 


Erzeugung und Verbrauch elektrischer Arbeit in 
Deutschland? — DieErzeugung der vom Statistischen 
Reichsamt erfaßten 122 Elektrizitätswerke war im April 
1929 um 7,7 Mill kWh geringer als im März, aber um 
250,3 Mill kWh (24%) größer als im gleichen Monat des 
Vorjahres. Auch arbeitstäglich zeigt sich bei 51,968 Mill 
kWh gegenüber dem März (52.274 Mill kWh) ein Rück- 
gang, u.zw. um 0,306 Mill kWh, und im Vergleich zum 
April 1928 (45,604 Mill kWh) eine Zunahme, die 6,364 Mill 
kWh (14%) ausmachte. Der Anschlußwertder von 
103 Werken versorgten gewerblichen Abnehmer ist im 
März mit 4,335 Mill kW gegen den Vormonat (4,303 Mill 
kW) um 32000 kW und gegen den Parallelmonat von 1928 
(4,039 Mill kW) um 0,296 Mill kW (7%) gewachsen. Ebenso 
weist der Verbrauch dieser Abnehmer eine Steigerung 
auf, u. zw. gegenüber dem Februar um 10,3 Mill kWh (2 %) 
und gegen den März 1928 um 26,1 Mill kWh (5 %). Letz- 
tere betrug arbeitstäglich bei 20,390 Mill kWh Konsum 
(17,916 i. V.) 2,474 Mill kWh. während sich im Vergleich 
zum Februar (20,813 Mill kWh) eine Abnahme um 0,123 
Mill kWh (2%) ergibt. 


Von 122 Elektrizi- 
tätswerken selbst 
erzeugte Mill kWh 


Anschlußwert und Verbrauch der 
von 108 Elektrizitätswerken direckt 
belieferten gewerblichen Abnehmer 


Ar- a 1 
x Ee 
0- | beits- An- i 'erbraue 
ins- arbeits- schluf- Gesamt u > Egger 
nat | tage f verbrauch Ss E e 
gesamt |täglich | wert k z% |*= LER 
Mil kW| Mill kWh | 27 245; 
A% z 
1929 1928| 1929 ` 1928 |1929 1928|1929:1928| 1929 | 1928 |1929 1928| 


1929 1928 


| | 


| | 
26 26 | 1413,6 1238,91] 56,5 47.6 43! 4,0 


I. 540.0 | 476,1 208 18.348 Aë 
T. |24, 25 | 12900 11204534, 451) 4340| 4905 4584| 208 18.3118 As 
IM. | 25 | 97 1160,9[52,3 443| Ai 4,0 5008 483.7 | 20,4 17.9147 A4 
iv. |:5 23112902 10891520 46) o ail . 5. 190] A 


Vgl. ETZ 1929, S. on 


VEREINSNACHRICHTEN. 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


Kommission für Installationsmaterial. 


Die Kommission für Installationsmaterial hat einen 
Entwurf zu 

„Leitsätze für zweipolige Steckvorrichtungen mit 

Schutzkontakt (Wohnungsteckvorrichtungen 250 V 

10A) für Erdung, Nullung und Schutzschaltung” 
aufgestellt, der nachstehend bekanntgegeben wird. 

Einsprüche sind in zweifacher Ausfertigung bis zum 
1. Oktober 1929 an die Geschäftstelle zu richten. 


Entwurf. 


Leitsätze für zweipolige Steckvorrichtungen mit Schutz- 
kontakt (Wohnungsteckvorricehtungen 250 V 10 A) für 
Erdung, Nullung und Schutzschaltung. 


§ 1. 


Die Leitsätze treten am 1. Januar 1930 in Kraft. 


§ 2. 
Steckdosen mit Schutzkontakt sind dazu bestimmt, 
die Gehäuse ortsveränderlicher Stromverbraucher zu 
erden, nullen oder an eine Schutzleitung anzuschließen. 


§ 3. 

Für zweipolige Steckvorrichtungen mit Schutzkon- 
takt gelten außer den nachstehenden Bestimmungen die 
Vorschriften für Stecekvorrichtungen 10 A 250 V., die in den 
Së 1 bis 13 und 30 bis 45 der „Vorschriften, Regeln und 
Normen für die Konstruktion und Prüfung von Installa- 
tionsmaterial bis 750 V Nennspannung, K.P.1l.“ enthalten 
sind. 

§ 4, 


Die Steekvorrichtungen sollen für mindestens 
und 10 A gebaut sein. 


2530 V 


Steckdosen mit Schutzkontakt sollen so eingerichtet 
sein, daß Stecker ohne Schutzkontakt in ihnen nicht ver- 
wendet werden können. 

Das Einführen des Schutzkontaktes in die Leitungs- 
kontakte muß unmöglich sein. 

Die Verbindung der Schutzkontakte soll hergestelit 
sein, bevor sich die Polkontakte berühren. Sie sollen 
über Schleifkontakte geschlossen werden. 


Die Anschlußklemme für den Schutzleiter der Dose 
soll für mindestens 2,5 mm?, die Anschlußklemme für den 
Schutzleiter des Steckers für mindestens 1,5 mm? bemes- 
sen sein. 

Schutzkontakte brauchen keine Isolierabdeckung zu 
haben. Die Schutzkontakte sollen für mindestens 10 A 
Stromdurchzang bemessen sein. 

Schutzkontakte an der Dose sollen federnd, am 
Stecker nichtfedernd ausgeführt sein. 

Die Anschlußklemme für den Schutzleiter der Dose 
soll im Innern liegen. 

Der Anschluß für die Zuleitung soll 
kenntlich gemacht sein. 


als solcher 


87. 

Die Prüfung der Isolation nach § 39 der K.P.\I. ist 
auf die Prüfung der Schutzkontakte gegenüber den span- 
nungsführenden Teilen auszudehnen. 

Prüfungen nach § 40 der K.P.I. sind auf die Erwär- 
mung der Schutzkontaktteile auszudehnen. 

Zur Prüfung der mechanischen Haltbarkeit der 
Steckvorrichtung ist der Stecker ohne Strombelastunz 
1000-mal vollständig ein- und auszuführen. 

Die Prüfung nach § 41 der K.P.I. ist dahin zu erzän- 
zen, daß der 1.25-fache Nennstrom bei der Nennspannın" 
durch einen Pol und durch den Schutzkontakt geleitet 
und im Gebrauchszustand sowie in der Gebrauchslage 
des Prüflings 20-mal ausgeschaltet wird, wobei ein dauern- 
der Lichtbogen nicht auftreten darf. 

Verband Deutscher Elektrotechniker e. V. 
Der Generalsekretär: 


P. Schirp. 
(Bekanntmachung der Prüfstelle des VDE s. S. 1022.) 


11. Juli 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 1031 


Staatliches Materialprüfungsamt. 


Berlin-Dahlem, Unter den Eichen 87. Fernspr.: Amt Breitenbach (Gk) 2751. 


Bekanntmachung über Isolierpreßmassen. 


Der regelmäßigen Überwachung durch das Staatliche 
Materialprüfungsamt unterliegen die in folgender Tabelle 
zusammengestellten Isolierpreßmassen, die gemäß den 
Bekanntmachungen des Zentralverbandes der deutschen 


——— 


elektrotechnischen Industrie. Untergruppe IV der Fach- 
gruppe 19 (ETZ Bd. 49, 1928, Heft 29, S. 1094) und der 
Technischen Vereinigung von Fabrikanten gummifreier 
a E. V. (ETZ Bd. 49, 1928, Heft 29, S. 1097) typi- 
siert sind. 


Die beiden früheren vom Amt bekanntgegebenen Listen 
Ir Bd. 49, 1928, Heft 29, S. 1096 und Bd. 50, 1929, Heft 1, 
S. 37) werden hiermit ungültig. 


Berlin-Dahlem, den 21. VI. 1929. 
Der Präsident des Staatlichen Matcrialprüfungsamtes. 


In Vertretung: 
Herzbere. 


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Kenn-Nr. Type 
Firma ana ea e Euer Senn EHRE: 
zeichen 3 | 0 ' 1 2 ' 3 4 7 8 ı X 
' | 
Gebr. Adt, Aktiengesellschaft, Ensheim | 36 > $ = a. 7 —  Awstralit F — 0000-000. Australit 
(Saargebiet) | | i 
AEG, Fabrik für Isolier- und 38 Tenacit : Tenacit Tenacit Tenacit Tenacit Tenacit Tenacit A 
Preßmaterial, Hennig:dorf b. Berlin Type 8 Ä — | Type 1 Type 2 — Type + Type . Type 8 | Type x 
Tenacit © 
i ; H Type A 
Aronwerk > Elektrizitäts- Gesellschaft 35 — Aronit 0 | — Aronit 2 — | Geen ' — | Aronit 8 ' _ 
m. b. H., Beri ı-Charlottenburg , 
Ernst Verger e S qo Klerspe-Bhf. 53 Isolit S — | = | Sé Ee St = lsolit7 | = | er 
e 1 l 
Bayerische e Er 67 Bezeg S Bezeg 0 | — | — = | E | SE | < SN 
Gesellschaft, ürnberg 
Bergmann- Elektricităts-Werke, Aktien- 29 Fulgurit $ Fulgurit o Fulgurit 1 Fulgurit 2 Fulgurit 3 = Fulgurit 7 : == un 
gesellschaft, Werke Rosenthal, Berlin- Fulgurit 
Rosenthal | ‚ Spezial 2 7 | d 
Gebr. Berker, Schalksmühle i. Westf. 80 Isolier- | 
pauzer ur = = 1 — = = — 
Bezet-Werk Hermann Buchholz, Berlin- 7G Bewerit 3 — = ee > m = Re Korg 
Neukölln | 
Bisterfeld & Stolting, Radevormwald 70 Werkstoff Werkstoff | — = -— 2 _- gg i == 
(Rhid.) Type S , Type 0 | | Ä ! 
Robert Bosch A.-G., Abt. Bosch- 55  [Resiform S Resiform 0 — | — 2 er > ne = 
Metallwerk, Feuerbach b. Stuttgart 
Ernst Bremicker, Kierspe-Bhtf. i. Westf. 61 Toledoit S se | 2 Se = dE | E | SR Ze 
Dr. Deisting & Co., G. m. b. H., 39 Isolier- == | — Isolierstoff — D — = — 
Kierspe i. Westf. stahl | Type 2 | | | 
Deutsche Philips Gesellschaft m.b.H.,| 58 SEO | PM 1 | — Z— Ges SE EE 
Berlin W 35 i | | | l 
Deutsche Xylolith-Platten-Fabrik Otto 77 — | = = en | = u A == er Xylolith- 
Sening & Co., G. m. b. H., Freital 1- Ä Ä | Asbest- 
Lresien | | S eg 
Ee Fabrik G. m. b. H., 22 Bebrit $ = |! Bebrit 1 | Rulit 2 — Do ' Bebrit 7 — Dos 
ra H.-N. | ; | | | i 
Ellinger & Geissler, Dorfhain (Bez. 54 Elgæit ` Elgesit Elgesit ` ` = | = GE — — Sr es 
Dresden) Nr. 2 Nr. 1 Nr.3 ı | 
August Füllgrabe & Co., Kassel 63 Fatamin | _ — _ — | Ben | — — | s= 
Wilhelm Geiger, Geseilschaft mit be- 71 Geigerit | i — | = — i — — SC — 
schrånkter Haftung, Lüdenscheid | | | | li. es 
Christian Geyer, Nürnberg 83 — ' Norit — Norit — en | — Norit ` — 
| Type 0 | | Type 2 | | | Type 8 | 
Paul Hochköpper & Cou, Lüdenscheid 87 Hocolit = — | == — TES l _ , = MN 
Isola Werke A.-G., Birkesdorf b. Düren 40 Durax II Durax I — | => ' Fermit I | a | _ | Luxit Fermit II 
(Rheinland) | | | 
Jenalit-Gesellschaft mit beschränkter 69 Jenalit B 5 Jenalit B 4 — | — | — | = Ä = | er Zu 
Haftung, Jena | | | 
Julius Klein, Coburg 60 a po ee T za ee — Ze S o 
Leopold Kostal, Lüdenscheid i. Westf. 72 Poldit Se = | = = — as — — 
Hugo Krieger & Faudt, Berlin SW 68 78 Hakalit a — | — l — | Hakalit 3! — | == = = 
Linden & Co., G. m. b. H., Lüdenscheid 79 Linölit ue | Gg Es = — Se =s — 
H. Mende & Co., Dresden-N. 56 Me .delith S Mendelith, 0 — — | SC € GS | — | — == 
Gebrü ler Merten, Gummersbach (Rhld.) 24 Merit 8 | Ss — Merit 2 Merit 3 | — ç ' — Merit 8 — 
Mix & Genest Aktiengesellschaft, Berlin- 68 Mixit S Mixit 0 — — — — D l — — 
Schöneberg | | | 
Müller & Ros, Coburg 66 en A | Rott | — a W i oa 
Preßstoffwerk Schöppenstedt au 81 Roderit Roderit | — Kokri — | = -— Redet V — 
| | 
Schnake, Schöppensted XXX XN | XXV 
Preßwerk A.-G., Essen 45 Thesit | — — Thesit Nr. í — = l _ — = 
supra | | ' | | 
PreBwerk Königstein G. m. b. H. 65 König- ; König- | — — — _ | — — 
Königstein a. Elbe stein 8 | stein 0 | | | | 
Wilh. Quante, Elberteld 73 Wekulit 8 — SES = = | = ee = ee 
Kheinisch- Westfälische Sprengstoff- 43 Trolit- Trolit- i — ee 24 Gummonli Gummon; — Gummon Gummen 
E an dfabrik, Spezial I Spezial II | ı Gummon25 12 | 180 C 
roisdo ez. Köln | i | | 
H. Römmiler Aktien-Gesellschaft, 32 Hares C | — | Hares C | Resistan  Resistan | — | Heliosit A | Heliosit D Resistan 
Spremberg N.-L. Spezial ' Spezial F | rotbraun Type 3 | , Heliosit B E 
| Resistan Spezial | 
| | heil | | 
Scckelmann & Co., Lüdenscheid 59 Seat 8) — | = = TE = Ei a 
estf. , 
i | 
Siemens-Schuckertwerke A.-G. Ver- 34 Eshalit E76 Eshalit E74 Eshalit E87 Eshallt E59 — | Eshallt Eshalit E81 — ' Eshallt 
triebsabteilung Gummiwerk (VG), 'Eshalit E95: E6l ı ' E90 
Berlin- Siemensstadt (Gartenfeld) | i | | 
Soldin & Co., Berlin NO 43 49 Esconit 8 ` _ _ = Esconit 3 ` - ‚ Esconit 7 — — 
wer a N enk & 75 Solith S — — Solith 4a | Solith 50 | — — — == 
etzinger), Sonneberg L Solith 37 | l 
Süddeutsche Arsen 5 ee 25 — Ricolit — Ricolit Ricolit | Ricolit Ricoiit = Ricolit = 
Freiburg i. Br. | Type 0 | Type 2 Type 3 | Type 4 | Type 7 | Type 8 ` 


1032 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 11. Juli 1929 
Kenn-Nr. 
Firma d. Firma Type 
L Schutz-| "= =” IT | = | Gees 
zeichen sl o | a | 2 3 a| 7 8 x 
e ' Ä 
Synthaform, G. m. b. H., Berlin- 74 s — | Se Rö 2 En = BER | = 
Lichterfelde- West l | 
Paul Teich, Berlin O 27 82 Teasit S | Teasit 0 — — — — — oo 
Dr. Helnr. Traun & Söhne vormals 21 Formolit 3 Formolit 0 | Formolit — Formolit 3 — — 7 
Harburger Gummi-Kamm Co., i 
Hamburg | | 
Gebr. Vedder, Schalksmühle i. Westf. 84 Preß-Stoff — ' = _ — 
Type S | | 
Billt S — i Bilit 1 Bilit 2 Bilit 3 — — — 


Vereinigte elektrotechnische Fabriken 23 
F. W. Busch & Gebr. Jacger 
Aktiengesellschaft, Lüdenscheid 


Vereinigte Isolatorenwerke Aktienge- 31 
sellschaft, Berlin-Pankow 


Gebr. Vollinerhaus, Kierspe-Bahnhof 50 Volimerit S — | 
i. Westi. 


— i — 


Ambroin S ` Ambroin 0, Ambroin 1 ee 2 | Margolit 3 d 7 ‚ Ambroin 8 | — 
| 
Dowal 27 | Dowal 21 | Dowal 451 - 


| 


| ; 
Vollmerit 8 — 


i 


Wacker & Doerr Söhne G. m. b. H., 62 — — Dowal 2 | — — 
Nieder-Ramstadt bei Darmstadt | | 
Winkel & Schulte, Herscheld i. Westf. 51 HerschelitS — : — Herschelit 7 — — 
Erich Wippermann, Halver i. Westi. 46 Permanit $ — — — — . Permanit 8 Žž — 
Wolff & Co., Walsrode 33 Kiwitan S Kiwitan 1 | Kiwitan 2 | Klwitan 3 — — — | — 
Zang, Schaumberger & Co., Neuscs b. 47 — | — | — Antiflam- — — Zaschalit — — 
Coburg (Bayern) i mit extra , | 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 


Berlin W 57, Kurfürstenstraße 15/16. 


Bekanntmachung. 


Es besteht Veranlassung, erneut darauf hinzuweisen, 
daß bei allen Erzeugnissen, welche das VDE-Prüfzeichen 
aber kein Ursprungszeichen tragen, ein Mißbrauch des 
VDE-Zeichens vorliegt. 

Jede Firma, welche die Genchmizung zur Verwendung 
des VDE-Zeichens für ihre Erzeugnisse erhalten hat, ist 
verpflichtet, auf den mit diesem Zeichen versehenen Appa- 
raten auch ihr der VDE-Prüfstelle bekanntgegebeues Wa- 
renzeichen anzubringen. 

Es wird gebeten, solche Erzeugnisse, welche zwar das 
VDE-Zeichen aber nicht das Warenzeichen (Ursprungs- 
zeichen) des Herstellers tragen, beim Einkauf zurückzu- 
weisen und der VDE-Prüfstelle möglichst unter Beibrin- 
gung der erforderlichen Unterlagen Mitteilung zu machen, 
Dan sie gegen den Vertrieb solcher Waren einschreiten 

ann. 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechn. Verein des rhein.-westf. Industrie- 
bezirks, Essen. 27. VII. 1929, Restaurant „Parkhaus“ in 
Bochum: Sommerfest. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Lesuerkreis erbeten.) 


H. Usener 1. — Am 18. VI. d. J. verschied nach 
kurzer Krankheit Dr. Hans Usener geboren am 
31. XII. 1872 als Sohn des Geheimrats Prof. Dr. phil. Her- 
mann Usener in Bonn. Dr. Usener studierte zunächst 
Medizin, um sich später dem Studium der Physik zu wid- 
men, und hat nach einigen Assistentenjaliıren Anfang 
dieses Jahrhunderts seine praktische Tätigkeit im Tor- 
pedolaboratorium der Kaiserlichen Marine begonnen. Von 
dert kam er als technischer Physiker zur Firma Neufeldt 
& Kuhnke, wo er bald Mitinhaber wurde und in steter 
intensiver Arbeit den Grundstein für die technisch- 
wissenschaftlichen Arbeiten dieser Firma legte. Insbe- 
sondere entstammen seinen Arbeiten die Fernzeiger-An- 
lagen sowie die vielen für die Kaiserliche Marine ent- 
wickelten Spezialeinrichtunzeen der Firma Neufeldt 
& Kuhnke. Es sei auch noch auf sein Werk „Der Kreisel 
als Richtungsweiser” hingewiesen. 

Dr. Usener besaß eine außerordentlich tiefe Geistes- 
und Herzensbildung. Er hat seine Umgebung und beson- 
ders auch seine engeren Mitarbeiter auf allen Gebieten 


In Zweifelsfällen gibt die VDE-Prüfstelle jederzeit be- 
reitwilliest Auskunft darüber, ob für ein Erzeugnis die 
Prüfzeichengenehmigung erteilt worden ist oder nicht. 


Die der Firma Albert Joebges, Berlin, scinerzeit 
erteilten Genehmigungen zur Benutzung des VDE-Zei- 
chens für 

Gleichstrom-Klingelreduktoren (Traductor) 
Type Tgi 2, Tgi 1, prim. Spannung 110 u. 220 V 
und für 
Spannungsteiler für Wechselstrom, Type Tw, 
sind gestrichen worden, da obige Firma erloschen ist. 


Die der Firma August Haenchen, Eltville/Rh., am 
7. VIII. 1925 erteilte Genehmigung zur Führung des VDE- 
Zeichens für D-Patronen 6, 10, 15, 20 und 25 A, 500 V ist 
am 13. VI. 1929 gestrichen worden, da die von der VDE- 
Prüfstelle vorgenommenen Kontrollprüfungen ergaben, 
daß die Patronen den VDE-Bestimmunzen nicht ent- 
sprachen. 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
Zimmermann. 


des menschlichen Geistes und des praktischen Lebens be- 
fruchtet und hinterläßt eine große Zahl trauernder Fach- 


kollegen. Er wird in aller Erinnerung dauernd fort- 
leben. 
Auszeichnungen. — Auf der 68. Hauptversammlung 


des VDI in Königsberg wurde dem ord. Prof. der Uni- 
versität Göttingen Dr. phil. Dr.-Ing. E. h. Ludwig 
Prandtl die goldene Grashof-Denkmünze, die höchste 
Auszeichnung des Vereins, verliehen. Von Prandtls wissen- 
schaftlichen Arbeiten besitzen die Untersuchungen über 
die Grenzschicht- und Tragflüseltheorie besondere Bedeu- 
tung für die Luftfahrt: die für den Bau von Dampf- und 
(sasturbinen wichtige Frage der Ausströmung unter hohem 
Druck wurde von ihm theoretisch und experimentell klar- 
gestellt, seine Forschungen in der Elastizitäts- und Festig- 
keitslehre vermittelten bedeutsame Erkenntnisse für den 
Eisen- und Maschinenbau. Prof. Prandtl ist schließlich 
Begründer und Leiter der mit dem Kaäiser-Wilhelm-In- 
stitut für Strömungsforschung verbundenen Aerodynami- 
schen Versuchsanstalt in Göttingen. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkelt.) 


Die Elektrizität als Wärmequelle im Klein- und Groß- 
küchenbetrieb. 
Im Journal für das Gas- und Wasserfach, H. 3, 


Jahrgang 1928, wollen die Berliner Städt. Gaswerke fest- 
stellen, daß meine über die Wahl von Gas für die Küche 


an — EE — Sigi a EEE a EEE Er Afen 


11. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


1033 


der neuen Luneenheilstätte Buch in meinem Vortrag! ge- 
machten Angaben nicht den Tatsachen entsprechen. Sie 
sagen dort ferner, dal die von mir weiterhin gemachten 
Angaben über einen Druck des Aufsichtsrates auf die 
BEWAG über die Propagandaabgrenzung ebenfalls nicht 
den Tatsachen entsprächen. 

Ich habe auf diese Auslassunsen bisher nicht geant- 
wortet, weil bezüglich der Küche in Buch die Richtig- 
keit der von mir gemachten Angaben selbst aus Jen 
Darlerungen der Gaswerke zu erkennen war und weil 
anderseits mir trotz vollen Wissens der Vorgänge kein 
Material zur Verfügung stand, um meine Angaben bce- 
zürlich des Fingreifens des Aufsichtsrates und der Ver- 
handlungen zwischen BEWAG und den Städt. Gaswerken 
beweisen zu können. Als mir dann vor einigen Monaten 
das Material zuging, glaubte ich auf ein Eingehen ver- 
zichten zu können, weil das Thema nicht mehr ak- 
tuell war. 

Wie mir mitgeteilt wird, haben aber einige Leiter 
von Elektrizitäts- und Gaswerken, die immer wieder das 
Bedürfnis fühlen, berechtigte Abwehrmaßnahmen der 
Elektroindustrie gegen Übergriffe der Gastechnik zu 
kritisieren oder zu unterdrücken, aus meinem Schweigen 
falsche Schlüsse gezogen. Ich sehe mich daher veranlaßt, 
folgendes festzustellen: 

Die Berliner Städt. Gaswerke behaupten, daß eine 
Einwendung der zuständigen ärztlichen Stellen aus hy- 
eienischen Gründen gegen die Anwendung von Gas in 
der Küche der Lungenheilstätte Buch ihnen nicht be- 
kanntgeworden sei. Sie sagen damit aber nicht, daß 
sie in Wirklichkeit nicht erfolgt ist. Die städtischen 
Akten bezüglich Ausstattung der Küche für Buch ent- 
halten das betreffende Gutachten. Es dürfte den Städt. 
Gaswerken nicht schwer fallen, sich hierüber Klarheit 
zu verschaffen. 

Für die Wahl der elektrischen Küche sprach neben 
den hygienischen Gründen auch die größere Wirtschaft- 
lichkeit. Diese ist ohne weitere Nachprüfung schon aus 
folgender Überlegung gegeben: Während der Heizperiode, 
also an mindestens 200 Tagen im Jahr, wird benötigte 
Energie aus Zwischendampf hergestellt. Die reinen 
Selbstkosten liegen also innerhalb von Bruchteilen eines 
Pfennigs. In dieser Zeit sollte aber auch Überschuß- 
energie in das Netz der BEWAG abgegeben werden. Wäh- 
rend der warmen Jahreszeit, also an etwa 165 Tagen, 
sollte der Strom dem Netz der BEWAG entnommen werden. 
Die Verrechnung aus Lieferung und Entnahmen sollte 
auf der Basis von 3 Pf erfolgen. Unter Berücksichti- 
gung der erwähnten Selbstkosten ergibt sich hieraus, 
daß die Kosten je kWh für die Lungenheilstätte Buch 
in der Größenordnung von etwa 1..1% Pf gelegen 
hätten. Für Gas wurden demgegenüber 10 Pf/m? ver- 
langt. Selbst wenn man den als falsch nachgewiesenen 
Äquivalenzwerten der Gastechnik für Gas und Elektri- 
zität folgen würde, ergäbe sich schon hierans größeres 
wirtschaftliches Übergewicht der elektrischen Küche. 


Nun hat man eben aus hygienischen Gründen — die 
architektonischen Bedenken wegen der Ableitung der 
Gase bestehen nur in der Phantasie der Gaswerke — 
von vornherein eine direkt beheizte Gasküche abgelehnt 
und verwendet Gas zur Beheizung von in Kellern auf- 
gestellten Dampfkesseln, aus denen man dann Dampf in 
die Küche leitet und dort Dampfkochkessel damit beheizt. 
Dieser verlustreiche thermische Umweg steigert die Un- 
wirtschaftlichkeit sehr erheblich. Die Gaswerke geben 
diesen Umweg zwar zu, behaupten aber, daß damit wirt- 
schaftliche Nachteile nicht verknüpft seien, weil der 
Wirkungsgrad der dampfbcheizten Kessel höher sei als 
der direkt mit Gasfeuerung betriebener isolierter Kessel. 

Diese bewußte und für jeden technisch gebildeten 
Leser kenntliche Irreführung war mit ein Grund, der 
mir eine Antwort als überflüssig erscheinen ließ. 
Mit der Wirtschaftlichkeit direkt beheizter isolierter 
Gaskochkessel ist nicht nur die Wirtschaftlichkeit des 
Dampfkessels zu vergleichen, sondern es sind auch die 
Verluste in den Rohrleitungen und in den dampfbeheiz- 
ten Kochtöpfen sowie die Verluste, die sich aus der 
schwereren Regelbarkeit und schwereren Anpassungs- 
fähigkeit aus dem Betrieb ergeben, zu berücksichtigen. 
Sollten dies die Städt. Gaswerke und diejenigen Herren, 
die eine Entzegnung von mir für erforderlich hielten, etwa 
nicht wissen? 

Die Berliner Städt. Gaswerke sagen: „Anordnungen 
des Magistrats oder des Aufsichtsrates über die Propa- 
gandaabgrenzung sind nicht ergangen.“ 

Die Berliner Städt. Gaswerke scheinen eine beson- 
dere Betonung auf die Worte „Anordnungen“ und „Auf- 


ı ETZ 1928, 8. 1029. 


sichtsrat” zu legen. Sie wollen offenbar sagen, daß 
aktenmäßig belegte Verfügungen auf Grund ordnungs- 
mäßiger Aufsichtsratsbeschlüsse nicht ergangen sind. 


Was habe ich denn aber behauptet? 


In meinem Vortrag „Die Elektrizität als Wärme- 
quelle im Klein- und Großküchenbetrieb“ habe ich an- 
geführt: „Zu erwähnen ist leider, daß seitens des ge- 
meinsamen Aufsichtsrates der BEWAG und der Gaswerke 
die Propagierung der elektrischen Küche mehr oder we- 
niger verblümt untersagt worden ist.“ 

Es kann wohl kaum deutlicher zum Ausdruck ge- 
bracht werden, daß eben dieses Verbot in einer Form 
erfolgt ist, die aktenmäßig nicht so belegt werden kann, 
daß z.B. die Industrie ihre berechtigten Interessen durch 
ein offenes Vorgehen wahren kann. Der Verlauf der 
Einwirkung des Aufsichtsrates ergibt sich aus folgendem: 

Die Vorstände der beiden Gesellschaften sind durch 
ein oder mehrere Aufsichtsratsmitzlieder veranlaßt wor- 
den, eine gemeinsame Kommission zu bilden, in der die 
Abgrenzung der Propaganda festgelegt werden sollte, 
und es ist ausdrücklich darauf hingewiesen worden, daß 
insbesondere das Gebiet der Wärmeerzeugung dem Gas 
verbleiben solle. 

ls ich von diesen Verhandlungen Kenntnis erhielt, 
habe ich eben in meinem Vortrag im Elektrotechnischen 
Verein am 1. I. 1928 auf dieses Vorgehen des Auf- 
sichtsrates der beiden städtischen Werke, wie vorhin an- 
zeführt, hingewiesen, und die Städt. Gaswerke haben es 
daraufhin und insbesondere weil sich die Tagespresse 
dieser Angelegenheit bemächtigte, offenkundig vorge- 
zogen — ob mit oder ohne Druck von oben, sei dahin- 
gestellt —, einen brieflichen Vorschlag der BEWAG bezüg- 
lich einer Werbungsteilung nicht mehr zu beantworten und 
damit die Angelegenheit vorläufig einschlafen zu lassen. 

Wie angesichts dieser Tatsachen die Berliner Städt. 
Gaswerke die Verantwortung für ihr „Dementi“ mora- 
lisch übernehmen zu können glauben, ist mir und wohl 
auch den weitesten Kreisen unverständlich. 

Die damals vorgesehenen Stützungsmaßnahmen für 
die Gaswerke sind im übrigen leider nicht in der Ver- 
senkung verschwunden, sie sind erst kürzlich wieder in 
dem wirtschaftlich unsinnigen Plan einer Verschmelzung 
beider Unternehmungen in vergröbertem Umfange auf- 
getaucht. 

Es ist dringend erforderlich, daß die Elektrotechnik 
diesen Bestrebungen die größte Aufmerksamkeit schenkt, 
da sie andernfalls eines schönen Tages vor vollendete Tat- 
Sachen gestellt werden dürfte. 

Was der Steuerzahler und der Konsument von der 
„Liebe“ der Berliner städtischen Behörden zur Gastechnik 
zu erwarten haben, wird am besten durch folgende Tat- 
sachen illustriert, über die ich gern von seiten der ver- 
amtwortlichen Stellen etwas Näheres hören möchte: 


Die vorerwähnten gasbeheizten Dampfkessel in Buch 
sind so groß ausgefallen, daß die baulichen Abmessungen 
des Kellers nachträglich oder während des Baues gegen- 
über dem Vorprojekt erheblich geändert werden mußten. 
Es ergab sich die Notwendigkeit, die Fundamente für die 
Dampfkessel erheblich unter den Grundwasserspiegel zu 


.senken. Die Fertigstellung der Lungenheilstätte Buch ist 


hierdurch um Monate verzögert und die Baukosten sind um 
eine scechsstellige Summe erhöht worden. 

Wer trägt die Verantwortung für diese Maßnahmen 
und wer bringt das Kunststück fertig, die wirtschaftlich 
hygienische oder sonstige Zwecekmäßigkei dieser Ver- 
schleuderung von öffentlichen Geldern zu erweisen? 

Für die vorerwähnten Herren mit den zwei Scelen in 
ihrer Brust bietet sich die Gelegenheit, durch Unter- 
stützung meiner Bitte um Aufklärung bei den ihnen nahe- 
stehenden Herren der Berliner Städtischen Gaswerke nun 
auch mal die bei ihnen etwas stiefmütterlich ausgebildete 
elektrische Scele sprechen zu lassen. 


Berlin, 6. III. 1929. Ritter. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Stromdiebstähle in Gleich- und Wechsel- 
strom-Anlagen. Prakt. Anleit. zu deren Erken- 
nung u. Verhinderung v. Inge. F. Kuchenmeister. 
Mit 46 Fig. u. 90 S. in 8°. Verlag Friedrich Otto Mül- 
ler, Altenburg Thür. 1929. Preis kart. 3,60 RM, geb. 
4,60 RM. 

Das Buch zerfällt in drei Teile; die beiden ersten 

Teile sind der Entwendung elektrischer Energie vor 

bzw. an dem Zähler gewidmet und umfassen insgesamt 


1034 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


11. Juli 1929 


nur 18 Seiten, wovon etwa die Hälfte auf beschreibenden 
Text entfällt, der übrige Raum ist mit — zum Teil 
übertrieben groß gestalteten — Abbildungen ausgefüllt. 
Stofflich enthalten diese beiden kurzen Teile Beschrei- 
bungen von in Fachkreisen bekannten groben Ein- 
griffen in das Eigentum der Elcktrizitätswerke, und dar- 
auf bezogen mag die Bemerkung des Verfassers im Vor- 
wort hinsichtlich eigener Erfahrungswerte zu Recht be- 
stehen. Der dritte Teil „Entwendung elektrischer Ener- 
gie nach dem Zähler“ hat 56 Seiten und nimmt somit 
mehr als den dreifachen Raum der beiden anderen Teile 
zusammengenommen in Anspruch. Dieser eigentliche 
Hauptteil, welcher es erst ermöglicht hat, der Veröffent- 
lichung einen Umfang zu geben, die ihr Erscheinen in 
Buchform erklärt, ist von Anfang biszu Ende dem 
Buche: „Verschleierung der Angaben von Elektrizitäts- 
zählern und Abhilfe“ von Prof. Dr.-Ing. A. Gelder- 
mann! entnommen worden. Kuchenmeister hat sich 
nicht nur in der Entwicklung Schritt für Schritt den Auf- 
bau des letztgenannten Buches zu eigen gemacht; er hat 
auch, der Bequemlichkeit halber, ganze Absätze wörtlich 
oder mit ganz geringfügigen Abänderunzen lediglich 
sprachlichen Charakters übernommen. Nicht einen 
neuen Fall hat K. gebracht, sondern er hat sich aus- 
schließlich damit begnügt, die in dem Buch „Verschleie- 
rung” aufgeführten Fälle in derselben Reihenfolge zu 
bringen, wobei er die ersten sechs Fälle ununterbrochen 
hintereinander aufmarschieren läßt, um nach Übersprin- 
gen von Fall 7 wieder lückenlos Fall 8, 9, 10, 11 zu über- 
nehmen; von da ab bringt er die Fälle 17...21, 24, 25, 31, 
33..44, 49, 50, 53, 55, 69, 70, 78, 80. Diese 38 Fälle aus 
dem Buch „Verschleierung” bilden das gesamte im 
dritten Teil gebrachte Material! 


Der Text von K. enthält an manchen Stellen Unklar- 
heiten und Irrtümer, was sich auf Nachschreiben ohne 
Verständnis durch Vergleich mit dem Original Mer, 
schleierung” offensichtlich zurückführen läßt. Die For- 
meln sind durchweg — und zwar ohne jede Buchstaben- 
änderung — richtig abgeschrieben worden. K. hat sogar 
die Mühe gescheut, ein Zahlenbeispiel aus dem Buch 
„verschleierung” zur Illustrierung der Verluste der 
Flektrizitätswerke umzurechnen, und er hat es vorge- 
zozen. nicht nur den Text, sondern auch die jeweili- 
gen Zahlenwerte (z. B. cos ọ = 0,174, Energiceentnalme 
3,16 kWh) beizubehalten. — Was die Abbildungen anbe- 
trifft, so hat sich K. seine Arbeit ebenfalls recht bequem gc- 
macht; das Vektordiagramm (Fig. 19) ist eine etwas ver- 
größerte, sonst aber getreue Nachbildung der centspre- 
chenden Abb. 10 aus dem Buch „Verschleierung”; sogar 
die in solchen Darstellungen stets willkürlich gelegene 
Zeitlinie hat genau dieselbe Richtung. — Die letzten 
sechs Schemata sind nicht allein sinngemäß — wie die 
vorhergehenden — übernommen, sondern sie stellen eine 
nur unnötig vergrößerte, sonst auch äußerlich ganz gleiche 
Abzeichnung dar; die zutage tretende Raumverschwen- 
dung (die drei letzten Schemata füllen sogar je eine 
ganze Seite aus; im Original dagegen weniger als eine 
halbe Seite) muß dem Beweggrund zugeschrieben werden, 
die Seitenzahl so mühelos wie irgendmöglich zu erhöhen. 


Daß das kleine Buch auch noch an drei Stellen (S. 5, 
36, 89) für ein und dieselbe Firma der Reklame dienstbar 
gemacht wird, sei schließlich nebenbei erwähnt. 
Winkler. 


Der Qucecksilberdampf-(Gleichrichter. 
Bd.2: Konstruktive Grundlagen. Von K, E. 
Müller-Lübeck. Mit 340 Textabb., 4 Taf., VI u. 
350 S. in gr. 8. Verlag Julius Springer, Berlin 1929. 
Preis geb, 42 RM. 


Nach dem Vorwort des Verfassers soll das Buch an 
die einführenden theoretischen Erörterungen des ersten 
Bandes anknüpfen und von den verschiedenen Kennlinien 
ausgehend zuerst die Berechnungserundlagen des Gleich- 
richters behandeln. Im ersten Abschnitt sind die Ar- 
beiten von Dällenbach und Gerecke, von 
Demontvigenier und das Buch von Prince 
und Vogdes „Principles of mercury are rectifiers 
and their circuits“ zusammen mit eigenen Unter- 
suchungen des Verfassers zu einem Ganzen verarbeitet 
worden. Der zweite Abschnitt behandelt die eogenannte 
Welliekeit des gleichzeriehteten Stromes. Es werden 
Näherungsformeln für die Berechnung der Strompulsatio- 
nen sowie die Kathoden- und Saurdrosse] abgeleitet. Es 
folgen drei weitere Berechnungsabechnitte über die Trans- 
formatorleistungen, den Leistungesfaktor des Gleichrich- 


? Verlag Julius Springer, Berlin 1923. 


ters, seinen Kurzschlußstrom und die Berechnung von 
Gleichrichteranlagem Die zweite Hälfte des Buches brinet 
konstruktive und schalttechnische Dinge, nämlich der 
sechste Abschnitt die Konstruktion des Vakuumgefäßes, 
der siebente die Ausführung von Gleichrichteranlagen, 
der achte die für die Großgleichrichter so wichtigen 
Schnellschalter und der letzte eine Beschreibung der 
größten Gleichrichteranlage der Welt, der Gleichrichter- 
anlage der Berliner Stadt, Ring- und Vorortbahnen. 


Seinem Charakter und seinen Aufgaben entsprechend 
setzt das Buch vollständige Vertrautheit mit der techni- 
schen Mathematik voraus, deren gründliche Handhabung 
dem Verfasser offenbar Freude macht. Die Darstellung 
ist klar und übersichtlich. Das sehr reichliche Bild- 
material ist mit großer Sorgfalt und ohne Parteinahme 
ausgewählt. Die äußere Ausstattung des Buches ist die- 
jenige, die den Werken des Springerechen Verlages ihren 
Weltruf verschafft hat. Güntherschulze. 


Grundzüge der Starkstromtechnik. Fir 
Unterricht u. Praxis. Von Dr.-Ing K. Hoerner. 
2. durchges. u. erw. Aufl. Mit 347 Textabb., zahlr. 
Beien, V u. 209 S. in 4°. Verlag von Julius Springer, 
Berlin 1928. Preis geh. 7 RM, geb. 820 RM. 


Einteilung und Inhalt des Buches sind im wesent- 
lichen die gleichen geblieben wie bei der vor fünf Jahren 
erschienenen 1. Auflage. Neu aufgenommen wurde ein 
kurzes Kapitel über elektrische Beleuchtung, enthaltend 
die Grundbegriffe der Beleuchtung und Lichtmessung, 
das Wesentlichste über Bauart und Eigenschaften der 
Lampen und eine praktische Anleitung zur Bestimmung 
von Beleuchtungsanlagen. Das Kapital über elektrische 
Maschinen wurde ergänzt durch Aufnahme der Ermitt- 
lung des Wirkungsgrades, ferner wurden im Abschnitt 
über Drehstromkommutatormaschinen neu aufgenommen 
die Nebenschlußmaschinen, Frequenzwandler, Drehstram- 
erregermaschinen und kompensierte Motoren. Vielleicht 
wäre es zweckmäßig, den Abschnitt über die Eigenschif- 
ten des Kommutators als Frequenzwandler an die Spitze 
der Behandlung der Drehstromkommutatormaschinen zu 
stellen, der Unterschied der verschiedenen Bauarten der 
Nebenschlußmotoren träte dann klarer hervor. Auch ein 
Hinweis auf die asynchronen Generatoren wäre hier wohl 
am Platze. 

Das Buch zeichnet sich zunächst durch seine ganz 
elementare aber doch streng wissenschaftliche \ermitt- 
lung der physikalischen Tatsachen und deren Anwendung 
zum Verständnis aller Teile der Starkstromanlagen aus. 
Ganz besonderer Wert ist auf klare Erfassung der Grund- 
begriffe gelegt, bei deren Erläuterung mit Vorteil von 
dem zedanklichen Experiment in Form von vorgeführten 
Messungen Gebrauch gemacht wird und das Anschauungs- 
vermögen durch Heranziehung analoger Beziehungen bei 
bekannten mechanischen Erscheinungen unterstützt wirt. 


Als weiterer Vorzug des Buches muß es bezeichnet 
werden, daß es nicht nur das Verständnis für die Er- 
scheinungen vermittelt sondern auch Schritt Tur Schritt 
an zahlreichen Beispielen die Anwendung zeigt und da- 
durch das Gefühl für die Größenverhältnisse und die 
Sicherheit für die praktische Anwendung erzieht. Die 
Rechnung mit Verhältniszahlen, die z.B. bei der Berech- 
nung der Regelung von Maschinen und ähnlichen Auf- 
gaben verwendet wird, ist für den Lernenden sicher ein 
vorzügliches Mittel, in die praktischen Verhältnisse ein- 
zudringen. So wird das Buch sich auch in der neuen 
Auflage als ausgezeichneter Führer für den elementaren 
Unterricht und für die Praxis erweisen. 

Fraenckel. 


Innerantenne und Rahmenantenne. Von 
Fr. Dietsche, 2., verb. u. erweit. Aufl. Mit 90 Text- 
abb., IV u. 110 S. in 8%. (Bibl. d. Radio-Amateurs, bor: 
ausge. von Dr. E. Nesper, Bd.15.) Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1927. Preis kart. 3,30 RM. 


Bei der Steigerung der Energie der Rundfunksend“r 
kann man am Senderorte mit Innen- oder Rahmenantennen 
einen guten Ortsempfang erzielen, mit Röhrenzeräten auch 
einen guten Fernempfang. Über die Konstruktionsgrund- 
lagen derartiger Antennen und ihrer Ausführungen er: 
hält man sehr zweckmäßige Angaben durch das vor- 
liegende Buch. Ein Vergleich der verschiedenen An- 


tennenarten wird zum mindesten in der Großstadt zu- 


ungunsten der Außenantenne ausfallen. Aber auch für 
das flache Land wird sie zu entbehren sein und die Be- 
nutzung der Innen- oder Rahmenantennen zur Beseitigung 
der häufig unschönen Aulsenantennen führen. 


Lübeke. 


11. Juli 19298 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


1035 


Moderne Empfangsschaltungen. Eine Zusam- 
menstell. d. bewährtest. Empf.-Typen. Von M. v. Ar- 
denne. Mit 21 Schaltzeichn. u. 43 S. in 8°. Verlag Roth- 
gießer & Diesing A.-G., Berlin 1929. Preis geh. 1,50 RM. 

Der Verfasser stellt in 21 Schaltungen eine Reihe 

charakteristischer Empfängertypen vom einfachen Rück- 
kopplungsaudion mit Gittergleichrichtung bis zum moder- 
nen Schirmgitterröhren- und Netzempfänger zusammen. 
Die Broschüre ist als eine Ergänzung des bereits vor 
Jahren erschienenen Büchleins „Des Funkbastlers er- 
probte Schaltungen“! gedacht und wie dieses in erster 
Linie dem Funkfreund gewidmet. Dem ernsten Konstruk- 
teur vermag sie verhältnismäßig wenig neue Erkennt- 
nisse und Anregungen zu vermitteln, da nahezu alle 
Schaltungen schon bekannt und vorveröffentlicht sind 
sowie — was eigentlich ausschlaggebend ist — zu einem 
Teil ausgesprochene Spezialröhren benötigen, von denen 
heute noch nicht endgültig feststeht, ob sie, wenigstens 
in der heutigen Ausführung, Standardtypen bleiben. Wenn 
auch eine kritische Betrachtung sämtlicher Schaltungen 
im Rahmen dieser Besprechung nicht ermöglicht werden 
kann, so sei immerhin auf zwei Punkte hingewiesen. Die 
zur Darstellung gebrachten Schirmgitterröhren-Emp- 
fangschaltungen dürften in dieser Form den Durch- 
schnittsbastler wenig befriedigen. Wie bereits von an- 
derer Seite? bemerkt wurde, lassen sich Leistung und 
Stabilisierung gegenüber der hier gegebenen Anordnung 
durch geringfügige zusätzliche Maßnahmen erheblich 
steigern. Der zweite Punkt betrifft die sogenannten 
Mehrfachröhren-Empfänger, als dessen hochwertigster 
Repräsentant in Abb. 15 der bekannte 9-Röhren-Loewe- 
Rahmen-Fernempfänger wiedergegeben ist. Wenn auch 
die bewußt durch Beschränkung in den Abstimmitteln 
herbeigeführte und durch Mangel an innerer Selektivität 
erkaufte Klangreinheit des Empfanges besticht, so zeigt 
sich dennoch, daß nicht immer und überall dieses Prinzip, 
das vielleicht ebenso als Extrem anzusprechen ist wie 
das gegensätzliche, den transformatorisch gekoppelten 
Überlagerungsempfängern in ihren Spielarten zugrunde 
liegende, restlos befriedigt. Hoffen wir, daß der zwar 
schon recht oft von dem Verfasser beschriebene, leider 
aber noch nicht im Handel erhältliche abgeschirmte Spe- 
zialrahmen sowohl die weniger oder mehr enttäuschten 
zu einem anderen Urteil über die Mehrfachröliren-Emp- 
fänzer bekehrt als auch die die Einfachheit der Schaltung 
und Bedienung komplizierenden Zusatzmaßnahmen entbehr- 
lich macht. Wenn bei einer Neubearbeitung die Broschüre 
mit einer ergänzenden Übersicht über die bedeutenderen, 
auch von anderer Seite veröffentlichten praktischen Er- 
fahrungen und kritischen Mitteilungen hinsichtlich der für 
den heutigen Empfängerbau wichtigeren Schaltungen er- 
sänzt würde, könnte der Wert der vorliegenden, besonders 
für den fortgeschritteneren und kritikbefähigten Bastler 
immerhin empfehlens- und lesenswerten Broschüre erheb- 
lich gesteigert und diese damit zu weiterer Bedeutung 
gebracht werden. Hammerer. 


Physikalische Grundlagen der Wellen- 
telegraphie und -Telephonie. Von Prof. 
Dr. J. Tuma. Mit 140 Textabb. u. 184 S. in 8°. Verlag 
von H. Bechhold, Frankfurt a.M. 1926. Preis kart. 
3,90 RM, geb. 480 RM. 

In fünf Kapiteln: Elektrostatik, stationäre Elektrizi- 
tätsströmung, Gesetze des veränderlichen Magnetismus und 
Stromes, elektrische Schwingungen und elektrische Wellen, 
werden in strenger und übersichtlicher Weise die physi- 
kalischen Grundlagen der Funktechnik gegeben. Man 
findet hier alles vor, was aus der Elektrizitätslehre für 
das Verständnis der elektrischen Schwinzungzen notwendig 
ist. Durch zahlreiche kleine Abbildungen erläuterte Ver- 
suche geben ein gutes Bild der Grundlagen auch dem, der 
diese Versuche selbst bisher nicht gesehen oder durch- 
geführt hat. Die Angabe der Dimensionen in den Glei- 
chungen erleichtert eine rechnerische Behandlung. Von 
der Elektronenröhre und ihrer vielseitigen Anwendung 
wird zugunsten anderer Darstellungen derselben Samm- 
lung nur das physikalisch Grundsätzliche genannt. Das 
Buch kann jedem empfohlen werden, der sich ernsthaft 
mit den Grundlagen der elektrischen Wellentelegraphie 
beschäftigen will. Lübceke. 


Beleuchtungskörper - Stilkunde. Von Dr. 
Gerhard Schmidt Mit 136 Abb. u. 2448. in 8°. Union 
Deutsche Verlarszesellschaft, Zweigniederlassung Ber- 
lin 1928. Preis kart. 14 RM. 


! Besprechung siehe ETZ 1925 Seite 249. 


2 Der Deutsche Rundfunk 19%, S. 2632 sowie Funkbastler 1928, ` 


8.630. 


Über die leuchttechnische Entwicklung des Leuchters 
und der Lampe kann man sich leicht und an verschiedenen 
Stellen unterrichten, es gibt auch Sammelwerke über die 
Gestaltung der Lichtträger zu den verschiedenen Zeiten. 
Es fehlte aber bisher an einer zusammenfassenden Dar- 
stellung, die den Beleuchtungskörper künstlerisch in 
innerem Zusammenhalt mit der allgemeinen Kulturent- 
wicklung brachte. Diese Lücke wird von dem Verfasser 
ausgefüllt. Als ausgezeichneter Kenner der Stilformen 
und mitten im Getriebe der Beleuchtungskörper-Erzeugung 
stehend, zeigt er klassische Beispiele von Lichtträgern aus 
alten Zeiten, und daneben ordnet er neuere Erzeugnisse ein, 
die in mustergültiger Weise alte Formen den Bedürfnissen 
der neuen Leuchtmittel anpaßten. In eleganter Form der 
Darstellung belebt er zugleich das gegebene Bild. So zeirt 
er der Praxis den Weg für mustergültige Arbeit. Beson- 
ders gut gelungen ist ihm das in den Abschnitten, die die 
Stilformen von der Renaissance bis zur Gegenwart be- 
handeln. 

Das Handbuch ist deshalb ein wertvolles Hilfsmittel 
für die Praxis, das dem Beleuchtungskörper-Fabrikanten 
und dem Handel beste Dienste leisten wird, solange der 
Lichtträger, der Beleuchtungskörper noch nicht entbehrt 
werden kann. Aber der Verfasser sieht auch deutlich die 
weitere Entwicklung, den Ablösungzsprozeß des Lichtes von 
dem Lichtträger. Die Kerze, die Gaslampe brauchten not- 
wendig den Beleuchtungskörper zur Erhellung des 
Raumes. Dem elektrischen Lichte wird der Lichtträger als 
solcher nicht mehr gerecht. Wir wollen beleuchten, ohne 
daß der körperliche Zusammenhang zwischen Lichtquelle 
und erzielter Beleuchtung bewußt wird; deshalb wird die 
neue Beleuchtungskunst den Lichtträger ganz entbehren 
können, das Licht als solches wird zu einem Bestandteile 
der Architektur. Dieser notwendig kommende Entwick- 
lungschritt wird von dem Verfasser wenigstens ange- 
deutet. H. Lux. 


Dampfturbinen. Berechnung und Kon- 
struktion. Von Prof. Dr.-Ing. L.Roth. Mit 61 Abb., 
VI u. 103 S. in gr. 8°. Verlag R. Oldenbourg, München 
u. Berlin 1929, Preis geh. 6 RM. 

Ein Buch für Studierende und alle, die die Wirkungs- 
weise und den Aufbau der Dampfturbinen noch nicht oder 
nur schr oberflächlich kennen und die sich auf bequeme 
Weise mit dem Gegenstand etwas näher bekannt machen 
wollen. Der Text umfaßt nur 103 Seiten, und man ist 
sicher, nicht durch überflüssiges Beiwerk abgelenkt zu 
werden. Der Verfasser behandelt die Dampfturbinen in 
der herkömmlichen Reihenfolge: Gleichdruckturbinen, 
Überdruckturbinen; sodann folgen besondere Abschnitte 
über die Konstruktion und die erforderlichen Festigkeits- 
berechnungen. Der Verfasser hat die Theorie von der 
Verringerung der Reibungsverluste in den Schaufeln bei 
kleinen Dampfgeschwindigkeiten übernommen, diese wird 
jedoch mit guter Begründung angefochten und dürfte in 
einem Lehrbuch noch nicht am Platze sein. Bei der Be- 
rechnung der Überdruckturbinen stört die Annahme, daß 
die Austrittsgeschwindigkeit aus der Laufschaufel voll 
ausgenutzt wird, während die aus der Leitschaufel den 
Faktor $ = 0,95 erhält; aus Symmetrierründen müßte in 
beiden Fällen mit dem gleichen Verlust gerechnet wer- 
den. Auch ist es nicht richtig, daß der Größenwert der 
Schaufelverluste die gegenseitige Lage von n; und y/co 


nicht beeinflußt (S. 47). Zinzen. 


Eingegangene Doktordissertationen. 


Gustav Dulman, Beitrag zur Frage der Druckregelung an 
Fördermaschinenbremsen unter besonderer Berücksichti- 
gung der Bremsdruckregler. T. H. Berlin 1928. (S. A. aus 
Z. Berg-, Hütten- u. Salinenw. im Preuß. Staate 1928. 
4. Heft.) 

Richard Kappev, Aufgaben des Architekten bei der Ge- 
staltnng innerstädtischer Schnellbahnhöfe T. H. Berlin 
1928. 

Hans Kietz, Messung der Schalldurchlässigkeit mit Hilfe 
des Hitzdrahtmikrophons. T. H. Hannover 1928. (S. A. 
aus Phys. Z. 1929, 6. Heft.) 

Hans Laur, Die Anwendung der Umschlags-Elektroden bei 
der potentiometrischen Maßanalyse. Die potentiometrische 
Bestimmung des Kaliums. T. H. Dresden 1929. 

Rudolf Gerhard Lohrmann, Zur Beurteilung von Eisen- 
kernen in der Schwachstromtechnik. T. H. Dresden 1929. 
(S. A. aus Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Bd. 7, 2. Heft.) 


1036 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 


11. Juli 1929 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Beteiligung der General Electric Co. an der Osram 
G. m. b. H. — Die Tagespresse bringt folgende für die Glüh- 


lampenindustrie sehr bedeutungsvolle Mitteilung: 


„Die Osram-Gesellschaft und die ihr nahe- 
stehenden Firmen AEG, Siemens & Halske und Koppel & 
Co. haben mit der General Electric Co. in New York 
einen Vertrag geschlossen, durch den eine Verständigung 
über eine enge Zusammenarbeit sowohl auf techni- 
schem wie auf kaufmännischem Gebiet erzielt worden ist. 
Gleichzeitig hat sich die General Electric Co. mit einem An- 
teil von etwa 16 % am Geschäft der Osram beteiligt. In die 
Verwaltung der Osram treten für die General Electric ein: 
der Vorsitzende des Verwaltungsrates dieser Gesellschaft 
Owen Young und der Präsident Gerard Sw ope, ferner 
der Präsident der International General Electric Co. Clark 
Minor. Jakob Goldschmidt (Darmstädter und Natio- 
nalbank), der bereits der Verwaltung angehört, übernimmt 
die Vertretung der Interessen der General Electric Co. im 
Arbeitsausschuß der Osram-Gesellschaft.“ 


Dazu sei vorläufig nur darauf hingewiesen, daß an der 
Kommanditeinlage der Osram G. m. b. H. von 38 Mill RM 
Siemens & Halske und die AEG je mit 40%, die Firma 
Koppel & Co. mit 20 % beteiligt sind und nunmehr alle drei 
Gesellschaften diesen Quoten entsprechend Osram-Anteile 
der General Electric Co. überlassen haben. 


Die Versorgung Britisch-Indiens mit elektrotechni- 
schen Erzeugnissen!. — ach den Wertangaben der El. 
Review? ist die Einfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse 
nach Britisch-Indien, die während der letzten fünf Jahre 
durchschnittlich je 4 Mill £ betragen haben soll, im Wirt- 
schaftsjahr 1927/23 gegen das vorhergehende bei Genera- 
toren, Transformatoren und der Gruppe „andere elektrische 
Maschinen“ merklich gesunken, im übrigen aber größtenteils 
gewachsen. England hatte wieder die Führung, und nächst 
ihm waren auch die V.S. Amerika teilweise erheblich an 
der Versorgung beteiligt. Daneben lieferte Italien Ventila- 
toren und Holland besonders Glühlampen. Die Zufuhren 
Deutschlands betrugen u. a. bei nicht näher bezeichne- 
ten Maschinen 460 000, bei Ventilatoren 550 000, bei Glüh- 
lampen 214 000, bei Batterien 248 000, bei Beleuchtungszube- 
hör 257 000 und bei sonstigen elektrischen Waren und Appa- 
raten 610 000 Rup’. 


| Änd 
1927/28 | 1926/27 “naerung 
Erzeugnisse | CAE 


1000 Rup? 
| | 
Turbogeneratoren:ätze `... 180 771 — 591 
Generatoren. . . . 2. 2 2... 3810 | 4942 . — 1132 
Transformatoren . 1160 | 2304 — 1144 
Elektromotoren . 3540 | 2935 , + 605 
Kontroll- und Schaltvorrichtungen 3650 | 3240 | + 410 
Andere elektrische Maschinen . 7670 | 8744 | — 1074 
Akkumulatoren und Batterien 3320 ; 2687 + 633 
Starkstromschalttafeln . 500 409 + 9 
Elektrizitätszähler . . . . . 669 651 + 118 
Elektr. ventilatoren . . 3390 | 3187 + 203 
Glüh- und andere elcktr. Lampen 3535 | 3164 | + 371 
Beleuchtungszubehör.. . . ; 1555 | 1506 + 49 
Elektromedizinische Apparate . 186 | 176, + 10 
Isolierte Drähte und Kabel. . | 6869 , 5961 | + 908 
Fernmelleleitungen . . . 2.2.2.2... 732, 97 — 5 
Fernmeld apparate . g 587 i 477: + 110 
Sonstige elektrische Erzeugnisse. 4674 3625 + 1049 
Englands elektrotechnischer Außenhandel’. — Er hat 


im Mai 1929, wie die Zahlentafel erkennen läßt, durchweg 
nöhere Werte ergeben, u. zw. ist die Einfuhr im Vergleich 
zum April (543 237 £) um 75448 £ (14%) und gegen den 
Parallelmonat von 1928 um 150 672 £ (32 95) gestiegen. Die 
Ausfuhr war gegenüber dem Vormonat (1 674 234 £) 
um 176010 £ (10,5%) und im Vergleich zum Mai 1928 um 
250 994 £ (16%) größer. In den abgelaufenen fünf Mo- 
naten ist, verglichen mit der gleichen Periode des Vor- 
jahres, der Import um 350 057 £ (14%) und der Export um 
171 277 £ (2%) gewachsen. Der Ausfuhrüberschuß betrug 
5132978 £ (5311758 i. V.). 


L Verl. ETZ 1927, S. 7. 
IT Bd, 104, 19%. H ROI. 
3 1 Rupie- 1. EI "Ni 


4 The Electrician Bd. 102, 1929, S. 761. Vgl. ETZ 1929, S. 848. 


Einfuhr in £ 


, Ausfuhrin£ 
Erzeugnisse u Arne Men en 


1928 


1929 | 108 1929 | 
Mai 
Maschinen ..... 184 128 | 147128 561 356) 6: 6 569 
Waren u. Apparate 434 557 | 320885 ! 1288883] 992 681 
618635 | 468013 | 1850 244| 1569 250 
Januar/Mai 
Maschinen ..... 757 342 | 741697 | 2733 171| 2 843 528 
Waren u. Apparate 2 083 515 |1 749 103 | 5 240 664| 4 959 030 


2 840 857 2499 800 00 | 7 973 835| 7 802 558 


Technische Arbeitsgemeinschaft der deutschen Kabel- 
industrie. — Die große Mehrzahl aller deutschen Werke, die 
elektrische Leitungen und Kabel] herstellen, dar- 
unter alle führenden Fabriken dieser Industrie, sind zu einer 
Technischen Arbeitsgemeinschaft zusammen- 
getreten, deren Ziel die Wahrnehmung und Förderung tech- 
nischer Gemeinschaftsarbeit auf dem Gebiet der Draht- und 
Kabelindustrie in weitestem Umfang sein soll. Das Bedürf- 
nis, technische Fragen durch die Gesamtheit der Industrie 
bearbeiten und vertreten zu können, war bei den großen Auf- 
gaben, die die Entwicklung der Kabelindustrie und ihre enge 
Verknüpfung mit anderen Gebieten der Elektrotechnik mit 
sich bringen, schon seit langer Zeit immer stärker hervor- 
getreten. Die Forschungsarbeit der einzelnen Werke bleibt 
auch bei dieser Organisation unberührt. Die Geschäftsfüh- 
rung der Arbeitsgemeinschaft (Berlin SW 61, Tempelhofer 
Ufer 11) hat Direktor Dr. R. A pt, Berlin, übernommen. 


Eine neue Elektroholdinggesellschaft in Brüssel. — 
Das von der belgischen Hauptstadt ausgehende Netz inter- 
nationaler elektrofinanzieller Beziehungen ist soeben durch 
die Gründung der Compagnie Européenne pour 
Entreprises. d’Electricit6 et d’Utilite 
Publique („Europel“) um eine sehr beachtliche 
Masche erweitert worden. An der Gründung der zunächst 
mit 500 Mill belg. Fr ausgestatteten neuen Holdinggesell- 
schaft, die die Beteiligung an allen Arten industrieller Ge- 
schäfte, namentlich die finanzielle Mitarbeit auf dem Gebiet 
der Elektrizität bezweckt, waren besonders die Bank für 
elektrische Unternehmungen in Zürich und die durch die 
Compagnie Italo-Belge pour Entreprises d’Electricit6 et 
d’ Utilité Publique in Brüssel vertretene Società Adriatica di 
Elettricità, Venedig, beteiligt. Außerdem haben die Bobo, 
die anfangs dieses Jahres errichtete Electrobel!, das Finanz- 
institut der Solvay-Gruppe Sinabel und eine beträchtliche 
Anzahl belgischer und ausländischer Banken mitgewirkt. An 
der Spitze des Verwaltungsrats steht Graf Volpi, der Prä- 
sident der Società Adriatica, die, 1905 gegründet, ein Kapital 
von 250 Mill Lire besitzt, etwa 16 um den nördlichen Teil 
der Adria gelagerte Bezirke mit elektrischer Arbeit versorgt 
(rd. 800 Mill. kWh jährlich) und in ihren Anlagen über rd. 
0,27 Mill kW verfügt. Dem Ausbau letzterer dürfte in erster 
Linie die Tätigkeit der „Europel“ und der Anschluß an den 
Sofina-Trust gelten. 

Aus der Geschäftswelt. — DieBayerischenElek- 
trieitäts-Werke, München, haben 1928, dem 30. Ge- 
schäftsjahr, ihren Fabrikationsumsatz trotz des Konjunktur- 
rückganges steigern, dabei aber infolge des übermäßigen 
Wettbewerbs auskömmliche Preise nicht erzielen können. Sie 
erwarten von Verbesserungen der Fabrikationseinrichtungen 
und -methoden eine Verbilligung der Selbstkosten. Bei ihren 
Rlektrizitätswerken ist der Anschlußwert um 10%, die 
Stromabgabe um 9% gewachsen; die Bau- und Installations- 
abteilung war gut beschäftigt. So wurde ein Rohgewinn von 
1456 083 RM (1378337 i. V.) und ein Reingewinn von 
287 407 RM (263 170 i. V.) erzielt, aus dem wieder 6 % Dirvi- 
dende auf 4 Mill RM Aktienkapital zur Verteilung gelangten. 


1 Vgl. ETZ 1929, S. 500. 


Bezugsquellenverzeichnis. 

Die Anfragen sind an die Schriftleitung der ETZ, 
Berlin W 9, Linkstr. 23/24, zu richten. Anfragen 
ohne Rückporto bleiben unbeantwortet. 

i „Frage 305: Wer stellt Lagerschilde für Motoren 

er? 


weens 


Abschluß des Heftes: 6. Juli 1929. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expl. 


e nn | 


Für die Schriftleitung verkntwortlich: E. C. Ze h m e in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9, 


- m reg. a Oo 


L AE Ze E E 


u éi 
RENE WW 


9.1908 


ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


BAMPFTURBINEN 


3-gehäusige Kondensaflonsturbine, 44 000 kW, 1500 U/min 


(5) SIEMENS-SCHUCKERT 


€: 


Schiemann, Elektromagnet, Schlagwerkzeuge, insbes. für 
1057 — Beier, Der | Springschreiber T28 1043 — Dusch- 
grundlegenden Verfahren der Glühlampen-Leuchtdrahttechnik 1049 
j msteim, Die elektr. Sparküche 1054 — Grau, Elektrokarren 1055 
SE. Mitt. Nr. 273 1057. 

schau: "` Wasserkraftwerk m. 
Seeerk -bel Genua — Beiträge z. 


~ 


1057 -— Ein 
Einanker 


Freiluftgenerator 
Theorie d, 


synchr, 


= enter bes. Berücksichtigung‘ d. Ausgleichvorgänge bei gleichstrom- 
ren 10585 — Spannufgereg. an Generatoren mit Hilfe v. Hoch- 
J Die Elektrislier. der Österreich. Bundesbahnen 1059 — Hohe 
zeiten — Die neuen deutschen Rundfunkwellen 1060 — Neue 
E 
„u 
e e H 
Cp 


Teiefunken-Wechselstromröhte — Reihenkapazitäten in einer Hochspannung! 


leitung — Dielektr. Werte von „Pyrex“ — Ausbreitungswiderstand kurzzeit| 
überlastet. Erder 1061 — Anfressungen v. Transformator-Kühlschlangen - 
Neue Normblätter des DNA 1062 — Jahresversammlungen, Koi 
gresse, Ausstellungen 1063 — Energiewirtschaft 1063 - 
Rechtspflege 1064 — Gewerbl. Rechtsschutz 1065 — Ver 
einsnachrichten 1065 — Persönliches 1068 —Briefe a | 
Schriftleit.: H. Ring IW Stern, W. R. Blumer} H. Wommelsdorf 1068 - 
Literatur: M. Walter, H. Göpper, E. Nesper, A. Berliner, F. Auerbac 
u. W. Hort, F. Klein 1069 — Geschäftl, Mitteilungen 171 - 


Bezugsquellenverzelchnis 1072. 


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18. JULI 192 


I Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 18. Juli 1929 


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Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


50. Jahrgang 


Berlin, 18. Juli 1929 


Heft 29 


Elektromagnetische Schlagwerkzeuge, insbesondere für Wechselstrom*. 


Von Paul Schiemann, Berat. Ing., Berlin. 


Übersicht. Nach Beschreibung des Anwendungsgebie- 
tes elektrischer Schlagwerkzeuge wird ein Überblick über 
die Systeme elektromagnetischer Schlagwerkzeuge gegeben. 
Ein Gleichstromhammer größerer Schlagleistung wird ge- 
zeigt. Da von den vielen Systemen fast nur diejenigen für 
Einphasenwechselstrom verwendet worden sind, wird die 
Entwicklung der elektromagnetischen Wechselstromhämmer 
bis zur Gegenwart näher beschrieben. Die meisten dieser 
Hämmer bestehen aus einem einfachen oder doppelten Elek- 
tromagneten mit vorgeschaltetem Gleichrichter, eine Feder 
bewirkt oder beschleunigt die eine Bewegungsrichtung des 
Kolbens. Die Schlagzahl ist hier gleich der Frequenz, also 
3000 i. d. Min. bei 50 Hz. Eine gute elektromagnetische 
und schwingungstechnische Durchbildung hat — besonders 
für die Steinindustrie geeignet — der Wechselstrommagnet 
ohne Gleichrichter in dem Bewi-Hammer erhalten. Die 
Schlagzahl ohne Gleichrichter ist gleich der doppelten Fre- 
quenz, also 6000 i. d. Min. bei 50 Hz. Angaben über die 
frühere Verwendung großer transportabler Hämmer und 
die jetzige Anwendung von Handhämmern werden gemacht. 


Berechnungsgrundlagen für elektromagnetische Hammer 
werden angegeben. 
Der Handhammer ist wohl das erste Werkzeug, 


welches die Menschen in Benutzung nahmen. Auch heute 
ist der Hammer fast in jedem Gewerbe, besonders bei der 
Bearbeitung von Baumaterial, wie Gestein und Metall, ja 
in jedem Haushalt in allgemeiner Benutzung. Die Leistung 
des mit Menschenkraft betätigten Hammers ist gering, da 
sowohl die Schlagzahl als auch die Schlarkraft sehr be- 
grenzt sind und leicht Ermüdung eintritt, selhst wenn nur 
geringe mechanische Leistung bei einer dem Menschen be- 
quemen Schlagzahl erzeugt wird. Seit Jahrzehnten wer- 
den deshalb nicht nur stationäre Schmicdehäinmer und 
stoßend oder schlagend arbeitende transportable Gestein- 
bohrmaschinen, sondern auch große und kleine Hand- 
hämmer mechanisch betrieben. Zum Antrieb der mecha- 
nischen Schlagwerkzeuge wird bisher noch hauptsächlich 
Preßluft benutzt, erst in den letzten Jahren ist auch mit 
mehrfacher Einführung elektrischer Schlagwerkzeuge be- 
gonnen worden, wenn von den elektrischen Gesteinbohr- 
maschinen, welche es seit Jahrzehnten gibt, abgesehen 
wird. Bei den stationären Schmiedehämmern finden seit 
längerer Zeit Dampf, Preßluft und Elektrizität Ver- 
wendung. 
I. Anwendungsgebiete. 


Die Größe des Anwendungsgebietes mechanischer 
Schlagwerkzeuge zeigt folgende Einteilung in 12 Gruppen. 


1l. Miniaturhämmer, insbesondere für Gravierarbeiten. 
2. Abklopfer für Kesselstein, Farbe u. dgl. 


3. Vibratoren zum Erschüttern von Fornikasten und 
Röhren. 
4. Kleine Handhämmer für Marmor, Beton, Sandstein, 


Zement usw. 
5. Mittlere Meißelhämmer für Metall und hartes Gestein, 
wie Granit. 
Handhämmer für schwere Meißel-, 
leichte Nietarbeiten. 
Niethämmer für mittlere und für große Nieten. 
Stampfer für Sand, Beton u. dgl. 
Aufhauhämmer zum Aufhauen von Asphalt und Beton, 
z. B. von Straßendecken. 


Verstemm- und 


en E 


* Nach einem im Elektrotechnischen Verein am 12.11. 1929 gehal- 
tenen Vortrag. Besprechung 8. 1065 dieses Heftes. 


10. Bohrhämmer und Gleisstopfhämmer, also Handhämmer 
für Gesteinbohrungen, welche nicht mit den kleineren 
Hämmern ausgeführt werden, sowie zum Stopfen der 
Eisenbahngleise. 


11. Gesteinbohrmaschinen: a) Als Hammermaschinen, 
b) als Stoßbohrmaschinen ausgeführt. a) und b) ar- 
beiten an einer transportablen Spannsäule oder am 
Freigestell, während Werkzeuge nach Gruppe 1. bis 10. 
frei gehalten werden. 

12. Schmiedehämmer. 

Gesteinbohrmaschinen und Schmiedehämmer gehören 
schon zu den Maschinen; da sie jedoch in gleicher Weise 
wie die Schlagwerkzeuge arbeiten, sind sie hier genannt 
worden. 


Da eine weitere Unterteilung der zwölf Arten elek- 
trischer Schlagwerkzeuge nach Größen-, System- und kon- 
struktiven Unterschieden erfolgt, ist die Zahl der elek- 
trischen Schlagwerkzeug-Typen bereits sehr groß, ob- 
gleich sich noch nicht alle Arten, insbesondere nicht die 
Stampfer und die schweren Niethämmer, eingeführt haben. 
Auf dem Umwege über Preßluft können natürlich auch 
diese durch Elektrizität betrieben werden. Dieser noch 
oft benutzte Weg ist aber ziemlich teuer, da Elektromotor, 
Kompressor und Preßluftwerkzeug nicht nur große An- 
schaffungskosten sondern infolge des schlechten Wir- 
kungserades der Preßluftwerkzeuge auch großen Strom- 
verbrauch erfordern. 


Obgleich die Preßluft-Gesteinbohrmaschinen etwa das 
Zehnfache an Energie verbrauchen wie die elektrischen 
Stoßbohrmaschinen gleicher Leistung, beherrscht die Preß- 
luft dort, wo sehr viele Schlagwerkzceuge verwendet wer- 
den, besonders in Bergwerken, noch das Feld. Im Ruhr- 
bergbau werden bisher keine elektrischen Handhämmer 
benutzt und die an Spannsäule arbeitenden elektrischen 
Motorstoßbohrinaschinen wohl nur wenig. Das Versetzen 
der an Spannsäule arbeitenden Maschinen soll in dem 
Nebengestzin zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Welche 
Mengen an Handhämmern im Bergbau in Frage kommen, 
geht daraus hervor, daß nach H. Müller! im Ruhrbezirk 
75000 Preßluft-Schlagwerkzeuge arbeiten. 


II. Lösungen für die Konstruktion elektrischer 
Schlagwerkzeuge. 


Zwei grundverschiedene Lösungen sind im Prinzip für 
die Konstruktion elektrischer Schlagwerkzeuge möglich. 


1. Elektromotor-Schlagwerkzeuge. 


Von der rotierenden Bewegung eines Elektromotors 
ausgehend, wird die schlagende Bewegung durch mecha- 
nische Umwandlung der rotierenden erzeust. Diese Um- 
wandlung erfolgt 7. B. dureh Kurbeltrieb mit einem Feder- 
werk zwischen Kurbel und Kolben, durch Kurven- oder 
Nockentrieb oder als Schleuderhammer durch gelenkig an- 
gebrachte rotierende Kolben. Falls der Elektromotor sich 
nicht direkt an oder in dem Schlagwerkzeug befindet, wird 
die Bewegung durch biegsame Welle oder auch dureh Luft- 
schläuche mit schwingender Luftsäule von dem transpor- 
tablen Elektromotor zu dem in der Hand gehaltenen Schlag- 
werkzeug übertragen. Schla@xwerkzeuge mit rotierendem, 
besonders mit anzebnutem Elektromotor sind zwar auch 
im Handel, ausführlich soll jedoch nur folgende zweite Art 
elektrischer Schlagwerkzeuge beschrieben werden. 


l ı H. Müller., ETZ mem, S. 585. — A. Gärtner, Glückauf Pd. 63, 
S. 477, 513, ferner Bruch, S. 525. 


1038 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 18. Juli 1929 


2. Elektromagnetische Schlagwerkzeuge. 


Bei diesen wird die hin- und hergehende Bewegung 
des Schlagkolbens direkt durch elektromagnetische Kräfte 
erzeugt. In drei Richtungen, nach Stromart, nach Art der 
Elektromagnete und nach der magnetischen Kraftwirkunvg, 
sind verschiedene Ausführungsarten zu unterscheiden. 
Als wichtigster Vorteil der elektromagnetischen Schau: 
werkzeuge kann ihre große Einfachheit gegenüber den 
Elektromotor-Schlagwerkzeugen bezeichnet werden. 


a) Nach der Stromart unterscheidet man: Elektro- 
magnetische Schlagwerkzeuge 1. für Gleichstrom, 2. für 
Einphasenwechselstrom, 3. für Mehrphasenwechselstrom, 
4. für gleichzeitig benutzten Gleich- und Wechselstrom. 
Elektromagnetische Schlagwerkzeuge für Mehrphasen- 
wechselstrom sind fast nicht, solche für Gleich- und 
Wechselstrom nicht mehr in Verwendung, deshalb sind 
Schlagwerkzeuge für diese beiden Stromarten nicht näher 
beschrieben worden. Elektromagnetische Schlagwerk- 
zeuge für Einphasenwechselstrom gibt cs sowohl derart, 
daß der ganze Wechselstrom als Wechselstrom benutzt 
wird, als auch derart, daß dem Wechselstromnetz jede 
Halbwelle, jede zweite oder jede vierte Halbwelle als 
Gleichstromstoß entnommen wird. Letzteres System (von 
L. Schüler) wird allerdings nicht mehr geliefert. Ab- 


SAU: 


V Vorhubspulle R Riückhubspule St Stufeneinschalter 
Abb. ı. Gleichstromhammer von P. Schiemann. steuerung des Gleichstromhamners 


gesehen von dem Bewi-Hammer, bei dem die Spule von 
Wechselstrom durchflossen wird, erhalten die Magnete der 
Wechselstromhämmer nur gleichgerichtete Stromstöße. 


b) Nach der Art der Elektromagnete sind zu unter- 
scheiden: Elektromagnetische Schlagwerkzeuge 1. mit 
Hufeisenmagnet, 2. mit Solenoid oder Solenoiden. Bei 
Solenoid-Schlagwerkzeugen taucht der Anker, welcher 
gewöhnlich gleichzeitig als Schlagkolben dient, in eine 
oder mehrere Spulen (Solenoide) ein. Diese Ausführung 
wird auch als Topfmagenet bezeichnet, da die Spulen zweck- 
mäßig mit Eisen umgeben werden. Auch die Bezeichnung 
Solenoidmotor-Schlagwerkzeug kommt vor. Elektro- 
magnetische Schlagwerkzeuge als motorlose zu bezeichnen, 
was ebenfalls vorkommt, erscheint mir unzweckmäßig, da 
die Solenoide oder die Hufeisenmagnete nebst Anker als 
Motoren für direkte Erzeugung der hin- und hergehenden 
Bewegung wirken, 


c) Nach der Art der Wirkung der elektromagnetischen 
Kräfte unterscheidet man folgende Ausführungsarten: 
1. Der Magnetismus wirkt nur in Richtung des Kolbenvor- 
hubes, während der Rückhub durch Federkraft bewirkt 
wird. 2. Der Magnetismus wirkt nur in Richtung des 
Kolbenrückhubes gegen eine Feder, welche den Vorhub 
bewirkt. 3. Der Maenetismus wirkt abwechselnd in 
beiden Richtungen der Kolbenbewegung. Federkräfte wer- 
den hierbei entweder nicht oder in Richtung des Vorhubes 
benutzt, um die magnetischen Rückhubkräfte für den Vor- 
hub nutzbar zu machen, oder es werden auch Federn für 
beide Bewegungsrichtungen verwendet, um dadurch die 
Schlagzahl zu vergrößern. Auch bei einseitig wirkenden 
magnetischen Kräften kommen Federn für beide Dewe- 
gungsrichtungen vor, so daß der Kolben zwischen Federn 
hin- und herschwingt. 4. gibt es Systeme elektromaeneti- 
scher Hämmer, bei welchen sich das magnetische Feld 
gleitend verschiebt und den geradlinig bewerbaren Anker 
mitnimmt, ähnlich wie der Anker des Drehstrommotors von 
dem magnetischen Drehfeld mitgenommen wird. Dieses 
System mit schwinzsendem Magnetfeld, welches keine Topf- 
magnete, keine ausgeprägten Pole sondern cine Reihe 
von Spulen besitzt, welche nacheinander von elektrischem 
Strom durchflossen werden, ist von dem Verfasser als 
Lanshnbhammer ausprobiert worden. Auch N. S. Ja- 
polsky und S A. Press benutzen ein System mit 
gleitendem Marnetfeld’. Weitere Erwähnung dieser 

? SE Ei 122, S. 31, ferner Transact. South Afrivan Inst. EL 
Engs. 1926, S 


Systeme, welche wohl nur wenig, z. B. für stationäre 
Schmiedehämmer, verwendet werden, erfolgt nicht. 


Bei obiger Aufzählung wurden im allgemeinen nur 
solche konstruktiven Lösungen berücksichtigt, welche im 
Handel sind oder im Handel waren, sonst hätten sich noch 
weitere Systeme angeben lassen, z. B. nach Art der polari- 
sicrten Wecker, der Wechselstromwecker, arbeitende elek- 
trische Hämmer. Auch verschiedene Arten der Kühlung 
ließen sich aufzählen. Diese sind aber im allgemeinen nur 
versuchsweise ausgeführt worden, bei den im Handel be- 
findlichen Konstruktionen begnügt man sich mit der nor- 
malen Abkühlung. 


III. Beschreibung einzelner Konstruktionen elektro- 
magnetischer Schlagwerkzeuge. 


1. Elektromagnetische Hämmer für 
leichstrom 


Von den für Gleichstrom vorgeschlagenen elektro- 
ınagnetischen Hämmern ist wohl nur derjenige des Ver- 
fassers zur praktischen Durchbildung gelangt. Da der 
Hammer jedoch noch nicht im Handel ist, möge nur eine 
kurze Beschreibung folgen. Bei diesem System? (D.R.P. 
162 570 und Auslandspatente, weitere Verbesserungen sind 
zum D.R. P. angemeldet worden) wird eine Selbststeue- 


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L 6 Luftlöcher Abb. 1a. Schaltung der Selbst- 


rung benutzt, welche den Gleichstrom abwechselnd auf 
eine Vorhub- und auf eine Rückhubspule schaltet. Bei 
jeder Schlagzahl, welche durch einen Vorschaltwiderstand 
während des Arbeitens geregelt werden kann, arbeitet der 
Hammer infolge der Selbststeuerung mit mechanischer 
Resonanz. Für die Vermeidung starker Funkenbildung 
gibt es verschiedene Mittel, wie Kondensatoren und Wider- 
stände parallel zur Funken- oder Schaltstrecke. Am 
besten bewährte sich die hier benutzte vielfache Unter- 
teilung der Spulen und stufenweiser gegenseitiger Aus- 
tausch der Vorhub- und der Rückhubspule am Ende ed 
Hubes. Bei dem 6,1kg schweren Hammer wurde zehn- 
fache Unterteilung der Spulen benutzt, bei 70 mm Kolben- 
hub und 15 mm Schaltweg der Selbststeuerung. Der Strom- 
verbrauch betrug rd. 100...300 W bei bis zu etwa 10 
Schlägen in der Minute mit 0,45 kg Kolbengewicht. Abb. | 
zeigt die Konstruktion des 6,1 kg-Hammers, Der den Strom 
schaltende Schleppschieber bewegt sich hier im Innern der 
Kontakte. Bei älteren Ausführungen bewegte sich der 
Stromvermittler außerhalb auf ringförmigen Kontakten, 
SCH réi einem Stabe aufgereiht waren. Siehe auch Patent- 
schrift. 


2. Elektromaegnetische Schlagzwerkzeugrt 
für Einphasenwechselstrom. 


Nur Systeme dieser Art befinden sich wohl z. Z. im 
Handel, u.zw. als Solenoidhammer mit einer oder mit 
„wei Spulen sowie als elektromagnetischer Hammer mit 
einem Hufeisenmagneten. Bevor jedoch diese Typen be- 
schrieben werden, mögen ältere Systeme erwähnt werden, 
welche teilweise bis zu 15 Jahren sich in vielfacher Ver- 
wendung befanden. 


a) Ältere Konstruktionen. 


A.Solenoid-Gesteinbohrmaschinenfür 
Spezial-Wechselstrommaschinen — Die 
ersten elektrischen Schlagwerkzeuge, welche Verwendung 
fanden, waren Solenoid-Gesteinbohrmaschinen. In Berg- 
w erken, Tunnelbauten und Steinbrüchen fanden diese zur 
stoßenden Bohrung der Sprenglöcher in hartem Gestein 
vielfache Verwendung. Die erste elektrische Gesteinbohr- 
anlage in Europa wurde im Jahre 1892 von der Union 
E. G. in Ungarn nach dem System Depoele (Abb.2) aus- 
eeführt. Die Anlage wurde nach fünf Jahren ununter- 


3 Z. VDI Bd. 49, S. 1768 (Patentsehriftenauszug). 


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18. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 29 


1039 


brochenen Betriebes durch eine größere ersetzt. Das Ge- 
wieht des Depoele-Bohrers betrug 152 kg. Später wurde 
aufdasSystem Marvin übergegangen, in Amerika durch 
die Thomson-Houston-Compagnie, in Deutschland durch 
die Union E. G., in England durch Sandicroft Foundry Co. 
Der Marvin-Bohrer war ebenfalls eine Solenoid-Stoßbohr- 
maschine und wog in der Ausführung der Union nur 
92 kg. Bei dem Marvin-System wurde einer Spezial- 
maschine Wechselstrom von 6,6 Hz entnommen. Durch 
einen an der Wechselstrommaschine angeordneten Strom- 
teiler nach Art der rotierenden Gleichrichter wurde eine 


Abb. 2. Depoele-Hammer für Gleich- und Wechselstrom. 


Halbwelle in die Vorhubspule und eine Halbwelle in die 
Rückhubspule geleitet. Den langsamen Wechselstrom ent- 
nahm man zunächst Gleichstrommaschinen mit rotieren- 
den Bürsten. Später wurde durch einen besonderen Kom- 
mutator, bei welchem die neutralen Punkte entsprechend 
umliefen, erreicht, daß auch die Wechselstrombürsten 
feststehen konnten. Der Stromverbrauch des Marvin- 
Union-Stoßbohrers Type H (92 kg) betrug 2,5 kW, 
cos = 0,8. Der Hub konnte bis 170 mm gesteigert werden. 
Die Spulen waren recht vollkommen im Gegensatz zu dem 
nicht lamellierten Kolben. Da Flach- oder Quadratkupfer- 
draht durch zwischengelegte Glimmerstreifen isoliert 
wurde, konnten die Spulen die hohe im Betriebe ent- 


Srromteiler 


Abb. 3 Schaltung des Marvin-Hammers 
nebst Stromerzeuger. 


stehende Temperatur aushalten. Z. B. haben zwei Spulen 
nach E. Heubach*® das Stoßen von 4014 Bohrlöchern 
mit zusammen 4000 m Gesamtlänge überdauert. 

Abb. 3 zeigt die Marvinsche Schaltung des Strom- 
erzeugers nebst einem Hammer. Da diese Spezial-Strom- 
erzeuger bis 125 kW (mit 4 und 6 Polen) angefertigt 
wurden, konnten viele Hämmer angeschlossen werden. Die 
Wechselstrombürsten C-B ın Abb. 3 rotieren mit den 
Schleifringen des Stromteilers. Von dem einen Schleif- 
ring ist nur eine Hälfte mit einer Wechselstrombürste (B) 
verbunden worden. Die Umschaltung des Stromes von 
der einen Hammerspule auf die andere erfolgt natürlich 
bei Stromlosigkeit, so daß Funkenbildung vermieden 
wurde. Wie der Schnitt (Abb. 4) zeigt, waren in den 
Marvin-Hämmern zwei reichlich lange Spulen vorhanden, 
von welchen der Kolben aus massivem Eisen hin- und 
hergezogen wurde An beiden Enden des Eisenkolbens 
befanden sich eingeschraubte Verlängerungen aus Bronze. 
Ein Sperrad bewirkte, daß bei jedem Rückwärtsgang des 
Kolbens letzterer um "le, Umdrehung gedreht und dadurch 
der Stoßhohrer versetzt wurde, so daß die Schneide nicht 
in dieselbe Kerbe traf. 

Obgleich der Wirkungsgrad dieser Hämmer bereits 
besser war als derjenige der Depoele-Hämmer mit drei 
Spulen (eine für Gleichstrom, wie bei dem alten Siemens- 
Sulenoidhammer), war die Erwärmung infolge fehlender 
Eisenlamellierung bei Kolben und Mantel sowie infolge 
der geringen Schlagzahl von 400 i. d. Minute so groß, daß 
cin Dauerbetrieb nicht möglich war und der Transport 
von Ort zu Ort beeinträchtigt wurde. Trotzdem kann man 
es als unnötig bezeichnen, daß die Fabrikation der So- 
lenoid-Stoßbohrmaschinen aufgegeben wurde, nachdem 
dieselben besonders im Erzabbau und beim Bau der Jung- 


a Heubach, Bolenoid-Styfbohrer fürhartes Gestein. Z. VDI Bd. 45, 
S. 192. 8. a Brinkmann, Die Stofsteinbohrer mit elektr. Antriebe. 
El. Kraftb. u. Bahnen 1907, 8. 441. 


fraubahn insgesamt etwa 15 Jahre gute Dienste geleistet 
hatten. Natürlich hätte die Maschine verbessert werden 
müssen. Daß der Wirkungsgrad der Solenoid-Stoßbohr- 
maschine erheblich verbessert werden konnte, geht auch 
aus Versuchen hervor, welche der Verfasser 1907 bei den 
SSW anstellte. Der Stromverbrauch der SSW-Solenoid- 
Stoßbohrmaschine, einer hauptsächlich wohl von Meiß- 
ner angegebenen Konstruktion, betrug bei 500 Schlägen 
nur noch etwa 1kW. Für Dauerbetrieb, der aber im Erz- 
abbau nicht notwendig ist, wurde die Maschine jedoch 
noch zu warm. Die Leistung war mindestens dieselbe 
wie diejenige der SSW-Motorstoßbohrmaschine, des Hoff- 
mann-Meißnerschen Federhammers mit 1 PS-Elektromotor 
bei etwa gleichem Stromverbrauch. Die SSW-Solenoid- 
Stoßbohrmaschine ist meines Wissens nicht in den Han- 
del gekommen, vermutlich weil die SSW damals von der 
Kurbelstoßbohrmaschine mit biegsamer Welle zu der 
Kurbelstoßbohrmaschine (Federhammer) mit angebautem 
Elektromotor übergingen, was eine Verbesserung bedeu- 
tete. Wenn auch das Solenoidsystem neben den Motor- 
stoßbohrmaschinen auf dem Markte geblieben wäre, hätten 
die elektrischen Gesteinbohrmaschinen während ihrer 
etwa 40jährigen Verwendung der Preßluft vielleicht 
einen weniger bescheidenen Teil abgerungen als es jetzt 
der Fall ist. 


Es sei hier gleich darauf hingewiesen, daß ein 
neuerer Hammer, der später beschriebene Syntron-Ham- 
mer, wie der Marvin-Hammer arbeitet. Als Handhammer 


arbeitet der Syntron-Hammer jedoch mit viel größerer 
Schlagzahl. Es wird Wechselstrom von 20 und 25 Hz, bei 
den kleineren Hämmern sogar von 50 und 60 Hz benutzt, 
so daß die Schlagzahl 1200, 1500, 3000 und 3600 i. d. Min. 
beträgt. 
und die Rückhubspule erfolgt 
durch Röhrengleichrichter. 


Die Verteilung der Halbwellen in die Vorhub- 
beim Syntron-Hammer 


Abb. 4. Schnitt durch den Marvin-Hammer. 


B. Solenoid-Schlagwerkzeug mitelek- 
trolytischem Gleichrichter. — Im Jahre 1911 
wurde ein nach den Angaben des Verfassers angefertigtes 
elektromagnetisches Schlagwerkzeug für Wechselstrom, 
welches als Abklopfer für Kesselstein, Farbe u. dgl. aus- 


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Abb. 5 Wechselstrom-Schlagwerkzeug von P. Schiemann. 


geführt worden war, im Thüringer Elektrotechnischen 
Verein, Erfurt, gelegentlich einer in Ilmenau stattfinden- 
den Sitzung durch P. Schiemann vorgeführt und er- 
läutert. Wie Abb.5 zeigt, bestand diese Erstausführung 
eines elektromagnetischen Wechselstrom-Schlagwerkzeu- 
ges, welches mit dem Netzstrom arbeitete, aus einer von 
Eisen umgebenen Spule, in deren Innenraum der Eisen- 
kolben durch jeden Stromstoß gezogen wurde. Die Rück- 


1040 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 29 


18. Juli 1929 


bewegung des Ankers erfolgte in der stromlosen Zeit 
durch eine Zugfeder. Der mit dem Werkzeug in Serie 
seschaltete Gleichrichter war ein elektrolytischer. Der 
Hammerkopf des Kolbens war aus unmagnetisierbarem 
Stahl angefertigt. Der Kolben war massiv aber mit 
Schlitzen versehen, es wurden jedoch auch Versuche mit 
lamelliertem Kolben angestellt, wie bei meinem Gleich- 
stromhammer. Die Spule, eine Emaille-Kupferdraht- 
spule, war wasserdicht angeordnet, so daß das Werkzeug 
in Kühlwasser getaucht werden konnte; bei normalem 
Dauerbetrieb war dies jedoch nicht notwendig. Versuchs- 
weise wurde auch mit Wechselstrom von 50 Iiz ohne vor- 
ecschalteten Gleichrichter gearbeitet. Die Schlagzahl 
stieg hierbei natürlich von 3000 i. d. Min. auf 6000. Die 
Leistung war aber ohne Gleichrichter erheblich geringer 
als mit Gleichrichter. Der Stromverbrauch des 3 kg 
schweren Werkzeuges betrug bei Anwendung des Gleich- 
richters 110 W in warmem Zustande bei Dauerbetrich. 


Abb. 6 Wechselstronhammer 
von L. Schüler. 


Das Werkzeug wurde nicht in den Handel gebracht, 
denn mit dem allerdings etwas weniger betriebsicheren 
Gleichstromhammer hatte ich größere Schlagleistung er- 
zielt. Für Kesselstein-Abklopfer sollte ferner, wie Dir. 
Wunder, Erfurt, gelegentlich der Diskussion mitteilte, 
kein wesentlicher Bedarf sein. Versuchsweise wurde das 
Werkzeug damals auch mit Gleichstromstößen betricben, 
welche einem Quecksilberunterbrecher mit Kurbeltrieb 
entnomnien wurden. Obgleich gleiche Schlagzahl und 
etwa entsprechende Stromzeit eingestellt wurden, war die 
erzielte Schlagkraft bei gleicher Erwärmung erheblich 
geringer als bei Wechselstrom mit vorgeschaltetem Gleich- 
richter. Der Grund hierfür dürfte in stärkerer Wirbel- 
strombildung durch die rechteckige Stromkurve zu suchen 
sein. 


Abb. 7. Oszillogramm des Schüler- 
Hammers. 


C. Solenoid-Handhammermit rotieren- 
dem Gleichrichter — Im Jahre 1914 wurden im 
Berliner Elektrotechnischen Verein durch Obering. L. 
Schüler nach seinen Angaben angefertigte elektro- 
magnetische Handhämmer vorgeführt und erläutert, welche 
ebenfalls durch Stromstöße betrieben wurden, die einem 
Wechselstromnetz entnommen wurden. Der elektromagne- 
tisch vorgeschleuderte Kolben wurde ebenfalls durch eine 
Federkraft zurückbewegt, der Gleichrichter war ein ro- 
tierender. Die Schlagzahl betrug 1000 i.d. Min. bei 50 Hz, 
da ein sechspoligerSynchronmotor benutzt wurde, welcher 
bei jeder Umdrehung den Strom einmal einschaltete. In 
seinem amerikanischen Patent, welches August 1912 
angemeldet wurde, hat Schüler auch den elektrolytischen 
(rleichrichter vorgesehen. In Deutschland wurde ein um- 
fangreiches Patent wohl nicht erteilt. Abb. 6 zeigt einen 
Schnitt durch den von der Firma Dr. Max Levy fabrizier- 
ten Schülerschen Solenoidhammer, welcher sich einige 
Zeit im Handel befand. Wie zu erkennen, ist der Kolben 
um cinen Zapfen drehbar gelagert, was die Reibung ver- 
mindert. Der remanente Magnetismus wurde dadurch 
vermieden, daß der Strom erst ausgeschaltet wurde, wenn 
er etwas in entgegengesetzter Richtung floß. Das Dia- 
gramm Abb. 7 zeigt eine oszillographische Aufnahme 
von Strom und Spannung, wobei der Kolben mit Rück- 
prall arbeitet, also hartes Material gemeißelt wird?. 


b) Neuere,im Handel befindliche elektro- 
magnetische Hämmer. 


A. Syntron-Solenoid-Schlagwerkzeuge 
mit Röhrengleichrichter. — Abb. 8 zeigt einen 
amerikanischen Hammer, einen elektromagnctischen Hand- 


5 L Schüler, ETZ 1914, S. 565 u. 660. 


hammer der Syntron Company in Pittsburgh. im Schnitt. 
Es sind zwei Spulen oder Topfmagnete vorhanden, also 
wie bei den oben beschriebenen Solenoid-Gesteinbohr- 
maschinen und den Gleichstromhämmern eine Vorhub- 
und eine Rückhubspule. Der im Innern der Spulen durch 
die abwechselnd wirkende Vorhub- und Rückhubspule 
hin- und herbewegte Kolben schlägt vorn gegen den 
Meißel und hinten gegen eine Feder. Der verwendete 
Strom ist Einphasenwcchselstrom, welcher entweder den 


G Püchse zur Aufnahme des 
Werkzeugs 

H Rückprallfeder 

I Führungsbüchsen 


A und B Magnetspulen 

C Stahlkolben (JIammerbär) 
D Werkzeug 

E zylindrische Büchse 

F Schalter 


Abb.8. Wechselstromhammer mit zwei Spulen der Syntron Company. 


Netz oder einem benzinelektrischen Satz entnommen wird. 
Durch Vorschaltung von Röhrengleichrichtern wird er- 
reicht, daB immer die Halbwellen der einen Richtung 
des Wechselstromes in die Vorhubspule und die Halb- 
wellen der anderen Richtung in die Rückhubspule fließen. 


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Abb. 9. Schnitt durch Syntron-Hammer für 
Abbau und Gesteinbohrung. 


Die bei den verschiedenen Syntron-Schlagwerkzeugtypen 
verwendete Wechselstromfrequenz beträgt 60, 50, 30, 25 
und 20 Hz. Die größte Schlagzahl ist also 3600 i. d. Min. 
bei der in Amerika verwendeten Netzfrequenz von 60 Hz. 
Das Gewicht des kleinsten Syntron-Hammers ist zu 4 kg, 


Abb.10. Syntron-Hammer 
mit (sleichrichter. 


der Stromverbrauch desselben zu 125 W angegeben. Syn- 
tron-Hämmer werden auch zum Gesteinbohren, die grö- 
ßeren Hammer besonders zum Gleisstopfen, sowie zum 
Nieten benutzt. Abb. 9 zeigt einen Syntron-Handhammer: 
die Abbildung läßt erkennen, daß der Kolbenhub kleiner 


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18. Juli 1929 


als der Kolbendurchmesser ist und daß der Hammer mit 
Kühlrippen versehen ist. Für den kurzen, der hohen 
Schlagzahl entsprechenden Hub sowie für die Erzielung 
eines kurzen Kolbens ist der magnetische Luftspalt in 
den Spulen zwischen Eisenbuchsen eingeschnürt worden. 

Abb. 10 zeigt noch eine Type des kompletten Syntron- 
Hammers. Der Stöpsel Z wird in Halter E gesteckt, das 
nicht ganz gezeichnete Werkzeug T, z. B. ein Meißel, 
wird in die Fünrungsbüchse gesteckt und mit der Schneide 
zegen das zu bearbeitende Material gepreßt. Jetzt wird 
auf den Schalter TS zedrückt und der Arbeitsvorgang 
beginnt, letzteres jedoch nur, wenn das Werkzeug richtig 
in der Führungsbüchse steckt und einen Gegenhalt am 
Werkstück hat. Die Frequenz des Wechselstromes darf 
his5 % von der für den Syntron-Hammer vorgeschriebenen 
abweichen, die Spannung bis 10 %. Es ist ein Vorteil die- 
ser Hämmer, daß dieselben besonders einfach sind und 
nur einen beweglichen Teil haben, was im Gegensatz zu 
den Hämmern mit rotierendem Elektromotor bei allen im 
nn befindlichen elektromagnetischen Hämmern der 
"all ist. 


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Abb. 11. Elektromagnetischer Hammer der Bewi G. m. b. H. 


B. Bewi-Hämmer. — Dieser elektromagnetische 
Handhammer wird von der Societa Italiana Milangili 
Brevetti Invenzioni, Turin, fabriziert®. Abb. 11 zeigt eine 
Ansicht dieses Hammers, während Abb. 12 eine andere 
Type dieses Hammers im Schnitt darstellt. Das Werk- 
zeug, z.B. der Meißel, wird mit der einen Hand und 
der in Abb. 11 und 12 sichtbare Griff mit der anderen Hand 
sehalten. In dieser äußeren Handhabung unterscheiden 
sich die elektrischen Hämmer nicht von den Preßluft- 
werkzeugen. Am Griff des elektrischen Hammers hbe- 
findet sich ein Druckschalter zur bequemen Ein- und Aus- 
schaltung des Stromes, wie sich am Griff des Druckluft- 
hammers das Arbeitsventil befindet. 


Abb. 12. Schnitt durch einen Bewi-Hammer. 


Wie Abb.12 erkennen läßt, ist nur ein einzelner 
kurzer, gedrungener Topfmagnet vorhanden, nämlich ein 
Solenoid, welches außen und innen von lamelliertem Eisen 
umgeben ist. Der kurze, Kräftige lamellierte Kolben hat 
vorn und hinten massive Ansätze und bewegt sich durch 
die magnetischen Kräfte zwischen zwei Druckfedern auf 
den hinten angeordneten festen Kern zu. Der durch die 
wechselnden magnetischen Kräfte schwingende Kolben 
schlägt also, von der hinteren Feder abprallend, gegen das 
flache, in Abb. 12 sichtbare Ende des Werkzeuges, z.B. 
cines Meißels oder Stemmeisens. Die magnetischen Kräfte 
des Einphasenwechselstrom-Magnr»ten wechseln mit dem 
elektrischen Strom unabhängig von der Stromrichtung 
zwischen Null und einem Maximalwert. 

Da im allgemeinen bei uns mit 50periodigem Wechecl- 
strom gearbeitet wird, ist die Schlagzahl dieses Hammers 
600 d Min., denn beide Halbwellen des Wechselstromes 
werden ja benutzt. Der Hub sowie der Luftspalt betragen 


‚* Vertrieb, in den deuts:hen Sprachgebie’en sowie in Skandi- 
navien durch die Berliner Elektro-Werkzeug- und Industriebedarf G. 
m. b. H. Berlin NW 87, Zinzend ırfstrafe 6. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 29 


1041 


infolge der äußerst hohen Schagzahl nur einige Millimeter, 
wie auch Abb. 12 erkennen läßt. Durchmesser und Ge- 
wicht des Kolbens sind relativ groß bei den einzelnen 
Typen. Durch eine am Griff in der Mitte des Hammers 
hervortretende Schraube können Luftspalt und Hub des 
Magneten verändert und damit die Schlagkraft des Ham- 
mers geregelt werden. Der Griff ist nach Lösung einer 
Schraube abklappbar, so daß der Hanımer leicht geöffnet 
und der Kolben herausgenommen werden kann. Es werden 
vier Typen dieses Bewi-Hammers angefertigt. Das Ge- 
wicht der Hämmer beträgt 1,6 ... 6,1 kg, der Stromverbrauch 
50 W bei der kleinsten und 250 W bei der größten Type. 
Außerdem wird neuerdings noch eine Type E mit Gleich- 
richter fabriziert, bei welcher die Schlagzahl an Wechsel- 
strom mit 50 lz natürlich 3000 i.d. Min. beträgt. 


— AJ 


OR 
0.0‘ 


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A 


a 


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Ei 
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tete 


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A. 
L 


Kä 
DN? 
Sei 


Vibrator 
A 
A Kontra- A Schwinger 
mutter B Arretierungschraube 
B Mutter C Kontaktstellschraube 
IV C Gehäuse- D Arretierungschraube 
schrauben E Federstellschraube 
' D Splint F Federhebel 
E Unterlagscheiben G Federn 
F Feder H fixer Kontakt 
G Federkanal J Auswechselbarer Kontakt 
H Hubdistanz K Magnetspulen 
J Stößelfläche L Magnetkörper 
K Erdleitungskontakt M Rahmen (Support) 
L Bohrfutter N lsolierplatte 
M Meil:el 
N Anker 
O Magnetspulen Abb. 13. Thauma-Hammer 
P Magnetkörper mit Vibrator für Wechsel- 
R Kontaktknopf strom. 
S Stößel 


Folgende Zahlentafel enthält genauere Angaben über 
die einzelnen Typen des Bewi-Hammers, 


Elektrische Bewi-Handhämmer. 


RT Durch- 3 Encrgie- 
Type Gewicht | messer | Länge | \erbrauch 
rd. kg mn | mm rd. W 

A 1.6 6e i 1% | 5 
B 3.5 WI 290) | 100 
C 5.2 100 | 29 | Au 
k 6.1 120 | 2% 250 
: = Ss | = 


Verwendung finden diese elektrischen Hämmer haupt- 
sächlich dort, wo leichteste Schläge bei höchster Schlagzahl 
gebraucht werden, wie bei der Bearbeitung von Marmor, 
Zement und anderem natürlichen oder künstlichen Ge- 
stein. Besonders dort füllen diese Werkzeuge eine Lücke 
aus, wo die Verwendung von Preßluftwerkzeugen infolge 
der hohen Anschaffungskosten der Preßluftanlage nicht 
in Frage kommt. Diese Werkzeuge, welche bereits in 
2000 Betrieben verwendet werden, finden auch in der Me- 
tallbearbeitunz Anwendung sowie für Gesteinbohrungen. 
Nachstehend folgen noch Angaben über die Spangzewichte, 
welche in einer Minute bei Marmor und bei Eisen mit den 
Bewi-Hämmern entfernt werden können. 


Mit Type A Marmor 5 g/min Eisen 4 g/min 
gg KAN B KA 15 KA) LU 7 KA) 
ve eg C eg 215 og eg 11 ag 
KA) KA D KA 250 KA KA 13 KA 
C. Thauma-Hämmer — Auch der Thauma- 
Hammer der „Thauma, Fabrik elektrischer Hämmer”, 


Wien VI, ist ein elektromagnetiseher Hammer für Wech- 


1042 


selstrom. Derselbe besteht aus zwei Teilen, dem eigent- 
lichen elektrischen Hammer (Abb.13 links) und dem Vi- 
brator oder Unterbrecher (Abb. 13 rechts). Auch dieses 
Schlagwerkzeug arbeitet so, daß ein Elektromagnetanker 
durch Stromstöße vorbewegt und durch eine Feder zurück- 
bewegt wird. Der erste Teil, der Hammer, besteht haupt- 
sächlich aus einem Hufeisen-Elektromagneten, an dessen 
Ankermitte ein Schlagkolben aus Stahl befestigt ist. Durch 
die der Elektromagnetwicklung zugeführten Stromstöße 
werden der Anker und damit auch der Schlagkolben zur 
Ausführung der Schläge auf das Werkzeug, z.B. auf den 
in die Führungsbüchse gesteckten Meißel, vorbewegt. Der 
Rückhub von Kolben und Anker erfolgt durch die Feder 
G, welche bei jedem Vorhube etwas zusammengedrückt 
wird. Hinten zwischen Kolben und Gehäuse befindet sich 
noch eine Druckfeder F, welche den Rückhub elastisch 
abbremst, also einen Rückstoß verhindert. Die durch Aus- 
führung des Elektromagneten als Hufeisen entstehende 
kurze, flache Form des Hammers macht denselben beson- 
ders handlich. Außerdem macht bei dieser Form die Her- 
stellung des Magnetkör- 
pers sowie des Ankers 
aus Fisenblechen keine 


Schwierigkeiten. Daß 
die Streuung etwas 
S größer wird als bei dem 


Solenoid mit in densel- 


Abb. 14. Thauma-Hammer. 


ben eintauchendem Kern dürfte unwesentlich sein. Die 
bei dem Thauma-Hammer vorhandenen zwei wirksamen 
Luftspalte verdoppeln ja die magnetische Zugkraft. 

Der Unterbrecher oder Vibrator des Thauma-Hammers 
wird durch Steckkontakte sowohl mit dem Wechselstrom- 
netz als auch mit dem Hammer leitend verbunden und in 
der Nähe des Arbeitsplatzes an die Wand gehängt. Dieser 
auf einer Schieferplatte montierte Unterbrecher arbeitet 
ähnlich einem schwingenden Gleichrichter, jedoch so, daß 
nur eine Halbwelle des Wechselstromes durch den Elektro- 
magneten des Hammers fließt. Wird also Wechselstrom 
von 50 Hz benutzt, wie es in Deutschland meistens der 
Fall ist, so wird der Elektromagnet in jeder Sekunde 
50mal stromlos. Bei jeder Stromlosigkeit werden Anker 
und Schlagkolben durch die Feder G zurückbewegt, um 
durch jeden Stromstoß elektromagnetisch vorgeschleudert 
zu werden. Die Schlagzahl ist somit 3000 i. d. Min. bei 
50periodigem Wechselstrom. Mit dieser hohen Schlagzahl 
können selbst kleinste und leichteste Schlagwerkzeuge vor- 
teilhaft betrieben werden, welche besonders für die Be- 
arbeitung von Gestein, wie Marmor, Muschelkalk, Sand- 
stein, Diabas und Kunststein, erforderlich sind. Auch 
Schriften und Gravierungen in Granit sind mit diesen elek- 
trischen Werkzeugen leicht ausführbar. Nicht nur die An- 
strengung der Erzeugung der mechanischen Arbeit cent- 
fällt, auch die Meißelführung ist bei dem elektrischen 
Hammer viel genauer als bei Handarbeit. Deshalb sind 
von den Thauma-Hämmern bereits rd. 4000 Stück zur 
vollen Zufriedenheit der Kundschaft im Betriebe. Thauma 
fabriziert fünf verschieden große Hammertypen von 0,9 
bis 5,6 kg Gewicht bei 30...400 W Stromverbrauch für 
Wechselstromspannungen von 110..260 V. Die folgende 
Zahlentafel enthält nähere Angaben über Thauma-Hämmer. 


Gewicht und Wattverbrauch der Thauma-Hämmer. 


Gewicht in kg ` 


Type ——- Weatt- 
r: kompl. verbrauch 
| Hammer | Vibrator -verpackt rbrau 
1 0,9 — | 1.5 30 
5 1.2 15 AN 50 
10 25 Lë | 6.0 100 
om 56 28 | 119 400 
40 in Vorbereitung 


Die beiden kleinsten Thauma-Hämmer werden ohne Griff 
angefertigt, weil der Rumpf als Griff dient. Abb. 14 zeigt 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


HAAAT 


A bb. 15. Flacheisen und Zahneisen für elektrische Hämmer. 


18. Juli 1929 


die Verwendung der größeren Typen, welche mit Griff 
hergestellt werden. Zur bequemen Ein- und Ausschaltung 
befindet sich am Griff ein Druckschalter, bei den Typen 1 
und 5 befindet sich der Schalter am Gehäuse. Abb. 15 zeigt 
einige Werkzeuge, welche bei Steinmetz- und Bildhauer- 
arbeiten durch Einführung in die vordere Hülse des elek- 
trischen Schlagwerkzeuges benutzt werden. Es sind dies 
Spitzeisen, Nuteisen, Flacheisen, Zahneisen, Stockeisen 
und Stockrolle. Auch zu Bohrungen in jeder Art Gestein 
werden die elektrischen Hämmer mit Vorteil benutzt, er- 
reicht man doch bei einiger Übung mit den Thauma-Hän- 
mern zumindest das Vierfache der Handarbeit. Die sekund- 
liche Schlagleistung der Type 15, welche 3,5 kg wiegt, be- 
trägt z.B. nach einem Gutachten der Versuchsanstalt für 
Werkzeuge (und Elektrotechnik) des Technologischen Ge- 
werbemuseums in Wien 1,9 mkg. Abb.16 zeigt verschie- 
dene Arten von Gesteinbohrern, welche in elektrischen 
Schlagwerkzeugen benutzt werden. Der an den Bohrern 
erkennbare seitliche Arm dient zum Hin- und Herdrehen, 
zum Versetzen des Bohrers von Hand; bei großen mecha- 
nischen Bohrern, z. B. den elektrischen Gesteinbohrmaschi- 
nen, erfolgt auch das Versetzen mechanisch. Natürlich 
können die elektrischen Schlagwerkzeuge noch zu vielen 
bisher nicht genannten Arbeiten benutzt werden, so zur 
Bearbeitung von Holz und Metall, zum Stampfen und Rut. 
teln von Sand und Beton. Besondere Erwähnung mögen 
noch die Installationsarbeiten finden, bei welchen oft 


Abb. 16. Gesteinbohrer für 
elektrische Hämmer. 


Löcher durch Mauerwerk zu bohren und Nuten zu schla 
gen sind. 


Ist ein Gleichstromnetz vorhanden, so lassen sich eben- 
falls Wocchselstrom-Schlagwerkzeuge verwenden, wi: 
Abb. 17 an einem Thauma-Hammer bei Installationsarbeiten 


Fan PR ” ` RN 
ina "S > 


Abb. 17. Wechselstromhammer mit Einankerumformer an Gleichstrom. 


zeigt, da durch einen kleinen Einankerumformer der 
Wechselstrom aus Gleichstrom erzeugt werden kann. 


In Amerika haben sich nach meiner Ansicht elektri- 
sche Schlagwerkzcuge nicht nur infolge des viel größeren 
Absatzgebietes mehr eingeführt als bei uns, besonders 
wichtig ist auch, daß man sich in Amerika im Gegensatz 
zu Deutschland entschlossen hat, sehr schwere elektrische 


18. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


1043 


Hämmer anzufertigen. Nach EI. Railway Journ.” beträgt das 
Gewicht der Syntron-Gleisstopf-Type 56 Ib, eine andere ame- 
rikanische Firma fertigt Elektromotor-Schlagwerkzeuge 
bis 75 lb an (1 lb = 453,6 g). Auch die Preßluft-Schlag- 
werkzeuge waren bereits in vielfacher Verwendung, bevor 
dieselben die heutige Vollkommenheit erreicht hatten. 
Selbst hängend fanden dieselben infolge ihres anfangs sehr 
groben Gewichtes Verwendung. Für viele Arbeiten darf 
das elektrische Schlagwerkzeug, besonders wenn das 
Werkzeug gestützt wird, wie es z.B. bei dem Aufhauen 
von Asphalt und bei dem Stampfen von Beton und Sand 
der Fall ist, schwerer als das Prebluftwerkzeug gleicher 
Leistung sein, Dieses darf um so mehr der Fall sein, als 
nicht nur die elektrische Energie besonders leicht zu haben 
ist, sondern auch die Energievergeudung der Preßluft- 
werkzeuge sehr groß ist. Auch bei neuen Preßluftwerk- 
zeugen ist die Energzievergeudune derart groß, dab sie ein 
Vielfaches der von elektrischen Schlagwwerkzeugen glei- 
cher Leistung benötigten Energie verbrauchen. 


IV. Berechnungsgrundlagen für elektromagnetische 
Schlagwerkzeuge. 


Die Berechnunz eines elektromagnctischen Hammers 
kann wie die eines Elektromarneten erfolgen. Bei Berech- 
nung der Erwärmung ist natürlich von dem gesamten 
Stromverbrauch derjenige Teil in Abzug zu bringen, wel- 
cher in mechanische Arbeit umgewandelt wird. Dieser 
Betrag ist besonders bei den kleinen elektrischen Häm- 
mern noch gering, so ergibt die Nachrechnung eines im 
Handel befindlichen Hammers mit 160 W Stromverbrauch, 
an dem die mechanische Leistung 1,9 mke/s von einer 
Prüfanstalt ermittelt wurde, den Wirkungsgrad 11,7 %. 
Infolge der großen Vielseitigkeit der konstruktiven 
Lösungen und noch mehr der Lösungsmöglichkeiten sind 
trotz der großen Anstrengungen, welche von vielen Seiten 
erfolgten, Fortschritte zu erwarten, u.a. auch durch 
schwingungestechnische Erfahrungen. 

Für die Vorausberechnung der mechanischen Arbeit 
eines Elektromagnet-Ankerhubes gibt es zwei Wege: 


1. Mchrfache Anwendung der Maxwellschen Zugkraft- 
formel für die verschiedenen Ankerstellungen und 
an der Arbeitsleistung der einzelnen Hub- 
teile. 

2. Summarische Berechnung der mechanischen Arbeit 
eines Ankerhubes, insbesondere durch die Formel: 

Am ei 051 Iz (dd, — di 103 [mkg] 
(I konstante elektrische Stromstärke in Ampere, 2 Zahl 
der Windungen, ®, magnetischer Induktionsfluß am An- 
fang, ®, am Ende des Ankerhubes). 

Wie bei Anwendung der Maxwellschen Formel verein- 
fachende Annahmen gemacht werden missen, ist auch die 
obige Formel für die summarische mechanische Arbeit 
eines Ankerhubes nur mit vereinfachenden Annahmen aus 


” El. Railway Journ. Bd. 69, S. 89; s. a. ETZ 1977, S. 1817. 


dem Gesetz von der Erhaltung der Energie abgeleitet wor- 
den’, nämlich: Annahme eines geradlinigen Verlaufes sämt- 
licher Magnetisierungskurven des gesamten Elektromagne- 
ten (mit Luftspalt) bei allen Ankerstellungen. Dies ist 
annähernd der Fall, wenn die Magnetisierung nur bis zur 
Eisensättigung geht. Ferner ist die Formel für Am mit 
Vernachlässigung der Streuung und schließlich mit An- 
nahme konstanter elektrischer Stromstärke aufgestellt, 
welch letzteres nur bei Gleichstrom und bei langsamer 
Ankerbewegung der Fall ist. Natürlich kann in den meisten 
praktischen Fällen mit dieser Formel ohne Einfuhrung 
eines Erfahrungskoeffizienten nur ein Überschlagswert 
ermittelt werden. 


Die Ergebnisse der Berechnung der mechanischen Ar- 
beit nach der Maxwellschen Formel sowie nach der sum- 
marischen Formel, welch letztere speziell für elektro- 
magnetische Schlagwerkzeuge abgeleitet wurde, sind mehr- 
fach mit Messungen verglichen worden®. Beide Rechnungs- 
arten, besonders die Maxwellsche, geben im allgemeinen 
kleinere Werte als durch Messung festgestellt wurde. Nach 
P. Kalisch? gibt die Maxwellsche Formel die Zurkräfte 
sogar so klein an, daß die wahren Kräfte bis zu 400 % 
größer als die errechneten sind. 


Nachtrag bei Korrektur: Wie mir aus 
Amerika mitgeteilt wurde, soll der Marvin-Hammer in 
Amerika noch durch The Marvin Electric Rock Drill Com- 
pany, Bingehampton N. J., fabriziert werden. — Bei Syn- 
tron-Hämmern großer Leistung, welche nach einem 
südafrikanischen Journal? bei etwa 20 kg Gewicht 
3000 W verbrauchen, wird Kühlluft durch den Hammer ge- 
blasen. Die Luft wird einem Gebläse entnommen, welches 
sich in dem Gleichrichterkasten befindet, und durch einen 
Luftschlauch dem Hammer zugeführt. Dieses System 
wurde vor 23 Jahren vorgeschlagen, erschien damals je- 
doch nicht einfach genug. — Vielleicht bildet später der 
Trockengleichrichter eine weitere Verbesserung der elek- 
tromaznctischen Hämmer, wenn Trockengleichrichter ge- 
nügend preiswert mit genügender Leistung geliefert wer- 
den können. In Amerika sollen Trockengleichrichter be- 
reits für elektrische Hämmer verwendet werden, bei uns 
wohl noch nicht. — Für die Überlassung von Informations- 
material möchte ich noch bestens danken: Der Schriftleitung 
der ETZ, Herrn W.A.Vivian, Camborne (England), Herrn 
Müller in Fa. Bewi, Berlin NW 87, Herrn Schöngut 
in Fa. Thauma, Wien. Ob letztere Firma noch besteht, ent- 
zieht sich meiner Kenntnis, da Reflektanten kürzlich auf 
Anfragen keine Antwort erhielten. 


8 P.Schiemann, Die mechanische Arbeitsleistung von Hub- 
magneten nach dem Gesetze von der Erhaltung der Energie, 2. f. Elekt. 
Waien 1905, S. HL Siehe auch: F. Emde, ETZ 198 S. 819; P. Scehie- 
mann, EL u. Maschinenb. Bd. 31, 8.1: LSehüler, ETZ 1913, S. 611 

HS K. Euler, Untersuchung eines Zusatzmagneten für Gleich! 
strom, Verlag Julius Springer, Berlin 1911; P. Kaliseh, Beiträge zur 
Berechnung der Zugkraft von Elektromagneten, Verlag Julius Springer, 
Berlin 1913. 

0 South African Min. and Engg. Journ. 1928, S. 695. 


Der Springschreiber T 28. 


Von E. Beier, Berlin. 


Übersicht. Die Deutsche Reichspost hat den Spring- 
schreiber T 28 als Telegraphenapparat in Nebentelegraphen- 
anlagen zugelassen und macht im eigenen Betriebe mit ihm 
in größerem Umfange Versuche, um festzustellen, ob er sich 
auch für den öffentlichen Telegraphendienst eignet. Seine 
Arbeits- und Bedienungsweise sind trotz seiner Leistung 
von etwa 7 Zeichen/s sehr einfach, so daß bei Verwendung 
dieses Apparates Personalkosten erspart werden könnten. 
Die Arbeitsweise des Springschreibers T 28 wird kurz be- 
schrieben. 


Die ETZ brachte bereits eine Beschreibung des Creed- 
Sprinzschreibers!. Meine Aufgabe soll es heute sein, den 
Sprinzschreiber T28 zu beschreiben. 

Der Sprinzschreiber T28 ist der Teletype Modell 14 
der Morkrum-Kleinschmidt Gesellschaft in Chicago: er 
ist wie der Creed-Springschreiber ein Gehsteh- tStart- 
Stop-) Apparat und arbeitet mit einem Fünferalphahbet. 
Von der genannten Firma hat die C. Lorenz Aktienzesell- 
schaft in Berlin-Tempelhof die Patente und das Recht er- 
worben, die Apparate in Deutschland herzustellen. 

Es sei zuerst noch einmal die Arbeitsweise dieser 
Apparatgattung beschrieben. Jedem Fünferzeichen geht 
ein besonderer Stromschritt — der Anlaufschritt — voran, 


1 ETZ 192X, 8. %1. vS ? 


der die Kupplung des Empfangsteiles des Apparates mit 
dem Antriebsmotor während der Übermittlung eines Fün- 
ferzeichens bewirkt. Nach Beendigung der Übermitt- 
lung des Zeichens folgt ebenfalls ein besonderer Strom- 
schritt — der Sperrschritt —, der die Kupplung des Emp- 
fangsteiles mit dem Antriebsmotor aufhebt und den 
Empfangsteil wieder in Ruhe bringt. Es besteht dem- 
nach jedes Zeichen aus sieben Stromschritten. Diese 
Arbeitsweise hat den Vorteil, daß kein Jdauernder Gleich- 
lauf zwischen Sender und Empfänger bestehen muß, son- 
dern es genügt eine annähernd gleiche Umdrehungszahl 
der Antriebsmotoren, weil nach Beendigung einer Um- 
drehung die Nullstellung wieder eingenommen wird und 
eine einzetretene Verzögerung oder Beschleunigung sich 
zu der der weiteren Umdrehungen nicht addieren kann. 
Der Abdruck der ankommenden Zeichen geschieht 
beim Tetetype wie bei einer Schreibmaschine mit Typen-. 
hebeln, die mit Hilfe eines einfachen Elektromasneten 
rein mechanisch auszrewählt werden, auf einen Papier- 
streifen (Streifendrucker) oder auf Blätter (Blatt- 
drucker). Beim Creed-Springschreiber wird für den Ab- 
druck dagegen ein Typenrad benutzt, dessen Stellung 
ebenfalls mittels eines Elektromaeneten mechanisch aus- 
gewählt wird. Die abgehenden Zeichen werden mit 
Hilfe eines Tastenwerkes gebildet, das dem einer Schreib- 
maschine ähnelt. Die vom Tastenwerk gebildeten Zeichen- 


1044 


bilder gehen entweder unmittelbar in die Leitung (Hand- 
sender) oder sie werden in einem Papierstreifen als Loch- 
bild gespeichert (Streifenlocher). Die Benutzung von 
Streifenlochern erfordert besondere Streifensender, die 
die Lochbilder uurch Hebel abfühlen und entsprechend 
den Lochbildern Stromstöße in die Leitung senden. Der 
Handsender ist mit dem Empfänger auf einer gemein- 
samen Grundplatte vereinigt. 

Während der Creed-Springschreiber seine Zeichen- 
bilder aus negativen und positiven Stromstößen gleicher 
Länge bildet, wird beim Springschreiber T28 nur eine 
Stromrichtung benutzt. Die andere Stromrichtung wird 
durch Stromlosizkeit ersetzt, so daß das Alphabet des 
Springschreibers T28 aus „Strom”- und „Kein-Strom”- 
Schritten besteht. Dementsprechend kann beim Spring- 
schreiber T 28 für die Aufnahme der Zeichen ein gewöhn- 
licher Elektromagnet benutzt werden, während der 
Doppelstrom beim Creed-Springschreiber die Verwendung 
eines polarisierten Elektromazneten erforderlich macht. 
Die Strombilder des Springschreibers T 28 sind in Abb. 2 
wiedergegeben. 


Abb. 1. Springschreiber T 28 (geschlossen). 


Der Handsender. 


Der Handsender besteht aus einem dreireihigen 
Tustenwerk, dessen Tastenhebel entsprechend dem Fünfer- 
a bezeichnet sind (Abb. 1), und einem Kontaktgeber 

bb. 3). 


Unter dem Tastenwerk liegen — durch die Verwen- 
dung des Fünferalphabets bedingt — fünf Wählschienen 


(Abb.4), flache auf hohe Kante gesetzte Stahlschienen, 
die rechtwinklig zu den Tastenhebeln stehen und über 
die ganze Breite des Tastenwerks verlaufen. 

Jede dieser Wählschienen hat an ihrem oberen 
Rande eine Anzahl dreieckiger Einschnitte, die ent- 
sprechend den Zeichenbildern des Fünfcralphabets ange- 
ordnet sind. Die Schienen ruhen an beiden Enden auf 
Walzen, so daß sie leicht seitlich bewegt werden können. 
Wird eine Taste gedrückt, so legt sich der untere Rand 
des Tastenhebels auf die schiefen Ebenen der Einschnitte 
der fünf Wählschienen. Durch den weiteren Druck 
des Tastenhebels auf die schiefen Ebenen werden je nach 
der Richtung der schiefen Ebenen die Wählschienen ent- 
weder nach rechts oder links verschoben. 

Jede Wählschiene trägt an ihrem linken Ende in 
einem Ausschnitt einen senkrecht stehenden und mit zwei 
Rasten an seinem oberen Ende versehenen zweiarmigen 
Hebel, der als Sperrklinke wirkt. Bewegt sich die 
Wählschiene nach links, so geht der obere Arm der 
Sperrklinke nach rechts und umgekehrt. Jede Sperr- 
klinke steuert mit einer Nase an ihrem oberen Ende 
cinen in seinem Scheitelpunkt drehbar gelagerten winkel- 
förmigen Kontakthebel, dessen senkrechter Arm in eine 
hakenförmige Nase ausläuft und dessen wagercechter Arm 
einen Nocken trägt. Neben diesen Kontakthebeln befindet 
sich ein sechster Kontakthebel, der von keiner Sperr- 
klinke beeinflußt wird. Innerhalb des lHakens jedes 
Kontakthebels liegen die oberen Enden der längeren 
Federn des Federnpaares der sechs Sendekontakte. Die 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


18. Juli 1929 


sechs Sendekontakte sind parallel geschaltet. Während 
der Ruhe sind die ersten fünf (von vorn gesehen) ge- 
öffnet, während der hinterste geschlossen ist und Strom 
in die Leitung sendet. Mit diesen Einrichtungen ist es 
bereits möglich, das Zeichenbild zu speichern. Es ist 
nun noch erforderlich, die Einheiten des Zeichenbildes 
nacheinander in die Leitung zu senden. Diesem Zwecke 
dient eine über den wagerechten Schenkeln der Kontakt- 
hebel liegende Achse mit sechs Nutenscheiben a, deren 


Nuten auf sechs Siebentel des 
Schritt Kreisumfanges nacheinander ver- 
7234#35 teilt sind. Diese Achse kann mit 


llilfe einer allen Tastenhebeln 
gemeinsamen, drehbar eelager- 
ten U-Schiene mit einer sich 
immer drehenden Antriebsachse 
— der Senderachse — für die 
Dauer einer Umdrehung zekup- 
pelt werden. Beim Niederdrücken 
einer Taste bewegt die U-Schient 
die Ausrückklinke I (Abb. 5) 
nach vorn, die ihrerseits mit 
einem Häkchen eine winkelfür- 
mige Zwischenklinke mitnimmt. 


NK D rm E ta E TLIN RSL SE ar CAER Se 


Orein Strom eöffnerer Kontakt) 
Strom (geschlossener Kontakt) 


x) Mg Glockenzeichen 


Abb. 2. Alphabet des Spring- 
schreibers T 28. 


a Nutenscheibe d Bügelfeder 
b Kontakthebel e Sperrklinke 
c Sendekontakte f Sperrbügel 


g Fntriegelungsdaumen 


Abb. 3. Kontaktgeber. 


Die Zwischenklinke hebt durch ihre Bewegung den 
Entkuppler von der Sperrnase des Zahnrades c, das auf 
der Achse der Nutenscheiben des Kontaktzebers_ sitzt. 
Die Kupplungsfeder drückt nun das Zahnrad II(c) mit seinen 
Zähnen gegen die Zähne des Zahnrades I (e) der Sender- 
achse, wodurch die XNutenscheibenachse mitgenommen 


a Nutenscheibe 
b Kontakthebel 
c Sendekontakt 
d Wählschiene 
e Sperrklinke 
f Tastenhebel 


Abb. A Wählschienen. 


wird. Die Senderachse wird über ein Zahnradvorgelexe 
von einem Motor angetrieben, der dem Sender- sowie 
Empfängerteil des Apparates gemeinsam ist. Die Aus- 
rückklinke schiebt sich mit ihrer schiefen Ebene bei der 
weiteren Bewegung nach vorn gegen eine exzentrische 
Schraube. Diese Klinke wird nach unten gedrückt. Ihre 
Nasce gibt die Zwischenklinke frei, die dadurch mit dem 
Entkuppler in ihre Ruhelage zurückkehren kann. Der 
lintkuppler schleift nun wieder auf dem Rande des ange- 
triebenen Zahnrades, bis er den Nocken trifft, der mittels 
seiner schiefen Ebene das Rad II vom Rad I abdrängt 
und so die Entkupplung der beiden Achsen wieder herbei- 


e m EE EE EEN, TEEN, ge 


Leg, E nt nn EE mm 


i 


18. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


1045 


führt. Diese Einrichtung macht den Kupplungsvorgang 
unabhängig von der Zeitdauer des Tastendruckes. Zum 
Festlegen der fünf Sperrklinken und zum Sperren des 
Tastenwerkes während einer Umdrehung des Kontakt- 
gebers dient ein Sperrbügel f (Abb.3), der bei Anlauf der 
Kontaktgeberachse durch den Entriegelungsdaumen frei- 
gegeben wird und sich entweder auf die linken oder rechten 
Rasten der Sperrklinken legt. Am Schluß der Umdrehung 
wird der Sperrbügel durch den Entriegelungsdaumen 
wieder aus den Rasten gehoben, so daß die Sperrklinken 
fur die Speicherung des nächsten Zeichens bereitstehen. 


g Entkuppler, 

b Kupplungsfeder h Sperrnase 
i 
k 


a Kontaktgeber 


e Rad II Zwischenklinke 

d Zahnradkupplung untere exzentrische Schraube 
e Rad I l Ausrückklinke 

f Senderachse m Gemeinsame UY-Schiene 


Abb. 5 Kupplung des Kontaktgebers. ` 


Das Senden eines Zeichens erfolgt nun so: Ange- 
nammen, es soll der Buchstabe E übermittelt werden. Die 
edrückte Taste bewegt mittels ihres Hebels und den 
schiefen Ebenen an den Wählschienen die 1. Wähl- 
schiene nach links und die Schienen 2...5 nach rechts. 
Das obere Ende der Sperrklinke 1 legt sich nach rechts, 
während die anderen Sperrklinken nach links gehen. Die 
Nasen der Sperrklinken 2...5 legen sich dabei auf die 
waarerechten Arme ihrer Kontaktliebel und halten sie fest. 

Die gemeinsame U-Schiene ist inzwischen soweit nach 
unten bewegt worden, daß der Entkuppler von der 
schiefen Ebene des Nockens des Zahnrades II gehoben 
und die Kontaktgeberachse mit der Senderachse gzekuppelt 
worden ist. Die Kontaktgeberachse nimmt nun an der Um- 
drehung der Senderachse teil. Der Sperrbügel f (Abb. 3) 
gleitet jetzt vom Entriegelunesdaumen und fällt infolge 
der ihn nach unten ziehenden Bügelfeder in die Rasten der 
Sperrklinken und legt sie für diese Umdrehung fest. 

Da der Apparat als Springschreiber arbeitet, so geht, 
wie bereits anfangs erwähnt, jedem Zeichen ein Anlauf- 
schritt voraus und ein Sperrschritt folgt dem Zeichen. 
Diese Schritte werden durch den hinteren Kontakthehel 
xesandt, der dementsprechend von seiner Nutenscheibe 
sesteuert wird. Sobald sich die Kontaktgeberachse zu 
drehen beginnt, wird der Nocken dieses Kontakthebels 
aus der Nut gedrückt, die hakenförmige Nase öffnet da- 
durch den Kontakt. Diese Nutenscheibe sitzt so auf der 
Achse, daß sich zwischen dem Ende ihrer Nut und dem 
Anfang der Nute der folgenden Scheibe 1 das siebente 
Siebentel des Kreisumfanges befindet, währenddessen 
der Kontakt unterbrochen bleibt und kein Strom in die 
Leitung gesandt wird. Dieser Schritt ist der Anlauf- 
schritt. Die Kontaktgeberachse hat sich inzwischen so 
weit gedreht, daß in die Nute der Scheibe 1 der Nocken 
res Kontakthebels, der ja nicht durch seine Sperrklinke 
festgehalten wird, fallen kann. Die Kraft der langen 
Feder des Sendekontaktes kann sich nun auswirken und 
zicht mit Hilfe der hakenförmigen Nase den Nocken des 
waagerechten Schenkels in die Nut der Nutenscheibe. Da- 
bei gelangt die lange Feder bis zu ihrer Gegenfeder. 
Per Kontakt wird geschlossen und Strom in die Leitung 
xesandt. Bei der weiteren Drehung der Kontaktgeber- 
ichse bewegen sich, da die Sperrklinken 2...5 mit ihren 
Haken ihre Kontakthebel festhalten, die Nuten der dazu- 
gehörigen Nutenszheiben an den Nocken der waagerechten 
Schenkel ihrer Kontakthebel vorbei. Die Kontakte 2...5 
bleiben also offen, und es wird während dieser Zeit, die 
derjenigen der letzten vier Stromschritte des Fünfer- 
zeichens entspricht, kein Strom in die Leitung gesandt. 
Nun tritt der Entkuppler wieder in Tätigkeit. Er drückt 
das Zahnrad II aus den Zähnen des Rades I, wodurch 
der Kontaktgeber wieder in Ruhe kommt. Jetzt liegt der 
Nocken des letzten Kontakthebels der Nut der zuge- 


hörigen Nutenscheibe gegenüber. Die lange Feder zieht 
mittels der hakenförmigen Nase den Nocken in die Nute 
der Nutenscheibe, legt sich dabei gegen ihre Gegenfeder 
und schließt den Kontakt. Der Sperrstromschritt wird 
in die Leitung gesandt. 


DerEmpfänger (Streifendrucker). 


Der Empfänger (Abb.6) besteht aus einem gewöhn- 
lichen Elektromagneten — dem Empfangsmagneten — 
mit Verteiler — die Wähldaumenbuchse —, einem Über- 


Abb. 6. Springschreiber T28 (offen). 


setzerteil und der von dem mit dem Sender gemeinsamen 
Motor angetriebenen Hauptachse. Der Empfänger über- 
setzt die vom Sender ankommenden Fünferzeichen in 
Druckzeichen. Er benutzt dazu den Magneten, der die 
Stromstöße aufnimmt, mit Hilfe des kleinen Verteilers 
und der Wählschienen (Abb. 6, a und b) mechanisch das 
Zeichen auswählt und es bis zum Eingang des letzten 
Stromstoßes des Fünferzeichens aufspeichert. Dann wird 
das Zeichen mittels eines einfachen Werkes durch Typen- 
hebel c mechanisch auf einen Papierstreifen d abgedruckt. 
Dieses Werk besorgt außerdem den Papiervorschub, den 
Farbbandtransport, die Umschaltung des Farbbandes, den 
Wechsel von Buchstaben auf Zeichen und umgekehrt. 


Auslöseklinke 
Zwischenhebel 
Stift 

Sperrklinke 
Sperrarm 
Empfangsverteiler 
Hauptachse 
Wähldaumen 
Empfangsmagnet 
Magnetanker 


za ran Bo ER 


Abh. 7. Wfhlmechanismus des 
Empfängers. 


In der Ruhe 
durch den Sperrstrom angezogen. 
so fällt infolge der Stromlosigkeit während des Anlauf- 
schrittes der Anker ab. Der Anker bewegt dabei zuerst 
einen Stift (Abb.7), der mit Hilfe eines Zwischenhebels 


ist der Anker des Empfangsmagneten 
Geht ein Zeichen ein, 


und der Auslöseklinke die Sperrklinke freigibt. Die 
Sperrklinke hielt so lange den Sperrarm, der zusammen 
mit einem kleinen Empfangsverteiler auf der durch ein 
Schneckengetriebe angetriebenen Hauptachse sitzt und 
mit dieser durch Reibung gekuppelt ist. Der Verteiler 
besitzt fünf Wähldaumen, daher auch Wähldaumenbuchse 
genannt, für die Auswahl des Zeichens und einen 
sechsten, der den Abdruck des Zeichens bewirkt. Die 
Wähldaumen sind von dem zweiten bis zum sechsten 
Siebentel des Umfanges der Verteilerachse versetzt unter- 
einander angeordnet. In das erste und letzte Siebentel 
fällt die Arbeit des Sperrarmes und des sechsten 
Daumens. Im Bereiche der Wähldaumen liegen fünf 
Steuerhebel (Abb.8), das sind Winkelhebel, deren einer 
Arm eine Klaue hat. Jede Klaue dient als Lager für den 
Knauf eines schwertförmigen Hebels — das Schwert —, 
der mit seiner Spitze einen T-förmigen Hebel — den 
T -Hebel — bewegen kann. Der Drehpunkt desT-Hebels 


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liegt im Schnittpunkt des senkrechten Schenkels mit dem 
waagerechten Schenkel. Der senkrechte Schenkel des 
T-Hebels ruht in einem Ausschnitt der Wählschiene f. 
Die Wählschienen sind um ein geringes leicht ver- 
schiebbar. Hat die Sperrklinke den Sperrarm freige- 
geben, so nehmen die Wähldaumen infolge der Reibungs- 
kupplung an der Bewegung der Achse teil und schieben 
die Steuerhebel beiseite. Diese reißen mit ihren Klauen 
die Schwerter zurück und bringen sie in den Bereich der 


Knauf 
Steuerhebel 
Spannfeder 
Schwertansatz 
Schwert 
Wählschiene 
T-Hebel 
Wähldaumen 

d Empfangsmazruet 


S o rn D E o man 


k Magnetanker 
l Ankerfortsatz 
m Abreil;feder 


Abb. 8. Zeichenwähler. 


beiden Nasen des Ankerfortsatzes. Ist der Anker des 
Magneten — zur Zeit des Einrückens eines Wähldaumens 
in den Steuerhebel — angezogen, so liegt die rechte 
Nase des Ankerfortsatzes in der Bahn des rechten 
Schwertansatzes. Dadurch, daß die Klaue das Schwert 
nach hinten zieht, stößt der rechte Schwertansatz gegen 
die rechte Nase des Ankerfortsatzes und die Spitze des 
Schwertes wird nach links gedreht. Sobald der Wähl- 
daumen aus dem Steuerhebel gleitet, wirkt die Spannfeder, 


Angetricbenes Zahnrad 
Wähldanmenbuchse 
Zahnradkupplung 
Antriebszahnrad 

6. Daumen 

Kur plungsfeder 
Hauptachse 
Druckachsensperrer 


ZS D La D ANISA 


Kupplungs-Stopparın 


ef, 


KE 

A 

Í 
d 


1 
N 


Druckdaumen 


IN. 
u ar 


Schneckengetricbe 


Abb. 9. Druckachse. 


D j 
mana aN 


die den Steuerhebel wieder in seine Ruhelage bringt. Da- 
hei stößt die Spitze des Schwertes gegen den linken Schen- 
kel des Querbalkens des T-Hebels. Der senkrechte Arm 
wacht eine Bewegung nach rechts und nimmt dabei die 
Wöählschiene nach rechts mit. Ist der Anker des Magneten 
dagegen losgelassen, so stößt bei der Rückwärtsbewegung 
des Steuerhebels der linke Schwertansatz gegen die linke 
Nase des Ankerfortsatzes. Die Spitze des Schwertes dreht 
sich nach rechts und etößt beim Schnellen des Steuerhebels 
in seine Ruhelage gegen den rechten Schenkel des Quer- 
balkens des T-Ilebels, Der senkrechte Schenkel des T- 
Hebels bewegt die Wählsclhiene nach links, das angekom- 
mene Zeichen wird auf diese Art gespeichert. Damit durch 
die Stöße des Schwertes gegen den Ankerfortsatz dessen 
Stellung nicht beeinflußt wird, hält ihn eine Klinke in jeder 
der durch das Zeichen gegebenen Stellungen fest. Die 
Klinke wird von einer genuteten Scheibe auf der Emp- 
füngerverteilerachse gesteuert. 

Die Wählschienen befinden sich vor dem Verteiler- 
mechanismus. Es sind genutete, halbkreisförmixr ange- 
ordnete Schienen, die von den T-Hebeln so verschoben 
werden können, daß für die vor den Schienen stehenden 
Zugstäbe eine durchgehende Einfallnut gebildet wird. Für 
jeden Buchstaben sowie für Zahlen- und Buchstabenblank. 


ist ein Zugstab vorgesehen. Die Zugstäbe tragen an ihrem 
oberen Ende eine Nase und am unteren Ende eine kurze 
Zahnstange. Die Zugstäbe sind oben und unten in einem 
Einschnitt von zwei halbkreisförmigen Segmenten gelagert 
und werden von Federn nach hinten gezogen. In den Ein- 
schnitten können sie sowohl von unten nach oben als auch 
von vorn naclı hinten bewegt werden. Das untere Segment 
dient gleichzeitig als Lager für die Typenhebel, die mit 
ihrem am unteren Ende befindlichen halbkreisförmicen 


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a E a BC ge š T 8 E? i 


a Angetriebenes Zabn- 
rad 

ò Zugstab 

c Zahnradkupplung 

d Antriebszahnrad 

e 6. Daumen 
Kupplungsfeder 


n Druckfeder 

o Typenhebel 

p Auslöseschiene 

q Druckbügel 

r Druckbügelkolben 
s Druckhebel 

t Friktionskupplung 


g Hauptachse 

A Druckachsen- 
sperrer 

i Sperrarm 

k Druckdaumen 

I Schneekengetriebe 

m Wählschienen 


Abb. 10. Empfangs- und Druckmechanismus. 


Zahnkranz in der Zahnstange des Zugstabes ruhen. Am 
oberen Ende trägt jeder Hebel als Type den ihm nach dem 
Fünferalphabet zukommenden Buchstaben und die ihm zu- 
kommende Ziffer oder das Zeichen. Ein besonderer Zug- 
stab, der in Einschnitte am rechten Ende der Wählschienen 
füllt, hält diese in ihrer durch den Wählvorgang gegebenen 
Stellung fest. ; 


Farbband 
Papierstreifen 


á SA 


Druckrolle 
d Vorschubrolle 


Abb. 11. Streifenführung 


Haben dic fünf Wähldaumen das Zeichen gespeichert, 
so tritt der sechste Daumen des kleinen Empfängerver- 
teilers in Tätigkeit (Abb. 9). Er stößt gegen den neben der 
Hauptachse gelagerten Druckachsensperrer. Dieser be- 
wirkt den Abdruck des aufgenommenen Zeichens, indem er 
den lose auf der Hauptachse sitzenden Exzenter — den 
Druckdaumen — mittels einer Zahnradkupplung — An- 
triebszahnrad und anzetriebenes Zahnrad — mit der Haupt- 
achse kuppelt (Abb. 10). Der Exzenter nimmt an der Be- 
wegung der Hauptachse teil. Auf dem Exzenter ruht durch 
die Kraft der Druckfeder die Rolle des senkrechten Schen- 
kels des Druckhebels. In der Ruhe liegt die Rolle auf 
dem höchsten Punkt des Exzenters. Dreht sich der Ex- 
zenter, so gibt die Abflachung Raum und die Rolle folgt 
infolge der Kraft der Druckfeder. Der waagercchte Sehen- 
kel, der in einem Ausschnitt des Druckbügelkolbens rubt, 
macht eine senkrechte Bewegung und schleudert den 
Druckbügelkolben mit dem Druckbügel nach oben. Die 
Rolle gleitet dann auf die Erhöhung des Exzenters und 
zieht mittels des Druckhebels den Druckbügelkolben wie- 
der nach unten. Der Druckbügel gleitet bei seiner Auf- 
wärtsbewerung an den schiefen Ebenen der Zugstäbe vor- 
bei und läßt sie sich gegen die fünf Wählschienen legen. 
Der in die von den Wählschienen gebildete Nut einfallende 


| 


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Zugstab gelangt mit seiner Nase dabei in den Bereich 
des Druekbügels und wird von ihm mitgerissen. Die Zahn- 
stange am unteren Ende des Zugstabes nimmt mittels des 
Zahnkranzes am Typenhebel diesen mit und gibt ihm eine 
Bewegung nach vorn. Der Typenhebel gelangt mit seinem 
äußersten Ende, der Type, bis auf das über die Druck- 
walze laufende Papier und druckt so die Type ab. Stößt 
der Zugstab mit der schiefen Ebene oberhalb der Nase 
gegen die Auslöseschiene, so wird die Nase des Zugstabes 
vom Druckbügel zeschoben. Die Feder kann ihn wiest 
nach unten ziehen, und die Zahnstange bringt den Typen- 
hebel wieder in seine senkrechte Ruhelage. Bei seiner 
Ahwärtsbewegung stößt der Druckbügel den eingefallenen 
Zugstab aus der Einfallnut und brinst mit Hilfe der schie- 
fen Ebenen der Zugstäbe diese von den Wählschienen frei. 


[| "mie 


Em 
a 


a Druckbügel d Vorschubrad 
b Druckbügelkolben 


e Druckrolle 


g Druckrollengetriebe 
e Vorschubklinke A Vorschubhebel 
J Vorschubachse i Vorschubfeder 


Abb. 12. Streifenvorschub. 


Der Empfang und der Abdruck eines Zeichens ge- 
stalten sich folgendermaßen: Es werde z.B. das Fünfer- 
zeichen für den Buchstaben E empfangen. Der dem Zeichen 
vorangehende Anlaufschritt — ein Kein-Strom-Schritt — 
läßt den Anker des Magneten abfallen (Abb. 7). Der Anker 
drückt zunächst mit dem Stift gegen den einen Schenkel des 
Zwischenhebels, der mit seinem anderen Schenkel die Aus- 
löseklinke nach unten drückt, wodurch die Sperrklinke den 
Sperrarm freigibt. Die \Wähldaumenbuchse — der Emp- 


c Druckrolle 
d Wechselhebel 


a Zugstab für Figurenwechsel 
ò Sperrung 


Abb. 13. Ziffern- und Zeichenwechse!. 


fängerverteiler — nimmt nun infolge der Reibungskupp- 
lung an der Umdrehung der Hauptachse teil. Das Fünfer- 
zeichen des Buchstabens E besteht aus einem Stromschritt 
und vier Kein-Strom-Schritten. Beim Empfang des ersten 
Schrittes des Fünferzeichens — also des Stromschrittes — 
rückt der Wähldaumen 1 in den Steuerhebel 1. Das Schwert 1 
wird zurückgezogen und gelangt, da der Anker angezogen 
it, mit seinem rechten Ansatz gegen den rechten Anker- 
forteatz. Das Schwert dreht sich in scinem Lager in der 
Klaue des Steuerhebels nach links. Beim Zurückschnellen 
des Steuerhebels stößt die Spitze des Schwertes gegen den 


linken Arm des Querbalkens des T-Hebele. Der senkrechte 
Schenkel des T-Hebels bewegt die Wählschiene 1 nach rechts. 
Beim Eintreffen des zweiten Schrittes des Fünferzeichens 
— des Kein-Strom-Schrittes — gleitet der zweite Wähl- 
daumen in den zweiten Steuerhebel, der das zweite Schwert 
mit seiner Klaue zurückzieht. Der linke Schwertansatz 
kommt dabei, weil ja der Anker des Empfangsmagneten 
losgelassen ist, in den Bereich des linken Ankerfortsatzes. 
Das Schwert wird durch den crhaltenen Stoß nach rechts 
gedreht und stößt mit seiner Spitze beim Zurückschnellen 
des Steuerhebele gegen den rechten Arm des Querbalkens 
des T-Hebels. Der senkrechte Schenkel des T -Hebels 
schiebt die zweite Wählschiene nach links. Da die folgen- 
den drei Schritte ebenfalls Kein-Strom-Schritte sind, wer- 
den durch die T-Hebel 3, 4 und 5 die Wählschienen 3, 4 


a Zugstab für Buchstaben wechsel d Wechselhebel 
ò Zughebel e Sperrung 
e Druckrolle / Spannfeder 


Abb. 14. Buchstabenwechsel. 


und 5 nach links geschoben. Das Zeichen ist gespeichert. 
Es folgt nun der Abdruck. Der sechste Daumen betätigt 
den Druckachsensperrer und bewirkt dadurch die Kupp- 
lung des Druckdaumens mit der Hauptachse. Der Exzenter 
läuft um. Der Druckbügel wird in der vorher beschrie- 
benen Weise gehoben. Die Zugstäbe legen sich infolge 
ihrer schiefen Ebenen bis auf den E-Zugstab gegen die 
Wählschienen. Der E-Zugstab fällt dagegen bis in die 
von den Wählschienen gebildete Nut. Seine Nase legt sich 
auf den Druckbügel, der ihn nun mit nach oben reißt, Die 
Zahnstange des Zuegstabes läßt bei dessen Aufwärtsbewe- 
gung den Typenhebel auf das Papier der Druckwalze 
schlagen. Das Zeichen ist abgedruckt. Die Auslöseschiene 
bringt nun die Nase des Zugstabes wieder aus dem Bereich 
des Druckbügels. Der Zugstab wird von seiner Feder nach 
unten gezogen und dadurch der Typenhebel wieder in seine 
senkrechte Ruhestellung gebracht. Bei seiner Abwärts- 
bewegung bringt dann der Druckbügel die übrigen Zug- 
stäbe von den Wählschienen frei. 

Abb. 11 zeigt die Vorschubeinrichtung für den Druck- 
streifen. Der Streifen läuft über die Druckrolle und wird 
mit Hilfe der Vorschubrolle, die durch eine Feder gegen 
die Druckrolle gedrückt wird, vorwärts bewegt. Sobald 
der Druckbügel aufwärts gcht, bewegt der Druckbügel- 
kolben die Vorschubklinke mit Hilfe des Vorschubhebels 
abwärts (Abb. 12). Geht nun der Druckbügel nach unten, 
so dreht die Vorschubfeder das Vorschubrad um einen 
Zahn weiter. Diese Bewegung wird der Druckrolle durch 
das Druckrollengetriebe mitgeteilt, so daß der Streifen 
während jeder Bewegung des Vorschubrades um eine 
Zeichenbreite vorwärts bewegt wird. 

Durch den Papiervorschub wird die Streifenrolle ab- 
gewickelt, die auf einem Dorn an der rechten Seite des 
Apparates sitzt. Auf dem Umfange der Rolle liegt mit 
Federkraft ein Hebel, der von einem bestimmten Durch- 
messer der Streifenrolle ab eine Klinke in den Bereich 
einer Nase der Senderachse bringt. Diese Nase nimmt eine 
Klinke mit und läßt dadurch einen Klöppel gegen eine 
Glocke schlagen. Dieses Zeichen mahnt daran, daß die 
Streifenrolle erneuert werden muß. 

Für den Empfang von Buchstaben oder Ziffern und 
Zeichen werden Wechselzugstäbe verwendet, die im 


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Gegensatz zu den anderen Zugstäben unten Haken haben. 
- Beim Abdruck von Buchstaben befindet sich die Druckrolle 
in der hinteren Stellung. Wird der Zugstab für den 
Zeichenwechsel gewählt und aufwärts gezogen, so dreht 
der Haken den Wechselhebel des Zugstabes für Zeichen- 
wechsel um seinen Drehpunkt, die Sperrung der Druck- 
rolle wird aufgehoben und eine Feder reißt sie nach vorn 
(Abb. 13). Die nun zu druckenden Zeichen sind Zeichen 
des oberen Typenfeldes, also Ziffern oder Zeichen. Wird 
darauf der Zugstab für Buchstabenwechsel gewählt, so 
zieht dieser mit Hilfe des Wechselhebels und des Zughebels 
die Druckrolle nach hinten (Abb. 14). Die Sperrung rechte 
der Druckrolle (Abb. 13) hält diese in dieser Lage fest. 


Bandvorschubachse 
Bandvorschubklinke 
Bandvorschubrad 
Sperrklinke 
Druckbügelkolben 
Bandvorschubhebel 
Bandvorschubfeder 
Bandspulenachse 


Sa a m A A SR 


leit een S 
TE ator Ahh, 15. BRandvorschub. 


di: UN bk 
SÉISSEN 


Dee 
ul, e 
"io 


Alle jetzt zu druckenden Zeichen stammen aus dem 
unteren Typenfeld, sind also Buchstaben. 

Für das Zeichen J sind zwei Zugstäbe vorgesehen, die 
unten je einen Ansatz haben, die bis zur Grundplatte 
reichen. Den Ansätzen gegenüber befindet eich ein dreh- 
barer Sperrhebel e (Abb. 14). Durch Umschalten der 
Druckwalze beim Wechsel wird dieser Sperrhebel bewegt. 
Er legt sich entweder vor den einen oder den anderen An- 
satz und behindert dadurch die Zugstäbe an der Bewegung 
um ihren Unterstützungspunkt. Es kann also je nach Stel- 
lung der Druckwalze immer nur ein Zugstab in die Ein- 
fallnut der Wählschienen fallen. Bei der Einstellung der 
Druckwalze auf Buchstaben wird der Zugstab des Buch- 
stabens J freigegeben. Der andere Zugstab, der nur bei der 
Ziffern- oder Zeichenstellung der Druckwalze frei ist, 
nimmt bei Aufwärtsbewegung durch einen an seiner hin- 
teren Seite sitzenden Sporn den Klöppel einer Glocke mit, 
der beim Loelassen infolge der Kraft einer Feder gegen 
eine Glockenschale schnellt. Die Glocke wird zur Über- 
mittlung von Zeichen mit verabredeter Bedeutung für 
den Verkehr auf der Leitung benutzt. 


g Bandwechselhebel 

h Banuspulenachse 

i Bandspule (Farbbanılı 
k Bandwechselarm i 
U Bandwechsel 


Bandvorschubachse 
Niet 
Kegelrädergetriebe 
Farbband 
Bandwechselbügel 
Bandwechselklinke 


N RI Gë 


Abb. 16. Bandumschaltung vor der Umschaltung nach rechts. 


Durch jede Betätigung des Druckbügelkolbens wird 
das Farbband vorwärts bewegt. Während seiner Aufwärts- 
bewegung dreht der Druckbügelkolben den Bandvorschub- 
hebel (Abb. 15) um seinen Drehpunkt und bewegt die Band- 
vorschubklinke b und somit die Bandvorschubachse a 
mittels des Bandvorschubrades e vorwärts. Sobald der 
Druckbügelkolben sich abwärts bewegt, zieht die Band- 
vorschubfeder die Bandvorschubklinke b nach rückwärts 
und bringt sie in eine neue Eingriffstellung. Die Band- 
vorschubachse teilt die Bewegung mittels Kerelradge- 
triebes der Bandspulenachse mit. Die Bandvorschubachse 
kann sich sowohl von links nach rechts bewegen als auch 


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sich drehen. Sie besitzt an ihren Enden Kegelräder. Ist 
die Achse nach links geschoben, so greift das linke 
Kegelrad in das Kegelrad der linken Bandspulenachse h 
(Abb. 16). Liegt die Bandvorschubachse dagegen rechts, 
so greift ihr rechtes Kegelrad in das Kegelrad der rechten 
Bandspulenachse h (Abb. 17). Die Bandvorschubklinke 
bewegt also je nach der Stellung der Bandvorschubach:e 
entweder die linke oder die rechte Bandspulenachse. Die 
Umschaltung der Bandvorschubachse von rechts nach links 
oder umgekehrt erfolgt mittels zweier Nieten durch das 
Farbband selbst, u. zw. wird die Bandvorschubachse nach 
rechts bewegt, wenn die rechte Bandspule, dagegen nach 
links, wenn die linke Bandspule abgelaufen ist. 


Abb. 16 zeigt uns das linke Kegelrädergetriebe in 
Tätigkeit, Durch den Bandvorschub läuft das Farbband 
von rechts nach links. Die linke Spule wickelt also 
auf. Kurz vor dem Ende des Bandes befindet sich ein Niet 
im Bande, der durch seine Bewegung von rechts nach linke 
den Bandwechsel nach unten zieht. Diese Bewegung wird 
dem Bandwechselarm mitgeteilt, der seinerseits die Band- 
wechselklinke nach links schiebt (Abb. 17) und sie in die 
Bahn der rechten Nase des Bandwechselbügels bringt. 
Durch die Abwärtsbewegung des Druckbügelkolbens wird 
nun die Bandwechselklinke nach unten gezogen. Dadurch 
bewegt der Winkelhebel — der Bandwechselhebel —, an 
dessen einem Schenkel die Wechselklinke drehbar be- 
festigt ist, mit seinem anderen Schenkel die Bandvor- 
schubachse nach rechts. Abb. 17 zeigt, wie dadurch das 
rechte Kegelradgetriebe in Tätigkeit gesetzt wird. Die 
Bandvorschubeinrichtung dreht nunmehr die rechte Band- 
spule zum Aufwickeln des Bandes, das sich nun von link: 
nach rechts bewegt. Es wird also von der linken Bandspule 
abgewickelt, u. zw. so lange, bis der Niet am anderen Ende 
des Farbbandes den linken Bandwechselarm betätigt und 
den Farbbandvorschub wieder umkehrt. 


og. wiein Abb. 16 


o Rechtes Kegelradgetriebe 


Abb. 17. Bandumschaltung im Augenblick der Umschaltung nach rech, 


Der Anlauf- und der Sperrstromschritt bewirken, dab 
der Empfänger sich im Gleichlauf mit dem Sender befindet, 
wonach die Stromstöße des Fünferzeichens des Sender: 
vom Empfänger in richtiger Zeitfolge aufgenommen, gr: 
speichert und in Buchstaben oder Zeichen umgesetzt wer- 
den können. Der Anlaufschritt läßt den Anker des Emp 
fangsmagneten, wie wir früher schon gesehen haben, ab- 
schnellen und dadurch die Auslösung des Empfängers her- 
beiführen. Der Empfangsverteiler dreht sich. Seine Ge- 
schwindigkeit ist so bemessen, daß, wenn durch den Sen- 
derverteiler der erste Stromschritt des Fünferzeichens 
ausgzesandt wird, der Empfangsverteiler in die passende 
Empfangstellung gelangt ist. Wird vom Senderverteiler 
der zweite Stromschritt des Fünferzeichens ausgesandt, 
so muß der Empfangsverteiler die passende Empfangs- 
stellung eingenommen haben usw. Am Ende der Un- 
drehung des Senderverteilers wird durch die Aussendung 
des Sperrschrittes der Anker des Empfangsmagneten an- 
gezogen und der Empfängerverteiler wird durch die 
Sperrklinke angehalten. Der Empfängerverteiler dreht sich 
8% schneller als die Senderverteilerachse, ist aber so ge- 
baut, daß der Abstand der Stellung zum Empfang de: 
ersten Stromschrittes von der Stellung zum Empfang de 
zweiten Stromschrittes 8% größer ist als der Abstand 
zwischen den gleichen Stellungen des Senderverteiler:, 
in denen er den ersten und den zweiten Stromschritt sen- 
den kann. 


Wenn sich also ein Punkt des Umfanges der Sender- 
verteilerachse um 25 mm bewegt hat, um von der Stel- 
lung „erster Stromschritt” in die Stellung „zweiter Strom- 
schritt” zu gelangen, muß sich ein Punkt des Umfanges 
der Empfängerverteilerachse um 27 mm — also um 8% 
mehr — bewegt haben, um in die entsprechende Stellung 
zu gelangen. Die IüÜmpfängerverteilerachse dreht sich 
außerdem um 8% schneller, so daß sie den um 8% län- 
geren Weg in derselben Zeit zurücklegt wie die Sender- 


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verteilerachse ihren kürzeren Weg. Beide Achsen kom- 
men demnach zu gleicher Zeit von der ersten in die 
zweite Stellung. Diese Unterschiede sind erforderlich, 
weil es nicht möglich ist, miteinander arbeitende Appa- 
rate auf völlig gleicher Geschwindigkeit zu erhalten. 
Der Empfänger könnte noch in der Empfangstellung 
für den ersten Stromschritt eines Zeichens sein, 
während der Sender bereits den zweiten Stromschritt 
sendet. Dadurch aber, daß der Empfänger gegenüber dem 
Sender etwas voreilt, wird vermieden, daß die mitein- 
ander arbeitenden Apparate während des Umlaufs für ein 
Zeichen außer Gleichlauf kommen. Hat der Empfänger- 
verteiler seinen Umlauf beendet, so kommt er durch den 
Sperrschritt des Senders in Ruhe, bis ihn ein neuer An- 
laufschritt wieder auslöst. Eingetretene Unrerzelmäßig- 
keiten beim Umlauf werden während der Zeit des Sperr- 
schrittes ausgeglichen und durch das gleichzeitige An- 
laufen des Senders und des Empfängers infolge des An- 
laufschrittes vernichtet, so daß sie sich nicht addieren 
können. 

Um Sender und Empfänger bei gleicher Geschwindig- 
keit zu erhalten, besitzt der Anker des Motors einen 
Regler (Abb. 18). Ein Gewichtsarm ist mit seinem 
federnden Ende an einem Bock befestigt, während das 
freie Ende einen Kontakt trägt, der in der Ruhe durch 
eine Feder — die Spannfeder — gegen einen zweiten an 
einem Bock befindlichen Kontakt gezögen wird. Die 
Spannung der Spannfeder kann mittels der Einstellscheibe 
verändert werden. Bei laufendem Motor überwindet die 
Fliehkraft des Gewichtsarmes die Spannung der Spann- 
feder. Der Kontakt öffnet sich, wodurch ein Widerstand 
in den Motorstromkreis geschaltet wird, der eine Ver- 


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minderung der Motorgeschwindigkeit bewirkt. Die Span- 
nung der Feder überwindet nun wieder die Fliehkraft 
des Gewichtsarmes. Der Kontakt schließt eich, und der 
Widerstand wird kurzgeschlossen. Die Geschwindigkeit 
des Motors nimmt wieder zu. Das Schließen und Öffnen 
des Kontaktes hält die 
Motorzeschwindigkeit 

dauernd auf dem Wert, 
der durch die Spannung 
der Spannfeder gegeben 
worden ist. Die Ein- 
stellscheibe ragt mit 
ihrem Umfange, der eine 
Lederwulst trägt, aus 
dem Gehäuse des Reg- 
lers heraus. Die Ein- 
stellung der Spannfeder 
auf ihren richtigen 
Wert wird am laufenden 
Apparat vorgenommen. 
Zu diesem Zwecke be- 
finden sich rechts vom 
Regler auf dem Motor- 
gehäuse eine Wippe und 
links vom Regler eine 
starke Feder, die auf 
der Grundplatte be- 
festigt ist. Bringt man durch Druck die Wippe oder die 
Feder in den Bereich der umlaufenden Einstellscheibe, so 
wird diese bei jeder Umdrehung des Reglers in der einen 
oder anderen Richtung gedreht. 

(Schluß folgt.) 


c Gewichtsarm 
d Einstellscheibe 


Abb. 18. Geschwindigkeitsregler. 


a Kontakt 
ò Spannfeder 


Die grundlegenden Verfahren der Glühlampen-Leuchtdrahttechnik. 


Von Ing. B. Duschnitz, Berlin. 


Nachdem man zu Beginn dieses Jahrhunderts erkannt 
hatte, daß Wolfram der geeignetste Werkstoff zur Her- 
stellung von Glühlampenleuchtkörpern vorstellt, fand 
man nach langjährigen Bemühungen schließlich zwei ver- 
schiedene Wege, auf denen es gelang, bei Zimmertempe- 
ratur biegsame Leuchtkörper aus Wolfram fabrikations- 
mäßig herzustellen. Diese beiden Verfahren sind das 
"oolidge-Verfahren und das Pintsch-Ver- 
fahren. Es soll nun im folgenden gezeigt werden, wie 
sich diese beiden Verfahren ursprünglich gestalteten und 
welche Wandlung sie im Laufe der Zeit erfuhren. Beide 
behielten ihre grundlegende Bedeutung. 


I. Coolidge-Verfahren. 


Das Coolidge-Verfahren bildet den Gegenstand des 
D. R. P. 269 498, welches auf Grund mehrerer amerikani- 
scher Patentanmeldungen des Urhebers des Verfahrens, 
Dr. William D. Coolidge in Schenectady, seitens der 
Allgemeinen Elektrieitäts-Gesellschaft in Berlin am 6.X. 
1910 zur Anmeldung kam und im Jahre 1914 schließlich 
auch erteilt wurde. Danach wird das Verfahren wie folgt 
ausgeführt: 

Zunächst wird ein zusammenhänzender Wolfram- 
körper hergestellt, der der weiteren mechanischen Bear- 
beitung unterworfen werden kann. Um verhältnismäßig 
«robkörniges Wolframpulver zu gewinnen, wird das Wolf- 
ramoxyd auf hohe Temperatur erhitzt, etwa 1000° und 
larüber, u. zw. für etwa 5 h in einem zuecedeckten 
Schmelztiezel im Gasofen. Hierdurch wird das Wolfram- 
oxyd gröber im Gefüge und viel dichter. Das so gewon- 
aene Wolframoxyd kann in einem Quarzrolir der Reduk- 
uon mittels Wasserstoff unterworfen werden. Hierzu 
dient z. B. ein Quarzrohr von 4cm Innendurchmesser und 
13m Länge, welches mit Wolframoxyd vollgefüllt wird. 
Um den Durchgang des Wasserstoffs durch das Rohr zu 
sichern, kann man einen dünnen Stab durch das vollge- 
füllte Rohr schieben und ihn dann zurückziehen, so daß 
“ın kleiner Hohlraum freibleibt, welcher im oberen Teil 
der Füllung dicht an der Innenwand des Rohres liegt. 
lann wird reiner, trockener Wasserstoff während 5... 15h 
“ler noch länger durch das Rohr geleitet, während es 
von außen durch Gasbrenner oder durch andere Mittel auf 
1lı9)...1300° erhitzt wird. Hierbei wird die Wolfram- 
“xyd-Füllunz allmählich durch den Wasserstoff reduziert, 
wobei sich Wasserdampf bildet, der durch die Oxydmasse 
"‘ndurch diffundiert und so bewirkt, daß das Wolfram- 
trioxyd nicht unmittelbar zu Metall reduziert wird son- 
dern zu einem zwischenliegenden niedrigeren Oxyd. Es 
erfolet so eine fortschreitende Umwandlung“des gelben 


Wolframtrioxyds in das blaue, dann in das braune, hierauf 
in das schwarze Oxyd und schließlich in das Wolfram- 
metall selbst. Während dieser fortschreitenden Umwand- 
lung werden die Oxydkristalle, besonders im braunen Zu- 
stande, größer, so daß die angestrebte grobkörnige Be- 
schaffenheit des Ausgangsmaterials schon allein hierdurch, 
also ohne vorheriges Glühen des Oxyds im Schmelztiegel, 
erhalten wird. Durch diesen Reduktionsprozeß wird das 
Wolfram in gepulverter Form und gut reduziert erhalten, 
wobei die Teilchen verhältnismäßig groß sind und eine 
große Dichte besitzen. Das so gewonnene grobkörnige 
Wolframpulver soll sich später insbesondere dadurch vor- 
teilhaft erweisen, daß es die Herstellung poröser Stäbe 
gestattet, deren Poren bei der Beseitigung der letzten 
Reste von Verunreinigungen fördernd mithelfen. 


Das Wolframpulver wird ohne Zusatz einee Binde- 
mittels in einer Form einem hohen Druck unterworfen. 
Die Form kann aus Gußstahl bestehen, soll hochpoliert. sein 
und wird mit einer Mischung von Terpentingeist und ge- 
kochtem Leinsamenöl einzeölt. Der anzuwendende Druck 
muß groß genug sein, um genügend feste Stücke zu erhal- 
ten, die man handhaben kann, jedoch nicht so groß, daß 
sich in den gepreßten Stähben Sprünge bilden, was an den 
Ecken und Kanten leicht eintreten kann. Um ebenfalls 
Sprünge im Preßprodukt zu vermeiden, muß die Festig- 
keit der Form so hoch bemessen werden, daß sie während 
der Druckanwendung keine Deformation erleidet. Die 
Abmessungen der Stäbe sollen ‚zweckmäßig sein: 20cm 
Länge bei einem quadratischen Querschnitt von 10 mm 
Seitenlänge. Wenn die Stäbe aus der Form genommen 
werden, besitzen sie gerade genug Festiskeit, um zusam- 
menzuhalten. Sie werden dann in einen mit Gas geheizten 
Eisenrohrofen gesetzt, durch welchen Wasserstoff strömt. 
Zweckmäßig sollen sie in Eisenschiffehen eingeschlossen 


und in Quarzpulver eingepackt werden. Die Erhitzung 


von aus sehr feinem Wolframpulver hergestellten Stäben 
der genannten Größe erfolgt bei etwa 1200° und wird 
dureh ungefähr 2 h fortgesetzt. Hierbei destilliert das 
Schmieröl, der Kohlenstoffrest wird durch den Wasser- 
stoffstrom beseitigt, die Stäbe schrumpfen zusammen und 
werden viel fester. Hierauf werden die Wolframstäbe lot- 
recht in einer großen, mit Wasserstoff gefüllten Flasche 
befestigt, und es wird hier ein Wechselstrom von etwa 
1400 A durch sie geleitet. Dies wird durch 10 min oder 
länger fortgesetzt. Am Ende der Erhitzung ist es zweck- 
mäßig, nicht den gesamten Strom plötzlich auszuschalten 
sondern ihn in Zeitabständen von etwa Gmin allmählich 
zu schwächen, damit die Stäbe langsam auskühlen. Wäh- 
rend des Stromdurchganges von 1400 A befinden sich die 


1050 


Stäbe auf glänzender Weißzlut und sintern zu dichten, 
harten Körpern, die bei der Normal-Zimmertemperatur 
noch zerbrechlich sind. 


Nach diesem Glühprozeß folet die mechanische PBe- 
arbeitunz der Wolframstäbe, wodurch sie ihre Sprödig- 
keit verlieren und solche physikalischen Eigenschaften 
annehmen, daß sie bei Zimmertemperatur duktil sind. 
Diese Bearbeitung wird durch }Hämmern erreicht. Zu die- 
sem Zwecke wird der in beschriebener Weise gesinterte 
Wolframstab zunächst in einem Porzellanrohrofen durch 
einen stromdurchflossenen Platindraht elektrisch erhitzt, 
während gleichzeitig ein Wasserstoffstrom durch das 
Ofenrohr geleitet wird. Der Stab wird auf etwa 1300 ° 
erhitzt, dann aus dem Ofen herausgenommen und, wäh- 
rend er noch heiß ist, in das Hammer- oder Schlagwerk 
eineeführt. Einen wesentlichen Bestandteil dieses Ham- 
merwerks bilden die Hämmerhalbedüsen, d. h. zwei Dia- 
manten mit Einsehnitten, die durch Aufeinanderlegen eine 
ganze Düse ergeben. Die FEinschnittflächen bilden also die 
Hämmer-Arbeitsflächen, indem die Halbdüsen in rascher 
Folge einander genähert und wieder voneinander entfernt 
werden. Doch dürfen die eerenüberlierenden Diamant- 
oberflächen während des Betriebes des Schlagwerks nicht 
miteinander in Berührung kommen, da sich sonst leicht 
Sprünge bilden und Splitter absprinzen können. Um dies 
zu vermeiden, befestigt man die Halbdüse in dem sie 
tragenden Stahlblock mittels Silberlots, und nachdem die 
den Einschnitt enthaltende Oberfläche des Diamanten in 
gleicher Ebene mit dem Stahlblock abgeschliffen worden 
ist, preßt man den Diamanten unter Anwendung hydrauli- 
schen Drucks unter diese Ebene nieder, wobei das Silber- 
lot etwas nachgibt. Dadurch wird ein Luftspalt zwischen 
den beiden geeenübrerliezenden Diamanthalbdiüsen ge- 
schaffen und somit ihre direkte Berührung verhindert. 
Vorzügliche Ergebnisse lieferten die unter dem Namen 
Carbonado bekannten Diamanten, doch wurden auch voll- 
ständig aus Stahl gefertigte Halbdüsenpaare als gut ge- 
eignet befunden. 


Zwischen die beiden sich ständig und abwechselnd 
einander nähernden und voneinander entfernenden Halb- 
düsen wird der gesinterte und im Porzellanrohrofen elü- 
hend gemachte Wolframstab eingeführt und so im heißen 
Zustande mittels der Halbdüsen geħämmert. Nachdem der 
Querschnitt etwas verringert worden ist, ist es vorteilhaft, 
den Ofen unmittelbar vor dem Hammerwerk aufzustellen, 
so daß der nun verlängerte und im Querschnitt verringerte 
Wolframstab unmittelbar in das Schlagwerk emeeführt 
werden kann, ohne zu sehr abzukühlen, bevor er der 
Wirkung der Hämmerdüsen unterworfen wird. Mittels 
eines Rohres wird ein Wasserstoffstrom in das Innere des 
Ofens und in den Raum zwischen den Hämmerdüsen ge- 
leitet. Die Arbeitsflächen der Düsen sollen kurz sein, 
damit sie dem Wolfram nicht zuviel Wärme entziehen. 
Auch soll der Stab genügend rasch durch das Hammer- 
werk hindurehzeführt werden, so daß dirses nicht zwei 
Schläge auf dieselbe Stelle ausübt, da jeder Schlag den 
hiervon unmittelbar betroffenen Teil des Wolframs ab- 
kühlt, dasselbe iedoch im gegenwärtigen Zustande noch 
nieht kalt gehämmert werden kann. Bei jedesmalizem 
Durehgang durch das Schlagwerk kann der Stahdureh- 


messer um ctwa 4% verringert werden, jedoch wur- 
den auch größere Stufen erfolgreich angewandt. Der 


Wolframstab vom quadratischen Querschnitt 10 X 10 mm 
geht nach dieser wiederholten stufenweisen Hämmerung 
spätestens nach Verringerung seines Durchmessers auf 
etwa 15 mm in den duktilen Zustand über, so daß 
er bei Zimmertemperatur gebogen und weiter bearbeitet 
werden kann. Es wurde gefunden, daß die Struktur des 
Wolframstabes durch den Hämmerprozeß so verändert 
wird, daß er, entzweigebrochen, lange, in der Länesrich- 
tung verlaufende Fasern zeigt, während der zesinterte 
Stab ursprünglich kristallinische Struktur besaß. 

Nach dem Ilämmern bis zu einem passenden Dureh- 
messer wird die Bearbeitung durch Zichen dureh Diamant- 
disen beendet. Bei Benutzung des 10 mm dicken gesinterten 
Wolframstabes als Ausgangskörper ist es zweckmäßig, 
mit dem Ziehprozeß bei 0,9 mm Dmr. zu beginnen. 
Obwohl dann das Material bei Zimmertemperatur duktil 
und zähe ist, so wird doch der Ziehprozeß durch Erhitzen 
der Düsen erleichtert. Dies kann auf elektrischem Were 
oder dureh Gasflammen bewerkstelligt werden, z. B. mit- 
tels eines um die Düsenfassungz herum angeordneten Ring- 
brenners, so daß dessen Stichflammen die Disenfassung 
umspülen. Bevor der Wolframdralit in die Düse eintritt, 
wird er durch einen Schlitz eines zylindrischen Stabes 
geführt, welcher gleichfalls mittels Gasflammen erhitzt 
wird. Auf diese Weise wird der Draht erwärni, bevor 
er die Diamantdiüse erreicht. Die zum Ziehen des Drahtes 
dienende Ziehklemme wird ebenfalls mittels einer Gas- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 29 


18. Juli 1929 


flamme erhitzt. Zur Verminderung des Verschleißes der 
Ziehtdüse muß diese geschmiert werden, ebenso der in die 
Düse eintretende Wolframdraht. Hierzu ist besonders 
eine im Handel erhältliche Graphitschmiere geeignet, 
die aus einer Suspension von entflocktem Achesongraphit 
in Wasser besteht. 


Zwecks Einführung des Wolframdrahtes in die Pise 
wird dieser zugespitzt, u. zw. erfolgt dies bei stärkeren 
Drähten durch Eintauchen der Drahtenden in £zrschmo!- 
zenes Kaliumnitrit, bei schwächeren Drähten durch Ein- 
tauchen in eine starke Lösung von Kaliumzyanid und Hin- 
durehsendung eines elektrischen Stromes dureh die Drähte 
in solcher Richtung, dab sie zur Anode werden. 


Die beim Ziehen aufeinanderfolzend zu benutzenden 
Düsen dürfen sich nur sehr wenig im Durchmesser von- 
einander unterscheiden. Die Temperatur soll beim Ziehen 
zwischen 0,65 und 0,45 mm oni... GOUD, sodann bis zu 
0,25 mm 500° und sehließhieh 400° betragen. Mit fort 
schreitendem Ziehprozeß wird der Wolframdraht immer 
mehr geschmeidig, bis er bei etwa 0,1 mm in jedem Sinn 
duktil ist und durch Düsen gezogen werden kann, die 
nicht über Zimmertemperatur erhitzt sind, obwohl da: 
Zichen bei erhöhter Temperatur stets vorzuziehen ist. Der 
als Endergebnis der wiederholten, stetig fortschreitenden 
mechanischen Bearbeitung gewonnene Wolframdraht ist 
nicht nur bei gewöhnlicher Temperatur geschmeidig und 
duktil sondern auch fest und zähe, so daß die Zugfestiz- 
keit in einzelnen untersuchten Fällen 420... 460 ke'nm’ 
betrug. Der Draht ist ferner unmarnetisch. 


Am 9. II. 1922 eng das genannte deutsche Patent, 
dessen Gegenstand das Coolidze-Verfahren bildet, aus den. 
Besitz der Allgemeinen Elektrieitäts-Gesellschaft in Berlir 
in das Eigentum der aus den Drahtlampenwerken der AEG, 
der Siemens & Halske A. G. sowie der Auergzesellschaft im 
Jahre 1919 gebildeten Osram G. m. b. H. Kommandit-Ges»l- 
schaft in Berlin über. Ein von dieser Seite stammendsr 
Bericht! schildert den Stand des Coolidze-Verfahrens in 
Jahre 1920 wie folgt: Das Jahr 1913 brachte den gewal- 
tizen Fortschritt, den gezogenen Wolframdraht. Pure! 
einen Kunstgriff gelang es auch hier, das spröde Mol 
schließlich zu bändigen. Auch die Fabrikation des on 
zozenen Wolframdrahtes geht von dem metallischen Woli- 
ramıpulver aus. Von diesem Pulver füllt man eine abge- 
worene Dosis in eine Preßform und bringt diese unter 
eine hydraulische Presse. Unter einem Druck von etwa 
2000 ke (diese Angabe ist irrtümlich, siehe weiter unten! 
wird hier das Pulver zusammengepreßt, und es entstelt 
ein reiner Wolfram-Preßling, der aber noch derart emp- 
findlich und bräcklig ist, daß er eben nur zusammenhilt. 
Man glüht diesen Preßlinze deshalb zunächst im Ofen in 
einer Wasserstoff-Atmosphäre und bringt ihn dann an die 
beiden Zuleitungen einer Stromquelle und erhitzt ihn mii- 
tels der Stromwärme auf hellste Weißelut (etwa 2500). 
Bei dieser Temperatur sintern die Teilchen des Wolfram- 
pulvers, welche durch den Preßdruck bereits nahe zu: 
sammenzadrückt worden waren, zusammen. Der Preßlin: 
schrumpft ganz bedeutend und gewinnt beträchtlich an 
Haltbarkeit und Widerstand-fähirkeit. Man kann es jetz! 
unternehmen, ihn in hellelühendem Zustande weiter zu 
bearbeiten, u. zw. erfolgt die nächste Bearbeitunz 
durch Hämmerung in besonderen Hämmermaschinen. Ier 
Preßlinz wird auf Weißelut erhitzt, mit der Zange zefab! 
und in die Hämmermaschine geschoben. Diese bearbeitet 
den Preßline mit mehreren tausend Schlägen in der 
Minute, streckt ihn dabei in die Länge und bringt die b> 
reits zusammeneesinterten Teilchen in noch engeren Zu: 
sammenhang. Dies Hämmern mit dazwischen immer wieder 
erfoleendem Glühen wird als Grobhämmern und weiter al: 
Feinhämmern fortgesetzt, bis aus dem kurzen dicken Preh- 
ling schließlich ein Draht von anderthalb Millimeter Durch: 
messer entstanden ist. Während dieser Bearbeitung hit 
aber die Festiekeit und Duktilität des Metalls so zuge- 
nommen, daß man es für die weitere Bearbeitung nun nich: 
mehr auf helle Glut zu bringen braucht sondern daß ein? 
Erwärmung auf ein paar hundert Grad genügt. So geht 
man Jetzt vom Hämmern zum Ziehen über und zieht den 
Wolframdraht unter Vorwärmune in Gasflammen durch 
immer engere Ziehsteine. Der Draht wird vor jeder neun 
Zugoperation mit dem vorderen Ende in eine Säure zetaurtt, 
um ihm auf diese Weise eine Spitze anzuätzen, dawn 
dureh den Ziehstein gefädelt und von der Ziehmaschine 
seiner ganzen Länge nach in gleichmäßizem Zug durch 
den Ziehstein geholt. So geht das Ziehen ebenfalls Schritt 
um Schritt weiter, vom Grobzug zum Feinzug, bis der 
Draht je nach Lampenrattung schließlich auf einen Durch- 
messer von einem Hundertstet Millimeter, d.h. den vierten 


Teil der Stärke eines feinen Frauenhaares, ausgezogen ist. 


! Licht u. Lampe Bd.9, S. 99, 


18. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 29 E 


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Der so zewonnene Draht hat nun alle Sprödigkeit verloren. 
Er ist biezsam und sehr widerstandsfähir. An einem gc- 
zoxeenen Wolframdraht von einem hundertstel Millimeter 
Durchmesser kann man 30 g aufhängen, bevor er reißt. Die 
Festirkeit des gezogenen Wolframs beträgt rd. 40 000 
ken und ist doppelt so groß als diejenige des besten 
Stahles, Obwohl die hier geschilderte Herstellung des 
Wolframdrahtes ein Vorgang ist, der sich hinsichtlich der 
Kompliziertheit der Gewinnung des Wollastondrahtes be- 
quem an die Seite stellt, ist diese Herstellung doch derart 
technisch und fabrikatorisch durchrebildet worden und es 
sind für jeden einzelnen Arbeitsvorzang derartig hoch ent- 
wiekelte Spezialmaschinen geschaffen worden, daß die 
ganze Herstellung sich überaus schnell, sicher und wirt- 
schaftlich vollzieht. Im Zeitraum einer knappen Stunde 
wird ein Wolframpreßlinz von etwa 15 em Länge und 
1 em? Querschnitt mit Hilfe dieser Einriehtungen in einen 
feinen Wolframdraht von rd. 15 km Länge verwandelt, 
der etwa Stoff für 253000 Lampen enthält, und sorgfältig 
geprüft und aufrespult kommt dieser Draht nun als Roh- 
material in die eigentliche Lampenfabrikation. 


Am 31. III. 1925 wurde das Coolidge-Verfahren in 
einem Vortrage von Dr. A. Wegener im Osram-Licht- 
haus wie folgt geschildert: Reines Wolframmetallpulver 
von geeigneter Kornbeschaffenheit wird unter einer 
hydraulischen Presse in Stahlformen mittels sehr hohen 
Druckes zu einem Stab verdichtet, z. B. ist fir'das Pressen 
eines Stabes von 200 mm Länge und einem Querschnitt von 
5X5mm ein Druck von etwa 20 000 kg oder 20t erforder- 
lich. Dieser Druck entspricht dem Gewicht zweier normal 
bheladener Güterwagen. Der gepreßte Stab, der zunächst 
noch höchst zerbrechlich ist, wird auf einer geeigneten 
Unterlage in einem indifferenten Gase soweit erhitzt, daß 
er durch Aneinandersintern der einzelnen Metallkörner 
eine gewisse Festigkeit erlangt. Hiernach erhitzt man den 
Stab wiederum in einer indifferenten Gasatmosphäre unter 
einem geeigneten Rezipienten mittels hindurchzeleiteten 
elektrischen Stromes auf hellste Weißelut. Es sind hierzu 
je nach der Dicke des Stabes bis zu 5000 oder 10 000 A er- 
forderlich. Der so gewonnene metallisch aussehende Stab 
wird nun nach dem D.R.P. 269 498 (Coolidge-Verfahren) 
wiederholt andauernd mechanisch bearbeitet, u. zw. zu- 
nächst bei ziemlich hoher Temperatur, bis man schließ- 
lich zu einem bei gewöhnlicher Temperatur biegsamen und 
ziehbaren Draht gelangt. In den ersten Stufen der mecha- 
nischen Bearbeitung wird der Stab durch Hämmermas=chi- 
nen oder Walzen geführt, in den späteren durch Ziehsteine. 
Die Häimmermaschine beruht im Prinzip darauf, daß durch 
die Drehung des Innenteils der Maschine zwei Profil- 
hummer durch einen Kranz von Stahlrollen gegen die 
Mitte gedrückt und im nächsten Augenblick infolge der 
Zentrifusalkraft auseinandergeschleudert werden. Wenn 
zB zehn solcher Rollen vorhanden sind, so schlagen die 
Hämmerbacken bei einer Umdrehung also zehnmal zu- 
sammen. Läßt man den inneren Teil der Maschine mit 
den Hämmern sich z.B. mit einer Geschwindigkeit von 
bw) Limin drehen, so würden also 6000 Schläge in der 
Minute ausgeführt werden. Die sehr hoch erhitzten 
Wolframstäbe werden in diese Profilhimmer eingeführt 
und jedesmal auf den dem Hämmerprofil entsprechenden 
Durchmesser verjüngt. Der Walz- oder Tlämmerprozeß 
wird zweekmälsiez bis zu einem Durchmesser von unzefähr 
i mm angewandt und darauf der Draht durch Ziehsteine 
weitereezogen, Um den Draht in die Ziehsteine einfädeln 
zu können, muß er angespitzt werden. Da dies infolge 
der Härte des Wolframs mechanisch nieht ganz einfach 
zu erreichen ist, so führt man das Anspitzen auf chemi- 
shem Wege aus, indem man zZ. B. das etwas erhitzte Draht- 
ende einen Augenblick in zeschmolzenes Natriumnitrit 
eintaucht. Das Wolfram wird schr lebhaft von dem Nitrit 
gelöst, teilweise sogar unter Feuererscheinung, und man 
hat auf die bequemste und schnellste Weise den Draht an- 
eespitzt. Ein anderer Weg ist der, daß man den Wolfram- 
draht einen Augenblick als Anode in ein elektrolvtisches 
Bad einer wässerigen Natriumnitritlösung eintaucht. Auch 
hierbei erzielt man schnell einen gut anzespitzten Draht. 
Da, wie bereits erwähnt, Wolfram ein sehr hartes Metall 
Ist, so wird der Draht zur Schonung der Ziehwerkzeuge 
mit einem Schmiermittel, z.B. mit einer Aufschlämmung 
von feinstem Graphit in Öl oder Wasser benetzt. Ebenso 
balingt es die Härte des Wolframs, daß für Ziehwerkzeuge 
ım allgemeinen nicht wie bei weicheren Vrähten Zieheisen 
verwendet werden können sondern härtere Materialien 
ntig sind. Es kommen also in erster Linie Diamanten in 
Frage. Wegen der verhältnismäßig hohen Kosten, zumal 
der größeren Diamanten, und wegen der zeitweise vor- 
haändenen Beschaffungschwierigkeiten, besonders während 


? A. Wegener, Die Herstellung der Osram-Lampen. Osram 


G.m.b.H. Berlin 1977. 


des Krieges, hat man zum Teil Ersatzmaterialien, z.B. 
Rubine, herangezogen. Gut bewährt haben sich auch ge- 
wisse Mectallegierungen oder Metallkarbide, z. B. eine 
Legierung von Wolfram, Fisen und Kohlenstoff oder 
Wolframkarbid. Auch Karborund (Siliziumkarbid) ist 
vorgeschlagen worden. Bei den Ziehsteinen für dünne 
Drähte, bei denen der Materialpreis des erforderlichen 
kleinen Diamanten keine allzu große Rule spielt, zumal 


‚selbstverständlich nur Sorten Verwendung finden, die als 


Schmucksteine nicht in Frage kommen und deshalb bil- 
liger sind, ist man im allgemeinen bei der Verwendung 
von Diamanten gebliehen. Wenn man nämlich bedenkt, 
daß der dünnste für Glühlampen benötizte Wolframdraht 
einen Durehmesser von ungefähr 0,01 mm hat, so leuchtet 
es ein, daß der Arbeitsaufwand, der erforderlich ist, um 
eine derartig feine Bohrung herzustellen, wesentlich kost- 
spielizger ist als das Rohmaterial. Wenn man weiter be- 
denkt, daß bei derartig dünnen Drähten die Veränderung 
des Drahtdurchmessers um einige tausendstel Millimeter 
bereits einen Draht und somit eine Gliihlampe von ver- 
schiedenem Stromverbrauch und infolgedessen auch an- 
derer Liichtleistung gibt, so wird es klar, daß das härteste 
Material, in diesem Falle also Diamant, am zweckmäßig- 
sten für die Ziehsteine verwendet wird, damit der ur- 
sprünzliche Durehmesser der Bohrung möglichst lange 
erhalten bleibt und möglichst viel Draht für eine bestimmte 
Lampensorte dureh einen Zielstein gezogen werden 
kann. Selbstverständlich ist das Bohren von Diamanten, 
zumal der feinsten Durchmesser, eine larzwierizge Arbeit. 
Der Ausdruck „Bohren” ist nieht ganz zutreffend. Es 
ist natürlich nicht möglich, einen Diamanten einfach zu 
durchbohren, sondern es handelt sich um ein ganz all- 
mähliches Durchschleifen, indem man in einer zunächst 
mit einem anderen Diamanten in den Ziehstein hinein- 
eeschliffenen kleinen Versenkung Stahlnadeln rotieren 
läßt, an deren Spitze sich in Öl aufgzeschlänmmter Diamant- 
staub befindet. Das „Bohren“ eines feinen Ziehdiamanten 
dauert tagelang, unter Umständen sogar wochenlane. Naeh- 
dem die Bohrung fertiggestellt ist, muß sie noch auf Hoch- 
glanz poliert werden. Der Diamant ist mittels Messing in 
eine Eisenfassung zepreßt und der Zichkanal des Dia- 
manten im Fassungsmaterial entsprechend erweitert. Das 
Polieren der Zichbohrung erfolgt mittels Schleifnadeln. 
Um den Leuchtkörper für eine Wolframdrahtlampe von 
15 W, 220 V herzustellen, muß der bis auf 1 mm schäm- 
merte Draht durch eine sehr große Anzahl von Ziehsteinen 
ganz allmählich veriüngt werden. Einen Begriff von der 
erforderlichen Zicharbeit macht man sich, wenn man sich 
vorstellt, daß ein Wolframdraht, der bei 1 mm Dmr. eine 
Länge von etwa 4 m hat, bei 0,01 mm Dmr. auf eine Länge 
von 40 000 m oder 40 km verlängert ist. Da ein Kilometer 
eines derartig dünnen Drahtes nur etwa 1,5 g wiegt, so 
ergibt sich, daß 1 kg des Drahtes der Entfernung von 
rd. 700 km, d.h. ungefähr der Luftlinie Berlin—Budapest 
entsprieht. — Der so hergestellte Wolframdraht wird nun 
für luftleere Langdrahtlampen verwendbar gemacht, in- 
dem man ihn auf Lehren wickelt und auf diesen unter 
einem Rezipienten in einer indifferenten Gasatmosphäre 
elüht. Durch diesen Glühprozeß wird der Draht gesäubert 
und gleichzeitig erhält er die für das Bespannen des 
L.euehtdrahtträgers in der Lampe benötigte Form. Für 
Wendeldrahtlampen wird der durch einen ähnlichen Glüh- 
proze gereiniete Wolframdraht auf Metalldorne von ge- 
eienetem Durehmesser schraubenförmig aufgewickelt. Der 
Metalldorn wird aus der Wolframwendel herausgezorzen 
bzw. dureh chemische Mittel herauseelöst, nachdem vorher 
die Wendeln für die einzelnen lL.ampeutypen auf ganz he- 
stimmte Längen geschnitten sind: dann ist der Leucht- 
körper für eine Wendeldrahtlampe fertig. Schließlich 
seien noch einige Abmessungen von Wolframleuchtkörpern 
der Osramlampen genannt: Die der glattfädigen Vakuum- 
lampen für 110 V und 10 W sind 0,016 mm dick und 360 mm 
lang, die Leuchtdrähte der gleichen Lampentype für 220 V 
und 40 W sind dagegen 0,025 mm dick und 861 mm lang. 
Luftleere Wendeldrahtlampen erfordern größere Leucht- 
drahtabmessungen als luftleere glattfädire Lampen, und 
zwar ist bei 110 V und 25 W ein 0,0305 mm dicker Draht 
von 485 mm Drahtlängze bei 61 mm Wendellänge in An- 
wendung, während für 220 V und 40 W der 0,0266 mm dicke 
Leuchtdraht 9837 mm lang ist und die Wendel eine Länge 
von 87 mm besitzt. Gasgefüllte Wendeldrahtlampen be- 
dınzen dagegen wegen der größeren spezifischen Bean- 
spruchung geringere Leuchtkörperabmessungen, u. Zw. 
beträgt bei der letzteren Type für 20W V und 40 W bei 
gleichem Prahtdurechmesser von 0,0226 mm die Leucht- 
drahtlänge nur 580 mm, die Wendellänge nur 62 mm. Für 
gasgefüllio Wendeldrahtlampen, die für 110 V und 200 W 
bestimmt sind, kommt ein 660 mm langer und 0,11 mm 
starker Wolframdraht bei 64 mm Wendellänge zur An- 
wendung. 


1052 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 18. Juli 1929 


Diese Beschreibung im Verein mit der vorigen Dar- 
stellung gibt ein anschauliches Gesamtbild über die heutige 
Ausführung des Coolidge-Verfahrens und lehrt weiter, daß 
die Grundlagen unverändert geblieben sind: Erzeugmmg 
eines zusammenhängzenden Stabes aus Wolframpulver, Sin- 
tern dieses Stabes, Hämmern des Sinterstabes, Ziehen des 
echämmerten Stabes, bis ein bei Zimmertemperatur bieg- 
samer Wolframdraht erhalten wird. Wegener berichtigt 
die in der Veröffentlichunz vom Jahre 1920 zu findende 
Angabe betreffend den Preßdruck zur Hervorbrinwung 
der Stäbe dahingehend, daß derselbe nicht 2000 kg sondern 
20000 kg beträgt. Es ist dies derse!be Druck, den bereits 
die Firma Pieper in ihrer Patentschrift \r.138468 im 
Jahre 1898 zum Erzeugen von Wolfram-Thoriumstäben 
genannt hat. Dagegen hat Stimmelmavr?° im Jahre 
1908 zur Erzeugung von Wolframstäben aus Wolfram- 
pulver, ebenfalls unter Fortlassung jeglichen Bindeniittels, 
einen Druck von 50 000 kg für notwendig befunden, wobei 
die Stäbe 170 mm lang, 9 mm hoch und 6 mm breit waren. 


Während man aber nach A. Wegener bei der Her- 
stellung der Stäbe von reinem Wolframpulver ausgeht, 
ist aus einer Schilderung der Osramlampe durch W. Köh- 
lert ersichtlich, daß dies nicht der Fall sein darf, soll 
das Endprodukt allen Anforderungen gerecht werden. 
Diese Schilderung besagt nämlich ua: „Beim Übergang 
vom Faden zum gezogenen Wolframdralit erhielt man in 
dem ungebrannten Material einen durchaus gleichmäßigen 
Körper. Die grobkörnige kristallinische Struktur ist durch 
den Zicehvorgang vollkommen überwunden und an ihre 
Stelle eine reine Ziehstruktur getreten. Beim Brennen 
des Drahtes tritt jedoch auch hier wiederum eine dentliche 
Rekristallisation ein, die mit zunehmender Brennzeit 
wächst und dieselben Nachteile in sich schließt, wie sie der 
Wolframfaden zeigte, wenn auch die Größe der sich bil- 
denden Kristalle bedeutend kleiner ist als bei dem ge- 
brannten Wolframfaden. Das Bestreben des Glühlanpen- 
technikers mußte es also sein, ein solehes Drahtmaterial 
zu erhalten, das eine möglichst geringe Rekristallisation 
aufweist. um dadurch eine recht zroße Festirkeit zu er- 
zielen. Es war daher ein großer Fortschritt, als es gelang, 
durch Zusätze, vor allem Thoroxyd, diese unerwünschte 
Rekristallisation auf ein ganz geringes Maß zurückzu- 
drängen.” 

Um also den Wolframdraht im Gebrauch als Leucht- 
körper dauerhafter zu machen, hat es sich als erforderlich 
erwicsen, dem Ausgangsmaterial die Rekristallisation ver- 
zögernde Zusätze hinzuzufügen. Bemerkt muß jedoch wer- 
den, daß dieser Weg keinesfalls eine Errungenschaft der 
Neuzeit ist, vielmehr ist derselbe bereits im Jahre 1906 von 
der Westinghouse Metallfaden-Glühlampenfabrik G. m. 
b. H. in Wien beschritten und in der österreichischen 
Patentschrift Nr. 41247 angegeben worden. Die Ent- 
deckung der Firma Westinghouse, daß ein Thoroxvdzusatz 
die Rekristallisation des Wolframfadens wesentlich zu ver- 
zögern vermag, ist sodann auch von Coolidge bei seinem 
Verfahren verwertet worden, was in seinem amerikani- 
schen Patent Nr. 1082923 vom 19. VI. 1912 zum Ausdruck 
kommt; allerdings geschalı dies erst nach Anmeldung des 
diesbezüglichen deutschen Patentes Nr. 269 498, welches 
vom 6.X.1910 datiert. Die Wirkung des Thoroxvds im 
gezogenen Wolframdraht wird so erklärt, daß es sieh mit 
seinen Teilchen zwischen die Wolframfasern legt und auf 
diese Weise rein mechanisch die unter Zerfall der Faser- 
struktur vor sich zehende Entstehung neuer Kristalle oder 
das Wachsen schon vorhandener auf Kosten ihrer Nach- 
barn verhindert. 


II. Pintsch-Verfahren. 


Das zweite Verfahren, mit dessen Hilfe man ebenfalls 
bei Zimmertemperatur biersame Wolframleuchtkörper 
fabrikationsmäßig herzustellen in die Lage kam, ist das 
Pintsch-Verfahren. Dasselbe bildet den Gegenstand des 
D.R.P. 291 994 vom 16. X. 1913, erteilt im Jahre 1916. Um 
dieses Verfahren dem Verständnis näherzubringen, sei zu- 
nächst das folgende aus der Patentschrift angeführt: „Die 
Darstellung von Glühkörpern aus Wolfram unter Hin- 
zufürung von Oxyden nach dem gebräuchlichen Spritz- 
verfahren ist an sich bekannt und bildet nieht den Gegen- 
stand der Erfindung. Geht man beispielsweise von einem 
Gemenge von pulverförmieem Wolframmetall mit bis zu 
4% Thoriumoxyd aus, stellt hieraus durch Pressen mit 
oder ohne Zuhilfenahme eines Bindemittels Fäden her un! 
sintert diese mittels hindurchzesandten elektrischen Stro- 
mes oder mittels einer äußeren Wärmequelle nach dem 


? A.Stimmelmayr, Über die Darstellung und Untersuchung 
von regulinischein Wolframmetall. München 199. 

4 Köhler, Die Osram Lampe, Osram Lichtheft B7. 

° IM. Alterthum, Wolfram. Verlag Friedr. Vieweg & Sohn A.G., 
Brauoschweig 1025. 


gebräuchlichen Formierverfahren, so zeigt es sich, daß 
derartige Glühkörper nach ihrer Fertigstellung aus ein- 
zelnen großen Kristallaggregaten aufgebaut sind. Bei dem 
gebräuchlichen Formiervorgang hat man es nämlich gar 
nicht in der Hand, das kristallinische Gefüge des ent- 
stehenden Glühkörpers zu bestimmen. Es entstehen hier- 
bei nämlich an vielen Punkten gleichzeitig Kristallkeime, 
welche so lange weiterwachsen, bis sie auf gleichzeitig sich 
bildende andere Kristalle stoßen. Ätzt man solche Glüh- 
körper, z.B. mit chemischen Reagenzien, oberflächlich an, 
so kann man leicht erkennen, daß sie aus einzelnen pris- 
matischen Kristallsäulen bestehen, deren Achse im all- 
gemeinen parallel zur Längsrichtung des Drahites verläuft. 
Wir haben nun gefunden, daß die einzelnen Kristallindivi- 
duen selbst biegesam und vollkommen duktil sind. An den- 
Jentgen Stellen jedoch, wo zwei derartige Einzelkristall» 
einanderstoßen, ist der Draht brüchig, und diese 
Brüchigrkeit nimmt im Laufe der Zeit, insbesondere bei 
hoher Erhitzung, noch wesentlich zu. Diese brüchigen 
Stellen innerhalb des Drahtes sind beispielsweise hei seiner 
Verwendung als Glühkörper von elektrischen Glühlampen 
überaus nachteilig, weil der Draht gerade an diesen Stellen 
durch die Einwirkung stärkerer mechanischer Spannungen 
und Stöße sehr leicht bricht.“ 

Aus dieser Schilderung der Patentinhaberin, der Julius 
Pintsch A. G. in Berlin, geht also zunächst hervor, dab cs 
bereits vorher bekannt war, auf dem Wege des Spritzver- 
fahrens biegesame Wolframfäden mit Thoroxydzusatz her- 
zustellen. Über derartige Fäden mit besonders guten 
Eigenschaften berichtete z.B. Arthur Müller® sehr ein- 
gehend und wiederholt, kurz vorher weniger ausführlich 
H Erb”. Auch fanden solche Fäden, Duktilfäden genannt, 
in einem Referat von B.Monasch°® Erwähnung, während 
sie im Laufe der VDE-Jahresversammlung vom Jahre 1913 
einzchend erörtert wurden®. 

Die oben angeführte Schilderung der Firma Pintsch, 
welcher alle diese Veröffentlichungen vorausgingen, be- 
sagt nun, daß diese Fäden stellenweise spröde waren und 
aus in Sich biegsamen Kristallsäulen bestanden, deren B» 
grenzung die spröden Stellen bildeten. Solche Fäden hat 
später W. Böttger! öffentlich vorgeführt und die An- 
gaben der Firma Pintsch bestätigt. In welcher Weise die 
Auswertung der erwähnten metallographischen Studien 
hei der Firma Pintsch erfolgte, wird in der Patentschrift 
wie folgt geschildert: „Gelingt es, den Draht in seinen 
ganzen (Querschnitt und in seiner ganzen Länge aus 
einem einzigen Kristallindividuum herzustellen, so kann 
bei einem derartigen Körper eine nachträgliche Struktur- 
veränderung sich nicht mehr vollziehen, da der bereits 
gebildete Kristall, welcher die stabilste Form der Materie 
darstellt, den ganzen Körper ausfüllt, so daß für nach- 
trägliche Kristallvergrößerungen und Verschiebungen 
kein Raum mehr gegeben ist. Der Körper ist mit andere, 
Worten hierdurch gleich bei seiner Entstehung in den 
Zustand der beständigsten Strukturform gebracht worden. 
Sorgfältige Beobachtungen und Untersuchungen haben 
ergeben, daß es tatsächlich gelingt, Metalldrähte so her- 
zustellen, daß sie in ihrem ganzen Volumen, und zwar 
auch bei beträchtlichen Längenabmessungen, aus einem 
einzigen Kristallindividuum bestehen. Wir haben nun ge- 
funden, daß dieses Verfahren insbesondere in jenen kat 
len leicht zum Ziele führt, wo man es mit Stoffen zu tun 
hat, die die natürliche Neirung besitzen, in großkristalli- 
nischen Strukturen sich zu bilden. Das Verfahren, wel- 
ches den Gegenstand der Erfindung bildet, geht davon 
aus, daß man die auf irgendeine Weise hergestellten 
fadenförmigen Gebilde mit einer bestimmten Geschwin- 
digkeit durch eine kurze Zone sehr hoher Temperatur 
führt. Die Geschwindigkeit, mit welcher der Draht durch 
die Stelle der höchsten krhitzung geführt wird, muß, 
wenn ein langer Kristall erhalten werden soll, jedenfalls 
gleich oder geringer sein als diejenige Geschwindigkeit, 
mit welcher der entstehende Kristall zu wachsen vermag. 
Werden diese Maßnahmen befolgt, so wächst der in der 
heißesten Zone entstehende, den ganzen Querschnitt aus- 
füllende Kristall unter Auflösung der nachfolgenden in 
dem Maße weiter, wie sich der Draht weiterbewert.” 

In dieser Schilderung ist somit das Pintsch- Verfahren 
in seinen Grundzügen beschrieben. Über die praktische 
Durehführung desselben machte die Firma Pintsch die 
folgenden Angaben: Man geht so vor, daß der aus den 
oben angegebenen Stoffen durch Pressen erhaltene Faden 
zunächst bis zur Sinterung erhitzt wird, um ihm eine ge- 
nügende Haltbarkeit zu geben. Hierauf führt man diesen 
Draht durch eine gemäß den oben dargelegten Gesichts- 


A. Müller, Helios Rd. 19, S. 37 u. SM. 

IH. Erb, El. Anz. Bd. %9, S. 1244. 

Monasch. ETZ 1913, 5. 649. 

ETZ 1913, S. 955. 

W. Böttger, Z. Elektrochemie Bd. 23, S. 121. 


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18. Juli 1929 


punkten konstruierte Heizvorrichtung, welche z. B. in fol- 
gender Weise angeordnet ist. Zwei Metallplatten sind in 
der Mitte mit sehr feinen Bohrungen versehen, die durch 
Quecksilberdichtungen verschlossen sind. Beide Platten 
sind dureh einen Glaszylinder isoliert miteinander ver- 
bunden. Es sind ferner Zuführungsrohre vorgesehen, um 
in dem Raum eine indifferente Atmosphäre zu schaffen. 
In dem Apparat befindet sich eine Spirale aus Wolfram- 
draht, die nur aus wenigen Windungen besteht. Sie kann 
durch Strom auf hellste Weißglut erhitzt werden. Der 
Draht wird durch die Bohrung der einen Platte, durch 
die Spirale und dann durch die andere Platte geführt. Die 
beiden Platten stehen mit einer Stromquelle in Verbin- 
dung, so daß auch der Faden durch Vermittlung des 
Wuecksilbers durch Strom erhitzt werden kann. Man 


schickt nun durch den Faden so viel Strom, daß seine 


Temperatur unter der Temperatur bleibt, bei der eine 
Kristallisation mit meßbarer Geschwindigkeit eintritt, 
und erhitzt die Spirale zur höchsten Weißglut. Der Faden 
wird mit einer Geschwindigkeit, die experimentell zu be- 
stimmen ist und von der Temperatur der heißesten Stelle 
abhängig ist, durch den Apparat hindurchgezogen. 


In einer Reihe von Zusatzpatenten gab die Firma 
Pintsch sodann verschiedene Apparate zur Durchführung 
ihres Verfahrens an. Ferner führte Böttger an bereits 
genannter Stelle"! eine für die Fabrikation bestimmte 
Apparatur im Bilde vor. Geh. Reg.-Rat Hentschel, 
der der patentamtlichen Kommission angehörte, deren 
Aufgabe es war, das Pintsch-Verfahren im Betriebe zu 
besichtigen, berichtete, daß die erste Apparatur schr roh 
nnd verwickelt war. Die sodann vervollkommnete Appa- 
ratur beschrieb Hentschel im Jahre 1917 und berichtete 
über ihre Arbeitsweise wie folgt: Der aus der Wolfram- 
Thoroxyd-Paste in Stärken von 0,02...0,2 mm gespritzte 
Faden wird in dem Apparat durch eine Wolframspirale 
von wenigen Windungen von unten nach oben mit einer 
Geschwindigkeit von etwa 2% m/h hindurchzezogen. Die 
Spirale wird durch den elektrischen Strom auf hellste 
Weißrlut zu Temperaturen von 2400 ... 260090 gebracht. 
Auch der Faden selbst kann zur Vorwärmung durch un- 
mittelbare Stromleitung oder durch eine um ihn herum 
liegende, mit ihrer Spitze gegen die kleine Heizspirale 
gerichtete kerelförmige Spirale erhitzt werden. Dabei 
wird der Faden zunächst gesintert, wodurch er dichter 
und fester wird. Darauf kommt er in der Mitte der 
kleinen Heizspirale in die heißeste Zone, in welcher die 
Kristallisationstemperatur herrscht. Der erste hier von 
unten her eintretende kleinste Kristall fängt nun an, ent- 
vegen der Bewegungsrichtung des Fadens zu wachsen. Da 
der Faden sich mit der Wachstumsgeschwindigkeit des 
Kristalls oder mit einer etwas geringeren Geschwindig- 
keit nach oben fortbewegt, so wächst der Kristall an die- 
ser Stelle dauernd weiter, solange die Temperatur und 
die Fadenbewegung dieselben bleiben. Es entsteht da- 
durch ein aus einem einzigen Längskristalle bestehender 
Wolframfaden von beliebiger Länge. Zur Verhinderung 
von Oxydation vollzieht sich der ganze Vorgang in einer 
indifferenten Atmosphäre. Der Kristallisationsapparat 
tragt oben eine mittels Laufwerks angetriebene Haspel- 
vorriehtung für die fertigen Fäden und unten Fadenteller 
zur Zuführung der in Einkristalle zu verwandelnden 
Fäden. Zur Erhöhung der Leistung werden durch jeden 
Apparat 8 Fäden auf einmal gezogen. Jeder Faden be- 
findet sich auf einem besonderen Teller. Dabei muß Vor- 
kehrung getroffen werden, daß sich die Drähte an der 
heißesten Stelle nicht berühren, da sie sonst leicht zu- 
sammenfritten oder zusammenschweißen können. Zur Er- 
hitzuınz der 8 Drähte an der heißesten Stelle ist keine 
mebhar größere Wärmemenge erforderlich als bei einem 
Lrahte. Jeder Faden ist in einer solchen Länge gespritzt, 
als einer Tagcsleistung des Kristallisationsapparates ent- 
sprieht. Der Apparat wird also bei Beginn der Arbeit 
einzerichtet und angestellt und läuft ununterbrochen bis 
zum Schlusse der tärlichen Arbeitszeit. Die fertigen Kri- 
tallfädden werden ohne weitere Bearbeitung in die Ge- 
brauchslängen zerteilt und auf das Glühlampenzestell 
ur weiteren Herstellung der Glühlampe gebracht". 

Vergleicht man nun die beiden Verfahren und ihre 
Ergebnisse miteinander, so ergibt sich das folgende Bild. 

Trotz der zahlreichen Arbeitsgänge und der erforder- 
lichen kostspieligen, im hohen Maße dem Verschleiß unter- 
worfenen Apparatur des Coolidge-Verfahrens stellt sich 


u Wie Fufnote 10. 
? Hentschel, Ann. Gew. u. Baue. Bd. 8), S. 183, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


1053 


der gezogene Wolframdraht wesentlich billiger in der 
Herstellung als der gespritzte Pintsch-Einkristallfaden. 
Denn nach obigem vermag selbst der vervollkommnete, 
acht Fäden gleichzeitig erzeuzende Kristallisationsappa- 
rat zufolge der für die Einkristallbildung benötigten 
schneckenartigen Verschiebungsgeschwindigzkeit von 2% m/h 
nur 160 m biegsamen Wolframfaden zu liefern. Dagezen 
erhält man aus einem Wolframpreßling von etwa 15 cm 
Länge und 1 em? Querschnitt im Zeitraum einer knappen 
Stunde biegsamen Wolframdraht von 15 km Länge. Wollte 
man diese große Produktion des Coolidge-Verfahrens mit 
Hilfe des Pintsch-Verfahrens erzielen, so wären dazu 
‘50 Kristallisationsapparate erforderlich, wobei voraus- 
gesetzt ist, daß jeder Apparat gleichzeitig acht Fäden in 
den Einkristallzustand umwandelt. Dies erklärt also die 
Tatsache, daß sieh im Handel die Pintschfäden wesentlich 
teurer stellen als gezogene Wolframdrähte. 

Die Zugfestigkeit des Coolidzedrahtes beträgt, wie 
erwähnt, rd. 400 kge/mm?, u. zw. ist sie bei feinst aus- 
gezogenen Drähten etwas größer, bei diekeren Drähten 
etwas kleiner als dieser Mittelwert. Die Zugfestigkeit des 
Pintschfadens wurde von O. Schaller, der in Gemein- 
schaft mit H. Orbig und Elstner das Pintsch-Ver- 
fahren schuf, zu 164 kg/mm? angerzeben!®. Dech beträgt 
sie nach M. Polanyi nur etwa 108 ke/mm?. Allerdings 
konnte dieser Wert nach sechsmaligem Ziehen des Pintsch- 
fadens bei Dunkelrotgzlut durch Diamantziehsteine bis auf 
156 kg/mm? zesteizert werden, welcher Wert nach dem 
Ausglühen auf etwa 120 kg/mm? fiel'?. Bemerkt sei hier, 
daß die Firma Pintsch das Ausziehen des Einkristallfadens 
sich durch ein Zusatzpatent besonders schützen ließ. Doch 
zeigte es sich, daß man nur wenige Ziehstufen anwenden 
kann, ohne die Einkristallstruktur zu zerstören. Auf 
diesem Wege ließe sich also die Produktion nur unwesent- 
lich steigern. 

Somit ist der Coolidgredraht billiger und auch zug- 
fester als der Pintschfaden. Es fragt sich daher, welche 
Vorteile das Pintsch-Verfahren überhaupt zu bieten ver- 
mag Nach vergleichenden Untersuchungen der Prüfstelle 
der wirtschaftlichen Vereinigung von Flektrizitätswerken, 
deren Ergebnisse Dir. Ely'°’ vom Elektrizitätswerk in 
Nürnberg veröffentlichte. zeigten Lampen mit Pintsch- 
fäden sehr vorteilhafte Eigenschaften. Noch nach 1950 
Prennstunden war der Pintschfaden so fest, daß man nach 
Öffnen der Lampe das ganze Lampengestell an ihm auf- 
hängen konnte, während die Leuchtdrähte der übrigen 
Lampen schon nach verhältnismäßig wenig Brennstunden 
spröde und brüchig wurden. Auch die Schwärzung der 
mit Pintschfäden versehenen Lampen fiel wesentlich ge- 
ringer aus als bei den mit dem Coolidgedraht ausgerüsteten 
Lampen’. Die Biegsamkeit und Stoßfestiekeit des Pintsch- 
fadens hält somit beim Gebrauch in der Glühlampe wesent- 
lich länger an als die des Coolidgedrahtes. Zugleich geht 
aber aus diesen Untersuchungen auch hervor, daß man es 
im Jahre 1916 noch nicht verstand, die die Rekristalli- 
sation wesentlich verzögernde Eigenschaft des Thoroxyds 
beim Coolidge-Verfahren richtig zu verwerten. Dies ge- 
lang vielmehr erst später, und durch die hierauf abzielen- 
den Arbeiten ist es schließlich gelungen, den gezogenen 
Wolframdraht derart in der Qualität zu verbessern, daß 
sich selbst die Firma Pintsch veranlaßt sah, bei ihren 
normalen Lampen das Coolidge-Verfahren anzuwenden. 
Über diese Arbeiten, bei denen auch die bei Entstehung 
und Anwendung des Pintsch-Verfahrens gemachten Ent- 
deckungen und gesammelten Erfahrungen vorteilhaft ver- 
wertet wurden, wäre besonders zu berichten. Dennoch 
wird auch das Pintsch-Verfahren in seiner ursprünglichen 
Form weiter ausgeübt, ja, es ist für manche Zwecke un- 
ersetzbar, wo es nämlich darauf ankommt, den Leucht- 
körper mit möglichst wenigen Haltern zu stützen. Dies 
ist z.B. der Fall bei sehr lichtstarken Projiektionslampen, 
worüber Jaedicke gelegentlich der Tagung der Dt. 
Beleuchtungstechn. Ges. am 1.X.1927 in Hamburg be- 
richtete!®. Denn der Pintschfaden, der bei Zimmertempera- 
tur überaus geschmeidig und biegsam ist, hat die merk- 
würdige Eigenschaft, bei Leuchttenmperatur starr zu sein, 
worauf an genannter Stelle bereits früher Böttger hin- 
wies. Bei den vorhin erwähnten Arbeiten der Neuzeit, 
deren Findzie] die Schaffung eines möglichst durchhang- 
freien Wendelleuchtkörpers war, wurde auch diese Ent- 
deekunz der Firma Pintsch mitverwertet. 


3 0), Schaller, Z. angew. Chemie Rd. 30, S. 71. 

u M. Polanyi, Z. Elektrochemie Bd. 38, S. 16. l 

5 Ely, Mitt. Y. EL W. Bd. 15, S. 263 u. 309, Z. angew, Chemie 
Bd. 39, S. 71. i 

8 Jaedicke, Licht u. Lampe Bd. 17, S. 177. 


1054 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


18. Juli 1929 


Die elektrische Sparküche. 


Von Dr. Ing. S. Ottenstein, Nürnberg. 


Übersicht. Es wird ein neuer elektrischer Kochherd 
beschrieben, der auf Grund des Studiums der Dämpf- und 
Kochvorgänge entstanden ist, mit dem Erfolg, daß er einer- 
seits seine Arbeiten mit geringerem Stromverbrauch leistet 
als die bisher üblichen elektrischen Herde, und daß ander- 
seits der Bedienung die Überwachung erleichtert und bei 
vielen Speisebereitungen ganz erspart wird. Der Herd ist 
ein Sparherd und ein selbsttätiger Herd zu gleicher Zeit. 


Die Einfachheit und die Gefahrlosigkeit, welche mit 
der Bedienung des elektrischen Herdes verbunden sind, 
haben diesem bereits heute viele Freunde zugeführt. In 
Haushaltungen, besonders in Siedlungen ist auch in 
Deutschland bereits eine anschnliche Zahl von elektri- 
schen Kochherden aufgestellt worden. Der hauptsächliche 
Einwand, dem man gelegentlich immer wieder begegnet, 
ist der, daß die Betriebskosten im Verhältnis zu anderen 
Feuerungen bedeutender sind. Das Bestreben der Kon- 
strukteure geht infolgedessen dahin, durch gceignete An- 
ordnungen den Stromverbrauch zu vermindern. Wesent- 
liches ist hierbei nur durch Beeinflussung der Fortkoch- 
periode zu erreichen. 

Die bekannte regelbare Kochplatte hat gemäß der 
üblichen Serien-Parallel-Schaltung eine Fortkochstufe 
von 1:4 der Vollastleistung, d. i. zum Beispiel bei einer 
Platte von 180 mm Dmr., 1200 W, eine Stufe von 300 W. 
Es ist heute schon bekannt, daß diese Fortkochstufe zu 
hoch ist. Versuche haben ergeben, daß bei günstigen 
Verhältnissen, d. i. ebener Topfboden und blankes neues 
Geschirr, etwa 150 W als Fortkochleistung genügen wür- 
den. Mit Rücksicht darauf, daß dieser Idealtopf im Ge- 
brauch nicht immer vorhanden ist, und mit Rücksicht auf 
Spannungsunterschreitungen am Gebrauchsort ist es 
zweckmäßig, die Fortkochstufe mit 225 W zu normieren. 

Um den Stromverbrauch für das Fortkochen zu ver- 
mindern, sind Konstrukteure dazu übergegangen, Koch- 
stellen und Kochgut mit einer Haube abzudecken; hier- 
bei wird durch einen selbsttätigen Schalter der Strom ab- 
geschaltet, wenn eine gewisse Kochraum-Temperatur er- 
reicht ist. Nach dieser Methode wird natürlich die 
Fortkochleistung auf ein sehr geringes Maß herabgesetzt, 
nämlich auf denjenigen Betrag, der erforderlich war, die 
Kochraumtemperatur zu erzeugen Die Methode hat 
jedoch einen Nachteil. Wenn auch die Haube gut wärme- 
isoliert ist, so ergibt sich doch nach Abschaltung des 
Stromes ein zu rascher Temperaturabfall. Die Speisen 
werden wohl warm gehalten aber nicht ınit Sicherheit 
durchgekocht. Ein Nachheizen wird erforderlich; häufig 
auch bei Uebereinanderschichten der Kochtöpfe ein Um- 
stellen derselben, um auch den Inhalt der zurückgeblicbe- 
nen oberen Töpfe fertigzukochen. 

Diesem Nachteil versucht ein Vorschlag zu begegnen, 
der die Fortkochstufe unter der Haube zeitlich mittels 
einer Schaltuhr begrenzt. Diese Methode ergibt nicht die 
günstigste Fortkochleistung, da sie sich nicht dem Wärme- 
bedarf anpaßt sondern empirisch eingestellt wird. Ver- 
suche genannter Art sind einerseits teilweise mit elektrisch 
beheizten Kochkisten, anderseits auch mit der Bratröhre 
durchgeführt worden. Die Bratröhre als Sparherd, mit 
oder ohne Schaltung verwendet, löst die Aufgabe ebenfalls 
nicht. Bei ihr liegt der Hauptnachteil in der Ankoch- 
periode, bei welcher durch ungünstige Wärmeübertragunz 
nicht der hohe Wirkungsgrad der Kochplatte erzielt wird. 
Um mit der Bratröhre auf günstige Stromverbrauchszahlen 
zu kommen, sind Erfahrungen und für den praktischen 
Betrieb schwer durchführbare Einstellungen der Hleizstu- 
fen erforderlich. 

Die genannten Mängel und Nachteile führen zu der 
Lösung des mit Haube versehenen temperaturgesteuerten 
Sparherdes. Bei diesem Herd werden die Kochgefäße 
durch Kochplatten beheizt, über die Kochgefäße wird die 
Wärmeschutzhaube gestülpt. In die Herdplatte ist ein 
Temperaturregler eingebaut, der die Temperatur des 
Kochraumes auf gewünschter Höhe hält. Eine solche 
Kombination benötigt als Fortkochleistung diejenige 
Menge, welche der Größe und Beschaffenheit der Hau- 
benoberfläche sowie deren Temperatur entspricht, unab- 
hängig von der Menge des eingestellten Kochgutes. Der 
Temperaturregler wird somit die Stromaufnahme der 
Kochplatte auf dasjenige Maß beschränken, welches der 
Wärmeabgabe der Haube entspricht. Er ist also derart 
zu entwerfen, daß er die günstigste Kochtemperatur, 


‚Methode der selbsttätige Kochbetrieb gegeben. 


welche bekanntlich um einiges unter der Siedetemperatur 
liegt, aufrecht erhält. 

Mit dieser Methode ist einerseits das Minimum an 
Fortkochleistung erreicht, anderseits wird gegenüber 
Kochplatten mit frei aufgestellten Töpfen auch die An- 
kochleistung etwas günstiger liegen, da ja auch schon 
in der Anheizperiode die Wärmeverluste des Kochgefäßes 
vermindert werden. Zugleich ist aber auch mit di'ser 
Da dem 
Kochgut nicht mehr Wärme zugeführt wird als zur Er- 
haltung der Temperatur nötig ist, so findet ein Über- 
kochen und Verdampfen nicht statt. Die Zeitdauer i:t 
durch die Bedürfnisse des Kochgutes gegeben, sie lieet, 
je nach der Zusammenstellung einer Mahlzeit, bei etwı 
2..4h, kann aber, da ja die Wärmezufulhr gesteuert ist, 
unbedenklich über das erforderliche Maß verlängert wer- 
den. Es wird dann nur ein allerdings geringer Mehrver- 
brauch an Fortkochleistung entstehen. Die Betätigung 
des Kochs beschränkt sich auf Einstellen und Bedecktn 
der Kochtöpfe und die Einschaltung sowie nach abgelau- 
fcnem Kochvorgang auf die Ausschaltung und Entnehmei 
der Kochtöpfe mit den fertigbereiteten Speisen. Abb.l 


Abb. 1. 


Sparherd geschlossen. 


zeigt einen Sparherd, der auf Grund dieser Überlegungen 
entworfen ist. Der Herd, der für eine Mahlzeit für 
23... D Personen genügt, besitzt 2 Kochplatten von je 
650 W mit eingebautem Wärmeregler, eine Kochfläche von 
280 X 460mm. Die Aluminiumhaube hat die äußeren 
Maße von 350 X 530 X 260 mm. Der Regler ist derart ein- 
gestellt, daß er bei etwa 90...95° Kochraumtemperatur 
stevert. Versuche haben ergeben, daß dieser Herd mit 
1300 W Anschluß in der Stunde rd. 0,15 kWh Fortkoeh- 
verbrauch hat. Mit diesem Verbrauch können 6...8! 
Wasser auf Siedetemperatur oder auf einem geringen Be- 
trag darunter erhalten werden. Auf die Leistung b» 
zogen, ist das 150 W für die genannte Menge oder etwa 
20 W/l, gegenüber nahezu 80... 100 W/l, die auf der üb- 
lichen Kochplatte verbraucht werden. 

Ks bleibt noch die Frage zu prüfen, in welcher Form 
die Fortkochenergie dem Herd zugeführt wird. Es gibt 
zwei Wege: Entweder es werden regelbare Kochplatten 
verwendet, bei welchen nach Ablauf der Ankochperiode 
die Fortkochleistung eingeschaltet und diese durch den 
Regler gesteuert wird, oder es wird eine unregelbare 
Kochplatte verwendet und deren volle Leistung dureh 
den Regler gesteuert. In der thermischen Wirkung un- 
terscheiden sich die beiden Methoden nur in der Häufig- 
keit und Zeitdauer der Schaltungen, in der Wärmewir- 
kung besteht kcin Unterschied. 

Bei dem in Abb. 1 gezeigten Sparherd ist die zweite 
Methode gewählt mit Rücksicht darauf, daß Konstruktion 
und Aufbau bei den unregelbaren Kochplatten wesent- 
lich vereinfacht und verbilligt sind. Konstruktiv ast 
zu dem abgebildeten Herd noch zu bemerken, daß dir 
Kochplatten in die Herdplatte direkt eingebaut sind. Für 
diesen Aufbau war maßgebend, daß die Heizwicklung der 
Kochplatten absolut gesichert werden muß gegen die 
Dampfatmosphäre les Kochraumes. Es ist schwierig, 
bei einer aufgesetzten Kochplatte diese Sicherung in 
vollem Maße zu erreichen. Die Heizstellen sind nicht er- 
höht, sie liegen in der Ebene der Herdplatte; ihre Lage 
ist durch eingezossene Rillen gekennzeichnet. Diese An- 


18. Juli 1929 


ordnung verfolgt den Zweck, daß die Bedienung bei der 
Topfverwendung unbehindert ist. Allerdings wird die 
höchste Wirtschaftlichkeit erreicht, wenn die Töpfe die 
Kochstellen bedecken. 

Mit dem darzestellten Sparherd sind die Aufgaben 
des Kochens und Dämpfens in der Küche gelöst. Damit 
sind aber die Arbeitsmöglichkeiten nicht erschöpft. Wird 
die Haube von dem Sparherd abgehoben, so entsteht ein 
gewöhnlicher Kochherd, bei dem der Temperaturregler 
gegen Anbrennen schützt (Abb.2). Da dieKochstellen einzeln 


Abb. 2. Sparheri offen. 


geschaltet werden können, ist jede der beiden Kochplatten 
für sich verwendbar, z. B. für je 1..21 Wasser für 
Kaffee, Tee usw., für Soßenbereitung, Setzeier, Bratkar- 
toffeln, Schnitzel usw. Ferner ist die Möglichkeit gegeben, 
Pfannenbraten, wie Rinderbraten, Sauerbraten u. dgl. zu 
bereiten. Für die Bratarbeiten, die hohe Temperaturen 
fordern, wie englisches Roastbeef, Geflügel, Kalbsbraten 
usw., bildet die Bratröhre die Ergänzung der elektrischen 
Küche. Diese Gerichte gelingen in der Bratröhre besser, 
besonders dann, wenn auf die Kruste Wert gelegt wird. 


Abb. 3. Sparherd mit Bratrohr. 


Für eine Bratröhre, die naturgemäß auch die Back- 
arbeiten mit zu übernehmen hat, stehen der elektrischen 
Küche heute geeignete Konstruktionen in genügender 
Zahl, so vor allem im Carnifix zur Verfügung (Abb.3). 


Nachdem in vorstehendem die Gedanken wiedergege- 
ben sind, die zum Aufbau des Sparherdes geführt haben, 
interessieren noch die Ergebnisse der Versuche, die auf 
dem Wege bis zum Ziel durchgeführt worden sind. 


Eine Normalmahlzeit für 3..4 Personen wie folgt 
wurde nach verschiedenen Methoden bereitet: 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


1055 


pe: rd. 0,25 kg Ochsenfleisch, 0,5 kg Knochen, 

1,25 1 Wasser, Salz und sonstige Zutaten. 

Gemüse: rd. 1 kg Rotkraut (fein geschnitten), 
rd. 0,06 kg Butter, Gewürz. 

Kartoffeln: rd. 1kg (geschält und gewaschen), 
0,11 Wasser, Salz. 
1. Auf dem Zwei-Stellen-Herd mit 2 Platten 
von je 1200 W und einer Fortkochstufe von 225 W. 
Die Fortkochzeit betrug 2h: 


Ankochen mit 2x 1200 W rd.15 min rd.0,6 kWh 
Fortkochen = 5 


2x 225 „_ „n 2h „09 „ 


rd. 


Gesamtbetrag . .. .. 2.2... 2l,h rd.15kWh. 
2. In der Bratröhre Carnifix: 

Ankochen mit 750W (Stufe II) 1h20 min rd.10k\Wh 

Fortkochen „ 20 „( „ bb 2h „0A „ 

Gesamtbetrag . . . . . . rd. 3!/,h rd. 1,4kWh. 


A. In der Bratröhre mit der Kochplatte 
kombiniert: 


Die Speisen wurden in obiger Reihenfolge auf der 
Kochplatte angekocht und dann in die vorgewärmte 
Bratröhre eingeschoben; durch das häufige Öffnen 
ergaben sich Verluste. 


Ankochen mit 1260 W 27 min rd. 0,54 kWh 
Anwärmen der 

Bratröhre 1000 ,„ (Stufe 111) 10 - o OIT -y 
Fortkochen in 

d. Bratröhre 200, ( „ D 3h „ 0,60 ,, 
Gesamtbetrag... rd. 3/,h rd. 1,31 kWh. 

4. In der elektrischen Kochkiste: 

Ankochen mit 700 W 35 min rd. 041 kWh 
Nachkochen „ 700 , , ,, Dä - e, eh, -y 
Gesamtbetrag ...... rd 4h rd. 0,80 kWh. 


Das Nachkochen war hier erforderlich, da mit der 
Ankochzeit allein keine der Speisen gar war. 
Die Reihenfolge der Speisen war beim Anheizen, von 
unten nach oben: Gemüse, Suppe, Kartoffeln. Beim 
Nachkochen wurde die Reihenfolge entsprechend dem 
zurückgebliebenen Kochstadium geändert. 

5. Im Sparherd: 2 Kochplatten von je 650 W und 
Wärmeregler: 
Ankochen mit 1300 W 
selbsttätig gesteuertes Fort- 


20 min rd. 0,43 kWh 


kochen . . . .. 2 2 2 20. 18 ,, „039 „ 
Gesamtbetrag . . . 2 222.0. 3h rd. 0,82 kWh. 


Sämtliche Versuche waren so abgestellt, daß die 
Speisen vollkommen gar waren. Geschmacklich waren 
keine Unterschiede festzustellen. 


Es stellt sich somit das Ergebnis wie folgt zusammen: 


Kochherd 1,5 kWh 
Bratröhre . . 14 „ 
Kochplatte mit Bratröhre 1,31 „ 
Kochkiste . . . . 0,80 „ 
Sparherd 0,82 „ 


Hieraus ist zu ersehen, daß der Sparherd gegenüber 
dem Kochherd und der Bratröhre eine etwa 40prozentigze 
Verbesserung der Wirtschaftlichkeit ergeben hat. Man 
kann auf Grund der Versuche, die im übrigen wiederholt 
durchgeführt wurden und wiederholbar sind, sagen, daß 
für die vorliegende Mahlzeit ein Stromverbrauch von 
0,8 ... 0,85 kWh das Optimum darstellt. 

Auch mit der Kochkiste lassen sich diese Zahlen er- 
reichen, allerdings ist hierbei eine besondere Geschick- 
lichkeit Voraussetzung, der gegenüber die vollkommen 
selbsttätige Arbeit des Sparherdes bei den Versuchen be- 
sonders hervortrat. 


Elektrokarren. 


Stiefkinder der Gesetzgebung. 
Von Staatsanwaltschaftsrat Grau, Berlin, 
Syndikus des Automobilelubs von Deutschland. 


. Die gesetzlichen Bestimmungen des Kraftfahrwesens 
sind im allgemeinen auf Personen- und Lastwagen zuge- 
schnitten. Diese Beschränkung auf gewisse Fahrzeug- 
typen trägt den Nachteil in sich, daß die gesetzliche Rege- 
lung sich für Sonderfahrzeuge, wie sie der Bedarf der 
Wirtschaft nach und nach hat entstehen lassen, nicht 
immer als zweckmäßig erweist. So ist beispielsweise der 


H 


1056 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 29 


18. Juli 1929 


Lieferwagen grundsätzlich den Anordnungen über 
den Lastwagen unterworfen, obwohl sein Gewicht und 
seine Bauart es rechtfertigen würden, bei seiner Bewer- 
tung nicht den Gesichtspunkt der Lastenbeförderung in 
den Vordergrund zu stellen, ihn vielmehr verkehrstech- 
nisch wie einen Personenwagen zu behandeln. 

Wenn die Vorschriften über die Beschaffenheit, Aus- 
rüstunze und Zulassung von Kraftfahrzeugen den Zweck 
verfolgen, die Verkehrsicherheit nicht durch unsachzge- 
mäß gebaute oder gehandhabte Fahrzeuge zu beeinträchti- 
zen, so ergibt sich damit aus wirtschaftlichen Erwägungen 
die Notwendigkeit, für den Verkehr solcher Fahrzeuge, bei 
denen die erwähnte Befürchtung ebensowenig besteht wie 
die einer übermäßigen Abnutzung des Straßenbelags, Er- 
leichterungen zu gewähren. In Erkenntnis dieser Notwen- 
digkeit und zwecks Förderung der Verwendung von Nutz- 
fahrzeugen hat man beispielsweise die Zuxrmaschinen von 
gewissen für andere Fahrzeuge geltenden Vorschriften be- 
freit. 

Zu den Fahrzeugen, die sich dieses Wohlwollens des 
Gesetzgebers nicht erfreuen, gehören die Elektrokar- 
ren. Noch der Verordnung über Kraftfahrzeuzverkehr 
vom 16. III. 1928 unbekannt, finden sie zum erstenmal Er- 


wähnunz in der Verordnung vom 13. VII. 1928. Hervor- 
gerufen war diese gesetzueberische Maßnahme dadurch, 


daß die in $ 3, Abs. 2 der Verordnung über Kraftfahrzeug- 
verkehr vom 16. III. 1928 getroffene Anordnung, wonach 
Kraftfahrzeuge, deren betriebsfertiges Eigengewicht! 3 t 
nicht übersteigt, mit Luftreifen versehen sein müssen, so- 
wohl bei den Herstellern wie bei den Benutzern von Elek- 
trokarren scharfe Kritik gefunden hatte. Das einzige Ent- 
£gerenkommen, zu dem diese Kritik den Gesetzgeber ver- 
anlaßte, bestand in einer in Artikel III der Verordnung 
von 13. VII. 1928 enthaltenen Anordnung, durch die bei 
Elektrokarren, die vor dem 1. I. 1929 zum Verkehr zurelas- 
sen sind und deren betriebsfertires Eigengewicht 1,75 t 
nicht übersteigt, die Verwendung gewöhnlicher oder hoch- 
elastischer Vollzummireifen an Stelle von Luftreifen bis 
zum 1. I. 1933 für zulässig erklärt wurde. Eine weitere 
Erleichterung wurde durch die Verordnung über Kraft- 
fahrzeugverkehr vom 27. IV. 1929 geschaffen, durch die 
dem § 36a der Verordnung vom 16. III. 1928 in der Neu- 
fassung vom 13. VII. 1928 folgender Absatz 3 hinzugefügt 
wurde: 

„Für Elektrokarren, deren betriebsfertiges Eigen- 
gewicht 1,75 t nicht übersteigt, ist auf Antrag des Eigen- 
tümers die Benutzung hochelastischer Vollgummireifen 
an Stelle von Luftreifen zu genehmigen, sofern der Elek- 
trokarren überwiegend auf nicht öffentlichen Wegen be- 
nutzt werden soll. Über den Antrag entscheidet die 
höhere Verwaltungsbehörde. Die Genehmigung ist un- 
ter Vorbehalt jederzeitigen Widerrufs zu erteilen und in 
die Zulassungsbescheinigung einzutragen.” 


Auch dieses äußerste Entzegenkommen, zu dem sich das 
Reichsverkehrsministerium bereitzefunden hat, vermag die 
Unzuträglichkeiten nicht zu beseitigen, die der gesetzlichen 
Behandlung der Elektrokarren anhaften und ihrer weiteren 
Verbreitung entgegenstehen. Die Bedenken richten sich 
vor allem gegen die Grundsätze, nach denen die Berech- 
nung des „betriebsfertiren Eigengzewichts” erfolgt. In Zif- 
fer VIII der Anweisung über die Prüfung von Kraftfahr- 
zeugen findet sich für das Eigengewicht folzende Begriffs- 
bestimmung: 


„Als Eigengewicht gilt das Gewicht des betriebsferti- 
een Fahrzeugs mit gefüllten Betriebstoffbehältern, bei 


elektrisch angetriebenen Fahrzeugen mit Akkumulato- 
renbatterie; Aufbauten, Signalinstrumente, DBeleuch- 


tunzseinrichtungen und etwa vorhandene Windschutz- 
scheiben, Kotflügel und Trittbretter sind mitzuwären.“ 


Wenn die Beeriffsbestimmung mangels einer Ausnahme- 
vorschrift auch auf Elektrokarren Anwendung findet, so 
darf doch die besondere Erwähnung der „Aufbauten“ 
nicht dazu führen, diese bei Elektrokarren ebenso zu be- 
handeln wie bei anderen Kraftfahrzeugen. Schon die Auf- 
zählungz von Zubehörteilen, Siernalinstrumenten, Beleuch- 
tungseinriehtungen, Windschutzscheiben usw. läßt erken- 
nen, daß der Gesetzgeber die Möglichkeit, die Zubehör- 
teile der Giewichtsberechnung zu entziehen, hat verhin- 
dern wollen. Nicht dagegen haben solche Einrichtungen 
getroffen werden sollen, deren gelegentliche Ver- 
wendung das Gewicht des Fahrzeugs beeinflußt. Nun 
kann es schon vom sprachlichen Standpunkt aus ebenso 
wenig einem Zweifel unterliegen, daß ein Karren, eine auf 
Rädern laufende Plattform, ein betriehsfertizes Fahrzeug 
ist, wie daß das Chassis eines Personenwagens erst durch 


) Val. ETZ ı . 1265. 


die Karosserie zu einem solchen wird. Es kommt hinzu, 
daß es in Wesen der Elektrokarren liegt, für die verschie- 
denartigsten Zwecke verwendet zu werden, daß gerade in 
dieser Möglichkeit ihre wirtschaftliche Bedeutung liegt, 
und daß die Industrie diesem Umstande Rechnung getra- 


gen hat, indem sie bei der Herstellung eines Karrens die 
Verwendung verschiedener Aufbauten vorsieht. Ein we- 


sentlicher Unterschied gegenüber anderen Kraftfahrzen- 
gen liegt endlich darin, daß die Verbindung der Aufbauten 
mit dem Karren eine ganz lockere, ebenso leicht herzu- 
stellende wie zu lösende, ist, und daß es — im Gegensatz 
zu der starren Verbindung etwa der Karosserie mit dem 
Chassis bei Personenwagen — nur ganz einfacher Hand- 
griffe bedarf, um die Aufbauten anzubringen oder zu ent- 
fernen. Berücksichtigt man dieses Verhältnis der Aufbauten 
zum Karren, so wird man die Aufbauten nicht anders 
behandeln können als Nutzlas ten, die unter Umstän- 
den in stärkere Verbindung mit dem Karren gebracht 
werden können als die Aufbauten selbst. Welchen Unter- 
schied sollte es machen, ob etwa eine dem Umfang der 
Plattform des Karrens genau angepaßte Kiste mitzefiührt 
wird oder ein Aufbau aus llolzwänden mit gleichem Ge- 
wicht vorhanden ist! Die Anwendung der gesetzlichen Be- 
eriffsbestimmung in der hier kritisierten Form bietet ve: 
radezu einen Anreiz dazu, Elektrokarren bei ihrer Zu- 
lassung mit den leichtesten der vorhandenen Aufbauten 
zu versehen, um dann im Betrieb wesentlich schwerere 
Aufbauten zu verwenden, eine Umgehung des Gesetzes, die 
dem (iesetzwzeber nicht erwünscht sein kann. 

Wird die bisherige Praxis beibehalten, 
Erleichterungen, die das (resetz den Elektrokarren ein- 
geräumt hat, auf dem Papier. Elektrokarren, deren be- 
triebsfertires Eigengewicht einschließlich der Aufbauten 
1,75 t nicht übersteigt, gibt es nicht. An diese Gewichts- 
grenze aber ist nicht nur die Berechtigunz zur Be- 
nutzung von Vollzeummireifen, sondern auch 
die Befreiung vom Erwerb des Führerscheins 
gebunden. Soweit daher hinsichtlich der Auslegung der 
Ziffer VIII der Prüfungsanweisung überhaupt Zweifel 
bestehen können, bedarf es einer Klarstellung nach der 
Richtung, daß bei der Feststellung des Eigengewichtes 
von Elektrokarren Aufbauten nicht mitzuwägen sind. Es 
soll hier unerörtert bleiben, ob selbst dann nicht die Ge- 
wichtserenze von 1,75 t zu niedrig bemessen ist; prakti- 
sche Bedeutung gewinnen die vom Gesetzgeber gewährten 
Erleichterungen jedenfalls erst dann, wenn Aufbauten 
nicht mitzewogen werden, die Karren daher nach Bedarf 

mit verschiedenen Aufbauten verwendet werden können. 

Ein Interesse an dieser Handhabung der gesetzlichen 
Vorschriften besteht einmal im Hinblick auf die Befrei- 
unge vom Führerscheinzwang. Offenbar er- 
achtet der Gesetzireber durch die Verwendung von Fahr- 
zeugen, die eine bestimmte Gewichtszrenze überschreiten, 
den Verkehr als stärker gefährdet wie durch andere Fahr- 
zeuze. Dann aber ist für die Vermeidung von Verkehrs- 
unfällen nieht das betriebsfertige Eigengewicht maßgebend, 
sondern Eigengewicht und Nutzlast. Nur das Gesaintgewicht 
also, d. h. Eigengewicht und Nutzlast, ist geeignet, die Ab- 
sicht des Gesetzgebers zu verwirklichen: das Gewicht des 
Fahrzeugs allein ist für die Beurteilung der Frage, ob es 
eines berufenen Führers bedarf, nicht entscheidend. Wenn 
man bedenkt, wie geringe Anforderungen die Bedienun? 
eines Wlektrokarrens an den Führer stellt, so wird man 
die verkehrstechnische Unmöglichkeit erkennen, die Füh- 
rerschieinfreiheit beispielsweise davon abhängig zu machen, 
daß eine auf einem Karren befindliche Winde nicht mit 
diesem durch einige Schrauben verbunden ist, in welchem 
Falle sie als zum betriebsferticen Eigengewicht gehörender 
Aufbau das Gewicht des Karrens auf mehr als 1,75 t er- 
höhen kann, sondern als Werkzeug befördert wird, in wel- 
chem Falle sie als Nutzlast anzusehen ist. 

Vor allem aber ist es die Auswirkung der gesetzlichen 
Regelung auf die Bereifung, die mit Recht den Wider- 
spruch der Hersteller und Verbraucher hervorruft. So- 
fern Aufbauten bei Feststellung des betriebsfertizen Eigen- 
gewichts mitzuwären sind, wird für die überwiegende Zahl 
der Elektrokarren die Berechtigung an Stelle von Luft- 
reifen mit Vollzummireifen versehen zu sein, nicht in 
Frage kommen. Gerade die Verwendung von Vollgummi- 
reifen aber ist es, die die so vielseitige und darum von 
der Wirtschaft erstrebte Benutzung der Elektrokarren be- 
günstiet. Wenngleich Klektrokarren überwiegend in gro- 
ßen Fabrikbetrieben gebraucht werden, also innerhalb ge- 
schlossener Grenzen laufen, so hat sich doch die Notwen- 
digkeit ergeben, sie auch über öffentliche Straßen zu lei- 
ten, dies ganz besonders in Fabriken, deren Gelände von 
Verkehrstraßen durchsehnitten wird. Nun wird durch 
die Verwendung von Luftreifen nicht nur die Wendiz- 


so stehen die 


18. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


10567 


ums ale nn ee un a mul m aid alfa u un Sn na E a a a a ae 


keit der Karren beeinträchtigt, die sie zu einem besonders 
wertvollen Verkehrsmittel für den Innenbetrieb macht, 
Luftreifen sind vielmehr auch mit Rücksicht auf die Art 
ihrer Verwendung in Fabrikbetrieben, wo Stahlspäne, 
Eisenteile, glühende Metallteile am Boden liegen, in viel 
höherem Maße Beschädigungen ausgesetzt als Vollgummi- 
reifen. Der Vorschlag, im Innenbetrieb andere Karren zu 
verwenden als auf den Verkehrstraßen, ist vom wirt- 
schaftlichen Standpunkt aus undurchführbar, weil, wie 
schon ausgeführt, gerade die vielseitige Verwendungsmög- 
lichkeit der Elektrokarren sie zu einem der Wirtschaft so 
erwünschten Kleinfahrzeug macht. 

Diesen wirtschaftlichen Gesichtspunkt läßt die Ge- 
setzgebung unberücksichtigt, wenn sie für Elektrokarren 
die Verwendung von Vollgummireifen erschwert. Der Ein- 
wand der Straßenabnutzung ist angesichts der geringen 
Geschwindigkeit der Elektrokarren, die 15 km kaum über- 
steigt, um so weniger stichhaltig, als Elektrokarren infolge 
ihrer Bauart nur auf gut befestigten Straßen fahren und, 
durch ihren Aktionsradius behindert, nur kurze Strecken 
zurücklegen können. 

Es ist daher bedauerlich, daß die Verordnung vom 
277. IV. 1929 die Vergünstigung der Benutzung von Voll- 
gummireifen nicht nur auf solche Elektrokarren beschränkt 
hat, deren betriebsfertiges Eigengewicht 1,75 t nicht über- 
steigt, sondern sie uch davon abhängig gemacht hat, daß 
die Karren überwiegend auf nicht öffentlichen Wegen be- 
nutzt werden sollen. Man hat sich offenbar nicht der Er- 
kenntnis verschlossen, daß man vollgummibereifte Elektro- 
karren nicht ganz von der Straße verbannen kann, sich 
aber nicht überwinden können, derartigen Karren, sofern 
ihr Eigengewicht 1,75 t nicht übersteigt, grundsätzlich die 
Straße freizugeben. Mit der Kompromißlösung, nach der 
die überwiegende Benutzungsart entscheidet, ist keinem 
der Beteiligten gedient. Die vielseitige Verwendung der 
Karren wird eine Nachprüfung der Frage, ob sie überwie- 
gend auf nicht öffentlichen Wegen benutzt werden, un- 
möglich machen und den Verwaltungsbehörden eine Hand- 
habe bieten, Anträge auf Benutzung von Vollgummireifen 
abzulehnen. Wenn infolge der Festsetzung eines Höchst- 


gewichtes der Kreis der Elektrokarren, die auf die Ver- 
günstigung Anspruch erheben können, an sich schon klein 
ist, so sollte man ihn mit dem Erfordernis überwiegender 
Verwendung außerhalb öffentlicher Wege nicht noch enger 
ziehen. Der Entwicklung dieser Art von Kleinfahrzeugen 
sollte man kein Hindernis in den Weg legen. Darüber hin- 
aus aber verdient die Forderung der Wirtschaft nach 
einer lleraufsetzung des betriebsfertigen Eigengewichts 
auf 2 t ebenso ernste Beachtung wie der Vorschlag, Auf- 
bauten bei der Berechnung des betriebsfertigen Eigenge- 
wichts nicht zu berücksichtigen, sie vielmehr als Nutzlast 
anzusehen. 


Mitteilungen der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt. 


Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen 
durch die elektrischen Prüfämter. 


Nr. 273. 


Auf Grund des § 9 des Gesetzes vom 1. VI. 1898, be- 
treffend die elektrischen Maßeinheiten, ist dem Sächsisch- 
Thüringischen Dampfkessel-Revisions-Verein zu Halle 
a. S. die Genehmigung erteilt worden, als Elektrisches 
Prüfamt 9 amtliche Prüfungen von Elektrizitätszählern 
und Meßapparaten auszuführen, und zwar 
ZEN f bis 100 A, 500 V im Amt, 
mit Gleichstrom \ bis 1500 A, 1500 V am Betriebsort, 
mit Wechsel- und f bis 80 A, 500 V im Amt, 

Drehstrom \ bis 5000 A, 6000 V am Betriebsort. 
(Verfügung des Reichsministers des Innern vom 27. IV. 
1929, Reichsministerialblatt Nr. 18, 1929.) 


Berlin-Charlottenburg, den 29. V. 1929. 


Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 
Paschen. 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Wasserkraftwerk mit Freiluftgenerator. —'Ein Beispiel 
für die Bestrebungen der Amerikaner, die Kosten der Ge- 
bäude für die Kraftwerke möglichst herabzusetzen?, gibt 


di BES LAN Zr Lo 


eine Ausführung der Carolina Power and Light Co., deren 
Kraftwerk Norwood durch Abb. 1 im Schnitt dargestellt 
ist. Über dem möglichst tief gelegten Flur hat man als 


I Vgl. ETZ 152%, H 867. 


Fundament für die Generatoren Betonzylinder errichtet, 
u.zw. gerade so hoch, als es die an den Zylinder sich an- 
schließenden überdachten Betriebs- und Kontrollräume ge- 
statten. Für die letzteren Räume wurde eine leichte Eisen- 
hbetonkonstruktion verwendct. Auf dem Betonzylinder sitzt 


a Deckel 
b Deckelaufzug 


e Kühlluftführung mit cin- 
gebautem Filter 


d Kkontrollraum 
e Leitungskanäle 
Öltanks 
g Sammelschienenraum 
h Betriebsraum 
$ Haupt- und Hilfstransfor- 
matoren 
1% t-Kran 
Lufteintritt 
75 t-Flaschenzug für Schütze 
175 t-Schraubenwinde 
Schütze 


Abb. 1. Wasserkraftwerk 
mit Freiluftgenerator. 


der Generator, umgeben von einem Blechgehäuse, durch 
das die Kalt- bzw. Warmluft zu- und abeeleitet wird. In 
dem Kaltluftkanal ist noch ein Filter eingebaut. Das 
Blechgehäuse wird nach oben hin durch einen Deckel ab- 
geschlossen, der bei Stillstand des Betriebes durch einen 
Kran nach oben gezogen werden kann, so daß das Gie- 
häuse geschlossen ist. Der für die Montage und aus Be- 
triebsrücksichten erforderliche Kran läuft mit seiner 


1058 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 18. Juli 1929 


einen Schiene auf dem Flur, während die andere Schiene 

ML u a der Staumauer verlegt ist. Links neben dem Kran sind 
ÉIER EK E EE SC? er ie Haupt- und Hilfstransformatoren im Freien aufgestellt. 
| RE J Das Werk enthält einen Generator von 18000 kW und 
Sei N zwei Generatoren von 22000 kW; eine Erweiterung durch 
i eine 22 000 kW-Einheit ist vorgesehen. Wenn man die Ge- 


AK 


Weise ausgeführt hätte, so wäre ein Hochbau mit einer 
Grundfläche von rd. 2400 m? erforderlich gewesen. (El. 
World Bd. 93, S. 344.) Ka. 


Ein Wärmekraftwerk bei Genua. — Die oberitalie- 
nische Elektrizitätsgesellschaft Edison errichtete mit 
ihren Zweiggesellschaften zwischen Genua und Sampier- 


nischen Kraftbedarf einspringen soll. Anfänglich wurden 
53 125kW installiert, der Endausbau ist mit 131 250 kW 
geplant. Die Dampferzeugung erfolgt in 4 Borsig-Hoch- 
druck-Röhrenkesseln (Endausbau 10) von je 1900 m? Heiz- 
fläche. Stundenleistung normal 37 kg/m? (maximal 60 kr) 
Dampf. Dampfdruck 33 at, Dampftemperatur 400°. Die 
Feuerung ist System Taylor der American Engineering 
Co Philadelphia, von der die schweren Teile in Italien 
fabriziert sind. Man rechnet mit einem Kohlenverbrauclı 
von maximal 1200 kg/h bei 7500 kcal. Die Feuerung hat 
Ventilatorzug. 


Das Kraftwerk liegt unmittelbar am Meere. Die mit 
den Schiffen ankommende Kohle kann auf einem Lager- 
platz, den Krane und Greifer bestreichen, in einer Menge 
von 25000 t gelagert werden. Der Kohlentransport 
in die Silos von 5000 t Fassungsvermögen geschieht 
durch Becher- und Bandförderung mit einer Stundenlei- 
stung von 1401. 


Vorläufig werden 2 Turbogeneratoren, Fabrikat 
Brown, Boveri & Cie., von je 23000 kW und einer von 
3125 kW aufgestellt (Endausbau 5 bzw. 2), 8500 V, 
3000 U/min, 42..50Hz. Kühlung durch Meerwasser. Die 
2 Transformatoren (Comp. Gen. di Elettricità, Mailand, 
Endausbau 5) von 28600 EVA haben eine Übersetzung 
von 8500/58 000-60 000-62 000/133 000 V und werden von 
Brown, Boveri, Mailand, geliefert. Abb. 2 zeigt den Längs- 
schnitt des Kraftwerkes, das im Mai 1928 nach rd. 1%- 
jähriger Bauzeit in Betrieb kam. Hz 


ne 


$ 


P r ` p 
a ` e 
EE 


TT) 


bei Genua (Längsschnitt). 


(Ch 
k 


SE SA 


Elektromaschinenbau. 


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WZ 


Beiträge zur Theorie des synchronen Einanker- 
umformers unter besonderer Berücksichtigung der Aus- 
gleichvorgänge bei gleichstromseitigen Kurzschlüssen. — 
Die Untersuchung der Ausgleichvorgänge bei stoßweiser 
Belastung von Einankerumformern wird unter Vernach- 
I8 lässigung aller Ohmschen Widerstände mit Ausnahme des 
Widerstandes des Gleichstromnetzes durchgeführt. Hier- 
für ergibt sich als wichtigste Gleichung der Drehstrom- 
seite: 


DST ETC 
KE 


N / 
| d 
` 
ri Á 


š 
A 


e 


"ane Lsi +N Oe ae SE 


Darin bedeuten: 


re: 


E Amplitude der Netzspannung, 

w Kreisfrequenz, 

a Winkel (in el. Graden), um den die Rotationsspan- 
nung des Hanptfeldes dem Netzspannungsvektor 


rmekraftwerk der El.-Ges. Edison 


voreilt, 
L, Induktivität \ der Querfeldkomponente der Dreh- 
ö Strom í stromamperewindungen, 


Gegeninduktivität der Querfeldlkomponenten der 
E Gleich- und Drehstromamperewindungen, 

‘ Momentanwert des Gleichstromes. 

Q Gegeninduktivität der Qnerfeldlkomponenten der 
Dämpfer- und Drehstromamperewindungen, 


(o Strom der Querfeldkomponente der Dämpferampere- 
windungen. 


Wi 


Da 


S « 
nt ee E Me 
H 
D 
D 


\bb. 2. 


Erfolgt der gleichstromseitige Kurzschluß bei Leer- 
lauf mit richtiger Erregung, en ist vor dem Kurzsehluß 
a—0, i —0, i=0. Ohne Querfelddämpfung wäre dainn 
zu Anfang des Ausgleiehvorganges 


Fé N” 
H L, 


Der Wechselstrom würde also während der ersten Periode 
des Kurzschlusses ebenso schnell ansteigen wie der Gleich- 
strom, und er würde zu dicsem in demselben Verhältnis 
stehen wie der Sekundärstrom zum Primärstrom eines 

(sekundär) kurzgeschlossenen Transformators. Wäre 


rr, (2a) 


bäude für die drei Maschineneinheiten in der üblichen 


ad Ei bn it 


darena ein großes Wärmekraftwerk, das in der wasser- 4 
kraftarmen Zeit mit der Energielieferung im oberitalie- 


18. Juli 1929 


dieses Ühersetzungsverhältnis xə gleich dem Übersetzunzs- 
verhältnis 
> dé 
to _ 
— = — Am 
dr 


der Ströme bei stationärer Belastung des Einankerumfor- 
mers, so würde auf den Anker überhaupt kein Moment 
ausgeübt werden. Infolge der Streuung und der ausge- 
prägten Pole ist jedoch Xm > xx, Es ergibt sich daher ein 
Moment entsprechend dem Differenzstrom 


A EE i DCH = X), 


der zur Ausbalancierung der Amperewindungen fchlt. 
Doch ist dieses Moment bei kleiner Transformatorstreu- 
ung nicht sehr groß. 

Dieses verhältnismäßig gute Gleichgewicht der Am- 
perewindungen wird durch die Querfelddämpfung voll- 
kommen zerstört. Beim Umformer mit Querfelddämpfung 
wird nämlich der primäre Stoß der Gleichstromampere- 
windungen durch zwei Sekundärkreise, die Wechselstrom- 
wicklung und die Dämpferwicklung, aufgefangen, wie dies 
Gl. (1) ausdrückt. Für a = 0 ist jetzt 


( dé dE 
+ en 1- i. (2b) 


Nach den Gesetzen für Transformatoren mit drei Wick- 


lungen überträgt sich der primäre Stromstoß i auf die 
beiden Sekundärkreise im umgekehrten Verhältnis der 
Streuungen, welche diese Stromkreise gegeneinander be- 
sitzen. Nun hat gewöhnlich die Querfelddämpfung eine 
viel kleinere Streuung gegen die Drehstromankerwicklung 
als umgekehrt die Drehstromseite gegen die Querfeld- 
dämpfung. Denn in die Streuung der Drehstromseite geht 
die Kurzschlußreaktanz des Transformators ein, für 
welche man im allgemeinen mit Rücksicht auf die Regel- 
barkeit der Grleichstromspannung einen ziemlich hohen 
Wert vorschreibt. Die Folge ist, daß der Stromstoß der 
Gleichstromseite hauptsächlich von der Querfelddämpfung 
und nur zum geringen Teil von der Drehstromseite auf- 
gefangen wird. Es fließt also viel weniger Leistung aus 
dem Drehstromnetz nach als auf der Gleichstromseite ver- 
braucht wird, und die Differenz muß der lebendigen Kraft 
der rotierenden Massen entnommen werden. Die hierdurch 
ausgelösten Ausgleichvorgänge, die Schwingung des 
Gleichstroms und die Stabilitätsgrenze des Umformers bei 
Schutz durch Schnellschalter oder durch gewöhnliche selbst- 
tätige Übersetromschalter werden berechnet. (L. Drey- 
fus, Arch. El. Bd. 21, S. 35.) 


Apparate. 


Spannungsregelung an Generatoren mit Hilfe von 
Hochvakuumröhren. — Es werden einige Schaltungen 
mit Zweielektrodenröhren beschrieben, welche sich zur 
praktischen Verwendung für die Spannungsregelung an 
Gleichstrom- und Wechselstromgeneratoren eignen. Die 
Röhren befinden sich entweder in Reihenschaltung oder 
in Parallelschaltung zur Feldwicklung des Hauptgenera- 
tors oder der Erregermaschine, und die Regelung findet 
statt, indem die Glühdrahttemperatur von der Klemmen- 
spannung oder von der Generatorbelastung beeinflußt 
wird. Es wird auseinandergesetzt, daß bei der Beein- 
flussung der Glühdrabttemperatur durch die Generator- 
belastung die erforderliche Röhrenenergie im allgemei- 
nen viel niedriger ist, als wenn die Glühdrahttemperatur 
nur von der Generatorspannung abhängig gemacht ist. 
Als für die Praxis am meisten in Betracht kommende 
Schaltung wird diejenige empfohlen, welche für den Fall 
eines Wechselstromgenerators im Prinzip in Abb.3 dar- 
gestellt ist und bei der eine Anzahl parallelgeschalteter 
Zweielektrodenröhren, die je mit einer entsprechenden 
Signallampe versehen sind, im Ncebenschluß der Feld- 
wicklung des Generators oder des Erregers liegt, wobei 
ein gemeinsamer Widerstand den Zweielektrodenröhren 
und der Feldwicklung vorgeschaltet ist und der Heizstrom 
der Zweielektrodenröhren im wesentlichen von der Ge- 
neratorbelastung beeinflußt wird. Folgende Vorteile 
dieser Schaltung werden genannt: 

1. In erster Linie hat man es in der Hand, mit Hilfe 
eines Lampensatzes so zu regeln, daß die Generator- 
spannung bis zur Vollbelastung infolge der Zunahme der 
Erregung konstant bleibt, daß aber bei starker Zunahme 
der Belastung über Vollbelastung, z. B. im Falle eines 
Kurzschlusses, die Erregung stark abnimmt und der Kurz- 
schlußstrom somit verringert wird. Ein besonderer Kurz- 
.„ schlußregler, wie er z. Z. oft angewendet wird, kann also 
bei dieser Schaltung entbehrt werden. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


1059 


2. Es kann nicht nur auf konstante Generatorspan- 
nung sondern auch auf mit der Belastung ansteigende 
Spannung geregelt werden. Auch eignet sich die Schaltung 
für Regelung auf konstanten Strom oder auf starken 
Spannungsabfall oberhalb einer gewissen Belastung (elek- 
trisches Schweißen, Betrieb von elektrischen Bogen- 
öfen usw.). 


3. Die Lebensdauer der Röhren kann groß sein, Bei 
Regelung auf konstante Spannung müssen die Röhren bei 
Vollbelastung ihre kleinste Emission geben und, weil man 
im allgemeinen annehmen kann, daß ein Generator in 
Durchschnitt mindestens halb belastet ist, folgt hieraus, 
daß die Belastung der Röhren im Durchschnitt gering und 
demzufolge ihre Lebensdauer groß ist. 


4. Daß mehrere Zweielektrodenröhren parallel ge- 
schaltet sind, hat den Vorteil einer großen Betriebesicher- 
heit. Man kann die Schaltung so einrichten, daß bei Ver- 
sagen einer Röhre die anderen Röhren selbsttätig etwas 
mehr Strom durchlassen und so der gesamte Röhrenstrom 
unzeändert bleibt. Die Signallampen, welche z.B. in den 
Glühstromkreisen angeordnet sind, zeigen sofort das Ver- 
sagen einer Röhre an. 


Abb. 3. Schaltung einer Spannungsregler-Vorrichtung mit Zwei- 
elektrodenröhre bei einem Wechselstromgenerator. 


Weiter kann man die Betriebsicherheit dadurch er- 
höhen, daß man zu jeder Zweielektrodenröhre eine Ersatz- 
röhre parallel schaltet, die normal nicht oder nur wenig 
emittiert, während bei Versagen der erstgenannten Röhre 
der Betrieb der Ersatzröhre sofort und selbsttätig ein- 
tritt. Bei Regelung auf konstante Spannung ist die er. 
forderliche Röhrenenergie bei der genannten Schaltung 
von der Größenordnung der Energie, welche das Feld bei 
Vollbelastung verbraucht. 

Es werden ferner zwei Regelungsanlagen mit Zwei- 
elektrodenröhren dargestellt und beschrieben, welche im 
Betrieb der N. V. Philips’ Gloeilampenfabrieken in Eind- 
hoven (Holland) mit gutem Erfolg praktische Anwendung 
gefunden haben. Schließlich wird ein Vergleich zwischen 
Regelung durch Elektronenröhren in der beschriebenen 
Schaltung und Regelung durch elektromechanische 
Schnellregler getroffen, u. zw. mit Hinsicht auf folgende 
Punkte: Regelungsgenauigkeit — Betriebsicherheit — 
Regelungsgeschwindigkeit — den durch die Regelung her- 
beigeführten besonderen Energieverlust — Anpassungs- 
möglichkeit an vorhandene Maschinen. (N. A. J. Voor- 
hoeve, Arch. El. Bd. 21, S. 228.) 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Die Elektrisierung der Österreichischen Bundesbahnen, 
Bericht Jan./März 19291. — Nach dem offiziellen Bericht 
Januar/März 1929 hinderte die andauernde außerordent- 
liche Kälte des verflossenen Winters auch die Fertig- 
stellung der Arbeiten bei der Elektrisierung der Strecke 
Saalfelden—Salzburg Im Mallnitzer wie 
Stubachwerk mußte man sich auf Arbeiten innerhalb 
der Gebäude, kleinere Nacharbeiten in den Stollen, Zufüh- 
rung elektrischer und mechanischer Einrichtungen, Räu- 
mungen, Abtransporte u. dgl. beschränken. In dem erstge- 
nannten Werke wurde der Zusammenbau der Bahntur- 
binen nahezu vollendet, der erste Generator fertiggestellt, 
mit dem Zusammenbau des zweiten begonnen. Die beiden 
Umspanner wurden auf den Freiluftstand gebracht. Die 
6 kV- und die 55 kV-Schaltanlagen sind ebenfalls fast 
vollendet. Im Stubachwerk setzte man den ersten Hilfs- 
maschinensatz in Betrieb, ebenso einen Drehstromgene- 
rator, der für den zweiten Satz bestimmt ist. Die beiden 
restlichen Sätze und die Schaltanlage konnte man unter 
Spannung setzen und einem vierwöchigen Probebetrieb 
unterziehen, der tadellos ausfiel, so daß das ganze Kraft- 
werk Ende Februar der Bundesbahndirektion Innsbruck 
übergeben und seitdem in die übrigen Stromlieferungs- 
anlagen eingeschaltet werden konnte. Auch die verschie- 


ı Vgl. ETZ 1929, S. 824. 


1080 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


denen Unterwerke gehen ihrer Vollendung entgegen. Es 
handelt sich um Wald am Arlberg, Wörgl, Kitzbühel, 
Saalfelden, Schwarzach - St. Veit, Golling und die Schalt- 
stellen Vorder-Stubach und Bruck-Fusch. Auf der Linie 
Saalfelden—Wörgl sind die gesamten Ubertragungs- und 
Bearbeitungsanlagen betriebsfertig. Nur an einer Umge- 
staltung der Blockapparate und der bahneigenen Schwach- 
stromanlagen wird noch gearbeitet, während die dem 
Bunde gehörigen bereits betriebsfertig sind. Aber auch 
auf der letzten Strecke Saalfelden—Salzburg sind die 
Bauarbeiten weit fortgeschritten, ein großer Teil der 
Maste aufgestellt oder wenigstens angeliefert, die Fahr- 
leitungsanlagen der freien Strecken, die Ausrüstung der 
meisten Bahnhöfe vollendet. Die Verlegung des 60 kV- 
Kabels durch den Tauerntunnel ist eingeleitet, und auch 
die meisten Bahnhöfe besitzen schon die fertige Aus- 
rüstung. Ausgenommen hiervon sind Salzburg (Personen- 
bahnhof), Bischofshofen und Zell a. See. Was die Trieb- 
fahrzeuge anlangt, so erhöhte sich die Anzahl der abge- 
lieferten Talschnellzuglokomotiven um vier Stück: fünf- 
zehn Stück sind bereits im Betrieb, zehn Stück noch 
rückständig, Güterzuglokomotiven wurden insgesamt 
zweiundzwanzig Stück bestellt, von denen zwölf Stück 
fertig sind. Von den Verschublokomotiven wurden drei 
abgeliefert, es fehlen noch zwei. Die Einführung elek- 
trischer Zugheizung wurde gefördert, die am Hauptbahn- 
hof Innsbruck errichtete vorläufige Anlage zum elek- 
trischen Vorheizen der Züge wurde übernommen. Im 
1. Quartal betrug der Aufwand an Kosten rd. 5,7 Mill S 
für Neuanlagen, 2,7 Mill S für Lokomotiven. Es ist mit Be- 
stimmtheit zu erwarten, daß im Laufe des Sommers der elek- 
trische Betrieb auf der ganzen Strecke aufgenommen wer- 
den wird, so daß man von Salzburg an auf der Westbahn bis 
zur deutschen, schweizerischen und italienischen Grenze 
ununterbrochen wird elektrisch fahren können. Hoen. 


Hohe Reisegeschwindigkeiten. — G. M. W o od s zeigt 
in einer Abhandlung einige Wege, die zu einer Erhöhung 
der Reisegeschwindigkeit bei Straßenbahnen führen; wie 
überall zwingt die Wettbewerbsfähigkeit mit anderen Be- 
förderungsmitteln dazu, diese Frage eingehend zu stu- 
dieren. Daß man dabei in Amerika zu ähnlichen, ja glei- 
chen Ergebnissen kommt wie bei uns, braucht nicht weiter 
zu verwundern. Nacheinander werden ale Mittel zur Er- 
höhung der Reisegeschwindigkeit angeführt und ihre Wir- 
kung kurvenmäßig dargestellt: 


Herabsetzung der Zahl der Haltestellen (gleichbedeu- 
tend mit Erhöhung der mittleren Haltestellenentfernung) — 
Verkürzung des Haltestellenaufenthaltes — Erhöhung der 
Fahrspannung, sofern dadurch keine Überschlagsgefahr 
am Motor entsteht — Erhöhung der Anfahrbeschleunigung 
und Bremsverzögerung — Herabsetzung des Triebwagen- 
gewichtes und Verkleinerung des Übersetzungsverhält- 
nisses. 

Alle diese Mittel bieten nichts eigentlich Neues. 
Bemerkenswert aber ist die Mitteilung, daß der der Unter- 
suchung zugrunde gelegte Triebwagen mit einem ur- 
sprünglichen Gewicht von rd. 18t mit 4 Motoren von je 
50 PS ausgerüstet ist und daher als „much over-motored“ 
bezeichnet wird, hätten doch für bisherige Fahrtverhält- 
nisse je 35 PS ausgereicht. Diese Überdimensionierung ließ 
eine weitere Verkleinerung des Übersetzungesverhältnieses 
zu, so daß die Beharrungsgeschwindigkeit nach Anwen- 
dung aller genannten Mittel etwa 76 km/h beträgt gegen- 
über einem früheren Wert von etwa 41km/h. Die den 
Untersuchungen beigefügte Abb. 4 zeigt deutlich den Ein- 
fluß der mit kleinem Übersetzungsverhältnis gepaarten 
Überdimensionierung der Motoren. Wie die eingezeich- 
neten Fahrdiagramme beweisen, wird dadurch erreicht, 
daß die konstante Anfahrbeschleunigung bis zu erheblich 
höherer Fahrgeschwindigkeit durchgehalten wird als 
früher, und daß bei der betr. Stationsentfernung die 
erreichbare Höchstgeschwindigkeit (Beharrungszeschwin- 
digkeit) bei weitem nicht erreicht wird. Die Abschal- 
tung der Motoren erfolgt also zu einem Zeitpunkt, wo die 
Beschleunigung im Vergleich zu früher noch erhebliche 
Größe hat. Eine Überdimensionierung der Fahrmotoren 
und deren Ausnutzung (hinsichtlich Erwärmung) durch 
weitestgehende Verkleinerung des Überscetzungsverhält- 
nisses ist also als das Mittel anzuschen, das zu einer 
erheblichen Vergrößerung der Reisegeschwindirkeit 
führt, wenn die anderen genannten Wege bereits be- 
schritten sind und eine Steigerung nicht mehr ermög- 
lichen. Diese Erkenntnis ist wohl für die Allgemeinheit 
völlig neu, für den Fachmann aber eigentlich nur die 
Folge systematischer Überlegung. Ob es sich lohnt, der- 
artig überdimensionierte Motoren einzubauen, die bei 
entsprechender Ausnutzung zwar eine hohe Reise- 


18. Juli 1929 


geschwindigkeit, dafür aber nicht nur höhere Strom- 
spitzen beim Anfahren sondern auch höheren Watt- 
stundenverbrauch ergeben, ist eine Frage, die der Ver- 
kehrswirtschaftler entscheiden mag. Der Einfluß der 
einzeln angeführten Mittel auf die Reisegeschwindigkeit 
ist in Zahlentafel 1 wiedergegeben: 


Zahlentafeli. Einfluß einer Änderung der Betriebs- 
verhältnisse auf die Reisegeschwindigkeit: 
Ursprüngliche Verhältnisse bel 230 m Haltestellen- 


entfernung . . a. 0 ee 15,3 km/h = rd. 100 oi 
Verkürzung der Haltezeit von 10 aut 78 .... 16,1 „ = we 105 % 
Erhöhung der Fahrspannung von 500 auf 550 V 16.3 » = vw 106.52% 

Verkleinerung des Übersetzungsverhältnisses von 
e E Te EN EENEG 166 „ = „ 108,5% 


E EL E 20,4 „= p 133 % 
auf lit EECHER REENEN 209 „ = „ 136 % 
21,7 „ = ,„ 142 20 


— > Amp — Geschwindigkeit U 


a Ursprüngliche Betriebsverhältnisse 
bd Mit den in der Zahlentafel ı aufgeführten Änderungen 


Abb. 4 Geschwindigkeits- und Stromverlauf in Abhängigkeit von 
der Zeit. 


Galt es bei uns bisher, die Reisezeit im wesentlichen 
durch Erhöhung von Anfahrbeschleunigung und Brems- 
verzögerung herabzusetzen, vielleicht auch noch durch 
Verkleinerung des Übersetzungsverhältnisses und Her- 
absetzung des Wagengewichtes, so war man doch stets 
ängstlich bestrebt, mit einem möglichst kleinen, leichten 
Motor auszukommen und möglichst kleinen Wattstunden- 
verbrauch zu erreichen; ein vielleicht etwas zu reich- 
lich bemessener Motor wurde nur mit Rücksicht auf län- 
gere Lebensdauer geschätzt aber selten ausgenutzt: so 
schien es denn, als ob es kein brauchbares Mittel mehr 
gäbe, die Reisegeschwindigkeit zu erhöhen, es sei denn, 
daß man sich bei Stadt- und Untergrundbahnen dazu ent. 
schloß, die Zahl der Triebwagen im Zuge zu erhöhen. 
Entschließt man sich nun, die Motorleistung um 50 % und 
mehr zu erhöhen und gleichzeitig das Übersetzungsver- 
hältnis soweit herabzusetzen, daß der Motor hinsichtlich 
Erwärmung ausgenutzt wird, so wird eine Steigerung der 
Reisegeschwindigkeit die Folge sein, die man auf anderem 
Wege nicht mehr würde erreichen können. (G. M. 
Woods, El. Railw. Journ. Bd. 73, S.237.) Hot 


Fernmeldetechnik. 


Die neuen deutschen Rundfunkwellen. — Am 30. V]. 
trat im Rundfunk nunmehr endgültige die neue Wellenver- 
teilung nach den Beschlüssen der Prager Funkkonferenz 
in Kraft. Da in Prag die Wellen im wesentlichen nur nach 
Ländern verteilt worden sind, waren vor endgültiger Zu- 
teilung der für den deutschen Runfunk in Betracht 
kommenden Wellen auf die einzelnen Sender zunächst noch 
verschiedene Ermittlungen nötig, die jetzt abgeschlossen 
sind. Die deutschen Hauptsender werden vom 30. VI. 
ab auf folgenden Wellen betrieben: | 


1835 kHz 1635 m Deutschlandsender 92%3kHz 325 m Gleiwitz 
563 533 i 1 


S e München 085 „ 276 „ Königsberg i. Tr. 
65 „473 „ Langenberg 1157 „ 29 „ Leipzig 
716 „ AR, Berlin 1188 „ 353 „ Rreslau 
770 ə 3% „ Frankfurt aM. 1256 „ 23% „ Nürnberg 
RO „ 372, Hamburg 1319 „ 27 „ Köln 
833 è 2, Stuttgart 


Für die deutschen Zwischensender sind fol- 
gende Wellen vorgeschen: 


527 kHz 572 m Freiburg i. Pr. 1058 kHz 283 m Berlin O, Stettin. 
Din „n 560 „ Augsburg- Han- Magdehurg 

nover 1112 „ 270. Kaiserslautern 
62 „ 453, Aachen — (Danzig) 1220 „ 245 „ Kiel — Kassel 


887 „ Ei, Bremen 1283 


a EM, Münster i. W. 
91 „ 319. Dresden 1373 „ 


218 „ Flensburg 


18. Juli 1929 


Wie ersichtlich, ist es bei der Verteilung der Einzel- 
wellen möglich gewesen, den Deutschlandsender sowie die 
Sender München, Langenberg, Gleiwitz, Königsberg i. Pr. 
und Nürnberg annähernd auf ihren bisherigen Wellen zu 
lassen. Die Verlegung des Berliner Senders aus seiner 
Nähe von Langenberg entspricht einem dringenden Be- 
dürfnis. Was den Deutschlandsender betrifft, so ist mehr- 
fach der Wunsch hervorgetreten, ihn von Daventry und 
Radio Paris wegzuverlegen. Da Deutschland sich nicht 
des Vorteils begeben kann, in dem Langwellenbereich, der 
ausschließlich für den Rundfunk bestimmt ist (1550 bis 
1875 m), an günstiger Stelle untergebracht zu sein, so ist 
dieser Wunsch nicht erfüllbar. In Prag ist aber erreicht 
worden, daß zwischen diesen drei Sendern wenigstens 
9,5 kHz liegen und daß derGroßsender Charkow, der bisher 
nahe dem Deutschlandsender arbeitete, verlegt wird. Kleine 
Abänderungen der oben mitgeteilten Wellenlängen sind 
voraussichtlich noch zu erwarten. MRG 


Neue Telefunken-Wechselstromröhre. — Zur Vervoll- 
ständigung der Reihe der indirekt geheizten Telefunken- 
Röhren: REN 1104 als Anfangstufe, RENS 1204 als 
Schirmgitter-Hochfrequenzröhre, KEN 1004 als Wider- 
standsverstärker, REN 2204 als Lautsprecherstufe, bringt 
Telefunken unter der Typenbezeichnung REN 804 eine 
speziell als Audion geeignete indirekt geheizte Röhre 
heraus. Die REN 804 zeichnet sich durch eine ganz außer- 
gewöhnliche Steilheit von 2,3 mA/V aus. Damit ist eine 
sehr erhebliche Verstärkung verbunden, so daß durch die 
Verwendung dieser Röhre speziell auch für Fernempfang 
eine Leistungsteigerung erzielt werden kann. Aus den 
nachstehenden Daten ist ersichtlich, daß die REN 304 auch 
in Hochfrequenzstufen und bei sachgemäßer Berücksich- 
tigung des großen Verstärkungsfaktors auch in der er- 
sten Niederfrequenzstufe verwendet werden kann. 


Heizspannuınn ..... 38.4 V  Stellheit `, . . 2... 2,3 mA/V 
` Hesskon: Be ea E 1,1 A Innerer Widerstand 7 Q 
Anodenspannung . . . . 40..200V Emission ....... 40 mA. 
fi 


Hochspannungstechnik. 


Reihenkapazitäten in einer Hochspannungsleitung. — 
Die New York Power and Light Corporation hat im Früh- 
jahr 1928 bei Ballston eine neuartige Anlage, bestehend aus 
Reihenkapazitäten zur Kompensation der Leitungsinduk- 
tivität, in Betrieb genommen, die wegen ihrer vorteilhaften 
Betriebsergebnisse Beachtung verdient. In einer Dreh- 
stromleitung für 33 kV ist in jede Phase je eine Kapazität 
von 110 mF mit einer Durchgangsleistung von 415 kVA, 
132 A bei 60 Hz und Vollast eingeschaltet. Damit ließ sich 
der Belastunestrom auf 67 A gegenüber bisher 33 A stei- 
gern; zugleich erhöhte sich die Spannung in Ballston, wel- 
ches zwischen dem Kraftwerk Spier Falls und der Ab- 
nahmestelle Amsterdam liegt, erheblich. Bei völliger Kom- 
pensation der Leitungsinduktivität werden Kurzschluß- 
ströme nur durch den ÖOhmschen Leitungswiderstand und 
die Systemreaktanzen begrenzt. Jede der für 415 kVA und 
3170 V bemessenen Kapazitätseinheiten ist in der für Stark- 
stromkondensatoren bekannten Weise aus Elementen auf- 
gebaut, mit ölgetränktem Papier isoliert, in Kästen einge- 
schlossen und gegen Erde für 33 kV isoliert. Die Ölkästen 
stehen im Freien. Die außerordentlich geringen Verluste 
betragen je Phase 750 W bei Vollast. 


Bei einem Kurzschluß auf der Lastseite würde der 
Kondensator an die Netzspannung gelegt; um das zu ver- 
meiden, ist eine Spezialfunkenstrecke mit halbkugelförmi- 
gen Elektroden entwickelt, welche starke Kurzschlußlicht- 
bogen bewältigen kann; diese Funkenstrecke ist zusammen 
mit einem kräftigen Blasmagneten auf dem Tankdeckel 
untergebracht. Die Funkenstrecke spricht an, wenn der 
normale Spannungsabfall an dem Kondensator um 50 % 
überschritten wird; durch Stromrelais wird ein Schnell- 
schalter ausgelöst, welcher innerhalb von etwa 0,01 s 
einen Nebenschluß für den Kurzschlußstrom herstellt. So- 
bald der normale Netzstrom wieder fließt, schaltet der 
Schnellschalter den Kondensator wieder betriebsfähig. Ein 
vom normalen Strom im Kondensator und von der nor- 
malen Spannung an ihm abhängiges Impedanzrelais be- 
tätist im Fall eines Durchschlags im Kondensator eben- 
falls den Schnellschalter, der dann alle drei Kondensator- 
einheiten kurzschließt. Bei Versuchen zur Prüfung der 
Wirksamkeit der Schutzvorrichtung mit Kurzschlußströ- 
men bis zu 10 000 A bewährte sich diese in vollem Umfange. 


Die mit derartigen Reihenkondensatoren erreichbaren 
betriebstechnischen Vorteile — Steigerung des normalen 
Belastungstromes, neue Regelungsmöglichkeiten der Span- 
nung — dürften in Zukunft von großer Bedeutung für die 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


1061 


weitere Vervollkommnung der Wechselstromkraftüber- 
tragung werden. (E. K. Shelton, Gen. El. Rev. Bd. 31, 
S. 432.) Eg. ` 


Dielektrische Werte von „Pyrex“. — Pyrex ist eine 
besonders hitzebeständige, hauptsächlich für Labora- 
toriumsgeräte verwendete amerikanische Glassorte. An der 
Harvard-Universität war bereits beobachtet worden, daß 
der Leistungsfaktor und die Kapazität von Pyrex sich 
wesentlich weniger mit der Temperatur änderten als bei 
gewöhnlichem Glas. Es wurden deshalb an einer Platte aus 
Pyrex A, das für chemische Gefäße bestimmt ist, Messun- 
gen vorgenommen. Die Platte war 20,3 cm im Quadrat und 
14,1 mm dick. Beide Oberflächen wurden sorgfältig ver- 
silbert und ein Ring mit 1,6 mm radialer Breite aus dem 
Silberbelag geschnitten. Dies ergab eine Elektrode mit 
113 om? Fläche und den Scohutzring. Die Prüfung erfolgte 
in einer Hochspannungsbrücke nach Abb. 5. Cı ist der Luft- 
Normalkondensator mit 0,12 nF Kapazität. Rs bringt die 
Schirmung des Normalkondensators und des Vibrationsgal- 
vanometers G auf das 
gleiche Potential wie die 
Niederspannungselektrode 
des Luftkondensators. Cs» 
ist der Prüfling, R, und 
die Primärwicklung des 
Variometers M liegen in 
Reihe mit ihm und bilden 
den andern Arm der 
Brücke. R, bringt den 
Schirmring der Nieder- 
spannungselektrode von 
C, auf dasselbe Potential 
wie die Elektrode. Die Ver- 
suche wurden alle mit 
DEN oder 3,54 kV/cm durch- 
geführt für Temperaturen 
von 14...71° und Freaqauen- 
zen von 15...85 Hz. Sie erstreckten sich auf Bestimmung 
der Verluste, des Leistungsfaktors und der Dielektrizi- 
tätskonstante. Es ergab sich folgendes: 


1. Die Dielektrizitätskonstante nimmt im Temperatur- 
bereich von 10...71° linear zu von etwa 4,83 ... 5,02. 
Bei hoher Temperatur steigt sie rascher als linear. 
Sie nimmt mit steigender Frequenz etwas ab, z. B. bei 
14° von 4,85 bei 20 Hz auf 4,83 bei 80 Hz. 


2. Der Leistungsfaktor nimmt mit der Temperatur rasch 
zu, Z. B. bei 60 Hz von 41-10? bei 10° auf 7,0 bei 
41°, 16,0 bei 70°. Mit steigender Frequenz nimmt 
er ab, z. B. bei 59° von 16-10 bei 20 Hz auf 
11,3. 10? bei 85 Hz. 


3. Die Leistungsverluste (p W/cm?) nehmen proportional 
der Frequenz zu. Die Versuche ergeben aber das 
merkwürdige Resultat, daß die Verluste bei der Fre- 
quenz Null noch positiv bleiben. Die Verlustmessung 
bei Gleichspannung konnte mangels ausreichend emp- 
findlicher Apparate nicht ausgeführt werden. 


Das Material erscheint geeignet als Bezugsnormale 


Abb. 5. Schaltung zur Verlust- 
messung an Glasscheiben. 


bei der Prüfung weniger vollkommener Dielektrika. 
(C.L. Dawesu.P. Il. Humphries, El. World Bd. 91, 
S. 1331.) Kth. 


Ausbreitungswiderstand kurzzeitig überlasteter Erder. 
— Bei der Bemessung und Prüfung von Erdern in Stark- 
stromanlagen setzt man ein homogenes Erdreich voraus, 
das eine definierte Ohmsche Leitfähigkeit besitzt. Man 
kann auf Grund dieser Annahme die Erdleitfähigkeit rück- 
wärts aus Strom- und Spannungsmessung mit Gleichstrom 
oder technischem Wechselstrom bestimmen. Da der Erd- 
boden körnige Struktur aufweist, ist zu erwarten, daß er 
bei hohen elektrischen Feldstärken dem Ohmschen Ge- 
setz nicht mehr gehorcht sondern seine Leitfähigkeit dann 
stark anwächst (man denke an das Verhalten von Silit- 
stäben). Fine derartige Eigenschaft des Erdbodens besitzt 
beträchtliches technisches Interesse für die Beurteilung 
von Überspannungs-Schutzapparaten; denndiese leiten wäh- 
rend des Funkenüberzanges kurzzeitig recht starkeStröme 
von mehreren hundert Ampere zur Erde ab. Diese Frage 
wurde seitens der General Electric Company durch Katho- ` 
denstrahl-Oszillogramme geklärt. Mittels einer Stoßappara- 
tur wurde der in Abb. 6 dargestellte Spannungstoß erzeugt, 
welcher auf die Erdung direkt einwirkte. Der Widerstand 
wurde aus oszillographisch aufgenommenen Strom-Span- 
nungscharaktcristiken bestimmt. In Abb. 7 ist der typische 
Verlauf einer solchen Kurve wiedergegeben. Man erkennt, 
daß die bei einem konstanten Widerstand eindeutig fest- 
liegende Gerade hier in eine Schleife auseinandergezogen 


1062 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


18. Juli 1929 


wird, deren oberer Ast beim Stromanstiez durchlaufen 
wird, während der untere dem Absinken des Stromes ent- 
spricht. Der für jede Spannung wirksame Widerstand er- 
gibt sich aus der zugehörigen Neigung der Charakteristik. 
Man findet anfangs praktisch mit der üblichen Nieder- 
frequenzmessung übereinstimmende Werte: dagegen nimmt 
der Widerstand dann, wie zu erwarten, rasch ab und be- 
sitzt beim Maximalwert des Stromes nur noch etwa 50 bis 
80% seines Anfangswertes; beim Zurückzehen des Stromes 
sinkt dieser Wert noch weiterhin ab. Die Ursache für die 
erhebliche Widerstandsreduktion wird in kleinen Funken 
und Lichtbogen erkannt, welche beim Auftreten hoher 


20 
kV 


Sirom 


O 100 200 300 wps 


Ahh. 6 Zeitlicher Verlauf der 
Prüfspannung für Erdungs- 
messungen. 


Abb. 7. Typischer Verlauf der 
Strom-Spannungs-Charakteristik 
eines Erders. Aufnahme mit 

Kathodenstrahl-Oszillograph. 


Spannungeswerte (bis zu rd. 30 kV) am Erder zwischen 
den einzelnen Körnern des Erdbodens überspringen und 
hierdurch einen innizen Kontakt zwischen ihnen herbei- 
fiihren. Allerdings sind die Einzelheiten dieses Vorganges 
noch nicht geklärt, und es wäre falsch anzunehmen, daß 
die Widerstandsreduktion dem Höchstwert der Stoßspan- 
nung proportional ist. Obwohl auf Grund der Kathoden- 
strahl-Oszillogeramme die Erniedrigung des Widerstandes 
feststeht, ist die Größenordnung des Fffektes zu gering, 
um daraufhin den statischen Erdwiderstand von Über- 
spannungs-Schutzapparaten höher zu bemessen als es mit 
Rücksicht auf seine dynamische Wirksamkeit notwendig 
ist. — Leider hat man es versäumt, Kontrollversuche mit 
hohen Strömen niedriger Frequenz zu machen, so daß es 
nicht möglich ist, den Einfluß der Feldstärke von dem 
Einfluß der Frequenz zu trennen; doch scheint es, als ob 
es sich um einen überwiegenden Feldeffekt handelt. (H. M. 
Towne, Gen. El. Rev. Bd. 31, S. 605.) Oldff. 


. Allgemeiner Maschinenbau. 


Anfressungen von Transformator-kKühlschlangen. — 
An wassergekühlten Transformator-Kühlschlangen, ihrem 
Traggerüst, den gußeisernen Wasser-Zu- und -Abflußroh- 
ren und den Kühlgruben-Besteigsprossen treten manchmal 
trotz guten Anstrichs oder Feuerverzinkung allmählich 
bedrohliche Anfressungen auf. Wird nicht wirksame Ab- 
hilfe geschaffen, so führen die Anfressunzen mit der Zeit 
unbedingt zu empfindlichen Betriebstörungen und verur- 
sachen beträchtliche Instandsetzunsskosten. Anstriche 
helfen nicht immer, weil der Leinölfarbfilm durchlässig 
ist und außerdem von alkalischen Lösungen verseift 
wird, so daß der Film runzelix und leicht abziehbar wird. 
Am besten wäre noch säurefreie Tecerfarbe. Die Erneue- 
rung des Anstriches ist aber umständlich und langwierig, 
da peinliches Entrosten und Säubern der Flächen voraus- 
gehen muß: auch muß man auf vollkommenes Erhärten 
sowohl des Grund- wie auch des Deckanstriches achten: 
meist müssen zu diesem Zweck die Schlangen der Reihe 
nach ausgebaut und wieder eingesetzt werden. Man hat 
daher nach anderen Mitteln gesucht und sich zu diesem 
Zweck mit der Ursache der Zerstörungen näher be- 
schäftigt, als welehe man Elektrolyse gefunden hat. Wäh- 
rend man früher das Rosten für einen rein chemischen 
Vorgang hielt, sicht man neuerdings darin zunächst einen 
elektrolytischen Prozeß. Eisen in feuchter Luft bei gleich- 
hleibender Temperatur rostet beispielsweise nicht son- 
dern erst wenn bei Rücksang der Temperatur der Wasser- 
dampf auf dem Metall kondensiert. Die Wasserhaut wirkt 
dann als Elektrolyt und das Eisen sendet in den Elektro- 
lyten Kationen aus, während der Elektrolyt an das Eisen 
Anionen abgibt. Es kommt somit zu einer negativen Auf- 
ladung des Eisens und zur Bildung von elektrisch neutra- 
lem Wasserstoff neben Ferrohydroxyd. Die Voraussetzung 
hierfür, daß der Lösungsdruck des Eisens größer, das 
heißt sein Spannungswert im lilektrolyten unedler ist als 
der des Wasserstoffs, trifft bei den meisten technischen 
Wassern zu. Der Vorgang würde bald ins Gleichgewicht 
und zum Stillstand gebracht werden durch den osmoti- 
schen Gegendruek der in Lösung gerangenen Ionen, wenn 
nun nicht das eigentliche Rosten auftreten würde. Durch 
den Sauerstoff der Lösung geht nämlich das Ferrohydro- 


xyd in Ferrihydroxyd, in den sogenannten Rost über. Das 
letztere fällt, weil im Wasser unlöslich, aus, so daß die 
Lösung nicht mehr gesättigt ist. Infolze des Sinkens des 
osmotischen Gexzendruckes gehen neuerdings Eisenionen 
in Lösung, und das Spiel setzt sich solange fort wie 
Sauerstoff vorhanden ist. Die Erfahrung, daß Erhöhung 
der Temperatur sowie Bewegung der Lösung den Zerstö- 
runesvorgang fördern, wurde durch Versuche bestätiet. 

Aus dieser Auffassung des Vorzanges ergibt sich ohne 
weiteres ein Gegenmittel. Wenn Eisen in einem Elektro- 
lyten mit einem anderen Metall in Berührung steht, so 
wird je nach der Stellung der Metalle in der elektrischen 
Spannungsreihe zueinander entweder das Eisen oder das 
andere Metall angegriffen. Wählt man folglich aus der 
Spannungesreihe ein zu Eisen unedleres Metall heraus, so 
kann man erreichen, daß statt des Eisens das andere Me- 
tall in Lösung geht. Hiermit ist der Schutz des Eisens ge- 
geben. Als unedleres Metall kommen in Frage Magnesium, 
Mangan und Zink, praktisch nur letzteres. Feuerverzin- 
kung ist nun durchweg nicht zu empfehlen, weil sieh an 
der Grenzfläche das Zink mit dem Eisen zu FeZn, leziert, 
das ein edleres Potential hat als das Eisen. Die über 
dieser Verbindung liegende Zinkschicht hat dagegen ein 
erheblich unedleres Potential sowohl zu der Legierung 
als auch zum Eisen. Aus diesem Grunde würde das Eisen 
nur Solange vor dem Rosten bewahrt bleiben, als das Zink 
bzw. das FeZn, noch in dichter Schicht aufliert. Zink 
wird aber von den meisten Wassern infolge ihres Gehaltes 
an freier Kohlensäure, Chloriden, Nitraten und Sulfaten 
allmählich aufgelöst. 


e Distanzbrettchen 


b Zinkplatte 


a Kühlschlange 


Abb. & Anbringung von Zinkplatten an Kühlschlangen. 


Man ordnet daher am besten gemäß Abb. 8 Zinkplatten 
an, die man zwischen den Kühlschlanzen einhängt und 
iede davon einmal leitend mit der dazugehörenden Schlange 
verbindet. Durch Brettchen verhindert man im übrigen 
eine weitere Berührung der beiden Metalle. Die Werte, 
die man an einem Zn-Fe-Element mißt, licgen in der Grö- 
Senordnung von etwa 0,2 V und 0,01 A. Der Verbrauch 
an Zink ist ganz geringfügig und spielt gegenüber den 
auf diese Weise vermiedenen Reparaturen und Betriebs- 
störungen gar keine Rolle Die erforderliche Fläche an 
Schutzmetall (etwa 20 % der zu schützenden Fläche) kann 
auch leicht so untergebracht werden, daß die Zinkplatten 
während des Betriebes bequem gereinigt und auszewech- 
selt werden können. (MH. Eichhorn, Elcktrizitätswirtsch. 
Bd. 27, S. 457.) Ka. 


Verschiedenes. 


Neue Normblätter des DNA. — Rohrleitungen: DIN 
2432 Gußeiserne Muffendruckrohre für Nenndruck 1%, 
Betriebsdruck: W 10. — 2437 Gußeisenmuffen für Nenn- 
druck 10, Betriebsdruck: W 10, Konstruktionsblatt. 

Pauwesen: DIN 1058 Ausführungsbestimmungeen zu 
den Grundlagen für die Berechnung der Standfestigkeit 
hoher, freistehender Schornsteine DIN 1056. 


Hauswirtschaft: DIN 4561 Metallbetten, Innenmaße. — 


4562 Ilolzrahmenmatratzen, Aubenmabe. — 5110 Zylin- 
drische Honiegläser. 
Kraftfahrbau: DIN KrV 405 Stoßfänger, Ausführung, 


Lage und Hauptabmessungsen. — Vornorm KrW 550 Lenk- 
radkränze, Profile, Finzerrillen. 


18. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


1063 


eg 


Textilindustrie: DIN TEX 301 Kartenschnur. — TEX 
4651 Picker für Jutewebstühle. 

Eisenbahnwesen: DIN 1554 Rohe Radreifen für Voll- 
spurbahn-Fahrzeuge. — 1555 Rohe Radreifen für Schmal- 
spurbahn-Fahrzeuge. — 1556 Rohe Radreifen mit schwa- 
chem Spurkranz für Industriebahn-Fahrzeuge. — 1557 


Rohe Radreifen mit verstärktem Spurkranz für Industrie- 
bahn-Fahrzeuge. 

Phototechnik: DIN 4504 Kopierrahmen, Einlagemaße, 
Einlegebretter. — 4505 Trockenplatten, Abmessungen. 


Bergbau: DIN Vornorm BERG 2471 Elektrische 
Grubenbahnen 900 mm Spurweite, Zugvorrichtung mit 
500 mm Pufferhöhe für Lokomotiven, Zusammenstellung. 
— Vornorm BERG 2472 Elektrische Grubenbahnen 900 mm 
Spurweite, Stoßvorrichtung mit 500 mm Pufferhöhe für 
Lokomotiven, Zusammenstellung. — Vornorm BERG 2474 
Elektrische Grubenbahnen 900 mm Spurweite, Zugvorrich- 
tung mit 500 mm Pufferhöhe, Zuggabel, Scheibe, Zug- 
stanze — Vornorm BERG 2475 Elektrische Grubenbahnen 
900 mm Spurweite, Zugvorrichtung für 500 mm Puffer- 
höhe, Zughaken. — Vornorm BERG 2476 Elektrische 
Grubenbahnen 900 mm Spurweite, Zugvorrichtung für 
500 mm Pufferhöhe, Zugbrücke, Kupplungsbüzel. — Vor- 
norm BERG 2477 Elektrische Grubenbahnen 900 mm Spur- 
weite, Stoßvorrichtung für 500 mm Pufferhöhe, Puffer- 
bohle, Anschlußmaße. — Vornorm BERG 2478 Elektrische 
Grubenbahnen 900 mm Spurweite, Stoßvorrichtung für 
500 mm Pufferhöhe, Pufferstange, Scheibe, Pufferstangen- 
führung. 

Materialprüfungen: DIN DVM 2125 Teerdachpappen, 
einseitig besandet. — DVM 2126 Nackte Teerpappen. — 
DVM 2127 Tränkmassen für nackte Teerpappen. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Keine Frankfurter Herbstmesse 1929. — Nach einem 
Beschluß des Aufsichtsrats der Messe- und Ausstellung 
G. m. b. H., Frankfurt a. M., findet, wie die Ind. Handelszeg. 
berichtet, in diesem Jahr die Herbstmesse nicht 
statt; für 1930 soll die Veranstaltung geeigneter Fach- 
messen und Fachausstellungen ins Auge gefaßt werden. 


Internationale Ausstellung für Radio und Sprech- 
maschinen, Freiburg 1929. — Zu der vom 7. bis 15. IX. 
stattfindenden Ausstellung werden alle Ilersteller-, Han- 
dels- und Verkaufsfirmen von Radioapparaten und -zubehör 
sowie von Sprechmaschinen, ferner staatliche Unterneh- 
mungen aller Länder, Sendestellen für dralitlose Tele- 
eraphie, Rundspruch, Telephotographie, Funkpeilung und 
die internationalen Fachanstalten zugelassen. Die An- 
meldung ist bei dem Sekretariat der Ausstellung (Frei- 
burg, Postfach 68) bis zum 15. VII. einzureichen. 


Internationale Radioausstellung Bukarest 1929. 
Dieses hier schon mehrfach erwähnte Unternehmen! soll 
Gei neueren Mitteilungen in der Zeit vom 1./20. IX. statt- 
inden. 


Internationale Mustermesse Saloniki 1929. — Der 
Reichswirtschaftsminister hat nach einer Mit- 
teilung des Deutschen Ausstellungs- und Messe-Amtes Ver- 
anlassung genommen, das Interesse der deutschen Ge- 
schäftswelt auf dieses Unternehmen! zu lenken, das scit 


mehreren Jahren mit steigendem Erfolg abgehalten werde. 


Der Minister ist der Auffassung, daß auch deutscherseits 
der Versuch gemacht werden müßte, die Messe in Saloniki 
mehr als bisher zur Ausbreitung der Handelsbeziehungen 
auf dem Balkan zu benutzen, und bittet, zu erwägen, ob 
sieh die deutschen Firmen, die sich an der Messe beteiligen 
wollen, nicht zueinergemeinsamen Ausstellung 
in einem deutschen Pavillon vereinigen könn- 
ten. Er möchte glauben, daß die zur Beschickung erfor- 
derlichen. im Vergleich zu der anderer Ausstellungen ge- 
ringen Mittel in Anbetracht der Tatsache nicht gescheut 


werden sollten, daß das stärkere Erscheinen Deutschlands’ 
auf der Messe ein nicht zu unterschätzendes Propaganda- 


mittel für die deutsche Wirtschaft auf dem gesamten Bal- 
kan sein werde. ' 


Die Schweißtechnik auf der 5. Gießereifachausstellung 
Düsseldorf 1929. — Die vom Verein Deutscher Eisengieße- 
reien, Grießereiverband, vom A bis 22. IX. in den großen 
Ausstellungshallen der Stadt Düsseldurf vorgesehene Aus- 
stellung wird auch eine besondere schweißtechni- 
sche Abteilung umfassen, u. zw. eine „lebende Schau“, 
also mit Vorführungen, an der sich die junge schweiß- 
technische Industrie fast vollzählig beteiligt. Nähere Aus- 
kunft erteilt Dr.-Ing. H. Neese, Berlin-Zehlendorf 1. 


3 Ygl. ETZ 19%, S. 826. 


Ausstellung für chemisches Apparatewesen, Frank- 
furt a.M. 1930. — Die Achema VI findet vom 10. bis 
22. VI. 1930 in Frankfurt a. M. statt. 


Energiewirtschaft. 


Der Leistungsfaktor in den Betrieben der Siemens- 


werke. — G.Schönwald und 


M. Irion berichten über 


die Maßnahmen, um den Leistungsfaktor der Siemens- 
werke so zu verbessern, daß je nach den vorliegenden 
Stromlieferungsverträgen ein wirtschaftliches Optimum 


erreicht wurde. 


ENZZRIBS 
KRGRAISRSRSE 
RESRSESRISRERR 
AAAS 
GER 


-Bli basser 1 WW 
TT wm Binatang h GC 
BRRRIEREEEER 


S NO NNI «567 
Mittag 


Abb.6. Die Leistung in kW und BkW 
wird durch das Registrierinstrument 
gleichzeitig eingezeichnet. Eine Blind- 
leistung von 0,75 kW bzw 05 kW 
(gestrichelt eingezeichnet) entspräche 
einem Leistungsfaktor von 0,8 bzw. 0,9. 


Es wird gezeigt (Abb.6), wie sich für 


die Werke in Siemeus- 
stadt ein Leistungsfak- . 
tor von im Mittel 0,9 
dadurch erzielen ließ, 
daß der schlechte Lei- 
stungsfaktor zahlrei- 
eher Kleinstmotoren 
durch Aufstellung von 
Gleichrichtern, Einan- 
ker- und übererregten 
Kaskadenumformern an 
anderen Stellen kom- 
pensiert werden konnte. 
Die Kurven wurden mit 
einem rTegistrierenden 
Meßgerät aufgenommen, 
dessen Schreibfeder ab- 
wechselnd Wirk- und 
Blindleistung einzeich- 
net. In der Abb. 6 sind 
die Blindleistungen für 
0,3 und 0,9 Leistungs- 
faktor gestrichelt ein- 
getragen; und man sieht 
sinnfällig, zu welchen 
Tageszeiten die Blind- 
leistung besser oder 
schlechter ist, als einem 
Leistungsfaktor von 0,9 
entspricht. 

Es wird dann ferner 
an Hand eines Schau- 
bildes (Abb. 7) gezeigt, 
wie es möglich war, in 
dem Metallwerk der Sie- 
mens-Schuckertwerke in 


Gartenfeld dessen Gesamtleistungsfaktor dadurch zu ver- 
bessern, daß die Antriebsmotoren der Walzstraßen kom- 


pensiert wurden. 


Schließlich besprechen die Verfasser noch die Maß- 
nahmen, die in den nicht Berliner Siemens-Schuckertwer- 
ken getroffen wurden, um dort den Leistungsfaktor zu 
verbessern. Wieweit er wirtschaftlich verbessert werden 


Abb. 7. Leistungsfaktor 
in einem Metallwalzwerk 
(e: Leistungsfaktor des 
Werkes 


sation; b u. a: Leistungs- 


ohne Kompen- 


faktor nach dem ersten 
und nach den endgültigen 
Ausbau der Kompen- 
sierung. 


soll, hängt von den Stromlieferungsverträgen ab. Die Lei- 
stungsfaktorklausel erscheint entweder in der Arbeitsge- 


bühr oder in der Leistungsgebühr oder in beiden. 


Unter 


Berücksichtigung der Stromlieferungsverträge wird die 
Abschreibung der Anschaffungskosten der Leistungsver- 
besserungseinrichtungen in den verschiedenen Werken er- 
örtert; sie ist je nach dem Stromlieferungsvertrag in sie- 
ben Monaten bis zwei Jahren erreicht worden. (Siemens-Z. 


Bd. 8, 1928, 5. 678.) Sch. 


Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Das 


Rheinisch-W 


estfälische Elektrizitäts-. 


werk A.G., Essen, liefert seit dem 1. VII. seinen Ab-. 
pehmern auf Antrag die Elektrizität für die nur im Pri- 
vathaushalt zur Verwendung kommenden Apparate (Wär-. 
megeräte, Staubsauger, Bohner, Waschmaschinen, Küchen- 


1 Vgl. ETZ 1920, S. 945. 


1064 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


18. Juli 1928 


motoren usw.) zu einem etwa dem halben Kraftstrom- 
satz entsprechenden Vorzugspreis, der in Gemeinden 
ohne Finanzaufschlag z. Z. 8 Pf, in solchen mit 15% 
inanzaufschlag 9 Pf/kWh beträgt. Von diesem neuen 
Haushalttarif kann aber ein Konsument, der in Verbin- 
dung mit seinem Haushalt ein Geschäft oder eine Land- 
wirtschaft betreibt und den Strom durch einen gemein- 
samen Zähler bezieht, nur Gebrauch machen, wenn die 
bezüglichen Installationen getrennt und an besondere 
Zähler angeschlossen werden. Für Beleuchtung bleibt 
der bisherige Tarif mit 33'!/s bzw. 38'!/s Pf/kWh in allen 
Gemeinden bestehen; Beleuchtungskörper diirfen an den 
Haushaltungszähler nicht angeschlossen werden. Eine 
weitere Vereünstirunz zenießen Abnehmer, die durch An- 
schluß von Elcktrowärmezeräten jährlich mindestens 
1000 kWh zum Haushalttarif verbrauchen, dadurch, daß 
ihnen der nach dem Lichtzähler gemessene Lichtstrom 
während der Monate April bis September nur zu dem nor- 
malen Kraftstrompreis, d.h. z. Z. mit 15% PI/kWh in Ge- 
meinden ohne Finanzaufschlag und zu 18/3 Pf in solchen 
mit Finanzaufschlag berechnet wird. Für die Bereit- 
haltung eines besonderen  -Haushaltungszählers erhebt die 
(iesellsehaft eine monatliche Gebühr von 50 Pf. Auber- 
dem können die Abnehmer die Kosten für Installationen 
und Kochzeräte nach einer Anzahlung von 19% in 18 
gleichen Monatsraten abtraren. Zur Deckung der Ver 
waltungsunkosten, Zinsen, Ausfälle usw. wird auf die Ver- 
kaufspreise einschl. Anzahlung ein Aufschlag von 5% er- 
hoben. 

Im Geschäftsbericht 1928 weist die Gesellschaft 
für elektrische Unternehmungen, Berlin, 
auf den im genannten Jahr eingetretenen fühlbaren Rück- 
schlag im wirtschaftlichen Leben Deutschlands hin, den 
man auch daraus erschen könne, daß der Zuwachs der 
Stromlieferunz ihrer über ganz Deutschland verteilten 
llektrizitätswerke gegen das Vorjahr von 27,5 % in 1927 
auf rd. 135% zefallen sei. Wenn die Gesamtabrabe in 
der deutschen Elektrizitätswirtschaft für das Berichtsjahr 
nach ihren eigenen Zahlen einzeschätzt werde, dürfe man 
mit rd. 15 Mrd kWh und etwa 225 kWh je Kopf der dureh 
öffentliche Elektrizitätswerke versorerten Einwohner rech- 
nen. Ein Vergleich mit den V. S. Amerika zeige, daß 
uns demnach in Deutschland noch gewaltige Aufgaben auf 
elektrizitätswirtschaftlichem Gebiet bevorständen, die aber 
nur dann gelöst werden könnten, wenn neben der Be- 
hebung außen- und innenpolitischer Schwieriekeiten auch 
in der Elektrowirtschaft die Erkenntnis von der unbe- 
dingten Notwendigkeit. der Zusammenfassung und Verein- 
heitlichung Platz greife. Beteiligungen an dem ber- 
nahmekonsortium für junge Chade-Aktien und der be- 
kannten Sofina-Transaktion! hat die Gesellschaft nebst 
einem kleinen Besitz an ausländischen Aktien mit Nutzen 
veräußert; sie ist z. Z. mit Vorarbeiten für einige größere 
ausländische Projekte beschäftigt, vermochte aber am 
Schluß des Geschäftsjahres noch nicht zu sagen, ob sich 
diese verwirklichen werden. Die nutzbare Stromabgabe 
der Elektrizitätswerke und Straßenbahnen, an denen sie 
beteiligt ist, betrug ohne Polnisch-Oberschlesien 3074,968 
Mill kWh. Aus laufenden Erträgen ergaben sich 10 105 609 
RM (8343 948 i. V.), aus Effektenverkäufen 1025 876 RM 
Gewinn. Bei einem erzielten Reingewinn von 6 473 950 RM 
(6 216 372 i. V.) wurden wieder 10 % Dividende auf nun- 
mehr 55,289 Mill RM ausgeschüttet (Gesamtaktienkapital 
5,01 Mil RM). Wie in der (t. V. bemerkt wurde, gehört 
die Gesellschaft dem Garantiekonsortium der Chade ent- 
sprechend ihrer aktienmäßizen Beteilizung weiter an, da- 
gegen ist sie aus dem s. Z. gegründeten Sofina-Syndikat 
ausgetreten, weil sie bei ihrem geringen, nunmehr ver- 
äußerten Besitz an Anteilen auf dieses und seine Geschäfte 
keinen Einfluß ausüben konnte. Eine aktienmäßire Ver- 
bindung mit der Sofina besteht daher nicht mehr. 

Die durchschnittlich gute weitere Entwicklung ihrer 
Beteilieuneen im Creschäftsiahr 1928/29 und die Auswir- 
kung der in den letzten Jahren im eigenen Betrieb wie 
bei den Tochterzesellschaften durchgeführten Umstellun- 
gen und Rationalisierunzen haben der Elektrizitäts- 
A.G.vormalsSchuekert& Co. Nürnberg, gestattet, 
bei einem Reinzewinn von 6523180 RM (4637839 LN 
auf 50590 Mill RM dazu berechtietes Stammaktienkapital 
11% Dividende zu verteilen (8% i.V.). Da über die 
einzelnen Beteilizunzen des Unternehmens an dieser Stelle 
größtenteils gesondert berichtet wurde bzw. wird, sei nur 
erwähnt, daß die kleinen Fabrikationsbetriebe, die Beldam- 
Werke. Maschinen- und Apparatefabrik A. G., die Beton- 
Schleuderwerke A.G. und besonders die „Noris“ Zünd- 
Licht A. G., sämtlich in Nürnberg, gegen das Vorjahr er- 
höhte Umsätze zu verzeichnen hatten. Die zusammen mit 


! Vgl. ETZ 1928, S. 1632, 1663. 


S&H 1926 gegründete Süddeutsche Polizeiruf- und Zeit 
dienst G. m. b. H., Nürnberg, betreibt z. Z. mit gutem Erfolg 
Polizeiruf- und Uhrenanlagen in verschiedenen süddeut- 
schen Städten. Der (Geschäftseewinn der Berichterstat. 
terin betrug 7756597 RM (5509727 1.V.), das Gesamt- 
aktienkapital 60 Mill RM. In der G. V. wurde auf das Über- 
einkommen mit der Elektrische Lieht- und Kraft-Anlazen 
A. G.. Berlin, hingewiesen! und festgestellt, daß die Ent- 
wicklung der Beteiligungen im laufenden Jahr, soweit sich 
die Ergebnisse bisher übersehen ließen, den Verhältnissen 
entsprechend noch immer befriedige. 

Die Gesehäftserträgnisse der Elektra, A.G.. Dres- 
den, betrugen 1928 mit Zinsen 2 379 675 RM (2 482 7% i.V.) 
und der Reinzewinn 1915 239 RM (1909 438 i. V.). Hieraus 
hat die Gesellschaft wieder 12 % Dividende auf 15 MiNI RM 
Aktienkapital zur Verteilung gebracht. Die Verwaltung 
glaubt auch weiterhin mit einer günstigen und «leiehmäßi- 
gen Entwicklung der Elektra rechnen zu können. 

Bei allen Unternehmungen der Allgemeinen 
Lokalbahn- und Kraftwerke-A.C., Berlin, 
haben Stromabsatz und Verkehr 1928 weiter, u. zw. teil- 
weise beträchtlich zugenommen, doch sind die Mehrein- 
nahmen größtenteils durch das im Verhältnis noch stär- 
kere Anwachsen der Betriebskosten auferezehrt worden. 
Aus Anlagen und Beteilie.ınzen wurden 3707118 IM 
(3832322 i. V.), an Zinsen und sonstigem 1045 956 RM 
(710 972 i. V.) eingenommen. Der Reinzewinn von 2 506 313 
RM (2 104 516 i. V.) gestattete wieder 12% Dividende auf 
nunmehr 18 Mill RM Stammaktienkapital. 


RECHTSPFLEGE. 


Ist Entgelt für die Benntzung von Straßen durch 
Stromleitungen sowie Entgelt für das ausschließliche 
Recht zur Abgabe von Elektrizität abzugsfähige Betriebs- 
ausgabe? — Ein Wlektrizitätswerk bezahlt an die Gemein- 
den des von ihm mit Licht- und Kraftstrom belieferten Be 
zirkes eine bestimmte Abgabe dafür, daß ihm das Recht 
eingeräumt wurde, über Straßen, Were und Plätze die 
Sıromleituneen zu führen und als einziges Unternehmen 
in diesem Bezirke zur Abgabe von Elektrizität ermächtizt 
zu sein. Bei Berechnung des Gewerbesteuersolls stellte 
sich das Werk auf den Standpunkt, daß dieses an die G>- 


meinden geleistete Entgelt „abzugefähige Betriebsaus- 
gabe“ sej und folglich abgesetzt werden müsse. Der Ge- 
werbesteuerberufungsausschuß verneinte die Abzugs- 


fähigkeit unter Hinweis auf § 5 Abs. II der Gewerbesteuer- 
verordnung. Das zur Entscheidung angerufene OV G. be- 
kannte sich mit Urteil v. 23. X. 1928$ — VHI G. St. 2. 98 — 
zu folgender Auffassung: Der Vertrag, dureh den dem 
Werke die Benutzung von Straßen, Wegen und Plätzen 
zur Leitungsführung eingeräumt ist, stellt sich als ein 
Miet- oder Pachtvertrag dar. Die Überlassung des zur 
Stromführung erforderlichen Raumes in Straßen und auf 
Plätzen hat im übrigen auch das RG. in mehreren Ent- 
echeidungen als den möglichen Gegenstand eines Miet- oder 
Pachtvertrages bezeichnet (RG-Entsch. Bd. 97, S. 18, 22: 
Bd. 108, S. 204). Demgemäß ist das Entgelt für das Straßen- 
benutzunesrecht Miet- oder Pachtzins. Da nach § 5 Ahs. II 
GewStVdg. solche Ausgaben nicht zu den abzues- 
fähigen Betriebsausgaben gehören, können sie bei Be- 
rechnung des (Grewerbesteuersolls auch nicht abzesetzt 
werden. Dagegen ist eine vertragliche Abgabe, die dafür 
bezahlt wird, daß dem Werk das ausschließliche Recht zur 
Abgabe von Elektrizität im Bezirke der Gemeinden von 
diesen eingeräumt wurde, nicht Miet- oder Pachtzins, 
denn es fehlt diesem Vertragsverhältnis jedes Kriterium 
eines Miet- oder Pachtvertrages. Das Entgelt für ein 
solches Ausschließlichkeitsrecht ist als abzugsfihige Be- 
triebsausgabe anzusprechen, da diese Ausgabe zu keiner 
der unter & 5 GewStVdg. aufgeführten, ausdrücklich als 
nicht abzuesfähie bezeichneten Betriebsausgaben wehört. 
Damit war die strittire Rechtsfrare grundsätzlich beant- 
wortet. In dem praktischen Fall lag aber insofern eine 
weitere Schwierigkeit, weil die von dem Werke zu zah- 
lende Abgabe eine Gesamtabgzabe war, also die Höhe der 
Abgabe für das Benutzungsrecht und die für das Aus- 
schließliehkeitsreeht nicht einzeln nannte. Bei Berechnung 
der einzelnen Abgabe ist nach Auffassung des OVG. zu 
berücksichtigen, daß durch die Einräumung eines derarti- 
gen Ausschließlichkeitsrechtes sich die Gemeinden des 
Rechtes begeben haben, ihre Straßen und Plätze anderweit 
an Eiektrizitätswerke für Anlage eines Leitungsnetzes zu 
vermieten. Dr. jur. C.v.demBusch. 


t Vgl. hierzu ETZ 1928, S. 1800. 


18. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


1066 


GEWERBLICHER RECHTSSCHUTZ. 


Zahlung patentamtlicher Gebühren. — Durch eine im 
Dt. Reichsanz. 1929, Nr. 98 veröffentlichte Bestimmung 
des Präsidenten des Reichspatentamts vom 23. IV. 1929 
wird der Barzahlung einer an das Reichspatentamt zu ent- 
richtenden Gebühr außer den bisher üblichen Wegen 
auch noch der Eingang des Auftrags bei der Reichshanpt- 
kasse zu einer durch Buchausrzleich vorzunehmenden Gut- 
schrift für die Kasse des Reichspatentamts gleichgestellt. 
Diese Möglichkeit zur rechtzeitiren Wahrung von Zah- 
lunesfristen dürfte i. a. wohl keine große Bedeutung 
haben, immerhin aber als Erweiterung der bisherigen 
Zahlungsmögrlichkeiten angenehm empfunden werden. 


Vorbenachrichtigung über Gebührenzahlung durch 
das Reichspatentamt. — Bekanntlich erläßt das Reichs- 
patentamt, wenn die Jahres- bzw. Erneuerungszebühren 
für Patente, (Gebrauchsmuster und Warenzeichen nicht 
rechtzeitig einzezahlt werden, eine einzeschriebene Mit- 
teilung, wonach die Zahlung nur noch innerhalb eines 
Monats mit Strafzuschlax erfolgen kann. Seit 1926 ist 
das Amt in Rücksicht auf die schwierize wirtschaftliche 
Lage dazu übergegangen, vor dieser die letzte Frist in 
Gang setzenden Benachrichtigung eine Zwischennachricht 
abzusenden, dureh welche die Empfänger auf die in Aus- 
sicht stehende endgültige Benachrichtigung hingewiesen 
werden mit dem Bemerken, daß deren Absendung noch 
einige Zeit hinauszeschoben werden könne, wenn um- 
gehend triftiee Gründe dafür beigebracht werden können. 


Das Reichspatentamt hat diese Zwischennachricht seit 
dem 1. VII. 1927 für Gebrauchsmuster und Warenzeichen 
nicht mehr erlassen, da es sich ergab, daß ein Bedürfnis 
dafür nicht bestand. Die Erfahrung hat inswischen, wie 
eine Mitteilung des Präsidenten des Reichspatentamts 
vom 14. V. 1929 angibt, gezeigt, daß auch bei Patenten für 
dieses weitgehende Entgegenkommen der Behörde kein 
Bedürfnis mehr besteht. Es ist danach von der Vergün- 
stirung in den letzten Jahren so wenig Gebrauch gem>«t+t 
worden, daß das Reichspatentamt sich mit diesen Zwi- 
schennachrichten nicht mehr befassen möchte. Sie fallen 
daher auch für Patente seit dem 1. VI. 1929 weg, so daß 
in Zukunft nur noch die unmittelbar die letzte Monats- 
frist in Lauf setzende Nachrieht zugestellt wird. Da- 
gegen steht es den Patentinhabern frei, die Verzögerung 
dieser Nachricht von sieh aus zu beantragen. Der Präsi- 
dent sagt bei rechtzeitigem Eingang der Gesuche wohl- 
wollende Berücksichtirung zu. Diesem Antrage müßte 
dann Beweismaterial für das Unvermögen, alsbald die 
erforderlichen Mittel zu beschaffen, beigefügt werden. 


Beitritt der Schweiz zum Haager Abkommen. — Die 
Schweiz ist dem Pariser Unionsvertrage in der Fassung 
des Haager Abkommens vom 6. XI. 1925 mit Wirkung 
vom 15. VI. 1929 beigetreten. Durch ein Bundesgesetz 
sind diejenigen Änderungen der schweizerischen Gesetze 
vorgenommen worden, die sich durch das Iaager Abkom- 
men ergeben. 

Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld I, Berlin. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


EV 
Elektrotechnischer Verein. 


(Einzetragener Verein. Gegründet 1879.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft- 
velle. Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 2697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02. 


Fachsitzung 


für Elektromaschinenbau (EVM) am 12. Februar 1929, 
in der Technischen Hochschule zu Charlottenburg. 


Besprechung des Vortrags 


des Herrn Oberingenieur Schiemann: 
„Elektromagnetische Schlagwerkzeuge“. 
Vorsitz: Herr Obering. Schüler. 


Nach Eröffnung der Sitzung hält Herr Oberingenieur 
Schiemann den Vortrag!, an den sich folgende Be- 
eprechung anschließt: 


Vorsitzender: Da ich auf dem vom IIerrn Vortraxzen- 
den behandelten Gebiete früher selbst gearbeitet habe, so 
möchte ich den Vortrag in einigen Punkten ergänzen. Der 
geschichtliche Überblick des Herrn Vortragenden war 
sehr interessant: vielleicht hätte er noch etwas weiter 
zurückgreifen können. Als älteste elektromaznetische 
Hämmer hat er die von DEPOELE und MARVIN erwähnt. 
Ich darf daran erinnern, daß WERNER SIEMENS bereits 
irn Jahre 1879 ein Patent auf einen elektrischen Hammer 
zenommen hat, der eigentlich nicht sehr stark von den 
späteren Konstruktionen abwich. Dieser Hammer gehörte 
zu der Kategorie der Hämmer, die mit Gleichstrom und 
Wechselstrom arbeiten. Ein Eisenkern wurde durch eine 
mit Gleichstrom erregte Spule polarisiert. Zwei weitere 
Spulen — oben und unten je eine — wurden mit Wechsel- 
strom gespeist, so daß der Kern abwechselnd nach der 
einen und anderen Seite gezogen wurde. 


Aus den Ausführungen des Herrn Vortraxenden ging 
nicht ganz klar hervor, weshalb der Hammer von Marvin 
Dicht in der gewünschten Weise funktionieren konnte. Es 
wurde bei diesem Hammer ein synchron rotieremler Kom- 
mutator benutzt, der jeder der beiden Spulen während der 
Dauer einer Spannungshalbwelle Strom zuführte. Marvin 
hatte offenbar nicht erkannt, daß wegen der Selbstinduk- 
tion der Spule der Ablauf einer Stromhalbwelle mehr Zeit 


— 
- — 


1 SR 1097 dieses Heftes. 


in Anspruch nimmt als die Dauer einer Spannuneshalb- 
welle: aus diesem Grunde konnte bei seiner Einrichtung 
eine funkenfreie Stromunterbreehune nicht erzielt werden 
Die Erkenntnis dieser Tatsache bildete die Grundlage 
meines im Jahre 1911 angemeldeten Patentes. Ich ver- 
wendete damals ebenfalls einen synchron umlaufenden 
Unterhrecher, benutzte aher Kontakte von solcher Länge, 
daß die Mammerspule während der ganzen Dauer einer 
Stromhalbwelle eingeschaltet war. Auch die Verwendung 
von Ventilröhren, beispielsweise Quecksilberdampfeleich- 
richtern, wurde in meinem Patent bereits erwähnt. Durch 
ein solches Ventil wird natürlich selbsttätig ein Stromstoß 
von genügender Dauer bewirkt. Nach diesem Prinzip 
arbeitet auch der vom Herrn Vortragenden beschriebene 
amerikanische Syntron- Hammer. 


Die Hauptschwieriekeit, die bei elektromaenetischen 
Hämmern auftritt, ist die, daß es praktisch nicht möglich 
ist, bei größeren Schlagstärken den Kern des Elektr»- 
magneten, also den Hammerbär, zu lamellieren: infolge- 
dessen hat man hohe Wirbelstronverluste, Feh habe 
seinerzeit, als ich meinen Hammer baute, versucht, den 
Wirkungsgrad genau zu berechnen: der Herr Vortragende 
hat das auch erwähnt. Ich kam dabei auf Wirkungserade 
in der Größenordnung von einigen 60 %. Diese Wirkungs- 
grade wären auch erreicht worden, wenn ich nicht den 
Wirbelstromverlust im Hammerbär der Einfachheit halber 
vernachlässigt hätte. Diese Vernachlässigung führte da- 
zu, daß der Wirkungsgrad nicht 60 % sondern nur etwa 
20 % betrug. Ich hahe dann alle möglichen Konstruktio- 
nen versucht, um einen lamellierten Schlaskolben zu 
bauen. Sie haben auch so lange gut gehalten, als der 
Hammer noch keine erhebliche Schlarleistung hatte. Als 
es mir aber gelang, eine erhöhte Schlagleistung zu er- 
zielen, ging auch der Kolben entzwei. Der Thauma- 
Hammer, den der Vortraxende erwähnte, hat allerdings 
einen lamellierten Kolben: ich glaube aber nicht, daß mit 
ihm schon erhebliche Schlagleistunzen erreicht wurden. 


Der Syntron-THammer besitzt einen massiven Kol- 
ben und begnügt sich dementsprechend auch mit einem ver- 
hältnismäßigz niedrigen Wirkungsgrad. Nun spielt ja der 
Wirkungsgrad an sich keine erhebliche Rolle Man hat 
als Konkurrenz den Luftdruckhammer, dessen Wirkungs- 
grad in der Größenordnung von 10 % liegt. Der schlechte 
Wirkungsgrad bewirkt aber, daß der Hammer sehr schnell 
warm wird, so daß man ihn echon nach wenigen Minuten 
nieht mehr anfassen kann. Beim Syntron-Hammer wird 
dies dadurch vermieden, daß Luft durch den Hammer ge- 
blasen wird, um ihn zu kühlen. In dem einen Bilde sahen 
wir einen dicken Schlauch, der den Kasten mit dem Ham- 
mer verband. In diesem Schlauch befindet sich nieht nur 
die Leitung, sondern es wird auch ein kräftiger Luftstrom 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


18. Juli 1929 


Anrch ihn hindurchzehlasen. In dem Kasten befindet sich 
nicht nur der Röhrenzleichriehter sondern anch ein elek- 
trisch betriebene: Gebläse. Man kann nicht gerade be- 
hanpten, daf die Lösung sehr elegant ist: aber es geht, 
und der Erfolz ist da. 


Herr Wibel: Neben den elektromaznetischen Häm- 
mern und den Drucklufihämmern gibht es nech eine Zwi- 
schentrpe, die allerdings aueh mit Luft arbeitet, aber nich! 
mit Prehinft. Sie hat einen Wirkunz=zrad, der immerhin 
artiehlich ginstieer ist a's der der Preklnffhämmer, So 
dap man, wenn man die Wirxunz-crade miteinander ver- 
vjeicht, wieder zu anderen Vergieichadaten kommt. 


Vorsitzender: Sie meinen den Fein-Hammer,d:r 
mit einer Ssenwinzenden Lnft-anle arbeitet. Der erste 
Hammer dieser Art wurde von Ingersoll in Amerika 
gemacht: jetzt fertivet sie Fein an. Per zewöähnliche Pres- 
lufthammer hat de -halb einen so schlechten Wirkungsgrad, 
weil die Luft komprimiert wird und -ich dabei erwärmt. 
Bei der schwinzenden Luftsänle fallt dieser Verlust fort. 
E=- kommen aber andere ‘Schwierigkeiten hinzu, die mon 
er-t kennen lernt, wenn man sich mit diesem Hammer 
naher beschäftiet. Sehr hoch i-t der Wirkungsgrad auch 
nicht. 


Herr Bissehop: Alle bisher bekannten elektremarne- 
tischen Hämmer sind hauptsächtieh an der zu hohen E>- 
w.ıurmunz, die bereits nach wenigen Petriehsminuten aif- 
tritt, gescheitert. Selhst das Durchhlasen von Kühlluft 
mittels eines durch Motor angetriebenen Ventilators hat 
es nech nicht ermörlicht. eine längere, pausenlinse Be- 
triebszeit zu erreichen. Fin fur den praktischen Betrieb 
brauchbarer Hammer muß mindestens eine halbe Stunde 
arbeiten können, ohne so warm zu werden, daß man ibn 
nieht mehr anfassen kann. Fs zenüzt nicht, wenn die vom 
VDE zueelassenen Temperaturen von 50° eingehalten 
werden. Sie ergaben bei 20° Lufttemperatur eine Hammer- 
temperatur von 70°, bei der schon ein Anfassen ohne 
Handschuhe unmöglich ist. Im Höchstfalle sind vielleicht 
41° am Gehäise zulässie. Der vom Herrn Vortrarenden 
erwähnte Sintron-Häammer mit 30 kg Gewicht ist, soweit 
mir bekannt ist, ein Spezialapparat zum Schienenstopfen, 
der bei der Arbeit nicht getragen zu werden braucht. 


Vorsitzender: Ich kann wohl sagen, daß mein Hammer, 
der von der Firma Pr. Max Levy seinerzeit gebaut wurde, 
eizentlich sehr gut gearbeitet hat. Man konnte immerhin 
etwa eine halbe Stunde ununterbrochen mit ihm arbeiten, 
ohne daß er zu heiß wurde. Es haben sieh auch viele für 
ihn interessiert und Hämmer zur Probe bestellt. Das 
waren aber hauptsächlich größere Firmen, die auch l’ruck- 
lufthämmer benutzten. Nach einizen Wochen sandten sie 
den Probehammer zurück mit dem Bemerken, daß die 
Preßlufthämmer bei gleichem Gewicht mehr leisteten. Das 
ist richtig: es wird wohl noch sehr lange dauern, bis die 
elektrischen Hämmer bei gleichem Gewicht dasselbe lei- 
sten wie die Preblufthämmer. Man muß nämlich bedenken, 
daß die Preßlufthämmer die Energie bereits in mecha- 
nischer Form erhalten, während der elektromarnetieche 
Hammer erst die elektrische Energie in mechanische 
Energie umwandeln mub. 


Herr Müller: Ich vertreibe die Bewi-Himmor seit 
etwa drei Jahren und habe fe-tzestellt, daß sie zn Anfang 
für den Dauerbetrieb nicht geeignet waren, weil sie sich zì 
schnell erwärmten. Wir haben aber dieses Problem ge- 
löst, indem wir mit der Leistung etwas heruntereezanzen 
sind und das Gehäuse, das außen herum angebracht war. 
wegeelassen haben. Wir haben dadurch den Hammer für 
den Dauerbetrieb verwendbar gemacht. Tr kann ohne 
Unterhbrechunz 10 h und länger arbeiten, ohne daß die Er- 
wärmunz unerträglich wird. 

Hinsichtlich der Schlaewirkunz ist zu sagen, daß wir 
5 Gröben liefern: eine 6. Größe wird vielleicht in einigen 
Monaten auf den Markt kommen. Ich glaube ganz be- 
stimmt, dab man mit diesem Hammer Nietleistunezen bis 
zu einem Durchme=-<er von 15 mm erreichen Kann: denn 
mit der D Gröbe kann man ohne weiteres 5 mm starke 
Nieten im Dauerbetrieh schlagen, Das Gewicht des leich- 
testen Hammers beträgt 1 kr und das des schwersten — 
Gröbe3 — 53 kze. Die 6. Type wird ein Gewicht von etwa 
1o kr haben. Jedenfails arbeiten die Hämmer sehr et. 
Wenn die Kunden mit dem Hammer nicht zufrieden sind, 
dann aus dem Grunde, weil eie von dem elektrischen 
Hammer dasselbe verlangen wie von einem Preßluft- 
hammer. Aber für viele Arbeiten hat sich der Hammer 
bestens bewährt. Vor allen Dingen hat er dank seiner ein- 
fachen Bauart eine sehr lange Lebensdauer. leh habe 
zb Hämmer geliefert, die schon zwei Jahre in Betrieb 
sind, ohne dab eine Reparatur inzwischen erforderlieh ge- 


worden ist. Im übrigen sind die einzelnen Teile sehr leicht 
auswechselbar. 


Herr Bissehop: Die ausliegend»n Pruck=s-hriften des 
B-wi-Hammers lassen erkennen, wie weit die Leistungen 
elektrischer Hammer noch hinter denjenigen von Preßluft- 
hämmern zuriickbleiben. Herr MÜLLFR gab an, daß der 
Grotte Bewi-Hammer *.3 kg wiegt. Nach der in der Druck- 
schrift enthaltenen Tabelle hai dieser Hammer hei 
Schmirdeeisen eine Spanleistunze von 20 e Ein gleich 
schwerer Preßbinffnammer hat aber hei 6 at eine Span- 
leistung von schätzunz<sweise 160...190 g: diese Leistung 
ist für den Betriensmann allein maßzehend. Nach der er- 
nannten Leistung des Bewi-Hammers kann man schätzen, 
daß er einen Niet ven 6 mm Dmr. schlazen wird. Der 
gleich schwere Preßsinfhammer schlägt dagegen ein- 
wandfrei Niete von 23 mm I’mr. Diese Beispiele zeigen 
zur Geniige, welche Fortschritte der Elektrohammer noch 
machen muß. 


_ Herr Müller: Ich zebe zu, dab die Hämmer für schwere 
Nijetarbeiten noch nieht entwickelt sind: zum Gußpntzen, 
F.ntzraten und für andere leichte Arbeiten werden die 
Hämmer jedach auch in der Eisenindustrie benutzt. Pe- 
sonders viel werden die Bewi-Hämmer in der Steinindustrie 
verwendet. In die-er lest man nicht so zrobes Gewicht 
anf einen kräftigen Schlar: denn hei der Bearbeitung ven 
Marmor, besonders der scharfen Kanten, die nicht aus- 
brechen dürfen, lest man mehr Wert aaf einen weichen 
Schlag und eine hohe Schlarzahl. Daß die Hammer trotz- 
dem gunt arbeiten, beweisen die ständigen Nachbestellungen 
und Referenzen. 


Herr Wibel: Ich möchte dazu erwähnen, daß beim 
Fein-Hammer die kleinste Pistele nur 0,6 ke wiegt, wäh- 
rend die kleinere Type des elektramaznetischen Hammer: 
schon 1 kg wiegt. 


Herr Stäblein: Eine prinzipielle Schwierirkeit beim 
elektrischen Hammer scheint mir darin zu liegen, dab er 
infolge der Period»nzahl 50 gezwungen ist, mit einer sehr 
hohen Schlazzahl zu arbeiten. Der Unterschied im Ver- 
halten gegenüber sprödem und verhältnismäbßiz elastischem 
Material beruht vermutlich darin, daß der Meißel eine 
elektrischen Hammers infolge der hohen Schlarzahl nur 
eine verhältnismabie kleine Energie pro Schlag auf- 
speichert, die unter Umständen nicht genügt, das Material 
so zu gestalten, daß eine bleibende Formänderung erzielt 
wird. Anders dagegen ist es beim spröden Material, bei 
Marmor und Gestein. — Dann möchte ich noch fragen, wie 
der Wirkungsgrad eines solchen Schlagwerkzeures bé- 
stimmt worden ist. Ich stelle mir eine einwandfreie Be- 
etiimmung verhältnismäßig schwierig vor. 


Vorsitzender: Sie haben vollkommen recht: Die 
Schwierizkeit beim elektrischen Hammer liest darin, dab 
die Energie eines Schlares verhältnismäßig gering ist, 
was auch durch grobe Schlazzahı nicht ausgeglichen wer- 
den kann. Ich habe schon seinerzeit versucht, die Schlar- 
zahl zu verringern, indem ich durch den mechanischen 
Kontaktapparat nicht nur einen sondern mehrere Pol 
wechsel unterdrückt habe. Sie eagten, glaube ich, ich hätte 
einen vierpolizen Motor genommen: in Wirklichkeit hae 
ich aber einen sechspolizen Motor genommen, so daß ich 
nur mit 1000 Schlägen i.d. Min. gearbeitet habe, was un- 
eefähr der Schlazzahl von Preßlufthämmern entspri-ht. 
Die Energie jede- Schlases wurde dadurch aber nicht 
we=-entlieh größer: ich erreichte nur den Vorteil, dab ir- 
folge der geringeren Schlarzahl die Erwärmung kleiner 
war. Die Syntron Compagnie arbeitet bei stärkeren Ham: 
mern mit einer geringeren Periodenzahl, mit 25, zum Teil 
sogar mit 15 Hz. Dies bedingt aber die Verwendung b- 
sonderer Maschinen, man muß auf den direkten Anschlub 
an die Lichtleitunz verzichten. 

Die Messung des Wirkunzserades ist natürlich nicht 
ganz einfach. Sie geschieht in der Weise, daß man dr 
Geschwindigkeit des Hammerbärs beobachtet, am besten 
wird am Hammerbär ein Spiegel angebrachi; ein Licht- 
zeizer schreibt auf lichtempfindlichem Papier, so daß man 
die Enlzeschwindirkeit aus der Kurve ersehen kann. Der 

Mr: 


Wirkungsgrad ergibt sich dann aus der Nutzenergie "a 
und der zugeführten elektrischen Energie. 


Vortragender: Der Hammer von WERNER SIEMENS ist 
mir bekannt, ich halte das System sogar für sehr gut, der 
Hammer ist jedoch konstruktiv nicht eut durchrebildrt 
worden. Meines Wissens ist von den SSW bisher kein 
elektromarnetischer Hammer in den Handel gebrach’ wor- 
den. In Vorträgen und Aufsätzen hat man bieher fast 
immer nur ein System behandelt. Heute ist wohl zum 


an ii EEE a o a 


18. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


erstenmal versucht worden, einen Überblick über die wich- 
tirsten Systeme zu geben. Herr Obering. SCHÜLER 
meinte, es wäre nicht möglich, derart rotierende Gleich- 
richter ohne Funkenbildung herzustellen. Hierzu kann 
ich sagen, daß sie nach der Literatur, die ich zu meinem 
Aufsatze in der ETZ (S. 1037 dieses Heftes) angegeben 
habe, funkenlos gearbeitet haben. 


Vorsitzender: Sie haben mich mißverstanden. Ich 
meinte, wenn der rotierende Kontakt aus einem in der Mitte 
geteilten Schleifring besteht, so müssen Funken entstehen. 
Wenn aber das Kontaktsegment einen Bogen von mehr als 
130 ° bedeckt, so kann man erreichen, daß der Stromkreis 
in dem Augenblick unterbrochen wird, in dem der Strom 
verschwindet. 


Vortragender: Eine Schleifrinzverlängerung über 
180° war bei den Marvin- und den SSW-Maschinen nicht 
notwendig, weil sie nicht im Spannungesnullpunkt, wie der 
Schülerhammer, sondern etwa im Spannungsmaximum ein- 
schalteten. Den SSW-Teilstromerzeuger für Versuche an 
elektrischen Hämmern habe ich oft ganz funkenlos arbeiten 
sehen. Das Mißverstchen ist auf Ihrer Seite. 


Die Lamellierung des Kolbens ist bei richtiger Kon- 
struktion möglich, für große Leistungen liegen allerdings 
Erfahrungen über Dauerbetrieb noch nicht vor. Für die 
Steinbearbeitung hat sich die Kolbenlamellierung des Bewi- 
Hammers sehr gut im Dauerbetrieb bewährt. Ähnlich ver- 
hält es sich mit der Kühlung. Für große Leistungen, wie 
sie die Metallbearbeitung erfordert, wird man wohl eine 
künstliche Kühlung anwenden müssen. Für cie Stein- 
bearheitune hat sich kürstliche Kühlung nicht erforderlich 
gezeigt, wie der Bewi-Hammer erkennen läßt. 

Zu den Ausführungen des Herrn STÄRLEIN erwähne 
ich zustimmend, daß es allerdings leichter ist, eine hohe 
Schlarzahl zu erreichen als eine Schlagstärke, die einen 
kräftizen Metallspan nimmt. Hierzu muß der Hub nicht 
zu klein sein. Es ist zu beachten, daß bei unverändertem 
Hub und Kolbengzewicht die mechanische Leistung mit der 
dritten Potenz der Schlagzahl wächst, die Spanbildung 
noch schneller. 


Elektrotechnischer Verein: 
Der Generalsekretär: 
Dr. Schmidt. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 


Geschäftstelle: Berlin W 67, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Bi Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 218 12. 


Bekanntmachung. 


Betr. Ermäßigung für den Bezugspreis des Technischen 
Literaturkalenders. 

Unter Bezugnahme auf unsere Veröffentlichung in 
Heft 20, S.735 der ETZ, machen wir darauf aufmerksam, 
daß die seinerzeit unseren Mitgliedern einzeräumte Be- 
zuespreisermäßigung auf den Technischen Literatur- 
kalender (herausgegeben von Dr. P. Otto unter Befür- 
wortung durch den Deutschen Verband Technisch-Wissen- 
sehaftlicher Ver>ine) von 24 RM auf 20 RM noch bis zum 
31. Dezember 1929 verlängert worden ist. Bestellungen 
sind an unsere Geschäftstelle zu richten. 


Verband Deutscher Elektrotechniker e. V. 
Der Generalsekretär: 
I.V. Zimmermann. 


Kommission für Installationsmaterial. 


Nachstehend wird der zu dem Schlußentwurf der 
„Leitsätze für Installations-Selbstschalter” gehörende 
Normblattentwurf 


DIN VDE 9500 IS-Stöpsel-Schalter 


6 bis 15 A 250 V 
bekanntgegeben. 


Einsprüche sind in doppelter Ausfertigung bis zum 
1. September 1929 an die Geschäftstelle zu richten. 


Noch nicht endgültig 


IS-Stöpsel-Schalter 


6 bis 15 A 250 V Entwurf 1 


Elektrotechnik VDE 


Maße in mm 


45% 


329 
Größtmaß 


S 
g 
Q 
$ 
V 
N 


Edison-Gewinde E 27 nach DIN VDE 400 
Paßschraube für 6 bis 15 A nach DIN VDE 9360 


IS-Stöpsel-Schalter müssen den „Vorschriften für die Kon- 
struktion und Prüfung von Installationsmaterial‘“ des VDE 
entsprechen. 


Juli 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 


Neu erschienene Normblätter. 


Folgende DIN VDE-Normblätter sind neu erschienen: 


DIN VDE 4 Januar 1929. Abstufung von Stromstärken 
, bei Elektrizitätzählern. 

DIN VDE 1507 April 1929. Rundfunkgerät. Röhrensockel 
mit 6 und 7 Stiften. Zuordnung der Stifte 
zu den Elektroden. 

DIN VDE 3130 Juli 1929. Elektrische Bahnen. Schienen- 
verbinder für Feld- und Grubenbahnen. 

DIN VDE 3142 Juni 1929. Elektrische Bahnen. Fahrdraht- 

klemmen für Rillen-Fahrdraht Ri. Ge- 

windebolzen-Aufhängune. 

Juni 1929. Elektrische Bahnen. Fahrdraht- 

klemmen für Rund-Fahrdrabt Ru. Ge- 

windebolzen-Aufhlängung. 

DIN VDE 3170 Juni 1929. Elektrische Bahnen. Schnallen- 

Isolatoren. Betriebspannung bis 750 V. 

Juni 1929. Elektrische Bahnen. Sattel- 

Isolatoren. 

Juni 1929. Elektrische Bahnen. Sattel- und 

Schnallen-Isolatoren. Verbindungschrau- 

ben. 

DIN VDE 3175 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen- 
stromabnehmer für elektrische Gruben- 
bahnen von 900 mim Sp irweite. Übersicht. 

DIN VDE 3177 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen- 
stromabneh:ner für elektrische Gruben- 
bahnen von 900 mm Spurweite. Spitzwink- 
lige Rohrfassung. 

DIN VDE 3178 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen- 
stromabnehmer für elektrische Gruben- 
bahnen von 900 mm Spurweite. Stumpf- 
winklize Rohrfassung. 


DIN VDE 3143 


DIN VDE 3171 
DIN VDE 3172 


1068 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


18. Juli 1929 


DIN VDE 3179 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen- 
stromabnehmer für elektrische Gruben- 
bahnen von 900 mm Spurweite. Mittleres 


Gelenk. 


DIN VDE 3180 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen- 
stromabnehmer für elektrische Gruben- 
bahnen von 900 mm Spurweite. Obere Rohr- 
fassung. 


DIN VDE 3181 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzer- 
stromabnehmer für elektrische Gruben- 
bahnen von 900 mm Spurweite. Isolier- 
stück. 


DEN VDE 3182 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen- 
stromabnehmer für elektrische Gruben- 
bahnen von 900 mm Spurweite. Oberes 
Gelenk. 


DIN VDE 3184 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen- 


stromabnehmer für elektrische Gruben- 
bahnen von 900 mm Spurweite. Walzen. 


DIN VDE 3185 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen- 
stromabnehmer für elektrische Gruben- 
bahnen von 900 mm Spurweite. Führungs- 
muffe. 


DIN VDE 9351 Juni 1929. L -Sicherung - Schraubstöpsel 
6 bis 60 A 500 V und Zubehör. 


DIN VDE 9398 April 1929. Sicherungs-Patronen 250 V für 
Steckdosen nach DIN VDE 9402. 


DIN VDE 9651 Juli 1929. Fassung für Röhrenlampen mit 
beiderseitirem Sockel nach DIN VDE 9650 
(Soffittenlampen). Berührungschutzlehre. 


DIN VDE 9652 Juli 1929. Fassung für Röhrenlampen mit 
beiderseitigem Sockel nach DIN VDE 9650 
(Soffittenlampen). Tiefen- und Weiten- 
lehren. 


Alle Anfragen bezüglich Lieferung und Versand der 
Normblätter sind an die Beuth-Verlag G. m. b. H., Berlin 
S 14, Dresdener Straße 97, zu richten. 


Verband Deutscher Elektrotechniker e.V. 
Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


Auszeichnungen. — Die T.H. Aachen hat dem Geh. 
Regierungsrat a. D. Herman Sehlüpmann, stellver- 
tretenden Vorsitzenden der Osram (r. m. b. H. in Berlin, in 
Anerkennung seiner hervorragenden technischen und wirt- 
schaftlichen Verdienste um die deutsche Glühlampenindu- 
strie und die tatkräftire Förderung ihrer wissenschaft- 
lichen Bestrebungen die Würde eines Dr.-Ing. E.h. ver- 
liehen. 


Jubiläum. — Am 20. VII. d.J. feiert Dir. Dipl.-Ing. 
Henry Gottschalk, Aronwerke Elektrizitätsgesell- 
schaft m. b. H., das 2djährize Dienstjiubiläum. Er trat im 
Jahre 1904 in die damalige, noch von Prof. H. Aron 
geleitete Firma H. Aron Klektrizitätszählerfabrik ein, 
war zuerst als Konstrukteur, Laboratoriums- und Patent- 
ingenieur, später als Betriebsingonicur tätig und stieg 
nach wenigen Jahren zum Geschäftsführer auf. Naeh 
dem Tode Arons übernahm er die technische Leitung 
der Firma, an deren Aufstieg und weiteren Entwicklung 
er einen großen Anteil hat. Viele Neuerungen im Zähler- 
bau, insbesondere Spezialkonstruktionen, und in der Radio- 
technik sind ihm zu danken. Er gehört u.z. zur Zeit dem 
Präsidium des Verbandes der Funkindustrie an, dessen 
Interessen er auch in zahlreichen Kommissionen vertritt. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Neue Ausführungen von Fernmeßanlagen. 


Unter obiger Überschrift veröffentlichte Herr Dipl.- 
Ing. W. STERN in der ETZ 1929, S. 351°, eine neue 


* Siehe auch ETZ 198, S. 2,2 u. 1326 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
Berlin W 57, Kurfürstenstraße 15/16. 


Betr.: Unberechtigte Verwendung des VDE-Zeichens. 
Urteil! 


Das Amtsgericht Kirchenlamitz erkennt in dor 
Privatklagesache des Verbandes Deutscher Elektrote-h- 
niker e.V. in Berlin gegen Rudolf Zapf. Fabrikant in 
Marktleuthen, wegen eines fortzesetzten Vergehens nach 
§ 14 Abs. II des Gesetzes zum Schutz der Warenbezeich- 
nungen in der öffentlichen Sitzung vom 2. Mai 1929 auf 
Grund der Hauptverhandlung vom 25. April 1929 zu Recht: 


1. Rudolf Zapf, geboren am 27. Oktober 1889 in 
Schönbach, prot., verh., Fabrikant in Marktleuthen, ist 
schuldig eines fortzesetzten Verschens gegen § 14 Abs. II 
des Gesetzes zum Schutze der Warenbezeiechnungen und 
wird deshalb in eine Geldstrafe von zwanzig Mark, 
umgewandelt für den Fall der Uneinbrinzlichkeit in eine 
Grefänenisstrafe von zwei Taxen, sowie in die Kosten des 
Verfahrens einschließlich der dem Privatkläger erwach- 
senen notwendigen Auslagen verurteilt. 

2. Zugleich wird dem Privatkläger die Befugnis zu- 
gesprochen, die Verurteilung auf Kosten des Angeklagten 
innerhalb vier Wochen nach Rechtskraft des Urteils durch 
einmalige Einrückung der Urteilsformel in der „Elektro- 
technischen Zeitschrift” öffentlich bekanntzumachen. 


Bekanntmachung. 


Die Prüfstelle hat einen Nachtrag nach dem Stande 
vom 1. V11.1929 zu der „Zusammenstellung der erteilten 
Genehmigungen zur Benutzung des VDE-Zeichens sowie 
der zugewiesenen Firmenkennfäden nach dem Stande vom 
1. 1. 1929” herausgegeben. 

Wir machen darauf aufmerksam, daß dieser Nachtrag 
gegen Einsendung des Portos kostenlos abgegeben wird. 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
Zimmermann. 


Methode zur Messung großer Leistungen oder Ströme 
auf weite Entfernungen. Der Grundgedanke der besehrie- 
benen Meßmethode ist der, große Ströme oder Leistungen 
über Leitungen geringen Querschnitis fernzumessen unter 
Benutzung einer kleinen Melidynamo, deren Gleichspan- 
nung sich proportional mit der fernzumessenden Strom- 
stärke oder Leistung ändert. Genau derselbe Grund- 
gedanke ist zuerst von mir im Jahre 1929 in der ETZ, 
S. 97, veröffentlicht worden und durch Patent Nr. 326 338 
geschützt gewesen, was Herrn Dipl.-Ing. W. STERN leider 
unbekannt gewesen zu sein scheint. Alle die Vorteile der 
Fernmessung mittels Gleichstrom, die Herr W. STERN 
ins Feld führt, sind mir s. Z. wohl bewußt gewesen, ebenso 
etwaige Erweiterungesmörlichkeiten meines Grundredan- 
kens, zumal auch von mir schon damals die praktische Aus 
führung meines Meßsystems nach der Art der Motorzähler 
gedacht war. Der Schlußsatz meiner Patentbeschreihbung 
lautete: „Das ganze MeBaggregat kann ähnlich den Motor- 
zählern ausgeführt und bequem in dem Gehäuse eines 
solchen untergebracht werden.” 


Jedenfalls kann nun an der Tatsache, daß auch bei 
meiner Meßeinrichtung der Schwerpunkt darauf ruht, die 
sich ändernde Gleielispannung einer kleinen Melsdyname 
zur Fernmessung zu benutzen, dureh keinerlei Einwände 
gcrüttelt werden. 


Angeblich andere bezügliche Patente sind mir unbe- 
kannt. Mit der Patentsehrift allein liegt auch noch keines- 
wegs eine prioritätsichernde Veröffentlichung einer Neu- 
heit vor, wie 2. B. bei meinem eigenen nachmaligen 
Patente Nr, 400 3201 Deshalb habe ich auch, um mir die 
Priorität zu wahren, nicht bloß das Patent auf die Fern- 
messungz genommen sondern die Neuheit derselben in der 
allbekannten ETZ ausführlich beschrieben, d h. veröffent- 
licht. Auch habe ich den Grundgedanken der neuen Fern- 
messung schon im Jahre 1913 ausgesprochen, was von der 
damals unterriehteten Seite bestätigt werden könnte.. 

Hamburg, 16. IH. 1929, Hugo Ring. 


18. Juli 1928 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


1069 


Erwiderung. 

Nachdem ich Gelegenheit genommen habe, die Aus- 
führungen des Herrn RING durchzulesen, möchte ich ihm 
zunächst mitteilen, daß der Gedanke, große Ströme unter 
Benutzung einer kleinen Meßdynamo fernzumessen, gar 
nicht von ihm zuerst veröffentlicht worden ist, wie er in 
seiner obigen Zuschrift behauptet. Außerdem hat Herr 


RING den Grundgedanken der von mir beschriebenen 
Meßmethode nicht richtig erfaßt. Die Grundlage des 


Telewatt-Systems ist, wie bereits in der ETZ 1928, 5. 282 
angegeben, eine Umformervorrichtung und nicht 
die kleine Meislynamo, wie Herr RING annimmt. Dann 
möchte ich aber Herrn RING sagen, daß auch die Be- 
nutzung einer kleinen Meßdynamo an sich zu Fern- 
meßbzwecken gar nicht von ihm zuerst veröffentlicht wor- 
den ist, wie er in seiner obigen Zuschrift behauptet. 
Veröffentlichunsen über die Benutzung einer kleinen 
Meßdynamo zu obigen Zwecken sind auch schon früher 
erfolgt. Ich verweise hier besonders auf die Patent- 
schrift Nr. 314604 von Hartmann & Braun, die im Juli 
1918 angemeldet und im Oktober 1919 ausgegeben worden 
ist. Darin wird fast dieselbe Einrichtung wie die von 
Herrn RING angegebene beschrieben. Auch hier wird 
mit konstanter Umdrchungsgeschwindierkeit der Anker 
einer Meßdynamo gedreht, wobei das magnetische Feld 
der Meßdynamo direkt durch das Kraftlinienfeld des 
Starkstromleiters gebildet wird, während bei Herrn RING 
eine besondere Shuntleitung und Kompoundwicklung not- 
wendig sind. 

Weiter gibt Herr RING an, daß der von ihm angeb- 
lich zuerst veröffentlichte Grundgedanke durch sein 
Patent geschützt gewesen sei; auch diese Behauptung 
entspricht nicht den Tatsachen, denn durch das Patent 
von Herrn RING wurde lediglich eine um die Magnet- 
wicklung der Meßdynamo gelerte Kompoundwicklung ge- 
schützt. Die von mir beschriebenen Fernmeßanlasen 
nach dem Telewatt-System unterscheiden sich so wesent- 
lich von der von Herrn RING beschriebenen Einrichtung, 
daß es mir unverständlich ist, wieso Herr RING hier 
Vergleiche ziehen will. Dies ist um so verwunderlicher, 
al bereits in der ETZ vom Jahre 1920 Herr E. BESAG 
auf die Ausführungen des Herrn RING einging! und ihm 
bewies, daß Herr RING bei seiner Gleichstrom-Fernmes- 
sung der Zuhilfenahme von Wechselstrom nicht auszu- 
weichen vermochte. 

Bekanntlich arbeiten nun die Telewattanlagen nach 
dem Umformerprinzip, also ohne Zuhilfenahme 
von Hilfströmen, und die Drehzahl der Meßdynamo 
ändert sich direkt mit der Meßeröße, während bei Herrn 
RING die Meßdynamo mit einer konstanten Drehzahl 
angetrieben werden und die Einwirkung der Meßerröße 
durch eine besondere Kompoundwicklung an der Meß- 
dynamo direkt erfolgen muß. Herr RING benötirt also 
zur Fernmessung von Gleichströmen einen Wechselstrom- 
motor. Der Gedanke der Fernmessung nach dem Um- 
formerprinzip, also ohne Zuhilfenahme fremder Strom- 
quellen, ist durch die Durehbildung des Telewatt-Systems 
meines Wissens jedenfalls zum erstenmal in größerem 
Umfangs in die Praxis eingeführt worden. 

Zum Schluß möchte ich auch nicht unterlassen, darauf 
zufmerksam zu machen, daß Herr RING wohl irrtüm- 
licherweise den Schlußsatz seiner Patentbeschreibung 
sicht zanz vollständig wiedergegeben hat. In dem mir 
vorliegenden gedruckten Exemplar seiner Patentschrift 
heißt es ausdrücklich wörtlich: „Das ganze MeßBaggregat 
samt der Gegen-Kompoundwieklunzs kann 
usw. usw.“ Gerade das Wort „Gezen-Kompoundwicklung” 
iat aber wichtig und charakterisiert das Verfahren des 
Herrn RING ebenso wie der Patentanspruch, in dem es 
heißt „gekennzeichnet durch eine um die Magnetwieklung 
der Mebßdynamo gelegte Kompoundwicklung”. Aus dem 
Wort „Geren-Kompoundwieklung“ ist nämlich sofort er- 
sichtlich, daß der Grundgedanke des Herrn RING mit 
dem Telewattsystem überhaupt nichts zu tun hat. 


Charlottenburg, 11. IV. 1929. 
Walter Stern. 


Fine transportable Prüfeinrichtung für die Durchschlag- 
festigkeit von Transformatorenöl. 


Dr. H. WOMMELSDORF bringt in seinem Aufsatz anf 
S.305 der ETZ 1929 den größten Teil der Mitteilung der 
norwegischen Ölkommission? über Versuche mit der In- 
fiuenzmaschine für Ölprüfung. Als derjenige der norwe- 
sischen ÖOlkomniission, der die Versuche mit der Influenz- 


ı E Besag, ETZ 19%. S. 8. 
2? El. Tidsskrift 1928, S. 325. 


maschine durchgeführt hat, möchte ich im Anschluß an 
den Aufsatz von Dr. WOMMELSDORF noch folgendes fest- 
stellen: 

Durch die Versuche in Oslo (seit Anfang 1926) und 
später in Darmstadt (Prof. PETERSEN) wurde festge- 
stellt, daß die Influenzmaschine brauchbar war. Wir 
erstrebten aber, wie ich in Oslo 1927 auf der Versamm- 
lung der norwegischen Elcktrizitätswerke auch mitge- 
teilt habe, nicht etwa die Ausbildung einer Präzisions- 
methode sondern die Schaffung eines möglichst ein- 
fachen Meßverfahrens, das — wie das vorliegende — für 
die Anforderungen der Praxis genügend genaue Werte 
ergibt, wozu noch zu bemerken ist, dal ja auch die Meb- 
methoden mit den bisher bekannten stationären Weelisel- 
stromapparaten, deren stark schwankende Meßwerte ja 
bekannt sind und eben durch die Natur der Öle selber 
verursacht werden, ebenso wenig als Präzisionsmethoden 
bezeichnet werden können. Wir dachten hier eine Aus- 
rüstungz besonders für die kleinen Elcktrizitätswerke ge- 
schaffen zu haben, deren Ausgabenetat die Anschaffung 


der teuren stationären Ausrüstungen nicht gestattet. 
Später ist aber der Anwendungsbereich der Ausrüstung 


indem dıe Translormatorenfabriken 
ihre Reisemonteure mit der neugeschaflenen Apparatur 
ausgerüstet haben. Die Fabriken haben sich zu dieser 
Anschaffung entschlossen in der Erkenntnis, daß viel 
Zeit und Mühe erspart werden kann, wenn die Monteure 
am Montareplatz selbst den Austrocknungsprozeß des 
Öls verfolgen können. 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einen Vorteil 
des neuen Prüfverfahrens erwähnen, nämlich, daß dureh 
das Prüfen mit Influenzmaschine das Prüföl nicht wäh- 
rend des Versuches ausgetrocknet wird. Das Öl wird 
höchstens während des YPrülens etwas gereinigt. Bei 
Wechselstromprülung von Öl tritt dagegen cine gewisse 
Austrocknung des Öles während des Versuches cin, was 
besonders bei Prüfung von fcuchtem Öl auffällt. 


Oslo, 27. Ill. 1929. W.R. Blumer. 


Erwiderung. Die Angaben des Herrn BLUMER, Oslo, 
werden durch die Erfahrungen der ausführenden Firma 
in Deutschland bestätigt, jedoch ist dazu zu bemerken, 
daß bei den deutschen Fabriken von Transformatoren, 
ferner bei Ölgesellschaften, auch das Bedürfnis nach 
einer etwas größeren Apparatur hervorgetreten ist. Wäh- 
rend sich das Interesse der Elektrizitätswerke lediglich 
darauf beschränkt, ihr Transformatorenöl daraufhin zu 
kontrollieren, ob dessen Durchschlagfestiekeit den Ver- 
bandsvorschriften entspricht, d.h. 80 bzw. 125kVicm 
nicht unterschreitet, besteht bei den Fabriken vielfach 
der Wunsch, bei neuen Transformatoren oder neuem Füll- 
öl auch den ziffernmäßigen Wert höherer Durchschlag- 
festigkeiten ermitteln zu können. Da die auf S. 305 be- 
schriebene Apparatur Messungen nur bis zu 233 kV/cm 
Maxiimnalwert bzw. bis zu einem entsprechenden Effektiv- 
wert von 164,7kV/cem gestattet, genügt sie zwar den 
Ansprüchen der Elcktrizitätswerke, nicht aber in solchen 
Fällen denen der Transformatorenfabriken und Ölgesell- 
schaften. Aus diesem Grunde wurde von der ausführen- 
den Firma, der Berliner Elektros-Ges., Berlin-Schönebere, 
noch eine etwas größere Apparatur zusammengestellt, 
die gleichfalls in einem llandkoffer untergebracht ist. 
Da dieser nur eine Größe von 40 X 40 X 24 cm und ein 
Gewicht von rd. 10 kg besitzt, ist er ebenfalls noch hand- 
lich genug, um auf die Reise mitgenommen zu werden. 

Diese Apparatur enthält außer einer größeren Kon- 
densatormaschine ein zweites Meßkugelpaar, wodurch 
eine größere Meßgenauigkeit erzielt wird, als wenn der 
gesamte beträchtliche Spannungsbereich mit einem Kugel- 
paar geprüft werden müßte. Mit dieser Tinrichtung: 


erweitert worden, 


lassen sich Durchschlarfestirkeiten bis zu 385 kV/em 
Maximalwert (entsprechend einem FEffektivwert von 


272 kV/em) messen. Außerdem besitzt die in dieser Appa- 
ratur enthaltene Kondensatormaschine cine fast doppelt 
so grobe Stromstärke. 
Berlin-Schöneberg, 12. V. 1929 
Dr. H. Wommelsdorf, Dipl.-Ing. 


LITERATUR. 
Besprechungen. 


Scelektivschutzanla- 
gen nach dem Impedanzprinzip. Von Öberine M. 
Walter. Mit 27 Abb, u. 56 S. in 8°. Rom-Verlag, 
R. O. Mittelbach, Charlottenburg 1928. Preis geb. 4 RM. 

Der Zusammenschluß von Leitungsnetzen zu immer 
größeren geschlossenen Versorrungegebieten hat in den 


Projektierung von 


1070 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 18. Juli 1929 


letzten Jahren solche Fortschritte gemacht, daß das Pro- 
blem des Selektivschutzes nunmehr auch für weitere 
Kreise aktuell wurde. Demgemäß erklärt sich aueh das 
Pedürfnis nach einem Wegweiser zur Proiektierung 
dieser Schutzeinrichtunzen, der es, von der letzten defi- 
nitiven Festlegung der Einzelheiten abgesehen, überflüssig 
machen soll, den Spezialisten zu Rate zu zichen. In 
diesem Sinne stellt das Büchlein von Oberingenieur 
Walter eine berrüßenswerte Neuerscheinung dar. Aus- 
eehend von allgemeinen Bemerkungen über die Proiek- 
(erung von Selektivschutzanlagen naeh: dem Impedanz- 
prinzip (z.B. zwei- oder dreipolige Ausrüstung, Wahl des 
Ansprechsystems usw.) werden die wichtigsten Regeln 
zur Ermittlung der Stoß- und Dauerkurzschlußströme in 
Drehstromnetzen angegeben sowie Unterlagen zur Be- 
stimmung des Erdschlußstromes mitgeteilt. Besonders 
instruktiv sind die numerisch durcehzerechneten Beispiele 
der Ausrüstung eines Netzes mit Impedanzrelais und der 
Ermittlung der thermischen und «dynamischen Bean- 
spruchung bei Kurzschluß. Schließlich wird noch ein 
übersichtlicher Fragebogen für die Projektierung des 
Selektivschutzes von Leitungsnetzen angegeben. Schon 
aus dieser kurzen Inhaltsübersicht ist zu ersehen, daß das 
vorliezende Büchlein sicher weiten Kreisen willkommen 
sein dürfte. Freilich wird der theoretisch stärker inter- 
essierte Ingenieur an manchen Stellen Hinweise auf tiefer- 
xchende Probleme vermissen, auf die einzugehen zum 
Teil sehr verlockend wäre. Anecheinend hat sich aber 
der Verfasser abeichtlich größte Beschränkung auferlegt, 
um den Charakter eines übersichtlichen Nachschlagebüch- 
leins nieht zu verletzen. Gauster. 


Bau und Einrichtung elektrischer Licht- 
und Kraft-Verteilungsanlagen. Von Dipl.- 
Ing. H. Göppä@r. (System Karnack-Hachfeld. Her- 
ausge, von Dipl.-Ing. E. Vollhardt.) 1. Aufl. Mit 
zahlr. Textabb., XII u. 157 S. in 8°. Verlag von Bon- 
neß & Hachfeld, Potsdam u. Leipzig 1927, Preis geh. 
5,40 RM. 


Das Buch stellt Unterrichtsbriefe über die Leitungen 
und ihre Verlegung, die Melseinrichtungen. die Schalt-, 
Überstromschutz- und Überspannungschutz-Einrichtunzen 
sowie die Projektierung und Ausführung der Anlagen 
dar. Den Abhandlungen eind Zusammenfassungeen, Fra- 
gen für den Unterrichtenden und Aufgaben für den Schü- 
ler angefügt. Der Inhalt stützt sich in erfreulicher 
Weise auf die Vorschriften des VDE, deren grundlegende 
Bedeutung stark hervortritt. Soweit bei der gedräneten 
Kürze möglich, wird das Wichtigste anschaulich wieder- 
gegeben, so daß die Schrift für den beabsichtigten Zweck 
empfohlen werden kann. 


Da die Behandlung von Hochspannungsanlagen in 
dieser Form heute kaum noch möglich ist, sollte erwogen 
werden, ob man sich in Zukunft nicht besser auf die 
vom VDE neu geschaffene Grenze (unter 1000 V) be- 
schränken und den gewonnenen Raum zum Ausbau dieses 
(iebietes benutzen sollte R. Zaudv. 


Meßtechnik für Radio-Amateure. Von Dr. 
HL Nesper. (Bibl. d. Radio-Amateurs Bd.1.) 4. be- 
deutend erweiterte Aufl. mit 110 Textabh., IX u. 120 S. 
A Verlag von Julius Springer, Berlin 1928. Preis 
4 RM. 


Das Heft ist gegenüber den früheren Auflagen derart 
umerearbeitet worden, daß die Kapitel heißen: Meßappa- 
rate, Prüfanordnungen, wichtigste Meßechaltungen und 
Messungen an Empfängern. Den Fortschritten der Radio- 
teehrik ist weitgehend Rechnung getragen. Auch für die 
Umarbeitung gilt das über die erste Auflage Gesarte. Das 
Heft gehört tatsächlich in die Hand icdes Radioamateurs. 

Lübeke. 


Lehrbuch der Physik in elementarer Dar- 
stellung. Von Dr.-Ing. E. h., Dr. phil. A. Berliner. 
4. Aufl. Mit 802 Abb., V u. 658 S. in 8°. Verlag Julius 
Springer, Berlin 1928. Preis geb. 19,80 RM. 


Nach recht kurzer Zeit ist eine Neuauflage dieses Lehr- 
buchs nötig geworden; dies zeigt, daß seine Hervorholunz 
ans der Vergessenheit durch die 3. Auflage berechtiet war. 
In der Tat hat sieh das Werk schnell einen Leserkreis er- 
worben, der einesteils aus den Studierenden besteht, andern- 
teils aus Vertretern von Gebieten, die der Physik benachbart 
sind oder aus einem Spezialteil der Physik erwachsen, wo 
die meisten technischen Fächer. Und die Beliebtheit des 
Buches ist durchaus berechtigt; es ist erstaunlich, wie 
reichhaltig es ist bei vollkommener Wahrung des elemen- 


taren Charakters. Dies ist dem logischen Aufbau und 
dem weiten Umfang des Gesichtskreises zu danken, vor 
allem aber — ich möchte sagen der Warmherziekeit, welche 
der Verfasser jeder einzelnen physikalischen Erkenntnis 
enteeeenbringt. Der Schriftleiter der „Naturwissenschaf- 
ten“ hat vielleicht einen weiteren Kreis von Forschern, die 
ihm die neuen Erkenntnisse aus erster Hand vermitteln, 
als sonst jemand; er fühlt auch mehr als irgendein pro- 
duktiver Fachgelehrter, der sich mehr oder weniger ein- 
enzen muß, die Fäden, welche von einem Teil der Physik 
zu den andern Teilen, zu den Nachbarwissenschaften, zur 
Technik führen; er bekommt auch unmittelbar die Haupt- 
richtungen der Interessen, welche die Zeit beherrschen, zu 
spüren; — das alles nämlich dann, wenn er, wie Arnold 
Berliner, von dem steten Bestreben nach iener Universali- 
tät erfüllt ist, welche die Grundgedanken der notwendiger- 
weise sich erweiternden und auseinanderstrebenden Einzel- 
wissenschaften wieder zu sammeln und in das Blickfeld 
der gesamten naturwissenschaftlichen Welt zu rücken 
sucht. Dies aber ist wohl der beste Geist, aus dem ein ele- 
u Lehrbuch für Erwachsene geschrieben werden 
cann. 


Über die Stoffeinteilunz braucht hier nicht berichtet zu 
werden, denn sie ist die gleiche geblieben wie in der 
3. Auflage. Im einzelnen ist viel Neues hinzugekommen, 
die Beispiele aus der Technik sind vermehrt worden. Neue 
Abechnitte sind u. a. über Coriolisbewegung, Kreisel, Kri- 
stallstruktur, Astrophysik und Geophysik eingeführt wor- 
den; einigen ersten Fachgelehrten dankt der Verfasser in 
der Vorrede für Verbesserunzen und Ergänzungen. Der 
Referent möchte noch als besonders dankenswert — auch 
im Hinblick auf Leser aus der Technik — die ausführliche, 
systematische und durchaus nceuzeitliche Darstellung der 
Mechanik hervorheben, die sonst oft die Physiker nicht 
recht zu fesseln vermag und daher zu leicht stiefmütterlich 
behandelt wird. L. Hopf, Aachen. 


Handbuch der physikalischen und techni- 
schen Mechanik. Von Prof. Dr. F. Auerbach 
u. Prof. Dr. W. Hort. Pd. 6, Lief. 2. Mit 737 Abb., 
XVIII u. 457 S. in gr. 8°. Verlag Joh. Ambrosius Barth, 
abe 1928. Preis geh. 50 RM. Subskriptionspreis 
4 AN, 


In dem neuen „Handbuch“ ist zu den bisherigen enzy- 
klopädischen Zusammenfassungen der Mechanik eine neue 
mehr technisch gerichtete Ergänzung erstanden, wie sie 
durch die weitausgreifenden Anwendungen der Mechanik 
in der Technik notwendig wurde. 


Alle Artikel des vorliegenden Bandes beschäftigen sich 
mit der Bewegung der Luft bzw. von Gasen und Dämpfen 
und deren technischer Anwendung. Einem verhältnismäßig 
selten behandelten Thema begegnen wir im ersten Aufsatz 
von Prof. Flügel über Windräder. Hier sieht man, 
wie die Methoden der Aeromechanik, speziell der Pro- 
pellertheorie, auch diese so alten und nützlichen Motoren 
recht weitzchend verbessert haben. 


Vom gleichen Verfasser (Flügel) stammen die Auf- 
sätze über Dampf- und Gasturbinen, welche in ihrem Ge- 
samtaufbau nach den verschiedenen im Laufe der Zeit ent- 
standenen Systemen übersichtlich und an guten Bildern 
beschrieben werden. Auf die Regelung und die wichtig- 
sten Hilfseinrichtunzen wird ebenso eingegangen wie 
auch auf die hier besonders interessanten verschiedenen 
Betriebsbedinzungen. Den Hauptinhalt bilden naturgemäß 
die strömunges- und wärmelechnischen Grundlagen, nach 
denen dann der Vorgang bei Berechnung und Entwurf von 
Dampfturbinen recht eingehend auseinandergesetzt ist. 


Bei den Gasturbinen konnten natürlich solche 
Betriebserfahrungen noch keine Rolle spielen, dafür ist 
hier Wert auf Betrachtung der Möglichkeiten und Aus- 
sichten der Gasturbinen gelegt. Die schon vielfach gut be- 
währten Abgasturbinen finden gebührende Würdigung, 
aber auch einige Versuchshauten (llolzwarthturbine ) 
werden kurz gestreift. 


In dem Sesel- und Rotorschiffahrt betitei- 
ten Aufsatz von Croseck ist man chrlich erstaunt, zu 
sehen, wieviel schöne und interessante Dinge sich von den 
Segelschiffen erzählen lassen, wieviel die Aerodynamik 
hier noch zu sagen hat, und welche Fortschritte sich bei 
einer rationellen Verbesserung des Segels mit anderem 
Konstruktionsmaterial und neuen Konstruktionsprinzipien 
vielleicht noch erreichen lassen werden. 


Die weitere Aufsatzreihe von Everling und von 
Fuchs stellt (auf 183 Seiten!) eine sehr vollständize 
Acrfomechanik dar, wie sie als Einführung zur Flug- 


18. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 29 


1071 


technik kaum besser und ausführlicher geschrieben wer- 
den könnte. Man findet in Everlings Artikeln: Luft- 
kräfte an Fahrzeugen, Dynamische Luftfahrt (Mechanik 
des Flugzeugs) und Statische Luftfahrt (Mechanik der Bal- 
lcne), nicht bloß die eingehende Behandlung der Theorie 
sondern auch ausführliche Angaben über praktische Rech- 
nungsverfahren sowie das Wichtigste aus der Anwendung 
auf Flugzeuge und Luftschiffe. Es kann wohl gesagt 
werden, daß die neueren Theorien, welche in ihrer Aus- 
gestaltung in der Praxis den großen Aufschwung der Flug- 
technik veranlaßt haben, in einer ihre Tragweite klar zum 
Ausdruck bringenden Weise wiedergegeben sind. Ohne 
auf Einzelheiten einzugehen, möge der Hinweis genügen, 
daß zu dem mehr als 70 Karitel umfassenden Stoff ziem- 
lich vollständige Literaturhinweise mitgeteilt und zum 
großen Teil auch mitverarbeitet worden sin. 


Parallel dazu behandelt Fuchs das iu der Ilaunt- 
sache theoretische Kapitel über die Berechnung 
von Luftkräften mit funktionentheoreti- 
schen Methoden. Die Verwendung dieser mathema- 
tischen Ansätze für die in der Flugtechnik auftretenden 
Luftkräfte ist bekanntlich von grundsätzlicher Bedeutung. 


In ein auch weiten technischen Kreisen wenig be- 
kanntes Gebiet führt Dr. Wagner (Dresden), der die 
pneumatische Förderung beschreibt und an 
Rechnung und Versuch die Bewegung kleiner Körper 
im Luftstrom nachweist. Die gefundenen Gesetze ver- 
dienen unser Interesse auch deswegen, weil sie eine ver- 
hältnismäßig leicht durch das Experiment zu prüfende An- 
wendung der Gesetze der Punktmechanik und der Aero- 
dynamik darstellen. 


Das Verdichten und Verdünnen von 
Gasen behandelt Seliemann unter Berücksichtigung 
der dabei in erster Linie wichtigen wärmetechnischen Ge- 
setze. Die Beschreibung der Kompressoren für Kolben- 
oder rotierenden Betrieb und für Strahlpumpen ist recht 
ausführlich gehalten. 


In einem Schlußartikel faßt Prof. Dr. W. Hort 
die Energieumsetzung in den Kolbenkraft- 
maschinen zusammen und führt deren Gesetze an Bei- 
spielen noch einmal in ihrem Aufbau vor, zeigt auch die 
Verwendung der üblichen Diagramme. Wertvoll ist die 
Übersieht — auch die der geschichtlichen Entwicklung — 
und der stete Hinweis auf die in jeder einzelnen Maschinen- 
gattung erreichbare Ausnutzung der Brennstoffe. 


Zusammenfassend wird man gern zugeben können, daß 
die Anforderungen, welche man billigerweise an ein solches 
Handbuch stellen kann: Orientierung über die Grundlagen 
und über die wesentlichsten Anwendungen, bemerkens- 
werte Fragen und Einzelheiten, auch sehr vollständige 
Literaturangaben, in diesem „Handbuch“ recht gut erfüllt 
sind. A. Pröll. 


Elementarmathematikvomhöheren Stand- 
punkteaus. Von F. Klein. 3. Aufl. 3. Bd: Prä- 
zisions- und Approximationsmathemaı- 
tik. Ausgearb. v. C. H. Müller. Mit 156 Abb. X u. 
233 S. in er. 8°. (Grundliehren der mathemat. Wissen- 
schaft. ir Einzeldarstell., herausgeg. von R. Courant. 
Bd. 16.) Verlaz von Julius Springer, Berlin 1928. Preis 
geh. 13,50 RM, geb. 15 RM. 


Von den Kleinschen Vorlesungen über Elementar- 
mathematik ist nun auch der dritte Band im Druck erschie- 
nen. Für das, was über die prinzipielle Bedeutung dieses 
durch Klarheit der Darstellung und Weite des philosophi- 
schen Gesichtspunkts hervorragenden Werkes zu sagen 
ist, dürfen wir auf unsere früher erschienene Besprechung 
der ersten Bände verweisen!. Der dritte Band behandelt 
vor allem das Verhältnis von theoretischer und praktischer 
(zeoinetrie und ordnet sich dadurch zugleich den Klein- 
` achen Bestrebungen ein, die Mathematik aus der Isolation 
einer rein theoretischen Wissenschaft zu befreien und das 
Interesse für ihre Anwendungen zu erwecken. Auch 
dieses Mal sei den Herausgebern Dank ausgesprochen, daß 
sie die früher nur in autographierter Form erschienene n 
Vorlesungen des großen Göttinger Mathematikers nun- 
mehr dem Kreis der weiteren Öffentlichkeit zugänglich 
gemacht haben: gibt es doch wenige Lehrbücher der Mathe- 
matik, die sich mit der Kleinschen Darstellungskunst mes- 
sen können. Hans Reichenbach. 


t ETZ 1926, 8.038. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Osram-General Electrice Co. — Nach Informationen der 
Frankf. Zg. zerfällt das in der ETZ 1929, S. 1036 genannte 
Abkommen der Osram G. m.b. H. und der ihr nahestehen- 
den Firmen mit der General Electric Co., Schenec- 
tady, in zwei praktisch zusammenhängende Verträge, einen 
zwischen Osram und der General Electric über Patent- 
austausch und Gebieisabgrenzungen und einen, 
den Siemens, die AEG und Koppel mit den Amerikanern über 
deren schon erwähnte finanzielle Beteiligung ge- 
schlossen haben. Durch ersteren werde die schon seit 1921 
bestehende, der deutschen Gruppe hauptsächlich Deutsch- 
land und Österreich reservierende Vereinbarung umgestaltet 
und das Arbeitsgebiet der Osram G. m.b. H. in Mittel- und 
Osteuropa wesentlich erweitert. Besonders gehöre jetzt auch 
Italien zu deren Versorgungsgebiet, während Westeuropa 
allerdings nicht in Frage komme, weil die General Electric 
Co. dort, speziellin Frankreich, England und Holland, bereits 
anderweitige Beziehungen unterhalte. Die Frankf. Zg. weist 
weiter auf die Verbindung des amerikanischen Unternehmens 
bzw. der International General Electric Co. mit der in bemer- 
kenswerter Ausdehnung begriffenen Philips’ Glüh- 
lampenfabriken A.G., Eindhoven, hin. Letztere und 
Osram hätten, äußerlich noch getrennt, vor kurzem in Schwe- 
den Glühlampenfabriken erworben, und neuerdings wäre eine 
Verständigung zwischen ihnen auf italienischem Gebiet zu- 
standegekommen. Von den internationalen Unternehmungen 
der holländischen Gesellschaft sei diejenige in Italien anschei- 
nend zum größten Teil an Osram abgegeben worden!. Falls, 
wie man vermuten könnte, die Dinge von Eindhoven aus ihren 
Ausgang genommen hätten, so würde das zu der Annahme 
führen, daß es sich in erster Linie um eine Vertiefung und 
eine quasi amerikanische Erweiterung des Glühlampenkar- 
tells handle. und es könnte daher sein, daß die General Elec- 
tric Co. in Verfolg ihrer auf alle Gebiete und nach allen Rich- 
tungen vorstoßenden Export- und Expansionspolitik nun das 
Ziel verfolge, zunächst einen Pfeiler des Weltgeschäfts, den 
Glühlampenabsatz, international zu regulieren. In Südame- 
rika, im fernen Osten und in Rußland böten sich iiberall und 
für das gesamte Arbeitsgebiet viele weitere Anknüpfungs- 
punkte. Auf deutscher Seite, so heißt es dann mit Bezug auf 
die Vertretung der amerikanischen Interessen im Arbeitsaus- 
schuß der Osram, werde man jedenfalls erwarten, daß diese 
neueste amerikanische Invasion auf das Finanzielle beschränkt 
bleiben möge, und die Frankf. Zg. betont bei dieser Gelegen- 
heit. daß in bezug auf das eigentliche elektrotechnische Ge- 
schaft in Deutschland und auf dem Weltmarkt eine hoch- 
gradige Schonungsbedürftigkeit der deutschen sozusagen ex- 
portpflichtigen Industrie bestehe. Vielleicht habe man jin 
solehem Zusammenhang die Methoden und Ausmaße dieser 
Hereinziehung der General Electrie Co. in den Osram-Kon- 
zern sogar als eine Präventivmaßnahme anzusehen, wn eine 
wirkliche Auseinandersetzung zwischen der deutschen Groß- 
elektrotechnik und der amerikanischen Vormacht zu verhüten. 


Aus der Gesechäftswelt. — Einer in London errichteten 
tesellschaft „Protos - Electric haben die Siemens- 
SchuckertwerkeA.G.nach dem Berl. Börs.-Conr. Lizenz 
zum Verkauf elektrischer „Protos“-Erzeugnisse erteilt. — 
Nach derselben Quelle ist von der Filiale Solpee der All- 
gemeinen Elektricitäts-Gesellschaft durch 
Vermittlung der Société Financière Luxembourgoise pour le 
Commerce et V’Industrie in Luxemburg eine Tochtergesell- 
schaft Fleetromat mit 1 Mill Fr Kapital gegrindet worden, 
die fir die Landeselektrisierung das erforderliche Material 
liefern soll. 


Deutschlands ` elektrstechnischer Außenhandel”. — 
Innerhalb des Tarifunterabschnitts 18B ist im Mai 1929 
die Einfuhr gegen den Vormonat (12403 dz bzw. 4,223 
Mill RM) um 11531 dz (93%) und 1,7 Mill RM (40%) ge- 
stiegen, dagegen zeigte die Ausfuhr im Vergleich zum 
April (146 903 dz bzw. 50,183 Mill RM) eine Verringerung 
um 7611 dz (5%) und 5,426 Mill RM (11%). In dein Mai- 
export waren an Reparationssachlieferungen 6134 dz im 
Wert von 3.031 Mill RM inbegriffen. Für die abgelaufenen 
fünf Monate ergibt sich gegenüber der gleichen Zeit 
von 1928 bei der Einfuhr eine Zunahme um 14 842 dz (35 %) 
bzw. 3,905 Mil RM (22%). Bezogen wurden in dieser 
Periode vom ae 6642 Lichtmasehinen (11 193 i. V.), 
67156 Dynamos, Elektromotoren usw. (51515 i. V.), 1750 
Bogen- usw. Lampen (366 i. V.), 1,984 Mill Metalldraht- 
lampen (1,758 i. V.) und 21800 Kohlefaden- usw. Lampen 
(23500 i. V.). Die Ausfuhr war um 87359 dz (15,6 %) und 


! Die Frankf. Zt. berichtete später an anderer Stelle, daß die 
Philips-Gruppe der Osram-Gesellschaft 85°, ihrer Beteilieung an der 
1910 gegründeten italienischen Soc. Elettrica Centrale in Parma über- 
lassen n abe: die restlichen 12”. seien noch in Händen von Philips. 

® Vgl. ETZ 198, S. 1067; 1929, N, 879, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 


18. Juli 1929 


Einfuhr in dz Ausfuhr in ds 


Ge Erzeugnisse Mai Januar/Mai Mai Januar/Mai 
1929 | 1929 | 1928 1929 1929 1928 
907 a Lichtmaschinen und Lichtzündmaschinen für Motorfahr- 
zeuge; Anlaßmotoren für Verbrennungsmotoren . . . . 25 461 1 064 1 084* 3 681* 2 514* 
907 Dynamomaschinen, Elektromotoren, Umformer; Trans- 
b bis g formatoren und Drosselspulen!. . e 2 890 13 876 19 719 21 221* | 125 954* | 137 176* 
807 h Fertig gearbeitete Anker, Kollektoren? . . ... 2... 286 685 291 1 528* 8 095* | 13 363* 
908 a,b| Elektrizitätssammler, deren Ersatzplatten (Elektroden) . . 731 2 806 3 017 4 140* | 20. 191* | 21597* 
909 Kabel zur Leitung elektrischer Ströme, zur Verlegung in 
Wasser oder Erde geeignet . . . » 2 2 2 2 2 2 2.0. 16 912 26 341 7197 61 483* | 238 479* | 164 446* 
210 Bogenlampen, Quecksilberdampf-, Quarz- und ähnliche 
a bis e Lampen; Gehäuse dafür mit Glasglocken; Scheinwerfer, 
Reflektoren? . ge we Sr een 20 69 44 316 2 090* 1597 
91l a Metallfadenlampen . `... l 160 878 859 791* 4 675* 4 708* 
911 b Kohlenfaden-, Nernst- und andere Glühlampen . .... — 14 15 47 183* T8 
912 Aı | Telegraphenwerke; Bestandteile davon . ........ 4 51 13 40 152* 105 
912 A3) Fernsprecher, Fernsprech-, Wand- und Tischstationen, Fern- 
sprechvermittelungseinrichtungen; Bestandteile davon . 46 243 242 1 722* 7 658* 6 042* 
912 A8| Vorrichtungen für die drahtlose Telegraphie und Tele- 
phonie; Bestandteile davon . . . . 2 2 22200. 513 2519 1585 3 389 21 493* | 16 445* 
912A4| Meß-, Zähl- und Registriervorrichtungen, auch in Verbin- 
dung mit Uhrwerken; Bestandteile davon ...... 206 868 907 2 778* | 14469* | 11970* 
912 B Bügeleisen; Bestandteile davon . . ... 2 2 2 22.2. — 13 14 769 2 802 2 555 
912 C Heiz-, Kooh- und sonstige Wärmeapparate; Bestandteile 
davon. = 2... E ea e, Be E lg 206 813 472 1 100* 6 174* 4 795° 
912D Röntgenröhren; Bestandteile davon . . . .. 2 2.2 .. 4 10 4 14* 81* 50 
912E Magnetzündapparate und sonstige elektrische Zündsysteme 
sowie Teile davon (ausgenommen Magnete); elektro- 
technisches Zubehör für Motorfahrzeuge . . ..... 318 1 275 1 298 2 474* | 10 990* 6 561° 
912 EI | Sicherungs- und Signalapparate; Läutewerke; Bestandteile 
davon ..... Be a ee A a a a en aS 21 77 90 994* 4 985* 4 337° 
912 F2 | Vorrichtungen für Beleuchtung, Kraftübertragung, Elek- 
trolyse; Vorschalte- und Nebenschlußwiderstände; sonst. 
a. n. g. Vorrichtungen; Bestandteile davon! . . ... . 1 258 5 726 5041 27 317* | 128 905* | 125 624* 
912 F8 | Vorrichtungen für ärztliche oder zahnärztliche Zwecke; 
Bestandteile davon (ausgenommen 912D) . ..... 182 326 275 1 320* 7 645* 6 946° 
912F4 | Galvanische (auch Trocken-) Elemente, elektr. u. galva- 
nische Batterien; Thermoelemente; Bestandteile davon 41 218 276 3 518 25 891 19 392 
912 F5 | Isolationsrollen, -glocken, -knöpfe, Spulen, Taster, Schalter 
usw. aus Steingut, Porzellan oder Glas (ausgenommen 
TBB) rn u 2 EEN 111 139 121 6 6 6 
912 F6 | Isolationsgegenstände aus Asbest, Asbestpappe, Glimmer 
oder Mikanit für die Elektrotechnik (Schutzkasten usw.) — 27 49 48* 265* 219* 
912 F7 | Isolierröhren für elektr. Leitungen aus Papier oder Pappe; 
Verbindungsstücke dafürð . . . . 2.2.2 useen ae’ ; ; 3 198% | 12 363* 9 028° 
— Elektrotechnische Erzeugnisse, unvollständig angemeldet . — — — l 3 17 
e Í . J Menge in dz . 23 934 57 435 42 593 | 139 292* | 647 224* | 559 865* 
Summe von Tarifunterabschnitt 18B: | Werk in 1000 RM | 5 923 | 21 900 | 17995 | 44757* | 226 579* | 796 026° 
648 a Vorgepreßte Blöcke, Platten und Stangen aus Kohle für 
elektrotechnische Zwecke . . . ». 22 2 2 2 200 0. 39 156 217 939 5 848 4 595 
648 b Kohlenbürsten, Mikrophonkohlen usw.; Kohlenfäden für 
elektr. Beleuchtungskörper oder dgl., auch in Verbindung 
mit Platin éi a ur 28 su E a ar ar ee A a a 5 32 24 98* 338* 333 
648 e Brennstifte für Bogenlampen . . . . s 2 2 2 2 020. 259 547 18 765 3 661 3 434 
648 d Elektroden #2... = Dr ande aa a aan 574 3 092 5 744 24 524 |114022 | 100 072 
733 a Porzellanisolatoren für Telegraphen- oder Fernsprech- 
Jeitungen t s un. a a a ee ee 5 178 87 7 193* | 28 070* | 24 010* 
740 a Glüblampenkolben . . . . 22 2 2 2 2 2 2 een. 33 96 129 1 596 7 207 4 224 
783 0 Bearbeitete Teile von elektrischen Maschinen der Nrn. 
907 ajg und von Erzeugniseen der Nep, 907 h/911 b aus ` 
nicht schmiedbarem Gußeisen . . . . » 2 ses e e’ 160 651 1 100 ? e 8 8 
799 o dsgl. aus schmiedbarem Eisen . e 31 254 426 
890 a Isolierter Draht aus unedlen Metallen für die Elektro- 
technik 4.0 air We E A A G 237 1 096 898 11 346* | 56 765* | 48 vo? 


36,553 Mill RM (19%) größer, enthielt 61 398 dz Repara- 
tionssachlieferungen im Wert von 20,368 Mill RM und um- 
faßte mit diesen 38170 Lichtmaschinen (32999 i. V.), 
291 012 Dynamos, Elektromotoren usw. (248087 i. V.), 
18 042 Bogen- usw. Lampen (8757 i. V.), 24,011 Mill Metall- 
drahtlampen (21,988 i. V.) und 0,521 Mill Kohlefaden- usw. 
Lampen (0,985 i. NA Ihr Überschuß stellte sich auf 


ı Die Ausfuhr von Quecksilberumformern Ist In Nr. 912 F 2 enthalten. 
— ! Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile von nicht vollständigen elektrischen 
Maschinen. — ® Die Ausfuhr umfaßt auch Teile von Bogenlampen außer 
Brennstiften (6486). — * Die Ausfuhr umfaßt auch Quecksilberumformer 
aus Nr. 907 b/g und Isolationsgegenstände, auch aus Ambroid, Hartkautschuk 
usw. der Nr. 912 F 5 außer Isolationsglocken (733 a). — 5 Einfuhr nach Be- 
schaffenhelt. — 8 Isolationsglocken unter 733 a, andere Waren, auch aus 
Ambroid, Hartkautschuk usw., unter 912 F 2. — 7 Die Ausfuhr umfaßt 
Isolatoren aller Art aus Steingut oder Porzellan. — ® Für die Ausfuhr gelten 
die im Unterabechnitt 18 B bei den Maschinen angegebenen stat. Nro. — 

$ Einschließlich der Reparationssachlieferungen. 


589 789 dz bzw. 204,679 Mill RM (517272 dz bzw. 172,031 
Mill RM i. V.). 


Bezugsquellenverzeichnis. 


Die Anfragen sind an die Schriftleitung der ETZ 
Berlin W9, Linkstr. 23/24, zu richten. Anfragen 
ohne Rückporto bleiben unbeantwortet. 


Frage306: Wer ist Hersteller des von Ing. Zocher 
und Dr. Sperling erfundenen elektromedizinischen 
Apparates „Ionisator”? ° 


Abschluß des Heftes: 13. Juli 1929. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expl. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 XXXV 


Elektrohubkarren und ihre Verwendung. 


Mitteilung der AEG. 


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Das Werkstattförderwesen wird in fast allen Be- setzungen nicht überall posedon sind, die Maiagv e SC 
trieben als wesentliches Glied im ProduktionsprozeßB von Hubkarren aber doch erwünscht ist, hat die A E 
erkannt und ihm die notwendige Beachtung geschenkt. eine hydraulisch-meehanische Hubvorrichtung 
Auch die niehtindustriellen Betriebe erkennen die entwickelt, die in Abb. 2 dargestellt ist und auf jeden, 
Bedeutung des Förderwesens für die Rentabilität des normalerweise mit fester Platiform zu liefernden Elek- 
Unternehmens und widmen daher seiner Re reg. trokarren aufgebaut werden kann. Das Heben der Wi 
ößte Aufmerksamkeit. In allen diesen Betrieben wir Plattform erfolgt hier durch Betätigung einer Hand- Gg 
ie Mechanisierung des Förder- el 
wesens durch Verwendung von | 
Elektrokarren beschleunigt, wo- 
durch schon ungeahnte Erfolge er- 


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Der zuerst zur Einführung ge- 
langte Elektrokarren war derjenige 
mit fester Plattform, der von der 
AEG in verschiedenen Bauarten 
für eine Tragfähigkeit bis zu 2500 kg 
hergestellt wird und sich in den 
verschiedensten Betriebszweigen 
bestens bewährt hat. 

Bei sorgsamer Betriebsüber- 
wachung zeigt sich in vielen Fällen, 
daß trotz an sich großer Wirtschaft- 
lichkeit des Betriebes die Ausnut- 
zung des Karrens als Fördermittel 
verhältnismäßig gering war, da er 
dureh lange Zeit beanspruchende 

© Be- und Entladung nur geringe 
Fahrleistungen vollbringen konnte. 
Um. daher die Rentabilität des 
Elektrokarrenbetriebes noch weiter 
zu steigern, entwickelte die AE G 
den in Abb. 1 gezeigten Elektro- 
asarre rÀ a” E an 
orm dieses Fahrzeuges wird durch ges KS 
Bet Käenne eines Hubschalters élek- Abb. 2. AEG -Elektrokarren e än mit EEN Hubvorriehtung 
trisch gehoben und gesenkt und in | 
ihrenEndstellungen selbsttätig still- À ; | 
gesetzt. Bei diesem Hubkarren wird nicht seine eigene pumpe oder durch ein mittels Druckknopfes gesteuertes, 
lattform beladen, sondern besondere, mit Füßen ver- elektrisch angetriebenes Pumpenaggregat. Um bei 
sehene Ladebänke, die der Karren unterfahren und ungleichmäßiger Belastung der Plattform ein gleich- Ä 
Aufnehmen kann. Die Gestaltung der Ladebänke muß mäßiges Heben zu erzielen, ist ein Ausgleichgestänge } 
entsprechend dem Verwendungszweck -erfolgen. Es zwischen Rahmen und Plattform eingebaut. Das 
Senken erfolgt nach Öffnen eines 
Rücklaufventiles selbsttätig. 7 
Bei der Gestaltung der Lade- 
bänke für diese Elektrokarrenbau- 
art ist auf die Federung des Fahr- 
zeuges bei Fahrt auf unebenen 
Wegen Rücksicht zu nehmen. 
Infolge der weichen Abfederung 
kann trotz der großen Hubhöhe von 
115 mm ein Aufstoßen der Füße 
möglich sein, und es empfiehlt sich 
in diesem Falle die Anbringung um- 
legbarer Beine an der Ladebhank. 
Die Mehrleistung eines mit Hub- 
vorriehtung ausgerüsteten Elektro- 
karrens gegenüber einem solehen 
mit fester Plattform ist mit 40 bis 
50%, festgestellt worden. Auf diese 
e i y Weise wird mit einer geringeren An- 
aE sel zahl von Karren die gleiche Leistung 
| vollbracht; die Beschaffung der er- 
forderlichen Ladebänke fällt da- 
gegen nicht sehr ins Gewicht. Diese 
Tatsache ist kürzlich in einem Eisen- 
bahnausbesserungswerk festgestellt 
worden. Genaue Ermittlungen 
haben dort ergeben, daß hydrauli- 
sche Hubvorriehtungen auf Elektro- 
karren gegenüber allen anderen Aus- 
Er * führungsarten in der Beschaffung 
Bann eine einfache Plattform sein, aber auch Kasten- um etwa 11 000.— RM. billiger waren. ‘Unter Berück- 
Müge muldenförmige oder sonstige Aufbauten sind  siehtigung der oben genannten Mehrleistung bei Ver- 
verwendbar. IT Mi A wendung von Hubkarren sollte daher diese Fahrzeugart 
Die Benutzung des in Abb. 1 gezeigten Elektrohub- überall da benutzt werden, wo eine Möglichkeit hierfür 
SF gt wegen der kleinen Lenkräder das besteht. Passende Banarten kann die A E G für alle 
nsein guter Fahrwege. Da diese Voraus- Tragfähigkeiten ab Lager liefern. 


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Reiche, B. Duschnitz 1101 — Literatur: K. Strecker, L. Graetz, F. G. de 
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Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


50. Jahrgang 


Berlin, 25. Juli 1929 


Heft 30 


Hochleistungschalter ohne O1”. 


Von J. Biermanns, Berlin. 


Übersicht. Trotzdem die elektrotechnische Industrie 
heute Ölschalter auf den Markt bringt, die Abschaltleistungen 
von 1 Mill kVA und mehr mit Sicherheit beherrschen, lassen 
sich durch irgendwelche unglücklichen Zufälle bedingte Öl- 
schalterexplosionen nicht unbedingt verhindern. Der der 
AEG gelungenen Entwicklung eines Preßluftschalters, dessen 
Frinzip von Prof. Ruppel angegeben wurde, kommt in- 
folgedessen größte Bedeutung zu. Nach einer kritischen Be- 
trachtung des Abschaltvorganges werden Aufbau und. Wir: 
kungsweise des Preßluftschalters beschrieben und Versuchs- 
ergebnisse mitgeteilt. Endlich werden nähere Einzelheiten 
eires auf Grund dieser Versuche entwickelten dreipoligen 
Preßluftschalters der Reihe 10 gegeben, der eine Abschalt- 
leistung von 500000kVA mit Sicherheit beherrscht. Eine 
kurze Beschreibung des Hochleistungs-Versuchsfeldes der 
AEG beschließt die Arbeit. 


1. Das Gefahrenproblem des Ölschalters. 


Wir verfügen heute über Ölschalterkonstruktionen, 
welche die höchsten in unseren großen elektrischen An- 
lagen auftretenden und aus anderen Gründen zulässigen 
Kurzschlußleistungen mit Sicherheit beherrschen. Als Bei- 
spiel ist in Abb. 1 ein einpoliges Element cines Dreikessel- 
Hochleistungsölschalters der AEG für eine Betriebspan- 
nung von 30 kV dargestellt, für den eine Abschaltleistung 
von 15 Mill kVA garantiert wird. Daß der Ölschalter die 
garantierte Abschaltleistung auch mit Sicherheit be- 
herrscht, konnte im neuen Hochleistungs-Prüffeld der 
AEG nachgewiesen werden. Abb. 2 zeigt das Oszillogramın 
eines Abschaltversuches, bei dem das Schalterelement nach 
amerikanischer Definition eine Leistung von 800 000 kV A 
zu unterbrechen hatte. Wie die im Anschluß an die Unter- 
schrift mitgeteilten Versuchsergebnisse erkennen lassen, 
hat der Schalter diese Leistung, die, auf den dreipoliren 
Satz umgerechnet, 1,6 Mill kVA ergibt, geradezu spielend 
bewältigt. 

An sich gibt also der Ölschalter bezüglich der Beherr- 
schung großer Schaltleistungen heute kein ungelöstes 
Problem mehr auf; trotzdem bietet er auch heute noch 
oder, besser gesagt, seiner stärkeren Ausführung wegen 
heute noch mehr als früher ein ernstes (tefahrenproblem. 
Selbst bei der besten Konstruktion, bei Verwendung besten 
Materials und bei bester Überwachung im Betriebe muß 
immer einmal mit dem Versagen irgrendeines Teiles eines 
Ölschalters gerechnet werden, sei es, daß ein Isolations- 
stück den gestellten Anforderungen nicht standhält, sei 
es, daß irgendein Teil des Antriebsmechanismus bricht 
oder daß eine Klemmung eintritt. Wenn dieses Versagen 
zeitlich mit dem Auftreten eines schweren Kurzschlusses 
zusammentrifft, so wird man in diesen Fällen mit dem 
Auftreten eines Stehlichtbogens im Schalterinnern rech- 
nen müssen, also mit einem Liichtbogen, der während einer 
längeren Zeit bestehen bleibt. In diesem Falle werden 
zanz ungeheure Energiebeträge im Innern des Schalters 
in Wärme umgesetzt, die das Öl verdampfen und zer- 
setzen und zu einer äußerst rasch verlaufenden Druck- 
steigerung im Schalterinnern führen. Auspufföffnungen, 
auch wenn sie noch so reichlich bemessen sind, bieten hier 
keinen unbedingten Schutz gegen einen zu hohen Druck- 
anstieg, denn, wie in Abb. 3 dargestellt, bildet sich zu- 
nächst einmal in der Umgebung des Lichtbogens eine Gas- 
blase, die das Öl nach dem Deckel zu verdrängt, wo dieses 
die Auspufföffnungen zunächst verstopft. Der Druck muß 
infolgedessen sehr bald im Schalterinnern bis zu einer 
solchen Größe ansteigen, daß das Gehäuse an irgendeiner 


* Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 8. V. 1929. 


Stelle nachgibt. Der dann offen brennende Stehlichtbozen 
entzündet das Öl und führt so zu dem mit Recht von den 
Betriebsleitern über alles gefürchteten Ölschalterbrand. 


Abb. 1. AEG-Hochleistungs-Ölschalter für 0 kV, 15 Mill kVA Abschalt- 
leistung. 


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Von einem Schalterpol unterbrochene Leistung: 2 < 12700 V x 30500 A 
= 800 000 kVA, folglich dreipolige Abschaltleistung 1,6 Mil kVA. Licht- 
bogendauer: 25.10 ? s. Überdruck im Schalter: 58 kg em’. 


Abb.2. Abschaltversuch am Schalter Abb. 1 in Kunstschaltung. 


Wenn sich die bei dieser Gelegenheit aus dem Schalter- 
innern ausströmenden Zersetzungsgase, nachdem sie sich 
mit der in der Ölschalterzelle eingeschlossenen Luft ver- 
mischt haben, entzünden, können Explosionserscheinungen 
mit schweren Gebändeschäden hinzutreten. 


1074 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


25. Juli 1929 


Um dem Leser eine zahlenmäßige Vorstellung von den 
sich hier abwickelnden Erscheinungen zu geben, wollen 
wir als Beispiel den oben gezeigten Hochleistungs-Öl- 
schalter wählen. Bei der Unterbrechung seiner garan- 
tierten Abschaltleistung, die bei 30 000 V eine Stromstärke 
von 30000 A ergibt, trete irgendeine Hemmung im Schalt- 
mechanismus auf, die zu einem Stehenbleiben des Unter- 
brechungslichtbogens führt. Wir schätzen niedrig, wenn 
wir diesem Lichtbogen eine Spannung von 3000 V zuordnen, 
entsprechend einer im Schalter in Wärme umgesetzten 
Leistung von 90000 kW. Unter Benutzung bekannter 
Koeffizienten errechnet sich mit dieser Leistung eine durch 
Ölzersetzung und Verdampfung entwickelte Gasmenge von 
9000 l/s, wenn wir das Volumen auf normale Temperatur 
beziehen, und von 24 000 l/s, wenn wir eine Gastemperatur 
von im Mittel 500° zugrunde legen. Bedeutet V das Luft- 
volumen zwischen Ölspiegel und Schalterdeckel, p den 
jeweils im Schalter herrschenden Überdruck, so wird von 
der in der Zeiteinheit entwickelten Gasmenge Q ein An- 


teil 9, = V SCH im Schalterinnern aufgespeichert, wäh- 


rend ein Anteil Q, = p F v die aus der Auspufföffnung von 
Durchtrittsquerschnitt F mit der Geschwindigkeit v aus- 
strömende Ölmenge ersetzt. u ist noch die Ausflußziffer, 
die wir bei den hier in Frage kommenden Formen mit 0,6 
einsetzen können. Die Geschwindigkeit s des ausströmen- 


den Öles ist endlich v HE. wo ọ die spezifische Dichte 


des Öles ist. Durch Gleichsetzen von Q = Q, + Q, ergibt 
sich dann eine einfache Beziehung zur Berechnung des 
Druckanstieges im Schalter, die beispielsweise zu einem 
ne im Schalter auftretenden Überdruckes von 
= NN: „. 
= wE d führt. 
Für unser Beispiel erhalten wir, wenn wir noch 
V = 100 | = 10 em’, F = 180 em? (d = 15 cm) und 
o = 0,92 . 10— setzen, womit wir einen Schalter mit großem 
Luftraum über dem Ölspiegel charakterisieren, die durch 
Abb. 4 dargestellte zeitliche Drucksteigerung. Wie man 


P max 


416123 


Abh. A Durch einen Stehlichtbogen in 
einem Ölschalter mit Auspuffung ver- 
ursachter Druckanstieg. 


Abh. 3. Stehlichtbogen in 
einem Öschalter. 


sieht, ist längstens jos nach Eintritt des Unfalles das 
Schaltergehäuse, das gerade noch einen Überdruck von 
25 at vertragen dürfte, bis zur Grenze seiner Festigkeit 
beansprucht, und längstens nach dieser Zeit ist die Kata- 
strophe zu erwarten. 


Trotz aller im Ölschalterbau erzielten Erfolge haben 
somit die Bestrebungen, Hochspannungschalter ohne brenn- 
bare oder explosible Löschmittel zu entwickeln, in keiner 
Weise an Bedeutung verloren. In klarer Erkenntnis dieser 
Sachlage hat Ilerr Dr. Rehmer vor etwa zwei Jahren 
demienisen die Verleihung einer Art Rettunssmedaille in 
Aussicht gestellt, der einen guten, nicht brennbaren und 
nicht explosiblen Schalter bringen würde. Ich bin heute 
gekommen, um diese Medaille für Herrn Prof. Ruppel 
zu beanspruchen. 


2. Das elektrische Problem des Abschalt- 
vorganges. 

Bevor ich indes zur Begründung meines Antrazcs 
schreite, muß ich Sie bitten, vorher noch einige allgemeine 
Ausführungen anzuhören. 

Im Gegensatz zur Gleichstromschaltung spielt bei der 
Unterbrechung eines Wechselstromes der Widerstand des 
Unterbrechunrslichtbosens für den Schaltvorzang selbst 
keine wesentliche Rolle. Die Unterbrechung des Strom- 
kreises erfolgt in einem jener Augenblicke, in denen der 
Strom betriebsmäßir die Nullinie durchläuft, in denen 
offenbar besonders günstige Vorbedingungen für das Er- 
löschen des Lichtbogens gegeben sind. Die Lichtboren 


spannung ist somit im allgemeinen klein im Verhältnis 
zu der im zu schaltenden Stromkreis wirkenden EMK, und 
der Strom wird demgemäß durch den Lichtbogenwiderstand 
nicht nennenswert bezüglich Größe, Kurvenform und 
Phasenlage beeinflußt. 

Das ÖOszillogramm der Abschaltung eines Kurz- 
schlusses sieht bei einem Drehstromgenerator mit einer 
Dämpferwicklung auf dem Induktor und auch bei einem 
Generator ohne Dämpferwicklung, jedoch mit massiven 
Polen, praktisch also bei allen Drehstromgeneratoren so 
aus, wie es in Abb.5 schematisch dargestellt ist. Der ab- 


Abb. 5 Oszillogramm des 


H18125 Abschaltvorganges bei einem 
Ölschalter. 
wiederkehrende 
Spannung. 


zuschaltende Strom verläuft auch in seiner letzten Halb- 
welle noch nach einer Sinusfunktion, die Spannung zeigt 
während des Abschaltvorganges den bekannten Verlauf 
der Lichtbogenspannung und scheint nach erfolgter Unter- 
brechung von dem verhältnismäßig niedrigen Wert der 
Liichtbogenspannung plötzlich auf ihren Scheitelwert zu 
springen, wie dies bei induktiven Stromkreisen ja längst 
bekannt ist. Die sogenannte wiederkehrende Spannung 
scheint somit, nachdem der Strom die Nullinie erreicht hat, 
in unendlich kurzer Zeit in ihrer vollen Höhe zu er- 
scheinen. Ich sage: scheint, denn dieses Verhalten der 
wiederkehrenden Spannung wird nur durch die Unvoll- 
kommenheit normaler Öszillographen vorgetäuscht, wie 
man sofort bei Untersuchung des Abschaltvorganges mit- 
tels eines Kathodenstrahl-Oszillographen feststellen würde 
Das Oszillogramm der wiederkehrenden Spannung würde 
bei einem Kathodenstrahl-OÖszillographen das in Abb. 6 über- 


416127 
C 

Abb.6. Zeitlicher Verlauf der wieder- Abb. 7. Kapazitätsbehafteter 
kehrenden Spannung beim kapazi- Kurzschlußkreis. 


tätsbehafteten Kurzschlulskreis. 


trieben dargestellte Aussehen besitzen, d.h. die wieder- 
kehrende Spannung springt nicht unvermittelt, also in un- 
endlich kurzer Zeit auf ihren Scheitelwert sondern sie 
schwingt sich in Form einer gedämpften hochfrequenten 
Sinusschwingung auf ihren quasistationären Wert ein, wo- 
bei sie kurzzeitig diesen Wert fast um 100 % überschreitet. 
Die Erklärung für dieses Verhalten der wiederkehrenden 
Spannung, das man bei Anwesenheit größerer Netzkapazi- 
täten übrigens auch mit dem gewöhnlichen Oszillographen 
nachweisen kann!, wird durch die Abb.7 gegeben. Jeder 
elektrische Stromkreis, sei es nun eine Generator- oder 
eine Transformatorwicklung oder eine Leitung, ist außer 
mit Selbstinduktion auch mit einer gewissen Kapazität 
behaftet, bildet somit ein schwingungsfähiges System, das 
durch die nach der Unterbrechung plötzlich in Erschei- 
nung tretende Generator-EMK zu Eigenschwingungen an- 
geregt wird. Indem nun diese Eigenschwingungen sich 
der wiederkehrenden Spannung überlagern, entsteht ihr 
durch die Abb. 6 gezeigter zeitlicher Verlauf. 

Diese Tatsache ist nun von ausschlaggebender Bedeutung 
für den Löschvorgang eines Wechselstromschalters. Wäh- 
rend nämlich bei unendlich schnellem Wiedererscheinen 
der Spannung die Wechselstromschaltung sich in nichts 
von der Gleichstromschaltung unterscheiden würde, steht 
jetzt nach dem Verschwinden des Stromes eine gewisse 
durch Abb. 6 definierte Zeit r zur Verfügung, nach deren 
Ablauf die wiederkehrende Spannung erst ihren auasi- 
stationären Scheitelwert erreicht. Während des größten 
Teiles dieser Zeit ist die Schaltstrecke also strom- und 
fast spannunsslos, und diese Zeit ist ihr somit zur Wieder- 
gewinnung ihrer dielektrischen Festigkeit gegeben. Dem- 
gegenüber spielt die vorübergehende Erhöhung der für die 
Rückzündung des Lichtborens verfügbaren Spannung auf 
fast den doppelten Wert keine praktische Rolle. 


ı W, Petersen, Die Transformatorenschäden in Golpa. ETZ 
1922, S. 1218. 


25. Juli 1928 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


1075 


Für die Rückkehrzeit t läßt sich nun eine feste untere 
Grenze angeben, die im allgemeinen nur in einem einzigen, 
später zu erörternden Falle unterschritten wird. Als Maß 
für t benutzen wir die Eigenschwingungszahl v des ge- 
samten, diesseits des den Kurzschluß unterbrechenden 
Schalters liegenden, elektrisch zusammenhängenden Netz- 
rebildes, mit der t durch folgende Beziehung verbunden 


ist: 
1 LK ir 
iy T9 VLC. 
Handelt es sich wie bei Generatoren, Transformatoren 
und Leitungen um gleichmäßig verteilte Induktivitäten L 
und Kapazitäten C, so ist unter der Wurzel der eben ge- 
echriebenen Gleichung der Faktor 0,4 einzuführen. Die 
Zahlentafel 1 zeigt cine Zusammenstellung der hier inter- 
essierenden elektrischen Daten von Turbogeneratoren der 
verschiedensten Leistung und einer Betriebspannung von 
6300 V. Es ist interessant, zu sehen, wie wenig die elek- 
trische Eigenschwingungszahl der Statorwicklung eines 
Turbogenerators sich mit der Leistung ändert. Die Rück- 
kehrzeit der wiederkehrenden Spannung schwankt sonach 
bei Turbogeneratoren nur zwischen 9,5 und 14 us und kann 
im Mittel zu t = 10 us angenommen werden. Langsam- 
läufer werden wegen ihrer verhältnismäßig geringen Kapa- 
zität kleinere Eigenschwingungszahlen und damit größere 
Rückkehrzeiten aufweisen. 


Zahlentafel 1. Elektrische Eigenschwingungszahlen 
der Wicklungen von Generatoren für 6300 V 


T= 


i 


lv = E 
RER | | 1 | NN 
EC sell GEN ı Kapazität ns on yos LC. vos LC 
kVA , U/min mH/Phase u F;/Phase ' Hz | us 
600 | 3000 | 31,6 | 0,005 | 1,6 | 19 000 13 
6750! „ 2,2 | 0,086 ı 1,9 | 18000 14 
8120 |»: 156 | 0,1 | 1,56) 20000 12,5 
10000 | » ; L3 | 0,12 |156| 20000 12,5 
25000 | » i 0,75 0,13 |1,0 | 25000 10 
32000 | » | 05 | 0,22 | 1,1 | 24000 10,5 
40000 | „ ; 04 0,22 | 0,88) 26.000 9,5 
50000 ; 1500 0,29 | 04 |13 | 22000 | 115 
65000 | „ 008 0,46 LI 
| 


or 
Lë 
Wii 
TN 
TN 


Im allgemeinen werden sich zwischen Generatoren 
und Schaltern noch Transformatoren befinden. Während 
des Kurzschlusses teilt sich die Generator-EMK auf Gene- 
rator und Transformator im Verhältnis ihrer Streuinduk- 
tivitäten auf. Überwiegt die des Transformators, so ist der 
Verlauf des Anstieges der wiederkehrenden Spannung in 
der Hauptsache von den Eigenschaften des Transformators 
abhängig. Unter dieser Voraussetzung können der Zahlen- 
tafel 2, die die elektrischen Daten einer willkürlich ge- 


Zahlentafel 2. Elektrische Eigenschwingungszahlen 
der Wicklungen von Transformatoren. 


i | ıv =. LEE 


| 

: S - Streu- ' 5 1 on 
Leistg. nung fk, SCHER ‚ Kapazität Er any 08 LC | EM LC 

kVA KN 9%  H/Phase , #aF/Phase | Hz ! us 

| 

30 000 | 100 7,7! 0,11 | 0,0036 4 12500 | 2 

15 000 | 100 |8,3| 0,49 | 0,0024 | 4,6 | 11700 | 21 

3500| 60 |5,9 0,21 | 0,0015 | 3,15| 14000 18 

100| 15 A0 0,28 | 0,001 128 , 15000 | 17 

15 | 10 13,3 0,7 ' 0,001 7 | 9 500 | 26 


troffenen Auswahl von Transformatoren enthält, die Rück- 
kehrzeiten t entnommen werden. Wir schen auch hier 
wieder, daß das Produkt LC in einem weiten Leistungs- 
und Spannungsbereich verhältnismäßig kleinen Schwan- 
kungen unterworfen ist und daß die Rückkehrzeit t bei 
Transformatoren etwa doppelt so groß wie bei Generatoren 
ist und im Mittel etwa 20 us beträgt. Überwiert entgegen 
der eben gemachten Annahme die Transformatorstreu- 
induktivität jene des Generators nicht mehr, so werden 
sich die Rückkehrzeiten etwas erhöhen. 


Die Generatoren bzw. Transformatoren arbeiten im 
allgemeinen auf elektrische Verteilungsnetze, deren Ka- 
pazität ihre eigene um ein Vielfaches übertrifft. Die Netz- 
Kapazität verringert nun, wie ein Blick auf Abb.8 er- 
kennen läßt, die Eigenschwingungszahl des der Abbildung 
zu entnehmenden Schwingungskreises ganz wesentlich; die 
Eigenschwingungszahl größerer Netze kann auf wenige 
hundert Hertz sinken, entsprechend einer Rückkehrzeit t 
bis zu 1000 us. Wir sind somit zu dem Ergebnis gekommen, 
daß in praktischen Fällen die Rückkehrzeit t der wieder- 
Kehrenden Spannung zwischen 10 und 1000 us liegen kann. 


Es gibt allerdings, wie wir gleich sehen werden, eine Aus- 
nahme von dieser Regel. 

In neuzeitlichen Verteilungsanlagen, insbesondere in 
Kabelnetzen, wird heute in steigendem Maße zur Verrin- 
serung der Kurzschlußströme von den sogenannten Strom- 
beerenzungsreaktanzen Gebrauch gemacht. Meist liegen 
diese in den einzelnen von den Sammelschienen abgehen- 
den Kabeln, wobei die Drosselspule, wie in Abb.9 dar- 

gestellt, von der Sammel- 
schiene aus gesehen vor 
oder hinter dem Schalter 
liegen kann. Beide Anord- 
nungen sind bezüglich der 


SE 


416128 


o 00000 A 16129 


Abb. 8& Generator und Netz- 
kapazität. 


Abb. 9. Anordnung von Strom- 
begrenzungs-Drosselspulen. 


nach der Unterbrechung an den Schalterkontakten wieder- 
kehrenden Spannung gleichwertig. Die während des Kurz- 
schlusses an der Drosselspule herrschende Spannung ver- 
schwindet nämlich bei der Unterbrechung des Kurzschlus- 
ses mit einer nur von ihren elektrischen Eigenschaften ab- 
hängigen Geschwindigkeit, und dieser Spannungsanteil er- 
scheint als eine Komponente der wiederkehrenden Span- 
nung an den Schalterkontakten. Die Drosselspulenindukti- 
vität ist meist groß im Vergleich zu der der Generatoren. 
An der Drosselspule liegt im Kurzschluß also fast die 
ganze Spannung, so daß der zeitliche Verlauf der wieder- 
kehrenden Spannung fast ausschließlich durch die Eigen- 
schwingungszahl der Strombegrenzungs-Drosselspule be- 
stimmt wird. Diese liegt infolge ihrer kleinen Kapazität 
aber in der Größenordnung von einigen hunderttausenil 
Hertz, die Rückkehrzeit t hat somit die Größenordnung 
von wenigen Mikrosekunden. Strombegrenzungs-Drossel- 
spulen beschleunigen somit den Anstieg der wiederkchren- 
den Spannung ganz wesentlich, und diese ihre Eigenschaft 
muß hinsichtlich der Beeinflussung des Unterbrechungs- 
vorganges eines Schalters sorgfältig beobachtet werden. 


3. Das physikalische Problem des 
Abschaltvorganges. 

Nach erfolgter Trennung der Kontakte eines elek- 
trischen Hochspannungschalters wird der Stromfluß, wie 
wir gesehen haben, im allgemeinen zunächst noch über 
einen Lichtbogen aufrechterhalten. Erst nach dem Er- 
löschen dieses Lichtbogens ist die Öffnung des Strom- 
kreises vollzogen. Da bei Wechselstrom während jeder 
Halbperiode die Stromstärke einmal Null wird, muß der 
Liichtbogen, sofern er mehrere Halbperioden andauert, 
jedesmal nachdem der Strom die Nullinie erreicht hat, 
wieder neu gezündet werden. Das in Abb. 10 wiederge- 


Abb. 10. Abschaltung von Wechselstrom. 


gebene Oszillogramm läßt diese Neuzündung des Licht- 
bogens nach jeder Halbperiode deutlich erkennen, der 
Strom bleibt nach Erreichen der Nullinie bis zur eingetrete- 
nen Neuzündung kurzzeitig auf Null liegen. Die Span- 
nung springt in dieser Zeit auf den für die Neuzündung 
erforderlichen Wert. Der Lichtbogen wird erst dann end- 
gültig erlöschen, wenn die Höhe bzw. die Anstiegge- 
schwindigkeit der sogenannten wiederkehrenden Span- 
nung nicht mehr zur Neuzündung ausreicht. Dies wird 
dann der Fall sein, wenn die Regenerierung der durch 
den Lichtbogen der letzten Halbperiode in einen Zu- 
stand vorzüglicher Leitfähigkeit versetzten Schaltstrecke 


1076 


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25. Juli 1929 


schneller erfolgt als der Anstieg der Spannung. Die Zeit, 
die zur Regenerierung der Schaltstrecke zur Verfügung 
steht, haben wir durch die Betrachtungen des vorgehen- 
den Abschnittes kennengelernt. Es ist jene Rückkehr- 
zeit t, die im allzemeinen mindestens 10yus beträgt. 

Um die physikalischen Vorgänge, die sich während 
dieser Zeit t auf der Schaltstrecke abspielen und die zur 
Wiederkehr ihrer dielektrischen Festigkeit führen, ver- 
stehen zu können, ist es notwendig, zunächst kurz auf das 
Wesen des elektrischen Lichtborens einzugehen. Wir 
können hier leider noch keine fertize Theorie bringen 
sondern können nur über zum Teil noch heftixz umstrittene 
Hypothesen und persönliche Ansichten refericren. 

Die folgend.»n Ausführungen werden sich zwar, da 
der Wechselstrom-Liehtboren noch kaum erforscht ist, in 
erster Linie auf den Gleichstromlichtbosen beziehen, wir 
können jedoch runig annehmen, daß kein prinzipieller 
Unterschied zwischen der Physik des Gleichstrom- und 
der des Wechselstromlichtbogens besteht, denn die Ände- 
rungsgesehwindirkeit des technischen Wechselstromes ist 
klein im Verhältnis zu jener Geschwindigkeit, mit der die 
nunmehr zu betrachtenden Erscheinungen ablaufen 

Die Grundbedingung für die Existenz eines Licht- 
bogens ist eine hohe Temperatur des Fußpunktes auf der 
Kathode. Die dort herrschende Siedetemperatur des Ka- 
tlıodenmaterials ist als Sitz der Elektronenemission die 
Ursache der lonisation vor der Kathode. Daß die Zahl 
der von der glühenden Kathode emittierten Ionen genirt, 
um die auf dem Kathodenfleck zu beobachtenden Strom- 
dichten zu erklären, zeigt Abb. 11, die für Wolfram die 
nach der Richardsonschen Gleichung berechnete Elek- 
tronenstromstärke als Funktion der absoluten Temperatur 
wiedergibt. Da im Lichtboren herrschender hoher Druck 
oder Siedeverzug die Siedetemperatur bis auf 4500 ° oder 
mehr ansteigen lassen können, sind Stromdichten bis 
15 000 A/cm? und mehr durch die Temperaturemission zu 
erklären. 

Die emittierten Glühelektronen fallen durch den Ka- 
thodenfall und werden genügend beschleunigt, um die auf 
hoher Temperatur befindliche Gasstrecke, die unter Um- 
ständen noch heißer als die Kathode sein kann, zu ioni- 
sieren. Dadurch wird einmal eine genügende Leitfähigkeit 
der Gassäule bedingt, dann werden aber auch diejenigen 
positiven [onen erzeugt, die vor der Kathode gebraucht 
werden, um ein allzu starkes Anwachsen der nerativen 
Raumladung zu verhindern. Im anderen Falle würde 
sich nämlich sehr bald vor die Kathode eine dichte Wolke 
negativer Elektronen la- 


gern, die jedes Hindureh- 
kommen weiterer Elektro- e..,® 
nen verhindern würde. id 
ce © © © + 
e ee 
ee 
Det he 
300 + Volk 
200 
100 


E A ee a 416138 


Abb. 11. 
Kathodentemperatur 
dichte fürWolfram nach Richardson. 


Abb. 12 Zustand der Schalt- 
strecke während des Strom- 
tlusses. 


Zusammenhang zwischen 
und Strom- 


Die Geschwindigkeit der Elektronen ist in der Gas- 
säule zu gering, als dab sie beim Auftreffen mit dieser 
Geschwindirkeit auf die Anode imstande wären, aus dieser 
die benötigte Zahl von Ionen herauszuschlaren. Es ent- 
steht deshalb zunächst vor der Anode ein Fehlbetragz von 
Kationen durch das Werwandern und es bildet sich vor 
der Anode eine negative Raumladung, die solange an- 
wächst, bis die Beschleunigung der ankommenden Elek- 


tronen durch den so entstehenden Anodenfall für die 
‘Schaffung der nötigen Zahl der positiven [onen groß 


genug geworden ist. Bei hoher Anodentemperatur kann 
allerdings die Glühemission für ausreichenden Ionen- 
nachschub sorgen, und diese ist wohl dafür verantwort- 
‚lieh zu machen, daß manche Forscher sogar negativen 
Anodenfall festgestellt haben. 

Die Geschwindigkeit der positiven Ionen ist ihrer 
gegenüber den freien negativen Elektronen großen Masse 
wegen etwa 400mal geringer als die der negativen Elek- 
tronen. Wir können uns sonach, wie in Abb. 12 darge- 
stellt, die Lichtbozensäule als ein Raumgitter positiver 
l.adungsträger vorstellen, das von den negativen Elek- 


tronen mit verhältnismäßig großer Geschwindigkeit 
durchstoßen wird. Die positiven Ionen tragen nichts 
Wesentliches zum Stromtransport bei, sie werden in erster 
Linie zur Herstellung der richtigen Raumladungsvertei- 
lung gebraucht. 

Abb. 12 zeigt auch das Spannunzsgefälie in einem 
zwischen u Ren in Luft brennenden Lichtbo- 


gen. DerS pannungsprung vor der Kathode, der sogenannte 
Kathodenfall, ist eine von der Stromstärke unabhängige 


und nur vom Kathodeninaterial bzw. von dem den Licht- 
bogen tragenden Gas abhängige Konstante, die man als 


eine lonisierunges- oder Anregungspannung ansprechen 
kann. Daraus, daß der Kathodenfall auch die Heraus- 


S’rom 


ut? Kë 


x 


az 


F ALAN 


LichHöcgen-SPARTUNg 
X16146 


Abb. 13. Strom- und Spannungskurve eines Wechselstrom-Lichtbogens. 


lösung der Elektronen aus dem Kathodenmaterial zu be- 
sorgen hat, erklärt es sich, daß die Größe des Kathoden- 
falles außerdem noch stark von den Külllungsverhält- 
nissen der Kathode abhängig ist. Am groten wird der 
Kathodenfall bei Lichtbogen mit sogenannter kalter Ka- 
thode, worunter Lichtbogren mit schnell über die bah 
denoberfläche hinweg wanderndem Fußpunkt verstanden 
werden, bei denen die Kathode nur in äußerst dünnen 
Schichten erhitzt wird. Fur kalte Kupferelektroden in 
Luft beträgt der Kathodenfall z.B. 250 V, während er 
bei heißer Kathode auf wenige Volt heruntersinkt. Der- 
gegenüber ist der Auodenfall keine Konstante. Wenn er 
auch, wie die Betrachtung der vor der Anode sich ab- 
spielenden physikalischen Vorgänge zeigte, von Haus aus 
eine lIonisierungspannung ist, so ist doch zu bedenken, dab 
die Elektronen bereits mit einer gewissen (sesch windig- 
keit vor der Anode ankommen und dab sich der Anoden- 
fall um einen entsprechenden Betrag verringert. Im all- 
gemeinen ist der Anodenfall klein gegenüber dem Katho- 
denfall. Für das Spannungsgelfälle im eigentlichen Licht- 
bogen lassen sich keine allgemeinen Werte angeben, vs 
hängt ganz von den besonderen Verhältnissen der Schalt- 
strecke, von der Kühlung usw. ab. Man kann nur soviel 
sagen, daß das Spannungsgcfälle im Lichtbogen in wei- 
ten Grenzen unabhängig von der Stromstärke ist, worauf 
schon die bekannte dureh das Oszilloeramm "Abb, 13 
gezeigte Rechteckform der Spannunzskurve eines Wech- 
selstromlichtborens hinweist. Die Höhe der Lichtboren- 
spannung ist, wie bereits früher erwähnt, bei Wechsel- 
stromschaltung im allgemeinen klein im Verhältnis zur 
EMK des zu schaltenden Stromkreises. 

Die Temperatur des Kathodenfleckes ist durch die 
Sielletemperatur des Kathodenmaterials unter den herr- 
schenden Umständen gegeben, und durch diese Tempera- 
tur ist nach Abb. 11 auch die Stromdichte auf dem hatho- 
denfleck festgelegt. Die Ausdehnung des Kathodenfleckes 
und damit auch der Querschnitt der Liehtbogensäule wer- 
den sonach bei Wechselstrom ebenso wie die Stromstärke 
nach einer Sinusfunktion schwanken, nennenswerte Hpyste- 
reris ist, wie eine überschlägliche Berechnung der Ab- 
kühlungsgesehwindigkeit des Kathodenfleckes bzw. der 
Gassäule Zeigt, nicht zu erwarten. Beim Stromdurchgans 
dureh Null, währenddessen beim Wechselstrom-Lichtdboren 
allein eine Löschung zu erwarten ist, sind Kathodenfleck 
und Gassäule somit nur von geringer Ausdehnung. 

Betrachten wir nun, um zum eigentlichen Löschvor- 
gang überzuzehen, die Verhältnisse, die sich unmittelbar 
nach dem Nulldurchgang des Stromes einstellen Die 
Stromstärke wird zunächst Null bleiben. Ferner wird 
die an. der Schaltstrecke herrschende Lichtbogenspannung 
2 während einer gewissen Zeit, die etwas kleiner als 

t, also das etwa 10 us im Minimum ist, bestehen bleiben, 
und endlich besteht auch zunächst noch die durch die 
Raumladungsverhältnisse des vorher bestandenen Licht- 
bogens gegebene Potentialverteilung, die durch den Ka- 
thoden- und Anodenfall gekennzeichnet ist. Die Tempe- 


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1077 


ratur der Elektroden — wir betrachten der Einfachheit 
halber einen Lichtbogen mit kalten Elektroden — und 


die der Gassäule sind in rascher Abnahme begriffen. Der 
Nachschub neuer Elektronen von der Kathode her kommt 
zum Stillstand, während die zwischen den Elektroden 
befindlichen Elektronen und lonen den elektrischen Feld- 
kräften sowohl als auch ihrer gugenseitigen Kraitwir- 
kung ausgesetzt sind. Da die Beweglichkeit der positi- 
ven Ionen, wie bereits festgestellt, nur gering ist, können 
wir sie auch weiterhin in erster Annäherung als im freien 
Raum feststehend betrachten. Die negativen Ionen, die 
freie Elektronen sind, werden dagegen unter dem Einfluß 
des Kathodenfalles rasch von der Kathode entfernt, vor 
dieser eine dementsprechend schnell wachsende positive 
Raumladung zurücklassend, wie dies in Abb. 14 darge- 
stellt ist. Diese Raumladung hat zur Foige, daß sich das 
auf der Schaltstrecke herrschende Spannungsgefälle, wie 
in Abb. 14 ebenfalls dargestellt, mehr und mehr nach der 
Kathode zu zusammendrängt. Eine Rückzündung des 
Lichtbogens durch die wiederkelirende Spannung wird 
dann unmöglich sein, wenn die Durchschlagfestirkeit 
des vor der Kathode befindlichen ionisierten Gases 
schneller zunimmt als das an irgendeiner Stelle dort herr- 
schende maximale Spannungsgefällee Die Durchschlag- 
festigkeit nimmt aber in dem Maße zu, wie die Ioni- 
sationsdichte als Folge einer durch die Abkühlung er- 
möglichten Rückbildung der Ionen abnimmt. Dabei kommt 
zum Teil eine gegenseitige Wiedervereinirung der posi- 
tiven und negativen Ionen in Betracht, zum Teil wer- 

den die vor den Elektro- 

den befindlichen Ionen von 


Geen diesen wieder absorbiert 
_ 202620 + werden. 
e ee 
Ceiee 
O O oO 
AL wë 
Kc 
LGE Abb. 15. Wiederkehr der dielek- 


trischeu Festigkeit einer kurzen 
Schaltstrecke mit kalten Elek- 
troden nach J. Slepian. 


Abb. 14. Zustand der Schaltstrecke 
kurz nach der Unterbrechung. 


J. S. Slepian? hat für eine kurze Schaltstrecke 
und kalte Elektroden die Wiederherstellungsgeschwindie- 
keit ihrer dielektrischen Festigkeit bestimmt und unter 
plausiblen Annahmen auch theoretisch begründet und 
kommt zu dem durch Abb.15 dargestellten Zusammen- 
hang zwischen Zeit und wiederkehrender Durchschlag- 
festigkeit. Man sieht, daß sich vor der Kathode offenbar 
unter dem Einfluß der sofort einsetzenden Absorption der 
positiven lonen zwar fast augenblicklich eine Schicht mit 
einer Durchschlagfestizkeit von etwa 250 V bildet, daß 
aber die übrige Schaltstrecke einige hundert Mikrosekun- 
den braucht, um ihre Durchschlagfestirkeit zum wesent- 
lichen Teil zurückzugewinnen. 

Die vereinfachenden Annahmen der Slepianschen 
Theorie treffen für den Unterbrechungslichtboren im ÖL- 
schalter sicherlich nicht zu. Der Durchmesser der Licht- 
bozensäule ist mindestens zur Nullzeit des Stromes klein 
iin Vergleich zu ihrer Länge. Die Elektroden werden 
ferner, da die siedende Metallschicht unter dem Licht- 
bogenfußpunkt eine endliehe Dicke hat, im allgemeinen 
länger nachglühen und demzufolge länzer Ionen emittieren 
als vorstehend angenommen wurde. Der Angriff auf die 
l.ichtbogensäule wird demgemäß mehr von ihrer seit- 
lichen Begrenzungsfläche her erfolgen, indem die Rück- 
bildung der Ionen durch die dort eintretende Abkühlung 
in die Wege geleitet wird, bzw. indem die zu Konden- 
sationskernen werdenden Ionen von dem Kühlmittel ab- 
sorbiert werden. 

Da hier bei der Bestimmung der Zeit, die die Berei 
nigung der Schaltstrecke in Anspruch nimmt, die Theorie 
versagt, so wurde versucht, mittels des I;xperimentes in 
möglichst einfacher Weise hierüber näheren Aufschluß 
zu gewinnen. Zu dem Zwecke nahmen wir Abschaltver- 
suche mit Ölschaltern vor, bei denen durch ständiges Ver- 
erößern der Kapazität von parallel zu den Generator- 
klemmen geschalteten Kondensatoren die Rürkkehrzeit t 
der wiederkelirenden Spannung allmählich gesteigert 


3 Siehe zB. J. S.Slepian, Theory of the Deion Circuit Breaker. 
J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 48, S. 93. Ref.: ETZ 1929, S. 686. 


wurde. Eine čünstige Beeinflussung des Abschaltvor- 
ganges wird offenbar erst dann eintreten, wenn die Rück- 
kehrzeit t gleich oder größer als diejenige Zeitspanne 
geworden ist, die die Schaltstrecke zu ihrer Rexunerir- 
rung benötigt. Man kann dann umgekehrt aus der Höhe 


jener Rückkehrzeit auf die zur Rezenerierung der Schalt- 
strecke benötigte Zeitdauer schließen. 

In Abb. 16, die sich auf einpolige Abschaltversuche 
normalen Ölschalter 


mit 7500V, OJIZ an einem der 


00 000 
OD 


100 us 


Abb. 16. Einfluß der Netzkapazität auf die Lichtbsgendauer bei 
einem Ölschalter. 


Reihe 10 mit zweifacher Unterbrechung je Phase be- 
zieht, zeigt die linke Seite Kurven, die die Zunahme der 
in Halbperioden (0,01 s) gemessenen Lichtbogendauer mit 
der unterbrochencen Leistung angeben. Die verschiedenen 
Kurven beziehen sich auf verschiedene Eigenschwin- 
gungszahlen des aus Generator- bzw. Drosselspulen-In- 


duktivität und Parallelkapazität bestehenden Sch win- 
eungskreises. Aus dieser Kurvenschar wurde nun die 


ausgzezogene Kurve auf der rechten Scite der Abb. 16 
gewonnen, die für eine jeweilig abgeschaltete Leistung 
von 15000 kVA die Lichtbogendauer als Funktion der 
Rückkehrzeit tr festlegt. Die weiterhin eingezeichnete 
gestrichelte Kurve stamınt aus einer anderen Versuchs- 
reihe mit höherer Spannung und kleinerer Leistung. 
Beide Kurven zeigen übereinstimmend, daß bei einem Öl- 
schalter mehrere hundert Mikrosekunden zur Regenerie- 
rung der Schaltstrecke erforderlich sind, ein Ergebnis, das 
mit dem der. Slepianschen Arbeiten, soweit die Schalt- 
strecke selbst in Frage kommt, in guter Übereinstimmung 
steht. 

Die vorhergehenden Entwicklungen haben uns damit 
die wichtige Erkenntnis vermittelt, daß bei den üblichen 
Schaltern, wenn nicht sehr große XNetzkapazitäten in 
Frage kommen, die Regencrierungszeit der Schaltstrecke 
um ein Vielfaches größer ist als die Rückkehrzeit t der 
wiederkehrenden Spannung. Daraus erklärt sich die 
verhältnismäßig große Lichtbogendauer bei den gebräuch- 
lichen lIlochspannungs-Wechselstroinschaltern. 


4. Der Preßluftschalter. 


Bei den üblichen Schaltern, insbesondere beim norma- 
len Ölschalter, ist der zwischen den Ausschaltkontakten 
"brennende Lichtbogen mehr oder wenizer sich selbst 
überlassen. Die Schaltstücke werden mit einer verhält- 
nismäßig geringen Geschwindigkeit voneinander entfernt 
und es wird auf diese Weise der Unterbreehungslicht- 
bogen so lange verlängert, bis nach Ablauf irgendeiner 
Halbperiode die zu seiner Neuzündung zur Verfügung 
stehende Spannung nicht mehr ausreicht. Der Ausschalt- 
vorzang solcher Schalter erstreckt sich bei größeren Lei- 
stungen über eine ganze Anzahl von Halbperioden, was 
unnötig starke Abnutzung der Kontakte, unnötige Ver- 


schlechterung des Öles und unnötig starke Beanspru- 
chung des ganzen Schaltzerätes bedeutet. Daß dem- 


gegenüber die Konstruktion eines Schalters, bei dem ein 
gewaltsamer Eingriff in den Mechanismus des Licht- 
bogens vorgenommen wird, einen großen Fortschritt be- 
deuten kann, liegt auf der Hand. 

Hier setzt nun der Vorschlag von Prof. Ruppelein, 
den Unterbrechungslichtbogen in besonderer Weise durch 
einen kräftigen Preßluftstrahl auszublasen und so den 
Ausschaltvorgang bei der ersten sich bietenden Gelegen- 
heit gewaltsam zu beenden. Diese Gelegenheit ist der 
Zeitpunkt, in dem nach erfolgter Kontakttrennung der zu 
unterbrechende Wechselstrom das erste Mal die Null- 
linie erreicht. Daß die Vorbedinzungen für die Errei- 
chung dieses Zieles während des Nulldurchganges des 
Stromes nicht ungünstig sind, haben unsere früher ange- 
stellten Betrachtungen gezeigt. Die glühenden Fußpunkte 
des Lichtbogens haben in diesem Zeitpunkt nur einen 


1078 


sehr geringen Durchmesser, der Lichtbogen selbst ist 
nur dünn, und während einer gewissen Zeit qt, die im Mini- 
mum 10 us beträgt, ist die Schaltstrecke strom- und an- 
nähernd spannungslos. Wenn es gelingt, während dieser 
Zeit, die bis zum Erscheinen der Zündspannung vergeht, 
die Schaltstrecke von den zwischen ihr verbliebenen Ionen 
zu reinigen und den Nachschub der von den nachglühen- 
den Elektroden gelieferten Ionen in ungefährliche Bahnen 
zu lenken, so ist das erstrebte Ziel erreicht. 


Elektrischer Arsschluß 


IR 
[es 
Ss; 


IN: 
Le ` ee 


Freßijtzufuhr ` 
` Jür Einschaltung K16133 
Abb. 17. Prinzipielle Skizze des Prefiluftschalters. 


WEEEEETEECTE EE e 


Der Vorschlag, den Unterbrechungslichtbogen mittels 
eines Preßluftstrahles zu löschen, ist an sich nicht neu. 
Daß dieser Vorschlag bis jetzt noch nie zu praktisch 
brauchbaren Lösungen geführt hatte, ist nur dadurch 
zu erklären, daß diese mit untauglichen Mitteln versucht 
worden sind. 


Die wichtigste konstruktive Forderung — und hier: 
setzen die Vorschläge von Prof. Ruppel ein — die an einen 
Preßluftschalter zu stellen ist, ist zunächst eine derartig 
symmetrische Anordnung der Kontakte zum ausströmen- 


418135 


Abb. 18. Luftströmung bei verschie- 
denen Stellungen des beweglichen 
Kontaktes. 


den Luftstrahl, daß dem Unterbrechungslichtbogen ein 
Ausweichen nach irgendeiner Richtung unmöglich ge- 
macht ist. Ferner soll wenigstens einer der beiden 
Lichtbogenfußpunkte im Bereiche einer möglichst hohen 
Geschwindigkeit des ausströmenden Luftstrahles sein. 
Aus diesen Gründen kam für die wesentlichen Teile des 
Schalters von vornherein nur die runde Form in Frage, 
der feste Kontakt wurde als den beweglichen Kontakt 
ımhüllende Düse ausgebildet, wie in der prinzipiellen 
Skizze Abb. 17 gezeigt. In der Einschaltstellung schließt 
der als Druckkontakt ausgebildete bewegliche Kontakt, 
indem er sich gegen eine rinseförmige Arbeitsfläche des 
festen Kontaktes legt, die Ausströmöffnung ab. Die 
Schaltbewegung des Kontaktes wird durch einen Kolben 
eingeleitet. Dadurch, daß beim Ausschalten sowohl der 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


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Abb. 19. Löschvorgang beim Prefluftschalter 
bei Stromstärken von 10..20 000 A. 


25. Juli 1929 


Blasraum als auch der Ausschaltzylinder vom selben 
Ventil aus mit Druckluft gespeist werden, wird im Ver- 
ein mit einer vom Luftdruck abhängigen Verriegelung 
erreicht, daß mit absoluter Zwangläufigkeit der Schal- 
ter nur beim Vorhandensein eines genügenden Blasdruckes 
auslösen kann. Die gewählte Anordnung bietet folgende 
wesentlichen Vorteile: 


1. Einer der beiden Fußpunkte des Unterbrechungs- 
lichtbogens befindet sich zwangsweise im Bereiche 
hoher Strömungsgeschwindigkeit der Blasluft. 


2. Der ausströmende Luftstrahl kann durch zweck- 
mäßige Wahl der Düsenform so geführt werden, 
daß die aus der Schaltstrecke herausgeblasenen 
Ionen und insbesondere auch die von der nachglü- 
henden Spitze des bewegten Kontaktes emittierten 
Ionen nicht zur Berührung mit der Gegenelektrode 
kommen. 


3. Der bewegte Kontakt wird in ein Gebiet hohen Luft- 
druckes hineingezogen, wo die durch die Pressung 
proportional mit dieser erhöhte Durchschlagfestig- 
keit un Schaltstrecke gegen Rückzündung ver- 
riegelt. 


Um die geschilderten Vorteile voll ausnutzen zu kön- 
nen, waren der Formgebung der Kontakte sowohl als auch 
der der Austrittsdüse ganz besondere Aufmerksamkeit zu 
widmen. Eine günstige Form ergibt zunächst eine hohe 
Strömungsgeschwindigkeit der Blasluft, und daß hohe 
Strömungsgeschwindigkeit von ausschlaggebender Bedeu- 
tung für den Löschvorgang ist, läßt Abb. 18 erkennen. 
Auf dieser sind drei verschiedene Stellungen des beweg- 
lichen Kontaktes während seiner Ausschaltbewegung dar- 
gestellt. Es ist klar, daß bei jeder dieser Stellungen ganz 
verschiedene Strömungsverhältnisse an der Spitze des 
beweglichen Kontaktes gegeben sind und daß beim unter- 
sten Bild die höchste Strömungsgeschwindigkeit an der 
Kontaktspitze zu erwarten ist. Zahlreiche Abschaltver- 
suche ergaben, daß bei einer Stellung des Kontaktes nach 
Abb. 18c weitaus die günstigsten Löschbedingungen ge- 
geben waren. 

Eine günstige Formgebung der Kontakte vermeidet 
aber auch unnötige Wirbelbildungen im ausströmenden 
Luftstrahl und ermöglicht so überhaupt erst den Fort- 
transport der von der Spitze des beweglichen Kontaktes 


dir Iranstirhe. 


Abb. 20. Luftgeschwindigkeiten in der 
Kontakttulpe. 


emittierten Ionen, ohne daß diese die feste Gegenelek- 
trode erreichen. Nur so ist eine Neuzündung des Licht- 
bogens nach erfolgtem Nulldurchgang des Stromes mit 
Sicherheit zu verhindern. 

Abb. 19 zeigt, wie wir uns auf Grund unserer bis- 
herigen Untersuchungen den Löschvorgang am Preßluft- 
schalter vorzustellen haben. Wir sahen früher, daß Licht- 
bogenquerschnitt und Fußpunkt des Lichtbogens zur Null- 
zeit des Stromes nur klein sind, eine Tatsache, die im zwei- 
ten Teilbild der Abb. 19 zur Darstellung gebracht ist. Die 
Verhältnisse sind hier nur insofern übertrieben gezeich- 
net, als die Luftgeschwindigkeit gegenüber der Ande- 
rungseeschwindigekeit des 50periodigen Wechselstromes 
zu klein anzenommnen wurde, was sich aus Zeichnerischen 
Gründen nicht vermeiden ließ. 


25. Juli 1929- 


Das dritte Teilbild zeigt den Zustand der eben voll- 
endeten Unterbrechung, die sich demnach folgender- 
maßen abspielt: Die Lichtbogensäule wird von der aus- 
strömenden Preßluft in Form eines schlanken, spitz zu- 
laufenden Kegels von der Spitze des bewegten Kontak- 
tes abgehoben. Die noch kurze Zeit nachglühende Spitze 
sendet zwar noch Ionen aus, die aber wegen ihrer ge- 
ringeren Geschwindigkeit und der Luftwirbel an der ab- 
eestumpften Kontaktspitze hinter der sich schnell ent- 
fernenden Keegelspitze zurückbleiben. Am festen Gegen- 
kontakt, wo der Lichtbogen dem Luftstrom ausweichen 
konnte und wo sich sein Fußpunkt infolgedessen in einer 
Zone verhältnismäßig geringer Luftgeschwindigkeit be- 
findet, wird zu dieser Zeit die Lichtbozensäule noch an- 
haften. Die Unterbrechung spielt sich also nur in unmit- 
telbarer Emeebung der Spitze des bewegten Kontaktes 
ab und ist dann als gelungen Zu betrachten, wenn — vom 
Nulllurchgang des Stromes ab gerechnet — nach der 
Rückkehrzeit t der wiederkehrenden Spannung der Ab- 
stand a groß genuz geworden ist, um bei dem herrschen- 
den Luftdruck von dieser nicht mehr durchgeschlagen zu 
werden. Da die hier herrschenden Durcehschlazrverhält- 
nisse denen zwischen zwei Spitzen ähneln, erklärt sich 
das Fehlen aller Polaritätserscheinungen bei der darge- 
stellten Schalteranordnunge. Wir schen aber jetzt auch 
ein, daß in erster Linie das Material der Spitze des be- 
wegten Kontaktes den Abschaltvorgang beeinflußt. 

In Abb. 20 zeigt Kurve 1 die bei richtiger Form- 
eebung der Ausströmdüse zu erwartende höchste Luft- 
geschwindigkeit als Funktion des aufzewendeten Blas- 
druckes, wobei Luft von normaler Temperatur voraus- 
gesetzt ist. Mit dieser Temperatur kann, wie noch ge- 
zeigt werden wird, zur Zeit des Nulldurchganges des 
Stromes gerechnet werden. Sofern mit einem Luftdruck 
von mindestens 5 at gearbeitet wird, beträgt, wie die 
Kurve zeigt, die am Düsenende zu erwartende höchste 
Geschwindigkeit etwa 500 m/s, an der Spitze des beweg- 
ten Kontaktes kann sie zu etwa 300 m/s anzenommen 
werden. Auf der anderen Seite wurde im Forschungs- 
institut der AEG die auf einer Wegstrecke von 1 cm zu 
erwartende mittlere Austrittsgeschwindigkeit der von 
einem glühenden Metall emittierten Ionen zu 


$ 
v = 0,023 * [m/s] 


ermittelt, wo E die längs jener Wegstrecke herrschende 
Feldstärke in V/cm und p der dort herrschende Luft- 
druck in kg/cm? sind. Diese Formel ergibt für unsere 
Verhältnisse mit etwa © = 10 000 V/cm und p = 10 kg/cm? 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 30 


1079 


eine Wanderungsgeschwindigkeit der lonen von nur 
23 m/s, deren geringer Wert sich dadurch erklärt, daß 
die aus dem Metall freiwerdenden Glühelektronen sich 
infolge der großen Gasdichte schr schnell an größere 
Molcekülkomplexe anlagern. Damit ist aber unsere vor- 
hin gemachte Voraussetzung bewiesen, daß die Eigen- 
geschwindigkeit der von der nachglühenden Kontakt- 
spitze aussesandten Ionen klein ist im Vergleich zur 
Luftgeschwindigkeit an dieser Stelle, und daß es infolge- 
dessen gelingen muß, die Ionen in der gewünschten Rich- 
tung fortzublasen. 

Nehmen wir, um ein Beispiel zu betrachten, einen 
Schalter für 15kV PBetriebspannung mit einer Unter- 
brechungstelle je Phase an, der mit einem Luftdruck 
von lOat betrieben werde. Die Rückkehrzeit der wieder- 


Abb. 21. Einfluß der Netzkapazität auf die Liehtbogendauer beim 
Prebluftschalter. 


kehrenden Spannung sei 10 us. Bei einer Luftgeschwin- 
digkeit von 300 m/s an der Kontaktspitze stellt sich in 
dieser Zeit zwischen dieser und dem Ende des fortgeblase- 
nen Lichtbogens ein Abstand a=3mm ein, der bei 
dem Druck von 10 at gerade noch einer Spannung von 
23kV widersteht. Das Ergebnis dieser kleinen Rechnung 
steht in guter Übereinstimmung mit dem Ergebnis von 
Versuchen, wie Abb. 21 zeigt. In dieser ist aus der links 
dargestellten Kurvenschar rechts die an einem Preßluft- 
schalter ermittelte Abhängigkeit der Lichtbogendauer von 
der Rückkehrzeit t der wiederkehrenden Spannung her- 
ausgezogen. Man kann sich durch einen Blick auf die so 
erhaltene Kurve leicht davon überzeugen, daß der Preß- 
luftschalter nicht mehr als etwa 10 us zur Rezenerierung 
seiner Schaltstrecke benötigt, wobei zu berücksichtigen 
ist, daß die der Abb. 21 zugrundeliegenden Versuche mit 
7500 V und einem Blasdruck von nur 2,5 at ausgeführt 
wurden. (Schluß folgt.) 


Neuere Untersuchungen über das betriebsmäßigeVerhalten von Quecksilberdampf-Gleichrichtern”. 
| Von J. v. Issendorft, Berlin. 


Übersicht. Die Forschungsergebnisse der letzten Jahre 
haben unsere Kenntnis von dem Mechanismus des Strom- 
überganes zwischen den Elektroden des Quecksilberdampf- 
Gleichrichters zu einem gewissen Abschluß gebracht. Nach 
einem Überblick über die physikalischen Vorgänge beim 
Stromtransport im Hg-Dampf geringer Dichte wird über 
zwei im Dynamowerk der SSW benutzte Untersuchungs- 
methoden und deren für die Betriebsicherheit der Gleich- 
richter außerordentlich wichtige Ergebnisse berichtet. Es 
wird das Vorhandensein von Restladungen in den Anoden- 
Furen während der stromlosen Phase nachgewiesen, die 
sich dureh Nachleuchten und durch Anodenrickströme kenn- 
zeichnen, ferner über Maßnahmen zu ihrer schnelleren Be- 
seitirung berichtet. Zum Schluß wird die Anwendung dieser 
Ergebnisse auf das Rückzündungsproblem behandel? und 
dargelegt, daß der Quecksilberdampf-Gleichrichter, vor allem 
der Großgleichrichter, in ein neues Entwicklungsstadium gce- 
treten ist, welches neben erheblicher Steigerung der Be- 
triebsicherheit die Erreichung der höchsten zur Zeit wirt- 
schaftlichen Umformerleistungen in Aussicht stellt. 


Der Quecksilberdampf-Gleichriehter wird gewöhnlich 
als ein elektrisches Ventil dargestellt, dessen Strom- 
Anrchlässigkeit in einer Richtung durch die Fähigkeit der 
Kathode zur unbegrenzten Elektronenemission gegeben ist, 
wahrend die Stromsperrung in der entgerenzesetzten 
FKichtung auf der Unfähigkeit der Anode zur Elektronen- 
emission beruht. Naturgemäß hat man also die Vorgänge 


SZ Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 23. X. 1928. 
B-sprechung a. 8.1099 dieses Heftes. 


an den Elektroden selbst studiert und durch die Vervoll- 
kommnung der Konstruktion, namentlich der Anoden, die 
Gleichrichterleistung zu steigern gesucht. Entsprechend 
wurde auch in der Literatur den Elektroden die llaupt- 
aufmerksamkeit gewidmet. Man hat sich z.B. sehr viel 
Mühe gezchen, die Spannungsabfälle an diesen zu ermit- 
teln, ohne allerdings die Vorgänge in der Entladungsbahn 
genügend zu kennen, die zunächst wenig experimentelle 
Angriffspunkte zu bieten schienen. Erst durch die Mes- 
sung der Gehäuseströme am (Ciroßerleichrichter wurden 
dann von Schenkel und Schottky'!neue Wege zu 
erfolgreicher Forschungsarbeit gewiesen, die uns jetzt 
weitgehende Klarheit über die Wirkungsweise des Gleich- 
richters gebracht hat. Unter anderem ist entdeckt wor- 
den, daß die zu Potentialmessungsen im Lichtboren bisher 
benutzten metallischen Sonden ganz beträchtliche Polari- 
sationserscheinungen aufwiesen. Demgemäß sind alle 
älteren Spannungsabfallmessungzen an den Elektroden 
fehlerhaft und haben die aufzewandte Mühe nicht ge- 
lohnt. Dieses Beispiel möge Ihnen zeigen, wie wichtig die 
Untersuchungen der Vorgänge gerade im Entladunesraum 
selbst sind, und ich habe es deshalb als meine Aufgabe 
angesehen, Ihnen eine zusammenfassende Darstellung 
von den Ergebnissen dieser Untersuchungen zu bringen, 
die sich recht eut zu einem anschaulichen Bild zusam- 
menfüzren lassen. Hiermit ist eine gewisse Vernachläs- 
sigung der Vorgänge an den Elektroden selbst verbunden, 
die ich mir im Ilinblick auf das anfangs Gesagte erlauben 


1 M. Schenkelu. W. Schottky, Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Bd. ? 
S. 252 (1922). 


1080 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


| 25. Juli 1929 


zu können glaube; erst zum Schluß wird dann als Fol- 
gerung aus den gewonnenen Erkenntnissen die Beeinflus- 
sung der Anode von der Entladungesbahn aus behandelt, 
um daraus wirksame Mittel zur Vermeidung von Rück- 
zündungen zu gewinnen. 


I. 


Betrachten wir die Entladungsbahn des Quecksilber- 
bogens im Glasgleichrichter, so unterscheiden wir be- 
kanntlich einen dunkleren Teil über der Kathode, der den 
auf der Hg-Oberfläche herumtanzenden Kathodenfleck 
umgibt, ferner meist einen helleren Teil an den Anoden, 
etwa in Form einer Flamme, dic sich gern an Vertiefun- 
gen der Anode ansetzt, und dazwischen einen gleichmäßig 
leuchtenden Teil, der die Anodenarme in ihrer ganzen 
Länge ausfüllt. Dieser Teil, die sog. positive Säule, 
wird uns zunächst beschäftigen 

In der positiven Säule unterscheiden wir Elektronen, 
positive Ionen und neutrale Quecksilberatome. Von den 
Eigenschaften der Elektronen interessiert vor allem, daß 
die Zusammenstöße mit Hg-Atomen bei kleinen Geschwin- 
diekeiten vollkommen elastisch, bei hohen Geschwindig- 
keiten teils elastisch, teils lichtanregend und ionisierend 
sind. Die Ionen können wir uns einfach als Atome vor- 
stellen, in deren äußerer Elektronenschale ein Elektron 
fehlt, so daß die positive Kernladung um eine Ladungs- 
einheit überwiegt. Das Ion ist dadurch an Masse und 
Ausdehnung nicht merklich kleiner geworden als das 
neutrale Atom und möge sich auch, soweit es nicht durch 
äußere Felder beeinflußt wird, ganz nach den gas- 
kinetischen Gesetzen bewegen, d.h. vollkommen elastische 
Stöße mit den neutralen Atomen ausführen. Alle anderen 
Komplikationen, z.B. die Bildung von Molekülen oder 
Molekülgruppen positiver oder negativer Ladung sowie 
das Vorhandensein der langlebigen angeregten Atom- 
zustände, die mehr oder weniger hypothetischer Natur 
sind, ferner auch die Entstehung mehrwertizer Ionen, 
können wir hier durchaus vernachlässigen. Sie sind — 
wir können sagen: glücklicherweise — zur anschaulichen 
Erklärung der zu betrachtenden Vorgänge überflüssig. 

Da wir es nun mit drei in ihrem Verhalten recht gut 
bekannten Teilchenarten zu tun haben, könnten wir an- 
nehmen, daß diese drei einfach wie ein Gasgemisch zu 
behandeln seien, besonders nachdem erkannt worden war, 
daß eine Wiedervereinigung der Elektronen und Ionen im 
freien Raum und reinen Hg-Dampf gar nicht oder in ver- 
schwindend geringem Maße erfolgt’. Dieses Verhalten 
wird wohl am besten durch einen astronomischen Ver- 
gleich plausibel, indem man sich die Ionen als Sonnen, die 
Elektronen als Kometen vorstellt. Nur unter besonders 
günstigen Bedingungen wird das Einfanzen eines Ko- 
meten zu dauerndem Verbleib in einem der Sonnen- 
systeme erfolgen können. 

Indessen zeigt sich die zunächst überraschende Ab- 
weichung vom normalen Gasgemisch hauptsächlich darin, 
daß die drei trotz ihrer innizen Durchdrinzung unter dem 
Einfluß des elektrischen Feldes keineswegs die gleiche 
Temperatur haben? sondern einen ganz erheblichen Un- 
terschied aufweisen. Die Temperatur der Elektronen liegt 
nämlich normalerweise? zwischen 10 000 und 30 000°, die 
der Atome wird größenordnungesmäßiz etwa 1000° bec- 
tragen, und die am schwierigsten zu bestimmende. der 
Ionen, wird zwischen diesen Extremen wahrscheinlich 
näher der unteren Grenze anzunehmen sein. Von Tem- 
pceraturen za sprechen, die an sieh nur die unzeorilneten 
molekularen Bewegungszustände kennzeichnen, ist man 
hier berechtigt, weil, wie wir später sehen werden, die 
unzeordnete Bewegung auch der Elektronen einer bce- 
stimmten (Gesetzmäßirkeit folgt. Die unzeordnete Ge- 
schwindickeit der Ladungsträger ist natürlich von deren 
mittlerer Fortschreitungsgeschwindiekeit in Richtung des 
elektrischen Feldes wohl zu unterscheiden, die bei den 
zur Anode wandernden Elektronen wegen ihrer größeren 
Beweglichkeit etwa 400mal größer ist als bei den ent- 
gegengesetzt wandernden Ionen. Praktisch trazen also 
die Elektronen den gesamten Strom, die Ionen sind eigent- 
lich nur zur Raumladungeskompensation da und müssen 
daher die Entladungsbahn in gleicher Dichte erfüllen wie 
die Elektronen, um unbegrenzt hohe Entladungsströme 
zu ermöglichen. Wichtig ist noch, daß die ungzeordnete 
Geschwindigkeit der Elektronen im Mittel erheblich 
erößer als ihre mittlere Fortschreitungszeschwindirkeit 
ist. Läßt man nämlich Elektronen aus der positiven Säule 
durch einen Spalt in Nebenräume treten, so findet man, 
daß die auszetretenen keine Richtung bevorzugen und 
sich nach allen Seiten gleichmäßig verteilen. 


2? R. Seeliger, Phya 7. Bd. 30. S. 329 (1929. 
3 R, See liger, Phys. Z. Bd. 15, 8.780 (1914). 
l. Langmuir, Phys. Rev. Bd. 23, S. 109 (1924). 


Eine auffallende Wirkung der hohen Temperatur des 
Elektronengases ist die negative Aufladung aller festen 
Körper, die sich in der Nachbarschaft der positiven Säule 
befinden, also der Gefäßwände, Schutzrohre und Sonden 
aller Art, gleichgültig, ob sie aus leitendem oder nicht- 
leitendem Material bestehen. Diese Wirkung wird leicht 
verständlich, wenn man bedenkt, daß die Moleküle eines 
heißen Gases nicht nur mit größerer Geschwindigkeit 
sondern auch häufiger die Wand treffen als die cines 
kalten. Da wir es nun bei den Elektronen mit einem 
sehr heißen Gase zu tun haben, so muß deren Stoßzalıl 
diejenige der Ionen weit übersteigen und an der Wand 
eine negative Aufladung hervorrufen. Gleichwohl steigt 
das negative Wandpotential nicht ins Ungemessene; denn 
das vor der Wand entstehende elektrische Feld bremst 
die Elektronen und beschleunigt die Ionen, bis sie in 
gleicher Zahl eintreffen und nun das Wandpotential sich 
nicht mehr ändert. Damit ist ein Gleichgewichtszustand 
erreicht. Diejenigen Elektronen, deren Geschwindirkeits- 
komponente senkrecht zur Wand einen dem jeweiligen 
Wandpotential entsprechenden Grenzwert unterschreitet, 
müssen dann vor Erreichung der Wand wieder umkehren 
und in die Entladungsbahn gewissermaßen zurückfallen. 


Diese Überlegung gibt uns bereits ein einfaches 
Mittel an die Hand, die sog. Geschwindigkeitsverteilunx 
festzustellen, nämlich die Zahl derjenigen Elektronen zu 
ermitteln, die ein bestimmtes Gegenpotential noch zu 
überwinden vermögen. Man braucht nur eine Sonde an 
eine variable Gleichspannung zu legen und den Strom zu 
messen, den sie aufnimmt. Es ergibt sich die bekannte 
Charakteristik? das Sonden- 


Abb. 1, die als Abszisse 


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Abb. 1. Charakteristik einer Zylindersonde im Hg-Vakuuın-Bogen. 


potential, als Ordinate den Sondenstrom zeigt. Als Null- 
punkt der Darstellung ist hier das Potential der isolierten 

Sonde gewählt, das man z.B. mit einem statischen Volt- 
meter gegen einen beliebigen Punkt des äußeren Gleich- 
stromkreises ermitteln kann. Bei negativen Sondenpoten- 
tinlen erhalten wir einen annähernd konstanten lonen- 
strom (hier nach unten gezeichnet) dessen Sättigunes- 
charakter später erklärt wird. Da sich dieser Ionenstronı 
auch dem bei steigendem Potential beginnenden Plek- 
tronenstrom überlagern muß — jedenfalls bis zu einem 
noch unbekannten positiven Potentialwert dieser Dar- 
stellung —, so können wir ihn einfach dadurch elimi- 
nieren, daß wir die Abszissenachse um den Sättirunes- 
betrag des Ionenstromes tiefer legen, wie striehpunktiert 
anzegceben ist. Man erkennt nun, daß der Eiektronensirs»m 
sich. anscheinend nach einer Exponentialfunktion mit der 
Spannung ändert, und der Gedanke liegt nahe, diesen 
Strom jetzt in logarithmischem Maßstab darzustellen®, wie 
es in dem darunter gezeichneten Schaubild geschehen ist. 
Überraschenderweise ergibt sich eine Gerade über einen 
Bereich von etwa 15 V (wenn eine genügend kleine Sonde 
benutzt wurde) und damit ein schr schöner Beweis für 
die sog. Maxwellsche Geschwindirkeitsverteilune der 
Elektronen, die eine solche Abhängigkeit aus mathema- 
tischen Gründen fordert. Aus der Steigung dieser Ge- 
raden lesen wir eine mittlere Voltzeschwindigkeit” 


von 

1,9V oder auch die Temperatur der Elektronen ab uni 
5 Wie Fufnote 1. 

€ ]. Langmuir u. H. Mott Smith jr., Gen. El. Rev. Bi. »7 


S. d (1924). — J. v. Issendorff, Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Bd. 4, S| ı>2| 


(1925 
e Dieses Geschwindigkeitsmaß entspricht etwa dem Ausdruck 
„Geschwindigkeitshöhe‘ der Hy4dromechanik. 


“u 


25. Juli 1928 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 30 


1081 


erhalten den hohen Betrag von 22000° abs. bei der im 
vorliegenden Falle verhältnismäßig geringen Dampfdichte. 

Der in der linearen Darstellung zu hoch anwachsende 
Strom ist in der halblogarithmischen noch für höhere po- 
sitive Potentiale fortgesetzt und zeigt einen unvermit- 
telten Übergang zu einem Sättigungswert, der sich aller- 
dings im Gegensatz zum lonenstrom nur über wenige 
Volt erstreckt, weil sehr bald die Stoßionisation einsetzt 
und die Sonde zur selbständigen Anode wird. Der aus- 
geprägte Knickpunkt hat eine besondere Bedeutung, er 
hezeichnet das wahre Potential des Lichtbogens am Ort 
der Sonde. Alle, auch die langsamsten Elektronen, ver- 
mögen in diesem Falle die Sonde zu erreichen, und eine 
weitere Erhöhung des Sondenpotentials kann die Zahl der 
ankommenden Elektronen dann nur durch zusätzliche 
Ionisation noch schwach vermehren. Wir sehen hier, daß 
das wahre Potential des Sondenorts noch um 11,5 V höher 
iiegt als das Potential der isolierten Sonde. Diese große 
Differenz sinkt allerdings mit steigendem Dampfdruck 
und ist bei normalem Betriebsdampfdruck nur etwa halb 
so groß, so daß man hier mit Sondenaufladungen von 
4...6 Y rechnen kann. 

In Abb. 2 ist die Potentialverteilung im Längsschnitt 
einer einfachen Hg-Dampf-Entladungsröhre in räumlich 
rerspektivischer Darstellung gezeichnet. Die äußeren 


Abb. 2 Räumliche Potentialdarstellung über dem Längsschnitt 
einer Entladungsröhre. 


Umrisse sind aus den gestrichelten Äaquipotentiallinien 
zu erkennen, die hier zugleich Höhenlinien sind. Das 
Kathodenpotential ist willkürlich mit Null bezeichnet. 
Eine stärker gezeichnete Linie gibt das Potential der 
köhrenwand an, das ungefähr dem Messungsergebnis der 
alten Sondenmethode entspricht und einen Kathodenfall 
von 5,3V sowie einen Anodenfall von rd. 6,5 Y ent- 
nehmen läßt. Tatsächlich steigt das wahre Potential der 
Entladungsbahn noch beträchtlich höher an, über dem 
Kathodenfleck fast senkrecht auf über 10V und in der 
Umgebung der Anode so weit, daß nur 1..2V Differenz 
als Anodenfall übrigbleiben. Diese Verschiebung der 
Werte muß als relativ sehr beträchtlich bezeichnet wer- 
den. Die hier benutzte räumliche Darstellung gibt auch 
ein recht anschauliches Bild der Bewegung der Ladungs- 
träger, die in Richtung des Feldes, 
also senkrecht zu den Äquipotential- 
linien beschleunigt werden. Die 
Fortschreitungsrichtung der Ionen 
wird dann etwa diejenige von Ku- 
geln sein, die, auf den Körper ge- 
legt, an ihm herabrollen (z. B. längs 
der strichpunktierten Linien), wäh- 
rend man zur Betrachtung der Elek- 
tronenbewegung die Figur auf den 
Kopf stellen muß und sich eine Zahl 
leichter Bälle im Innern des Kör- 
pers herabtanzend vorzustellen hat, 
von denen ein kleiner Teil bis zur 
Randlinie_ (Röhrenwandpotential) 
hinauf zu springen vermag. Dieser 
Teil neutralisiert die dort ankom- 
menden Jonen und bedeutet einen f | 
Verlust, der durch Neubildung von e bei 
Trägern in der positiven Säule wie- 
der ausgeglichen werden muß. 


Für den Übergang der Ladungsträger auf feste Ma- 
terie ict noch ein weiterer Umstand von Bedeutung: das 
fast unvermeidliche Auftreten von einhüllenden Raum- 
ladungsschichten. Nimmt eine negative Sonde nur Ionen, 
eine positive Sonde nur Elektronen auf, so ist bis zu 


Kathode Wal Zë 
Abb. 3. Darstellung der Feldverteilung in einem Anodenarm durch Trickfilm (Ausschnitt). 


einer gewissen Entfernung von ihrer Oberfläche nur die 
eine Trägerart vorhanden, deren Einzelteilchen diese 
Strecke natürlich nicht momentan sondern in einer end- 
lichen Zeitspanne durchlaufen. Während deg Durch- 
gangs erzeugen diese Träger gemeinsam eine Raum- 
ladungsschicht, die man sich wohl am einfachsten als den 
einen Belag eines Kondensators vorstellen kann, welcher 
mit dem Lichtbogen in leitender Verbindung steht, wäh- 
rend die Sondenoberfläche den anderen Belag bildet. Man 
erkennt dann ohne weiteres, daß dieser Kondensator auf 
die volle Sondenspannung aufgeladen ist und diese infolge- 
dessen in ihrer elektrostatischen Einwirkung auf den 
Lichtbogen kompensiert. Bei einer Änderung der Sonden- 
spannung ändert sich die Dicke der Raumladungsschicht, 
die auch Childschicht? genannt wird, in dem Maße, daß 
die neue Zahl der darin enthaltenen Träger gerade den 
dieser Spannung entsprechenden Ladungszustand des 
ideellen Kondensators herstellt. Die noch außerhalb be- 
findlichen Träger werden also nur daun gewissermaßen 
eingefangen, wenn sie zufällig durch ihre spontane Eigen- 
bewegung an die Schichtgrenze gelangen, wodurch sich 
ohne weiteres der Sättigungscharakter des Trägerstromes 
ergibt, den wir für beide Trägerarten in der Darstellung 
Abb. 1 erkennen, wenn auch noch dadurch einge- 
schränkt, daß die äußere Begrenzungsfläche der Schicht 
hier, wie bei vielen Sondenformen, mit der Schichtdicke 
anwächst. Durch rechnerische Korrektur dieses Ein- 
flusses läßt sich der walıre Sättigungscharakter jedoch 
sehr schön bestätigen’. i 


Da wir das Potential +11,5 V der Darstellung als 
das wahre Potential des Sondenortes erkannt haben, so 
wird es verständlich, daß bei allen niederen Potential- 
werten, namentlich auch im Falle der isolierten Sonde, 
positive Raumladungsschichten vorgelagert sein müssen, 
die die von der Sonde ausgehenden Kraftlinien bereits in 
geringer Entfernung „absättigen“. Derselbe Effekt muß 
auch an sämtlichen Wänden und Flächen eines Gleich- 
richters auftreten, ausgenommen an den geraden strom- 
führenden Anoden, die allein positives Potential gegen- 
über dem Lichtbogen besitzen. Höhe positive Sonden- 
potentiale sind nicht zu verwirklichen, da die Sonden 
zu Anoden werden, alle negativen werden durch Ionen- 
schichten unwirksam. Die wichtigste Folgerung aus 
dieser Erkenntnis ist aber, daß es so gut wie unmöglich 
ist, mit Hilfe von künstlich angelegten elektrostatischen 
Feldern einen bestehenden Lichtbogen zu steuern oder 
zu löschen. Die Felder reichen bei den normalen Be- 
lastungsströmen nur Bruchteile von Millimetern in die Ent- 
ladung hinein und sind in größerer Entfernung ganz wir- 
kungslos. Es ist interessant, festzustellen, daß manche 
Patentanmeldungen auf der Unkenntnis dieser Verhält- 
nisse beruhen und daher wertlos sind. 


Von ganz besonderem Interesse ist der Feldverlauf 
vor den Anoden in der Sperrphase. Hier können sich po- 
sitive Raumladungsschichten natürlich nur dann ausbilden, 
falls der vorgelagerte Raum ionisiert ist. Ein solcher 
Zustand ist aber dann möglich, wenn nach Erlöschen des 
Anodenstromes die in der Entladungsbahn vorhandenen 
Ionen eine merkliche Zeit (> 1ms) gebrauchen, um zu 
den Wänden zu diffundieren. Tatsächlich konnte fest- 
gcstellt werden, daß im voll belasteten Gleichrichter die 
Dampfdichte groß genug ist, um die Wanddiffusion der 


AMothode 


Ionen und der elektrostatisch an diese gefesselten Elek- 
tronen so zu verlangsamen, daß sich merkliche Abkling- 


8 C. D. Child, Phys. Rev. Bd. 32, S. 498 (1911). 
°’ I. Langmuir, Gen. El. Rev. Bd. 26, 8. 371 (1923). 


1082 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


25. Juli 1929 


zeiten der lIonisation ergeben. Wir haben die in der Sperr- 
phase noch nachweisbaren Ladungsträger einfach „Rest- 
ladungen“ genannt. Die Restladungen sind die eigentliche 
Ursache der schon seit längerer Zeit bekannten Rück- 
ströme, die bei Quecksilberdampf-Gleichrichtern aller 
Spannungen im genügend warmen Zustand auftreten. Mit 
dem Abklingen der Restladungen infolge ihrer Diffusion 
zur Wand ist zugleich ein Anwachsen der positiven 
Raumladunssschicht an dieser und an den jetzt negativen 
Gleichrichteranoden verbunden, da die Kraftlinien natür- 
lich um so weiter reichen, je weniger Ionen für ihre Ab- 
sättigung zur Verfügung stehen. Um den steten Wechsel 


der Feldverteilunge im Laufe der Wechselstromperioden: 


verständlich machen zu können, werde ieh jetzt einen 
Trickfilm zeigen, in dem das Wandern von Äquipotential- 
linien im Längsschnitt eines Anodenarmes als besonders 
anschauliche Darstellungsform gzewählt worden ist. 
(Abb. 3 enthält Einzelbilder dieses Trickfilmes, auf denen 
die 100 V - Linien stark, die + 10 V - Linien schwach ge- 
zeichnet sind.) 

Von besonderer Bedeutung für das Studium der Vor- 
gänge im Hg-Dampf-Gleichrichter ist die Tatsache, daß 
die bisher besprochenen Entladungsformen sich durch 
ihre verschiedene Lichtemission für das Auge deutlich 
unterscheiden. Auf die noch recht unsicheren Theorien 
dieses Leuchtens möchte ich hier nicht eingehen sondern 
mich auf die Beschreibung der Beobachtungen beschrän- 
ken. Die positive Säule leuchtet, soweit sie von Wänden 
genügend nahe umgeben ist, in dem bekannten weiß-bläu- 
lichen Licht. In den Schichten positiver Raumladung 
dagegen ist das Leuchten kaum wahrzunehmen, diese er- 
scheinen völlig dunkel und heben sich daher in Abb. 4 


Ahh, A Raumladungsbildung um eine Zylindersonde im Gleichstrom- 
lichtbogen bei — 500, — 200, — 115, 0 und +10 V. 


deutlich ab, die eine in axialer Richtung gesehene Zylin- 
dersonde in einem schwachen Lichtbogen von 0,15 A zeigt. 
Bemerkenswert ist die Schärfe der Begrenzung nach der 
positiven Säule zu, die schr an die nahe verwandte Form 
des Saumes des Hittorfschen oder Kathodendunkelraumes 
einer Glimmentladung erinnert. Bei Verminderung der 
negativen Sondenspannung, die jeweils angegeben ist, 
schen wir den Dunkelraum schmaler werden. Wir haben 
es hier mit derselben Sonde zu tun, von der ich Ihnen zu 
Anfanz die Charakteristik gezeigt habe, nur mit dem 
Unterschied, daß jetzt die wahren Potentialwerte, be- 
zogen auf den Sondenort, angegeben sind. Im Fall der 
isolierten Sonde, also bei — 11,5 V, ist der Dunkelraum 
zwar verwaschen, aber noch deutlich zu erkennen. Erst 
beim Potential Null, wo die Sonde den vollen Elektronen- 
sättirungesstrom aufnimmt, ist er verschwunden. Die Sonde 
scheint hier die Entladung überhaupt nicht zu stören. 
Dann aber zeigt die Sonde bei positivem Potential einen 
Lichtsaum, der die Elektronenraumladung anzeigt. Hier 
tritt infolge der Erhöhung der Eklektronenzeschwindie- 
keit eine vermehrte Stoßionisation ein. Das Sondenpoten- 
tial läßt sich nun nur unwesentlich weiter steigern, weil 
wegen der Durchbrechung der Raumladung durch die an- 
schwellende Stobionisation die Stabilität der Raumladung 
aufhört. Dann wird die Sonde unter geringem Spannungs- 
rückeane zur selbständigen Anode und zeigt das normale 
Aussehen einer solchen. 


Noch eine Leuchterscheinung ist bei IIz-Gleiehrich- 
tern auffällig, die des in die Kondensräume einströmen- 
den Dampfes. welcher rötlich-violett erscheint. Genau 
dieselbe Leucehtfarbe fanden wir in den Armen eines voll 
belasteten Glasegleichrichters während der Sperrphase. 


Hierzu benutzten wir eine Schlitzscheibe — auch stro- 
boskopische Scheibe genannt —, die durch einen Asyn- 
chronmotor von geringem Schlupf angetrieben wurde. 
Nun ist einwandfrei festgestellt worden, daß der rötlich 
leuchtende He Dampf ionisiert ist und daß das Leuchten 
erlischt, wenn die Ladungsträger durch elektrische Fel- 
der entfernt werden’®. Es hat sich aber gleichzeitige ge- 
zeigt, daß an der negativen Platte wieder die dunkle 
Ionenraumladungsschicht entsteht, die eine Ablenkung 
zur positiven Platte hin vortäuscht!! und das Feld zu- 
nächst nicht durchdringen läßt. Magnetische Felder 
haben einen kaum wahrzunehmenden Einfluß auf den 
ionisiertten Dampf, sie zwingen die Ladungsträrer zu 
Kreisbahnen und bewirken daher mehr eine Wirbel- 
bewegung. Dagegen haben Dampfströmungen einen sehr 
starken Einfluß, die den ionisierten Dampf einfach fort- 
blasen, weil er durch keine inneren Feldkräfte festge- 
halten wird!?. Eingelegte Flächen aus beliebigem Material 
laden sich ähnlich wie in der positiven Säule negativ auf 
und umgeben sich daher mit Dunkelschichten, die mit 
der Verarmung der Restladungen rasch anwachsen. Aus 
dem beschriebenen Verhalten des nachleuchtenden Damp- 
fes erkennen wir, daß die Beobachtung durch die stro- 
boskopische Scheibe ein einfaches Mittel darstellt, die 
Restladunsen in den Armen des Glasgleichrichters nach- 
zuweisen und die Maßnahmen zu ihrer schnelleren Be- 
seitigune zu prüfen. Auch Filmaufnahmen durch die 
Schlitzscheibe hindurch sind uns gelungen; man gewinnt 
dadurch eine Zeitlupendarstellung, die sich durch eine 
besonders hohe Bildzahl von etwa 5000... 8000 Aufnah- 
men in der Sekunde auszeichnet”. 

Den theoretischen Teil meines Vortrages möchte ich 
jetzt mit einigen energetischen Bemerkungen zum Ab- 
schluß bringen. Bekanntlich ist zur Ablösung eines 
Elektrons von einem Ilg-Atom im freien Raum die sog. 
Ionisierungsarbeit von 10,38 V nötig. An festen Körpern 
ist die Bindung minder fest, man hat an den schweren 
Metallen Ablösearbeiten von der Größenordnung 4 V ge- 
funden. Zweifellos müssen bei der Rückkehr des Elek- 
trons die entsprechenden Energien wieder frei werden, 
die z.B. für Nickel- und Molybdän-Elektroden als Elek- 
tronen-Eintrittsarbeiten experimentell nachgewiesen wer- 
den konnten“. Wie verhalten sich nun die Energien, 
wenn wie im normalen Falle sich ein Ion und ein Elek- 
tron erst an der Wand, z. B. an einem Hg-Tröpfchen, das 
dort haftet, wiedervereinigen, wo sie zu verschiedenen 
Zeiten eintreffen mögen. Läßt man zufällige kinetische 
Energien unberücksichtigt, so muß die Summe der Ein- 
trittsarbeiten @, und @_ ebenso groß sein wie die 


Summe derjenigen Energien, die bei räumlicher Wieder- 
vereinigung und Kondensation des gebildeten neutralen 
Atoms an dem Tröpfchen frei würden, die V; und L ge- 
nannt sein mögen; 


9,+9_=Vi+L"W. 


Die Größen dieser Gleichung sind mit Ausnahme der 
Eintrittsarbeit der Ionen dureh Messungen sichergestellt. 
Für oe. verlangt die Gleichung danach einen Betrag von 
7,1 Voltäquivalenten, der jedoch noch keine experimentelle 
Bestätigung finden konnte'®. Es ergaben sich nämlich da- 
für beträchtlich kleinere Werte von der Größenordnunz 
1 V, allerdings unter Verhältnissen, die relativ sehr grobe 
Fehlerquellen bedingten. Da außerdem ein vermuteter 
Effekt der Abstrahlung von fast der gesamten Neutrali- 
sierungsenergie!” der Ionen noch nicht beobachtet worden 
ist'® und auch physikalisch nicht fest genug begründet 
erscheint, dürfte ein zwingender Grund für eine von 
Compton vorgeschlagene Modifikation der angezxebe- 
nen Gleichung noch nicht vorliegen. 

Besonders wichtig ist die Kenntnis der Eintritts- 
arbeiten für die Berechnung der Energieverhältnisse an 
den Elektroden. An den Anoden des Gleichrichters macht 
diese keine Schwierigkeiten, um so mehr aber an der 
Kathode, wo der Strom gleichzeitig von austretenden 
Elektronen und eintretenden lonen in noch unbekanntem 
Verhältnis getragen wird. Die Energiebilanz der Bogen- 


0 W, S. Rayleigh, Proc. Roy. Soc. Bd. 108, S. 262 (1925). 

u 7, Stark, Ann. Phys. Bd. 14, S. 506 (1904). 

12 vw Schottky u. J. v. Issendorff, Z. Phys. Bd. 31, S. 163 (1923). 

13 Solche Fiime wurden bereits gelegentlich der VDE-Jahresver- 
sammlung 1923 in Berlin vorgeführt. Vgl. M. Schenkel, ETZ 1928, S. 1522. 

H J. v.Issendorff, Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Bd. #4, S. 124 (1925) 
bzw. C. C. van Voorhis, Phys. Rev. Bd. 30, S. 818 (1927). 

su \W,.Schottky,Ann. Phys. Bd. 62, S. 143 (1920, —W. Schottky 
u. J. v. Issendorff, Z. Phys. Bd. 26, S. 85 (1924). 

16 C.C. van Voorhis, wle Fußnote 14. ` 

1? K. T. Compton u. C. C. van Voorhis, Proc. Nat. Ac. Sc. 

. 30, S. 330 (1927). 

= 7 Ae nn Journ. Phys. et Chim. Bd. 7, S. 369 (1926). — F. 
M. Penning, Physica Bd. 8, S. 13 (1928). 


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1083 


kathode ist daher ein interessantes Gebiet der heutigen 
Forschungstätigkeit. 

Die Behauptung, daß die Wiedervereinigung von 
Ionen und Elektronen nur an festen Wänden eintritt, wird 
einerseits durch die Rechnung gestützt, die auf dieser 
Grundlage!’ annähernd zu dem richtigen Ergebnis führt, 
daß das Spannunzsgefälle der positiven Säule in einem 
kreiszylindrischen Rohr sich umgekehrt proportional zum 
Rohrdurchmesser verhält”, anderseits durch den Befund, 
daß durch eingelegte, zur Lichtbogenachse parallele Flä- 
chen die lonisation schneller zum Abklingen gebracht 


(Wes? 


3 
£ 
y 
Hi 
3: 
E 


DN 


Abb. 5. Übergang des normalen Leuchteng in das Nachleuchten. 


wird als im freien Raum. Nur eine Frage bleibt dann un- 
geklärt, warum nämlich der Restladungen enthaltende 
Dampf trotz fehlender räumlicher Wiedervereinigung 
leuchtet. Jedenfalls gilt die ausgesprochene Bchauptung 
nicht völlig streng, und es können sich vielleicht 1% oder 
weniger der vorhandenen Träger im freien Raum neutra- 
lisieren, wobei genügend Strahlungsenergie frei würde, 
ohne daß die soeben angeführten Argumente dadurch ihre 
Beweiskraft einbüßen. Mit diesen energetischen Betrach- 
tungen steht auch in gutem Einklang, daß trotz des hellen 
Leuchtens der Säule die mittlere Temperatur des Dampfes, 
die mit dem Entladungsstrom ansteigt, die Größenordnung 
von 1000 ° normalerweise nicht zu überschreiten braucht, 
da fast alle Ionisierungsencergie direkt zu den Wänden 
transportiert wird”. 


Zur Vervollständigung der Kenntnis der für das 
Nachleuchten notwendigen Bedingungen sei noch die 
interessante Entdeckung mitgeteilt, daß das weißliche 
Leuchten in das rötliche nicht stetig übergeht sondern 
daß einen Augenblick anscheinend vollkommene Licht- 
losigkeit herrscht?, wie Abb. 5 zeigt. Absichtlich ist hier 
der photographische Apparat von der Schlitzscheibe ent- 
fernt aufgestellt, so daß man den Gleichrichterarm nicht 
einheitlich als Momentaufnahme sieht, sondern die oberen 
Teile des Armes sind zeitlich vor den unteren Teilen 
aufgenommen, ganz entsprechend der Belichtungsweise 
einer Schlitzverschlußkamera. 
gestellt worden, daß die Bilder das Ende der Stromdurch- 
eangszeit und den Anfang der Sperrzeit umfassen. Beide 
Phasen werden getrennt durch einen dunklen Streifen, 


dessen Breite hiernach knapp einen Bogengrad beträgt, 


was 10*s entspricht. Da wir schon wissen, daß das 
rötliche Leuchten im Feldgebiet der positiven Raum- 
ladung nicht gefunden wurde, so müssen wir schließen, 
daß auch hier ein elektrisches Feld das Leuchten ver- 
hindert, u. zw. kann es nur das durch die positive 
Anode erzeugte sein, welches kurz vor dem Erlöschen so 
schwach geworden ist, daß keine Stoßionisation oder An- 
regung mehr erfolgt, also auch das diese begleitende 
weiße Leuchten aufgehört hat. Die in weniger als 10° s 
erfolgende Spannungsumkehr der Anode gestattet wohl 


19 W, Schottky, Phys. Z. Bd. 25, S. 342 (1924). 

20 A.CGüntherschulze, Z. Phys. Bd.41, 8.718; Bd. 42, S. 763 (1927). 

TL Eigene Messungen des Verf. Vgl. a. R. Seeligeru. H. Straebler, 
Phva. Z. Bd. 28, S. B94 (1927). 

2 Anmerkung bei der Korrektur: Nachträglich wurde 
festgestellt, daß der gleiche Effekt bereits auf anderem Wege gefunden 
worden ist: Lucy Hayner, Phys. Rev. Bd. 26, S. 364 (1925). 


Der Apparat ist so auf- 


keine andere Erklärung. Die Schlitzbreite muß natürlich 
genügend klein sein, sonst verschwindet der Dunkel- 
effekt durch Verwischung. 


Sie sehen, meine Herren, daß das Bild, das man sich 
heute von den Vorgängen in der positiven Säule des 
Hg-Bogens machen kann, in einigermaßen befriedigender 
Weise abgeschlossen erscheint. Ich kann nun dazu über- 
gehen, Ihnen einige der neueren Untersuchungsergebnisse 
an betriebsmäßig belasteten Gleichrichtern vorzuführen, 
deren Deutung auf Grund des bisher Gesagten keine 
Schwierigkeiten bereiten wird. 


IL 


Das Auftreten der Restladungen nach ‘der Strom- 
durchgangsphase hat sich als einer der wichtigsten Vor- 
gänge im Quecksilberdampf-Gleichrichter herausgestellt. 
Gerade die Tatsache, daß die damit zusammenhängenden 
Effekte im Vollastgebiet rapid anwachsen, legt den Ge- 
danken nahe, daß die Belastungsgrenze in engem Zu- 
sammenhang mit den Restladungen stehen muß. Das Ver- 
halten der Restladungen und die Wirkungsweise einzel- 
ner Mittel zu ihrer Bekämpfung läßt sich an Hand eines 
Filmes beschreiben, der in der bereits erwähnten Weise 
aufgenommen worden ist. Zum Beweis für die Berech- 
tigung dieser beobachtenden Untersuchungsmethode und 
als Ergänzung werde ich anschließend noch einige Oszillo- 
gramme bringen, die den Rückstrom an einer Anode in 
der Sperrphase direkt zeigen. Einzelne typische Bilder 
aus den letzten Teilen des Films”, die den Einfluß der 
Überlastung bei höherer Spannung erkennen lassen, wer- 
den nachstehend besprochen. 

Abb. 6 zeigt den oberen Teil des Anodenarmes eines 
kleinen Glasgleichrichters für 15 A in der Stromdurch- 
gangsphase. Alle übrigen Teile des Gleichrichters sind 
verdeckt, um die Leuchterscheinungen ungestört beob- 
achten zu können. Die Lage der Anode ist allerdings nur 
beim Stromdurchgang deutlich zu erkennen. Abb. 7 ver- 
anschaulicht den Beginn der Glimmentladung an dersel- 
ben Anode in der Sperrphase bei einer Belastung von 15 A, 
100 V. Bei der hier vorliegenden Dampfdichte ist der 
Hittorfsche Dunkelraum noch so ausgedehnt, daß das 
negative Glimmlicht sich nur über den Rillen der ge- 
rippten Anode an der Glaswand ausbilden kann. Bei 
Überlastung des Gleichrichters mit 20 A, 700 V sehen 
wir dann in Abb. 8 die ganze Anode vom Glimmlicht 
umhüllt; ein Zeichen, daß die Dampfdichte noch beträcht- 
lich weiter angestiegen ist, die nach einer bekannten 
Regel der Dicke des Kathodendunkelraumes ungefähr 
umgekehrt proportional ist. Auch nach Abschaltung der 
Gleichstrombelastung bleibt die Glimmentladung noch 
etwa eine Minute lang bestehen, d.h. solange der Dampf- 
druck hoch genug bleibt. 


Abb. 6 Stromführende Gleichrichter- 
anode. 


Abb. 7. Beginnende Glimm- 
entladung an der Anode. 


Mit der letztgenannten Belastung ist bereits die Rück- 
zündungsgrenze erreicht. Mehrfach traten Rückzündungen 
an der beobachteten Anode auf, sie wurden aber durch vor- 
geschaltete Widerstände absichtlich begrenzt, um die Auf- 
nahmen nicht zu stören. Eine derartig kurz aufzuckende 
Lichterscheinung wurde auch so günstig vom Film erfaßt, 
daß man, wie Abb. 9 zeigt, den Ansatzpunkt der Rückzün- 
dung ungefähr erkennen kann. 

Nach einer Methode, die in ähnlicher Weise vor länge- 
rer ZeitvonGüntherschulze* benutzt wurde, haben 


3 Die bereits in der ETZ 1928, S. 1523, veröifentlichten Bilder 
aus den ersten Teilen des Filmes sind dort verschentlich auf den Kopf gestellt. 
“u G. Schulze, ETZ 1910, S. 28. 


1084 


wir im Laboratorium Oszillogranme des Anodenrückstro- 
mes aufnehmen können. Dieser ist an sich verschwindend 
klein, nämlich 10° ... 10°mal geringer als der Vorwärtsstrom. 
Bedient man sich eines Hilfsgleichrichters nach dem Schalt- 
bild Abb. 10, so wird der hohe Vorwärtsstrom durch die- 
sen abgeleitet, während der Rückstrom seinen Weg durch 
ihn dann nicht finden kann, wenn er sich in genügend kal- 
tem Zustand befindet. Die parallel zum Hilfsgleichrichter 
liegende Oszillographenschleife zeigt also im durchlässigen 
Stadium nur dessen Spannungsabfall an, im Sperrstadium 


Alb, 9. Ansatz des Rückzündungs- 
Lichtbogens. 


Abb. 8 Voll ausgebildete 
Glimmentladung. 


aber den gesamten Rückstrom des warmen Hauptgleichrich- 
ters. Durch Einschalten des Hilfsgleichrichters kurz vor 
dem Öszillographieren konnten wir, wie sich feststellen 
ließ, ausreichende Fehlerfreiheit erzielen. Abb. 11 zeigt 
den Verlauf des Rückstromes bei einem Glasgleichrichter, 
der mit Vollast eingeschaltet wurde. Der nach 15 min 
schon fast voll ausgebildete Rückstrom ist 5 s nach dem 
Einschalten gerade erst zu erkennen und fehlt % s nach 
dem Einschalten noch völlig. Auf diesem ersten Teilbild 
sieht man nur die nicht ganz zu vermeidenden induktiven 
und kapazitiven Einflüsse, die aber wesentlich kleiner als 
der voll ausgebildete Rückstrom sind. In Abb. 12 erkennen 
wir die Abhängigkeit des Rückstromes von der Gleichrich- 
terbelastung im Dauerzustand: wir haben hier ein Anstei- 
gen der Maximalwerte etwa mit der 3. Potenz der Gleich- 
strombelastung zu verzeichnen in guter Übereinstimmung 
mit dem mitgeteilten Verhalten des Nachleuchtens im 
Anodenarm. 

Die Wirkung eingelegster Flächen vor den Anoden wird 
durch Abb. 13 veranschaulicht; die starke Spitze des Rück- 
stromes bei freier Strombahn wird hier etwa auf den dritten 
Teil vermindert. Ganz entsprechend wirkt das Durchblasen 
von neutralem Hg-Dampf aus einem erhitzten Ansatzrohr 
durch den Anodenarm quer vor der Anode in ein gekühltes 
Ansatzrohr hinein, wie Abb. 14 zeigt, jedoch ergab sich, 
daß diese Wirkung nur bei niederer Gleichrichterspannung, 
etwa bis 220 V, eintritt. Wegen der Dampfdruckerhöhung 
kann nämlich bei höherer Grieichrichterspannuns die 
Glimmentladung sich so stark ausbilden, daß sie sich wie 
in Abb. 15 deutlich als Buckel im Rückstromoszillogramm, 
u.zw. in der Mitte der Sperrperiode, d.h. im negativen 
Spannungsmaximum, aus- 
prägt. Infolgedessen 
wird man, um die 
(rlimmentladung zu ver- 
meiden, bei höheren 
Gleichrichterspannungen 
auf die zusätzliche Er- 
zeugung neutralen Damp- 
fes verzichten müssen. 
Dagegen kann man aber 
zusätzliche Kondensa- 
tionsflächen in allen 
Fällen verwenden, wenn 
man sie so anordnet, dab 
der vergiftete Dampf, 
der von der Kathode 
heranströmt, von den Anoden abgelenkt wird. Eine recht 
erfolgreiche Anwendung fand diese Erkenntnis am Glas- 
gleichrichter. In der gleichzeitigen Anwendung einer 
zweckmäßigen Dampfstromführung mit dem Einbau ionen- 
absorbierender Flächen in die Anodenstrombahnen haben 
wir auch beim Großgleichrichter das Mittel an der Hand, 
die Rückströme und deren Abklingzeiten in ausreichen- 
dem Maße zu reduzieren. 


X Milfsgleichrichter 


Versuchsgleichrichter 


Abb. 10. Schaltbild für Rückstrom- 


Oszillogramme. 


II. 
N Der letzte Teil dieses Vortrages soll nun der wichtigen 
Frage gewidmet sein: In welchem Zusammenhang stehen 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


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die mitgeteilten Untersuchungsergebnisse mit dem Rückzün- 
dungsproblem? Als Ursache einer Rückzündung ist schon 
verschiedenes genannt und manches Mittel zu deren Ver- 
hinderunz angegeben worden. Trotzdem kommen immer 
noch Rückzündungen vor und bilden immer noch die Be- 
lastungsgrenze eines Gleichrichters, während bei anderen 


Abb. 11. Abhängigkeit des Rückstromes Jg von der Telastungsdauer. 


elektrischen Maschinen die Leistung im allgemeinen durch 
die Erwärmung bezrenzt wird. 

Als Rückzündung wird das momentan eintretende 
völlige Versagen der Ventilwirkung bezeichnet. Sie ent- 
spricht in ihrer Wirkung dem Rundfeuer eines Einanker- 
umformers, d. h. einem dreh- und'gleichstromseitigen Kurz- 
schluß. Phy sikalisch ist sie dadurch gekennzeichnet, daß 
zunächst eine Anode an einer kleinen Stelle ihrer Ober- 
fläche die Fähigkeit zur unbegrenzten Elektronenemission 
erlangt. Diese Stelle ist nichts anderes als der kathodische 
Brennfleck einer Bogenentladung. 

Auf welche Weise hat sich diese im verkehrten Sinne 
fließende Bogenentladung entwickeln können? Mit dieser 
Frage bin ich bei einem Thema angelangt, das an dieser 
Stelle bereits im Februar durch Ierrn Seeliger” behan- 
delt worden ist, und dessen Ergebnisse und Folgerungen 
auch für das Rückzündungsproblem von großem Wert sind. 
Wir hörten, daß ein Lichtbogen, der nicht durch voraus- 
gchenden Elektrodenkontakt „gezogen“ ist, sieh aus der 
(Grlimmentladung entwickelt, die wieder aus einer Townsend- 
Entladung entstanden ist. Zur Illustration kann ich Ihnen 
diesen Vorgang in einem Trickfilm künstlich verlangsamt 


D eeh 
Ce lees EE 
ELE 


EEE en 


0A [Voltmelersiram) 


fang 


N 2 Ge 


Rückstrom-Ampl. 


` 
o 
3 
a 
S 
N 


Abb. 12. Abhängigkeit des Rückstromes vcm Belastungsstrom. . 


vorführen, den ich der Anregung und Unterstützung von 
Herrn Seeliger verdanke. (Abb. 16 enthält Einzelbild»- 
dieses Trickfilmes: Im oberen Teil des Bildes wird durch 
einen wandernden Punkt die Stromspannunsscharakteristik 
einer vollständigen Entladung gezeichnet, deren Abszisse 
nach einem besonderen Maßstab unterteilt ist, so daß man 
den Stromverlauf über viele Zehnerpotenzen verfolgen kann. 
Darunter ist ein Entladungsrohr skizziert, in dem der 
Potentialverlauf zwischen den Elektroden während des gan- 
zen Eintwicklungsvorganges in Gestalt einer veränderlichen 


D R. Seeliger, ETZ 1928, S. 853. 


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1086 


Skala eingetragen ist. Diese folgt genau den Bewegungen 
des Punktes im oberen Bildteil. Gleichzeitig wird die Be- 
nennung der jeweiligen Entladungsform angegeben.) 

Die Townsendentladung zu Anfanz scheint die Auf- 
gabe zu haben, die Entladungsbahn vorzuionisieren. Im 
C leichrichter haben wir dagegen, wie das vorgeführte Ma- 
terial Ihnen beweisen sollte, bereits eine Vorionisierung in 
(restalt der KRestladunzen, also wird die Townsend- 
entladung, die an sich auch nicht raumladunzsbeschwert 
ist, hier ausscheiden. Aus den abklinzenden Restladungen 
kann eine stabile Glimmentladung sich aber ohne weiteres 
entwickeln, wie uns das Oszilloeramm bewiesen hat, wenn 
nur der Dampfdruck genügend hoch ist. 


A 


Abb. 13. Verminderung des Kückstromes durch Restladungsabsorption. 


Schwierigkeiten macht dagegen die Erklärung des 
Überzangs von der Glimmentladung zum Bogen. Dieser 
ist nämlich an reinen Graphit- oder Eisenkathoden künst- 
lich nur bei Spannungen zu erreichen, die wesentlich höher 
als die normalen Gleichrichterspannungen sind, selbst bei 
heller Kotglut der betreffenden Glimmkathode. Anderseits 
können Rückzündungen schon eintreten, ohne daß auch 
nur andeutungsweise eine stabile Glimmentladung vorhan- 
den gewesen wäre, deren Stromstärke bei ansteigender 
Spannung gemäß der vorgeführten Charakteristik hätte zu- 
nehmen müssen. Für die Entwicklung einer solehen Rück- 
zindunz muß daher noch eine notwendige Bedingung er- 
fullt werden, nämlich die Anwesenheit eines katalrtisch 
wirkenden Stoffes in Berührung mit der Elektrodenober- 
fläche. Als Rückzünduneskatalysatoren sind in erster 
Linie Alkalien, alkalische Erden und Stoffe zu nennen, die 
diese enthalten, wie Glas, Asbest u. a. Ferner ist flüssiges 
He als gefährlicher Stoff erkannt, aber auch das Anoden- 
ınaterial selbst, wenn es in pulverig losem Zustand die 
Anode bedeckt, als Folge der Zerstäubung, die in den 
Sperrphasen durch den Anprall positiver Ionen entsteht. 
Bedenkt man, welcher Beanspruchung das Anodenmaterial 
hierdurch ausgesetzt ist, wenn die schweren Heg-lonen wie 


Abb. 14. Fortblasen der Restlidungen bei niederer Spannung. 
40 km/s Geschwindigkeit auf dessen 


so wird die Zerstäubungserscheinung 
Allerdings ist das Vorhandensein der 


Geschosse mit 20... 
Oberfläche prallen, 
leicht verständlich. 


eenannten gefährlichen Stoffe allein auch keine hin- 
reichende Bedingung für die Auslösung einer Rückzün- 


dung, denn der Gleichrichterbetrieb wird sogar bei kiinst- 
lieh übertriebener derartiger Verschmutzung nicht völlig 
gestört sondern es wird nur die Strombelastunzserenze 
mehr oder weniger stark herabgesetzt. 


Obgleich über den Mechanismus der Bildung des katho- 
dischen Brennflecks noch wenig bekannt ist, steht doch 
fest, daß die Verunreinigungen in der Sperrzeit erst zur 
Elektronenemission anzeregt werden müssen, und das 
kann, da die Temperatur der Anoden und die vorhandene 
Ultraviolettbestrahlung normalerweise nicht ausreichen, 
nur durch Ionenstoß, d. h. bei Vorhandensein von Rürk- 
strom irgendwelcher Art geschehen. Wie hoch dieser Rück- 
strom im einzelnen Fall ansteigen darf, ist allerdings nicht 
bekannt: im Gegenteil ist nach der Erfahrung anzunehmen, 
daß es eigentliche kritische Werte nicht gibt, daß vielmehr 
der Zufall eine gewisse Rolle spielt. Das wird un =o 


plausibler, wenn man bedenkt, daß der Rückstrom nicht 
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Abb. 15. Blaswirkung bei höherer Spannung, (ilimmentladung. 


nur durch die Restladunsen im Anodenrohr allein bedin:t 
ist sondern durch Strömungen und gelegentliche Dampf- 
druckwellen noch unrezelmälsize Zusätze erhält. 

Man kann nun grundsätzlich zwei Hauptarten von 
Rückzündungen unterscheiden, wenn man von dem Sonder- 
fall des Anspritzens einer heißen Anode mit Hg absicht: 
Erstens die Überlastungsrückzündung des Gleichrichters 
im sauberen, gut entzasten Zustande und zweitens die 
schon behandelte Verunreinigungsrückzündung. Die erstere 
tritt bei wesentlich höherer Belastung ein als die zweite, 
d. h. bei so hohen Dampfdrücken, daß sich in den Sperr- 
phasen bereits die Glimmentladung stabil entwickeln kann. 
Aus dieser kann sich, wie der letzte Film gezeigt hat, bei 
Überschreitung eines Spannungzshöchstwertes, der auch 
vom Dampfdruck abhängt, der Bozen entwickeln. TImimer- 
hin ist zu vermuten, daß auch hier gefährliche Stoffe, die 
vielleicht in sehr feiner Verteilung vorhanden sind, eine 
gewisse Rolle spielen, da sie in weit stärkerem Maße als 


die Dampfdrucksteizerung den kritischen Spannunzshöchst- 
wert herabsetzen können. 


Enfadunrgspo 


Entadungsirem Ampere —» 


WEN, 


£ o 


Guer? x 


le u 100 200 300 e 300 600 700 800 $ amsa 


MÉ /] 
Enttadungstrom Ampere —» Entadungstrom Ampere — 
dq H 
~ 
AO U 200 SI 000 208 600 Le Nonga d o 60 Anade 
Abb. 16. Entwicklung der Eogenentladung. 


Bei der zweiten Rückzündungsart, deren Belastungs- 
grenze wesentlich tiefer liegt, kommt es im allgemeinen 
nicht zur Ausbildung der stabilen Glimmentladung, weil 
die Dampf- oder Gasdichte nicht ausreicht. Dann ist 
nämlich der littorfsche Punkelraum so ausgedehnt, das 
seine Dicke die Größenordnung des Anodenrohrdurchmes- 
sers erreicht hat, wodurch die Trägernachlieferung, die an 
einer Glimmkathode immer im Gleichgewicht sein muß, gc- 
stört ist. Die Rückzündunz setzt dann ohne erkennbaren 


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25. Juli 1929 


Anlaufvorgang unmittelbar im Laufe der Sperrphase ein. 
Diese Art findet man zuweilen bei Gleichrichtern, die län- 
gere Zeit im Betrieb waren; sie ist eine ausgesprochene 
Alterserscheinung und wird oft von den Zerstäubungs- 
teilchen verursacht, die zur Anodenoberfläche zurückge- 
kehrt sind, oder auch von Fremdkörperchen, die infolge 
ihrer negativen Aufladung in der Stromphase zur Anode 
befördert wurden”. Daraus erklärt sich, daß ein Groß- 
gleichrichter älterer Ausführung, der auf dem Prüfstand 
noch hoch überlastbar war, nachher im Betrieb bei Strö- 
men, die unter der Nennstromstärke lagen, Rückzündun- 
gen haben konnte. Bei Glasgleichrichtern mit ihrem ein- 
fachen, sauberen Aufbau tritt dieses Nachlassen im all- 
gemeinen nicht ein. 

Welches sind nun die Mittel, die das Altern des Groß- 
gleichrichters, d. h. die ungünstige Veränderung der Ano- 
den, zu verhindern geeignet sind? Es sind die hier bereits 
eingehend behandelten Mittel zur Verringerung des Rück- 
stromes, nämlich niederer Dampfdruck, Dampfstromfüh- 
rung durch geeignete Anordnung der Kühlflächen und 
ionenabsorbierende Flächen, deren Nutzen also hier als 
indirekt zu bezeichnen ist. Da man nämlich durch diese 
Mittel jetzt erreicht hat, den Rückstroın auf einen geringen 


ss Dällenbach, Gerecke u. Stoll, Phys. Z. Bd. 26, 8. 10 (1925). 


Bruchteil zu reduzieren, wie die Oszillogramme Ihnen zei- 
gen sollten, so ist es damit gelungen, die schädlichen Ver- 
änderungen, die durch die Zerstäubungserscheinungen ent- 
stehen, entsprechend zu verlangsamen und die Lebens- 
dauer der Gleichrichter auf ein Vielfaches zu erhöhen. Die 
Verringerung des Rückstromes hat aber auch einen direk- 
ten Nutzen durch die verminderte Reizung der katalyti- 
schen Stellen gebracht, wie sich aus der wesentlichen Stei- 
gerung der Belastbarkeit der Gleichrichter auf dem Prüf- 
stand ergeben hat. Dieser Nutzen war um so mehr aus- 
schlaggebend, je größer die Typen der eisernen Quce:k- 
silberdampf-Gleichrichter ausgelegt wurden; denn mit der 
Vergrößerung aller Abmessungen mußten auch der Ein 
fluß der Restladungen und die Stabilität der Glimment- 
ladung zunehmen. 


Nur durch die Beherrschung der genannten Mittel ist 
es also möglich gewesen, die bis vor wenigen Jahren noch 
als Grenze angesehene Typenstromstärke von etwa 2000 A 
wesentlich zu überschreiten. Heute erscheint diese Grenze 
auf mehr als den zehinfachen Wert hinausgerückt, so daß 
die begründete Aussicht besteht, mit einer Einheit des 
Quecksilberdampf-Gleichrichters die höchsten zur Zeit von 
der Wirtschaft benötigten Umformerleistungen zu be- 
wältigen. 


Unterirdische elektrische Tunnelbahn zur Aktenbeförderung in Berlin. 


Von Dr.-Ing. L. Traeger, Berlin. 


Übersicht. In dem neuen Gebäudekomplex der OPD. 
Berlin dient eine neuartige elektrische Tunnelbahn zur Be- 
förderung des Aktenmaterials zwischen den weit voneinander 
entfernten Aktenaufzügen in verschiedenen Gebäuden. Zwei 
Aktenaufzüge sind durch ihre Wirkungsweise besonders für 
die Aktenverteilung eingerichtet. Die elektrische Tunnelbahn 
arbeitet in den Stationen direkt mit Schrägaufzügen zusam- 
men. Ausführung, Schaltung und Wirkungsweise der Anlage 
und der Förderwagen sind eingehend beschrieben. Auf die Be- 
deutung der elektrischen Tunnelbahnen neben den pneumati- 
schen Stadtrohrpostanlagen ist hingewiesen. 


In dem neuen großen Gebäudekomplex der Oberpost- 


direktion Berlin am Bahnhof Witzleben wurde auf eine 
schnelle und wirtschaftliche Beförderung des umfangrei- 
chen Aktenmaterials Be- 
dacht genommen. Das SZ Bas 
/ Umlaufaufzu: 
reine Botensystem, das e Umlaufaufzug 
teilweise heute noch in LB à S 
alten Geschäftsbetrieben ARTENAUTZUG I 50 rg H" 
zu finden ist, würde bei /ragkraft - az 
den hier vorliegenden x ~ g“ 
Iktend g Le 
Entfernungen zu kost Aktenboden 7 Ke <> 
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spielixg und zu langsam $ gl J 
arbeiten. Eine Rohrpost- Ja 3» 
anlage, wie sie in den 3 A 2 
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gebäuden, z. B. jetzt Tg: ST 
auch im neuen Gebäude "Ke E UA 
des Reichspostzentral- ‚Re Tr Haup"” 
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Bauteil P Se „ahn I 
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+ 


Innenarchitektur des ganzen Bauvs nicht beeinträchtigt 
wurde. 

Man schuf für den ganzen Gebäudekomplex 3 Zentra- 
len, von denen aus die Verteilung der sämtlichen Akten 
vorgenommen wird. Abb. 1 zeigt eine echematische Skizze, 
aus der die Arbeitsweise des Fördersystems zu ersehen ist. 
Die drei erwähnten Zentralen bilden die Hauptverteilungs- 
stelle A und die beiden Umladestellen B und C. Zur Ver- 
teilung und zum Einsammeln der Akten der verschiedenen 
Stockwerke dient in der Hauptverteilungstelle ein Um- 
laufaufzug und in den übrigen Umladestellen besondere 


Ak fenaulzug ZA Ad Ag 
CN Jw 
KL ei? /raakraf 
Aktenboden 7 ` GC 


Registratur 6 | d 


Abb. 1. Prinzipschema der Aktenförderanlagen im neuen Gebäudekomplex der OPD. Berlin. 


amtes in Berlin-Tempelhof eingerichtet wird, hat auf jeden 
Fall den Vorzug größerer Schnelligkeit und einer weit- 
gehenden Verteilung der Akten!, aber sie genügte hier nicht 
der Forderung, auclı umfangreiche Aktenbündel und nicht 
nur dünne Schnellhefter zu befördern. Es mußte deshalb 
eine mechanische Förderanlaze gewählt werden, u. zw. ent- 
schied man sich für eine Förderungsweise, durch die die 


ı 1.Traeger, Glas. Ann. Bd. 102, S. 29 u. 81. 


Aktenaufzüze. Diese letzteren enthalten eine dreiteili:re 
Kabine, die durch drei einzelne Türen verschlossen ist. In 
jedem Kabinenfach ist eine kleine elektromotorisch ange- 
triebene Rollbahn, die in der betreffenden Station den In- 
halt selbsttätig seitlich aus dem Aufzugschacht auf eine 
Schwerkraftrollbahhn schiebt. Die besondere Wirkungs- 
weise dieser Aufzüge liegt darin, daß die Kabine selbst- 
tätig nacheinander in drei Stockwerken entlädt, also ent- 
weder nacheinander im 1., 2. und 3. Stock oder im 4.,5. und 


rn mmm, o gege mme, 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


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6. Stock. Der Beamte in der Umladestelle kann aleo mit 
einer Sendung gleichzeitig Akten nach 3 verschiedenen 
Stockwerken verteilen. 

Das Wesentliche der ganzen Aufgabe vom fördertech- 
nischen Standpunkt lag nun aber in einer wirtschaftlichen 
Fördereinrichtung, mit der das Aktenmaterial von einer 


VERS 


en 


— u 


Abb. 2 Die Anordnung des Schrägaufzuges an den Enden der Tunnelhahn. 


dieser Zentralen zu der ziemlich weit entfernten anderen 
Zentrale gesendet wird. Hierfür wurde die im folgenden 
etwas näher beschriebene elektrische Tunnelbahn ausge- 
führt, die in dieser Art vorher noch nicht bekannt war und 
sich inzwischen bereits als eine sehr zweckmäßige Lösung 
erwiesen hat. 


— I u ou ocean 


Abb. 3. Aufbau des elektrischen Aktenförderwagens. 


Wie aus Abb. 1 zu ersehen ist, wurde in diesem Fall 
je eine Tunnelbahnverbindung von der llauptverteilungs- 
stelle zu den Umladestellen B und C eingerichtet, eo daß 
Sendungen von C nach B oder umgekehrt in A umgeladen 
werden müssen. Die Tunnels haben jeder eine Länge von 
etwa 70 m und einen lichten Querschnitt von 650X750 mm. 
Die Wände bestehen aus 150 mm starkem Eisenbeton, die 
Sohle und die Decke sind 200 mnı stark. Wie Abb. 1 zeigt, 


Sponnworrrhtung 


laufen beide Kanäle zunächst nebeneinander unter dem 
zweiten Hof, worauf dann der Tunnel zur Umladestelle C 
unter dem Keller des Zwischengebäudes in den ersten Hof 
abbiegt. Die Oberkante der beiden Tunnels liegt ziemlich 
dicht unter der Hoffläche. Infolge der Unterführung des 
Zwischengebäudes mußte der Kanal für die Tunnelbahn Z 
auf beiden Seiten des Gebäudes eine Steigung von 5 % er- 
halten. Zur Revision der Tunnelstrecke sind mehrere Ein- 
steigeschächte vorgesehen, davon einer an der Gabelung 
der beiden Kanäle tief genug, um hier gleichzeitig von 
unten an die Tunnelbahnwagen heranzukönnen Die 
Schächte sind mit doppelten 
eisernen Türen wasserdicht 
abgeschlossen,und ebenso sind 
natürlich die Kanalwände 
gegen Eindringen von Feuch- 
tigkeit sehr gut isoliert. Als 
Gleis ist normales Feldbahn- 
gleis mit 400 mm Spurweite 
‘ auf Eichenholzschwellen ver- 
legt, die mit Steinschrauben 
auf der Tunnelsohle befestigt 
sind.: Neben dem Gleis liegen 
für die Stromzuführung zum 
Förderwagenmotor 3 Profil- 
kupferdrähte mit 65 mm? Querschnitt, deren Halter isoliert 
auf den Schwellen montiert sind. 

Um an den Enden des Tunnels den Förderwagen auf 
die Fußbodenhöhe der Verteilungstelle zu heben bzw. um 
ihn von dort aus auf die Tunnelsohle zu senken, sind hier 
Schrägaufzüge angeordnet, deren Gleise direkt in das des 


Mitnehmer-Anschlag 
JSpurmeife =-VOO______ 


Tunnels übergehen (vgl. Abb.2). 
Die Aufzüge sind als Kettenauf- 
züge mit Mitnehmern ausgebil- 
det. In zwei parallel laufenden 
Gallschen Gelenkketten sind 
Spezialglieder eingesetzt, die die 
Mitnehmer und seitlich einge- 
baute Laufrollen tragen. Die 
Führung der Kette durch Rol- 
len, die in U-Eisen laufen, ist 
erforderlich, um einen Durch- 
hang der Kette und ein damit 
verbundenes Abrutschen der 
Kettenmitnehmer von dem Mit- 
nehmer des Wagens zu verhüten. 
Der Antricb erfolgt durch einen 
Drehstrommotor mit Kurz- 
schlußanker von etwa % PS 
Leistung, der direkt mit einem 
Schneckenradvorgelere gekup- 
pelt ist, von dem aus mittels 
Rollenkette die obere Kettenrad- 
achse angetrieben wird. Die Fördergeschwindigkeit des 
Aufzuges ist 0,5 m/s. Durch einen Bremsmagneten, der 
auf eine Bremstrommel auf der Motorachse wirkt, wird 
ein genaucs Anhalten des Förderwagens in der Station er- 
zielt. Der ganze Antriebsmaschinensatz ist neben dem Auf- 
zug in einer kleinen Grube angeordnet, die durch eine Rif- 
felblechplatte abgedeckt ist, so daß er von der Station aus 
jederzeit leicht zugänglich ist und kontrolliert werden 


1088 


kann. Die andere Kettenradachse des Schrägaufzuges an 
der Tunnelmündung ist verstellbar, so daß die Kette von 
hier aus nachgespannt werden kann. Der gesamte Schräg- 
aufzug innerhalb der Station ist zum Schutz mit einem 
Rohrgeländer umgeben, das an der Bedienungstelle eine 
einfache Schiebetür mit Sicherheitskontakten besitzt. 


Der Förderwagzen (Abb. 3) ist sehr stabil durchechbildet 
worden. Er besteht aus einem V-Eisen-Untergestell mit ein- 
gebauten normalen Kugelstehlagern für die Laufradwellen, 
von denen eine angetrieben wird. Die Laufräder sind zur 
Geräuschdämpfung mit einer Novotextbandage verschen 
worden. Als Antriebsmaschine ist ein Drelistrom-Kurz- 
schlußankermotor von !/s PS Leistung und 3000 U/min ein- 
gebaut, der unmittelbar auf ein Schneokengetriebe arbeitet, 
durch das die Drehzahl auf 375 U/min übersetzt wird. Die 
weitere Kraftübertragung zu den Rädern erfolgt über ein 
Zahnradvorgelege, durch das die Drehzahl auf 187,5 U/min 
herabgesetzt wird. Zwischen dem letzten Zahnrad und der 
Radachse ist eine Reibungskupplung angeordnet, die vor 
dem Übergang des Förderwagens vom Tunnel auf den 
Schrägaufzug selbsttätig mittels Steuerhebels und Gleit- 
kurve ausgekuppelt wird, um das Mitziehen der Wagen- 
antriebsmaschine durch den Aufzug zu vermeiden. Wie 
aus der Zeichnung Abb. 3 zu ersehen ist, wurde der ganze 
Antrieb auf dem einen Ende des Untergestells unterge- 
bracht, um in der Mitte einen möglichst großen Laderaum 
zu erhalten. Die hiermit verbundene Verlegung des 
Schwerpunktes machte einan Gewichtsausgleich an dem 
anderen Ende des Wagens erforderlich. Beide Wagen- 
enden sind mit entsprechenden Blechkappen abgedeckt, um 
Eindringen von Staub und Schmutz zu vermeiden. An der 
Unterseite des Wagengestelles ist in der Mitte der An- 
schlag für die Aufzugkettenmitnehmer federnd und somit 
stoßfdämpfend angebracht. Die Mitnehmer der Schräganıf- 
züre sind klappbar, eo daß der mit geringer Geschwindig- 
keit auf den Aufzug überrehende Waren ohne weiteres 
einige Mitnehmer überfahren kann, bis die kinetische 
Energie verbraucht ist: erst dann wird er vom ersten hinter 
ihm liegenden Mitnehmer des Aufzures mitgenommen. Um 
den Wagen auf den Aufzug zurückzuliolen, besitzt die 
Kette einen festen Mitnehmer, der den Wagen auf die 
schräge Ebene schiebt. Außerdem befinden sich am Wagen- 
gestell die drei echwenkbaren Rollenstromabnehmer und 
auf der anderen Seite ein Umschalter für den Wagenmotor, 
der an jeder Endstelle der Förderstrecke selbsttätig um- 
gelegt wird und dadurch die Stromzuführungen für die 
neue Fahrtrichtung umschaltet. Der Laderaum besteht aus 
einem verschließbaren eichenen Kasten, der einen lichten 
Du ent: von 450 X 330 mm und eine Tiefe von 350 mm 

esitzt. 


Die elektrische Schaltung der Anlage sei im folgenden 
Kurz zueammen mit der Fahrt eines Wagens verfolgt. Um 
den Wagen be- oder entladen zu können, muß in der Station 
die Schiebetür geöffnet werden, Hierbei wird durch den 
Türkontakt in der Gegenstation eine „Besetzt“-Lampe zum 
Aufleuchten gebracht und gleichzeitig die Steuerung der 
gesamten Anlage gesperrt, um ein Wegholen des Wagens 
von der anderen Station während dieser Zeit unmöglich zu 

machen. Nach dem Beladen und Schließen des Förder- 
behälters und Schließen der Schiebetür wird die Sperrung 
aufzehoben und der Druckknopf „Senden“ gedrückt. Hier- 
durch wird ein Schütz für den Motor des Schrägaufzuges 
eingeschaltet, der über einen Streeckenkontakt am Tunnel- 
eingang Haltestrom erhält. Der feste Mitnehmer der Auf- 
zugskette faßt hinter den Anschlag am Förderwagen und 
zieht ihn abwärts. Beim Ablauf des Wagens von der Kette 


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passiert er eine Gleitschiene, die die Kupplung zwischen 
Getriebe und Radachse wieder einrückt, und die dreiStrom- 
abnehmer, die bisher auf spannungslosen Führungschienen 
gelaufen haben, gehen auf die ständig unter Spannung 
stehenden Stromschienen über. Durch eine am Wagen- 
kasten anzebaute Stellkurve wird hierbei ferner der vor- 
her erwähnte Streckenkontakt umgelegt, wodurch der 
Haltestrom des Motorschützes unterbrochen wird und der 
Kettenantrieb zum Stillstand kommt. Der Wagen erreicht 
auf der Fahrt im Tunnel eine Geschwindigkeit von rund 
2 m/s. Etwa 5 m vor dem Schrägaufzug der Gegznstation 
betätigt der Wagen einen Streckenkontakt, der über ein 
Schütz einmal den Schrägaufzug in Betrieb setzt und 
gleichzeitig die letzten 2 m von zwei Stromschienen ab- 
schaltet und ihnen über Widerstände Gegenstrom ent- 
sprechend etwa 150 V zuführt. Der ankommende Wagen 
wird also stark gebremst und läuft daher mit erheblich 
geminderter Geschwindigkeit auf die bereits aufwärts 
laufende Kette, wobei er, wie bereits erwähnt, einige Mit- 
nehmer überfährt, bis er dann von einem solchen mit- 
genommen wird. Kurz vor dem Schrägaufzug wird ferner 
ein Streckenschalter betätigt, von dem ein Zeitschalter 
eingeschaltet wird, der die Leitung für die Druckknopf- 
steuerung auf eine bestimmte eingcetellte Zeit unterbricht. 
Am Ende des Schrägaufzuzes werden der erwähnte Motor- 
umschalter am Wagen selbst und ein weiterer Strecken- 
schalter umgeschaltet. Durch den letzten wird einmal das 
Aufwärtsschütz des Schrägaufzuges abgeschaltet und zwei- 
tens einem Relais Haltestrom gegeben, durch das auf der 
Absendestation die Lampe „Ankunft“ eingeschaltet wird. 
Der Haltestrom dieses Relais geht über den Türkontakt 
der Empfangsstation, so daß erst beim Öffnen der Tür das 
Ankunftsignal erlischt. In dem Augenblick leuchtet dafür 
die Lampe „Besetzt“ auf. Durch den vorher erwähnten 
Zeitschalter wird verhüfet, daß der Förderwagen von der 
anderen Station etwa zurückgeholt wird, bevor der Wagen 
angekommen und die Tür geöffnet ist. Erst wenn die 
Schiebetür nach erfolgter Entladung geschloesen wird, ist 
die Anlage wieder betriebsbereit und der Wagen kann 
von beiden Stationen aus durch die Druckknöpfe „Holen“ 
und „Senden“ gesteuert werden. 

Die Anlage wurde von der Abteilung Rohrpost- 
und Förderanlagen der Deutsche Telephonwerke und 
Kabelindustrie A.G. ausgeführt. Wenn man hierzu noch 
die Tatsache berücksichtigt, daß in Amerika die ein- 
zreen noch bestehenden Rohrpostanlagen für den Trans- 
port von Briefbeuteln und Paketen nach Ablauf der Ver- 
träge in diesem Jahre wegen ihrer Unwirtschaftlich- 
keit auch stillgesetzt werden sollen und in London in 
letzter Zeit für diese Zwecke auch bereits eine unter- 
irdische Bahn ausgeführt ist?, darf man wohl sagen, daß 
für Pakete und große Sendungen die Tunnelbalhın den Vor- 
zuz hat, während für Brief- und Telegrammverkehr die 
Rohrpostanlagen mit kleineren Durchmessern zweckent- 
sprechender sind. Letztere bieten neben der etwa zehnmal 
so großen Fördergeschwindigkeit besonders den großen 
Vorteil geringerer Anlagekosten und geringerer Betriebs- 
kosten unter Berücksichtigung von Instandhaltung 
und Bedienung. Da für den Verkehr der Bürohäuser, 
Banken und überhaupt für den gesamten Geschäftsverkehr 
einer Stadt der Brief- und Telegrammverkelr natürlich 
die größere Bedeutung besitzt, werden die Stadtrohrpost- 
anlagen allerdings stets zahlreicher und umfangreicher 
sein, wie ja auch die in letzter Zeit erbauten Anlagen 
dieser Art im In- und Auslande beweisen. 


2 R.Gretsch. ETZ 1928, S. 1837. 


Über die Beeinflussung des menschlichen Organismus beim Arbeiten am Kurzwellensender* 
Von Dr.-Ing. K. Heinrich, Wismar (Ostsee). 


Übersicht. Auf Grund von Meldungen iiber gesundheit- 
liche Störungen hei Arbeiten mit dem Kurzwellensender wur- 
den Versuche angestellt, die die Ursachen zu ergründen 
suchten. Die Wirkungen des magnetischen und des elektri- 
schen Feldes wurden untersucht. Es zeigte sich, daß das ma- 
genetische Feld kaum nachweisbare Einflüsse ausübt, wäh- 
rend das Feld zwischen den Kondensatorbelägen eines 
Schwingungskreises erhebliche biologische Wirkungen aus- 
üht. Messungen über Gestalt und Verteilung innerhalb der 
Platten wurden ausgeführt und die Ergebnisse graphisch 
dargestellt. Ferner wird der Röntgeneffekt untersucht, der 
an zwei Röhren nachgewiesen werden konnte. Schließlich 
werden noch beobachtete Einflüsse der Kurzwellen auf einen 
Wünschelrutengänger erwähnt. Die Versuche wurden im 
El. Institut der städt. Ing.-Akademie Wismar ausgefiihrt. 


In letzter Zeit mehren sich besonders aus Amerika 
die Berichte über Beobachtungen von Gesundheitsstörungen 
beim Arbeiten mit dem Kurzwellensender!. Da diese Be- 
richte ohne Angabe der Röhrenleistungen erfolgen, sich 
aber beinahe auzschließlich auf Amateure beziehen, 
dürften Röhrenleistungeen bis höchstens 300 W in Frage 
kommen. Kinzehende Untersuehungen liegen nicht vor, 


* Eingegangen 2. IV. 1920, 


ı Herr Dr. med. Schliephake, Jena. 
Liebenswürtdierkeit. dem Verfasser mitzuteilen, dat die sog. ame erika- 
nischen Meldungen auf seine Vorträge und Veröffentlichungen in 
medizinischen Schriften (vgl. Fußnote 2 zurückzuführen sind. Bemerkt 
sei, daß die Arbeiten des Verfassers völlig getrennt aber beinahe 
völlig gleichzeitig mit den Untersuchungen des Herrn Dr. Schliephake 
erfolgten. 


hatte unterdessen die 


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die Vermutungen drehen sich immer nur um die „Hoch- 
frequenzströme” als des Schadens Ursache. 

An einem Kurzwellensender mit einem Glühkathoden- 
rohr als Generator treten ebenso wie in jedem anderen 


Schwingungskreis mit Röhrengenerator drei Größen auf, 


die über den eigentlichen Kreis hinaus mehr oder weniger 
weit in die Umgebung dringen: 
a) das magnetische Wechselfeld, 
b) das elektrieche Wechselfeld, 
c) die von dem Glühfaden bei der Emission ausgehende 
Strahlung. 


Auf welche dieser drei Größen spricht nun der 
menschliche Organismus an? — Die im folgenden be- 
schriebenen Versuche, die der Verfasser anstellte, sollen 
sowohl zur Klärung beitragen als auch besonders Anstoß 
zu weiteren, eingehenderen Forschungen geben, als sie 
dem Verfasser infolge beschränkter Mittel möglich waren. 
Als Kurzwellen seien Wellenlängen von A = 100 m ver- 
standen. 

Für die Untersuchungen wurden zwei Sender benutzt. 
Abb.1 zeigt den Sender für ìà = 44 m, der mit einem 


Kurzwellensender für A = A4 m. 


Abb. 1. 


kristallgesteuerten Vorkreis arbeitet. Der Hauptschwing- 
kreis besteht aus dem Kondensator C und der Selbet- 
induktionsspule L; durch letztere ist induktiv ein zweiter 
Kreis LC angekoppelt. Die Kapazität C’ besteht aus 
einem Plattenpaar, das axial verstellt werden kann. In 
Abb. 2 ist ein Sender für A\=4..2 m dargestellt. Der 
Hauptschwingkreis, der hier i 
nur aus dem Drahtbügel L be- 
steht, kann durch eine aus 
zwei axial verstellbaren Plat- 
ten bestehende Kapazität C 
erweitert werden. An den 
Kreis ist ein zweiter Kreis 
L, €’ induktiv gekoppelt, 
‚dessen Kapazität © eben- 
so wie die Kapazität C aus- 
gebildet ist. Die Wellenlän- 
xen wurden an einem ange- 
koppelten Lechersystem je- 
weils bestimmt. Die Schwing- 
ströme J wurden ın Abb. 1 
und 2 in gleicher Höhe gehalten, soweit die Messungen 
mit Stromwandlern überhaupt zuverlässig sind. Die bei- 
den verwendeten Schwingrohre arbeiteten mit je 0,200 A 
Anodenstrom. 


A 
e 


Abb. 2. Kurzwellensender 
für å — 4...2 m. 


a) Die Wirkungen des magnetischen 
Wechselfeldes. 


= 44m (Abb. 1). — In die Spule L wurden Reagenz- 
vläser eingeführt, in denen als Beobachtungsmaterial 
Fliegen, Spinnen, Mäuse usw. eingesperrt waren. Nach 
10 min Beeinflussung konnten, soweit es dem Verfasser 
als Nichtmediziner möglich war, Veränderungen nicht 
festgestellt werden. Am Unterarm des Verfassers konnten 
nach 20 min Einwirkung ebenfalls keine Wirkungen beob- 
achtet werden. 


==4..2m (Abb. 2). — Tier kamen dieselben Ergeb- 


nisse: doch kann hier eine Täuschung vorliegen, da ja der 
Schwinzkreis nur eine halbe Windung beträgt. 

Bei diesen Versuchen stand zu erwarten, daß die Lebe- 
wesen als Leiter wirken und demgemäß in ihnen Wirbel- 
strome gebildet würden, die zum mindesten temperatur- 
-teieernd wirken müßten. Die Ergebnisse zeigen jedoch 
keine Igeeinflussung der Lebewesen, so daß von hier aus 
kaum gesundheitliche Störungen ausgehen können. 


b) Die Wirkungen des elektrischen 
Wechselfeldee. 
A = 44 m (Abb.1). — Die Reagenzgläser wurden der 
Heihe nach mit Fliegen usw. als Inhalt zwischen die Be- 
Lige des Kondensators C’ gebracht. Die Platten waren 


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dicht an das jeweilige Reagenzglas herangeschoben. Beim 
Einschalten wurden Fliegen, Mücken usw. sehr lebhaft, 
nach 10 min Einwirkung trat eine sichtliche Ermattung 
ein, die aber, als die Tiere in die Sonne gebracht wurden, 
bald wieder wich. Eine Maus und ein Molch reagierten 
nur sehr schwach, soweit die erhöhte Lebhaftigkeit dar- 
auf zurückzuführen war. 


»=4..2 m (Abb.2). — Die Reagenzgläser wurden 
zwischen die Platten des Kondensators gebracht. Beim 
Einechalten trat bei Fliegen, Mücken usw. fast augen- 
blicklich starke Gliederkontraktion und nach etwa 3 s 
der Tod ein. Eine Maus begann lebhaft zu springen, nach 
etwa 20 s krümmte sie sich und war tot. Dasselbe Ver- 
halten zeigte ein Molch?. Diese Beobachtungen führten 
zum Ersatz der Tiere durch Flüssigkeiten, Wasser und 
Öl. Eine bestimmte Anzahl Kubikzentimeter der Flüssig- 
keit wurde in einem Reagenzglas zwischen die dicht ange- 
schobenen Platten des Kondensators gebracht. Nach einer 
bestimmten Zeit begann die Flüssigkeit zu kochen. Durch 
Vergrößerung des Plattenabstandes wurde die Kochzeit 
verlängert. Es wurden Temperaturmessungen in Ab- 
hängigkeit von Zeit und Plattenabstand angestellt. Als 
Meßinstrument diente ein Quecksilberthermometer. Die 
Ergebniese waren recht unzuverlässig, da durch das Ein- 
tauchen des Thermometers in die Flüssigkeit ja ein zweiter 
Stoff der Einwirkung mit ausgesetzt wurde. dessen ein- 
getauchtes Volumen im Verhältnis zum Flüssigkeits- 
volumen groß war. Das Quecksilberthermometer wurde 
durch Thermoelemente ersetzt, die in die Reagenzgläser 
eingeschmolzen wurden. Diese Messungen waren aber 
ebenso unzuverlässig. da trotz Verdrillung der Meßdrähte 
doch Induktionen auftraten, die das Meßinstrument ganz 
erheblich beeinflußten. Erst die Ummantelung mit Blei 
brachte Besserung. Alle diese Messungen wurden wesent- 
lich verbessert. als als Thermometer ein Weingeistthermo- 
meter verwendet wurde, dessen Flüssigkeit zu- 
gleichauch diezuuntersuchende Flüssigkeit war’. 


Es wurde nur am Sender Abb. 2 untersucht. Die 
Untersuchungen, die ehemals zwischen den Zusatzplatten 
C stattfanden, wurden später ausschließlich in dem an 
zekoppelten Kreis zwischen den Platten C’ ausgeführt. 
Es wurde zunächst die Abhängigkeit der in dem Platten- 
raum in Wärme umgesetzten Leistung L vom Platten- 
abstand k bestimmt. Das Thermometer wurde dabei stets 
mit Hilfe von eingeschobenen Crlasplattenlehren so ge- 
stellt, daß sein Abstand d von der linken Kondensator- 


Unter 


Konstanthaltung des Anodenstromes wurde nun für jeden 
einzelnen Plattenabstand die Zeit bestimmt, in der die 
Temperatur T um eine bestimmte, aber stets dieselbe Grad- 
zahl (T — T, = 25° — 15°) stieg. Da das Inhaltsvolumen 
der Thermometerkugel konstant ist, kann für T,—T, 
= konst., wenn Tz — T, keine sehr große Zahl ergibt, 


platte gleich dem halben Plattenabstand o war. 


1 
L=c i 
gesetzt werden, so daß die durch Ablesungen bestimmte 
Funktion t = f (k)4a -ko Sofort umgewertet und als 


ETAPE 


dargestellt werden kann. 


Abb. 3 zeigt das Ergebnis, Dabei wurde einmal Luft 
und einmal Glas — durch Einschieben gleichmäßig ver- 
teilter Glasstreifen zwischen die Kondensatorplatten und 
die Kugel — als Dielektrikum verwendet. Sodann wurde 
die Kugel dicht an eine Kondensatorplatte herangeschoben, 
ohne sie jedoch zu berühren, und die Messungen wieder- 
holt. Die Ergebnisee sind dieselben, gleichgültig, an 
welcher der beiden Platten die Kugel anliegt. Anschließend 
wurden Messungen über die Leistungsverteilung zwischen 
den Platten ausgeführt. Dazu wurde ein fester Platten- 
abstand k = konst. hergestellt und die Thermometerkugel 
in diesem Abstandsgebiet jeweils um den Abstand d von 
einer — in Abb. 4 der linken — Platte entfernt. Die da- 
bei zustande gekommene Funktion t = f (d) für 7,—T, 
== konst.. k = konst. ist in Abb. 4 graphisch dargestellt. 
Letzten Endes wurde auch bei k = konst., d = konst. die 
Kugel in der Plattenebene verschoben. Dabei ergab sich 
an allen Stellen innerhalb des Plattendurchmessers stets 


? Vgl. E.Schliephake, Die biologische Wirkung im elektr. 
Hochfrequenzfelde. Verhandl. d. Dt. Kongresses für innere Medizin. 
XI. Kongreh. Verlag Bergmann, München. — Biologische Wirkunırs- 
weise ultrakurzer elektrischer Wellen. Die medizin. Welt, Normenverlax 
Berlin. — ETZ 19%, S. 57%. ` 

3 In letzter Zeit werden mit Vorteil Thermometer mit Kircherol- 
füllung verwendet. 


1090 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


25. Juli 1929 


derselbe Wert. Ragte jedoch die Kugel nur um 1 mm über 
den Plattenrand hinaus, so sank die Leistung auf den etwa 
zehnten Teil und verschwand meßbar völlig, als die Kugel 
voll über den Plattenrand hinausragte. Wurde jedoch 
Glas als Dielektrikum benutzt, so verschwand die Meß- 
möglichkeit erst, nachdem die Kugel um 1,5 mm vom 
Plattenrande abstand. Für Luft als Dielektrikum scheint 
demnach das Feld zwischen den Platten ein geschlossener 
Zylinder mit dem Plattendurchmesser zu sein. Mittels 


a a DE EE 
RW EES 


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— Leistung L 
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LUINS 
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I 1] || Des 
E 


LEE E EA EC EE, 0 N 
— Abstand k 


S 
3 
S 
S 
3 


IT. Kugel stets im Abstand d = 2 


= —' — Kugel stets an die linke Platte angelegt 
(derselbe Verlauf auch beim Anliegen an der rechten Platte) 


Abb. 3. Leistungen bei Änderung des Plattenabstandes. 


eines in ein mit 0,2 em? Wasser gefülltes Glasröhrchen 
eingeführten Thermoclementes und eines hochempfind- 
lichen Meßinstrumentes wurde im Abstand von l cm vom 
Plattenrand der etwa 150. Teil der Leistung bestimmt wie 
in der Platienebenenmitte. Zwischen der von den Platten 
abgegrenzten Ebene wurden Unterschiede nicht fest- 
gestellt. 

Sind die biologischen Erscheinungen nun auf Sirah- 
lungen oder auf das Woechselfeld zurückzuführen? Es 
scheinen tatsächlich Strahlungen vorzuliegen. Die Kurve 
Abb. 4 zeigt deutlich das Nachlassen der Leistung mit zu- 


— leistung l 


012345 E Së Sg ges EC Oe ege GC GO S Damm 
—> Abstond d 

Abb. 4 Leistungen bei Verschiebung des Thermometers im Feld bei 
konstantem Plattenabstand. 


nehmendem Abstand d der Kugel bei konstantem Platten- 
abstand. Wäre es nur die Wirkung des Wechselfeldes, 


k 
so müßte ja in der Plattenmitte d = o eine starke Aus- 


bauchung doe Feldes nachweisbar sein, da doch offenbar 
dort die Dichte stark zurückgeht. Aber auch an dieser 
Stelle sind merkliche Nachweise über den Plattenrand 
hinaus nicht festzustellen gewesen. Ebenso konnte auf 
den Rückseiten der Platten keine Einwirkung auf die 
Thermometerflüssigkeit festgestellt werden. Unmittel- 
bare Berührung wurde, um den Diathermieeffekt zu ver- 
meiden, nicht herbeigeführt. Die Methode mit dem Wein- 
geistthermometer wurde noch verwendet, um die Dielek- 


` der Zeiten tı, ta .. 


trizitätskonstanten E verschiedener Isolierstoffe zu be- 
stimmen. Ist die Zeit £z für Luft (k = konst., d = konst., 


T, —T, = konet.) festgestellt, so verhalten sich die Dielek- 
trizitätskonstanten &,, £23, . . . wie die reziproken Werte 
‚die für die Temperatursteigerung 
Ta — T, = konst. verwendet werden. 


c) Die Wirkungen der vom emittierenden 
lühfaden ausgehenden Strahlung. 


Es wurden an zwei Klarglasröhren Versuche ange- 
stellt, u. zw. 


1. Rohr mit parallelen Plattenanoden, 
2. dgl. mit Zylinderanode. 


Der Anodenstrom betrug bei beiden Rohren 0,2 A. 
Im Abstand von 15 cm von der Rohrachse wurden je für 
die beiden Rohre völlig lichtdicht abgeschlossene photo- 
graphische Platten 1 min lang in mittlerer Anoden 
blechhöhe um das Rohr herumbewegt. Die Platten waren 
mit einem Bleibuchstaben (L) bedeckt. Bei nicht emit- 
tierendem Faden wurden in beiden Fällen Vergleichs- 
aufnahmen vorgenommen. Beim Rohr mit offenen, paral- 
lelen Anodenblechen zeigte sich unabhängig von der 
Wellenlänge nach 1 min ein stark ausgeprägter Röntgen- 
effekt; das L war vollkommen deutlich zu erkennen. Beim 
Rohr mit Zylinderanode trat bei zwei Platten kein Effekt 
auf; nur bei der dritten Platte, die absichtlich oben etwa 
unter 60° zur Rohrachse gehalten worden war, zeigte 
sich ein zwar schwacher aber deutlicher Effekt. Es sei 
aber ausdrücklich betont, daß die Versuche, da weitere 
Rohre nicht zur Verfügung standen, nur an zwei Rohren 
ausgeführt wurden. 

Schließlich sei noch eine Erscheinung geschildert, 
die wiederholt beobachtet wurde. Ein sog. Wünschelruten- 
gänger, der vor einer Versammlung in der Nähe des 44 m- 
Senders seine Versuche vorführte, versagte, wenn er 
unter der Antenne arbeitete, sobald der Sender gab. In 
der Nähe der Antenneneinführung wurde der Wünschel- 
rutengänger sehr unruhig und sprach zeitweise auf den 
Gebetakt an, ohne daß er den Sender sah noch das Geben 
hören konnte. Diese Erecheinung, die, da sie mehrere 
Male beobachtet wurde, kaum zufällig sein kann, ließe 
den Schluß zu, daß die unterirdischen Wasserläufe usw., 
die der Quellensucher feststellt, ähnliche Wirkungen aus- 
üben müssen wie das zwischen den Kondensatorbelägen 
herrschende elektrische Feld. Nur wird dieses Feld kein 
Wechselfeld sein, da der Quellensucher nur so lange an- 
spricht, ale er sich bewegt, und um so stärker, je schneller 
er sich bewegt. 


Haushalt und Elektrizitätswerk*. 


„DerMannhatsichseine Arbeitinallen 
Berufen durch die Hilfe der Elektrizität 
erleichtert. Die Frau darf für ihre Haus- 
arbeitdie gleiche Entlastung fordern.“ 


Zur Erfüllung dieser Forderung bedarf es künftig 
der verständnisvollen Zusammenarbeit von Industrie und 
Elektrizitätswerken mit den Hausfrauenorganisationen. 
Vergleichsversuche zeigen zahlenmäßig. daß durch die Be- 
nutzung elektrischer Hilfsgeräte im Haushalt nicht nur 
die Arbeitsleistung und Arbeitsgüte wesentlich erhöht 
werden kann, sondern daß auch die körperliche Anstren- 
gung gegenüber der Handarbeit viel geringer ist. So 
führt die Benutzung des elektrischen Küchenmotors zu 
einer Ersparnis von vier Fünfteln der bei den entsnrechen- 
den Handmaschinen aufzuwendenden Zeit. Beim Waschen 
mit der elektrischen Waschmaschine ergibt sich das in 
Abb. 1 dargestellte Vergleichsbild. Die reinen Handzei- 
ten verhalten sich sogar wie 1:5, wobei noch zu berück- 
sichtigen ist, daß die elektrische Waschmaschine fast 

ohne Anstrengung bedient wird, während die Wasch- 
arbeit von Hand besonders ungünstige Arbeitsbedingun- 
een aufweist. Die technologische Überlegenheit z. B. des 
Schleudervorganges wird gekennzeichnet durch die Tat- 
sache, daß nur etwa halb so viel Restwasser verbleibt 
wie beim Handwringen. Die Gesamtzeit des Maschinen- 
waschens beträgt nur etwa die Hälfte des Zeitbedarfes 
für die Handwäscherei. Ähnlich liegen die Verhält- 
nisse bei der Bügelmaschine im Vergleich zum Hand- 
bügeln (Abb. 2). In ähnlicher Weise kann die Ver- 
wendung elektrischer Geräte im Haushalt auch auf 
anderen Gebieten entscheidende Verbesserungen ermöx- 
lichen, und der Standpunkt, elektrische Geräte als 


* Unter Benutzung eines im Siemens-Jahrbuch 1929, 8. 545, unter 
gleichem Titel erschienenen Aufsatzes von Julius Lau fer 


25. Juli 1929 


Luxus anzusehen, wird bald der Vergangenheit ange- 
hören, etwa ebenso wie die Gabel, die noch im 16. Jahr- 
hundert nur an vereinzelten fürstlichen Höfen als Parade- 
stück zu finden war, sehr schnell vom Luxusgegenstand 
zum allgemeinen Gebrauchsartikel geworden ist. Für die 
Einstellung zu den elektrischen Geräten ist auch das Er- 
gebnis einer Umfrage interessant, die gezeigt hat, daß 
„Mangel an Aufklärung” in folgenden Prozentzahlen der 
Grund für die Nichtanschaffung der betreffenden Ge- 
räte war: 


bei Heizkissen . . . . .. 
„ Heißluftduschen . . . . 482 „ 


„ Wasserkochern 473 u 
„ Strahlungsöfen u a 533 ,; 
„ Brat- und Backröhren . 46,8 „ 
„ Bügeleisen . . . . 14,0 „ 


Aus der heute vielfach noch nicht überwundenen Ge- 
wohnheit heraus, den Elektrohausrat mit „luxuriösen“ 
Augen anzusehen, werden die 
Kosten der Anschaffung und 
des Gebrauches solcher Hel- 
fer im Haushalt meist über- 
schätzt. Eine interessante, 
von Laufer veröffentlichte 
Zahlentafel zeigt, daß selbst 
bei bescheidenem Einkommen 
für eine ganz große Anzahl 
von Geräten Anschaffung und 
Betrieb erschwinglich sind, 
u. zw. auch im ungünstigsten 
Falle, d. h. bei Lichtstrom- 
preisen. In derselben Arbeit 
wird zur Frage des elektri- 
schen Kochens awf eine Unter- 
suchung verwiesen, die über 
die Erfahrungen mit einer 
elektrischen Brat- und Back- 
röhre berichtet. Eine Woche 
lang wurden für eine fünf- 
köpfige Familie die Mittag- 
essen in einer solchen Brat- 
und Backröhre hergestellt 


' 
| 


1049 Trockemwäsche in rund 175 Min.» 2514.55 Min: 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


und für insgesamt 38 Por- 
tionen 10,9 kWh verbraucht, 
d. s. 0,282 kWh/Portion. Da- 
nach kann also schon bei ver- 
hältnismäßig reichlichen Koch- 
strompreisen elektrisch ge- 
kocht werden. 

Maßgebend für die Zu- 
kunft der elektrischen Küche im 
Haushalt werden die Strom- 
tarifesein. Eine ganze An- 
zahl von Geräten kann auch 
noch bei Strompreisen zwi- 
schen 30 und 50 Pf wirtschaft- 
lich benutzt werden, ebenso 
wie das Licht an sich diesen 
Strompreis verträgt. Durch 
die Anwendung von Grund- 
zebührentarifen mit niedrigen 


a Maschine mit Wäsche füllen, 


‚ Ausschleudern des Einweichwas- 


sers,V b Seifenwasser einfüllen, 
c Maschine einschalten und Wa- 
schen, d Ausschalten, öffnen, 
Wäsche packen zum Schleudern, 
e Ausschleudern des Selfenwassers 
unter gleichzeitigem Ablassen der 
Seifenlauge, f Spülwasser zu- 
leiten, Warm- und Kaltspülen, 
g Wäsche packen zum Schleudern, 
h Schleudern, i Auspacken. 


Abb. 1. Zeitvergleich für das 
Waschen von Hand und mit elek- 
trischer Waschmaschine. 


Arbeitspreisen von 10...16 

Pf/kWh wird aber die Möglichkeit, elektrische Geräte 
zu benutzen, wesentlich erweitert. Die Aufteilung des 
Strompreises in einen Leistungspreis, der unabhängig 
von den verbrauchten Kilowattstunden erhoben wird, und 
einen Arbeitspreis je Kilowattstunde hat an vielen Orten 
die Benutzung der Elektrizität für Haushaltszwecke we- 
sentlich erhöht. Auch die Nachtstundentarife mit Strom- 
preisen zwischen 5 und 8 Pf/kWh ergeben weitere Ver- 
besserungsmöglichkeiten für die Hauswirtschaft durch 
Anwendung elektrischer Waschapparate und Heißwasser- 
speicher. 

Bemerkenswert ist die Tatsache, daß bereits eine 
groBe Anzahl gewerblicher Speisebetriebe (von den 
SSW sind z.B. allein über 50 elektrische Großküchen einge- 
richtet worden) zum elektrischen Kochbetrieb übergegan- 
zen ist. Grundsätzlich wichtig ist jetzt, daß die moder- 
nen Baumeister und Architekten die weitere Entwicklung 
des Haushalts bei Neuwohnungen und bei der Moderni- 
sierung alter Häuser durch reichlich bemessene Installa- 
tionen vorbereiten und fördern. 


Über die besonderen Vorzüge des elektrischen Be- 
triebes für den Haushalt braucht im einzelnen heute 
kaum mehr gesprochen zu werden, es ist fast ein allge- 
meiner Glaube geworden, daß uns die Freiheit im häus- 
lichen Leben von der Elektrotechnik winkt. Für das Licht 


1091 


und einige andere Zwecke wäre an sich ein Strom- 
preis von 50 Pf/kWh noch tragbar, das Licht, allein be- 
trachtet, erfordert auch eine solche Strompreishöhe, weil 
die kurze Lichtspitze besonders beim Klein- und Kleinst- 
konsumenten den Werken dementsprechende Kosten ver- 


S 


Handbetrieb 
EEB Maschinenbetrieb 


N 


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PS 
NN 
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E 
SE 


. Graphische Darstellung der Bügelzeiten vei Hand- 
und Maschinenbetrieb. 


ursacht. Für den Großkonsum im Haushalt (Kochen 
und Heißwasserbereitung) können die Elektrizitätswerke 
nur dann gegenüber den anderen Energieformen (Gas, 
Kohle) eine umfangreiche Verwendung erwarten, wenn 
für Kochzwecke Strompreise von 10...12 Pf, für die Heiß- 
wasserbereitung solche von 6..8 Pf/kWh eingeräumt 
werden. Es ergibt sich daraus die Frage, ob diese (er- 
zielbaren) Strompreise für die Werke den Haushalts- 
sroßkonsum überhaupt reizvoll erscheinen lassen. 


0 

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d 
2%% Za 


a Kochstrombelastung von 100 Herden, b Heißwasserspeicherstrom- 
belastung von 100 Speichern, c = a + b Gesamtbelastung durch 
100 Herde und Heißwasserspelcher. 


Abb. 3. Koch- und Heißwassersj.eicherbelastung eines amerikanischen 

Stadtnetzes (Spokane) für 100 Haushaltungen mit Elektroherden und 

Helßwasserspeichern, Durchschnittliche Anschlußwerte je Herd 7,14 kW, 
je Speicher 0,814 kW. 


Ein umfassender und gründlicher Bericht der ameri- 
kanischen National Electric Light Association (NELA) 
kommt zu folgender Feststellung: „Das Ergebnis 
der Untersuchung (der Frage des elektrischen 
Kochens und Heißwasserbereitens) istgünstig. Der 
Anschluß elektrischer Herde ist ein gutes 
Geschäft für die Elektrizitätswerke, 
wenn sie durch geeignete Tarife Herdan- 
schlüsse ermöglichen. Die Einnahmen — 
bezogen auf das investierte Kapital — 


1092 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


25. Juli 1929 


liegen höher als bei irgendeinem ande- 
ren Stromverbraucher einschließlich Be- 
leuchtung.” 


Maßgebend für die Beurteilung jeder Art von Ab- 
nehmern und auch jeder Art von Strombenutzung ist die 
Frage, wie diese die Jahresbelastungspitze ausnutzen. 
In Abb.3 ist die Belastungskurve eines amerikanischen 
Stadtnetzes mit 100 elektrisierten Haushaltungen (Ko- 
chen und Heißwasserbereitung) gegeben. Die Gesamt- 
kurve weist eine jährliche Belastungsdaner der Mittags- 
spitze in Höhe von 6750 h, der Abendspitze in Höhe von 
5300 h auf. Das sind sehr hohe Belastungsdauern, die 
z.B. weit über der durchschnittlichen Belastungsdauer 
aller deutschen Elektrizitätswerke zusammen (in den 
letzten Jahren rd. 2500 h) liegen; allerdings ist ein sehr 
hoher Warmwasserbedarf dabei vorausgesetzt (200 1 Was- 
ser von 85° täglich). 

Man soll mit der traditionellen Furcht brechen, daß 
die Kochbelastung z.T. mit der Lichtspitze zusammen- 
fallen könnte und dies ruhig voraussetzen, wie das auch 
die Untersuchungen in Amcrika und anderen Orten er- 
geben haben. Es kommt auch gar nicht darauf an, ob 
die Kochbelastung die Spitze erhöht, wenn sie sich ihrer 
Natur nach nur rentiert. Mit anderen Worten, wenn die 
Belastungskurve des elektrischen Kochens im Haushalt 
für alle Haushaltungen zusammen eine vernünftige Be- 
lastunesdauer ergibt, so rentiert sich die Kochstromab- 
gabe eben. 

In diesem Zusammenhang ist es interessant, daß der 
Anteil des einzelnen Herdes am Maximum um so kleiner 
wird, ie größer die Zahl der angeschlossenen Herde ist. 
Bei einem durchschnittlichen Herdanschlußwert von 
7,14 KW hat sich aus der Kurve a nach Abb. 3 z.B. ergeben, 
daß jeder Herd bei 

40 Herden mit 1,0 kW 
250 H H 0.80 H 
500 o w o oy 

5000 e „ 0,0 „ 


am Maximum teilnimmt. Ähnliche Untersuchungen in 
der Schweiz und in Norwegen zeigen, daß — ziemlich 
unabhängig von der Größe des Anschlußwertes — bei 
größeren Herdezahlen jeder Herd ungefälir einen Spitzen- 
anteil von 0,7..0,8kW erzeugt, trotzdem der einzelne 
Herd für sich irgendwann einmal eine Spitze in der Höhe 
seines vollen Anschlußwertes haben kann. Es ist dies 
die Folge des Belastungsausrleiches zwischen den einzel- 
nen Anschlüssen. 

Die aussichtsreichste Kombination für die elektrische 
Stromversorgung des Haushalts ist die gemeinsame Auf- 
stellung von Elektroherd und Warmwasserspeicher. Nach 
einem in Abb. 4 wiederzezebenen Schema läßt sieh die 


Abb. 4. Schema einer Um- 
schalteeinrichtung zur Be- 


Kochstrom 


Beleuchtungstrom einflussung des Heißwasser- 
speicherstromkreiees durch 
den Licht- und Kochstrom 
(es genügt eine Schaltuhr 


für mehrere z. B. fünf An- 


ol schlüsse). 


HEIBWaSSEr - Speicher- 
Strom 


Schaltung der Beleuchtungs-, Koch- und Heißwasser- 
Stromkreise so einrichten, daß der 24 h-Speicher. sobald 
gekocht oder beleuchtet wird, ausgeschaltet wird. Da- 
dureh erfährt die Belastungeskurve des einzelnen Abneh- 
mers, vor allem aber die Gesamtbelastungeskurve aller 
Haushaltunzen zusammen, eine wesentliche Verbesse- 
rung. Die Wirkung einer solehen Umschaltunsseinrich- 
tung auf die Belastungeskurve nach Abh.3 ist in Abb.) 
wiedergege ben, und es zeigt sich, daß diese Belastunes- 
kurve eine Belastungsdauer für die Mittagspitze von 8200, 
für die Abendspitze von 000 h cergäbe, allerdings bei 
reichlicher Warmwasserversorgzung. Setzt man die Warm- 
wassermengze auf die Hälfte herab, so ist die Kurve nicht 
mehr ganz so ausgeglichen (Abb.6), aber doch noch sehr 
günstig, weist sie doch eine Belastungesdauer für die Mit- 
tagspitze von 6300, für die Abendspitze von 4750 h auf. 
Je nachdem, ob das Werk seine sonstige Belastungspitze 
am Mittag ode ram Abend hat und zu welchem Zeitpunkt 
diese eintritt, wären also aus den wiederzerebenen Koch- 
strombelastungskurven die tariflichen Konsequenzen für 
den Einzelfall zu ziehen. 


Das Ergebnis der Untersuchungen an Kochstrombe- 
lastungen (amerikanischer. norwegischer und deutscher 
Kurven) zeigt, daß die Kochstrombelastung tatsächlich 
eine günstigere Charakteristik annehmen kann als 
die bisherigen Kurven der Elektrizitätswerke. Das- 
selbe haben auch Miller veranlaßten 


die von O. v. 


A 


I 
A 


UI 
UC 
tt Tale, 
DEET WE CRT E 
EE 


A E 8 e 122 m É B 20 22 ZuüUhn 


10 
A 


a Kochstrombelastung von 100 Herden (nach Abb. 3), b, theoretische 
Belastung von 100 HeiBwasserspeichern ohne Umschalteeinrichtung (aus 
Abb. 3 abgeleitet), b; Belastung von 100 Heißwasserspeichern mit U mschalte- 
einrichtung (zur Berücksichtigung der ausfallenden“ Speicherbelastung ist 
angenommen. daß der Anschlußwert der Speicher entsprechend erhöht ist), 
ce Spitzen dei Gesamtbelastungskurve (nach Abb. 3) ohne Umschalt- 
einrichtung, c, Gesamtbelastungskurve bel Verwendung der Umschalteein’ 
richtung nach Abb. 4. 


Abb. 5. Theoretische Gesamtbelastungskurve durch 100 Herde und Heiß- 
wasserspeicher bei Verwendung einer Umschalteeinrichtung gemäß Abb. 4 
(aus Abb. 3 entwickelt). 


Untersuchungen in Schweinfurt erzeben, und Schön- 
berg kommt nach diesen Feststellungen zu der Folge- 
rung, daß die Aufnahme der Kochstromversorgunz be- 
sonders für dünnbesiedelte Gebiete, Siedlungen, Villen- 
Wohnviertel und ländliche Versorgungstrecken den Elek- 
trizitätswerken wesentliche Vorteile bietet. 


= 
RES ES EES 
EE 


u 2 4 8 W 12 MM %6 "8 20 22 Uhr 


Abb. 6. Theoretische Gesamtbelastungskurve durch 100 Herde und Heiß- 

wasserspeicher bei Verwendnng einer Umschalteelnrichtung geräß Abb. 4, 

jedoch für den Fall, daß die Heißwasserspeicher nur den halben Anschlu- 
wert gegenüber Abb. 3 haben. 


Vielfach wird die Frage der Elektrisierung des Haus- 
halts ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der reinen 
Wärmekosten behandelt, und der Streit zwischen Gas mu 
Elektrizität wird damit auf ein Gebiet zu schieben ver- 
sucht, wo allgemein gültige Vergleiche durchaus nieht 
zu ziehen sind. Das ProblemeudesHhlaushaltsist 
kein Kalorien- und Wärmekostenproblem, 
sondern eine Frage der Lebenshaltune, 
‚cesamtwirtschaftlichkeit und Annehn- 
lichkeit. Erst wenn diese Größen, welche teilweise. wie 
die Zeitersparnis der Hausfrau und die Arbeitsentlastun:, 
zahlenmäßig schwer zu erfassen sind, gleichfalls berück- 
siehtiet werden, kann ein Vergleich als riettiz angesehen 
werden. Die Fragestellung bezüglich der Elektrisierun:z 


on eege eege, . ` egen, R i E mg, e a O n O i A. wg, 


25. Juli 1929 


des Haushalts und der Küche muß vielmehr dahingehen, 
ob die Kosten des elektrischen Betriebes an sich er- 
schwingelich sind: gewisse Mehrausgaben in tragbaren 
Grenzen wird der Verbraucher für die Vorteile der Elek- 
trizität willig in Kauf nehmen. 

In diesem Sinne sind oben die Strompreisgrenzen für 
die einzelnen Verwendungsarten der Elektrizität genannt. 
Der Wege, diese Strompreislage tarifmäßig zu schaffen, 
gibt es viele. Laufer hat in drei Tafeln die hauvtsäch- 
lichen 'Tarifformen zusammengestellt, das Installations- 
scheina und die erforderlichen Apparate wiedergegeben 
und auch das Preisverhältnis gegenüber der Installation 
mit einem einfachen kleinen Woechselstromzähler ausge- 
rechnet. Für die einzelnen Tarifarten wird die Auswir- 
kung für das Elektrizitätswerk und für den Verbraucher 
erörtert sowie auch die Werbewirkung, d.h. der Anreiz 
für Mehrverbrauch bzw. Mehranschluß analysiert. Die Zusaın- 
menstellung umfalst die hauptsächlichen Zählertarife, d. h. Ver- 
re-hnunzsarten allein nach den verbrauchten Kilowattstunden, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 30 


1093 


die Grundgebührentarife und die heute sehr in den Hinter- 
grund getretenen Pauschaltarife. Die größte Werbe- 
wirkung wird den reinen Zählertarifen mit getrennter 
Verrechnung für die verschiedenen Verwendungszwecke 
des Stromes (Licht, Kochen, Heißwasserbereitung) zu- 
geschrieben, und diese Verrechnungsart dürfte auch dem 
Werk die besten statistischen Unterlagen dafür liefern, 
welche Strompreise für die einzelnen Verwendungs- 
zwecke angemessen und tragbar sind. Eine ähnlich gute 
Werbewirkung, wenn auch nicht eine so gute Übersicht- 
lichkeit für die Bewertung der einzelnen Absatzfälle, ver- 
spricht die Anwendung von zweckmäßig gestalteten 
Grundgebührentarifen. Alle die Tarife, welche in irgend- 
einem Sinne Erziehungstendenzen gegenüber dem Ver- 
braucher enthalten, können nicht ganz gut geheißen wer- 
den, und es dürfte nicht zweckmäßig sein, durch ein- 
schränkende Maßnahmen für den Verbraucher das stärk- 
ste Argument für die Elektrizitätsbenutzung, ihre An- 
nehmlichkeit, abzuschwächen. Richard J. Pick. 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Allmähliches Unterspannungsetzen von Kabeln und 
Transformatoren. — Fällt in Hochspannungsnetzen in- 
folge eines Defektes wie Erdschluß, Kurzschluß oder Ka- 
beldurchschlag ein Ölschalter, so ist es üblich, nach Ver- 
lauf einiger Zeit die abzetrennten Netzteile wieder cin- 
zuschalten. Wenn in diesem Augenblick der Defekt noch 
besteht, wird der Schalter sowohl durch den Einschalt- 
vorzanz als auch durch das erneute Abschalten schwer 
beansprucht: ebenso kann ein anfangs noch kleiner Schaden 
durch die dynamischen Wirkungen dieser Vorgänge erh»b- 
lich vergrößert werden. Man vermeidet das Einschalten 
auf bestehenden Fehler 
mit seinen gefährlichen 
Folzeerscheinungen, wenn 
man den  abreschalteten 
\:tzteil erst allmählich 
wieder unter Spannung 
setzt und ihn hierbei auf 
normale Stromaufnahme 
kontrolliert. Um kostspie- 
live Apparate oder gar 
Sondermaschinen hierfür 
zu sparen, legen die Ate- 
liers de Constructions 
Hleetriques de Charleroi 
den zu prüfenden Anlage- 
teil an eine Hilfssammel- 
schiene, welehe von der 
Hauptsammelschiene zu- 
nachst durch einen Reihen- 
transformator nach Abb. 1 
vetrennt ist; dieser Trans- 
formator ist niederspan- 
nunsseitiz mit rezelbaren Widerständen belastet und be- 
laßt also am Prüfobiekt nach Malsrabe des meßbaren Prüf- 
stromes einen ebenfalls meßbaren Anteil der Spannung, bis 
beirn Kurzschluß des Rerelwiderstandes die volle Netz- 
spannung an den Klemmen des Prüfobiekts liegt. Diese 
Anordnung hat allerdings den Nachteil, daß z. B. kurze Ka- 
belstrecken nur einen kleinen Strom aufnehmen und ihnen 
deshalb praktisch auch bei voll eingeschaltetem Regel- 
widerstande sogleich die gesamte Netzspannung aufge- 
drückt wird. Man vermeidet dies durch Anschalten einer 
passend bemessenen Ohmschen Vorbelastungz nach 
Abb. 1, die z.B. "le." der größten zu überprüfenden 
Kichtleistung verzehrt. Durch diese Maßnahme wird 
rjeichzeitig die Gefahr der Resonanz zwischen der Kapa- 
zität eines etwa zu prüfenden Kabele und der Streuinduk- 
tion des Reihentransformators behoben, da die freien 
Schwingungen dieses Kreises stark gedämpft werden. Er- 
zibt nun die Prüfung, daß der Defekt nur vorübergehen- 
der Natur war, so kann man ohne Synchronisiermaßnah- 
men das Prüfobjekt zunächst an die kauptsammelschiene 
-chalten und dann von der llilfssammelschiene samt der 
P’rufapparatur trennen. Die Kosten einer solchen Prüf- 
apparatur richten sich hauptsächlich nach der verlangten 
Prüfleistung und der Prüfdauer, für welche der Reihen- 
transformator zu bemessen ist; man wird sie in vielen 
Fällen auf sich nehmen, weil dadurch die Betriebssicher- 
heit der Anlage erhöht wird. (Rev. Atel. Charleroi 1923, 
Ss, 76.) Oldff. 


Houpfsammelschieber 


Transf 


Zuprufende 
Leitung 


Abb. 1. Transformatorischer Span- 
nungsregler für Prüfzwecke 


Das neue Longford-Kraftwerk der Coventry Corpo- 
ration. — Am 31. X. 1928 ist das neue Longford-Kraftwerk 
in Betrieb gesetzt worden, das sehr günstig am Oxford- 
kanal gelegen ist, so daß die Kohle nicht nur auf dem 
Bahnwege sondern auch zu Schiff heranzebracht werden 
kann. Die Gebäude bestehen aus Eisenkonstruktion mit 
Steinausfüllunze. Die Kohlen werden aus den Leichtern 
mit Greifern entladen und dann zunächst gewogen. Mit 
Becherförderbändern gelangt die Kohle dann in die im 
Kesselhaus gelegenen Bunker oder auf den Lagerplatz. 
Die Leistung der Kohlenförderung beträgt 50 t stündlich. 
Im Kesselhaus sind acht Kessel, System Stirling, mit je 
891,3 m? Tleizfläche in zwei Reihen untergebracht. In 
jeder Reihe steht ein Kessel zur Reserve. In jedem Kessel 
können 27240 kg Wasser stündlich verdampft werden. 
Das Speisewasser tritt mit ungefähr 100° in den Rauchras- 
vorwärmer und verläßt ihn mit 150°. Der Dampfdruck 
beträgt 22,8 at, die Überhitzung 371°. Die Kessel werden 
mit Unterwind betrieben, jeder Kessel besitzt zwei Wan- 
derroste mit einer (resamtrostfläche von 285 m? Jeder 
der beiden bisher aufrestellten Turbinensätze besteht aus 
einer Zweikammerturbine mit einem Generator von 
20 000 kW bei 3000 U/min. Der Generator erzeugt 6600 V 
Drehstrom. Der Strom wird zur Verteilung an die ver- 
schiedenen Unterwerke auf 33 000 V umeeformt. Die Tur- 
binen haben insgesamt 21 Stufen und sind mit Zwillines- 
kondensatoren versehen, die bei 65830 kg stündlichem 
Dampfverbrauch ein Vakuum von 1 at aufrechterhalten. 
Die Kühlfläche beträgt 2013,8 m”. (Iron and Coal Trad. 
Rev. Bd. 117, S. 608.) II 


Elektromaschinenbav. 


Zur Theorie des Dreiphasen-Doppelkäfigmotors mit 
beliebigen Leeiterzahlen der Wieklungen. — Eine Abhand- 
lung über den allgemeinen Doppelkäfizmotor mit belie- 
bieen Leiterzahlen der einzelnen Wicklungen ist bis jetzt 
in der Literatur nicht bekannt geworden. A.Brüser hat 
sich die Aufgabe gestellt, die Ortskurven der Ströme der 
drei Wieklungen dieses Motors zu berechnen. Die für alle 
drei Stromkreise gültige Vektorgleichung ist auf folgende 
Form gebracht: 


Ü ad+bf Un af -bd 
dean Ti w dein 
Für den primären Strom (J = J;,) bedeutet: 
a = Q? Q3 — S? Ox; 
b = s [e (1 +0) + es (1 + o] 
d= Qi 0:03 — 8 (Q3 O12 + 03 613) — $? Q1 Ox; 
f= Adot se [es (1409 + 0»(1+ 0) — s0 0.54 0,03), 
Für die sekundären Ströme haben die Glieder d und f 
die gleiehen Werte wie für den Strom Jı; a und b sind 


jedoch hiervon verschieden. l 
Es ist für den auf den Ständer reduzierten Strom 


Wao DÉI "Te 
SE Ja der äußeren Wicklung 
] 
KEE TR dr zm — sp, 
DÉI w 3 D P ose D D D 
für den Strom er Jader inneren Käfigwicklung gilt analog 
] 


azs°0,, D=Z—sQ.. 


1094 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


25. Juli 1928 


‚ Im vorstehenden bezieht sich der Index 1 auf die, über die photographische Lichteinheit die größten Mei- 
primäre Wicklung, der Index 2 auf die sekundäre äußere *», nungsverschiedenheiten. Die Größe der auf das Auge 


Wicklung und der Index 3 auf die sekundäre innere Wick- 
lung. Weiter bedeuten 


U, effektive Klemmenspannung einer Phase der 
primären Wicklung, 
di, Ja, Ja Ströme einer Phase, 
E Fee 


= Schlüpfung, 
nı 


Lii, Læ, Lz Reaktanzen einer Phase in Ohm, bezogen auf 
die primäre Frequenz, 

Ohmsche Widerstände einer Phase, 
Streureaktanzen einer Phase in Ohm, bezogen 


auf die primäre Frequenz, 


fu, Ta, T3 
X o Tan Tga 


o ni zu en en 
l e E 2 ES en 
du Ta Tr 
Tis = T. g _ Tyo 
gu -, Q= Ze Ou "e 
x ES x 


o2 =0, +02 +010, 0i; = 0, + 03 + 0103, Oz = 0, + 03 +0203. 


Sind die Koeffizienten eines Motors bekannt, so können 
punktweise die Ortskurven für die Ströme der drei Wick- 
lungen berechnet werden. 


Amp 3 
2545 70 
U, = 380 VOH A TE a 08 
UE 
COS i 4 g 
SE 20 COS Y-Areıs g: 
7 


Abb. 2. Ortskurre des primären Motorstromes (s=0..1). 


In das Stromdiagramm des Primärstromes (Abb. 2) 
ist im Leerlaufpunkte noch die Drehmomentenlinie ein- 
getragen, Der Winkel, in dem diese Gerade die imaginäre 
Achse schneidet, wird ermittelt aus 


Di cos? Po 


—? 
ey =; CH Se Sen 
Ui COS Po 8in®“ — 
f Ti Hi 
darin bedeutet 
SÉ 
ok 
dE 
Q» = arc tg 
Gil 


e und x. sind die Koordinaten des Leerlaufpunktes 
(s—=0). Wird in die bizirkulare Quartik für den primären 
Strom (z.B. durch die drei berechneten Punkte s = 0, 0,05, 
0,1) der Schmiegungskreis gezeichnet, so kann für kleine 
Schlüpfungen mit Hilfe der Drehmomentenlinie die Schlupf- 
gerade angegeben werden. 

In Abb. 3 wird der Einfluß des Ohmschen Widerstan- 
des des Außenkäfigs gezeigt. Wird bei sonst unveränder- 
lichen Koeffizienten der Widerstandskoeffizient des Außen- 
käfigs über einen bestimmten Wert hinaus vergrößert, so 
wird das Anzugrsmoment des Motors kleiner, und es treten 
die bekannten Einsattelungen in der Ortskurve des Pri- 
märstromes auf. Diese Erscheinung wird begleitet von 
einer Verschlechterung des Leitungsfaktors im Betrieb. — 
Versuche, die an einem Doppelkäfigmotor der Heemaf vor- 
genommen wurden, zeigen sehr gute Übereinstimmung mit 
der Thenrie. (A.Brüser, Arch. El. Bd. 21, S. 289.) 


Beleuchtung. 


Die photographische Lichteinheit. — Während die Ein- 
heit für die Lichtstärke der Beleuchtungstechnik in den 
einzelnen Staaten genau festgelegt iet, herrschten bisher 


wirkenden Helligkeit ist hierbei nicht ausschlaggebend, 
da die spektralen Empfindlichkeitskurven des Auges und 
der photographischen Emulsionen eehr stark voneinander 
abweichen. Selbst das Tageslicht von wohl definierter 
Helligkeit kann nicht als photographische Lichteinheit 
herangezogen werden, da auch die spektrale Energiever- 
teilung des Tageslichtes die größten Verschiedenheiten 
aufweist. Auf dem internationalen Kongreß für Photo- 
graphie im Juli 1928 wurde folgender Vorschlag angenom- 
men, vorbehaltlich der endgültigen Genehmigung der ein- 
zelnen nationalen Kongresse. 

Die photographische Einheit der Intensität der Sen- 
sitometrie negativer Emulsionen besitzt ein grau strahlender 
Körper von einer Farbtemperatur von 2360 ° absoluter Tem- 
peratur (also etwa unsere Wolfram-Vakuumlampen) bei 
einer Helligkeit von einer internationalen Kerze, nachdem 
seine Strahlung nachstehende Flüssigkeitsfilter passiert hat. 


Das Filter besteht aus einer Doppelkuvette von jedes- 


mal 1 cm lichter Weite (+ 0,05 mm), hergestellt aus drei 


Platten eines Borosilikat-Kronglases („= 1,51) von 2,5 mm 


Dicke. Die Zusammensetzung der Flüssigkeiten für die bei- 
den je 1 cm starken Kuvettenhälften ist folgende: 


Lösung A. 
Kupfersulfat (CuSO, + 5 H20) . 3,707g 
Mannit (C,H,(OH),) er 3,707 g 
Pyridin (GERN) °... . 30,0 em 
Dest. Wasser aufgefüllt auf . 1000,0 cm? 


U, -380 Volt & Motor kon 


-9,Kreis(s-1) 
(9; 0,0274) 


IMOGQINËr mega: 
%WAmp 0 10 20 30 “o Ai Amo 


Abb. 3 Ortskurven des Primärstromes bei verschiedenen 
Ohmschen Widerständen der äuferen Käfigwicklung. 


Lösung B. 
Kobaltammoniumsulfat (CoSO,(NH,),SO, + 6H,0) 26,827 g 
Kupfersulfat (CuSsO, +5H,0) . s.. 2... 27,180 g 


Schwefelsäure (spez. Gew. 1,835) . 10.0 cm’ 

Dest. Wasser aufgefüllt auf. . . . . . 1000,0 cm? 

(Journ. Opt. Soc. Am. (Supplement) Bd. 17, 5. 13.) ER 
ceno. 


Installation. 


Einheitliche Befestigungsmittel für Rohr- und Kabel- 
leitungen. — Die Verschiedenartigkeit des Streckenaus- 
baues in Bergwerksbetrieben unter Tage, bei welchem 
teils Mauerwerk teils Stempel aus Holz oder Eisen, recht 
oft auch sämtliche drei Ausbauarten nebeneinander Ver- 
wendung finden, bereitet der ordnungsmäßigen Befesti- 
gung von Rohr- und Kabellcitungen viele Schwierigkei- 
ten. In vielen Fällen, insbesondere beim eisernen 
Streckenausbau, müssen die Befestigungsmittel für d:e 
Kabel usw., den besonderen Verhältnissen Rechnung 
tragend, von Fall zu Fall angefertigt werden, ein Um- 
stand, welcher stets erhebliche Kosten verursacht. Ire 
Ausführung der bisher üblichen Befestigungsmittel, wie 
Kabelklemmen, KRohrschellen und Rohrhaken, wirkt 
sich außerdem noch besonders nachteilig dann aus, wenn 
Kabel- oder Rohrleitungen aus abgebauten Strecken aus 
gebaut und an anderen Betriebspunkten erneut eingebaut 
werden sollen. In den weitaus meisten Fällen sind die 
Schrauben der Rohrschellen oder der Kabelklemmen in 
der feuchten Grubenluft stark verrostet, so daß ein Lösen 
der Schellen nur durch Durchkreuzen der Muttern mit 
Hammer und Meißel möglich ist. Sind Rohrhaken zur 
Befestigung benutzt worden, so müssen diese Haken eben- 
falls unter Zuhilfenahme von Hammer und Meißel auf- 


Macbeth, ETZ 1928 S. 1444, 


25. Juli 1929 


gebogen werden. In beiden Fällen werden stets die Kabel 
oder Rohre erheblich beschädigt, wodurch kostspielige Re- 
paraturen verursacht werden können. Auch sind die in 
jedem Falle beschädigten Befestigungsmittel nur selten 
erneut zu verwenden. 


Abb. 4. Abb. 4a. 


Die von der Firma Nelken & Co., Essen, heraus- 
gebrachten Hilfsmittel! zur Befestigung von Kabel- und 
Rohrleitungen unter Tage gestatten nicht allein, auf ein- 


ZZ SE 
GE 


Y 


f 
FE 
9 u VE G em 


Abb. 5. Abb. 6. 


fachste Weise die Befestigung ohne Beschädigung der 
Kabel und Rohre oder des Befestigungsmittels zu lösen, 
sondern ermöglichen auch eine wiederholte Benutzung der 
Befestigungsmittel. Die Abb. 4...8 veranschaulichen die 
Befestigungsmittel und 
deren vielseitige Ver- 
wendungsmöglichkeit. 
Abb. 4 und 4a stellen 
Einschlagdorne in fla- 
cher und runder Form 
zur Befestigung von 
Stahlpanzer-Isolierroh- 
ren, Kabelleitungen usw. 
dar, die sich zum Ein- 
treiben in Holzstempel 
und Mauerfugen eignen. 
Zur Kabel- und Rohr- 
montage bei cisernem 
Streckenausbau lassen 
sich Befestigungsdorne 
in Verbindung mit Schie- 
i nenfußklammern gemäß 
Abb. 5 und Kabel- und Rohrtragehaken in Verbindung mit 
einer Schienenkopfklammer (Abb. 6) verwenden. Die in 
Abb. 7 und 7a abgebildeten Kombinations- und Kabeltrag- 
haken können durch gegenseitige Befestigung entweder 


Abb. 7. 


Abb. 8. 


Abb. 8a. 


durch Verschraubung oder durch Aufhängung zu einem 
stets erweiterungsfähigen Kabelregister für die Aufnahme 
einer beliebigen Anzahl von Kabeln oder Rohren ergänzt 


ı DRP. angem. u. DRGM. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


1095 


werden. Abb. 8 und 8a stellen Schienenfußklammern ver- 
schiedener Ausführung dar, welche zu Erdungszwecken 
nach dem E.-System?! Anwendung finden können. fi 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Die Betriebsergebnisse der Paulista-Bahn. — Die Bahn- 
linie von Jundiahy nach Rincao der Paulista-Bahn in Bra- 
silien hat eine Länge von 286 km und eine Spurweite von 
1,6 m. Da ein Teil der Strecke von Jundiahy nach Cam- 
pinas doppelgleisig ist, so beträgt die einfache Gleislänge 
330 km. Im elektrischen Betrieb (Gleichstrom 3000 V) 
stand während 1925/1926 nur die 53 km lange Teilstrecke 
von Jundiahy nach Boa Vista, die rd. 100 Gleis-km um- 
faßt. Die im Betrieb des elektrischen Streckenabschnittes 
gegenüber der mit Dampf betriebenen Hauptstrecke während 
einer dreijährigen Betriebszeit erzielten Ersparnisse stim- 
nıen mit den seinerzeit geschätzten recht gut überein. Die 
jährliche Zahl der Zug-km beträgt 3 353 793 für die Dampf- 
strecke und 812626 für die elektrisierte Strecke. Der 
t km erfordert bei Dampfbetrieb am Tender 3,02 kg Kohle 
welcher Wert 1 kWh an den Gleichstromausführungen der 
Unterwerke entspricht. Die Arbeit von 1 t Kohle kann 
nach den Erfahrungen der Paulista-Bahn auch von 9,4 m? 
Brennholz geleistet werden. Es entspricht. somit 1 m? Holz 
am Tender 35 kWh. Für Heizöl wurde auf Grund der Ver- 
suche in den V.S. Amerika festgestellt, daß 1 t Kohle 
rd. 645 1 Öl entsprechen. Einem Barrel Öl (159 1) auf 
dem Tender der Lokomotive entsprechen somit SO kWh an 
den Gleichstromausführungen bzw. 97 kWh an den Hoch- 
spannungseinführungen der Unterwerke, da der mittlere 
jährliche Wirkungsgrad der Unterwerke 82,5% beträgt. 
Der Preis der Kohle betrug für die drei Jahre 1923/1926 
im Mittel 61,80 RM. Der fehlende Heizwert der Kohle wird 
mit 6000 kcal geschätzt, wenn für das Öl ein solcher von 
9800 kcal angenommen werden kann; für das Holz wird der 
Preis mit 4,55 RM/m? als Mittelwert für die dreijährige 
Periode angegeben. Der vertraglich festliegende Preis 
der von einem Woasserkraftwerk gelieferten Arbeit be- 
trägt, an der Hochspannungseinführung der Unterwerke 
gemessen, 2,06 Pf/kWh. 


Die vergleichenden Betriebskosten für den Dampf- und 
elektrischen Betrieb je Zug-km sind in Zahlentafel 1 zu- 
sammengestellt. 


Zahlentafell. 


Dampfbetrieb Elektr. Betrieb 
RM 

Lokomotiv- und Zugpersonal 0,3540 0,2405 
Brennstoffe (Kohle, Holz) . . 1,6200 
Elektrische Energie . . . . . 0,3250 
Schmiermittel . . . .... 0,0254 0,0137 
Putzstoffe usw... . . . 2... 0,0886 0,0854 
Ausbesserung der Lokomotiven 0,1688 0,1590 
Unterwerke . . . 2. 22 .. 0,0667 
Fahrleltung . . .. 2... 0,0233 
Hochspannungsleitung .. . 0,0196 

Gesamt `... | 2,450 0,913 
Ersparnis beim elektrischen Betrieb je Zug-km. . 1,346 RM 
oder in % des Dampfbetriebes . . . 2. 2 2 2... 59,6% 


Diese Ersparnis gegenüber dem Dampfbetrieb_ er- 
scheint auf den ersten Augenblick außergewöhnlich hoch. 
In dieser vergleichenden Gegenüberstellung der Betriebe- 
kosten müssen jedoch nach Ansicht des Berichterstatters, 
wie sonst allgemein üblich, der Kapitaldienst, die Tilgung 
und die Erneuerungsrücklagen berücksichtigt werden; 
dann werden die gesamten Betriebskosten für das Zug-km 
bei beiden Betriebsarten wesentlich größer und die pro- 
zentualen Ersparnisse geringer werden. Der absolute 
Wert der Ersparungen hingegen dürfte sich nur wenig 
ändern, Bei diesem Vergleich ist noch zu beachten, daß 
der elektrische Betrieb nur rd. ein Viertel des Umfanges 
des Dampfbetriebes hat, weshalb nach Angabe S.B. For- 
tenbaughs die Ersparnisse eher eine Vergrößerung als 
eine Verminderung erfahren dürften. 

Der Grund, weshalb in Brasilien so günstige Betriebs- 
ergebnisse für die Hauptbahnelektrisierung erzielt wur- 
den, liegt im wesentlichen in den hohen Kohlenpreisen und 
dem niedrigen Preis der Kilowattstunde (S.B.Forten- 
baugh, Gen. El. Rev. Bd. 30, S. 595.) Wt. 


Fernmeldetechnik. 
Fernkabel Schweiz—Österreich. — Das Ende Februar 
1928 in Betrieb genommene Fernkabel St. Gallen—Linz ist 


ein wichtiges Verbindungstück zwischen dem Westen und 


t DRP. 


1096 


dem Osten. Es ermöglicht nicht nur, die unzureichenden 
Fernsprechverbindungen zwischen der Schweiz und 
Österreich mit dem Verkehrsbedarf in Einklang zu 
bringen, sondern es bildet bis auf weiteres auch den 
kürzesten Verbindungsweg zwischen Südfrankreich, 
Spanien, Portugal und Oberitalien einerseits und den 
Ländern im Südosten Europas anderseits. Das Kabel 
setzt sich zusammen aus der 23kın langen, nach dem 
Western -System gebauten schweizerischen Strecke 
St. Gallen—Oberriet mit 72 Vierern und 1 Kernpaar (ein- 
schließlich der Leitungen für den innerschweizerischen 
Bedarf) und der nach dem in Deutschland üblichen Ver- 
fahren gebauten 468 km langen österreichischen Strecke 
Oberriet—Linz mit 50 ‚Vierern, darunter 1 Kernvierer. 
Die Kernadern haben einen besonderen Bleimantel. Von 
den 50 durchgehenden Vierern bestehen 7 Vierer aus 
1,4 mm, die übrigen 43 Vierer aus 0,9 mm starken Adern; 
auf der Schweizer Strecke sind alle Vierer, auf der öster- 
reichischen zunächst nur 28 Vierer teils mittelstark teils 
leicht pupinisiert. Verstärkerämter befinden sich in 
Bludenz, Landeck, Innsbruck, Wörgl, Salzburg und 
Vöcklabruck. 


Die elektrischen Eigenschaften der schweizerischen 
Kabelstrecke werden durch die folgenden Ergebnisse der 
Abnahmemessungen gekennzeichnet: 


Mittlere Dämpfungswerte bei œ = 5000: 
bei starker Belastung für die 1,4 mm-Stammleitungen 0,009 61 
A mm-Viererleitungen 0 


H H „ DI LN 


Sé dë s CHE 0, 9 mm-Stammleitungen 0,017 49 
= e S » on 0,9 mm-Viererleitungen 0,017 87 
„ schwacher ,, » s 0,9 mm-Stammleitungen 0,030 20 
Si ké » » 0,9 mm-Viererleitungen 0,027 63 


Die Ge der Kabel zur Verminderung des 
Neben- und Übersprechens ist nach dem Verfahren der 
Western Electr. Co. in bekannter Weise durchgeführt, 
wobei die einzelnen acht Längen einer Spulenfeldlänge 
schon in der Fabrik bestimmt und entsprechend den 
elektrischen Werten eingereiht wurden. Die Neben- 
sprechwerte der Vierer (Vierer auf Vierer) betragen im 
Minimum 8,9. Von den gemessenen 2556 Werten liegen 118 
unter 9,9, 627 zwischen 10,0 und 10,9 und 1811 über 10,9. Die 
Nebensprechwerte der Vierdraht-Vierer-Hin- und -Rück- 
leitungen liegen’ alle über 11, gemessen mit der Kreis- 
frequenz 500. Die 
Mittelwerte für das 
Nebensprechen in den 
einzelnen Vierern 
liegen in allen Fäl- 
len über 10,1 für o 
= 5000 und über 9,3 
für œw — 12 000. Der 
geringste Wert für 
as (regennebenspr»- 
chen wurde bei w 
= 5000 mit 93 ge- 
messen. Die Mittel- 
werte liegensämtlieh 
über 10,0, unter Zu- 
zählung der Dämp- 
fungswerte der be- 
treffenden Kabel- e 
adern über 10,45 bzw. 
10,74 für die extra 
leichten Vierer. Von 
den Abnahmeer:ieb- 
nissen der Messungen 
für die österreichische Kabelstrecke geben die Kurven der 
Abb. 9 und 10 ein Bild. 


Die Ausgleicharbeiten wurden auf der österreichi- 
schen Seite in der Weise ausgeführt. daß man das be- 
währte Prinzip des glatt durchgeschalteten Vierers, das 
durch den Kondensatorausgleich ermöglicht wird, in das 
Prinzip des „elektrisch glatt geschalteten“ Vierers ab- 
änderte. Dabei bleibt einerseits der Vorteil gewahrt, daß 
jedem Vierer andauernd die beiden gleichen Vierer be- 
nachbart bleiben, wodurch die größten Nebenviererkopp- 
lungen mit einem Schlage durch Zusatzkondensatoren be- 
seitirt werden können: anderseits können aber im Vierer 
selbst durch Vertauschen (Kreuzen) der Adern im Paar 
und der Paare im Vierer noch mannigfaltire Möglich- 
keiten nach Bedarf zur Verbesserung solcher Unsvm- 
metrien ausgenutzt werden, die durch Kondensntoren 
nicht oder nur unzweckmäßig ausgeglichen werden 
können. Als solche sind besonders die Widerstandsdiife- 
renzen in den Paaren, die Erdkapazitätsdifferenzen in 
den Paaren und Vierern, die Stamm-Selbstinduktions- 
differenzen der Spulen und schließlich die für das Gegen- 
vebensprechen in Betracht kommenden elektromaeneti- 
schen Kopplungen zrößerer Abschnitte eines Verstärker- 


500 7000 1500 2000 2500 3000 Hz 
= 


Alba Leitungsdämpfung im Verstärkerfeld 
Innsbruck Wörgl. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


2b. Juli 1929 


feldes zu erwähnen. Als Kreuzungstellen sind Konden- 
satormuffen und Pupinpunkte benutzt worden. 


Besondere Maßnahmen waren für die Verstärker- 
felder Salzburg— Wörgl und Bludenz—St. Gallen erforder- 
lich. Für das Verstärkerfeld Salzburg— Wörgl, das eine 
außergewöhnliche Länge von 100,96 km aufweist, mußten, 
um die Dämpfung 
dieses Abschnittes in 
den zulässigen Gren- 
zen zu halten, die 
Drahtdurchmesser auf 
1,5 mm bzw. 1,0 mm 
erhöht werden. Trotz- 
dem wurden die Be- 
triebskapazitäten auf 
den gleichen Werten 
wie bei den üpbri- 
gen Strecken, u. zw. 
auf 355/585 puF für 
die starken Adern 
und auf 335/540 out 
für die schwachen 
Adern gehalten. Auf 
diese Art war es 
möglich, auch die 
Pupinisierung dieser 
Strecke in der glei- 
chen Weise durchzu- 
führen wie auf den 
übrigen abgeschlos- 
senen österreichischen 


A I Li 7 ZS 73 MW 


Abb. 10. Häufigkeitssumme der Neben- a a 
sprech- und Gegennebensprechdämpfun- für “die s a 
r 


gen im Verstärkerfeld Innsbruck— Wörgl. 50/20 mH für die 


leichte und 9,4 mH 
(Vierer) für die sog. „Musik“-Pupinisierung; s = 2000 mì. 
Abweichend von dem normalen Aufbau mußte ferner 
das Teilstück Bludenz—Oberriet hergestellt werden mit 
Rücksicht auf den Übergang vom Siemens- auf das 
Westernsystem. Zu diesem Zweck wurde das im übrigen 
nach dem Westernsystem aufgebaute Schweizerkabel 
St. Gallen—Oberriet mit den gleichen Betriebskapazitäten 
wie das österreichische Kabel hergestellt. Hingegen er- 
folgte die Pupinisierung des ganzen Verstärkerfeldes 
Bludenz—St. Gallen mit Spulen nach dem Westernsy stem 
von 177/63 mH für normale, 44/20 mH für leichte und 
155mH (Stamm) für die „Musik“-Pupinisierung mit 
einem Spulenabstand s=1820 m. Obwohl im übrigen, 
namentlich hinsichtlich des Ausgleichs, für jede der beiden 
Hälften des Verstärkerfeldes die Methoden des zuge- 
hörigen Systems in Anwendung kamen, ist die erzielte 
Gleichmäßigkeit dieses kombinierten Verstärkerfelles 
und die Übereinstimmung hinsichtlich Grenzfrequenz und 
Frequenzabhängigkeit mit den übrigen Feldern be- 
merkenswert gut. (W. Trechsel u H Pfeuffer, 
Europ. Fernspr. 1929, S. 28.) Bkm. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Eine neue elektrische Isolation aus Magnesiumoxyd 
(„Corox“). — Die Westinghouse El. & Mfg. Co. macht 
in der Presse Mitteilung über ein neues Verfahren, die 
Heizdrähte, wie sie in Heizelementen der Öfen und vor 
allen Dingen der Gegenstände des täglichen Gebrauch: 
benutzt werden, zu isolieren. Der Heizdraht, der wie üb- 
lich aus einer hochschmelzenden Legierung mit einem 
hohen elektrischen Widerstand besteht, wird mit Magne- 
siumband bewickelt und das Ganze in ein Kupferröhrchen 
gebracht. Durch das Rohr wird dann Wasserdampf von 
hohem Druck und von hoher Temperatur gepreßt, wodurch 
das Maenesiumband zu Maznesiumoxyd oxydiert wird. In- 
folge seiner Bildungsbedinzungen unter erhöhtem Druck 
und in Gegenwart von Wasserdampf entsteht ein harter, 
dichter, marmorähnlicher Magnesiumoxydkörper, der den 
Draht sowohl elektrisch als auch mechanisch schützt. Das 
Kupferrohr kann eine beliebige Form haben und kann in 
einer beliebigen Weise montiert werden. Ein solches Heiz- 
element ist beinahe unzerstörbar. Die Lebensdauer soll 
um 200...300 % die der bisherigen Konstruktionen Obert: 
steigen und der Nutzeffekt um 10 % günstiger sein, das 
letztere, weil die Wärmeleitfähigkeit des Magnesiumoxyds 
der angegebenen Beschaffenheit bei gleicher elektrischer 
Isolationsfähirkeit besser als die der bisher üblichen 
Stoffe sein soll. 

Der Grundgedanke des von dem Norweger Ch. B. 
Backer erfundenen Verfahrens ist ungemein bestech»nd 


25. Juli 1928 


und physikalisch einleuchtend. Wenn die Schwierigkeiten 
der praktischen Durchführung überwunden sind, wie es 
bereits der Fall sein soll, kann es, vorausgesetzt, daß es 
auch wirtschaftlich lebensfähig ist, eine breite Anwendung 
in der Technik der elektrischen Widerstandsheizung fin- 


den. (Westinsh. Techn. Press Serv. Nr. A 8077.) Msg. 
Energiewirtschaft. 
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Mit 


eroßer Befriedigung darf die deutsche Elektrizitätswirt- 
schaft die Worte vermerken, mit denen Ministerialdirektor 
Dr. H. Staudinger den VDE im Auftrag der Reichs- 
und der preußischen Staatsregierung bei der Aachener 
Tagung begrüßt hat, indem er — wir zitieren die Ind. 
Handelszge. — u. a. ausführte, daß der Zusammen- 
schlußderdeutschenGroßerzeugunegs-und 
Verteilunesunternehmungen nunmehr nach 
dem Eintritt auch der westdeutschen Gesellschaften in die 
A.G. für deutsche Elektrizitätswirtschaft im Wege 
freier Vereinbarung vollzogen und damit 
eine Organisation vollendet sei, die eine wirklich um- 
fassende Rationalisierung der Großerzeugunge und Groß- 
verteilung im gesamten deutschen Wirtschaftsgebiet er- 
mögliche. Auf dieser Grundlage erhoffe die Staatsregic- 
rung eine fruchtbare Arbeit, so daß der viel er- 
örterte Weg einer gesetzlichen Regelung 
auf diesem Gebiet endgültig entbehrlich 
zeworden sei. 


Der preußische Landtag hat einen Antrag des Handels- 
ministeriums genehmigt, durch den das Kapital der Preu- 
Gischen Elektrizitäts-ÄA.G. Berlin, das erst im 
Frühjahr um 20 Mill RM erhöht worden war, weiter auf 
110 Mill RM gebracht wird, u. zw. zudem Zweck, sich Ver- 
sareungsunternehmungen anzugliedern. die bisher Kom- 
munalverbänden gehörten. Wie die Ind. Handelszg.schreibt, 
will die Preag dabei versuchen, durch Zusammenarbeit mit 
solehen auch ihrerseits unmittelbar an den letzten Ver- 
Lraucher heranzukommen, d h. weitere Verteilungsanlagen 
zu erwerben, u.zw. gegen Preag-Aktien, von denen nun- 
mehr ein Teil (bis zu 26 %) an Kommunen und Kommunal- 
serbände gegeben werden darf. Im Zusammenhang damit 
istan die Gründung der Hannoverschen Stromversorgungs- 
A. G. zu erinnern?, die sich nunmehr mit der Überlandwerk 
Braunschweig G. m. b. H. zu der „Hannover- Braun- 
schweigischen Stromversorgungs-A.G.“, 
Hannover, einer Tochtergesellschaft der Preag, vereinigt. 
Ähnliche Schritte in dieser Richtung sind auch in den 
beiden andern Arbeitsblocks der Preag geplant. Als 
(rundgedanken der Transaktion hat man den Wunsch an- 
zusehen, aus kleineren, unwirtschaftlichen kommunalen 
Versorgungsgebieten größere Einheiten zu bilden, die ge- 
statten, alle technischen Fortschritte in der Erzeugung wie 
in der Verteilung elektrischer Arbeit zu verwerten und 
eine den Interessen der Abnehmer günstigere Preispolitik 
zu treiben. 

Von unbedeutenden Ausnahmen abgesehen, ist der 
Stromverbrauch im Arbeitsbereich der Thüringer 
Gasgesellschaft, Leipzig, 1928 erfreulich gewachsen 
aber, wie die Gesellschaft in ihrem Geschäftsbericht be- 
merkt, in Deutschland, auf den Kopf der Bevölkerung 
bezogen. noch außerordentlich steigerungsfähig, da er 
heute mit etwa 200 kWh noch nicht ganz ein Drittel des 
Konsums in den V.S. Amerika umfasse. Die Verwaltung 
äußert sich auch über die „Steuersubvention” der öffent- 
lichen Hand, bei deren Diskussion man nach ihrer An- 
sicht an der wichtigen Tatsache vorüberzche, daß auch 
heute noch in Deutschland z. B. die Hälfte der Stromerzeu- 
gung in eigenen Anlagen der Verbraucher erfolge. Von 
einem „Monopol“ der Produktion durch die eine oder an- 
dere Seite könne also keinesfalls die Rede sein. Im Inter- 
esse der Strombezicher solle der freie Wettbewerb der 
Lieferer unbedingt gewährleistet werden, und es sei des- 
halb von größter Bedeutung, daß die öffentliche Hand 
dureh das Steuervorrecht nicht von vornherein. u. zw. in 
diesem Fall auch zum Nachteil der Bezieher, bevorzugt 
werde. Die Gesellschaft hat, da die Elektrokühlune auch 
in Deutschland in starker Aufnahme begriffen ist, im Be- 
richtsjahr die „Kelvinator“ Elektro-Kühlanlazen A. G., 
Leipzig, gegründet, die durch Verwendung unbedingt be- 
triebsicherer Anlagen Haushalt und Gewerbe die hygieni- 
schen und wirtschaftlichen Vorteile der Elektrokühlung 
nutzbar machen will. 


ı Vgl. ETZ 19%, S. 1063. 
2? Vgl. ETZ 19%, S. 725. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


1097 


Die Innwerk, Bayerische Aluminium- 
A.G., München, hat 1928 519,684 Mill kWh erzeugt, d.s. 
1,557 Mill kWh mehr als 1927 (512,127 Mill kWh). 

Bei der Elektricitätswerk Crottorf A.G. 
ist der Anschlußwert 1928 auf 14 060 kW gestiegen (13 425 
i. V.), wovon 10557 auf Motoren und Apparate, 3503 kW 
auf Glühlampen entfielen. Nutzbar abgegeben wurden 3,686 
Mill kWh (3,450 i. V.) und davon 1,260 für Licht, d. s. 5,6 % 
mehr als im Vorjahr, und 2,426 Mill kWh für Kraft (Stei- 
gerung 7,5%). Mit Wasser sind diesmal nur 496 235 kWh 
gewonnen worden (624 344 i. V.). Obwohl die Gesellschaft 
von Jahresbeginn an den über das Jahr 1927 hinauszehen- 
den Lichtstromverbrauch nur mit 40 Pf und den Klein- 
kraftstromverbrauch mit 25 Pf berechnet hat, erhöhten 
sich die Stromeinnahmen von 962 888 auf 990 276 RM; dazu 
kamen an Einnahmen aus Zählermicte, Installationen, 
Zinsen usw. 134956 RM (123227 i.V.). Bei 369498 RM 
Reingewinn (341 965 i. V.) wurden auf 4,8 Mill RM Aktien- 
kapital 7 % Dividende verteilt (6,5 % i. V.). 


Der gesamte Anschlußwert der Neckarwerke 
A. G., Eßlingen a. N., ohne die Enzgauwerke, betrug Ende 
1928 128903 kW (110985 i. V.) und der der Enzgauwerke 
G. m. b. H. 26522 kW (24 693 i. V.). Der Strombezug vom 
Badenwerk wurde mit 10 000 kVA Daucrlieferung aufge- 
nommen. Das auf 30 Jahre gepachtete Kraftwerk der 
Neckar-A.G., Stuttgart, bei Obereßlingen (etwa 1500 kVA) 
dürfte inzwischen dem Betrieb übergeben worden sein. 
Erzeugt und von auswärtigen Werken bezogen wurden 
130,101 Mill kWh (102,805 i. V.) und nutzbar abgegeben 
105,017 Mill kWh (80,579 i.V.), so daß sich für Eigen- 
verbrauch und Verlust rd. 19 % ergeben (22% i.V.). Die 
höchste Tageslieferung betrug 503 848 kWh (434 030 i. V.) 
und die höchste Momentanbelastunz 38300 kW (33500 
i. V.). Als Betriebsgewinn werden 5 711278 RM (5 626 747 
i. V.) und als Überschuß 2 144459 RM (1649570 i. V.) ge- 
nannt. Hieraus hat die Gesellschaft auf nunmehr 20 Mill 
RM Aktienkapital wieder 9% Dividende gezahlt. 


Das Elektrizitätswerk Sachsen-Anhalt 
A.G., Halle a.d. Saale, konnte 1928 307 Mill kWh abzeben 
(279 i.V.). Die 100 kV-Doppelleitung von Groß-Kayna 
nach Oberröblingen und das hier errichtete Umspannwerk 
sind, vorläufig mit 50 kV, in Betrieb genommen worden 
und dienen der Belieferung des Überlandwerks Bretleben 
der Laandelektrizität G. m. b. H., Halle. Das zur Deckung 
der Wintarspitze benutzte Kraftwerk Groß-Kayna wird 
Mitte des laufenden Jahres um 20 000 kVA erweitert sein, 
stend aber wieder von Anfang April bis Ende September 
still. Die grundlegende Überholung des Eicktrizitätswerks 
Bitterfeld nähert sich ihrem Abschluß. Mit den Vorarbeiten 
für eine die Stromversorgung der Nordaltmark sichernde 
50 kV-Leitung von Weferlingen nach Salzwedel ist be- 
gonnen worden. Ein in ihrem Zuge liegendes Umspann- 
werk bei Cunrau soll die Überlandwerke Gardelegen, Salz- 
wedel und Weferlingen versorgen, welch letzteres der Be- 
richtetstatterin die 50 kV-Doppelleitung vom Kraftwerk 
Harbke bis Weferlingen übereienet hat. Nach Kündigung 
der Belieferung seitens des Überlandwerks Liebenwerda 
wird dessen Gebiet nunmehr aus den Anlagen der Lauch- 
hammer A.G. gespeist. Die Betriebserträgnisse stellten 
sich auf 4 497 690 RM (4 256 350 i. V.) und die Einnahmen 
aus Beteiligungen und Verschiedenem auf 198249 RM 
(166 618 i. V.). Bei 761279 RM Reingewinn (715 499 i. V.) 
kamen wieder 8% Dividende auf $ Mill RM Aktienkapital 
zur Verteilung. 


Kurze Auslandsnachrichten. — V.S. Amerika. Nach 
Mitteilung der El. World sind unter der Kontrolle des 
Bankhauses J. P. Morgan & Co. die Buffalo, Niagara & 
Eastern Power Corp., die an den Niararafällen und im 
Westen des Staates New York mit einem Vermögen von 
mehr als 221 Mill $ arbeitet, die Northeastern Power Corp., 
deren Tätiekeitsbereich im Norden New Yorks zwischen 
dem St. Lawrence und dem Mohawktal liegt (131 Mill $), 
und die das große Industriegebiet um Schenectady versor- 
gende Mohawk-Hudson Power Corp. (über 97 Mill $) unter 
dem Präsidium von Ray P. Stevens zur Niagara-Iudson 
Power Corporation (rd. 500 Mill $) zusammenzreschlossen 
worden. Die Eintragung erfolgte in Albany (New York). — 
Rußland (UdSSR). Der Rat der Volkskommissare hat in 
bezug auf den Fünfjahresplan 1928/33 verordnet, daß die 
Elektrisierung des Bezirks Nishnij-Nowgorod im Einklang 
mit den neuen Projekten für die dortigen Industriebauten 
fortgesetzt, für das Knsnetzkirevier außer der Überland- 
zentrale ein zweites Elektrizitätswerk entworfen und für 
die Elektrisierung des Transportwesens nicht weniger als 
60 Mill Rbl reserviert werden sollen. 


1088 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 25. Juli 1929 


VEREINSNACHRICHTEN. 


VDE 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B 1 Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


Kommission für Koch- und Heizgeräte. 


Die Kommission für Koch- und Heizgeräte hatte im 
Juli 1927 ein Normblatt DIN VDE 4900 „Heißwasser- 


Noch nicht endgültig 


Heißwasserspeicher 
Wandspeicher 


DIN 


Entwurf 1 
Elektrotechnik | VDE 4902 


Maße in mm 
Für 30, 50 und 80 1 Nenniuhalt 


Prüfdruck für Auslauf- und Überlaufspeicher 3 kg/cm? 


Prüfdruck für Hochdruckspeicher = 2 x Weasserleitungs- 
druck, mindestens aber 12 kg/cm? 


Wasser - Ablauf 
Wasser -Zulauf 


Fuß vergrößert 


Eug 


Nenninhalt ist die Wassermenge, für die das Gerät gebaut ist. 

Nutzinhalt ist die Wassermenge, die dem Gerät als Ablauf- 
speicher betriebsmäßig entnommen werden kann. 

Der Nutzinhalt darf den Nenninhalt um 3 % überschreiten, 
jedoch nicht kleiner sein als dieser. 

Wasser-Zulauf und -Ablauf sind an den Stutzen durch aufge- 
gossene oder eingeprägte Pfeile deutlich zu kennzeichnen. 

Gewinde: Whitworth-Rohrgewinde nach DIN 259 

Die Ausführung muß den „Vorschriften für elektrische Heiz- 


geräte und elektrische Heizeinrichtungen“ des VDE ent- 
sprechen. 


Juli 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. 


speicher und Badeöfen für 1 kg/cm? Betriebsdruck“ her- 
ausgegeben, das jedoch, wie sich inzwischen herausgestellt 
hat, den praktischen Bedürfnissen nicht in vollem Maße 
Rechnung trägt. 


Infolgedessen soll dieses Normblatt aufgeteilt werden, 
und zwar in ein Normblatt 


DIN VDE 492 lleißwasserspeicher, Wandspeicher und 
DIN VDE 4903 Ileißwasserspeicher und Badeöfen, stehend. 


Die Entwürfe zu diesen beiden Ersatzblättern werden 
nachstehend bekanntgegeben. 


Noch nicht endgültig 


Heißwasserspeicher u. Badeöfen 
stehend 


DIN 


Entwurf 1 


Elektrotechnik | VDE 4903 


Maße in nfm 
Für 120 1 Nenninhalt 


Prüfdruck für Auslauf- und Überlaufspeicher 3 kg/cm? 


Prüfdruck, für Hochdruckspeicher = 2 x Wasserleitungs- 
druck, mindestens aber 12 kg/cm? 


Badeofen 


Stehender Heißwasserspeicher 


00 


R W” 


Maltwasser- Zulauf 
22 


Nenninhalt ist die Wassermenge, für die das Gerät gebaut ist. 

Nutzinhalt ist die Wassermenge, die dem Gerät als Ablauf- 
speicl er betriebsmäßig entnommen werden kann. 

Der Nutzinhalt darf den Nenninhalt um 3% überschreiten, 
jedoch nicht kleiner sein als dieser. 

Wasser-Zulauf und -Ablauf sind an den Stutzen durch aufge- 
gossene oder eingeprägte Pfeile deutlich zu kennzeichnen. 

Gewinde: Whitworth-Rohrgewinde nach DIN 259 

Die Ausführung muß den „Vorschriften für elektrische Heiz- 


geräte und elektrische Heizeinrichtungen‘“‘ des VDE ent- 
sprechen. 


Juli 1929 


Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 


Einsprüche sind in zweifacher Ausfertigung bis zum 
1. IX. 1929 an die Geschäftstelle zu richten. 


Nach, Genchmigung und endgültiger Fertigstellung 
dieser beiden Normblätter wird das bisherige Normblati 
DIN VDE 4900 als ungültig erklärt werden. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


25. Juli 1929 


Elektrotechnischer Verein. 


(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 


Zuschrifteu an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschätt- 
stelle. Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst 
\r. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02. 


Nachtrag 
zum Sitzungsbericht vom 23. Oktober 1928!. 


Besprechung des Vortrags’ 
des Herrn Dr. von Issendorff: 


„Neuere Untersuchungen über das betriebsmäßige 
Verhalten von Quecksilberdampf-Gleichrichtern“. 


Vorsitz: Herr Professor Matthias. 


Herr G. W. Müller: Ich möchte im Anschluß an die 
Ausführungen des Herrn Vortragenden einige Ergebnisse 
und Erfahrungen meiner Arbeiten, die sich in ähnlicher 
Richtung bewegten, mit Hilfe einiger Lichtbilder schil- 
dern. Wenn diese Ergebnisse auch nicht vollständig mit 
denen des Herrn Vortragenden übereinstimmen, so sind 
doch mit ähnlichen Mitteln vorzügliche Ergebnisse er- 
reicht und im Betriebe bereits praktisch erprobt worden. 
Ich habe meine Arbeiten an Glasgleichrichtern ausge- 
führt und erreicht, daß praktisch keine Rückzündungen 
mehr entstehen, u. zw. in mehrjähriger Beobachtung 
an Glaskörpern, die serienmäßig, also einheitlich herge- 
stellt waren. Beispielsweise wurden in einer Anlage nach 
etwa 10000h Dauerbetrieb keine Rückzündungen be- 
merkt, obwohl der Gleichrichter jeden Tag mehrere 
Stunden mit Vollast arbeitete. 


Um Ihnen einige Ergebnisse zu erklären, sind in 
Abb. 1 zwei Formen von Anodenoberarmen gezeigt. Schon 
vor einigen Jahren 
habe ich festgestellt, 
daß z. B. der blinde 
Raum oberhalb der 
Graphitanode ein 

ausschlaggebender 
Faktor für dieRück- 
zündungsfreiheit ist. 
Ich habe zuerst em- 
pirisch versucht, die 
Kondensation ober- 
halb der Anode zu 
vermeiden, indem ich 
wärmestauende Mit- 
tel auf den Arm setzte, wie die rechte Hälfte der 
Abb. 1 zeigt. Es gelang mir auch, die Rückzündung bei 
bestimmten Gleichrichtern ganz zu beseitigen, aber es ge- 
lang nicht bei allen Belastungsarten. Infolgedessen wur- 


P 
7 
H 
’ 
A 
2 
A 
A 
A 
A 
H 
Z 


NAANA LARANE BANANANA 


Abb. 1. Anodenarmformen. 


Abb. 2. Gleichrichterkolben. 


den die Versuche in der Richtung fortgesetzt, daß die 
Arme eng gehalten wurden (links in Abb. 1), so daß der 
l linde Raum nahezu tot wurde. Es zeigte sich, daß die 
Stauung über der Anode eine zu große Raumladung an 
der Anode verhindert. Dadurch wird, entsprechend den 
Ausführungen des Herrn Vortragenden, die Raumladung 
in dem Sinne beeinflußt, daß die Rückströme ein Minimum 
werden. Durch entsprechende Näherung der Anode an 


ı ETZ 1928, S. 16%. 
2 S 1079 dieses Heftes. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


1099 


das Glas gelang es dann tatsächlich, daß der blinde 
Raum unschädlich wurde; die Rückströme wurden so 
klein, daß Rückzündungen praktisch nicht mehr eintraten. 
Die Temperatur des Glases wird allerdings sehr hoch, 
doch das von der AEG verwendete Schottsche Hartzlas 
gestattet die Annäherung ohne Schaden. 

In Abb.2 ist links ein Glaskörper mit den aufge- 
setzten wärmcestauenden Mitteln gezeigt und rechts ein 
Glaskörper mit enggeschnürten Oberarmen, bei denen der 
blinde Raum ein Minimum ist. Das rechte Bild ist dem- 


nach das endgültige Resultat der Versuchsreihe. 


Abb. 3. Gleichrichterkolben. 


Ein weiteres Versuchsergebnis zeigt die Glasgefäß- 
konstruktion in Abb.3. Das Gefäß rechts zeigt z. B. einen 
Hochspannungskolben, der unten Armfortsätze des Unter- 
armes besitzt. Ein solcher Glaskörper wurde von der 
AEG bereits im Jahre 1922 für höhere Spannungen herge- 
stellt, er hat dieselbe Bedeutung, die der Herr Vor- 
tragende erklärte, u.zw. entsteht durch den Armfort- 
satz ein Kondensationsraum vor den Anoden, der den 
Quecksilberdampf von den Anoden fortsaugt, um hier die 
Raumladung zu vermindern. Doch habe ich festgestellt, 
daß der Armfortsatz nicht die günstige Wirkung besitzt 
wie der verengte Oberarm in Abb.2. In Verbindung mit 
einem entsprechend langen Oberarm, wie Abb. 3 zeigt, ver- 
hindert der Armfortsatz die Rückzündungen besonders 
bei höheren Spannungen. Die kugelartige Erweiterung in 
den Armen hat mit den Rückzündungen unmittelbar 
nichts zu tun, sie erhöht die Lebensdauer bei den hohen 
Spannungen, weil hier- 
bei die Graphitanoden 
verhältnismäßig schnell 
verdampfen und eine 
leitende Schicht in den 
dünnen Armen bilden, 
wodurch Kriechwege in 
der Glaswand möglich 
sind. Durch die Kugel 
konnte die Lebensdauer 
der Glaskörper um ein 
Mehrfaches gesteigert 
werden. Ganz beson- 
ders bei Glaskörpern 
mit Flüssigkeitskühlung, 
z. B. Ölkühlung, haben 
sich die enggeschnürten 
Arme bewährt. So zeigt Abb. 3 links einen Glaskörper, 
der 150 A bei Luftkühlung und 500 A bei Ölkühlung leistet 
und in dieser Form schon mehrjährig bei ständig hoher 
Last in Betrieb ist. 


In Abb. 4 ist eine Belastungskurve für einen großen 
luftgekühlten Glaskörper gezeigt. Dieser Glaskörper 
besitzt eng geschnürte Arme. Es wurden bei 1700 V 
Gleichspannung mehrere Tage Dauerbelastungen bis 
850 A, im Durchschnitt 250 ... 300 A, erprobt. Der Glas- 
körper hat rückzündungsfrei unterhalb der rechten Kurve 
gearbeitet. Aus Sicherheitsgründen wird die Belastung 
für Elektrizitätswerke nur pis zur linken Kurve zuge- 
lassen. Spitzen wurden jedoch bei der Prüfung bis zu 
1000 kW entsprechend 500 A bei 2000 V erreicht. 


Eng an diese Versuche schließen sich die Rückstrom- 
messungen an. Hierbei bin ich noch einen Schritt 
weitergegangzen, als der Vortragende in seinen Bildern 
zeigte. Ich habe nicht nur das Schalten vermieden son- 
dern auch noch den geringen Rückstrom mit einer Ver- 
stärkerröhre verstärkt, wie sie in der Radiotechnik hin- 
reichend bekannt ist, u.zw. so, daß am Öszilloxrraphen 


Zugelassene Werte Si 


A 
SE 
`N 
\ 
N 


0 100 200 300 vo SO0OA 
Gleichstrom = 


Abb. 4 Rückzündungskurve. 


Gleıchspannung -> 


Ui 
S 
Q 


1100 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


25. Juli 1928 


bei schr gut ausgepumpten Gefäßen noch ein sehr hoher 
Ausschlag festgestellt werden konnte. llierzu wurde ein 
erößeres Ventil, in Abb.5 der Hilfsgleichrichter, und ein 
kleines Ventil, die Telefunkenröhre RGN 1503, verwendet. 
Der Hilfsgleichrichter führt nur den Plusstrom und sperrt 
den Rückstrom infolge seiner Ventilwirkung. Die Röhre 
1503 führt in der Plusrichtung den Rückstrom und 
schließt in der Minusrichtung den Arbeitsstrom ab. Die 
Einschaltung des Hilfsgleichrichters in den Hauptstrom- 


Netz NN 


Abb. & Meßschaltung. 


kreis der Anoden beeinflußt bei den Messungen den 
Anodenstrom nur um rd. 5%, so daß also die Messung 
genau genug ist, um sie als Kriterium für den Belastungs- 
zustand zu benutzen. Der Strom der Röhre 1503 wurde 
dann in einer Verstärkerröhre um ein Vielfaches ver- 
stärkt und in die Oszillographenschleife geleitet. Es ist mit 
dieser Schaltung sogar möglich, den Strom vor der 
Schleife mit einem Milliamperemeter (A, in Abb. 5) abzu- 
lesen. Durch diese Meßmethoden gelang es, einen sehr 
klar gezeichneten Rückstrom im Oszillographen festzu- 
legen, wie Abb.6 zeigt. 


Abb. 6. Rückstrom eines Drehstrom-Gleichrichters. 


Die untere Kurve zeigt den Rückstrom im kalten Zu- 
stand des Glaskörpers. Man sicht an der Differenz 
zwischen dem nicdrigsten und zweitniedrigsten Strich, 
daß der Strom im warmen Zustand des Glaskörpers etwa 
um den dreifachen Betrag gegen den kalten Zustand ge- 
stiegen ist. Diese Methode gestattet die genaueste Fest- 
legung von Verunreinigungen im Glaskörper und irgend- 
welche Beeinflussungen von Armform durch Feldbilder 
u. dgl, wie sie von mir in den vorigen Bildern be- 
schrieben und auch von dem Herrn Vortragenden in ver- 
schiedenen Formen erwähnt sind. Im großen und ganzen 
stimmen die Kurven der Rückströme mit den Messungen 
des Herrn Vortragenden überein, denn sie sind ebenfalls 
im Anfang, also gleich nach dem Verlöschen der Arbeits- 
anode, sehr hoch und gehen im Verlauf etwa einer halben 
Arbeitsperiode auf Null herunter. Die Spitze in Abb. 6 
oben entsteht durch den Löschvorgang des Hilfsgleich- 
ıichters, Abb.5, und ist von untergeordneter Bedeutung 
für das Kriterium der Messung. 


Ich hoffe gezeigt zu haben, daß bei den Glasgleich- 
riehtern weit mehr als bei Eisengleichrichtern die Mög- 
lichkeit besteht, die Rückzündungen zu beherrschen. Es 
treten praktisch keine Rückzündungen mehr ein. Wenn sol- 
che tatsächlich eintreten, z.B. bei Überspannungserschei- 
nungen aus dem Hochspannungsnetz, bei falscher oder zu 
geringer Kühlung des Glasgleichrichtergefäßes, bei Span- 
nungsprüngen infolge von Schaltvorgängen u. del. mehr, 
sind stets außenliegende Umstände vorhanden, doch lassen 
sich solche Unregelmäßigkeiten einer Anlage meist ver- 
meiden. (Beifall.) 


Vorsitzender: Ich danke Herrn MÜLLER für seine 
erzänzenden Ausführungen und bitte um weitere Wort- 
meldungen. 


Herr Lenz: Ich wollte den Ilerrn Vortragenden 
fragen, wie die Metallfläche, die er in den Arm einbringt, 
um die Entionisierung der Gasstrecke zu beschleunigen, 
den Spannungsabfall während des Betriebs beeinflußt. 


Vortragender: Der Spannungsabfall während des Be- 
triebes wird kaum merklich herabgesetzt. Man kann natür- 
lich die eingelexzten Flächen verschieden bemessen, erzielt 
aber echon bei Flächenausdehnungen, die den Lichtbogen 
selbst nicht merklich stören, eine ausreichende Löschung 
der Ionisation im Anodenrohr. 


Herr Lenz: Ich habe bei den mit dor von Herrn MÜLLER 
chen gezeigten Meßanordnung gemachten Versuchen für 
den Rückstrom als Funktion der Belastungstromstärke 
einen ganz ähnlichen Verlauf erhalten wie der Herr Vor- 
tragende. Ich glaube aber gefunden zu haben, daß bei 
wesetlich höherer Stromstärke die Rückstromkurve wie- 
der weniger steil ansteigt. Ich bitte den Herrn Vortragen- 
den, mitzuteilen, ob er die gleiche Beobachtung gemacht hat. 


Vortragender: Diesen Effekt haben wir nicht beob- 
achtet. Wir benutzten keine Verstärkerröhre, um etwaige 
Fehlerquellen zu vermeiden, und waren daher auf eine 
Meßschleife angewiesen, die noch auf Ströme von 0,1 mA 
reagiert. Eine solche Schleife hat aber eine zu geringe 
Eigenfrequenz, um feinere Unterschiede der Steilheit des 
Rückstromanstieges erkennen zu lassen. 


Herr Hochhäusler: Es wäre interessant zu erfahren, 
bei welcher Periodenzahl der Zeitlupenfilm aufgenommen 
worden ist. Der Herr Vortragende sagte, daß er 5000 Bil- 
der in der Minute aufgenommen hat. Ich weiß nicht, ob 
das bei 50 Hz oder bei einer niedrigeren Frequenz geschah. 
Bei 50 Hz scheint es mir zum mindesten zweifelhaft, ob 
man diese Vorgänge noch so klar sieht, wie wir es in dem 
Film gesehen haben. Ich wollte fragen, ob der Film viel- 
leicht eo aufgenommen worden ist, wie es die strobosko- 
pische Zeichnung darstellt, nämlich mit einer Schlitz- 
scheibe. Das Quecksilber macht in dem Film ziemlich hef- 
tie Bewegungen, beinahe so sehr wie im wirklichen 
Gleichrichter. Er müßte doch langsamere Bewegungen 
ausführen. Auch die Drehung des Ventilators läßt darauf 
schließen, daß eine Schlitzscheibe benutzt worden ist. 


Vortragender: Ich glaube, es ist Ihnen entgangen, daß 
wir tatsächlich die stroboskopische Scheibe benutzt haben, 
wie ich ausdrücklich gesagt habe. Dadurch ist an Stelle 
der normalen eine künstliche Zeitlupendarstellung ge- 
wonnen worden, da die Vorgänge in den einzelnen 
Perioden genügend übereinstimmen. Wir haben auch die 
normale Zeitlupe probiert, doch reicht deren Bildzahl heute 
bei weitem noch nicht aus, um die Vorgänge innerhalb 
einer Wechselstromperiode deutlich genug wiederzugeben. 
zn sind wir zu der stroboskopischen Methode zurück- 
gekehrt. 


Herr G. W. Müller: Der Herr Vortragende hat im 
Anfang seiner Ausführungen von Sondenmessungen ze- 
Sprochen Es wäre interessant zu erfahren, welche Re- 
deutung diese Sondenmessungen heute besitzen, denn sie 
wurden in den letzten Jahren oft angezweifelt. So hat sie 
z.B. Herr Prof. GÜNTHERSCHULZE verschiedentlich kri- 
tisch beurteilt. Ich möchte den Herrn Vortragenden daher 
fragen, ob bei den gezeigten Kurven und Meßdaten Kor- 
rekturen angewendet sind und in welcher Weise die Ge- 
wißheit besteht, daß die Zahlen angenähert den Vor- 
gängen entsprechen, die in der Gasstrecke vorhanden sind. 
Eine gute Kontrolle der Richtigkeit der Sondenmessungen 
ist z. B. die Summierung der Teilmessungen im Lichtbogen- 
weg im Vergleich mit dem Gesamtspannungsabfall zwi- 
schen Anode und Kathode des Gleichrichters. 


Vortragender: Die Sondenmessungen sind in Überein- 
stimmung mit der von LANGMUIR benutzten Methode an- 
gestellt worden, die wir gleichzeitig gefunden haben. Je- 
doch ist uns LANGMUIR mit der Veröffentlichung zuvor- 
gekommen. Besondere Feinheiten wurden hier natürlich 


I a ea tn 
eege me nen 5 EEE 


25. Juli 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


1101 


füortzelassen, denn es handelte sich in erster Linie darum, 
die Grundzüge der Sundenmeßmethode zu erklären, die 
durchaus feststehen. Wichtig ist, dab die Sonde sehr klein 
eehalten wird, um keine Störung des Entladungsvorgangs 
durch den Sondenstrom selbst zu bekommen. Im vorliegen- 
den Falle habe ich absichtlich eine größere Zylindersonde 
gewählt, weil ich dann im Lichtbild die daran auftretenden 
Raumladungschiechten deutlich zeigen wollte und es nüiz- 
lich erschien, einheitliches Material zu bringen. Tierm 
liegt also eine wenn auch unbedeutende Vernachlässigung. 


Herr Güntherschulze: Ich möchte hierzu bemerken, 
dab sich meine Kritik immer nur gegen die alte Sonden- 
messung gewandt hat, nicht aber gegen die neuere Methode 
von ISSENDORFF und LANGMUIR. 

Herr Höpp: lch möchte den Herrn Vortragenden bitten, 
einige Zahlen zu nennen, damit man einen Überblick dar- 
über gewinnen kann, wie sich die neueren Methoden zur 
Verhinderung der Rückzündung auszewirkt haben. Es er- 
seheint nützlich, einmal einen Vergleich zu ziehen. Um 


wieviel Prozent konnte der Rickzündungstrom erhöht 
werden, wenn die erwähnten Mittel praktisch angewandt 
wurden? 

Vortragender: Die gewonnenen Versuchsresultate sind 
bei den einzelnen Typen verschieden ausgefallen. Man 
kann jedoch sagen, daß die Strombelastung der Gleich- 
richter durch die genannten Schutzmittel ungefähr ver- 
doppelt worden ist. Hierbei handelt es sich in erster Linie 
um (rroßrleichrichten. Ob es bei Glasrleichrichtern mög- 
lich ist, ionenabsorbierende Flächen anzuwenden, erscheint 
noch zweifelhaft, da alle zusätzlichen Teile, die man 
schwer entgasen kann, das Vakuum in unerwünschter 
Weise verschlechtern. Die wichtigste Wirkung dieser 
Schutzmittel ist die Verlängerung der Lebensdauer der 
Großsleichrichter. In diesem Punkte sind die Erfahrungen 
aber noch nicht abgeschlossen. 


Elektrotechnischer Verein. 
Der Generalsekretär. 
Dr. Schmidt. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


Auszeichnungen. — Die Preußische Akademie der 
Wissenschaften hat dem Rundfunkkommissar Staalssekre- 
tär a. D. Dr.-Ing. Hans Bredow in Würdigung seiner 
Verdienste um die tatkräftize Förderung der technischen 
Wissenschaften durch die Gründung der Heinrich-Hertz- 
(Gesellschaft und des Instituts für Schwinzungsforschung 
die Goldene Leibniz-Medaille verliehen. — Dem Generaldir. 
der Deutschen Ton- und Steinzeugwerke A.G. Berlin, 
Nicolaus Jungeblut wurde von der T. H. Hannover 
für seine Verdienste um die Förderung der Steinzeuzindu- 
strie, insbesondere um die technisch-wissenschaftliche Ent- 
wicklung ihrer Arbeitsmethoden und Massen sowie der 
Anwendbarkeit ihrer Erzeugnisse die Würde eines Dr.-Ing. 
E.h. verliehen. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Über die Kurzschlußfestigkeit von Stromwandlern. 


Aus dem Vortrag von Herrn W. REICHE! scheint her- 
vorzugehen, daß man meine rechnerischen Untersuchun- 
zen über Stromkräfte noch nicht bemerkt hat. „La Revue 
Generale de VElectricite“ brachte am 12. V. 1928 eine volle 
Übersetzung meiner von „The Journal of Scientifie Instru- 
ments“ iin November 1927 herausgegebenen Arbeit. Dort 
stellte ich Formeln über die bei irgendeiner Anordnung 
von geraden Leitern auszeübten Stromkräfte auf. Für zwei 
parallele gleich lange Leiter gilt die Formel 


en hio co) (y 1 ) erh Ge 


worin P [kg] die Kraft, I [A] den Strom, h die Länge der 
Leiter und a ihren Achsenahstand bedeuten. Tier kann 


das Verhältnis irgendeinen Wert haben, auch mit A 
viel erößer oder viel kleiner als a. 
Wenn h nicht kleiner als 4a ist, so können wir 


Formel (1) durch 


ZE ' vrh 
= 201 (oo) E 1] EEN 


ersetzen, aber nicht durch die von Herrn REICHE ange- 
«bene Formel j 
Zb 
P-20 ( 
10 0C0)] u 
Das — 1 in meiner Formel (2) sollte nicht weggelassen 


werden, da es keine zusätzliche Schwierigkeit in die Be- 
rechnung einführt und bedeutende Fehler oft verhindert. 
In meiner Arbeit habe ich nur die elektromaznetiselen 
tss-Einheiten verwendet. Die darin angegebenen Werte 
für Kräfte müssen deshalb mit Lu. Irch multipliziert 
werden, wenn die Ströme in Ampere eingesetzt sind und 
die Kräfte in Kilogramm gesucht werden. 
Manchester, 17. XII. 1928. 
W.F.Dunton. 


ı ETZ 1928, S. 1772. 


Erwiderung. Beide Formeln, sowohl die von mir 
zitierte als die von Herrn W. F. DUNTON genannte, sind 
Näherungsformeln. Für das vorliegende Anwendungs- 
gebiet, nämlich für die Berechnung der abstoßenden 
Kräfte zwischen Stromwandlereinführungen, sind beide 
gleich gut anwendbar. Betragen z.B. bei einem Topf- 
stromwandler für GOEN Betriebspannung die Länge der 
Einführungen 600 mm und ihr Abstand 6 mm, so ist der 
Unterschied in den Ergebnissen beider Formeln nur 1%. 
In Anbetracht der sonstigen Vernachlässirzungen und an- 
eesichts der Unsicherheit in der Ermittlung des Kurz- 
schluiistromes genügt hier die einfachere Formel. 


Dresden, 12. V. 1929. W. Reiche. 


125 Jahre elektrisches Glühlicht. 


Auf die meinen Aufsatz! betreffende Zuschrift des 
INerrn WINKLER? erwidere ich: Es ist zutreffend, daß 
MARUM und PFAFF 1801 Fisendrähte elektrisch zur Rot- 
glut brachten? Da sich aber Fisendraht in Luft nicht 
zur Weißelut bringen läßt, ohne sofort zu verbrennen, 
kam es mir für die geschichtliche Entwicklung des Glüh- 
lichts einzig auf den grundlegenden Versuch Davys mit 
Platindraht an. Denn Platindraht läßt sich stun- 
denlang in Luft in Weißglut erhalten, wobei derselbe 
lebhaftes Licht ausstrahlt, so daß man dabei schen und 
folglich von Glühlieht sprechen kann. Hätte ich die Ge- 
schiehte der Plätteisen, Heizsonnen u. del. behandelt, so 
wäre es notwendig gewesen, auf die Marum-Pfaffschen 
Tisendrahtelübversuche einzugehen. Da ich mir jedoch 
die Darstellung der Geschichte des Glühliehts zur Auf- 
gabe stellte, ging ich vom Davyschen Platindrahtver- 
such aus, um nicht noch weiter zurückgreifen zu müssen. 
Denn zur Geschichte der Glühwirkung gehörte die An- 
gabe, daß sie DAVY bereits 1800 beschrieben hat? und 
daß KINNERSLEY, FRANKLIN und PRIESTLEY Eisendrähte 
usw. mit dem Strome Leydener Batterien sogar schon 
1761 ... 1767 zum Glühen und zum Schmelzen brachten’. 


BDerlin-Friedenau, 7. V. 1929. 
Ing. B. Duschnitz. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


H:]lfshuch für die Elektrotechnik. Unt. Mit- 
wirk. namhaft. Fachgen. bearb. u. heraus. v. Dr. K. 
Strecker. 10., umeearb. Aufl: Schwachstrom- 
ausgabe (Fernmeldetechnik). Mit 1057 Abb., XXII u. 
1137 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1928. 
Preis zeb. 42 RM. 


Ganz richtig sagt der Herausgeber dieses ausgezeich- 
neten Sammelwerkes, daß diese zehnte Auflage eirentlich 


1! B.Duschnitz, ETZ 192%, S. 1111. 

3 G.H. Winkler. ETZ 19%, S. 518. 

3 M.v.Marumu. Pfaff, Gilb. Ann. Phys. 1802, Bd. 10, S. 121. 

1 H. Davy, Gilb. Ann. Phys. 1801. Bd. 7, S. 127. 

5 J. Priestley, The History und Presint State of Electricity, 
London 1767, 5. 184, 362, 427, 457. 


1102 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


25. Juli 1929 


eine erste Auflage darstellt. Bei der vor 30 Jahren erschie- 
nenen ersten Auflage des zu bescheiden als „Hilfebuch“ be- 
zeichneten Werkes waren Starkstrom- und Schwachstrom- 
abteilung vereinist, wobei letztere einschließlich der Meß- 
kunde Ile des ganzen Umfanzes ausmachte. Bei diesem 
Brauche ist es geblieben, bis bei der Herstellung der neun- 
ten Auflage (1921) sich die Unmöglichkeit ergab, die 
außerordentlich anzcewachsene Schwachstromteehnik mit 
der Starkstromtechnik in einem Bande unterzubringen. 
Die neunte Auflaze erschien, von dem mitaufgenom- 
menen Funkwesen abzeschen, ohne Schwachetromteil, 
der nun bei der zehnten Aufiare erstmalig als beson- 
derer Band zedruckt ist. Der allgemeine Teil stimmt mit 
dem der Starkstromauseabe im wesentlichen überein, 
jedoch treten an die Stelle der Messungen an elektrischen 
Maschinen und Anlagen die Messungen an Telegraphen- 
und Fernsprechanlaxen und -apparaten. 

In 1506 Artikeln gibt das Buch ein durch die vielen 
ausgezeichneten Abbildungen vorzüglich vervollständie- 
tes sehr umfassendes Bild der mit beispielloser Schnellig- 
keit anwachsenden Schwachstromtechnik. Nicht wenirer 
als 57 Autoren besten Rufes haben das gewaltize Material 
zusammengetragen, und es bedeutet ein großes Verdienst 
des Herausgebers, diese Einzelarbeiten zu einem Ganzen 
zusammengefügt zu haben, das fast so einheitlich wirkt, 
als sei es von einem Einzelnen verfaßt. Es braucht kaum 
gesagt zu werden, daß es einen solchen Verfasser nicht 
gibt und nicht geben kann, da ein Einzelner das behandelte 
Gebiet unmöglich mehr beherrschen kann. 


Das Buch enthält im allgemeinen Teil die Hauptab- 
schnitte: Allgemeine Hilfsmittel, elektrische Meßkunde:; 
im eigentliche Schwachstromteil: Gleichstrom und Nieder- 
frequenz, Hochfrequenz, die Telezraphenleitung, Telegra- 
phie auf Leitungen, Fernsprechwesen, Sonderzcbiete des 
Fernmeldewesens und Funkwesens. Der Abschnitt Fern- 
sprechwesen nimmt mit % des Gesamtumfanzes den ver- 
hältnismäßig größten Teil des Buches ein und wird damit 
der überragenden Bedeutung dieses Zweiges der Schwach- 
stromtechnik gerecht. 

Wie eingehend die Einzelzebiete behandelt werden, 
ersieht man aus der Unterteilung dieses Absehnittes: 
Grundfragen der Fernsprechtechnik, Verstärkertechnik, 
eroße Fernsprechverstärkerämter, kleine Verstärker- 
ämter, die Schnurverstärkereinrichtungen, Theorie und 
Aufbau des Telephons — und 17 weitere Unterabschnitte, 
unter denen der Teil: Selbstanschlußämter allein 125 Sei- 
ten mit 108 Artikeln einnimmt. Aus der Aufzählung ergibt 
sich schon, wie eingehend der Stoff theoretisch und prak- 
tisch abgehandelt wird. Der Schaltunssingenieur, der 
Konstrukteur und der Theoretiker werden reiche An- 
regung aus dem Buche schöpfen, wenn nicht für ihr engstes 
Spezialfach, so doch für die angrenzenden Gebiete, die auf 
andere Weise dem stark spezialisierten Ingenieur immer 
schwerer erreichbar werden. 

Es ist selbstverständlich, daß das Werk kein „Lehr- 
buch” sein kann. Dennoch gehört es m. E. auch in die Biblio- 
thek jedes Studierenden der Fernmeldetechnik, so knapp 
sie auch hei den heutigen schwierigen Verhältnissen und so 
gering leider heute auch die Meinung für Bücheranechaf- 
fung bei unseren Studenten sein mag, Gerade für die weit- 
verzweigte Schwachstromtechnik ist ein solches zusam- 
menfassendes Werk von unschätzbarem Werte. 

Wo das Buch nicht selbst Auskunft gibt, ermöglichen 
eingehende Quellenangaben das Aufsuchen der weiter- 
gehenden Literaturstellen und ÖOririnalarbeiten. 

Die Ausstattung des trotz seiner großen Seitenzahl 
noch durchaus handlichen Buches ist die gleich hervor- 
ragende, wie sie von früheren Auflagen her bekannt ist, 
und erfüllt alle berechtigten Wünsche. 

Eine ins einzelne gehende Kritik könnte m. E. nur 
durch eine Reihe von Referenten erfolgen, ich sche daher 
davon ab. Ich glaube nicht, daß sie Wesentliches zu be- 
anstanden finden würden. Beckmann, Hannover. 


DieElektrizitätundihre Anwendungen. Von 
Prof. Dr L. Graetz. 23., neubearb. Aufl. Mit 739 Abb., 
XVI u. 818 S. in gr. 8°. Verlag von J. Engelhorns Nachf., 
Stuttgart 1928. Preis geb. 16,50 RM. 


Das Buch hat sich, wie schon die hohe Auf- 
larenzilfer beweist, einen recht weiten Leserkreis zu 
schaffen verstanden. Dieser Erfolg ist der Fähigkeit des 
Verfassers zu anschaulicher und nie ermüdender Darstel- 
lung des physikalischen Geschehens zu verdanken, unter- 
stützt durch gute buchtechnische Ausstattung und über- 
sichtliche, dem Verständnis des Lesers anzepaßte Abhil- 
dungen, die zwar in einigen Fällen in der vorliegenden Auf- 
lage etwas überaltert anmuten. Die 23. Auflage ist durch 
neue Zusätze dem Stande des Wissens angepaßt worden; 
weniger wichtige Stellen wurden fortzelassen, andere er- 


heblich gekürzt, so daß sich der Umfang des Buches erhalten 
hat. Neu aufgenommen wurden an besonders den Elektro- 
techniker interessierenden Gebieten die Kettenleiter, die 
physikalischen Ursachen des Blindstromes, Skineffekt, Mes- 
sung hoher Spannungen, Lichttechnik und -reklame, Hoch- 
spannungsanlazeı, elektrische Fernbahnen und viele Ein- 
zelheiten der Funktechnik. Das oben bezüglich der Abhil- 
dungen Gesagte gilt auch für die den 2. Teil des Buche: 
bildenden technischen Gebiete, wenn auch zahlreiche Ab- 
bildunzen ausgewechselt wurden und neuzeitliche Kon- 
struktionsforinen zeigen. Der sich mit den Hochspannungz:s- 
anlagen befassende Abschnitt hätte angesichts der großen 
wirtschaftlichen Bedeutung dieser Fragen etwas umfanz- 
reicher ausfallen dürfen: ein Ausgleich fände sich z. B. 
durch Kürzung des Abschnittes über Bogenlampen, deren 
technische Bedeutung doch nur mehr gering ist. Bei Be- 
sprechung der Lichtreklame vermißt man die Neonröhren: 
ferner werden Kathodenstrahloszillograph, Klydonograph 
und bei der Lenardröhre deren technische Vervollkomm- 
nung dureh Coolidge nicht erwähnt, die als Beispiele wich- 
ticerer Neuerungen herauseerriffen seien. Das sind in- 
dessen nur geringfügige Beanstandungen, die mit dem 
hohen Wert des Buches als wirklich brauchbare Einfüh- 
rung in das Gebiet der Elektrizitätslehre nichts zu tun 
haben. Das Werk verdient daher eine warme Empfehlung, 
besonders auch für die an der Elektrotechnik interessierte 
Jugend, die wohl bisher schon einen recht beträchtlichen 
Teil der Leserschaft gestellt hat. G. H. Winkler. 


Protection contre les effets nuisibles de 
l'électricité. Von F. G. de Nerville und A. 
Hardy. Mit 282 Abb. u. 860 S. in gr. Hi Verlag Li- 
brairie J. B. Bailliċre et Fils, Paris 1928. Preis geh. 
125 Fr., geb. 137 Fr. 


Die Verfasser untersuchen und beschreiben in dem 
umfangreichen Werk die verschiedenen durch elektrischen 
Strom hervorzerufenen Schäden, die sich als Unfälle, al: 
Korrosionen usw. darstellen. Sie weisen besonders auf 
mangelhafte elektrische Anlagen hin und auf Störungen 
durch unfachmännische Eingriffe. 


In jedem Kapitel werden zunächst die Art und Ursache 
der Unfälle und der Störungen untersucht und dann auf 
die Mittel zu ihrer Vermeidung oder zur Verhinderung 
größerer Auswirkung der Schäden hingewiesen. Soweit die 
Finwirkune des elektrischen Stromes auf den menschlichen 
Körper behandelt wird, folzen die Verfasser den Ansichten 
von Jellinek und erwähnen die von diesem gefundenen 
mikroskopischen Veränderungen im Rücekenmark und ver- 
länserten Mark: sie erwähnen die von Jellinek behanptete 
verschiedenartize Wirkung, ob iemand auf den Stromein- 
bruch vorbereitet ist oder nicht, ebenso daß schlafende Men- 
schen weniger gefährdet sind. Es wird angenommen, daß 
der elektrische Tod sowohl dureh Herzstillstand als auch 
Atmunestillstand eintritt, daß letzterer aber durch künst- 
liche Beatmung behoben werden kann. Zu den Wieder- 
belebungsversuchen wird, da diese von Hand zu «r- 
müdend sind, die Anwendung eines Apparates empfohlen, 


was aber zweifellos zu Mißerfoleen führen mub. 
Zu verwerfen ist unbedingt die Empfehlung. den Ver- 


unzlückten zunächst an einen gut belüfteten Ort zu brin- 
een, denn durch diese Verzöuerung wird ein Erfolg der 
Wiederbelebungsversuche verhindert. Zuzustimmen ist der 
Anweisung, die Wiederbelebungzsversuche durch Schlazen 
auf die Brust mit feuchten Tüchern oder mit den Händen 
zu unterstützen. 

Einzehend werden die Blitzwirkunsen behandelt und 
die verschiedenen Theorien besprochen, und hierbei werden 
Angaben gemacht über die zweckmäßigesten Anordnungen 
der Blitzableiter an Gebäuden, in Freileitunsen usw. Fer- 
ner werden die verschiedenen Überspannungsschutzeinrich- 
tungen erläutert. 

Ebenso ausführlich werden die Bestimmung über die 
Führung von Starkstromleitunzen in der Nähe von Post- 
und Teleeraphenanlagen und der Übertritt von Hochspan- 
nung auf Nicderspannungs- und Telephonanlazen be- 
handelt. 

Es werden dann Vorschriften gegeben über das Ar- 
beiten an Hlochspannunesleitunren, dabei auch der Zipp- 
sche Anzeiger erwähnt, ohne daß der Name Zipps ge- 
nannt wird. Viel verbreitet scheint in Frankreich noch der 
Fanebürel zu sein, wenn auch der Sicherheitsaufhänzun? 
der Vorzug gegeben wird. Außerdem werden aber auch 
Schutznetze noch jn weitzchendem Maße in dem Buche be- 
handelt. 

Einen großen Umfang nehmen in dem Buch die Störun- 
gen durch Bahnanlagen, insbesondere durch varabundie- 
rende Ströme ein. Unter den Abwehrmaßnahmen werden 
auch die deutschen Vorschläge, insbesondere die von 


25. Juli 1929 


\Michalke erwähnt. Die Verbindung der Schienen mit 
unterirdisch verlegten Rohren ist verboten; diese müssen, 
sofern sie nicht einen isolierenden Überzug haben, minde- 
stens in 70 em Abstand von den Schienen verlegt werden. 
Auf die Verluste in den Schienenverbindern sowie die Ver- 
luste in den Schienen selbst innerhalb und außerhalb der 
Städte wird besonders eingegangen. 

Angefügt sind den Ausführungen die sämtlichen fran- 
zösischen Gesetze, wie über die Konzessionierung elektri- 
scher Anlagen, ferner die Eisenbahn- und Postkreuzungs- 
vorschriften, Weeekreuzungsvorschriften usw. sowie die 
Errichtungsvorschriften. 

Das Buch gibt einen guten Überblick über die in 
Frankreich getroffenen Schutzmaßnahmen bei der Her- 
stellung elektrischer Anlagen und über die hierfür in Frage 
kommenden Gesetze und Vorschriften. Für das Studium 
der französischen Verhältnisse und für einen Vergleich 
mit den deutschen dürfte das Buch sehr willkommen sein. 

Alvensleben. 


Die Wellen, die Schwingungen und die 
Naturkräfte. Von Prof. Dr.-Ing. Eh Max. Möl- 
ler. 2. bis 4. Teil, 2. Lief.: Die elastische Welle 
sowie Elektrizitätund Magnetismusals 
Erscheinungsformen von Wellen und 

~ Schwingungen. Mit 68 Textabb., XI u. 136 S. in 8°. 
Verlag von Friedr. Vieweg & Solın A. G., Braunschweig 
1927. Preis kart. 5 RM. 

Der Inhalt gliedert sich in: Wesen und Arten der 
Schwingungen und Wellen sowie deren mechanische Be- 
ziehungen. Des Verfassers Auffassung zur Mechanik der 
elektrischen und magnetischen Vorgänge sowie Zustände, 
eine Übersichtsdarstellung, auszewählte ergänzende Ein- 
zelheiten. — Das Buch ist das Ergebnis einer 52jährigen 
Arbeit eines Bauingenieurs, „einzelne Ergebnisse der Ex- 
perimentalforschung unter Auswertung der Mechanik zu- 
einander in Beziehung zu setzen“. Sie sind „ausschließ- 
lich auf dem spekulativ theoretischen Were gewonnen“. 
„Hypothesen liegen ihnen nicht zugrunde.” Lübcke. 


Jahrbuch der Hafenbautechnischen Ge- 
sellschaft Bd. 10, 1927. Mit 283 Abb., 5 farb. Tafeln 
bzw. Textblättern u. 222 S. in 2°. VDI-Verlag G. m.b. H., 
Berlin 1928. Preis geb. 30 RM, f. VDI-Mitgl. 27 RM. 


Der 10. Bd. des Jahrbuches der Hafenbautechnischen 
Gesellechaft zerfällt in drei Teile. Auf den geschäftlichen 
Absehnitt folgen die Vorträge, welche sich mit der 
Steinkohle als Unischlagsgut des rheinisch-westfälischen 
Industriegebietes befassen, Den Schluß bilden Beiträge 
über verschiedene Hafenanlagen, Verladeanlagen, Lager- 
häueer, Schiffahrts- und Eisenbahnweee. Wenn Skal- 
weit darauf hinweist, daß das Klingenberg-Werk sich 
nicht scheue, seine Kohlen von dem 500 km entfernten Ober- 
schlesien und dem Ruhrgebiet zu beziehen, und zu dem 
Ergebnis kommt, daß sich der Versand auf Bahn- und 
Wasserstraßen weiterhin in aufsteigender Linie beweren 
wird, so bemerkte Rehmer dazu, daß es mit den heuti- 
een Fahrzeugen der Binnenschiffahrt nicht möglich sei, 
ein Werk wie Rummelsburg zweckmälsir zu beliefern. So- 
lange man nicht eine neue Kahnform gefunden habe, um 
auch Masseneiüter zweckmäßig zu befördern, sei man 
auf den Großraumeüterzuxz angewiesen. Obgleich in den 
Beschreibungen der Hafenanlagen der wasserbautechni- 
sche Inhalt vorherrscht, so sind darin doch auch zahlreiche 
Ansführuneen von elektrisch betriebenen Krananlagen, 
Kohlenkippern usw. beschrieben. Interessant ist eine im 
Hafen von Vlaardingen aufgestellte Verladebrücke mit 
Lasfkatze, deren Speisunz durch Schwungradumformer 
mit Schlupfregelung erfolgt. Hier wird der Elektrotech- 
niker besonders angezogen durch die Gründe, welehe für 
die Widerstandschaltung und gegen das Leonardsystem 
sprechen. Von Schwachstromanlagen verdient ein elektri- 
sches Stellwerk zur Sicherung und Überwachung des Zug- 
verkehrs der Hafenbetriebszesellschaft Wanne-lHerne m. 
b H. Beachtung. Alles in allem ein Werk, das dem Tech- 
"iker auf vielen Gebieten Anregungen gibt. 

W. Kraska. 


Das Deutsche Preßrecht. Von Dr. K. Häntz- 
schel. (Die Preßgesetze des Erdballs, herausg. von 
Bruns-Häntzschel, Bd. 1.) Mit XXII u. 106 S. 
in 8°. Verlag Georg Stilke, Berlin 1928. Preis geh. 5 RM, 
geb. 6 RM. 


Das Preßrecht Großbritanniens Von M. 
Wolff. (Die Preßzesetze des Erdballs, herausz. von 


Bruns-Häntzschel, Bd. 2) Mit XIII u. 80 S. in 
=. Verlag Georg Stilke, Berlin 1928. Preis geh. 4 RM, 
geb. 5 RM. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


1103 


Dr. K. Häntzschel, eine anerkannte Autorität 
auf dem Gebiete des Preßrechts, hat seinem bekannten 
Kommentar zum RPG binnen Jahresfrist eine — aller- 
dings erheblich knapper angelegte — systematische Dar- 
stellung folgen lassen. Das Buch bildet den 1. Band eines 
Unternehmens „Die Preßgesetze des Erdballs“, das von 
dem Institut für ausländisches öffentliches Recht und 
Völkerrecht in Berlin und der Fédération Internationale 
des Journalistes herausgegeben wird. Die Sammlung 
will eine zusammenfassende Darstellung des Preßrechts 
aller Kulturstaaten geben. Sie soll aus 2 Teilen bestehen: 
der 1. Teil, zu dem die bisher erschienenen, hier anzezeir- 
ten Bände gehören, wird Einführungen in das Preßrecht 
des betr. Landes sowie den Wortlaut der geltenden Preß- 
gesetze und sonstigen preßrechtlich bedeutsamen Einzel- 
vorschriften enthalten, der 2. Teil dagegen die einzelnen 
preßrechtlichen Probleme rechtsvergleichend erörtern. 

Diesem Plan entspricht die Anlage der Arbeit Häntzschels. 
Der Verfasser gibt zunächst auf 79 S. eine geschickte und 
klare Einführung in das geltende deutsche Preßrecht. 
Hierbei werden Literatur und Rechtsprechung zwar be- 
rücksichtigt, abweichende Ansichten vielfach erwähnt, 
einzehendere Berründungen der eigenen Meinung sowie 
geschichtliche und rechtsvergleichende Bemerkungen je- 
doch im allgemeinen nicht gegeben. Es war das hier 
auch nicht unbedingt erforderlich, weil die gebotenen Zi- 
tate und vor allem das ausführliche Literaturverzeichnis 
(S. XII/XV) dem Leser ein selbständiges Weiterarbeiten 
ermöglichen. Auf S. 80/102 folgt dann ein Abdruck des 
RPG, des Schund- und Schmutzgesetzes und vieler anderer 
für die Handhabung und das Verständnis des Preßrechts 
unentbehrlicher Vorschriften. Dankenswert ist auch die 
auf S. XVIIUXXTI befindliche „Tafel des Deutschen 
Preß- und Zeitungsrechts“. — Ein Eingehen auf Einzel- 
heiten muß ich mir hier versagen; meine Stellungnahme 
zu den vom Verfasser vertretenen Ansichten findet sieh 
in meiner Darstellung des Preßrechts. Die vorliegende 
Arbeit Häntzschels gibt mir keine Veranlassung, diese 
Stellungnahme zu ändern. 

Das Jahr 1928 hat eine empfindliche Lücke in der 
dentschen Preßrechtsliteratur ausgefüllt: es hat uns zwei 
vorzügliche systematische Darstellungen des englischen 
Preßrechts gebracht: neben dem Buch von Hans Par- 
dey, Das Recht der englischen Presse, die vorliegende 
Schrift, die als 2. Band der oben angezeigten Sammlung 
erschienen ist. Die Verfasserin gibt einen reichhaltigen 
und anschauliehen Überblick über die englische Recht- 
sprechung in Preßsachen: in einem Anhang fügt sie die 
wichtigsten Sonderezesetze in Übersetzung an. Ein eigent- 
liches Sonderrecht der Presse kennt England 
nach Ansicht der Verfasserin freilich nieht (a. A. Par- 
dey); zwar trüäfen viele Begriffe des Common Law in 
ihrer Auswirkung hauptsächlich die Presse, trotzdem 
liege aber die Anerkennung eines eigentlichen, dem kon- 
tinentalen entsprechenden Sonderrechts nicht im Geiste 
des englischen Rechts (S. 4 u. 22). Das eilt auch für den 
Grundbegriff des Preßrechts, den Begriff der Preßfrei- 
heit: auch diese ist „nieht größer und nicht kleiner als 
die Freiheit jedes Untertans der Königin“, heißt es in 
einer Gerichtsentscheidunz aus dem Jahre 1900 (S. 2). 
Finen Hauptteil der Schrift nimmt die Darstellung des 
Liibelrechts ein (S. 7/25), aus der insbesondere die Aus- 
führungen über „fair comment” (S. 22ff) interessante 
Parallelen zu unserem RB 193 StGB. liefern. Öffentliche 
Anklagen wegen Preßbeleidigunz sind selten, weit häufi- 
ger ist die Zivilklare auf Schadensersatz (8.8, 27/8). 
Fin Zwang zur Benennung eines verantwortlichen Re- 
dakteurs besteht nicht (S. 33), ebensowenig ein allge- 
meiner Berichtieungszwane (S. 38). Fin Hinweis auf 
die sonstigen recht einschneidenden Abweichungen des 
enelischen Rechts von dem deutschen RPG ist leider un- 
möriich. Dem Interessenten kann nur die Lektüre der 
auch dem Nichtjuristen durchaus verständlichen Schrift 
empfohlen werden. Prof. Dr. Mannheim, Berlin. 


Eingegangene Doktordissertationen. 

Robert Mundt, Ermüdungsbruch und zulässige Belastung 
von Wälzquerlagern. T. H. Berlin 1929. VDI-Verlag. 
Berlin. (S A. aus Z. VDI Bd. 73, 2. Heft.) 

Julius Alexander Neumann. Festigkeiten der elektrischen 
Punktschweißung. T. H. Berlin 1928. 

Wilhelm Peters, Über die Belastungsfähigkeit von Hoch- 
stromerdungen und verwandte starkstromtechnische Er- 
wärmungsprobleme. T. H. Berlin 1928. 

Bruno Reiter, Untersuchungen über die Abhängigkeit der 
Meßgenauigkeit von der künstlichen Beleuchtung. T. H. 
Dresden 1929. 


1104 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Frachtermäßigung für die Elektroindustrie. — Wie 
wir der Ind. Handelszg.! entnehmen, ist seit dem 8. VII. 
auf der Deutschen Reichsbahn für Dynamos, Elektromotoren, 
Umformer, Transformatoren, sämtlich zusammengesetzt oder 
zerlegt, im Einzelgewicht bis zu 5 t je Stück, elektrische 
Apparate und Zubehörteile, Schaltvorrichtungen, isolierte 
Kupferdrähte, Kabel und Zubehör sowie für Waren aus Kup- 
fer und Messing der Ausnahmetarif K133 in Anwen- 
dung, aber an die Auflieferung einer Mindestmenge von 
3500 t durch einen Versender in 12 aufeinander folgenden 
Monaten gebunden. Er sieht Sätze für Stückgut, 5, 10 und 
15 t-Ladungen vor, gilt für Frachtstückgut jedoch nur bei 
Auflieferung von mindestens 2 t mit einem Frachtbrief oder 
bei Frachtzahlung für dieses Gewicht. Bei der Rückerstat- 
tung wird auch der 5prozentige Zuschlag für die Beförderung 
in gedeckten Wagen vergütet. 


Eine Arbeitsgemeinschaft der Bau- und Elektrizitäts- 
verbände im rheinisch-westfälischen Industriegebiet. — 
Um den Erfordernissen, die sich aus der dauernd zunehmen- 
den Verwendung von elektrischem Strom ergeben, im Bau- 
wesen vorausschauend Rechnung zu tragen, haben sich 
meherere größere Verbände und Organisationen zu einer Ar- 
beitsgemeinschaft zusamınengeschlossen. Dieser gehören 
u. a. an: die Lichttechnische Gesellschaft für Rheinland und 
Westfalen, die Vereinigung der Elektrizitätswerke E. V., der 
Elektrotechnische Verein für das rheinisch-westfälische Indu- 
striegebiet, der Elektrotechnische Verein in Düsseldorf so- 
wie der Reichsverband des deutschen Elektro-Installateur- 
gewerbes. Auch der VDI wird sich, wie Elgawe mitteilt, 
voraussichtlich anschließen. 


Metallpreise im 2. Vierteljahr 1929. — Die Preisent- 
wicklung der Hauptmetalle war im vorigen Vierteljahr ge- 
kennzeichnet durch den starken Kurseinbruch zu Anfang 
April, der der allgemeinen Metallhausse unter Führung des 
Kupfers folgte. Auf dem niedrigeren Kursniveau waren dann 
die. Preisschwankungen verhältnismäßig gering. Eine Ge- 
genüberstellung der amtlichen Londoner Monatsdurchschnitts- 
preise in £/ton ergibt das folgende Bild: 


Monat Kupfer | Blei | Zink Zinn 
| f 
März . 89.4.41 | 258.214 27.1.0 | 220.17.41; 
April... | 81.2.74) 24.15.167 . 26.15.21; | 206.19.73/- 
Mai 15.2.6 23.18.1 18/ 1 | 26.14.66 || f 197.12.88 1 
Juni . . 714.79, 23.13.10, 264.33, | 200.5.93/ 


Die Bewegung der Metallpreise im einzelnen geht aus 
Abb. 1 hervor. Sehr in die Augen fallen die starken Schwan- 
kungen des Zinnpreises, der einen besonders kräftigen Rück- 
schlag erfuhr. 
folgendermaßen: 

Preisindexziffer der Metallwirtschaft. 


Die deutsche Preisindexziffer stellte sieh 


1909/13 = 100 . IV. . V. 
Gesamtindexziffer 126,9 | 125.0 125,6 
| 

Be an A u ige Ee 128,5 127,9 

Blei. . 2222202. 151,6 i 142,2 148,4 
Zink . 2... 108,8 | 108,8 106.8 
Zinn ..... 111,8 107,6 108.0 
Aluminium 132,0 | 132,0, 132.0 
Nickel 107,7 0 1077 ` 107,7 
Antimon ...... 126,3 | 1114 100.9 


Die Kupfer weltproduktion hat sich im zweiten Vier- 
teljahr 1929 auf dem im März erreichten hohen Stande ge- 
halten. Im März wurden nach den Berechnungen des Ameri- 
can Bureau of Metal Statistics zum erstenmal über 190 000 sh. 
tons Kupfer erzeugt; die Gewinnung stellte sich nach den 
Berechnungen derselben Stelle im April auf 196 800 tons und 
im Mai auf 193100 tons. Die Kupfervorräte haben in der 
Berichtszeit wesentlich zugenommen. Während sie insge- 
samt (Raffinadekupfer) in Nord- und Südamerika am 1. IV. 
noch rd. 53 000 tons betrugen, bezifferten sie sich am 1. VI. 
bereits auf 70400 tons. Die Entwicklung zeigt, daß die 
Spannungen, die den Kupfermarkt im ersten Vierteljahr 1929 
auszeichneten, wesentlich nachgelassen haben. Die Erweite- 
terung der Weltkupfererzeugung (durchschnittliche Welt- 
fagesgewinnung 1927: 4642 tons, 1928: 5236 tons und in den 
ersten fünf Monaten 1929: 6149 tons) ist inzwischen in so 
starkem Maße eingetreten, daß sich führende amerikanische 
Knpferkonzerne bereits zu Produktionseinschränkungen ver- 
anlaßt gesehen haben. — Auch die Welt b | e i produktion war 

I 1929, Nr. 159. 

t Vgl. ETZ 19%, S. 664. 


ET 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 


25. Juli 1929 


mit 5203 tons durchschnittlicher Tagesleistung in dem ersten 
fünf Monaten des laufenden Jahres höher als im Mittel des 
Jahres 1928 (4976 tons). Die Vorräte an raffiniertem Blei 
in den V. 8. Amerika und Mexiko stiegen von rd. 39 100 tona 
am 1. IV. auf rd. 51 700 tons am 1. VI.; in Großbritannien 
haben sie in der gleichen Zeit etwas abgenommen. Eine 
Einigung über die Bildung eines internationalen Bleikartells 
kaın, wie zu erwarten war, nicht zustande, so daß bis auf 
weiteres die Durchführung gemeinsamer statistischer Ar- 
beiten allein bestehen bleibt. In den V.S. Amerika wur- 
den in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres rd. 
85 900 tons Blei zur Herstellung von Kabeln und 36 600 tons 


SI. BJERE E/. TESRUR ORJI E/V. RIED. SOIT. YIT. AGR Sp LORSE 
Abb. 1. Metallpreise im 2. Vierteljahr 1929. 
Aluminium: 48,99%, Blöcke und Barren -- Elektrolyrtkupfer: Delnotiz 
Berlin — Zinn: per Kasse — Zink: nahe Sichten — Blei: nabe Sichten — 
Quecksilber: in £/Flasche zu 70920 lbs. 


zur Fertigung von Batterien verwendet. — Die Weltzink- 
produktion war nach den Berechnungen des Americau 
Bureau of Metal Statistics in den ersten fünf Monaten noch 
etwas höher als 1928; die durchschnittliche Tagesgewinnung 
stiex von rd. 4300 auf rd. 4400 tons. Trotz dieser Zunahme 
haben die Vorräte abgenommen, u.zw. in den V.S. Amerika 
von rd. 38 000 tons am 1. IV. auf rd. 33 800 tons am 1. VI. 
Die Weltvorräte fielen im Laufe des Monats April von 
76 000 auf 72100 tons. — Der Zinn markt wurde auch im 
2. Vierteljahr durch die wechselvollen, unkontrollierbaren 
Nachrichten über eine internationale Verständigung der Pro- 
duzenten entscheidend beeinflußt. Wenn auch die Gründung 
der British American Tin Co. im Sinne einer Zusammen- 
fassung der Kräfte aufgefaßt werden kann, so scheint doch 
die Bildung eines internationalen Kartells wenigstens noch 
nicht spruchreif zu sein. Hg. 


Abschluß des Heftes: 20. Juli 1929. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expl. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh m e in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9. 


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heit durch reichlich bemes- 
senen Leiterquerschnitt 


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Sprungwellenschutz durch parallel 
geschalteten Ohm'schen 
Widerstand (System Campos) 


= XXXIV. Jahresversamml, des VDE in Aachen 11065 — Die v. Transformatoren 1126 — Die Generatoren für das Kraftwerk Ryburg-Schwör- 
u Vorsch t des VDE 1107 — Dützmann, Neuzeitl, Kabel- u. Rohr- stado — Die Funkstation des neuen Schnelldampfers `. Bremen" 1127 — Signale 
frkrtte. 1109 — Müller, Die el. Alkalileuchte f. Grubenbeleucht. im Straßenbahnverkehr — Die magnet, Eigenschaften v, Perminvar 1128 — VDI- 
SBiermanns, Hochleistungschalteer ohne Öl (Schluß) 1114 — Hauptversamml. in Königsberg u. die „Lehrschau Holz“ 1129 — Neue Norm- 
Uik, Gußgekapselte Vorteil. in Vertikal- u. Horizontalanordn, 1120 — blätter des DNA 1131 — Energiewirtschaft 1182 — Rechtspflege 
sen, Entwicki. d. dänischen Elektrizitätswirtsch. in dem letzten 1133 — Vereinsnachrichten ad — Persönliches 1897 — 


— Dehne, Die Elektrizität auf der Zweiten Weltkraftkonferenz Briefea.d.Schriftleit.: I. C, Fritz/[E. Rosenberg 1137 — Literatur: 
. H Greinächer, N. V. Sidgwick, C. Ehlers, H. Geiger u. K. Scheel, R. Stumper, 
a Chau: Durchgehende el. Zugheiz,. 1125 — Neue el; Schnellzug- W. Schüle, A, Harnack, AEG, W. Pockrandt 1138 — Geschätftl, Mit- 
ma Japao — Der Stufen Induktionsregler für die Spannungsregelung teilungen 1140 — Bezugsquellenverzeichn. 1140. 


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1. AUGUST 1929 


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1106 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


50. Jahrgang 


Berlin, 1. August 1929 


Heft 31 


XXXIV. Jahresversammlung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Aachen. 


Für die diesjährige Jahresversammlung des Verban- 
des Deutscher Elektrotechniker war auf der vorjährigen 
Tagung in Berlin die alte Kaiserstndt Aachen gewählt 
worden, wo bisher eine Jahresversammlung noch nicht 
stattgefunden hatte und die Einweihung eines neuen Elek- 
trotechnischen Instituts an der Technischen Hochschule 
bevorstand. Zwei Gründe waren es, die diesmal der Tagung 
ein besonderes Interesse eintrugen, einmal das im Vorder- 
grund der heutigen Elektrizitätsversorgung stehende 
Thema der Vorträze über den wirtschaftlichen und tech- 
nischen Zusammenschluß großer Elcektrizitätsnetze und so- 
dann die Ausgestaltung eines Teiles der Tagung zu einer 
Ferntagung. Zu gleicher Stunde wie die deutschen Elek- 
trotechniker in Aachen hatten sich die befreundeten Fach- 
vereine im Haag, in Wien und Budapest zu Sitzungen ver- 
sammelt, um sowohl aus der Ferne die Vorträge in Aachen 
anzuhören als auch ihrerseits dahin zu sprechen. Wenn- 
gleich derartige Ferntagungen bisher schon hier und da 
veranstaltet worden waren, so war es doch hier das erste 
Mal, daß in Mitteleuropa eine Ferntagung in derartig 
sroßem Umfange durchgeführt wurde Die Anregung 
hierzu ging von Herrn Ministerialdirektor Dr. Craemer 
aus, der die jetzt in Aachen getroffenen Einrichtungen 
Ende vorigen Jahres schon bei einer Aufsichtsratsitzung 
der Deutschen Fernkabelgesellschaft erproben ließ, wobei 
die Taxungsorte Berlin, München und Köln durch Fern- 
leittungen im Gegenspreehverkehr untereinander verbunden 
waren. Die Kabelleitungen waren für die Aachener Fern- 
tagung von den Postverwaltungen der einzelnen Länder 
bereitwillizst zur Verfügung gestellt worden und liefen 
von den Versammlungsorten mit je einer Doppelader für 
Lautsprecher und Mikrophone in Berlin als Knotenpunkt 
zusammen. Die einzelnen Verbindungen hatten eine Länge 
von durchschnittlich 900 km und waren mit je 12... 14 Zwi- 
schenverstärkern ausgerüstet!. Die Organisation des Lei- 
tungsdienstes wurde von der Deutschen Reichspost in Zu- 
sammenarbeit mit den Postverwaltungen Hollands, Öster- 
reichs und Ungarns durchgeführt, während die Mikro- 
phone, Lautsprecher, Verstärker usw. von der Firma Sic- 
mens & Halske bereitgestellt wurden. Um den Kreis der 
Zuhörer noch mehr zu erweitern, wurden Ansprachen und 
Vorträge auf den Deutschlandsender Königeswusterhausen 
und den Sender Langenberg im Rheinland übertragen. 

Den Hauptverhandlungen gingen wie üblich Sonder- 
sitzungen des Vorstandes und des Ausschusses des Ver- 
bandes voraus, denen am Sonntag, dem 7. Juli, nachmittags, 
eine Begrüßung des Vorstandes und des Ausschusses durch 
den Oberbürgermeister von Aachen, Herrn Dr. Rom- 
bach, im Kaisersaale des Rathauses folgte. Das Stadt- 
oberhaupt hieß die Gäste in den Mauern der alten Kaiser- 
pfalz herzlich willkommen und wies auf die Vergangen- 
heit Aachens hin, das einst der Mittelpunkt des großen 
germanischen Weltreiches war und in seinen Mauern Jahr- 
hunderte hindurch große Kongresse sah, auf denen Welt- 
geschichte gemacht wurde. An die Begrüßung schloß sich 
eine sachkundige Führung durch den Kaisersaal und die 
berühmte Schatzkammer. 

Den Auftakt zur Jahresversammlunz bildete am 
Abend des Sonntags die in den festlich geschmückten Sälen 
des Städtischen Konzertliauses veranstaltete Begrüßung 
aller Teilnehmer durch die Stadt als Gastezeberin und den 
Örtsausschuß. Oberbürgermeister Dr. Rombach eröff- 
nete den Abend durch ein Hoch auf das deutsche Vater- 
land und übermittelte dann den Erschienenen ein herz- 
liches Willkommen im Namen der Stadtverwaltung und 
Bürgerschaft. Diese wüßten dem Verbande Deutscher 
Elektrotechniker Dank dafür, daß er durch sein Kommen 


ı Über die Einrichtungen solcher Übertragungen ist im einzelnen 
in einem Aufsatz der Festnummer der ETZ zur Aachener Taxung be- 
richtetjworden (ETZ 1929, H. 997). 


die Welt daran erinnere, daß in Aachen, auf des Reiches 
westlichstem Vorposten, hohe volkswirtschaftliche \Verte 
zu heben und zu hegen seien. Das Wort von der Schicksals- 
verbundenbheit aller Deutschen sei mehr als ein Wort: es 
bedeute die Summe unserer wirtschaftlichen, kulturellen 
und politischen Erfahrungen seit Jahrhunderten und na- 
mentlich während des letzten Jahrzehnts, es sei das Leit- 
wort, das uns voranleuchte bei dem hemmungsvollen Auf- 
stieg zur wirtschaftlichen Wiedergesundung. Der Vor- 
sitzende des Elektrotechnischen Vereins Aachen, Herr 
ÖOberpostdirektor Petzel, begrüßte die Gäste im Namen 
dieses Vereins und bat sie, neben der ernsten Berufsarbeit 
auch ein Auge für die Schönheit der Stadt zu haben. 

Der 1. Vorsitzende des Verbandes, Generaldirektor 
Dr. Krone, dankte namens des Verbandes für die Gast- 
freundschaft der Stadt Aachen und die große Arbeit des 
Ortsvereins, die dieser durch die Vorbereitungen der 
Tagung gehabt habe. Die Stadt Aachen sei unter den 
zahlreichen Einladungen der Städte einmütig zum dies- 
jährigen Tagungsort gewählt worden. Wie in der Schatz- 
kammer des Karlsmünsters am Glanze des Schreines 
Karls des Großen auch nicht ein Edelstein fehlen dürfe, 
so könne man in der deutschen Schatzkammer den Edel- 
stein Aachen nicht missen. Ein jeder Einzelne müsse dahin 
wirken, dieser Stadt zu helfen, daß sie wieder die Stelle 
einnehme, die ihre Tradition und der Gewerbefleiß ihrer 
Bürger verdienen. Die zündende Rede klang aus in ein 
Hoch auf die Stadt Aachen, ihr Oberhaupt und ihre Bürger- 
schaft. 

Der Begrüßungsabend nahm einen scht harmonischen 
und anregenden Verlauf. Er wurde später durch zwei Ge- 
sangsvorträge des Hammerquartetts und die Darstellung 
eines stark humoristischen, elektrotechnischen „Vorspiels 
im Himmel” von Dr. W. H ermanns in Aachen belebt, 
die einen lauten Beifall auslösten. 

Am Montag, dem 8. Juli, wurde die 1. Verbands- 
versammlung im Städtischen Konzerthaus vom 
1. Vorsitzenden des Verbandes, Herrn Generaldirektor 
Dr. M. Krone, eröffnet. Redner gab naeh Begrüßung 
der Gäste und der an dieser lerntagung teilnehmenden 
befreundeten auswärtigen Vercine im laag, in Wien und 
Budapest einen Rückblick auf die Fortschritte der Elek- 
trotechnik im letzten Geschäftsjiahre Er erwähnte zu- 
erst die erfolgreichen physikalischen Arbeiten über Elek- 
tronen und ihre technischen Anwendungen. Die Fern- 
meldetechnik konnte im vergangenen Jahre wichtige 
Fortschritte verzeichnen. Redner wies hier u. a. auf 
die Erforschung der kurzen Wellen und deren zahlreiche 
technischen Anwendungen, Einführung der Tonfrequenz- 
wahl in den Fernverkehr, die Verbesserungen im Fern- 
kabelbetrieb, die Bildtelegraphie, das Eisenbahnsiche- 
rungswesen hin. In der Hlektrizitätsversorgzung sind 
die Fortschritte in der wärmeteehnischen Betriebsiber- 
wachung zu erwähnen. Der Zusammenschluß der Leitungs- 
netze hat bzgl. der Spitzendeckung zu Besserungen ge- 
führt, dagegen, wie die Vorträge der Tagung Zeigen, an- 
dere technische Fragen in die Erscheinung treten lassen. 
Durch die immer engere Verbindung der Großkraftwerke 
untereinander und die im Zusammenhang damit erfolgte 
Gründung der „A.G. für Deutsche Klektrizitätswirtschaft. 
Berlin“ wird der Ausbau eines Höchstspannungsnetzes 
für ganz Deutschland immer mehr zur Tatsache, wobei 
man dem Fortfall der Überland-Hochspannunesleitunzen, 


wie die im vergangenen Berichtsiahre mit 110 kV. Span- 
nung in Betrieb genommenen ersten ölgefüllten Hoch- 


spannungskabel bei Nürnberg zeigen, ein gut Stück näher 
gekommen sei. Mit dem Ausbau der UÜberlandnetze hat 
sich auch die Elektrizitätsverwendunge in den verschie- 
denen Industrien und in der Landwirtschaft gehoben. 
Die an der Preispolitik der Elektrizitätswerke hierbei ge- 


1106 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


1. August 1929 


übte Kritik sei indes nicht immer gerechtfertigt, da diese 
Unternehmen so ziemlich die einzigen in Deutschland 
seien, die ihre Verkaufspreise auf der Vorkriegshölhe ge- 
halten, ja vielfach schon darunter gesenkt haben. Die wirt- 
schaftliche Lage der elektrotechnischen Industrie ist von 
dem seit Beginn des Vorjahres zu verzeichnenden Kon- 
junkturrückgang beeinflußt worden. Kapitalmangel, zu 
hohe Steuer- und sonstige Belastungen, zu niedrige Ein- 
fuhrzölle und andere Faktoren gestalten das allgemeine 
deutsche Wirtschaftsleben und die mit ihm eng zusam- 
menhängende Lage der elektrotechnischen Industrie nicht 
günstig. 

An diese Ausführungen des Verbandsvorsitzenden, 
die im Wortlaut an anderer Stelle zur Veröffentlichung 
kommen werden, schlossen sich Begrüßungsansprachen, 
u.zw. vom Oberbürgermeister Herrn Dr. Rombach für 
die Stadt Aachen, Herrn Ministerialdirektor Dr. Stau- 
dinger, Berlin, für die Reichs-, Staats- und sonstigen 
Behörden, von dem Rektor der Technischen Hochschule 
Aachen, Herrn Prof. Hoff. für die Technischen Hoch- 
‘schulen und wissenschaftlichen Institute und von Staats- 
minister a. D. Dr. Wendorff, Berlin, für die befreun- 
deten inländischen Verbände und Vereine. Hiervon fanden 
die Ausführungen des Herrn Dr. Staudinger vom 
Preußischen Handelsministerium eine besondere Beach- 
tung; Redner bezeichnete die Jahresversammlung des Ver- 
bandes als einen historischen Moment in der Geschichte der 
Elektrizitätsversorgung. Der Zusammenschluß der deut- 
schen Großerzeugunes- und Verteilunesunternehmuneen 
in der Aktieneesellschaft für Deutsche Elektrizitätswirt- 
schaft ermögliche eine wirklich umfassende Rationali- 
sierung der Großerzeugung und Großverteilung im ge- 
samten deutschen Wirtschaftsgebiet. Er kam aus volks- 
wirtschaftlicher Erkenntnis im Wege freier Vereinbarung 
zustande. Auf dieser Grundlage erhoffe die Staatsrezie- 
rung eine fruchtbare Arbeit, so daß der viel erörterte 
Weg einer gesetzlichen Regelung auf diesem Gebiet end- 
gültig entbehrlich geworden sei. Der Verband Deutscher 
Elektrotechniker habe sich ein großes Verdienst damit 
erworben, daß er den größten Teil seiner diesiährirzen 
Tagung neben dem Austausch technischer Erfahrungen 
der Erörterung der Fragen der elektrizitätswirtschaft- 
lichen Zusammenarbeit gewidmet habe. 

Der hierauf folgende Vortrag des Herrn Min.-Dir. 
Dr. Craemer über den „Weltfernsprechverkehr” fügte 
sich in den Rahmen der als Ferntagung veranstalteten 
Sitzung vorzüglich ein. Der Vortrag ist hier schon zur 
Veröffentlichung gekommen’, und es kann deshalb davon 
abgesehen werden, aus seinem abgerundeten, reichhaltigen 
Inhalt Einzelheiten herauszugreifen. 

Nunmehr kamen die an der Ferntagung beteiligten 
auswärtigen Vereine, die an ihrem Ort zu gleicher Zeit 
Versammlungen abhielten. zum Wort. Es war schon im 
bisherigen Verlauf der Sitzung ein guter Empfang an 
diesen Stellen im Haag, in Wien und in Budapest fest- 
gestellt worden; das gleiche konnte nun in Aachen für 
die Gegenrichtungen gesagt werden, so daß der groß- 
angelegte Versuch als vollkommen geglückt anzusehen ist. 

Während der Reden der auswärtigen Teilnehmer er- 
schienen deren Bilder auf einem Lichtbildschirm des 
Aachener Versammlunesraumes, wodurch der Eindruck 
der durch den Lautsprecher vernommenen Reden wesent- 
lich unterstützt wurde. Als erster Redner sprach Direktor 
Beekman, den Haag, vom Königlich Holländischen In- 
stitut, Abteilung für Elektrotechnik. Er beglückwünschte 
die deutsche Wissenschaft und Technik zu der erfolg- 
reichen Veranstaltung dieser ersten großzügieen Fern- 
tagung und benutzte die Gelegenheit. die ihm bekannten 
Teilnehmer in Deutschland, Österreich und Ungarn herz- 
lichst zu begrüßen. Nach ihm sprach im Namen des im 
Festsaale des Österreichischen Inzenieur- und Archi- 
tektenvereins tagenden Elektrotechnischen Vereins Wien 
Herr Hofrat Prof. Dr. Reithoffer, indem er gleich- 
falls der historischen Bedeutung dieser Ferntagung ge- 
dachte und die herzlichsten Wünsche der österreichischen 
Volksgenossen für die weitere Entwicklung der deutschen 
Elcktrotechnik zum Ausdruck brachte, mit der Zuversicht, 
daß es trotz hemmender wirtschaftlicher Belastung deut- 
scher Tatkraft gelingen möchte, weiter zu forschen und 
zu schaffen. Mit besonders klarer Stimme kam endlich der 
Altmeister der Elektrotechnik, Herr Prof. Karl Ziper- 
nowsky, Budapest, zu Gehör, der als Vorsitzender 
des Ungarischen Elektrotechnischen Vereins die Grüße 
desselben übermittelte und erklärte, daß die Folgen dieser 
durch die Ferntagung neu erstehenden Möglichkeiten für 
eine friedliche Zusammenarbeit der Völker heute noch 
kaum abzuschen seien. 


® ETZ 1929, S. 959. 


Diese Teilnahme der viele hundert Kilometer ent- 
fernten Fachgenossen an der Tagung bildete für alle An- 
wesenden ein starkes Erlebnis, das die Versammlung noch 
lange in seinem Banne hielt. 

Mit einem Bericht des Generalsekretärs des Verban- 
des, Herrn Direktor Schirp, über die Arbeiten des Ver- 
bandes seit der letzten Jahresversammlung? und mit son- 
stigen geschäftlichen Verhandlungen schloß die erste Ver- 
bandsversammlung. Als Ort der nächsten Jahresversamm- 
lung im Jahre 1931 wurde Frankfurt a.M. bestimmt. Mit 
lautem Beifall wurde von der Versammlung die Würdi- 
gung der großen Verdienste des langjährigen Vorsitzenden 
des Ausschusses für Errichtungs- und Betriebsvorschrif- 
ten, Herrn Geh. Rat Dr. C. L. Weber, durch Ernennung 
zum Ehrenmitglied des Verbandes aufgenom- 
men. Am Nachmittage hielt nach Vorführung des neuen 
Elektrotechnischen Instituts der Technischen Hochschule 
dessen Vorsteher Herr Prof. Dr. Rogowski im Großen 
Hörsaale dieses Instituts, der damit seiner Bestimmung 
übergeben wurde, einen Experimentalvortrag über „Ka- 
thodenoszillograph und Überspannungen“. Die Zuhörer 
füllten den Saal bis auf den letzten Platz, um die Ausfüh- 
rungen des durch seine Pionierarbeiten auf dem behandel- 
ten Gebiet bekannten Fachmanns mit gespannter Aufinerk- 
samkeit und großem Beifall entgegenzunehmen. Weiter 
wurden an diesem Nachmittag in der Technischen Hoch- 
schule mehrere Fachberichte aus verschiedenen Sonder- 
gebieten der Elektrotechnik erstattet, an die sich lebhafte 
Erörterungen anschlossen; auch wurden noch mehrere an- 
dere technische Besichtigungen unternommen. 

Am Abend des 8. Juli versammelten sich die Teil- 
nehmer mit ihren Damen zu einem gemeinsamen Essen in 
den Räumen des Neuen Kurhauses. Hierbei trat die starke 
Beteiligung an der Jahresversammlung besonders in Er- 
scheinung. Der Verbandsvorsitzende sprach, allzeit ein 
Meister der Rede, zu Herzen gehende Begrüßungsworte, 
und Herr Oberpostdirektionspräsident Conradi hielt 
eine durch musikalische Interpretationen überaus reizvoll 
gestaltete Daanenrede. Nach dem Essen fand unter Leitung 
von Frl. Waly Haacke eine flotte Tanzvorführung 
„Synchronismustafel bei Tage und bei Mitternacht“ statt. 
Der Abend verlief als gesellschaftlicher Höhepunkt der 
Tagung in sehr gehobener Stimmung und echt rheinischem 
Frohsinn. 

Die 2. Verbandsversammlung war ausschließ- 
lich dem Hauptthema der Tagung, d.h. den technischen, 
wirtschaftlichen und organisatorischen Fragen beim Zu- 
sammenschluß großer Versorgungsnetze gewidmet. Dr. 
Frank, Generaldirektor der Preußischen Elektrizitäts- 
A.G., behandelte das Thema „Zusummenschluß großer 
Netze im Lichte der Elektrizitätswirtschaft“*. Dieser Zu- 
sammenschluß werde durch Senkung der Belastungspitzen 
die Ausnutzung der Anlagen und Reserven erhöhen. Vor- 
aussetzung hierbei seien richtige Anlage der Hauptleitun- 
gen und vernünftige Stromaustauschverträge. die bei Fest- 
setzung beiderseitiger NHöchstleistungen den Einzelanlaxen 
gewisse Bewerungsfreiheiten lassen. Hand in Hand 
damit sei das für den Zusammenschluß wichtige Nach- 
Tiehbtenwesen zu fördern. Redner glaube, daß über die 
Zusammenschlußbewegung innerhalb Deutschlands hinaus 
auch eine Zusammenarbeit innerhalb Europas in Frage 
kommen könne, wobei Deutschland entsprechend seiner 
geographischen Lage zum Mittelpunkt des Systems wer- 
den könnte. 

Hierauf sprachen Herr Prof. Dr. Rüdenbere über 
das „Verhalten der Kraftwerke und Netze beim Zusam- 
menschluß“ und Herr Obering. Dr. Piloty über die 
„Wirkungen des Zusammenschlusses auf den Betrieb“. 
Auf diese inhaltsreichen und bedeutenden Vorträge kann 
hier nicht weiter eingegangen werden; es sei lediglich 
auf deren Veröffentlichung in der Festschrift? verwiesen. 
An alle drei Vorträge knüpfte sich eine durch die vor- 
gcrückte Zeit leider beeinträchtiete Erörterung, an der 
sich u.a. die Herren Prof. Dr. Petersen, Generaldirek- 
tor Dr. Jahncke, Baurat Direktor Rachel und Ober- 
ing. Hammerer beteiligten. Der Nachmittag des 
9. Juli war weiteren Besichtigungen sowie Fachberichten 
in der Technischen Hochschule gewidmet. Über die sämt- 
lichen Fachberichte wird später in gewohnter Weise ein 
zusammenfassender Eixenbericht herausgercben werden. 
Pen Abend beschloß ein Gartenfest mit Feuerwerk im 
Kurpark des Neuen Kurhauses. 

Den Abschluß der Jahresversammlung bildeten am 
Mittwoch, dem 10. Juli, Ausflüge in die Eiffel, wobei u.a. 
die historisch bedeutsame Urfftalsperre besichtigt wurde. 

Zehme. 


8 ETZ 1929, S. 812, 874, 1107. 1134. 
t ETZ Véi S] wl 
5 ETZ 1929, H. 970 bzw. 9%. 


1. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 3i 


1107 


Die neuesten Vorschriften des VDE. 


Von allen Arbeiten, die von der Jahresversammlung 
des VDE 1929 in Aachen angenommen sind, wird wohl 
das größte Interesse den neuen „Errichtungsvorschriften“ 
entgerengebracht, da bekanntlich diese Vorschriften die 
EE für alle Bestimmungen sind, die der VDE auf- 
stellt. 

Die Errichtungsvorschriften, die bisher für alle vor- 
kommenden Betriebspannungen von Starkstromanlagen gal- 
ten, sind jetzt in zwei Teile zerlegt. wobei als Trennungs- 
linie zwischen den beiden Teilen 1000 V festgelegt wurde. 

Anlagen mit Betriebspannunzen unter 1000 V unter- 
liegen künftig den „Vorschriften nebst Ausfüh- 
rungsrezeln für die Errichtung von Stark- 
stromanlagen mit Betriebspannungen un- 
ter 100 V., V.E.S.1”; Anlagen mit Betriebspannungen 
von 1000 V und darüber den „Vorschriften 
nebst Ausführungsregeln für die Errich- 
tung von Starkstromanlagen mit Betrieb- 
spannungen von 1000 V und darüber, V.E.S.2“. 

In die V.E.S. 1 sind die bisherigen „Leitsätze für die 
Errichtung elektrischer Starkstromanlagen in der Land- 
wirtschaft“ hineingearbeitet, so daß diese Leitsätze außer 
Kraft gesetzt werden konnten. 

Aus den V.E.S.1 sei besonders auf $ 3 hingewiesen, 
der die Bestimmungen über Schutzmaßnahmen gegen zu- 
fällige Berührung und zu hohe Berührungspannungen in 
neuer Fassung enthält, die als die wichtigsten Forderun- 
gen, die der VDE überhaupt an elektrische Anlagen und 
deren Zubehör stellt, anzusehen sind. 

Die V.E.S.2, die das Gebiet der Hochspannungsanlagen 
umfassen, sind vollständig neu aufgebaut worden. 

Die beiden neuen vorerwähnten Arbeiten erstrecken 
sich nur auf die Errichtung elektrischer Starkstrom- 
anlagen. Die bisherige Fassung der „Betiebsvorschriften” 
mußte daher, da sie früher den Errichtungsvorschriften an- 
gefuer war, als selbständige Arbeit aufgestellt werden. In 
dieser Fassung, dier die Jahresversammlung angenommen 
hat, sind einige geringfügige Änderungen, die bereits seit 
längerer Zeit als notwendig befunden waren, vorge- 
nommen. 

In der neuen Fassung der „Vorschriften für 
die Ausführung schlagwettergeschützter 
elektrischer Maschinen, Transformatoren 
und Geräte” sind für die einzelnen Schutzarten (druck- 
feste Kapselung, Plattenschutzkapselung und Ölkapselung) 
Maßangaben aufgenommen worden, da es sich herausge- 
stellt hat, daß in den namhaftesten ausländischen Vor- 
schriften derartige Angaben enthalten sind. Die Vorschrif- 
ten gelten für alle Maschinen, Transformatoren und Ge- 
räte, die in schlagwettergefährdeten Grubenräumen Ver- 
wendung finden sollen und deren Herstellung nach dem 
1. Juli 1929 begonnen wird. 

Für die immer mehr in Aufnahme kommenden Leucht- 
röhrenanlagen, für die bisher keine Sonderbestimmungen 
ın den Errichtungsvorschriften enthalten waren, gelten 
jetzt die von der ‚Jahresversammlung angenommenen „Re- 
selnfürdie Errichtung von Leuchtröhren- 
anlagen“ Diese Leuchtröhrenanlagen, die mit Span- 
nungen von 1000 V und darüber auf der Oberspannungseite 
hetrieben werden, dienen für Beleuchtungs- oder Reklame- 
zwecke. Der Lichterzeuger besteht ganz oder zum Teil 
aus elektrischen (rasentladungsröhren, die eine Edelgas- 
füllung — Neon, Argon und Helium — oder eine andere 
(rasfüllung, wie Stickstoff, Kohlensäure und Wasserstoff, 
haben. Die Regeln für diese Anlagen umfassen die beson- 
deren Maßnahmen in bezug auf den Berührungschutz, fer- 
ner Sonderbestimmungen für die Transformatoren und 
l’rosselspulen, Schalteinrichtungen und Leitungen. 

Außerdem hat die Jahresversammlung die in Zusam- 
menarbeit mit der Deutschen Rönteen-Gesellschaft auf- 
sestellten „Vorschriften für den Hochspan- 
nuneschutzinmedizinischenRöntgenanla- 
zen“ angenommen. Hinsichtlich ihrer Bauart werden in 
den Vorschriften vier Klassen von Röntgenanlaxen unter- 
schieden. Die neue Arbeit enthält Bau- und Betriebsvor- 
schriften, die den besonderen Anforderungen der meldizini- 
schen Röntgenanlagen Rechnung tragen. Die Deutsche 
Röntgen-Gesellschaft hat ebenfalls ihre Zustimmung zu 
diesen Vorschriften gegeben. 

Eine geringfügige Änderung der „Leitsätze für 
Spannungsucher bis 750 V“ wurde vorgenommen, 
die sich darauf erstreckt, daß an Stelle der als Zuleitung 
bisher vorgeschriebenen Hochspannungschnur Gummi- 


schlauchleituneen treten. u. zw. für Spannungen bis 250 V 
gegen Erde NMH- und für Spannungen von mehr als 
250 V gegen Erde NSH Leitungen. 

Eine völlige Neubearbeitung weisen die von der Jahres- 
versammlung angenommenen „Vorschriften für 
Starkstrom-Freileitungen, V.S.F.“ gegenüber 
der bisherigen Fassung auf. Besonders sind die neuen 
einheitlichen Bestimmungen über die zulässigen Be- 
anspruchungen für Maste und über Abstände der Freilei- 
tungen von Gebäuden zu erwähnen. Eine Änderung er- 
fuhren ferner die Bestimmungen über Holzmaste; darüber 
hinaus erhalten die Vorschriften erstmalig Bestimmungen 
über Rostschutz, über die Berechnung der Maste auf Ver- 
drehen und für Eisenbetonmaste. 


Aus den verschiedenen Änderungen der „Vor- 
schriften für isolierte Leitungenin Stark- 
stromanlagen, V.Il.L.“ sind besonders die Bestim- 
mungen über kabelähnliche Leitungen (Rohrdrähte und 
Bleimantelleitungen) hervorzuheben. 

Von besonderer Bedeutung und großer Wichtigkeit bei 
diesen Leitungen ist die Ausführung der den Bleimantel 
umgebenden Schutzhülle, die den Zweck erfüllen muß, den 
Bleimantel gegen alle Angriffe wirksam zu schützen. In 
dem neuen Text der Vorschriften ist daher eine chemische 
Prüfung der Umhüllung vorgesehen, bei der die Umhüllung 
dem Einfluß von Säuren, Alkalien und Oxydationsmiitteln 
ausgesetzt wird. In den Bestimmungen für Rohrdrähte 
und Bleimantelleitungen ist die Frage des Schutzleiters neu 
geregelt. Es sei ferner darauf aufmerksam gemacht, daß 
die Vorschriften für die leichten Anschlußleitungen (NHH- 
Leitung) außer Kraft gesetzt sind, da für diese Leitungen 
ein Bedürfnis nicht mehr vorliegt. Ferner sind die Prüf- 
bestimmungen für die Fassungsadern und Pendelschnüre 
verschärft worden, indem jetzt statt der Prüfung im trocke- 
nen Zustand eine Prüfung nach halbstündigem Liegen in 
Wasser vorgeschrieben ist. 

Der bisherige Titel der „Normen für umhüllte Leitun- 
gen“ ist in „Vorschriften für umhüllte Lei- 
tungen“ geändert und im Text selbst sind einige unbe- 
deutende Änderungen vorgenommen. 


Im Jahre 1924 war ein Entwurf zu „Leitsätze für In- 
stallations-Selbstschalter” veröffentlicht worden. Auf Grund 
der in der Zwischenzeit gemachten Erfahrungen ist eine 
neue Fassung der „Leitsätze für Installations- 
Selbstschalter” aufgestellt, die von der Jahresver- 
sammlung angenommen worden ist. Die Prüfbestimmungen 
in diesen Leitsätzen erstrecken sich zunächst auf 250 und 
380 V und bis 15 A. Unterschieden werden Sockel- und 
Stöpsel-I.S.-Schalter. Letztere sollen so gebaut sein, daß 
sie für 250 V Gleichstrom und auch für 380 V Wechsel- 
strom verwendbar sind. Für höhere Spannungen sind 1.S.- 
Schalter in Stöpselform nicht zulässig. Für die Verwen- 
dung von 1.S.-Schaltern ist die Angabe wichtig, daß sie in 
der Hauptsache an Stelle von Stromkreis-Schmelzsicherun- 
gen bis 25 A in Verteilungsanlagen sowie in Hausinstalla- 
tionen und nur hinter Vorsicherungen (Schmelzsicherun- 
gen oder Selbstschalter) benutzt werden sollen. 

Die Prüfungen erstrecken sich auf Auslösestrom, 
Schaltleistung, Kurzschluß, Isolation, Erwärmung, mecha- 
nische Haltbarkeit, Dauerbelastung und Trägheit. 

Durch die Annahme der neuen „Vorschriften, Regeln 
und Normen für die Konstruktion und Prüfung von Instal- 
lationsmaterial bis 750 V Nennspannung, K.P.I.” durch die 
Jahresversammlung 1928 war es notwendig geworden, die 
„Vorschriften für Geräte-Einbauschalter” 
einer Neubearbeitung zu unterziehen. Die neuen Vorschrif- 
ten umfassen d i e Geräte-Einbauschalter — d.h. Ausschal- 
ter und Umschalter bis einschließlich 6 A bei 250 V oder 
bei einer niedrigeren Spannung solche bis 1500 W —, die 
zum mechanisch festen Einbau in ein Gerät, durch den die 
spannungführenden Teile des Schalters der zufälligen Be- 
rührung entzogen werden, bestimmt sind. Als kleinste zu- 
lässige Stromstärke ist 0,25 A vorgeschen. Die Vorschrif- 
ten umfassen ferner Angaben über Kriech- und Luft- 
strecken, Kontakte, Betätigungsteile, Isolation, Berührung- 
schutz, Abdeckungen, Leitungsanschlüsse und Aufschrif- 
ten; als Prüfbestimmungen sind Isolationsprobe, Erwär- 
mungsprobe, Prüfung der mechanischen und elektrischen 
Haltbarkeit und der Wärmesicherheit vorgesehen. 

Auf dem Gebiet der Handgeräte selbst wurden Zu- 
satzbestimmungen zu den „Vorschriften 
für die elektrische Ausrüstung von Steh- 


1108 


lampen” angenommen, die sich auf Leuchtkörper sowie 
Flüssigkeitsverdunster und ähnliche Geräte 
(z. B. Parfümverdunster, Rauchverzehrer, Luftverbesserer) 
beziehen. 

In die „Vorschriften für Geräte mit 
Kleinstmotoren*“ wurden Zusätze aufgenommen. 
Hervorzuheben ist, daß als Kleinstmotor im Sinne der „Vor- 
schriften für Geräte mit Kleinstmotoren” ein Elektromotor 
mit einer Nennleistung bis 500 W einschließlich gilt. 

Den „Vorschriften für Geräte mit Kleinstmotoren” sind 
neu angefügt die Zusatzbestimmungen für Geräte mit bieg- 
'samer Welle (wie z. B. Haarschneidemaschinen, Scher- 
maschinen, Viehputzmaschinen) sowie Zusatzbestimmun- 
sen für Haarschneidemaschinen, angetrieben durch einen 
Kleinstmotor im Handstück bzw. mit magnetischem An- 
trieb. 

Schließlich hat noch die Kommission für Elektrowerk- 
zeuze einige Änderungen der von ihr herausgegebenen „R e- 
geln für die Bewertung und Prüfung von 
Handbohrmaschinen, Hand- und Support- 
schleifmaschinen und Schleif- und Polier- 
maschinen“ der Jahresversammlung vorgelegt. 

Hauptsächlich handelt es sich bei diesen Änderungen 
um Bestimmungen über die Zuführungsleitung und den 
Anschluß des Schutzleiters. Bei den Hand. und Support- 
schleifinaschinen wird neuerdings eine Kapselung gefor- 
dert, sofern bei Ventilierung der Maschine der Luftstrom 
m Innern blanke spannungführende Teile überstreichen 
cann. 

SÉ Auf dem Gebiet der Hochfrequenztechnik bestanden 
isher: 


Vorschriften für Wechselstrom-Netzanschlußgeräte, 

Vorschriften für Gleichstrom-Netzanschlußgeräte, 

EEN für Gleichstrom-Netzanschluß-Empfänger 
un 

Vorschriften für Verbindungsgeräte. 


Diese Arbeiten sind jetzt durch die von der Jahresversamm- 
lung. angenommenen „Vorschriften für Rund- 
funkgeräte, die mit Starkstromanlagen 
(-netzen) in Verbindung stehen“ ersetzt, da 
unter diese Vorschriften alle Rundfunkgeräte fallen, die 
zum Anschluß an Starkstromanlagen bestimmt sind, ferner 
solche, die dauernd oder zeitweise angeschlossen sind. Sie 
gelten somit für alle Empfangsanlagen und einzelnen Ge- 
räte für Rundfunk, insbesondere Netzanschlußempfänger- 
und -verstärker, Verbindungs- und Schallgeräte. 

Als Rundfunkgeräte gelten auch Batterien und Batte- 
rieladeeinrichtungen zur Speisung von Rundfunkempfangs- 
seräten, wenn nicht mit Sicherheit ausgeschlossen ist, daß 
sie gleichzeitig mit dem Starkstromnetz und mit dem sonsti- 
gen Rundfunkgerät, auch nur einpolig, verbunden sind. 

Außer den gemeinsamen Bestimmungen über Berih- 
rungschutz, Aufschriften usw. sind für die einzelnen Ge- 
räteeattungen Einzelbestimmungen herausgegeben. Die 
Prüfbestimmuneen sehen eine Prüfung auf Feuchtigkeits- 
aufnahme, Isolierfestigkeit und Wärmesicherheit vor. 

Auf Grund zahlreicher Wünsche aus den Kreisen der 
Rundfunkteilnehmer wurden Änderungen der „Regeln 
für den Bau und die Prüfung von Hochfre- 
quenz-Heilgeräten”, die durch die Jahresversamm- 
lung 1928 angenommen waren, aufgestellt. In diesen Ände- 
rungen werden die durch die Heilgeräte hervorgerufenen 
Störungen des Funkempfanees behandelt, und es wird ge- 
fordert, daß die Geräte, die immer mehr in Aufnahme kom- 
ınen, so beschaffen sein müssen, daß durch ihren Betrieb 
die Störungen benachbarter Funkempfänger unter beson- 
ders angegebenen Grenzwerten bleiben. Hierfür ist ein be- 
sonderes Prüfverfahren vorgesehen. 

Verschiedene Arbeiten der Internationalen Elektro- 
technischen Commission bedingten es u. a, daß die „Re- 
eeln für die Bewertung und Prüfung von 
Transformatoren, R.E.T.“ und „Regeln fürdie 
Bewertung und Prüfune von elektrischen 
Maschinen, R.E.M.” einer Neubearbeitung unterzogen 
werden mußten. Bei dieser Bearbeitung sind noch verschie- 
dene weitere Änderungen, die durch vorgenommene Ände- 
rungen anderer Verbandsarbeiten bedingt waren, berück- 
sichtigt. Besonders zu erwähnen ist, daß die Bestimmungen 
über die Prüfspannungen und die Erwärmung gegenüber 
dem bisherigen Text kleinere Abweichungen aufweisen. 

Die Kommission für Isolierstoffe hat im Jahre 1914 
„vorsehriften für die Prüfung elektrischer Isolierstoffe“ 
aufgestellt, die in den folgenden Jahren jedoch mehrfachen 
Änderungen unterzogen werden mußten. Als Hauptanwen- 
dunsszebiet für diese Bestimmungen hat man die lsolier- 
preßstoffe im Auge gehabt. Inzwischen ist die Zahl der 
Arten von Isolierstoffen, für die ein Bedürfnis nach Fest- 
legung von Prüfbestimmungen besteht, gestiegen; auch 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


1. August 1929 


haben sich neue Prüfmethoden eingebürgert. Es sind daher 
dem jetzigen Stand der Technik Rechnung tragend für die 
Prüfung der Eigenschaften elektrischer Isolierstoffe neue 
Bestimmungen aufgestellt und „Leitsätze für die 
Bestimmung elektrischer Eigenschaften 
von festen Isolierstoffen“ herausgegeben. Hier 
ist zum erstenmal der Versuch gemacht worden, in um- 
fassender Weise die elektrischen Prüfmethoden für 
die Prüfung elektrischer Isolierstoffe zu vereinheitlichen 
und festzulegen. Die Arbeiten für die Aufstellung von 
Prüfmethoden für die mechanischen Eigenschaften 
sind noch nicht abgeschlossen. 


Natürlich sind nicht alle Prüfungsverfahren auf jede 
Art von Isolierstoff anzuwenden. Die Auswahl, welche 
Methoden anzuwenden sind, bleibt — soweit nicht Bestim- 
mungen für einzelne Isolierstoffarten bestehen — dem Er- 
messen des einzelnen überlassen. Aus den Leitsätzen ist 
besonders zu erwähnen, daß Prüfungen an Isolierstoffen 
ohne Vorbehandlung oder nach bestimmter Vorbehand- 
lung vorgesehen sind. Als Vorbehandlung elt u. a. eine 
mechanische Bearbeitung, Einwirkung von Wärme, Feuch- 
tigkeit, Chemikalien u. del. 

Die wichtigsten Arten der Prüfungen sind: Ober- 
flächenwiderstand, Widerstand im Innern, Durchzangs- 
widerstand, Stromdurchganzsprobe mittels Glimmlampe, 
Spitzentasterprobe, Spannungserwärmungsprobe, Durch- 
EE und Festlegung der dielektrischen Ver- 
uste 

Die neuen „Leitsätze fürdieLieferung und 
Prüfung von Tafelpreßspan”“ gelten für Preb- 
span aus Tafeln. Hinsichtlich der Zusammensetzung des 
Preßspans sind bestimmte Forderungen aufgestellt. Auch 
wird gefordert, daß der Tafelpreßspan lufttrocken (höch- 
stens 8% Feuchtirkeitsgehalt) geliefert wird. 

In den Prüfbestimmungen sind Zugversuche und Falz- 
versuche vorgesehen; hinsichtlich der elektrischen Eigen- 
schaften sind Angaben über Durchschlagsversuche und den 
Isolationswiderstand in den neuen Leitsätzen enthalten. 

Die Jahresversammlung 1928 hatte die vom Ausschuf 
für den elektrischen Sicherheitsgrad aufgestellten „Leit- 
sätze für die Prüfung von Isolatoren für 
Spannungen von 1000 V an” angenommen. 

Die bisher in diesen Lieitsätzen enthaltenen Priflast- 
werte sind jetzt in die Arbeiten der Kommission fir Freri- 
leitunzen übernommen. Durch diese Maßnahme mußten 
die „Leitsätze für die Prüfung von Isolatoren für Span- 
nungen von 1000 V an“ neu bearbeitet werden. Die nene 
Fassung, die weitere sachliche Änderungen nicht erfah- 
ren hat, wurde von der Jahresversammlung angenommen. 


Ferner wurden die neu aufgestellten „Leitsätze 
fürdie Prüfunxzder Stoffeizenschaftenke- 
ramischer Isolierteile für Nennspannun- 
eenunter 1000 V” angenommen. Diese Leitsätze behan- 
deln nieht die Prüfung fertiger Installationsteile, son- 
dern lediglich die Prüfung des Werkstoffes an sich. 
Unter die Bestimmungen dieser Leitsätze fallen hauptsäch- 
lich: Porzellane, Steatit, Sreekstein, Steinzeug und ihre 
Abarten. Die Prüfungen erstrecken sich auf die Leit- und 
Saugfähiekeit, für die wahlweise zwei Methoden angegeben 
sind: die Stromdurchgangsprobe mittels Glimmlampe un! 
die Spitzentasterprobe. 

Die neuen „Leitsätze für die Bewertung 
und Prüfung von Fiberals Isolierstoff” zel- 
ten für ungetränkte Fiber (Vulkanfiber und Leatheraid). 

In den Prüfbestimmunsen wird u. a. verlanst, dab 
Fiber keine leitenden Einschlüsse (Metallspäne oder del.) 
enthält. Ferner werden Mindestangaben für den Isolations- 
widerstand gemacht. 

Für Elektrolackpappe sind ebenfalls Leitsätze 
neu herausgegeben. 

Als „Elektrolackpappe”“ sind saugfähize, möglichst 
holzfreie Pappen zu verstehen, die mit trocknenden Ölen 
imprägniert und mit isolierenden Grundfarben und Isolier- 
lack auf der Öberfläche überzogen und durch Ofentrock- 


nung fertiggestellt sind. Die Prüfbestimmunzen hierfür 
umfassen: Feuchtirkeitsprüfung, Prüfung der Wärme- 
festiskeit (100°), Elastizitätsprüfung, Scherprüfunz, 


Schaltfeuersicherheit und Glutsicherheit, Oberflächenisvia- 
tion und VDurchschlagfestirkeit. 


Die Kommission für lsolierstoffe hat ferner der Jah- 
resversanmımlung „Leitsätze für die Bewertung 
und Prüfung von Holzals Isolierstoff“ vor- 
geleet. Sie gelten für Holz, in dem die Faserstruktur des 
Naturholzes erhalten geblieben ist, also nicht für Werk- 
stoffe aus Holzmehl. Holz kann als Isolierstoff Verwen- 
dung finden: einmal als Träger spannungführender Teile, 
wobei das Holz mit Elektroden in Berührung steht, die 
dauernd oder zeitweise die volle Betriebspannung oder einen 


L August 1929 


bestimmten Teil davon führen, ferner in Reihe mit anderen 
festen Isolierstoffen und schließlich als Trennwand. Die 
Prüfbestimmungen erstrecken sich auf die Anwendung des 
Holzes in Luft und in festen oder flüssigen Isoliermitteln. 

Für die als Isolierstoff in der Elektrotechnik sehr 
wichtigen Glimmererzeugnisse gelten die neuen „Leit- 
sätze für die Prüfung von Glimmererzeug- 
nissen“. Besonders behandelt werden in diesen Leit- 
sitzen die Mikanit-Faserstofferzeugnisse und Glimmer-Fa- 
serstofferzeugnisse. 

Mikanit ist eine Verbindung von Spaltglimmer mit 
einem geringen Zusatz von Bindemitteln. Der Spaltglim- 
mer wird aus Blockglimmer durch Spalten in feine und 
feinste Lagen erzeugt. 

Mikanit-Erzeugnisse sind Kommutator-Mikanit, Heiz- 
u Form-Mikanit, Hartform-Mikanit, Flexibel-Mi- 
anit. 

Mikanit-Faserstoff-Erzeugnisse, bestehend aus einer 
Faserstoffschicht als Träger und einer Schicht Flexibel- 
Mikanit sowie gegebenenfalls aus einer Faserstoffdeck- 
schicht, sind Mikanit-Papier, Mikanit-Leinen, Mikanit-Ba- 
tist, Mikanit-Seide. 

Die Glimmer-Faserstoff- Erzeugnisse bestehen aus Fa- 
serstofflagen, die nur mit einer einzigen Lage dünnen 
Spaltglimmers unter Verwendung eines Bindemittels be- 
deckt sind und nur selten auf der anderen Seite eine zweite 
Faserstofflage erhalten. (Glimmer-Papier, Glimmer-Batist, 
Glimmer-Seide, Glimmer-Lacktuch, Glimmer-Asbest.) Eine 
Sonderart des Glimmer-Papiers ist das Mikafolium. 

Die Leitsätze enthalten u. a. Angaben über Wärme- 
probe und Spannungsprüfung sowie über den Glimmer- 
schalt, spezifisches Gewicht und Toleranzen für die nor- 
malen Dicken. 

Der Geltungsbereich der weiterhin vorgelegten „Leit- 
sätze für die Prüfung von natürlichen Ge- 
steinen“ erstreckt sich auf Marmor und Schiefer ein- 
schließlich verwandter Gesteine, wie sogenannter belgischer 
Granit, Solnhofer Kalkstein; die seltener gebrauchten Ge- 
steine, wie Serpentin und echter Granit, sind ausgenommen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 1108 


Da Marmor und Schiefer in der Hauptsache als Grund- 


. platten für Apparate verwendet werden, so ist auf die Ver- 


wendung in dieser Form in den Leitsätzen besonders Rück- 
sicht genommen worden. 

Die Prüfung von natürlichen Gesteinen auf ihre Eig- 
nung als elektrisches Isoliermaterial erfolgt nach nach- 
stehenden Gesichtspunkten: Biegefestigkeit, Wasserauf- 
nahme, Wärmebeständigkeit und Durchgangswiderstand. 

Für Kabelvergußmassen sind bereits durch die Jahres- 
versammlung 1927 Vorschriften angenommen. Für andere 
Vergußmassen, die zur Verwendung in Geräten unter 
1000 V Nennspannung dienen, gelten die neuen „Leit- 
sätze für die Prüfung von Vergußmassen 
für Geräte unter 100 V Nennspannung“. Diese 
Vergußmassen sollen folgende Eigenschaften haben: 


Elektrische Isolierfähigkeit bei den betriebsmäßig vor- 
a NENNEN Temperaturen der vergossenen Metall- 
teile, 

Feuchtigkeitsicherheit soweit, daß auch beim Gebrauch 
der vergossenen Geräte in feuchten Räumen die Iso- 
lierfähigkeit der Vergußmasse praktisch nicht herab- 
gesetzt wird, 

Wärmebeständigkeit insoweit, daß ein Ausfließen der 
Vergußmasse bei erhöhter Raumtemperatur unter be- 
triebsmäßiger Erwärmung nicht stattfinden kann. 

Die Leitsätze geben an, wie Nachprüfungen dieser drei zu 
fordernden Eigenschaften durchzuführen sind. 
Zu erwähnen sind noch die von der Jahresversamm- 


_ lung angenommenen „Leitsätze für die Erzeu- 


gung bestimmter Luftfeuchtigkeit zur 
Prüfung elektrischer Isolierstoffe”. Sie be- 
ziehen sich auf die Vorbehandlung elektrischer Isolier- 
stoffe, deren Prüfung nach Lagerung bei bestimmter 
Feuchtigkeit vorgenommen werden soll; sie enthalten fer- 
ner Angaben über die zu diesen Versuchen notwendigen 
Hygrostaten, über Erzeugung und Überwachung der Luft- 
feuchtigkeit und über Lagerung und Behandlung der zu 
prüfenden Teile. A. M 


Neuzeitliche Kabel- und Rohrverlegung in Kraftwerken. 


Von Obering. TI. Dützmann, Karlsruhe. 


Übersicht. Nachdem zunächst die allgemeinen Ge- 
sichtspunkte besprochen werden, welche bei Kabel- und 
Kohrverlegung in Gebäuden zu berücksichtigen sind, wird 
nach einem kurzen Überblick über die bekannten Befesti- 
gungsmittel ein auf Grund von Beiriebserfahrungen der 
Badischen Landeselektrizitätsversorgung A.-G., Karlsruhe, 
entwickeltes Verlegungsystem (D. R. P.) beschrieben, welches 
durch seine gedrängte und zweckmäßige Anordnung tech- 
nische Vorteile gegenüber bekannten Steen bietet und 
die Montage und Demontage von Kabel- und Rolhranlagen 
wesentlich erleichtert und wirtschaftlicher gestaltet. 


Es ist eine bekannte Tatsache, daß bei der Projcktie- 
rung von Kraft- und Umspannwerken die Verlegung der 
Verbindungsleitungen, insbesondere der Niederspannungs- 
kabel, immer noch vernachlässigt wird. Dies ist auch ver- 
ständlich, wenn man in Betracht zi>ht, daß die Festlegung 
aller Einzelheiten des Meß-, Signal-, Überwachungs- und 
Sicherunzswesens bei dem Tempo der heutigen Bauweise 
erst im Laufe der Bauausführung vollständig geklärt wer- 
den kann. Es ist dılıer nicht verwunderlich, wenn die bei 
der Projektierung für Kabel und Rohrleitungen vorgzesehe- 
nen Kanäle und Gerüste sich bald als viel zu knapp er- 
weisen. Ferner bedingt die gerade im letzten Jahrzehnt in 
Erscheinung tretende starke Entwicklung solcher Werke 
dauernde Änderungen und Erweiterungen der Kabelanla- 
een, welche unmöglich vorausgesehen und berücksichtigt 
werden können. Da aber hierdurch hervorgerufene bau- 
liche Veränderungen meistens mit großen Kosten und Be- 
triebserschwerungen verknüpft sind, liegen die Verhält- 
nisse bei älteren Bauten noch viel schwieriger als bei Neu- 
anlagen. 


Bei Verlegung der Leitungen, beispielsweise in Ka- 
nälen, Schächten, an Decken, Wänden und Gerüsten, treten 
überall Schwierigkeiten hinsichtlich der Unterbringung 
der Kabel und Rohre auf, wenn auf übersichtliche Ver- 
legung und leichte Änderungsmöglichkeit Wert gelegt 
wird. Die bekannten Verlegungsysteme weisen alle neben 


gewissen Vorteilen Nachteile auf, deren Beseitigung in 
weiten Kreisen als dringendes Bedürfnis empfunden wird. 

DadieArtderKabelverlegunginerster Linie 
durch die Befestigungsmittel bedingt ist, müssen 
an ein in technischer und wirtschaftlicher Beziehung be- 
friedigendes Verlegungsystem folgende Forderungen ge- 
stellt werden: 


1. Gedrängte Verlegungsmöglichkeit. 


2. Weitgehende Anpassungsfühigkeit an gegebene Platz- 
verhältnisse in bezug auf horizontale und vertikale 
Anordnung, z.B. Verlegung an Decken, Wänden, in 
Schächten usw. 

3. Leichte Auswechselbarkeit. 


4. Weitgehende Übersichtlichkeit und Zugänglichkeit, 


5. Große Stabilität gegen axiale Zugbeanspruchung bei 
vertikaler Verlegung (in Schächten). 

6. Große Umschließungsflächen der Schellen zwecks 
Schonung der Kabel, besondere bei unarmiertem Kabel. 

1. Einfache, zeitsparende Montage unter Vermeidung von 
jeglichen Anpassungsarbeiten am Montaseort. 

8. Normalisierung der Schellen und Beschränkung auf 
wenige Größen bei Kabeln verschiedenen Durchmes- 
sers unter Gewährleistung sicherer Befestigung. 


9. Billige und einfache Herstellung in Massenfabrikation. 


Es soll nunmehr untersucht werden, inwieweit die bis- 
her gebräuchliclhsten Befestigungsmittel diesen Anforde- 
rungen genügen. Man kann im allgemeinen bei den be- 
kannten Ausführungen eine Bügelform und eine 
Klauenform unterscheiden. Die älteste Bügelform ist 
wohl die aus der Installation bekannte K ram pe (Abb.1), 
welche eine billige, einfache Befestigung ermöglicht. Aus 
dem Bedürfnis heraus, die befestigten Leitungen wieder 
leslösen zu können, entwickelte eich dann wohl die weit- 
verbreitete Form der Rohrschelle (Abb. 2), welche 
durch die Schraub-Dübelbefestigung dieser Anforderung 
entsprach, dann aber auch wegen der bandartigen Ausbil- 
dung den Vorteil bot, daß sie den spezifischen Flächen- 


1110 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


1. August 1929 


druck verringerte und dadurch die Sicherheit der Befesti- 


ung erhöhte. Dementsprechend konnte die der Rohrechelle . 


Abb.2) nachgebildete, gewöhnlich kräftiger ausgeführte 
Kabelschelle (Abb.3) auch in großen Kabelvertei- 


Abb. 3. 


Abb. 1. 


Abb. 2. 


lungen, wo die Schellen mittels Schrauben auf Leisten aus 
Profileisen befestigt werden, weitgehend Eingang finden. 
Um den Nachteil des großen Raumbedarfs dieser Schellen 
bei Verlegung mehrerer Kabel nebeneinander (nach 
Abb. 4) wenigstens teilweise wettzumachen, wurde im wei- 
teren die Verlegung vielfach nach Abb.5 durchgeführt. 


Abb. 4. 


Dieser Verlegungsart haftet jedoch noch der Mangel an, 
daß bei Entfernung eines Kabels die benachbarten Kabel 
ebenfalls entfernt, zum mindesten gelöst werden missen. 
Außerdem müssen die Schellen dem jeweiligen Kabeldurch- 
messer ziemlich genau angepaßt eein, was jedoch die L.a- 
gerhaltung erschwert. Vielfach wird die Verlegung des- 
halb wenig kunstgerecht unter Umwicklung der Kabel mit 
Pappe so durchgeführt, daß die Haltefähigkeit der Schel- 
len einigermaßen gesichert ist. Die Montage dieser Schel- 
len bedingt zudem viele unwirtschaftliche Anpassungs- 
arbeiten an der Baustelle durch den Einbau der Befesti- 
gzungsdübel oder bei Montage auf Profileieen durch das 
Verbohren der Befestigungslöcher. 

Andere Lösungen stellen die Bügelformen nach Abb. 6 
u. 7 dar, welche mehrere Kabel unter einem Bügel vereini- 


E Oe Ge N SÉ EEN VIE TIL 


ES 


Abb. 7. 


gen. llierbei müssen die Kabel jedoch möglichst gleichen 
Durchmesser haben, da sonst leicht Beschädigungen, beson- 
ders bei nicht eisenarmicrtem Bleikabel, vorkommen können 
und die Befestigung der dünneren Kabel nicht einwandfrei 
ist. Diese Schellen müssen außerdem wegen ihrer verschie- 
denen Abmessungen vom Montagepersonal anOrt und Stelle 
hergestellt und verbohrt werden, was mit einer flotten 
Montage unvereinbar ist und als vollkommen unwirtschaft- 
‚lich bezeichnet werden muß. Bei Änderungen der Kabel- 
verlegung haben sie zudem dieselben Nachteile wie die 
Schellen der Abb. 4 u.5 und sind bezüglich der Haltefestig- 
keit noch unzuverlässiger, besonders bei vertikaler Ver- 
legung der Kabel. 


KON 


ZEN 


Alb. 8. 


Einen gewissen Fortsehritt in bezug auf leichtere Mon- 
tage stellt die Bügelform nach Abb. 8 dar, da bei der- 
selben die zeitraubenden, unwirtschaftlichen Bohrarbei- 
ten am Montageort wegfallen. Die Befestigung erfolgt 


durch Einlıaken einer besonderen Hakenschraube in den 
Profilträger. Im übrigen weist sie jedoch dieselben 
Nachteile wie die vorerwähnten Bügelformen auf. Bei 
Verlegung starker Kabel, insbesondere von Hochspan- 
nungskabeln, sind die vorbeschriebenen Schellen schon 
hinsichtlich ihrer großen spezifischen Flächenpressunz 
und leichten Beschädigungsmösglichkeit des Bleimantels zu 
verwerfen. Dieser Gesichtspunkt ist besonders bei der 
Verlegung der metallisierten Starkstromkabel (Patent 
Höchstädter u.a.) zu beachten, da hier bekanntlich 
geringe Verletzungen der dünnen Metallfolie leicht zu 
schweren Betriebstörungen Veranlassung geben können. 


Die auch im Gas- und Wasserfach bekannte Klauen- 
form (Abb.9 u. 10) hat von vornherein das Bestreben, 
einen möglichst großen Teil des Rohr- bzw. Kabelumfanges 
zu umschließen und so die Nachteile vorbeschriebener Bü- 
gelformen, welche nur einen kleinen Sektor des Kabels um- 
fassen (Abb. 12 u. 13), zu vermeiden. 


Die Klauenform wird daher für Hochspannungskabel 
vorteilhaft verwendet, wobei dieSchellen natürlich sorgfäl- 
tig dem Kabeldurchmesser angepaßt sein müssen, weshalb 
dieselben meistens an der Baustelle hergestellt werden. 


r BE 


H 
en Me 
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in 


Abb. 13. Abb. 11. 


Für die Verlegung mehrerer paralleler Kabel kommt die 
selbe wegen der Befestigungschwierigkeiten aus wirt- 
echaftlichen Gründen sowie mit Rücksicht auf den groben 
Raumbedarf nicht in Betracht. 

Um bei möglichst geringem Raumbedarf die oben er- 
wähnten Befestigungschwierigkeiten der Klauenform zu 
umechen, ist in letzter Zeit eine Klauenform nach Abb. 11 
zur Anwendung gekommen, wobei die Befestigung in ähn- 
licher Weise wie nach Abb. 8 mittels eines Hakens am Pro- 
fileisen erfolgt. Zur Erreichung einer sicheren Umschlie- 
ßungsfläche bedingt diese Ausführungsart allerdings eine 
große Anzahl von Schellentypen, die dem jeweiligen Ka- 
beldurchmesser ziemlich genau angepaßt sein müssen. Des- 
halb erscheint es zweckmäßig, bei Verwendung dieser 
Schellenart auf die Verlegung von Einheitskabeln gleichen 
Durchmessers überzugehen, was allerdings in bezug au 
die wirtschaftliche Ausnutzung der Kabel einige Opfer er- 
fordert. Für Verlegen an Wänden und in Schächten scheint 
diese Befestigungsart nicht schr zweckmäßig zu sein, da 
die Stabilität der Schellenart in dieser Lage nur zering 
ist. Auch die Auswechselung der einzelnen Kabel bereite! 
bei der starren kurzen Klauenform bei dichter Verlegung 
Schwierigkeiten. 

Alle vorerwähnten Gesichtspunkte sind bei der nach- 
folgend beschriebenen, patentierten Kabelschelle System 
Badenwerk berücksichtigt worden. Die mehrjährigen Er- 
falırungen, die in ausgedehnten Kabelverteilungsanlagen 
mit der Schelle gemacht worden eind, haben alle Erwartun- 
gen weitgehend erfüllt. Infolge ihrer sinnreichen Kon- 
struktion ist die Schelle dazu berufen, in allen vorkommen- 
den Fällen ein vollwertiges Befestigungsmittel für Kabel 
und Rohrleitungen aller Art zu werden. Die Schelle be- 
steht aus einem in Keilform gebogenen, elastischen Band- 
eisen, das an der vorderen Seite klauenförmig ausgebildet 
iet. Die Schellen werden zwischen zwei Trägereisen, 
welche U- oder Winkelform haben können, hochkantig £e- 
lagert. Zum Fixieren derselben dient ein an der Keilspitze 
einzesteckter llaltestift, welcher sich hakenförmig auf den 
Flansch des Profileisens stützt. Durch Verwendung von 
Hakenstiften verschiedener Stärke ist es möglich, Schellen 
gleicher Type für Kabel verschiedenen Durelimeesers zu 
verwenden, wobei der Umfassungswinkel im wesentlichen 


unverändert bleibt, Die Schelle gestattet es, Kabel in g€- 


drängtester Anordnung (Abb.14) zu verlegen, da die 
Einbringung eines Kabels dank der Elastizität des keil- 


1. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


1113 


förmigen Schellenbandes durch Öffnen der Klaue ohne 
weiteres möglich ist. Durch Anziehen der vorderen Ver- 
schlußschraube preßt sich das zwischen den Profileisen 
locker gelagerte, durch den Stift fixierte Band gegen das 
Kabel und drückt dieses zugleich gegen das Profileisen, 
wodurch eine außerordentlich eichere Befestigung erzielt 
wird. Es ist hiernach einleuchtend, daß die Schelle für jede 
Befestigungslage (horizontale, vertikale usw.) gleichgut 
geeignet ist. Die Entfernung einzelner Kabel kann ohne 
Lösung benachbarter Kabel durch einfache Entfernung der 
Verschlußschrauben der zugehörigen Schellen in kürzester 
Zeit erfolgen. In bezug auf Übersichtlichkeit und Zugäng- 


lichkeit sowie Bezeichnungsmöglichkeit der Kabel wird 
diese Verlegungsart weitgehenden Anforderungen gerecht. 
Das bei vertikaler Verlegung (in Schächten und an Wän- 
den) hochkantig auf Biegung beanspruchte Schellenband 
hat gerade in dieser Lage sein größtes Widerstandsmoment 
und weist somit in dieser besonders beanspruchten Lage 
große Stabilität gegen axiale Zugbeanspruchung auf. 
Wirtschaftlich bedeutsam ist neben der einfachen und 
billigen Herstellung in Massenfabrikation (unter Vermei- 
lung jeglicher Nachbearbeitung am Montageort) die Mög- 
lichkeit der Beschränkung auf wenige genormte Größen 
infolge der weitgehenden Anpassungsfähigkeit der Schelle 
an die verschiedensten Kabeldurchmesser. Diese Anpas- 
sungsfähigkeit ist gegeben, einerseits infolge weitgehender 
Regelung durch Verwendung von Haltestiften verschiede- 
ner Stärke, anderseits durch die vordere Verschluß- 
schraube. Als erheblicher Vorteil muß die zeitsparende 
Montage gebucht werden, die unter Vermeidungjeg- 


licher Bohr- und sonstiger Anpassungs- 
arbeiten am Montageort durchgeführt werden 
kann. Ein Vergleich mit den vorerwähnten älteren Schel- 
lenarten zeigt auch die Überlegenheit der neuen Schelle in 
bezug auf die Schonung der Kabel, da bei gleichem Druck 
die spezifische Flächenpressung infolge des erheblich grö- 
Beren Umschließungswinkel ent- 
sprechend geringer ist. Wie aus 
den Abb. 12, 13 u. 15 ersichtlich 
ist, beträgt der Umfassungs- 
winkel bei Bügelschellen je nach 
der Sorgfalt der Montage % bis 


Abb. 15. 180°, während derselbe bei der 
neuen Schelle (Abb. 16) rd. 240 ° 
beträgt. Die spezifische Flächenpressung ist somit bei 


der beschriebenen Schelle um mindestens 35 % geringer 
als bei der Bügelschelle. | 
In älteren, erweiterungsbedürftigen Anlagen, wo mit 
besonders ungünstizen Platzverhältnissen zu rechnen ist, 
kann die nach Abb. 17 ausgebildete Schelle es ermöglichen, 
auf dem gleichen Raum die doppelte Kabelanzahl wie mit 
der Schelle Abb. 14 unterzubringen, ohne daß hierdurch 
die vorerwähnten Vorteile in bezug auf Haltefähigkeit und 
Übersichtlichkeit verlorengehen (Abb. 18). 


Abh. 18. 
° 


In bezug auf die Wirtschaftlichkeit der Schelle sind 


Abb. 16. Abb. 17. 


folgende Gesichtspunkte maßgebend: Bei Anwendung 
dieser Schellen können auf dem gleichen Raum 100 ... 200 % 
mehr Kabel verlegt werden als bei den älteren bisher ge- 
bräuchlichen Anordnungen. Die Herstellungskosten der 
Schellen sind wegen der einfachen Fabrikation als Massen- 
stanzartikel und durch die Verwendung nur einer Ver- 
schlußschraube geringer als bei den bekannten Ausfüh- 
rungen. Die Ersparnisse an Montagekosten können gegen- 
über der Montage von älteren gebräuchlichen Schellen- 
typen mit 50...80 % bewertet werden. Die Schelle bietet 
neben den vorerwähnten technischen besonders dort erheb- 
liche wirtschaftliche Vorteile, wo größere Mengen an Ka- 
beln oder Rohrleitungen verlegt werden, wie dieses in Zen- 
tralen und Umspannwerken, bei Untergrundbahnen, auf 
Kriegs- und Handelschiffen, in Telephon- und Rohrpost- 
zentralen, in neuzeitlichen Dampfkessel- und Heizungs- 
anlagen, in Bergwerken usw. der Fall ist. 


Die elektrische Alkalileuchte für Grubenbeleuchtung. 


Von Dipl.-Ing. H. Müller, Zwickau. 


Übersicht. Es wird eine Beschreibung der neuzeit- 
lichen, tragbaren elektrischen Grubenleuchte gegeben, deren 
Stromquelle der von der Firma Friemann & Wolf, G. m. 
b. H., Zwickau i. Sa., gebaute Nickel-Kadmium-Sammler ist. 


In den Grubenbetrieben, welche unter Tage liegen, 
ist besonders in Schlagwettergruben die Beleuchtungs- 
frage eine der wichtigsten. Tragbare elektrische Leuch- 
ten haben im Bergbau eine immer mehr waclısende Be- 
deutung erlangt, nicht nur wegen ihrer besseren Leucht- 
kraft, sondern sie sind auch wegen ihrer Sicherheit und 
Wirtschaftlichkeit unentbehrlich geworden. Heutzutage 
wird die elektrische Grubenleuchte nicht nur für beson- 
dere Arbeiten oder an Arbeitsplätzen, an denen viel Licht 
erforderlich ist, benutzt, sondern man ist seit langer Zeit 
dazu übergegangen, auch die Belezschaften mit elektri- 
chem Geleucht auszurüsten. Es gibt zwei Ilaupttypen 
von tragbaren elektrischen Grubenleuchten: solche, die 
der Bergmann mit der Hand tragen muß, die Handlampe, 
und solche, die er sich an seiner Kleidung befestigt, die 
Kopfleuchte. Der innere Aufbau beider Arten ist genau 


der gleiche, nur die Gestaltung der äußeren Form ist 
zweckentsprechend eine andere (Abb. 1u.6). 


< 


Abb. 1. Wolfsche Alkali-Koj-flampe Type 830. 


1112 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 l. August 1929 


A. Gehäuse. Oxydationsstufe übergeht. Die negative Elektrode besteht 

Die Hauptteile einer neuzeitlichen elektrischen Gru- aus Kadmium mit geringer Beimengung von Quecksilber; 
benleuchte sind das Gehäuse, die Stromquelle und die letzteres dient nur zur Erhöhung der Leitfähigkeit des an 
Glühlampe nebst Zubehör (Schaltein- 
richtung, Tragvorrichtung). Das aus 
starkem Stahlblech hergestellte Gehäuse 
besteht aus Unter- und Oberteil. Der 
Unterteil dient zur Aufnahme des Akku- 
mulators, während der bei den Hand- 
leuchten durch Verschraubung, bei deu 
Kopfleuchten durch Schlauchkabel mit 
demselben verbundene obere Teil zur 
Aufnahme der Glühlampe und der dazu- 
gehörigen Schaltvorrichtungen dient. 
Um gegen die Beanspruchungen des 
Grubenbetriebes durch Stöße, Steinfall 


Reinnickelstreifen: 
1 gewalzt 

2 perforiert 

3 pastiert und ge- 
faltet 

zum Pressen fertig 
gepreßter Kuchen Abb. 4 Leuchtentopf mit ausgebautem Plattensatz. 
Rahmen für 5 
fertige Plus Elek- 


„2, mn 


trode 

und für sich schlechtleiten- 

den Kadmiums. Bei der 

Ladung wird das Kad- 

miumgemisch zu Metall 

reduziert. Bei der Ent- 

ladung erfolgt für beide 

Elektroden der chemische 

Vorgang in umgekehrter 

Richtung. Eine Veran- 

8 4 5 6 ? schaulichung der chemi- 

Abb. 2 Fabrikationsgang einer positiven Elektrode. schen Vorgänge ergibt 
sich in folgender Form: 


usw. genügend ee... ru en. ere 

häuse, und ganz besonders der Unterteil kräftig gebaut : ung hb 

sein. Entsprechenderweise ist entweder eine Verstärkung Cd + Niz Os + 3 H,0 Entladung Cd (OH), +2 Ni (OH), 
in Form eines Stutzens oder von eingeprägten Rippen an- R 

gebracht. Sicheren Schutz gegen Verrosten und Ein- 
wirkung säurehaltiger Grubengewässer bietet der 
Kadmiumüberzug des Stahlblechs. Durch den be- 
kannten Magnetverschluß wird in der Grube ein 
Öffnen der Leuchte verhindert. Als Tragvorrich- 
tung dient bei den Handleuchten der am Oberteil 
angebrachte Traghaken, bei den Kopfleuchten ein 
Leibriemen für den Unterteil, eine Bergmannsmütze 
für den Obertail oder das Kopfstück. Als Strom- 
quelle für tragbare elektrische Grubenleuchten fin- 
den Blei- und alkalische Akkumulatoren Verwen- 
dung, von denen der von der Firma Friemann & 
Wolf G. m. b. H., Zwickau (Sa.), auf den Markt 
gebrachte alkalische Nickel-Kadmium-Sammler, der 
sich auch als Stromquelle für Kesselbeleuchtung, 
Feuerrohr-, Schaffner-, Zugschluß-, Weichenleuchten 
ns SECH im folgenden kurz besprochen wer- 
en soll. 


EZEIZSEZLLITZZZE 
ATAT NTT 


BER 
BENTEZILLEITIIZE 

WR ER EE ES SS KEIER SS DS EES D 
1, 2, 5, 6 wie in Abb, 2 


3 Mittelstreifen, gewellt Abb. 5. Lade- und Entladecharakteristik eines alkalischen Sammlers. 
gefalzt 


$ eg 
7 fertige Minus-Elektrode | 
3 4 5 6 7 


Abb. 3. Fabrikationsgang einer negativen Elektrode. 


am 
ei 
a 
RES 
WS 
am 
SE 
E 
SE 
WS 
|| 
BS 
KA 


Bei dem Lade- bzw. Entladeprozeß geht 
eine Wasserzersetzung nebenher, indem 
Sauer- und Wasserstoff gebildet werden, 
die als Knallgas entweichen, wodurch 
sich im Laufe der Zeit die Dichte des 
lölektrolyten erhöht. 


Als Elektrolyt dient chemisch reine 
Kalilauge von 25 ° Bé, die in der Zelle bei 
den chemischen Vorgängen nur als Strom- 
leiter wirkt. Die richtige Zusammen- 
setzung der Lauge und deren Dichte sind 
von wescntlichem Einfluß auf die Leistung 
der Zelle. Infolge der durch die erwähnte 
Wasserzersetzung dichter und weniger 
B. Akkumulator. ‚werdenden Lauge muß zur Erhaltung eines Flüssig- 

Für die positive Elektrode wird Nickeloxydulhydrat, keitstandes von 8..10 mm über den Oberrand der 
Ni(OH), verwendet, das bei der Ladung in eine höhere" Elektroden stark verdünnte Kalilauge von Zeit zu Zeit 


1. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 1113 


nachgefüllt werden. — Mit Hilfe eines Kontrollapparates 
läßt sich bei geschlossenem Akkumulator sehr leicht fest- 1,3 
stellen, ob der Laugestand den Vorschriften entspricht. 
Auch das Nachfüllen geht selbsttätig vor sich. Eine in 


Die elektromotorische Kraft einer Zelle beträgt etwa 
V. Der Spannungsverlauf bei der Ladung und Ent- 
ladung ist aus den Schaulinien der Abb. 5 ersichtlich, 
welche die Stromstärke in Funktion der Betriebstunden 


\ 


Schutzglas 

Glühlampe 

Kontaktscheibe 

Magmetrverschluß ' Bän = T 

Füllverschluß RIX 

Hartgunmi-Abdichtungs- 

deckel 

7 Andruckrine 

8 Plus- und Minus-Elektr»- 
densatz 

9 Mantelisolation 

10 Fußklammer 

it Federpol 

12 Unterteil 


an o Ge IO m 


Abb. 6 Alkalilampe mit Nickel-Kadmium-Elektroden. 


das- Füllwerkzeug eingeschaltete Signallampe glüht auf, 
sobald der richtige Laugestand wieder erreicht ist. 

Als Träger der wirksamen Masse werden sehr dünn 
ausgewalzte und perforierte (aufgerauhte) Nickelbänder 
benutzt. Die positive Masse, das Nickeloxydulhydrat, 
wird als Paste auf diese Bänder aufgetragen, 
eingefaltet und eingetrocknet. Die negative 
Masse, das Kadmium-Gemisch, wird dagegen 
als feines Pulver zwischen zwei gefaltetce 
Nickelbänder eingetragen. Unter starkem 
Druck zu3sammengepreßt, ergeben diese mit 
der wirksamen Masse versehenen Nickelbänder 
rechteckige metallische Kuchen. In Nickel- 
rahmen eingelegt, bilden diese Kuchen starre, 
widerstandsfähige Platten!. Durch Einpressen 
und Verschweißen der Kuchen mit dem Rahmen 
erhält die Masse in sich und mit dem Ralımen 
guten Kontakt. (Abb.2 und 3.) 

Die so hergestellten Platten werden in 
einem aus starkem Stahlblech mit Kadmium- 
Überzug hergestellten Zweizellengefäß, dem so- 
genannten Leuchtentopf (Leuchtenunterteil) 
eingebaut (Abb. 4). i 

In dem Hartgummi-Abschlußdeckel für den 
Leuchtentopf sind die Pole für zwei hinterein- 
arder geschaltete Zellen luftdicht einvulkani- 
siert. Der Zusammenbau der Platten zu Platten- 
sätzen erfolgt an den aus dem Abschlußdeckel 
hervorstehenden Polzapfen. Die Anzahl und 
Größe der Platten richtet sich nach der ver- 
lansten Leistung. Die Isolation der positiven 
und negativen Platten gegeneinander und des 
gesamten Plattensatzes gegen das Zellengefäß 
besteht aus besonders behandeltem Hartgummi. 
In dem Deckel befinden sich außerdem die mit 
flüssigkeitsdichten Ventilen versehenen Füll- 
öffnungen der beiden Zellen, die während der 
Ladung geschlossen bleiben. Zum Zwecke 
einer guten Abdichtung des Deckels gegen den 
Leuchtentopf ist auf die untere Seite dei 
Deckels Weichgummi aufvulkanisiert. Der 
Abdichtungsdruck erfolgt je nach Form des 
Leuchtentopfes durch einen Gewindering oder 
durch Andruckhebel mit Schraube. Diese von 
der Firma Friemann & Wolf gewählte Kon- 
‚sruktion gestattet ein leichtes Öffnen des alkalischen Akku- 
mulators zu Reparatur- oder Reinigungszwecken. Die Vor- 
züge dieser Konstruktion gegenüber den verschweißten 
Zellen brauchen nicht besonders erwähnt zu werden. 


ı DRP._238 232,241 732, 241 733, 242.047, 250 385, 252 707. 


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Abb. 7. Leuchtenoberteil mit Bruchsicherung. 


wiedergibt. Sie beziehen sich auf die Wolfsche Arbeiter- 
Handleuchte Type 950/00, welche normal 8,5 h mit 4 A ge- 
laden wird und eine 16stündige Entladung mit 1,35 A 
Entladestrom erreicht. 

Starke Überladungen nach völliger Entladung scha- 
den dem alkalischen Sammler auch bei dauerndem Vor- 
kommen nicht viel. Als geladen gilt eine Zelle, wenn die 
Spannung 1,3 V beträgt und bei Belastung nicht augen- 
blicklich sinkt. Als normal entladen gilt die Zelle, wenn 
die Klemmenspannung auf 1,1 V gesunken ist. Andere 
Merkmale für Beendigung der Ladung und Entladung be- 


Abb. 8. Graphische Darstellung der Lichtstärke einer elektrischen Handleuchte. 


stehen nicht. Laugetemperaturen über +50° in den 
Zellen sind zu vermeiden, weil dadurch die Leistung und 
bei öfteren Wiederholungen auch die Lebensdauer der 
Zelle leidet. 

Die zusammengedrängte Konstruktion der elektri- 
schen Grubenleuchte und die dementsprechend kleinen 


1114 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


1. August 1929 


Abmessungen des Akkumulators üben einen wesentlichen 
Einfluß auf seinen Wirkungsgrad aus. Derselbe ist unter 
diesen Verhältnissen in Amperestunden gemessen etwa 
65 %. S 


C.ZusammenbauundßBedienung. 


Die Stromübertragung vom Akkumulator zur Glüh- 
lampe erfolgt durch stark gefederte Pole, die auf den in 
einer Hartgummischeibe einvulkanisierten Kontakten 
schleifen. Mit diesen zentrisch angeordneten Kontakt- 
lamellen ist die Glühlampenfassung bzw. der Glühlampen- 
federpol verbunden. Die genannte Anordnung dieser Strom- 
übertragung liegt gut geschützt im Oberteil der Lampe 
und verhindert ein Verschmutzen durch Kohlenstaub oder 
eine Oxydation gänzlich (Abb. 6). 

Das Einschalten erfolgt durch Anschrauben 
des Lampenunterteils an den Oberteil, u. zw, 
solange, bis die Pole des Akkumulators festen 
Kontakt mit der Kontaktscheibe geben. Im 
Augenblick der richtigen Schaltstellung springt 
der Magnetverschluß ein und verhindert so ein 
Ausschalten der Lampe durch den Arbeiter in 
der Grube. 

Als Glühkörper finden Iuftleere oder auch 
xasgefüllte Glühlampen mit Swan- oder Edison- 
fassung Verwendung. Der Stromverbrauch 
schwankt je nach Größe der Lampe in den 
Grenzen von 0,3..15 A. Zum Schutze der 
Glühlampe dient eine aus starkem Glas be- 
stehende Glasglocke, die ihrerseits wiederum 
durch Schutzstäbe und Deckel geschützt ist. 
Zur Erhöhung der Schlagwettersicherheit bei 
Zertrümmerung der Schutzglasglecke wird oft 
eine selbsttätige Stromunterbrechung ange- 
bracht. Letztere wird durch Kurzschluß und 
Abschmelzen einer im Stromkreis angebrachten 
Sicherung im Augenblick der Zertrimmerung 
der Schutzglasglocke dadurch hervorgerufen, daß 
eine zweite unter Federdruck stehende Glasglocke sich 
nach oben bewegen kann. Die Anordnung der Schaltein- 
richtung ist in Abb.7 dargestellt. Für die Konstruktion 
der Kopfleuchte gilt dasselbe, nur daß die Anordnung der 
selbsttätigen Ausschalteinrichtung sich der Form der Kopf- 
leuchte anpaßt. 

Einer der Hauptvorzüge der elektrischen Gruben- 
leuchte und ganz besonders derjenigen mit alkalischem 
Akkumulator gegenüber der früher verwendeten Benzin 


Fadenglühlampe 2,6 V, 1,6..0,6 A 


Sicherheitsleuchte ist die große Lichtstärke. Sauerstoff- 
verbrauch und Wärmeentwicklung finden nicht statt. Die 
Leuchtkraft der elektrischen Handleuchte, die noch vor 
kurzem kaum 1,5 HK erreichte, ist in allerletzter Zeit um 
über 100 % gesteigert worden (Abb. 8). 


D. Vorzüge der Kopfleuchte 


Einer Verbesserungsmöglichkeit in der Gruben- 
beleuchtung durch die Kopfleuchte, die in Amerika und 
anderen Ländern die größte Verbreitung gefunden hat, 
ist in Deutschland noch nicht die genügende Aufmerksan- 
keit geschenkt worden. Eine Kopfleuchte mit einer Glüh- 
lampe von 1 HK gibt z. B. auf eine Entfernung von 1 m eine 
fast dreimal so große Beleuchtungstärke wie eine Hand- 
leuchte von derselben Kerzenstärke auf eine Tintfernunz 


gasgefüllte Glühlamper2,6,V, 135 A 


Abb. 9. Graphische Darstellung der Lichtstärke einer Kopfleuchte. 


von 1% m. Die Vorteile der Kopfleuclite für die Strecken- 
arbeiter, Spezial-Grubenarbeiter und Retiungskolonnen er- 
geben sich durch die große Leuchtkraft und Bewegungs- 
freiheit, da beim Arbeiten das Licht sich stets mit dem 
Träger der Lampe bewest, welcher beide Hände zur Arbeit 
frei hat. Noch erwähnenswert ist der Fortfall jeglicher 
Schattenbildung und Blendmöglichkeit. Die Lichtstärke 
u r des Lichtes sind aus Abb. 9 er- 
sichtlich. 


Hochleistungschalter ohne OI*. 
Von J. Biermanns, Berlin. 
(Schluß von S. 1079.) 


Die Temperatur der ausströmenden Luft ist natur- 
gemäß entsprechend den Schwankungen der Stromstärke 
innerhalb einer Halbperiode großen Änderungen unter- 
worfen. Die im Unterbrechungslichtbogen in Wärme um- 
gesetzte Energie beträgt bei der Unterbrechung großer 
Leistungen viele tausend KW, und es ist klar, daß ein wc- 
sentlicher Teil dieser Energie zur Erhitzung der Blasluft 
verwendet wird. Überschlägliche Berechnungen haben 
gezeigt, daß die verfügbare Energie bei weitem ausreicht, 
um die ausströmende Luft während des Strommaximums 
auf Lichtbogentemperatur zu bringen, und daß die Tempe- 
ratur der ausströmenden Luft fast trägheitslos den durch 
den periodischen Verlauf der Stromstärke gegebenen 
Energieschwankungen folgt. Wir können dies gut an den 
Abb. 22 und 23 verfolgen, welche für zwei typische Fälle 
für den in einer Halbperiode sich abspielenden Unter- 
brechungsvorgang den zeitlichen Verlauf der Strom- 
stärke, der Lichtbogenspannung, des Lichtbogenwider- 
standes und der Temperatur der ausströmenden Luft wie- 
dergeben. Abb. 22 bezieht sich auf die Unterbrechung 
einer Stromstärke von etwa 7000 Aeff bei einem Druck 
der Preßluft von 5,5 at. Die entsprechenden Werte sind 
bei Abb. 23 12500 Aeffund 15 at. Durch die Tempera- 
tursteigerung erhöht sich naturgemäß die Geschwindig- 
keit der ausströmenden Luft, u. zw., wie Abb. 20 zeigt, auf 
annähernd 2500 m/s. Maßgebend für den Löschvorgang 
bleibt indes nach wie vor die Luftgeschwindiekeit zur 
Nullzeit des Stromes, während der, wie Abb. 22 und 23 
zeigen, die Lufttemperatur ihren normalen Wert besitzt 


* Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen;Yerein®am 28. Vi, 


und demzufolge eine Strömungsgeschwindigkeit von etwa 
500 m/s ergibt, sofern mit einem Druck von mindestens 
5 at gearbeitet wird. 

Man wird sich nunmehr fragen, wieweit die Höhe des 
für die Lichtbogenlöschung verwendeten Luftdruckes die 
maximal erreichbare Schaltleistung beeinflußt. Wenn 
man Abb. 20 betrachtet, könnte man geneigt sein, anzu- 
nehmen, daß eine Erhöhung des Luftdruckes über 5 at 
hinaus keinerlei Gewinn mehr verspricht. Dem steht in- 
des die Tatsache gegenüber, daß die Durchschlagsfestig- 
keit von Gasen bekanntlich etwa proportional mit dem 
Druck ansteigt, je höher also der Luftdruck gewählt 
wird, einer um so höheren wiederkehrenden Spannung 


` wird die Schaltstrecke nach der Unterbrechung wider- 


stehen können. U. E. treten jedoch die beiden eben an- 
geführten Gesichtspunkte gegenüber einem dritten an Be- 
deutung zurück, und dies ist die Frage nach der Höhe 
des im Lichtbogen auftretenden Gegendruckes. Es ist ja 
ohne weiteres einzusehen, daß die in den Abb. 22 und 3 
dargestellte innerhalb iaa s sich abspielende Temperatur- 
steigerung der Luft auf fast 5000° von einer gewaltigen 
Volumenvergrößerung des im Bereiche des Lichtbogens 
befindlichen Luftquantums begleitet ist. Daraus erklärt 
sich auch die Steigerung der Austrittsgeschwindigkeit 
der Luft aus der Düse von 500 auf 2500 m/s. Nun darf 
aber nicht vergessen werden, daß diese Geschwindigkeits- 
Steigerung eine entsprechende nach rückwärts gerichtete 
Reaktionskraft auslöst. Das ist eben der vom Lichtbogen 
erzeugte Gegendruck. Wenn dieser Gegendruck die Grö- 
Benordnung des Blasdruckes erreicht, so wird der ganze 
Löschvorganz empfindlich gestört werden, da die Strö- 


1. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


1116 


mungsgeschwindigkeit der Luft in der Umgebung der 
Spitze des bewegten Kontaktes verringert wird. Aus den 
angeführten Gründen geht jedenfalls hervor, daß mit zu- 
nehmendem Druck der Blasluft sowohl die unterbrochene 
Spannung als auch die unterbrochene Stromstärke wachsen, 
ohne daß sich jedoch heute schon ein einfaches Gesetz 
über den Zusammenhang dieser Größen angeben ließe. 


20000 + Amp. 


40.000 


Spannung 


Wicerstand Qato 


Temperatur 


Abb. 22. 


Die Wahl des Löschmittels scheint nicht von aus- 
schlaggebendem Einfluß auf die Leistung des Schalters 
zu sein. Direkte Schaltversuche haben wohl gezeigt, daß 
zwischen atmosphärischer Luft und reinem Stickstoff 
kein merklicher Unterschied besteht. Auch die Verwen- 
dung von Gasen, die zur Bildung schwerer Molekülkom- 
plexe befähigt sind, scheint keinen nennenswerten Gewinn 
zu versprechen, da schon bei Luft die Eigengeschwindig- 
keit der von der glühenden Elektrode emittierten Ionen 
so gering ist, daß sie gegenüber der Strömungsgeschwin- 
digkeit des Löschgases keine Rolle spielt. 

Es kann nicht meine Absicht sein, hier einen auch 
nur einigermaßen erschöpfenden Überblick über die zahl- 
reichen mit dem Preßluftschalter ausgeführten Abschalt- 
versuche zu geben. Ich begnüge mich nachstehend mit 
der Wiedergabe einer einzelnen Versuchsreihe (Zahlen- 
tafel 3), die an einem einpoligen, mit einer einzigen Unter- 


Spannung 


Widerstand 


Temperatur 


Abb. 23. 
Abb. 2 u. 23. Physikalische Größen des Unterbrechungslichtbogens während einer Halbperiode. 


reihe wurden z. B. bei 10000 V, 27000 A, entsprechend 
‘0000 kVA abgeschaltet. Eine weitere Steigerung der 
Abschaltleistung ließen die z. Z. der Ausführung der Ver- 
suche vorhandenen Betriebsmittel nicht zu. Der Schalter 
selbst war jedenfalls, wie ein Blick auf die erzielte Licht- 
bogendauer zeigt, noch lange nicht an der Grenze seiner 
Leistungsfähigkeit, wobei die abgeschaltete Leistung 
immerhin, auf den dreipoligen Satz umgerechnet, schon 
540000 kVA betrug. Zweifache Unterbrechung jeder 
Phase, wie sie jeder Ölschalter besitzt, würde die be- 
herrschte Leistung ohne weiteres verdoppeln, so daß 
jedenfalls mit gutem Gewissen behauptet werden kann, 
daß der von der AEG entwickelte Preß- 
luftschalter heute schon die Leistungs- 
erenze von 1 Mill kVA mit Sicherheit 
überschreitet. 


- Abb. 24. Oszillogramme des Abschaltvorganges 
i beim Preßluftschalter. 


Die Abb.24 zeigt drei typische Oszillogramme des 
Abschaltvorganges. Diese lassen erkennen, daß sich die 
Lichtbogendauer sehr nach dem Zeitpunkte richtet, in 
welchem die Trennung der Kontakte erfolgt, und daß, 
wenn dieser Zeitpunkt günstig zum betriebsmäßigen Null- 
durchgang des Stromes liegt, die Unterbrechung fast licht- 
bogenfrei erfolgt. In keinem Falle ist jedoch die Licht- 
bogendauer bei dem gewählten Blasdruck von 15 at größer 
als eine Halbperiode. 

Um die Zustandsänderungen der eigentlichen Schalt- 
strecke während des Abschaltvorganges genauer unter- 
suchen zu können, wurden Zeitlupenaufnahmen durch 
einen in die Schaltkammer geschnittenen Schlitz hin- 
durch vorgenommen. Es wurden in einer Halbperiode zehn 
Aufnahmen gemacht, so daß also auf jede Tausendstel- 
sekunde eine Aufnahme entfällt. In Abb.25 sind drei 
typische Aufnahmen gezeigt, die sich auf Unterbrechung 


Zahlentafel3. An einem einpoligen Schalterelement ausgeführte Abschaltversuchsreihe. 


| | | Strom bei abge- 
| usser er- ` Wieder- Lichtbogen-| wurde der 
Vers. Blas- Guter? Keukane Fe den Be a kehrende poaae. dauern Kurzschluß R k 
Nr. | medium einerPhase | Generators | prechung | Spannung | Leistung [alb- abgeschal- emerkungen 
| atü o pn kVA perioden tet? 
| | | 
l ` Preßluft | 5,5 0 200 8 000 9 600 77 000 1,5 ja 
2 PA Sa Ra 280 10 000 11 800 118 000 2,5 i 
3 u 15 e | 260 10 000 11 800 118 000 1 ve 
4 | D S éë 380 11 200 13 000 151 000 0,5 sš 
5 | oe gp ep | 480 12 800 15 100 201 000 1 d 
6 e 2 e 580 15 400 16 800 256 000 1 S 
7 600 15 600 17 000 265 000 l Aë Nur wenig Abbrand. Kon- 
takte noch brauchbar. (S. 


Eh 


hbrechungstelle ausgerüsteten Schalterelement für 15 kV 
Betriebspannung (Reihe 20 der R.E.H.) in ununterbrochener 
Folge ausgeführt wurde. Der Blasdruck wurde im Laufe 
der Versuche von 5,5 auf 15 at gesteigert, die abgesch \l- 
tete Leistung nach deutscher Definition gerechnet von 
77000 kVA auf 265 000 kVA. Bei einer anderen Versuchs- 


| Photographie Abb. 27.) 


bei Stromdurcehgang durch Null, also mit sehr kurzer 
Lichtbogendauer, dann auf eine Lichtbogendauer von einer 
Halbperiode und endlich auf eine Lichtbogendauer von 
drei Halbperioden beziehen. Bei der letzteren Aufnahme 
wurde die Lichtbogendauer künstlich vergrößert, um 
zeigen zu können, daß zwar bezüglich der Lichtstärke 


SEE ER ED ee AER E a" -T T ZE 


1116 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


1. August 1929 


eine deutliche Polaritätserscheinung besteht, obwohl eine 
solche sich bezüglich des eigentlichen Unterbrechungsvor- 
ganges nicht nachweisen ließ. Die Bilder lassen deutlich 
den geringen Querschnitt der Lichtbogensäule und des 
Lichtbogen-Fußpunktes in den Momenten erkennen, in 
denen sich der Strom in der Nähe der Nullinie befindet. 


TIT 


N ee 


Abb... Zeitlupenaufnahmen des Unterbrechungsvorganges. 


Abb. 2. Bei Abschaltung von 250000 kVA ausgestoßene Feuersäule. 


Abb.26 zeigt eine während des Abschaltens aufge- 
nommene Photographie des Schalters und läßt erkennen, 
daß die ausgestoßene Lichtbogensäule keine übermäßig 
große Länge besitzt. In Abb. 27 sind nebeneinander ein 
neuer Kontakt und derjenige Kontakt aufgenommen, der 
die ganze in der Zahlen- 
tafel 3 wiedergegebene 

Versuchsreihe mitge- 
macht hat. Man sieht, 
daß nach der doch ge- 
wiß schweren Bean- 
spruchung des Schalters, 

der Kontaktabbrand 
sehr mäßig ist. Bei 
einem Ölschalter wür- 
den jedenfalls die Kon- 
takte sich in einem ganz 
wesentlich schlechteren 

Zustand befinden. 

Wenn man den Schal- 
ter offen ausblasen 
läßt, ist das von ihm | 
verursachte (Geräusch K 16157 
ziemlich beträchtlich 
und geeignet, ahnungs- 
los des Weges kom- 
mende Mitbürger erheb- 
lich aus der Ruhe zu 
bringen. Das Geräusch 
läßt sich indes fast vollständig beseitigen, wenn man die 
Ausströmdüse des Schalters unter Verwendung eines 
zweckmäßig geformten Anschlußstückes in einen Schorn- 
stein münden läßt. Da man die Verbrennungsrückstände 
des Lichtbogens ohnehin nicht in den Schaltraum blasen 
kann, ist diese Maßregel von vornherein erforderlich. 


. Abh. 7. Schalterkontakt vor und 
nach Durchführung der Versuchs- 
reihe nach Zablentafel 3. 


Von einigen Seiten wurde das Bedenken geäußert, 
daß der Preßluftschalter beim Abschalten leerlaufender 
Transformatoren infolge seiner energischen Löschwirkung 
(zu großes dd t) zu hohen Überspannungen führen könnte. 
Abb. 28, die das Oszillogramm des Abschaltvorganges eines 
1000 kVA-Transformators mittels Preßluftschalters zeigt, 
beweist, daß die geäußerten Bedenken gegenstandslos sind, 
das gezeigte Oszillogramm bringt von allen Aufnahmen 
die höchste Überspannung und läßt erkennen, daß diese 
nicht höher als bei jedem Ölschalter ausfällt. Das Ab- 
schalten rein kapazitiver Kreise zeitigte keinerlei erkenn- 
bare Überspannungen, es trat auch in keinem Falle eine 


A — 


j 


K16147 


e 


Abb. 28. Abschaltung eines leerlaufenden Transformators, 1250 kVA, 
6240/225 V mit Preßluftschalter. 


Rückzündung des Unterbrechungslichtbogens unter dem 
Einfluß der auf der Kapazität liegen bleibenden Ladung auf. 

Auf Grund der ausgeführten Versuche wurde zunächst 
ein dreipoliger Preßluftschalter der Reihe 10 entwickelt, 
dessen Aufbau Abb.29 schematisch darstellt. Der drei- 


Abb. 29. Schematische Darstellung des dreipoligen Preßluftschalters 
für 15 kV Betriebspannung. 


polige Satz baut sich auf einem allen drei Phasen gemein- 
samen runden Luftkessel auf, der die für einen Aus- un 

Einschaltvorgang benötigte Luftmenge liefern kann. Die 
Zuleitung zu der Blaskammer ist, um Druckverluste zu 
vermeiden, kurz und weit, ebenso hat das Ausschaltventil 
einen reichlichen Durchtrittsquerschnitt. Die eigent- 
liche Schaltkammer ist schräg unter einem Winkel von 
45° angeordnet, um sowohl mit der ausgestoßenen Luft 
als auch mit den Stromzuleitungen bequem nach allen 
Richtungen abgehen zu können. Die Ausströmdüse wii 

mittels eines sich konisch erweiternden keramischen Kör- 
pers mit einem ins Freie führenden, aus normalem Bau- 
material hergestellten Schornstein verbunden. Der die 
Aus- und Einschaltung besorgende Schaltzylinder ist allen 
drei Phasen gemeinsam, die vielleicht etwas umständlich 
anmutende Verbindung zwischen Schaltzylinder und be 
weglichem Kontakt mittels Drehachse und Gestänge er- 


L August 1928 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 1117 


wies sich als konstruktiv am zweckmäßigsten. Abb. 30 
zeigt nebeneinander gestellt die äußeren Abmessungen 
des Preßluftschalters im Vergleich zu denen eines ent- 
sprechenden Ölschalters der Reihe 10. Man sieht, daß der 


| 


Abh. 90. Vergleich des Raumbedarfs eines Ölschalters und eines 
Preßluftschalters. 


Preßluftschalter sich in jede für den entsprechenden Öl- 
schalter bestimmte Schalterzelle einbauen läßt. Abb. 31 
endlich gibt die äußere Ansicht eines ausgeführten Preß- 


Abb. 31. Dreipoliger Preßluftschalter Reihe 10, 600 A. 


luftschalters der Reihe 10, der für Betriebspannungen bis 
15 kV verwendbar ist und Abschaltleistungen bis 500 000 
kVA mit Sicherheit beherrscht. 


Da beim Preßluftschalter infolge Fehlens brennbarer 
Substanzen keine Feuer- bzw. Explosionsgefahr besteht, 
kann sein Einbau in eine Schaltanlage wesentlich zwang- 
loser erfolgen als wir dies bei Ölschaltern gewohnt sind. 
Die verhältnismäßig schweren Abschlußwände zwischen 
Ölschalterzelle und Schaltanlage können wesentlich leich- 
ter gehalten werden, die Zelleneinteilung wird man wegen 
der Möglichkeit gefahrlosen Arbeitens bei unter Spannung 
stehenden Nachbarfeldern zweckmäßig beibehalten. Man ist 
auch insofern wesentlich ungebundencr, als die Preßluft- 
schalterzelle, wie dies heute bei Ölschaltern allgemein ver- 
langt wird, nicht ins Freie zu führen braucht. Endlich fal- 
len die recht kostspieligen Ölabflußleitungen und Ölsam- 
melgruben fort. Statt dessen wird lediglich ein ins Freie 
führender, zur Wegleitung der ausgeblasenen  Preßluft 
dienender Schornstein benötigt. Abb. 32, die nebeneinander 


e 


AA || 
H e oe eege Si kee 


Abb. 32. Querschnitt durch eine Hochspannungsanlage bei 
Verwendung von Luftschaltern und Ölschaltern. 


gestellt zwei einander entsprechende Schaltanlagen dar- 
stellt, von denen die eine mit Ölschaltern, die andere mit 
Preßluftschaltern ausgerüstet ist, läßt erkennen, daß eine 
nicht unwesentliche Raumersparnis durch die Verwendung 
des Preßluftschalters ermöglicht ist und daß ferner der 
Einbau des Schornsteins keine Schwierigkeiten bereitet. 
Es sei noch bemerkt, daß alle beweglichen, in gewissen 
Zeitabständen eine Kontrolle erfordernden Teile des Drei. 
luftschalters vorn liegen und vom Bedienungsgang aus, 
von dem aus eine Tür in die Schalterzelle führt, bequem 
zugänglich sind. Nach dem Bedienungsgange zu kann der 
nt im Falle größerer Reparaturen herausgefahren 
werden. 


Es sei nochmals betont, daß die Beibehaltung der 
Schalterzellen nur mit Rücksicht auf den Schutz gegen 
Spannungsberührung des die Schalter revidierenden Per- 


Abb. 33. Alter Kurzschlußgenerator. Kurzschlußabschaltleistung 
150 000 kVA. 


sonals erfolgt ist. Auch im Falle des Versagens cines 
Preßluftschalters, also beim Stehenbleiben des Unter- 
brechungslichtbogens sind keincrlei äußerlich bemerk- 
baren Erscheinungen zu befürchten, es erfolgt lediglich 
ein verstärkter Ausstoß von Metalldämpfen aus der Aus- 
strömdüse, die durch den Schornstein gefahrlos ins Freie 
hinausgeblasen werden. 


Es wurde schon darauf hingewiesen, daß jeder Preß- 
luftschalter einen Luftbehälter, der für einen Schaltzyklus 
ausreicht, besitzt. Es erübrigt sich lediglich noch die 


ec Ka e WAR e E en Ehr E Kate ae E CECR 


tn m i E 


1118 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 31 


l. August 19% 


Bereitstellung eines für die ganze Schaltanlage gemein- 
samen Kompressors, der verhältnismäßig klein gehalten 
werden kann, da die Vorratsbehälter der einzelnen Schalter 
als gegenseitige Reserve dienen. Durch Rückschlagklappen 
wird man sie allerdings zweckmäßig gegen eine zu starke 
Entleerung bei einem Hängenbleiben des Ventils irgend- 
eines Schalters schützen. Es gibt heute sehr betrieb- 
sichere, wenig Raum beanspruchende und preiswerte Kom- 
pressoren, die mit einer selbsttätigen Einrichtung ver- 
sehen sind, die sie nur solange in Betrieb hält als ein 


Ortung Oschtographen Shotusch 
Abb. 34. Neue Kurzschluß-Versuchsanlage der AEG. 


Nachschub von Preßluft gebraucht wird. Für Drücke von 
6..8at, die für Schalter mittlerer Leistung ausreichen, 
werden einstufige Kompressoren, für Drücke bis 15 at, 
die für die größten in Frage kommenden Leistungen aus- 
reichen, werden zweistufige Kompressoren gebraucht. 


Man kann sagen, daß die gegenüber einem normalen 
Ölschalter etwas höheren Anschaffungskosten des Preß- 
luftschalters durch Ersparnisse an Gebäudekosten leicht 
ausgeglichen werden können. Die Kontrolle des Öles nach 
Kurzschlüssen und die Auswechselung desselben wird 
ebenfalls vermieden. 


5. Beschreibung des Hochleistungs-Prüf- 
feldesder AEG. 


Die AEG hat bereits vor fast 20 Jahren die Beden- 
tung des Besitzes einer eigenen Versuchsanlage für Hoch- 
leistungs- und llochstromprüfungen erkannt und aus die- 
ser Erkenntnis die nötigen Schlußfolgerungen gezogen. 
So entstand damals eine Kurzschluß-Versuchsanlage, die 
erstmalig vor 13 Jahren in der ETZ? beschrieben wurde. 
Hier sei nur in Abb. 33 ein Blick auf den Maschinensatz 
dieser Anlage gegeben, der aus einem Drehstromgenera- 
tor mit einer normalen Leistung von 15000kVA bei 
500 U/min mit zugehörigem Antriebs- und Anwurfmotor 
besteht. Der Generator ergab Drehstromkurzschluß-Ab- 
schaltleistungen bis 150 000 kVA, die zur damaligen Zeit 
weitaus genügend waren, um die meisten der vorhande- 
nen Ölschalterkonstruktionen, insbesondere bei Anwen- 
dung der Kunstschaltung, bis zur Zerstörung zu prüfen. 
Diese Kurzschluß-Versuchsanlage blieb lange Jahre hin- 
durch die einzige ihrer Art in der ganzen Welt. 


In dem Maße wie die Entwicklung elektrischer An- 
lagen Schalter immer größerer Leistungsfähigkeit be- 
dingte, wuchsen die von der Praxis verlangten Abschalt- 
leistungen der Versuchsanlage mit der Zeit hoffnungslos 
über den Kopf. Um weiterhin sich an der Entwicklung 
der Schalter maßgebend beteiligen zu können, die nun 
cinmal nur auf der Grundlage großzügiger Kurzschluß- 
versuche möglich ist, mußte die AEG sich zu einer ganz 


2 G. Stern und J.Biermanns, Ölschaltversuche. ETZ 1916 
S. 617 u. 635. Beschreibung der Versuchsanlage auf S. 636. 


wesentlichen Vergrößerung ihrer alten Kurzschluß-Ver- 
suchsanlage entschließen. In Ausführung dieses Ent- 
schlusses wurde vor etwa 1% Jahren mit einer ganz 
wesentlichen Erweiterung des Versuchsfeldes und mit 
der Aufstellung eines Drehstromgenerators von solcher 
Leistung begonnen, daß die nunmehr zur Verfügung 
stehende Abschaltleistung auf etwa 1 Mill kVA gesteigert 
werden kann. 

Abb. 34 zeigt einen Grundriß der ganzen Versuchs- 
anlage mit Maschinen, Beobachtungs- und Versuchsraum 


ai 
` 


Abb, 35. Neuer Kurzschlußgenerator, 1500 U/min, 50 Hz. Kurzschluk- 


abschaltleistung 1 Mill kVA. 


sowie den für schwere Schaltversuche bestimmten Ver- 
suchsgruben. Der in Abb. 35 dargestellte Generator ist 
als Schnelläufer mit einer minutlichen Umdrehungszabl 
von 1500 ausgeführt. Seine Streureaktanz konnte durc 
besondere Wicklungsanordnung so klein gehalten werden, 
daß or eine Einschaltstoßleistung von etwa 2,5 Mill kV4 
ergibt. Er wird von einem Antriebsmotor mit einer 
normalen Leistung von 1100 KW angetrieben, der jedoch 


Abb. oe Neuer Kurzschluißigenerator, Antriebseite. 


so überlasibar ist, daß der Generator in 20 min vom 
Stillstand auf volle Umdrehungszahl gebracht werden 
kann. Die Lagerreibung der Ruhe wird mittels eines 
Anwurfmotors mit Zahnradvorgelege überwunden, de! 
gleichzeitig die Erregermaschine antreibt. Abb. 36 gibt 
einen Blick auf den Maschinensatz von der Antriebseite 
aus. Die Spannung des Generators die normal 13000 


l. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 31 


1119 


beträgt, kann mittels eines auf Abb.36 im Hintergrund 
zu sehenden Transformators mit einer aus acht getrenn- 
ten Wicklungsgruppen bestehenden Sekundärwicklung 
durch entsprechende Parallel- oder Reihenschaltung die- 
ser Gruppen auf alle zwischen 15000 und 125000 V lie- 
genden Reihenspannungen erhöht werden, so daß jeder 
zu untersuchende Schalter mit seiner richtigen Spannung 
geprüft werden kann. Da der Transformator (Abb. 37), 
auf seine normale Leistung von 100 000 kVA bezogen, nur 


Abb. 37. Transformator, Nennleistung 100 000 kVA, Kurzschluß- 
‘spannung 3%» Sekundärspannung 15..135 kV in 8 Stufen. 


eine Kurzschlußspannung von etwa 3% besitzt, drosselt 
er die Kurzschlußleistung des Generators nur wenig her- 
unter. Eine Reihe von zwischen Generator und Trans- 
formator liegenden, mit Anzapfungen versehenen Strom- 
hesrenzungs-Drosselspulen gestattet, die Kurzschlußlei- 
stung bei gleichbleibender Spannung in Stufen von je 
20% zu verändern. 


Abb. 38. Alter Versuchsraum. 


‚ Abb. 38 gibt einen Blick in den alten Versuchsraum 
wieder, in dem auch heute noch Abschaltversuche bis zu 
einer Leistung von etwa 300 000 kVA ausgeführt werden. 


. Abb. 39 gibt einen Anblick der schwer armierten 
Versuchsgruben, die für Kurzschlußversuche mit größe- 
ren Leistungen benutzt werden. Die Beobachtung der 
Versuchschalter erfolgt durch Spiegel aus ungefährlicher 
Entfernung. a 


Abb. 40 endlich gibt einen Anblick des Kommando- 
und Öszillographenraumes. Selbstverständlich ist in der 
neuen Anlage die Möglichkeit vorgesehen, den alten und 
den neuen Generator parallelzuschalten, so daß gleich- 
zeitig auch noch interessante Versuche über Stabilitäts- 
erscheinungen und ähnliches ausgeführt werden können. 

In der eben beschriebenen Versuchsanlage wurden 
die zur Entwicklung des Preßluftschalters führenden Ver- 
suche ausgeführt. 


Abb. 39. Ölschalter-Versuchsanlage, Versuchstände. In der Mitte 
Einschaltapparat. Beobachtung durch Spiegel. 


6.Schlußwort. 


Zum Schluß verbleibt mir die angenehme Pflicht, 
Herrn Prof. Ruppel dafür zu danken, daß er uns Ge- 
lezenheit zu so angenehmer Zusammenarbeit gab. Die 
Entwicklung und Durchbildung des betriebsfertigen 
Schalters, wie Sie ihn im Lichtbild gesehen haben, hat 
der aufopferungsvollen Tätigkeit aller meiner daran be- 


IN ` 
u 


Abb. 40. Kurzschluß-Versuchsanlage, Meß- und Schaltraum. 


teiligten Mitarbeiter bedurft, denen es in verhältnismäßig 
kurzer Zeit gelungen ist, einen doch auf vollkommen 
neuer Grundlage zu entwickelnden Schaltapparat von der 
Ihnen vorgeführten Leistungsfähigkeit zu schaffen. Auch 
ihnen sei an dieser Stelle gedankt. Es wäre vermessen, 
jetzt schon in diesem hier gezeigten Schalter die endgül- 
tige Lösung des explosionssicheren Wechselstrom-Hoch- 
leistungschalters sehen zu wollen. Es wird dazu noch 
einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Elektri- 
zitätswerken bedürfen, denn die Erfahrungen der Praxis 
werden letzten Endes die letzte und nicht die leichteste 
Prüfung des Schalters bilden müssen. 


1120 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


Gußgekapseite Verteilungen in Vertikal- und Horizontalanordnung‘. 
Von Dr. K. von der Dunk, Frankfurt a.M. 


1. August 1929 


Übersicht. Der Aufsatz enthält eine Beschreibung der 
Anordnung gekapselter Verteilungsanlagen mit absenkbaren 
Doppelölschaltern (Vertikalanordnung) und solcher mit aus- 
fahrbaren Ölschaltern (Horizontalanordnung). 


Trotz der guten Erfahrungen, die man schon seit 
langem mit gekapselten Hochspannungsverteilungen in in- 
dustriellen Betrieben gemacht hat, wird für größere An- 
lagen doch die offene Bauweise bevorzugt. Der Platz- 


Abb. 1. Gekapselte Verteilung in Vertikalanordnung, betriebsfertig und 
mit abgesenktem Ölschalter. (Schraffierte Teile mit Masse vergossen,) 


mangel, der sich besonders in städtischen Netzen fühlbar 
macht (Bau neuer Unterwerke bzw. Erweiterung bestehen- 
der Anlagen) hat jedoch dazu geführt, im Schaltanlagen- 


ner A.G. gebaut werden, sollen diesem Bedürfnis ent- 
sprechen und vorwiegend dort Verwendung finden, wo nur 


Abb. 2 Rückseite eines Ölschalterfeldes. Ölschalter abgesenkt, 
Zellentüren geöffnet. 


Spannungswandier Relaiskasten 
Aufbau | 
” F 
= BER | 
7) E Ba = 
I T i ` CR 
\ 


Kabelendver -| 
Schluß mit 
Strromwandier| 


ES -= = 
|| I Motoranfriebe Ge 


LG ep ` ` $ 1230 IS} o u EE m 1230 k 7239 
50 60 60 
Kabelanschlußfeld Trennschalterfeld Oelschalterfeld Oelschalterfeld mit Oelschalterfeid mit 
Spannungswandiern. Motoranhieben ` 


Schaltbild zu Abb. 3. 


bau neue Wege zu gehen. Die nachstehend beschriebenen 
gußgekapselten Verteilungen, die von der Voigt & Haeff- 


* 8. a. Brohst, ETZ 19%, H 185 sowie Büchner, VDE- 
Fachberichte 1928, S. 59. 


Abb. 3 Aufbau und Maße der verschiedenen Ausführungen 
von Verteilungsfeldern in Vertikalanordnung. 


beschränkter Platz zur Verfügung steht und onbedingt 
Betriebssicherheit verlangt wird. 


Der grundsätzliche Aufbau der gekapselten Vertei- 
lung (Ölschalterfeld) entspricht einer Schaltanlage mit 
Doppelsammelschienensystem und wird durch einen senk- 
recht nach unten ausfahrbaren Doppelölschalter gekenn- 
zeichnet. Dieser ist in eine aus starkem Eisenblech un 
Winkeleisen bestehende Zelle eingebaut (Abb. 1). Die Zelle 
trägt oben, in zwei rechteckige Kasten gebettet, die mit 
Masse vergossenen Sammelschienensysteme, auf der Vor- 
derseite einen Kabelendverchluß mit zwei Stromwandlern 
und einem Strommesser, daneben ein Gehäuse mit zwei 
Überstromrelais (Stromwandlerauslösung) und zwei we- 


Le 


1. August 1929 


tere Gehäuse für Signalkontakte. In die Zelle hinein 
ragen nach unten die becherförmigen Durchführungen mit 
den Steckerstiften für die beiden Sammelschienensysteme 
und den Kabelendverschluß. Diesen entsprechen neun als 
Steckvorrichtungen ausgebildete Durchführungen des Dop- 
pelölechalters, deren äußere Gruppen zu den beiden Sam- 
melschienensystemen führen, während die mittlere Gruppe 
die Verbindung mit dem Kabelendverschluß herstellt. 

Der Doppelölschal- 
ter enthält zwei ge- 
trennt arbeitende Öl- 
schalter. Er hat also 
zwei Traversen, zwei 
Schlösser und zwei Aus- 
lösespringer und ermög- 
licht ein völlig unabhän- 
giges Schalten seiner 
beiden Teile. Auch ein 
Umschalten von einem 
Sammelschienensysten 
auf das andere läßt sich 
durch zwei Schaltbewe- 
gungen so schnell ausführen, daß die Spannung nur einen 


kurzen Augenblick unterbrochen wird. Durch eine ein- 
fache Verriegelung kann der eine Schalter nur eingelegt 
werden, wenn der andere ausgeschaltet ist. 

Der Doppelölschalter ruht auf einer Bühne, die dureh 
einen Kurbelantrieb gehoben wird (Abb. 2). Durch Rollen 


erhält er eine Führung an besonderen Führungsleisten der 
Zellentüren, wobei ein als Anzeigevorrichtung ausgebil- 
deter Riegel ein Öffnen der Türen bei hochgekurbeltem 
Schalter unmöglich macht. Durch eine andere ebenso ein- 
fache Verriegelung ist ein Herablassen der Schalterbühne 
und damit ein Öffnen der Steckkontakte unter Last verhin- 
dert, wenn einer der beiden Schalterteile eingeschaltet ist. 
Die Fingerkontakte sind für 350 A bemessen. Die Hart- 
papiertraversen werden durch Öldämpfungspuffer in ihrer 
Bewegung aufgefangen. Die Schalter werden über Strom- 
wandler und Überstromrelaie durch die Springer zur Aus- 
lösung gebracht. 


Abh. 4° Ölschalterfeld in Vertikalanordnung mit Motorantrieben 
zur Fernsteuerung. 


Das Aneinanderreilien mehrerer Einheiten geschieht 
durch trennmesscrartiges Jmeinanderstecken und Ver- 
schrauben der Sammelschienen. Die zwischen den Sanımel- 
schienenkasten benachbarter Felder freiliegenden Teile 
EECHER werden durch Schutzhauben abge- 
eckt. 


Im Verfolg der gleichen Konstruktionsgrundsätze 
wurde als Ergänzung der Ölschalterfelder ein Trenn- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


Abb.6. Gekapselte Verteilung 


1121 


schalterfeld geschaffen, welches zwei dreipolige 
Trennschalter für max. 1000 A enthält. Die Betätigung 


erfolgt in gleicher Weise bei gegenseitiger Verriegelung 
wie bei dem Doppelölschalter. Zum Anschluß der Kabel 
bei den meist in Frage kommenden höheren Stromstärken 
dient weiter ein Kabelanschlußfeld. In einer ge- 
schlossenen Anlage kann ein Ölschalterfeld einen Span- 
nungswandleraufbau erhalten, um Verrechnungszähler an- 
schließen zu können (Abb. 3 und 4). 


Abb. 5. Eilffeldrige gekapselte Verteilung. Links Kabelanschlufifeld, 
rechts Ölschalterfeld mit Motorantrieben. 


Die beschriebenen Anlagen sind für Reihe 10 verwend- 
bar. Die Prüfspannung beträgt entsprechend den VDE- 
Vorschriften 42 kV, die Überschlagspannung bei normaler 
Frequenz für den Ölschalter 55kV, für den gefüllten 
Sammelschienenkasten 75kV. Bei Stoßspannungen erga- 
ben sich für den Ölschalter 
Überschlagswerte von 120 kV 
max. und für den Sammel- 
schienenkasten 134 kV max. 
Die Abschaltleistung der Öl- 
schalter beträgt etwa 120 000 
kVA. 

Die Ölschalter sind für 
350 A bemessen, die Sammel- 
schienen dagegen für 1000 A. 
Die bei dieser Maximal- 
-belastung auftretende Erwär- 
mung bleibt weit hinter der 
höchstzulässigen zurück, so 
daß man unbedenklich eine 
groe Anzahl Felder mit 
Maximalbelastung nebenein- 
anderreihen kann, ohne Ge- 
fahr zu laufen, daß die Sam- 
melschienen zu warm werden 
(Abb. 5). 

Zu erwähnen ist weiter, 
daß in Zusammenarbeit mit 
der Berliner Städtische Elek- 
trizitätswerke A.G. noch eine 
andere Ausführungeart von gekapselten Verteilungen ent- 
wickelt wurde, die nach dem Reyrolle-System horizontal 


e, 


N 


ANAR N AS 


IN 
INN 


AN 
N 


le 


in Einheitsausführung (Hori- 

zontalanorunung), Ölschalter 
eingefahren. (Schraffierte 
Teile mit Masse vergossen). 


J 


Schaltbild zu 
Abb. 7. 


Abb. 7. Gekapselte Verteilung in Horizontal- 
anordnung, Ölschalter ausgefahren. 


ausfahrbare Ölschalter besitzt. Ein Aufbau des Ölschalters 
trägt die becherförmigen Steckkontakte, welche beim Em- 
fahren die Verbindung mit den Sammelschienen herstellen. 


1122 


Auf der Vorderseite dieses Aufbaues sitzen außerdem die 
Instrumente. Ein zweiter, kleinerer Aufbau verbindet mit 
dem Kabelendverschluß (Abb.6). Die Becherisolatoren an 
den Sammelschienenkasten und dem Kabelendverschluß 
sind mit gußeisernen Schutzhülsen umgeben und werden 
beim Ausfahren des Ölschaltere durch mechanisch ge- 


Abb. 8. Seitenansicht der gekapselten Verteilung bei eingefahrenem 
Ölschalter. Unteres Sammelschienensytem unter Spannung. 


steuerte Abdeckklappen gegen Berührung geschützt 
(Abb.9). Das Ein- und Ausfahren des Ölschalters ge- 
schieht mit zwei auf den Fahrschienen befestigten Zahn- 
stangen und der am Ölschalterdeckel angebrachten Welle 
mit Zahnrädern und Ratsche. 

Die Verbindung der Sammelechienen mit dem Ölschal- 


ter wird durch auswechselbare Steckkontakte hergestellt, - 


die in die Becherisolatoren eingeschraubt sind. Soll bei 
einem Doppelsammelschienensystem eine Umschaltung 
vorgenommen werden, so sind zunächst die Ölschalter aus- 
zuschalten und auszufahren und dann die Steckkontakte 
z. B. aus den oberen Isolatoren herauszuschrauben und in 
die unteren einzusctzen (Abb.7). Dabei treten aus demi 
Deckel des Aufbaues 
Stifte hervor und kenn- 
zeichnen das gewählte 
Sammelschienensystein 
(Abb. 8). 

Durch eine Verrie- 
gelung mit der Fahr- 
bahn ist ein Einschalten 
des Ölschalters nur in 
ein- oder ausgefahrener 
Stellung möglich. 

Die Verwen- 
dungsgebiete für 
die gekapselten Vertei- 
lungen sind wohl zahl- 
reicher als man an- 
nimmt. Die Übersicht- 
lichkeit und Betriebs- 
sicherheit, dazu die cin- 
fache Ortsmontage und 
leichte Erweiterungs- 
möglichkeit machen sie 
für größere industrielle Betriebe, wie Hütten- und 
Walzwerke, chemische Fabriken, Bergwerke, auch unter 
Tage, sehr geeignet. Auch für Unterstationen in städti- 


` 


= 


f 


1200 - 
Deere 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


L August 1929 


schen Netzen, für die oft nur sehr beschränkter Platz zur 
Verfügung steht, werden sich die Verteilungen einführen. 
Die Aufstellung kann an irgendeiner beliebigen Stelle, in 


Abb., 9. Teilansicht bei ausgefahrenem Ölschalter. Abdeckklappen 
der Becherisolatoren hochgehoben. 


Kellern oder Höfen, erfolgen. Die höheren Kosten des ge- 
kapselten Schaltmaterials dürften eich dabei zumindest 
durch die Ersparnisse an Baukosten und Platzmiete aus- 


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Abb. 10. Vergleich zwischen dem Platzbedarf der offenen Bauweise einer 10 kV-Verteilung 
und einer gekapselten Anlage in Vertikalanordnung. 


gleichen. Den Unterschied zwischen den benötigten Räu- 
men für eine offene Verteilung und die Vertikalanordnung 
der gekapselten Anlage zeigt Abb. 10, 


1. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


1123 


Die Entwicklung der dänischen Elektrizitätswirtschaft in den letzten Jahren. 


Von Johs. E. Börresen, Kopenhagen. 


In der ETZ 1926, S. 1458, habe ich die Elektrizitäts- 
versorgung Dänemarks geschildert und will nunmehr 
über deren weitere Entwicklung in den letzten Jahren 
Auskunft geben. 

Laut der zuletzt veröffentlichten Statistik für 1926/27 
hat sich die Anzahl der Stadt- und Überlandzentralen 
(126 Werke) seit 1924/25 nicht geändert, während die 
der Landzentralen eine Verringerung von 353 auf 333 
zeigt. Dieser Rückgang ist auf die Stilllegung und Um- 
bildung einiger Landzentralen zu Transformatorstativ- 
nen von Überlandzentralen zurückzuführen. 


Seit 1924/25 ist die Maschinenleistung von 
etwa 176000 auf etwa 225000 kW gewachsen. Diese 
grobe Steigerung erklärt sich hauptsächlich aus der Er- 
weiterung um 5 Dampfturbinen von insgesamt 36 900 kW, 
von denen zwei mit zusammen 34 600 kW in Kopenhagen 
installiert worden sind. Die gesamte Leistungsfähigkeit 
beträgt jetzt 263000 kW. Die Elektrizitätserzeugung war 
1926/27 etwa 422 Mill kWh, der Verbrauch von Brenn- 
material 176000 t Kohle und Koks, 33000 t Brennöl, 
420000 m? Gas und % t Torf. 

Die Gesamtlänge der Verteilungsleitungen 
erreichte 36 000 km; hiervon sind 7700 km Gleichstrom- 
und 28300 km Wechselstromleitungen. An Leitungen für 
hochgespannten Wechselstrom (2..50kV) bestehen 9400 
Kilometer. 

Das gesamte Kapital der Elektrizitätswerke wird 
auf 414 Mill Kr geschätzt, wovon 88 Mill Kr auf die 
Hauptstadt entfallen. Den Gesamtbetrag der Abschrei- 
bungen veranschlast man auf 114 Mill Kr, so daß das 
ecbuchte Baukapital etwa 300 Mill Kr beträgt. Die Ein- 
nahmen der Stadt- und Überlandzentralen stellten sich 
auf 84,7 Mill Kr, u. zw. auf 40,8 für Licht, 17,8 für ge- 
wöhnlichen Kraftverbrauch, 6,3 für speziellen Verbrauch 
(einschl. der Straßenbeleuchtung und Straßenbahnen) 
und auf 8,5 Mill Kr aus festen Abgaben und Zählermiete. 


Die Betriebskosten betrugen 36,8 und der Ka- 
pitaldienst (Verzinsung und Tilgung) 25,8 Mill Kr. Von 
dem Reingewinn — 26,5 MillKr — wurden 12,7 Mill 
Kronen für Zuweisungen, Neubauten u. dgl. verwendet. 


In den letzten Jahren sind bei mehreren Werken 
besondere Haushaltungstarife eingeführt worden, die i. a. 
aus einer festen, nach der Größe der Wohnung des Ver- 
brauchers berechneten Gebühr nebst einem niedrigen Ki- 
lowattstundenpreis bestehen. Außerdem werden in aus- 
xedehntem Maße spezielle Tarife für landwirtschaftliche 
Zwecke verwendet, y. zw. so, daß sich die festen Abga- 
ben nach der Anzahl der installierten PS, dem Steuer- 
wert des Eigentums bzw. der Tonne Hartkorn! oder nach 
einer Kombination mehrerer dieser Größen bemessen. 
Das Beispiel eines solchen Tarifs sei hier angegeben: 


3 Motoren 
Licht in der Landwirtschaft 
0,40 Kr kWh 0,20 Kr/kWh 


jährliche Abgaben: 
1,00 Kr je Brennstelle 
1,00 Kr je 1000 Kr Steuerwert 
des Eigentums 


0,48 Kr je Tonne Land?) 
0,72 Kr je 1000 Kr Steuer- 
wert des Eigentums 
6,00 Kr je Tonne Hartkorn 
4,80 Kr je install. PS 


Das in dem früheren Aufsatz erwähnte Zusam- 
menarbeiten zwischen den Werken ist weiter ent- 
wickelt worden; u. a. ist eine 50 kV-Verbindung zwi- 
schen Südostseelands Elektrizitäts A.G. und Nyköbing- 
a gebaut. (Vgl. den Elektrisierungsplan, ETZ 1926, 
5. 1459.) 

Auf dem Gebiete der Elektrizitätsgesetz- 
cebung hat man neuerdings einige Änderungen durch- 
geführt, deren Besprechung in diesem Zusammenhang 
von Interesse sein dürfte: Das im Jahre 1907 erlassene 
Gesetz, betr. elektrische Hochepannungsanlagen, bildet 
die Grundlage für die staatliche Überwachung dänischer 
clektrischer Betriebe, und im Anschluß an dieses Gesetz 
besteht eine ständige Elektrizitätskommission, die ein 
Reglement ausgearbeitet hat, in dem Vorschriften für 


! Ertrags- und Ausnutzungswert des Grund und Bodens. 
? ı Tonne Land = 055 ha. 


Errichtung und Betrieb elektrischer Hochspannungsan- 
lagen erteilt werden. Es enthält ausführliche Regeln 
für Bau und Betrieb der Leitungsanlagen und gibt eben- 
falls Vorschriften in bezug auf das bei elektrischen In- 
stallationen zu verwendende Material. Die. letzte Er- 
neuerung dieses Reglements datiert von Anfang 1924, 
aber verschiedene Umstände haben seitdem der Vereini- 
gung dänischer Elcktrizitätswerke Anlaß gegeben, sich 
mit der Frage der Abänderung in gewissen Punkten zu 
beschäftigen. Es ist nunmehr gelungen, eine Gesetzes- 
änderung durchgeführt zu bekommen, die im wesent- 
lichen die Wünsche der Vereinigung nach Verbesserung 
des Gesetzes und des Reglements erfüllt. Die Änderun- 
gen beziehen sich auf folgende Punkte: 


a) Material für elektrische Installa- 
tionen. Gleich bei Gründung des Vereins wurden die 
auf Normalisierung des elektrischen Materials hinzielen- 
den Arbeiten aufgenommen und zu diesem Zweck ein 
Ausschuß ernannt mit der Aufgabe, festzustellen, wel- 
chen Erfordernissen elektrisches Material genügen muß, 
um vom „Danske Elektricitetsvaerkers Forening“ (Verein 
dänischer Elektrizitätswerke) anerkannt zu werden. 
Gleichzeitig wurde der Aus- 
schuß beauftragt, das von 
Fabrikanten . zwecks Errei- 
chung der Approbation einge- 
sandte Material zu unter- 
suchen und letztere zu ertei- 
len, falls es den gestellten An- 
forderungen genügte — An- 
forderungen, die sich natür- 
lich mit den Vorschriften der 
Elcktrizitätskommission im 
Einklang befanden. Als der 
Ausschuß die Ausarbeitung 
der Vorschriften beendigt 
hatte, beschloß der Verein, 
daß genehmigtes Material mit 
einem besonderen Zeichen, 
Abb. 1, zu versehen sei, was 
seit Anfang dieses Jahres nun 
auch geschieht. 


Ferner haben die meisten dem D.E.F. als Mitglieder 
angeschlossenen Elektrizitätswerke beschlossen, zu ver- 
langen, daß in ihren Installationen nur das von dem 
Verein approbierte Material zu verwenden ist. 

Diese Regeln genügten jedoch nicht, um zu verhin- 
dern, daß auch fernerhin noch nicht den Forderungen 
der Elektrizitätskommission entsprechendes Installations- 
material zur Anwendung kam, und da es sich gerade in 
der letzten Zeit gezeigt hat, daß ein Teil des Materials, 
hauptsächlich Sicherungen, verkauft worden ist, welcher 
eine gewisse Feuersgefahr bot, wandte der Verein sich 
an das Ministerium für öffentliche Arbeiten, das im 
Frühjahr 1928 im Ilochspannungsstromgesetz eine Ände- 
rung durchführte, wonach das Ministerium ermächtigt 
wurde, den Verkauf solcher Maschinen und Apparate zu 
verbieten, deren Anwendung den Bestimmungen des 
Reglements widerspricht und die, was Niederspannungs- 
material betrifft, nicht mit dem Approbationszeichen 
cines vom Ministerium anerkannten Prüfungsausschusses 
versehen sind. Gleichzeitig hat das Ministerium bis auf 
weiteres den vom Verein ernannten Ausschuß als den 
öffentlichen Prüfungsausschuß anerkanrt, und im Zu- 
sammenarbeiten zwischen diesem und dem Ministerium 
wird jetzt bekanntgegeben werden, welche Materialien 
hierzulande nicht verkauft werden dürfen, wenn sie nicht 
mit dem Zeichen des Vereins versehen sind. 

b) Radioanlagen. Es war unvermeidlich, daß 
die starke Entwicklung auf dem Gebiet des Radios den 
Elektrizitätswerken verschiedene Schwierigkeiten berei- 
tete, teils in bezug auf das Anbringen der Antennen in 
gefährlicher Nähe der Leitungen der Elektrizitätswerke, 
teils hinsichtlich der in direkte Verbindung mit dem 
Lichtnetz gebrachten Empfänger. Diese letzteren An- 
lagen, die auch von dem Ausschuß des Vereins unter- 
sucht und approbiert werden, haben wegen der hohen 
Spannung, der man nach und nach in solchen Anlagen 
begegnet, zu einer Reihe neuer Bestimmungen angerext, 
die recht scharfe Anforderungen an die Ausführung der 
Empfänger stellen. Um die notwendige Befugnis zur 


GODKENDT 
AF 


DANSKE 
EL.VERKERS 
o FORENING ọo 


Abb. 1. 


1124 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


L August 1929 


Kontrolle solcher Radioanlagen zu erreichen, hat das 
Elektrizitätsgesetz vom Jahre 1907 einen Zusatz bekom- 
men, der das Ministerium für öffentliche Arbeiten er- 
mächtigt, Vorschriften für Sicherheitsmaßnahmen zu er- 
teilen, die bei Errichtung und Betrieb von Anlagen, 
welche sich in gefährlicher Nähe von Hochspannungslei- 
tungen befinden oder mit ihnen in Verbindung stehen, 
beobachtet werden müssen. 

c) Enteignung von Grund und Boden 
beim Bau elektrischer Hochspannungs- 
leitungen. In dem von der Elektrizitätskommission 
erlassenen Reglement befinden sich einige Bestimmun- 
een darüber, wie sich die Elektrizitätswerke zu verhal- 
ten haben, falls nicht im Wege der allgemeinen Verein- 
barung Einigkeit mit den Besitzern des Grund und Bo- 
dens, über den eine neue Hochspannungssleitung zu füh- 
ren ist und auf dem deshalb Masten zu errichten sind, 
erzielt werden kann. Diese Bestimmungen haben jedoch 
im Laufe der Zeit zu großer Unzufriedenheit Anlaß ge- 
geben, da ihnen gewisse Mängel anhafteten, die es einen 
Grundstücksbesitzer ermöglichten, dem Elcektrizitätswerk 
Schwierigkeiten zu bereiten. Wo eine Einigung nicht zu 


erzielen war, mußte der Fall durch ein Schiedsgericht, . 


zu dem jede der Parteien ihren Schiedsrichter zu wählen 
hatte, erledigt werden. Im Gesetz fand sich keine Ver- 
pflichtung für den Grundstücksbesitzer, diese Wahl inner- 
halb einer bestimmten Frist zu treffen, und die eine Par- 
tei hatte es deshalb in der Hand, die Anzelerenheit in 
die Länge zu ziehen. Da gleichzeitig bei Beginn der 
Verhandlungen seitens des Elektrizitätswerks eine Sicher- 
heit zu stellen war, konnte eine Verzögerung zur Folge 
haben, daß das Werk bedeutende Summen als Garantie- 
kapital festlegen mußte. Ferner brachten die Regeln, 
betr. Wahl eines Obmannes des Schiedsgerichts, es mit 
sich, daß die einzelnen Fälle auf gänzlich verschiedenen 
Grundlagen und auch recht willkürlich behandelt wurden, 
so daß die Entschädigungen für Errichtung eines einzelnen 
Mastes zwischen 0 und 350 Kr schwanken konnten. 


Die Elektrizität auf der Zweiten Weltkraftkonferenz. 


Die Zweite Weltkraftkonferenz, die vom 
15. bis 25. VI. 1930 in Berlin stattfindet und schon heute in 
immer wachsendem Maß die Öffentlichkeit des In- und Aus- 
landes beschäftigt, hat soeben eine kleine Druckschrift 
herausgebracht. welche ein umfassendes Bild der Wege 
und Ziele der Weltkraftkonferenz im allgemeinen und be- 
sonders der Leitgedanken und Organisation der zweiten 
Vollversammlung gibt. Danach ist das große Gebiet der 
Energieversorgung, den hauptsächlichsten Energieträgern 
entsprechend, in 12 Fachgruppen unterteilt. Eine Reihe 
von Fachausschüssen hat während des letzten Winters die 
wichtigsten auf den einzelnen energiewirtschaftlichen Ge- 
bieten in Betracht kommenden Fragen formuliert, die für 
die nächstjährige Tagung behandelnswert erscheinen. An 
dieser Stelle interessieren besonders diejenigen, welche 
mit der Elektrizität zusammenhängen, und daher sei 
über die Arbeiten dieses Fachausschusses und seiner 
Untergruppen „Elektrizitätserzeugeung“, „-verteilung”“ und 
„„verwendung” folgendes mitgeteilt: 


Auf dem Gebiet der Elektrizitätserzeuegune 
erscheint cine internationale Erörterung der Gesichts- 
punkte, die heute für die Wahl und Aufteilung der An- 
triebskraft in groBen Stromversorgeunesanlagen maßgebend 
sind, von äußerstem Interesse. Obwohl die Weltkraftkon- 
ferenz sich größtenteils mit der wirtschaftlichen Seite der 
Iinergieversorgung beschäftigen soll, hat man auch rein 
konstruktiven Themen, wie den Grenzbedineungen für 
Generatoren und Transformatoren, der Abgleichung der 
elektrischen Festigkeit auf dem ganzen Wege, den der 
Strom vom Generator bis zum Verbrauchsapparat nimmt, 
Beachtung geschenkt. 


Das hervorstechendste Thema der Gruppe Elek- 
trizitätsverteilung lautet: „Die technische und 
wirtschaftliche Beherrschung des Energieflusses in ein- 
fach und mehrfach gekuppelten Netzen.“ In engem Zu- 
sammenhang damit stehen Fragen der Störung in Netzen 
und ihrer Behebung und der Erdung. Auf dem Gebiet der 
Höchstspannungsleituneen käme u.a. ein Vergleich der 
Wirtschaftlichkeit von Freileitungen und Kabeln in Frare. 
Neuzeitliche Schaltanlaxen für Großleistungen interessie- 
ren unter besonderer Berücksichtigung der Kostenfraze. 
Ein Kapitel, dem sowohl im In- wie im Auslande sehr 
starke Beachtung geschenkt wird, ist das der selbsttätieen 
und der ferngesteuerten Kraft- und Nebenwerke und der 


Der Verein ernannte nun vor etwa zwei Jahren einen 
besonderen Ausschuß zur Behandlung dieser Fragen, 
und dieser hat einen Gesetzesänderungsvorschlag ausee- 
arbeitet, der dem Ministerium für Öffentliche Arbeiten 
unterbreitet wurde. Auf Grund dieses Vorschlages sind 
einige Änderungen des Elektrizitätsgesetzes von 1%7 
im Frühjahr 1928 durchgeführt worden, die die Haupt- 
schwierigkeiten bei Enteignungsverfahren beseitigten. 
Im Gegensatz zu früher sind beide Parteien jetzt ver- 
pflichtet, ihren Schiedsrichter innerhalb einer Frist von 
8 Tagen zu ernennen, und für das Amt des Obmannes 
wurden durch jedes der beiden Landgerichte des Landes 
für eine Amtszeit von jeweils fünf Jahren drei Personen 
bezeichnet. Von diesen beauftragt das Ministerium einen 
oder mehrere, um innerhalb seines vom Ministerium 
festgesetzten Distriktes als Obmann zu fungieren. Vor- 
aussichtlich wird hierdurch eine größere Gleichmäßir- 
keit bei Festsetzung der den Grundstücksbesitzern für 
das Recht zur Errichtung von Masten und zum Ziehen 
von Drähten zu gewährenden Entschädigungen erzielt 
werden. Bei den Gescetzesänderungen hat man gleich- 
zeitig den Elektrizitätswerken ein Passierrecht unter 
den Leitungen bei notwendigen Prüfungs- und Instand- 
haltungsarbeiten eingeräumt, auf das sie sich vordem 
nicht berufen konnten, falls ein Grundstücksbesitzer 
dem Werk den Zutritt zu einem auf seinem Grundstück 
stehenden Mast verbieten wollte. Durch die erwähnten 
Änderungen hat dəs Flektrizitätsgesetz von 1907 ganz 
wesentliche Verbesserungen erfahren, und namentlich 
in bezug auf die Approbierung von elektrischem Ma- 
terial dürfte es sich in der nächsten Zukunft zeigen, dab 
das so vervollkommnete Gesetz eine ausgezeichnete 
Grundlage für das in hohem Grade nutzbringende Be- 
streben bilden wird, elektrische Installationen so gut 
wie möglich auszuführen, so daß der höchste Grad von 
Sicherheit bei der Elektrizitätslieferung und außerdem 
die größtmögliche B>grenzung von Feuers- und Lebens- 
gefahr bei den clektrischen Anlagen erzielt wird. 


Einrichtungen zur Nachrichtenübermittlung, zur Fern- 
messung und Fernsteuerung. Eine Frage, die immer noch 
brennend genug ist, auf der Zweiten Weltkraftkonferenz 
behandelt zu werden, ist die Beeinflussung der Fernmelde- 
leitungen und -einrichtungen durch Starkstrom. 

In der Elektrizitätsverwendung wurden 
als am wichtigsten die neuesten Anwendunesformen der 
Elektrizität im Haushalt und in der Landwirtschaft be- 
trachtet. Da die bisherigen Weltkraftkonferenzen sich 
sehr eingehend mit der Erzeugung und teilweise auch 
schon mit der Verteilung der Kraft befaßt haben, 
soll die Berliner Tagung der Verteilung und namentlich 
der Verwendung der Energie gewidmet sein. So kan 
der Fachausschuß zu einer ziemlich eingehenden Unter- 
teilung dieser Gebiete. In gleichem Sinne wurde auch die 
Verwendung der Elektrizität in der Industrie behandelt 
und dabei ebenfalls die neuere Entwicklung im Bereich 
der Elektrowärme und der Elektrochemie berücksichtigt. 
Bei der Lichtwirtschaft interessiert namentlich die Pro- 
duktionsteigerung durch zweckmäßige Ausgestaltung der 
Beleuehtung, bei den elektrischen Bahnen in erster Linie 
die Frage der Sicherheit, sodann einiges Konstruktive im 
Bau elektrischer Lokomotiven. 

Letzten Endes hängt die ganze Wirtschaftlichkeit der 
Elektrizitätswerke von einem geregelten Absatz des Stro- 
mes ab. Vorträge über den Einfluß der elektrischen Ver- 
brauchsgeräte auf das Belastungarebirge, die Form der 
Tarife und die Verbreitungsmöglichkeit elektrischer Appa- 
rate unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Verhält- 
nisse eines Landes sowie der Lebensbedürfnisse und ge: 
wohnbeiten seiner Bewohner sind daher geeignet, die Elek- 
trizitätswirtschaft im internationalen Gedankenaustausch 
auf den bisher beschrittenen Wegen ein gutes Stück ver- 
wärts zu bringen. 

Soweit die Arbeiten der Fachausschüsse, deren Erzeb- 
nis einen anschaulichen Querschnitt durch die aktuellsten 
Fragen der modernen Energiewirtschaft gibt und in meh- 
reren Sprachen an die bedeutendsten Fachkreise des Aus- 
landes versandt wurde, um von vornherein einen einheit- 
lichen Zug in die Konferenz zu bringen. Hinsichtlich der 
von Deutschland einzureichenden Berichte haben die be- 
rufenen Spitzenverbände und Körperschaften es übernom- 
men, für die Auswahl der Themen, Ernennung der Re- 
ferenten und die Einreichung selbst Sorge zu tragen. 

Dr. Gerhard Dehne. 


1. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


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RUNDSCHAU. 


Heizung. Öfen. 


Durchgehende elektrische Zugheizung. — Die Öster- 
reichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben die elektrische 
Zugheizung nur mit 1000 V Heizkörperspannung ein- 
zurichten brauchen, da die Anschlußländer Deutschland, 
Schweiz und Ungarn ebenfalls diese Einrichtung verwen- 
den. Größtes Gewicht wurde auf einfache Installation ge- 
legt, um dadurch nicht nur die Wartung, sondern nament- 
lich auch die Bedienung im Betriebe von den einfach- 
sten Kräften durchführen zu können. Die Einrichtung 
entspricht in allen Teilen den Bestimmungen des Vereins 
Deutscher Eisenbahnverwaltungen und des Internationalen 
Eisenbahnverbandes. 

Durchgreifende Leitung und Kupplung. 
Die durchgreifende Leitung führt auf jedem Wagen von 
einer Kupplungsdose der einen Wagenbrust zur Kupp- 
lungsdose auf der anderen Brust; sie besteht aus grob- 
litzigem Kabel von 185 mm? Kupferquerschnitt. Die Ver- 
bindung von Dose und Kabelhalter (auf jeder Wagenbrust 
ein Kabelhalter) wird durch das feinlitzige ‚(jede Litze 
0,25 mm?) Kupplungskabel vom selben Querschnitt her- 
gestellt. Beide Kabel sind verlegt in Gasrohren von 
33 mm LW. welche an dem Untergestellträger mittels 
Schellen befestigt sind. Die Kupplungsdose befindet sich 
auf der Seite der gewölbten Puffer, Kabelhalter auf der- 
jenigen der flachen Seite. Der freie Teil der Kupplungs- 
kabel (1350 mm lang) trägt am Ende den Stecker und ist 


mit dem Erdungskabel von 25 mm? Querschnitt, welches 


Aobelholter ouf Seite 
der Machen Puffer 


Abb. 1. Anordnung der Kupplungseinrichtung. 


die Erdung des Steckers zum Kabelhalter vorsieht, in einen 
Lederschlauch eingenäht (Abb. 1). Die Blinddose wird 
rechts vom Puffer (gegen die Wagenstirne gesehen) an- 
gebracht, der untere Rand 1,5 m von S.O. entfernt, und 
dient zur Aufnahme des Steckers, wenn die Heizung nicht 
gebraucht wird. Die Kupplungsteile sind von den Österr. 
Brown, Boveri-Werken geliefert werden. 

Von einer der beiden Kupplungsdosen führt die Zu- 
leitung erst zur Hauptsicherufig, welche am Langträger 
in einem gußeisernen Kasten befestigt ist, von dort zum 
Hauptschalter im Wageninnern; sie besteht aus einem 
Kabel von 10 mm? Kupferquerschnitt und liegt in Gas- 
robren von 13 mm 1.W. 

Hauptschalter und Stromkreissiche- 
rungen. Der Hauptschalter im Wageninnern wird grund- 


eätzlich im W’agendurchgang in der Nähe der Eingangstür 
und in möglichster Nähe der Hauptsicherung, jedoch nur 
für zwei Stellungen, „ein“ und „aus“, verwendet. Mehr 
als drei Stromkreise werden nicht ausgeführt, und sind 
Hauptschalter und Sicherungen in einem gußeisernen 
Kasten untergebracht, dessen Tür nur dann geöffnet wer- 
den kann, wenn der Hauptschalter, zu dem ein kleines 
Hauptschalttürchen führt, auf „aus“ steht. Aufschriften 
oberhalb der Sicherungen geben eindeutig an, für welche 
Stromkreise dieselben bestimmt sind („Großes Abteil”, 
„Abteile 1. Klasse” usw.). Bei Wagen mit nur einem 
Stromkreis (Dienstwagen) vertritt der Abteilungschalter 
den Hauptschalter. Als Haupt- und Stromkreissicherungen 
sind Einheitsicherungen der AEG-Union in Verwendung. 

InnenleiterundAbteilungschalter. Von 
den Stromkreissicherungen sind die Leitungen, bestehend 
aus isoliertem Kabel von 2,5 mm? Querschnitt, verlegt in 
überlapptem Peschelrohr von 18 mm 1. W., bei Nichtregel- 
barkeit direkt, bei Regelbarkeit über den Abteilungschal- 
ter, den nebeneinander geschalteten Heizkörpern zuge- 
führt. Die Heizung ist in jedem Raum regelbar, mit Aus- 
nahme von Abort, Gepäckräumen und Gang; in jedem Raum 
wird ein, wenn der ganze Wagen aus einem Raum be- 
steht, werden zwei Abteilschalter angebracht. Ein Abteil- 
schalter hat drei Stellungen: warn, halbwarm und kalt, 
mittels denen eine Regelung der Heizleistung des Abteiles 
durch Nebeneinandcerschalten der möglichst in die Hälfte 
geteilten Heizkörpergruppe vorgenommen werden kann. 


Schutzerdung. Schutzerdungen sind bei allen 
Metallteilen und metallischen Schutzeinrichtungen (Heiz- 
körperverschalungen, Schaltern, Rohren) angebracht. Alle 
Leitungen für die Schutzerdungen sind blanke Kupfer- 
kabel von 2X5 mm? Kupferquerschnitt; sie sind außen 
an den Peschelrohren verlegt und gemeinsam mit diesen 
angeschellt.e Die Erdungen werden zu einer bei der 
Wagenwand angebrachten eisernen Erdungschiene ge- 
führt von mindestens 5X 30 mm? Querschnitt. Diese 
Erdungschiene wird dreimal zu dem Langträger geerdet, 
u.zw. mit je vier blanken Kupferlitzen von je 5 mm 
Kupferquerschnitt. 


Abb. 2b. Heizkörper mit einer Heizleistung von 500 W. 


Heizkörper. Die Heizkörper (Abb.2) sind von 
der Elektro-Heizungstechnik in Wien hergestellt, u. zw. 
mit einer Leistung von 1000 oder 700 W, doch sind beide 
Leistungstypen vollkommen gleich und untereinander 
umtauschbar. Der Widerstandsdraht ist auf Schambotte- 
rchre gewickelt, die ihrerseits wieder auf gußeisernen, 
mit kittlosen Isolatoren versehenen Böcken gelagert 
sind; durch Anordnung einer Stromrückführschiene eind 
alle Anschlüsse auf einer Heizkörperseite möglich. Dic 
längste Anheizzeit beträgt 1..125 h. Für den Nahver- 
kehr wird eine Leistung von 180 W/m? verwendet, für 
den Fern- und Übergangsverkehr, entsprechend den Vor- 
schriften des Internationalen Eisenbahnverbandes, eine 
solche von 200 W/m’. Die Heizkörper sind in den Ab- 
teilungen möglichst unter den Sitzen, im Gang unterm 


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Dampfheizrohr und in den Aborten unter dem Wasser- 
behälter untergebracht, gegen außen gut isoliert und 
mit Schutzverkleidungen versehen. 


Anschriften. Alle Wagen, welche mit einer 
durchgehenden elektrischen Heizeinrichtung mit 1000 V 
Heizkörperspannung versehen sind, sind durch ein hoch- 
gestelltes h gekennzeichnet, z.B. ABah, Degh usw. 


Prüfung Alle neuen, erstmaligen Einrich- 
tungen werden 1 min lang mit 5600 V Wechselstromspan- 
nung geprüft. Nach jeder wesentlichen Ausbesserung und 
nach jeder Hauptuntersuchung, mindestens aber vor jeder 
Inbetriebsetzung nach längerem Stillstande (also auch 
vor Beginn des Heizabschnittes) wird eine Prüfung ge- 
mäß den internationalen Vereinbarungen, nur mit einer 
Woechselssromprüfspannung von 2500 V 5 min lang oder 
mit einer solchen von 3000 V 1 min lang geprüft. Gleich- 
zeitig mit der Spannungsprüfung wird eine Dauerheizung 
% h lang und eine Prüfung der Schutzerdung durch- 
geführt. 


Betriebsvorschriften. Die Heizungskupp- 
lungen dürfen nur im etromlosen Zustand gekuppelt und 
eelöst werden und erst nach Einlegen bzw. Lösen der 
Schraubenkupplung; es ist stets darauf zu achten, daß 
cin llerunterhängen des Steckers vermieden wird und 
bei etwaigem Nichtgebrauch in die Blinddose kommt. Die 
Bahnhofsbediensteten dürfen nur die Wagen unterein- 
ander kuppeln, die zuletzt auszuführende Kupplung zwi- 
echen Lokomotive und Schlußwagen darf nur durch den 
Maschinenbegleiter gekuppelt werden; den Auftrag hierzu 
erteilt der Wagenuntersucher, in solchen Bahnhöfen, wo 
keiner vorhanden ist, der Zugführer. Hauptschalter, 
Stromkreissicherungen sind so übersichtlich beim Eingang 
angebracht und so gut bezeichnet, daß auch unzeschultes 
Personal bei Gefahr sofort eine Ausschaltung vornehmen 
kann. (F Klausner, Organ Fortschr. Kisenbahnwes. 
Bd. 83, S.396.) Ktw. 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Neue elektrische Schnellzuglokomotive in Japan. — 
In Japan sind neuerdings 7 Schnellzuglokomotiven von 
der Firma Kawasaki Dockyard mit drei anderen Firmen 
zusammen erbaut worden. Sie sind für die 160 km lange 
Strecke Tokio—Kosu bestimmt. Die Lokomotive hat sechs 
Treibachsen und an den Enden 1 bzw. 2 Laufachsen 
(Abb. 3). Sie soll imstande sein, einen Zug von 500 bis 


Eed 


KE 


EE DR 0 e K- l E 1, VE AS 01 


-7200 -- 
20000 


tätigt. Den Steuerstrom liefert ein Motorrzenerator von 
1500/100 V, 2 kW dauernd. Zum Schutz gegen Über- 
lastung ist ein Schnellschalter der GE-Type vorgesehen. 


Hauptdaten der Lokomotive: 


RUE un a el 1057 mm 
gesamte Länge über Puffer 280 mm 
Achsstand. . ...: 2 2 2 20. 4400 mm 
Treibrad. . . . 222 2 2 2 20.0 1:5) mm 
Laufrad: . ea ae 940 mm 
esamte Breite . . 22222... 810 mm 
Sıundenleistunz . 2 22 2.2... 1355) kW 
Geschwindigkeit dabei... . . 45 kmh 
maximale Geschwindigkeit. . . c0 kwh 
esamtes Lokomotivgewicht .. 10st 
Ketzspannung. .. - 2 2.2.2.0. 1500 V 
(El. Railw. Journ. Bd. 72, S. 1119.) Tbr. 


Elektromaschinenbau. 


Der Stufen-Induktionsregler für die Spannungsrege- 
lung von Transformatoren. — Es besteht beim Betriebe 
elektrischer Anlagen manchmal das Bedürfnis, die Span- 
nung von unter Last stehenden Transformatoren zu ver- 
ändern, Die Transformatorenwicklungen erhalten in sol- 
chen Fällen Anzapfungen, die mittels Schalteinrichtungen 
entsprechend dem gewünschten Spannungszustand an das 
Netz zu- und abgeschaltet werden müssen. Hierbei ergehen 
sich eine verhältnismäßig große Zahl von Hilfschaltern 
sowie eine eprunghafte Spannungsrezelung. Wo diese 
beiden Nachteile mög- 
lichst vermieden wer- 
den sollen, empfiehlt 
sich die Anwendung 
des Stufen-Induktions- 
reglers. Die Wir- 
kungsweise der Kom- 
bination, gebildet aus 
dem Transformator 
und dem Stufen-In- 
duktionsre:ler, möge 
an Hand der Abb.4 
kurz erläutert wer- 
den. Der Induktions- 
regler ist nieht unmittelbar, sondern über einen Hilfs- 
transformator, welcher sekundärseitig eine Doppelwick- 
lung besitzt, mit dem eigentlichen Transformator verbun- 
den. Im Nullzustand der Einrichtung sind die Schalter 1 
und A geschlossen. Wird der Induktionsregler aus seiner 
Nullage verdreht, dann wird durch die Wicklung M des 


Trennschalter. Ri pi 


ams eD 
Induktionsregkt n cb. 
Zur Erregung ; Ei a 


T Wechselschalter 
Jerie- ee 
(sekundarseitig mit Doppel- Wicklung) 


Abb. 4. 


1200: Sieg 2520 7880 


Abb. 3. Japanische Schnellzuglokomotirve. 


00 t auf 10 len Steizung fortzubewegen und bei 1350 V 
auf eine Geschwindigkeit von 50 km/h zu bringen. Sie 
ist ausgerüstet mit 6 fremdeelüfteten Tatzlagermotoren 
mit Zahnradübersetzung, wobei das große Rad gefedert 
ist. Zwei Motoren zu je 675 V sind dauernd in Reihe ge- 
schaltet. Die Schaltung ie Motoren ist folgende: alle 
sechs Motoren in Reihe mit 12 Widerstandstufen, drei 
Motoren in Reihe und beide Gruppen parallel mit acht 
\Widerstandstufen, zuletzt zwei Motoren dauernd in Reihe 
und drei Gruppen parallel mit weiteren acht Widerstand- 
stufen. Außerdem sind zwei Feldschwächungestellungen 
vorhanden. Die Steuerung wird elektropneumatisch be- 


Hilfstransformators an die Anzapfung 1 eine Spannung 
gebracht, die sich dureh kontinuierliches Anwachsen aus- 
zeichnet. Ist der Höchstwert dieser Zusatzspannung er- 
reicht, dann werden die Schalter 2 und B geschlossen und 
die Schalter 1 und A geöffnet, was ohne weiteres zulässig 
ist, weil die resultierende? Spannung der Wicklungen M 
und N des Hilfstransformators gleich der Spannung zwi- 
schen den Anzapfunzen 1 und 2 ist. Da die in den Wick- 
lungen M und N induzierten Spannungen praktisch gleich 
eroß sind, bleibt die Linienspannung bei der Durchfüh- 
rung der eben genannten Schaltermanipulationen unver- 
ändert. Indem man nun den Induktionsregler so verdreht, 


l. August 1929 


daß die Zusatzspannung der Wicklung N abnimmt, beginnt 
die Linienspannung kontinuierlich bis auf den Wert der 
Spannung der Anzapfung 2 zu steigen. Durch die so be- 
schriebene Methode ist es möglich, eine Spannungs- 
variation, wie sie in der Abb.5 zur Darstellung gebracht 
wird, zu erreichen. 

Die Westinghouse Electric & Mfg. Co., welche diese 
Spannungsregeleinrichtung baut, montiert den Stufen- 
induktionsregler an dem Leistungstransformator und 
erreicht so ein einheitliches Gebilde. Normalerweise be- 
sitzt die Schalterbetätigung einen Motorantrieb, und die 
praktische Ausführung des Schemas ist derart, daß mit 


LeilungSspannung 


S40 720 900 W80 71260 1440? 
Abb. 5. 


360 


Hilfe eines Steuerschalters die Spannungsregelung auf das 
einfachste durchgeführt werden kann. (R.M. Field, The 
Electric Journ. Bd. 26, S. 351.) Schait. 


Die Generatoren für das Kraftwerk Ryburg-Schwör- 
stadt. — Das zur Zeit am Oberrhein in Bau befindliche 
Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt wird vier langsam lau- 
fende Vertikalgeneratoren von je 32500 kVA Leistung 
erhalten, welche von einer aus den Firmen Brown, Bo- 
veri & Cie, A.G. Mannheim-Käfertal und der A.G. 


En 
Tier? 
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AO O 


e ee 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


"ët T 


er 


1127 
7 


Brown, Boveri & Cie., Baden/Schweiz gebildeten Arbeits- 
gemeinschaft gebaut werden. In den Werkstätten der 
beiden Firmen werden je zwei dieser Maschinen herge- 
stellt. Diese Generatoren sind hinsichtlich ihrer Ab- 
messungen und Gewichte die größten bisher in Europa 
gebauten Maschinen dieser Art, und nur in einigen weni- 
aee ralerkeD Amerikas laufen Maschinen ähnlicher 

röße. zZ 

Jeder der vier Generatoren hat eine Normalleistung 
von 32500 kVA bei einem Leistungsfaktor von 0,7, einer 
Spannung von 10500 V, einer Periodenzahl von 50 Hz 
und einer Drehzahl von 75 U/min. Die Maschinen können 
jedoch dauernd eine Leistung von 35 000 kVA bei cos ọ = 
0,7 übererregt abgeben, wobei die Erwärmung, die nach 
den REM zulässigen Temperaturen um nicht mehr als 
5° überschreiten darf. Die genannten Leistungen müs- 
sen innerhalb eines Spannungsregelungsbereiches von 
10500 V+6% abgegeben werden. Als Phasenschieber 
bei cos ọ = 0 übererregt leisten die Maschinen 28 000 kVA, 
bei cosọ =0 untererregt beträgt ihre Leistung noch 
23500 kVA. 

Die Generatoren werden in geschlossener Bauart 
(Abb. 6), mit vertikaler Flanschwelle zur unmittelharen 
Kupplung mit Kaplanturbinen ausgeführt. Der Durch- 
messer des.an der Welle angeschmiedeten Kupplungs 
flansches beträgt 2 m. Mit Rücksicht auf den Bahntrans- 
port wird das Polrad in acht Teile unterteilt, u.zw. be- 
steht es aus zwei übereinander liegenden Rädern, die je- 
weils diametral in vier Teile geteilt sind. Der Durch- 
messer des Polrades beträgt 9,4 m. 

Die Rotoren werden in den Werkstätten einer Schleu- 
derprobe bei der Durchbrenndrehzahl von 185 U/min unter- 
zogen, so daß die größte Gewähr für die Güte des Mate- 
rials geboten ist. Das im Rotor eines Generators unter- 
gebrachte Schwungmoment beträgt 12500 tm? bei einem 
Gesamtgewicht des Rotors von etwa 250 t. 


Die Generatoren erhalten je einen oberen und unte- 
ren Tragstern, welche die beiden Führungslager aufneh- 
men. Der obere Tragstern, der zugleich das Spurlager 
trägt, ist zur Aufnahme einer Gesamtbelastung von Wt 
bemessen. Das gußeiserne Statorechäuse besteht aus acht 
Teilen und ruht auf einem ebenfalls achtteiligen Funda- 
mentring. Der äußere Durchmesser eines Generators cein- 
schließlich der Blechverschalung für die Luftführung be- 
trägt rd. 13 m. Die Gesamthöhe eines Generators, gce- 
messen von Unterkante Kupplungsflansch bis zum oberen 
Rand der Hilfserregermaschine, beträgt rd. 9 m. 


Die Erregung erfolgt durch unmittelbar auf den obe- 
ren'Tragstern bzw. auf das Spurlagergehäuse aufgebaute 
Erregermaschinen, welche wie die Generatoren mit 
75 U/min laufen. Um eine stabile Regelung auch bei ka- 
pazitiven Belastungen zu ermöglichen, sind außerdem 
Hilfserregermaschinen vorhanden, die auf die Haupt- 
erregermaschinen aufgebaut sind. Die Erregermaschinen 
bzw. die Hilfserreger sind so bemessen, daß eine hohe 
Regelungsgeschwindigkeit 
gewährleistet ist. 


Die Inbetriebnahme der 
beiden ersten Maschinen 
soll bereits im Herbst des 

Š Jahres 1930, die der beiden 

= folgenden Maschinen im 
Herbst des Jahres 1931 
stattfinden. fi 


>= 


Fernmeldetechnik. 


Die Funkstationdesneuen 
Schnelldampfers „Bremen“. 
— Die gesamte Funkein- 
richtung des Passagier- 
dampfers „Bremen” wurde 


— von der Telefunken-Go- 
sellschaft, Berlin, geliefert 


TES 


ei 


> 


KA AAANKKNAKMA MI 
DNANKNAKKMAKAME? 


und wird von der Deut- 
schen Betriebsgescllschaft 
für drahtlose Telegraphie 
„Debeg” eingerichtet und 
betrieben. Zur Abwick- 
lung des Haupttelegramm- 
verkehrs ist ein normaler 
Telefunken - Röhrensendter 
von rd. 3 kW Antennen- 


SS 
[3] 


IN 
N 
N 

N 


Abb. 6 Dreiphasen-Generator B. 


leistung für den Wellen- 
bereich von 500 ... 3000 m 
eingebaut worden, wäh- 
rend ein Kurzwellensender 
von 700 W Leistung mit 


N 


1128. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


1. August 1929 


cinem Wellenbereich von 13..105m zur Überbrückung 
sehr großer Entfernung dient. Für den Nahverkehr be- 
findet sich im Hauptfunkraum noch ein weiterer Lo: 
moduliert arbeitender Röhrensender von rd. 250 W Lei- 
stung für den Wellcnbereich von 175 und 600 ... 800 m. 
Als Behelf für den Fall von Betriebstörungen der elek- 
trischen Bordzentrale ist außerdem ein Tonfunkensender 
vorhanden, dessen Betriebstrom aus einer Akkumulatoren- 
batterie entnommen wird. 


Die Empfangsanlage der „Bremen“ besteht aus 7 Emp- 
fängern, wovon einer zur Aufnahme der Schnelltelegraphie 
dient und zwei weitere für den Kurzwellenverkehr be- 
stimmt sind. Ein Gerät ist dauernd auf die Welle 600 m 
eingestellt und empfängt lediglich S.O.S.-Rufe Die 
übrigen Empfänger sind die bekannten Telefunken-Drei- 
kreisempfänger mit einem Wellenbereich von 120 bis 
25000 m. Die umfangreiche Antennenanlage für Sender 
und Empfänger ist teils zwischen zwei 170 m auseinander- 
stehenden Masten, teils zwischen den beiden Schornsteinen 
des Dampfers verspannt. 


Schließlich ist es auch auf der „Bremen” wie auf 
vielen anderen Schiffen möglich, mit Hilfe eines Tele- 
funken-Bordpeilers jederzeit den Standpunkt des Schiffes 
zu bestimmen. Sieben Funkoffiziere bilden die Besetzung 
dieser mustergültigen Anlage. of 


Signale im Straßenbahnverkehr. — Die gleichzeitige 
Steuerung mehrerer Verkehrsignale und ihr Einfluß auf 
die Abwicklung des Straßenbahnverkehrs wurde in New 
York für den Verkehr im Zuge der 14. Straße untersucht, 


Ver dem 
Einscholten der Signor 
nach Osten t6 
noch wesen A 


Nach dam 1. Rotlicht? 
noch Osten 
nach Wossen g 


Wach dem 8. Rotlicht 
noch Osten m 
nach Westen Zë 


Zahlentafell. 


l | Tatsfichliche Verzögerung durch | Bemerkun- 
Tageszeit 


Fahrzeit in 8 die Verkehrssignale KN 
| n. Osten D. Westen | n. Osten |n. Westen | 
6.8 VE 8!/2 | A OI | Keine 
| Signale 
H .. 99 Q 16 | 12... 17% 2.6, | A lie Spitzen- 
verkehr 
90 „17 12... 18 12 .. 19 2.9, | 3%, gie 
17 m19 j 14 0.18 |15...19 4.7 16 Oil  Bpitzen- 
| | verkehr 
9.2 | 8.18 We 15 1.5 Mi 8 Wechsel- 
| | zeit auf 
1% bzw. 
l | 55 8 Ben 
| | dert 


befahren müßten, ist aber nach den Beobachtungen zu 
hoch. Es kommen nur 4...5 Wagen in Frage. Wenn man 
also mit 4,4 Wagen auf 1 Signalwechsel rechnet, sind 24 Sig- 
nalwechsel/h erforderlich. Das führt, ohne das Verhältnis 
2:1 für die Freizeit in nordsüdlicher und westöstlicher 
Richtung zu ändern, zu einer Wechselzeit von 1508, d. h. 
50s für den Durchgangsverkchr in der 14. Straße. Auf 
Grund der Beobachtungen erscheint dieser Vorschlag, der 
für beide Richtungen die gleiche Freizeit/h vorsieht, eine 
brauchbare Lösung zu geben, denn abgeschen von der un- 
terschiedlichen Verkehrsdichte der einzelnen Querstraßen 
zeigt es sich, daß die bisherige Freizeit von 140s für den 
Querverkehr recht ungleich ausgenutzt wird. Die Zahl 
der je 20s die Kreuzung befalırenden Fahrzeuge nimmt 
nach etwa 60...80s nach dem Signalwechsel wesentlich ab, 


Nach dam 3. Rotlicht E E E WE E BE WE E ee EES 


nach Osten 33 
nach Westen 25 


Nach dem a Rottier ı\ NL _ LU e UL de L 


noch Osten 28 
nach Westen A 


Nach dem 6. Rotlicht Jl Jl eeaeee eM I UI LI S SU U IL 


noch Osten 30 


mach Westen E SH Il II l f Inr ff lí l f IF 
broadway 
Nach dem € Roflicht _| | jl j | j l (Lil JI j l f l IL 
nech Osten 31 
mael Moara - no RENG D Eeer KKH í Ir 
Af Universitöls- SM rg 3.5/r L Aë 2 Aë: 
Patz Platz 
Abb. 7. Einfluß der Verkehrssignale auf den Straßenbahnverkehr. 
u. zw. für den Abschnitt zwischen der 1. und der 8. Straße. so daß die Abkürzung der jedesmaligen Freizeit — ohne 
Die Signalordnung zeigt Abb.7. Bei der 2. Straße sind Änderung der Gesamtfreizeit/h — möglich erscheint, ohne 
für den Durchgangsverkehr 60 s Signalzeit und für daß Verkehrstockungen eintreten werden. (El. Railway 
den Querverkehr 120 s vorgesehen mit 5 s Dunkelzeit Journ. Bd. 73, S. 386.) Spi. 


bei jedem Wechsel. Alle übrigen Signale zeigen 135 s 
rotes und 75s grünes Licht und eind ebenfalls bei jedem 
Wechsel 5s dunkel. Die gleichzeitige Steuerung der Sig- 
nale erfolgt nicht zwangsläufig, sondern ist durch sicht- 
und hörbare Zeichen zwischen den einzelnen Bedienungs- 
stellen sichergestellt. 


Der Einfluß der Aufenthalte infolge der Verkehrs- 
sienale geht aus Zahlentafel 1 hervor. Abb.7 läßt eben- 
falls erkennen, daß die Zahl der auf dem beobachteten Ab- 
schnitt fahrenden Straßenbahnzüge sich von 32 vor der 
Sienaleinschaltung auf 61 nach dem 6. roten Licht erhöht. 


Fahrplanmäßig haben in 1h 103 Wagen die 14. Straße 
zu durchfahren, während zwischen 17 und 1856 an der 
Kreuzung der 4. Straße nur 78 Wagen gezählt wurden. 
(ue Ilöchstzahl der bei einem Sirenalwechsel die Kreuzung 
befahrenden Wagen betruz 8, die Mindestzahl 3, im Mittel 5. 
Um bei der augenblieklichen Anordnung von 16 Signal- 
wechseln in der Stunde 103 Wagen zu befördern, mülsten 
jeweils 6,4 Wagen die Kreuzung befahren. Die Zahl von 
6..7 Wagen, die also bei jedem Freizeichen die Kreuzung 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Die magnetischen Eigenschaften von Perminvar. — 
G. W. Elmen berichtet über eingehende Untersuchun- 
gen an einer Gruppe von Bisen-Nickel-Kobalt-Legierun- 
gen, die er wegen ihres außergewöhnlichen magnetischen 
Verhaltens als „Perminvar“ bezeichnet. Diese Material- 
gruppe zeist sehr geringe Hysteresisverluste und bis zu 
ziemlich hohen Feldstärken eine konstante Permeabilität, 
die um ein mehrfaches größer ist als bei Weicheisen. 
Auch der eigenartige Verlauf der Hysteresiskurven, die 
cine Einschnürung in der Mitte aufweisen, kennzeich- 
net Perminvar als ein Metall von wesentlich neuen magne- 
tischen Eigenschaften. 

Auf Grund systematischer Legierungsversuche, bei 


denen alle drei Komponenten von 10:10 % variiert 
wurden, sowie durch magnetische Meßreihen hat Elmen 


den Legierungsbereich, der die charakteristischen Eigen- 


l. August 1929 


schaften von Perminvar zeigt, genau abgegrenzt und in 
Dreieckskoordinaten dargestellt. 

Außer der prozentualen Zusammensetzung ist die 
Wärmebehandlung der Legierung von grundlegendem 
Einfluß auf ihre magnetischen Eigenschaften. Zur syste- 
matischen Untersuchung dieser Abhüngigkeit wurde eine 
Legierung gewählt, die wegen ihrer besonders hohen An- 
fangspermeabilität von hervorragender Bedeutung für 
die Praxis ist. Ihre Zusammensetzung ist 45 % Ni, 25 % 
Co, 30 % Fe. 

Für die magnetischen Messungen wurde das Material 
in dünne Bänder von 3X 0,15mm Stärke gezogen und 
gewalzt, wobei es wegen der beim Ziehen entstehenden 
Sprödigkeit mehrfach einer Wärmebehandlung unter- 
worfen werden mußte. Für einen Probekörper wurden 
rd. 9m Band auf einen Ring von etwa 7,5 em Innendurch- 
messer gewickelt. Die Drahtenden wurden verschweißt 
und die durch besondere Maßnahmen vor Oxydation ge- 
schützten Versuchskörper im elektrischen Ofen 1h lang 
auf 1000 ° erhitzt und anschließend im Ofen selbst binnen 
l0 h auf Zimmertemperatur abgekühlt. (Abkühlungsge- 
schwindigkeit zwischen 700 und 400° 1,5 °/min.) Ein 
Ring wurde nach dieser Behandlung unmittelbar unter- 
sucht (vergütet), ein zweiter weitere 15 min auf 600 ° er- 
hitzt und dann auf einer Kupferplatte rasch abgekühlt 
(zehärtet); ein dritter Ring wurde noch 24 h bei 425° 
nachgeglüht. 


rh 


0 7 2 3 y 


Abh. 8& Permeabilitätskurven für Perminvar (45% Ni, 5°, Co, 32%% Fe) 


Durch das Nachglühen bei 25° wird zwar die An- 
fanespermeabilität etwas verkleinert, der Bereich kon- 
stanter Permeabilität aber gegenüber dem normal ver- 
süteten Material noch vergrößert. Dagegen geht diese 
charakteristische Eigenschaft durch den Härteprozeß 
schon bei relativ kleinen 
Feldstärken verloren (vgl. 
Abb.8 und 9). Parallel zu 
dieser Erscheinung zeigt 
Abb.9 fiir das gehärtete Ma- 
terial schon bei kleinen maxi- 
nalen Feldstärken deutliche 
liysteresisverluste, während 
fir das geglühte Material 
noch bei einer maximalen In- 
duktion von 800 Gauß die 
Hysteresisschleiffe in eine 
gerade Linie zusammenfällt, 
d.h. noch keine meßbaren 
Verluste liefert. 

‚ Den großen Unterschied 
Im magnetischen Verhalten 
dieser beiden Zustandsfor- 
men derselben Legierung er- 
klärt Elmen aus der Tat- 
sache, daß bei einer Tem- 
peratur von 500° ein Um- 
wandlunzspunkt der Legie- 
rung liegt. Er nimmt an, daß 4 Gehärtet 

2 Material oberhalb des B Hei 425° nachgeglüht (45°, Ni, 
‚Inwandlungspunktes eine 2507 Co, 33%, Fe) 

homogene feste Lösung bil- en : 

det, die bei fallender Tempe- Abb. 9. Ayalere sisnchielien für 
ratur gesättiet wird und am Kern invar, 
mwandlungspunkt in ein 
Gemisch zweier fester Lösungen von verschiedener Kon- 
zeutration zerfällt. Die Änderung der Permeabilität läuft 
in der Tat mit der Gefügeänderung des Materials par- 
allel, und gleichzeitig erfährt der Charakter der Hyste- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 11298 


resisschleife eine grundlegende Änderung. Während näm- 
lich die Hoysteresisschleife des gehärteten Materials den 
normalen Verlauf hat, d.h. ihre größte Breite beim 
Schnitt mit der H-Achse zeigt, tritt bei hohen Feld- 
stärken eine starke Einschnürung der Schleife auf, wenn 
dieselbe Legierung bei niederer Temperatur stabilisiert 
wurde. Diese Erscheinung weist darauf hin, daß es sich 
hier nicht mehr um ein homogenes magnetisches Material 
handelt. Schon 1920 wurden von Gumlich! an einem 
kombinierten magnetischen Kreis, bestehend aus einem 
magnetisch harten und einem parallel geschalteten wei- 
chen Material, ähnliche Verzerrungen der Hysteresis- 
schleife festgestellt, die durch einfache Überlagerung 
zweier Schleifen zustandekommen. Die außerordentlich 
kleinen Hysteresisverluste bei kleinen Feldstärken lassen 
darauf schließen, daß die eine Komponente des Perminvar 
ein Material von extrem geringen Verlusten gegenüber 
allen heute bekannten Metallen sein muß. Auch die beob- 
achtete Veränderung des elektrischen Widerstandes mit 
der Wärmebehandlung steht im Einklang mit der Theorie 
Elmens von der Entmischung der homogenen Lösung. 
Von der Reihe eigenartiger Hysteresiskurven, die bei 
der Variierung der Zusammensetzung der Legierung zu- 
standekommen, gibt Abb. 10 einen charakteristischen Ein- 


Hysteresisschleife 918 für Per- 
minvar mit 21 Die Ni, 68,5% Co, 
10,5% Fe 


Abb. 10. 


Hysteresisschleife 857 ftir Per- 
minvar mit 60% Ni, 15%% Co, 
5% Fe 


2 0 2 4H G 


druck. Kurve 918 stellt eine Legierung aus rd. 21% Ni, 
685% Co und 10,5% Fe dar; Kurve 857 eine solche aus 
rd. 60% Ni, 15% Co und 25 % Fe, beide Legierungen in 
normal vergütetem Zustand. 


Nach Ansicht Elmens besitzen die Perminvarlegierun- 
gen große Bedeutung für die Kabeltechnik. Wenn sich 
auch der zu kleine elektrische Widerstand durch einen 
geringen Molybdänzusatz auf brauchbare Werte erhöhen 
läßt, so scheint dem Berichter doch fraglich zu sein, ob 
die größere Konstanz der Anfangspermeabilität für die 
I'raxis von so großer Bedeutung ist, daß sie den Nachteil 
der relativ kleinen Werte dieser Anfangspermeabilität 
überwiegt. (G. W. Elmen, Bell syst. techn. Journ. Bd. 8, 
S. 21.) E. Kurz, Stuttgart. 


Verschiedenes. 


ValI-Hauptversammlung in Königsberg und die „Lehr- 
schau Holz’. — Seine diesjährige Hauptversammlung hielt 
der Verein deutscher Ingenieure vom 22...24. VI. in 
Königsberg i. Pr. ab. Ihr war am 21. VI. ein Besuch der 
T. H. Danzig voraufgegangen, um diese in einem Festakt 
in Verbindung mit der Deutschen Gesellschaft für Bau- 
ingenieurwesen zu ihrem 25jährigren Bestehen zu beglück- 
wünschen. An den Festakt in Danzig schloß sich eine 
„verkehrstagung” unter dem Vorsitz von Geh. Baurat 
Prof. Dr.-Ing. de Thierry und Öbering. Dipl.-Ing. 
Wolff, Hamburg. Es ist das erstemal, daß der VdI die 
Erörterung von Verkehrsfragen in das Programm der 
Hauptversammlung aufgenommen hat, und nach den Aus- 
führungen von Wolff dürfte die Bildung einer Fach- 
gruppe „Verkehrswesen“ beim Vdl in Aussicht genommen 
sein. Das Verkehrswesen sei mit dem ganzen Wirtschafts- 
leben auf das engste verbunden, in dem die Ingenieurarbeit 
zunehmend an Bedeutung gewinnt. Bei den Verkehrsmit- 
teln trete diese vornehmlich bei der Gestaltung der Falır- 
zeuze in Erscheinung, die heute im Hinblick auf Technik 
und Kosten wichtiger als der Verkehrsweg sind. 

Auf die Gemeinschaftsarbeit zwischen Verkehrs- 
wissenschaftler und Ingenieur zu einer vorausschauenden 
Entwicklung des gesamten Verkehrswesens wies auch 


1 E.Gumlich, Arch. El, Bd. 9, S. 153. 
` Bericht über die vorjährige Hauptversammlung: ETZ 1928, 
S. 1054. — Über die Verleihung der Grashof-Denkmünze gelegentlich der 
Ui Een Hauptversammlung wurde bereits in der ETZ 19%, S. 1032 
erichtet. 


1130 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


L August 1929 


Prof. Dr.-Ing. Pirath, Stuttgart, in seinem Vortrage 
„Verkehrsprobleme der Gegenwart” hin. Diese haben sich 
allmählich aus dem Bedürfnis nach schnellerem Verkehr 
und durch die Zunahme des Verkehrs seit der Vorkriegs- 
zeit in allen Ländern entwickelt. Eine starke Dynamik 
haben im Verkehrswesen die Belebung der Landstraße 
durch den Kraftwagen, der Transport von Energiemengen 
in veredeltem Zustand mittels Leitungen und die Verwen- 
dung des Luftweges für den Weltluft- und den Nach- 
richtenverkehr erzeugt. Die alten Verkehrsmittel Schiff- 
fahrt und Eisenbahn wurden zum Teil ihrer vielfach vor- 
handenen Monopolstellung beraubt und sahen sich ver- 
anlaßt, ihre Betriebe zu rationalisieren, um den Verkehr 
für die Lebensfähigkeit ihrer Anlagen zu behalten. Die 
neuen Verkehrsmittel verursachten eine „Individualisie- 
rung“ des Verkehrs, die wegen der zahlreichen am Ver- 
kehr beteiligten Verkehrsmittel vielfach mit Unrecht als 
Zersplitterung und demnach ungesunde Entwicklung an- 
gesehen wird. Zur Beurteilung dieses Prozesses, in dessen 
Entwicklung wir uns befinden, wurde auf die baulichen, 
verkehrs- und betriebswirtschaftlichen Grundlagen der 
einzelnen Verkehrsmittel, auf das Verkehrsaufkommen 
nach Art und Richtung des Verkehrsbedürfnisses, auf die 
Erfüllung des Verkehrsbedürfnisses durch das zweck- 
mäßigste Verkehrsmittel. auf die Zusammenarbeit der 
Verkehrsmittel und auf die ständige Forschung über die 
im technischen Fortschritt und im Wandel des Verkehrs- 
bedürfnisses liegende Dynamik in der Erledigung der 
Verkehrsarbeit eingezangen. Bei den neuen Verkehrsmit- 
teln sind die Anlagzekosten für den Weg gegenüber den 
alten auf hergerichteter Bahn gesenkt, die für die Fahr- 
zeuge erheblich gestiegen. Früher war für das erforder- 
liche Kapital der Weg maßgebend, heute sind es die Fahr- 
zeuge. So sei die Mitwirkung des Maschineningenieurs bei 
den neuen Verkehrsmitteln sehr wichtig. Beim Kraft- 
bedarf der Verkehrsmittel ist der Kraftbedarf bei den 
Flugzeugen bezosen auf 1 Brutto-tkm, gegenüber dem bei 
den anderen Verkehrsmitteln sehr groß. In der Reisezeit 
und Reisezeitersparnis folgen sich Schiffahrt — Eisenbahn 
— Flugzeug. Die Zeitersparnis der schnelleren Verkehrs- 
mittel wirkt sich erst bei großen Entfernungen günstig aus. 
Die Ausnutzung des Laderaums hängt bei allen Verkehrs- 
mitteln von Angebot und Nachfrage ab. Verkehrsmittel mit 
hohem Anteil an veränderlichen Kosten sind wirtschaft- 
lich besonders anpassungsfähig. Die festen Kostenanteile 
betragen bei den Eisenbahnen 61 %, bei der Schiffahrt 
44 %, beim Kraftwagen 43 %, beim Flugzeug 50 %. Bei 
dem Bestreben nach Erhöhung der Schnelligkeit wird 
heute keine Absenkung der Betriebskosten erzielt. Die 
Vorzüge der neuen Verkehrsmittel sind nicht derart her- 
vorstechend, daß die alten verdrängt werden. Doch be- 
stehe ein zälıer Kampf. Eine Planwirtschaft im Sinne der 
Zuweisung des Verkehrs an das gceignetste Verkehrs- 
mittel komme nicht in Frage, da es eine ungesunde Zwanzs- 
bewirtschaftung von wirtschaftlichen Energien bedeuten 
würde. Wohl aber seien gesunde Wettbewerbserundlagen 
zu schaffen, die in weitzehender und gleichmäßizer 
Deckung der Ausgaben durch Einnahmen bestehen. Die 
Verkehrsaufteilung in Wertisrkeitsgruppen werde weiter 
verfeinert werden müssen, um dann für jede das geeig- 
netste Verkehrsmittel zu wählen. Die Abgrenzung der 
Gruppen sei noch nicht abzuschen, und für gleiche Ver- 
kehrszonen werden sich alte wie neue Verkehrsmittel 
interessieren. Hierin liege das Verkehrsproblem der Neu- 
zeit. Grundsatz werde immer bleiben, daß stets das Ver- 
kehrsmittel mit dem größten Nutzen je nach dem Verkehrs- 
bedürfnis zu wählen ist. Die Wahl der Verkehrsmittel 
müsse den Interessenten überlassen bleiben. In fast allen 
Ländern stelle der Protektionismus der öffentlichen Hand 
die Verkehrsmittel unter ungleiche betriebswirtschaftliche 
Bedingungen. Eine öffentliche Unterstützung hielt der 
Vortragende für erlaubt, doch solle kein Wettbewerb un- 
terstützt werden, wie es beim Kraftwagen gegenüber der 
Eisenbahn immer noch erfolgt. Der Staat müsse dafür 
sorgen, daß im Verkehrswesen angelegtes Kapital soweit. 
als möglich ausgenutzt wird. In den Jahren 1913 bis 1927 
habe der Verkehr unter erheblicher Verschiebung in der 
Arbeitsverteilung auf die Verkehrsmittel zugenommen. In 
dieser Zeit seien die Fernleitungen zum Transport hoch- 
wertirer Güter entstanden, die im Jahre 1913 1,5 Mill t 
betrugen und 1927 auf 11,7 Mill t gestiegen waren. Von 
der Gesamtmenge im Güterverkehr der FKisenbahnen und 
der Seeschiffahrt entfallen 76 bzw. 80 % auf geringwertige, 
19,5 bzw. 18,5 % auf mittelwertige und 4,5 bzw. 15 % auf 
hochwertige Güter. Eine weitere Spezialisierung der 
Verkehrsarbeit werde folgen, und regionale und wirt- 
schaftliche Zusammenarbeit der Verkehrsmittel sei er- 


forderlich. Bei Eisenbahn und Kraftwagen sei die 
Übernahme hochwertiger Güter technisch zu vervoll- 
kommnen und besser zu organisieren. Das Kraft- 


wagenliniennetz und das FEisenbahnnetz seien heute 
schon in Amerika und Deutschland gleich. Scharfer Wett- 
bewerb müsse im eigenen Interesse der Verkehrsunter- 
nehmen vermieden werden. Die Wirtschaftlichkeit der 
Eisenbahnen habe erheblich zugenommen, um höchste Lei- 
stung mit dem geringsten Aufwand zu erzielen. Wichtig 
sei eine möglichst vielseitige Ausnutzung des Personals. 
Hochwertige Güter mit 60 RM/kg und Postsendungen wür- 
den sich dem Luftverkehr zuwenden. Die sich für die Be- 
förderung von Briefen, Gepäck und hochwertigem Gut er- 
gebenden Verkehrsströme der Welt wurden im Bilde ge- 
zeigt. Der Hauptstrom wird über den Atlantischen Ozean 
zwischen Europa und Nordamerika erfolgen; er ist 

beiden Richtungen wegen der gleichen Wirtschaftstruktur 
der Länder gleich. Wirtschaftliche und politische Verhält- 
nisse werden den internationalen Luftverkehr vortreiben. 


Den zweiten Vortrag auf dieser Tagung hielt Pro- 
fessor Dr.-Ing. Faßbender, Berlin, über ‚Die Hoch- 
frequenztechnik im Dienste der Verkehrssicherung”. 
Drahtlose Stationen kamen zunächst auf Schiffen zu 
ihrer Sicherheit und zur Übermittlung von Witterunes- 
nachrichten in Frage. Dann kam das Flugzeug, dem 
die letzten Witterunesnachrichten zu seiner Siche- 
rung drahtlos übermittelt werden müssen, wie seine 
Peilung, als Fremd- oder Eigenpeilung, je nachdem die 
Peilung von Fremden oder vom Flugzeug selbst vorge- 
nommen wird. IlIeutize Peilempfänger lassen die Standort- 
bestimmunge zu. In den allerletzten Monaten ist mit der 
Einführung des Rahmen-Eirenpeilers mit Einknopf-Ab- 
stimmung ein großer Fortschritt erzielt worden. Dieser 
dient auch als Betriebsempfänger. Außerhalb der Flug- 
zeugzelle befindet sieh eine drehbare Rahmenantenne, im 
Innern derselben der Peilempfänger. Beim sog. Zielfluz 
befindet sich im anzufliegenden Hafen ein drahtloser Sen- 
der, die sog. Funkbake, die in bestimmten Zeitabständen 
oder auf Anforderung die Peilzeichen sendet. Der Rah- 
men wird senkrecht zur Längsachse des Flugzeuges ein- 
gestellt und der Kurs so gewählt, daß das Empfang: 
minimum stets in die Fluezeuglängsachse fällt. Mit der 
Einführung der drahtlosen Peilung in der Luftfahrt kön- 
nen jetzt auch Flüge bei schlechtem Wetter ohne Boden- 
sicht ausgeführt werden. 


Um auf dem Gebiet der Schiffahrt dem Schiff bei un- 
sichtigem Wetter einen sicheren Weg zu ermöglichen, sind 
verschiedene Verfahren ausgcbildet worden. Eine letzte 
Methode benutzt die ultraroten Strahlen, die eine sehr viel 
bessere Durchleuchtungsfähigkeit für Nebel als die dem 
menschlichen Auge sichtbaren Strahlen besitzen. Es ist 

möglich, Scheinwerfer zu konstruieren, die solche Wellen- 
länıen aussenden und ein Sirnalisieren durch den Nebel 
gestatten. Mit derartigen, besonders konstruierten Schein- 
werfern läßt sich der Horizont ableuchten; treffen hierbei 
die Strahlen auf einen Gegenstand, so werden sie zum 
Teil reflektiert und lassen sich trotz verminderter Inten- 
sität mit den vom Bildfunk her bekannten photoelektri- 
schen Zellen noch nachweisen. Mit der Photozelle winl 
ein Summer verbunden, so daß die Strahlen auch akustisch 
wahrnehmbar sind. In dieser Art kann ein Zusammenstf 
zweier Schiffe im dichten Nebel verhindert werden. Im 
Kriege wären die Strahlen geeignet, die Vernebelung von 
Kampfeinheiten unwirksam zu machen. 


Auf dem Gebiet der Verkehrssicherung im Eisenbahn- 
wesen wurde auf die Fortschritte hingewiesen, die in den 
Verfahren zur selbsttätigen Bremsung von Zügen beim 
Überfahren von Haltesienalen erzielt werden. In der Aus- 
sprache wurden Versuche von Telefunken zur Anwendunz 
der Hochfrequenz in der Rangiertechnik erwähnt. Um div 
Befehle des Rangiermeisters vom festen Standort an da: 
Personal zu übermitteln, wurde lIIochfrequenz-Telephonie 
auf einer Leitung von 2 km Länge, unter der die mit An- 
tenne und Empfänger ausgestatteten Lokomotiven fahren, 
verwendet. Durch Pfeifen gibt der Lokomotivführer br- 
kannt, daß er die Befehle richtig verstanden hat. Bei zwei 
Lokomotiven im Rangierbetrieb können indessen Irrtümer 
auftreten, auch macht die Anlage der Leitung Schwierig- 
keit. Man hat neuerdings Versuche mit kurzen Wellen von 
3m Länge aufgenommen, bei denen gegenseitig gesprochen 
werden kann. 

Auf der Fachsitzunge „Wärmeteehnik“ gab Dr.-Ing. 
von Laßberg, München. einen Überblick über die 
„wärmewirtschaft in der Zellstoffindustrie”. Mehrere 
neue Einrichtungen zur weiteren Verringerung des Ver- 
brauchs an Fabrikationsdampf, wie die Vertikaltrocken- 
partien, das Fidalzo-Trockensystem, die Thorne-Schäl- 
maschine, die Verwertung der in den Schwaden enthal- 
tenen Wärme, wurden beschrieben und betont, daß mit der 
Verrinzerunz des Dampfverbrauchs der auf die Einheit der 
erzeugten Ware bezogene Kraftbedarf steige, was beim 
Entwurf der Kessel- und Maschinenanlazen wohl zu berück- 


1. August 1929 


sichtigen sei, um spätere Betriebsschwierigkeiten zu ver- 
meiden. Den 2. Vortrag hielt Prof. Dr.-Ing. E.Schmidt, 
Danzig, mit dem Thema „Versuche über den Wasserumlauf 
in Dampfkesseln“, die auch in den hierzu geschaffenen Ein- 
richtungen gezeigt wurden. Auf Grund dieser entwickelte 
er scine Theorie des Wasserumlaufs, welche die Relativ- 
zeschwindigkeit des Dampfes gegen das Wasser in der 
Gemischsäule und die Selbstverdampfung berücksichtigt, 
was bei bisherigen Theorien nicht erfolgte. In der Aus- 
sprache wurden Mitteilungen zu Versuchen der SSW zur 
Selbstverdampfung und Wasserumlauf in stehenden Ruths- 
Speichern gemacht, wie solche im Charlottenburger Werk 
der BEWAG zur Aufstellung gelangen. Diese Versuche 
wurden in gläsernen Gefäßen ausgeführt und im Film 
festgehalten. Durch die Selbstverdampfung bei der Ent- 
ladung treten derartige Erschütterungen auf, daß Trichter 
in die Behälter eingehängt werden mußten, um den Wasser- 
umlauf zu regeln. 


In der von Oberbaurat Füchsel, Berlin, geleiteten 
Fachsitzung „Schweißtechnik“ berichtete Dr. Wupper- 
mann, Schlebusch, über die zunehmende Bedeutung der 
„Stumpfschweißung im Abschmelzverfahren und ihre An- 
wendungsmöglichkeiten im Schiffbau”, die aber auch für 
den allgemeinen Maschinenbau an Stelle der Feuer- 
schweißung vorliegen. Versuche an Querschnitten bis zu 
10 000 mm? sind ausgeführt worden, in denen bei richtiger 
Ausführung und Behandlung der Schweißung 100 % der 
Ursprungsfestigkeit und ein hoher Prozentsatz der Kon- 
traktion und Dehnung der ursprünglichen Werte erreicht 
wurden. Reparaturen lassen sich mit elektrischer Schwei- 
Rung billiger, sicherer und schneller ausführen als mit der 
F’euerschweißung. Durch eingehende metallurgische For- 
schung ist es nach dem Vortrag Dr. Sommers, Düssel- 
dorf, „Fortschritte in der Verwendung hochwertiger 
Schweißdrähte“”, gelungen, für jedes Spezialgebiet die ge- 
eignetsten Schweißdrähte zur Verfügung zu stellen. Vom 
Stahlwerk Böhler wird unter der Bezeichnung „B Elite“ 
ein Draht erzeugt. der die nicht metallischen Einschlüsse 
in der Mitte des Drahites konzentriert. Die aus ihm her- 
gestellte Schweiße ist warm schmiedbar und warm ver- 
windbar. Der Draht kann wie ein umhüllter Draht für 
Wechselstrom benutzt werden. Auch für mit Chrom und 
Kupfer legierte Hochbaustähle sind Schweißelektroden 
geschaffen worden, die sich der höheren Streckgrenze uad 
Festigkeit dieser Werkstoffe anpassen und am Minuspol 
angeschlossen werden können. Ein hochprozentiger Man- 
eanstahldraht („Böhler BM”) ohne Ummantelung läßt sich 
autogen und elektrisch für Verbindungs- und Auftrag- 
schweißungen verwenden. Nach Ausführungen von Prof. 
Dr.-Ing. Hilpert, Charlottenburg, sind „neueste Unter- 
suchungen des Werkstoffüberganges im Schweißlicht- 
bogen“ mit einem von Thun erfundenen Aufnahmever- 
fahren auseeführt worden. Dies erfaßt den Materialüber- 
gang als Schattenriß, wobei etwa 2400 Bilder in der Se- 
kunde festgehalten werden konnten, und gleichzeitig die 
zugehörigen Oszilloeramme der Schweißspannung und 
-stromstärke aufgenommen wurden. Der Werkstoffüber- 
zang erfolet vornehmlich als faden- oder pilzförmiger 
Tropfen; die Übergangsdauer beträgt 1/7... 1/200 s. Unter- 
suchungen über das Zeitverhältnis von Lichtbogendauer 
und Tropfendauer ergaben einen günstigsten Wert von 
2,22 bei 18 V und 180 A. Bei diesen Strom- und Spannungs- 
werten wurde zugleich cine höchste sekundliche Tropfen- 
zahl von 31 erreicht. 


Die Vorträge auf den Fachsitzungen in Königsberg 
waren auf den Werkstoff „Holz“ eingestellt, der auf der 
Werkstoffschau 1926 nicht behandelt werden konnte. Hier- 
mit war eine „Lehrschau Holz“! im Hause der Technik 
auf der Ostmesse verbunden, die vom VdI zusammen mit 
dem Deutschen Forstverein und anderen führenden Fach- 
verbänden veranstaltet war. Holzforschung und Holzver- 
wendung waren hier in ausgezeichneter Weise zur Schau 
gestellt. Unter Beteiligung der Deutschen Reichsbahn- 
Gesellschaft wurden zur Verwendung von Holz im Eisen- 
bahn-Oberbau Holzschwellen für verschiedene Bauarten in 
verschiedenen Ausführungen, Sicherungen gegen Reißen, 
Geräte usw. gezeigt. Von den Dübelwerken, Berlin, war- 
den Schwellen mit Dübeln, Hohlpflöcken, Pappelholzplat- 
ten, Aufsattelunesplatten, Maschinen und Werkzeuge vor- 
geführt. Wirtschaftliche Angaben zur Verwendung mit 
Steinkohlenteeröl nach Reichsbahnvorschrift (System Rü- 
Ping) imprägnierter Holzschwellen ließen erkennen, daß 
fir den Kilometer normalspuriges Gleis 1044 RM jährlich 
erspart werden können. Zur Konservierung von Holz- 
masten durch Sublimat mittels Kyanisierung ist neuerdings 
die Druckkyanisierung und die Diakyanisierung getreten. 
Bei diesen Verfahren dringt das Sublimat tiefer in das Holz 


1 Vgl. ETZ 19299, 8. €56. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 31 


1131 


ein. Muffenholzrohre und kontinuierliche Holzrohre, die 
an der Verwendungstelle aus einzelnen Dauben, Spann- 
ringen und Kleinmaterial zusammengebaut werden, finden 
zunehmende Verwendung als Holzrohr-Druckleitungen bei 
Wasserkraftanlagen. Gezeigt wurde die Förchenbach- 
leitung des Kraftwerks der Woendelsteinbahn (Bayr... Al- 
pen) von 800 mm Dmr., 1050 m Länge und 8 atü. Das 
Speicherkraftwerk Mittweida hat eine Leitung von 1250 mm 
Dmr. und max. 35 atü. Die Leitungen schmiegen sich 
allen Gelände-Unebenheiten leicht an. Des weiteren wurde 
die Eignung des Holzcs für den Bau von Antennenmasten 
gezeigt. In Königsberg stehen 80m hohe, in Holzfach- 
werk erbaute Funktürme. In München wurden zwei in 
Eisen erbaute Antennentürme von 70 m Höhe durch gleich- 
hohe Holztürme ersetzt. Der Wirkungsgrad der Antenne 
wuchs von etwa 20 % auf 62%. Die vielseitige Verwen- 
dung im Personenwagenbau wurde von der Deutschen 
Reichsbahn-Gesellschaft an einem zweiachsigen Einheits- 
Personenwagen II. Kl. eiserner Bauart in verschiedenen 
Arbeitstadien gezeigt. Beachtenswert ist hierbei die 
weitgchende Verwendung von Sperrholzplatten. In der 
Abteilung „Holz im Apparatebau” hatte die Siemens & 
Halske A.-G. Einzelteile zum Holzgehäuse eines Apparates, 
ein aus holzhaltigem Preßstoff hergestelltes Apparate- 
gehäuse u. dgl. zur Schau gestellt. 


Der Lehrschau Holz hatte der Fachausschuß „Ver- 
trieb“ beim Val seine Wanderschau „Der Vertriebsingre- 
nieur” angereiht, die vornehmlich auf einschlägige Fra- 
gen in den verschiedenen Zweigen der Holzindustrie ein- 
gestellt war. In der von Dr.-Ing. Litz geleiteten Sitzung 
„Vvertriebstechnik” berichtete Ziviling. Bader über die 
Arbeiten im verflossenen Jahre, Dr.-Ing. Reitinger, 
Berlin, sprach über Saisonschwankungen und Vertriebs- 
planung, Dr.-Ing. Weiken, Berlin, über Verpackungs- 
und Versandkosten und deren Anteil am Warenpreis. Die- 
ser beträgt heute 3...5 % des Verkaufspreises und läßt 
sich durch zweckmäßige Wahl der Verpackung senken. 
Der Einfluß der Beförderungstarife ist hierbei weitgehend 
zu berücksichtigen. Aus der Erkenntnis, daß ein Einblick 
in die rechnungsmäßigen Vorgänge der Herstellung und 
des Vertriebs für den Ingenieur um so weniger entbehrlich 
ist, je bedeutender die Werte sind, die täglich zu und aus 
den Betrieben der Industrie fließen, hatte der VdI zum 
ersten Male im Ralımen seiner Tagung eine besondere 
Fachsitzung „Industrielles Rechnungswesen” unter dem 
Vorsitz von Prof. Meyenberg, Braunschweig, an- 
gesetzt. Dr.-Ing. Sommer, Köln, sprach über „Grund- 
züge der Plankostenrechnung”, Dr. Schnutenhaus, 
Berlin, über „Analyse der Vertriebskosten”. Die Plan- 
kostenrechnung ist eine Verbindung der Arbeitsplatz- 
kostenberechnung mit der Jahresstundenrechnung und er- 
ınöglicht, Störungen durch plötzliche Wertanforderungen 
und die Einflüsse des wechselnden Beschäftigungsgrades 
in der Rechnung zu berücksichtigen, um einen Gleichklanı 
der sachlichen und wertrechnerischen Vorgänge zu er- 
zielen. Hierbei werden die Erfahrungen und Ergebnisse 
zurückliegender Perioden verwendet, um für den kommen- 
den Zeitraum Betriebs- und Wertverlauf im voraus fest- 
zulegen. Aus dem 2. Vortrag ging hervor, daß eine durch 
genauere Gliederung ermöglichte Kostenzurechnung dann 
besonders wichtig ist, wenn in einem Unternehmen mehrere 
unterschiedliche Erzeugnisse hergestellt werden. 


A.Przygode. 


Neue Normblätter des DNA. — Eisenbahnwagenbau: 
DIN WAN 511 Blatt 2, Sonder-Formstahl, gewalzt, Abmes- 
sungen, Gewichte. 


Fleischereimaschinen: DIN VDF 1 Fleisch-Schneid- 
maschinen 82 ... 300, Messerzapfen, Anschlußmaße. — VDF 2 
Fleisch-Schneidmaschinen Bi... 300, Gehäusekopfbohrune. 
— VDF 3 Fleisch-Schneidmaschinen 82... 300, Messer, dop- 
pelschneidig mit Bund. — VDF 4 Fleisch-Schneidmaschinen 
82 ... 300, Messer, einschneidig mit Bund. — VDF 5 Fleisch- 
Schneidmaschinen 82... 300, Lochscheiben für Messer mit 
Bund. — YDF 6 Fleisch-Schneidmaschinen 82... 300, Mes- 
ser, doppelschneidig ohne Bund. — VDF 7 Fleisch-Schneid- 
maschinen 82... 300, Messer, einschneidig ohne Bund. — 
VDF8 Fleisch-Schneidmaschinen 82... 300, Lochscheiben 
für Messer ohne Bund. — VDF 9 Fleisch-Schneidmaschinen 
82 ... 300, Einlegringe. — VDF 10 Fleisch-Schneidmaschinen 
&2 ... 300, Zusammenstellung der Schneidsätze, Beispiele. 

Landwirtschaft: DIN LAND 302 Mähmaschinen, Finger 
für Grasmäher, Normalschnitt. — LAND 303 Mähmaschi- 
nen, Fingerplatte für Finger nach DIN LAND 302 und 352. 
— LAND 306 Mähmaschinen, Reibeplatte für Grasmäher, 
Normalschnitt. 

Luftfahrt: 
Auswahl. 


DIN Vornorm L12 Metrische Gewinde, 


1132 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


1. August 1929 


Energiewirtschaft. 


Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Unser 
kurzer Bericht über die Kapitalserhöhung der Preußi- 
schen Elektrizitäts-A.G. und ihre Gründe findet 
eine wichtige Ergänzung in folgenden Ausführungen des 
Amtl. Preuß. Pressedienstes: „Verfolgt man den stürmi- 
schen Entwicklungsgang der deutschen Elektrowirtschaft 
in seinen einzelnen Etappen, so findet man folgende Stu- 
fonreihe: Versorgungsanlagen für einzelne Häuser — für 
Häuserblöcke — für Gemeinden — technische Lösung der 
Fernübertragung und Bau von Überlandzentralen — 
schließlich Großkraftwerke, die unmittelbar auf der Ener- 
giequelle errichtet sind und den höchsten Typ wirtschaft- 
licher Stromproduktion darstellen. Großkraftwerke sind 
in der Lage, in einem weitgespannten Versorgungsgebiet 
die Grundbelastung an Strom zu liefern und mittels der 
modernen Hochspannungsleitungen zu verteilen. Ihre 
Funktionen finden eine Ergänzung in den Spitzenkraft- 
werken, die in den Zeiten des stärksten Strombedarfes mit 
eingreifen. 

So stellt sich das elektrowirtschaftliche Schema dar. 
Die Wirklichkeit sieht allerdings anders aus. Wohl fin- 
den wir die modernsten Typen von Großkraftwerken, aber 
das Stromnetz als Ganzes erreicht durchaus nicht ein Ni- 
veau, das technisch diesen Großkraftwerken entspricht. 
Wie bei allem historisch Gewordenen finden wir in der 
Stromwirtschaft nebeneinander Entwicklungstypen, die 
ganz verschiedenen Epochen angehören. Vielfach halten 
Produktionsanlagen und Verteilungsnetze von Kommunen 
oder kommunalen Verbänden, die zur Zeit ihres Baues 
einen sehr rationellen Typ darstellten, inzwischen aber 
mit der technischen Entwicklung nicht Schritt gehalten 
haben, die Versorgungsgebiete, für die sie geschaffen wur- 
den, weiter besetzt. So finden wir in den meisten Gegen- 
den Deutschlands eine Zersplitterung der Stromversor- 
gung in eine Unzahl kleinerer Netze, von denen jedes nach 
eigenem kLrmesgen sich weiter entwickelte Bemühungen 
zur Zusammenfassung der Versorgungsgebiete zu Einhei- 
ten von einer solchen Größe, die dem technischen Fort- 
schritt der Stromproduktion und -verteilung entspricht, 
stoßen vielfach auf keine geringeren Schwierigkeiten wie 
die Versuche einer Verwaltungsreform. 

Der Plan, das deutsche Versorgungsnetz in Überein- 
stimmung mit dem elektrotechnischen Fortschritt zu bringen 
— jener Plan, den Klingenberg schon vor dem Kriege 
verwirklichen wollte, ist infolge der wirtschaftlichen Ent- 
wicklung der Nachkriegszeit heute in großem Stile nicht 
mehr durchzuführen. An seine Stelle muß das Bemühen 
treten, eine Rationalisierung von innen heraus zu schaffen, 
indem man kleinere, unwirtschaftliche Betriebe mit grö- 
ßeren zusammenfaßt, benachbarte Betriebe miteinander 
kuppelt und so allmählich zu größeren Einheiten kommt. 
Diese Frage der elektrowirtschaftlichen Verwaltungsreform 
nicht durch äußere Vorschriften, sondern als Selbstverwal- 
tungsakt zu lösen, ist der Sinn der Maßnahmen, die der 
Preußische Staat innerhalb seines wichtigsten elektrowirt- 
schaftlichen Arbeitsgebietes jetzt durch sein Organ, die 
` Preußische Elektrizitäts-A.G. eingeleitet hat. Die ge 
nannte Gesellschaft hat durch den Landtag die Genehnmi- 
gung erhalten, einen Teil ihres Aktienkapitals, und zwar 
bis zu 26 %, an Kommunalverbände im Austausch gegen 
deren Elektro-Versorgungsnetze zu überlassen. Es bietet 
sich hierdurch für die Kommunen bzw. kommunalen Ver- 
bände die Möglichkeit, in eine Gemeinschaftsarbeit mit 
dem Preußischen Staat einzutreten, der in seinem großen 
Hauptversorgungsgebiet, das von der Nordsee bis zum 
Main reicht, leistungsfähige Großkraftwerke auf eigener 
Kohlen- und Wasserkraftbasis ausgebaut hat. Solche Ge- 
meinschaftsarbeit ist geeignet, zu der im allgemein-wirt- 
schaftlichen Interesse dringend erforderlichen Vereinheit- 
lichung und Vergrößerung der Versorgungsgebiete zu 
führen, ferner die Investitionspolitik, die bisher in den 
vielen kleinen Netzen zersplittert wird, nach einheitlichen 
Grundsätzen für das Gesamtgebict zu disponieren. Für die 
Sicherung der Stromverbraucherinteressen sind besondere 
Kautelen vorgesehen worden. Es besteht nicht nur die 
Möglichkeit, eine qualifizierte Minorität des Aktienkapi- 
tals der Preußischen Elektrizitäts-A.G. in kommunalen 
Besitz zu überführen, sonderns es sollen weiter innerhalb 
der preußischen Interessensphäre regionale Unter-Gesell- 
schaften gebildet werden, deren Aufsichtsratsmajorität aus 
Vertretern kommunaler Verbände bestehen wird. Für die 
kommunale Wirtschaft im Arbeitsgebiet der Preußischen 
Elektrizitäts-A.G. bietet sich also die Möglichkeit, eigene 
neue Investitionen für den Bau oder die Erweiterung von 
Kraftwerken zu vermeiden, damit dem schwierigen kom- 
munalen Kreditproblem auszuweichen und ohne finanziel- 
les Risiko den Anschluß an die Einergie-Großwirtschaft zu 


ı YgL ETZ 199, S. 1097. 


finden. Die Überlandwerk Braunschweig G. m. b. H., die 
die Verteilungsnetze in den braunschweigischen Kreisen 
ne hat von dieser Möglichkeit bereits Gebrauch ge- 
macht.” 

Dipl.-Ing. G. Lesch erläutert in einer Abhandlung 
über den Neubau des Umspannwerks Ludwigshafen der 
Pfalzwerke A.G. dessen wichtige Lage durch eine 
in Abb. 11 wiedergegebene Skizze, die sehr anschaulich 
das Entstehen einer Hauptaustauschstelle elektrischer 
Arbeit bei Mannheim-Ludwigshafen und ihre Verbindun- 
gen zeigt. Hier treffen sich die Interessengebiete der 
badischen Landesversorgung und des RWE, hier erfolgt 
die wirtschaftliche Kopplung der Wasserkräfte des Ober- 
rheins, des Schwarzwaldes und der bayerischen Werke, 
demnächst auch der Vorarlberger Alpen mit der ther- 
mischen Energie des rheinischen Braunkohlenbeckens, 
über den Wasserweg des Rheins greift durch die Anlagen 
des Großkraftwerks Mannheim die Steinkohle des Ruhr- 
gebiets ein, und nunmelır soll auch die bayerische Rhein- 
yon dem neuen Umspannwerk aus elektrische Arbeit 
erhalten. 


Steinkohle 


Bayern 
Oberrhein 
Schwarzwald 
Abh. 11. Die Energieaustausch- und Übergabestelle am 
Zusammenfluß von Rhein und Neckar. 


Über die Erweiterung des von den Vereinigten 
Elektrizitätswerken Westfalen G. m. b. H, 
Dortmund, versorgten Gebiets ist in letzter Zeit an dieser 
Stelle mehrfach referiert worden. Der Geschäftsbericht 
für 1928 weist zusammenfassend auf den Erwerb des Kreis- 
clektrizitätswerks Arnsberg und der Geschäftsanteile der 
G. m. b. H. Elektrizitätswerk Bestwig, Meschede, Finnen- 
trop, des Elektrizitätsverbandes Büren-Brilon G. m. b. H. und 
des Kommunalen Überlandwerks Wittgenstein G. m. b. H. 
hin. Außerdem haben die Städte Winterberg und Nieder- 
marsberg ihre Werke sowie neuerdings die Gemeinden 
Datteln, Südlohn und Heiden ihre Stromnetze auf die Be- 
richterstatterin übertragen. Innerhalb des alten Arbeits- 
bereichs ist bekanntlich die unmittelbare Versorgung der 
Stadt Recklinghausen an die VEW übergegangen, die auch 
die Eigenregie in verschiedenen Bezirken des früheren 
Landkreises Dortmund sowie in den Städten Arnsberg, 
Neheim, Brilon, Werne a.d. Lippe usw. erwarben. Mit der 
Preußischen Elektrizitäts-A. G. wurde, wie schon früher 
im Westen mit dem RWE und der Kemag, nunmehr gegen 
Osten ein Demarkationsabkommen getroffen. Hinsicht- 
lich der Westdeutschen Elektrizitätswirtschaft A. G. bzw. 
der A.G. für deutsche Elektrizitätswirtschaft vgl. man 
die in der ETZ 1929, S. 725, schon wiedergegebenen Äuße- 
rungen der Verwaltung. Das Gersteinwerk wurde auf 
92 800 kW gebracht, und die Erweiterung des mit der Stadt 
Barmen betriebenen Gemeinschaftswerks Hattingen auf 
10C 500 kW steht bevor. Ferner hat die Gesellschaft eine 
Reihe von’ Wasserkräften im Sauerland übernommen und 
außer der Ruhrwasserkraft am Hohenstein in Witten 
(jährlich rd. 7 Mill kWh) noch mehrere Wasserkräfte 
und -berechtigungen an diesem Fluß erworben, so daß ihr 


ı BBC-Nachr. Bd. 16, 1929, 8. 67. 


l. August 1929 


z. Z. 18 Wasserkraftwerke mit insgesamt 15430 kW zur 
Verfügung stehen. Mit dem Bau der Hochspannungs- 
leitung vom Gersteinwerk nach Hannover, die künftig 
eine erhebliche Bedeutung für eine einheitliche deutsche 
Verbundwirtschaft gewinnen wird und daher gleich als 
20 kV-Doppelleitung angelegt werden soll, wurde be- 
gonnen. Nach einer Verständigung mit dem RWE will 
man sie gemeinsam zum Zweck des Anschlusses nach 
Westen über die jetzigen und künftigen Wasserspeicher 
an der Ruhr bis zu dem schon bestehenden Anschluß an 
das RWE-Hochspannungsnetz beim Gemeinschaftswerk 
Hattingen weiterführen. Am Ende des Berichtsjahras 
standen den VEW in den vier Kraftwerken Dortmund, 
Kruckel, Gersteinwerk und Gemeinschaftswerk 233 100 kW 
Generatorenleistung zur Verfügung, die, wenn die Lei- 
stung des letzteren zur Hälfte gerechnet wird, mit 15 430 
kW der Wasserkraftwerke und 35 000 kW fremder Kraft- 
quellen insgesamt 245 780 kW ergeben (188580 i. V.). Er- 
zeugt und bezogen wurden 1928 im ganzen 528,253 Mill 
kWh (431,129 i. V.), wovon 31,238 auf die Wasserkraft- 
werke und 85,589 Mill kWh auf Bezug aus den eigenen 
Zechenanlagen und von fremden Werken entfielen. Bei 
238543 kW Anschlußwert der Kleinabnehmer (155 860 
i. V.) und 215 327 kW für Großabnehmer bereitzuhalten- 
der Leistung (190 010 i. Y.) hat die Gesellschaft an Klein- 
abnehmer 43,697, an Großabnehmer 388513 Mill kWh, 
d. s. 432,210 Mill kWh im Versorgungsgebiet, und außer- 
dem 18,349 Mill kWh an benachbarte Elektrizitätswerke 
abgegeben; die nutzbare Gesamtlieferung betrug mithin 
40,559 Mill kWh, d. s. rd. 23% mehr als im Vorjahr 
(367,114 Mill kWh). Die Einnahmen daraus sind auf 
47093417 RM (einschl. der Zählergebühren 39 849 499 
i. V.), der Reingewinn auf 7 818785 RM (6 804 719 i. V.) ge- 
stiegen. Bei 60 Mill RM Stammkapital, das auf 75 Mill RM 
erhöht N kamen als Dividende 8% zur Verteilung 
(%1.V.). 


wf 


RECHTSPFLEGE. 


Zur Frage des Rechts auf Lichtreklame. — Ein Ber- 
liner Geschäftsinhaber ließ an seinem in der Leipziger 
Straße gelegenen Geschäftshause mit polizeilicher Ge- 
nehmigung eine Lichtreklameanlage anbringen. Sie steht 
senkrecht zur Hausseite und ragt in einer Breite von un- 
gefähr 1,20 m über den Bürgersteig der im Eigentum der 
Stadt Berlin stehenden Straße hin. Die Anlage beginnt 
über der Decke des zweiten Stockwerkes in einer Höhe 
von etwa 10 m über der Straße und steigt etwa bis zur 
Decke des vierten Stockwerkes auf. 


Die Stadt Berlin erachtete sich nun als Eigentümerin 
des Straßenlandes zur Untersagung dieser sich über ihr 
Eigentum erstreckenden Anlage für befugt und wollte sie 
nur gegen Erlegung einer jährlich zu zahlenden Gebühr 
ecstatten. Der Geschäftsinhaber beantragte Feststellung, 
daß die Stadt Berlin nicht berechtigt sei, eine Beseitigung 
der Lichtreklameanlage zu verlangen oder die Gestattung 
von der Bezahlung einer Gebühr abhängig zu machen. 


Das LG. entsprach der Feststellungsklage, das KG. 
wies sie ab, jedoch stellte das RG. mit Urteil vom 16. II. 
1929 — V. 40/28 — das erstinstanzliche Urteil wieder her. 


Wenn auch die Gründe, die zu dieser grundsätzlichen 
Entscheidung des RG. geführt haben, sich im wesentlichen 
aus einer Auslegung der in Betracht kommenden wege- 
rechtlichen Bestiinmungen herleiten, also über die Berech- 
tieung des Anliegers an einer öffentlichen Straße zur 
Unterhaltung von Lichtreklameanlagen im Luftraum über 
dem Bürgersteiz Auskunft geben, so ist doch das Ergebnis 
des Rechtsstreites für die Elektrotechnik von keinesweus 
minderer Bedeutung. Es ist einleuchtend, daß eine Be- 
stätigung des Urteils des KG., das dem Straßeneigentiimer 
im vorliegenden Falle ein Verbietungsrecht zugesteht, in 
der Folge Anlaß zu Einschränkungen und technischen 
Umgestaltungen auf dem Gebiete der Lichtreklame über- 
haupt gegeben haben würde. Aus den umfangreichen Ent- 
scheidungsgründen ist folgendes mitteilenswert und hier 
von Belang. 

Das Recht des Eigentümers eines Grundstücks (Stadt 
Berlin) erstreckt sich gemäß § 905 BGB. auch auf den 
Raum über der Oberfläche, doch kann der Eigentümer 
Einwirkungen nicht verbieten, die in solcher Höhe vor- 
Zenommen werden, daß er an ihrer Ausschließung kein In- 
teresse hat. Während das LG. das Vorliegen eines solchen 
Interesses verneinte, damit der Feststellunesklage statt- 
geben konnte, war das KG. der Auffassung, daß die ganze 
Anlage sehr wohl in die Interessensphäre der FEigentime- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 | 


1133 


rin eingreife und daß ein Interesse an der Verbietung dic- 
ses Eingriffs sich schon daraus ergebe, daß sie, die Eigen- 
tümerin, den Luftraum durch Vermietung (Erlegung einer 
Gebühr) ausnutzen wolle. Letzteres Interesse genügt nach 
Auffassung des RG. allerdings nicht, um ein Verbietungs- 
recht zu begründen, aber die ganze Lichtreklameanlage sei 
doch in ihren Größenverhältnissen keineswegs unbeacht- 
lich und die Entfernung der Anlage von der Straßenober- 
fläche keineswegs so groß, daß aus diesem Grunde die 
Straßeneigentümerin sie ohne weiteres gestatten müßte. 
Wohl aber müsse die Betrachtung der Sache aus dem Ge- 
sichtspunkt der sich gegen den Straßeneigentümer aus der 
Widmung der Straße für den öffentlichen Verkehr er- 
gebenden Beschränkung zu einem für den klagenden Ge- 
schäftsinhaber günstigem Ergebnis führen. 

Die Straße hat auch den aus dem geschäftlichen Ver- 
kehr der Anliegr erwachsenen Bedürfnissen zu genügen. 
Dazu gehören Ankündigungen an das Publikum. Solche 
haben stets in den Luftraum der Straße hinein stattgefun- 
den, in ihrer Art wechselnd je nach den Zeitverhältnissen. 
Verkehr und Technik haben sie auf die Lichtreklame 
hin entwickelt. Ein Eingriff in den Straßenkörper, wie 
z. Z. beim Legen von Straßenbahnschienen und Kabeln, 
findet dabei nicht statt. Die von dem klagenden Geschäfts- 
inhaber ausgeübte Lichtreklame entspricht auch, ihrer Art 
und ihrem Umfang nach, der neuzeitlichen Entwicklung 
des geschäftlichen Verkehrs, wie er sich in der Öffent- 
lichkeit auf der Straße abspielt, sie ist insbesondere auch 
dem Verkehr nicht hinderlich und steht mit den sonsti- 
gen Zwecken der Straße nicht in Widerstreit. Der Stra- 
Beneigentümer muß deswegen die sich aus der Ausübung 
solcher Befugnis ergebende Beschränkung seines Privat- 
eigentums als Ausfluß des Gemeingebrauchs dulden. Ein 
Eigentumsfreiheitsanspruch steht folglich der beklagten 
EE gegenüber der Lichtreklameanlage 
nicht zu. : 


Bewertung der Konzession, Abschreibungen auf Kon- 
zessionskonto. — Einer Elektrizitätsgesellschaft ist eine 
bis 1973 laufende Alleinberechtigung der Stromlieferung 
für den Bezirk eines Kommunalverbandes verliehen wor- 
den. Da die Gesellschaft für den Erwerb dieser Berechti- 
gung Aufwendungen gemacht hatte, wurden diese auf Kon- 
zessionskonto gebucht und auf dieses Konto im folgenden 
Steuerjahre 2% abgeschrieben. Die Berechtigung einer 
solchen Abschreibung überhaupt bestritt das Finanzamt 
und versagte die Absetzung, weil eine Absetzung wegen 
Abnutzung nach § 16 Abs. 3 EinkStG. nicht zulässig und 
der gemeine Wert der Berechtigung im Steuerabschnitt 
nicht gesunken sei. ` 

Das Finanzgericht hat die Absetzung zugelassen, weil 
der gemeine Wert der Berechtigung sich im Laufe der 
Jahre bis 1973 verzehren werde. Die alljährliche Neufest- 
stellung des gemeinen Wertes würde alljährlich die sehr 
schwierige Arbeit der Neubewertung der Konzession er- 
fordern, eine Arbeit, die überaus unsichere Schätzungen 
bedinge und die Quelle endloser Rechtsstreitigkeiten sein 
würde. Die Berücksichtigung der praktischen wirtschaft- 
lichen Gesichtspunkte verlange eine gleichmäßig auf die 
ganze Konzessionsdauer verteilte Abschreibung. Der ein- 
gesetzte Betrag könne als der nach den Aufwendungen zu- 
treffende Wert, berechnet nach dem Stande des Tages der 
Konzessionserteilung, angesehen werden. 

Der RFH. nahm zu dieser vom Finanzgericht entschie- 
denen Frage keine Stellung, da er rechtliche Bedenken ge- 
gen die Berechnung des Konzessionswertes hatte. Beide 
Vorinstanzen gehen nämlich davon aus, daß die in den Bi- 
lanzen erscheinenden Werte den gemeinen Wert der Kon- 
zession enthalten. Auch die streitige Absetzung von 2 % 
ist berechnet von dem Betrage, mit dem die Konzession in 
die Goldmarkeröffnungsbilanz eingestellt wurde und der 
den „gemeinen Wert” nach Ansicht der Parteien darstellt. 
Nach Auffassung des RFH. widerspricht eine derartige Be 
wertung den zwingenden Vorschriften des $ 107 Abs. 2S. 2 
EinkStG. Nach diesen Vorschriften ist nicht von dem in 
die Goldmarkeröffnungsbilanz eingestellten Werte auszu- 
gehen, sondern von % des für den Stichtag dieser Bilanz 
errechneten fiktiven Anschaffungs- oder Herstellungsprei- 
ses. Die Vorschriften enthalten also nicht Regeln über die 
Berechnung des gemeinen Wertes, sondern des als An- 
schaffungspreis zu behandelnden Wertes. Damit 
sind aber auclı die dem Zeitlauf bis zur Erledigung der 
Konzession entsprechenden Absetzungen als solche für Ab- 
nutzung vom Anschaffungspreiss ohne weiteres zu- 
lässig. (Entsch. d. RED v. 5. III. 1929 — IA 454/28.) 

Dr. jur. C.v.demBusch. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


1. August 1929 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B 1 Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 218 12. 


Übersicht über die Beschlüsse der XXXIV. Jahres- 
versammlung in Aachen 1929. 


Nachstehend sind die von der Jahresversamiunlung in 
Aachen gefaßten Beschlüsse zusammengestellt: 


Ehrenmitgliedschaft. 


Dem langjährigen Vorsitzenden der Kommission für 
Errichtungs- und Betriebsvorschriften und verdienten Her- 
ausgeber der Erläuterungen zu diesen Vorschriften, Herrn 
Geh. Regierungsrat Dr. C. L. Weber, Berlin, wurde die 
Eihrenmitgliedschaft des VDE verliehen. 


Vorstand. 


Wiedergewählt wurden, und zwar auf zwei Jahre, die 
Herren Brauns, Dettmar, Köttxzen, Krone, 
Mayer, Montanus, Petersen, de Thierry und 
Wechmann sowie auf ein Jahr Herr Sarfert. 

Die Wiederwahl des Herrn Krone erfolgte unter 
besonderer Begründung. 

Zum Vorsitzenden wurde auf zwei 
gewählt Herr Krone + 

Zum 1. stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden wurde 
Herr Petersen auf die Dauer von zwei Jahren wieder- 


gewählt. 
Ausschuß. 


Die ausscheidenden Herren Craemer, Hissink, 
Orlich, Roos, Ruppel, Schering, Sieg, 
Vogelsang, Voigt Wernerund Wölcke wurden 
auf zwei Jahre wiedergewählt. 

Zum Revisor der Kassenführung des VDE wurde an 
Stelle des ausscheidenden Herrn Dr. Max Levy Herr Dir. 
Froese, Berlin, gewählt. 


Ort der nächsten Jahresversammlune. 


Beschlossen wurde mit Rücksicht auf die 1930 in 
Berlin stattfindende Weltkraftkonferenz sowie die zeit- 
lich daran anschließende IEC-Tagxung in Skandinavien im 
Jahre 1930 lediglich eine Vorstands- und Ausschußsitzung 
in Berlin abzuhalten. 

Als Ort für die Abhaltung der nächsten Jahresver- 
sammlung im Jahre 1931 wurde die Stadt Frankfurt a. M. 
bestimmt mit Rücksicht auf das 50jährize Bestehen der 
Elektrotechnischen Gesellschaft zu Frankfurt. Sie soll in 
der zweiten Junihälfte stattfinden. 


Beitragsfestsetzung. 


Für das Jahr 1930 bleiben die für 1929 festgesetzten 
Bestimmungen bezüglich der Mitgliederbeiträge unverändert 
bestehen. 


Jahre wieder- 


Satzungsänderungen. 
Es wurden folgende Änderungen beschlossen: 


II. Zweck. 
8 3. 


Dieser Paragraph erhält folgenden Zusatz: 
„Ausgeschlossen sind Erwerbs- oder sonstige eigen- 
wirtschaftliche Zwecke, vielmehr soll der Verband ledig- 
lich dem gemeinen Besten auf dem Gebiete der elektro- 
technischen Wissenschaften dienen.” 


III. Mitgliedschaft. 
86. 


Dieser Paragraph erhält folxenden Zusatz: 

„Kein Mitglied hat während seiner Zugehörigkeit 
zum Verband oder nach seinem Ausscheiden Ansprüche 
an das Verbandsvermözen oder auf Auszahlung von 
Gewinnen oder auf ähnliche Vermögensvorteile, auch 
nicht auf Rückzahlung von Einlagen oder sonstigen 
Beiträgen.“ 


X. Jahresversammlune. 
§ 33. 


Dieser Paragraph erhält folgenden Zusatz: 
„Bei Auflösung des Verbandes muß das vorhan- 


dene Vermögen ausschließlich gemeinnützigen Zwecken 
auf elektrotechnisch-wissenschaftlichem Gebiete zuge- 
führt werden, insbesondere auch durch Überweisung 
an gemeinnützige Körperschaften; jede Zuwendung von 
Vermögen oder Vermögensvorteilen an Mitglieder des 
Verbandes ist ausgeschlossen.” 


Bevollmächtigungen des Vorstandes. 


A. Der Vorstand wird ermächtigt, mit dem 1. Januar 
1930 folgende nochmal zu überprüfende sowie z. Zt. noch 
nicht endgültig fertiggestellte Kommissionsarbeiten in 
Kraft bzw. die hierdurch ersetzten Arbeiten mit dem 
1. Januar außer Kraft zu setzen: 


1. Kommission für Errichtungs- und Be- 
triebsvorschriften. 

Genehmigung des Ergebnisses der Überarbei- 
tung der „Vorschriften nebst Ausfüh- 
runesrereln für die Errichtung von 
StarkstromanlagenmitBetriebspan- 
nungen unter 1000 V, V.SE. 1.1930” und 
der „Vorschriften nebst Ausfüh- 
runesregeln für die Errichtung von 
Starkstromanlagzen mit Betriebs- 
spannungen von 1000 Y und darüber 
V. E. S. 2.111930“. 


2. Kommission für Freileitungen. 
Genehmigung des Ergebnisses der Überarbei- 
tung der „Vorschriften für Stark- 
strom-Freileitungen \.S.F.]1930“. 


Hierzu gilt das gleiche wie das vorstehend zu Ab- 
satz 1 Gesagte. 


3. Kommission für Bahnwesen. 


a) Neufassung der „Regeln für die Bewer- 
tung und Prüfung von elektrischen 
Bahnmotoren und sonstigen Maschi- 
nenund Transformatoren auf Trieb- 
fahrzeugen R.E.B./1930. 


Eine Veröffentlichung über den Entwurf erscheint in 

Kürze in der ETZ. 

b) Außerkraftsetzungz der „Regeln für die Be- 
wertung und Prüfung von elektri- 
schen Bahnmotoren und sonstigen 
Maschinen und Transformatoren auf 
Triebfahrzeugen R.E.B./1925". Gültig ab 
1. Januar 1925, angenommen durch die Jahresver- 
sammlung 1924, mit dem 1. Januar 1930, Sonder- 
druck VDE 29%. 


4 Kommission für Koch- und Heizxzeräte. 


a) Vorschriften für elektrisch beheiz- 
tes Spielzeug. 

b) SonderbestimmungenfürHeizgeräte 
für Haarbehandlung (Anhang 2 zu den 
„Vorschriften für elektrische Heizgeräte und elek- 
trische Heizeinrichtungen V.E.Hz./1925“): 


Die Entwürfe werden in Kürze in der ETZ ver- 
öffentlicht. 


5. Großer Steckerausschuß. 


Leitsätze für zweipolige Steckvor- 
richtungen mit Schutzkontakt (Woh- 
nunxzsteekvorriehtungen 250 V 10 A) 
für Erdung, Nullung und Schutz- 
schaltunzg. 


Der Entwurf wird in 
öffentlicht. 


© DINVDE-Normblätter. 
Ferner wird der Vorstand ermächtigt, bis zur 
Jahresversammlung 1930 die endgültig fertigge- 
gestellten Nurmblätter für die Drucklerung frei- 
zugeben. 

B. Vorstand und Ausschuß werden mit Rücksicht dar- 
auf, daß 1930 keine Jahresversammlung stattfindet, er- 
mächtigt, die der Jahresversammlung satzungsgemäß zu- 
stehenden Entscheidungen über Verabschiedung und 
Außerkraftsetzung von Verbandsarbeiten, über Fest- 
setzung des Jahresbeitrages, über evtl. Satzungsänderun- 
gen, die durch die Satzungskommission vorgelegt werden, 
1930 selbst zu treffen. 


Kürze in der ETZ ver- 


1. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 31 


11365 


Kommissionsarbeiten. 
Die nachstehend aufgeführten Bestimmungen sind von 


der Jahresversammlung mit der Maßgabe angenommen, 
daß bei einigen dieser Arbeiten geringfügige Änderungen 
auf Grund nachträglich eingegangener Einsprüche vorge- 
nommen werden dürfen, die in die von diesen Arbeiten 
herauszugebenden Sonderdrucke aufgenommen werden 
sollen: 


1. 


Kommission für Errichtungs- und Be- 
triebsvorschriften. 


a) Vorschriften nebst Ausführungs- 
regeln fürdie Errichtung von Stark- 
stromanlagen mit Betriebspannun- 
gen unter 1000 VY, V.E.S.1./1930!. Gültig ab 
1. Januar 1930. 

Der Wortlaut war angekündigt bzw. veröffentlicht in 

ETZ 1923, S. 1379 und 1417; 1929, S. 541 und 872. 


b) Vorschriften nebst Ausführungs- 
regeln für die Errichtung von 
Starkstromanlagen mit Betrieb- 


spannungen von 1000 V und darüber 
V. E. S. 2./1930°. Gültig ab 1. Januar 1930. 
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1928, S. 1344; 
1929, S. 581, 692 und 950. 


c) Vorschriften nebst Ausführungs- 
regeln für den Betrieb von Stark- 
stromanlagen V.B.S./1929. Gültig ab 1. Juli 
1929. 

Der Wortlaut war angekündigt bzw. veröffentlicht in 

ETZ 1928, S. 1379 und 1417; 1929, S. 512 und 873. 


d) Vorschriften für die Ausführung 
schlagwettergeschützter elektri- 
scher Maschinen, Transformatoren 
und Geräte. Gültig ab 1. Juli 1929. 

Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1928, S. 1760; 

1929, S. 473 und 873. 


e) Regeln für die Errichtung von 
Pe a Gültig ab 1. Januar 
1930. 

Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 138 

und 624. 


f) Vorschriften fürden Hochspannung- 
schutz in medizinischen Röntgen- 
anlagen. Gültig ab 1. Januar 1930. 

Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1928, S. 990 

und 1056; 1929, S. 31 und 626. 


g) Änderung von § 15 der „Leitsätze für 
Spannungsucher bis 750V“ vom 1. April 
1927. Gültig ab 1. Juli 1929. 

Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 874. 


h) Außerkraftsetzung nachstehender Arbeiten: 
Vorschriften fürdieErrichtung und 


den Betrieb elektrischer Stark- 
stromanlagen nebst Ausführungs- 
regeln. Gültig ab 1. Juli 1924, angenommen 


durch die außerordentliche Ausschußsitzung vom 
30. August 1923, und zwar: 


Abschnitt I. Errichtungsvorschriften 
mit dem 1. Januar 1930 (einschließlich der ab 
1. Juli 1928 gültigen Änderungen), Sonderdruck 
VDE 370; 


Abschnitt II. Betriebsvorschriften mit 
dem 1. Juli 1929, Sonderdruck VDE 370; 

Leitsätze für die Errichtung elek- 
trischer Starkstromanlagen in der 
Landwirtschaft. Gültig ab 1. Januar 1926, 
angenommen durch den Vorstand im November 
1925, mit dem 1. Januar 1930, Sonderdruck VDE 346, 
Abschnitt A; 

Vorschriften für N Ausführung 
von Schlagwetter-Schutzvorrich- 
tungen an alekirischon Maschinen, 
Transformatoren und Apparaten. 
Gültig ab 1. Januar 1926, angenommen durch den 
Vorstand im Oktober 1925, mit dem 1. Juli 1929, 
Sonderdruck VDE 370. 


2 Kommission für Maschinen und Trans- 


e e 


formatoren. 


a) Regeln für die Bewertung und Prü- 
fung von elektrischen Maschinen 
R. E. M./1930. Gültig ab 1. Januar 1930. 


! Siebe die Revollmächtigungen für den Vorstand. 


n 


Der Wortlaut war angekündigt bzw. veröffentlicht in 
ETZ 1928, S. 591 und 630; 1929, S. 829 und 951. 


b) Regeln für die Bewertung und Prü- 
fung von Transformatoren R. E. T./1930. 
Gültig ab 1. Januar 1930. 


Der Wortlaut war angekündigt bzw. veröffentlicht in 
ETZ 1928, S. 591 und 630; 1929, S. 794 und 952. 


c) Außerkraftsetzung nachstehender Arbeiten: 


Regeln für die Bewertung und Prü- 
fung elektrischer Maschinen R.E.M. 
1923. Gültig ab 1. Januar 1923, angenommen durch 
die Jahresversammlung 1922, mit dem 1. Januar 
1930, Sonderdruck VDE 288; 


Regeln für die Bewertung und Prü- 
fung von Transformatoren R. E. T./1923. 
Gültig ab 1. Januar 1923, angenommen durch die 
Jahresversammlung 1922, mit dem 1. Januar 1930, 
Sonderdruck VDE 319. 


Kommission für Elektrowerkzeuge. 


a) Änderung der „Regeln für die Bewer- 
tung und Prüfung von Handbohr- 
ma chinen“ vom 1. Juli 1927. Gültig ab 1. Juli 
1 


Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, 
und 793. 


b) Änderung der „Regeln für die Bewer- 
tung und Prüfung von Schleif- und 
Poliermaschinen“ vom 1. Juli 1927. Gültig 
ab 1. Juli 1929. 


Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 398 
und 793. 


c) Änderung der „Regeln für die Bewer- 
tung und Prüfung von Hand- und 
Supportschleifmaschinen“ vom 1. Ja- 
nuar 1926. Gültig ab 1. Juli 1929. 

Del Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 398 

und 793. 


S. 398 


. Kommission für Freileitungen. 


a) Vorschriften für Starkstrom-Frei- 
ee V.S.F./1930%°. Gültig ab 1. Januar 
1930. 


Der Wortlaut war angekündigt bzw. veröffentlicht in 
Ke Lie 5. 1056, 1090 und 1132; 1929, S. 434, 726 
un 4 


b) Außerkraftsetzung der „Vorschriften für 
Starkstrom-Freileitungen”. Gültig ub 
1. Oktober 1923, angenommen durch die Jahresver- 
sammlungen 1921 und 1922 sowie durch die außer- 
ordentliche Ausschußsitzung vom 30. August 1923, 
mit dem 1. Januar 1930 (einschließlich der nach dem 
1. Oktober 1923 in Kraft gesetzten Änderungen), 
Sonderdrucke VDE 368 und 368 a bis c. 


Kommission für Drähte und Kabel. 


a) Änderungen der ab 1. Januar 1928 gültigen „Vor- 
schriften für isolierte Leitungenin 
Starkstromanlagen V. L L./1930“. Gültig 
ab. 1. Januar 1930. 


Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 248 
und 766. 


b) Vorschriften für umhüllte Leitun 
gen. Gültig ab 1. Juli 1930. 


Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 251. 


c) Außerkraftsetzung der „Normen für um- 
hüllte Leitungen”. Gültig ab 1. Oktober 
1924, angenommen durch die Jahresversammlung 
1924, mit dem 1. Juli 1930, Sonderdruck VDE 308. 


KommissionfürlInstallationsmaterial. 
Leitsätze für Installations-Selbst- 
schalter. Gültig ab 1. Juli 1930. 


Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 405 
und 731. 
Kommission für Hochfrequenztechnik. 


a) Vorschriften für Rundfunkgeräte, 
die mit Starkstromanlagen (-netzen) 
in Verbindung stehen. Gültig ab 1. Juli 
1929 


Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1928, S. 1795; 
1929, S. 403. 


2 Siehe Fußnote 1. 


1136 


b) Änderungen der „Regeln für den Bau und 
Prüfung von Hochfrequenz-Heil- 
geräten“ vom 1. Juli 1928. Gültig ab 1. Juli 1929. 


Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 658 
und 949. 


c) Außerkraftsetzung nachstehender Arbeiten: 
VorschriftenfürWechselstrom-Netz- 
anschlußgeräte. Gültig ab 1. April 1927, an- 
genommen durch den Vorstand im Februar 1927, 
mit dem 1. Juli 1929, Sonderdruck VDE 383; 
Vorschriften für Gleichstrom-Netz>- 
anschlußgeräte. Gültig af 1. Juli 1927, an- 
genommen durch die Jahresversammlung 1927, mit 
dem 1. Juli 1929, Sonderdruck VDE 394; 


Vorschriften für Gleichstrom-Netz- 
anschluß-Empfänger Gültig ab 1. Juli 
1927, angenommen durch die Jahresversammlung 
1927, mit dem 1. Juli 1929, Sonderdruck VDE 395; 
VorschriftenfürVerbindungsgeräte. 
Gültig ab 1. Oktober 1925, angenommen durch die 
Jahresversammlung 1925, mit dem 1. Juli 1929, Son- 
derdruck VDE 410. 


Kommission für Isolierstoffe. 


a) LeitsätzefürdieLieferungundPrü- 
fungvonPreßspan. Gültig ab 1. Juli 1929. 


Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 360, 
und 726. 


b) Leitsätze für die Prüfung der Stoff- 
eigenschaften keramischer Isolier- 
teilefürNennspannungenunter10WV. 
Gültig ab 1. Juli 1929. 


Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1928, S. 630; 
1929, S. 362 und 766. 


c) Leitsätze fürdieBewertungundPrü- 
fungvonFiberalsIsolierstoff. Gültig 
ab 1. Juli 1929. 


Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 363 

und 765. 

d) Leitsätze für die Bestimmung elek- 
trischer Eigenschaften von festen 
lsolierstoffen. Gültig ab 1. Juli 1929. 

Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 364 

und 912. 


e) LeitsätzefürdieErzeugungbestimin- 
ter Luftfeuchtigkeit zur Prüfung 
elektrischer Isolierstoffe. Gültig ab 
1. Juli 1929. 

Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 368 

und 946. 


f) Leitsätze für die Prüfung von Elek- 
trolackpappe. Gültig ab 1. Juli 1929. 

Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 368 

und 911. 


g) Leitsätze für die Prüfung von Ver- 
geußmassen für Geräte unter 1000 V 
Nennspannung. Gültig ab 1. Juli 1929. 

Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 369 

und 911. 


h) LeitsätzefürdieBewertungundPrü- 
fung von Holz als Isolierstoff. Gültig 
ab 1. Juli 1929. 

Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 216 

und 728. 


i) Leitsätze für die Prüfung von Glim- 
mererzeugnissen. Gültig ab 1. Juli 1929. 
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 586 

und 912. 


k) Leitsätze fürdie Prüfunzvonnatür 
lichenGesteinen. Gültig ab 1. Juli 1929. 
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 729 

und 946. 


KommissionfürHandgeräte. 


a) Änderung der ab 1. Januar 1927 gültigen „Vor- 
schriftenfürHandgerätemitKleinst- 
motoren V.G.K.M./1930" Gültig ab 1. Januar 
1930. 

Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 399, 

472 und 793. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


L August 1929 


b) Vorschriften für Geräte-Einbau- 
schalterfürSpannungenbis250V. Gül- 
tig ab 1. Juli 1929. 


Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 399 
und 794. 


c) Zusatz zu den ab 1. Juli 1930 gültigen „Vor- 
schriften für die elektrische Aus- 
rüstung von Stehlampen“ betr. Rauchver- 
zehrer u. dgl. Gültig ab 1. Juli 1930. 


Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 400. 


d) Außerkraftsetzung der „Vorsehriften für 
Handgeräte-kinbauschalter”. Gültig 
ab 1. Juli 1926, angenommen durch die Jahresver- 
sammlung 1925, mit dem 1. Juli 1929, Sonderdruck 
VDE 339, 


Ausschuß für den elektrischen Sicher- 
heitsgrad. 


a) Leitsätze für diePrüfung von Isola- 
toren aus keramischen Werkstoffen 
für Spannungen von 1000 V an. Gültig ab 
1. Juli 1929. 


Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 400. 


b) Außerkraftsetzung der „Leitsätze für die 
Prüfung von Isolatoren aus kerami- 
schen Werkstoffen für Spannungen 
von 1000 V an”. Gültig ab 1. Juli 1928, anzenom- 
men durch die Jahresversammlung 1928, mit dem 
1. Juli 1929 (Sonderdruck VDE 419). 


10. 


Neue VDE-Bestimmungen. 


Am 1. Juli 1929 traten folgende Bestimmungen in 
Kraft: 

Vorschriften nebst Ausführungsregeln für den Be 
trieb von Starkstromanlagen, VBs/1929. 


Vorschriften für die Ausführung schlagwettergeschütz- 
ter elektrischer Maschinen, Transformatoren und Geräte. 
(Diese Vorschriften gelten für Maschinen, Transforma- 
toren und Geräte, deren Herstellung nach dem 1. Juli 1929 
begonnen wird.) 

Änderung des § 15 der „Leitsätze für Spannungsucher 
bis 750 V“. 

SS 2 und 8 der „Regeln für die Bewertung und Pri- 
fung von Handbohrmaschinen“. 

SS 2 und 14 der „Regeln für die Bewertung und Pri- 
fung von Schleif- und Poliermaschinen“. 

SS 2, 6 und 10 der „Regeln für die Bewertung und 
Prüfung von Hand- und Supportschleifmaschinen“. 

Vorschriften für Rundfunkgeräte, die mit Starkstrom- 
anlazen (-netzen) in Verbindung stehen. (Mit Rücksicht 
auf die Verarbeitung vorhandener Werkstoffvorräte und 
die Räumung von Laxgervorräten wird eine Übergangsfrist 
bis zum 1. Juli 1930 eingeräumt.) 

Änderungen der „Regeln für den Bau und die Prü- 
fung von llochfrequenz-Heilgeräten“ (SS 14 und 17). 

Leitsätze für die Lieferung und Prüfung von Tafel- 
prefßispan. j 

Leitsätze für die Prüfung der Stoffeigenschaften kera- 
mischer Ilsolierteile für Nennspannungsen unter 1000 V. 

Leitsätze für die Bewertung und Prüfung von Fiber 
aus Isolierstoff. 

Leitsätze für die Bestimmung elektrischer 
schaften von festen Isolierstoffen. 

Leitsätze für die Erzeugung bestimmter Luftfeuchti:r- 
keit zur Prüfung elektrischer Ilsolierstoffe. 

Leitsätze für die Prüfung von Elektrolackpapne. 

Leitsätze für die Prüfung von Vergußmassen für Ge- 
räte unter 1000 V Nennspannung. 

Leitsätze für die Bewertung und Prüfung von Holz 
als Isolierstoff. 

Leitsätze für die Prüfung von Glimmererzeugenissen. 

Leitsätze für die Prüfung von natürlichen Gesteinen. 

Vorschriften für Geräte-Einbauschalter für Spannun- 
von bis 250 V. 

Leitsätze für die Prüfung von Isolatoren aus kerami- 
schen Werkstoffen für Spannungen von 1000 V an. 

Leitsätze für Fassungen zu Röhrenlampen mit beider- 
seitizem Sockel nach DIN VDE 9650 (Soffittenlampen). 

Regeln für die Konstruktion, Prüfung und Verwendun:z 
von Wechselstrom - Hochspannungsgeräten für Schalt- 
anlagen, R.E.H./1929. 


Eigen- 


1. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


1137 


Außerdem tritt $ 35 der „Vorschriften, Regeln und 
Normen für die Konstruktion und Prüfung von Installa- 
tionsmaterial bis 750 V Nennspannung, K.P.I.“, der die 
Ausführung der Zugentlastung an Steckern behandelt, am 
1. Juli 1929 in Kraft. 


Verband Deutscher Elektrotechniker e.V. 


Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
Berlin W 57, Kurfürstenstraße 15/16. 


Betr.: Unberechtigte Verwendung des VDE-Zeichens. 
In der Privatklagesache 
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker e. V., Berlin, 


gegen i 
den Ingenieur Christian Drees zu Hannover-Vinnhorst 
wegen Verletzung des § 14 Abs.2 des Warenzeichen- 
gesctzes hat die III. kleine Strafkammer des Landgerichts 
in Hannover am 12. Februar 1929 für Recht erkannt: 


Das angefochtene Urteil wird aufgehoben. — Der 
Angeklagte wird wegen Vergehens gegen $ 14 Abs.2 
des Warenzeichengesetzes zu 50.— (fünfzig) RM, ersatz- 
weise 5 Tagen Gefängnis und in die Kosten des Ver- 
fahrens verurteilt. 

An den im Besitz des Angeklagten befindlichen 
Sicherungspatronen über GA mit dem Fabrikzeichen 
des Angeklagten ist das Warenzeichen VDE zu besei- 
tigen oder die Patronen sind zu vernichten. 

Ferner wird dem Privatkläger die Befugnis zu- 
erkannt, diese Verurteilung auf Kosten des Angeklag- 
ten binnen 4 Wochen nach Rechtskraft dieses Urteils 
in der „Elektrotechnischen Zeitschrift” (Verlag J. 
Springer, Berlin) und in dem „Elektrotechnischen An- 
zeiger”, Berlin, einmal zu veröffentlichen. 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
Zimmermann. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


Auszeichnungen. — Durch Erlaß des preußischen 
Staatsministeriums vom 19. Vl.d.J. ist der o Prof. für 
Wasserbau an der T.H. Berlin, Dr.-Ing. Dr. techn. h. c. 
Adolf Ludin zum ordentlichen Mitglied der Akademie 
des Bauwesens ernannt worden. — Von der T.H. München 
wurde Dr. Heinrich von Buol, Direktor der Siemens & 
Halske A.G., in Anerkennung seiner Verdienste um die 
Entwicklung der elektrischen Meßinstrumente zum Dr.- 
Ing. E.h. ernannt. 

Jubiläum. — Herr Richard Wernicke, Vorstand 
der Berliner Geschäftstelle der Hartmann & Braun A.G. 
konnte am 1. VINL. auf eine fünfundzwanzigjährige Tätig- 
keit im Dienste der genannten Firma zurückblicken. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Gleich- oder Wechselstrom-Schweißbogen ? 


Zu den Äußerungen des Herrn Dr. ROSENBERG 
(ETZ 1929, S. 210) möchte ich folgendes ausführen: 

Als Schweißfachmann, der sich seit 15 Jahren mit 
der Gleichstrom- und eeit ihrer Entstehung auch mit der 
Wechselstromschweißung befaßt, habe ich gefunden, daß 
ein Schweißer, der mit einem guten Wechselstromgerät zu 
arbeiten versteht, im allgemeinen ebenso gute Arbeit 
leistet, was Festigkeit der Naht anlangt, wie sein Kollege 
mit einer guten Gleichstromquelle. Hinsichtlich der 
Dichte ist die Gleichstromnaht vielfach überlegen. Ich 
weiß aus Erfahrung, wie schwierig es ist, Gleichstrom- 
schweißer auf Wechselstrom umzustellen. Ich gebe zu, 
daß es für Anfänger im allgemeinen leichter ist, mit 
Gleichstrom gute Schweißungen zu erzielen, aber nicht 
mit billigen Blankdrähten, sondern er so gut wie der 
reübte Schweißer erzielen dieses nur mit guten blanken 
lektroden, deren Preis nicht viel geringer ist als der um- 
hüllter Elektroden, die ja bei Wechselstrom gebräuchlich, 
aber nicht unbedingt notwendig sind. Es gibt namhafte 
Firmen, die Gleichstromschweißgerät verkaufen, dabei 
aber auch Elektroden, und die selbst schr gut geleitete 
Schweißereien unterhalten. Diese empfehlen gleichfalls 
bei Gleichstrom zur Erzielung von Qualitätschweißungen 
nur umhüllte Elektroden (nicht zu verwechseln mit 
den teuren ummantelten Elektroden für Sonder- 
zwecke). Die bei Wechselstrom gebräuchlichen Zünd- 
Spannungen schwanken zwischen 60 und 80 V, die Bogen- 
Spannungen zwischen 18 und 20V (nicht 14V). Daraus 
ergibt sich für den Einphasentransformator ein durch- 
schnittlicher Leistungsfaktor von 0,3. Dieser einen 
schlechten elektrischen Eigenschaft stehen aber so viel 
gute gegenüber beim Vergleich mit einem Gleichstrom- 
maschinensatz (Motorgenerator), daß ich dem Transfor- 
nator, wenn ich nicht aus einem besonderen Grunde den 
Gleichstrom haben muß, den Vorzug gebe. Es gibt Fälle, 
wo die Gleichstromdynamo unbedingt erforderlich ist, z. B. 
bei den Schweißautomaten oder bei der Kohlebogen- 
Schweißung oder wenn man die Wärmeunterschiede der 
verschiedenen Pole verwerten will; es gibt aber ander- 


seits auch Fälle, wo man den Wechselstrombogen bevor- 
zugt, z. B. bei der atomaren Wasserstoffschweißung, bei 
der Verwendung gewisser ummantelter Elektroden, oder 
bei der Verschweißung von Nickellegierungen. In Amerika 
baut man aus diesem Grunde Maschinen, die sowohl Gleich- 
strom- wie Wechselstromschweißbogen liefern (Dualare). 
Als besondere Vorzüge des Transformators gegenüber 
dem Motorgenerator möchte ich folgende nennen: 

1. Elektrische: Der Wirkungsgrad des Transforma- 
tors liegt meist an oder über 0,9, der des Umformers bei 
0,5 (es gibt solche mit n=0,33). Der Leerlaufverlust 
des Transformators ist meist etwa 1/10 des eines Umformere 
gleicher Größe (150...200 W gegenüber 15..25kW für 
ein 200 A-Gerät) ; dieser Vorteil ist wichtig, da bis zu 50 % 
Leerlauf in Schweißbetrieben vorkommen. 

2. Mechanische: Der Transformator ist ruhend, von 
einfachster Bauweise und Schaltung, er kann ölgekühlt 
und wasserdicht, ohne bewegliche, dem Verschleiß unter- 
worfene Teile, gebaut werden und ist dann dem rauhesten 


Betrieb gewachsen und bedarf keinerlei Wartung. 


3. Wirtschaftliche: Preis Raumbedarf und Gewicht. 
sind etwa ein Drittel so groß als bei einem Umformer 
gleicher Leistung. Dies gilt alles für eine Schweißstelle; 
handelt es sich aber um mehr- oder vielstellige Schweiß- 
ausrüstungen, so verschieben sich die Vorteile noch viel 
mehr zugunsten des Wechselstromes, da man nur einen 
IIaupttransformator und für jeden Schweißplatz eine 
regelbare Drossel benötigt (siehe Techn. Zentralbl., Fach- 
heft der Schweißtechnik, Frühjahrsausgabe 1928, Techno- 
logischer Verlag, Berlin-Halensce, mein Aufsatz: „Mehr- 
stellige Schweißanlagen”). 

Um nun den schlechten Leistungsfaktor zu be- 
heben, bedient man sich des Phasenschiebers, u. zw. 
bei Einzelschweißstellen des Kleinkondensators (siehe 
ETZ, H. 10 vom 8. III. 1928, mein Aufsatz: „Der Klein- 
kondensator in der Schweißtechnik“, S. 398/99, und 
„nchmelzschweißung”, Hanseatische Verlagsanstalt Ham- 
burg, H. 1 u. 4, 1927), bei vielstelligen Anlagen des rotic- 
renden Phasenkompensators. Durch Parallelschaltung 
z.B. eines 150 A-Schweißtransformators mit einem etwa 
8 BKW-Kleinkondensator hat man ein Gerät, das man be- 
quem an jeden Hausanschluß von etwa 35..4kW an- 
schließen kann (es sind nur z wei Leiter nötig, zurNot 
zwischen Null- und Außenleiter), während ein Umformer 
gleicher Leistung einen Drehstromanschluß (drei Leiter 
nötig) von 6..8 KVA benötigst, der das Vorhandensein 
eines Kraftanschlusses zur Voraussetzung hat, der aber 
bei vielen Außenmontageschweißungen nicht vorhanden ist. 
In solchen Fällen müßte man bei Gleichstrom zum benzin- 
elektrischen Maschinensatz greifen, wodurch die Schweiß- 
arbeit sofort das 3- bis 4fache kosten würde. Die durch 
den Anschluß eines solchen kompensierten Wechselstrom- 
gerätes hervorgerufene unsymmetrische Belastung des 
Drehstromniederspannungsnetzes kann geduldet werden, 
da solche Unsymmctrien in jedem Netz auch durch Licht- 
betrieb vorkommen. Ein Einphasentransformator mit 
Kondensator stellt sich aber hinsichtlich Preis, Raum- 
bedarf und Gewicht noch immer viel günstiger als ein 
gleich großer Umformer, dabei hat der Kondensator, z. B. 
Bauart der Firma Meirowsky & Co., A. G., Porz a. Rh. bei 
Köln, ebenfalls die vorhin erwähnten mechanischen Vor- 
züge, ist also dem rauhesten Betrieb gewachsen. 


Köln-Kalk, 23. IV. 1929. J.C. Fritz. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


1. August 1928 


Erwiderung. 


Herr FRITZ führt einige Punkte an, die für Wechsel- 
stromschweißung sprechen. Es sind darüber recht ver- 
schiedene Standpunkte geltend gemacht worden. Es sei 
zugestanden, daß ein sehr guter Schweißer bei Verwen- 
dung von ummantelten Elektroden mit Wechselstrom 
manche Arbeiten ebensogut ausführen kann wie ein 
Dutzendschweißer, der mit gewöhnlichen, blanken Dräh- 
ten von einer Gleichstromquelle aus schweißt. Bei Gleich- 
stromschweißung ist ein Mann in wenigen Tagen so weit 
abgerichtet, daß er verwendbare Arbeit leistet, und dies 
ist von der größten Wichtigkeit, weil Werke, die sich 
die Vorteile der Schweißung zunutze machen, ständig 
neue Schweißer brauchen. Für gewisse Arbeiten ist 
Gleichstrom, aueh nach Meinung von Herrn FRITZ, unbe- 
dingt erforderlich. 

Beim Wirkungsgrad ist es von Wichtigkeit. wieviel 
Wattstunden und wieviel Arbeitszeit für 1 kg gleich tief 
verschweißten Materials gebraucht werden, und da stel- 
len sich die Ziffern anders als die von Herrn FRITZ an- 
geführten Wirkungsgradziffern. Im übrigen ist der Wir- 
kungsgrad des Elin-Umformers für 200 A höher als 0,55 
und der Leerlaufverbrauch nur 1kW. 


Nicht einverstanden erklären kann ich mich mit dem 
Vorschlag von Herrn FRITZ, einen 150 A-Schweißtrans- 
formator mit einem Kleinkondensatar für 8 BkW an 
einen Hausanschluß von etwa 35kW bis 4kW anzu- 
schließen. Eine solehe Anordnung wäre nur verwendbar 
mit einem zuverlässigen, selbsttätisen Schalter, der den 
Kondensatorkreis jedesmal im selben Moment unter- 
bricht, als der Lichtbogen abreißt und den Kondensator- 
kreis sofort wieder schließt. wenn Strom durch die 
Elektroden fließt. Eine Schweißwerkstatt wird sich nicht 
leicht einen solchen Schalter aufbürden lassen. Läßt man 
ihn weg, so ist bei jedem Abreißen des Lichtbogens eine 
Belastung des Netzes mit 8 BkW vorhanden. also die 
doppelte zulässige Belastung. Die Spannungstörungen 
sind genau so groß, wie wenn der Kondensator nicht vor- 
handen wäre, denn beim Abreißen des Lichtbogens ruft 
der Kondensatorstrom eine Steigerung der Spannung 
in seiner Phase hervor, und die jetzt entstehende Span- 
nung wird durch die induktiven 10 kVA, die im Momente 
der Berührung der Elektroden fließen, um ebensoviel 
Volt herabgedrückt, als die normale Spannung, wenn kein 
Kondensator vorhanden ist. 


Ein rotierender Phasenkondensator wird gewiß nicht 
billiger kommen als ein Umformer, und es wird wohl 
niemand, der eine rotierende Maschine aufstellen muß, 
anstatt der Gleichstrom-Schweißmaschine einen Phasen- 
kompensator wählen. 


Weiz, 16. IV. 1929. E. Rosenberg. 


LITERATUR. 
Besprechungen. 


Die Verwertung der freien Elektronen 
(Elektronentechnik). Von Prof. Dr.H.Greinacher. 
Mit 35 Textabb. u. 38 S. in 8°. Verlag von Paul Haupt. 
Bern u. Leipzig 1927. Preis geh. 1,80 RM. 


Das Heft ist eine Erweiterung einer akademischen 
Rede. Wie die glüh- und lichtelektrisch ausgelösten und 
in den Kathodenstrahlen vorhandenen freien Elektronen 
technisch benutzt werden, ist systematisch dargestellt. 
Einige Stichworte genügen zur Kennzeichnung des Um- 
fangs: Zweielektrodenröhre, Dreiclektrode, Kathoden- 
strahloszillographen und -ofen, Ionen- und Elektron»n- 
Röntgenröhren, Photozelle. Das Heft gibt schnell einen 
guten Überblick über das Gebiet in gut populärer Form. 


übcke. 
The electronic theory of valency. Von N. 
V.Sidgwick. Mit XI u. 310 5. in gr. 8°. Verlag Ox- 


ford University Press, London 1927. Preis geb. 15 sh. 


Das Buch behandelt in zusammenfassender Darstel- 
lung die Lehre von der Molekülbildung, wie sie sich aus 
der modernen Atomphysik entwickelt hat. Die Darstellung 
folgt den Theorien, die besonders die amerikanische 
Schule, von G. N. Lewis inauguriert, entwickelt hat und 
zu deren Ausbau der Verfasser wesentlich beitrug. Ob 
diese Theorie nicht durch die jüngste Entwicklung der 
Quantentheorie in wesentlichen Grundzügen überholt wor- 
den ist, kann hier niclıt erörtert werden. Aber innerhalb 


dieses Rahmens hat uns Sidgwick mit dem Werk eine 
meisterhafte Darstellung geschenkt, die wohl geeignet ist, 
der neuen Disziplin der Atomchemie auch dort Eingang 
zu verschaffen, wo man ihrer Entwicklung nur wider- 
strebend folgt. Vornehmlich ist die umfassende und breite 
Darstellung zu rühmen, die nicht nur das Verständnis 
auch schwieriger Prozesse erzwingt, sondern die auch die 
atomphysikalische Betrachtungsweise auf Vorgänge an- 
zuwenden lehrt, die bereits über den Rahmen der Atom- 
chemie hinaus tief in das Gebiet der ursprünglichen phy- 
sikalischen Chemie hineinführen. So werden nicht nur 
die Probleme der modernen Valenzlehre behandelt, die 
polare, die unpolare und die koordinative Bindung, son- 
dern auch Problemen, wie der Lösung und Hpydratation, 
dem Magnetismus der Moleküle, der Stereochemie und den 
komplizierten organischen Molekülen sind besondere Ka- 
pitel gewidmet, deren Darstellung stets auf den Ergeb- 
nissen der Quantentheorie des Atombaus fußt. So kann 
das Werk mit als eines der besten allen denen empfohlen 
werden, die sich mit den Problemen dieser jüngsten Wis- 
senschaft, sei es lernend, sei es sich weiter bildend, zu 
beschäftigen wünschen. Erfreulich ist der verhältnis- 
mäßig geringe Preis des 310 Seiten starken Werkes. 
Samuel. 


Schmiermittel und ihre richtige Verwen- 
dung. Ein Hilfsbuch bei der Auswahl u. Beurteilung 
eines geeign. Schmiermittels f. Maschinenbesitzer, Be- 
tricbsleiter, Einkäufer und Ölhändler. Von e 
C. Ehlers. Mit 4 Diagr. im Text, VI u. 112 S. 
gr. 8%. Verlag von Otto Spamer, Leipzig 1928. Preis 
geh. 8 RM, geb. 10 RM. 


Wie aus der Vorrede ersichtlich, wendet sich die 
Schrift an einen Leserkreis, der sich zum größten Teil 
vom Standpunkt der Öltechnik aus Nichtfachleuten zu- 
sımmensetzt. In einem solchen Kreis praktisch verwert- 
bare Kenntnisse über Schmiermittel und deren Verwen- 
dung zu verbreiten, ist eine schwierige, volkswirtschaft- 
lich bedeutsame Aufgabe, der sich der Verfasser mit Er- 
folg hingegeben hat, wenn auch einige seiner Ausfüh- 
rungen eine Revision vertragen. 

Ein Verdienst des Verfassers ist es, daß er bei dem 
Kapitel „Öleinkauf“ die Frage nach der Herkunft 
des Öles in den Vordergrund stellt. Eine Rangordnung 
nach der Provenienz zu schaffen, dürfte jedoch für die 
hochwertigen Qualitäten der russischen und pennsylva- 
nischen Öle nicht möglich sein, selbst bei weitgehender 
Spezialisierung des V erwendungszweckes. (Die auf S. 38 
gegebene Rangordnung ist bei Nr. 5 u. 6 nicht im Einklang 
mit der Tabelle S.39.) Die Frage nach der Provenienz 
hat jedoch ihre Berechtigung, insbesondere heutzutage, wo 
der Ölhandel durch die Ölpolitik des einen oder anderen 
Ölmagnaten, die nicht immer auf sachlichen Gründen be- 
ruht, beeinflußt wird!. 

Ein anderes wichtiges Kriterium, das von dem Ver 
fasser bei Ölen für Verbrennungsmotoren gefordert wird, 
ist die Teerzahl, da man sich hierdurch ein Bild machen 
kann, ob das Öl der hohen Wärmebeanspruchung auf die 
Dauer standhält. 

Das Kapitel „Viskosität“ muß bei einer Neuauflage 
revidiert werden. Eine kleine Tabelle, wie z. B. in den 
„Richtlinien für den Einkauf und Prüfung von Schmier- 
mitteln” N. 72, ist sicher für den Laien zweckmäßiger als 
die vier Diagramme. Auch das Kapitel „Schmiervorgang“ 
kann einige Verbesserungen vertragen. 

Daß alle Ölprüfmaschinen zu verwerfen sind, 
dürfte wohl zu viel gesagt sein. Es kommt darauf an, 
welchen Versuchen sie dienen sollen und wie sie kon- 
struiert sind. Vergleichsversuche lassen sich vielfach 
leichter und billiger an einer zweckmäßig kon- 
un Prüfmaschine durchführen als im Betrieb 
selbst. 

Sehr beherzigenswert ist der Hinweis S. 45, daß ein 
einzige Betriebstörung die durch Verwendung billigen 
Öls erzielten Ersparnisse illusorisch macht. Die Bemet- 
kung S. 47, daß Dampfzylinderöle nicht nach der Visko- 
sität bei 100 ° beurteilt werden dürfen, ist richtig: daß 
aber aus der Viskosität bei 150° nichts anderes zu er- 
schen ist, als bei 100°, muß erst auf Grund von Ver- 
suchen erwiesen werden. Man sollte bei Zylinderölen die 
Meßtemperatur so hoch wie möglich treiben. 


1 So hat der englische Ölmagnat Sir Henry Deterding sogar den 
Vertrieb der im Bestand seines Konzerns befindlichen russischen Öle auf 
längere Zeit unterbunden, ala „Repressalie’' gegen die Sowjet- Regierung, 
die seine unberechtigte Forderung auf Entschädigung enteigneter Besitzer 
von Ölfeldern abgelehnt hat. Geschäftstüchtige Verkaufsorgane des Konzerns 
lieferten dann an eine Reederei statt des an Jieser Stelle bewährten russischen 
Öles ein Öl anderer Provenienz, das Betriebstörungen verursachte, die 
beinahe elne Katastrophe herbeigeführt hätten. Die Frage der Besteller 
nach der Provenienz hätte dieses Geschäft von vornherein unmöglich gemacht 


nn EE EEggfenggell 


1. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Hert 3i 


1139 


Alles in allem stellt die Arbeit ein für den eingangs 
genannten Leserkreis nützliches Buch dar, dessen prak- 
tischen Wert die obigen Ausstellungen kaum mindern 
dürften. Sie wurden gemacht, um bei weiteren Auflagen, 
die dem Buch zu wünschen sind, berücksichtigt zu werden. 

Georg Duffing. 


Handbuch der Physik. Herausg. v. H. Geiger 
und K. Scheel. Bd. 18: Geometrische Optik, 
optische Konstante, optische Instru- 
mente. Bearb. v. mehr. Fachgen., redigiert v. H. 
Konen. Mit 688 Textabb., XX u. 865 S. in gr.8°. Ver- 
lag von Julius Springer, Berlin 1927. Preis geh. 72 RM, 
geb. T440 RM. 


Der umfangreiche, von den Fachleuten des Zeiß- 
werks bearbeitete Band umfaßt die ganze geometrische 
Optik. einschließlich eines Kapitels (H. Keßler) über 
optische Konstanten (d. h. Bestimmung des Brechungs- 
index) und eines Kapitels (F. Jentzsch) über das Ver- 
hältnis von geometrischer Strahlenoptik zu physikalischer 
Wellenoptik. — Wie es bei der Erfahrung und Sach- 
kenntnis der Bearbeiter nicht anders zu erwarten ist, 
birgt das Buch eine Fülle wertvollen Materials, auf das 
im einzelnen hier einzugehen nicht möglich ist. Daß aber 
der Gegenstand vielleicht doch nicht ganz gleichmäßig 
nach allen wünschenswerten Richtungen hin behandelt 
worden ist, zeigt sich an der sehr untergeordneten Rolle, 
dir die auf den optischen Potentialen (Eikonalen) be- 
ruhenden Methoden in dieser Darstellung spielen. Viel- 
leicht wäre durch stärkere Berücksichtigung dieser Me- 
thoden die von Jentzsch bedauerte „etwas isolierte Stel- 
lung der geometrischen Optik im Gesamtgebäude der 
Optik“ zu vermeiden gewesen. Alles in allem wird man 
aber Bd. 18 des Handbuchs als imposantes Werk an- 
erkennen und begrüßen. P. P. Ewald, Stuttgart. 


Die Chemie der Bau- und Betriebsstoffe 
des Dampfkesselwesens. Von Dipl.-Ing. R. 
Stumper, Mit 101 Textabb., XI u. 309 S. in gr. 8°. Ver- 
lag von Julius Springer, Berlin 1928. Preis geb. 24 RM. 


Der Verfasser hat in dem vorliegenden Werk in zu- 
sanımenfassender Darstellung das gesamte Gebiet der 
D’ampfkesselchemie in eingehender Weise behandelt. Das 
Buch erschien gerade in der Zeit des Überganges der 
Energiewirtschaft zum Höchstdruckdampf, wo sich der 
Chemiker, der Konstrukteur und der Betriebsmann völlig 
veränderten Verhältnissen im Dampfkesselwesen gegen- 
über sahen. Stumper hat diesen beteiligten Personen 
in seinem Werk nicht nur ein Handbuch, sondern wegen 
seiner gemeinfaßlichen Darstellung auch ein Nachschlage- 
werk geschenkt, das seine Bestimmung in Dampfkessel- 
kreisen nicht verfellen wird. 


In der Einleitung streift der Verfasser kurz die 
Grundbegriffe des Dampfkesselbetricbes, die verschiedenen 
RKesselbauarten sowie die für Leistunesversuche gebräuch- 
lichen Kennworte. Der 1. Teil umfaßt die verschiedenen 
Bau- und Werkstoffe, deren chemische, metallographische 
und Festigkeitseigenschaften. Der 2. Teil behandelt die 
verschiedenen Brennstoffe und das Speisewasser sowie 
seine Verunreinigungen. Im 3. Teil wird das Verhalten 
der Betriebstoffe im Dampfkessel und im A Teil das Ver- 
halten der Kesselbaustoffe im Betrieb erörtert. Der letzte 
Teil gibt über die so überaus wichtige Frage der Kessel- 
speisewasseraufbcereitung Aufschluß. 

Zusammenfassend ist zu bemerken, daß das von Stum- 
per herausgegebene Buch eine wertvolle Neuerscheinung 
auf dein Gebiete des Dampfkesselwesens bedeute, das 
sicher in den beteiligten Kreisen weitgehende Beachtung 
{finden wird. Dr.-Ing. Lauber 


Leitfaden der Technischen Wärmemecha- 
nik. Kurzes Lelirb. d. Mechanik d. Gase u. Dämpfe u.d. 
mechan. Wärmelehre. Von Prof. Dipl.-Ing. W.Schüle. 
5., verm. u. verb. Aufl. mit 132 Textfie., 6 Taf., VIII u. 
323 S. in gr.8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1928. 
Preis geh. 7,50 RM, geb. 9 RM. 


Dieses kurze Lehrbuch der Thermodynamik, haupt- 
särhlich für den Selbstunterricht bestimmt und nur be- 
scheidene mathematische Vorkenntnisse erfordernd, hat 
sich offenbar gut eingeführt und verdient seine Beliebt- 
heit. Denn der Anfänger und nicht nur dieser findet hier 
fast alles Wichtige über das Verhalten der Gase und 
Dämpfe im Ruhezustand, bei der Bewegung und in der 
Maschine. 

Die neue Auflage ist durch einen Hauptteil über 
Dampfbetrieb und Dampfwirtschaft (28 Seiten) erweitert 


und bereichert worden. In der ihm eigenen klaren Dar- 
stellungsweise behandelt Schüle hier die einzelnen Teil- 
wirkungsgrade der Dampfmaschine, die gleichzeitige 
Lieferung von mechanischer Energie und Wärme und die 
verschiedenen Arten der Dampfmaschine Auch die Vor- 
züge des Hochdruckdampfes werden kurz auseinanderge- 
setzt. Ein Satz des Vorwortes betont, daß nur das Wich- 
tigste von den wichtigsten Verfahren gebracht werden 
konnte. Vielleicht findet sich in einer späteren Auflage 
auch noch Platz, um die eine oder andere Herstellungs- 
art von IlIochdruckdampf zu charakterisieren. Ein be- 
sonderer didaktischer Wert scheint mir in dem Benson- 
verfahren zu liegen; von dem geistreichen Umweg um 
den kritischen Punkt etwas zu erfahren, würde sicher 
auch viele Anfänger interessieren. Max Jakob. 


Angewandte Differential- und Integral- 
rechnung. Eine Einführung in die Grundgedanken 
neuzeitl. Math. m. bes. Berücks. techn.-physikal. "Anwend. 
(Bd.1 der „Studienbücher der Math., der Naturwiss. u. 
d. Technik”, herausg. v. Dr. Georg Wolff.) Von Prof. 
Dr. A. Harnack. Mit 76 Fig. im Text, VII u. 265 N. 
in 8°. Verlag Otto Salle, Berlin 1928. Preis geb. 10 RM. 


Das Buch geht bis zu den Differentialgleichungen 
erster und zweiter Ordnung. Es kommt den Bedürfnissen 
der Praxis entzegen, indem es Wert darauf legt, weniger 
systematische Strenge als Verständlichkeit zu beobachten 
und die Anwendbarkeit der Begriffe und Sätze darzutun. 
Die Grundbegriffe erfahren eine ausführliche und neu- 
zeitliche Darstellung; sämtlichen prinzipiellen Erörterun- 
gen sind technisch-physikalische Anwendungsbeispiele, 
auch numerische, von mehr allgemeiner Bedeutung hin- 
zugefügt. Bei der elementaren und anschaulichen Fassung 
nur grundlegende Kenntnisse aus den Gebicten der Tri- 
gonometrie und analytischen Geometrie voraussetzend 
und von mäßirem Umfang, wird diese Einführung in die 
Infinitesimalreehnung dem angehenden Praktiker von 
Nutzen sein; aber auch den höheren Allgemeinschulen 
wird sie zu mancher Anregung für die Zwecke der 
Übung und Anwendung verhelfen. Fender. 


25 Jahre AEG-Dampfturbinen. Herause. v. d. 
Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft, 
Berlin. Mit 191 Abb., IV u. 1325. in 4°. VDI-Verlag 
G. m. b. H., Berlin 1928. Preis kart. 5 RM. 


Die Tatsache, daß die AEG im Jahre 1903 den Bau 
von Dampfturbinen aufgenommen hatte, gab Veranlassung 
zur Herausgabe der vorliegenden Festschrift, die einen 
Überblick über die Entwicklung und den gegenwärtizen 
Stand des Dampfturbinenbaues der AEG gestattet. Der 
Leser erhält daneben einen Begriff vom Umfang der Werk- 
stätten, Arbeitsmaschinen und Prüfeinrichtungen sowie 
von der Forschungsarbeit und den Versuchseinrichtungen, 
soweit sie für den Dampfturbinenbau in Frage kommen. 
Endlich wird auch ein Einblick in die von Klingen- 
berg geschaffene Organisation für den Bau von Kraft- 
werken gegeben. Dem Forscher, Konstrukteur, Werk- 
stattstechniker und Betriebsmann wird das Studium der 
Schrift nützlich sein und für sein Tätigkeitszebiet manehe 
Anregung bieten. W. Kraska. 


Mechanische Technologie für Maschinen- 
techniker (Spanlose Formung). Von Dr.-Ing. W. 
Pockrandt. Mit 263 Textabb., VII u. 292 S. in gr. 8°. 
Verlag Julius Springer, Berlin 1929. Preis geh. 13 RM, 
geb. 14,50 RM. | 


Das Buch eoll ausschließlich für den Maschinentechni- 
ker bestimmt sein: demzufolge ist, wie der Verfasser selbst 
angibt, nur das Wichtigste aus dem ganzen Gebiete der me- 
chanischen Technologie berücksichtigt. Gleichzeitig sollte 
mit dieser weisen Beschränkung der Umfang und Preis des 
Buches in mäßigen Grenzen gehalten werden. Im großen 
und ganzen ist es dem Verfasser auch gelungen, das We- 
sentlichste für den Maschineningenieur zusammenzutragen. 
Die Gliederung des Inhaltes in Stoffkunde, in Formen und 
Gießen, in Schmieden und verwandte Arbeiten, in Nieten, 
Löten, Schweißen, Schneiden und in Warmbehandlung des 
Stahles ist zweckmäßig und erleichtert die Information. Is 
ist ganz selbstverständlich, daß bei dem gedrängten Inhalt 
manches nur angedeutet werden konnte; andernteils geben 
aber die Hinweise auf die entsprechende Literatur für den- 
jenigen genürenden Aufschluß, der sieh eingehender mit 
dem einen oder anderen Kapitel befassen will. 

Ludwie 


1140 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


L August 1929 


LIND 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Die deutsche Elektroindustrie im 2. Vierteljahr 1929'. 
— Im Bericht der Industrie- und Handelskammer zu Berlin 
wird das 2. Quartal folgendermaßen charakterisiert: Die 
Beschäftigung wie auch der Eingang an neuen Bestellun- 
gen dürften sich etwa auf gleicher Höhe wie in den voran- 
gegangenen Monaten gehalten haben. Es hätten noch zahl- 
reichere und günstigere Geschäfte abgeschlossen ‚werden 
können, wenn nicht die Kapitalknappheit ein Hin- 
dernis gebildet hätte, das aber noch stärker als bisher in 
Erscheinung getreten ist. Auch bei den zum Abschluß ge- 
kommenen Geschäften machte sich dies dadurch geltend, 
daß von den Abnehmern noch längere Zahlungsfristen ver- 
langt wurden als bisher. Die Preise waren nach wie vor 
stark gedrückt, was um so empfindlicher empfunden 
wurde, als die in den letzten Monaten erfolgte Steigerung 
der Material-, insbesondere der Kupferpreise und auch eine 
weitere Erhöhung der Löhne das Geschäft noch mehr als bis- 
her erschwerten. Daß sich die Lage der Wirtschaft i. a. noch 
nicht gebessert hat, spricht sich insbesondere auch darin 
aus, daß gerade mittlere und kleinere Anlagen immer noch 
in geringerem Umfang bestellt werden. Den Ausgleich 
brachten einzelne größere Aufträge des In- und Auslandes. 
Anderseits haben die Bestellungen aus der Privatkundsch.ft 
auf Haushaltsapparate und auf Erzeugnisse der Fernmelde- 
technik eher etwas zugenommen. Der Eingang von Bestel- 
lungen ans den verschiedenen Zweigen der Industrie war nicht 
einheitlich. Die etwas gebesserten Verhältnisse bei der Stein- 
kohlenindustrie im Westen haben noch nicht in erheblichem 
Maße zu größeren Aufträgen geführt. Immerhin schweben, 
wie auch auf den oberschlesischen Gruben, Projekte verschie- 
dener Größe auf Förderanlagen, Kraftwerkserweiterungen 
usw., die für die kommende Zeit Abschlüsse erwarten lassen. 
Besser war der Bestellungseingang aus der Braunkohlen- und 
der Kaliindustrie, die ihre maschinellen Anlagen verschiedent- 
lich erweitert haben. In der Maschinen- und der chemischen 
Industrie machte sich eine leichte Besserung des Geschäfts 
geltend. In der Metallwaren-, der Textil- und in der Leder- 
warenindustrie blieb die Lage unverändert. Das letztere gilt 
auch für das Geschäft auf dem gesamten Gebiet der elektri- 
schen Bahnen. Der Einnahmerückgang bei der Reichsbahn 
legte dieser weitgehende Zurückhaltung auf. Die Reichspost 
hat eine Anzahl größerer Aufträge auf Selbstanschlußämter 
erteilt, und es ist zu hoffen, daß die z. Z. noch mäßigen Ab- 
rufungen demnächst entsprechende Erhöhungen erfabren wer- 
den. Auf dem Fernsprechgebiet hat auch im übrigen der Auf- 
Bed zugenommen. Das Ausland erteilte verschiedene 
größere Aufträge, und aus der Privatkundschaft kam leb- 
haftere Nachfrage nach kleinen Hand- und Selbstanschluß- 
anlagen. Die Betriebe der Meßtechnik waren im allgemeinen 
befriedigend beschäftigt, sowohl in bezug auf Schalttafel- 
instrumente wie auf Laboratoriumsapparate. Natürlich haben 
die weiteren Steigerungen der Löhne die Lage hinsichtlich 
des Wettbewerbs auf dem Weltmarkt verschärft. 


Englands elektrotechnischer Außenhadel”. — Die für 
J u ni-1929 entworfene Zahlentafel zeigt, daß die Einfuhr 
gegen den Vormonat (618685 £) um 3463 £ und im Ver- 
gleich zum Parallelmonat des Vorjahres um 147544 £ 
(31%) gewachsen, die Ausfuhr dagegen gegenüber dem 
Mai (1850244 £) um 466492 £ (25%) und, verglichen 
mit dem Juni 1928, um 191199 £ (12%) zurückgegangen 
ist. Für das abgelaufene Halbjahr ergibt ein Ver- 
gleich mit demselben Zeitabschnitt von 1928 bei der Einfuhr 
eine Zunahme um 497 601 £ (17%) und beim Export eine 


Rinfuhrin £ Ausfuhrin £ 


Erzeugnisse — - -— —— — 
1929 | 1928 1929 | 1928 
Juni 
Maschinen ..... 136 995 | 134794 496 898 613 263 
Waren u. Apparate . | 485243 | 339810 | 856854 961688 
622 148 | 4746C4 | 1383752! 1574951 
Januar/Juni 
Maschinen ..... S94 247 | 876491 | 3 230069! 3 456791 


Waren u. Apparate . |2 568 758 |2 083 913 | 6127518, 5920718 


3463 005 296544 | 9 367 587| 9 377509 
Verringerung um 19922 £. Der Ausfuhrüberschuß betrug 
am Ende der sechs Monate 5894 582 £ (6412105 £ i. NA. 


Nach El. Review entfielen von den 496898 £ Ma- 
schinenexport im Juni 132385 £ auf Europa (77 834 


ı Yel ETZ 19, S. & 


32. 
t The Electrician Bd. 193, 1929, S. 83. Vel. ETZ 1929, S. 1036. 


i. V.), 103540 auf Britisch-Indien (155 755 i. V.), 71 954 £ 
auf Australien (96 554 i. V.) und 41206 £ auf Südafrika 
(32 980 i. V.). Im 1. Halbjahr ist die Ausfuhr von Maschinen 
nach Südamerika gegen die gleiche Periode des Vorjahres 
um mehr als 50% gefallen, die nach Europa aber um etwa 
20% und der Export nach Südafrika um über 16% ge 
wachsen. 


Arbeitnehmer in der nordamerikanischen Elektrizi- 
tätsindnustrie. — Die Zeitschriften El. World und El. Mer- 
chandising haben vor kurzem wieder einmal den Versuch ge- 
macht, die Zahl der in der Elektrizitätsindustrie der V. 8. 
Amerika Beschäftigten festzustellen, und sind bei, wie El. 
World sagt, vorsichtiger Schätzung, zu folgenden Ziffern ge- 
kommen: 


Licht- und Kraftgesellschaften . . . . . . 290 000 
Fabrizierende Elektroindustrie 250 000 
Installateurgewerbe . ee . 200 000 
Elektrotechnischer Kleinhandel 150 000 
Desgl. Zwischen- und Großhandel 50 000 
Verschiedene Betriebe g 10 000 

950 000 


Rechnet man dazu das mit elektrotechnischen Arbeiten 
im Bahnbetrieb befaßte und das Personal, welches mehr als 
2,5 Mill Motoren (etwa 28 Mill PS) und die rd. 7 Mill kW 
leistenden Kraftwerke der Industrie sowie andere Privatan- 
lagen zu bedienen hat, so dürfte die Gesamtzahl sicher eine 
Million überschreiten. Außerdem wären dann ncch für das 
elektrische Nachrichtenwesen (Telegraphie und Telephonie) 
rd. 475 000 Arbeitnehmer und für den Rundfunk etwa 309) 
bis 4000 Techniker anzusetzen. 


Elektrotechnischer Außenhandel der V.S. Amerika, — 
El. World hat für den April 1929 wieder Angaben mitge- 
teilt, denen zufolge die Ausfuhr elektrischer Maschinen, 
Apparate und Zubehörteile einen Wert von 12221805 $ 
hatte, d. s. 3615 985 $ bzw. 42% mehr als im gleichen Mo- 
nat des Vorjahres (8 605 820 $). Die Zunahme betraf haupt- 
sächlich Blinklampenbatterien, größere Schalter und Siche- 
rungen, Blitzableiter, Drosselspulen u. dgl., stationäre Elek- 
tromotoren bis 200 PS und Teile von Motoren, ferner Venti- 
latoren, Blinklampen, Waschmaschinen für den Haushalt, 
Radiogeräte, Telegraphen- und Fernsprechapparate, Zünd- 
systeme, nicht besonders genannte elektrische Vorrichtun- 
gen (+ 972886 $) und isoliertes Leitungsmaterial aus 
Kupfer. Der Wert der exportierten Kühlsätze erreichte 
1365 492 $. Die Lieferungen der Union betrugen im Be- 
richtsmonat nach Europa 2810617 $ (England: 1 082304 $, 
Frankreich: 345 528 $, Deutschland: 247589 $), nach der 
westlichen Halbkugel 6568875 $ (Kanada: 3 346 458 $, 
Argentinien: 782266 $) und nach Asien, Afrika und (sei: 
nien 2 842 313 $ (Australien: 669 971 $, China: 337832 $, 
Japan: 321 445 $). 


Der Wert der von den V.S. Amerika imersten Vier- 
teljahr 1929 eingeführten elektrotechnischen Wa- 
ren? stellte sich nach El. World’? auf 570131 $. Hieran 
waren die vorwiegend importierten Erzeugnisse wie folgt 
beteiligt: 


Erzeugnisse Einfuhrwert 
$ 
Maschinen und Teile solcher . . . . . 81 270 
Apparate und Teile solcher . .... 183 787 
Kohlefadenlampen . . . . 2 2 2 2.. 249 239 
Funk- und Radivapparate . . .... 34 671 
Elektromedizinische Vorrichtungen 10 588 


Auf die wichtigsten Bezugsländer entfielen nachstehende 
Anteile: Japan 182306. Schweden 144803, Deutschland 
126 916, Österreich 43579, England 39928 und Frankreich 
15 067 $. 


ı El. World, Bd. 94, 19%, S. 40. Vgl. ETZ 1928, S. 1356: 1929, S 819. 
® Vgl. ETZ 19%, S. 92. 
3 Rd. 93, 1920, S: 1263 


Bezugsquellenverzeichnis. 


. Frage 307: Wer fertigt für Zugkettenfassungen 
I{etten an, die It. VDE-Vorschriften mit Isolierzwischen- 
stück verschen sind? 


Abschluß des Heftes: 2. Juli 1929. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expi. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9, , 


1. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 


Anwendung von Schnellreglern (System Tirrill).: 


Mitteilung der AEG. 


Die Fortschritte im Bau von Großkraftwerken und 
auf dem Gebiete der automatischen Regelung sowie 
das Zusammenarbeiten der Schnellregler und verschie- 
dener Kraftwerke untereinander bedingten einen 
eigenen Schnellregler für jeden Generator. . 

Da die Regler-Apparaturen zur Beobachtung einen 
bestimmten Platz erfordern, so vermehrt sich durch 
diese neue Forderung sowie durch die Notwendigkeit 
eines Parallelarbeitens der Regler untereinander die 
Anzahl der Schaltfelder. Dadurch wird ein größerer 
Kommandoraum oder Warte erforderlich, was wie- 
derum eine Erhöhung der Anlagekosten nach sich 
zieht. Während man früher die Regler in 
unmittelbarer Nähe der Schalttafel und 
Meßinstrumente anordnen mußte, ist es 
heute möglich, die Regler an beliebiger 
Stellein derSchaltanlage unterzubringen. 
Als Mittel dient die Anwendung einer der AEG vor 
Jahren unter DRP 295 957 geschützten Einrichtung. 
Diese ermöglicht nicht nur eine Verringerung der An- 
lagekosten, sondern auch eine bessere Ausnutzung des 
Kommandoraumes. Die in Frage kommende Einrich- 
tung besteht aus einer zusätzlichen Vorrichtung, die 
über eine Stromquelle, eine Signallampe oder ein son- 
stiges Zeichen steuert, das zweckentsprechend an der 
Bedienungsschalttafel angebracht wird. (Abb. 1.) 

Bei _Neulieferung findet hierfür ein besonderes 
Relais-Kontaktpaar Verwendung. Bei älteren Aus- 
führungen oder Reglern, bei denen ein besonderes 
Relais-Kontaktpaar nicht mehr verfügbar ist, kann 
ausnahmsweise eine Zusatz-Kontaktvorrichtung an 
einem der schwingenden Relaisanker angebracht wer- 
den (Abb. 2); sie führt die gleichen Bewegungen aus 


e 
19977a 


Tr = Trennschalter, 
U, V, W = Phasenbezeichnungen, 
W, = Spannungsspule, 
W, = SE 
Er = Zusatz- 


B = Betätigungs-Stromquelle, 
HSt = Hilfsstromwandler, _ 
J = Meßinstrumente, Relais usw, 
NR= Nebenschlußregler, 
Oe = Oelschalter, 
RW = Regulierbarer Vorwider- 


stan 3 
SE = Steckeinrichtung; bzw. Kontaktvorrieh- 
St = Stromwandler, tung. 


Abb. ı. Prinzipielle Schaltung des Schnellreglers mit Zusatz- 
Kontaktvorrichtung. 


tung, 
xyz - Begrenzungsanschläge 


wie die Arbeitsrelaiskontakte am Regler-Differential- 
relais. Diese Eigenschaft wird ausgenutzt und für 
Betätigung der Si ER verwendet. Es ist bekannt, 
daß der Nebenschlußrez er der Erregermaschine von 
den Relaiskontakten periodisch beeinflußt wird. Die 


ontaktvorrich- | 


Leitungen vom Nebenschlußregler zum Schnellregler 
werden durch einen Schalter oder Stecker unterbrochen. 
Letztgenannte Einrichtung dient zum Ein- und Aus- 


Abb.2. Spannungsschnellregler der Form TAF4 

mit Zusatz-Kontaktvorrichtung, ausreichend für 

Turbogeneratoren bis zu einer Leistung von 
85.000 kVA. i 


schalten des Schnellreglers gemäß der jedem Apparat 
beigefügten Bedienungsvorschrift nur mit dem Zusatz, 
daß hierbei die SE beobachtet wird, welche 
die Bewegungen und Stellungen der Relaiskontakte 
erkennbar macht. Signallampe mit Schalter, Steck- 
einrichtung, und regulierbarer Vorwiderstand müssen 
zweckmäßig unmittelbar an der Bedienungsstelle des 
Nebenschlußregulators bzw. zugehörigen Schaltappa- 
rates des Generators angeordnet werden, damit die 
Bedienung des Reglers durch die gleiche Hilfskraft 
erfolgen kann, die auch die übrigen Wertungen in der 
Schaltanlage vorzunehmen hat. 

Die beschriebene Zusatzeinrichtung ist in letzter 
Zeit in fast allen von der AEG errichteten Großkraft- 
werken zur Ausführung gekommen und hat sich als 
sehr vorteilhaft erwiesen. 

Der Parallelbetrieb der Schnellregler untereinander 
bringt nicht nur den Vorteil einer durchgreifenden 
sicheren Spannungsreglung, sondern auch eine bessere 
Verteilung der Blindströme. | 

Es ist notwendig, zum Zweck der Stabilisierung 
die Stromspule am Wecheelstromeystem jeden Schnell- 
reglers hierfür nutzbar zu machen. 

Der Anschluß erfolgt entweder über einen Hilfs- 
stromwandler ‚„HSt‘“, der vom 5 A-Sekundärkreis 
des normalen Generator-Stromwandlers gespeist wird, 
oder über nur einen Generator-Spezial-Stromwandler. 

Für die Fern-Einstellung der zu regelnden Grund- 
spannung jeden Generators und damit auch des 
Leistungsfaktors dient ein feinstufig regulierbarer Vor- 
widerstand „RW“, ` 

Ferner besteht die Möglichkeit, durch Anordnung 
weiterer Behelfsmittel die Veränderung der Generator- 
spannung vom Generatorstrom abhängig zu machen. *) 

Schnellregler nach dem Tirrill-System bewähren 
sich seit 30 Jahren mit besten Erfolgen in der Praxis. 
Die Einrichtungen sind auf Grund reicher Erfah- 
rungen verbessert und das Anwendungsgebiet ist nicht 
nur in bezug auf die Regelung, sondern auch in bezug 
auf die Begrenzung verschiedener elektrischer Ein- 
heiten ausgedehnt worden. 


*) s. AEQ-Mitteilungen 1929 Heft 3 8. ei 


XXXIII 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 1. August if 29 
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Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W9 


50. Jahrgang 


Berlin, 8. August 1929 


Heft 32 


Zentrale Kesselbetriebs-Überwachung. 


Von ÖOberingenieur Otto E. Vogt, Altona-Bahrenfeld. 


Übersicht. Ausgehend von früheren Versuchen, den 
Dampfkessel- und Feuerungsbetrieb wirtschaftlicher zu ge- 
stalten, wird nachgewiesen, wie man durch zentrale Anord- 
nung einschlägiger Anzeigeinstrumente in einer Kessel- 
warte die Wirtschaftlichkeit des Dampfkessel- und Feue- 
rungsbetriebes heben kann. Ferner wird gezeigt, daß zur 


Sicherung des Betriebes zweckmäßig auch von einer der- 
artigen Kesselwarte aus die Abriegelung ganzer plötzlich 


defekt werdender Rohrstränge in wenigen Sekunden zu be- 
wirken ist, 


Es ist allgemein bekannt, daß in früheren, insbeson- 
dere in den Vorkriegsjahren, den Kesselbetrieben nicht die 
Aufrnerksamkeit zugewendet wurde, die ihnen eigentlich 
gebührte. Man beenügte sich im allgemeinen damit, ein- 
mal die Kessel so in Ordnung zu halten, daß sie den be- 
hördlichen Vorschriften entsprachen, und zum andern da- 
nach zu trachten, unter Anwendung aller möglichen und 
unmöglichen Mittel den Kesselsteinansatz in Trommeln und 
Rohren zu vermindern bzw. zu vermeiden. Um die wirt- 
schaftliche Seite kümmerte man sich weniger, Brennstoff 
stand vollauf zu verhältnismäßig billigen Preisen zur Ver- 
fügung; die Hauptsache war, daß man Dampf machen 
konnte, und wenn der Schornstein ordentlich qualmte, dann 
war das ein Beweis dafür, daß der Betrieb ging. Infolge- 
dessen war ein Dampfkessel, abgesehen von den Speise- 
und Dampfentnahme-Einrichtungen, auch nur mit den In- 
strumenten und Apparaten ausgerüstet, die aus Gründen 
der Betriebsicherheit gesetzlich vorgeschrieben waren 
bzw. und u. zw. Manometer, Wasserstand und Sicherheits- 
ventil. 


Vereinzelte größere Betriebe haben selbstverständlich 
auch schon in den Vorkriegzsjahren auf die Verbren- 
nungsvorgänge in ihren Kesseln ihr Augenmerk ge- 
richtet und mehr oder weniger oft und lange die Feuerun- 
gen beobachtet, Teınperaturmessungen vorgenommen und 
die Abgase untersucht. Den Einbau von augenblicklich 
anzeigzenden oder gar fortlaufend aufschreibenden Instru- 
menten kannte man nicht oder hielt man für überflüssig 
oder wegen zu hoher Anschaffungs- und Wartungskosten 
für nicht wirtschaftlich. Erst die Not: die Kohlenknappheit 
und die steigenden Kohlenpreise in den Kriegs- und Nach- 
kriegsjahren führten zu der Erkenntnis, daß mit unserm 
Brennmaterial Raubwirtschaft getrieben wurde Man er- 
kannte die Notwendigkeit, auch den Feuerungsbetrieb mehr 
als früher auf seine Wirtschaftlichkeit hin zu studieren, 
und fand dann heraus, daß es nicht genügte, nur bei Ab- 
nahmeversuchen oder von Zeit zu Zeit Kontrollmessun- 
gen an Kesseln und ihren Feuerungen vorzunehmen, son- 
dern daß es unbedingt notwendig sei, aus den Anzeige- 
werten fest eingebauter Instrumente jederzeit das Arbeiten 
eines Kessels oder einer Feuerung zu erkennen. 


Diese Instrumente wurden anfangs an den einzelnen 
Meßstellen selbst oder in unmittelbarer Nähe derselben an- 
gebracht. Für den lleizer oder Kesselwärter, der nun nach 
den Anzeigewerten der Instrumente seinen Kessel bedienen 
bzw. seine Feuerführung danach einrichten sollte, hatte 
diese Instrumentenanordnung den Nachteil, daß er dureh 
die Beobachtung der Instrumente viel zu oft von seinem 
eigentlichen Bedienungstand vor dem Kessel entfernt 
wurde. insbesondere bei der Bedienung mehrerer Kessel 
viele Wege machen mußte, die ihn ermüdeten und, wenn er 
sich nicht beobachtet wußte oder glaubte, ihn vernnla Bien, 
die regelmäßige Beobachtung der Instrumente zu unter- 
lassen. 


Diesen offensichtlichen Mangel in der Anordnung der 
Instrumente behob man dadurch, daß man die Instrumente 
als Fernanzeigeinstrument ausbildete so, daß 
die eigentliche Meßeinrichtung an der örtlichen Metistelle 
des Kessels eingebaut, dagegen das Anzeieeinstrument an 
geeigneter Stelle in der Nähe des Heizerstandes — sei es 
am Kessel selbst, sei es an einer Stütze oder Säule — an- 
gebraucht wurde. So zeigen neuere Kesselanlazen vor je- 
dem Kessel eine Instrumententafel, auf der übersichtlich 
für den Kesselwärter die von seiten des Betriebes für not- 
wendig erachteten Instrumente angebracht sind, z. B. Ma- 
nometer, Dampfmengenanzeiger, Speisewassermengzen-Än- 
zeiger, Dampftemperatur-Anzeiger, Rauchgastemperäattr- 
Anzeiger, Zugmesser, CO,-Anzeiger, CO + H,-Anzeiger. 
Nun ist ein einigermaßen intelligenter Keeselwärter, vor- 
ausgesetzt, daß er von seinem Betriebsführer oder Betriebs 
leiter ordnungsgemäß belehrt worden ist, in der Lage, mit 
einem Blick auf die Instrumententafel zu sehen, ob sein 
Kessel — sei es hinsichtlich Dampfleistung, sei es hinsicht- 
lich Verbrennungsvorgänge — richtig arbeitet. Die Praxis 
hat jedoch gezeigt, daß trotz einer solchen übersichtlichen 
Anordnung der Instrumente nicht das erreicht wird, was 
man erreichen will, nämlich einen dauernd den jeweiligen 
Belastungen entsprechenden gleichmäßigen, richtigen Kes- 
selbetrieb. Dies liegt darin begründet, daß sich der Heizer 
oder Kesselwärter nur so lange bemüht, nach den Anzeige- 
werten der Instrumente richtig zu fahren, als er sich von 
dem auf seinem Kontrollzang befindlichen Betriebsleiter 
oder einem anderen Aufsichtsbeamten beobachtet glaubt. In 
der übrigen Zeit seines Dienstes läßt vielfach der Heizer 
sich gehen, und der Kessel arbeitet dann so, wie er früher 
auch ohne Anzeigeinstrumente gearbeitet hat, d. h. die 
Dampfleistung schwankt und damit auch der Dampfdruck, 
das Feuer brennt unregelmäßig, der COg-Gehalt der Abgase 
sinkt, der CO-Cehalt steigt, usw., die Verbrennung wird 
höchst unvollkommen, die Abzastemperaturen werden zu 
hoch; alles in allem: die wirtschaftliche Ausnutzung des 
Kessels und des Brennstoffes sinkt. 

Der Unvollkommenheit dieses Zustandes glaubte man 
dadurch begegnen zu können, daß man neben augenblick- 
lich anzeigzenden Instrumenten auch noch Schreib- 
instrumente beschaffte, die fortlaufend auf einem Pa- 
pierstreifen die Leistunzswerte des Kessels und der Feue- 
rung so aufzeichnen, daß aus den verschiedenen Kurven 
die einzelnen Arbeitsphasen des Kessels z. B. über einen 
Zeitraum von 24h genau ersichtlich sind. Der Betriebsleiter 
ist somit in der Lage, sich ein vollkommenes Bild über das 
Arbeiten eines jeden Kessels seines Betriebes während 
einer beliebigen Betriebszeit zu machen. An lland der Kur- 
ven kann der Betriebsleiter ferner den Heizer oder Kessel- 
wärter auf Fehler oder Nachlässigrkeiten in seiner Feuer- 
führung oder Kesselbedienung aufmerksam machen und 
ihn zur Rede stellen. „Allerdings meistens erst nach Ab- 
lauf von 24 h, sobald der Betriebsleiter die Schreibstreifen 
zu Gesicht bekommen und durehstudiert hat. Aber auch 
dann noch wird der zur Rede gestellte Heizer oder Kessel- 
wärter, wie die Erfahrung lehrt, versuchen, ein Verschul- 
den seinerseits in Abrede zu stellen: er wird sogar behaup- 
ten, der Schreibapparat habe nicht richtig gearbeitet oder 
versart. Also auch in diesem Falle werden Differenzen 
zwischen dem Betriebsleiter und seinem Arbeitspersonal 
immer wieder vorkommen. 

Wie wertvoll aber in anderer Hinsicht Schreibinstru- 
mente werden können, zeigt folgender Fall: 

In der hinteren Trommel eines Steilrohr-Dampfkes- 
sels war eine größere Anzahl Rohreinwalzstellen undicht 


1142 


geworden. Da der Kessel noch in der Garantiezeit war, 
führte die Kessellieferantin das Undichtwerden der Ein- 
walzstellen auf Wassermangzel in der ÖObertrommel zu- 
rück. Dieser Wassermangel hätte aber nur eintreten 
können 

1. infolge Aussetzens der Speisung und 

2. durch Absenken des Wasserspiegels wegen Störun- 
gen im Wasserumlauf. 

Dieses bestritt die Kessellieferantin, weil sie dann zu 
einem Umbau des Kessels und zur kostenlosen Ersatz- 
lieferung und Instandsetzung der Rohreinwalzstellen als 
schuldiger Teil verpflichtet war. 

Jenes aber bestritt die Betriebsleitung, da sie durch 
Vorlage der Schreibstreifen über die Kesselspeisung ein- 
wandfrei nachweisen konnte, daß die Speisung bei dem 
betr. Kessel niemals versagt hatte. 

Man sieht, die Schreibapparate sind wohl wertvoll 
und auch erforderlich für die Betriebsüberwachung, ins- 
besondere in der Richtung, daß man jederzeit feststellen 
kann, ob die einzelnen Kessel richtig gearbeitet haben 
oder wann und wo irgendein Fehler aufgetreten ist. Da- 
gegen bilden sie noch keine vollkommene Handhabe, den 
Heizer augenblicklich in seiner Tätigkeit unmittelbar zu 
beeinflussen. Man hat mit mehr oder weniger Erfolg ver- 
sucht, durch einen ÖOberheizer bzgl. richtiger Feuerfüh- 
rung usw. unmittelbar auf den Heizer einzuwirken. Dies 
mag gehen, solange die Kesselanlage aus nur einer gerin- 
gen Anzahl Kessel kleiner oder mittlerer Größe besteht, 
die eine verhältnismäßig kleine Grundfläche einnimmt, 
so daß es dem Oberheizer möglich ist, von einer bestimm- 
ten Stelle aus die Instrumente auf den Instrumententafeln 
sämtlicher Kessel noch deutlich zu erkennen und seine An- 
weisungen an die Heizer zu geben. 

Ein Erfolg wird aber auch in diesem Falle davon ab- 
hängen, daß der Oberheizer nicht noch solche Obliegen- 
heiten zu erfüllen hat, die ihn zu oft seinen Beobachtungs- 
stand zu verlassen zwingen. Es leuchtet jedoch ein, daß 
diese Art der Überwachung der einzelnen Heizer bei grö- 
Beren Kesselanlagen nicht mehr ausreichend sein kann, 
auch wenn mehrere Öberheizer für den Überwachungs- 
dienst herangezogen werden. In diesem Falle wird wie- 
derum die Verständigung der Oberheizer untereinander 
unzureichend sein, und in vielen Fällen dürfte es an einer 
einheitlichen PBefehlsübermittlung an die Öberheizer 
fehlen, insbesondere, wenn mehrere Kesselhäuser in Frage 
kommen. Geht man davon aus, daß z.B. bei einem Kraft- 
werk die jeweiligen Leistungen bei dem Betriebsleiter bzw. 
in der Haupt-Kommandozentrale (Schaltbühne, Schaltraum) 
angefordert und daß von hier aus die Leistungsanforde- 
rungen an den Maschinenbetrieb weitergegeben bzw. die 
Leistungen auf die einzelnen Primärmaschinen verteilt 
werden, so ist es doch folgerichtig, die Leistungsanforde- 
rungen — sei es in kW elektrischer Leistung, sei es in t 
Dampf — auch an eine zentrale Kommandostelle für den 
]ampfkesselbetrieb weiterzuleiten. Hierbei ist es ganz 
gleich, ob diese zentrale Kommandostelle für den Kessel- 
betrieb — im folgenden „Kesselwarte“ genannt — für 
ein Kesselhaus oder mehrere Kesselhäuser eingerichtet 
wird. Die Kesselwarte muß und wird in der Lage sein, 
nicht nur die von der elektrischen Kommandozentrale 
(Schaltraum, Schaltbühne) angeforderten Dampfmengen 
auf die Kesselhäuser und die einzelnen Kessel zu vertei- 
len sondern auch die einzelnen Kessel auf Leistung und 
richtiges Arbeiten zu überwachen und ohne irgcpdeine 
Zwischenperson durch unmittelbare Einwir- 
kungaufdenHeizerfür ein wirtschaftliches Arbei- 
ten der einzelnen Kessel zu sorgen. 

Welche Einrichtungen sind nun erforderlich, damit 
die Kesselwarte diese Aufgabe erfüllen kann? 

Um das aurenblickliche Arbeiten eines jeden Kessels 
von der Kesselwarte aus beobachten zu können, sind im 
allgemeinen nur die augenblicklich anzeizenden Instru- 
nıente erforderlich, die auch für den Heizer zur Bedie- 
nung seines Kessels auf der Instrumententafel vor dem 
Kessel angebracht sind. Um ferner dem einzelnen Heizer 
von der Kesselwarte aus Anweisungen geben zu können, 
muß eine Verständigungsmögrlichkeit zwischen Kessel- 
warte und dem einzelnen Heizer durch optische Signale, 
Telephon oder del. geschaffen werden. 

Die Anordnung der augenblicklich anzeigenden In- 
strumente muß natürlich so getroffen werden, daß sie der 
den Kesselbetricb leitende in der Kesselwarte postierte 
Beamte von seinem Platz oder Standort aus jederzeit leicht 
überblicken und die Anzeizewerte erkennen kann. 

Das Wesen der elektrischen Fernmessung darf woll 
im allgemeinen als bekannt vorausgesetzt werden!. Über 
den Aufbau und die Wirkungsweise der Meß-, Geber- und 


t Vgl. z. B. ETZ 1928. S. 145, 282, 1226. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


8. August 1929 


Empfangsapparate geben ja die Druckschriften der ein- 
srhlägigen Fabrikationsfirmen ausführliche Auskunft. 

Hervorgehoben sei jedoch, daß man die früher übliche 
Art der Fernmessung, d. i. die Vornahme der Messung an 
einer von dem Meßobjekt entfernten Stelle, aufgibt bzw. 
aufgegeben hat. Man ist dazu übergegangen, durch ein 
am Meßobjekt selbst eingebautes Instrument, das als 
C-eberinstrument ausgebildet wird, die Messung vorzu- 
nehmen und den Wert der Messung auf eine beliebige Ent- 
fernung auf das Empfangsinstrument zu übertragen. 

Selbstverständlich ist es unbedingtes Erfordernis, daß 
die jeweilig angezeigten Werte der korrespondierenden 
Instrumente auf der Instrumententafel vor dem Kessel 
und in der Kesselwarte genau übereinstimmen. Dies wird 
am besten dadurch erreicht, daß die beiden korrespon- 
dierenden Instrumente ihren Impuls von einer gemein- 
samen Meßstelle erhalten, an den gleichen Geber ange- 
schlossen und gleichzeitig gemeinsam ezceicht sind. 

Die Vorteile der Kesselwarte sind in erster Linie in 
folgendem zu erblicken: 

eder Heizer weiß sich in der Bedienung und Feuer- 
führung der ihm anvertraut:s:ı Kessel unter ständiger, 
augenblicklich sich auswirkender Aufsicht. Weicht 
irgendein Kessel in seinem Arbeiten von den vorge- 
schriebenen Richtlinien ab, so wird dies sofort in der 
Kesselwarte bemerkt und der Heizer umgehend direkt 
darauf aufmerksam gemacht. Es braucht nicht immer 
schlechter Wille von seiten des Heizers vorzuliegen, 
wenn bei aus irgendeinem Grunde sinkender Feuer- 
oder Dampfleistung usw. der Heizer nicht pünktlich ein- 
greift. Ein Heizer kann naturgemäß, wenn er mehrere 
Kessel zu bedienen hat, nicht immer jedes Instrument 
eines jeden Kessels im Auge behalten, und wenn er von 
den: einen Kessel gerade in Anspruch genommen ist, kann 
er es nicht bemerken, wenn zu gleicher Zeit bei einem 
andern Kessel irgendwie Abweichungen vom Fahrplan 
auftreten. Er wird dies erst später merken, wenn der 
Arheitsfehler schon größer geworden ist oder der ver- 
schlechterte Zustand schon länger gedauert hat. Wenn 
aber die Kesselwarte unmittelbar, nachdem sich die Ab- 
weichung vom Fahrplan zeigt, den Heizer direkt darauf 
sufmerksam macht, so kann sich der Fehler durch sofor- 
tiges Eingreifen des Heizers nicht nur nicht auswachsen 
sondern wird sofort behoben. Insofern bedeutet die 
Kesselwarte daher auch eine Unterstützung des Heizers, 
u. zw. in wesentlich wirksamerem Maße als z.B. durch 
einen Oberheizer. 

Durch das schnelle unmittelbare Einwirken der Kes- 
selwarte auf den Heizer wird erzielt: 


1. daß die Dampferzeugung der einzelnen Kessel in 
den vorgeschriebenen Mengen gleichmäßiger gehalten 
wird; es kann also nicht vorkommen, daß bei einer An- 
zahl Kessel von gleicher Größe und Leistung bei gleichem 
Brennmaterial die einzelnen Kessel mit erheblich unter- 
schiedlichen Anteilen zur Gesamtdampferzeugung heran- 
gezogen werden; 

2. daß übermäßige Schwankungen im Dampfdruck 
vermieden werden; es wird möglich sein, gleichmäßige 
Belastungsverhältnisse vorausgesetzt, die Druckschwan- 
kungen in den Grenzen von 3% und weniger zu halten, 
während sonst gut geführte Betriebe mit Mindest-Dampf- 
druckschwankungen von 6 %, andere sogar mit Druck- 
schwankungen bis zu 14 % arbeiten; 

3. daß der Verbrennungsprozeß in den einzelnen 
Kesselfeuerungen gleichmäßig auf wirtschaftlicher Höhe 
gehalten wird; es wird nicht mehr vorkommen, daß Ab- 
gase des einzelnen Kessels, wie auch der Kessel unterein- 
ander, z. B. unterschiedlichen CO,-Gehalt von 8... bis 12 % 
Auen und erhebliche Mengen an Unverbranntem ent- 
alten. 

Es muß ohne weiteres einleuchten, daß durch eine 
zentrale Kesselbetriebsführung (Kesselwarte) ein gleich- 
mäßiger Betrieb und dadurch eine Verbesserung des mitt- 
en Betriebswirkungsgrades einer Kesselanlage erzielt 
wir 

Man wird nun die Frage der Anlagekosten für eine 
derartige Einrichtung aufwerfen und daran die weitere 
Frage knüpfen, ob sich die Anlagekosten bezahlt machen. 

Hier ist zunächst zu sagen, daß die Anlagekosten nicht 
zu der Größe der Kesselheizfläche in irgendeinem Ver- 
hältnis stehen. Ob ein Kessel z. B. 400 oder 800 oder 
1200 m? Heizfläche hat, ist für die Anzahl der Instrumente 
gleichgültig, denn im allgemeinen werden für seine Be- 
triebsüberwachunz in dem einen wie in dem andern Falle 
dieselben Instrumente in Frage kommen, so daß man 
sagen kann, die Einrichtungskosten sind für jede Kessel- 
grüße ziemlich gleich. Die Höhe der Anlagekosten richtet 
sich auch danach, ob man bei größeren Kesseln mit z. B. 


8. August 1929 


2 Wanderrostbahnen oder mit sehr breiten Feuerräumen 
den CO,„-Gehalt oder den Zug nur an einer Stelle oder an 
mehreren Stellen messen will, ob man sich damit begnügt, 
nur die Endtemperaturen der Rauchgase vor Augen zu 
haben und an den übrigen Stellen eines oder mehrerer Kes- 
sel die Rauchgastemperaturen nur auf einem Instrument 
durch eine Umschalttastatur anzeigen zu lassen. Die Höhe 
der Anlagekosten richtet sich ferner nach der Lage der 
Kesselwarte bzw. nach der Entfernung der einzelnen 
Kessel von ihr. 

Im allgemeinen kann als Anhalt dienen, daß die Ein- 
richtung einer zentralen Kesselbetriebsüberwachung, die 
z. B. für jeden Kessel aus CO,-Anzeige, Dampfmengen- 
Anzeige, Dampftemperatur-Anzeige, Zug-Anzeige, Rauch- 
gastemperatur-Änzeige, Speisewassertemperatur-Anzeige 
hirter den Rauchgasvorwärmern, Signalanlage besteht, 
einschließlich Leitungsmaterial und Montage sich auf etwa 
3200 ... 2700 RM für einen Kessel stellen wird. Hierbei sind 
die Kosten für die Anlage und Herrichtung eines Raumes 
für die Kesselwarte außer acht gelassen, da, wie nachher 
noch gezeigt werden wird, dieser Raum auch noch zur 
nn anderer Instrumente und Einrichtungen dienen 
soll. 

Was nun die zweite Frage nach dem Bezahltmachen 
der Anlagekosten anbelangt, so diene folgendes Beispiel 
ale Antwort: 

In einem Werk betrug innerhalb 24 h die Gesamt- 
Dampferzeugung 2 390 000 kg oder bei einer Speisewasser- 
temperatur von 54° und einem Wärmeinhalt des erzeug- 
ten Dampfes von 770 WE/kg die gesamte von den Kesseln 
nutzbar abgegebene Wärmemenge 1711 240 000 WE. Diese 
Wärmemenge verteilte sich mit etwa 101 861 000 WE/h auf 
12 Taresstunden und mit etwa «0742000 WE/h auf 12 
Nachtstunden. Der Kohlenverbrauch betrug für die ge- 
samte Zeit von 24 h 294,3t bei einem Heizwert der Kohle 
von 7400 WE/kg. Hieraus berechnet sich ein mittlerer 
Kesselbetriebswirkungsgrad von 786 %.' Dies ist bei 
Kesselgerößen von etwa 8000 m? Heizfläche mit Wander- 
rostfeuerung bei jeweils über 12h laufender absolut kon- 
stänter Dampfmen:renanforderung zu wenig, zumal sonst 
hei normalen Betriebsversuchen bei Normallast von etwa 
37..40kz Dampf/m? Heizfläche mit denselben Kesseln 
Wirkungsgrade von 8&5 % und mehr erzielt wurden. Pei 
richtiger Feuerführung muß der mittlere Betriebswir- 
kungserad um mindestens 2..3% höher liegen, was un- 
bedinet durch eine zentrale Kesselbetriebsüberwachung 
erzielt werden kann. Das bedeutet aber eine Kohlen- 
ersparnis von 7,4... 10,7t oder bei einem Kohlenpreis von 
21,50 RM/t 159...230 RM in 24h oder bei 330 Arbeits- 
tagen 5240 ..75%0 RM im Jahr. Für diese Dampf- 
mengenerzeugung standen 4 Betriebskessel und 1 Reserve- 
kessel zur Verfügung. Hierfür würde also die Instru- 
menteneinrichtung der Kesselwarte bei den vorgenannten 
Anlagekosten insgesamt 11 000... 13 500 RM kosten, denen 
eine jährliche Kohlenersparnis von 52000 .. 75000 RM 
gezenübersteht. Die Verhältnisse können natürlich auch 
anders liegen; erzielt man aber auch nur eine Verbesse- 
rung des mittleren Kesselbetriebs-Wirkungsgrades von 
1 25, so wird im vorerwähnten Falle immer noch eine 
Kohlenersparnis von 3,9 t/Tag oder 27670 RM/Jahr als 
Gewinn zu buchen sein. 


Diese überschlägliche Rechnung zeigt, daß aller Wahr- 
scheinlichkeit nach in den meisten mittleren und sicher 
in allen Großbetrieben eine zentrale Kesselbetriebsüber- 
wachung sich nicht nur bezahlt machen sondern auch we- 
sentliche Ersparnisse an Kohle einbringen wird. Immerhin 
muß jeder einzelne Fall untersucht werden, auch darauf 
hin, ob nicht unter Umständen die Besetzung einer Kessel- 
warte eine Erhöhung der Personalausgaben bedingt, ohne 
an anderer Stelle eine entsprechende Verminderung zu 
erzielen. Auf keinen Fall sollte man aber bei Neuanlagen 


den Gedanken der zentralen Kesselbetriebs-Überwachung . 


außer acht lassen. 


Wenn nun auch für die zentrale Kesselbetriebsfüh- 
rung nur eine verhältnismäßig geringe Anzalıl von In- 
strumenten mit erschwinglichen Anlagekosten voll- 
kommen ausreicht, so will und kann der Betriebsleiter 
oder die Betriebskontrolle nicht auf gewisse Schreib- 
instrumente verzichten, die jederzeit für einen beliebigen 
abzelaufenen Zeitabschnitt eine Nachprüfung der Lei- 
stungen des Kesselbetriebs gestatten. Es ist bereits vor- 
her darauf hingewiesen worden, wie erwünscht und wert- 
voll eine derartige Nachprüfung ist und werden kann. 
Daher findet man auch in jedem einigermaßen neuzeit- 
lichen Betriebe derartige Instrumente. Hat man in jeder 
elektrischen Schaltanlage oder jedem Schaltraum nicht 
auch die augenblicklich anzeigenden mit den Schreib- und 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


1143 


Zählinstrumenten räumlich vereint? Was liegt näher, als 
in der gleichen Weise auch sämtliche für die Kessel- 
betriebs-Überwachung notwendigen oder gewünschten In- 
strumente in einem Raum: der Kesselwarte, unterzubrin- 
gen, als da sind: Schreib- oder Zählinstrumente für 
Dampf-, Speisewasser- und selbst für Kohlemessungen, 
Schreibinstrumente für die Temperaturen des Dampfes, 
des Speisewassers und der Rauchgase, des Zuges und CO,- 
Gehalte der Rauchgase usw. Es ist doch ohne Zweifel 
zweckmäßiger, diese Instrumente anstatt an jedem Kessel 
oder an irgendeiner Stelle des Kesselhauses in einem für 
sich abgeschlossenen Raum unterzubringen, wo sie vor 
dem Staub des Kesselhauses, Erschütterungen und unbe- 
fugten Eingriffen geschützt sind. Bei richtiger Durch- 
bildung der Instrumente und zweckmäßiger Anordnung 
der Gesamtanlage sind für diese Schreib- und Zählinstru- 
mente keine besonderen Meßstellen und Geberapparate 
notwendig, da sie an dieselben Meßstellen und Geber- 
apparate angeschlossen werden können, die für die korre- 
spondierenden, augenblicklich anzeigenden Instrumente 
auf den Kessel-Instrumententafeln bzw. der zentralen 
E vorzusehen sind (vgl. S. 1142, r. Sp. 
. Abs.). 


Messel I 


Leitung a Séi 
Leitung b < 


Abb. 1. 


Rohrstrang-Abriegelung. 


In dem Raum der Kesselwarte läßt sich noch eine 
weitere Einrichtung unterbringen, die für die Sicherung 
des Dampfbetriebes von großer Bedeutung ist. 


Solange es Dampfkesselbetriebe gibt, kennt man 
auch die Gefahren, die durch Rohrbrüche entstehen: 


dureh unglaublich schnelles Ausströmen des Kessel- 
inhaltes Ausglühen und Verbrennen der Kesselrohre 
usw., sofern nicht sofort das Feuer entfernt werden 
kann; 

durch Unterdampfsetzen des Kesselhauses Verwir- 

rung und Verbrühen des Kesselhauspersonals; 
unangenehme Betriebsunterbrechung usw. 

Man hat diesen Gefahren dadurch zu begegnen ver- 
sucht, daß man selbsttätig wirkende Rohrbruchventile 
hinter dem Dampfrchrnetz eingebaut hat, u. zw. je nach- 
dem, wie die Rohrbruchventile gewartet und geprüft 
wurden und je nachdem, ob gleichmäßige Dampfentnahme 
erfolgte oder erhebliche plötzliche Dampfmengenschwan- 
kungen auftraten, mit mehr, weniger oder gar keinem 
Erfolg. Jedenfalls ist es vorgekommen und kommt trotz 
ganz vorzüglicher Ventilkonstruktionen noch heute vor, 
daß Rohrbruchventile nicht anspringen, wenn sie an- 
springen sollen und umeekehrt. In beiden Fällen sind 
aber Betriebstörungen unausbleiblich. Inwieweit in solchen 
Füllen doch noch ein Konstruktionsfehler im Ventil oder 
ein Wartungsfehler vorliegt, oder ob das Fehlarbeiten in 
den betrieblichen Verhältnissen begründet liegt, soll hier 
nicht erörtert werden. Selbsttätig wirkende Rohrbruch- 
ventile können einem Betriebsleiter wohl ein gewisses 
Beruhigungsgefühl geben, aber unzureichend sind sie 
immerhin und in erhöhtem Maße bei den heute zur An- 
wendung kommenden hohen Drücken, Temperaturen und 
Geschwindigkeiten. Das Bestreben muß dahin gehen, bei 
auftretenden Rohrbrüchen den betr. Rohrstrang in mög- 
lichst kurzer Zeit zwangläufig abzuriegeln. Dies dürfte 
am zweckmäßigsten durch ferngesteuerte Ventile oder 
Schieber geschehen. Brüche im unter Druck stehenden 
Rohrnetz lassen sich leicht durch Inanspruchnahme des 
mehr oder weniger plötzlich auftretenden Druckabfalles 
als Impulsgeber akustisch oder optisch augenblicklich an- 
zeigen. Sollte nicht die Kesselwarte der zeeignetste Raum 
fur Empfanznahme etwaiger Rohrbruchmeldungen und 
für die Bedienung der Fernsteuereinrichtung der bei 
Rohrbrüchen zu Schließenden Ventile und Schieber sein? 


In der Kesselwarte wird durch ein Bild das zu 
sichernde Dampfrohrnetz dargestellt, u. zw. wird dabei 
die Offen- oder Schlußstellung der deutlich gekennzeich- 
neten Absperrorgzane in ähnlicher Weise wie bei elek- 
trischen Schaltern, angezeigt. Der Aufsichts- oder Be- 
dienungsbeamte der Keeselwarte hat daher stets vor 
Augen, welche Rohrleitungen in oder außer Betrieb sind. 
Jede Leitung, für welche die Möglichkeit der Abriegelung 
durch Fernsteuerung vorgesehen wird, wird ferner durch 


1144 


8. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32 


eine Lampe bezeichnet, die z. B. augenblicklich aufleuch- 
tet, wenn die betr. Leitung durch Rohrbruch gestört wor- 
den ist. Durch Drehen eines einzigen Schalters ist es 
dann dem DBedienungsbeamten möglich, sämtliche Ab- 
sperrorgane zur AÄbriegelung der betr. Rohrleitung zu 
schließen. Die Anzahl der Absperrorgane spielt hierbei 
keine Rolle. Nach Abb.1 sind z.B. 6 Kessel I... VI je 


an eine Doppelleitung angeschlossen (Leitung a und bh). 


Zwischen den Kesseln (Überhitzern) und den Wasser- 
abscheidern Wa und Wọ befinden sich nur die Dampf- 
entnahmeventile und das Ventil vor jedem Woasserab- 
scheider. Im Falle eines Rohrbruches, sei es in Leitung a, 
sei es in Leitung b, sind demnach 6+1=7 Absperr- 
organe zu schließen, was nach den bisherigen Feststel- 
lungen je nach der Größe des lichten Durchmessers der 
‚\bsperrorgane in 4..10s zu bewerkstelligen ist. 


Es braucht natürlich nicht besonders hervorgehoben 
zu werden, daß auch Einrichtungen getroffen werden 
müssen, die es ermöglichen, nicht nur jedes einzelne Ven- 
til für sich allein zum Abschluß zu brinzen sondern auch 
die Anlage in allen ihren Teilen auf ihr Intaktsein zu 
prüfen. 


Diese Art des Schutzes gegen die Gefahren von 
Dampfrohrbrüchen gewährt m. E. größere Sicherheit als 
selbsttätig wirkende Rohrbruchventile Hierbei dürften 
die Anlagekosien entweder gar niclıt oder nur unwesent- 
lich höher sein, zumal die normalen Abschlußorgane hin- 
ter den Kesseln bzw. Überhitzern und vor den Wasser- 
abscheidern für die geschilderte zwangläufige Abriegelung 
der Rohrstränge entsprechend 
ausgebildet werden Können, so 
daß ein Mehr von Abschluß- 
organen nicht erforderlich wird. 

Was nun die Kostenfrare 
einer derartigen in einer Kessel- 
warte vereinigten Gesamt- 
anlage anbetrifft, so werden 
manchem Werksleiter nach Aus- 
arbeitunz eines Projektes die 
Anlagekosten anfänglich hoch er- 
scheinen. Vergegenwärtiet man 
sich aber, daß in jedem Kessel- 
betrieb bestimmte Arten von 
Schreib- und Zählinstrumenten 
unbedingt nötig sind (vgl. S. 1143, 
r. Sp. oben) und daß zur Be- 
gegnung der aus Dampfrohr- 
brüchen entstehenden Gefahren 
ebenfalls Einrichtungen zu tref- 
fen sind, so bedeutet die Unter- 
bringung dieser Schreib- und 
Zählinstrumente sowie Einrich- 
tungen in der Kesselwarte tat- 
sächlich nur eine anderweitige 
örtliche Anbringung, die auf die 
Anlagekosten an sich nur wenig 
Einfluß hat. An eigentlichen 
Mehrkosten würden für die zen- 
trale Kesselbetriebsüberwachung 
nur die auf S. 1143, 1. Sp., 2. Abs., 
angeführten Anlagekosten für 
die augenblicklich anzeigenden 
Instrumente und Einrichtungen 
der Kesselwarte anzusehen sein. 
Hinzu kommen noch gewisse 
Ausstattungskosten der Kessel- 
warte, die mehr oder weniger hoch sind, je nachdem der 
eine oder andere Werksleiter melır oder weniger Wert auf 
innere Raumausbildung und Ausstattung legt. 

bb. 2 zeigt eine llälfte einer im vorstehenden gce- 
kennzeichneten Kesselwarte: im Vordergrund ein Schreib- 
tisch fir den Bedienungsbeamten, auf dem Schreibtisch 
das Dampfrohrleitungschema mit Signallampen und ver- 
deckten Drehschaltern für die Ventilfernsteuerung; gce- 
radeaus im Hintergrund die augenblicklich anzeigenden 
Instrumente für die Kesselbetriebsführung und rechts die 
Schreib- und Zählinstrumente. 

Zum Schluß ein Wort über die Einstellung des Be- 
triebspersonals gegenüber Neuerungen. 

Jeder, der mit Einführung von Neuerungen im Be- 
(riche, sei es auf dem Gebiete des Keosselbetriebes, sei es 


a 2 nn PN Te ug er un Sa ; 
ad i; E 7 ZEN N a A De GDA a 
f e FRE i JE 


auf dem Gebiete des Maschinenbetriebes, zu tun gehaht 
hat, wird die Erfahrung gemacht haben, daß das Persona! 
fast ausnahmslos mehr oder weniger den Neuerungen 
feindlich gegenübersteht, einmal aus Unkenntnis über den 
Wert und Zweck einer Neuerung und zum andern aus 
Furcht, der eine oder andere könne seine Stellung ver- 
lieren, weil die Neuerung eine Ersparnis an Personal be- 
zwecken könne. Ja selbst die führenden oder Aufeichts- 
beamten eines Betriebes stehen oft einer Neuerung ab- 
lehnend gegenüber, weil vielleicht die Neuerung nicht von 
ihnen selbst stammt oder weil sie sich nicht der Mühe unter- 
zichen können oder wollen, eine Neuerung eingehend zu stu- 
dieren und zu versuchen mit ihr zu arbeiten. Viele Kessel- 
und Maschinen-Betriebeleute lehnen eine Neuerung rund- 
weg ab, weil irgendwie mit elektrischer Kraftübertragung 
gearbeitet wird. Sie sagen, das System der elektrischen 
Kraftübertragung weise so viele Versagerquellen auf, 
daß ihnen nur eine rein mechanische Kraftübertragung 
betriebsicher erscheine. Sie hängen am alten und können 
sich von dem erprobten Hergebrachten, trotzdem auch hier 
Versager auftreten, nicht trennen. Natürlich soll und kann 
man nicht auf jede Neuerung, die auf den Markt gebracht 
wird, schwören, aber man soll sie auch nicht von vorn- 
herein ohne triftige Gründe ablehnen. Warum soll man 
nicht eine Neuerung, die nach reiflicher Überlegung 
zweckmäßig und genügend betriebsicher erscheint, mal 
einbauen und ausprobieren? Erstklassige Lieferfirmen, 
die an sich schon in ihren Werkstätten soweit wie irgend 
möglioh Neuerungen ausprobieren, ehe sie solche auf den 
Markt bringen, kommen dem Abnehmer soweit entgegen, 


a 


Abb. 2. Kesselwarte. 


daß eie sich zu einem proheweisen BKinbau bereit erklären, 
so daß das Risiko auf seiten des Abnehmers nur sehr gce- 
ring oder gleich Null ist. Es muß das Bestreber eines 
Werkleiters sein, sich sein Werks- und Arbeitspersonal 
so zu ziehen, daß sich jeder einzelne mit Interesse dem 
Ausprobieren einer Neuerung hingibt und irgendwie sich 
zeigende Fehler zu finden und durch Verbesserungen zu 
beheben versucht. Der Zweck der Einführung von Neue- 
rungen in unsere Kraftwerke liegt heute weniger in der 
Ersparnis an Personal, denn da gibt es in unseren neuzeit- 
lichen Großkraftwerken nicht mehr viel zu sparen. als viel- 
mehr in der Ersparnis an Betriebsmitteln, wie Kohle, Öl 
u. del, und in der Vermeidung von Wärmeverlusten 
irgendwelcher Art. 


D —- 


8. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


1145 


Ermittlung der Kurzschlußströme in Netzen. 


Von A. Schwaiger, München. F 


Übersicht. Es wird eine neue Methode zur Berechnung 
und Darstellung der Kurzschlußströme in Hochvoltnetzen 
angegeben, welche gestattet, die Charakteristiken der Ma- 
schinen und die Kapazität der Leitungen zu berücksichtigen. 


1. Allgemeines. 


Die Bedeutung der Kurzschlußströme für den Be- 
trieb von Großkraftwerken ist bekannt. Zur Eindämmung 
ihrer schädlichen Wirkungen gibt es verschiedene Mittel, 
deren Anwendung eine möglichst genaue Kenntnis der 
Größe und Verteilung dieser Ströme im Netz und auf 
die Kraftwerke voraussetzt. 

Bei der Berechnung der Kurzschlußströme in großen 
Anlagen sind bisher eine Reihe einschränkender An- 
nahmen nötig gewesen. Arbeiten mehrere Kraftwerke 
mit Maschinen verschiedener Charakteristiken und Lei- 
stungen auf das Netz, dann hat man sich in der Weise 
beholfen, daß man für alle Kraftwerke eine gleiche mitt- 
lere Charakteristik annimmt, oder daß man das Netz an 
geeigneten Stellen so aufschneidet, daß jedes Kraftwerk 
nur einen gewissen Teil des Netzes speist. Ferner hat man 
bisher den Einfluß der Kapazitäten der Leitungen vernach- 
lassigt. Das ist zulässig, wenn der Kurzschluß ganz in der 
Nähe des Kraftwerkes auftritt; denn in diesem Falle fällt 
die Spannung beim Kurzschluß meist so stark ab, daß die 
kapazitiven Ströme vernachlässigbar klein sind. Liegt 
aber der Kurzschluß an einer von den Kraftwerken weit 
entfernten Stelle, dann sinkt die Spannung meist nur 
wenig; hier können die kapazitiven Ströme nicht mehr 
vernachlässigt werden, sie ändern das Bild der Strom- 
verteilung wesentlich, ganz besonders bei werkabelten 
Hochspannungsnetzen. Im folgenden soll gezeigt werden, 
wie man die Kurzschlußströme in vermaschten 
Netzen, auf welche beliebig viele Kraftwerke 
arbeiten, unter Berücksichtigung aller Maschinencharak- 
teristiken mit und ohne Vernachlässigung der kapazitiven 
Ströme berechnen kann. 

Es ist bekannt, daß solche Rechnungen mit Hilfe der 
Kirchhoffschen Gesetze durchgeführt werden müssen. 
Diese Rechnungen sind in der bisher bekannten Form je- 
doch für die Praxis wenig geeignet; bei stark vermasch- 
ten Netzen führt diese Methode zu fast uferlosen Rechnun- 
gen. Durch Anwendung der vom Verfasser angegebenen 
eraphischen Methode kann man aber diese umständlichen 
Rechnungen umschen; zudem liefert diese Methode sofort 
ein übersichtliches Bild über die Stromverteilung, da der 
Kurzschlußstrom in jedem Leitungstrang im Diagramm 
dargestellt ist. Es handelt sich aber bei diesen Darlegun- 
gen nicht darum, die graphische Methode an sich zu er- 
läutern und auseinanderzusetzen; dies ist bereits in 
früheren Veröffentlichungen des Verfassers geschehen, 
auf die hier verwiesen Seil Was im folgenden neu ist, 
wird der kundige Leser leicht herausfinden. 

Im folgenden soll nur der dreiphasixe Dauerkurz- 
schluß behandelt werden; der Ohmsche Widerstand der 
Leitungen wird, wie üblich, vernachlässigt. Auf bekannte 
Besonderheiten, wie Stoßkurzschlußstrom, Einschaltvor- 


zänge, zwei- und einphasigen Kurzschluß, wird nicht ein- 
gegangen. Bestimmte numerische Werte sind den folgen- 
den Diagrammen nicht zugrunde gelegt. Es können na- 
türlich nicht alle Fälle vermaschter 
sprochen werden; es werden vielmehr nur typische Fälle 
herauszegriffen. Im allgemeinen sind die Hochspannungs- 
netze, und um solche kann es sich hier nur handeln, nicht 
sehr stark vermascht, jedenfalls solche nicht, deren Ent- 
wurf auf sorgfältige Rechnungen gegründet ist. 


Netze hier be- 


2. Die Charakteristiken. 
Bei der gewöhnlichen Leitungsnetzberechnung nimmt 


man an, daß die Spannung im Kraftwerk bei allen Be- 


lastunzen konstant bleibt bzw. so eingestellt wird, daß 


alle Speisepunkte im Netz gleiche Spannungen besitzen. 
Diese Annahme erleichtert die Durchrecehnung der Netze 
außerordentlich. Die Kurzschlußströme verursachen aber 
als reine Blindströme eine so große Ankerrückwirkung 
in den Generatoren, daß man die Spannungen der Kraft- 
werke nicht mehr als konstant annehmen kann. Bei der 


ı Schwaiger, ETZ 19%. H 2277. — Graphische Berechnung von 


Leitungen, als Manuskript gedruckt. 


Kurzschlußstram-Berechnung muß man also die Charak- 
teristiken der Generatoren berücksichtigen. 

Die Belastungscharakteristik des Genera- 
tors bei reiner Blindlast ist in Abb. 1 durch die Kurve B 
dargestellt. Dürfte man die Eisensättigung vernachlässigen 
(Annalıme konstanter synchroner Reaktanz), dann erhielte 
man für die Belastungscharakteristik die Gerade A. Mit 
dieser wollen wir uns zunächst beschäftigen. Wir können 
uns diese Charakteristik in folgender Weise entstanden 
denken. Der Generator möge eine vom Strom unabhängige, 
also einestarre Spannung U, erzeugen. Unmittelbar an 
die Klemmen des Generators sei eine Reaktanz Į geschaltet, 
deren Größe so gewählt sei, daß ihr Spannungsabfall ab- 
hängig vom Strom durch die Gerade I (Abb. 1) darge- 


Abb. 1. Belastungscharakteristik des Generators bei rein 
induktiver RBlindlast. 


stellt wird. Die Spannung hinter den Klemmen dieser 
Reaktanz abhängig vom Strom wird dann durch die Ge- 
rade A dargestellt. Dies ist aber die Belastungscharak- 
teristik des Generators. Damit haben wir das Zustande- 
kommen der Belastungscharakteristik A durch Annahme 
einer starren Generatorspannung U, und durch Ein- 
führung einer Reaktanz I ersetzt. Man sieht, daß die Ge- 
raden A und Z die beiden Diagonalen eines Rechteckes 
bilden. 

Soll der Einfluß der Eisensättigung auf die Be- 
lastungscharakteristik berücksichtigt werden (synchrone 
Reaktanz nicht konstant), dann geht man am besten so 
vor: Man schätzt zunächst den beim Kurzschluß an irgend- 
einer Stelle des Netzes zu erwartenden Kurzschlußstrom 
der Maschine, beispielsweise zu Jı [A]. Durch den hier- 
zu gehörenden Punkt U, der Belastungscharakteristik 
legt man die Gerade A,, die man ebenso, wie vorher A, 
als die Belastungscharakteristik des Generators ansieht. 
Diese Charakteristik ersetzt man wie vorher durch die 
starre Maschinenspannung U, und eine der Maschine vor- 
geschaltete Reaktanz, deren Spannungsabfall durch die 
Gerade I1 dargestellt wird. Erhält man bei der noch zu 
beschreibenden Konstruktion des Kurzschlußdiagrammes 
einen Generatorstrom Ja, d. h. also, hat man das erstemal 
den Strom nicht richtig erraten, dann wiederholt man mit 
der Geraden I2 von neuem die Konstruktion des Kurz- 
schlußdiagrammes. Man kann sich auf diese Weise immer 
mehr dem wahren Kurzschlußstrom nähern. Das Ver- 
fahren erscheint auf den ersten Blick langwierig; da 
aber, wie noch gezeigt werden wird, das Entwerfen der 
Diagramme für den Kurzschlußstrom eine einfache Sache 
ist, kommt man rasch zum Ziel. Am besten ist es, gleich- 
zeitig mehrere Diagramme unter Annahme von Strömen 
Jı, Ja. Ja zu entwerfen. Gewöhnlich muß die Berechnung 
der Kurzschlußströme unter verschiedenen Bedingungen 
erfolgen, beispielsweise unter Annahme des lecrlaufen- 
den oder vollbelasteten Generators; man hat dann eben 
die entsprechenden Charakteristiken B (Abb. 1) der Rech- 
nung zugrunde zu legen. 

Arbeiten mehrere Generatoren parallel auf die 
Sammelschienen, so denkt man sich diese ersetzt durch 
einen einzigen großen Generator, dem man eine solche 
Belastungscharakteristik zuerteilt, wie sie die parallel 


1146 


arbeitenden Generatoren besitzen. Man geht dabei so vor, 
daß man allen Generatoren eine starre Spannung U, zu- 
schreibt und annimmt, vor jeden Generator sei eine Re- 
aktanz geschaltet, deren Spannungsabfälle durch Gerade 
TI... dargestellt sind. Alle diese Reaktanzen der Ge- 
neratoren des Kraftwerkes sind dann parallel geschaltet 
und können durch eine einzige Reaktanz ersetzt werden. 
Dies ist in Abb. 2 für beispielsweise 2 Generatoren dar- 


Uo 


—>J 
Abb. 2. Ersatzreaktanz von 2 Generatoren. 


gestellt. P und I” stellen die Spannungsabfälle in den 
Reaktanzen dar, die man sich den beiden Generatoren 
vorgeschaltet denkt. Da sie als parallel geschaltet an- 
zunehmen sind, addieren sich ihre Ströme; deshalb sind 
sie nebeneinander gezeichnet. Sie können ersetzt werden 
durch die Wirkung einer einzigen Reaktanz, deren Span- 
nungsabfall abhängig vom Strom durch die Gerade I 
dargestellt ist. So kann man also für alle Generatoren 
eines Kraftwerkes eine einzige Charakteristik ermitteln, 
und wir werden in Zukunft nur mehr von den Charakte- 
ristiken ganzer Kraftwerke sprechen. 


0 —> J 
Abb. 3. Ersatzreaktanz von 2 Generatoren mit Transformatoren. 


In neuzeitlichen Kraftwerken arbeiten die Genera- 
toren nicht direkt auf die Sammelschienen sondern über 


Transformatoren, u. zw. gehört meist zu jeder Maschine 


ein Transformator. Man ersetzt bekanntlich die Wirkung 
des Transformators im Kurzschluß durch eine Reaktanz, 
deren Größe in bekannter Weise berechnet wird. In dem 
hier angenommenen Fall ist also in Reihe mit der Gene- 
ratorreaktanz eine weitere Reaktanz geschaltet. Wie man 
in diesem Fall die Charakteristik des ganzen Kraftwerkes 
erhält, ist in Abb. 3 für ein Kraftwerk mit 2 Generatoren 
und 2 Transformatoren dargestellt; dabei ist der (aller- 
dings seltenere) Fall angenommen, daß die Gencratoren 
verschiedene Klemmenspannungeen liefern, die Transfor- 
matoren also bei gleicher Sammelschienenspannung ver- 
schiedene Übersetzungsverhältnisse besitzen. I’ und I” 
stellen die Ersatzreaktanzen der beiden Generatoren mit 
den Spannungen U, und Uo” dar. Hinter den Generator 
I’ ist ein Transformator mit der Ersatzreaktanz 1 ge- 
schaltet; da diese Reaktanz vom gleichen Strome durch- 
flossen wird wie die Generator-Ersatzreaktanz, ist im Dia- 
gramm das Rechteck zur Geraden I’ nicht neben sondern 
über I’ mit derselben Basisbreite gezeichnet. Das gleiche 
gilt für den zweiten Generator und Transformator. Da 
beide Sätze parallel geschaltet sind, sind ihre Diagramme 
nebeneinander angeordnet. Die Gerade I (gestrichelt) stellt 
dann den Spannungsabfall der Krsatzreaktanz für das 
ganze Kraftwerk dar und die Gerade A (strichpunktiert) 
die Kraftwerkcharakteristik. Natürlich kann hierbei die 
synchrone Reaktanz als konstant oder als nicht konstant 
angenommen Sein. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32 


8. August 1929 


3. Kapazitätsfreie Netze. 


Die Berechnung der Kurzschlußströme in offenen ein- 
fachen und in offenen verzweigten Netzen ist so einfach, 
daß auf deren Behandlung hier verzichtet werden kann. 
Wir wollen uns sogleich den geschlossenen Leitungsnetzen 
zuwenden. In Abb. 4 ist ein Leitungsring dargestellt; 
dieser kann in den Punkten a, b, c und d von den Kraft- 
werken A, B, C und D über die Leitungen 1, 2, 3 bzw. 4 
gespeist werden. An der Stelle k liege der Kurzschlutß. 
Die Reaktanzen der Maschinen und Leitungen sind ge- 
geben. Es sollen nun verschiedene Fälle behandelt werden. 


Abb. A Leitungs- 
ring. 


1. Das Kraftwerk A speist allein den Ring, die 
übrigen seien abgeschaltet. Im Punkt a teilt sich dann 
der von A gelieferte Kurzschlußstrom in zwei Teile, der 
eine Teil fließt über die Leitung 5, der andere über die 
Leitungen 6..9 zu k. Beim Entwurf des Diagrammıes 
geht man So vor. Man wählt für den noch unbekannten 
Strom des Kraftwerkes A eine beliebige Strecke Af 
(Abb. 5) auf der Abszissenachse. Dieser Strom durch- 

l fließt die in Reihe 

A"? A geschalteten Reak- 
tanzen I des Kraft- 
werkes und 1 der 
Speiseleitung. Fur 
diese Reaktanzen kann 
z man die Ersatzreak- 

tanz 1 leicht berech- 
| nen. Man sucht nun 


00% X 


; den Spannungsabfall 
in dieser Ersatzreak- 
tanz, wenn sie vom 
angenommenen Kurz- 
schlußstrom durch- 
flossen wird. Zu 
diesem Zweck trägt 
man von A aus die 
Gerade TI unter einem 

A A der Reaktanz ent- 

>J sprechenden Winkel 
gegen die Abszisscn- 
achse auf und erhält 
den Spannungsabfall 

Aa. Dieser numcrisch allerdings noch nicht bekannte 

Spannungsabfall herrscht vom Kraftwerk bis zum Knoten- 

punkt a. 

Die beiden Ringteile führen verschiedene Ströme, ihre 
Summe muß aber gleich AA’ sein. Diese Ströme müssen 
deshalb nebeneinander gezeichnet werden, sie sind in der 
Abb. 5 mit aa” und oo bezeichnet. Da in beiden Ring- 
teilen derselbe Spannungsabfall herrscht, müssen die zu 
diesen Ringteilen gehörigen Rechtecke gleiche Höhen be 
sitzen. Damit ist das Kurzschlußdiagramm gewonnen. 
Man sieht, zu jedem Leiter gehört im Diagramm ein 
Rechteck, und alle Rechtecke zusammen bilden wieder 
ein großes Rechteck. Die Diagonale dieses Rechteckes 
(gestrichelt) stellt die Ersatzreaktanz der ganzen An: 
lage dar. 

Es sind nunmehr die numerischen Werte der Ströme 
zu bestimmen. Die Höhe Ak des großen resultierenden 
Rechteckes stellt den gesamten Spannungsabfall vom Ge 
nerator bis zur Kurzschlußstelle dar, und dieser beträzt 
100 %, ist also gleich der Spannung U,. Die resultierende 
Reaktanz der ganzen Anlage ist ebenfalls bekannt, al» 
kann man den gesamten Kurzschlußstrom sofort angeben 
und hat damit den Maßstab für die Strecke AA’ gewonnen. 
Mit diesem Maßstab mißt man auch die Strecken aa” und 


Abb. 5. Diagraınm für Leitungsring. 
mit 1 Kraftwerk. 


IR rap D Ge 


8. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


1147 


a’a; damit sind die Ströme in allen Leitern gewonnen. Da 
der Maßstab der Ordinatenachse auch bekannt ist, kann 
man die Spannung in jedem Punkt des Netzes angeben. 

Will man berücksichtigen, daß die synchrone Re- 
aktanz des Kraftwerkes nicht konstant ist, dann muß man 
jetzt vergleichen, ob der Stram AA’ mit dem überein- 
stimmt, den man zur Bestimmung der Reaktanz I ge- 
schätzt hat. Ergibt die Konstruktion einen anderen Strom, 
dann wiederholt man das Diagramm mit einer anderen 
Neigung der Geraden I. Dies ist im vorliegenden Fall 
sehr einfach; die oberen beiden Rechtecke läßt man un- 
verändert und verschiebt nur die Abszissenachse parallel 
zu sich selbst nach oben oder unten, je nachdem ob die 
Neigung der Geraden /1 kleiner oder größer werden soll. 
Dann hat man von neuem den Maßstab des Diagrammes 
zu berechnen und damit ist die Aufgabe gelöst. 


Abb. 6a. Abb. 6b. 
Abb. 6 Diagramme für Leitungsring mit 2 Kraftwerken. 


2. Die Kraftwerke A und B speisen den Ring. Je 
nach den numerischen Werten der Reaktanzen sind drei 
verschiedene Kurzschlußdiagramme möglich; zwei von 
diesen sind in den Abb. 6a und b dargestellt. Beim dritten 
möglichen Diagramm verschwindet das Rechteck 6, d.h. 
im Leiter 6 fließt bei Kurzschluß kein Strom. Das ist der 
Fall, wenn gewisse Symmetrien vorhanden sind. Beim 
Entwurf des Diagrammes stellt sich natürlich das für 
einen vorliegenden Fall geltende zwangläufig ein. 


Abb. 8a. 
Abb. 8. Diagramme für Leitungsring mit 8 Kraftwerken. 


Abb. 8b. 


Die Kurzschlußstelle wird jetzt also von zwei Kraft- 
werken gespeist, und die Summe ihrer Ströme ist gleich 
dem gesamten Kurzschlußstrom in k. Für beide Kraft- 
werke wurden verschiedene Charakteristiken angenom- 
men; man sieht also, daß bei diesem Verfahren der Kurz- 
schlußstrom-Berechnung irgendwelche Schwierigkeiten da- 
durch nicht entstehen. ; 

Im besonderen sei noch folgendes erwähnt. Ob das 
Kraftwerk A die Kurzschlußstelle k auch über die Lei- 
tungen 6 und 7...9 speist, oder ob das Kraftwerk B auch 
über die Leitungen 6 und 5 auf den Kurzschlußpunkt arbei- 
tet, entscheidet die Lage des Rechteckes 6. In Abb. 6a 
teilt sich der Strom des Kraftwerkes B offenbar in 2 Teile; 
der eine Teil fließt über 6 zur Kurzschlußstelle, nachdem 
er sich im Punkt a zuerst mit dem Strom des Kraftwer- 
kes A vereinigt hat. Der andere Teil fließt über die 
Leitungen 7...9 zur Kurzschlußstelle. Im Falle der Gül- 
tigkeit des Diagrammes 6b ist es offenbar umgekehrt. 
Man wird zugeben, daß keine der bekannten Kurzschluß- 
strom-Berechnungen das Resultat in so übersichtlicher 


Form darstellt wie diese Diagramme. Je verwickelter 
das Netz ist, um so deutlicher tritt dieser Vorteil der 
graphischen Methode in Erscheinung. 


Nach der Schaltung der Abb. 7 arbeiten zwei Gene- 
ratoren A und B auf die Sammelschienen a und b, welche 
durch die Drosselspule 6 gekuppelt sind. Von den Sam- 
melschienen gehen zwei Speiseleitungen zu einer Unter- 
station US; auf einer dieser Speiseleitungen liegt der 
Kurzschluß k. Diese Anordnung 
führt zu den gleichen Diagram- 
men, wie sie in Abb. 6a und b 
dargestellt sind. Um den Ver- 
gleich zu erleichtern, sind in 
Abb. 7 die Bezeichnungen ent- 
sprechend gewählt. 

3. Die Kraftwerke A, B und 
C speisen den Ring. Die Zahl der 
möglichen Diagramme ist hier 
noch größer; zwei hiervon sind 
in Abb. 8a und b dargestellt. 
Man sieht, daß durch die Lage 
der Rechtecke 6 und 7 die ver- 
schiedenen Fälle bedingt sind. 
Deren Lage entscheidet, ob ein 
Kraftwerk den Kurzschluß nur 
über einen Ringteil oder über 
beide Ringteile, d.h. von zwei 
Seiten speist. Es kann auch eines 
dieser Rechtecke verschwinden; dies besagt dann, daß die 
betreffende Leitung beim Kurzschluß stromlos ist. 

4. Alle Kraftwerke speisen auf das Netz. Aus der 
großen Mannigfaltigkeit der möglichen Fälle ist in 
Abb. 9 nur ein Fall gezeichnet. 


Abb. 7. Kraftwerk mit 
Unterstation. 


4. Kapazitive Netze. 


Wie bereits erwähnt wurde, können die kapazitiven 
Ströme in Netzen mit langen Leitungen, besonders wenn 
sie verkabelt sind, beim Kurzschluß nicht mehr vernach- 
lässigt werden. Durch sie wird die ganze Stromvertei- 
lung verzerrt. Für den Schutz der Netze ergeben sich 
wesentlich andere Forderungen; denn durch die kapazi- 
tiven Ströme tritt eine Verkleinerung der Ströme ein in 


Abb. 9. Diagramm für Leitungsring mit 
4 Kraftwerken. 


Richtung von der Kurzschlußstelle nach den Kraftwer- 
ken. Bisher hat man den Einfluß der kapazitiven 
Ströme beim Kurzschluß vernachlässigt; die graphische 
Methode gestattet, sie genau zu berücksichtigen, ohne 
daß dadurch die Konstruktion der Diagramme wesentlich 
erschwert wird. 

Der Verfasser hat bei einer anderen Gelegenheit ge- 
zeigt, daß man auch in rein kapazitiven Netzen die 
Strom- und Spannungsverteilung durch „Leitungsgitter”, 
wie wir sie im 3. Teil kennen gelernt haben, darstellen 
kann. Das ist auch einleuchtend; denn auch für einen 
Kondensator wird der Zusammenhang zwischen Lade- 
strom und Spannung durch eine lineare Beziehung dar- 
gestellt. Da nun in einem Stromkreis mit Induktivitäten 
und hierzu parallel geschalteten Kapazitäten die zugehö- 
rigen Ströme in Opposition stehen, können sie algebraisch 
subtrahiert werden, und deshalb ist ihre Darstellung 
durch ein Leitungsgitter möglich. 

Dies soll an einem einfachen Beispiel gezeigt wer- 
den. An die Klemmen a und a” seien eine induktive und 


1148 


eine kapazitive Reaktanz in Parallelschaltung ange- 
schlossen. Nach Abb. 10 ist der Spannungsabfall in der 
Induktivität durch die Gerade I’ in bekannter Weise dar- 
gestellt. Wäre hierzu eine Induktivität parallel geschal- 


tet, so müßte sie im Diagramm eingetragen werden, wie 
die gestrichelte Gerade 2 zeigt; die Ströme in den beiden 
Reaktanzen würden sich addieren, zu den Klemmen a und 
a” seien eine induktive und eine kapazitive Reaktanz in 
Nach Abb. 10 


Paralleischaltung angeschlossen. ist der 


Led Led æ 


Abb. 10. Induktivität und Kapazität parallel. 


Spannungsabfall in der Induktivität durch die Gerade T 
in bekannter Weise dargestellt. Wäre hierzu eine In- 
duktivität parallel geschaltet, so müßte sie im Diagramm 
eingetragen werden, wie die gestrichelte Gerade 2 zeigt; 
die Ströme in den beiden Reaktanzen würden sich addie- 
ren, zu den Klemmen a und a” müßte also ein Strom 
gleich der Summe dieser beiden Ströme zugeführt wer- 
den. Ist aber der Kondensator K parallel geschaltet, 
dann muß die Gerade Ka von a” aus nach links aufgetra- 
gen werden; der kapazitive Strom oo wird also von aa” 
subtrahiert. Zu den Klemmen der Parallelschaltung 
braucht nur mehr der Strom aa’ zugeführt werden. Offen- 
bar wirkt die ganze Anordnung wie eine resultierende 
Reaktanz 1. Läßt man die Kapazität immer größer wer- 
den, dann wird schließlich der resultierende Strom gleich 
Null (Fall der Resonanz) oder gar negativ; dann geht 
die Neigung der Geraden 1 nach der anderen Seite, die 
ganze Anordnung wirkt kapazitiv. Man sieht, daß man 
durch dieses Diagramm zugleich Aufschluß über eine 
etwaige Resonanzgefahr bei Kurzschluß erhält. 


Abb. 11. Diagramm für kapazitiven Leitungsring mit 1 Kraftwerk. 


Ts soll nun zum praktischen Fall der Ringleitung 
übergegangen werden. Man berechnet die Kapazitäten der 
einzelnen Leitungen und nimmt diese entweder als in der 
Mitte eines Leitungstranges konzentriert an, oder man 
verteilt sie auf die beiden benachbarten Knotenpunkte. 
Im folgenden soll die letztzenannte FErsatzschaltung ge- 
wählt werden. Die Kapazitäten sind in Abb. 4 einge- 
zeichnet. 

1. Das Kraftwerk A arbeitet auf den Ring. Man kann 
die Konstruktion des Diagrammes wieder beim Kraftwerk 
beginnen. Es soll hier zur Abwechslung der andere Weg 
eingeschlagen werden, uämlich wir beginnen die Kon- 
struktion mit der Kurzschlußstelle (Abb. 11). Die Lel- 
tungen 5 und 6...9 sind parallel geschaltet, besitzen also 
den gleichen Spannungsabfall. Wir nehmen für beide 
Leitungen eine beliebige Strecke kk” als gemeinsamen 
Strom an und zeichnen die zu beiden Ringteilen gehörl- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


8. August 1929 


gen Rechtecke mit den Diagonalen 5 und 6...9. Es ergibt 
sich dann das Rechteck akk”a”. Die Kapazität Ra ist 
hierzu parallel geschaltet, da die Kurzschlußstelle ent- 
weder aus Symmetriegründen oder, weil der Kurzschluß 
zugleich Erdschluß ist, das Potential Null zegen Erde 
hat. Deshalb ist die Gerade Ka von a” aus nach links 
oben eingetragen. 

Durch die Leitung 1 fließt jetzt also nicht mehr der 
ganze Kurzschlußstrom sondern nur mehr der Strom au“. 
Man trägt nun von a’ aus die Gerade 1 bis zum Schnitt- 
punkt mit der Ordinatenachse ein und erhält den Punkt / 
und das zu 1 gehörige Rechteck. Durch die Reaktanz l 
fließt aber nicht der ganze Strom II”, sondern der um 
den Kapazitätsstrom T'I” verkleinerte Strom, der von der 
Kapazität KA herrührt. Dabei ist zu beachten, daß an 
diesem Kondensator die Spannung kl liegt. Durch die 
Reaktanz des Kraftwerkes fließt also der Strom II’. Vom 
Punkt I trägt man die Gerade TI nach links unten auf 
und erhält den Schnittpunkt A mit der Ordinatenachse. 
Durch diesen Punkt legt man die Abszissenachse für das 
ganze Kurzschlußstrom sondern nur mehr der Strom og. 
liefernde Strom, der kleiner ist als der Kurzschlußstrom 
an der Stelle k. Die gestrichelte Gerade stellt wieder 
die Ersatzreaktanz für den ganzen Stromkreis dar, mit 
deren Hilfe man die Maßstäbe gewinnt. 


Abb. 12. Diagramm für kapazitiven Leitungsring mit 2 Kraftwerken. 


2. Die Kraftwerke A und B speisen den Ring. Diesen 
Fall zeigt Abb. 12; eine weitere Erklärung hierzu ist 
wohl nicht mehr notwendig. Auf die Wiedergabe weite 
rer Diagramme wird verzichtet, da etwas Neues nicht 
mehr hinzukommt. 

5.Schluß. 


Die resultierende Reaktanz einer ganzen Anlage 
wurde in den Diagrammen durch die Diagonale des alle 
kleinen Rechtecke einschließenden großen KRechtecke: 
dargestellt. Die andere Diagonale dieses Rechtecke: 
können wir als die Belastungscharakteristik der ganzen 
Anlage bezogen auf den Kurzschlußpunkt k auffassen 
(Abb. 1, Gerade A), d. h. wenn ein Generator eine syn- 
chrone Reaktanz gleich der resultierenden Reaktanz der 
ganzen Anlage hätte, würde er eine Belastungscharakte- 
ristik aufweisen, welche durch die genannte Diagonale 
dargestellt ist. 

Sind zwei große Überlandwerke miteinander gekup- 
pelt und will man die Kurzschlußströme im eigenen Werk 
ermitteln, so muß die Charakteristik des fremden Wer- 
kes bezogen auf die Kupplungstelle bekannt sein. Diese 
Charakteristik kann man sich in folgender Weise ver- 
schaffen. Man entnimmt aus dem fremden Werk einen 
reinen Blindstrom und beobachtet Strom und Spannung 
an der Kupplungstelle. Auch aus dem Verhalten de: 
Selektivschutzes und der Spannungsabfall-Anzeiger, die 
an der Kupplungstelle eingebaut sind, kann man Punkte 
der Belastungscharakteristiken gewinnen, wenn sie wäh- 
rend eines Kurzschlusses im eigenen Netz beobachtet 
werden können. 


8. August 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 1149 


Die oben angegebenen Kurzschlußdiagramme können Es soll noch kurz angegeben werden, wie man die 
natürlich beliebig vermehrt werden, die Anwendung der Kurzschlußdiagramme entwirft. Entweder kann man den 
eraphischen Methode ist nicht auf Ringnetze beschränkt. Weg des Probierens gehen, der relativ rasch zum Ziele 
Freilich, je mehr verknotet und vermascht ein Netz ist, führt. Das richtige Diagramm liegt dann vor, wenn alle 
um so mehr Arbeit bereitet die Aufstellung der Dia- Rechtecke ein großes geschlossenes Rechteck ergeben. 
eramme. Man kann sich sogar Netze denken, welchen die Ein anderer Weg ist der, daß man ein Modell mit Federn 
sraphische Methode, soweit sie bis jetzt ausgearbeitet ist, baut, ähnlich wie es der Verfasser für rein kapazitive 
nicht mehr gewachsen ist. Solche Netze sind dann aller- Stromkreise vorgeschlagen hat Hier ergibt sich das 
dings auch rechnerisch nicht mehr einfach zu erfassen. Resultat auf rein mechanischem Wege, ohne jede Rech- 
stößt man in der Praxis auf ein solches Netz, dann kann nung. Das Modell arbeitet also wie eine Rechenmaschine. 
man mit Sicherheit sagen, daß diese Anlage nur nach Wer sich aber mit der Leitungsberechnung nach dem 
dem „Gefühl“ entworfen, aber keinesfalls berechnet graphischen Verfahren vertraut gemacht hat, benutzt am 
wurde. Aber nicht um die Frage, ob ein Netz berechenbar besten die von Hering? angegebene Methode der geo- 
ist oder nicht, handelt es sich, sondern darum, daß der metrischen Örter, welche zwangläufig auf das richtige 
Betrieb solcher Anlagen unübersichtliche und unkontrol- Diagramm führt. Diese Methode ist leicht zu erweitern 
lierbare Verhältnisse schafft und der Aufbau eines klaren auf Netze, die Induktivität und Kapazität gleichzeitig be- 
ee E Se a en, nn sitzen. 
sichtlichen Anlagen können die örungen bei ürz- oe, : inc 
schlüssen und Überlastungen auf ein Mindestmaß herab- Spring BER Wal KOT EE 27 Verlag Juline 
gedrückt werden; das ist der springende Punkt. F Hering, ElektroJourn. Bd. 7, 8. 17. 


Deutschlands elektrotechnischer Außenhandel. 
Von Dr.-Ing. G. Becker, Berlin. 


Seit dem letzten ausführlicheren Bericht! über die ging in außereuropäische Länder. An erster Stelle unter 
Entwicklung des deutschen elektrotechnischen Außen- den Abnehmern deutscher Elektroerzeugnisse steht Ruß- 
handels sind vier Jahre verflossen. Daher dürfte eine Be- land mit rd. 50 Mill RM Einfuhr. Rußland hatte auch vor 
trachtung des neucsten Standes am Platze sein. dem Kriege den ersten Platz inne, fiel aber nach dem 
Kriege stark ab, um allmählich wieder die Führung zu 
übernehmen. Dicht hinter Rußland folgen die Niederlande, 
die mehrere Jahre hindurclı die Führung hatten, und in 
ziemlich weitem Abstand Großbritannien, Italien und die 
übrigen europäischen Staaten. 


Zwischen 1924 und 1928 liegen die Abschlüsse von 
Handelsverträgen Deutschlands mit einer größeren Anzahl 
von Staaten. Nach einigen dieser Staaten hat die Elektro- 
ausfuhr Deutschlands aus diesem Grunde zugenommen. 
Bei den übrigen ist eine solche Wir- 

Mill RM kung nicht recht feststellbar. 


Außerordentlich unbefriedigend ist 
die Ausfuhr nach den meisten außer- 
europäischen Märkten. Dies wird 
besonders deutlich, wenn man den 
Wert der gelieferten Erzeugnisse auf 
die Einwohnerzahl bezieht, wie es in 
Abb. 3 geschehen ist. Es ist ersichtlich 
daß der Wert je Einwohner in den 
außereuropäischen Erdteilen weit un- 
ter 1 RM liegt. Auch die großen euro- 
päischen Staaten weisen Werte unter 
1 RM auf. Die höchsten Werte zeigen 
Danzig und das Saargebiet, was bei 
ılem ganz und gar deutschen Charakter 
dieser Gebiete natürlich ist. 


ı Memel. 2 Litauen. 3 Estland. 4 Bulgarien. 5 Portugal. 6 Luxemburg. 

7 Griechenland. 8 Irland. 9 Lettland. 10 Danzig. 11 Saargebiet. 'ı3 Süd- 40 

slawien. 18 Ungarn. 14 Belgien. 15 Spanien. 16 Rumänien. 17 Nor- 

wegen. 18 Dänemark. 19 Schweiz. 20 Finnland. 27 Polen. 22 Frankreich. 

2: Tschechoslowakai. 2; Österreich. 25 Schweden. 26 Italien. 27 Groß- 
britannien. 23 Niederlande. 29 Rußland. 3o Sonstige. 


Abb. 1. Deutschlands elektrotechnische Ausfuhr 1928 nach Ländern. 
Gesamtwert 536,1 Mill RM. 


Während die gesamte elektroteennische Ausfuhr 
der wichtigeren Ausfuhrländer von etwa 657 Mill RM im 


Jahre 1913 auf rd. 1750 Mill RM im Jahre 1928 gestiegen n peot da o e E a eE 

ist, sich also — unter Berücksichtigung der erhöhten Preis- Eu E S ECKE 25 ZF a SS BS Gg T S 

lage — mindestens verdoppelt hat, liegt die Elektroausfuhr Ze B oS SS Se Dä w EB ES SS Z E 

Deutschlands mit 536,1 Mill RM, ebenfalls bei Berücksichti- SR a Se E Ek së Sa SS SS SA 5 

d S S z Ve ec E X kel =o e Z D D: = E = © e um = © 

gung der veränderten Preisverhältnisse, knapp 20 % höher BEE e ESS Gs 3383 3:3 a S 2.2 
als 1913. Gegenüber der Ansfuhr von 1924 von 290,6 Mill -2 5$ Er s Er S SE = 2 
RM bedeutet der Wert des Jahres 1928 allerdings einen er- SR E E 5 5% Se S A H ZS 
freulichen Fortschritt. Sp. ASS Aë ZS = pA È 
D ` ii e . H Ki EA E ER e 
Einen Überblick über die Verteilung der Elektroans- Ee Sa së ES E SE S ZS E = 
fuhr Deutschlands nach Bestimmungsländern und Waren- Se ZEL ES ZS GE ES © a = 
a ? : : 378 9 sin EE D Q © 
zruppen gewähren die Abb. 1 und 2. Sie sind auf Grund E SA SS hf = & 
der Zahlen der amtlichen Statistik? zusammengestellt. > 3 e d A w D Ge e 

l Was die Verteilang nac h Ländern betrifft, so zeigt Abb. 2. Deutschlands elektrotechnische Ausfuhr 1928 
ein Blick auf die Abb. 1 die überragende Stellung Europas. nach Erzeiienssen; 


Mehr als 75% der Ausfuhr blieben in Europa, der Rest 


RB l Die Betrachtung der Ausfulır nach Warengrup- 


: Monache Nachwöiße über den auswärtigen Handel Deutsch- PEN, > Abb. 2, lehrt. daß die Gruppen: Vorrichtungen 
lands, herausgegeb. vom Statistischen Reichsamt. für Beleuchtung und Kraftübertragung (d. s. in der Haurt- 


1150 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 8. August 1929 


sache Schalter, Rezler, Sicherungen usw.) sowie Maschi- 
nen und Transformatoren die Führung haben. Wichtige 
Posten sind ferner: Kabel und Leitungen sowie Vorrich- 
tungen für drahtlose Nachrichtenübermittlung. Ihre Aus- 
fuhr ist sprunghaft gestiegen. Wenig oder garnicht 
gestiegen ist die Ausfuhr von Kohlen, Elementen, Akku- 
mulatoren und Isolatoren. Bei den übrigen Gruppen war 
die Entwicklung normal. 


Die Werte der deutschen elektrotechnischen Ausfuhr 
in den ersten 6 Monaten des laufenden Jahres 1929 sind 
folgende: 54,8; 45,7; 43,6; 55; 49,5 und 47,1 Mill RM. Dies 

ergibt einen Monatsdurch- 


EE schnitt von rd. 49,5 Mill RM, 
A Amerika der etwas höher ist als der- 
(A Australien jenige des Vorjahres. 
|_| Portugal Wenn auch unsere Aus- 


Bulgarien fuhr in den letzten Jahren er- 
Ruflland freuliche Fortschritte gemacht 
Frankreich hat, so ist sie doch im Ver- 
gleich mit dem gesamten elek- 
trotechnischen ? Welthandel, 
; wie eingangs bereits ange- 
kn deutet, nicht befriedigend. 
GEES Deutschland steht zwar, wie 
Kat Zahlentafel 1 erkennen läßt, 
re an der Spitze der Elektro- 
Italien — exportländer, ist aber in sei- 
Großbritannien nem Anteil an der Gesamt- 


Sj anien 
Polen 


Ungarn elektroausfuhr der Welt ge- 
Irlan.i genüber 1913 noch stark im 
Estland Rückstand. Im Jahre 1913 be- 


Tschechoslowakei trug unser Anteil an der Ge- 
Belgien samtausfuhr fast 50%, im 
Lettland Jahre 1928 dagegen nur ctwa 
„ Österreich 30%. 

Memel 
Schweiz 


057 2 d 4.56 7 8 I 20 N 
; AM/Einwohner 


Ahb. 8. Einfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse aus Deutschland 
1928 in RM Einwchner. 


Zahlentafel 1. Elektrotechnische Ausfuhr der 
wichtigsten Ausfuhrländer. 


Deutschland! | 356,3 | 26,7 |390,8 26,5 |441,2 27,9 ! 536,1 | 30,6 
V. S. Amerika? | 349,0 | 26,1 | 398,7 | 27,0 | 430,8 | 27,2 | 465,1 26,5 


Großbritannien’ | 356,9 | 26,7 | 391,5 | 26,5 | 380,2 ' 24,0 | 375,5 21,3 


Frankreich’ ... | 82,0| 61| 96,2 65| 620] 3,9| 69,0) 3,9 

Schweden? .... | 40,2! 3,0 vil 3,1 | 60,8 3,9| ? eten 3,4 

Schweiz? ..... 46,1! 3,5| 45,0! 3,1) 52,6 3,3| 60,3| 3,4 

Österreich! .... | 34,8! 26| 34.6 23| 37.1! 24| ?etwa 2,3 

Niederlande: .. | 52,5 A 49,2 3,3| 69,1] 4,4|102,6| 5,8 

Belgien’ ...... 180, Léi 247. 1,7| 478| 3,0| ? etwa 2,8 
| | | | etwa | 


Insgesamt .. |1335,8 100,0 1475,8 100,0 .1581,6 100,0.1750,0.100,0 


1 Amtliche Statistik. — 3 El. Review.— 2 The Electrician.— ! Rev. 
Gen. de DEL -- ° Elektroindustrie. — © El. Market. 


Auch mit Rücksicht auf Deutschlands gesamte Han- 
delsbilanz ist der Wert der Elektroausfuhr zurückge- 
blieben. Deutschland hat in den Nachkriegsjahren ein 
ungeheures Defizit in seiner Handelsbilanz aufzuweisen 
das beispielsweise 1928 rd. 2 Mrd, 1927 sogar 3,4 Mrd RM 
betrug. Es muß unser Bestreben sein, dies Passivum nicht 
nur zum Verschwinden zu bringen, sondern darüber hin- 
aus einen Ausfuhrüberschuß zu erzielen, um die Repara- 
tionen leisten zu können. Unter den Erzeugnissen, die für 
die Ausfuhr besonders geeignet sind, nehmen diejenigen 
der Elektrotechnik einen hervorragenden Platz ein, da 
diese eine Verfeinerungsindustrie höchsten Grades ist. In 
den Werten der elektrotechnischen Waren ist ein erheb- 
licher Prozentsatz menschlicher Arbeit enthalten, und da 


wir Deutsche in der Hauptsache nur unsere Arbeitskraft 
zu vergeben haben, müßten die Verfeinerungsindustrien 
noch mehr als bisher zur Ausfuhrsteigerung herangezogen 
werden. R 
Anderseits stößt aber die Ausfuhr deutscher Fertig- 
waren in vielen Ländern auf die größten Hindernisse und 
Erschwerungen, teils in Form außerordentlich hoher 
Zölle, die die einzelnen Gegenstände unnötig verteuern 
und den Absatz erschweren, teils in Form verwaltungs- 
protektionistischer Maßnahmen, die die Verwendung deut- 
scher Erzeugnisse manchmal geradezu ausschließen. 


KS. Amerika 


Niederlande Y soargebiet 
ed E l Abb. 4. Deutschlands elek- 


trotechnische Einfuhr 19% 
nach Ländern. 
Gesamtwert 492 Mill RM. 


Schweden G e 
Belgien \ Frankreich 
Ungorn 


Deutschlands elektrotechnische Einfuhr ist seit 
1924 außerordentlich stark gestiegen, u.zw. von etwa 
95 Mill RM auf 492 Mill RM im Jahre 1928, d. i. unter 
Berücksichtigung der verschiedenen Preislage etwa das 
3%-fache. Die hauptsächlichsten Herkunftsländer (vgl. 
Abb. 4) sind Holland und die V.S. Amerika, in größe- 
rem Abstand folgen das Saargebiet, die Schweiz und 
Österreich. Die bedeutendsten Warengruppen (vgl. 


MIRM 
15 


70 


5 


Sonstiges 


Glühlampen 
Magnetzünder 
Akkumulatoren 


elektrotechnische Kohlen 


apparate 
elektromedizinische Apparate 


und Kraftübertragung 
Apparate fürdrahtloseTelephonie 
Mefiinstrumente und Zähler 


und Telegraphie 
Kabel und isolierte Leitungen 


aschinen und Transformatoren 
Fernsprech- und Telegraphen- 


Vorrichtungen für Beleuchtung 


M 


Abb. 5. Deutschlands elektrotechnische Einfuhr 1928 nach Erzeugnissen. 


Abb. 5) sind Maschinen, Starkstromapparate und Vor- 
richtungen für drahtlose Fernmeldung (Rundfunk). Die 
starke Steigerung der Einfuhr, deren Wert im Jahre 
1913 etwa 4 % desjenigen der Ausfuhr, 1928 dagegen 10 % 
betrug, dürfte zum großen Teil auf den mangelhaften 
Zollschutz zurückzuführen sein. 

In Zahlentafel 2 sind die aus den jeweiligen Zoll- 
sätzen sich ergebenden Zollbelastungen in Prozent vom 
Preise für einige wichtige Länder und Elektroerzeug- 


Zahlentafel 2. Zollbelastung elektrotechnischer Erzeur- 
nisse in Dia vom Preise (Zollschutz) in Deutschland und 
im Ausland 1928. 


Maschinen Telephon- 

Gand una Trans- AKE OM Fabel vnd und Tele 
orma- apparate N grapben- 

toren I? Leitungen E aterial 


Deutschland 4 tis 8 6 bis 15 6 bis 12 4 bis 8 


Belgien ....... 1.422 4 A8 7 „15 BR. D 
Frankreich 10 , 30 6 „3l 10 „35 |15 „ 2 
Großbritannien | z.T.33!1,% | z.T.33t3% | z.T.3313%, | z.T.33!3°% 
v.W. vW. v.W f 
Italien ....... 12 bis 55 3 bis 34 | 14 bis 44 4 bis 22 
Polen ........ 23 ,„120| 55 „ 175 | 30 ,„ 80 BS 30 
Schweiz....... 8 „10 5, „ 20/7 „27 3. H 
Spanien....... 9 db 4 „ %8 |55 „65 |13 „ 5 


53 
Tschecho- 

slowakei .... | 15 „ 60 8 „ 9% |36 „65 | 10 „ 59 
Ungarn ...... 12 „70 |40 „ 88 |15 „60 jll „ 234 
V. S. Amerika . | 30% v. W. |40% v. W. | 35% v. W. | 40% v. W. 


8. August 1929 


nisse zusammengestellt. Man ersieht ohne weiteres, daß 
die Zollbelastung bzw. der Zollschutz in Deutschland 
weitaus am geringsten und viel zu niedrig ist. 

Wenn man versuchen will, sich ein ungefähres Bild 
von der weiteren Entwicklung des elektrotechnischen 
Außenhandels zu machen, so wird man die Möglichkeiten 
der Elektrisierung der Welt und damit des Bedarfs an 
Stark- und Schwachstromeinrichtungen aller Art zu- 
vrundelegen müssen. Hierbei möge der gegenwärtige 
Bedarf je Einwohner in Deutschland, das aber durchaus 
nicht an erster Stelle steht, als Norm dienen. Die elektro- 
technische Produktion Deutschlands kann für das Jahr 
1928 auf etwa 2,5 Mrd RM geschätzt werden. Wird hier- 
zu der Wert der Einfuhr hinzugefügt und derjenige der 
Ausfuhr abgezogen, so ergibt sich ein Jahresbedarf von 
rd. 2 Mrd RM insgesamt oder von 32 RM je Einwohner. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


1151 


Die gesamte Elektroproduktion der Welt betrug nach 
einer Schätzung des Zentralverbandes der deutschen elek- 
trotechnischen Industrie im Jahre 1925 rd. 12 Mrd RM, 
wobei zu berücksichtigen ist, daß hiervon mehr als die 
Hälfte auf die Vereinigten Staaten entfällt, in denen die 
Preislage viel höher als in Deutschland und den übri- 
gen europäischen Ländern ist. Bei einer Bevölkerungs- 
zahl der Erde von etwa 2 Mrd Menschen ergibt sich also 
ein durchschnittlicher Verbrauch von 5 oder 6 RM je 
Kopf, ein Wert, der weit unter dem deutschen und noch 
vie! weiter unter dem Durchschnittswert der V.S. Ame- 
rika und einiger anderer Länder liegt. Wenn es gelingt, 
das menschliche Bedürfnis nach elektrotechnischen Gü- 
tern zu mehren bzw. zu wecken, müßte sich die elektro- 
technische Produktion in allen Ländern beträchtlich stei- 
gern lassen. 


Beitrag zur Geometrie der kompensierten Asynchronmaschinen. 


Von Johannes Thieme, Dresden. 


Übersicht. Aus der Geometrie des Kreisdiagrammes 
werden die Beziehungen zwischen den Leerlaufdaten des 
kompensierten Motors und der bei einer gegebenen Last 
maximal erreichbaren voreilenden Phasenverschiebung in 
einer den praktischen Bedürfnissen des Projekteurs und 
Prüffeldingenieurs angepaßten Form entwickelt. 


Die kompensierten Asynchronmotoren! haben seit 
ihrer Einführung im Jahre 1923 in einem Umfang Ein- 
gang in die Betriebe der stromerzeugenden Werke, der 
Industrie und der Landwirtschaft gefunden, den wohl auch 
die größten Optimisten nicht vermutet hatten. Trotz-der 
in den ersten Jahren noch zu leistenden Entwicklungs- 
arbeit und trotz heftiger Gegenwehr konkurrierender 
Firmen setzte eine lebhafte Nachfrage nach diesen Ma- 
schinen ein, die durch das starke Bedürfnis nach Herab- 
setzung der Betriebskosten und die ausgezeichneten Er- 
folge, die der kompensierte Motor ale Mittel zur Befriedi- 
gung dieses Bedürfnisses hatte, wohl begründet war. 
Heute, wo fast überall Tarife in Kraft sind, die den Lei- 
stungsfaktor einer Anlage bei der Festsetzung des Strom- 
preises berücksichtigen, steht die Frage nach Mitteln zur 
cos g-Verbesserung mehr als je im Vordergrund, und im 
zleichen Maße ist die Bedeutung des kompensierten Motors 
für die Wirtschaft gestiegen. Jeder Betriebsleiter ist 
heutzutage gezwungen, bei Veränderungen oder Erweite- 
rungen seines Betriebes an den Leistungsfaktor zu denken 
und die Anwendung kompensierter Motoren in Erwägung 
zu ziehen. 

Die Bedeutung dieses Motors beruht ja neben seinen 
guten Betriebseigenschaften gerade auf seiner vielseitigen 
Verwendbarkeit. Durch entsprechende Einstellung der 
Bürsten besteht die Möglichkeit, dieselbe Maschine ent- 
weder mit voller Last bei cos ọ = 1 zu benutzen oder bei 
Teillast mit jedem beliebigen voreilenden cos bis zum 
reinen Phasenschieberbetrieb. Diese vielseitige Verwend- 
barkeit schafft nun ein Bedürfnis nach Kenntnis der ver- 
schiedenen Ausnutzungsmöglichkeiten eines bestimmten 
Motors. Oft wird der Projekteur oder auch der Prüffeld- 
ingenieur vor die Frage gestellt, ob ein Motor, dessen 
Leerlaufdaten bekannt sind, bei einer vorgeschriebenen 

elastung noch einen bestimmten cos erreichen kann, 
oder das Problem kann auch so liegen, daß es gilt, den 
voreilenden Leerstrom des Motore zu ermitteln. bei dem 
die Maschine noch eine bestimmte maximale Voreilung 
hei gegebener Wirklast erreicht. Besteht die Möglichkeit, 
die Maschine zu belasten, so kann man ihre Eigenschaften 
durch direkte Messungen ermitteln. Meist stehen aber nur 
die Leerlaufdaten zur Verfügung. . 

Es erleichtert unsere Aufgabe sehr, daß auch für den 
kompensierten Asynchronmotor? das Kreisdiagramm gilt. 
Betrachtet man freilich die sich aus der exakten Herleitung 
esselben? ergebenden Konstruktionen, so erscheint es 
zweifelhaft, zu für die Praxis genügend einfachen Be- 
ziehungen zu kommen. Nun hat aber echon lange vor den 
genannten Verfassern T. Schmitz* nachgewiesen, dal 
es bei Einführung einiger Vereinfachungen möglich ist, 
zu einer außerordentlich einfachen Konstruktion des 
Kreisdiagramms für den kompensierten Motor. zu ge- 
langen. Das Wesentlichste daran ist, daß der geo- 
metrische Ort des Mittelpunktes aller möglichen Kreise 


1 Ygl ETZ Sonderheft 1923, 8.46; Hartwagner, ETZ1 S. 1353. 

Vgl. ETZ 1904, 8. 801. ý = 
Riegel u. Labus, El. u. Maschinenb. Bd. 43, S. 91 u 1205; 
EL u. Maschinenl. Bd. 41, 8. 745. 


2 
A 
Ka 


wieder auf einem Kreis liegt (im exakten Diagramm ist 
dieser Ort eine Ellipse), dessen Durchmesser (Jo + Jmax) 
ist, wobei Ja den Magnetisierungstrom und Jmax den maxi- 
malen voreilenden Leerlaufstrom bedeuten (Abb. 1). 


€ 


Abb 1. Kreisdiagramm eines kompensierten Motors bei verschiedenen 
Bürstenstellungen. 


In Abb. 2 stellt der Kreis K, den geometrischen Ort 
des Primärstromes bei Einstellung der Bürsten auf maxi- 
male Voreilung dar. Bei P, soll die Maschine ihre Höchst- 
leistung bei einer voreilenden Phasenverschiebung ọ ab- 
geben. Dieser Punkt sei immer dadurch gekennzeichnet, 


d 


Abb. 2. Kreis- und Vektordiegramm bel cos p ~ 1 und bel maximaler 
voreilender Phasenverschiebung. 


daß die Strecke PPa das ist der Sekundärstrom. nicht 
größer oder nur unwesentlich größer ist als die Strecke 
Pai, wobei Ph, den Magnetisierungstrom, P; die größt- 
mögliche Wirklast bei cos ọ = 1 darstellt. Die eingezeich- 
neten Strecken bedeuten also folgendes: 
OP, = Jmax maximaler voreilender Leerlaufstrom, 
OP = Jip Primärstrom bei einer voreilenden Phasen- 


verschiebung 9%, 


OP, =Jki ideeller Kurzechlußstrom, 
OP; = Jo Magnetisierungstrom, 
OP; hu Primărstrom bei cos ọ = 1, 

PPs =J Sekundärstrom bei einer voreilenden 
Phasenverschiebung o bezogen auf pri- 
märe Windungszahl, 

PP: Aa Sekundärstrom bei cos = 1, bezogen auf 


primäre Windungszahl. 


1152 


Um zum Ziele zu gelangen, müssen wir nun die Frage 
so stellen: Wie groß muß die Strecke OP, = Jmax sein, 
damit bei gegebenem Jki und gegebener Wirkleistung noch 
eine bestimmte voreilende Phasenverschiebung @ erreicht 
wird? Die Frage ist offenbar beantwortet, sobald die 
Koordinaten des Punktes P, als des Kreismittelpunktes 
für die gewünschte Charakteristik bestimmt sind. Zu 
diesem Zwecke stellen wir die Gleichungen der beiden 
Geraden g, und g, auf (Abb. 2). Der Schnittpunkt von ge 
mit der Abszissenachse ist der Mittelpunkt des Kreises, 
auf dem der gewünschte Lastpunkt P, liegen soll. 


Die Gerade g, hat die SEN 
Zi 


y—-y = re ZG X), o (1) 
die Mittelsenkrechte: eg 
T — Lı 
f — Bal e 2 
yY — Y; = Y, — y: ( 3) (2) 


Die Koordinaten der benutzten Punkte heißen, in elektri- 
schen Größen ausgedrückt: 


Pi: x = — Jmax 
SEN ? SEET E (3) 
Dar Y, entspricht dem aufgenommenen Wirkstrom des 


P 


Motors. Dieser ist, wenn P die vorgenommene Leistungs- 


1 
reduktion, verglichen mit der Leistung bei cos ọ = 1, und 
N 
ne die Verschlechterung des Wirkungsgrades, verglichen 
mit dem bei cos ọ = 1, darstellen: 


r 
Y= pP = deg CC (4) 
Lı = — C Jutge p 
P3: 2, = e en 
7 E EE (5) 
Ys =- 
P,: = dk 
2 " V. pa ean En (6) 
y=0 


Setzt man diese Werte in die Gleichungen der Geraden 
ein, so folgt für gou: 


_ — Gu _ NM: 
y = Jaico T IE): - A. (7) 
und für ga: 
— Cu Ikita tge o LE 
2 C du 2 
RH Ch te ọ ES Zu Je? — Gu tg? p 
CJi = = E 2cJı " (9) 
Setzt man y = 0, so Ze 
ERC dE — 02 J..2 te? 
gpI dd Je? (10) 


2 (Ski + C Jii tg p) 


Dieses ist also die Abszisse des Mittelpunktes für den 
Kreis größter Voreilung. Um daraus die Abszisse des 
Punktes P,, also die maximale Kompensation zu finden, 
müssen wir setzen: 

OP, = Jmax = Jki — 2 x. (11) 


Ersetzen wir noch den Kurzschlußstrom Jki durch 


NEE, ce; kn (12) 
so wird TEEN 4 d 
n(eteptckhtgp+tc 
Jmax = a er eig (13) 


Diese Gleichung ist allgemein gültig für jeden be- 
liebigen.cos@. Betrachtet man den häufig vorkommenden 
Fall cos ọ = 0,9, so vereinfacht sich (13) mit ce = 0,86 zu 
04k +09 

Jmax = Li 

BE EE 
Für cos = 1 erhält man weiterhin mit e = 

Beziehung: 


1 die einfache 


Sc du E 
Jmax = er? Ser Air E A SE Lë (15) 

, ` Diese Gleichung kann auch in der Form 
du? = Jki Jmax ee ee eer der A (16) 


geschrieben werden, in der sie besonders anschaulich ist, 
weil sie, wie man aus Abb. 2 leicht erkennt, der mathema- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


8. August 1929 


tische Ausdruck einer bekannten geometrischen Be- 
ziehung ist. 

Für den praktischen Gebrauch wurde noch eine 
weitere Vereinfachung getroffen, indem Jmax in Abhängig- 


keit von Jun durch die Beziehung 
Jmax = p Jı (Ou 


E und p als Funktion von k dargestellt wurde 

Es gibt noch eine andere Fragestellung, die in der 
Praxis häufig vorkommt, nämlich: Welche größte Wirk- 
und Blindkomponente kann man einem Motor von ge- 
gebener maximaler Kompensation Jmax gleichzeitig ent- 
nehmen? Wie man aus dem Diagramm Abb.2 ersieht, 
führt die Primärwicklung bei cospg=1 den größten 
Strom (Jı). Bei zu- 
nehmender Phasenver- 
schiebung im voreilen- 
den Sinne ist man ge- 
zwungen, den Primär- 
strom (Jig) soweit zu 
verkleinern, daß der 
Sekundärstrom (J2Y’) in 
zulässigen Grenzen bleiht. 
Aus diesem Grunde geht 
die Wirkleistung zu- 
rück. Es gilt also, den 
Belastungspunkt zu fin- 
den, bei dem die Sekun- 


E z IZ Z Sg g á därwicklung bei größt- 
—e f= möglicher Blind- und 
gi Wirkleistung der Ma- 


schine gerade noch ihren 
Normalstrom führt bzw. 
den höchsten Strom, den 
man aus thermischen 
Gründen noch zulassen 
kann. Dieser Punkt ist 
offenbar der Schnitt- 
punkt der beiden Kreise K, und K, (Abb.4). Sind die 
Koordinaten dieses Punktes bekannt, so kann vorerwähnte 
Frage beantwortet werden. 


Abb. 3. Hat ein kompensierter Motor ein 
ideelles Kurzschlußverhältnis X, so muß 
der maximale voreilende Leerlaufstrom 
mindestens p Jı Amp. betragen, damit 
noch der gewünschte cos o erreicht wird. 


Abb. 4. Die maximale Phasenverschicbung ist durch den zulässigen 
Sekundärstrom Jap begrenzt. 


Der Radius des Kreises K, ist gleich dem Sekundär- 


strom däe, Die Kreisgleichung lautet also: 
Ki: (x — daf H Y =Je?. ..:.... (18) 
Der E Sei verläuft auf dem Kreise 
SÉ (2 * SES +y I A me), (19) 


Bringt man beide Kreise zum Schnitt, so ergeben sich als 
Koordinaten des Schnittpunktes: 


J? — Jki Jmax_ 


= = Zär GE a = Blindkomponente; . (20> 
y = VJ2y? — (x + Jo)? = Wirkkomponente; EI 
ee y gell 

CO ZE e ée lie wën Ain éi re Ce m 


Zahlenbeispiele.e Nunmehr soll die Anwendung der 
Ergebnisse an Hand einiger Zahlenbeispiele erläutert 


werden. Von einer Maschine seien folgende Daten be- 
kannt: 
Höchstzulässiger Primärstrom Ju = 100 A 
Sekundärstrom Je =125 „ 
Magnetisierungstrom ; n > n 
maximale Kompensation im Leerlauf . Jmax = BU, 
Kurzschlußverhältnis ....... SH = 4. 


8. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


1153 


1. Reicht diese Maschine für cos ọ = 0,9 kap. aus? 

Aus der Kurve Abb.3 geht hervor. daß für k=4 
p= 0,57 wird, d.h. die Maschine muß mindestens Jmax 
=0,57 Jı = 57A voreilenden Leeerlaufstrom haben. Da 
sie S0 A hat, reicht sie also aus. 

3, Reicht die Maschine für cos @ = 0,75 kap. bei 35 % 
Leistungsreduktion aus? (e = 0,65.) 

Nach Gl. (13) gilt die Bedingung: 
100 (0,65? . 0,88? + 0,65 . 4 . 0,88 +0,65”) _ 

= £+ 0,65. 0,88 = 


Die Maechine reicht also auch dafür aus. 
3. Für welche zrößte Blind- und Wirkleistung reicht 
die Maschine überhaupt aus? 
Nach Gl. (20) dürfen betragen: 
Die Blindkomponente 
125? — 40? — 4100.80 _, n 
ZZ wa en 
die Wirkkomponente = a (9 A0 = 49 A, 


en u A — 0,9. 

y 419? +- 75: 

Die Gleichungen sagen zunächst nur aus, daß die Ma- 
schine höchstens mit V 49 + 75°A bei cosp= 0,55 aus 
thermischen Gründen belastet werden darf. Ob sie aber 
elektrisch für eine so grobe Voreilung ausreicht, ist eine 
andere Fra:xe, die mit Hilfe der Gl. (13) beantwortet wer- 
den mub. Voraussetzung ist nämlich, daß die Kompensa- 
tionsspannung groß genug ist, um einen voreilenden Leer- 
laufstroin von mindestens 


100 1 0,492.1,512 + 0,19.4.1,51+ 0,1%) 
4+ 0,49. 1,50 


zu erzeugen. Da diese Maschine gerade maximal 80 A 
blindstrom erzeugt, reicht sie also noch aus. 

4. Welche Blindleistung darf die Maschine als leer- 
laufender Phasens:hieber abgeben? 

Wieviel die Maschine auf Grund ihrer Kompensatione- 
spannung Blindleistung erzeugen kann, ist uns schon be- 
Konnt Wir müssen aber noch fragen, ob dabei nicht die 
Sekundärwieklung thermisch überlastet wird. Ein Blick 
auf Abb. 4 zeigt, daß es sich darum handelt, den Schnitt- 
punkt des Kreises K, mit der Abszissenachse zu finden. 
"Das Resultat ist ohne weiteres abzulesen: 


Re Ju— Jay | 
x = 10 — 125 = (—) 85 f? 


Jmax = 


60 A. 


der coso 


na = = (—) IA 


(23) 


Bei diesem Primärstrome würde also für die Sekundär- 
wicklung die Erwärmungsgrenze liegen; die Maschine ist 
aber gar nicht in der Lage, einen so hohen Strom ins Netz 
zu drücken. 

Um zu diesen einfachen Beziehungen zu gelangen, 
waren natürlich eine Anzahl Vernachlässizungen nötig, 
ohne daß jedoch die Brauchbarkeit der Ergebnisse für die 
Praxis beeinträchtigt wurde. Es liegen alle Kreismittel- 
punkte auf der Abszissenachse, und die Phasenverschie- 
bung der Leerlaufströme wurde zu 90° angenommen. Wo 
vom Kurzschlußstrom die Rede ist, ist immer der ideelle 
gemeint. Es ändert sich das Resultat aber sehr wenig, 
wenn man mit dem wirklichen Kurzschlußstrom rechnet. 
Bei größeren Maschinen, und nur um solche handelt es 
sich hier, ist ja der Unterschied zwischen ideellem und 
wirklichem Kurzechlußstrom sehr gering. Man kann auch 
die kleine Korrektur 


einführen. 


Bei der Anwendung der Gleichungen kann es ferner 
vorkommen, daß man gezwungen ist, den Faktor 
e — fen 
P, Np 
zu schätzen. Dies geschicht unter der Annahme, daß die 
Verluste der Maschine bei allen Einstellungen der Bür- 
stenbrücke konstant bleiben. Z.B. habe ein 300 kW-Motor 
eiren Wirkungsgrad bei cos =1 von 3%. Wie wird 
der Faktor c für eine 30prozentize Wirkleistungsverwmin- 
derung bei gleichzeitiger Heraufsetzungz der Blindleistung? 
Die Verluste des Motors betragen also 22,5 kW, womit 


= IO 100 = 90,59 
em 
wird und 
210.93 un 


30.5 


Die genauen Verluste für den betreffenden Be- 
lastungsfall, wie sie für die Rentabilitätsbereehnung ge- 
braucht werden, lassen sich, wie in einer früheren Arbeit 
des Verfassers? gezeigt wurde, durch eine einfache Mes- 
sung an der leerlaufenden Maschine ermitteln, 

Von einiger Wichtigkeit ist endlich noch, daß für J ax 
immer die der betriebswarmen Maschine entsprechenden 
Werte cinzesetzt werden, da dieser Wert sich ziemlich 
stark mit der Temperatur der Scekundärwieklung ändert. 


* ETZ 1928, S. ou 


Die Wirkung von Erdschluß- und Ausgleichspulen auf die gegenseitige Beeinflussung 
von Leitungen. 


Von Privatdozent Dr. G. Oberdorfer, Wien. 


Übersicht. Herr Dr. Boll! veröffentlichte in der ETZ 
unter obigem Titel eine Arbeit über die genannten Er- 
scheinungen, wobei eine graphische, in kartesischen Ko- 
ordinaten durchgeführte und eine rechnerische Behandlung 
des Problems vorgenommen wurden. Die bei den heute 
üblichen Netzen mit erheblichen Leitungslängen außerordent- 
liche Wichtigkeit der einschlägigen Fragen läßt es wün- 
schenswert erscheinen, die genaue Lösung auch in der Form 
eines Vektordiagrammes herbeizuführen, aus dem die bei Ein- 
stellung verschiedener Abstimmungen in der gesunden Lei- 
tung induzierten Spannungen der Größe und Richtung nach 
direkt abgelesen werden können. Ein derartiges Vektordia- 
gramm wird abgeleitet und die Richtigkeit desselben an einem 
numerischen Beispiel überprüft. 


I. Ableitung der Spannungsgleichung. 


Die von Boll in der ETZ! veröffentlichte wert- 
volle Arbeit befaßt sich mit der Ermittlung der von 
einer erdgeschlossenen Leitung auf eine parallellaufende 
gesunde Leitung übertragenen Spannungsverlagerung, 
wenn die Abstimmung der Erdschluß. und Ausgleich- 
spulen geändert wird. Die Lösung wird auf graphischem 
und rechnerischem Wege erhalten. Während die im kar- 
tesischen Koordinatensystem durchgeführte graphische 
Ermittlung nur für überschlägige Berechnungen bei Ver- 
nachlässigung der durch die Verluste hervorgerufenen 
Dämpfung verwendet wurde, sind bei der genauen rechne- 


1 Boll. ETZ 19%, S. 1640. 


rischen Bestimmung diese Größen voll berücksichtigt 
worden. Es wäre nun von außerordentlichem Vorteil, 
wenn man auch die genaue Ermittlung graphisch, u.zw. 
mit Hilfe eines Vektordiagrammes durchführen würde. 
Benutzt man hierzu die von Bloch? eingeführte Orts- 
kurventheorie, so wird man leicht zu einem Kreisdia- 
gramm geführt, das im folgenden als Ergänzung zur ein- 
gangs erwähnten Arbeit besprochen werden soll. 


Als Ausgangspunkt der 
Rechnung sei das von Boll 
gebrachte Ersatzschaltbild?, 
das der Übersichtlichkeit 
halber nebenstehend noclı- 
mals gezeichnet ist(Abb.1), 
gewählt. Um für die Ab- 
leitung der Spannungsglei- 
chungen in der Vorzeichen- 
gebung festzuliegen, sind 
die positiven Spannungs 
und Strompfeile eingetra- 
gen. Die Rechnung wird 
in der komplexen Form 
durchgeführt, wobei die 
gerichteten Größen entweder durch ihre reellen und ima- 
ginären Komponenten oder durch entsprechende deutsche 


Ersatzschaltbild. 


Abb. 1. 


2? 0. Bloch, Die Ortskurven der graphischen Wechselstromtech- 
nik. Verlag Rascher & Cie. Zürich 1912. 
ETZ 1928, S. 1643, Abb. 11. 


1154 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929.Heit 32 


H August 1929 


EENEG 


Buchstaben bezeichnet werden sollen. Man kann dann 


sofort die beiden Spannungsgleichungen 


&—-37 r - —&=0 
Ro + Jo L +jo Cnr 
GE r ; SS 
B, ER Jol, +joC 
ablesen, aus denen nach Eliminieren von q 
Bat Tate 
&=6, _—— 7 ——-— 


1 1 1 D 3 
Ria R., j w Lu m Ciz JO La f (1) 


folgt. Führt man nun, dem Vorgange Bolls folgend, die 
Verstimmungsmaße 


1 
—( C 9 
e Llo KEE (2) 
12 — om Ca S 
1 
e — DL 
E = oL, EISEN (3) 
2 (A) C3 
ein, so wird schließlich 
1 : 
Rn — Ep jw Cig 
Wach" 1 SSC (4) 
RT — £2 J W Cia — E2 J ot 


Diese Gleichung entspricht der Formel (8) im Aufsatz 
Bolls, mit dem Unterschied, daß hier der Vektorcharakter 
der Teilgrößen beibehalten ist. 


II.. Allgemeine Ableitung der Diagrammgrößen. 

Setzt man in der Gl. (4) ©, = E,, d. h., legt man den 
Spannungsvektor €, in die reelle Achse, so entspricht sie 
der allgemeinen Form 

og Atp% 

~ ECE+pDdD+rE 
mit den Parametern p und r. Dies ist die Gleichung einer 
Kreisschar, für deren Ermittlung am besten vom rezi- 
proken Wert 


1 1 . 
GLnpnkrië E (a; + p) ie Co ejo C, 


EG Th 1 BEE = 
DP. — £p jO Cio 
ausgegangen wird. Hierin bedeutet 
E herzen e 
Bio Ze Eja J W Ci? 


cinen Kreis durch den Ursprung, der bekanntlich durch 
Inversion der Geraden 


entsteht, derart, daß vorerst das Spicgelbild der Geraden 
bezüglich der reellen Achse gesucht und auf der Normalen 
zu diesem der reziproke Wert ihres Abstandes vom Ur- 
sprung als Kreisdurchmesser aufgetragen wird. Die 
Strahlen vom Ursprung an die einzelnen Punkte der ge- 
spiezelten Geraden (in der Folge Bezifferungstrahlen ge- 
nannt) liefern dann im Schnitt mit der Kreisperipherie die 
Bezifferung des Kreises. Die Normale der Geraden (6a) 
ist rcell und hat die Größe = Der Kreismittelpunkt 
H 


Du 


liegt daher im Punkt 2 


Um nun den Einfluß des Zählers in Gl. (5) festzu- 
stellen, führen wir die Division aus und erhalten naeh 


erfolgter Ordnung: . 
i 1 1 ; ; 1 
(- Ep jœ Ci + Ra T Po £,7 0 ad (- Ep jo Cig + z) 
I 
lk, o R /Jntz .. (7) 


1 ; 
Ri — £ j W Ci 


Hieraus ist sofort zu ersehen, daß alle Kreise durch den 
Punkt +1 gehen müssen, da der zweite und dritte Sum- 
mand für es =œ verschwindet. Die Kreisschar Sg muß 
daner ebenfalls einen Punkt gemeinsam haben, der wegen 
i = 1 mit dem vorher gekennzeichneten zusammenfällt. 
Der zweite Summand der Gl. (7) sagt aus, daß der Kreis 


1 
nach (6) auf das „fache zu vergrößern ist. Sein Mittel- 


R 
punkt erliielte damit die Lage SCH E welcher Wert. 


gleichzeitig den Halbmesser dieses Kreises vorstellt. Wird 

der erste Suminand der Gl]. (7) berücksichtigt, so ist dieser 

We noeh um + 1 zu versehieben. Der Mittelpunkt kommt 
ann nac 


zu liegen. 


‚Der dritte Summand der Gl. (7) fordert die Multi- 
plikation des Kreises (6) mit — £ j w Ca. Da dieser Faktor 
mit £, parametrisch veränderlich ist, entsteht für jeden 
Wert von e£, ein neuer Kreis, insgesamt also eine Kreis- 
schar. Wo liegen nun die Mittelpunkte dieser Kreisschar? 
Offenbar auf einer Geraden parallel zur imaginären Achse, 
da der Faktor rein imaginär ist und daher den Mittel- 
punktsvektor des Kreises (6) für alle Werte von £, um 


EE e Für e=0 ist der früher gefundene 
Punkt Zee 1? bereits ein Punkt der Mittelpunktsxera- 


den, so daß diese selbst durch diesen Punkt normal auf 
ae Achse gezogen werden könnte. Ihre Gleichung 
autet also 


2R,+ Rn 
2R, 


Zu 


— tj w C3 o 


Die Mittelpunktsgerade ist dann die Symmetrale der Schar, 
und es entspricht dem vorhin erhaltenen gemeinsamen 
Punkt 1 noch ein zweiter symmetrisch gelegener, gemein- 
samer Punkt 
Ro _ Rat 
re ~ 


der also ebenfalls auf der reellen Achse liegt. Für die- 
invertierte Kreisschar bleiben gemeinsame Kreispunkte 
wieder gemeinsam, so daß für diese bereits die zwei 
Punkte 

R, 
R+ Rı: 
vorliezen. Die Symmetrale dieser beiden Punkte ist dann 


die endgültige Mittelpunktsgerade. Sie ist natürlich wieder 
parallel zur imaginären Achse und geht durch den Punkt 


1 und 


R, 
1H RiR _ Set Ro S 
2 = + ko 
Die e,-Teilung auf ihr ergibt sich aus dem Verhältnis 
2 R+ Ro 
o CoR ZR+ Riad oC RoR. 9 
2 2m, +R, 2 Reti 8 
2 R 


für s, = 1 und ist für positive € nach oben abzutragen. 


Damit können bereits die e,-Kreise gezeichnet werden, 
und es erübrigt sich nur mehr, die Linien für es = konst. 
zu finden. In der Gl. (7) erhält man für jedes &,, eine Ge- 
rade, inszesamt also eine Geradenschar. Jede Gerade gibt 
invertiert einen Kreis durch den Ursprung. Die e,,-Linien 
bilden also eine Kreissehar durch den Ursprung. Zu ihrer 
Ermittlung geht man am besten wieder von der Beziehung 
(7) aus, die auch in der Form 


geschrieben werden kann. Der zweite Summand der 
rechten Seite besagt, daß die Gerade 


1 
BR) w Ca 


8. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


1156 


mit jedem Wert des Kreises 


T 

Ris 7 
drehzustrecken ist. Anstatt dessen kaun das Produkt auch 
umgekehrt als Drehstreckung des Kreises durch einen aus- 
gezeichneten Wert der Geraden aufgefaßt werden. Wählt 
man hierfür die Normale durch den Ursprung auf die Ge- 


rade, im vorliegeaden Fall also den Vektor Br so ergibt 


sich eine äußerst einfache Darstellungsweiee. Vorerst 
erhält man den neuen Kreis 


1 
E CC 
R, mJelı - 5% 
mit der Bezifferungsgeraden K) 


1 ; 
RS O 


+ w% 


-W Jo 


J 
de 


Abb. 2. Ortskurvendiagramm für LG in Abhängigkeit 
ven den Verstimmungsma’en Eu und £z 


Die durch diesen Kreis gefundenen Vektoren aus dem 
Ursprung sind nun die Normalen zu den Geraden der Schar 
(10). Die Geraden selbst müssen dann als Normale im 
Halbkreis durch den dem Ursprung diametral gegenüber- 
liegenden Punkt 


1 1 _ Rs 
R, 1 TR 
Ju 


sehen. Verschiebt man der Gl. (10) entsprechend den 
Kreis und damit die Geradenschar um + 1, so erhält man 
schließlich als Träger der letzteren den Punkt 

R> e R, + Ri 

Ire 
Die Kreisschar, die durch Inversion der Geradenschar ent- 
steht, hat dann den gemeinsamen Punkt 
R, 

R+ Re’ 
der mit dem bereits für die e,-Kreisschar gefundenen 
Träger identisch ist. Wir kennen nun bereits zwei ge- 
meinsame Punkte der &,,-Kreisschar, den Ursprung und 


R 
den Punkt ne Die Mittelpunkte der e,,-Kreise 
müssen also auf der Symmetralen dieser beiden Punkte 
jegen. 
Für die Bezifferung erhielten wir bereits die Ge- 


rade (11) für den Fußpunktskreis. Die Mittelpunkte der 
£ı>-Kreise müssen aber auf den zu den Bezifferungstrahlen 


M 


spiegelbildlich gelegenen Strahlen liegen, so daß die posi- 
tiven £, nach abwärts aufzutragen sind. Die Größe des 

DIES für £, = 1 ergibt sich dann aus dem Ver- 
ältnis 


R, 
2 (+ Ria) _ o Cis Rg R 
Dep 1 T 2 Bastel 
Ris 


12 


also im Verhältni a kleiner als der entsprechende 
2 


Abschnitt der e,-Mittelpunktsgeraden. 


Es Vo 
-79 Fr 
seen = 


> 


I 


T, 
IA 


f MTA a / La 
ITIN = 
KL, RT AM N -H Yo 

UM DRK TE N 


p d ee 


N LOSE Si 
di -3% 


0,5 %o 


IG véi S 
KN 


Abb. 3. Vergrößertes Teildiagramm für den Bereich der kleineren G;. 


+2%o 


Damit sind alle Größen für die Konstruktion des Dia- 
grammes ermittelt. Dividiert man noch die entsprechenden 
Werte durch 100, um die Verstimmungen in Prozenten ein- 
setzen zu können, und vergrößert man alle Werte auf das 
E,-fache, damit man direkt ©, erhält, so kann die Ermitt- 
lung des Diagramms nach folgenden Regeln erfolgen: 


1. Berechnung der Punkte 


S AR } 1 T und B (E,), 
Ri R, 
2. Konstruktion der Symmetrale S, der Punkte O und A, 
3. Konstruktion der Symmetrale S, der Punkte A und B, 
4. Abtragen des e,»-Maßstabes auf S, nach abwärts mit 
der Einheitsgröße 
Ki oC RuR_ ei _1 
10 2 Ret 10 2 1 17 
Ra Jr 
. Abtragen des e3-Maßstabes auf S} nach aufwärts mit 
der Einheitsgröße | 


E, w Cy 


100 2 


.. 
w! 


Reb _ E; w Co o 1 a 
Roa+R: 10 2 1 Aueh ; 
Ro" KR 
Damit können die Kreise, die ja alle durch den 
Punkt A gehen, bereits gezeichnet werden. 


1156 


III Zahlenbeispiel. 


Als Zahlenbeispiel sei dasselbe gewählt, das Boll in 
seiner Arbeit bringt. Dort war im besonderen 


IN: Berne 1 ` ER 
E = ny k\ Ce —06.10 6Q 
w Cia = 29,5 . 10—66 Q— 1 KO Er 
ot, =460.10-5 0-1 EES 
0,6 


Der Punkt A liegt also im Abstand dite = 2,08 kV 


vom Ursprung entfernt, der Punkt B in der Entfernung 
57,7 kV. Auf der ER S, ist für 1% Verstim- 
g 1: Si 
mung der Wert 0,5177 - = (0,513, auf der Symmetralen 
230 
Sa der Wert 0,577. 166 ~ 8 aufzutragen. 


Das Diagramm ist in Abb. 2 entworfen, wobei, um die 
Übersicht nicht zu stören, nur einige der Kreise für ru 
und €, eingetragen sind. Zur Überprüfung an Hand der 
Arbeit Bolls sind die Werte für Comax bei abzeschalteter 


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8. August 1929 


Ausgrleichdrossel und ein Zwischenwert für £, = — 50% 
und &e=+5% eingezeichnet. Hierbei ist jedoch zu be- 
achten, daß bei abgeschalteter Ausgleichdrossel auch 


R3 = œ zu Setzen ist, so daß entweder der erhaltene Dia- 
16, 
erammwert auf das "ue fache zu vereröbern oder besser 


noch, wie auch in Ahb.2 angegeben, überhaupt der Orts- 
kreis für abzeschaltete Ausgleichdrossel eingetragen wird. 
Für kleine Werte von E, empfiehlt es sich, eine Tafel 
in kleinerem Maßstab herzustellen, wie es etwa die Abh. 3 
zeigt. Es sind dort auch Ablesungskreise für die Ermitt- 
lung des absoluten Wertes von €, eingetragen, u. zw. 
nicht für E, direkt, sondern für das wichtigere Verhältnis 
4) 
29 100’ 
zur Phasenspannung des Systems 2 in Prozenten. Das Dia- 
gramm ist ferner durch einen cosg@-Ablesekreis sowie 
einen Maßstab zur direkten Ablesung der Werte von E, 
ergänzt. Zum Vergleich ist wieder die größte Spannung 
eingetragen, die bei einer Resonanzahstimmung der Aus- 
rleichdrossel mit der Erdschlufispule auftreten kann, wenn 


die Ausgleichdrossel um 5 % verstimmt ist. 


das ist das Verhältnis der induzierten Spannung 


‚ Die neue Entwicklung des Glimmerkondensators. 


(Mitteilung aus den Laboratorien der C. Lorenz Aktiengesellschaft. Berlin.) 


Von Dr. F. Gerth und Ing. H. Gönningen, Berlin. 


Übersicht. Nach einem kurzen historischen Rückblick 
wird die neuere Entwicklung des Glinmnerkondensators ins- 
besondere für die Verwendung in der Hochfrequenztechnik 
dargestellt. Es wird gezeigt, daß bei gutem Glimmer die 
hochfrequente Belastbarkeit nicht durch die elektrische 
Durchschlagfestigkeit sondern dureh den Sprühbeginn und 
die Erwärmung durch dielektrische Verluste begrenzt ist. 
Die auf Grund der gewonnenen Erkenntnisse entwickelten 
Bauformen werden beschrieben. 


Die neuere Entwicklung der llochfrequenztechnik, 
insbesondere die umfangreiche Einführung der unzedämpf- 
ten Wellen, stellte an die Kondensatoren der Schwing- 
kreise die Forderung sehr niedriger dielektrischer Ver- 
luste. Als Dielektrikum für diese Kondensatoren kamen im 
wesentlichen Luft bzw. Preßluft, Öl, Glas und Glimmer in 
Frage. Die Luftkondensatoren bekamen außerordentlich 
grobe Abmessungen. Die Preßluft-Kondensatoren waren 
im Preis verhältnismäßig hoch, außerdem erforderten sie 
besondere Wartung. Die Kondensatoren mit Glas als Di- 
elektrikum schieden frühzeitig wegen zu hoher Verluste 
aus. Auch die mit Öl gefüllten Plattenkondensatoren muß- 


ten ihres hohen Herstellungspreises und ihrer großen Ab- - 


messungen wegen verlassen werden, dazu kam noch, daß 
die dielektrischen Verluste von dem wechselnden Wasser- 
gehalt des Öles abhängig sind und damit einen großen Un- 
sicherheitsfaktor bilden. 

Heute wird in der Hochfrequenzsendertechnik fast aus- 
schließlich der Glimmerkondensator verwendet. Seine 
dielektrischen Verluste betragen 0,16 bis 0,20 W/kVA 
(logarithmisches Dekrement 0,0005 ... 0,0006). Derartig 
geringe Verluste sind selbst mit Luftkondensatoren nur 
schwer zu erreichen!, da bei diesen die Verluste der Isola- 
toren und der Oberflächen der Platten, die immer mit Staub 
und Feuchtigkeit belegt. sind, schon recht erheblich ins Ge- 
wicht fallen. Von den festen leolationsstoffen weist ledig- 
lich der Quarz noch etwas niedrigere Verluste auf. Sie 
wurden von Witmann (USA) und Telefunken (Berlin) 
zu 0,1 bzw. 0,12 W/kVA gemessen. 

Die erste deutsche Firma auf dem Gebiete der draht- 
losen Telegraphie, welche die vorzüsglichen Eigenschaften 
des Glimmers als Dielektrikum besonders für Sende- 
kondensatoren erkannte, war wohl die C. Lorenz A.G. 
die die ersten ungedämpften Sendestationen (nach 
dem Poulsensystem) in größerem Maße in die F.T.-Praxis 
einführte. In den Jahren 1907 und 1909 wurden hierfür 
bei Lorenz, hauptsächlich durech W. Hahnemann und 
L. Adelmann, die ersten Glimmerkondensatoren ent- 
wickelt und in eine konstruktive Form gebracht, die in 
dieser Ausführung für die verschiedenen Zwecke der 
dralitlosen Nachrichtentechnik und als Bauelemente für 


Scott,H.W.Bousmannu. R. R. Benedict. J. Am. 


ı J. A. 
Inst. El. Engs. Bd. 47. S. äi, siehe auch ETZ 199, S. 576. 


Sender bis zu den größten Leistungen angewendet wurde 
(Abb. 1). 

Während des Krieges wurde der Glimmerkondensator 
in Deutschland von dem Glaskondensator verdrängt, da 


Glimmer als Auslandsprodukt micht mehr zu erhalten war. 


In dieser Zeit hat im Auslande vor allem Dubilier wei- 
tere Fortschritte in der Entwicklung des Glimmerkonden- 
sators gemacht. Nach dem Kriege eroberte sich der Glim- 
merkondensator auch in Deutschland ein immer größeres 
Anwendungsgebiet, so daß sich die Notwendigkeit heraus- 
stellte, ihn konstruktiv den neuen Bedürfnissen der mittler- 
weile weit vorgeschrittenen Sendertechnik mit ungedämpf- 
ten Schwingungen in möglichst vollkommener Weise anzu- 
passen. Die in dieser Richtung bei der C. Lorenz A.G. 
angestellten Untersuchungen und die daraus erhaltenen 
Ergebnisse sollen im folgenden näher beschrieben werden. 
Zunächst wurde versucht, die Verringerung der Ver- 
luste und damit die Erhöhung der Belastungsfähirkeit 
durch möglichst vollständige Entfernung der Luft inner- 
halb des Kondensators und Ausfüllung der Zwiseltenräume 
mit Paraffin oder ähnlichen Stoffen zu erreichen. Es ent- 
stand im Verlauf dieser Versuche die Form K G 01, die in 
Abb. 2 dargestellt ist. Diese Ausführungsform zeigte zwar 
eine Verbesserung gegenüber der ursprünglichen, ergab 
aber noch nicht die erwartete Güte. Infolgedessen wurde 
nunmehr das Verhalten des Glimmers bei Belastung mit 
ungcdämpften Hochfrequenzschwingungen nach den ver- 
schiedenen Richtungen hin eingehend untersucht. 


Physikalische Untersuchung. 
Wechselstrom-Kondensatoren. 


Es muß unterschieden werden zwischen Kondensato- 
ren für Gleichstrom und Wechselstrom. Zunächst seien 
die Eigenarten des Wechselstrom - Kondensators be- 
schrieben. 


Sprühverluste. Von der Erkenntnis ausgehend, 
daß ein Sprühen oder Glimmen der im Kondensator enthal- 
tenen Luftteilchen bei betriebsmäßiger Belastung unbe- 
dingt vermieden werden muß, wenn der Kondensator eine 
unbeschränkte Lebensdauer haben soll, wurde zunächst 
die Abhängigkeit des Sprühens von verschiedenen Fakto- 
ren näher untersucht. 


Abb. 3 zeigt einen Durchschnitt durch den Kondensa- 
tor. Bei der sehr hohen Dielektrizitätskonstante des Glim- 
mers (€e =rd. 7) werden alle im elektrischen Feld liegenden 
Luftteilchen unverhältnismäßig hoch belastet und neigen 
demzufolge sehr leicht zum Sprühen. Da die größte Feld- 
stärke an den Rändern der Belegung, an dem in der Abbil- 
dung mit K bezeichneten Punkt, vorhanden ist, so wird an 
dieser Stelle das Sprühen (Kantensprühen) immer vor 
dem Sprühen der zwischen Elektroden und Dielektrikum 


8. August 1929 


liegenden Luftschicht (Flächensprühen) eintreten. Zu- 
nächst mußte deshalb die Spannung, bei welcher die Ränder 
anfangen zu sprühen (Sprühspannung) in Abhängigkeit 
von der Glimmerstärke, bestimmt werden. Zu diesem 
Zwecke wurde ein kleiner Kondensator mit Druckplatten 
aus Glas gebaut (Abb. 4), bei dem das Sprühen in der 
Dunkelkammer sehr leicht beobachtet werden konnte. Wie 
zu erwarten war, zeigte sich, daß die Sprühspannung nicht 
proportional mit der Glimmerstärke steigt. In Abb. 5 stellt 
Kurve I schematisch das Ergebnis dieser Untersuchung dar. 


Aus dieser Kurve geht hervor, daß die spezifische 
Spannungsbelastung bis zum Einsetzen des Sprühens mit 
abnehmender Glimmerstärke ansteigt (Kurve II). Da die 
Leistung proportional dem Quadrate der Spannung steigt, 
ist der Leistungsanstieg mit abnehmender Glimmerstärke 
entsprechend steiler (Kurve I/II). Die Sprühspannung 
zeigte sich innerhalb des untersuchten Frequenzbereiches 
(500 ... 300 000 Hz) von der Frequenz praktisch unabhän- 
gig, nur die Leuchterscheinung war bei höherer Frequenz 
intensiver, so daß dabei infolge der größeren Sprühver- 
luste eine weit schnellere Erwärmung ein- 
trat. Es ergaben sien die in Abb. 6 schema- 
tisch dargestel:ıen Beziehungen. Oberhalb 
der Sprühgrenze treten also zu den rein 
dielektrischen Verlusten noch die Sprüh- 
verluste hinzu. 


Abb. 1. 


Glimmerkondensator aus dem Jahre 197. 


Fettung. Es liegt nun nahe, die Sprühgrenze da- 
durch hinaufzusetzen, daß man nach sorgfältiger Entfer- 
nung der zwischen den Kondensatorbelegungen befind- 
lichen Luftreste den Kondensator mit einer Flüssigkeit 
oder erstarrenden Vergußmasse aus Paraffin oder paraf- 
finähnlichen Stoffen tränkt; es hat sich dabei aber heraus- 
stellt, daß es trotz Anwendung hohen Vakuums praktisch 
unmöglich ist, die Luft vollkommen zu entfernen (z. B. 
l,ufteinschlüsse innerhalb des Glimmers). Die noch ver- 
bleibenden Luftreste fangen intensiv an zu glimmen, ins- 
hrsondere bei höherer Periodenzahl, sobald ihre Sprüh- 
spannung überschritten wird, wodurch das Vergußmittel 
allmählich zersetzt wird und nach einer größeren oder ge- 
ringeren Zeitspanne die Zeretörung des Kondensators ein- 
tritt. Es ist deshalb auch nicht angebracht, bei gefetteten 
Kondensatoren mit der Prüfspannung weit über die Be- 
trtebspannung hinauszugehen, weil damit die Sprühgrenze 
überschritten werden kann, wodurch, wie vorher erwähnt, 
die Vergußmasse infolge Bildung von Zerfallprodukten 
(Koblenstoffe) verändert wird und Ansatzpunkte für wei- 
tere fortlaufende Zerstörung auch bei späterer normaler 
Telastung geschaffen werden. Bei dem ungzefetteten Kon- 
densator ist es dagegen ohne weiteres möglich, eine Iloch- 
frequenz-Prüfspannung von dem zwei- bis dreifachen Wert 
der Betriebspannung in Anwendung zu bringen. 


DielektrischeVerluste. Nach der vollständigen 
Ausschaltung der Sprühverluste auf Grund der vorstehen- 
den Untersuchung konnte dazu übergegangen werden, die 
Verluste im Dielektrikum selbst zu ermitteln. Die Messun- 
zen erfolgten mittels Ölkalorimeters, und die Verluste von 
nicht gefetteten Kondensatoren wurden damit anfangs zu 
etwa 1LW/kVA bestimmt. Später zeigte sich jedoch, daß 
eine Fehlmessung gemacht worden war und daß die Verluste 
tatsächlich 5... 6mal geringer waren. Die Ursache war das 
Eindringen des Kalorimeteröles zwischen die Belegungen 
des Kondensators, wobei die geringen Feuchtigkeitsreste 
dieses Öles hinreichten, um die Verluste derartig zu er- 
höhen. Für die Messung im Ölkalorimeter war es deshalb 
erforderlich, die Kondensatoren zu fetten, wobei allerdings 
zunächst festzustellen war, daß durch das Fetten keine zu- 
sätzlichen Verluste entstanden. Als Fett wurde eine Masse 
zewählt, deren Hauptbestandteil Paraffin war. Sie mußte 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


Abb. 2. Vakuumgefetteter Glimmerkonden- 
sator aus dem Jahre 1925. 


11567 


bei Zimmertemperatur fest sein und durfte beim Erstarren 
keine Schwundrisse bilden. Eine Vergleichsmessung zwi- 
schen einem gefetteten und einem ungefetteten Kondensa- 
tor, wobei die Übertemperatur bei gleicher Belastung in 
Luft bestimmt wurde, ergab nun, daß die beiden Konden- 
satoren völlig gleiche Güte besaßen. An den gefetteten 
Kondensatoren wurden dann im Kalorimeter bei 20° Raum- 
temperatur die Verluste zu 0,16 ... 0,2 W/kVA ermittelt?. 


Die Verluste zeigten sich in weiten Grenzen von der 
Frequenz praktisch unabhängig, ebenso von der geringen 
Temperaturschwankung, wie sie im Betriebe vorkam, und 
von der Höhe der angewendeten Pressung. 


Dagegen spielt die Art des Glimmers eine ausschlag- 
gebende Rolle. Die Verlustziffer von 0,16 W ist bei 
klarem Bernsteinglimmer, sogenanntem Rubyglimmer, 
gemessen worden; schlechterer Rubyglimmer hatte bis 
0,2W. Die Verluste waren um so höher, je mehr Flecken 
der Glimmer enthielt, während ein Einfluß der Luft- 
einschlüsse (unterhalb der Sprühgrenze natürlich) nicht 


Ly 


Pa 
ar 
fe, TEE ER 
EE 


RETTEN TTT 


EAAtrode 


Abb. 3. 


Abb. 4. V ersuchskondensator mit 
Druckplatten aus Glas. 


festgestellt werden konnte. Klarer Kaliglimmer (Mus- 
kowit), leicht grünlich, hatte 0,8 W, dunkelbrauner und 
stark fleckiger Glimmer derselben Art etwa 4 W, fast 
schwarzer Magnesia-Eisen-Glimmer zeigte etwa 8 W. Für 
die Hochfrequenz-Kondensatoren kommt natürlich nur der 
beste fleckenfreie Rubyglimmer in Frage. Auf Luftfrei- 
heit des Glimmers brauchte kein Wert gelegt zu werden. 


we „y 8 
$ È 
| $ 
A È snimerkare 


Abb. 5. 


In erster Annäherung kann man sagen, daß sich die 
Verluste wie folgt ergeben: 


ver, GËTT GET 


Aus den Versuchen geht hervor, daß die Verluste der 
Glimmerkondensatoren bei Verwendung in Hochfreqauenz- 
Schwingungskreisen gegenüber den bestenfalls in den 
Spulen erreichbaren derartig niedrig sind,. daß eine 
weitere Herabsetzung der Kondensatorverluste von keinem 
größeren praktischen Nutzen melır sein dürfte. 


Leitungsverluste. Je höher die Frequenz 
wird und je größer die Glimmerplatte ist, um so größer 
wird bei gegebener Stärke des Dielektrikums und gleich- 
bleibender Spannung der in die Belegungen fließende 
Strom. Um die Leitungsverluste in den Elektroden möz- 


2 Dieselben Verluste, hat Coursey gemessen: „Electrical Cone 
densers” S. 123. London, Verlag von Pitman & Sons. 


8. August 1929 


1158 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


lichst niedrig zu halten, wurde auf die K u p f e r belegun- 
gen der ersten Ausführungsform wieder zurückgegriffen, 
nachdem zwischendurch Elektroden aus Zinnfolie verwen- 
det wurden (KG01). Außerdem wurde durch Verkleinc- 
rung der Glimmerscheiben auf die Hälfte derjenigen der 
früheren Form die Stromstärke je Belegung ebenfalls er- 
heblich vermindert. | 


Gleichstrom-Kondensatoren. 


Ganz anders liegen die Verhältnisse bei Glimmer- 
kondensatoren für Gleichspannung. 


Sprühverluste. Bei reiner Gleichspannung 
tritt am Glimmerkondensator kein Sprühen der Luft auf. 


Leistungsbegrenzung. Die Verluste des 
Glimmerkondensators hängen nach den eben genannten 
Gleichungen also nur von der Belastung desselben in 
kVA ab. Wenn im Betriebe eine gewisse Übertemperatur 
nicht überschritten werden soll, so erhält man bei jeder 
Bauform hierdurch einen Grenzwert für die Leistung. 
Welche Grenze zuerst erreicht wird, die Sprühgrenze 
oder die Leistungsgrenze, hängt von der Glimmerstärke 
und der Frequenz ab. 


In Abb.7 ist bei 10? die Leistungsgrenze durch Er- 
wärmung angenommen worden. Die drei Kurven geben 
bei 0,05, 0,1 und 0,2mm Glimmerstärke die mögliche 
weistung an, welche sich aus der Frequenz und der 
Sprühgrenze ergibt. Wo diese Kurven unterhalb der 
Leistungsgrenze liegen, ist die Sprühgrenze allein maß- 
gebeud für die mögliche Belastung des Kondensators, wo 
sie oberhalb der Leistungsgrenze liegen, die Leistungs- 


Di mM’ Di WS Si MW’ ae, 
38e 
Abb. 7. 


- — 53: 


z 
e 
S 
| 
S 
s 
H 
z 
$ 
f 


i 


4 


TTT 


hahha LLET III TS TTTET tan 


— 
| 
1 


= 
= 
= 
= 
- 
= 
= 
S 
3 
E 
Ei 
i 
= 
2 
= 
E 


i 
£ 
: 
S 
S 
: 


AR o 
Der 
"met Hiba 


Abb. 8. Glimmerkondensator neuester Abb. 9. 


Form für 10 kVA. 


grenze; die Sprühgrenze wird dann also nicht mehr cr- 
reicht und liegt zur Betriebspannunz um so höher, je 
höher die Frequenz ist. Aus Abb.7 ist weiterhin ersicht- 
lich, daß es bei niedrigen Frequenzen vorteilhafter ist, 
dünnen Glimmer zu verwenden, daß bei höheren dagegen 
der stärkere keinerlei Nachteile mehr bringt. 


Spannungsdurchschlag. Bei einwandfreiem 
Glimmer liegt die Durchschlagspannung des Glimmers 
immer so hoch, daß sie für die Leistungsbegzrenzung des 
Kondensators nicht in Frage kommt. (Vgl. die Versuche 
vonGrünwald?.) 


Zusammenfassend kann man also sagen, daß die 
Leistungsfähigkeit des Glimmerkondensators für Wechsel- 
selstrom bei Verwendung von einwandfreiem Glimmer be- 
grenzt ist: 


1. durch die Sprühspannung, 
2. durch die Leistung in kVA, 
3. durch die Leitfähigkeit der Elektroden. 


3 Grünwald, Arch. El. Bd. 12, 8.79 


Glimmerkondensator bei 


(limmerkandensator auf kitt- 
losem Stützer. 


Das Sprühen setzt immer eine Wattleistung voraus, die 
bei dem hohen Isolationswiderstand des Glimmers bei 
Gleichspannungsbelastung nicht zur Verfügung steht. 
Dies steht im Gegensatz zu den reinen Luftkonden- 
satoren, bei denen die Luft durch Ionisation leitend wird, 
so daß auch bei Gleichstrom ein Energieverbrauch und 
damit auch ein Sprühen auftreten kann. Da beim 
Gleichspannung kein Sprühen 
erfolgt, kann man mit der Spannung erheblich höher 
gehen als bei Wechselspannung. Auch in Verbindung 
ınit einer Wechselspannung ist die Gleichspannung ohne 


e? dd? 
LST EN 


zs pm 
f 


a 


` e e mn e mm e o 
E e d - io 


(ei 


un © 
E 
€ 


Abb. 10. Zwischenkreis eines Senders». 


Einfluß auf den Beginn des Sprühens; es gilt auch hier- 
für die Kurve Z der Abb.5. 


 Gleitfunken. Bei einer Erhöhung der Spannung 
tritt dann aber ein Gleitfunkenübersch!ag ein, der sehr 
schnell zur Zerstörung des Kondensaturs führt. Um den 
Kriechweg für den Gleitfunker zu verschließen, ist es 
heim Gleichspannungskondensator deshalb sehr zweck- 
mäßig, ihn mit einer Vergußmasse zu tränken. 


Kurzschlußgefahr. Die nach den ersten Ver- 
suchen gehegten Erwartungen auf eine außerordentlich 
hohe Gleichspannungs-Belastungsfähigkeit gingen jedoch 
nicht in Erfüllung. Es gelang wohl, eine aus zwei 
Blättern zusammenzgesetzte Glimmerschicht von 0,06 mm 
auf 10000 V aufzuladen (170kV/mm!), aber schon bei 
einer Aufladung ınit nur 5kV trat bei einer Entladung 
durch Kurzschluß in jedem Fall der Durchschlag 
ein. (Vgl. die Versuche von Grünwald.) Es erweckt den 
Anschein, als wenn es sich dabei um ein regelrechtes Zer- 
brechen oder Zerschlagen des Glimmers handelte. 


Verluste. Da dielektrische Verluste bei Gleich- 
spannung nicht auftreten können, bleiben nur die reinen 


1159 


8. August 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


Leitungsverluste durch den Isolationsetrom übrig. Diese Möglichkeit, jede einzelne Gruppe anzuschließen und so 
sind aber so gering, daß sie für den Kondensator keiner- auch bei großem Wellenbereich deg Senders mit einer 
lei Bedeutung haben. Kondensatoreinheit auszukommen. 

Leitungsverluste. Bei Blockkondensatoren, Eine noch kleinere Type steht im Rundkondensator 
die beiden Belastungsarten gleichzeitig ausgesetzt sind, zur Verfügung (KGR 26). In Abb. 12 sind verschiedene 


insbesondere bei 


Kurzwellensendern, können starke Ausführungsformen dargestellt, die sowohl für Wecheel- 


Wechselströme den Kondensator durchfließen, SO daß strombelastung als auch für Gleichstromblockierung (bis 
anch hier die Leitfähigkeit der Elektroden in Betracht 5KkV Prüfspannung) gebaut werden. Die Hochfrequenz- 
leistung diesen Type ist ungefähr 3 kVA. Der Durchmesser 


beträgt nur 30 mm. 


gezogen werden muß. 


Zusammenfassend ergibt sich, daß beim Gleichspan- 
nungs-Kondensator ganz andere Gesichtspunkte maß- 
gebend sind ale beim Wechselspannungs-Kondensator, 
und dieser demzufolge auch einen ganz anderen Aufbau 
erhalten muß, worauf weiter unten noch eingegangen 
werden soll. 


Konstruktion. 


Die aus den physikalischen Untersuchungen ge- 
wonnenen Erkenntnisse zeigten, daß der Kondensator in 
seiner bisherigen Form (Abb. 1 und 2) erheblich abge- 
ändert werden mußte. Bei den alten Ausführungen 
waren die Glimmerblätter zu groß, damit der Preis zu 
hoch und die Kühlfähigkeit zu gering. Die Glimmer- 
stärke der alten Kondensatoren, insbesondere des Kon- 
densators nach Abb. 1, war mit 0,2 mm auch zu groß, so daß 
der Sprühgrenze wegen für die niedrigeren Frequenzen 
eine nur geringe Belastung desselben möglich war. 


Die auf Grund der Untersuchungen Ende 1925 Abb. ı1. Kleinerer Glimmerkonden- Abb. 13. Eingebauter Glimmer- 

herausgebrachte Kondensatorform KG I/25 (Abb. 8) be- sator, insbesondere für Flugzeug- kondensator für Gleich- 

steht in der Regel aus einer großen Anzahl in Reihen ge- sender, für 12 kVA. spannung. 

schalteter Gruppen. Die Zahl .der erforderlichen 

Gruppen hängt en. in erster Linie von E Betriebs- 

NC e een ee Diese erg = Abb. 13 zeigt einen gefetteten und eingebauten Kon- 

den Kondensator an jeder Gruppe anzuzapfen und bequem densator für Gleichspannung (5kV Prüfepannung). Hier- 

Yen A efonkondensator zu verwonden, Es AE bei brauchte onf die KE 

Dr Rn: bei Sendern 9. Dier De keine Verluste auftreten können und die etwaige Wechsel- 
` stromkomponente nur bei Kurzwellensendern zu berück- 


Ein Abgleichen des fertigen Kondensators ist aller- sichtigen ist. 
dings nur noch durch Veränderung der Gruppenzahl 
möglich. Es hat sich aber gezeigt, daß bei sorgfältiger 
Prüfung und Fertigung der Sollwert mit +5% Genauig- 
keit gut innegebalten werden kann. Der Kondensator 
besitzt eine größere Zahl Kühlfahnen, wodurch die Kühl- 
fähigkeit in Luft um das Fünffache gesteigert werden 
konnte, so daß die Kondensatortype® bei einer Übertempe- 
ratur. von etwa 95° eine Belastung von 100kVA auf- 
nehmen kann. Er leidet aber erst Schaden bei 180 °, d. h. 
- bei der Temperatur, bei der das Lötzinn schmilzt. Wenn 
keine zusätzlichen Sprühverluste auftreten, d. h. bei 
kürzeren, WA Bei würde dere sr, ele P unge 

ähr elastung, d. N. ei der 2,dfachen etriebs- . 
spannung eintreten. Hieraus geht hervor, daß die Be- Abb. 12. Ausführungsformen von Rundkondensatoren für 3 kVA. 
triebsicherheit hinsichtlich der normalen Leistung sehr 


groß ist. Ein Durcehschlag ist auch unwahrscheinlich, da, | 
wie bereits erwähnt, die Prüfspannung das 2... lache Es bleibt noch zu erwähnen, daß eine Reihe anderer 


der Betriebspannung beträgt. Da det Glimmer selbst Formen von Kondensatoren für besondere Zwecke nach 
durch längeres Sprühen keine merkbaren Veränderungen den hier dargelegten Gesichtspunkten entwickelt worden 
erleidet, kann der Kondensator auch ein längeres sind, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll, 


Überschreiten der Sprühspannung im Betrieb vertragen, weil sie keine wesentlichen Abweichungen von den be- 
ohne Schaden zu erleiden. schriebenen Formen enthalten. 


Als Endisolation ist Steatit gewählt worden, das sich Für den heutigen Stand der Technik kann die Ent- 
hierfür sehr gut bewährt hat. Erst bei sehr kurzen i 


wicklung der Glimmerkondensatoren 1n der Hauptsache 


Wellen und dementsprechend sehr kleinen Kapazitäten als abgeschlossen 


müssen die Steatitplatten durch Glimmerpakete (Aus- nenen, Erfahrungen W } l 
schußglimmer) ersetzt werden. Für die meisten Ver- auf ein neues großes Entwicklungsgebiet, auf die Kon- 


wendungszwecke reicht die Isolation des Kondensators densatoren mit Papierstoff als Dielektrikum, so daß auch 


gegen Körper aus. Müssen die Kondensatoreinheiten in bei diesen gewisse Grenzen für die Verwendungsmög- 
lichkeit bestimmt werden konnten. Da bei dem Glimmer- 


Serie geschaltet werden, 80 kann der Einzelkondensator 
kondensator wegen der Sprühgrenze die Belastungsfähig- 


auf einen eigens hierfür ausgeführten kittlosen Stütziso- nde! , 
t werden (Abb. 9). keit in KVA proportional der Periodenzahl abnimmt 


: : N : e (Abb. 7), also der spezifische Preis für 1 kVA sich ent- 
BR zeigt eine a es grod Be sprechend erhöht, läßt sich eine bestimmte Grenzfrequenz 
ders zusammengebaut. Die offene Bauart gestattet hier g 
sehr einfache Schaltverbindungen und leichte Anpassung ee De au en ee: WW Es 
an die zur Verfügung stehenden Raumverbältnisse. kurrieren beginn. iese Grenzirequenz iegt nach den 
jetzigen Erfahrungen bei ungefähr 20000 Hz (15 000 m 
Dem Bedürfnis entsprechend, kleinere hochwertige Wellenlänge). Je weiter die Periodenzahl unterhalb dieser 
Kondensatoren Zu verwenden, wurde weiterhin die Form Grenzfrequenz liegt, um 80 vorteilhafter wird die Anwen- 
KG I 27 (Abb. 11) entwickelt, die sich fast nur in der dung des Papierkondensatore. Über den Entwicklungs- 
Größe von der vorhergehenden unterscheidet. Auch bei gang des letzteren soll in einem späteren Aufsatz berichtet 
dieser in Kleinsendern viel verwendeten Form besteht die werden. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


8. August 1929 


Der Springschreiber T 28. 


Von E. Beier, Berlin. 


(Schluß von S. 1049.) 


Das Einstellen und Nachprüfen der Geschwindigkeit 
wird nach dem Stroboskopverfahren vorgenommen. 
Diesem Zwecke dienen ein abwechselnd mit schwarzen 
und weißen Feldern versehener Ring am Reglergehäuse 
und eine Stimmgabel, die an ihren Zinkenenden je ein 
kleines Blech mit einem Schlitz trägt. Die Felder wer- 
den bei schwingender Stimmgabel und umlaufendem Mo- 
tor durch den kleinen Schlitz beobachtet. Erscheinen die 
Felder stillstehend, so ist die Geschwindigkeit richtig. 


widerstand 


Derriebsstellee 


Abb. 19. Zusammenschalten von zwei Springschreibern. 


Detriebsstelle 1 


Bewegen sich dagegen die Felder nach vorn oder hinten, 
so ist die Motorgeschwindigkeit mit Hilfe der Wippe 
oder der Feder zu ändern, bis die Felder stillstehend er- 
scheinen. Dabei ist besonders darauf zu achten, daß die 
Felder auch bei der halben und doppelten Geschwindig- 
keit stillstehend erscheinen. 


Jendekomtaktebd'5 
TE 
DS ie 
Anker AR ST: ed s 
ENT) E 
Ze el L Hemmen am 
Empfang- ——— T X Empföngerteil 
DOE! Kurzschluß 
- feder 
E Ek ; 
Zog D Furzschlun $ Lee GR 
el Kee 


Stecker zur 
Anschluß” 
ose NZDS Ge 


Stecker zur 
Anschluf- 


Anschlußklemmen für Storkstrom dose ¿827 


lung wird die Stellschraube gelöst und der Einstellhebel 
während des Empfangs der Zeichen RY zum Nullpunkt 
der Skala hin bewegt, bis der Apparat aufhört, fehler- 
frei RY zu drucken. Die Stellung des Hebels ist zu 
merken, dann wird der Einstellhebel gegen 120° bewegt, 
bis der Apparat ebenfalls aufhört, RY fehlerfrei wieder- 
zugeben. Därauf wird der Einstellhebel in die Mitte 
der beiden Grenzen gestellt und die Stellschraube fest- 
gezogen. Nach dieser Einstellung ist die Spannung der 


Abb. 21. Zusammenschalten von zwei Springschreibern zum gleich- 
zeitigen Geben und Empfangen. 


Ankerfeder des Empfangsmagneten zu ändern. Zuerst 
wird die Gegenmutter der Spannschraube gelöst und dann 
die Spannung der Feder erhöht, bis der Apparat aufhört, 
fehlerfrei RY zu drucken. Darauf wird die Spannung 
der Ankerfeder soweit vermindert, bis der Apparat eben- 
falls aufhört, RY fehlerfrei wiederzugeben. Dabei sind 
die Drehungen der Spannschraube zu zählen. Danach ist 
die Spannung der Feder um die Hälfte der Umdrehungen 
zu erhöhen. Die so gefundene Einstellung ist das gün- 


Anschlußklemmen für Starkstrom 


Stecker zur 
ei WNAnschlußdose 
Bee 2827 


Ötecker zur 
Anschlußdose 
NZUS 9 


S TI = Anschlußklernmen 
E 153 für 
eeng GEN bügel | | iga Schwachstrom 
Empfangs- J! | L- 
magnet Ja 
urzschlußfeder 


| | tEmofüngertei 
d 


L 


faum für lastenwerk 
fraste 


Abb. 21. Innenschaltung des Springschreibers T 28. 


Für den einwandfreien Empfang ist erforderlich, daß 
das Anlaufen der Empfängerverteilerachse und das Be- 
tätigen des Wählmechanismus in ein bestimmtes Zeitver- 
hältnis zucinander gebracht werden. Zu diesem Zwecke 
können die früher beschriebene Auslöseklinke und die 
Sperrklinke, die auf einem gemeinsamen Rahmen sitzen, 
mit Hilfe eines Einstellhebels um 120° gedreht werden, 
wodurch der Abstand zwischen dem Zeitpunkte des An- 
laufens der Empfängerverteilerachse und der Betätizung 
der Steuerhebel verändert wird. Über dem Wählmecha- 
nismus befindet sich eine Skala, an der die Einstellung 
des Hebels abgelesen werden kann. Eine Stellschraube 
dient zum Festlegen des Einstellhebels. Die Einstellung 
wird bei laufendem Apparat vorgenommen. Zur Einstel- 


stieste Zeitverhältnis zwischen dem Zeitpunkt des An- 
laufens der Empfängerverteilerachse und dem Zeitpunkt 
der Betätigung des Wählmechanismus, was die Vorbedin- 
gung für einen einwandfreien Empfang ist. 

Abb. 19 zeigt das schematische Schaltbild einer Pri- 
vatanlage mit zwei Springschreibern, die wechselweise 
arbeiten. Der Telegraphierstrom ist dem Gleichstrom- 
netz entnommen. Dabei sind die Leitungswiderstände 
durch Regelwiderstände so zu bemessen, daß 60...70 mA 
in der Leitung fließen. In Wechselstromnetzen kann der 
Tclegraphierstrom nicht dem Netze entnommen werden, 
es muß vielmehr in diesem Falle eine besondere Gleich- 
stromquell® (Sammlerbatterie, Gleichrichter oder Um- 
former) benutzt werden. Abb. 20 veranschaulicht sche- 


ti 8. August 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 1161 


matisch das gleichzeitige Geben und Empfangen mit dem- dadurch der Stromkreis des Motors unterbrochen wird. Bei 
selben Apparat auf zwei Leitungen und Erde. Während Stromlosigkeit auf der Leitung wird die Blatifeder h durch 
bei der Schaltung nach Abb. 19 der eigene Empfünger die Nase g freigegeben. Die Kraft der Feder f wirkt 
einen Mitlesestreifen liefert, ist das bei dieser Schaltung sich aus und hebt mittels der Wippe das’ Zahnrad e aus 
nicht der Fall. Abb. 21 zeigt dann noch die Innenschal- dem Trieb. Eine Spiralfeder k dreht nun das Zahnrad c 
tung des Springschreibers mit Nebenschlußmotor für schnell in seine Ruhestellung zurück. Der Quecksilber- 
110V Gleichstrom; für Anschluß an 110 V Wechselstrom kontakt i fällt wieder in die Waagereclhte, und das Queck- 
wird der Anker des Hauptstrommotors an die Empfänger- silber schließt den Stromkreis für den Motor. Beim Geben 
klemmen 3 und 4 gelegt, während das Feld an 3 und 6 wird durch das wiederholte Abfallen des Ankers das Zahn- 
angeschlossen wird. rad c dauernd aus dem Bereich des Zahntriebes gezogen, 

so daß der Dorn e in seiner Ruhestellung bleibt. Um den 
Strom auf der Leitung bei stehenden Motoren zum Zwecke 
L) 2 der Einschaltung der Motoren unterbrechen zu können, 
r ist ein besonderer Druckknopf links vom Tastenwerk vor- 
gesehen, durch dea die Leitung unterbrochen werden kann. 
Die neueren Einrichtungen haben statt des Quecksilber- 
kontaktes Wolframkontakte. 


Damit beim Gegcnsprech- und Richtungsbetrieb diese 
Einrichtung ebenfalls benutzt werden kann, bewegt beim 
Geben der Sperrbügel des Kontaktgebers mit seiner 
Nase | einen Doppelhebel m, der die Wippe im Sinne des 
Ankers des Empfangsmagneten betätigt. Die Nase l des 
Sperrbügels drückt weiter auf einen Hebel n, der für 
die Dauer eines Umlaufs der Kontaktgeberachse die 
Schubstange o mit ihrer Stellschräube p gegen den Anker 
drückt, so daß beim Geben bei Einfachbetrieb das Ar- 
beiten des Empfangsmechanismus unterbunden wird, wo- 
durch der Mitlesestreifen wegfällt.e Bei Leitungen mit 
Gegensprech- oder Richtungsbetrieb wird die Stell- 
schraube p soweit zurückgenommen, daß sie nicht in den 
Bereich des Ankers gelangen kann; sie würde sonst beim 
Geben den Empfang des Druckstreifens mit den Zeichen 
des fernen Amtes unterbinden. 


Abl.22 Selbsttätiger Motor-Ein- und -Ausschalter (von hinten gesehen‘. 


Der Apparat kann mit einer Einrichtung ausgerüstet a 6. Sucher 
werden, die den Motor beim Eingang des ersten Zeichens b Sucher 
ee ap DE nen. nie a einschaltet und e Sucherfüße 
nach einer längeren Ruhe au er Leitung — etwa iarmi 
36..40s8 — den Motor selbsttätig wieder abschaltet. Bei ` ee SC 
Anwendung dieser Einrichtung ist es möglich, Nachrich- Kombi 
ten emtgegenzunehmen, ohne daß der Antriebsmotor Ss 
dauernd läuft und ohne daß der Apparat dauernd besetzt g Kopf 
ist. Die Einrichtung befindet sich hinter der Sender- h Fuß 


achse und unterhalb des Empfangsmagneten. Die Sender- 
achse trägt an ihrem Ende eine Spindel a, die ein Zahn- 
rad b treibt (Abb. 22 u. 23). Auf der Achse dieses 


Abb. 24. Druckmechanismus 
des Teletype Modell 11. 


Die Leistung des Apparates läßt sich durch Verwen- 
dung von Ringen mit anderer Feldeinteilung ändern. So 
gibt ein Ring mit 10 Feldern eine Leistung von rd. 6 Zei- 
chen/s und ein solcher mit 9 Feldern eine Leistung von 
rd. 7 Zeichen/s. Diese Leistung wird aber bei Handsen- 
dung nicht immer erreicht, weil sie von der Geschick- 
lichkeit des Gebers, den Pausen für die Nebenarbeiten 
und der Leserlichkeit des Textes abhängig ist. Ist man 
gozwungen, die Leistung einer Leitung zu erhöhen, so muß 
man diese Abhängigkeit durch Benutzung eines Loch- 
streifens vermeiden. Der Lochstreifen wird ganz un- 
abhängig von der Leitung auf einem oder mehreren 
Tastenlochern hergestellt und die Zeichen mit einem beson- 
deren Streifensender in die Leitung gesandt. 


Der Vorgänger des Springschreibers T 28 ist der Te- 
letype Modell 11, der noch vielfach im Auslande benutzt 
wird (Abb. 24). Der Empfangsteil dieses Modells ist im 
Gegensatz zum Springschreiber T 28 eine Weiterentwick- 
lung des Baudot-Übersctzers unter Hinzufügung des Or- 
gans, das den Empfangsteil mit dem Antriebsmotor beim 

Abb. 23. Selbsttätiger Motor-Ein- und -Ausschalter Eintreffen des Anlaufschrittes kuppelt und beim Eingang 

(von der Seite gesehen). des Sperrschrittes wieder entkuppelt.e Der Sendeteil 

gleicht dem des Springschreibers T28. Die ankommen- 

i den Schritte des Fünferzeichens steuern, nachdem durch 

Rades befindet sich ein Zahntrieb, in den ein zweites den Anlaufschritt der Empfangsteil my dem Antriebs- 
Zahnrad e je nach der Stellung der Wippe d, in der cs motor gekuppelt worden ist, mittels fünf Steuermagneten 
sein Lager hat, greift. Das Zahnrad e trägt einen Dorn e fünf Sucher, deren Füße in einem Kombinator liegen. 
Der eine Schenkel der Wippe d wird durch die Feder f Dieser besteht aus zwei Scheiben, der Ruhe- und der Ar- 
nach unten gezogen, so daß das im anderen Schenkel heitscheibe, die beide am Umfang entsprechend den Fün- 
xelagerte Zahnrad c aus dem Eingriffsbereich des kleinen ferzeichen Vertiefungen haben. Die fünf Sucherfüße 
Zahntriebes kommt. Bei angezogenem Anker des Emp- liegen in der Ruhe in der Ruhescheibe. Die Sucher sind 
fıngsmagneten hält die Nase g des Ankers mittels der mit ihren Köpfen derart gegeneinander gelegt, daß ein 
Blattfeder h die Wippe so, daß das Zahnrad c von dem Sucherfuß nur dann in eine unter ihm befindliche Ver- 
ZJahntrieb mitgenommen wird. Der Dorn e des Zahnrades tiefung des Kombinators eindringen kann, wenn auch zu- 
c hebt beim Umlauf einen Quecksilberkontakt iso weitaus gleich die übrigen Füße Vertiefungen unter sich vor- 
der Waagerechten, daß der Quecksilberspiegel abreißt und finden, wenn sich also alle fünf Füße gleichzeitig senken 


1 162 


können. Die Ruhescheibe weist aber nirgends mehr als 
vier Vertiefungen in ununterbrochener Reihenfolge hin- 
tereinander auf. Es werden daher, um den Sucherfüßen 
an einer bestimmten Stelle des Kombinators ein Senken 
zu ermöglichen, einige oder sämtliche Sucherfüße vor- 
übergehend auf die Arbeitscheibe befördert werden 
müssen. Dies besorgen die ankommenden Zeichen. Im- 
mer diejenigen Sucherfüße werden in die Arbeitscheibe 
geschoben, deren Magnete Strom erhalten haben. Für 
jedes Fünferzeichen gibt es nur eine Stelle auf dem Kom- 
binator, wo sich unter allen fünf Füßen Vertiefungen be- 
finden. An der Bewegung der Sucher nimmt ein sechster 
Sucher teil, der aber keinen Fuß besitzt sondern einen 
Auslösehebel trägt. Dieser Hebel schlägt beim Einfallen 
der fünf Sucherfüße in die Vertiefungen mittels eines 
zweiarmigen llebels die Druckrolle gegen das mit dem 
Kombinator umlaufende Typenrad. Die Lage der Buch- 
staben auf dem Typenrad entspricht der Lage der Ver- 
tiefungen auf dem Kombinator, so daß beim Einfall der 
Füße das gewählte Zeichen durch Anschlagen der Druck- 
rolle mit dem Papierstreifen gegen das Typenrad abge- 
druckt wird. Auf dem Wege des Kombinators in die 
Ruhestellung werden die Sucherfüße durch eine kleine 
Gleitbahn im Kombinator wieder auf die Ruhescheibe ge- 
bracht. Der Sperrschritt entkuppelt nun den Empfangs- 
teil. Der Apparat ist zur Aufnahme eines neuen Zeichens 
bereit. Der Linienstrom dieses Apparates beträgt wie 
beim Springschreiber T28 60 mA. Seine Leistung ist je- 
doch nur 40 Wörter/min. Wegen dieser geringen Lei- 
stung ist er durch das Modell 14 ersetzt worden. 


DerStreifenlocher. 


Die Einrichtung des Streifenlochers geht aus den 
Abb. 25 und 26 hervor. Er besteht aus einem Tastenwerk 
von 31 Tasten, die an ihrem einen Ende gelagert sind und 
ctwa in der Mitte einen Kamm a tragen (Abb. 26). Die 


Abh. Oe 


Streifenlocher. 


Zähne dieses Kammes entsprechen dem umgekehrten 
T.ochbild des zu stanzenden Buchstabens. Die gedrückte 
Taste b drückt mittels der Zähne ihres Kammes die ent- 
sprechenden U-förmigen Schienen c nieder, wovon sechs 
unterhalb der Tasten liegen. Jede U-förmige Schiene 
trägt an einem Ende einen senkrechten Ansatz d mit 
einem Lager für einen zweiarmigen Hebel e Infolge 
des Niederdrückens der Taste weichen die entsprechenden 
senkrechten Ansätze der U-förmigen Schienen aus und 
nehmen die zweiarmigen Hebel mit. Demzufolge gehen 
deren vordere Enden nach rechts und ziehen die ange- 
lenkten Wählerstifte f weg, die zwischen dem Hammer g 
einerseits und den Stanzstempeln h anderseits liegen. 
Bei weiterem Niedergehen der angeschlagenen Taste 
weicht auch der senkrechte Ansatz der sechsten Schiene 
soweit aus, daß der Kontakt ! geschlossen und dadurch 
der Stanzelektromagnet betätigt wird. Letzterer zieht 
seinen Anker an und treibt mittels des Hammers g die- 
jenigen Lochstempel h, vor denen die Wählerstifte f in 
Arbeitstellung liegen, und den dritten Stanzstempel, der 
das Führungsloch herstellt, durch den Streifen i. Der 
rückkehrende Anker schaltet mit llilfe der Klinke k den 
Streifen i um eine Zeichenbreite weiter. Bei Verwen- 
dung der Streifenlocher in Verbindung mit Blattsclırei- 
bern, die später beschrieben werden, gewährleisten eine 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32 


8. August 1929 


Zählvorrichtung und eine rote Signallampe, daß zu den 
richtigen Zeiten — eine Zeile des Blattdruckers falst 
etwa 65 Buchstaben — die Zeichen für die Zeilenschal- 
tung und den Wagenrücklauf gestanzt werden. Außer- 
dem ist eine Einrichtung zum Auslöschen falsch ange- 
schlagener Buchstaben vorgesehen. Sie besteht aus einem 
Hebel, mit dem der Streifen schrittweise rückwärts bewegt 
werden und so die gestanzten Zeichen von neuem vor. 
die Stanzstifte gebracht werden können. Die falschen 


[77 


I 
129 58 
Abb. 26. Streifenlocher (schematische Darstellung). 


Zeichen werden dann mit einer Lochgruppe, die aus fünf 
Löchern besteht, überstanzt und dann die richtigen Zeichen 
wiederholt. Da diese Lochgruppe auf dem Druckstreifen 
keine sichtbare Wirkung hinterläßt, ist die Irrung auf 
kürzeste Weise gelöscht. 


DerStreıfensender. 


Der Streifensender (Abb.27) bestelıt aus einem An- 
triebsmotor und einem Verteiler, der die Stromstöße des 
Fünferzeichens mit dem vorangeliıenden Anlaufschritt und 


Streifensender. 


Abb. 27. 


dem nachfolgenden Sperrschritt nacheinander in die Lei- 
tung sendet. Der Antriebsmotor besitzt einen Regler mi! 
einem durch schwarze und weiße Felder unterteilten Ring 
zum Jöinstellen der Geschwindigkeit mit der Stimmgabel, 
wie ihn der Springschreiber besitzt. Der Verteiler wird 
durch den Motor angetrieben und besteht aus einer Walze 
mit sechs Nuten. In diesen Nuten liegen sechs waagerecht? 
Hebel, die mit Hilfe von Winkelhebeln den Sendekontakt 
stcuern (Abb. 28). Findet der waagerechte Arm des Winkel- 
hebels a in dem durch ein Vorschubrad schrittweise vorbei- 
laufenden Streifen ein Loch, so fällt seine Nase infolge der 
Kraft der Feder b in das Loch. Der senkrechte Arm de: 
Hebels a gleitet von dem linken Ansatz des waagerechten 
Hebels e Die Nase d fällt in die Vertiefung der Nut de: 
Verteilers e Dabei hebt der rechte Ansatz des Hebels c 
den linken Schenkel des zweiarmigen Kontakthebels f und 
unterbricht dadurch den Kontakt g. Findet die Nase de: 


8. August 1929 


Hebels a dagegen kein Loch im Sendestreifen, so bleibt der 
senkrechte Schenkel des Hebels a auf dem linken Ansatz 
des Hebels c liegen. Der Kontakt g bleibt in Ruhe. Es 
fließt Strom während dieser Zeit in die Leitung. 


Der Anlaufschritt wird durch den dritten waagerechten 
Hebel gezeben, der keinen Winkelhebel besitzt. Beim Um- 
lauf des Verteilers fällt zuerst die Nase dieses Hebels in 
die Vertiefung der Nut. Der rechte Ansatz legt sich gegen 
den Kontakthebel f und 
öffnet den Kontakt o Der 
Stromkreis wird für die 
Dauer des Verbleibens der 
Nase in der Vertiefung der 
Nut — das erste Siebentel 
der Umdrehung — unter- 
brochen. Dann folgen nach- 
einander die fünf Strom- 
stöße nach Stellung der 
Abfühlhebel bis zum sech- 
sten Siebentel. Während 
des siebenten Siebentels 
bleiben die Kontaktlievel 
in Ruhe, weil in diesem Teil des Verteilers keine Vertie- 
fungen in den Nuten sind. Es fließt Strom — der Sperr- 
strom — in die Leitung. 


Mit Hilfe eines Hebels kann der Hebel h, der mit dem 
dritten waagerechten Hebel ce in Verbindung steht, in den 
Bereich des gezahnten Rades i gebracht und so ein Zeichen 
mit für den Betrieb verabredeter Bedeutung in einfacher 
Weise über die Leitung gegeben werden. 


Abb. 38. 
tische Darstellung). 


Abb. 2. Streifensender ncuer Art (geschlossen. 


Der Stanzstreifen läuft vom Tastenlocher unter einem 
Hebel hinweg unmittelbar in den Sender. Wird der Stanz- 
streifen infolge Stockungen bei der Stanzarbeit zwischen 
dem Sender und dem Tastenlocher durch den Sender ge- 
spannt, so hebt der Streifen diesen Hebel und schaltet den 
Vorschub des Streifens so ab, daß während der Zeit vom 
zweiten zum siebenten Siebentel Dauerstrom in die Lei- 
tung fließt, der den Empfänger auf dem fernen Amt durch- 
Luft, ohne eine Wirkung auf dem Druckmechanismus zu 
hinterlassen. In Verbindung mit dem Streifensender wird 
von dem Springschreiber nur der Empfangsteil ver- 
wendet, der zu diesem Zwecke eine besondere Grundplatte 
ohne den Raum für das Tastenwerk erhalten hat. Dieser 
reine Empfänger kann auch in solchen Verbindungen be- 
nutzt werden, in denen von einer Stelle aus in nur einer 
Richtung einer oder mehreren Stellen Nachrichten über- 
mittelt werden eollen. 


Die Morkrum-Kleinschmidt-Geeellschaft hat neuer- 
dirgs einen Streifensender herausgebracht (Abb. 29 u. 30), 
der in Verbindung mit einem Bürstenverteiler (Abb. 31) 
arbeitet und bei Hinzufügung noch einer Scheibe für den 
Springschreiberbetrieb auf verlängerten Kanälen einer 
Mehrfachverbindung verwendet werden kann. Der 
Streifensender besteht aus einem starken Elektromagne- 
ten a (Abb.30) und einem Abfühlwerk. Der Elektro- 
magnet bewegt durch seine Kraft mittels einer Klinke 
und eines Steigrades das Papiervorschubrädchen b, das 
den Lochstreifen an fünf Abfühlhebeln c vorbeiführt, die 
auf Winkelhebeln sitzen. Der Elektromagnet hebt außer- 
dem die Abfühlhebel aus den Löchern des Streifens und 
läßt sie nach dem Vorschub wieder in die Löcher des 
Streifense einfallen, sofern sie solche vorfinden. Im andern 
Falle legen sie sich gegen den Streifen. Die andern 
Schenkel der Winkelhebel tragen Kontaktfedern, die zwi- 
schen zwei Kontaktschienen e spielen, wovon eine mit dem 
positiven Pol (Trennbatterie) und die andere mit dem 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


Streifensender (schema- 


1163 


negativen Pol (Zeichenbatterie) der Linienbatterie ver- 
bunden ist. Diejenigen Kontaktzungen, deren Abfühlhebel 
Löcher im Streifen vorgefunden haben, legen sich gegen 
die obere Schiene, die mit dem negativen Pol verbunden 
ist, und führen Zeichensirom, während die andern an der 
unteren Schiene liegen bleiben und Trennstrom führen. 
Bei Springschreiberbetrieb wird die Zeichenbatterie- 
schiene nicht mit Batterie verbunden. Die Kontaktzungen 


Abb. 39.” Streifensender neuer Art (offen), 


sind mit fünf Segmenten der Scheibe des Bürstenverteilers 
verbunden. Der Bürstenverteiler setzt durch ein Segment 
dem vom Streifensender erhaltenen Fünferzeichen den An- 
laufschritt voraus und beschließt es durch ein weiteres 
Segment mit dem Sperrschritt. Zum Senden des Streifens 
wird durch eine besondere Taste der Anlaufmagnet 
(Abb. 31) unter Strom gesetzt. Der Anker des Anlaufma- 


< ` Af Ter Du 
sets > 


e CA 


Abb. 31. Verteiler für Streifensender neuer Art. 


eneten hielt bisher die Verteilerachse e fest, die durch 
Friktion mit der Achse des Antriebmotors gekuppelt ist. 
Wird der Anker angezogen, so gibt er die Verteilerachse 
frei und läßt das Büstenpaar d umlaufen. Dabei sendst 
das Bürstenpaar über das Anlaufsegment und den Vollring 
des Verteilers den Anlaufschritt in die Leitung. Zu gleicher 
Zeit erhält der Vorschubmagnet des Streifensenders einen 
Stromstoß und schiebt mit Hilfe des Vorschubrades den 
Streifen um ein Führungsloch weiter. Die fünf Kontakt- 
zungen geben nun über die fünf folgenden Segmente der 
Verteilerscheibe und das Bürstenpaar die durch den Loch- 
streifen gegebenen Stromstöße in die Leitung. Dann folgt 
selbsttätig der Sperrschritt, und so eetzt sich das Spiel 
weiter fort, bis der Stromkreis des Anlaufmagneten b beim 
Ende des Streifens unterbrochen wird. Die Relais a sind 
für den Geh-Steh-Betrieb auf verlängerten Kanälen bei 
Mehrfachbetrieb erforderlich. 


1164 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32 


8. August 1929 


Der Blattdrucker. 


Den Forderungen der Presse und der größeren Bank- 
und Handelsunternehnien nach Empfängern, bei denen die 
Wiedergabe der Nachricht in Druckschrift auf einem fort- 
laufenden breiten Papierbande, unter Umständen sogar mit 
bis zu 14 Durchschlägen erfolgt, so daß die Nachricht 
gleich zum weiteren Verwendungszweck fertig ist, wird 
durch den Blattdrucker entsprochen. Der Blattdrucker 
arbeitet ebenfalls nach dem Geh-Steh-Prinzip und besitzt 
zum Senden eine gleiche Einrichtung wie der Streifen- 
drucker. Abb. 32 zeigt einen Blattdrucker in Verbindung 


Abb. 2. Blattdrucker. 


mit einem Handsender. Für Leitungen, in denen nur emp- 
fangen wird, werden Apparate ohne Handsender benutzt. 
Die Arbeitsweise des Empfängers des Blattdruckers gleicht 
im Prinzip fast der des Streifendruckers, was Druck und 
Bandvorschub anbelangt. Der Empfansrsmechanismus ist 
dagegen anders. Die Arbeitsweise des Empfangsmecha- 
niemus sei hier kurz angedeutet. 


a Steuerhebel 
b Anker 

c Wählmagnet 
d Stiftwalze 


Abb. 33. Empfangsmechanis- 
mus des Blattdruckers. 


Der Empfangsmagnet betätigt einen Anker, der den 


vom Motor angetriebenen Empfängerverteiler steuert 
(Abb. 33). Der Empfängerverteiler besteht aus einer 
Knpplungsachse — Empfängerverteilerachse —, wie sie 


ähnlich der Streifendrucker besitzt, und einer seitlich ver- 
schiebbaren Stiftwalze auf der Achse (Abb. 33). Die Stift- 
walze wird unmittelbar von dem Anker des Empfangs- 
magneten gesteuert und. macht für jedes Fünferzeichen 
cine Umdrehung. Sie läuft durch den ankommenden An- 
laufschritt an. Die Bewegung der Stiftwalze muß während 
der Dauer des Fünferzeichens in Gleichlauf mit dem 
Senderverteiler des sendenden Apparates sein. Ist der 
Anker des lEimpfangsmagneten angezogen, so wird die 
Stiftwalze nach rechts bewegt und der Stift, der sich dem 
Steuerhebel der Wählschiene gegenüber befindet, nimmt 
den Steuerhebel mit (Abb. 33). Ist der Anker abgcefallen, 
so wird die Stiftwalze nach links verschoben, und der Stift 
der Stiftwalze gleitet an dem Steuerhebel vorbei. Die 
Wählschienen werden je nach der Stellung der Steuerhebel 
durch Federn verschoben und durch Sperrklinken ver- 
riezelt. In den von den Wählschienen gebildeten Ein- 


schnitt fällt nun der entsprechende Zugstab, der Druck- 
mechanismus wird betätigt. Der Typenhebel schlägt ge- 
gen die Schreibwalze. Der Wahl und der Druckmecha- 
nismus entsprechen bis auf den einfacheren Empfänger- 
verteiler dem des Streifendruckers, nur sind die Wahl. 
schienen nicht halbkreisförmig angeordnet sondern sie 
licgen mit ihren Einschnitten nach oben in einer waage- 
rechten Ebene. Dementsprechend liegen auch die Zug- 
stäbe waagerecht. Diese Anordnung mußte gewählt wer- 
den, weil der Blattdrucker für den Abdruck der Zeichen 
und den Papiervorschub einen Schlitten mit einer Schreib- 
walze wie die Schreibmaschine besitzt, der sich im hinte- 
ren oberen Teil des Empfängers befindet. Der Vorschub 
des Papiers beim Empfang — aleo von rechts nach links — 
geschieht mit Hilfe von Hebeln durch den Druckbügel. Bei 
der Vorwärtsbewegung des Schlittense wird eine Spiral- 
feder gespannt, deren Sperrung durch einen besonderen 
Zugstab beim Druck der Taste für die Wagenrückführung 
aufgehoben wird und den Schlitten unter Weiterschaltung 
einer Zeile durch den Druckbügel wieder in die Anfangs- 
stellung zurückführt. Bei Weiterschaltung einer Zeile 
allein, was ebenfalls nach Drücken der entsprechenden 
Taste durch einen besonderen Zugstab geschieht, wird die 
Sperrung der Spiralfeder nicht aufgehoben, sondern der 
Druckbügel dreht nur mit Hilfe von Hebeln, einer Klinke 
und einem Steigrade die Schreibwalze um eine Zeile weiter. 
Nach dem Abdruck des Zeichens werden die verschobenen 
Wählschienen durch eine Rückstellschiene wieder entrie- 
gelt und folgen einem besonderen Hebel in die Ruhestel- 
lung. Den Wechsel von Buchstaben auf Zahlen und umge- 
kehrt nehmen zwei Zugstäbe vor, die nach Drücken der ent- 
sprechenden Tasten in Tätigkeit treten und den Schlitten 
entweder heben oder senken. Es kann so das obere cder 
das untere Feld jeder Type gedruckt werden. 


Motor 
Empfangsmagnet 
Zugstab 

Kontakt ı 
Kontakt 2 
Schiene 


wa AaS 


Abb. 34. Ein-und Ausschalten 
des Motors am Blattdrucker. 


Der Blattdrucker kann durch ein Einschalt- und Aus- 
schaltzeichen vom Sender aus in Gang oder außer Betrieb 
gesetzt werden. Am Schluß einer Übermittlung wird die 
Zäahlentaste gedrückt. Der Zugstab für den Zahlenwech- 
sel verschiebt eine zu den Wählschienen parallel verlan- 
fende Schiene, die die Einfallnut für den Zugstab einer 
weißen Taste freigibt. Wird nun die weiße Taste gedrückt, 
so fällt ihr Zugstab in die Nut. Der Zugstab wird nach 
vorn gerissen und öffnet mittels eines Hebels und einer 
weiteren Schiene den Kontakt 2 für den Motorstromkreis 
(Abb. 34). Diese Schiene wird durch eine Nase am Anker 
des Empfangsmagneten gesperrt und am Zurückschnellen 
verhindert. Durch Unterbrechung des Dauerstromes au 
der Leitung durch eine besondere Taste fällt der Anker des 
Empfangsmagneten ab, die Sperrung der zuletzt erwähnten 
Schiene wird aufgehoben, Sie folgt der Kraft einer Feder, 
der federnde Kontakt 2 schließt sich, und der Apparat läuft 
an. Zur Erhaltung gleicher Geschwindigkeiten der beiden 
Antriebsmotoren der Gegenämter besitzen die Motoren wie 
beim Streifendrucker Fliehkraftregler. Die Einstellung 


der Geschwindigkeit geschieht beim Blattdrucker ent- 


weder mit Hilfe eines Stroboskops, oder ein Umdrehung:- 
zählwerk wird durch Niederdrücken mit einer Achse ge 
kuppelt. Mittels ciner Stoppuhr werden die Umdrehungen 
dieser Achse während eines vereinbarten Zeitabschnittes 
(Ca, % oder ganze Minute) gezählt und der Regler so lange 
verändert — wie beim Streifendrucker —, bis der Um- 
drehungszähler die vereinbarte Zahl von Umdrehungen an- 
gibt. Die Leistung des Blattdruckers beträgt etwa 450 Zei- 
cehen/min. 


IR 

r. 

4 

i: 

L 

t Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


la Das Elektrizitätswerk Kardaun bei Bozen. — Das 
“l Werk soll die Wasser des Eisack, der auf dem Brenner 
° entspringt und Zuflüsse aus dem Puster-, Ampezzo- und 
£! sonstigen Seitentälern hat, ausnutzen. Es handelt sich 
j hierbei um ein Niederschlagsgzebiet von ungefähr 3350 km? 
Xi (Abb.1). Aus dem Flusse werden minutlich 80 m? abge- 
“= zweigt, indem bei Ponte all’ Isarco (Waidbruck) ein Stau- 


f | # Ponte all'Isarco 
I / Sonder i Gardeng 
Am ` Mi <| bopi 


5 
KJ 
â 
2565 
weg = IM o 1723 4km 
— x en tl 
Hardaun 
/Araftwerk) 


Abb. 1. Lageplan des Staudammes und des Kraftwerkes Kardaun 


damm errichtet wurde. Das Kraftwerk befindet sich bei 
Cardano. Das Gefälle beträgt 160 m; das Staubecken ver- 
mag 290 000 m? zu fassen. Das Wasser wird in einem 
Tunnel von 36 m? Querschnitt, einer Länge von 16 km und 
einem Gefälle von 0,75 m/km dem Sammelbecken von 
60 000 m?” Fassungsvermögen zugeführt (Abb. 2). 

Zum Kraftwerk führen sechs Druckrohre. Fünf von 
2,%0/2,50 m Dmr. sind bestimmt für die Maschinen von 
50 Hz, eins mit gleichmäßigem Durchmesser von 2,50 m 
für die Anlage von 16% Hz. Die Druckrohre sind bis zu 
einer Druckhöhe von 120 m vernietet, über 120 m ge- 
schweißt und gepanzert. Sie sind an drei Punkten ver- 
ankert, und hier befindet sich je ein Expansionsflansch. 

Die Anlagefür 42 und 50 Hz. — Jedes Druck- 
rohr speist eine Generatorgruppe über ein Venturirohr 
zur Messung der Wassermenge und ein Kugelventil. Die 
Turbinen sind Franeisturbinen (der Soc. per Costruzioni 
Meccaniche Riva di Milano) mit stehender Achse. Jede 
Turbine ist für ein Nutzgefälle von 155 m und eine 
Wassermenge von 25 m?/s gebaut. An der Turbinenwelle 
beträgt die Leistung 33 750 kW bei 252... 300 U/min. Das 
Schaufelrad hat einen äußeren Durchmesser von 2,60 m 


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S xi $ 
$ S ò Tunnel — Gefälle 075 Zo 
g S & Länge 14500. m 
ZS ka 3 2 D 
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8 Š 
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N 


8. August 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 1165 


e 


RUNDSCHAU. 


Die Gesamthöhe eines Generators über dem Fußboden ist » 
T m, der äußere Durchmesser ebenfalls 7 m. Das Gesamt- 
gewicht betragt rd. 300t. Das GD? des Rotors rd. 

1 000 000 kg/m°. 


Abb. 3. Schnitt durch das Turbinenmodell von 36 00 kV A 
der Firma Soe. Riva, Mailand. 


Die Drelistromtransformatoren von 36 000 kVA sind 
Freilufttypen mit Ölkreislaufkühlung. Die Transformatoren 
sind direkt an die Generatoren ohne Zwischenschalter an- 
geschlossen. Primär sind sie in Dreieck, sekundär in Stern 


geschaltet. Das Über- 
setzungsverhältnis ist 


11 000/260 000 V. Der Null- 
punkt ist herausgeführt, 
um auch geerdet werden 
zu können. Jedoch sind 
die Wandler so gebaut, 
i daß sie auch mit isolier- 
SIA 377 tem Nullpunkt betrieben 
= worden, können. we soll 

sich daher um die erste 
Druckrohre Konstruktion der Welt 
handeln, bei der mit 260 kV 
ein Betrieb mit isoliertem 
Nullpunkt möglich ist. 
; Aer eher ohne SL? 
27, anlage beträgt etwa 168t, 
yam davon entfallen auf das Öl 
57t. Die Höhe beträgt ein- 


N ad ‚Die 
250 m l M. EES schließlich der Isolatoren 


Abb. 2. Profil der Anlage. 


und ist aus einem Stück in Bronze (800 kg) gegossen 
(Abb. 3). Die Generatoren wurden zum Teil von der 
Comp. Gen. di Elettricità di Milano, zum Teil vom Tecno- 
masio Italiano Brown Boveri, Mailand, geliefert und leisten 
je 36000 kV A bei 252/300 U/min und 42/50 Hz. Die Span- 
nung ist regelbar von 9500 bis 11 000 V. Die Stromerzeuger 
haben doppelte Erregermaschinen auf der gleichen Achse. 


10m. Abb. 4 zeigt den 

Transformator als Modell. 

Der Anschluß an die 

Summelschienen erfolgt durch einpolige Ölschalter mit 

einer Schaltleistung von 2 000 000 kVA. Das Gewicht eines 
dreipoligen Satzes beträgt 98t, davon 68t für das Öl. 

Vom Kraftwerk Cardano wird eine 220 kV-Leitung 

nach Cislago bei Mailand (300 km) führen. Bei 50 Hz be- 

trägt die Ladeleistung rd. 26000 kVA bei 190000 V ent- 

sprechend 80 A bei cosg =0 voreilend. Auch die Trans- 


1166 


formatoren sind von der Comp. Gen. di Elettricità sowie 
von Brown Boveri geliefert. 

Die Hochspannungsleitung besteht aus lIohlseil (Stahl- 
Aluminium) entsprechend einem Kupferauerschnitt von 


200 mm?. 


Ve EK E d yy F: i ~ ` 
A Js d A 
P L4 = u 


ee, KA 
Per Bi 4. A 
LEITER 


Abb. 4 Modell eines der Transformatoren von 36000 kVA, 11.260 kV 


der Teenomasio Brown Boveri, Mailand. 


Die Anlage für 16% Hz. — Das Druckrohr für 
diese Anlage verzweigt sich vor dem Maschinenraum in 
drei Arme, um drei Gruppen zu speisen. Auch hier sind 
Venturimesser und Kugelventile eingebaut. Infolge des 
niedrigen Verhältnisses zwischen mittlerer und größter 
last (1:7) konnte man keine Franeisturbinen verwenden 
sondern wählte Peltonräder mit Mehrfachdüsen. Vier Düsen 
für die beiden Turbinen De Pretto E. W., Schio und fünf 
Diisen für die Turbine von Franco Tosi, Legnano. Bei den 
Turbinen von De Pretto wird eine der Strahldüsen je nach 
der Last selbsttätig geöffnet. Bei der Tosi-Turbine ge- 
schicht die Regelung aller Strahldüsen gleichmäßig. Die 
Daten der Turbinen sind: 


Wassermenge `... 9000 1/8 
Nutzgefälle `... 0. 144...152 m 
Inn. wessen e ap 250 
Leistung EN 0 11000 kW 
( 80%, bei tl’. Last 
Wirkungsgrad ........22202020. N 85%, u "a Last 
80% mt d Last. 


Auf der stehenden Welle sitzt ein Generator vollkom- 
men geschlossener Bauart mit Luftkühlung und nur einer 
Erregermaschine. Die Daten jedes Generators sind: 


Leistung 9000 kVA, überlastbar bis 13 500 ek 
Klemmenspannung I u 
A 


Periodenzahl 
Wirkungsgrad 0,97 bei Voullast und cos p = 0,75. 


U/min 

In einer Freiluftstation werden die 4000 V auf 66 000 V 
transformiert. Jeder Freilufttransformator leistet 8700kVA 
und hat Kreislauf-Ölkühlung. Der Drelistrom von 16% Hz 
wird zum Betriebe der Brennerbahn dienen. 

Das Maschinenhaus hat eine Länge von 120 m, eine 
Breite von 13 m und eine Höhe von 17 m. 

Da alle Gruppen zusammen rd. 200 000 kW leisten, 
wird die Jahreserzeugung etwa % Mrd kWh betragen, 
von denen die Brennerbahn 25 Mill verbrauchen wird. Der 
übrige Teil wird in der Lombardei und Piemont verteilt. 
Die Arbeiten begannen Ende 1925. (L’Elettroteenica Bd. 14, 
5. 933.) Rtz. 


...— 0 0 000er.“ 


age 01 0,0000‘ 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


8. August 1929 


Eine amerikanische Speicherbeckenanlage. Bei 
der von der Connecticut Light & Power Co. erbauten 
Pumpenspeicheranlage Rocky River haben eine Reihe 
von besonders günstigen Umständen die Ausnutzung von 
einem bei derlei Anlagen außerordentlich niedrig zu 
nennenden Gefälle ermöglicht. Das Kraftwerk liegt am 
Housatonic River und nutzt zum Teil das Wasser eines 
Seitenflusses, des Rocky River, teils das aus dem Housa- 
tonic River selbst aufgespeicherie Wasser aus. Zu diesem 
Zwecke wurde der Rocky River durch einen 1,6 km ober- 
halb dessen Mündung eingebauten Damm aufgestaut und 
hierdurch cin Stausee von 16km Länge und 2,8 km größter 
Breite mit 21,5 km? Fläche gewonnen, der bei 93m Ab- 
serkung 166 Mimi nutzbaren Speichereinhalt aufweist. 
Das Rohgefälle beträgt je nach dem Wasserspiegelstand 
im Stausce 63...72,3m. Da das Niederschlagsgebiet des 
Rocky River selbst nur rd. 45 Mill m? im Jahre liefert, muß 
die fehlende Menge aus dem Housatonic River aufgepumpt 
werden, wozu aus den an das Gesamtnetz angeschlossenen 
Dampfanlagen bezogene Kraft verwendet wird. Ein weite- 
rer Vorteil ergibt sich aus dem Umstand, daß in der unter- 
halb am Housatonic River gelegenen 22,5 m Gefälle aus- 
nutzenden Anlage in Stevenson das aufgepumpte Wasser 
gleichfalls ausgenutzt wird, wodurch der Gesamtwirkunes>- 
grad der Pumpenspeicherung sich von 61 % auf 79 % ver- 
bessert. 

Eine zweite Wasserkraftanlage oberhalb des Pumpen- 
speicherwerkes besteht in Bulls Bridge, die gleichfalls den 
Housatonic River ausnutzt und das Gesamtnetz speist. 


d'SS IP h 
Oh 


Abb. 5 Jahresdauerlinien der Leistung der Werke Bulls Rridge 
und Stevenson. 


Die Wassermengendauerlinien, umgerechnet in elek- 
trische Leistung, zeigt Abb. 5, in der beide Anlagen, Bull: 
Bridge und Stevenson, bereits zusammengefaßt sind. Au: 
denselben errechnet sich die zur Aufbesserung auf eine 
während des Jahres durchgängig vorhandene Mindestlei- 
stung von 11000 kW notwendige Kraftmenge zu 39,9 Mill 
kWh im Jahre niedrigster Wasserführung bzw. 9,5 Mill 
kWh in einem Jahr mit höchster und 22,3 Mill kWh in einem 
solchen mit mittlerer Wasserführung. Hiervon sind von 
der Rocky-River-Anlage selbst nur 17,4 Mill kWh zu leisten, 
wogegen der Rest in der Stevenson-Anlage zusätzlich ge- 
wonnen wird. Der Woasserwirtschaftsplan für ein Jahr 
mittlerer Wasserführung hat demgemäß folgenden Auf- 
bau. Die Gesamtleistung von 17,4 Mill kWh, die auf Rocky 
River entfällt, entspricht einer Wassermenge von 
114 Mill m?; die Jahresabflußmenge des Rocky River stellt 
sich auf 45 Mill m’, wovon 24 Mill als zu einer Zeit, wo 
in Stevenson die volle Ausbaumenge vorhanden ist, ab- 
fließend nur durch die Speicherung überhaupt ausnutzbar 
sind. Der Rest von 69 Mill m? muß aufgepumpt werden: 
hiervon entfallen wiederum 33 Mill m? auf ohne Speich- 
rung nicht verwertbares Überwasser des Housatonic River. 
Eine noch wertvollere Verwendung ist natürlich im Be- 
reiche des Gesamtnetzes möglich, wenn das Speicherwass‘r 
für reine Spitzendeckung verwendet wird. 


Die wasserbaulichen Anlagen umfassen außer dem be 
reits erwähnten 
langen zum eigentlichen Entnahmebauwerk fuhrenden 
offenen Oberwasserkanal, das Entnahmebauwerk selbst 
und die Druckrohrleitung, deren oberer rd. 1 km langer 
Teil als hölzerne Leitung mit 0,5 % Gefälle und 4,5 m Dmr. 
ausgeführt ist; am Ende des Holzrohres ist ein Puffer- 
turm angeordnet, von wo die eiserne Druckleitung mit 
von 4,1 auf 3,5 m abnehmendem Dmr. zum zur Zeit einen 
30 000 kVA-Generator und 2 je 8100 PS-Pumpen enthalten- 
den Maschinenhaus führt. Das Maschinenhaus kann für 
die Aufnahme einer zweiten 30 000 kV A-Generatorgrupp' 
erweitert werden, im. Falle deren Aufstellung auch eine 
zweite Druckrohrleitung verlegt werden muß, zu deren 
Einbindung die notwendigen Paßstücke bereits jetzt ein- 


Staudamm und Speicherbecken den 1km | 


= fiir dë, a 


8. August 1929 


gebaut wurden. Abb. 6 zeigt den Querschnitt des Ma- 
schinenhauses im jetzigen Ausbau. Jede Pumpe fördert 
m/s und wird von einem Drehstromsynchronmotor für 
13200 V, 7900 kVA, 60 Hz, 327 U/min angetrieben. Die Mo- 
toren sind für Betrieb mit 0,8 voreilendem Leistungs- 
faktor eingerichtet. Der Generator erzeugt Drehstrom von 
13900 V, der in einer Freiluftstation auf 66kV hinauf- 
transformiert und in das allgemeine Verteilungsnetz ge- 
liefert wird. Der Generator ist mit unmittelbar aufge- 
hauter Erregermaschine ausgerüstet, wogegen die Mo- 


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Schnitt durch das Maschinenhaus, Rocky River. 


Abb. 6. 


toren ihren Erregerstrom aus zwei Motorgeneratorgrup- 
pen empfangen, welche im Notfalle auch Erregerstrom für 
den Generator abgeben können. Der für den Pumpenbetrieb 
benötigte Strom wind aus dem Netz über den bei Strom- 
ahgabe mit dem Generator zusammengeschalteten Trans- 
formator bezogen, der auf der Unterspannungsseite mit 
den für das Anlassen der Pumpenmotoren notwendigen 
Anzapfungen ausgestattet ist und beim Pumpenbetrieb vom 
(renerator, mit dem er im en eine Betriebseinheit 


bildet, abgetrennt wird. (E. J. Amberg, EI. World 
Bd. 91, S. 959.) Bp. 
Elektromaschinenbau. 
Gleichstrom-Hochspannungsmaschine. — S.R.Berg- 


mann beschreibt eine Maschine, über welche bereits 
in dieser Zeitschrift berichtet wurde!. Die Maschinen 
sind unterdessen bis zu 150 kW und 15 000 V ausgeführt 
worden. Eine Änderung in der Konstruktion der Ma- 
schine seit der vorgenannten Veröffentlichung hat nur 
insofern stattgefunden, als die Statornuten durch Pakete 
von weichem Eisendraht, welche durch ein Isoliermittel 
zusammengehalten werden, geschlossen sind. Die er 
staunlich hohe Spannung und Leistung der Maschine sind 
einerseits zurückzuführen auf die Verwendung der be- 
kannten Kompensationswicklung im Stator, wie sie Déri 
vorgeschlagen hat und wie sie für Gleichstrom-Turbo- 
generatoren allgemein angewandt wird, außerdem offen- 
bar auf eine außergewöhnlich gute fabrikationsmäßize 
Ausführung durch die Erbauerin der Maschine, die Gene- 
ral Electric Co. (S.R.Bergmann,Gen. El. Rev. Bd. 31, 
S. 596.) Schrb. 


Cber das Schlitzen von Stromwender- und Schleifring- 
bürsten. — Bei Maschinen mit dauernd aufliezenden 
Schleifringbürsten und auch bei Stromwendern ist es 
wichtig, daß die Bürsten dauernd einen innigen Kontakt 
mit der Schleiffläche herstellen. Als sehr erfolgreich hat 
sich in dieser Beziehung das Schlitzen der Lauffläche von 
Schleifring- und Stromwenderbürsten (SSW-Patent DRP. 
223 165) gezeigt. Durch das Schlitzen werden einerseits 
die Abkühlungsverhältnisse der Bürste verbessert, ander- 
seits wird dadurch die rasche Beseitigung von abgerissenen 


1! ETZ. 194, S. 582. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


1167 


Bürsten-, Schleifring- oder Stromwenderteilchen ermög- 
licht. Ein weiterer Vorteil scheint darin zu liegen, daß 
die unter der Bürste durch die unvermeidlichen kleinen 
Lichtbogen entstehenden Gase leichter entweichen können. 
Messungen der Übergangspannung von Bürsten mit ver 
schiedenen Laufflächen an Turboschleifringen zeigten den 
Vorteil des Schlitzens der Bürstenlauffläche (Abb.7). Die 
Versuche wurden an Stahlringen bei 65 m/s Umfangs- 


für + und -Bürsıen 


Le 


0 2 4 & 


% RB 


© Übergangspanung 


8 LA 7 
Stromdichte in Am: 
Abb. 7. Übergangspannung bei verschiedenen Bürstenlaufflächen 

Ringumfangsgeschwindigkeit: 65 ms, Bürstenmarke Nr. 22. 


geschwindigkeit durchgeführt. Die Ringe wurden mit je 
einem Halter und zwei Elektrographitbürsten besetzt. Die 
Ergebnisse sind in Abb. 7 zusammengestellt. Ein weiterer 
bemerkenswerter Vorteil des Schlitzens besteht noch dar- 
in, daß diese Bürsten erfahrungsgemäß schnell einlaufen, 
was besonders bei schlecht zugänglichen Bürsten und bei 
betriebsmäßigem Auswechseln von Bürsten sehr wichtig 
ist. (J. Kozisek u. R. Feichtinger, Siemens-Z. 
Bd. 9, S. 206.) Sb. 


Apparate. 


Schub-Trennschalter. — Bei der Auslegung von Kabel- 
zellen, besonders in großstädtischen Unterwerken, er- 
wachsen vielfach räumliche Schwierigkeiten infolge Be- 
rücksichtigung des vorschriftsmäßigen Spannungsabstan- 
des, der auch für das ausgeschaltete Messer des Trenn- 
schalters eingehalten 
werden muß. Es ergibt 
sich daraus eine größere 
Bemessung der Kabel- 
zelle, als mit Rücksicht 
auf den Kabelendver- 

schluß erforderlich 
wäre. Bei Zellen für 
Einzelkabel wird die 
Tiefe ungünstig beein- 
flußt, bei Zellen für 
zwei Kabel die Zellen- 
1- breite. Dies kann unter 
Umständen zu ganz 
beträchtlichen Raum- 
schwierigkeiten führen. 
Man denke nur z.B. an 


Zellentür 


RP ‚den 

GT + „wci einander gegen- 

Di BA Ze überstehende Zellenrei- 
für Einzelkabel. 


Z hen 
7 Würden für die Abmes- 
CH sungen der Zellen nur 
f diegeschlossenen Trenn- 
schalter in Betracht ge- 
zogen werden, so ergäbe 
sich bei Reihe 20 eine 
Ersparnis von nahezu 
% m, genauer 2. 21,5 em 
nach Abb. 8, die für den 
Bedienungsgzang zur 
Verfügung stünden. Bei 
Verwendung von Zellen 
für je zwei Kabel würde 
die Ersparnis für jede Zelle in der Breite diesen Betrag 
annehmen, so daß im gleichen Raume rd. 30 % mehr Zellen 
untergebracht werden können. 


Um diesen Übelstand zu beseitigen, hat das Sachsen- 
werk eine neuartige Trennschaltertype, den sogenannten 
Schub-Trennschalter, entwickelt (DRP. angem.), 
bei dem die Bewegung des eigentlichen Schaltelementes in 
der Leitungsrichtung, also axial erfolgt. Hierfür steht im 


Abb. 8. Raumersparnis bei Zelle für Ein- 
zelkabel-Schub-Trennschalter gegen- 
über normalem Trennschalter,"Reihe 20. 


1188 


allgemeinen genügend Platz zur Veıfügung, so daß irgend- 
welche Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dieser Kon- 
struktionsart nicht zu erwarten sind. Abb.9 zeigt einen 
solchen dreipoligen Schub-Trennschalter. Er besteht aus 
einem kräftigen Flußeisenrahmen, der die Anschluß- 
isolatoren trägt. Diese sind für den vorliezenden Zweck 
meist als Stützer ausgebildet, tragen die erforderlichen Lei- 
tungsanschlußstücke und sehen bis 600 A Nennstrom die 
Verwendung konzentrischer Klemmen vor. Die eine Iso- 
latorenreihe besitzt federnde Kontakte, u. zw. gelangen 
z.2. die beim Sachsenwerk seit langem gebräuchlichen 
Ölschalter-Fingerkontakte zur Verwendung, die sich an 
einen leicht konisch gehaltenen Gegenkontakt weich und 
federnd gleichmäßig anschmiegen und eine einwandfreie 
Kontaktgabe verbürgen. Die Gegenkontakte sind dafür als 
messerartize Steckkontakte ausgebildet. 


Abb.9. Schub-Trennschalter offen. Reihe 10, 
6w A Nenustrom. 


Zwischen den beiden Reihen von Anschlußisolatoren 
ist im Rahmen eine beiderseits mit Vierkantwellenstumpf 
versehene durchgehende Welle gelagert, die also walıl- 
weise von jeder der beiden Seiten aus betätigt werden 
kann. Auf dieser Welle sind drei Stützer befestigt, in 
deren Kontaktträgern die vorhin erwähnten Gegenkontakte 
gelenkig gelagert sind. Sie bestehen aus Messing und sind 
mit den Klemmen der feststehenden Stützerreihe durch 
weiche, flexible Kupferlitzenseile verbunden. Diese be- 
stehen aus feinsten Kupferfäden und sind innerhalb zweier 
übereinander verschiebbarer, geschlitzter Stahlrohre 
untergebracht (Abb. 10). Von den beiden Stahlrohren ist 


das weitere (äußere) mit dem gelenkig gelagerten Kon- 


taktstück der beweglichen Isolatoren fest verbunden. Das 
engere, innen gelegene Stahlrohr ist mit seinem entgegen- 
gesetzten Ende in den Kontaktträgern der feststehenden 
Isolatorenreihe gelenkig befestigt. Wenn nun die beweg- 
lichen Stützer in Richtung der [eitungsführung ge- 
schwenkt werden, so kommen die Schalterkontakte mit- 
einander in oder außer Eingriff. Hierbei verschiebt sich 
das äußere, axial bewegliche Stahlrohr teleskopartig gegen 
das innere, und die spiralartig verbundenen Litzenscile 
a schieben sich enger zusammen oder weiter ausein- 
ander. 


Die Trennschalterwelle trägt beiderseits kräftige 
Segmente (Abb. 9), die zusammen mit genau einstell- 
baren Endanschlägen am Rahmen selbst die Schalt- 
bewegung in beiden Richtungen sicher begrenzen und die 
Isolatoren vor der Aufnahme harter Schläge schützen. Die 
beiden ineinander gleitenden Stahlrohre sind durch die 
Kupferlitzenseile von der Stromführung praktisch voll- 
kommen entlastet, so daß irgendwelche unzulässige Er- 
wärmungen an den Gleitflächen nicht auftreten können. 


Diese Schub-Trennschalter, die u.a. für die Berliner 
Elcktrizitätswerke A.G. laufend gebaut werden, werden 
z. Z. einschließlich Reihe 20 und bis 600 A Nennstrom aus- 
geführt!. L. Kumlik. 


! Eine vereinfachte Konstruktion der Schub-Trennschalter ist in 
den Sachseuwerk-Mitt. 1929, H. 1, beschrieben. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


Abb. 10. 


8. August 1929 


Relais für den Schutz von Netzkuppelungsleitungen. 
— Die Verbindüngsleitungen zwischen großen Kraftwer- 
ken legen dem Relaisschutz besonders sehwere Bedingun- 
gen auf, wenn es sich um ganz große Kraftwerke handelt. 
An die Relais sind folgende Anforderungen zu 
stellen: 

Die Hauptbedingung ist schnelle Klärung des Fehlers. 
Es werden’ dadurch unnötige Branderscheinungen ver- 
mieden, anderseits verhindert, daß das ganze System un- 
stabil wird. Daher ist der Schutz durch abhängige Strom- 
zeitrelais nicht wünschenswert, wenn er auch manchmal 
nötig oder ausreichend ist. Die gesamte Anordnung mul: 
eine Freizügigkeit in der Handhabung des Netzes ge- 
statten. Der Schutz muß auch vollkommen sein, wenn 
irgendein Anlagenteil außer Betrieb genommen ist, und 
soll ohne Änderung der Relaiseinstellung bestehen blei- 


Schub-Trennschalter geschlessen. GW A Nennstroni. 


ben, wenn eine große Leistungscinheit außer Betrieb ge- 
nommen wird. Das anfänglich gewählte Schutzsystem 
soll unbegrenzte Ausdehnung ohne Umänderungen des 
Schutzes gestatten. Es soll auf Kupplungsleitungen 
zwischen den Netzen befriedigend arbeiten, ohne daß zu 
eroße Änderungen an dem vorhandenen Schutzsystem der 
zu speisenden Netze vorzunehmen sind. Das Schutz- 
system muß gegen Sammelschienenfehler schützen. Fer- 
ner muß ein Rückversicherungschutz vorgesehen werden, 
womit gemeint ist, daß das Schutzsystem den Fehler. 
wenn auch etwas später, abschaltet, wenn der Ölschalter, 
der eigentlich abschalten soll, gestört ist. Der Einfach- 
heit halber sollen der Sammelschienenschutz und der 
Rückversicherungschutz mit denselben Mitteln erreicht 
werden. Spannungswandler sind möglichst zu vermeiden, 
nicht nur wegen der Kosten sondern wegen der Zufällig- 
keiten, die sie in die Anlage hereintragen. Billigekeit beim 
Schutzsystem ist zwar erwünscht: da jedoch Hochspan- 
nungsleitungen verhältnismäßig teuer sind, und die 
Schutzsysteme andere Ausgaben an Hochspannungsaus- 
rüstung sparen, ist doch die beste Sparsamkeit, wenn man 
das ganze Obiekt betrachtet, ein teures Schutzsystem. 
Um die Bedürfnisse der neuen Kupplungsleitung ’n 
zu befriedigen, wurden neue Wege der Anwendung der 
üblichen Relais gefunden und auch ganz neue Relais ge- 
schaffen, nämlich 
zum Schutz gegen Kurzschluß: 
1. Impedanzrelais für geringere 
stärke, 
2. Fehlerüberstrom- und Unterspannungsrelais: 
zum Schutz gegen Erdschluß: 
3. unabhängig verzögerte Richtungsrelais mit Pha- 
senkompensation im Spannungskreis, 
4. unabhängig verzögerte Stromrichtungsrelais, 
5. abhängig verzögerte Stromrichtungsrelais, 
6. abhängig verzögerte Richtungsrelais mit Phasen- 
kompensation im Spannungskreis. 
Die Anwendung der neuen Methoden und Mittel soll 
im folgenden unter kurzer Bezugnahme auf die schon ge- 
bräuchlichen Methoden beschrieben werden. 


Ansprechstrom- 


EI 


8. August 1929 


Schutz gegen Kurzschluß zwischen 
zwei Phasen. — Die Natur der Hochspannungs-Kupp- 
lungsleitungen ist derart, daß jedes Relaissystem Schwie- 
rigkeiten in der Erfüllung der oben genannten Bedingun- 
gen macht. Der Zweck der Kupplungsleitungen ist im all- 
gemeinen der Energieaustausch, und vielerlei Ursachen 
können periodische Änderungen in der Lage der gekup- 
pelten Kraftwerke hervorbringen. Diese Änderungen kön- 
nen täglich auftreten, entsprechend den Belastungsbedin- 
gungen, oder mit der Jahreszeit, entsprechend der verfüg- 
baren Generatorleistung. Der Erfolg ist eine Änderung 
der Größe des Fehlerstromes, nicht nur entsprechend der 
Änderung der insgesamt sich in Betrieb befindenden Ma- 
schinenleistung sondern auch in der Änderung der Lage 
der Generatorleistung im Netz. Es ist daher ganz be- 
gereiflich, daß an einigen Netzpunkten der Fehlerstrom 
manchmal unter gewissen Umständen kleiner ist als der 
ncrmale Betriebstrom. 


H 
‚a ® ER 
d 


e 


1 Ölschalter 9 Überspann.-Sicherung 
10 Hilfsleitungen 


11 Isolierstromwandler 


5 Alarınschiene 

2 Stromwandler 6 Differentialrelais 

$ Auslösespule 7 Ausgleichwiderstand 
+4 Hochsp.-Leitung 8 Erdschlußrelais 


Abb. 11. Ausgeglichener Hilfsleiterschutz mit Differentialrelais. 


Hilfsleitungschutz. — Um einen Fehler in 
kürzester Zeit abzuschalten, liegt theoretisch wenigstens 
wahrscheinlich die beste Lösung beim Differentialschutz 
für Sammelschienen und beim Schutz mittels Hilfsleitun- 
gen. Abb. 11 zeigt ein Hilfsleitersystem, das einige Vorteile 
bietet. Es ist dies ein Stromverlaufschema, bei dem die 
von den Wandlern verlangte Leistung relativ klein ist. 
Eine Unterbrechung in den Hilfsleitungen bringt die Re- 
lais zum Ansprechen, ob es nun Fehler innerhalb oder 
außerhalb des Abschnitts sind. Die Schaltung ist insofern 
neu, als 4 Ausgleichwiderstände anstatt 3 angeordnet 
sınd mit dem Erfolg, daß der Ausgleich bestehen bleibt 
ohne Rücksicht darauf, ob der Fehler zwischen zwei Pha- 
sen oder zwischen einer Phase und Erde vorliegt. Man kann 
dadurch mit Erdschlußrelais niedriger Stromeinstellung 
arbeiten und so die Empfindlichkeit des Schutzes erhöhen. 
Obgleich die Hilfsleiterschaltungen für Schutzsysteme sich 
dem Ideal sehr nähern, wird ihre Anwendung durch die 
Schwierigkeit der Herstellung und Instandhaltung dieser 
Hilfsleitungen doch auf sehr kurze Leitungen beschränkt 
Die periodischen Untersuchungen, die bei allen Schutz- 
schaltungen nötig sind, sind bei dieser Schaltung ziemlich 
verwickelt. Ein weiterer Nachteil ist, daß für den Rüek- 
versicherungschutz ein weiterer Satz Relais verwendet 
werden muß. 

Der Schutz für parallele Leitungen. — 
Die günstige Charakteristik des in Abb. 11 verwendeten 
selektiv wirkenden Differentialrelais macht es für den 
Schutz von zwei parallelen Leitungen geeignet, wenn diese 
an beiden Enden Stromquellen haben. Das Relais löst den 
Schalter bei Ungleichheit der Ströme in beiden Leitungen 
aus, u. zw. in der l.eitung, in der der stärkere Strom 
fließt. Ist nur eine Leitung in Betrieb, so wird gewöhn- 
lich das Differentialrelais unwirksam gemacht und dafür 
ein anderes Relais in Tätigkeit gesetzt. Die Differential- 
relais werden daher gewöhnlich zusammen mit Überstrom 
cder Überstromrelais mit Richtungswirkung angewendet, wo- 
bei die Differentialrelais bei Einphasenbetrieb unwirksam 
gemacht werden. Die anderen Relais für den Rückversiche- 
rungschutz dienen gleichzeitig als Schutz gegen Sammel- 
schienenfehler. Der Schutz von Parallelleitungen nähert 
sich also dem Schutz mit Hilfsleitungen, solange die Lei- 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 32 


1169 


tungefi parallel betrieben werden. Ist nur eine Leitung in 
Betrieb, so steigen die Auslösezeiten, da eine selektive Staf- 
felung einsetzen muß. Da bei vielen Betriebszuständen eine 
weitere Stromquelle rückwärts auf den Fehler arbeitet, 
muß bei Betrieb auf einer Leitung der Rückversicherungs- 
schutz Richtungswirkung haben. Für diesen Fall sind über 
Kreuz geschaltete Überstrom- oder Richtungsrelais an- 
wendbar. Eine Schaltung dieser Art zeigt Abb. 12. Jedes 


TER 
7 T 
1 Auslöserichtung des Relais 5 Relais, auf lange Zeit und 
2 Spannungswandler hohen Strom eingestellt 
3 Auslösespule 6 Relais, auf kurze Zeit und 
4 Hilfskontakte niedrigen Strom eingestellt 


Abb. 12. Schutz für zwei parallele Leitungen 7 und IT. 


Relais besteht aus einem Richtungselement und einem 
Überstromelement. Die Kontakte beider liegen in Reihen- 
schaltung. Die gemeinsamen Punkte der beiden Kontakte 
werden an eine besondere Klemme gelegt. Die Richtungs- 
elemente beider Relaissätze arbeiten praktisch momentan: 
Das Überstromrelais in dem einen Satz erhält eine kurze 
Zeiteinstellung bei niedriger Stromstärke, während das 
andere eine Einstellung auf lange Zeit bei hoher Strom- 
stärke erhält. Abb. 13 zeigt das Schema der Auslösestrom- 


7 Ölschalter-Hilfskontakte 

Kontakte der Richtungsrelais 
Überstrom-Kontakt' 

Stromrelais für kurze Zeit und niedrigen 
Strom 

5 Ölschalter-Hilfskontakt 


d Auslösespulen 
5 Abb. 13. Auslösestronkreis aus Abb. 12. 


nn nn m 


l 
3J 
4 


kreise. Der Nachteil dieser Gleichgewichtschutzarten, die 
den Fehler schnell herausschalten, ist, daß sie keinen Rück- 
versicherungschutz oder Sammelschienenschutz ermög- 
lichen, ohne daß besondere Relais hierfür angeordnet wer- 
den. Außerdem steigt die Auslösezeit bei Betrieb mit einer 
Leitung, wenn auf dieser ein Fehler vorkommt. Die Über- 
kreuzverbindungen sind schwierig, desgleichen die Prü- 
fung und die Kontrolle Hinzu kommt, daß die Richtungs- 
relais einen Spannungsanschluß verlangen. Dieser Nach- 
teil ist jedoch nicht schwerwiegend, da Spannungswandler 
meist vorhanden sind. 


Impedanzrelais. — Das Anordnen dieser Relais 
befriedigt viele der Forderungen, die für den Betrieb von 
Kupplungsleitungen aufgestellt wurden. Besonders ist es 
richtig, daß eine zusätzliche Vermaschung die Auslösezei- 
ten nicht heraufsetzt noch das Relais die Schutzsysteme und 
die Ausbildung des Netzes beeinflußt. Die Auslösezeiten 
addieren sich nicht. Sammelschienenschutz, schnelle Aus- 
lösung und der Schutz von Einfachleitungen sind gesichert. 
Bei Einfach- oder Doppelleitungen löst das Impedanzrelais 
ebenso schnell aus wie das Differentialrelais, wenn der 
Fehler nahe an den Leitungsenden sitzt. Liegt der Fehler in 
der Mitte eines Abschnitts, so wird der Fehler in 0,4s im 
Mittel geklärt. Unter guten Betätigungsbedinzungen klärt 
das Differentialrelais im allgemeinen etwas schneller. An- 
derseits aber arbeitet das Impedanzrelais gleicherweise, ob 
es eine Einfach- oder Doppelleitung ist, und ist auch unab- 


1170 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


8. August 1929 


hängig von anderen Arbeitsbedingungen. Abb. 14 zeigt das 
typische Impedanzrelais-Schaltbild. Wird es in dieser 
Weise angewendet, schützt das Relais nur gegen Kurz- 
schlüsse zwischen den Phasen, jedoch nur in geringerem 
Maße gegen Fehler Phase gegen Erde. Das Anwenden von 
Spannung beim Impedanzrelais ist ein Nachteil, über den 
hinwegzukommen ist, wie früher schon erwähnt; man muß 
Spannungswandler anwenden. Über eine andere Methode, 
ohne Spannungswandler die korrekte Spannung für die Re- 
lais zu erhalten, wird berichtet. 


5 Richtungsrelais 
6 Aların 


3 (tHleichstromkontakte 
4 Hilfspule 


1 Auslöserichtung 
2 Auslösespule 


Abb. 14. Impedanzschutz gegen Kurzschluß. 


Die Arbeitsweise der Relais bei Feh- 
lern mit geringer Stromstärke — Um die 
Relais in ihrer Arbeitsweise den Bedingungen der Kuppel- 
leitungen anzupassen, müssen sie bei Fehlerströmen arbei- 
ten, die kleiner als die Vollastströme sind. Um diese Bedin- 
gung zu erfüllen, ist eine Vorrichtung zum Entdecken von 
Fehlern entwickelt worden; sie besteht aus einem Unter- 
spannungs- und einem Überstromelement in jeder Phase. 
Die Kontakte dieser Elemente, zwei für jede Phase, im gan- 
zen sechs, sind parallel geschaltet, so daß jede Bedingung, 
sei es Unterspannung oder Überstrom, die Relaiskontakte 
schließt. Das Überstromelement wird so eingestellt, daß 
es bei 125 % Vollaststrom anspricht. Diese Stromrelais 
sprechen also nur an, wenn starke Kurzschlußströme flie- 
ßen. Die Unterspannungsrelais werden auf rd. 75% der 
Nennspannung eingestellt. Beide Relais sind einstellbar. 
Abb. 15 zeigt eine Schaltung für diese Einrichtung zum Er- 


Ölschalter 
Widerstand 
Unterspannungsrelais 
Überstromrelais 
Auslösekontakt 
Impedanzrelais 


yo Eh a urn m 


zum Kurzschluh der 
Stromspulen der Relais 
in den anderen Phasen 
8 Hilfsrelais 


Abb. 15. 
Impedanzrelaisschutz, 
wenn der Ansprechstrom 
kleiner ist als der Voll- 


Stromlauf für 


laststrom. 


kennen des Fehlers. Bei dieser Schaltung ist das Arbeiten 
des Leitungschutzrelais bei starker Belastung verhindert, 
da die Stromspulen kurzgeschlossen sind. Die Anrezunes- 
relais schließen, wenn sie stromlos werden, durch die Ge- 
zenkontakte des Hilfsrelais das Leitunesrelais kurz. Die 
Fehlerbedingungen auf der Leitung lassen die Kontakte 
eines oder mehrerer Anrezungsrelais sich schließen, sie 
erregen das Hilfsrelais, und dieses hebt den Kurzschluß des 
Impedanzrelais auf, das dann zu arbeiten beginnt. Damit 
fangen alle Impedanzrelais an zu arbeiten und klären den 
Fehler in der üblichen Weise. Sie erhalten eine 1 A-Wick- 
lung und werden an 5 A-Wandler angeschlossen. Der Vor- 


teil dieser Schaltung ist weiter der, daß unter bestimmten 
Betriebsbedingungen durch den Kurzschluß der Wicklung 
die Last vom Stromwandler fortgenommen wird. 


Relais für Fehler Phase gegen Erde. — 
Die Vorteile dieser Relais sind: 


a) Erdschlußrelais sprechen auf Restströme an und kön- 
nen daher eine empfindlichere Einstellung bekommen 
als die Kurzschlußrelais. 


b) Diese empfindliche Einstellung ist nötig, da die 
Größe der Erdschlußströme unter die Kurzschluß- 
ströme gesenkt werden kann, entweder durch Ein- 
fügen einer Impedanz in die Nullpunktleitung der 
Transformatoren oder durch einen Widerstand an der 
Fehlerstelle selbst oder durch den hohen Erdwider- 
a. der Stromwege auf der Rückkehr zum Null- 
punkt. 


c) Ein großer Prozentsatz von Fehlern auf Übertra- 
gungsleitungen verursacht das Auftreten von Erd- 
schlußströmen. Da nun diese Erdschluß-Reststrom- 
relais sehr schnell arbeiten, wächst die Geschwindiz- 

‚keit, mit der ein großer Prozentsatz von Fehlern ge- 
klärt wird. 


d) Wird ein solches Relais verwendet, so wirkt es in Be- 
SC auf Kurzschlüsse als Rückversicherungs- 
Schutz. 


e) Bei gewissen Netzarten ist ein Überstromreststron:- 
Zeitrelais anwendbar, da das dem Fehler am nächsten 
liegende am schnellsten arbeitet. 


Die Verteilung der Erdschlußströme. 
— Die Verfasser gehen dann auf die Verteilung der Erd- 
schlußströme im Netz ein, befassen sich dabei aber haupt- 
sächlich mit den Vorgängen in fest oder über Widerstände 
geerdeten Netzen, geben verschiedene Schaltungen der Erd- 
schlußzeitrelais an und beleuchten ihre Vorteile. Da solche 
Netze bei uns bisher nicht vorhanden sind, soll auf die 
Wiedergabe dieser Erörterungen verzichtet werden. 


Die gesamte Arbeit gibt eine gute Übersicht über die 
Entwicklung der Schutzsysteme in Amerika. Sie haben 
sich anscheinend auf gesunder Basis unter Anfügen an da: 
Hergebrachte weiter entwickelt. Die Zusammenfassung 
zeigt, daß man in Amerika jetzt vor denselben Schwieriz- 
keiten steht wie wir in Europa, und es bleibt abzuwarten, 
zu welchem Erfolg die neu eingeschlagenen Wege führen. 
(L. N. Crichton u H. C. Graves, J. Am. Inst. El. 
Engs. Bd. 47, S. 143.) M. Schl. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Einfache Kompensationsschaltung zur Messung der 
Kapazität und des dielektrischen Verlustwinkels. — 
W. Geyger hat in früheren Arbeiten! ein einfaches 
Kompensationsmeßverfahren angegeben, welches ermör- 
licht, Kapazität und dielektrischen Verlustwinkel von Kon- 
densatoren und Kabeln ohne Zuhilfenahme eines Ver- 
gleichskondensators zu messen. Die hierzu benutzte Kom- 
pensationsschaltung, bei der ein eisenfreier Transformator 
(Lufttransformator) zur Darstellung eines Phasenwinkels 
von %° verwendet wird, stellt eine Stromverzweigung 
dar, deren Zweigströme bei abgeglichener Meßanordnunz 
um 90° in der Phase gegeneinander verschoben sind. Die 
primäre Spule des Lufttransformators ist in den ersten, 
einen Induktivitätsvariator enthaltenden Zweig (Spulen- 
zweig) einzeschaltet, während die sekundäre Spule über das 
Nullinstrument an einen im zweiten, das Meßobjekt (Kon- 
densator oder Kabel) enthaltenden Zweig (Kondensator- 
zweier) liegenden Kompensationswiderstand angeschlossen 
ist. Die Verwendung des im Spulenzweigz vorgesehenen, 
zur Phiasenabgleichung dienenden Induktivitätsvariators 
kann, besonders wenn kurz hintereinander Verlustwinkel 
von sehr verschiedener Größe gemessen werden sollen, 
zu Unbequemlichkeiten und unter Umständen (z. B. bei 
der Messung verhältnismäßig großer Verlustwinkel od?r, 
wenn bei höheren Betriebspannungen gemessen werden 
soll) zu erheblichen experimentellen Schwierigkeiten 
führen. Im Anschluß an die genannten Arbeiten wird 
vom Verfasser neuerdings gezeigt, wie in solchen Fällen 
durch geeignete Abänderung der beschriebenen Kompen- 
sationsschaltung Verbesserungen erzielt werden können. 


In Abb. 16 ist die abzeänderte Schaltung dargestellt. 
Wie bei der ursprünglichen Meßanordnung ist die primäre 
Spule S’ des Lufttransformators in den Spulenzweig der 
Stromverzweigung eingeschaltet, während die sekundäre 
Spule S” über das Nullinstrument N an einen im Konden- 


1 W. Geyger., Arch. El. Bd. 12, S. 370 (ETZ mon S. 1006): Bd. 14. 
S. 5600 (ETZ 1925, N. 1492). 


8. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


1171 


satorzweig liegenden Kompensationswiderstand r ange- 
schlossen ist. Der Spulenzweig enthält jedoch' an Stelle 
des bei der ursprünglichen Anordnung erforderlichen In- 
duktivitätsvariators einen zur Phasenabgleichung dienen- 
den Kondensator C von veränderbarer Kapazität sowie 
einen zur Erzielung günstigster Phasenverhältnisse vor- 
gesehenen festen Hilfskondensator Ck und setzt sich in 
der aus Abb. 16 ersichtlichen Weise aus den drei Zweigen 


r e A 
a 
Ss” 0000000 7 


dd), 


D 


Abb. 16. Kompensationsschaltung zur Messung der Kapazität und des 
dielektrischen Verlustwinkels. 


1. 2, 3 zusammen. Nach Abgleichung der Meßanordnung 
läßt sich die Kapazität des Meßobjektes aus der gegen- 
seitiren Induktivität des Lufttransformators, dem gesam- 
ten Ohmschen Widerstand des Spulenzweiges und dem 
Widerstandswert des Kompensationswiderstandes berech- 
nen. Der dielektrische Verlustwinkel ô bzw. der zur 
Kennzeichnung der dielektrischen Energieverluste allge- 
mein gebräuchliche Wert tg ô ergibt sich bei geeigneter 
Wahl der Versuchsverhältnisse aus der Gleichung: 


tg ô Konst C. 


Wird für C ein Dekaden-Kurbelkondensator benutzt und 
werden die Widerstandswerte des Spulenzweiges ent- 
sprechend der jeweilig benutzten Frequenz bemessen, so 
ergibt — ähnlich wie bei der Hochspannungsmeßbrücke 
nich Schering! — die Ablesung am Dekadenkonden- 
sator in Mikrofarad, geteilt durch 10, unmittelbar den 
Wert tg. Selbstverständlich können die Widerstands- 
werte des Spulenzweiges auch so bemessen werden, daß 
der Verlustwinkel ô am Kondensator C direkt in Winkel- 
‘minuten abgelesen werden kann. (W. Geyger, Arch. 
LI Bd. 21, H. 6, S. 259.) 


Beleuchtung. 


Der augenblickliche Stand der Flugbeleuchtung in 
den V. S. Amerika. — Eine ausführliche Übersicht über 
den augenblicklichen Stand der vielseitigen Beleuch- 
tunerseinricehtungen im amerikanischen Fluzwesen? geben 
uns Basselt, Cost, Leinroth und Ritchie. 
Zur Kennzeichnung der Flugstrecken dienen die 
l.euchtfeuer. Die größten Feuer sind in Abständen von 
etwa 300 km augeordnet. Sie bestehen aus Hochintensi- 
täts-Scheinwerfern von 91,5cm Dmr. bei einer Reich- 
weite von etwa 150 km. Zwischen diesen liegen in Ab- 
stäinden von etwa 30 km Scheinwerfer von 2000000 HK 
und einer Reichweite von 30...45 km. In Abständen von 
4,5 km befinden sich Azetylen-Blinkfeuer von 1000 HK 
und einer Reichweite von 3..45 km. An Stelle der 
L.ichtbogenscheinwerfer finden neuerdings auch Blink- 
geräte mit elektrischen 100 W-Glühlampen Anwendung, 
welche versilberte Glas-Parabolspiexel von 61 em Dmr. 
verwenden und eine größte Lichtstärke von 2 000 000 HK 


liefern. Sie besitzen selbsttätige Auswechselvorrich- 
tungen, um beim Dwurchbrennen einer Lampe eine 
Ersatzlampe in die richtige Lage zu bringen. Einer 


dieser Regler arbeitet in der Weise, daß durch die bren- 
nende Lampe ein Thermostat bestrahlt wird. welcher 
infolge dieser Erwärmung einen Kontakt geöffnet hält, 
diesen aber schließt und damit die Wechselvorrichtung 
in Tätigkeit setzt, sobald infolge Durchbrennens einer 
Lampe die Bestrahlung aufhört. Der Lichtkegel der 
beschriebenen Scheinwerfer bestrahlt den Winkel zwi- 
schen der Horizontalen und 4% °. Das Blinken wird 
durch Rotation des Leuchtsystems crreicht, u. zw. finden 
6 U/min statt. Aufgestellt sind die Anlagen auf 15,6 m 
hohen Türmen. In einsamen und wenig zugänglichen 


ı Vel.zB.Semm, Arch. El. Bd.9, 8.30 (ETZ 19%. 8. 715). 
2 Über deutsche Einrichtungen vgl. ETZ 1928, S. 104 u. 1497. 


® 

Gegenden werden die Lampen selbsttätig geschaltet. Die 
Schaltung besorgt hierbei das Tageslicht oder das 
Sonnenlicht selbst, indem für den Schaltvorgaug der 
Ausdehnungsunterschied zweier Metallzylinder benutzt 
wird, von denen der eine poliert und gegen die Be- 
strahlung geschützt ist, während der andere geschwärzt 
und der Strahlung des Tageslichtes ausgesetzt ist. Für 
die Zwecke ganz bestimmter Zeichengebung sind 1500 W- 
Scheinwerfer in Gebrauch, welche nach oben hin mit 
2500 HK, dagegen zwischen der Horizontalen und 6° Er- 
hebung durch Verwendung von Fresnel-Optik mit 
11 000 HK strahlen. Das Blinken wird hierbei nicht durch 
Rotation erreicht, sondern die Feuer können beliebig ein- 
und ausgeschaltet werden. Von Interesse sind auch die 
„auf Kurs“-Feuer (On-Course Lights), das sind fest- 
stehende 500 W-Scheinwerfer mit einer Streuung in der 
Horizontalen von 40°, welche in Richtung der großen 
Blinkfeuer aufgestellt sind und im gleichen Schema wie 
diese ein- und ausgeschaltet werden. Das Licht der 
kleinen Feuer kann nur dann gesehen werden. wenn sich 
der Pilot annähernd in der vorgezeichneten Flugstrecke 
befindet, während er außerhalb derselben nur die großen 
Blinkfeuer wahrnehmen kann. Das Blinkschema dieser 
Feuer kann auch eine bestimmte Nummer bezeichnen 
oder auch die Flugstrecke angeben in Gegenden, in denen 
sich zwei Flugstreeken kreuzen. 

Bei Zwischenlandungsplätzen neben gro- 
ßen Leuchtfeuern werden die Grenzen durch 15... 2) W- 
Lampen gekennzeichnet, welche unter wetterfesten 
Glocken in Gu... Om Abetand in 1,20 m Höhe angebracht 
sind. Sie können wie die großen Feuer selbsttätig gc- 
schaltet werden. Steht kein elektrischer Strom zur Ver- 
fügung, so werden dauernd brennende Azetylenleuch- 
ten verwendet. Die Windrichtungsanzeiger werden hier 
gewöhnlich durch Flutlichtscheinwerfer beleuchtet. In 
der Nähe befindliche gefährliche Hindernisse werden 
durch rote Lichter gekennzeichnet, wenn sie höher als 
30 m sind. 


Auf Flugplätzen werden die verschiedensten, 
oben bereits beschriebenen Blinkfeuer verwendet. Mit- 
unter werden auch vertikal an Stahltürmen befestigte 
Neonröhren verwendet, welche bei einer Sichtweite von 
30 km eine Energie von 36 kW verbrauchen. Die Platz- 
erenzen werden wieder durch in Abständen von 60 bis 
90m unter wetterfesten Armaturen brennende Glüh- 
lampen gekennzeichnet. Sie werden entweder durch be- 
sondere Zuleitungskabel direkt mit der Netzspannung 
gespeist oder auch in Serienschaltung verwendet, wobei 
beim Durchbrennen einer Lampe diese selbsttätig kurz- 
geschlossen wird, damit die übrigen Lampen weiter- 
brennen. Die Lampen sind an 90cm hohen Masten an- 
gebracht, welche wegen der erforderlichen guten Tages- 
sichtbarkeit weiß oder gelb gestrichen sind. Die gün- 
stieste Ankunftseite für den Flieger wird durch grüne 
Lichter markiert. Hindernisse werden wieder durch 
rotes Licht bezeichnet, sehr hohe Hindernisse auch durch 
Blinkliehter mit einer Blinkfolge von 60... 100 Wechseln 
in der Minute, auch können sie durch Flutlichtschein- 
werfer angeleuchtet werden, wobei jedoch eine Blendung 
des Piloten auf jeden Fall vermieden werden muß. Die 
Schätzung der Höhe beim Landen soll dem Piloten durch 
ein Anleuchten der Dächer der Flugzeugschuppen er- 
leichtert werden, wobei besonders die linden der Dächer 
stark angeleuchtet werden sollen. Die Scheinwerfer sind 
hierbei etwa 3m oberhalb des Daches befestigt. Die 
Windrichtungsanzeiger werden zum Teil durch eine 
innerhalb des Anzeigers angebrachte 100 W-Lampe be- 
leuchtet oder auch durch 4 Stück 100 W-Lampen, welche 
in emaillierten Eisenreflektoren je an den Enden eines 
horizontalen Kreuzes 1,8m oberhalb des Anzeigers be- 
festigt sind. Die größte Bedeutung besitzt die Beleuch- 
tung des Flugplatzes selbst, welche gleichmäßig, ge- 
nürend stark, schattenlos und blendungsfrei sein soll. 
Inter normalen Sichtverhältnissen soll in der Horizon 
talen eine mittlere Beleuchtungstärke von 3Lux hin- 
reichend sein, die Schattenlosigkeit muß durch eine ge: 
nügend hohe Aufhängung erreicht und die Blendungs- 
freiheit durch eine sehr scharfe Abgrenzung des Licht- 
kegels nach oben hin erzielt werden. Bei diesen Be- 
leuchtungsanlagen muß zwischen einem zentralisierten 
und einem dezentralisierten System unterschieden wer- 
den. Bei ersterem sind die Lichtquellen an einer Stelle 
vereinigt. Man verwendet beispielsweise eine Leuchte 
mit einer etwa 90 cm hohen Fresnel-Optik, welche in der 
Horizontalen einen Ausstrahlungswinkel von 180 °, in der 
Vertikalen dagegen nur von lisa, Oo besitzt, wobei die 
obere Grenze sehr scharf abgeschnitten ist; genügende 


1172 


& 
Ausleuchtung bei günstigem Wetter bis zu 750m, Auf- 
stellungshöhe 1,5...4,5 m. Die Lichtquelle besteht ent- 
weder in einem Hochintensitätslichtbogen von 150 A oder 
in einer 10 kW-Glühlampe, u. U. mit Kugelreflektor. Eine 
Glühlampe gibt allerdings geringeres und in der Ver- 
tikalen stärker gestreutes Licht. Andere Anlagen be- 
nutzen auch 45 cm-Parabolspiegel mit einem 55 A-Licht- 
bogen, dessen Licht durch eine optische Anordnung in 
der Horizontalen um 80°, in der Vertikalen um nur 3° 
gestreut wird. Zwei solche Scheinwerfer, welche leicht 
in allen Richtungen gedreht werden können, werden 
stets nebeneinander aufgestellt, so daß sich ihre Licht- 
kegel etwas überlappen. Bei starkem Nebel kann durch 
Entfernen der vorgeschalteten Optik ein Lichtkegel von 
30 000 000 HK erzeugt werden. 


Bei unebenem Gelände wird das dezentralisierte 
System bevorzugt, bei welchem kleinere Einheiten an 
den Rändern des Flugplatzes Aufstellung finden. Bei 
einer Ausführung werden z. B. in Abständen von 75m 
Parabolspiegel von 61 cm Dmr. mit 1000 W- bis 
2500 W-Lampen verwendet, deren Licht in der Horizon- 
talen um 20° oder auch 48°, in der Vertikalen um 3° 
gestreut wird. Bei einer anderen Ausführung stehen die 
Einheiten 250...300 m auseinander, die Streuung in der 
Horizontalen beträgt nur 20°. Je nach der Landungs- 
richtung sind hierbei nur die eine oder die andere Seite 
der Leuchten eingeschaltet. Eine weitere Ausführung 
benutzt sphärische Reflektoren und Fresnel-Optik von 
20,3cm Höhe und 15,2cm Radius, welche in der Horizon- 
talen um 120 ° streuen, ferner Lampen bis zu 1500 W. Be- 
stimmte Richtungen des Lichtes können durch Blenden 
ausgeblendet werden. Für die Bestimmung von Wolken- 
höhen sind 30,5...46 cm - Parabol- 
Scheinwerfer in Gebrauch, welche 
unter 45° die Wolken anstrahlen. 


geg: De: Sr 


Schema des Klein-Elektro- 
ofens. 


Abb. 17. 


Auch die Leuchten der Flugzeuge selbst 
sind von Wichtigkeit. Die roten und die grünen Posi- 
tionslichter sind ziemlich an den Enden der Flügel an- 
gebracht, das weiße Licht am Ende des Schwanzes. Die 
Leuchten bestehen aus stromlinienförmigen Zelluloid- 
körpern, in deren Innerem Lampen von 12V und 21 HK 
angebracht sind. Das weiße Schwanzlicht strahlt nach 
hinten mit einem Öffnungswinkel von 140°, während die 
roten und grünen Seitenlichter von der Flugrichtung aus 
je 110° nach den betreffenden Seiten strahlen. Um bei 
der Landung das Gelände vom Flugzeug aus beleuchten 
zu können, sind an den Flügelenden 23 cem-Parabolspiegzel 
mit Glühlampen von 12V und 35 A angebracht, welche 
in der maximalen Ausstrahlungsrichtung des Schein- 
werfers 250000 HK ergeben. Die Spiegel sind in strom- 
linienförmigen Armaturen eingebaut und können durch 
den Piloten auch um kleine Beträge gedreht werden. Um 
den Luftwiderstand möglichst herabzusetzen, sind diese 
Armaturen auch zuweilen direkt in den Flügel einge- 
baut und werden im Gebrauchsfälle aus den Öffnungen 
herausgesenkt. Für besondere Fälle werden auch Signal- 
lichter mitgeführt. (P. R. Basscelt, R. W. Cost, 
F. A.Leinrothu. H.C. Ritchie, Transact. Ill. Engg. 
Soc. Bd. 22, S. 979.) Schb. 


Heizung. Öfen. 


Ein neuer Klein-Elektroofen. — Die Beheizung der 
Elektroöfen erfolgt in der Hauptsache entweder nach den 
Heroult- oder nach dem Stassanosystem. Bei dem Ofen 
des ersten Systems, dem reinen Lichtbogenofen, nimmt der 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


8. August 1929 


Strom seinen Weg von einer Elektrode durch Schlacke— 
Bad—Schlacke zur anderen Elektrode. Dem Stassanoofen. 
einem Strahlungsofen, dient als Heizquelle der Lichtbogen, 
der sich zwischen den Enden von Elektroden bildet, die 
schräg in den Ofen hineinragen. Abb.1 gibt das Schema 
des neuen Demag-Klein-Elektroofens, der mil 
beiden Beheizungsarten arbeiten kann. Durch Verstellung 
des Neigungswinkels der Elektroden, die während des Ofen- 
ganges durch Drehen eines Handrades bewirkt werden 
kann, wird die Lichtbogenbeheizung (ausgezogene Stelluns 
der Elektroden in Abb. 17) oder die Strahlungsbeheizung 
(punktierte Elektrodenstellung) ermöglicht. Diese Ausfüh- 
rungsweise verleiht diesem Elektroofen die Vorteile beider 
Ofenbauarten und vermeidet ihre Nachteile. Da die metall- 
urgischen Wirkungen der unmittelbaren und mittelbaren 
Lichtbogenbeheizung nicht ganz gleich sind, also bei glei- 
chem eingebrachten Gut einen verschiedenen Einfluß auf 
die Zusammensetzung des erschmolzenen Guts ausüben, 
sind diese Öfen als Versuchsöfen in Edelstahlwerken usw. 
zur Ermittlung neuer Stallsorten von hohem Wert. 


Sie bieten jedoch auch für gewöhnliche Schmelzungen 
wirtschaftliche Vorteile, da es möglich ist, bei festem Ein- 
satz für den Beginn des Ofenganges die zum Einschmelzen 
bequemere Beheizung durch die strahlende Wärme des 
Lichtbogens zu wählen. In dem Strahlungsofen brennt 
nämlich der Lichtbogen ziemlich ruhig, da er fast unab- 
hängig vom Schmelzpunkt ist, und es wird sehr selten 
und dann nur eine geringe Verstellung der Elektroden er- 
forderlich. Die unmittelbare Lichtbogenbeheizung nach dem 
Heroultsystem dagegen erfordert infolge des Zusammen- 
stürzens des festen Einsatzgutes während des größten Teils 
der Einschmelzzeit ein dauerndes Nachstellen der Elektro- 


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Abb. 18. 300 kg Klein-Elektroofen mit hydraulischer Elektroden-Regelvorrichtung. 


den und erschwert die Bedienung des Ofens. Bei kleineren 
Elektroöfen wird nämlich für die Verstellung der lölektro- 
den in Richtung ihrer Achsen meist Handsteuerung ange- 
wandt, da cine selbsttätige elektrische Regelung wegen ihrer 
verhältnismäßig hohen Kosten sich verbietet. Dazu kommt 
noch der weitere Vorteil des Strahlungsofens, daß Be- 
lastungstöße im Netz bei dieser Beheizungsart bedeutend 
seltener und in geringerer Höhe auftreten. 


Den bekannten Nachteil des Strahlungsofens, daß nacıı 
vollständigem Einschmelzen des Einsatzes der freischwe- 
bende Lichtbogen bei einer längeren Verfeinerungsdauer 
des Einsatzes, wie sie besonders für Stahl in Frage kommt, 
die Ofenauskleidung stark angreift, wird dadurch vermie- 
den, daß zum unmittelbaren Lichtbogenbetrieb übergegan- 
gen wird, sobald sich in der Mitte des Ofens unter den Elek- 
troden ein flüssiges Bad gebildet hat. Da hierbei die Licht- 
bogen nach außen geblasen werden, schmilzt. nunmehr auch 
das am Ofenrande sitzende noch feste Gut sehr rasch her- 
unter. Die beschriebene Ofenbauart vermeidet überdies die 
Fehler der üblichen Stassanoöfen, bei denen die Elektroden 
durch die Seitenwände in den Ofen eintreten, wodurch die 
Haltbarkeit der Ausmauerung ungünstig beeinflußt wird. 
Die Elektroden sind durch den Deckel geführt, dessen Ge- 
wölbe durch den Lichtbogen wohl am stärksten angegriffen 
wird, jedoch auch am leichtesten ausgewechselt werden 
kann. Bei dem unmittelbaren Lichtbogenbetrieb kann wäh- 
rend der Verfeinerung die Hitze auf das Bad bzw. die 
Schlackendecke konzentriert, die Lichtbogenwärme also in 
viel höherem Maße ausgenutzt werden als beim Strahlung-- 
betrieb, also mit einem höheren Wirkungsgrad der Behei- 
zung gearbeitet werden. Beim Verstellen des Neigung:- 


Ki 


8. August 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32 | 1173 


winkels der Elektroden ist darauf geachtet, daß sie an der 
Durchtrittstelle durch den Deckel nur eine geringe s»it- 
liche Verschiebung erfährt. Die Öffnung kann deshalb im 
Kühlring sehr klein gehalten werden, und da die Elektrode 
an dieser Stelle von einer dichten Asbestpackung umgeben 
ist, deren Passung kugelig auf dem Kühlring aufliegt, wird 
ein praktisch dichter Abschluß erreicht. Um Verschiebun- 
gen des Kühlrings folgen zu können, ist auch die Elektro- 
denklemme an ihrem Tragarm kugelig gelagert. Die Elek- 
troden müssen wegen Abbrandes außerdem noch die stets 
erforderliche Regelbewegzung in Richtung ihrer Achsen zu- 
lassen. Diese Regelung erfolgt entweder von Hand durch 
Handräder mit Spindeln oder durch hydraulische Stell- 
zylinder (Abb. 18), die mittels Ventile von Hand gesteuert 
und mit Leitungswasser von gewöhnlichem Druck beauf- 
schlagt werden, oder elektrisch mittels Motor- und Spindel- 
antriebs. Itt. 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Eine neue elektrische Bahnlinie in Spanien. Die Berg- 
werks- und Hüttengesellschaft von Peñarroya hat zur 
Verbindung der beiden getrennten Hälften ihres Eisen- 
bahnnetzes und zur Verkürzung der für sie besonders 
wichtigen Strecke von Puertollano nach Peñarroya eine 
neue 54,8 km lange Strecke quer durch das Gebirge aus- 
gebaut. Ebenso wie das übrige Netz der Gesellschaft, das 
sowohl eigenen als auch öffentlichen Verkehrszwecken 
dient, hat die neue Strecke 1m Spurweite. Wegen der 
hohen Steigungen bis zu 35°/o kam nur elektrischer Be- 
trieb in Frage. Die Stromversorgung geschieht durch 
zwei Unterwerke, welche ihrerseits von zwei gekuppelten 
Kraftwerken aus mit Drehstrom von 70kV, 50Hz ver- 
sorgt werden. Die Fahrdrahtspannung beträgt 3000 V 
Gleichstrom. Die sehr kräftigen Lokomotiven haben zwei 
dreiachsize Drehgestelle und sind mit Einzelantrieb aus- 
gerüstet. Ihre Hauptdaten sind die folgenden: 


Dienstgewicht . . . 2. 2 2 22220. 66 t 


Lange über Puffer. . . . . 2 22020. 14,88 m 
Anzahl der Motoren . . . » 2 2 2 20. 6 
Stundenleistung einen Motors . . . . . . 143 PS 
Gesamtzugkraft bei Stundenleistung `, . . 7200 kg 
Geschwindigkeit bel Stundenleistung . . . 32,2 km/h 
Triebraddurchmesser . . . 2 220.0. 1,2 m. 


Je drei Motoren sind dauernd in Serie geschaltet, so daß 
jeder derselben eine Spannung von 1000 V erhält. (J. Bar- 
din u. R. Birckel, Bull. Soc. Alsac. 1928, S. 67.) 


v. Str. 


Elektrische Treidelei am Rhein-Rhone-Kanal. — Der 
Kanal ist in den letzten Jahren für das Befahren mit 280 t- 
Kähnen (vor dem Krieg 150t) eingerichtet worden. Bei 
dieser Gelegenheit wurde auch die Einführung elcktri- 
scher Lokomotiv-Treidelei geplant. Für die Strecken 


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Abb. 19. Treidellokomotive. 


Straßburg —Mülhausen—Hüningen mit Abzweigung nach 
Colmar (insgesamt 145km) wird die Elektrisierung z. 2. 
ausgeführt. Die Spurweite wurde zu 600 mm gewählt. Der 
Betrieb der Lokomotiven erfolgt durch Gleichstrom von 
GW) V, der in acht Gleichrichteranlagen erzeugt wird. Die 
Leistung der Lokomotive (Abb. 19) ist 16,5 kW, das Dienst- 
gewicht 6000 kg. Die erforderlichen Zugkräfte von 
ADO ... 1000 kg werden bei einer Fahrgeschwindigkeit von 
36km/h ausgeübt. Die gesamte Anlage wird von der 
AEG, Berlin, ausgeführt. (Schweiz. Bauzg. Bd. 93, S. 9.) Hd. 


Fernmeldetechnik. 


Fünf Jahre CCI. — Im Juni dieses Jahres hat der 
Zwischenstaatliche Beratende Ausschuß für den Fern- 
sprechweitverkehr (Comité consultatif international des 
communications téléphoniques à grande distance — CCI) 
seine alljährliche Tagung abgehalten, für die dieses Mal 
Berlin als Tagungsort ausersehen war. Aus Anlaß dieser 
Tagung gibt der Europ. Fernspr. aus der Feder des Gene- 
ralsekretärs des CCI, Georges V alens i, einen Rückblick 
auf die bisherige Wirksamkeit des CCI. Sie hat erst vor 
fünf Jahren begonnen, aber trotz dieser kurzen Frist sind 
die Erfolge groß. Wenn der internationale Fernsprech- 


-© verkehr, der vor dem Kriege über schwache Anfänge nicht 


hinausgekommen und im Kriege ganz abgerissen war, sich 
in den letzten fünf Jahren in überraschendem Maße ent- 
wickelt und neben den übrigen Formen des geschäftlichen 
Nachrichtenverkehrs immer mehr eingebürgert hat, so ist 
das neben der Tätigkeit der nationalen Fernsprechverwal- 
tungen in erster Linie der Arbeit des CCI zu danken, der 
durch die Schaffung einheitlicher Richtlinien für die tech- 
nische Ausführung und den Betrieb der Fernsprechanlagen 
die Grundlage für diese Entwicklung geschaffen hat. Va- 
lensi stellt diese Entwicklung von Stufe zu Stufe dar, und 
es ist von Interesse, zu verfolgen, wie die Arbeiten des 
CCI und die aus ihnen sich ergebenden „Empfehlungen“, 
die sich anfangs auf allgemeine Grundsätze beschränkten, 
immer weitere und immer speziellere Gebiete des Betriebs 
und der Technik ergriffen haben. 

Der CCI ist im Frühjahr 1924 auf einer Zusammen 
kunft der Vertreter von 19 europäischen Ländern gegrün- 
wet worden. im Jahre 1925 wurde er auf der Welttelegra- 
phenkonferenz von Paris als ständiges Organ des Welt- 
telegraphenvereins anerkanut und mit der Bearbeitung 
aller technischen und Betriebsfragen betraut, während dem 
internationalen Büro des Welttelegraphenvereins in Bern 
die Vorbereitung der amtlichen Weltkonferenzen blieb. Die 
Weltkonferenzen entscheiden darüber, ob die Vorschläge 
des CCI, nachdem sie praktisch erprobt sind, als allgemein 
verbindliche Vorschriften herausgegeben werden sollen. 
Dem CCI wurde es überlassen, sein Büro selbst zu wählen, 
seine Geschäftsordnung selbst aufzustellen und selbst sein 
Arbeitsverfahren zu bestimmen. In Ausübung dieser Be- 
fugnis hat es sich auf seiner Tagung im Jahre 1926 in drei 
Organe gegliedert, die Vollversammlung, die Berichteraus- 
schüsse und das Generalsekretariat. 

Die Vollversammlung tritt alljährlich zusammen; sie 
berät über die Vorschläge der Berichterausschüsse und 
stimmt über sie ab. Die angenommenen Vorschläge wer- 
den den Mitgliederverwaltungen als „Empfehlungen“ des 
CCI bekanntgegeben. Ferner bestimmt die Vollversanmm- 
lung über die Fragen, die aie Beriehterausschüsse bis zur 
nächsten Vollversammlung zu bearbeiten haben. Die Be- 
richterausschüsse prüfen die ihnen zugewiesenen Fragen 
unter Leitung eines Hauptberichters, den sie selbst wählen 
und der sie nach Bedarf zusammenberuft. Als Unterlagen 
stehen ihnen die Erfahrungen und das Material aller 
lernsprechverwaltungen und alle sonst zugänglichen 
Quellen zur Verfügung. Das Generalsckretariat unter- 


- stützt die Berichterausschüsse bei der Beschaffung des 


Materials, sammelt und ordnet ihre Berichte, teilt sie den 
dem CCI angeschlossenen Verwaltungen mit und bereitet 
die nächste Vollversammlung vor. Diese sehr bewegliche 
Organisation hat sich außerordentlich bewährt. Sie bietet 
die Möglichkeit, für die den Berichterausschüssen zu- 
gewiesenen Untersuchungen die bewährtesten Fachtecli- 
niker aller Verwaltungen heranzuziehen und dadurch zu- 
verlässige Gewähr für sachkundige und erschöpfende Pru- 
fung der Fragen zu geben. 

Die drei ersten \ ollversammlungen des CCI haben in 
den Jahren 1924, 1925 und 1926 in Paris, die vierte 1927 
in Como und die fünfte 1928 wieder in Paris stattgefunden. 
Aus den bearbeiteten Fragengebieten mögen die folgenden 
hervorgehoben werden: 


Schutz der Fernsprechanlagen gegen Starkstromeinflüsse; 
Definition, Maß, zulässiger Grenzwert der Störwirkung, Ab- 
hängigkeit der Störwirkung von Betriebs- und Schutzmab- 
nahmen. 

Schutz der Fernsprechkabel gegen Korrosion. 

Fernsprechübertragung auf Leitungen, Übertragungs- 
maß, Vereinheitlichung der Fernsprecheinrichtungen für 
den Weitverkehr, Bedingungen für pupinisierte Fernkabel 
einschließlich der Verstärker. 

Schaffung von Normal-Eichgeräten zur Bestimmung des 
Übertragungsmaßes. i 

Überwachung und Unterhaltung der internationalen 
Leitungen, Meßeinrichtungen, Meßvorschriften und Mei- 
verfahren für diesen Zweck. 


1174 


e 


Gemeinsame Kantang von Kabeln für Fernsprecher 
und Telegraph. 


"Regelung des Betriebs auf den internationalen Fern- 
sprechleitungen, Bedingungen für die Benutzung der Fern- 
sprecheinrichtungen durch die Teilnehmer, Maßnahmen zur 
Erleichterung und Förderung des Fernsprechverkehrs, 
Fernsprechtarife, Abrechnung zwischen den Verwaltungen, 
Statistiken über den Fernsprechverkehr. 


Angliederung des Funkfernsprechens 
fernsprechen. 


Die Tätigkeit des CCI hat in weitem Umfang auch 
zur Zusammenarbeit mit anderen inter- 
nationalen Organisationen der Elektrotechnik 
geführt, mit deren Arbeitszgebieten sich Berührungspunkte 
ergaben, z. B. dem Internationalen Verband der Eisen- 
bahnen, der Internationalen Konferenz der Elektrizitäts- 
werke, dem Internationalen Elektrotechnischen Ausschuß, 
dem Zwischenstaatlichen Gemischten Ausschuß für Ver- 
suche über den Schutz der Fernsprechleitungen, dem Inter- 
nationalen Telegraphenausschuß (CCIT), dem Internatio- 
nalen Verband der Straßenbahnen und Kleinbahnen, dem 
Weltrundfunkverein und der Internationalen Handelskam- 
mer. Die Fragen, die dabei erörtert wurden, betrafen u.a. 
den Schutz der Fernsprechanlagen gegen Starkstrom- 
einflüsse, die Übertragung von Rundfunksendungen auf 
zwischenstaatlichen Fernsprechleitungen, die Wahl einer 
Übertragungseinheit, die Herausgabe internationaler tech- 
nischer Wörterbücher, die Annahme einheitlicher graphi- 
scher Symbole für Schaltungszeichnungen, die elektro- 
lytischen Korrosionen an unterirdischen Rölırenanlagen, 
die Wünsche der Fernsprechbenutzer in bezug auf den 
internationalen Fernsprechdienst, die Mitbenutzung der 
Fernsprechleitungen für Telegraphie und Bildtelegraphie. 


Auf der Vollversammlung in Como 1927 ‘wurde die 


an das Draht- 


Schaffung von zwei vollkommen gleichen Ureich- 
kreisen als Normalmaß zur Bestimmung der Über- 
tragungsgüte von Fernsprechstromkreisen beschlossen. 


Einer von den Ureichkreisen ist für Europa, der andere 
für Amerika bestimmt. Die American Telegraph & Tele- 
phone Co. hat die Apparate hergestellt und die für 
Europa bestimmte Ausführung dem CCI als Geschenk an- 
geboten. Das CCI hat den Ureichkreis in den ihm von der 
französischen Regierung überlassenen Räumen des 
Museums für Kunst und Gewerbe in Paris, Rue St. Mar- 
tin 292, aufgestellt. 


Einen Überblick über die allmähliche Ausdehnung der 
Mitgliedschaft am CCI auf die Staaten Europas bietet die 
nachstehende Zusammenstellung: Es sind beigetreten: 


1924: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frank- 
reich, Großbritannien, Italien, Lettland, Luxem- 
burg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, 
Schweden, Schweiz, Spanien, Südslawien, 
Tschechoslowakei, Ungarn; 

1925: Estland, Litauen; 

1926: Mozambique, Portugal, Rumänien, Sowjetrepu- 
bliken; 

1928: Albanien; 

1929: Danzig. (G. Valensi, Europ. Fernspr. 1929, 

S. 103.) Bkm. 


Verschiedenes. 


Studienreise deutscher Ingenieure durch Österreich. 

— Auch in diesem Jahre! veranstaltet die Deutsch-öster- 
BE e Reisevereinigung „Nord-Süd“ eine „Erholungs- 
und Studienreise deutscher Ingenieure durch Österreich“, 
bei der die Teilnehmer neben den Schönheiten des Landes 
auch eine Reihe von Werken der Technik kennen lernen 
werden. Die Reise beginnt am 28. VIII. mit einer Dampfer- 
fahrt von Passau naclı Wien (Technisches Museum, Donau- 
kraftwerk). Im weiteren Verlauf führt die Reise über 
folgende Orte: Payerbach-Reichenau — Semmerinz — 
Graz (Stauwerk Pernegg) — Leoben — Erzberg (Eisen- 
erz-Tag- und -Tiefbau) — Radstadt — Mallnitz (Elektrizi- 


tätswerke) — Großglockner — Heiligenblut — Lienz — 
Cortina d’Ampezzo — Bozen — Eisacktal — Brenner — 
Innsbruck (Bergbahn) — Zell am See — St. Johann — 


Salzburg. Die Reise endet am 10. IX. mittags in Salzbure. 
Dic Fahrten werden in ihren schönsten Teilen in Autos 
zurückgelegt; die zu besichtigenden technischen Werke 
sind oben in Klammern genannt worden. 

Die Vereinigung veranstaltet außerdem zwei weitere 
Reisen, deren erste vom 3. bis 17. IX. durch Österreich und 


ı Die Reise 1928 wurde in der ETZ 1928, S. 956 angekündigt. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32 


8. August 1929 


Südtirol, die zweite vom 3. bis 19. IX. nach Bosnien, Dal- 
matien und Montenegro führt. Die Anmeldungen zur Ín- 
senieurreise sind bis 1. VIII. an die genannte Vereinigung, 
Graz, Radetzkystraße 1, zu richten. Von dieser Stelle 
können auch ausführliche Prospekte einzefordert werden. 


Energiewirtschaft. 


Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Trotz 
des Abflauens der Beschäftizunz im Industriegebiet wäh- 
rend des zweiten Halbjahres hat der Stromverkauf der 
KraftübertragunzrswerkeRheinfelden 193 
den von 1927 um etwa 10 % übertroffen. Die Beteiligung 
an dem Schluchseewerk mit 75% des Aktienkapitals 
(14 Mill RM) gibt der Berichterstatterin, die 7500 kW be- 
ziehen muß, die Möglichkeit, ihre Abfallkräfte besser zu 
verwerten und den zu gewissen Jahreszeiten oder Tages- 
stunden eintretenden Kraftmangel zu ergänzen. Der Be- 
triebsüberschuß betrug 4 232 942 RM (4 202200 i. V.) und 
die Einnahme aus Verschiedenem 308834 RM (119412 
i. Ni Bei 1 456 642 RM Reinzewinn (1451 540 i. V.) kamen 
auf 12 MiN RM Aktienkapital wieder 10% Dividende zur 
Verteilung. 


Das Großkraftwerk Württemberg A.G, 
Heilbronn a. N., hat 1928 rd. 25,5 Mill kWh abgegeben 
(16,4 i. V.), und zwar 9,6 an das Kraftwerk Altwürttem- 
berg A.G., 89 an den Gemeindeverband Überlandwerk 
Hohenlohe-Öhringen, 2 an die Württ. Sammelschienen- 
A.G. und 3,9 Mill kWh an die Neckar A.G. zwecks Weiter- 
leitung an das Elektrizitätswerk Heilbronn; vertrazsgemäh 
kostenlos erhielt letztere Gesellschaft 0,5 Mill kWh. Im 
Dampfkraftwerk wurden 13,4 Mill kWh (3,8 i. V.) und in 
dem gepachteten Wasserkraftwerk Kochendorf (Ausnut- 
zungsfaktor 61 % gegen 42% i.V.) 12,8 Mill kWh (134 
i. V.) erzeugt. Der Betriebsüberschuß betrug 450 416 RM 
(347 792 i. V.) und der Reingewinn mit Vortrag 78348 RM 
(2927 i. V.); er wurde vorgetragen. Das Aktienkapital von 
2,9 Mill RM hat sich nicht geändert. 


Der Gesamtanschlußwert des Kraftwerks Alt- 
württemberg A.G., Beihingen, ist 1928 von 331419 
auf 36 953 kW gestiegen, wobei der Zugang an Heiz- und 
Kochapparaten allein rd. 1000 kW ausmachte. Erzeugt 
wurden in Pleidelsheim infolge der schlechten Wasser- 
Seel des Neckars diesmal nur 12,6 Mill kWh D 

der Strombezug hat sich daher von 3,8 auf 112 
vu ` kWh erhöht. Die nutzbare Stromabzabe betrug 
16,5 Mill kWh, d. s. 36 % mehr als im Vorjahr (12.1 
Mill kWh). Dazu kamen 4,5 Mill kWh vertragsmäßire 
Lieferung an die Stadt Stuttgart, so daß sich die Gesamt- 
abgabe auf rd. 21 Mill kWh belief (18,6 i. V.). Eine neue 
60 kV-Leitung zur Verbindung der Dampfzentrale des 
Großkraftwerks Württemberg mit Pleidelsheim befindet 
sich im Bau. Betrieb und Installation haben 1 841519 RM 
Überschuß ergeben (1729 802 i. V.); aus 626 060 RM Rein- 
Gewinn (625 072 i. V.) verteilte die Gesellschaft auf un- 
EE 84 Mill RM Aktienkapital wieder 7% Divi- 

ende. 


Im Licht- und Kraftunternelimen der Koblenzer 
Straßenbahn - Gesellschaft wurden 1928 an 
Lichtstrom 6,553 Mill kWh (6,083 i. V.) und an Kraftstrom 
16,123 Mill kWh (18,002 i.V.) nutzbar abzegeben. Der 
Rückgang bei letzterem war eine Folge der, wie der Be- 
richt sagt, hoffentlich vorübergehenden Betriebseinschrän- 
kungen hauptsächlich im Zinkbergbau und in der Basalt, 
und Tonindustrie des Westerwaldes. Stromabgabe und 
Meßgebühren erbrachten 4 588 638 RM (4 293 276 i. V.) und 
verschiedene Einnahmen des Unternehmens 150021 KM 
(93133 i. V.). Der Reinzewinn stellte sich für diesen 
Betriebsteil auf 1495060 RM (1368378 i. V.). 


Die Stromerzeugung der Grube Leopold A.G. ist 
1928 von 41,905 auf 45,7% Mill kWh gestiegen. 


Infolge der außerordentlich verminderten Woasserfülı- 
rung in den Sommermonaten ist die nutzbare Stromabgabe 
der Werrakraftwerke A. G., Weimar, 1928 von 
4,135 Mill kWh i.V. um 17,6% auf 3,610 Mill kWh zu- 
rück£egangeen. Gleichwohl konnte der Gesellschaft bei 
147956 RM Einnahmen (177122 i. V.) und einem Über- 
schuß mit Vortrag von 43 752 RM (43 623 i. V.) wieder 3 % 
Dividende auf 1,260 Mill RM Aktienkapital zahlen. 

Der Stromnbsatz des Großkraftwerks Fran- 
ken A.G., Nürnberg, ist 1928 von 145,2 auf 169 Mill kWh 
gewachsen, d. h. um 16,4 %. Trotzdem hat sich die mat: 
male Beanspruchung der Anlagen um 2,8% verringert, 
eine Verbesserung der Ausnutzung, die dem günstigen 


! Vgl. ETZ 1929. S. 1132. 


-m ën mmm 


8. August 1929 


Einfluß des Grundgzebührentarifs zugeschrieben wird. Das 
seit August 1928 betriebene 100 kV-Kabel ermöglicht es, 
den unter dieser Spannung vom Kachletwerk kommenden 
Strom über eine unterirdische Kabelstrecke von 9,6 km 
unmittelbar dem industriereichen Osten Nürnbergs zuzu- 
führen und erst dort im Umspannwerk Tullnau auf 20 kV 
Verteilungsspannung herabzusetzen, so daß das Nürnbr- 
ger Gebiet nunmehr von zwei Seiten aus versorgt wird. 
Nach der im März 1928 erfolgten Übernahme des Karchlet- 
betriebs durch die Betriebsgemeinschaft Kachlet-Franken 
G. m. b. H. ist der bezügliche Vertrag voll in Wirksamkeit 
getreten, und in dessen Ergänzung wurde mit der Rhein- 
Main-Donau A.G. eine Vereinbarung getroffen, die insbe- 
sondere das Verbleiben des Wasserkraftwerks Viereth in 
der Betriebszemeinschaft und die Stromverrechnung zwi- 
schen letzterer und der Berichterstatterin nach einem 
Grundrebührentarif betrifft. Als Betriebsüberschuß haben 
sich 2605 888 RM (2110284 i. V.) und als Reingewinn 
ohne Vortrag 665201 RM (671447 i. V.) ergeben. Die 
auf 7 Mill. RM Stammaktienkapital entfallende Dividende 
betrug wieder 9%. 


Stromverkaufsgeschäft und Installationsunisatz haben 
sich 1923 bei der A.G. Körting’sElectriecitäts- 
Werke, Berlin, gegen das Vorjahr gehoben, doch mußten 
die Strompreise im Zusammenhang mit der Konzessions- 
verlänzerung eines der größeren Werke erheblich gesenkt 
werden. In die Reihe dieser ist Jahnsbach eingetreten. Bei 
1232220 RM Betriebseinnahmen und Installationseewinn 
{11835680 i. V.) betrug der Reinzewinn 204076 RM 
(204167 i. V.) und die Dividende wieder 8% auf 25 
Mill RM Stammaktienkapital. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


1175 


Erzeugung und Verbrauch elektrischer Arbeit in 
Deutschland!. — Die Erzeugung der 122 Elektrizi- 
tätswerke war im Mai 1929 um 3,2 Mill kWh größer als 
im Vormonat und übertraf die des Mai 1928 um 218,7 
Mill kWh (20%). Arbeitstärlich betrug die Zunahme 
bzw. 0,127 und 8.715 Mill kWh. Der Anschlußwert 
der von 103 Werken versorgten gewerblichen Abnehmer 
ist im April gegen den März um 1000 kW und gegen 
den gleichen Monat von 1928 um 0,271 Mill kW (rd. 7%) 
gewachsen. Der Verbrauch dieser Konsumenten weist 
gegen den Vormonat eine Erhöhung um 13 Mill kWh und 
gegen den April 1928 um 75 Mill kWh (17%) auf: arbeits- 
täglich ergibt der Vergleich eine Erhöhung um 53 000 kWh 
bzw. 1,481 Mill kWh. 


Von 12% Elektrizi- 
tätswerken selbst 
erzeugte Mill kWh 


Anschlußwert und Verbrauch der 
von 108 Elektrizitätswerken direkt 
belieferten gewerblichen Abnehmer 


arbeitstägzlicher 


Mo- Ans Verbrauch 
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L 2% 2% | 14436 12389 emt 47,6 1. 40| 540.0 47611 20,8 18.3|4,8 146 
24 1280,0 112641534 45,1] 43 A0) 405 4584| 20,8 18.3148 46 
HI | 35 27 | 1306,9, (alt 443| 4,3 | 4,0| 5098 483,7 | 20.4: 17,9] 47 | 4.4 
IV 25 23 | 19,1 ‚104801520 456) 43 41| 5115 4365| 20,5 19.0147 A7 
25 3511323 10836! 521 433| . 4 443,7 177| . 143 


t Ygl. ETZ 1929, S. 1030. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


EV 
Elektrotechnischer Verein. 


(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft- 
stelle, Berlin W35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02. 


Besprechung des Vortrags' 


des Herrn Dipl.-Ing. P. Hochhäusler: 


„Ein- und Ausführung von Platten und Filmen 
an "Kathodenoszillographen ohne Störung des Hoch- 
vakuums“. 


Vorsitz: Herr Ministerialdirektor Arendt. 


Nach den Besrüßungsworten des Herrn Vorsitzenden 
zeibt zunächst Herr Prof. A. Matthias nachstehende 
Linleitung: 

Herr Matthias: „Mit Rücksicht auf den ausführlichen 
Vortraz des Herrn HOCHHÄUSLER wird es Ihnen wohl 
anzenehm sein, wenn ich mich auf einige grundsätzliche 
Erörterungen beschränke. 

Der Kathodenoszillograph, ein neuzeitliches Gerät zur 
Aufzeichnung des Verlaufs außerordentlich schneller elek- 
trischer Vorgänge, hat sich bekanntlich aus der Braun- 
schen Röhre entwickelt, die besonders zur Untersuchung 
elektrischer Schwingungen von ZENNECK viel verwendet 
worden ist. 

Der Schritt, der die Weiterentwicklung so kräftig an- 
stieß, daß man sich berechtigt sah, dem Ding einen neuen 
Namen zu geben, war der Übergang zur Innenaufnahme: 
damit ist gemeint das Hineinbrinzen photograplischer 
Flatten oder Filme in den Vakuumraum. Fine dahin- 
«chende Anregung findet sich schon in der älteren deut- 
schen Literatur. Die erste praktische Ausführung eines 
derartigen Apparates stammt von DUFOUR. 

Nun war die Voraussetzung für wesentlich größere 
Schreibgzeschwinrdigkeiten gegeben, und damit war der An- 
wendungsbereich der ursprünglichen Braunschen Röhre 
vanz wesentlich erweitert. 

Wenn auch die Dichtungsfragen bei dem verwendeten 
Iochvakuum für die Experimentatoren im ersten Augen- 
blıck die Hauptschwierigkeit dargestellt haben mögen, so 
wurden diese doch allmählich beherrscht. Dagegen trat 
eine Fülle neuer Probleme in den Vordergrund, die durch 
die Erweiterung des Anwendunesbereichs und die Steige- 
rung der Anforderungen an Leistungsfähigkeit bedingt 


ı ETZ 199, 8. 86. 


wurden. So setzte eine eifrige Weiterarbeit in verschie- 
denen Richtungen ein. In Deutschland sind daran beteiligt: 

ROGOWSKI und seine Mitarbeiter an der T.H. Aachen; 
GABOR, der zuerst im Laboratorium des Herrn Geheimrat 
ÖRLICH an der T. H. Berlin gearbeitet hat, anschließend 
bei der Studiengesellschaft für Hochspannungsanlagen. 

Die Arbeiten der letztgenannten Stelle wurden später vom 
Hochspannungslaboratorium der T. H. Berlin weiterge- 
führt. Dort ist eine Reihe systematischer Entwicklungs- 
arbeiten im Gange, bei denen ich mich der eifrigen Mit- 
arbeit einiger Herren, insbesondere des Herrn Dr. KNOLL, 
erfreue. In Schweden arbeitet seit einer Reihe von Jahren 
NORINDER auf diesem Gebiet, in der Schweiz seit etwa 
zwei Jahren auch BERGER beim Schweizerischen Elektro- 
technischen Verein. 


Auf die Fülle der interessanten Probleme und Ar- 
beiten soll jedoch heute nicht umfassend eingegangen wer- 
den. Auch ist nicht etwa beabsichtigt, den heutigen Stand 
der Arbeiten unseres Hochspannungslaboratoriums zusam- 
menzufassen. 


Vielmehr soll heute von einer ganz bestimmten Frage 
ausgegangen werden, nämlich dem Ein- und Ausbrinzen 
von Platten und Filmen in den Vakuumraum ohne Be- 
triebsunterbrechung. Es war von Anfang an sehr hem- 
mend, daß zu diesem Ein- und Ausbringen das Vakuum 
jedesmal zerstört werden mußte. Es wurden allgemein 
Schliffe verwendet, die hochvakuumdicht gehalten wer- 
den mußten. Das ist durchaus möglich und hat auch allen 
an der Entwicklung Beteiligten bald keine Schwierigkeiten 
mehr gemacht. Es war ja auch nicht die einzige vakuum- 
technische Schwierigkeit, die in der ersten Entwicklungs- 
zeit zu überwinden war. Auf die etwas verschiedenen kon- 
struktiven Lösungen soll hier nicht eingegangen werden. 


J.ästiz war hauptsächlich der Zeitverlust, der beim 
Plattenwechsel und der anschließenden Wiederherstellun; 
des Vakuums eintrat. Im Zusammenhang damit war auch 
der Wechsel zwischen Hochvakuum und Luftfüllunz 
störend. 


` Es ist daher nicht verwunderlich, daß man trotz der 
offenkundieren Vorteile der Innenaufnahme nicht nach- 
gelassen hat, auch auf verschiedenen anderen Wegen, bei 
denen die Platte nicht in das Hochvakuum gebracht wer- 
den muß, weiter zu entwickeln, und daß man dabei schon 
sehr bemerkenswerte Erfolge erreicht hat. Obschon an der 
TU Berlin ebenfalls Arbeiten in einer derartigen Rich- 
tung im Gange sind? so soll doch auch dieses Gebiet 
hier heute nicht behandelt werden. Jeder Fortsehritt, 
sei es auf dem Gebiet der Innenaufnahme oder der 


! Knoll, 


Z. Techn. Phys. Bd. 10, S. 28. 


1176 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


8. August 1929 


SEET EE 


Vermeidung derselben, kann nur mit Freuden begrüßt 
werden. Es liegt mir fern, mich abschließend für die eine 
oder andere Richtung auszusprechen, zumal die technischen 
Fortschritte noch so sehr im Fluß sind. 

Es soll aber heute gezeigt werden, daß das Hinein- 
und Herausbrinzen von Platten und Filmen bei Innen- 
aufnahmen tatsächlich ohne Betriebsunterbrechung in 
schneller Folge möglich ist. Dieses Sondergebicet, auf dem 
wohl bisher ausschließlich bei uns systematisch gearbeitet 
worden ist, ist soweit gefördert, daß es sich wohl lohnt, 
darüber ausführlich zu berichten.“ 

Hierauf hält IIerr Dipl.-Ing. Hochhäusler seinen 
Vortrag, der in der ETZ 1929, S. 860, veröffentlicht ist. 


Vorsitzender: Ich danke den beiden Herren Vortragen- 
den, Herrn Prof. MATTHIAS und Dipl.-Ing. HOCHHÄUSLER, 
für ihre außerordentlich interessanten Ausführungen, die 
vielen von uns sicherlich einen Einblick in einen erheb- 
lichen Fortschritt gewährt haben. Ehe wir uns den Os- 
zillographen in seiner Wirkung vorführen lassen, möchte 
ich Sie bitten, Fragen an die Herren Vortragenden zu 
richten, um weitere Aufschlüsse zu bekommen. 


Herr Tamm: Ich bitte den Herrn Vortragenden um 
Auskunft darüber, welchen Vorteil die Influenzmaschine 
gegenüber der Glühkathodengleichrichtung hat. Bei der 
Glühkathodengleichriehtung kann man nämlich beliebig 
konstante Spannungen erzielen, während eine Influenz- 
maschine mit Riemenantrieb, wie mir scheint, diese Kon- 
stanz nicht gewährleistet. Für Konzentrierung, Ablen- 
kung usw. ist die Spannung am Entladungsrohr, nicht der 
Strom in ihm maßgebend. — Dann würde mich inter- 
essieren, zu erfahren, welche Zeitmaßstäbe die beiden Os- 
zillogramme hatten, die die Spannung an einer Funken- 
strecke bzw. Strom in einem Funken wiedergaben. 


Herr Hochhäusler: Die Influenzmaschine haben wir 
deshalb gewählt, weil sich ihr innerer — schr hoher — 
Widerstand leicht dem inneren Widerstande des Ent- 
ladungsrohres anpaßt. Wenn man sehr schnelle Vorgänge 
aufnehmen will, dann ist, wie ich schon erwähnte, eine 
Gleichspannunssanlage, bestehend aus Transformator, 
(GHeichrichterröhre und Kondensator, besser am Platze. 
Dem Kathodenstrahl kann man eine größere Intensität 
verleihen, und man kann mit größerer Geschwindigkeit 
schreiben. 

Die Zeitdauer des Vorganges bei den Oszillogrammen 
(Abb. Una und b) betrug 3-10 s bei dem oberen und 
etwa 5-10 s bei dem unteren Oszillogramm. Tier sollte 
auch keine besonders schnelle Schwingung gezeigt werden 
sondern nur die Art, in der der Öszillograph funktioniert. 
Natürlich kann man mit ihm auch wesentlich schnellere 
Schwingungen aufnehmen, auch in Verbindung mit der 
Influenzmaschine. Bei den letzten Oszillogrammen 
(Abb. 12) handelt es sich um Wellenlängen von 2000 bzw. 
960 m. Die Aufnahme des ersten (12a) erfolgte noch mit 
der Influenzmaschine. Erst bei der letzten (12b) wurde 
eine Glühkathodengleichrichtung angewandt. 


Herr Scheller: Liegt ein besonderer Grund vor, den 
Filmvorrat in das Vakuum zu bringen? 


Herr Hochhäusler: Ja. Herr Prof. MATTHIAS hat 
insbesondere darauf hingewiesen, daß ein möglichst gro- 
ßer Filmvorrat im Vakuum vorhanden sein soll. Der 
Film gibt nämlich viel leichter Gase ab als Platten. Man 
muß deshalb den Filmvorrat vertrocknen und entzasen. 
Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, den Film in das 
Hochvakuum oder wenigstens in ein Vorvakuumn zu 
bringen. 


Herr Matthias: Ich will ergänzend bemerken, daß 
es sehr gut möglich ist, den Film auf der einen Seite hin- 
ein und auf der anderen Seite wieder herauszubringen. 
Wir sind seinerzeit mit Rücksicht auf die Gewitterauf- 
nahmen von einem recht großen Filmvorrat (300 m) aus- 
gegangen. Der Apparat ist von HOCHHÄUSLER um die 
Jahreswende 1926/27 konstruiert worden und sollte für die 


bevorstehende Gewitterperiode in Betrieb genommen wer- 
den. Um nicht Zeit zu verlieren und sicher zu gehen, 
haben wir uns schnell entschlossen, nur die Filmeinfüh- 
rung zu benutzen. 


Herr Hochhäusler: Ich möchte noch bemerken, daß 
ich gleichzeitig Versuche unternommen habe, wobei ich 
den Film von außen durch das Quecksilberrohr in das 
Vakuum hineingeführt und auf demselben Wege wieder 
hinauseeführt habe. Auch hierbei zeigte sich keine Stö- 
rung des Vakuums und auch keine Veränderung des 
Films durch das Quecksilber. Ich habe mit dem Film 
nachher gute Landschaftsaufnahmen machen können. 


Herr Schmalz: Mich würde interessieren, wie die 
Aufnahmen in der Gewitterstation praktisch gemacht 
werden. Von einer kontinuierlichen Aufnahme kann man 
doch wohl nicht reden, da ich jedesmal die Spannung zur 
Ablenkung einschalten muß. Ich kann also immer nur 
kurze Momente erfassen. Wie fasse ich nun den Augen- 
blick, der mich interessiert, also den Blitz? 


Herr Matthias: Das Problem, den richtigen Zeitpunkt 
zu erwischen, ist eine Technik für sich, die in dem Kipp- 
relais enthalten ist. Hierüber verweise ich auf die Ar- 
beiten GABORS. Die Frage ging wohl auch dahin, wie man 
auf dem fortlaufenden Film den ganzen Vorgang aufneh- 
men kann. Der Filmstreifen läuft langsam mit einer ge- 
wissen Vorschubgeschwindigkeit.e. Wenn ein Vorgang 
kommt, wird der Strahl gewissermaßen aus einem Ver- 
steck plötzlich herausgeschleudert und auf der Achse, auf 
der sich zufällig der Film bewegt. mit einer bestimmten 
Geschwindigkeit in der Längsrichtung vorwärtsgescho- 
ben. Senkrecht dazu wird der Vorgang aufgeschrieben. 
Wenn der Vorgang zu Ende ist, wird der Strahl verdeckt 
zurückgeschoben und verschwindet in seinem Versteck. 
Meist besteht nun der Bhtz aus einer Reihe von Vorgän- 
gen, die einige hundertstel Sekunden auseinanderliegen. 
Bei dem zweiten Vorgang ist also der Apparat wieder be- 
triebsbereit.e. Wenn man Glück hat, ist das Band schon 
um mehrere Zentimeter weitergelaufen. Immerhin kanu 
man auch schon bei einigen Millimetern das Ende des 
ersten und den Anfang des zweiten Vorgangs sehr gut 
feststellen. 


Herr Meyer: Mich interessiert zu erfahren, ob eine 
Vorrichtung getroffen ist, durch die verhindert wird, daß 
der Film etwas Quecksilber in den Hochvakuumraum mit 
hineinnimmt. 


Herr Hochhäusler: Ich hatte gesagt, daß ein Oszillo- 
graph, bei dem der Film durch das Quecksilber hindurch 
in den Hochvakuumraum eingeführt wird, noch nicht aus- 
geführt ist, daß ich aber Vorversuche in dieser Richtung 
bereits unternommen habe. Dabei hat sich herausgestellt, 
daß geringe Mengen des Quecksilbers in das Innere des 
Vakuumraumes gelangen. Die Oberfläche des Quecksil- 
berrohres ist selbstverständlich schmal gehalten. Wenn 
man den Öszillographen abschließen würde, dann würde 
sich im Öszillographen der Quecksilberdampfdruck ein- 
stellen, so daß sich der Kathodenstrahl nicht mehr recht 
ausbilden könnte. Aber die Hochvakuumpumpe muß so 
leistungsfähig sein, daß der Gasdruck im Hochvakuum- 
raum unter dem Partialdruck des Quecksilberdampfes 
liegt. Dann schadet die geringe Menge Quecksilber nicht 
mehr. Bei dem ausgeführten Oszillographen ist auch ver- 
hindert, daß das Quecksilber in das Entladerohr gelangen 
kann. Das verdampfende Quccksilber wird sofort von 
der Pumpe abgeführt. Eine Störung des Vakuums tritt 
also nicht ein.“ 

Hierauf führt Herr Dipl.-Ing. Hochhäusler den 
Öszillographen vor. 

Mit Worten des Dankes an den Vortragenden und die 
Diskussionsredner schließt der Vorsitzende die Sitzunz. 


Elektrotechnischer Verein. 


Der Generalsekretär. 
Dr. Schmidt. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


Auszeichnungen. — Von der T. H. Danzig wurden zum 
Dr.-Ing. E.h. ernannt: Der Präsident des Reichspostzen- 
tralamtes in Berlin August Kruekow in Anerkennung 
hervorragender Verdienste auf dem Gebiete der Fern- 
meldetechnik, insbesondere um die technische Entwicklung 
und Ausgestaltung des Selbstanschlußbetriebes, ferner der 
Direktor der Siemens & Halske A. G. Dr. phil. h. e. Fritz 
Lüschen in Anerkennung seiner hervorragenden Ver- 
dienste um die Entwicklung der technischen Elektro- 


Akustik, der Fernsprech- und Telegraphentechnik. — Dem 
Direktor der Siemens-Schuckertwerke A.G. Hermmın 
Tonncmacher, Berlin, wurde von der T. II. Hannover 
in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die 
Entwicklung und Förderung des Kraftmaschinen- und 
Kraftwerkbaus die Würde eines Dr.-Ing. E.h. verliehen. 
Direktor Tonnemacher ist Leiter der Abteilung zur Er- 
richtung maschineller Kraftwerke der SSW und konnte 
vor kurzem sein 35lähriges Dienstjubiläum feiern. Viele 
Wasser- und Dampfkraftwerke verdanken ihre Entstehung 
seiner Initiative. | 


—- a 


8. August 1929 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftleituag und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Der Parallelkondensator in Frequenzvervielfachungs- 
Schaltungen. 


Dua in der Arbeit von HILPERT und SEYDEL in der 
ETZ 1929, S. 149 wiederzegebene Schaltbild AN, 7) stellt 
eine kapazitive Ankopplungz des Sekundärkreises vor, wie 
aus einem vervollständirten Prinzipschema (Abb. 1) zu 
entnehmen ist. Gegenüber der üblichen Schaltungsweise 
(Abb. 2), bei welcher der Sekundärkreis induktiv ange- 
koppelt ist, kann daher bei entsprechender Dimensionie- 
rung kein wesentlicher 
Unterschied bezüglich Kur- 
venform der Sekundär- 
kreisschwingung und ab- 
regebener Leistung zu 
erzielen sein, vielmehr 
bietet die indukfive An- 
kopplung dureh ihre leichte 
Veränderlichkeit einen gro- 
ben Vorteil. Maßrebend 
fur die Dimensionierung 
des Stoßkreises ist vor 
allem die Größe der Induk- 
tivität des  gesättigten 
Wandlers, die „Frequenz- 
wandlerstreuung”, die we- 
sentlieh niedriger gehalten 
werden muß, als sie in der 
Arbeit angegeben und auch 
dort aus Abb. 3...6 zu ent- 
nehmen ist. Es ist dann ohne 
weiteres möglich, bei aus- 
reichender Größe der Kopp- 
lunzspule die Stofikreis- 
kapazität OU groß zu hal- 
ten (etwa 5:1 gerenüber 


Abb. 2. 


der Primärkreiskapazität 

Ur bei Verneunfachung) Ca Ca ~ m 
und durch entsprechende ER 
Ausführung des Sekundär- Abb. 3. 

kreises eine Siebwirkung 


vorzunehmen. (Verringerung der Dämpfung durch Ver- 
-rößerungz des Verhältnisses Lyry Crp Symmetrierung mit 
Sperrkreis usw.) 

Sollte aber aus irgendeinem Grunde kapazitive An- 
kopplung des Sekundärkreises vorteilhaft erscheinen, z.B. 
weren räumlicher Verkleinerung von Sendern großer Lei- 
stung, womit gleichzeitige Verringerung der Raumkapazität 
des Stoßkreises verbunden ist, so muß diese Ankopplung 
durch Spannungsteilerse "haltung nach Abb. 3 vorgenommen 
werden. Denn für genügend lose Ankopplung müßte nach 
der vorzeschlagenen Schaltung (Abb.1) Our sehr klein 


und damit Ze sehr zeroß werden, die Spannung dieser zwei 


Bestimmungstücke somit sehr hoch werden, was für Raum- 
kapazıtät und eventuell Spuleneizenschwinzung ungünstig 
werden kann. 

Bedauerliceherweise ist eine Vergleiehsmessung des 
Nebenwellenyerhältnisses mit und ohne Parallelkonden- 
sator nicht ausgeführt worden, denn der verhältnismäßig 
zerinze Unterschied des Abklinzens der Amplituden des 
Sekundärstromes in Abb. 11 u. 12 des Aufsatzes (auf 12% 
ohne, auf ca. 30% mit Parallelkondensator), der wahr- 
wheinlich auch auf zu feste Ankopplunz zurückzuführen 
ist, Jäßt die Behauptung des Verschwindens des breiten 
Frequenzbandes bis auf nur eine Nebenwelle in der an- 
zezebenen Schaltung ohne jede Siebmittel zweifelhaft er- 
scheinen. 

Berlin, 14. V. 1929. Kramar. 
Erwiderung. 

1. Die Schaltung Abb. 1 ist nicht zleichbedeutend mit 
der Schaltung Abb.2. Während nämlich in Abb.2 der 
Antennenkreis, der Zwischenkreis und der direkt mit dem 
Frenuenztransformator verbundene Sekunedärkreis (mit 
dem Kondensator Or auf eine bestimmte, ungerade 
höhere Harmonische der Maschinenfrequenz abgestimmt 
ein müssen, hat in Abb. 1 das System Parallelkondensator- 
kreis und Sekundärkreis zwei verschiedene, aber 
bei bestimmter Antennenfrequenz ebenfalls genau festge- 
legte Frequenzen. Nur so kann nämlich die „entdämp- 
fende“ Wirkung des Parallelkondensators voll zur Wir- 
kung kommen. 


2. Weil gewöhnlich die durch den Parallelkondensator 
hauptsächlich bestimmte Frequenz diejenige ist, welche 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32 


1177 


niedriger (und zwar erheblich) als die Antennenfrequenz 
ist, kann der Parallelkondensator verhältnismäßig groß 


' sein und seine aussiebende Wirkung ausüben. 


3. Streuinduktivität desWandlers dürfte bei der hier 
benutzten Anordnung kaum in Frage kommen, da der Fre- 
quenzwandler als Toroid ausgebildet und vollkomme n 
gleichmäßig bewickelt ist. 


4. Die Spannungsteilerschaltung, welche Herr KRA- 
MAR anführt, ergibt keine Leistungsänderung in der 
Antenne, auf keinen Fall eine Verbesserung. Die Be- 
fürchtung bzgl. der Eigenkapazität der Sekundärkreis- 
spule ist wegen ihrer verhältnismäßig geringen Größe 
bei dem hier benutzten hohen Vervielfachungsgrad prak- 
tisch kaum vorhanden. 


5. Bezüglich des Abklingens der Amplituden des 
Sekundärkreisstromes innerhalb einer Maschinenhalb- 
periode ist zu bemerken, daß bei Einschaltung eines Par- 
allelkondensators die Amplituden nieht, wie Herr KRAMAR 
angibt, auf 30 % ihres Höchstwertes absinken, sondern nur 
auf etwa 50%, wie auch aus der Abb. 12 unserer Arbeit 
hervorgeht. Bei gleicher Leistung ist der Abfall der 
Amplituden des Sekundärkreisstromes ohne Benutzung 
eines Parallelkondensators dagegen etwa 88%, der Am- 
plitudenwert sinkt dann also bis auf etwa 12 % ab. 


6. Aus einem Vergleich der Amplitudenbegrenzungs- 
kurvenmitundohne Parallelkondensator (Abb. 10 unse- 
rer Arbeit) ist schon ohne Fouriersche Analyse deutlich zu 
erkennen, daß die Zall und Größe der von der Antennen- 
frequenz abweichenden höheren Harmonischen der Ma- 
schinenfrequenz im Sekundärkreis kleiner ist, weng ein 
passender Parallelkondensator eingeschaltet wird. 


Breslau, 24. V. 1929. 


ge. Hilpert. H Seydel. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Handbuch der Physik. Herause. v. H. Geiger 
u. K. Scheel. Bd. 3: Mathematische Hilfs- 
mittel in der Physik. Redie. v. IL. Thirrie. 
Mit 138 Abb., XIV u. 647 S. in gr. 8°. Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1928. Preis geh. 57 IM; geb. 59,50 RM. 

Man hat es für nötig gehalten, dem großen Sammel- 
werk „Handbuch der Physik“, das das physi- 
kalische Wissen im Zusammenhanzxe zur Darstellung brin- 
gen soll, einen Band einzufügen, der den „Mathematischen 

Hilfsmitteln in der Physik“ gewidmet ist. Die Heraus- 

geber des Handbuches sowohl als auch der Bandredakteur 

Herr H. Thirring werden sich bewußt gewesen sein, 

wie schwierig und gleichwohl umdlankbar die Aufgabe 

sein mußte. Der zur Verfügung der Bearbeiter zu stel- 
lende Raum konnte nur ein beschränkter sein. Dem- 
gegenüber ist die Stoffmenze eine ungeheure, denn es 
gibt doch kaum Gebiete der Mathematik, die überhaupt 
keine Anwendung in der Physik finden. Die Entwick- 
lang der Analysis war ja gorade nicht zum wenigsten da- 
durch bedingt, daß es galt, für die exakte quantitative Be- 
handlung physikalischer Fragen geeignete Denkmittel zu 
schaffen. Anderseits braucht man nur daran zu ocr- 
innern, daß die Relativitätstheorie große Gebiete abstrak- 


ter geometrischer Forschung in den Gesichtskreis des 
Physikers gerückt hat, und die Entwicklung der Atom- 


theorie die Heranziehung von manchen Kapiteln der li- 
nearen Algebra und der Theorie der alzebraischen For- 
men notwendig macht. Schließlich erfordert die Not- 
wendiekeit, die Ergebnisse praktischer Messungen eben- 
sowohl wie die der theoretischen Spekulation bis zu ge- 
nauen zahlenmäßigen Angaben auszuwerten, ein Bin- 
gehen auf die mathematische Exekutive, die soz. prak- 
tische Mathematik. Man sieht, wie schwer die Aufgabe 
des Redakteurs sein mußte, als es galt, den Rahmen rich- 
tig abzustecken, den Stoff so auszuwählen, daß nichte 
Wesentliches fehlt, und anderseits Dinge beiseite gelassen 
werden, die, mögen sie auch an einzelnen Stellen der 
Physik auftreten, doch für ihr Gresamtgehiet von geringe- 
rer Wichtigkeit sind. Nicht geringer war die Schwierig- 
keit, als es galt, die allgemeinen Richtlinien festzulegen, 
die den Verfassern der einzelnen Abschnitte für ihre 
Darstellung die Were weisen sollten. Bei der Wahl der 
Grundlagen, auf denen man aufbauen wollte, Konnte es 
zweifelhaft sein, ob man die Infinitesimalree hnung als 
bekannt voraussetzen oder sie mit aufnehmen sollte. Der 
Redakteur hat sich für die Aufnahme E und 
damit den Stoff so abgegrenzt, daß alles, was zur Hoch- 
schulausbildung zu gehören pflegt , in dem Buche seine 


1178 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


8. August 1929 


Stätte hat. Des weiteren war die Frage offen. wie man 
den Stoff darbieten sollte. Sollte man rein die mathe- 
matischen Tatsachen zusammenstellen, ohne ihre Be- 
ziehungen zu den physikalischen Fragen, zu denen sie ge- 
hören, zu berühren, oder sollte man gerade von den physi- 
kalischen Problemen aus sich den Zugang zu ihrer ma- 
thematischen Formulierung suchen, wofür die geschicht- 
liche Entwicklung die schönsten Beispiele zahlreich dar- 
bietet. Wohl der Gedanke, daß dieses Letztere ja in den 
vielen Bänden des Handbuches genügend aufgezeigt werde, 
hat den Redakteur bestimmt, sich für die Wahl des 
ersten Weges zu entscheiden. Damit ist auch bereits 
gesagt, daß dem Werke jede pädagogische Zielsetzung 
fernliegt. Jeder, der auf den Gedanken käme, sich mit 
Hilfe dieses Bandes mathematische Kenntnisse anzueiz- 
nen, würde bald in Verzweiflung geraten. Ja, es erscheint 
mir fraglich, ob es einem Physiker mit einer durchschnitt- 
lichen mathematischen Bildung leicht fallen würde, sich 
an Hand eines Artikels des Buches in ein Sondereebiet, 
das ihm fremd ist, einzuarbeiten. Der Redakteur und die 
Verfasser haben den Sinn ihrer Darstellung wohl viel- 
mehr darin gesehen, unter Verzicht auf alle phyeika- 
lischen Beispiele ein Nachschlagewerk zu schaffen, in 
dem sich ein Physiker, der ein mathematisches Gebiet im 
ganzen kennt, über Einzelheiten, die ihm entfallen sind, 
rasch Rat holen kann. 

Der Inhalt des Bandes gliedert sich, wie man leicht 
auch ohne daß es ausdrücklich hervorgehoben ist, erkennen 
kann, in drei Hauptteile. Die ersten vier Kapitel, die 180 
Seiten umfassen und von A. Duschek herrühren, be- 
handeln die Gebiete, die das Hochschulstudium einzuleiten 
pflegen. Es mag zur Kennzeichnung des gewählten Stand- 
punktes angeführt sein, daß die Darstellung der Infinitesi- 
malrechnung mit den Axiomen der Mengenlehre einsetzt. 
Vielleicht berührt es einen Leser dann eigentümlich — ist 
aber natürlich im Wesen eines Handbuches wohl begründet 
— wenigeSeiten später eine Zusammenstellung der Formeln 
der elementaren Trigonometrie zu finden. Hat man sich 
an dieses Nebeneinander ganz elementarer und verhältnis- 
mäßig schwieriger Dinge gewöhnt, so wird man nicht 
zögern, das Geschick des Verfassers für eine vollständige 
Darbietung und übersichtliche Anordnung seines Stoffes 
anzuerkennen. Neben der Infinitesimalrechnung behandelt 
er aus der Algebra die Lehre von den Determinanten und 
Matrizen, die linearen Gleichungen und die quadratischen 
Formen, die für die Kristallphysik wichtige elementare 
Gruppentheorie und streift kurz die Theorie der algebrai- 
schen Gleichungen, deren numerische Auflösung nicht ver- 
gessen wird. Weiter hat er in zwei Kapiteln die Geometrie 
einschl. der Differentialzgenometrie dargestellt, wobei auch 
Liniengeometrie, nichteuklidische Geometrie und Topologie 
eingeordnet sind. 

Die Kapitel 5...11, die das Mittelstück bilden, stam- 
men von Th. Radakovic und J. Lense, sie behandeln 
die wichtigsten Gebiete der Analysis. Ihre Darstellung 
war wohl am schwierigsten, weil die Fülle des Stoffes hier 
jeden Rahmen zu sprengen droht. So wird man auch bei 
aller Anerkennung des gewählten Standpunktes in man- 
chen Dingen anderer Meinung als die Verfasser sein kön- 
nen. Vielleicht wäre hier eine engere Bezuennlime auf 
wirkliche physikalische Probleme für die Darstellung 
von Vorteil gewesen und würde auch zu einer etwas 
anderen Auswahl des Stoffes geführt haben. Hier folgt 
einem Abschnitt über Vektor- und Tensorreehnung mit 
den Erweiterungen, wie sie die Entwicklung der Relativi- 
tätstheorie notwendig gemacht hat, eine Darstellung der 
Funktionentheorie, hui der neben der ausführlichen Be- 
handlung der elliptischen Funktionen die etwas stief- 
mütterliche Behandlung der konformen Abbildung auf- 
fällt. Wohl allzuknapp sind die beiden Abschnitte über 
die Reihenentwicklungsen der mathematischen Physik und 
die Integralgleichungen geraten, die zusamınen nur 20 
Seiten umfassen. Den beiden Abschnitten über gewöhnliche 
und partielle Differentialzlleichunzen folet schließlich eine 
Darstellung der Variationsrechnung, bei der neben der 
klassischen Theorie auch die neuen direkten Methoden auf- 
gezeigt werden. 

Den Ubergzanz vom Mittelstück zum letzten Teil bildet 
der besonders wertvolle, ausführlicher gehaltene Artikel 
von F. Zernike über Wahrscheinlichkeitsrechnung und 
mathematische Statistik, der etwa 80 Seiten umfaßt. Wenn 
er naturgemäß auch nicht zur Einführung eines An- 
fünzers in das Gebiet geeignet ist, so wird doch jeder 
Leser mit einer gewissen Kenntnis des Gebietes sich über 
die Vervollkommningen, die durch neuere Forschungen er- 
reicht sind, in bester Weise unterrichten können. Die 
letzten drei Kapitel, im Umfange von etwa 150 Seiten sind 
von K. Mader verfaßt. Sie umfassen die als praktische 
Mathematik bezeichneten Disziplinen der Auscleichsrech- 


nung, des graphischen und numerischen Rechnens. Diese 
Abschnitte werden dem praktisch tätigen Physiker be- 
sonders willkommen sein, da die behandelten Gebiete aucl 
heute wohl noch nicht an allen Universitäten die für den 
Praktiker notwendige Pflege erfahren. Rühmend hervor- 
gehoben werden missen noch das 12 engbedruckte Seiten 
umfassende Sachregister sowie die bekannt gute Ausstat- 
tung des Springerschen Verlages. 

Man hat wohl die Frage aufgeworfen, ob die mannie- 
fachen enzyklopädischen Unternehmen von heute die müh- 
same Arbeit, die sie verlangen, lohnen werden. Wünschen 
wir den Mitarbeitern an diesem Bande, daß ihre Leistung 
vielen die Mühe langwierigen Suchens ersparen möge. 


G. Prange. 


Handbuch der Physik. Von H. Geigeru K. 
Scheel. Bd. 6 Mechanik der elastischen 
Körper, redigiert von R. Grammel. Mit 2% Abb., 
XII u. 632 S. in gr. 8°. Verlag Julius Springer, Berlin 
1928. Preis geh. 56 RM, geb. 58,60 RM. 

Der Inhalt dieses Buches hat fast noch größere Be- 
deutung für die heutige Technik als Bd. V. Kap. 1, 
Physikalische Grundlagen der Elastomechanik von A. 
Busemann u. O. Föppl, befaßt sich mit den Festir- 
keitseigenschaften der Baustoffe und bezüglichen Ver- 
suchen. Man erkennt die Fülle der bisher geleisteten Ar- 
beit und ersieht, was alles noch der Aufklärung und Er- 
ledigung harrt. In Ziffer 6, 18, 22, 24 ist auf die Bedeu- 
tung der Vererbungsmechanik hingewiesen; der Name 
V.Volterra, der hiermit eng verknüpft ist, findet sich 
nirgends. Kap 2, Mathematische Elastizitätstheorie von 
E. Trefftz, gibt eine ausgezeichnete Übersicht über 
die allgemeinen Probleme auch als Grundlage für die 
beiden folgenden Kapital. Kap. 3 enthält die Elasto- 
statik von J.W.Geckeler. Es wird wohl kaum ein 


Gebiet dieses Zweiges geben, das hier nicht angeschnitten . 


nn ma 


ist, so daß der Ingenieur, der sich heute ganz intensiv ` 


mit dieser Sache befassen muß, eine wertvolle Übersich 
erhält. Kap. 4, Elastokinetik von F. Pfeiffer, wl 
met einen Abschnitt den fortschreitenden Wellen in un 
endlich ausgedehnten elastischen Medien, den Rest den 
Schwingungen von allseitig begrenzten elastischen Systc- 
men: Saite, Stab, Membran, Platten, Schalen, Kugeln ong 
Zylindern. Genau wie der Inhalt von Kap. 3 sind auch 
die hier behandelten Disziplinen für den Techniker un- 
entbehrliches Hilfsmittel; die übersichtliche Anordnun: 
der schwierigen Materie wird ihm die Durchdringung in 
hohem Maße erleichtern. Die Elastizitätstheorie aniso- 
troper Körper von J. W. Geckeler (Kap. 5) hat trot: 
seiner Bedeutung für die theoretische Physik vorläufi: 
kaum Verwendung in der Technik gefunden. Plastizitä! 
und Erddruck von A. Nädai (Kap. 6) bildet eine not- 
wendipe Ergänzung der vorhergehenden Kapitel, namen!- 
lieh mit Rücksicht auf die Erscheinung des Fließens beir 
Bruch. Der Stoß von Th. Pöschl (Kap. 7) gibt ein 
ausführliche Diskussion aller hierher gehörigen Fragen 
und läßt erkennen, welche Schwierigkeiten noch zu über- 
winden sind, bis eine technischen Ansprüchen genügend” 
Sicherheit bei Beschreibüng der Vorgänge erreicht ist. 
Den Schluß bildet eine Besprechung experimenteller 
Methoden. Das 8. Kap. Seismik von G, Angenheister 
gibt eine Übersicht über die Theorie der seismischen In- 
strumente, Theorie der Errdbebenwellen und diesbezür- 
liche Beobachtungen. Die klare Darstellung dürfte allze- 
meines Interesse beanspruchen. Die Zahlentafeln des Ar- 
hangs werden bei Anwendungen wertvolle Dienste leisten 
Der ganze Band, der in der glücklichen Auswahl des 
Stoffes und der Darstellung auch die geschickte Hand der 
Redaktion erkennen läßt, reiht sich in jeder Beziehung 
würdig dem bereits besprochenen Band V an und gii 
mit diesem zusammen eine Übersicht über das gesamtt 
Gebiet der Mechanik fester Körper, die sich in der wissen- 
schaftlichen und technischen Welt nur Freunde schaffen 
wird. Druck und Ausstattung sind vorzüglich wie bri 


Band V. Georg Duffin«e. 
Untersuchungen zur Quantentheorie. Ven 
L. de Broglie. Übers v. Dr. W. Becker Mitt 


Textahb. u. 88 S. in 8%. Akademische Verlagszesellschaf: 
m. b. H., Leipzig 1927. Preis kart. 5,80 RM. 


Das große Interesse, das seit dem Auftreten der Quan- 
tenınechanik den einschlägigen Veröffentlichungen zuge 
wandt worden ist, hat zu einem Neudruck mancher ihrer 
grundlegenden Abhandlungen geführt. Unter diesen Neu- 
drucken verdient die Arbeit deBrogliesaus den Am: 
nales de Physique 10, III, besonderes Interesse, ist duch 
de Broglie der eigentliche Begründer wellenmechanischer 
Vorstellungen in der Iynamik des Elektrons gewesen 


8. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


1179 


\achdem seine Ideen dann durch die Wellenmechanik 
Schrödingers einen ungeahnten Ausbau gefunden ha- 
ben, ist es vor allem für den deutschen Physiker, der diese 
Gedanken zumeist nur aus der fertisen Form der Schrö- 
dingerschen Theorie kennt, von ganz besonderem Wert, den 
ursprünglichen Entwurf de Broglies kennenzulernen. 
Einer historischen Einleitung folgen Kapitel über die Pha- 
senwelle, das Maupertuissche und das Fermatsche Prinzip, 
die quantentheoretischen Stabilitätsbedingungen der Bah- 
nen, Quantisierung der gleichzeitigen Bewegungen zweier 
elektrischen Zentren, die Lichtquanten, die Streuung der 
X- und y-Strahlen, die statistische Mechanik und die Quan- 
tentheorie. Der deutschen Ausgabe ist von de Broglie ein 
französisch geschriebenes Vorwort vorangesetzt worden, 
in dem er die weitere Entwicklung seiner Ideen in der 
Quantenmechanik Schrödingers und Heisenberegs kurz 
skizziert. Sein Urteil über diese Entwicklung möge mit 
seinen eigenen Worten wiedergegeben werden: „la Dyna- 
mique de Newton et la theorie des Ondes de Fresnel sont 
venues se rejoindre et cette synthèse d'une grande beauté 
intellectuelle nous a fait pénétrer au coeur même de la 
question des quanta et a ouvert à la Physique théorique 
dimmenses horizons nouveaux.“ 
Hans Reichenbach 


Sveriges Elektricitetsverksindustri. Min- 
nesskrift vid Svenska Elektricitetsverksföreningens 
25 Ars Jubileum. Von J. Körner. Mit zahlr. Abb. u. 
160 S. in 4°. Stockholm 1928. Preis 5 Kr. 

Die schwedische Vereinigung der Elektrizitätswerke 
hat im September 1928 ihr 25jähriges Jubiläum gefeiert 
und aus diesem Anlaß diese Festschrift veröffentlicht. 
Das Vorwort erinnert daran, wie die Elektrotechnik im 
Laufe von 100 Jahren aus einem unbedeutenden Keim zu 
einem der wichtigsten Hilfsmittel der Menschheit ent- 
wickelt wurde, u. zw. nicht geradlinig, sondern in einem 
Tempo, das man am besten durch Exponentialfunktionen 
ausdrückt. Namentlich die Forschritte in der elektrischen 
Fernübertragung und die darauf gegründete Stromversor- 
sung haben sich in den jüngsten 25 Jahren entwickelt. 
Die Kraftquellen Schwedens ließen sich dank der Elek- 
trotechnik zu einem bedeutenden Nationalvermögen auf- 
werten, dessen Ausnutzung und Verwaltung zu pflegen 
ist. Diese Aufgabe liegt der Elektrizitätswerksindustrie 
in erster Linie ob, wozu allerdings das Verständnis der 
Allgemeinheit und der Behörden erwünscht ist. Zur För- 
derung dieses Gedankens hat der Verfasser sich die Auf- 
zabe gestellt, den Werdegang der Elektrizitätswerksindu- 
strie und deren Zukunftsaussichten in allgemeinverständ- 
licher Form zu erörtern. Wenngleich die Schrift sich 
eigentlich nur an die schwedischen Interessenten wendet, 
kann sie doch denjenigen empfohlen werden, welche sich 
rasch über die einschlägigen Fragen unterrichten wollen, 
und die graphischen Darstellungen machen vielfach den 
Inhalt auch für den mit der Sprache nicht vertrauten 
Leser durchaus verständlich. Halden. 


Eingegangene Doktordissertationen. 


Gottfried Rose, Die Durchlässigkeit von Glas für ultra- 
violettes Licht. T. H. Dresden 1929. 


Herbert Draeger, Einfluß der Abrundung beim Ziehen 
von Hohlkörpern aus dünnen Blechen. T.H. Dresden 
1929. VDI-Verlag GmbH, Berlin. 

Alfred Mann, Untersuchungen von Räumnadeln mit 


verschiedenen Schnittwinkeln und Fasenbreiten. T.H. 
Dresden 1929. VDI-Verlag GmbH, Berlin. 


Artur Mayer, Die magnetischen Verhältnisse an 
schraubenförmigen Eisenkörpern. T.H. Stuttgart 1927. 


Kurt Mütze, Die Festigkeit der Schraubenverbindung in 
Abhängigkeit von der Gewindetoleranz. T.H. Dresden 
1929. Verlag Bauer & Schaurte, Rheinische Schrauben- u. 
Mutternfabr., Neuß a Rh. 


Karl Niemeyer, Über die Messung kleiner Kapazitäts- 
änderungen mittels ungedämpfter elektrischer Schwingun- 
gen. T.H. Hannover 1929. Universitätsverlag Robert 
Noske, Borna-Leipzig. 

Bruno Reiter, Untersuchungen über die Abhängigkeit 
der MeßBgenauigkeit von der künstlichen Beleuchtung. 
T.H. Dresden 1929. 

Horst Teichmann, Über die Höchstgeschwindigkeit 
lichtelektrischer Elektronen im selektiven Empfindlich- 
keitsbereich des Kaliums. T.H. Dresden 1929. Verlag 
Jobann Ambrosius Barth, Leipzig. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


AEG-General Electric Co. — Nach Informationen der 
Frankf. Zg. schweben zwischen diesen beiden Gesellschaften 
seit einiger Zeit Verhandlungen mit dem Zweck, die Gene- 
ral Electric Co. in stärkerem MnBß als bisher an der 
Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft zu 
interessieren und gleichzeitig durch neue Verträge auf tech- 
nischem und wirtschaftlichem Gebiet eine Wahrung und Stär- 
kung der deutschen Belange und ihre bessere Einschaltung in 
internationaler Beziehung zu erreichen!. Wenn, so sagt die 
genannte Zeitung, die Verhandlungen programmäßig ver- 
laufen, dürfte man schon bald mit einer Kapitalerhö- 
hung der AEG zu rechnen haben, bei der die General Elec- 
tric zu ihrem bereits im freien Markt erworbenen Besitz 
einen beachtlichen Betrag neuer AEQG-Aktien zu übernehmen 
hätte. Dieser Notiz hat die Frankf. Zg. sodann eine weitere 
Ausführung folgen lassen?, in der sie bemerkt, daß die 
seit längerer Zeit beobachteten Ankäufe von AEG-Aktien 
teils als Vorbereitung, teils als Begleitmusik der schweben- 
den Verhandlungen gelten dürften, die auf eine engere 
Verbindung zwischen den beiden von alters her befreun- 
deten Gruppen hinzielen. Was auf amerikanischer Seite 
als Leitmotiv für diese Verstärkung der schon vor- 
handenen Beziehungen gelten könnte, lasse sich viel- 
leicht folgendermaßen umschreiben: „Die General Electric 
steht in einer Periode stärkster Kraftentfaltung. Gleich- 
zeitig mit der Vollendung ihrer riesigen Anlagen in Schenec- 
tady hat sie ihre Absatzorganisation auf dem nordamerikani- 
schen Kontinent ausgebaut, sich aber in dem gleichen, für die 
industrielle Entwicklung drüben typischen Tempo auch Stütz- 
punkte für das Auslandsgeschäft geschaffen, teils in eigenen 
Gründungen, teils in Form von Beteiligungen. Dafür gab es 
zwei Gebiete: das noch recht unerschlossene Mittel- und Süd- 
amerika und anderseits Europa. Unter Einsatz gewaltiger 
Mittel aus Neuemissionen und Gewinnen ist es ihr z.B. in 
Siidamerika gelungen, im Wettlauf mit europäischen Kon- 
kurrenten überall dort Fuß zu fassen, wo sie Aussichten für 
die Verwertung ihrer zahlreichen, vielseitigen Patente er- 
kannte. Ihre Finanzkraft und ihre Monopolstellung im Tech- 
nischen hat sie frühzeitig auch in Europa erfolgreich ein- 
gesetzt. Verträge und Kapitalbeteiligungen sicherten ihr 
Einfluß in fast allen bedeutenden Staaten. Ein ganzes Netz 
von Verträgen und Kapitalbeziehungen geht also von den 
V.S. Amerika aus; an seiner Verdichtung wird laufend ge- 
arbeitet. Ist dadurch schon die Möglichkeit häufigen Zu- 
sammentreffens im Wettbewerb gegeben, so mag gerade im 
Falle AEG noch etwas Besonderes mitspielen: die deutsche 
Gesellschaft besitzt auf Grund jahrelanger praktischer Eigen- 
betätigung reiche Erfahrung im Ostgeschäft, besonders 
mit Rußland. Und wenn auch die General Electric die be- 
kannten Abinachungen mit dem Starkstromtrust der UdSSR? 
selbständig getroffen hat, so ist es doch durchaus wahrschein- 
lich, daß sie zu deren Abwicklung einer erfahrenen Hand 
nicht entraten kann. Auch die Harrimanschen Konzessionen 
in Polen? und starke Initiative französischen Kapitals auf 
dem Balkan mögen Anlaß geben, sich über die Zukunfts- 
chancen dieser Märkte zu unterhalten. Wie das im einzelnen 
erfolgen soll, ob durch Ausdehnung der laufenden Patent- 
verträge auf diese Länder, ob durch Abgrenzung der beider- 
seitigen Interessensphären, ob durch Preisvereinbarungen, 
ob durch gemeinsame Expansion oder wie auch immer, das 
wird sich über kurz oder lang zeigen. Jedenfalls ist für die 
Ausdehnungsbestrebungen der General Electric vor allem in 
Mittel- und Osteuropa die AEG der historisch gegebene 
Helfer.“ 

Inzwischen sind die Verhandlungen beider Gesellschaften 
bereits zum Abschluß gekommen, und die AEG hat soeben 
deren Ergebnis in einem ausführlichen Kommuniqu6 ver- 
öffentlicht, das wir im nächsten Heft dem Leser mitteilen 
werden. Die International General Electric Co. erwirbt da- 
nach 30 Mill RM Stammaktien der AEG. 


Deutschlands elektrotechnischer Außenhandel’. — Dem 
Monatlichen Nachweis für Juni 1929 zufolge hat sich inner- 
halb des Tarifunterabschnitts 18 B die Einfuhr gegen den 
Vormonat (23 934 dz bzw. 5,923 Mill RM) um 15 496 dz (65 %) 
und 1,567 Mill RM (26 %) verringert. Ebenso zeigt die Aus- 
fuhr gegenüber dem Mai (139 292 dz bzw. 44,757 Mill RM) 
eine Abnahme um 9948 dz (7%) bzw. 2,426 Mill RM (5%); 
sie weist an Reparationssachlieferungen 993 dz im Wert von 
0,479 Mill RM auf. Während deserstenHalbjahroes ist, 
verglichen mit der gleichen Periode des Vorjahres, die Ein- 
fuhr um 13 936 dz (27%) und 4,477 Mill RM (20 %) gestiegen, 
und der Stückzahl nach ergeben sich für sie 7711 Licht- 


Vgl. hierzu auch ETZ 1929, S. 1971. 
1729, Nr. 554. 

Vgl. ETZ 192%, 8. 735. 

Val. ETZ 1929, S. 1029. 

Vgl. ETZ 1928. S. 1283; 1929, S. 1071. 


(r 9 O fe 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32 8. August 1929 


Einfuhr in dz Ausfuhr indz 


1 


Nr Erzeugnisse Juni Januar/Juni Juni | Januar:Juni 
1929 1929 | 1998 wm len ë | e 
907 a Lichtmaschinen und Lichtzündmaschinen für Motorfahr- 
zeuge; Anlaßmotoren für Verbrennungsmotoren . . . . 101 562 1 167 575* 4 256* | 3215* 
907- Dynamomaschinen, Elektromotoren, Umformer; Trans- 
b bis g formatoren und Drosselspulen!. . . .. 222.020. 3 395 17 271 24 073 | 24 566* | 150 520* 159 924° 
907 h Fertig gearbeitete Anker, Kollektoren? . . . ...... 523 1 208 467 1 817* 9912%  15582* 
908 a,b| Elektrizitätssammler, deren Ersatzplatten (Elektroden) . 414 3 220 3613 4357* | 24 548% | 25 745° 
909 Kabel zur Leitung elektrischer Ströme, zur Verlegung in | 
Wasser oder Erde geeignet . . » 2 2: sss ooe 1 351 27 692 8 835 49 789% | 288 268* 208 571* 
A10 Bogenlampen, Quecksilberdampf-, Quarz- "und ähnliche 
a bis o Lampen; Gehäuse dafür mit Glasglocken; Gelee 
Reflektoren? . . x. x... 0... m EEN ENN S 18 87 63 328 2 418° 1 873 
9lla Metallfadenlampen e äi A ee ee e er G 207 1085 | 1 009 1 095* 5 770* 5 607° 
9ll b Kohlenfaden-, Nernst- und andere Glühlampen . .... 7 21 i 23 27 210* 415 
912 Aı Telegraphenwerke; Bestandteile davon . . . 23 74 | 22 16 167* 112 
912 A2| Fernsprecher, Fernsprech-, Wand- und Tischstationen, Fern- | 
sprechvermittelungseinrichtungen; Bestandteile davon . 132 375 255 1 569* 9 227* 7 616° 
912 A8| Vorrichtungen für die drahtlose Telegraphie und Tele- | 
` phonie; Bestandteile davon . . . 2.2.2 222200. 538 3057 : 1780 3428 | 24021* | 18793* 
912 A&4| Meß-, Zähl- und Registriervorrichtungen, auch in Verbin- 
dung mit Uhrwerken; Bestandteile davon . . .'. . - 148 1 016 1 130 2437* | 16 906* | 14 735* 
912 B Bügeleisen; Bestandteile davon . . . 2. 2 2 2 2 0... — 13 14 865 3 667* 3 065 
912 C Heiz-, Koch- und sonstige Wärmeapparate; Bestandteile 
davon o a eoe ee e e a 204 1017 701 L 080* 7 254° 5 729° 
912 D Röntgenröhren; Bestandteile davon . 2 2.2.2.2... 2 12 5 15 y7* 62 
912 E Magnetzündapparate und sonstige elektrische Zündsysteme 
sowie Teile davon (ausgenommen Magnete); elektro- 
technisches Zubehör für Motorfahrzeuge . . . 269 1544 1 551 1 750* | 12 740* 8 204° 
912 Fı | Sicherungs- und Signalapparate; Läutewerke; Bestandteile | 
davon u rn ee e E 19 96 91 1 159 6 144° REN 
912 F2 | Vorrichtungen für Beleuchtung, Kraftübertragung, Elek- | 
trolyse; Vorschalte- und Nebenschlußwiderstände; sonst. 
a. n. g. Vorrichtungen; Bestandteile davont . . ... . 982 6 708 | 6 320 24 674* | 153 579* | 151 592* 
912 F8 | Vorrichtungen für ärztliche oder zahnärztliche Zwecke; 
Bestandteile davon (ausgenommen 912D) . . .... 64 390 Ä 308 1528 9 173* 8 205* 
912F4 | Galvanische (auch Trocken-) Elemente, elektr. u. galva- 
nische Batterien; Thermoelemente; Bestandteile davon 32 2350 308 4 944 30 835 23 019 
912 F5 | Isolationsrollen, -glocken, -knöpfe, Spulen, Taster, Schalter | 
usw. aus Steingut, Porzellan oder Glas (ausgenommen 
DSak car a ee E Eee 4 143 ; 133 E 6 6 
912 F6 | Isolationsgegenstände aus Asbest, Asbestpappe, Glimmer 
oder Mikanit für die Elektrotechnik (Schutzkasten usw.) 5 32 69 35* 300* 250* 
912 F7 | Isolierröhren für elektr. Leitungen aus Papier oder Pappe; 
Verbindungsstücke dafüd.. . . .... ; e 3 287 15 650* | 11 165 
— Elektrotechnische Erzeugnisse, unvollständig angemeldet . — — | — 3 6 21 
; i , f Menge in dz . 8438 | 65873 | 51937 |129344* |776 568* |678 775* 
Punime von: Tariiuntersbeohniut I8 B; (e? in 1000 RM | 4356 | 26256 | 21779 | 42 331* | 268910" 228 397° 
648 a Vorgepreßte Blöcke, Platten und Stangen aus Kohle für 
. elektrotechnische Zwecke . . . 2 2 2 2 rer 0 0. 28 184 238 427 6 275 6 273 
648 b Kohlenbürsten, Mikrophonkohlen usw.; Kohlenfäden für 
elektr. Beleuchtungskörper oder dgl. 3 auch in Verbindung 
mit Platin . s s s e an ee ee , 6 38 28 80 418* 409 
648 o Brennstifte für en ae . 78 625 24 705 4 366 3 937 
648 d Elektroden... = 4.2.0 4.8.0.2 E E a 493 3 585 6 673 25 316 |139 338 | 126 260 
733 a Porzellanisolatoren für Telegraphen- oder EE 
Jeitungen? . . 2. 2 2 2 2 0 0 0 0. ee e — 178 87 6 528* | 34 598* | 28 700° 
740 a Glühlampenkolben RR d ee rei a gt een e ge ep 39 135 157 1 516 8 723 5 174 
183 o Bearbeitete Teile von elektrischen Maschinen der Nrn. 
907 a/g und von Erzeugnissen der Nrn. 907 h/911 b aus l 
nicht schmiedbarem Gußeisen . ee 230 881 1512 | e 8 8 
799 e dsgl. aus schmiedbarem Eisen . . 99 353 438 |) 
890 a Isolierter Draht aus unedlen Metallen für die Elektro- 
technik `, ..... . a ee EE S 155 1 251 1 055 11 723 68 488% | 57 440° 
maschinen (12134 i.V.), 86778 Dynamos, Elektromotoren faßte mit letzteren 44817 Lichtmaschinen (dv 279 i. Vo. 


usw. (65 304 i. V.), 2739 Bogen- usw. Lampen (373 i. V.), 
2.434 Mill Metalldrahtlampen (2,064 i. V.) und 34 800 Kohle- 
faden- usw. Lampen (48 900 i. V.). Der Export zeigt eben- 
falls eine Zunahme, u. zw. um 97 790 dz (14 %) bzw. wertli>h 
um 40,513 Mill RM (18%); er enthielt an Reparationssach- 
lieferungen 64 342 dz im Wert von 21,014 Mill RM und um- 


I Die Ausfuhr von Quecksilberumformern ist in Nr. 212 F 2 enthalten. 
? Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile von nicht vollständigen elektrischen 
Maschinen. — > Die Ausfuhr umfaßt auch Teile von Bowenlampen außer 
Brennsti t n (648c). — * Die Ausfuhr umfaßt auch Quecksilberumformer 
aus Nr. 907 big und Tsolationszegenstände, auch ana Ambroid, Hartkautschuk 


344 558 Dynamos, Elektromotoren usw. (289 023 i. V.), 2121» 
Bogen- usw. Lampen (10 501 i. V.), 29,807 Mill Metalldraht- 
lampen (26,786 i. V.) und 0,583 Mill Kohlefaden- usw. Lampen 
(1,112 i. V.). Sein UÜberschuß betrug 710695 dz bzw. 
242,654 Mill RM (626 841 dz bzw. 206,618 Mill RM i. V.). 


u——— 


Bezugsquellenverzeichnis. 


Frage 308: Wer stellt die „Ulma”-Schalttafelklermme 
her? 


usw. der Nr. 912 F 5 außer Isolationsglocken (733a). — ° Einfuhr nach Be- Abschluß des Heftes: 3. Auzust 1929. 
schaffen tt. -- ® Isolationsglocken unter 733 a, andere Waren, auch aus E 

Xmbroid, Hartkautschuk usw., unter 912 F2. —-—" Die Ausfuhr umfaßt 

Isolatoren aller Art aus Steingut oder Porzellan. — H Für die Ausfuhr gelten Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 


die im Unterabschnitt 18 B bei den Maschinen angegebenen stat. Nru. — 


S Einschließlich der Reparationssachlieferungen. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Ze 


19000 Expl. 


hme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 


Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9, 


August 1929 


Die Rolle als Stromabnehmer wird immer mehr 
verlassen; auch der gewöhnliche Lyrabügel ent- 
„A spricht nicht mehr den heutigen Betriebserfordernissen, 
$ an seine Stelle ist der stets nach beiden Richtungen 
„į fahrbereite Scherenstromabnehmer getreten, der 
„Lt die zuverlässigste, wirtschaftlichste und betriebs- 
sicherste Stromabnahme vermittelt. 
Von einem Scherenstromabnehmer, der allen neu- 
zeitlichen Anforderungen entspricht, verlangt man: 
Leichtes Gewicht, keine höhere Dachbelastung als 
beim alten einfachen Lyrabügel, 
niedrige Anschaffungskosten, 
Verwendungsmöglichkeit vom 
leichtesten bis zum schwersten |" 
Schleifstück jeden Systems, 
gleichmäßigen und leicht ver- 
stellbaren Anpressungsdruck 
in allen Hubstellungen, 
oßen Hubbereich, 
lachlage in der Tiefstellung 
(etwa 285 mm über Dachbohle), 
wichtig bei Unterführungen, 
Fahrtrichtungswechsel ohne Be- 
dienung, » 
große Steifheit der Schere trotz 
geringen Gewichtes, 
Hochempfindliche, kugelgelager- 
te Wippe (Oberbügel), 
Fußgestell auf Kugellager, 
leichte Zerlegbarkeit, 
einfache und zweckmäßige Form, 
äußerste Beschränkung der Wartung, 
gefälliges Aussehen, 
geringen Platzbedarf und einfachste Befestigung auf 
dem Wagendach. 


Der AEG-Ambeck-Scherenstromabnehmer 
‘erfüllt alle diese Bedingungen. 
3 


— 


PP Zwez 


_ 


ZE 


Abb. 1. 
AEG - Ambec: - Scherenstromabnehmer bei normaler Fahrdrahtlage: 


Das Gewicht des Scherenstromabnehmers beträgt 
ausschließlich Schleifstück nur etwa 87 kg, die Dach- 
belastung wird also nicht höher als beim einfachen 
IL,yrabügel der bisherigen Art. 

Durch das geringe Gewicht und die einfache 
und zweckmäßige Form des Scherenstromabnehmers 
sind die Anschaffungskosten verhältnismäßig niedrig, 
was für eine allgemeine Einführung des "Strom. 
abnehmers von großer Wichtigkeit ist. 

Von wesentlicher Bedeutung ist ferner die Mög- 
lichkeit, beim AEG - Ambeck - Scherenettomabnch. 
mer Schleifstücke jeden Systems zu verwenden. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 


emmmer? : a 
= mach ne 


AEG-Ambeck-Scherenstromabnehmer für elektrisch betriebene Fahrzeuge. 


Mitteilung der AEG. 


Um Rundfunkstörungen zu beseitigen, war es be- 
kanntlich vor einiger Zeit erforderlich, von der Ver- 
wendung der früher üblichen Aluminium-Schleif- 
stücke abzugehen und dafür Breitflächige Schleif- 
stücke aus Messing oder Eisen einzuführen. Sie, 
die sogenannten Radio-Sparbügel, weisen natürlich 
ein höheres Gewicht auf, als die Aluminium-Schleif- 
stücke, so daß sie nicht ohne weiteres zusammen 
mit den Lyrabügeln benutzt werden konnten; 
beim AEG-Ambeck-Scherenstromabnehmer ist das 


gaer Ze a ve r] muy, i 


L- U an zm 
TOAN Wm Á 
TS _ ` eg 


Abb. 2. AEG-Ambeck-Scherenstromabnehmer bei tiefster Fahrdrahtlage. 


aber ohne weiteres möglich. Der Anpressungsdruck 
des Schleifstückes an den Fahrdraht, der ım all- 
gemeinen 5 bis 6 kg betragen soll, ist bei dem neuen 
Scherenstromabnehmer gleichmäßig und leicht ver- 
stellbar. Der Hubbereich ist außerordentlich groß, da 
die Steighöhe 2700 mm und die tiefste Lage etwa 
285 mm beträgt. Es können also mit dem AEG- 
Ambeck-Stromabnehmer sehr niedrige Unterführungen 
durchfahren werden, ohne daß die Gefahr besteht, daß 
ein für die Schleifstücke schädlicher, übermäßig hoher 
Anpressungsdruck an den Fahrdraht stattfindet und 
ein Wiederaufrichten des Stromabnehmers in Frage 
gestellt ist. 

Bei der heutigen, fast allgemein zu beobachtenden 
starken Besetzung der Straßenbahnwagen und der 


dadurch bedingten Inanspruchnahme der Schaffner ist ` 


es sehr vorteilhaft, daß sich das Bahnpersonal während 
des Betriebes nicht um den Stromabnehmer zu be- 
kümmern hat. Auch bei Fahrtrichtungswechsel, der 
bisher ein Drehen des Lyrabügels um 180° oder zum 
mindesten eine gewisse Bedienung der nicht dreh- 
baren Bügel erforderte, arbeitet der Scherenstrom- 
abnehmer vollständig selbsttätig. 

Das weitestgehende Zusammenfassen aller Bau- 
elemente und die besonders beachtenswerte Ge- 
staltung des Scherenober- und -unterteiles geben dem 
Stromabnehmer eine außerordentliche Steifheit und 
Standsicherheit. Der Oberbügel (Wippe), der eine 
Kugellagerung erhalten hat, ist hochempfindlich und 
folgt Unebenheiten in der Fahrleitung, ohne daß sich 
Bene Stöße auf die Schere in nennenswertem 

aße übertragen. 

Die Lagerungen der Achsen an den Lagerböcken 
bestehen aus Pendelkugellagern, so daß eino Lager- 
verspannung beim Verschrauben der Fußwinkel auf 
den Dachbefestigungsbohlen nicht eintreten kann. 

Die Wartung des AIEG-Ambeck-Scherenstrom- 
abnehmers erfordert nur schr geringen Zeitaufwand. 

Das Schmieren erfolgt durch Schmiernippel, die 
an allen wichtigen Schmierstellen eingeschraubt sind. 
Mit Hilfe einer Überdruckpresse werdeu die Schmier- 
ge mit Fett versorgt. 

ie Pendelkugellager in den Lagerböcken sind in 
Vaseline eingesetzt und mit Lederdichtung versehen, 
so daß ein weiteres Schmieren überflüssig ist. 


Berücksichtigt man schließlich noch das sehr ge- 
fällige Aussehen, den geringen Platzbedarf und die 
einfache Befestigung auf dem Wagendach, so kann 
wohl gesagt werden, daß der AEG-Ambeck-Scheren- 
stromabnehmer allen Anforderungen entspricht, denen 
ein wirklich brauchbarer Scherenstromabnehmer ge- 
recht werden muß. 


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planmäßiger Absatzgestaltung 1200 — Mitt. d. PTR Nr. 274 gen 1233 — Energiewirtschaft. 1214 — Vereinsnachrich 

ten 1215 — Persönliches 1215 - Literatur: F. X, Saurau, 

chau: Ein neuer Kraftverstärker 1190 — Ein internat. Fern- O. Werner, A. Forstmann u. E. Schramm, O. Richter u. R. v. Voß, P Rieben- 
2n Durchhangmesser — Prüfung papřerisolierter Hochspannungs sahm u. L. Traeger, R. Schäfer, Guertler, L. Schultheiß, 1217 — Ge 

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Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W9 


50. Jahrgang 


Berlin, 15. August 1929 


Heft 3 


Betriebserfahrungen mit Drosselspulen zur Strombegrenzung 
bei der Berliner Städtische Elektrizitätswerke A G.”. 


Von Dr.-Ing. Gustav Levi, Berlin. 


Übersicht. Schwierigkeiten in der Beherrschung der 
großen Kurzschlußleistung im BEWAG-Netz bei Parallel- 
schaltung der Kabel machten die Einführung der Gruppen- 
schaltung und den Einbau von Drosselspulen notwendig. Es 
werden nach Erläuterung der Begriffsbestimmungen die ver- 
schiedenen Spulenkonstruktionen beschrieben und die Er- 
fahrungen mitgeteilt, die sich beim Betrieb dieser Spulen 
ergaben. Die Betriebserfahrungen führten zur Festlegung 
allgemeiner Lieferungs- und Prüfbestimmungen. 


1. Vorwort. 
Nach der Amerikareise der Herren Dir. Dr. Reh- 


mer und Dr. Rühle von der BEWAG wurden ein- 
gehende Untersuchungen der Gruppenschaltung, 


Aroftwerke 


2OkV-Nefz 


Niederspon Verbrauchernelz 


Abb. 1. Gruppenschaltung des BEWAG-Netzes. 


die jetzt in Berlin eingeführt ist, angestellt, um den 
Einfluß von Drosselspulen auf die Größe der auftreten- 
den Kurzschlußleistung in diesem Netz festzustellen. „Die 
Untersuchung zeigte, daß es möglich ist, in dem Netz- 
gebilde, das hier kurz nochmals erläutert werden soll 
(Abb. 1), die maximal mögliche Kurzschlußleistung un- 
abhängig von der Größe des Netzes eindeutig zu be- 
stimmen. 


Der Kurzschlußstrom bei einem Fehler in einem 
30 kV-Kabel ist bestimmt durch die Reaktanz in den bei- 
den Zuleitungskabeln und durch einen geringen Rück- 
strom, der von dem Unterspannungsnetz über die Trans- 
formatoren der Kurzschlußstelle zugeführt wird. Die 
maximale Kurzschlußleistung ergibt sich, wenn man bei 
der Kurzschlußstrombereehnung mit starrer Sammel- 
schienenspannunz rechnet. Die weitere Entwicklung des 
Netzes kann bei diesem Netzbild eine Steigerung der 
Kurzschlußleistung hinter den Drosselspulen nicht mehr 
nach sich ziehen. Es ist hierdurch die maximale Abschalt- 
leistung der Ölschalter einwandfrei zu bestimmen, mit 
denen die Anlage ausgebaut werden muß. 


Die Einschaltung der Drosselspule in der Schalt- 
anlage ist in verschiedener Art möglich, u. zw. (Abb. 2): 


Erste Anordnung: Sammelschiene, Ölschalter, Drossel- 
spule, Kabel. 


* Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 5. III. 1929. 


| Stromrichtung | 


Abb.2. Schaltmöglichkeit von Drosselspulen. 


Zweite Anordnung: Sammelschiene, Drosselspule, Öl- 
schalter, Kabel. 

Diese beiden Anordnungen sind verschieden zu be- 
werten. Rechnet man bei der 1. Anordnung mit einer 
absoluten Sicherheit der Drosselspule, so ist es möglich, 
den Ölschalter entsprechend der verringerten Kurzschluß- 
leistung auszulegen. Rechnet man jedoch damit, daß 
auch ein Defekt an der Drosselspule oder zwischen Öl- 
schalter und Drosselspule möglich ist, so ist man ge- 
zwungen, den Ölschalter vor der Drosselspule für die 
Leistung auszulegen, die dann auftritt, wenn die Drossel- 
spule defekt wird, um eine Gefährdung des Schalters zu 
vermeiden. Die 2. Anordnung rechnet mit einer unbeding- 
ten Sicherheit der Spulen. Das Defektwerden einer Spule 
bedeutet für diese Anordnung einen Sammelschienenkurz- 


X Spannung am Ölschalter 
5-5. Spannung- 


He 


Spannung am Ölschalter 


5-5 Spannung 


Abb.3. Spannungsverhältnisse am Ölschalter 
bei verschiedener Prosselspulenanordnung. 


schluß, der die gesamte Anlage außer Betrieb setzt. Da 
bei dieser Anordnung der Ölschalter nicht mehr mit dem 
größeren Kurzschlußstrom belastet wird, kann man ihn für 
die durch die vorgeschaltete Drosselspule bedingte Lei- 
stung auslegen. 

Von der wirtschaftlichen Seite betrachtet ergibt die 
erste Anordnung folgende Gesichtspunkte: Die Verwen- 
dung von Ölschaltern entsprechend der verkleinerten 
Kurzschlußleistung würde eine wesentliche Verringerung 
der Anlagekosten bedeuten. Da jedoch der Ölschalter für 
die gesamte Kurzschlußleistunz ausgelegt werden muß, ist 
dieser wirtschaftliche Vorteil nicht zu erzielen, es ist 
dann nur mit einer Beruhigung des Betriebes gegenüber 
Anlagen ohne Drosselspulen zu rechnen, die im wesent- 
lichen darin besteht, daß bei einem Fehler in einem Ab- 
zweig die Spannungsabsenkung im Netz nur einen Bruch- 
teil des Wertes erreicht, den sie erreichen würde, wenn 
die Drosselspule nicht vorgeschaltet ist. Die üblen 
Folgen weitgehender Spannungsabsenkungen im Netz 
sind bekannt. 

Die zweite Anordnung weist von selbst auf Verwen- 
dung von Ölschaltern für kleinere Abschaltleistung hin, 
da ja beim Defekt einer Spule nicht mehr der Abzweig- 
schalter die Abschaltung des Schadens zu übernehmen hat 
sondern der Zuleitungschalter zur Sammelschiene, in 
diesem Fall der Ölschalter des Transformators. Es würde 
sich also für vorliegende Anordnung folgendes System 
ergeben: Die Abzweigschalter sind für verringerte Kurz- 


A 


1182 


schlußleistung zu bemessen, der Transformatorenschalter 
für die maximal mögliche Kurzschlußleistung, die dann 
auftritt, wenn sich ein Sammelschienenkurzschluß enz. 
wickelt hat. Beim Schadhaftwerden einer Drosselspule 
in der zweiten Anordnung 
ist immer mit dem Heraus- 
fallen einer gesamten Sam- 
melschienengruppe zu rech- 
nen, bei der ersten Anord- 
nung nur dann, wenn der 
Ölschalter versagt. 

Ein weiterer Vorteil 
der zweiten Anordnung ist 
noch folgender (Abb. 3): 
Bei einem Kurzschluß in 
einem Abzweig tritt der 
größte Spannungsanstieg 
an der Spule selbst auf. Der 
Ölschalter liegt in der er- 
wähnten Anordnung auf 
der Seite der Spule, auf der 
die geringe Spannung ist, 
so daß die Bedingungen, 
unter denen der Ölschalter gegenüber der ersten Anord- 
nung zu schalten hat, viel leichter sind. 


Trotz der erwähnten Vorteile hat sich bisher nie- 
mand dazu entschließen können, eine Anlage nach der 
zweiten Anordnung auszuführen, ebensowenig konnte 
man sich bisher entschließen, bei Anordnung der Drossel- 
spule hinter dem Ölschalter, Schalter mit der verkleiner- 
ten Abschaltleistung einzubauen, da die Drosselspule in 
der bisherigen Ausführung noch ein derartig unsicherer 


Abb. A Kräfteverteilung in einer 
Reaktanzspule. 


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Kescech, JL 7777777, 


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ZC ZEN 77777771 


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KNAAAANNNNNNNANNNNNKNANAANA? 
KNNNNKNKNNKMAAANNSKNKNKNKNANAA 


Zë O T E, 


Abb. 5 Zylinderspule. 


Apparat ist, daß die Verantwortung für diese beiden An- 
ordnungen augenblicklich noch von niemand übernommen 
werden kann. Es ist jedoch ersichtlich, daß die zweite 
Anordnung derartig bedeutende wirtschaftliche und be- 
triebliche Vorteile mit sich bringt, daß danach zu streben 
ist, die Spulen mit einem Sicherheitsgrad, der dem der 
Sammelschienen entspricht, zu bauen. 


2. Begriffsbestimmungen. 


In der Starkstromtechnik kann im wesentlichen 
zwischen zwei Drosselspulen-Bauarten unterschieden 
werden. Die erste Bauart ist die Schutzdrossel- 
spule für Apparate, die zweite Bauart ist die 
Srombegrenzungspule. Nur die letzte Bauart 
soll hier näher behandelt werden. Im allgemeinen er- 
folgt die Kennzeichnung der Strombegrenzungspulen 
nach dem prozentualen Spannungsabfall bei einem be- 
stimmten Strom, bezogen auf die verkettete Netzspan- 
nung. Diese Angabe ist außerordentlich bequem zur 
Kennzeichnung der Spulen. Insbesondere ist die Bestim- 
mung des Verhältnisses Normalstrom zu Kurzschluß- 
strom ohne weiteres hieraus ersichtlich. Für die Be- 
rechnung ergibt jedoch diese Angabe gewisse Unbequem- 
lichkeiten. Es hat sich daher in der letzten Zeit der 
Brauch herausgebildet, den induktiven Widerstand einer 
Spule in Ohm anzugeben, da hierbei eine weitere Bezeich- 
nung der Drosselspule nicht mehr erforderlich wird, 
während bei der Angabe des prozentualen Spannungs- 
abfalls gleichzeitig der Normalstrom der Spule und die 
Netzspannung mit angegeben werden müssen. 

Eine Drosselspule ist durch folgende Werte gekenn- 
zeichnet: 

1. Dauerstrom, 
2. Überlaststrom nach diesem Dauerstrom für eine be- 
stimmte Zeit, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


Abb. 6. Scheibenspulen. 


15. August 1929 


Kurzschlußstrom nach Dauerstrom und Überlast- 
strom für eine bestimmte Zeit, 


maximale Übertemperatur nach Dauerstrom und 
darauf folgendem Überlast- und Kurzschlußstrom, 


induktiver Widerstand, 
Betriebspannung. 


Ein Maß für die Größe einer Spule gibt noch die An- 
gabe der Eigenleistung in kVA, definiert durch das Pro- 
dukt Normalstrom mal Reaktanzspannung bei diesem 
Strom. Ergeben die Forderungen der Bemessung einer 
Spule in bezug auf Überlaststrom und Kurzschlußstrom 
andere Kupferqauerschnitte als durch den Dauerstrom be- 
dingt, so erhält man eine Spule. deren tatsächlicher 
Normalstrom höher liegt als der geforderte. Es ist daher 
gut, diese drei Werte in Übereinstimmung miteinander 
zu bringen. 


Für die Bemessung einerDrosselspule ist 
im wesentlichen das Verhältnis Normalstrom zu Kurz- 
schlußstrom maßgebend. Hiernach hat sich der mecha- 
nische Aufbau der Spule zu richten. Für den Normal- 
strom ist ein bestimmter Kupferquerschnitt erforderlich. 
Dieser Querschnitt ist einmal in bezug auf Kurzschluß- 
strom und Kurzschlußdauer thermisch zu kontrollieren, 
dann aber auch auf die dynamische Widerstandfähigkeit 
im Kurzschlußfall. Es ist nicht ratsam, eine Drossel- 
spule einzubauen, die eine geringere Reaktanz als 5% 
hat, d. h. ein Verhältnis Normalstrom zu Kurzschlu}- 
strom, das größer als 1:20 ist. Die Beanspruchung der 
Spulen unter 5% Reaktanz ist so hoch, daß besondere 
Vorsichtsmaßregeln bei der Konstruktion anzuwenden 


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: 900000 


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000 ı 00000 


Abb. 7. Seilspulen. 


sind. 
Betrieb in bezug auf Spannungshaltung nur eine Spule 
mit einer Reaktanz <5 % verwendet werden kann, so hat 
man es in der Hand, eine Drosselspule für einen größeren 
Normalstrom zu wählen und hierdurch bessere Verhält- 
nisse zu schaffen. 


Ergibt sich durch die Berechnung, daß zu dem 


Beispiel: Einer Drosselspule für 150A, 3% Reak- 
tanz entspricht in bezug auf Spannungshaltung eine 
Spule für 250 A, 5% Reaktanz.. Baut man die 250 A- 
Spule ein, so hat man wohl etwas mehr an Kapital auf- 
zuwenden, vermeidet aber die Nachteile einer Spule mit 
3% Reaktanz. 


Auf die Berechnung von Drosselspulen soll hier nicht 
näher eingegangen werden. Es ist noch auf einige Ar- 
beiten zu verweisen, besonders auf die von Buchholz! 
(VDE-Tagung 1927), in der eine Berechnungsmethode 
der Kräfte innerhalb der Spule angegeben wird. Gleich- 
zeitig wurden von Buchholz Versuche an einer Modell- 
spule gemacht, die die Formveränderung der Leiter beim 
Kurzschluß zeigen. Abb. 4 zeigt die Verteilung der 
Kräfte auf die einzelnen Leiter im Schnitt eines Spulen- 
paketes. Es ist zu erschen, daß sich ein Kraftzentrum 
innerhalb des Spulenpaketes bildet, nach dem die ein- 
zelnen Leiter hingezosen werden. Die resultierenden 
Kräfte der äußeren Leiter zeigen nach innen, die Kräfte 
der inneren Leiter nach außen. 


Aus den Werten, die die Berechnung ergibt, ist die 
theoretische Bemessung der Abstützungen feststellbar, 
auch ihre Anzahl. Nicht zu vernachlässigen ist die Ver- 
ringerung der Festigkeit der einzelnen Leiter durch die 
Erwärmung im Kurzschlußfall.e. Durch die Erwärmung 
wird das für den Bau der Spule angewandte Hartkupfer 


! Buchholz, VDE-Fachber. 1927, 8. 10. 


15. August 1929 


weich und macht die Spule unbrauchbar, wenn bei der 
Auslegung der Abstützungen hierauf nicht Rücksicht ge- 
nommen wurde. Die Kräfte innerhalb der Spule variieren 
mit der Frequenz, so daß eine dauernd wechselnde Be- 
lastung der Abstützungen auftritt. Die Wicklung häm- 
mert gegen diese. Es besteht bei loser Wicklung die Ge- 
fahr, daß die Abstützungen zerschlagen werden. 


Abb. 8. Beton-Drosselspule. Ahb. 9. Drosselspule; Betonkern, 


Messingzugstangen. 


Weiter soll auf Arbeiten von Kropff? und von 
Gramisch und Hak? hingewiesen werden. Die Ma- 
terialausnutzung einer Spule ist eine Funktion der 
Spulenform. Die günstigste Form ist die quadratische. 
ee Form ergibt dementsprechend auch den günstigsten 

reis. 


3. Konstruktionen. 
I. Allgemeiner Aufbau. 


Die vorliegende Betrachtung erstreckt sich nur auf 
Luftdrosselspulen ohne Eisen. Für die 
Strombegrenzung kommen Öldrosselspulen mit Eisen 
nieht in Betracht. Der Preis für diese Spulen ist das 
3- bis 5fache desjenigen der Luftdrosselspulen. Die Ge- 
wichte und die Maße derselben sind auch ein Mehrfaches 


HLLLLLD LLLLL LL 
HUEL LELLLLELI ALLL LLLLLLII 
HL UA LLILLILI UL LLLLLLL 
HIEL LL LL LL LE HL LLLLLLLU 


Abb. 10. Drosselspulen mit Porzellanabstützung und Porzellan- 
zugstangen. 


der Luftspulen, so daß aus wirtschaftlichen Gründen beim 
Bau einer Anlage diese Spulen von Anfang an schon nicht 
in Frage kommen. Unter anderem wurde der Vorschlag 
gemacht, Spulen aus einadrigem Bleikabel aufzubauen. 
Derartige Lösungen sind jedoch aus verschiedenen Grün- 
den nicht möglich. 

Die Grundformen der Drosselspulen sind: 
a) Zylinderspulen, 
b) Scheibenspulen, 
c) Seilspulen. 


2 Kropff, Siemens-Z. 198, Nr. 1. 8. 14. 
nu: 3 oriee u Hak, El. u. Maschinenb. 1928, H. 5, 8. 105 u. 
I 8.249. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


1183 


a) Zylinderspulen. — Diese Spule (Abb. 5) ist 
aus mehreren Zylindern aufgebaut, die übereinander- 
geschoben werden. Die Verbindung der Zylinder unter- 
einander geschieht oben und unten. Der Nachteil dieser 
Bauart ist, daß die Teile der Spule, die ziemlich hohe 
Spannungen gegeneinander haben (2E.), nicht allzuweit 
voneinander entfernt sind, daß bei wirtschaftlicher Bau- 
art große Entfernungen hierfür nur schwer zu schaffen 


a Isolierte metallische 
Spannbolzen 

b Spannbolzen aus Glim- 
mer, Porzellau u.&.(ohne 
Metalleinlage) 


Abb. 11. Überschlags- 
spannungen längs der 
Oberfläche. 


O 100 200 J00 W00 SE 600 700 800 300 1000 
U -Werschlogeeg er mm 


sind und daher die Spule an diesen Stellen gefährdet ist. 
Fabrikatorisch ist die Spule einfach herzustellen. Bei 
mäßigen Beanspruchungen steht ihrer Verwendung nichts 
im Wege. 

b) Scheibenspulen. — Die Scheibenspule (Ab- - 
bildung 6) wird aus mehreren, im allgemeinen aus 
Flachkupfer gewickelten Scheiben zusammengesetzt. Die 
Verbindung der Scheiben untereinander geschieht ab- 
wechselnd innen und außen. Es ist hierbei durch Ver- 
wendung einer größeren Anzahl Scheiben möglich, die 
Spannung zwischen denselben (2 Es) an den der Verbin- 
dung abgekehrten Stellen weitestgehend zu unterteilen. 
Werden die Scheiben schräg gewickelt, so kann man die 
Stellen, die miteinander verbunden werden, nahe an- 
einander legen, die Teile, die Spannung gegeneinander 
führen, ohne Vergrößerung der Bauhöhe der Spule aus- 
einanderrücken. Diese Spulenbauart ist für größte Be- 
anspruchungen anwendbar. 


I ee 0004 a ër 
> BE ra u 


ET el u etaetetet aert et? 


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2) 


Abh. 12. Drosselspule mit 
Scheibenwicklung. 


Abb. 13. Drosselspule mit Seil- 
wicklung und Betonpreßplatten. 


(Abb.7) wer- 
Es ist nicht 


c) Seilspulen. — Die Seilspuleu 
den aus einem einzigen Seil hergestellt. 
notwendig, innerhalb der Spule irgendwelche Verbin- 
dungen herzustellen. Diese Verbindungstellen bedeuten 
immer, wenn sie nicht einwandfrei hergestellt werden, 
eine Gefahr. In der Anordnung der einzelnen Lagen un- 
terscheiden sich diese Spulen nicht von den Scheiben- 
spulen. Die Seilspulen sind für größte Beanspruchungen 
verwendbar. Es ist jedoch auch auf eine Erscheinung zu 
achten, die noch besonders zu betrachten ist. 


II. Bauarten. 


Die Betonspule (Abb.8) gehört zur Kategorie c) 
(Seilspulen). Die Abstützung der einzelnen Lagen und 
Windungen gegeneinander wird hier aus Beton herge- 
stellt, der besonders gealtert wird, um ihn vor Verände- 
rungen zu schützen. Diese Betonsäulen werden um die 
Leiter gegossen. Der Abstand der einzelnen Windungen 


1184 


ist dann fixiert. Fine Veränderung der Lage ist nicht 
möglich. Diese Art der Abstützung ist als druckfrei zu 
bezeichnen. Fine Beobachtung der Festigkeit der Ver- 
spannung erübrigt sich daher. Die Isolationsfähigkeit 
des Betons ist bei geeigneter Behandlung als ausreichend 
zu betrachten, ebenso die mechanische Festigkeit, da Zug- 
beanspruchungen nicht in Frage kommen. Als Nachteil 
ist das große Gewicht der Spulen zu erwälınen. 

Eine Spule anderer Bauart (Abb.9) ist um einen Be- 
tonring aufgebaut. Diese Bauart gehört zur Kate- 
gorie b) (Scheibenspulen). Die Abstützunz der Lagen 
und Windungen gegeneinander wird mit Zementasbest 
durchgeführt. Die Verspannung erfolgt durch Messing- 
holzen, die mit Mikanit umpreßt sind, und durch Preß- 
stücke aus Messing. Die einzelnen Scheiben sind aus 


Abb. 14. Drosselspulenanordnung 
für 30 kV, 125,250 A. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33 


Abb. 15. Drosselspulenanordnung für 39 kV, 
19.250 A. Abstützung nach oben aus unmagneti- 


15. August 1929 


und bei steigender Spannung ab. Bei Spulen mit Metall- 
zugstangen ist daher das Maß der zu erreichenden Span- 
nungsicherheit durch die umpreßten Metallbolzen be- 
grenzt. Bei Spannbolzen aus Isolierstoff nimmt die 
Überschlagspannung nach Kurve b zu. Es ist bieraus 
ersichtlich, daß mit dieser Anordnung größere Sicher- 
heitsgrade zu erreichen sind. Als Abstützmaterial wird 
bei diesen Spulen Porzellan oder Steatit verwendet. Die 
Metallteile werden mit den Eingangs- und Ausgangs- 
windungen verbunden und so auf gleichem Potential wie 
diese gehalten, um Aufladungen und hierdurch einge- 
leitete Überschläge zu verhindern. Als Nachteil ist auch 
wieder die geschichtete Bauart zu betrachten. Die 
Spulen müssen von Zeit zu Zeit und besonders nach 
nachzezogen werden. 


jedem überstandenen Kurzschluß 


Abb. 17. 39 kV-Spule, Überschlag zwischen 
zwei Lagen. 


schem Material (Austenitguß). 


Flachkupfer gewickelt. Die Verbindung erfolgt durch 
Verschweißen. Als Nachteil dieser Bauart ist der zu 
nennen, der jeder geschichteten Spule anhaftet, daß mit 
der Zeit durch das Schwinden der Abstützteile die Wick- 
lung lose wird und die Spule dann nachgespannt werden 
muß. Besonders groß ist die Lockerung der Wicklung 
nach einer Beanspruchung der Spulen im Kurzschluß. 


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Abb. 16.. 30 kV-Drosselspule nach Phasenkurzschluf. 


Eine dritte Bauart (Abb. 10) zeiet als Besonderheit 
die Ausbildung der Spannbolzen aus kerami- 
schem Material. Bei riehtiger Anfertigung der Bol- 
zen und richtiger Beanspruchung sind dieselben mit 
einem Zug von rd. 4t zu beanspruchen, dies ergibt schon 
bei vier Spannbolzen einen erreichbaren Preßdruck von 
16t. Die Herstellung der Spannbolzen aus Isolations- 
material erfolgt aus folgendem Grund: Die Überschlag- 
spannung eines umpreßten Mctallbolzens, der nach einer 
in Abb. 11 angegebenen Art beansprucht wird, nimmt 
nach Kurve a zu. Der prozentuale Wert der Überschlare- 
spannung nimmt bei steigender Länge des Isolierstoffes 


Die vierte Bauart (Abb. 12) bietet nach Betrachtung 
der vorher gezeigten Konstruktionen nichts besonders 
Neues. Die Spule ist als Scheibenspule mil 
schrägen Scheiben aufgebaut. Als Abstützungs- 
material kommt Steatit zur Anwendung, oft auch Por- 
zellan oder Holz. Verspannt ist die Spule mit umpreßten 
Messingbolzen und Preßplatten aus Messing. Nachspannen 
der Spulen ist notwendig. 

Die fünfte Bauart (Abb. 13) ist aus Seilaufge- 
haut. Die Abstützungen bestehen aus Porzellan, die 
Spannbolzen aus umpreßten Messingbolzen. Als Beson- 
derheit sind die Preßplatten zu erwähnen. Dieselben 
sind aus Beton hergestellt. Gefaßt werden sie durch ent- 
sprechend gebogene U-Eisen, die an einer Stelle aufge- 
schlitzt sind. Es hat sich herausgestellt, dab eine beson- 
ders hohe Erwärmung dieser Eisen nicht eintritt. Zu 
beachten ist, daß die Trennfugen der oberen und unteren 
Ringe übereinander stehen müssen, da sonst eine Kurz- 
schlußwindung gebildet wird, die zu Schwierigkeiten 


führt. Auch hier ist eine Nachspannungsmöglichkeit vor- 
zuschen. Auf eine gute Lüftung ist zu achten, da die 


Platten leicht zu Wärmestauungen Veranlassung geben. 


IJI. 


Da im allgemeinen die Grundfläche für die Aufstel- 
lung der Spulen sehr beschränkt ist, besteht meistens die 
Notwendigkeit, die Spulen übereinander aufzubauen 
(Abb. 14). Es ist ratsam, den Durchmesser des Stützer- 
kreises so groß zu wählen, daß eine genügende Stabilität 
gewährleistet ist. Bei eisernen Pfeilern in der Nähe und 
bei Aufstellung mehrerer Spulensätze nebeneinander ist 
es ratsam, eine Abstützung der Spulen gegen die Wände 
und evtl. gegen die Decke vorzusehen, um ein Umkippen 
zu vermeiden (Abb. 15). Wenn möglich, sollen die Spulen 
nebeneinander im Dreieck angeordnet aufgestellt werden. 
Eine gegenseitige Abstützung ist auch dann vorzuschen. 


Einbauarten. 


4. Betriebserfahrungen. 


Nach den vorangegangenen mehr theoretisch-kon- 
struktiven Betrachtungen soll im folgenden auf die Be- 
triebserfahrunzen mit einigen dieser Spulen eingegangen 
werden. Es soll zuerst eine Konstruktion für 30 kV Be- 
triebspannungz besprochen werden. Zu erwähnen ist, daß 
bei der Konstruktion dieser Spulen noch keinerlei Er- 


em. Sg 


mm tn a ëmge mme, 


15. August 1929 


fahrungen vorlagen. Die Konstruktion wurde daher nach 
rein theoretischen Erwägungen durchgebildet. 

Bei der BEWAG bestand der Wunsch, die Spulen 
ohne jedes brennbare Material zu bauen, da sonst bei 
Schäden größere Brände befürchtet wurden. Die Bean- 
spruchunzen waren jedoch größer als man vorausgeschen 
hatte. Abb. 16 zeigt eine zerstörte Drosselspule Die 
Zerstörung ist so stark, daß die Fehlerursachen nicht 
mehr zu erkennen sind. Der Fehler hat durch das Über- 
einanderstellen der Spulen noch zu einem Phasenkurz- 
schluß Veranlassung gegeben. Hierauf ist die große Zer- 
störung im wesentlichen zurückzuführen. Aus dem Bild 
ist ersichtlich, daß die Wicklung sehr stark verbrannt ist, 
die Spannbolzen sind vollkommen zerstört und die Isola- 
toren sind zerplatzt. 


Abb. 18. 
Abb. 18 und 19. 30 kV-Spule mit Windungschluß,. 


Der Fehler in Abb. 17 ist geringer. Das Bild zeigt 
einen Ausschnitt aus einer Spule. Der Kurzschluß, der 
diesen Schaden hervorrief, war ein rein metallischer, durch 
einen Schaltfehler verursacht. Auf den Abstützungen hatte 
sich Staub abgelagert, so daß die im Kurzschluß zwischen 
den Lagen auftretende Spannung einen Lichtbogen verur- 
suchen konnte, der das Kupfer zum Schmelzen brachte. 


Mesh. Tef Gro Spule SOhY-Nebel Ölach. 
l z Murzschluß 
Aurzschlußanor drung 


I Z X 
Ölsch. Ölsch Ölscoh. 


Abb. %. Schaltung zur Drosselspulenprüfung. 


Abb. 13 zeigt einen durch seine Eigenart bemerkens- 
werten Fehler, der bisher noch nicht wieder beobachtet 
wurde. Die 4. und 6. Lage von unten sind hochkant nach 
der 5. Lage hin durchgebogen, außerdem sind die äußeren 
Windungen nach innen gezogen. Der Schaden ist wohl auf 
einen Windungschluß, durch das Zusammenschlagen der 
Leiter verursacht, zurückzuführen. Ein Windungschluß 
zieht in einer Spule immer die Auslösung außerordentlich 
Grober Kräfte nach sich. Der Defekt ist ohne größere 
Liehtbogenbildung verlaufen. Es sind nur wenige Schmelz- 
rerlen an der 2. Windung der A Lage zu erkennen. Abb. 19 
zeigt eine Gesamtaufnahme der betreffenden Spule. Es ist 
zu erkennen, daß die A und 6. Lage über den gesamten 
Umfang der Spule in Mitleidenschaft gezogen sind. Man 
kann besonders hieraus den Schluß ziehen, daß eine Kurz- 
schlußwindung die Ursache dieses Fehlers war. 


Zur Erforschung der Ursachen dieser Fehler wurden 
einzehende Versuche durchgeführt. Von einer Maschine 
aus wurde über einen Transformator, Ölschalter und eine 
Drosselspule ein etwa 12km langes 30kV-Kabel unter 
Spannung gesetzt. Es wurden zuerst Versuche mit Zu- und 
Abschalten des unbelasteten Kabels durchgeführt, dann 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33 


Abb. 19. 


1186 


wurden über einen Ölschalter Erdschlüsse, ein-, zwei- und 
dreiphasige Kurzschlüsse mit verminderter Spannung ein- 
geleitet. Bei diesen Versuchen wurden oszillographisch 
und mit Funkenstrecken die Spannung längs der Spule, die 
Lagenspannungen und die sonst noch in Betracht kommen- 
den Werte ermittelt. Abb. 20 zeigt die Versuchschaltunz. 
Die Kurzschlüsse waren teils metallisch, zum größten Teil 
jedoch Lichtbogenkurzschlüsse. Es kam nicht darauf 
an, die Kräftewirkungen an den Spulen zu studieren, nur 
die Spannungsverhältnisse sollten klar erkannt werden. 
Es zeigten sich hierbei an der Spule Spannungen, die das 
Doppelte der Phasenspannung erreichten. Parallel ge- 
schaltete Widerstände setzen diese Spannungen zwischen 
Anfang und Ende einer Phase um ein Wesentliches her- 
ab (Abb. 21). Es zeigte sich weiter, daß mit blanken Lei- 
tern eine betriebsichere Spule wirtschaftlich nicht zu 
bauen ist. Es wurde daher beschlossen, nur noch Spulen 
mit isolierten Windungen einzubauen. Die untersuchten 
Spulen erhielten daher nachträglich eine gute Isolation 


EDr 


ES DË T r 
1 Leerlauf 2 Kurzschluf, 3phas. 


$ Erdschluß 4 Kurzschluf‘, 2phas. 


Abb. 21. Überspannug längs der 
Drossel im Verhältnis zur Phasenspan- 
nung, abhängig vom Parallelwider- 

stand (Kurzschluß mit r = 50 Q). 


der Windungen und verstärkte Abstützungen. Bisher sind 
Fehler an diesen Spulen nicht mehr vorgekommen. 

Das Oszillogramm Abb. 22 zeigt noch die Netzspan- 
nung Ep», den Ladestrom Jo und die Spannung an der 
Drosselspule Epr, u. zw. bei unbelastetem Kabel. Ob- 
wohl die Maschine nicht voll erregt ist — die Spannung 
an den Klemmen des Transformators war rd. 25000V. 


Abb. 22. Drosselspulenspannung (Ep,) bei Speisung eines 
unbelasteten Kabels. 


anstatt normal 30000 V — und der Transformator nur 
eine Sättigung von 13000 Gauß bei Normalspannung hat, 
ist der Ladestrom schon stark verzerrt. Die Spannung 
an der Spule besteht fast nur aus höheren llarmonischen. 
Die Grundwelle tritt vollkommen zurück. Die Möglich- 
keit einer Resonanz ist vorhanden. So hat sich auch bei 
den Versuchen gezeigt, daß die Spannung an der Spule 
regelmäßig bei Fehlern eine Frequenz in der Größen- 
ordnung 1500... 2500 Us aufweist. Hieraus sind wohl 
in erster Linie die hohen Spannungen an der Spule, durch 
diese höhere Frequenz verursacht, und manche Defekte zu 
erklären. Es ist daher wesentlich, daß die Prüfung der 
Spulen auch mit Frequenzen in dieser Größenordnung 
durchgeführt wird. 

Eine besondere Erscheinung ist noch zu erwähnen. 
Die Drosselspulenzellen sind durch eiserne Gittertüren 
abgeschlossen (Abb.23). Die massiven Eisenteile, die 
in der IIöhe der Mitte einer Phase liegen, werden im nor- 
malen Betrieb warm. Im Kurzschluß einer Spule er- 
eignete es sich, daß die Schrauben bei a abzeschert wur- 


1186 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


15. August 1929 


den und die Tür samt Anschlageisen an die Spule flog. 
Die Isolation der Spulen verhütete weitere Folgen. In 
einem anderen Fall ging die Erhitzung so weit, daß 
die Tür im Schloß verschweißte und die Öffnung der Zelle 
gewaltsam erfolgen mußte. 

Vor der allgemeinen Einführung der Drosselspulen 
in das Netz der BEWAG war es erforderlich, zwei ab- 
gehende Kabel, die einen 30 kV-Abnehmer speisten, mit 
Drosselspulen zu versehen. Da es sich Spezial- 
kabel handelte, wurden 
die Spulen auch mit 
Spezialadern gewickelt 
und hierdurch mit in 
den Schutzbereich ein- 
bezogen. Diese Kon- 
struktion erwies sich 
als unrichtig, da sehr 
bald zwischen den Teil- 
leitern Schlüsse auf- 
traten, die den Schutz 
zum Ansprechen brach- 
ten. Die Drosselspulen 
(Abb. 24) sind als Zy- 
linderspulen gewickelt. 
Die Abstützung besteht 
aus Holz. Bei einem 
Kurzschluß in dem be- 
treffenden Kabel wurde 
die Spule schadhaft. Die 
Deformation erfolgte in 
der Richtung der Kräfte, 
die schon vorher ange- 
geben wurde. Das Spu- 
lenpaket hat sich in sich 
zusammengezogen. Die 
äußeren Windungen sind 


um 


Schrauben bei a abgeschert, 
Tür in die Zelle gezogen 


Abb. 23. Betriebstörung durch die 


nach innen gezogen. eiserne Tür einer Drosselspulenzelle. 
Gleichzeitig fand ein 
Überschlag statt, der 


die Eingangswindung abschmorte Es zeigte sich hier 
wieder die bereits vorher erwähnte schwache Stelle der 
Zylinderdrosselspulen. 


Abb. 24. Schaden an einer älteren 30 kV-Drossel- 
spule. 


Oft überbrückt man die Spulen mit einem Wider- 
stand nach dem Campospatent (Abb. 25). Der Wider- 
standswert nimmt bei dem gewählten Material mit zuneh- 
mender Spannung sehr stark ab, so daß durch den Wider- 
stand selbst im Kurzschluß ein großer Strom fließt. Ist 
der Widerstand nicht richtig bemessen, so zerplatzt er. 
Die Erscheinungen, die den in Abb. 25 gezeigten Schaden 
verursachten, sind wohl auf die schlechten Übergänge 
von der Fassung zum Widerstandsmaterial zu suchen. Es 
zeigte sich bei der Prüfung einer Spule mit Gleichstrom- 
stoß, daß sich von dem Ende des Kupferüberzugs an bei- 
den Enden zum Widerstand kleine Funken bilden. Es 
besteht die Möglichkeit, daß diese Funken die Zerstörung 
einleiten. 

Nachdem mehrere durch die Widerstände verursachte 
Schäden aufgetreten waren, wurden an sämtlichen Spulen 
die Widerstände abmontiert. Es soll hierdurch nicht die 
Widerstandsüberbrückung als abgetan gelten. Es steht 


Abb. 35. Widerstandsdefekt an einer 
3 kV-Spule (hierdurch Erdschlul:). 


fest, daß die Überbrückung wesentliche Vorteile bringt. 
Es sind ausschließlich Materialfragen, denen hier nach- 
zugehen ist. — Obwohl die Widerstände entfernt waren, 
schlug eine Spule zwischen den Klemmen über (Abb. 26), 
ohne daß die Ursache des Fehlers festgestellt werden 
konnte. Die Wicklung ist vollkommen intakt. Es be- 
steht die Vermutung, daß der Überschlag durch Spritzen 
der Anschlußstellen eingeleitet wurde. 

Versuche, die mit einem neuen \Viderstandsmaterial 
vorgenommen wurden, ergaben die in den beiden Kurven 
der Abb.27 dargestellten Resultate. Die Prüfung wurde 


mit Grleichstromstoß entsprechend dem angegebenen 
KV 
28 Orsssel sine Widearsland 


260 
240 


220 

200 

108 

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Brossel mit Widerstand 

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s0 me AV Erreger Spannung 


Abb. 27. Spannungsverhältnisse an einer Drosselspule mit Parallel- 
widerstand. 


L ae 3 +0 so 


Schaltbild durchgeführt. Es ist ersichtlich, daß die Längs- 
beanspruchung der Drosselspule durch diese Parallel- 
widerstände stark herabgesetzt wird. Das hier geprüfte 
Material scheint den Ansprüchen zu genügen. 

Der Schaden, der an einer 6kV-Drosselspule auftrat, 
ist besonders interessant, da sich an der Spule gleich- 
zeitig mehrere Fehlerursachen besonders deutlich zeig- 
ten. Abb. 28 zeigt die zerstörte Spule. Besonders be- 
merkenswert ist neben der großen Zerstörung das schon 
vorher erwähnte Sintern der Spule im Kurzschluß. Zwi- 
schen den oberen Preßstücken und den obersten Por- 


Abb. 26. Überschlag zwischen Anfang 
und Ende an einer Spule ohne Parallel- 
widerstand. 


zellanabstützungen ist ein Zwischenraum zu sehen, der 
etwa 10mm groß ist. Die einzelnen Drähte der ver- 
brannten Kupferseile sind stark auseinandergetrieben. 
Dies ist wahrscheinlich auf die dynamischen Wirkungen 
des Kurzschlußstromes zurückzuführen. Die Zeit, in der 
diese große Zerstörung vor sich ging, ist aus den Auf- 
zeichnungen eines schnellaufenden Registriervoltmeters 
ersichtlich. Der gesamte Vorgang dauerte 1,25 s. 

An einer anderen Stelle dieses Spulensatzes (Abb. 29) 
war zu erkennen, daß durch zu geringe Abstützung der 
Windungen ein Aneinanderschlagen dieser stattgefunden 
hat. Bei a ist eine derartige Schmorstelle zu erkennen. 
Auf eine andere besonders interessante Stelle ist noch 
hinzuweisen (Abb. 30). Es zeigt sich allgemein bei Seilen, 
daß bei großen Strömen Überschläge zwischen blank auf- 
einanderliegenden Teilen dieser Seile auftreten. Diese 
Erscheinung ist schon mehrfach beobachtet worden. Die 
Ursache ist wahrscheinlich in der Stromverdrängung 


O VE, GEHEN EEE GE = "© VE NE GES 0 


15. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


1187 


innerhalb des Leiters zu suchen. Bisher konnte diese 
Erscheinung noch nicht geklärt werden. Auf Abb.30 ist 
eine drrartige Stelle zu sehen. 


Abb. 8. Windungsüberschlag an einer 6 kV-Spule. 


An den in Abb.31 gezeigten 30 kV-Spulen ist äußer- 
lich nichts zu erkennen. Bei der Inbetriebsetzung der 
Spulen machte sich ein starkes Glimmgeräusch bemerk- 
bar. Selbst im Dunkeln war nichts zu sehen. Es konnte 
festgestellt werden, daß dieses Glimmen auf die Ent- 
ladung ungesteuerter Metallteile zurückzuführen ist. 
Seitdem diese Teile an Spannung liegen, ist die Er- 


Abb. 29. 6 kV-Spule mit zusammengeschlagenen Windungen 
(zu wenig Abstützungen). 


scheinung verschwunden. — Nach einem Kurzschluß, den 
die Spulen zu überstehen hatten, zeigte sich, daß Kitt 
aus den Kittstellen der Stützer herausgefallen war. Man 
führte dies auf ein Hüpfen der Spulen im Kurzschluß 
zurück. Es scheint jedoch vielmehr daran zu liegen, daß 
der Durchmesser des Stützerkreises zwischen den Spulen 
zu klein ist und hierdurch das ganze System in sich 
elastisch ist. Durch das Schwingen des Systems kann 
dann ein Lösen des Kittes erfolgen. 


5. Lieferungs- und Prüfbedingungen. 


Die Schäden führten zu einer Reihe von Erkennt- 
nissen, die zu bestimmten Forderungen für die Konstruk- 
tion und Prüfung führten. Es muß hierbei erwähnt 
werden, daß die Bedingungen nur auf Drosselspulen an- 
zuwenden sind, die schweren Beanspruchungen standzu- 
halten haben. Kommen weniger stark beanspruchte 
Spulen in Betracht, so würden diese Forderungen zu un- 
nötig teueren Konstruktionen führen. 


Die Bedingungen lauten: 


I. Elektrische Bedingungen. 


Die Isolation der Phasen gegeneinander hat den 
R.E.H./1928 zu entsprechen. Die Spulen sollen beriglich 
Überschlag so bemessen sein, daß zwischen Anfang und 
Ende der Wicklung die vierfache verkettete Spannung 
dauernd bestehen kann. Diese Prüfung ist, da sie mit 
50 Hz nicht durchzuführen ist, mit höherer Frequenz vor- 
zunehmen. Überschläge dürfen’ an keiner Stelle statt- 
finden. Beide Spulenenden sind als Eingangswindungen 


zu betrachten. Die Spulen sind ferner mit einer Stoß- 
spannung vom vierfachen Amplitudenwert der verketteten 
Spannung zu prüfen. Die Spannungsicherheit darf durch 
angesammelten Staub nicht verringert werden. Der Lei- 
ter ist so auszubilden, daß die zusätzlichen Verluste auf 
ein Minumum beschränkt werden. Wird ein Seil ver- 
wendet, so darf im Kurzschlußfall möglichst keine Licht- 


6 
Abb. 30. Lichtbogenspuren 
an Teilleitern eines Kupfer- 
seils (unter Isolation). 


bogenbildung zwischen den Teilleitern auftreten. Bei 

dieser Anordnung etwa entstehende Metalldämpfe dürfen 

nicht nach außen dringen können, um eine lonisierun«s 

der Luft zu vermeiden. Sämtliche Metallteile der Spule 

sind elektrisch zu steuern. Die Ableitungen sind so aus- 

u daß ein Spritzen im Kurzschluß nicht auftreten 
ann. 


II. Mechanische Bedingungen. 


Der Aufbau der Spulen soll im allgemeinen überein- 
ander erfolgen können. Es ist darauf zu achten, daß 
ein Sintern der Spulen durch Druck oder Erschütterung 
nicht eintritt. Die einzelnen Lagen müsse so fest und 
sicher aufeinandergepreßt sein, daß ein Nachspannen 
nicht erforderlich wird. Die Verwendung von umprels 
ten Metallbolzen als Verspannung ist auf jeden Fall un- 
zulässig. Es sind Spannbolzen aus nicht brennbarem 
Isolierstoff zu verwenden. Die Übergänge von einer 
Lage zur anderen sind mit besonderer Sorgfalt zu behan- 
deln. Lötstellen mit Weichlot sind nicht zulässig. Alle 
Verbindungen müssen verschweißt oder hart verlötet 
werden. Scharfe Ecken sind zu vermeiden. Die Ab- 
leitungsfahnen sind mechanisch einwandfrei zu befestigen. 
Sämtliche Gewindemut- 
tern sind mit zuverläs- 
sigen Sicherungen zu 
versehen. Abstützun- 
gen nach den Wänden 
und der Decke sind vor- 
zusehen. Der Vollast-, 
Überlast-, Dauerkurz- 
schluß- und der Stoß- 
kurzschlußstrom dürfen 
keinerlei Deformation 
der Spulen zur Folge 
haben. 


Spannung:30 kV 

Strom 190/250 A 

Induktiver Widerstand 35 2 

Abstützung: Steatit 

Zugbolzen: Hartpapier 

Wicklung: Scheiben, Flach- 
kupfer. 


Abb. 31. Drosselspulen. 


Ill. Thermische Bedingungen. 


Bei übereinander angeordneten Spulen muß für be- 
sonders gute Durchlüftung Sorge getragen werden. Die 
Übertemperatur von 150° ist ein Höchstwert, der an 
keiner Stelle überschritten werden soll Die Übertempe- 
ratur ist zu bestimmen nach vorangegangener Dauer- 
belastung mit dem Nennstrom, darauffolgender einstündi- 
ger Überlast und daran anschließender Beanspruchung 
durch Dauerkurzschlußstrom 20 s lang. Das Isolier- 
material darf bei den geforderten Höchsttemperaturen 
keine nachteilige Veränderung erleiden, insbesondere 
darf ein Verdampfen nicht stattfinden. Das Isolier- 
material darf sich auch durch den Einfluß der Luft nicht 
verändern. Als zusätzliche thermische und dynamische 
Beanspruchung müssen die Spulen ferner einen Stoßkurz- 
schlußstrom von mindestens dem 2,5fachen Amplituden- 
wert des Dauerkurzschlußstroms aushalten können. 

Die beste Spule wird bei schlechtem Einbau ver- 
sagen, wenn die Montage nicht besonders sorgfältig vor- 
genommen wird. Besonders ist auf die Anschlüsse zu 
achten. Auch hier ist das von Roth als bester Über- 
spannungschutz bezeichnete Werkzeug — der Schrauben- 
schlüssel — ein unentbehrliches Hilfsmittel. 


1188 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


15. August 1929 


Fortschritte im Bau von Regulierpol-Querfeldmaschinen. 


Von Dr. E. Rosenberg, Weiz (Steiermark). 


Übersicht. Die „Rosenbergdynamo“ mit Regulierpolen 
wurde für Stromstärken von 10...800 A entwickelt, die klei- 
neren Typen für Speisung von Kinolampen, die größten für 
Warmschweißung und maschinelle Schweißung mit Kohle- 
lichtbogen. Bei Hinzufügung einer schwachen Nebenschluß- 
zur überwiegenden Reihenschlußwicklung werden die Kino- 
maschinen auch für Akkumulatorenladung geeignet. Grö- 
Bere Schweißdynamos erhalten eine „Dünndrahtwicklung“, 
die, zwischen die Hauptwicklung geschachtelt, den erreich- 
baren Strom herabsetzt und den inneren Widerstand der Ma- 
schine so vergrößert, daß bei dünnen Drahtelektroden der- 
selbe innere Spannungsabfall erreicht wird wie bei dicken. 
Die Regulierpole werden als Rotationskörper mit Kurven- 
umgrenzung ausgeführt, so daß die Stromabnahme der Ver- 
schraubung proportional wird. Das Maschinengehäuse ist 
als längliche Stahltrommel mit stählerner Lagerplatte zur 
Aufnahme des Wälzlagers ausgebildet. 


Einleitung. 


Für diejenigen, denen die Literatur über die Quer- 
felddynamo! nicht geläufig ist, will ich in wenigen Sät- 
zen das Prinzip der Maschine darstellen, u. zw. in etwas 
anderer Art als bisher. 
deren Hauptpole keinerlei 


Wenn man bei einer Wendepol- 


maschine, Magnetwicklung 


wë 


Abb. 1. Elektrische Verbindungen und Schnitt durch das Magnetfeld. 


tragen, auf dem Kommutator in der Mitte zwischen den 
normalen Bürsten kurzgeschlossene Hilfsbürsten arbrin‘rt, 
so wird durch den remanenten Magnetismus der Wende- 
pole im Anker ein Strom erzeugt, der durch die Hilfs- 
bürsten fließt und ein Feld schafft, das seinen Weg duren 
die Hauptpole und das Magnetioch nimmt. Dadurch ent- 
steht zwischen den Hauptbürsten eine Spannung. Schließt 
man den Stromkreis durch Anker, Wendepolspulen und 
einen äußeren Widerstand, so wird zuerst bei kleinem 
Strom die \Wendepolspule die Ankerrückwirkung über- 
wiegen und ein kräftigeres Wendepolfeld schaffen, das 
seinerseits zwischen den Hilfsbürsten einen stärkeren 
Ausgleichstrom, dadurch ein stärkeres Feld in der Rich- 
tung der Hauptpole und so eine stärkere Svannung erzeugt. 
Von einer gewissen llöhe des Stromes aber wird infolge 
der Sättigung des Wendepols und der eintretenden Streu- 
ung der Überschuß des Wendepolfeldes immer geringer 
werden, so daß der Strom zwischen den H -tsbürster ura 
damit die Spannung sinkt. Bei äußerem Kurzschluß ent- 
steht ein ganz bestimmter Strom. Wenn man einen Teil 
des Eisens im Wendepol herausschraubbar macht, so kann 
man den bei Kurzschluß erreichbaren Strom auf ein be- 
liebig kleines Maß herunterdrücken und so die Maschine 
für variablen Nutzstrom einstellen. In der praktischen 
Ausführung werden die Hauptpole und das Joch der nor- 


1 ETZ 1928, 8.43. — E.Rosenberg, Die Gleichstrom-Querfeld- 
maschine. Verlag Julius Springer, Berlin 1928. 


malen Maschine durch zwei stark ausgebildete Polschuhe 
ersetzt (Abb. 1), die an der Stelle, wo die Hilfsbürsten 
angebracht sind, eine feldfreie Zone ergeben und an der 
Stelle, wo die Hauptbürsten sich befinden, bei Maschinen 
für kleine Stromstärke eine Aussparung, bei Maschinen 
für große Stromstärke oder Spannung einen richtigen 
Wendepol zeigen. Hinter dem Polschuh beim et = ı ver 
mit Reihenschlußerregung versehene Pol mit ausschraub- 
barem Einsatzstück. 


Zum Antrieb der Maschinen beim Anschluß an Dreh- 
stromnetze dienen Robaxmotoren (Motoren mit geschweiß- 
ten Läuferkäfigen und angebautem Stern-Dreieck-Schal- 
ter), gleichgültig ob es sich um Umformer für 1 kW oder 
40 kW handelt. Der Anlaufstrom der Motoren in Stern- 
schaltung ist nicht größer als der eines Schleifringmotors, 
und die Elcktrizitätswerke haben mit diesen Motoren, die 
bei Drittellast einen Leistungsfaktor von 0.9 und denselben 
Wirkungsgrad ergeben wie bei Vollast, die beste Erfah- 
rung gemacht. 

Im Jahre 1928 wurde eine ganze Typenreihe von Re- 
gulierpol-Querfeldmaschinen (Rosenbergmaschinen?) nach 
einheitlichen Konstruktionsgrundsätzen und über ein 
weites Anwendungsgebiet hin entwickelt. Verschiedene 
Größen dieser Typenreihe sind in Abb. 2 zu sehen. Die 


Abb. 2. Regulierpol-Querfeldmaschinen (Rosenbergmaschinen: 
für Stromstärken von 10.0 A. 


kleinsten für Stromstärken von 10 A aufwärts dienen für 
Kinobetrieb, die größten für Stromstärke bis 800 A für 
Warmschweißung und für den Betrieb selbsttätiger 
Schweißmaschinen mit Kohlelichtbogen. Die Konstruk- 
tionsgrundsätze wurden bei der ganzen Typenreihe cin- 
heitlich durchgeführt. 


Kinomaschinen. 


Die Verwendung der Regulierpol-Querfeldmaschine 
bringt für den Operateur den großen Vorteil, daß die 
Vorschalt- und Regelwiderstände entfallen, daß die ein- 
mal eingestellte Stromstärke selbsttätig unabhängig von 
der Längenänderung des Lichtbogens praktisch konstant 
bleibt und daß er sich auch um die Spannung nicht zu 
bekümmern braucht, weil sie sich selbsttätig der Länge 
des Lichtbogens anpaßt. Es kann deshalb auch das Volt- 
meter entfallen und der Betrieb ist der denkbar einfach- 
ste. Die Lampe brennt sehr ruhig und stetig. Durch den 
Wegfall der Vorschaltwiderstände verbessert sich auch 
der Wirkungsgrad. Die Leistungsaufnahme des Kinoum- 
formers sinkt dadurch auch so sehr, daß bei den üblichen 
Stromtarifen die Anschaffunzskosten des Kinosttrzes in 
kurzer Zeit durch die Stromersparnis amortisiert wer- 
den. Es werden Maschinen für 10...100 A für Lichtspiel- 
theater gebaut. Handelt es sich um den Betrieb einer 
einzelnen Lampe, so genügt die einmalige Einstellung 
des Stromes mittels des Regulierpoles. Bei Kinos, in 
denen die Stromstärke stark verändert werden muß, weil 
abwechselnd farbige Filme, Schwarz-Weiß-Filme und fest- 
stehende Glasbilder zu durchleuchten sind, kann die Ver- 
stellung des Regulierpoles von der Kabine des Opera- 
teurs aus je nach der Entfernung der Maschine von der 
Kabine entweder durch Kettenübertragung oder durch 
einen kleinen Antriebsmotor mit Schneckenvorgelege er- 
folgen. 

In manchen kleinen Lichtspieltheatern werden die 
Kinomaschinen auch verwendet, um Akkumulatoren für 


? Patente angemeldet und erteilt. 


16. August 1929 


die Notbeleuchtung zu speisen. Solche Maschinen erhalten 
außer den Reihenschlußspulen auch schwache Neben- 
schlußspulen. Die Strom-Spannungs-Kennlinien einer sol- 
chen Kompound-Kinodynamo sind in Abb.3 für verschie- 
dene Einstellungen des Regulierpoles gegeben, während 
Abb. 4 die Charakteristik für eine reine Reihenschluß- 


(ESRRSSS 
AD ERNE 
NANESE 


22 A A 


2 2 mm a V ei d E 282 2 % 


Abb. 3 Strom-Spannungs-Kenn- Abb. A Strom-Spannungs-Kenn- 
linien bei Kompounderregung. linien bei Serienerregung. 


maschine mit etwas verschiedener Ankerdrahtzahl zeigt. 
Inder Nähe des Normalstromes ist der Unterschied in der 
Charakteristik unmerklich, bei Unterbrechung des äuße- 
ren Stromkreises aber, wenn der Strom sich dem Werte 
Null nähert, steigt die Spannung der Kompoundmaschine, 
während die der Reihenschlußmaschine wieder sinkt. Ein 
Nebenschlußregler wird nicht verwendet. Die Batterie 
kann entweder in Pausen des Kinobetriebes oder unter 
Umständen in Reihe mit der Lampe geladen werden. 


Schweißmaschinen. 


Für bestimmte Schweißungen kommen auch die klei- 
nen Maschinen in Betracht, die eigentlich als Kinodyna- 
mos entwickelt wurden. Hierher gehört die Blei- 
schweißung. Bleiblech wird mittels dünner Kohle- 
elektrode mit kleinem Strom geschweißt, u. zw. einfacher, 
billiger und schneller als im Wasserstoffgebläse. Schwa- 
che Eisenbleche von 1..2 mm Stärke werden eben- 
falls mit kleinen Strömen von 50..100 A mittels Eisen- 
elektrode von Hand geschweißt. Dabei ist kein Um- 


Abb.5. Schaltbild einer Schweifß- 
maschine mit Dünn- und Dick- 
drahtwicklung. Dünndrahtwick- 
lung überbrückt bei Verwendung 
starker Eisendrahtelektroden. 


bördeln der Eisenbleche erforderlich. Bei umgebördelten 
Blechen kann mit großem Vorteil die selbsttätige Kohle- 
lichtbogenschweißung verwendet werden. Bei dieser 
wurde durch Steigerung der Stromstärke die Möglichkeit 
einer hohen Schweißgeschwindigkeit erzielt. Die selbst- 
tätige Kohlelichtbogenschweißung erlaubt deshalb schon 
bei Verwendung von dünnen Blechen die Benutzung der 
sonst allgemein für Handschweißung üblichen Maschinen- 
zrößen für eine Stromstärke von 200 ... 300 A und erfor- 
dert für die Schweißung sehr starker Bleche Stromerzeu- 
ger, die dauernd 300...600 A liefern. Die hohe Strom- 
stärke wurde in viellen Fällen durch die Parallelschal- 
tung zweier Maschinen gewonnen, doch werden auch Ein- 
zelmaschinen für so große Stromstärken ausgeführt. 

In Werkstätten, die nicht dauernd eine Maschine für 
die gleiche Arbeit verwenden, ergibt sich dann der 
Wunsch, große Maschinen auch für Handschweißung zu 
verwenden. Dies bringt ein neucs Problem mit sich. Be- 
kanntlich entsteht durch den Kurzschluß, mit dem jeder 
Schweißprozeß beginnt, ein Momentanstrom, der vom 
Dauerkurzschlußstrom für die gleiche Einstellung ver- 
schieden ist. Bei Kurzschluß von Drehstrommaschinen 
entsteht bekanntlich ein Momentanstrom, der den 5- bis 10- 
fachen Wert des Dauerkurzschlußstromes erreicht. Fast 
ahnlich große Werte werden auch von Schweißmaschi- 
nen berichtet, deren Hauptfeld durch eine Nebenschluß- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


1189 


und fremderregte Wicklung erzeugt wird, denn bei plötz- 
lichem Kurzschluß muß die vorhandene Leerlaufspannung 
einen Momentanstrom erzeugen, der das Feld plötzlich 
vernichten will. Durch transformatorische Wirkung aber 
wird der Nebenschlußstrom dann plötzlich verstärkt, so 
daß der Momentanstrom recht hohe Werte annehmen 
muß. Beim Kohlelichtbogen tritt der Kurzschluß nur zu 
Beginn des Schweißens ein. Bei der Drahtschweißung 
entstehen, wie die oszillographischen Aufnahmen von 
Bung?’ und die Filmaufnahmen von Hilpert und 
Thun? gezeigt haben, in jeder Sekunde viele Tropfen 


Abb. & Rrücke geöffnet bei Verwendung 
der Dünndrabtwicklung. 


unter Kurzschließung des Lichtbogens, so daß hier nie- 
mals der Dauerzustand eines Gleichstromes sondern ein 
stetiges Schwingen des Stromes mit großen Amplituden 
erreicht wird. Ein gegebener Widerstand des Stromkrei- 
ses dämpft die Schwingungen um so weniger, je geringer 
der mittlere Strom ist, auf den eine Maschine eingestellt 
ist. Die Spannung des Eisenlichtbogens bleibt ja in der 
Größenordnung von 20 V, gleichgültig ob man mit star- 
kem oder schwachem Draht schweißt. Ein Maschinen- 
widerstand, der bei dem vollen Strom einen gewissen 
Spannungsabfall gibt, wird bei dem vierten Teil des 
Stromes nur den vierten Teil des Ohmschen Spannungs- 
abfalles ergeben. Die absolute Größe der Stromschwan- 
kung bleibt bei zleichzehaltenem Widerstand die gleiche, 
wird daher bei kleinerem mittleren Strom prozentual viel 
stärker fühlbar werden. Deshalb empfehlen viele Erzeu- 
ger von Schweißmaschinen, beim Schweißen mit dünneren 
Drähten einen Widerstand vorzuschalten, auch dort, wo 
ein solcher beim Schweißen mit dicken Drähten entbehrt 
werden kann. Maschinen, die an und für sich Vorschalt- 
widerstände nötig haben, müssen beim Schweißen mit 
dünneren Drähten größere Vorschaltwiderstände erhalten. 


UI 


za 


Abb. 7. Kurvenregulierpol und Polschub mit Wendepol. 


Bei der reihenschlußerregten Querfeldmaschine lie- 
gen die Verhältnisse günstiger als bei Nebenschlußma- 
schinen, weil der Widerstand der Reihenschlußwicklung 
selbst als zusätzlicher Beruhigungswiderstand dient und 
weil der Strom in der Reihenschlußwicklung zwangläufig 
gesteuert wird, so daß die transformatorische Wirkung 
nicht wie bei Nebenschlußwicklung aufkommen kann, 
ferner weil die Leerlaufspannung eine geringere ist als 
bei allen sonst üblichen Maschinen. Der Momentanwert 
der Stromschwankung ist daher bei dieser Maschine viel 
kleiner, aber er ist fast unabhängig von der Stellung 
des Regulierpoles, ist daher auch hier beim Schweißen 
dünner Drähte prozentual größer als beim Schweißen 
dicker Drähte. Bei den Maschinen für große Strom- 
stärke wurde nun eine neue Einrichtung geschaffen?, die 
den inneren Widerstand der Maschine beim Schweißen 
dünner Drähte auf den geeigneten Wert bringt und 
äußere Widerstände entbehrlich macht. Die Magnetspu- 
len sind Spiralen aus hochkantig gewickeltem Flachkup- 
fer. Zwischen sie wird, isoliert von den Windungen der 
Hauptspirale, eine Spirale aus Kupferfolie eingelegt, 
deren Windungen so verbunden sind, daß die gesamte 
wirksame Windungszahl kleiner ist als die der Haupt- 
wicklung. Haupt- und gegenwirkende „Dünndrahtwick- 


° Bung, El. u. Maschinenb. Rd. 46, 8. 490. 
+ Hilpertu. Thun, ETZ 19%, S. 576. 
5 Patent angemeldet. 


1190 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 15. August 1929 


lung“ sind hintereinander geschaltet (Abb.5). Bei Ver- 
wendung dicker Drähte wird die Dünndrahtwicklung über- 
brückt, beim Schweißen mit dünneren Drähten wird die 
Brücke geöffnet (Abb. 6). In letzterem Falle ist wegen der 
geringeren wirksamen Windungszahl der Höchstwert des 
Stromes auf einen solchen Wert reduziert, daß er die 
Kupferfolie nicht übermäßig erwärmt. Die Kupferfolie 
gibt ihre Wärme an die wegen des geringen Stromes 
selbst kalt bleibende Hauptspirale ab. Der Spannungs- 
abfall in der gesamten Maschine ist dadurch auf den 
gleichen prozentualen Wert gebracht, den er bei einer 
für den kleinen Strom gebauten Maschine hätte, ein äuße- 
rer Widerstand ist entbehrlich, und es erfolgt keine Über- 
lastung der Dünndrahtwicklung. Wird ein größerer 
Strom gebraucht als der, für den die Dünndrahtwicklung 
bestimmt ist, so wird die Brücke in Abb. 5 zwangsweise 

j l kurzgeschlossen. Die Dünn- 


D drahtwicklung wird bei Ma- 
3 dä schinen für einen Nenn- 
3 AON strom yo mehr als 250 A 
SNERIBESRHERTER verwendet. 
aan BESSERE 
® See 


y 
 Regukerung 
Abb. 8. Regelung des Stromes Abb. 9. Regelung des Stromes 
bei Verwendung der Dickdraht- bei Verwendung der Dünndraht- 
wicklung. wicklung. 
Kurvenregulierpol®. 


Der Regulierpol besteht bekanntlich aus einem becher- 
ähnlichen Körper, innerhalb dessen ein eisernes Einsatz- 
stück verschraubt werden kann. Der Becher wird jetzt 
als Rotationskörper mit einer besonderen Kurve als br: 
zeugenden ausgeführt (Abb. 7), so daß seine Wandstärke 


Abb. 10. Fahrbarer Schweifsatz RF 67 für 200 A mit Drehstrommotor. 


am Bechergrund stark ist und sich dann nach außen wie der 
Eiffelturm verjüngt. Dadurch ist es möglich, den magne- 
tischen Widerstand fast genau proportional der Längs- 
verschiebung des Pinsatzstückes zu gestalten, so daß eine 
Verschraubung des Kinsatzstückes um cin bestimmtes 


€ Patent angemeldet. 


Längenmaß einer gleichmäßigen Abnahme der eingestell- 
ten Stromstärke entspricht. Abb. 8 zeigt das Resultat 
für die Dickdrahtwicklung, Abb. 9 für die Dünndrakt- 
wicklung. 


Konstruktive Ausführung. 


Bei der Maschine sind keine gußeisernen Lagerschil- 
der verwendet, so daß auch bei der rohen Behandlung, 
denen Schweißmaschinen in Bergwerken, beim Aufbringen 
an Bord von Schiffen u. dgl. ausgesetzt sind, Brüche nicht 
mehr vorkommen. Das Gehäuse ist als Trommel ausge- 
bildet; gegen seinen Flansch wird die stählerne Lager- 
platte geschraubt, die das Wälzlager enthält. Belüftet 
wird die Maschine durch einen auf der Kupplungseite an- 
gebauten Fächer, der die Luft durch das Maschinenge- 
häuse gegen den Kommutator zu treibt; sowohl die 
Längsnähte der Trommel als auch die Rundnähte, die die 
Trommel mit den Flanschen verbinden, werden durch 
maschinelle Schweißung hergestellt. Die Trommelform, 
die zuerst für diese Schweißmaschinen entwickelt wurde, 
wird von der „ELIN“ Aktiengesellschaft für elektrische 
Industrie seitdem auch für Drehstromgeneratoren und 
Motoren verwendet. Sowohl bei Kino- als auch Schweiß- 
umformern erhält die Querfeldmaschine im allgemeinen 
nur ein Außenlager und einen Kupplungsflansch, so daß 
sie an jedem beliebigen zweilagerigen Motor angekuppelt 
werden kann. Bei einem der häufigst verwendeten nor- 
malen Werkstatt-Schweißumformer werden Stromerzeu- 
ger und Motor auf gemeinsamer Welle mit nur zwei La- 
gern insgesamt zusammengebaut (Abb. 10). Die Räder 
sind durch maschinelle Schweißung hergestellt, die 
Grundplatte ebenfalls geschweißt. Von der Konstruktion, 
wie sie in der ETZ 1928, S. 43, beschrieben wurde, sind 
500 Maschinen in erfolgreichem Betrieb. Von den Stahl- 
konstruktionen mit den soeben beschriebenen Verbesse- 
rungen sind nahezu 300 Schweißmaschinen in Betrich, 
eine große Zahl von Schweißmaschinen und Kinomaschi- 
nen ist in den Werkstätten der „ELIN“ in Fabrikation. 


Ein neuer Kraftverstärker. 


Während bisher der Rundfunk sich mehr oder weniger 
auf die einzelnen Privathaushalte beschränkte, hat man 
neuerdings erkannt, daß er auch für größere Gaststätten 
eine bequeme und unabhängige Möglichkeit bietet, Unter- 
haltung für die Gäste zu schaffen. Es entsteht hier div 
Aufgabe, von einer zentralen Empfangsanlage aus auf eine 
größere Anzahl von einzelnen Lautsprechern, die auf die 
verschiedenen Räume verteilt sind, die Rundfunkmusik zu 
übertragen. Besonders willkommen ist es noch, wenn ma! 
sich von den Zufälligkeiten des Programms der einzelnen 
Sender unabhängig macht dadurch. daß man Schallplatten- 
nıusik elektrisch verstärkt über die gleiche Lautsprecher- 
anlage verteilt. Da für die ausreichende lautstarke 
Wiedergabe für eine größere Anzahl Lautsprecher die 
Energie normaler Rundfunkempfänger nicht ausreicht, 
muß man für solche Zwecke cine besondere Kraftver- 
stärker-Endstufe hinter dı- 
Empfangsgerät schalten. 
Der kürzlich herausgt- 
kommene Kraftverstärkrr 
Telefunken KV 11 stellt 
eine solche Endstufe gr: 
ßerer Leistung dar (unver 


8 Mn zerrtte Ausgangsleistun® 
GE etwa 3 W). Der Kraftver- 
HH GO stärker KV 11 kann an Je- 
GM den normalen Lautsprecher 
EEH Co Empfänger angeschlossen 
SEH SS werden und gestattet dann 


ausreichende Aussteuerun® 

einer größeren Anzahl von 

Lautsprechern (z. B. bis zu 

net 8 Arcophonen). Der Kraft- 

Abb. 1. Telefunken-Kraftverstärker Verstärker ist mit emer 

KV 1l. leistungsfähigen Kraftver- 

stärkerröhre Telefunken 

RV 218 ausgerüstet und 

entnimmt alle erforderlichen Spannungen aus dem Wechsel‘ 

strom-Liichtnetz. Zur Gleichrichtung dienen zwei in Sot 
geschaltete Gleichrichterröhren RGN 1503. fi 


e m mm — 


sd wes Ko ech 


15. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


1191 


Neuerungen im Differentialschutz von Transformatoren. 


Von Dr.-Ing. Hermann Schulze, Auma. 


Übersicht. Die Anwendung des Differentialschutzes 
von Transformatoren stößt in den bisher bekannt geworde- 
nen Ausführungsformen auf Schwierigkeiten, wenn es sich 
darum handelt, Umspanner bzw. Umspannergruppen mit 
stetig veränderlichem Übersetzungsverhältnis (Drehregler, 
Schubtransformatoren, Leistungstransformatoren in Verbin- 
dung mit solchen) zu schützen. Nachstehend werden sowohl 
für den Differentialstromschutz als auch für den Differential- 
wattschutz Ausführungsformen angegeben, welche sich auch 
zum Schutz von Transformatoren mit stetig yeranderliehein 
Übersetzungsverhältnis eignen. 


Die mit zunehmender Steigerung der Zentralen- 
und damit der Übertragungsleistungen der Fortleitungs- 
anlagen in immer größerem Ausmaße in den Großum- 
spannern je Einheit zu investierenden Anlagewerte reclıt- 
fertigen die Arbeit, die auf die weitere Durchbildung der 
an sich schon zu so be- 
achtlicher Vollkommen- 
heit entwickelten Trans- 
formatoren -Schutzeinrich- 
tungen! verwendet wird. 
Der Schutz größerer 
Transformatoren, der ziem- 
lich einheitlich geworden 
ist, wird gegenwärtig 
außer durch den so uni- 
versell wirkenden Buch- 
holz-Schutz? in der Haupt- 
sache durch den sowohl 
auf reinem Stromvergleich als auch Leistungsvergleich 
beruhenden Differentialschutz? bewirkt. 


Bei dem Differentialschutz, der, genau wie der Buch- 
holzscehutz, beim Parallelbeirieb mehrerer Umspanner die 
selektive Abschaltung des von einer Störung betroffenen 
bewirkt, u.zw. sowohl bei dem — zwecks Berücksich- 
tigung des Transformatoren-Leerlaufstromes — auf etwa 
27% Fehlerstrom abgestimmten Differentialstromschutz 
(Abb. 1) als auch bei dem zur Überwachung der Eisen- 
verluste (Schutz gegen Eisenbrand) üblichen Differential- 
wattschutz, müssen die Meßwandler außer durch ihre 
Sehaltung die durch die innere Schaltung der Umspanner 
bedingte Phasenverschiebung zwischen Primär- und Se- 
kundärströmen bzw. -spannungen auch das evtl. durch 
Anzapfungen usw, veränderliche Übersetzungsverhältnis 
der Umspanner berücksichtigen. Die letztzenannte For- 
derung vermögen die bisher bekanntzewordenen Ausfüh- 
rungsformen des Differentialschutzes nur dann zu er- 
füllen, wenn das Transformatoren-Übersetzungsverhältnis 
stufenweise veränderlich ist, z. B. durch Anzapfungen der 
Leistungs- oder Zusatzumspanner (Verwendung zusätz- 
licher Abgleichwandler mit entsprechenden Anzapfıun- 
gen), nicht aber bei stetig veränderlichem Über- 
setzungsverhältnis, wie dies z. B. durch die Verwendung 
von Drehreglern und Schubtransformatoren gegeben ist. 
Zur Überwindung dieser Schwierigkeiten bei der Ver- 
wendung des Differentialschutzes werden Ausführunes- 
formen von nachstehend beschriebenem grundsätzlichen 
Aufbau vorgeschlagen. 


Abb. 1. Grundsätzliche Schaltung 
des Differentialstromschutzes für 
Transformatoren. 


1. Differentialstromschutz. 


Die „Differenzbildung” der Ströme erfolst bei dem 
neuartigen*, z.B. nach dem Waagebalkenprinzip dureh- 
gebildeten Differentialstromrelais nicht, wie bei den bis- 
her entwickelten Ausführungsformen (s. Abb. 1), auf 
elektrischem sondern auf mechanischem Wege: die Pri- 
mär- und Sekundärströme werden zwei Stromspulen zu- 
geführt, deren bewegliche Systeme bzw. Kerne auf die 
beiden Hebelarme eines Waagebalkens wirken und bei 
gesundem Transformator die mit zwei Kontakten zur Öl- 
schalterauslösung versehene Relaisanordnung im Gleich- 
vewichtszustand halten (Abb. 2). Selbstverständlich 
können an Stelle der auf einen Waagebalken wirkenden 
zwei Kerne auch zwei In entgegengesetzter Richtung auf 
eine gemeinsame Welle arbeitende Dreheisen-Stromrelais 
verwendet werden. Auf konstruktive Einzelheiten der 
verschiedenen Ausführungsformen soll jedoch, da es sich 


1 ETZ 198, S. 22 EI u. Maschinenb. Bd. 46, 8.7 

2? ETZ on 8.1257: VDE- Pe nE ht- Bouderheli en S. 27. 

3 Kuhlmann, Areh; El. Bd. 1. 5.119; Siemens-Z. Bd. 6, 8.79. 
4 DRP. angem. 


hier nur um Überlegungen grundsätzlicher Art handelt, 
nicht weiter eingegangen werden. 

Die Größe des bei veränderlicher Umspannerüberset- 
zung abzugleichenden Differenzdrehmomentes DJ: — Hire 
(Abb.3) der beiden Stromsysteme wird bestimmt durch 


a) das jeweils eingestellte Transformatoren-Über- 
setzunzsverhältnis (Regelbereich) und 


b) den jeweiligen Belastungszustand des Umspanners. 


J, Dy vd J 
J J 
Er b 


b Welle d. Ferraris-Syst. z. 
c Kontakte z. 


a Waagebalken-Differentialstromrelais 
Erzeug. d. Regelbereich- u. Belastungs - Korrektur 
Ölschalterauslösung. 


Abb. 2. Schema des Differentialstromrelais für Transformatoren mit 
stetig veränderlichem Übersetzungsverhältnis. 


Das Abgleichen des Waagebalkenrelais umfaßt demzu- 
folgo eine Regelbereich- und eine Belastungskorrektur. 
Das hierzu für gesunden Transformator nach der Be- 
ziehung > D = Dj, —- Ds — De = 0 erforderliche Abgleich- 


moment DK muß proportional sein dem Produkt Ja. AE 
wobei die Differenz AE der primären und sekundären 
EMKK ein Maß für den durch die Umspannerübersetzung 


Yu Last 
Së, 

S S 

$ Š 

D d 

Q Q 

Regelbereich —> De Fé 

| H Lost 
E Abb. 3. Drehm menten -Schema 
$ für ein Relais gemäß Abb. 2. 
PN 7 
S Dy -D; -Dy = %2 Jy vollast z sE 


Regelbereich — 


bestimmten jeweils eingestellten Regelbereich ist. Die 
Bildung des Abgleichdrehmomentes Dg und seine Ein- 


fügung in die Relaisanordnung wird nach folgenden 
grundsätzlichen Überlegungen bewirkt: 

a) Die Differenz der EMKe AE ereibt sich mit hin- 
reichender Genauigkeit aus der Differenzschaltung 
(Abb. 4) der auf Primär- und Sekundärseite des Um- 
spanners bzw. der Umspannergruppe vorhandenen 
Spannungswandler, wobei die induktiven Spannungs- 
abfälle der Transformatoren — die bei den neuzeit- 
lichen „weichen“ Großtransformatoren im Vergleich 
zu den induktiven Abfällen schr kleinen Ohmschen 
Spannungsabfälle können vernachlässigt werden — 
z.B. nach Abb.4. die zu diesem Zweck kleine Zwischen- 
wandler vorsielit, eliminiert werden können. Die in 


1192 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


15. August 1929 


den Sekundärkreisen der Stromwandler zwecks „Ab- 
bildung“ der induktiven Transformatoren-Span- 
nungsabfälle vorhandenen induktiven Widerstände 
(Abb.4) sind zwecks Anpassung der Relais an die 
bei den verschiedenen Transformatoren verschiede- 
nen Reaktanzen mit entsprechend feinstufigen An- 
zapfungen auszurüsten. In Drehstromanlagen ist 
bei der Differenzschaltung der Spannungswandler 
die innere Schaltung der Drelistromumspanner, am 
einfachsten durch entsprechende Schaltung der 
Zwischenwandler, zu berücksichtigen und demzu- 
folge sinngemäß bei Drehreglern nur die Ausfüh- 
rung als Doppeldrehtransfermator zu verwenden. 


BEER Z. Relais 
E 
= 
2. Scheinverbrauch System 
mt | 
AË 3 
IM -g 


3 j 
a Zwischenwandler b Induktive Widerstände c Drebeisen-Stromrelais 


mit Quecksilber-Kipprelais 


Abb.4 Grundsätzliche Schaltung eines hochempfindlichen Differential- 
stromrelais für eine Einphasen-Transformatorengruppe. 


Di Das Abgleichdrchmoment D,ist zweckmäßigerweisc 


stets nur nach einer Richtung hin, im vorliegenden 
Beispiel (Abb. 3) im Sinne der Unterstützung von 
Dn, zu entwickeln. Aus diesem Grunde ist das Ver- 
hältnis der Strom- und Spannungswandlerübersetzur- 
gen so zu wählen, daß die Abgleichwirkung Null 
für den Fall DJ, = Dt nicht bei einem Mittelwert 
sondern einem der Endwerte, dem oberen oder untc- 
ren der stetig veränderlichen Umspannerübersetzung, 
eintritt. 


y) Das Abgleichdrehmoment Dg muß unabhängig von 


der inneren Phasenverschiebung des Umspanners, 
d.h. der Phasenverschiebung von Js und AE, stats 
proportional sein dem Produkt J-A E. Es wird des- 
halb zweckmäßigerweise mittels Ferraris-Systemen 
in Scheinverbrauchszähler-Anordnung erzeugt, deren 
Strom- und Spannungsysteme mit J, bzw. AE ge 
speist werden. Bei Differentialstromrelais für Um- 
spanner mit Energietransport in nur einer Richtung 
können als Scheinverbrauchzähler alle bekannten 
Systeme, z.B. mit Überholungsgetriebe (AEG), 
Kugelgetriebe (SSW) usw., verwendet werden, deren 
der Größe J, AE proportionale Umdrehungszahlen 
ın em diesem proportionales Drehmoment D g umgc- 


formt werden durch eine nach Art der z.B. im 
Tachometerbau usw. üblichen Wirbelstromkupplung; 
um die durch den umlaufenden Scheinverbrauchzäh- 
ler bewegten Massen klein zu halten, sind die die 
Wirbelströme bei Umlauf des Scheinverbrauchzäh- 
lers erzeugenden kleinen Vauermagnete auf die 
Scheibe zu setzen, welche das erzeugte Abgleichdren- 
moment Dg mittels Spiralfeder usw. im Sinne der 


Unterstützung von Ds, auf die Waagebalkenanord- 
nung überträgt. Bei Differentialstromrelais für Um- 
spanner mit gleichzeitigem Auf- und Abspannbetrieb 
muß die Erzeugung der Abgleichdrehmomente D g 
durch stillstehende Scheinverbrauch - Ferraris- 
Systeme (Kugelgetriebe von SSW usw.) erfolgen, 
damit die bei Umkehr der Drehrichtung des Schein- 
verbrauchsystems unvermeidliche Unterbrechung in 


A CR: Möllinger, Wirkungsweise der Motorzähler und Mei. 
wandler, 8.165. Verlag Julius Springer, Ber.in 1925. 


e? Abgleichwirkung so kurz wie nur irgend mög- 

ich ist. 

ô) Das Einstellen des Waagebalkenrelais auf den je- 
weils in Frage kommenden Transformatorleerlauf- 
strom zum Zwecke der Ansprechverhinderung im 
Leerlauf wird mittels zweier in ihrer Vorspannunr 
veränderlicher Federn (Abb. 2) bewirkt, die dem 
a gleichzeitig die erforderliche Stabilität ver- 
eihen 

Infolge der mechanischen Differenzbildung der 
Ströme besteht selbstverständlich die Möglichkeit, 
den Schutz empfindlicher als auf etwa 20% des 
Nennstromes einzustellen; das erfordert Ansprecı:- 
verhinderung des Relais in den Zeiten vom erfolg.en 
Einlegen des den Transformator unter Spannung 
setzenden Schalters auf der einen Seite bis zum Ein- 
lezen dee die Belastung zuschaltenden Schalters auf 
der anderen Seite sowie für die betriebsmäßig vor- 
kommenden Fälle des völligen Wegbleibens der Beu- 
lastung. Die dadurch bedingte Ansprechverhind+- 
rung des hochempfindlich eingestellten Differential- 
stromschutzes läßt sich selbsttätig einfach erzielen, 
z. B. durch Zuschalten des Gleichstromauslösekrei- 
ses auf das Relais mittels zweier Quecksilber-Kipp- 
relais, welche durch auf Primär- und Sekundärseite 
des Umspanners vorhandene, auf geringste Be- 
lastung ansprechende hochempfindliche Dreheisen- 
Stromrelais (Abb. 4) gesteuert werden. 


Der hochempfindliche Differentialstromschutz bietet 
für den Betrieb, namentlich bei der Versorgung großer, 
gegen Störungen sehr empfindlicher Verbrauchsgebiete, 
wie Großstädte, Landessammelschienen usw., wichtige 
Vorteile. Als Beispiel hierfür sei nur der Vorteil ei. 
wähnt, beim Parallelbetrieb mehrerer Umspanner, der ja 
für die Versorgung vorstehend genannter Verbraucher 


08 Leistungs TPE Schub-Irk 


TRE E iE: 


Abb. 5. Grundsätzliche Schaltung eines wattmetrischen Differential- 
schutzrelais für eine Einphasen-Transformatorengruppe. 


durch die dadurch erst mögliche Bereitstellung betriebs- 
bereiter Reserve unerläßliche Voraussetzung ist®, den 
von einer Störung betroffenen Umspanner sofort im aller- 
ersten Stadium der Zerstörung selektiv abschalten und 
damit — neben größtmöglicher Beschränkung der Zer- 
störung — den Abnehmer gegen die Folgen dieser unver- 
meidlichen Störung wie Spannungsabsenkung usw. wei- 


‚testzehend schützen zu können. 


2. Differentialwattschutz’”. 


Ein von der BEWAG entwickelter Differentialwatit- 
schutz zur Überwachung der Eisenverluste von Trans- 
formatoren mit stetig veränderlichem Übersetzungsver- 


ë Ve‘. aE.Rühle, El. u. Maschinenb. Bd. As, S. 09. 
= Vg. z. B. Siemens-Z. Bd. 6 N. 275. 


15. August 1929 


hältnis besteht im Prinzip aus 2 an Primär- und Sekun- 
därseite angeschlossenen Leistungsmesser-Systemen, die 
ihre in entgegengesetzten Richtungen wirkenden Dreh- 
momente auf eine gemeinsame Welle abgeben. Dieses 
Schutzsystem, das die Differenz der Leistungen ebenfalls 
auf mechanischem Wege bildet, besitzt alle Vorteile der 
bekannt gewordenen Ausführungsformen, welche die Dif- 
ferentialschaltung elektrisch im sekundären Stromwand- 
lerkreis bewirken. 

Das wattmetrische Differentialschutzrelais hat im 
allgemeinen — im Gegensatz zum Differentialstromschutz 
— bei einer durch Eisenbrand usw. hervorgerufenen Er- 
höhung der Eisenverluste nicht die sofortige Abschaltung 
des betr. Umspanners sondern lediglich die Signalisie- 
rung dieser Störungserscheinung zu bewirken: es ge- 
nügt, den betreffenden Transformator erst dann von Hand 
abzuschalten, nachdem ein entsprechender Reservetrans- 
formator zugeschaltet worden ist. Aus diesem Grund 
eignet sich als Schutz von Umspannern mit stetig ver- 
änderlichem Übersetzungsverhältnis außer dem vorstehend 
erwähnten auch ein nachstehend näher beschriebenes, in 
seinen Konstruktionselementen dem Zählerbau entnom- 
menes wattmetrisches Differentialschutz-Relais nach dem 
Ferraris-Prinzip®. 

Dieses Relais (Abb.5) besteht in der Hauptsache aus 
2 durch ein Planetenradgetriebe miteinander verbundenen 
Zählersystemen. Auf das eine System arbeiten, in ent- 
gegengesetzten Richtungen wirkend, die zu einander ge- 
hörigen Primär- und Sekundär-Spannungen und -Ströme 
in Wirkverbrauchschaltung sowie — zwecke Eliminie- 
rung der Stromwärmeverluste — zwei J?-Glieder: das 
resultierende Gesamtdrehmoment dieses Systems ist als- 
dann stets ein Maß für die vom Umspanner zur Deckung 


€ DRP. angem. 


Neues Bildfunkgerät von Marconi. 
Von Dr. F. Noack, Berlin. 


Marconi hat vor kurzem ein neues Bildfunkgerät 


fertiggestellt. Das Gerät kommt in der Hauptsache für die 
Übertragung von Pressebildern, im besonderen aber von 
in Betracht. 


Pressenachrichten Wie die beigegebene 


1 Glühlampe 2? Öffnung in der Schutzhaube $, innerhalb welcher sich 

eine rotierende Lochscheibe befindet 4 Mikroskop, welches den Licht- 

strahl in die hohle Achse des Senders leitet 5 feststehende Bildwalze 
6 Kasten mit Photozelle 13 Antriebsmotor 


Abb. 1. Marconi-Bildfunksender, 


Übertragungsprobe (Abb. 4) zeigt, sind die übertragenen 
Nachrichten durchaus leserlich, allerdings nicht so scharf, 
wie beispielsweise beim Telefunken-Karolussystem. Mar- 
coni gibt an, daß zur Übertragung von zwei Bildern 
von 20 X 25 om weniger als 20 min nötig seien. Wie die 
Abb.1...3 zeigen, ist das Gerät in der Bedienung sehr 
einfach gehalten, so daß es in der Hand des nicht absolut 


Elektrotechnische Zeitschrift i929 Heft 33 


1183 


seiner Eisenverluste beanspruchte Wirkleistung. Das 
andere System trägt ein Zeitglied, u. zw. einen Zähler, 
der die Eigenschaft besitzt, zwischen 60 und 130 % der 
Nennspannung mit konstanter Drehzahl zu laufen. Die 
Kreuzwelle des Planetenradgetrieves schließt nach einer 
bestimmten Umdrehungszahl einen Schnappkontakt zur 
Betätigung eines Signals zur Meldung von Eisenbrand. 
Alle weiteren Einzelheiten der grundsätzlichen Anord- 
nung läßt das Schema der Abb.5 erkennen. 

Ein besonderer Vorteil dieses wattmetrischen Diffe- 
rentialschutzrelais beruht darin, daß es aus zwei ständig 
umlaufenden Zählern besteht und sich deshalb sehr ein- 
fach betriebsmäßig überwachen läßt. Bei Leistungstrans- 
formatoren in Drehstromanlagen braucht die etwa vor- 
handene Phasenverschiebung zwischen Primär- und Se- 
kundär-Spannungen und -Strömen nicht durch besondere 
Schaltung der Meßwandler bzw. Verwendung zusätzliche: 
Zwischenwandler eliminiert zu werden; beı Drehreglern 
kann aus demselben Grunde die Ausführung als Einfach- 
Drehtransformator verwendet werden. Durch Hinzufügen 
eines Zählwerkes zum Zeitglied (Betriebstunden) läßt 
sich das Relais gleichzeitig als Zeitzähler verwenden. Es 
ist zweckmäßig, auch das andere System mit einem Zähl- 
werk (kWh) auszurüsten, dessen Angaben der Leerlaufs- 
verluste in kWh, dividiert durch die vom Zeitglied regi- 
strierten Betriebstunden, in entsprechend großen Ablese- 
perioden schon die geringste Veränderung der Eisenver- 
luste erkennen lassen. In der Form gemäß Abb.5 eignet 
sich das Relais zum Schutz von Umspannern, die mit 
Iönergietransport in nur einer Richtung, d.h. im Auf- 
oder Abspannbetrieb arbeiten (z.B. Kraftwerks-Umspan- 
ner). Für Transformatoren mit gleichzeitigem Auf- und 
Abspannbetrieb sind 2 Relais vorzusehen, deren Leer- 
NEE EN mit Rücklaufhemmungen ar- 

eiten. i 


fachlich vorgebildeten Beamten durchaus zu gebrauchen 
ist. Das neue Gerät unterscheidet sich in mannigfacher 
Hinsicht von den Systemen anderer Firmen. 

Es hat mit dem System der Firma Telefunken (Karo- 
lust) in elektrischer Hinsicht manches gemeinsam, doch 
ist der Aufbau von diesem verschieden. Die Abb. 1 zeigt 
den Sender, Abb. 2 das Einlegen des abzutastenden Bildes, 
Abb. 3 den Empfänger. In Abb. 1 bedeutet 1 die Glüh- 


= — 
- 


rm 


— 
{ 8 
d ri "P 
d 
` NI A ` FE i 
"Ach 


t 


5 Bildwalze 
Abb. 2. Einlegen des abzutastenden Bildes in die Bildwalze. 


lampe, welche zur Erzeugung des zur Abtastung der Bil- 
der benutzten Lichtstrahles dient. Der von der Glüh- 
lampe kommende Lichtstrahl durchwandert zunächst die 
Öffnung 2 in einer Haube 3, welche im Innern eine Loch- 
scheibe trägt. Dadurch wird der Lichtstrahl in bestimm- 
tem Rhythmus unterbrochen, und wir erhalten später als 
Bildstrom einen Wechselstrom. Der von der Öffnung 2 
kommende Lichtstrahl wird nun von einem Mikroskop 4 
aufgefangen. Das Bemerkenswerte ist nun, daß der Licht- 


1 ETZ 199, 8. 744. 


1194 


strahl vom Mikroskop 4 durch die Achse der Bildwalze 
des Senders geschickt wird, welche hohl ist. Am (im Bilde) 
linken Ende des Senders, da, wo das Bild auf die Bild- 
walze gespannt wird, befindet sich in der Achse ein Pris- 
ma, welches den Lichtstrahl auf die Bildwalze wirft. Das 
Prisma wandert in der Richtung der Bildwalzenachse, so 
daß der Lichtstrahl das Bild in Schraubenform abtastet, 
aber von der Innenseite der Bildwalze, also anders als 
bei den sonst bekannten Systemen. 5 ist die Bildwalze. 
Das Bild wird mittels einer Klappe über diese Walze ge- 
spannt. Es dreht sich nicht selbst, vielmehr dreht sich 
nur das Prisma mit der Achse im Innern der Bildwalze. 
Die Klappe schließt gleichzeitig alle Lichtstrahlen ab. 
Diese Methode hat den Vorteil, daß die Bedienung des 


7 Gehäuse mit Glühlampe 8 u. 10 Tuben mit Nikolschem Prisma 


9 Kerrzelle 11 Empfängerbildwalze 12 Antriebsmotor 
Abb. 8 Marconi-Bildfunkempfäünger. 


Gerätes besonders einfach ist. Das vom Bild reflektierte 
Licht wird überdies wiederum über ein Prisma in der 
Verlängerung der Achse weitergeleitet in einen Kasten 6, 
in welchem sich die Photozelle befindet. Die Photozelle 
rotiert demnach nicht mit, sondern bleibt feststehen. Hinter 
dem Kasten 6 befindet sich ein Gestell, auf dem Verstär- 
ker montiert sind. Hinter dem Sender befindet sich die 
Hauptschalttafel. 

Der Empfänger (Abb. 3) sieht ganz ähnlich aus wie 
der Sender. Er unterscheidet sich vom Sender dadurch, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


15. August 1929 


daß der in das Gerät hineingeschickte Lichtstrahl zuvor 
eine Kerrzelle, System Telefunken-Karolus, passieren 
muß, die dazu da ist, den Lichtstrahl im Rhythmus der 
Bildströme zu modulieren. 7 ist eine Glühlampe, welche 
zur Erzeugung des Aufzeichnungslichtstrahls dient. Der 
von der Glühlampe kommende Strahl durchwandert einen 
Tubus 8, in dem sich ein Nikolsches Prisma befindet. 9 
stellt die Kerrzelle dar, das eigentliche Steuerorgan, 10 
ist wieder ein Tubus mit einem Nikolschen Prisma. Die 
Tuben 8 und 10 werden so justiert, daß der von der 
Glühlampe kommende, den Tubus 8, Kerrzelle 9, Tubus 10 
durchlaufende Lichtstrahl genau in die hohle Achse des 
Empfängers hineingeleitet wird. Wie beim Sender befin- 
det sich unter der Empfangswalze 11 in der Achse wieder 
ein Prisma, das den 
Lichtstrahl nach oben 
auf die Walze wirft. 
Die Kerrzelle löscht zu- 
sammen mit den beiden 


e head the London orchestra 
AR ag gho i Aal maremas WE 

ee SCT, her 

ghied (ba seemingly sinnis za4lo 


ra Ga The muai “es carried Nikolschen Prismen im 
Eher Wi rag Di Nas Tubus & und 16 den 
iles a den. Lichtstrahl mehr oder 


weniger aus, je nach 
der Größe der an ihr 
liegenden Spannung. 
Die Spannung wird der 
Kerrzelle über Verstär- 
ker vom Funkempfänger 
her zugeführt. Ueber 
die Bildwalze wird das 
zur Aufzeichnung die- 
nende photographische 
Papier gespannt. Die 
Empfängerbildwalze 11 


MORGAN AND YOUNG 
SAL WITH ADVISERS. 


Business Questions Only to Be' 


En 
= ROTE: 


Studied, Says Young as Rep- areny a een 
KAL e enderDild- 
aralions Experts Depart. walze 5; also auch hier 


ist die Bedienung ein- 
fach. Sowohl beim Sen- 
der, als auch beim Emp- 
fänger bedeutet 12 den 
Antriebsmotor. Die 
Abb. 4 zeigt eine Schrift- 
probe, einen Ausschnitt aus einer amerikanischen Zei- 
tung, wie er mittels Kurzwellensenders drahtlos von Ame- 
rika nach England gesandt wurde. 

Im übrigen stimmt das neue Gerät mit anderen hoch- 
wertigen Bildfunkgeräten überein, denn es werden 
Stimmgabeln zur Synchronisierung verwendet. Diese 
Stimmgabeln erzeugen sowohl auf der Sender- wie auf der 
Empfängerseite den gleichen elektrischen Wechselstrom, 
en. Synchronwicklung des Antriebsmotors zugeführt 
wir 


Abb. 4. Mittels Kurzwellen auf dem 
Marconi-Bildfunkgerft von New York 
nach England übertragener Zeitungs- 

ausschnitt. 


Über die Fiußverteilung und den zeitlichen Verlauf der Magnetisierungströme in drei- und 
fünfschenkligen Drehstromtransformatoren. 


Von Dr.-Ing. G. Stein, Berlin. 


Übersicht. Es ist ‚bekannt, daß die Verzerrung der 
Magnetisierungströme eines Drehstromtransformators in- 
folge der Eisensättigung und des Spannungsabfalles in dem 
betreffenden Leitungsnetz recht lästige Oberwellen in den 
Spannungskurven dieses Netzes zur Folge haben kann. Der 
vorliegende Aufsatz unternimmt es, eine Methode zur Vor- 
ausberechnung des zeitlichen Verlaufes jener Magnetisie- 
rungströme unter Zugrundelegung von sinusförmigen Klem- 
menspannungen für den drei- wie für den fünfschenkligen 
Drehstromtransformator zu entwickeln. Bei dem letztern 
wird auch ein einfacher Weg zur Bestimmung der Flußver- 
teilung in Jochen und Hilfsjochen angegeben. Durchge- 
rechnete Beispiele werden mit Meßergebnissen aus dem Ver- 
suchslaboratorium der AEG-Transformatorenfabrik ver- 
glichen. 


Zur Berechnung der elektromagnetischen Verhältnisse 
beim Leerlauf von drei- und fünfschenkligen Drehstrom- 
transformatoren fehlen heute noch vielfach einfache, in 
der Praxis verwendbare Methoden. Die folgende Unter- 
suchung macht es sich zur Aufgabe, diese Lücken auszu- 
füllen.. Sie geht im wesentlichen von den vereinfachten 
Annahmen aus, daß die Schenkelflüsse eich unter Ver- 
nachläseigung des im Vergleich zu ihnen kleinen Joch- 


streuflusses!’ nur über die Eisenwege schließen, und daß 

man mit gewissen Mittelwerten der magnetischen Span- 

nung rechnen kann. Eine Verfeinerung dieser Voraus- 

setzungen ist nach Bedarf jederzeit möglich?. ; 
1. Der Dreischenkeltransformator. 

Hier ist mit den drei Schenkelflüssen ®,, ®,, ®; die 
gesamte Flußverteilung in einfacher Weise gegeben, da 
die Flüsse ®, und ®, der beiden äußeren Schenkel gleich- 
zeitig auch durch die zugehörigen Jochteile gehen müssen 
(s. Abb:1*und 3). Außerdem sind diese drei Flüsse für 
den Fall bekannt, daß der Transformator durch die sin»s- 
förmigen Drehstromspannungen: 


E\=Ecosut; 
E, = E cos (œ £+ 120°); e, (1) 
E, = E cos (w t + 240°) 


ı BS Fr. Ollendorff: Studien über das Jochfeld von Transforma- 
toren. Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Bd. 7, S. 33. 

3 Vgl. St. Bergmann: Über die Bestimmung der Verzweigungs- 
punkte eines hyperelliptischen Integrals aus seinen Periodizitätsmodaln 
mit Anwendungen auf die Theorie des Transformators. Mathemat. Z. Bd. 19, 
8.8; — ders.: Über die Berechnung des magnetischen Feldes in einem Ein- 

hasentransformator. Z. ang. Math. u. Mech. Bd. 5, 8. 319. — G. Stein: 
otentialtheoretische Untersuchung über Magnetfelder in Transformatoren 
und über ihre EE spez. bel Zylinderwicklung. Z. ang. 
Math. u. Mech. Bd. 9, 23. 


15. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33 


1185 


dE EE a E EE T 


erregt wird, wobei œ die Winkelgeschwindigkeit der Vek- 
(ren im Kreisdiagramm, t die Zeit angibt. Dann folgt 
nämlich bei Dreieckechaltung (Abb.1): 


®,=®sinwt; 
®, = È sin (w t + 120°); 
®, = ® sin (œ t + 240°). 
Bei Sternechaltung (Abb. 3) anderseite wird bekanntlich: 
ZE E const Esinot; 
®, — ®, = const E sin (o t + 120°); .. . (8) 
di — ®, = const E sin (œ t + 240°); 


D+H’ +D S0 .....:... (4) 
(Kirchhoffsches Gesetz der Flüsse), woraus sich 
1 = 
®, = —---: const E cos w t 
1 y3 
I ae (5) 


®,= — ®cos(w t + 120°); 
d, = — P cos (wt-+ 240°) 


ergibt. Mit diesen Angaben läßt sich der zeitliche Ver- 
lauf der Magnetisierungströme folgendermaßen ermitteln: 

Bei Dreieckschaltung (Abb.1) versteht man 
unter Jh, Ja, Js die verketteten Ströme, unter ù, is, is die 
der drei Phasen und 
unter n die Windungs- 
zahl einer Phase. 
Zur weiteren Rech- 
nung dient das Er- 
ı, Satzschema Abb. 2. 
Hier bezeichnet der 


=— Ọcoswt; | 


Buchstabe M die 
magnetischen Span- 
a 
$, f, 
M, n 
EZE 
E ZS 


Abb. 1. 


Schema eines Zweischenkel- 
transformators für Dreieckschaltung. 


Abh. 2. Ersatzschema 
eines Dreischenkel- 
transformators. 


nungen im Eisen rings um ein Luftgebiet, welche dort 
durch einen stromdurchflossenen Draht & dargestellt wer- 
den können. Daneben geben M,, Mı, M, die Teilepan- 


Abb. 3. Schema eines Dreischenkeltrans- 
formators für Sternschaltung. 


nungen an, d. h. die Linienintegrale der magnetischen 
Feldstärke zwischen den Knotenpunkten a und b, wobei 
der Weg jeweils über den durch die Indices 1, 2, 3 ge- 
kennzeichneten Schenkel zu wählen ist (siehe Abb.1, 2 
und 3). M und M werden in Amperewindungen gemessen. 
Die R lassen eich als Funktionen Ur (éi des betreffenden 
Flusses ® in üblicher Weise aus der Gleichstrommaeneti- 
eierungekurve des Eisens und den Transformatorab- 


- aus Symmetriegründen T (2) = Vt; (3), 


messungen ermitteln, wobei das Ergebnis zweckmäßig 
graphisch in Kurvenform oder in Zahlentafeln dargestellt 
wird. Als Gleichstrommagnetisierungskurve wähle man 
die Hysteresisschleife oder ihre jungfräuliche Kurve, je 
nachdem welche Genauigkeit erzielt werden soll. Auch 
muß der Einfluß der Bolzenlöcher in Schenkeln und 
Jochen mit berücksichtigt werden. Ferner bilden wir auf 
Grund des Durchflutungsgesetzes: 

MZM- Mg = n a—i)end); | 

M =M; — M, = n (iz — i) = n Jz; m a (6) 

M; = NR, — M = n (i; — iə) = n Jz. | 
Die M sind demgemäß gleich dem Produkt aus der Win- 
dungszahl n und den verketteten Strömen J. Bei Bestim- 
mung ihres zeitlichen Verlaufes ist zunächst aus Gl. (2) 
für jedes w£ der Wert des betreffenden ® und mittels der 
Magnetisierungskurve M (®) auch M (w £) gegeben. M (w t) 
erhält also die bekannte Form einer Einphasenwechsel- 
strom-Magnetisierungskurve®. Deshalb setzen sich die 
M(wt)=nJ(ot) der Gl. (6) jeweils aus zwei Einphasen- 
magnetisierungskurven zusammen, welche gleich den zu- 
gehörigen ® (w t) um 120° gegeneinander verschoben sind, 
und besitzen so zwei Maxima. Ferner wird (vgl. a. Abb. 4) 


d. h. DM (% t) 
= M, (wt +120°). Unter der Voraussetzung von (2) hat 
ihre Fourierentwicklung bekanntlich die Form: 


M (w t) = A, sin (w t + 120°) + 4; sin 3 (œ € + 120°) 
+ 4; sin 5 (w t + 120°) +... 
+ B, cos (œw t + 120°) + B; cos 3 (w t + 120°) 
+ B; cos 5 (œ t+ 120°) + ...; 
DM, (w t) A sin (w t -+ 240°) + 4; sin 3 (w t + 240°) 
+ A; sin 5 (œw t + 240°) Lt. 
+ B, cos (w t + 240°) + B; cos 3 (w t + 240°) 
+ B; cos 5 (œ t + 240°) +... 
Deshalb enthält 
M (0 t) = n Ji = D (w £) — My (w t£) 
= A, [sin (œ £ + 120°) — sin (w £ + 240°)] 
+ A, [sin 5 (œ t + 120°) — sin 5 (w t + 240°) +... 
+ B, [cos (œw £ + 120°) — cos (w t -+ 240°)] 
+ B; [cos 5 (w t + 120°) — cos 5 (œ +240°))-F... 
die durch 3 teilbaren Oberwellen nicht. Dient nun außer- 
dem als Gleichstrommagnetisierungskurve die jungfräu- 


liche Kurve, so kommen in diesen Entwicklungen die 
Kosinusglieder zum Fortfall, und es besitzen die M und 


mit ihnen M, eine symmetrische Halbperiode, d.h. es wird 
z. B. auf Grund von (1): ı (w t) = — M, (— wit) und 
DM (w t + 120°) = — M, (— o t) bzw. M; (w t) = —NR, (— v t); 
daraus wiederum folgt nach (6): M(o% £) = o (— wt 


—-M,(-o0)=M,(-ob); M(wt) und M (wt) sind also 


AN 
A E e 
bettel ben 


Abb. 4 Errechneter zeitlicher Verlauf der magnetischen Spannungen(bei Dreieckschaltung 


eines Dreischenkeltransformators. 


der Form nach einander gleich. Ihre Halbperiode weist 
aber eine unsymmetrische Gestalt auf. Daher kommt es, 
daß die Phasenverschiebungen zwischen den M- bzw. 
J-Kurven von 120° verschieden sind. 

Bei Sternschaltung (Abb.3) gelte das gleiche 
Ersatzschema Abb. 2 wie bei Dreieckschaltung. Die Ströme 


3 8. Arnold, Die Wechselstromtechnik Bd. 2, S.9. 


1196 


i in den drei Phasen genügen alsdann den Gl. (6) und 
nach dem Kirchhoffschen Gesetz der Beziehung: 


ititi A e An (7) 


Letztere besteht übrigens nach den einleitend gemachten 
Voraussetzungen auch für die Phasenströme i bei Drei- 
eckschaltung, da sich in ihrem geschlossenen Stromkreise 
in keiner Richtung ein Strom überlagern kann. Die 
Phasenströme i bei Dreieck- und Sternschaltung sind 
also dann einander gleich. Aus (6) und (7) erhält man 


für siet: 
n d == Te ae] zn ae, 
e 2 Ma — (M, +M di — d. 
n 13, = 


errechnet — — — gemessen 


—-— aus den gemessenen Strömen der Sternschaltung konstruiert 


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15. August 1929 


graphische Messung die Wechselstromkurven J (œt) bei 
Dreieckschaltung bekannt, 90 lassen sich aus ihnen mittels 
der Beziehung (8) die Stromkurven für die entsprechende 
Sternschaltung konstruieren (s. Abb.4). Anderseits sind 
aus den i (ot) -Kurven der Sternschaltung die J (w t)- 
Kurven der Dreieckschaltung auf Grund von (6) darstell- 
bar (s. Abb.6). 

Als Beispiel diene ein 21500 kVA-Transformator der 
AEG mit n = 117 Windungen in jeder Phase. Als maximale 
Schenkelsättigung wurde für die Rechnung 15000 Gauß 
zugrunde gelegt. In Abb.4 sind aus den W(wt)-Kurven 
die M(wt)-Kurven ermittelt. Abb.5 zeigt die errechneten 
und oszillographisch gemessenen Kurven der Dreieck- 
schaltung, Abb.6 die der Sternsechaltung. Bei der letzt- 
genannten sind die gemessenen Kurven nicht so stark ver- 
zerrt wie die errechneten. Infolge der Jochstreuflüsse 
nämlich ist Gl. (4) nicht streng erfüllt, und es wird ein 
Teil der durch die Eisensättigung bedingten Verzerrung 
auch durch die Flußzeitkurven übernommen. Das kommt 
weiterhin dadurch zum Ausdruck, daß die aus 
den gemessenen Strömen der Sternschaltung 
konstruierten J-Kurven der Dreieckschaltunz 
in Abb. 5 flacher verlaufen als die durch Rech- 
nung und Messung direkt ermittelten. 


Abb. 7. Schema eines Fünfschenkeltransformators 
für Dreieckschaltung. 


Abb. 5. Strom-Zeit-Kurven bei Dreieckschaltung eines Dreischenkeltransformators, 


errechnet 


= — — gemessen 


Abb. 6. Strom-Zeit-Kurven bei Sternschaltung eines Dreischenkeltransformators. 


Die i-Kurven setzen sich demgemäß aus drei um 120° 
gegeneinander verschobenen Einphasenwechselstrom- 
Magnetisierungekurven zusammen, enthalten also im all- 
gemeinen 3 Maxima. Nach einer analogen Schlußweise wie 
bei Dreieckschaltung und unter Zugrundelegung einer 
jungfräuliohen Magnetisierungskurve besitzen ti, eine sym- 
metrische, Ge und f, eine unsymmetrische Halbperiode so- 
wie eine von 120° verschiedene gegenseitige Phasenver- 
schiebung, wobei i (œ t) =1,(— w t) zu setzen ist. Alle drei 
Kurven enthalten jedoch auch die durch 3 teilbaren Ober- 
wellen. Sind schließlich durch Rechnung oder oszillo- 


4 Vgl. Arnold, Die Wechselstromtechnik Bd. 2, 8. 93. 


a 
em SÉ 
aere 
es wë 
es GE 
SS 
s am 


Abb. & Schema eines Fünfschenkeltransformators 
für Sternschaltung. 


2. Der Fünfschenkeltransformator. 


Wesentlich komplizierter ale bei den dreischenkligen 
liegen die Verhältnisse bei den fünfschenkligen Trans 
formatoren. Zwar ist hier bei Dreieckschaltung mit den 
sinusförmigen Erregerspannungen Gl. (1) der zeitliche 
Verlauf der Flüsee in den drei mittleren Schenkeln durch 
die Gl. (2) gegeben. Die Joche und Hilfsjoohe — gemeint 
sind die beiden äußeren Schenkel — besitzen dagegen eine 
Flußverteilung, welche von ihren jeweiligen magnetischen 
Widerständen abhängig ist, d.h. von ihren R (®).Kurven. 
Sie ist bereits von Küchler und Stallmann®, von 


$ Vgl. Küchler u. Stallmann, Feldkurven und Verluste des fünf- 
schenkligen Großtransformatorenkernes, ETZ 1927, 8. 314. 


15. August 1929 


Klein*® und anderen ermittelt worden, welche aber ent- 
weder die vereinfachende Annahme zeitlich konstanter 
Permeabilität machten oder sich sehr langwieriger Rech- 
nungsmethoden bedienten. Bei Sternschaltung wiederum 
ist auch die Flußverteilung auf die mittleren Schenkel 
unbekannt. 


Et 


Abb. 9. Ersatzschema eines Fünfschenkeltransformators. 


Für Dreieckschaltung (Abb. 7) wie für Sternschaltung 
(Abb. 8) gilt m. ein gleiches Ersatzschema Abb. 9. Da- 
nach sn et Pa r die Flüsse in den drei Mittelschenkeln, 
du und e der Joche, und ®ıv die der beiden 
ee Bt en Ri M, a, Ma Mı, My, Mm, Mıv 
die entsprechenden magnetischen Spannungen darstellen. 
Unter ihnen verstehe man die Linienintegrale der magne- 
tischen Feldstärke in Amperewindungen zwischen den 
Knotenpunkten a, b, c, d, e und f (Abb. 7, 8 und 9), wobei 
der Weg jeweils über die durch die Indices 1, 2, 3, I, II, III 
und IV gekennzeichneten Schenkel und Joche zu wählen 
ist. Da ein Magnetfeld quellenfrei sein muß, so konnten 


+80 


NEBEN 
u : 

S 
KH g 


errechnet — — — — gemessen. 


Abb. 11. 


hierbei die Flüsse und mit ihnen die Spannungen in den 
beiden WVerbindungsjochen zweier Schenkel einander 
gleichgesetzt werden. Aus demselben Grunde bildet man: 


Di + D+ D +9 + Pr =. (9) 


Ferner bezeichnen M,, M}, M,. M, und Ma die magneti- 
E Umlaufspannungen der fünf Luftgebiete. So wird 
Z 


Dir të +2 Ny (Pu) +2 Nm (Pr — ite (Dıv) = Ma u 


Außerdem findet man auf Grund des Kirchhoffschen Ge- 
setzes der Flüsse: 
di = n - Pu; 


an, 
d, = dn — Pi. 
Bei Dreieckschaltung gilt nun insbesondere 
nach Gl. (2): 
ek ZE ek SEU (12) 


Die magnetische ERR im fünfschenkligen 
ETZ 1923, S. 1015 


. oe òo è ù +% 


€ Klein, 
Transformatorenkern, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33 


S 
N 


Fluf-Zeit-Kurven bei Drcieckschalt ung enes Fünfschenkeltransformatcrs- 


woraus sich mit Hilfe von Gl. (9) 
iv — — dr (13) 
Die Flüsse in den Hilfsjochen sind also dann in 


ergibt. 


jedem Augenblick einander gleich. Aus den Formeln (10), 
(11) und (13) folgt nunmehr: 


DMI (P1) + Wind LGL fir (ën — P)=0. 


(14) 


Abb. 10. Nomographische Darstellung der Flußverteilung 
im Fünfschenkeltransformator. 


Da wiederum die M(®) auf Grund der Magnetisiemings- 
kurve des Eisenbleches, d.h. der Hyeteresiseschleife oder 
ihrer jungfräulichen Kurve und der Konstruktionsdaten 
des Transformators in graphischer und tabel- 
larischer Darstellung bekannt sind, so wird 
der Fluß ®j der beiden Hilfsjoche nach (14) 
eine Funktion der beiden Schenkelflüsse 
aus {2), aber unabhängig von den magneti- 
schen Widerständen der drei Mittelschenkel. 
Weiterhin sind auch die übrigen Jochflüsse 
und Spannungen durch die Flüsse der drei 
Mittelschenkel eindeutig bestimmt. Die Be- 
ziehung (14) läßt sich anderseits durch ein 
Nomogramm aus drei parallelen Skalen von 
gleichem, gegenseitigem Abstande a dar 


/ 


Abb. 12. Spannungskurven an einem Schenkel, Joch 
und Hilfsjoch des Fünfschenkeltransformators. 


stellen, wobei auf den beiden äußeren Skalen die Werte 
von Mı (®ı) und Mty (im) in einem geeigneten Maß- 
stabe sowie auf der mittleren im halben Maßstabe und in 
entgegengesetzter Richtung jene von Wir (Š) aufgetragen 
sind (Abb. 10). Ihre Nullpunkte liegen auf der gleichen 
Abezissenachse z. Neben WM werden die zugehörigen 
Werte ® aus den entsprechenden Magnetisierungskurven 
M (P) eingetragen wobei im allgemeinen aus Symmetrie- 
gründen y und d in aus ein und derselben Jochmagneti- 
sierungskurve Dt;(P;) entnommen werden können. Die 
beiden äußeren Skalen sind in diesem Falle einander 
gleich. Betrachtet man in dem so konstruierten Nomo- 
gramm drei auf einer unter dem Winkel a gegen die 
x-Achse liegenden Geraden G befindliche Werte Wr, tu 
und Mii, so ist unter Berücksichtigung der Maßstäbe: 
M AR 
ru + 2 Cal — Dim 


tga = - = 
j a a 


und somit Gl. (14) erfüllt. Die Gerade G wird in bekannter 
Weise mittels eines Zwirnsfadens dargestellt, welchen 


1198 


man dergestalt über das Nomogramm legt, daß überall 
auf den drei Skalen von 0 bzw. von + ®, und — ®, aus 
gemessen derselbe Fluß dn erscheint. Auf diese Weise 
erhält man aus den Schenkelflüssen den zugehörigen Fluß 
dr und kann in derselben E gleichzeitig die 
entsprechenden Werte von D ki Zi. Am, Pu, ëm auf 

Skalen ablesen. Da ® ® auf Grund von (2) 
als Funktionen von ot worgegoben sind, so kennen wir jetzt 
den zeitlichen Verlauf aller Flüsse ® (w t) und der Teil- 
spannungen M (wt). Anderseits gilt nach dem Durch- 
flutungsgesetz: 


nJ,=n—-)=M+M=-M—- NM +2Mı; \ 
n Jy = n (h — i) = M, = Mı— M, +2 din: 
n J3 = n (ii — ù) = Ms SM — MR + 2 Mir . | 


(15) 


75000 


—> L mor InGauss 


150 


0 00 
%0000 75000 
errechnet 
+50 
— — — — gemessen 
Abb. 18. Induktion im Joch und Hilfsjoch des 
Fünfschenkeltransformators. S 
S IN 
Die J bedeuten hier wieder die verketteten, | 
die i die Phasenströme der Dreieckströme, -50 
während n die Windungszahl einer Phase be- 
zeichnet. Die Rechnung vereinfacht sich mei- 
stens nos insofern, als auch die Schenkelspan- 
nungen M,, Mı, M, bei gleichen Abmessungen 
der drei Schenkel aus ein und derselben Schen- Ma 


kelmagnetisierungskurve ie (el entnommen 


werden können. 


Als Beispiel sei ein 100000 kVA-Trans- 
formator der AEG mit n = 90 Windungen/Phase 
durchgerechnet, u. zw. im wesentlichen bei 
14 650 Gauß maximaler Schenkelsättigung. Als 
Gleichstrom- Magnetisierungskurve diene wieder 
die jungfräuliche Kurve. Abb. 11 zeigt dann die Fluß- 
kurven für Joche und Hilfsjoche. Der Fluß ®, ist zum 
Vergleich mit eingezeichnet. Außerdem wurde im 
Versuchslaboratorium der AEG -Transformatorenfabrik 
eine Vergleichsmessun ung angestellt, indem man die Span- 
nungskurven kr und En von auf Jochen und Hilfsjochen 
angeordneten Hilfswicklungen und die Spannungskurve 
E, an dem entsprechenden Mittelschenkel oszillographisch 
aufnahm (Abb. 12) und dann mittels Planimeter integrierte. 
Das Ergebnis ist in Abb. 11 mit eingetragen. Dort fallen, 
was naturgemäß stets annähernd zutrifft, die extremen 
Werte von ®, und ®, mit denen von Käl zusammen, so daß 
dieser Fluß in einer Halbperiode zwei gleichgroße Maxima 
besitzt, ein Resultat, das übrigens bereits von Küchler und 
Stallmann? angegeben worden ist. Eine analoge Tendenz 
zeigen die gleichgeformten Kurven dën (w t) = ğu (— wi), 
de ren Gipfel denen von ®, und d, bzw. von ®, und ®, 


1 8. Fußnote 5. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33 


d'Sach 
e Zut 
IN S 


15. August 1929 


nahezu phasengleich sein müssen. Man findet demgemäß 
die Extremen von dn, dn und dm im a e amm für 
einen maximalen Schenkelfluß ®, mar Z- B- aus 

und $, = ®; = — 5 ® max: Deshalb liefert bei der Berech- 
nung der Hyseteresisverluste eine einzige Nomogramm- 
ablesung die zu einer vorgegebenen maximalen Schenkel- 
eättigung H. mar gehörenden extremen Induktionen in den 
Jochen (B;max) und Hilfsjochen (Bimar). Auf diesem 
Wege sind z.B. in Abb. 13 die Werte von B; max Und Bi max 
in Abhängigkeit von B, max eingezeichnet und mit den Meß- 
ergebnissen verglichen. Diese liegen gleichwie in Abb. 11 
etwas tiefer als die errechneten Werte, eine Erscheinung, 
die auf den Einfluß der Streuflüsse zurückzuführen ist. 


Abb. 14. Errechnete Strom-Zeit-Kurven bei Dreieckschaltung 


eines Fünfschenkeltransformators. 


SEIIZNEBE.S 
"TP 


Abb. 15. Errechnete Strom-Zeit-Kurven bei Sternschaltung 
eines Fünfschenkeltransformators. 


Ferner zeigt die Stromverteilung der Dreieckechaltung 
des fünfschenkligen Transformators nach. der Gl. (15) den- 
selben Charakter wie die entsprechenden Formeln (6) 
beim dreischenkligen. Unter Berücksichtigung der an- 
gegebenen Phasengleichheit der Extrema in den Fluß- 
kurven müssen deshalb für jene Schaltung auch die Strom- 
Zeit-Kurven beider Bauarten einen analogen Verlauf be- 
sitzen. Demgemäß weisen die J (w t)-Kurven unseres Bei- 
spiels in Abb. 14 je zwei extreme Werte auf oder ihr Yer- 
Gg Sc wenigstens eine analoge Tendenz (vgl. auch 


Bei Sternschaltung (s. Abb.8, in welcher die 
Tertiärwicklung zunächst unberücksichtigt bleibe) gilt 
für die Phasenströme i,, iz, fa die Formel (7). Anderseits 
folgt auf Grund des Durchflutungsgesetzes ähnlich wie in 

den Gleichungen (15): 


15. August 1929 


und so: f 
n i = NR — (Mı +2 Ny); 


n ia = Ma — Mı v ; 
n is = M; — Mı; 
d. h. aber unter Berücksichtigung von 7.): 
DM ($1) + M ($2) + M; D3) 
= 2 Mı (SD +2 My të Lire (Pry). (17) 


Die Flußverteilung in Jochen und Hilfsjochen ist somit 
hier auch von den magnetischen Widerständen der Mittel- 
schenkel ahhängig. Der Transformator werde außerdem 
wieder durch die sinusförmigen Spannungen der Glei- 
chungen (1) erregt, so daß auch die Gleichungen (3) Gel- 
tung haben. Mittels der Formeln (3), (10), (11) und (17) 
ist nunmehr die gesamte Flußverteilung in Schenkeln, 
Jochen und Hilfsjochen gegeben. Ihre Ermittlung dürfte 
jedoch eine sehr komplizierte Rechnung erforderlich 
machen. Außerdem ist diese Verteilung infolge des etwas 
unsymmetrischen Charakters der zugehörigen Sternpunkt- 
spannung, Z. B. beim Anschluß einer Petersenepule, bis- 
weilen unerwünscht. 

Deshalb wird in manchen Ausführungen mittels einer 
in Dreieck geschalteten Tertiärwicklung, welche in Abb. 7 
mit eingezeichnet ist, die Beziehung der Gl. (12) erzwun- 
gen, wobei wieder unter Voraussetzung von (1) auch die 
Formeln (3) Geltung haben. In der Tertiärwicklung 
fließe ein Ausgleichstrom jo. Die Flüsse der drei 
mittleren Schenkel genügen unter der Voraussetzung von 
(3) und (12) ähnlich wie bei Dreieckschaltung den Glei- 
chungen (5), die Flußverteilung in Jochen und Hilfsjochen 
also wieder den Beziehungen (13) und (14). Sie hat dem- 
nach auch dieselbe Form wie bei Dreieckschaltung (vel. 
Abb. 11). Außerdem folgen hier nach dem Durchflutungs- 


Berechnung der Stromwärmeverluste in Leitern 
bei wechselnder Belastung. 


Von Dr.-Ing. Georg Tenzer, Budapest. 


Übersicht. Verfasser beschreibt eine von ihm ent- 
wickelte vereinfachte Methode zur Bestimmung des quadra- 
tischen Mittelwertes. 


Bei der zur Zeit aktuellen Ausbreitung der Elektri- 
zitätsversorgung von Gemeinden und Landstrichen ist es 
für die Planung zur Feststellung der Rentabilität 
von Wichtigkeit, die im Leitungsnetz auftretenden Ver- 
luste zu kennen. Die Berechnung der Stromwärmever- 


012345078 IWT 21I MI 6 17 19 202122. 23 24% 


—> 


Stromlastkurve J2-Kurve 


Abb. ı. Bestimmung des quadratischen Mittelwertes in rechtwinkligen 
Koordinaten durch punktweises Quadrieren der Stromlastkurve. 


luste auf Grund eines Belastungsdiagrammes ist umständ- 
lich und zeitraubend, wenn man dieselben für einen län- 
seren Zeitraum summieren soll. In diesem Falle muß ein 
auadratischer Mittelwert berechnet werden, indem man 
die gegebene Stromlastkurve punktweise quadriert und 
aus der so erhaltenen Kurve den Mittelwert durch Plani- 
metrieren berechnet. In Abb.1 ist die Berechnung des 
auadratischen Mittelwertes auf diese Art durchgeführt. 
Der so erhaltene Mittelwert beträgt V 10 800 — 104 A. 
Viel einfacher gestaltet sich die Berechnung, wenn 
die Stromlastkurve statt in rechtwinkligen Koordinaten 
in einem Polarsystem aufgetragen wird. Der quadratische 


Elektrotechnische Zeitschrift i929 Heft 33 


1199 


gesetz einerseits wieder die Gleichungen (15), anderseits 
z.T. mittele einer kleinen ung: 


n (i + ia) = Mı + Git — Nm) ; 
n (i2 + ia) = M + Mı ; | (18) 
n (iz + ia) = Mga — Mı . 

(7), (15) und (18) liefern nunmehr: 

Mı +M + 2 + Mm Im 


n ia = 

ER _2M -M;+-M)+2 Mm— Mu) ` ,(J—Jo), 
Se a a DE 

ni, = RO FM) LED Mi ns ).\ (19) 

E GT e 


die Kurven der Dreieck- und Sternschaltung mit Tertiär- 
wicklung sind also beim fünfschenkligen Transformator 
in gleicher Weise aus einander konstruierbar wie beim 
dreischenkligen [vgl. Gl. (6) u. (8)], während die Phasen- 
ströme i beider Schaltungen sich um 2a unterscheiden. 
Bei Dreieckschaltung anderseits besitzen ja beide Trans- 
formatorentypen die analog geformten Stromkurven mit 
zwei Maxima. Deshalb und auch, weil die Gleichungen 
(19) ähnlich gebaut sind wie die Gleichungen (8), müssen 
die Stromkurven der Sternschaltung bei fünfschenkligen 
Transformatoren qualitativ gleich geformt sein wie bei 
dreischenkligen und genau wie diese drei Maxima besitzen. 
Diese Tendenz läßt sich in den enteprechenden Strom- 
Kurven unseres Beispiels (s. Abb. 15) ganz deutlich fest- 
stellen. 


re 
Mittelwert ist durch |J?|mitteı = V- H J?dt bestimmt, 

1 T 
die von der Kurve eingeschlossene Fläche ist F= 5 J?dt; 
wird daher T =2x gemacht, so wird der quadratische 


F 
Mittelwert |J?mitteı = az VE. Die Fläche 


EN 


Ka 
IS 
I 


12 


Ta 


Abb. 2 Bestimmung des quadratischen Mittelwertes 
in Polarkoordinaten. 


muß daher planimetriert werden, durch x dividiert ergibt 
sie das Quadrat des quadratischen Mittelwertes. In Abb. 2 
ist die Berechnung auf diese Art durchgeführt, der so 


erhaltene Mittelwert beträgt V 10600 — 103 A. Die Diffe- 
renz ist auf die Unstetigkeit der Kurve zurückzuführen. 


1200 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33 


16. August 1929 


Die Notwendigkeit planmäßiger Absatzgestaltung. 


Von Ing.-Kaufmann K. Engelmann, Heidelberg. 


Übersicht. Durch die Rationalisierung des Produk- 
tionsapparates werden Erzeugung, Absatz und Rentabilität 
stark voneinander abhängig. Bei mangelndem Absatz sinkt 
die Rentabilität außerordentlich schnell. Es ergab sich da- 
‚her die Notwendigkeit, auch die Absatzbemühungen, die 
vorerst in den Kreis der Rationalisierungsmaßnahmen nicht 
einbezogen waren, zentral planmäßig vorbereiten und lei- 
ten zu lassen. Neben einem allgemeinen Überblick über 
veraltete und neuzeitliche Verkaufsmaßnahmen werden be- 
sondere Hinweise zur planmäßigen und erfolgreichen Ab- 
satzgestaltung elektrotechnischer Massenartikel gegeben. 


Die wirtschaftliche Bedeutung eines Betriebes beruht 
einerseits auf der Höhe seines Umsatzes und anderseits 
auf der Höhe des erzielten Gewinnes. Das Streben vor- 
wärtszerichteter Unternehmungen ist demnach darauf ein- 
gestellt, Umsatz und Gewinn in größtmöglichem Maße zu 
steigern. Bis vor kurzem noch ging man hierzu nur einen 
Weg: Man rationalisierte die Erzeugung, ermäßigte da- 
durch die Erstellungskosten bis an die Grenze des Mög- 
lichen und hoffte, daß durch das stark verbilligte Produkt 
selbst Umsatz und Gewinn wachsen würden. Dieses trat 
jedoch in dem erwarteten Maße nicht ein. Man hatte nicht 
in Rechnung gezogen, daß durch den rationalisierten und 
besonders durch den auf Fließarbeit eingestellten Produk- 
tionsapparat Erzeugung, Absatz und Rentabilität stark 
voneinander abhängig wurden. Das Volumen der Produk- 
tion war starr geworden. Man mußte bei mangelndem Ab- 


satz entweder den Produktionsapparat unausgenutzt lassen 


oder auf Lager arbeiten. Beide Maßnahmen senken die 
Rentabilität außerordentlich schnell. Die Verbillieung der 
Produktion allein hat also zu dem angestrebten Ziel nicht 
geführt. Man hat vielmehr erkannt, daß geschäftliche Pla- 
nungen nicht von der Erzeugung sondern vom Absatz aus 
zu beginnen haben. Dessen Möglichkeit, Höhe und Stei- 
gerungsfähigkeit sind zu ermitteln, bevor an die Erzeu- 
gung herangegangen werden kann. Das Problem des Ab- 
satzes ist also dringender als das der Erzeugung gewor- 
den, eine Entwicklung, die sich in gleicher Weise vor 
einigen Jahren in den V. S. Amerika vollzog. 


In der elektrotechnischen Industrie ist die Notwendig- 
keit planmäßigen Absatzes bisher noch nicht so stark zu- 
tage getreten wie bei anderen Industrien. Infolge des 
unerhörten Siegeszuges der Elektrizität konnte die elek- 
trotechnische Industrie lange Zeit sozusagen aus dem 
Vollen schöpfen und mit ständiger Erweiterung ihres Ab- 
satzes durch neue Anwendungsmöglichkeiten und Ver- 
tiefung der Elektrizitätsversorgung rechnen. Dieses gilt 
heute nicht mehr in vollem Maße. Viele elektrotechnische 
Erzeugnisse sind zu Massenartikeln rationalisierter Pro- 
duktionsapparate geworden. Die Rentabilität der diese 
Artikel erzeugenden und vertreibenden Firmen ist von der 
Absatzmöglichkeit genau so abhängig geworden, wie es 
bei den Firmen der älteren Industrie schon geraume Zeit 
der Fall ist. Damit liegen neue Aufgaben auch für den 
Elektroingenieur auf dem Gebiet der Absatztechnik. 


Wie wurde und wie wird heute noch großenteils ver- 
kauft? Das Hauptgewicht bei den Verkaufsmaßnahmen 
wurde auf die persönliche Werbung durch den Reisever- 
treter gelegt. Auf dessen persönliche Qualitäten und Be- 
ziehungen zu den Verbrauchern verließ man sich. Der 
Reisevertreter hatte alle Absatzmößlichkeiten zu ermitteln 
und auszuschöpfen. Man stellte daher möglichst „Verkaufs- 
kanonen“ ein und wies jeder ein bestimmtes Arbeitsgebiet 
zu. in dem, völlig unbceinflußt vom Unternehmer, zu 
arbeiten war. Dann wurde auf den Eingang der großen 
Bestellungen gehofft und gewartet. Der Unternehmer war 
ganz inder Hand des Reisevertreters. Er hatte Unterlagen 
über die tatsächlichen Verhältnisse und Umsatzmögzlich- 
keiten gar nicht oder in so geringem Maße, daß sie ihm 
keine Handhabe zu einem richtigen Eingreifen sein konn- 
ten. Ein Einfluß auf Grund erkannter Tatsachen war ihm 
nicht möglich. Er wurde, wollte er vorwärts. zum reinen 
„Lreiber”“, ging hierbei naturgemäß oft von falschen Vor- 
aussetzungen aus und übersah, daß dem Vertreter dieses 
nicht verborgen bleiben konnte. So führte das „Treiben 
ohne Führung” meistens nur dazu, dab der Vertreter den 
Interessen des Geschäfts gegenüber gleichgültig wurde 
und sein Hauptaugenmerk darauf richtete, daß die Kunden 
des Unternehmers möglichst schnell zu „seinen“ Kunden 


wurden. Wurde ihm das Treiben des Unternehmers zu 
lästig, dann ging er zu einem anderen, „nahm seine Kunden 
mit“ und verkaufte diesen die Artikel seiner neuen Firma. 
Es unterstand tatsächlich nicht nur der reine Provisions- 
vertreter sondern auch der fest angestellte nur in ganz 
kleinem Maße der Leitung des Unternehmens. Dessen 
wirksamer Einfluß war ganz gering. Es bestand in der 
Verkaufsabteilung des Unternehmens ein Gefühl der Un- 
sicherheit, ein Nichterkennen der tatsächlichen Verhält- 
nisse, der Erfolgsmöglichkeiten, u. zw. im krassen Gegen- 
satz zu den Ergebnissen, die die Lehren der wirtschaft- 
lichen Betriebsführung den Fabrikationsabteilungen schon 
lange gebracht hatten. Hier hatte man rationalisiert, also 
die Ertriebswucht gesteigert und dadurch auch die Ertrags- 
wucht vergrößert. Ebenso hatte man die Ertragswucht 
durch die kommerzielle Rationalisierunz, also durch die 
vernunftgemäße Gestaltung der Verwaltung und Finan- 
zierung des Unternehmens gehoben. 


Es lag nahe, die durch die vergrößerte und starre 
Erzeugung notwendig gewordene Erhöhung des Absatzes 
ebenfalls planmäßig zu gestalten und mit dem mindesten 
Aufwand anzustreben. Damit trat neben die Rationalisie- 
rung der Erzeugung und der Verwaltung die des Absatzes. 

Eine Planung ist nur möglich nach dem Erkennen. 
Es müssen daher alle Verhältnisse, die den Absatz be- 
rühren, dargelegt werden. Erst dann ist die Möglichkeit 
gegeben, sie richtig auszunutzen. Sie geben auch eine volle 
Sicherheit in der Einsetzung und Behandlung der Reise- 
vertreter, die nunmehr den Charakter des außenstehenden, 
schwer richtig zu beurteilenden Mitarbeiters verlieren und 
deren Aufgaben dann in den Rahmen bestimmter Erfolgs- 
anstrebungen eingefügt werden können. 


Welche wichtigsten Tatsachen bedürfen nun einer ge- 
nauen Darlegung? Die Beantwortung dieser Frage kann 
nicht für alle Erzeugnisse gleich sein. Sie richtet sich 
nach der Eigenart des abzusetzenden Artikels und der des 
Verbrauchers. Für die planmäßige Absatzgestaltung elek- 
aller Massenartikel ist in der Hauptsache zu er- 
mitteln: 


1. Absatzmöglichkeit im ganzen Arbeits- 


gebiet 

Absatzmöglichkeit in jedem Reisever- getrennt 
treterbezirk nach 
erzielter Gesamtabsatz Waren- 
erzielter Absatz in jedem Reisevertreter- gruppen, 


2 

3 

4. 

bezirk 

5. erzielter Absatz bei jedem Kunden 

6. erzielter Absatz in jeder Warengruppe, 

7. Anzahl und Art der Verbrauchergruppen, 

8 un der Verbraucher in jedem Reisevertreter- 

ezirk, 

9. Anzahl der Kunden in jedem Reisevertreterbezirk, 
10. Anzahl der Sollkunden in jedem Reisevertreterbezirk, 
11. Verhältnis von Kunden zu Verbrauchern in jedem 

Reisevertreterbezirk, 

12. Anzahl der neugewonnenen Kunden in jedem Reise- 
vertreterbezirk, 

13. an der Kundenbesuche in jedem Reisevertreter- 

ezirk, 

14. Anzahl der Kundenbesuche je Tag in jedem Reiserver- 
treterbezirk, 

15. Anzahl der durchschnittlich ausgeführten Besuche je 
Auftrag in jedem Reisevertreterbezirk, 

16. Anzahl der Angebote, Anzahl der hierauf an die eigene 
Unternehmung und an die Konkurrenz vergebenen 
Aufträge, 

17. Unkostenfaktor für jeden Reisevertreter in Prozent 
des erzielten Umsatzes. 


In welcher Form, durch welche Einrichtung die Fest- 
legung derartiger Unterlagen geschieht, ist so lange 
gleichgültig, wie sie schnell, sicher und billig zur Hand 
sind. Alle Hilfsmittel hierzu sind selbstverständlich nur 
Mittel zum Zweck und nicht Zweck an sich. Sind die 
Unterlagen ermittelt, was ja durch zweckmäßige Hilfs- 
mittel so geschehen soll, daß sie immer die augenblicklich 
bestehenden Verhältnisse darstellen, dann ist es möglich, 
immer das Richtige zu tun. 

Die Verkaufsmörlichkeit ist auf Grund einer genauen 
Marktanalyse zu ermitteln. Hierbei werden auch 


15. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33 


1201 


die für die. Abnahme in Frage kommenden Verbraucher- 
gruppen und Verbraucher festgelegt. Der eigene Gesamt- 
unsatz, der Umsatz je Reisevertreter und Kunde, betrach- 
tet nach Warengruppen und verglichen mit gleichen Zeit- 
abschnitten, ergeben die Möglichkeit, bei fallendem oder 
ungenügendem Umsatz rechtzeitig einzugreifen. Auf 
Grund der Verkaufsmöglichkeit können gerechte Soll- 
umsätze für die Reisevertreter festgesetzt werden. Das 
Mehr- oder Mindererreichen oder das Überschreiten dieser 
ergibt eine gerechte Übersicht über den Verkaufserfolg 
und so ein klares Mittel zur Erfolgsverbesserung. Sach- 
lich vorgelegten, unbestreitbar richtigen Tatsachen kann 
sich auch der weniger einsichtige Vertreter nicht ent- 
ziehen. Er weiß, daß er richtig beurteilt wird und keine 
Ausflüchte machen kann sondern erfolgreich arbeiten 
muß. Das gleiche geht aus der Betrachtung der Anzahl 
der Verbraucher je Reisevertreterbezirk, der Anzahl der 
Kunden je Reisevertreterbezirk, der Anzahl der Sollkun- 
den je Reisevertreterbezirk und des Verhältnisses von 
Kunden zu Verbrauchern hervor. Sind z. B. in einem Reise- 
vertreterbezirk 400 Verbraucher und davon nur 10 % Kun- 
den, dann steht unweigerlich fest, daß dieser Anteil wesent- 
lich erhöht werden muß. Die Verkaufsleitung sieht ja 
täglich, welche Verbraucher noch nicht gekauft haben: sie 
kann Aufklärung hierüber verlangen. helfend eingreifen, 
immer wieder allseitig Rechenschaft fordern und das End- 
ziel. alle Verbraucher über Teilkunden, die nur einzelne 
Artikel kaufen, zu Vollkunden zu machen, die alle Artikel 
der Unternehmung beziehen, im Auge behalten. Das monat- 
liche Steigen oder Fallen des prozentualen Verhältnisses 
von Verbrauchern zu Kunden ergibt ein untrügliches Bild 
vom Arbeiten der Verkaufsabteilung. Über die Richtigkeit 
der Größe eines einem Reisevertreter zugewiesenen Bezir- 
kes ‚ergibt die Anzahl der zu bearbeitenden Verbraucher 
sowie die mögliche Besuchsanzahl je Tag ein genaues Bild. 
Wenn davon ausgegangen wird, daß z. B. die wichtigsten 
Verbraucher alle vier Wochen, die weniger wichtigen als 
besondere Bearbeitungsklassen in längeren, aber auch je- 
weils festgelegten Zeitabschnitten zu besuchen sind, dann 
ergibt eine bestimmte Verbraucheranzahl ein größtmög- 
liches Gebiet. das nicht überschritten werden darf, falls 
nicht ein Teil der Verbraucher unbearbeitet bleiben soll. 
Die Bearbeitung der Reisevertreterbezirke nach bestimm- 
ten Reiseplänen, Besuchsvoranzeigen in Form von Werbe- 
briefen, Festlegung der ausgeführten Besuche und deren 
Bestätigung durch immer wechselnde Werbebriefe fügen 
auch den Außendienst des Reisevertreters in einen vorher 
festgelegten Absatzplan ein. Weiter führt dieses dazu, 
daß alle Verbraucher mit der Unternehmung enge Fühlung 
bekommen und, die gewonnenen Kunden nicht nur Kunden 
des Reisevertreters werden, ein Vorteil, der außerordent- 
lich wichtig ist, wenn man bedenkt. was die Kundschaft 
für die Unternehmung bedeutet. Die Durchschnittsbesuchse- 
anzahl je Auftrag gibt ein sehr treffendes Bild über die 
Geschicklichkeit und Beeinflussungskraft des Reisever- 
treters. Je kleiner die Besuchsanzahl je Auftrag ist, desto 
größer ist seine Verkaufskunst. Besonders wichtig ist die 
Betrachtung des Ergebnisses der Angebotsverfolgune. Der 
Verbraucher, der ein Angebot verlangt, hat im Augenblick 
Bedarf. Er ist also zwecks Erzielung eines Verkaufserfol- 
zes bevorzugt zu bearbeiten. Der strebsame Reisevertreter 
wird ‚demnach alles daran setzen, diese sichere Verkaufs- 
möglichkeit für sich auszuwerten. Ein Vergleich zwischen 
den der eigenen Unternehmung und den der Konkurrenz 
erteilten Aufträgen ergibt über die Erfolgskraft des Reise- 
vertreters sicheren Aufschluß. Die Festlegung eines Un- 
kostenfaktors für jeden Reisevertreter ist selbstverständ- 
lich unbedingt erforderlich. Dieses ergibt sich schon dar- 
aus, daß vom Gesamtbruttonutzen nur ein bestimmter Teil 
für die persönliche Werbung aufgewendet werden darf. 


l Alle vorstehenden Untersuchungen und Erfolgsergeb- 
msse müssen auch dem Reisevertreter für seinen Bezirk 
zur Kenntnis gegeben werden. Er steht so vor unleugbaren 
Tatsachen, nach denen er sich zu richten hat. Sein persön- 
liches W ohlergehen hängt von ihnen ab, und er weiß, daß 
er, wenn er keine Erfolge erzielt, am falschen Platze ist. 


Alles Erkennen, alle Kontrollmaßnahmen, alles Drän- 
gen wird aber nicht zu den größtmöglichen Verkaufs- 
erfolgen führen, solange der Verkaufsorganisation die 
lebendige Kraft der freudigen Mitarbeit jedes einzelnen 
fehlt. Das Problem der Absatzförderung ist also von innen 
heraus zur Lösung zu bringen. Nur dann, wenn es der Ver- 
kaufsleitung gelingt, allen Mitarbeitern Schwung und Ver- 
kaufsbegeisterung zu geben, sie mitzureißen zur Hergabe 
allerletzter Kraft, wird die Verkaufsorganisation zu einer 
kraftvollen Waffe im Konkurrenzkampf. Die persönliche 
Leistungsfähigkeit, das persönliche Wollen zum Leisten 
ist zu fördern. Den Mitarbeitern sind von der Verkaufs- 
leitung sorgfältig ausgewählte Hilfsmittel in die Hand zu 


geben. Durch Hinweise auf die besondere Leistungsfähig- 
keit der eigenen Unternehmung, Schilderung von Schwä- 
chen der Konkurrenz, Besprechung von Verkaufsfehlern 
und Übermittlung von Anregungen aller Art ist unaus- 
gesetzt nach einer größeren Erfoleskraft des einzelnen 
Mitarbeiters zu streben. Regelmäßige, gut vorbereitete 
Konferenzen müssen Gelegenheit zu persönlichem Gedan- 
kenaustausch geben. Die Reisevertreter erhalten anch 
praktische Anleitung draußen bei der Kundschaft selbst. 


In die Planung der Absatzgestaltung sind ferner die 
Werbemaßnahmen und der „Dienst am Kunden“ einzu- 
fügen. Bei Unternehmungen mit eigener Werbeabteilunz 
sollte auf engstes Zusammenarbeiten mit der Verkaufsab- 
teilung hingewirkt werden. Der Leiter der Werbeabtei 
lung sollte sehr gute Kenntnisse von der Absatztechnik 
haben. Es dürfte dann für manche Unternehmungen zweck- 
mäßig sein, die Hauptarbeiten der planmäßigen Absatz- 
gestaltung zentral durch die Werbeabteilung ausführen 
und auswerten zu lassen. Deren Ziel ist doch kein anderes 
als das der Verkaufsabteilung. Beide wollen den Absatz 
steigern. Es wird daher oft von besonderem Vorteil sein, 
wenn die Kunst der Werbung mit der der Absatztechnik 
in einer Abteilung eng miteinander verbunden ist. 


Alle Maßnahmen im Geschäftsleben, die darauf hinaus- 
laufen, den Interessen des Kunden zu dienen, sein wirt- 
schaftliches und persönliches Wohlergehen zu fördern, 
sind ebenfalls Faktoren, die zur planmäßigen Absatzge- 
staltung gehören. Sie sind unter dem Sammelbegriff 
„Dienst am Kunden“ bekannt, zuerst in den V. S. Ame 
rika bewußt und systematisch mit großem Erfolg an- 
gewandt worden, heute aber auch in Deutschland als ein 
wichtiges Glied planmäßiger Absatzgestaltung gewürdigt. 


Viele Züge der vorstehenden Ausführungen sind all- 
gemeiner Natur und nicht nur für den Absatz elektrotech- 
nischer Erzeugnisse gültig. Aber doch ist es nicht möglich, 
diesen so vorzubereiten, wie es bei den Gegenständen des 
täglichen Bedarfs geschieht. Wenn auch der letzte Käufer 
elektrotechnischer Massenartikel Laie in fachtechnischen 
Sinne ist und bleiben muß, so handelt es sich bei den ab- 
zusetzenden Gegenständen doch um hochwertige Erzeug- 
nisse mit ausgesprochen technischen Qualitäten, die dem 
Verständnis der Käufer nicht unmittelbar nahe gebracht 
werden können. Infolgedessen bleibt für die elektrotech- 
nische Industrie die Werbung bei jenen Kreisen notwendig, 
die die Belieferung des letzten Käufers in der Hand haben, 
ihm die praktische Anweisung für die Handhabung der 
elektrischen Apparate geben und sozusagen das Technische 
daran in eine dem Laien verständliche Sprache übersetzen 
müssen. Die Propaganda beim Zwischenhandel hat also 
die Aufgabe, dem Händler die notwendigen Instruktionen 
für diese Tätigkeit zu geben und ihn die rein technischen 
Vorteile des angebotenen Gegenstandes wissen zu lassen, 
damit er seinerseits in der Lage ist, seinen Kunden ent- 
sprechend zu informieren. Hieraus ergibt sich schon, daß 
für die Wahl der Absatztechnik die technische Seite des 
zu propagierenden Artikels von Bedeutung ist. Ausschlag- 
gebend wird diese aber, wenn man berücksichtigt, daß nur 
ein kleiner Teil der gesamten elektrotechnischen Produk- 
tion in die Hände von Laien gelangt. Der überwiegende 
Rest findet seinen Absatz bei einem Kundenkreis, der sich 
aus Ganz- oder Halbfachkundigen zusammensetzt. Man 
wird daher immer die technischen Eigenschaften in den 
Vordergrund rücken und die Absatzgestaltung hiernach 
wählen müssen. Auch die persönliche Werbung hat sich 
hierauf ganz einzustellen. Das fachtechnische Wissen des 
Verkäufers und sein Orientiertsein über alle Neuerschei- 
nungen, Neukonstruktionen usw. müssen vor seinem ver 
kaufstechnischen Können stehen. Der fachmännische Ver- 
braucher wird sich unter keinen Umständen von einem 
fachunkundigen Verkäufer — und sei er als solcher der 
bestgeschulte — willig leiten lassen. Sein Hauptinteresse 
ist naturgemäß immer auf das Fachliche des angebotenen 
Erzeugnisses gerichtet. Von diesem Standpunkt aus emp- 
füngt er den Verkäufer, und er lehnt erfahrungsgemäß alle 
Verkaufsbemühungen mißtrauisch und verärgert ab, so- 
bald er merkt, daß der Anbietende zu geringe Fachkennt- 
nisse besitzt. Hieran ändern selbst die hervorragendsten 
Verkäufereigenschaften nichts. So berichtet der Werbe- 
fachmann und Verkaufsorganisator O. Weilandineinem 
seiner Bücher, daß von einer elektrotechnischen Firma 
neu eingestellte Vertreter, die bisher mit ganz außer- 
ordentlich großem Erfolg Schreibmaschinen verkauft hat- 
ten, beim Verkauf elektrotechnischen Materials völlig ver- 
sagten. Von der Western Electric Co. ist es bekannt, daß 
sie vorzugsweise Hochschultechniker anzuwerben trachtet 
und hierzu in vielen Studentenzeitungen die Vorzüge eines 
Vertreterpostens bei ihr schildert. Die National Cash Re- 
gister Co. gibt ihren Facharbeitern: in Abendschulen Ge- 
legenheit, sich zu Verkäufern auszubilden und bei Eig- 


1202 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


15. August 1929 


nung als solche zu betätigen. Also auch hier hat man die 
Erfahrung gemacht, daß beim Verkauf technischer Erzeug- 
nisse die Grundlage des Erfolges möglichst weitgehende 
Vertrautheit mit dem Fach ist. In der Broschüre der 
„Gesfürel“ „Amerikanische Propaganda” wird darauf hin- 
gewiesen, daß die Elektrizitätswerke in den V. S. Ame- 
rika als Leiter der Propaganda- und Verkaufsabteilun- 
gen fast durchweg Ingenieure anstellen. 

Zweifellos wird auch in Deutschland der Techniker 
beim Verkaufen technischer Erzeugnisse wesentlich bes- 
sere Erfolge als der Kaufmann erzielen. Voraussetzung 
hierfür ist natürlich, daß beide in der Verkaufstechnik 
gleiche Schulung, gleiche Liebe zur Verkaufstätigkeit und 
auch die gleiche Eignung für diese haben. Der Vertreter 
muß sich in die Interessen, in die Sorgen seines Kunden 
voll einfühlen, und falls der Kunde, voll Vertrauen zu den 
fachlichen Fähigkeiten des Vertreters einer technischen 
Unternehmung, Rat wünscht, diesen gewissenhaft geben 
können. Er muß auch die Vorzüge der von ihm angebotenen 
Erzeugnisse mit äußerster Überzeugung auseinander zu 
setzen vermögen. Dies alles wird sicher dem technisch 
voll geschulten Verkäufer weitaus besser gelingen als dem 
weniger fachlich Orientierten. Es dürfte sich auch im all- 
gemeinen der Techniker der Forderung nach systemati- 
schen Verfahren innerhalb des gesamten Verkaufsprozcs- 
ses williger anpassen, da er auf Grund der ihm anerzoge- 
nen, stark überlegenden Arbeitsweise für alles Plangemäße 
mehr Verständnis haben wird als der nur kaufmännisch 
Ausgebildete. Es ist aber noch ein Schritt weiter zu gehen. 
Nicht der „einmal technisch“ geschulte Vertreter wird auf 
besondere Verkaufserfolge hoffen dürfen, sondern der 
„stets am besten technisch” unterrichtete Verkäufer. Es 
besteht also die Notwendigkeit für den Erfolg anstrebenden 
Vertreter, alle Neuerungen in seinem Fach rechtzeitig und 
gründlich zur Kenntnis zu nehmen. Ein derartiges Wissen 
wird immer in weitem Maße der Verkaufsarbeit zugute 
kommen. Es stellt beim Verbraucher willkommene An- 
knüpfungspunkte dar und führt ihn von vornherein in eine 
für Verhandlungen geneigte Stimmung, in der dann vom 
geschickten Verkäufer leichter ein Kaufentschluß erzielt 
werden kann. Aber nicht nur dem persönlichen Verkaufs- 
mittler werden in dieser Weise wesentliche Vorteile. Auch 
die schriftliche Werbung z.B. wird durch geschickte Ver- 
flechtung des Zieltextes mit der Erklärung allgemein 
interessierender technischer Neuerungen den Verbraucher 
. zum Lesen des gesamten Textes führen und ihn damit der 
Beeinflussung durch den Zieltext unterwerfen. 

Es kann dem gesamten, mit dem Verkauf elektrotech- 
nischer Erzeugnisse beschäftigten Kreise nicht dringend 
genug empfohlen werden, sich ernstlich mit der techni- 
schen Seite der Ware zu beschäftigen und über den techni- 
schen Fortschritt orientiert zu halten. Die deutsche Elek- 
troindustrie besitzt inder ETZ ein Organ, das wegen seiner 
zahlreichen wichtige Neukonstruktionen, Erfindungen 
usw. beschreibenden Aufsätze und Rundschauartikel hier- 
zu besonders geeignet erscheint. 

Wirtschaftlichste Erzeugung und Verwaltung und da- 
durch gute, preiswerte Ware, planmäßige Absatzgestal- 
tung, lebendige, begeisterungsvolle Verkaufsarbeit, unter- 
stützt durch eine die Absatztechnik berücksichtigende 
Werbung, und Eingehen auf die Interessen der Kundschaft 
vermögen auch unabhängig von der jeweiligen Wirt- 
schaftslage Erfolge zu bringen. Am schnellsten, sichersten 
und im größten Maße jedoch werden diese zu erreichen 
sein, wenn es auch noch gelingt, zwischen Unternehmung 
und Verbraucher ein Verhältnis zu schaffen, dessen Grund- 
lage uneingeschränktes Vertrauen zur Unternehmung ist. 
Hierauf hat sich also auch die planmäßige Absatzgestal- 
tung ohne jeden Vorbehalt einzustellen. 


Ein internationales Fernsprechbuch. 


Aminternationalen Fernsprechdienstnehmenz. 2.26 Län- 
der Europas teil. Es gibt aber noch kein internationales Ver- 
zeichnis, aus dem derjenige, der einen Teilnehmer im Ausland 
anrufen will, dessen Fernsprechnummer ersehen kop». 
Wenn daher z.B. ein Teilnehmer in Berlin ein Hotel in 
Paris anrufen will, dessen Anschlußnummer er nicht 
kennt, so kann er cs bei der Gesprächsanmeldung nur 
nach dem Namen und der Lage bezeichnen. Die Ermitt- 
lung der Anschlußnummer muß erst beim Amt vorgenom- 
men werden, wodurch Zeit verloren geht und die Bereit- 
stellung der Gesprächsverbindung verzögert wird. Um 
diese Schwierigkeiten zu belieben, hat ein dänisches Kon- 
sortium die Herausgabe eines internationalen Fernsprech- 
buches (Annuaire Téléphonique International — ATI) 
übernommen!. Da von den 8000000 Fernsprechteilneh- 


ı M. Gredstedt, Europ. Fernspr. 1929, 8. 125. 


mern Europas nur ein verhältnismäßig geringer Teil am 
Auslandsverkehr beteiligt ist, werden die Brauchbarkeit 
und der Preis des Buches wesentlich davon abhängen, daß 
nur die wirklich am Auslandsdienst interessierten Teil- 
nehmer aufgenommen werden. Die Auswahl dieser Teil- 
nehmer bietet natürlich erhebliche Schwierigkeiten. Das 
Konsortium sucht sie dadurch zu umgehen, daß es Ein- 
tragungen nur gegen Zahlung einer Gebühr aufnimmt, 
nn das Buch aber unentgeltlich an alle Eingetragenen 
iefert. 

Das Buch soll nach Branchen eingeteilt werden, 
innerhalb der Branchen nach Ländern und innerhalb der 
Länder nach Städten. Als Leitsprache dient Französisch, 
das die amtliche Sprache des Welttelegraphenvereins ist: 
das Branchenverzeichnis wird außerdem in deutsch und 
englisch aufgestellt. Ein dienstlicher Teil soll über Ge- 
sprächsregeln und Gebühren Auskunft geben. Bkm. 


Mitteilungen 
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 


Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen 
durch die elektrischen Prüfämter'. 


Nr. 274. 


Auf Grund des $ 10 des Gesetzes vom 1. VI. 1898, be- 
treffend die elektrischen Maßeinheiten, werden folgende 
Stromwandlerformen dem untenstehenden, beglaubigungs- 
fähigen Systeme eingereiht. 


Zusatz zu System ig V Stromwandler für einphasigen 


Wechselstrom, die Formen AE3, AE6, AE12, AE24, AE35, 
AE3m, AE6m AE12m, AE24m, AE35m und AB3i betreffend, 
hergestellt von den Siemens-Schuckertwerken A.G. in 
Nürnberg. 


Berlin-Charlottenburg, den 15. VI. 1929. 


Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 
Paschen. 


Beschreibung. 


Zusatz zu System EA, 


Stromwandler für einphasigen Wechselstrom, die Formen 
AE3, AE6, AE12, AE24, AE35, AE3m, AE6m, AE12m, 
AE24m, AE35m und AE3i betreffend, hergestellt von den 
Siemens-Schuckertwerken A.G. in Nürnberg. 


Sämtliche unter der Bezeichnung FA zur Beglaubi- 


gung zugelassenen Stromwandler können für die Frequen- 
zen 45...55 Hz auch für eine 
sekundäre Nennstromstärke 
von 1 oder 10 A ausgeführ: 
und beglaubigt werden. Bei 
der sekundären Nennstrom- 
stärke von 1A beträgt die 
Nennbürde 15 Q und bei 
der sekundären Nennstrom- 
stärke von 10 A 0,15 Q. — 
Die Stromwandier AE12. 
AE12m, AE24 und AE24m 


des Systems können auch 


al 


Abb. 1. 


primär umschaltbar für zwei 
Nennstromstärken, die im Ver- 
hältnis 1 : 2 stehen, ausgeführt 
und in dieser Ausführung be- 
glaubigt werden. Die Primär- 
wicklung dieser Stromwandler 


‚ist in zwei Abteilungen unter- 


teilt, die hintereinander oder 
parallel geschaltet werden. 
Die Umschaltung wird mittels 
zweier Laschen, die an den 
Stromzuführungen angebracht 
sind, vorgenommen (s. Abb. 1). 
Im übrigen unterscheidet sich 
die konstruktive Ausführun: 
nicht von derjenigen der nor- 
malen Stromwandler. Die um- 
schaltbaren Stromwandler kön- 


nen für Nennstromstärken bis 150/300 A beglaubigt werden. 
t Reichsministerialblatt 19.9. S. 385. 


15. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


1203 


RUNDSCHAU. 


Leitungen. 


Durchhangmesser. — Der Durchhangmesser Küppers! 
ist besonders geeignet, Durchhänge von Freileitungen, die 
bisher nach den verschiedensten Methoden mit Meßlatten 
und photographischer Aufnahme bestimmt wurden, mit 
außerordentlich hoher Genauigkeit zu messen. Dem 
Durchhangmesser Küppers liegen die Ähnlichkeitsätze der 
ebenen Geometrie zugrunde Die einzige Bedingung für 
die Aufstellung des Gerätes ist das Senkrechtstehen der 
Meßschenkelebene zur Freileitungstrassse.. Auf einem 
horizontalen, mit Millimeterteilung versehenen Entfer- 
nungsmaßstab wird ein Höhenmaßstab mit Millimeter- 
teilung in einer der tatsächlichen Entfernung des Stand- 
ortes bis zur Leitungstrasse proportionalen Entferung ein- 
gestellt. Mit dem Fernrohr ist zwangläufig ein Richtungs- 
lineal gekuppelt, das sich entsprechend dem Erhebungs- 
winkel des Fernrohres vor den Skalenwerten des Höhen- 
maßstabes bewegt (Abb. 1). Werden feste Punkte anvisiert, 


Abb. 1. 


so können die Erhöhungen direkt_als Höhenwerte abge- 
lesen werden. Die Strecke F’ = OU’ wird am Instrument 


dargestellt durch den Differenzbetrag f = (or — u'z). Die 
Konstruktion ist so durchgeführt, daß bei Schwenken des 
Fernrohres bei jedem Erhebungswinkel unter sich par- 
allele Ebenen bestrichen werden, so daß sich die Werte F’ 
ergeben. Der wirkliche Durchhang ergibt sich durch 
Multiplikation mit einem Korrektionsfaktor, der den Nei- 
gungswinkel der Verbindungslinie der Aufhängepunkte 
gegenüber der Horizontalen enthält. Dieser Neigungs- 
us a wird am Instrument an einer Gradskala abge- 
esen. 

Außer der Bestimmung der Durchhänge ist noch die 
Messung von Bodenentfernungen und gegenseitigen Ab- 
ständen‘ sich kreuzender Leitungen leicht durchführbar. 
Mit diesem Gerät ist die Möglichkeit gegeben, eine unter 
Spannung stehende Freileitung jederzeit in bequemer 
Weise nachkontrollieren und damit auf vorhandene Zug- 
spannungen nachprüfen zu können. 


Dipl.-Ing. R. Heimberger. 


Die Prüfung papierisolierter Hochspannungskabel. — 
Die Prüfung von Hochspannungskabeln ist schlechthin eine 
Prüfung von Isolationsmaterial. Dieses Material spielt 
wohl im gesamten Elektromaschinenbau eine Rolle, nir- 
gends tritt es jedoch so in den Vordergrund wie in der 
Kabeltechnik. Wenn in den Transformatoren an den Enden 
einer Kabelleitung aus drei Einleiterkabeln für 60 kV und 
15 km Länge nur wenige Quadratmeter Isolationsmaterial 
durch die Spannung beansprucht werden, so lassen sich in 
den Kabeln selbst leicht 6000 m? nachweisen, die ständig 
einer Spannung von 35 kV widerstehen müssen. Trotz 
dieses enormen Verbrauchs an Isolierstoff sind unsere 
Kenntnisse über die elektrischen Vorgänge in ihm nur sehr 
unsicher und daher Prüfvorschriften, die mit hundertpro»- 
zentiger Sicherheit die Güte des Kabeldielektrikums fest- 
stellen lassen, nicht in unsere Hand gegeben. Das gilt ins- 
besondere für die Bewertung der Höchstspannungskabel, 


DS a von der Askania-Werke A G., Bambergwerk, Berlin- 
Friedenau. DRP. Nr. 364 62. 


bei denen aus wirtschaftlichen Gründen die Beanspruchung 
des Dielektrikums bis an die Grenze des Erreichbaren ge- 
trieben werden muß. Für Kabel mittlerer Spannung sind 
in den einzelnen Ländern bereits Prüfvorschriften fest- 
gelegt, doch bilden diese mit ihrer großen Verschiedenheit 
nur eine Illustrierung der bestehenden Unsicherheit. F.M. 
Farmer entwickelt nun ein interessantes Bild des Stan- 
des dieser Prüfungen in Amerika, das er als Oberingenieur 
des New-Yorker el. Prüflaboratoriums sich in umfassender 
Weise hat machen können; denn durch seine Tätigkeit als 
Abnahmebeamter standen ihm die Prüfergebnisse der ver- 
schiedensten Fabrikate zur Verfügung. Eine Zusammen- 
stellung solcher Prüfergebnisse zeigt Abb. 2, u. zw. 


Lé R 


N 


WAN ele 
NSS 
NN As 
> AS 
N RT rer 
II 
e ww A i, 


TsolafionswiderSt.ın Megohm/Meile 
ech 


Hersteller 


Obere Linie. Höchstwert jeder Lieferung 
Untere Linie: Niedrigster Wert jeder Lieferung. 


Abb. 2. Isolationswiderstand von 13...15 kV-Kabeln. Gemessen 1925. 


handelt es sich hier um Isolationswiderstandswerte, die 
an einer großen Reihe von Kabeln aus sechs verschiedenen 
Kabelwerken gemessen wurden. Bei der Beurteilung dieser 
Meßreihe ist zu beachten, daß wir über den Zusammenhang 
zwischen der Höhe des Isolationswiderstandes und der 
Güte des Kabeldielektrikums völlig im unklaren sind. Un- 
abhängig hiervon wird man aber das Fabrikat A als das 
beste bezeichnen müssen, da es die gleichmäßigsten Werte 
zeigt, während der Fabrikant B seine Fabrikation nicht 
in der Hand zu haben scheint. 


Bei der Spannungsprüfung lassen sich im wesentlichen 
drei Arten von Prüfungen unterscheiden: 


a) die Prüfung aller Kabellängen einer Lieferung mit 
einer in Beziehung zur Betriebspannung stehenden 
Prüfspannung, 

b) die Prüfung der momentanen Durchschlagfestigkeit 
an einem kurzen Kabelstück, 

c) die Prüfung der Abhängigkeit der Durcnschlagfestig- 
keit von der Zeit durch eine Meßreihe (Zeit-Durch- 
schlagkurve). 


8 


4 nen emm nen an am am 


l 
b “adunan A 
] ss 


Abb. 3 Durchschlag-Kennlinien schwacher Punkte eines Kabels. 


Das Ziel der Prüfung a) ist, gröbere Fehler in den 
Kabellängen aufzudecken. Sie soll also eine relativ ein- 
fache Aufgabe lösen, und doch sind die Grundlagen dieser 
Prüfung nicht so einfach zu finden. Farmer zeigt dies 
sehr geschickt an der Abb.3. ke seien A, B, C die Zeit- 
Durchschlag-Charakteristiken irgendwelcher schwacher 
Punkte eines Kabels für eine Betriebspannungz M. Eine 
Prüfspannung a, angelegt während der Zeit z, würde nur 
den Fehler A, in der Zeit y auch den Fehler C zum Durch- 
schlag bringen, erst eine Prüflspannung b würde den letzten 


1204 


Fehler B, dessen Zeit-Durchschlagskurve zwar noch ober- 
halb der Betriebspannung liegt, der den Sicherheitsgrad des 
Kabels aber in unerwünschter Weise herabsetzt, ausson- 
dern. Die weiteren Kurven D und E stellen die Zeit-Durch- 
schlagkurven zweier an sich fehlerloser, in der Güte ihres 
Dielektrikums jedoch verschiedener Kabellängen dar. Da 
die flachere Kurve E die günstigere ist, würde die Prüf- 
spannung b auch erst in der Zeit y die Auswahl treffen. 
Dieses Kurvenschema zeigt deutlich die Schwierigkeit 
einer sicheren Beantwortung der Frage nach der Prüfzeit 
und Prüfspannung. Die Frage ist so alt wie die Kabel- 
fabrikation selbst. Sie ist in den verschiedenen Ländern 
verschieden beantwortet worden, ohne daß aber diese Ant- 
worten als endgültig betrachtet werden. Die Prüfung selbst 
ist wichtig, da nur sie neben der uns noch wenig besagen- 
den Isolationswiderstandsmessung gestattet, Einblick in 
das gesamte Isolationsmaterial einer umfangreichen Kabel- 
lieferung zu nehmen. Alle übrigen Messungen können nur, 
entweder infolge ihrer Dauer oder Kostspieligkeit an einer 
beschränkten Anzahl von Längen, oder aber, weil sie den 
Prüfling zerstören, nur an kurzen Probestücken vorge- 
nommen werden. Zu den letzteren gehören die Prüfungen 
b) und ei, 

Die Prüfung b) soll eine Unterlage geben für den 
Sicherheitsgrad, den das Kabel annähernd gegen momen- 
tane Überspannungen besitzt. In Wirklichkeit wird der 
gefundene Durchschlagwert an einem Stück von rd 5 m 
niemals den Durchschlagwert für die ganze Kabellänge, 
wende für eine ganze Lieferung darstellen, doch sind 

bertragungen bei einwandfreier Fabrikation in gewissen 
Grenzen zulässig. Farmer kann nun, an dieser Prüfung 
gemessen, von einer günstigen Entwicklung der ameri- 
kanischen Kabel berichten. Er gründet sein Urteil auf 
die in der Zahlentafel 1 zusammengestellten Durchschlag- 
zahlen, die in der Tat die sehr überraschende Steigerung 
der spezifischen Durchschlagfestigkeit von 20 % in einem 
Jahr zeigen. 


Zahlentafell. 


mittlere Durchschlagspannung Zuwachs 
in Volt/mil*! in % 
LIL | LIM 1 Mittel gegen 1923 
1923 210 291 283 287 z= 
1924 290 284 296°? 3,1%? 
1925 106 354 357 855 23,7 
LIL = Leiter/Leiter L/M = Leiter/Bleimantel 


* 1 mil = 0,0254 mm. 
Si Im Original finden sich die fehlerhaften Angaben 306 bzw. 66. 


Die Prüfung c), die Feststellung der Zeit-Durchschlag- 
kurve, ist nach neueren Erkenntnissen besonders hoch zu 
werten. Leider ist sie aber so umfangreich und kost- 
spielig, daß sie wenig Aussicht hat, allgemeine Abnahme- 
prüfung zu werden. Zu ihrer Durchführung wird eine 
Anzahl Kabelstücke mit gestaffelt herabgesetzien Prüf- 
spannungen zum Durchschlag gebracht und so die Span- 
nung gesucht, die das Kabel eine unmeßbar lange Zeit 
auszuhalten imstande ist. Auch aus dieser Prüfung steht 
Farmer umfangreiches Material zur Verfügung, doch 
reicht dieses noch nicht aus, Bestimmungen über den zu- 
zulassenden Grenzwert der Dauerspannung zu treffen, die, 
in Beziehung zur Betriebspannung gebracht, den eigent- 
lichen Sicherheitsfaktor eines Kabels bestimmen würde. 
Aus den an 30 Dreileiterkabeln für verschiedene Betriebs- 
spannungen gewonnenen Resultaten scheint hervorzu- 
gehen, daß die Grenzspannung bei einer Maximalbean- 
spruchung von 150 ... 160°V/mil (rd. 6000 V/mm) liegt. Für 
Einleiterkabel hat sich trotz Prüfung von 44 Kabeln ein 
ähnlicher angenäherter Wert noch nicht feststellen lassen. 
Bedeutung könnte vielleicht eine Gesetzmäßigkeit er- 
langen, die aus den Kurvenbildern hervorzugehen scheint, 
nämlich daß sowohl bei Ein- wie auch bei Dreileiterkabeln 
bei höheren Spannungsgradienten die Lebensdauer der 
Kabel im umgekehrten Verhältnis zur siebenten Potenz 
des maximalen Spannungsgradienten steht. 


Während die Durchschlagsprüfungen im allgemeinen 
nur ein Bild von den Eigenschaften eines fertigen Kabels 
geben, kann die Messung der dielektrischen Verluste als 
Wegweiser bei der Fortentwicklung der Fabrikation 
dienen. Nach einer Durchschlagepidemie um das Jahr 1920 
hat man in Amerika den Wert niedriger Verlustziffern 
erkannt und in der Folge die mittleren Verluste bei 30 kV- 
Kabeln von 5,2 auf 2, bei 13 kV-Kabeln von 3 auf 0,7 W/m 
herabsetzen können. Eine Zusammenstellung von Lei- 
stungsfaktormessungen an Kabeln verschiedener Herkunft 
gibt Abb. 4 wieder. Hinsichtlich der Gleichmäßigkeit der 
Werte steht, wie in Abb. 2, Fabrikat A an erster Stelle, 
während C und F besonders ungleichmäßig liegen. Vom 
Standpunkt der niedrigsten Verluste ist allerdings Fabri- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33 


15. August 1929 


kat E als bestes zu bewerten. Über die angewandten Meß- 
methoden ist nichts ausgesagt, und Farmer glaubt, daß 
eine solche auch nicht festgelegt zu werden braucht. Da- 
gegen schlägt er vor, ein Vergleichsnormal festzulegen, 
cas ur in Deutschland allgemein bekannten Minosflasche 
ähnelt. 


Befremden muß die Stellung, die Farmer der soz. 
Ionisationsprüfung gegenüber einnimmt. Einmal trennt er 
sie von der Verlustmessung, obgleich sie doch nur ihre 
logische Erweiterung ist, dann aber lehnt er sie überhaupt 
ab, da er ihr keinen eigentlichen Sinn zusprechen kann. 
In Amerika wird diese Prüfung so vorgenommen, daß die 
Änderung des Leistungsfaktors bei einem mittleren Span- 
nungsgradienten von 20 V/mil und 100 V/mil festgestellt 
wird. Beispielsweise soll naeh den Vorschriften der Ass. 
of Edison Illuminating Co. vom November 1924 diese Ände- 
rung bei Dreileiterkabeln 2%, bei Einleiterkabeln 1 % 
nicht übersteigen. Farmer fragt nun, warum diese engen 
Grenzen und nicht z.B. die doppelten Werte zugelassen 
sein sollten, und besteht auf der Ablehnung dieser Prüfung 
mit der Begründung, daß jeder Erhöhung der Herstellung>- 
kosten, die die Einhaltung dieser Grenzen zur Folge haben 
muß, ein reeller Gewinn gegenübergestellt werden müßte. 
Es sei hier festgestellt, daß die europäische Kabeltechnik 
gerade in der Unterdrückung jeder Ionisationserscheinung 
in Hochspannungskabeln ihre vornehmste Aufgabe sieht 


III 


- Së 


Së ` 


Leistungsfaktor 
SS 


kANhhch EI 
LEE NSS 


N 
See 
Ni Set 

ANL See 


DK 
E ANN 


N 
> 


N 


E MH 

Hersteller 
Obere Linie: Leistungsfaktor bei Betriebspannung und 80° 
Untere Linie: w e = = 2°. 


Abb. A Leistungsfaktor von 13..15 kV-Kabeln. Gemessen 1925. 


Im weiteren Gegensatz zur kontinentalen Praxis steht 
Farmers Auffassung von der Wichtigkeit der Biege- 
prüfung. Die Prüfung, bei der ein Kabestück mehrere 
Male um einen in Beziehung zu seinem eigenen Durch- 
messer stehenden Durchmesser in verschiedener Richtung 
gebogen und dann einer Spannungsprüfune unterworfen 
wird, ist in die amerikanischen Prüfvorschriften seit etwa 
acht Jahren aufg:nommen worden und hat zu einer 
höheren Flexibilität der Kabelpapiere bzw. Kabel geführt. 
Dieses Ergebnis zeigt nur, daß die Kabel sich mit ge 
ringerer Sorgfalt verlegen lassen und hat nur sekundäre 
Bedeutung. Der Berichter sieht in dieser Prüfung keinen 
besonderen Weg zu einer Fortentwicklung des Kabel- 
dielektrikums, 


Bei den Rohstoffprüfungen befaßt sich der Verfasser ein- 
gehender mit einer Stabilitätsprüfung der Imprägniermasse. 
Hierbei wird ein Film der Masse zwischen zwei Glas- 
platten gebracht, die ihrerseits mit Hilfe von Metallbelägen 
an die Pole einer Spannungsquelle angeschlossen werden. 
In der Zeit von 72 h soll die Masse bei einer Spannung, 
die sie mit 600 V/mil beansprucht, keine Veränderung 
zeigen, die auf die Bildung des in seiner Zusammensetzung 
noch unbekannten wachsähnlichen Produktes „X“ schließen 
läßt. Dieses Produkt ist in den ersten amerikanischen 
Hochspannungskabeln, die mit Mineralöl getränkt wurden, 
beobachtet worden, u. zw. stets in der Nähe oder direkt 
an den Stellen von Durchschlägen!. Farmer zeigt Auf- 
nahmen eines Prüfmusters vor und nach der Spannungs- 
beanspruchung. 


Die Veröffentlichung ist leider nur ein, wenn auch 
ziemlich umfangreicher, Auszug aus einem Vortrag. Sie 
ist darum besonders interessant, als sie Angaben aus der 
amerikanischen Kabelpraxis bringt, die von einem nicht 
der Industrie angehörenden Manne stammen und die daber 
als besonders objektiv zu werten sind (M. Farmer, 
J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 45, S.454.), Wn. 


ı J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 44, S. 141. Referate in ETZ 195, 8. Di 
und 1929, S. 235. 


16. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33 


1205 


Elektromaschinenbau. 


Das magnetische Gesamtfeld bei Drehstrommotoren im 
Kurzschluß und Betrieb. — E. Kübler gibt ein graphi- 
eches Verfahren an zur Vorausberechnung magnetischer 
Gesamtfelder von Drehstrommotoren auf der Grundlage 
der einfachen elektromagnetischen Grundgesetze, des 
Durchflutungsgesetzes, des Satzes von der Quellenfreiheit 
der magnetischen Induktion und des Induktionsgesetzes. 
Die Untersuchungen erstrecken sich auf den Fall des theo- 
retischen Kurzschlusses und auf die verschiedenen Be- 
triebszustände für Motoren mit Dreiphasenanker und für 
Motoren mit Käfiganker. Anhangweise wird ein Verfahren 


angegeben, wie man aus dem magnetischen Gesamtfeld die . 


Umfangskraft und damit das Drehmoment der Maschine 
ermitteln kann. Entgegen dem üblichen Brauch werden hier 
die magnetischen Gesamtfelder aus einer gewählten Strom- 
verteilung berechnet. Es ist nicht zu erwarten, daß das 
magnetische Feld der ersten Durchflutungswahl schon den 
gewünschten edingungen des Induktionsgesetzes ent- 
spricht; man wird daher die richtigen Verhältnisse durch 
Interpolieren finden müssen. Das Verfahren hat natür- 
lich nur praktischen Wert, wenn schon wenige, höchstens 
zwei oder drei Versuche zum Ziel führen, und dies ist in 
der Tat möglich. 


Es wird zuerst die Grundaufgabe behandelt: Berech- 


nung eines magnetischen Gesamtfeldes für eine gegebene 
Drehstromverteilung in Ständer und Läufer. Nach dem 


Durchflutungsgesetz werden zunächst die magnetischen 
Spannungen am Luftspalt und zwischen den Nutwänden 
bestimmt unter der Voraussetzung Up, =œ. Aus den 
magnetischen Spannungen und Leitwerten lassen sich die 
Induktionsflüsse in der Luft berechnen. Schließlich werden 


Abb. 5 Käfigankermotor. Flufbild bei Stillstand (R = 0). 


diese Induktionsflüsse in der Luft quellenfrei in das Eisen 
fortgesetzt, um das (esamtfeld der Induktion 3 zu erhal- 
ten. Aus dem Gesamtfeld entnimmt man dann die Spulen- 
flüsse der einzelnen Phasen durch einfaches Aufaddieren 
der Windungsflüsse. 

Bei der Vorausberechnung magnetischer Gesamtfelder 
von Drehstrommotoren muß man sich zuerst über die Vor- 
schriften klar werden, die auf Grund des Induktions- 
Zesetzes für die Spulenflüsse der einzelnen Phasen be- 
stehen. Es wird besonders hervorgehoben, daß bei Dauer- 
kurzschluß und bei Dauerbetrieb von Drehstrommotoren 
keine Vorschriften über die räumliche Verteilung des 
magnetischen Gesamtfeldes bestehen, sondern einzig und 
allein über den Höchstwert und den zeitlichen Verlauf der 
Spulenflüsse. Für theoretischen Dauerkurzschluß (R,=0, 
Re — 0 ist: 
 19%,=0 für jede kurzgeschlossene Läuferwicklung 
n jedem Augenblick. Bei Motoren mit Dreiphasenanker 
zilt diese Vorschrift für die ganzen Phasen und nicht für 
jede einzelne Windung. Bei Motoren mit Käfiganker da- 
Segen ist sie für jeden einzelnen Umlauf im Läuferkupfer 
zu erfüllen. gip , 

.1 

2. Ys mar = Taf Maxwell. 
ai Ge Betrieb, wenn der Motor ein Drehmoment abgeben 

„i 

1. Yk>0, Yg um 4 Periode gegen den Läuferstrom 
verfrüht; 

U.108 


2. Tong = Faf Maxwell. 


Auf Grund dieser Vorschriften werden Kurzschlußfel- 
der für Motoren mit Dreiphasenanker folgen- 


dermaßen berechnet: Der Läufer stehe so, daß die Nutgrup- 
pen der Ständer- und Läuferphasen einander decken. Man 
wählt eine augenblickliche Drehstromverteilung mit belie- 


Abbé Schleifringankermotor. Flußbild bei theoretischem Kurzschluß 
(ð; = 0). 


bigem Betrag für reine Kompensation der Durchflutungen 
s=--8,- Dann wird der Läufer verdreht in die Stellung, 


für die man das Kurzechlußfeld zu berechnen wünscht, und 
gleichzeitig wird die zeitliche Phase der Läuferströme mut. 
gedreht, so daß die Augenblickswerte der Läuferströme 
sich neu einstellen. Mit dieser Durchflutungsverteilung be- 
rechnet man das Gesamtfeld im Läufer und entnimmt dar- 
aus die Spulenflüsse Wẹ. Dann wiederholt man dieselbe 
Berechnung für eine zweite Stromverteilung, die man aus 
der ersten erhält durch Hinzufügen einer mit den Ständer- 
strömen phasengleichen kleinen Zusatzdurchflutung im 
Ständer. Durch Interpolieren ergibt sich die richtige Zu- 
satzdurchflutung, bei welcher ¥p=0 wird. Mit dieser 
richtigen Zusatzdurchflutung endlich wird das magnetische 
Gesamtfeld im Ständer und Läufer berechnet. Das Ver- 
hältnis der Werte Y s max aus der Spannungsbedingung und 
aus der endgültigen Feldverteilung gibt die Zahl an, mit 
der man Ströme und Flüsse des berechneten Feldes erwei- 
tern muß, um das gewünschte Kurzschlußfeld zu erhalten. 
Die Kurzschlußströme für die verschiedenen Läuferstellun- 
gen sind keineswegs gleichgraß. 
Bei der Berechnung eines Kurzschlußfeldes für Mo- 
toren mit Käfiganker (Abb.5) geht man von einer 
beliebigen Drehstromverteilung im Ständer aus. Man be- 
stimmt das magnetische Feld im Luftspalt in einem ersten 


WEN 
2 Wi. 
Ji 
1 
WU 


us 


H 
HN 
zu 


Abb. 7. Käfigankermotor. Flußbild bei Betrieb. 


Versuch derart, daß der in einen Läuferzahnkopf eintre- 
tende Induktionsfluß an demselben Zahnkopf wieder aus- 
tritt. Aus den magnetischen Spannungen am Luftspalt er- 
geben sich die augenblicklichen Ströme in den Läufernuten. 
In einem zweiten Versuch werden die magnetischen Span- 
nungen am Luftspalt korrigiert, indem man die Induktions- 
flüsee durch die Läufernuten neu zu verketien versucht, 


| 


1206 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33 


15. August 1929 


entsprechend der Bedingung Yp = 0 für jeden Läuferstab. 
Die Werte Ws, „ax aus der Spannungsbedingung und aus 


Gesamtfeld dieses zweiten Versuches werden in bekannter 
Weise zur Berechnung der Kurzschlußströme verwendet. 
Ahb.6 zeigt die Flußverteilung für einen Schleifring- 
ankermotor. 


Magnetische Gesamtfelder bei Betrieb 
(Abb. 7) für Motoren beiderlei Art werden nach folgendem 
Verfahren ermittelt: Man geht von einer typischen Dreh- 
stromverteilung für theoretischen Kurzschluß aus und über- 
lagert im Ständer eine Maenetisierungsdurchflutung, die um 
4% Periode zeitlich und räumlich gegen die Ständerströme 
versetzt ist. Die aus dem entstehenden Gesamtfeld eni- 
nommenen Spulenflüsse Ys max und Y werden so er- 


Gi 
weitert, daß Ys nax = Hr 


induktivem Wege das Heylandsche Kreisdiagramm ge- 
funden. 


Anhangweise wird kurz ein Verfahren beschrieben für 
die Berechnung der Umfangskraft aus einem magne- 
tischen Gesamtfeld.e Man denkt sich die Ströme des Ge- 
samtfeldes durch Gleichstrom erzeugt und auf ihrem Be- 
trag konstant festgehalten. Aus der Zunahme oder Ab- 
nahme der magnetischen Energie im Luftspalt bei einer 
kleinen Verrückung des Läufers erhält man die Umfangs- 
a. aWldz. (E. Kübler, Arch. EI. Rd. 21, H.4, 
S. 407. 


Rmax 


sich einstellt. So wurde aıf 


Melßgeräte und Meßverfahren. 


Oszillographie. — Unter dieser Überschrift bringt J. 
W. Legg in einer Artikelreihe die Entwicklung des Os- 
zillographen der Westinghouse El. Co. Die Beschreibung 
beginnt mit einer geschichtlichen Entwicklung des Os- 
zillographen und hebt dann die vielseitige Anwendung der 
Oszillographie, auch weit außerhalb des rein elektrischen 
Gebietes, hervor. Es werden in der Reihenfolge ihrer ge- 
schichtlichen Entstehung kritisch betrachtet die Oszillo- 
graphtypen mit beweglichem Eisensystem, mit einem be- 
weglichen Leiter (Saitengalvanometer-Prinzip), mit be- 
weglicher Spule bzw. Schleife und ferner der Kathoden- 
Oszillograph, der elektrostatische und der Heizdraht-Os- 
zillograph. Anschließend wird die unterschiedliche Art 
der Aufzeichnung bzw. Sichtbarmachung mittels Licht- 
und Schattenmarke und die Art der üblichen Lichtquellen 
besprochen. 


N,S perman. Magnet 
Silberbandschleife 
Elfenbeinträger 
Anschlufklemmen 
versilberter Spiegel 
Spannrolle 

J Spannfeder der Schleife 


Abb. 8& Prinzipbild des Meß- 
schleifen-Galvanometers zum 
Oszillographen. 


a A a = BR 


Bei dem neuen Westinghouse-Öszillographen ist das 
Schleifenprinzip verwendet mit dem bekannten Aufbau 
(Abb. 8), jedoch ist dabei bemerkenswert, daß die Oszillo- 
graphen-Galvanometer außerordentlich kleine Abmessun- 
gen erhalten haben, und zur Kennzeichnung sei aus den 
späteren Abhandlungen vorausgenommen, daß der nach 
den Polen verjüngt zulaufende, außen kreisförmige per- 
manente Magnet einen Durchmesser von etwa 50 mm und 
eine Höhe von etwa 15 mm besitzt. Die kleinen Ab- 
messungen der Schleifengalvanometer treten besonders 
bei dem gedrungenen Aufbau der später beschriebenen 
Vielfachapparate, die bis zu neun Meßschleifen erhalten, 
in Erscheinung. Als Lichtquelle dient eine eng ge- 
wickelte Spiraldraht-Glühlampe, Durchmesser der Win- 
dungen 2,5 mm, Höhe der Windungen 4 mm, mit starkem 
Glühfaden, die für die Aufnahme besonders schnell ver- 
laufender Vorgänge mit Überspannung beansprucht wird. 
Die Überlastung erfolgt dabei zur Schonung der Lampe 
selbsttätig bei der Betätigung des übrigen Schaltwerkes 


und nur für den Augenblick der Aufnahme. Das op- 
tische System des ÖOszillographen ist das im allgemeinen 
übliche und besteht, in der Richtung des Lichtweges auf- 
geführt, aus Lichtquelle, Spalt, Meßsystemspiegel, Zy- 
linderlinse, rotierendem Spiegel oder photographischer 
Trommel. Zur Verkürzung des Aufbaus sind noch Pris- 
men eingeschaltet. 

Der Oszillograph der Westinghouse Co. führt den 
Namen „Osiso“, abgeleitet aus den Worten: Oscillation 
instantaneous, scope, optical efficiency. Bei der Kon- 
struktion galt als besondere Richtlinie, einen kleinen, 
leicht transportablen Apparat zu schaffen, welcher auch 
ausreichende Aufzeichnungen in der Hand eines unge- 
schulten Operateurs liefert, und nach Mitteilung des Ver- 
fassers unterscheidet sich der neue Apparat von den bis- 
her bekannten hinsichtlich Einfachheit in der Bedienung 
und in den Abmessungen etwa wie die Rollfilm-Kodak- 
kamera von einer alten potographischen Kamera mit 
nasser Photoplatte. Der „Osiso“ wird in gleichen äußeren 
Abmessungen 16 X 26 X 22 cm mit 4 verschiedenen Ein- 
richtungen versehen, u. zw. 1. mit einem Meßschleifen- 
Element, nur zur Betrachtung von Wechselstromkurven 
und ähnlichen elektrischen Vorgängen, 2. mit zwei Meß- 
schleifen-Elementen, sowohl für Betrachtung wie auch 
für photographische Aufzeichnung, 3. mit einem Meb- 
schleifen-Element zur Betrachtung von Schwingungsvor- 
gängen und zur Darstellung des gesprochenen Wortes 
zum Unterricht und beim Lesen für Taube, A mit 2 Meß- 
schleifen-Elementen zur selbsttätigen Aufnahme von 
Schwingungsvorgängen in Kraftmaschinen u. del. 


e dreipoliger Schalter für 6fache Um- 
schaltung der Mefßschleife 

f Klemmen zum wählbaren Anschluß der 
eingebauten Widerstände 


Abb. 9. Rechte Seitenansicht des „Osiso“. 


a rotierender Spiegel 
b Motor für a 
c Kontakteinrichtung 


Abb. 9 gibt die rechte Seitenansicht und Abb. 10 den 
inneren Aufbau des Apparates mit einem Meßschleifen- 
Element. Die linke Seite des Apparates trägt ähnlich der 
rechten einen Klemmensatz und daneben noch die Ein- 
satzplatte für die Glühlampe und deren Anschlußklemmen 
sowie eine Horizontal-Spalteinstellung zum Abblenden des 
Lichtzeigers. Die linksseitige Klemmenanordnung dient 
zur Schaltung der eingebauten Widerstände für Spannun- 
gen von 0,25..250 V. .Die rechtsseitige Klemmenanord- 
nung führt zu einem Satz kleinerer Widerstände als Vor- 
und Nebenschlüsse für die Aufnahme von Stromkurven. 
Das Schleifengalvanometer ist in der Abb. 10 links unten 
angeordnet und in Abb. 11 in % natürlicher Größe gezeigt. 
Die Meßschleife hat einen Widerstand von 1Q und veiut 
bei 0,12 A einen Ausschlag von 25 mm am Ende des Licht- 
zeigers. Derin den Abb. 8u. 9 rechts unten sichtbare Dreh- 
schalter ist dreipolig für 6 Stellungen eingerichtet und 
dient zum Einschalten der Meßschleife in 6 verschiedene 
Stromkreise unter Benutzung der in den Apparat einge- 
Se und mit den Kliemmsätzen schaltbaren Wider- 
stände. 

Zur gleichzeitigen Beobachtung von zwei verschiede- 


nen Wechselströmen mit einem Schleifengalvanometer 


dient der in Abb. 8 an der Welle des rotierenden Spiegels 
sitzende Bürstenschalter, der in Übereinstimmung mit dem 
rotierenden Spiegel die Meßschleife abwechselnd ein- 
schaltet. Bei 60 Hz erscheint das Lichtbild noch ruhig, bei 
25 Hz wird es flackernd. 

Als Lichtquellen für den „Osiso“ dienen Spezial-Spi- 
rallampen für % und 2A und 4 V. Diese % A-Lampe 
genügt, um bei Überlastung noch Oszillogramme aufzu- 


15. August 1929 


zeichnen bei einer Filmgeschwindigkeit von 250 mm in 
0,05 ....0,1 s und bei Normalspannung für direkte Betrach- 
tung im verdunkelten Raum. Die 2 A-Lampe also 8 W- 
Lampe liefert hellere und schärferen Linien als die üb- 
lichen Bogenlampen mit 15 A und 110 V. Die photogra- 
phische Aufnahme erfolgt auf Filmstreifen von 8 cm 
Breite und entweder in einem rotierenden Filmhalter mit 
einer Filmlänge von 3 X 37 cm oder in einem Langfilm- 
halter mit einer ablaufenden Filmlänge von 1,5 oder 2,5 m. 
Beide Filmhalter sind für Tageslichtladung ähnlich der 
Ladung einer Rollfilmkamera eingerichtet und werden an 
das Gehäuse des „Osiso“ angesetzt. Im Langfilmhalter 
erfolgt die Aufzeichnung über die ganze Länge ohne 
Unterbrechung, während im rotierenden Filmhalter die 
Aufnahmelänge 37 cm beträgt, die jedoch dreimal umge- 
spannt werden kann, etwa wie beim Wechsel in der ge- 
wöhnlichen Rollfilmkassette. Der rotierende Filmhalter 
betätigt gleichzeitig noch selbsttätig die Einschaltung der 
Lampe mit Überspannung für den Augenblick der Auf- 
nahme. Im Langfilmhalter ist die Filmgeschwindigkeit 
durch Zahnradübertragung herabgesetzt. 


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a Schleifengalrano- d Zylinderlinse eingebaute Wider- 
meter e dreipol Umschalter stände 

db Lampengehäuse mit 6 Stellungen h verstellbarer 

(e, es Lichtspalte J Klemmen für e Horizontalschlitz 


Abb. 10. Schnittzeichnung des „Osiso“. 


a Magnet (Gewicht 85 g) 

ò Meßschleife (Silberband 
0,18 x 0.018 mm) 

e Spiegel (1,7 x 04x 0,1mm) 


d Spannfeder 

e Aufsatz als Träger für d und zum 
Einfüllen von Öl zur Schleifen- 
dämpfung 

f Anschlußklemmen 


Abb. 11. „Osiso*-Galvanometer mit horizontaler Schleife Gi, nat. Gr.). 


Der „Osiso“ mit 2 Meßschleifen besitzt die gleiche 
Abmessung wie der Apparat nach Abb. 8 mit einer Meß- 
schleife. Die beiden Meßschleifen-Systeme sind im Ap- 
parat nebeneinander angeordnet und die Spiegel der bei- 
den Systeme werden von derselben Lampe über je ein 
Prisma bestrahlt. Der weitere Aufbau entspricht dem 
Apparat mit einer Meßschleife. — Eingehend wird noch 
auf den einfachen Aufbau der Apparatur und des Schalt- 
zubehörs bei Verwendung des „Osiso“ für die Aufnahme 
der menschlichen Sprache, ferner bei der Erforschung des 
Erdinnern bei Explosionen, die Ermittlung von Erschütte- 
rungen oder sonstiger mechanischer Vorgänge bei Ma- 
schinen, Automobilen, Dampfturbinen u. dgl. hingewiesen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 1207 


Eine besondere Abhandlung beschäftigt sich mit dem 
Gebrauch des Oszillographen für die Sichtbarmachung und 
Aufzeichnung der Musik und der menschlichen Sprache 
zum Zwecke des Studiums wie auch der Ablesung durch 
Taube. Es werden die verschiedenen Einflüsse, die bei 
der bildlichen Darstellung der Sprache diese beeinflussen 
und in der Sprache selbst sowie in den Aufnahmeappa- 
raten liegen, behandelt. Die für die Untersuchung er- 
forderlichen Schaltungen werden angegeben und sehr 
schöne Oszillogramme über die einzelnen Sprachelemente 
sowie über vollständige Worte sind beigefügt. Über die 
Verwendung des „Osisophonoskop‘“ (Sprachschreiber) bei 
der Lehrtätigkeit für taube Kinder und Erwachsene und 
über den erfolgreichen Gebrauch des Apparates im „Zen- 
tralinstitut für Taube“ in Amerika wird berichtet. 

Der Konstrukteur des „Osiso“ hat sich, wie bereits 
einleitend betont, bemüht, den Apparat nicht nur beson- 
ders handlich zu gestalten, sondern auch die Bedienung 
durch geeignetes Schaltzubehör so zu vereinfachen, daß 
auch bei wenig geschulter Bedienung mit dem Apparat 
gute Aufnahmen und Vorführungen möglich sind, auch 
dann, wenn in rascher Folge verschiedenartige Vorgänge 
gezeigt werden sollen. Als Beispiel wird die Aufnahme 
von 6 verschiedenen Vorgängen mit besonders charakte- 
ristischen Erscheinungen in unmittelbarer Zeitfolge be- 
schrieben, wobei lediglich die Umschaltung des „Osiso“ 
durch Betätigung des bereits erwähnten dreipoligen 
Sechsfachumschalters mit 6 Stellungen erfolgt. Schal- 
tung und Kurvenverlauf sind abgebildet und erläutert 
für: Anlauf eines Indaktions-Motors, Laden einer Batterie 
mit Wechselstrom und Gleichrichter, Strom und Spannung 
bei verschiedener Motorbelastung, Kondensatorladung 
über eine Reaktanz, Musik und Sprache, Kondensator- 
strom im Wechselstromkreis. (J. W. Legg, The Elec- 
trie Journ. Bd. 24, S. 267, 293, 341, 397, 455.) Scho. 


Kathodenstrahl-Oszillograph mit Lenardfenster. — 
M. Knoll hat Versuche unternommen, die Kathoden- 
strahlröhre zur Aufzeichnung von Oszillogrammen auf 
außerhalb der Röhre befindlichen Platten nutzbar zu 
machen? Bei den Versuchen wurde eine Röhre ohne Vor- 
ablenkung benutzt, in die ein Lenardfenster von 10 cm 
Dmr. eingesetzt war, bestehend aus Aluminiumfolie von 
0,011 mm Stärke mit einem Stützgitter aue 1,5 mm starkem 
Stahlblech. In dieses Stahlblech wurden eng aneinander 
Löcher von 1 mm Dmr. gebohrt, so daß die Lochflächen 
etwa 30 % der Schreibfläche bildeten. Das Gitter wird auf 
der Innenseite mit Leuchtmasse belegt, so daß die Schwin- 
gung während der Aufnahme beobachtet werden kann. 
Eine Steigerung der Empfindlichkeit bei noch dünneren 
Folien könnte nach einem Vorschlag von A. Matthias 
dadurch erreicht werden, daß man Platten bzw. Filme in 
ein vor dem Fenster gelegenes Vorvakuum einbringt. Daß 
die Streuung der Elektronen in der Folie bzw. die ent- 
stehende Röntgenstrahlung keinen nennenswerten Ein- 
fluß auf die Schärfe der Bilder ausübt, konnte durch Auf- 
nahmen im Vakuum, bei denen über der Platte eine gleich- 
starke Aluminiumfolie lag, nachgewiesen werden. Das 
Verfahren erscheint u. U. geeignet, die Herstellung von 
der Pumpe abgeschmolzener Osezillographenröhren vorzu- 
nehmen? Die Brauchbarkeit der Methode an sich wurde 
bisher bis zu Schreibgeschwindigkeiten von 1,4 km/s be- 
stätigt; bis zu 4 km/s war gute subjektive Beobachtung 
mittels eines von außen angelegten Fluoreszenzschirmes 
möglich. (M. Knoll, Z. Techn. Phys, Bd. 10, S. 28.) 


nki 
Beleuchtung. 
Die Ultraviolettstrahlung in mit ultraviolettdurch- 
lässigen Scheiben verglasten Räumen. — Die steigende 


Verwendung der Ultraviolett- (U.V.-) Strahlung in der 
Strahlentherapie und die günstigen Erfolge, welche auf 
allen solchen Gebieten mit dieser Strahlung erzielt worden 
sind, bei denen es sich um die Förderung biologischer Pro- 
zesse handelt, haben auch auf glastechnischem und be- 
leuchtungstechnischem Gebiete in den letzten Jahren zu 
einer großen Anzahl wichtiger Untersuchungen Anlaß ge- 
geben. Wenn auch an dem großen Nutzen einer U.V.-Be- 
strahlung und damit der Wichtigkeit guter U.V.-durch- 
lässiger Abschlußstoffe, z. B. Fensterscheiben, überall 
dort nicht gezweifelt werden kann, wo es eich um eine 
direkte Sonnenbestrahlung handelt, also beispielsweise bei 
der Sonne ausgesetzten Liegehallen von Krankenhäusern, 
bei der Tierzüchtung, bei Gewächshäusern usw., so wird 
die Verwendung durch eine nicht ganz einwandfreie Re- 


ı Vgl. a. ETZ 1929, 8. 860. 
"ne von der Pumpe abgeschmolzene l,enardröhre wir a. S. 1211 
dieses Heftes beschrieben. 


klame oft auch da propagiert, wo der Nutzen sehr zweifel- 
haft erscheinen muß, wodurch derartige Stoffe aber leicht 
in Mißkredit gebracht werden können. 


In Räumen, in denen wegen der Blendungsgefahr die 
sich darin aufhaltenden Personen eich nicht der direkten 
Sonnenstrahlung aussetzen können, z. B. Büros, Schul- 
zimmern usw., und welche daher sehr oft nach Norden ge- 
legen sind, kom:nt selbst bei U.V.-durchlässigen Fenster- 
echeiben nur eine sehr geringe U.V.-Intensität in Frage. 
Eine Überschlagsrechnung ist von J. H. Clark angestellt 
worden. Nach seinen Messungen beträgt die Beleuchtungs- 
stärke durch den Nordhimmel in der Mitte eines Schul- 
zimmers nur etwa jw derjenigen im Freien. Wird die 
Durchlässigkeit des U.V.-durchlässigen Fensterglases in 
dem therapeutisch wichtigen Gebiet zwischen 290 und 
320 ma zu 30 % angenommen, so ergibt sich in der Raum- 
mitte nur jaa der U.V.-Himmelstrahlung, und da diese 
nur etwa !/s derjenigen der Sonnenstrahlung beträgt, so 
verhält sich die U.V.-Strahlung der Zimmerstrahlung zu 
derjenigen der Sonnenstrahlung nur wie 1:600. Ein 
Aufenthalt von nur einer einzigen Minute in der Sonne im 
Freien würde demnach einem 10-stündigen Aufenthalt in 
dem mit U.V.-durchlässigen Fensterglas versehenen 
Raum entsprechen, wobei noch die nicht zutreffende Vor- 
aussetzung einer gleichbleibenden Sonnenstrahlung wäh- 
rend dieser 10 Stunden gemacht ist, eo daß nach Meinung 
des Verfassers ein nur kurzer Aufenthalt in der Mittag- 
sonne einen viel größeren Nutzen bringt als die Verwen- 
dung solcher Fenstergläser. Wenn dieser Schluß auch be- 
rechtigt erscheinen mag, so können wir indessen heute 
noch nicht sagen, ob nicht etwa eine’schwache, aber lange 
andauernde U.V.-Bestrahlung doch von Nutzen sein kann, 
und ob nicht durch die schwache U.V.-Bestrahlung der 
Zimmerluft uns heute noch unbekannte Vorgänge ausge- 
löst werden, welche für die Lebensvorgänge von Wichtig- 
keit sein können. (J. H. Clark, Science Pd. 68, e ee 

chb. 


Tennisplatz - Beleuchtung. — Die Beleuchtung von 
Tennisplätzen während einiger Abendstunden würde die 
Ausnutzung der Spielflächen steigern und auch manchem 
Berufstätigen überhaupt erst die Möglichkeit zur Aus- 
übung dieses Sports gewähren. Freilich muß eine solche 
Anlage nicht nur in spieltechnischer sondern auch in wirt- 
schaftlicher Hinsicht befriedigend sein; diesen beiden Er- 
fordernissen genügt offenbar die von Ing. Lingenfel- 
ser vom ÖOsram-Lichthaus entworfene Anlage auf dem: 
Platz der Sportlichen Vereinigung „Osram“, Berlin, die 
am 11. VII. der Presse im Betrieb gezeigt wurde. Über dem 
Spielfeld sind in 8 m Höhe neun Tiefstrahler so verteilt, 
daß drei über dem Netz, je zwei über der Grundlinie und 
je einer am Auslauf aufgehängt sind. Die an der Grund- 
linie angebrachten Leuchten hängen 1 m hinter derselben, 
um zu verhindern, daß der Spieler beim Aufschlag in die 
Lampen sehen kann. Der Gesamtstromverbrauch der An- 
lage beträgt 8 kW; für Berliner Verhältnisse betragen also 
die Stromkosten für die Spielstunde rd. 1,75 RM. nkl 


Bergbau und Hütte. 


Rollgänge mit einzeln angetriebenen Rollen. — Die 
Rollen der Rollgänge werden meist durch Kegelräder an- 
getrieben in der Weise, daß das Kegelrad jeder Rolle mit 
einem meistens gleichgroßen Rad auf einer neben dem 
Rollgang laufenden, alle Rollen antreibenden Welle im 
Eingriff steht. Die dadurch auftretenden axialen Drücke 
wirken ungünstig auf die Lagerung ein: ferner ist der 
Verschleiß in Kegelradgetrieben hocl, und bei auftreten- 
den Stößen durch das Walzgut ergeben sich hohe Bean- 


Elektrorolle im Schnitt. 


Abb. 12. 


spruchungen der Zähne und Lagerstellen. Ein weiterer 
Nachteil ist die meist mangelhafte Schmierung. Aus 
diesem Grunde hat die Demag, Duisburg, einen elek- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


15. August 1929 


trischen Einzelantrieb ausgeführt, bei welchem eich die 
Rolle um eine feststehende Achse b (Abb. 12) dreht. Auf 
dem einen Ende der Achse sitzt das Lagerstück c, das 


N‘ 
III 
ontage der Elektro- 
rolle, 


nn ne rn — . nen ` naaa 


Abb. 14. Demontage des Motors. 


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% 


Abb. 16. Rollgangskurre. 


mit einer Bohrung für den halsartizen Teil e des Motors/ 
versehen ist, um den letzteren nach dem Einschieben 
durch zwei Klappschrauben 9 befestigen zu können. 
Der Antrieb der Rolle erfolgt durch ein Zahnradvorge- 
lege mit Eisenverzahnung, 
das in der mit Fett gefüll- 
ten Ringkammer h läuft. 
Das etwa durch die La- 
byrinthdichtungen austre- 
tende Fett wird aus einer 
zweiten Kammer i ersetzt, 
die durch enge Kanäle und 
einen Ringspalt mit der 
äußeren Kammer h und der 
inneren Kammer k für die 
Schmierung des Rollen- 
lagers in Verbindung steht: 
der Schmierstopfen l dient 
zur Nachfüllung von Fett. 


Das Lager auf der anderen 
Rollenseite besitzt die 
Ringkammer m, die durch den Stopfen n nachgefüllt wird. 
Abb. 13 zeigt eine Wippe mit Elektrorollen zum Vorgerüst 


eines Drahtwalzwerka. 


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16. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 33 


1209 


Im Gegensatz zur alten Rollgangsbauart bietet der elek- 
trische Einzelantrieb den Vorteil größerer Einfachheit, 
Betriebsicherheit und Sauberkeit. Etwaige Stöße werden 
ohne Gefahr von Brüchen aufgefangen, da die Masse der 
beweglichen Teile des Antriebes gering ist und der Mo- 
torläufer ohne Gefahr für den Betrieb vor- oder nachzu- 
eilen vermag. Als Motor wird im allgemeinen ein ein- 
facher Kurzschlußläufer mit üblicher Drehzahl verwen- 
det: durch eeine seitliche Anordnung ist er gegen die 
Wärme des Walzgutes geschützt. Die Leistung des Mo- 


Abb. 17. Übereinander verlegte Rollgänge. 


tors für den in Abb. 12 dargestellten Antrieb beträgt 1,5 PS. 
Wie Abb. 14 und 15 erkennen lassen, ist die Auswechselung 
des Motors bzw. der Rolle leicht vorzunehmen. Abb. 16 
zeigt einen an einen Ofen angeschlossenen Roilgang, 
dessen Rollen zwar der hohen Temperatur der aus dem 
Ofen kommenden glühenden Blöcke ausgesetzt sind, der 
Motor durch seine seitliche Anordnung aber dagegen ge- 
schützt ist. Auch erkennt man, daß Verlegung der Rollen 
in Kurven und, wie aus Abb. 17 ersichtlich, ein Ansteigen 
möglich ist, so daß die Rollgänge sogar übereinander 
montiert werden können. (Demag-Nachr. Bd. 3, S. 44) Ka. 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Dieselmaschinen für Bahnbetrieb. — lu Vergleich 
mit der Dampfmaschine sind die hauptsächlichen Mängel 
des Dieselmotors: er bedarf zum Anlauf einer fremden 
Kraft, seine Zugkraft ist abhängig von der Drehzahl, nur 
bei voller Drehzahl entwickelt er die volle Kraft; es fehlt 
die natürliche Anpassung an das Anfahren mit wechseln- 
der Nutzlast, Beschleunigung und Steigungen. 


Bei einem Vergleich der verschiedenen Kraftüber- 
tragungsysteme vom Dieselmotor auf die Laufräder 
steht das dieselelektrische System an erster 
Stelle. Der Dieselmotor treibt stets mit voller Drehzahl 
einen Generator, der seinerseits nach Bedarf geregelt wird 
und den Strom für elektrische Triebmotoren liefert. Man 
hat, um an Gewicht und Kosten zu sparen, an Stelle des 
elektrischen Generators eine Ölpumpe und an Stelle der 
elektrischen Triebmotoren Ölmotoren gesetzt. Die in 
Österreich und Deutschland vorliegenden Ausführungen 
lassen es fraglich erscheinen, ob Leistungen von mehr als 
300 PS mit diesem System zu bewältigen sind. Ein Ver- 
such für Südamerika mit 600 PS ist im Gange. Vom 
Dieselmotor erzeugte Druckluft, welche normalen Loko- 
motiv-Zylindern zugeführt wird, ergibt zu große Um- 
setzungsverluste. Günstiger wird die Sache, wenn man 
der erzeugten Druckluft vor ihrer Arbeitsleistung die in 
den Abgasen des Dieselmotors enthaltene Wärme zuführt. 

Die Kitson-Still-Maschine vereinigt Dampf- 
und Dieselbetrieb. Der in einem ölgefeuerten Kessel er- 
zeugte Dampf dient zum Anfahren und als Zusatzkraft. 
Das Kesselwasser durchströmt auch die Zylindermäntel 
des Dieselmotors. Bei voller Fahrt heizen die Abgase des 
Dieselmotors den Dampfkessel. Theoretisch ergibt diese 
Kombination eine gute Brennstoffausnutzung, der jedoch 
eine bedenklich verwickelte Einrichtung gegenübersteht. 
Mehr Interesse beansprucht das System mit Kupp- 
lungs- und Zahnradgetricbe. Die unmittelbare 
Nachahmung der verschiedenen „Gänge“ beim Automobil 
ist jedoch wegen der ungleich größeren Massenkräfte nicht 
möglich. Grundsatz ist der konstante Eingriff aller zusam- 
mengehörigen Räderpaare. Verschiebbare Klauen oder Rei- 
bungskupplungen sorgen für das Übergehen von Gang zu 
(sang. Reibungskupplungen sind vorzusehen, weil sie 


die schädlichen Stoß- und Mahlwirkungen besser unter- 
drücken. Die Russische Staatsbahn und die Boston- und 
Maine-Bahn haben solche Lokomotiven in Auftrag ge- 
geben. Hierbei hat man die Kegelräder unmittelbar an 
die Kurbelwelle des Dieselmotors gelegt, um sie mit 
hoher Drehzahl und geringer Umfangskraft laufen lassen 
zu können. Die Wellen des Stufengetriebes liegen parallel 
zu den Laufachsen des Fahrzeugs. Die Friktions- 
scheiben der einzelnen Stufen sind auf kurzen Wellen- 
stümpfen montiert und daher leicht auswechselbar. Die 
an den Friktionsscheiben auftretende Reibungswärme: ist 
gleich dem Unterschied der lebendigen Kraft von einem 
stationären Zustand zum anderen. Die Wärme ist zu 
groß, als daß jede einzelne Friktionskupplung groß genug 
bemessen werden könnte, um sie gefahrlos aufzunehmen. 
Man hat daher außerdem eine Hauptkupplung eingeführt, 
welche diese Aufgabe zu erfüllen hat und entsprechend 
bemessen ist. Trotz allem verlangt das Manövrieren mit 
der Getriebelokomotive eine große Geschicklichkeit. 


Die Diesellokomotive liegt im Anschaffungspreis hoch, 
im Brennstoffverbrauch niedrig. Sie macht sich nur dort 
bezahlt, wo sie möglichst im Dauerbetrieb arbeiten kann. 
Eine Reihe von Anwendungsgebieten wird ihr zufallen, 
welche zwischen dem Dampfbetrieb und dem elektrischen 
Betrieb liegen. Als Nachteil wird es immer empfunden 
werden, daß die Zugkraftlinie, abhängig von der Ge- 
schwindigkeit, eine absatzweise gestufte und nicht eine 
kontinuierliche ist, wie bei der Dampfmaschine und beim 
Elektromotor. 


Anfang 1928 war in den V. S. Amerika als größter Diezel- 
Bahnmotor ein solcher von 3000 PS in Erprobung. — Ge- 
gcenüber ciner Dampflokomotive, welche 60...70 kg/PS 
wiegt, ist man bei Diesellokomotiven bisher nicht unter 
80 ke/Ps heruntergekommen und hält sogar 90 kg/PS für 
zulässig. — Der Preis von 1% ... 200 $/PS bei der Diesel- 
lokomotive gegen 75 $/PS bei Dampflokomotiven erscheint 
sehr hoch. — Auf der Boston- und Maine-Bahn glaubt man 
im Betriebe mit 40 Pf/km auszukommen, bei 90... 92 % 
Getriebewirkungsgrad bis zu den Treibrädern. 

Das Motorgewicht allein hat man im Laufe der Zeit 
von 25 auf etwa 10 kg/PS ermäßigt. Weiteres Herab- 
drücken erscheint unwirtschaftlich. Dagegen sollte man 
das Gewicht des Fahrzeugs verringern, indem der Loko- 
motivrahmen mit Hauptteilen des Motors konstruktiv zu 
einer Einheit gemacht wird. In diesem Bestreben wett- 
eifern deutsche und amerikanische Fabriken. (D. L. Ba- 
con, Railway Age Bd. 84, S. 635.) Sdm. 


Apparate. 


Die neue Form der selbsttätigen Netzschutzrelais. — 
Es handelt sich um Einrichtungen zum Betriebe von Trans- 
formatoren, die vermaschte Niederspannungstadtnetze 


8 Hilfskontakt 

9 Auslösespule 

10 Stromwandler 

11 Leistungstransformator 


4 Phasenrelais 
5 Endkontakte 
6 Sicherungen 
7 Prüfschalter 


1 Netzkupplungs- 
reiais 

2 Auslösen 

3 Schließen 


Abb. 18. Netzkupplungschalter mit Motorantrieb für Vicrleiter- 
Drehstromsystem in Sternschaltung. 


speisen. Der Betrieb von Transformatoren, die primär 
und sekundär über das Netz parallel geschaltet sind, hat 
viele Vorteile, bringt jedoch, wenn ein Fehler im Netz ver- 
liegt, mancherlei Komplikationen. Fin guter Betrieb eines 


1210 


so geschalteten Netzes verlangt die Entwicklung einer 
Automatik für den Schutz wie auch für die Schalter solcher 
Transformatoren. Was man von solchen Apparaten ver- 
langt, ist etwa folgendes: Sie sollen die Transformatoren 
vom Netz abtrennen, wenn eine Rückleistung eintritt, auch 
dann, wenn diese nur die Größe der Magnetisierungs- 
leistung des Transformators hat. Die Schalter dürfen 
nicht öffnen, wenn die Energierichtung die richtige ist: 
wenn die Schalter geöffnet haben, sollen sie sich auch 
selbsttätig wieder schließen, wenn die Phasenlage und die 
Spannung derart sind, daß die Energie wieder in das Netz 
hineinfließen würde. 


Während die Apparate ursprünglich für Vierleiter- 
Drehstromnetze für 60 Hz mit geerdetem Nullpunkt im 
Primärnetz und sterngeschaltetem Sekundärnetz gebaut 
waren, können sie bei nur geringer Umänderung für drei- 
eekgeschaltete Sekundärnetze verwendet werden, wobei 
der Mittelpunkt einer Phase geerdet ist. Ebenso können 
sie für ungeerdete, in Stern geschaltete Netze, wie auch 
für 50 Hz-Netze verwendet werden. Abb. 18 zeigt eine der 
spezifischen Schaltungen. Der ganze Apparat ist auf einer 
Hartgummiasbesttafel montiert, die Relais und Kontroll- 
apparate auf einer drehbaren Platte vor dem Schalter. Der 
Schalter selbst hat eine besondere Konstruktion, um ihn 
der durch die Einkapselung bedingten höheren Tempe- 
ratur anzupassen. Die üblichen Kupferbürsten-Druck- 
kontakte wurden nicht verwendct, sondern Silberplatten- 
kontakte, die unter besonders hohem Druck stehen. Es 
wurden Schalter für 500, 800, 1200 A bei 220 V gebaut. 
Bei der Kurzschlußprüfung wurde bis 25 000 A, 220 V ge- 
gangen. Mit Normalstrom wurde 500mal im Abstand von 
1 min geschaltet. Das Gehäuse ist wasserdicht gebaut bis 
rd. 4,5 at. Die Schalterkontakte haben Abbrennkontakte 
aus Kupfer; Löschkammern oder Marnetzebläse sind ver- 
mieden, der Antriebsmechanismus hat Freiauslösung. Das 
Anwenden von Silberkontakten reduziert die Abmessungen 
und das Gewicht des Schalters, was an vielen Einhaustellen 
angenehm ist. Da Silberoxyde bessere Leiter sind als 
Kupferoxyde, brauchen die Schalter nicht so oft gereinigt 
zu werden, doch muß jede übermäßige Ansammlung von 
Schmutz vermieden werden. 


Der Schalter kann vom Netz und vom Transformator 
abgetrennt werden, ohne die Kabel abzunehmen. In den 
Apparat sind Zinksicherungen eingebaut, weil diese bei 
geringerer Temperatur schmelzen als Kupfersicherunsen 
und näher an der Nennstromstärke ansprechen. Außer- 
dem geben sie beim Ausblasen weniger Ursache zu Stö- 
rungen. Die Schalter selbst können Motor- oder Magnet- 
antrieb haben. Die Auslösung kann eine Neberschluß- 
oder Unterspannungsauslösung sein. Die Unterspannungs- 
auslösung ist da vorzuziehen, wo kurze Spannungsenken 
im Netz unter 15 % der Normalspannung nicht vorkommen, 
da bei einer Nullspannungsauslösung die Einrichtung 
immer auslöst, wenn ein Rückstromkurzsehluß vorkommt, 
mögen die Spannungsverhältnisse sein wie sie wollen. Wo 
jedoch solche Spannungsenken bis 15 % Nennspannung 
oder gar bis Null herab vorkommen, ist die Stromaus- 
lösung vorzuziehen, weil die Schalter dann eingeschaltet 
bleiben. Die beste Anordnung ist die, bei der die beiden 
Auslösearten je zur Hälfte im Netz einzebaut werden, 
weil die Unterspannungsauslösung auf jeden Fall bei einem 
Fehler im Speisekabel ausschaltet. Ob Motorantrieb oder 
Magenetantrieb verwendet wird, ist Geschmacksache. Es 
ist zwar richtig, daß der Motorantrieb komplizierter ist, 
anderseits arbeitet er doch aber weicher und braucht nicht 
so viel Strom. Es folgt nun eine genaue Beschreibung 
des Antriebes. Die Relaisanordnunz besteht aus einem 
Snolieen Hauptrelais und einem zweiten Relais zum Be- 
stimmen der Phasenlage, Letzteres Relais verhindert 
auch gleichzeitig das Pumpen des Sehalters. Avußerdem’ist 
eine Prüfeinriehtunz vorgesehen, die sehr einfach zu be- 
dienen ist: ihre nähere Beschreibung erübriet sich. Ferner 
befindet sich im Apparat noch eine Zählvorrichtung, die 
die Zahl der Auslösungen festlegt. 


Die ganze Einrichtung, umfassend Relais, Schalter, 
Sicherungen und Prüfeinrichtung, ist kompendiös und 
schwer gebaut, der Deckel kann. nach beiden Seiten ge- 
öffnet werden und trägt zwei Schaugläser. Er kann noch 
durch ein Mauerloch von rd. 90 em Dmr., in unterirdische 
Stationen eingebracht werden. Die Herstellung solcher 
Schalter befriedigt sicher viele Bedürfnisse des Betriebes 
vermaschter Verteilunesnetze und dürfte sich auch bald 
in Deutschland einführen. Nach anderen Aufsätzen über 
solche Schalter scheinen sie in Amerika schon in größerer 
Stückzahl in befriedixendem Betriebe zu sein. Über die 
Bauweise und Theorie selbst soll in Kürze berichtet wer- 
den. (G, Grissinger, The Electrice Journ. Bd. 24, 
S. 583.) M. Schl. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33 


15. August 1929 


Fernmeldetechnik. 


Das neue Fernamt Berlin!. — Die Unzulänglichkeit der 
Räume und der technischen Einrichtung für den Fern- 
betrieb im alten Fernamt in der Französischen Straße in 
Berlin stellte die Deutsche Reichspost schon bald nach dem 
Kriege vor die Aufgabe, ein neues Fernamt einzurichten. 
Dabei war Wert darauf zu legen, daß die Einrichtung den 
Verkehrszuwachs für etwa 20 Jahre aufnehmen konnte. 
Da zur Zeit der Planung der neuen Fernamtseinrichtunz 
etwa 600 Fernleitungen im Fernamt amtendigend betrie- 
ben wurden, kam in Frage, Räume mit einer Aufnahme- 
fähigkeit für etwa 3000 ... 4000 Leitungen bereitzustellen. 
Die Ermittlungen wegen geeigneter Unterbringung des ver- 
größerten Fernamts führten zu dem Erwerb des Grund- 
stücks Winterfeldtstraße 28/30, auf dem unter sorgfältiger 
und vorausschauender Berücksichtigung aller Bedürfnisse 
des Fernbetriebs ein neues. eigenes Fernamtszebäude er- 
richtet wurde. Das Gebäude ist nach den Entwürfen von 
Baurat Dr. Kuhlow und unter seiner Leitung herge- 
stell. Die technischen Einrichtungen des neuen Fernamts 
stammen von der Firma Zwietusch & Co. und der Firma 
Siemens & Halske A.G. Der Betrieb in den neuen Räumen 
ist am 18. V. 1929 aufgenommen worden. 


In dem Gebäude sind 12 große Betriebsäle vor- 
geschen, von denen einer für das Meldeamt, drei für den 
Fernverkehr, einer fir den Schnellverkehr und einer für 
die Betriebsüberwachung in Benutzung genommen sind. 
Sechs Säle, die später zur Fernamtserweiterung dienen 
sollen, sind zur Zeit dem Postscheckamt zur Verfügung 
gestellt. Die Säle gehen durch zwei Stockwerke hindurch. 
In der Höhe der zwischenliezenden Geschosse sind Empa- 
ren angebracht, die in sehr zweckmäßiger Weise zur Auf- 
nahme solcher technischen Einrichtungen und Dienststel- 
len dienen, die nicht am eigentlichen Ferndienst teilneh- 
men aber in unmittelbarer Verbindung mit ihm stehen, wie 
Rohrposten, Verteilerstellen, Auskunftstellen, Klinken- 
umschalter, Meßeinrichtunzen usw. In jedem der drei vor- 
erst in Betrieb genommenen Fernsäle sind 190 Tages- und 
38 Sammelplätze beschaltbar. Die Arbeitsplätze sind ein- 
fache Tische, die, soweit es Tazesplätze sind, keine Klin- 
ken und Stöpsel sondern nur Tasten haben. Jede Fern- 
leitunz führt über die Kontakte von sechs Tasten, über 
Anrufzeichen zu einem Schalter zum Anschalten der 
Sprechgzarnitur. Die Fernvermittlungsleitungzen und die 
ernvermittlunsesplätze bei den Ortsämtern werden von dem 
Arbeitsplatz über Wähler erreicht und ebenfalls iiber 
Tasten angeschaltet. u. zw. hat jeder Arbeitsplatz sechs 
Ausgangsmöglichkeiten. Durch ruck der entsprechen- 
den Taste wird die Verbindung zwischen Fernvermittlungs- 
leitung und Fernleitunz hergestellt. 


Die Leitungen, in denen die Teilnehmer die Fernze- 
spräche anmelden. führen von den Ortsämtern über Vor- 
wähler und Mischwähler zu den Meldeplätzen des Fern- 
amts, so daß beim Stöpseln der Leitung im Ortsamt der 
Teilnehmer einen freien Meldeplatz erreicht. Die Melde- 
plätze sind an Tischen untergebracht, die nur eine Anruf- 
lampe, einen Abfrareschalter und eine Freimeldetaste ent- 
halten. Anrufe, die über die Wähler keinen freien Ar- 
beitsplatz erreichen können. laufen auf ein Wartefeld auf, 
das durch Aufleuchten der Lampen anzeigt, daß mehr An- 
rufe eingehen als Arbeitsplätze frei sind. Beim Freiwer- 
den eines Arbeitsplatzes werden die im Wartefeld stehe:- 
den Anrufe selbsttätig auf den Arbeitsplatz geschaltet. Um 
erkennen zu können, ob noch Wählerausgänge frei sind, 
ist an die ersten (Hruppenwähler des Meldeamts ein Strom- 
zeizer angeschlossen, der anzeigt, wieviel Wähler besetzt 
sind. Ein zweiter Stromzeiger zeigt an, wieviel Arbeits- 
plätze eingeschaltet sind. Aus dem Unterschied der An- 
zeigen beider Instrumente kann ersehen werden, ob es er- 
forderlich ist, mehr Plätze im Meldeamt in Betrieb zu neh- 
men. Die an den Meldeplätzen aufgenommenen Ge- 
sprächsanmeldeblätter werden durch eine Bandpost (rollen- 
des Band) zu einem Verteilerplatz auf der Empore des 
Meldesaals geführt. Hier werden die Zettel durch Beam- 
tinnen in Saueluft-Rohrpostrohren nach den betreffenden 
Fernsälen verschickt. 


Die über Berlin weiterzehenden Fernverbindungen 
werden mit Hilfe besonderer Durchgangschränke 
ausgeführt. Einzerichtet sind zur Zeit sechs Durchganzs- 
schränke mit 90 Schnurverstärkern und ein Durchganzgs- 
schrank für unverstärkten Verkehr. Der Durchganes- 
schrank für verstärkten Verkehr hat eine Einheitschnur 


ı Kin ausführlicher Bericht über das alte und neue Fernamt er- 
scheint demnächst in der ETZ (Wiedergabe des Vortrags von Helm- 
dach im Elektroteehnischen Verein). - 


15. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 1211 


erhalten, die es ermöglicht, Zweidraht- und Zweidrahtlei- 
tungen, Zweidraht- und Vierdrahtleitungen sowie Vier- 
draht- und Vierdrahtleitungen mit derselben Schnur zu ver- 
binden. Das Schnurpaar enthält Verlängerunssleitungen 
und Dämpfungsglieder, Schnurverstärker und Übertrager, 
die je nach der Verbindungsart selbsttätig ein- oder ausge- 
schaltet werden. Das Vielfachfeld der Durchgraneschränke 
faßt 1200 Fernleitungen, von denen zur Zeit 600 beschaltet 
sind, u. zw. hat jede Fernleitung zwei Klinken und ein 
Besetztzeichen. Das Besetztzeichen gibt an, ob die Lei- 
tung am Fernplatz durch ein Gespräch am Ort besetzt ist; 
durch Antippen der Klinke erhält die Durchgangsbeamtin 
ein akustisches Zeichen, ob die Leitung fernbesetzt ist oder 
eine Verbindung in Vorbereitung liezt. Die Platzbeamtin 
am Fernplatz erhält an einer Besetztlampe, die jeder Fern- 
leitung zugeordnet ist, durch Flackern der Lampe ein Zei- 
chen, daß die Fernleitung zu einem Durchgangsgzespräch 
benötigt wird. Das Flackerzeichen geht in ruhiges Leuchten 
über, wenn die Leitung für die Durchgangsverbindung durch- 
geschaltet ist. Die Durchzanrsplatzbeamtin wird vom Fern- 
platz aus iiber eine Fernvermittlungstaste angewählt und 
erfährt beim Abfragen von der Fernplatzbeamtin die Klin- 
kennummern der zu verbindenden Leitungen. Sie prüft die 
Klinken dieser Leitungen auf Besetzt- oder Freisein, gibt 
der Fernplatzbeamtin Bescheid und stellt danach die Ver- 
bindung her. Wenn die beiden Fernleituneen für die 
Durchszangsverbindung an den Abtrennrelais durchzeschal- 
tet werden, erhält die Durchrangsplatzbeamtin ein Flacker- 
zeichen, das sie zum Regeln des Verstärkers auffordert. 
Nach Einregeln des Verstärkers erlischt dieses Zeichen und 
leuchtet erst auf, wenn die Beamtin am Fernplatz durch 
Druck einer besonderen Flackertaste die Durchzangsbeam- 
tin auffordert, in die Verbindung einzutreten und nachzu- 
regeln. 

Das Verstärkeramt enthält 160 Vierdrahtver- 
stärker und 60 Zweidrahtverstärker für die iiber Berlın 
weitergeführten Kabelleitungen und für die Vierdrahtlei- 
tungen. An Meßeinrichtunzen sind vorgesehen: 
Vier Gleichstrommeßstellen, acht Wechselstrommeß- 
echränke. Die Wechselstrommeßschränke sind eingerich- 
tet zur Messung von Betriebsdämpfungen, zur Pegel- 
messung, Messung des Pfeifpunktes, Messung des Neben- 
sprechens und Geräuschmessungen. Die Messungen 
können an allen Schränken mit verschiedenen Fre- 
quenzen ausgeführt werden. An den Gleichstrommeß- 
stellen sind Universalmeßinstrumente für Widerstands- 
messunzen und Gleichzewichtsprüfunzen sowie Eichleitun- 
ven für Pämpfunzsprüfungzen vorgesehen. Die Fernver- 
mittlunzsleitunzen werden an einem besonderen Prüf- 
schrank mit Eichleitung auf Dämpfung gemessen. 


Der zum Betriebe der Wähler, Lampen, Verstärker 
usw. benötizte Gleichstrom wird verschiedenen Samm- 
lerbatterien entnommen. Es sind aufgestellt zwei 
12 V-Batterien mit je 8350 Ah Kapazität als lleizbatterien 
für die Verstärker. Zwei 24 V-Batterien mit 1410 Ah als 
ZB für Mikrophone und Lampensignale, zwei 60 V-Batte- 
rien mit 6256 Ah für den Betrieb der Wähler, zwei Batte- 
rien mit 230 V und 218 Ah als Anndenbatterie det Verstär- 
ker, außerdem noch zahlreiche kleine Sammler für Meß-, 
Prüf- und Telerraphierzwecke. Zum Laden dieser Samm- 
ler dienen sechs Drehstrom-Üileichstromumformer verschie- 
dener Leistung, ein Quecksilberdampf-Gleichrichter und 
ein Drehstromumformer für Anodenstrom. Der Vrehstrom 
wird geliefert aus einer Turbine des Kraftwerks: als Er- 
satz dient der Strom des Städtischen Netzes, der mit 6000 V 
in das Gebände eingeführt und über Transformatoren ab- 
venommen wird. 

Fiir das zahlreiche Personal, das in dem Gebäude 
tätiz ist, stehen Erholunesräume mit einfacher aber 
ansprechender Ausstattung, ein Turnsaal für gymnastische 
Übunzen, Dachzärten zum Ergehen oder Ruhen in frischer 
Luft und eine Brausebadanlare zur Verfügung. Er- 
frischunzsräume mit vorgelagerten Dachgarten und sehr 
gut auszestatteter Kücheneinriehtung, deren Kessel auch 
durch Abdampf vom Kraftwerk aus gespeist werden, er- 
möglichen dem Personal die Einnahme mitzebrachter oder 
im Amt herrestellter Mahlzeiten. Ferner ist in jedem 
Geschoß, in dem Betriebsäle untergebracht sind, ein Kran- 
kenzimmner eingerichtet, außerdem im sechsten Geschoß 
zwei besondere. röker eingerichtete Krankenzimmer mit 
Badeanlage und etwa zehn Betten. Der Krankenversor- 
zunesdienst wird durch zwei im Krankenpfleredienst aus- 
gebildete Krankenschwestern wahrgenommen. 


Im Fernamt münden acht Fernkabel mit insgesamt rd. 
2000 Srrechkreisen. Betrieben werden im Amt etwa 1100 
amtendizende Fernleitungen, durchgeführt sind 40 Fern- 
DBurchranzsleitungen und 44 an Private vermietete Fern- 
verbindungen. An Fernvermittlungsleitunzen sind vor- 


handen 3000, an Meldeleitunzen 500 und an Schnellver- 
kehrsleitungen 100. Ausgeführt werden im Monat 


ankommend . . . . 820000 Ferngespräche 
abzehend . . . . . 650.000 e 
im Durchgang . . . 9000 de 


Die Zahl der Schnellverkehrsgespräche beträst im Mo- 
nat rd. 500 000. Das Personal besteht aus rd. 1500 weib- 
lichen und 200 männlichen Kräften. (Helmdach, Europ. 
Fernspr. 1929, S. 143.) Bkm. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Schwingungen mit linearem Spannungsverlauf. — 
Schaltungen zur Erzeugung von Schwingungen mit 
linearem Spannungsverlauf beruhen fast stets auf 
der Aufladung eines Kondensators mit dem Sättigungs- 
strom einer Ventilröhre Die in Abb. 19 gezeigte 


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Abb. 19. Schaltung zur Erzeugung linearer Schwingungen. 


Schaltung arbeitet ebenfalls nach diesem Grundprinzip, 
besitzt aber das wesentliche Merkmal, daß sie eine 
freie Schwingung vom Charakter der Kippschwingun- 
gen darstellt. Die Verstärkerröhren S, und S, laden und 
entladen abwechselnd den Kondensator C. Die Umsteue- 
rung erfolgt durch den Ladestrom selbst, indem durch 
den Spannungsabfall an den Widerständen R, bzw. R, die 
Gitter der Röhren abwechselnd negativ gemacht werden 
An Hand eines ÖOszillogramms werden der Verlauf des 
Emissionsstromes der einen Röhre und die erzielte Drei- 
eckschwingung am Kondensator gezeigt. Die Frequenz 
der Schwingung ist durch Veränderung des Drehkonden- 
sators C frei einstellbar und gibt bis 100000 Hz noch 
einen gut linearen Schwinzungsverlauf. (G. Frühauf, 
Arch. El. Bd. 21, H.5, S. 471.) 


Einfache Lenardröhre. — Die Lenardröhre, die das 
Austreten von Kathodenstrahlen aus der evakuierten 
Röhre in den freien Luftraum gestattet, besitzt bekanntli:h 
zu diesem Zweck ein „Fenster“ aus dünner Metallfolie. Die 
Röhren sind kostspielig und empfindlich, das Arbeiten mit 
ihnen verlangt besondere Erfahrungen und Vorrichtungen. 
Es sei hier z.B an die leistungsfähige Neukonstruktion 
vonCoolidrzeterinnert. Die Westinghouse Lamp Com- 
pany, Bloomfield, N. Y., stellt nun neuerdings eine Röhre 
her, die von C. M. Slack angegeben wurde: sie ist billiz, 
widerstandsfähig, kann mit einer gewöhnlichen Rönteen- 
ausrüstunz betrieben werden und benötigt keine Luft- 
pumpe. Das Fenster der neuen Röhre besteht aus dünnem 
Glas (< 12,7 u), es vermag dank seiner Formgebung ohne 
weitere Versteifung die auftretende Beanspruchung aus- 
zuhalten. Die Herstellung geschicht derart, daß der Glas- 
bläser ein Kölhehen aus diinnem Spezialgelas an seinem 
Ende hoch erhitzt, kurz die Luft ansaugt und dadurch 
eine halbkugelire Vorwölbung des Glases nach innen be- 
wirkt. Dieser Kolben wird sodann an eine größere, mit 
Elektroden auszerüstete Röhre angzesehmolzen, das Ganze 
wird evakuiert und abgzeschmolzen. Die Westinghouse 
Lamp Cy. hat derartige Röhren einer Reihe von Physikern 
und Chemikern für ihre Untersuchungen und die Erpro- 
bung der Röhre zur Verfügung gestellt. (Westinghouse 
Teehn. Press Service, Nr. A—8691.) Wi. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Kesselspeisewasserreinigung. — Der Geschäftsbericht. 
1928 des Württembergischen Revisions-Vereins enthält 
u.a. Mitteilungen über die sachremäße Aufbereitunz des 
Kesselspeisewassers. Es wird darauf hingewiesen, daß in 
der richtigen und gewissenhaften Ausführung der ein- 
fachen Prüfungen des zereinigten Wassers auf Härte und 


l! Lübeke, ETZ 1927, S. 686 


— m 


1212 


Alkalität die ganze Kunst der Wasserreinigung liege. 
Auch im kleinsten Betriebe sei es möglich, die zum sach- 
eemäßen Betrieb einer Woasserreinieung unerläßlichen 
Untersuchungen selbst auszuführen. An selbsttätiee Rei- 
niger, die mit Zusätzen von Chemikalien, sei es nun Kalk 
und Soda oder Soda allein, etwa mit Rückführung von 
Kesselwasser in den Woasserreinirer arbeiten, seien fol- 
gende Forderungen zu stellen: 

1. Der Fassungsraum des Misch- und Klärbehälte:s 
soll mindestens das Doppelte des stündlichen Bedarfs an 
Speisewasser betragen. 


2. Die Durchflußgeschwindigkeit durch den als voll 
angenommenen Querschnitt des Misch- und Klärbehälters 
soll kleiner als 1 mm/s sein. Bei Neuanlagen sollte die 
Durcehflußgeschwindigkeit nicht größer als 0,5 mm/s be- 
messen werden, bei kalter Reinigung aber höchstens 
0,3 mm/s betragen. i 

3. Der obere Durchmesser des Kalksättigers muß so 
gewählt werden, daß die AbfluRgesehwindigkeit des 
Kalkwassers, bezogen auf die größte erforderliche Kalk- 
wassermenge und die Oberfläche des Wasserspiegels im 
Kalksättiger, nicht mehr als 0,1 mm/s beträgt. Wenn in 
den Kalk-Soda-Reiniger gleichzeitig auch ein Teil des 
Kesselwassers zurückgeführt wird, kann der Kalksättiger 
entsprechend dem Gehalt des rückzeführten Kesselwassers 
an Ätzalkalien kleiner bemessen werden. Ein Kalksättirer 
ist überflüssig, wenn der Gehalt eines Rohwassers an 
Karbonathärte, Magnesia und freier Kohlensäure nicht zu 
hoch und die Nichtkarbonat-Härtebildner nicht in allzu 
groBen Mengen vorhanden seien. In solchen Fällen genügt 
die Wasserreinirung bzw. Enthärtunz nur durch Zusatz 
von Soda sowie durch Rückführung von Kesselwasser in 
den Wasserreiniger. 

Die Filter werden am besten außerhalb des Wasser- 
‘reinigers als Kiesfilter angeordnet und mit einer Einrich- 
tung zur mechanischen Auswaschung und Spülung ver- 
schen, damit jederzeit eine Filterreinieunz ohne Unter- 
brechung der Wasserreinigung möglich ist. Ka. 


Verschiedenes. 


Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft. — Wie 
bekannt, droht der Notgemeinschaft der Deutschen Wissen- 
schaft die Verkürzung der ihr bisher vom Reiche gewährten 
Mittel um 1 Mill RM infolge der wegen der ungünstigen 
Geldlage des Reiches in Aussicht genommenen Sparmaßnah- 
men. Wenn auch die allergrößte Sparsamkeit bei den öffent- 
lichen Mitteln in der jetzigen Lage unbedingt erforderlich 
ist, so sollten doch die für die Zwecke der Wissenschalt 
vorgesehenen, ohnehin viel zu knappen Mittel nicht noch wei- 
ter eingeschränkt werden. Die durch eine Verkümmerung 
der Wissenschaft für das Volksganze entstehenden Nachteile 
wiegen unvergleichlich viel schwerer, als die durch die be- 
absichtigte Einsparung von Forschungsmitteln erreichte ver- 
hältnismäßig recht geringe Entlastung des Reichshaushalts. 
Von solchen Gedankengängen ausgehend hat die Preußische 
Akademie der Wissenschaften der Reichsregierung und dem 
Reichstage die folgende Denkschrift übermittelt; die übrigen 
deutschen Akademien haben gleichlautende oder ähnliche 
Kundgebungen beschlossen. Erklärungen der Zustimmung 
zu dem Vorgehen der Akademien können sowohl von Einzel- 
personen als auch von wissenschaftlichen Vereinigungen an 
das Büro der Preußischen Akademie der Wissenschaften, 
erlin NW 7, Unter den Linden 38, gerichtet werden. Die 
Notgemeinschaft hat auch die technische Forschung in er- 
heblichem Umfang unterstützt. Der Schritt der Akademien 
kann daher von seiten der Technik auf volle Zustimmung 
rechnen. 


Denkschrift der Preußis 
der Wissens 


chen Akademie 
schaften. 


Als mit dem Ausgang des Weltkrieges zugleich die 
Vernichtung unserer Währung über uns hereinbrach und 
in der furchtbaren Zeit der Inflation alle schöpferische Be- 
tätieung unseres Volkes mit dem Erstiekungstode bedroht 
erschien, ist es der deutschen Wissensehaft gelungen, dureh 
(ıriindung der XNotgemeinschaft der Deutschen Wissen- 
schaft im Jahre 1921 ihre Leistungsfähigkeit und Schaf- 
fenskraft lebendiz zu erhalten und andauernd weiter zu 
steigern. Über alle Schranken der Gliedstaaten und über 
alle Gegensätze sei es der Parteien. sei es der Sonderinter- 
essen hinweg hat die Notremeinschaft alle wissenschaft- 
lichen Forscher unseres gesamten Volkes, welchem Einzel- 
gebiet ihre Arbeit auch angehören mag, zu tatkräftixer 
Zusammenarbeit zusammengeschlossen und hat fortdau- 
ernd nicht nur durch Beschaffung der unentbehrlichen Ar- 
beitsinittel und durch Druckunterstützung die erfolgreiche 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


15. August 1929 


Fortführung der Arbeit der einzelnen Gelehrten und In- 
stitute ermöglicht, sondern alsbald auch die großen Ges- 
samtaufgaben, die überall gestellt sind, angreifen und ihre 
Bearbeitung in die Wege leiten und unterstützen können. 
Die Organisation beruht durchweg auf dem Grundsatz der 
Selbstverwaltung und der freiwilligen Mitarbeit aller als 
führend anerkannten Persönlichkeiten. Die Neuwahlen der 
"achausschüsse, die in diesem Januar stattgefunden haben 
und bei denen über 4500 Stimmen abgegeben worden sind 
— darunter 998 von Gelehrten, die nicht einer der Hoch- 
schulen oder Akademien angehören — haben erwiesen, dıb 
diese Organisation allgemein als sachentsprechend und 
leistungsfähig anerkannt ist und sind dadurch, daß nahezu 
alle bisherigen Farhvertreter in geheimer Wahl mit weit 
überwiegender Majorität wiedergewählt sind, zugleich zn 
einem glänzenden Vertrauensvotum für diese geworden. 

Welehe Bedeutung der deutschen Wissenschaft für die 
Erhaltung des geistigen Lebens und der Schaffenskraft 
Deutschlands und seine Stellung im Wettbewerb der Natio- 
nen zukommt, ist in allen Schichten unseres Volkes aner- 
kannt und ganz lebendig. Tief empfundene Dankbarkeit 
schulden wir den Kultusministerien und Finanzverwal- 
tungen der Länder, die auch in der schwersten Zeit überall 
geholfen haben, soweit ihre durch die politische und wirt- 
schaftliche Lage nur zu sehr beschränkten Mittel es irgend 


eestatteten. Für die Notgremeinschaft aber, die den Auf- 
gaben des gesamten Deutschland dient, gebührt dieser 


Dank vor allem dem deutschen Reichstag und der deut- 
schen Reichsrerierung, die in voller nahezu beispielloser 
Einmütigrkeit aller Parteien immer wieder tatkräftig ge- 
holfen und dureh Gewährung einer jährlichen Unterstüt- 
zung von acht Millionen die Durchführung dieser idealen 
Aufgaben ermöglicht haben. 


Um so schwerer muß die gesamte deutsche Wissen- 
schaft es empfinden, daß jetzt, entgegen den früher gege- 
benen Zusagen, dieser Betrag um eine Million gekürzt wer- 
den soll. Denn wenn auch seit dem Aufhören der Inflation 
die wirtschaftlichen Verhältnisse wieder stabiler geworden 
sind, so ist doch in den Kosten der Lebenshaltung bei allen 
privaten und öffentlichen Betrieben keine Erleichterung, 
sondern im Gegenteil vielfach eine bedeutende Erschwe- 
rung zurückgeblieben. Die Notlage der Gegenwart fordert 
freilich Opfer von uns allen: aber verhängnisvoll wäre es, 
wenn durch solche Opfer mehr preiszegeben als gewonnen 
wird. Man redet wohl von unproduktiven Ausgaben. Aber 
in Wirklichkeit sind die Ausgaben für wissenschaftliche 
Arbeit so produktiv wie keine andern und zahlen die Aus- 
lagen mit überreichen Zinsen zurück. Die ununterbrochene 
wissenschaftliche Arbeit und die systematische, von um- 
fassenden Gesichtspunkten beherrschte Ausbildung. welehe 
unsere Hochschulen und Institute gewähren. haben die 
Grundlage geschaffen, auf der die stetig aufsteigende gei- 
stige und materielle Entwicklung Deutschlands im letz* sn 
Jahrhundert und seine Stellung in der Welt beruht; und 
der Tätigkeit der Notgemeinschaft ist es zu danken, daß 
diese Arbeit auch durch die schlimnisten Zeiten hindureh 
ungestört hat fortreführt und weiter gesteigert werden 
können. Wir dürfen es mit Stolz aussprechen. daß die 
Kräfte dafür in reichem Maße vorhanden sind und daß es 
auch in der Gegenwart nicht an einem leistungsfähigen 
Nachwuchs fehlt. der mit echt deutschem Idealismus in 
freier wissenschaftlicher Arbeit auf allen Gebieten seine 
Lebensaufgrabe erblickt. Es kommt hinzu, daß es, dank der 
wissenschaftlichen Schulung und Organisation und dank 
der Anspruchslosizkeit, mit der der deutsche Gelehrte ins 
Leben tritt. uns möglich ist. mit weit geringeren Mitteln 
das gleiche und mehr zu leisten als manche andere mit 
viel reicherer materieller Ausrüstung. 


Die Notgcemeinschaft hat es möglich gemacht. alle 
wissenschaftlich bedeutenden Zeitschriften dauernd am 


Leben zu erhalten, den Instituten und Laboratorien das 
unentbehrlichste Arbeitsmaterial, den großen Bibliotheken 
die Literatur des Auslandes zu beschaffen. die Veröffent- 
lichung zahlreicher wissenschaftlicher Werke zu ermör- 
lichen und weiter große wissenschaftliche Arbeiten in An- 
griff zunehmen, vor allem, wo es sich um ein harmonisches 
ZAusammenarbeiten mehrerer Wissenschaftsgebiete han- 
delt, in deren Mitte meist die großen neuen Probleme lie- 
gen. So auf den Gebieten der Metallforschung, der Hygiene 
und Volkswohlfahrt, der Tuberkulose, der Krebsforschunvg. 
der Geophysik, der Erforschung der Atmosphäre und der 
Strömungen des Luftraumes und ebenso z. B. auf dem der 
Schädlinesbekämpfung. Weiter gehört hierher die durch 
die Meteorexpedition mit glänzendem Erfolge durchge- 
führte Tiefseeforschung auf dem Atlantischen Ozean, die 
von seiner gesamten Südhälfte ein völlig neues Bild er- 
geben hat; ferner die in Verbindung mit der Regierung 
der Union der Sowjetrepubliken im letzten Jahre ausge- 
führte kartographische und ethnographische Erforschung 


16. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


1213 


des Pamir-Gebietes. Dazu kommt die im lezten Jahre be- 
zonnene systematische Bearbeitung der deutschen Volks- 
kunde. Ferner die Ausgrabungen auf deutschem Boden, 
woes gilt, durch umsichtig geleitete Erforschung der über- 
reichen Aufschlüsse, die der Erdboden birgt, schrittweise 
vordrinzend zu einem lebensvollen Gesamtbild der Ge- 
schichte der deutschen Lande von den Anfängen mensch- 
licher Besiedlung dureh die germanische und römische Zeit 
bis zur Epoche der Völkerwanderung und der Karolinger 
zu gelangen. Daneben treten dann die Ausgrabungen im 
Bereich der griechisch-römisehen Kultur und Vorderasiens, 
wo Deutschland sich früher so erfolgreich betätigt hat. 

Durch diese Wirksamkeit ist erreicht worden, die 
Stellung Deutschlands im Kreise der Kulturvölker unge- 
schmälert zu erhalten und weiter zu kräftigen. Der von 
feindlicher Seite gemachte Versuch, die deutsche Wissen- 
«haft auszuschalten und zu ersticken, ist in sich völlig 
zusammenzebroehen, ihre Bedeutung und Unentbehrlich- 
keit allzemein anerkannt. Wie jetzt die Stellung der deut- 
schen Wissenschaft gewürdigt wird, haben die grolßsen 
Jahrhundertfeiern der letzten Zeit aller Welt anschaulich 
gezeigt, die der Geographischen Gesellschaft im letzen 
Jahre, die des deutschen Archäologischen Instituts vor 
wenigen Wochen. Von allen Regierungen, Instituten und 
eelehrten Gesellschaften der gesamten Kulturwelt sind die 
hervorrawrendsten Vertreter der betreffenden Gebiete ent- 
sandt worden, um die Feier in herzlicher Gemeinschaft 
mit uns zu begehen und ihr dadurch einen glänzenden Er- 
folg zu bereiten. 

Jetzt. ist nun die Fortführung der Arbeiten der Not- 
emeinschaft durch die beabsichtigte Verkürzung ihrer 
Mittel schhwer gefährdet; sie würde gezwungen sein, meh- 
rere der angebahnten Unternehmungen und ebenso z. B. 
die Unterstützung der Bibliotheken und der Druck werke 
teils ganz aufzugeben, teils wesentlich zu verkürzen. Mehr- 
fach ist die Ansicht ausgesprochen worden, das sei ja alles 
ganz gut, aber die gegenwärtige Lage zwinge zu äußer- 
ster Beschränkung der Ausgaben. Da könne man allenfalls 
solehen Unternehmungen Unterstützung gewähren, die 
unmittelbaren praktischen Gewinn bringen, wie auf den 
Gebieten der Industrie und Technik, der Chemie, der Me- 
dizin und Hygiene; alles andere dagegen müsse ganz zu- 
rücktreten. Diese Auffassung kann nicht nachdrücklich 
genug bekämpft werden. Sie beruht auf völliger Verken- 
nunz des Wesens der Wissenschaft. Alle Wissenschaft 
bedarf, wenn sie gedeihen und fortschreiten soll, der freien 
Bewegung und der Verfolgung der Ziele, die sie selbst 
stellt; werden ihr nach materiellen, rein praktischen Cie- 
sichtspunkten, die außerhalb ihrer liegen, die Aufgaben 
erstellt und damit zugleich Grenzen gesetzt, so muß sie 
verkümmern und kann dann auch die Ergebnisse nicht 
bringen, die man in kurzsiehtiger Befangenheit von ihr 
erhofft. Aus demselben Grunde ist aueh die Berücksichti- 
zung der Geisteswissenschaften und ihrer Probleme und 
Aufgaben gar nicht zu entbehren. Die Naturwissenschaf- 
ten und die Greisteswissenschaften bilden eine große Ein- 
heit und müssen sich gegenseitig befruchten. Nur aus ihrer 
organischen Verbindung kann das erwachsen, was wir 
alle als höchstes Ziel für unser Volk erstreben: eine ein- 
heitliche Greisteskultur, die in ununterbrochener geistiger 
Bewegung immer größeren Aufgaben und immer höheren 
Zielen entzezenwächst. 

Daher darf auch die Fortführung der Ausgrabungen 
im Inlande wie im Auslande nicht unterbrochen werden, 
wenn wir nicht selbst unsere Kultur untergraben und da- 
mit unsere Betätigung und Bewerungsfreiheit auf dem- 
Jenizen Gebiet aufgeben wollen, auf dem auch in unserer 
cezenwärtigen Lage keine Macht von außen imstande ist, 
sie zu hemmen und einzuschnüren, auf dem der freien 
Wmsenschaftlichen Arbeit. Man hört wohl, durch solche 
Tätigkeit im Auslande würden unsere beschränkten Mittel 
ia fremde Länder hinausgegeben, obne daß sie uns etwas 
einbrinzen. Wer aber erfährt, wie von allen Seiten immer 
von neuem die dringende Aufforderung an uns gelangt, 
unsere Tätigkeit wieder aufzunehmen und fortzuführen 
und uns alle Wege dafür geebnet werden, aus den Kultur- 
ländern der Mittelmeerwelt, aus dem gesamten Orient, aus 
den weiten Gebieten der Sowjetrepubliken, der wird emp- 
finden, daß wir hier gar nicht zurücktreten können, olme 
auf unsere Stellung in der Kulturwelt zu verzichten und 
freiwillig auszuscneiden aus dem Kreise der großen, mit 
uns den gleichen Zielen zustrebenden Nationen. Dabei 
handelt es sich durchweg um durchaus bescheidene Be- 
träge, deren Ersparung den sonstigen Ausgaben gegenüber 
Far nicht in Betracht kommen kann und mit denen wir, wie 
schon erwähnt, doch große Aufgaben durehzuführen im- 
Stande sind. Völlig irrig ist auch die Behauptung, daß sie 
Materiell keinen Gewinn bringen. Wer auch nur einen 
flüchtigen Einblick in diese Gebiete gewonnen hat, erfährt 


auf Schritt und Tritt, was es bedeutet, daß deutsche Ge- ` 
lehrte bier Namen und Ansehen des deutschen Volkes 
lebendig erhalten und die deutsche Wissenschaft durch- 
weg eine hochgeachtete Stellung gewonnen hat. Das bringt 
in all diesen Ländern und Völkern unmittelbar und mittel- 
bar auch unserem Handel und unserer Industrie reichen 
Gewinn. wenn er sich auch in bestimmten Ziffern nicht 
ausdrücken läßt. 


So richtet die Preußische Akademie der Wissenschaf- 
ten an Reichstag und Reichsrexierung das dringende Ge- 
such, die geplante Verkürzung der Mittel abzulehnen oder 
ınindestens durch Gewährung eines Nachtragsetats wieder 
auszugleichen. Zugleich aber wenden wir uns an alle deat- 
schen Akademien, an die Hochschulen und an jeden einzel- 
nen Gelehrten mit der Bitte, dieses Gesuch zu unterstützen 
und einmütig für die ungeschwächte Erhaltung der der 
Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft gewährten 
Mittel ihre Stimme zu erheben. 


Berlin, im Mai 1929. of 


Neue Normblätter des DNA. — Phototechnik: 
DIN 4507 Filmpack, Abmessungen, Konstruktionsblatt. 

Stoffe: DIN 1081 Feuerfeste Baustoffe, feuerfeste 
Steine, ganze Steine, Dreiviertelsteine, Ausgleichplättchen. 

Kraftfahrbau: DIN KrM 313 Lichtmaschinen, Nenn 
durchmesser, Einbauarten, Antriebsarten, Richtlinien. 


Lokomotivbau: DIN LON 4319 Radreifen mit ze- 
schwächtem Spurkranz und ohne Spurkranz der Vollspur- 
bahn-Fahrzeuzge, Fertieprofil. — LON 6304 Schilder für 
Handräder. — LON 71W1 Bremsklotz 36 X 350 für Voll- 
spurlokomotiven. — LON 7102 Bremsklötze 40 X 300, 
40 X 400, 45 X 450 für Vollspurlokomotiven. — LON 7103 
Bremsklotz 50 X 500 für Vollspurlokomotiven. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Die internationale Ausstellung Barcelona 1929. — 
Bereits vor dem Weltkrieg hatte die Stadt Barcelona eine 
Elektrizitäts-Ausstellung geplant, die jetzt mit der grob- 
zügig angelegten Internationalen Ausstellung ihre Ver- 
wirklichung gefunden hat. Mit dieser Ausstellung trägt 
die größte und bedeutendste Handels- und Fabrikstadt 
Spaniens ihrem Wunsche Rechnung, sich die vielseitigen 
und dauernden Fortschritte der Neuzeit anzueignen. Der 
nach der Stadt zu liegende Abhang des am Meere gelege- 
nen Montiuichbergzes wurde in einen herrlichen Park mit 
einer Fläche von 1,183 Mill m? gewandelt, in dem mäch- 
tize Paläste und zahlreiche Pavillons mit insgesamt 
260 000 m? bebauter Fläche die Erzeugnisse Spaniens und 
die aus etwa 30 Staaten der Welt, soweit sie für die Be- 
dürfnisse Spaniens in Frage kommen, beherbergen. Die 
Baukosten der Ausstellung werden zu 100 Mill RM ange- 
geben. Sie umfaßt die drei Hauptgruppen: „Kunst in 
Spanien”, „Sport“ und „Industrie“. 

Der Einladung der spanischen Regierung ist auch 
Deutsehland gelolet, um ein Zeugnis für die freundschaft- 
lichen Beziehungen zwischen beiden Völkern abzulegen 


und dem spanischen Volk einen Einblick in den Stand 
deutscher Arbeit zu ermöglichen. Der Güteraustausch 


zwischen beiden Ländern hat seit dem Kriegsabsehlul zu- 
genommen und wird weiter gefördert werden, nachdem 
Spanien den deutschen Waren seit Beginn dieses Jahres 
restlose Meistberünstizung zugestanden hat. Hierbei 
spielt die deutsche Ausfuhr von Maschinen und elektro- 
technischen Erzeugnissen eine grobe Rolle. Entsprechend 
hat Deutschland die Austellung beschickt. Die deutschen 
Gruppen in den verschiedenen VPalästen, wie Elektrizitäts- 
und Kraftbetriebspalast, Verkehrspalast, Textilpalast, 
Landwirtschaftspalast, Meridionalpalast usw., umfassen 
etwa 16000 mi Ausstellunzsfläche mit etwa 300 Aus- 
stellern. Die deutsehe Großelektrizitätsindustrie, wie 
ABG, SSW, AFA, BBC (Mannheim) usw., hat vornehm- 
lich dureh ihre spanischen Vertretungen ausgestellt. In 
einem besonderen Pavillon haben ferner die Elektrowerke 
A.G. die Preußische Elektrizitäts-A.G. und die Berliner 


Städtische Wlektrizitätswerke A.G. Darstellungen der 
Hlektrizitätsversorzung aus deutschen Braunkohlen-, 


Steinkohlen- und Wasserkraftwerken dargeboten, womit 
die deutsche Verbundelektrizitätswirtschaft und das ra- 
tionelle Zusammenarbeiten der verschiedenen Energie- 
quellen veranschaulicht wird. Auch wird firürlich die 
Verwendung der Elektrizität dureh die einzelnen deut- 
schen Verbrauchsgruppen dargestellt. In vielfacher Hin- 
sieht kann diese Schau als Vorbild bei dem weiteren Aus- 
bau der Elektrizitätsversoreung Spaniens dienen, dessen 
Regierung vor kurzem ein Dekret erlassen hat, wonach 
ein großes Nationalverteilungesnetz gebildet werden sol) 


1214 


Die Ausstellung läßt erkennen, daß sich die spanische 
Elektrizitätsindustrie noch in der Entwicklung befindet. 
Die elektrotechnischen Erzeugnisse, wenn auch in spani- 
schen Fabriken hergestellt, sind fremdländischen Ur- 
sprungs. Dies tritt auch bei den Antriebsmitteln für 
Eisenbahnen und Straßenbahnen in Erscheinung. Zwei 
von der Compania Eukaldina, Bilbao, und der Norte-Bil- 
bao hergestellte elektrische Lokomotiven der Bauart 
2-F-2 und 1-F-1 zeigen elektrische Ausrüstungen der 
Oerlikon-Madrid und der Socicdad Espanola de Electrici- 
dad Brown, Boveri-Madrid.. Die Tranvias Barcelona 
haben zu ihrem neuen elektrischen vierachsigen Straßen- 
bahnwagen mit Mitteleinstieg einen neuzeitlichen AEG- 
Motor US 253 mit 34kW, 820 n, 550 V ausgelegt. Ausge- 
stellte Tageslichtsignale für Fernbahnen sind amerikani- 
schen Ursprungs. In der französischen Gruppe „Les 
transports francais“ im Verkehrspalast ist das Modell 
(!/;o nat. Gr.) einer elektrischen Lokomotive der Gesell- 
schaft Paris—Orleans mit 4 Motoren für 1500 V Gleich- 
strom zu schen, die 1926 in Betrieb gestellt wurde. Die 
Daten der Maschine sind: 4200 PS, 17200 kg Zugkraft, 
129,950 t Gewicht, Bauanordnung 2-B + B-2. Sie zieht 
auf ebener Strecke 650 t bei 110 km/h Geschwindiskeit. 
Auch das italienische Verkehrsministerium ist mit ver- 
schiedenen Modellen seiner Fernbahnanlagen vertreten. 
Die meisten Bahnen werden mit J)rehstrom betrieben. 
Die Strecke Naples—Foggia ist neuerdings für Gleich- 
strom mit 3000 V am Fahrdraht eingerichtet. Zum Um- 
fang des elektrischen Betriebes werden für das Jahr 1929 
folgende Angaben gemacht: 1618 km Strecke mit 3084 km 
Gleis, 605 Lokomotiven, Länge der Fernleitungslinien 
3000 km. Im Jahre 1928 wurden im elektrischen Betrieb 
10 Mrd/tkm geleistet und hierzu 330 Mill/kWh verbraucht. 
Durch Verwendung hydroelektrischer Energie für den 
Bahnbetrieb wurden im Jahre 1928 520000 t Kohle er- 
spart. 

Viel Sorgfalt ist auf die deutsche Werkzeusmaschi- 
nenschau im Elektrizitäts- und Kraftbetriebspalast ver- 
wendet worden, womit auch der Elektromotor als An- 
triebsmaschine in mannigfacher neuzeitlicher Durchbil- 
dung zur vollen Geltung kommt. Zum ersten Male sicht 
man hier eine M.A.N.-Gegenlauf-Dampfturbine mit 
links- und rechtsseitigem Drehstromgenerator für eine 
Gesamtleistung von 20000 kW bei 3000 U/min, System 
Ljungström, im Modell. Die Turbine hat radiale Dampf- 
einströmung ohne feststehenden Leitapparat. Die beiden 
Schaufelsysteme laufen in entgegengesetzter Richtung 
um, so daß zwei Stromerzeuger erforderlich sind, die aber 
elektrisch eine Einheit bilden. 


Die Wirkungen neuzeitlicher elektrischer Beleuch- 
tungstechnik in eicenartigen Beleuchtunsskörpern wie 
im prächtigen Farbenspiel der Wasserkünste sind auf 
der vom Eingang der Ausstellung zum National-Palast 
emporführenden Avenida de America in höchst voll- 
kommener Weise ausgewertet. Der Palast selbst wird 
durch Flutlicht beleuchtet. Die umfangreichen Einrich- 
tungen zur selbsttätigen Lichtschaltung für die Beleuch- 
tung der Avenida sind von Westinghouse geliefert. An 
der Stromlieferung ist ein G.M. A.-Sechszylinder-Vier- 
takt-Dieselmotor mit Druckölsteuerung der Ventile von 
620 PS Dauerleistung bei 250 U/min der Waggon- und 
Maschinenbau A.G. Görlitz beteiligt, der mit einer 
420 kW-Drehstromdynamo der Heemaf-Hängelo (Holland) 
unmittelbar gekuppelt ist und im Pavillon der Electric 
Supplies Co. steht. Przyegode. 


Energiewirtschaft. 


Das Jahrbuch der Verkehrsdirektion der BEWAG für 
1928'. — Die Nutzabgabe. d.h. die verkauften Kilowatt- 
stunden, hat im Jahre 1928 zum erstenmal eine Mil- 
lia rde überschritten; es wurden 1,098 Mrd kWh ver- 


kauft, die Steigerung gegenüber dem Vorjahre betrug 
20,28%. Die Zunahme der Jahreshöchstbelastunz war 


etwas geringer, nämlich 19,63%. Von einer Berechnung 
der Benutzungsdauer nimmt der Jahresbericht Abstand 
und hebt hervor, wie vorsichtig man bei der Feststellung 
dieses Wertes sein muß. Hätte man z.B. im vorliegen- 
den Fall die Jahresarbeit in Kilowattstunden durch die 
Höchstleistunz in Kilowatt geteilt. so würde man ein 
durchaus falsches Bild erhalten haben; denn abeeschen 
davon, daß die Arbeit beim Abnehmer, die Leistung aber 
in Kraftwerk festgestellt sind, haben zwei Großabnehmer 
— die Reichsbahn und das Elektrizitätswerk Südwest — 
im Jahre 1928 nur während eines halben und eines viertel 
Jahres Strom bezogen, sie treten also mit ihrer Höchst- 


1 Veröffentlichungen der BEWAG II, Bd. 8 Vgl. ETZ 192R, S. 1857. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


15. August 1929 


belastung voll, mit ihrer Arbeitsentnahme aber nur zum 
kleinen Teil in diesem Jahre in die Erscheinung. 

Recht günstig ausgewirkt hat sich der Nacht- 
stromtarif; denn von der gesamten Stromabgabe ent- 
fallen 14,03 % auf ihn gegen 12,59 im Vorjahr. Am stärk- 
sten war der Verkauf von Strom nach dem Nachttarif an 
die industriellen und gewerblichen Großabnehmer. Hier 
betrug er 30,62% (28,35 i.V.) der gesamten Abgabe an 
diese Abnehmergruppe. 

Ersieht man aus diesen Zahlen, daß der Gedanke, 
durch möglichst umfangreichen Stromverbrauch während 
der Nacht oder doch außerhalb der sog. Spitzenzeiten 
sich selbst den Strompreis zu verbilligen, dank der regen 
Aufklärungsarbeit der Verwaltung den Abnehmern all- 
mählich in Fleisch und Blut überzugcehen beginnt, so er- 
scheint eine Werbung für reinen „Sommera beatz“ 
nunmehr an der Zeit zu sein. Denn ebenso wie während 
der Nachtstunden ist die Ausnutzung der Maschinen der 
Kraftwerke und auch der Leitungsnetze während der 
Sommermonate äußerst schlecht; das beweist ein Blick 
auf das Belastungszebirge, wie es die Abb.2 auf S. 5 
des Buches bzw. die beiden Abb. 53, 8.79, und 7, S. 12, 
zeigen. 

Aus den verschiedenen Zahlen, Übersichten und Kur- 
ven des Buches lassen sich noch folgende interessanten 
Ergebnisse errechnen: 


Von den rd. 1,1 Mrd kWh entfielen 
auf Niederspannungs-Abnehmer . . 0,401 Mrd kWh, 
auf Hochspannungs- (Groß-) Abnehmer 0,496 s 
auf Verkehrsunternehmungen 0,201 „ Ge 


1,098 Mrd kWh. 


Die Anzahl der Kleinabnehmer betrug im Jahres- 
durchschnitt 641000, die der Großabnehmer, einschl. Ver- 
kehrsunternehmungen, 652. Die Kleinabnehmer verbrauch- 
ten im Durchschnitt 580 kWh, die Großabnehmer 1 069 000 
kWh/Jahr und Abnehmer. Der Anschlußwert der öffent- 
lichen Straßenbeleuchtung betrug im Jahresmittel 2231 
kW, der Stromverbrauch 7,1 Mill kWh, die Benutzunes- 
dauer des Anschlußwertes mithin rd. 3200 h und die durch- 
schnittliche Größe einer Straßenlampe rd. 195 W. 


Zur näheren Untersuchung lichttechnischer 
Probleme, im besonderen der Fragen nach der wirt: 
schaftlich günstigsten Straßenbeleuchtung hat die BEW AG 
im Berichtsjahr ein lichttechnisches Laboratorium ve 
schaffen, das auch Untersuchungen über Gas- und elek- 
trische Straßenbeleuchtung anstellen soll. Gemeinsam 
mit einer Magistratskommission wurden für die Straßen- 
beleuchtung Normen festgesetzt, u. zw.: 


. 


Sonderklasse, z. B. Potsdamer Platz .... 20 Lux 
Klasse I „» „ Leipziger Straße .. 10..15 , 
„ H „ » Bellealliancestraße .. . 5..10 
„ HI A „ Kleine Geschäftstraßen `, 2...5 , 

ae IV » „» Wohnstraßen mit 

Straßenbahn und stär- 

kerem Verkehr .. .. 05.. 2 „ 
HG, „ „ Wohnstraßen mit gerin- 


gem Verkehr . .... 01..05 - 


Innerhalb der einzelnen Klassen sind noch 3...5 Abstu 
funzen vorgesehen. 


Die Zunahme der Anschlüsse war im Berichtsjahr 
sehr bedeutend. Für Kleinabnehmer wurden nicht we- 
niger als 7074 neue Hausanschlüsse hergestellt und rd. 
142800 Zähler neu aufgehängt, woraus folgt, daß ieder 
Hausanschluß etwa 20 Abnehmer umfaßt. Der Anschluß- 
wert der Hochspannungs-(Groß-) Abnehmer konnte durch 
120 Erweiterungen und 115 Neuanschlüsse um 36 800 kVA 
erhöht werden. 


Besondere Erwähnung verdient, daß es im Berichts- 
jahr gelang, die deutsche Industriewerke A.G., Berlin- 
Sanda welche bisher ihren Strom in eigener Anlage eT- 
zeugten, als Abnehmer zu gewinnen; sie wurden mit einer 
Gesamtleistung von etwa 8500 kW an das städtische Netz 
angeschlossen, ihr Stromverbrauch wird etwa 25 Mill kWh 
betragen. Ferner ist der Anschluß des kürzlich eröffneten 
Warenhauses Karstadt am Hermannplatz in Neukölln mit 
etwa 5000 kVA hervorzuheben und darin besonders dessen 
ganz elektrisch eingerichtete Küche mit einem Anschluß- 
wert von etwa 800 kVA. 

Auch sonst hat der Elektrowärmeabs 
Fortschritte gemacht. Einige neue Elektroverzütunes- 
öfen wurden aufgestellt. Praktische Versuche erbrachten 
den Nachweis, daß für die Form- und Kerntrocknung in 
Gießereien die Elektrizität bei Verwendung von Nacht- 
strom durchaus konkurrenzfähig ist. Ein weiteres An- 
wendunesgebiet der Elektrowärme verspricht die Boden- 
beheizung in der Landwirtschaft zur Förderung des 


atz gute 


15. August 1929 


Wachstums der Pflanzen zu werden; umfangreiche Ver- 
suche naclı dieser Richtung sind eingeleitet, ihr Ergebnis 
muß jedoch noch abgewartet werden. 

Schließlich hat die BEWAG, um die manniefaltigeun 
Sondergebiete der Elektrizitätsanwendung planmäßig zu 
studieren, ein „Bureau für Sonderaufgaben“ eingerichtet. 

Thierbach. 


Kurze Auslandsnaehrichten. — Österreich. Da 
die behördliche Bewilligung zur Vornahme der techni- 
schen Vorarbeiten für das Tauernwerk! nunmehr erteilt 
worden ist, kann mit diesen begonnen werden. Es handelt 
sich dabei zunächst um die Anlage eines Barackenlarers 
fur 120 Arbeiter, die Bohrung eines 35 m tiefen Schachtes 
am Moserboden, den Bau eines der Hangkanäle in 2000 m 
Höhe am Fochettkopf usw. Die hierfür notwendige elck- 


ı Vgl. ETZ 359. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


1216 


trische Arbeit soll in einer Hilfszentrale von 150 kW an 
der Kapruner Ache gewonnen werden. Bei der Kom- 
missionierung hatten die verschiedensten Interessenten 
Einwendungen erhoben, darunter Vertreter der Landwirt- 
schaft und Fischerei, die Aluminium-Industrie A. G. in 
Lend, Vertreter von Bad und Hof Gastein und schließlich 
auch die Bundesbahnen mit Rücksicht auf eine mögliche 
Schädigung des Stubachkraftwerks. — Das Kraftwerk der 
Österreichischen Bundesbahnen in Mallnitz am Südabhang 
der Hohen Tauern, das die rd. 320 m betragende Gefäll- 
stufe des Mallnitzbaches zwischen Lassach und Ober- 
vellach ausnutzt, ist am 18. VII dem Betrieb übergeben 
worden. Zwei Turbinen zu je 5000 PS haben den Dienst 
aufgenommen; diese Leistung wird nach Vollausbau ver- 
doppelt sein. Die Zentrale dient als Grundbelastungs- 
anlage und wird mit dem Speicherspitzendeckungswerk 
der Bundesbahnen im Stubachtal zusammenarbeiten. Hogn. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftstelle: Berlin W 67. Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


Kommission für Hochfrequenztechnik. 


Die Normgruppe „Rundfunk“ beim Zentralverband 
der deutschen elektrotec hnischen Industrie gibt nach- 
stehend einen Entwurf 1 zu dem Normblatt 


DIN VDE 1506 „Rundfunkgerät. Röhren- 
sockel mit 6 und 7Stiften und Lehren 
für Sockel und Fassung” 
bekannt. 


Einsprüche gegen diesen Entwurf sind in doppelter 
Ausfertigung bis zum 1. Oktober 1929 an die Geschäft- 
stelle des VDE zu richten. 


(Normblatt-Entwurf DIN VDE 15065 siehe Seite 1216.) 


Neu erschienene Normblätter. 
Folxende DIN VDE-Normblätter sind neu erschienen: 
Rundfunkgerät. 


DIN VDE 1501 Juli 1929. Röhrensockel mit 4 Stiften und 
Lehren für Sockel und Fassung. 

DIN VDE 1504 Juli 1929. Röhrensockel mit 5 Stiften und 
Lehren für Sockel und Fassung. 


StützerfürInnenräume. 


Gruppe A (kleinste Umbruchkraft P = 375 kg). 
DIN VDE 8100 Bl.ı Juli 1929. Zusammenstellung. 
DIN VDE8100 Bl.2 Juli 1929. Isolatoren. 

DIN VDE 8100 Bl.3 Juli 1929. Kappen und Sockel. 

Gruppe B (kleinste Umbruchkraft P = 750 kg). 
DIN VDE 8101 Bl. 1 Juli 1929. Zusammenstellung. 
DIN VDE 8101 BLO Juli 1929. Isolatoren. 

DIN VDE 8101 Bl.3 Juli 1929. Kappen und Sockel. 


Gruppe C (kleinste Umbruchkraft P = 1250 kg). 
DIN VDE 8102 Bl. 1 Juli 1929. Zusammenstellung. 
DIN VDE 8102 Bl.2 Juli 1929. Isolatoren. 

DIN VDE 8102 Bl. 3 = 1929. Kappen und Sockel. 


Gruppen A, Bund C. 
DIN VDE 8103 Juli 1929. Abschlußteller. 


DurchführungenfürI/nnenräume. 
Gruppe B Reihe 1 bis 20 (kleinste Umbruchkraft 
P = 750 kg). 
DIN VDE 8104 Bl.1 Juli 1929. Zusammenstellung. 
DIN VDE 8104 Bl.2 Juli 1929. Isolatoren. 
DIN VDE 8104 Bl.3 Juli 1929. Kappen und Flansche. 


Gruppe B Reihe 30 und 45 (kleinste Umbruchkraft 
P = 750 kg). 
DIN VDE 8105 Bl.1 Juli 1929. Zusammenstellung. 
DIN VDE 8105 BIO Juli 1929. Isolatoren. 

Gruppe B (kleinste Umbruchkraft P = 750 ke). 

DIN VDE 8105 Bl.3 Juli 1929. Kappe und Flansch 
Reihe 30. 

DIN VDE 8105 BL A Juli 1929. Kappe und Flanschı 
Reihe 45. 

Gruppe C (kleinste Umbruchkraft P = 1250 kg). 
DIN VDE 8106 Bl. 1 Juli 1929. Zusammenstellung. 

DIN VDE 8106 Bl.2 Juli 1929. Isolatoren. 
DIN VDE 8106 Bl.3 Juli 1929. Kappen und Flansche. 

Gruppe B (kleinste Umbruchkraft P = 750 kg). 
DIN VDE 8107 Bl. 1 Juli 1929. Bolzen. 

Gruppe C (kleinste Umbruchkraft P = 1250 ke). 
DIN VDE 8107 BL 2 Juli 1929, Bolzen und Zentrierstücke. 
Stützerund Durchführungen. 

DIN VDE 8108 Juli 1929. Riffelunge. 

Alle Anfragen bezüglich Lieferung und Versand der 
Normblätter sind an die Beuth-Verlag G.m.b.H., Berlin 
S14, Dresdener Str. 97, zu richten. 

Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Eiektrotechniker. 


Berlin W 57, Kurfürstenstrahe 15/16. 


Bekanntmachung. 


Die der Firma Simala-Elektro-Gesellschaft m. b. II., 
Weimar, a Z. erteilte Genehmigung zur Führung des 
VDE-Zeichens für ihre 6 A-Sicherungen ist gestrichen 
worden, da die Firma trotz mehrmaliger Mahnung die von 
ihr zu entrichtende jährliche Anerkennungsgebühr nicht 
gezahlt hat. 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
Zimmermann. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


Auer v. Welsbach 7. — Am 4. VIII. ist Dr. Karl Frei- 
herr Auer von Welsbach kurz vor Vollendung 
seines 71. Lebensjahres an den Folgen einer Marenkrank- 
heit gestorben. Wir behalten uns vor, auf die Verdienste 
des Verstorbenen um die Elektrotechnik, die bereits an- 
läblich seines 70. Geburtstages in der ETZ 1928, S. 1424, 
anzedeutet wurden, nochmals zurückzukommen. 


R. Seifert 1. — Am 28. VII. d. J. starb Richard Sei- 
fert im 68. Lebensjahre, der Begründer der Firma Richard 
Seifert & Co, Hamburg. Der Verstorbene hat sich in 
den Arbeiten seine r Firma auf den Gebieten Feinmechanik, 
Elektrotechnik und Röntsentechnik besondere Ve rdienste 
erworben und war Mitbegründer und Ehrenmitglied des 
EES des deutschen Elcktro-Installateur-Ge- 
werbes. 


Auszeichnungen. — Von der T. H. Berlin wurde der 
technische Direktor der Deutsche Telephonwerke u. Kabel- 


1218 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 15. August 1 929 


Koch nicat endgü tiq — 


e DIN 
Rundfunkgerät 
Röhrensockel mit 6 und 7 Stiften und Lehren für Sockel und Fassung Entwurf 1 
Elektrotechn:k VDE 1506 
Maße in mm 
Sockel 
MaßBlehre für den Sockel 
Kanten gerundet Sockel und Fassung müssen in der Mitte 


zwischen den Stiften I und 2 (s. 
DIN VDE 1507) eine vertiefte fühl- 
bare Marke haben. 


NG Th 
E Beim Sockel ist diese Marke auf der Zy- 


ee linderaußenseite und bei der Fassung 
an geeigneter Stelle anzubringen. 


Der zentrale Stift kann — wenn nicht 
benötigt — fortfallen. 


In der Fassung kann statt des zentralen 
Anschlusses ein Loch vorgesehen 
ein. 


Zuordnung der Stifte zu den Elektroden 
siehe DIN VDE 1507. 


1) Das Abmal: entspricht der Lehre gW = g 1 
und gilt für den nicht geschlitzten Stift 
auf seiner ganzen Länge. Schlitzen 
oder sonstige Federung der Stifte nicht 
erforderlich, da Fassung mit federnden 
Kontakten vorgeschrieben. 


Fassung 
Maßlehre für die Fassung mit federnden Kontakten 


Kontaktlehre für die Fassung 


SL 
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MAC 


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V 
A 
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LO 


AA 
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X 


d 
k A 
LU 


25-005 


Abstandsmaße wie bei der MaBlehre für die Fassung. 


Bei eingeführter Lehre müssen die 6 bzw. 7 Federn 
der Fassung kurzgeschlossen sein. 


August 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. 


15. August 1929 


industrie A. G. Erwin Neuhold zum Dr.-Ing. E. h. er- 
nannt in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste 
als Schaltungsteehniker auf dem Gebiete des Ämterbaus 
im allgemeinen und der Entwicklung der Selbstanschluß- 
technik im besonderen. — Die Institution of Civil Engi- 
neers, London, hat Herrn Andre Blondel in Anerken- 
nung seiner zahlreichen wertvollen Arbeiten auf dem Ge- 
biete der Elektrotechnik die goldene Kelvin-Medaille ver- 
lichen. A. Blondel ist Präsident des Redaktionskomit6s 
der Rev. Gen. de FEl und Mitglied der Pariser Akademie 
der Wissenschaften. Die bekannteste seiner Leistunzen 
durfte die Erfindung des OÖszillographen sein; das Haupt- 
gewicht seiner Arbeiten liegt jedoch auf dem Gebiet der 
theoretischen Beherrschung der Elektrotechnik. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die Entwicklung der elektrischen Loko- 
motiven und Triebwagen. Unter besonderer 
Berücks. Österreichs. Von fng. PF, X.Saurau. 3, neu- 
bearb. u. bedeut. erw. Aufl. Mit 1 Tab., 78 Abb. u. 144 S. 
in 8°. Buchverlag „Vienna“ Rudolf Jamnig, Wien 1928. 
Preis geh. 4,60, geb. 5,60 RM. 


Der Verfasser unternimmt es, mit dem vorliegenden 
Buch in begrenztem Umfang auf rd. 14t Seiten einen 
Überblick über die geschichtliche und die mechanisch-elek- 
irische Entwicklung des elektrischen Balnbhetriebes im all- 
zemeinen und in Österreich im besonderen sowie über die 
Bauarten der elektrischen Lokomotiven und Triebwagen 
in Österreich zu geben. Die Notwendigkeit der Heraus- 
gabe einer dritten Auflage nach kurzer Zeit beweist, dab 
nieht nur die Aufgabe, die sieh der Verfasser gestellt hat, 
richtig ist, sondern die vorliegende Arbeit auch einem Be- 
dürfnis entsprochen hat. Diese Frfoige verdankt das Buch 
seiner knappen, von Theorie freien Darstellung; es er- 
weckt deswegen nieht nur bei den Beamten der Eisenbahn- 
hetriehbe, für welche es eigentlich bestimmt ist, sondern 
auch bei dem aubßenstehenden Laien das Interesse für die 
neue Betriebsform. Zahlreiche eut gewählte, leider zum 
Teil schlecht wiedergerebene Abbildungen veranschau- 
lichen den Text und geben eine bildliche Darstellung der 
Entwicklung der Triebfahrzeuge. 

Die vorliegende dritte Auflage hat im Vergleich zur 
zweiten an dieser Stelle S. 1585 ETZ 1927 besprochenen 
eine bedeutende Erweiterung des Stoffes sowie des Bild- 
materials erfahren. Insbesondere wurde der Entwicklung 
des Gleichstroms in dieser Auflage eine größere Beach- 
tung geschenkt sowie auch das Drehstrom- und das Spalt- 
plasensystem gebührend erwähnt. Des weiteren kommen 
als neue Kapitel einerseits die Fahrzeuge der gleislosen 
Bahnen, anderseits die Fortschritte der elektrischen Zug- 
förderung in fast allen Ländern der Welt hinzu. Doch ver- 
mibt man in der vorliegenden Auflage immer noch die in 
der obenerwähnten Besprechung gewünschten Lokomotiv- 
schaltunzschemata der hauptsächlich verwendeten Strom- 
systeme, Ebenso würden Skizzen, welehe die verschiedenen 
Triebwerkausrüstungen veranscehaulichen, wesentlich zum 
Verständnis dieses für dei Laien meist räumlich nicht 
leicht zu erfassenden Teiles der mechanischen Ausrüstung 
beitragen und den Text ergänzen. 

Die an verschiedenen Stellen des Buches vom Verfasser 
"äußerte Ansicht, daß bei der Nutzbremsungz die Strom- 
ersparnisse ausschlaggebend sind, bedarf insofern einer 

tichtiestellung, als heute immer mehr die rein bremstech- 
nischen Vorteile, wie erhöhte Betriebsicherheit durch Vor- 
handensein einer weiteren Bremse, Verringerung des Ver- 
schleißes der Bremsklötze sowie Abnutzung der Radreifen 
in den Vordergrund treten. Bei der Besprechung der ALG- 
l.skomotive Type (ia) der D.R.B. sowie bei derienigen der 
Seccheron-Lokomotive Type 1Co-Col der Lötschbergbahn 
weist der Verfasser auf die günstigen Gewichte der beiden 
Lokomotiven hin und bezeichnet die erstere als leichteste 
Wechselstromlokomotive. Man vergleiche nun in dieser 

beziehung den Aufsatz in Elektrische Bahnen 1928, N. 281 
und 378. Man ersieht daraus, daß solche Zahlen einen nur 
rohen Vergleich zulassen, insofern es sie h nieht um Loko- 
motiven für ganz genau gleic he Betriebsverhältnisse han- 
delt. Bei der Beschreibung der Triebwerke wäre der An- 
trieb mit zwei gegenüberliegenden Motoren und dazwischen 
befintlichem Übertragunesinechanismus der Linke Hof- 
mann Lauchhammer A.G. bzw. Beremann-Werke sowie 
derjenige der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinen- 
fabrik Winterthur erwähnenswert. 

Dureh die gleichzeitige Behandlung der elektrischen 

Ausrüstung für Gleich- und Wechselstrom-Lokomotiven 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33 


1217 


sind Unklarheiten entstanden. So schreibt der Verfasser, 
daß bei Gleichstrom der Motor seine Spannung von der 
Mitte der Schaltdrosselspule erhält, so daß der Motor den 
Mittelwert der Spannung beim Schalten von Stufe zu Stufe 
bekommt. Zu erwähnen wäre ebenfalls, daß die Wider- 
standshbremsunz (welehe übrigens nieht identisch ist mit 
der Kurzsehlußbremsung) nicht nur bei Gleichstrom, son- 
dern auch bei Wechselstrom - Fahrzeugen (C-C - Lok. 
Reihe 401 Rh.B., E-Lok. Reihe 1080.100 Ö.B.B., B.-B.-Lok. 
Reihe 1170 Ö.B.B., LB-B1-Lok. Reihe 12 303 S.B.B., 1C,-Col- 
Lok. Reihe 201 B.L.S.) angewendet wird. Die Bezeichnung 
auf 8.55, Dreh- oder Zusatztransformator, ist nicht an- 
gängige, indem diese Gleichstellung mit dem auf 8.65 er- 
wähnten Zusatztransformator zu Unstimmigkeiten führt. 
Die erwähnte versuchsweise Anordnung eines Elektro- 
dampfkessels im Gepäckwagen zur Heizung des Zuges 
bei den Schweizerischen Bundesbahnen ist durch die 
direkte, vom Lokomotivtransformator aus  gespeiste 
Widerstandsheizung in den Wagen überholt worden. 


In den Kapiteln über die Fortschritte der elektrischen 
Zueförderung ist zu erwähnen, daß in den V.S. Amerika 
die Länge von 2300 km für elektrisierte Vollbalınen als 
zu klein angesehen werden muß, Ferner reicht heute der 
elektrische Betrieb der Paulista-Bahn in Brasilien von 
Jundiahy bis Rio Claro; gegenwärtig wird an der Fort- 
setzung der TElektrisierunz bis Rincao gearbeitet. Bei der 
Besprechung von Japan wurde der teilweise Ausbau auf 
elektrischen Betrieb der Shinyetsu-Linie (Usui-Paß) so- 


wie auch derjenige der Chuo-Linie nicht erwähnt. Auf 
der Strecke Meester-Cornelis bis Tandjong Priok auf 


Java stehen nieht nur Lokomotiven schweizerischer, son- 
dern auch solehe holländiseher und deutscher Herkunft 
im Betrieb. Bei der Besprechung der elektrischen Zug- 
förderung in Österreich ist bei Triest-Opeina richtizzu- 
stellen, daß in diesem Frühiahr die Zahnrad- in eine Seil- 
balınstrecke umgebaut wurde. 

Die obigen Ausführungen können weeleitend für 
eine Neuauflage sein, wobei auch gleichzeitig der Wunsch 
berücksichtigt sein möge, bei der Besprechung der elek- 
trischen Ausrüstung der Triebfahrzeure eine klarere Tren- 
nung zwischen Motorwasen und Lokomotive einerseits 
und zwischen der elektrischen Ausrüstung für Gleich- 
und Wechselstrom anderseits anzastreben. Bei Beachtung 
der gemachten Anregungen vermag dann das Buch auch 


den Spezialisten auf dem Bahnzrebiet zu interessieren. 


Theod. Tschopp. 


Galyanometer für Gleich- und 
Von Dr. ©. Werner Mit 93 Abb, 


208 S. in er. 8%. Verlag von Walter 
Berlin 1928. Preis geh. 13 RM, geh. 


Empfindliche 
Wechselstrom. 
17 Tab., VII u. 
de Gruyter & Co, 
14 RM. 

Nach der Einführung zu dem Buche will der Verfasser 
die für die richtige Auswahl und erfolrreiche Verwendung 
hochempfindlicher Galvanometer erforderlichen Kennt- 
nisse vermitteln und versucht einen Überbliek der wich- 
tirsten Melßsprinzipien und Konstruktions-Richtlinien sowie 
der vorliegenden Ausführungsformen zu geben. Bin reich- 
liches Literaturverzeichnis unterstützt die theoretischen 
Abhandlungen. 

Das Buch behandelt die Prehspul-, DPrehmagnet- und 
Saitengalvanometer, ferner die Galvanometer für Wechsel- 
strom sowie die Zusatz- und Hilfseinriehtungen und 
Schaltungen für den Gebrauch der Instrumente. Ju aber 
eine ähnliche Arbeit bisher nicht vorliert, so wird damit 
eine Lücke ausgefüllt, und die mit einer erstmaligen Be- 
arbeitung verbundenen Mängel werden die Nützliehkeit 
des Buches nieht mindern. Der beschreibende Teil ist 
etwas zu kurz gekommen, wenn man den Zweck des Buches 
besonders beachtet: auch darf nieht unbemerkt bleiben, 
daß vieles noch zu berichtigen und zu ergänzen ist und 
der Verfasser nieht immer die neuesten Typen der vor- 
liegenden Ausführungen im Bild und Text bringt. So ist 
unter anderm Abb. 140 S. 66 des kleinen Spierrel-Galvano- 
meters von S& H lange überholt, und die vom Referenten 
nicht nur bei diesem Gralvanometer vor Jahren eingeführte 
thermokraftfreie Anordnung des Torsionskopfes ist auch 
in der Beschreibung nicht erwähnt, obgleich gerade den 
störenden Thermokräften ein besonderes Kapital gewidmet 
ist. Auch Hinweise werden vermißt, wie z. B. auf die 
leider fast unvermeidliche Nullpunktverstellunz bei Be- 
tätirung des magnetischen Nebensehlusses N. 56; ferner 
das erforderliche Vermeiden starker Stromstöße bei balli- 
stischen Ausschlägen S. 53. Eine Eichung mit direkter 
Stromentnahme aus dem Norinalelement S. 192 ist nicht 
empfehlenswert, denn abgesehen von der Schädierung des 
Klementes darf der innere Widerstand, 200... 500 Q, nicht 
unbeachet bleiben. Die Ausführungen hinsichtlich der 


1218 


Selbstinduktion bei ballistischen Messungen, S. 78, decken 
sich nicht mit den praktischen Erfahrungen. Bei Hin- 
weisen im Text auf an anderer Stelle befindliche Tabellen 
ist es für ein Nachschlagebuch wichtig, die Seitenzahl bei- 
zufügen. Im Kapitel „Schutzeinrichtungen“ gegen mecha- 
nische Störungen, S. 183, fehlt Hinweis auf eine Arbeit 
von Hagen (P.T.R.) über die Verbesserung der Aufhän- 
gung der Panzergalvanometer. Durch vollständige Aus- 
schaltung jeder Eigenschwingung innerhalb der Aufhän- 
gung gelanst die Juliussche Anordnung erst voll zur 
Wirkung. Der feste Einbau des Drehspulinstrumentes in 
Abb. 89 entspricht diesen Erfahrungen. Bei den Neben- 
schlüssen, S. 169...176, fehlt ein Hinweis, daß die Neben- 
schließung temperaturabhängig wird, wenn der Tempe-- 
raturkoeffizient der Galvanometerspulen nicht durch tem- 
peraturfreie Widerstände gedrückt ist oder die Neben- 
schlüsse aus dem zleichen Material wie die Galvanometer- 
spulen gefertigt sind (Drehmarnet-Galvanomet-r). Die un- 
eingeschränkte Empfehlung des einfachen Nebenschlusses 
für Brücken und Kompensationsschaltungen bedarf der 
Berichtigung. Die Zeichnungen besitzen z.T. recht flüch- 
tigen Charakter und können, wie z.B. auf S. 127, den Text 
kaum wesentlich ergänzen. Die Schaltskizzen lassen häu- 
fig hinreichende Beschriftung oder Bezifferung und ein- 
heitliche Bezeichnung vermissen. Das Einsctzen falscher 
Abbildungen, wie 92b, hätte vermieden werden sollen, 
ebenso wie falsche Bezeichnungen in Abb. 81. Recht 
interessant ist unter anderem das Schaulinienbild Abb. 93 
über Frequenzbereich und Empfindlichkeit der behandel- 
ten Instrumente. Aber auch hier wären erklärende Hin- 
weise für die Bezeichnungen wie z.B. „Si= Normalemp- 
findlichkeit s. S. 54” u. del. recht zweckmäßig, um den 
Zweck des Buches zu erfüllen. Schöne. 


Die Elektronenröhre,. Ihre Theorie und ihre 
praktische Anwendung in Empfangs- und Verstärker- 
schaltung. Von A.Forstmannu.Dr. ESchramm. 
(Radio-Reihe Bd. 24.) Mit einem Geleitwort von 
E. Reisz, 197 Textabb. u. 238 S. in 8°. Verlag von 
EN Carl Schmidt & Co., Berlin 1927. Preis geb. 
AN 


Ein ausgezeichnetes Buch, welches vielfach ausführ- 
licher als in den bekannten wissenschaftlichen Werken in 
die Theorie der Elektronenröhre und die Schaltung der 
Röhre als Verstärker und Gleichrichter einführt. An 
Hand zahlreicher Diagramme wird das Verhalten der 
Röhren mit Wolfram-, Oxyd- und thorierten Wolfram- 
kathoden klargestellt. Einzelheiten der Fabrikation wer- 
den in Wort und Bild behandelt. Der Abschnitt: die Röhre 
als Schaltelement in Nieder- und lHochfrequenz- und Lei- 
stungs-Verstärkern und in Gleichrichtern gibt den Ver- 
fassern Gelegenheit, zahlenmäßige Zusammenhänge zwi- 
schen allen in Frage kommenden elektrischen Größen 
aufzustellen. Das Kapitel über die praktische Anwendung 
der Röhre ist kürzer gehalten und bildet eine gute Ergän- 
zung der theoretischen Betrachtungen. Das Schwinzaudion 
und der Überlagerungsempfang sind hier ausgenommen 
und sollen in einem besonderen Band erscheinen, Der In- 
halt und die Ausstattung des Buches sind gleieh gut. Das 
Buch kann in jeder Beziehung empfohlen werden. 


Lübcke. 


Bauelemente der Feinmechanik. Von ©. 
Richter u. Dipl.-Ing. R. v. Voß. Mit 1 Beitrag zu 
dem Abschnitt „Zahngetriebe"“ v. M. Fölmer. Mit 
1852 Abb. u. 36 Taf. VIII u. 576 8. in gr. 8°. VDI-Ver- 
en 1929. Preis geb. 29 RM, f. Val-Mitglieder 

6 X 


Für den Elektrotechniker ist beim Entwerfen von 
Maschinen und Geräten aller Art nicht nur der rein elek- 
trische Teil von Bedeutung, sondern in gleichem Maße 
der mechanische, der die Gestaltung und Fertigung bhe- 
trifft. Als Grundlage für die Gestaltung von Maschinen 
dienen bekanntlich die Maschinenelemente. Für die Ge- 
staltung kleinerer Geräte, wie sie beim Ban von Tele- 
graphen-, Fernsprech- und Rundfunkgeräten, Fernsprech- 
ämtern, Fernmelde- und Kontrollgeräten, Signalgeräten 
für Eisenbahnen, Schiffe und Bergwerke, elektrischen 
Uhren, den zahlreichen elektrisehen Mels-, Registrier- und 
Anzeigegeräten, elektro-medizinischen Geräten, Glüh- und 
Bogenlampen, Schaltern, Sicherungen usw. vorkommt, 
sind die Maschinenelemente jedoch meist nicht verwend- 
bar. Hier handelt es sich vielmehr um einen Teil des 
großen Gebictes der Feinmechanik, dessen Bauelemente 
von denen des Maschinenbaues mehr oder weniger ab- 
weichen und die ihr eigenes besonderes Gepräre, haupt- 
sächlich unter dem Einfluß der Massenfertigung, erhal- 
ten haben. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33 


15. August 19% 


Ein Werk, das diese „Bauelemente der Feinmechanik“ 
zusammenfalst und alle die weitausgedehnten und ver- 
schiedenartigen Zweige der feinmechanischen Industrie 
auf mechanischem, elektrischem und optischem Gebiet in 
gleicher Weise berücksichtigt, hat es bisher nicht ge- 
geben. Daß erst heute ein derartiges Werk erscheint, 
dürfte ein Beweis für die Schwierigkeit der Aufgabe sein. 
Um so mehr ist es zu begrüßen, daß in diesem Werk die 
Sammlung und Ordnung dieser Elemente so vollständig 
durchgefülirt ist, daß es für den Ingenieur der Fein- 
mechanik in ähnlicher Weise grundlegend ist wie seiner- 
zeit die Werke von Reuleaux und Bach für den In- 
senieur des Maschinenbaues. Das Fehlen eines solchen 
Werkes wurde um so schwerer empfunden, als es sich 
hier um Erzeugnisse handelt, die hoch veredelt und daher 
u die deutsche Wirtschaft von besonderer Bedeutung 
sind. 

Nach einer kurzen Übersicht über die Werkstoffe der 
Feinmechanik, darunter über die Isolierstoffe und Isolier- 
preßstoffe, werden den festen und lösbaren Verbindun- 
gen umfangreiche Kapitel gewidmet. Verschweißungen, 
Verpressungen, Versickungen, Verbördelungen, Eip- 
bettungen u. dgl. stellen feste Verbindungen dar, wie 
sie der Maschinenbau nicht kennt. Ebenso sind die lös- 
baren Verbindungen durch den Wegfall nennenswerter 
Kräfte und Geschwindigkeiten anders gestaltet, und auch 
die bewegten Verbindungen, die Lagerungen und Füh- 
rungen, sind schon durch den meist verlangten Wegfall 
ieder Schmierung in ganz besonderer Art ausgebildet. 
Die weiteren Kapitel enthalten unter der Bezeichnung 
„Triebmittel” zunächst die Speicher (Gewichte und Fe- 
dern), die Leiter (außer Bedienungsmitteln die Achsen 
und Wellen) und die Getriebe als Reibgetriebe, Zahn- 
getriebe, Zugmittelgetriebe, Schraubengetriebe und Hebel- 
und Kurbelzetriebe, denen sich die Schaltwerke an- 
schließen. Unter „Regelwerken” sind dann als Fest. 
stellungen” die Bremsen, Rastwerke, Verriegelungen und 
Gesperre zusammeneefaßt, und als „Geschwindizkeits- 
regler“ findet man die schon im Prinzip von den Reg- 
lern des Maschinenbaues abweichenden Bremsreeler und 
Hemmregler und schließlich die Dämpfungen. 

Ein besonderer Vorzug dieses Werkes liegt darin, 
daß es nicht nur eine klare übersichtliche Einteilung des 
weitverzweigten Gebietes, sondern an den Stellen, wo es 
möglich ist, auch eine rechnerische Behandlung bringt, 
so daß der Konstrukteur nicht mehr wie bisher nur auf 
Erfahrungswerte angewiesen ist. Er ist jetzt beispiels- 
weise in der Lage, die besonderen Verhältnisse bei den 
Spitzenlagerungen und Federn elektrischer Meßreräte, 
den Geschwindigkeitsreelern für Relais und Laufwerke, 
den Dämpfungen bei Meßgeräten usw. rechnerisch zu 
überprüfen. Zum Verständnis tragen ganz besonders die 
äußerst zahlreichen, musterzrültig hergestellten Zeichnun- 
een bei, die Beispiele aus den verschiedensten Gebieten 
der feinmechanischen Technik bringen. Dadurch ist ins- 
besondere dem Konstrukteur elektrotechnischer Geräte 
Gelegenheit gegeben, gut durchgebildete Bauelemente aus 
anderen Industriezweigen zu übernehmen, die ihm sonst 
schwerlich zugänglich sein würden. 

So haben die Verfasser für die gesamte deutsche fein- 
mechanische Industrie im weitesten Sinne das Fundament 
geschaffen, das für die weitere wissenschaftliche Er- 
fassung der feinmeehanischen Technik und ihre Auf- 
nahme als Unterrichtsfach für Schulen Voraussetzunz 
war. Träst einmal die wissenschaftliche Behandlung 
dieses Gebietes ähnliche Früchte, wie dies in der Chemie 
und in der Elektrotechnik der Fall ist, so wird immer 
ein wesentlicher Teil dieses Verdienstes auf die Verfasser 
dieses grundlegenden Werkes zurückzuführen sein. 

Kniehahn. 


Werkstoffprüfung (Metalle). Von Prof. Dr.-Ing. 
P.Riebensahm und Dr.-Ing. L..Traeger. (Werk- 
stattbücher, herause. v. E. Simon, H. 34) Mit XV Fig. 
i. Text u. 68 S. in 8%. Verlag von Julius Springer, Berlin 
1928. Preis geh. 2 RM. 

Das Buch soll dem Konstrukteur und Betriebsinze- 
nieur einen Überblick über die grundlegenden Unter- 
suchungsverfahren der Werkstoffprüfung geben. Es ist 
in 3 Abteilungen gegliedert, von denen die Untersuchung 
der mechanischen Eigenschaften der Metalle den Haupt- 
inhalt des Buches bildet, während in den beiden anderen 
Abteilungen die metallorraphische und die Röntgeenunter- 
suchung nur verhältnismäßig kurz behandelt sind. An der 
Hand klarer Abbildungen werden nacheinander die ver- 
schiedenen statischen und dynamisehen Untersuchunzen 
behandelt, auch die Universalprüfmaschine von Lose n - 
hausen für Druck-, Zug- und Biegzunesbeanspruchunz i-t 
nicht vergessen. Während diese Untersuchungen zur Ibe- 


Ach 


16. August 1929 


stimmung der Widerstände dienen, die die Werkstoffe bei 
den verschiedensten Beanspruchungen zu leisten imstande 
sind, wird durch die im Anschluß hieran besprochenen 
technologischen Prüfungen das Verhalten der Werkstoffe 
unter verschiedenen äulseren Verhältnissen, im kalten und 
warmen Zustande beobachtet. Bei der großen Wichtigkeit 
der Werkstoffprüfungen für den neuzeitlichen Maschinen- 
bau und dem Umfange, den dieses Gebiet in den letzten 
Jahrzehnten angenommen hat, ist das Erscheinen eines 
solchen tleftes, das das Wichtigste hierüber in gedräng- 
ter Form vermittelt, nur zu begrüßen. Witt. 


Rostfreie Stähle. Berecht. dt. Bearb. d. Schriit 
„Stainless Iron and Steel“ v.J.H.G.Monypennyin 
Sheffield. Von Dr.-Ing. H Schäfer. Mit 122 Textabb., 
VHI u. 342 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 
1928. Preis geb. 27 RM. 


Schäferhat der stahlerzeugenden und -verbrauchen- 
der Industrie bereits mehrere wertvolle Bücher geschenkt, 
nämlich zwei Übersetzungen von Büchern des bekannten 
englischen Metallurgen Brearly, Die Werkzeugstähle 
und ihre Wärmebehandlung, das wohl in keiner deutschen 
Werkstätte fehlt, und Die KEinsatzhärtung von Eisen und 
Stahl, gleichfalls von Brearly, und ein selbst verfaßtes: 
Die Konstruktionsstähle und ihre Wärmebehandlung. Mit 
der vorliegenden Übersetzung Rostfreie Stähle 
wird ein Gebiet bearbeitet, dem unzweifelhaft eine große 
Zukunft, man möchte sagen die Zukunft der Stahlerzeu- 
gung bevorsteht. Man wird sich fragen, warum Schäfer so 
gern zur Übersetzung englischer Bücher greift. Das Vor- 
wort gibt darüber keinen Aufschluß. Ein so ausführliches 
deutsches Buch über den Gegenstand allein gibt es zur 
Zeit nicht. Die wertvollen deutschen Arbeiten finden sich 
nur Schwer zugänglich in den Zeitschriften verstreut. 
Schäfer hat sie in der Übersetzung mitverarbeitet und 
im Literaturnachweis aufgeführt, und hat damit die Ein- 
seitirkeit des englischen Originals ausgeglichen. Er hätte 
aber gerade so gut ein selbständiges Buch schreiben können. 
Es bleibt also eine offene Frage, ob ihn die einfache, an- 
schauliche englische Schreibweise, die auch jedem Leser 
geiallen wird, anzog, oder ob er damit betonen wollte, daß 
die Engländer immer noch in der Erzeuzung von legierten 
Stählen an der Spitze marschieren. Die Behandlung der 
metallurgischen Grundlagen ist etwas abweichend von der 
hierzulande üblichen, was dem Ingenieur, der das Buch 
zur Wiederauffrischung und Ergänzung der etwas ver- 
blaßten Kenntnisse zur Hand nimmt, nur willkommen sein 
kann. Sie ist aber auch dem Verständnis des weniger me- 
tallurgisch gebildeten Verbrauchers angepaßt, der sich 
heute mit der Beschreibung der Herstellung, Behandlung 
und Verwendung der rostfreien Stähle allein nicht mehr 
begnügen darf, sondern sich in die thermischen Vorgänge 
hei der Erzeugung und Verarbeitung vertiefen muß. — 
Über rostfreies Gußeisen ist in dem Buche leider nichts 
zu finden, auch fehlt ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis. 


M. Escher. 


Metallographie. Von Prof. Dr. Guertler. Bd.2: 
Die Eigenschaften der Metalle und ihrer Legierungen. 


2. Teil: Physikalische Metallkunde 7. Abschn. Die 
thermische Leitfähigkeit. Von Dr. A. 
Schulze. 2. Lief Mit 83 Textabb., 1 Anh., AIT u. 


317 S. in 8°, Verlag von Gobrüder Borntraeger, Berlin 
1927. Preis geh. 13,40 RM. 

Mit der an ihm gewohnten musterhaften Sorgfalt und 
Klarheit ordnet der Verfasser den recht lückenhaften 
Stoff in 4 Kapiteln, je nachdem die behandelten Legierun- 
gen aus zwei Bestandteilen zusammengesetzt sind, die 
sich im festen (kristallisierten) Zustande nicht oder voll- 
ständig oder begrenzt mischen oder chemisch verbinden. 
Im 5. Kapitel behandelt er den wichtigen Sonderfall, daß 
der eine Bestandteil nur wenig vom anderen enthält (ver- 
dunnte Lösungen). Im 6. Kapitel erörtert er die Legie- 
rungen aus drei und mehr Metallen (Aluminiumlegierun- 
gen, Bronzen usw.). Es folgen kleine Kapitel über Oxyde, 
Sulfide, Chloride, gepreßte Pulver, Einfluß von Tempera- 
tur, Druck und Verformung auf das Wärmeleitvermögen 
usw. 

Trotzdem das genaue Messen der Wärmeleitfähigkeit 
weit schwieriger ist als das der elektrischen Leitfähigkeit, 
ist doch, wie das Heft zeigt, ein guter Grundstock vor- 
handen, auf den sich auch einige theoretische Folgerun- 
gen aufbauen lassen. K. Arndt. 


Heimtechnik. Von Dr.-Ing. L.Schultheiß. Ein- 
führungswort v. Geh. Rat Prof. Ch. Prinz. Mit 127 
Abb., 23 Zahlentaf., X u. 158 S. in gr. 8%. Verlag R. Olden- 
bourg, München u. Berlin 1929. Preis kart. 8,50 RM. 


-Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


1219 


Das Buch füllt zweifellos eine schon lange bestehende 
Lücke aus, indem es sich vom Standpunkt des Technikers 
mit den Fragen der lHeimtechnik auseinandersetzt. Er- 
freulicherweise geht es über den Rahmen der bloßen Be- 
schreibung unzählizer, meist bekannter Geräte und Ma- 
schinen weit hinaus und versucht die Kenntnisse zu 
schaffen, die zu einer kritischen Beurteilung von Wirt- 
schaftlichkeit und Zweckmäßigkeit technischer Haus- 
einrichtungen nötig sind. Unterstützt durch gute Bilder 
und viele übersichtliche Diagramme behandelt Schult- 
heiß nach einem kurzen Hinweis auf die Grund- 
züge wissenschaftlicher Betriebsführung 
im Haushalt die Frage der zweckmäßigsten 
Raumanordnung und -ausnutzung. Besonde- 
res Augenmerk schenkt er naturgemäß der techni- 
schen Einrichtung der Küche. Daß schließlich 
in übersichtlicher Form dieReinigungder Wäsche 
besprochen wird, ist allgemein zu begrüßen, zumal bisher 
über diesen wichtigen Zweig der Hauswirtschaft leider 
auch in Fachkreisen noch recht wenig Klarheit herrscht. 

Den Elektrotechniker interessiert es am meisten, wie 
sich der Verfasser mit den Fragen der Elektrizität im 
Haushalt, und zumal der Elektrowärme, auseinandersetzt. 
Ohne sich allzusehr auf eine eingehende Beschreibung der 
einzelnen Gerätetypen einzulassen, versucht er möglichst 
obiektiv, die Vorteile des elektrischen Kochens und der 
elektrischen Heißwasserbereitung ins rechte Licht zu 
rücken. Ob man ihm allerdings bei allen Wirtschaftlich- 
keitsberechnungen folgen kann, erscheint fraglich. Wenn 
dabei z. B. mit irgendeinem beliebigen kWh-Preis gerechnet 
wird, so sollte dieser doch für alle Rechnungen gleich an- 
genommen werden. Daß Schultheiß einmal mit 17 Pf und 
dann mit 18 PfjkWh rechnet (S. 123), scheint nicht recht 
begründet. Wird überhaupt ein derartiger Mittelpreis an- 
genommen, dann wäre wohl der in Berlin allgemein üb- 
liche von 16 Pf am Platze gewesen. Für die Untersuchung 
über das Kochen dürfte sich aber bei der Einführung eines 
Preises von 10 Pf/kWh, wie er heute in größeren elektri- 
schen Siedlungen für Kochstrom meist gewährt wird, ein 
klarerer Überblick über die tatsächlichen Verhältnisse er- 
geben. Das gleiche gilt auch für die Gaspreise. Warum 
wählt der Verfasser hier den extrem niedrigen Preis von 
15 Pf/m?? Daß dadurch natürlich die Energiekosten an 
Allgemeingültigkeit verlieren, liegt auf der Hand. Auch 
sonst stellt Schultheiß die Vergleiche auf eine für die 
Elektrizität eher zu ungünstige Basis. Ein Wirkungs- 
grad von Kochplatten von 50% (S. 69) oder 55% (S. 46) 
ist zweifellos für neuzeitliche Hochleistungsplatten 
zu niedrig, wie ja auch die vom Verfasser selbst ange- 
stellten Versuche, die einen Wirkungsgrad von 90 % er- 
gaben, beweisen. Selbst wenn man die zur Erhitzung der 
Kochplatten benötigte Wärmemenge berücksichtigt, er- 
geben sich bei Verwendung geeigneter Kochgeschirre Wir- 
kungserade von etwa 70%. Wenn dann anderseits 
der Wirkungsgrad von Gaslheißwassererzeugern mit 
90 % angegeben wird, so erscheint dies, besonders beim 
Kochbetrieb, wobei sehr häufig kleine Wassermengen ent- 
nommen werden, reichlich hoch. Auch beim Vergleich der 
kKlektrokühlschränke mit den Fisschränken kommen 
erstere etwas zu schlecht weg. Die Anschaffungskosten 
sind reichlich hoch angenommen (es gibt heute gute Ab- 
sorptionssehränke für etwa 700 RM und Kompressions- 
schränke für 800 ..1000 RM). Auch kann beim Absorp- 
tionsschrank angenommen werden, daß die Beheizungszeit 
in die Nachtstunden mit entsprechend niedrigen Tarifen 
füllt. Daß bei Kompressionsschränken noch 30 h für Be- 
dienung (gegenüber 50 h beim Eisschrank) benötigt wer- 
den, ist unerklärlich, da derartige Schränke doch meist 
vollselbsttätig arbeiten und demnach keinerlei Bedienung 
heanspruchen, während anderseits die zeitraubende Eis- 
füllunz ja hinreichend bekannt ist. 

Diese kleinen Ausstellungen, die bei einer zweiten 
Auflage leicht berücksichtigt werden können, sollen aber 
den Wert des ausgezeichneten Buches keineswegs schmä- 
lern. Ts gibt nicht nur dem Fabrikanten von Heiz-, Koch- 
und Haushaltzeräten manche Anregung, sondern sollte 
auch bei keinem Werbeingenieur fehlen. Ebenso werden 
Techniker, Installateure und Ilaushaltungschulen das 
Buch nutzbringend verwerten können. Auch den projek- 
tierenden Ingenieuren und Architekten vermag es gute 
Dienste zu leisten. Nach dieser Richtung hin kann bei 
einer zweiten Auflage noch besonders durch die Behand- 
lung der Frage zweckmäßieer und hinreichender Installa- 
tion, die ja gewissermaßen voraussetzende Bedingung für 
eine umfangreiche Benutzung elektrischer Geräte ist, 
manche Anregung gegeben werden. 

Mörtzsch. 


1220 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Das neue Abkommen der Allgemeinen Elektrieitäts- 
Gesellschaft mit der General Electrie Co.! — Zwischen der 
AEG und der International General Electric 
Co. als Trägerin der Auslandsinteressen der General Electric 
Co. New York, ist ein Plan der Zusammenarbeit vereinbart 
worden, der alle Teile der Welt umfaßt. Es ist bekannt, daß 
zwischen der AEG und der General Electrie Co. seit mehr als 
25 Jahren freundschaftliche Beziehungen bestehen, die im 
wesentlichen auf einem Patent- und Erfahrungsanstausch be- 
ruhen. Diese Abkommen, die durch den Krieg unterbrochen 
und bald nach diesem wieder erneuert wurden, haben sich für 
beide Firmen als so wertvoll erwiesen, daß sich der Wunsch 
nach deren Ausbau und Vertiefung ergeben hat. Die in 
Aussicht genommene Weiterentwicklung der Zusammenarbeit 
bezweckt auch eine Verstärkung der freundschaftlichen Be- 
ziehungen zu den nationalen Starkstrom-Fabrikations-Unter- 
nehmungen in den. Hauptindustrieländern Europas, die mit 
der International General Eleetrie Co. und der AEG im Ver- 
tragsverhältnis stehen. Im Zusammenhang mit der Änderung 
des Abkommens wird eine Kapitalheteiligung der Internatio- 
nal General Electrie Co. an der AEG eintreten. Die Inter- 
national General Electric Co. erwirbt nominal 30 Mill RM 
Stammaktien der AEG mit Dividendenberechtigung zur 
Hälfte vom 1. X. 1929, zur anderen Hälfte vom 1. IV. 1930 
ab zu einem Kurse von 200 %. Ein Teil der hierfür cr- 
forderlichen Aktien soll durch eine Kapitalerhöhung, der 
andere durch in Stammaktien umgewandelte Vorzugsaktien 
der AEG beschafft werden. Zu diesem Zweck * wird den 
Besitzern von Vorzugsaktien der AEG Lit. A und Lit. B 
seitens der Berliner Handels-Gesellschaft im Namen eines 
Bankenkonsortiums ein Umtausch in S!ammaktien der Ge- 
sellschaft derart angeboten, daß sie für den Nennbetrag der 
Vorzugsaktien Stammaktien im halben Nennbetrag sowie 
eine Barzahlung von 20% auf den Nennbetrag der Vorzugs- 
aktien erhalten. Der Vorzugsaktionär behält seinen Divi- 
dendenschein für das gegenwärtige Geschäftsjahr 1928/29 
und erhält Stammaktien mit Pividendenberechtigung ab 
1. X. 1929. Deimgemäß werden für je nom. 600 RM Vorzugs- 
aktien mit Dividendenberechtigung ab 1. X. 1929 nom. 300 RM 
Stammaktien der AEG mit Dividendenberechtigung ab 1. X. 
1929 nebst einem bar auszuzahlenden Betrag von 120 RM ge- 
währt. Die Kosten und die Börsenumsatzsteuer gehen zu 
Lasten des Bankenkonsortiums. Die vom Bankenkonsortium 
eingetauschten Vorzugsaktien werden gegen Zahlung von 
mindestens 30% des Nennwerts in Stammaktien umgewan- 
delt. Diese umiewandelten Stammaktien sollen, soweit sie 
nicht zur Befriedigung der Ansprüche der Vorzugsaktionäre 
verwendet werden, der I. G. E. überlassen werden. Zwecks 
Durchführung dieser Transaktion haben Aufsichtsrat und 
Vorstand der AEG folgenden Beschluß gefaßt: Die auf den 
27. VIII. einzuberufende außerordentliche Generalversamm- 
lung soll der Verwaltung die Ermächtigung erteilen, das 
Aktienkapital der AEG von 186,250 Mill RM um bis zu nom. 
23,750 Mill RM zu erhöhen. Die Satzung soll dahin ergänzt 
werden, daß die Vorzugsaktien durch Beschluß der General- 
versammlung mit Zustimmung der Inhaber der umzuwan- 
delnden Vorzugsaktien in Stammaktien umgewandelt werden 


können. Von der Ermächtigung zur Schaffung der neuen 
Aktien soll nur insoweit Gebrauch gemacht werden, als 


dieses zur Durchführung der vorstehend geschilderten Trans- 
aktion erforderlich ist. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 


15. August 1929 


trizität befassen, waren das ganze Jahr 1928 voll be- 
schäftigt, so daß eine große Anzahl von Arbeitern und 
anderen Hilfskräften neu eingestellt werden konnte. Alleı- 
dings wird über die außerordentlich niedrigen Preise ge- 
klagt. Die Schweiz ist mit 75% ihrer Produktion auf den 
Weltmarkt angewiesen, und die Konkurrenz nimmt immer 
mehr zu. Die Bestellungen der Bundesbahnen lassen nach. 
da ein großer Teil der Strecken bereits elektrisiert ist. Ge- 
klagt wird auch über die Verkürzung der Lieferfristen, die 
zur Erhöhung der Unkosten zwingt. Aussichten für die näch- 
sten Jahre bieten sich im Auslande, hauptsächlich in Su. 
amerika, Italien, Frankreich und Spanien. Man hat sich be- 
reits durch die befreundeten Großbanken um Konzessionen 
fir Wasserkraftausnutzung in diesen Ländern beworben, und 
neu gegründet wurden elektrische Holding-Gesellschaften: 
die Schweizerisch-Amerikanische Elektrizitäts-Gesellschait 
in Zürich (Kapital 92 Mill Fr), die Schweizerisch-Argentini- 
sche Elektrizitäts-Gesellschaft in Basel (Kapital 10 Mili 
Pes), wozu Expansionen der Trust-Gesellschaften und Kapi- 
tulserhöhungen auf diesem Gebiete kommen. 

Trotz verschärfter ausländischer Konkurrenz zeigt der 
Inlandsmarkt eine gesteigerte Aufnahmefähigkeit fü: 
elektrotechnische Erzeugnisse. Die Verwendung elektrischer 
Kraft für industrielle Zwecke, für Beleuchtung und für den 
Haushalt nimmt zu Die Produktion elektrischer Energie 
aus Wasserkräften betrug im vergangenen Jahre rd. 5 Mrd 
kWh, wovon etwas über 1 Mrd, also rd. 20%, ausgeführt 
wurden. Der Kohlenimport der Schweiz (Steinkohle, Kohs 
und Briketts) hatte 1928 einen Wert von 130 Mill Fr. Die für 
das Inland mit Wasserkraft gewonnenen 4 Mrd kWh würden 
bei Herstellung aus Kohle eine Mehreinfuhr im Werte von 
120 Mill Fr erfordern. Das ergibt ein sehr günstiges Ver- 
hältnis, welehes beim Ausbau weiterer Kraftwerke, die ge- 
plant sind, zur Aktivierung der Handelsbilanz reichlich bei- 
tragen wird. 

DieEinfuhr elektrischer Erzeugnisse betrug im Jahre 
1928 26.8 Mill Fr, also 6,7 Mill Fr mehr als im Vorjahrr. 
hauptsächlich Telephon- und Telegraphenapparate, sonstig- 
Instrumente. Dynamomaschinen, Glühlampen, Isolatoren. 
Elektroden, Kabel. Deutschland hat 60% der Dynam- 
maschinen geliefert (daneben lieferten Holland und Frank: 
reich), ferner 58% der elektrischen Apparate und Instru- 
mente (England 31 %), von den Glühlampen 50 % ee 
30 %), an Telephon- und Telegraphenapparaten 55 % (27% 
Holland), Akkumulatoren 50% (Frankreich 25 %), Porzel- 
lanisolatoren 90% «früher hauptsächlich aus Dänemark. 
Elektroden 95% (früher aus den Vereinigten Staaten). 

Die Ausfuhr ist im Jahre 1928 auf 80 Mill Fr ge- 
stiegen, 17 Mill Fr mehr als im Vorjahre. Davon sind 36 Mill 
Dynamomaschinen und 30 Mill Instrumente und Apparate. 
Für Glühlampen, Telephone, Kabel usw. bleiben also nur 
noch 14 Mill. Hauptabsatzgebiet ist Spanien geworden; es 
nahm 30 % der Dynamomaschinen, 25 % von den Instrumen- 
ten und Apparaten. Glühlampen bezieht hauptsächlich Hol- 
land. Elektrische Lokomotiven gingen viel nach Spanier. 
Angesichts der steigenden Verwendung elektrischer Kraft 
in allen Ländern der Erde erscheinen die Aussichten für den 
schweizerischen Export auch weiterhin günstig.“ 

Im einzelnen ergibt sich der schweizerische Außenhan- 
del mit besonders wichtigen elektrotechnischen Erzeugnissen 
aus folgender, dem Bull. SEV 1929, Nr. 7, entnommenen 
Übersicht für die Jahre 1927/28: 


Erzeugnisse 


FEinfuhr 


Mengen in iiz 


SE 


Wert in In Fr _ Mengen i in in A Wert i in 10m Er 


1928 1928 1977 


g | 1927 In | 1927 
Dynamomaschinen E OT a a a e a aa 5 669,3 37722 3 518.1 2 404,3 |122 372,7 | 87 761,4 | 36 364,3 | 28 444.4 
Kontroll-, Zähl-, Meßinstrumente EEN 376,4 320,9 676,1 647,1 | 12 651,8 ; 10 653,3 | 16 696,2 | 13 214.8 
Apparate für angewandte Elektrizität . 6 823,4 | 5604,2 | 5016,2 | 4158,8 | 18 198,6 | 17 089,3 | 13 824,4 | 14 320.9 
Glühlampensockel . . 1 181,0 866,1 3 481,9 2 447,7 1 878,4 1473,2 | 3 579,3 2 993.7 
Kochherde für elektrothermische Betriebe 136,6 69,8 63,5 22,9 4 979,5 2 962,2 1 925,2 1 234.9 
Bügeleisen desel. PET R o a evi 55,2 41,8 23.4 | 18,1 1 448,1 1 178,4 467,6 73.8 
Elektrische Lokomotive en... a ne — 33.5 —- 11,2 | 12 951,9 5 367,0 5 672.0 2 216,2 
Telephon- und Tele graphe napparate ; 3 495,2 | 2 663,9 | 6973.1 | 5001,7 816,7 579,9 | 1812,5 959.1 
Isolierröhren . . 2 2 2 2 2 2 2 2 22. 28,7 28,0 4,0 3,4 246,3 102,7 21,2 DN 
Porzellanisolatoren . 2 2 2 2 2 2 2 200... 11 919,1 9 091.1 1 821.5 1 400.5 340,0 599,7 89,0 79,8 
Isolierte Kabel und Drähte . . . 2.2 2 2.. 2 080,2 1 731,6 763,6 | 601,8 2 361,5 2 358,9 1 475,1 1 393,1 


Zur Tage der schweizerischen Flektrizitätsindustrie. 
— Die Ind. Handelszg.? entwirft folgendes Bild zur Lage, in 
der sich die schweizerische Elektrizitätsindustrie befindet: 
„Alle Unternehmungen, die sieh in der Schweiz mit Elek- 


1 Val. } ETZ H S. 1179. 
2 149, Nr. 150. 


Abschluß des Heftes: 10. August 1929. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expli. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Ze 


hme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 


Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9. 


d. Spann. v. Gleich- 
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Sequenz, Stromverwendungschwank. 
Weg 1221 — Gyemant, Bewegungserscheinungen an 
Peder 1225 — Duschnitz, Ausführungsarten u. Anwendungs- 
m Tinker-Meßschalters f. Wechselstrommess, 1228 — Falk, Kurz- 
u. Spannungsabfall In Dreiwicklungs-Transf,, Stromverteilung In 
Beschalt. Wicklungszweigen 1231 — Otto, Beitr. z. Erhöh. d. Genauigk. 
Kir. Temperaturmeßanl. 1236 — Kiehne, Stromabrechnungsverfah- 


nR 


= 

Uschau: Steigerung d Betriebspannung f. Kabel 1230 — Radio 
Schiffen 12338 — Die neueste Entwickl. der selbsttät. Netzrelais — 
A, menschl. Fähigk. u. Fertigk. durch farbiges Licht 1239 — Streifen- 


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sicherungen aus verzinntem Kupferdraht 1240 — Zugentlastung für Stecker — 
Zeitgemäße Einricht. f. Massenbeförd. — EI, Antr. v. Buchdruckschnellpressen 
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kabelnetzes 1927/28 1242 — Internat, Handelskammer u. Fernsprechweitverkehr — 
Trocknermühle f. Kohlenstaubfeuerg. 1243 — Besucherzahlen der dt. Techn, 
Hochsch, — Elektrot, Messefestabend — Technol. Gewerbe-Museum, Wien 1244 
— Energiewirtschaft 1245 — Vereinsnachrichten 1246 — 


Literatur: F. Kesselring, H. Krause, 
Foerster, F. Kohlrausch, Meyers 
1252 — Berichti- 


Sitzungskalender 1248 — 
Reichsverb. d. Automobilind., F. Münzinger, E. 
Lexikon 1249 — Geschäftl, Mitteilungen 
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750.JAHRGANG / IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9 


22. AUGUST 1929 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 22. August 1929 | 


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1 
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1221 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


50. Jahrgang 


Berlin, 22. August 1929 


Heft 34 


Die Stromwendungschwankungen der Spannung von Gleichstromerzeugern. 


Von Ing. Dr. techn. Heinrich Sequenz, Wien. 


Übersicht. Mit Hilfe einer Wicklungsdarstellung, die 
in einer Verbindung des Spannungsvieleckes mit dem von 
Arnold angegebenen „reduzierten Schema‘ besteht, werden 
Formeln für die Ungleichförmigkeit der Spannung, die 
durch den Stromwender bei den Gleichstromerzeugern her- 
vorgerufen wird, abgeleitet. Untersucht werden nur Wick- 
lungen, bei denen die Stegzahl gleich der Nutenzahl und 
die Stegzahl ganzzahlig durch die Paarzahl der Anker- 
stromzweige teilbar ist. 


I. Begründung der Arbeit. 


Die Gleichstrommaschine hat in letzter Zeit sowohl 
ala Erzeuger des hochgespannten Stremes zur Speisung 
der Anoden von Röhrensendern im «drahtlosen Verkehr! 
als auch im Fernsprechverkehr als Stromquclle neben 
einer Batterie? Verwendung gefunden. 


In beiden Fällen muß auf besondere Reinheit der 
Gleichspannung, auf ein Freiscin der Spannung von 
Oberwellen geachtet werden. 


Es mangelt nun nicht an Arbeiten, die sich mit den 
Grundsätzen beschäftigen, nach denen eine Gleichstrom- 
maschine gebaut werden muß, damit sie möglichst ober- 
wellenfrei arbeitet. Doch wird einerseits der Einfluß 
der Spannungschwankungen, die durch den Stromwender 
hervorgerufen werden, damit abgetan, daß man sagt, er 
sei bei genügend großer Stegzahl vernachlässigbar klein, 
anderseits werden diese Spannungschwankungen aber in 
der Weise untersucht, wie es von Arnold-la Cour 
in der „Gleichstrommaschine” geschah*®, die jedoch irrtüm- 
lich ist und zu Formeln für die Ungleichförmigkeit führt, 
die nicht gelten können. Aus all den angeführten Gründen 
soll dieser Aufsatz versuchen, einen Einblick in die Ver- 
hältnisse zu gewähren, die die Spannungschwankungen 
EES welche vom Stromwender hervorgerufen 
werden. 


II. Darstellung der Wicklung. 


Die folgenden Untersuchungen werden mit Hilfe 
einer Wicklungsdarstellung ausgeführt werden, die in 
einer Verbindung des Spannungsvieleckes mit dem von 
Arnold angegebenen „reduzierten Schema” besteht. Diese 
Wicklungsdarstellung wurde von mir in der ETZ 1928, 
S. 1217, beschrieben, als die „Symmetriebedin 
zungen für Gleichstromankerwicklun- 
zen” behandelt wurden. Sie ist wohl ohne weiteres 
verständlich. Nur ist dabei zu beachten, daß das 
2a-polige reduzierte Schema von Arnold in ein zwei- 
poliges verwandelt wurde, so daß die Zahl der Umläufe 
der Ringwicklung die gleiche wird wie die Zahl der Um- 
läufe des Spannungsvieleckes. Aus dem einen Strom- 
wender des Arnoldschen Wicklungsbildes werden a Strom- 
wender. Spannungsvieleck, Ringwicklung 
und Stromwender haben also a Umläufe. 
a ist dabei die Paarzahl der Ankerstromzweige. 


3 E. Rappel, „Gleichstrom-Hochspannungsmaschinen als Anoden- 
PP. az 1927, 8. 1285 PATAN 


S ; S 
® K.Hammers, „Oberwelienfreler Gleichstromgenerator‘ (Telephon- 
maschine). 


Arbeiten aus dem KElektrotechnischen Institut der Technischen 
Hochsehule Aachen Bd. 2 (1926/27), Berlin 1928. 


Verlag von Julius Springer. 


® e. Fußnote 1 u. 2. Dipl.-Ing. Pederzani, „Gleichstrom-Hoch- 
spannu Generatoren”. El. u. nenb. 1926, 8. 627. — R. Rüden- 
berg, De uß der Zähne und Nuten auf die Wirkungsweise der Dynamo- 


anker“. El. u. Maschinenb. 1907, 8. 599. 
d Arnold. Ia Cour, „Die Gileichstrommaschine“ Bd. 1, $S. 200, 
Berlin 1919, Verlag von Jullus Springer. 


III. Spannungschwankungen. 


Es mögen hier nur jene Wicklungen behandelt wer- 
den, für welche die Stegzahl K durch die Paar- 
zahl der Ankerstromzweige ganzzahlig 
teilbar ist. In diesem Falle decken sich die a Umläufe 
des Spannungsvielecks, und alle Umläufe haben die gleiche 


Auch die a Umläufe des auf zwei 
Pole bezogenen reduzierten Schemas decken sich, da jedes 


Seitenzahl, nämlich Ge 


Polpaar des Arnoldschen Schemas 2 Spulen enthält. Da 


außerdem die Bürstenpaare symmetrisch zu den Stegen 
liegen, so können auch die a Stromwender zusammen- 
gelegt werden. 


Abb. 1. K. geradzahlig. 


Von diesen Wicklungen sollen außerdem nur die mit 
gleicher Nuten- und Stegzahl untersucht werden; also 
nor solche, bei denen in einer Nut zwei Spulenseiten 
iegen. 

Die Ableitung der Formeln für die Spannungschwan- 
kungen bei Wicklungen mit mehr als zwei Spulenseiten in 
einer Nut und jener für Wicklungen, bei denen die Spulen- 
und Nutenzahl nicht durch die Paarzahl der Ankerzweige 
ganzzahlig teilbar ist, würde diesen Aufsatz ungemein 
erweitern und soll aus diesem Grunde einer späteren Ar- 
beit vorbehalten bleiben. 


1. Bürstenbreite < Stegteilung (b<t,). 
K d 
a) SE geradzahlig. 


Der Höchstwert der Spannung tritt augen- 
scheinlich dann auf, wenn die Bürstenmitten mit den 
Stegmitten zusammenfallen. Dieser Höchstwert ist dann 
gleich dem Durchmesser des Spannungsvielecks, also 2 R, 
wenn R den Halbmesser bedeutet. 

Der Kleinstwert der Spannung wird da- 
gegen auftreten, wenn die Bürsten die in der Abb. 1 ge- 
zeichnete Lage zum Anker haben, d.h. wenn die Spulen 


1222 


S, und Sa beginnen kurzgeschlossen zu werden, denn dann 
ist die Spannung aller Ankerstromzweige die Projektion 
der Vielecksehnen AB oder CD auf die Bürstenverbin- 
dungslinie. Und diese Projektion ist am kleinsten, wenn 
der Winkel zwischen den Sehnen AB oder CD und der 
Bürstenverbindungslinie am größten ist; was aber bei der 
gezeichneten Bürstenstellung, wie man deutlich sieht, der 
Fall ist. Der Kleinstwert der Spannung wird mit 


— 8 
Be? 
d 
ET E EC 
bk? 2a 1 Sr? 
d 
b-i 
2x 2. 
K w’ 
a 
und -AB = 2 Rsinßĝ; 
DE 
#B=2Reinßcosy=2Rcos mme SCH 
d d 


wenn i die Stärke des Isolationssteges bedeutet. 
Die Spannungschwankung in Hundertteilen 
Mittelwert wird 


_ |, 2 R- AB 


vom 


e0 = + ——— .100°/ 
: 2R+AB > 
an ax (b—ì) 
1 — cos —> C08 er ——— 
K K Ti 
=, an ax (b— 1) 100° 
1 + cos —- cos - „- —. —- 


K K Ti 


Diese Spannungschwankung nähert sich dem Höchstwert, 
wenn die Bürstenbreite b dem Werte t +2 zustrebt: 


an 
tg? A 
DAMES . 100 0/0 
ax 
2+ te g 


d i TE: a ax 
Da "wv Im allgemeinen klein ist, kann man für tg K 


axr 


angenähert K setzen. Damit wird 


a? rn? a? n?\?2 a? ı2\3 
re, de —+....|-10% 


ep 


eu = + 
493 
=t Bi "in, 
) a 


Zu beachten sind bei den Spannungsch wankungen 
aber nicht nur ihre Größe sondern auch ihre Frequenz. 
In Abb.2, die aus der Abb.1 abgeleitet wurde, sind die 
Spannungschwankungen dargestellt. Die Wellendauer ist 


T 
‘T= -E [s] 
Uk 


die Frequenz 


v 
= E [Hz]. 
Tk 

Die Umfangsgeschwindigkeit des Stromwenders 
schwankt bei Maschinen mittlerer Größe zwischen 10 und 
20 m/s*®. Die Stromwenderteilung beträgt etwa 7,5 mm. 
Mit diesen Werten wird die Frequenz der Spannungs- 
sclhwankungen 

100C0 ... 20000 


E ES oGpGo TU. 
[2 15 = 1331 ... 2662 [Hz]. 
Sollen die Spannungschwankungen nicht % % über- 


H .. H HM ` . 
sehreiten, so müssen bei geradzahligem SS mindestens 


+$ Die auftretenden Spannungschwankungen sind also doppelt so 
groß wie die von Arnold-la Courinihrem Buche „Die Gleichstrominaschine‘ 
auf den $. 200 u. 201 nach der Formel 


an 
1 — cos —— 
K 
czt an . 100% = + 100 tg? 5 dE h. 
Tom e Ka 
berechneten. 


ze R. Richter, ‚Elektrische Maschinen‘, Bd. 1, 8. 563 bis 565. 
Berlin 1924, Verlag von Julius Springer. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 


22. August 1929 


31 Sp ulen oder Stromwenderstege in einem Ankerstron- 
zweigpaar vorhanden sein’. 


b) A ungeradzahlig. (Abb. 3.) 


a) Bürstenbreite < halbe Stegleitune 


` Der Höchstwert der Spannung tritt selbstver- 
ständlich bei der Bürstenstellung B,B, auf und beträgt 


K 1 

= . 1122 a 

AB=2Rsin 5 K Fo 
a 


= en 
= 2Rcosy,,. 


Der Kleinstwert der Spannung ist der Mittel- 
wert aus den Projektionen von AB und AC auf die Bur- 
stenverbindungslinie B, B, oder, wie man sich leicht über- 
zeugen kann, die Projektion von AD auf die Bürsten- 
verbindungslinie, mithin also mit 


b—i 
EE 2 
A % 
«u 
AD = 2 R cog? S7 re 


deeg u 


Die Spannungschwankungen in Hundertteilen vom Mittel- 
wert werden damit 


De an ar b—i 
c 8 o g °08 K rn 
Ed 10% 
jr cos &7 = | 


T N 
Bei Annäherung der Bürstenbreite an | SE 


nähern sich die Spannungschwankungen einem Höchst- | 
werte 


Tk 

o ` 

Hier ist der Höchstwert der Spannung 
FA AE Jan, 
EF = 2 R cos TK 


bei der Bürstenstellung B,B, und der Kleinstwert 


B) Bürstenbreite > 


EG cos(a—y)+ HK cos (a — y) 
2 


bei der Bürstenstellung Bı Bı; mit a = SF also 
»b—T, —?2i 
ax ax an k 
2 R cos ac co8 K cos K 57, 
Die Spannungschwankungen in Hundertteilen vom 
Mittelwert sind 
cos ER _ eos IE cop eeh Met A 
ua A 2 K K K ZT, En 
€ = + — — — — — — „10 
2K K A 2T, 


Dem Höchstwert streben die Spannungschwankunzen 
zu, wenn sich die Bürstenbreite dem Werte (1, +) 
nähert. Er beträgt 


1- fo 
a Geh 
e= + an ‚100% = + tg? 57.1000, = erch di 
Long e (>) 
Die Spannungschwankungen streben 


bei Annäherung der Bürstenbreite b an 
den Wert (tk +) bei ungeradzahligem S 


? Arnold. In Cour errechnen für diesen Fall nach ihrer Formel 
22 Spulen. 


22. August 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 1223 


einem Höchstwerte zu, der nur halb so Mit den mittleren Werten für v, von 10...20 m/s und 
für t; von 7,5 mm wird die Frequenz 
f = 2662 ... 5324 [Hz]. 

In den Abb.4 und 5 sind die Spannungschwankungen 


im Verhältnis zum Mittelwerte der Spannung vergrößert 
gezeichnet worden. 


groß ist, als wenn a gerade wäre". 


Tib Tr i_b e 
KK RA: é 7 F 
IA -f | 2 1 ne de —> 
Kc h 1 e I 2 


' i i zt Wu ui I 
| i i R i N |] 
BEER BERN K El 
DEEN ` ` È KCT 
l t W À 
N U U 
E N EINER 
er CR N ACIU AA 
i i i l u Š i 1 1 
Bes erden | N RR. 
ihr | | 
a ei oi 
Do gi os oio I 
we f] i 
om E 
i I U N | ! ! ! 
odia 
Ir" Së 
K S P S 
Abb. 2 ae: adzahlig. Abb. 4. K ungeradzahlig, ò < e Abb. 5. z ungeradzahlig, ò > Sa 


Sollen die Spannungschwankungen bei einer Bür- 
stenbreite, die gleich der halben Steg- 
teilung ist, 4 % nicht überschreiten, so müssen in 
einem Ankerstromzweigpaar mindestens 
16 Spulen vorhanden sein. 


Ist die Breite einer Bürste gleich einer 
Stegteilung, dann muß man mindestens 22 Spulen 
in einem Ankerstromzweigpaare ausführen, 
damit der Ungleichförmigkeitsgrad der Spannung nicht 
größer als Ae % wird”. 


2. Bürstenbreite > Stegteilung 


bb zl 


a) = geradzahlig. (Abb. 6.) 


a) m geradzahlieg. 


Abb. 8 xK ungeradzahlig. 


Aus den Abb. A und 5 ist zu erkennen, daß die Fre- 
quenz der Spannungschwankungen bei einem ungerad- 


zähligen a doppelt so groß ist als bei geradzahligem = 


® Arnold-la Cour errechneten die Spannungschwankungen bei 
ungeradzahligem ad zu 


a 
62 
e!, + (X a De 
a) 
und kamen zu dem Schluß, daß „die Spann hwankung einer Gleichstrom- K S 
maschine, herrührend von der Nut , «mal kleiner ist, wenn man eine un- Abb. & = geradzahlig. 
e Anzahl Nuten anstatt der hstliegenden geraden Nutenzahl pro 


olpaar (im reduzierten Schema) wählt‘. 
° siehe Fußnote 1. 30 Bel Arnold-la Cour werden 11 Spulen vorgeschlagen. 


1224 


Der Höchstwert der Spannung ist hier offenbar 


K 
e e Wës 22 (« = man 
Fre o — m =2 R cos "ve, 


a 


wenn R wieder den Halbmesser des dem Vieleck um- 
schriebenen Kreises und m die Zahl der durch eine 


Bekanntlich 
schwankt diese Zahl der kurzgeschlossenen Spulen zwi- 


Bürste kurzgeschlossenen Spulen bedeuten. 


schen m und (m + 1) 


B,B 
die Bürstenverbindungslinie. 
nung wird daher mit. 


K 
e ee E . 1 2n CR 
ED = AF =2 R sin S "K È gé 


a 
(m+1anr an T— ni 
D GEW 


gleich 2 R cos n 


SS 
k 

Die Spannungschwankungen in Hundertteilen vom 
Mittelwert sind in diesem Falle 


MAR am Lon an Ty — ni 
gMAR_ gg EEDAN ao k 


en a E nn in 

& = PEN Sé dés Se 

p n (m+1jaxn an „.—nı 
cos —- - + 08 — 008 -pi "ee 


Für m =Q und b = Tą geht diese Formel in die 
für eine Bürstenbreite < Stegteilung abgeleitete über. 


B) mungeradzahlig 


Daß hier für die Spannungschwankungen sich die 
gleichen Formeln ergeben wie bei geradzahligem m, sieht 
man deutlich aus der Zeichnung: Bei der Bürstenstellung 
B.B, tritt der Höchstwert der Spannung auf, bei der 
Bürstenstellung B,B, der Kleinstwert. 

b) 


ge ungeradzahlig. (Abb. 7.) 


Abb. 7. - 


K ; 
a ungeradzahlig. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 


Der Kleinstwert, der bei der _Bürstenstellung 
auftritt, ist die Projektion von ED oder AF auf 
Der Kleinstwert der Span- 


22. August 1829 


Spannungen, die durch die Vielecksehnen AB und CD 
dargestellt sind. 


AB =2 R cos mn 


2K K 
rn — Gamma 
CD=2Rcos | K 5K 
AB+0D ` ax amy 
ge =2Rcos5 y C08 K 


Der Kleinstwert der Spannung tritt bei der Bür- 
stenstellung B,B, auf und ist der Mittelwert aus den Pro- 


jektionen der Vielecksehnen AB und CE auf die Bürsten- 
verbindungslinie oder die Projektion von FG auf die Bur, 


stenverbindungslinie, FG = AB cos; mit AB=2R cos 
GC + rn und ô= £” wird 
<IEKT K SC 
— ax amx ax 
FG = 2 R cos Kt K CoS Ak 


Der Kleinstwert der Spannung ist dann 


FG cos y = 2 R cos B 


tr) og 11 pr 
KEE A S 2 K Ti 


Ce 
GE 


K. geradzahlig ts 


S ungeradzahlig 
—— m gerade m gerade 
dE m ungerade aoak a k 
n 2 
Tk Tk 
n 2 
Abb. 8. 


Die Spannungschwankungen in Teilen vom Hundert 
des Mittelwertes werden mit diesen Höchst- und Kleinst- 


werten 
amx an(l +2 m) anty — ni 
cos - „Te —o p E na | 
dck Zn arit im ana, ni Oo 
cos - z7 ra an 
1 Tk 
B) Er Se Ze 


Der Höchstwert der Spannung, der auftritt, wenn 
die Bürsten die Lage B,B, einnehmen, ist die Projektion 
der Vieleckschnen LE oder HK auf die Verbindungslinie 
der Bürstenmitten, also dargestellt durch die Strecke MN. 


MN=2Rcos 


ax amI an 
co8 5 Ce" 


KT K ) 05% 

Der Kleinstwert der Spannung tritt bei der Bür- 
stenstellung B,B, ein. Er_ist der Mittelwert der Projek- 
tionen der Viclecksehnen LE und AK auf die Bürstenver- 
bindungslinie, also 

g (LE + AK) cos y’. 
Daher wird der Kleinstwert der Spannung 


an an an an ax t 
2 R cos SK cos COS 


K' K aE K RN 


, Die Spannungschwankungen in Teilen vom Hundert 
a) m geradzahlig. des Mittelwertes werden 
1 T : $ 
es k arn(1-+2m) ax(1 +m) an 27, —nı, — 2ni 
A) n D < EC cos ER Ree cos 7 — 
Be k 
DerHöchstwert der Spannung E= { ee E De WEE EA E 
tritt bei der Bürstenstellung B,B, cos EE s T cos SCH £ T cos = _ ee Sue 
auf und ist der Mittelwert aus den | 2K A K 


znı, 


Tu rt 


22. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 


1226 


B) m ungeradzahlie. 


Man kann sich leicht davon überzeugen, daß die For- 
ıneln, die für die Spannungschwankungen bei geradzah- 
ligem m abgeleitet wurden, auch für ein ungeradzahliges 
m gelten. 


f K 
Die Spannungschwankungen bei geradzahligem = sind 


in Abb. 8a dargestellt, u.zw. bezieht sich das Vollaus- 
vezogene auf ein geradzahliges m und das Gestrichelte 
auf ein ungeradzahliges m. Abb.8b zeigt die Spannungs- 


schwankungen für ein ungeradzahliges SCH und geradzah- 


liges m. Wieder sieht man, daß die Frequenz der Span- 


nungschwankungen bei einem ungeradzahligen T doppelt 


, f K 
so groß ist wie bei geradzahligem a 


Bei Maschinen mittlerer Größe ist das Verhältniz 
Nutenzahl zu Polzahl gewöhnlich 12... 16*'"!. Da in der bis- 
her durchgeführten Untersuchung die Stegzahl gleich der 
Nutenzahl angenommen wurde, so kann geschrieben werden 


K au a 
a 


wenn Wicklungen vorausgesetzt werden, die ebenso- 
viele Ankerstromzweige wie Pole haben. 
Die Bürstenbreite beträgt im Durchschnitt bei Ma- 
schinen mittlerer Größe etwa 2..3 Stromwenderteilun- 
gen; damit wird 
m = 2 oder 3. 


Die Breite der Isolationsstege beträgt gewöhnlich 
1,8... 0,8 mm! Die Stromwenderteilung liegt bei etwa 
‚5 mm. 

Wählt man zum Beispiel die Stegteilung 7,5 mm, die 
Isolationsstegbreite 0,7 mm, die Bürstenbreite 20 mm, d. i. 


m=2undn = n so erhält man für die Spannungschwan- 


m R. Richter en rache Maschinen“ Bd. 1, 8. 552. 
D wie Fußnote 11, 8. 


K 
kungen bei einem ge 24 Stege auf 1 Ankerstromzweig- 


paar 
e€ = + 2,36 0/0. 


ee . ee e e K 
Für dieselben Verhältnisse und ein ungerades za yon 


25 Stegen auf 1 Ankerstromzweigpaar werden die Span- 
nungschwankungen 
ES 1,14 Din, 


also nur etwa die Hälfte derjenigen, die bei einem 


nächstliegenden geraden F auftreieni?, 


= , : K 
Führt man die Rechnung für ein ungerades a yon 


31 Spulen in einem Ankerzweigpaar durch, so werden die 
Spannungschwankungen 


EE 0,725 0/0, 
während für das nächstliegende gerade = von 32 Spulen 


auf 1 Ankerzweigpaar die EE E EE wieder 
etwa doppelt so groß, nämlich 


E = + 1,320, 


werden. Aus diesen Rechnungen erkennt man auch, daß 
für die gewöhnlichen Verhältnisse von Stegzahl zu Anker- 
strom-Zweigpaarzahl die Spannungschwankungen größer 
als jo % sind. Sollen sie kleiner als 3% % sein, so 
muß ein Ankerzweigpaar mindestens 39 Spulen 


enthalten. Diese Zahl gilt für cin ungeradzahliges SE 


Ke g K . 
Sollen dagegen bei einem geradzahligen a die Span- 


nungschwankungen kleiner als % % sein, so müssen in 
einem Ankerstromzweigpaarmindestens52 Spulen 
vorhanden sein. Bei diesen Zahlen sind die im vorstehen- 
den angegebenen Mittelwerte für m, n, Isolationsstegbreite 
i und Stegteilung T, vorausgesetzt. 


13 s Arnold-la Cour, S. 201, und E. Rappel, ETZ 1927, 8. 1288. 


Bewegungserscheinungen an Dielektriken unter hohen Feldern”. 


Von A. Gyemant, Berlin. 


Übersicht. In hohen Feldern kann in Isolatoren durch 
vier Ursachen eine Bewegung zustande kommen: durch 
dielektrische Wirkung, durch Verschiebung von Doppel- 
schichten, durch Bewegung von Raumladungen und durch 
mechanische Kraftwirkung. Die vier Fälle werden einzeln 
behandelt und an Hand von Beispielen aus der Praxis 
erklärt. 


Im folgenden soll von den Bewegungserscheinungen, 
welche in Dielektriken unter hohen Feldern auftreten, die 
Rede sein, u.zw. sollen ausdrücklich jene Bewegungen 
betrachtet werden, welche infolge der hohen Felder auf- 
treten, jene dagegen, welche zwar in hohen Feldern jedoch 
aus einem anderen Grunde sich einstellen, von der Be- 
trachtung ausgeschlossen werden. Diese Einschränkung 
ist schon deshalb notwendig, damit unser Stoff keinen 
übermäßigen Umfang annimmt. Wir werden sehen, daß 
es in der Tat solche Bewegungen gibt; zum Schluß soll 
auf einen solchen Fall etwas näher eingegangen werden. 


Um Übersicht in das Gebiet zu bekommen, scien vier 
Gruppen von Bewegungen unterschieden. Zunächst kön- 
nen wir alle Fälle in zwei Hauptgruppen einteilen, indem 
wir direkte oder elektrische und indirekte oder mechani- 
sche Bewegungen unterscheiden. Unter direkter Bewe- 
gung verstehen wir solche, bei welcher die elektrische 
Kraft unmittelbar an dem Diclektrikum angreift, das die 
Verschiebung erfährt, die treibende Kraft ist also hier 
elektrischer Natur. Bei der indirekten Bewegung erfährt 
die elektrische Energie zunächst eine Umwandlung in ıne- 
chanische, so daß auf das Dielektrikum, welches bewegt 
wird, unmittelbar eine mechanische Kraft einwirkt. Wohl- 
SC? ist aber letztere ihrerseits eine Folge des hohen 

eldes 


> Habilitationsvortrag an der T. H Berlin. 


Die erste Hauptgruppe sei wiederum in drei Unter- 
gruppen eingeteilt, u.zw. je nach dem elektrischen Zu- 
stand des Dielektrikums. Ist dieses elektrisch vollkommen 
neutral, dann haben wir es offenbar mit einer rein dielek- 
trischen Kraftwirkung zu tun. Die erste Gruppe sei des- 
halb die dielektrische Verschiebung genannt. 
Ist das Dielektrikum zweitens äußerlich neutral, inner- 
lich jedoch teilweise mit getrennten Ladungen behaftet, 
denn kann eine Verschiebung der beiden Ladungsträger 
gegeneinander stattfinden. Solche Trennungen bezeichnet 
man üblicherweise als Doppelschichten, die Bewegung sei 
deshalb als Verschiebung von Doppelschich- 
ten bezeichnet. Ist drittens das Dielektrikum auch schon 
äußerlich mit einer überschüssigen Ladung versehen, so 
haben wir eine wahre Ladung vor uns, an welcher die elek- 
trische Kraft angreift und das Dielektrikum einfach mit- 
bewegt. Dicse dritte Gruppe sei daher Bewegung 
durch Raumladungen genannt. Als vierte Gruppe 
kommt endlich die vorhin als mechanische Kraft- 
wirkung unterschiedene Hauptgruppe hinzu. Diese 
vier umfassen unserer Ansicht nach alle hierher gehöri- 
gen Fälle. Wir wollen sie im folgenden der Reihe nach 
nn und jede an einigen praktischen Beispielen er- 

äutern. 


1. Dielektrische Verschiebung. 


Die erste Gruppe war die dielektrische Verschiebung. 

Sie beruht darauf, daß jedes Dielektrikum im ungleich- 

mäßigen Felde eine Kraftwirkung erfährt, welche für die 
Volumeneinheit durch 

wer, 

Se 2 

gegeben ist (x Elektrisierungeszahl, & Feldstärke). Die 

einzige Bedingung für das Zustandekommen des Effektes 

ist die Ungleichförmigkeit des Feldes. Diese ist in der 


v6? 


1226 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 


22. August 1929 


Praxis meistens vorhanden, so daß derlei Bewegungen 
recht häufig auftreten werden. Recht bequem und quanti- 
tativ läßt sich die Erscheinung an einer von uns beschrie- 
benen Versuchsanordnung? untersuchen. Sie besteht in der 
Hauptsache aus einer metallischen Kugel, welche über 
einem Ölspiegel angebracht ist. Die zweite Elektrode be- 
findet sich inner- oder unterhalb des Öles in Plattenform. 
Einfacher aber ist es, dieselbe ganz fortzulassen und ge- 
wissermaßen ins Unendliche zu verlegen. Liegen die 
Wände des Raumes mindestens 2m von der isolierten An- 
ordnung entfernt, so kann die Feldstärke daselbst in erster 
Näherung als von der Wandentfernung unabhängig be- 
trachtet werden. 


Man legt zweckmäßig Wechselspannung an die Kugel, 
um den Effekt möglichst rein zu erhalten, und findet dann 
eine Erhebung des Spiegels unterhalb der Kugel. Bei wei- 
terer Spannungserhöhung bildet sich eine Säule aus, 
welche an der Kugel haftet; das Volumen der Säule nimmt 
mit der Spannung zu. Dieses Hochkriechen des Öles an 
spannungführenden Metallteilen wird übrigens auch sonst 
vielfach in Hochspannungs-Laboratorien beobachtet. Um 
die Untersuchung quantitativ zu gestalten, stülpt man 
etwa eine Glasglocke über die Kugel und verbindet den 
unterhalb befindlichen Luftraum mit einem empfindlichen 
Manometer. Die hochzezosene Flüssigkeit komprimiert 
die Luft, und die Druckzunahme ist am Manometer ables- 
bar. Der zu erwartende Effekt konnte theoretisch auf 
Grund der Annahme abgeleitet werden, daß die Schwere 
des Öles einerseits durch die elektrische Kraft, anderseits 
durch den Druck der stark zekrümmten Oberfläche kom- 
pensiert wird. Es ergab sich für die Druckzunahme mit 
der Spannung V: 

Ap=kV?, 


wo k von den Dimensionen der Anordnung und den Kon- 
stanten des Öles in bestimmter Weise abhängt. Die Ver- 
suche bestätigten sowohl die quadratische Abhängigkeit 
von der Spannung als auch die Größe der Konstanten. — 
Die beschriebene Anordnung ließe auch einige praktische 
Anwendungen zu, so insbesondere als direktes Hochspan- 
nungsvoltmeter, ferner als Überspannungsrelais. Ihre 
beiden Vorteile sind: erstens die relative Kleinheit der 
Apparatur: mit einer Kugel von 6 cm Dmr. läßt sich die 
Spannung bis etwa 90 kV steigern; zweitens, daß unmit- 
telbare Messung oder Regelung von der Hochspannuneseite 
her möglich ist, ohne daß die Übertragung auf die Nieder- 
spannungseite elektrisch auch nur die geringsten Schwie- 
rigkeiten bereiten würde, denn die Übertragung erfolgt 
mittels des Luftschlauches. 


Als zweites Beispiel dieser Gruppe sei die Ablagerung 
von Schmutzteilchen an Isolatoren in der Nähe von Hoch- 
spannungsklemmen usw. erwähnt. Die in der Luft suspen- 
dierten Teilchen wandern infolge ihrer höheren Dielcektri- 
zitätskonstante nach Orten höherer Feldstärke hin und 
bedecken auf diese Weise die Isolatoroberflächen. Auf 
diese Erscheinung sind vielfach Überschläge, z.B. in Öl- 
schaltern, zurückzuführen, wenngleich sie auch reflek- 
tierte Wanderwellen als Ursache haben können. 


Ein drittes Beispiel bildet der elektrische Durchschlag 
feuchten Transformatorenöles. In solchem ist das Wasser 
in Form kleiner Kugeln als Emulsion vorhanden. Diesel- 
ben werden nun erstens in das Feld zwischen die Elektro- 
den hineingezogen, zweitens werden sie sich daselbst 
strecken. Der Grund für die Streekung ist rein dielektri- 
scher Natur: die Polarisation der Tropfen nimmt mit der 
Streekung zu. Wir konnten den Grad der Streckung be- 
rechnen? und erhielten einen bestimmten Zusammenhang 
zwischen angelegter Feldstärke und stattgehabter Strek- 
kung. Erreicht letztere einen so hohen Grad, daß Funken- 
übergang zwischen benachbarten Tropfen stattfindet, so 
kommt der Durchschlag zustande. Auf diese Weise war 
es möglich, den Zusammenhang zwischen Feuchtiskeits- 
gehalt bzw. Dichte der Tropfen und Durchschlagfeldstärke 
zu berechnen. Dieser Zusammenhang ist früher von 
Friese? (seitdem auch von anderen) untersucht wor- 
den. Er fand mit zunehmender Feuchtigkeit zuerst eine 
rasche, dann langsame Abnahme der Festigkeit. Die von 
ihm gefundene Kurve konnte von der Theorie gut wieder- 
gegeben werden. 


2. Verschiebung von Doppelschichten. 


Diese zweite Gruppe erfordert zunächst das Auftreten 
von Doppelschichten im Dielektrikum. Solche kommen 
überall dort zustande, wo zwei Phasen aneinander grenzen. 
Nie haben im allgemeinen zwei Ursachen. Wrstens eine 


1 (vemant, Wiss. Veröff. Siem. -Konz. Bd. 5, 8. 55. 
t Gyemant., Z. Phys. Bd. 33, N. 789. ` 
3 Friese, Wiss. Veröff. Siem. Kon Bd. 1, S. 41. 


thermodynamische: Die Verteilung der beiden Ionenarten 
zwischen den beiden Phasen ist eine ungleiche, so daß 
Gleichgewicht nur durch Auftreten eines Phasengrenz- 
potentials bestehen kann. Zweitens aber werden durch 
Adsorption an der Grenze einzelne Ionen angereichert, so 
daß auch aus diesem Grunde Doppelschichten entstehen 
können. Infolge der Trennung der Ladungen wird ein 
angelegtes elektrisches Feld die beiden Phasen gegenein- 
ander verschieben. Ist eine Phase in Form von kleinen 
Teilchen in der anderen beweglich, so wandern letztere, 
und die Erscheinung heißt Kataphorese Ist eine der 
Phasen in Form eines Maschenwerkes vorhanden und die 
andere in den Maschen enthalten, so wird letztere durch 
das Netzwerk durchgepreßt: dies ist die Endosmose. 
Quantitativ werden sie durch die Helmholtzsche Gleichung 
beherrscht, wonach die Verschiebungsgeschwindigkeit 


Ede 
nenn, 

aan 

wo € die angelegte Kraft, & den Potentialsprung zwischen 
beiden Phasen, € die Dielektrizitätskonstante und n die 
Zähigkeit jener der beiden Phasen, in welcher der räum- 
lich zu denkende Potentialsprung stattfindet, bedeuten. 
Die notwendigen Bedingungen für das Zustandekommen 
dieser Bewegung sind also: 1. eine mehrphasige Zusam- 
mensetzung des Dielektrikums, wobei die Grenzflächen in 
Richtung der Kraftlinien angeordnet sein müssen; 2. das 
Vorhandensein von Ionen überhaupt, m. a. W. eine endliche 
Ableitung des Isolators, was meistens durch Spuren von 
Wasser bewirkt wird; 3. die Anlegung eines Gleichfeldes, 
da in Weclhiselfeldern nur eine Schwingung der Belegun- 
gen, jedoch keine endliche Ortsveränderung stattfindet. 


Als Beispiel für die Kataphorese mögen Ver- 
suche des Verfassers erwähnt werden, in welchen eine 
Emulsion von Wasser in isolierenden organischen Flüssig- 
keiten untersucht wurde*. Die beobachteten Bewegungen 
waren durchweg gering wegen der Kleinheit des aangeleg- 
ten Feldes. In Hochspannungsfeldern erhalten sie aber der 
obigen Formel gemäß eine viel größere Geschwindigkeit. 
Ferner läßt sich die Verschiebung an in Transformatoren- - 
öl vorhandenen kleinen Teilchen, wie Fasern usw., mikro- 
skopisch gut beobachten, besonders dann, wenn das Öl 
nicht zu trocken ist. Diese Wanderung wird auch vielfach 
zur Reinigung des Öles angewendet (so z. B. von Drae- 
ger’); sorgt man dafür, daß das angelegte Feld die 
Festigkeit nicht überschreitet, so werden die Fasern 
wirksam herausgezogen und die nachher gemessene Festig- 
keit erweist sich wesentlich höher. 


Ein Beispiel, in dem die Endosmose zur Wirkung 
gelangt, bildet der elektrische Widerstand faseriger lso- 
latoren. Evershed® fand, daß derselbe mit steigender 
Spannung abnimmt, u.zw. etwa nach der Formel 


R= a g 
YV 

wo k eine Konstante und n =? ist. Der Grund hierfür liegt 
in folgendem. Die faserigen Isolierstoffe enthalten stets 
ein kapillares System, in welchem Luft und Feuchtigkeit 
enthalten sind. Die Luftblasen sind von einer dünnen 
Wasserhaut umgeben, deren Dicke für den Isolationswider- 
stand des Systems maßgebend ist. Legt man ein elektri- 
sches Feld an, so wandert das Wasser, da es gegen die 
Fasern positiv geladen ist, nach der Kathode und drängt 
sich von der Anode her in die dünne Wasserhaut hinein. 
wobei also letztere eine Verdickung erfährt. Dement- 
sprechend sinkt der elektrische Widerstand. Nach Ab- 
schalten der Spannung nimmt die Luftblase allmählich ihre 
frühere Gestalt ein. Evershed konnte diese Erscheinung 
an künstlichen, aus Glaskapillaren bestehenden Modellen 
direkt unter dem Mikroskop beobachten. 


3. Bewegung durch Raumladungen. 


Wir gehen zur dritten Gruppe über, zur Bewegung 
von mit wahrer Ladung behafteten Isolatoren. Sie erfor- 
dert zunächst die Aufladung des Dielektrikums durch das 
hohe Feld. Diese Aufladung geschieht rein schematisch in 
folgender Weise. Ist das Dielektrikum ungleichförmig ge- 
baut, so daß Schichten verschiedener Ableitung darin ent- 
halten sind, so ergibt sich, wie dies von Maxwell und 
von Wagner gezeigt wurde’, eine Ansammlung von La- 


Gyemant, Zu piya Chemie Bd. Re S. 74. 
Draeger, "Are El. Bd. 18, 8. 366. 

Evershed, J. Inst. El. Engs. London Rd. 52, 8. 51. 
Maxwell, Lehrbuch cer Elekrrizirät und des Magnetismus 
Pd. 1. Art. 32%.. Epi Berlin 1883. — KW Wagner in Schering. 
Die Isolierstoffe der Klektrotechnik, 8. 6 ff. Ferlin 1924 


zi GE Lo m 


22. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 


1227 


dungen an den Grenzen. Aber auch bei homogenem Dielek- 
trikum ist ein solcher Vorgang möglich. Ist nämlich die 
Feldstärke ungleichmäßig und steigt die Ableitung — wie 
dies vielfach nachgewiesen worden ist — mit der Feld- 
stärke, so hat man eben Schichten verschiedener Leitfähig- 
keit vor sich, und der vorhin genannte Mechanismus wird 
wieder eintreten. Ob auch in homogenen Dielektriken 
und homogenen Feldern Raumladungen auftreten 
können, ist auch nicht ohne weiteres in Abrede zu stellen, 
wenn man etwa von der Vorstellung ausgeht, daß die Ober- 
flächenschicht jedes Dielektrikums eine Abweichung vom 
Innern aufweist. In einer Untersuchung? haben wir solche 
Raumladungen formal behandelt, u. zw. ausgehend von der 
Annahme, daß an jeder Berührunzstelle Metall-Dielektri- 
kum sich eine der Feldstärke proportionale Raumladung 
ausbilden muß. Die Bedingungen für diese dritte Gruppe 
wären also: 1. Schichtung des Isolators mit Grenzflächen 
senkrecht zu den Kraftlinien oder aber ungleichförmiges 
Feld im gleichförmigen Isolator; 2. Anlegung einer 
(leichspannung, wobei das Feld an den Ladungen angreift 
und das Dielektrikum mitschleppt. 


Ein Beispiel bietet sich bei Anlegung von Gleichspan- 
nung an die früher beschriebene Kusrelanordnung. Im 
ersten Augenblick erfolgt ein Ausschlag ebenso wie bei 
Wechselspannung. Nach kurzer Zeit wird das Öl aufge- 
laden, u. zw. gleichsinnig der Elektrode, so daß es wieder 
abzestoßen wird. Manchmal sieht man auch, wie das Öl in 
der Mitte in Form eines feinen Fadens dielektrisch ange- 
ER und von oben springbrunnenartig ständig ab- 
tropft®. 


Als zweites praktisch wichtiges Beispiel seien die 
Elektrofilteranlagen genannt, welche Ent- 
»taubuneszweeken dienen. Sie bestehen im wesentlichen 
aus einer Sprüh- und einer Niederschlagselektrode. Die 
Sprühelektrode liefert durch ihre Spitzen Ionen und bildet 
in ihrer Nähe die Raumladungszone. In derselben über- 
tragt sich die Ladung den in der Luft suspendierten Staub- 
teilchen, und letztere wandern nunmehr mit dem Feld zur 
anderen Elektrode, wo sie sich niederschlagen und ihre 
Ladung abgeben. Die Bewegung der Teilchen erfolgt nach 
dem Stokesschen Gesetz, wonach die Geschwindigkeit 


TER A 
— 6anr 


ist, wo e die Ladung eines Teilchens, & die Feldstärke, n 
die Zähirkeit der Luft und r den Halbmesser eines Teil- 
chens bedeuten. Diese Art von Bewegung tritt überall auf, 
wo eine Kugel sich in reibender Umgebung durch Kräfte 
bewegt, welche ausschließlich ander Kugel augreifen. 
Für den vorher genannten Fall der Kataplorese, bei wel- 
cher die Doppelschicht in der Umgebung ihren Sitz hat, 
eilt diese Gleichung demnach nicht. 


Ganz so einfach erfolgt allerdings die Bewegung der 
Teilchen in Elektrofilteranlagen nicht. Man findet nämlich 
stets eine Ablagerung auch an der Sprühelektrode selbst. 
Das spricht auch deutlich in dem Sinne, daß auch dielek- 
trische Bewegung gemäß Gruppe 1 stattfindet; die Teil- 
chen werden eben zur hohen Feldstärke, welche an den 
Spitzen herrscht, herangezogen. 


4. Mechanische Kraftwirkune. 


Die als die mechanische bezeichnete vierte Gruppe von 
Bewegung kommt etwa folgendermaßen zustande. Über- 
schreitet die Feldstärke in den L.uftschichten der Isolation 
die [onisationsspannung, so werden lonen erzeugt, welche 
in Wechselfeldern eine schwingende Bewegung erfahren, 
eine Bewegung, welche sie auch auf die neutralen Gas- 
nnslekeln übertragen. Die Ionenschicht schwingt also in 
Richtung des Feldes und erteilt in jeder Halbperiode den 
benachbarten Dielektriken einen mechanischen Impuls. 
Während sich die Bewegung der lonisationsschicht auf 
bloße Schwingungen beschränkt, erfahren die benachbar- 
ten Schichten stets nur die auf sie zu gerichteten Impulse, 
virken gewissermaßen als Gleichrichter und bewegen sich 
von der Ionisationsschicht weg. Die Kraft, die auf sie ein- 
wirkt, ist also unmittelbar mechanischer Art, deshalb 
nannten wir auch die Bewegung eine indirekte. Ihre 
Hauptbedingung ist also das Überschreiten der lonisa- 
tıonsspannung in den Luftschichten der Isolation. 


Be d yemant, Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Bd. 5. S. 87. 
’ Ve. G yemant, VDE-Fachberichte 1926. S. 78. 


Wir haben versucht, die Größe dieses Impulses 
srößenordnungsmäßig zu berechnenif wobei wir uns auf 
ganz dünne Luftschichten, z. B. in einer Kabelisolation, be- 
schränkten. Es ergab sich, daß die Kräfte zwar sehr kurze 
Zeit wirksam sind, ihre Größenordnung jedoch auf dem 
(srößenzchiet der dielektrischen Kräfte liegt. Wenngleich 
auch die Einzelwirkung eines Impulses schwach ist, so 
treten sie dafür so oft auf, nämlich 2 v-mal/s, daß infolge 
Summierung immerhin ein nennenswerter Effekt eintritt. 


Sind die Nachbarschichten der Ionisationsschicht gas- 
förmig, so ist die Folge der elektrische Wind. Sind 
die Nachbarschichten flüssig, so treten an diesen spritzende 
oder wallende Bewegungen auf. Das Wallen der Ölober- 
fläche z. B. an Ölschaltern ist wohl auf diese mechanischen 
Impulse zurückzuführen, wenngleich auch andere Ur- 
sachen mitwirken können. Sehr augenfällig läßt sich diese 
Bewegungsart mit der beschriebenen Kugelanordnung 
nachweisen. Steigert man nämlich die Spannung immer 
höher, so kommt man bei einem bestimmten, vom Kugel- 
radius abhängigen Grenzwert zu einem Punkt, wo das Öl 
zu spritzen anfängt eben infolge der mechanischen Im- 
pulse von den ionisierten L.uftschichten her. 


Diagnose bestimmter Fälle. 


Versuchen wir also das Gesarte nochmals zu über- 
blicken, so können wir zu einem Schema gelangen, welches 
sozusagen eine Diagnose jedes Einzelfalles zuläßt, falls 
man nämlich nach der Ursache der Bewegung fragt. Findet 
man nämlich, daß die Bewegung nur in hohen Gleich- 
feldern zustandekommt, so liegt unbedingt Gruppe 2 oder 
u vor. Eine Unterscheidung wird ermöglicht durch nähere 
Betrachtung des Dielektrikums und des Feldes. Liegt eine 
mehrphasige Zusammensetzung vor mit Grenzflächen in 
Richtung der Kraftlinien verbunden mit endlicher Ab- 
ıeitung, so haben wir es wahrscheinlich mit Verschiebung 
von Doppelschichten zu tun. Ist dagegen die Schichten- 
struktur senkrecht zum Feld angeordnet oder aber, ist 
das Feld schr inhomogen, so haben wir wahrscheinlich 
Bewegung von Raumladungen vor uns. Tritt dagegen die 
Bewegung auch in Wechselfeldern auf, so gehören sie zu 
Gruppe 1 oder 4. Ist die Bewegung zentripetal, also nach 
Orten höherer Feldstärke zu gerichtet, dann ist die Be- 
wegung eine dielektrische; ist sie dagegen zentrifugal, 
also von Orten höherer Feldstärke weg gerichtet, dann 
gehört sie zur mechanischen Gruppe. 

Eine gewisse Vorsicht ist jedoch am Platze. - Und da- 
mit kommen wir zum Ausgangspunkt unserer Erörte- 
rungen zurück, wonach nämlich nicht alle Bewegungen 
durch das Feld selbst bewirkt werden, vielmehr vielfach 
ganz andere Ursachen mit im Spiel sind. Zum Schluß sei 
nun ein solches Beispiel erwähnt, dessen Analyse übrigens 
nicht ganz einfach sein dürfte. Es handelt sich um die 
Bewegungen der Isolationsmasse, wie sie manchmal in 
Hochspannungskabeln zutage tritt. Untersucht man ein. 
solches Kabel, so findet man die inneren Lagen ausgc- 
trocknet, die äußeren dagegen massereich; das Verhältnis 
Masse zu Papier hat sich zugunsten der äußeren Lagen 
verschoben. Woher rührt nun diese Verschiebung? Nach 
unserem Schema würde man sagen: Auftreten bei Wechsel- 
spannung, also Gruppe 1 oder 4; Bewegung zentrifugal, 
also mechanische Druckwirkung. In der Tat ist es 
nicht ausgeschlossen, daß die Impulse bei der Ionisierung 
der am Innenleiter befindlichen Luftreste mitwirken. Im 
wesentlichen wird es sich aber um einen Temperatur- 
effekt handeln. Die hohe Stromwärme erhöht die Tem- 
peratur der Masse, sie dehnt sich aus, und der dehnbare 
Bleimantel gibt nach. In einer nachfolgenden Abkühlunes- 
periode zieht sich die Masse zusammen, und dies führt zur 
Bildung von Hohlräumen. Die Hohlräume bilden sich an 
den Stellen aus, wo die Masse am wenigsten an den Nach- 
barteilen haftet, d.h. an den Einzeldrähten des Innen- 
leiters, da die Papierlagen mit ihrer großen inneren Ober- 
fläche die Masse stark anziehen. Die weiteren Hohlräume 
entstehen dann jeweils im Anschluß an die, anfänglichen, 
so daß eine Wanderung der Masse von innen nach außen 
dadurch tatsächlich zu erklären ist. 

Kann man aber bei der Bewegung von Dielektriken 
solche Einflüsse, also insbesondere Wirkungen des Stark- 
stromes und der Temperaturverteilunz ausschließen, so 
sind sie durch das hohe Feld selbst bedingt und werden 
nach einer der besprochenen vier Gruppen zu behan 
deln sein. 


0 (vyemant, Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Rd. 7, 8. 9%. 


1228 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 


22. August 1929 


Ausführungsarten und Anwendungsgebiete des Linker-Meßschalters für Wechselstrommessungen. 
Von Ing. B. Duschnitz, Berlin. 


Übersicht. Der Aufsatz berichtet über die Ausfüh- 
rungsarten und Anwendungsgebiete des Linker-Meßschal- 
ters für Wechselstrommessungen. Dieser Meßschalter kenn- 
zeichnet sich dadurch, daß auf einem drehbaren Zylinder 
aus Isolierstoff vier oder mehr metallische Belegungen in 
näher beschriebener Weise angeordnet sind, auf denen sechs 
oder mehr Stromabnehmer aufliegen. Dadurch wird es er- 
möglicht, Leistungsmessungen in verketteten Dreiphasen- 
systemen ohne und mit neutralem Leiter mit nur je einem 
Leistungs-, Strom- und Spannungsmesser sowie Messungen 
der Stromstärke in 2, 3 oder mehr Zweigen von ein- oder 
mehrphasigen Wechselstromsystemen, insbesondere bei Ver- 
wendung von Stromwandlern, ohne Unterbrechung des Be- 
triebes durch einfache Umschaltung mit nur einem Btrom- 
messer vorzunehmen. Um die für Spezialzwecke billigste 
Ausführung zu ermöglichen, hat Linker seinen Meßschal- 
ter in 29 Größen durchgebildet, die alle möglichen Fälle bis 
200 A und 6000 V umfassen. 


Zur Messung der Leistung mehrphasiger Wechsel- 
ströme sind gemäß der Aron-Schaltung! bei nicht gleich- 
mäßig auf die einzelnen Phasen verteilter Belastung je 
zwei Strommesser, Spannungsmesser und Leistungsmesser 
für verkettete Dreiphasensysteme ohne Nulleiter, allge- 
mein bein Leitungen (n— 1) Instrumente erforderlich?. Nun 
ist es möglich und bekannt, mit nur je einem Stück obiger 
drei Arten von Meßinstrumenten auszukommen, wenn man 
die Ablesungen der einzelnen Stromzweige zeitlich nach- 
einander so schnell vornimmt, daß man praktisch eine 
Unveränderlichkeit der zu messenden Größen innerhalb 
der Ablesezeit voraussetzen kann. Insbesondere benutzt 
man zur Durchführung dieses Prinzips, welches mit weni- 
gen Meßinstrumenten auezukommen gestattet, Hebelschal- 
ter, die das Umschalten der Meßinstrumente auf die ver- 
schiedenen Stromzweige ermöglichen. Doch wird von jedem 
Meßtechniker, der sich eines derartigen Hebelumschalters 
bei seinen Messungen bedient, als Mangel empfunden, daß 
man mit demselben nur Messungen in zwei Zweigen aus- 
führen kann, daß ferner infolge der Hebelbewegung eine 
längere Ablesedauer sowie Erschütterungen der Instru- 
mente nicht immer vermeidbar sind und daß schließlich 
auch der Gestehungspreis bei großen Abmessungen, wie 
sie für hohe Stromstärken erforderlich werden, allzu hoch 
wird, so daß die damit verbundenen Vorteile durch unter 
Umständen erhebliche Nachteile erkauft werden müssen. 
Zwar wurde für PräzisionsStrommesser ein Spezial- 
umschalter entwickelt, der dazu bestimmt ist, bei Zähler- 
oder Relaisprüfungen den Strommesser oder Einphasen- 
Leistungsfaktormesser nacheinander an die drei Phasen 
umzuschalten?; bei Leistungsmessungen kommt man jedoch 
auch mit diesem Dreifach-Messerschalter bei Verfolgung 
obigen Prinzips nicht aus. Denn zur Messung der Leistung 
nach der Aron-Schaltung genügen zwar an sich (n— 1) Lei- 
stungsmesser bei n Leitungen; aber für praktische Unter- 
suchungen genügt eine Leistungsmessung allein nicht, 
weil damit der Belastungszustand noch nicht festgelegt 
ist. Daher sind zur Messung der Leistung bei einem zu 
prüfenden Belastungszustand hierbei bei n Leitungen je 
(n— 1) Leistungsmesser, Strommesser und Spannungs- 
messer erforderlich. Will man aber mit weniger Meßinstru- 
menten auskommen, etwa unter Zugrundelegung des ge- 
nannten Umschaltprinzips, so ließe sich dies nur mit einem 
Umschalter erreichen, mit dessen Hilfe sich neben der 
Leistungsmessung gleichzeitig auch eine Strom- und Span- 
nungsmessung ermöglichen ließe. 

Nun hat A. Linker bereits im Jahre 1925 einen Um- 
schalter mit diesem Ziele konstruiert, welcher den Gegen- 
stand des ihm im Jahre 1927 erteilten Patentes Nr. 447 549 
bildet und von ihm auch bereits in zwei Abarten be- 
schrieben worden jet? u.zw. handelt es sich hierbei im 
Gegensatz zu den oben genannten Ausführungsarten um 
einen Drehschalter, welcher sich dadurch kennzeichnet, 
daß auf einem drehbaren Zylinder aus Isolierstoff vier 
oder: mehr metallische Belegungen, u.zw. zwei in Form 
von Ringen mit zungenförmigen Ansätzen, die anderen 
als axiale Stücke eines Zylindermantels angeordnet sind, 
auf denen sechs oder mehr Stromabnehmer aufliegen, wo- 
durch beim Drehen des Zylinders abwechselnd je ein Zweig 


4 Lie 5; l, H un 7; 1 Lie 976. 
° ETZ 198 S. 1751. SC 
* El. u. Maschinenb. Bd. 45, S. 949. 


eines Wechselstrom-Leitungsystems zum Zwecke der Ein- 
schaltung von Meßinstrumenten geöffnet wird, die anderen 
Zweige dagegen geschlossen werden. Eine Abart des Lin- 
kerschen Drebschalters kennzeichnet eich dadurch, daß 
die metallischen Belegungen auf einer drehbaren kreis 
förmigen Scheibe aus Isolierstoff anstatt auf einem Zylin- 
der befestigt sind. 


Bei der praktischen Durchführung dieses Konstruk- 
tionsprinzips zeigte sich jedoch, daß die zylindrische Aus- 
führung der scheibenförmigen Gestaltung des Drehschal- 
ters vorzuziehen ist, inebesondere wenn es eich darum 
handelt, große Leistungen der Messung zuzuführen. Linker 
hat daher die scheibenförmige Ausführung wieder ver- 
lassen und eich in neuester Zeit ganz besonders der Durch- 
arbeitung der zylindrischen Ausführung gewidmet. Die- 
selbe ist jetzt nunmehr soweit gediehen, daß Linker be- 


reits zur Normung von drei Typenreihen schreiten konnte, : 


die den verschiedensten Anforderungen der Meßtechnik 
Rechnung tragen und somit in der Praxis gute Dienste 
zu leisten vermögen. Es erscheint daher angebracht, den 
Linker-Meßschalter in einigen eeiner Nutzanwendungen 
und normalieierten Ausführungsarten zu zeigen. Allen 
diesen Ausführungsarten wurde das in der genannten 
Patentschrift beschriebene Konstruktionsprinzip zugrunde 
gelegt, welches aus Abb. 1 
zu ersehen ist und zum bes- 
seren Verständnis der hier 
zu beschreibenden Schal- 
tungen kurz wie folgt er- 
läutert werden soll. 


G Generator (Stromquelle) 
M Motor (Verbraucher) 
J Strommesser 


Abb.2. Schaltbild für die Leistungs- 
messung bei Dreiphasen-Wechsel- 
strom ohne neutralen Leiter. 


Abb. 1. 
im Grundriß und Schnitt nach A—B. 


Linker-Meßschalter 


Auf einem drehbar gelagerten Zylinder a aus Isolier- 
stoff sind an den beiden Enden Metallringe b und c auf- 
gezogen, die Ansätze d besitzen. In dem Raum zwischen 
b, c, d sind weiter getrennt davon Metallzylindersegmente 
f und g am Isolierkörper a befestigt. Das untere Bild 
der Abb. 1 zeigt einen Querschnitt nach A—B, wobei die 
Ringe b und c zum besseren Verständnis der Wirkungs- 
weise etwas vergrößert und durch die gestrichelte Kreis 
linie angedeutet zur Darstellung kamen. Auf den Metall- 
belegungen des Isolierkörpers a, also auf den Teilen b, 
c, f, g, schleifen federnde Kontakte (Bürsten), die mit 
den Anschlußklemmen m bzw. 1, 2 bzw. 3, 4 in Verbindung 
stehen. Diese Anordnung kommt in Frage für Leistungs- 
und Strommessungen in einem Dreiphasen-W echeelstrom- 
system ohne Nulleiter. Dabei werden die Meßinstrumen!* 
(Stromspule des Leistungsmessers oder der Strommesser) 
an die Klemmen m angeschlossen. Die Zuleitung A, einer 
Phase liegt an 1, die Ableitung R, an 2; ebenso ist die 
Zuleitung S, der anderen Phase an 3, die Ableitung S: 
an 4 angeschlossen. Die dritte Phase wird nicht unter- 
brochen. Es handelt sich also hierbei um die an sich schon 
bekannte, bei Verwendung von Hebelumschaltern übliche 
Meßschaltung®. Dreht man nun die Handhabe h so weil 
nach links, daß die federnden Kontakte 1, 2 auf den Zun- 
gen d aufliegen, dann werden die bei m-m angeschlossenen 
Meßinstrumente in Phase R eingeschaltet. Wird aber die 
Handhabe h nach rechts gedreht, so werden zuerst die 
Kontakte 1, 2 durch das Zylindersegment f kurzgeschlosser. 
und dadurch die Instrumente stromloe Bei weiterer 
Drehung gleiten die Zungen d unter die federnden Kon- 
takte 3, 4 der Phase S, die vorher durch das Zylinder- 


5 A. Linker, Elektrotechn. Meßkunde 8. 100, Abh. 81. 


223. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34 


1228 


segment g geschlossen war. Dadurch werden die bei m-m 
angeschlossenen Meßinstrumente in die Phase S geschaltet. 
Liegen aber echließlich die Zungen d in der Mittelstel- 
lung, wie dies in Abb.1 dargestellt ist, dann sind die bei 
m-m zwar nach wie vor angeschlossenen, aber zufolge 
des Luftspaltes zwischen den beiden Zungen d in keinem 
Stromkreise zwischengeschalteten Meßinstrumente strom- 
= können also dadurch geschont oder gegen solche 

eren Meßbereiches, u.zw., was wesentlich ist, ohne 
Unterbrechung des Betriebes oder Elektrizitätsver- 
brauchers ausgewechselt werden. Aus den beiden rasch 
nacheinander vorzunehmenden Ablesungen lassen sich nun 
in bekannter Weise die Leistung und der mittlere Lei- 
stungsfaktor ermitteln. 


Das Konstruktionsprinzip des Linker-Meßschalters 
ist also sehr einfach, und durch Verlegung der Schalt- 
kontakte auf den Umfang eines Zylinders ist es möglich 
geworden, die Ablesungen der Meßinstrumente viel rascher 
vorzunehmen, als dies bei den sonst üblichen Hebel- 
umschaltern geschehen kann. Dabei erfolgt das Um- 
schalten vollkommen erschütterungsfrei. Trotz dieser 
Einfachheit ist der Anwendungebereich des Linker-Meß- 
schalters sehr groß, wie dies sogleich gezeigt werden 
wird. Linker erreichte dies insbesondere durch Vermeh- 
rung der Klemmen und entwickelte so Geräte mit 6, 8 oder 
10 Klemmen, deren Anwendung hier vorgeführt wer- 
den soll. : 

Die mit 6 Klemmen ausgerüsteten Geräte ermög- 
lichen: 


1. die Leistungsmessung bei Dreiphasen-Wechselstrom 
ohne EE Leiter (Methode der zwei Leistungs- 
messer), 


2. die Strommessung in zwei Zweigen, 
3. die Strommessung an Stromwandlern. 


Die Leistungsmessung bei Dreiphasen-Wechselstrom 
ohne neutralen Leiter unter Benutzung der Methode der 
zwei Leistungsmesser veranschaulicht die Schaltung 
Abb.2. Nach diesem an nn bekannten Schaltbild wird 
in À 


die Meßschaltung unter Zuhilfenahme des 


Strommesser 
k Erdungsklemme 


G Generator (Stromquelle) J 
M Motor (Verbraucher 


Abb. 3 Linker-Mefschaltung für die Leistungsmessung bei Drei- 
phasen-Wechselstrom ohne neutralen Leiter. 


Linker-Schalters ausgeführt. Zwecks Ausführung der 
Leistungsmessung wird nun die Schaltwalze mittels der 
Handhabe eo weit gedreht, daß die Zungen d mit den Zu- 
leitungen 1, 2 der Phase R in Verbindung stehen. Dann 
liest man am Leistungsmesser eine Ablenkung von a, 
Skalenteilen ab, die nach Umrechnung und Korrektion 
wegen des Eigenverbrauchs Ny der Instrumente in be- 
kannter Weise’ eine Leistung N, Watt ergeben. Dann 
legt man die Schaltwalze nach der anderen Richtung um, 
bis die Zungen d mit den Zuleitungen 3, 4 der Phase S 
in Verbindung stehen, und liest dabei eine Ablenkung von 
8; Skalenteilen ab, die eine Leistung N, Watt ergeben. 
Dann ist die gesamte an den Verbraucher abgegebene 
Leistung 


N= N, + N= c Lë +5) — 2 No Watt, 


wobei eine negative Ablenkung, die nach Umschaltung der 
pannungspule ablesbar ist, mit negativem Vorzeichen 
einzusetzen ist. In der gezeichneten Zwischenstellung der 
Zungen d lassen sich die Instrumente bequem auswech- 
seln. Bei Hochspannung wird die Klemme k durch eine 
Leitung von 16 mm? Querschnitt geerdet. 

Im zweiten Falle, nämlich bei einer erforderlichen 
Strommessung in zwei Zweigen, fehlen der Leistungs- 
messer und Spannungsmesser E mit den Verbindungen 


* Linker, Elektrotechn. Mefßkunde; Skirl, Mefgeräte u. Schal- 
tungen f. Wechselstrom-Leistungsmessungen. 


p, 4, so daß nur der Strommesser J an die beiden Meß- 
klemmen m angeschlossen wird. 

Den dritten Fall, die Strommessung an Stromwand- 
lern, zeigen die Abb.4 od 5. Abb.4 zeigt das übliche 
Schaltbild, Abb.5 die Meßschaltung dazu unter Verwen- 
dung des Linker-Schalters, welcher sich hierbei ebenfalls 
als vorteilhaft erweist. Da bekanntlich der Sekundärkreis 
eines Stromwandlers niemals bei der Stromführung der 
Primärseite offen sein darf, wird durch den Schalter 
selbsttätig der nicht mit dem Strommesser J verbundene 
Stromwandler sekundär kurz geschlossen. W, und W, be- 
zeichnen die beiden Stromwandler, im übrigen ist aus 
den Abbildungen alles klar zu ersehen, und die Betäti- 
gung des Linker-Schalters erfolgt analog wie oben durch 
Links- bzw. Rechtsdrehung. 


Abb.4 Schaltbild für die Strom- 
messung an Stromwandlern. 


Abb.5. Linker-Meßschaltung für die 
Strommessung an Stromwandlern. 


Die mit 8 Klemmen ausgerüsteten Linker-Meßschalter 
ermöglichen: 


1. die Leistungsmessung bei Dreiphasen-Wechselstrom 
mit neutralem Leiter (Vierleitersystem, Methode der 
3 Leistungsmesser), 


2. die Leistungsmessung bei Dreiphasen-Wechselstrom 
ohne Se Leiter (Methode der 3 Leistungs- 
messer), 


3. die direkte Strommessung in 3 Zweigen, 
4 


. die indirekte Strommessung bei Dreiphasen-Wechsel- 
strom ohne neutralen Leiter mit 2 Stromwandlern, 


5. die indirekte Strommessung in 3 Zweigen mit 3 Strom- 
wandlern. 


Ahh e Schaltbild für die 

Leistungsmessung bei Drei- 

phasen-Wechselstrom mit 
-neutralem Leiter. 


Für die Leistungsmessung bei Dreiphasen-Wechsel- 
strom mit neutralem Leiter unter Benutzung der Methode 
der 3 Leistungsmesser zeigen Abb. 6 das übliche Schaltbild 
und Abb. 7 die Meßschaltung dazu unter Zuhilfenahme des 


Abb.7. Linker-Mefsschaltung für die Leistungsmessung bei:Dreiphasen- 
Wechselstrom mit neutralem Leiter. 


Linker-Schalters. Die Schaltwalze wird hierbei so ge- 
dreht, daß die Zungen d nacheinander mit den Zuleitun- 
gen 1, 2 von Phase R, sodann mit 3, 4 von Phase S, hier- 
auf mit 5, 6 von Phase T in Verbindung stehen. Hat man 
dabei die Ablenkungen 8&,, ën, 8; abgelesen, dann ergibt 
sich die Leistung 


N=N+N+N,=c(4 + s4 s) —3N, Watt, 


1230 


‚Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 


22. August 1929 


wobei hier wieder im übrigen auf die bereits genannten 
Werke von Linker und Skirl hingewiesen sei. 

Im zweiten Falle der Anwendungsmöglichkeiten des 
8-Klemmen-(rerätes, also bei Ber Leistungsmessung bei 
Dreiphasen-Wechselstrom ohne neutralen Leiter unter Be- 
nutzung der Methode der 3 Leistungsmesser, ist die Schal- 
tung wie in Abb. 6 ohne die beiderseitige Fortführung des 
neutralen Leiters auszuführen und dann anzuwenden, 
wenn die volle Symmetrie in der Belastung gewahrt wer- 
den soll, also bekanntlich z. B. bei der Untersuchung 
kleiner Motoren. Da nun in der zugehörigen Meßschal- 
tung Spannungspulen S und Spannungsmesser E an der 
Phasen- oder Sternspannung liegen sollen, muß bei der 
Meßschaltung ein künstlicher Nullpunkt aus drei gleich 
vroßen induktionsfreien Widerständen verwendet werden. 
Es wird demnach die Schaltung Abb.7 etwas abgeändert, 
indem nämlich, da der neutrale Leiter (0) nicht vorhan- 
den ist, der Punkt q an den Sternpunkt eines künstlichen 
Nullpunktwiderstandes angeschlossen wird, dessen drei freie 
Klemmen mit R, S, T verbunden werden. Im dritten Falle, 
bei direkter Strommessung in 3 Zweigen, fehlt der Lei- 
stungsmesser in Abb.7, ebenso der Spannungsmesser E 
und die Verbindung p, q, so daß nur der Strommesser J 
an den beiden Klemmen m liegt. Die sich so ergebende 
Schaltung dient auch zur direkten Messung der 3 Ströme 
eines Dreiphasen-Wechselstromes ohne neutralen Leiter. 


TSA 


Abb. o Linker Mefschaltung für die 

indirekte Strommessung bei Drei- 

phasen-Wechselstrom hne neutralen 
Leiter mit 2 Stromwandlern. 


Abb. 8 Schaltbild für die in- 
direkte Strommessung bei 
Dreiphasen-Wechselstrom 
ohne neutralen Leiter mit 
zwei Stromwandlern. 


Der vierte Fall, die indirekte Strommessung bei Drei- 
phasen-Wechselstrom ohne neutralen Leiter mit Strom- 
wandlern, ist in Abb.8 und 9 dargestellt und beruht auf 
dem er u, die 
Stromstärke ciner (EI 
gleich der geometrischen lud, vd bi, 
Summe der Ströme der bei- D CNN, f i 
den anderen Phasen ist. 
In der Meßschaltung nach 
Abb. 9 wird demnach bei 
einer Verbindung der Zun- 
gen d mit den Klemmen 1, 
2 der Strom J,, mit 3, 4 der 
Strom d und mit 5, 6 der 


Strom Ja. gemessen. Bei 

EH Fall der An- Abb. 10. Linker-Mefschaltung 
wendungen des Linker- für die indirekte Strommessung 
schen 8-Klemmen-Gerätes, in a Zweigen mit CT 
der indirekten Strombe- 


. x g wandlern. 
messung in 3 Zweigen mit 


3  Stromwandlern, mißt 

man nach Abb. 10 die Stromstärke in W,, wenn die Zun- 
gen d mit 1, 2, in Wa wenn sie mit 3, 4 und in W, wenn 
sie mit 5, 6 in Verbindung stehen. 


Schließlich ermöglichen die mit 10 Klemmen ausge- 
rüsteten Linker-Meßschalter: 


1. die direkte Strommessung in 4 Zweigen, 
2. die indirekte Strommessung mit 4 Stromwandlern. 


Bei der direkten Strommessung in 4 Zweigen werden 
die einzelnen Zweige paarweise an die Klemmen 1-2, 3-4, 
9-6 und 7-8 angeschlossen, während der Strommesser an 
die Klemmen m-m angeschlossen wird. Bei der indirekten 
Strommessung mit 4 Stromwandlern werden die Sekundär- 
klemmen der Stromwandler paarweise an die Klemmen 
1...8 und der Strommesser an nı-m angeschlossen. Da sich 
diese beiden letzten Fälle von den vorigen lediglich durch 
Hinzutreten eines Stromzweiges bzw. eines Stromwand- 
lers sowie von zwei weiteren Klemmen unterscheiden, er- 
übrigt sich die bildliche Darstellung der hierzu dienenden 
Schaltungen und Linker-Schalter. 


S Wie ersichtlich, sind die Anwendungsmöglichkeiten 
für den Linker-Schalter sehr mannigfaltig, und es ergab 


sich ferner die Notwendigkeit, das an sich sehr einfache 
Schaltgerät in 29 Größen durchzubilden, um die für Spe- 
zialzwecke billigste Ausführung zu ermöglichen. Diese 
29 Größen umfassen alle möglichen Fälle bis 200 A und 
6000 V. Im Gegensatz zu den bekannten Hebelumschaltern 
ermöglicht der Linker-Schalter eine einfache und leichte 
Erdungsmöglichkeit als Sicherheit gegen Oberflächen- 
leitung über den Handgriff zur Bedienungsperson, und zu 
diesem Zwecke dient eben die aus den Abbildungen er- 
sichtliche Erdungsklemme k. Vergleicht man die oben zu- 
sammengefaßten, von Prof. Dr.-Ing. A. Linker, Hannover, 
angegebenen Meßschaltungen mit den sonst üblichen, so 
ergeben sich ohne weiteres die Vorteile, die der Linker- 
Schalter dem Meßtechniker zu bieten vermag. So ergibt 
z.B. der Vergleich der Abb. 6 und 7, daß bei Benutzung 
dieses Geräts 6 Meßinstrumente erübrigt werden, deren 
Konstanten bzw. Fehler man also nicht in Rechnung zu 
setzen braucht. 


Die Steigerung der Betriebspannung für Kabel. 


Gelegentlich einer am 27. III stattgefundenen Besichti- 
gung des Kabelwerks Oberspree führteDir. Pfannkuch 
aus, daß die im Jahre 1897 erbaute alte Kabelfabrik der AEG 
die erste war, die vor etwa% Jahren Kabel für 6 und 10 kV 
Betriebspannung auf den Markt brachte, die insbesondere 
für den Bedarf der damaligen Berliner Elektrizitätswerke 
bestimmt waren. Für Kabel höherer Spannung ergab sich 
zunächst im Inlande kein Absatz, und so wurden die Kabel 
für 16 000 und 20 000 V, die in den nächsten Jahren herer- 
stellt wurden, an das Ausland geliefert. Erst im Jahre 1% 
entstand infolge der großzügigen Elektrisierung durch die 
Berliner Elektrizitätswerke Gelegenheit, Kabel für 30 kV 
Betriebspannung im Umfange von mehr als 200 km Länge 
herzustellen. Mit diesen Kabeln war ein Rekord aufgestellt 
worden, der viele Jahre nicht überboten worden ist, und die 
Tatsache, daß der VDE bei der Festsetzung der Normal- 
spannungen im Jahre 1919 die Wahl der Stufe von 35 (mW V 
damit begründete, daß sie die höchste für Kabel in Betraclıt 
kommende Spannung sei, läßt erkennen, daß man überzeugt 
war, hiermit die obere Grenze der Ausführbarkeit erreicht 
zu haben. Noch im Jahre 1920 schrieben die amerikani- 
schen Fachleute Simons und Davis über obiges Kabel- 
netz folgendes: 

„Zu den interessantesten Kabeln gehören die 30 00) V- 
Kabel der Berliner Elektrizitätswerke. Man beachte, daß 
diese Kabel erfolgreich seit 9 Jahren mit einer höchsten 
Beanspruchung von 34,4 kV auf 1 cm in Betrieb sind.“ 

Die Versuche, diese Leistung noch zu übertreffen, ha- 
ben niemals geruht, und bereits 15 Jahre nach der Vollen- 
dung des oben erwähnten 30 000 V-Netzes konnte die AEG 
eine Anlage herstellen, die die doppelte Betriebspannunzg 
besaß. Im Jahre 1927 wurde ein 60kV-Kabel in einer 
Länge von 11 km in Magdeburg in Betrieb gesetzt, das seit- 
dem in einwandfreier Weise arbeitet, so daß man im ver- 
ganzenen Jahre ein gleiches Kabel von 30 km Länge ohne 
Bedenken liefern und in Betrieb setzen konnte. 

Heute liegen bereits noch weitergehende Aufgaben 
vor. Im Prüffeld der Starkstromkabelfabrik war ein 
Drehstromkabel zu sehen, das die größte bieher prak- 
tisch ausgeführte Dimension von 137mm Dmr. auf- 
weist und für 100 kV Betriebspannung bestimmt ist. Das 
260 m lange Kabel ist abweichend von der Ausführung der 
SSW für Nürnberg’, die aus 3 Einleiterkabeln besteht, al: 
Drehstromkabel mit verbleiten Einzeladern gebaut und 
unter den Bleimänteln metallisiert. Bemerkenswert ist, daß 
bei der Konstruktion von den in letzter Zeit für Kabel die- 
eer hohen Betriebepannung angewendeten Kunstgriffen in 
Gestalt von Hohlleitern, Imprägnierung mit dünnflüssigen 
Ölen und dgl. nach dem Vorgang von Pirelli kein Ge- 
brauch gemacht worden ist. Das Kabel besitzt vielmel:r 
rein äußerlich denselben Aufbau, wie er für Hochspan- 
nungskabel gebräuchlich ist, und die Erhöhung der Wider- 
standsfähigkeit gegen elektrische Beanspruchungen i:t 
durch ein neucs Verfahren bewirkt worden. Die in Herstel- 
lung befindlichen Kabel sind für eine Versuchsanlage be- 
stimmt, die voraussichtlich im Laufe des Sommers in Be- 
trieb kommt. 

Wie Dir. Pfannkuch bemerkte, sind bereits vorberei- 
tende Arbeiten für Kabel noch höherer Betriebspannung 
im Gange. Es ist also damit zu rechnen, daß der wirtschaft- 
liche Kampf zwischen Hochspannungskabel und Hochepan- 
nungefreileitung noch nicht seinen Abschluß gefunden hat. 

Ka. 


1 Vgl. ETZ 1928, §. 1481. 


22. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34 


1281 


Kurzschlußspannung und Spannungsabfall in Dreiwicklungs-Transformatoren, 
Stromverteilung in parallel geschalteten Wicklungszweigen. 


Von Dipl.-Ing. Leo Falk, Berlin. 


Übersicht. Im Anschluß an die Ausführungen in der 
ETZ 1928, S. 1209, wird zunächst ein für verschiedene Fälle 
handlicherer Ausdruck für die Spannungsverschiebung der 
Dreiwieklungstransformatoren sowie ein Ersatzschema an- 
gegeben und besprochen, die Bemessung und Anordnung von 
Drosselspulen zum Ausgleich verschiedenen Spannungsabfalls 
parallel arbeitender Dreiwicklungstransformatoren erörtert. 
Die Betrachtungen werden zur Ableitung des Spannungs- 
abfalls von in Zickzack geschalteten Transformatoren ver- 
wendet. Schließlich wird die Berechnung der Stromvertei- 
lung in zwei und mehr parallelgeschalteten Wicklungs- 
zweigen eines Transformators gezeigt, die entstehenden 
Mehrverluste gegenüber Serienschaltung besprochen sowie 
durch Rechnungsbeispiele ergänzt. | 


Nach GL. (5) und (8d) meines Aufsatzes in ETZ 1928, 
S. 1209, beträgt die Spannungsverschiebung zwischen der 
eespeisten Wicklung H und der stromabgebenden Wiek- 
lung M bei gleichzeitiger Belastung der dritten Wick- 
lung N 


Ey Ey=Julattm)tImTuntInta 


a LyM t Tun IMN 
+ dw Be a 


Unter Berücksichtigung der Gleichung 
JutJutJn = 


kann der obige Ausdruck auch geschrieben werden: 


Liru t Kun — T an 
HM T {MN “HN 
2 dur 


^J, RN RN MN Care 


EE (14a) 
und analog ergibt sich 
— om L Lery +£ SE 
H En=.”/N AN ne SE LINIEN 
EN Lorn Lery — X FREE 


a a nn 
on Ra +x — SÉ ~ — 
— F.-— MN HN MH 


Gs x + Lu -ENH an —— 
Jy Ze SC NET Jory: E 


Nach dem in ETZ 1928, S. 1212 und ETZ 1929, S. 866 
(jesasrten galten die Gleichungen (8a), (8b) und (8e) bei 
Gleichheit der Rogowskyfaktoren in den 3 Wicklungs- 
paaren, also bei sehr langen und schmalen Streukanälen 
sowie für einige andere angeführte Fälle in mathemati- 
scher Strenge, für alle anderen Fälle mit praktisch aus- 
reichender Genauigkeit. Eine eingehende Nachprüfung! 
erzibt jedoch, daß die Ausdrücke und damit auch die 
Gleichungen (14 a), (14b) und (14c) stets, also auch bei 
Eisennähe und beliebig gestalteten Spulen und Streu- 
künälen, streng gültig sind. 

Wie man sieht, kommt in den Gleichungen (14a) 
bis (14c) zu jedem Strom stets der gleiche Faktor, der 
sich aus einem induktiven und einem Widerstandsumman- 
den zusammensetzt. Man kann also für den Dreiwiek- 


I Ich verdanke den Hinweis auf diese "Tatsaache Herrn Dr.-Ing. 
Gerhard Stein. — Werden die in ETZ 1929, S. 866 nach Schätzung ge- 
zeichneten und, wie sich zeigt, deswegen Irreführenden Kraftlinienbilder 
durch errechnete ersetzt, so bieten ele keinen Anhalt mehr für die Annahme 
einer Ungleichheit, von e, , und e,, - Die genaue Aufzeichnung eines Kraft- 


1 

linienbildes für den Spezialfall einer ebenen Wand bzw. einer Zylinder- 
wand von unendlich großem Durchmesser ist leicht durchführbar, da das 
Kraftlinienfeld vor der Wand identisch ist mit der vor der Wandfläche 
liegenden Hälfte eines Kraftlinienfeldes, das durch den Leiter einerseits 
und durch einen In gleichem Abstand hinter der Wand liegenden (ge- 
spiegelten) Leiter anderseits in Luft erzeugt wird. — Siehe auch: „Potential- 
theoretische Untersuchungen über Magntefelder in Transtformatoren und 
über ihre &treuinduktivität speziell bei Zylinderwicklung‘‘ (Dissertation 
von Dipl.-Ing. Gerhard Stein). 

Ein exakter allgemeiner Bewels für die Gleichheit von e, „ und eg,» 


auch bei Eisennähe, dürfte mittels Vektorrechnung durchführbar sein. 


lungstransformator ein Schaltbild als Ersatzschema an- 
wenden, in welchem jede Wicklunz durch eine Impedanz 
ersetzt wird (Abb. 1), deren Wert für Wicklung 


LyM T THN IMN ~ ` 
(15a) 


H Zu =. eu t'y: 
Luny tt Kun P 
HM MN HN ^ & 
M zy= ` 2 = erg: (15b) 
LunTt Cin -t 
HN MN HM zx u 
N- ee Se rw (15c) 


ist. 

Einer der drei Ersatzimpedanzwerte wird meist eine 
negative induktive Komponente haben, 'was bei dem fik- 
tiven Charakter der Impedanzwerte erklärlich ist. 

Ebenso wie Zweiwicklungstransformatoren mit un- 
gleichen Kurzschlußspannungen durch Vorschalten von 
Drosselspulen zum einwandfreien Parallelarbeiten ge- 
bracht werden können, ist es, wie man aus dem Ersatz- 
schema ohne weiteres ersieht, auch möglich, Dreiwick- 
lungstransforinatoren durch Zuschalten von Drosselspulen 
auf gleichen Spannungsabfall für alle möglichen Be- 
lastungsfälle bzw. zu einer den Nennleistungen proportio- 
nalen Verteilung der Gesamtbelastung auf die Trans- 
{ormatoren zu bringen. Sind die prozentualen Impedanz- 
spannungen des einen Dreiwicklungstransformators J2y 
Jzy und Jzy, die des anderen En Jzy und d'S ve 
so wären die vorzuschaltenden Drosselspulen von der 
Spannung 


Jz — JS z 
H H 
Fan) 

‘ d 
~ 
d ml 


zu wählen. Man kann sich natürlich ebenso wie bei Zwei- 
wicklungstransformatoren erlauben, die Ohmschen Koni- 
ponenten, die in der Drossel zu einen genauen Ausgleich 
erforderlich wären, nieht zu berücksichtigen und nur reine 
Induktanzen vorzuschalten, die so bemessen werden, daß 
die Gesamtimpedanzen den gleichen absoluten Wert er- 


halten. Die oben angegebenen Differenzwerte der Span- 
nungen sind dem Transformator 


mit dem Nennstrom J’ vorzuschal- L Lë Lë 
ten, wenn die Differenz einen posi- S á W 
tiven Wert hat. Ergibt sich ein 
negativer Wert, so ist die Drossel 

dem Transformator mit dem Nenn- k7 
strom J vorzuschalten. Es wird fast 
immer nötig sein, dem einen Trans- 
formator eine, dem anderen zwei 
Drosselspulen vorzuschalten. 


Zu Ju 
u ZH I 
Ju 
e y 
Zn 


Abb. 1. 


Abb. 2. 


Beim Zweiwieklungstransformator kann man auch der 
Primärwicklung und der Sekundärwicklung je einen Im- 
pedanzwert in einem der Abb.1 analogen Ersatzschema 
beilegen. Die Impedanzwerte sind aber nicht vollkommen 
festgelegt, sondern ihre induktiven Komponenten müssen 
nur der Bedingung genügen 


und die Ohmschen Komponenten der Bedingung 
Ry+tRy=!ut'm 


Man kann also, wie bekannt, die Drosselspule zur Errei- 
ehung einwandfreien Parallellaufs in die Primärwicklung 
oder in die Sekundärwicklung legen; wenn es einen prak- 
tischen Zweck hätte, könnte man auch einen Teil primär, 
den Rest sekundär vorschalten, weil beim Ersatzschema 


1232 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 


22. August 1929 


für den Zweiwicklungstransformator die Werte für die 
Impedanzen ze und 2, nicht vollkommen bestimmt oder, 


wie der Mathematiker sagt, unterbestimmt sind. 
Beim Dreiwicklungstransformator sind die Werte Zy, 


Zy und Ex jedoch vollkommen bestimmt, so daß auch 


von vornherein festliegt, in welche Leitung die zur Er- 
zielung einwandfreien Parallellaufs zweier Transforma- 
toren erforderlichen Drosseln geschaltet werden müssen. 
Will man also die Vorschaltung von Drosseln beispiels- 
weise in der Leitung für die höchste Spannung umgehen, 
da dieselben relativ teuer werden, so kann dies nur durch 
den Entwurf der Transformatoren geschehen, indem 
Zg und E gleich gemacht werden. 


wi N f N 


ERIC 
Ze 
R 


kk AA 
Ne 


d 
Z 
f 
G 


NIEREN 


D 
G 
Z 
Z 
L 
Ze 


dy 


Abb. 3. Abb. 3a. 

| Vierwicklungstransformatoren sind äußerst selten. Es 
ist daher mehr von theoretischem Interesse, festzustellen, 
daß es für diese kein Ersatzschema mehr gibt. Die fiktiven 
Werte von 2, Eu Zn, Zo Sind, mathematisch gesprochen, 
überbestimmt, d.h. es gibt keine Werte Zg, Su Zy, Zw 
die für alle Belastungsfälle die richtigen Werte der Span- 
nungsverschiebungen ergäben. Selbstverständlich ist es 
jedoch möglich, den Spannungsabfall für jeden Belastunes- 
fall durch eine Gleichung analog der Gl. (5) (ETZ 1928, 
S. 1210) auszudrücken und zu berechnen. Ausgleichsdros- 
seln zum Parallellauf erreichen ihren Zweck nur für be- 
stimmte Belastungsfälle; bei anderen Belastungsfällen be- 
Weer die gleichen Drosseln ungleiche prozentuale Last- 
verteilung. 


I. Spannungsabfall in Transformatoren 
mit Zickzackschaltung. 


In Abb.2 ist die Schaltung eines Transformators in 
Stern-Zickzack, in Abb.3 die beispielsweise Anordnung 
der Wicklungen auf einem Schenkel U, in Abb.4 das Dia- 


Abb. 4. 


gramm der Leerlaufspannuneen und in Abb.5 das Dia- 
gramm der Ströme dargestellt, wobei die Windungszahlen 
der Wicklungen H, M und N als gleich angenommen sind. 
Der leichteren Übersichtlichkeit wegen ist der Sekundär- 
strom iu in Phase mit der sekundären Phasenspannung Eu 
gezeichnet. Die Ableitung gründet sich jedoch nicht auf 
eine solche Phasengleichheit und gilt für jede Phasen- 
verschiebung des Scekundärstroms gegen die Sekundir- 
spannung. 

Setzt man an Stelle der Abh.3 die Abb. 3a, so haben 
wir einen Dreiwicklunsstransformator mit drei in glei- 
chem Sinne gezählten Spannungen EHU, ua und — ENu 
sowie mit drei sich zu wull ergänzenden Strömen 


Ju iu F (— w) =0 vor uns, für welchen die früher 
abgeleiteten Gleichungen gelten. Die Sekundärwicklungen 


dieses Dreiwicklungstransformators Mu, Me, Mo und N. 
Ae, Noo sind jedoch nicht unabhängig voneinander für sich 


in Stern oder in Dreieck geschaltet, sondern nach Abb. 2 


` bzw. 4 in Serie miteinander verbunden. 


Wie Abb.4 zeigt, ist die verkettete Primärspannun:z 
Epu — Env identisch mit der sekundären Phasenspannung 


Eu, = EMu + ENnv. Die Spannungsverschiebung zwischen 
dieser Leerlaufspannung und der Sekundärspannung Zu 
bei Belastung des Transformators mit den Strömen Ju 
und tw setzt sich nun aus der Spannungsverschiebung in 
der Wicklung Mu auf Schenkel U und derjenigen in der 
Wicklung N, auf Schenkel V zusammen. Die Spannungs- 
verschiebung in der Wicklung Mu ist nach Gl. (14 a) 

= . {[Zuy t un — T m 


de x E — x£ Æ 
Nr Ge “N Fry). (15a) 


die der Wicklung N, nach Gl. (14 b) 


La" Fun THM ~ ) 
2 


’ > ° 
— Euy — Env = tu LS 


rA Len EE EE, 
Ët (A Dan zl (15b) 


Die gesamte Spannungsverschiebung ist demnach durch 
geometrische Addition von G1. (15a) und (15b) gegeben zu 


(Eru 2 


A an dh e 


Epy) — (Emu TEN) = iu (unt SEL 
277 N e E Xam t SE TMN z Fra) (15c) 


G 2 I 


Abb. & 


Abh. 5. 


Aus Abb. 5 ersieht man, daß Kees -- Jv der Vektorrichtung 
nach zu ĉu parallel, aber entgegengesetzt und dem ab- 
soluten Betrag nach gleich Ju.V3 ist; ferner ergibt sich, 
wie man leicht überblicken kann, aus der Gleichheit der 
primären und sekundären Amperewindungen der absolute 


. U 
Betrag von u = , woraus folgt, daß 


Jiu c= |Jg - IV): 
Man kann nun Gl. (15c) auch schreiben 
(Enu Kul ` (EMu F ENv) 
x pr ! Ke ar RA — vi ~ 
= lu Mn ar = bäi 


Der induktive Teil der Spannungsverschiebung zwischen 
verketteter Primärspannung einerseits und der zugzehöri- 
gen sekundären Phasenspannung bei Belastung anderseits 
steht also auf dem sekundären Strom senkrecht, der 
Ohmsche Teil ist diesem Strom parallel, wie es nicht 
anders zu erwarten war. 

Dem absoluten Betrag nach kann der Ausdruck Tur 
die Spannungsverschiebung auch geschrieben werden 


Tym FTHN SEN 


~ rM + TN N 
za ER). aoa 
Vergleichen wir hiermit die Spannungsverschiehbung einer 


durch Abb.6...9 gekennzeichneten Schaltung derselben 
Spulen, wobei aber die Wicklungen M und N jeweils eines 


22. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 


1233 


Schenkels in Serie geschaltet sind, nehmen wir die pri- 
J w, die sekundären zu 


mären Ströme wieder zu Ju, Jv, 
(e, ie, tw an, 80 ist jetzt 


|. >o 

| e SES 2 

f oder S 

A j Ju V3 . V3 
F iu = — —— — = fu 

A Ena v3 2 2 


Z 
G 
Z 
Z 
f 
7 
A 


TNN 


ALL. 7. 


Abb. 8. 


Die Spannungsverschiebung zwischen der sekundären 
Leerlaufspannung einer Phase und der sekundären Span- 
nung bei Belastung des Transformators setzt sich dann 
zusammen aus 


= . [Tum tun "HN q 
Egy Em =i? e Cg) 
Sn ne WEE 


und 


E Let ai 
d'G 


und es ergibt sich 
2 Eyy — (E' mua + E'y) Siu (tynyt (yt ry)) 
—Jy(£ym + Tyyny — yy t?2ry), 
wobei 
e EE 9 oder lu = lu 
so daß 


2Ey (E'u +E yn) =2(Ey-— Ey) 


x£ r„+tr 
DM UOAE AT TN 


Die verkettete Spannungsverschiebung ist dann dem ab- 
soluten Betrage nach 


d d — (Zut: xr 
m= Ey- Ey) V3 = Jy ys (Zrt Zun _ Fun) 


m~ x r r 
Zull i ). (17) 


Bezeichnet man also die durch Gl. (16a) ausgedrückte 
Kurzschlußspannung des Zickzacktransformators mit Or 
diejenige bei Serienschaltung der auf einem Schenkel 
liegenden Sekundärwicklungen beim gleichen Primärstrom 
Gl. (17) mit eu, ferner mit e,, jene verkettete Kurzschluß- 


Spannung, welche bei Stern/Stern-Schaltung von M gegen N 


a e . An vd H 
erforderlich wäre, um den halben Primärstrom = D in 


gei 


diesen Wicklungen zu erzeugen, so ist 


EV (Eun F(MHTN)) - 


und ein Vergleich von Gl. (16a), (17) und (18) zeigt, daß 


(18) 


e 
eks = €x, + GC ae AI) 


die gleiche Beziehung, welche Kade in ETZ 1918, S. 513 
auf anderem Wege abgeleitet hat. 


in parallel geschal- 
eines Trans- 


Il. Stromverteilung 
teten Wicklungszweigen 
formators. 


Parallel geschaltete Stromzweige werden in Trans- 
formatoren mit großen Stromstärken zweckmäßig oder 
notwendig; außerdem verlangen manche Elektrizitäts- 


III IN NN 


De cd 


Abb. 10. Abb. 11. Abb. 12. Abb. 18. 


werke von den Sekundärwicklungen mancher Transfor- 
matoren, daß sie für halbe und ganze Spannung verwend- 
bar sein sollen, was zur Parallelschaltung zwingt, wenn 
ınan nicht so unwirtschaftlich verfahren will, einen großen 


Teil der Wicklung unbelastet zu lassen. Liegen die paral- 


Abb. 14. Abb. 15a. 


ee, 


I/II) 


Abb. 17. 


Abb. 15b. Abb. 16. 


lelen Wicklungszweige der Sekundärwicklung vollständig 
symmetrisch zur Primärwicklung, z. B. wie bei Abb. 10 ... 13, 
und haben sie zudem gleichen Widerstand, so verteilt sich 
der Gesantstrom gleichmäßig auf die Wicklungszweige. 
Aus Gründen eines günstigen elektrischen oder konstruk- 
tiven Entwurfs ist es jedoch häufig erforderlich, von der 
symmetrischen Anordnung abzuweichen und Anordnungen, 
wie in Abb. 14...17 angedeutet, zu bevorzugen. In diesen 
Fällen wird im allgemeinen eine unzleichmäßige Vertei- 
lunz des Gesamtstromes auf die parallelen Zweige ein- 
treten. Es ist nun wichtig, die Ströme in jedem Zweige der 
Größe und der Phase nach zu berechnen, um unzulässize 
Belastung stärker beanspruchter Zweige zu vermeiden, 
die Gesamtverluste durch Stromwärme ermitteln zu kön- 
nen und um eine genaue Berechnung der Kurzschlußspan- 


1234 


nung, wie sie bei Parallellauf der Transformatoren mit 
anderen Transformatoren erforderlich ist, durchzuführen. 


Wir betrachten zunächst den Fall nach Abb. 14. Wir 
stehen einem Dreiwicklungstransformator gegenüber, 
dessen Wicklungen M und N parallel geschaltet sind. Die 
Spannungsverschiebungen der Wicklungen M und N bei 
gleichzeitiger Belastung mit den Strömen Jm und Jw sind 
nach den früher angegebenen Ausdrücken gegeben. Die 
beiden Spannungsverschiebungen müssen aber sowohl dem 
absoluten Betrag als auch der Phase nach genau gleich 
sein, wenn die Ströme Jm und Jy so gewählt werden, wie 
sie in Wirklichkeit bei Parallelschaltung auftreten. Be- 
lasten wir die getrennten Wicklungen M und N mit solchen 
Strömen, daß die Spannungsverschiebungen in M und N 
nach Größe und Phase gleich sind, und schalten dann par- 
allel, so tritt kein Ausgleichstrom auf, die Ströme bleiben 
also nach der Parallelschaltung so bestehen, wie sie vor- 
her waren. In jedem anderen Fall entsteht ein Ausgleich- 
strom, so daß die vorher vorhandenen Ströme nicht be- 
stehen bleiben würden. 


Die Spannungsverschiebungen sind nach Gl. (5 a) 
Ey—- Ey =JIu(luttm) tImTamtY/n'utYIntnınm 
Ey-En=JInluttn) tYIntuantJutat Immun 

Wie erwähnt, müssen diese Werte bei Parallelschal- 
tung von M und N gleich sein, also 
Julattm + uam  "m'u— IMmTmoHNn 


=Jy("ut ry) tJntyun "In’u IN TnıHMm 


oder 


Ju "mt Ium ww =In(tnt Fun In (um) (20) 


n? e e n A 
Setzt man 8n?.10-9f- ı = K, wobei f die Frequenz, n die 
Windungszahl und (die Spulenlänge ist, so wird 


Zum = Kepu (Unma+ h Un+ 3 MUn) 


> 1 7 1 
san = Kopy (Unn bi SN U+ In, Un) 


Bei großer Wicklungsliöhe der Spule H hat man U’# 
größer zu nehmen als den mittleren Durchmesser Up der 
Wicklung, im Rechnungsbeispiel zu 615 mm, U” kleiner 
als den mittleren Durchmesser, im Rechnungsbeispiel zu 


553 mm, was man sich leicht nachrechnen kann. — Ferner 
wird 
r =r ke, 
M (HN) — UN (HM H g’ 
so daß 
oe h 
mt a o 
Ee AM 
um, In Unnd+Unl: + EE E 
N QHN HN H 6 N 
1 ei 30 
0 wird man schätzungsweise wieder zu ~ WW MN: ap 


nehmen können. 

An einem Rechnungsbeispiel, welchem die 
Wicklung nach Abb. 18 zugrunde liegt, mögen die Größen- 
verhältnisse gezeigt werden. Der Übersichtlichkeit wegen 
sind ro, ry und ryin Prozent der Leerlaufspannung an- 
gegeben, wobei in jeder Wicklung die gleiche Belastung in 
kVA anzunehmen ist. Wir wählen die Vollbelastunge. 
Analog sind die anderen Summanden der Summe im Zähl>r 
CO H D JH. IN) 
Seite der Gl. (21) mit E- 

0 
multipliziert, so daß auch sie als Prozente der Leerlauf- 
spannung gerechnet sind. 


und Nenner der rechten 


CHM — 0,965 = CHN’ 
1+3. 0,955 


a — 1 


= 0,966. 


Die übrigen Größen sind aus Abb. 18 ersichtlich mit Aus- 
nahme des Fluxes, der 12,3- 10° Linien sei. 
Jn _ 145 Ẹ (1049+157 


_ 115412 
JM wii 


0,7 F972 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 


22. August 1929 


Dies entspricht einem Verhältnis der absoluten Werte von 
Jn _ 1211 
dh 95 
der Ströme Jm und JN. wie in Abb. 18a gezeichnet. Die 
Phasenverschiebung der beiden Ströme gegeneinander ist 
so gering, daß man mit praktisch vollkommen genügender 


Genauigkeit statt Ju F- Jy =— JH setzen kann Jm 4+ JN 
= — Jy, so daß sich 


und der sehr kleinen Phasenverschiebung 


9,72 


uns 12,11 
JN = BFI . 3470 = 1930 A 
ergibt. 


Die Spannungsverschiebung zwischen primärer und 
sekundärer Spannung errechnet sich nun bei den tatsäch- 
lich auftretenden Belastungen der Wicklungen M und N 
wie folgt für M: 


JurutJu'nt Jm Tium, TININ HM, 
= 1540 ro (IS 
= (0⁄4 o/o + 3470 . 1,15 lo) T C, 
= (0,4 + 0,512) 9%, F (4,66 — 0,87) °% 
= 0,9120, F 3,790 ,; 
absoluter Wert Y0,912? + 3,7% = 3,91 WÉI 


Für Wicklung N ist die Spannungsverschiebung 


1930 


Uoi 
-1049 %0 — 3470 


.1579,) 


Ju’uatIn'ntInTunt IJmTuun 


— 0,40% + eo 70% 8,150, — zc 157 
= (0,4 + 0,39%, F 4,52 — 0,70) 0 n 
= 0,719 00 È 3,82%; 

absoluter Wert VUm +3,82 = 3,91? 9 


Der Strom in der inneren Spule wird, wic man sieht, 
um 12% größer als der halbe Gesamtstrom, was eine nm 
25 % größere Temperaturdifferenz zwischen dem Spulen- 
kupfer der inneren Spule und dem Transformatorenöl be- 
dingt, als bei halbem Gesamtstrom eintreten würde. In 
der äußeren Spule tritt eine um etwa ebensoviel geringere 
Erwärmung auf. Dazu kommt, daß in der Regel an der 
inneren Spule der Ölumlauf nicht so lebhaft ist wie an 
der äußeren Spule Diesem ungünstigen Verhältnis kann 
ohne Vermehrung des Kupfergewichts und ohne merkliche 
Änderung der Gesamtkupferverluste dadurch abgeholfen 
werden, daß der Querschnitt des Wickeldrahtes nicht, wie 

den angeführten Daten zugrunde gelegt, in 


] beiden Spulen gleich gemacht, sondern in der 


inneren Spule um rd. 28% verstärkt, in der 
äußeren Spule um rd. 17% vermindert wird. 
Stromverteilung und Spannungsverschiebunz 
bleiben dabei ebenfalls praktisch ungeändert 
gegenüber dem ersten Entwurf. 

Bemerkt sei noch, daß, da der größere Strom im Strom- 
kreis kleineren Ohmschen Widerstandes fließt, dureh die 
ungleiche Stromverteilung in den Wicklungen M und N 


Hm KVA AA 


5000 V von V 

00 EA WA 

— 43 TH = 14359, 
u — 1760: 
S TA (IL Zë io 
— 524 TN = 0,70 Ee 


Haupttlux = 193. ug Linien 


Abh. 18. 


AL NASA LAUTEN 


~ Toad y 
S D B 
f Ke e Fr f SE 
p Be — ES Ze Sé 
f D $ r j vr * 
H ra Gs 1 S geg 
p Pap BR: F Za SE 
. SEH e 
E 5 Ge gë DI ge GR 
Wie 8 f PDPP I FE SE 
r AÅ f fe F 


ein geringerer Gesamtkupferverlust entsteht, als bei 
vleichheitlieher Verteilung des Stromes auf Wicklung N 
und N auftreten würde. Die Verringerung der Verluste 


r 


bei sleichbleibendem Kupfergewicht durch Versrößerun® 


22.. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34 


1236 


des Stromes JN und Verkleinerung des Stromes Jm hört 
natürlich bei einer gewissen Grenze auf, jedoch träte das 
Minimum der Gesamtverluste bei konstantem Gesamt- 
kupfergewicht und bei der ursprünglich angegebenen 
Widerstandsverteilang des Rechnungsbeispiels erst bei 
Jn = 2200 A und Jm = 1270 A und bei den geänderten 
Widerständen, nämlich einer um 28% verstärkten Innen- 
spule N und einer um 17 % geschwächten Außenspule M 
erst bei Jy = 2530 A und J m = 940 A auf. 


Wie aus dem Vor- 
hergehenden ohne 
weiteres ersichtlich 
ist, kann das Strom- 
verhältnis jedoch nicht 
ohne Änderung des 
Abstandes der Wick- 


A addo 
ve De 051 % 


v a eA 


lungen H und M o 

einerseits Bake" PAS $ 

Abstandes der Wick- a NEE RE LE -19% 
lungen H und N an- 28 hr Anm "m Ana) 
derseits, also im all. ke ` Yu Kran: Anm) "382 % 
gemeinen nicht ohne N 


Vergrößerung des 
Gesamtkupfergewich- 
tes und des Eisenker- 
nes geändert werden, 
so daß eine Verrin- 
gerung der Kupfer- 
verluste durch will- 
kürliche Änderung 
des Verhältnisses der 
Stromstärken der RK 
parallelgeschalteten Sé 
Stromzweige nicht in Abb. 18a. 
Frage kommt. 


ken 


War die Parallelschaltung zweier auf verschiedenen 
Seiten der Primärwicklung liegenden Sekundärwicklun- 
gen eine Ausführung, die ohne Nachteil ausgeführt wer- 
den kann und häufig ausgeführt wird, so ist es allgemein 
bekannt, daß die Parallelschaltung zweier auf der gleichen 
Seite der Primärwicklung liegenden Teile der Sekundär- 
wicklung zu ungleicher Stromverteilung, zu zusätzlichen 
Verlusten führt, daher besser vermieden wird. Immerhin 
bietet die Anordnung Vorteile, so daß es lohnt, sich 
darüber Rechenschaft zu geben, in welchen Fällen sie noch 
unbedenklich angewandt werden kann. Über die Berech- 
nung der Stromverteilung bei solcher und ähnlicher Wick- 
lungsanordnung habe ich auch relativ SE irrtümliche 


Anschauungen kennengelernt. Man kann die Regel hören, 
daß man Wicklungen auf verschiedenen Durchmessern nie 
parallel schalten dürfe, z. B. auch nicht bei den dann und 
wann mit Vorteil anwendbaren Anordnungen nach Abb. 19 
und 20, wo es jedoch unbedenklich geschehen kann; viel- 
fach hört man, daß bei einer Wicklung nach Abb. 15 a 
und b die Stromverteilung um so günstiger wird, je größer 
a bei konstantem b ist, da die Ströme sich umgekehrt wie 
die Kurzschlußspannungen zwischen H und M bei strom- 
losem N einerseits und zwischen H 

und N bei stromlosem M anderseits 

verhalten sollen. Es wird also da- 

bei die Beeinflussung der Span- 

nungsverschiebung durch die dritte 

Wicklung übersehen. 


(im 


Abb. 19. Abb. %. 


Abb. 21. 


Obwohl die Berechnung der Stromverteilung bei der 
sprochenen Wicklungsanordnung nichts grundsätzlich 
Neues bietet, so dürften ihre Durchführung bzw. ihre Er- 


gebnisse doch manchem Ingenieur eine willkommene Er- 
gänzung seines Überblicks über die auftretenden Verhält- 
nisse bringen. 


Øy fex d 
a fe fy 


Abb. 22. Unmögliche Annahme Abb. 2a. Tatsächliche Strom- 
der Stromrichtungen richtungen 
bei Parallelschaltung von M und N. 


Betrachten wir die Anordnung nach Abb. 15a oder b, 
so gilt bezüglich der Spannungsverschiebung zwischen E H 
und Em wieder — wie oben bei Betrachtung der Abb. 14 —, 
daß sie der Spannungsverschiebung zwischen Ey und En 
nach Größe und Phase genau gleich sein muß. Es gilt 
also wieder Gl. (20). 


J ulu F (zum — © M(HN))] =Jy [rn + (Zu — En wll 
Dabei ist jetzt 
Lym = E um (a Unm + 3 h, U'H + 5 h Un) 
Tay = K Gay 
> (a Dann Ur EU 3 Dat 3 D Un) 
TM HN) TN(HM) 
=z=+Kg (a Unm +5 hı UH-+ 5 hə Um), 


wobei die Bezeichnungen die früher angegebene Bedeu- 
tung haben. Es ist also jetzt für Abb. 15 


a [x Bes fa Üu z^ Untz h> m — Kg (a Unm+z h, gt 5 Rh, ei 


ry F [x CHN (a Uum th Ge LE EN Cant Ä h, U; E SA Un) — Kg rm Unm+ 5 - ħi CHE D. timo] 


Um die Verhältnisse nicht unnötig zu verwickeln, genügt 
es, zur Erlangung eines Überblicks an Stelle der Abb. 15a 
die Abb. 15b zu verwenden, also eine Scheibenwicklung 
zugrunde zu legen. Hier sind alle Umfänge der Win- 
dungen bzw. der Streukanäle gleich, nämlich gleich U. 
Ferner wollen wir uns die in den meisten Fällen nicht 
erhebliche, bei langen dünnen Spulen und engen Streu- 
kanälen verschwindend kleine Vernachlässigung ge- 
statten, für die drei Rogowsky-Faktoren einen Mittelwert 
o einzuführen, den wir an Stelle der Faktoren Gr, QHN 
und o setzen; dann geht Gl. (22) über in die Annäherungs- 
gleichung 


P u— Ke Ru 
m Ee E E E E E (22a) 
M SE rasen Sib 


Zu genau dem gleichen Ergebnis kommt man bei Scheiben- 
wicklung, also gleichem U, durch Anwendung der Glei- 
chungen (14a) und (14b), wenn man anstatt der drei Ro- 
guwsky-Faktoren einen mittleren setzt. 

Es ist von Interesse, die Größe dieses Verhältnisses 
für verschiedene Sonderfälle kennenzulernen. 

a) Wir nehmen an, daß die Ohmschen Verluste gegen- 
über den induktiven Spannungsverschiebungen verschwin- 
dend klein seien, ferner daß die Spule M sehr dünn ist; 
im Grenzfall also ry=>0, ry =, In diesem 
Spezialfall, welcher mit einiger Annäherung bei größeren 
Transformatoren vorliegen würde, wenn man einen Öl- 
kanal von einiger Breite zwischen dünnen Spulen a und 
N beläßt, wird 


Frl 
H Be, 
ge 


Zeie =O also Jn =D. 


1236 


— 


In diesem 


Fall führt also die von der Primärwicklung 
entfernter 


liegende Spule, ganz gleichgültig, wie groß a 
ist, keinen Strom und auch, solange a 
| E (b J z) U 
klein bleibt, unabhängig von den Größen b und h, keinen 
praktisch in Betracht kommenden Strom, sie ist nahezu 
stromlos. 
Man kann sich diese Tatsache sehr einfach erklären. 
Wenn die Ohmschen Wi 
Önnen, so haben wir es nur 


Streufelder induzierten 
ildet J i 


sehr 


Phase entgegengesetzten 


bildet analog 
er verbleibenden Komponente von JH das Streufeld 


21) zerlegen. 


betragen und einen 
ervorrufen. Nur wenn der Strom J 
wird, entsteht kein Feld Òx., und kein Ausgleichstrom. 


vorhanden. 


b) Eine zweite Annahme. Die Ohmverluste seien 
wieder verschwindend klein gegenüber den induzierten 
EMKe. Die Spule M habe aber eine erhebliche Ausdeh- 
nung senkrecht zur Fläche des Streukanals. 


"mV, r,>0, ħ, >00. 
Jetzt wird 
IN... V 
JM 


ae 
keal a ha WE 6b F3 A4277 
WIENER ELE ET 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34 


22. August 19% 
a en eu 
A 


Der Strom Jy = — 


über der Nullinie liegen. 
in ihren Teilen 


entgegengesetzt gerichtet ist. 
ihm an Größe gleich, so hebt er i 
Ausgleichstrom i die 
steht dann Gleichgewicht der EMKe, diese Stromverteilung 
muß sich einstellen. (Schluß folgt.) 


—m nn 


denn, 


l. aus Schwankungen der Temperatur der kalten Löt- 
ll 


stelle, 

2. aus Schwankungen der Temperatur des Meßinstru- 
mentes, 

3. aus dem Widerstand des Elementes und der Zu- 
leitung, 


wenn vorauegesetzt wird, daß die EMK des Elementes 
mit der Temperaturskala des Instrumentes übereinstimmt. 
Von diesen drei Punkten ist dem letzteren die wenigste 
Beachtung geschenkt worden, und doch kann der Wider- 


Die Fehlanzeige beträgt schon bei 1000° 1 
natürlich noch 


sind, das Element auf einer längeren St 
oder das Anzeige-Instrument i 
stand hat. 

mung mit den 


ausgeführten Meßanlage das Vorkommen noch höherer 
Widerständet. 


zeige hervorruft und, wie die Erfahrung zeigte 


ausgesetzt, Das Meßinstrument habe einen Widerstand 
von 3009. Die errechneten Widerstände und Differenzen 


bei 1000 o. 1250 ° und 1500 ° sind in der folgenden Zahl»n- 
tafel zusammengestellt: 


Temperatur | Widerstand ` Differenz 


‚des Elementes* Differenz 
°C H mV °C 
—— | 


1000 | 


3,8 — 0,12 — 10 
1250 4,2 ! —0,17 — 14 
1500 4,8 | — 0,2] — 20 


% und ist 
höher, wenn längere Elemente erforderlich 
recke erhitzt wird 
emen geringeren Wider- 
essungen ergaben eine gute Übereinstirn- 
errechneten Werten und bestätigen an einer 


Da der Widerstand Stets eine Verminderung der An- 


erstörung des Elementes praktisch konstant blieb, auch 


I l beim Einbau neuer Elemente gleicher Länge am selban 
stand des Elementes beim Messen So hohe Werte an- Ort ganz unwesentliche Änderungen auftraten, ist es ohne 
nchmen, daß die dadurch bedingte Fehlanzeige die der weiteres möglich, diese Widerstände bei der Eichung zu 
Punkte 1. und 2. übertrifft. An der folgenden Rechnung berücksichtigen. Sollen Elemente mit sehr verschiedenen 
sei dies gezeigt: iderständen von einem Instrument angezeigt werden 

Ein gleichschenkliges, l m langes Platin-Platin- 80 empfiehlt es sich, alle Meßstellen nach dem höchsten 
rhodium-Element (10% Rhodium) hat bei 0° einen Wider- i i 


bei Ti 
Mn 1000 Ta 3,2 
„ 150° = 4,13, 


^O cm Seien der zu messenden Temperatur 


und der Rest 
einem Temperaturabfal] von der 


Meßtemperatur bis 0° 


raturabfalls sind 


Tempera turmeßgeräte, 


Die Funktionen des Temperaturkoeffizienten und des Tempe- 


als linear angenommen 


cthoden zur Widerstan dsmessung siehe K et n 


a tb, Elektr; 
Verl. R. Oldenbourg, München u. Berlin. trische 


Ben 
m a 
e zn e 


22: August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34 


1237 


Es besteht hier die Möglichkeit, praktisch in Industrie- 
öfen die Absorption der Ofengase, besonders in Abhängig- 
keit von ihrer Zusammensetzung, zu bestimmen und weiter 
die Frage zu klären: Wie weit ist der Ofen ein schwarzer 
Körper? Diesbezügliche Arbeiten des Verfassers mußten 


Umstände halber unterbrochen werden. Erwähnt sei noch, 
daß bei hohen Temperaturen ein Nachlassen der EMK der 
Thermoelemente eintreten kann, das sich nicht durch 
Widerständsänderungen bemerkbar macht. 

Erich Otto. 


Stromabrechnungsverfahren. 
Von Direktor Otto Kiehne, Rosenberg (Wpr.). 


Übersicht. Im Gegensatz zu allen rein technischen 
Problemen, die in den meisten Fällen von den Fachzeit- 
schriften behandelt werden, findet man in ihnen über ver- 
walfungstechnische Fragen recht wenig. Es soll daher durch 
die folgenden Ausführungen versucht werden, auch in dieser 
Beziehung einmal einen Erfahrungsaustausch anzuregen, der 
nıanchem Werk Fingerzeige geben könnte, an Unkosten zu 
sparen. Die Zeiten zwingen nıefir als je dazu. 


Ein Zweig der Verwaltung, der wohl in erster Linie 
der Mechanisierung unterliegt, ist unbestritten dieStrom- 
abrechnung. Gerade hier sind soviel Systeme wie 
Elektrizitätswerke vorhanden. Abgesehen von einigen 
größeren Betrieben, die z.T. eine vorbildliche Stromab- 
rechnungsorganisation haben, findet man nicht so selten, 
wiel a. angenommen werden dürfte, noch Systeme, die 
vor dem Krieg vielleicht genügten, heute jedoch bei dem 
Tempo der Ausbreitung der Elektrizität keinesfalls mehr 
zeit- und zweckentsprechend sind. Ein derartiges, m. E. 
veraltetes Verfahren, allerdings mit modernerem Ein- 
schlag, ist folgendes: 


Ein Werk hat im Stadtbezirk das direkte und im 
Landbezirk das indirekte Inkassoverfahren. Von zwei 
Zählerkarten — zugleich Rechnungskarten — befindet 
sich eine beim Konsumenten, die andere beim Werk. Der 
Zählerableser trägt bei der Ablesung den Zählerstand in 
beide Karten ein, errechnet den Verbrauch und Strom- 
betrag zuzüglich Zählermiete, Grundgebühr usw. Im 
Stadtgebiet kassiert er zugleich und quittiert bei Bezah- 
lung auf beiden Karten mittels Lochzange; im Landbezirk 
dageren kassiert der Ableser nicht sondern übergibt dem 
Konsumenten eine fertig auszefüllte Zahlkarte, und der 
Konsument muß den fälligen Betrag auf Postscheckkonto 
einzahlen. Besondere Rechnungen werden in beiden Fäl- 
len nicht ausgestellt; die Karte des Konsumenten ersetzt 
diese. Im Büro werden die vom Ableser zurückzezebe- 
nen Karten rechnerisch geprüft. An Hand der Ablese- 
karten wird in einem festen Buch handschriftlich 
der Verbrauch in Kilowattstunden und Geldwert zusam- 
mengzestellt, um die Endsumme der Werte dem Strom- 
schuldnerkonto zuführen zu können sowie für statistische 
Zwecke. Jetzt werden wiederum nach den Ablesekarten 
die Monatsendbeträge in einem Strom-Kontokorrent den 
einzelnen Konsumenten belastet, auch dieses handschrift- 
lich in einem festen Buch. Es muß nun, um die Richtigkeit 
der Zusammenstellung und des Strom-Kontokorrents fest- 
zustellen, eine Abstimmung der vielen tausend kleinen 
Posten erfolgen. Die Zahlungseingänge müssen wiederum 
einmal im Bank- und Postscheckjournal, zum anderen im 
Strom-Kontokorrent verbucht werden. In gewissen Zeit- 
abständen sind die Salden des Strom-Kontokorrents fest- 
zustellen, um die Richtigkeit mit dem Saldo des Haupt- 
buch-Stromschuldner-Kontos zu prüfen. Hinzu tritt bei 
dieser Art der Stromabrechnung, gerade in ländlichen Be- 
zirken, eine erhebliche Mahnarbeit. Es ist eine bekannte 
Tatsache, daß gerade der kleinbäuerliche Verbraucher eine 
eroße Abneigung gegen jeden Überweisungsverkehr hat. 
Nimmt man an, daß von vielleicht 6000 Abnelımern 33!/3 % 
ihren Verpflichtungen pünktlich nachkommen — diese An- 
nahme entspricht zufällig den tatsächlichen Verhältnissen 
—, 80 bleiben noch etwa 4000 Erinnerungen monatlich aus- 
zufertigen. Die Hälfte der Erinnerungen bei dieser An- 
zahl von Konsumenten wäre schon übergenug. Wo bei 
dieser Abrechnungsart die Nachteile liegen, braucht wohl 
nicht erörtert werden. 

Direktes oder indirektes Inkassover- 
fahren? Eine Erhebung des Deutschen Städtetages in 
dieser Hinsicht ergab, daß von 68 die Umfrage beantwor- 
tenden Werken 24 das direkte und 44 das indirekte In- 
kassoverfahren anwenden. Es scheint demnach mehr Nei- 
gung für das indirekte Verfahren zu bestehen. Jedes Werk 
verteidigt natürlich sein Verfahren, so daß sich ein kla- 
res, rein objektives Bild nicht ergibt. Interessant sind 
einige Leistungszahlen aus der Erhebung des Städtetages. 


Beim direkten Inkassoverfahren liegt die Durchschnitts- 
taresleistung eines Außenbeamten bei 68 Rechnungen. Un- 
ter dieser Leistung stehen 15 Werke = 60 %, darüber 9 
Werke = 40 %. Beim indirekten Inkasso liegt der Tages- 
durchschnitt bei 166 Ablesungen; darunter liegen 20, dar- 
über 24 Werke Über die Kosten je Zähler ist leider 
nichts gesagt. Bei den vom Städtetae angegebenen Lei- 
stungszahlen ist zu berücksichtigen, daß es sich um rein 
städtische Betriebe handelt; in Überlandzentralen verschie- 
ben sich diese Zahlen selbstverständlich. 


In meinem Betriebe wurde bisher das direkte Ver- 
fahren angewandt, dem jedoch viele Mängel anhaften. Die 
Büroarbeit ist bei der notgedrungen äußerst umfangrei- 
chen Nachkontrolle sehr erheblich. Die Ablese- und In- 
kassokosten betrugen im Durchschnitt 16 Pf je Zähler, 
die Bürounkosten 5 Pf, zusammen 21 Pf. Diese Un- 
kosten erscheinen im ersten Moment reichlich hoch. Es 
ist jedoch zu berücksichtigen, daß bei allen Überlandzen- 
tralen im Osten sehr große Entfernungen zurückzulegen 
sind. Wohl der größte Mangel des direkten Verfahrens 
ist der, daß Unterschleife trotz genauester Nachkontrolle 
eher möglich sind als beim indirekten Inkasso. 

Aus verschiedenen Gründen bin ich jetzt wieder zu 
dem indirekten Verfahren übergegangen, trotz der zweimal 
zurückzulezrenden verhältnismäßig weiten Wege bei der 
Ablesung und beim Inkasso. Schon der erstmonatliche 
Versuch hat erwiesen, daß die Kosten der Ablesung und 
des Inkassos sich nicht erhöht haben, ein Beweis, daß sich 
die Kosten für mehr Außenpersonal beim direkten und für 
die geringe Steigerung des Büropersonals beim indirek- 
ten Verfahren ausgleichen. Ich verwende das Schuppen- 
verfahren (Ausschreibung der Rechnung, der Stromzusam- 
menstellunge und der Hebeliste in einem Arbeitsgang). 
Diese Arbeiten habe ich bei meinem Versuch mit der ein- 
fachen Schreibmaschine (breite Walze) durchgeführt und 
stehe nun vor der Frage der Anschaffung entsprechender 
Maschinen. Die Hauptfrage ist: rechnende Schreib- 
maschine oder schreibende Rechenmaschine? 


In Heft 8 vom November 1924 der Monatschrift für die 
kaufmännische Praxis „Das Geschäft“ veröffentlichen H. 
Meinke das Abrechnungsverfahren in den städtischen 
Werken Leipzig und Verwaltunzsoberinspektor Bartels 
das für Gas, Wasser und Elektrizität in Bremen. Beide 
Werke arbeiten mit dem indirekten Verfahren. 

Leipzig verwendet bei den damals vorhandenen 180 000 
Abnehmern die Adrema zur Adressenanfertigung; die Ver- 
rechnung der einzelnen Ablesungen in der Rechnungsabtei- 
lung ist nicht erwähnt. Es ist anzunehmen, daß dies hand- 
schriftlich auf den Stromkarten erfolgt. Mit selbsttätig 
addierenden Maschinen werden die Sollisten und vermutlich 
auch die Rechnungen gefertigt, die Inkassoliste dagegen in 
einem abxetrennten Arbeitsgang. Diese Sonderaufstellung 
der Inkassoliste könnte m. E. in Fortfall kommen und diese 
mit der Solliste in einem Arbeitsgang angefertigt werden. 
Der für die Trennung angegebene Grund, daß hierdurch 
eine scharfe Kontrolle der reclhnerischen Richtigkeit ge- 
geben wird, ist abwegig. Der Artikel Meinkes ist jedoch 
so kurz gehalten, daß ein genauer Einblick in die Arbeits- 
art nicht möglich ist. 

Bremen mit ebenfalls indirektem Verfahren arbeitet 
in der Art, daß die Ablesunren von den Ablesekarten 
handschriftlich auf Abnehmerbogen übertragen, 
der Verbrauch ermittelt, die Einzel- und Mietbeträge aus- 
gerechnet und die Gesamtsumme der Rechnung festgestellt 
wird. Im Durchschreibeverfahren werden gleich die Rech- 
nungen mitgefertist.e Abnehmerboren und Rechnungen 
werden mittels Adressieranlage mit Namen bedruckt. Nach 
Abtrennung der Rechnungen werden diese mit elektrisch 
angetriebenen Duplex-Additionsmaschinen zu einer Soll- 
liste nebst Hebeliste zusammengestellt. 

Im Heft 5 vom Mai 1927 der genannten Monatschrift 
bespricht Prokurist Sippl die Stromverrechnung für 
Kleinabnehmer bei dem Fränkischen Uberlandwerk A.G., 


1238 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 


22. August 1929 


Nürnberg. Dieses Werk hat das sogen. ÖOrtseinkassier- 


verfahren eingeführt, d. h. ein nebenberuflich beim Werk . 


Tätiger liest in einem begrenzten Umkreise seines Wohn- 
sitzes die Zähler ab. Die erledigten Ablesebücher werden 
jeden zweiten Tag dem Werk zugesandt. In der Strom- 
abrechnung werden die Zählerstände und die Feststellung 
des Stromverbrauches geprüft; in der Maschinenabteilung 
die Stromrechnungen in Schuppenformularen angefertigt 
und in einem Arbeitsgang damit die Zusammenstellung und 
die Hebeliste.e Man verwendet dabei drei elektrisch betrie- 
bene Burrouehs-Stromverrechnungsmaschinen. Das Vor- 
rechnen der Stromrechnungen auf den Ablesekarten hat das 
Fränkische Überlandwerk fortfallen lassen, der Maschinen- 
schreiber rechnet durch Kopfarbeit gleichzeitig mit dem 
Schreiben der Rechnung. Hierbei ist zu berücksichtigen, 
daß Voraussetzung für diese Arbeitsart ein Einheitstrom- 
preis ist. ge 

Diese drei angeführten Beispiele ergeben, daß in jedem 
Werk besondere Methoden herrschen. Die städtischen Be- 
triebswerke Ratibor verwenden zur Stromabrechnung 
(ebenfalls im Schuppenverfahren) die flachschreibende 
Elliot-Fischer-Buchungsmaschine Diese Maschine soll 
gegenüber den Walzenmaschinen den Vorzug haben, daß 
ein leichtes und schnelles Unterschieben der Kontokarten 
ermöglicht wird; m. E. wird der Schreiber aber durch das 
Hin- und Herschieben der gesamten Maschine auf der 


Schreibplatte weit mehr angestrengt als bei den Walzen- : 


maschinen. Die Walzenmaschinen mit einwandfreien Vor- 
steckvorrichtungen erfüllen- denselben Zweck, ohne den 
Schreiber körperlich allzusehr anzustreneen. 


Neue Wege in der maschinellen Berechnung des 
Strom-, Gas- und Wasserverbrauches zu gehen, ist mörlich 
durch Verwendung der Burrouzhs-Moon-Hopkins-Faktu- 
riermaschine. Diese Maschine, die ich mir wiederholt an- 
geschen habe, kommt m. E. für alle Elektrizitäts-. Gas- 
und Wasserwerke in Frage. Mit ihr werden alle Erforder- 
nisse der Verbrauchsberechnungen erfüllt, u. zw.: 


1. die Durcehschreibemöglichkeit, 
2. die Senkrecht- und Waagerechtaddition, 


3. mit der Rechnungsniederschrift in einem Arbeitsgang 
die Möglichkeit des waagerechten Errechnens (Multi- 
plikation: Verbrauch X Preis) der einzelnen Rech- 
nungen bis zum Gesamtbetrage. 


Die Arbeitsweise der Burrouglhs-Moon-Fakturier- 
maschine ist folgende: In die Maschine wird der neue und 
alte Zählerstand getippt und durch einen Anschlag auf die 
Transporttaste der Verbrauch selbsttätig errechnet 
und geschrieben. Das Ergebnis wird innerhalb der Ma- 
schine auch sogleich selbsttätig in das Multiplikationswerk 
übertragen, und es ist jetzt nur notwendig, den Einheits- 
preis in die Maschine zu tippen (blind); durch einen wei- 
teren Anschlag wird selbsttätig der Rechnungsbetrag 
errechnet und auch sofort niedergeschrieben. Dann sind 
die Zählermiete und die Grundgebühr mit der Maschine 
zu schreiben. Diese Beträge werden in die in Frage kom- 
menden Spalten eingeschrieben, und durch einen Tasten- 
anschlag wird die waarerechte Gesamtsumme ebenso selbst- 
tätig von der Maschine errechnet und in die vorgesehene 
Spalte niederzeschrieben. Dieser Vorgang wiederholt sich 
bei jeder Rechnung. Hierbei werden die senkrechten Be- 
träge der einzelnen Kolonnen (natürlich mit Ausnahme der 
Zählerstände und des blindgeschriebenen Einheitspreises) 
in den Zählwerken aufgespeichert und bei Seitenschluß als 
Seitenübertrag selbsttätig niedergeschrieben, ebenso der 
Übertrag auf die nächstfolgende Seite. Nachdem alle 
Stromrechnungen ausgeschrieben sind, wird die Addition 
sämtlicher senkrechten Spalten durch einfachen Tasten- 
druck selbsttätig von der Maschine niedergeschrieben. 
Die Kopfarbeit scheidet vollkommen aus. Ein falsches 
Rechenergebnis ist durch die Maschinenarbeit ausgeschlos- 
sen, es könnte sich lediglich um Schreibfehler handeln. 
Diese lassen sich auf ein Minimum beschränken bzw. ganz 
vermeiden, wenn man sämtliche Rechnungen, in denen der 
Einheitspreis gleich ist, hintereinander schreibt und das 
Ergebnis durch Multiplikation des Gesamtverbrauches mit 
dem Einheitspreis vergleicht. 

Bei Verwendung dieser Maschine könnte das Vorrech- 
nen der Ablesckarten fortfallen. Wer Wert darauf legt, 
für jeden einzelnen Konsumenten den monatlichen Ver- 
brauch und Rechnungeswert und damit die Jahressumme 
sofort zu ersehen, kann diese Ablesekarten zugleich mit 
den Rechnungen, der Zusammenstellung und der ITebeliste 
in einem Arbeitsgang von der Maschine ausfüllen lassen, 
nur müßte dann bei jeder Rechnung die Ablesekarte vor- 
gesteckt werden. 

Die Arbeitsleistunz der Maschine wird bei 100 Rech- 
nungen/h liegen. Zu berücksichtigen ist hierbei, daß da- 


` 


mit auch die gesamte Multiplikations- und Additionsarbeit 
mitgetan ist. Es ist möglich, die Leistung zu erhöhen, 
wenn die Adressen mit der Adrema vorgedruckt werden. 

Die Burroughs-Moon-Hopkins ist natürlich zugleich 
als Buchungsmaschine zu verwenden, was für kleinere und 
mittlere Betriebe sehr von Vorteil ist; diese können auch 
während der Tage des Ausschreibens der Stromrechnun- 
gen in einer zweiten Schicht ihre gesamte Buchhaltung 
mit erledigen. Hinderlich für die Anschaffung ist der vor- 
läufig noch sehr hohe Preis von etwa 11500 bis 12 000 RM. 
Ein erheblicher Preisnachlaß ließe sich vielleicht erzielen, 
wenn verschiedene Werke sich zusammenschließen uini 
durch Vermittlung der Vereinigung den Einkauf vornel:- 
men würden. 

Mit mir würde es gewiß noch eine Anzahl Kollegen 
begrüßen, wenn dieses Thema ausgiebig erörtert würde. 
Da das im Rahmen der ETZ nicht möglich ist!, wäre ich 
für briefliche Mitteilungen sehr dankbar. Berichte über 
Maschinenbuchhaltung würden ebenfalls allseitiges Inter- 
esse finden. 


1 Über das Ergebnis des Mgjnungsaustausches würden wir gerne 
berichten. D.S. 


Radio auf italienischen Schiffen. 


Zu dem Kgl. Dekret vom 18. III. 1929! sind die 
Ausführungsbestimmungen erschienen?. Die Handelschiffe, 
die über den Suez-Kanal und Gibraltar hinausgehen, haben 
innerhalb 18 Monaten eine Peileranlage neuester Konstruk- 
tion einzubauen. Der Peiler muß einen geschirmten be- 
weglichen Rahmen und der dazu gehörende Empfänger eine 
ausreichende Hoch- und Niederfrequenz-Verstärkung ha- 
ben und den Empfang gedämpfter und ungedämpfter Wel- 
len ohne getrennten Überlagerer gestatten. Die Peilanlagen 
müssen eine Reichweite von 150 Seemeilen besitzen, wenu 
die Gegenstationen eine Leistung von mindestens 1,5 kW 
haben. Bei normalen Verhältnissen muß eine Peilunz 
innerhalb der Felilergrenze von höchstens 3° möglich sein. 
Die zu verwendende Peilertype muß vom Verkehrsministe- 
rium genehmigt sein. Der für Schiffe über 5000 t vorge- 
schriebene Kurzwelleusender muß den vom Verkehrsmini- 
sterium besonders vorgeschriebenen Wellenbereich haben 
und soll möglicherweise die Hauptbordantenne benutzen 
können. Es wird auch die Verwendung einer getrennten 
Antenne zugelassen. Der Kurzwellensender kann dieselbe 
Heiz- und Anodeustromquelle und unter Umständen auch 
dieselben Gleichrichter ausnutzen, die für den Sender des 
mittleren Wellenbereiches an Bord sind. Es sind aber 
auch getrennte Betriebsmittel zugelassen. Der Sender 
muß im allgemeinen hinsichtlich Frequenzkonstanz und 
Oberwellenfreiheit den allgemeinen Bedingungen ent- 
sprechen, die in $ 4 der Radio-Bordbestimmungen (d 
dem internationalen Abkommen beigefügt sind) angege- 
ben sind. Die Sendertype muß vom Verkehrsministerium 
genehmigt sein. Die Antennenleistung muß so bemessen 
sein, daß unter normalen Verhältnissen die Möglichkeit 
einer direkten Verbindung mit der Hauptstation des 
Königreichs besteht, u. zw. für: 


Nordatlantik . . . . ... 12 h 
Südatlantik . . 2 2 2.2. 10 h 
Indisches Meer 2... Bh 
Stiller Ozean. . . 2. 2.2... 2hb 
Japanisches Meer 4 h 


Für alle italienischen Schiffe über 100 t ist ein Rund- 
funkempfänger (sofern keine sonstige Station sich an 
Bord befindet) italienischer Fabrikation vorgeschrieben. 
Bei großer Einfachheit und Billigkeit soll die Bedienung 
derartig leicht sein, daß auch ungeschultes Personal di- 
zu imstande ist. Der Empfänger muß kleine Abmessun- 
gen haben und wasserdicht ausgeführt sein, so daß auch 
die Montage auf kleineren Schiffen stattfinden kann. Der 
lmpfanz des 50 kW-Senders von Rom muß in einem Bereich 
von 1000 km ınöglich sein. Für den vorseitig genannten 
Betrieb können auch Detektorempfänger mit Kopfhörer 
oder Röhrenempfänger mit Lautsprecher zur Anwendung 
kommen, und zwar je nach der Entfernung, in welcher 
sich das Schiff vom Sender befindet und nach der Art 
des Sehiffsdienstes. 

Im allgemeinen müssen die Empfänger für eine feste 
Welle eingestellt sein, so daß der Empfang des Sender- 
von Rom ohne weitere Abstimmung möglich ist. und der 
Apparat soll mit genügenden Reserveteilen ausgerüstet 
sein. Die Empfängrertype muß ebenfalls vom Verkehrs- 
ministerium geprüft und zugelassen werden. Pis, 


t ETZ 1920, S. 656. 
2? (iazetta Ufficiale 1929, S. IM. 


22. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 


1239 


RUNDSCHAU. 


Apparate. 


Die neueste Entwicklung der selbsttätigen Netzrelais. 
— Über die neueste Entwicklung der vollständigen Schalter 
dieser Art wurde bereits berichtet!. In einer neueren Arbeit 
von Parsons werden speziell die diese Schalter steuern- 
den Relais beschrieben. Bisher wurden diese Schalter mit 
drei Einphasenrelais und einigen Hilfsrelais ausgerüstet. 
Die neueste Konstruktion besteht aus einem Dreiphasen- 
relais und einem Einphasenrelais. Die Relaiskombination 
dient in der Hauptsache dazu, den Schalter bei Rückleistung 
zu öffnen, auch wenn diese Rückleistung nur in der Magne- 
tisierungsenergie des Transformators, zu dem der Schalter 
gehört, besteht. Ferner soll die Relaiskombination den 
Schalter schließen, wenn die Spannungsverhältnisse derart 
sind, daß der Transformator, wenn der Schalter geschlossen 
würde, Energie an das Sekundärnetz abgeben würde. Die 
Vorteile, die die neue dreipolige Anordnung gezenüber den 
drei Einphasenrelais ergibt, sind etwa folgende: Das Relais 
arbeitet besser und sicherer bei verschiedenen Fehler- 
erscheinungen, die im Primär- bzw. Sekundärnetz liegen. 
Die Kontaktschließung ist besser, wenn sich die Last un- 
gleichmäßig auf die drei Phasen verteilt. Der ganze Retais- 
aufbau wird einfacher, ebenso die Instandhaltung, außer- 
dem wird eine Raumersparnis erreicht. 


Siromspulen 


Schließen ‘ 


Sponnungsspule 


Sfromspulen 


EEE A a | 
s e a - é t 
Sfromspulen Ki SU“ d u 


ms zs es ss e ss e e es e e zs e voem- 


Abb. 1. Innenverbindungen des Dreiphasennetzrelais. 


Es ist ohne weiteres einzusehen, daß diese Vorteile er- 
reicht werden, da ja die Energierichtung in einer Dreh- 
strom-Vierleiteranlage nur durch drei mechanisch gekup- 
pelte Relais unter allen Umständen richtiggestellt werden 
kann. Fraglich ist es allerdings, ob eine häufig erhobene 
Bedingung erfüllt wird, daß die Relais bei einem Fehler am 
Relais selbst den Hauptschalter auslösen. Ob diese Bedin- 
gung jedoch zu den wichtigsten zählt, sei dahingestellt. Die 
Innenschaltung des Relais zeigt Abb. 1. Die Relais müssen 
verhältnismäßig sehr schwere Bedingungen erfüllen. Es 
sind gekuppelte Ferrarisrelais mit Strom- und Spannung- 
spulen. Man sieht, daß sie sowohl bezüglich des Stromes 
als auch bezüglich der Spannung einen sehr weiten Bereich 
beherrschen müssen, nämlich bezüglich des Stromes von 
der Leerlauf-Magnetisierungskomponente des zugehörigen 
Leistungstransformators bis zum Kurzschlußstrom am 
Aufstellungsort des Relais und bezüglich der Spannung von 
den wenigen Volt Spannungsdifferenz zwischen den Polen 
des Schalters bis zur vollen verketteten Spannung und 
mehr, wenn das Sekundärnetz, auf das geschaltet werden 
soll, spannungslos oder gar bei einer Reparatur eine Pha- 
senvertauschung vorgekommen ist. Zwei Kunsteriffe sind 
dazu angewendet worden. Auf der Stromseite war früher 
ein induktiver Nebenschluß gewählt worden, der sich 


ı ETZ 1929, S. 1209. 


durch seine Dimensionierung im Eisen bald sättigt, und auf 
der Spannungseite waren Metallfaden-Glühlampen als Vor- 
widerstände verwendet worden. Bei der Neukonstruktion 
sind an Stelle der induktiven Nebenschlüsse gesättigte 
Stromwandler gewählt worden, die in Beziehung auf die 
Phasenlage bei verschiedenen Belastungsverhältnissen we- 
sentliche Vorteile bringen. Das Einphasenrelais dient vor 
allem dazu, das Pumpen der Schalter unter allen Umständen 
zu verhindern. 

Auch in Beziehung auf die Temperaturverhältnisse sind 
die Relais verbessert, einmal durch Herauslegen der Vor- 
schaltlampen aus dem Gehäuse und zum andern durch eine 
temperatursichere Imprägnierung der Wicklungen. Kon- 
struktiv wurden die Klemmenanschlüsse so ausgebildet, daß 
das Relais durch Lösen von zwei Schrauben entfernt wer- 
den kann. Verschiedene Diagramme weisen nach, daß die 
Arbeitsweise der Relais tatsächlich bedeutend verbessert 
wurde (J. S. Parsons, The Electric Journ. Bd. 24, 
8.587.) M. Schl. 


Beleuchtung. 


Über die Beeinflussung menschlicher Fähigkeiten und 
Fertigkeiten durch farbiges Licht. — Bei den in der Eig- 
nungsprüfung der Osram G. m. b. H. Kommanditgesell- 
schaft angestellten Untersuchungen über die menschliche 
Leeistungsteigerung durch Verstärkung der Beleuch- 
tung! war eine erhebliche Leistungsteigerung durch 
Erhöhung der Beleuchtungstärke, besonders bei den- 
jenigen Arbeitsproben, bei denen es auf ein gutes Sehen 
ankommt, festgestellt worden. Dieses durch Laborato- 
riumsuntersuchungen gefundene Ergebnis wurde durch 
exakte Untersuchungen im Betriebe ergänzt und bestä- 
tigt”. Die Untersuchungen sind bei der Farbe des ge- 
wöhnlichen Glühlampenlichtes ausgeführt worden. Durch 
die Fortschritte in der Fabrikation farbiger Glühlampen 
ergibt sich jedoch immer stärker die Notwendigkeit, auch 
den Einfluß der Licht-Farbe auf die menschliche Ar- 
beitsleistung zu erfassen. Untersuchungen hierüber sind 
schon von einigen Forschern gemacht worden (König, 
Reichenbach, O. Schneider, Korff-Peter- 
sen? Allerdings sind bei diesen Arbeiten die Versuchs- 
bedingungen teilweise ungenügend, teilweise sind die an- 
gewandten Beleuchtungstärken gegen die in der Praxis 
vorkommenden zu gering und auch nicht genau genug 
gemessen worden. Daher gehen die einzelnen Ansichten 
sehr weit auseinander. Zudem sind alle diese Versuche 
nur mit farbiger Platzbeleuchtung im verdunkelten Raum 
angestellt worden; sie sollten anscheinend mehr vom 
medizinischen Standpunkt aus den physiologischen Ein- 
fluß der Lichtfarbe ermitteln. In der Praxis kommt nun 
aber reine Platzbeleuchtung ohne gleichzeitige Allge- 
meinbeleuchtung heutzutage fast gar nicht mehr vor. Zu- 
dem ist der psychologische Einfluß des Lichtes, der nach 
den neueren Untersuchungen eine große Rolle bei der 
Arbeitsleistung spielt, bei den obigen Untersuchungen 
nie beachtet worden. 

Aus diesem Grunde hat W. Ruffer groß angelegte 
Untersuchungen ausgeführt mit dem Ziel, den physiolo- 
gischen und psychologischen Einfluß farbiger Allgemein- 
beleuchtung auf die Leistung arbeitender Menschen zu 
erfassen. Es wurden drei große Versuchsreihen ausge- 
führt, u. zw. 

1. Allgemeinbeleuchtung, 

2. Platzbeleuchtung im Dunkelraum, 

3. Platzbeleuchtung mit zusätzlicher 

beleuchtung. 


Als Lichtfarben wurden gewählt: Blau, Grün, Gelb, 
Rot und Tageslicht (u. zw. das Licht der Tageslichtlam- 
pen!) und an Beleuchtungstärken: 5, 10, 25, 50, 100 und 
250 Lx. Die Beleuchtungstärke des verschiedenfarbigen 
Lichtes wurde mit Hilfe des Flimmerphotometers nach 
Bechstein unter Hinzuziehung des Weberschen Tu- 
busphotometers gemessen. Folgende Fähigkeiten und 
Fertigkeiten wurden bei den verschiedenen Lichtfarben 
geprüft: 


Allgemein- 


1 ETZ 1925 H 1162. 
2? ETZ (oi, S. 246. SS 
3 König, Sitzungsber. Preuß. Akad. Wissensch. 1897.— Reichen- 
bach, Z. Hygiene u. Infektionskrankh. Bd. 41 (og, — O.Schneider, 
Dissertation. Dt. Opt. Wochenschr. 1924, S. 465: s. a. Licht u. Lampe 
.13 8.725. — Korff-Petersen u L M. Ogata, Z. Hygiene u. 
Infektionskrankh. Bd. 105, N. 27 (tun, 


1240 


Sehschärfe [Drähte-Zählen in einem Rahmen 
(Formenauffassung), Snellenscher Haken und Landolt- 
scher Ring], Pa 

Sehgeschwindigkeit (Landoltscher Ring: im 
Tachistoskop), 


leichte Handführung (Perlenaufziehprobe), 


ruhige Handführung unter gleichzei- 
tiger Kontrolle durch dae Auge (Einstecken 
von feinen Drähten in Löcher mit winzigen Durch- 
messern), 


Arbeitsorgfalt (Arbeitschnelligkeits- und -ge- 
nauigkeitsprüfer). 

Als Versuchspersonen dienten Angestellte und Ar- 
beiter des Osram-Betriebes. 


Auf die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen 
selbst kann hier naturgemäß nicht näher eingegangen 
werden. Zusammenfassend zeigen die Versuche, daß bei 
farbiger Allgemeinbeleuchtung praktisch keine Abhängig- 
keit zwischen Leistung und Lichtfarbe vorhanden ist 
(Abb.2). Wendet man jedoch Platzbeleuchtung im Dun- 


—> Leuchtdichte 


2 
weii 2564 127 24 Sage , re 


Entfernung —> 
— Sehnınhel 


—> Beleuchturgstarhke 


Abb. 2. Prüfung der Sehgeschwindigkeit, Landoltscher Ring, 
Untergrund 8%, Kell. 


X 


Richtige Angaben in % 
D 
S 


a 2. Versuchsreihe, Sehschärfe b 2. Versuchsreihe, Sehgeschwindigkeit 
e 3. Versuchsreihe, Schschärfe d 3. Versuchsreihe, Sehgeschwindigkeit 
e (iesamtmittelwerte 


— — — — blaues Licht 
gelbes Licht 


Licht der Tageslichtlampe 
Ei ee — rotes Licht ...... 
ERROR — grünes Licht 


Abb. 3 Durchschnittsergebnisse der Sehschärfe- und Sehgeschwindig- 
keitsprüfung bei der 2. und 3 Versuchsreihe. 


kelraum an, so ergibt sich für die Lichtfarben die Rang- 
reihe Gelb, Grün, Rot, Tageslicht (Licht der Tageslicht- 
lampe), Blau. Bei Platzbeleuchtung mit zusätzlicher All- 
gemeinbeleuchtunz wird der physiologische Effekt an- 
scheinend durch den psychologischen verdrängt, so daß 
nur noch geringe Leistungsdifferenzen vorhanden sind 
(Abb. 3). 

Hinsichtlich des Ermüdungswertes der Lichtfarben 
lassen die Untersuchungen nur bedingt Schlüsse zu. Eine 
auf Grund der Ergebnisse angestellte Untersuchung zeigt, 
daß der blauen und roten Lichtfarbe stärkere Ermüdungs- 
werte zukommen; beide Farben dürften nach allgemeiner 
Ansicht unvermischt wohl zweifellos das Auge auch am 
stärksten angreifen; daß die rote Lichtfarbe jedoch auf 
die Dauer am stärksten ermüdet, ist zwar auf Grund der 
erzielten Daten auch anzunehmen, jedoch bisher durch 
keinerlei einwandfreie Versuche bewiesen worden. Jeden- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34 


22. August 1929 


falls dürften bei dieser Farbe sehr starke individuelle 
Schwankungen vorkommen, die mehr oder Weniger von 
dem Temperament des einzelnen abhängig sind. 

Vergleicht man nun die erzielten physiologischen Er- 
gebnisse mit denen der oben erwähnten Forscher, so findet 
man bezüglich der Schschärfe eine Übereinstimmung 
mit den Angaben Korff-Petersens, der ebenfalls bei der 
gelben Lichtfarbe die größte und bei der blauen dir 
geringste Sehschärfe feststellte. Auch die Reichenbach- 
schen Ergebnisse lassen sich mit den von W. Ruffer 
gefundenen gut in Übereinstimmung bringen, da hier 
auch die geringste Sehschärfe bei solchen Lampen fest- 
gestellt wurde, die die meisten kurzwelligen Strahlen 
aufweisen. Bei der Lesegeschwindigkeit stimmen jedoch 
die Daten nur teilweise mit denen anderer Autoren über- 
ein. Korff-Petersen und O. Schneider fanden ebenfalls die 
beste Lesegeschwindigkeit bei der gelben Lichtfarbe. 
Beide jedoch fanden das rote Licht außerordentlich viel 
ungünstiger als alle anderen Farben. Nach den Ruffer- 
schen Untersuchungen ist das blaue Licht jedoch noch 
etwas ungünstiger als das rote. Die stark abfallenden Er- 
gebnisse im roten Licht, die Korff-Petersen und O. Schnei- 
der erzielten, dürften augenscheinlich dadurch begründet 
sein, daß sie, wie sie selbst angeben, einige Versuchs- 
personen hatten, die eine starke Idiosynkrasie gegen Rot 
besaßen. 

Wendet man nun die Ergebnisse sämtlicher vorstehen- 
der Untersuchungen auf die Praxis an, so kann man vor- 
behaltlich des Ermüdungsfaktors zusammenfassend sagen, 
daß bei Verwendung von Allgemeinbeleuchtung keiner 
Farbe speziell der Vorzug zu geben ist. Die Leistung 
wird höchstwahrscheinlich bei allen Farben gleich blei- 
ben, sowie sich der betreffende Arbeiter an die speziellen 
Farben nur einigermaßen gewöhnt hat. Bei der Verwen- 
dung von farbiger Platzbeleuchtung jedoch, wo der psy- 
ehologzische Effekt der Lichtfarbe größtenteils nicht so 
stark wie der physiologische zur Wirkung kommt, wäre 
eine vorherige Untersuchung der Sehschärfe und Sch- 
geschwindigkeit der einzelnen Arbeiter auf ihre Einstel- 
lung gegen die einzelnen Lichtfarben wohl angebracht. 

Da sich bei sämtlichen Versuchen gezeigt hat, dab 
der gelben Lichtfarbe wohl durchschnittlich die höchsten 
Leistungen zukommen dürften, so kann auch hinsichtlich 
der Allremeinbeleuchtung geschlossen werden, daß die 
gelbe Beleuchtung am zweckmäßigsten ist. (W. Ruf- 
fer, Licht u. Lampe Bd. 19, S. 487.) Sb. 


Installation. 


Streifensicherungen aus verzinntem Kupferdraht. — 
P. D. Morgan hat sich gerade diese Form der Siche- 
rung, die wohl heute in England ebenso überholt ist wie 
bei uns, ausgesucht, um daran eingehende Untersuchungen 
über die zweckmäßizen Abmessungen zu machen. Fr 
kommt zu einer Prüf- oder Bemessungsbestimmung, die 
im Wesen unserer Methode entspricht: er empfiehlt die 
Festlegung eines minimalen und eines maximalen Pruf- 
stromes sowie einer gewissen Prüfdauer: während der 
eenannten Zeit darf die Sicherung bei dem minimalen 
Strom nicht durchschmelzen, bei dem maximalen Strom 
muß sie in der gleichen Zeit schmelzen. Als Prüfzeit 
schlägt er 30 min vor (in Deutschland 1 h), als Strom- 
grenzen 2,) und 2,6 mal Nennstrom (in Deutschland für 
Streifensicherungen 1,6 und 1,8 mal Nennstrom). Wie man 
sieht, wird dabei auf den Schutz der Verbraucher wenig 
hücksicht genommen, der Verfasser bemüht sich vielmehr, 
mit einer gegebenen, einseitigen Konstruktion der Siche- 
rung, mit gegebenem Material (verzinntem Kupfer) und 
gegebenen Abstufunsen der Durchmesser zu arbeiten und 
die Bestimmungen derart zuzuschneiden, daß dabei die 
Sicherungen nicht vorzeitig durchgehen. Die Diskussion 
des Vortraxes bietet recht hübsche Streiflichter. 

Von grundsätzlicher, allerdings nicht von praktischer 
Bedeutung ist eine vom Verfasser anscheinend erstmalig 
beobachtete Unstetigkeit in der Schmelzkurve bei verhält- 
nismäßig niedrigen Strömen. Wird eine gewisse hohe 
Temperatur mit langsamer Steigerung erreicht, so scheint 
Sich durch Oxydation der Oberfläche bei Anwesenheit 
von Luft eine Veränderung zu bilden, die eine Verzröße- 
rung der Wärmeabgabe bedinst, so daß die weitere Er- 
wärmung verlangsamt und daher die Schmelzzeit erhöht 
wird. Merkwürdigerweise scheinen diese Verlängerungen, 
die das Verhältnis 1:10 erreichen, ziemlich gleichmäßirx 
zu sein. Für besondere Feinschmecker im Gebiet der 
Schmelzsicherungen sei der Aufsatz gerade wegen dieses 
Punktes und der eigenartigen geistigen Einstellung des 
Verfassers zum Studium empfohlen. (P. D. Morgan, 
J. Inst. El. Engs. London Bd. 66, S. 926.) G. I. M. 


223. August 1929 


Zugentlastung für Stecker. — Bei ihren. einteiligen 
Steckern verwendet die Firma Gustav Schortmann o 
Leipzig, eine Schnecken- oder Spiralentlastung (Abb. 4). 
Man legt die beiden Adern des Kabels frei und führt das 
Kabel in Spiral- oder Schneckenform zwischen den frei- 
gelegten Adern des Kabels hindurch. Die auf diese Weise 


———— 


Abb. 4 Spiralförmig gebogene Leitung 
zwecks Zugentlastung. 


Alb, 6 Einteiliger Stecker ’ s b 
mit eingelegter Leitung. Abb. 6 Zugentlastung für zweiteilige 
Stecker. 


gebildete Schnecke wird in die ovale Aussparung des 
Steckerkörpers (Abb. 5) hineingezogen und dann die Adern 
an die Kontakte angeschlossen; ein Abbinden mit Faden 
oder Isolierband ist dabei nicht nötig. Eine andere ein- 
fache, zwangläufige Zugentlastung, ohne irgendwelche 
verlierbaren Teile, besitzen die zweiteiligen Stecker in 
Abb.6a und b. fi 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Zeitgemäße Einrichtungen für Massenbeförderung. — 
Einen Begriff über die in amerikanischen Großstädten 
zu bewältigenden Verkehrsleistungen ergeben nachste- 
hende Zahlen: Boston besitzt eine Einwohnerzahl von 
800 000. Die gleiche Personenzahl wird täglich durch 
Eisenbahnen, Straßenbahnen, Omnibusse und Kraftwagen 
von Nachbarorten zur Stadt befördert. Die Bostoner Hoch- 
bahn, die fast sämtliche Schnellverbindungen und Straßen- 
bahnen betreibt, befördert durchschnittlich 1,1 Mill Per- 
sonen täglich. Philadelphia hat bei 2 Mill Einwohner 
täglich 2,75 Mill Fahrgäste bei der Schnellverkehrsgesell- 
schaft, und 300 000 Personen benutzen Privatkraftwagen. 
Trotz der starken Zunahme der Privatwagen und Kraft- 
omnibusse beträgt der Verkehrsanteil der Straßenbahn in 
den größeren Städten immer noch 80 ... 90 %. Während des 
beruflichen Spitzenverkehrs haben die Straßenbahnen 
häufig 15000 Fahrgäste in 1 h mit einem Fassungs- 
vermögen von 125 Personen bei 30s Zugabstand zu be- 
fördern. Die New-Yorker Untergrundbahn befördert in 
der Stunde stärksten Verkehrs 60000 Personen in jeder 
Richtung mit Zehnwagenzügen bei einer Zugfolge von 90s. 

In Großstädten erzwingt die Rücksicht auf den ge- 
waltigen Spitzenverkehr die Wahl größter Wagentypen. 
In kleineren und und mittleren Städten mit einem Spitzen- 
verkehr von 400...800 Personen in 1 h auf bestimmten 
Strecken wählt man besser kleinere Einheiten, da sich 
sonst zu große Zugabstände und Wartezeiten ergeben, 
die zur Folge haben, daß ein Teil der Fahrgäste auf die 
Benutzung der Bahn verzichtet. Die verbreitetste Wagen- 
type für Straßenbahnen hat 44..52 Sitzplätze bei einem 
Leergewicht von 14...16t. Sie erhalten 4 Motoren von 
25...35 PS. Die neuesten Züge der Brooklyn Manhattan- 
Untergrundbahn bestehen aus 3 Gliederwagen; jeder 
ist aus 3 Wagenkästen auf 4 Drehgestellen gebildet, ven 
denen 2 unter zusammenstoßenden Enden der Wagen- 
kästen liegen. Ein solcher Wagen faßt 559 Fahrgäste bei 
160 Sitzplätzen und wiegt unbesetzt 78 t. Das tote Gewicht, 
auf den Fahrgast gerechnet, ist also auf 140 kg herabge- 
drückt. Die Leistung der eingebauten Motoren beträgt bei 
Straßenbahnwagen 6...7 PS/t. Die eben erwähnten Glie- 
derwagen der Manhattan- Untergrundbahn wiegen besctzt 
rd. 100 t und besitzen mit 4 Motoren von je 195 PS Nenn- 
leistung 7,8 PSIt. Überlandbahnen mit höheren Fahr- 
geschwindigkeiten erfordern eine Motorleistung von 8 bis 
9 PS/t, obwohl wegen der größeren Haltestellenabstände 
die Beanspruchung durch Anfahrten niedriger ist als im 
Stadtverkehr. 

In letzter Zeit hat die Verbreitung der Kraftomnibusse 
stark zugenommen. sind meist Wagen ohne Decksitze 
mit 29... 33 Sitzplätzen, die höchstens 55 ... 60 Personen be- 
fördern können. Ihr Gewicht beträgt 6...7,3 t leer. Die 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 


1241 


Motoren leisten 65..75 PS. Infolge des höheren Fahr- 
widerstandes steht für die Beschleunigung eine weit ge- 
ringere Leistung zur Verfügung als bei Straßenbahnen, ` 
so daß die Reisegeschwindigkeit trotz der Möglichkeit, 
Verkehrshindernissen auszuweichen, in der Regel niedri- 
ger ist als bei Straßenbahnen, Der elektrische Antrieb hat 
die Beschleunigungsverhältnisse der ÖOmnibusse weit- 
gehend verbessert. Die Regelausrüstung besteht aus einem 
Gleichstromgenerator, der mit dem Verbrennungsmotor 
unmittelbar gekuppelt ist und zwei Straßenbahnmotoren 
speist, die auf getrennte Getriebe an den Hinterachsen 
arbeiten. Der Generator besitzt eine zusätzliche Erreger- 
wicklung, die während der Beschleunigungsperiode von 
der Hilfsbatterie gespeist wird und leistet 66,5 kW bei 
225 V. Die Motoren haben eine Nennleistung von je 
33,7 kW. Der Fahrschalter hat je eine Stellung für Vor- 
wärts- und Rückwärtsfahrt, eine Ausschalte- und eine 
Bremsstellung, bei der die Motoren auf einen Widerstand 
geschaltet werden. Die elektrische Ausrüstung verursacht 
ein Mehrgewicht von rd. 900 kg und Mehrkosten von 
etwa 20 %. Der elektrische Antrieb bietet den Vorteil, 
daß der Verbrennungsmotor dauernd mit günstigster 
Drehzahl laufen kann. Weitere Vorteile sind der Fortfall 
des Wechselgetriebes, die Verminderung der mechanischen 
Stöße und Torsionsbeanspruchunger in-der Maschine und 
dem Untergestell sowie ein weicheres und geräuschlose- 
res Fahren. Etwa 1800 solcher Omnibusse sind bereits in 
Betrieb, davon 900 in New Jersey und 700 in Philadelphia 
und Buffalo. 

Bei gleicher Verkehrsleistung sind die Betriebskosten 
der Omnibusse rd. 50 % höher als diejenigen von Straßen- 
bahnen. Handelt es sich aber um neue Strecken, für die 
bei Straßenbahnen die Gleisanlage, Streckenausrüstung 
und Umformerwerke erst erstellt werden müssen, so ist 
die ‚Einrichtung eines Omnibusverkehrs rentabler, da ein 
geringeres Anlagekapital zu verzinsen und zu amortisie- 
ren ist. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Abschrei- 
bungsätze bei Omnibusbetrieb viel höher sein müssen als 
für Straßenbahnanlagen (Lebensdauer der Omnibusse 
höchstens zehn Jahre). Dagegen ist der Straßenbahnbetrieb 
wirtschaftlich überlegen, wenn Streckenausrüstung und 
Umformerwerke vorhanden sind und lediglich neue Wagen 
zur Verstärkung des Verkehrs beschafft werden müssen. 
(J.C. Thirlwall, Gen. El. Rev. Bd. 31, S. 419.) Gthe. 


Elektrische Antriebe. 


Elektrische Antriebe von Buchdruckschnellpressen. — 
Die Verfeinerung der elektrischen Schnellpressenantriebe 
hat nicht die eigentliche Druckdauer innerhalb eines Ar- 


a Spannungsrückgangauslöscr. ð Hauptschalter. 
e Blasspule. d Überstromauslöser. e Schaltbereich für Vorwärtslauf 
f Schaltbereich für Rückwärtslauf. 


Abb. 7. Schaltung eines Schnellpressen-Regelanlassers. 


12342 


beitsganges zuın Gegenstande, sondern die Abkürzung der 
Vorbereitungsarbeiten, Verringerung des unnützen Leer- 
laufs und die Beschleunigung des Stillsetzens bei auftre- 
tenden Störungen. Zu diesem Zweck haben die SSW für 
Gleichstrombetriebe einen Regelanlasser durch- 
gebildet, der auf kleinstem Raum alle Schaltbausteine ent- 
hält, die zur Steuerung eines im Feld regelbaren Gleich- 
strommotors notwendig sind, nämlich: Hauptstromregel- 
stufen für Vorwärts- und Rück wärtsfahrt, Feldregelstufen 
für Vorwärtsfahrt und einen kleinen Hauptschalter mit 
Spannungsrückgang- und Überstromauslösung. Da der 
Feldregelwiderstand in das hinter der Kontaktplatte be- 
findliche flache Gußgchäuse eingebaut ist, müssen beim 
Anbau an der Maschine nur die Leitungen für Netz, Motor 
und die Ankerwiderstände gezogen werden. Die Schal- 
tung des Apparats geht aus Abb. 7 hervor. Das gesamte 
Schaltfeuer (außer dem von Stufe zu Stufe auftretenden) 
ist auf den Hauptschalter b verlegt, an dessen Hörner- 
wälzkontakten (Abb.8) es durch ein elektromagnetisches 
Feld gelöscht wird. Die Prüfung im Versuchsfeld der 
SSW hat ergeben, daß der neue Apparat höchste Betriebs- 
sicherheit, eine der wichtigsten Bedingungen für einen 
seregelten Druckereibetrieb, gewährleistet. 


b offen. 
e Betriebskontakt. 


a geschlossen. e Zwischenstellung. d Vorkontakt. 


Abb. 8 Hauptschalter des Regelanlassers in Abb. 7 mit 
Hörnerwälzkontakten. 


Für größere Schnellpressen ist es erwünscht, das 
Zurichten der Maschine im Langsamlauf durch Fern- 
steuerung des Motors vornehmen zu können. Zu diesem 
Zweck muß die Schaltung, die aus Motor, Schaltwalze, 
Schütz und mehreren Druckknöpfen besteht, so ausgeführt 
werden, daß der Motor beim Einschalten durch das Schütz 
ein zum Anlauf ausreichendes Moment entwickeln kann. 
Dies ist wegen der Schwere des Anlaufs nur dadurch 
möglich, daß man einen Teil des Ankerwiderstandes 
kurzschließt, weil er infolge der Bedingung nach Ab- 
wärtsrezelung auf die Hälfte der Grunddrehzahl auch bei 
halber Belastung einen verhältnismäßig hohen Ohmwert 
haben muß. Da die Stromrichtung im Motoranker durch 
eine kleine Umschaltwalze auch noch gewendet werden 
kann, ist das Zurichten der Maschine sowohl im Vor- 
wärts- als auch im Rückwärtsgang möglich. Auf Dreh- 
stromanlagen läßt sich diese Schaltung sinngemäß über- 
tragen. 

Die gleichen Bedingungen lassen sich in Anlagen mit 
Drehstromanschluß aber auch noch durch Ver- 
wendung von Kommutatormotoren (Drehstromreihen- 
schluß-, Einphasenrepulsionsmotoren) erfüllen. Solche 
Antriebe sind aber nur dann wirtschaftlicher als die 
mit Asynchronmotoren und Widerstandsverlustregelung, 
wenn auf der betreffenden Maschine lange Zeit auch mit 
geringer Druckzahl gearbeitet werden muß. Das hohe 
Anfahrdrehmoment ist hier durch entsprechende Ver- 
drehung der Bürsten aus der Nullage zu erzeugen. 

An Schnellpressen großer räumlicher Abmessungen 
wird eine reine Druckknopfsteuerung notwendig, wenn 
zur Bedienung nur ein Drucker zur Verfügung steht. 
Mit ihr können folgende Fernsteuerungen vorgenommen 
werden: 


1. ruckweiser Vorwärtslauf, 
2. ruckweiser Rück wärtslauf. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 


22. August 1829 


3. stetiger Langsamlauf vorwärts, 

4. selbsttätizges Hochlaufen auf die vorher bestimmte 
und am Regler eingestellte Druckgeschwindigkeit, 

5. Stehenbleiben bei „Halt“-Befehl und Störungen ım 
Kraftnetz oder am selbsttätigen Bogenleger. 


Die zur Steuerung notwendigen Apparate werden in 
einem Schaltkasten von 700 X 1300 X 300 mm unterge- 
bracht, der irgendwo in einer Ecke aufgestellt werden 
kann, wo er nicht stört. 

Die beschriebenen Schaltungen haben nicht nur für 
den Druckereifachmann Wert, der sich eine neue Ma- 
schine mit einem neuen Antrieb anschaffen will, sondern 
auch für denjenigen Betriebsleiter, der seine Belegschaft 
von dem mühseligen und ermüdenden Zurichten der vor- 
handenen Maschines durch Drehen von en befreien 
und die Zeit dieser Zurichtungsarbeiten auf cin Mindest- 
maß abkürzen will. (H. Geiger, Siemens-Z. Bd. 3, 
d 487'.) Sb. 


Fernmeldetechnik. 


Versuche mit einen neuen Pupinisierungsystem. — 
Der Internationale Beratende Ausschuß für den Fern- 
sprechweitv erkehr (CCH beschäftigt sich mit der Frage, 
in welcher Weise die im europäischen Fernkabelnetz ge- 
bräuchlichen Systeme der Pupinisierung vereinheitlicht 
werden können. Man ist sich darüber einig, daß die iın 
Laufe der letzten Jahre erzielten Fortschritte in der Fern- 
kubel- und Verstärkertechnik Anlaß bieten, sie nutzbar 
zu machen für eine Nachprüfung der bisher angewandten 
Regeln für den Ausbau des europäischen Fernkabelnetzes. 
Um diese Entwicklung zu fördern und um die UÜbertra- 
eungseigenschaften des innerdeutschen Fernkabelnetzes 
zu verbessern, hat sich die deutsche Reichspost ent- 
schlossen, ein neues von Lüschen und Küpf- 
müller vorgeschlagenes Pupinisierungsystem einzu- 
führen. Die wesentlichsten Merkmale sind: Verein- 
heitlichung des Frequenzbandes für die Übertragung 
von Sprache in allen Leitungen auf 300... 2400 Hz, 
demzufolge Erhöhung der Grenzfrequenz der mittel- 
starken Pupinisierung auf etwa 3400 Hz (bisher 2700 Hz), 
Beseitigung der Phasenverzerrung. Hierdurch soll die 
Reichweite der Zweidraht- und der Vierdrahtleitungen 
erweitert werden; ferner soll die schwache Pupini- 
sierung entbehrlich gemacht werden, die die Einschal- 
tung von Zwischenverstärkern in Abständen von 75km 
verlangt, so daß Verstärker künftig nur in Abständen von 
150 km eingeschaltet zu werden brauchen. Das neue Pupi- 
nisierungsystem ist auf dem FernkabelHannover-— 
Wiedenbrück mit bestem Erfolg erprobt worden. 
Nach den Ergebnissen der hier angestellten Versuche ist 
es möglich, Kabellängen bis zu 1500 km mit zehn Zwischen- 
verstärkern in Zweidrahtschaltung zu betreiben, u. zw. 
weit vollkommener als bisher Längen von 700 km mit 
vier Verstärkern. In den 0,9 mm starken Adern sind mit 
der neuen Pupinisierung und nach Einbau von Phasen- 
entzerrungsketten Entfernungen bis zu 5500 km mit guter 
Sprachübertragung überbrückt worden, u. zw. zum min- 
desten ebensogut wie mit Hilfe der bisherigen schwachen 
Pupinisierung. Unter Hintereinanderschaltung zweier Lei- 
tungen von je 5500 km, deren eine ıittelstark pupinisiert 
und phasenausgeglichen. die andere leicht pupinisiert war, 
war es sogar möglich. eine Entfernung von 11 000 km, d.i. 
annähernd Berlin—Tokio, in Kabelleitungen zu über- 
brücken. Wenn es gelingt, die bei den Versuchen hervor- 
getretene nicht lineare Verzerrung zu beseitigen, ist die 
Fernkabel- und Verstärkertechnik gegenwärtig so weit 
vorgeschritten, daß jede beliebige Entfernung mit Hilfe 
von Kabeln in der Sprache überbrückt werden kann. Die 
nicht lineare Verzerrung ist in den Hysteresisverlusten 
in den Pupinspulen und allen anderen Eisenkerne enthal- 
tenden Apparaten (Vorübertrager, Nachübertrager, Ent- 
zerrerspulen) begründet. Ihre Beseitigung bereitet keine 
besonderen Schwierigkeiten. 

Der 3. Berichterausschuß des CCI hat das neue Pupi- 
nisierungsystem als für den internationalen Fernsprech- 
verkehr geeignet dem CCI, der in der Zeit vom 3. ... 10. VI. 
1929 in Berlin getagt hat, zur Annahme empfohlen. 
(K. Höpfner, Europ. Fernspr. 1929, S. 118.) Sb. 


Entwicklung des deutschen Fernkabelnetzes 1927/28. — 
Das deutsche Fernkabelnetz ist in den letzten zwei Jahren 
erheblich ausgebaut worden, und es sind Fortschritt» in 
der technischen Entwicklung gemacht worden. Die Er- 
weiterung umfaßt 2070 km. Nach dem Auslande führen 
die Linien: Nürnberg—Passau—Wien, Dresden—Pras, 


! Der Aufsatz kann als Sonderdruck Nr. 4137 vom Literarischen 
Büro der SSW, Siemensstadt, bezogen werden. 


22. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34 


1243 


Stutterart — Schaffhausen — Zürich, München — Innsbruck, 
Eımden— Groningen, Köln — Aachen — Lüttich — Brüssel. 
Wichtige Linien im Inland sind: Breslau—Gleiwitz, Köln— 
Aachen, Berlin—Dresden, Dresden—Breslau. Die techni- 
sche Entwicklung erstreckt sich auf den Wellenwiderstand 
und die Kopplungen und hat eine Hebung der UÜbertra- 
-unzszüte zur Folge gehabt. (A. Mentz, Europ. Fern- 
spr. 1929, S. 161.) Sb. 


Internationale Handelskammer und Fernsprechweit- 
verkehr. — Der Fernsprechausschuß der Internationalen 
Handelskammer hielt am 16. II. d. J. in Paris eine Tagung 
ab. Den Vorsitz führte der Vizepräsident des Schweui- 
schen Industrieverbandes, Herr Edström; Berichterstat- 
ter war Herr Valentine, der Vertreter der American 
Telephone and Telegraph Co. Der Tagung wohnten auch 
Vertreter der belgischen, deutschen und französischen Te- 
leeraphenverwaltungz sowie der Generalsekretär des Zwi- 
schenstaatlichen Beratenden Ausschusses für den Fern- 
sprechweitverkehr (CCI) bei. Die Tagesordnung enthielt 
folzende Punkte: 


1. Vereinheitlichung der im 
sprechverkehr zugelassenen Gesprächsarten in 
verschiedenen Ländern. 

3. Nützlichkeitszrad der verschiedenen Gesprächsarten 
für die Benutzer der zwischenstaatlichen Fernsprech- 
einrichtungen. 

3. Entwicklung des zwischenstaatlichen Fernsprechver- 

kehrs im letzten Jahr. 

Ermäßiste Gebühren im Grenzverkehr. 

Interesse der internationalen Wirtschaftskreise an 

der Herbeiführung einer Einheitlichkeit in den Ge- 

sprächsarten im Inlandsverkehr der einzelnen Län- 
der. 

6. Maßnahmen, die von den einzelnen Landeseruppen 
gemäß den Empfehlungen des Kongresses von Stock- 
holm zwecks Schaffung von Landesfernsprechaus- 
schüssen getroffen worden sind. 

7. Einzelanzaben über die Fragen, wegen deren die vor- 
handenen L.andesfernsprechausschüsse mit ihren 
Fernsprechverwaltungen in Verbindung getreten 
sind. 

8. Die Giesprächsarten, die jetzt im Verkehr 
den verschiedenen Ländern zugelassen sind. 

9. Vorhandene Verkehrsbeziehungen, in denen nicht 
während des ganzen Tages Gespräche geführt wer- 
den können. 


Die Verhandlungen des Fernsprechausschusses führ- 
ten zur Annahme der folgenden Entschließung, die der 
nächsten Hauptversammlung der Internationalen Handels- 
kamıner zur Billigung vorgelegt werden soll: 


I. Die Internationale Handelskammer hat mit großem 
Interesse die Arbeiten des Zwischenstaatlichen Bera- 
tenden Ausschusses für den Fernsprechweitverkehr 
und seine Bemühungen zur Verbesserung des zwi- 
schenstaatlichen Fernsprechverkelhrs verfolgt, hat mit 
Befriedigung festgestellt, daß mehreren Empfehlungen, 
die ihr Fernsprechausschuß vom Standpunkt der Be- 
nutzer der Fernsprecheinrichtungen bei seiner letzten 
Tagung ausgesprochen hat, von der Vollversammlung 
des CCI auf der Tagung in Paris vom 11... 18. VI. 
1928 eine Folge gegeben worden ist, weist auf die Tat- 
sache hin, daß der zwischenstaatliche Fernsprechver- 
kehr sich sehr gebessert hat, und spricht den beteilig- 
ten Verwaltungen sowie dem CCI seine Anerkennung 
für die geleistete Arbeit aus, wünscht, daß der Fern- 
sprechausschuß seine Arbeiten fortsetzt, und macht 
dazu die folgenden Vorschläge 


1. daß im zwischenstaatlichen Fernsprechverkehr die 
Vereinheitlichung der Gesprächsarten durchgeführt 
wird und daß die Bemühungen dahin gehen, allge- 
mein das beste Betriebsverfahren anzuwenden; 

2. daß in Anbetracht des starken Anwachsens der Ge- 
spräche auf große Entfernungen die Notwendigkeit 
einer (sesprächsart anerkannt wird, die bei Angabe 
einer oder mehrerer Sprechstellen in weitestzehen- 
dem Maße die Sicherheit bietet, daß das Gespräch 
mit einer bestimmten Person bei einer dieser 
Sprechstellen geführt werden kann; 

3. daß die Landesgruppen der Internationalen Ian- 
delskammer davon unterrichtet werden, daß die 
Vertreter von Handel und Industrie, die auf ihren 
Reisen oft Ferngespräche sowohl im Inlandsver- 
kehr anderer Länder als auch im zwischenstaat- 
lichen Verkehr führen, den Wunsch ausgesprochen 
haben, daß die Gesprächsarten des Inlandverkehrs 


zwischenstaatlichen Fern- 
den 


EA 


zwischen 


der einzelnen Länder denen des zwischenstaatlichen 
Verkelirs angeglichen werden. 


II. Die internationale Handelskammer begrüßt die Tat- 
sache, daß mehrere Verwaltungen schon in klarer 
Form die bestehenden Sprechmöglichkeiten des zwi- 
schenstaatlichen Verkehrs zur Kenntnis des Publi- 
kums gebracht haben, glaubt aber, daß zur Entwick- 
lung des zwischenstaatlichen Fernsprechverkehrs in 
dieser Richtung noch nachdrücklicher sollte vorgegan- 
gen werden, und weist die Landeszruppen auf diese 
Frage hin. 

(Wiehl, Europ. Fernspr. 1929, S. 153.) Sb. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Troeknermühle für Kohlenstaubfeuerung. — Zahlen- 
tafel 1 bringt die Trockenkohlenmenze und Wasserver- 
dampfung auf 1 kg Steinkohle bzw. Braunkohle, u. zw. für 
die in der Praxis normalen Grenzen. 


Zahlentafell. 


Trockenkolilenmenge und Wasserverdampfung je kg 
Rohkohle. 


Braunkohle 


Steinkohle 


Q: kg 


| 
Wa% | | 

5 1 E 0,960 0,040 0,941 0,059 
10 1 0,909 0,091 0.882 0.118 
15 1 | 0,859 0,141 0,823 0,177 
20 1 0,808 0,192 0,765 0,235 
25 1 | 0,758 0,242 0,706 0,294 
30 1 0,707 0,203 0,0647 0,353 
35 1 0,656 0,344 0,588 0,412 
40 1 0,606 0,394 0,529 0,471 
45 1 0,556 | 0,444 0,471 0,529 
50) 1 0,505 0.495 65 15 0,412 0,588 


Der Rechnungsgang zur Ermittlung des Wärmebedarfs 
für die Kohlentrocknung stellt sich wie folgt: 
Annahmen: Q, = 1000 kg; W, = 60%; W: = 0%; t = 10°; & = 70°; 
ta = 100°; Cm = 0,28 kcal/kg; Leitungs- und Strahlungsverlust: 5% des 
Wärmebedarfs zur Trocknung. 
1. Erwärmung der Trockensubstanz von 10° auf 70°: 


400 x 0,28 x 60 = 6720 Kcal 
2, Erwärmung des Restwassers von 10° auf 70° 
45 x 1,00 x 60 =. 2700 „ 
3. Erwärmung, Verdampfung und Überhitzung der aus- 
zutreibenden Feuchtigkeit von 10° auf 100°:555 x 630 = 349650 „ 
4. Leitungs- und Strahlungsverluste: 
(6720 + 2700 + 349 650) eg = 20 030 ,, 
zus. 379 100 kcal 
Wärmebedarf auf 1 kg Wasserverdampfung 379 100 : 555 = 085 keal 


Zahlentafel2. 
Wöärmebedarf zur Trocknung von Braunkohle und 


Steinkohle. 
Braunkohle Steinkohle 

Wärmebedarf auf 1 kg | | W "ärmehedarf auf 1 kg 
Wb Wasserverdampfung W, °% ' W: % Wasserverdampfung 

50 15 687 keal 5 | 1 979 kcal 

10o | 1 zuä n 

55 | 15 OSI n 15 1 0. 

20 | 1 TIS v 

60 i 15 Cu 95 | 1 0 n 

30 1 BD n 

a 15 B72 n Au | 1 OTR n 
In Zahlentafel 2 ist der Wärmebedarf zur Trocknung 
von Braunkohle und Steinkohle ebenfalls wieder für 


Durchschnittsverhältnisse zusammengestellt. Sie läßt 
deutlich den Einfluß des Anfangs; und Endwassergzehal’es 
auf den Wärmebedarf zur Trocknung hervorireten. Es 
ist danach unrichtig, den Wärmebedarf zur Trocknung 
lediglich aus der Verdampfungswärme zu ermitteln. 


Zahlentafel 3 
Wärmebedarf auf 1 kg Wasserverdampfung in Abhängig- 
keit vom Verhältnis Trockenkohle zu Verdampfung bei 
der Steinkohlentrocknung. 


Verhältnis Wärmebedarf 
W, % W, o Trockenkohle auf 1 kgWasserverdampfung 
y erdampfung keal 


1. 

1 
l Ý | 
15,0 1.0 6,0 | 740 
20,0 1,0 42 l 715 
250 | 1,0 3,1 | 700 
30,0 1.0 24 690 
Ann | 1,0 |] 1,5 678 


1244 | Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 22. August 1929 


Zahlentafel 3 enthält den Wärmebedarf je Kilogramm dem Kesselsystem, also aus der Brennkammer oder hinter 
Wasserverdampfung in Abhängigkeit vom Verhältnis dem Überhitzer Feuerungsgase abzapft oder aber in einer 
Trockenkohle zu verdampfter Wassermenge und Zahlen- eigenen Brennkammer für Staub oder Stückkohle frische 
tafel 4 die Abgasmenge und die Gesamt-Überschußluft- Feuergase erzeugt. 


Zahlentafel4 


Gesamt-Überschußluftmenge in Abhängigkeit vom Heiz- 
wert der Feuerkohle und von der Trommeleintritts- 


temperatur. 
Unterer Gesamt-Überschußluftmenge In m?/kg 
Helzwert Abgasmenge für x 
kcal/kg m’/kg 200° | 400° | 600° | 800° | 1000° 


menge, welche nötig ist, um Arbeitstemperaturen am 
Trockneranfang von 200—1000 ° zu erzeugen. In Zahlen- 
tafel 5 ist dann der Abgasverlust in Prozenten des Heiz- 


Zahlentafel5. 


Abgasverlust bei Zweitluftkühlung des Frischgases in Ab- 1 Feuerung 6 Ventilator 
hängigkeit von der Trommel-Eintrittstemperatur und für £ Trockner 7 Druckleitung 
100° am Trocknerende. . s Nafkohlenbunker 8 Leitung für Abluft 

4 Bichter 9 Saugleitung 
Frommek Binkeltatem ertir. e 400° 600° 5 Mühle 10 Zyklon 
a TA REN n ! 50,0 24,5 16,1 9,25 Abb. 9. Mahl- und Trocknungsystem für Kohlenstaub. 
wertes festgehalten, u.zw. in Abhängigkeit von der Ar- a 
beitstemperatur des Trockners, d. h. der Trommeleintritts- Die Bezeichnung Serientrockner soll besagen, daß er 
temperatur. je nach Leistung und den örtlichen Verhältnissen aus 


Das letzte Glied des Beweises für die Wichtigkeit der einzelnen Schüssen zusammengefügt werden kann. Daß 
Entscheidung: ob Mahltrocknung oder Trocknermühle die Elemente des Trockners gänzlich aus Gußeisen her- 
wird in Zahlentafel 6 dargestellt, welche die Wärme- gestellt sind, läßt auf eine lange Lebensdauer und Be- 


Zahlentafel6 Bl zeit schließen. (M. Weiß, Die Feuerung 


Wärmeabgabe auf 1 m? Gesamtabgas bei Zweitluftbildung A 
des Frischgases in Abhängigkeit von der Trommel-Ein- | Verschiedenes. 


it t d für t= 100 ° Trockner ; 
ee emp Bu ur zen Pen ren Besucherzahlen der deutschen Technischen Hoch- 
10000 Schulen. — Die nachstehende Zahlentafel berichtet über 
350 den Besuch der deutschen Technischen Hochschulen und 
100° Bergakademien im Wintersemester 1928/29; die beurlaub- 
318 ten Studierenden sind im allgemeinen nicht mitgezählt. 
Abgesehen von der üblichen Semesterschwankung zeigt 
abgabe auf 1 m? Abgas in Abhängigkeit von der Trom- sich keine Änderung gegenüber dem vorangegangenen 
mel-Eintrittstemperatur enthält. Es erhellt also, daß Sommersemester 19281. Diese Semesterschwankung prägt 
dasjenige Trocknungsverfahren das wirtschaftlichste ist, sich am stärksten in der Zahl der Hörer und Gäste aus, 


Trommel-Eintrittstemperatur . 
Wärmeinhalt des Abgases je m? 
Trommel-Austrittstemperatur . 
Wärmeinhalt des Abgases je m? 
Wärmeabgabe je m? Abgas 


Allgem. ; Bau- Chemie Ma- Schiff- Aus- 

Hochschule Wissen- | Arebi- ingenieur-j Bergbau Porten und NO. schinen- | „Und „ länder 
haf tektur kunde Phar- | technik | Schiffs- in Iu. 
schaften aan EE wesen mazie au | maschb. II 

| 
80 153 96 254 47 i — 
Berlin 445 874 184 | 118 295 i 59 

Braunschweig . .. 149 71 125 — |] — 186 1496 , 260 — 71 
Breslau ...... 38 — 84 43 | 83 75 133 , 230 — 59 
Clausthal ..... 3 à: —_— | — ) 200 `, 116 `, — — | — — 4 

Danzig ...... 138 | 132 CCRN 136 288 | 446 20299 —9ee 
Darmstadt . . .. 400 241 293 |! — = 215°% 523 | "ët | = 199 
Dresden `. `... 1195 220 287 — — 266 907 — $57 
Freiberg ..... — — — | 180 97 — — — — 81 
Hannover ..... 88 197 367 — — 108 410 756 — 69 
Karlsruhe .. ... 72 171 190 — — 104 271 | 438 | — 131 
München ..... 881tt 367 628 | 11 — 295 719 1 214ttt — 385 
Stuttgart ..... 190 337 303 | — 4 208 243 | 72 — 94 

* Darunter 54 beurlaubte Stud. èt Darunter 80 Papleringenleure. 
eg Einschließlich Flugtechnik. t S 10 Gasingenleure. Sa. | 24345 4054 | 


See Wird nicht mitgeteilt. tt ge 183 Stud. Landwirtsch. u. 459 d. Wirtsch.-Wissensch. Abt. 
; ttt n 85 Masch.- ES Ingenieure, 


welches gestattet, die höchsten Eintrittstemperaturen an- die in den Wintersemestern um 50 ... 60 % höher ist als im 
zuwenden. Die Mahltrocknung erlaubt mit Rücksicht auf Sommer. Änderungen innerhalb der Fachabteilungen haben 
den Kompromiß: Zufälligkeitstrocknen in der Mühle nicht ebenfalls nicht stattgefunden, abgesehen davon, daß Mün- 
die Anwendung von Temperaturen, welche über 400° chen den besonderen Lehrkurs für Gasingenieure nicht 
liegen. mehr abgehalten hat, der nun einzig noch von Darmstadt 
Das Mahl- und Trocknungsystem nach Abb.9 zeigt erteilt wird. 
einen organischen Zusammenhang, obwohl beide Arbeits- 
Gänge getrennt durchgeführt werden. Praktische Be- Elektrotechnischer Messefestabend. — Der Reichsver- 
deutung erlangt dieses System dadurch, daß infolge band des deutschen Elektro-Installateur-Gewerbes E.V. 
einer entsprechenden Vorbehandlung der Rohkohle in Ortsgruppe Leipzig r. V., veranstaltet am 26. VIII., abend: 
einem Rieseltrockner größte Leistungen auf kleinstem 38h, einen Messefestabend in den Räumen des Leipziger 
Raume bewältigt werden können. Der irgendeiner Mühle Zoologischen Gartens. 
vorgeschaltete Serientrockner kann als Transportelement ` ` S 
aufgefaßt werden, dem die Aufgabe zufällt, die aus dem Technologisches Gewerbe-Museum, Wien. — Am 26. A. 
Rohkohlenbunker ankommende Kohle der Mühle vorge- begeht das Technologische Gewerbe-Museum in Wien die 
trocknet zuzuführen. Der Trockner kann natürlich auch Feier seines 50jährigen Bestehens: Anmeldungen nimm! 
mit unter 400° liegenden Abgasen beheizt werden, im all- das Institut, Wien, Währingerstr. 59, entgegen. 
gemeinen wird man jedoch eine möglichst hohe Tempera- — 
turspanne anstreben, die man erhält, wenn man z.B. aus 1 ETZ 1928, S. 1724. 


22. August 1929 


Energiewirtschaft. 


Die 39. Hauptversammlung des Deutschen Wasser- 
wirtschafts- und Wasserkraft-Verbandes in München. — 
Der Verband tagte vom 10. bis 12. VI. erstmalig seit seinem 
bestehen im Schwerpunkt der Wasserkraftwirtschaft des 
Reiches unter reger Teilnahme seiner Mitglieder, zahl- 
reicher Gäste und der Spitzen der bayerischen Behörden. 
In der Reihe der Begrüßungsansprachen versicherte Mini- 
sterialdirektor Geh. Rat Freytag, der Vorstand der 
Bayer. Obersten Baubehörde im Ministerium des Innern, 
daß der Staat Bayern, dessen Industrie und Kommunen den 
Wasserkräften als einem wertvollen Aktivum stets die 
erößte Aufmerksamkeit zuwenden würden. Direktor 
Dr.-Ing. E.h. Joh. Heß, der für den wasserwirtschaft- 
lichen Ausschuß des Bayer. Industriellen-Verbandes sprach, 
wies darauf hin, daß der bayerische geschichtliche Boden 
der Wasserwirtschaft zugleich auch ein technisch und 


K K K 


p 


Kg 


Drehstron - Sinchron - 
Generalor 173500 KVA 


8 Soralturbinen, 


K, } Pranschenkunptungen 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34 


1245 


Gesetzgeberisch war Bayern 1852 mit dem ersten um- 
fassenden Waassergesetz vorangegangen, das erst 1907 
einer Neubearbeitung unterzogen zu werden brauchte; das 
Reich hat in der Nachkriegszeit besonders durch das 
Reichswasserstraßengesetz hier eingegriffen. Die Wasser- 
wirtschaft ist, wie der Redner betonte, eine Einheit im 
Lande und sollte es auch immer bleiben. Eine richtige 
Verwaltung muß im Fluß und im Gewässer einen Besitz 
sehen, der der Landwirtschaft, der Siedelung, der Kraft 
und dem Verkehr in gleicher Weise zu dienen hat. Der 
Ausgleich der Interessen und die Einhaltung des Gleich- 
gewichtes ist die größte Aufgabe der Wasserwirtschaft 
eines Landes. 

Ministerialrat Dr. Ing. E. h. Fr. Krieger erläu- 
terte die neuen Abwässeranlagen unterhalb Mün- 
chens nach Zweck, Ausführung und Bedeutung für Stadt 
und Mittlere Isar A.G. als dem gemeinsamen Unternehmer. 

Professor Dr.-Ing. D. Thoma sprach dann über die 
Bedeutung des Versuchswesens für die 


ei! 
Synchren SE 


- Deko - Asunchron- 


, i Einphasen - 
Ar eha #000 PS. Volesfng generator 20000 KYA Generator 17500 KVA 


In Betriebe is? eine der Kupplungen K 
immer Gelöst. 


Abb. 10. Maschinenanordnung im Kraftwerk Pirombach der Mittleren Isar A. G. 


organisatorisch moderner Boden geworden sei. Besonders 
enge Berührunespunkte für ein Zusammenarbeiten zwi- 
schen dem DWWV und dem wasserwirtschaftlichen Aus- 
schuß des BIV ergäben die Fragen der Erleichterung und 
Förderung des Wasserkraftausbaues, wobei man mit Neid 
auf das Nachbarland Österreich und erst recht auf Italien 
blicken müsse. In der zwischenstaatlichen Kraftwirtschaft 
sei der Süden des Reiches, zuerst am Rhein, dann in der 
elektrochemischen Großindustrie Bayerns und seit einigen 
Jahren zwischen Bayernwerk und Tirol, bahnbrechend ge- 
worden. Kommerzienrat Haindl hatte schon darauf auf- 
merksam gemacht, daß die im BIV vereinigten industriellen 
Wasserkraftnutzer Bayerns über mehr als 0,5 Mill PS 
Wasserkraftleistung verfügen und 85 % der gesamten in- 
dustriellen Wasserjahresarbeit des Reiches produzieren, 
davon allein die elektrochemische Industrie 1 Mrd kWh. 

Als erster Hauptredner sprach Geh. Baurat Oberbau- 
direktor Dr.-Ing. E.h.K.DantscherüberEntwick- 
lung und Zukunftderbaverischen Wasser- 
wirtschaft. Diese ist geschichtlich geworden und dem 
Gebiet eigen. Die topographische und geologische Natur des 
Landes begründet die Eigenheiten des Flußbaues. Mit den 
spezifischen Eigenheiten der Wildbachverbauung und man- 
cher Fiußkorrektionssysteme hielten die Melioration und 
die Wasserversorgung gleichen Schritt. Schon 1878 erhielt 
Bayern ein Landesamt für Wasserversorgung, 1899 die 
Landesstelle für Gewässerkunde, 1908 eine eigene Abtei- 
lung für Wasserkraftausnutzung und Elektrizitätsversor- 
gung im Ministerium des Inneren, die seither alle Nut- 
zunzsmösglichkeiten der Gewässer untersucht und großen- 
teils durchprojektiert hat. Der Wasserkraftausbau hatte 
1889 mit der ersten Anlage der Isarwerke als Überland- 
zentrale begonnen. Um 1905 erwachte das Interesse der 
elektrochemischen Industrien an den Wasserkräften; der 
Krieg veranlaßte große Projekte für die Rohstoffbeschaf- 
fung, die am mittleren Inn, Deutschlands — und bis jetzt 
noch Europas — größtem im Betrieb befindlichen Wasser- 
kraftwerk, und an der Alz teilweise Ausführung fanden. 
Dann kamen die Kohlennot und mit ihr der Ausbau des 
Wulchensees, der mittleren Isar und vieler mittlerer und 
kleinerer Werke. Heute stehen wir in ruhirem Fort- 
schreiten; wir kennen unseren Besitz und müssen seine 
Auswertung in richtiger Reihenfolge in die Bedarfsent- 
wicklung einordnen. Als weiteres Moment. trat der Wasser- 
verkehr in die Reihe, die großzügige Verfolgung der karo- 
linzischen Idee der Rhein-Donau-Verbindunzg, die wir ver- 
einigt mit Großwasserkraftnutzung von beiden Enden her 
gegen die Mitte zu treiben, nachdem in der großen Stau- 
und Kraftstufe des Donaukachlet bei Passau und im Main 
der Anfang zur Kraftwasserstraße gemacht ist. 


Ausbildung der Wasserkraftwerke. Zwei 
Umstände erschweren die rechnerische und konstruktive Er- 
fassung hydraulischer Aufgaben: die Mechanik kennt zwar 
die Differentialgleichungen der Bewegung der einzelnen Fliüs- 
sigkeitsteilchen, nicht aber im allgemeinen deren Interra- 
tion, und die Abhängigkeit von mehrerlei Veränderlichen 
(Gefülle, Wassermenge, Bodengestaltung, Verwendungs- 
zweck der Kraft) bei Wasserkraftanlagen läßt keinerlei 
alleemeine konstruktive Gesichtspunkte oder Verein- 
heitlichungen zu. So sind wir mangels anderer exakter 
Hilfsmittel zur Beurteilung dessen, ob ein Entwurf das 
Maximum an Erfolg mit dem Minimum an Aufwand ver- 
bindet, auf den Versuch angewiesen und wissen wenig- 
stens, daß die im Modell beste Lösung auch die absolut 
beste ist, wenn sich auch die relativen Gftounterschiede 
mit den Größenunterschieden in gewissen Grenzen än- 
dern können. Hatte man früher nur die Turbinen modell- 
mäßig untersucht, so zwangen die fortschreitende Größe 
der zu bewältigenden Wassermengen, die steigende 
Schnelläufigkeit mit ihrer Folge, der kKavitation, die Er- 
kenntnis von der Wechselwirkung benachbarter Teile 
aufeinander zur experimentellen Untersuchung der gan- 
zen Komplexe vom Wassereintritt bis zum Wasseraus- 
tritt, also der Gesamtanlage. Diese Erkenntnis und die 
Methoden haben in Europa zu einem Hochstand des hy- 
draulischen Versuchswesens geführt, der in der ganzen 
Welt anerkannt wird. Bei den heutigen Anlagegrößen 
spielen ein Prozent mehr Wirkungsgrad, eine Verringe- 
rung der Gründungstiefe oft eine außerordentliche wirt- 
schaftliche Rolle, welche die Kosten solcher Versuche 
reichlich verzinst. Am Beispiel des Werkes Pfrombach 
der Mittleren Isar A.G. wurde dies nachgewiesen. Der 
Aufgabe, Drehstrom wie Einphasenstrom je nach Bedarf 
bis zur vollen Wasscrkraftleistung zu liefern, dabei die 
Gründungstiefe mörlichst gering zu halten sowie sich 
auch dem schwankenden Zufluß von den oberen Kraft- 
werken her anpassen zu können, wurde man statt durch 
eine doppelt volle Maschinenbesetzung mit vertikalen 
Aggregaten großer Gründungstiefe durch Aneinander- 
reihung von acht Turbinen zu je 4000 PS auf einer hori- 
zontalen Welle von 57 m Länge gerecht, deren eines Ende 
den Drehstromzenerator von 17500 kVA, deren anderes 
den Einphasensenerator von 20 000 kVA trägt (Abb. 10). 
Zwischen je zwei Turbinen ist die Welle im Stillstand 
abkuppelbar, so daß sich ie nach der mittleren Wasser- 
führung oder nach dem mittleren Bedarf eines gewissen 
Zeitraumes jedem Generator eine passende Zahl von Tur- 
binen zuteilen läßt. Lastverschiebungen werden dadurch 
aufgenommen, daß der Einphasengenerator außerdem 


1246 


noch mit einer Drehstrom-Asynchronmaschine von 17500 
kVA mit Regelsatz gekuppelt ist, so daß bedarfsweise 
Last vom Drehstromsystem auf das kLinphasensystem ge- 
schoben werden kann; auch Überschuß des einen Strom- 
systems in anderen Kraftwerken kann an dieser Stelle 


in das andere Stromsystem übergeführt werden. Ein 
Prozent Wirkungsgrad war hier nach den angestellten 


Berechnungen etwa 0,2 Mill RM wert. Die Versuche 
mußten neben der Frage nach dem besten Laufrad auch 
besonders die beste Gesamtforin des infolge der horizon- 
talen Bauart räumlich gewundenen Saugrohres, seiner 
Führungswand und den Einfluß der 400 mm starken 
Welle klären, wozu 30 Turbinenbremsungen mit jeweils 
abgeänderten Modellen auszuführen waren. Die Ver- 
suche ließen den Wirkungsgrad um rd. 2% gegenüber 
jenem Wirkungsgrad, wie er sich mit besterprobten Ein- 
zelteilen ergeben hätte, verbessern und erwiesen, wie 
schr sich die Kosten für deren Durchführung rechtferti- 
gen. So steht der Gesamtwirkungsgrad nur noch um 1% 
hinter dem höchsten mit Vertikalturbinen erzielbaren 
Wirkungsgrad zurück, ein Unterschied, der aber reieh- 
lich durch die Verringerung der Baukosten und durch 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34 


22. August 1929 


die universelle Anpassung des Betriebes an Bedarf und 
Kraftdarbietung aufgewogen wird. 

Es wurden noch das neuzeitliche Dampfkraftwerk 
von 66000 kW der städtischen Elektrizitäatswerke und 
deren Wasserkraftanlasren im Süden der Stadt besichtirt: 
ferner wurden am anderen Tage besucht!: die sehens- 
werten Anlagen der Münchener Quellwasserversorgung 
am Rand des (rebirges und das Leitzachwerk der Städti- 
schen Elektrizitätswerke München mit seiner neu errichteten 
Pumpenspeicheranlage (zwei Pumpen zu je WO PS in 
vertikaler Bauart, Turbinenleistung 5 X 4400 PS+ 1100 PS). 
von anderen Gruppen die Abwässeranlaxen und die Kraft- 
anlagen der Mittleren Isar A. G. sowie das im Bau stehende 
Kraftwerk Eching an der Isar der Städtischen Elektrizi- 
tätswerke (drei Kaplanturbinen zu je 12000 PS) und 
schließlich das neuzeitliche Wasserkraftwerk Mühltal der 
Isarwerke (drei vertikale Spiralturbinen zu je 6200 PS) 
mit interessanten Einzelheiten der Einlauf- und Spül- 
einrichtungen sowie schwierigen Kanalstrecken. Rdl 


ı Ausführliche Wiedergabe der Vortrfige und Beschreibungen der 
hesichtigten Anlagen mit vielen Abbildungen iu Wasserkr. u. Wasser- 
wirtsch. 1929, Heft 12. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
(Eingetragener Verein.) 


Geschäftstelle: Berlin W 57. Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B I Kurfürst Nr. 5882—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


Bekanntmachung. 


Betr. Pflichten, Rechte und Gebühren technischer Sach- 
verständiger vor Gericht. 


Der Geschäftsführer des Ausschusses „Gebührenord- 
nung für Architekten und Ingenieure”, an dessen Arbeiten 
auch der VDE beteiligt ist, hat auf vielfachen Wunsch eine 
übersichtliche Aufstellung über Pflichten, Rechte und 
iber die Gebühren des technischen Sachverständigen vor 
Gericht veröffentlicht, die unsere Mitglieder als Sonder- 
druck durch unsere Geschäftstelle zum Preise von 0,50 RM 
pro Stück beziehen können. Den Bestellungen ist der 
Betrag von 0,50 RM nebst Drucksachen-Freiumschlag bei- 
zufügen. 


Kommission für Koch- und Heizgeräte. 


Mit Rücksicht auf § 15e) der „Vorschriften nebst 
Ausführungsregeln für die Errichtung von Starkstrom- 
anlagen mit Betriebspannungen unter 1000 V, V.E.S.1/1930” 
(ETZ 1929 S. 541) hat die SEH für Koch- mnd Heiz- 
geräte einen Entwurf zu 


„vorschriften für elektrisch beheiztes 
Spielzeug” 
aufgestellt. 
Ferner ist ein Entwurf zu 


„Sonderbestimmungen für Heizgeräte 
für Haarbehandlung“ 


aufgestellt worden, der als Anhang 2 in den „Vorschriften 
für elektrische Heizgeräte und elektrische Heizeinrich- 
tungen, V.E.Hz./1925” aufgenommen werden soll. 

Einsprüche gegen diese Entwürfe sind bis zum 1. Ok- 
tober 1929 an die Geschäftstelle zu richten. 


Entwurf 


Vorschriften für elektrisch beheiztes Spielzeug. 


§ 1. 
Die Vorschriften sind gültig ab 1. Janua® 1930 
(Für die Verarbeitung vorhandener Werkstoffvorräte 
und die Räumung von Laxervorräten wird eine Übertranes- 
frist bis zum 1. Januar 1931 eingeräumt.‘ 
S 2. 
Die nachstehenden Vorschriften gelten für elektrisch 
beheiztes Spielzeug für Spannungen über 24 V. 
Außer diesen Vorschriften muß elektrisch beheiztes 
Spielzeug auch den „Vorschriften nebst Ausführungs- 
regeln für die Errichtung von Starkstromanlagen mit Be- 
triebspannungen unter 1000 V, NES sowie den „Vor- 


schriften für elektrische Heizgeräte und elektrische Heiz- 
einrichtungen, V.E.Hz.” entsprechen. 


§ 3. 
Elektrisch beheiztes Spielzeug darf nur für eine Be- 
triebspannung eingerichtet sein. 


§ 4. 

Alle elektrischen Einrichtungen sowie auch die Ge- 
häuseteile und Schutzabdeckungen müssen so ausgefiihrt 
und angeordnet sein, daß bei den im Spielbetrieb vorkom- 

menden mechanischen Beanspruchungen durch Fall und 
Stoß die Sicherheit des Spielzeugs nicht becinträchtigt 
wird. 
§ 5. 


Alle Schutzverkleidungen, die Spannung führende 
Teile abdecken, müssen so gebaut sein, daß sie nicht mittels 
gewöhnlicher, einem Kinde zugänglicher Werkzeuge ent- 
fernt werden können. Die Befestigung soll nur durch 
Nieten, Schweißen, Falzen oder dgl. erfolgen, Verschrau- 
bungen sind unzulässig. 

§ 6. 


Entlüftungen und Öffnungen im Gehäuse miissen so 
ausgebildet sein, daß das Berühren Spannung führender 
Teile beim Durchsteecken von Drähten, Nadeln usw. un- 
möglich ist. 

Überfließendes Kochgut oder Feuchtigkeit darf nicht 
zu den Spannung führenden Teilen gelangen. 


Luftstreecken zwischen San führenden Teilen 
und nicht isolierten Grehäuseteilen dürfen 6 mm nicht 
unterschreiten. 

§ 8. 


Etwaige Schalter sind in dem der Erwärmung am 
wenigsten ausgesetzten Teil des Gehäuses einzubauen. Die 
Schaltstellung muß erkennbar sein. 


§ 9. 


Zuleitungen müssen fest am Gerät angeschlossen sein. 
Gerätesteekvorrichtungen sind unzulässig. 


Prüfbestimmungen. 


8 10. 

Zur Prüfung der mechanischen Festirkeit sind die 
Geräte mit Schnüren von 2 m Länge an einem Aufhänre 
punkt zu befestigen und aus 30 cm Entfernung auf eine 
Wandfläche aus Holz fallen zu lassen (Abb. 1 und 2). 

Der Versuch ist bei kantigen Geräten (Abb. 1) mit 
jeder Fläche einmal, bei anderen Geräten (Abb. 2) im gan- 
zen sechsmal durchzuführen. Spannung führende Teile 
dürfen bei der Prüfung der Berührung nicht zugänglich 
oder äußere Teile Spannung führend werden. 


S 11. 


Spielzeug-Kochxeräte werden gegen die Wirkung über- 
fließenden Kochgutes in der Weise geprüft, daß man ein 
Überlaufen von Wasser an jeder Koch- und Backstelle 
5 min lang herbeiführt. Die Geräte sind während des Ver- 
suches in ein Wasserbad von 2 mm Tiefe zu stellen und 
sollen mit ihren eigenen Heizkörpern auf Kochtemperatur 
gehalten werden. Hiernach müssen die Geräte im warmen 
und kalten Zustand einer Prüfung nach $ 12 genügen. 


22. August 1929 


§ 12. 

Das Spielzeug wird auf Feuchtizkeitsicherheit einer 
Prüfung nach $ 95 der „Vorschriften, Regeln und Normen 
fir die Konstruktion und Prüfung von Installations- 
material bis 750 V 
Nennspannung, K.P.lI.”“ 
(Stufe 1) sinngemäß 
unterzogen. 


§ 13. 

Das Spielzeug muß 
zwąnzigmal mit da- 
zwischenliegzenden Ab- 
kühlungspausen von 
mindestens 1 h mit der 
1,+fachen Nennaufnahme 


ohne Aufsetzen von 
Kocheefäßen jeweils 


10 h lang geprüft wer- 
den und danach die in 
$ 12 vorgesehene Prü 
fung auf Feuchtigkeit- 
sicherheit aushalten. 


§ 14. 


Alle Spannung füh- 
renden Teile miissen im 
kalten und im Anschluß 
an die Prüfung nach 
S 12 sowie auch nach 
S 13 im betriebswarmen 
Zustand gegen die Me- 
tallteile des Gerätes. 
ferner die Adern der 
Anschlußschnüre ge- 
eeneinander, ohne Vor- 
schaltung von Wider- 
stinden, einer Wechsel- 
spannung von 1500 V 
l min lang widerstehen 
können. 


Abb. 1. 


Abb. 2. 


Entwurf. 


Anhang 2 
zu den „Vorschriften für elektrische Heizgeräte und 
elektrische Heizeinrichtungen, V.E.Hz./1925“. 


Sonderbestimmungen für Heizgeräte für Haarbehandlung. 
§ 78. 


Die nachstehenden Vorschriften treten am 1. Januar 
1930 in Kraft. 
§ 79. 


Die Vorschriften gelten für direkt elektrisch beheizte 
Dauerwellengeräte, Kämme und Brennscheren, deren 
Metallteile betriebsmäßig mit dem menschlichen Körper 
in Berührung kommen. 

Für Heißluftduschen gelten die „Vorschriften für Ge- 
räte mit Kleinstmotoren“. 

§ 80. 

Heizkörper müssen wasserdicht sein. Sie müssen Ein- 
richtungen haben, durch die das Eindringen von Feuchtix- 
keit an der Einfülhrungstelle der Leitungen sowie eine 
Verletzung der Leitungen verhindert wird. 

Der geringste Durchmesser des Hleizleiters darf 0,8 mm 
nicht unterschreiten. 

§ 81. 


Höhere Übertemperaturen als 230° dürfen an keiner 
Stelle der Oberfläche der freihängenden Geräte auftreten. 
BE em ` EMS SÉ 
Zum Anschluß der Geräte sind NSA-, NLH- oder 
NLHG-Leitungen zu verwenden. EEN 

Rollen, über die Leitungen geführt werden, müssen 
einen Mindestdurchmesser von 35 mm und einen Flan- 
schendurchmesser von mingestens 45 mm haben. 

Die Zuleitunz muß an der Einführungstelle und an 
der Klemmvorrichtung zur Höhenfeststellung gegen starke 
Verbiegung oder Verletzung (z.B. durch scharfe Metall- 
ränder) geschützt sein. Sofern nicht andere Vorkehrungen 
getroffen sind, muß bei Einführung der Zuleitung durch 
Metallteile in das Gerät eine isolierende Buchse verwendet 
werden, die im Gerät gesichert befestigt ist (Gregenmutter, 
Sprengring oder del), 

§ 83. 


Die Geräte müssen für Erdung, Nullung oder Schutz- 
schaltung eingerichtet sein; die zur Durchführung dieser 
Maßnahmen erforderlichen Einrichtungen müssen fabrik- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34 


1247 


mäßig angebracht, die Anschlußstelle als solche gekenn- 
zeichnet sein (Schutzleiter, Erdungschraube, Gerätesteck- 
vorrichtung mit Schutzkontakt und dgl.). 
Alle nieht Spannung führenden Metallteile der Geräte, 
ie Spannung annehmen können, müssen miteinander und 
mit der Anschlußstelle für den Schutzleiter gut leitend 
verbunden sein. 


Prüfbestimmungen. 
§ 84. 


Geräte müssen fünfmaligen Fall aus 1,5 m Höhe auf 

eine mindestens 5 mm dicke Eisenplatte aushalten. 
oo § 85. l 

Im Anschluß an die Prüfung nach § SA müssen die 
Geräte einer Prüfung auf Feuchtigkeitsicherheit nach den 
„Vorschriften, Regeln und Normen für die Konstruktion 
und Prüfung von Installationsmaterial bis 750 V Nenn- 
spannung, K.P.I.“ (§ 95, Stufe 3) unterzogen werden und 
eine Wechselspannung von 1500 V 1 min lang aushalten, 
ohne daß ein Überschlag erfolgt. 

Hierauf müssen sie % h lang mit der Nennaufnahme 
belastet werden und danach eine nochmalige Spannungs- 
prüfung mit 1500 V 1 min aushalten. 


& 86. 


Zur Feststellung der Übertemperatur sind die Geräte 
freihänzend mit der Nennaufnahme zu belasten. 


$ 87. 


Die Geräte werden bei Raumtemperatur von 20° frei- 
hänzend fünfzizmal mit der 1,4-fachen Nennaufnahme je 
⁄ h mit je einer dazwischenliezenden Abkühlungspause 
von mindestens % h belastet. Hierauf ist eine Prüfung auf 
Feuchtigkeitsicherheit nach K.P.I. § 95 Stufe 3 vorzu- 
nehmen. Die Geräte miissen hierbei eine Wechselspannung 
von 1500 V 1 min lang aushalten, ohne daß ein Überschlag 
erfolgt. l 

& 88. 


Steckvorrichtungen sind sinngemäß den Prüfbestim- 
mungen der K.P.I. Ss 39 und 40 zu unterziehen. 


v 


Kommission für Installationsmaterial. 


Die Kommission für Installationsmaterial hat einen 
Entwurf zu 


„RegelnundNormen für das Zubehör zu 
kabelähnlichen Leitungen” 


aufgestellt, der nachstehend bekanntgegeben wird. 
Einsprüche sind in doppelter Ausfertirung bis zum 
1. Oktober 1929 an die Geschäftstelle zu richten. 


Regeln und Normen für das Zubehör zu kabelähnlichen 
Leitungen. 


§ 1. 


Die nachstehenden Bestimmungen sind gültig ab 1. Ja- 
nuar 1930. 
§ 2. 


Abzweigdosen sollen im Innern einen lichten Raum von 
70 mm haben. Dosen für Einlerekörper sollen einen 
lichten Durchmesser von 70 mm und bei einzesetztem 
Deckel eine lichte Höhe von 35 mm haben. 

§ 83. 

Für die Klemmen und die Klemmen tragenden Einlege- 
körper gelten sinngemäß die in § Oe, f und g und § 91 
der „Vorschriften, Regeln und Normen für die Konstruk- 
tion und Prüfung von Installationsmaterial bis 750 V 
Nennspannung, K. P. 1.⁄ festgelegten Konstruktions- und 
Prüfbestimmungen. 

S SW . SA ` kreeg S 


Abzweigdosen sollen im Innern eine hierfür kennt- 
liche Beidrahtklemme (anzubrinzendes Kennzeichen „E”) 
haben, die nach Möglichkeit in der Mitte liegen soll. 

Die Beidraltklemmen sollen, ohne besondere Zurich- 
tung, den Anschluß der gleichen Anzahl Leitungen von 
mindestens 1,5 mm? gestatten wie Einführungstellen bc- 
stehen. 

85. 


Die KEinführungstellen für kabelähnliche Leitungen 
sollen mit Stopfbuchsversehraubungen nach DIN VDE 9040) 
versehen werden. 

§ 6. 


Für Abzweigdosen darf ein kleineres Gewinde als Pg 
(St B 16) nicht verwendet werden. 

Für Schalter, Steckdosen, Leuchten u. dgl. ist auch 
die Verschraubung St B 13,5 zulässig. 


1248 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34 23. August 1929 


: Von der Kommission für Installationsmaterial ist ein 
Normblattentwurf DIN VDE 9040 


„Verlegungs- und Verbindungsmaterial 
Stopfbuchsverschraubungen“ 


aufgestellt, der nachstehend bekanntgegeben wird. 


Verlegungs- und Verbindungsmaterial 


Stopfbuchsverschraubungen 


Einsprüche sind in zweifacher Ausfertigung bis zum 


1. Oktober 1929 an die Geschäftstelle zu richten. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


Noch nicht endgültig 


DIN 


Entwurf 1 
Elektrotechnik VDE 9040 


Maße in mm 


o 
A S 


Zu einer Stopfbuchsverschraubung” 


Nam IN > S 


KEE 


-l1 > 


Jas: 


gehören: 
l Schraubbuchse gi 
l Dichtring E 
2 Druckringe 
f 
f 
f 


5 


T 


dë 


Bezeichnung einer Stopfbuchsverschraubung für Stahlpanzerrohr 16 mit einer Durchgangsbohrung von d = 14 mm: 
Stopfbuchsverschraubung 16/14 VDE 9040 


Gehäuse Schraubbuchse 


Kurz- Gewinde |- 
zeichen D; d, 


3,5/10 21 
13,5/11,5 | Pg 13,5 | 15 | 15 | 12 |oder| 14 2 19 


16/115] geiw | 17 | 17 |126| am, 2 |2 
16/14 

16/16 _ 

21/16 | 

aio | P824 | 22 |20 |15 |31 | 2:25 |26,5 


| 
1) Zulässige Abweichungen für Gummidichtung + 03 


e E E 2 I 
l | L |I Did | f| g |Keint| k |r 
mali 


13,5/13,5 ] N ooo NM 12 ii | Sie 
16/10 | ll 


15,5 6 1,5 | 32 | 36,9 | 26 


10 ` 11 
dÉ al, 18,5 [125] 1 


a | 10 26 15] | 15 


Ausführung: Schraubbuchse: vernickelt oder gleichwertig durch Metallūberzug gegen Oxydation geschützt 
Dichtring: nach den Vorschriften des VDE ($ 3 V. I. L.) 


Druckring: feuerverzinkt 

Werkstoff: Schraubbuchse: Ms 58 DIN 1709 
Dichtring: Gummi hoch elastisch 
Druckring: Flußstahl 


August 1929 


SITZUNGSKALENDER. 


Brennkrafttechnische Gesellschaft, Berlin (gemeinsam 
mit dem Bremer Bezirksverein Deutscher Ingenieure). 
3. IX. 1929: Kraft-und Brennstofftagung für 
dieSchiffahrtin Bremen mit folgendem Programm: 


vorm. 9h, Techn. Staatslehranstalten, Bremen, Kleine 
Allee: 

1. Generaldir. Spaeth, „Belieferung der Schiffahrt mit 
Heiz- u. Kraftölen“. 

2. Prof. Dr. W. Wilke, „Stand u. Ziele der Kohlever- 
flüssigung““. 


Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. 


3. Obering. H. Becker, „Der Großdieselmotor mit bes. 
Berücks. des Schiffantriebes“. 
2hb, Hag-Haus: 
4. Dipl.-Ing. Koch, ,„Kohlenstaubfeuerung an Bord“. 
Obering. Gräber, „Hochdruckdampf an Bord“. 
6. Besichtigung des Schnelldampfers „Bremen“ auf Ein- 
ladung des Norddeutschen Lloyd. 
Teilnehmerkarten sind durch die Geschäftstelle, Berlin 
W 9, Potsdamer Str. 19, zu erhalten. 


a 


Fachgruppe Radio der Elektro GroBnängler. Ye reini- 
gung Deutschlands, Berlin. 4. IX. 1929, vorm. 9h, gr. Saal 


Lef + ` 


des Reichsverbandes des Dt. Groß- und Überseehandels, Deutsche Physikalische Gesellschaft, Deutsche Ge- 
Berlin W, Motzstr. 2. sellschaft für technische Physik, Deutsche Mathematiker- 

L Vortrag F. Neuert, „Der Großhandel und seine Ab- vereinigunß, Gesellschaft für angewandte Mathematik u 
nehmer“. Mechanik. 15. bis 21. IX. 1929: 5. Deutse her Physi- 
9, Bericht der Geschäftsführer „Die Kraftverstärkeranla- ker- und Mathema {ikertag in Prag Auskunft 
en; die durch die neuen Verträge geschaffene neue bezüglich der Vorträge erteilt Geheimrat Scheel, Charlotten- 


Wirtschafts- und Rechtslage“. burg 2, W erner-Siemens-Str. 8—12, bezüglich sonstiger An- 
— Auskunft erteilt die Geschäftstelle: Rerlin SW 48, Friedrich- fragen die Geschäftstelle Prof. Dr. R. kürth, Prag lH, Vi- 
Ah str. 234. niena dn 
5 .. ` i i d geg 
R ere für Metallkunde, LC: Ki We - 
9. IX. 1929 auptversamil ung in Düsse ori, i CC 
ER verbunden mit der Feier des l0jährigen Bestehens, mit folg. CITE RATU R. 
~ Vorträgen: o IX. 1929, vorm. 10h, Vortragsaal des Eisen- Besprechungen. 
hüttenhauseS, Breitestr. 27, Prof. Dr. W. osenhain, Elektrische Schaltgeräte, Anlasser und 
„Physik und Metallkunde“. Mittags oh, Vortragsreihe nV er- Regler. Bd. 1: Theoretische Grundlagen 
.. H D A 
gütbare Legierungen‘ - e Ww F zur Berechnung der Schaltgeräte. (Samm- 
a) Prof. Dr. W.. GuertleT, „Kennzeichen, esen un lung Göschen, Bd. 711.) Von Dr.-Ing. F. Kesselring. 
Zukunftsmöglichkeiten der Vergütung von Të" Mit 80 Fig. u. 142 S. in k]. 8°. Verlag Walter de Gruyter 
SCH E Aluminium & Co., Berlin u. Leipzig 1928. Preis geb. 1,50 RM. 
b) Prof. Dr. W Fraenkel, „Versühbaft ni Ge ist erfreulich, daß der Verlag der bekannten Gö- 
l legierungen - 5 Kupferlegi Sé schen-Bändehen seine elektrotechnische Bibliothek auch 
c) Dr. G- Masing, „Vergütbare E SCH EE auf Spezialgebiete der Elektrotechnik ausdehnt. Damit ist 
d Dr. L. N owack; „Vergütbare elmetallegierungen ` jedem Fachmann Gelegenheit gegeben, sich über die ein- 


e IX. 1929, vorm. Si Vortragsaal Ka Bascht zelnen Gebiete rasch ZU orientieren. In dem vorliegenden 
14 kurze Vorträge. Von diesen SCT, ier folgende er@ nt: 1. Bändchen der elektrischen Schaltgeräte sind die theoreti- 
Dr. M. Hansen „Uber den ergütungsvorgans in schen Grundlagen behandelt. Wer sich mit diesem Gebiet 


Kupfer-Zinklegierung® ` - i noch nicht beschäftigt hat, wird erstaunt sein zu sehen, dal 
Dr.-Ing. M. Haas, „Beitrag zum Härtungsprobiem von fast die ganze theoretische Elektrizitätslehre, das magneti- 
Silber-Kupferlegierung®t - Härt sche und elektrische Feld, die nichtstationären Vorgänge, 
Prof: Dr.-Ing. Denni Uno, „Beitrag ‚zum Har ungs- der elektrische Lichtbogen und die dynamischen und ther- 
problem von Beryllium-Leichtmetallegier ZE, a mischen Wirkungen des Stromes das Fundament für den 
Dr. G. Wasser" ann, „Über die Vergütung er Entwurf und die Berechnung der elektrischen Schaltgeräte 

Magnes A a Zink-Aluminiumlegierungti E bilden. Der Verfasser, der selbst in verdienstvoller Weise 


Prof. Dr. G. Grube, „Die Untersuchung der Konstitu- mitgeholfen hat dieses Fundament auszubauen, bat ep Ver- 
tion binarer Legieruhgen durch Messung der elektri- standen, das Wesentliche der theoretischen Grundlagen in 
schen Leitfähigkeit. i a Se gedrängter, aber doch klarer und übersichtlicher Form 
Dr.-Ing. H. Bablik, „Biegefühigkeit von Zinküber- darzustellen. Schwaiger. 
züren“. : ; R 
w. vw Wunder; „Neuere Beobacht. bei der Knet- Galvanotec hni ka u. Galvanoplasii 
arbeitung VON Elektrolytku fer“. | m. E: rause 4, DÉI earb. H" u 
9. ve 1928 ab 10h ee Auskunft erteilt die Mit 25 Textabb., VIII u. 217 bzw. 237 S. in 8. Verlag 
Geschäftstelle: Berlin NW 1, Friedrich-Ebert-Str. 21 (In- von Dr. Max Jänecke, Leipzig 1927 bzw. 1928. Preis kart. 
genieurhaus). 4,25 bzw. 5,40 RM. ` ' ep 
, - 12. IX 1929 In den ersten 3 Abschnitten (S. 1.. 63) bespricht der 
The Institute of Metals, London. ı 9. bis 12. 18. ‚ Verfasser die Stromquellen, die Chemikalien und die 
Metallurgen kongreß im Düssel dorf. elektrochemischen Begriffe. Die theoretischen Ausfüh- 
o IX. 1929. nachm. 5, Aula der Lessing-Oberrealschule, rungen sind manchmal etwas breit und nicht immer ganz 
Ellerstraße: Vortrag Dr. 4.0.0. Gwyer „Aluminium richtig. Die Stärke des Buches liegt im praktischen Teil, 
und seine Legierungen”. f in welchem zunächst allgemein die Einrichtung, die 797 
10. u. 11. IX. 1929, vorm. 91⁄4 h: Hauptversammlung 1m und Nachbehandlung der Waren besprochen wird (S. 63 
Eisenhüttenhaus, Breite Str. 27, nachm. 274 h; Besichtigun- bis 89), und dann zweckmäßige Vorschriften über Ver- 
gen. Deutsche Metallurgen und Techniker sind willkommen. niekeln, Verchromen, Versilbern, Verzinken USW. mit- 
Programme sind bei dem Schriftführer G. Shaw Scott, Lon- geteilt werden (S. 89... 159). Ga folgen Abschnitte über 
don SW 1, Victoria Street, zu erhalten. Ansieden usw., über Galvanoplastik, über Massengalva- 
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft, Berlin. nisierung, über Vorsichtsmaßregeln und Hilfe bei Un- 
12. bis 15. IX. 1929, 17. Jahresver® ammlung in glücksfällen, schließlich über die chemische Untersuchfine 
Wien. der Bäder. _ Der Verfasser hat auf Grund seirer lang- 
13. IX. 1929, vorm. 9h, Gr. Sitzungsaal des österr. Ing-- jährigen Erfahrungen aus der Fülle der Vorschriften ge- 
u. Architektenvereins, Eschenbachgass® 9 I. Einführungs- schickt gewählt und gibt zahlreiche nützliche Winke. 
vortrag Prof. Dr. F. Ehrenh aft, „Änderung der Anschau- Die 5. Auflage ist nur durch einen 20 Seiten starken 
ungen iiber das Licht im Laufe der Jahrhunderte“. II. Vor- Nachtrag von der 4. unterschieden. In ihm werden die 
träge über ‚Das Glas inder Lich ttechnik“. Fortschritte im Schnellvernickeln, im Verchromen, einige 
1. Dr. H. Schönborn. ‚Die opt. Eigenschaften von neue Anordnungen für Vergolden und Versilbern sowie 
D 


Trüpbgläsern und trüben Lösungen“. handliche Meßverfahren ZUT Bestimmung des Säuregrades 
o Dr. L. Blo ch, „Die Kennzeichnung lichtstreuender der Bäder besprochen. K. Arndt. 
Gläser“. . Kraftwagen und Elektrotechnik. Vor- 
3. Dr. He, Frühling» „Die Ausleuchtung lichtstreuen- träge des Reichsv erbandes der Automo- 
der Verglasungen“. ` À , bilindustrie E.V. gehalten anläßlich der 
4. Dr. Frb. F. K. v. Göler, „Die Kennzeichnung farbi- internation alen Automobil- und Motor- 
ger Gläser nach der Dreifarbentheorie“. i rad-Ausstellung in der Technischen 
5». Reg-Rat W. Dziobek, „Messung %r Glühlampen Hochschule Be rlin, November 1928. Son- 
mit altraviolettãurchlässiger Glashülle“. derausgabe der „Mitteilungen des Reichsverbandes der 
6. Direktionsrat Ing. K. Beck, „Versuche zur beschleu- Automobilindustrie”, Charlottenburg, Hardenbersstr. 
nigten Kükenaufzucht durch verschiedene künstliche Mit zahlr. Abb. u. 52 S, in Ai, Preis geh. 1,50 RM, 
Lichtquellen unter Berücks. der Wirkung von Farb- Die Vorträge behandeln Organisationsfragen in der 
(iltem“. Industrie (Prof. Sch lesinge r), ferner die Anwendung 
— Dr- V. Bertelsmann, „Das Beleuchtungsglas für von Kraftfahrzeugen im Wirtschaftsleben Der Omnibus 
Gaslicht“. als Schnellverkehrsmittel, die Zugmaschine in der Land- 
a Frau Dr. M. Schirrmann, „Der Einfluß der Gase wirtschaft und im Güterverkehr, Der Lastkraftwagen im 
im Glas auf lichttechn. Fragen“. — Aussprache. \Wirtschaftsleben, insbesondere im Vergleich mit der 


rt. 14. IR. 1929, vorm. 9h, Kl. Sitzungsaal des österr. Eisenbahn), sowie zwei wichtige technische Probleme, 


Ing.- H: Arch.-Vereins, Eschenbachga9s° 9: Vorträge über welche im heutigen Kraftwagenbau an vorderster Stelle 


„Ra um beleuchtung. stehen, nämlich die 4-Rad-Bremse und, was den Elcktro- 

eg ` W. Arndt, „Neue Grundzüge der Beleuchtungs- techniker vor allem interessiert, die elektrische Ausrü- 
technik“. ä stung des heutigen Kraftwagens. 

o Ing- H. LingenfelserT, „Zur Messung und Beurtei- Dieser letztere Vortrag, von Dir. Dr. Rasbach, 
lung der räumlichen Beleuchtung“. Stuttgart, gehalten, zicht einen Vergleich zwischen 


Auskunft durch die Geschäftstelle: Berlin W 35, Pots- Magnet- un d Batteriez ündung, an Jland an- 


damer Str- 35—36. schaulicher Bilder und an Hand der Typen der Firma 


12350 


Bosch. Es wird darauf hingewiesen, daß beide Zündungs- 
arten gewisse Vorteile haben, daß die geeignete Zündung 
vor allen Dingen eine eigene Zentrale im Kraftwagen vor- 
stellen muß, die unabhängig von der Akkumulatorenbatterie 
bleibt. Die Batteriezündung hat bekanntlich den Vorteil, 
daß der Funken beim Anlassen und bei niedrigen Dreh- 
zahlen bedeutend kräftiger ist, und daß der Preis gerin- 
ger gehalten werden kann. Die Batteriezündung führt 
sich heute in Deutschland beim Kraftwagenbau immer 
mehr ein, nicht zuletzt dank der sauberen mechanischen 
Arbeit, mit welcher deutscherseits die hierfür erforder- 
lichen Teile und Geräte herge:tellt werden. 

Nachdem im Vortrag dann noch kurz auf die Strom 
und Spannung regulierenden Lichtmaschinen (Dynamos) 
eingegangen worden ist, wobei den letzteren aus verschie- 
denen Gründen, besonders aber wegen der erforderlichen 
gcringeren Kapazität der Batterie, der Vorzug gegeben 
wird, behandelt der Vortragende die neueren Untersuchun- 
gen bei der Kraftwagenbeleuchtung, insbeson- 
dere am Scheinwerfer. Infolge des bedeutenden Land- 
straßenverkehrs sind diese Fragen außerordentlich wich- 
tig geworden. Das häufige Abblenden vermindert die 
Fahrsicherheit, so daß neue Wege gegangen werden muß- 
ten, um Unglücksfälle zu vermeiden. 

Das Problem’ scheint grundsätzlich dadurch seine 
Lösung zu finden, daß das abhlendende Fahrzeug bei 
starker Verminderung seiner Fahrt sein Licht seitlich 
und vor den Wagen, auch nach unten, aussendet; erfah- 
rungszemäß wird hiervon das Auge in keiner Weise ge- 
blendet, und zwei auf diese Weise abgeblendete, ihre Um- 
gebung seitlich anleuchtende Fahrzeuge können schnell 
und mit Sicherheit auf der dunklen Landstraße weiter- 
fahren, weil alle Hindernisse zwischen den beiden Wagen 
sich deutlich vom halbbeleuchteten Hintergrund abheben. 
Mit Hilfe einer besonders konstruierten Lampe wird das 
Licht des Scheinwerfers nicht mehr völlig abgeblendet, son- 
dern statt parallel zur TL,andstraßenoberfläche nunmehr im 
schrägen Winkel nach vorn vor den Kraftwagen gewor- 
fen, wobei auch für gute Seitenaufhellung der Landstraße 
Sorge getragen wird. Das entgegenkommende Fahrzeug 
wird dadurch nicht mehr geblendet, vor allem kann es an 
der seitlichen Beleuchtung der Chaussee durch den ent- 
gegenkommenden Kraftwagen erkennen, ob zwischen ihm 
und dem anderen Fahrzeug Hindernisse im Wege sind. 
Bei dieser Gelegenheit sei noch auf die Erscheinung hin- 
gewiesen, daß bei Nebel die sicherste Wegbelcuchtung da- 
durch erfolgt, daß ein Scheinwerfer (z.B. der Sucher) 
schräg nach oben gerichtet wird. 

Nachdem der Vortragende kurz noch die verschiede- 
nen Anlassersysteme, die heute für die elektrische Kraft- 
wagenindustrie keine Probleme mehr bilden, und außer- 
dem die weitere elektrische Ausstattung des Kraftwagens, 
Fahrtrichtungsanzeiger, Scheibenwischer usw., behandelt 
hat, kommt er auf die Normungs- und Vereinheitlichungs- 
bestrebungen der deutschen Kraftfahr-Industrie zu 
spscchen. 

Es ist bekannt, daß die deutsche Automobilindustrie 
in ganz besonderer Weise sich rationalisieren konnte, was 
wohl am besten darin zum Ausdruck kommt, daß die Lei- 
stungsteigerung auf den Kopf der Belegschaft sich auf 
rd. 60% beläuft: dennoch sicht der Vortragende für die 
Zukunft noch sehr schwarz in bezug auf die Erfolge der 
Vereinheitlichung. Die Erfahrungen, welche die Firma 
Bosch in der Praxis gemacht hat, sind allerdings nicht er- 
mutigend: so z. B. mußte die Firma 154 verschiedene Ar- 
ten von Masnetzündern herstellen, während schätzungs- 
weise 9 Arten den ganzen Bedarf hätten decken können. 
Bei der verhältnismäßig einfachen Konstruktion einer 
Liehtmaschine wurden 28 verschiedene Ausführungen ver- 
langt, während 4 ausreichen sollten. Bei sonstigen Zünd- 
leitungen für Batteriezündung bringt die Firma 33 Aus- 
führungen, während 3 genügen müßten. 

Rasbach weist besonders darauf hin, daß die Forde- 
rung nach besonderer Ausführung nicht etwa aus kon- 
struktiven Notwendigkeiten heraus erfolgt, sondern ledig- 
lich aus Geschmackssründen. Eine solche besondere Aus- 


führung erfordert naturgemäß jedesmal wieder vollkom- : 


men neue Zubehörteile, Ersatzteile, Einbauvorschriften 
usw. Der Vortragende bezeichnet es daher als dringend er- 
wünscht, daß die Normung streng durchgeführt wird, da 
es möglich wäre, mit einer viel geringeren Zahl von Aus- 
führungen auszukommen, ohne daß deshalb die Kon- 
strukteure in ihrer konstruktiven Bewezungsfreiheit be- 
schränkt würden. 

Die Bedeutung der elektrischen Industrie für den 
Kraftwagen steigt immer mehr; zur Zeit sind die Fragen 
der rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge etwas in den 
Hintergrund getreten, ohne daß deshalb anzunehmen ist, 
daß der elektrische Antrieb nieht in Zukunft wieder eine 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 


22. August 19% 


erhöhte Bedeutung bekommen kann, wie es schon heute 
bei bestimmten Transport-Kraftfahrzeugen bereits der 
Fall ist. Dr. Thieme. 


KesselanlagenfürGroßkraftwerke. Betrach- 
tungen u. Richtlinien. Von Dr.-Ing. F. Münzinger. 
Mit 282 Abb. i. Text u. auf 2 Taf., 8 Zahlentaf., XII u. 
176 S. in 8°. VDI-Verlag G.m.b.H., Berlin 1928. Preis 
geb. 19 RM. 


Dem Andenken an Georg Klingenberg ist dieses 
Buch in Dankbarkeit und Ehrerbietung gewidmet. Der Ver- 
fasser behandelt darin die Errichtung der Kesselanlage de: 
Großkraftwerkes Klingenberg und die dabei gewonnenen 
Erkenntnisse für den Bau zukünftiger Großkesselanlagen. 
Was seinen ersten Hauptteil anbetrifft, so muß diesem 
Buch innerhalb unseres nicht gerade spärlichen techni- 
schen Schrifttums eine Sonderstellung eingeräumt werden: 
denn der Verfasser verzichtet bewußt darauf, lediglich 
eine Beschreibung der getroffenen Einrichtungen zu geben, 
sondern läßt den Leser die Entstehung einer Großkessel- 
anlage, von den Vorerwärungen an bis zur Montage, mit 
erleben. Die Darstellung besitzt dadurch einen besonderen 
praktischen Wert, welcher durch die Wiedergabe zahlrei- 
cher Konstruktionszeichnungen noch erhöht wird. Es ist 
erfreulich, feststellen zu können, daß der deutsche Kessel- 
bau heute den Vergleich mit dem amerikanischen nicht 
mehr zu scheuen braucht. Dieser Erfolg ist zu einem guten 
Teil dem Besteller zu verdanken, welcher sich trotz man- 
gelnder Erfahrungen dazu entschloß, eine so große Neu- 
anlage nur mit Kohlenstunb zu betreiben. Diese neuartigen 
Verhältnisse setzten voraus. daß den Werkstoffen größte 
Aufmerksamkeit geschenk! wurde. Die einzelnen Bauteile 
wurden deshalb einer gründlichen, z. T. mehrfachen Ab- 
nahmeprüfung unterworfen. Die dafür aufgzewendeten 
Kosten, die übrigens nur 03% des Preises eines vollstän- 
dig betricbsfertiren Kessels mit Saugzuganlage betragen, 
werden durch den Gewinn an Betriebsicherheit reichlich 
aufgewogen. Daneben wurden aber wertvolle Fingerzeise 
für die Materialherstellung und -bearbeitung gewonnen. 
Auch die feuerfesten Steine wurden außer im Laborato- 
rium in einem besonders dazu erbauten Versuchsofen ge- 
prüft. Der Ingenieur ist zu beneiden, dem die Mittel zur 
Verfügung stehen, daß er mit solcher Großzügigkeit zu 
Werke gehen kann. Ein weiterer wichtiger Abschnitt be- 
handelt die Montage, die oft als nebensächliche Begleit- 
erscheinung betrachtet wird. Der Unterschied in den Mon- 
tagekosten der Kessel ohne Einmauerunz in Höhe von 
rund 46% zeigt jedoch, daß auch diesem Bauabschnitt 
größte Beachtung geschenkt werden muß. An Hand eine: 
genauen Montageplanes unter Leitung eines anerkannten 
Fachmannes müssen möglichst alle durch irzenäwelche 
Ungeschicklichkeiten verursachten Kosten vermieden 
werden. 

Der zweite Hanptteil des Buches befaßt sich dann mit 
den beim Bau des Klingenbergwerkes gewonnenen Erfah- 
rungen für zukünftige Großanlagen. Der Verfasser weist 
einleitend darauf hin, daß er naturgemäß nur seiner sub- 
jektiven Ansicht Ausdruck geben kann. Sein Bestreben, in 
allen Fragen einen möglichst objektiven Standpunkt zu 
gewinnen, verdient jedoch Anerkennung. Auch sei nicht 
vergessen, daß es überhaupt nur im Bereich der Möglich- 
keit liegt, Richtlinien zu geben und kein Rezept: denn daz 
sind die Verhältniese in jedem Einzelfall zu sehr ver- 
schieden, 

Die Abschnitte „Analyse der Kesselkosten” und 
„Nutzen der Normung” geben den deutschen Keseelfirmen 
eine ganze Reihe wertvoller Hinweise für die Verminde- 
rung der Anlarekosten. Die Forschungen über die zulässi- 
gen Beanspruchungen der neuzeitlichen Werkstoffe mub 
sich auch der Kesselkonstrukteur zu Nutzen machen, um 
dadurch leicht und doch solide bauen zu können. Der Kes- 
selbau nimmt noch zu gerne Zuflucht zu übermäßigen 
Sicherheitszuschlägen. Auch bezüglich der Vereinheit- 
lichung der Kesselhauarten, wobei oft belangelose Patente 
und nicht selten eine Dosis Eigenbrötelei hemmend im 
Wege stehen, müssen unbedingt Fortschritte gemacht wer- 
den. Wie das Beispiel auf Seite 128/129 zeigt, kann der 
Besteller dabei ein wichtiges Wort mitreden. Weiterhin 
enthält der zweite Hauptteil Ausführungen über die An- 
ordnung von Kühlflächen und deren wärmetechnisehe 
Vorteile. So sehr man die hervorgehobenen Vorteile auch 
unterstreichen kann, so vermißt man doch einen stärkeren 
Hinweis auf deren Nachteil für die Zündung bei Verwen- 
dung gasarmer Brennstoffe und Teilbelastung der Feuerung 

Allzemein bedeutet die Kohlenstaubfeuerung mit ihrer 
großen Leistungsfähirkeit innerhalb einer Kesseleinheit 
und ihrer schnellen Anpassungsmöglichkeit an die jewei- 
lige Belastung einen wichtigen Fortschritt für den neuzeit- 
lichenKraftwerksbau. Das kostspielige Problem der Rauch- 
gasentstaubung und die Möglichkeit, die gleichen Brenn- 


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stoffe auch auf Rosten, also ohne Aufwendungen für Ver- 
nd Trocknung, verfeuern ZU können, führen aber 
zu einer Begrenzung ihrer Anwendung. Außerdem können 
die unumgänglich notwendigen Reserven für große essel- 
einheiten und die Schwierigkeiten bei Teillastbetrieb er- 
heblichen wirtschaftlichen Einfluß haben. achdem es in 
letzter Zeit dem Y.onen-Unterwind- Wanderrost weiterhin 
gelungen ist, wesentliche Fortschritte in bezug auf Steige- 
rung der Rostleistung und Aufnahme von Belastungs- 
chen, dürfte seine Wettbewerbsfähig- 
keit heute bis Zu Kesselgrößen von 1200 m? reichen. 
diesen Umständen ist die Frage, ob nicht doch kleinere 
Einheiten mit mechanischen Rosten aus wirtschaftlichen 
i ind, der sorgfältigen Nachprüfung 
wert. Dabei soll keineswegs vergessen werden, daß auc 
die Kohlenstaubfeuerung noch nicht am Ende ihrer Ent- 
wicklung angelangt ist. 
Zusammenfassend muß dem vorliegenden Werk, das 
auch drucktechnisch vorbildlich ausgeführt ist, volle An- 
erkennung gezollt werden. Man wird es bei der Projektie- 


rung kommender Großkesselanlagen mit Nutzen zu Rate 
ziehen. Dipl H. Presser. 


Tchow-Foarster,Hilfebuch Eor paf Schiff- 

bau. 5. Aufl. neubearbeitet in Gemeinschaft v. mehr. 

Fachgen. von Dr.-Ing. PR, ä ; 
mit 688 Textabb. XIX u. 990 5., Bd. 2 mit 56 Taf. V u. 
55 S. in 8°. Verlag Julius Springer, Berlin 1928. Preis 
für beide Bände zus. geb. 88 M. 

Das wohl von allen Schiffbaukonstrukteuren bereits 
als unentbehrliches Gebrauchsbuch betrachtete Nach- 
schlagewerk von Johow, Hilfsbuch für den Schiffbau, ist 
jetzt in 5 Auflage wieder neu erschienen, bei der erst- 
malig der Ac D. 
Foerster, auc l 

Die bei der 1920 erschienenen 4. Auflage durchge- 
führte Neugliederung, die d Gruppie- 
rung des Stoffes eine erheblich bessere Übersicht erzielte, 
ist auch bei der neuen Auflage beibehalten und noch 
weiter durchgeführt worden, so da die früheren zehn 
Abschnitte jetzt auf acht beschränkt sind. 

Der bisherige erste Abschnitt über Zahlenmaterial 
findet sich in „Berechnungs- 
material“ unter Streichung aller in anderen Vorschriften 
enthaltenen Tabellen und Angaben im „weiten Bande wieder. 


Dem bereits in der vorigen Auflage berücksichtigten 
Einfluß der wirtschaftlichen und betriebstechnischen Fak- 
toren auf den Entwurf ist in der Neuauflage noch wesent- 
lich mehr Rechnung getragen worden, indem durch Ein- 
fügung eines Abschnittes über die Bearbeitung von 
Kostenanschlägen der besondere Wert derjenigen ragen 
betont wurde, die mit Abschlußkontrakten von Neubauten 
zusammenhängen. Daneben sin die neuere Entwicklung 
von Schiffstypen und Schiffsformen j ä 
K onstruktions- und Betriebsunterlagen weitestgehend be- 
riieksichtigt worden. 

Eine besonders umfangreiche Neubearbeitung hat in 
dem Abschnitt „Fortbewegung der Schiffe“ die Modell- 
versuchstechnik auf Grund der neuesten ForschungserT- 
gebnisse gefunden und ist in richtiger Erkenntnis der 
Wichtigkeit dieses Arbeitsgebietes für den schaffenden 
Ingenieur weit ausführlicher behandelt worden. 


YIervorgehoben ZU werden verdient die Neubearbei- 
tung der Ausführungen über das aerodynamische Gebiet so- 
wohl in diesem Abschnitt als auch in dem nächsten über die 
„Stabilität der Schiffe, der im übrigen gleichfalls weiter 
ergänzt und durch Einfügung anderer Berecehnungsver- 
fahren erweitert worden ist. Auch der folgende Abschnitt 
„Festigkeit der Schiffe” ist umgearbeitet und den neuen 
Anschauungen in der Festigkeitslehre über die Material- 
eigenschaften bei Schiffsneubauten angepaßt worden, Wo- 
der Abschnitt über Schiffschwingungen seiner Be- 
deutung für den Fahrgastverkehr entsprechend ausführ- 
licher als bisher behandelt ist; aber auch für den Fracht- 
verkehr ist in dem Unterabschnitt „Ladung und Be- 
satzung" den heutigen Anschauungen hinsichtlich Berech- 
nung u nd Anordnung des Ladegeschirrs Rechnung getragen. 
Daß die Angaben über Kriegschiffstechnik der Neuzeit 
aß ıımgearbeitet sind, sei gleichfalls erwähnt. Eine 
ndige Abhandlung über den Kriegschiffbau vorzu- 
sehen. 128 nicht in der Absicht der Herausgeber; es kam 
lich. darauf an, die Gesichtspunkte hervorzuheben, 


rseefahrzeuge‘ nach den neuen Erkenntnissen und 
schen Grundsätzen ergänzt und geändert worden. 


Da der in der 4. Auflage erstmalig aufgenommene 


Abschnitt über „Eisenbeton-Schiffbau“ in der 5. Auflage 


wieder fehlt, mag der in ichtlich inter- 
essierte Leser vermissen; bei der allgemeinen Ablehnung 
dieses Baustoffes 1n der heutigen Zeit ist es aber zu be- 
grüßen, daß die Herausgeber zugunsten anderer wichti- 
ger Erweiterungen des Buches auf diesen Abschnitt ver- 
zichtet haben. 

Ganz besonders anerkennend erwähnt zu werden, ver- 
dient die sehr ausführliche und stark erweiterte „DamM- 
Jung von Konstruktionsmaterial” i i ande, die 
wieder mit Unterstützung von fachlichen und industriellen 
Kreisen eine vollständige Übersicht der neuesten Ent- 
würfe in vollendeter Wiedergabe enthält, sowie eine be- 
deutend erweiterte Liste über ausgeführte Handels- und 
Kriegschiffe mit ausführlichen konstruktiven und an- 


Fine allgemeine Kritik zu üben, dürfte nicht ange- 
bracht sein; denn Was in diesen Zwei Bänden von Sonder- 
fachleuten niedergelegt ist, kann nicht von einem Einzel- 


Es darf aber dankbar anerkannt werden, daß gich 
der Herausgeber und seine Mitarbeiter durch die Neu- 
bearbeitung des Werkes wieder ein großes Verdienst er- 
worben haben. und es wäre 7U wünschen, daß sich die 
Neuauflage auch über den engeren Kreis der Fach- 
inaus besonders bei der Schiffbau studierenden 
! j f dem Gebiete ihres i 
kaum ein Buch in gleicher Ausführlichkeit und Reichhal- 
tigkeit zur Verfügung stehen dürfte, bald viele neue 


Freunde erwerben möchte. | 
Die buchtechnische Ausführun ist im Druck und in 


der Klarheit der Abbildungen wie immer beim Verlag 
Springer mustergültig. Fuhrmann. 


Lehrbuch der praktischen Physik. Von F. 
Kohlrausch. 


W. Rothe 1 S 

eisen, L. Holborn t, K. Scheel u. O. Schön- 

rock. Mit 395 Textabb., XXX u. 832 S. in 8°. Verlag 
von B. G. Teubner, Leipzig u. Berlin 1927. 
oa RM, geb. 26 RM. 

Das bekannte Lehrbuch von Kohlrausch liegt jetzt 
in der 15. Auflage vor, die nach dem Tode von Holborn 
von Grüneisen und Scheel besorgt worden ist. Eine Emp: 
fehlung braucht dem Werk, das seit langem zum unent- 
behrlichen Besitz für jeden Physiker und für jeden, der 
physikalische Messungen auszuführen hat, gehört, nicht 
mehr mitgegeben ZU werden. Die Namen der Heraus- 
geber bürzen dafür, daß die neue Auflage allen Fortschrit- 


Ionen und Flektronen, Röntgenstrahlen, Radio- 
aktivität und einige Teile der Optik beträchtlich erwei- 
Bei der bereits in den früheren Auflagen 
benutzten kurzen und knappen Form der Darstellung hat 
des Inhalts notwendig auch eine Er- 
weiterung des Umfanges zur Folge gehabt. Mit seinen 
832 Seiten wächst das Werk jetzt bald über den Umfang 
eines Bandes hinaus leider eine unvermeidliche Folge der 


fortdauernden Ausbildung der physikalischen Meßtechnik. 
Bauer. 


MeyersdLex ikon. 7. Aufl. i. vollst. neuer Bearb. Mit 

etwa 5000 Textabb. u. über 1000 Taf., Karten U. Textbeil. 

Bd. 8: Marut—Oncidium. Mit zahlr. Abb., Taf. u. 16585. 
in gr. 8°. Verlag Bibliographisches Institut, Leipzig 
1928. Preis geb. 30 RM. 

Meyers Lexikon hnt es sich im vorliegenden 8. Band 
wieder besonders angelegen sein lassen, auch dem Laien 
klare Einblicke selbst in schwierige naturwissenschaftlich- 
technische Gebiete zu geben. Unter den Stichworten „Ma- 
«chine“, „Maße, ‚Metallbearbeitung”, „Mühlen“, „Münz- 
wesen”, „Normung“ z. B. findet man auf alle möglichen 
diese Gebiete betreffenden Fragen eine knappe und doch 
verständliche Antwort. Das Streben nach größter An- 
sehaulichkeit der Darstellung wird besonders auf techni- 
schem Gebiet durch die zahlreichen Tafeln und illustrier- 
ten Textbeilagen wertvoll unterstützt. Wenn man unter 
dem Stichwort „Mast“ den elektrischen Leitungsmast ver- 
mißt und bei „ DI” die heute gebräuchliche Abkürzunz 
DNA vergeblich sucht, So sind das unerhebliche Mängel; 
notwendig aber erscheint es, das Meterkilogramm nicht als 
eine Leistung, sondern als Arbeit zu definieren. Auch 
empfiehlt es sich, die Zeiteinheit nicht mit „sek“, sondern 

i “ abzukürzen. Wertvoll sind biographi- 
ie z.B. über Oskar v. Miller, Nernst. 
Newton gegeben werden. Der Band liefert wieder einmal 
den Beweis, daß der „Meyer“ mit seinen zahlreichen tech- 
nischen Beiträgen. nach wie vor bis in die Bedürfnisse 
der Fachkreise hineinreicht. W. Kraska 


am 


1252 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34 


22. August 1929 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


A. G. Brown Boveri & Cie., Baden Schweiz)!. — Im 
Geschäftsjahr 1928/29 ist das Gewicht der von den Betrieben 
Baden und Münchenstein abgelieferten Erzeugnisse von b50 
auf rd. 70 t/Arbeitstag gestiegen, welche Ziffer die allein 
1373 t wiegende außergewöhnlich große Dampfturbinen- 
gruppe für die Zentrale Hellgate, New York, einschließt. 
Hierzu bemerkt der Vorstand, daß die erhebliche Verbesse- 
rung des Ausbringens mindestens hinsichtlich der Schnellig- 
keit der Lieferungen im Großmaschinenbau noch nicht als 
Grenze angesehen werden dürfe. Das hänge hauptsächlich 
damit zusammen, daß die Gesellschaft in ihren halbländ- 
lichen Verhältnissen in der Anwendung des Zwei- und 
Dreischichtenbetriebs stark eingeschränkt sei. Um so un- 
verständlicher erscheine es, daß immer wieder Arbeiter- 


crganisationen gegen die 52-Stunden-Woche — BRC haben 
von ihr während des Berichtsjahres für höchstens 50 % der 
Arbeiterschaft Gebrauch gemacht — Sturm liefen, diesen 


bescheidenen Ausgleich, der gegen die größere Freiheit und 
Beweglichkeit der ausländischen Konkurrenz in Verlänge- 
rung der normalen Arbeitszeit gegeben sei. Es liege doch 
auf der Hand, daß eine solche Einrichtung auch mehr den 
Interessen der Arbeiterschaft entspräche als eine iibermäßige 
Erweiterung, die bei jedem Nachlassen der Beschäftigung 
zu Entlassungen führen müsse. Die Preise der Erzengnisse 
scien immer noch ungenügend, besonders für die schweren 
Risiken des Großmaschinenbanues, der mit seinen rapid wach- 
senden Leistungen und Dimensionen enorme Kosten für 
Neueinrichtungen und wissenschaftlicheForschung verursache. 
Die mehrfach erwogene Trennung des Unternehmens in eine 
Tabrikations- und eine Finanzgesellschaft hat zur Umge- 
staltung der Flektrizitäts-Gesellschaft Alioth A.G. in eine 
reine Holdinggesellschaft unter der Firma Holding 
Brown, Boveri & Cie. A.G., Basel, geführt. 

Die Produktion der Turbinenfabrik ist, wie er- 
wartet, gestiegen, ihre Lieferungsumme hat sich gegen das 
Vorjahr um mehr als 50% erhöht. Der größte Teil der Tur- 
binen gehörte dem Mehrzylindertyp an, und unter den im 
Bericht besonders genannten Anlagen dieser Art von zu- 
sammen 340 000 kW steht die schon erwähnte Hellgate-Ma- 
schine mit 160 000 kW bei weitem an erster Stelle. Sie ist 
seit Januar 1929 in Betrieb und hat sich als zuverlässige 
Konstruktion erwiesen. Die Dampfturbinenabteilung war 
das ganze Jahr über sehr stark beschäftigt, u. a. mit einem 
Turbokompressor für eine Kälteanlage von 1,5 Mill cal, 
welchem Typ damit ein vielversprechendes Anwendungs- 
gebiet eröffnet wird, das bisher vollständig dem Kolben- 
kompressor gehörte. Im Bau von Großmaschinen 
und Transformatoren hat die Tendenz zur Konzen- 
trierung immer größerer Leistungen in einer Einheit ange- 
halten, und in Auswirkung dieser Entwicklung erhielt die 
Gesellschaft den Auftrag auf einen Turbogenerator mit An- 
triebsturbine fiir 45 000 kVA und 3000 U/min, den der Vor- 
stand als die hente wohl größte zweipolige Maschine dieser 
Art für die genannte Umdrehungszahl bezeichnet mit dem 
Zusatz, daß Maschinen solcher Drehzahl von erheblich 
größerer Leistung im Bereich der Möglichkeit lägen. Unter 
den Großgeneratoren fürhydroelektrische Zen- 
tralen werden besonders die vier Drehstromerzeuger (je 
32500 kVA, 75 U/min, 550t) für das im Bau befindliche 
Rheinkraftwerk Ryburg-Schwörstadt genannt. Auch einige 
bedienungslose Generatorenanlagen nach den beiden Sy- 
stemen mit generator- und turbinenseitigem Anlauf sind be- 
stellt worden. Auf Grund intensiver Studien ist es der Ge- 
sellschaft gelungen, durch eine neuartige Ausführung der 
Oberspannungswicklungen die Abmessungen von Großtrans- 
formatoren für hohe und höchste Spannung und damit deren 
Gewicht erheblich zu verringern. Besonderer Nachfrage er- 
freute sich die Transformatorenbauart mit phasenweise an- 
gebautem Stufenschalter und unter Öl liegenden Stufen- 
kontakten. Die beiden größten bis jetzt innerhalb des Kon- 
zerns hergestellten Transformatoren von je 65 000 kVA hat 
der Tecnomasio Italiano Brown Boveri für das städtische 
Flektrizitätswerk Mailand zu liefern. Unter den normalen, 
den Bedürfnissen des Marktes angepaßten Erzeugnissen des 
bis zur äußersten Leistungsfähigkeit der Fabrik gesteigerten 
Apparatebaues begegnen die Schaltkasten mit Paket- 
wärmeauslösern dem größten Interesse. Daneben wurden 
u. a. Stufenschalter mit elektroservomotorischem Antrieb für 
Transformatoren geschaffen. Sodann hat die Gesellschaft im 
Berichtsjahr die erste Ölschaltergruppe für 220kV Nenn- 
spannung vollendet. Unter den Aufträgen für Gleich- 
richter wird der einer australischen Balhngesellschaft auf 


! Vgl. ETZ. (om 8. 1316. 


13 Gruppen zu je 1500 kW und 1500 V hervorgehoben. Auch 
für die elektrochemische Industrie gewinnt der Gleichrichter 
zusehends an Bedeutung, und beachtlich ist ferner die Her- 
stellung eines solchen Apparates (12500 V) für Zwecke der 
drahtlosen Telegraphie. Trotz außerordentlich starker Nach- 
frage sind die Preise für Elektromotoren auf einem 
derart tiefen Niveau angelangt, daß nicht einmal eine aufs 
äußerste verfeinerte, nach neusten Erfahrungen moderner 
Massenerzeugung aufgebaute Fabrikation mehr vor wirk- 
lichen Verlusten zu schützen vermag. Diese läßt sich nur 
aufrecht erhalten, wenn sie von den vielen Wünschen nach 
Neuerungen und Spezialausführungen verschont bleibt, die 
auf diesem Gebiet geradezu saisonmäßig erscheinen, und von 
denen die wenigsten in der Richtung einer gesunden tech- 
nisch-wirtschaftlichen Fortentwicklung liegen. Der in größe- 
rem Maß endlich auch in Europa Eingang findende elek- 
trischeSchiffsantrieb verspricht, ein wichtiges Ar- 
beisfeld zu werden. Durch die Erwerbung der Ausführungs- 
rechte auf Elektroöfen nach der in den VB Amerika 
verbreiteten Bauart der George J. Hagan Co., Pittsburg, hat 
die Berichterstatterin ihre Position auf diesem Gebiet wesent- 
lich erweitert. Blankglühöfen werden mit Einsatztöpfen Sy- 
stem Grünewald gebaut, womit die zur Vermeidung der Ober- 
flächenoxydation notwendig gewesene lästige Verbindung des 
Glühofens mit einem Gaserzeuger vermieden worden iet. 
Trotz des Abschlusses der ersten Elektrisierungsperiode der 
Bundesbahnen haben BBC doch noch die elektrischen Aus- 
rüstungen für 7 Schnellzuglokomotiven bestellt erhalten; 
außerdem waren sie für die SBB mit der Lieferung von Ap- 
paraten für Vorheizungsanlagen usw. beschäftigt. Schließ- 
lich weist der Bericht auf eine Reihe von Auslandsaufträgen 
und auf die intensive Arbeit der Forschungsabteilungen und 
Laboratorien hin. denen sich demnächst eine Hochleistungs- 
prüfanlage für Ölschalter angliedern wird. 

Aus den Mitteilungen über die Beteiligungen er- 
gibt sich, daß die weitere Besserung der industriellen Ver- 
hältnisse in Frankreich die Geschäftslage der Compag- 
nie Electro-M&6canique, Paris, günstig beeinflußt 
hat. Diese verteilte 9% Dividende gegen 7% i. V. Auf 
dem italienischen Markt hat sich der starke Preisdruck durch 
in- und ausländische Konkurrenz weiter verschärft und den 
TeenomasioltalianoBrownBoveri, Mai- 


` land, der Mitte November 1928 sein 25jähriges Jubiläum be 


gehen konnte, gezwungen, die Dividende von 10 auf 7% 
herabzusetzen. Bei der Aktieselskabet Norsk 
Elektrisk & Brown Boveri, Oslo, ist das Berichts- 
jahr ohne Arbeitskonflikte verlaufen und erstmalig wieder 
eine Dividende von 4% verteilt worden. Die „Micafil“ A.G., 
Altstetten, hat wieder 8% Dividende ausgeschüttet. Wesent- 
liche Erhöhungen gegen das Vorjahr weisen Umsatz und 
Erträgnisse der Österreichischen Brown Boveri- 
Werke A.G., Wien, aus, so daß die Dividende von 12 auf 
14% gesteigert werden konnte. Unterstützt durch zweck- 
mäßige Erweiterung der Hauptfabrik Zychlin, vermochten 
die Polnischen Elektrizitätswerke Brown 
Boveri A.G., Warschau, den Umsatz weiter zu steigern; 
wenn trotzdem keine Dividende gezahlt wurde, so ist dieses 
hauptsächlich der infolge der Geldknappheit hohen Zinsbela- 
stung zuzuschreiben. Die American Brown Boveri 
Electric Corp., Camden, N. J., hat 1928 mit 612216 $ 
ein um 560 422 $ höheres Nettoerträgnis als 1927 erzielt, die 
Schiffbauabteilung zu einer subsidiären Gesellschaft gemacht, 
die Moloney Electric Co. verkauft, dagegen die Einrichtung 
der Transformatorenabteilung einer anderen Firma übernom- 
men und deren Herstellung in die Werkstätte von Camden 
verlegt. Außerdem wurden die Aktien der Scintilla Magneto 
Co. vorteilhaft abgestoßen. Von der Condit Electrical Manu- 
facturing Corp. wird auch für 1929 ein gutes Resultat er- 
wartet. 

Der BBC-Fabrikationsgewinn betrug 11178008 Fr 
(10 782 714 i. V.) und die Einnahme aus Miete, Zinsen, Be 
teiligungen usw. 2 974 672 Fr (2 574 406 i. V.). Bei 5 308 606 
Mill Fr Reingewinn (4 774 973 i. V.) sollen auf 39,2 Mill Fr 
Aktienkapital 9% Dividende gezahlt werden (8 % i.V.). 


Berichtigung. 


Herr Postrat Hahn bittet uns, darauf hinzuweisen, 
daß seine Arbeit „Drahtloses Gegensprechen‘ 
(ETZ 1929, S. 1019) nach einem von ihm am 22. I. d. J. im 
EV gehaltenen Vortrag abgefaßt ist. 


Abschluß des Heftes: 17. August 1929. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expl. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Ze h m e in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 
Im Buchhandel durch Jullus Springer, Berlin W 9. 


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AKTIENGESELLSCHAFT, BERLIN-STEGLITZ, SIEMENS-STRASSE 27 


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halt: Stübler, Stromversorgungsanlagen der Dt. Reichspost 1253 P,T.R. i. J, 1928 1276 — Durchschlagfestigk. u. dielektr. Verluste v. Porzellan 
e mich, Stromteller in Sechsphasen-Gleichrichteranl, 1257 — Wit- u. Hartpapier 1277 — Überschlagverzögerung aw Isolatoren — Sächs. Dampf- 
fermaschen v, städt. Drehstrom-Niederspannungsnetzem 1262 — Falk, kessel-Überwachungs-Verein, Chemnitz 1278 — Umstell, d norweg. Stickstoff- 
Bspann, u. Spannungsabfall in Dreiwickl.-Transf., Stromverteil. in industrie — Briefmarke z. goldenen Jubiläum d. Edison-Glühlampe — Vereinig. 
W eschalt. Wicklungszweigen 1265 — Wanderausstellung „Technik im polizeil, zugelass. techn. Sachverständ. E. V. 1279 — Neue Normbl. d DNA 1280 
269, — Das Gesetz über den Weltfunkvertrag 1270, — Energiewirtschaft 1280 — Sitzungskalender 180 — Per- 
Itdschau : Der Verbundbetrieb der Southeastern Power & Light Co sönliches 1280 — Literatur: A, Güntherschulze, J. H. Morecroft, 
Ce ' Theorie d. Drehstrommotors m. Doppelkäfiganker — Fliehkraft- J. Wallot, R. Wagner, Verein dt. Eisenhüttenleute u. Dt. Verb. f. d. Material. 
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, des Pernleitungsnetzes für den Fernsprechverkehr 1275 — Tätigkeit der 


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29. AUGUST 1929 


II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


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(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
und des Verbandes Deutscher 


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Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W- Kraska — Im B 


Berlin, 29. August 1929 


inger, Berlin W9 


Heft 35 


Organ des 
Sehriftleitung: E. C. Zehm®, 


agen der Deutschen Reichspost". 


Eli Die Stromversorgungsanl 
W Von Dipl.-Ing. Stüber, Postdirektor im Reichspostzentralamt, Berlin. 
ht. Die Betriebserfordernisse der Verkebrs- auf 10h reduzierten Tagesbedarf entspricht. Der Berech- 
i tromquellen nung für die Größe der Batterie wird für das espräch bei 
op mAh und bei Selbstanschluß- (SA-) Ämtern 
r dem ermittel- 


amter werden kurz geschildert. ie Sekundärs 
den üblichen Handämtern 
was auch ungefäh 


V in Verbindung mit ihren Ladevorrichtungen, 
»„  ruhenden und umlaufenden Netzumformern, werden in ihrem 35 mAh zugrunde gelegt, 
t besonderer Berücksichtigung ten Wert der ausländischen SA-Ämter entspricht. Für kleine 
SA-Ämter, 808. Landzentralen, Se höchstens 50 Teilneh- 


Aufbau, ihrer Schaltung, mi 
‚der Pufferschaltung und in ihrer Betriebsweise für den 


Fernsprech- und Telegraph 
Im letzten Abschnitt werden die im : 
len mit Großoberflächenplatten. Bei 
j fä ezustand gehalten. 


Ämtern beschrieben. 
Telegraphen- und Funkbetrieb für die ver- 


mern wird neuerdings nut noc 


Fernsprech-, 
+40, #60... £ 200 V als Telegrap 


handelt. 
Einleitung. t40, TV — 
nen Sammlertypen aus 20 V-Grupp 


die an die Stromversorgungsanlagen jede beliebige Spannu 

Telegraphen- UN unk- 

rschiedenartig, daß diese A A 
Schaltung und in ihrer 7% 


schiedenartigen Zwecke gebrauchten Spezialmaschinen be- 
T'elegraphenbetrieb werden die OP 
henlinienbatterien mit klei- 


Die Forderungen, 
der DRP für den Fernsprech-, 
betrieb gestellt werden, sind so ve 


en gebildet, die sich au 
ngstufe ohne Unterbrechung schalten 


in ihrer Ausführungs orm, in ihrer 
Betriebsweise VON der normaler Stromversorgungsanlagen 1⁄0 
zum Teil wesentlich abweichen. ls gemeinsame Richtlinie 7% 520 
| für alle Anlagen gilt folgendes: Gleichmäßigkeit des Stro- 120 480 
mes und der Spannung © ne Rücksicht auf Belastungs- 1m SSES 40 
, schwankungen, möglichst hohe Wirtschaftlichkeit und da 10 Sa CE e 
bei auch höchste Betriebsicherheit, die auch u. U. a a = CTT TTT Le 
Kosten des Wirkungsgrades erkauft werden muß. In der je ri LNY TRIR CTT LI le 
Entwicklung der a ersorgungsanlagen wird als augen- S KEE Leite N gen, CT LL La 
blickliches Ziel, wie auch bei andern technischen Betriebs- HCH N SIT II! 200 
zweigen der DRP, eine möglichst selbsttätige Betriebsweise CTT MIN - INL E LL 200 
unter möglichster Vereinfachung und Verkleinerung der HAR TNN SR 
Anlagen angestrebt, um weitestgehend die menschliche rk NET ECH NERNET 
Arbeitskraft auszuschalten. S ALUN | Zemmer 
ST | = 
1 Primär- und Sekundärelemente. 2 AEREI ” 
Däi Bei Gre Weg Be de en Ze 5 v 5 éi ah 
| naturgemäß die tromversorgungsan agen der . QA- 
immer mehr nur noch Umformeranlagen, d. h. eine Primär- SE Stromverbrauch bei BA-Ämtern. 
mmt beinahe NUT Jassen, um die Entladung der verschiedenen stark belasteten 
zugleichen. Außerdem werden im Ferndrucker- 


erzeugung_ des elektrischen Stromes ko 
noch bei Netzersatzanlagen in Fr: zw. an Stellen, WO Gruppen aus 
chtige Betriebe handelt. Pri- betrieb ausschließlich Sammler 2X 12 


oder 2 X14 V mit 
ladung verwendet, deren 


es sich um besonders lebensw! 
märelemente werden beinahe nur noch als Trocken- Masseplatten für langsame Ent 
d. elemente (Zink—Kobhle) 1m OB-Fernsprechbetrisa für o Geer aus dem Stromverbrauch von T 8 mAh/Tele- 
hlußzeichen, Ce! gramm bestimmt. Die Antriebsmotoren werden aus dem 
aus einer vorhandenen Zentral- 


krophonspeisunß, Betätigung er 
det. Im Telegraphen- Netz oder auch teilweise 
i i Nebenstellenanlagen mit ununter- 


Wecker und als Prüfbatterien verwen i 
zum Teil noch nasse batterie angetrieben. Bei 
t schwachen strömen werden 


eben- 


: betrieb werden Primärelemente, auch 
rege (Zink Ko Blei—Kupfer) für Klopfer, Farbschrei-  prochener Ladung Ge 
ee Orisbatterie ist az > falls positive (roßoberflächenplatten verwendet, die lange 
Zeit einer Dauerladung widerstehen. Masseplatten werden 
nur dort verwendet, WO es auf geringes Gewicht ankommt 
werden, also für 


] braucht. 
hwache Ströme entnommen 


In weit aus 
elemente, U. ZW. 


n Sekundär- 
und nur SC 


gedehnterem Maße werde 
Im Fern- tragbare Sammler, Sammler fü 


Bleisammler verwendet. 
n bezug auf Höhe der und Gitterbatterien. 


iir Elektrokarren, Anoden- 


Zentralbatterie (ZB) die 


sprechbetrieb wird ‚bekanntlich i 
Spannung | der Zentralbatterie unterschieden zwischen Damit bei d Puff H 
Handämtern mit 24 V und Selbstanschlußämtern mi Betri amit bei der =X erung der . 
o erden 2. T. noch etriebspannun& nicht unzulässig hoch ansteigt, werden 
sog. (jegenzellen eingeschaltet. Die Spannung solcher 
ab auf 1% und steigt im 


(57...62 V). Bei Schnellverkehrsämtern w i 
q- gebraucht. Die großen Zellen ist normal 2, V, sinkt 


beide Spannungen 24 un 
gerüstet, die früher Maximum auf 31⁄4 V. Die 


Amter werden mit zwei Batterien aus? 
ausschließlich für reinen Lade- und Entladebetrieb, seit S g 
ten GroßoberflächenP À 


einigen Jahren jedoch mit einer besonderen Schaltung auch 4 
Die Größe der Batte- Schwefelsäure: Ihre 
Stromdichte nicht zu groß wird, 


für Pufferbetrieb' eingerichtet sind. 
iebsweise wesentlich verringert A x $ 
dem sle eingeschaltet sind, un 
j he der Betriebszellen. Die 


Letz, zugrund legt wird i SE 
e grunde gelegt wiro, daß beide Batte- beträgt das 1- bis 1%fac 


rien zusammen Da Ge 10 J ann zwei DEN des Tages- werden wege 
ststromstä b d i | B 

ärke abgeben können, die dem gedeckt. Ihr Einschaltung erfolgt über 

schalter oder Hebelschalter” 


Die Schaltung der Gegenzellen nach 


hen Verein (Fachsitzung für 
Bd. 16, 8. 359. 


e Së Nach einem im Elektrotechnise 

e ro-Maschinenbau (EVMD am 19. TIL 1929 gehaltenen Vortrag. 

a ven. P. R. Loos. Pufferbetrieb, Tel- und Fernspr.-Techn. Bd. 16, ı p.R.Loo g 

i , & Halske, Tel. un ‘Fernspr.-Techn- 


ter Dauerladung steh 


n der Hauergasentwicklung 
g b Einfachzellen- 
mit Vorkontakt und Ü 


Zelle besteht aus nicht formier- 
den in verdünnter 


bemessen, daß die 
da diese Zellen, während- 


en; sie 
Zellen 
Öl ab- 


Siemens 


1254 


gangswiderstände. Der Einbau von Gegenzellen hat sich 
in betrieblicher Hinsicht vorteilhafter erwiesen, als wenn 
normale Schaltzellen verwendet werden, auf deren Lade- 
zustand besonders geachtet werden muß, und auf die es 
sehr ankommt, wenn das Netz versagt oder sonst eine Stö- 
rung vorliegt. Auch die Bedienung und Wartung solcher 
Gregenzellen ist wesentlich einfacher. 


Ladeeinrichtungen. 


. Die erforderliche Spannung wird normalerweise aus 
dem Starkstromnetz durch umlaufende oder ruhende Um- 
former unter gleichzeitiger Beachtung größter Betriebs- 
sicherheit erzeugt. Die Ladespannung der ZB bei Fern- 
ämtern und den an Zahl immer weniger werdenden Fern- 


Zur Zu den 
+” Bofterie-| | | Telegr 
Rufmaschind, | à / ën 


To of’ 
2j lo „2' X 
wel [23% z E Zellenschalter 
Soj led, INN eh de 
6l 6 Zelen cb 12Zelen 
cÙ E Gegenzellen 


Abb. 2. Pufferschaltung 
mit Maschinen bei einem 
SA-Amt. 


sprechhandämtern beträgt 24..35 V. Beim Pufferbetrieb 
werden zwei Gegenzellen in die Entladeleitung eingeschal- 
tet. Die Spannung der ZB der Ortsfernsprechämter mit 
selbsttätigem Betrieb beträgt 60 V und bei längerer Zulei- 
tung zum Amt 62 V, die entsprechenden Ladeeinrichtungen 
müssen demnach von 60...89V regelbar sein. Im Puffer- 


Abb. 3. Maschinenraum eines großen Amtes. 


betrieb werden dann einzeln schaltbar drei Giegenzellen in 
die Betriebsleitung eingeschleift. Die Spannung der Heiz- 
batterien bei Verstärkerämtern beträgt 12 V und die Lade- 
maschinen sind dafür regelbar bis 17V. 

Werden zur Ladung Maschinen gewählt, so 
müssen die Generatoren für Pufferbetrieb praktisch ober- 
schwingungsfrei ausgeführt sein, d.h. mit geschränkten 
Nuten, größerem Luftspalt, großer Nut- und vor allem gro- 
ber Lamellenunterteilung am Kommutator und mit mehrere 
Lamellen überdeckenden Bürsten. Die Pufferschaltung 
(Abb.2) besteht aus getrennten Lade- und Entladeleistungen, 
um eine Störwirkung durch den gemeinsamen Widerstand 
der Ladeleitung auf die Betriebsleitung auszuschalten. Als 
Generatoren werden Nebenschlußmaschinen mit Wende- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


29. August 1929 


polen und Selbsterregung aufgestellt, um sie auch bei Um- 
stellunz eines Netzes von Gleichstrom auf Drehstrom 
weiterverwenden zu können. Aus demselben Grunde 
sind die Drehzahlen den der Drehstrommotoren angepaßt. 
Sie werden zur Verringerung der akustischen Geräusche, 
weil die Ämter meist in dicht bewohnten Stadtteilen sich 
befinden, und zwecks höherer Lebensdauer mit möglichst 
niedrigen Drehzahlen gewählt. Bei der Aufstellung in 
höheren Stockwerken werden die Umformer stets auf 
Schwingungsdämpfer gesetzt. Immer werden mindestens 
zwei gleich große Maschinen aufgestellt, die so bemessen 
sind, daß sie bei Normallast im Pufferbetrieb 3% ...% be- 
lastet sind, und daß eine Maschine in 12 h oder beide Ma- 
schinen parallel in 6...7 h eine Batterie aufzuladen im- 
stande sind. Die Batterien müssen neben dem Puffer- 
betrieb auch auf reine Ladung geschaltet werden können, 
weil der Pufferbetrieb oft nicht gleich bei Inbetriebnahme 
aufgenommen zu werden braucht und bei der wöchent- 
lichen oder vierzehntägigen Sicherheitsladung die eine 
Batterie unmittelbar auf Ladung geschaltet wird, während 
de andere auf Betrieb geschaltet ist. Als Antriebsmotoren 
werden normale Gleich- oder Drehstrommotoren mit 
Schleifring- oder Kurzschlußläufer verwendet. Die Mo- 
toren werden durch Nullstrom-Selbstschalter in bekannter 
Weise beim Ausbleiben der Netzspannung abgeschaltet, 
bei Drehstrom mit zweiphasigem Ausschalter, während in 
die Generatorleitungen Rückstrom-Selbstschalter einge- 
baut sind, damit bei Abschaltung der Motoren vom Netz 
nicht die Generatoren aus der Batterie angetrieben werden. 


Bei Wechselstromnetzen werden fast nur noch ru- 
hende Umformer für Ladezwecke aufgestellt. Große 
Ämter erhalten bei dreiphasigem Wechselstrom-Netz- 
anschluß jetzt allgemein Quecksilberdampf-Glasgleich- 
richter in Dreiphasenschaltung für die Ladung und Puf- 
ferung der Batterien, weil diese mit geringer Bedienung, 
kleinem Raumbedarf, gutem Wirkungsgrad und neuer- 


- dings genügender Betriebssicherheit sehr wirtschaftlich 


arbeiten. Die Brennstundenzahl der Kolben wurde in den 
letzten Jahren auch wesentlich erhöht, so daß die Kolben- 
erneuerung nicht mehr so sehr wie früher ins Gewicht 

fällt. Im allgemeinen wird 


nur ein Gleichrichter aufge- 
stellt und ein oder mehrere 
Ersatzkolben 


bereitgehalten, 


53 
Transformator 
Av 
Netzspannung 
Abb. A Schaltung des Argonal- 
gleichrichters. 


die natürlich zeitweilig eingeschaltet werden, um ihre 
Betriebsbereitschaft sicherzustellen. Sonst sind die Ver- 
hältnisse im Betrieb dieselben wie bei Maschinen. Der 
Gleichrichter wird mit seinem Transformator, den Dros- 
seln und den sonstigen Apparatteilen hinter der Schalt- 
tafel eingebaut, auf deren Vorderseite die erforderlichen 
Schalter, Sicherungen und Meßinstrumente montiert sind. 
Im Hauptstromkreis mit getrennter Sekundärwicklung 
des Haupttransformators liegt eine Drossel zur Glättung 
des Gleichstromes, die bei reiner Ladung der Batterie 
kurzgeschlossen wird. Die Zündung? erfolgt neuerdings 


. > P. R. Loog. Neue Zündvorrichtungen für Quecksilberdampf- 
Gleichrichter, Tel.- und Fernspr.-Techn. Bd. 17, S. 199. 


29. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 35 


1256 


selbsttätig. Der Kolben wird dazu bei der Ausführung 
der AEG durch ein Kipprelais gekippt. Bei der Ausfüh- 
rung von SSW wird durch die Bewegung des Kerns eines 
Solenoids in einem röhrenförmigen Glasfortsatz durch 
eine Düse Quecksilber gegen die Hilfsanode gespritzt und 
dadurch die Zündung eingeleitet. Durch ein Strombegren- 
zungsrelais wird nach verfehlter Zündung der Vorgang 
nach kurzer Zeit von neuem eingeleitet. Die Pufferung 
mit Gleichstrom wird für Stromstärken bis 150 A bereits 
im Betrieb angewandt, die Inbetriebnahme größerer Ein- 
heiten für Pufferbetrieb ist in Vorbereitung. Zur Sicher- 
heitsladung sind die Transformatoren der Gleichrichter 
regelfähig. 


RK = En 


Abb. 5 Glühkathoden-Gleichrichter von Siemens & Halskc. 


Bei kleinen Ämtern, wo kein besonders ausgzebildetes 
Personal zur Verfügung steht, wird die Ladung der ZB 
selbsttätig durchgeführt, die Batterie bleibt dabei dauernd 
anzeschaltet und wird nur gepuffert. Zum weit überwie- 
senden Teil haben die Netze solcher Ämter Wechselstrom, 
u.zw. nur mit zweiphasigem Anschluß. Bisher wurde für 
Ladezwecke vor allem der zweiphasrige Argonalgleich- 
richter* verwendet, der mit Argongas niedrigen Druckes 
gefüllt ist, und dessen Kathode aus einer Legierung aus 
Natrium, Kalium und 
Quec keilber besteht. 
Die wesentlichen Vor- 
teile dieses Gleich- 
richters sind die ge- 
ringe untere Strom- 
grenze von 0,3 A (bei 

Quecksilberdampf- 
eleiehriehtern für 5 
bis 10 A beträgt der 
Minimalstrom 3 A; 
für oi. 0 A: 5 A; 
für 40..10 A: 8 A) 
und die Zündung 
(Abb. 4), die eben- 
falls einfacher ist 
und nur in der selbst- 
tätiren Anschaltung 
»iner Hilfsspannung 
von 500 V aus einer 
dritten Wicklung des 
"ransformators an 
Hilfsanode be- 


eine 

steht. Von SA H 
werden für kleine 
Ämter neuerdings 


Zweiweg-Glüh- 
kathoden - Gleichrich- 


ter? mit Oxydkathode Abb. 7. Ruf- 


in selbsttätiger 
Schaltung für 3, 6 und 10 A (Abb.5) verwendet, während 
C. Lorenz eine Schaltung mit zwei parallel geschalteten Glüh- 
kathoden-Gleichrichtern für zweimal 1,5 A und Differential- 
drossel (Abb. 6) entwickelt hat. Die Einschaltung dieser 
Gleiehrichter, die zum Puffern der Batterie während 
der Sprechzeit eines Teilnehmers eingerichtet sind, ge- 


schieht selbsttätig beim Abheben des Fernsprechers, 
und ebenso erfolgt ihre Abschaltung nach Beendigung 
des Gesprächs. Die Ladestromstärke wird dann so 
eingestellt, daß die jeweils täglich entnommenen Am- 


perestunden während der Sprechzeit wieder der Batterie 

zugeführt werden. Eine Nachlademöglichkeit bei unrich- 

tiger Einstellung oder bei Änderung der Betriebsverhält- 
1 Vgl. ETZ 1922, S. 921; 1924, S 


s A Gehrts, Glähkethoden-Gleichrichter von Siemens & Halske 
mit isolierter Molybdänkathode, Siemens-Z. Bd. 7, S. 559. 


nisse ist dabei noch vorgesehen. Bei umlaufenden Um- 
formern als Lademaschinen ist beim Ausbleiben der Netz- 
spannung die Abschaltung des Generators von der Be- 
triebsbatterie notwendig. Die drei Gegenzellen werden 
dabei zusammengeschaltet. Für die Ladung kleiner trag- 
barer Sammler für Nebenstellenanlagen ist noch der 
Glimmgleichrichter und der Pendelgleichrichter in An- 
wendung. 


Sondermaschinen im Fernsprech-Telegraphen- 
und Funkbetrieb. 


Zur Erzeugung des Rufstroms für den Fern- 
sprechbetrieb und gleichzeitig zur Abgabe der 


zur Rufmaschine 


Abb. & Gleichrichter-Ladeeinrichtung für kleine Landzentralen, C. Lorenz. 


Signale im SA-Betrieb wird eine Ruf- und Sienalmaschine 
verwendet, die in verschiedenen Größen je nach der Größe 
des Amtes bzw. der Teilnehmerzahl des Amtes mit einer 
Leistung von DANA. 15 VA, 30VA und 60VA und für 
25 Hz (Abb. 7) gebaut wird. Die Spannung der Rufmaschine 
beträgt bei Handämtern 55/65 V, bei SA-Ämtern 70/90 V. In 
erößeren SA-Ämtern ist normalerweise ein Maschinen- 
satz mit Starkstromnetzanschluß und mittels selbsttätiger 
Umschaltung, beim Ausbleiben der Netzspannung ein zwei- 


und Sigenalmaschine von Siemens & Halske. 


Neuerdings 
Die Um- 


ter Satz mit ZB-Anschluß an 60 V vorhanden. 
werden beide Maschinen aus der ZB angetrieben. 
schaltung erfolgt durch einen Stillstandskontakt an der 
Netzmaschine bzw. an der ersten ZB-Maschine, und das 
Anlassen der zweiten Maschine geschieht über einen An- 
laßkontakt unter gleichzeitiger optischer und akustischer 
Sienalisierung. Bei kleineren Ämtern ist nur eine Bat- 
teriemaschine vorhanden anstatt der seither verwendeten 
Polwechsler, die aus einer Batterie über einen Übertrager 
35 V Wechselspannung mit einer Leistung von rd. 3,5 VA 
liefern. 

Für die verschiedenen Signale, wie Amts-, Frei- und 
Besetztzeichen im SA-Betrieb, wird ein hoher und tiefer 
Summerton mit 150 bzw. 150 Hz benötigt, die bei der Aus- 
führung von S & H (Abb.7) mittels eines gezahnten Induk- 
tors in einer Magnetwicklung und bei der Ausführung der 


1256 


Firma C. Lorenz (Abb. 8) mit einer kleinen Mittelfreqauenz- 
maschine erzeugt werden. Die Kontaktgabe für die Signale 
selbst und die Verteilung des Rufstromes auf 10 Gruppen 
eines Amtes geschieht durch ein Getriebe, gekuppelt mit 
der Achse dieser Signalmaschine, mittels Nockenscheiben 
und Kontaktfedern. Als Rufstrom im Fernverkehr über 
Verstärker, für dessen Übertragung bisher besondere 
Rclaisschaltungen angewandt wurden, wird neuerdings 
wegen des Betriebes der Unterlagerungstelegraphie auf 


la u. 1b Gleichstromerregerwicklung 2 Gleichstromankerwicklung 
s Wechselstromwicklung 35 Hz (Rufstrom) 


(tiefer Summer) 5 Wechselstrom 450 Hz (hohcr Summer) 


Abb. 8 Blechschnitt der Ruf- und Signalmaschine (Einankerumformer 
von C. Lorenz). 


den Fernsprechadern der Fernkabel modulierte Mittelfre- 
quenz verwendet. Die Unterlagerungstelegraphie benötigt 
ein Frequenzband bis zu 59 Hz, und für ihre Begrenzung 
wird eine Drosselkette mit entsprechender Grenzfrequenz 
eingeschaltet. Eine Kondensatorleitung mit einer Grenz- 
frequenz von ungefähr 159 Hz begrenzt die Sprachfre- 
quenz nach unten. Um nun den Ruf über diese Leitung 
zu bringen, werden die Spannungen zweier Mittelfrequenz- 
erzcuger von 500 und 520 Hz in Reihe geschaltet, wodurch 


Abb. 9. Schaltung der Gleichrichteranlage Zeesen (Telefunken). 


dann die Schwebungsfrcauenz von 20 Hz entsteht, welche 
die Empfangsorgzane betätigt. Für den inneren Dienst- 
leitungsbetrieb über Verstärkerämter wird eine besondere 
500 Hz-Maschine gebraucht. 

In großen Telegraphenämtern, wo der Ver- 
brauch der Telegraphierströme bzw. -leistungen es wirt- 
schaftlich rechtfertigt, werden besondere Telegraphier- 
maschinen aufgestellt. Diese arbeiten ohne Batterie, so 
daß der Raumbedarf wesentlich verringert werden kann, 
die Wartung sehr vereinfacht und auch die Lebensdauer 
der Anlage erhöht werden. Es werden meist Sätze mit einem 
Motor und vier Doppelgeneratoren und erforderlichenfalls 
noch mit einer besonderen Errezrermaschine verwendet. 
Die Spannungstufen sind wie üblich 20V, +40V, 
+60V, 80V, und wenn noch höhere Spannungen gce- 
braucht werden, wird ein zweiter Maschinensatz mit 
höheren Spannungstufen aufgestellt. Die Normalspannung 
der Generatoren ist für halbe Last festgelegt, die Span- 
nungschwankungen zwischen Leerlauf und Vollast dürfen 
nur wenige Prozent und ihre Welligkeit darf nicht über 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


4 Wechselstrom 150 Hz 


29. August 1929 


2% betragen, damit die Zeichen der Maschinentelegraphen 
einwandfrei übertragen werden. Bei der Wechselstrom- 
telegraphic werden 6 bzw. neuerdings 10 Frequenzen ver- 
wendet, die zwischen w = 2500 und 10000 mit einer Fre- 
auenzdifferenz von œ = 1500, bzw. bei 10 Frequenzen 
zwischen f= 420 und 1500 Hz, also mit einer Frequenz- 
differenz von 120 Hz, liegen und teils mit Röhren, teils 
mit Mittelfrequenzmaschinen erzeugt werden. 

Die Heizung der Röhren bei Verstärkerämtern 
erfolgt aus einer 12 V-Batterie, die gepuffert werden 
kann; die Ersatzbatterie ist immer in Reihe zu 24V für 
die Betätigung der Signale, für Mikrophonspeisung u. a. m. 
geschaltet. Zur Erzeugung der Anodenspannung sind 
allgemein in Verstärkerämtern (Kabelverstärker und 
Schnurverstärker in Fernsprechämtern) noch zwei Ma- 
schinen für 220/300 V mit einer Batterie von 115 Zellen 
vorhanden, die entweder im reinen Lade- oder Entlade- 
betrieb innerhalb der Spannungsgrenzen von +5 % ar- 
beitet. Neuerdings werden einheitlich drei Gruppen von 
je 57 Zellen aufgestellt, wovon immer zwei auf Betrieb 
geschaltet sind’. 

Für Kabelmeßzwecke sind in Haupt- und ur: 
stärkerämtern besondere Meßmaschinen in Gebrauch, 
deren Gehäuse sich mehrere Blechpakete je mit besonde 


Abb. 10. Gleichrichteranlage Zeesen. 


ren Wicklungen zur Erzeugung einer größeren Zahl von 
Meßfrequenzen befinden. Normalerweise werden 12 Fre- 
auenzen zwischen 300 und 2800 Hz erzeugt, die zur Durch- 
messung der Kabeladern auf Dämpfung, Übersprechen 
u.a.m. gebraucht werden. 

Die Stromversorgungsanlagen im Funkbetrieb 
sind naturgemäß bei der schnellen Entwicklung dieses 
Zweies im Nachrichtenverkehr in den letzten Jahren bei 
weitem noch nicht soweit normalisiert wie in der Fern- 
sprech- und Telegraphentechnik auf Draht. Die Span- 
nungen, die hauptsächlich bei Rundfunksendern als 
Anodenspannungen für Senderöhren heute gebraucht wer- 
den, betragen für große Leistungen mit wasserzekühlten 
Röhren 12 kV, für die kleinen Sender 4,5 kV. Diese letz- 
tere Spannung wird mit Gleichstrom-Ilochspannungsma- 
schinen erzeugt, die wie normale Gleichstrommaschinen 
gebaut sind und mit eigenerregten Erregermaschinen ge- 
speist werden, damit bei eintretendem Überschlag der Hoch- 
spannung auf die Erregerwicklung des Generators nicht 
auch Hochspannung ins Netz gelangen kann. Die Gehäuse 
dieser Hochspannungsmaschinen werden neuerdings ge- 
erdet. Ihre Spannung ist so auf verschiedene Kommuta- 
toren unterteilt, daß auch bei Dauerbetrieb und starken 
Belastungeschwankungen bei der Modulation vollständige 
Betriebsicherheit gewährleistet ist. Die Spannung von 
12 kV für die großen wassergekühlten Röhren wurde bisher 
über Sechsphasengleichrichter aus Drehstrom (Abb. 9) um- 
geformt, u. zw. über Hochvakuum-Glühkathodeneleich- 
richter mit einer Heizleistung von 35 V, 48 A mit 50 Hz- 
Wechselstrom. Der Wasserverbrauch beträgt ungefähr 
2..3 m?/lı bei 20...25° Übertemperatur; bei Überheizung 
erfolgt selbsttätire Abschaltung. In der Hochspannunes- 
Gleichstromleitunz liegt noch eine Drosselkette, um die 
Welligkeit des Gleichstroms aus den Gleichrichtern zu 
glätten. Eine Rerelung der Hochspannung ist durch An- 
zapfungen an der Primärseite des Transformators vorge- 
schen, wobei eine Stufe ungefähr einer Spannungsänderun: 


We € J.Schillinge. Die Anodensiromversorging der Verstärkerämter 
Tel.- und Fernspr.-Techn. Bd. 18, S. 172. 


DE O3 mn e 55 uni 


29. August 1928 


von 1000 V entspricht. Die Regelung der Heizung der 
Grleichiichterröhren und der Röhren der letzten Stufen des 
Senders erfolgt über einen untersetzten Transformator 
mit hochisolierter Sekundärwicklung durch einen Dreh- 
transformator, der nur selten geändert wird. Neuerdings 
werden auch die Spannungen von 10/2kV in Maschinen er- 
zeugt, die mit besonderen Hochfrequenzschutzmitteln ver- 


sehen sind. Sie stellen bis heute die betriebsicherste 
Greichstrom-Hochspannungstromquelle dar. 


Die Wellig- 


Abb. 11. Maschinenanlage Langenberg. 


keit eines solchen Gleichstroms ist sehr gering und wird 
schon durch die konstruktive Durchbildung der Hochspan- 
nungsmaschinen weitgehendst unterdrückt. Denn einer- 
seits darf die Lamellenspannung am Kommutator einen 
bestimmten Betrag nicht überschreiten, d.h. die Lamellie- 
rung muß im Verhältnis zu diesen hohen Spannungen sehr 
fein unterteilt werden, und anderseits werden durch die 
hohe Spannung die Abmessungen des Generators wesent- 
lich größer als die der gleichen Leistung bei Niederspan- 
nung, wodurch auch ein größerer Luftspal® bedingt 
ist. Die Firma Hans Boas griff aus diesen Gründen 
auf die alte Konstruktion des Grammeschen Ringankers’ 
zurück, bei welcher ein besonders großer Anker- und 
Kommutatordurchmesser und für die Ankerwicklung der 
Vorteil keiner zu hohen Spannungsdifferenz zwischen 
zwei benachbarten Drähten bedingt sind und auch die ge- 
fährlichen Wickelköpfe wegfallen. Gleichzeitig besteht 
noch der Vorteil leichter Auswechselbarkeit einzelner 
Spulen im Falle auftretender Fehler. Allerdings ist mit 
diesen Vorteilen bei dem wesentlich größeren Material- 
verbrauch gegenüber den Trommelankermaschinen ein 


? Dipl. Ing. Pederzani, Gleichstrom-Hochspannungs-Genera- 
toren, EI. u. Maschinenb. Bd. 44, 8. 62. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 35 


1257 


höherer Preis verbunden. Bei einer Versuchsmaschine 
für das RPZ für 20 kV, die zeitweilig auf 30 kV mit ge- 
erdetem Gehäuse erregt wurde, zeigten sich schon erheb- 
liche Schwierigkeiten bei der Konstruktion mit Trommel- 
anker wegen der hierbei schon stark auftretenden sta- 
tischen Felder, u.zw. einerseits wegen des geringen elek- 
trischen Krümmungsradius des Hochspannung führenden 
Leiters und anderseits wegen des verschiedenartigen Di- 
elektrikums zwischen dem Hochspannung führenden hoch- 
isolierten Ankerleiter und über dem Luftspalt hinweg 
nach den geerdeten Polschuhen der Feldmagnete am fest- 
stehenden Gehäuse. 

Versuche, die Heizung der großen Röhren unmittelbar 
mit Hochfrequenz aus 10000 Hz durchzuführen, sind so- 
weit vorgeschritten, daß diese Art der Heizung demnächst 
auch betriebsmäßig ausprobiert werden wird. Schwierig- 
keiten bestanden dabei in der Leitungsführung, da bei 
der geringen Spannung starke Ströme auf verhältnis- 
mäßig große Entfernungen geführt werden müssen. 

Hochfrequenzmaschinen für Sendezwecke mit Ver- 
vielfachung der Frequenz der Maschine durch Frequenz- 
wandler werden hauptsächlich nur für Sender mit langen 
Wellen angewendet, weil Trillererscheinungen einwand- 
freie Hochfrequenzerzeugung für kürzere Wellen beein- 
trächtigen. Durch konstruktive Maßnahmen konnten 
diese Fehler jedoch neuerdings auch behoben werden, 
z.B. bei dem Rundfunksender München. 


Die Betriebsicherheit der Stromversorgung steht bei 
Fernsprechämtern mit wichtigem Verkehr und Ver- 
stärkerämtern an Hauptfernkabeln an erster Stelle. Des- 
halb werden dort nach Möglichkeit zwei verschieden- 
artige elektrische Anschlüsse geschaffen. Wo dieser 
Sicherheitsgrad nicht ausreicht oder nicht zu schaffen ist, 
wird einc Netzersatzmaschine, je nach den Bedingungen 
als leichter Benzin-Maschinensatz oder als stationäre 
Schweröl- oder Dieselmaschine, z. B. bei Großsendern, ein- 
gebaut. In dicht bewohnten Gegenden, in Großstädten 
oder Industriebezirken werden auch häufig besondere 
Ladewagen mit einem Benzinmotor als Antrieb und mit 
normalem Generator für die üblichen Spannungen von 24 
oder 60 V bereitgehalten, die dann leicht von Ort zu Ort 
bewegt werden können. Hoffentlich sind solche Krisen- 
zeiten endgültig vorüber, in denen auf derartige Ersatz- 
maschinen in größerem Umfange zurückgegriffen werden 
muß wie in den Jahren kurz nach dem Kriege. 

Vergleichsweise sei noch darauf hingewicsen, daß die 
Entwicklung der Stromversor&gunesanlagen für den Nach- 
richtenverkehr im Ausland, besonders in den V.S. Ame- 
rika®, ebenfalls dahin geht, möglichst sparsam und wirt- 
schaftlich für den Betrieb zu bauen, die Anlagen für klei- 
nere Ämter möglichst nach einheitlichen Gesichtspunkten 
auszuführen sowie zur Ersparnis an Personal die&e. An- 
lagen auch weitgehend mit selbsttätigen Einrichtungen 
und dazu erforderlichen Überwachungsvorrichtunsen zu 
versehen. = 


x"; 


® P. R. Lo og. Stromlieferungsanlagen für Fernsprechämter. Tel.- 
u. Fernspr.-Techn. Bd. 17, 8.81. 


Stromteiler in Sechsphasen-Gleichrichteranlagen. u. 


Von Dr. techn. Heinrich Jungmichl, Berlin. 


Übersicht. Die Schaltung und die Belastungsverhält- 
nisse der Stromteiler in Sechsphasen-Gleichrichteranlagen 
werden ausführlich ‘besprochen. Es wird eine Schaltung an- 
gegeben, mit welcher das Parallelarbeiten mehrerer Anoden 
derselben Phase ohne besondere Drosseln erreicht wird. Der 
Einfluß der Regeltransformatoren auf den kritischen Be- 
lastungstrom der Anlage wird kurz erläutert. 


A. Einleitung. 


Im folgenden sollen die Belastungsverhältnisse an 
den Stromteilern in Gleichrichteranlagen besprochen 
werden, die von Kleist erfunden hat! und die von den 
SSW vielfach angewendet wurden. 

In früher erschienen Arbeiten? wurde ausführlich die 
Bedeutung der Stromteilunz in sechs- und mehrphasieen 
Gleichrichteranlagen hervorgehoben und verschiedene 
brauchbare Schaltungen beschrieben und untersucht, wel- 


1! DRP. angem. ` ` f 

? H. Jungmichl, Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Rd. 6, S. 24; E. 
Gericke. Arch. El. Bd. 19, S. 449: W. Reichel, ETZ 198, S. ou: H. 
Jungmichl, R. Eichacker, Siemens-Z. Bd. 8, S. 381. 


che eine Teilung desGleichrichterstromes auf jeweils zwei 
Anoden bei Sechsphasenbetrieb zur Folge haben. Abb. 1 
zeigt den Einfluß der Stromteilung auf die Anoden- 
ströme. Ohne Stromteilung: führt jede Anode während 
einem Sechstel der Periode den vollen Gleichstrom, mit 
Stromteilung während zwei Sechstel den halben Gleich- 
strom. Die Folge ist eine Herabsetzung der Maximal- 
werte und Effektivwerte und eine wesentliche Entlastung 
des Transformators und Gleichrichters. Diese Halbie- 
rungschaltungen beruhen alle darauf, daß dem Gleich- 
richter nicht sinusförmige Spannungen zugeführt werden, 
sondern mehr trapezförmige, wie sie aus der Sinusform 
durch Einwirkung einer Hilfspannung der dreifachen 
Netzperiodenzahl entstehen (Abb. 2). 

Von den bekannten Schaltungen mit Stromteilunge sind 
bisher m. W. folgende vier Ausführungsformen praktisch 
angewendet worden: 


1. der mehrphasige Manteltransformator in Stern-Sechs- 
phasenstern-Schaltung?, 


3 H.Jungmichl,R. Eichacker, s. Fußnote 3 


1258 


2. drei Einphasentransformatoren in Stern-Scechspha- 
sen-Sternschaltung®, 

3. der Haupttransformator in beliebiger Schaltung mit 
getrennter Saugdrossel?®, 

4. der Haupttransformator in beliebiger Schaltung mit 


getrennten Stromteilern. 


Bei den beiden unter 1. und 2. angeführten Schaltungen 
wird die Hilfspannung im Haupttransformator selbst da- 
durch erzeugt, daß die dritte Oberwelle infolge der pri- 


Abb. 1. Anodenströme. 


mären Sternschaltung in den Stromkurven abgedrosselt 
wird und daher in den Spannungskurven zur Geltung 
kommt. Bei Verwendung der Saugdrossel erzeugt man 
die Hilfspannung dadurch, daß man das Sechsphasensy- 
scstem in zwei phasenverschobene Dreivhasensysteme auf- 
löst und diese auf einem besonderen Eisenkern gegenein- 
ander schaltet. Bei den Schaltungen mit Stromteilern wer- 
den die Hilfspannungen ebenfalls an besonderen Eisen- 
kernen erzeugt. Um dies zu erreichen, werden alle Se- 
kundärphasen des Transformators in je zwei parallel ge- 
schaltete Teilzweige 

aufgelöst, die auf be- - 
sonderen Eisenkernen 
in kreisläufig-symme- 
trischer Reihenfolge 
so miteinander ver- 
kettet werden, daß je- 
weils zwei in der 
Phase beachbarte Teil- 
zweige gegeneinander 
geschaltet sind. 

In der Folge »ol- 
len diese letzteren 
Schaltungen in ihrer 
Wirkungsweise er- 
klärt werden, wobei 
näher auf die Be- 
lastungsverhältnisse 
an den Stromteilern 
eingegangen wird. Auf 

die Wirkung der 
Stromteilung an sich 
auf die Belastungs- 
verhältnisse am Gleichrichter und am Transformator soll 
unter Hinweis auf die angeführten Arbeiten nicht näher 
eingegangen werden. 


B. Schaltung mit sechs Stromteilern. 


In erster Linie soll die Schaltung eines Sechsphasen- 
Gleichrichters mit sechs Stromteilern betrachtet werden, 
bei welcher die grundsätzliche Wirkungsweise am klar- 
sten zutage tritt (Abb. 3). Die Stromteiler A sind in die 
Leitungen zwischen den Transformator B und den Gleich- 
richter C eingeschaltet. Die magnetischen Pfade I... VI 
an den Stromteilern sind im Schema durch Kreise ange- 
deutet. Die Anodenleitungen sind an den Stromteilern in 
zwei parallel geschaltete Zweige a und b aufgelöst. Diese 
sind kreisläufig-symmetrisch so angeordnet, daß z.B. die 
Teilwicklung b der Phase 1 und die Teilwicklung a der 
Phase 2 auf dem Eisenkern I gegeneinander geschaltt 
sind. Durch diese Anordnung wird erreicht, daß der 
Strom jeweils auf zwei Anoden z.B. Anode 1 und 2 ver- 


Abb. 2. Spannungen bei Stromteilung. 


, < Eine Glasgleichrichteranlage für 3 x 300 A bei 440 V wurde in 
dieser "enen, von den SSW für das ELW Neife geliefert. 
° Von BBC in Grol’gleichrichteranlagen vielfach ausgeführt. 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 35 


- teilern verteilen. 


29. August 1929 


teilt wird, ohne an den Stromteilern eine Drosselung zu 
erfahren. In den Eisenkernen muß hierbei ein Hilfsfluß 
der dreifachen Netzperiodenzahl erzeugt werden, der die 
phasenverschobenen Spannungen der gleichzeitig brennen- 
den Anoden gegeneinander ausgleicht. 


In erster Linie interessiert nun die Frage, wie sich 
die Anodenströme auf die Teilwicklungen an den Strom- 
Wir wollen z.B. das Sechstel der Pe- 
riode betrachten, in welchem Anode 1 und 2 gleichzeitig 
Strom führen. Man würde von vornherein annehmen, daß, 
während diesem Teil der Periode die Teilwicklungen 1b 
und 2a, die sich in ihren Gleichstromamperewindungen 
am Stromteiler / direkt aufheben, den vollen Gleichrich- 
terstrom führen, während die übrigen Teilwicklungen 
unbelastet sind. Diese Annahme trifft jedoch nicht zu, 
weil die Stromkreise 3, 4, 5 und 6 in den gesperrten Ano- 
denleitungen Kurzschlußkreise vorstellen, welche auf Um- 
wegen auch einen Ausgleich der Amperewindungen der 
Wicklungen 1a gegen 2b ermöglichen. Es werden alen 
diese Wicklungen einen Teil der Anodenströme überneh- 
men. Dieser Teil ist jedoch nur klein gegenüber dem 
Anteil von 1b und 2a, da der indirekte Ausgleich über 
die Kurzschlußkreise naturgemäß größere Widerstände 


Abb. 3. Schaltung mit 6 Stromteilern. 


findet als der direkte. Die genauere Überlegung ergibt, 
daß das Verhältnis von č, zu 2,, im betrachteten Teil 


der Periode 5 :1 ist, wenn von den Nebeneinflüssen ab- 
gesehen wird. Es ergibt sich also eine momentane Strom- 
verteilung an den Teilwicklungen, wie sie in Abb. 3 durch 
die unteren Pfeile angedeutet ist. 


Zur Erregung des Hilfsflusses muß an den Strom- 
teilern ein Wechselstrom der dreifachen Netzperioden- 
zahl zur Verfügung stehen. Dieser Magnetisierungstrom 
wird hier wie bei allen übrigen Schaltungen mit Strom- 
teilung aus der Differenz der gleichzeitig fließenden Ano- 
denströme gedeckt. Die Sache liegt hier nur insofern 
etwas komplizierter, als immer sämtliche Stromteiler- 
kerne gleichzeitig magnetisiert werden müssen. Be- 
zeichnet man also den für einen Kern nötigen Magnetisie- 
rungstrom mit jn so muß die Differenz der gleichzeitig 


fließenden Anodenströme 6 ’, betragen. Es ist also dem 


konstanten Gleichstromanteil des Anodenstromes ein 
Wechselstrom mit dem Höchstwert JL. mar äi Im max 


überlagert. Die Magnetisierungströme.der an der Strom- 
führung nicht unmittelbar beteiligten Kerne werden durch 
die Kurzschlußkreise von den stromführenden Wicklun- 
gen her übertragen. Es ergibt sich z.B. eine Verteilung 
der Magnetisierungströme, wie sie in Abb. 3 durch 
die oberen Pfeile angedeutet ist. Der kritische Be- 
lastungstrom auf der Gleichstromseite ist gleich der Am- 
plitude des übergelagerten Wechselstromes und ergibt 
sich nach dem früher Gesagten zum dreifachen Höchst- 
wert des Leerlaufstromes für einen Stromteiler. 

Unter Voraussetzung von konstantem Gleichstrom 7o 
und sinusförmigem Magnetisierungstrom ’„ ergibt sich 
für den Anodenstrom j, und seine beiden Teilströme čja 
und Ze ein Verlauf über die ganze Periode. wie er in 
Abb. 4 links dargestellt ist. Zum Vergleich wurden die 
Oszillogramme der Ströme rechts in Abb. 4 beigefügt, wie 
sie an einer Versuchsapparatur für 200 A im Dynamo- 
werk der SSW aufgenommen wurden. Die Übereinstim- 
mung mit den gerechneten Kurven ist ziemlich weit- 


29. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929. Heft 35 


12569 


gehend. Die gleichzeitig aufgenommene Spannungscharak- 
teristik sowie die ÖOszillogramme der Spannungen am 
Transformator, an den Stromteilern und auf der Gleich- 
stromseite zeigen nichts Anormales. 


Yan 


a gerechnete Kurvenformen db Oszillogramme 
Abb. 4. Teilströme bei 6 Stromteilern. 


Bei Vernachlässigung der Nebeneinflüsse ergibt sich 
für den Effektivwert des Sekundärstromes /s am Trans- 


formator: 
Ja = 0,289 Tg 
für den effektiven Teilstrom entsprechend der obigen Ab- 
leitung: 
T, = 0,186 I, = 0,683 Ia 


Bei den Versuchen wurde etwas weniger gemessen. 
Die Spannung en den Stromteilerwicklungen ist ungefähr 
ein Viertel der Sekundärspannung am Transformator und 
hat die dreifache Periodenzahl derselben. 


C. Schaltung mit drei Stromteilern. 


Praktisch kommt die Schaltung mit sechs Stromteilern 
nicht zur Anwendung, da die sechs Eisenkerne hier mag- 
netisch schlecht ausgenutzt sind und einen ziemlich hohen 
kritischen Belastungstrom auf der Gleichstromseite be- 
dingen. Günstigere Verhältnisses bekommt man, wenn 
man die zwölf Teilwicklungen, wie sie in Abb. 3 darge- 
stellt sind, auf drei Eisenkerne zusammenlegt. Abb. 5 


Abb. 5. Schaltung mit 3 Stromteilern. 


zeigt das Schaltbild für diese Ausführung, wie sie auch 
von Kleist bei seinem ersten Versuch angegeben hat. 
Auf den Kern I sind wie früher die in der Phase 
benachbarten Anodenkreise 1 und 2, außerdem die in der 
Phase um 180° verschobenen Anodenkreise 4 und 5 an- 
geordnet. Besonderszubeachtenisthierbei, 
daß jede Teiwicklung (z.B. 1b) entgegen- 
gesetzt magnetisieren muß, wiedieinder 
Phase benachbarte (2a) und die in der 
Phase um 180° verschobene (4b). In dieser 
Schaltung bewirken die Stromteiler grundsätzlich das- 
selbe, wie in der Schaltung nach Abb. 3. Zu einer be- 
stimmten Zeit führen z. B. auf Stromteiler TI die beiden 
Teilwicklungen 1b und 2a Gleichrichterstrom, während 


die Anoden 4 und 5 gesperrt sind. Hierbei wirkt die po- 
sitive Zacke der Hilfspannung direkt ausgleichend zwi- 
schen den Phasenspannungen 1 und 2. Nach einer halben 
Periode führen die Wicklungen 4b und 5a Strom, wäh- 
rend die Anoden 1 und 2 gesperrt sind. Zu dieser Zeit ist 
die negative Zacke der Hilfspannung wirksam. wer- 
den also auf diese Weise beide Halbwellen des Hilfs- 
flusses ausgenutzt, und man kommt mit der halben Anzahl 
Kerne aus. In Abb. 6 ist die kreisläufige magnetische 
Verkettung der Teilwicklungen, auf die es in erster Linie 
ankommt, im Schema dargestellt. Die kleinen Vierecke 
stellen die Stromkreise an den Stromteileren mit je zwei 
Teilwicklungen derselben Phase dar, die vorgeschriebe- 
nen magnetischen Kopplungen sind durch die Verbindungs- 
strecken angedeutet. Aus dem Schema ist ersichtlich, daß 
die Verkettung hier grundsätzlich dieselbe ist, wie nach 
Abb. 3 bei, Verwendung von sechs Eisenkernen. 


ya es Zä 


Abb. 6 Schema der magne- Abb. 8. Verkettung der Teil- 


tischen Verkettung wicklungen, Kurzschlußkreise 
(6 Anoden). (6 Anoden). 
7 
1 7 
D Z 
4 4 
$ S 
E e 


A gilt für Scheibenspulen P gilt für Röhrenspulen 
Abb. 7. Anordnung der Teilwicklungen (6 Anoden). 


Gegen früher ergeben sich Unterschiede für die 
Stromverteilung an den Stromteilern selbst. Wir wollen 
bei der folgenden Überlegung voraussetzen, daß die vier 
Teilwicklungen auf jedem Stromteiler untereinander 
gleichgut magnetisch verkettet sind. Bei praktischen 
Ausführungen der Stromteiler, bei denen man in der Re- 
gel Kerne mit zwei bewickelten Schenkeln benutzt, wird 
diese Bedingung annähernd erfüllt, wenn man jede der 
vier Teilwicklungen gleichmäßig auf beide Schenkel ver- 
teilt. Es ergeben sich dann Anordnungen, wie Sie in 
Abb. 7 für den Kern TI gezeigt sind, je nachdem ob Schei- 
benspulen oder Röhrenspulen verwendet werden. Auf die 
Ausführung, bei welcher jeweils nur zwei Teilwicklungen 
auf einem Schenkel angeordnet sind, soll später noch kurz 
eingegangen werden (Abb. 10). 

Es soll nun vorerst unter Voraussetzung gleichguter 
Verkettung der Teilwicklungen untersucht werden, wie 
sich der Gleichrichterstrom auf die einzelnen Teilwick- 
lungen verteilte Von maßgebendem Einfluß hierfür sind 
die vorhandenen Kurzschlußkreise, die durch die Wick- 
lungen der gesperrten Anodenleitungen gebildet werden. 
Wir wollen wieder den Teil der Periode betrachten, in 
welchem die Anoden 1 und 2 Strom führen. Die beiden 
Teilwicklungen 1b und 2a gleichen sich in ihren Ampere- 
windungen direkt gegeneinander aus, die Teilwicklungen 
la und 2b indirekt über die Kurzschlußkreise Eine 
klare Übersicht über die elektrischen Verkettungen gibt 
Abb. 8. Im Gegensatz zur Schaltung nach Abb. 3, wo alle 
Kurzschlußkreise in Reihe liegen, sind hier drei Kurz- 
schlußkreise nebeneinander geschaltet, u. zw. die Kreise 6 
und 3 mit je einer Schleife und die Kreise 4 und 5 mit zwei 
Schleifen in Reihe. Bezeichnet man den Widerstand einer 
Teilwicklung mit r, so ergibt eine elementare Überlegung, 
daß für den Strom / ein Widerstand von 7/s r zur Wir- 


kung kommt. Im betrachteten Teil der Periode müssen 
sich also die Teilströme ?,, und Zu verhalten wie 5 zu 7. 
Der Strom ïa wird in seinen Amperewindungen durch die 


Kurzschlußströme derart ausgeglichen, daß entsprechend 
den Widerständen die Kreise 6 und 3 je zwei Fünftel und 


1280 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


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Kreis 4 und 5 ein Fünftel von ?,, führen (Abb.8). Die 


momentane Stromverteilung an den Teilwicklungen ist in 
Abb.5 durch die oberen Pfeile angedeutet: Die unteren 
Pfeile zeigen, wie der Magnetisierungstrom der drei 
Eisenkerne in der Hauptsache verläuft. Die Differenz der 
gleichzeitig fließenden Anodenströme muß den Maeneti- 
sierungstrom für alle drei Kerne decken, der kritische 


tra i Ja 
in HI 
a A 


a gerechnete Kurvenform b Oszillogramme 
Abb. 9. Teilströme bei 3 Stromteilern. 


Gleichstrom ist gleich dem 1%fachen Höchstwert des 
Leerlaufstromes eines Kernes für die dreifache Netz- 
periodenzahl. 


Unter ähnlichen Voraussetzungen wie früher wurde 
in Abb. 9 der Verlauf eines Anodenstromes !, mit seinen 


beiden Teilströmen ?,, und Zu in Seiner theoretischen 


Form links und in Oszillogrammen rechts zusammenge- 
stellt. 


I 
12 
Abb. 10. Anordnung der Teil- 
wicklungen bei unsyminetrischer 
Verkettung. 


Nach der theoretischen Form ergibt sich für den 
Effektivwert des Teilstromes, für den die Wicklungen an 
den Stromteilern bemessen sein müssen, der Wert 


I, = 0,156 I, =0,541,- 
Der Effektivwert des Teilstromes ist also in dieser Schal- 


tung bedeutend kleiner als früher, was auf die günstige 
Lage der Kurzschlußkreise zurückzuführen ist. Die be- 


Abb. 12. Schema der magnetischen 
Verkettung (12 Anoden). 


schriebene Ausführung entsprechend Abb. 5 wird von den 
SSW für Großgleichrichter und große Glasgleichrichter 
angewendet. 


D. Schaltung mit 3 Stromteilern. Unsymmetrische 
Verkettung. 


Eine konstruktive Vereinfachung der Stromteiler 
selbst kann man dadurch crreichen, daß man auf jedem der 
2 bewickelten Schenkel nur 2 Teilwicklungen anbringt. 
Abb. 10 zeigt eine solche Ausführung für Röhrenspulen. 
Es sind dann z. B. die Wicklungen 1 und 2 auf einen 
Schenkel sehr gut miteinander verkettet und ebenso dic 


Wicklungen 4 und 5 auf dem anderen. Dagegen tritt 
zwischen den beiden Schenkeln eine große Streuung auf, 
so daß z. B. die Wicklungen 1 oder 2 nur schlecht mit den 
Wicklungen 4 und 5 verkettet sind. Die stromverteilende 
Wirkung für die Gleichrichteranlage ist also hier genau 
so wie früher bei symmetrischer Verkettungz. Dagegen wird 
die Stromverteilung an den Stromteilern selbst ungün- 
stiger, weil die Kurzschlußkreise infolge der großen 
Streuungen der Wicklungen gegeneinander nicht mehr so 
gut ausgleichend wirken. Auf die Nachrechnung dieser 
Schaltung soll hier verzichtet werden. Gemessen wurde: 


I, = 0,171 I, bzw. 0,585 Ia. 


Die erwähnte konstruktive Vereinfachung bedingt also 
etwas höhere Ströme an den Stromteilern. 


Abb. 11. Schaltung mit 8 Stromteilern für 12 Anoden. 


E. Anordnung der Stromteiler im Nullpunkt. 


Bisher wurden bei allen betrachteten Schaltungen die 
Stromteiler zwischen Transformator und Gleichrichter an- 
geordnet. Man kann dieselben auch, ohne an ihrer Wir- 
kungsweise etwas zu ändern, in den Verkettungspunkt des 
Transformators verlegen. Für praktische Ausführungen 
kommen heide Schaltungen in Betracht. 


Die Anordnung der Stromteiler im Verkettungs- 
punkt hat den Vorteil einer einfacheren Leitungsführung 
und geringerer Betriebspannung an den Stromteilern, da- 
gegen den Nachteil, daß bei räumlicher Trennung der 
Stromteiler vom Haupttransformator alle 12 Enden der 
Phasenwicklungen am Transformator gesondert herausge- 
führt werden müssen. Dieser Nachteil wird vermieden, 
wenn die Stromteiler räumlich mit dem Transformator zu- 
sammengebaut und im selben Ölkessel angeordnet werden. 
Nach diesen Gesichtspunkten wurde von den ÖSSW in 
Wien der Transformator für eine Großgleichrichter- 
anlage der Straßenbahn Sofia für 600 V, 835 A, über- 


I a 


Abb. 13. Anordnung der Teilwicklungen (12 Anoden). 


lastbar auf 1045 A, hergestellt. Die Anordnung hat den 
Vorteil, daß man keinen gesonderten Ölkessel für die 
Stromteiler braucht und in der Anlage eine übersichtliche 
und einfache Leitungsverlegung erreicht, 


F. Parallelschaltung zweier und mehrerer Anoden durch 
die Stromteiler. 


Die Großegleichrichter für große Stromstärken (2000 
bis 6000 A) haben im allgemeinen 12 Anoden, von denen bei 
Sechsphasenbetrieb je zwei an derselben Phase liegen. 
Um die Parallelarbeit dieser gleichphasigen Anoden zu 
stabilisieren, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. 


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1261 


1. Die Sekundärwicklung des Haupttransformators 
wird in zwei getrennte Sechsphasen-Wickluneen unter- 
teilt, die so mit der Primärwicklung verschachtelt werden, 
daß bei zleichmäßiger Belastung beider Wicklungen die 
Streufelder am Transformator am kleinsten werden’. Bei 
dieser Anordnung wird jedoch der Transformator, was die 
Anordnung der Wicklungen, die Leitungesführung und 
die Herausführung der Klemmen anbelangt, bedeutend 
kemplizierter, als bei der normalen Ausführung mit nur 
einer Sckundärwicklung. 

2. Bei normal- ausgeführtem Transformator wird die 
Parallelarbeit der Anoden durch besondere kleine Drossel- 
spulen in den Anodenkreisen bewirkt 


I 


72 S $ra 7a Ee sa 2b 
T 


EE 


Abb. 14. Verkettung der Teilwieklungen, Kurzschlufßkreise 
(12 Anoden.. 


In Gleichrichteranlagen, in welchen Stromteiler Ver- 
wendung finden, kann man diese mit zur Parallelschaltung 
der Lichtbogen heranziehen. Man kann dann die Anoden- 
drosseln weglassen, ohne die einfache sechsphasige Aus- 
führung des Haupttransformators aufgeben zu müssen. Die 
gleichmäßige Beteiligung aller 12 Anoden an der Strom- 
lieferung wird hier durch entsprechende Unterteilung und 
Schaltung der Wicklungen an den Stromteilern erreicht. 
Diese müssen zu diesem Zwecke in den Anodenkreisen an- 
geordnet sein. 


C Gileichrichter 
D Regeltransformat r 


A Stromteiler 
B Transformator 


Abb. 15. Sehaitung mit Itegeltransforinator. 


Um die Teilung der Sechsphasenleitunzen in 
12 Anodenleitungen zu erreichen, muß man die 12 Teil- 
wicklungen an den Stromteilern, wie sie z. B. in Abb.5 
dargestellt sind, in je zwei parallele Kreise la, l'a, 1b, Uh 
usw. zerlegen (Abb. 11). Die magnetische Verkettunge der 
Teilwieklungen untereinander macht man zweckmäßig so, 
daß alle 24 Teilwicklungen in einem geschlossenen Kreis- 


€ DRP. 2149 197, 91538. 


lauf miteinander verbunden werden. Durch diese Ver- 
kettung erreicht man völlige Symmetrie in elektrischer und 
magnetischer Beziehung, ohne daß eine der parallel arbei- 
tenden Anoden oder Anodengruppen bevorzugt wird. In 
dieser Symmetrie, die sich durch andere Stromteilungschal- 
tungen nicht so einfach erreichen läßt, liegt ein großer 
Vorteil der beschriebenen Stromteiler. (DRP. angem.) 
Abb. 12 und 13 zcigen die oben gekennzeichnete Anord- 
nung der Teilwicklungen. In Abb. 12 ist dieselbe schema- 
tische Darstellung der magnetischen Verkettungen ge- 
wählt, wie in Abb. 6 für die Schaltung von 6 Anoden. Die 
Teilwieklungen, welche durch Strecken miteinander ver- 
bunden sind, müssen besonders gut verkoppelt sein. Auf 
den Eisenkernen sind diese Wicklungen, z. B. 1b und 7a, 
nebeneinander auf einem Schenkel angcordnet, die paral- 
lelen Kreise 1’b und 2a nebeneinander mit großer Streuung 
gegen 1b und Za auf dem anderen Schenkel (Abb. 13). 
Durch die im Kreis symmetrische Verkettunz nach dem 
Schema erhält man auch für die Kurzschlußkreise voll- 
ständige Symmetrie. Die Laze derselben für den Fall, daß 
Phase 1 und 2 Strom führt, ist in Abb. 14 angedeutet. Die 
Teilwieklungen 1b und la sowie 1’b und 2a sind direkt 
miteinander verkettet, die Teilwicklungen la, Ua und Zb 
2bdurch die angegebenen 6 Kurzschlußkreise. Die Strom- 


Abb. 16. 


Schaltung mit Regeltransformator. 


verteilung in den Wicklungen ist grundsätzlich dieselbe, 
wie bei der unter C beschriebenen Schaltung, da die Wir- 
kung der Kurzschlußkreise dieselbe ist, wie in Abb. 8 ge- 
zeigt. Bezeichnet man mit I, den gesamten Gleichstrom, 


mit /, den Sekundärstrom am Transformator, so gilt für 
den Teilstrom 7, : 


I, = 0,678 I. = 0,27 E 
Wie aus Abb. 13 ersichtlich ist, erhalten die Stromteiler 
wie früher 4 Wicklungen pro Schenkel, sie werden also in 
der Herstellung nicht komplizierter wie früher bei 
6 Anoden, wo man zu Unterteiluneen der Wicklunsen ge- 
zwuneen war, um auf günstige Fffektivwerte der Ströme 
zu kommen (Abb. 7). Etwas schwieriger wird lediglich 
die Leitunzsführunz und die Herausführung der Klemmen 
für den Fall, daß Ölkühlung vorgesehen ist. Bei Unter- 
bringung aller 3 Kerne in einem gemeinsamen Ölzefäi) 
fällt auch dieser Nachteil weg. 


G. Einfluß der Regeltransformatoren auf den 
kritischen Strom. 


In der Praxis kommt es mitunter vor, daß ein Zusatz- 
transformator zur Regelung der Spannung zwischen Haupt- 
transformator und Gleichrichter eingeschaltet wird. Für 
den Fall, daß in einer solchen Anlage Stromteilung vor- 
handen ist, muß auf die Schaltung des Zusatztransformn- 
tors besonders geachtet werden, da dieser unter gewissen 
Umständen den Wert des kritischen Belastunzstromes 
wesentlich vergrößert. 


1262 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 35 


29. August 1929 


Ein Beispiel einer solchen Schaltung gibt Abb. 15. Der 
Zusatztransformator D, der hier als Drehtransformator 
angenommen ist, liegt mit seinen Zusatzwicklungen II in 
den Anodenleitungen, seine Erregerwicklung I ist in 
offener Schaltung entsprechend den voll ausgezogenen 
Leitungen hinter den Stromteilern A angeschlossen. 


Bedingung für das Eintreten der Stromteilung ist das 
Auftreten des Hilfsflusses der dreifachen Netzperioden- 
zahl in den Stromteilern A. Zur Erregung dieses Flusses 
muß ein Magnetisierungstrom der dreifachen Frequenz, 
der sich aus der Differenz der gleichzeitig fließenden 
Anodenströme am Gleichrichter ergibt, zur Verfügung 
stehen. Dieser vom Gleichrichter herrührende Strom drei- 
facher Frequenz wird zum großen Teil von der Erreger- 
wicklung I des Drehtransformators aufgenommen (Abb. 15), 
und nur ein kleiner Teil geht durch die Stromleiter A. 
Die Folge hiervon ist, daß die volle Magnetisierung der 
Stromteiler erst bei wesentlich höherem Gleichstrom ein- 
tritt. In praktischen Fällen wurde festgestellt, daß durch 
den Regeltransformator eine Vergrößerung des kritischen 
Stromes auf das 4...öfache des normalen Wertes verur- 


sacht werden kann. Diesen meist unerwünschten Einfluß 
kann man vermeiden, wenn man, wie in Abb. 15 punktiert 
gezeichnet, den Zusatztransformator vor den Stromteilern 
anschließt. In diesem Falle muß auch der von der Wick- 
lung I aufgenommene Strom dreifacher Frequenz die 
Stromteiler durchfließen, so daß derselbe für die Erregung 
des Hilfsflusses zur Wirkung kommt. Es wird also der 
Wert des kritischen Stromes durch den Regeltransformator 
nicht mehr beeinflußt. 


Dasselbe erreicht man, wenn man die Wicklung I des 
Regeltransformators in Dreieck oder noch besser in Stern 
schaltet und nur an drei Phasen des Haupttransformators 
anschließt (Abb. 16). Dieselbe kann dann keinen Strom der 
dreifachen Netzfrequenz von außen her aufnehmen und 
beeinflußt die Wirkung der Stromteiler nicht mehr. Diese 
zuletzt beschriebene Schaltung muß in allen Fällen ange- 
wendet werden, in welchen der Hilfsfluß im Haupttrans- 
formator selbst (Manteltransformator oder drei Einphasen- 
transformatoren in Stern/Sechsphasensternschaltung) oder 
im Nullpunkt desselben (Saugdrossel oder Stromteiler im 
Nullpunkt) erzeugt wird. 


Über das Vermaschen von städtischen Drehstrom-Niederspannungsnetzen. 
Von P. Wittich, Berlin. 


Übersicht. Das vollständige Vermaschen ist durch 
die Gleichstromnetze, in denen es wegen seiner vorteilhaften 
Spannungsverhältnisse durchweg angewandt wird, bekannt 
geworden. Diese Netzgestaltung hat sich in Wechselstrom- 
netzen dort eingebürgert, wo auf die Sicherheit der Energie- 
versorgung großer Wert gelegt wird. Beide Stromarten 
weisen nun verschiedenes Verhalten hinsichtlich der Span- 
nungs- und Kurzschlußverhältnisse auf. Es fragt sich 
daher, ob die vom Gleichstromnetz übernommene Kupp- 
lung der einzelnen Speisepunktsbezirke nicht in eine solche 
Form abgewandelt werden kann, die die guten Spannungs- 
verhältnisse des vermaschten Systems und die günstigen 
Kurzschlußeigenschaften des offenen in sich vereinigt. i 


Vermaschte Netze kommen hauptsächlich in Städten 
vor; denn hier ist jeder Verlust an abzugebenden Kilo- 
wattstunden wegen des zusammengedrängten und daher 
verhältnismäßig großen Energieverbrauches finanziell zu 
spüren, weshalb er nach Möglichkeit vermieden werden 
soll. Vermaschen bedeutet sonach in erster Linie nichts 
anderes wie ein Reserveschaffen für den Verbraucher. 
Daß sehr oft gleichzeitig durch den Belastungsausgleich 
die Spannungsverhältnisse verbessert werden, spielt erst 
in zweiter Linie eine Rolle Ein Zahlenbeispiel mögə 
dies veranschaulichen. In einer größeren Stadt beträst 
die spezifische Spitzenlast etwa 2... 10 W/m? bebauten Ge- 
ländes!, Bei einer durchschnittlichen Spitzenbelastune 
von 4 W/m? und bei einem Einzugsgebiete von 125 000 
m?/Speisepunkt, was einer Stationsentfernung von 500 m 
entspricht, ergibt sich ohne Vermaschung eine Einbuße 
von 500 kW Spitzenleistung, wenn aus irgendwelchen 
Gründen ein Speisepunkt versagt. Die Folge davon ist 
ein ziemlicher Einnahmeausfall, zumal es sich hierbei 
meistens um Lichtstrom handelt, der gut bezahlt wird. 


In den folgenden Abschnitten werden nun systema- 
tisch die hauptsächlichen Vermaschungsweisen untersucht 
und miteinander verglichen. Als Vergleichsbasis werden 
bei den verschiedenen Fällen gleiche Belastung und glei- 
cher Kupferquerschnitt gewählt. Beurteilt werden die 
einzelnen Netzarten erstens hinsichtlich ihres maximalen 
Spannungsverlustes bei Normalbetrieb und bei Ausfall 
eines Speisepunktes, wobei auch die auftretenden Kabel- 
und Transformatoren-Überlastungen zu beachten sind, 
und zweitens nach dem größten und kleinsten Stromwerte 
im Kurzschluß. 


Von einem vermaschten Netz verlangt man, daß es 
günstige Spannungsverhältnisse aufweist und daß bei 
Kurzscehlüssen nur der fehlerhafte Kabelteil durch Ab- 
schmelzen sciner Sicherungen von dem Netz losgelöst 
wird. Aus diesen beiden Forderungen rechtfertigt sich 
die getroffene Wahl der Vergleichsmaßstäbe. Denn der 
maximale Spannungsverlust gibt Auskunft über die Span- 
nungsverhältnisse, und je größer der Unterschied zwi- 
schen Größt- und Kleirnstwert des Kurzschlußstromes ist, 


1 O. Burger, ETZ 199, S. 74 


um so leichter ist ein selektives Abtrennen des kranken 
Teiles möglich. Von diesen beiden Gesichtspunkten aus 
betrachtet, gilt ganz allgemein der Satz: Ein unvermasch- 
tes Netz hat günstige Kurzschlußverhältnisse, weil nur 
eine Station jeweils in die Fehlerquelle speist, und ein 
vermaschtes Netz wird wegen der Ausgleichsfähigkeit 
gute Spannungsverhältnisse zeigen, da ihm Reserveeieen- 
schaften innewohnen. Zum letzteren ist noch eine Ein- 
grenzung vorzunehmen, insofern es dem Verbraucher 
nicht so sehr auf die Stromlieferung wie auf die zuge- 
hörige Spannung ankommt. Fällt nämlich ein Speise- 
punkt aus, so wird die Versorgung seines Bezirkes durch 
die umliegenden Stationen übernommen. Der Wert die- 
ser Ersatzenergie für den Verbraucher ist davon abhän 
gig, mit welcher Spannung sie geliefert wird. Um dies 
zu verstehen, betrachte man Abb. 1. Sie enthält die Strom 


Spannung 


Abb. 1. Stromaufnahme verschiedener Verbraucher bei ver- 


äinderlicher Netzspannung. 


aufnahme von Motoren und Glühlampen, den Motor-cosg 
und die Glühlampenhelligkeit in Abhängigkeit von der 
zuscführten Spannung. Glühlampen z. B. ändern ihre 
Lichtstärke etwa mit der vierten Potenz der angelegten 
Spannung und sind so gegen Spannungsverluste sehr emp- 
findlich. Daher werden Stadtnetze, wie allgemein be- 
kannt ist, in erster Linie nach dem Spannungsabfall be- 
messen; gewöhnlich läßt man 33% =6% Schwankung 
zu, so daß für die Kabel etwa 2,5 % verbleiben, wenn die 
Transformatoren-Kurzschlußspannung 4% und der Lei- 
stungsfaktor 0,8 ist. Der Spannungsbewegung von +3% 
entspricht eine Lichtänderung des letzten Abnehmers 
zwischen 90 % und 111%, die aber zulässig ist, weil sie 
nicht plötzlich in Erscheinung tritt. Während bei den 
Lampen der Strom mit sinkender Spannung abnimmt, ist 
es bei Motoren gerade umgekehrt, sofern sie, was mei- 


xa g9, August 1929 stt 1929 Heit 35 1263 


stens der Fall sein wird, mit konstantem Drehmoment 


arbeiten. 

In den gemachten Rechnungen ist eine gleichmäßige 
Lastverteilung gewählt worden, U.ZW. derart homogen, 
dad innerhalb des betrachteten Spannungsbereiches die 


Spannungsvel” Dauer- 
lust* (maximal) Mehrbelastung | Kurzschlußstron 
Nor- \ Ausfall Trans- Größt | Kany 


Stromsumme (eines Anschlusses) der Lampen Un o: een forma- | Kabel EN Sta- \Kno- 
toren sich nicht wesentlich mit der aufgezwungenen Station 107 | Konten Son ren 
Spannung ände Diese Annahme ermöglicht, den Span- | 

! 


EUER Veen = 


0.817 (0,122 0,122 | 0,066 


= P c P L er er EE Bee u ee ga Lee 

Ele vk SS $ | | | 

1 n=1 = II Le 15 | 36 6% 167° | 57,1% |0955 0,245 0,09 | 0,045 
| } 


m — {on —— — 


Lo ——— m | 


PS 
1,000 0,122 0,047 om 


Darin bedeutet P den GesamtstroM aller na Abnehmer, m I 1 1 A8 p165% 29,3%, 
] o | | | 


= md es ist r = reos tsin g eine Konstante?, welche ix 85° 
l m den kilometri ad ee ol un induktive , | 
itungswiderstan und dure en asenwinkel Ọ es RB Be ; S 
Laststromes bedingt ist; die anderen Bezeichnungen sind i ist im Beispiel gleich 3%. 
aus Abb. 2 zu entnehmen. Die gemachten Idealisierungen 
der Kontinuität und Homogenität, die in Städten gaT oft a) Im No rmalbetr iebe bei vjerseitiger Spei- 
zutreffen mögen, bedeuten bei der vorliegenden Unter- sun +3—3=6 %, bei dreiseitiger a _45= 75% 
suchung keine Einschränkungen, weil es auf die Gewin- bei zweiseitiger 3 _3=6% und bei einseitiger Spei- 
nung prinzipieller Erkenntnisse ankommt. Unter diesen sung a — 3 = 6 %. An Hand der Abb. 4, 5 und über- 
Umständen wächst der Spannungsabfall vom Speisepunkt zeugt man sich leicht, daß die Systeme I, II. IV gleichartig 
bis zum letzten Verbraucher, so wie es durch die Abb. : wirken. Der um 1,5 % größere Voltverlust des Systems 
dargestellt wird. Die Kurve ist eine Parabel, deren Schei- JII tritt am Ende der in dem Knotenpunkt angreifenden 
tel am Leitungsende liegt. Der rasche Anstieg gleich Stichleitung auf, deren Last sich gleichmäßig (je ein 


am Anfang bewirkt, daß der halbe Spannungsverlust schon Drittel) auf die drei Speisepunktleitungen verteilt. 
b) Bei Ausfall einer Station für die vier- 


GG tungsdrittels vorhanden ist. 100 seitige Speisung +3 —75= 10,5%, für die dreiseitige 
Darum ist auch SC) oft bei |% 23 — 10,8 = 13,8%, für die zweiseitige _114= 
den städtischen Kabelneizen A 80 14,4% und für die einseitige Speisung unendlich, weil bei 
der Kupferquerschnitt grö- % ihr in dem von der Störung betroffenen Gebiete Energie 
Ber, als er es nac em nicht mehr abgegeben wird. Im Hinblick auf den Haupt- 

höchsten Leistungstrom ZU grund der Vermaschunß, der in der Sicherheit der Ener- 
sein brauchte. gieversorgung zu suchen ist, darf man die Spannungsv®T- 
hältnisse bei zwei-, drei- und vierseitiger Speisung als 

erträglich bezeichnen, mal anzunehmen ist, daß wäh- 

20 rend der Zeit der Spitzenbelastung die Verbraucher, die 


g De ` sonst brennen, wodurch der oben angegebene maximale 
Abb. 3. Spannungsabfa ll vom Spannungsverlust im Störungsbetriebe noch verkleinert 
Speisepunkt ZU den Verbrauchern. wird. Dem Spannungsabfall nach eignen sich für die Ver- 
maschung sowohl die zwe! als auch die vierseitige Spei- 
sung, weil sie im Normalbetriebe den kleinstmöglichen 
und im Störungsfalle erträglichen Voltverlust haben. 


Spesepdt. Knotenpkt. 
Abh. 2. 


Stationen und Leitungen können auf mehrere Weisen 
zu einem Netze zusammengefaßt werden. Je nach der An- 
zahl der Speisepunkte, die einem Abnehmer unmittelbar 
den ` Strombezug ermöglichen, unterscheidet man ein-, 


einfachste Art des Netzebildens. Jeder Verbraucher ist 
an eine einzige Station angeschlossen, daher die Bezeich- 
nung einseitige Speisung-. In Abb.5 ist man einen be- 
deutsamen Schritt weitergegangen, indem man die Speise- 


bindet. So entsteht die zweiseitige Speisung; Von inks 


und von rechts steht elektrische Energie zur Verfügung. 
i j 1, schließt Abb. 4. Einseitige Speisung. Abb. 5. Zweiseitig 


e Speisung. 


an, woraus sich die in Abb. 6 gezeichnete dreiseitige Spel- 
ang ergibt. Schließ lich „verknotet” man in den Sns ten- en die een E div Ho SH re 
punkten alle vier ankommenden Leitungstränge miteln- entscheidende Rolle. Selbst die bei dem zweiseitigen Spei- 


a men bekommt SONENS vierseitige Speisung nae sen vorkommende oz prozentige Überlastung, die wegen der 
BE anderen sich noch anreihenden Stationen in Wirklichkeit 


Wit anderen Worten: das vollständig unvermaschte ein wenig geringer, etwa og... 24%: wird, ist unbedenk- 
Netz der Abb. 4 wandelt sich über die Zwischenstufen lich, sofern die Transformatoren den R.E.T. genügen. Da- 
Abb. 5 und 6 in das reine Maschennet2z der Abb.7 um. gegen unterscheiden sich die zwei- und vierseitige Spei- 
Die w esentlichen Eigenschaften dieser vier Netzarten sung sehr in der abelmeh rbelastunß; hier 
gehen aus der Zahlentafel 1 hervor. Zunächst behandeln + 100 %, dort + 33,3 %- Allerdings tritt die 100prozentize 
wir den maximalen Spannungsverlust im Normalbetriebe Überlastung nur in dem ersten Leitungsabschnitt bis zum 
und bei Ausfall einer Station. Wie zu erwarten, liefert ersten Abnehmer auf: sie nimmt dann stetig bis zur Lei- 
itige Speisung die günstigsten Werte. Als Ein- tungsmitte ab und wird dort zu Null. Trotzdem dürfte die 
heit ist daher derjenige Spannungsverlust gewählt worden, zweiseitige Speisung meistens an diesem Punkte schei- 
j j normalerweise auftritt. Be- tern. Nur wenn der Kabelqauerschnitt in Rücksicht au 

trägt dieser 3 9%, und haben die Transformatoren, die leer- den Spannungsabfall gewählt ist und den doppelten Be- 
laufend gegenüber der Normalspannung eine um ,  triebstrom mal 0,9 (meistens befinden sich mehrere Kabel 
größere Klemmenspannung zeigen, eine Kurzschlußspan- in demselben Graben) dauernd verträgt un die Spitzen- 
nung Von 4%, und ist der Verbraucher-cos p = HÄ, so last nicht länger als 1,3 h anhält, darf ab und zu dem 
sind die ungefähren Spannungschwankungen zwischen Kabel eine 100prozentige Mehrbelastuns zugemutet werden, 
Leerlauf und Vollast: ohne daß es an seiner rauchbarkeit verliert. Diese Vor- 
re er aussetzungen werden sicherlich in schr wenigen Fällen 
= CH Burger, ETZ 1914, S. 4 gegeben sein, SO daß die zweiseitige Speisung in Kabel- 


1264 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


29. August 1929 


netzen selten Verwendung finden wird. Günstiger steht 
es mit der Anwendbarkeit der vierseitigen Speisung. 
Hierfür ist zu fordern, daß die Belastungspitze nicht län- 
ger als 1 h dauert; dies wird meistens zutreffen, weil die 
Stadtbelastungskurven gewöhnlich eine ausgesprochene 
Spitze zeigen. 

Wir legen nunmehr den anderen Maßstab an, bei dem 
die Kurzschlußströme entscheiden. Bekanntlich wird jede 
Leitung durch zwischengefügte Schmelzsicherungen, die 
entsprechend den durchfließenden Normalströmen gewählt 
sind, in Abschnitte zerlegt. Der über sie fließende Kurz- 
schlußstrom hängt von dem Widerstand der Kurzschluß- 
bahn, also von der Entfernung der Störungstelle ab. 
Offensichtlich wird um so eher der schadhafte Kabelteil 
allein vom Netze losgelöst, je mehr sich der kleinste und 
größte Kurzschlußstrom, welcher über die Sicherungen 
gcecht, voneinander unterscheiden, und je gröber ihre Nenn- 
stromstärken abgestuft sind. Weil die Stromstärke ein 
natürliches Maß für die — elektrisch in Ohm und nicht 
geometrisch in Kilometern zu messende — Entfernung 
des Kurzschlußortes vom Speisepunkt ist, kann die Fehler- 
quelle durch um so gröbere Maßeinheiten auszemessen 
werden, je größer der Quotient aus Größt- und KRleinst- 


rechts zufließenden Kurzschlußströme bildet der größere 
Strom viermal früher die nötige Schmelzwärme, wodurch 
die zunächst gelegene Stromquelle wie gewünscht zuerst 
abgetrennt wird. 

Zwei Fälle sind zu unterscheiden: 1. Über die Speise- 
und Knotenpunktsicherung (ein und desselben Kabels) 
fließt der gleiche Strom. 2. Beide Sicherungen werden 
von verschiedenen Strömen durchflossen, d.h. der Fehler- 
ort liegt zwischen beiden. — Man erkenut ohne weiteres, 
daß der Betrieb richtig weitergeführt wird, sobald die 
Knotensicherung vorher abschmilzt; denn die gesunden 
Leitungen bleiben mit der zugehörigen Stromquelle über 
ihre Stationssicherungen, die nunmehr normal beansprucht 
sind, nach wie vor verbunden. Daher müssen die Schmelz- 
wärmen der beiden Sicherungsarten sehr (quadratisch) 
verschieden sein; die Verwendung gleicher Typen in 
Speise- und Knotenpunkten ist nicht anzängig. Auch der 
Umstand, daß in Störungsfällen die Hauptsicherung län- 
gere Zeit die Kabelmehrlast zusätzlich zu führen hat, 
während die Nebensicherung höchstens vom Normalstrom 
durchflossen wird, spricht für eine Differenzierung. So- 
nach ergeben sich aus den Kabelmehrbelastungen die 
Mindestverhältnis der Schmelzwärmen 4:1 für die zwei- 


Abb. 6 Dreiseitige Speisung. Abb 7. 


wert ist. Dabei ist ein Unterschied zwischen den leitungs- 
verbindenden Sicherungen in der Station und im Knoten- 
punkt zu machen. S 


Beispiel. Um hierfür Zahlenwerte zu bekommen, ist 
ein Beispiel durchgerechnet worden, in welchem die mitt- 
lere Spitzenbelastung zu 4 W/m? bei cos ọ = 0,8 ange- 
nemmen wird. Der gewählten Speisepunktsentfernung 
von 500 m entsprechen Stationen mit 640 EN A Leistungs- 
fähigkeit; die Transformatoren weisen einen Ohmschen 
Spannungsabfall von 1,5 % und einen induktiven von 3,8 % 
auf, so daß ihre Kurzschlußspannung 4,08 % beträgt. Bei 
25 % maximalem Spannungsverlust in der Leitung ist der 
erforderliche Kabelquerschnitt 95 bzw. 50 mm? Cu, wenn 
man jeder Straßenseite ein eigenes Kabel zuordnet. In 
durchgehenden Leitungszügen (von 3X 95 mm? Cu an) 
sollte man nach Möglichkeit von dieser Aufteilung Ge- 
brauch machen, weil zwei Teilkabel erheblich, nämlich 
+33 %, mehr Strombelastung als ein einziges aushalten. 
Die unter diesen Annahmen errechneten Dauerkurzschluß- 
ströme sind in Zahlentafel 1 eingetragen, nachdem sie, 
ahnlich wie es zuvor mit den Spannungsverlusten geschah, 
auf den höchsten bei vierseitiger Speisung vorkommenden 
Wert bezogen wurden. Die Größtwerte gelten für Kurz- 
schluß in unmittelbarer Nähe einer Station. Da der Haupt- 
teil auf die dortigen Transformatoren entfällt und nur 
ein Bruchteil von den umliegenden Speisepunkten zu- 
strömt, bewegen sich die einzelnen Größtwerte für die 
vier Systeme innerhalb enger Grenzen, nämlich 0,77 ... 1,0. 
Das Bereich der kleinsten Kurzschlußströme, welche bei 
Kurzschluß in der Stationsnähe von den benachbarten 
Stationen zufließen, ist etwas größer und schwankt zwi- 
schen 0,045 und 0,122. Bilden wir, worauf es ankommt, 
das Verhältnis Größtwert zu Kleinstwert, so erhalten wir 
für die Speisepunktsicherungen bei einseitirer Speisung 
6,26 : 1, bei zweiseitizer 6,66 : 1, bei dreiseiticer 10,62: 1 
und bei vierseitiger 21,1:1, desgleichen für die Knoten- 
punktsicherunzen bei zweiseitirer Speisuns 1,86: 1, bei 
dreiseitiger 5,46 :1 und bei vierseitiger 2,58:1. Die 
Größt- und Kleinstwerte schwanken bei den Stationen 
innerhalb weiterer Grenzen als in den Knotenpunkten. 
Dies ist nicht gerade anzenehm: denn immer soll die Kno- 
tenpunktsicherung des betroffenen Teiles zuerst dureh- 
brennen, damit nur dieser strom- und spannungeslos wird. 
Die durchweg benutzten Schmelzsicherungen sprechen auf 
die entwickelte Wärmemenee J? Rt an; bei gleichem 
Widerstande R (und gleichen wärmetechnischen Eigen- 
schaften) und einem Verhältnis 1:2 der von links und 


Vierseitige Speisung. 


Abb. 8. Getrennte vierseitige Speisung. 


seitige Speisung und 2,46 : 1 für die dreiseitige und 1,78: 1 
für die vierseitige, damit Stations- und Knotensicherung 
wenigstens gleichwertig sind; dabei bezieht sich Jer 
Wert 1 auf den Kabelnormalstrom. Diese Abstufung ist 
mit Rücksicht auf die Überströme in Störungsfällen ge- 
wählt. 

Nun hat die Sicherung noch den Zweck, das Kabel 
gegen Übererwärmung zu schützen, wie sie durch längere 
Überlastung im Normalbetriebe vorkommt. Üblicherweise 
sind für ein Kabel 20 % Mehrlast während 120 min, 40 % 
während 30 min und 60% während 15 min zugelassen. 
Bei den gewählten Abstufungen wäre nun eine dau- 
ernde Koabelüberlastung von 100% bei zweiseitizer 
Speisung, von 57,1% bei dreiseitiger und von 33,3 % bei 
vierseitiger möglich. Also ist der üblichen Schmelzsiche- 
rung noch ein Glied hinzuzufügen, welches die Stromzeit- 
charakteristik entsprechend der Kabelüberlastbarkeit be- 
sitzt; das ist das wichtige Ergebnis der Kurzschlußunter- 
suchung. Am leichtesten läßt sich dies wegen der ver- 
hältnismäßige geringen Kabelmehrbelastung bei der vier- 
seitigen Speisung erreichen, weshalb die vierseitire Spei- 
sung den anderen auch hinsichtlich der Kurzschlußrer- 
bältnisse überlegen ist; außerdem fließen bei der vier- 
seitigen Speisung über die Knotenpunktsicherung des 
schadhaften Teiles dreimal größere Ströme als über die 
der gesunden Leitungen, während bei der dreiseitigen das 
Stronverhältnis 2:1 ist. 

Zichen wir die Bilanz aus unserer Untersuchung, so 
ergibt sich als zweckmäßig: Entweder werden die Dreh- 
strom-Niederspannungsnetze mit ihren Hauptleitungen 
vollständig vermascht oder überhaupt nicht. Bei ver- 
maschten Netzen ist eine besonders geartete Schmelz- 
sicherung in den Speisepunkten zu verwenden. Wenn es 
irgendwie möglich ist, bekommt jede Straßenseite ihr 
eigenes Kabel zugeordnet. Um die Kurzschlußströme zu 
verringern und die Sicherheit der Energieversorgung zu 
erhöhen, wird man eine Aufteilung des Netzes und der 
Transformatoren (Stationen), wie in Abb.8 dargestellt, 
vornehmen. Zu den ausgezogenen Leitungen gehören die 
ausgefüllten Kreise, welche Transformatoren bedeuten, 
und zu den gestrichelten Leitungen die leeren Kreise. 
Beide Leitungsysteme sind in den durch Rechtecke anze- 
deuteten Knotenpunkten miteinander gekuppelt. Fällt ein 
Speisepunkt des einen Systems aus, so wird dessen Be- 
lastung von beiden Systemen je zur Hälfte überommen, 
u.zw. springen drei Stationen des unbeteilisten Systems 
und sechs des betroffenen ein. 


E ER be 


1265 


Elektrotechnische Zeitschrüt 1929 Heit 35 


Kurzschlußspannung und Spannungsabfall in preiwicklungs- Transformatoren, 
| Stromverteilung in parallel geschalteten Wicklungszweigen. 


Von Dipl.-Ing- Leo Falk, Berlin. 
(Schluß von S. 1236.) 


Man kann 
obne Zubilferahme des Span 
E- En aus d 
die Parallelschaltung gebildeten 
ABCDA Abb. 15a 


bildet. Die von ỌM: erzeugte wie man 


dung 
Stele gezeigten Vorgang leicht 


nach dem BP gleicher 


Koyn Uy Se die von n, und Ön, er- 
zeugte EMEK = JNK C (Um Zo +Unnb + UN ta) 
Stromkreis noch die Ohmschen 


und n'Nn‘ je } 


errechnet, Ju 
‚ ferner 
ead 


genannten 


wirken in dem 
JMTM 


Spannungsabfälle — 
dieser EMKe 


Summe 


~ y h» 
JM (= ry t Remn Gei 


SO ryt EY 


muß gleich Null 


‚Rh , h: 
(Um TA Umnb + UN Ei 
sein, worauS sich die Gleichung 


In = hə 


JN 

EEE E, (22b) 
J e d r h. e h. 

u a ak (e Oa un) 
ergibt die sich mit Gl. (22) in der Ausrechnungs sehr 


genau deckt und ihrer Einfachheit 


wegen vorgezogen weT- 
den Kann. 


Abb. Bb. 


125 % MT 


Abb. Ba. 


weiteres, 
in Fäl- 


an ersieht ohne 
P arallelschaltung ` 


89 % = Mutm) 


leichmäßi- 
j ick- ` 


enn Fall a) und gleiche 
vorliegen, im 
a, wo N kleinere 
besitzt als ; 
verhältnismäßiz 
Anordnung nat 
ande bzw. die durch sie her- 


am 


Streuf .ldspannungen nic vernachlässigen 
bb. 23€ zeigt ein Spannungsdiagramif für einen solehen 
ur das durch Abb. 23 a gegebene Beispiel. 


Das Verhältnis und die Phasenverschiebuns der Ströme 
Jm und Jn errechnet sich aus Gl. (22) zu 


In _ 01-023 

Ju 07041% 
In Abb. 23 b wird hieraus auf graphischem Weg JM = 089 JH 
und JN = 0375 JH gefunden. Gleichzeitig ergeben sich die 


Phasenverschiebungen von JM und JN gegen J 


Es wurde — 0,76, BC senkrecht dazu gleich 0,225 
gemacht. AC wird zu 0,7195 gemessen. E wurde = uf 
ED = 1,16 senkrecht dazu genommen und die Hypotenuse 


AD in die Richtung 
Vektorrichtungen von JM und 
zu DE, 80 gibt 
Werte von 
allelogramm 
— Ju hat. 
auf, macht KL u 
so mißt man AL=JM= 0,89 
Zur Aufzeichnung des Diagramms 
schiebungen schreiben wir 


— 
— 


Ju und AM 
der SpannungsVveT- 


+Jm®HM 


Pen In 
-- JM Lyn) TIM 


o 
wun IN IN(HM’ 
was wegen X (HN) = X NHM) und wegen JM LJN= — JH 
auch wie folgt geschrieben werden kann: 
— Ju mM(HN 
on) 
TJu('m 


| + &ym Eman)’ 
ebenso wird 
i In 
— Jy MHN) 
A~ m 
vlt Tan 


E-En”- — ptn 
— wel, 


en Summanden in bei- 


wobei die dritt 
gleich sind, wie 


den Ausdrücken 
G1. (20) sagt. 
Wir zeichnen nun Abb. 23 c5. 


z 100 _ | 
oP=-Ju’u 5 0,4250 parallel zu AK von Abb. 23b, 
0 
pQ senkrecht dazu =- IER > 
d 


Sc > Myy hə 
— JuKe kat? Da"? Um): E 


QS parallel zu AC von Abb. 34 b 
m~ , 100 De 

-QR+ "7 Ka Um ry tIm (um zu um) | 

— 0,89 (0,76 2 0.25) = 0,89 0,795 = 01 "w 


was übereinstimmt mit 


T T 100 
QS=QT + TS = |In rnt/Nn ("un — wll "É, 
oam. (0,70 41,76) = 0375.19 = 01% 
— OS wird zu 


Per Gesamtspagnangsabfall or + PQ+ QS 
90;, gemessen. : 
Bei Anwendung der Annüherungsformel nach G1. (22a) 


ergibt sich 
Jm = 09 JH 


Jn =086JH, 


den nach G1. (22) er- 


genau mit 
JH übereinstimmt. 


was praktisch genügend H 
und 0,375 


reehneten Werten U, JH 


1266 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


29. August 1929 


Das Beispiel zeigt, daß die Anordnung nach Abb. 23 a 
noch äußerst ungünstig ist, obwohl N ziemlich nahe an M 
herangerückt ist. Die Parallelschaltung von N zu M ent- 
lastet diese Wicklung nur um 11% ihres Stromes bzw. 
21% ihrer Ohmverluste. Die Ohmschen Gesamtverluste 
sind 93% derjenigen bei Anordnung der Wicklung M 
allein, was durch ungefähre Verdoppelung des sekundären 
Kupfergewichts erkauft wird. Dabei ist noch nicht be- 
rücksichtigt, daß die Stromverdrängungsverluste in M 
durch die Hinzufügung der Wicklung N bei gleicher Ge- 
samtstromstärke um etwa 6 % erhöht werden, so daß also 
unter Berücksichtigung dieses Umstandes überhaupt keine 
Verringerung der Verluste durch die Hinzufügung der 
Wicklung N erreicht wird. 


gleichen Strömen, wie sie bei Serienschaltung vorliegen. 
Die Stromverdrängungsverluste sind bekanntlich in erster 
Annäherung dem Quadrat der besagten Liniendichte pro 
portional. 

Wie man aus dem Angeführten entnehmen kann, ist 
es nicht ratsam, die Gesamthöhe der einseitig zur primären 
angeordneten Sekundärwicklung über rd. 2X0,7 cm zu 
wählen, da sonst die zusätzlichen Verluste über die Ohn- 
verluste bei Serienschaltung hinaus für die Sekundärwick- 
lung über 25 % betragen oder, auf die Gesamtkupferver- 
luste des Transformators bezogen, mehr als rd. 12 %. 

Wesentlich günstiger gestaltet sich die Stromvertei- 
lung, sobald die parallel geschalteten Sekundärwicklungen 
zwischen zwei Primärwicklungen angeordnet sind. 


Zahlentafel 1. 


I ve 
| 
1 | 30 8 Ä 8 
2 A | 10 Lü i;i 10 
3 Bezeichnung nach 2 2 | 2 2 | 2 
4 Abb. 15a bzw. 15 b cm | 0,6 0,8 10 : 08 0,8 0,8 
5 0,15 0,15 0,15 0,6 0,15 0,6 
6 0,6 0,8 1,0 0,8 0,8 0,8 
7 Ohm-Verluste bei Serienschaltung von M und N. .... l 1 l | l 1 l 
8. | Vergrößerung durch Stromverdrängung** ........ 1,04 1,11 1,30 | 1,11 1,11 1,11 
9 zZ 2 Jm/JH e e xv o e ev e e e o o e ee o e e w 0,58 0,66 0,78 } 0,79 | 0,65 0,76 
10 | SS ETC CERN 0,48 0,47 0,43 |! 040 ` 0,47 0,43 
11 eg < Ohm-Verluste bei Parallelschaltg. von M und N* 1,13 1,13 1,69 1,56 1,29 1,51 
12 a St? Vergrößerung durch Btromverdrängung?? . . . . 1,03 1,08 1,15 1,06 1,08 1,06 
13 = Gesamtverluste von M und N bei Parallelschaltg. 1,16 1,41 1,83 1,65 : 1,39 1,60 
14 Parallelschaltungsverluste/Serienschaltungsverluste. . . . . 1,12 1,27 1,41 1,498 1325 1,45 
15 Erhöhung der gesamten Transformator-Kupferverluste durch | 

die Parallelschaltung gegenüber Serienschaltung*** . . . 1,06 1,14 1,21 1,25 j} 113 |) Lë 


* Durchmesser als gleich angenommen. — ** NPer: Ki, bei 70° zu 0,0214 angenommen, ferner, daß blanker Leiter 0,9, Isolation 0,1 


der Spulenlänge einnimmt — einlagige Spulen M und 


Die Durchrechnung einer Reihe von Beispielen (siehe 
Zahlentafel 1) zeigt, daß die Mehrverluste durch die Par- 
allelschaltung einseitig zur Primärwicklung angeordneter 
einlagiger Sekundärwicklungen gegenüber den Verlusten 
bei Serienschaltung dieser Wicklungen ziemlich genau 
ebensogroß sind als die zusätzlichen Verluste durch Strom- 
verdrängung bei einer einzigen, einlagigen, aber mit dop- 
pelt so dickem Draht gewickelten Sekundärwicklung 
wären. Dies gilt, wenn die 
beiden parallel geschalte- 
ten Spulen M und N ganz 
nahe aneinander gerückt 
werden, also bei einem Ab- 
stand der Kupferleiter von 
rd. 0,15 ... 0,20 cm, bei sehr 
langen Spulen und bei Ver- 
nachlässigung des Unter- 
schiedes der Durchmesser 
der Spulen. Vergrößert 
man den Abstand von M 
und N, se werden die Ver- 
luste bei Parallelschaltuns 
noch etwas größer. 


NIE II 


Abb. 24b. 


Abb. 25. 


Bei kürzeren Spulen bzw. bei Rogowsky-Faktoren, die 
wesentlich kleiner als 1 sind, werden die Verhältnisse 
etwas günstiger. Ebenso werden die Verhältnisse um ein 
Weniges günstiger, wenn die Sekundärspulen innerhalb 
der Primärspulen liegen, so daß die von der Primärwick- 
lung weiter ab liegende Sekundärspule den kleineren 
Durchmesser hat. Bei der Durchrechnung des Vergleichs 
dürfen natürlich die Stromverdrängungsverluste in den 
parallel geschalteten Spulen nicht außer acht gelassen 
werden, wenn sie auch — gerade bei ungünstigster Strom- 
verteilung — wesentlich kleiner werden als bei Serien- 
schaltung der gleichen Spulen, da die Kraftliniendichte 
des Flusses, welcher die der Primärwicklung näher 
liegende Sekundärspule durchsetzt, infolge der Phasen- 
verschiebung von Jm und Jn kleiner ist als bei phasen- 


— märer Ohmverlust = sekundärer Ohmverlust bei Serlenschaltung angenommen. 


Wenn die Wicklung nach Abb. 24 auch nur in seltenen 
Fällen zweckmäßig sein wird — z.B. wenn die relativ 
niedrige Oberspannung, etwa 3000 V, zu Röhrenspulen 
führt und wahlweise verdoppelt werden soll, besonders 
wenn dasselbe auch von der Unterspannung verlangt 
wird —, so mag der Fall doch schon seines theoretischen 
Interesses wegen untersucht werden. 

Die beiden Oberspannungswicklungen seien in Serie 
geschaltet, jede derselben enthalte die gleiche Anzahl von 
Windungen. Die Abb. 24a gibt ein Diagramm der Streufeld- 
induktionen, welche von Ja und den zugehörigen ebenso- 
großen Primärstromteilen (gleiche primäre und sekun- 
däre Gesamtwindungszahl vorausgesetzt) gebildet wirl. 
Abb. 24 b gibt ein analoges Diagramm des von Jn und den 
zugehörigen primären Gegenströmen gebildeten Streu- 
feldes. Sieht man der Kürze wegen von der Verschieden- 
heit der Rogowsky-Faktoren ab — ein erheblicher Fehler 
entsteht dadurch nicht —, so sind die aus der Abbildung 
erkenntlichen Induktionen B, = c Jm bzw. B, = c JN. 

In dem Stromkreis ABDA muß die Summe aller 
EMKe gleich 0 sein. 

Das von Jm erzeugte Streufeld induziert in der Strom- 
schleife die Spannung 


Ra ha r hı 
KJu ke UMm—-; Um+b Ub + -3 Un), 
das von Jn erzeugte Feld die Spannung 
KIn{- Und 28 Cut un) 
2 3 6 i 
Zu diesen EMKen treten die Ohmschen Spannungsabfälle 
Die Summe muß gleich Null sein, also 
E a h Ns: 
Ju'm In: Ge Kiel A Umn+bU-+ Se vn] 
Zeil Ui — Un un|=0. 
PR h 
ryf DN Um+bUs+ -4 Un) 


ry FEU Umt b Urt t 


oder 
, (B3) 
2 Un) 

2 
wobei K wieder 8x? f = .10°9 zu setzen ist. 


Für ein praktisches Beispiel sei 
Umn=83n, U,=%n, Un=52n, ,=08, b=12, 
h, =0,8, ry= 016%, und ry = 0,825 Din, 


Elektrotechnische Zeitschrilt 1929 Heit 35 


ist belanglos. 


0628 — i 
m par E — in absolutem Wert Ze 
M 0825 + 2,86 Op 


spannung IN weiten Grenzen ei V 


1267 


der Hauptflux p = 12,3- 10%, dann errechnet sich aus der mung der Spulen sowie bezüglich der GesamtkupferveT- 
G1. (23) luste. Die Verschiedenheit der Durchmesser der Spulen 


Für "Transformatoren, welche durch Serien- und Par- 
allelschaltung die Möglichkeit Dee ae? die Sekundär- 


8 : SECH Leistung des Transformator8 zu wählen, wie dies in Prüf- 
Die Ströme sind also praktisch gesprochen genau gleich, foldern in der Regel gewünscht wird, findet man häufig 


e anz gleichgültig wie verschieden die Abstände a und c die Anordnung der Spulen nach 


yon den Primärwicklungen sein mögen, wenn sie nur keine statt 4 Spulengruppen häufig deren 6, 12, 18, 24 USW. vor- 
Ges an, f 


Abb. 26. 


e IP AE Be RIED 
Anne BEER ECKER ab, a. 


Ju; +JN; -JH 
3h "Aë 


Abb. 2b. 


EE eg 


Abb. 26 c. 


Abb. 2 d. 


B 
je 
D 
e: 
CD 
Le | 
ei 
Së 
O 
= 


zu, daß der Gesamt- 
sekundärstrom sic 


an 
jedoch ohne weiteres, 
daß die pule Q be- 


wieklung anders 8® 
legen is nämlich 


Es wäre aber trotz- 
dem ein Irrtum, an- 
zunehmen aß die 


raschen gefähren 
Überblick gewinn 
man du h folgende 
Überlegung bei wel- 
cher die Öhmschen 
Widerständ ZW 
Spannungsverschie 
bungen _Y chläs 


Bild der StromvcT- 
teilung ergibt. 


Primärwicklung 1 
der Strom 1, s0 er- 


Abb. %6. den Strom 1, in alien 


er Abb. 21 
unter Fall a) gezeigt 
wurde. Läßt man nur 
in der Wicklung H; 


allzu großen Verschiedenheiten der Bogoaekt Falco. zu 80 erzeugt dieser in M und N je den Strom 0,5, 1n den 
ein i 


den Feldern zwischen H, und M erseits und H, und übrigen Wicklungen den Strom 0. 


anderseits sowie zwischen Hı und N einerseits, und H3 und Fortsetzung dieser Überlegung zu 


=L 
dabei IL + 0,95?) == (1? + 1?) ] = EI [2,005 — 2), d. h. 


nur % %. Eine Parallelschaltung zweier Sckundärspulen 
en zwei gleichen Primärspulen ist also stets voll- 
Se einwandfrei bezüglich der Stromverteilung UN 

er durch dieselbe bedingten verhältnismäßigen Erwär- 


Man gelangt dann bel 
folgender Zahlentaf". 


— 
re 


e ve 


1268 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


29. August 1929 


O e I mm nn 


Wenn nun in H,, H, H, und H,. wie es bei Serien- 
schaltung der Primärwicklungen der Fall ist, gleichzeitig 
ein Strom JH fließt, so wird in den Sekundärwicklungen 
die Summe der von jeder Teilwicklung herrülhrenden 
Ströme erzeugt, also 


Jm=13JH 
JN = JH. 
Jp = JH 
Jo =05JH. 


Man erkennt ohne weiteres aus der Tafel, daß auch bei 
eıner größeren Anzahl (6, 8, 10 usw.) von Sekundärwick- 
lungen für die mittleren Spulen der Strom gleich JA, für 
die äußersten jedoch 1,5 Ja bzw. 0,5 JH wird. Die zusätz- 
lichen Ohmverluste sowie die Beurteilung der Stromver- 
drängungsverluste ergibt sich hieraus durch Ausrechnung 
bzw. durch Aufzeichnung des Streufeldes. 

Zum gleichen Ergebnis der Stromverteilunz gelangt 
man, wenn man die Gleichungen aufstellt, welche sich 
daraus ergeben, daß M und N, N und P, P und Q jeweils 
eine Stromschleife bilden, in welcher die Summe der EMKe 
eleich Null sein muß, ferner als vierte Gleichung JM -H JN 
+Jp+Jo=4J# dazu nimmt und aus diesen 4 Glei- 
chungen die 4 unbekannten Ströme errechnet. 

Bei Transformatoren für sehr große Stromstärken und 
verhältnismäßig kleine Spannungen, wie sie zum Betrieb 
von elektrischen Öfen gebraucht werden, schaltet man 
naturgemäß eine größere Anzahl Spulen parallel. Die 
Spulen selbst bestehen häufig nur aus sehr wenigen (1... 4) 
Windungen. Man wählt, wenn möglich, eine gerade An- 
zahl Windungen, um die Spulen symmetrisch anordnen zu 
können und eine gleichmäßige Verteilung des Gesamt- 
stroms auf die parallel geschalteten Stromzweige zu er- 
reichen. Oft ist dies jedoch mit Rücksicht auf ein ökono- 
misches Verhältnis von Kupfergewicht zu Eisengewicht 
nieht durchführbar, wenn beispielsweise zwei Windunge®n 
einen Entwurf ergäben, der wegen verhältnismäßig zu 
hohen Eisengewichts, und vier Windungen einen solchen, 
der wegen zu großen Kupfergewichts zu einem wesentlich 
teureren Transformator führen würde als ein Transfor- 
mator mit drei Windungen. Da aus konstruktiven Grün- 
den von der Wahl je einer Spule vom halben Leiterquer- 
schnitt abgesehen werden soll, wird die Spulenanordnung 
etwa nach Abb. 26 ausgeführt, und es soll untersucht wer- 
den, welche Stromverteilung dabei auftritt, wenn, wie ge- 
wöhnlich. die Oberspannungspulen in Serie geschaltet sind. 

Der Rechnungsvorganz kann analog dem im vorhe-- 
echenden angewandten der sein. daß man die Sekundär- 
ströme in den vier parallelzeschalteten Spulen zunächst 
nur für den gedachten Fall berechnet, daß eine der vier 
Primärspulen, beispielsweise H,, stromdurchflossen wäre. 
Zur Vereinfachung der Rechnung sehen wir von den Ohm- 
verlusten ab und vernachlässigen die Verschiedenheit der 
Rogowsky-Faktoren. Dann sind alle Sekundärströme 
phasengleich, und die Induktion der Streufelder ist pro- 
portional der auf jeder Seite derselben vorhandenen Summe 
von Amperewindungen, bzw. bei Annahme gleicher Win- 
ıdungszahlen in allen Einzelspulen gleich der Summe der 


einer Spule N. Der von drei Spulen umschlungene Stren- 
feldteil hat die Induktion AX.3Jm, und den Querschnitt 
c-a. Die Koeffizienten k und e, welche für alle Summan- 
den gleich sind, können wir, da sie aus den Gleichung.n 
wieder herausfallen, weglassen. Der von drei Spulen M 
und N umschlungene Streufluß ist dann 3 Jm. a. Der 
von zwei Spulen M und N umschlungene Streufeldteil ist 
in Abb. 26b links von dem vorher betrachteten Streufluß- 
teil 2Jm,.a und rechts davon 


(3 Im. + Jn).2a+ D Iw, kt Jn, +3 J;+Jm, — dn 


x3a+ß3Jm.+Jm—Jm).2a, 


der von nur einer Spule M und N eingeschlossene Streu- 
f\ußanteil tst links Jm,. Ta und rechts (3 J/M, + Jn.— Jma. 
Wegen der Parallelschaltung von M und N besteht also 
die Gl. (1). 


3.3./m.+ 2.[2Jm+2.6Jm+ Jm) +3 
x< (BJM, HJN: +3Jm.+Jm — JH) +2.(8 JM. EN. — Aal 
+1. [7 TEE TEE AE OH — 0 


Wegen der Parallelschaltung von N und P erhält man sinn- 
vemäß Gl. (2) 


3.|3 Jm: + 37m — Ja) + 2. [3 Inm, +237: -Jn 


pit EE +1.[2.6 Jm + 9m - Im 


+3.3 Im + m, — In +3 Im + Im) 


+23 Jm, + .n)+(-3JQ — Jr] =0 
und wegen der Parallelschaltung von P und Q 
3(-3 JQ +2] - CN dere CH 
+1. |7 (—3Jo.—2 Je + (Jan) -- 0. 


Als vierte Gleichung dient uns 
3Jm +3 JN: +3 JP, +43 JQ: —-JH =. 


Die Auflösung dieser vier Gleiehungen führt zu den 


Werten l 
JM. = + 0,0394 JH, 
Jn, = +0340 JH, 
Ja, = — 0,0628 JH, 
"Ja. = + 0,0151 JH. 

In ähnlicher Weise werden die Ströme JM. JN.JP, JQ 
ermittelt, welche von der Primärspule H, allein erzeugt 
würden, ebenso wie JM, JN, JP, und JQ, die von H, und 
JM, JN, JP, und JQ, welche von H, herrühren (Abb. 2va, 
c, d). 

Die Rechnungswerte sind in der nachfolgenden Zahlen- 
tafel 3 aufgeführt. 


Zahlentafel 3 


M | N | P Q 
Hi. JM, = + 0,3820 JN, = — 0.0660 Jp, = -r 0,0235 Ja, = — 0,0058 
IT... JM, = + 0,0304 JN, = + 0,340 JP, = — 0,0628 r JQ, = + 0,0154 
H, . JM, = — 0,0176 JN, = + 0,0712 Jp, = + 0,2995 ` JQ, = — 0,0199 
H, . ; JM, = + 0.0136 | JN, = — 0385 JP, — + 0,0875 Jo, = -+ 0.2710 
| Jm= 047%4Ju | JN= 3077Jg | JP= 0347/H : Ja = 0,2607 JH 


auf einer Seite der betreffenden Streufeldstelle vorhan- 
denen Ströme. 

In Abb.26b ist das Diagramm der Streufeldinduk- 
tionen dargestellt, wie es sich bei Anordnung der Wick- 
lungen nach Abb. 26 dann ergibt, wenn die Primärwieklung 
H, vom Strom JH durchflossen wird, der übrige Teil der 
P’rimärwicklung dagegen stromlos ist. Die Stromvertei- 
lung in den vier parallelgeschalteten Sekundärwicklungen 
mit den Strömen JM. JN, JP, und Je wird dureh vier 
(‚leichungen bestimmt. Da die drei in Serie geschalteten 
Spulen M mit den drei in Serie geschalteten Spulen N 
parallelgzeschaltet sind, muß die Summe aller EMKe, 
welche vom Streufeld in den Spulen der Stromschleife 
MMMNNN erzeugt wird — zuzüglich der hier vernach- 
lässieten EMKe, welche durch den Ohmw iderstand erzeugt 
werden —, gleich Null sein. 

Bei der Berechnung der EMKe müssen wir beachten, 
daB ein Teil des Feldes von drei Spulen M und drei Spulen 
A umschlungen wird, ein Teil von zwei Spulen M und 
zwei Spulen N und ein Teil von nur einer Spule M und 


Bei Serienschaltung der Primärspulen H,. Hə. H: H, 
tritt in den Sekundärspulen die Summe der Efnzelströme 
auf, wie sie in der untersten Zeile angeführt sind. Bei 
eleichmäßiger Stromverteilung würde in jeder Sekundär- 
spule ein Strom 0,333 JH fließen. In der Spule Jm fließt 
also immerhin ein um 25 % vergrößerter Strom, so dab 
die Verluste in dieser Einzelspule um 57 % größer werden 
als bei gleichmäßirer Verteilung. Die Gesamtkupferver- 
luste in der Sekundärwicklung wachsen jedoch nur umn 6 % 
gegenüber jenen bei zleichheitlich verteiltem Strom an. 

Zu identischen Ergebnissen gelangt man natürlich, 
wenn man den Streufeldverlauf bei Belastung aller Pri- 
märwicklungsteile nach Abb. 26 diagrammatisch darstellt 
und die Bedinzunesrleichungen aufstellt, die sich aus der 
P’arallelschaltungz der Zweige M, N, P und Q sinnzemäß 


wie im vorhergehenden ergeben. Anstatt 4 Gruppen 
von je 4 (Grleiehungeen hat man nur einmal 4 Giri- 


chungen aufzulösen. Die Rechnungsarbeit ist aber trotz- 
dem nicht wesentlich geringer, da die Gleichungen ent- 
sprechend länger sind. Gewöhnt man sich an die gra- 


nhische Darstellung der Streufelder für einzelne belastete 


Primärspulen, wie mit Abb. Ya... 26d wezeichnet, SO 
’ kommt man sehr bald fast ohne Rechnungsarbeit aus, da 


leicht zu schu- 


das für Beurteilung von Flächeninhalten 
‘se skizzierten 


lende Auge bei Betrachtung einer probewels 
Feldverteilung fast schon auf Sicht die Richtigkeit oder 
Fehlerhaftiekeit der Verteilung wenig- 
stens mit der für solche Zwecke hinreichenden Genauißg- 
keit erkennt, und weil di der erforderlichen 
Korrekturen schnell beurte e ährend dies 
bei Betrachtung des Gesamtfeldes nach Abb. op e nicht 52 
leicht gelingt. Der oben ge der Bestiminune 
der Stromverteilung ist daher der übersichtlichere un 
letzten Endes auch der kürzere. 

In der überwiegenden Mehrzahl der F 
Transformatoren für große Stromstärken, V 
transformatoren, noch in der Sekundärspannun® regelbar 
sein, was durch Zu- und Abschaltung von Primärwindun- 

gen bewerkstelligt wird, da Anzapfunzen auf der Sekun- 
därseite der großen Stromst n zu teurer und un- 
geschlachter Konstruktion führen würden und bei den 
wenigen Windungen auch gar nieht im gewünschten Ver- 
hältnis ausführbar wären. 

Hat man nun aus solchem Grunde beispielsweise von 
der Spule As 20 % der Windungen abzuschalten, SO hat man 
zur Bestimmung der nunmehrigen Stromverteilun® nur 
von den Werten in der dritten Zeile je 0,80 der verzeich- 
neten zu nehmen bzw. von den Gesamtströmen Jm, JN, YP 
und JQ der Zahlentafel 3 je Ou % von J My JN, JP, und Ja 
abzuziehen, ie jetzt eintretende Stromverteilung 
JM -0421JH. JnZzV306 JH. Jp= 0,233 JH und Jo= 0,265 JH 
zu kennen. Analog verfährt man bei Zuschaltung von Win- 
dungen. Bei dem Rechnungsvorran® an Hand der Gesamt- 
streufeldverteilung nach Abb. 26 e müßte derselbe für einen 
geänderten Wert von Y Hs gegenüber dem ursprünglichen 
Jg von Anfang an wiederholt werden, SO daß auch aus 
diesem und besonders aus diesem Grunde der gewählte, 
zuerst angeführte Rechnungsvorgans den Vorzug Ver 
dient. 

Die Berücksichtigung der Ohmschen 
würde bei rechnerischer "erfolgung in ein recht unwe?2- 

sames, mit geringem Gewinn Zu durchauerendes Dickicht 
von Gleichungen führen. da nun noch die Phasenverschie- 
denheit der Ströme in die Gleichungen einzuführen wäre. 
Wären die Ohmschen Widerstände allein ausschlaggebend, 
so würde gleichmäßige Stromverteilung in allen Sekundär- 
spulen eintreten. Die Annahme, aß sich unter Berück- 


alle müssen die 
or allem Ofen- 


Widerstände 


sichtigung der Ohmschen Widerstände eine gleichmäßigere 
St romverteilung ergibt, als bei Gründung der Rechnungs 


nur auf die durch die Streufelder induzierten EMKe allein, 
liegt nahe und wird durch überschlärire Reehnungen be- 
stätigt. Im wesentlichen wird die Stromverteilun® zu aller- 
meist doch durch die induktiven EMKe bestimmt, 50 daß 
die auf Grund dieser Betrachtung gefundenen Ströme als 
genügend richtig angesehen werden können. ei verhält- 
nismäßig groben Ohmabfällen gegenüber den induktiven 
genügt es, zur Korrektur der nur in Anschung der Streu- 
felder gefundenen Stromverteilung, je nur. ie 2, allen- 
falls 3 größten Werte der zu einer primären Teilspule 
vchöriren Sckundärströme zu betrachten und die Aude: 
mung durch Hinzutreten der Ohmabfälle annähernd zu be- 
stirna men, um cin genügend genaues Bild zu erhalten. 

In jedem Fall nicht vollkommen symmet riseher Anord- 
nung parallelgeschalteter Wicklungen tut man vut daran, 
sich einigermaßen über das Verhältnis der Ströme in den 
parallelgeschaltelen Zweigen Rechenschaft zu geben, um 
sich unliebsane Überraschungen ZU ersparen. 

Die Berechnung der Kurzschlußspannune® 
der Feststellung der Stromverteilun® keine Schwierig- 
keiten mehr. Aus der das Gesamtstreufeld zeigenden 
Abb. 26e bzw. dem für den jeweilizen Fall sinngemäß er- 
rechneten Diagramm desselben gind die Streugruppen ZU 
nen, für deren jede die Kurzschlußspannun® ermittelt 

Berücksichtigung der Amperewin- 


. Unter 
gr szahl jeder Streugruppe wird der Mittelwert der 
Er ist der Kurzschluß- 


Kurzschlußspannunkeh errechnet. 

spannung des Transformators gleich. Das gilt für den 
Fall, daß die Ohmschen Spannungsabfälle vernachlässigt 
werden konnten, Was, wie bereits erwähnt, in den meisten 
rallen geschehen kann. | 


XYar die Vernachlässigun 


bietet nach 


dun 


mschen Spannungs- 


g der Oh 


abfälle nicht mehr angängig, SO würde die Berechnung 
der SSpannungsverschiebunß allerdings recht verwickelt. 


jeden Sekundärstromzweß wäre ein Diagramm des 
allen A Primärspulen erzeugten Streufeldes zu zeich- 
Die zwischen der Primärwicklun« und einem be- 
Sckundärstromzweik von jedem der 4 Streufelder 
induktive Spannungsverschiebung wäre zu erT- 


Für 
ınıt 
nen- 
Jiebisen 
erzeugte 


-und Phase nac 


chriit 1929 Heit 35 1269 


induktiven Spannungsverschiebungen geo- 
die gesamte induktive Span- 

gewählten Sekundärstrom- 
äre die Ohmsche Spannungs- 
klung sowie die in dem g€- 
beide geometrisch zuzu- 


rechnen, die 4 
metrisch zu addieren, um 
nungsverschiebung ür den 
zweig Zu erhalten. )ieser W 
versehiebung in der Primärwic 
wählten Sekundärstromzweiß, 
fügen, um die gesamte Spannungsverschiebung für den 
gewählten Sekundärstrom 


zweig Zu erlangen. Für jeden 
anderen Sekundärstromzweir müßte sich eine der Größe 
hn gleiche Spannungsverschiebung ergeben, 

was als Kontrolle benutzt werden Könnte. 

Bei Transformatoren für schr große Ströme wird man 
sich jedoch stets mit einer annähernden Schätzung der 
Spannungsverschiebun® zufrieden gcben können. ie 
von den starken Strömen durehflossenen Ableitungen Ver- 

i recht wesentliche Spannungs- 
hnung wen 


ursachen nämlie 
verschiebunezen, 1 ig zugänglich sind, 
kommt 


und Parallelschaltung solcher 'Yransformatoren 
nicht in Frage. 

Auf dem gleichen Were wie bei 
Beispielen können in beliebigen ande 
allelschaltung von ransformatorwie 
Stromverteilung, die Kupferverluste und 
spannung vorausberechnet werden. 


den durchgeführten 
ren Fällen der Par- 
klungszweigen ie 
die Kurzschluß- 


——— 


Wanderausstellung „Technik im Heim‘. 


Diese Ausstellung schließt sich an die im vergangenen 
Jahre auf Anregung v. Millers geschaffene große 


Technik” an. Sie soll in Gesta 
deren Leitung der Val in die 
verschiedenen Städten Deutsch- 

lands gezeigt werden, wobei in verkleinertem Rahmen alles 

Wesentliche zusammengefaßt wird. Dem vag haben sich 

als Veranstalter die folgenden Verbände angeschlossen, ZU 

denen jeweils noch örtliche Stellen hinzutreten: 

1. Reichsverband Deutscher Hausfrauen-Vereine. 

2. Reichsverband Landwirtschaftl. Hausfrauen-Vereine. 

3. Lette-Verein. 

A. Reichskuratorium für Wirtschaftlichkei 

5. ichsforschungs-Gesellschaft für Wirt 
im Bau- und Wohnungswesen. 

6. Deutscher Normen-Ausschuß. 

Yrstmaliz wurde diese Wanderausstellune von April bis 

Anfang Mai in Essen veranstaltet. Şie selbst ist rein 

sachlich aufgezogen, und es soll vermieden werden, da 

hier eine Firmenausstellung zustande kommt, wenn dies in 


Ausstellung „leim und 
einer Wanderausstellung, 
Hand genommen hat, in 


t. 
schaftlichkeit 


Essen auch noch nieht restlos durchgeführt worden ist. 
Man hat die sachliche Unterteilung 1N folgende Gruppen 
- vorgenommen: 


Eingzerichtete Küchen. 


Allgemeine Kinführung. i 
Waschen. 


Beleuchtung. 
Heizung. Reinigen. 
Lebensmittel und deren Baden. 
Konservierung: | Belehrung, Hausfleiß und 


Küchengeräte. Unterhaltung. 
Kocher und Herde. 

Der Zweck der Ausste 
daß unter Berücksichtigung 


Hung sollte der Nachweis sein. 
der technischen Fortschritte 


der Haushalt der Neuzeit sieh wesentlich wirtschaftlicher 
der Fall war. In diesem 44- 


gestalten kann, als das bisher 

sammenhang ist es erklärlich, daß naturgemäß gerade die 

elektrischen räte und Maschinen im Vordergrund des 
ja in vielfältigen Formen 


Interesses st a sich diese 
w in den it verschafft haben. Man 


bereits Eingang Hausha 
konnte auf der Ausstellung auch die Beobachtung machen, 
Ylektrizität in 


daß, soweit Heizung durch Koble, Gas oder 
Frage kam, gerade die Gruppe „Elektrobeheizung” das 
stärkste Interesse erregte. 
Bei der oi |iremeinen 
lediglich auf die Bedeutung des Haushaltes insofern auf- 
merksam gemacht, als ein großer oder unter Umständen 
sogar der größte Teil vom Einkommen des Mannes für den 
Haushalt verausgabt wird. 
In der Gruppe „D € leuc 


is 
Ge 
anden, d 


Einführung “wurde 


htung” wurde dureh Schau- 
bilder sowie durch Miniaturmodelle die Eigenart der direk- 
ten und indirekten Beleuchtung erläutert und anschließend 
auch auf den Kinfluß der versehiedenen Farben von Decken 


und Wänden auf die Beleuchtung des Raumes hingewiesen. 
Yin ziemlich grobes Modellhaus, das den Einblick 1n die 


fertig eingerichteten Räume gestattete, lehrte, wie die Be- 


Jeuchtung zweckmäßig in den einzelnen Räumen anzubrin- 
gen ist. 
In der Abteilung „leizun ga” waren die verschiede- 


nen Modelle elektrischer Öfen mit direkter Strahlung unt 
für W ärmespeicherun® ausgestellt. Interesse erregte t 
Modell einer F ußbodenbeheizun®. 


Dk 


1270 


Bei „LebensmittelundderenKonservie- 
rung“ sah man vor allem die elektrischen Kühlschränke 
mit einigen neuen Ausführungen, die auch bei uns in 
Deutschland immer mehr zur Einführung gelangen, wäh- 
rend sie in Amerika bereits zu Hunderttausenden in Ge- 
brauch sind. 

Besonders reichhaltig war erklärlicherweise die 
Gruppe „Küchengeräte“, bei der als neu die Geschirr- 
Spülmaschine hervorzuheben ist. Die Maschine an sich ist 
gut, nur ihre gleichzeitige Verbindung mit einer Haus- 
haltmaschine bedarf noch konstruktiver Verbesserungen, 
weil man selbstverständlich gerade in der Küche mit spie- 
lenden Kindern rechnen muß. Daher erfordert ein Riemen- 
oder ähnlicher Antrieb unbedingt die Schutzkappe. 

Stark vertreten waren elektrische Apparate in der Ab- 
teilung „Kocher und Herde“, was wohl nicht anders 
zu erwarten war, da hier elektrische Kocher, Kochkisten, 
Kaffee- und Teemaschinen, Heißwasserspeicher und im be- 
sonderen die Herde Aufstellung gefunden hatten. 

In der nächsten Gruppe befanden sich auch zwei voll- 
ständig eingerichtete elektrische Küchen. Diese waren 
einfacher gehalten und mit sogenannten Sparherden aus- 
gerüstet, u. zw. mit dem Ökonom- und dem Falkenbergherd. 
Letzterer erregte besonderes Interesse; er ist auf Grund 
gemeinsamer Arbeiten der VdEW und der Land-Elektrizi- 
tät G. m. b. H., Halle, entstanden. Die Eigenart dieser 
neuen Sparherde beruht darin, daß die verschiedenarti- 
gen Speisen, sei es gebraten, gedämpft usw., einfach nach 
automatischer Zeiteinstellung zubereitet werden können, 
wobei gleichzeitig neue Kochverfahren zur Ausbildung 
kommen. Auf diesem Wege dürfte sicherlich in der Weiter- 
entwicklung noch fortgeschritten werden, um so durch ge- 
ringste Brennstoffkosten und durch Fortfall der ständi- 
gen Aufsicht die Gesamtunkosten für die Zubereitung der 
Speisen möglichst herabzudrücken. Gleichzeitig gewinnt 
die Hausfrau Zeit, die sie besser für die Pflege ihrer Kin- 
der ausnutzen kann. 

Im Bereich dieser Gruppe hatte das RWE noch einen 
besonderen Vortragsraum hergerichtet, in dem laufend 
Vorträge und Kochvorführungen durch Kochdamen des 
Werkes vorgenommen wurden. Dieser Stand war ständig 
von Besuchern umlagert, und es zeigte sich hier, welches 
Interesse man elektrischen Apparaten entgegenbringt. Die 
Vortragsdamen des Elektrizitätswerkes übernahmen Auch 
zeitweilig noch Führungen durch die Ausstellung, um die 
ausgestellten elektrischen Geräte besonders zu erklären. 

Ein ähnlicher Vorführungsraum befand sich in der 
nächsten, reich besuchten Gruppe „Waschen“, wo Wa- 
schen sowie Bügeln mit Maschinen und gleichzeitig auch 
von Hand mittels Eisen gezeigt wurde. Auch ein Trocken- 
schrank fehlte hier nicht. Bei den Waschmaschinen diente 
die Elektrizität z. T. lediglich als Antriebskraft zum Dre- 
hen der Trommel oder der Zentrifuge. Man sah aber auch 
die Sprudelwascher, bei denen die Elektrizität als Wärme- 
quelle Verwendung findet. Als neu ist noch ein Badetuch- 
trockner aus Holz anzuführen, in dessen Innerem sich die 
elektrische Beheizung befindet. 

Die zahlreichen bekannten Systeme von Staubsaugern 
und Bohnerapparaten gelangten in der Gruppe „Reini- 
gen“ zur Schau. 

In der Gruppe „Baden“ waren zunächst zwei voll- 
ständige Baderäume elektrisch eingerichtet. Besonderes 
Interesse erregte hier das mit Hilfe des Staubsaugers er- 
zeugte Sprudelbad. Auch neue Apparate zum Trocknen der 
Hände mittels Heißluft wurden gezeigt, ferner die Appa- 
rate zur Körper- und Gesundheitspflege, wobei besonders 
auf die Lichtbäder, Höhensonnen, Hochfrequenzgeräte in 
verschiedenen Forınen hinzuweisen ist. Neu war ein Kran- 
kenstuhl, bei dem die Holzplatten von Sitz, Rückenlchne 
und Fußbrett elektrisch erwärmt werden können. 

Da gleichzeitig verschiedene Vorträge sowie Tagun- 
gen von Hausfrauenvereinen usw. veranstaltet wurden, hat 
sich die Ausstellung eines recht guten Besuches erfreut, 
so daß man auch wohl mit einem nachhaltigen Erfolg der 
hier gegebenen Anregungen rechnen darf 


Das Gesetz über den Weltfunkvertrag. 


Im RGBl. II, 1929 Nr. 24 ist das „Gesetz über 
den Weltfunkvertrag“ vom 2. V. 1929 veröffent- 
licht, dessen Artikel 1 besagt, daß dem am 25. XI. 1927 
in Washington abgeschlossenen Weltfunkvertrag mit sei- 
nen Vollzugsordnunsen zugestimmt wird. 

Über die Geschichte und Bedeutung des Weltfunkver- 
trages ist folgendes zu sagen: 

Die ersten Anfänge der Funktelegraphie kannten 
praktisch keinerlei Regelung, weder nationale noch inter- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 35 


29. August 1929 


nationale. Die Staatsverwaltungen nahmen für sich keine 
Aufsichtsrechte über die Funktelegraphie in Ansprucu 
bis zum Jahre 1904. Die Entwicklung des Seefunkdien- 
stes hatte nämlich inzwischen die Notwendigkeit erken- 
nen lassen, das gewisse zwischenstaatliche Abmachungen, 
besonders hinsichtlich der Fragen, die mit der Sicherheit 
des menschlichen Lebens zur See zusammenhingen, er- 
forderlich seien. Aus dieser Erkenntnis heraus wurde 
1903 eine internationale Versammlung nach Berlin be- 
rufen, deren Aufgabe es war, Vorschläge für eine spätere 
Konferenz auszuarbeiten. Diese Konferenz trat 1906 als 
Internationale Konferenz für Funktelegraphie in Berlin 
zusammen. Ihre wichtigste Entschlicßung war zweifellos 
die Abschaffung des Prinzips der Verkehrsverweigerung 
für fremde Funktelegraphiesysteme. Es wurde damit 
international anerkannt, daß die Funktelegraphie ein 
dem Allgemeinwohl, nicht Privatinteressen dienendes 
Verkehrsmittel zwischen den Bewohnern der ganzen 
Welt sei. 

Der Konferenz von Berlin folgte die von London im 
Jahre 1912, die den Londoner Weltfunkvertrag schuf. 
Dieser setzte das 1906 begonnene Werk fort, befaßte sici: 
aber ausschließlich mit dem Schiffsfunkdienst und ku 
kensendern. Er folgte dabei der Entwicklung der Funk- 
telegraphie in technischer und betrieblicher Hinsicht. 
Waren doch Versuche, das neue Verkehrsmittel außer 
für den Schiffsdienst auch für andere Zwecke zu be- 
nutzen, erst in den Anfangstadien. 


Die in London getroffenen Abmachungen sind die 
Grundlagen für den Seefunkverkehr geblieben. 


Es war in London beschlossen worden, daß Konferen- 
zen mit fünfjährigen Zwischenräumen abgehalten werden 
sollten. Durch diesen Plan machte der Krieg einen 
Strich; er setzte automatisch den Weltfunkvertrag außer 
Kraft, der in seiner alten Form nach Kriegsende wieder 
zur Geltung kam. 

Während des Krieges hatte die Einführung der Drei- 
elektrodenröhre eine Revolution auf der Empfangseite so- 
wohl wie auf der Senderseite gebracht. Die technischen 
Fortschritte hatten dazu geführt, daß das Anwendungsge- 
biet für die drahtlose Telegraphie sich immer weiter aus- 
dehnte. Zu dem Verkehr, dessen eigentliche Domäne die 
Funktelegraphie noch heute ist — das ist der Verkehr mit 
beweglichen Stationen — trat der Verkehr auf weite Ent- 
fernungen, der als Ersatz für fehlende Draht- und Kabel- 
verbindungen von größtem Wert geworden ist, und als 
neueste Erscheinung der Rundfunk, der die Übermittlung 
von Nachrichten gleichzeitig an einen größeren Hörerkreis 
— sei es zu kommerziellen oder Unterhaltungs-, Bildungs- 
und ähnlichen Zwecken — zur Aufgabe hat. 


Diese Ausdehnung des Funkbetriebs mußte naturgemäß 
dazu führen, daß die Zahl der benutzten Sendewellen stän- 
dig stieg. Da abgesehen vom Schiffsfunkverkehr für den 
als Hauptverkehrswelle die Welle 600 m international 
festgelegt worden war, keinerlei Vereinbarungen über die 
Verteilung der Wellen bestanden, und daher jeder, der eine 
neue Sendewelle nötig hatte, sich die ihm passend erschei- 
nende usurpierte ohne Rücksicht darauf, ob er etwa Inter- 
essen anderer zu nahe trat, konnte das Ende nur ein voll- 
kommener Wellenwirrwarr sein, der den Verkehr lahmzu- 
legen drohte. 

Daran konnte auch nicht viel ändern, daß sich in 
Europa die am Rundfunk interessierten Kreise zu dem 
Weltrundfunkverein zusammenfanden und für die Rund- 
funksender das Wellenband von 200 bis 600 m festlegten. 


Man sah das Unheil kommen, stand ihm aber zunächst 
noch ratlos gegenüber, da die über Kriegsende hinaus wir- 
kende Feindschaft der Völker, die sich in diesem gegenüber 
gestanden hatten, zunächst eine internationale Verein- 
barung als unmöglich erscheinen ließ. 


Schließlich trat im Jahre 1923 in Washington eine 
Kommission zusammen, die sich daran machte, Vorschläge 
auszuarbeiten, die der ganzen Welt als Grundlage für eine 
ernsthafte internationale Verständigung unterbreitet 
werden sollten. Diese Kommission stützte sich zunächst 
auf Vereinbarungen, die für den Krieg unter den Feind- 
mächten getroffen waren und baute darauf ihre Arbeit auf, 
die allen Nationen übermittelt wurde mit der Einladung, 
sich so bald als möglich zu einer internationalen Kon- 
ferenz zusammenzufinden. 

Nach ausgedehntem Austausch von Bemerkungen zu 
dem Plan dieser Kommission, von Gegenvorschlägen und 
Erklärungen war es endlich soweit, daß die Internationale 
Konferenz 1927 in Washington zusammentreten konnte; 
74 Länder waren hier mit etwa 400 Delegierten vertreten. 

Das Ergebnis dieser Arbeit bildet der Weltfunkvertraz 
(abgeschlossen zu Washington am 25. XI. 1927) nebst All- 
gemeiner und Zusatz-Vollzugsordnung, der durch das an- 


29. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 35 


1271 


fangs genannte Reichsgesetz nunmehr von Deutschland 
ratifiziert und damit für das Deutsche Reich selbst Gesetz 
geworden ist. 

Der neue Vertrag dehnt die zwischenstaatlichen Ab- 
machungen auf sämtliche Verkehrsgebiete der Funktele- 
graphie aus, bringt Bestimmungen über die Zulassung von 
Funkanlagen und die Abwicklung des Betriebs uud stellt 
Richtlinien für die technische Ausgestaltung auf. Breiten 
Raum nehmen noch immer die Vorschriften ein, die sich 
mit der Verwendung der drahtlosen Telegraphie im 
Schiffs- und dem inzwischen hinzugekommenen Flugfunk- 
verkehr befassen. Hier werden die Anforderungen an die 
Funker erheblich gesteigert. Wichtig ist vor allem der 
Wellenverteilungsplan, der eine Neuerung insofern bringt, 
als die Bezeichnung der Wellen nicht mehr nach der Wel- 
lenlänge sondern nach Frequenzen, u.zw. nach Kilozykeln 
in der Sekunde — ke/s — erfolgt; für die Umrechnung 


Wer enlänge ist die Lichtgeschwindigkeit mit 300 000 km/s 


anzusetzen; die Wellenlänge ist zunächst noch in Metern 
der Frequenz in Klammern beizufügen. Der Plan teilt die 


verschiedenen Verkehrsgebiete auf und weist einem jeden 
bestimmte Frequenzbänder zu, deren Grenzen nicht über- 
schritten werden dürfen, wenn Störungen im zwischen- 
staatlichen Verkehr zu erwarten sind. Er bringt in den 
Wellenwirrwarr, der sich vor seinem Inkrafttreten her- 
ausgebildet hatte, Ordnung hinein. Leider kann auch er 
nicht alle Wünsche erfüllen. Immer wieder muß festge- 
stellt werden, daß sich in vielen Frequenzbändern die An- 
forderungen an neuen Verkehrswellen so zusammendrän 
gen, daß gegenseitige Reibungen unausbleiblich sind. Hier 
eröffnet sich der technischen Vervollkommnung der Sende- 
und Empfangsanlagen, die ein dichteres Zusammenschie- 
ben der Sendewellen ermöglicht, noch ein weites Tätig- 
keitsfeld. Der Vertrag hat auch auf diesem Gebiete vor- 
gesorgt, er bestimmt, daß einzwischenstaatlicher 
beratender technischer Ausschuß für den 
Funkverkehr gebildet wird, der sich mit technischen und 
ähnlich gearteten Fragen des Funkverkehrs befassen soll; 
der Ausschuß tritt grundsätzlich alle zwei Jahre zusam- 
men. Die erste Sitzung wird im Herbst d. J. in Amsterdam 
stattfinden. Rp. 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Der Verbundbetrieb der Southeastern Power & Light 
Co. — Die Netze der Alabama Power Co., Georgia Power 
Co., Central Georgia Power Co., Mississippi Power Co. 
und Gulf Power Co., welche die Staaten Alabama und 
Georgia zum überwiegenden Teil, die östliche Hälfte des 


Km Ce, 3 


| >] WILSON DAM 
ı Tr 
/ | 
S II 
2 | wl ei, 
s LAV / Kan | 
Ch À A | =i 
A l N; birmingham - Se 
H by oo” $ | 
7 MISSISSIPPI | e Y By 
` FT EC A 
<7 5 t 7 
4 ALABAMA 


afiesdurg | 


| 
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f si | 
| 


N SZ 


Ba von Mexiko 


geregelt wird. Diese erteilt die auf die von den ein- 
zelnen Gesellschaften zu übernehmenden Lastanteile be- 
zughabenden Weisungen und trifft alle zar wirtschaft- 
lichen Ausnutzung sämtlicher Kraftquellen nötigen An- 
ordnungen. De die Wasserkraftanlagen teils reine Fluß- 
und 
die Niederschlagsverhältnisse starke Verschieden- 


kräfte, teils hochwertige Speicherkräfte ausnutzen 
auch 


heiten aufweisen, ist 
eine weitzehende An- 
passung an die jewei- 


ligen Witterungsum- 
stände notwendig, deren 
Auswirkung der Zen- 
trallastverteiler an Hand 
ler ihm fortlaufend zu- 
kommenden Meldungen 
zu beurteilen und bei 

SCH seinen Anordnungen zu 
Lee, beachten hat. Grund- 


KA d sätzlich werden die Jah- 
E — Së A resspeicher in den nie- 
Ki derschlagsreichen Mo- 
er - naten Januar bis ein- 


schließlich April aufge- 
füllt und dann bis Ende 
August auf dem höch- 
sten Stand gehalten, um 
in den restlichen Mona- 
ten des Jahres abgear- 
beitet zu werden. Inder 
ersten Periode wird die 
(Grundlast aus den Fluß- 
kräften gedeckt und zur 
Spitzendeckung zunächst 
die Dampfanlagen und 


Momischer 0, an 


: ; ; ler Fremdbezug und 
Al-Leitun ——— d = ; 
et T -_——— e P s See z Ap t pray ee nur im Notfalle die 
a Haugptumspannwerka  ------- #4 kV- » —-— Grenzen der ezirkslastverteilerstelle Speicheranlagen heran- 
Lostverteilerstellen gezogen, wobei über- 
> : g u dies dafür gesorgt wird, 
Abb. 1. Netz der Southeastern Power & Light Co. daß auch die Dampf- 
anlagen mit möglichst 


Staates Mississippi und den Norden von Florida ver- 
sorgen, sind in der Southeastern Power & Light Co. zu 
einem Verbundbetrieb zusammengeschlossen, welcher der 
Ausdehnung und zusammengefaßten Leistung nach zu 
den größten seiner Art gehören dürfte. Das in Abb.1 
dargestellte Netz umfaßt 380 km 154 kV-, 3650 km 110 kV-, 
650 km 66 kV-, 2530 km 44 kV- und 820 km 38 kV -Leitungen 
und versorgt eine Bevölkerung von fast 4 Millionen. Es 
wird von 13 größeren und 22 kleineren Wasserkraft- 
anlagen mit 520 000 kW Leistung sowie 11 Dampfanlagen 
mit 220 000 kW gespeist und ist überdies mit der zur Zeit 
für 180000 kW ausgebauten Muscle Shcals Anlage! am 
Wilson-Damm verbunden. Die Lastverteilung besorgt 
jede Gesellschaft in ihrem eigenen Absatzgebiet selbst, 
wogegen der Kraftaustausch von einer zentralen Last- 
verteilerstelle aus, welche in Birmingham ihren Sitz hat, 


1 ETZ 1928, S. 488. 


wenig Schwankungen und gut belasteten Maschinen ar- 
beiten. Während der Sommermonate wird alles ab- 
fließende Wasser verarbeitet und nur durch Frei- 
haltung von geringfügigen Speicherräumen für die Mög- 
lichkeit der Aufnahme der Gewitterhochwasser gesorgt. 
Von Anfang September bis Ende des Jahres decken die 
Speicher, die während dieser Zeit entleert werden sollen, 
die Grundlast gemeinsam mit den Dampfanlagen und die 
lußkräfte die Spitzen. Diese grundsätzliche Betriebs- 
weise ist in Abb. 2 in der Form von typischen Belastungs- 
schaulinien dargestellt. Plötzliche Lastschwankungen 
werden grundsätzlich auf die Wasserkraftanlagen abge- 
wälzt, da sie die Wirtschaftlichkeit der Dampfanlagen, 
die solchen nur mit großer Dampfvergeudung für die 
Bereitschaft und durch das Abblasen der Kessel bei 
rascher Entlastung folgen können, nachteilig beeinflussen 

Aber auch die Belastung der einzelnen Wasser- 
turbinen erfolgt unter Bedachtnahme auf möglichst guten 


1272 


Durchschnittswirkungsgrad, sonach zwischen % und Voll- 
beaufschlagung. Sinkt die Belastung einer Einheit tiefer, 
so wird getrachtet, diesen aus dem Betrieb zu nehmen 
und durch eine kleinere Einheit zu ersetzen. Ein weiterer 
Vorteil dieser Betriebsweise besteht darin, daß die An- 
passung an die Mittagseinsenkung und abendliche rasche 
Lastabnahme mit Wasserkraft fast verlustios erfolgen 
kann. Wie Abb.2 zeigt, wird die Spitze stets von 


| | [rockenperiode | | 
RP aJNFRNREE 


Red Ee CS 


EECH 


Abb. 22 Belastungschaulinien und Lastverteilung. 


Wasserkraftgeneratoren gedeckt und werden auch eämt- 
liche Lastschwankungen von solchen übernommen, so 
daß die Dampfturbinen unter ganz stetigen Belastungs- 
verhältnissen, sonach die ganzen Dampfanlagen mit gün- 
stigstem Wirkungsgrad arbeiten können. Größtes Ge- 
wicht wird auf möglichst genauc Einhaltung der 60 be- 
tragenden Sollperiodenzahl gelegt, damit die Synchroni- 
sierung und Parallelschaltung der einzelnen Netzteile 
jederzeit in kürzester Zeit durchführbar ist. Schon jetzt 
werden die Abweichungen durch Handregelung unter 
314 Hz gehalten, und man hofft mit in Erprobung stehenden 
selbsttätigen Einrichtungen eine Genauigkeit von !/» Hz 
zu erreichen. In verschiedenen Punkten des Netzes sind 
Synchronphasenschieber für Spannungsregelung und 
Blindleistungsverteilung mit 107000 kVA Gesamtleistung 
aufgestellt; überdies kann ein 20 000 kW-Dampfturbinen- 
generator von der Antriebsturbine abgekuppelt und als 
Phasenschieber betrieben werden. Auch für die Kraft- 
erzeugung nicht benötigte, wasserturbinenangetriebene 
Generatoren werden fallweise zu solchen Diensten heran- 
gezogen. Die gegenseitige Verständigung der Lastver- 
teiler- und Betriebstellen erfolgt durch eigene Fern- 
sprechleitungen und mittels leitunesgerichteter Fern- 
sprechanlaeen. .B. Hawkins und W. W. Eber- 
hardt, El. World Bd. 92, S. 725.) Br. ` 


Elektromaschinenbau. 


Zur Theorie des Drehstrommotors mit Doppelkäfig- 
anker. — Die bekannte Gleichung für den Ständerstrom 
des Drehstrommotors mit Doppelkäfiganker, wie sie sich 
z.B. mit Hilfe der Induktivitäten und Widerstände der 
drei Stromkreise nach der zweiten Kirchhoffschen Regel 
ergibt, erlaubt es, das Stromdiagramm rechnerisch und 
zeichnerisch zu ermitteln. Ist o die Schlüpfung, so hat 
die Gleichung die Form 


z Ar+Bo+EC 
Ir H+Eo+F 


Das Diagramm ist von Lundi mit Hilfe der Inver- 
sion und von Natalis? mit Hilfe des Verhältnisses 
zweier Parabelstrahlen gezeichnet. Der Ständerstrom läßt 
sich indessen auch als die Summe des Stromes bei unend- 
licher Schlüpfung und zweier Kreisstrahlen darstellen. 
Dazu hat man in bekannter Weise den Zähler der obigen 
Gleichung durch den Nenner zu teilen, den Nenner des 
übrig bleibenden Bruches gleich Null zu setzen und 
die Wurzeln der so erhaltenen Gleichung zu ermitteln. 
Die Zerlegung in Partialbrüche ergibt dann die Glei- 
chungen zweier Kreise. Die Lage der beiden Kreise wird 
diskutiert und angegeben, wie aus dem vorher entwickel- 
ten Diagramm die Widerstände beider Wicklungen und 
die zusätzliche Streuinduktivität entnommen werden kön- 
nen. (A. Thomälen, Arch. El. Bd. 21, S. 205.) 


! Lund, Arch. Fl. Bd. 15, S. 122. Referat in ETZ 1925. S. 1817. 
? F. Natalis, Die Berechnung von Gleich- und Wechselstrom- 
systemen. 2 Aufl. Verlag Julius Springer, Berlin 1924. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 35 


29. August 1929 


Fliehkraftriemenscheibe und Wellenkupplung. — 
Fliehkraftriemenscheiben für die Massenverwendung be- 
sonders bei kleineren Kurzschlußankermotoren, etwa bis 
20 PS Leistung, müssen einfach, wirtschaftlich und zu- 
verlässig sein und dürfen keine besondere Wartung er- 
fordern. Nichtsdestoweniger müssen sie aber doch so 
weich kuppeln, daß sie ihren Zweck, die Anlaufstrom- 
stole des Motors genügend zu dämpfen, erfüllen. Die von 
der Metalluk, Technische Handels- und Fabrikationsge- 
sellschaft m. b. H., Bamberg, neuerdings herausgebrachte, 
durch DRP. geschützte Fliehkraftriemenscheibe und 
Wellenkupplung enthält als Kupplungsmittel ein granu- 
liertes Füllgut in Form von Eisenkugeln, welches in ent- 
sprechenden Kammern der Scheibe, die durch das im 
Innern derselben befindliche, auf der Motorwelle sitzende 
Schaufelrad gebildet werden, eingefüllt ist (Abb. 3). 


Abb. 3. Metalluk-Fliehkraftriemenscheibe. 


Bei Anlauf verlagern sich die Kugelmassen an den 
Gleitflächen und setzen sich hier zunächst in rollende 
Bewegung, um bei ansteigender Fliehkraftwirkung so- 
dann durch die dahinterliegenden Schichten allmählich 
bis zum perfekten Kuppeln abgebremst zu werden. Aus 
diesem Grunde läuft die Kupplung ganz besonders weich 
an. Die rollende Bewegung der Kugeln wiederholt sich 
sodann bei Üiberlastungstößen, und es dürfte ohne wei- 
teres einleuchtend sein, daß der Verschleiß der Scheiben- 
organe praktisch gleich Null ist. Auch ein Festfressen 
der Scheibe wird mit Sicherheit vermieden. Bei Versuchen 
mit der ‘Scheibe zeigte dieselbe nach etwa zehntausend 
hintereinander ausgeführten Schaltungen keinerlei Ver- 
änderungen. — Außer für Fliehkraftriemenscheiben wird 
das System auch gleich vorteilhaft für Fliehkraftkupr- 
lungen angewandt. fi 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Meßinstrumente des Excelsior-Werks. — Eine Neue- 
rung in Gestalt eines Leistungsfaktormessers, der einfach 
zwischen die Verteilungstafel und die Motoranlage Go: 
schaltet zu werden braucht, wird in Abb. 4 gezeigt. Dieses 


Abb. 4. 


Abb. 5. 


nach dem Ferraris-Prinzip gebaute Instrument besitzt 
eine in zwei Quadranten eingeteilte Skala, deren jede eine 
Gradeinteilung von 0..90° und cos ọ = 0...1 besitzt. Auf 
beiden Quadranten wird induktive Belastung angezeigt. Es 
ist also vollkommen gleichgültig, wie der Anschluß der 
drei Phasen erfolgt, der Zeiger stellt sich entweder links 
oder rechts ein. Das in Abb. 4 in tragbarer Ausführung dar- 
gestellte Instrument kann auch als Schalttafel-Instrument ge- 
liefert werden. Hervorzuheben ist, daß die ganze Schaltung im 


| 
| 1273 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 35 


Innern fertig ausgeführt ist. Lediglich drei Eingangs- Der 4 V-Blei-Säure-Akkumulator wird in einem Zellu- 
und drei Ausgangsklemmen sind vorhanden, an welche die loidkasten derart untergebracht, daß nach Öffnung des 
un g i 2 Deckels alle Platten zugleich herausgezogen werden 
werden. Die Handhabung ist also denkbar einfach, SO daß können. Die Batterie mit Kasten wiegt 2,27 Kg und das 
das Gerät auch von weniger geübten Hilfskräften zur Mes- Kopfstück 200 g. Die Lampe gibt 10K und brennt 1: 


“berwachung des LeistungsfaktoTs in ganzen 4 V-Handlampen gibt es nur IN einer Ausführung, 
i ə V-Lampe unt 


Anlagen und an einzelnen Motoren verwendet werden Abb. 7. Der Preis liegt zwischen einer 
ist möglich. einer mittelgroßen Alkalilampe, das Gewicht beträgt nur 


kann. Auch der Anschluß an DA- Meßwandler 

ägt +1 %- etwas mehr als dasjenige einer gewöhnlichen 2 \-Lampe, 
Eine weitere Neukonstruktion des nachstehend gc- und die Kerzenstärke ist derjenigen 
nannten Werkes ist ein kleiner IsolationsmesseT mit ein- einer guten Alkalilampe gleich. Von 
zebautem Kurbelinduktor. Die äußeren Abmessungen sin dieser Lampe ind in England mehr 
110 X 80 X 220 mm. Diese kleinen Isolationsmesser wer- als 28 000 Stück im Gebrauch. 
den für Spannungen von 250 und 500 V und mit Ohmskalen 
von 30 bzw. 80 MQ geliefert. Neben diesen kleinen Isola- 
tionsmessern werden noch Kurbelinduktoren mit selbst- 
tätiger Spannungsregelung bis 1500 V geliefert. 

In Abb. 5 ist ein Gerät abgebildet, mit dessen Hilfe 
die Drehfeldrichtung bzw. die Phasenfolge eines Dreh- 
stromes fostgestellt werden kann. Dieser Dıehfeldrich- 

j itzt drei Klemmen ’mit den Klemmbezeich- 
nungen R, S, T., Durch eine Glasscheibe ist eine kreis- 
runde Metallscheibe sichtbar, auf welcher ein Pfeil die 
E een NEE E Phasentolgs mm Ge? 

ie Abmessungen des einen Gerätes si 5 mm. i 
Das Instrument wird für die Spannungen 3 X 120, 3 X 220 Abb. 6. 4V-Kopflampe mit Blei-Säure-Akkumulatof: 
und 3X 380 V Drehstrom hergestellt. 

Die beschriebenen Instrumente sind Erzeugnisse der Alkalilampen gibt es in vielen Ausführungen mit drel 

Firma Excelsior-Werk Rudolf Kiesewetter, Leipzig. fi i Elektroden im Akkumulator: die flache 
Edisonplatte, die ringförmige Edisonplatte und die Wolf- 
Di Platten enthalten das aktive Material, das 


CES 


Scheitel e Ẹi . fache Meth d platte. jese 

Scheff spannungsmessung. — ine einfa? ethode in seiner Zusammensetzung sehr verschieden ist. Bei der 

zur Messung der Amplituden periodischer Wechselvor- flachen Faisonplatte 

gänge (vgl. ETZ 1926, S. 472) beruht auf der Aufladung . 4% besteht das Material 
T aus Nickel und fein- 


eines Kondensators hinter einem Ventil. Die Zu unter- 
suchende Wechselspannung ist einmal mit dem Heizdralit, ` 
das andere Mal über einen gut isolierten Kondensator, 
dem ein statisches Voltmeter parallel geschaltet ist, mit 
der Anode einer Ventilröhre verbunden. Bei sehr emp- 
findlichen Anordnungen machen sich Feuchtigkeitsschich- 
ten und die eigene Leit ähigkeit des Glaskörpers der en- 
tilröhre, die infolge der Erwärmung steigt, störend be- 
merkbar. In diesem Falle werden zweckmäßig au em 
Glaskörper (z.B. Telefunken, "Type RSV) Paraffinringe 
angebracht, und die Röhre wird künstlich 


verteiltem Eisen, bei 
der Ringplatte sind 
die Materialien Nik- 
kel und Kadmium in 
einem Elektrolyten, 
welcher Lithium ent- 
hält. Die Wolfelek- 
troden bestehen auch 
aus Nickel-Kadmium, 
unterscheiden sich 
aber von den vorher- 
gehenden ‚dadurch, 


Spannungen hohe Genauigkeiten verlangt werden, wir Ce = 
als Ventil eine photoelektrische Zelle empfohlen. Bei der Abb? Zweiteilige nee rial nicht in Taschen 
yon enthalten ist, sondern 


ß die Ventilzelle keine 
auf ein feindurch- 


an der Anode positive Ionen frei werden’. Zweckmäßig lochtes Niekelband gestrichen wird, welches dann gefaltet, 
wird daher die Anode möglichst weitgehend gegen ein- gepreßt und in eine feste Platte geformt wird. 

bgeschirmt. Eine einwandfreie Kontrolle Die flache idisonelektrode ist die billigste, hält aber 

n ch Abschalten der zu messen? nicht so lange wie die übrigen. Früher wurden ie Plat- 

Faden des Elektrometers — dieses stellt ten in eisernen Kästen untergebracht, die verschweißt 


gleichzeitig den genügend kleinen Meßkondensator dar — wurden. Da aber Reparaturen unvermeidlich sin 


bei bleibender Belichtung stehenbleiben muß. BE der man jetzt die Kästen mit abnehmbaren Deckeln aus. Die 
‚schnittlich eine Leuchtkraft von 3 K 


Auswertung ist die Austrittsgeschwindigkei! der Photo- Lampen haben durct 
elektronen zU berücksichtigen. M. Büge. während der ganzen Schicht. Die Kosten einer 4 V-Alkali- 
eh dreimal dein En en 2V- 
Säurelampe, aber die etriebskosten sind so vie geringer, 
Beleuchtung. daß sich die Anschaffung auf die Dauer bezahlt macht. 
(The Iron and Coal Trades Rev. Bd. 118, 5. 11.) M. 


Elektrische Kopflampen. — Unter sonst gleichen Be- 


dingungen gibt die Kopflampc, wie The Iron and Coal 
Trades Rev. berichtet, zwei- bis viermal mehr anfängliches Heizung, Öfen. 
Licht als die Handlamp®, weil ihr Licht reflektiert wird, 
Hochfrequenzspulen zwischen Walzenständern zum 


während das Licht der Handlampe sich zerstreut. Der 
wirkungsvolle Lichtwert der Kopflampe kann möglicher- Anwärmen von echen. — Pas Auswalzen von ein- 
d Blechstreifen hängt in erster Linie von der 


Temperatur des Materials ab. Das Warmwalzen dauert 

der zu beleuchtenden Arbeitstelle ab. so lange an, wie die bkühlungsreschwindigkeit zuläßt. 
Unter den Kopflampen hat man die Auswahl zwischen Wenn der Stahl zu kalt wird, muß er wieder erwärmt 

einer 4 \-Blei-Säure-Lampe und der 2,6 vV-Alkalilampe. “ werden. eim kontinuierliche d j 


Jżje 4 X'.-Lampe hat den Vorteil, daß sie im Gewicht der Wiedererwärmen aus praktischen Grün 
i hört die Reduktion bei ungefähr 1,6 mm 


früheren 9 V-Lampe gleichkommt und im Anschaffung: angängig 18t, 

eo jn der Mitte zwischen der 9V- und der Alkalilampe Stärke auf. Beim gewöhnlichen Feinblechwalzen wird 
jegt uand den Leuchtwert von mittelgroßen Alkali-Kopf- das Blech gedoppelt, wenn es zu dünn wird, oder es WU 
lampen hat. Somit ist die Wahl zwischen einer AN. und den zwei oder mehr Bleche zusammengepackt und gleich- 


einer 2,6 V-Alkalilampe nur eine Geldfraze. zeitig in die Walzen gesteckt. 
Dienn Abb. 6 gezeigte Alkalilampe? ist die größte von Metall nach einigen Stichen hart und mu 


Akkumulator, der 22 Ah bei den, eine Operation, die eine 


1,5 A Entladestrom abgibt, sitzt 1n einem Stahlbehälter, prozesses 
nen vernickelt und außen mit Kadmium plattiert ist. verursacht. Wenn das Blech zwischen den Stichen eines 
hen Warmblechwalzwerks oder eines Zwei- 


der in 

Einmal geschlossen, braucht derselbe jahrelang nicht ge- kontinuierlic 

òffnet ZU werden. er Leuchtwert ist 16 K. ständer wann A erwärmt wird, vereinfacht sich das 
en ; K S Walzen. Diese Aufgabe des Anwärmens ist für Draht 

1 Pohl u Pringsheim, Verhandl. der Dt. Physikal. Gesell- schon lange durch Einführung des sinnreichen Verfah- 
rene, das als Patentieren bekannt ist, gelöst, und theore- 


Lon mmer 


t 1912 
schaft, 1771. a ETZ 1929, 8.1111. 


a en en 


1274 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


29. August 1929 


tisch gibt es keinen Grund, warum ein Ofen ähnlicher 
Konstruktion nicht auch für Bleche anwendbar ist. Die 
einzige Schwierigkeit läge darin, daß der „Blech-Paten- 
tierofen“ um vieles länger als der Patentierofen für Draht 
sein müßte, weil das Blech dicker und breiter ist. Ein 
solcher Ofen von etwa 250 m Länge mag Bleche wärmen, 
aber es ist zweifelhaft, ob er eich auch für das Walzwerk 
bezahlt machen würde. 

Bei einem kürzlich entwickelten Verfahren wird 
Hochfrequenzstrom zum Anwärmen der Bleche benutzt. 
Die Verwendung von hohen Frequenzen ist allen durch 
den Ajax-Northrup-Induktionsofen! vertraut, aber sowohl 
die Erzeugung als auch der Gebrauch von Strömen solcher 
Frequenzen würde in großen Mengen für die gewöhnliche 
Walzwerkspraxis schwierig sein. Beim Blechwalzen ist 
die Frequenz auf 500 Hz beschränkt, was bedeutend höher 
ist als die übliche jetzt benutzte Frequenz und doch nicht 
so hoch, daß die Konstruktion von Generatoren Schwierig- 
keiten bietet oder ihre Kosten über denjenigen der zwei- 
und dreiphasigen 60 Hz-Generatoren liegen. 


Abb. 8a. Walzeinrichtung zum Walzen von Feinblechen mit 
` Hochfrequenzspulen. 


Bei Versuchen mit einer Notbehelfeinrichtung wurde 
eine Energieabgabe van 23 % beobachtet, aber man hofft 
mit passenden Spulen 34 % erreichen zu können. Abb. 8a 
zeigt einen Satz Walzen eines Zweiständerwalzwerkes 
zum Walzen von Feinblechen, was heute nicht auf einer 
derartigen Straße geschieht; aber das neue Verfahren 
des Wiedererwärmens zwischen den Stichen würde diese 
Anordnung ale logisches Vorgehen erscheinen lassen. Das 
vorgewalzte Blech tritt aus dem Gerüst C mit einer so 
niedrigen Temperatur bei der üblichen Walzwerkspraxis 
heraus, daß es in einen Wärmofen eingesetzt werden muß. 
Anstatt dessen geht es durch die Spulen A und B, die mit 
einem Hochfrequenzstrom von genügendem Umfang be- 
schickt werden, um das Blech zu erwärmen. Am wirt- 
schaftlichsten scheint es zu sein, das Blech in Vorwalzen 
herunterzuwalzen und dann in Zweiständerwalzen nach 
Abb. 8a fertig zu walzen. Die Walzenständer unterschei- 
den eich nicht von denen, die jetzt benutzt werden, mit der 
Ausnahme, daß jeder Ständer nur eine bestimmte Reduk- 
tion während der ganzen Zeit ausführt und die Walzen 
nur zum Ausgleich der Abnutzung nachgestellt werden. 
Da die Entfernung zwischen den Walzen in einem Zwei- 
ständer-Walzwerk größer ist als die Länge des zu wal- 
zenden Bleches beträgt, eo befindet sich letzteres niemals 
in zwei Ständern zu gleicher Zeit. Es ist nicht notwendig, 
daß die Geschwindigkeiten der verschiedenen Waizen- 
ständer so sorgfältig eingestellt werden wie bei kontinuier- 
lichen Walzwerken, und die üblichen Antricbsarten kön- 
nen verwendet werden. 

Je nach Höhe der Reduktionen und anderen gewissen 
Bedingungen können die Heizspulen zwischen je zwei 
oder drei Stichen angeordnet werden, wenn das Metall 
noch ziemlich dick ist, und zwischen jedem Stich bei dün- 
neren Blechen. Die Größe der Spulen wird auf Grund 
verschiedener Formeln berechnet. Die Spulen sollten 
fähig sein, einen genügend starken Strom aufzunehmen, 
um das Blech auf die richtige Temperatur unter den un- 
günstigsten atmosphärischen und Betiiebsbedingungen zu 
bringen. Der Entwurf eines Walzwerkes dieser Art 


brachte eine Anzahl von mechanischen Aufgaben mit sich, . 


die zu lösen waren. Der beste Wirkungsgrad des Walz- 
werks erfordert, daß die Walzen im Walzenständer D 
schneller laufen müssen als jene im Ständer C. Das aus 
den Walzen heraustretende Blech geht zu den Greif- 
walzen E deren Aufgabe es ist, das Blech in das Walz- 
gerät D zu bringen. Das bedeutet jedoch, daß während 
eines Teiles der Zeit das Blech durch die Walzen E mit 
der Anfangsgeschwindiskeit der Walzen des Ständers C 
und während der übrigen Zeit mit der Geschwindigkeit 
der Walzen im Ständer D, die bedeutend höher ist, laufen 
muß. Gibt man den Walzen also eine bestimmte Ge- 
schwindigkeit, so ist dieselbe immer falsch. Diese Auf- 
gabe hat man dadurch gelöst, daß der Antrieb der Walzen 
E verstellbar ist. Alle Ubertragunesrollen werden von 


ı ETZ 192, S. 1548. 


den Walzen C durch Sperräder und Sperrklinken ange- 
trieben. Die Umfangsgeschwindigkeit ist daher dieselbe 
wie der der Walzen C, so lange diese Rollen das Blech 
zu den Walzen E bringen und so lange eich das Blech 
zwischen den beiden Walzgerüsten befindet. Sobald jedoch 
das Blech in die Walzen D eintritt und anfängt, sich mit 
größerer Geschwindigkeit zu bewegen, werden die Wal- 
zen E frei und beeinflussen nicht weiter den Durchgang 
des Bleches. 

Eine andere Aufgabe war die 
Einrichtung der Führungen und 
Unterstützungen für das Blech wäh- 
rend des Durchganges durch die 
Spulen. Das wurde deshalb sehr 
schwicrig, weil jedes in diesen Füh- 
rungen und Unterstützungen be- 
nutzte Metall durch die Sekundär- 
ströme, die durch den Hochfrequenz- 
strom in den Spulen erzeugt yur- 
den, hoch überhitzt wird, und wenn 
es nicht geschützt ist, schließlich 
schmelzen würde. Die Aufgabe wurde 
durch ein ziemlich verwickeltes 
System von Führungen gelöst, wel- 
ches das Blech in richtiger Entfernung 
von den Spulen hält (Abb. 8b). 
Die Führungen bestehen teilweise aus nichtleitenden 
Stoffen, teils sind sie wassergekühlt, wodurch der Wasser 
verbrauch des Wolzwerks ziemlich hoch wird. 

Das Verfahren ist ohne Zweifel auch für kontinuier- 
liche Blechwalzwerke, sowohl warme wie kalte, und für 
kontinuierliche kalte Streifenwalzwerke für dünne Ab- 
messungen geeignet, besonders für breite Streifen. Das 
kann heute bis zu 2,75 mm Stärke und äußerst bis zu 
1,6 mm geschehen. Das weitere Auswalzen muß dann 
von Hand geschehen, was aber bedeutet, daß der billigste 
Teil des Walzens auf kostspieligen kontinuierlichen 
Walzwerken geschieht. Wenn jedoch Hochfrequenz-Heiz- 
spulen nach Durchgang des 2,75 mm-Stiches eingebaut 
werden, so wird die Temperatur des Blechstreifens so er- 
höht, daß derselbe bis auf 0,7 mm ausgewalzt werden kann. 

Mit dem Zweiständerwalzwerk läßt sich auch ein 
hohes Ausbringen erzielen, weil vorgewalzte Bleche so 
schnell, wie sie der Walze zugeführt werden, fertig ge- 
walzt werden können. Man kann von einem solchen Walz. 
werk erwarten, daß es das Ausbringen von sieben bis zehn 
Vorgerüsten mit einer entsprechenden Verringerung der 
Löhne für das Fertigwalzen aufnehmen kann. Beim 
Walzen von Blechen in Zweiständerwalzwerken sind 
nur zwei Ofenerwärmungen erforderlich, einmal für die 
Platine vor dem Vorwalzen und ferner für das halbfertige 
Blech nach dem Vorwalzen. Alles weitere Erwärmen ge- 
schieht im Walzwerk selbst durch elektrischen Strom und 
bedarf keiner Handarbeit. Da ferner das Zweiständer- 
walzwerk als Fertigstrecke eine höhere Leistung hat als 
die Vorstrecken, so wird es möglich sein, bei bestehenden 
Walzwerken die Fertigstrecke mit weniger Schichten zu 
betreiben im Laufe der Woche als die Vorwalzen. Dae 
mag ein Umsetzen der Öfen erforderlich machen, man 
spart aber Geld. (Iron Trade Rev. Bd. 83, S. S. 19.) 


II 


DER Spule 


ee 


Abh. 8b. Schema der 
Blechführung zwischen 
den Spulen. 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Brown-Boveri-Bahnmaterial. — Die von BBC vor 
etwa drei Jahren im Straßenbahnbetrieb eingeführten 
Nockenfahrschalter sind für Spannungen bis 
1500 V gebaut und dementsprechend allgemein auch für 
die schwersten Betriebsbedingungen verwendbar, aber 
verhältnismäßig groß. Dadurch führen diese in kleinen 
Straßenbahnwagen zu erheblichen Raumbeschränkungen 
und Unbequemlichkeiten für die Fahrgäste. Um auch in 
dieser Hinsicht den gestellten Anforderungen zu ent- 
sprechen, baut BBC nunmehr eine zweite wesentlich 
kleinere Type (Abb. 9), die für Spannungen bis 650 V, 
also vor allem für den Straßenbahnbetrieb brauchbar ist. 
Der neue Schalter vereinigt die Vorzüge des größeren 
mit kleinstem Raumbedarf. Form der Kontaktarme und 
besondere Ausbildung des Blasfeldes bewirken schnelle 
Lichtbogenlöschung und daher geringen Abbrand. Dies 
und die grundsätzliche Verwendung von Rollenlagern mit 
einfachster Anordnung der Schmierung gewährleisten 
niedrige Wartungskosten bei hoher Betriebsicherheit. 
Infolge Verwendung von Silberblättchen auf den Brems- 
kontakten ist das Auftreten von Bremsversagern zänz- 
lich ausgeschlossen. 

Die äußerst einfache Steuerung der elektrischen 
Lokomotive ermöglichte die Besetzung des Führerstandes 
mit nur einem Mann. Um bei eintretender Dienstunfähig- 
keit des Führers eine Sicherheit für den Betrieb zu 


29. August 1929 


schaffen, wird die Lokomotive mit einer sogenannten 
Totmann-Vorrichtung ausgerüstet, die in diesem 
Falle das Fahrzeug zum Stehen bringt. Sie muß also 
selbsttätig die Triebmotoren abschalten und anschließend 
eine Schnellbremsung des Zuges bewirken. Die Vor- 
richtung muß von der Fahrdrahtspannung und der zu- 
fälligen Lage der Steuerung gänzlich unabhängig sein. 


a e 


BBC 8000 


Abb. 9. Nockenfahrschalter für Spannungen bis 650 vV. 


Sie darf auch den Führer nicht ermüden und unter keinen 
Umstănden durch künstliche Maßnahmen des Führers un- 
wirksam gemacht werden können. Bei der Ausführung 
von BBC (Abb. 10) wird die Auslösung der Lokomotiv- 
schalter sowie die Einsetzung der Schnellbremsung durch 
eine Vorrichtung bewirkt, welche von einer Triebachse 


Abb. 10. BBU-Totmann-Sicherung. 


der Lokomotive aus angetrieben wird. In der Über- 
tragung zwischen Achse und Auslösevorrichtung ist eine 
Schnecke mit Rad eingeschaltet, die durch einen Magneten 
normalerweise außer Eingriff gehalten werden, so daß 
also die Auslösevorrichtung auch bei laufender Lokomo- 
tive still steht. Der Magnet wird über einen Hilfs- 
kontakt am Handgriff des Steuerschalters gespeist. So- 
bald der Führer die Steuerung losläßt, fällt der Maznet 
ab und die Auslösevorrichtung setzt eich in Tätigkeit. 
Nach Durchfahren einer bestimmten Strecke werden also 
die Motoren ausgeschaltet und dann der Zug durch 
Schnellbremsung stillgesetzt. Die hiermit beschriebene 
Vorrichtung verhindert, daß ein Zug, der nicht mehr in 
der Gewalt des Führers ist, Schaden anrichten kann, da 
er je nach seiner Geschwindigkeit nach einigen hundert 
Metern unbedingt sicher zum Stillstand kommt. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


.des Großstadtverkehrs vielfach nicht hörbar. 


1275 


Bei Straßenbahnen mit langen Überlandstrecken wer- 
den die Außenstrecken vielfach mit der doppelten Span- 
nung betrieben wie die Stadtlinien, z.B. mit 1100 bzw. 
550V. Die Licht- und Heizkreise werden dann in zwei 
gleichen Hälften je nach der Fahrdrahtspannung in Serie 
oder parallel geschaltet. Diese Umschaltung erfolgt durch 
den neuen BBC-Umschalter (Abb. 11) ohne Zutun 
des Führers völlig selbsttätig in die jeweils richtige 
Stellung. 

Ist der Apparat spannungslos, dann wird die 1200 V- 
Schaltung hergestellte Wird dann die Spannung von 

V. z. B. bei Inbetriebsetzung, angelegt, dann springt 
ein Magnet an und stellt die Umschaltung der beiden in 
Serie geschalteten Lichtkreise auf Parallelstellung her. 
Ein zweiter Magnet ist mit einer solchen Wicklung ver- 
schen, daß er nur bei 1200 V und nicht bei der halben 
Spannung anspricht, dabei die Zuleitung zum Nieder- 
spannungsmagnet unterbricht und somit den Apparat in 
der Serienstellung (für 
1200 V) hält. Das gleich- 
zeitige Ansprinzen des 
Hoch- und Niederspan- 
nungsmaenceten wird in 
diesem Falle durch ein 
Zeithemmwerk verhin 
dert, welches das An- 
springen des Nieder- 
spannungsmagneten um 
eine Sekunde verzögert. 
Beim Übergang von 600 
auf 1200 V fällt der Um 
schalter auf dem span- 
nungslosen Stück zwi- 
schen den beiden Strek- 
ken von selbst in die 
Hochspannungslage zu- 
rück und wird dann dort 
gehalten. Dieser Um- 
schalter arbeitet auch 
noch bei großen Span- 
nungsgrenzen völlig ein- 
wandfrei, u. zw. bei 
Oberspannungen zwi- 
schen 1450 und 760 V und Niederspannungen zwischen 700 
und 400 V. Der Leistungsverbrauch des ganzen Umschal- 
ters beträgt nur 150 W. 

Die üblichen Halte- und Fahrtsignale sind im Lärm 
Von BBC 
wurde deshalb ein optisches Signalsystem ent- 
wickelt, das eine unbedingt sichere Signalgabe gewähr- 
leistet. Dabei sind zwei Glühlampen in Reihe geschaltet, 
die bei wesentlich verschiedenen Stromstärken leuchten. 
Normalerweise leuchtet nur die eine hell, während die 
andere praktisch unsichtbar glüht. Durch Kurzschließen 
der helleuchtenden Lampe wird die glühende stark auf- 
leuchten. Die in Reihenschaltung leuchtende Lampe ist 
grün, die andere rot. Beide sind im Führerstande ange- 
ordnet. — Beim Halt auf einer Station wird durch einen 
Umschalter im Führerstande die Lampenschaltung so ge- 
ändert, daß die giüne Lampe durch je einen in jedem 
Trieb- oder Anhängewagen befindlichen Schalter kurz- 
geschlossen ist, also die rote Lampe aufleuchtet. Sobald 
das Ein- und Aussteigen in den einzelnen Wagen be- 
endet ist, öffnet jeder Schaffner den in seinem Wagen be- 
stehenden Kurzschluß, und gibt damit für sich die Ab- 
fahrt frei. Wenn alle Schaffner geschaltet haben, leuchtet 
vorn die grüne Lampe auf zum Zeichen, daß der ganze 
Wagenzug abfahrbereit ist. Auf der nächsten Station 
schaltet der Führer die Lampen wieder, wie oben be- 
schrieben, auf Kurzschlußstellung um. Der Vorteil 
dieses Systems liegt darin, daß alle Schaffner von ein- 
ander unabhängig sind. Etwaige Störungen machen sich 
dadurch bemerkbar, daß keine Lampe brennt. Falsch- 
meldungen sind also ausgeschlossen und die Anlage ist 
entsprechend betricbsicher. fi 


Abh. 11. Selbsttätiger BBC-Licht- 
umschalter für Straßenbahnen. 


Fernmeldetechnik. 


Gestaltung des Fernleitungsnetzes für den Fern- 
sprechverkehr. — Als wesentliche Aufbauteile jeder 
Ferngesprächsverbindung sind zu unterscheiden: Die 
Fernleitungenals die Verbindungen von Ort zu Ort 
und die beiderseitig an diese Leitungen anschließenden 
Teile, nämlich die Leitungen zwischen den Fernämtern 
und den Ortsvermittlungstellen (Fernvermittlungs- 
leitungen) und die Leitungen zwischen diesen Ver- 
mittlungstellen und Sprechstellen (Teilnehmer- 
leitungen). Nach der deutschen Bauweise ergeben die 
beiderseits zwischen Fernamt und Teilnehmersprechstelle 


1276 | 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


29. August 1929 


liegenden Aufbauteile der Gesprächsverbindung eine Ge- 
sprächsdämpfuns von je 1,0 Neper, sie machen für die 
Verbindung im ganzen mithin 2,0 Neper aus, so daß, wenn 
ınan dem CCI folgend 3,3 Neper als zulässige Gesprächs- 
dämpfung für die ganze Gesprächsverbindung gelten läßt, 
auf den Fernleitungsteil 1,3 Neper entfallen. Die Fern- 
kabelleitunzen sind auf eine Restdämpfung in diesem Bce- 
trag abgestellt, so daß für alle Fälle, in denen nur eine 
Fernleitung, also nicht mehr als zwei Fernämter beteiligt 
sind, die Bedingungen für ausreichende Lautübertragung 
gegeben sind. Eine derartige Betriebsrezlung wird, da die 
gegenseitige Verbindung aller Fernämter durch unmiittel- 
bare Fernleitungen wirtschaftlich nicht lohnend ist, nur 
für einen Teil des Verkehrs Platz greifen können. Der 
andere Teil muß unter Zusammenschaltung mehrerer 
l’ernleitungen bei sog. Durchgangsanstalten erledigt wer- 
den und dies in um so höherem Maße, je weiter die in Ver- 
kehr tretenden Orte voneinander entfernt sind. Damit die 
Gesamtdämpfung der so zusammeneeschalteten Fern- 
leitungen 1,3 Neper nicht übersteigt, müssen bei den Durch- 
eanesanstalten lose Verstärker, sog. Schnurverstärker, 
eingeschaltet werden. Die Zahl dieser wie auch der in 
den Fernkabelleitungen liegenden festen Verstärker kann 
für eine Gesprächsverbindung ohne Beeinträchtigung der 
Lautübertragxung nicht in beliebiger Weise gesteigert wer- 
den, weil die an jedem Verstärkerpunkt angeordneten Lei- 
tungesnachbildungen nicht ideal sein’ können und daher 
Anlaß zu störenden Reflexionserscheinunzen geben. Dies 
eilt nur für Zweidrahtschaltungen, weshalb man auch 
eine ganze Vierdrahtfernleitung in diesem Sinne nur als 
einen Zweidrahtverstärker rechnet. Nach dem derzeitizen 
elektrischen Zustand des Fernkabelnetzes dürfen nicht 
mehr als 5 Zweidrahtverstärker (feste oder Schnurver- 
stärker) in eine Gesprächsverbindung eingeschaltet sein. 


Die Zahl der zusammenzuschaltenden Fernleitunsen 
ist also begrenzt. Beträgt sie z.B. 5, liegen also 4 Durch- 
eangesanstalten mit 4 Schnurverstärkern in der Verbin- 
dung, so darf nur noch ein fester Verstärker eingeschaltet 
sein, d.h. vier Fernleitunzen dürfen überhaupt keinen 
und die fünfte nur einen Verstärker haben. Aus Zweck- 
mäßigkeitseründen wird das Kernstück einer Weitver: 
kehrsverbindung aus einer langen Fernleitungz (Weit 
verkcehrsleitung) gebiidet, an die sich bedarfsweise 
kürzere Fernleitungen (Zubringeerleitungen) an- 
schließen. Im gegebenen Beispiel müßte die Weitverkehrs- 
leitung eine Vierdrahtleitung (gleich ein Zweidrahtverstär- 
ker) sein, stellte also eine sehr kostspielige Anlage dar. 
Je weniger Schnurverstärker, also Durchganssanstalten, 
an einer Gesprächsverbindung beteiligt sind, desto mehr 
besteht die Möglichkeit, für die Weitverkehrsleitung den 
billigeren Zweidrahtbetrieb vorzusehen. Schon diese Über- 
legung führt dazu, den Verkehr in möglichst vielen Fällen 
jeweils nur über eine Fernleitung, also ausschließlich als 
Eindverkehr, abzuwickeln. Man sicht daher zwischen allen 
ernämtern mit genüsendem, gegenseitigem Verkehr — 
etwa von 70 Gesprächen täglich ab aufwärts — unmittel- 
bare Fernleitungen vor. Dies hat auch sonstige wirtschaft- 
liche Vorteile, weil man zusätzliche Vermittlungsar'nrit 
bei Durchzangsanstalten spart und Zubringerleitunzen 
vermeidet, die, um für die Weitverkehrsleitung keinen 
verlustbringenden Aufenthalt entstehen zu lassen, nur 
schwach belastet sein dürfen, also schlecht ausgenutzt sind. 
Soweit sich die Bereitstellung unmittelbarer Fernleitun- 
gen nicht lohnt und der Verkehr über Durchrangsanstalten 
echen muß, wird deren Zahl möglichst beschränkt, indem 
für den gegenseitigen Verkehr gewisser mörrlichst kleiner 
Gebiete unmittelbare Leitungen vorgesehen und die Fern- 
ämter der Versorgzunesgebiete durch Zubrineerleitungen 
mit den Endpunkten der Weitverkehrsleitungen verbunden 
werden. Je nach der gegenseitigen Entfernung der in Ver- 
kehr tretenden Gebiete, werden diese größer oder kleiner 
zu wählen und das Zubrinzernetz entsprechend zu ge- 
stalten sein. | 

Bei großen Versorgeungseebieten strahlen die Zu- 
brinzerleitungen an den Umschlarpunkten, den Dureh- 
gangsämtern, nicht unmittelbar zu den kleinen End- 
verkehrsämtern sondern sammeln sich zebietsweise noch 
bei Umschlagrpunkten zweiter Ordnung, den ebenfalls mit. 
Schnurverstärkern ausecrüsteten Verteilerämtern, 
an die erst die kleineren Endverkehrsämter durch weitere 
Zubringerleitunzen anschließen. Bei einer solchen Gie- 
staltung der Verkehrsverhältnisse kommen tatsächlich bis 
zu vier Schnurverstärker in eine Gesprächsverbindune. 
Damit auch auf weite Entfernungen jede Sprechstelle mit 
jeder anderen ohne Schwierigkeiten in Verkehr treten 
kann, müssen alle Umschlagpunkte erster Ordnung durch 
unmittelbare Fernleitungen, u. zw. dureh Vierdrahtleitun- 
een miteinander verbunden sein. Um in mörlichst vielen 
Fällen unmittelbare Weitverkehrsleitungen zwischen zwei 


Fernämtern lolınend zu machen, muß der Vermittlung:- 
bereich eines Fernamts tunlichst groß gemacht werden. 
Diesem Gesichtspunkt entspricht es, wenn in Deutschland 
Hand in Hand mit der Durchführung des Selbstanschluß- 
betriebs die Fernverkehrseinrichtungen bei den kleineren 
Orten beseitigt und diese Orte für ihren Fernverkehr auf 
benachbarte größere Fernämter gestützt werden. Diese 
Art der Netzgestaltung ist aber auch für die Abwicklung 
des mittelbaren (über Durchzangsanstalten gehenden) 
Fernverkehrs günstig, weil sich für verhältnismäßig 
wenig Fernämter leichter ein rationell arbeitendes Zu- 
bringernetz schaffen läßt. (Kölsch, Europ. Fernspr. 
1929, S. 132.) Sb. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Die Tätigkeit der Physikalisch-Technischen Reichs- 
anstalt im Jahre 1928!. — Von den in der Reichsanstalt 
ausgeführten Arbeiten sollen hier nur dieienigen der 
Abteilung 2 (Elcktrizität) besprochen werden, soweit 
sie nicht bereits in Sonderreferaten behandelt wurden. 
Die Keichsanstalt nahm an der Konferenz über inter- 
nationale Normalisierunze des Aluminiums 
und über elektrische Einheiten von 16... 29 NI 
in Paris teil. Über den Minimalwert der Zuefestir- 
keit des Aluminiums sowie über den Maximalwert des 
spezifischen Widerstandes konnte eine Einigung erzielt 
werden. jedoch nicht über den Mittelwert des spezifi- 
schen Widerstandes? Vor Fassung einer endgültigen Ent- 
schließung soll weiteres umfangreiches Beobachtunr:- 
material beschafft werden. Über die Normung des 
weichen Aluminiums kam infolge des außerhalb Deutsch- 
lands nur geringen Interesses eine internationale Fest- 
setzung nicht zustande. Die Konferenz über die elektri- 
schen Einheiten behandelte die Frage, ob die internatio- 
nalen Einheiten durch die absoluten ersetzt werden soll- 
ten. Es wurde einstimmig beschlossen, daß der Uber- 
gang von den bisherigen Tinheiten zu den absoluten fur 
wissenschaftliche und technische Zwecke vollzogen wer- 
den soll. Den Bedenken des Vertreters der Reichsanstalt 
wurde insoweit Rechnung getragen, als der Zeitpunkt 
der Binfifirung der absoluten Einheiten hinauszeschoben 
wird, bis die absoluten Werte und damit ihre Beziehungen 
zu den bisherigen Werten mit der erforderlichen Ge- 
nauiskeit festgelegt sind. 

Ferner nahm die Reichsanstalt an dem 2. internatin- 
nalen Radiologenkongreß vom 23... 27. VII. in Stock holm 
teil. Es wurde hier einstimmig die Annahme einer inter- 
nationalen Röntzenstrahlen-Dosiseinheit 
beschlossen, deren Definition im wesentlichen dem deut- 
schen Vorbild folgt. Eine Abweichung liest nur in der 
Bezugstemperatur der Luft, die mit 0° festgesetzt wurde, 
während sie in der bisherigen deutschen Definition 12° 
betrug. Infolgedessen verhält sich das internationale 
Röntgen (r) zu dem bisherigen deutschen Röntgen (R) 
wie 1:1,066. Seit dem 1. ATI. 1928 werden die Eicherzeb- 
nisse der Reichsanstalt für Dosismesser nur noch in 
internationalen Röntgen angegeben. Der dritte von der 
Reichsanstalt besehicekte internationale Kongreß war die 
Tagung der internationalen Beleuchtungeskommission in 
den V.S. Amerika vom 3. 1IX...1.X. 1928. Auf ihm wur- 
den als Umrecehnungsfaktoren der internationalen 
Kerze zur llefnerkerze festgesetzt 


1,11 für die Kohlefadenlampe, 
1,145 für die Wolfram-Vakuumlampe, 
1,17 für die gasgefüllte Nitralampe. 


Die Anforderungen an die Genauigkeit von Fre- 
quenzmessungen bedingen die Aufstellung einer neuen 
"requenzskaläa. Die Genauigkeit des bisherigen 
aus Thomsonschen Schwingzungskreisen bestehenden Nor- 
malfrequenzmessers beträgt 1...2-10-*. Heute erscheint 
eine zehnmal größere Genauigkeit notwendig und er- 
reichbar. Kin Fundamentalpunkt verhältnismäßig niedri- 
ver Frequenz (1560 Hz) wird durch einen Stimmgzabel- 
sender nach Karolus festgelegt und dureh Zeitmessung 
mittels Chrenographen möglichst genau absolut bestimmt. 
Cber den ganzen in Betracht kommenden Frequenzbe- 
reich von etwa 10°..10° Hz wird eine gröbere Anzali 
leuchtender Quarzresonatoren als Festpunkte verteih 
und mit Hilfe von harmonischen Obersehwinzunzen auf 
den Fundamentalpunkt bezogen. Die longitudinal schwin- 
genden Quarzresonatoren sind nach den bisherigen Er- 
fahrungen zweifellos konstanter als der Normal-Fre- 
quenzmesser, ihre Abstimmgenauigkeit beträgt im allge- 
meinen 1..2-10-5, Das Frequenzgebiet von 10°..3- 10% 
Ilz ist mit Longitudinalschwingungen nicht erreichbar: 


a Der Bericht über das Jahr 1927 erschien in der ETZ 19%, S. 1855. 
2? Vgl. a. ETZ 1929. S. 760. 


29. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


1277 


hier werden transversal schwingende Quarzresonatoren 
verwendet. Der Temperaturkoeffizient der Frequenz der 
Leuchtresonatoren ist sehr klein; für die Transversal- 
resonatoren wurde er 

zu etwa —5-10 

bestimmt, also 20mal 

kleiner als bei den 

gewöhnlichen Stimm- 

sabeln; für die Lon- 

situdinalresonatoren (O) 

hat er vermutlich die 

Größenordnung 

1-10*%. Das dritte 

Glied der neuen Fre- 

ıuenzskala ist der bis- 


S S i 
herige Normalfre Abb. 12. Schaltung eines Kapazitäts- 
quenzmesser mit kon- : nf j 
tinuierlicher Skala, variators ohne Anfangskapazität 


der entweder direkt 
oder über die Quarzresonatoren auf den Fundamental- 
punkt bezogen wird. 


Einen Kapazitätsvariator ohne Anfangs- 
kapazität kann man dadurch erhalten, daß man einen 
Kondensator so in eine Meßschaltung legt, daß nur die 
Teilkapazitäten der Belegungen gegeneinander wirksam 
sind, jedoch ihre Teilkapazitäten gegen Erde nicht oder 
nur mittelbar in die Messung eingehen. Eine solche 
Schaltung muß wie die Brückenschaltung der Abb. 12 drei 
Anschlußpunkte verschiedenen Potentials besitzen. 
Schiebt man nun eine leitende, mit dem Gehäuse ver- 
bundene Trennwand zwischen die Belegungen ein, so 
wird der zwischen diesen übergehende Kraftfluß nach 
Erde abgeleitet, so daß die Teilkapazität der Belegungen 
gegeneinander kontinuierlich bis auf den Wert Null ver- 
ringert werden kann. Zur Registrierung von Kapazitäts- 
änderungen dient eine Kapazitätsbrücke (Abk. 13) 


Abb. 13. Registrierung von Kapazitätsänderungen. 


mit zwei Kapazitäten Čz und C, und zwei Widerständen 
R, und A,. Die Ausgleichkondensatoren C,, Ca und Ca 
dienen zur Erfüllung der Amplituden- und Phasenbedin- 
gung. Als Indikator dient eine Elektronenröhre in 
Gittergleichrichtungschaltung, in deren Anodenkreis ein 
kompensiertes Gleichstromgalvanometer OG (Registrier- 
instrument) eingeschaltet ist. Die Stromänderung im 
Anodenstrom ist proportional der Kapazitätsänderung 
von Cz, wenn man dem Gitter durch geringe Verstim- 
mung der Brücke eine Wechselvorspannung erteilt. 


Untersuchungen der dielektrischen Ver- 
luste von Quarzglas und Preßbernstein bestätigten 
nicht die hohen Verlustwerte, die von A. Palm! ange- 
geben worden waren. Bei Prüfung von Transfor- 
matorenöl nach VDE-Vorschrift hatte sich gezeigt, 
daß sich die an verschiedenen Meßstellen ermittelten 
Werte erheblich, zum Teil im Verhältnis 1:2 unter- 
schieden. Vergleichsversuche in der Reiclhsanstalt und 
den Prüfämtern Ilmenau, Hamburg und Nürnberg zeig- 
ten, daß die Meßwerte mit erheblichen Streuungen be- 
haftet sind und auch von Meßstelle zu Meßstelle stark 
schwanken. Die Bedeutung des numerischen Wertes der 
Durchschlagfestigkeit ist danach als verhältnismäßig ge- 
ring zu bezeichnen. Es dürfte im allgemeinen empfehlens- 
wert sein. daß sich die Antragsteller nach Möglichkeit 
mit der Feststellung begnügen, ob das Öl den VDE- 
Vorschriften genügt oder nicht. Auf die Messung im 
Zustande der Einsendung scheint die Beschaffenheit der 
Behälter von erheblichem Einfluß zu sein. An Ölproben 
gleicher Sorte wurden an den einzelnen Meßstellen mitt- 
lere Durchschlagfestizkeiten zwischen 40 und 130 kV/cm 
bestimmt. Bei einheitlich vorbehandelten Kanistern er- 
gaben sich Mittelwerte zwischen 140 und 250 kV/cm. Bei 
Mcssungen nach Vorbehandlung des Öls durch Trocknen 


ı A Palm, ETZ 1927, 8. 1611. 


und Filtrieren kommt viel auf die Art des Filtrierens an. 
Die Mittelwerte der Durchschlagfestigkeit, die nach ge- 
nau dem gleichen Verfahren erzielt wurden, schwanken 
zwischen 260 und 310 kVjcm. 


Zur Untersuchung des Anlaufvorgangesvon 
Mctoren größerer Leistung läßt sich die konstante 
Belastung auch dadurch erreichen, daß als Bremse eine 
konstant erregte Gleichstrommaschine in Gegenschaltung 
benutzt wird, deren Ankerstrom während des Anlaufs 
konstant gehalten wird. Die Regelung des Ankerstroms 
geschicht durch einen selbsttätigen Schnellregler nach 
Abb. 14. Der Strom I und die konstante Erregung der als 
Bremse wirkenden Gleichstrommaschine B werden so 
eingestellt, daß auf den Versuchsmotor das verlangte Be- 
lastungsdrehmoment ausgeübt wird. Der Generator G 
speist B unter Zwischenschaltung eines festen Wider- 
standes R mit Strom. An den Klemmen von R ist die Re- 
laisspule eines Spannungsreglers angeschlossen, der in 
den Feldkreis von G eingebaut ist. Beim Anlauf ent- 
steht in B eine EMK, die im gleichen Sinne wirkt wie die 
Spannung von G. Da der Regler den Spannungsabfall in 
R konstant hält, wird die Spannung in G sinken und Z 
konstant bleiben. 


Abb. 14. Regelung des Ankerstromes. 


Zur stroboskopischen Messung des Voreilwin- 
kels cines Synchronmotors setzt man auf seine 
Welle eine Scheibe mit radialen Schlitzen, die von einer 
zweiten Scheibe verdeckt wird, welche auf der Welle 
eines Hilfsyncehronmotors sitzt. Die stroboskopischen 
Bedingungen sind so gewählt, daß sich nach dem Häu- 
fungsverfahren die stroboskopische Bildzahl 50 ergibt. 
Wird eine dritte feststehende Scheibe mit 49 Schlitzen als 
Noniusblende vorgesetzt, so sieht man nur an einer be- 
stimmten Stelle des Umfangs Schlitze. Bei Belastung des 
Synchronmotors verschieben sich diese Schlitze um den 
St{fachen Betrag des geometrischen Voreilwinkels. Fine 
Voreilung von 4..5 Winkelminuten ist so noch meßbar. 
(Z. Instrumentenk. Bd. 49, S. 157, 213, 265.) Br. 


Hochspannungstechnik. 


Durchschlagfestigkeit und dielektrische Verluste von 
Porzellan und Hartpapier. — Bei der Ausführung von 
Durchschlagversuchen in Isolierflüssigkeiten entstehen 
bei ungeeigneter Prüfordnung Fehlerquellen durch das 
Auftreten von „Randstörungen“*, deren Ursache die hohe 
und nicht berechenbare Feldstärke am Elektrodenrand ist. 
Um zuvcrlässige Werte zu erhalten (z.B. bei der Durch- 
schlagprüfung von Hochspannungs-Isolatoren), müssen 
diese Randstörungen beseitigt werden. Dies geschieht 
durch zweckmäßige Ausbildung der Proben sowie An- 
wendung einer geeigneten Isolierflüssigkeit, die in be- 
sonderen Fällen unter hohen Druck gebracht wird. Der 
Durchschlag folgt nicht bei allen festen Isolierstoffen 
derselben Gesetzmäßigkeit, verläuft vielmehr je nach 
Stoffart und Temperaturhöhe verschieden. Das wird an 
den beiden wichtigsten Hochspannungs-Isolierstoffen, Por- 
zellan und Hartpapier, gezeigt. 


Hartpapier besitzt bereits bei normaler Temperatur 
einen „Wärmedurchschlag“. Dementsprechend hängt bei 
ihm die Durchschlagfestigkeit in hohem Grade von der 
Temperatur sowie von der Dauer der angelegten Span- 
nung ab. Sie ist für Dauerbelastune nur ein Bruchteil 
derienigen bei kurzzeitiger Beanspruchung. Die Messung 
der dielektrischen Verluste gibt zuverlässige Ergebnisse 
und charakterisiert das elektrische Verhalten. Die Durch- 
schlagfestiekeit von Porzellan dagegen ist von der Tem- 
peratur und von der Dauer der Beanspruchung verhält- 
nismäßig wenig abhängig. Der dielektrische Verlust- 
faktor kennzeichnet die Güte des Werkstoffes nicht, die 
Durchschlagfestigkeit ist vielmehr von der Höhe der di- 


1278 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


29. August 19% 


elektrischen Verluste unabhängig. Hieraus ergibt sich, 
daß bei Porzellan in dem ganzen seiner praktischen Ver- 
wendung entsprechenden Temperaturbereiche der Durch- 
schlag unmittelbar von der Feldstärke abhängt und als 
„lonisations-Durchschlag“ angesprochen werden kann. (H. 
Handrek, Mitteilungen der Hermsdorf-Schomburg-Iso- 
latoren G. m. b. H. 1929, S. 1455.) W. 


Überschlagverzögerung an Isolatoren. — Die Be- 
ziehungen zwischen Überschlagspannung und Wellensteil- 
heit sind von Wade und S mit h mit Hilfe des Kathoden- 
oszillographen untersucht worden. Die Wellen wurden 
von einem Stoßgenerator für 500 kV geliefert und dem zu 
prüfenden Isolator in der Schaltung Abb. 15 zugeführt. Die 


Verschiedenes. 


Sächsischer Dampfkessel-Überwachungs-Verein, Chem- 
nitz. — Aus dem Ingenieur-Bericht 1928 des Sächsischen 
Dampfkessel-Überwachungs-Vereins verdient hervorge. 
hoben zu werden, daß namentlich bei der Ausbesserung 
von DampfkesselndieSchweißung infolge ihrer weit 
gehenden Anwendungsmöglichkeiten große Bedeutung er- 
langt hat. Es ist heute möglich geworden, damit viele Schä- 
den in kurzer Zeit zuverlässig und dauernd zu beheben, zu 
deren Beseitigung früher längere Betriebsunterbrechun- 
gen und die Erneuerung einzelner Kesselteile unvermeid- 
lich waren. Die elektrische und insbesondere die Gleich- 
strom-Schmelzschweißung verdiene vor der Gasschweißung 


den Vorzug, da bei ihrer Anwendung das Auftreten von 
Wärmespannungen, das bei der Gasschweißung oft noch 
während der Arbeit zu neuen Rißbildungen führte, ziem- 
lich sicher vermieden werden könne. Auch die größere 
Dichtigkeit der Schweißung spreche für die Anwendung 
des elektrischen Verfahrens. In einer vergleichenden 
Gegenüberstellung von Dampfmaschine, Diesel- 
motor und elektrischem Antrieb werdendie 
betrieblichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte der drei 
Antriebsarten behandelt. Man kommt zu dem Ergebnis, 
daß der elektrische Antrieb sich wegen seiner großen be- 
trieblichen Vorzüge in erster Linie für kleine Betriebe 
eigne, seine Wirtechaftlichkeit aber schon bei einer Lei- 
stung von 50 PS zweifelhaft werde. Bei 50 PS könne die 
Wirtschaftlichkeit der Dieselmaschine von der Dampfma- 
schine nur durch Ausnutzung des Abdampfes zu Heiz- 
zwecken erreicht werden. Das Gebiet der Großanlagen ge- 
höre allein der Dampfmaschine. Bei schwankender Be- 
lastung müsse der elektrische Anschlußwert der Höchst- 
leistung entsprechen, woraus sich hohe Strompreise er- 
geben. Unter diesen Verhältnissen wird die Dampfms- 
schine auch dem Dieselmotor, der überdimenseioniert wer- 
den müsee, überlegen sein. Es wird dann noch die selbst- 
tätige Stockwerks-Feineinstellung für 
clektrische Aufzüge an Hand der Ausführungen 


verschiedener Firmen besprochen und durch Abbildungen 
erläutert. 


Die elektrotechnische Abteilung weist 
darauf hin, daß in feuergefährlichen Betriebstätten nur ge- 
schlossene Motoren zur Aufstellung gelangen sollten. 
Wenn auch nicht in allen Räumen von Baumwollepinne- 
reien die Staubgefahr gleichgroß ist, und an manchen Stel- 
len auch offene Motoren unbedenklich sind, so sei doch 

LI TI Vorsicht geboten. Auch die Verwendung ungenügend ab- 
=r meenam -p gedeckter Regelwiderstände in feuergefährlichen 
SE HN Betriebstätten sei zu beanstanden. Die vielfach üblich- 


Oszillograph 


Abb. 15. Meßschaltung. 


Steilheit wurde durch Ändern des Widerstandes Rs, aber 
auch durch Änderung von L und C, variiert. Spannung und 
Zeit wurden mit dem Kathodenoszillographen aufgezeich- 
net. Die verwendete Stoßwelle hatte einen fast geradlini- 
gen Stirnanstieg. Untersucht wurden Stützer für 15, 37 
und 50 kV, ferner 2- bis 3gliedrige Hängeketten, u. zw. in 
trockenem Zustand und bei Regen. Außerdem wurden 
Kontrollversuche mit 60 Hz durchgeführt. 

Die Versuche ergaben, daß mit zunehmender Wellen- 
steilheit die Überschlagspannung anwächst; sie ist für 
sehr steile Wellen das 2- bis 3fache des niedrigsten Wertes. 
Bei Stirnlängen von mehr als 10yus ist die Spannungs- 
erhöhung nur klein, etwa 35 % im Mittel. Ein Beispiel der 
von den Verfassern aufgenommenen Kurven gibt Abb. 16; 


„a Dee 


H VI Bun Bue Ee BALL Bauart mit gelochten Schutzblechen oder freien Rückseiten 
Sis H F pork -Type belso hz | sei- unzulänglich. Für die Sicherung von Drehstrom- 
— CT LIT IN 137k V-Type AH kreisen bei Verwendung von Selbstschaltern wird 
760 HH t pi T ttbi 50 z” 4)! 
7 


empfohlen, drei Überstromauslöser anzubringen. wo der 
Nullpunkt des Drehstromsystems zugänglich oder etwa 
über eine Durchschlagsicherune geerdet ist. Die Fälle, wo 
man mit nur 2 Überstromauslösern auskommt, sind als 
Ausnahme zu betrachten, und es empfehle sich, auch in 
den Ausnahmefällen, von der zweiphasigen Schutzart ab- 
zusehen, da sich die örtlichen Verhältnisse oft ändern und 
die Voraussetzungen, unter denen zweiphasige Auslöser 
genügen, dann nicht mehr zutreffen. Von Maschinen- 
und Werktischleuchten aus Isolierstoff werde 
leider noch zu wenig Gebrauch gemacht, und es wird zur 
Beachtung der Vorschriften für Handlampen aufge- 
fordert, nachdem durch das Fehlen eines Schutzglases 
wieder ein iödlicher Unfall eingetreten sei. Da die Ver- 
legung von eisenbandarmierten Erdkabeln in einem 
Kanal gemeinsam mit Dampf und Wasserrohr nach 19- 
jähriger Dauer zu chemischen Zerstörungen des Eisen- 
und Bleiınantels geführt hat, wird davor gewarnt, falls 
es sich nicht um begehbare weite Kanäle handelt, Kabel 
zusammen mit Rohrleitungen zu verlegen. Es wird auch 
bemerkt, daß die Aufstellung von kompensierten Motoren, 
übererregten Synchronmotoren und ‚besonderen Phasen- 
schiebern angesichts der für die Verbesserung des 
Leistungsfaktors gebotenen Strompreisvorteile 
immer weiter fortgeschritten sei. Vor der Hoffnung auf 
allzugroße Vorteile bei kleineren Anlagen müsse aber 
gewarnt werden. Endlich wird noch eine Gerichts- 
entscheidung mitgeteilt, nach welcher ein Werk, 
das seine Abnehmer bisher mit Gleichstrom versorgt 
habe, anstatt dessen jetzt aber nur noch Drehstrom liefern 
wolle, nicht verpflichtet sei, die frühere Stromart beizu- 
behalten und bei Änderung der Stromart die Kosten für 
die Auswechselung der Motoren zu tragen. (Auszug aus 
dem 51. Ingenieur-Bericht des Sächs. Dampfkessel-Unher. 
wachungs-Vereins, Chemnitz.) 


700 


H ` 7000 
Zeit bis zum Überschlag in us 


Abb. 16. Trockenüberschlag au 37- und 50 kV-Isolatoren (Kappe 
negativer Stoß, Stütze geerdet). 


außer den Stoßspannungswerten für zwei Stützertypen 
sind noch die 60 Hz-Werte bei 4170 us (gleich % Periode) 
angegeben. Die Zeitverzögerung ändert sich je nach der 
Isolatortype und zeigt einen Polaritätseffekt derart, daß 
je nachdem, ob der negative Stoß auf die Kappe oder Stütze 
des Isolators trifft, andere Überschlagspannungen erhal- 
ten werden. Ist 1 die Überschlagspannung bei 60 Hz, so 
entspricht 1,5 dem Stoßüberschlag bei negativer, 1,08 dem 
bei positiver Kappe. Der Unterschied wird bei steileren 
Wellen geringer und verschwindet bei einer Stirnlänge von 
0,2 ps. Dieser Polaritätseffekt, der bei Hängisolatoren 
nicht nachweisbar war, dürfte auf die Anordnung und 
Form der Elektroden, auf ihre Lage zu geerdeten Teilen 
und die Beschaffenheit der Porzellanoberfläche zurück zu- 
führen sein. Bei Beregnung waren die Ergebnisse ganz 
ähnlich; die Berücksichtigung dieser Polaritätsunter- 
schiede ist also nicht unwesentlich. Interessant ist ferner, 
daß die an einem Isolator gemessenen Verzögerungen 
unter allen äußeren Bedingungen einem zu sehr steilen 
Fronten gehörigen Grenzwert zustreben: die sehr steilen 
Wellen scheinen also das Überschlagsphänomen in seiner 
reinsten Form darzustellen. 


Durch häufige Überschläge werden auf der Isolator- 
oberfläche sichtbare Entladungspfade erzeugt, die bis 
6) Hz eine geringe Erniedrigung der Überschlagspannung 
bewirken, bei Stoßspannuneen jedoch offenbar keinerlei 
Einfluß ausüben. (E. J. Wade u. G. S. Smith, El. 
World Bd. 92, S. 309.) nkl 


Le 


a. 


e 99, August 1929 Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 35 1279 
) ` me Umstellung der norwegischen Stiekstoffindustrie. in Telemarken am Tyjin mit einer Leistung von 120 000 PS 
Gefälle ausgebaut. SEH? 

ick- 


Umstellung kann die norwegische 
stoffindustrie mit dem gleichen Kraftaufwand wie bisher 
etwa die 6fache Menge Stickstoff gegenüber dem Licht- 


den war, vergrößerte die Norsk Hydro Kvelstoff-Industrie bogenverfahren und die 1%fache Menge 
ihre Anlagen in rascher Folge bis ZU einem Gesamtausbau über dem Karbidverfahren erzeugen, wir 
> 5000 PS installierter Leistung, welche derzeit der samtproduktion auf das 2- bis 3fache des bisherigen ZU 
j Werke sind: steigern vermögen, ohne daß Kohle wie beim Karbidver- 


_ Nachdem im Jahre 1905 die erste Stickstoffabrik nach unter 100 m 
dem Lichtbogenverfahren in Notodden mit 2500 , Wasser- Durch diese 
kraftleistung in Betrieb gesetzt und 1907 durch die Hinzu- 


nahme von 000 PS der Anlage Svälgfoss erweitert wor- 


éi 


von #7 

Stickstoffgewinnung dienen. Die einzelnen br Ee 
God mit 50 m Gefälle und 36.000 PS ahren einzuführen ist u 

2 Vemork WM m „ 195000 „ Diese großzügige Umstellung der bekannt billigen nor- 
er Säheim ” 215 m ” 165000 „ | wegischen Wasserkräfte auf ein wirtschaftlicheres _ Ver- 
S g "77.60 000 fahren ist auch auf unsere Verhältnisse nicht ohne Inter- 
ü e. Der energiewirtschaftliche Vergleich der verschiede- 
ie 


ess 
AN nen Stickstofferzeugungs-Verfahren ergibt, alles au 
ke in Notodden, Såheim und Rjukan aus der entsprechenden Kohlenmenge gewinnbaren Kilo- 
auf und verarbeiteten sie ZU Kalk- wattstunden umgerechnet, etwa folgendes Bild: 


3% Stickstoff- Lichtbogenverfahren (Luftstickstoffver- l 
0. 60000 kWh/t N 


Syälgfoss mit 
Lienfoss mit - 


Die Stickstoff wer 
nahmen diese Leistung 


— . salpeter, sogenannten Norgesalpeter, mit 1: 

... gehalt sowie ZU Kalkstickstoff mit etwa 20% Stickstoff- ie EE 

Ka gehalt. Für letzteres liefern die Anlagen in Odda mit der Carbidverfahren: 12000 kWh 

< vom Kraftwerk Tyssefaldene (100 000 PS) bezogenen Kraft +5t.Koble, = a dE 18 000 Ge 
Ammoniaksynthese ohne Kohle . - - 12 000 o 


das Karbid. 
Haber-Bosch-Verfahren mit Kohle . - 7000 i 


pe Das kraftverzehre 
Verbrauch von etwa 
allmählich übertroffen dur 


nde Luftstickstoffverfahren mit einem 
... 70 kWh für 1t N wurde 
ch die Entwicklung der Ammo- Wenn auch letzteres Verfahren kraftwirtschaftlich den 
Arbeitsinhalt beansprucht, SO ist doch zu_be- 
chaftlich notwendig ist, solche Pro- 


~, niaksynthese nach dem Verfahren von 
`. Bosch, zu dessen Durchführung die großen Wasser- denken, daß es wirts 
kräfte die Möglichkeit boten, reinen Wasserstoff unmittel- dukte, bei welchem die Kohle dure Kraft und Luft ersetz- 
bar durch \Wasserzersetzung ZU gewinnen und alle weite- bar ist, also durch keiner Substanzminderung ausgesetzte 
zesse dabei Zu erübrigen, Naturvorräte, den Vorzug verdienen müssen zugunsten 
höherwertiger Ausnutzung jener erschöpflichen Naturvor- 


ren schwier 
wie sie bei dem Verfahren der Wasserstoffgewinnung aus 
Wassergas nach dem auf Kohle gegründeten Verfahren der räte für solche Erzeugnisse, ZU welchen sie unersetzlich 
L G. Farben in Deutschland nötig sind. Auf diese Weise sind. So mag für die Zukunft wohl kraftwirtschaftlich der 
gelingt es, nur aus uft und Wasser 1 t reinen Stickstoff Weg vorgezeichnet sein: 

ung für Gewinnung von Öl und 


wobei für die Kohle zur Aufschließ 
g von Ammoniak 


`. mit 10000... 12000 kWh zu gewinnen, i 
P M zu 1000 m Wasserstoff etwa 5000 kWh gleichzeitig Gas mit Nebengewinnun 
5 und anderen Stoffen; 
Im Jahre 1926 errichtete die Norsk Hydro eine Ver- Wasserkraft soweit möglich zur Deckung des 
suchsanlage nach diesem Verfahren in Notodden, und nach- Kraftbedarfes und zur Herstellung von Stickstoffver- 
Norsk Hydro gewor- bindungen in möglichst ausgedehntem Maße. 


- dem die I. G. Farben Einfluß auf die 
d der Erfahrungen die Umstel- 
g kann naturgemäß weder 


nen hatte, wurde auf Grun : 2 
es auf das W asser- Für die Stickstoffherstellun 
Le ausschließlich gelten, 


| lung des norwegischen Stick 
_ kraftverfahren der Ammoniaksynthese beschlossen. Im Fe- der eine noch der andere eg a 
g an die jeweiligen 


bruar dieses Jahres kam die Anlage in Notodden in Be- weil die Land wirtschaft in An 
passun 
trieb und erzeugt täglich ol mit, A en N Bodenverhältnisse verschiedener Stickstoffverbindungen be- 
Bauart Holmboe für eine Gier von 10000 A bei 720 darf und des Kalkstickstoffes nicht entbehren kann; immer- 
50V. Das Ammo iak wird zum Ammoniumnitrat it hin wird ein verhältnismäßig geringer Teil des Gesamt- 
is i S as Aukti n 0 A Arbeitet stickstoffbedarfes auf die ausschließliche Notwendigkeit des 
einer Jahresproduklion von 20 000 t vert Il: Kalkstickstoffes entfallen. Nimmt man dazu noch die YOT- 

n von den heutigen 


schen den beiden großen frachten tür die Kohle und die Frachte 
j Mitteldeutschlands und der Rheingegend 


Auf Grund der Einigung zwi 
Stiekstofflieferern kam weiterhin der Umbau der Fabriken auf wenige Punkte 
g von zusammen konzentrierten Stickstoff-Erzeugungstellen zu dem über 

teilten Verbrauchsgebieten mit etwa 


in Rjukan zur Ausführung, deren Leistun 
350000 PS in Vemork und Såheim zur Hälfte für elektro- das ganze eich ver 
ieht die Gefahren einer solchen 


Ivtischbe W asserstoffgewinnung iakherstellung 50 RMIt Reinstickstoff und zie 

umgestellt wird, während die andere Hälfte der Kraft für Konzentration irgen Erzeugung lebenswichtiger 

das Lichtbogenverfahren weiter beansprucht wird. Dadurch Güter bei Streiks, Transportunterbrechung und dgl. in Be: 

steigt die Ausbeute von 30 000 t gebundenem Stickstoff auf tracht, SO ergibt sich daraus weiter die wirtschaftliche und 
sicherheitliche Forderung einer gewissen Dezentralisation 


R0000 t. Etwa 50 000 t Jahrespro 
der Bahn nach derart, daß insbesondere Verbrauchsgebiete, welche Wasser- 
j zur Stickstoff- 


Ammoniak werden mit Spezialwagen au | 
i i en Fabrik nach kraftstandorte sind, in Zukunft vor allem 
brannt und zu erzeugung heranzuziehen wären, und daß die Braunkohle 


wo sia zu Salpetersäure ver 
In Rjukan werden neun als ersetzbare Stickstoffquelle vorwiege 
j Wasserkräften zU dienen hätte, 


Kalksalpeter verarbeitet werden. 
Turbinen an igen Drehstromgeneratoren gung im Ausgleic 
mit Gleichstrom-Doppelgeneratoren von k für wodurch auch die Lebensdauer ihrer Lagerstätten gegen- 
2X 12000 A bei 500 V ausgerüstet. Der Strom wird von über dem bisherigen Raubbau um ein mehrfaches verlän- 
unmittelbar der Warserstoffabrik zuge- gert werden könnte. (Aubert, Teknisk Ukeblad 1928, 
leitet, welche 10 sieben Stockwerken mit Elektrolyseuren H. 22, S. 218, u. H. 23, S. 228.) Rdl. 
e den Wasserstoti E so Kar eine 
eistung von insgesamt afür zur Verfügung 8 5 
steht. Für die Elektrolyseure waren allein zur Vernicke- Briefmarke zum goldenen Jubiläum der Edison-Glüh- 
000 kg Reinnickel zu verwenden, lampe. — Die V. S. Amerika feiern im laufenden Rn 
mangels derart leistungsfähiger Anlagen a en der Faison 
Oslo und bei Notodden errichtet a an vo a aE h a 
werden mußten. Die Gleichstrommaschinen, in deren Liefe- Ze Ka Bri e SE ‚der Dip e 
a AEG, SSW, Oerlikon und Asea teilten, wer- a ( e Ge neue ws 
den unter Beibehaltung der Turbinendrehzahl an Stelle der Marke NT... 7) herausgerc dl 
in deren Mitte die erste von Edison 


_ S konstruierte Glühlampe _Zu schen 
In Vemork wurde eine Wasserdestillieranlage und eine ist. Darüber stehen die Worte 
Turbo-Kompressorenanlage zur Förderung des Gases nach „Edison's First Lamp“ und unten 
pressoren sind mit Wassertur- 


„Electrice Light's Golden Jubilee”; 
links und rechts oben in den Ecken 


Rjukan erstellt. Die Kom 

binen unmittelbar gekuppelt. Die Gase werden durch drei SE S 

Kohrleitungen von je 350 mm Dmr. und 4,5 km Länge nach sind die Jahre 1879 und 1929 ange- 
d auf Eisenmasten Abb. 17. geben. of 


Kiukan befördert, die Rohrleitungen sin 
verlegt. 

Die Umbauarbeiten, welche etwa DI Mill norw. Kr 
beanspruchen werden, sind mit einem Aufgebot von 
Mann in vollem Gange und gollen in diesem Sommer be- Berlin für 
endet sein. Zugleich wird cine weitere Wasserkraftanlagc heitsvorrichtungen UN 


Vereinigung polizeilich zugelassener techniseher 
Sachverständiger a V. — Die vom Polizeipräsidium 

die Prüfung und Begutachtuns der Sicher- 
der elektrischen Anlagen in 


1280 


Theatern, Lichtspielhäusern, Zirkussen und öffentlichen 
Versammlungsräumen anerkannten Sachverständigen 
haben sich unter dem Namen: Vereinigung polizeilich zu- 
gelassener technischer Sachverständiger E. V. zusammen- 
geschlossen. Der Zweck des Zusammenschlusses soll 
sein, bei den alljährlich von der Bau- oder Theaterpolizei 
angeordneten Prüfungen möglichste Einheitlichkeit in 
der Beurteilung der Anlagen herbeizuführen, damit den 
Anlagenbesitzern nicht durch zu scharfe Auslegung der 
Vorschriften vermeidbare Unannehmlichkeiten und Kosten 
entstehen. Die Mitglieder der Vereinigung sind verpflich- 
tet, sich bei ihren Prüfungen nur die öffentliche Sicherheit 
gegen Feuer- und Lebensgefahr vor Augen zu halten und 
sämtliche Vorschriften in diesem Sinne auszulegen. 


of 


Neue Normblätter des DNA. Lokomotivban: 
DIN LON 294 (DIN 259 gekürzt) Whitworth-Rohrgewinde, 
theoretische Werte. — Vornorm LON 294 Beiblatt, Ge- 
windegrenzmaße der Werkstücke, Herstellungszenauig- 
keit und Abnutzung der Lehren für Whitworth-Rohr- 
gewinde DIN 259. — LON 204 Buchsen mit Bund. 
LON 205 Steuerungsbuchsen mit Bund. — LON 6027 Haken. 


Eisenbahnwesen: DIN 1578 Sprengringe für Radreifen. 


Maschinenbau, allgemein: DIN 585 Blatt 3, Gewinde- 
stifte mit Innenvierkant und Ringschneide (Stellring- 
schrauben), Metrisches Gewinde. 


Bergbau: DIN BERG 50 Luftleitungen, Berieselunes- 
leitungen, Schnellverbinder, Verschraubungen. — BERG 
379 Einsteckenden für Bohrhämmer, Konstruktionsblatt. — 
BERG 376 Spitzeisen für Abbauhämmer. — Vornorm 
BERG 2473 Elektrische Grubenbahnen, 990 mm Spurweite, 
Zug- und Stoßvorrichtung, Keeclfeder. 


Chemische Geräte: DIN DENOG 25 Kegelschliffe für 
Glasverbindungen. 


e Kraftfahrbau: DIN Vornorm KrK 100 Erläuterungen 
zu den Normen des Kraftfahrbaues für Schrauben und 
Muttern aus blank zezogenem Stahl. — Kr.W 137 Seiten- 
ring zu Flachbettfelgen nach DIN KrW 136 für Personen- 
kraftwagen. — KrW 318 Sicherungspatronen für elektri- 
sche Anlagen in Kraftfahrzeugen, Anschlußmaße. — KrW 
551 Lenkräder, Konstruktionsblatt. KrW 860 Ver- 
schlußhaken für Wagenkasten. — KrW 861 Öse für Ver- 
schlußhaken. — KrW 863 Haken für Spannketten. — KrW 
864 Verschlußhaken für Spannketten. 

Straßenbahnwagenbau: DIN VDV 1 Technische Bedin- 
gungen für Radsätze und Radsatzteile. 

Stoffe: DIN 1629 Nahtlose Flußstahlrohre, technische 
Lieferbedingungen. 


— 


Energiewirtschaft. 


Die Elektrizitätswirtschaft der Schweiz im Jahre 1927. 
— Nach der Statistik des Verbands Schweizerischer Elek- 
trizitätswerke betrug 1927 die Gesamterzeuzung der öffent- 
lichen Werke in der Schweiz 3,36 Mrd kWh (1925: 2,13), 
von denen 1620 Mill kWh auf Elcktrizität für Licht, Kraft, 
Wärme im Haushalt, Gewerbe und Industrie, 190 Mill kWh 
auf Bahnbetriebe (ohne die Bundesbahnen), 530 Mill kWh 
auf Elektrochemie, -metallurgie (ohne industrielle Eigen- 
erzeugung) und 1020 Mill kWh auf Stromausfuhr ent- 
fielen. Der hohe Stand der schweizerischen Elektrizitäts- 
vcersorgung geht daraus hervor, daß von 3,95 Mill Ein- 
wohnern 3,85 mn Bereich eines Verteilungsnetzes wohnen 
und die Erzeugung je Kopf der Bevölkerung 850 kWh 
(695), bezw. wenn man de exportierte Menge in Abzuz 
et 610 kWh (530) betrug. 


Die kürzlich vom Schweizerischen Elektro- 
technischen Verein herausgegebene Statistik 1927 
gibt wieder interessantes Zahlenmaterial über die Entwick- 
lungt. In der Hauptsache werden die zur Gruppe Al zu- 
sammeneefaßten 103 Primärwerke mit mehr als 500 kW 
‚Gesamtleistung oder mit einer eigenen Erzeugungsanlage 
von mehr als 300 kW behandelt, während die rd. 200 klei- 
neren Primärwerke, die zusammen kaum 3 % der Gesamt- 
energie erzeugen, in dieser sog. kleinen Statistik nicht 
berücksichtigt sind. Unter den rd. 1000 Sekundärwerken 
gibt es 50 Verteilerwerke mit mehr als 500 kW Gesamt- 
leistung (Kategorie BI) und 207 direkt versorgeten Orten. 
€ Werke davon (SBB, chem. u. metallurg. Industrie) 
verfüzen jedoch auch über kieenerzeugsung und liefern 
einen Teil an Dritte ab (180 Mill kWh). Die folzende 
Übersicht gibt im Vergłeich mit dem Erhebungsjiahr 1925 

wichtire „Zahlen für die Primärwerke AI, die zusammen 
etwa 97 % produzierten: 


l Nl ETZ 1927, S. 1781. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


1927 1935 
Anzahl der Elektrizitätswerke AI... .... 103 14 
» Kraftwerke . . . 2.2 2 2 2 202. 192 191 
direkt versorgte Ortschaften . . .. 2.2.0. 3167 304 
verfügbare Primärkraft 1000 kW ...... 914,9 869,2 
(ohne Akkumulatoren) 
davon hydraulisch ee E SA 855,2 807,5 
kalorisch be "ee EEE 59,7 DL 
verfügbare Fremdleistung „ e 555,5 4664 
Erzeugung einschl. der von 7 Sekundärwerken mit 
Stromabgabe an Dritte Mill kWh ..... 3333,9 2703, 
davon im Sommer in, Zur. ar a Ye aut 1706,2 13649 
» im Winter ge, E er 1627,7 1335.0 
Produktionsmöglichkeit dieser 
199 Werke na A 4150,4 3814 
davon im Sommer EE ans 2285,4 21105 
» Im Winter on 1865,0 174,1 
Ausnutzung der mögl. Arbeit ` 
im Sommer . . 2. 2 2 2 2 2202. Vo 74,8 65,0 
im Winter . 2.222 22220200 9% 87,4 CR 


Von den 103 Unternehmen waren 46 staatlich oder 
kommunal, 35 reine Privatgesellschaften und 22 gemischt- 
wirtschaftlich. Bei einer Gesamtzahl von 192 Primär- 
kraftwerken verwenden 93 (84) hydraulische, 7 (fi) nur 
kalorische, 92 (100) beide Arten von Motoren. Von 72% 
(730) Generatoren — 1,21 Mill kVA Gesamtleistung (1.1) 
— mit einer mittleren Leistung von 1685 kVA (1570) dien- 
ten 79 (97) der Gleichstromerzeugung und 641 (635) de: 
Gewinnung von Wechselstrom; von letzteren waren N! 
(561) Drehstromgeneratoren mit durchschnittlich 195 
(1890) kVA. Fast sämtliche Werke wenden 50 Hz an. 
Die Spannung für Beleuchtung und Haushaltapparatr 
schwankt bei Gleichstrom zwischen 110 und 235 V, bei 
Wechselstrom zwischen 110 und 260 V 


Das Anlagekapital der 103 A I-Unternehmen betrug 
683,9 (640,4) Mill Fr; in 166 vor 1917 erbauten kraft: 
werken waren 3615 Mill Fr, in 26 seit 1927 entstandenen 
Werken 316,6 Mill Fr investiert. Je verfügbares Kilo- 
watt betrugen die Anlagzekosten bei Wasserkraftwerken 
ohne Akkumulierung vor 1917 770 Fr, seit 1917 &w Fr, 
mit Akkumulierunz 535 bzw. 860 und bei kalorischen Wer- 
ken 835 bzw. 550 Fr. 


Die Stranglänze der Hochspannungsfreileitunzen er- 
reichte bei den AL und BI-Werken zusammen 14? 


(13810) km, die der Niederspannungsfreileitunzen 199 ` 


(18640) km, die Girabenlänge der Kabelleitunzen für Hoch- 
spannung 1190 (1087) km, für Niederspannunz Hre 
(2210) km. Die Anzahl der bei beiden Werkskategorien 
installierten Zähler stellte sich auf 923500 (815 500). Von 
978430 Abonnenten waren 779615 
198 815 (206 400) Pauschalabonnements. Der Gesamtan- 
schlußwert aller Elektrizitätswerke wird mit 2,10 Mill kW 
(1,86) angegeben, so daß sich unter Berücksichtigung der 
genannten Erzeurungsziffern eine mittlere Benutzungzsdauer 
von 1600 h (1470) ergibt. Von dem Anschlußwert ent- 
fielen auf etwa 205 000 Motoren 638 000 kW, auf 10,35 Mill 
Lampen 372000 kW, auf 827 000 Wärmeapparate 651 OR) 
kW, auf industrielle Großabnehmer 306 500 kW und auf 
Bahnen 104 500 kW. Dr. C. Albrecht. 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechn. Verein des Bergischen Landes, Elberfeld. 
5. IX. 1929, abds. 7% h, Gymnasium Elberfeld, Kölner Stra De: 


Lichtbilder- u, Experimentalvortrag Dr. Hammers, Fa: 
raday als Pfadfinder der Elektrotechnik“. 
The Institute of Metals, London. Außer dem auf 


S. 1249 angekündigten Hauptvortrag finden noch Vorträge 
statt, von denen wir die folgenden herausgreifen: Dr N. F. 
Bu d gen, „Luftbläschen in Gußstücken aus Aluminium- 
legierung“. A.GlynneLobley, „Die Verlängerung ven 
Hu : 20 Niekelchromle gierung bei hohen Temperaturen“. 
Dr. phil. G. Masing, „Metallograph. Forschungsmeiho= 
den“. Dipl.-Ing. M.Tama , „Neue Verfahren zum Schmelren 
nichteisenhaltiger Metalle in el. Hochöfen“. Dr. W. H. J- 
Vernon und L. Whitby, „Die Kupferv errostung un: 
Oberfläche npatinaentwicklung an der freien Luft”. Dr.-Inx 
A. v. Zeerleder u. P. Bourgfois, „Einwirk. der in 
oberird. el. Übertragungskabeln erreichten Temperatur”. 


Fer 


(689 600) Zähler- und ` 


- 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


Cy: Anszeiehnung. "" Dipl.-Ing. Greiner, der 

a langjährige Assistent des Prof. Kloß, T. H. Berlin, ist einer 

Berufung durch die japanische Regierung gefolgt und hat 

o e ander japanischen Hochschule in Port Arthur den Lehr- 
v gtuhl für Elektrotechnik” übernommen. 

Jubiläum. — Am 31. VII. begeht Geheimrat Dr.-Ing. 
= Eh. Philipp RoS enthal als Gründer und eneral- 
EU direktor der Porzellanfabrik Ph. Rosenthal & Co. A.G. sein 
s0jähriges Berufsjubiläum. 


Philipp Rosenthal. 


zellanmalerei gegründet, wurde ständig erweitert und 
1897 zur Aktiengesellschaft ausgestaltet, dem heutigen in 
hilipp-Rosenthal-Porzellan- 
Herstellung VON Geb 


den Wirt- 
schaftsinteressen der Allgemeinheit als Präsidialmitglied 
des Reichsverbands der Deutschen Industrie, als örderer 
des Exportwesens und Reorganisator der 
Messe. Seine Ideen haben den Erfolg der Leipziger Messe 
wesentlich mit begründet. 


— 


LITERATUR. 
Besprechungen. 


Galvanische Elemente. Von Prof. Dr.-Ing. A. 

Güntherse hulze. (Bd. 48 der „Monographien über 

angew. Elektrochemie”. Von Prof. V. bng elhardt.) 
Mit 44 Textabb., zahlr. Tab., VIII u. 184 S. in g0 Verlag 
von Wilhelm Knapp, Halle (Saale). 1928. Preis gch. 
13 RM, geb. 14,80 RM 


Fin neues zeitzemäßes Buch über galvanische Ele- 
mente zu sch reiben, ist ohne Zweifel ein nützliches Unter- 
fangen, da die hisherigen Werke über diesen Gegenstand 
heute zum größten Teil als vollkommen veraltet und durch 
die praktische Entwicklung dieser Spezialindustrie weit 
überholt zu bezeichnen sind. Leider kann dies Verdienst 
dem vorliegenden Buch nicht zugesprochen werden, da e8 
von sehr ungleichem Wert ist und besonders in den der 
Fabrikation gew idmeten Teilen , Unrichtigkeiten 
enthält. Die gründliche, vielleicht zu gründliche theoreti- 
ist. interessant und enthält in einzelnen 
sehr nützliche Betrachtungen, 50 über die chemi- 
schen Depolarisatoren, die Höchstspannun®, die man prak- 
ticch mit einem Filement erzeugen ann, das Kap. 26 un 

folgende, in denen über allerlei Störungen in dem Betriebe 
der galvanischen Elemente, ‚okalaktionen.- Konzentra- 
tionsketten berichtet wird. Auch Abschn. 67 u. f. den mit 
Luftsauerstoff als Depolarisator arbeitenden Elementen 
gewidmel, wobei insbesondere das Fery- und Carboneele- 
ment aufgeführt sind, müssen als sehr zweckmäßig An- 
erkannt werden. Diesen Vorzügen des in manchen Teilen 


Das Werk, 1879 als kleine Por- ` 


. Auch der folgende Satz, man habe insbesondere 
der Billigkeit wegen Elementetypen vorgeschlagen U 
die beispielsweise mi 
Eisen als Lösungselektrode arbeiten, steht mit der Praxis 
i i A odenbatterien mit Eisen 
ale Lösungselektrode vollkommen unbekannt sind, hierfür 
vielmehr ausschließlich — von den Anodenakkumulatoren 
abgesehen — enbatterien AUS gewöhnlichen Taschen- 
elementen mit Zink als Lösungselektrode benutzt werden. 
Die Behauptung, Graphit, dem die Fettigkeit 
fehlt, sei deshalb ganz ungeeignet für den Elementebau, 
obwohl er gut leite, steht mit den Tatsachen in ider- 
spruch. . 
Die den Schluß des Buches bildende und den halben 
Raum einnehmende Zusammenstellung der verschiedenen 
über galvanische für manche 
Zwecke nützlich sein. Wenn dagegen der erste Satz dieses 
Abschnittes C besagt, im folgenden seien die zur Zeit noch 
gültigen j 
gestellt, SO muß d 
zeichnet werden, da 
dieser Zusammenstellung 


eventuelle Neuauflage des Buches kann nur dringend emp- 
fohlen werden, ER gründlichst zu überarbeiten und d 
zusehen, vor allem in den der praktischen Elementetechnik 
gewidmeten Teilen. R. Ziegen berg. 


Principles of radio communication. 
Prof. J. H. Morecroft unter Mitarb. V. A. Pinto 

ry. 2. Aufl. mit zahlr. Textabb., 
‚in®. Verlag von John Wiley & Sons, 
York 1927. Preis geb. 34/6 sh. 


Die Radiotechnik ist im letzten Jahrzehnt ein schr 
beachtliches Teilgebiet der Elektrotechnik geworden un 
verlangt für die Fabrikation von Radioapparaten, für den 
Betrieb der Radiostationen und für die Weiterentwicklung 
eine große Zahl entsprechend vorgebildeter Ingenieure. 
Das Buch von John H. Moreer oft welches unter Mit- 
arbeit von A. Pi w.A.CurrYy jetzt in zweiter 
Auflage vorliegt, hat sich zum Ziel gesetzt, die Grund- 
lagen einem angehenden Radioingenieur ZU vermitteln. 
Dieses ist ihm auch in weitgehendem aße gelungen. Der 
Buches deckt sich ungefähr mit der „Draht- 
losen Telegraphic“ / 

Inhalt nicht, weil das Buch einmal ganz vom modernen 
aus geschrieben ist, i i 
ht so weitgeh 


gebiete stärker bevorzugt und hier richtig Ichrbucharti® 
die Dinge darstellt. Charakteristisch {ür die ganze in- 
stellung der Verfasser ist z.B er Anfang, sie be- 
ginnen hier mit den Elektronen. Die Elektronentheorit 
weiterhin der Leitfaden für die Darstellun?. 
Dies ist für ein modernes Buch eigentlich selbstverständ- 
lich, scht interessant, wie folgerichtig dieser 
Standpunkt überall durchgeführt ist. Zur Veranschau- 
lichung der einzelnen Gesetzmäßisgkeiten sind in großem 
Ausmaße graphische Darstellungen benutzt, 
bestimmte Versuchsbedingunzen anschließend unter An: 
gabe aller für die Beurteilung der Messung nötigen Zah- 
das Charakteristische der Zusam- 
Der Gesamtstoff ist in zehn Ka- 
pitel unterteilt: Grundlegende Gedanken und Gesetze: 
Widerstand, Induktivität, Kapazität und Abschirmuns: 
Gesetze der Schwingungskreise; Hauptgesichtspunkte für 
den Radioverkehr; Yunkentelegraphic; akuumröhren 
und ihre Wirkungsweise; Telegraphie mit ungedämpften 
Wellen; Radiotelephonit; Antennen und Strahlung; er- 


Für den Stoff selbst ist zu bemerken, daß er die Ar- 
beiten etwa bis 1926 berücksichtigt, neucre Arbeiten feh- 
z.B. über die Erzeugung kurzer Wellen 
recht wenig aus lem Buch erfährt. Aber dieses Schick- 
in Kürze auf besonders aktuellen Teilgebieten 
rasch veraltet, wird jedes moderne Lehrbuch der draht- 
losen Telegraphie teilen müssen. Das Buch ist im übrigen 
leicht verständlich geschrieben, i 
ten nicht erschwert. 


1282 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


techniker wird das Buch mit Nutzen gebrauchen können, 
ebenso jeder Lehrer, da er in den zahlenmäßigen Gesetzen 
gute Anhaltspunkte für den Unterricht findet. Ein aus- 
führliches Sachverzeichnis erlaubt auch eine Benutzung 
als Handbuch. E.Lübcke. 


AEF. Verhandlungen des Ausschusses für 
Einheiten und Formelgrößen in den 
Jahren 1907 bis 1927. Herausgegeben im Auftrage 
des AEF von J.Wallot. 49 S. in 4°. Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1928. Preis gch. 5 RM. 

Die Ergebnisse einer zwanzigjährigen Arbeit sind in 
dem vorliegenden Heft zusammengefaßt. Im Jahre 1907 
haben zehn wissenschaftliche und Ingenieurvereine 
Deutschlands, Österreichs und der Schweiz sich in dem 
Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen zusammen- 
geschlossen, nachdem bereits 1901 der Elektrotechnische 
Verein einen Unterausschuß für einheitliche Bezeich- 
nungen eingesetzt hatte. Die Zahl der Vereine ist in- 
zwischen auf 19 angewachsen. Diese breite Grundlage 
hat der Arbeit des AEF das nötige Gewicht verliehen. 
Wenn man heute die Liste der Formel- und Einheits- 
zeichen überblickt, so sieht man, daß fast alle der vor- 
geschlagenen Zeichen jetzt allgemein gebräuchlich sind. 
Es ist wohl der schönste Dank, den die mühevolle Arbeit 
der Mitglieder des AEF finden konnte, daß man sich 
kaum noch den Zustand vorstellen kann, daß früher jeder 
Autor seine eigene Bezeichnung durehführte, und daß 
nur noch wenige Eigenbrötler eigensinnig an einer ab- 
weichenden Formelsprache festhalten. Jeder aber, der 
ältere Literatur durcharbeiten muß, weiß, welche Mühe 
ihm erst das Einarbeiten in die Bezeichnungsweise des 
Verfassers bereitet und welche Wendung zum Besseren 
eingetreten ist, seitdem der AEF seine Tätigkeit aufge- 
nommen hat. Daß diese Tätigkeit so wirkungsvoll ge- 
worden ist, verdankt der AEF allerdings auch seiner 
Arbeitsweise. Jeder Entwurf eines Unterausschusses 
wird zunächst zur Öffentlichen Diskussion gestellt. Jeder 
vorgebrachte Einwurf wird beantwortet, der Entwurf 
nach Eingang aller Einsprüche einer neuen Bearbeitung 
unterzogen, nötigenfalls noch einmal zur Diskussion ge- 
stellt und erst dann abgeschlossen und als Vorstandsvor- 
lage veröffentlicht, wenn keine neuen und beachtens- 
werten Einwände mehr erhoben werden. Durch diese 
Heranziehung aller Fachkreise zur Mitarbeit hat der 
AEF mit Erfolg die Gefahr vermieden, daß seine Be- 
schlüsse zur Kenntnis genommen werden und daß dann 
doch alles beim alten bleibt. Verhältnismäßig leicht war 
die Arbeit, wenn es sich um neue Begriffe handelte. Wie 
rasch hat sich etwa das Megohm eingebürgert. Wie 
schwer bei alteingewurzelten Begriffen eine FEinheitlich- 
keit zu erzielen ist, zeigt z.B. der Abschnitt über Masse 
und Gewicht, der noch immer nicht endgültig verab- 
sechiedet werden konnte, und der Abschnitt über Dichte 
und spezifisches Gewicht, der noch nicht über das Sta- 
dium des Entwurfes hinausgekommen ist. Während die 
erste Ausgabe der Verhandlungen des AEF eine aus- 
führliche Darstellung der Entwicklung der einzelnen 
Listen, Sätze und Entwürfe mit allem Hin und Her der 
zum Teil Jahre lang währenden Beratungen brachte, ist 
die neue Ausgabe wesentlich kürzer und soll mehr den 
Bedürfnissen derer eutgegenkommen, die sich über die 
Beschlüsse des AEF und die Überlegungen, die ihnen zu- 
grunde liegen, rasch und bequem unterrichten wollen. 
Außer drei Listen über Formelzeichen, Einheitszeichen 
und mathematische Zeichen enthalten die Verhandlungen 
13 endgültig angenomiene Sätze über meclıianisches 
Wärmeäquivalent, Leitfähigkeit und Leitwert, Tempera- 
turbezeichnungen, Einheit der Leistung, Spannung, Po- 
tential, Potentialdifferenz und elektroinotorische Kraft, 
Durchflutung und Strombelag, Normaltemperatur, Feld 
und Fluß, Masse und Gewicht, Vektorzeichen, Drehung, 
Schraubung, Winkel, rechts- und linkswendiges Koordi- 
natensystem, Valenzladung, Gehalt von Lösungen. Den 
Abschluß bilden sechs noch zur Diskussion stehende Ent- 
würfe über Wechselstromserößen, Arbeit und Energie, 
magnetischen Schwund, Dichte und Wichte, Richtleistung. 
Schreibweise physikalischer Gleichungen. Von den bis 
jetzt festgestellten Formel- und Einheitszeichen hat der 
AEF Wandtafeln herstellen lassen, die in keinem Hör- 
saal fehlen sollten. Bauer. 


Die Bestimmung der Dauerfestigkeit der 
knetbaren, veredelbaren Leichtmetall- 
leeierungen. Von Dr.-Ing. R. Wagner. (Be- 
richte a. d. Inst. f. Mechan. Technologie u. Materialkunde 
d. T. H. zu Berlin, H. 1. Herausg. v. Prof. Dr.-Ing. P. 
Ricebensahm.) Mit 56 Textabb., IV u. 64 S. in gr. 8°. 
als von Julius Springer, Berlin 1928 Preis gch. 


„einen unentbehrlichen Ratgeber bilden. 


Während die Zusammenhänge zwischen der Dauer- 
festigkeit und dem übrigen Verhalten einiger viel ver- 
wendeter Stähle ziemlich weitgehend aufgeklärt sind, trifft 
das bisher für die vergüteten Aluminiumlegierungen vom 
Typus des Duralumins nicht zu. Bei der steigenden Be- 
deutung dieser Legierungen als Konstruktionsmaterialien 
bestand hier deshalb eine schon lange empfundene Lücke, 
die ihre Ursache übrigens nicht allein in einem Mangel 
an Untersuchungen hat. Vielmehr zeigten die bisher an 
Aluminiumlegierungen durchgeführten Arbeiten über 
Dauerfestigkeit abnorme Erscheinungen, die in das von 
Stahl her vertraute Schema durchaus nicht hineinpassen 
wollten, so daß man dem ohnehin sehr verwickelten Ge- 
biet gegenüber ratlos gegenüberstand. Hier konnte nur 
eine umfangreiche grundlegende Untersuchung einen 
Fortschritt bringen; eine solche Untersuchung liegt in der 
Arbeit von R. Wagner vor. 


Es hat sich zunächst gezeigt, daß die sogenannten Ab- 
kürzungsverfahren zur Bestimmung der Dauerfestigkeit, 
die darin bestehen, daß an Stelle der langwierigen Be- 
stimmung der Schwingungs- oder Schlagzahl bis zum 
Bruch Beobachtungen über die Temperatursteigerung oder 
die Arbeitsaufnahme Rückschlüsse auf die Dauerfestigkeit 
gestatten sollen, versagen. Es sei bemerkt, daß ihr Wert 
auch für die Stähle umstritten ist. — Beim Stahl wird die 
Dauerfesiigkeit zuweilen definiert durch die Spannung, 
bei der 7 - 10° Lastwechsel bis zum Bruch ausgehalten wer- 
den; es wird behauptet, daß unterhalb dieser Grenzspan- 
nung das Material beliebig viele Lastwechsel aushält. 
Diese auch für die Stähle von den meisten Forschern ver- 
lassene Annahme gilt für die Al-Legierungen nicht, wie 
Wagner zeigt. Die auf Grund eines Versuches mit einer 
bestimmten Lastwechselzahl bestimmte „Dauerfestigkeit“ 
hat also nur die Bedeutung einer konventionellen Ver- 
gleichszahl. In der Zahlentafel sind die auf Grund von 
Versuchen mit 225-10° Schwingungszahlen bestimmten 
Dauerfestigkeiten der verschiedenen untersuchten Legie- 
rungen zusammengestellt. Der Einfluß der Vergütung 
auf die Schwingungsdauerfestigkeit ist nur gering, sehr 
groß dahingegen, wie Wagner zeigt, auf die Dauerfestig- 
keit bei Schlagbelastung. 


Zahlentafel 1. Dauerfestigkeiten und Festigkeitszahlen 
von vergütbaren Leichtmetallegierungen. 


Bemerkungen heoo "e | A | Fst . D 


Material 
'kg/mm’kg mm? °% ikemm’kgmm 


Duralumin 681 B 8,5 21,8 10 
Sa 1 B 15,1 38.5  11—12 
Si 681 B 12,25) 62,5 10 
Ne 681 A ‚5 10 17,25 10 
A 681 A 17 19,5 34,8 12 
is e A € 18.3 12,5 36,2 11 
Lautal ..... ausgeglüht 3,82 19,5 |, 19,7 7,45 9 
GE veredelt 9,02 32,5 | 21 19,5 10 
Mus nd nachverdichtet 9,5 35,5 123 26.6 11 
Elektron V, . . 5,3 35,6 4 20 15 
j V, WwW.. 12,2 36.1 5,6 26,8 15 
vg A5... 4,75 30,7 | 10,7 In o 13 
a Z1... 4,8 25,3 | 17,1 13,5 II 
ke . | Pleuelringe, ge- 6,5 30 11 , 155 1l 
schmiedet 
Skleron . . . . ~ [unvergütet 26 52 13 38 11 
Silumin, gegossen . |d = 13 mm 3,2 19 7,5 4 
e , . . |d ss 16mm 3,2 | 175.37 4 
6 Elastizitäts- ô Dehnung 
E 0,001 grenze On Dauerstandfestigkeit 
gr Zerreißfestigkeit gr Schwingungsfestigkeit 


Auf weitere Feststellungen von Wagner und auf die 
Zusammenhänge mit anderen Festigkeitseigenschaften 
kann hier nicht eingegangen werden. Es sei nur erwähnt, 
daß die Abhängigkeit der Schwingungszahl von der Last 
bei verschiedenen Legierungen eine verschiedene und bei 
den vergüteten Legierungen anormal ist. 


Bei der großen Kompliziertheit des Gegenstandes kann 
auch die Arbeit von Wagner nur einen Anfang bedeuten, 
und es ist zu hoffen, daß seine Versuche bald weiter 
ausgedehnt und fortgesetzt werden. Sie enthalten eine 
Fülle von tatsächlichen Feststellungen, die einer wei- 
teren Untersuchung bedürfen. Es ist verständlich, das 
eines der Ilauptergebnisse von Wagner eine Mahnung zur 
Vorsicht bei der Beurteilung der gemessenen Dauerfestig- 
keiten ist. 

Die schr viel Tatsachenmaterial bringende Schrift von 
Warner wird bei der Bedeutung des Gegenstandes für 
jeden, der zur Frage der Verwendung von vergütbaren 
Al-Legierunsen in Konstruktionen Stellung nehmen mub, 


G. Masing. 


29. August 1929 


29. August 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 35 


1283 


Riehtlinien für den Einkauf und die Prü- 
{ung von Schmiermitteln. Aufgestellt und 
herausg. v. Verein dt. Eisenhüttenleute u. d. Dt. Verb. 
f. d. Materialprüf. d. Technik. 5. Aufl. mit 92 S. in 8°. 
Verlag Stahleisen m. b. H., Düsseldorf 1928. Preis 
geb. 5 RM 

Die kurze Zeit zwischen dem Erscheinen der 1. und 

5. Auflage zeigt, daß die kleine Schrift einem Bedürfnis 

der Praxis entspricht. Ungeachtet dessen können noch 

Verbesserungen angebracht werden, die teils der Beseiti- 

sung von Unklarheiten dienen, teils dem Käufer und Ver- 

braucher die Entscheidung bei der Auswahl erleichtern: 
Bei Nr. 19 Lagerschmieröl wäre eine kleine Hilfs- 
tabelle oder Nomogramm von Nutzen, das cine engere 

Wahl unter den Ölen in dem nicht kleinen Intervall von 

95..8 E/50° gestattet. Die Fußnote 2 erfüllt diesen 

Zweck nur sehr unvollkommen. In Nr. 17 ist die Visko- 

sität für langsam laufende Wellen zu 2,5..45 E, für 

rasch laufende zu 3,5..8 E angegeben, was wohl auf 
einem Irrtum beruht. Bei Nr. 4 Luftkompressorenöl für 

Arbeitsdruck unter 20at ist der Flammpunkt im allge- 

meinen als über 200° C angegeben. während Fußnote 1 

für Arbeitsdrucke unter 6at einen Flammpunkt von 

180°C als ausreichend erachtet. Nun sind aber die 

Arbeitstemperaturen beispielsweise bei einem zwei- 

stufigen Kompressor für 16... 20 at sicher nicht höher, als 

bei einem einstufigen von bh. DA at. Fußnote 1 ist daher 
irreführend. Bei Dampfzylinderölen Nr. 6 und 7 wäre 
zu bemerken, daß die heute gebräuchliche Angabe der 

Viskosität in Engler bei 100° ear nichts besagt, son- 

dern es müßte der Verlauf der absoluten Zähickeit bis 

in die Nachbarschaft des Flammpunktes angezeben wer- 
den, da bei diesen Temperaturen Veränderungen der mole- 
kularen Struktur nicht ausgeschlossen sind, die sich 
scharf in der Zähigkeit n ausprägen. Bei den Toleranzen 
bzw. der Viskosität war man nicht kleinlich: Die Bedin- 
gung bei 20 ° C bis 10 E Spielraum + 1 E ergüäbe z.B. eine 

Schwankung von 3Et1E=2E..4E oder von v = 0,118 

his 0,293 nach Tabelle S. 72 entsprechend dem Verhältnis 


029 A : 
2,49. Diese Zahlen spiegeln deutlich die Unzu- 


0.018 — 

länglichkeit der bisherigen Viskositätsbestimmungen 
wider, trotz der gegenteiligen Behauptung S. 73, Z. 11 v.o. 
Die Bemerkung auf S. 71 unten über das Vogel-Ossag- 
Viskosimeter ist dahin zu ergänzen, daß als Hilfseinrich- 
tung ein Manostat für einen Druck von 600 mm W.-S. 
heranzuziehen ist, andernfalls ergibt der Apparat die 


kinematische Viskosität. 


Die Anlage des Buches, die Einteilung und übersicht- 
liche Anordnung des Stoffes läßt nichts zu wünschen 
übrig. Die Einzelheiten verlangen bei einer Neuauflage, 
die wohl bald zu erwarten ist, eine Revision. 

Es ist dann zu hoffen, daß die in der jetzigen Fassung 
schon für den Ölvertrieb und -verbrauch nützliche Schrift 
voll und ganz dem ihr zugedachten Zweck entspricht. 


Georg Duffing. 


Konstruktionselemente der feinmechani- 
schen Technik (Atlas). Herausg. v. Verein „Fach- 
schule für feinmechanische Technik“. 663 Kartonbl. in 
Sammelmappe in 2°. VDI-Verlag G. m. b. H., Berlin 1928. 
Preis 150 RM. 

Der Atlas „Konstruktionselemente der feinmechani- 
schen Technik“ ist ein Werk, das in vorbildlicher Gemein- 
chaftsarbeit führender Firmen der feinmechanischen In- 
dustrie entstanden ist. Man empfand in diesen Firmen 
immer stärker das Fehlen einer Zusammenstellung der 
feinmechanischen Konstruktionselemente. Es fehlten so- 
wohl Unterlagen zur Erleichterung der Arbeit in den 
Konstruktionsbureaus als auch solche für Unterrichts- 
Zwecke zur Ausbildung geeigneten Nachwuchses. Mit dem 
Ziel, die deutsche feinmechanische Industrie durch Her- 
anbildung geeigneter Ingenieure und Techniker auf der 
besonderen Grundlage der auf Massenfertigung eingestell- 
ten feinmechanischen Technik zu fürdern, wurden von den 
im Verein „Fachschule für feinmechanische Technik“ zu- 
sammengeschlossenen Firmen die einzelnen Blätter bear- 
beitet. Nur aus der Praxis heraus konnte ein solches 
Werk entstehen. Man findet als Bearbeiter der Blätter 
ua. die Firmen Siemens & Halske A OG. AEG, Oeram 
m.b.H, C. Lorenz A.G., C. P. Goerz A.G., Ehrich 
& Graetz A.G., E. Zwietusch G. m. b. H., Dr. Paul Meyer 
A.G., H. Aron G. m.b. H., Mix & Genest A.G. Wenn man 
bedenkt, mit welch großen Opfern an Mühe, Zeit und Geld 
selbst kleinste konstruktive Fortschritte meist erkauft 
werden müssen, so ist es um so mehr anzuerkennen, daß 
man bei der Zusammenstellung des Atlas kleinliche Be- 
denken fallen gelassen und die oft teuer erkauften Er- 


fahrungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. 
Hieran ist zugleich der Wert des Buches zu ermessen. 

Nach dem Atlas sind die Elemente eingeteilt in nicht 
lösbare Verbindungen, lösbare Verbindungen, Lagerun- 
gen und Geradführungen, Triebmittel, Geschwindigkeits- 
regler und besondere Konstruktionselemente. Da es, wie 
im Vorwort erwähnt wird, darauf ankam, schnelle Arbeit 
zu leisten, mußte jeder fertiggestellte Abschnitt sofort ge- 
druckt werden, wodurch natürlich die streng systematische 
Bearbeitung erschwert wurde. Infolge der übersichtlichen 
Anordnung wird aber der Konstrukteur trotzdem schnell 
das finden, was er sucht. Obgleich viele Firmen an dem 
Werk gearbeitet haben, füllt die gleichmäßige Ueberar- 
beitung des Ganzen in bezug auf Einteilung, Text und 
Bilder durch eine Stelle angenchm auf. Diese lag in den 
Händen des Obmanns des Ausschusses für Konstruktions- 
elemente, Herrn Direktor O. Richter von der Siemens 
& Halske A.G. 

Für gewisse Zwecke (beispielsweise zum Aushängen 
der Blätter in Zeichensälen) wäre es von Vorteil, wenn 
die einzelnen Blätter des Atlas auch einseitig gedruckt 
geliefert würden. Knichahn. 


Graphisches Rechnen. Beispielsamml. u. Richt- 
linien f. Anfertigung u. prakt. Ausgestaltung von 
Rechentafeln. (RKW-Veröff. 23.) Im Auftr. d. Aussch. 
f. graph. Rechenverf. beim AWF bearb. v. Studienr. H. 
Schwerdt unt. Mitarb. v. Dr.-Ing. W. Gütschow, 
Dr. I. Runge, Ing. F. Wolf. Mit 71 Abb. u. 144 S. 
in gr. 8°. Beuth-Verlag G. m. b. H., Berlin 1928. Preis 
kart. 2,75 RM. 

Die vorliegende RKW-Veröffentlichung hat die Auf- 
gabe, als Unterrichtsgrundlage für Schulen und Kurse 
zu dienen. Der Lehrer findet vielfältige Anregung und 
gut durchgearbeitete Aufgaben. Der Schüler festigt mit 
ihrer Hilfe sein Wissen, das ihm der Unterricht vermit- 
telt. Bei übersichtlicher Stoffgliederung werden in gra 
phischer Hinsicht allgemeine Formeln in zahlreichen, 
den verschiedensten‘ Gebieten entnommenen Beispielen 
bildlich und textlich eingehend behandelt, wobei sie nach 
Funktionsleitern, Netztafeln, Leitertafeln und Sonder- 
tafeln getrennt betrachtet werden. Auf Grund der wich- 
tigen und daher in einem Sonderabschnitt ausführlich 
gehaltenen Richtlinien über die Herstellung bzw. Aus- 
gestaltung von Rechentafeln und dem Übersichtschema 
der dargestellten Formeln fällt es leicht, verlangte Spe- 
zialfälle zweckentsprechend graphisch darzustellen. Die 
in einem Sonderkapitel gegebene knappe Theorie über 
projiektive Verzerrungen und Dualität geben vorteilhaft 
tieferen Einblick in das Abhängigkeitsverhältnis der Ta- 
felarten untereinander. Leser, die umfassendere Kennt- 
nisse sammeln wollen, finden in dem Literaturverzeich- 
nis wertvolle Hinweise. Bei der nächsten Auflage er- 
scheint es wünschenswert, Einheitlichkeit in der Ver- 
wendung der allgemeinen Buchstaben zu wahren. Der 
Preis von nur 2,75 RM ist mit Rücksicht auf die durch 
die reichhaltige quantitative und gute qualitative Aus- 
stattung bedingten hohen Herstellungskosten niedrig. 
Die technisch wissenschaftliche Lehrmittelzentrale, Berlin 
NW 7, Dorotheenstr. 37, verdient besonders hervorgehoben 
zu werden, da sie die Lehrer durch Lieferung von gceigne- 
ten Diapositiven tatkräftig unterstützen will. Der Kursus- 
leiter kann für seine Vorträge auf Grund der in dem 
Lehrbuch enthaltenen Abbildungen die von ihm gewünsch- 
ten TWL-Glasbilder bei der Zentrale anfordern. 

R. Helbing. 


Neue Zeitschriften. 
Russisch-deutscheNachrichtenaus Wissen- 


schaft u. Technik. H. 1. Herausg. v. d Deutsch- 
Russischen Gesellschaft „Kultur u. Technik“. Verlag: 
Wissenschaftlich-Technische Zentralstelle des Obersten 


Volkswirtschaftsrats, Moskau. Zu beziehen durch Ing. A. 
Trettler, Berlin, Kurfürstenstr. 114. Einzelpreis: 1,50 Ru- 
bel, Jahrespreis (10 Hefte): 15 Rubel. 

[Die Deutsch-Russische Gesellschaft „Kultur und Tech- 
nik“ hat sich mit Herausgabe der neuen monatlich erschei- 
nenden Zeitschrift die Aufgabe gestellt, Aufsätze wissen- 
schaftlich-technischen Inhalts aus der Feder bewährter Fach- 
männer des einen Landes dem andern Lande zugänglich zu 
machen. Das vorliegende erste Heft der russischen Ausgabe 
enthält Beiträge deutscher Autoren in russischer Sprache. 
Geplant ist auch eine deutsche Ausgabe, worin russische 
Fachleute zu Worte kommen.] 


1284 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35 


29. August 1929 


eg 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Ergebnisse österreichischer Elektrizitätsgesellschaf- 
tent. — Die wirtschaftlichen Behinderungen, unter denen die 
österreichische Industrie seit Jahren leidet, haben, wie die 
A.E.G.-Union FElektrizitäts-Gesellschaft, 
Wien, in ihrem Bericht für 1928 sagt, auch insofern auf die 
Starkstronindustrie gewirkt, als in der industriellen Investi- 
tionstätigkeit eine gewisse Zurückhaltung zu beobachten war. 
Dabei sind die sozialen Lasten weiter gestiegen, die Steuern 
nicht vermindert worden. Trotzdem konnte die Gesellschaft 
Umsatz und Ertrag gegenüber dem Vorjahr verbessern. Mit 
Arbeiten für die Österreichischen Bundesbahnen, sowohl was 
Fahrleitungsanlagen als auch Lokomotiven betrifft, sowie für 
andere Traktionsunternehmungen war sie stark beschäftigt. 
Der rege Ausbau der heimischen Wasserkräfte hat merklich 
nachgelassen, doch hofft der Vorstand, daß durch das be- 
schlossene neue Elektrizitätsförderungsgesetz und durch die 
im Rahmen des in Verhandlung stehenden neuen Elektrizitäts- 
gesetzes in Aussicht genommene Regelung der Stromausfuhr 
die Ausnutzung der Wasserkräfte eine der gesamten Elektri- 
zitätsindustrie zugute kommende Belebung erfahren werde. 
Im übrigen verzeichnet der Bericht Lieferungen für die Vor- 
arlberger Illwerke A. G., die Tiroler Wasserkraftwerke A.G. 
und für die Wiener Städtischen Elektrizitätswerke. Die be- 
fruchtende Wirkung der Erschließung der Wasserkräfte und 
der Rationalisierung der allgemeinen Kraftversorgung im 
Wege leistungsfähiger Leitungsnetze zeigt sich auch in all- 
mählicher Umstellung der Industrie von der Eigenversorgung 
auf Strombezug aus letzteren. Der Umfang der Lieferungen 
von Erdstromlöschspulen, Selektivrelais usw. war befriedi- 
gend. Im Industriegeschäft haben besonders die Papierfabri- 
ken umfangreiche Bestellungen auf Wasserkraftgeneratoren, 
Transformatoren, Papiermaschinen- und Kalanderantriebe so- 
wie auf Motoren für Hilfsmaschinen erteilt. Auf dem Gebiet 
der elektrischen Dampf- und Warmwassererzeugung und der 
industriellen Elektrobeheizung war die Gesellschaft durch 
Aufträge gut beschäftigt. Die Abteilungen für Hebezeuge, 
Werkzeugmaschinenantriebe, Schiffsausrüstungen und elek- 
trisöhe Schweißanlagen konnten ihre Umsätze gegen 1927 
abermals steigern, und der Abteilung für Feuerungsanlagen 
sind infolge günstiger Weiterentwicklung des Kaskaden- 
rostes für die Verwertung minderwertiger Kohlen Bestellun- 
gen zugeflossen. Durch Vermehrung der Werbetätigkeit ließ 
sich im Verkaufsgeschäft mit Verbrauchern und Wiederver- 
käufern der Umsatz erweitern. Der Bruttogewinn betrug 
4 317 710 S (4 264 491 i. V.), der Reingewinn 550 107 S (459 166 
i. V.). Hieraus wurden auf 7,2 Mill S Aktienkapital 7% Divi- 
dende verteilt (6% i. V.). 

Die „Elin“ A.G. fürelektrischeIndustrie, 
Wien, bezeichnet das Geschäftsjahr 1928 als i. a. befriedigend, 
da im Gewerbe, in der Landwirtschaft und im Haushalt ein 
steigender Bedarf an Motoren und sonstigen elektrotechni- 
schen Erzeugnissen festgestellt werden konnte. Den durch 
die Pause in der Elektrisierung der Bahnen zu gewärtigenden 
Ausfall hofft die Gesellschaft im Auslandgeschäft herein- 
bringen zu können, wo es ihr gelang, durch die Weiterent- 
wicklung der Organisationen und durch Spezialerzeugnisse 
sehr stark an Ausdehnung zu gewinnen. Im allgemeinen sei, 
so heißt es in dem Jahresbericht, zu sagen, daß die Elektri- 
sierung in allen Ländern Fortschritte mache und einen Be- 
darf an elektrischen Erzeugnissen hervorrufe. Dem ständen 
aber der immer drückender werdende Geldmangel gegenüber, 
der gerade in den hauptsächlichsten Absatzgebieten der „Elin“, 
nämlich in Mittel-, Süd- und Osteuropa, Investitionen ver- 
hindere, wenn der Lieferant nicht selbst die Finanzierung in 
die JIand nehme. Die Betriebstätten in Weiz und Wien waren 
befriedigend beschäftigt. Auf dem Gebiet der Gleichstrom- 
Lichtbogenschweißung mit Dynamos, System Rosenberg, auf 
dem die Entwieklung zunächst zu einer Reihe neuer Bau- 
arten von Schweißantomaten geführt hat, wurden nennens- 
werte geschäftliche Erfolge und Fortschritte erzielt, die auch 
auf einen großen Teil des übrigen Fabrikatiousprogramms 
befruchtend wirkten. Die Motoren und Generatoren der Nor- 
malfabrikation von etwa 100 KW aufwärts bis zu den größten 
Leistungen sind einer Umkonstruktion unterzogen worden 
und werden nunmehr unter Verwendung der Lichtbogen- 
schweißung aus schmiedbarem Stahl gebaut, wodurch sich 
eine weitere Qualitätsverbesserung, Gewichtsersparnis und 
Verbilligung ergibt. Infolge erhöhten Umsatzes an Meßwand- 
lern konnten diese in Serienfabrikation genommen werden. 
Die im Vorjahr begonnene Herstellung von Kontrollern hat 
eine erfreuliche Umsatzsteigerung von Kranausrüstungen ge- 
bracht. Das Bureau für Großkraftanlagen für die Gemeinde 
Wien, die Bundesbahnen usw. gut beschäftigt. vermochte eine 
Reihe neuer, beachtlicher Bestellungen zu buchen, u.a. auf die 
vollständige Stromversorgung der Insel Zante und auf cine 


ı Vgl. ETZ 198, S. 1172. 


Dieselzentrale sowie das gesamte Versorgungsnetz der Stadt 
Panderma am Marmara-Meer. Die Bahnabteilung war eben- 
falls mit Arbeiten für die Bundesbahnen, die Wiener Lokal- 
bahnen usw. erheblich in Anspruch genommen. Gut zu tun 
hatten ferner die inländischen Verkaufsorganisationen. Das 
Auslandgeschäft erweiterte sich namentlich in der zweiten 
Hälfte des Berichtsjahres stark, so auf dem Balkan, in Polen, 
obwohl hier die hohen Zölle namhafte Teile des Fabrikations- 
programms vom Import ausschließen, in derTschechoslowakei 
und in Deutschland, wo die Gesellschaft neue Vertretungen 
in Berlin und Breslau errichtet und die bisherige für Bayern 
und Württemberg in die „Elin“ Deutsche Gesellschaft für 
elektrische Industrie m. b. H., München, umgewandelt hat. In 
Italien ist das Geschäft allerdings zurückgegangen, und in 
den Weststaaten bewegte es sich durchschnittlich im Umfang 
des Vorjahres. In Sowjetrußland war es stationär, in Ägypten, 
Syrien und Palästina befriedigend. Einen besonderen Auf- 
schwung zeigte der Export nach Indien, Siam und Ostasien. 
In Mittel- und Südamerika hat sich das laufende Geschäft 
organisch entwickelt, als neue Absatzgebiete werden Kolum- 
bien, Ekuador und Uruguay genannt. Die Arbeit der Elektri- 
zitätswerke charakterisiert der Vorstand als i.a. zufrieden- 
stellend. Die Berichterstatterin erzielte 1928 an Erträgnissen 
6 668 615 S (5 598 082 i. V.) und als Reingewinn mit Vortrag 
1 060 643 S (703 202 i. V.). Hieraus konnten wieder 10 % Di- 
vidende auf nunmehr 8,750 Mill S Aktienkapital ausgeschüt- 
tet werden. 

Der Vorstand der Österreichischen Siemens- 
Sohuckert-Werke, Wien, weist in seinem Rechen- 
schaftsbericht von 1928 auf die Bedeutung des Investitions- 
programms des Bundes für die österreichische Industrie hin, 
dessen ungeschmälerte Fortsetzung indessen von der Auf- 
nahme der seit langem geplanten Auslandanleihe abhänge. 
Die zoll- und handelspolitischen Vertragsverhandlungen 
hätten der Elektroindustrie keine Vorteile im Export ge- 
bracht, der aber angesichts der Leistungsfähigkeit der An- 
lagen und der verhältnismäßig geringen Konsumkraft des 
Inlandes unbedingt der Erweiterung bedürfe. Durch die be- 
kannten Belastungen, wie Steuern usw., seien die Bestrebun- 
gen der Gesellschaft, die Gestehungskosten durch Rationali- 
sierungsmaßnahmen herabzudrücken, stets vereitelt worden. 
Nach seiner Schätzung dürfte die österreichische Elektroindu- 
strie nur die relativ Kleine Quote von 30 bis 40 % ihrer Er- 
zeugung ausführen, ein ungesunder Zustand, der sich nur 
beheben lasse, wenn durch eine angemessene Steuer- und 
Sozialpolitik die Möglichkeit geboten werde, mit der Aus- 
landskonkurrenz besser als bisher Schritt zu halten. Die Ab- 
teilung für Industrieanlagen hat zufriedenstellend gearbeitet. 
die industrielle Verwertung der Elektrowärme macht Fort- 
schritte. Auch die Beschäftigung der Abteilung Zentralen 
befriedigte; hier werden im Bericht größere Aufträge verschie- 
dener Elektrizitätswerke erwähnt. Die Abteilung Bahnen war 
weiter an der Fertigstellung der Elektrisierung der Bundes- 
bahnen beteiligt. In der Abteilung für Kleinfabrikate ließ 
sich der Umsatz in Kleinmotoren, Installationsmaterial und 
elektrischem Hausgerät steigern. Durch verschiedene Tarif- 
maßnahmen der öffentlichen Elektrizitätswerke gewinnt die 
elektrische Arbeit auch im Haushalt erhöhte Verwendung. 
was sich besonders im Absatz von Elektrowärmeapparaten 
ausdrückt. Gut zu tun hatte anch das Kabelwerk. Der Aus- 
landabsatz konnte trotz des scharfen Wettbewerbs der inter- 
nationalen Konkurrenz gesteigert werden. Größere Aufträge 
übernahm die Gesellschaft auf Grund der Ausfallhaftung der 
Gemeinde Wien für Rußland. Die Zahl der Angestellten und 
Arbeiter betrug am Ende des Berichtsjahres 6157 (5233 i. V.) 
die der im Geschäftsbereich der Berichterstatterin tätigen 
Siemens-Firmen 8185 (6966 i. V.). Ende April 1929 wurden 
im gesamten Arbeitsgebiet 8286 Arbeitnehmer beschäftigt. 
davon 6321 in Österreich. Als Rohgewinn weist die Gesell- 
schaft 14 150 572 S (11660914 i. V.), als Reingewinn 2622907 
Schilling (1972442 i. V.) aus; die Dividende betrug wieder 
6% auf nunmehr 35 Mill S Aktienkapital. 


Berichtigung. 

Am Schluß des Referats „Dielektrische Ver: 
luste in ölgetränktem Papier“ ist auf 8. 1023 
der ETZ 1929 infolge eines Druckfehlers der Quelle die 
Bandzahl der Quelle unrichtig angegeben; es muß heißen: 
The Electrice Journ. Bd. 25, S. 187. — Im Aufsatz uh: 
gekapscelte Verteilungen in Vertikal: 
und Horizontalanerdnung“, ETZ 1929, S. 11%, 
soll die zur Überschrift gehörige Fußnote lauten: * S. A 
Probst, ETZ 1928, S. 1255 sowie ..... 


Abschluß des Heftes: 25. August 1929. 


Rechtsverbindiiche Auflage dieses Heftes 
19 000 Expi. 


em Jene ns E a en S S E EE 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9, 


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Drei 
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LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


` 


Form J 6E 


131 


für Wechselstrom 


ausreichend 


für alle einphasigen 


Haus-Anschlußanlagen 


Nennstromstärke 
nur 10 A 


ialt: Dützmann, Anforderungen an Reihen-, Prüf- u. Verbindungs- bilstraßen 1306 — Temperatur der oberen Erdschichten — Beitr. z. allg, Theorie 
a Ständp. d. Betriebes 1285 — Bucher, Neue Formeln f. d. Haupt- der elektrostat, u. elektromagnet. Kopplung zwischen Starkstrom- u. Fernmelde- 
=: eines Transform. 1287 — Die wichtigsten Werkstoffeigensch, elektrotechn. leit. im stationären Zustand — Lagerplatzbedien, durch seitl. verschiebbare 
am 122 — Przygode, Teiltag. der Weltkraftkonf. in Barcelona v. Bockkrane- 1307 — Die physikal. Rechnungen u. ihre Einheiten — Eine Lösch- 
=. Mai 1929 1295 — Pohl, Aus dem engl, Turbogeneratorenbau 1297, funkenstr. m. rasch rotierenden Elektroden — Feuerschutz- u. Sicherheitsdienst 
naschau: Neue Regeln z. Bewert. V. el. Masch, in Schweden 1294 — industr. Unternehmen 1308 — Energiewirtschaft 1308 — Vereins- 
f Bechsfärbenschreiber 1301 — Stabilitätskurven e Höchstspannungskabeln nachrichten 1309 — Sitzungskalender 1312 — Persönliches 
= Französ, Lastenheft für die Lieferung gummiisol, Leitungen — Wechsel- 1312 — Briefe a. d. Schriftleit.: Heyland 1312 — Literatur: 
-Schne lschalter für 12000 V 1302 — Transportabler Phasenwandler 1303 — A. Holzt, G. Heber, H W. Goetsch, E. Nesper, M. v. Ardenne, F. E. Cady u. 
ur der Dampfkessel-Feuerungen — Firmenschildbeleucht. 1304 — Zur Haus- H. B. Dates, Schuchardt & Schütte, W. Isendahl u. C. W. Kollatz, E. Preger, 
! ep Feru. — Neubauten der Kreis-Mettmanner Straßenbahnen 1305 — Neuer Mahlke-Troschel, L. Bieberbach, G. Puschmann 1313 — Geschältl, Mit- 
0 KW-Turbogenerator des Hell-Gate-Kraftwerks — Unfallmelder für Automo- teilungen 1316 — Bezugsquellenverzeichnis 131 


HEFT ~ 50. JAHRGANG / IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9 
1316) 6| SEPTEMBER 1929 


II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36 5. September 1929 


KC a SE pA SR 
De a a Ka D 
D Ze Si 


Blindleistungsmaschine mit cosy Regulierung und automatischem Anlauf zur 
Verbesserung des Leistungsfaktors in einem Hüttenwerk 


PHASENSCHIEBER 


MAFFEI-SCHWARTZKOPFF WERKE BERLIN N 4 


1286 


otechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 


el 
Lon seit 1880 und des Verbandes Deutscher Flektrotechniker seit 1894 


Organ des Flektrotechnischen Vereins 
Dr. F.Meißner, DipL-Ing-W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer; 


Schriftleitung: E. C. Zebm®, 
50. Jahrgang Berlin, 5. September 1929 


Berlin W 9 


Prüf- und Verbindungsklemmen vom Standpunkt des Betriebes. 


Von Obering. H. Dützmann, Karlsruhe i. B. 


Übersicht. Es werden leitende Gesichtspunkte für die erfahrungen des Badenwerkes versucht werden, eine Reihe 

Schaltung und Konstruktion von eihenklemmen aufgestellt. leitender Gesichtspunkte bezüglich der Anforderungen an 

Im Anschluß hieran werden Dënn Reihenklemmen der Badi- die schaltungstechnische und konstruktive Durchbildung 
solcher Reihenklemmen aufzustellen. 


schen Landeselektrizitätsversorgung A.G., Karlsruhe i.B., 
bekannte Tatsache, daß die zwecks Eichung 


beschrieben, welche an Hand dieser Richtlinien ausgearbeitet Es ist eine 
und Prüfung von Instrumenten, Ne ais, Wandlern sowie 


wurden. 
zur Leitungskontrolle notwendige Lösung der Leitungen 
Die Reihenklemme für Meß-, Signal- und BetätigungS- von den Klemmen sehr oft ernste Betriebstörungen Zur 


leitungen ist aus der Verbindungsklemme entstanden, Folge hat. Dies ist zurückzuführen einerseits auf die hier- 
deren Verwendung in ihrer einfachsten Form wohl bereits bei vorkommenden Fehlschaltungen, anderseits auf. Lei- 
mit dem Bau der ersten elektrischen Anlagen zusammen- tungsbrüche der bereits bei der Abisolierung vielfach an- 
fällt. Ihrer weiteren Durchbildung wurde jedoch bei der gekerbten Drähte und auf Weackelkontakte, hervorgerufen 


Anforderungen an Reihen-, 


\ 


172 
2 ; 
2 , LA. 
72 2 2 PLA 4 
7 
15 
Abb. 4 Befestigung der 
Abb. 2 Klemmen für Spannungs- und Signalleitungen. Reihenklemmen. 


Abb. 1. Klemmen für Stromwandler- und Meßleitungen. 


stürmischen Entwicklung der Elektrotechnik in der Folge- durch Zermürbung der Leitungen beim häufigen Anziehen 
zeit nur wenig Beachtung gest enkt. Selbst bis in die der Befestigungschrauben. Auch Meßfehler durch hohe 
neueste Zeit kann man vielfach, besonders im Auslande, Übergangswiderstände sind öfter auf obige Zustände zu- 
die Beobachtung machen, daß solche aus den Anfängen der rückzuführen. Sicher ist die Zahl der Betriebstörunge, 
Elektrotechnik ibernommene Klemmen noch in kaum ver- welche durch vorgenannte Zustände entstehen, sehr vie 
änderter Form auch in neuzeitlichen Anlagen zur Verwen- größer als im allgemeinen angenommen wird. Man denke 
dung kommen. Dieser Zustand ist wohl darauf zurück- nur daran, wieviel Unheil und Ärger ein Wackelkontakt 


daß seitens der Industrie mangels richtiger Er- verursachen Kann, 
i į i den Schaltstoß eines Ölschalters vorübergehend dadurch 


der Elektrizitätswerke bemerkbar macht, daß er beispielsweise 
kt, zumindest eines benachbarten Ölschalters zum Ansprechen bringt. 50 


halb auf Grund längerer Betriebserfahrungen Anregungen rungsfälle auf Konto mangelhafter Leitungsanschlüsse ZU 
und Vorschläge zur Vervollkommnung dieser Klemmen buchen sein. Die häufige Loslösung der Leitungen von den 
gemacht werden, dürfte dies von seiten der Elektrizitäts- Klemmen und Instrumenten hat zudem zur Folge, daß die 
werke z weifellos begrüßt werden. beim Bau der Anlagen mit großer Sorgfalt verlegter 
Allerdings lassen in neuerer Zeit diesbezügliche Ver- Drähte sehr oft schon nach wenigen Jahren in ungeor 
Sffentlichungen erfreulicherweise erkennen, daß beson- netem, recht unansehnlichem Zustan i 
ders in Deutschland eine Reihe beachtenswerter Verbesse- Die Beseitigung solcher auf unvollkommene Aushil 
dung des Reihenklemmenmaterials zurückzuführende 


rungen vorgeschlagen und zum Teil auch durchgeführt 
1 Mängel und Betriebstörungen muß notwendigerwels 


wurden - "Aber gerade die Verschiedenartigkeit dieser 
‘ cichtlich der Forde- wichtigste Aufgabe jedes Betriebsleiters gein, will er de 


neuen Y.ösungen zeigt deutlich, daß hinsich 
des Betriebes noch lange keine einheitliche Auf- guten Ruf seines Werkes nicht untergraben. 


rungen 
{a=szung besteht. Nachstehend soll auf Grund von Betriebs- i Als grundsätzliche Forderung ist hiernach aufzı 
stellen: 

2» 8 ehramm, Reihenklemmen Elektro-Journ. 1926, H,20. Kley Betriebsmäßig VOET legte Leitunge 

tisch , Si ne A nl B air 1924, e e dürfen Z wecks V ornahme von Prüfunge 
uer- eihenkiem en in cna anlagen. Sjemens-4. e Oe . 7 d X seai d 

B = m ID» Hilfsleitungen in Schaltanlagen. BHC-Nachr. 1928, a 107. F. und Kon trollmessun gen irgen dwelch: 

Rüess- Prüfklemmen für Zähleranlagen, Bull. SEV Bd. 20, H. A Art weder an den zu prüfenden Instr 


1286- 


menten oder Wandlern noch an den Rei- 
henklemmen gelöst werden. 


An die Ausbildung und Anordnung der Reihenklem- 
men sind hiernach folgende schaltungstechni- 
sche Bedingungen zu stellen: 

a) Es muß die Möglichkeit bestehen, sämtliche an den 
Instrumenten, Relais, Wandlern usw. vorzunehmenden 
Meß-, Eich- und Prüfmaßnahmen sowie die Kontrolle der 
Leitungen auf den Isolationszustand an den Reihen- 
klemmen selbst durchzuführen. 

b) Jedes Instrument bzw. System eines Instrumentes 
muß ohne Beeinträchtigung des Betriebszustandes der 
' übrigen Instrumente an den R-Klemmen abschaltbar sein. 


Dies bedingt: 
daß alle Leitungen der Instrumente an getrennte Klem- 
men zu führen, daß ferner direkte Verbindungen zwi- 
schen den Instrumenten zu vermeiden sind. Dies ist 
auch schon vom Standpunkte der Übersichtlichkeit zu 
rechtfertigen. 

c) Stromwandlerkreise müssen so angeordnet sein, 
daß jede Phase unabhängig von der andern, unmittelbar 
und ohne Unterbrechung kurz geschlossen werden kann. 

Dies bedingt: 
daß die zu einem System gehörigen Leitungen an benach- 
barte Klemmen zu führen sind. 

d) Strom- und Spannungsklemmengruppen sollen 
durch Ausführung, Lage und Bezeichnung eindeutig von- 
einander unterschicden werden können. 

Zweckmäßig ist ferner, zur Erzielung einer guten 
Übersichtlichkeit und zur Vermeidung von Leitungskreu- 
zungen die zum Schaltfeld (zu den Instrumenten) füh- 
renden Leitungen getrennt von denen vom Schaltfeld 
(zu den Wandlern bzw. zu ferneren Schaltgruppen) wez- 
führenden Leitungen zu halten, indem dieselben an gc- 
genüberliegende Klemmenseiten angeschlossen werden. 

Zur Wahrung größerer Einheitlichkeit der Anlagen 
und Beschränkung der Lagerhaltung ist die Normalisie- 
rung der Schaltungen und des Klemmenmaterials anzu- 
streben. 

Diese allgemeinen schaltungstechnischen F orderungen 
sind bezüglich der Ausbildung des Klemmenmaterials noch 
durch eine Reihe konstruktiver Gesichtspunkte zu ergänzen: 

1. Feste Eingliederung aller bei Vornahme von Prii- 
fungen erforderlichen Hilfsmittel, wie Brücken, La- 
schen usw., in die Klemmen zur Vermeidung der 
Verwendung unsicherer provisorischer Hilfsmittel. 

2. Leichte Feststellbarkeit des jeweiligen Schaltzu- 
standes bei Eich- und Prüfarbeiten durch Vermei- 
dung verdecktliegender Überbrückungs- und Trenn- 
stellen an den Klemmen. 


3. Einheitliche, unverwechselbare Bezeichnungen sämt- 


licher Zu- und Ableitungen an den Klemmen, 
möglichst unter Verzicht auf nochmalige Bezeich- 
nung an den Leitungen, da diese grundsätzlich nicht 
mehr gelöst werden sollen. 

4. Befestigungsmöglichkeit jeder betriebsmäßig ver- 
legten Leitung mittels zwei kräftigen Befestigungs- 
schrauben. 

5. Einfache, in jeder Lage sichere Befestigungsart und 
leichte Auswechselbarkeit der einzelnen Klemmen 
ohne Lagenänderung der Nachbarklemmen. 

6. Unmittelbare Einführungsmöglichkeit von Leitungen 
bis 16 mm? Querschnitt. 

7. Sicherung kleiner Übergangswiderstände an den 
Klemmen unter Vermeidung der Einschaltung von 
Schraubengewinde in den Stromweg bei Stromwand- 
lerklemmen, 

8. Verriegelung der Unterbrechungselemente an Strom- 
wandlerklemmen zur Vermeidung irrtümlicher Öff- 
nung der Sekundärkreise der Wandler. 

9. Schutz gegen zufällige Überbrückung benachbarter 
spannungführender Teile bei Spannungsklemmen. 

10. Einfache Zusainmenschlußmöglichkeit mehrerer 
Spannungs- und Signalleitungsklemmen zu Gruppen 
unter Wahrung der Abtrenngelegenbeit der einzelnen 
Klemmen ohne Beeinflussung der übrigen Klemmen 

; der Gruppe. 

11. Möglichste Beschränkung der Klemmenzahi bei 
Durchführung bestimmter Schaltungen unter voller 
Wahrung aller Prüfmöglichkeiten. 

12. Kräftige Ausbildung des Klewmwmenmaterials und 
möglichste Vereinheitlichung und Normung desselben. 

Da die auf dem Markt befindlichen Kleminen diesen 

Richtlinien durchweg nicht genügten, sah sich das Ba- 

denwerk durch mancherlei Betriebserfahrungen veran- 

laßt, selbst an die Durchbildung zeeigneter Klemmen zu 
gehen, welche den aufgestellten Bedingungen nach Mög- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


5. September 1929 


lichkeit gerecht werden sollten. Dieses auf Grund län- 
gerer, sorgfältiger Entwicklungsarbeit durchgebildete 
Klemmensystem? soll nachfolgend beschrieben werden. 


Es ergab sich als zweckmäßigste Lösung die Durch- 
bildung gesonderter Strom- und Spannungsklemmen, wie 
dies bereits bei mehreren bekannten Systemen zu finden 
ist, da beide Arten von Klemmen verschiedene Aufgaben zu 
erfüllen haben. Als gemeinsamer wichtiger Gesichtspunkt 
sei hervorgehoben, daß sowohl die Strom- als 
auchdieSpannungs- oder Signalklemmen 
eine Unterbrechungsmöglichkeitin jeder 
Leitung an der Klemme aufweisen, welche 
entsprechend der Forderung a) für die Prüfung von Igo- 
lationsfehlern an den Apparaten oder den Leitungen ua- 
umgänglich notwendig ist, wenn die Lösung betriebs- 
mäßig verlegter Leitungen vermieden werden soll. 


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Abb. 5. Stromzeiger 
a) in Betriebstellung, 
b) in Prüfschaltung, 


c) Wandler kurzgeschlossen. AP 6 Zähler in Prüfschaltung mit 


vier Stromklemmen. 


. „Die Abmessungen der Strom- und Spannungsklemmen 
sind gleich groß gewählt, was sich aus verschiedenen 
Gründen als zweckmäßig erwies, und konnten trotz der 
Vielseitigkeit der Schaltungen in den von neueren Klem- 
mentypen bekannten Grenzen gehalten werden. 


Zur Vermeidung von Bezeichnungen an den Zulei- 
tungen wurden die Steatitkörper an beiden Enden mit 
schwalbenschwanzartigen Schlitzen (Abb.1 u. 2, Pos. 1) 
Vorderseite die Bezeichnungs- 
ın stets übersichtlicher und zugänglicher 
Weise aufnehmen. Letztere können nur unter gleichzeiti- 
ger Entfernung der Klemmen herausgenommen werden. 


l Die beiden Leitungseinführungen der Klemmen sind 
tüllenförmig ausgebildet, so daß die Verwendung besonde- 
rer Aufstecktüllen, wie solche bisher allgemein ange- 
wendet werden, sich erübrigt. Unter Berücksichtigung des 
Fortfalles besonderer Leitungsbezeichnungen und Auf- 
stecktüllen ist der Platzbedarf der neuen Klemme auch in 
der Höhe nicht größer als bei den bisher bekannten Klem- 
menausführungen. 


Zur Aufnahme der metallischen Klemmkörper für die 
Strom- und annungsklemme ist nur je ein Steatitmodell 
(8u. 11) als Klemmenträger notwendig. Die jeweils 
hälftig geteilten Klemmk örper (9) der Strom- und 
Spannungsklemmen sind unter sich vollkommen gleich, 
so daß, dank der vollständig symmetrischen Ausbildung 
dieser Klemmenteile, grundsätzlich für beide Klemmen- 
arten nur ein einziges Klemmenkörpermodell nach Abb. 3 


zur Verwendung kommt. 


Die Bohrungen der Klemmenkörper sind zum An- 
schiuß von Leitungen bis zu 16 mm? ausreichend. Für die 
Befestigung aller betriebsmäßig verlegten Leitungen sind 
forderungsgemäß je zwei kräftige Druckschrauben (3) 
vorgesehen. 


2? DRP. angem. und DRGM. 


5. September 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 1287 


Sofern noch Wert darauf gelegt wird, die Leitungs- Stelle der Kurzschlußbügel Verbindun 
enden gegen etwaiges Abwürgen zu schützen, sind be- welche es gestatten, eine Reihe benachbart 


Sich hier durch zweckentsprechende Ausbildung ohne zu- 
Sätzliche Befestigung halten. Nachdem jedoch die Lei- 
tungen an den Klemmen grundsätzlich nicht mehr gelöst 


; Prüfung und Isolations- 
werden sollen, wird diese Maßnahme nicht mehr für unbe- n der gemeinsame 


n Zuleitung abgetrennt 


Zwecks Anschluß von Prüf- und Kontrollinstrumenten 
sind an beiden Enden jeder Klemme Prüfanschlüsse mit je 


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bildes wesentlich beiträgt. E 

Durch die Vereinigung der Über- ana 

brückungs- und Trennmöglichkeitan den # EE 

Klemmen wurde es möglich, die Zahl der $ SÉ ne 

für die Durchführung bestimmter Schal- r r 

tungen benötigten Stromklemmen gegen- i 

über bisher bekannten Systemen wesent- Abb. 7. Zähler in Betriebs- Abb. 7a. Zähler in Prüfschaltung _ 
lich zu reduzieren. Z. B. werden, wie die Abb. 5 schaltung mit 3 Strom- mit 8 Stromklemmen Wandler ` 
und 6 zeigen, zum Anschluß eines Instrumentes mit einem klemmen. noch kurzgeschlossen).]! 5 = 
Stromsyetem (Strommesser) nur 2 Klemmen, für den An- 


Es ist besondere ‚hervorzuheben, daß es somit nach 

lemmen benötigt, während bei bekannten Klemmen- £ründlicher Durchbildung der Klemme gelungen ist, 

ausführungen unter gleichen Bedingungen (siehe a. ei diese trotz der Mannigfaltigkeit de 

mindestens 3 bzw. 6....8 Klemmen erforderlich sind. nehmenden Schaltungen aus einer geringen Zahl von Auf- 
Glaubt man auf die Forderung c verzichten zu können, bauteilen herzustellen, 

so läßt sich die Zahl der erforderlichen Stromklemmen bei rung nach Punkt 1 auch bei Vo 

zwei Stromsystemen sogar noch auf 3 Klemmen vermin- ander Klem 


dern, wie dieses in Abb. 7 und 7a dargestellt ist. Um diese für die Klemme auf den denkbar kleinsten Umfang be- 
uzierung durchzuführen, wäre allerdings ein weiteres schränkt. 


werden. 


Bei den Spannun 8g8-oderSignal] eitungs- Die Frage der Normung von Schaltungen, deren Er- 
klemme n, Abb.2, ist der Aufbau in ähnlicher Weige örterung in diesem Zusammenhange zu weit führen würde, 
wie bei den Stromklemmen durchgeführt, jedoch treten an soll einer 


aee 


Neue Formeln für die Hauptabmessungen eines Transformators. 
Von Dipl.-Ing. H. Bucher, Dröbak, Norwegen. 


Übersicht. Der Zweck der vorliegenden Arbeit ist, zu 
zeigen, wie man auf möglichst einfachem Wege die 
Hauptabmessungen des billigsten Transformators vor- 
ausbestimmt. Unter dem billigsten Transformator wird der 


vorteilhafter in bezug auf Ein- 
fachheit und Übersichtlichkeit 
scheint mir jedoch die Methode 
von K. Pichelmayer: aller- 
dings nicht in der ursprüng- 
lichen Form, Durch eine etwas 
ungeschickte Behandlung des 
mathematischen Problems kommt 


aufweist, Für die verschiedenen Transformatortypen werden 
besondere Formelreihen aufgestellt. Beim Dreiphasentrans- 
EN erg wird ferner der Einfluß der Zickzackschaltung auf 


eine Methode, welche mit sol- 
chen schwerfälligen Gleichungen 
arbeitet, der Praxis kaum ge- 
recht wird. 


7 i Bei näherer Betrachtung 
ie einfachste und übersichtlichste zu sein. Noch zeigt sich jedoch, daß die ge- 
Pre ey Abb. ı. Einphasen-Kern- ahnen. 
1 


lu. H.Bohle, ETZ 1905, S. 897 


h u. 1067; M. Korn- transformator mit runden K. Piohelmayer Dynamo- 
r, ETZ 1906, 8, 297: E Alm, ETZ 1908, S. 210. 


2 
Spulen. bau, S. 547...553. Verlag S Hirzel, Leipzig. 


1288 


nannte Methode durch richtige mathematische Behand- 
lung eine Reihe sehr einfacher und übersichtlicher For- 
meln ergibt, mit deren Hilfe man schnell die günstigsten 
Abmessungen des Transformators findet. Da diese For- 
meln nicht bekannt zu sein scheinen — selbst in neueren 
Lehrbüchern findet man, daß fortwährend mit willkür- 
lich angenommenen „Konstanten“ irgendeiner Art gear- 


Eisengewicht F ensterhöhe 


beitet wird, z.B. B = Kupfergewicht’ *  Fensterbreite 


u.dgl.m., was natürlich der Rechnung einen ganz unnöti- 
gen Zwang auferlegt —, möchte ich im folgenden dieselben 
entwickeln. 
Es werden folgende Bezeichnungen benutzt: 
B maximale Induktion eines Kernes (in Gauß), 
S Stromdichte (A/mm?), 
v Periodenzahl, 
e, sekundäre Phasenspannung (V), 
Tə 5 Phasenstrom (A), 
No j Leistung (VA), 
w, primäre Windungszahl, 
qı Kupferquerschnitt, primär (mm?), 
w, Windungszahl, sekundär, 
qə Kupferquerschnitt, sekundär (mm?), 
Hauptabmessungen des Transformators in cm (vgl. Abb. 1) 
Eisenfüllfaktor, 
Kupferfüllfaktor, 
aktives Eisengewicht (kg), 
aktives Kupfergewicht (kg), 
Te, Bpez. Gewicht des Eisens, 
YCu „ „ Kupfers, 
Un, Eisenverlust (W/kg), 
Ge, Kupferverlust (Vc, = 2,6 Si, [W/kg]), 
H nc Gp, totale Eisenverluste (W), 
Fe Fe "Fe 
V cu = VCu D Cu a  Kupferverluste (W), 
V= Vret He o Verluste im Transformator (W), 
T Verluste in Prozent der zugeführten Leistung, 
T; jährliche Verluste in Prozent der zugeführten Arbeit, 
Dre Einheitspreis des aktiven Eisens (RM/kg), 


Dec 


Pc. ng ng » Kupfers „ 
Pr, = = Pre Dr, Totalpreis des aktiven Eisens, 
Po = PCu C Cu » » ` » Kupfers, 


P = Pre — Pou IL ” sg Materials. 


A. Berechnung eines Einphasen-Kerntransformators mit 
runden Spulen. 


Man wird aus Abb. 1 die Richtigkeit der folgenden 
Ausdrücke für die sekundäre Spannung bzw. die sekundä- 
ren Amperewindungen leicht einsehen: 


e = 4,44 za Cpe By w.10-8 Volt 
W La = 5 ah Ccu S -100 Amperewindungen. 
Bezeichnet man das Verhältnis 7 = y und ersetzt a 
durch y d, so bekommt man: 
N =&ia=(1,15.10 5 Y CF, Ccu YBS)d h = Kd3h, 
LEAGUE? Ge BS e (1) 
Der Bequemlichkeit halber führen wir die Abkürzung 
No 
Ci ame e a ae ae (2) 


wo 


ein, woraus weiter folgt h = e [vgl. (5) ]. Mit ziemlicher 


Annäherung hat man: 

Cpe op gn @a+2h+4d).10-3 [ke] 
= 5 pe gel +2 B+ dät E 

Geu E (a + 5) ah Gen, Te ID 3 [kg] 


x 
=5 0 +97 Y Ccu YCu' 10 a, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36 


5. September 1929 


Der Totalpreis beträgt folglich: 
P = Pre O fe t Peu cu 


x we. a 
= 5000 Pre CFe YFe [w+ 2) d + a 
x d 
+ -a000 PCu Co Yeu YHDY -7 


Ein relatives Preisminimum für willkürliches y 
und gegebene Beanspruchungen B und S wird gefun- 
den aus 


ƏP_ x 
dd T 2000 P Fe lt 


a 
= 3000 De Do Yeu Yt ?)Y 5 =! 


oder Pcu CCu Ycu 
a= [14 Ze Cu cu Ycu TEE o o 


Dr, Ce Tex 
ZYE Dame ni UI 
hz kA S a deoa Fe a a ee A) 


d3 


Hierdurch sind die Hauptabmessungen des billigsten 
Transformators alle durch einfache Formeln bestimmt. 
Wie oben erwähnt, bekommt man ein relatives Preis 
minimum — nämlich Minimum für die willkürlich zc- 


wählte Verhältniszahl y = SS Ein absolutes Mini- 


mum erhält man durch Wiederholung dieser Rechnung für 
mehrere Werte von y. Die Erfahrung lehrt, daß y etwa 
zwischen den Werten 1,2...0,4 variiert. 

- Bei dieser Methode werden also nur Werte für die 
magnetische und elektrische Beanspruchung (Bund S) an- 
genommen. Es ist klar. daß der Transformator um so 
billiger wird, je größer B und S gewählt werden. Man 
wähle daher diese Beanspruchungen so groß wie möglich 
mit Rücksicht auf die Abkühlungsverhältnisse und die 
übrigen Forderungen, die an den Transformator gestellt 
sind. Brauchbare, der Erfahrung entsprechende Mittel- 
werte für die Induktion B und die Stromdichte S brauchen 
hier nicht angeführt zu werden. Es kann z. B. auf A Lin- 
ker, Elektromaschinenbau, S. 59, verwiesen werden. D'er 
Eisenfüllfaktor kann mit Hilfe der Abb. 2 geschätzt werden. 


‚grord, gang 
| ) 
0,70... 0,85 Oé 0,59 0,69 — 0,72 0,75 0,78 


Abb. 2. Eisenfüllfaktoren. 


Bei größeren Eisenquerschnitten muß man der besse- 
ren Kühlung wegen mit Luftschlitzen rechnen. Durch- 
schnittlich wird ein solcher von 1 cm Breite auf je 
5..10 cm Breite des Eisenpakets angeordnet. Je schlech- 
ter die Abkühlungsverhältnisse sind, um so mehr Kühl- 
schlitze; daher benötigen die Trockentransformatoren 
mehr und größere Schlitze als Öltransformatoren. Kühl- 
schlitze erniedrigen die oben angeführten Eisenfüllfakto- 
ren um 10...20 %. Der Kupferfüllfaktor ec, ist von Span- 
nung und Transformatorgröße abhängig. Sein ungefährer 
SH kann den beigefügten Kurven (Abb.3) entnommen 
werden. 


Ehl 


Sn TITT 


aN 


Abb. 3. Kupferfüllfaktoren. 


B n E 
AT LL 
Së m GE 
5 SR 
EE 
EK n GE 
Bene 


EEANN 


Falls die Ecken des Transformatorjöches abgeschrigt 
sind, läßt sich Go, mit besserer Annäherung aus 


Cre Yre a +2h+ 35 d).10-3 


xd? 
G Fe = E 


5. September 1929 


berechnen. Hierdurch ändert sich nur Formel (3), die . 


jetzt lautet: 
4 EE H 
GÉIE vw+2]; 595° 


Die Formelreihe für einen Einphasen-Kerntransfor- 
mator mit runden Spulen lautet also in der für die Be- 
rechnung bequemsten Reihenfolge: 


Pc‘ Cu YCu 
Pre CFeYFe 


(3a) 


K =1,15.10— 6Y CFe"cuYBS ..... (1) 
g= = DEER (2) 
P cu Cu YCu ] a 
di = b yí 2) | =— s=.. (3 
t Pre Fe\Fe EES i 3 y +5,25 ' ) 
Zi (abgeschrägte Ecken) 
zw 
Pcu Cu u CCu YCu ] a 
d! = [: 2) | =~ 3: 
ck Pre Ce Te y (y + ) 3y +6 (3a) 
(scharfe Ecken) 
EE ée aper d E E (4) 
Zu 
Zope treten (5) 
Gere 2h+3 10-3 6 
Fe =g CFe Yre ?a+ +35 d). - (6) 
(abgeschrägte Ecken) 
bzw. 


d? 
Go = 7 ir Yre 2a +2 he} 4d).10-3 
(scharfe Ecken) 


G=rla+ Zlahee, ge, 103. ... 0 


B. Formelreihe für einen Einphasen-Kerntransformator 
mit rechteckigen Spulen. 


Diese Reihe wird in gleicher Weise wie unter A. be- 


rechnet. Daher wird hier nur das Resultat angegeben: 
K=222.10-6yzc„,cc„vBS..... (1) 
a = - EEN (2) 
Pcu cu Ycu nn. a , 
AEN ——— — -. (3 
g [ + Pre CFe Yre 4z 3y+525 ` ) 
(abgeschrägte Ecken) 
bzw. 
P Cu Cu YCu ee a | 
a=|ı Po, Ze? etay | zs o 
t D pe Cen Ype 4z ue | S 
(scharfe Ecken) 
EE ge A er eer ër e (4) 
ee 
h= d eooo (5) 
PER. ei e E o (6) 
Gpe = fd Cre YreLa+H2h+354d).10-3 .. Di 
(abgeschrägte Ecken) 
bzw. 
Gre = fd Cre Xp 2a+2h+4d).10-3 (Ta) 


(scharfe Ecken) 


G Cu =(2d+2f+r$)arco, Ycu -10—38 . . (8) 


Hier bezeichnet z (vgl. Abb. 4) das Verhältnis S ’ 


das gewöhnlich z =? gewählt wird. 


C. Formelreihe für einen Dreiphasen-Kerntransformator 
mit runden Spulen. 


Wie oben findet man (vgl. Abb. 5): 


K=262.106yc„,ccuvBS ..... (1) 
a= DEENEN (2) 
Pcu © Cu !Cu YCu IR 
a=[14 fo 2 E 
Pa o n © 
(abgesehrägte Ecken) 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


bzw. 
Pcu £ CuYcu ] a 
di = £ 2) | ——— 3 
1. CECR y(y+2) ERR (3a) 
(scharfe Ecken) 
EE a ah EN (4) 
nie (5) 
G Kë nB h æ —$ 
re =] CF Yre ELE 55d).10 . . (6) 
a (abgeschrägte Ecken) 
ZW. 
Cun 4a+3R+64).10-3.. (6 
Fe = g “reYr.da+3h+6d). . . (6a) 


(scharfe Ecken) 
3 
Gou =S a(d +2) ah cou You -1078 ... eg 


DOO 


WE? 


Abb.5. Dreiphasen-Kern- 
transformator mit runden 
Spulen. 


Abb. 4 Einphasen-Kern- 
transformator mit eckigen 
Spulen. 


D. Formelreihe für einen Dreiphasen-Kerntransformator 
mit rechteckigen Spulen. 


Man findet (vgl. Abb. 6): 


K = 333.1076 y 2 Che "Cu YBS..... (1) 
E RER EE E (2) 
a=[1+ Ho, u Cu YCu a a a (3) 
P Fg CFeYFe 42 4y+55 
(abgeschrägte Ecken) 
bzw, 
P cu "cu YCu 4+4z+ny a 
a=[1 < y—- — 7 e (3a 
ij P FeFe YFe 4z 4y+6 SE? 
(scharfe Ecken) 
a= ... (4) 
h= SCH .. (5) 
f=zd, wo 22 (6) 


G Fe SC fa Ire TEe 
x(4a+3h+5,5d).10-3 (7) 
(abgeschrägte Ecken) 

bzw. 

Gre CT d'Ge TE 

>x(4da+3h+6.d).1073 (7a) 
(scharfe Eeken) 


= 2 (2d+2/+x$) 


ah Cou You 103. 


E 


N 


E. Formelreihe für einen 
Einphasen - Manteltransfor- 


Abb. 6 Dreiphasen-Kern- 
transformator mit eckigen Spulen. 


mator. 
Man findet (vgl. Abb. 7): 
K=222.10 6 Y Z CfeĉCu Y BS..... (1) 
a= 2 be Wut Zaren a (2) 


1290 


a=[1+ e © cu YCu y- Akiu]: a 
Dë Ce TE, 22 3y+ 2,625 


(abgeschrägte Ecken) 


e (8) 


Pcu Cu Ycu u a 
d = I: 3 
T D Fe C Fe Te = 22 3y+3 (3a) 
(scharfe Ecken) 
(Bit EENEG (4) 
a 

r (5) 
f=zd, wo z=œ=?2..25 2: 32% (6) 

d 
Gre LU nie 4a +4h+35d).103 .. (M 

(abgeschrägte Ecken) 

bzw. r 

Gpe =L ëmt Ha +4h+4d).1073 .. (Ta) 


(scharfe Ecken) 


ze OB Ge, Ten 107. (8) 


Abb. 8. Dreiphasen-Mantel- 
transformator. 


Abb. 7. Einphasen-Mantel- 
transformator. 


F. Formelreihe für cinen Dreiphasen- 


Manteltransformator. 
Man findet (vgl. Abb.8): 
K=666.10 yz cu yYBS..... (1) 
AL 
az= d EEGEN (2) 
CcuYc 2 +2z Ley a 

a=[1 PCu “Cu Ce 28 Las 3 
i Dre CFeYFe 2z 2 y t 2,8 (3) 

(abgeschrägte Ecken) 

Pcu Cu Ycu SE) d 
d! = | 1 D SE an (Ba) 
[ S Dro Fe Të 22 2y+3 ~" 
(s:harfe Ecken) 

EE wé WER EN (4) 
Rh eg E Ben Lef e d ee, E Zee te (5) 
t=zd, woz=œ=2..25 22 (6) 
d H 
Ga =- op ga Ba + 12h +115d).10= .. (D 

(abgeschrägte Ecken) 

bzw. 
C Fe = a "Te, LÉO 12h +12dđd).10 3 .. (7a) 
(scharfe Ecken) 

Gou =3 2 d+2f+ra)auhCcu Ycua 107. . . (8) 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36 


5. September 1929 


Die obigen Formeln gelten nicht für Zick- 
zackschaltung. Es ist aber leicht zu übersehen, 
welche Änderungen eine Zickzaskschaltung herbeiführt. 
Für die gewöhnlichen Stern- und Dreieckschaltungen gilt: 


1 
Wi Qi + WQ = g aR Ccu - 100, 


wo 
Wi 9 Hai 
für die Zickzackschaltung en 


wqa+lBw,g=- o a h cc. 1%, 
wo 
w, 9, =W ga 
Also für Stern- und Dreieckschaltung: 


wis =l ahħco, S.10 


4 
und für Zickzackschaltung: 


1 
13 ahe S. 100. 
Hieraus folgt, wie man leicht einsieht, als einzige 


Änderung in den obigen Formelreihen, daß die Konstante 
in K kleiner wird (rd. 7%). Man bekommt also: 


„für Kerntransformatoren mit runden 


ug la = See 


Spulen . 2,62 . 0,93 = 2,43 
für Korütraneformaloren mit. rechtecki- 
gen Spulen NEE 3,33 - 0,93 = 3,1 


6,66 - 0,93 = 6,19 


Hierdurch wird a größer, gleichermaßen d a und h sowie 
die Gewichte der aktiven Materialien. 

Um die Brauchbarkeit der Methode zu zeigen, sollen 
hier zwei Beispiele durchgerechnet werden. Bei der Be- 
u der Tabellen ist nur der Rechenschieber benutzt 
worden. 


Beispiel 1. Die Hauptabmessungen eines Einphasen- 
Kerntransformators mit natürlicher Luftkühlung (Trocken- 
transformator) sollen bestimmt werden. Es seien folgende 
Daten gegeben: 


für Manteliranatormatoren. 


Leistung . . . ar. a a ee re N, = 100 000 VA 
Spannung, primär. . . . 2. 2 2 2220. e = 10000 Y 
sekundär. . . 2. 22.2200. ga = 300 V 
Periodenzahl . 2 22222. v = 50 Hz 
Einheitspreis des Eisens. . . ...... Pre = 1 RMikg 
ep » Kupfers , , 2.2... Des 4 RM/kg 


Der Transformator sei für Kraftzwecke bestimmt. Als 
Aon Sek wählen wir B=10000 und S= 1,25 
A/mm?. Es wird legiertes Blech, Stärke ô= 0,5 mm, vor- 
ausgesetzt. Aus einer Kurve für legiertes Blech (Ar. 
n o l d Bd. 2, S. 65) entnehmen wir für B = 10 000, Ge, = 18 
W/kg. Bei der gewählten Stromdichte wird Geo, = 2,6 - 1,25? 
= 4,05 W/kg. Der Eisenfüllfaktor wird bei abgestuftem 
Querschnitt mit zwei Luftschlitzen auf €p, = 0,63 geschätzt. 
Den Kupferfüllfaktor entnimmt man der Kurve Cc, = 0,22. 
Wir führen den Transformator mit abgeschrägten 


Ecken und runden Spulen aus und finden laut Formel- 
reihe A: 


Aus dieser Zahlentafel und noch deutlicher aus einer 
Hilfskurve P = f(y) ersehen wir, daß das Preisminimum 
zwischen y = 0,6 und y = 0,7 liegt. Da der Wirkungsgrad 
günstiger ist bei y = 0,7, wird es zweckmäßiger sein, die 


D —— 


u nn EEE 


5. September 1928 


Reihe 4 zu wählen. Man sieht jedoch leicht, daß das Mini- 
mum sehr wenig ausgeprägt ist, so daß auch die 
Reihe 3 (y = 0,8) eine durchaus zweckentsprechende Aus- 
führungsform ergeben würde. 

Wir wollen die Reihe 4 (y=0,7) als Ausführungs- 
form wählen. Unsere Methode ermöglicht eine weitere 
Verbesserung, da wir ein günstigeres Verhältnis zwischen 
den Beanspruchungen B und S als das ursprünglich ange- 
nommene schätzen können. Das Verhältnis Yo beträgt 

Cu 
bei dem gewählten Transformator 1,4. Bekanntlich sollte 
dieses Verhältnis bei Krafttransformatoren möglichst 
gleich 1 sein, weil der Transformator dann seinen maxi- 
malen Wirkungsgrad bei Vollast bekommt. V p, sollte folg- 


lich etwas kleiner, Fo, etwas größer gemacht werden. 


Wählen wir für B einen etwas kleineren Wert, für 8 
einen etwas höheren, jedoch so, daß das Produkt 
konstant bleibt, soändern sich weder Ab- 
messungen, Gewicht noch Preis. Die Richtig- 
keit dieser Behauptung geht, ohne weiteres aus der Formel- 
reihe hervor. 

Wählen wir schätzungsweise B = 9400, so folgt S = 1,33. 
Diesen Werten entsprechen: v p, = 1,6, Veu = 2,6 : 1,33? = 4,6. 
Folgende Reihen werden hierdurch geändert: 


VFe = 911 935 970 1080 1200 1320 
VCu = 1065 1026 980 888 828 786 
e V 1976 196? 1950 1968 2028 2106 
De = 0,86 0,91 0,99 1,22 1,45 1,68 
Wei 

T = 1,94 1,93 1,92 1,93 1,99 2,06 


Die totalen Verluste sind, wie man der Tafel ent- 
nimmt, nicht nennenswert geändert, und da die Abmes- 
sungen auch ungeändert sind, dürften sich die Temperatur- 
verhältnisse kaum wesentlich ändern. (Wegen der größe- 
ren Beanspruchung des Kupfers tritt allerdings eine etwas 
andere Temperaturverteilung zwischen Kupfer und Eisen 
auf.) Der Transformator hat jetzt offenbar das günstigste 
Verhältnis vi , Dies ersieht man auch aus der Reihe T. 
Cu 
(Vgl. hiermit die Berechnung desselben Transformators 
bei Pichelmayer, Dynamobau, S.551 u. 563.) 


Die vorhin entwickelten Formeln lassen sich auch bei 
der Berechnung von Lichttransformatoren ver- 
werten. Hier liegt die Sache jedoch etwas anders, Der 
absolut billigste Transformator kann im allgemeinen nicht 
in Betracht kommen, weil derselbe den vorgeschriebenen 
Jahreswirkungsgrad nicht besitzt. Da die oben entwickelte 
Methode auch die relativ billigsten Typen liefert, ist 
es einleuchtend, daß die Reihe, welche den verlangten 
Jahreswirkungsgrad aufweist, auch gleichzeitig die bil- 
ligste Lösung darstellt. Das folgende Beispiel wird dies 
näher erläutern: 


Beispiel 2: Ein Dreiphasen - Kerntransformator mit 
runden Spulen und Ölkühlung soll berechnet .werden. Fol- 
gende Daten sind gegeben: 


Leistung . 2... s 2 2 202.2... N, = 50000 VA 
Phasenspannung, primär . . . 2. 2 22... e = 4630 V 
S sekundär . . .... ©. & =110V 
Periodenzahl . EE v = 50Hz 
Schaltung .. 0.2 2. wu were Stern— Stern 


Der Transformator soll dem Lichtbetrieb dienen, Sein 
Jahreswirkungsgrad darf 90 % nicht unterschreiten; bei 
der Berechnung desselben soll eine tägliche Vollastperiode 
von a=3h,cosp=1 zugrunde gelegt werden. ` De, und 
Dr, Sollen dieselben Werte haben wie in dem vorigen 
Beispiel. 

Wir setzen legiertes Blech, Stärke ô = 0,5 mm, voraus 
und wählen als Beanspruchungen: B=12000. S= 2,2 
Almm?. Diesen Werten entsprechen v%,=2,42 und 


tcu = 12,5. Der Eisenfüllfaktor wird auf Ce zz 0,65 gc- 
schätzt, der Kupferfüllfaktor nach Kurve auf Cc, = 0,2. 


Wir finden laut Formelreihe für Transformator mit ab- 
geschrägten Ecken: 


y = 0,7 0,6 0,5 0,4 
K = 0,449 0,314 0,269 0,225 0,18 
a = 111500 159 400 186 000 222 000 278 000 
d = 61000 70 300 75000 81700 92 100 
d m 247 265 274 286 303 
d = . 15,7 16,3 16,6 16,9 17,4 
a = 15,7 11,4 9,9 8,5 

h œ 28, 37,1 41 46,1 52,9 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


a m 2,6 3,3 4,1 5,5 7,6 
Gr = 247 259 277 801 339 
GCu = 81,3 78,1 73,3 69 64,6 

f ʻi 8 8,3 3,8 4,4 5,2 
VFe œ 598 626 670 727 820 
VCu = 1015 975 915 861 806 

V = 1613 1601 1585 1688 1626 
Vre 
Se 0,59 0,64 0,73 0,85 1,02 
VCu 
Pr = 247 259 277 301 339 
Pcu = 325 812 293 276 258 

P = 572 671 570 677 697 

Tj = 10,35 10,7 11,15 11,75 12,8 

T = 3,12 3,10 8,07 3,08 9,14 

Die jährlichen Verluste sind berechnet durch 


24 
Du Gou + g Up Dr, 


| 24 l 
Na+ WA Dec + 8g WA De, 


Der billigste Transformator entspricht dem Verhält- 
nis y = 0,6. Dieser hat aber zu geringen Jahreswirkungs- 
grad. Gehen wir in der Zahlentafel nach links, so sehen 
wir, daß der Totalpreis etwas ansteigt, gleichzeitig bessert 
sich der Jahreswirkungsgrad. Die Transformatortype, 
welche y = 0,9 entspricht, ist nur unwesentlich teurer, hat 
aber einen Jahreswirkungsgrad von rd. 89,8%. Dieser 
Wert ist noch etwas zu niedrig. Wir können aber offen- 
bar die Sache verbessern, wenn wir die Induktion B etwas 
kleiner wählen. Erhöhen wir gleichzeitig die Stromdichte 
S, so daß das Produkt BS konstant bleibt, werden weder 
Abmessungen, Gewicht noch Preis beeinflußt, Wir setzen 
schätzungsweise B = 11500, S = 2,3 Almm?, entsprechend 
UF, = 2,29, Veu = 13,8, und bekommen: 


KE 


VFe = 520 555 583 622 677 762 

H een 1230 1120 1075 1010 952 891 
Cu 

= V = 1750 1675 1658 1632 1629 1653 

vo = 0,42 0,5 0,54 0,61 0,71 0,85 

Tj = 9,75 9,9 10,25 10,7 11,3 12,3 

rr = 3,38 8,24 3,21 8,16 3,15 3,20 


Wählen wir als Ausführungsform die Reihe 2 
(y=0,9), so bekommen wir eine billige Type, die einen 
Jahreswirkungsgrad von rd. 90,1% besitzt. Die totalen 
Verluste sind etwas größer geworden, jedoch nicht so 
wesentlich, daß die Temperaturverhältnisse viel bedenk- 
licher werden als vorhin. Nun kann die genaue Durch- 
rechnung erfolgen. Ergibt diese Rechnung, daß der Trans- 
formator den gestellten Anforderungen nicht entspricht, 
müssen die Beanspruchungen anders gewählt werden. 

Bekanntlich werden die Joche der Transformatoren 
öfters verstärkt, so daß hier eine geringere Induktion 
herrscht als in den Kernen. Die obigen Formeln ließen 
sich mit leichter Mühe so umändern, daß diesem Umstande 
Rechnung getragen wurde. Hierauf soll aber nicht näher 
eingegangen werden. 

Wie ersichtlich, sind die obigen Formeln unter der Vor- 
aussetzung gleicher Stromdichte primär und sekundär 
entwickelt. Wie bereits G. Kapp° nachgewiesen hat, ist 
diese Voraussetzung richtig bei Scheibenwicklung; 
bei Zylinderwicklung dagegen sollten die Strom- 
dichten verschieden gewählt werden, u. zw. sollten diesel- 
ben im umgekehrten Verhältnisse der mittleren Windungs- 
längen zu einander stehen. Wie man nun leicht einsehen 
wird, ist die Aufgabe in dieser Problemstellung unlösbar, 
da die Stromdichten von den noch unbekannten Abmessun- 
gen (mittleren Windungslängen) abhängig sind, und letz- 
tere wiederum erst nach Wahl der Stromdichten bestimmt 
werden können. Bei langgestreckten Transformatoren sind 
die mittleren Windungslängen primär und sekundär nun 
nicht sehr voneinander verschieden; anderseits haben wir 
gefunden, daß das Preisminimum nicht sehr scharf aus- 
geprägt ist. Es erscheint daher berechtigt, die einlei- 
tende Rechnung unter der Voraussetzung gleicher 
Stromdichte auszuführen ohne Rücksicht auf die Wick- 
lungsart. Nach Festlegung der llauptabmessungen in der 
bereits geschilderten Weise kann im Falle einer Zylinder- 
wicklung die genaue Durchrechnung des Transformators 
unter Zugrundelegung verschiedener Stromdichten primär 
und sekundär ausgeführt werden, da die mittleren Win- 
dungslängen nunmehr ermittelt sind. 


BG Kapp, Transformatoren, S. 86. Verlag Julius Springer. 
Berlin 1900. 


1292 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


5. September 1929 


Die wichtigsten Werkstoffeigenschaften elektrotechnischen Porzellans* 


Die Sonderstellung, die das Porzellan unter den Isolier- 
stoffen der Elektrotechnik einnimmt, verdankt es neben 
großer thermischer und mechanischer Festigkeit haupt- 
sächlich seinem hohen elektrischen Isolationsvermögen so- 
wie seiner unbedingten Wetterbeständigkeit. Porzellan ist 
den Angriffen der meisten chemischen Stoffe gegenüber in 
glasiertem und unglasiertem Zustande außerordentlich wi- 
derstandsfähig. Die stärksten Säuren und die bei elektri- 
schen Entladungen entstehenden Stickoxyde und Ozon ver- 
mögen es ebensowenig anzugreifen wie Laugen bei ge- 
wöhnlicher Temperatur und Konzentration. Eine Verwit- 
terung durch atmosphärische Einflüsse ist bei Porzellan im 
Gegensatz zu Glas selbst nach Jahrzehnten ausgeschlossen. 
Von den elektrischen Eigenschaften des Porzellans ist die 
Durchschlagfestigkeit für Hochspannungsisolatoren von 
überwiegender Bedeutung, während Oberflächen- und spe- 
zifischer (Durchgangs-) Widerstand für Niederspannungs- 
porzellan wichtiger sind. 


Abb.1. Abhängigkeit der Durchschlagspannung von der Schichtdicke. 


Die Durchschlagfestigkeit von Porzellan 
ist bei gewöhnlicher Temperatur von Elektrodenform und 
-vröße sowie von der Scherbendicke abhängig. Um bei 
Prüfungen zuverlässige, d.h. nur von der Werkstoff- 
heschaffenheit abhängige Werte zu erhalten, ist es er- 
forderlich, Durchschlagplatten der auf Abb.1 gezeichne- 
ten Form oder ebene Platten mit verdickten Rändern zu 
verwenden, deren beide Seiten bis zu den Randwulsten mit 
cinem leitenden Belag versehen worden Diese eignen 
sich gleichzeitig zur Messung der Dielektrizitätskonstante 
und des dielektrischen Verlustfaktors. Ebene Platten ohne 
Randverstärkung sind unbrauchbar, weil bei ihnen der 
Durchschlag stets am Rand der Belegung bei viel zu nied- 
rigen Spannungen eintritt, wobei die Durcehschlagspannung 
in starkem Maße von der Elektrodenzröße und dem um- 
gebenden Medium beeinflußt wird. Gegenüber der in 
Abb. 1 aufgeführten Durchschlagfestirkeit von normalem 
Porzellan (die Messungen liegen mehrere Jahre zurück) 
sind heute wesentliche Fortschritte zu verzeichnen. Die 
für Hochspannungsporzellan gebräuchlichen Porzellan- 
massen der Hermsdorf-Schomburg-Isolatoren G. m. b. H. be- 
sitzen für 2 mm starke Platten der in Abb. 1 dargestellten 
Form eine mittlere Durchschlagfestigkeit von 36 kV/mm 
(gegenüber 25 kV/mm nach Abb.1), während Sonder- 
massen sogar im Mittel Werte über 40 kV/mm aufweisen. 
Für normale Kappenisolatoren von 20 mm Scherbendicke 
im Kopf wird eine Durchschlagfestigkeit von 130 kV ge- 
währleistet; die bei der Prüfung erreichten Werte be- 
tragen dagegen 180... 250 kV. 

Die Durchscehlagfestickeit wird außer von der Zu- 
eammensetzung der Masse wesentlich von dem Dichtis- 
keitszrad des Scherbens bestimmt und ist daher bei 
gleicher Masse der wahren Porosität umgekehrt proportio- 
nal. Vorbedingung für hohe Durchschlagfestizkeit ist ein 
völlig dichter Scherben ohne Einschlüsse makroskopischer 
Luuftblasen. Poröses Porzellan ist für Hochspannunes- 
zwecke völlig unbrauchbar. Die Glasur hat ihrer geringen 
Dicke wegen auf die Durchschlagfestickeit gebräuchlicher 
Isolatoren keinen Einfluß. Von den tiefsten Temperaturen 
bis zu etwa 120° ist die Durchschlagfestirkeit von Por- 


* H.Handrek, Hescho-Mitt. 1928, H. 59, S. 1223. 
1 Vgl. die inzwischen erschienenen VDE-Leitsätze, ETZ 1929, S. 364. 


zellan praktisch unabhängig von der Temperatur. Für 
höhere Temperaturen fällt sie dagegen stark ab, wie Abb. 2 
zeigt. 

Die Dielektrizitätskonstante von Porzel- 
lan liegt bei 50 Hz zwischen 5,5 und 6,5. Bei 800 Hz er- 
gab sie sich um etwa 2 % kleiner als bei 50 Hz. 


EC ES EE ES E 


Ee 8 
7s mm kleinster Lochab 


OC 300 900 500 6500 700 500 300 700 


Abb. 2. Durcehschlagspannung von Porzellanrohren in Abhängigkeit 
von der Temperatur. 


Der dielektrische Verlustfaktor sinkt 
ebenfalls mit zunehmender Frequenz. kr beträgt bei ge- 
wöhnlicher Temperatur 


bei 50 Hz 0,015 bis 0,030 
„ 800 „ 0,010 „ 08015 
ve ZE 0,0085 „ 0,0090. 


Mit der Spannung steigt der Verlustfaktor etwas an, 


wird mit zunehmender Wandstärke geringer und zeigt 
starke Temperaturabhängigekeit (Abb. 3). Unmittelbar 


ooo Probe 1 
oo. Probe2 


0o 0 0 0 so © 7 © 00 %0 


Abb. 3 Abhängigkeit des dielektrischen Verlustfaktors von der 
Temperatur. 


vor dem Durchschlag ist bei Porzellan ein Ansteigen der 
Verluste nicht zu beobachten, Der Durchschlag ist dem- 
nach bei gewöhnlicher Temperatur kein Wärmedurch- 


2? A. Burmester, Arch. El. 1924 H. 2, S. 146. 


5. September 1929 


schlag, denn jede Temperaturerhöhung macht sich durch 
Vergrößerung des Verlustfaktors deutlich bemerkbar. 

Der OÖOberflächenwiderstand ist keine Werk- 
stoffeigenschaft, sondern hängt von der Oberflächen- 
beschaffenheit des Isolators und der Luftfeuchtigkeit ab 
(Abb. 4). Eine glatte Oberfläche, wie sie durch Glasie- 
rung erzeugt wird, ist insofern von Einfluß, als sie eine 
Verschmutzung des Isolators erechwert und seine Reini- 
sung durch Regen erleichtert, außerdem durch Wasser 
wenig benetzbar ist. Doch spielt die Glasur für den 
Oberflächenwiderstand nicht allgemein die wichtige Rolle, 
die man ihr oft zuschreibt. Auch der unglasierte Isolator 
bewahrt sich im Laufe der Zeit einen hohen Oberflächen- 
widerstand. 


C "wë A `$ 
A 
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dl 50 

A 
„| (ësemgeteeg | | RO 4 
U ‘ ‘ DU Ir Lé 


Abb.4. Oberflächenwiderstand von Porzellan 
in Abhängigkeit von der Luftfeuchtigkeit 
(Reichspostmodell Nr. 1). 


a 

Auch die Überschlagspannung wird von der 
Oberflächenbeschaffenheit des Porzellans beeinflußt. Eine 
Verschmutzung der Oberfläche macht sich allerdings in 
trockenem Zustande verhältnismäßig wenig bemerkbar, 
bei Feuchtigkeit (Regen, Nebel, Tau) bewirkt sie dagegen 
eine starke Herabsetzung der Überschlagspannung. 


Abb.7. Zugfestigkeit von gutem Hartporzellan mit hochwertiger Glasur 
in Abhängigkeit vom Querschnitt für glatte massive Versuchskörper. 


Abb.5 stellt den spezifischen Widerstand 
(Durchgangswiderstand) eines normalen und eines 
Sonderporzellang geringer Leitfähigkeit in Abhängigkeit 
von der Temperatur dar. Gegenüber dem Oberflächen- 
widerstand, der bei 30 % Luftfeuchtigkeit etwa 
20... 40 - 1012 Qem beträgt, ist der spezifische Widerstand 
mit 10°... 10% Lem bei normaler Temperatur stets zu 
vernachlässigen. 


Auch an die mechanischen und thermi- 
schenEigenschaften des Werkstoffes werden hohe 
Anforderungen gestellt, bésonders bei seiner Verwendung 
als Hochspannungs-Freileitungsisolator, wo das Porzellan 
gleichzeitig nicht nur elektrisch und mechanisch sondern 
auch durch Temperaturwechsel beansprucht wird. Neben 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 36 


%0 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 


Abb. 5. Spezifischer Widerstand (Durchgangs- 
widerstand) von Porzellan in Abhängigkeit von 
der Temperatur (o in Q cm). 


1283 


der früher allein zugelassenen Druckfestigkeits- 
beanspruchung des Porzellans, werden heute auch seine 
Zug- und Biegefestigkeit in großem Umfange 
praktisch verwertet (Vollkern[Motor]isolatoren, Stab- 
isolatoren für elektrische Bahnen, Knüppelisolatoren für 
drahtlose Telegraphie). 

Einen ausschlaggebenden Einfluß auf alle mechani- 
schen Eigenschaften des Porzellans sowie auf seine 
Widerstandsfähigkeit gegen Temperaturwechsel besitzt 
die Glasur. Geeignet glasierte Isolatoren können in 


flüssiges Blei von 400° eingetaucht oder punktförmig 
durch einen Lichtbogen soweit erhitzt werden, 
flüssige 


daß 
herabtropft 


weißglühende Porzellanmasse 


Abb. & Schmelzen des Porzellans im Licht- 
bogen einer Bogenlampe. 


(Abb.6). Die Temperaturwechselbeständigkeit ist von Be- 
deutung bei der Befestigung von Metallarmaturen auf 
Porzellan mit Hilfe eines Bleiausgusses sowie bei etwaigen 
Überschlägen im Betrieb. Glimmentladungen, Funken 
und Lichtbogenüberschläge im Prüffeld greifen weder 
das Porzellan noch die Glasur an. 


BEER 
de 


Abb. 8. Druckfestigkeit von gutem Hartporzellan mit hochwertiger 
Glasur in Abhängigkeit vom Querschnitt für glatte massive Ver- 
suchskörper. 


Alle mechanischen Festigkeitseigen- 
schaften sind vom Querschnitt abhängig (Abb.7... 10), 
ferner hat auch die Form des Stückes bestimmten Ein- 
fluß. Daher haben Isolatoren mit mehreren keramischen 
Schirmen geringere Zug- und Biegefestigkeit als ent- 
sprechende schirmlose Porzellanknüppel gleicher Schaft- 
abmessungen. Ebenso besitzen rohrförmige Stützer und 
Durchführungen eine kleinere spezifische Biegefestigkeit 
als massive Körper gleichen Querschnitts. Mit zuneh- 
mendem Rohrdurchmesser sowie mit der Länge des Por- 
zellankörpers nimmt die l'estigkeit ab. 


Fine allmähliche Gefügeverschlechterung durch elek- 
trische und mechanische Dauerbeanspruchungen, die an 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36 


5. September 1929 


1294 
und für sich in zulässigen Grenzen verlaufen, ist bei 
hochwertigem Porzellan nicht nachweisbar. Auf der 


Strecke Gromo—Nembro (Italien) befinden sich z. B. seit 
über 21 Jahren Stützenisolatoren in ununterbrochenem 
Dauerbetrieb? mit einer für die betreffende Isolatorform 
nach unseren heutigen Anschauungen viel zu hohen 
Spannung, ohne daß sich Anstände ergeben haben. Dünn- 
schliffe von diesen Isolatoren zeigen das gleiche Gefüge- 
bild wie von denjenigen Stücken, die während dieser Zeit 
in den Lagerräumen unbeansprucht gelegen haben. 


1006 20 30 40 50 60 70 80 90 100 


Abh. 9. Biegefestigkeit von gutem Hartporzellan mit hochwertiger 
Glasur in Abhängigkeit vom Querschnitt für glatte massive Ver- 
suchskörper. 


Durch genaue Erhebungen an Stützenisolatoren in 
Schweden ist festgestellt worden, daß ein enger Zu- 
sammenhang zwischen den mechanischen Eigenschaften 
eines Isolators und seiner Betriebseienung und Lebens- 
dauer besteht. Daraus muß geschlossen werden — und 
diese Auffassung wird heute woll allzemein vertreten —, 
daß der Durchschlag eines Isolators im Betrieb meist auf 
vorausgehende Beschädigungen mechanischer Art zurück- 
zuführen ist, während rein elektrische Ursachen (außer 
bei Blitzschlägen) zurücktreten. 


Abh. 10. Torsionsfestigkeit von gutem Iartporzellan mit hochwertiger 
Glasur in Abhängigkeit vom Querschnitt für glatte massive Ver 
suchskörper. 


Da sich in einer einzigen Porzellanmasse nicht alle 
wünschenswerten Werkstoffeigenschaften vereinigen 
lassen, so ist die Entwicklung der letzten Jahre durch die 
Verarbeitung mehrerer Massen nebeneinander und die 
Einführung von Massen für Sonderzwccke gekennzeichnet. 
Bei elektrotechnischem Porzellan sind hauptsächlich zwei 
Gruppen zu unterscheiden: Massen mit besonders hoher 
Durchrschlagfestirkeit, bei denen, ihrem Verwendunzs- 
zweck entsprechend, keine allzu hohen Ansprüche an die 
mechanische Festigkeit gestellt werden (z. B. für Durch- 
führungzen), und Massen, bei denen zugunsten einer hohen 
mechanischen Festigkeit die elektrischen Eigenschaften 
zurücktreten dürfen, da wegen der Dicke des bei ihnen 
zur Verwendung kommenden Scherbens die elektrische 
Beanspruchung nur gering ist (z. B. Vollkernisolatoren 
und massive Druckisolatoren für Funktürme). Hier- 
durch wird erreicht, daß dieienizen Eigenschaften, auf 
die es bei der praktischen Verwendung besonders an- 
kommt, möglichst vollkommen herausrearbeitet werden 
können. Durch die Verwendung von Sondermassen lassen 


83 ETZ 19%, 8. ZU, 


sich die oben angeführten elektrischen und mechanischen 
Festigkeitswerte noch ganz erheblich übertreffen. 


Um den hohen Stand der Elektro-Porzellanindustrie 
zu kennzeichnen, mögen noch einige Festigkeitsangaben 
gebräuchlicher Hochspannungsisolatoren folgen: Bei neu- 
zeitlichen Kappen- und Vollkernisolatoren gewöhnlicher 
Ausführung wird bei einer garantierten Bruchfestizkeit 
von 6500 kg eine mittlere Bruchfestigkeit von 10 000 kg, 
für eine größere Ausführungsform sogar von über 
20 000 kg erreicht. Ein Druckisolator für die Fundament- 
isolation von Antennenmasten besitzt bei 20cm Durch- 
messer und 10cm Höhe eine Bruchfestigkeit von 600 bis 
100 t. Diese Zahlen werden anschaulich, wenn man über- 
legt, daß demnach ein einziger Kappen- oder Vollkern- 
isolator ein bzw. zwei vollbeladene Eisenbahnwaeen zu 
tragen imstande ist, und daß das Gewicht von zwei 210 m 
hohen Antennentürmen der Großstation Nauen von zu- 
sammen 500t noch nicht hinreicht, um den erwähnten 
Druckisolator zum Bruch zu bringen. Sb. 


Neue Regeln zur Bewertung 
von elektrischen Maschinen in Schweden. 


Das schwedische Komitee Elektriska Standardiserings 
Kommissionens utskott för maskinnormer hat vor einiger 
Zeit eine neue Ausgabe! der bisherigen Maschinen- 
normen vom Jahre 1920? entworfen, die einige Ab- 
weichungen gegenüber früher enthält, worauf hier kurz 
aulimerksam gemacht werden soll. So wurden die allge- 
meinen Bestimmungen ergänzt u.a. mit Angaben über den 
aussetzenden Betrieb von Bahnmotoren. Bezüglich Aus- 
wuchtung und mechanischer Festigkeit ist die Drehzahl- 
steizerung bei der Durchgangsprobe von Wasserturbo- 
seneratoren von 80 auf 90% erhöht worden. Zur Kon- 
trolle der Festizkeit der Wicklungen wurde ferner eine 
besondere Kurzschlußprobe, unabhängig von den ber- 
lastungsversuchen, vorgeschrieben. Im Abschnitt „Isolier- 
festigkeit” waren die schwedischen Normen seit 1920 
strenger als irgendwelche andere Normen. Durch die in 
der Zwischenzeit eingetretene Verbesserung von Material 
und Arbeitsverfahren durften die Forderungen nachege- 
lassen werden, zumal die IEC sich den schärferen schwe- 
dischen Bedingungen nicht anschließen will. Der Ent- 
wurf schlägt eine Ausgleichsformel zur Berechnung der 
Prüfspannung wie folgt vor: 


Eis =2 E+0,2 P+ 1000 [Volt] 


wo E die Betriebspannung in Volt und P die Maschinen- 
leistung in kW bezeichnet. Für kleinere und mittlere 
Maschinen wird das mittlere Glied ohne Einfluß sein bzw. 
bei dessen Vernachlässigung stimmt der Ausdruck mit den 
IEC-Vorschriften überein. P wird mit höchstens 10 000 
eingesetzt. Bei kleinen Maschinen bis einschließlich IkW 
gilt der Ausdruck 


Eis = 2 E 4- 500 [Volt] 


Für die Prüfspannung zwischen Lagen bzw. Windungen 
wird die Formel 


Eis = 300 +03 E +1,5 P [Volt] 


jedoch höchstens Eis = 300 + E [Volt] gegeben. 


Die Bestimmung der Temperaturerhöhung durch 
Thermoelemente (nur bei Maschinen über 5000 kVA) oder 
Thermometer und Widerstandsmessung schließt sich den 
IEC-Bestimmungen nahe an. Maschinen ohne Kommutator 
sollen unmittelbar nach der Dauerbelastungsprobe einen 
Überstrom von 100 % während 1 min vertragen. Bestim- 
mungen über Wirkungsgrad sind ausführlicher als früher 
behandelt worden. Die Sondervorschriften für die ver- 
schiedenen Maschinengattungen enthalten ebenfalls Neue- 
rungen, die sich auf Toleranzen in Drehzahl, Verluste, 
Spannungsabfall, Schlupf usw. beziehen. 

Die neuen Normen sollen nach dem Beschlusse des 
Schwedischen Technologenvereins zur sofortigen Einfüh- 
runz empfohlen werden, so daß die Hersteller von Maschi- 
nen zwecks Ausfuhr nach Schweden gut tun, wenn sie sich 
mit den Einzelheiten nach der Drucklegrung der endaul- 
tigen Abfassung vertraut machen. AHldn. 


1 Tekn. Tidskr. Flektr. 192R, S. 185. 
t ETZ 19%, S. 293. 


6. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


1295 


Die Teiltagung der Weltkraftkonferenz in Barcelona 
vom 15. bis 23. Mai 1929. 


Von Regierungsbaumeister a. D. A. Przygode, Berlin. 


Das technische Programm für Barcelona lautete: 
„vollständige Ausnutzung der Wasser- 
läufe“. Man hatte damit besonders den Interessen Spa- 
niens Rechnung getragen, das wegen seiner trockenen 
Sommer bei der Verwertung der Woasserläufe gezwungen 
ist, von der Bewässerung auszugehen und hiermit eine 
Ausnutzung des Wassers zur Elektrizitätserzeugung zu 
verbinden. Die eine wie die andere Art der Verwertung 
ist für die Entwicklung des Königreichs, für seine Land- 
wirtschaft wie Industrie von größter Bedeutung; z. Zt. 
soll es sich dabei um 2,5 Mill PS handeln. Wie auf der 
Tagung zu erkennen war, geht das Streben Spaniens da- 
hin, die Ausnutzung seiner Wasserkräfte durch seit 
groe Regulierungsarbeiten wie durch die Anlage künst- 
licher Wasserbecken außergewöhnlichen Ausmaßes zu ra- 
tionalisieren und dadurch ergiebiger zu gestalten. Beson- 
ders beschäftigt man sich mit dem Wassergebiet des 
Ebro, der in den ständig schneebedeckten Pyrenäen ent- 
springt und infolgedessen über das ganze Jahr dauernden, 
wenn auch stark schwankenden Wasserabfluß hat. Für 
seine Regulierung besteht die Confederaeiön Sindical Hi- 
drografica del Ebro, deren technischer Direktor Manuel 
Lorenzo Pardo ist. Für die Tagung waren von diesem 
mehrere eingehende Berichte zu den Arbeiten und Pro- 
jekten eingereicht worden. Mit der Ausführung letzterer 
wird man nicht nur eine Bewässerungsfläche schaflen, 
die der ganzen, heute in Spanien bestehenden etwa gleich 
ist, sondern auch die Installation von etwa 1 Mill PS er- 
möglichen, womit die heute bereits vorhandenen etwa ver- 
duppelt würden. Diese Energie würde vornehmlich den 
hesonders tätigen Gegenden um Bilbao und Barcelona zu- 
geführt werden. Die Regierung hat vor kurzem ein Dekret 
erlassen, wonach ein großes Nationalverteilungsnetz ge- 
bildet werden soll. 

Die Tagung hat auch starkes internationales Interesse 
gefunden: 32 Staaten haben sich an ihr beteiligt. Außer 
den Spaniern waren 73 Delegierte aus 27 Staaten er- 
schienen, aus Deutschland sieben. Offizielle Delegierte 
des Deutschen Nationalen Komitees waren Geh. Baurat 
Prof. Dr.-Ing. de Thierry, Prof. Dr.-Ing. C. Mat- 
schoß, Ministerialrat Hoebel vom Reichsverkehrs- 
ministerium, Ob.-Reg.-Rat Dr. Bree vom Reichswirt- 
schaftsministerium. Zur Aussprache lagen 96 Berichte 
aus 15 Staaten vor, 55 davon von spanischen Ingenieuren 
verfaßt. Außer der Eröffnungs- und Schlußsitzung er- 
streckte sich die Tagung auf fünf Sitzungen, entsprechend 
den fünf Gruppen: A. Allgemeine hydrologische Probleme 
(Berichterstatter D Pedro M. Gonzalez Quijano); B. 
Technische Probleme der Ausnutzung (Berichterstatter 
D. Diego Mayoral); C. Ökonomische und finanzielle 
Prohleme (Berichterstatter D. Manuel Lorenzo Pardo); 
D. Gesetzliche Probleme (Berichterstatter D. José Gase- 
con y Marin); E. Hydraulische Werke und Unterneh- 
mungen, Schutz gegen Wasser (Berichterstatter D. En- 
rique Becerril). 

In Gruppe A wurde in einem Beschluß der Wunsch 
zur Einsetzung einer Sonderkommission ausgesprochen, 
die sich mit dem Studium aller auf dies Gebiet beziehen- 
den Fragen befassen und das Ergebnis ihrer Arbeit der 
Vollkonferenz in Berlin vorlegen soll. Das Studium er- 
streckt sich auf die topographischen und geologischen 
Verhältnisse eines Landes, von denen größtenteils die 
Bildung der Weasserläufe, ihre ausnutzbare Energie und 
die allgemeine Verteilung des Niederschlaxs abhängt. 
Hydrologische Kataster sind aufzustellen. Schr wichtig ist die 
Bestimmung des Wasserabflusses. Gemäß einem auf der Teil- 
tazung in Basel gefaßten Beschluß ist das Schweizer Komitee 
mit der Aufstellung eines Verzeichnisses hydraulischer Quel- 
len aller Länder beschäftigt, und die hierfür in Vorschlag 
gebrachten Normen unterliegen z. Z. dem Studium anderer 
nationaler Komitees. Hierbei ist man vornehmlich von 
der Energieausnutzung ausgegangen, und es wurde an- 
reregt, die Frage auch vom Standpunkt der landwirt- 
schaftlichen Verwertung zu studieren. Diese würde eine 
volle Lösung finden, wenn es gelänze, den Verlauf der 
Zyklen der meteorologischen Phänomene, von denen die 
hydrologischen gewöhnlich nur eine Folge sind, zu er- 
eründen. Ansätze sind hierzu bereits in Rußland hinsicht- 
lich des Verhaltens des Dunajec und auch in Schweden 
gemacht worden. Von praktischer Bedeutung ist die Frage 
für den Abfluß der künstlichen Seen und für die Leistung 
der thermischen Zentralen, die hydroelektrischen Anlagen 
als Reserve dienen. 


Eine große Zahl der Berichte zur Gruppe A befaßt 
sich mit der Auswertung der Wasserkräfte zur Elektri- 
zitätserzeugung in den einzelnen Ländern. Aus Deutsch- 
land lag ein Bericht von Th. Freytag und H. Dreyer 
„Ausnutzung der Gewässer” vor. Dem spanischen Bericht 
von F. Casamaio ist zu entnehmen. daß man bei den 
großzügigen Regulierungsarbeiten am Ebro mit einer der- 
artig starken Zunahme der Bevölkerung und des Ver- 
kehrs rechnet, daß sich eine klektrisierung der Fern- 
bahnen in diesem Gebiet erforderlich machen dürfte. Es 
kämen 2000 km normalspurizer Bahnen in Frage, die im 
Jahr 240 Mill kWh erfordern würden, wenn man mit der 
gegenwärtigen Fernleitungspannung und einer Umfor- 
mung auf Gleichstrom von 1500 V rechnet. Ein Bericht 
von W. T. Halerow zu den Wasserkräften in Schott- 
land empfiehlt ihren baldigen Ausbau, da jetzt bei den 
gestiegenen Kohlenpreisen die wirtschaftlichen Bedingun- 
gen für hydroelektrische Energie weit günstiger lägen 
als vor dem Kriege. Eine Kommission des Handelsmini- 
steriums habe die Wasserkräfte Schottlands im Jahre 1918- 
auf 194965 kW eingeschätzt, was entschieden als Mindest- 
zahl anzusehen sei. Die Ausbaukosten für ein installiertes 
Kilowatt werden zu 510 RM geschätzt. Ein Bericht von 
Kikutaro Otsubo „Die Wasserkräfte Nordjapans“” weist 
darauf hin, daß sich die Ausnutzung der Wasserkraft jm 
nördlichen Japan (Hokkaido) nur langsam entwickelt. 
Sie hat erst 100 000 kW erreicht, während sie für ganz 
Japan einschließlich der im Bau befindlichen Werke ahe- 
zu 3,5 Mill.kWh beträgt. Der schwedische Bericht von 
M.Serrande r und R.Lindquist macht über die in 
den letzten Jahrzehnten im größeren Umfange angefan- 
genen Seeregulierungen durch Hebung des Niederwassers 
der Gewässer, nachdem die unregulierten Wasserkräfte 
allmählich erschöpft sind, Mitteilung. Der Staat bereitet 
die Durchführung einer Regulierung des Väner- und des 
Vättersees vor, womit die Erzeugung elektrischer Arbeit 
wesentlich gesteigert werden kann. Auch durch private 
Unternehmungen sind eine große Zahl von Seeregulierun- 
gen zustande gekommen. Im Dalälven haben sich sämt- 
liche Kraftwerksbesitzer hierzu zusammengeschlossen. 
Auch in dem Bericht von Dipl.-Ing. A. Harry „Die Aus- 
nutzung der Wasserkräfte der Schweiz” zeigt sich, wie 
durch Regulierungen der Wasserführung erhebliche Vor- 
teile in der Wasserkraftausnutzung gewonnen werden 
können. Die schweizerische Wasserwirtschaft ist in ihren 
natürlichen Verhältnissen durch starke Wasserführung 
im Hochsommer während der Schnee-, Gletscher- und 
Firnschmelze und durch geringe Wasserführung während 
der etwa 7 bis 8 Wintermonate gekennzeichnet. Es muß 
immer versucht werden, einen besseren Ausgleich der 
Wasserführung herbeizuführen, wozu die zahlreich vor- 
handenen größeren und kleineren Seen von wesentlicher 
Bedeutung sind, deren natürliche Retention durch zweck- 
mäßige Regulierung verbessert werden kann. Ende 1928 
waren in natürlichen Becken rd. 1,6 Mrd m? und in 
künstlichen Becken rd. 208 Mill m? Speicherraum vor- 
handen. Einzelne Werke (Wäggithal, Tremorgio) be- 
dienen sich der Pumpenspeicherung, indem überschüssige 
Suommerenergie zur Speicherfüllung benutzt wird. Lauf- 
werke werden mit Hochdruckakkumulierwerken zusam- 
mengeschlossen, was in Verbindung mit Energieexport, 
tarifpolitischen Maßnahmen usw. eine sehr gute Aus- 
nutzung der Laufwerke ergibt, die z.B. in dem Jahr Ok- 
tober 1927 bis September 1928 beim Kraftwerk Eglisau 
95,3% und beim Kraftwerk Beznau sogar 98 % der tech- 
nisch möglichen Arbeit betrug. Ende 1927 waren von der 
möglichen installierten Leistung aller Wasserkräfte mit 
etwa 8 Mill PS rd. 2,138 ausgebaut und 0,428 im Ausbau 
begriffen. Die Energicerzeugung betrug 1928 rd. 5,3 
Mrd kWh, wovon 1,0334 Mrd exportiert wurden. Die 
installierte Leistung in Dampf- und Dieselanlagen macht 
nur ctwa 5% der gesamten installierten Leistung der 
Klektrizitätswerke aus. Der Verbrauch je Kopf der 
Bevölkerung stellte sich ohne Energicexport im Jahr 
1928 auf rd. 1080 kWh. Die Benutzungsdauer für die 
gesamte Stromabeabe an Dritte erreichte 1927 für die 
wirklich erzeugte Höchstleistung 5400 h und für die ver- 
fürbare (ohne kalorische Anlagen) 3850 h. Man kann an- 
nehmen, daß die mittleren Gestehungskosten bei den 
schweizerischen Werken mit Energieabrabe an Dritie 
heute rd. 1,5 Rp/k\Wh betragen. Da nach Untersuchunsen 
des Amtes für Wasserwirtschaft sich bei einer dureh- 
sehnittliehen Benutzungsdauer von 50h im Jahr die 


1296 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


5. September 1929 


Strombeschaffung in Dieselanlagen billiger stellt, sind in 
den letzten Jahren städtische Werke zur Deckung ihrer 
Belastungspitzen immer mehr zu Dieselanlagen überge- 
gangen. 

Für Gruppe B hatte aus Deutschland O. Walch 
einen Bericht „Entwurf und Ausführung von Wasser- 
kraftanlagen mit künstlichen Speicherbecken“ eingesandt. 
Bezüglich der Einrichtungen eines Wasserkraftwerks 
wird darin besonders auf die mit Hochdruckpumpenan- 
lagen ausgestatteten Wasserkreislauf-Stauweiher (Hoch- 
speicher) eingegangen, die sich in den natürlichen Was- 
serlauf einbauen oder mit gewöhnlichen Stauweihern ver- 
binden lassen, um zur Spitzendeckung zu dienen. In 
Deutschland sind solche Anlagen noch wenig entwickelt, 
während in Italien heute bereits 135 Stauseeanlagen be- 
stehen. Im übrigen befaßt sich der Bericht mit dem Bau 
der Staumauern in Hinsicht auf Form, Material, Dränage 
usw. wie mit den Problemen der Druckstollen und den 
maschinellen Einrichtungen der Zentralen mit Hochdruck- 
pumpwerken, wobei für letztere Höhen von 100... 300 m 
am geeignetsten erscheinen. Die Leistungen der Maschi- 
neneinheiten reichen von 20000 ..50000 kW, die Nutz- 
effekte schwanken zwischen 55...60 % und mehr. Neuer- 
dings verwendet man derartige Anlagen mit Erfolg in 
den mit Dampf arbeitenden Überlandzentralen. Unter den 
spanischen Berichten verdient besonders die eingehende 
-Arbeit zum Proiekt und Bau der Talsperren von D. Diego 
Mayoral Beachtung. Über die Dnjeprkraftanlage bei 
Zaporoschje lag ein Bericht von A. W. Winter und 

P.Laupmann vor, nach deren Vorbild der Guadal- 
quivir von Sevilla ab bis Cordoba unter gleichzeitiger 
Elektrizitätsgewinnung weiter schilfbar gemacht werden 
soll. Bei der russischen Anlage beträgt das Gefälle 38 m 
und die sekundlich abfließende Wassermenge 20 400 më. 
Das ehr ist 760m lang mit einem Volumen von 
0,7 Mill m? Wasser, das Maschinenhaus für 10 Einheiten 
von je 80000 PS angelegt. Die erzeugte elektrische Ar- 
beit wird dureh 110 und 220 kV-Hochspannungsleitungen 
zu den Eisenhütten, chemischen Werken und maschinelien 
Bewässerungsanlagen geleitet. Die Gesamtkosten des 
ersten Ausbaus (480 000 PS) beliefen sich auf 203 Mill Rbl. 


Nach den Berichten kommt der Generalbsrichter zu dem 
Schluß, daß bei der Anlage großer Staumauern vollkom- 
mene Übereinstimmung darüber herrsche, daß eingehende 
Studien über die Beschaffenheit des Stauseegrundes, u.zw. 
vom geologischen, physikalischen und gegebenenfalls auch 
vom chemischen Standpunkt aus erforderlich seien. Hier 
müßten Theorie und Erfahrung zur einwandfreien Aus- 
fülırung zusammenwirken. Der Anschluß einer Staumauer 
an das anliegende Terrain sei mit größter Sorgfalt aus- 
zuführen. Weitere Klärungen wären hinsichtlich der Si- 
cherheit und Beanspruchung von Bauwerk und Material 
zu schaffen; hier werde sicher der Kongreß Zürich 1931 des 
neuen internationalen Verbandes für Materialprüfung fördernd 
wirken. Die gekrümmte Form der Staumauern im Grundriß 
erhalte den Vorzug. Strittig sei noch die wasserseitige Abdich- 
tung der Mauern, die Frage des Wasserauftriebs und 
seiner Berücksichtigung. Die Wirksamkeit von Dränagen 
werde allgemein anerkannt. Der Anlage eines Druck- 
stollens haben sorgfältige Versuche vorauszugehen. Die 
bisherigen Beobachtungs- und Prüfungsmethoden sind zu 
erweitern und auszudehnen. Erfahrungen mit Heberein- 
richtungen wären allgemein bekanntzugeben. Jeder 
Stausee müsse gänzlich entleert werden können. Abschlie- 
Bend wird den Unternehmungen, Ingenieuren und Spezia- 
listen eindringlich empfohlen, über beobachtete und be- 
wußt bekannte Mängel in Bauwerken ihre reservierte 
Haltung und Verschwiegenheit aufzugeben, um so zweck- 
mäßig der Allgemeinheit und dem Fortschritt zu dienen. 
Die Aussprache erstreckte sich vornehmlich auf die Was- 
serdichtirkeit der Staumauern und den Zweck der Drä- 
nagen, über den die Ansichten auseinandergingen. Auch 
hier wurde es für geeignet gehalten, daß sich eine Unter- 
kommission mit der Zusammenstellung der wichtigsten 
Fragen befasse, die in den hydrotechnischen Instituten der 
verschiedenen Länder planmäßig eeklärt und erforscht 
werden. Hruschka, Wien, machte noch Mitteilungen 
über Messungen, die zum ersten Male zur Ermittlung der 
Spannungen zwischen Rohr und umsevendem Material am 
Druckstollen des Achenseewerks von Dr. Mühlhofer 
auszeführt worden sind und für die Höhe der Baukosten 
der Stollen Bedeutung haben. Ä 

Viel Interessantes brachte die Sitzung derGruppeC 
zum \Weltbedarf an Elektrizität. Es wurde in einem Be- 
schluß festgestellt, daß selbst in Ländern, in denen die 
Verwendung elektrischer Arbeit sehr verbreitet ist, eine 
Sättigung des Bedarfs noch in weiter Ferne liege, Infolge- 
dessen böten sich sehr große Aussichten für die Erzeu- 
gung. Die Landwirtschaft, welche gegenwärtiz einen 


kleinen Teil der gesamten Elektrizitätsgewinnung ver- 
brauche, biete größere Absatzmöglichkeiten. Aus Deutsch- 
land lag ein Bericht von Direktor A. Petri, Stettin, 
„Elektrizität in der Landwirtschaft” vor. Nach diesem 
wurden 1927 knapp 10 % = 1,2 Mrd kWh der in Deutsch- 
land von den öffentlichen Elektrizitätswerken erzeugten 
Energie durch die Landwirtschaft verbraucht. Aber 91 % 
der in Betrieb befindlichen Motoren sind elektrisch, deren 
Nennleistung in Höhe von 3,334 Mill PS über 83% der 
gesamten in der Landwirtschaft verwendeten Maschinen- 
leistung ausmacht. Gleichwohl ist mit einer wesentlichen 
Zunahme der Elektromotoren zu rechnen, da von den 
durch die Betriebszählung von 1925 crfaßten über 
5 Mill ländlichen Betrieben mit einer landwirtschaftlich 
genutzten Fläche von über 0,5 ha erst 12,6 % Elektro- 
motoren verwenden und vielfach in den größeren Be- 
trieben neben dem bisherigen Universalmotor kleinere 
Motoren für Arbeitsmaschinen beschafft werden. Auch 
die fortschreitende Elektrisierung der Dreschmaschine 
und der Milchzentrifuge in den kleineren Betrieben sowie 
die Mechanisierung der Transportarbeiten auf den Gü- 
tern fördern die Verbreitung des Elektromotors. Ferner 
steht im Vordergrund neuartiger Arbeitsmaschinen die 
elektrische Melkmaschine. Größte Bedeutung wird wei- 
terhin die Verwendung der Elektrowärme für Wirt- 
schafts- und Haushaltungszwecke gewinnen. Hier sind 
besonders der elektrische Viehfutter- und Kartoffeldämp- 
fer und der Heißwasserspeicher anzuführen. Die elek- 
trische Küche mit meist selbsttätig ausschaltenden Spar- 
kochgeräten ist erst in der Einführung begriffen. Ein 
weiteres großes Anwendungsgebiet für den elektrischen 
Heizstrom wird die Elektrisierung der Molkereien bil- 
den, nachdem es sich praktisch erwiesen hat, daß man den 
gesamten Wärmebedarf einer Molkerei elektrisch decken 
kann. Durch Ausnutzung aller dieser Möglichkeiten 
dürfte sich der jetzt erst 27 kWh/ha landwirtschaftlich 
genutzter Fläche betragende Jahresstromverbrauch auf 
75..100 kWh im Laufe der nächsten 10 Jahre erhöhen 
lassen. 

Über die mit Erfolg durchgeführten Versuche mit 
künstlicher elektrischer Pflanzenbelichtung bei der Ge- 
meindeverwaltung der Stadt Wien berichtete Ing. O. 
Herbatschek. Durch dies grundlegend neue Ver- 
fahren werden das Wachstum und die Blütenbildung der 
Pflanzen gefördert und ermöglicht, daß nördliche Län- 
der während der Wintermonate nicht mehr auf die Ein- 
fuhr ausländischer Pflanzen angewiesen sind. Derselbe 
Verfasser hatte auch einen Bericht über die elektrische 
Beheizung von Gartenbeeten, besonders bei deren Ver- 
wendung als Treib- und Überwinterungsbeete, einge- 
reicht. Die elektrische Trockenspeicherheizung ist nicht 
nur als Ersatz der bisher gebräuchlichen Dungerwärmung 
zu dienen berufen, sondern läßt darüber hinaus, bei Ver- 
meidung bedeutender Mängel jener, Anwendungsmöslich- 
keiten zu, die eine intensivere und rationellere Gestal- 
tung des Gartenbaubetriebes für die Zukunft erwarten 
lassen. Nach dem Bericht von Faaborg-Andersen 
zur „Entwicklung der Elektrisierung der dänischen Land- 
wirtschaft“ verbraucht diese jetzt 15 % der gesamten er- 
zeugten elektrischen Arbeit. O. Ganguillet, Schweiz, 
weist in scinem Bericht „Die Elektrizität in der Land- 
wirtschaft der Schweiz“ auf die große Verbreitung dieser 
in der Schweiz hin, die mit der in Norwegen zu verglei- 
chen ist. 99 % der schweizerischen Bevölkerung benutzen 
die Elektrizität zur häuslichen Beleuchtung. Der Ver- 
brauch an elektrischer Arbeit für die Landwirtschaft be- 
trägt gegenwärtig 640 Mill kWh im Jahr, und es ist 
dabei i. a. zu beobachten, daß sie in industriellen Zentren 
weit mehr Verwendung findet als in rein landwirtschaft- 
lichen. Interessant war der Bericht von T. M. Kissel 
über „die Entwicklung der Elektrizität in Neuseeland“. 
Dort habe sich in den letzten sieben Jahren der Verbrauch 
an Elektrizität nahezu verdoppelt, so daß das Land heute 
den sechsten Platz unter den Elektrizität konsumierenden 
Ländern einnähme. Auf den Kopf der Bevölkerung entfielen 
heute 310 kWh jährlich. Vielfach, wie in Waikoto, seien 
reichlich Wasserkräfte zur Erzeugung von Elektrizität 
vorhanden. In den spanischen Berichten beschäftigte man 
sich vornehmlich mit der Anlage von Speichern im Flußlauf 
oder seitlich von Kanälen, wobei, wie im Flußgebiet des 
Ebro, an den Ban sog. Überspeicher gedacht ist, die mehrere 
Hurdert Mill. m? Wasserhalt--nundgestatten, über noße Zeit- 
perioden Wasser aufzuspeichern, das entsprechend den 
Bedürfnissen der Landwirtschaft zur Bewässerung dient, 
aber auch gleichzeitig zur Stromerzeugung benutzt wird. 
In dieser wassertechnischen Zusammenarbeit und in der 
Abgabe elektrischer Arbeit an Industrie und Landwirt- 
schaft sicht man die unumgängliche Grundlage zur voll- 
ständigen Ausnutzung des Wassers eines Beckens. Ibp 


D September 1929 


der Aussprache wurde u. a. auch die Frage des Preises 
elektrischer Energie für die Landwirtschaft gestreift 
und allgemein anerkannt, daß man letzterer hierin ent- 
gegenkommen müsse. Günstig wäre es immer, wenn be- 
reits ein großes industrielles Leitungsnetz vorhanden 
sei, aus dem auch die Landwirtschaft versorgt werde. In 
dieser Beziehung wurde auf die Verhältnisse in der 
Schweiz und in Bayern hingewiesen. 


Der Gruppe D lagen sechs Berichte vor, von denen 
nur der des Dr. Cerny, Tschechoslowakei, „Entwurf 
einer internationalen Norm für die Anträge auf Konzes- 
sion oder Bewilligung im Wasserrecht” und der von C. 
Masso, Spanien, „Erwägungen zum Austausch elektri- 
scher Energie zwischen angrenzenden Ländern“ zur Spra- 
che kamen. Der erstere bildete einen Vorbericht zu 
einer Studie, mit deren Ausarbeitung Dr. Cerny vom 
Vorsitzenden des Exekutivkomitees der Weltkraftkon- 
ferenz Dunlop auf Grund eines Bascler Beschlusses be- 
auftragt ist. Der Verfasser hat die in 13 Ländern gelten- 
den wasserrechtlichen Gesetze und Vorschriften zusam- 
mengestellt und gefunden, daß sie alle auf den gleichen 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


1297 


Grundlagen beruhen, so daß sich eine Norm für wasser- 
rechtliche Gesuche schaffen lasse. Der Bericht wurde 
an das Exekutivkomitee abgegeben, um darüber in Berlin 
weiter zu verhandeln. Der Bericht Massos endigte mit 
dem Vorschlag einer Resolution, daß die elektrische Ener- 
gie frei ausgeführt werden könne, die Einfuhr aber nur 
mit einer Abgabe in bestimmter Höhe belastet werden 
dürfe. Zu einer Annahme dieser Entschließunr kam es 
nicht, weil sie im Gegensatz zu der s. Z. in Basel ge- 
faßten stand. 

In der Gruppe E interessierte man sich besonders 
für die Versuche in’ Wasserbaulaboratorien und setzte 
fest, daß der Versuch an Modellen in das Studium hydrau- 
lischer Fragen aufzunehmen sei. Deutscherseits lag cin 
Bericht von Dr.-Ing. R. Winkel „Der Wert der Wasser- 
bauversuche“ vor. Aus der Aussprache ist besonders die 
Mitteilung von Direktor Krieger zu erwähnen, daß in 
Verbindung mit dem Walchenseewerk eine große Ver- 
suchsanstalt gebaut werde, die es gestatte, bei Versuchen 
mit 25 m?/s Wasserabfluß zu arbeiten. 


ı Vgl. ETZ 1927. S. 1385; 1928, S. 1724. 


Aus dem englischen Turbogeneratorenbau. 
Von Dr. Robert Pohl, Berlin. 


Übersicht. Es wird über den Hauptinhalt zweier kürzlich 
in London gehaltener Vorträge berichtet und zu den wichti- 
geren Neuerungen, welche die Lüftung, die Zusatzverluste, 
die mechanische Durchbildung des Rotors und die Erhöhung 
der Betriebspannung bis auf 33 000 V betreffen, Stellung ge- 
nommen. 


Von dem Institution of Electrical Engineers in England 
wurde vor kurzem der Versuch unternommen, durch Zu- 
sammenfassung mehrerer in das gleiche Gebiet fallender 


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Abb. 1. Vereinigte raiiale und axiale Belüftung. 


Vorträge an einem Abend einen Überblick über den Stand 
der Technik des betreffenden Arbeitsgebietes zu geben, 
der dann durch die mündlichen Beiträge der Fachgenossen 
noch erweitert werden sollte. Sicherlich hat diese Neue- 
rung Vorteile, aber die gewünschte Aussprache wird aus 
Zeitmangel in den Hintergrund treten, und gerade die 
fruchtbare Erörterung, gestützt auf den Interessenten vor- 
her zugestellte Manuskriptdrucke der Vorträge, pflezte 
den Sitzungen des Institution of Electrical Engineers ihr 
Gepräge und ihren besonderen Wert zu verleihen. So ist 
es besonders zu beklagen, daß die beiden Vorträge über 
Neuerungen im Bau von Turbogeneratoren, welche im 
März d. J. in London gehalten wurden, so wenig ausgiebig 
erörtert worden sind. Dies um so mehr, als beide Vorträge 
neben vielem Interessanten auch manche anfechtbaren An- 
schauungen vertraten. Da ein Hauptzweck von Veranstal- 
tungen dieser Art die Förderung des Fachgebietes durch 
die ergänzenden und kritischen Beiträge anderer Fach- 
genossen ist, so wird es dem Verfasser gewiß nicht ver- 
übelt werden, wenn er nachfolgend nicht nur berichtend 
sondern auch kritisch zu diesen Vorträgen Stellung nimmt. 

. Während sich C. A. Parsons, der Vater des Tur- 
binenbaues, und sein Mitarbeiter Rose n ausschließlich 
mit der Frage der Steigerung der Generatorspannungen, 
vorläufig auf 33000 V, zwecks Vermeidung der Trans- 
formatoren beschäftigten, worauf später zurückzekommen 
werden soll, beschreibt J. A. Kuyser eine Reihe von 


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Neuerungen und Erfahrungen aus der Praxis der Metro- 
politan Vickers Co. Das erste Kapitel ist das der Be- 
lüftung der Maschinen. Hier wird zunächst auf 
die bekannte Tatsache hingewiesen, daß die reine Axial- 
lüftung der Statoren mittels kreisrunder Löcher im Blech- 
rücken und Luftkanäle am Nutengrund nur für eine 
begrenzte Maschinengröße anwendbar ist, ferner aber 
wird gesagt, daß sie auch eine ganz beträchtliche Steige- 
rung der Eisenverluste mit sich bringt. Es wird mitgeteilt, 
daß 6250 kVA-Maschinen ähnlichen Entwurfes in ihren 
Eisenverlusten von 70 auf 
130 kW in die Höhe gingen, 
wenn statt der radialen 
Lüftung zur Axiallüftung 
übergegangen wurde. 


Diese Erfahrung stimmt 
mit der des Verfassers kei- 
neswegs überein, der eine 
Erhöhung der Eisenver- 
luste bei dieser Belüftungs- 
art bisher nicht festgestellt 


eh tte 


cht? A S 

een LS hat. Es wäre auch wün- 

- 2. schenswert wesen, eine 
TA imiz ge 4 


theoretische Begründung 
für eine so auffällige Stei- 
gerung der Eisenverluste 
zu bringen, die mit der be- 
sonderen Ausführung der 
verzlichenen Generatoren, 
nicht aber mit dem Belüf- 
tungsystem als solchem zu- 
sammenhängen muß. 


Für größere Maschinen wird die aus früheren Ver- 
öffentlichungen bekannte Vereinigung von axialen mit 
radialen Kühlwegen, wie sie durch Abb. 1 dargestellt ist, 


Abb. 2. 


Kuyser-Leiter. 


verwendet. Dabei kommt aber meist außer den am Rotor 
angebrachten Ventilatoren noch ein getrennt angetrie- 
bener Ventilator zur Anwendung, insbesondere bei schr 
langen Maschinen, bei denen die Zusatzbelüftung nur den 


1298 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 D. September 1929 
mittleren Teil der gesamten Länge mit Luft versorgt, bügelwicklung vom Verfasser erörtert wurden? Kuyser 


während die Seiten von den Stirnbelüftern her gekühlt betont, daß man auch diese Wicklung, wenn es sich um 
werden. Die Feststellung ist interessant, daß die engli- große Einheiten handelt, außer rdentlich sorgfältig ver- 


mit den langsamer laufenden Ventilatoren für getrennten möglicht und damit eine Erniedrigung der Streufeldver- 
Antrieb, ist. häufig hervorgehoben worden. Kuyser führt luste, kommt infolge dieser notwendigen Abstützung zum 
hierzu nun aus, daß die beste Lösung vom Standpunkte Teil in Fortfall, während die schlechtere Zugänglichkeit 
des Wirkungsgrades eine Vereinigung von getrennt an- gegenüber der Stabbügelwicklung nicht zu verkennen ist. 


getriebenen und Rotor-Ventilatoren sei, wobei die letz- Bei der Besprechung der Rotorfragen scheint. Kuyser 


sl Tür die englischen Ausführungen eine größere Sicherheit 
während der Außenventilator die für Vollast erforder- in Anspruch nehmen zu wollen, als er sie den „kontinen- 
liche Zusatzluft liefert. Ist der Generator nur teilweise talen“, d.h. an erster Stelle den deutschen Turbogenern- 
belastet, so bleibt der Zusatzventilator außer Bei rich und goren zuschreibt. Diese Anschauungen beruhen jedoch auf 
seine Verluste werden gespart. Interessant ist übrigens, einer mangelnden Kenntnis der neuzeitlichen deutschen 
daß Kuyser den Wirkungsgrad der direkt gekuppelten Konstruktionen und Werkstoffe. So betont er bei der Be- 
Ventilatoren wesentlich höher bewertet, als bisher all- handlung des für die Rotorkörper verwendeten Stall. 
gemein angenommen wurde. Er stützt diese Ansicht auf materials die Verwendung lediglich geglühten Nickel- 
dio Überlegung, daß ein nicht mit Ventilatoren versehener  stahles in England gegenüber dem in Deutschland üblichen 
Rotor an Seinen Stirnflächen auf jeden Fall erhebliche Chromnickelstahl. Der erstere hat zwar nur eine Streck- 
Luftreibungsverluste erzeugen wird, die von den Ver- 
lusten der direkt gekuppelten Belüfter abgesetzt werden und einer Einschnürung von 30 %, während der Chrom- 
müssen. So bestimmt er den Wirkungsgrad eines Venti- nickelstahl eine Streckgrenze von rd. 50 kg/mm?, eine 
lators mit 3000 U/min, für 180 mm WS und rd. 55 m®/min i T 
zu 56 %. l dafür sei aber der Chromnickelstahl mit von der Ver- 
Im Anschluß an eine Beschreibung älterer und neuerer giütung herrührenden inneren Spannungen unbekannter 
Konstruktionen verdrillter Leiter zur Verminderung der Größe behaftet, die zu den schwersten Enttäuschungen 
irbelstromverluste im Statarkupfer, die den Lesern der führen können. Er berichtet von etarken Verbiegungen 
ETZ bekannt sind, beschreibt Kuyser einen von ihm selbst der Zähne eines Versuchsinduktors nach dem Einfräsen 
entwickelten Kunststab (Abb. 2), bei dem durch Ausklin- : 


gangenheit an. Bei dem dargestellten Versuchskörper 
Scheint aber auch mit dem Einschneiden der Entspannunes- 


nuten unrichtig vorgegangen worden zu sein. Die hohe 
Im weiteren Teil seines Vortrages behandelt Kusser Festigkeit des Chrom 


nickelstahles, vor allem aber seine 
den Verlauf des Streuflusses im Wickelkopf von Turbo- hohe Kerbzähi it, 


uzeitlichen Induktoren aus diesem 
aterial eine besonders hohe Sicherheit, zumal auch die 
i hlwerke, anscheinend im Gegen- 
sen, satz zu den englischen, eine Garantie für den Ausfall 
rert i r tangentialen sondern auch der radialen 


n. Ebenso, wie sich Kuyser schließlich 
Generators bei der gleichen Strombelastung des Stators, von der Zweckmäßigkeit der Verwendung von Chron- 


wenn der Induktor einmal unerregt ist, das zweite Mal nickelstahl und unmagnetischen Stahlsorten für die In- 
übererregt und schließlich im Kurzschluß läuft. Vergleicht duktorkappen hat überzeugen lassen, wird er sich nach 
man die Erwärmungen für die gleiche Statorstromstärke einiger Zeit auch bei der Wahl des Materi 
von 800 A, so ersieht man, daß beispielsweise das End- Induktorkörper größt i 


paket im ersteren Falle 70, im zweiten 23, im dritten 46° tinentalen Firmen anschließen, welche die erforderliche 


Entwicklungsarbeit geleistet haben. Bis 

dahin muß er sich mit sehr niedrigen 

Sicherheitsfaktoren begnügen, so mit 

~ einem Faktor 2, bezogen auf die Streck- 

Abb. 3. Verschränkung auf der ganzen Leiterlänge. grenze, für die Beanspruchung an dor 
Bohrung und von 2% für die höchste 

Zugbeanspruchung im Zahn. Wenn man 

bedenkt, daß sich diese Werte auf die 

normale Drehzahl beziehen, daß eine 

ga A . Schleuderung mit mindestens dem 

Abh. 4. Verschränkung nur in cer Leitermitte. 1,25fachen der letzteren, also mit der 


1,56fachen Beanspruchung vorgenommen 
warm wurde. Daß die Erwärmung der Stirnflächen und wird, so verbleibt eine so 


die Stirnraumverluste bei Messung im Kurzschluß höher regelmäßigkeiten des Mate 


halben Höhe des Kunststabes gleichkommt. 


ausfallen als bei Messung mit normaler Belastung, ist be- teilung, daß man sich damit auf die Dauer nicht begnügen 
kannt. Verfasser hat in der angezogenen Veröffentlichung ann. 

bereits die Erklärung hierfür gegeben, daß nämlich hei Bezüglich der mechanischen Sicherheit der Turbo- 
Messung mit vollem Felde die Eisenwege des Streufeldes, 


i induktoren sollte man den Standpunkt einnehmen. daß sie 
insbesondere die Rotorkappe, durch das Vorhandensein unter allen Umständen höher liegen muß als die des Tur- 
des Nutzflusses und des Rotorstreuflusses bereits zum Teil inenrotors, damit bei einem Durchgehen der letzteren zu- 
eesättiet sind, so daß der Maunetieche Widerstand für den erst cin Schaufelbruch eintritt, wobei die Turbine zum 
Stirnstreufluß bei stark erregter Maschine bedeutend Stillstand kommt, nicht aber zunächst der Induktor Scha- 
größer ausfällt als im Kurzschluß oder gar hei unerregtem den nimmt. Denn dabei werden nicht nur ungleich größere 
Rotor, das Stirnstreufeld also entsprechend schwächer. i i iterg 


Unter den gezeigten Statorwicklungen fällt auch eine Drehzahlsteigerung und schließliche Havarie der Turbine 
Ausführungsform der in Amerika beliebten Zweischicht- nicht aufgehalten. Wie wichtig diese Verteilung der 
\egelwicklung auf, deren Vor. und Nachteile im Ver- Sickerheitsfaktoren ist, wurde vor längerer Zeit durch ein 
gleich mit der in Deutschland meist angewandten Stab- markantes Vorkommnis in einem Großkraftwerk erwiesen. 
ee ! Auch bei einem Vergleich der Sicherheitsfaktoren für die 


, TR Pohl. Das Stirnstreufeld der Turbogeneratoren und die 
Stirnraumverluste, A Eli-Mitt. 1920. 8.605; Kö h ler, Siemens-Z. 192%, N. 320. ” Z. V. d. I Bd. 72, S. 1007. 


5. September 1929 


Induktorkappen bzw. Bandagen kommt man zu dem glei- 
chen Ergebnis, daß die für die beschriebenen Generatoren 
als hinreichend angesehenen Sicherheitsfaktoren nicht 
etwa höher sondern niedriger liegen als die hier üblichen. 
Bei den unmagnetischen Kappen begnügt er sich mit einem 
Sicherheitsfaktor, bezogen auf die Streckgrenze von 2,8, 
der an sich nur dann ausreichen würde, wenn dabei nicht 
nur die Zug- sondern auch die Biegungsbeanspruchung in 
der Kappe berücksichtigt wäre. Kuyser macht selbst darauf 
aufmerksam, daß ein Vergleich von Sicherheitsfaktoren nur 
auf der Basis gleicher Berechnungsmethoden für die Bean- 
spruchung Sinn hat, gibt aber dann die von ihm benutzte 


Abb. 5. Zweischicht-Kegelwicklung. 


Berechnungsart für die Kappenbeanspruchung nicht be- 
kannt. Aus dem Zusammenhang geht aber hervor, daß die 
von der ungleichmäßigen Verteilung des Kupfers unter 
der Kappe herrührende Biegungsbeanspruchung, welche 
die Kappe oval zu ziehen sucht, nicht berücksichtigt ist. 
Wendet man die von Prof. Schwerin entwickelte Be- 
rechnungsart? auf die üblichen Wickelkopfanordnungen 
an, so erkennt man, daß 
die Biegung eine Erhö- 
hung der Beanspru- 
chung gegenüber der 
reinen Zugbeanspru- 
chung um 40... 80 %, un- 
ter Umständen noch we- 
sentlich mehr, ausmacht. 
Der Sicherheitsfaktor 
von 2,8 bei normaler 
Drehzahl ist in Wirk- 
lichkeit also ein solcher 
von etwa 15..2. Man 
erkennt, daß die Kappe 
bei der Schleuderprobe 
unter Umständen an ihrem höchstbeanspruchten Teil, näm- 
lich dem inneren Rande, die Streckgrenze erreicht oder 
überschreitet, wenn auch nur örtlich. 

Eine interessante konstruktive Neuerung in der Aus- 
führung der Induktorkappen geht auf mehrfach beobach- 
tete Defekte an deren innerem Rande zurück. Das beob- 
achtete Ausbrechen von Stücken aus der Kappe an diesen 
Stellen wurde zuerst auf die Wirkung von Dämpferströ- 
men zurückgeführt, welche den Kappenrand stark erhitz- 
ten und so eine Materialverschlechterung bewirkten. Es 
wurde daher ein verbesserter Dämpferkäfig geschaffen, 
wie ihn Abb. 6 zeigt. Ein massiver kupferner Ring mit in 
die Nuten eingreifenden Fingern wird beiderseits unter 
die Kappe gelegt. Die Finger schließen sich mit in den 
Nuten liegenden Kupferstreifen zu einem vollständigen 
Dämpferkäfig. Die elektrische Verbindung zwischen Strei- 
fen und Finger geschieht nicht durch Lötung, sondern le- 
diglich durch den Fliehkraftdruck des Nutenkupfers, wobei 
die Nutenverschlußkeile aus Bronze für die Stromleitung 
mit herangezogen werden. Diese elektrische Verbesserung 
bewirkte jedoch keine Beseitigung des ursprünglichen 
Übels. Erst eine genauere mechanische Kontrolle führte 
auf die wahre Schadensursache. Sie bestand in einem Häm- 
mern des inneren Kappenrandes auf ihren Sitz, hervorge- 
rufen durch die wechselnde Durchbiegung der Welle bei 


I Lager | 


zn ER L | H WI? 
Abb. 6. Rotor-Dämpferküfig. 


3 Vortrag im V.d.I. erscheint als Sonderheft. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36 


1299 


jeder Umdrehung und den Umstand, daß sich die Kappe 
mit ihrem — lagerseitigen — Außenrande auf den Endring 
stützte, der Innenrand eich also relativ zum Induktor- 
körper zu bewegen suchte. Zur Beseitigung dieser Relativ- 
bewegung wurde die Konstruktion nach Abb. 7 abgeändert. 
Hier sitzt der Endring nicht mehr unmittelbar auf der 
Welle sondern auf einer vom Rotorkörper ausgehenden 
Buchse. Zwischen Endring und Welle bleibt Spiel. Die 
praktischen Erfahrungen haben die Richtigkeit dieser 
Überlegung erwiesen. Allerdings kann man Schäden der 
beobachteten Art auch durch einen guten Schrumpfsitz des 
Innenrandes auf dem Rotorkörper vermeiden, unter der- 
artiger Bemessung der Kappe, daß ein Verziehen an die- 
sem Rande durch Überbeanspruchung ausgeschlossen ist. 


Aotor 
e 


Dampfer käfig 


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— E . u- 


Abb. 7. Elastisch gestützte Rotorkappe. 


Die von Parsons und Rosen wieder aufgegriffene 
Frage des Baues großer Generatoren unmittelbar für die 
Übertragungspannung von 33, 66 und 110 kV ist sicherlich 
jetzt aktueller als sie es vor 25 Jahren zur Zeit des Baues 
von 30 kV-Maschinen durch Ganz & Co. war. Denn mit der 
außerordentlichen Steigerung in der Größe der Genera- 
toreinheiten wird die Beherrschung der Ströme bei den jetzt 
üblichen Generatorspannungen von 6000 ... 12 000 ... 18000 V 
zu einer neuen, wenn auch auf verschiedene Weise über- 
windbaren Schwierigkeit. Hierzu kommen die inzwischen 
gemachten Fortschritte der Isoliertechnik. Daß man durch 
Beseitigung der Transformatoren die Anlagekosten ver- 
ringern könnte, erscheint zunächst einleuchtend. Aber die 
Verteuerung der Generatoren verschlingt die Ersparnis 
an Transformatoren zum größten Teil wieder. Am wich- 
tigsten erscheint Parsone daher in diesem Zusammenhange 
die durch Kapitalisierung der ersparten Transformator- 
verluste erreichbare Kapitalersparnis, d.h. nicht die Ver- 
minderung der Anlage- sondern der Betriebskosten. Hier- 
bei scheint er jedoch außer acht zu lassen, daß ein Genera- 
tor für 33kV sowohl größere Eisenverluste als auch er 
höhte Kupfer- und Zusatzverluste besitzt, verglichen etwa 
mit einer 12 kV-Maschine, zumal die Reaktanz der Trans- 
formatoren gewollt oder ungewollt in die viel weiter aus- 
ladenden Wickelköpfe der Hlöchstspannungsmaschine ge- 
legt werden muß. Somit werden auch die Transformator- 
verluste nur teilweise gespart. 

Die rechnerisch erzielbare Verminderung der Anlage- 
kosten ist auch nach Parsons’ Berechnung gegenüber den 
Gesamtkosten des Kraftwerkes außerordentlich klein, von 
der Größenordnung % %. Angesichts dieses Umstandes 
ist die Frage der Betriebsicherheit des Höchstspannungs- 
generatora von ausschlaggebender Bedeutung. Man muß 
es als unökonomisch ablehnen, die ganze StromerTzeugungs- 
kette vom Kohlenbunker bis zum abgehenden Kabel zu 
schwächen, um an dem Gliede Generator/Transformator 
eine geringfügige Kostenersparnis zu bewirken. Denn 
wenn die bisherige Sicherheit des Betriebes über Trans- 
formatoren nicht in vollem Maße erhalten bleibt, so bedeu- 
tet dies grundsätzlich auch die Notwendigkeit größerer 
Reserven und damit sofort eine bedeutende Erhöhung statt 
einer Verminderung der Anlagekosten. Von diesem Ge- 
siechtspunkte aus ist also die von Parsons entwickelte neue 
Konstruktion eines für die Brimsdown-Zentrale in London 
gebauten 33 kV-Generators zu beurteilen. Er hat eine 
Leistung von 25000 kVA bei cos ọ = 0,8 und 3000 U/min, 
die natürlich noch ohne Schwierigkeit bei 6000 oder 12000 V 
erzeugt werden kann. Die Konstruktion bringt insofern 
eine interessante Neuerung, ale die Form der Nuten kreis- 
rund und die Anordnung der Leiter in denselben eine kon- 
zentrische ist. Abb. 8 zeigt im rechtsseitigen Schnitt die 


1300 


Nutenanordnung und Form, in der linksseitigen Ansicht 
des Kopfes die Verlegung der Bügel. Jeder kreisrunde 
Teil der Nuten enthält drei nach Art der Dreileiterkabel 
konzentrisch angeordnete Leiter, welche vor Einführung 
in die Nut zu einem kabelartigen Gebilde, jedoch mit 
Glimmerisolation, aufgebaut sind. Wir unterscheiden das 
Zentrum, den inneren und den äußeren Ring. Zwecks mög- 
lichster Ersparnis an Isolationsdicke bilden die Leiter des 
äußeren Ringes das dem Nullpunkt zunächst liegende Drit- 
tel jeder Phase; es folgen dann sämtliche Leiter des inne- 
ren Ringes und schließlich die Zentrumleiter, welche also 
die Phasenenden bilden und dem Eisen gegenüber das 
höchste Betriebspotential besitzen. Die Zentrumleiter 
haben demnach die dreifache Isolationsdicke gegen Eisen 
wie die Außenringe. Während nach den internationalen und 
neuen deutschen Normen die Prüfspannung für die ganze 


Wickelkopf 
Abb. 8 Höchstspannungsgenerat ır. 31250 kVA, 33000 V. 


Wicklung gegen Eisen gleich 2 E + 3000, also hier 69 kV 
eein sollte. wurde sie für die vorliegende Maschine wie 
folgt abgestuft: 


Zentrum 67 kV 
‚innerer Ring. . 45 „ ; 
äußerer Ring. . 23 , 


Es fragt sich, ob dies angesichts der gewählten An- 
erdnung zulässig ist. Da der Generator ohne Transforma- 
tor auf das Netz arbeiten soll, so muß unbedingt mit der 
Möglichkeit eines Netzerdechlusses, also eines Klemmen- 
erdschlusses des Generators, gerechnet werden. Da ferner 
eine dauernde direkte Erdung des Nullpunktes ausschei- 
det, so wird der Wicklungsnullpunkt bei jedem Netzerd- 
schluß die Phasenspannung annehmen und die ersten Lei- 
ter des äußeren Ringes, welche ?/s der Phasenwicklungs- 
länge vom Nullpunkt entfernt sind, sogar das 1,2fache der 


l’hasenspannung, d.h. N 1,2 = rd. 23 kV. Die Prüfspan- 


nung für den äußeren Ring enthält also schon keinerlei 
Sicherheit gegen betriebsmäßig vorkommende Spannungen 
mehr. Irrig wäre aber auch die Annahme, daß Überspan- 
nungen in den dem Nullpunkt benachbarten W icklungs- 
teilen nicht auftreten können. Gerade am Nullpunkt tritt 
die volle Reflexion einziehender Überspannungswellen ein. 
Man kann sich also mit der Abstufung der Isolationsdicke 
und der Prüfspannungen keineswegs einverstanden er- 
klären. Noch viel schlimmer wäre die Gefahr einer solehen 
Spannungsüberhöhung in der Nähe des Nullpunktes, wenn 
man, wie Parsons es vorschlägt, für 66- und 100 kV-Netze 
33 EEN mit Autotraneformatoren verwenden 
wollte. 

Ferner ist zu berücksichtigen, daß die Wärmeabfuhr 
vcn den Zentralleitern durch die dreifache Isolation hin- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36 


Statorschnitt. 


5. September 19298 


durch beträchtlich schlechter ist als vom äußeren Ring. 
Es wäre demnach bei der Temperaturmessung die Zunahme 
der einzelnen Wicklungszweige getrennt festzustellen, um 
eine Gewähr für die Einhaltung zulässiger Temperaturen 
auch im Zentrum zu besitzen. Zahlenangaben hierüber 
sind aber nicht gemacht. Auch bezüglich der Ausführung 
der Wickelköpfe, welche für die Sicherheit solcher Höchst- 
spannungs-Turbogeneratoren vielleicht von ausschlag- 
gebender Bedeutung sind, lassen sich ernste Bedenken 
nicht unterdrücken. Abb. 9 zeigt die grundsätzliche An- 
ordnung der Köpfe. Man erkennt, daß die konzentrische 
Anordnung der Leiter nicht mit gleichbleibender Isolie- 
rung im Kopf fortgesetzt, sondern die bei Mittelspannungs- 
maschinen übliche Bügelanordnung beibehalten worden ist, 
sicherlich, weil sich die konzentrische Leitergruppe nicht 
mit hinreichend kleinem Radius biegen ließ und daher nicht 
durch den Kopf hindurch fortgesetzt werden konnte. So 
entstand eine außerordentlich große Zahl von Stabbügel- 
verbindungen, die gelötet und genietet und sodann für die 
Prüfspannung isoliert werden müssen. Die Bügel liegen 
nunmehr in dreimal drei Ebenen und werden in der üb- 


Q 


bp ZLLDELE LET DLERLIDET ELITE EID EB TEE 


Abb. 9. Wickelkopf des 33 kV-Generators. 


lichen Weise gegen die Kurzschlußkräfte verspannt. Selbst 
bei sorgfältigster Ausführung iet die elektrische Festig- 
keit einer solchen Anordnung der einer in Öl liegenden 
Transformatorwicklung weit unterlegen. 

Sicherlich führt die Entwicklung mit der wachsenden 
Maschinengröße auch zu höheren Generatorspannungen, 
so daß im Laufe der Jahre auch mit Betriebspannungen 
von 33000 V zu rechnen sein wird. Der Verfasser ist 
aber der Meinung, daß die Beseitigung der Transforma- 
toren für die Übertragungsleitungen erst dann ernsthaft in 
Frage kommt, wenn durch Ausbildung der Statorwicklung 
entweder mittels im wesentlichen ununterbrochener Iso- 
lation oder mit Ölfüllung die gleiche Betriebsicherheit für 
die ruhenden Wicklungen der Maschinen gewährleistet ist, 
wie sie modernen Transformatoren eigen ist, u. zw. unter 
Berücksichtigung der atmosphärischen und sdnstigen 
Überspannungen, welche jetzt beim Betrieb über Trane- 
formatoren vom Generator fast vollständig ferngehalten 
werden. Die Prüfspannung für die gesamte Wicklung sol- 
cher unmittelbar auf das Netz arbeitender Maschinen 
müßte dann sinngemäß auf die gleichen Zahlen erhöht 
werden, welche für Transformatoren gültig sind. Für Ma- 
schinen ohne Ölfüllung käme nach den R.E.T. 1930 für die 
vorliegende Spannung von 33kV 2E-+16, d. b. 82 kV, 
in Frage. Dieser Spannung gegen Erde und gegen die be- 
nachbarten Wicklungsteile wäre jede Phase einzeln, u. 
zw. über ihre ganze Länge, 1 min lang zu unterwerfen, 
ferner müßte die Wicklung die übliche Sprungwellenprobe 
bestehen. Von einer wirklichen Ersparnis der bisherigen 
Praxis gegenüber kann erst dann die Rede sein, wenn ein 
für diese Bedingungen und die üblichen Temperaturen ge- 
bauter Höchstspannungsgenerator bezüglich Herstellungs- 
kosten und Wirkungsgrad günstiger ausfällt als die jetzt 
übliche Generator-Transformator-Einheit. 


5. September 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36 1301 
Meßgeräte und Meßverfahren. vanometers periodisch festhält und freigibt. Sobald der 


Ein neuer Sechsfarbenschreiber. — Bei fast allen in 
Europa gebräuchlichen Mehrfarbenschreibern erfolgt die 
Markierung der Kurven in periodischer Weise dadurch, 
daß auf mechanischem Wege Zeiger und Papierfläche zur 
Berührung gebracht werden, wodurch unter Benutzung 
geeigneter Färbevorrichtungen auf letzterer ein der be- 
treffenden Meßstelle entsprechender Punkt entsteht. Je 
nach der Konstruktion wird hierbei der Abstand dieses 
Markierungspunktes von der Nullinie entweder auf der 
Bogenlänge oder auf der Sehne des von der Zeigerspitze 
beschriebenen Kreises gemessen. Wollte man solche Punkt- 
schreiber mit breiterem Registrierstreifen bauen, als sie 
heute noch üblich sind, so wäre dieses nur durch eine ent- 
sprechende Vergrößerung der Zeigerlänge zu erreichen. 
Dieses würde aber zu unschönen, weit von der Wand ab- 
stehenden Apparaturen führen und außerdem die Schwin- 
gungsdauer des Drehspulsystems unliebsam vergrößern. 
Die Verwendung breiterer Registrierstreifen ist aber eine 
Forderung, die immer dringlicher wird, weil hierdurch 
nicht nur die Unterscheidung der einzelnen Kurvenzüge 
und die Sicherheit der Ablesung erhöht wird sondern auch 
eine leichtere und bequemere Auswertung des Diagramms 
im Betriebsbüro möglich ist. 


8 Abb. 1. Sechsfarbenschreiber. 


In diesem Sinne stellt der Farbschreiber (Abb. 1) des 
Pyro-Werks Dr. Rudolf Hase, Hannover, eine Neukon- 
struktion dar, bei welcher erstmalig eine der amerikani- 
schen entsprechende Papierbreite von 27cm verwendet 
wird. An Stelle der sonst üblichen Farbbänder und Durch- 
schlagpapiere geschieht die Markierung der einzelnen Meß- 
punkte durch einen mit Farbnäpfen versehenen Schlitten, 
welcher sich auf einer geraden Schiene über die ganze 
Papierbreite hinweg bewegt und vom Galvanometerzeiger 
aus gesteuert wird. Dadurch sind elektrisches Meßgerät 
und Schreibvorrichtung nicht wie bisher über- sondern 
nebeneinander angeordnet, so daß die räumliche Lage des 
Papierstreifens von derjenigen des Zeigers unabhängig 
geworden ist. Infolgedessen läßt sich dieses neue Re- 
gistrierverfahren auf jede beliebige noch so große Papier- 
breite anwenden. 

Die Anordnung der Einzelteile und insbesondere die 
wangläufige Kupplung zwischen Zeigerausschlae und 
Schlittenverschiebung gehen aus Abb. 2 hervor. Das Papier- 
band läuft von der Vorratsrolle R, über die Stiftwalze W 
zur Aufspulrolle Ra Die beiden letzteren werden durch 
ein Uhrwerk U angetrieben. Da W den Vorschub ver- 
mittelt und in unmittelbarer Nähe der Schreiblinie liegt, 
ist jederzeit ein Abschneiden des Papierstreifens fast bis 
zur letzten Markierung möglich. Das Uhrwerk, welches 
eine siebentägige Gangdauer besitzt, betätigt ferner einen 
Fallbügel B, der in üblicher Weise den Zeiger des Gal- 


Zeiger durch den Fallbügel in seiner Ausschlagslage fest- 
gehalten wird, schaltet das Uhrwerk den Motor M ein, 
welcher über eine Vorlage ein Stiftrad R, bewegt. Dieses 
setzt mittels einer Kette K den Schlitten S und das weitere 
Stiftrad R, in Bewegung. Letzteres greift mittels eines 
Ritzels in das Zahnsegment Z ein, dessen Drehpunkt genau 
über der Zeigerachse liegt. Ein an dem Segment sitzender 
Arm, welcher bis zur Galvanometerskala reicht, trägt ein 
um eine horizontale Achse drehbares Schaltröhrchen Q. 
Der Registriervorgang spielt sich nun folgendermaßen ab: 
Der Fallbügel fällt nieder und hält den Zeiger in seiner 
der Temperatur entsprechenden Ausschlagslage fest, wäh- 
rend gleichzeitig der Stromkreis des Motors eingeschaltet 
wird und dieser das Zahnrad R, in Drehung versetzt. 


dé AA MAR EE KG Me A Baa 


00 200 300 «00 500 600 ag 800° 


won / 


4 
H 


m D 


Abb. 2 Anordnung der Einzelteile. 


Infolgedessen setzt sich gleichzeitig durch Vermittelung 
der Kette der Schlitten in Bewegung und durch Vermit- 
telung der Übertragung von R, auf Z auch das Schalt- 
röhrchen Q. Die lineare Verschiebung des Schlittens über 
die Papierfläche hinweg ist in jedem Augenblick pro- 
portional dem auf der Galvanometerskala gemessenen Weg 
des Schaltröhrchens Q und dauert so lange an. bis dieses 
mit einem kleinen nach unten gerichteten Hebel gegen 
den durch den Fallbügel festgeklemmten Zeiger des Gal- 
vanometers schlägt. Sobald dieses eintritt. vollführt Q 
eine kurze Kippung um seine Horizontalachse, wodurch 
der Motorstromkreis ausgeschaltet wird und der Schlitten 
momentan zum Stillstand kommt. Die erforderliche plötz- 
liche Bremsung des Motors ist durch entsprechende Be- 
wicklung desselben sowie durch eine Zentrifugalregelung 
seiner Achse gesichert. 


Zu erwähnen ist noch, daß der Ausgangspunkt der 
Schlittenbewegung stets auf der rechten Seite seiner Skala 
liegt, wo sich die Schaltwalze A befindet, die beim An- 
laufen des Schlittens durch eine Sperrklinke bereits auf 
den nächsten Meßkreis umgeschaltet wird. So ist es zu 
erklären, daß auf der Zeichnung der Farbnapf Nr.6 am 
Schlitten in Arbeitstellung ist, während auf der Schalt- 
walze A schon wieder der Stromkreis 1 eingeschaltet ist. 
Wenige Sekunden nachdem der Schlitten auf dem der Tem- 
peratur entsprechenden Meßwert zum Stillstand gekom- 
men ist, vollführt er eine kurze Drehbewegung nach 


1302 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36 


D. September 1929 


unten, wodurch der am weitesten vorn befindliche Farb- 
napf die Papierfläche berührt und damit den Meßpunkt 
ınarkiert. Unmittelbar hierauf schaltet der Motor wieder 
selbsttätig auf Rücklauf, wodurch Schlitten und Queck- 
silberröhrchen wieder in ihre Ausgangslage zurückkehren. 
Hierbei stößt die Farbscheibe des ersteren gegen den An- 
schlag P und vollführt eine Drehung von 60°, so daß der 
zur nächsten Meßstelle gehörige Farbnapf nach vorn ge- 
rückt wird, Alsdann heginnt das. Spiel von neuem, der 
Zeiger wird festgehalten, der Motor setzt Schlitten und 
Schaltröhrehen in Bewegung usw. Dieses wiederholt sich 
alle 30 s, so daß bei einem Sechsfarbenschreiber jede Meß- 
stelle in Abständen von 3 min registriert wird. 

Der Schreiber kann mit Kreuzspul-Meßwerk für Wi- 
derstandsthermometer oder mit Drehspulsystem für Ther- 
moelemente und Strahlungsrohre ausgerüstet werden und 
entspricht in seiner Empfindlichkeit vollkommen den ge- 
bräuchlichen Ablesegeräten. fi. 


Leitungen. 


Stabilitätskurven von Höchstspannungskabeln. — 
Bei der Gestalt der Stabilitätskurve eines Hochspannungs- 
kabels, d.h. also derjenigen Kurve, welche tgd in Ab- 
hängigkeit von der Spannung nach Erwärmung des Lei- 
ters auf gegebene Temperatur und Wiederabkühlung des 
Kabels darstellt, spielt neben den anderen Faktoren (Auf- 
bau und Fabrikationsmaßnahmen) die Wärmeableitung 
des Kabels während des Erwärmungsprozesses und wäh- 
rend.der dielektrischen. Verlustmessung eine beachtens- 
werte Rolle Um also Stabilitätskurven verschiedener 
Kabel einwandfrei vergleichen zu können, muß nicht nur 
die Leitertemperatur sondern auch die des Bleimantels 
bekannt sein. Bei ein und derselben Leitertemperatur eines 
Kabels mit Mantelisolation, eines H- und eines SL-Kabels 
und gleicher Verlegungsart aller drei Typen herrschen 
unterhalb des Bleimantels verschiedene Temperaturen, 
und zudem hängt die Erwärmung des Mantels stark 
von dem umgebenden Medium ab. 


2 
Phasenspannung Ki 


Abb. 3. Stabilitätskurven eines H-Kabels 3* 10 imm? für 30 kV. 


bilitätskurven eines H-Kabels 3X 150 mm? für 30 kV. 
Kurve 1 ist bei 20°, Kurve 2 nach Erwärmung durch 
Strom auf 52° und Abkühlung auf 20° (Bleimanteltem- 
peratur 42°) aufgenommen. Der Anstieg der Kurve 2 bei 
höheren Spannungen ist darauf zurückzuführen, daß die 
Tränkmaese unter dem Mantel zufolge der hohen Tem- 
peratur dünnflüssig ist, durch die Löcher im metallisierten 
Papier in den Beilauf abströmen, bei Abkühlung aber 
nicht wieder vollständig von der Aderisolation aufge- 
nommen werden kann. Bei Kabeln mit Mantelisolation tritt 
dieser Vorgang noch stärker in Erscheinung als bei 
H-Kabeln. SL-Kabel haben die günstigsten Wärme- 
ableitungebedingungen, die Kurve deformiert sich also bei 
ihnen verhältnismäßig am wenigsten. Kabel, die durch 
ein Wärmebad auf höhere Temperatur gebracht wurden, 
zeigten nach der Abkühlung günstigere Stabilitätskurven, 
auch wenn sie auf höhere Temperaturen gebracht worden 
waren als die Kabel, welche mittels Stromdurchganges 
durch den Leiter erwärmt wurden. Zur Klärung dieses 
Verhaltens beabsichtigt der Verfasser weitere Versuche. 
Er streift dann noch kurz die verschiedenen Vorschläge, 
die darauf abzielen, bei SL- und H-Kabeln das Füllmaterial 
durch Bleirohre zu ersetzen und diese gegebenenfalls von 
Kühlflüssirkeiten durelhiströmen zu laesen, und verweist 
auf den Vorschlag von Frice!, welcher gefährliche loni- 
sationsspannunsen dadurch vermeiden will, daß die Luft- 
reste im Dielektrikum durch ein anderes Gas mit gün- 
stigerer lonisierunsspannung und günstigerer Abhängig- 
keit vom Druck ersetzt werden. (V. Planer, El u. 
Maechinenb. Bd. 45, 5. 926.) Eg. 


1! ETZ 1928, S. 951. 


Abb. 3 zeigt die Sta- 


Französisches Lastenheft für die Lieferung gummi- 
isolierter Leitungen. — In ähnlicher Form wie in dem 
Vorschriftenbuch des VDE bestehen heute in fast allen 
Ländern Vorschriften über den Aufbau und die Prüfung 
eummiisolierter Leitungen. In einigen Ländern hat man 
sich dabei eng an die VDE-Vorschriften angelehnt, in an- 
deren ist man eigene Wege gegangen. Im März 1928 hat 
nun die Generalversammlung der Union des Syndicats de 
l Eleetrieit® in Frankreich eine Neuausgabe dieser Vor- 
schriften angenommen, die zwar noch nicht als definitiv 
angesehen wird, vorerst aber in Kraft tritt. Eine Veröf- 
fentlichung der Vorschriften begleitet M. Grosselin 
mit einem Vorwort, das einen Kommentar zu den Punkten 
bildet, die Änderungen gegenüber dem bisherigen Stande 
darstellen. 

Einzelne Vorschriften sind bemerkenswert, teils, weil 
sie neu sind, teils, weil sie im Gegensatz zu den be- 
stehenden Vorschriften des VDE stehen. Zu den letzteren 
gehört die Zulassung von Regenerat in der Normal- 
gummimischung. Zu diesen Punkt war ursprünglich 
auch die Zulassung von Faktis beantragt, was jedoch, 
und mit Recht, abgelehnt wurde. Die Zulassung von Re- 
generat ist nicht direkt ausgesprochen sondern ergibt 
sich indirekt dadurch, daß sein Gebrauch nicht verboten 
ist. Die Analyse der Normalmischung muß 35 % Rein- 
gummi bei einer zulässigen Toleranz von 5% ergeben 
(VDE: 33!/s % Reingummi ohne Toleranz). Einem über- 
mäßigen Gebrauch von regenerierten Gummi ist durch 
eine Dehnungsprüfung vorgebeugt, die verlangt, daß ein 
Stück der Gummihülle einer Leitung von mindestens 
50 mm Länge sich ohne Bruch auf die vierfache Länge 
dehnen läßt und innerhalb 10 min auf eine Länge zu- 
rückgeht, die im Höchstfall gleich der 1,2fachen ur- 
sprünglichen Länge sein darf. Die Fassung dieser Be- 
stimmung in Formeln anstatt eines Wortlautes soll Aus- 
legungschwierigkeiten ausschließen. Dem gleichen 
Zweck soll eine Alterungsprüfung dienen, die die Aus- 
setzung eines frisch hergestellten Stückes der Gummi- 
hülle an vier aufeinanderfolgenden Tagen und täglich 
8 h einem umlaufenden Luftstrom von 70° und eine 
darauf folgende Dehnung des Stückes auf die doppelte 
Länge ohne Bruch vorsieht. Diese Prüfung hat vorerst 
noch durchaus provisorischen Charakter und muß ihre 
Berechtigung erst beweisen. 

Alle normenmäßigen Leitungen erhalten zwei Kenn- 
fäden, u. zw. einen Firmenkennfaden und einen weiteren 
Faden, der die Spannungsreihe kennzeichnet, innerhalb 
der die Leitung verwendet werden darf. Im Gegensatz 
zu den VDE-Vorschriften, die nur die NGA-Leitung für 
Spannungen bis 750 V kennen, sind hier drei Typen vor- 
gesehen: für Spannungen bis 250 V: Kennfaden weiß: 
für Spannungen zwischen 250 V und 750 V: Kennfaden 
schwarz; für Spannungen über 750 V: Kennfaden rot. 
Für alle drei Typen ist der Aufbau der Gummihülle aus 
einer Lage zugelassen. Die 24stündige Wassertauchung 
vor der Spannungs- und Isolationswiderstandsprüfung ist 
beibehalten worden. Die Prüfspannung beträgt 2 U + 100%) 
bei einer unteren Grenze von 1500 V. Leider hat sich 
trotz Bemühung aus diesem Lastenheft die Garantiefor- 
derung von Mindest-Isolationswiderstandswerten nicht 
herausbringen lassen. Die festgelegten Mindestwerte sind 
bei den verschiedenen Leitungen nach Type und Kupfer- 
querschnitt gestaffelt. Bei der Abnahme von Leitungen 
unter 20 mm Dmr. über Isolation kann die Vornahme 
einer Biegeprobe gefordert werden, nach deren Durch- 
führung weder Geflecht noch Isolation Risse zeigen darf 
und das geprüfte Leitungstück von 1m Länge noch 
5 min die Prüfspannung aushalten muß. Bei Leitungen 
unter 10 mm? Kupferquerschnitt kann das nach den 
deutschen Vorschriften bei Leitungen für feste Verle- 
eunz stets vorgesehene gummierte Band unter dem 
Schutzgeflecht fortgelassen werden. 

Die biegsamen Leitungen haben eine völlige Neuhe- 
arbeitunz erfahren, auf die hier näher einzugehen zu 
weit führen würde. (Rev. Gen. de UEL Bd. 24, S. 480.) 

Wn 
Apparate. 


Wechselstrom-Sehnellschalter für 12000 V. — Die 
Entwicklung von Sehnellsehaltern für Wechselstrom- 
Bahnanlaxen, einerlei ob es sich um Luft- oder Ölechalter 
handelt, wurde hauptsächlich angeregt durch die von der 
schnellen Abschaltung mit Sicherheit zu erwartende Ver- 
minderung der Schäden, die an den Wicklungen der Trans- 
formatoren und Maschinen, an den Leitungen und Isola- 
toren bei Kurzschluß auftreten. Besonderes (rewieht wird 
auf die Tatsache gelegt, daß das Abbrennen der Leitungen 
von den Isolatoren und die damit verbundenen Betriebs- 


5. September 1929 


störungen (Fahrtunterbrechungen) nicht mehr eintreten 
können und weiter die Dauer der Beeinflussung von be- 
nachbarten Schwachstromleitungen so klein wird, daß ein 
falsches Ansprechen von Relais oder Schutzeinrichtungen 
dort nicht zu befürchten ist. 


Um bei der raschen Unterbrechung des Kurzschluß- 
stromes durch Wechselstrom-Schnellschalter gefährliche 
Überspannungen zu vermeiden, soll die Löschung des 
Lichtbogens während des Stromdurchgangs durch Null 
erfclgen, u. zw. soll der Kurzschlußstrom möglichst 
nach der ersten vollständigen Halbwelle abgeschaltet wer- 
den. Als Mittel zur Verkleinerung der Schaltzeit werden 
auch bei Ölschaltern magnetische Blasvorrichtungen ver- 
wendet; jedoch werden Luftschalter den Ölschaltern vor- 
gezogen, da sie imstande sind, selbst schwere Kurzschlüsse 
mehrere Male hintereinander ohne Wartung zu unter- 
brechen. J. W.McNairy berichtet, daß mit einem Luft- 
schnellschalter 20 Kurzschlüsse in Abständen von 2 min 
bei 12000 V und 22000 A unterbrochen worden sind. 


1 


1 Auslösespule 


2 gesättigter Trans- 
formator 


$ Stromwandler für den 
Hauptstrom 


Abb. 4 Schaltung des Aus- 
lösekreises. 


d 


Die Auslösung eines solchen Wecheelstromschalters 
erfolgt ohne Verwendung irgendwelcher Relais rein elek- 
tromagnetisch derart, daß ein den Schalter in der Schließ- 
stellung haltender spannungserregter Magnet entmagne- 
tisiert bzw. der Fluß aus dem Halteanker verdrängt wird. 
Die Auslösung erfolgt durch transformatorische Beein- 
flussung der den Fluß verdrängenden Auslösespule, wobei 
die Unabhängigkeit von der Stromrichtung derart erzielt 
wird, daß der Auslöseimpuls durch die Spannungsunter- 
schiede in den im Auslösekreis liegenden gegeneinander- 
geschalteten Sekundärspulen zweier Stromwandler gegeben 
wird (Abb. 4). Die Primärseiten der beiden Stromwandler 
werden vom Hauptstrom in verschiedenen Richtungen 
durchflossen, und ihre Kerne durch den in den Sekundär- 
spulen ständig fließenden Gleichstrom in entgegengeselz- 
ter Richtung gesät- 
tigt. Die Auslösung 
erfolgt nur bei hohen 
Kurzschlußströmen, 
so daß für Auslösung 
bei kleinen Cher: 
strömen ein beson- 
deres Relais vorzu- 
sehen ist. Durch das 
Prinzip der elektro- 
magnetischen Aus- 
lösung wird die Mög- 
lichkeit der Verwen- 
dung von Schnell- 
schaltern zur selek- 
tiven Abschaltung 
gegeben. Wesentlich 
ist, daß durch ge- 
eignete Zusammen- 
schaltung der Halte- 
spulen, die sämtlich 
von einer gemein- 
samen Leitung aus gespeist werden, eine sichere selektive 
Abtrennung kranker Leitungen mit Schnellschalter-Wir- 
kung erreicht werden kann. 

Die Ausführung des Luftschalters für 12000 V ist 
der der Gleichstromschnellschalter ähnlich, doch sind die 
Abmessungen erheblich vergrößert und zwei nebenein- 
ander liegende Schaltereinheiten in Reihe gelegt worden. 
Die Befestigung der spannungführenden Teile am 
Rahmen erfolgt durch Porzellanisolatoren. Zur Lö- 
schung des Bogens sind mehrere vom Bogen selbst er- 
regte Blasspulen vorgesehen. Neu ist die Verwendung 
von Schalthörnern aus besonderem Widerstandsmaterial, 
die bewirken, daß der Bogen bei seiner Ausdehnung selbst- 
tätig einen erheblichen Widerstand in den Kreis einschal- 
tet und früher verlöscht als bei Kupferhörnern. Der 
Schaltweg eines jeden der beiden in Reihe liegenden Schal- 
ters ist rd. 75mm. Er wird in 0,02 s zurückgelegt. 


Abb.5. Abschaltung von 1400 V, 24000 Aeff 
mit der Versuchsausführung des Luft- 
schalters. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36 


1303 


Oezillogramme von Kurzschlußversuchen, die bei 
25 Hz mit einem Versuchschalter für 12000 V, 1500 A 
ausgeführt wurden, zeigen eine maximale Schaltleistung 
von 14000 V, 24 000 A (Abb. 5). Die gesamte Schaltzeit 
(Schaltverzug + Lichtbogendauer) beträgt 0,021 s. Mit 
einem einzelnen Schaltelement soll wiederholt eine Strom- 
stärke von 41 000 A bei 7000 V sicher unterbrochen worden 
sein, so daß der Luftschalter hinsichtlich der Größen- 
ordnung seiner Schaltleistung den Ölschaltern entspricht. 

Die Entwicklung sowohl von Luft- als auch von Öl- 
schaltern für 12000 V, die eine den Gleichstromsehnell- 
schaltern entsprechende kurze Schaltzeit besitzen, ge- 
währleistet somit den Wechselstrom-Bahnnetzen die 
gleiche Sicherheit, die infolge der Verwendung von 
Schnellschaltern bei Gleichstromnetzen schon seit einigen 


Jahren erreicht wird. (T. W. McNairy, J. Am. Inst. 
El. Engs. Bd. 47, S. 702.) Bed. 
Transportabler Phasenwandler. — Die hohen Anfor- 


derungen, welche in elektrischen Großanlagen an Meß- 
einrichtungen, Zähler und Relais gestellt werden, erfor- 
dern eine regelmäßige meßtechnische Überwachung 
dieser Organe. Es genügt in der Regel nicht, die Prü- 
fungen lediglich bei der gerade vorhandenen Belastung 


Netzonschluß 
‚Umscholter 


Phasertronsiormetor Stromtransformator Stromonschlüsse 
Stotor Rotor Regler Primar Sekundör 2 MeBbereiche 


Abb. & Schaltplan eines Fhasenwandlers. 


einer Anlage vorzunehmen. Vielmehr werden meist Mes- 
sungen bei verschieden hoher Belastung und verschie- 
denen cos g-Werten nötig sein. Außerdem ist in manchen 
Anlagen die natürliche Belastung derart schwankend, 
daß schon aus diesem Grunde Prüfungen mit der be- 
triebsmäßigen Belastung schlecht durchführbar sind. Die 
praktischste Lösung ist, die zu prüfende Apparatur mit 
Hilfe geeigneter Einrichtungen künstlich zu belasten. Für 
diesen Zweck wurde der neue transportable Phasen- 
wandler gebaut. Das Gerät vereinigt Phasentransforma- 
tor und Drehstrom-Belastungswandler. Nach Trennung 
der Meßsätze bzw. Relais von ihren Stromwandlern kann 
deren Belastung mit beliebiger Stromstärke in jeder 
Phase, sowohl bei beliebiger induktiver oder kapazitiver 
Verschiebung, als auch bei Phasengleichheit zwischen Meß- 
strom und Meßspannung, vorgenommen werden. 


Aufbau und Wirkungsweise seien hier kurz skizziert. 
Die Einrichtung besteht im wesentlichen aus einem ab- 
gebremsten Asynchron-Drehstrommotor als Phasenschie- 
ber, dessen Anker mittels Schneckengetriebe beliebig ver- 
dreht und in der gewählten Stellung festgehalten wird. 
Im Ständer des Motors ist die Primärwicklung unter- 
gebracht. Sie ist, wie aus dem Schaltplan Abb. 6 hervor- 
geht, unterteilt und. derart 
umschaltbar, daß die Primär- 
spannungen 3X 380, 3X 220 
und 3X 120V angelegt wer- 
den können. Die Sekundär- 
wicklung ist über 3 Regel- 
widerstände geschlossen. Diese 
wirken als Spannungsteiler 
und ermöglichen eine stufen- 
lose, unterbrechungsfreie Re- 
gelung. Der von den Wider- 
ständen abgegriffene Strom 
speist die Primärspulen von 
3 Stromtransformatoren. Den 
eigentlichen Eichstrom liefern 
deren  Sekundärwickluneen. 
Sie sind abgezapft und über 
3 Weicheisen-Strommesser mit den Meßbereichen 5 und 
25 A zu den Anschlußklemmen geführt. Die sekundäre 
Drehstromleistung beträgt 200 VA dauernd. 

Um das Gewicht möglichst niedrig zu halten, wird 
das Motorgehäuse aus Aluminiumguß gefertigt und für 
die Transformatoren hochlegiertes Eisen verwendet. Die 
Einrichtung ist in einem stabilen Eisenblechgehäuse unter- 
gebracht. Die Außenmaße betragen 480 X 370 X 190 mm 
(Abb. 7). Hergestellt wird das Gerät von der Firma Zera, 
Königswinter a.Rh. fi 


A'b. 7. 


Transportabler Phasen- 
wandler. 


1304 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


D September 1929 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Fortschritte der Dampfkessel-Feuerungen. — Dip|.- 
Ing. F. Schulte, Direktor des Dampfkessel-Revisions- 
Vereins Essen, hat im Unterausschuß des Ausschusses für 
Dampfkessel beim Verein deutscher Ingenieure einen be- 
merkenswerten Bericht über den heutigen Stand der 
Feuerungstechnik erstattet, der im Märzheft 1929 des 
Archivs für Wärmewirtschaft und Dampfkesselwesen er- 
schienen ist. 


Die Wandlungen, die sich in den letzten Jahren auf 
dem Gebiete der Rostfeuerungen für Dampfkessel voll- 
zogen haben, stehen im Einklang mit einer neuen An- 
schauung über den Vorgang der Verbrennung von Kohle, 
die Dr.-Ing. Bleibtreu auf Grund der Arbeiten von 
Fischer im Kohlenforschungs-Institut, Mülheim, ent- 
wickelt hat. Im Gegensatz zu der heute geltenden An- 
schauung, wonach feste Brennstoffe in Rostfeuerungen in 
zwei Stufen verbrennen, nämlich die festen Bestandteile 
auf dem Rost und die flüchtigen Bestandteile über dem 
Rost, vollzieht sich nach der neuen Theorie die Ver- 
brennung stets in nehreren durch ihre Temperatur ab- 
gegrenzten Stufen, nämlich Verdampfen der groben Feuch- 
tigkeit bei etwa 100°, Abspalten des chemisch gebundenen 
Wassers zwischen 100 und 200° und Zersetzen der ent- 
wickelten Gase und Dämpfe sowie Zünden und Verbren- 
nen der niedrig- und dann der hochmolekularen Kohlen: 
wasserstoff-Verbindungen. Die Vorgänge, die sich bei den 
Temperaturen über 200° abspielen, muß man sich so vor- 
stellen, daß zunächst die einfachen Kohlenstoff-, Wasser- 
stoff- und Sauerstoffverbindungen in der Hitze gespalten 
werden und Urteer gebildet wird. Erst bei den höheren 
Temperaturen bilden sich aus dem Urteer wärmebeständi- 
gere Verbindungen, indem Kohlenstoff abgespalten wird. 


Diese Theorie ist allerdings bis jetzt nur an Kohlen- 
staubfeuerungen nachgeprüft worden. Ihre Folgerungen 
werden aber teilweise auch durch die praktische Erfah- 
rung an Rostfeuerungen bestätigt, wenigstens dahin, daß 
die Zündung bei Braunkohle am leichtesten, bei Anthrazit- 
kohle am schwersten sei, daß ferner Fettkohle die höchste, 
dagegen Braunkohle die niedrigste Temperatur entwickle; 
daß aber die Brennzeit bei Fett- und bei Braunkohle am 
kürzesten, bei Anthrazit- und bei Gaskohle am längsten 
sei, steht mit den bisherigen Erfahrungen an Rostfeuerun- 
gen in Widerspruch. Immerhin ist bemerkenswert, daß 
die Feuerungstechnik auf Grund von Versuchen und Be- 
obachtungen auch schon ohne Kenntnis dieser Theorie 
Wege beschritten hat, die zu wesentlichen Erfolgen ge- 
führt haben. 


Am wichtigsten scheinen wohl die mit Unterstützung 
des Vereins deutscher Ingenieure durchgeführten Messun- 
gen über die Temperaturen des Wander- 
rostesundderdaraufbefindlichenPBrenn- 
stoffschicht durch Dr.-Ing. Deinlein, München. 
Diese Messungen haben ergeben, daß bei einem ohne 
künstlichen Unterwind arbeitenden Wanderrost die Tem- 
peratur in der Mitte der 7 cm hohen Brennstoffschicht bis 
zur Mitte der Rostlänge nicht mehr als 50° betrug, daß 
also fast der halbe Weg des Brennstoffs durch den Feuer- 
raum für das Erwärmen des Brennstoffes verbraucht 
wurde. Unmittelbar danach stieg dann die Temperatur in 
der Brennstoffschicht auf 1100°, um dann schnell auf 
600° abzufallen. Entsprechend diesen Ergebnissen war 
der Rost, dessen Temperaturen mittels 'Thermoelemente 
gemessen werden konnten, etwa bis zur Mitte des Feuer- 
raumes kalt. Die mittels Anemometer beobachteten Luft- 
geschwindigkeiten in den Rostispalten betrugen im ersten 
Drittel des Rostes im Mittel nur etwa "lx m/s, im zweiten 
Drittel etwa 1m/s als Höchstwert, dann vor der Fe&uer- 
brücke wieder bedeutend weniger. 


Diese Ergebnisse haben die Ursachen der geringen 
Verbrennungsleistungen gewöhnlicher Wanderroste ohne 
Unterwind aufgeklärt. Die danach notwendigen Ver- 
besserungen müssen sich auf schnelleres Entzünden und 
auf Erhöhen der Brenngeschwindigkeit richten. Das 
schnellere Zünden kann man ohne die Hilfe von eigenen 
Zündgewölben durch bessere Ausnutzung der Flammen- 
rückstrahlung und der Gasstrahlung erreichen, indem man 
entsprechend hohe Feuerräume verwendet. In solchen 
Feuerungen ist es sogar schon gelungen, Brennstoffe zu 
verbrennen, die nicht mehr als 3 % flüchtige Bestandteile 
enthielten. Bei Feuerungen mit künstlichem Unterwind 


einzuteilen, damit die zugeführte Luftmenge dem 
Bedarf der einzelnen Rostabschnitte angepaßt werden 
kann. Die Zonen müssen natürlich gegeneinander gut ab- 
gedichtet werden. 


Welchen Erfolg man durch diese maschinentechnische 
Ausbildung des ganzen Wanderrosies erreichen kann, 
zeigen die ausgezeichneten Ergebnisse von Versuchen an 
Wanderrostfeuerungen der Firmen Walther & Co., Köln, 
und Steinmüller A.-G., Gummersbach, mit Steinkohlen 
von ganz verschiedenen Sorten. Diese Versuche waren 
namentlich auch bezüglich der Anheizdauer nach Still- 
ständen von verschiedener Länge bemerkenswert. Bei 
einem Versuch mit Koksgrus, wohl dem am schwersten 
zündenden Brennstoff, konnte nach einem Stillstand von 
11h 53m eine Dampfleistung von 50 kg/m?h in 6min nach 
dem Anstellen erreicht werden. Mit solchen Leistungen 
lassen sich Wanderrostfeuerungen den besten Stoker- 
feuerungen als gleichwertig an die Seite stellen. (F. 
Schulte, Arch. Wärmewirtsch. Bd. 10, S. 97.) Hr. 


Beleuchtung. 


Firmenschildbeleuchtung. Die Beleuchtung von 
Firmenschildern durch eine Anzahl außen angebrachter 
Email-Schrägstrahler hat den Nachteil, daß die Leuch- 
ten bei Tage den Eindruck der Fassade benachteiligen. 
Ordnet man aber in langen Reflektorenreihen Lichtquellen 
(Soffitten) längs der Kan- 
ten des Schildes an, so er- 
zielt man wohl bei schma- 
len Firmenschildern ganz 
gute Wirkungen, bei brei- 
ten und großen dagegen 
stößt man auf die Schwie- 
riskeit,” die beschriftete 
Fläche hinreichend gleich- 
mäßig anzuleuchten. Die 
in Abb.8 dargestellte Lö- 
sung ist von der Körting 
& Mathiesen A G., Leipzig, 
bei einem rd. 90 cm breiten 
Firmenschild durchgeführt 
worden. Über dem etwas 
nach vorn geneigten Schild 
aus Marmor mit aufgeleg- 
ten Metallbuchstaben ist 
= ein etwa 90 cm breiter, 
Pa dachartiger Vorbau vorge- 
A sehen, und an seinem Rande 
sind mit besonderen An- 
schraubböcken eine Reihe 
von Werkplatzleuchten an- 
gebracht. Ohne daß die 
Leuchten von außen zu sehen sind, wird trotz der Breite 
des Schildes eine auffallend gleichmäßige Beleuchtung er- 
zielt (Abb.9). Da im vorliegenden Falle die gespiegelten 
Strahlen ziemlich steil nach unten geworfen werden, so 


Abb. 8. = 


Abb. 9. 


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empfiehlt es sich auch, den Wind in der ersten Zone des 
Rostes abzudrosseln, damit er den Brennstoff nicht zu 
stark abkühlt. Die schnellere Verbrennung dagegen kann 
man in erster Linie durch künstlichen Unterwind er- 
reichen. Dabei ist es notwendig, den Rost in Zonen 


kann zwar ein Beschauer, der ganz nahe davor steht und 
das Schild von unten ansieht, einer Spiegelung ausgesetzt 
werden, aus einiger Entfernung gesehen, ist aber von 
nn. nichts zu spüren. (Kandem-Monatsschr. 1929, 
S. 30. a. 


5. September 1929. Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36 1305 


Zur Haushalt-Lichtwerbung!. — Im Juli ist die Zen- 
trale für Lichtwerbung mit dem Plan der Haushalt-Licht- 
werbung 1929 an die Öffentlichkeit ‚getreten. Die Ver- 
handlungen in den einzelnen Städten wegen der Durch- 
fübrung der Haushalt-Lichtwerbung haben dazu geführt, 
daß in 16 Städten bereits Elektrogemeinschaften gegründet 
werden, von denen in 14 die empfohlenen Satzungen durch 
Unterschrift der Installateure anerkannt und nur ın zwei 
Städten eigene Satzungen aufgestellt worden sind; in 
weiteren 15 Städten ist die gemeinsame Durchführung der 
Haushalt-Lichtwerbung ebenfalls von dem Elektrizitäts- 
werk und den Installateuren beschlossen, und es sind auch 
in einigen dieser Städte schon Elektrogemeinschaften ge- 
gründet worden, während lediglich die Satzungen noch 
nicht unterschrieben worden sind. In 7 Städten gehen die 
Verhandlungen demnächst voraussichtlich einem günsti- 
gen Abschluß entgegen, während in 52 Städten Vorbe- 
sprechungen stattgefunden haben. Das Werbematerial ist 
im allgemeinen günstig beurteilt worden, so daß die Nach- 
frage sich recht lebhaft gestaltet. Y 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Neubauten der Kreis- Mettmanner Straßenbahnen. — 
Die Kreis-Mettmanner Straßenbahnen G. m. b. H. hat durch 
die am 6. VI. v.J. erfolgte Inbetriebnahme der Strecke 
Mettmann— Wülfrath (Abb. 10) eine verkehrstechnisch 


hiergegen fallen lassen würde. Mit dem Bau dieser Linie 
umfaßt jetzt das Straßenbahnnetz der Kreis - Metımanner 
Straßenbahnen 35,985 km. 


Die Linie ist als Überlandbahnstrecke mit den neuesten 
Einrichtungen für Fahrleitung, Oberbau und Betriebs- 
sicherheit ausgeführt worden. Die Gesamtlänge der Neu- 
baustrecke Mettmann— Wülfrath beträgt 5,7 km, wovon rd. 
4km auf eigenem Bahnkörper liegen und 24km in voll- 
kommen gerader Linie verlaufen. Dies wurde vornehmlich 
durch Zurücklegung der Linie um 50 m von der Provinzial- 
straße erreicht. An größeren Steigungen sind vorhanden: 
1 : 20,43 auf 33,10 m, 1:22,60 auf 250m und 1:25,26 auf 
581,60 m, die gleichzeitig in einer Krümmung von 1500 m 
Halbmesser liegt. Um eine einwandfreie Übersicht der 
Strecke und eine erhöhte Verkehrsicherheit zu erreichen, 
wurden an allen Wege- und Straßenkreuzungen der 
Strecke auf eigenem Bahnkörper dreieckförmige Frei- 
flächen vorgesehen, die nicht bebaut werden dürfen. Die 
Sicherung der Freiflächen ist als Grunddienstbarkeit in 
das Grundbuch eingetragen worden. Je nach der Über- 
sichtlichkeit der Örtlichkeit und der Fahrgeschwindigkeit 
an der Kreuzuusstelle sind die Schenkellängen des Drei- 
ecks aus den erforderlichen Bremswegen ermittelt wor- 
den, so daß der Wagenführer ein jedes Fahrzeug auf der 
Straße bis zur Gleiekreuzung einwandfrei bremsen kann. 
In Abb. 11 ist ein Beispiel für die derart entstehenden Frei- 
flächen gegeben. Im übrigen wurden an den notwendigen 
Stellen die vorgeschrieben.n 
internationalen Warnungstafeln 
angebracht, die von der Rhein- 
provinz als Wegeunterhaltungs- 
pflichtige gemäß § 5a des Ge- 
setzes über den Verkelr mit 
Kraftfahrzeugen vom 21. VII. 
1923 vor Inbetriebnahme der 
Strecke unter Selbstbestimmung 
des Standortes errichtet wurden. 
Die Haftung für den richtigen 
Standort der Tafeln ist somit 
auf den Wegeunterhaltungs- 
pflichtigen übergegangen. 

Auf dem eigenen Bahnköfr- 
per ist eine Höchstfahrgeschwin- 
digkeit von 40 km/h vorgesehen. 
Das Zuggewicht beträgt bei 
einem Triebwagen mit einem Bei- 
wagen 29t. Die Wagen sind 
ausgerüstet mit zwei Motoren 
U K 521b der AEG, die eine Lei- 
stung von je 495 kW =67 PS 
bei 750 V und bei 630 U/min 
haben. Die Hochspannungsprobe 
ist mit 1900 V Wechselstrom 
1 min lang vorgenommen wor- 
den. Die Übertragung auf die 


ammm Kreis Mettmanner Straßenbahn = Kraftwagenlinien Triebräder geschieht durch ein- 
mme en neue Linie derselben szesz: Landstrafen faches Zahnrädervorgelege im 


== Anschlußbahnen 


Abb. 10. Übersichtsplan der Kreis-Mettmanner Straßenbahnen. folgt 


sehr wichtige Verbindung in ihrem Bahnnetz erhalten. Die 
neue Strecke fördert durch wesentliche Verkürzung der 
Fahrtdauer den Durchgangsverkehr Velbert—Tönisheide 
— Wülfrath— Düsseldorf bzw. Elberfeld. Zwischen den an- 
grenzenden Bahnen: den Ber- 
gischen Kleinbahnen, der 
Düsseldorfer Straßenbahn und 
der Schwebebahn Elberfeld 
sind bereits Übergangsfahr- 
scheine eingeführt. Weitere 


Abb. 11. Beispiel für Verkehrs- 
sicherbeits-Freiflächen. 


Verkehrsverbesserungen in der Form eines Durcligangs- 
verkehrs Düss2ldorf—Mettmann könnten noch erreicht 
werden, wenn die Reichsbahngesellschaft ihren Widerstand 


— 


‘ Vgl. ETZ 192%, S. 904. 


Übersetzungsverhältnis 1: 5,93. 
Die Bremsung der Wagen er- 
rein elektrisch durch 
elektromagnetische Kurzschluß- 
Schienenbremsen, denen der Kurzschlußstrom der Motoren 
über sieben Bremsstellen am Fahrschalter zugeführt wer- 
den kann. Die Schaltung der Magnete ist so getroffen, daß 
je zwei über Eck sitzende Magnete in Hintereinander- 
schaltung verbunden sind, die mit dem zweiten Paar der 
Magnete in Parallelschaltung liegen. Die Bremsmagnete 
haben keine Frischstromspule, da sich solche in Zügen 
nicht bewährt hat. 
Die Fahrleitung ist auf 4,57 km als Kettenfahrleitung 
mit selbsttätiger Nachspannvorrichtung ausgeführt, die an 


Abb. 12. Kegelquerschnitt des Bahnkörpers. 


drehbaren Schrägauslegern hängt. Die Länge der Strecke 
erforderte die Verwendung zweier parallelen Fahrdrähte 
von je 65 mm?, die am Stützpunkt in einem Abstand von 
80 cm voneinander (40 cm beiderseits der Gleismitte) mit 
zwei Stützstreben aufgehängt und in der Mitte des Spann- 


1306 


feldes durch eine Beidrahtklemme auf 1,5 cm zusammenge- 
führt sind. Hierdurch wird eine gleichmäßige Abnutzung 
des Bügelstromabnehmers erreicht. Die Fahrdrabtleitung 
ist durch Stabisolatoren (Knüppelisolatoren) von 3000 kg 
Mindestbruchlast gegen Erde isoliert. Über dem Umfah- 
rungsgleis einer Ausweiche wurde der eine der beiden 
Hauptdrähte über das Hauptgleis, der andere über das 
Nebengleis gezogen. Das Tragseil des Nebengleises ist in 
der Nähe des Stützpunktes über der Weiche am Hauptteil 
angekuppelt. Die Fahrdrähte werden durch Gewichtssätze 
in 1,5km Abstand voneinander beweglich nachgespannt, 
das Tragseil aus Bronze von 50 mm? ist fest verankert. 
Der Mastenabstand ist auf der geraden Strecke 75m, in 
Krümmungen dem Halbmesser entsprechend kleiner, oder 
es sind je nach dem Krümmungshalbmesser ein oder zwei 
Abzugsmaste eingeschoben. Zur sicheren Führung des 
Stromabnehmerbügels sind die Fahrdrähte in Krümmungen 
parallel geführt. Beim Streckentrennmast ist das Draht- 
seil unterbrochen. Der Streckentrenner besteht aus zwei 
Porzellanstabisolatoren und wird durch voneinander iso- 
liert aufgehängte Hängedrähte zur besseren Haltgebung 
getragen. Wegen der hohen Fahrgeschwindigkeit ist der 
Auflauf für den Streckentrenner sehr lang ausgebildet. 
Da der Streckentrenner mit voll eingeschalteten Motoren 
durchfahren wird, ist ein besonders ausgebildetes und ge- 
trennt gespeistes Übergangstück eingebaut. Die Speise- 
leitung von 150 mm? ist 
am Mast mit einem Blitz- 
ableiter versehen. Die 
Fahrleitung und ober- 
irdischen Speiseanlagen 
sind von der Allgemei- 
nen Elektricitäts-Gesell- 
schaft ausgeführt wor- 
den. Dem Telephon- 
schutz dienen flache, 
breite Drahtnetze über 
der Fahrdrahtleitung, in 
einen: Fall ein geerde- 
tes, kastenförmiges 
Drahtnetz unter den 
Postleitungen an der 
Provinzialstraße. Die 
Schienenstoßverbinder 
von 70 mm? bestehen aus 
blankem, weichem Elek- 
trolytkupferseil aus 24 
X 7 Drähten mit einem 
Durchmesser von je 0,72mm, die an den Enden in Vier- 
kanteisen 18 X18 hart eingelötet und aa den Schienen- 
köpfen angeschweißt sind. 


Der Regelquerschnitt des eigenen Bahnkörpers ist aus 
Abb. 12 ersichtlich. Die Gleisbettung besteht aus Klein- 
schlag. Die Vignolschienen Form S49 von 15m Länge 
liegen mittels geneigter Hakenplatten mit Klemmplatten 
auf 16 kiefernen imprägnierten Mittelschwellen in den Ab- 
messungen 250 cm lang, 13...15 em hoch und 23..25 em 
breit bei einem Mindestoberlager von 16cm. Der ruhende 
Schienenstoß mit beiderseitigen Flachlaschen liegt auf 
zwei durch drei Bolzen von 1” Stärke gekuppelten Schwel- 
len. In den Stadtgebieten liegen Rillenschienen der Form 
NP4/4a mit geschweißten Spurstangen und thermitisch 
verschweißten Stößen auf Packlage-Längs- oder Vollkoffer 
Die Schweißung der Stöße erfolgte nach dem neuen 
„Zwischengußverfahren mit Stauchung“ (Prof. Dr. Hans 
Goldschmidt-Ingwer Block), bei dem eine voraufgehende 
Bearbeitung der Schienenenden nicht erforderlich ist. Die 
Weichen auf der freien Strecke haben eine Herzstück- 
neigung 1:9, keine Spurerweiterung und im Herzstück 
wie auch in den Zwangsschienen zegenüber dem Herz- 
stück den Spurkränzen angepaßte Rillen. Für das Zun- 
genprofil ist das normale Reichsbahnprofil verwandt. Der 
Drehstuhl ist als Laschendrehstuhl nach dem DRP.-Ver- 
einizte Stahlwerke B. V. Westfälische Stahlwerke, Bochum, 
angcordnet. Ein Auswechseln der abgefahrenen Zungen 
kann an Ort und Stelle schnell und ohne Schwierigkeiten 
vorgenommen werden. Jede Weiche hat eine besondere 
innerhalb der Spur liegende Federstellvorrichtung, da die 
Weichen auf der Ausfahrt aufgeschnitten werden, die 
gleichzeitig als Umstellvorrichtunz zu benutzen ist. Die 
Rillenschienenweichen in. der Bauart der Firma Both & Til- 
mann G.m.b.H. in Dortmund mit Federstellvorriehtun- 
gen mit federndem Kniegelenk haben einen Zungenhalb- 
messer von 75 m, Zungendrehstühle aus Stahlguß mit Siche- 
rung gegen Lockerwerden durch einen besonderen Stahl- 
ring und Weichenherzstücke in Flügelschienenbauart mit 
verengter Tiefrille. Die 20mm starken Unterlagsplatten 
sind mit den Schienenstößen durch Nietung und durch 
Schweißung verbunden. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


5. September 19298 


Den erforderlichen Gleichstrom für den Betrieb der 
Strecke liefert ein Umformerwerk in Mettmann, in dem 
durch Umformer mit einer Gesamtleistung von 1050 kW 
der vom RWE gelieferte hochgespannte Drehstrom mit 
25000 V Spannung auf Gleichstrom umgewandelt wird. 
Vom Unterwerk gehen zwei unterirdische Speiseleitungen 
von je 240 mm? Querschnitt und die Rückleitung zur 
Strecke. Das eine der Speiseleitungskabel iet an die Fahr- 
leitung, das andere an die obenerwähnte Speiseleitung von 
150 mm? angeschlossen. (A.Schiffer, Beschreibung der 
Neubaustrecke Mettmann— Wülfrath.) Pge. 


Elektromaschinenbau. 


Neuer 165 000 kW-Turbogenerator des Hell-Gate-Kratt- 
werks. — Im Hell-Gate-Kraftwerk der United Electric 
Light and Power Co., New York, wurde im Mai d.J. ein 
Turbogenerator für 165000 kW in Betrieb gesetzt, der 
also den schon seit längerer Zeit dort arbeitenden 160 000 
kW-Maschinensatz! noch an Leistung übertrifft. Es ist 
wieder eine Hoch- und Niederdruckturbine vorgesehen, 
die je einen Generator von 80 000 kW antreiben; die Nieder- 
druckturbine arbeitet außerdem auf einen 5000 kW-Gene- 
rator für den Eigenbedarf des Kraftwerks. Die minutliche 
Drehzahl beträgt 1800. Die beiden Hauptgeneratoren sind 


Abb. 13. 165000 kW-Turbogenerator (im Vordergrund) des Hell-Gate-Kraftwerkes. 


abweichend von der früheren Bauart voneinem Gehäuse 
eingeschlossen (Abb. 13), in welches die Kühlluft geblasen 
wird. Die Länge des Maschinensatzes beträgt 27,5 m, die 
Breite 12 m, die Höhe 8,25 m, das Gewicht 1300 t. Erbauerin 
ist die Westinghouse Electrie and Manufacturing Co. Ka. 


Fernmeldetechnik. 


Unfallmelder für Automobilstraßen. — Um die Folgen 
der Verkehrsunfälle möglichst zu begrenzen und bei 
Automobilunglücken schnell Hilfe herbeizuholen, dient ein 
von der Firma Siemens & Halske gebauter Unfallmelder. 


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(8) 


Abb. 14. Unfallmelder für Automobilstrafen. 


Ein wichtiges Verwendungsgebiet für derartige Melde- 
einrichtungen sind vor allem die großen Automobil- 


straßen, die gegenwärtig gebaut werden, und die ihrer 


Bauart und Lage nach als Verbindungswege ausschließ- 


1 Vgl. ETZ 197, S. 873. 


5. September 1929 


lich für den Schnellverkehr zwischen den einzelnen In- 
dustriezentren gedacht sind. Da diese Straßen nach Mög- 
lichkeit geradlinig verlaufen sollen, führen sie zu einem 
großen Teil durch vorläufig noch unbebautes Gelände. 
Die Melder (Abb. 14) sollen in etwa 1 km Entfernung 
voneinander aufgestellt werden, damit man mit ihrer Hilfe 
an eine ständig mit Hilfsmannschaften besetzte Zentrale 
Meldungen erstatten kann. 

Die Handhabung geschieht wie beim Feuermelder. 
Nach dem Zerschlagen einer Glasscheibe wird auf einen 
Knopf gedrückt, dadurch wird ein Uhrwerk ausgelöst, 
gleichzeitig öffnet sich die obere Tür des Melders und lest 
eine vollständige Fernsprecheinrichtung mit Mikrophon 
und Telephon frei. Selbst bei Fehlern an den Leitungen 
ist ein einwandfreier Eingang der Meldungen gewähr- 
leistet, und auch zwei gleichzeitig abgegebene Meldungen 
kommen unverstümmelt an. Die Anlage steht als Ruhe- 
stromanlage dauernd unter Selbstüberwachung. In Essen 
werden eine Anzahl der Melder in Säulen untergebracht, 
die gleichzeitig Feuer- und Polizeimelder, einen Apparat 
der Droschkenrufanlage sowie eine Normaluhr aufnehmen. 
(Siemens-Z. Bd. 8, S. 569.) Ka. 


Die Temperatur der oberen Erdschiehten. — Der 
Tagesverlauf der Temperatur in der Luft und in den 
oberen Erdschichten vollzieht sich in Form einer perio- 
dischen Schwingung. Die Temperatur hat den Mindest- 
wert um Sonnenaufgang, steigt im Laufe des Vor- 
mittags auf das Tagcsmittel, erreicht um die Mittags- 
zeit den Höchststand, geht gegen Abend auf das Tages- 
mittel zurück und erreicht in der Nacht wieder den 
Mindestwert. Die Schwankungen zwischen Mindest- und 
Höchststand können in der Luft sehr beträchtlich sein, im 
Erdboden sind sie geringer und nehmen mit wachsender 
Tiefe in gleichem Verhältnis ab, wie die Tiefe zunimmt. 
In der Tiefe, inderdieFernsprechkabelliegen, also 
etwa 80 em unter der Oberfläche des Bodens, machen die 
Schwankungen weniger als t/10° aus. Infolgedessen wer- 
den auch die von der Temperatur abhängigen Schwan- 
kungen der Fernkabel von den täglichen Schwankun- 
gen nur wenig beeinflußt, dagegen kann der Betrieb 
von Luftkabeln großer Länge durch sie erheblich gestört 
werden. In einem bestimmten Falle ist in der Zeit von 
8..14h eine Temperaturerhöhung von 27 ° in der Luft ge- 
messen worden. Durch eine solche Änderung wird in den 
Luftkabelleitungen der Widerstand um 10,8 % erhöht, die 
Charakteristik sinkt um 3 %, während die Dämpfung um 
7% zunimmt. Die Änderung des Widerstandes kann bei 
Fehlerortsmessungen zur Fälschung der Ergebnisse 
führen, die Abnahme der Charakteristik muß zusammen 
mit der Dämpfungserhöhung den Betrieb erheblich stören. 
Man könnte dieÄnderungen zwar durch Regelung der Lei- 
tungsnachbildung und durch Heraufsetzung der Verstär- 
kungsziffer in gewissem Maße ausgleichen, aber es wäre 
im Betrieb praktisch kaum möglich, bei einer Reihe von 
hintereinandergeschalteten Verstärkern den Temperatur- 
schwankungen mit der Regelung der Nachbildungen und 
der Verstärker laufend zu folgen. Daraus folgt, daß es 
erhebliche Bedenken hätte, Luftkabel als Fernkabel zu 
verwenden, ganz abgesehen von der Gefahr mechanischer 
Beschädigungen. 

Neben der täglichen Periode der Temperaturbewegung 
tritt noch eine jährliche Periode auf. Ihre Schwankungen 
betragen in der Luft ungefähr 60°, in der Erdschicht von 
W cm Tiefe ungefähr 20°. Diese Änderungen vollziehen 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


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1307 


u. U. täglichen Prüfungen so vorgenommen werden, daß 
die Restdämpfung in den vorgeschriebenen Grenzen bleibt. 
(J. Schubert, Europ. Fernspr. 1929, S. 173.) Bkm. 


Beitrag zur allgemeinen Theorie der elektrostatischen 
und elektromagnetischen Kopplung zwischen Starkstrem- 
und Fernmeldeleitungen im stationären Zustand. — Die 
Literatur behandelte bisher die vom elektrischen und 
magnetischen Felde herrührenden Induktionserscheinun- 
gen getrennt. Es gibt aber Fälle, in denen beide Kom- 
ponenten zugleich auftreten und etwa gleiche Größen- 
ordnung haben und in denen der Phasenwinkel zwischen 
ihnen und damit die Größe der resultierenden Induktions- 
spannung nicht ohne weiteres zu übersehen ist. Diese 
Lücke will G. Eggeling ausfüllen, indem er rechne- 
rische Hilfsmittel von praktisch ausreichender Handlich- 
keit zur Verfügung stellt, mit denen sämtliche wichtigsten 
Beeinflussungsfälle von Fernmelde- durch Starkstrom- 
leitungen in gleichzeitigem Rechnungsgang für beide Kom- 
ponenten rechnerisch behandelt werden können. 


In einem theoretischen Teil erden dje. allgemeinen 
Gleichungen für die Kopplung zweier paralleler Leitungs- 
systeme in eine leicht zu integrierende Form gebracht. 
Dies geschieht durch Einführung eines komplexen Koeffi- 
zienten, welcher die Kopplung durch das elektrische Feld 
zum Ausdruck bringt; dieser entspricht einem komplexen 
Kopplungsfaktor, der der magnetischen Feldwirkung 
Rechnung trägt und seinerzeit von Pleijel für die Be- 
rechnung des induzierten Schienenstromes bei Wechsel- 
strombahnen verwendet wurde. Das Integrationsergebnis 
sind zwei Gleichungen, in welche folgende Größen ein- 
gehen: Spannung und Strom am Anfang und an der Stelle x 
des Parallelverlaufs, Wellenwiderstand und Fortpflan- 
zungskonstante der FM-Leitung und die genannten beiden 
Kopplungskoeffizienten. Durch Einführung der Grenz- 
bedingungen ergeben sich für alle wichtigen Betriebsfälle 
(Schaltungen der FM-Leitung, Fehlerzustände des Stark- 
stromsystems) Gleichungen für die Spannungs- und Strom- 
verteilung auf der FM längs der Näherung: in jeder Glei- 
chung sind beide Komponenten nach Größe und Phase ent- 
halten. — In einem weiteren Abschnitt werden die Bedin- 
gungen erörtert, unter denen die strengen, wenig hand- 
lichen Gleichungen in Näherungsformeln von praktischer 
Übersichtlichkeit übergeführt werden können. 


In dem die praktischen Anwendungen der Berech- 
nungsweise behandelnden Teil wird gezeigt, wie sich von 
Fall zu Fall die Berechnung der charakteristischen Kopp- 
lungskoeffizienten gestaltet; sie hängen von den jeweiligen 
Betriebsbedingungen der beiden Leitungsysteme und den 
Lagebeziehungen sämtlicher Leiter ab. An sieben Bei- 
spielen von praktisch wichtigen Näherungen werden die 
Koeffizienten ermittelt; dabei wird-u zwischen 
Näherungen von reinen Freileitungsystemen, ferner von 
Systemen, von denen nur eines verkabelt ist, und schließ- 
lich von Systemen, die beide verkabelt sind. Die Schutz- 
wirkung beider Bleimäntel wird für die letztgenannten 
Fälle berücksichtigt. (G. Eggeling, El. Nachr. Techn. 
Bd. 5, S. 312.) Sb. 


Hebezeuge und Massenförderungen. 
Lagerplatzbedienung durch seitlich verschiebbare 


Bockkrane. — Wenn auf ausgedehnten Lagerplätzen Stück- 
güter verhältnismäßig lange Zeit liegen müssen, so wird 


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Abb. 15. Seitlich verschiebbarer 2 t-Bockkran. 


sich so langsam, daß es genügt, die Leitungzsnachbildungen 
der Fernkabelleitungen in Abständen von etwa 3 Monaten 
nachzuregeln. Die notwendige Änderung der Verstärkungs- 
ziffern kann ohne Schwierigkeit bei den wöchentlichen und 


die Bedienung durch Bockkrane, die das ganze Areal über- 
spannen, unwirtschaftlich. Da es aber notwendig ist, jedes 
Stück an jedem Punkt des Lagers rasch fassen und ver- 
setzen zu können, hat die Maschinenfabrik Oerlikon dafür 


1308 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


5. September 1829 


Sonderkonstruktionen geschaffen, um den Bockkran nach 
zwei Richtungen fahrbar zu machen. 

Der in Abb 15 dargestellte Kran besitzt zwei Lauf- 
rollen für den normalen Fahrbetrieb und eine dritte Rolle 
mit Laufrichtung senkrecht zur normalen Kranfahrrichtung. 
Wenn der Bockkran von einem Krangleise zu einem ande- 
ren traversieren soll, werden die Laufrollen auf ihre 
Schiene gesenkt und der Kran mittels Handkurbel, Spin- 
deltriebs und Winkelhebels so weit gehoben, daß die Lauf- 
rollen des gewöhnlichen Fahrwerks die Schienen nicht 
mehr berühren. Der Antrieb der Laufrollen der Traver- 
sierbewegung geschieht nach Betätigung einer Umrück- 
kupplung durch den Kranfahrmotor. Aus Abb. 16 ist die 


Abb. 16. Stellung des Krans beim Traversieren. 


Stellung des Kranes beim Traversieren ersichtlich. Man 
erkennt, daß der Kran mit der Traversierlaufrolle auf der 
etwas tiefer liegenden Querschiene ruht, während die bei- 
den anderen Rollen so weit angehoben sind, daß sie beim 
Traversieren mit den Krangleisen nicht in Berührung 
Kommen, (Bull. Oerlikon 1929, S.398.) Ka. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Die physikalischen Rechnungen und ihre Einheiten. 
— F. Bayle hat in der Französischen Elektrotech- 
nischen Gesellschaft Gedanken über den Sinn der physi- 
kalischen Gleichungen vorgebracht. Anknüpfend an 
eine Äußerung Bergsons betont er, daß bei den phy- 
sikalischen Größen die Erfassung ihrer „inneren kon- 
kreten und qualitativen Wirklichkeit“ das Primäre sei 
und erst die Voraussetzung für ihre quantitative Mes- 
sung bilde. Er ordnet deshalb den Größen nicht nur 
Zahlen, sondern symbolische Produkte aus Zahlenwerten 
und Einheiten zu. Seinen Ausführungen fehlt jedoch 
insofern die Folgerichtigkeit, als er, um mit der über- 
kommenen Auffassung in Übereinstimmung zu bleiben, 


-als Objekte der „physikalischen“ Rechnung (im Gegen- 


satz zu der „metaphysischen“ oder „abstrakten”). die Ver- 
hältnisse z [(x1/1 [X] ansieht, wo unter z der Zahlen- 
wert, unter [X] die Einheit zu verstehen ist. In der 
Aussprache macht Darrieus auf diese Schwäche der 
Ausführungen Bayles aufmerksam. Er hält die herr- 
schende Auffassung, als ob die physikalischen Gleichun- 
gen Beziehungen lediglich zwischen Zahlen seien, für 
zu eng; dem Begriff der Dimension wohne ein viel wei- 
terer, reicherer und tieferer Sinn inne. Die physikali- 
schen Gleichungen bezögen sich „wirklich auf die kon- 
kreten Dinge selbst“ und nicht auf die Maßzahlen, die 
etwas Subjektives seien, das durch den Beobachter und 
die willkürliche Wahl der Einheiten hineingebracht 
werde. Die Symbolik der „Größengleichungen” (wie wir 
in Deutschland sagen würden) sei .ebenso berechtigt wie 
die Symbolik der imaginären, der Operator-, Vektor- und 
Matrizenrechnung. (F. Bayle u. Darrieus, Bull. 
Soc. Franc. des El. Bd. 8, S. 1147.) J. W. 


Über die ganze Apparatur wird ein luftdicht abschließen- 
der, mit Schauglas versehener Kasten gestülpt, der wäh- 
rend des Betriebes von Leuchtgas durchströmt wird. Die 
Energie für den Schwingungskreis wurde von zwei in Reihe 
geschalteten Gleichstrommaschinen von je 2500 V, maxi- 
mal 1 A, geliefert. Über die mit der Funkenstrecke erhalte- 
Gen Schwingungen werden Kurven und Diagramme mitge 
teilt. Der Elektrodenverschleiß war beträchtlich und be 
trug für die horizontalen Aluminiumscheiben bei einer Be- 
lastung von 600...800 W in 10h etwa 0,6mm des Durch- 
messers. Die Temperatur des Aluminiums dürfte 200... 
300 ° betragen haben. Die Rücksicht auf Regelmäßigkeit 
der erzeugten Schwingungen verbot, die Energi: der Ge- 
samtentladungstrecke über 1 kW zu steigern. Die Frequen- 
zen lagen bei 10°...10°Hz. Der Wirkungsgrad, also das 
Verhältnis der dem Primärkreis entziehbaren Schwin- 
gungsenergie zur aufgewandten Gleichstromenergie, be- 
trug 20...25 %. Alles in allem zeigte sich, daß die Schwie- 
rigkeit der Einhaltung der Elektrodenabstände die kon- 
stante Erzeugung ciner reinen Schwingung II. Art nicht 
gestattete. Der Verfasser bringt dann Rechnungen über 
die Erhitzung des in eine Quarzkapillare eingeschlossenen 
Quecksilbers durch Hochfrequenz und berichtet über seine 
Versuche, die jedoch infolge der noch zu geringen verfüg- 
baren Hochfrequ:nzenergie eine Bestimmung des kriti- 
schen Punktes nicht ermöglichten. (K. F. Schotzky, 
Dr.-Dissertation der Univers. Freiburg i. Br. 1928.) nkl 


Verschiedenes. 


Feuerschutz- und Sicherheitsdienst industrieller Unter- 
nekmen. — Die Auskunfts- und Zentralstelle für Leiter 
und Dezernenten des Feuerschutz- und Sicherheitsdienstes 
industrieller Unternehmen (A.- u. Z.-Stelle), Berlin-Sie- 
mensstadt, hält am 16. und 17. IX. in Lübeck ihre dies- 
jährige Mitgliederversammlung ab. In Referaten und kur- 
zen Vorträgen werden u.a. folgende Themata behandelt: 
Feuerschutz in Betrieben, die mit leicht brennbaren und 
organischen Lösemitteln arbeiten, feuer- und säurebestän- 
dige Installation, Sicherungselemente oder Automaten, die 
neuen am 1. I. 1930 in Kraft tretenden Vorschriften für die 
Errichtung und den Betrieb elektrischer Starkstrom- 
anlagen. Sicherheitsmaßnahmen gegen Schiffsbrände, de 
rein elektrische Rauchentdeckeranlage und CO,-Feuer- 
löschanlage auf dem Schnelldampfer „Bremen”, Werk- 
spionage und Diebstahlschutz. Nähere Auskunft erteilt 
Branddirektor Lucke, Berlin-Siemensstadt, 
dammallee 84. y 


Nonnen- 


Energiewirtschaft. 


Die Kraftquellen der Welt. — Die Weltkraftkonfe- 
renz, 1924 von England ins Leben gerufen, hat auf ihren 
Tagungen der letzten Jahre ein umfangreiches Material 
über die Energievorräte der Welt und deren Ausnutzung 
gebracht. Hugh Quigley, uns Deutschen schon wohl- 
bekannt, unternahm es nun im Auftrage ihres Internatio- 
nalen Hauptausschusses, dieses Material zu sichten, zu 
ordnen und mit den von anderen Seiten aufgestellten Sta- 
tistiken zu vergleichen, zu ergänzen und als handliches 
Buch unter dem Titel „Power Resources of the 
World (Potential and Developed)“ zu veröffentlichen!. 

Dieses Buch, dessen Vorwort D. N. Dunlop, der 
Schöpfer der Weltkraftkonferenz, schrieb, behandelt zum 
erstenmal die gesamten Energievorräte der Welt von 
hohen Gesichtspunkten aus. Das Verdienst ist groß, eine 
derartige vergleichende Grundlage geschaffen zu haben, 
auf der man weiterbauen kann. In dem trefflich gestalte- 
ten Stoff wird man jedoch auch zugleich der Lücken ge- 
wahr, die unsere energiestatistischen Kenntnisse heute 
noch aufweisen. 

Nach einer Einleitung, die die bei der Abfassung des 
Buches zu überwindenden Schwierigkeiten darlegt, wird 
in großen Zügen ein Überblick gegeben, der insbesondere 


die Schätzungen von Arıhenıus (über Sonnenstrah- 
lung, Erdwärme, Gezeiten usw.) sowie die der Weltkraft- 
konferenz von 1924 u.a. umfaßt. Die folgenden Abschnitte 
befassen sich dann mit den einzelnen Energieträgern, den 
festen, flüssigen und gasförmizen Brennstoffen, den 
Wasserkräften und der Elektrizität. 

Der Darstellung der Brennstoffe sind größtenteils die 
Ergebnisse des Internationalen Geologenkongresses von 
Toronto zugrunde gelegt, unter Berücksichtigung der 
durch den Krieg verursachten territorialen Veränderun- 
gen, über die der Ersten Weltkraftkonferenz 1924 ein zu- 
sammenhängender Bericht vorgelegt war. Danach ver- 
fügt Amerika über fast 70% der Weltvorräte an Kohle. 


1 In Deutschland zu beziehen durch die VDI-Buchhandlung 
Berlin NW 7, Preis 22 RM. 


Eine Löschfunkenstrecke mit rasch rotierenden Elek- 
troden. — Zur Bestimmung des kritischen Punktes von 
Quecksilber mit Hilfe von Hochfreqauenzerhitzung hat K. F. 
Schotz ky eine Löschfunkenstrecke von besonders guter 
Löschwirkung und für hohe Leistung gebaut. Die Funken- 
strecke besteht aus 12 Elektrodenscheiben, die gegenein- 
ander rasch rotieren und 8 hintereinander geschaltete Ent- 
ladungstrecken bilden von je etwa 0,15 mm Länge im gün- 
stigsten Falle. Von den rotierenden Scheiben sind 8 mit 
horizontaler Achse gelagert, 4 mit vertikaler Achse; letz- 
tere 4 Elektroden werden doppelt beansprucht (Funken aul 
jeder Seite). 8 Elektroden bestehen aus Aluminium, 4 aus 
Kohle, in einer Anordnung, daß auf eine symmetrische 
Funkenstrecke eine unsymmetrische folgt. Die Scheiben 
(100 mm Dmr.) werden von 9 Kleinmotoren angetrieben. 


5. September 1928 


Weiterhin werden für eine Reihe von Ländern die Zif- 
fern der Naturgasgewinnung aus den letzten Jahren ge- 
eben. Nicht nur hier, sondern auch bei den dann folgen- 
den Erdölvorräten und der Erdölförderung nehmen die 
Vereinigten Staaten den ersten Platz ein. 

Hinsichtlich der Wasserkräfte hatten zur 1. Welt- 
kraftkonferenz zahlreiche Länder Aufstellungen über ihre 
Vorräte eingereicht, so daß ein zusammenfassender Be- 
richt darüber Anfang 1925 erstattet werden konnte. Neben 
anderem interessieren aber besonders die aufschluß- 
reichen Jahresstatistiken des U.S. Geological Survey, 
welche die überhaupt vorhandenen und die auszenutzten 
Wasserkräfte nachweisen und in ein Verhältnis zur 
eleichfalls angegebenen Bevölkerung und zur Fläche der 
einzelnen Länder und Erdteile bringen. 

Nur wenige Jahre zurückgreifend. dafür aber sehr 
eingehend sind die Zahlen über die Elektrizitätserzeu- 
gung. Die jüngste Zusammenstellung ergibt dabei fol- 
eendes Bild: 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


Installierte Maschinenleistung in | Strom- 
kW erzeu- 
Land Jahr gung 
W asser- Dampf- 7 Mill 
kraft kraft Gesamt | kWh 

V. S. Amerika 6 970 000 | 19 580 000 | 26 550 000 
Deutschland 740 000 4 960 000 
Kanada 2 700 000 120 000 
Frankreich 1 719 000 4 624 000 
England 21 000 4 0968 000 
Italien 2 540 000 800 000 
Japan?) 1 960 000 1 240 000 
Norwegen?) 1 579 086 — 
Rutland?) 250 000 1 440 000 
Schweden?) 1 100 000 295 000 
Schweiz P 1 820 000 = 
Belgien?) ee 1 390 000 
Österreich?) 450 000 550 UVOQ 
Polen — = 1 000 000 
Mexiko 340 000 75 800 415 800 
Tichechoslowakel 114 000 666 000 780 000 
Holland — 665 380 665 380 
Neuseeland 103 288 138 915 
Rumänien’) 230 000 
Niederl. Indien 190 000 
Dinemarkê) 229 000 
Finnland 175 000 
Tasmanien 866 000 
Bulgarien 


2 Private und öffentliche Stromerzeugung. , 2 
3 105000 KW öffentliche Versorgung, 80000 kW Großindustrie, 
35008 kW andere Quellen. 


1309 


Das Buch bringt auch in diesem Teil wieder sehr 
interessante Zahlen, die für eine Reihe von Ländern und 
eine Reihe von Jahren sogar die Erzeugungsziffern der 
einzelnen Monate zeigen. 


In einer Schlußübersicht werden die einzelen Energie- 
träger zusammenfassend von verschiedenen Seiten be- 
leuchtet. Eine der dort gebrachten Zahlentafeln unter- 
nimmt es, die Energicerzeuzung von 1927 restlos zu er- 
fassen und auf einheitliche Bewertungsmaßstäbe zu brin- 
gen. Wir lassen hier eine solche Weltzusammenfassung 
folgen, wobei die gesamte Gewinnung in Millionen Kilo- 
wattstunden umgerechnet ist: 


Kraftquelle | Euıopa [Amerika] Asien [Austzasten| Afrika | Welt 


Steinkohle 615 500 12 100 | 1 276 400 
Braunkohle 33 600 — 34 600 
Öl 24 800 — 260 000 
Wasserkraft 35 000 400 84 800 . 


Gesamt | 708 900 | 822 200 | 95 500| 18 100 | 12 500 | 1 655 800 


Den Schluß des Werkes bildet eine wertvolle, 72 Sei- 
ten lange Bibliographie, in welcher nicht nur die im 
Handel befindliche Literatur sondern auch eine ganze 
Anzahl von Berichten, Jahrbüchern usw. verzeichnet ist. 
die meist von besonderen Körperschaften aufgestellt und 
daher in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt sind. 


Äußerst erschwerend für die Vergleichsarbeit war 
es und ist es. daß in verschiedenen Ländern auch ver- 
schiedene Maßstäbe und Begriffsbestimmungen für die 
Bewertung der einzelnen Energieträger gelten. Hier ist 
die Weltkraftkonferenz eifrig bemüht, Wandel zu schaf- 
fen und international vergleichbare Bestimmungen Test-. 
zulegen. Außerdem hat sie eine große, auf längere Sicht 
angelegte Erhebung über die gesamten Enerzievorräte 
der Welt vor kurzem begonnen. Schon die 2. Weltkraft- 
konferenz, die 1930 in Berlin stattfindet, wird es ermög- 
lichen, nähere Angaben über die Fortschritte dieser aus- 
führlichen Weltenergiestatistik zu machen. Einstweilen 
bringt das hier kurz besprochene Buch in bester Weise 
all das Material, welches der projektierende Ingenieur, 
der investierende Kaufmann, der Statistiker, der Volks- 
wirt für die weitere energeiewirtschaftliche Erschließung 
der Welt und die Lösung der damit zusammenhängenden 
Fragen unbedingt gebraucht. 

Dr. Gerhard Dehne. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


EV 
Elektrotechnischer Verein. 


(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an scine Geschäft- 
stelle, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02. 


Nachtrag zum Sitzungsbericht! 
vom 18. Dezember 1928. 


Besprechung des Vortrags’ 
des Herrn Dr. Kesselring: 
„Das Schalten großer Leistungen“. 


Vorsitz: Ilerr Präsident Professor Dr.-Ing. E. h. 
Ir. K. W. Wagner. 


`. Herr Biermanns: Der Vortrag des Herrn Dr. 
KESSELRING war so interessant und lehrreich, daß es ver- 
messen erscheinen könnte, ihm noch etwas hinzufügen zu 
wollen. Ich will mich daher — insbesondere auch wegen 
der schon vorgerückten Zeit — nur auf einige praktische 
Fragen beschränken und werde nur etwas über den 
l.öschkammerschalter sagen. 

Die Diskussion über diesen Schalter ist in der letzten 
Zeit wieder aufgelebt. Die eine Seite verteidigt ihn und 
sieht in ihm die einzig richtige Konstruktion, während 
die andere Seite ihm jede Eignung zur Beherrschung 
grober Abschaltleistungen abspricht. Hier steht Meinung 
segen Meinung, und es muß für den Außenstehenden der- 
zeit unmöglich sein, sich ein klares Bild über die tatsäch- 
lichen Eigenschaften des Löschkammerschalters zu 


1 ETZ 19%, 8. 136. 
2? ETZ 1929, S. 1008. 


machen. Hier hat Ihnen nun der Vortrag des Herrn 
Dr. KESSELRING mit aller Deutlichkeit gezeigt, inwiefern 
es überhaupt möglich war, daß in unserem aufgeklärten 
Zeitalter so Meinung gegen Meinung stehen konnte. Die 
den Löschkammerschalter verteidigende Partei hatte die 
Löschkammer eben riehtiz dimensioniert und so von 
ihrem Vorteil in vollstem Maße Gebrauch machen können, 
während die Gegenpartei nicht im Besitze des Konstruk- 
tionsgzeheimnisses der Löschkanmmer war. Wenn z. B. 
Herr Dr. KOPELIOWITSCH3 darüber berichtet, daß ein in 
seinem Versuchsfeld geprüfter 300 000 kVA-Löschkammer- 
schalter bereits bei einer Leistung von 20 000 kVA völlig 
versagte, und dieses Versagen auch noch drastisch durch 
eine beigefügte Photographie? der völlig zerstörten Lösch- 
kammer belegt, so kann man nur sagen, daß es schon 
ein recht miserabler Vertreter seiner Gattung gewesen 
scin muß, der ihm da in die Hände gefallen war. Das 
gleiche eilt für die Mitteilungen des gleichen Ver- 
fassers über das völlige Versagen von Tulpenkontakten, 
wie sie bei Löschkammerschaltern nun einmal verwendet 
werden. Die Kontakte schweißten bei seinen Versuchen 
bereits bei einer Stromstärke von 22000A hoffnungslos 
zusammen, wie eine ebenfalls beigelegte Photographie? 
zeigt. Der eine noch teilweise unversehrte Kontakt. läßt 
auf diesem Bild jedoch auf den ersten Blieck erkennen, 
worin der Konstruktionsfehler bestanden hat. 

Ich möchte Ilınen nachstehend an einem Beispiel vor- 
führen, was ein richtig gehauter Löschkammerschalter 
zu leisten vermag. Abb.1 zeigt Ihnen eine Außenansicht 


eines Elementes eines Dreikesselölschalters für eine 
Nennaussehaltleistunge von 15MillkVA bei einer Be- 


triebspannung von 30 kV. Das Bild läßt bereits den robu- 
sten Aufbau des Schalters erraten, man erkennt die runde 


3 Bull. SEV Rd. 19, 8. 541. 
4 Abb. 9, 8. 567 des Bull. SEN Bd. 19. 
5 Abb. 37, 8. 575 des Bull. SEY Bd. 19. 


1310 


Form des Kastens, die halbkugelförmige Gestalt des 
Deckels, die übrigens auch für den Boden gewählt wurde, 
und den großen Luftraum über dem Ölspiegel. Die in der 
ETZ 1929, S. 1073 veröffentlichte Abbildung des geöffneten 
Schalters läßt erkennen, daß der Schalter zwei Unter- 
brechungstellen pro Phase besitzt. Man erkennt ferner 
die Anwendung nur senkrechter Isolation, die gut iso- 
lierende Umkleidung der Löschkammer und die kräftige 
Ausführung der Kontakte. Die isolationsumkleidete Lösch- 
kammer soll ebenso wie die isolierende Auskleidung des 
Kastens verhindern, daß durch Gasblasen Überschläge im 
Innern des Schalters eingeleitet werden können. 

Der Schalter wurde in der neuen Kurzschluß-Ver- 
suchsanlage der AEG einer schweren Prüfung unter- 
zogen. Wie er diese Prü- 
fung bestanden hat, möge 
Ihnen Abb.2 zeigen, die 
das Schalterinnere nach 
Durchführung einer Ver- 
suchsreihe zeigt, bei der 
der Schalterpol Abschaltlei- 
stungen bis zu 800 000 kVA 
zu bewältigen hatte. Der 
größeren Deutlichkeit hal- 
ber war bei Aufnahme des 
Bildes eine Löschkammer 
abgenommen worden. Das 
Bild läßt erkennen, daß 
der Schalter die angege- 
bene Leistung, die, auf 
das dreipolige Aggregat 
umgerechnet, 1,6 Mill. kVA 
beträgt, überstanden hat, 
ohne den geringsten Scha- 
den zu erleiden. Der Ab- 
brand der Kontakte ist 
außerordentlich gering, 
obwohl mit den gleichen 
Kontakten etwa 12 Kurz- 
schlüsse hintereinander ab- 
geschaltet wurden. Der 
geringe Abbrand der Kon- 
takte zeigt sich auch . 
daran, daß der Übergangswiderstand an den Kontakten in 
der Einschaltstellung gegenüber dem ursprünglichen Wert 
um 40 % gestiegen war. Der Schalter war also noch voll 
betriebsfähig. Daß der Schalter bei der angewendeten 
Leistung noch lange nicht an der Grenze seiner Lei- 
stungsfähigkeit war, beweist einmal die kurze Licht- 
bogendauer von 2...3 Halbperioden, dann der verhältnis- 
mäßig niedrige im Schalter aufgetretene Überdruck, der 
im Höchstfalle nur 5,8at erreicht, während der Schalter 
für einen Überdruck von über 20 at gebaut ist. 

Bei Einschaltversuchen haben dieselben Kontakte 
noch 100 000 A geschaltet, ohne daß sich die geringsten 
verdächtigen Nebenerscheinungen gezeigt hätten. Man 
sieht somit, daß ein Tulpenkontakt sehr große Einschalt- 
ströme beherrscht, wenn er nur richtig konstruiert wird. 

Von anderer gegnerischer Seite, die der Löschkam- 
mer ihren Ruhm der Beherrschung großer Abschaltlei- 
stung nicht streitig machen wollte, wurde ihr im Gegen- 
teil der Vorwurf gemacht, daß sie gerade bei sehr kleinen 
Schaltleistungen versagt, indem dann der Lichtbogen 
stehenbleibt und so keine Abschaltung des Stromkreises 
eintritt. An dieser Behauptung ist nur insofern etwas 
Wahres, als die Lichtbogendauer der Löschkammerschal- 
ter bei kleinen Schaltleistungen tatsächlich in die Höhe 
geht, u. zw. erreicht die Lichtbogendauer im extremen 
Falle, also bei den allerkleinsten Leistungen — den Wert, 
den ein ähnlicher Schalter, jedoch ohne Löschkammer, 
aufzuweisen hätte. Diese Anlage ist also so, daß bei sehr 
kleinen Leistungen sich der Löschkammerschalter bezüg- 
lich der Lichtbogendauer genau so wie ein löschkammer- 
Loser Schalter verhält, nur daß bei zunehmender Schalt- 
leistung beim Löschkammerschalter die Lichtbogendauer 
stetig abnimmt, während sie beim löschkammerlosen 
Schalter anwächst. Die Tatsache, daß der Löschkammer- 
schalter sich der abzuschaltenden Leistung selbsttätig 
anpaßt und seine Löschwirkung um so mehr verstärkt, 
je größer die zu bewältigende Stromstärke ist, wurde aber 
von uns stets als einer der Hauptvorzüge des Lösch- 
kammerschalters hingestellt. (Lebhafter Beifall.) 

Herr Kopeliowitsch: Herr Dr. KESSELRING hat uns sehr 
anschaulich die Eigenschaften der entladungsbehafteten 
Kreise gezeigt und betont, daß im Vergleich mit den ent- 
ladungsfreien Kreisen die Vorgänge bei Lichtbogenbil- 
dung ganz erheblich komplizierter sind. Rechnerisch 
kann da tatsächlich nicht viel erfaßt werden, und man ist 
gezwungen, experimentell vorzugehen, wozu umfang- 


Abb. 1. Element eines Hochleistungs- 
schalters für 1,5 Mill kVA bei 0 kV. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


5. September 1929 


reiche Untersuchungen unter verschiedensten Versuchs- 
bedingungen notwendig sind. Bei Benutzung der auf die- 
sem Wege gewonnenen Kennlinien, welche die Energie 
im Lichtbogen sowie die entwickelte Gasmenge zu be 
rechnen erlauben, ist es möglich, die Beanspruchung von 
Schaltern mit offener Unterbrechung vorauszubestimmen. 
Die Bestimmung dieser Kennlinien ist mit großen Schwie- 
rigkeiten verbunden, am größten sind jedoch die Schwie- 
rigkeiten bei Schaltern mit Löschkanımern, da bei dieser 
Unterbrechungsart die Vorgänge viel komplizierter und 
urübersichtlicher als bei Schaltern mit offener Unter- 
brechung sind. In meinem letzten Aufsatz? weise ich 
hauptsächlich auf diesen Umstand hin. Unter bestimmten 
Verhältnissen kann durch die Wirkung der Löschkam- 
mer die Lichtbogendauer bedeutend abnehmen, der Druck 
in der Kammer aber erreicht trotzdem mit zunehmender 
Leistung sehr hohe Werte. Eine rechnerische Ermittlung 
der Kammerbeanspruchung führt zu unlösbaren Gleichun- 
gen, und ich glaube, daß man zur Zeit die höchstmöglichen 
Druckwerte nicht angeben kann. Man ist da auf Schätzun- 
gen angewiesen. Als ich vor etwa 2 Jahren Herrn Dr. 
KESSELRING nach seinem Vortrag über Ölschalter die 
Frage stellte, wie hoch der Druck in der Kammer an- 
steigen kann, lautete die Antwort: auf 20..25at. Von 
einer anderen Seite wurden kürzlich Zahlen von 50 at ge- 
nannt, nach der Meinung eines ausländischen Konstruk- 
teurs von Schaltern mit Löschkammern soll man jedoch 
mit bedeutend höheren ‚Werten rechnen und die Kammern 
für etwa 1000at Druckfestigkeit vorsehen. Wie man 
sieht, bestehen über die Höhe des Druckes in der Lösch- 
kammer grundsätzliche Meinungsunterschiede. Die nach 
meinen Anweisungen neuerdings durchgeführten Ver- 
suche mit einer Löschkammer aus Spezialstahl haben ge- 
zeigt, daß bereits bei verhältnismäßig kleinen Leistungen 
von nur 15000 kVA pro Kammer Druckwerte bis 250 at 
auftreten können. Wird nun die Festigkeit der Kammer 
überschritten, so muß ihre Zerstörung folgen, die mei- 
Steng von der des Schalters begleitet wird. Die Erfah- 
rung lehrt tatsächlich, daß solche Überraschungen mög- 
lich sind. Damit man sich auf eine gegebene Kammer- 
konstruktion verlassen kann, ist es notwendig, sie durch 
direkte Versuche bei voller Leistung und Betriebspan- 
nung durchzuprüfen. Es ist damit aber nicht gesagt, daß 
ich das Prinzip der Löschkammer verdamme, wie Herr 
Dr. KESSELRING es bemerkte. Die Kunst eines Technikers 
besteht eben darin, die Maschinen und Apparate so ‚zu 
bauen, daß man stets voraussehen kann, was im Apparat 
vor sich geht und was erreicht werden: kann. Die Be- 
rechnung der Schalter 
mit offener Unter- 
brechung kann an Hand 
des in systematischen 
Versuchen gesammelten 
Materials durchgeführt 
werden. Zahlreiche Ver- 
suche mit großen Lei- 
stungen haben ergeben, 
daß der unter Zugrunde- 
legung der ungünstig- 
sten Werte der Labora- 
toriumsversuche vor- 
ausberechnete Druck 
kein einziges Mal er- 
reicht wurde. Die ange- 
wandte Berechnungs- 
methode konnte somit 
- einer Kontrolle unter- 
zogen werden, und da 
anderseits mit offener 
Unterbrechung gleiche 
Abschaltleistungen wie 
bei der Verwendung 
von Druckkammern er- 
reicht werden, so ist es 
meines Erachtens zweck- 
mäßiger, die erstge- 
nannte, konstruktiv bedeutend einfachere Unterbrechung=- 
art anzuwenden. 


Die Bemerkung von Herrn BIERMANNS betr. die Ver- 
suche an einem Hochleistungschalter mit Löschkammer, 
welche in meinem Aufsatz beschrieben sind, möchte ich 
dahin berichtigen, daß der Schalter bei 135000 kVA zer- 
stört wurde und daß bei der Prüfung einer Kammer 
allein im Glasschalter ein Defekt bei 20000kVA und 
HEN aufgetreten ist. Daß die Konstruktion des unter- 
suchten Schalters mangelhaft war, haben gerade die be- 
schriebenen Versuche gezeigt. Der Konstrukteur des betr. 


Abb.2. Schalter nach einer Versuchs- 
reihe ınit Abschaltleistungen bis zu 
800 000 kVA. 


° ETZ 1928, S. 676. 


5. September 1928 


1311 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


Schalters war jedoch sicher ganz anderer Meinung. Ich 
möchte noch erwähnen, daß der höchste Druck im Schal- 
terkübel nicht nur vom Druck in der Kammer abhängig 
ist, sondern daß viele andere Faktoren, wie die Größe 
der Kammeröffnung, allgemeine Anordnung des Ölkübels, 
Ölhöhe usw., dabei mitspielen. In einem Schalter mit einem 
Luftkissen oberhalb des Ölspiezels wird der Druck im 
Kübel sicher am kleinsten ausfallen, was wahrscheinlich 
bei den von Herrn BIERMANNS untersuchten Schaltern der 
Fall war. Bei Anordnung z.B. mit Lufttaschen außerhalb 
des Ölkübels kann das Ergebnis anders sein. 

Es sei mir zum Schluß noch die Bemerkung erlaubt, 
daß ich das Wort nur deshalb ergriff, weil mein Name 
im Laufe des Abends genannt wurde. Meine Ausführun- 
een sowie der erwähnte Aufsatz bezwecken nicht, eine 


Polemik zu unterhalten, mich interessiert nur die Auf- ` 


(Beifall.) 


Herr Rühle: Es wird Sie vielleicht interessieren, daß 
es vor 24 Jahren einen Schalter gab, der gewissen heu- 
tigen Gesichtspunkten entsprach. Es war der Schalter, 
der bei den Berliner Elektrizitätswerken von 1906 an 
verwendet wurde. Jede Unterbrechungstelle besaß eine 
Ölpumpe: das Öl wurde mit Gewalt durch den Lichtbogen 
hindurchzepreßt. Ich entsinne mich, daß wir mit diesem 
Schalter kleinsten Modells — der heutigen Serie I ent- 
sprechend — Abschaltleistungen bis über 80 000 kVA be- 
wältiet haben. Das war für die damalige Zeit eine ganz 
gewaltige Leistung. (Beifall) 


Herr Matthias: Ich habe zwei Fragen zu stellen: Herr 
Dr. KESSELRING, den ich zu den schönen Erfolgen, die 
er auf diesem Gebiet erreicht hat, beglückwünschen 
möchte, hatte bei seinem Vortrag anläßlich der VDE- 
Tagung in Berlin eine sehr interessante Erscheinung mit- 
geteilt, auf die er heute nicht zurückgekommen ist. Er 
hatte nämlich bei seinen damaligen Versuchen festge- 
stellt, daß ein bestimmter Schalter — sagen wir z. B. ein 
Schalter der Reihe 10 — mit zunehmender Leistung sich 
nicht allmählich immer schlechter verhält, sondern daß 
in einem Gebiet relativ kleiner Leistung der Schalter 
schlecht ist, sich dann mit zunehmender Leistung jedoch 
wieder günstiger verhält. Dieses Ergebnis war damals 
noch ziemlich neu, und es könnte sein, daß dabei Täu- 
schungen vorgelegen haben, die inzwischen aufgeklärt 
wurden. Es wäre von Interesse, über die weiteren Er- 
fahrungen Näheres zu hören. 


Die zweite Frage betrifft die Spannungen, die auf 
den Diagrammen aufgetragen sind. Wir waren uns im 
Zweifel darüber, wie diese Angaben zu verstehen sind. 
Zunächst hatte man den Eindruck, daß die Lichtbogen- 
spannung als Momentanwert aufzufassen sei, nachher 
sind aber einige Kurven aufgetaucht, bei denen es sich 
um Effektiv- oder Mittelwerte handeln könnte. In diesem 
Zusammenhang möchte ich noch auf folgendes hinweisen: 
Wir haben vor einiger Zeit mit einem Modellschalter, der 
alle möglichen Variationen zuließ, Versuche durchge- 
führt. Die Versuche wurden mit Leistungen von etwa 
4000 kVA vorgenommen. Bei dieser Leistung haben wir 
eine Unzahl von Oszillogrammen aufgenommen, wobei die 
Versuchsbedingungen, insbesondere Abschaltgeschwindig- 
keit, Hubhöhe usw., variiert wurden. Ich habe aus ver- 
schiedenen Oszillogrammen systematisch die zusammen- 
gehörigen I- und U-Punkte der Lichtbogencharaktaristik 
herausrreifen lassen, um zu sehen, ob diese Punkte auf 
einer Kurve liegen. Ich hatte dies nicht erwartet, denn 
wir haben mit diesem Versuch beweisen wollen, daß der 
Verlauf der Lichtbogencharakteristik noch durch alle 
mözlichen anderen Erscheinungen beeinflußt wird. Die 
auf diese Weise gewonnene Darstellung der Abhängig- 
keit der Lichtbogenspannung vom Lichtbogenstrom ergab 
ebenfalls beim Abschalten unter Öl eine steigende Cha- 
rakteristik ’. Die Erscheinung wurde noch nicht weiter 
untersucht: es besteht die Möglichkeit, daß der steigende 
Gasdruck die Lichtbozenspannung erhöht hat. Für mich 
war es daher schr interessant zu erfahren, daß auch in 
Luft steigende Kurven gemessen wurden. Vielleicht kön- 
nen Sie uns die Gründe für diese Erscheinung angeben. 
(Beifall.) 


Vortragender: Ich werde die verschiedenen Ein- 
wände, soweit es sich um solche handelt, der Reihe nach 
kurz durchsprechen. Zu den Ausführungen des Herrn 
BIERMANNS habe ich nichts hinzuzufüzen. Auf die Worte 
von Herrn KOPELIOWITSCH möchte ich folgendes antwor- 
ten: 1000 at können in einer Löschkammer vielleicht auf- 
treten. Es handelt sich dann aber um eine Löschkammer, 
die absolut falsch dimensioniert ist. Wird die Boden- 


klärung der technischen Seite der Frage. 


7 Siehe Sonderheft der Hauptversammlung Wien der VAEW, 8. 54. 


öffnung zenau so groß gemacht wie der Außendurch- 
messer des Schaltstiftes und drückt man diesem System 
eine genügend große Energie auf, so entwickelt sich eine 
große Menge Gas. Der Druck wächst mehr und mehr an: 
schließlich muß etwas entzweigehen, und das ist in diesem 
Fall die Löschkammer. Es ist aber doch der Sinn der 
ganzen Untersuchungen, gerade diese Erscheinung durch 
zweckmälsige Bemessung zu vermeiden. Wenn ich vor 
zwei Jahren gesagt habe, daß 25..30at der höchste 
Druck sei, den wir in einer Löschkammer . gemessen 
haben, dann hat es sich dabei um richtig dimensionierte 
Löschkammern gehandelt. In der Zwischenzeit haben wir 
festgestellt, dab bei großen Leistungen (größer als 
300 MVA) Drücke bis zu 50 und 60 at ausnahmsweise auf- 
treten können. Höhere Werte haben wir bei richtiger 
Dimensionierung niemals feststellen können. 


Es ist richtig, daß sich die Löschkammern vorläufig 
nicht vorausberechnen lassen. Wäre dies jedoch möglich, 
so glaube ich doch nicht, daß unsere Abnehmer sich da- 
ınit zufrieden geben würden, wenn ich ihnen sagte: „Ich 
habe die Kammer berechnet, Sie können sich darauf ver- 
lassen, sie ist gut.“ Ganz gewiß würde man mir darauf 
antworten: „Es ist schon viel berechnet worden, aber wir 
möchten das mit eigenen Augen sehen" dann muß eben 
der Versuch doch durchgeführt werden. Es ist anderseits 
zutreffend, daß man einen Schalter ohne Löschkammern 
in gewissem Umfange vorausberechnen kann. Dies ist 
aber nur deshalb möglich, weil die Zahl der Versuche 
mit normalen Schaltern im Vergleich zu den Versuchen 
mit Löschkammerschaltern viel größer ist und man daher 
eine wesentlich bessere Grundlage für die Berechnung 
hat. Derartige Überlegungen sind aber keine Vorausbe- 
rechnungen im eigentlichen Sinne, sondern ein Extra- 
polieren gemessener Abhängigkeiten in begrenztem Um- 
fange. Man geht jedoch nicht so vor, wie ich es auch 
gern tun möchte und wie es der Mathematiker und Phy- 
siker tut: Gegeben sind zwei Elektroden in einem Strom- 
kreis, die sich mit bestimmter Geschwindigkeit in einem 
genau definierten Medium voneinander entfernen. Ge- 
sucht ist der zeitliche Verlauf aller interessierenden Grö- 
ßen. Bis wir derartige Rechnungen durchführen Können, 
wird noch eine lange Zeit vergehen. 


Es hat mich interessiert, von Herrn Dr. RÜHLE zu 
hören, daß Schalter mit Ölströmung, auf die Herr Prof. 
MATTHIAS anläßlich eines Vortrages ebenfalls hinge- 
wiesen hat, schon vor mehr als 20 Jahren verwendet wur- 
den und recht gute Resultate ergaben. Man darf sich aber 
von dieser Art der Lichtbogenlöschung nicht allzu viel 
versprechen, denn nach unseren Untersuchungen gelingt 
es nicht, die für eine unbedingt sichere Löschung erfor- 
derliche Ölströmungsgeschwindigkeit zu erreichen. 

Ich komme nun zu den Fragen von Herrn Prof. 
MATTHIAS. Die von mir anläßlich der VDE-Tagung in 
Berlin vorgetragene Abhängigkeit von Lichtbogenzeit, 
Abschaltarbeit und Druck von der Schaltleistung hat sich 
auch weiterhin bestätigt. Ich bin jedoch heute nicht dar- 
auf zurückgekommen, da ich nur neue Gesichtspunkte 
vortragen wollte. Wir haben aber keine Veranlassung, 
unseren damaligen Standpunkt irgendwie zu ändern. Das 
Minimum der Lichtbogenzeit ist besonders stark ausge- 
prägt — worauf auch Herr BIERMANNS hingewiesen hat 
— bei Löschkammerschaltern. Im Prinzip läßt sich aber 
der Effekt, mehr oder weniger stark ausgeprägt, bei 
jedem Schalter nachweisen. In der Zwischenzeit haben 
wir auch eine eindeutige Erklärung dafür gefunden. Es 
hamdelt sich um eine Auswirkung des magnetischen Fel- 
des innerhalb des Schalters. 

Die angegebenen Lichtbogenspannungswerte sind wie 
folzt zu verstehen: Die Lichtbogenspannung hat bekannt- 
lich ungefähr rechteckigen Verlauf. Dies hat zur Folge, 
daß Momentan-, Mittel- und Effektivwert der Spannung 
praktisch zusammenfallen. Mit U bzw. UB wurde die 
mittlere Höhe des Rechteckes, welches die Lichtbogen- 
spannung beschreibt, bezeichnet; sie wird den Öszillo- 
grammen in Millimeter entnommen und dann auf Grund 
der Eichung auf Volt bzw. Kilovolt umgerechnet. Die 
Werte der Lichtbozenspannung wurden nicht etwa Ver- 
suchen an Schaltern entnommen, bei denen die Licht- 
bogenlänge sich doch nur sehr ungenau angeben läßt, 
sondern durch Messung an einem System nach Art einer 
liegenden Funkenstrecke festgestellt, wobei wohl defi- 
nierte Verhältnisse vorlagen. Wir haben die Unter- 
suchungen bis zu Stromstärken von 50000 A ausgedehnt. 
Ich habe diese Meßwerte jedoch nieht angeführt, da bei 
diesen großen Stromstärken Elektrodenabbrand und De- 
formation so groß waren, daß die Ergebnisse unsicher 
wurden. Der angeführte Mittelwert der Lichtbogenspan- 
nung erklärt sieh nun folgendermaßen: Bei der geschil- 
derten Anordnung ist die Lichtbogenlänge annähernd 


1312 


konstant. Es besteht daher die Möglichkeit, den Wert der 
Lichtbogenspannung unter Berücksichtigung der jewei- 
ligen Polarität dem Öszillogramm für verschiedene Halb- 
wellen zu entnehmen. Der Mittelwert aus diesen ver- 
schiedenen Ablesungen wurde mit U bezeichnet. 


Die steigende Lichtbogencharakteristik haben wir zu- 
nächst nur in Luft festgestellt. Eine eindeutige Erklä- 


rung kann ich leider heute noch nicht angeben. Die Er- . 


scheinung hängt vermutlich stark von der Masse und 
Kühlung der Elektroden ab. Bei dünnen Elektroden wird 
das Minimum bei kleinerer Stromstärke erreicht als bei 
starken Elektroden. In Flüssigkeiten ist der Druck und 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechn. Verein des rhein.-westf. Industriebezirks, 
Essen. 11.1X.1929, abds. 7h, Vereinsversammlung in Duis- 
burg, Börsenhaussaal: Vortrag des Sachsenwerks „Neuartige 


elektrische Antriebe und Einrichtungen für Bergwerke“. 


Elektrotechn. Gesellschaft Halle a. S. 11. IX. 1929, 
abds.8%h, Saal des Bierhauses Engelhardt, Bernburger Straße: 
Vortrag Dr. K. Ripper, „Herstellung und Anwendung 
moderner künstlicher Isolierpreßstoffe“. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


Auszeichnungen. — Der Verband Deutscher Elektro- 
techniker verlieh anläßlich seiner 34. Jahresversammlung 
in Aachen dem langjährigen Vorsitzenden der Kommission 
für Errichtungs- und Betriebsvorschriften und verdienst- 
vollen Herausgeber der zu diesen Vorschriften gehörenden 
Erläuterungen, Herrn Geh. Reg.-Rat Dr. Carl Ludwig 
Weber, die Ehrenmitgliedschaft. 


C. L. Weber. 


Weber wurde 1860 zu Würzburg geboren, studierte 
dortselbst sowie in München Mathematik und Physik und 
wurde, nachdem er 1884 promoviert hatte, 1886 Privat- 
dozent an der T. H. München. 189 übernahm er die vorher 
durch von Gaisberg und Uppenborn geleitete 
elektrotechnische Versuchstation München und trat 1893 
als Mitglied in das kurz vorher neu organisierte Reichs- 
.patentamt ein, dem er bis zum Erreichen der Altersgrenze 
im Jahre 1925 angehörte. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


5. September 1928 


damit die Temperatur an der Kathode höher, was eine 
stärkere Emission von Elektronen zur Folge hat. Die er- 
forderliche Stromstärke tritt also bei kleinerer Ausdeh- 
nung des Kathodenflecks auf. Es ist möglich, daß der 
verschiedenartige Verlauf der Charakteristik mit dieser 
Erscheinung in Zusammenhang steht. 


Ich bin damit am Ende meiner Ausführungen und 
danke Ihnen. (Lebhafter Beifall.) 


Elektrotechnischer Verein. 
Der Generalsekretär. 
Dr. Schmidt. 


Neben seiner umfassenden Berufsarbeit hat sich 
Weber lebhaft an den Bestrebungen des Elektrotechni- 
schen Vereins und des VDE beteiligt und ist insbesondere 
dafür eingetreten, daß der VDE die Aufstellung von 
Sicherheitsvorschriften für elektrische Stark- 
stromanlagen in die Hand nahm, die er auf Grund seiner 
praktischen Erfahrung in richtiger Beurteilung ihres 
Wertes in der Jahresversammlung 1895 eifrig befürwortet 
hat. Auf Grund seiner Mitarbeit bei den Vorberatungen 
und der Beschlußfassung über diese Vorschriften wurde 
ihm die Abfassung der „Erläuterungen“ zu ihnen über- 
tragen, die zur Aufklärung der beteiligten Kreise und zur 
Überwindung des anfangs sehr starken Mißtrauens gegen 
derartige Bestimmungen erheblich mitgewirkt haben. 
Dem weiteren Ausbau der Vorschriften hat Weber, der 
1905 zum Vorsitzenden der betreffenden Kommission ge- 
wählt wurde, ein großes Maß von Arbeit gewidmet. 

Durch die Aufstellung und stetige Weiterbildung der 
Vorschriften hat sich der VDE die anfangs stark um- 
strittene Selbstverwaltung auf diesem Gebiete gesichert. 
Daß diese nunmehr von den Behörden aller deutschen Re- 
rierungen anerkannt ist, verdankt man zum erheblichen 
Teil der maßvollen, unparteiischen und zielbewußten, ste- 
tizen Tätigkeit, die die zuständige Kommission mit ihrem 
Vorsitzenden geleistet hat. Die deutschen Vorschriften 
für die Errichtung elektrischer Anlagen haben nicht nur 
innerhalb des VDE vorbildlich gewirkt und zur Auf- 
stellung vieler Sondervorschriften Anlaß gegeben, die sich 
an diese erste derartige Verbandsarbeit angegliedert 
haben, sondern sie sind auch im Auslande anerkannt und 
zur Grundlage ähnlicher Arbeiten gemacht worden. 


Die Bergakademie Freiberg hat dem Kommerzienrat 
Paul Wolf i. Fa. Friemann u. Wolf G. m. b. H., Zwickau, 
wegen Seiner Verdienste auf dem Gebiete der Gruben- 
beleuchtung insbesondere durch Einführung der Wolfschen 
Alkalilampven mit Nickel-Kadmium-KLlektroden die Würde 
eines Dr.-Ing. E. h. verliehen. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Kompensationswicklung in Mehrphasenerregermaschinen. 


Zu der Zuschrift des Herrn Dr. SCHMITZ ETZ 1929, 
S.954, ist nur noch rein sachlich richtigzustellen, daß 
äußere Hilfsvorrichtunzen, wie der von ihm erwähnte 
Widerstand, nicht für die richtige Arbeitsweise der von 
mir beschriebenen selbsterregten Reihenschluß-Erreger- 
maschinen in Frage kommen; wie ich gesagt hatte, wird 
die vollkommen ideale Arbeitsweise dieser Maschinen 
ohne Zusätze, durch hierzu geeignete Ausführung der 
Maschinen selbst erzielt. 

Dieser von ihm erwähnte Widerstand, welcher nur für 
eventuelle Regelung der Kompensierung der Motoren vor- 
gesehen war, ist außerdem später selbst hierfür fast nie, 
etwa unter 100 Maschinen bei 99 Maschinen nicht. zur 
Anwendung gekommen, und nicht nur weil für solche Re- 
gelungen eine gleichzeitig angebrachte Nebenschluß- 
erregerwicklung zwecekmäßiger ist, sondern auch weil 
meistens keine Regelung verlangt. und lediglich eine be- 
stimmte Kompensierung oder Überkompensierung der 
use bei Belastung oder bei Leerlauf vorgeschrieben 
wird. 


Brüssel, 29. VI. 1929. Heyland. 


Elektrote 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Handlexikon Elektrizität und der 

Elektrotee hnik (Elektro-Auskunftei). Mit Be- 

rücksiehtigung der neuesten Fortsehritte bearbeitet von 
Ing. G.Heber. 3, verm. u. verb. Aufl. Mit 532 S. in © 
Franeksche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1928. Preis 
ech. 10 RM. 


Dem vorliegenden Wörterbuch liegt der Gedanke zu- 
erunde, bei handlichem Umfang einen reichhaltigen Wort- 
schatz mit prägnanter und zugleich erschöpfender rklä- 
rung zu geben. ie Lösung dieser Aufgabe ist nicht ganz 
einfach. Man wird in solehem Falle immer mit Lücken 
rechnen müssen und kann zufrieden eein, wenn diese sich 
nicht zu stark Eine 
Bimetall sucht man vergebens, Wenn auch über d 
Freileitungen Bimetalldra ht Angaben Sr: 
macht werden. Ferner fehlen die Stichworte: Elektrisie- 
rung (nur Elektrifizierung!), j Heinisch-Riedel- 
Schutz, [soliermasse®, Kathoden-Oszillograph, 
Leuchte, Punktschweißung, Resonanz (nur in 
eetzungen angegeben!), Superhet. Die Definitionsschärfe 
ist ungenügend bei des Kurzschlusses 
(S. 419), wO das wichtige Merkmal der verschiedenen 
Polarität Kaskadenschaltung ist nicht 
gleichbedeutend mit Hintereinander-, Reihen- oder Serien- 
schaltung, j j 
es ist kein Privileg des Nebensch 
Leerlaufstrom ZU besitzen. 
sen, daß die au 
Flektrotechnikerverband” durch „Verband 
Elektrotechniker” zu ersetzen ist. 


Die vorstehende, ins Einzelne gehende Kritik wurde 
hauptsächlich deswegen geübt, weil Verfasser selber über 
etwa bestehende Mängel unterrichtet zu werden wünscht. 
Si» sollen dem Wert des Buches, das besonders in Laien- 


kreisen viel Freunde finden wird, keinen Abbruch tun. 


W. Kraska. 


DieSchule des Elektrotechniker s. Lehrbuch 
d. angewandten Elektrizitätslehre. Von Dipl.-Ing. Prof. 
5 3, vollst. neubearb. Au l. Ba. 1:Grun d- 
lagen der Elektrotechnik, Teil 1 bearb. von 
Prof. H.Stape |feldt. Mit 117 Abb., VI u. 272 S. in 8°. 
Bd. 3: Elektrische ik. Bearb. von 
Ing. H.Teuc hert. Mit 336 Abb., VIII u. 335 S. in 8°. 
Verlag Moritz Schäfer, Leipzig 1928. Preis Bd. 1 geb. 
8,50 RM; Bd. 3 geb. 10 RM. 


Das Werk ist zunächst als Leitfaden für den Unter- 
richt der Elektrotechnik an technischen Fachschulen ange- 
Jegt, darüber hinaus aber auch zum Selbststudium für d 
jenigen geeignet, denen der Besuch einer Fachschule nicht 
möglich ist, die aber doch ein tieferes Eindringen in die 
elektrotechnische Wissenschaft anstreben. 
tischen und physikalischen Vorkenntnissen setzt das Buch 
etwa den Umfang, den heute die mittlere Reife bietet, vor- 
führt in durchaus neuzeitlicher Behandlung in 
Abschnitten durch die Grundgesetze der statischen Elektri- 
zität, des elektrischen Stromes und seiner Wirkungen un 
des Magnetismus hindurch. Zwischen den einzelnen Haupt- 
abschnitten sind knapp und doch erschöpfend bearbeitete 
Abschnitte über die Hilfswissenschaften eingeschoben, die 
besonders dem Privatstudierenden das Studium erleichtern. 


Der 3. Band behandelt die elektrische Meßkunde, u. ZW. 


im wesentlichen vom experimentellen Standpunkte aus. 
Er ist als Leitfaden für das Anfüngerpraktikum an- 
gelegt. Es werden die Meßinstrumente und Meßmethoden 


für Strom, Spannung, Widerstand, Leistung, Induktivität 
und Kapazität, magnetische Messungen, Frequenz und Syn- 
.chronismus, ferner für Licht und mechanische Arbeit be- 
sprochen. edem Abschnitt ist eine elementar bearbeitete 
theoretische Behandlung der Meßgrundlagen vorange- 
stellt. Besonders sei auf die an vielen Stellen gegebenen 
Anleitungen zur richtigen Anlage des Meßprotokolls hin- 
gewiesen. Wer als Lehrer ein Anfängerpraktikum zu lei- 
ten hat, kennt die Schwierigkeiten, die Schüler zur sach- 
wcmäßen Aufzeichnung der Beobachtungen ZU erziehen, 
und wird diese Anleitungen besonders begrüßen. 


Die buchtechnische Ausstattung ist vorzüglich. Das 

Buch kann als Leitfaden für die elektrotechnischen Schüler- 

übungen an Fachschulen, wie auch für den Selbstunter- 
rieht und die Fortbildung für bereits in der Praxis ste- 
hende Techniker als hervorragend geeignet bezeichnet 
werden. Fr.schnau bert. 


chnische Zeitschriit 1929 Heit 36 


1313 


Taschenbuch für Fernmeldetechniker. Von 

H. W. Goctse h. 4. verb. Aufl. Mit 844 Abb. i. Text, 

XII u. 526 S. in kl.-8°. Verlag R. Oldenbourg, München u. 
Berlin, 1929. Preis geb. 13 RM. 

Das Taschenbuch liegt seit dem erstmaligen Er- 
scheinen 1925 bereits in 4. Auflage vor und hat sich wäh- 
rend dieser Blütezeit der Fernmeldetechnik schon den ihm 
gebührenden Platz in der Fachliteratur gesichert. Gegen- 
über der 1. Auflage hat sich das Taschenbuch erwartungs- 
gemäß wesentlich erweitert. 1 d i 
den theoretischen Grundlagen die Behandlung der Wechsel- 
mit ihren 


Bt man allerdings in der 
Aufzählung der verschiedenartigen Gleichrichter mit ihrer 


gleichrichter, den Kontaktgleichrichter und den urch 
seine einfache Zündung und geringe Mindeststromstärke 
viel verwendeten Argonalgleichrichter sowie eine Kurze 
Erwähnung der neucren selbsttätigen Zündvorrichtungen 
für Quecksilberdampfgleichrichter. Im Abschnitt Relais 
für besondere Zwecke sind als Neukonstruktionen das 
Hitzdrahtrelais und das Siemensrelais mit Quecksilber- 
kontakt aufgenommen worden. Der 4. Teil erfuhr 
ebenfalls einige Erweiterungen im Abschnitt elektrischer 
Wasserstandsfernmelder durch solche für Feinablesung 
und ohne Schwimmer und durch die Höhendifferenzfern- 
melder sowie im Abschnitt über Eisenbahnsignalanlagen 
vor allem in Blockanlagen durch die schnelle Weiterent- 
wicklung des Sicherungswesens. 

Im 3. Teil 
im Abschnitt Schreibtelegraphen der Wheatstone- und der 
Siemens-Schnellmorseapparat mit nä 
ihrer Locher, Sender und S 
Ein neuer Abschnitt ist den Kabeltelegraphen gewidmet, 
worin die Beschreibung des Heberschreibers, des Und 
lators von Lauritzen, des Siemens-Drehspulenschnell- 
schreibers und des Siemens-Kabelsenders eine notwendige 
Ergänzung bildet. Im Abschnitt 
graphen sin der Creed-Schnellschreiber mit Locher, S 
der, Lochstreifenempfänger und Übersetzer und der S 
mens-Tastenschnelltelegraph, heute mit Springschreiber 
bezeichnet, neu hinzugekommen. Unter diesen neuesten 
Typen von Telegraphenapparaten hätte 
meisten verwendete Springschreiber (Start-stop-Apparat), 
der Teletype System Morkrum-Kleinschmidt, erwähnt wer- 
den müssen, der jetzt auch in Deutschland fabriziert wird. 
Als wechselseitiger Mehrfachtelegraph ist d i 
verwendete Baudot-Apparat eingefügt, und bei den gleich- 
zeitigen Mehrfachtelegraphen ist außer den Gegensprech- 
schaltungen die Tonfrequenztelegraphie mit 6 (neuerdings 
mit 12) Kanälen beschrieben worden. Die UnterlagerungS- 
telegraphie zur weiteren Ausnutzung der Fernkabeladern 
bis zu einer Frequenz von 5 Tele- 
graphenverbindung mit ihren prinzipiellen Schaltungen 
Erwähnung finden dürfen. i Abschnitt über 
Bildtelegraphie als neuerer Zweig der Nachrichtenüber- 
mittlung nac den verschiedenen Systemen ist hier noch 
angefügt. 

Der 
. Bei den gelbsttätigen 
in neue gedrängte i 


4. Teil behandelt die Fernsprechtech- 
Fernsprechanlagen ist der 
i Hebdrehwähler, 
Der Abschnitt 
Band- 
Laut- 
sprechers 
erweitert. 
Fernkabel mit den dannit zusammenhängenden Verstärker- 
ämtern, F 
drahtverstärkern und den neuesten Hilfsmitteln zur Über- 
"brückung der größten Entfernungen und die Beeinflussung 
der Fernmeldeanlagen durch Starkstromleitungen bei der 
zunehmenden Elektrisierung, besonders der Bahnen mit 
Wechselstrom oder Gleichstrom aus Gleichrichtern. Unter 
dem Abschnitt Messungen üllen die Wechselstrom- 
messungen entsprechend der heutigen Bedeutung eine 
frühere Lücke aus. Es sind darin vor allem die verschie- 
denen Meßgeräte der Firma Siemens 3 Halske kurz be- 
schrieben, wie Rohrvoltmeter, Eichleitungen, Verstär- 
kungs-, ämpfungs-, Scheinwiderstands-, Kapazitäts-, 
Kopplungs- und GeräuschspannungsmesseT- 

Am Schluß des Buches wurde vom Verfasser ein um- 
fangreicher Literaturnachweis der einschlägigen Bücher 
und Zeitschriften hinzugefügt, und außerdem wurden in 
169 Fußnoten für alle vier Teile zusammen Sonderabhand- 
lungen aus versehiedenen Zeitschriften angeführt. Trotz 
des erheblich vermehrten Inhalts gegenüber der 1. Auflage 
ist das Buch mit der Erweiterung um über 100 Seiten nur 
wenig stärker geworden und kann bei seiner reichhaltigen 


1314 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 


5. September 1929 


und gedrängten Form in dem heute so weit verzweigten 
Gebiet des Fernmeldewesens jedem Fernmeldetechniker 
und auch jedem Ingenieur nur bestens empfohlen werden, 
der sich kurzen Aufschluß aus diesem Gebiet verschaffen 
will. Stübler. 


Lichtnetzempfänger (Netzanschlußempfänger). 
Von Dr. E. Nesper (Monographien der Funkindustrie, 
II). Mit 84 Textabb. u. 148 S. in kl. 8°. Union Deutsche 
Verlaesgesellschaft, Berlin 1927. Preis geh. 3,50 RM, 
geb. 4,80 RM. 


Eine gute Übersicht über die beim Bau eines Netz- 
anschlußempfängers zu berücksichtigenden Punkte. Die 
VDE-Vorschriften vom 1.1. 1927 sind auch en uoumen. 

übcke. 


Empfang auf kurzen Wellen. Möglichkeiten, 
Schaltungen u. prakt. Winke Von M. v. Ardenne. 
Mit 79 Abb. u. 83 S. in 8°. Verlag Rothgiesser & Diesing 
A.G., Berlin 1928. Preis geb. 3,50 RM. 


Nach einem kurzen Vorwort schildert der Verfasser 
im 1. Abschnitt „die Empfangsverhältnisse auf kurzen 
Wellen“. In den folgenden Kapiteln: „Die Empfangs- 
antennen“, „Die Einzelteile für Kurzwellenempfänger“, 
„Kurzwellenaudionschaltungen”, „Kurzwellenempfänger mit 
Hochfrequenzverstärkung“ und „Zwischenfrequenzemp- 
fünger für kurze Wellen“ führt er den Leser durch das 
ganze Gebiet der Kurzwellenempfangstechnik und gibt dem 
Bastler oft nützliche Winke. Mit dem Abschnitt „Die 
Eichung von Kurzwellenempfängern“ schließt er seine Be- 
trachtungen. Die auf S. 83 am Schluß angegebene Liste 
der Kurzwellentelesraphiestationen kann bei der außer- 
ordentlich raschen Entwicklung auf diesem Gebiet der 
Nachrichtentechnik wohl nicht mehr als ein ungefährer 
Anhalt sein. Das Buch gibt eine gute Einführung in das 
Gebiet. Moench. 


Illuminating Engineering prepared by a staff 
of specialists for students and engineers. Von F. E. 
Cady u. Prof. H. B. Dates. 2. Aufl. Mit 186 Abb., 
XV u. 515 S. in gr. 8%. Verlag John Wiley & Sons, 
Inc., New York, u. Chapman and Hall, Ltd., London 
1928. Preis geb. 25 sh. 


Sowohl die Herausgeber dieses bemerkenswerten 
Sımmelwerkes über Lichttechnik als auch die Mitarbeiter 
L. J. Buttolph, P. W. Cobb, Ward Harrison, 
M. Luckiesh, Howard Lyon, H. H. Magdsick, 
W. R. Mott, J. H. van Horn und A G. Worthing 
sind als hervorragende Lichttechniker bekannt, und die 
meisten von ihnen haben sich als selbständige Forscher 
auch im Auslande einen Namen gemacht. Es war deshalb 
von vornherein eine gründliche Arbeit zu erwarten. Sie 
ist aus einer Reihe von Vorträgen hervorgegangen, die 
seit 1918 an der Fachschule für angewandte Wissen- 
schaft vor Schülern niederer Semester gehalten wurden. 
Bei aller wissenschaftlichen Gründlichkeit wurden daher 
bei den Vorträgen auch nur geringe Voraussetzungen an 
die Vorbildung der Hörer gemacht, so daß nach der Über- 
arbeitung und Zusammenfassung der lüinzelarbeiten ein 
vorbildliches Lehrbuch der Lichttechnik entstanden ist, 
das den Studenten unserer technischen Hochschulen und 
technischen Mittelschulen angelegentlichst empfohlen sei. 
Darüber hinaus werden auch die Ingenieure der Fabriken, 
Gewerbeinspektoren, Architekten und alle, die an der 
l.ichttechnik interessiert sind, das Lehrbuch der Licht- 
technik mit Gewinn studieren und es auch mit Nutzen 
als Nachschlagewerk benutzen können. Der behandelte 
Stoff erstreckt sich auf alle Gebiete der Lichttechnik, 
und das dargebotene Tatsachenmaterial ist gut ausge- 
wählt und von großer Zuverlässigkeit. In den Haupt- 
abschnitten werden behandelt: die Physik der Licht- 
erzeugung; die Lichtquellen (schwarzer Körper, die 
Sonne, Flammen, Bogenlampen, Glühlampen, Entladungs- 
röhren, Nernstlampe, Leuchtorganismen); Photometrie; 
physiologische Optik: Grundlagen der Beleuchtung; 
Licht, Schatten und Farbe; Tageslicht. Den Beschluß 
machen eingehende Auseinandersetzungen über die Be- 
leuchtung von Wohnräumen, öffentlichen Gebäuden, Ge- 
schäften, Fabriken und Straßen, ferner über die Anwen- 
dung des Lichtes für Signal- und Reklamezwecke und 
die Ausbildungen von Leuchten mit optischen Mitteln 
(Linsen, Scheinwerfer, Proiektionsapparnte). 

Sehr beachtenswert sind die ausführlichen, in 
Deutschland bisher noch nicht veröffentlichten Tabellen 
der Glühlampen-Charakteristiken, die die Umrechnung 
der Beobachtungsdaten bei einer beliebigen Spannung 
bzw. beliebigem spezifischen Verbrauche (W/K) auf eine 
gegebene Spannung oder gegebenen spezifischen Ver- 


brauch gestatten. Dagegen wird die in Amerika so be- 
liebte Punktwertung der Beleuchtungsgüte, die vom 
Sport hergenommen ist, in Deutschland weniger Anklang 
finden; denn, wenn beispielsweise in einer Anlage alle 
die Beleuchtungszüte charakterisierenden Faktoren: 
horizontale Beleuchtungstärke, allgemeine kaumhellir- 
keit, Schattigkeit, Kontraste, örtliche und zeitliche Gleich- 
mäßigkeit mit 1 bewertet werden, die Blendung aber 
mit 5, so würde die Beleuchtungsgüte mit 10 Punkten 
wesentlich besser erscheinen, als bei einer Anlage, bei der 
alle Einzelfaktoren die Nummern 2 erhalten hätten, so 
daß insgesamt 12 Punkte herauskämen. Die erste Anlage 
ist aber wegen der 5 Punkte bei der Blendung schlechthin 
unbrauchbar, während die zweite durchaus annehmbar 
wäre. Eine Punktwertung kann deshalb nur einen Sinn 
haben, wenn den einzelnen Faktoren jeweils auch noch 
ein bestimmtes Gewicht beigemessen werden könnte. 
Hierzu sind wir aber noch lange nicht imstande. Die 
Punktwertung gibt also nur zu oft ein ganz schiefes 
Urteil, wie das ja auch bei Boxkämpfen vorkommen soll. 


Im Gegensatz zu anderen amerikanischen Publika- 
tionen wird auch die deutsche Literatur berücksichtigt, 
und es werden auch deutsche Apparate und Instrumente 
beschrieben, einzelne von diesen, wie das Bechsteinsche 
Flimmerphotometer, bleiben freilich anonym. 

H. Lux. 
Technisches Hilfsbuch. Herause. v. d. Schu- 
chardt & Schütte A.G., 7. verbess. Aufl. Mit 500 
Abb. im Text u. auf 1 Taf., X u. 525 S. in kl. 8°. Verlag 
von Julius Springer, Berlin 1928. Preis geb. 8 RM. 


Das nunmehr in sicbenter Auflage erschienene Hilfs- 
buch ist fast doppelt so stark geworden wie die im Jalıre 
1914 erschienene erste Auflage Sieben Auflagen in 14 
Jahren sind der beste Beweis dafür, daß das Buch stets 
Anklang gefunden hat. Es ist, worauf schon der Name 
der Herausgeberin „Schuchardt & Schütte“ hindeutet, in 
der Hauptsache für den Werkstattbetrieb bestimmt. In 
dem ersten Drittel des Buches wird das Wichtigste über 
Rechnen, Maßeinheiten und Vergleichswerte sowie Stoff- 
kunde gebracht, in den beiden anderen die Werkstatt- 
kunde. Bei der Behandlung einzelner einfacher Maschi- 
nenelemente, wie Zahnräder-, Riementrieb usw., ist bei 
den Berechnungen darauf Rücksicht genommen, daß das 
Buch auch für den einfachen Betriebsmann bestimmt ist. 
Die einzelnen Arbeitsweisen, wie Drehen, Bohren, Fräsen 
usw., sind unter dem Gesichtspunkte des Betriebes behan- 
delt. Von einer Beschreibung der Maschinen ist Abstand 
genommen worden, dafür sind aber Bau- und Arbeitsweise 
der Werkzeuge eingehend behandelt, so beispielsweise 
heim Drehen Spanquerschnitt und Schnittgeschwindigkeit, 
Wahl des richtigen Drehstahls, seine Form und Herstel- 
lung, daneben aber auch die Wahl der richtigen Bank. 
Überall haben die neuesten Arbeiten Berücksichtigung ge- 
funden wie Hippler 1925, Klopstock 196, Kro- 
nenberg 1928, Loewe-Notizen 1928, die neuesten DIN- 
Blätter usw. Am Schlusse wird auf die gegenseitigen Be- 
ziehungen zwischen Schnittgeschwindigkeit, Vorschub 
und Umfangsgeschwindigkeit sowie auf den Kraftbedarf 
für Werkzeugmaschinen eingegangen. Hervorzuheben jet 
schließlich noch eine für den Betriebsfachmann wichtige 
ausführliche Zusammensiellung (16 Seiten) der ersten 
Hilfe bei Unglücksfällen. Ein umfangreiches alphabeti- 
sches Sachverzeichnis und eine ebensolche Inhaltsüber- 
sicht erhöhen die Beauemlichkeit des Gebrauches und da- 
mit den Wert dieses Buches, das nur warm empfohlen w.'r- 
den kann. Witt. 
Technisches Taschenwörterbuch in drei 
Sprachen. 1. bis 3. Teil. Von W. Isendahlu. C. W. 
Kollatz. 3., neubearb. u. verm. Aufl. 1. Teil: 
Franz.-Deutsch-Engl. mit 179 S., 2. Teil: Deutsch-Enel.- 
Franz. mit 166 S., 3. Teil: Engl.-Franz.-Deutsch mit 
198 S. in kl. 8%. Verlag Georg Siemens, Berlin 1929. 
Preis jedes Bandes geb. 4,50 RM. 


Dieses in handlichem Format und zu mäßizem Preis 
herauszcebrachte Taschenwörterbuch müßte, zumal es 
einen großen Teil der Technik umfaßt, auf die Aufnahme 
mancher, auch wichtigerer Ausdrücke verzichten, ob- 
eleich man wohl durch Streichung von Zusammensetzun- 
een hätte Raum gewinnen können. Die Rücksicht auf 
Platzersparnis hat offenbar auch dazu geführt, bei mehr- 
deutiren Worten auf Kommentare zu den einzelnen Ll ber- 
setzungen zu verzichten. Indessen sind auf dem vom Re- 
zensenten ausschließlich überprüften Gebiet der Elektro- 
technik auch zahlreiche Unvollständigkeiten oder sogar 
Fehlübersetzunsen stehen geblieben. Ausgefallene Aus- 
drücke sind z. B. „elektrischer Streifen“ (plate, commu- 
tator section, lame) oder auch .„Baumträgerisolator“ 


Breakdown ist nicht nur Panne 
hbruch, device kommt viel häufiger in 
Bedeutung „Hilfsmittel“ bzw. 
der Bedeutung hlag“; 
nur Beleuchtung, itz. 
de rupture ist fälschlich mit 


mit Dynamo ] 
Transformator, circuit breaker mit Umschalter übersetzt, 


elektrotechnischen Teil eine 
Durcharbeitung und Ergän- 
gap, 


gründliche fachmännische 
zung noch fehlender Ausdrücke (Z. 
Klemmenspannunß, anderwelle und Abkürzungen, wie 
e.m.f.) als unerläßlich bezeichnet werden, da das ör- 
seiner jetzigen Form au 
elektrotechnischem bescheidenen An- 
sprüchen genügen kann. — Der Verlag hat den drei Bän- 
den eine gute drucktechnische Ausstattung mitgegeben. 
G. H. Winkler. 


Maschi- 
Schweißen 
‚ völl. neu- 
Gießerei. 


Spanlose Formung der Metallein 
nenfabriken durch Gießen, Schmieden, 
und Härten. Von Dipl.-Ing. E. Preger. 
bearb. Aufl. Bd. 1: Formerei und 
Mit 158 Abb. im Text, VIII u. 150 S. in 8°. (Bibl. d. ges. 
Technik NT. 339.) 2: Schmieden un tan- 
zereitechni k. Mit 165 Abb. im Text, VIII u. 152 8. 


in 8°. (Bibl. d. ges. Technik NT. 340.) Verlag_V- Dr. 
Max Jänecke, Leipzig 1928 u. 1929. Preis des Bandes 
kart. 3 RM. 


Das Werk Prege rs „Die Bearbeitung der Metalle 
in Maschinenfabriken usw.”, das früher in zwei Teile: 
„Spanlose“ und ‚Spanabhebende Formung” zerfiel, ist nun- 
mehr in acht Bändchen u terteilt, von denen die ersten zwei 
vorliegen. i Unterteilung verbun- 
dene wesentliche Erweiterung konnte das Werk nur ge- 
winnen. Bei den 1. B j i 


noch auf viele Einzelheiten einzugehen. 
ersten Abschnitt Metalle und Legierungen unter Heran- 
ziehung zahlreicher DIN-Blätter die Gütevorschriften 
wieder. Einige Lücken findet man bei der Beschreibung 
der Metalle, und etwas gar kurz ist der Abschnitt Schmelz- 
üfen und Zubehör geraten, die auf 23 Seiten behandelt wer: 
den. Kleine Fehler und Irrtümer wird man gern verzeihen, 
da der Verfasser schließlich nicht auf allen Gebieten Fach- 
‚ Vielleicht wäre aber eine Durchsicht 
durch einen Auflagen zu emp- 
fehlen. Eine Schwindung von 4 % für Aluminium ist reich- 
lich hoch. Nach Angaben aus anderen Quellen beträgt sie: 
nur 1,7 %. Die Kupolöfen, Abb. 125, viel zu niedrig. 
Ausführlich und richtig ist die Formerei behandelt. 

Ganz zu Hause ist der Verfasser in der Schmiede- 
Bd.2 ausführlich und interessant beschrie- 
f i jer die Wärmebehand- 
iung, das Glühen, Härten und Anlassen, das in Bd. 4 für 
i Immerhin wird schon hier auf die 
Gefahr der Blauhitze hingewiesen. Unter den Schulbei- 
spielen für die heutige Schmiedetechnik wären vielleicht 
die Herstellungsweise der Lokomotivkurbelwellen und ihre 
E.ntstehungsgeschichte nicht unangebracht gewesen. g 
daß diese, allen Berechnungen spottend, 
auch bei rechnungsmäßiger zwölffacher Sicherheit bei dem 
schweren Dienst in Stücke brachen, über- 
ging, sie aus einzelnen Stücken warm zusammenzuü- 
schrumpfen. 

In den beiden Bändehen können die zahlreichen Ab- 
»ildungen als vorbildlich bezeichnet werden. 
M. Escher. 


H andbuch der Holzkonservierun®. Von 
N] ahlke-Troschel. Herause. V. F.Mahlke unter 
Mitwirkung namhafter Fachleute, 2., völlig neubearb. 
Aufl. Mit 191 Abb. im Text, VII u. 438 S. in er. 8, 
Xerlag von Julius Springer, Berlin 1928. Preis geb.29 RM. 
Die erste Auflage des von dem leider im Felde gestor- 
benen Oberbaurat 1916 herausgegebenen 
tI andbuchs war in wenigen Jahren vergriffen, die zweite 
Auflage füllt eine ird, da sie erheblich 
x erbessert ist, der großen Zahl von Verbrauchern kon- 
servierten Holzes willkommen sein. 
Der erste Teil des Handbuchs behandelt auf 155 Seiten 
den Aufbau, die chemische Zusammensetzung HI das 
ch emische Verhalten des Holzes, die Zerstörung des Holzes 


durch Holzschädlinge (Pilze und Tiere) und das Verhalten 
des rohen und konservierten Holzes gegen sonstige Ei 
flüsse. Einzelne Gebiete sind gegen die erste Auflage 
vorteilhaft gekürzt und neu gruppiert. Der zweite Teil 
enthält auf 154 Seiten die Konservierung des Holzes unter 
Vorbehandlung des Holzes, die i 
rungsverfahren, Imprägnierstoffe sowie Prüfung und Be- 
wertung von Holzkonservierungsmitteln. j 
Tränkungsverfahren, die sehr groß ist, ist in verständiger 
Weise einer Sichtung 
aber auch neue und erprobte 
den, während anderseits, wie der Herausgeber im Vor- 
wort sagt, davon abgesehen wurde, die zahlreichen, offen- 
bar niemals zur Ausführung kommenden Vorschläge hin- 
sichtlich Konservierungsverfahren und -mittel vollständiz 
zu bringen. i i 
bezeichnet. Das mag für den Fachmann genügen, für den 
Verbraucher von Holz scheint mir eine kurze Angabe des 
Jahres hinter der Patentnummer erwünscht. Im dritten 
Teil sind auf 100 Seiten die Anwendungsgebiete berück- 
sichtigt, u. ZW. der Eisenbahnoberbau, 
Leitungsmaste, Grubenbau, Wasser- un Schiffbau sowie 
Hoch- und Straßenhau. Erfreulich ist, daß dem Zuge der 
Zeit entsprechend die Wirtschaftlichkeit für die einzelnen 
Anwendungsgebiete besonders besprochen, und daß die 
Ermittlung d Lebensdauer imprägnierter Hölzer Aur: 
führlich behandelt worden ist. 
Das H j wissenschaftlichen Forschungs- 
ergebnissen und technischen Fortschritten gefolgt. Bei den 
j Eisenbahn-, Fern- 
Berghau an kon- 
serviertem Holz eingebaut sind und dauernd noch ein- 
gebaut werden, und bei der Bedeutung, die der wirtschaft- 
der Holzbestände allgemein zukommt, 
j Verbreitung Zu wünschen. 
Holz beschaffen und verwenden, 
Gebiets befassen, 
onrad Rohlfing. 


Verfahren besprochen wer- 


ist dem 
Es kann daher allen, die 
und die sich mit dem 
bestens empfohlen werden. 


Difforential- und 
Dr. L. Bieberbach. 


Integralrechnunß. 
Bd. 1: Differentialrech- 


‚in 8°. Preis kart. 5,40 

g. verm. u. 

95 Abb. im Text, VI u. 149 S. in op Preis kart. 5,80 RM. 

Math. Leitfäden Bd. 4 u. 5.) Verlag von 
B.G. Teubner, Leipzig u. Berlin 1928. 


Entsprechend dem Umstande, in erster 
Linie für Studierende der Universität bestimmt ist, legt 
es den Hauptwert auf exakte Darstellung. 
werden nur zur i 
beispiele fehlen ganz. 

daß Probleme, die den Anwendungsgebieten entstammen, 
genau ebenso berücksichtigt werden, 
theoretische Bedeutung haben. Eine besondere 
erfahren überall dio methodischen Momente. Verschie- 
dentlich treten an die Stelle der üblichen Verfahren ein- 
fachere, so Z. Ð. bei der Behandlung der Summendefinition 
des bestimmten Integrals. Hervorgehoben sei auch die 
elementare Behandlung der Fourierschen Reihen stetiger 
Funktionen. Jedem, der eine exakte Einführung in die 
Infinitesimalrechnung wünscht, werden die beiden Bänd- 
chen von Nutzen sein. Fender. 


Zahlen- 


technischen Wärme- 
G. Puschmann. 4., erw. 
Aufl. Mit 85 Abb. i. f, Wasser- 
dampf u. 93 Zahlenbeisp., VII u. ‚in 8. Verlag 
Dr. Max Jänecke, Leipzig 1929. Preis kart. 6,60 RM. 


Die neue Auflage ist besonders durch ein neu einge- 
fügtes Kapitel über die unvollkommene Verbrennung 
fester Brennstoffe bemerkenswert. Man findet hier die 
Wauptgleichungen und ein Zahlenbeisniel zur Bestim- 
mung der Raumverhältnisse und des Luftüberschusse8, 
wenn ein Teil des Kohlenstoffs nur ZU Kohlenoxyd ver- 
brennt. Über diesen Gegenstand findet man im thermo- 
fast nichts, obwohl er in 
wichtige olle spielt. 
Ein anderes neues Höchstdruckdampfma- 
schinen behandelt in einfacher Zwischenüber- 
hitzung und das Regenerativverfahren bei Dampfanla- 
gen, wobei besonders die Vor- 
gänge erläutert werden. Stu- 
dierenden, sondern auch den Ingenieuren der Praxis als 
schnell orientierendes Handbuch empfohlen on 
ınzen. 


Die Grundzüge der 
lehre. Von 


mg 


EE 


1316 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Deutsches Elektroporzellan auf dem Weltmarkt. — 
Gegenüber der Vorkriegszeit, in der Deutschland bei der her- 
vuorragenden Stellung seiner Elektroindustrie auf dein Welt- 
markt und infolge seiner Jahrhunderte alten Erfahrungen in 
der Porzellanerzeugung den größten Teil des Auslandes mit 
elektrotechnischem Porzellan versorgte, ist der Export dieser 
Industrie, wie Dr. F. Warnke kürzlich in der Ind. Han- 
delszg.! unter obigem Titel des näheren dargelegt hat, stark 
zurückgegangen. Bei Isolatoren für Fernsprechleitungen und 
Hochspannungsanlagen ergaben sich in den Jahren 1913/1928 
folgende Mengen: 


1913 96 861 dz 1927 67 238 dz 
1925 65 521 „ 1928 61 349 „, 
1926 58 895 „ 


Das günstigste Ausfuhrjahr nach dem Krieg, 1927, zeigte 
einen gegen 1913 um 30 % gesunkenen Versand, während der 
Export 1928 nur noch 60 % der Vorkriegsausfuhr betrug. Da- 
bei ist zu berücksichtigen, daß durch die zunehmende Ver- 
kabelung der Bedarf an Freileitungsisolatoren sehr erheblich 
eingeschränkt und das Verhältnis daher zugunsten der Hoch- 
spannungsisolatoren verschoben worden ist. Diese ent- 
sprechend der Nachfrage am Weltmarkt und ihrer Produk- 
tionskapazität zu exportieren, war aber die deutsche Industrie 
aus bekannten Gründen nicht in der Lage. Die Ausfuhr des 
Leerporzellans, d.h. unmontierter Isolationsgegenstände, be- 
trug in den Monaten Juni/Dezember 1926: 11 351, 1927: 22 914 
und 1928: 25 863 dz, hat also zugenommen, doch läßt sich aus 
diesen Zahlen die Tendenz der Entwicklung noch nicht deut- 
lich erkennen. Den Rückgang des Exports von Elektroporzel- 
lan im allgemeinen erklärt Dr. Warnke zum großen Teil da- 
mit, daß viele Länder ihre Zölle auf dieses Fabrikat im Inter- 
esse einer nach dem Krieg aufgebauten eigenen Industrie 
außerordentlich erhöht haben. In Italien z.B. betrug diese 
Steigerung gegenüber der Vorkriegszeit das Vierfache, und 
daher hat dieses Land, das 1913 noch tiber 9000 dz Elektro- 
porzellan einführte, 1928 nur noch 800 dz aufgenonmen. Auch 
nach Frankreich ist der Export aus demselben Grunde nur 
noch sehr beschränkt möglich. In Norwegen hat man die Zoll- 
sätze für Hochspannungsisolatoren auf mehr als das Acht- 
fache, in Belgien für das gesamte Gebiet des Elektroporzellans 
um 33%, in Litauen für Hochspannungsporzellan auf das 
Vierfache hinaufgesetzt, und der neue Zolltarifentwurf der 
V.S. Amerika gefährdet die Ausfuhr von Porzellan für tech- 
nische Zwecke und Niederspannung sehr beträchtlich. Diese 
Exportschwierigkeiten werden durch die große Konkurrenz 
der tschechoslowakischen Porzellanindustrie bedeutend ver- 
stärkt, die aus den verschiedensten Gründen in der Lage war, 
ihre Ausfuhr an Elektroporzellan von 17 790 dz im Jahr 1925 
auf 41 100 dz in 1928 zu steigern. In ähnlichem Umfang hat 
die Herstellung der ebenfalls unter günstigen Bedingungen 
arbeitenden japanischen Elektroporzellanindustrie zugensm- 
men, u. zw. von wertlich 4,7 Mill Yen in 1922 auf 6,9 Mill Yen 
im abgelaufenen Jahr. Dazu kommt schließlich, daß in zahl- 
reichen Staaten bei der Vergebung öffentlicher Aufträge die 
heimischen Erzeugnisse weitestgehend bevorzugt, und dort, 
wo amerikanisches Kapital die Elektrisierung des betreffen- 
den Landes durchführt, in erster Linie die Fabrikate der 
Union verwendet werden. Setzt man den Export des Jahres 
1928 ins Verhältnis zu dem der Vorkriegszeit, so ergibt sich, 
daß von letzterem Frankreich und Italien nur noch 8%, Bel- 
gien 20 %, Brasilien 22 %, Großbritannien 20 % und Spanien 
50 % aufgenommen haben. Wie Dr. Warnke am Schluß seiner 
Ausführungen bemerkt, werden die Bemühungen der deut- 
schen elektrotechnischen Porzellanindustrie, ihre Ausfuhr zu 
heben, bei der Qualität der Erzeugnisse von Erfolg begleitet 
sein, wenn es der deutschen Handelspolitik gelingt, die hohen 
SE des Auslandes auf ein erträgliches Maß zurückzu- 
ühren. 


Platin. —Die Produktion des Metalls ist nach den An- 
gaben des Statistischen Reichsamts? von rd. 4794 kg im Jahr 
1926 auf 5676 kg in 1927 gestiegen. Hieran waren die UdSSR 
mit 3110, Kolumbien mit 1866, Kanada mit rd. 349 und Trans- 
vaal mit 324 kg beteiligt, doch darf man annehmen, daß die 
russische Gewinnung, über die amtliche Angaben fehlen, be- 
trächtlich größer gewesen ist. Was den Handel mit Platin 
betrifft, so betrug die Einfuhr Deutschlands, wohin die UdSSR 
nach dem Abbruch der amtlichen Handelsbeziehungen mit 
England und dem Ablauf privater Lieferungsverträre mit 
englischen Firmen den Schwerpunkt ihres Platinhandels ver- 
legt hat, an Metall 1927 6975 kg (516,5 i. V.) im Wert von 
75.156 Mill RM (6,539 i. V.) und die Ausfuhr rd. 2727 kg (301 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36 


5. September 19% 


kommen an Waren aus Platin 3216 kg (2542,4 i. V.) im Betrag 
von 83041 Mill RM (6.530 i. V.). Das wichtigste Ver- 
brauchsland waren auch in den Jahren 1926/27 die V.S. 
Amerika, doch ist ihr Konsum für die Industrie (rot 
deren starker Entwicklung im Vergleich zur Vorkricgszeit be- 
trächtlich zurückgegangen, weil die hohen Preise die Umstel- 
lung auf Ersatzmittel veranlaßten. Bei einem Gesamtver- 
brauch (einschl. Palladium) der Union von 4655 kg in 192% 
(5337 i. V.) entfielen auf die Elektroindustrie 59 kg 
(686 i. V.) oder 13%. Mit dem steigenden Angebot, namer- 
lich russischen Platins, sind die Preise gefallen; die Bil- 
dung des Kartells ist an dem Widerstand der UdSSR geschei- 
tert, deren Betriebe infolge der günstigen Produktionsbedin- 
gungen und des Ausbaus der technischen Hilfsmittel billiger 
als die Konkurrenz in Südafrika und Kolumbien arbeiten. Im 
Dezember 1927 stellte sich der deutsche Platinkurs, der im 
Durchschnitt des Jahres 1925 15 RM/g betragen hatte, nur 
noch auf 8,65 RM, lag also lediglich um 2,65 RM über dem 
Mittelpreis von 1913. l 


Der Kupferverbrauch in der nordamerikanischen Elek- 
trizitätsindustrie. — Mitteilungen der El. World! aus dem 
Jahrbuch des American Bureau of Metal Statistics gestatten, 
die in der ETZ 1928, S. 1428 gemachten Angaben zu er- 
gänzen. Der Kupferverbrauch der V.S. Amerika auf 
olektrotechnischem Gebiet stellte sich in den 
Jahren 1920/28 schätzungsweise folgendermaßen: 


l = Si 

Do. = Ferraphen” Licht- u. Kraft-! Strafenbabn- 

Jahr (Starkstrom?) wesen leitungen | oberleitung 
sh. t`ns 

1920 170 000 61 000 29 500 5 400 
1921 130 000 54 000 33 000 5 200 
1922 134 500 60 000 48 750 4 600 
1923 178 500 75 000 85 850 6 250 
1924 195 500 80 000 90 000 5 100 
1925 183 509 90 000 110 000 6 650 
1926 201 000 104 000 122 000 7 000 
1927 196 500 93 000 103 000 5 300 
1928 213 000 119 000 115 000 6 300 


Für 1928 ergeben diese Werte zusammen 453 300 sh . tons, 
d.s. 55 500 tons oder 14 % mehr als 1927 und 4% mehr als 
1926. Gegenüber dem Vorjahr ist der Verbrauch der fabri- 
zierenden Starkstromindustrie um 8%, der des Nachrichten- 
wesens um 28 % und der Konsum für Licht- und Kraftleitun- 
gen um 12% gestiegen. Die außerordentliche Zunahme des 
letzteren (um 290%) seit 1920 zeigt den gewaltigen Auf- 
schwung im Leitungsbau infolge des Anwachsens der Strom- 
abnehmer um 117 %, deren Anzahl 1920 rd. 10,8, 1928 aber 
rd. 23,4 Millionen betrug. Der gesamte Kupferverbrauch der 
V.S. Amerika hat sich von 621373 sh. tons in 1919 mit 
Schwankungen (1921 waren es 459 885 tons) auf 980 100 tone 
in 1928 erhöht; der Anteil der Elektroindustrie, 1921 mit 
28,3% am größten, stellte sich in dieser Periode auf durch- 
schnittlich 23,9% und der des Leitungsbaus, der Telephonie 
und Telegraphie zusammen auf 21,1% bei einem Maximum 
von 25,5 % im Jahr 1926. 


Frankreichs elektrotechnischer Außenhandel. — Nach 
der Rev. Gen. de !’El.4 ist im ersten Vierteljahr 1929 
die Einfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse von 29 694 dz 
in der gleichen Zeit des Vorjahres auf 52555 dz, d. h. um 
22861 dz oder 77% und wertlich von 82,522 auf 139.197 
Mill Fr bzw. um 56.675 Mill Fr oder fast 70% gestiegen. Die 
Ausfuhr zeigt dagegen einen Rückgang von 75185 auf 
73440 dz, mithin um 1745 dz und von 102,845 auf 100,439 
Mill Fr, war also wertlich um 2,406 Mill Fr geringer als im 
1. Quartal 1928. Für den Export ergibt sich damit ein Über- 
schuß von 20 885 dz (45 491 i. V.), während dem Wert nach 
die Einfuhr um 38.758 Mill Fr überwog; die gleiche Periode 
des Vorjahres schloß mit einem Exportüberschuß von 20,323 
Mill Fr. 


ı Bd. 99, 1920, S. 1269. 

2 Generatoren, Motoren, Schalttafeln, Lampen usw. 
3 Vgl. ETZ 1929, S. 808. 

A Bd. 3, 1929, S. 1022. 


Bezugsquellenverzeichnis. 


Frage 309: Welche Firma stellt Apparate zum Prü- 
fen von Spannungsverlusten an ölverkrusteten Ölschalter- 
kontakten her? 

Frage310: Wer stellt Stege nach DIN VDE 7640/7641 
aus Material der VDE-Klasse S her? 


i. V.) im Wert von 28,463 Mill RM (5,260 i. V.). Hierzu Abschluß des Heftes: 31. August 1929. 
1 1020, Nr. 140. Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
2? Wirtsch. u. Stat. Bd. 9, 1929, S. 41. 19 000 Bxpi. 
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 


Im Buchhandel durch Jullus Springer, Berlin W 9. 


h 


SEP 3 0 1929 


Entwickelt aut Grund von Versuchen 
im Hochleistungsprüffeld der SSW 


Schaltleistung nach dem REH-Zyklus 


200 MVA 


400 MVA 


SIEMENS-SCHUCKERT 


Misit: U nger, Wälzlager f. Elektromot, 1317 — Müllner, El, krane mit Wippausleger 1346 — Durchschlag fester Isolatoren — Turbulente 
magnet. Wirbelfelder 1321 — Liwschitz, Netzkupplung 1323 — Eigenströme d. obersten Erdschichten —- Selekt. Erdschlußschutz von unge- 
tki. Die Scheinverbrauchsmess. u, ihre Bedeut, f. d. Elektrizitäts- erdeten Hochspannungsnetzen 1347 — Befreiung der Luft v. Kohlendioxyd durch 
b% — Hoerstell, u. Verwend. v, Leichtmetallen 1332 — Hennig, elektrolyt. Überführung 1348 — Der Hochofen als galvanisches Element — Unter- 
2 Ermitti, der Belastbark, v. Eisenwiderst, 1334. such. über Kitte u. Vergußmassen unter besond. Berücksicht. d. Verhältn. in 
Rndschau: Verbess’,,d. Wirtschaftlichk. v. Elektrizitätsw. durch d. Elektrot. — Gereinigte Faserstoffisolation f. Telephonschaltdrähte — 


~ 13355 — BO kV - Liehthipe - Umspannwerk der Southern Cali- Elektrodenpotential u. Rostneigung von Chromstählen — Goebel-Feier in Han- 
een Co. 1397 — Parallelarbeiten el, Kraftw. 1388 — Gleichstrom- nover 1849 — Jubiläum 1350 — Jahresversamml, Kongresse, AUS- 
für Automobil- u. Zugbeleucht, 13398 — Über d. Anzahl d. z. Ermi d. stellungen 1350 — Energiewiärtsch. 1351 — Vereinsnach- 


eines Ülschalters notwend. Versuche 1340 — Meßkondensator ft. richten 1352 — Sitzungskalender 1352 — Literatur:.J, Herr- 
See Kebtsehalt, u. Stör. an Drehstromzählern — El, Anlaß- mann, L. Graetz, H. Schimank, A. Forstmann u. H. Reppisch, F. T. Sisco, 
Kohlenstotfstahl m. Wärmeübertrag. durch bewegte Luft 1341 — Selbst- F. Generlich u. H, Martens, W. H Westphal, Jahresberichte: AEG, Siemens 
Tichtanl. 1842 — Öberleltungsomnibusse in Berlin? — Konstruk- & Halske u. Siemens-Schuckertwerke A.G., BBC (Baden), General Electric Co 
2 Tokomot. u. Triebwagen d. Deutsch. Reichsbahn 1343 — Kurzschluß- 1352 — Geschäftliche Mitteilungen 1355 — Bezugsquellen. 
I Biraßenbahnbetr. — EI. betr. Verladean!. d. Zeche Fürst Harden- verzeichnis 1356 — Berichtigung 1356. 

— vierwalzengerüst für el. Reversier-Blechstraße 1345 — Dreifach- 


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12. SEPTEMBER Ti 


II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 12. September 1929 


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1817 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W9 


50. Jahrgang 


Berlin, 12. September 1929 


Heft 37 


Wälzlager für Elektromotoren. 


Von Prof. Dr. techn. Franz Unger, Braunschweig. 


Übersicht. An Hand verschiedener üblicher Einbau- 
beispiele wird gezeigt, daß die Verwendung von Wälzlagern 
bei Elektromotoren vielfach beim Aus- und Einbau zu 
Schwierigkeiten und Peschädigungen der Lager Anlaß gibt, 
weil die Lager selbst geöffnet, vielfach auch noch zerlegt 
werden müssen. Es werden konstruktive Vorschläge ge- 
macht, die es ermöglichen, die Motoren bei gekapselt blei- 
benden Lagern auseinander- und zusammenzubauen. 


In den letzten Jahren sind die Wälzlager für den 
Elektromaschinenbau sehr wichtig geworden. Während 
man vor wenigen Jahren nur sehr raschlaufende kleine 
Motoren für Zentrifuzenantrieb und dgl. mit Kugel- 
lagern und Straßenbahnmotoren nach einigem Wider- 
streben mit Rollenlagern ausgeführt hat, sind heute schon 
zahlreiche Firmen zur Serienfabrikation von Drehstrom- 
motoren mit Rollenlagern bzw. Kugellagern übergegangen. 
Es ist anzunehmen, daß in nicht allzu ferner Zeit auch die 
Gleichstrommotoren mit Wälzlagern ausgerüstet werden. 
Die Vorteile der Wälzlager gegenüber den Gleitlagern 
sind augenfällige. Abgesehen von den viel kleineren Lager- 
reibungsverlusten ist ihre Betriebsicherheit größer. Selbst 
bei teilweiser Zerstörung (Bruch eines Wälzkörpers 
und dgl.) halten sie den Läufer genau zentrisch, so daß 
ein Streifen im Ständer fast unmöglich erscheint, ein Vor- 
zug, der besonders für Drehstrommotoren wichtig ist. 
Ein weiterer Vorteil des Wälzlagers ist auch der geringere 
Schmiermittelverbrauch. 


Fragt ınan sich, warum die Wälzlager noch so wenig 
verwendet werden, so findet man drei Ursachen: 1. die 
hohen Anschaffungskosten, 2. die schwierige, weil ge- 
nauere Werkstattarbeit, 3. den schwierigen Zusammen- 
bau und Ausbau Die höheren Anschaffungskosten 
lassen sich durch Werkstoffersparnis an den übrigen 
Teilen der Maschinen teilweise, wenn nicht ganz, wieder 
wettmachen, denn die Baulänge der Maschine wird bei 
Verwendung von Wöälzlagern weit geringer als bei Gleit- 
lagern. Die Verwendung von Wälzlagern erfordert na- 
türlich eine gänzliche Umstellung der Werkstatt und 
damit auch wieder Kosten. Ist diese Umstellung erfolgt, 
dann dürften die Werkstattarbeiten nicht schwieriger und 
teurer sein als bei Gleitlagern. Es bleibt immer noch der 
Einwand des schwierigen Zusammenbaues und noch 
schwierigeren Ausbaues. Daß dieser Einwand bei vielen 
heute üblichen Bauarten wirklich gerechtfertigt ist, soll 
an einigen Beispielen gezeigt werden. 


Bekanntlich können Querlager einen ziemlichen 
axialen Schub aufnehmen, so daß man bei Elektromotoren 
mit waagerechter Welle fast nur Querlager verwendet. 
Dabei soll stets das am wenigsten belastete Lager Füh- 
rungslager sein. Der Innenring wird mit Festsitz auf 
die Welle aufgebracht, der Außenring soll bei Rollen- 
lagern mit Haftsitz, bei Kugellagern mit Schiebesitz im 
Gehäuse sitzen. Der Festsitz wird gefordert, um wäh- 
rend des Laufes jede Relativbewegung zwischen Laufring 
und Welle zu verhindern, denn jede schnelle Gleit- 
bewegung der Sitzflächen würde eine Abnutzung und da- 
mit ein Ausleiern des Sitzes verursachen. Bei Kugellagern 
wird Schiebesitz des Außenringes gefordert, um eine sehr 
langsame Drehbewegung im Gehäuse zu ermöglichen. 
Dadurch werden immer andere Teile des Außenringes den 
außerordentlich hohen Kugeldrücken ausgesetzt und die 
Abnutzung seiner Lauffläche gleichmäßig auf den ganzen 
Umfang verteilt. Bei Rollenlagern sind die spezifischen 
Drucke viel kleiner, also auch der Verschleiß der Lauf- 


'triebe schon durch das 


flächen geringer; daher ist dort eine solche Drehbewegung 
nicht nötig. 

Die von den Wälzlagerfabriken herausgegebenen Ein- 
baubeispiele und Vorschriften für den Einbau von Wälz- 
lagern an elektrischen Maschinen stehen häufig nicht im 
Einklang mit den Forderungen, die der Elektromaschinen- 
bau an solche Konstruktionen stellen muß. Vielfach wird 
übersehen, daß die Läufer von Elektromotoren nach 
längerer Betriebszeit mindestens zu Reinigungszwecken 
ausgebaut werden müssen und daß zur Durchführung 
dieser Arbeiten oft nur unkundige Hilfskräfte wie Dorf- 
schmiede, Schlosser, Klempner usw. zur Verfügung stehen. 
Es ist daher von Wälzlagerkonstruktionen an elektrischen 
Maschinen in erster Linie zu fordern, daß selbst ungeübte 
Handwerker Ausbau und Zusammenbau schnell und ein- 
fach durchführen können. 


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Abb. 1. Kugellager eines Elektromotors, Schiebesitz des Loslage:rs 


rechts) auf der Welle. 


Dabei soll man es, entzegen einer vielfach geäußerten 
Meinung, nach Möglichkeit vermeiden, daß beim Ausein- 
andernehmen des Motors auch die Lager zerlegt werden 
müssen. Der Einwand, daß sich bei der Zerlegung der 
Lager eine günstige Gelegenheit zur Kontrolle etwaiger 
Fehler ergäbe, ist irrig. Grobe Fehler, die im allgemeinen 
zur schnellen Zerstörung der Lager führen, sind im Be- 
Geräusch kenntlich; kleinere 
Fehler, wie zuviel Lagerluft, Verschmutzung und dgl., 
können im äußersten Falle nach Abnehmen des Deckels 
festgestellt werden. Beim Zerlegen des Lagers, besonders 
dann, wenn auch der Innen- vom Außenring abgezogen 
wird, ist eine Beschädigung der Laufflächen zu befürch- 


ten. Man muß sich vorstellen, daß z.B. bei einem Aus- 


bau, bei dem der innere Laufring auf der Welle sitzen 
bleibt, sehr leicht eine Beschädigung der Lauffläche durch 
Anstoßen an irgend einen Teil des Lagerkörpers oder 
dgl. erfolgen kann. Nicht selten lagert ein auszebauter 
Läufer tagelang mit offenen Wälzlagern. Eine Ver- 
schmutzung durch Staub, Ruß, Feuchtigkeit und del. ist 
dabei nicht zu vermeiden. Schon eine Berührung der 
Laufflächen oder der rollenden Teile des Lagers mit den 
Fingern kann zur Rostbildung und in weiterer Folge zur 
Beschädigung des Lagers führen. 

In Abb. 1 ist ein Kuegellagermotor dargestellt. Uber 
den Einbau ist von der Lieferfirma der Lager angegeben, 


1318 


daß auf der Riemenscheibenseite der Innenring Schiebesitz 
erhalten soll, auf der Gegenseite Festsitz. Das stärker 
belastete Lager wird also schlechter eingepaßt als das 
Festlager. Der Ausbau soll nach Angabe der Firma so 
erfolgen: Abziehen der Riemenscheibe, Lösen des Lager- 
schildes auf der Gegenseite, Herausziehen des Läufers. 
Eine andere Firma fängt die Sache nach Abb. 2 insofern 


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Abb. 2. Kugellager eines Elektromotors, Schiebesitz des Festlagers 
(links) auf der Welle. 


besser an, als der Innenring des Festlagers mit 
Schiebesitz aufgesetzt wird und so der Anker nach der 
Riemenscheibenseite zu herausgezogen werden kann. In 
beiden Fällen wird ein Innenring mit Schiebe- 
sitz aufgezogen, d. h. das Lager verschlechtert; auch 
wird in beiden Fällen die Kapselung des Lagers aufge- 
hoben. Bei der Ausführung nach Abb. 2 kann der Innen- 
ring des Festlagers durch die über den Zapfen geschobene 
Büchse festgeklemmt, also ein Gleiten verhindert werden, 
doch ist seine zentrische Lage nie so sicher als bei Festsitz. 


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Abb. 3. Beide Innenringe Festsitz, Ausbau durch Zerlegung 
des Rollenlagers. 


Da der Innenring stets mit Festsitz auf der Welle 
sitzen soll, ist es leider oft üblich, beim Ausbau von Motor- 
läufern mit zylindrischen Rollenlagern den Außenring vom 
Innenring abzuziehen, d.h. das Lager zu zerlegen, wobei 
die Rollen samt Käfig je nachdem entweder auf dem Innen- 
ring oder auf dem Außenring verbleiben. In Abb.3 ist 
eine solche Konstruktion dargestellt, bei der der Ausbau 
zwecks Reinigung nach Angabe der Firma so erfolgen 


soll, daß nach Abziehen der Riemenscheibe und Lösen des. 


Lagerschildes auf der Gegenseite der Läufer in Richtung 
nach der Gegenseite herausgezogen wird. Hier werden 
die Rollen mit dem Außenring zusammen herausgezogen. 
Ein solcher Ausbau erfordert teuere Lager, weil Rollen- 
lager mit Außenbordring teurer sind als solche mit Innen- 
bordring. Bei Kugellagern ist ein derartiger Ausbau nicht 
möglich; hier müssen Innenring, Kugel samt Käfig und 
Außenring beisammen bleiben. In diesem Fall soll immer 


der Schicbesitz des Außenringes, niemals der Festsitz des. 


Innenringes beim Ausbau gelöst werden, weil eine Lösung 

des Festsitzes selbst bei künstlicher Erwärmung des Innen- 
as schwierig ist und oft zu Beschädigungen des Lagers 
ührt. 

In Abb. 4 sind die Lager eines Motors dargestellt, bei 
dem auf eine besonders gute Dichtung Rücksicht genom- 
men wurde. Dic Lagerdeckel sind außer mit der üblichen 
Filzringdichtung auch noch mit Labyrinthdichtung ver- 
sehen. In diesem Fall ist das Rollenlager ein (billigeres) 
Innenbordlager. Der Ausbau erfolgt ebenso wie in Bei- 
spiel Abb.3. Das letzte Beispiel weist zwei Deckel für 
jedes Lager auf. Man kann die beiden Deckel von beiden 
Seiten mit Kopfschrauben an das Gehäuse anschrauben, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


12. September 1929 


hat aber dann meist keine Möglichkeit, den Innendeckel 
vom Lagerschild zu trennen, solange das Lagerschild am 
Gehäuse festsitzt. Fast alle neuzeitlichen Maschinen sind 
belüftet, vielfach auch gekapselt; das Lagerschild hat also 
keine Öffnung, durch die man an die inneren Kopfschrau- 
ben heran kann. Man muß daher meist den Innendeckel 
mit Gewinde versehen und durchgehende Kopfschrauben 
verwenden (Köpfe außen), um das innere Lagerschild von 
außen loslösen zu können. Der Zusammenbau ist dann 
nur mit einer Hilfsvorrichtung (meist lange Lehrbolzen) 
möglich und ziemlich umständlich und zeitraubend. 


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Abb. 4 Zweideckelige Lagergehäuse mit Labyrinthdichtung. 
beim Ausbau Zerlegung des Rollenlagers. 


Eine unzweckmäßige Lösung dieser Aufgabe ist in 
Abb. 5 dargestellt. Hier hat man an Stelle der Kopf- 
schrauben Stiftschrauben genommen, die im inneren Lager- 
deckel vernietet sind. Der Ausbau kann jetzt ebenso er- 
folgen wie etwa in Abb.4: Abnehmen der Stufenscheibe, 
Lösen der Muttern auf derselben Seite, Lösen des Lager- 
schildes auf der Gegenseite. Soll jetzt dieser Motor wieder 
zusammengebaut werden, so muß man den Läufer so lange 
drehen, bis die Bolzen in die Löcher des Lagerschildes 
passen. Schiebt man den Läufer nun weiter nach links, 
dann schiebt sich die Welle zuerst durch den inneren 
Lagerdeckel durch, bis dieser an irgendeinen Teil des 
Läufers anschlägt. Dann erst schieben sich die Bolzen 
weiter in die Löcher hinein. Will man die Bolzen über- 
haupt fassen, so muß man beim Entwurf des Läufers schon 
darauf Rücksicht nehmen, daß der innere Lagerdeckel mög- 
lichst wenig seitliches Spiel auf der Welle hat. 


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Abb. 5 Zweideckelige Ausführung mit eingenieteten Stiftschrauben. 
beim Ausbau Zerlegung des Rollenlagers. 


Es fragt sich, ob zwei Lagerdeckel für jedes Lager 
nötig sind. Man begründet die Bauart mit zwei Deckeln 
vielfach damit, daß das Ausdrehen und Schleifen einer 
glatten zylindrischen Fläche einfacher und billiger ist als 
die Bearbeitung einer zylindrischen Fläche mit blindem 
Lagersitz (Anlauffläche). Das ist richtig, solange es sich 
um Einzelfertigung und nicht um Massenfertigung auf 
dem Revolver handelt. Immerhin ist zu bedenken, daß 


12. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


1318 


die Ersparnis durch Wegfall des einen Laxerdeckels auch 
mit ins Gewicht fällt. In den Abb. 1 und 2 sind solche 
Lager dargestellt. Abb.6 zeigt die Lager eines Straßen- 
bahnmotors. Auch hier ist nur je ein Lagerdeckel vor- 


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Abb. 6 Straßenbahnmotor mit Rollenlagern und ıLabyrinthdichtung. beim Ausbau Zerlegung 


der Lager. 


handen. Der Ausbau erfolgt so, daß nach Abnehmen des 
Ritzels, Abziehen des Labyrinthringes und Lösen des 
Lagerschildes auf der Kommutatorseite der ganze Anker 


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Abb. & Voertikal-Drehstrommotor, Ausbau nach unten, ohne Zerlegung der Lager 


möglich. 


nach rechts oder bei lotrechter Lage (Kommutator oben) 
nach oben herausgezogen werden kann. Das Loslager wird 
also zerlegt. Will man den Kommutator abdrehen, so muß 
man das noch auf der Welle sitzende Festlager ebenfalls 
zerlegen, erst dann kann man das Lagerschild von der 
Welle abnehmen. Auch hier also ein Zerlegen der Lager 


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schmutzung zu schützen. 


selbst. In Straßenbahnwerkstätten, in denen geschultes 
Personal arbeitet, läßt sich das noch einigermaßen ver- 
teidigen, weil man doch eine gewisse Gewähr dafür hat, 
daß die Lager beim Zerlegen oder Wiederzusammensetzen 
nicht beschädigt und in 
der Ausbauzeit auch 
Ge nicht verschmutzt wer- 
CH den. Auch liefern die 
/ Wälzlagerfabriken für 
Bahnmoötorenlager eigene 
Schutzvorrichtungen, um 
die Lager beim Aus- 
und Einbau gegen Be- 
schädigung und Ver- 


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Abb. 7. Kugellager mit „Spulen“ 
und Schutzkappen fürden Ausbau. 


Immerhin wäre es besser, die 
Lager blieben ganz. Man kann auch den Lagerdeckel 
innen anbringen und hat dann dieselbe Montage, wie sie., 
für Lager mit zwei Deckeln bereits beschrie- 
ben wurde (Lehrbolzen). 

Wir haben bei allen bisherigen Bei- 
spielen gesehen, daß beim Ausbau die Kap- 
selung des Lagers aufgehoben werden muß; 
vielfach werden die Lager selbst auch noch 
zerlegt. Die Nachteile dieser Konstruktionen 
sind schon erwähnt worden. Mit Recht fragt 
man sich, ob denn keine Möglichkeit besteht, 
die Lager auch beim Ausbau gekapselt zu 
lassen. Bei Gleitlagern liegen die Verhält- 
nisse wesentlich anders. Da wird einfach 
der Zapfen aus dem Lager herausgezogen 
und beim Zusammenbau wieder hineinge- 
schoben. Es wäre höchst unbequem, ein 
(rleitlager so auszuführen, daß etwa Zap- 
fen und Lagerbuchse stets beisammen blei- 
ben oder gar das ganze Lagergehäuse mit 


Abb. 9. Ausbau nach der Riemenscheibenseite zu, 
ohne Zerlegung der Lager. 


auf der Welle bliebe. Vielleicht hat dieser Umstand viel- 
fach die Wälzlagerkonstrukteure beeinflußt. Bei Kon- 
struktionen, bei denen man mit verschiedenen beln zu 
kämpfen hat, ist stets das kleinste dieser Übel zu wählen, 
das ist im Fall der Gleitlager der blanke herausgezorene 
Zapfen, im Fall des Wälzlagers das unzerleste Lager. Es 


1320 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


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wäre also wohl naheliegend, die Wälzlager so auszufüh- 
ren, daß sie bei Ausbau des Läufers gekapselt auf der 
Welle bleiben. Man braucht dann nicht einmal das Schmier- 
mittel aus ihnen zu entfernen. Kann man mit dieser For- 
derung auch noch die Forderung nach möglichst einfachem 
Ein- und Ausbau verbinden, dann wäre damit doch wohl 
eine Lösung gefunden, die alle Teile, sowohl die Wälz- 
lagerfabriken, die Elektromotorenfabriken als auch die 
Betriebe, in denen solche Elektromotoren verwendet wer- 
den, befriedigen. würde. 


Abb. 10. Lagerung eines Vertikalmotors. Ausbau bei gekapselten Lagern 
nach oben möglich. 


Eine Konstruktion, die allerdings noch wenig von 
diesem Vorteil aufweist, ist in Abb. 7 dargestellt. Es han- 
delt sich um die sog. Spulenmontage. Unter „Spulen“ 
versteht man hier l.agerdeckel, die keinen Flansch son- 
dern nur eine zvlindrisch bearbeitete Fläche haben, mit 
der sie in die Bohrung des Lagerschildes hineinpassen. 
Um beim Ausbau das Lager vor Verschmutzung, Beschä- 
dieungen und derg]l. zu schützen, sind Schutzhauben aus 
Blech aufgesetzt und in den „Spulen“ befestigt. Es ist 
also zum Zwecke der Kapsclung ein neues Organ, die 
Schutzhaube, eingeführt worden. Gegenüber den bis- 
herigen Beispielen bieten diese Lager wenigstens den Vor- 
teil des, wenn auch nur bedingten Staubschutzes. Ein voll- 
kommener Schutz durch die Schutzkappe kann nicht er- 
zielt werden, weil letztere niemals vollkommen gegen die 
Welle abgedichtet werden kann. Auch muß das Schmier- 
mittel vor dem Ausbau entfernt werden. 


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eg 


Abb. 11. Vorschlag zu einer einheitlichen Lagerkonstruktion, die 
Lager bleiben im Ausbauzustand gekapselt auf der Welle. 


Eine Konstruktion, bei der die Lager zwar nicht voll- 
ständig gekapselt bleiben, aber doch wenigstens nicht zer- 
legt werden müssen, stellt Abb. 8 dar. Löst man bei dem 
Vertikal-Drehstrommotor die Mutter oben über dem Konus 
und das untere Lagerschild, so kann der Läufer nach 


unten herausgezogen werden. Allerdings bleibt das untere 
Lagerschild auf dem Läufer, was aber nicht so schlimm 
ist, weil die Schleifringe oben, also weit weg vom Lager- 
schild, sitzen. Man kann so die Schleifringe auch über- 
drehen. 

Grundsätzlich anders und vollkommener ist der Ent- 
wurf nach Abb.9. Das Loslager auf der Riemenscheiben- 
seite weist keine Besonderheiten auf, wohl aber das Fest- 
lager auf der entgrgengesetzten Seite, das als Ganzes mit 
einem besonderen Flansch in einem Flansch des Lager- 
schildes befestigt ist. Löst man das Lagerschild auf der 
Riemenscheibenseite, so kann man den Anker nach rechts 
herausziehen, ohne überhaupt ein Lager zu öffnen. Noch 
einfacher ist der Entwurf der Lager eines Vertikalmotor: 
nach Abb. 10. Hier sind beide Lager mit Anlaufsitz aus- 
geführt. Es ist also nur je ein Deckel vorhanden. Beim 
Ausbau nach oben bleibt das Halslager gekapselt. Handelt 
es sich um einen Kurzschlußläufer-Drehstrommotor, wie 
meist in in solchen Fällen, dann kann das obere Lager- 
schild am Läufer bleiben; handelt es sich um einen Schleif- 
ringläufer oder um den Anker eines Gleichstrommotors, 
dann müßte in ähnlicher Weise wie das Halslager auch 
das obere Lager in gekapseltem Zustande vom oberen 
Lagerschild abgenommen werden können. Auch bei ganz 
kleinen Motoren kann man schon solche Konstruktionen 
ausführen. So z.B. besitzt der Staubsaugermotor einer 
großen Firma Kugellager, die auch beim Ausbau gekap- 
selt bleiben. Solche Konstruktionen, die es ermöglichen, 
auch bei Ausbau des Läufers die Lager gekapselt zu 
lassen, sind heute nur sehr selten anzutreffen. Anscheinend 
besteht bei den Fir- 
men das Bedenken, 
daß solche Lager 
teurer werden als die 
bisher üblichen. Be- 
trachtet man darauf- 
hin die Abb. 9, so 
muß man auch zu- 
geben, daß dort das 
Festlager mehr be- 
arbeitete Flächen hat 
als ein Lager, dessen 
Körper mit dem Ge- 
häuse eins ist. Das 
Halslager in Abb. 10 
hat nur einen Deckei 


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_ und ist bereits ein- 
DP Ee facher in der Bear- 
< > RR beitung. Hier könnte 
Zr man allerdings sa- 
gen, daß es sich an 


und für sich um eine 
. teure Konstruktion 
handelt, bei der eine 
geringe Verteuerung 
des Lagers keinen er- 
heblichen Einfluß hat. 
Es soll nun gezeigt 
werden, daß es mög- 
lich ist, auch bei ge- 

wöhnlichen listen- 

mäßigen Motoren die 
dauernde Lagerkav- 
selung zu erreichen, ohne eine Verteuerung gegenüber den 
bisherigen Konstruktionen herbeizuführen. 


Abb. 11 stellt ein Lager dar, welches ähnlich wie Trans- 
missionslager von der Wälzlagerfabrik fertig geliefert 
werden konnte Der Lagerflansch kann bereits mit Ge- 
winden für die Bolzen versehen sein. Die Motorenfirma 
braucht dieses Lager nur in ihr Laxerschild einzusetzen 
und festzuschrauben. Die Lagerschilder gestalten sich 
nach diesem Vorschlage:- bedeutend einfacher als bisher. 
Man kommt bei der Bearbeitung mit einer Aufspannung 
aus, während man bisher zwei Aufspannungen brauchte, 
denn stets muß ja der Lagerflansch innerhalb des 
Lagerschildes liegen, um das Lagerschild abheben 
und aufsetzen zu können. Vergleicht man die Bearlig- 
tungsflächen dieses Lagers einschließlich Lagerschild mit 
denen etwa der Abb.4 und 5, so findet man, daß sie sich 
nicht vermehrt haben, daß aber jetzt die Bearbeitung selbst 
einfacher geworden ist. An Stelle des zweiten Lager- 
deckels tritt der Flansch des Lagerkörpers. Die Ein- 
passung in das Lagerschild erfolgt mit Haftsitz ebenso, 
wie die des Lagerschildes in das. Maschinengehäuse. Daa 
Laxergzchäuse selbst wird als Massenartikel hergestellt 
und kann, ebenso wie die Lager selbst, genormt wer- 
den. Hand in Hand mit der Normung müssen natürlich 
die Toleranzen festgelegt werden, so daß jede Motoren- 
firma in der Lage ist, von jeder Wälzlagerfabrik die 


Abb. 12. Vorschlag einer einheitlichen 
Lagerkonstruktion für Kleinmotoren. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


1321 


gekapselten’ Lager zu bezichen und einzubauen. Eine 
Schwierigkeit sehe ich nicht, da es ja bisher auch mög- 
lich war, die Laufringe der Wälzlager einzupassen, und 
da die Einpassung des Lagerkörpers in das Lagerschild 
auf größerem Durchmesser erfolgt als die des Außen- 
rinzes in das Lagergehäuse. 

Auch bei Kleinmotoren ist eine ähnliche Konstruktion 
möglich. Betrachtet man z. B. Abb. 12, so kommt man auf 
Formen, die eine entfernte Ähnlichkeit mit „Spulen“ 
haben. Nur ist hier der Lagerdeckel in den Lagerkörper 
eingeschraubt und kann mit ihm heraus- und hineingescho- 
ben werden. Das Lager bleibt also vollständig gekapselt, 
auch bei Ausbau des Läufers. Zur Befestigung des Lager- 
körpers im Lagerschild können ganz kleine Schräubchen 
verwendet werden. Alle Schwierigkeiten, die sich beim 
Ein- und Ausbau des Läufers bisher ergeben haben, fallen 
auch hier fort. Die „Sicherung des Lagerdeckels gegen 
Herausdrehen kann in ganz einfacher Weise durch Körner- 
schlag oder Verbolhrung mit Messingdraht durchgeführt 


werden. Diese Konstruktion kann man auch für größere 
Motoren sinngemäß ausführen. 

Im Elektromaschinenbau fordert man heute nach Mög- 
lichkeit gleiche Lagerschilder für beide Seiten eines Mo- 
tors. Bei den bisherigen Konstruktionen führt diese For- 
derung zur Verwendung von Lagern mit gleichem Außen- 
ringdurchmesser und damit zu einer Verteuerung des Fest- 
lagers. Bei den Entwürfen nach Abb. 11 und 12 ist das 
nicht nötig. Man braucht hier nur die Lagergehäuse mit 
gleichen Flanschen auszuführen und kann ganz verschie 
dene Wälzlager hineinsetzen. Diese Überlegung führt na- 
turgemäß zu dem weiteren Vorschlag, eine Normung der 
Flanschabmessuneen der Lagergehäuse dergestalt durch- 
zuführen, daß für verschiedene Laaufringabmessunzen 
äußerlich gleiche Gehäuse mit gleichen Flanschen ver- 
wendet werden. Auf diese Weise könnte man die Motoren 
nicht nur mit gleichen Lagerschildern ausführen, sondern 
auch verschiedene Lagcerschilder mit gleichen Bohrungen 
verschen. 


Elektrische Abbildung magnetischer Wirbelfelder. 


Von Dr. Friedr. Müllner, Berlin. 


Übersicht. Es wird ein experimentelles Verfahren zur 
quantitativen Bestimmung von Wirbelfeldern beschrieben. 


Es ist bekannt, polare magnetische Flüsse durch 
Stromfelder anderer Art abzubilden. Ein Beispiel sind 
die Bilder von Hale Shaw, die man in verschiedenen 
Lehrbüchern findet!. Dort sind die magnetischen Fluß- 
linien durch Strömungslinien einer Flüssigkeit ersetzt, 
was zufolge eines äquivalenten Verteilungsgesetzes er- 
möglicht wird. In ähnlicher Weise hat man auch durch 
eine entsprechend zestalteteelektrischeStrömung 
die Verteilung magnetischer Flußlinien untersucht. Han- 
delt es sich beispielsweise um ebene Felder, so läßt man 
den Strom durch eine Blechtafel bestimmter Form fließen 
und mißt die Poientialverteilung auf der Oberfläche. Die 
Stromspeisepunkte entsprechen dann den magnetischen 
Polen, die Linien gleichen elektrischen Potentiales er- 
geben die Form der magnetischen Niveaulinien. Das 
Kraftlinienbild erhält man nachher durch sinngemäßes 
Einzeichnen in das Niveaulinienbündel. 


F- 


Ge. 
Os 
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e, 
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E 


$, 
Abh. |. 


Abb. 2. 


Die obigen Methoden sind nur auf polare, d.h. reine 
Quellenfelder anwendbar. Sie versagen bei Wirbel- 
feldern. Die nachstehend beschriebene Analogie des ma- 
enetischen Feldes mit einem elektrischen Stromfeld er- 
mözlicht in einfacher Weise eine äquivalente Abbildung 
maenetischer Wirbelfelder. 


A. Ebenes magnetisches Feld. 
Im magnetischen Feld gilt mit der üblichen Bezeich- 
nungzsweise die Beziehung 
KIND. A Ban e, EI 
Unter der Voraussetzung, daß X und 9 in einer Dimension 
(z.B. z-Achse) stets Null sind, so wie dies im aktiven 
Teil elektrischer Maschinen mit großer Annäherung der 
Fall ist, wird Gl. (1) für die r-y-Ebene (Lauf zi: 
‚am dÈ, (la) 
e reelle a 


darin und in Abb.1 sind: 
V das magnetische Potential, 
d der Kraftfluß für die Längeneinheit der z- Achse, 
r die Weglänge der Potentiallinien (Niveaulinien,;, 
die Weglänge der Flußlinien (Kraftlinien), 


ı Z.B.Richter, Elektrische Maschinen Bd. 1, 8.173. — Pichel- 
er. Drynamobau, Handbuch d. Elektrotechnik Bd. 5, S. 13. — 


a 
H e Shaw, J. Inst. El. Engs. London Bd. 34 S. 21. 


H a 


Die totale magnetische Umlaufspannung des Wirbel- 


feldes ist 
r =$ = Se EE? T 


worin Je die totale umschlungene Stromstärke (Durch, 
flutung) in Ampere bedeutet. 


Vorschaltwiderstände 
dh, Ja Js Stromstärke in den Npeisepunkten 
Streukoeffizient wird gemessen als »pannungsverhältnis AB: BC 


Mit, Wa W3 


Abh. 3. 


B. Ebenes elektrisches Stromfeld. 


Wird eine ebene Platte von beliebig verteilter elek- 
trischer Leitfähigkeit X (z.B. ein Metallblech ungleich- 
mäßiger Stärke) mit Strom gespeist, so gilt für das ent- 
stehende Strom-Spannungsfeld: 


ge Een See, Arne (3) 


worin D die lineare Stromdichte und & die elektrische 
Feldstärke bedeuten. Man kann statt G1. (3) auch schrei- 


ben: 
1dJ _dU 
A ds dr 
Die totale Stromstärke ist 
J Stromstärke, 


EA e E e d HE 
U Potential, 


t Weglänge der Stromlinien, 
s Weglänge der Potentiallinien. 
C. Analogie der Felder nach A und B. 


Vergleicht man (1), (la) und (2) mit (3), (3a) und 
(4), so ergibt sich folgende Analogie: 


(Abb. 2). 


Maxrnetisches Elektrisches 


Feld Feld 

d entspricht 1A 

A O 

> S 6 

x 

V: = 10 Je W de 

© (Kraftlinie) > U (Spannungslinie). 
Das heißt: Die magnetischen Kraftlinien 


entsprechen im äquivalenten Stromfeld 
Spannungslinien. Dasäquivalente Strom- 
feldbesitztdort,woim marnetischen Feld 
dieerrezendenStrombündel durchtreten, 


1822 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


12. September 1929 


die Stromspeisepunkte; die elektrische 
Leitfähigkeitistumgekehrtproportional 
er magnetischen. 

In der Praxis handelt es sich meist um eine Auf- 
teilung des magnetischen Feldes in Luft und Eisen. Ver- 
nachlässigt man die Sättigung, so kann man sagen: p ist 
co für Eisen und konstant endlich für Luft. Im Strom- 
feld ist also 

à = 0 für die „Eisenteile“ und 
A = koast. endlich für „Luft“ 
zu setzen. 


AH 


Abb. 4. Schnitt durch den 
Pol einer Synchronmaschine, 
Erregerwicklung konzentriert. 
Links von Polmitte Ausbildung 
des Feldes. 


Will man den Schnitt durch eine Maschine abbilden, 
so müssen aus einem Blech gleichmäßiger Dicke die 
„Eisenteile“ herausgeschnitten werden. An den Stellen 
der Spulenquerschnitte, d.h. dort, wo die Durchflutung.n 
sitzen, ist Strom entspre- 
chender Stärke proportio- 
nal der Spulen-Ampere- 
windungszahl zuzuführen. 
Durch Abtasten mit einem 
Voltmeter findet man 
Punkte gleichen Poten- 
tiales. Ihre Verbindung 
ergibt direkt Kraftlinien. 
Man trägt sie in gleichen 
Spannungsabständen in das 
Bild ein und erhält Form 
und örtliche Dichte des 
magnetischen Feldes. Es 
ist wesentlich, daß bei fest- 
gelegtem Maßstab der zwi- 
schen zwei Punkten der 

Ebene hindurchtretende 
Fluß durch die Spannung 
zwischen diesen beiden 
Punkten gegeben erscheint. 
Man findet somit die Größe 
des Flusses ohne Aufzeich- 
nung von Linien durch 
eine einfache Spannunes- 
messung. Daraus ergibt 
sich eine bequeme Ermitt- 
lung der Koeffizienten der 
Selbst- und gegenseitigen 
Induktion auch für kom- 
plizierte Leiteranordnun- 
gen mit Anwesenheit von 
Eisenteilen. Streukoeffizienten erhält man als Quotienten 
von zwei Flußmessungen: Streufluß dividiert durch Nutz- 
fluß (Abb. 3). 


rm 


oben: Ausbildung des Wendefeldes 
wenn Luftspalt nur am Anker 

unten: Wendefeld bel gleicher Er- 
regung und geteiltem Spalt 


Abb. 5. Schnitte durch die neutrale 
Zone eines Einankerumformers 
Wendepolwicklung erregt. 


Erregerwicklung mit 3 konzentrierten Windungen 

Ständerwicklung , 1 s% Windung pro Nut 12 Nuten pro Pol 
links von Polmitte: Ausbildung des Hauptfeldes bei Leerlauf 

rechts von Polmitte: Ausbildung des Ankerrückwirkungsfeldes in reiner 


v3 
Querfeldstellung Augenblickswert des Ständerstromes 1, = 0, 1, = im er 
L e V i 
i= — im e Die Nuten mit i, = 0 sind weggelassen 


Abb. 6. Schnitt durch den Pol einer Drehstrom-Synchronmaschine. 


Für die praktische Durchführung der Messungen an 
der stromgespeisten Blechtafet sind einige Punkte zu be- 
rücksichtigen. Zunächst müssen Stromspeisepunkte im- 


mer paarweise auftreten. Jedem Stromeintritt muß ein 
gleichgroßer Austritt gegenüberstehen. Da in allen elek- 
trischen Maschinen die Durchflutungen immer volle Win- 
dungen und ihre Schnitte ebenfalls paarweise sind, bie- 
tet die Stromspeisung in dieser Hinsicht keine Schwie- 
rigkeit. Wichtig ist ferner, daß durch die Stromzufülh- 
rungen die gleichmäßige Leitfähigkeit des Bleches in 
keinem Punkt gestört wird. Sind mehrere Zu- und Ab- 
leitungen vorhanden, so muß jedem Speisepunkt rin 
Widerstand vorgeschaltet werden, der so groß ist, daß 
die durch die Zuleitungen entstehende Überbrückung von 
zwei Punkten der Blechoberfläche nicht störend wirkt. 


Abb. 7. Schnitt durch eine kompensierte Gleichstrommaschine. Resultieren- 
des Feld bei Belastung. (Unter dem rechten Pol ist das Feld nur zum Teil 
eingezeichnet.) 


Die den Speisepunkten vorgeschalteten Widerstände 
sind aber auch aus einem anderen Grunde nötig. Falls 
mehrere Durchflutungen verschiedener Stärke durch 
Stromquellen und -senken dargestellt werden sollen, so 
erhält man nur dann das richtige Feldbild, wenn die zu- 
und abfließenden Ströme überall den betreffenden Durch- 


pÉ 


nkes Bild: Die äußere Wicklung (vom Kern entferntere) ist in der Mitt: 
der Spulenlänge durch einen Schlitz geteilt (.bgeschaltete Anzapfwick- 
lung in der Mitte) 
rechtes Bild: Die äu3ere Wicklung an einem Spulenende verkürzt (.bge- 
schaltete Anzapfwicklung am Ende) Bemerkenswert in beiden Fällen 
ist, wie das Feld durchweg die Spulen schräg durchschneldet. 


Abb. 8. Schnitt durch das Fenster eines Transformators mit konzentrischen 
Wicklungen. l 


flutungen proportional sind. Das Verhältnis der Ströme 
ist somit gegeben und muß durch ein entsprechendes um- 
gekehrtes Verhältnis der Vorschaltwiderstände erzwun- 
gen werden (Abb. 3). Selbstverständlich muß auch das 
verwendete Voltmeter genügend hohen Widerstand haben, 
um beim Abtasten die Leitfähigkeit der Blechtafel nicht 
merkbar zu stören. Durch einen Versuch mit zwei Volt- 
metern kann man sich darüber leicht Gewißheit ver- 
schaffen. 

In den Abb. 4... 8 sind auf die geschilderte Weise expe- 
rımentell erhaltene Bilder wiedergegeben. Es wurde da- 


12. September 1929 


bei 0,1 mm starke Bleifolie verwundet. Die Folie wurde 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 37 


Vorschaltwiderstände bestanden aus 
etwa 0,3.. 


1323 


Nickelindraht von 


0,5 mm D ‚30 cm Länge. Die Strom- 


auf Preßspantafeln von a mm Stärke aufgeklebt, dann ent- 
sprechend ausgeschnitten und die „Eisenteile“ vom Prei- stärke bei den Aufnahmen war 1..2A. Als Spannungs- 
span abgezogen. Die Speisepunkte waren kleine Schräub- messer diente ein Galvanometer von 292,5. 10 A Gesamt- 
chen, die durch den Preßspan durchgeführt waren. Die meßbereich und 76Q Widerstand. 
eg 
 Netzkupplung. . 
Von Dr.-Ing. M. Liwschitz, Charlottenburg. 

Übersicht. Es werden die beiden Arten der Netzkupp- Es sollen nun ə verschiedene Arten der Netzkupp- 
Jungsumformer: der Induktionsumformer und der Motorgene- lung beschrieben werden, u. ZW. mit Hilfe eines nduk- 
rator behandelt. Für den Induktionsumformer mit Gleich- tionsumformersS und mit Hilfe eines Motorgenerators. Die 
strum-Belastungsmaschine, die von einem Leonard-Maschi- Regelorgane, die bei den verschiedenen Regelarten der 
nensatz gesteuert wird, werden die Mittel zur Regelung der Wırk- und der Blindleistuns erforderlich sind, sind bei 


erörtert. Beim Motorgenerator Zur 
muß mindestens eine Hälfte aus 


die von einer Kommu- 


Wirk- und Blindleistung 
Kupplung zweier Netze 
einer Asynchronmaschine bestehen, 
tator-Hintermaschine geregelt wird. Die letztere muß im- 
stande sein, die natürliche Charakteristik der Asynchron- 
maschine sowohl parallel zu verschieben als auch zu drehen. 
Anordnungen, die diese Bedingungen erfüllen, werden ange- 
geben. Ausgeführte Anlagen mit Induktionsumformer wie 
Motorgenerator werden kurz beschrieben. 


I. Einleitung. 


Die Netzkupplung, d. h. die Verbindung zweier Netze, 
hezweeckt, elektrische Leistung aus einem Netz in ein 
anderes Netz zu übertragen. In den meisten Fällen liegen 
die Betriebsverhältnisse derart, daß jedes der beiden zu 
kuppelnden Netze imstande sein muß, sowohl an das 
andere Netz Leistung abzugeben, wie von dem anderen 
Netz Leistung aufzunehmen. Der Maschinensatz, der die 
beiden Netze kuppelt, muß also gewöhnlich für wechsel- 
zeitizen Leistungstransport eingerichtet sein. Der Fall 
des [Leistungstransportes in nur einer Richtung kommt 
seltener VOT. 

ie beiden Zu kuppelnden Netze haben oft verschie- 
dene Spannungen und fast stets verschiedene Frequenzen. 
Bei zwei Netzen mit gleichen Nennfrequenzen (etwa zwei 
50periodigen Netzen) ist diese Verschiedenheit der Fre- 
quenzen bedingt durch die mit den Leistungsänderunfen 
der Netze verbundenen Frequenzschwankunfen. Der 
Fall der Kupplung zweier Netze mit verschiedenen Nenn- 
frequenzen kommt in Deutschland hauptsächlich bei der 
Kupplung eines 16% periodigen Bahnkraftwerkes mit 
einem 50periodigen Kraftnetz vor. Im Auslande, wo auch 
bei den Kraftnetzen die Periodenzahlen oft stark vonein- 


ander abweichen (wie z. B. die 50- und 42periodigen Netze 
in Italien), kommt dagegen der Fall der Kupplung zweier 


Kraftnetze mit voneina 
zen ebenfalls in Frage. 

Die Gesetzmäßigkeit, der die aus einem 
andere Netz Zu übertraxende Leistung folgen soll, hängt 
von den Betriebsverhältnissen ab. Sie ist für die Wirk- 
Jeistung und Blindleistung verschieden. Für die Wir k- 
leistung kommen folgende Regelungsarten in Be- 


tracht: 
a) Die von 


nder abweichenden Nennfrequen- 


in das 


auf das andere übertra- 
den Frequenz- und 
tze konstant bleiben. 
Leistung soll pro- 


dem einen Netz 
gene Leistung soll unabhängig Von 
Spa nnungschwankunfen der beiden Ne 
b) Die Größe der übertragenen 
partional sein dem Leistungsüberschuß des die Leistung 
abg ebenden Netzes. Da das Vorhandensein eines Lei- 
ei ungsüberschusses in einem Netz normalerweise mit 
einer Frequenzsteigerunf verbunden ist, SO ist in diesem 
Falle die übertragene Leistung auch proportional der 
Erequenzänderung des die Leistung abgebenden Netzes. 
ei Die Größe der übertragenen Leistung soll pro- 
portional sein dem Leistungsmehrbedarf des die Leistung 
aufn ehmenden Netzes. Gemäß b) ist in diesem Falle die 
iibertragene Leistung auch proportional der Frequenz- 
är g erung des die Leistung aufnehmenden Netzes. 
d) Die übertragene Leistung soll SO eroß se 
sie stets in einem gewissen konstanten Verhältnis 
I.eistung eines dritten Netzes steht, das mit 
LÄei=stung aufnehmenden Netz parallel arbeitet. 
Für Jie Blindleistuns kommen folgende Rege- 
lun z sarten in Frage: 
a) Die i 
trag ene bzw. vom 
coll sich ändern in Abhängigkeit von 
einen der beiden Netze. 
») Die Blindleistung soll so 
T cist ungsfaktor der übertragenen Le 


in, daß 
zu der 
em die 


andere Netz über- 
Blindleistun# 
des 


etz auf das 
eurte 
der Spannung 


eroß sein, daß der 
istung konstant bleibt. 


den beiden Arten der Netzkupplungsumformer verschieden. 


11. Netzkupplung mittels 


Pie mit dem Ständer an das ein 
Läufer an das andere Netz angeschlossene 
maschine (Abb. 1) ist eine doppeltgespeiste 


Induktionsumformers. 


e Netz, mit dem 
Asynchron- 
Asyncehron- 


f 


8 Drehtransf.rmat)r 


1 Asynchronmaschine 
4 Spannungstransformattr 


2 Pelastungsmaschine 
a eines Induktionsumf .rmers zur Kupplung 


zweier Netze. 


Abb 1. Prinzipschen 


maschine und hat als solche den Charakter der Synehron- 


maschine. Die Frequenz der Ströme, dic den Ständer 
speisen, SCİ fa, die Frequenz der Ströme, die den Läufer 
speisen, fz- Die Phasenfolze, mit der die Ströme 1M beide 


Teile eingeführt werden, wird derart gewählt, daß das 


Drehfeld, das von den Läuferströmen erzeugt wird, rela- 
-tiy zum Ständer die gleiche Drehrichtung hat wie das 
Drehfeld, das von den Ständerströmen erzeugt wird. Die 
Drehzahl des Ständerdrehfeldes ist gleich 
_60fi 
na =- 
: P 
und die des Läuferdrehfeldes relativ zum Läufer, also 
vom Läufer aus betrachtet, 
_0f: 
Na See a SC 
e N p 


Die Bedingung jeder Drehfeldmaschine, daß die beiden 
Drehfelder relativ zueinander stillstehen, zwingt den Läu- 
fer, eine Drehzahl anzunehmen, die gleich ist 


sch Tat 


p 

Ist fi > fa, so ist na”? hay und der Läufer hat dice- 
selbe Drehrichtung wie die beiden Drehfelder (wie das 
resultierende Drehfeld). Ist fi = fa so el ng, T d, YP 
der Läufer steht still. Ist fi < D so ist ng, © Nas und 
der Läufer rotiert gegen das resultierende Drehfeld. 

Soll die Maschine Wirkleistun® übertragen, 
so muß ihrer Welle genau wie bei der Synehronmaschine 
ein Moment erteilt werden. Zu diesem Zwecke muß mit 
ihrem Läufer eine zweite Maschine, Belastungsmaschine (2, 
Abh. 1), gekuppelt werden. Hat das von der Belastungs- 
maschine dem Läufer des Induktionsumformers erteilte 
Moment denselben Drehsinn wie das Läuferdrehfeld, 80 
wird das Läuferdrehfeld in Voreilun# gebracht gegen- 
über dem Ständerdrehfeld, und der Ständer gibt zenau 
wie bei der Synehronmaschine elektrische Energie an 


(1) 


sein Netz_ab. Die Richtung des Leistungsflusses ist die 
von dem Netz fa nach dem Netz fi- Hat dagegen das ven 


1324 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


12. September 1929 


der Belastungsmaschine dem Läufer des Induktionsum- 
formers erteilte Moment umgekehrten Drehsiun als das 
Läuferdrehfeld, so wird das Läuferdrehfeld in Nach- 
eilunz gebracht gegenüber dem Ständerdrehfeld, und der 
Ständer nimmt aus seinem Netz elektrische Energie auf. 
Pie Richtung des Leistungsflusses ist die von dem 
Netz fi nach dem Netz fo. 


fi 


fz 
1 Asynehronmaschine 5 Gleichstrommaschine ces Levnard- 
2 lelastungsmaschine Natzes 
83 Drehtransformator 6 Drehstrommaschine ‘asynchrone oder 


4 Spannungstransformat r synchrone) des Lennard-Satzes. 


Abb. 2. Induktionsunf. mer mit Leonard-Satz zur Regelung cer 
Richtung und Größe der übertragenen Wirkleistung. 


Die Richtung des Leistungsflusses hängt also nur 
von der Richtung des Drehmomentes der Belastungsma- 
schine ab. Die Größe der von einem Netz auf das andere 
übertragenen Leistung ist diesem Drehmoment direkt pro- 


portional. Dies gilt unabhängig davon, ob fı =; ist. Die 


durch die Ständerwicklung durchgehende Leistung N, 
ist gleich dem Drehmoment des Umformers (dem Dreh- 
moment der Belastungesmaschine) multipliziert mit der 
Umfangsgeschwindigrkeit des Drehfeldes relativ zum 
Ständer. Die durch die Läuferwicklung durchgehende 
Leistung Na ist gleich dem Drehmoment des Umformers 
multipliziert mit der Umfangsgeschwindiskeit des Dreh- 
feldes relativ zum Läufer, d. h. 


Noia 7 d, 
ER GU 
9 ' 2 a (2) 
an 
Asse M ==, da 
; 60 
Dementsprechend ist die Leistung der PBelastungs- 
maschine 
ver eu. 
i WW o 60 S 
La 
di 8 fə 
nd, fi 
und , 
na d, hf: . 
na, lı l 
SO Isi 
f 
N. = 4 y s (3) 
` N f, 
und P 
NoN a o h f EN 
" 


Ist f\ > fa. so ist N, unabhängig von der Richtung 
des Leistungsflusses größer als Na, Ist fi < fa, so ist N, 
unabhängig von der Richtung des Leistunzsflusses klei- 
ner als Na, 

Ist fi >f (N, > N), so muß die Belastunzsmaschine 
bei der Leistungsriehtunge vom Netz fa nach dem Netz f 
der Welle des Umformers die Leistunesdifferenz Ni — Na 
zuführen und bei der Leistungsrichtunz von dem Netz fi 
nach dem Netz fa von der Welle des Umformers die Lei- 
stunzsdifferenz N, — Ns aufnehmen. Im ersten Falle 
arbeitet die Belastungesmaschine als Motor, im zweiten 
Falle als Generator. 

Ist fi < fe (N, < No), so muß die Belastunesmaschine 
bei der Leistungesriehtung von dem Netz fa nach dem 
Netz fi von der Welle des Umformers die Leistunesdiffe- 
ronz N, — Ns (dem absoluten Betrare nach) aufnehmen 


und bei der Leistungsrichtung vom Netz bh nach dem 
Netz fa der Welle des Umformers die Leistungsdifferenz 
N, — N, zuführen. Im ersten Falle arbeitet die Bela- 
stungsmaschine als (Generator, im zweiten Falle als 
Motor. 

Haben die beiden gekuppelten Netze gleiche Nenn- 
freuuenzen, die Schwankungen aufweisen (fi St sp 
dreht sich der Läufer des Induktionsumformers bald in 
der einen, bald in der anderen Richtung, je nachdem oh 
fi größer oder kleiner ist als fa. Sind die Nennfrequen- 
zen der beiden Netze voneinander verschieden, so hat der 
Laufer des Umformers stets eine bestimmte Drehrich- 
tung. Die Richtung des Leistungsflusses hängt, wie wir 
eben geschen haben, nicht von der Drehrichtung des Läu-- 
fers sondern nur von der Richtung des Drehmomentes 
der Belastunesmaschine ab. Man verwendet als Bela- 
stunzsmasehine am zweekmäßigsten eine Gleichstrom- 
maschine mit Fremderrerung. Diese hat die Eigenschaft, 
daß sie sich auf einfache Weise regeln läßt mit Ililfe 
eines Leonard-Maschinensatzes, dessen Antriebsmotor an 
einem der beiden Netze hängt (Abb.2). Durch Än- 
derung der Erregung der Gleichstron- 
maschine des Leonard-Satzes können so- 
wohl die Richtung des Leistunesflusses 


als auch die Größe der übertragenen 
Wirkleistung beliebig eingestellt wer- 
den. Der Antriebsmotor des Leonard-Satzes kann ein 


Asynehron- oder ein Synchronmotor sein. 


et 


LG "40 


Abb. 3. Induktionsumformer. Der Antriebsmotor des Leonard-Satırs 
ist angeschlossen an «das Netz mit der kleineren Frequenz. 


f, = 50 


i ZSOAW 


f. - 47 


Abb. 4 Induktionsumformer. Der Antriebsmotor des Leonar.-Satzes 
ist angeschlossen an das Netz mit der gröleren Frequenz. 


Nicht nur hinsichtlich der Regelung der Wirkleistunz 
sondern auch in bezug auf die RegelunederBlind- 
leistung ist der Induktionsumformer der Synchron- 
maschine ähnlich. Bei der Synchronmaschine wird die 
Rlindleistung zcrerelt dureh Änderung ihrer induzierten 
EMK (der Erregung), bei dem Induktionsumformer 
durch Änderung seiner Spannung. Die Anderung der 
Spannung des Induktionsumformers wird vorgenommen 
mit Hilfe eines Drehtransformators oder eines Stufen- 
transformators (Abb. 1 u. 2), der normalerweise auf der 
Schleifrinzseite (Niederspannungseite) des Induktions- 
umformers liegt. Gewöhnlich ist auf der Schleifrinzseite 
des Umformers noch ein Spannungestransformator erfor- 
derlich, da man den Läufer nicht für Spannungen über 
etwa 400 V ausführen wird. 

Die Einstellung der Wirkleistunz nach den Rege- 
lungsarten a) ....d) läßt sich erreichen mit Hilfe von Lei. 


12. September 1929 


stungsrelais, die auf die Erregung der Gleichstrom- 
maschine des Leonard-Satzes einwirken; in den Fällen b) 
und c) kann, falls die Leistungsänderungen mit Frequenz- 
schwankungen verbunden sind, auch eine Tachometer- 
dynamo zur Beeinflussung der Erregung der Gleich- 
sırommaschine des Leonard-Satzes verwendet werden. 
Die Einstellung der Blindleistung läßt sich erreichen mit 
Hilfe eines Spannungsrelais im Falle der Regelungsart a) 
bzw. mit einem cos -Relais im Falle der Regelungsart b). 

Bei Netzen mit ungleichen Nennfrequenzen erhält man 
für den Induktionsumformer kleinere Abmessungen, wenn 
man den Drehstromteil des Leonard-Satzes an das Netz 
mit der kleineren Frequenz anschließt. Dies geht aus 
den Abb. 3 und 4 hervor, die die Leistungen des Ständers 
und Läufers des Induktionsumformers bzw. der Belastungs- 
maschine zeigen unter der Annahme einer übertragenen 
Wirkleistung von 1000 kW bei Netzfrequenzen von 50 und 
40 Hz. (Die Verluste sind außer acht gelassen.) Vielfach 
wird es jedoch erwünscht sein, den Drehstromteil des 
Leonard-Satzes umschaltbar auf beide Netze zu machen, da 
dann im Falle des Ausbleibens der Spannung eines der 
beiden Netze bei stillstehendem Umformer der Leonard- 
Satz von dem unter Spannung stehenden Netz angelassen 
und das fehlende Netz durch den Induktionsumformazr er- 
setzt werden kann. 


f -s0Per t3% 


Zem care, 051 


HABA: A 


Hilfssormmelschiere 


h Af: 23% 
Abb. 5 Induktionsumformer zur Übertragung einer Wirkleistung von 
11500 kW bei cos ø = 0,7. Die Frequenzschwankungen betragen auf 
jeder Seite + 3%, die Spannungschwankungen + 5%» 


Soll der Induktionsumformer außer der Wirkleistung 
nech Blindleistung übertragen (was fast stets der Fall 
ist) und dabei wechselseitig arbeiten können, so erhält man 
für ihn kleinere Abmessungen, wenn man die Anordnung 
sn trifft. daß der Ständer stets die Leistung aufnimmt und 
der Läufer die Leistung abgibt. Bei Umkehr der Leistungs- 
richtung müssen dann Ständer und Läufer vertauscht wer- 
den. In Abb. 5 ist die Leistungsverteilung angegeben unter 
der Annahme gleicher Frequenz (50 Hz) beider Netze 
und einer übertragenen Scheinleistung von 16400 kVA 
bei einem Leistungsfaktor cos = 0,7 entsprechend 
11500 kW Wirkleistung. Die Frequenzschwankungen sind 
für beide Netze zu +3% und die Spannungschwankungen 
zu 35% angenommen. Der Eigenbedarf des Induk- 
 tionsumformers an Blindleistung bedingt, daß der an das 

leistung abgebende Netz angeschlossene Teil des Um- 
formers mit einem cos ọ = 0,51 bei einer Leistungs- 
aufnahme von 24000 kVA arbeitet. Macht man den 
Induktionsumformer umschaltbar, so braucht der Läufer, 
in dem weniger Platz für die Unterbringung der 
Leistung vorhanden ist als im Ständer, nur für 16400 kVA 
(statt 24 000 kVA) bemessen zu werden. Der kleineren 
L.äuferleistung entsprechen auch kleinere Modelle des 
Drehtransformators und des Spannungstransformators. 
Das Vertauschen von Ständer und Läufer muß bei strom- 
losem Induktionsumformer erfolgen. 

Unter Umständen kann es zweckmäßig sein, einen 
Teil der Blindleistung von der Drehstrommaschine des 
l.eonard-Satzes erzeugen zu lassen. 

Einen älteren Induktionsumformer, der sich seit 1914 
in ununterbrochenem, einwandfreiem Betrieb befindet, 
zeigt Abb. Gi Das zugehörige Schaltbild zeigt Abby. 
Dieser Umformer verbindet das Netz Lombarda (Italien) 
mit einer Leistung von rd. 80000 kVA mit der Zentrale 
Adamello von etwa 150000 kVA. Das Netz Lombarda 
hat eine Nennspannung von 6500 V bei 50 Hz, die Zentrale 
Adamello ein solche von 6500 V bei 42 Hz. Im 50 Hz- 
Netz schwankt die Spannung normalerweise zwischen 
6200 und 6550 V und die Frequenz zwischen +2 und 


1 Näheres s. M. Liwschitz, Netzkupplung mittels Induktions- 
umformer, Siemens-Z. 1926, H. 12. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


1325 


— 3%; im 42 Hz-Netz schwankt die Spannung zwi- 
schen 6500 und 6700 V und die Frequenz zwischen +1 
und —5%. 

Der Induktionsumformer hat nach beiden Richtungen 
zu arbeiten und eine Leistung von 1100 kW bei cos ọ = 
0,8 zu übertragen. Sein Ständer liegt am 50 Hz-Netz, sein 
Läufer am 42 Hz-Netz. Zwischen den Schleifringen, deren 
Spannung im Leerlauf 770 V beträgt, und dem 42 Hz-Netz 
liegen ein Spannungstransformator für 700/6500 V und ein 
Drehtransformator. Die unmittelbar gekuppelte Bela- 
stungsmaschine ist für eine Generatorleistung von 
135/195 kW bzw. eine Motorleistung von J44/210 kW bei 
195/285 U/min bemessen. Der Leonard-Satz liegt mit dem 
Drehstromteil am 42 Hz-Netz. Sein Asynchronmotor ist 
sechspolig und kann bei 825 U/min 255 kW abgeben. Seine 
Gleichstrommaschine ist für eine Leistung von 159/244 kW 
beim Lauf als Generator bzw. für eine Leistung von 
123/180 kW beim Lauf als Motor bemessen. 


Abb. 6 Induktionsumformer der Anlage Adamello. Die übertragene 

Leistung beträgt 1100 kW bei cos y = 08. Im 50 Hz-Netz schwankt die 

Frequenz zwischen + 2 und — 8%» die Spannung zwischen 6200 und 

6550 V. Im 42 Hz-Netz schwankt die Frequenz zwischen + 1 und —5%, 
die Spannung zwischen 6500 und 6700 V. 


1 Periodenumformer 

2 6leichstrommaschine 

3 bleichstrommaschine 

A Asynchronmaschıne 

5 Erregermaschine 

€ Drehtransfermator 

7 Spannungstransformator 


6500V 50P% 


Abb. 7. Schaltbild des Induktionsumformeiıs Abb. 6 


Dem 50 IIz-Netz sollen nicht mehr als 3000 kW ent- 
nommen werden. Hauptabnehmer ist der Betrieb Adamello. 
der am 50 Hz-Netz hängt. Der Induktionsumformer hat 
nun, falls der Betrieb Adamello weniger als 3000 kW 
braucht, die überschüssige Leistung dem 42 Hz-Netz ab- 
zugeben bzw., falls der Betrieb Adamello mehr als 
3000 kW verbraucht, den Unterschied zwischen der ver- 
brauchten Leistung und der zulässigen Leistung von 
3000 kW dem Betrieb Adamello zuzuführen. Im ersten 
Falle überträgt der Induktionsumformer Leistung vom 
50 Hz-Netz nach dem 42 Hz-Netz, im zweiten Falle in um- 
gekehrter Richtung. Die Regelung auf konstante Lei- 
stungsentnahme aus dem Netz Lombarda wird durch ein 
in die Leitung von Lombarda eingzebautes Leistungsrelais 
bewirkt, das die Erregung der Gleichstrommaschine des 
Leonard-Satzes beeinflußt. 

Die Belastungsmaschine hat Fremderregune. Die 
Gleichstrommaschine des Leonard-Satzes hat beim An- 
lassen des Induktionsumformers Fremderregung, im Be- 
triebe dagegen Selbsterregung und Kompoundierung (Ge- 
gsenkompoundierung beim Arbeiten als Generator, Kom- 
poundierung beim Arbeiten als Motor). 

Das Anlassen des Umformers geschieht wie folgt: Der 
Leonard-Satz wird zunächst in üblicher Weise vom 42 Hz- 


1326 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


12. September 1929 


Netz angzelassen. Die Erregermaschine, die auf seiner 
Welle sitzt, kommt auf Spannung und erregt sowohl die 
Belastungsmaschine wie seine eigene Gleichstrommaschine. 
Durch allmähliche Steigerung der Erregung dieser letzte- 
ren wird der Induktionsumformer angelassen und nach 
Erreichung der richtigen Drehzahl auf der 50 Hz-Seite 
synchronisiert. Die (Gleichstrommaschine des Leonard- 
Satzes wird dann mittels eines besonderen Schalters auf 
Selbsterregung umgeschaltet. 


Abb. 8. Induktionsumformer der Anlage Bresciana. Die übertragene 

Leistung beträgt ou kW bei cos @ = 0,75. Im 50 Hz-Netz schwankt die 

Frequenz zwischen 49 und 51 Hz. die Spannung zwischen 11500 vnd 

14 000 V. Im 42 Hz-Netz schwankt die Frequenz zwischen 42 und 44 Hz, 
die Spannung zwischen 6600 und 6800 V. 


Die Einstellung der Blindleistung geschieht mit Hilfe 
des Drehtransformators (Abb. 7), der motorischen An- 
trieb mit Druckknopfsteuerung hat. 

Mittels eines Fliehkraftschalters auf der Welle des 
Induktionsumformers ist dafür gesorgt, daß beim Über- 
schreiten der zulässigen Drehzahl durch den Umformer 
sowohl der Leonard-Satz vom 42 Hz-Netz als auch der Um- 
ormer selbst vom 42- und 50 Hz-Netz abgeschaltet werder. 

Die Erregung der Gleichstrommaschine des Leonard- 
Satzes und somit die Belastung des Umformers kann auch 
von Hand eingestellt werden. 

Ein Reservemaschinensatz gleicher Größe wie der 
beschriebene (Abb. 6) soll nur dann eingreifen, wenn 
der im Betrieb befindliche Satz versagt oder wenn die 
Spannung des 50 Hz-Netzes ausbleibt. 

Die Ansicht und das Schaltbild eines weiteren In- 
duktionsumformers, der seit 1925 im Betrieb ist, zeigen 
die Abb. 8 u. 9. Auch dieser Induktionsumformer ist für 


Italien geliefert und verbindet die Zentrale Tagliano, die 
eine Nennspannung von 6800 V bei 42Hz hat, mit der 
Zentrale Crespi, die eine Nennspannung von 13000 V bei 
50 Hz hat. Im 50 Hz-Netz schwankt die Spannung zwi- 
schen 11500 und 14000 V und die Frequenz zwischen 49 
und 51 Hz. Im 42 Hz-Netz schwankt die Spannung zwi- 
schen 6600 und 6800 V und die Frequenz zwischen 42 und 
44 Hz. Die vom Induktionsumformer zu übertragende 
Leistung beträgt 900 kW bei cos ọ = 0,75. 


> 
GH 
CG UU 
UX 
U 


U 
A 


©) 


ES 


@= 


7 Periodenumformer 
2 Geichstrommaschine 
3 GieichstPommaschine 

4 Asynchronmaschine 

5 Drenmansformaror 
= 6 Spannungstransformaror 
t 
S 


d 
T 


gE ZIARAQP 
KT! 


oa? 


PR ~e 


l 


III 
II: 
IE: 
MA 
7 


Abb. 9. Schaltbild des Induktionsumformers Abb. 8. 


Die unmittelbar gekuppelte Belastungsmaschine ist 
für eine Generatorleistung von 112/179 kW bzw. eine Mo- 
torleistung von 127/190 kW bei 183/300 U/min bemessen. 
Der asynchrone Leonard-Satz liegt am 42 Hz-Netz. Seine 
Asynehronmaschine ist sechspolig. und kann bei 825 U/min 
235 kW abgeben. Seine Gleichstrommaschine ist für eine 
Leistung von 141/205 kW beim Lauf als Generator bzw. 
für eine Leistung von 97/164 kW beim Lauf als Motor 
bemessen. Der Induktionsumformer liegt mit dem Stän- 
der am 42 Ilz-Netz, mit dem Läufer über den Drehtrans- 
formator und Spannungstransformator am 50 Hz-Netz. 

Die Regelung der Wirk- wie Blindleistung erfolgt 
von Hand. Die beiden besehriebenen Umformer haben 
Fremdbelüftung. (Schluß folgt.) 


Die Scheinverbrauchsmessung und ihre Bedeutung für die Elektrizitätswirtschaft. 
Von Dipl.-Ing. W. Janicki, Zug (Schweiz). 


Ubersicht. Nach einem Hinweis auf die wirtschaftliche 
und technische Bedeutung des Leistungsfaktorproblems für 
die Elektrizitätswerke werden die wichtigsten gegenwärtig 
für die Praxis verwendeten cos p-Tarife besprochen und ge- 
zeigt, daß aus theoretischen und praktischen Erwägungen 
heraus dem sog. kVA-Tarif (Scheinleistungstarif) der Vor- 
rang vor allen anderen cos g-Tarifen gebührt. Im Anschluß 
daran werden die verschiedenen Verfahren zur Messung des 
Scheinverbrauches und der mittleren Höchstscheinleistung 


besprochen und auf die zur Verfügung stehenden Apparate 
hingewiesen. 


Zunächst sei mit einigen Worten auf die wirtschaftliche 
und die technische Tragweite der cos-p-Frage hingewiesen. 
Die durch die Magnetisierungströme von Transformatoren, 
Motoren und anderen Anschlußapparaten verursachte Pha- 
senverschiebung setzt die Ausnutzbarkeit der Stromerzeu- 
gungs- und Verteilungsanlagen in um so höherem Maße 
herab, je größeren Kinfluß Industrie, Gewerbe und Land- 
wirtschaft auf die Gesamtbelastung der Kraftwerke ausüben. 
An erster Stelle wird die Ertragsfähigkeit der in den 
Elektrizitätsunternehmungen investierten Kapitalien ein- 
geschränkt und gleichzeitig werden die jährlichen Netz- 
energieverluste vergrößert. Somit bedeutet der Blind- 
strom für die Stromversorgunesgesellschaften eine be- 


= sche Verluste). 


trächtliche wirtschaftliche Belastung infolge der 
Notwendigkeit der Erhöhung des Anlagekapitals und der 
Steigerung der Stromwärmeverluste (Obscho oder .Tou: 
In zweiter Linie kommen die techni- 
schen Faktoren in Betracht, die bei der Auseinander- 
setzung mit dem cosg-Problem wesentlich ins Gewie 
fallen. So spielt die Frage der Spannungsregelung eine 
bedeutende Rolle und die Zunahme der Kurzschlußströ: 
durch die Netzphasenverschiebung ist eine andere wich- 
tige Folgcerscheinung. 

Mit dem steigenden Anteil des Großzewerbes und de! 
Landwirtschaft an der Gesamtbelastung der Kraftwerke 
nahmen die Auswirkungen der erhöhten Netzphasenver- 
schiebung einen immer größeren Umfang an, besonders in 
den Zentralen, die zum Schutz ihrer Verteil- und Schalt, 
anlagen Reaktanzen in ihren Netzen vorgesehen hatten. 
Die Klektrizitätszesellschaften sahen sich deshalb ver- 
anlaßt, den Blindstrom bzw. den Leistungsfaktor und den 
Scheinstrom mit Hilfe von Tarifmaßnahmen bei der Rech- 
nungstellung zu berücksichtigen. Auf diese Weise ent- 
stand eine ganze Anzahl verschiedenartiger Tarife. v» 
denen wir weiter unten eine kleine systematische Zu- 
sammenstellung geben, die sich auf das Wesentliche be- 
schränkt und keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit 
erhebt. 


12. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


1327 


Tarifpolitische Erfassung des cos g. 


Zur tarifpolitischen Erfassung des Leistungsfaktors 
gelangten bis jetzt im Prinzip zwei Hauptverfahren zur 
Anwendung: entweder wird der Grundeebührentarif (Be- 
reitstellungspreis oder Leistungspreis) auf der Basis der 
beanspruchten Scheinleistung aufgebaut — wobei die 
Scheinleistung auf rechnerischem (rein analytischem oder 
eraphischem) Wege oder vermittels der in neuerer Zeit 
auf dem Markt erschienenen Scheinverbrauchszähler in 
Verbindung mit reristrierenden llöchstscheinlast-Messern 
ermittelt wird — oder es wird der Blindverbrauch selbst 
mit Hilfe von Sinus-Zählern gemessen und zu einem be- 
stimmten Satze den Kunden in Anrechnung gebracht. Ge- 
legentlich tritt auch an Stelle des Blindstromes selbst der 
mittlere Leistungesfaktor für eine bestimmte Periode, 
dessen genauer Erfassung aber wegen des Mangels an lei- 
stunzsfähizen reristrierenden cos g-Messern, besonders 
für Drehstromnetze mit ungleich belasteten Phasen und 
wegen der Umständlichkeit der Diagzrammauswertung 
immer noch Hindernisse im Were stehen. Für die An- 
wendung beider Methoden sind besondere Meßeinrichtungen 
notwendig; sie kommen daher fast ausschlieNich nur bei 
(roßverbrauchern in Frage, im wesentlichen also bei 
Hochspannungsabnehmern. Wenn man bei Kleinverbrau- 
ehern überhaupt nicht von vornherein auf eine Erfassung 
des Blindstromes verzichtet, begnügen sich die Werke in 
den allermeisten Fällen damit, bei Verwendung kompen- 
sierter Motoren (synchronisierte Asynchronmotoren, die 
gegenwärtig schon in Größen von 4 PS an aufwärts her- 
gestellt werden) eine Pauschalermäßigrung einzuräumen. 
Viele Elektrizitätsunternehmungzen schlagen auch bei der 
Aufstellung ihrer Leistungsfaktorklauseln den Wer ein, 
daß sie die gesamten, ihnen dureh die Phasenverschiebung 
erwächsenden Spesen auf den Wattstrom in Anrechnung 
brinzen und dann in Verbindung mit schon anderweitig 
bestehenden Blindstromverträrgen in ihrem Tarif einen 
Zuschlag für den Leerstromverbrauch einsetzen, der — 
mehr als Buße für unzenürzenden denn als Ermunterunz 
für guten Leistunesfaktor — die tatsächlich bestehenden 
Verhältnisse viel zu wenig in Berücksichtigung zieht. 


Hauptforderungen an Blind- und Scheinstromtarife. 


Bevor wir zur kritischen Besprechung der wichtig- 
sten Arten der Blind- bzw. Scheinstromverrechnung an 
Hand des oben in Aussicht gestellten Überblicks über- 
gehen. wollen wir uns darüber Rechenschaft abzulegen 
versuchen, welchen Haupterfordernissen ein zweckmäßig 
aufgebauter Blindstrontarif genügen muß, um zu prak- 
tisch befriedigenden Ergebnissen zu führen. Neben den 
wirtschaftlichen und betriebstechnischen Gesichtspunkten, 
die schon weiter oben erwähnt worden sind und die für 
die Blindstrompreisstellung von Bedeutung sind, spielen 
bi der Gestaltune eines cos g-Tarifes meß- und abrech- 
nunestechnische Gründe sowie psychologische Momente 
und in gewissen Ländern auch gesetzliche Bestimmungen 
eine Rolle. Heutzutage liegen die Verhältnisse so, daß 
man auf meßtechnischem Gebiet sozusagen alle Tarif- 
arten verwirklichen kann, auch solche, die auf rein 
wissenschaftlicher Basis beruhen, wie z. B. diejenigen 
von BuchholtztScheringe? Nissel?’ Fracan- 


zoni* und Biffi’; nur fallen für die letzteren, rein: 


wissenschaftlich aufgebauten Tarife meistens die erfor- 
derlichen Meßeruppen so verwickelt und kostspielig aus 
und die Eichung gestaltet sich so umständlich und lang- 
wierig, daß man in der Praxis auf ihre meßtechnische 
Erfassung und Auswertung verzichten muß. Auch die 
Zähler, die einen „komplexen Energiewert”, nämlich die 
Wirkenergie und einen bestimmten Bruchteil der Blind- 
energie, zu einer gemeinsamen Verreechnungzseinheit zu- 
SYMMENnZEeZozen, ZU Messen gestatten, haben aus den vor- 
erwähnten Gründen bis jetzt noch nicht die Beachtung 
bei den Klektrizitätswerken gefunden, die ihnen dank 
ihrer hervorragend guten meßtechnischen Eigenschaften 
gebührt. 

Einen weiteren Punkt, der bei Aufstellung kombinier- 
ter Tarife in Betracht gezogen werden muß. bilden die 
gesetzlichen Vorschriften. Wie in allen Kulturstaaten 
die Einheiten der Längen-, Flächen- und Raummaße und 


! Buchholtz, ETZ 1919, S8. 191, 115. 

® Schering, ETZ 1919, 8. 3:0. 

3 K. Nissel, ETZ 1928, S. 1678, und Dissertation: Einfluß des cos q: auf 
die Tarifgistaltung der Elektrizitätswerke unter besonderer Berücksichtigung 
erußstadtischer Verhältnisse. Verlag Julius Springer, Berlin 1928. 

© G. Fracanzoni, Sulla energia reattiva nella economia generale 
della produzione e distribuzione dell'energia elettrica.  L'Elettrotecnica 
Kd. 11, 5.575. — Rapport sur un système employé dans la tarification pra- 
tique de l'énergie réactive. Rev. Gen. del’ EI. Bd. 24, S. 379. 

* E. Biffi, Lo sfasamento degli impianti di utilizzazione nella vendita 
cel ‘energia elettrica. L'Elettrotecnica Bd. 14, 8. 530. 


der Gewichte auf gesetzgeberischer Grundlage geregelt 
sind, so ist auch die Wirk-kWh in den meisten Ländern 
offiziell als Einheit für die elektrische Energie eingeführt 
worden. Die Stromversorzungs-Gesellschaften stehen da- 
her unter dem Zwang, die Elektrizität den Verbrauchern 
auf Grund dieser Maßeinheit abzugeben. Es dürfen daher 
für Verrechnungszwecke keine Zähler ausschließlich be- 
nutzt werden, aus deren Angaben sich nicht in eindeuti- 
ger Weise der Konsum an elektrischer Energie in Wirk- 
kWh ergibt. Schon die Eichung in Geldeinheiten ist nicht 
gestattet. Daneben können allerdings Zähler für Leer- 
kWh (sin-k\Wh) oder EN Ah in Verbindung mit solchen für 
Wirk-kWh verwendet werden. Man muß daher an einen 
Blindstromtarif oder einen kVA-Tarif, wie übrigens auch 
an ieden anderen Tarif, die Forderung stellen, daß die in 
Betracht kommenden Größen mit technisch einfachen Mit- 
teln und mit gesetzlich statthaften Meßeinrichtungen er- 
faßt und zur Verrechnung gebracht werden. 

Die vierte Forderung, die sich auf einen eos gQ-Tarif 
bezieht, betrifft das „menschliche Element“, den Faktor 
„Abnehmer“. Sie liegt also auf psyelhologischem Gebiet. 
Ein Verbraucher wird sich nur durch einen Tarif, dessen 
Auswirkung ihm verständlich ist, zu einer Umstellung 
oder Änderung in seinem Betrieb bewegen lassen. Daher 
muß sich der praktische Tariffachmann vor allem ande- 
ren vor der Gefahr hüten, dem Verbraucher verwickelte 
Formeln für die Verrechnung aufdrängen zu wollen. Ein 
cosg-Tarif muß in seinem Aufbau möglichst klar und 
durchsichtig und auch dem Laien nach einer in geeigne- 
ter Form vorsrebrachten Erläuterung in großen Zügen 
verständlich sein. Die Hauptsache ist, daß in diesen For- 
meln eines nicht außer acht gelassen wird, nämlich die 
Psyche und der Geldbeutel des Abnehmers®, auf die im 
allzemeinen in allen Formeln viel zu wenig Rücksicht ge- 
nommen wird. Sonst kommt es häufig vor — wie sich dies 
sogar bei manchen üblichen Tarifen gelegentlich ereignet 
—, daß der Verbraucher Mißtrauen schöpft und lieber den 
Zuschlag für schlechten Leistungsfaktor zahlt — auch 
wenn er dessen sachliche Berechtigung ebensowenig ein- 
sieht wie die wirtschaftlichen Vorteile der Blindstrom- 
kompensation —, als daß er zu den ihm ungewohnt schei- 
nenden Mitteln der Phasenverbesserung greift. 


Zusammenfassend lassen sich die an einen cos -Tarif 
zu richtenden vier Hauptforderungen, die gleichzeitig 
eine Anleitung und eine Wegweisung für den, an die be- 
stehenden oder zur Einführung empfohlenen Blind- und 
Scheinstromtarife anzulegenden kritischen Maßstab dar- 
stellen, folgendermaßen kennzeichnen: 


1. Annäherung an die Selbstkosten der Blindstrom- 
erZeuzung. 

2. Wirtschaftlicher Anreiz für den Verbraucher zur 
Blindstromkompensation (Phasenverbesserung). 

3. Messung und Verrechnung. 

4. Verständlichkeit für den Verbraucher. 


Es spielen also eine Rolle bei der Aufstellung von 
cos @-Tarifen: wirtschaftliche, betriebs- und verrechnunzs- 
technische, meßtechnische und psychologische Gesichts- 
punkte, und in dem richtigen gegenseitigen Äbwägen und 
Berücksichtigen dieser vier maßgzebenden Faktoren liexen 
der Erfolg eines Tarifs und seine Verbreitung begründet, 
der sich auf die Erfassung des Leistunesfaktors in der 
einen oder anderen Gestalt stützt, sei es dureh Herbei- 
ziehen des cos op selbst oder des Blind- oder des Nehein- 
verbrauchs bzw. der Scheinleistung. 


Überblick über verschiedene cos g Tariftyren. 


Im folgenden soll nun eine kleine Übersicht über die 
wichtigsten gerenwärtiz in den verschiedenen Kultur- 
ländern gebräuchlichen Typen von cos g-Tarifen gegeben 
werden sowie auf einige zur Kinführung empfohlene oder 
sieh auf theoretische Betrachtungen stützende Blind- 
stromtarifformen hingewiesen werden, die aus dem einen 
oder anderen Grunde ein besonderes Interesse beanspru- 
chen dürfen. Im Anschluß daran soll ein kritischer Ver- 
gleich zwischen den Hauptarten dieser Tarifformen auf- 
gestellt und die sich daraus ergebenden Schlußfolzerun- 
ren gezogen werden”. 

Die gegenwärtier in der Praxis gebräuchlichen Tarife 
zur Berücksiehtirungz des Leistunesfaktors oder des 
Blindstromverbrauches lassen sich am zwecekmäßirsten 
und übersichtlichsten in drei Gruppen einteilen, von denen 
die einzelnen wiederum eine ganze Reihe verschiedener 
Modalitäten und Varianten aufweisen, auf die alle an 


€e Vgl. in dieser Hinsicht den Artikel von Köchlin, Studien über 
die Berücksichtigung des Leistungsfaktors bei Strompreisstellung. Rev. Gen. 
de TEL Bd. ua 572. 

? Literatur am Schluß des Aufsatzes. 


1328 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


12. September 1929 


dieser Stelle einzugehen wegen ihrer großen Anzahl ein 
Ding der Unmöglichkeit wäre“. 


1..DerkVA- oder Scheinleistungstarif. 


In neuerer Zeit wird häufig dazu übergegangen, bei 
Tarifen mit Leistungs- und Arbeitsgebühr an Stelle des 
früher gebräuchlichen Grundgebühren- oder Maximal- 
ansatzes, bei dem die kW und die kWh der Verrechnung 
zugrunde gelegt wurden, auf die EVA und die kWh ab- 
zustellen, wobei bei der kVA-Bewertung die Jahresgrund- 
gebühr auch vom durchschnittlichen Jahresleistungsfak- 
tor abhängig gemacht werden kann, so daß z. B. die 
Preise für die ersten KVA folgendermaßen nach dem coso 
abzestuft sein können: bei cos ọ = 1: 360 Geldeinheilten 
für die ersten kVA, bei cosp =0,8: 450 und bei cos ọ = 
0,5: 720 Geldeinheiten. Durch die Einführung des Schein- 
leistungstarifs wird der Einfluß der Anlagen bzw. des in- 
vestierten Kapitals und auch die bereitzehaltene Lei- 
stung betont. Der Haupteinwand, der gesen die kVA- 
Tarife in der Praxis erhoben wird, besteht darin, daß 
diese Verrechnungsmethode zuverlässige kVA-Zeiger vor- 
aussetze und ferner den wirklichen Verhältnissen nur 
dort gerecht werde, wo mit ungefähr gleichbleibendem 
Leistungsfaktor und konstanter Belastung gearbeitet 
werde. Bei stark schwankendem Betriebe trage diese Me- 
thode den tatsächlich vorliezenden Verhältnissen zu 
wenig Rechnung, da die Ermittlung der Scheinleistung 
gewöhnlich zu den Zeiten stärkster Belastung erfolge, 
die üblicherweise den höchsten Leistunzsfaktor aufweise. 
Zu den Stunden schwacher Belastung, in denen gewöhn- 
lich auch der cosg den kleinsten Wert hat, finde seine 
Berücksichtigung nicht statt. Der Abnehmer habe das 
Bestreben, lediglich in den Stunden der llöchstbelastung 
einen günstigen Leistungsfaktor zu erreichen, während 
der übrigen Zeit biete ihm diese Verrechnungsmethode 
keinen Anreiz, eine Verbesserung der Phasenverschie- 
bung herbeizuführen. Anderseits könne das kVA-Maxi- 
mum des Abnchmers zu einer Zeit auftreten, in der die 
Belastung der betreffenden Fernleitung oder des Kraft- 
werkes ihren Höchstwert nicht erreicht. Auch die Ab- 
hängiekeit der Übertragungsverluste von Leistungsfak- 
tor solle nicht vollkommen unberücksichtist bleiben. 


Diesen Einwänden kann man durch folgende Tarif- 
maßnahmen begegnen: Man verrechnet, wie ursprünglich 
angegeben, nach KVA und kWh, bestimmt aber das kVA- 
Maximum, indem man den höchsten kW-Wert verwendet 
und durch denjenigen mittleren Leistungsfaktor dividiert, 
der sich aus dem gesamten Wirkverbrauch und Schein- 
verbrauch eines bestimmten Zeitabschnitts, z.B. eines 
Monats ergibt. Bei Verwendung von Scheinverbrauchs- 
zählern in Verbindung mit schreibenden Höchstlastanzei- 
gern, wie solche z. B. durch die Firma Landis & Gyr A.G. 
in Zug (Schweiz) unter dem Namen „Trivector“, kombi- 
niert ınit einem „Maxigraph“ hergestellt werden’, kann 
man sogar noch einen Schritt weiter gehen und denieni- 
gen Wert des Leistungsfaktors der Berechnung zugrunde 
legen, der der mittleren llöchstscheinlast innerhalb einer 
bestimmten Zeitspanne entspricht, da die fortlaufende 
synchrone Registrierung aller in Frage stehenden Grö- 
ßen diese Erfassung der in Betracht kommenden Werte 
des Leistungsfaktors ohne weiteres gestattet. Dadurch 
wird erreicht, daß auch der bei dem laufenden Verbrauch 
sich einstellende Leistungsfaktor berücksichtigt werden 
kann und der Abnehmer veranlaßt wird, auch außerhalb 
der Spitzenzeit auf die Finstellung eines günstigen cos og 
Bedacht zu nehmen. Die Verwendung eines Trivector- 
Scheinverbrauchszählers bietet außerdem den Vorteil, 
daß die Registrierung für jeden Wert des Leistungsfak- 
tors von 1...0 reicht, bei gegenseitiger Belieferung zweier 
\Werke sogar für den ganzen Leistunssfaktorbereich von 
0...360° bei Benutzung zweier Apparate mit Umschalt- 
und Stopprelais. 


Der kVA-Tarif bietet auch den großen Vorteil, daß 
er dem theoretischen, auf den Selbstkosten des Blindstro- 
mes aufgebauten cosg-Tarif sich am meisten nähert". 
Bei einer Benutzungsdauer von 2000 h/Jahr, die für indu- 


® So gibt es z. B. In den V. 8S. Amerika und in Kanada allein nach 
einem 1922 erstatteten Bericht des Leistungsfaktor- Unterausschusses der 
Züählerkommission der National Electric.Light Association bei 59 Werken (von 
418 in Städten mit ınindestens 20 000 Einwohnern) besondere Gebühren und 
Klauseln für niedrigen cos p, wobei nicht weniger als 20 verschiedene Blind- 
stromklauseln zur Anwendung gelangen. (Vgl. T-2-'"22. Report of the Sub- 
committee on Power Factors and kVA of the National Electric Light Asso- 
ciation Meter Committee, New Y} ork City.) 
Vgl. z.B. ETZ 1929, S. 501. Bull. SEV Bd. 18, 8. 501, u. Rd. 
20, 8. 508. El. u. Maschinenb, Bd. 46, 8. 1072 u. 32. Bev. Gen. de l'El. 
Bd. 24, S. 785. El. Arbeit (TRUA) Bd. 11, $. 121. 
Vgl. H. Nissel, wie Fu8ncte 3. — Boucherot, Rev. Gen. 
de EL Bd. 3, S. 83. — R. RollianG, KiZ 1925, 8. 289; 


strielle Betriebe mit einer einzigen Arbeitschicht normal 
ist, stimmen diese beiden Tarife fast vollkommen über- 
ein. Bei geringerer Benutzungsdauer liefert der kV A- 
Tarif verglichen mit dem theoretischen cos g-Tarif nach 
Nissel etwas zu hohe Preise, bei langer Benutzungsdauer 
liegen die Preise etwas zu niedrig. Die Unterschiede 
sind jedoch nicht beträchtlich und können durch geeignete 
Wahl von Leistungs- (Grundgebühren-) Preis und Arbeits- 
preis in der Praxis noch mehr ausgerlichen werden. 
Durch eine Anlehnung der Strompreise beim Scheintarif 
an den theoretischen, auf den reinen Blindstrom-Selbhst- 
kosten aufgebauten Tarif nach Nissel wird außerdem der 
Anreiz für den Abnehmer für Phasenkompensation, der 
nach den eingangs angeführten Überlegungen am meisten 
angestrebt werden soll, bei geringer Benutzungsdauer er- 
höht. Wenn nämlich die Preisansätze bei niederer Be- 
nutzungsdauer eine nicht genügend stark ausgeprägte 
Abhängigkeit vom Leistungsfaktor aufweisen, so könnte 
der Fall eintreten, daß unter Umständen die durch die 
Phasenverbesserungseinrichtungen erzielten Ersparnisse 
nicht ausreichen, um die hierfür aufgewendeten Kosten 
zu kompensieren. Daher ist bei niedriger Benutzungs- 
dauer ein stärkeres Anwachsen der Preise bei schlechtem 
Leistungsfaktor aus tarifpolitischen Gründen empfehlens- 
wert, wie sich ein solches bei Anlehnung an den theore- 
tischen eos -Tarif nach Nissel ergibt. Anderseits ist bei 
langer Benutzungsdauer auch bei weniger stark ausge- 
prägter Variation der Preise in Funktion vom cosg die 
Wırtschaftlichkeit einer PBlindstrom-Kompensationsein- 
richtung immer noch gewährleistet, wie dies aus den 
Untersuchungen von Nissel einwandfrei hervorgeht. 


Will man die Sclieinleistung der Berechnung des cos o 
zugrunde legen, so ergibt sich eine selır einfache Berück- 
sichtigung des Leistungsfaktors durch einen Be- 
nutzunss-Dauerrabatt. Der Quotient aus Kilo- 
wattstundenzahl und Scheinleistung in KYA ist gleich dem 
Produkt aus cos o und der scheinbaren Benutzungstunden- 
zahl; dieser Bruch wird also um so größer, je besser der 
mittlere Leistungsfaktor ist. Zur Bestimmung dieses Ver- 
hältnisses eignet sich wiederum am besten ein Scheinver- 
brauchszähler in Verbindung mit einem KVA-Zeiger oder 
mit einem schreibenden Höchstscheinlastzeizer. 


2. Blindverbrauchtarife. 


Bei diesem Tariftypus wird, abgesehen von dem Ar- 
beitspreis und einem allfälligen Leistungspreis (Bereit- 
stellungspreis) für den Wirkverbrauch, ein bestimmter 
Betrag für die zu Magnetisierungszwecken benötiete 
Blindenergie oder ein prozentualer Zuschlag vom Arbeits- 
preis bei sinkendem cos o erhoben. Bei dieser Tarifart wird 
meistens ein nomineller Leistungzsfaktor, z.B. cos ¢ = 0,8 
oder 0,75, der Preisbildung zugrunde gelegt und ein Zu- 
schlag für den Überverbrauch bei ungenüzendem cos ¢ọ 
verrechnet, währnd für eine Erhöhung über den Nenn- 
wert (Sollwert) des Leistungsfaktors eine Rückverrütung 
gewährt wird. Die letzte fällt allerdings häufig auch weg, 
da es nicht immer im Interesse der Werke Dout, wenn ihre 
Netze mit einem höheren durchschnittlichen Leistungs- 
faktor als ursprünglich vorgesehen wurde betrieben wer- 
den. Außerdem könnte der Abnehmer in Versuchung kom- 
men, seine Anlage mit einer Phasenvoreilung zu betreiben, 
was ebenfalls meistens unerwünscht ist, besonders wenn 
es sieh um cin Kabelnetz handelt. 


Die für die Verrechnung der Plindenergie in den 
Blindverbrauentarifen aufgestellten Formeln lassen sieh 
in zwei Hauptgruppen einteilen: in solche, bei denen die 
Verrechnung der Blindenerzie unabhängig von der Wirk- 
energie erfolgt, und in solche, bei denen die Tarifikativun 
des Blindverbrauches auf die Größe des Wattverbrauches 
Rücksicht nimmt. Die Formeln der ersten Kategorie ent- 
halten zwei voneinander unabhängige Glieder, von denen 
sich das eine auf die aktive und das andere auf die reaktive 
Energie bezieht. Im nachfolgenden seien einige der wich- 
tigsten Blindverbrauchstarife angeführt. 


I. „Komplexe Energie“ nach Arnö" und 
Illioviei". — Arno empfiehlt die Anwendung be- 
sonders zeeichter Zähler, die so eingestellt sind, daß sie 
Za der Wirkleistung und % der Blindleistung messen, d.h. 


1 R. Arno, Nuovi metodi di misure industriali. Atti dell’ Associa- 
zione Elettrotecnica Italiana, maggio, aprile e luglio-agosto 1910, S. 101. — 
Di una soluzione del problema della compravendita dell'energia. Watt- 
Volt-amperometri elettrodinamici ad induzione. Congresso internazionale 
delle applicazioni elettriche, Torino 1911. — Apparecchi di controllo del 
fattore di potenza e metodi di misura relative. L’Elettrotec nica, Bd. 8, S. 142. 
— Sur la définition prasinu et cxacte de la charge complexe. Lumière 
Electrique Bd. 14, 8.35. — Lumière k.lectrique Bd. 5, S. 212, 232, 264, 296; 
Bd. 13, 3. 390. — Pırfectinnnements 8 ppurtées aux methodes et aux 
appar ils pour la mesure irdastriellz de la puissance et d; l'energie com- 
plexe. Bull. Soc. Franc. des El. Bd. 5, S. 955. 

2 A.]Jlliovici, Rev. Gén. de (EL Ba. 4, S. 102. 


12. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


1329 


mit anderen Worten: bei einem cos ọ von rd. 0,7 (ọ = 45°) 
wird der normale Kilowattstundenpreis berechnet, während 
bei cos =1 eine Ermäßigung um % stattfindet, bei 
schlechtem Leistungsfaktor jedoch eine entsprechende Ver- 
teuerung eintritt. Dieser ursprünglichen Methode der Ver- 
rechnung einer komplexen Energie haftet, abgesehen von 
ihrer Ungenauigkeit, vor allem der Nachteil an, daß der 
Abnehmer keine Kenntnis davon hat, mit weicher Phasen- 
verschiebung seine Anlage arbeitet und daher auch für ihn 
jeder Ansporn entfällt, den Leistungsfaktor seines Betriebs 
zu erhöhen. Eine wesentliche Vereinfachung wird erzielt, 
wenn die wattlose Leistung besonders registriert wird, 
also zwei getrennte Zähler für Blind- und Wirkverbrauch 
verwendet werden. In französischen Stromlieferungsver- 
träxen findet sich beispielsweise häufig die Bestimmung, 
daß zur Vereinfachung des Abrechnungswesens an Stelle 
der unmittelbaren Fakturierung der wattlosen Energi: 
3) %5 (in neuerer Zeit 20%) der Blindkilowattstunden 
den Wirkkilowattstunden hinzugezählt werden, wobei der 
Gesamtbetrag der so erhaltenen Kilowattstunden als „kom- 
plexe Energie“ bezeichnet wird. Diese komplexe Energie 
SE vom Abnehmer zu einem Preis von so und so viel 
Centimes für die Kilowattstunde bezahlt. Häufig findet 
sich auch der Zusatz, daß für den Fall, wo der Abnehmer 
seine Anlage so verbessert, daß sich der Leistungsfaktor 
zwischen 0,9 und 1 bewegt, überhaupt keine Blindkilowatt- 
stunden verrechnet werden. Diese Art der Tarifierung der 
komplexen Energie wird vom französischen Ministerium 
für öffentliche Arbeiten in einem Rundschreiben vom 
24. XI. 1919 zur Anwendung empfohlen. 


II. RWE-sing-Tarif (Bußmann-Tarif). 
— In Deutschland sind die Blindverbrauchszähler bei der 
Stromverrechnung unseres Wissens zum erstenmal von 
Dir. Bußmann beim Rheinisch-Westfälischen Elektri- 
zitätswerk eingeführt worden. Als Sollwert des Leistungs- 
faktors wird beispielsweise cos @ = 0,75 vorausgesetzt. In 
diesem Falle zeigt der Blindverbrauchzähler 88% der 
Wirkenergie an. Ist die Anzahl der Blindkilowattstunden 
kleiner, so hat der Verbraucher durchschnittlich während 
einer bestimmten Zeitperiode mit einem höheren Lei- 
stunz=faktor gearbeitet und das Elektrizitätswerk ver- 
rütet z. B. für die Fehlmenge 6 % des Rechnungsbetraxes. 
UÜbertreffen die Blindkilowattstunden 8% der Wirkkilo- 
wattstunden, so ist die Anlage des Abnehmers mit ein>m 
schlechteren durchschnittlichen cos betrieben worden, 
und das Stromversorgungsunternehmen erhebt einen Zu- 
schlag von beispielsweise 12% der Blindkilowattstunden, 
berechnet vom normalen Preise der Arbeitskilowattstun- 
den. Für gegenseitige Belieferung ergeben sich natur- 
eemäß kompliziertere Verrechnungsbedingungen, auf die 
hier nur hingewiesen werden kann’®. 


III. Direkte Verrechnung des PBlindver- 
brauchs. — Sofern die gesetzlichen Bestimmungen 
eines Landes es zulassen, besteht naturgemäß kein Hin- 
dernis, bei Verwendung von Sinus-Zählern jede ver- 
brauchte Blindenergieeinheit mit einem bestimmten Ein- 
heitspreis in Anrechnung zu bringen, der jeweils ent- 
sprechend den vorliegenden Verhältnissen festgelegt wir. 
Diese Art der Verrechnung ist allerdings äußerst einfach 
und dem Abnehmer wohl auch verhältnismäßig leicht ver- 
ständlich zu machen. Aber einerseits ist es sehr schwer, 
den richtigen Preis für die Blindkilowattstunde zu be- 
stimmen, anderseits wird durch diese Art der Tarifikation 
bei dem Kunden der Eindruck hervorgerufen, als ob das 
Elektrizitätswerk durch den Verkauf von Blindkilowatt- 
stunden ein besonderes Geschäft erzielen wolle, was im 
beiderseitigen Interesse zu vermeiden ist. 


IV. Direkte Leistungsfaktortarife — Den 
bisher aufgezählten Verreehnungsmethoden der Blind- 
energie ist die unmittelbare Berücksichtigung der Leer- 
Kilowattstunden gemeinsam. Der cosg tritt an und für 
sich bei der Tarifikation nicht in Erscheinung. Jedoch 
kann er auch in einfacher Weise in den Stromlieferungs- 
bedingungen erfaßt und hierbei auch zur direkten Ver- 
rechnung herangezogen werden. Es kann zZz. B. festgesetzt 
werden, daß der übliche Kilowattstundenpreis bei einem 
Leistungsfaktor von 0,8 gilt. Für jedes Hundertstel Ver- 
besserung erhält der Verbraucher eine Preisermäßigung 
(Preisvergünstigung) von beispielsweise 1%, für jedes 
Hundertstel Verschlechterung wird von ihm ein Mehr- 
betray im gleichen oder höheren Wert erhoben. An Stelle 
des prozentualen Zuschlages können auch von vornherein 
festgelegte Koeffizienten treten, mit denen der Preis der 
normalen Kilowattstunde bei verschiedenen Leistungs- 
faktoren multipliziert wird, beispielsweise: 


13 ë Vgi.z2z. B. Sonderheft der Verein. d. Elektrizitätsw. zur cos ¢-Tagung, 
November 1921, 8. 123. 


TR EA Koeffizient = 
= 08 0,87 
=07 1,00 

= 0,6 1,18 


Beide Verfahren sind vom tariftechnischen 
(aber nicht vom meßtechnischen) Standpunkt aus betrach- 
tet einfach und wohl auch im großen und ganzen für den 
Verbraucher verständlich, sie weisen überdies den großen 
Vorzug auf, dem Abnehmer einen Anreiz zu bieten, für 
die Verbesserung des Leistungsfaktors seiner Anlage 
Sorge zu tragen, da er hierfür gewissermaßen eine Be- 
lohnung erhält. Dies erscheint schon, wie oben bereits 
erwähnt, aus psychologischen Gründen angezeigt, da der 
Abnehmer sicherlich eher geneigt ist, auf ein Preis- 
stellungsverfahren einzugehen, das ihm unter gewissen 
Voraussetzungen und Bedingungen eine Vergünstigung in 
Aussicht stellt, statt ihm, wie eine Polizeibehörde, mit 
einer Buße zu drohen. Vom meßtechnischen Stand- 
punkt aus betrachtet, stoßen jedoch die direkten Leistungs- 
faktortarifierungen auf Umständlichkeiten und Schwierig- 
keiten, sofern man auf große Genauigkeit Wert legt und 
keine schreibenden Scheinverbrauchzähler verwenden will. 
Am genauesten, aber auch am langwierigsten geschieht dies 
durch einen registrierenden Leistungsfaktoranzeiger, aus 
dessen Angaben der mittlere cos ọ bestimmt werden kann. 
Bei Anwendung eines Sinus-Zählers kann der durch- 
schnittliche Leistungsfaktor aus dem Quotienten der Ab- 
lesungen des Wirk- und Blindverbrauchzählers ermittelt 
werden. Durch die Division der wattlosen Leistung durch 
die Wattleistung folgt tg ọ, so daß mittels einer Tabelle 


der Leistungsfaktor abgelesen werden kann. Dagegen er- 


gibt sich der cos g unmittelbar, wenn an Stelle des Blind- 
verbrauchzählers der Scheinverbrauch in Kilovoltampere- 
stunden oder die Scheinleistung in Kilovoltampere durch 


einen schreibenden Scheinverbrauchzähler registriert 
wird. 
V.,Phasenvers chiebungsformeln. — Zwei 


weitere Verfahren der Blindstromverreehnung, die in dem 
bereits erwähnten Zirkular des französischen Ministeriums 
für öffentliche Arbeiten vom 24. XI. 1919 empfohlen wer- 
den und die sich in Frankreich einer ziemlich beträcht- 
lichen Verbreitung erfreuen, werden in der französischen 
Fachliteratur üblicherweise als Phasenverschiebungsfor- 
meln („formules de dephasage”) bezeichnet. Das erste 
Berechnungsverfahren besteht darin, daß man den Preis 
der Werkkilowattstunde mit dem Koeffizienten 1 + 0,02 n 
multipliziert, wenn der mit Hilfe der Angaben eines 
Blindverbrauchzählers ermittelte Wert des Leistungs- 
faktors kleiner als 0,8 ist, wobei n die Anzahl Hundertstel 
bedeutet, um welche der berechnete Wert des mittleren 
Leistunesfaktors innerhalb eines gewissen Zeitabschnittes 
geringer ist als der Soll- oder Vergleichswert von 0,8. Die 
zweite Verrechnungsmethode bestcht in der Multiplikation 
des Kilowattstundenpreises mit dem Faktor 0,8: cos ọ. Da- 
durch wird nicht nur automatisch eine Tarifikation der 
Blindenergie für alle Werte des Leistungsfaktors kleiner 
als 0,8 ermöglicht, sondern auch eine Rückvergütung zu- 
gunsten des Abonnenten für jede Verbesserung des cos o 
zwischen 0,8 und 1 gewährleistet. Diese zweite Formel 
wird in Frankreich und auch in anderen Ländern ziemlich 
häufig verwendet, allerdings mit einigen Abschwächun- 
zen, da sonst bei einem Leistungsfaktor von 0,55, der noch 
ziemlich häufig vorkommt, der Energiepreis sich bereits 
um 50% erhöhen würde Außerdem ist dieses Tarifika- 
tionsverfahren dadurch noch stärker fortschreitend und 
ausgreifender gestaltet worden, daß die Erhöhung des 
Prozentsatzes staffelweise in dem Maße vorgenommen 
wird, wie der Leistungsfaktor sinkt. 

Weitere Phasenverschiebungsformeln sind von Tllio- 
vicit, Fracanzoni’® und Biffi!® sowie von verschiedenen 
anderen Autoren aufgestellt worden, auf die hier aber 
nicht näher eingegangen werden kann. 

VE Verrechnung der Blindenergie in 
Abhängiekeitvon der Netzbelastung oder 
der Tageszeit. — A.M. Mieg! hat in einer bemer- 
kenswerten Arbeit darauf hingewiesen, daß alle bis jetzt 
in der Praxis gebräuchlichen Tarifformen für Blind- 
energie an dem Übelstand kranken, daß kein Unterschied 
zwischen dem zur Spitzenzeit und zu Zeiten schwacher Be- 
lastung stattfindenden wattlosen Stromverbrauch gemacht 
wird, trotzdem ces vollständig logisch erscheint, die Blind- 
energie während der Stunden starker und stärkster Netz- 
beanspruchung zu einem höheren V’reisansatz zu verreech- 


1 A. Illiovici, Rev. Gén. de lEI Bd. 22, S. 313. 
18 G. Fracanzoni, L’Elettrotecnica Bd. 11, 8. 573. — Rev. Gén. 
de l'El. Bd. 24, S. 384. 
ER Ka Biffi, L’ Elettrotecnica Bd. 14, 8. 882. 
. M. Mieg, Rev. Gén. de UEL Bd. 24, S. 325. 


1330 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


12. September 1928 


nen als während solcher mäßiger oder schwacher Inan- 
spruchnahme. 


Um zu einer befriedigenden Lösung zu gelangen, 
wird daher vorgeschlagen, die wattlose Energie in Ab- 
hängigkeit von dem jeweiligen momentanen Belastungs- 
zustand des Netzes bzw. der in Frage stehenden Linie 
(Freileitung oder Kabel) zu registrieren und dement- 
sprechend zur Verrechnung zu bringen. Man kann dieses 
Ergebnis auf zwei verschiedene Arten erzielen: entweder 
betrachtet man die Blindenergie in Funktion der augen- 
blicklich herrschenden Wirknetzbelastung oder 
in Funktion der Tagesstunden. 


a) Registrierung der Blindencrgie in Abhängigkeit 
der jeweiligen Netzbelastung. — Eine erste Lösungs- 
möglichkeit besteht in der Verwendung eines Blindver- 
brauchzählers mit Doppel- oder Dreifachtarifzählwerk, 
wobei die Tarifumschalteinriehtung von einem beson- 
deren wattmetrischen Relais gesteuert wird, u. zw. der- 
art, daß beispielsweise der Tarif Nr. 1 des Zählwerkes 
für eine Leistungsbelastung von 0...14 der Nennlast zur 
Anwendung gelangt, der Tarif Nr. 2 für eine solche von 
4%,..% und der Tarif Nr. 3 für eine solche, die % der 
Solleistunze (Normallast) überschreitet. Allerdings ist 
die Verwirklichungsmöglichkeit dieses Verfahrens an 
das Vorhandensein eines wattmetrischen Relais gebunden, 
das genüzend empfindlich und ausreichend genau ist, um 
einen einwandfreien Betrieb zu gewährleisten. 


Eine zweite Lösungsmöglichkeit bietet sich dar durch 
die Anwendung des bei der Wirkenergie üblichen Maxi- 
maltarifes auf den Blindverbrauch. Man darf jedoch für 
diesen Zweck nicht einfach einen Sinus-Zähler mit 
Maximumzeiger gebrauchen, da die Höchstwerte der watt- 
losen Energie zeitlich nicht notwendigerweise mit denen 
der Weattenergie zusammenfallen. Diesem Übelstand kann 
dadurch abgeholfen werden, daß man einen Schein- 
verbrauchzähler mit Maximumzeiger oder 
mit einer schreibenden Höchstscheinlast-Re- 
gistriervorrichtung herbeizieht, der für diesen 
Zweck besonders geeignet ist, da es in Wahrheit 
die Höchstscheinleistung ist, die sich für das Netz in 
lästirer Weise bemerkbar macht. Es muß allerdings her- 
vorgehoben werden, daß die konstruktive Durchbildung 
eines solchen Scheinverbrauchsapparates keine einfache 
Angelegenheit ist. Jedoch gibt es auf dem Markte eine 
Reihe von Ausführungsformen, die den praktischen An- 
forderungen vollauf genügen. Es sei in diesem Zu- 
sammenhang beispielsweise wieder auf den Scheinver- 
brauchzähler „Trivector“ hingewiesen, der gegenüber 
anderen Systemen den Vorteil bietet, für alle Werte des 
Leistungsfaktors von 0...1 die Scheinenergie mit hin- 
reichender Genauigkeit zu registrieren. 


b) Registrierung der Blindenergie in Abhängigkeit 
von den Tageszeiten. — Die einfachste Methode besteht 
in diesem Falle in der Verwendung eines Doppel- oder 
DDreifach-Sinus-Zählers, der aber diesmal nicht von einem 
wattmetrischen Relais sondern von einer Schaltuhr ge- 
steuert wird. Der Kalendertag wird zu diesem Zwecke 
in mehrere Zeitabschnitte eingeteilt, während deren die 
Blindenergie zu verschiedenen Preisansätzen verrechnet 
wird. Wenn der notwendigerweise vorhandene Wirk- 
verbrauchzähler ebenfalls eine Mehrfachtarifeinrichtung 
aufweist, werden die Tarifumschaltzeiten der beiden 
Zähler nicht unbedingt dieselben sein. Daher muß in 
diesem Falle die Doppel- oder Dreifachtarifschaltuhr mit 
einer besonderen Vorrichtung ausgerüstet sein, die zur 
unabhängigen Steuerung des zweiten Zählers in Funktion 
von seinen Tarifzeiten dient. 


Eine zweite Lösungsmöglichkeit, die der Forderung 
nach Beriücksichtigung der Höchstlasten zu den ver- 
schiedenen Tazesstunden Rechnung tragen würde, beruht 
auf dem Gebrauch schreibender Höchstblindlastzeixer, 
wie sie zum Beispiel dureh die Verbindung eines Sinus- 
Zählers mit einem „Maxigraph“, System Landis & Gyr), 
verwirklicht werden. Wie oben kann man die 24 Stunden 
des Kalendertages in mehrere Gruppen unterteilen und 
für jede von ihnen der mittleren Maximalblindleistung 
bei der Tarifikation Rechnung tragen. Es sei noch be- 
merkt, da es in diesem Falle nicht mehr erforderlich 
ist, die Scheinenergie zu berücksichtigen, doch kann dies 
bei Verwendung eines Scheinverbrauchzählers Trivector 
z. B. für Zwecke der Grund- oder Leistungsgebührver- 
rechnung in zwangloser Weise geschehen, da bei diesem 
Zählertyp sowohl die Schein- als auch die Blind- und 
Wirkencreie registriert und auf Wunsch mit Hilfe von 
Maxisraphen aufgezeichnet werden können. 


In Siehe Elektre-Journ. Bd. 9, S.135. — Rev. Gén. de VEI 


Bd. 25, 
8. 933. — Genie civil Bd. 98, S. 411. — MeBtechn. Bd. A. S. 205. 


3. Der gemischte cosg-Tarif. 


Als letzter Tariftypus, der aber bis jetzt keine be- 
sonders groe Verbreitung gefunden hat, sei noch der 
sogenannte gemischte cos g-Tarif angeführt, bei dem die 
Leistung in kVA verrechnet und daneben noch ein Zu- 
schlag für die Blindenergie erhoben wird. Dieser Tarif 
will einerseits durch Basierung der Grundgebühr auf 
Scheinleistung der Erhöhung der Anlagekosten und 
anderseits durch einen Zuschuß zum Arbeitspreis der 
Kilowattstunden den vermehrten Verlusten Rechnung 
tragen. 


Kritischer Vergleich der drei Haupttariftypen. 


Gehen wir nun auf einen kritischen Vergleich der 
drei Hauptverrechnunssmöglichkeiten der Blindencreie 
etwas näher ein, so haben wir schon weiter oben er- 
wähnt, daß auf Grund der eingehenden und tiefschürfen- 
den theoretischen Überlegungen von H Nissel mit 
Hinblick auf die Gestehungskosten der 
Blindkilowattstunde dem Scheinleistungstariftypus vor 
den beiden anderen Tarifgruppen der Vorzug gebührt. 


Was den wirtschaftlichen Ansporn für 
den Verbraucher zur Phasenverbesserung anbetrifft, so 
hat ein Abnehmer naturgemäß ein um so höheres Inter- 
esse daran, den von seiner Installation aufgenommenen 
Blindstrom zu kompensieren, je größer der Melırbetrax 
ist, den er bei ungenügendem Leistungsfaktor dem Elck- 
trizitätsunternehnen entrichten muß. Daher werden mehr 
Kompensationseinrichtungen in Stromversorgungsgebieten 
solcher Kraftwerke aufgestellt, die einen Scheinleistun.,-- 
tarif? oder einen gemischten cos g-Tarif” anwenden. 
Anderseits ist der wirtschaftliche Anreiz zur Verbess>- 
rung des Leistungsfaktors für den gering, der seinen 
Strom nach einem reinen Blindverbrauchtarif?! bezieht. 
Bei diesem Tarif wird also nur in einer Anlage mit sehr 
schlechtem Leistungsfaktor und hoher Benutzungsdauer 
eine Phasenkompensationseinrichtung wirtschaftlich sein. 
Da nach dem gemischten cos g-Tarif die Preise noch 
stärker vom Leistungsfaktor abhängen als beim Schein- 
leistungstarif, so ist bei ihm in jedem Falle eine wirt- 
schaftliche Kompensation möglich. Allerdings wird dies 
nur durch eine starke finanzielle Belastung des Ver- 
brauchers bei schlechtem cos e erreicht, die in den 
meisten Fällen über die Selbstkosten hinausgeht, weshalb 
dieser Tarif nur in einzelnen Fällen angezeigt sein 
dürfte. Der Scheinleistungstarif erlaubt somit in allen 
Fällen die Aufstellung einer wirtschaftlich arbei- 
tenden Kompensationseinrichtung, während der Blind- 
verbrauchtarif nur bei hoher Benutzunesdaucr 
und niedrigem Leistungsfaktor einen wirtschaftlichen 
Ansporn zur Verbesserung des cosg liefert. Um die Ab- 
nehmer zur Verbesserung des Leistungsfaktors zu ver- 
anlassen, ist daher der Scheinleistungstarif sehr geeignet. 


Es ist oben bereits erwähnt worden, daß dieleichte 
Verständlichkeit eine der wichtigsten psycholo- 
gischen Forderungen eines Tarifes ist, mit dem ein Elek- 
trizitätswerk bestimmte Absichten verbindet. Dies eut 
insbesondere für die cos g-Tarife, da es sich hier um eine 
Angelegenheit handelt, die dem Konsumenten im all- 
gemeinen fremd und schwer verständlich ist. In diesem 
Zusammenhang ist es interessant, eine Äußerung von 
R. C. Fryer”, Abteilungsvorstand der Union Gas- und 
Electric Co., Cincinnati, Ohio (U. S. A.) anzuführen: „Viele 
Werke hatten versuchsweise eine Leistungsfaktorklausel 
in ihre Tarife eingeführt. Sie fanden aber bald, daß dieses 
Vorgehen ihre Stromlieferungsverträze verwickelter ge- 
staltete, daß viele Kunden die cos -Klausel nicht verstan- 
den oder nicht verstehen konnten, daß die meisten Strom- 
verbraucher nicht die Berechtigung dessen einsahen, was 
die Elektrizitätsgesellschaften als „Penalisation im Falle 
eines niederen Leistungsfaktors“ bezeichneten. Ferner 
fanden sie, daß es ihnen unmöglich war, direkt die Fak- 
toren zu erfassen, die im „menschlichen Element“ liegen 
und in hohem Maße in die verschiedenen Verrechnunes- 
verfahren eingehen. Endlich fanden sie, daß die Rück 
vergütungen, die den Kunden kraft der Leistungsfaktor- 
verbesserungsklausel gewährt wurden, in keinem rict- 
tigen Verhältnis zu seinen Kapitalinvestierunzen für die 
erforderlichen Phasenverbesserungsapparate standen. Da- 
her wurden viele Werke dazu geführt, die Leistungs- 
faktorklausel zu einem toten Buchstaben in den Strom- 
lieferungsverträgen werden zu lassen.“ 


ID H. Nissel, Dissertation wie Fußnote 3, 8. 33/34, Abb. 28/81. 
2 H. Nissel, Dissertation wie Fußnote 3, S. 39/40, Abb. 36/39. 
1! H Nissel, Dissertation wie Fußnote 3, S. 36/37, Abb. 32/85 
ss» R. C. Fryer, J. Am. Inst. El. Enge. Bd. 42, 8. 123. 


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Aus diesen Äußerungen geht zur Genüge hervor, 
daß die Blindstromtarife, insbesondere mit Hinblick auf 
die cosg-Klausel, beim Laien werig Verständnis be- 
zegnen, ja häufig sogar auf Widerspruch stoßen. Es 
wird sich daher kaum vermeiden lassen, daß das Strom- 
versorgungsunternehmen, wenn es den Verbraucher zur 
Verbesserung des Leistungsfaktors veranlassen will, ihn 
in dieser Frage berät oder beraten läßt. Der Zweck 
dieser Beratung besteht darin, dem Abnehmer die sach- 
liche Berechtigung des Elektrizitätsunternehmens nach- 
zuweisen, bei schlechtem Leistungsfaktor einen höheren 
Strompreis zu verlangen, und gleichzeitig dem Abonnen- 
ten den Weg zu zeigen, auf dem eine Verbilligung des 
Strombezuges erlangt werden kann. Was den ersten 
Punkt anbhetrifft, so hat es sich in der Praxis erwiesen, 
daß es im allzemeinen leichter ist, dem Abnehmer den 
Zusammenhang zwischen Leistungesfaktor und Schein- 
leistung, besonders durch Vergleiche aus der Mechanik, 
Hydraulik und Volkswirtschaft, zu erläutern und hier- 
aus die Vergrößerung des investierten Kapitais ahzu- 
leiten, als ihm die Beziehungen darzulegen, die zwischen 
dem cos o und den Stromwärmeverlusten bestehen. Daher 
ist den Abonnenten die Tarifierung nach 
Scheinleistung im allgemeinen verständ- 
licher als eine Blindstromklausel, wie sie 
in den Blindstromverbrauchtarifen vorgesehen wird. Dem 
Kunden leuchtet es meistens nicht ein, weshalb gerade 
0.8 der Nominalwert des Leistunzsfaktors sein soll und 
weshalb er bei ungünstigem cos ọ einen höheren Betrag 
zu entrichten hat als ihm bei einem guten zurückvergütet 
wird. Auch sonst führen die vier in Betracht kommenden 
verschiedenen Verrechnungsgrößen,. nämlich Grund- 
gebüliren- oder Leistungspreis, Arbeitspreis, Blindstrom- 
zuschuß und Blindstromrückvergütung häufig zu Miß- 
verständnissen. Ähnlich liegen die Verhältnisse natür- 
lich beim gemischten cos g-Tarif. 

Es darf allerdings nicht außer acht gelassen werden, 
daß diese beiden Tarifarten dem Scheinleistungstarif- 
typus gegenüber den Vorzug aufweisen, daß der Blind- 
strommehrbetrag (beim gemischten cos -Tarif allerdings 
nur teilweise) als besonderer Buchungsposten bei der 
Abrechnung auftritt, wodurch dem Verbraucher die er- 
zielten Rückstellungen unmittelbar aufgedeckt werden 
können. Es ist aber jedenfalls ebenso leicht möglich — 
beispielsweise mit Hilfe einer dem Tarif beigefügten 
Tafel — auch beim kVA-Tarif die Höhe der Mehrauslagen 
dem Abnehmer vor Augen zu führen. Gegenüber den 
beiden anderen Tariftypen weist der Scheinleistungstarif 
den nicht hoch genug zu veranschlagenden Vorteil des 
einfachen und durchsichtigen Aufbaues auf, der dem Ver- 
braucher das Verständnis ganz bedeutend erleichtert. Man 
gelangt daher nach Berücksichtigung aller in Betracht 
kommenden Gesichtspunkte zu der Auffassung, daß auch 
mit Bezug auf die dritte Forderung, die an einen cos g- 
Tarif gestellt werden muß, nämlich seine leichte Ver- 
ständlichkeit für den Abnehmer, die für den Erfolg und 
die Verbreitung eines Stromverrechnungsverfahrens von 
wesentlicher, wenn nicht sogar ausschlargebender Wich- 
tirkeit ist, dem kVA-Tariftypus vor den beiden anderen 
Preisstellungsarten der Blindenergie der Vorrang ge- 
bührt. 

Was nun die messungs- und verrech- 
nungstechnischen Gesichtspunkte bei den 
drei Haupttypen der cos g-Tarife anbetrifft, so kommen 
für sie in der Hauptsache folgende Meßeinrichtungen in 
Betracht (mit Ausnahme jener Fälle, die weiter oben 
schon gesondert untersucht worden sind) 


1) beim Scheinleistungstarif: 


Ein Scheinverbrauchzähler mit Scheinlast-Maximum- 
zeiger und ein Wirkverbrauchzähler. Bei Verwendung 
eines Scheinverbrauchmeßgeräts, das eine Kombination 
eines in einem Gehäuse untergebrachten Sinus- und 
Wattstundenzählers darstellt, wie z. B. der oben bereits 
erwähnte Trivector, kann man sich mit einem einzigen 
Instrument behelfen, da ihm alle erforderlichen Angaben 
ohne weiteres entnommen werden können. Wird eine 
fortlaufende Registrierung der mittleren Scheinleistungs- 
maxima gewünscht, so kann der Scheinverbrauchzähler 
unter Zuhilfenahme einer Kontaktzählvorrichtung und 
unter Zwischenschaltung eines Kontaktrelais mit einem 
schreibenden Höchstlastanzeiger, z. B. dem bereits früher 
anzeführten Maxigraph, verbunden werden, der dann 
selbsttätig die durchschnittlichen Scheinlasthöchstwerte 
innerhalb bestimmter Zeitperioden auf ein Registrier- 
band aufschreibt. 


2) beim Blindverbrauchtarif: 


Ein Wattstundenzähler mit. Maximumzeiger oder 
schreibendem Höchstverbrauchanzeiger und ein Sinus-Zäh- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 1331 


ler mit Doppeltarifzählwerk und einem Phasenrelais, das 
z. B. auf cos @ = 0,8 oder cos ọ = 0,75 induktiv abgeglichen 
ist und dementsprechend die Tarifeinrichtung des Sinus- 
Zählers bei cos = 0,8 bzw. 0,75 umschaltet, so daß das 
eine Zählwerk des Sinus-Zählers den Überschußblindver- 
brauch unter cos ọ = 0,8 bzw. 0,75, das andere den Fehl- 
betrag an Blindenergie über cos = 0,8 bzw. 0,75 regi- 
striert, entsprechend der verschiedenen Verrechnungs- 
art und Preisstellung der beiden Blindenergien (z. B. Buß- 
mann-Tarif). 


3) beim gemischten cos g-Tarif: 


Ein Scheinleistungs-Maximummesser in Verbindung 
mit einem Wirk- und einem Blindverbrauchzähler, also am 
einfachsten ein Scheinverbrauchzähler in der Art des Tri- 
vectors, dessen Kilovoltamperestunden-Zählwerk mit einem 
Maximumzeiger ausgerüstet ist oder wiederum wie oben 
beiin reinen Scheinleistungstarif mit einem Maxigraph 
kumbiniert ist. Der zur Ermittlung des Blindverbrauch- 
zuschlazes erforderliche durchschnittliche Leistungsfaktor 
fiir eine vorgeschriebene Zeitperiode kann dann rechne 
risch durch einfache Division aus den Angaben des Wirk- 
und Scheinverbrauchzählwerks bestimmt werden. Die bis 
zum Auftauchen leistungsfähiger Scheinverbrauchzähler 


auf dem Markte früher und zum Teil heute noch übliche ` 


Methode der Verwendung eines Wattstunden- und eines 
Sinus-Zählers, von denen jeder mit einem Maximumzeiger 
verschen wird und deren Angaben durch vektorielle Ad- 
dition zwecks Bestimmung des Scheinverbrauches zusam- 
mengescetzt werden, ist umständlich und langwierige. 
Außerdem ist die Ermittlung des Scheinlasthöchstwertes 
aus den getrennt gemessenen Wirk- und Blindleistungs- 
maxima unbedingt zu verwerfen, da dieses Verfahren we- 
gen der dabei möglichen Addition zeitlich verschobener 
Maxima schr ungenau ist. Die Ersetzung dieses Verfah- 
rens durch die Verwendung einwandfreier Scheinver- 
brauchzähler ist daher in allen Fällen auf das dringendste 
zu empfehlen. 

Legen wir uns noch Rechenschaft über die Zahlder 
für Tarifikationszwecke erforderlichen 
Meßgrößen ab, so sehen wir, daß wir beim reinen 
Scheinleistungstarif mit zwei Größen, nämlich dem Schein- 
leistungsmaximum und dem Wirkverbrauch auskommen, 
also mit zwei Werten. Beim Blindverbrauchtarif benötigt 
man im allgemeinen schon vier Verrechnungsgrößen, näm- 
lich Wirkleistungshöchstwert, Wattverbrauch in Wirk- 
kilowattstunden und Blindenergieverbrauch in Blindkilo- 
wattstunden unterhalb und oberhalb cos o = 0,8 bzw. 0,75. 
Beim gemischten Leistungsfaktortarif braucht man 
schließlich im allgemeinen drei Größen, nämlich kVA- 
Maximum, Wirkverbrauch in kWh und cosg. Hieraus 
folgt, daß der Scheinlasttarif, vom meß- und verrechnungs- 
technischen Gesichtspunkt aus betrachtet, am einfachsten 
ist, da er die geringste Anzahl von Meß- und Verrech- 
nungsgrößen verlangt. Außerdem ist bei ihm die Abrech- 
nung unmittelbar aus den gemessenen Werten möglich, 
während man zum Beispiel beim gemischten cos g-Tarif 
den Leistungsfaktor, den Blindstromzuschlag und bei dem 
bis jetzt in der Praxis üblichen Meßverfahren auch die 
Scheinleistung erst durch Umrechnung ermitteln muß. 
Auch mit Hinblick auf die meß- und verrechnungstechni- 
schen Gesichtspunkte steht daher der KVA-Tarif in erster 
Reihe vor den anderen cos g-Preisstellungsverfahren. 
Faßt man die Ergebnisse der obigen Betrachtungen zu- 
sammen, so gelangt man zu der Einsicht, daß der Schein- 
leistungstarif für die Praxis die geeignetste Tarifform 
ist, um dem Elektrizitätswerk die durch den Blindstrom 
verursachten Mehrgestehungskosten zu vergüten und die 
Verbesserung des Leistungsfaktors durch Phasenkompe:n- 
sation beim Abnehmer zu erzielen. 

Werfen wir noch einen Blick auf die Apparate, die 
beim Scheinleistungstarif und beim gemischten cos g-Tarif 
zur Anwendung gelangen, so sehen wir, daß für diese 
beiden Preisstellungsverfahren in erster Linie die sog. 
Scheinverbrauchzähler in Betracht kommen. 
Wie schon oben erwähnt, gibt es gegenwärtig auf dem 
Markte eine ganze Reihe verschiedener Ausführungsfor- 
men dieser Apparate, auf alle die wir allerdings hier nicht 
näher eingehen Können und uns mit einem Hinweis auf die 
entsprechende einschlägige Fachliteratur begnügen 
missen” Allerdings ist zu bemerken, daß den bis jetzt 
auf dem Markte erschienenen kV Alı-Zählern nicht allen 
die gleiche Bedeutung hinsichtlich ihrer Genauigkeit und 
Iinwandfreiheit des Betriebs zukommt. Alle Apparate, 
die nicht nach dem Prinzip des einfachen Induktionszäh- 


3 W. Kesseldorfter, Helios Bd. 34, S. 233. w. Beetz, 
Siemens-Z. Rd. 8. 8. 657. --Anrus, J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 42. 5.105. — 
F. R. Innes. J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 43, 8. 302. — O. Schmidt, 


J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 43, 8. 441. Gen. El. Rev. Bi. 32, S. 103. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


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lers mit ungewöhnlicher innerer Phasenverschiebung 
(d.h. der Verschiebung zwischen Stromtriebfluß und 
Spannungstriebfluß) gebaut sind, leiden an dem Übelstand, 
daß es sich um unübersichtliche und teilweise schwer zu 
eichende Geräte handelt, soweit sie nicht praktisch über- 
haupt undurchführbar sind. Unter den Scheinverbrauch- 
zählern, die auf dem Prinzip der Induktionszähler mit 
starker innerer Phasenverschiebung beruhen, nimmt der 
von der Firma Landis & Gyr A.G. Zug (Schweiz) kon- 
struierte „Trivector“ insofern eine besondere Stellung 
cin, als bei ihm die Messung des Scheinverbrauches für alle 
Werte des Leistungsfaktors zwischen 0 und 1 mit einer 
für die Praxis vollkommen ausreichenden Genauigkeit er- 
folget. Was die konstruktive Ausführung und die Wir- 
kungsweise dieses Apparates anbetrifft, so verweisen wir 
auf die diesbezügliche Fachliteratur”. 


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HM Wie Fußnote 9. 


o D a Së 1 


be. 


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Vgl. auch Rev. Gén. de (EL Bd. 24, 8. 379. 
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30, Die Verrechnung des induktiven Verbrauches. ETZ 1919, S. 101 


Herstellung und Verwendung von Leichtmetallen *. 


Die Verwendung der Leichtmetalle hat, wie auch die 
Werkstoffschau Berlin 1928 vor Augen führte, schr große 
Bedeutung gewonnen. Für die Gewinnungsweise der 
Jseichtmetalle sind ihre besonderen physikalischen Eigen- 
schaften wesentlich. Zahlentafel 1 gibt für diese durch 
Elektrolyse geschmolzener Verbindungen gewonnenen Me- 
talle Dichte, Schmelz- und Siedepunkt. Je nachdem das 
geschmolzene Metall leichter oder schwerer als das Bad 
ist, scheidet es sich am Boden ab oder steigt zur Ober- 
fläche. Je näher der Siedepunkt des Metalles dem Schmelz- 
punkt des Bades liegt, um so schwicriger ist eine gute 
Ausbeute zu erzielen. . 


Zahlentafel 1. Leichtmetalle. 
Schmelz 1 Siede- 
| Dichte punkt punkt 
Aluminium .......... 2,7 Ä 658° | > 2200° 
Beryllium ........... 1,8 1285° H 
Magnesium .......... 1,7 650° | 1120° 
Kalium `... 1,5 800° H 
Natrium `... 1,0 98° | 883° 
Lithium `... 0,5 | 179° >1400° 


Bayern besitzt nicht weit von München im Innwerk 
das größte Aluminiumwerk Deutschlands, welches mit 
Wasserkraft jährlich etwa 10000 t Aluminium herstellt. 
Um die Ausbildung der Aluminiumgewinnung durch 
Schmelzelektrolyse hat sich vor 40 Jahren der Würzburger 
Kiliani große Verdienste erworben. Das Schmelzbad 
besteht aus Aluminiumnatriumfluorid, in welchem Alu- 
miniumoxyd gelöst ist. Die reine Tonerde wird von dem 
I.autawerk der Vereinigten Aluminiumwerke in der Lau- 
sitz geliefert, welches nahe einer großen Braunkohlen- 
grube liegt und die Tonerde aus ungarischem Bauxit her- 
stellt. Zwei andere deutsche Aluminiumwerkce liegen in 
Bitterfeld und in Grevenbroich bei Köln. Die gesamte 
deutsche Erzeugung betrug 1927 etwa 27000 t, das ist ein 
Achtel der Welterzeugung. Verbraucht wurden in Deutsch- 
land 1927 36000 t Aluminium. 

Abb.1 deutet durch die schwarzen Kreise die deut- 
schen Aluminiumwerke an; mit aufgenommen ist das 
älteste Werk der Aluminium-Industrie A.G. am Rheinfall 
und ihr kleines Werk in Rheinfelden oberhalb Basel, das 
bis zum Kriege das einzige Aluminiumwerk im deutschen 
Reiche war. 

Zahlentafel 2 zeigt, wie sich die Welterzeugung auf 
die verschiedenen Länder verteilte; Zahlentafel 3 zeigt 
das gleiche für den Verbrauch. Abb. 2 bringt eindring- 


P Nach einem Vortrage von Prof. Dr. K. Arndt im südbayerischen 
Bezirksverein des Vereins deutscher Chemiker in München am 23. Il. 2%. 


lich das Anwachsen des Verbrauches in den wichtig- 
sten Ländern und das gewaltige Übergewicht Amerikas 
auch auf diesem Gebicte vor Augen. Abb.3 stellt das An- 
wachsen der Aluminiumerzeugung und die Preisbewegung 
bis 1928 zeichnerisch dar. Während 1928 die Erzeugung 


Amel I RN ES 
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A d R » BEE = éi "e i SE ` S mg à y 
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Abb. 1. 


Lage der deutschen Aluminiumwerke. 


nur wenig zugenommen hat, ist der Preis weiter herab- 
gesetzt worden; er betrug im April 1929 für Barren 
1,94 RM/kg und steht damit erheblich unter dem augenblick- 
lich hohen Kupferpreis von 2,06 RM für Elektrolytkupf:r. 

Weil zur Abscheidung von 1 kg Aluminium etwa 
25 kWh gebraucht werden, so bedeutet die 1927 gewonnene 
Menge von 206 000 Aluminium einen Verbrauch von über 
5 Mrd kWh; das größte deutsche Wasserkraftwerk, das 
Innwerk, müßte mehr als 10 Jahre lang ausschließlich 
daran arbeiten. Die Hälfte der Welterzeugung an Alu- 
minium entfällt auf die Aluminum Co. of America, welche 


12. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


Zahlentafel2. Erzeugung von Aluminium!. 


tausend metr.t | 1913 | 1920 | 1921 | 1922 1928 | 1924 | 1925 | 1925 | 1927 


tausend metr. t | 1913 | 1920 | 1921 | 1922 , 1928 


Frankreich... 
Schweiz .... 
Deutschland . . 
-Oe:ter- 


Norwegen 
Italien 


Europa 


As un ee a 


! 
145 | 128 > 75 | 143 nn: "mo | 20 3,0 
100 | 120 | 120 |130 | 150 20 ‚20 21.0 
10 | 109 | 100 |150 | 159 De | 77A 
| 

0 | 20 | 20 rip 25 
15 |, 56 | 2o 40 | 19 | 133 20 213 244 | 20 
Ce 17: 07 | 08 19 | 18 | 23 

| 421 | 48,2 

En 33,6 


dë | 695 = en uzı [1081 
V.S. Amerika... slk EI 6 |585 | 683 e 720 ` 750 
Canada... | vi 120 | 80 109 | 125 150 | 180 | 280 


Nordamerika | 26.8 | 746 | 325 SS [685 | 808 en | 90,0 | 980 


Produktion `, `. . 


Durchschn.-Preis 
in New York in 
en per Ih . 
dgl in Dollar 

ür 1000 kg 


Wert der Pro- 
duktion i. Mill. 
Dollar. .... 


652 177,1 


23,64 | 30,61 | 21,22 Er J 


746 | 918 1380 169,3 


187,1 SS 206,1 


27,03! 7,19 2,99 25,40 


| 


LIZ 1673,84 | ES Dar ji 599,43 595,03 559,98 


340 Fr I 378 9 100,9 1122 


| | 
‚1188 1154 


Zahlentafel3. Verbrauch von Aluminium!. 


tausend metr. t [1913] 1920 | 1921] 1922! 1923 | 1924 | 1925 | 1926 | 1927 


(d 


| 
Deutschland ..... al 15,8 ın2lıas| 21,3 23,0 | 32,6 | 226 | 35,9 
Schweiz ......... 40) 80| 40! 50) 57| 75| 70] 50| 78 
Frankreich ....... 701145 75, 60 15,2 | 19,3 180| 21,4 18,0 
England ......... 60| 70i 40) 7.01 8,0| 18,71 16,1 | 14,5 | 140 
Italien `... | 1,0| 20) 10 10, 32| 45, 84| 49 52 
übriges Europa .. | 40| So 30| 40| 52| ol 50| 50 60 
Europa ........ 34,6 | 52,3 ' 30,7 41,3 | 58,6 | 75,0 ' 88,1 , 73,4 | 86,9 
Asien (Japan) .. | 0,3 sl 3,0: 30| 40) A5 50 80| 60 
V. 8. Amerika .. |sı,2 | 76,5 87,5 158,6 75,6 | 90,0 | 90,0 o 106,0 | 88,0. 


Verbrauch 66,1 130,8 | 71,2 . 97,9 |138, 2 169,5 183,1 ;187,4 7180,9 9 


Ss eeeeee 


vor einigen Jahren ein neues Werk im nordöstlichen Ka- 
nada am Saguenay-Fluß erbaut hat, wo bei vollem Ausbau 
gegen 1 Mill kWh zur Verfügung stehen, aber freilich 
während der Hälfte des Jahres strenger Winter herrscht. 
Die Karte Abb.4 zeigt, 
auf welchen Riesenraum 
sich die amerikanischen 
Werke verteilen. Die 
gesamte Tonerde wird 
für sie in East St. Louis 
aus Bauxit hergestellt, 
der von Guyana kommt. 


D Deutschland 

S Schweiz 

F Frankreich 

E England 

Jt Italien 

Ü.Eu. Übriges Europa 
Jp Japan 

V.St. V.S. Amerika 


DS F E Jt Ütu Jp 


Abb. 2 Verbrauch von 
Aluminium 1914 und 1926 (in 
1,00 t). 


Aus reinem Aluminium werden große Kessel 
für das Gärungsgewerbe, Destillierblasen für die Lack- 
industrie, Starkstromleitungen, viele Geräte für Fabrik 
und Haus, dünnste Metallblä‘ter zum Einwickeln von Käse 
oder Schokolade, ferner Tuben, Flaschenkapseln usw. her- 
gestellt. Wo es auf Festigkeit besonders ankommt, ver- 
wendet man Aluminiumlegierungen, Duralu- 
min, Lautal, Silumin usw., 2. B. für Kraftwagen, Motor- 
räder und F lugzeuge. Diese Legierungen werden zum 
Teilvergütet, indem man sie von höherer 'Temperatur 
abschreckt; beim Lagern nimmt ihre Festigkeit wesent- 
lich zu. Die Verarbeitung von deutschem Ton anstatt des 
ausländischen Bauxits ist bisher aus wirtschaftlichen 
Gründen nicht im großen durchgeführt worden. 


Für das num welches jetzt als Elektron- 
metall, z. B. mit 6% Al, 1% Zn und 0,2% Mn viel ver- 
wendet wird, steht der Rohstoff Karnallit (Magnesium- 
kaliumchlorid) uns in unerschöpflichen Mengen zur Ver- 
fügung. Abgesehen von dem Gebrauch des Magnesiums 
selbst zu Blitzlicht, Leuchtraketen usw. werden schät- 


en ! Nach den Veröffentlichungen der Metallgesellschaft in Frank- 
urt a. 
2 1913 noch für Österreich- Ungarn. 


1333 


zungsweise 2000 t Elektronmetall jährlich für Flugzeuge, 
Kolben von Verbrennungsmotoren, Räder von Kraft- 
wagen, bewegte Teile an 
Webmaschinen oder Werk- 
zeugmaschinen, Kamera- 
teile usw. wegen der außer- 
ordentlichen Leichtigkeit 
des Baustoffes verwendet. 
Diese Legierungen lassen 
sich sehr leicht bearbeiten 
und erlauben eine außer- 
ordentlich hohe Schnittge- 
schwindigkeit (bis 1500 
SO 105 Sg 1915 1320 1925 nie) Die GE des 
. Magnesiums wird in Bitter- 
Abb. & Erzeugung und Preis (ge foid vom Werk Griesheim- 
strichelte Kurve) von Aluminium. Elektron, jetzt einem Teile 
der I.G. Farbenindustrie, 
erzeugt, welches vor dem Kriege auch das Ausland mit 
Magnesium versorgte. 
Das Kalziummetall wurde als Zusatz zum Blei 
während des Krieges gewürdigt, weil es dem Blei die 
nötige Härte verlieh, um als Lagermetall das knapp ge- 


NUUG 


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Abb. 5b. Gefüge von Silunin 


mit 0,1°. Na. 


Abb. 5a. Gefüge von Silumin 
ohne Na. 


wordene Zinn zu ersetzen. Die Reichsbahn verwendet jetzt 
in großen Mengen eine Bleilegierung mit je 0,6% Kal- 
zium und Natrium sowie 0,04 % Lithium. Dieses von der 
Lurgi-Gesellschaft gelieferte „Bahnmetall” hat vor dem 


3 Vor kurzem hat die I. G. Farhenindustrie die seit mehr als 
30 Jahren bestehende Aluminium- und Magnesiumtabris Hemelingen 
(bei Bremen) erworben. 


1334 


„Rezelmetall“ den besonderen Vorzug, daß es bedeutend 
höher schmilzt, so daß bei einem heißgelaufenen Lager 
Öldämpfe rechtzeitig die Gefahr anzeigen. 


Auch das Leichtmetall Beryllium hat sich als 
Zusatz zum Kupfer nützlich erwiesen; 2% % Be machen 
das Kupfer fester, elastischer und vergütbar”. 


Natriummetall wird in Deutsehland von der 
Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt in Rheinfelden 
hergestellt, u. zw. nach dem vor 40 Jahren von Castner 
angegebenen Verfahren aus geschmolzenem Ätznatron. 
Die Versuche, aus dem weit billigeren Kochsalz durch 
Elektrolyse das Metall zu gewinnen, haben seit einiger 


3 ETZ 1929, S. 97. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


12. September 1929 


Zeit zu technischen Erfolgen geführt. Das Natriummetall 
wird größtenteils durch Erhitzen mit Luft in Natrium- 
peroxyd Na202, ein kräftiges Bleichmittel und Rohstoff 
für Wasserstoffperoxyd, oder durch Erhitzen mit Am- 
moniak in Natriumamid Nah Hz welches für die Indizoher 
stellung gebraucht wird, und schließlich mit Kohle in Na- 
triumzyanid NaCN übergeführt, welches von der Galvano- 
technik und besonders der metallurgischen Industrie (zum 
Auslaugen von Edelmetallen aus Erzen) in den größten 
Mengen gebraucht wird. Als Legierungsbestandteil spielt 
Natrium im Silumin, Aluminium mit 12 % Silizium, eine be- 
deutende Rolle; der Zusatz von 0,1% Natrium läßt die 
großen, der Festigkeit schädlichen Siliziumkristalle ver- 
schwinden und gibt ein sehr feinkörnizes Gefüge (Abb. a 
und b). K.A. 


Beitrag zur Ermittlung der Belastbarkeit von Eisenwiderständen. 


Von Paul Hennig, 


Übersicht. Fs werden zwei Näherungsformeln für die 
Berechnung der Belastbarkeit von Widerständen aus Eisen- 
draht entwickelt und die Ergebnisse der Berechnungen mit- 
einander verglichen. 


In den vom VDE herausgegebenen „Regeln und Nor- 
men für Anlasser und Steuergeräte” sind unter den für 
Anlasserwiderstände als normal zugelassenen Widerstands- 
materialien unter der Bezeichnung WM 13 Eısenwider- 
stände aufgenommen worden. Wegen ihres hohen Tempe- 
raturkoeffizienten wurden sie jedoch für Regelwiderstände 
nicht zugelassen. Wenn somit ihre durch Messung leicht 
zu ermittelnde Belastbarkeit im Beharrungszustande von 
geringer praktischer Bedeutung ist, so wird man um so 
mehr Wert auf eine einfache Berechnungsweise rur Fest- 
stellung der kurzzeitigen Belastbarkeit legen. Sie ist nach 
der aufgenommenen Würmemenge grundsätzlich von der 
für Materialien mit kleinem Temperaturkoeffizienten 
nicht verschieden. Die Berechnung wird jedoch dadurch 
erschwert, daß bei gleichbleibender Stromstärke die in der 
Sckunde aufgenommene Energie mit der Temperatur 
wesentlich zunimmt, während man bei den anderen Stof- 
fen mit gleichbleibender Energiezufuhr rechnen kann. 

Wendet man die weiter unten zusammengestellten Be- 
zeichnungen an, so ist die in der Sekunde bei der Draht- 
temperatur t zugeführte Wärmemenge 


Qi = Qol +a t). e asa a ii E r1) 
i Die im Zeitabschnitt d y zugeführte Wärmemenge ist 
ann 
Q.dyzGredxcr+kFeiy=Q1+tar)dy. 


Es sollen bedeuten: 


Länge |cm], 

Durchmesser [em], 

Widerstand bei der Anfangstemperatur [Q]. 

spezifischer Widerstand bei der Anfangstemperatur, 

spezilische Wärme, 

spezifisches Volumen, 

Temperaturkoeffizient, 

Stromstärke [A], 

in 1s bei der Temperatursteigerung t zugeführte 
Energie |cal], 

Gewicht |g], 

Oberfläche [em?!. 

Abkühlungskoeffizient 

Übertemperatur am Ende der Bëbee, 

Übertemperatur [°C], 

Zeit der Belastung [s], 

da du die zugehörigen Differentiale. 


One aso VAa 


Durch Auflösung nach dy erhält man 


Gcedzxz 


Y= Q+iaQ—KP)x 


u Gre Qh+ la Qi—k Fit 5 
Y= sD e eg Q, za a 12) 
Setzt man hierin a 
i 902 llo 
— N9 ? P — 
IRRE 1.2.1000 er 
Ferdl ya eeoa A eg SEI 
2] ! 
Pa Ar" > 


Wildau (Kr. Teltow). 


so ergibt sich 
SS 10 000 2? di e 
9 790,952 eg JS 10000 k në d’) 
0,952 a 0 12 — 10 000 k n? «dB d 


0,9527 (6) 


Für Eisen ist 
e=013, c=0,13, v=0,127, a = 0,0045, . (7) 


mit welchen Werten Gl. (6) nachstehende Gestalt an- 
nimmt: 


45 360 000 di — 177 253 000 k d? 
Y = 12177253 000.6 ® (14 REGER E d t8) 
Wählt man ferner 
d =0,1, t = 300, k = 0,001 029 *!, . . (9 
so wird weiterhin i $ 1 182 
d Gate 
Nr I G+- 0,741 12° u) 


In Zahlentafel 1, Ger 2 sind die nach dieser Formel 
auszerechneten Werte von y für die in Spalte 1 angegebe- 
nen Stromstärken eingetragen. Da jedoch die Ausrechnung 
für die Praxis noch zu umständlich ist, sei im folgenden 
noch eine einfaclıere Näherungsformel angegeben, für wel- 
che die auszerechneten, in Spalte 3 der Tafel 1 einzetrarxe- 
nen Werte für die Stromstärke eine hinreichende Überein- 
stimmung mit den Werten der Spalte 1 zeigen. Zu dieser 
Näherungsformel gelangt man durch die Annahme, daß der 
Widerstandsdraht während der ganzen Dauer der Bela- 
stung einen unvecränderlichen Widerstand entsprechend 
der Temperatursteigerung t/2 hat. Wird ferner auch die 
Abkühlungstemperatur als unveränderlich mit einem Wert 
von £/2*? angenommen, so erhält man die Formel 


1 t 
Ali+a,)y=Get+krzy. (11) 
Unter Benutzung der Gleichungen (3)... (5) und der 


W erte (7) und (8) findet man 


della? get ee A 


Zur Prüfung der Brauchbarkeit der Näherunesformel 
(11) anch für andere Querschnitte ist die Vergleichsr-ch- 
nung ferner für d = 0,3 durchgeführt worden. Die ent- 
sprechenden Werte sind in Zahblentafel 2 eingetragen 
worden. 


Zahlentäfell. Ze 


| v | I | Y 1 


I nach nach nach ! nach 
Gl. um | Gl. 12) Gl. (10) Gl. (125 
5 | IR o; 48.8 ww | 3,55 203 
40 242 i 30,5 250 515 244 
3) Aë 20.6 Au | 7.97 197 
25 6.85 | 24,7 159 1504 I 147.5 
2 11.47 l 19,9 125 I 1234 
17 17,1 | 17 Du | 37.77 W3 
15 21.15 15.05 85 57.12 BIN 
14 29.753 > 14.07 70 104.3 104 
13 38,7 | 13.67 65 139 GL 
12 52.35 125 60) 25 ERO 
11 31.8 | 10,9 55 318,6 AL 
wus JI 5 | 10.1 54 01.4887 | DNA 
10,22 | o 8,67 5425 o 4157 


12. September 1929 


Die Gl. (10) weist noch eine Eigentümlichkeit auf. 
Für ? = 182, entsprechend einem Belastungstrom von 
135 A, nimmt y die unbestimmte Gestalt 0/0 an. Den wah- 
ren Wert findet man durch Reihenentwicklung: 


aa bh 1 7-12 
’ 0Min 2° 0,4127 
I—182 vg 1[/ I—182 \ 
0,741 D e ( ae) + gie e 


Für I’ = 182 werden sämtliche Glieder der Klammer mit 
Ausnahme des ersten gleich Null, und es ist daher 


= 4536 e? 
= aa. T 36. 
Wendet man die Reihenentwicklung auf Gl. (2) an, 
so ergibt sich 


_ Gret 1 h EDI 
E 1-3 
piazer yoi Zn En L 


8 4 Ge S 
Für a Qy = k F wird y = "oO > woraus zu entnehmen ist, 
daß bei dem entsprechenden Wert von I tim vorstehenden 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 | | 1335 


Beispiel 13,6 A) der Einfluß des Umstandes, daß bei stei- 
gender Temperatur des Drahtes der Widerstand und da- 
mit auch seine Belastung zunehmen, gerade durch die Ab- 
kühlung aufgehoben wird. 

Berechnet man aus Gl. (2) die Temperatur, so ist 


aQo— kF i 
u Ge Q 
EE — 1 2 


aQ&—kF ` 
Für Dauerbelastung (y =œ) wird im Bereich k F>aQo 
t— Qo > 
~ kF—a Qo 


Bei k F =a Qy wird t = œ 

Hiernach würde also bei Erreichung einer bestimmten 
Belastungstromstärke die Temperatur und damit der Wi- 
derstand des Drahtes auf oo steigen. Da jedoch bei höheren 
Temperaturen die Wärmeabgabe durch Strahlung erheblich 
stärker zunimmt als die Temperatur, was in den vorste- 
henden Formeln nicht berücksichtigt ist, so tritt dies in 
der Praxis nicht in so ausgeprägter Weise in Erschei- 
nung. Man kann jedoch aus vorstehendem schließen, daß 
es zweckmäßig ist, bei Verwendung von Eisenwiderständen 
als Strombegrenzer die Wärmeabgabe durch Strahlung 
möglichst zugunsten der durch Leitung zu unterdrücken. 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von Elektrizitäts- 
werken durch Akkumulierung. — An Hand des auf die 
einfachste Form gebrachten Grundschemas einer Akkumu- 
lierungsanlage entwickelt W. Binswanger in seiner 
Doktordissertation eine Methode, das allgemeine Problem 
der Akkumulierung in seiner technisch-wirtschaftlichen 


7 
beordnefes Abnahmediagramm 
N'=fft) 


—h Leistung 
IS 
E 
N 


AE —> Zeif t 0'—Wostel 87 
ig auf die Zeiteimheit 
S / 
ar Kurve der veränder) kosten A #57” 


«eiten 


Abb. 1. 


Gesamtheit zu erfassen. Er bestimmt zunächst die Rech- 
nungsgrößen, welche einer analytischen Behand- 
lung zweckmäßig zugrunde gelegt werden und zeigt dar- 
an anschließend in den Maximalwerten der Ladeleistung, 
der Entladeleistung und des Speicherinhalts die für die 
technische Ausbildung bestimmenden Hauptdimensionie- 
rungszrößen auf. Leistungsgrößen und Wirkungsgrade 
sind in allgemein üblicher Darstellung gebracht, dagegen 
die Verbrauchszahlen für Erzeugung und Akkumulierung 
nach dem Gesichtspunkt formuliert, daß die totale Wirt- 
schaftlichkeit der Gesamtanlage ein Maximum werden soll. 
Infolgedessen werden von vornherein die reinen Energic- 
stoffkosten mit den Kosten für zusätzliche Betriebsmittel 
und Bedienung zusammengefaßt; hierzu ist ein einfaches 
Verfahren angegeben, wie sie als veränderliche Kosten- 
srößen aus den Betriebsunterlagen gewonnen werden kön- 
nen, obwohl ihnen zum Teil nur in bedingtem Maße der 
Charakter von veränderlichen Kosten eigen ist. Die Ein- 
heiten dieser Größen sind dabei so gewänlt, daß ihre In- 
tegration im weiteren Verlaufe unmittelbar zu den ge- 
suchten Wirtschaftlichkeitsgrößen führt. Auf diese Weise 
entfernt sich das Verfahren an keiner Stelle von dem ihm 
vorangestellten Gesichtspunkte der Gesamtwirtschaftlich- 
keit, welcher bei analysierender Behandlung der Einzel- 
ersparnisse unter Umständen zeitweise in den Hintergrund 
serückt zu werden Gefahr läuft. 

Eine besondere Schwierigkeit tritt bei der anschließen- 
den Behandlung der festen Kosten zutage; sie wird 
die praktische Anwendung einer allgemeinen Methode 
heute noch in den meisten Fällen in Frage stellen. Es ist 


dies der vom Verfasser auch an anderer Stelle hervor- 
gehobene Umstand, daß über diese Kosten wissenschaftlich 
gesichertes Zahlenmaterial in dem notwendigen Umfange 
heute noch nicht vorliegt, sondern erst durch planmäßige 
Arbeit technisch-wirtschaftlicher Archive geschaffen und 
allgemein zugänglich gemacht werden müßte. Man wird 
aber in diesem nur zeitlich bedingten Mangel keine grund- 


Abb. 2. 


sätzliche Unmöglichkeit der Methode erbliecken dürfen, 
welche nunmehr aus einer Darstellung der funktionellen 
technischen Zusammenhänge zunächst in analytischer 
Form eine Grundgleichung gewinnt zwischen den maxi- 
malen Leistungszrößen, dem gegebenen Belastungsverlauf 
und jenen Arbeitsgrößen, welche beim Ladungsvorgang im 
Speicherbogen angesammelt, beim Entladungsvorgang aus 
ihm entnommen werden. Im Verlauf der weiteren analyti- 
schen Untersuchung zeigt sich dann, daß die rein mathe- 
matische Auswertung selbst bei Zugrundelegung einfach- 
ster Näherungsfunktionen praktisch nicht durchführbar 
ist, weswegen auch der Weg einer differentialen Behand- 
lung zur Ermittlung von Maximal- und Minimalwerten der 
Wirtschaftlichkeit nicht eingeschlagen wird. 

Statt dessen entwickelt der Verfasser eine graphi- 
sche Methode der Integration der Ladce- und Entlade- 
leistungen für verschiedene Werte der maximalen Lade- 
und Entladeeistungen durch Flächenscharen. Die In- 
tegration erfolgt dabei über einen Zeitraum des Betricbes, 
welcher die nötigen charakteristischen Eigenschaften auf- 
weist und die bekannte Umgruppierung zeitlich in ein „ge 
ordnetes Belastungsdiagramm“” erfährt. Das in Abb. 1 ge- 
zeigts schematische Beispiel läßt erschen, wie man ein 


Belastungsdiagramm einer Sommerwoche 


solches Diagramm auch zur bequemen graphischen Inte- 


1336 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


12. September 1929 


schließlich, ebenfalls in Flächenscharen, für verschiedene 


gration der veränderlichen Kostenwerte verwendet, so daß gewählte maximale Lade- und Entladeleistungswerte die 


Sonntag 20.0. 24 


1 
Sonntag 1% XL. 24 


| 


| Samstag G.D 24 


Pà 
2 


Samstag 13.07.24 


SZ 


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Abb. 3. 


für Pumpenarbeit 


unmittelbare Stromabgabe 


Summenwerte der veränderlichen Kosten 
erscheinen. Die paarweise Zuordnung 
der einzelnen Integralflächenwerte wird 
durch die aus der Wirtschaftlichkeits- 
forderung sich ergebende Gleichsetzung 
der gesamten Ladearbeit mit der gesam- 
ten Entladearbeit gewonnen und dann für 
jedes Wertepaar aus dem Arbeitspiel der 
Akkumulierungsanlage das maximale 
Speicherfassungsvermögen ermittelt. Die 
so gefundenen gegenseitigen Zusammen- 
hänge der Grundgrößen werden durch 
neue Kurven in einheitlicher Abhängig- 
keit von einer fei gewählten Ausgangs- 
grundgröße dargestellt und lassen die 
Gesamtheit der veränderlichen und festen 
Kosten, ebenfalls in Abhängigkeit von 
dieser Größe erkennen. Eine geeignete 
Zusammenfassung der Kostenkursen 
führt dann schließlich zu einer kritischen 
Wirtschaftlichkeitsgröße der Akkumulie- 
rungsanlage, die sich als eine Differenz 
zwischen dem Mehraufwand an festen. 
Kosten und den Ersparnissen an ver- 
änderlichen Kosten ergibt, da wohl fast 
ohne Ausnahme die Anlagekosten von 
Akkumulierungsanlagen höher liegen als 
die Anlagekosten reiner Erzeugungsein- 
richtungen für Spitzenleistungen und ge- 
rade dieses Kostenverhältnis die logische 
Voraussetzung für die eigentliche Stel- 
lung des Problems bildet. Je nachdem 
dieser Differenzwert für eine Akkumu- 
lierungsart positiv, null oder negativ 
wird, ist ihre Anwendung unwirtschaft- 
lich, ohne Interesse oder von wirtschaft- 
lichem Vorteil. In letzterem Bereich 
zeigt wieder die Lage des negativen 
Höchstwertes, welcher Wert der Aus- 
eangsleistungszröße zu der wirtschaftlich 
besten Lösung der Aufgabe führt; die zu 
dieser Ausgangsgröße zugeordneten übri- 
gen Dimensionierungs- und Kostengrößen 
werden durch graphische Interpolation 
aufgefunden. Schließlich wird noch die 
Anwendung dieser graphischen Methode 
vom Verfasser an einem Paradigma ge- 
zeigt, das an Hand einer kurzen Erläute- 
rung ohne Schwierigkeit verständlich ist. 


Außer dieser allgemeinen Unter- 
suchung wird weiterhin die praktisel:e 
Behandlung einesspeziellen Fal- 
les von hydroelektrischer Akkumulie- 
rung für eine Braunkohlendampfzentrale 
durchgeführt. Es wird hier im Gegensatz 
zu den meisten Fällen von ausgeführten 
Akkumulierungsanlagen im Anschluß an 
Wasserkraft-Elektrizitätswerke nicht mit 
Wasserüberschußstrom Triebwasservor- 
rat in ein hochgelegenes Sammelbecken 
gepumpt und zur Spitzendeckung heran- 
gezogen, sondern vielmehr das Wasser 
mit Energiemengen gespeichert, welche 
ebenfalls mit Dampf erzeugt werden. 
Die Methode dieser Untersuchung ist hier 
den besonderen Verhältnissen des gege- 
benen Falles angepaßt und beschränkt 
sich in erster Linie auf den Beitrag des 
Wasserkraftinzenieurs zu der gestellten 
Aufgabe. Abb. 2 gibt einen Überblick 
über die örtlichen Verhältnisse und lätt 
auch die vorhandenen Niveauunterschiede 
und die Fläehengrößen der Energiesam- 
melbecken erkennen. Die nähere Unter- 
suchung lehrt, daß von vornherein nur 
drei prgektische Möglichkeiten für die 
Wahl der Akkumulierung in Betracht zu 
ziehen sind, es wird daher infolge dieser 
Begrenztheit der Weg einer Unter- 
suchung durch Varianten eingeschlagen, 
deren Anzahl angesichts besonderer Rück- 
sichten auf den Grubenbetrieb weiterhin 
auf zwei vermindert werden kann. Für 
diese beiden Fälle wird zunächst die Ein- 
wirkung der Verdunstung auf die Becken- 
inhalte untersucht, dann die tiefbautech- 
nische Ausführung des Druckbeckens und 


12. September 1929 


insbesondere eine eigenartige Sicherung der Betonsohle in 
Eisenbeton mit Fugenteilung und deren Deckung beschrie- 
ben. Anschließend erfolgt die Behandlung der übrigen 
baulichen sowie der maschinellen Anlage und Einrich- 
tungen in allen wesentlichen Einzelheiten sowie die Dar- 
stellung der Inbetriebnahme für den Füllungs- und Ent- 
leerungsfall des Druckbeckens. 


In dem abschließenden und ausschlaggebenden wirt- 
schaftlichen Teil wird für beide Varianten der G e- 
samtwirkunesgrad und damit das Verhältnis der aufge- 
wendeten Pumparbeit zum Arbeitsrückgewinn ermittelt 
und an Hand der Werkbelastungsdiagramme nach syste- 
matischer Ermittlung der Ladungs- und Entladungsvor- 
einge des Energiespeichers, wie in Abb. 3 an dem Bei- 
spiel einer Sommer- und einer Winterwoche gezeigt wird, 
eine eingehende Untersuchung darüber angestellt, in wel- 
chem Maße die Vergleichmäßigung der Belastung eine Ver- 
rinzerung des Kohlenaufwandes der nutzbar erzeugten 
Arbeitseinheit bedingt. Hierbei werden verschiedene deut- 
sche und ausländische Erfahrungswerte über die funktio- 
nelle Abhängigkeit des Wirkungsgrades von dem Be- 
lastungsfaktor einander gegenübergestellt, um daraus eine 
mittlere Kurve für die weitere Untersuchung zu gewinnen. 
Die Kohlenverbrauchszahlen für beide Varianten führen 
zu Ersparniswerten, zunächst nach Jahreszeiten unter- 
schieden, die schließlich durchschnittliche jährliche Koh- 
lenersparniszahlen für jede der beiden Varianten er- 
rechnen lassen. Diese Zahlen, mit den Anlagekosten, den 
daraus abgeleiteten Festkosten für Verzinsung, Erneue- 
rung, Reparaturen, Verwaltung usw. und den Bedienungs- 
kosten zusammengefaßt, werden schließlich für beide Va- 
rianten mit den Kosten für das Kraftwerk ohne Akkumu- 
lierungsanlage, aber gleicher Spitzenleistung verglichen 
und zeigen, daß selbst unter Annahmen, welche nicht be- 
sonders zugunsten der Akkumulierung gemacht wurden, 
eine Verminderung der jährlichen Gesanıtausgaben um 
etwa 27..29% erzielt werden kann. Den Abschluß dieses 
Teiles bildet eine Betrachtung über den Einfluß von Än- 
derungen an den vorausgesetzten Annahmen bezüglich 
Lohnkosten, Zinsfuß und Kohlenkosten auf die Ge- 
stehungskosten der Arbeitseinheit; aus einer graphischen 
Additionstafel können auch diese mittels eines beigefügten 
Mabstabes unmittelbar entnommen werden. (W. Bins- 
wanger, Dr.-Inz.-Dissertation. T.H. Darmstadt 1927. 
Verlag Rich. Pflaum, München.) G. v. Ammon. 


Das 220 kV-Lighthipe-Umspannwerk der Southern 
California Edison Co. — Das zunächst mit 150 00 kVA 
Leistung in Betrieb genommene, im Vollausbau für 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


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1337 


errichten, und so entstanden zunächst zwei kleinere 
Werke an der Pazificküste, Long Beach Nr. 1 und 2. die 
vorwiegend zur Spitzendeckung dienten. Neuerdings 
wurde ein neues Dampfwerk in der Nähe der beiden erst- 
erwähnten, Long Beach 2 mit 100000 kVA Leistung in 
Betrieb gesetzt, welches mit allen, größte Wirtschaftlich- 
keit verbürgenden Einrichtungen ausgestattet, auch zur 
Übernahme von Grundlast herangezogen werden soll, wo- 
durch eine teilweise Verschiebung der gesamten Kraft- 
erzeugung Hand in Hand gehen wird und sonach die un- 
mittelbare Einbindung dieses Werkes in das 220 kV-Über- 
tragungsnetz notwendig wurde. Das neue Umspannwerk 
liegt ungefähr 14,5 km von Long Beach, auf halbem Wege 
zum Laguna-Bell-220 kV-Umspannwerk entfernt und 
steht in unmittelbarer Verbindung sowohl mit den Long- 
Beach-Dampfanlagen, als auch über Laguna Bell mit den 
Big-Creek-Wasserkraftwerken. An Leitungsanschlüssen 
wurden im ersten Ausbau hergestellt: eine 220 kV Doppel- 
leitung nach Long Beach 3, eine 220 kV Doprpelleitung 
nach Laguna Bell und sechs 66 kV-Leitungen zu den 
Werken Long Beach 1 und 2. Im Vollausbau kann eine 
weitere Doppelleitung nach Long Beach 3, dessen end- 
gültige Leistung mit BO OO kVA vorgesehen ist, ange- 
schlossen werden, ferner vier 220kV-Leitungen für 
anderweitige Zwecke; die z. Z. elf betragende Zahl der 
abgehenden 66 kV- Leitungen kann auf 26, die Trans- 
formatorenleistung auf 300000 kVA erhöht werden. 


Wie das in Abb.4 wiedergegebene Schaltbild zeiet, 
sind sämtliche 220 kV-Leitungen an gemeinsame Doppel- 
sammelschienen angeschlossen, von welchen die zu den 
Transformatoren führenden Leitungen abzweigen. Jm 
Gegensatz hierzu sind die 66 kV-Sammelschienen in drei 
Abschnitte unterteilt und werden, von getrennten Kraft- 
quellen gespeist, in der Regel unabhängig betrieben, um 
allzugroße Kurzschlußleistungen zu vermeiden. Die ab- 
gehenden Leitungen sind an die beiden äußeren Ab- 
schnitte angeschlossen; der mittlere, nur für Kraftzufuhr 
vorgesehene Anschlüsse enthaltende Abschnitt kann nach 
Bedarf an den einen oder anderen angeschlossen werden. 
Aus demselben Grunde werden die an dieses Umspann- 
werk angeschlossenen Unterwerke nur durch von hier 
abgehende Radialleitungen gespeist und besitzen keine 
Verbindung mit den anderen Hauptumspannwerken. Im 
übrigen ist die Schaltanordnung auf der 66 kV -Seite 
erundsätzlich gleich mit jener für 220kV ausgeführt. 
Wie das Schaltbild des weiteren zeigt, sind im Umspann- 
werk zur Zeit zwei 50 000 kVA- Phasenschieber für Span- 
nungs- und Blindleistungsregelung aufgestellt, die von 
hesonderen, an die 66 KV -Sammelschienen angeschlossenen 
Transformatoren gespeist werden. Die Unterspannungs- 
seite der Transformatoren ist mit einer Anzapfung für 
die Entnahme der für das Anlassen notwendigen, auf 
etwa "lx ermäßigten Spannung ausgerüstet. Bemerkens- 
wert ist die Aufstellung der für das Anlassen notwen- 
digen Anlaßschalter ebenfalls im Freien, was in dieser 
Anlage zuerst ausgeführt wurde. 


Die 75000 kV A-Haupttransformatorengruppen sind 
aus drei Einphaseneinheiten gebildet, die bis zu 60% 
ihrer Nennleistung ohne künstliche Kühlung arbeiten. 
Bei Überschreitung dieses 
Wertes und demzufolge 
eintretender weiterer Tem- 
peraturerhöhung werden 
von in die Transformator- 
kessel eingebauten Ther- 
mostaten Lüfter in Betrieb 
gesetzt, welehe die an die 


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=o 1°) i WI WI Kästen angebauten Radia- 

Gr teirte iT? Ponana en und nn Se 

Be --___ 5, zur ollast ausreichende 

4 ` SI ed BILANS 3 Kühlung bewirken. Die 

E. ` Anlaßstufe, 65% feaktanz die Synchronphasenschie- 

a ber speisenden Transfor- 

Lë ba matoren sind mit gleich- 

i 13200/2200; Abb. A. Schaltbild des Lighthipe- artiger Kühlung ausge- 

ei T De ge AVA = De Eigenbedarfe 1 ; Ums ark tattet. die jedoch bhan: 

4 STR Ce umspanner `y; ‚mspannwerkes. sta el, ale Jedoch unabhan 

i Schieber, Oé i gig vom Belastungszustand 

l è 5042. 600 Ulmin è ständig im Betrieb bleibt. 

Die Synchronphasenschie- 

SOO OOOKVA vorgesehene neue, nach dem verstorbenen ber selbst sind mit Luft-Umlaufkühlung ausgestattet, wo- 
Chefingenieur der Gesellschaft benannte Lighthipe- bei die im Kreislauf sich bewegende Kühlluft durch 


ist zum künftizen Hauptverteilerpunkt des 
ausersehen. 


Unterwerk 
Netzes der Southern California Edison Co. 
Der außerordentlich rasche Absatzzuwachs zwang die 
Gesellschaft schon vor längerer Zeit dazu, zur Unter- 
tützunz ihrer im fortschreitenden Ausbau begriffenen 
Wasserkraftanlagen am Big Creek! Dampfkraftwerke zu 


1 ETZ 1926, S. 458. 


Wasser rüekgekühlt wird. 

Die 220 kV-Ölschalter sind für 600 A Dauerstrom ge- 
baut und können 590) A bei voller Betriebepannung noch 
sicher abschalten. Die 220 kV-Sammelschienen und Lei- 
tungsverbindungen wurden aus Schmiedeisenrohren von 
100 mm Dmr. hergestellt; es war vermöge der auf diese 


1 ETZ 1927, 8. 1914. 


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Weise erzielten Starrheit möglich, die Zahl der Stütz- 
punkte weitgehend zu verringern, was vom Standpunkt 
der Betriebsicherheit von nicht zu unterschätzender Be- 
deutung ist. Die 220 kV-Trennschalter haben in einer 
senkrechten Ebene bewegte Messer, die von Isolatorsäulen 
getragen werden, die aus fünf 73 kV-Stützisolatoren zu- 
sammengebaut sind; dieselbe Type wurde auch für die 
Stützisolatoren von Sammelschienen und Leitungen ver- 
wendet. 


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Umspannwerksgebaude 


66 kl eilungen | 


e Abb. 5. Grundriß des Lighthipe-Umspannwerkes. 


Den Überstrom- und Erdstromschutz der ankommen- 
den 220 kV-Leitungen besorgen Differenzrelais, welche 
an die zu diesem Zwecke paarweise zusammengefaßten 
Stromwandler jeder Doppelleitung angeschlossen sind 
und bei Auftreten von Differenzströmen zwischen den 
„usammengehörenden Phasen bzw. Erdleitungen an- 
sprechen. Bei Ausfall einer Leitung übernehmen Energie- 
richtungsrelais und Erdschlußrelais den Schutz des in 
Betrieb gebliebenen Stranges. In ähnlicher Weise ist 
auch der Relaisschutz der 66kV-Leitungen ausgebildet, 
nur werden diese bei Einzelbetrieb von gewöhnlichen 
Überstromrelais geschützt. Auch die Sammelschienen 
haben Differentialschutz gleich wie die Transforma- 
toren erhalten, wobei die Summe der den Sammel- 
schienen, bzw. bei den 66 kV-Schienen den einzelnen Ab- 
schnitten zufließenden und von diesen abfließenden 
Ströme miteinander verglichen wird. Bei der Ausbil- 
dung des Differentialschutzes für die die Synchron- 
phasenschicber speisenden Transformatoren war auf die 
Verschiedenheit des Sekundärstromes zwischen Anlauf 
und Normalbetrieb zu achten, der von in die Durchfüh- 
rungen der betreffenden Ölschalter eingebauten Strom- 
wandlern geliefert wird. Um auch in diesem Fall einen 
genügend empfindlichen Relaisschutz bei allen Verhält- 
nissen zu erhalten, wurde das Übersetzungsverhältnıs 
der betreffenden Stromwandler in geeigneter Weise ab- 
eeglichen, wobei die Sekundärwicklungen der Wandler 
der Anlaßschalter und Betriebschalter ständig parallel 
und gegen iene des primärseitigen Transformator- 
schalters geschaltet liegen. Der Phasenschieber ist für 
sich mit Stromdifferentialschutz ausgerüstet, der im Falle 
seines Ansprechens die Kohlensäurelöscheinrichtung 
gleichzeitig mit dem Schalter betätigt. Bei auf den 
220 kV-Leitungen auftretenden Isolatorenüberschlägen 
wird die Erregung der Svnchronphasenschieber durch in 
den Erregerkreis eingeschaltete Widerstände selbsttätig 
herabgesetzt, was von in die 220 kV -Sternpunkterdung 
der Transformatoren eingebauten Relais bewirkt wird. 

Abb. 5 zeigt den Grundriß des ganzen Umspann- 
werkes und läßt die sehr zweckmäßire, auf die künftige 
Erweiterung weitgeherdst Rücksicht nehmende Disposi- 
tion klar erkennen. Die 220 kV-Seite zeigt eine vollstän- 
dige Abkehr von der bisher in den V.S. Amerika üblich 
gewesenen, in die Höhe gehenden, schwere und die Über- 
sicht beeinträchtigende Eisenkonstruktionen bedingenden 


Zuhörftg e Strale Vhltürme i 


Bauart und eine bemerkenswerte Annäherung an die erst- 
malig in Deutschland entwickelte Flachbauweise, welche 
bei uns sich in jeder Hinsicht bestens bewährt hat. (R. B. 
Pollock, El. World Bd. 92, S. 559.) Bp. 


Über das Parallelarbeiten elektrischer Kraftwerke. — 
Die wachsende Ausdehnung des Parallelbetriebes elektri- 
scher Zentralen hat verschiedene recht verwickelte Fragen 
aufgerollt. Unter ihnen sind besonders wichtig die Frage 
der unabhängigen Span- 
nungsregelung an den Ver- 
brauchszentren und die- 
jenige der kleinsten Über- 
tragungsverluste. Es gilt 
darzulegen, wie das Pro- 
blem der Spannangsrege- 
lung durch Verwendung 
von Transformatoren mit 
hohem Spannungsabfall 
vorteilhaft gelöst wird und 
wie dadurch gleichzeitig 
die Energieübertragung 
wirtschaftlich geschehen 
kann. 

Im Interesse einer völ- 
ligen Klärung der Verhält- 
nisse muß zunächst unter- 
schieden werden zwischen 
der Art, wie sich einerseits 
das Problem der Span- 


nungsregelung bei der 

77277777 __ Energieübertragung zwi- 

IN schen einer Zentrale und 

Ben eines Unterwerks und an- 
TEE "EE EE 


derseits beim Energieaus- 
tausch zwischen Zentralen 
stellt. Methodisch hat die 
Frage der Spannungsrege- 
lung verschiedene Lösun- 
gen gefunden, welche sich 
alle auf zwei Grundformen 
zurückführen lassen. Die 
eine davon bestcht darin, 
daß in die Übertragunes- 
leitungen veränderliche Zusatzspannungen eingeschaltet 
werden. Bei der zweiten werden durch geeignete Mittel 
Größe und Sinn des übertragenen Blindstromes derart 
beeinflußt, daß der Spannungsabfall des resultierenden 
Stromes in der Übertragung nur eine Phasenverschiebung 
zwischen den beiden Endspannungen, jedoch keine Dif- 
ferenz zwischen ihren skalaren Werten verursacht. 
Mittel zur Durchführung der ersten Methode sind 
Stufentransformatoren und Induktions- 
regler. Während ihre Verwendung in einer Übertra- 
gungsleitung zwischen Zentralen die Möglichkeit bietet, 
den Blindstromaustausch zu beeinflussen und ihn gesebe- 
nenfalls ganz zu unterdrücken, haben diese Rezelungs 
mittel bei Energieübertragungen zwischen Zentrale und 
Unterstation ohne Synchronmaschinen auf den Leistungs- 
faktor keinen wesentlichen Einfluß. Rüstet man dagegen 
die Unterwerke mit Synchronkompensatoren aus, d. h. 
versetzt man sie in die Lage, die Blindenergie, welche in 
ihrem Versorgungsegebiet benötigt wird, selber zu erzeu- 
gen, so wirken hier Stufentransformatoren und Induktions- 
regler gleich wie im Falle von Energieübertrazuneen 
zwischen Zentralen. Wie die folgenden Ausführungen 
zeigen sollen, bietet nun der Einbau von Synchronkompen- 
satoren an sich ein Mittel, um die zweite, früher erwähnte 
Grundform der Spannungsregelung zu verwirklichen. 
Ebenso wird gezeigt, wie reichliche Reaktanz der Über- 
tragungsysteme ihre regelnde Wirkung unterstützt. 


Synehronkompensatoren sind Iecrlaufende 
Synehronmotoren, deren Wirkung auf der Eigenschaft der 
Synchronmotoren beruht, je nach dem Grad der Erregung 
einen mehr oder weniger großen und der Netzspannung 
gegenüber vor- oder nacheilenden Strom aufzunehmen. In 
der Praxis läßt sich die Spannungsregelung zwischen Leer- 
lauf und Vollast des Netzes auf zwei verschiedene Arten 
durchführen. Entweder nimmt der Synchronkompensator 
einen größeren und stärker voreilenden Strom auf, um 
den durch die Erhöhung der Belastung hervorgerufenen 
Spannungsabfall zu kompensieren, oder er nimmt einen 
voreilenden Strom auf bei Vollast und einen nacheilenden 
bei Leerlauf. Am Ende einer langen Leitung mit großer 
Kapazität ist es vorteilhaft, wenn der Synchronkompen- 
sator nacheilenden Strom aufnimmt, um den Ladestrom der 
leerlaufenden Leitung zu kompensieren. Man erkennt so- 
fort, daß durch diese Methode die Spannung an den ver- 
schiedenen Verbrauchszentren leicht konstant gehalten 


Salstager 
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werden kann. Man ersieht auch, daß der Leistungsfaktor 
des in den Zentralen erzeugten und bis zur Anschlußstelle 
der Synchronkompensatoren übertragenen Stromes bedeu- 
tend verbessert werden kann dadurch, daß der voreilende 
Strom des Kompensators einen mehr oder weniger großen 
Teil des induktiven Stromes, welchen die Apparate mit 
induktiven Eigenschaften erfordern, kompensiert. Die 
Größe des voreilenden Stromes wird durch die Bedingun- 
zen der Spannungsregelung bestimmt. Man vermeidet also 
die durch die Übertragung des Blindstromes bis zu den 
Verteilungspunkten verursachten Verluste. Diese Art der 
Spannungsrezelung bietet zum mindesten bei einigermaßen 
wichtigen Netzen nennenswerte Vorteile gegenüber den 
Reeelmethoden mit zusätzlichen elektromotorisch»n Kräf- 
ten. 


Stark induktive Transformatoren Die 
Betrachtungen, die uns dazu geführt haben, die Verwen- 
dung von Transformatoren mit großem induktiven Span- 
nunesabfall zur Verbesserung der Spannungsregelung zu 
empfehlen, können wie folgt kurz zusammengefaßt werden: 


1. Die durch die Einwirkung des Blindstromes erreich- 
hare Regelung ist um so ausgedehnter, je größer die In- 
duktivität des Kreises ist. 

2. Die Einführung einer Blindkomponente hat eine 
Anderung des Leistungsfaktors zur Folge, und da der 
Wert 1 ein Maximum für die kontinuierliche Funktion 
cosọ bildet, wird deren Änderung um so weniger fühlbar, 
je näher der Leistungsfaktor bei 1 liegt. 


Betrachtet man von einem allgemeineren mathemati- 
schen Gesichtspunkte aus eine elektrische Zentrale und 
eine Stelle des Netzes, wo sich Synchronmaschinen befin- 
den, so findet man leicht. daß für einen gegebenen mittleren 
Leistungsfaktor die größte Elastizität der Regelung dam 
erreicht wird, wenn das Verhältnis der Reaktanz zum Wi- 

R f r sin o 
derstand der Verbindungsorgane der Beziehung wL org 
(absolute Werte) entspricht (e Phasenverschiebung im 
elektrischen Mittelpunkt der Verbindung). Definiert man 
den Grad der Elastizität der Regelung, e, durch den Diffe- 


V 
rentialquotienten TG (A V Spannungsabfall) und bringt 


man die soeben erwähnte Beziehung in die Gleichung, 
welche diesen Elastizitätsgrad darstellt, so findet man, daß 
e um so größer ist, je näher der Leistungsfaktor bei 1 liegt. 
Die günstigsten Bedingungen zur Spannungsregelung sind 
also dann vorhanden. wenn die Induktivität so groß als 
möglich ist und der Strom mit einem mittleren Leistungs- 
faktor nahezu gleich 1 in der Leitung fließt, ein Wert, um 
den herum die durch den Blindstrom hervorgerufenen 
Änderungen liegen werden. Die Zunahme der Induktivität 
erhält man durch die stark induktiven Transformatoren 
und den hohen Wert des Leistungsfaktors durch die Syn- 
ehronkompensatoren, welche neuzeitliche Netze kaum noch 
entbehren können. Die Regelung des nötigen Blindstromes 
erfolgt durch eine, angemessene Erregung der Synchron- 
maschinen. Theoretisch wäre man in dieser Richtung durch 
die Stabilitätsbedingungen auf beiden Seiten der Leitung 
begrenzt. Man wird sich jedoch praktisch zweifellos immer 
weit von den zulässigen Grenzen befinden. 

Handelt es sich um einen Leistungsaustausch zwischen 
zwei Zentralen, verbunden durch eine Leitung mit höherer 
Spannung als diejenige der Generatoren, so wird an beiden 
Enden der Verbindungsleitung je ein Transformator mit 
roßem induktiven Spannungsabfall eingebaut. Die Rege- 
lung wird dann einfach dadurch geschehen, daß die Er- 
rezung der Generatoren in beiden Zentralen beeinflußt 
wird. Befinden sich im Netze Synchronkompensatoren, so 
wird der gesamte Ausgleichstrom zwischen beiden Zen- 
tralen wieder mit hohem Leistungesfaktor und demgemäß 
mit eineın Minimum von Verlusten fließen. Die nötigen 
Anderunzen der Erregung können übrigens scht vorteil- 
haft mittels selbsttätiger Spannungsregler erfolgen. 

. Auf ähnliche Weise kann die Spannungsregelung «einer 

Unterstation mit Synchronkompensatoren, welche an eine 
Zentrale oder ein Netz angeschlossen ist, deren Spannung 
mit der Belastung um einige Prozent variieren kann, durch 
'erwendung von Transformatoren mit großem Spannunes- 
abfall begünstigt werden. Durch Einwirkung auf die Er- 
regung der Synchronmaschinen des Unterwerks so, daß 
der erforderliche Blindstrom erzeugt wird, kann der induk- 
tive Spannungsabfall auf den nötigen Wert gebracht wer- 
den. Auch hier wird es von Vorteil sein, wenn die Ände- 
rung der Erregung selbsttätig mit Hilfe von Spannungs- 
reglern geschieht. 

Verschiedene praktische Beispiele, welche in der Ori- 
ginalarbeit durchgerechnet sind, haben bestätigt, daß man 
durch Vergrößerung der Elastizität der Netze mittels Reak- 
tanzen bedeutende Vorteile erzielen kann. Die Tatsache, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


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daß zu diesem Zwecke stark induktive Transformatoren 
verwendet werden können, führt zu einer einfachen und 
wirtschaftlichen Lösung des Regelproblems!. Einerseits 
braucht man keine besonderen Apparate mehr einzubauen, 
wie Stufentransformatoren oder Induktionsregler; man 
beschränkt sich darauf, den Induktionskoeffizienten von 
Transformatoren, welche ohnehin unentbehrlich sind, zu 
verstärken. Anderseits werden wegen des hohen Leistungs- 
faktors, den man bei Vollast aufrechterhalten kann, die 
Verluste im Kupfer auf ein Minimum reduziert. Insbeson- 
dere können die Transformatoren mit großem Spannungs- 
abfall für einen hohen cos ọ berechnet werden. Durch all- 
gemein bessere Ausnutzung der Anlageteile erzielt man 
somit eine gewisse Ersparnis in den Anlagekosten und er- 
hält eine in den weitesten Grenzen genaue und kontinuicr- 
liche Regelung. Es ist noch hervorzuheben, daß die Ver- 
wendung von Transformatoren mit starker Reaktanz einen 
sehr wirksamen Schutz gegen Kurzschlüsse bieten würde. 
Durch richtige Verteilung einer angemessenen Anzahl mit- 
tels stark induktiver Transformatoren an das Netz ange- 
schlossener Synchronkompensatoren erlangt man besonders 
günstige Bedingungen zur Spannungsregelung. (J. De- 
freyn, BBC-Mitt. Baden Bd. 15, S. 73.) Sb. 


Elektromaschinenbau. 


Gleichstromdynamos für Automobil- und Zugheleuch- 
tung. — Abb. 6a stellt schematisch die Pole, Anker und 
Bürsten eines gewöhnlichen Gleichstromgenerators dar, 
in dessen Ankerleiterquerschnitte die Richtungen des in- 
duzierten Stromes durch Punkte und Kreuze (Pfeil-Spitzen 
und -Enden) angedeutet sind. In welchem Sinn der Strom 
fließt, wird unter Berücksichtigung des Drehsinnes und 
der Richtung O—A des Erregerfeldes am leichtesten mit 


Abb. 6a. 


Abb. 6b. 


der bekannten Schwimmerregel bestimmt, die der Drei- 
fingerregel vorzuziehen ist, weil sie unverändert für Ge- 
nerator und Motor gilt. Sie lautet: „Man schwimmt mit 
den Kraftlinien und schaut in der Richtung des Be- 
kannten (Verschiebungsrichtung beim Generator, bzw. 
Stromrichtung beim Motor), dann ist das Unbekannte 
(Stromrichtung beim Generator, bzw. Bewegungsrichtung beim 
Motor) nach rechts gerichtet. Dies ergibt in Abb. 6 die 
dargestellte Stromrichtung. ‚Mit Hilfe der weiteren Regel, ge- 
mäß welcher der in einem Solenoid kreisende Strom die 
durch ihn erzeugten Kraftlinien im Sinne einer rechts- 
gängigen Schraube „verschiebt“, erkennt man, daß das 
Armaturreaktionsfeld O—B nach rechts gerichtet ist und 
zusammen mit dem Erregerfeld O—A (abgesehen von der 
Verschiedenheit des magnetischen Luftwiderstandes unter 
und neben den Polen) das resultierende Feld O—C ergibt. 
Die neutrale Zone liegt also in einer Linie ungefähr senk- 
recht zu O—C. 

Wenn man unter einem der Pole eine dritte Bürste D 
anbringt (Abb. 6b) und die Spannung zwischen dieser 
und derjenigen Hauptbürste E, die von D aus gesehen 
jenseits der neutralen Zone liegt, zur Erzeugung des 
Erregerstromes benutzt, so ist der Generator nicht im- 
stande, mehr als eine gewisse Stromstärke abzugeben, 
wie groß auch die Drehgeschwindigkeit oder wie klein 
auch der äußere Nutzwiderstand sein mag. Die neutrale 
Zone dreht sich nämlich um so mehr im Sinne des Uhr- 
zeigers, je größer der abgegebene Strom ist. Je mehr 
sich aber die neutrale Zone dreht, um so mehr negativ 
induzierende Kraftlinien werden zwischen dem neutralen 
Ankerpunkt F und der Bürste E wirksam und um so 


ı Diese Verwendung der Reaktanz der Leitungen und Trans- 
formatoren ist übrigens sehon erwähnt worden von H.C. Kloninger, 
Elektro-Journ. Bd. 5, S. 68. 


1340 


kleiner wird gleichzeitig der Ankerbogen D—F, längs 
welchem eine positive erregende Spannung entsteht. Es 
gibt eine Stromgröße, bei welcher das negative Feld zwi- 
schen E und F die Wirkung des Feldes F—D aufhebt, und 
es kann also diese Stromstärke niemals erreicht werden, 
weil sonst die Maschinenerregung gleich Null würde. 
Dieser Abtötungszustand tritt bei einer um so kleine- 
ren Nutzstromstärke ein, je kleiner das positive Feld an 
sich ist, d.h. ein je kleineres resultierendes Feld ge- 
braucht wird, mit anderen Worten, je schneller die Ma- 
schine läuft. Der vom Generator abgebbare Strom steigt 
also mit zunehmender Drehzahl zuerst an, nähert sich 
einem Grenzwert und fällt, je nach den Polabmessungen 
und Windungszahlverhältnissen, bei noch größeren Ge- 
schwindigkeiten mehr oder weniger wieder etwas ab. 
Die Hilfsbürste D braucht im allgemeinen nicht in der 
Mitte des Polbogens zu stehen. Nur wenn, wie bei der 
elektrischen Zugbeleuchtung, in beiden Drehrichtun- 
gen Strom abgegeben werden muß, ist diese Lage bedingt. 
Dann muß der eine Pol der Erregerwicklung hinter dem 
notwendigen Polwechsler, der bei Drehrichtungswechsel 
die Ableitungen der beiden Hauptbürsten miteinander 
vertauscht, angeschlossen werden. Wie aus den Strom- 
und Feldrichtungen ersichtlich, muß dic Feldwicklung 
stets an die Hauptbürste angeschlossen werden, die zur 
Hilfsbürstte entgegengesetzt zur Drehrichtung 
liegt. (A. Castel, L’Electricien Bd. 43, S. 26.) D.J. 


Apparate. 


Über die Anzahl der zur Ermittlung der Abschalt- 
leistung eines Ölschalters notwendigen Versuche. — Die 
Methoden, welche zur Bestimmung der Abschaltleistung 
eines Ölschalters Anwendung finden, beruhen ausnalıms- 
los auf dem Experiment, wobei meistens Schlußfolgerun- 
gen aus Versuchsresultaten an Schaltern ähnlicher Kon- 
struktion gezogen und verallgemeinert werden. Die 
Frage, wie solche Versuchsergebnisse beweriet werden 
dürfen, behandeln E. BB Wedmore, W. B. Whitney 
und C. E. R. Bruce. ` 


(a) Verteilung d.Meßwarte 


0 $ 8 12 28 20 2# 28 3 
Lichtbogenenergie inh Ws 


in Kurve (b) stellt die mittlere Ordinate einer Abszissenteilung von 2kWs 
den Prozentsatz aller Versuche dar, deren Lichtbogenenerkie den 
betreffenden Abszissenwert erreicht hat 


Aë 0 eg ç ye 


Abb, 7. Verteilung der Versuchsresultate in Abhängigkeit von der 


Lichtbogenenergie. 


Die Auswertung der Versuchsreihen, welche an einem 
im offenen Ölkübel von 107 eng Dmr. aufgestellten Schal- 
ter mit einer Unterbrechung to em unter Öl) gemacht 
wurden, führten die Verfasser zunächst in üblicher Weise 
an Hand der aufgenommenen Öszillogramme aus. Dic im 
Abschaltlichtbogen jeweils entwickelte Energie wurde 
alsdann, unter Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrech- 
nung, auf die Häufigkeit der unter gegebenen Versuchs- 
bedingungen höchstmöglichen Schalterbeanspruchung un- 
tersucht. Die Kurz=chlüsse wurden zwischen zwei Klemmen 
eines 5000 KW-Drehstromgenerators der Zentrale Carville, 
bei einer Leerlaufspannung von 5,5 kV, 40 Hz, erzeugt 
(Kurzschlußleistung 9000 ... 16 000 KV A bei cos ọ = rd. 0,1). 

Die Beanspruchung des Schalters wies von Versuch 
zu Versuch große Schwankungen auf, welche auch bei 
konstant gehaltener Erregung des Generators, der Impe- 
danz und des Leistungsfaktors des Stromkreises auf- 
traten. Aus einer Anzahl unter gleichen Versuchsbedin- 
gungen durchgeführter Abschaltungen leiten die Ver- 
fasser ab, daß die Lichtbogenenergie von 1..50 kWs 
schwankt. Auch bei unverändert bleibendem Stromkreis 
ist die Amplitude des unsymmetrischen Stromstoßes bzw. 
der Gleichstromkomponente vm Zeitpunkt des Kontakt- 


ı Vel.a.E.B.Wedmore:Thel'resent State of Rating Switches und 
(ireuit-Breakers with Special Reference to the Experimental Deter- 
mination of Rupturing Capacity, Intern. El. Commission, Bellagio 1927, 
Expertenbericht Nr. 8 39. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


12. September 1929 


schlusses abhängig. Der quadratische Mittelwert einer 
vollständig unsymmetrischen Stromwelle ist gewöhnlich 
1,6mal größer als der Effektivwert der Wechselstrom- 
komponente allein. Die Ausrechnung der auftretenden 
kVA unter Berücksichtigung der Gleichstromkomponente 
enthält deshalb einen zwischen 1 und 1,6 veränderlichen 
Zaahlenfaktor. Nach der Ausscheidung dieser äußeren 
Ursache der Streuung durch die entsprechende Analyse 
der Versuchsergebnisse haben die Verfasser keine we- 
sentliche Verkleinerung der beobachteten Schwankungen 
der Schalterarbeit feststellen können. Die Untersuchung 
beruht auf 90 Meßwerten. Die Verteilung der Meßpunkte 
in % der sämtlichen Versuche ist in Abb. 7 durch die 
Kurve (a) in Funktion der Lichtbogenenergie wiederge- 
geben. Für die Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrech- 
nung wurde eine mittlere Verteilung entsprechend der 
Kurve (b) angenommen. Aus dieser ist ersichtlich, daß du 
Maximum der entwickelten Energie willkürlich von 4 
auf 50 kWs erhöht wurde. Dieses neue Maximum läßt 
sich im übrigen aus den Meßwerten durch Aufzeichnung 
der Gaußschen Wahrscheinlichkeitskurve ableiten und 
scheint ohne Einfluß auf die Schlußfolgerungen zu sein. 
Aus Abb.7 kann die Anzahl der Schaltungen abgeleitet 
werden, welche ausgeführt werden müssen, um den un- 
günstigsten Wert der Schalterarbeit zu erhalten. Es tritt 
z. B. bei 14 Versuchen nur eine Schaltung mit über 30 kW: 
auf. 


20 


20 


Lichtbogenenergie in ks 


die mittlere Ordinate einer Abszissenteilung von 2kWs gibt die Wahr- 
scheinlichkeit in °% an, daß der Maximalwert der Lichtbogenenergie 
gemessen bei n Versuchen den Abszissenwert erreicht 


Abb. 8. Verteilung der Maximalwerte der entwickelten Energie bei 
Reihen von n Versuchen. 


Die Verfasser untersuchen weiter, wie nahe man an 
die maximale Beanspruchung kommt, wenn nur 5, 10 oder 
20 Schaltungen gemacht werden. Die Anwendung der 
Wahrscheinlichkeitsrechnung auf Grund der mittleren 
Kurve (b) der Abb. 7 führt zu der Kurvenschar der Abb. 8. 
Diese veranschaulicht die Wahrscheinlichkeit, mit welcher 
bei einer bestimmten Anzahl (1...100) von Schaltungen 
eine gegebene Schalterarbeit erreicht wird. Das Verhält- 
nis der in der Kurve n = 5 eingezeichneten gestrichelten 
Fläche zu der Gesamtfläche stellt beispielsweise die 
Wahrscheinlichkeit dar, mit welcher die maximale Schal- 
terarbeit bei einer Reihe von fünf Versuchen einen obe- 
ren Grenzwert von 12..15kWs aufweist. 

Die Verfasser rechnen für eine gegebene Anzahl der 
Versuche die Grenzwerte aus, zwischen welchen der 
höchste Wert der Schalterarbeit mit einer Weahrschein- 
lichkeit von 1°/o bzw. 1% bzw. 10% fällt (Zahlentafel 
1A, Bund C). Die Lichtbogenenergie, welche als untere 
Zahlentafell. Maximale Lichtbogenenergie in kWs 
bei n Schaltungen. 


A ur B SE Dës Ee ER 

Grenzwerte, Grenzwerte, | Grenzwerte, 

Innerhalb innerhalb | innerhalb 

Reihe | welcher die | welcher die | welcher die 
von | Wahrschein- | Ver- Wahrschein- | yer- | Wahrschein- ` yer- 
n Ver- |lichkeit eines hältnis | lichkeit eines naitnis | lic. keit eines nalenia 
suchen | Extremal- | Extremal- |! der Extremal- der 
u = n! Grenz- sT Sa R Grenz. Ee Grenz- 

ersuchen : ersuchen ; emuchen 
" Lu iioo det | werte | a iioo it | Ye] "ia en 

untere! obere | untere | obere untere | obere 

Grenze Grenze | Grenze 
i 

ı |ı 047 | 47 2 139,5 1087| 44 74 633 
2 2 AN 24 4 42,5 | 10,6 8,15 32,0 3,93 
3 4 48 | 12 6 43,5 7,2 | 11,0 34.4 3,13 
5 6 48,5! 81 9,5 145 4,7 | 15,4 136.9 2,40 
10 II 49 4,5 15,5 | 46,5 3,0 | 21,45 :39,9 1,86 
20 17 Au 29 | 21,5 147,5 2,2 | 26.9 4255' 158 
50 [25.5 '49 | 1,9 | 28,5 |48 : 1,7 | 32,85 145,05 ' 1,37 
100 30,5 49,5 1,6 1 33 48,5 1,5 | 36,5 146,2 1,27 


12. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


1341 


Grenze angegeben ist, wird mit einer Sicherheit von 
999 fia bzw. 99% bzw. 90% erreicht. Wenn ein mit 
einer Unterbrechung ausgerüsteter Schalter z.B. 
zweimal eine Leistung von 10000 kVA abschaltet, so 
darf daraus nur geschlossen werden, daß derSchalter 
füreine Abschaltleistung von 400 kVA be- 
triebsicher ist (99° Sicherheit). Mit einer 
etwas niedrigeren Sicherheit (90 %) kann man nach diesen 
Versuchen die Nennleistung mit 1630 kVA angeben. Nach 
einer Reihe von 50 Versuchen wird man erwarten können, 
daß der Schalter für rd. 5000 kVA bzw. für rd. 6600 kVA 
betriebsicher ist. 

Diese Schlußfolzerungen beruhen auf der Annahme, 
daß die Versuchsbedingungen unverändert bleiben, die 
Kontakte, wenn nötig, ersetzt und das Öl erneuert werden. 
Eine zweite Voraussetzung ist, daß bei größeren bzw. 
kleineren Abschaltleistungen die Meßwerte sich ent- 
sprechend der Kurve (b) der Abb.7 (in Funktion der 
Schalterarbeit) verteilen und außerdem maximale bzw. 
minimale Werte proportional der Abschaltleistung auf- 
Eine solche Gesetzmäßigkeit konnte jedoch ex- 


weisen. 

perimentell bis jetzt nieht nachgewiesen wer- 
den, was die Tragweite obiger Schluß- 
folgeerungen, welche sowieso nur für 


Schalter mit einer Unterbrechung gültig 
wären, beeinträchtigt. Die Verfasser bemerken 
deshalb, daß noch weitere Forschungsarbeiten notwendig 
sind, um die Forın und die Grenzen der Verteilungskurven 
bei verschiedenen Leistungen zu bestimmen. Die Lösung 
der Frage erblicken die Verfasser in einer systematischen 
Untersuchung und eingehendem Studium aller Faktoren, 
welche in Zusammenhang mit der Schalterarbeit stehen. Es 
sollen alsdann die Gesetze und Formeln aufgestellt werden, 
welche jeweils einer gegebenen Schalterkonstruktion, 
durch Veränderung der Forinelkonstanten, experimentell 
anzepaßt werden. Es wird auf diese Weise möglich sein, 
reehnerisch die obere Grenze der Liclitbogenenergie für 
die in Frage kommende Abschaltleistung und Schalter- 
konstruktion zu bestimmen. Bereits seit einigen Jahren 
wurden die Arbeiten der Brit. Eleetr. & Allied Ind. Res. 
Assoc. in diese Richtung gelenkt und ergaben ein inter- 
essantes Versuchsmaterial; die Verfasser haben gute 
Hoffnung, die Untersuchungen bald erfolgreich zu Ende 
führen zu können. (E. B. Wedmore, W. B. Whit- 
ney, C. E. R. Bruce, J. Inst. El. Engs. London Bd. 65, 
5.913.) Kpuw. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Ein Meßkondensator für Höchstapannungen. — Von 
praktisch verlustfreien Kondensatoren für Meßzwecke bei 
Spannungen über 100 kV sind zwei Arten bekannt: Die 
Luftkondensatoren nach W. Petersen und die Preßgas- 
kondensatoren. Die Luftkondensatoren werden jedoch bei 
einigen 100 kV sehr groß und kommen daher für eine all- 
gemeine Verwendung kaum in Betracht. Aber auch PreB- 
ea-kondensatoren, bei denen bisher die Belezungen in 
Durchfüh- 


einem Metallzehäuse mit 
runesisolator nnterzebracht wurden, 


sind in dieser Bauweise kaum ausführ- 
bar, da bei den genannten- hohen Span- 
nungen die Durchführung sehr groß 
und schwer ausfällt. 

Die Schwierigkeiten der isolieren- 
den Durchführung wurden nun von 

Schering und R. Vieweg in 
der Physikalisch-Technischen Reichs- 
anstalt dadurch umgangen, daß der 
ganze Kondensator in einem dem Druck 


standnaltenden Isoliergehäuse, z. B. 
einem langen lartpapierrohr, ange- 


ordnet wurde. Das Rohr wird an den 
Enden mit Flanschen und Deckeln gas- 
dicht zeschlossen. An den einen Deckel 
wird Erde, an den anderen die hol“ 
Spannung gegen Erde gelegt. Die Ver- 
bindunzen zu dem im Inneren befind- 
lichen Kondensator sind in dem Preß- 
gas mit hoher Durchschlagsfestigkeit 
angeordnet. Die den eigentlichen Koan- 
densator bildenden Elektroden sind in 
das lzolierrohr von beiden Seiten her 
so eingeführt, daß sie bis auf die Ein- 
fihrungzstellen allseitig vom Preßgas 
umeeben sind. Durch eine einfache 
Abschützung der Niederspannungselektrode werden Ver- 
Justfreiheit und definierte Kapazität erreicht. 

Der nach dem umrissenen Prinzip hergestellte erste 
Kondensator (Abb. 9) hat bei einer Gesamthöhe von etwa 
25 m 350 kV einwandfrei ausgehalten und ist bereits bis 


Abb. 9. Meßkonden- 
sator für Höchst- 
spannungen. 


zu 300 kV zu Meßzwecken benutzt worden. Die Kapa- 
zität beträgt 42uuF. Mit der Erstausführung ist der Span- 
nungsbereich, für den Meßkondensatoren zur Verfügung 
stehen, etwa verdoppelt worden, es steht aber zu erwarten, 
daß man in ähnlicher Weise auch Kondensatoren für noch 
erheblich höhere Spannungen günstig wird bauen können. 
Die Meßkondensatoren in Isoliergehäuse werden von der 
Firma Hartmann & Braun, Frankfurt a.M., hergestellt. 
(Scheringu. Vieweg, Z. Techn. Phys. Bd. 9, S. 442.) 


Sb. 


Fehlschaltungen und Störungen an Drehstromzählern. 
— Die bekannten Fehlschaltungen an Drehstromzählern 
werden von H. Krüzner systematisch zusammengestellt 
und durch die bekannten Diagramme erläutert. Dann wird 
für einige Fehlschaltungen die Fehlangabe als Funktion 
vom Leistunesfaktor aufgetragen. Um die Korrektur an 
den Fehlangaben anzubringen, müßte der Leistungsfaktor 
bekannt sein; es wird der Versuch gemacht, einen mittleren 
Leistungsfaktor mit Hilfe der Benutzungszeit und dem 
an einem Instrument abgelesenen Strom zu bestimmen. 
Dies ist natürlich ebenso ungenau, als wenn man für die 
normalen Betriebsverhältnisse den Leistungsfaktor durch 
Messung bestimmt und diesen der Korrektur zugrunde 
legt. (H.Krüzner,El.u. Maschinenb. Bd. 47, S. 253.) 

Sch. 


Heizung. Öfen. 


Elektrischer Anlaßofen für Kohlenstoffstahl mit 
Wärmeübertragung durch bewegte Luft. — Es ist eine 
bekannte Tatsache, daß, wenn Mittel vorgesehen sind, 
die Luft in einem Ofen umzuwälzen, nicht nur die Heiz- 
geschwindigkeit der Materialien, die darin enthalten 
sind, schr erhöht wird, sondern es wird auch eine Gleich- 
förmigkeit der Wärmeverteilung erzielt. Dieses Prinzip 
ist seit einigen Jahren in Öfen zum Trocknen von Ker- 
nen und anderen Materialien benutzt worden und hat 
eine bemerkenswerte Gleichförmigkeit der getrockneten 
Gegenstände zur Folge. Wendet man dieses Prinzip fiir 
kleine Öfen zum Anlassen von Stahl an, so ist es not- 
wendig, in der Heizkammer einen Ventilator anzubrin- 
gen, der von außen durch einen Motor angetrieben wird. 
Der vom Ventilator erzeugte Luftstrom geht um die 
Werkstücke herum, aber auch zwischen dieselben und 
erwärmt sie in der halben Zeit, die erforderlich ist, um 
denselben Einsatz durch natürliche Wärmeübertragung 
in einem Ofen mit ruhender Luft zu erwärmen. Auch 
die Gleichförmigkeit ist viel besser als diejenige, die 
man in einem Öfen mit natürlichem Zug erhält. Tatsäch- 
lich ist diese verbesserte Gleichförmigkeit der wichtigste 
Vorteil des Ofens, obgleich natürlich die erhöhte Heiz- 
geschwindigkeit nicht überschen werden darf. 


Das Rahmenwerk des Ofens besteht aus geschweißten 
Winkeleisen mit Stahlblechverkleiuune. Kine Mauer 
aus Wärmeisoliermaterial von genügender Stärke um- 
gibt die Heizkammer, sobald die Tür geschlossen ist. 
Versuche über die Höhe der Ausstrahlung haben gezeigt, 
daß die Verluste gering sind. Der Betrieb des Ofens ist 
schr wirtschaftlich nicht nur bei hohem Ausbringen, 
sondern auch beim unterbrochenen Betrieb, da die erfor- 
derliche Strommenge, um den Ofen warm zu halten oder 
ihn jederzeit betriebsfertig zum Einsetzen von Werk- 
sticken zu halten, nur 0,9 kWh für 280° beträgt. Die 
beiden Heizkörper sind an der Decke und am Boden 
des Ofens angebracht. Jeder lleizkörper verbraucht 
25 kW bei 110 V. Der Gesamtstromverbrauch ist also 
5 kW von entweder 110 oder 220 V, ie nachdem ob die 
Heizkörper parallel an 110 V oder in Serie an 220 V an- 
geschlossen sind. Der eingeführte Strom genügt, um den 
leeren Ofen in 20...25 min von Raumtemperatur auf 280 ` 
zu erwärmen. Der Stromverbrauch während dieses An- 
wärmens beträgt angenäbert 2 KW. Die Heizkörrerv 
bestehen aus einer spiralförmigen, gekapselten Draht- 
konstruktion u. zw. aus einem lHeizelement aus Nickel- 
Chromstahldraht in Form einer Spirale, umgeben von 
einem dichten, hochkompakten Isolationspulver, durch 
das der Draht von dem Stahlmantel oder der Umhüllunz 
getrennt wird. Das Element, welches besonders stark 
konstruiert ist, ist gut gegen mechanische Beschädigun- 
een beim gewöhnlichen Betrieb geschützt, und da das 
Heizelement vollkommen eingeschlossen ist, kann kein 
Kurzschluß durch Berührung mit Metall vorkommen. 

Mit dem Öfen sind Betriebsversuche angestellt, um 
die Wirtschaftlichkeit und Heizgeschwindirkeit für ver- 
schiedene Arten und Gewichte von Materialien festzu- 
stellen. Die kleinsten Stüeke waren gewöhnliche Kisten- 


1342 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


12. September 1929 


nägel, von denen jedes Stück ungefähr 3,5 g wiegt. Die 
nächste Größe waren %”-Bolzen von 75 mm Länge im 
Gewicht von etwa 0,17 kg, und die anderen benutzten 
Materialien waren Stahlblöcke von 0,36 .. 2,95 kg Gewicht. 
Jeder Versuch wurde mit einem bestimmten Gewicht 
eines dieser Materialien gemacht, die gleichmäßig über 
eine Metallschale verteilt waren. Thermoelemente wur- 
den in Löcher eingelassen, die in der Mitte von vier 
Stücken gebohrt waren, um die Wärmeverteilung im 
Ofen zu zeigen und auch die Zeit, die erforderlich ist, 
um das Material auf Temperatur zu bringen. Diese 
Stücke waren im Ofen verteilt. Die 'Thermoelemente 
waren mit einem Temperaturanzeiger durch eine Ein- 
richtung so verbunden, daß das Instrument nacheinander 
mit jedem Thermoelement verbunden werden konnte, so 
daß jedesmal 30 s verstrichen, ehe das nächste Thermo- 
element die Temperatur anzeigte. Auf diese Weise wur- 
den Kurven aufgezeichnet, die die höchsten und niedrig- 
sten Temperaturen im Ofen zu einer bestimmten Zeit als 


auch die allgemeine Steigerung anzeigten. Die in Abb. 10 
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zer Gencht emes jeden Stückes 


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Abb. 10. Zeit und Stromverbrauch zum Erwärmen von verschiedenen 
Einsätzen. 


gezeigten Kurven wurden bei 280° mit laufendem Venti- 
lator aufgenommen. Diese Kurven geben sowohl die 
Zeit als auch die Kilowattstunden, die verbraucht sind, 
um einen bestimmten Einsatz von beliebiger Größe von 
Raumtemperatur auf 280° zu bringen. Aus diesen Kur- 
ven läßt sich im voraus angenähert bestimmen, welche 

MIN 

100 


— Zef zum Erwormen bis auf 280° 


d QS 09 


136 
>> Gewicht emes jeden Stuckes 


18? ¿7 eZ Jæ 


Abb. 11. Wirkung des Ventilators auf die Zeit und den Stromverbrauch. 


feit ein gegebener Einsatz von Stücken, die bis zu etwa 
3,6 kg wiegen, im Ofen bleiben muß, um die Tempe- 
ratur von 280° zu erreichen. Für andere Temperaturen 
wird die Zeit von derjenigen für 280° abweichen, was 
von der gewünschten Temperatur und der Art des Ein- 
satzes abhängt. Wie groß dieser Unterschied ist, Kann 
durch Erfahrung mit verschiedenem Einsatz festgestellt 
werden. Abb. 11 zeigt die Wirkung des Ventilators auf die 


Zeitdauer und den Stromverbrauch, Aer für das Erwär- 
men von verschiedenem Einsatz erforderlich ist im Ge- 
gensatz zu der Wirkung ohne Ventilator. Aus den Kur- 
ven dieser Abbildung ist ersichtlich, daß die Zeit, um 
einen Einsatz ohne Ventilator zu erwärmen, durch- 
schnittlich ungefähr doppelt so lang ist, als die zur Er- 
wärmung mit Ventilator benötigte Zeit. Alle Punkte die- 
ser Kurve wurden an demselben Ofen und unter genau 
denselben Bedingungen genommen. 

Diese Kurven zeigen auch, daß, obwohl der Strom- 
verbrauch des Ofens mit oder ohne Ventilator nicht sehr 
schwankt, eine entschiedene Abnahme in der Menge des 
Stromverbrauchs beim Erwärmen eines bestimmten Ein- 
satzes wahrzunehmen ist, wenn der Ventilator in Be- 
trieb ist. Das liegt hauptsächlich an der geringeren 
Zeitdauer zur Erwärmung des Einsatzes, wodurch die 
jedem Einsatz anhaftenden Ausstrahlungsverluste ver- 
ringert werden. Das verursacht wieder verringerte An- 
laßkosten auf ein Werkstück, wenn die Erzeugung meh: 
oder weniger kontinuierlich ist. Der Ofen wurde von 
der General Electric Co. entworfen. (Iron Trade Ber, 
Bd. 82, S. 1667.) Jll. 


Installation. 


Selbsttätige benzinelektrische Lichtanlage. Bei 
der Durchbildung einer vom Sachsenwerk gebauten 
selbsttätigen benzinelektrischen Beleuchtungsanlage wa- 
ren zwei Gesichtspunkte ausschlaggebend: größte Be- 
triebstüchtigkeit und einfachste Bedienung, wobei allen 
Betriebsfällen Rechnung getragen werden sollte Diese 
Bedingungen wurden unter Verwendung normaler Kon- 
struktionen sowie der Beschränkung der Schaltgeräte auf 
ein Mindestmaß zu verwirklichen versucht. 


Abb. 12. Benzinelektrische Hauszentrale für halbselbsttätigen 
Betrieb. 


Die Einrichtung (Abb. 12) besteht in der Hauptsache 
aus einem liegenden Einzylinder-Viertakt-Benzinmotar 
der Firma Deutz, Motoren-Gesellschaft, einer damit unmi'- 
telbar und elastisch gekuppelten Gleichstromdynamo, mit 
einem auf der gemeinsamen Grundplatte aufgebautem 
Schaltkasten und schließlich aus einer Akkumulatoren- 
batterie. Der Benzinmotor ist mit Wasserumlaufkühlunz 
sowie mit Magnetzündung ausgestattet und hat zwei 
Schwungräder zur Erzielung eines flimmerfreien Lichtes. 
Die Motorleistung beträgt 2 PS bei 1200 U/min. Ein 
selbsttätiger Regler hält diese Drehzahl von Leerlauf bis 
Vollast innerhalb der für den praktischen Betrieb not- 
wendigen Grenzen und spricht auf Schwankungen der 
Drehzahl schnell genug an. Die Dynamo ist eine Lade- 
maschine für konstante Leistung mit einer in der Mit’« 
unterteilten Kompoundwicklung, die teils feldschwächenm:l 
bei Ladebetrieb, teils feldverstärkend bei reinem Netz- 
betrieb zu wirken hat. Der Motorleistung entsprechend 
wurde die Größe der Dynamo mit 1,1 kW festgelegt un 
die Spannung mit Rücksicht auf die zugehörige Batterie 
mit 32 V als wirtschaftlich günstigste gewählt. Die z1- 
gehörige Batterie selbst besteht aus 16 Einzelzellen in 
Glasgefäßen. Die Accumulatorenfabrik A. G.. Berlin. 
hat für den vorliegenden Fall eine geeignete Type auf 
den Markt gebracht, welche fertige Plattensätze besi. 
und somit die bisher übliche Lötung an der Aufbaustellr 
überflüssig macht. Als geeignete Batteriegrößen kom- 
men solche für eine Kapazität von 81 Ah gegcbenenfalls 
von 108 Ah in Betracht. 

Die für den Betrieb der Einrichtung erforderlichen 
Apparate und Mceßinstrumente sind in einem Schaltkasten 
vereinigt, der auf der gemeinsamen Grundplatte unmittel- 
bar neben der Dynamo montiert ist. Die wesentlichsten 


12. September 1929 


Apparate (Abb. 13) sind ein Flachbahn-Umschalter (1) 
mit zwei darunter angeordneten Justierwiderständen (9) 
sowie ein Anlasser (2) mit Nullspannungsmagnet und 
einem besonderen Hilfskontakt. Dieser Anlasser dient 
gleichzeitig auch als Umschalter. Der Anlasserkontakt- 
arm schnellt durch Federkraft in seine Nullage zurück, 
sobald der Haltemagnet durch Überbrückung spannungs- 
los wird. Dieses kann bewirkt werden durch Druck- 
knöpfe (7), durch ein Nullstromrelais (5), durch ein 
Kontaktvoltmeter (3) mit zuzehörigem Hilfsrelais (4). 
Schließlich sind noch vorgesehen: ein einpoliger Dreh- 
schalter (6) zum Abschalten des Kontakivoltmeters, 


Abb. 13. Ausführungsschaltbild. 


zwei Sicherungen für 35A (8), ein Voltmeter und ein 
Drehspul-Amperemater mit doppelseitigem Ausschlag 
(12). Ein besonderer Magnet (11) ist vorgesehen, um bei 
Außerbetriebsetzung des Benzinmotors die Schmierölzu- 
fuhr zu sperren. Die Zündkerze des Motors (10) ist über 
eine Unterbrechungstelle am Umschalter sowie über 
einen Kontakt am Anlasser derart mit dem Eisen verbun- 
den, daß der Induktorstromkreis hierdurch kurzgeschlos- 
sen werden kann. Auf der rechten Seite des Schaltka- 
stens sind je zwei Klemmen für den Netz- und Batterie- 
anschluß angeordnet. sowie zwei weitere Klemmen für 
einen an beliebiger Stelle montierbaren Druckknopf. 


Die mit dem Beleuchtungsatz erzielbaren Betriebs- 
möglichkeiten sind folgende: 


L Anlassen des Benzinmotors mittels Batteriestromes 
lediglich durch Betätigung des Anlassers. 

2. Selbsttätiges Batterieladen ohne Zuhilfenahme eines 
Zellenschalters und ohne äußere Beeinflussung des 
Feldstromes. 

3. Stromabgabe in das Verbrauchernetz während des 
Ladevorganges, aber nur bis zur Erreichung einer 
willkürlich am Kontaktvoltmeter einstellbaren 
Höchstspannungserenze. 

4. Selbsttätires Abschalten der Dynamo, Stillsetzen 

des Antriebsmotors und Umschalten der Batterie 

auf das Verbrauchernetz durch Ansprechen der 

Überwachungsrelais (Strom- und Spannunegsrelais). 

Willkürliches Stillsetzen des Satzes durch Druck- 

knöpfe. 

Selbsttätices An- und Abstellen der Ölzufuhr beim 

Anlassen sowie beim Außerbetriebsetzen des Satzes. 

Stromabzabe der Dynamo allein in das Verbraucher- 

netz bei abgetrennter Batterie. 

8. Stromabgabe der Batterie allein in das Verbraucher- 

9 


P oo 


ml 


netz. 
Parallelbetrieb der Dynamo mit Batterie. 


~ Der in dem Schaltbild wiedergegebene Fall zeigt die 
Stellung der Apparate beim l,adebetrieb, wobei gleich- 
zeitig Strom in das Verbrauchernetz abgegeben werden 
kann, oder auch bei Parallelbetrieb von Dynamo mit Bat- 
terie bei einem die Dynamoleistung überschreitenden 
Netzbedarf. 


Wesentlich ist hierbei, daß irgendwelche Regelungen 
nicht notwendig sind. Die Bedienung ist denkbar ein- 
fach. Durch Drehen des Anlasserhandrades wird der 
Maschinensatz durch Batteriestrom in bekannter Art in 
Betrieb gesetzt, wobei gleichzeitig der Kontakt in der 
Leitung zur Zündkerze geöffnet wird. Sobald nun der 
Benzinmotor einige Umdrehungen gemacht hat, setzt die 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 37 


1343 


Zündung ein und nach Erreichung der Normaldrehzahl 
gibt die Dynamo Strom zurück in die Batterie bzw. über 
den Kontaktarm des Anlassers auch in das Verbraucher- 
netz. Auf der letzten Kontaktstellung des Anlassers er- 
halten auch das Kontaktvoltmeter sowie der Magnet, wil- 
cher am Öler angeordnet ist, Spannung, so daß diese 
ebenfalls betriebsbereit sind. Der Kontaktarm des An- 
lassers wird in der Endlage durch den vom Feldstrom 
durchflossenen Haltemagnet festgehalten, so daß nunmelhr 
das Handrad freigegeben werden kann. Kine beson- 
dere Wartung ist also nicht mehr notwendig. Sobald 
nun der Magnet den Kontaktarm des Anlassers wieder 
losläßt, schnellt dieser durch Federkraft in die Nullage 
zurück. Dieser Fall tritt betfiepsinäßiz ein durch das Aw- 
sprechen des Kontaktvoltmeters nach Erreichung der 
eingestellten Grenze für die Ladespannung oder durch 
das Nullstromrelais, welches entweder bei einer Störung 
an der Zündkerze oder nach Verbrauch des Benzins in 
Wirkung tritt. Schließlich kann die Auslösung auch 
durch Druckknöpfe in gleicher Weise bewirkt werden. 
Hierdurch wird der Maschinenstromkreis unterbrochen 
und die Batterie auf das Verbrauchernetz umgeschaltet. 
Gleichzeitig wird die Zündung des Motors über die bei- 
den Zündkontakte kurzreschlossen, so daß dieser von 
selbst stehen bleibt. Der Ölermagnet wird stromlos und 
schließt das Ventil in der Ölleitung. Desgleichen wird 
das Kontaktvoltmeter außer Betrieb gesetzt. Im Ruhe- 
zustand des Maschinensatzes liegt also die Batterie stets 
unmittelbar am Verbrauchernetz. 

Bei Betrieb mit angeschlossener Batterie ist die Dy- 
namo stets voll belastet, wodurch der Satz wirtschaftlich 
ausgenutzt wird. Bei gleichzeitiger Netzbelastunz während 
der Ladeperivode erhält die Batterie nur den jeweils dif- 
ferierenden Strom. Übersteigt der Netzbedarf die Ma- 
schinenleistung, so wird ohne weiteres diese Differenz 
aus der Batterie gedeckt. Wird der Netzbedarf ungefähr 
gleich der Maschinenleistung und der Batteriestrom so- 
mit gleich Null, so bewirkt das Nullstromrelais eine Um- 
schaltung. In diesem Fall kann dann auch mit «der 
Dynamo unmittelbar Strom ins Verbrauchernetz gegeben 
werden. Es ist hierzu nur notwendig, den Umschalter, 
welcher gewöhnlich auf der mit „Batterie“ bezeichneten 
Stellung steht, am Handrad bis in die andere Endlage 
„Maschine“ zu drehen. Diese Umschaltung kann auch bei 
größerem Verbrauch im Netz nach dem Anlassen erfol- 
een. Die erforderlichen weiteren Umsechaltungen werden 
durch die eine Drehbewegung ausgelöst, und die Maschine 
arbeitet dann als Kompounddynamo allein auf das Netz. 
Irgendein Regelungsorgan ist auch hier nicht notwen- 
dig, da die Spannungskurve ziemlich flach verläuft und 
sich fast von Leerlauf bis Vollast nur unwesentlich än- 
dert. Durch Rückführung des Umschalters in die Aus- 
eanestellung wird der Benzinmotor selbsttätig durch 
Kurzschließen der Zündung wieder stillgesetzt, die Dy- 
namo für den allgemeinen Betriebsfall für Batteriebe- 
trieb umgeschaltet und die Batterie liegt wieder allein 
am Verbrauchernetz. 

Es sei noch hervorgehoben, daß durch Bedienungs- 
fehler infolge Drehens des linken oder rechten Hand- 
rades irgendwelche Betriebstörungen nicht eintreten 
können. Dies wird dadurch erreicht, daß die beiden 
Schaltelemente Umschalter und Anlasser im positiven 
Pol liegen und die Anordnung ist so getroffen, daß nur 
immer die Schaltungen ausgeführt werden können, welche 
der jeweiligen Stellung des Umschalters entsprechen. 

W. Brenzel. 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Oberleitungzsomnibusse in Berlin? — Die Berliner Ver- 
kehrs-A.G. beabsichtigt, auf einigen Vorortstrecken in 
schwachbesiedelten, noch nicht erschlossenen Außengzebieten 
versuchsweise OÖberleitungsomnibusse in Betrieb zu neh- 
men. Zur Zeit sind Probefahrten ım Gange, deren Ergeb- 
nis über die Einführung des Oberleitunesbetriebes ent- 
scheiden wird. (Verkehrstechn. 1929, S. 606.) 


Konstruktion der elektrischen Lokomotiven und Trieb- 
waren der Deutschen Reichsbahn. — Die Hauptverwaltung 
der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft hat auf Grund einer 
Beratung in Berlin vom 3. ...9. VII. 1927 über die Kon- 
struktion elektrischer Wechselstromlokomotiven und Trieb- 
wagen, zu œr auch fachlich beteiligte ausländische Eisen- 
bahnverwaltungen geladen waren, eine Reihe von Entschei- 
dungen getroffen, deren wichtigste kurz angedeutet seien. 

Die verhältnismäßig hohe Zahl der Stromabncehmer- 
entzleisungen macht es nötig, den Ausschlag des Fahr- 
drahtziekzacks in Kurven von 600 mm auf 500 mm zu ver- 


1344 


rinzern. Ferner soll durch Verwendung liegender Rillen- 
isolatoren an der Bauhöhe des Stromabnehmers gespart 
werden, was einer Erhöhung des Lokomotiv-Dachscheitels 
zugute kommt. Eine Steigerung der Bügelanpreßkraft um 
1..1,6 kg erscheint ebenfalls geboten, während ein Ab- 
gehen von der doppelten Isolation der Hochspannungs- 
Dachleitungen noch von der Bewährung der Versuchs- 
isolatoren abhängt. Gegen das Anbringen von Dachleitern 
ist bei der ausreichenden Gefahrvertrautheit des Loko- 
motivpersonals heute nichts mehr einzuwenden. Ob der 
umstrittene Wert des Einschaltwiderstandes im Haupt- 
ölschalter dazu führen wird, ihn künftig fortzulassen, ist 
noch nicht endgültig entschieden. Wahrscheinlich wird 
dies aber so kommen. Die Frage des Luftschalters 
bedarf noch eingehender Versuchsarbeit, ebenso ein Ver- 
legen der Abschaltung schwererer Kurzschlüsse vom Loko- 
motivhauptschalter weg ins Unterwerk. Bei 38 neuen 
1-Do-1-Schnellzuglokomotiven der Deutschen Reichsbahn- 
sesellschaft werden Trockentransformatoren eingebaut, 
um die Betriebsicherheit der neuen Bauart zu erproben. 
Die Überlastungsfähigkeit der Umspanner und Motoren 
soll künftighin nicht mehr so sehr durch die Erwärmungs- 
vorschriften als vielmehr durch höhere Nennleistungen bei 
besserer thermischer Baustoffausnutzung erzielt werden. 
Die Normung der Kohlebürsten ist noch völlig im Fluß, 
Umspanner- und Schalteröle sind auch weiterhin nach tech- 
nisch-physikalischen und chemischen Bedingungen und 
nicht nach den wenig zuverlässigen Markenbezeichnungen 
zu beschaffen. 

Elektropneumatische Schützen werden bis auf weiteres 
nicht mehr verwendet, wohl aber elektromagnetische 
Schützen und die bewährten Schlitten- und Feinregler- 
steuerungen. Im Gesamtaufbau werden bei Neubauten ein- 
tcilige Rahmen bevorzugt. Auf Keilnachstellung an Stan- 
senköpfen kann bis auf wenige verzichtet werden. Der 
Wert der Zahnradfederungen ist noch nicht einwandfrei 
erwiesen, Ersatz durch Schrägverzahnung bei doppeltem 
Antrieb wäre vielleicht vorzuziehen. Bei den Triebwazen 
muß erst eine längere Betriebszeit über die Überlegenheit 
einzelner Typen entscheiden. (Organ Fortschr. Eisen- 
hahnw. Bd. 84, S. 49.)  Sch-l. 


Die kKurzschlußbreinse im Straßenbahnbetrieb. — Die 
Wirkungsweise der elektrischen Widerstandsbremse, auch 
Kurzschlußbremse genannt, ist vielfach selbst in Fach- 
kreisen nicht genügend erkannt, insbesondere dort nicht, 
wo sie mit der elektrisch-mechanischen Bremse von An- 
bängern zusammenwirkt. Zur Klärung dieser Wirkunzs- 
weise wurden unter Leitung von Prof.H.Thoma Mes- 
sungen,.an Straßenbahntriebwagen bzw. Straßenbahnzügen 
in Karlsrulie vorgenommen, wobei die wichtigsten Werte 
wie Strom, Spannung, Geschwindigkeit, Weg und Zeit 
oszillographisch registriert wurden. Es wurden Aufnah- 
men bei verschiedenen Bremsweisen, so z. B. bei schneller 
und langsamer Betätigung der Bremse, bei elektrischer, 
mechanischer und kombinierter Bremsung, mit und ohne 
Anhängerwagen, gemacht und versucht, die elektrischen 
Vorgänge aus den oszillographischen Bildern zu deuten. 
Die Augenblickswerte der Ströme, Spannungen, der Ge- 
schwindigkeiten und des zurückgelegten Weges, insbeson- 
dere auch des gesamten Bremsweges, lassen sich eindeu- 
tig ablesen. Die gefundenen Werte für die Auslaufwege 
bewegen sich in der bekannten Größenordnung, die einer 
mittleren Verzögerung von 1,0...1,5 m/s? entspricht. Be- 
merkenswert ist der große Unterschied zwischen rein 
elektrischer Bremsung, Auslaufweg 15,5 m, und elektri- 
scher Bremsung bei gleichzeitiger Betätigung der Hand- 
bremse, Auslaufweg 34,0 m. Dieser Unterschied beweist, 
daß durch die Handbremse die Wirkung der Solenoid- 
bremsen der Anhänger fast ganz aufgehoben werden kann. 
Schwieriger ist es, aus den Oszillogrammen auf die eigent- 
lichen elektrischen Vorgänge zu schließen. Leider scheint 
versäumt worden zu sein, während der Aufnahmen die 
Kommutatoren und Treibachsen beobachten zu lassen. Die 
Erklärung gewisser Unregelmäßigkeiten im Strom- und 
Spannungverlauf durch Überschläge wäre dann einwand- 
frei gewesen. 


Der Verfasser weist auf die bekannten hohen Spannun- 
ven hin, die während der elektrischen Bremsung auftreten 
können, und die bei den Versuchen anscheinend auch zu 
Überschlägen geführt haben. Es muß daraus geschlossen wer- 
den, daß Motoren älterer Bauart zur Verwendung stan- 
den, denn bei einem neuzeitlichen Wendepolmotpr ist es oft 
schwer, derartige Bremsüberschläge zu provoZieren. Der 
Verfasser kommt dann auf die bekannten drei Brems- 
schaltungen, nämlich die Parallelschaltung mit Ausgleich- 
leitung, die offene Kreuzschaltung und die Kreuzschal- 
tung mit Ausgleichleitung, zu sprechen und ist der Mei- 
nung, daß die erste und die letzte in ihrer Wirkung gleich 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


lage ändert. 


12. September 19% 


sein müssen. Dies trifft natürlich nur zu, wenn der 
Widerstand der Ausgleichleitung null ist. Je größer der 
Widerstand wird, desto deutlicher treten die charakte- 
ristischen Unterschiede zwischen der offenen Parallel- 
schaltung und der offenen Kreuzschaltung zutage. 

Bezüglich der mechanisch wirkenden Bremsen erhofft 
Thoma in der Weiterentwicklung der elektro-hydrau- 
lischen Bremse von Pipereinen Fortschritt. (H.Thoma, 
Glas. Ann. Bd. 104, S. 99.) O. 


Hebezeuge und Massenförderungen. 
Elektrisch betriebene Verladeanlage der Zeche „Fürst 
Hardenberg“. — Die Vereinigten Stahlwerke A G. haben 
für ihre an den Stichkanal Herne-Dortmund greu 


zende Zeche „Fürst Hardenberg“ eine Verladeanlage ge- 
schaffen, um in der Hauptsache Kohlen auf dem billigen 


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Abb. 14. Verladebrücke (Schema‘. 
Wasserwege den Verbrauchern zuzuführen. Als für den 


gewünschten Zweck günstigste Bauart wurde von der 
Demag, Duisburg, eine fahrbare Verladebrücke für 13,5 t 
Tragfähigkeit mit fester landseitiger Stütze und mit 
Pendelstütze am Ufer geliefert (in Abb. 14 schematisch 
dargestellt), deren Stützweite 20,5 m beträgt, während 
der Ausleger um etwa 19,5 m über das Wasser hinaus- 
ragt, so daß zwei Kähne gleichzeitig bestrichen werden 
können. Verlangt wurde, die in Klappkübeln von 
12,5 m? Inhalt auf Waggons in Sonderbauart ankommende 
Kohle in die Kähne zu schütten, ohne daß weiche Kohle 
durch Zerschlagen einen Crüteverlust erleidet. Das für 
Heben, Entleeren und Katzfahren erforderliche Windwerk 
wurde in einem Zentral-Windenraum über der festen 
Stütze untergebracht, während der Kranführer zwecks 
guter Übersicht seinen Platz in dem hoch gelegenen 
Führerhaus an der Pendelstütze hat. Infolge dieser An- 
ordnung konnte die durch Seilzug verfahrbare Katze so- 
T gesamte Brückenkonstruktion leicht gehalten 
werden. 


Beim Arbeiten mit Klappkübeln muß es unbedingt 
vermieden werden, daß während der Hub- und Senkperi- 
oden Relativbewegungen der Seile eintreten, da dies 
leicht Kübelöffnen zur Folge hat. Es wurde deshalb die 
bekannte Demag-Kastenwinde in einer Sonderbauart ver- 
wendet, bei der ein Motor nur zum Heben, ein zweiter, 
kleinerer zum Öffnen oder Schließen dient. Beide sind 
durch ein Differentialgetriebe derart verbunden, daß auch 
während der Hubbewegungen Zustandsänderungen des 
Kübels vorgenommen werden können. Der entleerte 
offene Kübel kann z. B. während der Rückfahrt der Katze 
zum Aufsetzen auf den Waggon ohne Zeitverlust ge- 
schlossen werden. Ungewünschtes Voreilen des Schließ- 
seiles während des Hebens und damit Kübelöffnen ist 
durch die Bauweise der Winde ausgeschlossen. Ein durch 
den Fahrmotor angetriebenes Differentialzetriebe arbeitet 
derart auf die übrige Winde, daß bei laufendem Fahr- 
motor und stillstehendem Hub- und Schließmotor die Katze 
verfahren werden kann. ohne daß der Kübel seine Höhen- 
Durch gleichzeitiges Einschalten mehrerer 
Motoren lassen sich die entsprechenden Bewegungen 
gleichzeitig erzielen. Infolge reichlicher Verwendung 
von Wälzlagern haben sämtliche Windwerke außerordent- 
lich gute Wirkungsgrade. 

Die von den Siemens-Schuckertwerken A.G., Berlin, 
gelieferte elektrische Ausrüstung für Drehstrom 3SO V, 
50 Hz, ist insofern bemerkenswert, als für sämtliche An- 
triebe Drehstrom-Reihenschlußmotoren mit 
Drehzahlregelung durch Bürstenverschiebung verwendet 
wurden. In Abb. 15a... ce bezeichnen: G, H1, G3 H; und Gs H, 
die Ständerwicklung, die in Reihe mit der Primärwick lung 


12. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


1345 


des Zwischentransformators liegt; UX, VY, WZ ist die 
Sekundärwicklung des Zwischentransformators, die mit 
den Bürsten, als Pfeil gezeichnet, verbunden ist. In 
Abb. 15 a stehen die Bürsten des Kommutatormotors in der 
Nullstellung. 

Zum Heben wird der bewegliche Bürstensatz ent- 
sezengesetzt dem Uhrzeigersinne verschoben; dann dreht 
sich der Läufer im Uhrzeigersinne (Hubsinne). Die Rich- 
tung des Ständerdrehfeldes stimmt mit der Läuferdreh- 
richtung (Hubsinn) überein (Abb. 15b). 

Für das Senken ist folgende Läuferschaltung auszu- 
führen, bevor der Ständer entzegengesetzt der vorher- 
sehenden Ständerdrehfeldrichtung an das Netz geschaltet 
wird: Zwischen je einer festen und beweglichen, jedoch nicht 
phasengleichen Bürste wird ein Ohmscher Widerstand (R) 
eingeschaltet (Abb. 15 c). 

Um nun die erforderlichen kleinsten Senkgeschwin- 
diekeiten zu erhalten, wäre es nötig, die beweglichen 
Bürsten zunächst in die gleiche Stellung zu bringen, da- 
mit die Motordrehmomente in Abzug kommen (Abb. 15b). 
Eine solche Steuerweise ist jedoch zu umständlich und 
daher unerwünscht; deshalb werden die Bürstenanschlüsse 
kreisläufig vertauscht, wodurch sich sofort nach Anschal- 
tung des Kommutatormotors an das Netz die kleinste Senk- 
drehzahl einstellt. Steuerhebelauslase und Lastbewegung sind 
durch die kreisläufige Vertauschung ebenfalls in Über- 
einstimmung gebracht worden. Abb. 15c zeigt die Um- 
schaltung und die ungefähre Bürstenstellung, bei der der 
Rommutatormotor an das Netz geschaltet wird. 


B Bürstenverschiebung C Btänderdrehfeld 


Abb. 15. Schaltung des Reihenschluß-Kommutatormotors mit 2 Bürstensätzen, 
Zwischentransformator und Läuferwiderständen. 


Mit dem Hubmotor von 100 kW bei n = 600 läßt sich 
eine Hubgeschwindigkeit von 37 m/min erreichen; für 
Schließen, Katzfahren und Brickenfahren wählte man Mo- 
toren von 50 kW bei n = 750: die dabei erzielten Ge- 
schwindiekeiten sind: Schließen 25 m/min, Katzfahren 
120 m/min. Brückenfahren 70 m/min. Zum Einschalten der 
Ständer dienen kleine, mit Hebelantrieb versehene, im 
Führerstand angeordnete Meisterwalzen; die für die 
Ständerumschaltung erforderlichen Schützen sind zur 
leichten Kontrolle in einem Raum in der Nähe des Füh- 
rers untergebracht. Die Motoren, die zwecks günstiger 
Kommutierunz erforderlichen Zwischentransformatoren 
und die Bremslüfter stehen jedoch im Windenraum. Von 
den Antrieben der Meisterwalzen führen Gestänge und 
Stahldrahtzüge zu den Seilscheiben der beweglichen Bür- 
stenbrücken der Motoren, um in leichter Weise durch Ver- 
stellen der Bürsten die Motordrehzahl regeln zu können. 
Für den Schließ-, Katzfahr- und Kranfahrmotor ist eine 
einfache Umkehrschaltung vorgesehen, bei der mit der 
Hebelauslage die Drehzahl steigt. Außerdem kommt beim 
Arbeiten mit leerem Kübel die Reihenschlußcharakteristik 
der Motoren, also Drehzahlanstieg bei Entlastung, zur 
Wirkung. Der Hubmotor ist jedoch mit Sicherheits-Senk- 
bremsschaltung (DRP. ang.) versehen. um sowohl leichte 
als auch schwere Lasten langsam senken bzw. aufsetzen 
zu können. Beim Heben steigt die Drehzahl mit der Bür- 
stenverstellung und in Abhängigkeit von der Last; beim 
Senken werden Bürsten- oder Zwischentransformator- 
anschlüsse Kreisförmig vertauscht (Abb. 15c), wodurch be- 
reits bei geringster Bürstenauslage große Bremsmomente 
und daher kleinste Drehzahlen erzielt werden. Abb. 16 
stellt die Regelkurven des Hubmotors dar. Der Vorteil 
der Sicherheits-Senkbremsschaltung liegt darin, daß die 
gleichen Bürstenstellungen auf der Senkseite sowohl 

rems- als auch Kraftstellungen sind, d.h. leichte Lasten 
werden mit Kraft gesenkt, schwere, die Winde durch- 


ziehende Lasten elektrisch gebremst, wobei die Dreh- 
zahlen nur in geringem Maße durch die Größe der Last 
beeinflußt werden. Weitere Vorteile gegenüber anderen 
Schaltungen sind: Die Höchstdrehzahl ist ohne Zuhilfe- 
nahme zusätzlicher Schaltungsmittel durch die Schaltung 
begrenzt; sie beträgt beim Senken der Vollast und bei 
größter Steuerhebelauslage etwa 200% der normalen 
Hubdrehzahl und kann nicht überschritten werden. Die 
zum Senken erforderliche Schaltung ist über den gesam- 
ten Senkbereich die gleiche; verkehrte Lastbewegung 
beim Arbeiten mit leichten Lasten kann nicht eintreten. 
Infolge ihrer vielen guten Eigenschaften nimmt die Schal- 
tung eine hervorragende Stellung ein; sie wird nur noch 
von der Leonard-Schaltung übertroffen. 

Die Motoren sind in bekannter Weise vor Überlastun- 
gen durch Überstromrelais geschützt. die auf den gekap- 
selten Selbstschalter arbeiten. Sämtliche Walzen haben 
Nullstellungszwang für Wiedereinschaltung nach erfolg- 
tem Auslösen. Infolge der günstigen Anordnung der 
Winden und auch wegen der übersichtlichen und leichten 


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Drehmoment an der Motorwelle in % 


a Heben b Senken mit Kraft c Senken 
mit elektrischer Bremsung 


D Läuferdrehsinn 


Abb. 16. Regelkurven eines Drehstrom- 
Reihenschluß-Kommutatormotors für ein 
Hubwerk. 


Steuerung konnten nach erfolgtem Einarbeiten der Kran- 
führer Umschlagleistungen bis zu 300 t/h erzielt werden. 
Trotz dieser stark2n Beanspruchung liefen sämtliche Mo- 
toren nach zweijähriger Betriebszeit noch mit dem ersten 
Kohlenbürstensatz. (P. Schönfeld, Z. VDI Bd. 73, 
S. 191, und L. Weiler, Kran-Hubwerkschaltungen für 
Drehstrom-Reihenschluß-Kommutatormotoren, Druckschr. 
der SSW.) Ka. 


Bergbau und Hütte. 


Vierwalzengerüst für eine elektrische Reversier-Blech- 
straße. — Auf der neuen Blechstraße der Lukens Steel 
Co., Coatesville Pa. (V.St. Amerika), werden Bieche von 
etwa 2,5 mm Stärke, 1840 mm Breite und 10 800 mm Länge 
hergestellt. Das Walzwerk besteht aus Vor- und Fertig- 
straße, die hintereinander angeordnet sind, und von je 
einem Motor angetrieben werden. Die Duo-Vorstraße 
hat eine Differential-Anstellvorrichtung, welche es cr- 
möglicht, aus Ingots rechteckige Bleche zu erzeugen, 
ohne daß Diagonalstiche erforderlich sind. Die Ab- 
messungen der Walzen sind 860 X 2120 mm; ihre prak- 
tisch höchste Drehzahl ist 25 U/min. Feldschwächung 
ist vorgesehen, wird aber nicht angewendet. Der Rever- 
siermotor hat eine Dauerleistung von 1200 PS und ein 
größtes Drehmoment von 83 mt, das in Notfällen auf etwa 
100 mt gesteigert werden kann. Die Fertiestraße be- 
steht aus einem Vierwalzengerüst. Die beiden 
mittleren Arbeitswalzen haben einen Durchmesser von 
580 mm bei 2120 mm Ballenlänge, während die oben und 
unten liegenden Stützwalzen 1020 mm Dmr. und eben- 
falls eine Ballenlänge von 2120 mm haben. Letztere 
werden durch Reibung mitgenommen. Die Stützwalzen 
laufen in Rollenlagern, die den Kraftverbrauch ver- 
ıingern und eine größere Erwärmung der Zapfen ver- 
meiden, wodurch auch die Erwärmung und Ausdehnung 


1346 


der Ballenenden geringer wird und die Bleche in ihrer 
ganzen Breite eine gleichmäßige Stärke erhalten. 


Der Vorteil des Vierwalzensystems besteht nacn An- 
sicht des Berichters vor allem in dem geringen Durch- 
messer der Arbeitswalzen. Die Kontaktfläche zwischen 
Walzen und Arbeitsgut ist bei gleicher Verlängerung 
größer bei großen Walzendurchmessern. Der Walzdruck 
ist aber gleich dem Fließdruck des Walzgutes mal Kon- 
taktfläche, ist also bei kleinen Walzendurchmessern ge- 
inger als bei großen Durchmessern. Die geringere 
Kontaktfläche der Walzen kleinen Durchmessers bedingt 
ferner eine geringere Abkühlung des Walzgutes, soweit 
der Wärmeüberganz vom Walzgut auf die Walzen in 
Frage kommt. Das Walzgut bleibt folglich länger warm, 
wodurch der Kraftverbrauch verringert wird. 


Die Forderung der Whalzwerker, möglichst geringe 
Walzendurchmesser zu verwenden, „weil kleine Walzen 
besser strecken“, ist denn auch ziemlich allgemein, wenn- 
gleich die für ihre Forderung angegebenen Gründe nicht 
immer sehr klar waren. Meistens wurde 
darauf hingewiesen, daß Schmiede, 
wenn sie Eisen mit möglichst gerin 
gem Kraftaufwand strecken wollen, 
dies mit der Finne des Hammers tun, 3 
nicht aber mit der Bahn. Das ist an | | 
sich ganz richtig und beruht darauf, wem EEE 
daß sich beim Arbeiten mit der Finne 
wegen der kleineren Kontaktfläche die 
nötigen Fließlrücke leichter erzeugen 
lassen als mit der Bahn des Hammers, 
nicht aber darauf, daß die reine Streck- 
arbeit, die nur vom Zustand des Eisens 
abhängt, durch die Form des Hammers 
oder der Walzen beeinflußt wird. 


Der Walzendurchmesser der Blech- 
straßen ist bedingt durch die zulässige 
Durchbiegung der Walzen. Das Vier- 
walzenblechgerüst ist in dieser Be- 
ziehung besonders günstig, weil für die 
Durchbiegung mindestens die Summe 
der Trägheitsmomente von Arbeits- 
und Stützwalze in Frage kommt und 
weil der tatsächliche Walzdruck wegen 
der kleinen Durchmesser der Arbeitswalzen verhältnis- 
mäßig gering ist. 

Es ist daher zu erwarten, daß das Vierwalzenserüst 
auch in Deutschland eingeführt wird. Seine Vorteile 
werden besonders auch bei Kaltwalzen zur Geltung 
kommen, weil hier wegen des hohen Fließdruckes der 
kalten Bleche mit ganz enormen Drücken gearbeitet 
wird, deren Verringerung eine wesentliche Erleichte- 
rung des Kaltwalzprozesses bedeutet. Nicht nur wird 
die Durchbiegung der Walzen geringer; der geringe 
Lagerdruck bedingt geringere Erwärmung der Walz- 
„apfen, wodurch eine der Hauptschwierigkeiten des Kalt- 
walzprozesses teilweise beseitigt wird. 


Ganz allgemein kann gesagt werden, daß das Vier- 
walzengerüst die Grenze für Blechbreiten hinausrückt. 
(J. H. McElhinney u. W. H. Burr, Gen. Fl. Rev. 
Bd. 31, S. 297.) Emn. 


Dreifachkrane mit Wippausleger. — Aus dem Bedürf- 
nis, mehrere Hebezeuge auf einen kleinen Raum zu ver- 
einigen, sind der Doppelkran und der Wippkran entstan- 
den. Bei ersterem ist außer dem auf einem Halbportal an- 
geordneten Drehkran noch eine in einem horizontalen Aus- 
lezer fahrende Katze vorhanden. Beide Hebezeuge werden 
unabhängig voneinander durch je einen Kranführer ge- 
steuert. Während die Laufkatze die Last in einer geraden 
Linie führt, bietet der Drehkran den Vorteil, daß er die 
(rüter weiter von seinem Stand absetzen kann, so daß sich 
also beide Hebezeuge vorteilhaft ergänzen. Der Wippkran 
anderseits ermöglicht eine Veränderung des Aktionsradius, 
der beim normalen lrehkran als konstant anzusehen ist. 
Beide Kranarten stellen einen wesentlichen Fortschritt auf 
dem Gebiete des Stückgutumschlaxes dar. In noch stärke- 
rem Maße gilt das von einer Vereinigung der beiden Bau- 
arten, dem Doppel- oder Dreifachkran mit Wippauslegxer. 
Während Abb. 17 das Schema eines Dreifachkrans darstellt, 
zeigt Abb. 18 eine Ausführung der Demag, Duisburg, mit 
einem Wippkran von 3t und 2 Laufkatzen von je 3t Trag- 
fähigkeit. Besonders vorteilhaft ist der durch die Wipp- 
bewegung gewonnene größere Arbeitsbereich des Dreh- 
kranes. Das Portal darf nämlich während des Ladevor- 
ganges seine Stellung nicht verändern, weil die verschiede- 
nen Hebezeuge unabhängig voneinander arbeiten sollen. Da 
der Wippkran nun die Fahrbewegung des Portals durch 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


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Abb. 17. Schema eines Dreifachkrans, Drehkran mit Wippausleger ausgerüstet. 


12. September 1929 


die Wippbewegung des Auslegers ersetzt, ist das Absetzen 
der Last an jeder beliebigen Stelle innerhalb einer breiten 
Kreisringfläche möglich. Doppel- und Dreifachkrane wer- 
den daher in letzter Zeit vorzugsweise mit Wippauslegern 
ausgeführt, wozu sich am besten der Doppellenkerkran 
eignet, bei welchem die Auslegerspitze beim Wippen nicht 
ansteigt (Abb. 17). Das Hub- und Fahrwerk wird neuer- 
dings in einem Maschinenhaus am landseitigen Ende de: 


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Portals untergebracht, während der Führer seinen Stand 
in einem festen Führerhaus erhalten hat, das in eine der 
wasserseitigen Portalstützen eingebaut und nach drei Sei- 
ten mit Fenstern versehen ist. Diese Ausführung hat den 
Vorteil, daß der Ausleger für die Katze leichter oder bei 


Abb. 18. Dreifachkran mit einem Wippkran von 3t und 2 Laufkatzen 
von je 3t Tragfähigkeit. 


Bedarf auch länger ausgebildet werden kann, so daß er 
über zwei Fahrzeuge reicht. Auch die Fahrgeschwindie- 
keit der Katze kann infolge ihres geringeren Gewichtes 
ohne weiteres erhöht werden. (Demag-Nachr. Bd. 3, E 16.) 
Q. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 1347 


12. September 1929 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


schlag ` fester 


tellung einer 
und Materia 
las, Steinsalz, 
Luft, flüssiger 


agspannung 
vom \ erfasser 


Öl vorgenommenen Vy 


die Gleichun Durchschlag: 


a und b Ko 
Durchschläge 
uftreten, bei 


Materialstärke, 
di stets an den 


tzten Kugele 
dem Isolierst 


n Kalotten. 
ge liegen au 


Berührungspü 
ktroden und 
erflächenteile 
n versilbert wer- 
s Randes der 
Silberschicht, 
von diesem en f 
ferner bei V hen in flüs- 
toff zwischen 


kstoff bildeten, 
hschlagspannun 
vorhandensein dieser Scehich- 


Kontrollvers3 ektroden von 


denen die El 
r in flüssiger Luft überzoge 
Beobachtung. 

un seine Ergeb 


er Durchschlag 


nisse durch 
folgende The Isolierstoffe 
h eingeleitet. 


an den Ele troden usw. SIn 


ch schw äche- 


t bildet sich Z 
j f den festen 


ßen Einfluß der 


meiden und 
schlagwerte und 


suchsanordn 
deren Verse 


der Verfasser Ze h mit der von 


lärung gibt. Daß 
g aufzufassen 
; hen auch Pho 
wahrschein 
„Schlagfiguren” 

Zur weiteren 
Verfasser Versuche 


aterial eigen 
tlich erkennen lassen. 


seiner Theor 


er Auflageste 
Durchschlagspan- 
hei Atmosphären- 
stark. Diese 
freie Weglänge 
ringerer Spannungs 
urchschlag auf- 
Wahrschein- 
ralls auf den Leo: 


agen hier bis 


en entfernt. Die gemessenen 


‚unter Öl un 


lichkeit ein 


ten Anfres- 


sungserschein n Spannun- 


durchgefressen. 

d läßt sich also 
eobachtunge 
e Relativwerte 


sagen, daß sämtliche 
der Versuchsanord- 


der festen lso- 


zum Schluß „ 


Ausdruck, daß der den Dur 


nn 


durch eine Flektronenlawine verursacht werde. In der Er- 
klärung der Lawine, Z. B. bei nur spurenhaftem Vorhan- 
densein von Gas, dürfte auch die größte Schwierigkeit 
dieser Theorie liegen. (OW. Werner, Ann. Phys. Bd. 86, 
S. 95.) Wi. 


Turbulente Eigenströme der obersten Erdschichten. — 
Die Erforschung der spontanen elektrischen Ströme in den 
obersten Schichten der Erdkruste hat zur Unterscheidung 
dreier nach Verlauf und Entstehung verschiedener Kom- 
ponenten geführt. Erdströme crs ter Art besitzen 
eine im Mittel zeitlich konstante Vertikalkomponente und 
eine nordsüdlich orientierte Horizontalkomponente und 
dürften durch erdmagnetische Vorgänge verursacht sein, 
Erdströme zweiter Art sindan das Vorhanden- 
sein lokaler Erzgänze geknüpft und beruhen auf der Bil- 
dung galvanischer Elemente, welehe dann ein wohldefi- 
niertes Potentialfeld erzeugen. Zu ihnen treten wesent- 
lich schwächere Erdströme dritter Art als turbu- 
lente Eigenströme, welche durch ein in engen Raum- 
bereichen stark schwankendes Potentialfeld äußerlich ge- 
kennzeichnet sind. Sie werden mittels depolarisierbarer 
Sonden (Tonzellen ‚mit Kupferelektroden in gesättigter 
Kupfersulfatlösung) nachgewiesen, indem die Potential- 
differenz der Sonden gegen einen beliebigen, außerhalb 
dea Feldes liegenden Punkt der Erdoberfläche mittels 
Drehspulgalvanometers gemessen wird. Die turbulente 
Eigenströmung hat ihren Sitz an der Grenze. zweier veT- 
schiedener Gesteinsarten und wird vermutlich durch che- 


befindlichen Boden in Lösung; der Konzentrationsunter- 
schied dieser Bodenlösungen der verschiedenen Gesteins- 
arten wird dann Ursache einer Potentialdifferenz nach Art 
der von He Imholtz theoretisch untersuchten Strömung! 
zwischen verschiedenen Konzentrationsstu en. Die Ge- 
steinsgrenze selbst läßt sich durch wiederholte Ausmes- 
sung des turbulenten Erdstromfeldes lokalisieren, indem 
sich dort eine auffallende Häufung gleichgerichteter Po- 
tentialsprünge herausstellt, die man zweckmäßig statistisch 
auswertet. Versuche haben gezeigt, daß die Potential- 
sprünge Zwar quantitativ von der Witterung und anderen 
Umständen abhängen, daß sich aber qualitativ immer dic- 
selben Resultate ergeben, auch wenn zwischen den einzel- 
nen Versuchsreihen mehrere Wochen vergehen. Das Ver- 
fahren ist daher anwendbar, um solche Gesteinsgrenzen 
festzulegen und hat sich sogar hinsichtlich der Genauig- 
keit anderen, rein geologischen Methoden als überlegen 
erwiesen. Dabei ist die äußere Handhabung der Meß- 
apparatur überaus einfach, indem man die Sonden (Ton- 
flaschen) nur auf den vom Laub oder von der Grasnarbe 


man zweckmäßig bis auf 3 m herunter. (H. Hunkel, 
Z. prakt. Geologie Bd. 36, H.T u. 9.) 


Hochspannungstechnik. 


Selektiver Erdschlußschutz von ungeerdeten Hoch- 
spannungsnetzen. — Den selektiven Erdschlußschutz 
durch gerichtete Erdschlußrelais behandeln BreiskY, 
North und King für Netze, deren Sternpunkt nicht 
geerdet und deren Erdschlußstrom nicht kompensiert ist. 
In diesem Falle ist eine selektive Abschaltung der mit 
Erdschluß hehafteten Strecke möglich. Die Verfasser 
gehen zunächst auf die Theorie ein und erklären das Zu- 
standekommen des Erdschlußstromes. Dieser läßt sich 
ziemlich genau berechnen durch die Formel 


worin En die Phasenspannuns, f die Frequenz in Hertz 
und C die Kapazität der Leitung nach Erde für die Län- 
geneinheit bedeuten. C ist durch die Leitungsdaten be- 
atimmt. Zur Durchbildung cines Erdschlußschutzes ist 
die Kenntnis der Eigenschaften les Erdschlußstromes von 
Wichtigkeit, die die Verfasser in den folgenden Sätzen 
kennzeichnen: 

1. Der Erdschlußstrom ist am größten an der Fehler- 
stelle und gleich Null an den entferntesten Enden der 
Leitung. 

9. Die Gesamtgröße des Stromes ist praktisch kon- 
stant für eine gegebene Leitungslänze und Spannun?. 
cinerlei, an welcher Stelle der Erdschluß erfolst. 


ı Helmholtz. Ann. Phys. 1878 Ba.3, Moser, Bd. 3. 5. 216. 


1348 


3. Die Größe des Erdschlußstromes wird nicht be- 
einflußt durch die Kapazitäten der Maschinen, da kein 
neuen Strom durch ungcerdete Apparate fließen 

ann. 

Das von den Verfassern entwickelte Erdschlußrelais 
besteht aus einem Stromelement, das vom Erdschlußstrom 
durchflossen wird, und aus einem Richtungselement, das 
vom Erdschlußstrom und der Sternpunktspannung beein- 
flußt wird. Letzteres schließt seinen Kontakt bei einer 
bestimmten Energierichtung. Die Kontakte des Strom- 
und Richtungselementes liegen in Reihe, so daß eine 
Auslösung nur erfolgen kann, wenn beide Kontakte ge- 
schlossen sind. Das Stromelement ist begrenzt strom- 
abhängig verzögert nd kann so eingestellt werden. daß 
es in einer gewünschten Zeit bei gegebenem Erdschluß- 
strom auslöst. Das Richtungselement ist nach dem Fer- 
rarisprinzip gebaut und soll im Erdschlußfalle ein Maxi- 
mum von Drehmoment entwickeln. Zu diesem Zwecke ist 
in Serie mit der Spannungspule ein Ohmscher Widerstand 
geschaltet, so daß Strom und Spannung in der Spannung- 
spule nahezu in Phase sind. 
Da ferner der Strom in der 
Stromspule der Spannung 
um 90° voreilt, sind damit 
die Bedingungen für größ- 
tes Drehmoment erfüllt. 
Bei Radial- und Einfach- 
leitungen ist die Einstel- 
lung der Relais sehr ein- 
fach. Der Strom ist be- 
kannt und ändert sich pro- 
portional der Leitungs- 
länge. Die Auslösezeiten 
werden so gewählt, daß 
von Werk zu Werk eine Staffelstufe von etwa 0,5 s vor- 
handen ist. Die Staffelung ist gegenläufig. Bei parallelen 
Leitungen kann man zwei Wege einschlagen: 

1. Verwendung von Differential-Erdschlußrelais, die 
ansprechen, wenn bei einem Erdschluß auf einer der bei- 
En Leitungen die Erdschlußströme ungleich geworden 
sind; 

2. Verwendung von normalen Erdschlußrelais wie 
für Einfachstrecken, jedoch müssen sie dann auf den 
seckrümmten (stromabhäneizen) Teil der Auslösekurve 
eingestellt werden, um richtige Selektivität zu erreichen. 


Die Erdschlußrelais erfordern das Vorhandensein von 
Spannungswandlern auf der Hochvoltseite, da der Erd- 
schlußstrom sich nicht über die Leistungstransformatoren 
auf die Niedervoltseite überträgt. Bei Höchstspannunes- 
anlagen sind diese Spannungswandler jedoch sehr teuer. 
Um sie zu umgehen, haben die Verfasser eine andere 
Schaltung ausgearbeitet, die die Verwendung von Span- 
nungswandlern auf der Niederspannungseite ermöglicht. 
Diese Schaltung, die in Abb. 20 b dargestellt ist, erfordert 


Abb. 22a. Normale Schaltung des 
Erdschlußschutzes. 


AJA REIN 
Spezial - Erdschlußrelais 


Abb. 20b. Spezialschaltung mit Spannungswandlern auf der 
. Niedervoltseite. 


jedoch kompliziertere Leitungsverbindunzen und große 
Sorgfalt bei der Auswahl der Phasenfolze. Statt das 
normalen Erdschlußrelais werden für jedes Leitunzsende 
drei Stück in Spezialausführung benötigt, deren Strom- 
spulen in Reihe an die Summenschaltung der Stromwand- 
ler angeschlossen sind. Die Spannungspulen werden mit 
den verketteten Spannungen gespeist. Durch die damit 
erzielte große Materialersparnis macht sich der Mehrauf- 
wand an Apparaten bezahlt. 

. „Umfangreiche Versuche mit beiden Schaltungen sind 
in dem 140 kV-Netz der The Consumers Power Company 
durchzeführt worden. Die Versuche erstreckten sich auf 
metallische und Lichtbogenerdschlüsse und anschließen- 
den Probebetrieb über mehrere Wochen. Dabei konnte 
festgestellt werden, daß in 75% aller Fälle das Schutz- 
eystem einwandfrei gearbeitet hat. Die übrigen 25% 
waren fraglich, da keine Anzeichen einer Störung ge- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


12. September 1929 


funden wurden. Es wird vermutet, daß kurzzeitige Iso- 
latorenüberschläge ohne weitere Beschädigungen die Ur- 
sache waren. Während früher das Netz bei Stürmen 
offen betrieben wurde, gestattet das System, es nunmehr 
stets geschlossen zu halten. Dank der guten Erfahrun- 
gen ist beabsichtigt, das System auf weiteren 140 kv- 
Leitungen anzuwenden. (J. V.Breisky,J.R. North 
u. G. W. King, J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 46, S. Ge 
"e. 


Chemie. 


Befreiung der Luft von Kohlendioxyd durch elektro- 
lytische Überführung. — Will man Gasgzemische mit Hilfe 
von Alkalilaugen von Kohlendioxyd befreien, so hat das 
Verfahren den Nachteil, daß es nicht kontinuierlich ar- 
beitet, d. h. daß nach einer bestimmten Zeit das Absorp- 
tionssystem unwirksam wird, der Prozeß also unterbrochen 
und erst auf chemischem Wege die Absorptionslauge wie- 
der regeneriert werden muß. Es werden von der Alkali- 
lauge in Äquivalenten während eines bestimmten Zeit- 
intervalls soviel benötigt, wie Äquivalente Kohlendioxyd 
zu absorbieren sind. Die Nachteile des Frozesses sind 
ganz offensichtlich: Das industrielle Unternehmen ist ge- 
zwungen, große Mengen Absorptionsmittel zu lagern, um 
nicht zu oft den Prozeß unterbrechen zu müssen. Neben 
der großen Lagerfläche macht sich dadurch das Investie- 
ren einer toten Geldsumme nötig. Außerdem ist die Rege- 
neration zeitraubend und kostspielig, und es ergibt sich bei 
ununterbrochenem Fabrikbetrieb die Notwendigkeit, min- 
destens zwei Absorptionsanlagen zur Verfügung zu haben. 
Alle diese Nachteile lassen sich vermeiden, wenn es ge- 
ıingt, dieses diskontinuierliche Verfahren kontinuierlich 
zu gestalten. Ein Versuch dazu liegt vor, u. zw. die kon- 
tinuierliche Regeneration von Alkalilauge, welche zur Be- 
freiıunz der Luft von Kohlendioxyd Verwendung findet, 
mit Hilfe des elektrischen Stromes. In großen Zügen an- 
gedeutet, führte folgende Überlegung zur Ausarbeitung 
des Verfahrens. 

In einer elektrischen Zelle, welche durch ein Ton- 
diaphragma in zwei gleich große Räume geteilt ist, ent- 
halte der Kathodenraum die Absorptionslauge (Alkali- 
hydroxyd und Alkalikarbonat), der Anodenraum eine Lö- 
sung von Alkalikarbonat. Bei der COs-Absorption wird 
im Katholyten das Alkalihydroxyd teilweise in Karbonat 
verwandelt. Besteht eine hohe Konzentration an Karbo- 
nat, so wandern bei der Elektrolyse die CO3”-Ionen durch 
das Diaphrazma in den Anodenraum. Dort verwandeln sie 
das Karbonat in Bikarbonat. Das reichert sich mehr und 
mehr an, bis schließlich CO2 als Gas entweicht. Anderseits 
wandern aus dem Anodenraum Alkalimetallionen ab. Diese 
bilden im Kathodenraum Alkalilauge, welche dann wieder 
von dem absorbierten CO2 in Karbonat verwandelt werden 
kann. Es hat sich somit ein Kreislauf gebildet. Auf 
Grund theoretischer Überlegungen und praktischer Ver- 
suche ergab sich folgende vorteilhafteste Elektrolysen- 
anordnung: 

Als Katholyteigenete sich für die ausgeführten Ver- 
suche eine Lauge von 10,5 äq/l KCO, und 1,07 äa/l KOH, 
da diese sowohl gute Absorptionskraft und -geschwindig- 
keit für CO2 besaß als auch befriedigende Stromausbeute 
gewährleistete. Stromstärke und zu absorbierende COz, 
d.h. Strömungsgeschwindigkeit der Luft, müssen aufein- 
ander abzestimmt sein, so daß die vom elektrischen Strom 
erzeugte Alkalilauze in gleichen Zeiten von dem CO: der 
Luft wieder neutralisiert wird. Das sich mehr und mehr 
ım Katholyten anreichernde K, CO, wird von Zeit zu Zeit 
in besonderen Kristallisationskästen entfernt. Der durch 
ein Diaphrazma vom Katholyten getrennte Anolyt ent- 
hielt 2,2 äy/l KHCO, und 0,2 äqa/l K;CO,. Die im Laufe der 
Elektrolyse im Anolyten eintretende Verarmung an Alkali- 
metallionen wird durch das im Katholyten auskristalli- 
sierte K,CO, ergänzt, so daß der Prozeß, wenigstens theo- 
rctisch, außer dem elektrischen Strom vollkommen ohne 
Zuführung neuer Materialien arbeitet. 

Zur Verwendung kamen die Kalisalze, denn diese sind 
erstens leichter löslich als die entsprechenden Natrium- 
salze und bedingen in gesättigten Lösungen einen kleineren 
elektrolytischen Badwiderstand, und zweitens scheidet sich 
bei Anwendung der Na-Salze das im Anolyten entstehende 
Natriumbikarbonat leicht kristallin auf der Anode ab und 
verhindert den Stromdurchgang fast vollkommen. Als 
Klektroden dienten im Katlhıoden- und Anodenraum Eisen- 
bleche Die Anwendung von Fe als Anode setzt fast chlo- 
ridfreien Elektrolvten voraus (bis 0,05 % KCI unschäd- 
lich) und Stromdichten von höchstens 0,2 Aiem?, 

Apparatur. .Bei dem in kleinerem Maßstabe durch- 
ecführten Verfahren, bei welchem ein kontinuierlicher 
Luftstrom längere Zeit in der gedachten Weise von CO, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


Murphy habe 


1349 | 


n gezeigt!, daß die elektrischen Eigen- 


befreit werden sollte, wurden benötigt: eine Saug- und 
\bsorber, CID dureh ein Diaphraxma Hr schaften der Textilien eng verbunden sind mit ihrem Ge- 
halt an Feuchtigkeit und Unreinigkeiten. H. H: Glenn 


Da die Luft nur 


wenig CO2 enthält und daher zur vollständigen Befreiung 
von dieser ein aroßes Volumen und eine möglichst hohe 
Säule der Absorptionslauge durchstreifen muß, so erwies 
es sich nötig, dureh eine entsprechende Anordnung AbD- 
corber und Kathodenraum Zu trennen und nur dureh Zir- 
kulationsrohre zu verbinden. Dadurch wurde nock er- 
reicht, da der kathodisch entwickelte Wasserstoff sich 
mit der von CO, befreiten Lutt nicht mischen konnte. 
Stromstärke, Strömungsgeschwindiskeit der Luft, Laugen- 
konzentration, Dimension des Absorbers müssen aufein- 
ander abgestimmt sein. 


Auch Osmose und Hlektro-E.nd- 
osmose sind zu berücksichtigen. 5 


trennter 


Auf Grund von Uber- 
der Anwendung für eine tech- 
nische CO,-Befreiung der Luft auf keine unüberwindlichen 
Schwierigkeiten stoßen. (H. Markert, Dr.-Ing.-Disser- 
tation, T. H. Dresden 1928.) Sb 


legungen dürfte man bei 


Der Ilochofen als galvanisches Element. — Die Be- 
obachtung, daß an Eisenteilen von Hochöfen der Kompaß 
verschiedene magnetische Felder anzeigt, veranlaßte 
vw Hui zu elektrischen Messungen, welche Ströme bis 
0,1A und 0,9V ergaben; mit der Entfernung vom Ofen- 
herd nahmen diese Werte ab. Die Stromauelle ist wahr- 
<cheinlich ein galvanisches Element, welches aus Eisen- 


oxvd und Kohle als Elektroden und eeschmolzenem Eisen- 
silikat als Elektrolyten gebildet wird; es wirkt nur, wenn 
vorher durch die Schmelze [uftsauerstoff geblasen wur cl. 


(W. Ruff, St. u. E. Bd. 47, S. 1543.) 


Werkstatt und Baustoffe. 


Untersuchungen über Kitte und Vergußmassen unter 
besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in der 


Elektrotechnik. — Im ersten Teil einer von V. Nagel 
verfaßten Arbeit wird ein Apparat Zut 


und J Grüß 

Bestimmung der Haftfestigkeit beschrieben und das Ver- 

halten von Zinkoxychlorid-Kitten mit und ohne Zusatz 

von Abbinde- und Verzözerungsmitteln untersucht. In 

gleicher Weise werden Kitte aus Magnesiumoxyd mit 

\Magnesiumchlorid und Füllstoffen, aus Marmor- oder 
ıng bei Glüh- 


Keeneszement (Stuckgips mit 8% Alaunlöst 
temperatur gebrannt), aus Giyptal und füllstoffen, 


Cumaronharzen Un Füllstoffen und 
vnd Füllstoffen geprüft. 


Im zweiten Teil der Untersuchung werden die gün- 
stigsten Verarbeitungszeiten bei Zimmertemperatur für 
die Kitte festgestellt unter Berücksichtigung der Ein- 
fliisse von Mischung, Wassermenge, Verzögerungsmittel, 
\errührungszeit und TTeilchengröße. Das Erbhärten un 
Abbinden wurde nicht mit der sonst üblichen Vjeatschen 
Nadel verfolgt, weil sich hier sehr große Streuungen OI: 


geben, sondern durch Messen des elektrischen Wider- 
standes der Kittmasse während des zeitlichen Verlaufes 
des TErhärtungsprozessP®. Hierfür wurde die Wheatstone- 
sche Brückenmethode benutzt. Das Verhalten von ) 


ink- 
oxvehlorid ist eingehend festgelegt sowie die 


Art der 
Erhärtung von Bleiglätte mit Glyzerin ZU haltbaren 
Kitten. (W. Narzelu.J.Grü B; 


Wiss. Veröff. Siem.-Konz. 
Bd. 6, > 150; Bd. 7, S. 372.) Bültemann. 


G ereinigte Faserstoffisolation für "Telephonschalt- 
drähte- — Als Isolationsmaterial für "Pelephonschaltdraht 
finden neben Emaillack in neuerer Zeit fast. ausschließ- 
lle und Naturseide Verwendung, U. ZW. in 


lich 13 aumwo 
einer Umfange, der überrascht. Beziffert sich doch der 
Bedarf an Seide der Hersteller allein in den V.S. 


täzliche 
A merika auf fast 900 kg. Die mit den genannten Faser- 
ste- ffen isolierten Leitungen werden im Fernsprechwesen 
mit relativ niedrigen Spannungen betrieben (24... 48 V 
Ga! eichıstrom, 100 ... 150 V unterbrochenem Gleichstrom oder 
Wechselstrom). Obgleich man bei diesen geringen elek- 
trischen Beanspruchungen eine Beeintlussun® der Lebens- 
davmer der Isolation nicht erwarten sollte, sind doch an 
Leitunzen nach längerer, zuerst einwandfreier Betriebs- 
zeit Du rchschläge zu beobachten, die keinesfalls auf Be- 
d Fabrikationsfehler zurückzuführen sind. Hin- 


weisen Bleichung der gefärbten Textilien an der 


aegen 
(WIR e hhschlagstelle und Korrosionen am verzinnten Kup- 
fx rleiter auf elektrolytische Vorgänge. Williams und 


Es handelt sieh demnach hier um ein sog. „Bronnstoff”-Element 
Gau und der Erforschung, soleher Brennstoff-Elemente hat sieh 
hend E. Baur N Zürich beschäftist, was dem Verfasser 


und E. B. W 
lage von 
wacht und sind zu nicht allein physika 
allem auch W 
kommen. $ 
und Seid 
reinem, weichem Wasser un 
waschenen 
Rohstoff erzielten. 
des 
Baumwolle und die Seide nat 
wesentlich verbesserten sondern auch, € 
Baumwolle di ` 
weise sogar überlegen wart. 
Wechselstromwe 
die Kapazitäts- und Leitfähig 
von der relativen 
sich bei den gewaschenen Mustern we 
wiesen als bei den ungewaschenen. 
Reinigung betragen W 5 
stoffe, sin 
erzielende Qualitätsverbe 
sie kaum in Erscheinung. Will ma 
wegentlichs 
Werten zufrieden geben, 
liche Einsparungen 
Lagen ungewaschener 
nur zwei Lagen gewaschener Seide 
stigere Werte auf. 
lation konnte 
gieichzeitiger Qualitätsverbesserung. 
verbilliguns tritt noch 
die Ausschaltung der einga 
Störungen S j 
Verstärkerleitungen zu 
Kurven der Wechselstromwerte. 
deutung die 
sache, 
Einführung der Dextilreinigung ungefähr 3 
jährlich einsparen konnte. 


von 
lieferte auch 


bares Maß 
Normal-Wasserstoff 


Wert — 0,015 


Je schnell 
erreicht, um SO schlechter widerste 


Auch der Einfluß der Vorbehandlung lie 
Wege zahlenmäßig festlegen. 
temperatur vers 


Ordinate, 
höher der Kohlenstoffgehalt is 


peratur muß man den 
Rost zu sichern. 
Mischkristalle chem 
bekannte Tatsache, 
rosten a 


(0. Meyer H K. Roesch, st. u. b. 


satz von Dr. 
erste elektrische Glühlampe”, 


ood haben nun diese Feststellung zur Unter- 
Untersuchungen an Seide und Baumwolle ge- 
lisch sondern vor 
irtschaftlich beachtlichen Ergebnissen 20° 
Sie reinigten Proben handelsüblicher Baumwoll- 
engarne durch intensives Waschen in fließendem, 
d verglichen die an den Hu 
Proben erzielten Meßergebnisse mit den am 
Hierbei ergab sieh, daß hinsichtlich 


A hetrom-IsolationswiderstanttS nicht nur die 
h dem Waschen ihre Werte 


daß die gewaschene 
ar ungewaschenen Seide gleichwertig, teil- 
Das gleiche trifft bei den 
rten zu, bei denen noch hinzukommt, daß 
keitskurven in Abhängigkeit 
Feuchtigkeit des Untersuchungsraumes 
sentlich flacher eT- 
Die Kosten für die 
-eniger als 9 % des Wertes der Roh- 
d also unerheblich. Berücksichtigt man die zu 
sserung der Leitungen, SO treten 
n aber — und das ist das 
te — sich mit den bisher erzielten elektrischen 
so lassen sich große wirtschaft- 
machen. Leitungen, die bisher mit drei 
Seide isoliert, waren, wiesen, mit 
isoliert, bereits gün- 
An die Stelle der Baumwoll-Seiden-1s0- 
Baumwollisolation treten bei 
Zu dieser Material 
die größere Betriebsicherheit dureli 
ngs erw ähnten elektrolytischen 
owie die bessere Nachbildungsmöglichkeit der 
folge der großen Flachheit der 
Die wirtschaftliche Be- 


ser Maßnahmen erkennt man gut aus der Tat- 


daß die amerikanische Bell Telephone Co. durch 
1000 kg Seide 


die reine 


nicht etwa möglich ist, 


Es sei noch erwähnt, daß es 
der unge- 


Resultate durch Imprägnieren 


aleichgünstige 2 
reinigten Textilien mit Wachsen oder Paraffinen zu Cr- 
zielen. H Glenn u- ` B. Wood, J. Am. Inst. El. 
Engs. Bd. 48, S, 146.) Wn. 


Elektrodenpotential und Rostneigung von Chrom- 
— Das in üblicher Weise nach dem Nullverfahren 


stählen. — _! 
egen die Xormal-Kalomel-Elektrode gemessene Potentia 
der Salzlösunsen 


a Chromstählen ın Leitungswasser 0 
Meyer und K. Roest h ein brauch- 


für die Rostneigunß. Sobald das (auf die 
elektrode umserechnete) Potential den 
.— 0,010 V unterschritt, begann das Rosten. 


er der betreffende Stahl dieses Grenzpotential 
ht er der Anfressun®. 


B sich auf diesem 
Mit steigender Abschreck- 
chieben sich die Kurven (Potential als 
ls Abszisse) nach cedleren Werten. Je 
t, von um SO höherer Tem 
Stahl absehreeken, um ihn gegen 
Im Gefüge des Stahls sind die homogenen 
isch besonders widerstandsfähik. Die 
daß polierte Flächen nicht so stark 
is raulie, Z. B. gesehmirgelte Flächen, steht im 
leren Potential der polierten Flächen: 


Zeit a 


Einklang mit dem ed ) 
dieser Unterschied wurde bei „chärtetem Stahl größer als 
bei „cschmiedetem oder geglühtem Stahl gefunden”. 


Bd. 48, D. 1372.) 
K.A. 


Verschiedenes. 


Heinrich-Goebel-Feier in Hannover. 
Ehrung des Iörfinders der elektrischen Glühlampe. 


Die ETZ brachte im Jahre 1923 Heft 47/48 einen Auf- 
[[. Beckmann unter dem Titel „Die 


in dem darauf hingewiesen 


m 


ı Williams 1, Murphy. J. Am. Inst. vu Enge. Be AR. S. 2:9. 
2 Jeh fasse las beobachtete Potential einfach als das ciner Sauer- 
stoff-Flektrode auf. Je rascher das Eisen rostet also Je rascher es 
Sauerstott verbraucht, um $O kleiner ist die Konzentration des Sauer 
gtoffs auf der Eisentiäehe und um SO unedler deshalb das Potential der 
Elektrode. Man kann den Fortsehritt des Rostens auch in der Weise 
messend verfolgen. daß man die Menge des vom Eisen verbrauchten 
Sauerstoffes bestimmt; die PPotentialmessung ist aber bequemer. 


1350 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


12. September 19% 


wurde, daß bereits 25 Jahre vor Edison der Deutsche Hein- 
rich Goebel eine elektrische Glühlampe mit Kohlefaden 
in evakuierter Birne baute und öffentlich im Betrieb vor- 
führte. 

Die Elektrotechnische Gesellschaft Hannover hat es in 
ddankenswerter Weise unternommen, zur Erinnerung an 
Heinrich Goebel am 14. September d. J. in seinem Geburts- 
ort Springe bei Hannover eine Feier zu veranstalten, bei 
der am Greburtshause eine von dem Verband Deut- 
scher Elektrotechniker und der klektrotechni- 
schen Gesellschaft Hannover zewidmeten bronzenen Ge- 
denktafel enthüllt wird. An der Tafel soll eine elektrische 
(Glühlampe angebracht werden, die Tag und Nacht leuchtet. 
Wir veröffentlichen nachstehend auszugsweise das Pro- 
gramm für die Goebet-Feier in Springe. 

Zeitfolge. Pünktlich bis 12h 50m Zusammen- 
kunft der Festteilnehmer mit ihren Angehörigen vor dem 
Hauptbahnhof Hannover. Je nach Teilnehmerzahl findet 
die Fahrt in Autobussen oder mit der Reichsbahn statt. 
14h 30m Festversammlung im Hotel Friese in Springe. 
Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Herrn Dipl.-Ing. 
Kobus, Hannover. Anschließend Vortrag des Herrn 
Dr.-Ing. H. Beckmann, Berlin „Der Erfinder 
der elektrischen Glühlampe Heinrich 
Goebel, Springe”. Enthüllung der Gedenktafel am 
dem Hause Lange Straße 74 Zusammensein auf der 
lbeisterpforte und im Hotel Friese. 


Jubiläum. — In diesem Jahr kann die Firma „Liwos“” 
(Otto Lindiz Nachf. C. H. Wolf & Söhne) in Glashütte i. Sa. 
auf ein Tdjähriges Bestehen zurückblicken. Im Jahre 1854 
wurde sie von Otto Lindige als erste Werkstätte für Fein- 
mechanik in Glashütte gegründet und nach dessen Tode 
von seinem Sohne Alfred weitergeführt, von dem das Ge- 
schaft käuflich in den Besitz des Herrn Georg Wolf über- 
eine und gleichzeitig den neuen Firmennamen „Liwos“” 
Otto Lindir Nachf. C. H. Wolf & Söhne erhielt. Die Firına 
befaßt sich mit der Einzel- und Massenfabrikation von 
Uhr-, Lauf- und Zählwerken, feinmechanischen Apparaten, 
Meßwerkzeuxzen und Präzisionsbestandteilen. Zahnrädern, 
Trieben, Zahnstanzen, Schneekengetrieben. Düsen usw. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Tagung der Dampfkessel - Überwachungsvereine. — 
Eine gemeinsame Öffentliche technische Tagung hielten 
der Zentral-Verband der Preußischen Dampfkessel-Über- 
wachungsvereine Halle und der Allgemeine Verband der 
Deutschen Dampfkessel-Überwachungs-Vereine, München, 
vom 31. VII. bis 3. VIII. in Stettin ab. Aus den verschiede- 
nen Vorträgen auf der Tagung dürfte der Bericht von 
Obering. Ulrich vom Staatlichen Materialprüfungsamt 
Stuttgart über „Ergebnisse der Untersuchung amerikani- 
scher Kesselbleche” interessieren. Die Untersuchungen 
sind von der Vereinigung der Großkesselbesitzer veranla bt 
und an Bördel- und Feuerblechen von 10...60 mm Stärke 
ausgeführt worden, die am offenen Markt gekauft wurden. 
Die amerikanischen Bleche zeigten sich in mehrfacher Be- 
ziehung den deutschen nicht ebenbürtig und würden den 
deutschen Vorschriften nicht genügen. Die Streckgrenze 
sank mit zunehmender Blechstärke von 2550 auf 1600 
kr/em?, so daß entsprechend das Verhältnis: Strecken- 
grenze zur Zugfestigkeit bei den Bördelblechen von 0,05 
auf 0.38 und bei den Feuerblechen von 0,61 auf 0,39 abnalım. 
Die Kerbzähirkeit wurde bei den starken Blechen zu nur 
4 mkg ermittelt. Auch erwiesen sich die amerikanischen 
Bleche als alterunzsempfindlich. Der Wert der Kerbzähig- 
keit des geglühten Bleches ist von der Abkühlungsge- 
schwindirkeit nach dem Glühen abhängig. Beim Abkühlen 
der Bleche an der Luft ergaben sich bessere Werte als 
beim Abkühlen im Ofen. Man kann also auch von einer 
Gliühempfindlichkeit der amerikanischen Bleche sprechen. 
Dies ist übrigens eine neue Erscheinung, der auch noch 
bei deutschen Blechen mit versehiedener chemischer Zu- 
sammensetzung nachgegangen werden muß. 

In einem weiteren Vortrage entwickelte Ulrich den 
neuen Gedanken, Kesselschäden nicht nur aus Einwirkun- 
gen des Kesselwassers und unsachzemäßer Werkstatts- 
arbeit, sondern aus einer unzulässige hohen Zahl von Be- 
lostuneswechseln zu erklären, welche die Dauerbierunes- 
oder Schwingungesfestirkeit der Werkstoffe überschrei- 
ten. Nur wenn diese unterschritten bleibt, verträgt der 
Werkstoff eine beliebige, praktisch unendlich große Zahl 
von Belastunzswechseln, oder diese müssen auf ein bce- 
stimmtes Maß beschränkt bleiben, wenn hohe Beanspru- 
chung des Werkstoffs nieht zu umgehen ist. Im prakti- 
schen Kesselbetrieb werden Schwingunzen der Beanspru- 
chungen des Woerkstoffs durch Steigen und Fallen des 
Dampfdrucks beim Anheizen und Stillegen des Kessels, 
durch Änderung des Dampfdrucks bei schwankender Be- 


lastung, durch Schwankungen in der Temperatur der H us, 
gase und des Speisewassers auftreten. Von ihrer Häufig- 
keit und der dabei auftretenden Anstrengung des Materials 
hängt die Lebensdauer der Kessel ab. Mit steigendem 
Dampfdruck wird sie um so kürzer sein, wenn nicht sach- 
gemäße Konstruktion, gute Werkstattarbeit und sorgfältig 
ausgewähltes Material vorliegt. 

Die neuzeitliche Wärmewirtschaft in Dampfkesselan- 
lagen führt zu einer Erhöhung des Dampfdrucks. Doch bei 
kleinen und mittleren Anlagen bis zu 5000 kW gleicht der 
mit den teueren Hochdruckanlagen verbundene erhöhte 
Kapitaldienst vielfach die gewonnene Kohlenersparnis 
wieder aus. Für jede Anlagengröße wird sich ein bestimm- 
ter wirtschaftlicher Dampfdruck ergeben, mit dem der 
eigentliche Zweck der Pruckerhöhung, die Senkung der 
Kraftkosten erreicht wird. Zu diesem Ziel stehen aber 
noch zwei weitere Wege offen. die äußerste Zusammen- 
fassung der Heizfläche und die Steigerung der Leistungen 
von Feuerungen und Dampfkesseln. Hierzu sprach Dr.-Ing. 
Ebel, M.-Gladbach, in seinem Vortrage: „Wirtschaftlich- 
ster Dampfdruck und Leistungsteigerung”“. Nach seinen 
Ausführungen kann man bei Zusammenfassung der Heiz- 
fläche in einen Kessel und gleichzeitiger Steigerung der 
Verdampfleistung an Anlagekosten für 1 kW gegenüber 
früheren Projekten bei bisherigen Dampfdrücken etwa 3 
bis 50%, bei etwa 25 atü Dampfdruck 20...40 % und bei 
Hochdruckdampf 15...30 % sparen. Die kleineren Werte 
gelten dabei für geringere, die größeren für höhere elek- 
trische Leistung. Diese Maßnahmen setzen natürlich das 
Vorhandensein von Hochleistungsfeuerungzen und Hoch- 
leistungskesseln und hohe Betriebsicherheit der Danırf- 
kessel voraus, damit Reserve gespart wird. Die Beherr- 
schung der Speisewasserfrage ist dabei sehr wichtig, auf 
die die Höhe des Dampfdrucks großen Einfluß hat. Der 
in Hinblick auf diese betriebsicherste Dampfdruck wird 
auch der wirtschaftlichste sein und hierfür erscheine vor- 
läufig der Mitteldruck immer noch am aussichtsreichsten. 

Zur Speisewasserfrage berichtete Chem. Freder- 
king, Magdeburg, über „Das Einheitsverfahren zur Un- 
tersuchung von Kesselspeisewässern”, indem von ihm Ap- 
paraturen für einheitliche Untersuchungsweise und ein ein- 
heitliches Maßsystem für die verschiedenen Bestimmungen 
beim Speisewasser in deutschen Härterraden auch zur Ver- 
wendung in kleinen Betrieben für unzeschultes Personal 
entwickelt sind, und Dr.-Ing. Hofer, Essen, „Über einige 
Erfahrungen mit der Speisewasseraufbereitung an Hoch- 
leistungskesseln im Ruhrberebau.“ Seine Ausführungen 
ließen erkennen, mit welchen schwierigen Verhältnissen 
auf diesem Gebiet die Betriebe im Ruhrgebiet zu kämpfen 
haben, so daß mit den Aufwendungen für die Wasserauf- 
bereitung die wärmewirtschaftlichen Vorteile wieder ver- 
loren gehen. Die große stündliche Umsetzung an Wasser 
in den (sroßkesseln bei hohen Temperaturen führt auch bei 
Speisung mit Kondensat in kurzer Zeit zu starkem Stein- 
ansatz in den Rohren. Besonders gefährlich ist der kie=el- 
säurchaltigre Ansatz, der schon bei Stärken von 0,5 mm zu 
Schäden führt und sich in seiner hauchartigren Form nur 
schwer entfernen läßt. Gegen die Einwirkung des Sauer- 
stoffs auf das Metall, der trotz größter Vorsicht in das 
Speisewasser gelangt, muß das Wasser eine bestimmte Al- 
kalität besitzen. In den Überhitzerrohren zeigt sich eine 
Eisenoxyduloxyd-Ablagerung, deren oxydierende Einwir- 
kung auf die Rohrwandung durch zu hohe Verbrennunes- 
temperaturen und Dissoziation des Wasserdampfes geför- 
dert wird. Auch das Schäumen und Spucken der Kes=vl 
sind unangenehme Erscheinungzen, die sogar zu Schäden 
an den Turbinen durch Eintreten von Wasser in diest 
führen können. 

Zu den neuen Aufgaben der Kesselvereine gehört auch 
die Überwachung elektrischer Anlagen. Obering. Ull- 
mann, Essen, berichtete hierzu in seinem Vortraxe: 
„Worauf beruht die Sicherheit der elektrischen Anlagen?” 
Auf die hierzu einschlägigen Vorschriften des VDE und 
dessen Prüfabteilungz zur Prüfung der Sicherheit des elek- 


trischen Geräts, die leider keine Qualitätsprüfung sei, 
wurde hingewiesen. Eine 100prozentige Sicherheit der 


Anlagen wäre wünschenswert, doch berühre diese ein- 
schneidend die Kostenfrage. Es müsse auch dafür gesorgt 
werden, daß äußere Anlässe zu Unfällen vermieden wer- 
den. Nach der Statistik entfielen in Deutschland bei indu- 
striellen Anlagen nur 0,74 % auf elektrische Anlagen. Der 
Anschlußwert habe sich in der Zeit von 1913 bis 1924 um 
155 % vermehrt, während sich die Unfälle auf 1 Mill kW 
Anschlußwert von 98 auf 50 verringert haben. Dies sei 
ein Beweis für die Zunahme der Sicherheit der elektrischen 
Anlagen. Dies zeige sich auch aus der Statistik zur Ur- 
Sache der elektrischen Unfälle, indem 53,4 % durch eigenes 
Verschulden, 28,3 % durch fehlerhafte Anlagen, 14 % durch 
unglückliche Zufälle und 4,3% durch fremdes Verschul- 


Tg 


ind. Merkwürdigerweise ver- 
unglücken mehr Fachleute als Laien. Hier könne nur Be- 
\ehrung aufklärend wirken. Abschreckende Bilder zu Un- 
füllen seien ZU verwerfen, da sie für eine weitere Entwick- 
lung der Elektrizitäts-Verwendung hinderlich scien. Elek- 
trische Anlagen erfordern besondere Aufmerksamkeit und 


den herbeigeführt worden s 


Mit der Tagung waren ve l 
wie auch die des Großkraftwerks Stettin verbunden, das 
insofern Interesse bot, als in ihm seit Beginn Qes, 


1927 drei ehdruck-Wanderrostkessel und drei 
it j i normalen Dampfleistung 


von etwa 19 t/h bei einem Dampfdruck von 33 at un S 
Überhitzung im Betriebe sind. Sorgfi 


Wirtschaftlichkeitsberechnung 
au 111. 1929) haben unter Berücksichti- 


gung Gesamtwirt- 
schaftlichkeit der Staubkohlenanlage um 10 
als die der Wanderrostkessel. Die 


bei den Staubkesseln i 
als die der Wanderrostkessel, bezogen au Rohkohle. Das 


Werk hat sich denn auch bei der jetzt erforderlich gewot- 
denen Erweiterung der Kesselanlage Zur weiteren Au stel- 


lung von Kohlenstaubkesseln entschlossen. In der Mon- 
tage sind bereits zwei Settinzton-Kohlenstaubkessel der 
j Heizfläche, 


e ke-Hofmann-Busch-Werke von je 1 m? f 
deren Leistung ei 35 at und 425 2 ... 450° Überhitzung 


50...75 tih Dampf beträgt. Przygoñe 


Energiewirtschaft. 


te und die Zukunft der Stromabnahme 
des Kleinverbrauchers. _InEnglan d hat der jährliche 
Verbrauch an Kraftstrom während der letzten Jahre um 
ten 400 Mill kWh zugenommen. s ist klar, daß ein 
stetiger und andauernder Mehrverbrauch dieser Art nicht 
auf cine höhere Benutzungsdauer der existierenden Appa- 
rate, sondern auf Neuinstallationen Z i 

Bei einer Benutzungsdauer bei 


Die Fortschrit 


gibt sich mithin eine Mehranschaffung von 
jährlich an Motoren. i 


den seien, in Wahrheit sind natürlich 
Elektroapparate hinzugekommen. Für 
verbrauch gilt diese Überlegung aus zwei 
Erstens nimmt er rascher als jeder ander 


ringere Lebensdauer, SO daß eine gege 
Kilowattstunden i.a. einen viel rascheren 
Apparatur ałs bei Kraftabnahme darstellt. 

an die Lebensdauer des Induktionsmotors von etwa 


Stunden. während eine Glühlampe nur eine 
von 1 h hat. 


durch: 
1. eine Zunahme der Abnehmerzahl, 
2 ; der Abnahme jedes Kunden. 


ig me ’ 
In England ist Z. Z. von vier oder fünf Häusern nur 
Zahl wird 


da niemand’ eine andere 
Beleuchtung 
Der Verbrauch an elektrischer Arbeit wirt 
da eine Intensivierung des 
Anwen- 
Haushalt kommen muß. 
bb. 21 dargestellt; die Zahlen D: 


ruhen auf Erhebungen der Elektro-Kommission und Pro- 
i der linken Seite 


geben die Gesamtabnahme der öffentlichen und privaten 
hten Seite die voT- 


Um möglichst 


eins mit elektrischem Licht versorgt. Diese 
natürlich sehr stark zunehmen, i 
Einergieform als die elektrische für seine 
nehmen wird. 
aber auch weiter wachsen, 
Verbrauchs für bessere Beleuchtung und andere 
dungen der Elektrizität in jedem 


Die Schätzung ist in 


duktionsstatistik. Die Ordinaten auf 


<ächliche Abnahme des 
ar; der obere Teil ist schraffiert und zeigt 


Entwicklung, welche durch die neuen Zahlen gegeben ist. 


> (G esamtverbrauch wir 
pelt, die Stromabnahme der Haushaltungen 


Ssjebenmal so groß wie 1924 sein. 


wachs von zwei Gesichtspunkten aus betrachten: 1. jähr- 


licher Konsum und 2. jährlicher Zuwachs. 
für Beleuchtung und 


von 8000 Mill kWh 


Verkauf 
Wenn nur ein Viertel dieser für 
würde bei einer Durchschnittsverbrauchslampe von 4 


und 1000stündiger Lebensdauer 


lichen Verkauf von 
drei Viertel des Konsums würden ın sonstigen Apparaten 


verbraucht werden. 
Erneuerungen un 


urückzuführen ist. 
Vollast von 4h täglich an 


309 Arbeitstagen bei einem Wirkungsgrad von 80% er- 
360 000 PS 


Dieser Rechnung liegt die Annahme 
zugrunde, daß nur Induktionsmotoren angeschlossen WoT- 


Gründen: 
e Konsum zu, 


zweitens haben die Verbrauchsapparate i.a. eine viel ge- 
bene Abnahme von 


Umsatz an 
Erinnert sel 


Lebensdauer 


Die Zunahme der Haushaltstromatnahme vollzieht sich 


Rechtecks ist nicht schraffiert und stellt die tat- 
der betreffenden 


Haushaltsapparate 


1351 


im Jahre 1940 wird einen enormen 
von Verbrauchsapparaten zur Folge haben. 

i ur Beleuchtung diente, 
diese Abnahme einen jähr- 


50 Mill Lampen bedeuten. Die übrigen 


Auch alle diese würden periodische 


d Ersatzverkäufe notwendig machen. 


MrdkWwWh 


e ac 38 A A 


1984 26 88 
Abb. 21. Voraussichtliche Entwicklung der englischen Stromversorgung. 


Wir betrachten jetzt das jährliche Wachsen der Be- 
n wir einen konstanten Belastungsfaktor 
oraus, SO würden wir einen entsprechenden Zuwachs an 
zu installierenden Apparaten erhalten. Der durchschnitt- 

i Mehrverbrauch an Haushaltungstrom würde 
ungefähr 400 Mill kWh betragen. Man kann annehmen, 


Installationen von ungefähr 10 % ergeben würde. 
dieser Annahme würden wir also 
Installation von rd. 500 000 kW neuer Apparatur jährlich 
erhalten, wenn wir nur das Wachstum des 
in Rechnung stellen. Hierbei haben wir also nicht die 
Abnutzung, den Ersatz und die Erneuerung der Apparate 
berücksichtigt, welche für die ursprüngliche Abnahme ver- 
antwortlich waren. (D. J. Bolton, El. Review Bd. 104, 
1929, S. 190.) A.G. Arnold. 


-Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft‘. — Nach 
einer von Elgawe wiedergegebenen Mitteilung des Amt- 
lichen Preußischen Pressedienstes ist cine im Landtag ge- 
stellte Anfrage, welche privaten bzw. kommunalen ek- 
trizitätsunternehmungen seit dem 1. IV. 1928 von der 
Preußischen “lektrizitäts-A.G. angekauft 
worden seien, vom Handelsminister dahin beantwortet. 
worden, daß die Preag die Stromverteilungsanlagen der 
Kreise Nienburg, Stolzenau, Sulingen und Frankenberg, 
$ Aktien der P raunschweigiseh-Hannoverschon 
Überlandzentrale Nordstemmen und alle Anteile der Elek- 
{rizitätswerk Söhlde G. m. b. H. erworben habe. Im übri- 


gen, so beme 
gesamte Elek 
cine dem wohlverstandenen Interesse der Verbraucher ent- 


sprechende Gemeinschaftsarbeit zwischen der staatlichen 
und kommunalen Elektrizitätswirtschaft herbeizuführen. 


net 
ı Vgl ETZ 1929. S. 1174. 


m 


1352 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


12. September 1929 


Geesen? nn i —— 


VEREINSNACHRICHTEN. 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B 1 Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


Kommission für Hochfrequenztechnik. 


Die Kommission gibt nachstehend einen durch die 
Normgruppe „Rundfunk“ des Zentralverbandes der deut- 


sehen elektrotechnischen Industrie aufgestellten Ent- 
wurf 1 zu dem Normblatt 
DIN YDE 1590, Bl.1 „Rundfunkgerät. Betäti- 


eungsrichtungder Bedienungs- 
teile Richtlinien“ 
bekannt. 
Noch nicht endgültig 
Rundfunkgerät 
Betätigungsrichtung der Bedienungsteile 
Richtlinien 


DIN 


Entwurf 1 


VDE 1590 


Elektrotechnik BI. 1 


Verschieben 
nach oben oder 
nach hinten 


Rechtsdrehen 


nach -rechts 


en 


Betätigung in einer der vorstehenden Pfeil-Richtungen 
bewirkt: 


Einschalten von Strom 


Strom 

Heizung 

Lautstärke durch Widerstand oder 
Kondensator 

Rückkopplung durch Kondensator 

Selbstinduktion 


festere Kopplung 


Zunahme von 


September 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. 


Einsprüche gezen diesen Entwurf sind in doppelter 
Ausfertigung bis zum 15. Oktober 1929 an die Geschäft- 
stelle des VDE zu richten. 

Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär. 
P. Schirp. 


SITZUNGSKALENDER. 


Oberschles. Elektrotechn. Verein, Gleiwitz. 18.1X. 1929, 
nachm. 5h, Büchersaal der Donnersmarckhütte in Hinden- 
burg: Vortrag Dr.-Ing. Kesselring, „Hochspannung- 
schalter“. 

Elektrotechn. Gesellschaft Hannover. 14. IX. 1929 
Heinrich-Goebel-Feier in Springe. Näheres s. S. 1349. 

Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft, Berlin. 
17. IX. 1929, abds. 6h, gr. Sitzungsaal des VDI: Lichtbilder- 
vortrag Dr.-Ing. Gompertz, „Moderne Kälteanlagen unter 
bes. Berücks. d. Lebensmitteltransporte“. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Elektrotechnik. Einführung in die Starkstromtech- 
nik. Von Prof. J. Herrmann. Bd. 1: Die physikali- 
schen Grundlagen. Mit 88 Fig., 16 Taf. u. 125 NS. in 
Text, 16 Taf. mit 55 Abb. u. 13585. in kl. 8%. Bd. 3: 


Die Wechselstromtechnik. Mit 153 Pig. im Text, 15 
Taf. mit 36 Abb. u. 140 S. in kl.8. 5. Aufl. Verlag 
Walter de Gruyter & Co., Berlin u. Leipzig 1928. 


Preis jedes Bandes 1,50 RM. 

Von den mit Recht beliebten Gösehenbändcehen ‚Elek- 
trotechnik” von Herrmann sind die drei ersten (Nr. 196, 
197 und 198 der Sammlung) neubearbeitet erschienen. Der 
Inhalt, auf den wohl nieht näher einzugehen ist, da die 


EV 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 


Zuschriften an den Plektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft- 
stelle. Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a Il, Fernspr. Amt Kurfurst 
Nr. 0697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 183 02. 


Einladung 


zur Fachsitzung für Installationstechnik (EVI) am Diens- 
tag, dem 17. September 1927, 7'z Uhr abends, im Saale des 
„Hauses der Technik“, BerlinN 24, Friedrichstraße 110/112, 
Eingang von der Kuppelhalle aus. 


Tagesordnung: 


Vortrag des Herrn Obering. Schloß über: „Wie hat 
sich die Bühnenbeleuchtung und die In- 
szenierunge unter dem Einfluß der elek- 
trischen Bühnenbeleuchtungeg bis zuihrem 
derzeitigen Stand entwickelt?” 


Inhaltsangabe: 


1. Ersatz der alten Beleuchtungsmittel dureh das elek- 
trische Licht unter Beibehaltung der alten Insze- 
nierungsmethoden. 

2. Einrichtung der elektrischen Beleuchtungsapparatur 
und Vervollkommnuneg bis zur allgemeinen Verwen- 
dung hochkerziger Lichtquellen. 

3. Einfluß der hochkerzieen Lichtquellen auf die In- 
szenierung (Bühnenhimmel in Form von Rund- und 
Kuppelhorizonten). 

4 Benutzung des elektrischen Lichtes in Verbindun:z 
mit weißen Rundhorizonten zum teilweisen Ersatz 
von zemalten Hängcedekorationen. 

5. Belebung des Bühnenbildes durch Schaffung von 

- Spezialapparaten zur natürlichen Darstellung des 
Himmels (Wolkenapparatur). 

6. Weitere Ausbildung der Beleuchtung in der Rick- 


tung des Ersatzes der gemälten Dekoration durch das 
Lichtbild. 


Da der Saal nur 350 Zuhörer faßt, ist der Zutritt 
nur gegen besondere Eintrittskarten ge- 
stattet,diein der Geschäftstelle des Elektrotechnischen 
Vereins, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a Il, bis 14. IX. 
mittags erhältlich sind. 


Fachausschuß für Installationstechnik. 


Der Vorsitzende: 
Baumann. 


Werkcehien allbekannt sind, ist bis auf einige Erweiterun- 
gen (magnetischer Kreis, Gleichrichter) gegen die vorher- 
gehende Auflage unverändert geblieben. Die Neubearbei- 
tung, durch die die Werkcehen nur gewonnen haben, er- 
streckt sich hauptsächlich auf Umzeiehnung vieler Figu- 
ren und Anwendung der vom AEF festgesetzten Formel- 
zeichen. Jeder Band enthält als Anhang wieder 16 Tafeln 
mit guten Abbildungen, die auf den Text Bezug haben. 
Die Bändchen behandeln in klarer, leichtverständlicher 
und übersichtlicher Weise die physikalischen Grund- 
gesetze der Elektrotechnik und die Gleichstromtechnik 
und bieten im engen Rahmen, ohne große mathematische 
Anforderungen zu stellen, bei wissenschaftlicher Strenge 
das auf dem Gebiet der Starkstromelektroteehnik Wissens- 
werte. Allen denen, die sich mit der Elektrotechnik ver- 
traut machen wollen, besonders den Anfängern, Schülern 
techn. Lehranstalten und Studierenden können die preis- 
werten Göschenbändehen, die übrigens wieder in solidem 


Vorkriegseinband mit bestem Papier erschienen sind, 
nur empfohlen werden. Gruhl. 


Handbuch der Elektrizitätunddes Magne- 
tismus. Bearbeit. v. mehr. Fachgen., herausız. v. 
Prof. Dr. L. Graetz. Bd. V, Lief 3: Zeitliche Vor- 
gänge Technik. Abschnitt: Hochfrequenz- 
technik. Mit 281 Fig. im Text, XII u. 275 S. in vg 
nn von Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1928 Preis geh. 
é D D 

Der erste Abschnitt „Strahlung und Wellenaushrei- 
tung“ ist sehr bemerkenswert, da auf dem knappen Raum 
von etwa 25 Seiten ein Überblick über das gesamte Gebiet 


12. September 1929 


gegeben wird. Daß bei einer so gedrängten Darstellung 
gewisse Kapitel, wie z.B. die Ausbreitung der Wellen 
längs Leitung, nur sehr kurz behandelt werden können, 
muß in Kauf genommen werden. Im zweiten Abschnitt 
sind die Geräte behandelt. Dabei ist besonderer Wert 
auf die theoretischen Grundlagen gelegt, nicht aber auf die 
speziellen Ausführungsformen, die sich doch in der Hoch- 
frequenztechnik schneller Ändern als auf irgendeinem 
anderen Gebiet der Technik. Die Darstellung ist auch 
in diesem Kapitel knapp und klar, so daß der Stoff im 
Vergleich zur Seitenzahl als außerordentlich reich anzu- 
sprechen ist. Die kurzen Wellen sind offenbar deswegen 
wenig eingehend behandelt, weil dieses Gebiet sich zur 
Zeit noch sehr stark im Fluß befindet. Ein letztes aller- 
dinzs sehr knappes Kapitel berichtet über die Funk- 
peilune. H. Fassbender. 


Zur Geschichte der exakten Naturwissen- 
schaftenin Hamburg. Vond. Gründung d. akadem. 
Gymnasiums bis zur ersten Hamb. Naturforschertagune. 
Im Auftr. des Naturwissenschaftl. Vereins in Hamburg 
verfaßt von Dr. H. Schimank. 1928. Mit 144 S. in 8°. 
Preis kart. 4 RM. 

Die vorliegende Schrift wurde anläßlich der Tagung 
Deutscher Naturforscher und Ärzte in Hamburg 1928 im 
Auftraxze des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg 
verfaßt und behandelt, wie der Titel sagt, die Entwicklung 
der Naturwissenschaften in Hamburg im 17. und 18. Jahr- 
hundert; Leistungen und Persönlichkeiten, die nicht in 
Hamburg ihre Wirkungstätte hatten, sind angeblich außer 


Betracht gelassen. Die ganze Darstellung ist jedoch so 
gehalten — der Verfasser läßt nach Möglichkeit die 


Quellen selber sprechen — daß auch der Nichthamburger, 
der sich für die historische Entwicklung der Naturwissen- 
schaften interessiert, bei der Lektüre des Buches auf seine 
Kosten kommt. Vieles, es sei nur auf das Kapitel über 
das Lehrbuch des Cornelius Valerius oder auf den Brief- 
wechsel zwischen Leibnitz und Brand, dem Erfinder des 
Phosphors. oder zwischen Leipnitz und Meissner. dem Be- 
eründer der „kunstrechnungsübenden Societät”. hinge- 
wiesen, geht weit über den rein hambureischen Gesichts- 
punkt hinaus und ist von allgemeiner Bedeutung. Von 
Hamburger Persönlichkeiten werden eingehender behan- 
delt: Junzius, Busch, Reimarus sowie der Begründer der 
Hamburger feinmechanischen Industrie J. G. Repsold. Die 
verdienstvolle Arbeit des durch seine historischen Ab- 
handlunzen bekannten Verfassers kann Interessenten 
warm empfohlen werden, zumal auch ein einzehender 
(uellennachweis vorhanden ist. Voege. 


Der Niederfrequenzverstärker. Seine Theo- 
rie u. seine prakt. Anwend. zur Sprach- u. Musikver- 
Stärkung Von A. Forstmann u. H. Reppisch. 
Mit 211 Textabb. u. 366 S. in 8°. Verlag von Richard 
Carl Schmidt & Co. Berlin 1928. Preis geb. 16 RM. 

Die Frage, ob man die heutige Verstärkertechnik ohne 
Hilfe der höheren Mathematik ausreichend beschreiben 
kann, ist längst dahin beantwortet, daß man letztere nicht 
enthehren kann. Die Verfasser haben daher das weite mit 
der Niederfrequenzverstärkunz zusammenhänrende Ge- 
biet rein mathematisch behandelt und dabei trotzdem dem 
weniger mathematisch Gewappneten die Erklärungen des 
in den Formeln versteckten Wissens verständlich ge- 
macht: dennoch haben sie den Weg der „allgemeinver- 
ständlichen Darstellung“, wie er in einer großen Zahl von 
Veröffentlichungen versucht wurde, vermieden. Der erste 
Abschnitt über die allgemeine Verstärkertheorie bringt 
die Röhrencharakteristik, das anodenseitig belastete Rohr, 
Arbeitskennlinien, Spannungsverstärkung, Verzerrung, 
Durcheriff und Leistungsabgabe. Nach dieser Einleitung 
(84 Seiten) gehen die Verfasser anf die spezielle Ver- 
stärkertheorie ein und behandeln Widerstandsverstärker, 
I’rosselspulenverstärker und Transformatorenverstärker, 
die je für sich auf Verstärkung, Dimensionierungsgrund- 
lagen, Arbeitskennlinien und Aussteuerbereieh untersucht 
werden. Beim Transformatorenverstärker werden die 
magnetischen Eigenschaften (Fluß, Hysteresis, Wirbel- 
ströme und Streuung) und die elektrischen behandelt, um 
dann zu seinen Gleichungen überzurehen. Darlegungen 
über den einfachen Transformatorenverstärker, über den 
Gegentakt- und den Mikrophonverstärker sowie Entzer- 
rung beschließen den Inhalt des zweiten Abscehnittes. Der 
dritte Teil behandelt Konstruktion und PRetrieb der Ver- 
stärker: hier werden die Schaltunzen, die Röhren, die 
Betriebspannungen sowie die Leistungen einzschend er- 
örtert. 

In jeder dieser Darlegungen zeigt sich die glückliche 
Hand der beiden Verfasser, die auf einfachem Wege die 
Formeln entwickeln und logisch weiterführen und dabei 
dem Leser die letzten Probleme der Verstärkertechnik 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


1353 


zeigen. Obwohl nicht alle Probleme bis in ihre feinsten 
Verästelungen verfolgt werden, die ja den Forschern 
selbst noch verschlossen sind, so sind doch die Ausfüh- 
rungen über die der Lösung bereits entgegenzeführten 
Probleme.so klar und verständlich, daß man dieses Buch 
als ein wohlgelungenes Werk bezeichnen muß und es 
jedem für die Niederfrequenzverstärkung Interessierten 
— der Kreis ist heute gar nicht mehr so eng und nicht 
nur auf die eigentlichen Fachleute beschränkt — bestens 
empfehlen kann. Patermann. 


Gewitterschäden. Von Baumeister F. W. Preuß. 
Bd. 2. Ist das ein Blitz- oder ein Sturm- 
schaden? Mit zahlr. Abb. u. 89 S. in gr. 8°. Selbst- 
verlag, Altdamm bei Stettin 1929. Preis geh. 4,85 RM. 


Über diesen zweiten Band der Preußschen Schrift läßt 
sich nicht mehr sagen als über den ersten (siehe ETZ 
1928, S. 1891). Im zweiten Band werden in ähnlicher 
Weise etwa rd. 10 Schadensfälle geschildert. Wiederum 
erweist sich der Verfasser als scharfer Beobachter 
und guter Baumeister. Eigenartig sind oft seine elektro- 
technischen und meteorologischen Vorstellungen, so wenn 
er u. a. auf S. 59 sagt: „Der am Ableitungsdraht herab- 
sprudelnde überschüssige Funke punktiert oder furcht...”. 
Die Ausstattung dieses Bandes ist der des ersten völlig 
gleich. Trotz einiger irrigen Vorstellungen dürfte das 
Buch doch vielen Lesern etwas zu sagen haben und auf- 
klärend wirken. Moench. 


Das Elektrostahlverfahren. Ofenbau, Elektro- 
technik, Metallurgie und Wirtschaftliches. Nach F. T. 
Sisco „The Manufacture of Electric Steel” umgearb. u. 
erw. v. Dr.-Ing. St. Kriz. Mit 123 Textabh.. IX n. 
291 S. in 8°. Verlag Julius Springer, Berlin 1929. Preis 
geb. 22,50 RM. 

Vorliegendes Werk gibt einen Einblick in das Ar- 
beitsverfahren zur Herstellung von Elektrostählen, wo- 
bei die praktischen Erfahrungen der Stahlwerksbetriebe 
mit verwertet und die metallurgischen Grundlagen, die 
von dem Amerikaner F. T. Sisco in dem Buch „The 
Manufacture of Electric Steel” geschildert sind. mit über- 
nommen wurden. Da der metallurgische Teil obengenann- 
ten Buches den Lesern der ETZ zu fern liegen dürfte, so 
soll von einer Besprechung dieses Teiles abgesehen und 
nur über den elektrischen Teil der Elektroöfen berichtet 
werden. 

Ausgehend von der historischen Entwicklung der 
Elektroöfen, die von den Typen nach Strassano, 
Kiellin und Heroult ihren Ausgang genommen und 
durch die größeren elektrotechnischen Firmen Deutsch- 
lands praktische Gestalt erhalten hat, wird auf die Be- 
deutung der Stahlerzeugung hingewiesen und die Welt- 
erzeugung von Elektrostahl in einer Tabelle angegeben. 
Nach dieser Tabelle betrug der Anteil Deutschlands im 
Jahre 1925 etwa 11% gegenüber 52 % der Vorkriegszeit. 
Die V. S. Amerika konnten den Prozentsatz von 17,8 
im Jahre 1913 auf 53,6 im Jahre 1925 steigern. Italien, 
das vor dem Kriege zur Elektrostahlerzeugung fast nichts 
beitrug, hatte im Jahre 1925 einen Anteil von 16,2% der 
Welt-Elektrostahlerzeugung. 

Die Zusammenstellung auf S.10 der deutschen Fir- 
men, die Elektroöfen bauen, enthält einige Uhnrichtig- 
keiten. Die Gesellschaft für Elektrostahlanlagen (Gesta) 
besteht schon seit einer Reihe von Jahren nicht mehr. 
Ihre Rechte und Pflichten sind auf die Siemens & Halske 
A.G. übergegangen. Bezüglich der Hochfrequenz-Induk- 
tionsöfen, deren Ausführunz z. Z. wohl nur unter Be- 
nutzung der Northrup-Patente erfolgen kann, ist zu be- 
merken, daß nicht nur die Hirsch, Kupfer- und Messing- 
werke A.G. und die Lorenz A.G., wie angegeben, son- 
dern auch die Siemens & Halske A.G. über diese Patente 
verfügt und auch Hochfrequenzöfen baut. Die Elektro- 
öfen, die in den verschiedenen Ausführungsformen abge- 
bildet sind, werden mehr vom ofenbautechnischen Stand- 
punkt aus betrachtet, als daß die elektrischen Verhält- 
nisse der Erzeugung der Wärme in den Vordergrund ge- 
stellt und die Erkenntnisse der wichtigen physikalischen 
Vorgänge erweitert werden. Die Lichtbogenöfen, die we- 
sentlich zur Stahlerzeugung beitragen, werden in ihrem 
Aufbau und in ihren Größenverhältnissen geschildert und 
Interscheidungsmerkmale der verschiedenen Typen der 
Praxis angegeben. Der Niederfrequenzofen, der infolge 
seiner ungünstigen Rinnenform leichter zu Durchbrüchen 
neigt, ist an wechselnde Einsatzverhältnisse weniger an- 
passungsfähig und wird hauptsächlich für flüssigen Ein- 
satz gebraucht. Der Ofen, der zuerst die gleiche Verbrei- 
tung wie der Lichtbogenofen gefunden hatte, wird jetzt 
zur Elektrostahlherstellung nur wenig benutzt. Der Hoch- 


1354 


frequenzofen, der durch seine einfache Tiegelform sich 
besonders auszeichnet, ist teurer in der Anschaffung, aber 
vorteilhaft für die Durchführung metallurgischer Pro- 
zesse, und die Nützlichkeit wird sich besonders bei der 
Herstellung von Qualitätseisen zeigen. 

Das Buch, das die praktischen Botsiäbsverhältnisse 
besonders berücksichtigt, wird dem Techniker, der sich 
mit dem elektrischen Heizunesproblem beschäftigt, wert- 
volle und praktische Ratschläge geben können. 


V. Engelhardt. 


Der Fahrstuhlführer. Beschreibung d. wichtigsten 
Teile einer Aufzugsanlage nebst Betriebs- u. Bedienunes- 
anleitung. Von F. Generlichu. H. Martens Mit 
Anhang: Polizei-Verordnung vom Jahre 1927 betr. Einr. 
u. Betrieb von Aufzüzen. 4., durchges. u. verb. Aufl. Mit 
48 S. u. 1 Taf. Zeichn. in kl. 8°. Verlag Julius Springer, 
Berlin 1928. Preis kart. 1,80 RM. 


Die kleine 48 Seiten umfassende Schrift liegt in 4. Auf- 
lage vor. Sie war im Jahre 1909 zum ersten Male er- 
schienen, nachdem 1908 eine neue Polizeiverordnung betr. 
„die Errichtung und den Betrieb von Aufzüzen” erlassen 
war, welche unter anderem auch die Bestimmung enthielt, 
daß sich der Führer eines Aufzuges einer Prüfung zu un- 
terziehen hat. Die neueste Auflage vom Juni 1928 wurde 
bedingt durch die neue Polizeiverordnung (Aufzugsord- 
nung) vom Jahre 1927. Das Verlangen, daß Aufzüge, 
welche Personen befördern, durch einen geprüften Fiihrer 
bedient werden müssen, ist auch in dieser neuesten Polizei- 
verordnung, welche nunmehr aber einheitlich für das ganze 
Deutsche Reich gilt, beibehalten worden. Das vorliegende 
Buch soll den intelligenteren Hausverwalter, Pförtner, 
Diener usw. indie Lage versetzen, sich die für das Bestehen 
der Prüfung erforderlichen Kenntnisse anzueigenen; dar- 
über hinaus will das Buch die Besitzer von Aufzuzsanlagen 
in den Stand setzen, ihre Aufzugsführer zu beaufsichtigen. 
Solange die Polizeibestimmungen in Deutschland vorschrei- 
ben, daß Personenaufzügze, auch wenn sie mit elektrischer 
Innensteuerung versehen sind, ohne Führer nur von be- 
stimmten zuzelassenen Personen benutzt werden dürfen, 
sind Bücher, wie das vorliegende, das seinen Zweck durch- 
aus gut erfüllt, zweifellos von Wert und Nutzen. Daß es bis- 
her aber noch nicht gelungen ist, diese Bestimmung zu Fall 
zu bringen, muß auf das lebhafteste bedauert werden, 
u.zw. nicht nur im Interesse des deutschen Aufzugsbaues, 
sondern vielmehr noch in dem des deutschen Bürgers, der 
ermüdet von der Arbeit und der langen Illeimfahrt in den 
überfüllten Verkehrsmitteln noch vier und fünf Treppen 
erklimmen muß, bevor er in seinem Heim zur Ruhe ge- 
langt. Die große Masse der immer höher werdenden Miets- 
häuser kann erst mit Aufzügen ausgestattet werden, wenn, 
wie es in anderen Ländern, z. B. in Schweden, seit lanzem 
üblich, die freie Benutzung des Aufzures ohne besondere 
Erlaubnis, ohne Sehlüssel und ohne Führer jedem, der das 
Haus betritt, freisteht. Der Aufsichtsbehörde die Chat: 
zeuzung beizubringen, daß die deutsche Aufzugsindustrie 
heute bereits in der Lage ist, Aufzüge, welche die sichere 
Vermeidung ieder Gefahr bei einer solchen freien Be- 
nutzung gewährleisten, zu liefern, sollte eine der vornehm- 
sten Aufgaben des Verbandes der Aufzuzsfabrikanten sein. 

Thierbach. 


Physik. Ein Lehrbuch für Studierende an den Universi- 
täten und Technischen Hochschulen. Von Prof. W. H. 
Westphal. Mit 471 Abb., XV u. 536 S. in 4°. Verlag 
Julius Springer, Berlin 1928. Preis geh. 18 RM, geb. 
19,60 RM. 


La gibt zwar eine große Zahl von Lehrbüchern der 
Physik, doch herrscht ein austresprochener Mangel an einer 
neuzeitlichen elementaren Einführung, welche die 
reuen Anschanunzen über Materie, Strahlung und Elektrizität 
nicht bloß anhanzsweise bringt, sondern organisch in die 
Darstellung des Ganzen verarbeitet. Es mag das daran 
liegen, daß die überaus schnelle Entwicklung, die die 
neuere Physik kennzeichnet, kaum einem Physiker die Zeit 
zu der etwas retrospektiven Arbeit der Abfassung eines 
l,ehrbuches läßt. Es ist deshalb dankbar zu berrüßen, 
wenn in dem vorlierenden Lehrbuch eine solche Verarbei- 
tung der neven Ergebnisse der Physik angestrebt wird. 
Nun stehen allerdings eine Reihe der neuen Anschauungen 
so außerhalb des Rahmens der übrigen Physik, daß auch 
der Verfasser diese, nämlich die Quantentheorie, die Theo- 
rie der Materie und die Relativitätstheorie in besonderen 
Kapiteln am Schlusse des Buches behandelt. Zur Zeit, wo 
in den erwähnten Theorien noch manche unzeklärten Stel- 
len sind, wird dies kaunı anders zu machen sein, auch ist 
es aus didaktischen Gründen, nach denen der Stoff nach an- 
steigender Schwierirkeit zu ordnen ist, das Gegebene. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


12. September 1929 


Wichtig ist, daß auch die Bearbeitung der älteren Gebiete 
so abzefaßt ist, daß sie auf die neueste Phase der Physik 
hinführt, ebenso wichtig ist ferner, daß vieles ausgemerzt 
ist, was vom heutigen Standpunkt aus gesehen unwesent- 
lich erscheint. Diesen Forderungen wird das vorliegende 
Lehrbuch durchaus gerecht. — Die Bekanntschaft mit den 
(irundberriffen der Infinitesimalreehnung wird erfreu- 
licherweise vorausgesetzt. Technische Anwendungen 
werden nur sehr sparsam gebracht. Trotzdem kann das 
Buch auch für den Inzenieur empfohlen werden. Denn 
auch für die Physikvorbildunz der Ingenieure scheint sich 
immer mehr die‘ Auffassung durchzusetzen, daß sie sich in 
erster Linie auf das Grundsätzlich-Prinzipielle richten 
muß und daß die technischen Anwendunzen nur dort 
heranzuziehen sind, wo sie die Herausarbeitung der 
theoretischen Prinzipien erleichtern. 

E. Regener, Stuttzart. 


Jahresberichte. 


Technischer Jahresbericht 198. Her- 
ausg. von der Allgemeinen Elektrieitäts-Gesellschaft, 
Berlin. Mit zahlr. Abb. u. 63 S. in 2°. 


Der Technische Jahresbericht über das Jahr 1928 gibt 
ein anschauliches Bild über die Fortschritte, welche diese 
Firma auf dem Gebiet der Stromerzeugung, Stromfortlei- 
tung und Verwertung des Stromes erzielt hat. In den 
einleitenden Worten wird ein Überbliek über vorliegende 
Probleme gegeben. Sie alle sind bedingt durch das immer 
weiter steigende Begehren nach elektrischer Energie 
dank der fortschreitenden Mechanisierung, angefangen 
vom Haushalt im kleinen bis zum Arbeitsprozeß im gro- 
ßen. Der Elektromotor ist die Antriebsmaschine für 
jeden Arbeitsprozeß geworden, denn er erfüllt jede For- 
derung nach der idealen Verschmelzung zwischen An- 
trieb und Arbeitsmaschine. Selbsttätige Einrichtungen 
überwachen den verwickeltsten Herstellungsvorgang. Im 
einzelnen sind zu erwähnen der Generator für 85000 kW, 
Transformatoren für 40000 bzw. 60 000 kVA bei 220 kV. 


AEG. 


Bei Umformer- und Gleichriechteranlagen hat sich die 
Automatisierung und Fernsteuerung des Betriebes einge- 


führt. Die Schaltanlare für 20 kV und das Einleiter- 
und Drelbistromkabel für 100kV sind besonders zu be- 
achten. Auf dem Gebiet des elektromotorischen Antriebes 
sind die neuen Sicherheitseinrichtunzen für Förderan- 
lagen und Neuerungen im Werkzeuzmaschinenantrieb be- 
schrieben. Der Einzelachsantrieb für elektrische Loko- 
motiven ist noch weiter ausgebildet worden; eine der- 
artige Lokomotive mit 3800 PS Stundenleistung wiegt 
109t. In Gemeinschaft mit den Siemens-Schuckertwerken 
wurde eine Reihe von Lokomotiven gebaut, von denen 
die für die schlesischen Gebirestrecken verwendeten Lo- 
komotiven eine Last von 1400t bei Lie Steigung mit 
einer Stundenzeschwindierkeit von 65 km zu schleppen 
vermögen. Man gewinnt aus dem Jahresbericht ein über- 
zeugendes Bild über die fortschreitende Entwicklung der 
AEG auf allen Gebieten der Elektrotechnik, und es soll 
besonders hervorgehoben werden, daß die Firma nament- 
lich auch den Forscehunesstätten ihrer Werke ein wesent- 
liches Verdienst am Fortschritt beimibt. 


Sienens-Jahrbuch 1929. 
mens & Halske A.G. 
Schuckertwerke A.G. 
644 5. in Rn 
geb. 12 RM. 

Im vorliegenden 3. Band des Siemens-Jahrbuches wird 
zunächst Rückschau gehalten auf den 100. Geburtstag von 

KarlSiemens (geb. 3. II. 1829, gest. 21. III. 1906), der 

wihrend seines ganzen Lebens eine Hauptstütze seines 

älteren Bruders Wernerv.Siemens war. Weniger als 

Erfinder oder Konstrukteur, sondern in der Hauptsache 

als Organisator größerer Unternehmungen hat er eine 

feste Grundlage für den finanziellen Aufstieg der Firma 

Siemens & Halske geschaffen. Sein Bild schmückt als 

Titelblatt das Buch. — Im Laufe des Jahres 1929 wird die 

Elektrisierung der Berliner Stadt- und Rinzebahnen durch- 

geführt sein. Pamit sind nach einem halben Jahrhundert 

die Pläne von Werner Siemens in die Wirklichkeit umge- 
setzt, genau 50 Jahre nach der Vorführung der ersten 
elektrischen Bahn auf der Gewerbeausstellung in Berlin. 
line größere Arbeit im Jahrhuch beschreibt den Anteil 
der Sieimens-Schuckertwerke an der Elektrisierung die- 
ser Bahn und Dr. Natalis berichtet über die ersten elek- 
trischen Lokomotiven. Ferner ist der 50. Wiederkehr des 

(ründungstages des Elektrotechnischen Vereins dureh 

Wernerv.SiemensundStephan gedacht und end- 

lich des 5öjährizen Jubiläums, das das Wiener Werk von 

Siemens & Halske in diesem Jahr begeht. 


Herausz. von der Sie- 
und der SE - 
Mit zahlr. Abb., X und 
VDI-Verlag G. m. b. H., Berlin 1929. Preis 


12. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


1355 


An diese Erinnerungsblätter schließt sich eine reiche 
Auswahl von Beiträgen aus den zahlreichen Arbeitsge- 
bieten des Siemens-Konzerns an. Es ist wieder sehr zu 
begrüßen, daß eine Reihe von Arbeiten die ganze Ent- 
wicklung bestimmter Teilgebiete behandeln, wie z.B. die 
Arbeiten von Prof. Keinath über die Entwieklung der 
Siemens-Meßzeräte, von Dr. Mehlan über die Dampf- 
turbinen der Siemens-Schuckertwerke, von R.Berthold 
über Werkstoffprüfung, von Langer über selbsttätize 
Telephonie usw. Das aktuelle Gebiet der Netzkupplungs- 
umformer behandelt Dr. Schenkel. Einen Markstein 
in der Entwicklung der Energieübertragung bildet die 
Inbetriebsetzung des ersten 100 kV-Kabels, worüber Dr. 
Schrottke berichtet. Besondere Beachtung verdient 
die Beschreibung des Schaltwerkhochhauses der Siemens- 
Schuckertwerke, des ersten Fabrikhochhauses Deutsch- 
lands. 


BBC-Mitteilungen, 16. Jahrgang, Januar 1929, 
II. 1. Herausgegeben von der Aktiengesellschaft Brown, 
Boveri & Cie., Baden (Schweiz). 

Die Brown, Boveri & Cie. A.G. in Baden gibt einen 
Rückblick auf die Entwicklung ihrer Konstruktionen im 
Jahre 1928. Auf dem Gebicte des Elektromaschinenbaues 
ist in erster Linie die Turbogruppe beachtenswert, deren 
Generator 100 000 KYA leistet. Unter den Großtransfor- 
matoren ist der Dreiphasen-Freiluft-Transformator für 
40 000 kVA bei 220 kV Oberspannung zu erwähnen, dessen 
Unterspannungswicklung (110 kV) von A auf A und über- 
dies auf 2 und 4 Paralleleruppen umsehaltbar ist und der 
ferrer eine Tertiärwicklung für 12000 kVA und 10 kV 
besitzt. Interessant ist ferner der vom Bayernwerk für 
das Umspannwerk Aschaffenburg bestellte Fransformator 
für 20 000 KVA, der mit beiderseits 100 kV zur Kupplung 
der Netze des Bavernwerkes und des Preußenwerkes dient. 
Von den Schaltapparaten sind die Freiluftölschalter für 
22) EN besonders beachtenswert. Auf dem Gebiet der elek- 
trischen Zurförderung war die Firma durch den beschleu- 
nigten Ausbau der Schweizerischen Bundesbahnen beteiligt. 
Für Brasilien wurde eine Gleichstrom-Schnellzugsloko- 
motive gebaut für 3000 V Fahrdrahtspannung und 1600 mm 
Spurweite, Achsfolge L—Do— 1, von rd. 115 t Dienstgewicht, 
für 10200 kg Dauerzugkraft bei einer Stundengeschwin- 
digkeit von 69,8 km: höchste Stundengzeschwindigrkeit 
105 km. Ein großer Teil des Berichtes ist der Beschrei- 
bung bemerkenswerter Ausführungen von Dampfturbinen 
gewidmet. Die groge Dampfturbine für 160 000 kW für das 
Hellzate-Kraftwerk ist zur Ablieferung gekommen. Die 
Montierung dieser Maschine erfolgte in 13 Wochen. 


General Electric Review, Bd.32, Nr.1, Januar 
1929. Verlag der General Electrie Company, Schencectady, 
New York. 

In der General Electrice Review gibt J. Liston einen 
Überblick über die Entwicklung der elektrotechnischen 
Industrie Amerikas während des Jahres 1028, soweit die 
General Electrie Company hieran beteiligt ist. Die Pro- 
duktion an elekträtechnischen Erzeugnissen dieses Jahres 


hat die aller früheren Jahre wesentlich übertroffen. Be- 
sonders bemerkenswert sind folzende Einzelheiten: Ein 


Generator für 100 000 KYA, 50 Hz, 1500 U/min mit einer 
Wicklunespannung von 16500 V, ferner mehrere sehr 
grobe Generatoren mit Wicklungzspannungen von 22 000 V. 
Fin Turbosatz für 250 kW, 10 000 U/min ist beschrieben. 
Für die Marine wurde der zweite rein elektrische Dampfer 
Virginia in Auftrag gegeben. Die reversiblen Propeller- 
motoren haben eine Leistung von je 8500 PS. Die Elektri- 
sierung der Hauptbahnen hat weitere Fortschritte gemacht. 
Grobe Lokomotiven von 3000 PS sind in Auftrag gegeben. 
Auf einigen Verschiebebahnhöfen sind elektrische Wirbel- 
stirembremsen in Betrieb gekommen. Sehr interessant ist 
ein Papierinaschinenantrieb mit 9 Motoren, deren jeder von 
inem eigenen Generator gespeist wird; die Geschwindig- 
keit wird durch besondere Rerler verändert. Eine Reihe 
grober Transformatoren, auch für Freiluftanlagen, ist in 
Betrieb gekommen. Für das Laboratorium der Stanford- 
Universität wurde ein Prüftransformator für 2100 kV 
geliefert. Zur Kompensation der Induktivität von Lei- 
tungen verwendet man in Amerika auch bei hohen Span- 
nungen vielfach Kondensatoren. Fine Reihe solcher ölge- 
füllter Kondensatoren nach dem Kabeltyp ist beschrieben. 
Fir kleine Unterwerke (Farmen u. del.) wurden beson- 
dere Typen ausgebildet, die sich auch zum Anschluß an 
wo OO V-Anlaxgen eignen. Auf dem (iebiet der Beleuch- 
tunestechnik wurden Lampen für große Leistungen (bis 
Zu ðB kW) ausgebildet zur Beleuchtung der Flughäfen. 
Schwaiger. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Die Gründe für das Abkommen der AEG mit der Ge- 
neral Electric Co. — Eine a.o. G.-V.der Allgemeinen 
Elektrieitäts-Gesellschaft hat am 27. VII. die 
in der ETZ 1929, S. 1220, genannten Vorschläge der Verwal- 
tung zu dem Abkommen mit der International Ge- 
neral Electric Co. genehmigt und dem Generaldirektor 
Geheimrat Bücher Gelegenheit gegeben, die Transaktion 
eingehend zu begründen, Nach einem Hinweis auf die inter- 
nationale Bedeutung der AEG vor dem Kriege, die außer- 
ordentlichen Schädigungen, die dieser gerade Unternehmungen 
ihrer Art gebracht habe, konstatierte er zwar eine Besserung 
der Lage der deutschen Wirtschaft in den letzten Jahren, doen 
könne sie nicht als gesund bezeichnet werden. Der Young- 
Plan verringere allerdings die Reparationsleistungen von 
2,5 auf 2 Mrd RM jährlich, belaste aber die deutsche Ware 
in der Gesamtheit mit 3 bis 5% allein durch Reparationen, 
wenn man das Jahreseinkommien des deutschen Volks auf 65 
bis 70 Mrd RM und den Wert der deutschen Warenerzeugung 
auf 35 bis 40 Mrd RM schätze. Durch ungleiche Verteilung 
des Aufbringens werde jedoch noch ein viel größerer Prozent- 
satz auf das Industrieprodukt abgewälzt. Dadurch erfahre 
die Verdienstmöglichkeit gegenüber dem Ausland eine be- 
trächtliche Verringerung, und die einzige Ausgleichsmöglich- 
keit liege nur in einem vermehrten Export, den in dem er- 
forderlichen Maß aufzunehmen das Ausland indessen durchaus 
nicht gewillt sei. Die Elektrizitätsindustrie befinde sich z. Z. 
noch in einer relativ günstigen Konjunktur, doch mache sich 
auch bei ihr, soweit sie nicht über Monpolstellungen verfüge, 
die geringe Möglichkeit, eigenes Kapital zu bilden, geltend. 
Diese Möglichkeit aber sei eine unbedingte Voraussetzung für 
die Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit einer Industrie, die 
einen großen Teil ihres Absatzes aus eigenen Mitteln finan- 
zieren müsse. Bei dem Mangel an Investitionskapital in 
Deutschland sei man also auf die Inanspruchnahme des Aus- 
lands angewiesen. Zwei Gesichtspunkte hätten die Verwal- 
tung der AEG bei ihrem Vorgehen geleitet: einmal die N ot- 
wendigkeit gesteigerter Absatzmöglich- 
keiten zur Ausnutzung der weit über die Bedürfnisse des 
Inlandes hinausgehenden Produktionskapazität und sodann 
das Erfordernis einer Finanzierungsmöglichkeit 
zur Ausnutzung der Märkte. Bei den Verhandlungen habe 
man zur Erreichung des ersten Zieles das Zusammenarbeiten 
starker Kräfte für den richtigen Weg gehalten, der bei den 
seit langem bestehenden Beziehungen nur mit der General 
Electric Co. begangen werden konnte. Die Verwaltung hege 
die Zuversicht, daß sich die Verträge für beide Teile günstig 
auswirken würden, sonst hätte sie diese einseitige finanzielle 
Transaktion unterlassen, denn die ganze Angelegenheit sei 
nicht auf amerikanischen Expansionsdrang zurückzuführen, 
sondern auf die eigene Initiativeseiner Gesell- 
schaft. Die International General Electric Co. werde nun- 
mehr über ein beträchtliches Aktienpaket verfügen, doch liege 
es nicht in ihrem Willen, die Majorität der AEG zu erwerben. 
Ebenso sei die Wahl der nunmehr in den Aufsichtsrat der letz- 
teren eintretenden Amerikaner, u. zw. des Vorsitzenden des 
Board der G. E. Co., Owen D. Young, des Generaldirektors 
der G. E. Co., G. Swope, des Generaldirektors der 1. G. E., 
Clark H. Minor, und des Vorstandsmitgliedes der I.G. E., 
E. A. Baldwin, keine Forderung der General Electrice Co. 
gewesen, sondern ein freier Entschluß der AEG. 


Deutschlands elektrotechnischer Außenhandel!. — In- 
nerhalb des Tarifunterabschnitts 18 B hat im Juli 1929 die 
Einfuhr gegen den Vormonat (8438 dz bzw. 4,356 Mill RM) 
um 1095 dz (13%) und 0,11 Mill RM (2,5 %) abgenommen, 
während die Ausfuhr (129344 dz bzw. 42,331 Mill RM 
i. Vm.) um 6417 dz (5%) bzw. 5,111 Mill RM (12%) ge- 
wachsen ist. Die inbegriffenen Reparationssachlieferungen 
betrugen 2349 dz im Wert von 1,23 Mill. RM. Für die abge- 
laufenen sieben Monate ergibt ein Vergleich mit der 
entsprechenden Periode des Vorjahres bei der Einfuhr eine 
Steigerung um 12 989 dz (21,6 %) und 5,385 Mill RM (21%). 
Sie umfaßte 8611 Lichtmaschinen (14 072 i. V.), 99589 Dy- 
namos, Elektromotoren usw. (74 177 i. V.), 3721 Bogen- usw. 
Lampen (726 i. V.), 2,965 Mill Metalldrahtlaınpen (2,448 i. V.) 
und 45100 Kohlefaden- usw. Lampen (74700 i. V.). Die 
Ausfuhr hat sich innerhalb dieses Zeitabschnitts gegen den 
gleichen von 1928 um 119566 dz (15%) bzw. 50,568 Mill 
RM (19%) erhöht und enthielt an Reparationssachlieferungen 
66 691 dz im Wert von 22,244 Mill RM. Der Stückzahl nach 
betrug der Export 53200 Lichtmaschinen (48538 i. V.), 
410 496 Dynamos, Elektromotoren usw. (331424 i. V.), 23 S18 
Bogen- usw. Lampen (13813 i. V.), 38.06 Mill Metalldraht- 
lampen (32,583 i.V.) und 0,665 Mill Kohlefaden- usw. Lam- 
pen (1.301 i. V.). Sein Überschuß stellte sich auf 839 113 
dz im Wert von 285,850 Mill RM (732536 dz bzw. 240,667 
Mill RM i. V.). 


ı Vgl. ETZ 1928, S. 1387; 1920, S. 1179. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


Einfuhr in dz 


12. September 1929 


Ausfuhr indz 


Erzeugnisse Juli Januar/Juli Juli Januar/Juli 
1929 1929 1928 1929 1929 1928 
907 a Lichtmaschinen und Lichtzündmaschinen für Motorfahr- 

zeuge; Anlaßmotoren für Verbrennungsmotoren . . . . 66 628 1 309 768* 5 024*) 4021 
907 Dynamomaschinen, Elektromotoren, Umformer; Trans- 

b bis g formatoren und Drosselspulen!. .. .. SC E 3 481 20752 | 27906 | 27799*| 178 319*| 180 009° 

907 h Fertig gearbeitete Anker, Kollektoren? . . .. 2.2... 73 1281 890 1917*| 11 829| 17095 

908 a, b| Elektrizitätssammler, deren Ersatzplatten (Elektroden) . 564 3 784 4 340 4 232*| 28 780*| 30 347* 
Kabel zur Leitung elektrischer Ströme, zur Verlegung in 

Wasser oder Erde geeignet . . . 2. s. 2 2220... 618 28 310 9 951 46 822*| 335 090*| 250 260° 
910 Bogenlampen, Quecksilberdampf-, Quarz- und ähnliche 
a bis o Lampen; Gehäuse dafür mit Glasglocken; Scheinwerfer, 

Retlektoren® . „un. Ae E ee 19 106 71 252 2 670* 2 334 
911a Metallfadenlampen . . . s.. sesen eenen E 263 1 348 1 202 1 180 6 950*] 668° 
OR, Kohlenfaden-, Nernst- und andere Glühlampen . . . . . 5 26 36 26 236* KA 
912 Aı Telegraphenwerke; Bestandteile davon . . . . . 21 95 32 14 181* 124 
912 A3) Fernsprecher, Fernsprech-, Wand- und Tischstationen, Fern- 

sprechvermittelungseinrichtungen; Bestandteile davon . 208 583 316 ] 782*| 11 009* 8 622* 
912A3| Vorrichtungen für die drahtlose Telegraphie und Tele- 

phonie; Bestandteile davon . . . . 2222000. 560 3 617 2 087 4 068*| 28989*| 21 Lin 
912A4| Meß-, Zähl- und Registriervorrichtungen, auch in Verbin- 

dung mit Uhrwerken; Bestandteile davon . . .... 161 1177 1 230 2946*| 19852*] 17 065° 
912 B Bügeleisen; Bestandteile davon . . ». 2.2 2 22.2... — 13 14 805 4 472* 359 
912C Heiz-, Koch- und sonstige Wärmeapparate; Bestandteile 

dënn, "ue ca a ee te ee er 146 1 163 9 850 1 270* 8 524* 6 674° 
912 D Röntgenröhren; Bestandteile davon . . . 2... 2... 3 15 7 18* 115* 71° 
912 E Magnetzündapparate und sonstige elektrische Zündsysteme 

sowie Teile davon (ausgenommen Magnete); elektro- 

technisahes Zubehör für Motorfahrzeuge . . . ... . 307 1 851 1 746 1 801*| 14541* 10 100* 
912 Fı | Sicherungs- und Signalapparate; Läutewerke; Bestandteile 

davon .. 220000 . . 12 108 94 1 423* 7 567* 6 447° 
912 F2 | Vorrichtungen für Beleuchtung, “Kraftübertragung, Elek- 

trolyse; Vorschalte- und Nebenschlußwiderstände; sonst. 

a. n. g. Vorrichtungen; Bestandteile davont . . ... . 783 7491 7169 | 27693*| 181 272*| 177 277* 
912 F38 | Vorrichtungen für ärztliche oder zahnärztliche Zwecke; 

Bestandteile davon (ausgenommen 912D) . .... . 37 427 355 1535*| 10708* 9 646" 
912 F4 | Galvanische (auch Trocken-) Elemente, elektr. u. galva- l 

nische Batterien; Thermoelemente; Bestandteile davon 14 264 378 5 254 36 089 27 402 
912 F5 | Isolationsrollen, -glocken, -knöpfe, Spulen, Taster, Schalter 

usw. aus Steingut, Porzellan oder Glas (ausgenommen 

st: EE NEE ER — 143 165 6 6 6 
912 F6 | Isolationsgegenstände aus Asbest, Asbestpa Glimmer 

oder Mikanit für die Elektrotechnik (Schutzkasten usw.) 2 34 79 75 375* 305° 
912 F7 | Isolierröhren für elektr. Leitungen aus Papier oder EE 

Verbindungsstücke dafür... ..... 4 081 19 731*)| 13 044* 
SS Elektrotechnische Erzeugnisse, unvollständig angemeldet . — — — —- 6 21 

nge in dz . 7343 73 216 RSA 135 761*! 912 320*| 792 753° 
Summe von Tarifunterabschnitt 18B: | Work in 1000 RM | 4 246 | 30502 | 925117 | 47 442*, 316 352*| 265 784° 
648 a Vorgepreßte Blöcke, Platten und rn aus Kohle für 

elektrotechnische Zwecke . . .. 2 eu ue 21 205 250 570 6 845 77063 
648 b Kohlenbürsten, Mikrophonkohlen usw.; Kohlenfäden für 

elektr. Beleuchtungskörper oder dgl., auch in le 

mit Platin. s s 30 a une ae Se u 2 40 32 86 504* 464 
648 e Brennstifte für Bogenlampen . ee re 174 799 33 582 4 948 4 486 
648 d Klektröden: . so esea u a. nee eine 188 3 773 7117 22215 | 161553 | 147 185 
733 a Porzellanisolatoren für Telegraphen- oder Fernsprech- 

leitúngon t A ee 8. re ee a a A 2 180 129 10 736*| 45334*| 34121” 
740 a Glühlampenkolben EE EE EN au Car a Ze ee 55 190 181 1 394 10 117 6 169 
183 0 Bearbeitete Teile von elektrischen Maschinen der Nrn. 

907 a/g und von Erzeugnissen der Nrn. 907 h/911 b aus 

nicht schmiedbarem Gußeisen. . . . 2». 20.0... 123 1 004 1 739 | 8 8 a 
799 o dagl. aus schmiedbarem Eisen . . . . . 67 420 466 
890 a Isolierter Draht aus unedien Metallen für die Elektro- 

tSchnik e e u ul ee ee .. 196 1447 1213 11 7985*| 80. 256*) d ré 

! Die Ausfuhr von Quecksilberumformern ist in Nr. 912 F 2 enthalten. schaffenhet. — ® Isolatinneglocken unter 733 a, andere Waren, auch aus 


? Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile von nicht vollständigen elektrischen 
Maschinen. — e Die Ausfuhr umfaßt auch Teile von Bogenlampen außer 
Brennstiften (648c). — * Die Ausfuhr umfaßt auch Quecksallberumformer 
aus Nr. 007 b/g und Iaolationsgeeenstände, auch aus Ambrold, Hartkautschuk 


Ambrold, Hartkautschuk usw., unter 912 F 2. — 7 Die Ausfuhr umfatt 
Isolatoren aller Art aus Steingut. oder Porzellan. — P Für die Ausfuhr geiten 
die im Unterabschnitt 18 B bei den Maschinen angegebenen stat. Nro. — 
9 Berichtigte Zahl. 


usw. der Nr. 912 F5 außer Isolationsglocken (733a). — ê Einfuhr nach Be- 


e Einschließlich der Reparationssachlieferungen. 


Bezugsquellenverzeichnis. Berichtigung. 
In dem Aufsatz „Die Stromv ersoreunzs- 
Frage 311: Wer baut kleine Glimmwiderstände für Anlagen der Deutschen Reichspost“, ETZ 


Schwachstrom? 

Frage 312: Wer baut für Antrieb von Aufzügen mit 
Feineinstellung Drehstrommotoren mit Stabanker, die 
zwischen 300 und 1000 U/min regelbar sind? 


Frage 313: Wer stellt die Akkumulatoren-Lade- 
maschinensätze mit dem Fabrikzeichen M. A. A. M. her? 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. 


1929, N. 1253, ist der Name des Verfassers dureh ein Ver- 
sehen der Setzerei entstellt worden. Verfasser ist Herr 
Dipl.-Ing. Stübler (nicht Stüber), Postdirektor im 
Reichspostzentralamt, Berlin. 


Abschluß des Heftes: 7. September 1929. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expli. 


C. Zehme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 


Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9. 


ep a 


}.Septembe: 1929 ___Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 


e _ Netzanschluß-Uhren „Electrochronos“ mit Synchronmotor. 


Mitteilung der AEG. 


Die Drehzahl des Synehronmotors ist bekanntlich 
starr mit der Wechselzahl der zugeführten Wechsel- 
nnung verknüpft. Ein zweipoliıger Anker eines 
E hroumotors macht z. B. 3000 U/min bei der üb- 
| n Frequenz von 50 Pers Bei Konstanthaltung 
der Frequenz, können daher Synehronmotoren mit ent- 
- sprechender Übersetzung zum Antrieb von Uhren dienen. 
Die Tatsache 
jedoch, daß 
er Synchron- 
motor norma- 
ler Bauart zu- 
nächst mecha- 
nisch angewor- 
fen werden 
muß, bis erin 
der synehronen 
Drehzahl mit 
der Netzfre- 
quenz weiter- 
läuft, stand der 
Einführung 
dieser Uhren- 
art bisher hin- 
dernd im We- 
ge: Derartige 
hren wären 
in Aufbau und 
in der Bedie- 


Abb. 1. Netzansehlußuhr Electrochronos nung zu um- 
- mit Synehronmotor ständlich gé- 


K13763 


wesen. 

Der neuerdings von der AEG gebaute Synchron- 
motor (Bild 1) unterscheidet sich von den früher 
wersuchten Bauarten hierin grundsätzlich, indem der 
Anker von selbst asynchron anläuft, sobald die Wick- 
lung an die Netzspannung gelegt wird. In kürzester 
Zeit wird die synchrone Drehzahl ohne jeden mechani- 
schen Eingriff erreicht. 

Der neue Synchronmotor besteht aus dem Triebkern 
mit Spannungsspule, dem Läufer und dem Über- 
Eoria Der von der Spannungsspule in dem 
Jlamellierten Triebkern erzeugte Fluß wird durch zwei 
Kurzschlußringe an den Polen in einen belasteten und 
einen unbelasteten Zweig geteilt. Sie sind so angeord- 
net, daß sie ein Drehfeld erzeugen, das am Läufer 

rreift. Dieser läuft aus dem Ruhezustand asynchron an 
kommt in kürzester Zeit auf die synchrone Dreh- 
zahl. Der Läu- 

fer besteht aus 
2  gehärteten 
flachen Stahl- 
töpfen, die auf 
einer 0,5 mm 
starken Stahl- 
achse angeord- 
net sind und 
wiegt nur4,8g. 
Die Läufer- 
drehzahl wird 
durch mehr- 
fache Über- 
setzung herab- 
gesetzt. Das 
Räderwerk be- 
findet sich mit 
dem Läufer in 
einer gemein- 
samen völlig 
geschlossenen 
Abb. 2. Synehronmotor. Messingkapsel, 

r l die mit 3 cm? 
Mineralöl gefüllt ist. Aus der Messingkapsel ragt die 
Stundenac heraus, die 1 Umdrehung je Stunde 


und für die Steuerung von Tarifmeßeinrichtungen 
(Bild 3). Hier bieten der engere Anschaffungspreis 
und der fast völlige Fortfall der Wartung beträchtliche - 
Vorteile gegenüber den Federuhrwerken. | 
Beim Ausbleiben der Netzspannung kommt der 
Synehronmotor naturgemäß zum Stillstand und 
läuft erst wei- 
ter, wenn die 
ursprüngliche 
Netzspannung 
wieder eintrifft. 
Damit man 
nun nach einer 
Unterbrechung 
auf den Falsch- 
gang aufmerk- 
sam wird, ist 
eine rote Fall- 
klappe vorge- 
sehen, die her- 
vortritt, sobald 
die Stromzu- 
fuhr unter - 
brochen wird. 
Nach Richtig- 
stellung der 
Uhr wird die 
Fallklappe wie- 
der von Hand 
zum Verschwin- 
den gebracht. Abb. 8. Schaltuhr mit Synehronmotor, 
'orausset- 
zung für den riehtigen Gang der Synchronuhren ist die 
Übereinstimmung der Maschinenfrequenz mit der astrono- 
mischen Zeit. Praktisch unterliegt die Frequenz gewissen 
Sehwankungen, d.h. Abweichungen von dem Sollwertnach 
oben und nach unten. Um nun an allen Synehron- 
uhren genaue Zeit zu erhalten, ist es nötig, die 
Maschinenfrequenz im stromliefernden Werk nach der 
astronomisehen Zeit nachzuregeln. Hierzu wird eine 
Periodenkontrolluhr benutzt, in der eine sehr genaue 
Pendeluhr mit | 
einem Synchron- 
motor so ergänzt 
ist, daß die Zeiger 
beider Uhren über- 
einander laufen 
(Bild 4). Der 
Maschinenwärter 
muß nun durch 
entsprechendes 
Nachregeln der 
Frequenz dafür 
sorgen, daß beide 
Zeiger stets in 
Deckung bleiben. 
Aus dem Vor- 
stehenden geht 
hervor, daß die 
Synehronuhr nur 
in solchen Netzen 
einwandfrei arbei- 
tet, in denen die 
Frequenz in der 
geschilderten Wei- 
se gesteuert wird. 
Mehrere große 
Elektrizitätswer- 
ke des In- und 
Auslandes arbei- 
ten mit zeitge- Abb, 4. Perioden-Kontrolluhr, Vorderseite, 
nauer Frequenz- 
regelung, und es werden zweifellos weitere folgen, insbe” 
sondere wenn die Frage der Frequenzführung in zusammen” 
arbeitenden Kraftwerken ihre Lösung gefunden hat, 
Die Netzanschlußuhren bieten im Vergleich zu an- 
deren Uhrenanlagen beträchtliche Vorteile. Sie be- 
nötigen keine besanderen Stromquellen; ihre Wartung 
ist auf ein Mindestmaß beschränkt. Das besondere 
Leitungsnetz wird überflüssig; die Betriebssicherheit ist 
vorzüglich, da keinerlei Schaltkontakte vorhanden sind. 


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1357 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


50. Jahrgang 


Heft 38 


Berlin, 19. September 1929 


Aufbau, Wirkungsweise und Vorteile der Tardo-Sicherung. 


Von Dipl.-Ing. Erich Junck, Bremen. 


Übersicht. Es wird der innere und äußere Aufbau 
einer neuartigen trägen Schmelzsicherungsart und ihr Ver- 
halten bei normalem Stromfluß, bei Überlastung und bei 
Kurzschluß beschrieben. An Hand von Beispielen werden 
die Vorteile dieses Sicherungsystems erläutert. 


I. Aufbau der Tardo-Sicherung. 


Der Aufbau der Tardo-Sicherung, einer neuartigen 
trägen Schmelzsicherung, weicht wesentlich von der Bau- 
art der üblichen Schmelzsicherung ab. Zwar haben beide 
Sicherungsysteme die gleichen Ausmaße des Gewindes 
und des Fußkontaktes, aber der innere Bau ist völlig von- 
einander verschieden. Die übliche Schmelzsicherung be- 
sitzt als ein den Stromkreis unterbrechendes Element 
einen oder mehrere Schmelzdrähte, deren Schmelztempe- 
ratur von über 950 ° erreicht werden muß, um eine Strom- 
unterbrechung herbeizuführen. Die Tardo-Sicherung be- 
sitzt hingegen im Innern des Schmelzstöpsels ein nach 
besonderen Gesichtspunkten auf Grund mehrjähriger Ver- 
suche aufgebautes System leichtschmelzender Lötstellen 
und Schmelzdrähte, in welchem die Lötstelle bei einer 
Vo ee von etwa 75° eine Stromunterbrechung ein- 
eite 

Den inneren Aufbau der Tardo- 
Sicherung, die übrigens das VDE- 
Prüfzeichen erhalten hat, läßt Abb.1 
erkennen. 

Auf dem Normalgewinde ist ein 
steifer Metallstreifen a befestigt, der 
einen federnden Metalistreifen b trägt. 
Beide Streifen sind durch ein leicht- 
schmelzendes Lot bei c verbunden. 
Vom oberen Ende des federnden Blech- 
streifens b führt ein Silberschmelz- 
leiter d zum Fußkontakt. Parallel zu 
dem System Lötstelle und Schmelz- 
leiter d laufend verbindet ein Schmelz- 
leiter e das Gewinde und ein Kenn- 
draht g den Metallstreifen a mit dem 
Fußkontakt. Ein aus Widerstands- 
material hergestellter Bügel f, der 
parallel zur Schmelzstelle c liegt, über- 
brückt bei einigen Stromstufen am 
oberen breiten Ende die Blechstreifen 
a und b. Die Lötstelle c ist derartig 
ın einem besonderen Kanal des kera- 
mischen Körpers angeordnet, daß der 
untere Teil des Streifens b nach Ab- 
schmelzen des Lotes federnd vom Strei- 
fen a fortschnellen kann. Die Drähte d, e und f sind in 
esonderen mit Füllmaterial ausgefüllten Kanälen kurz- 
schlußsicher untergebracht. 

Die Ansicht auf den Stöpselkopf einer üblichen Siche- 
rung läßt, wie aus Abb. 2 hervorgeht, ein Glasfenster mit 
dem dahinter befindlichen Unterbrechungsmelder erken- 
nen. Die Ansicht auf den etwas größer gehaltenen Stöpsel- 
kopf der Tardo-Sicherung zeigt einen Kenndraht, der 
hinter einem Glimmerfenster auf weißem Hintergrund 
sichtbar und in der Farbe der entsprechenden Nennstrom- 
stärke gehalten ist. Durch diese Anordnung wird das 
Erkennen, ob die Sicherung angesprochen hat oder nicht, 
wesentlich erleichtert. 

‚Den äußeren Aufbau der Tardo-Sicherung im Ver- 
gleich mit einer normalen Schmelzsicherung läßt Abb. 3 
erkennen. Während die üblichen Schmelzsicherungen 
meistens aus Stöpsel und Stöpselkopf bestehen, also Zwei- 


Abb. 1. Innerer Auf- 
bau einer Tardo- 
Sicherung. 


teilig sind, besteht die Tardo-Sicherung nur aus einem 
einteiligen Schmelzstöpsel, der, wie Abb. 3 erkennen läßt, 
etwas länger ist als die übliche Ausführung, um Ver- 
wechselungen vorzubeugen. Ferner ist bei der Tardo- 
Sicherung der keramische Teil des Stöpselkopfes etwas 
massiger gehalten, wodurch, wie Messungen beweisen, das 
thermische Verhalten günstig beeinflußt wird. 


Abb. 2. Ansicht des Stöpselkopfes 


a) einer normalen b) einer Tardo-Sicherung. 


II. Wirkungsweise der Tardo-Sicherung. ` 


Der Strom, der in das Gewinde der Tardo-Sicherung 
eintritt, fließt in den Blechstreifen a, durch die Lötstelle c, 
in den Blechstreifen b. Von hier fließt er durch den 
schmalen Draht d dem Fußkontakt zu. Parallel dazu 
fließt der Strom vom Gewinde durch den Draht e eben- 
falls zum Fußkontakt. Außerdem fließt ein geringer Teil- 
strom parallel zur Lötstelle c durch den aus Widerstands- 
material hergestellten Bügel f von a nach b und ein an- 
derer Teilstrom durch den im Querschnitt schwach ge- 
haltenen Kenndraht g von a zum Fußkontakt. Durch 
dieses Parallelschalten aller Stromzweige wird gegenüber 
der normalen Sicherung mit nur einem Schmelzdraht der 
Widerstand und damit die Stromwärme und der Eigenver- 
brauch der Sicherung 
wesentlich herabgesetzt. 
Die Tardo - Sicherung 
bleibt kalt. 

Tritt eine Über- 
lastung des von der 
Tardo - Sicherung zu 
schützenden Stromkrei- 
ses ein, so erwärmt der 
durch die Lötstelle c 
fließende Strom den 
Leiter d, dessen Wärme 
durch den Streifen b 
zur Liötstelle c fließt 
und allmählich das Lot 
bis zum Schmelzpunkt 
erhitzt. Ist das Lot ge- 
schmolzen, so hat der 
federnde Metallstreifen b keinen Halt am unteren Teil des 
Streifens a mehr und schnellt fort (s. Abb. 4). 

Da der Stromkreis aber nicht unterbrochen wird, son- 
dern noch ein starker Teilstrom durch den Draht e vom 
Gewinde zum Fußkontakt fließt, so ist das Spannungs- 
gefälle an der Öffnungstelle bei c so gering, daß ein Öff- 
nungsfunke nicht entsteht, zumal parallel zur geöffneten 
Strecke der Drahtbügel f geschaltet ist, durch den ein 
Strom von a nach b und durch d zum Fußkontakt fließen 
kann. Dieser Strom, der von a durch f über b nach d 
fließt, bringt den Bügel f zum Schmelzen (s. Abb. 5). Nach- 


Abb. 3. Äußerer Aufbau einer 
Tardo-Sicherung (links) und einer 
normalen Sicherung. 


dem ein Teil des Stromflusses nunmehr durch die geöffnete 


1358 


Lötstelle bei ce und den abgeschmolzenen Draht f unter- 
brochen ist, fließt ein derart starker Strom vom Gewinde 
durch den Draht e zum Fußkontakt, daß der Schmelzleiter 
é wie bei einer normalen Schmelzsicherung durchschmilzt 
(s. Abb.6). Unmittelbar darauf fließt der Reststrom, der 
von a durch den Draht g zum Fußkontakt geleitet wird, 
durch den Kenndraht g in solcher Stärke, daß der letztere 
ebenfalls abschmilzt (s. Abb.7) und durch eine dunkel- 
braune Färbung an Stelle der Kennfarbe hinter dem 
Glimmerfenster des Stöpselkopfes das Ansprechen der 
Sicherung erkennen läßt. 


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Abb. A 


Tritt ein Kurzschluß in dem von der Tardo-Sicherung 
zu schützenden Stromkreis ein, so spricht die Lötstelle c, 
weil ihre Erhitzung langsam erfolgt, also träger ist als 
die Schmelzleiter e und d, nicht an. Vielmehr schmelzen 
die Drähte d und e wie die Schmelzleiter von normalen 
Sicherungen mit geschlossenem Schmelzeinsatz. Nachdem 
i um e geschmolzen sind, schmilzt auch der flache Kenn- 

raht g. 

Kennzeichnend für die Wirkungsweise einer Tardo- 
Sicherung ist die in Abb. 8 dargestellte Kennlinie. Die 
Kennlinie gibt für ver- 
schiedene Stromstärken 
die entsprechenden Ab- 
schmelzzeiten an. Ober- 
halb des Teilgebietes I 
liegt der Bereich der 
kurzschlußartigen Über- 
lastungen, die von der 
Tardo -Sicherung wie 
von der gewöhnlichen 
Sicherung unverzögert 
im Verlauf von etwa 
(ee Ss und weniger ab- 
geschaltet werden. Im 
Teilgebiet I, dem Gebiet 
hoher Überströme, be- 
nötigt die Tardo-Siche- 
rung ein Vielfaches des 
Nennstrcmes, um im 
Verlauf von einigen 
Sekunden abzuschmelzen. Im Teilgebiet II, dem Be- 
reich geringerer Überlastungen, sind schon Abschmelz- 
dauern von einer bis mehreren Minuten notwendig, um die 
Tardo-Sicherung zum Ansprechen zu bringen. Kurzzeitige 
Überlastungen in den Teilgebicten J und III werden also 
von der Tardo-Sicherung ausgehalten, ohne daß sie an- 
spricht. Im Teilgebiet IJI endlich nähert sich der Verlauf 
der Stromzeitkurve der Abszissenachse (Zeitachse) derart, 
daß sie die Prüfbedingungen mit Minimal- und Maximal- 
Abschmelzstrom gemäß $ 52 der „Vorschriften, Regeln und 
Normen für die Konstruktion und Prüfung von Instal- 
lationsmaterial bis 750 V Nennspannung“ (K. P. I./1928) er- 
füllt, d.h. der Maximalprüfstrom (1,6 ... 2,1 X Nennstrom) 
wird innerhalb 1 h abgeschaltet, während der Minimalprüf- 
strom (1,5... 1,3 X Nennstrom) mindestens 1h lang ausge- 
halten wird. 

Ganz allgemein kann gesazt werden, daß die Trägheit 
der Tardo-Sicherung so gewählt ist, daß Überlastungen so 
lange ausgchalten werden, als sie dem entsprechenden 
Leiterquerschnitt nicht gefährlich werden. 


III. Vorteile der Tardo-Sicherung. 


a) Da die Tardo-Sicherung innerhalb einer kurzen 
Zeit von mehr als 2 Perioden etwa das Sechs- bis Zehnfache 
des Nennstromes fülıren kann, ohne abzuschmelzen, kann 
sie mit Vorteil dort angewendet werden, wo es gilt, einen 


/ 


—> Stromstörke 


—> Zeit 
Alb. 8. Kennlinie einer Tardo- 
Sicherung. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


Stromkreis zu sichern, in welchem kurze Zeit hohe, dann 
aber schnell abklingende Anlaufströme auftreten, deren 
Höhe die üblichen Schmelzsicherungen gleicher Nenn 
stromstärke zum Abschmelzen bringen würde. 

Derartig hohe, kurzdauernde Anlaufströme treten in ; | 
Stromkreisen auf, in denen Kurzschlußmotoren angelassen 


18. September = 


oder zahlreiche Wolframdrahtlampen eingeschaltet wer- f| 
den. Dabei kann aber in derartigen Stromkreisen trotz 
dieser Belastung eine weitere Belastung — sei es Dauer- 
last oder intermittierende Last — stattfinden. Jeder Kurz- 
sehlußĝmotor nimmt unmittelbar nach dem Einschalten zum 
Aufbau seines magnetischen Feldes! einen Anlaufstrom 
auf, der durchschnittlich eine Periode dauert und während 
dieser Zeit die sechsfache Höhe seines Nennstromes er- 
reichen kann. Ebenso nimmt die Wolframlampe, deren 
Wolframfüden wie alle Metalle einen positiven Tempera- 
turkoeffizienten und im kalten Zustande nur lu des 
Widerstandes im erhitzten Zustande besitzen, während 
der Dauer von 0,5 Perioden einen Anlaufstrom auf, dessen 
Höhe etwa das Zehnfache des normalen Betriebstromes 
erreicht. 

Am unangenehmsten machen sich aber im praktischen 
Betriebe die Stromstöße beim Anlauf von Kurzschluß- 
motoren bemerkbhar, weil sie eine größere Sicherung und 
eine Leitung größeren Querschnittes erforderlich machen, 
als der Motor für seinen Vollastbetrieb benötigt. So muß 
z.B. ein Drehstromkurzschlußmotor von 3,6 kW bei 220 V 
und 12,2 A mit einer 30 m langen Zuleitung mit 25 A 
gesichert werden, damit der Einschaltstromstoß von etwa 
80 A von der Sicherung aufgenommen wird. Weil nun 
die Leitung mit 25 A gesichert ist, muß der Mindestquer- 
schnitt 6 mm? betragen. Da eine Tardo-Sicherung van 
10A den Einschaltstromstoß aufnehmen kann ohne an- 
zusprechen, würde ein Querschnitt der Zuleitung von 
1,5 mm? genügen. Wie groß hierbei die Ersparnis ist, 
zeigt folgende Rechnung: 


Bei einer Schmelzsicherung von 25 A wird be- 
nötigt, eine ie 3X30 m=%m NGA 


6 mm? . 16,15 RM. 
Bei Anwendung einer Tardo-Sicherung von 

10 A wird benötigt ‚eine Leitung 3 X 30 m 

= 90 m NGA 1,5 mm? : . 6,00 RM. 
Ersparnis bei Anwendung einer Tardo- Siche- 

rung De me ee i A N 10,15 RM. 


Selbst wenn angenommen wird, daß die Montagekosten 
und die Kosten für Isolierrohr und Zubehör in beiden 
Fällen gleich hoch wären, so ergibt sich in diesem Falle 
bei der Anwendung einer Tardo-Sicherung von 10 A gegen- 
über einer normalen Schmelzsicherung von 25 A eine Er- 
sparnis von 10,15 RM. Das sind allein 63 % Ersparnis an 
Leitungsmaterial. 

Eine ähnliche Ersparnis kommt für die ungeheuef 
große Zahl von Stromkreisen in Frage, durch die Kurz- 
schlußmotoren mit den Netzen verbunden sind. Man kann 
hier vor allem zwei Möglichkeiten in Betracht ziehen. 
Einmal werden derartige Stromkreise mit dem Leitungs- 
querschnitt versehen, welcher dem Nennstrom des Motors 
und dem Spannungsabfall entspricht, dann wird häufig 
entgegen den Verbandsvorschriften eine höhere Schmelz- 
sicherung montiert, damit der hohe Anlaufstrom des Kurz- 
schlußmotors ohne Störung aufgenommen wird; oder aber 
cs wird der entsprechend höhere Querschnitt genommen, 
um vorschriftsmäßig zu sichern und ohne Störung den 
Kurzschlußmotor anlassen zu können. Im ersteren Falle 
ist die Leitung übersichert und die zu hohe Sicherung 
bietet keinen Leitungschutz, im zweiten Fall wird der 
Querschnitt der Leitung nur !/ıoo s lang während des An- 
laufes voll belastet, in der übrigen Betriebszeit aber wird 
der Querschnitt der Leitung nur zu einem geringen Teil 
ausgenutzt. Bezieht man diese Überlegung auf die vielen 
Tausende von Kurzschlußmotorenkreisen, deren Leitungs- 
aquerschnitte bei Anwendung der Tardo-Sicherung viel 
schwächer als bisher gehalten werden könnten und dabei 
die Leitung ebensogut schützen als vorher, so ergibt sieh 
eine unvorstellbare Ersparnis am Kupfergewicht und so- 
mit am Volksvermögen. 

b) Bei Verwendung von Installations-Selbstschaltern 
und Motorschutzschaltern müssen die davor geschalteten 
Hauptsicherungen, wenn normale Schmelzsicherungen ver- 
wendet werden, mehrere Stromstufen höher gewählt wer- 
den als die Nennstromstärken der Selbst- und Schutzschal- 
ter, damit die Hauptsicherungen nicht früher ansprechen 
als die selbsttätigen Schalter. Der Größe der Hauptsiche- 
rung gemäß müssen auch die Verbindungsleitungen zwi- 
schen den Hauptsicherungen und den selbsttätigen Schal- 
tern entsprechend stark gewählt werden. Da die Tardo- 


4 Vgl. Elektrizitätswirtsch. Bd. 26, S. 494. 


| 
| 
| 
| 
| 
t 
l 


— 


\ 
H 


| 


19. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


1359 


Sicherung träger und elastischer wirkt als die üblichen 
Schmelzsicherungen, fängt sie ohne anzusprechen Über- 
lastungstöße und kurzzeitige Überlastungen auf, die die 
üblichen Sicherungen zum Schmelzen bringen würden. Da- 
her genügt vor Installations-Selbstschaltern und Motor- 
schutzschaltern eine Tardo-Sicherung der nächsthöheren 
Stromstufe. Auf diese Weise ergibt sich ebenfalls eine Er- 
sparnis an Leitungsmaterial und Kupfergewicht. 

c) Bei kurzzeitigen Überlastungen, wie sie bei der 
heute häufigen Verwendung elektrischer Haushaltgeräte 
vielfach vorkommen, sprechen die üblichen Sicherungen an 
und geben dadurch zu unliebsamen Störungen, oft zum 
Flicken der Sicherungen, immer aber zum Ärger Anlaß. 
Dasselbe trifft in Fabrikbetrieben zu, bei denen Schalt- 
stöße durch gleichzeitiges oder ungeschicktes Anlassen 
mehrerer Motoren oder kurzzeitige Überlastungen die 
normalen Schmelzsicherungen zum Ansprechen bringen. 
Die träge Tardo-Sicherung hingegen nimmt jede die Lei- 
tung nicht schädigende Überlastung auf und erspart daher 
sowohl den Klein- als auch den Großverbrauchern unange- 
nehme, zeitraubende Stromunterbrechungen. 

Da die Tardo-Sicherung mehrere parallel geschal- 
tete Schmelzleiter. die gemeinsam den Strom vom Stöpsel- 
gewinde zum Fußkontakt leiten, besitzt, ist der Wider- 
stand. den die Tardo-Sicherung dem Strom entgegensetzt, 
und damit auch die Wärmeentwicklung in der Sicherung 
schr gering. 

Die nachfolgende Zahlentafel 1 bringt Vergleiche der 
Widerstände und Temperaturen zwischen normalen und 
Tardo-Sicherungen, wobei beide Sicherungsarten zuerst 
1 h lang mit dem Nennstrom von 20 A und unmittelbar 
darauf eine Stunde lang mit dem Mindestprüfstrom von 
23 A belastet wurden. Die Temperaturmessungen erfolg- 
ten durch geeichte Thermometer am Rande der Stöpsel- 
köpfe, also dort, wo die Sicherungen beim Herausschrau- 
ben angefaßt werden. 


Zahlentafel 1. 


Wider- Temp Wider-TempeJWider- Tempe- 
= stand | ratur | stand | ratur | stand | ratur 
S = nach 1 h Be- | nach 1 h Re- 
S | Sicherungsart nach dem asning mit leschte mii 
= . ennstrom ndestprül- 
z, Einschalten 0A strom %8 A 

m9 SO mu SO 


Normale 20 A- 
| Sicherung mit 
VDE-Zeichen 


Tardo- 
| Sicherung | 
20 A 


Aus Zahlentafel 1 geht hervor, daß bei den genannten 
Belastungen, die sich im Rahmen der Prüfvorschriften 
(S 52 der K.P.1./1928) halten, bei der mit dem VDE-Zeichen 
versehenen normalen Schmelzsicherung Temperaturen von 
&6 °..9%° am Rande der Stöpselköpfe auftreten. Diese 
Sicherungen genügen zwar den Vorschriften des Verban- 
des Deutscher Elektrotechniker, bewirken jedoch bei ihrer 
Bedienung schmerzhafte Verbrennungserscheinungen an 
den Fingern. Sie schützen also die Anlage, verletzen aber 
die Menschen. Die Tardo-Sicherung, deren Temperatur 
unter gleichen Bedingungen nur auf 46 ° gestiegen war, 
schützt hingegen die Anlage und die Menschen. 

e) Durch die geringe Wärmeentwicklung sind die 
Weattverluste der Tardo-Sicherung erheblich geringer als 
bei den üblichen Schmelzsicherungen. Nachfolgende Zah- 
lentafel 2 zeigt Vergleiche zwischen den Eigenverlusten 
von normalen und von Tardo-Sicherungen, wobei beide 
Sicherungsarten 1 h lang mit dem Nennstrom von 20 A 
und daran anschließend 1 h lang mit dem Mindestprüfstrom 
von 28 A belastet wurden. 


Zahlentafel 2. 


QUA GH ri 


= Eigen- | Eigenverlust | Eigenverlust 
g verlust | nach 1 h Be- | nach 1 h Bo- 
3 Sicherungsart nach dem | lastung mit | lastung mit 
E Ein- Nennstrom | Mindestprüf- 
£, schalton | 20 A strom 28 A 


Normale 20 A- 5,62 W 6,26 W 18,42 W 

i Sicherung mit | 5,60 „ 6,20 ,, 20,44 , 
VDE-Zeichen 5,24 „ | 5,80 „ | 17,13 „ 
Tardo- 2,56 „ | 2,66 „ 5,90 „ 

| Sicherung 2,50 „ | 2,60 „ | 5,82 „ 
20 A 2,56 „ 2,66 „ 5,90 „ 


Demnach beträgt der Eigenverlust bei den üblichen 
Schmelzsicherungen je nach der Belastung das Doppelte 
bis Dreifache einer Tardo-Sicherung für die gleichc Nenn- 
stromstärke. 

Welche Verluste an elektrischer Arbeit durch derartig 
unerwünschte Belastungen durch Eigenverluste eintreten 
können, geht aus folgendem Beispielhervor. Wenn von 
den 1500 vorhandenen 20 A-Sicherungen einer großen Fa- 
brik der Einfachheit halber 500 als unbenutzt, die an- 
deren 1000 aber als vollbelastet angenommen werden, so 
besitzen diese 1000 normalen Sicherungen einen durch- 
schnittlichen Verlust an Eigenverbrauch von 6080 W und 
erfordern in einem Jahr bei 2000 Benutzungstunden 12 160 
kWh. Unter gleichen Betriebsbedingungen würden die 
Tardo-Sicherungen nur einen Eigenverlust von durch- 
schnittlich 2640 W besitzen und bei 2000 Benutzungstunden 
im Jahr nur 5280 kWh erfordern. Die Ersparnis bei An- 
wendung von Tardo-Sicherungen könnte also in einem 
Jahr 6880 kWh betragen. 

Was in diesem Beispiel nur im kleinen skizziert 
wurde, trifft in großem Umfange bei den Millionen von 
Hausanschlußsicherungen in ähnlicher Weise zu. Während 
aber im ersten Fall die Verluste vom Stromabnehmer ge- 
tragen werden, weil dessen Sicherungen hinter dem Zähler 
montiert sind, werden die Verluste, die in den Hausan- 
schlußsicherungen entstehen, von den Elektrizitätswerken 
Betragen. In beiden Fällen entstehen der Elektrizitäts- 
wirtschaft aber jahraus jahrein bisher wenig beachtete, 
jedoch beträchtliche Verluste, deren Verminderung durch 
Anwendung der Tardo-Sicherung ermöglicht werden 
könnte. 

Aus diesem Grunde erscheint der Hinweis zweck- 
mäßig, daß die Fabrikanten von blech- und gußgekapselten 
Hausanschlußkästen, Kabelkästen, Panzersicherungen 
u. dgl. sich darauf einstellen sollten, diese Erzeugnisse in 
ihren Abmessungen in Zukunft derart auszugestalten, daß 
sich die Tardo-Sicherungen bequem darin verwenden lassen. 


f) Die Tardo-Sicherung ist ein thermisches Abbild der 
zu schützenden Leitung, so daß sie der veränderlichen Be- 
lastbarkeit des Stromkreises bei Temperaturschwankungen 
besser Rechnung trägt als eine normale Sicherung, deren 
Schmelzleiter durch zu hohe Temperaturen gegen Tempe- 

raturschwankungen in 
der üblichen Größen- 
ordnung von 20° un- 
empfindlich sind. 

Das Anpassungsver- 
mögen der Tardo-Siche- 
rung an das thermische 
a Abbild der zu schützen- 
den Leitung zeigen die 
Kennlinien der Abb. 9. 

Aus den Kennlinien 
der Abb. 9 geht hervor, 
daß die normale Siche- 
rung.(c) bereits in einer 
Zeit abschmilzt, wäh- 
rend welcher der durch 
die NGA-Leitungen flie- 
Bende Strom diese bei 
weitem noch nicht auf 
die Übertemperatur ge- 
bracht hat, die nach den 
Errichtungsvorschriften 
roch zulässig ist. Die 
Kennlinie b der Tardo-Sicherung entspricht dem thermi- 
schen Abbild der Leitungen bedeutend besser und spricht 
in dem Bereich noch nicht an, in welchem die Übertem- 
er der NGA-Leitungen unter der zulässigen Grenze 

eibt. 


‘ Ferner gibt u. a. diese Eigenschaft der Tardo-Siche- 
rung im Verein mit ihrem sehr schmalen Streuband die 
Möglichkeit, die Tardo-Sicherung in Hintereinanderschal- 
tung mit einer normalen Sicherung der gleichen oder 
auch niederen Stromstufe als Strombegrenzer zu ver- 
wenden. 


Schließlich besteht aus den gleichen Gründen die er- 
wünschte Möglichkeit, die Mindestprüfstromstärken zu er- 
höhen, um auf diese Weise die Querschnitte der Leitungen, 
deren völlige Ausnutzung durch das breite Streuband der 
normalen Schmelzsicherungen verhindert wurde, besser 
auszunutzen als bisher. Ein weiteres Eingehen auf diesen 
von weitschauenden Elektrotechnikern häufig geäußerten 
Wunsch, dessen Verwirklichung eine ungeheure Ersparnis 
an Volksvermögen zur Folge haben könnte, würde den 
Rahmen dieser Arbeit überschreiten. 


— Leit 
Abb. 9. Kennlinie 
a) einer NUA-Leitung (im Isolierrohr 
verlegt 3x25 mm?), b) einer Tardo- 
Sicherung von 15 A„ œ) einer nor 
malen Sicherung von 15 A. 


1380 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


Ein neues Verfahren zur Bestimmung der Fehlergrößen bei MeBwandlern. 


Von Ing. Josef Slavik, Brünn. 


Übersicht. Es wird ein neues Verfahren zur Bestim- 
mung der Fehlergrößen von Strom- und Spannungswandlern 
beschrieben, wobei ein Normalwandler und zwei Zweisystem- 
zähler benutzt werden, die je ein Wirkverbrauch- und ein 
Blindverbrauchsystem besitzen. Die Methode erfordert nur 
verhältnismäßig einfache und billige Instrumente, arbeitet 
mit hoher Genauigkeit und ist besonders auch für Messungen 
außerhalb des Laboratoriums geeignet. 


Für die Messung des Übersetzungsverhältnisses und ` 


des Fehlwinkels von Meßwandlern wurden schon zahl- 
reiche Methoden angegeben, und cinige davon haben auch 
in der Praxis Anwendung gefunden. Alle diese Methoden 
lassen sich im allgemeinen in zwei Hauptgruppen eintei- 
len, u. zw. in Kompensationsmethoden (XNullmethoden) 
und in Ausschlagmethoden. Kompensationsmethoden ver- 
wenden in der Rezel Normalwiderstände im Primär- und 
Sekundärstromkreis (manchmal auch in Verbindung mit 
Normalwandlern) und geben recht genaue Resultate, die 
Messungen sind aber fast ausschließlich nur in Laborato- 
rien ausführbar. Die Ausschlagmethoden, bei denen mei- 
stens Normalwandler zur Anwendung gelangen, sind in 
der Regel besser für praktische Messungen an der Ge- 
brauchstelle geeignet, aber die Meßgenauiekeit läßt, be- 
sonders bei Einrichtungen zur Stromwandleruntersuchung, 
meist viel zu wünschen übrig, falls man nicht schr emp- 
findliche Instrumente verwendet, die aber wieder die Ver- 
wendunegsmöglichkeit außerhalb des Laboratoriums sehr 
in Frage stellen. 

Zu den Ausschlagmethoden können auch jene gezählt 
werden, welche an Stelle von Watimetern oder Dynamo- 
metern Wattstundenzähler verwenden. Die Verwendung 
von Wattstundenzählern bringt verschiedene Vorteile mit 
sich. So hat man es in der Hand, die den kleinen zu 
messenden Größen bzw. Größenunterschieden ent- 
sprechenden Wattmeterausschläge in beliebig vergrößer- 
tem Maßstab zu erhalten. Neuzeitliche Elektrizitätszähler, 
insbesondere Eichzähler, bei welchen das unregelmäßige 
Reibungsmoment des Zählwerkes entfällt, laufen sehr 
gleichmäßig. Läßt man zwei gleiche Fichzähler wieder- 
holt bei gleicher, nicht allzu kleiner Belastung eine Zeit- 
lang laufen, so findet man, daß das Verhältnis der Um- 
drehungszahlen beider Zähler sich nur äußerst wenig 
ändert. Die Genauigkeit, mit welcher man Übersetzungs- 
verhältnis und Phasenwinkel mit Hilfe solcher Watt- 
stundenzähler messen kann, ist nach Agnew', welcher 
zuerst eine derartige Methode zur Prüfung von Meßwand- 
lern angegeben hat, mit 0,02..0,03 % bei Übersctzungs- 
messungen und mit 1...2 Minuten bei Fehlwinkelmessun- 
gen anzusetzen. Die Zähler sind bei dem Verfahren von 
Agnew nach der bekannten Methode zweier Wattmeter 
geschaltet. Die vorerwähnte bedeutende Meßgenauigkeit 
in Verbindung mit einer weitgehenden Unabhängigkeit 
von Spannungschwankungen sowie die verhältnismäßig 
große Unempfindlichkeit der Zähler gegen rauhere Be- 
handlungsweise, wie sie von jedem tragbaren Instrument, 
das für Betriebsmessungen geeignet sein soll, gefordert 
werden muß, lassen die Anwendung von Elektrizitätszäh- 
lern im gegebenen Fall besonders vorteilhaft erscheinen. 


Bei Verwendung von zwei Wattmetern macht man 
bekanntlich die Messungen unter Benutzung von Hilfströ- 
men bzw. Hilfspannungen, welche einmal in Phase, das 
andere Mal pllasensenkrecht zur gemessenen Sekundär- 
eröße des Woandlers gestellt werden. Die Messung des 
Übersetzungsverhältnisses geschieht bei cospg=1, die 
Fehlwinkelmessung bei cos$=0. Bei normalen Ein- 
phasen-FElektrizitätszählern ist aber eine Messung bei 
cos ọ = 0 unmöglich; man muß @ kleiner als 90° machen, 
u. zw. wird man aus Gründen der einfachen Einstellung 
sowie eines nicht allzu kleinen Prehmomentes nicht unter 
60°, d.h. cos ọ = 0,5, gehen. Wie leicht ersichtlich, wird 
aber hier die dem Fehlwinkel entsprechende Melzröße 
nicht unmittelbar in ihrer wahren Größe erfaßt, sondern 
es muß unbedingt eine Richtirstellunz infolze des Über- 
setzunzsfehlers stattfinden. Der lFehlwinkelmessung muß 
also auf jeden Fall eine Messung des Übersetzungsver- 
hältnisses vorangehen. Weiterhin geschieht die Fehl- 
winkelmessung nur mit dem halben Drehmoment der 
Übersetzungsfchlerinessung, so daß bei kleiner Belastung, 


1 Agnew, Bull. Bur. of Stand. Bd. 11, S. 347. 


` malen 


beispielsweise 10 %, auch die sonst belanglosen geringen 
Unregelmäßigkeiten im Reibungsmoment der Zähler schon 
einen merklichen Fehler zur Folge haben können. Uner- 
läßlich ist ferner cine genaue Einstellung des Phasen- 
winkels; es muß also entweder ein Phasentransformator 
zur Verwendung gelangen, der in Winkelgraden geeicht 
ist, oder es muß, falls letzteres nicht der Fall ist, noch 
eine Phasenmessung mittels Wattmeters oder Phasenmes- 
sers stattfinden. 


Verfasser hat eine Methode ausgearbeitet, bei welcher 

ein besonderer Phasentransformator entbehrlich ist?. Die 

Messung des Übersetzungsfehlers 

wie auch jene des Fehlwinkels er- 

A . folgen bei gleicher Phasenstellung 

c der Hilfsgrößen, und eine Berichti- 
Abb. 1a. Schaltung des 
Blindverbrauch-Zähler- 

systems. 


19. September 1929 | 


gung der Fehlwinkelmessung ist 
praktisch nicht erforderlich. Die 
Messung des Phasenwinkels ge- 
schieht bei vollem Drehmoment. 
Für die Praxis bedeutet dies eine 
wesentliche Vereinfachung der Mes- 
sungen, größere Genauigkeit insbe- 
sondere der Fehlwinkelmessunz, 
Verbilligung der ganzen Meßein- 
richtung (Entfall des Phasentransformators und Phasen- 
anzeigers) sowie deren größere Handlichkeit und Meß- 
bereitschaft. 


Die erwähnten Vorteile werden dadurch erreicht, daß 
an Stelle normaler Einphasen-Wattstundenzähler zwei 
Zweisystemzähler verwendet werden, von denen jeder je 
ein Wirkverbrauch- und ein Blindverbrauchsystem erhält. 


A 


Abb. 1b. Spannungsdiagramm des Blindverbrauch-Zählersystems. 


Man kann zwei normale Dreiphasen-Eichzähler mit je 
zwei Systemen benutzen und stets ein System jedes Zäh- 
lers durch Einschaltung von Kapazität und Ohmschem 
Widerstand in den Spannungspfad in ein Blindverbrauchs- 
system verwandeln. Diese Schaltungsart zur Erzielung 


‚einer inneren Äbgleichung des magnetischen Spannungs- 


und Stromflusses auf O bzw. 180° eignet sich für den zu 
beschreibenden Zweck besser als die gebräuchliche Ein- 
schaltung Ohmscher Widerstände parallel zur Stromspule 
und im Spannungskreis. Letztere Schaltungsweise hat 
nämlich einen ziemlich bedeutenden Wattverbrauch so- 
wohl im Spannungs- als auch im Stromkreis zur Folge, 
während mit Tilfe von Kondensatoren der Verbrauch im 
Spannungeskreis sich nur unwesentlich gegenüber nor- 
Wirkverbrauchsystemen vererößert; der Ver- 
brauch in der Stromspule bleibt völlig normal. 


Abb. 1a zeigt die Schaltung, Abb. 1b das Vektordia- 
gramm. Letzteres bleibt praktisch unverändert, zleichviel 
ob Systeme mit Spannungspulen für Nennspannungen von 
110, 220 oder 380 V verwendet werden. Es wird sich 
nur der Maßstab im Verhältnis dieser Spannungen ändern. 
Wird die Spannungspule direkt an die Netzspannung O-A 
angeschlossen, so ist die Ohmsche Spannuneskompo- 
nente OB und die induktive BA. Durch Einschalten einer 
entsprechenden Kapazität C und eines Ohmschen Wider- 
standes R kann man eine mit OA gleich große, aber um 


2 Die Mefianordnung ist in den meisten Kulturstaaten zum Patent 
angemeldet; DRP. Anmeld. S 86648 VIIL21 e, 25. 


19. September 1929 


95° voreilende Spannung OD erhalten. EA und DE sind 
die Teilspannungen am Kondensator C bzw. am Ohmschen 
Widerstand R. Der Eigenverbrauch der Spannungspule 
wächst dabei im Verhältnis CA/OH; bei heutigen Zählern 
wird er aber nicht mehr als 2...2,5 W betragen. Aus dem 
Diagramm ist ersichtlich, daß eine bedeutend kleinere 
Spannung als OA genügt, um OD zu erzeugen, wenn kein 
Ohmscher Widerstand R vorgeschaltet und C etwas ver- 
gerößert wird. Dann erzeugt eine Spannung von der 
Größe OH die volle Klemmenspannung OD an der Span- 
nungspule. Verwendet man also beispielsweise an Stelle 
einer Spule für 110 V eine solche für eine Nennspannung 
von 110-OAJ/OH Volt, so vergrößert sich der Wattver- 
brauch überhaupt nicht, von Kondensatorverlusten abge- 
sehen. Man kann also durch Verwendung normaler Zäh- 


DEL een 


° Abb. 2. Schaltbild für die Stromwandlerprüfung. 


lerspannungspulen für höhere Nennspannungen (220 V, 
380 V) den Eigenverbrauch noch bedeutend herabsetzen, 
sofern dies erwünscht ist. OA, OF und OG bedeuten 
immer die Netzspannung 110V bei den Klemmspannun- 
gen OD = 110, 220 und 380 V an den für solche Nennspan- 
nungen bestimmten Spannungspulen. Die _Eigenver- 


brauche verhalten sich dann wie OA : OF : OG. Wählt 
man die Größenverhältnisse des Kondensators sowie des 
Ohmschen Widerstandes angenähert richtig, so genügen 
zur genauen Einstellung des auf diese Weise erhaltenen 
Blindverbrauchsystems die bei normalen Zählern üblichen 
Hilfsmittel. Alle Systeme beider Zähler werden so einge- 
stellt, daß sie praktisch gleiche Maximalmomente ent- 
wickeln. 


a) LEANNA NANN o ANN mAN n 
a) nnd LANL LAN 


on 


A7 NANN a N Nee NN NEN Lo YYeX' 


Abb. 3. Schaltung der Spannungspulen bei der Messung der Fehler- 
srößen von Stromwandlern. 


Abb. 2 zeigt die Einschaltung der Zähler bei der 
Stromwandlerprüfung. Dabei bedeuten: 


N; den Normalstromwandler, 

X; den zu untersuchenden Stromwandler, 

H; einen Hilfstromwandler, 

I, II die beiden Eichzähler, 

C, C} deren Wirkverbrauch- (Cosinus-) Systeme, 
Su S deren Blindverbrauch- (Sinus-) Systeme. 


Bei der Untersuchung des Stromwandlers X; wird 
dieser in Reihe mit dem Normalwandler N; an den Hilfs- 
wandler Hi angeschlossen. Die Enden der Sekundärwick- 
lungen sowohl des Normalwandlers N; als auch des 
Wandlers X; sowie sämtlicher Stromspulen sind zu einem 
Vielfachumschalter (etwa einem Walzenschalter) geführt, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


1361 


um alle Schaltungen vornehmen zu können, welche in 
Abb. 3 mit a), a’), b) und b’) bezeichnet sind. Alle Span- 
nungspfade werden von einer Hilfspannung gespeist, 
deren Phase in bestimmten Grenzen verstellbar ist. Am 
einfachsten wird dies dadurch erreicht, daß zwei Klem- 
men der Dreiphasen-Spannungsquelle R, S, T durch ein 
Potentiometer P überbrückt werden, worauf man die er- 
forderliche Hilfspannung von der dritten Klemme und 
dem Potentiometerkontakt abgreift. Die Phasenfolge 
wird hierbei so gewählt, daß sich die Hilfspannung in 
Phase mit dem Sekundärstrom des Normalwandlers Ni 
einstellen läßt. 


Die Messung des Übersetzungsverhältnisses wird fol- 
gcndermaßen vorgenommen: Die Stromspulen werden 
nach Schema a) der Abb. 3 geschaltet und alle Spannungs- 
spulen parallel an die Hilfspannung gelegt. Dann wird 
die Phase der Hilfspannung so eingestellt, daß bei aus- 
geschalteter Hilfspannung am Wirkverbrauchsystem C, 
der Zähler II in Ruhe ist, während I sich mit voller Ge- 
schwindigkeit dreht. Da in JI dann nur das Blindver- 
brauchsystem wirksam ist, bedeutet dies, daß die Hilfs- 
spannung in Phase mit dem Normalwandlerstrom sein 
muß. Um bei der Ausschaltung der Spannungspule nicht 
die Belastung des Hilfspannungskreises zu verkleinern und 
dadurch eine unerwünschte Phasenverschiebung zu er- 
halten, wird man zweckmäßig die Spannung auf einen 
äquivalenten Ballastwiderstand B (B,) umschalten. Hier- 
auf wird die Hilfspannung ausgeschaltet und der Um- 
schalter B, wieder auf die Klemme der Spannungspule 
umgelegt. Nun werden die Zeiger beider Zähler, welch 
letztere zweckmäßig eine hundertteilige Skala besitzen, 
auf Null eingestellt, und der Hilfspannungskreis wird ge- 
schlossen. Man läßt nun die Zähler eine Anzahl von Um- 
drehungen machen und schaltet dann die Hilfspannung 
aus, 


Es seien: 
x, und x; die Umdrehungszahlen des Zählers / bzw. II, an 
welchen der Wandler X; angeschlossen wurde, 


n, und n, die Umdrehungszahlen des Zählers / bzw. JI an 
welchen nur der Eichwandler N; angeschlossen wurde, 


t die Zeit, 

k, und k, die Konstanten beider Zähler, 

Ep die Hilfspannung, 

I; der Sekundärstrom des Wandlers X;, 

In der Sekundärstrom des Normalwandlers N;, 


ö der Fehlwinkel, den der Sekundärstrom des Wandlers X; 
mit jenem des Normalwandlers N; einschließt. 


Bei der ersten Messung in Schaltung nach a) ist: 
x, = t k, Enr (Iz cos ð -+ In sin 0°) 
na = t k, En (In cos 0° + In sin 0°). 


Da cos ô —1, ist 


schaltet man nacn a’) um, vertauscht man also beide 
Zähler, so wird 


kolz _ a 
kı In zZ nı g 
und daraus folgt 
lz _ 1, % % 
d: Va. EEE (1) 


Bei der Fehlwinkelmessung werden die Stromspulen 
nach b) geschaltet und die Phase der Hilfspannung un- 
verändert belassen. Jetzt übernehmen die Blinadverbraurhhs- 
systeme die Rolle der Wirkverbrauchsysteme, und die 
Drehzahlen der Zähler werden nun folgenden Werten 
entsprechen: 


xı = t kı Er (In cos 0° + Iz sin ô) 
Na = tk, Enr (In cos 0° + In sin 0°). 
Es ist daher 
kı (n + lasin ò) _ zı 
k» In "e VP 
und bei vertauschten Zählern nach b’) 
Kkollna+Izsind) _ e 
ki In = Hi ` 


1362 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 18. September 1929 
daraus folgt Die Normalwandler sind bei allen Messungen immer 


iss (EV), ge 
z Vni n 
wobei man sind — tzd und = =1 setzen kann. 
2 
Dann ist 
tg = Væ ira — E , (2a) 
Van, 

Für den praktischen Gebrauch wird man aber die 
Formeln (1) und (2) bzw. (2a nur in Ausnahmefällen 
verwenden. Man ann mit einer für den praktischen 


Stanten k, und k, 


sowie die Umdrehungszahlen n, 
annähernd gleich 


macht, was bis auf Bruchteile 


len ersetzungsfehler 
Tehlwinkel folgende gemeinsame Formel: 


— +2.) -- Liv +n.) 
D Din oder A äi, = FIT, D e 


Für die Messung von & sind natürlich die vorher be- 


schriebenen Umsehaltungen vorzuuchmen. 


Beispiel: Es sei 
einer auseeführten M 
nung wurde stets nach 
drehung ausgeschaltet, 
an dem lediglich der 
also zunächst am Zähler JI (na) und 

nı). 


essung angegeben. Die 
u. zw. gezählt 


dann aın Zähler I 


Messung des Übersetzungsfehlers 


x, = 30,388 N = 30,374 
Tə = 30,275 N, = 30,420 


Tı + 7, = 60,663 


_ 60,663 — 60,794 
P= org 


HI + Il Z 60,794 
. 100 = — 0,2 D. 


Messung des Fehlwinkels 


xı = 30,380 n, = 30,553 
x, = 30,341 N = 30,672 
x + xə = 61,721 n + n = 61,25 


61,721 -- 61,225 ; 
ô EE 61235 > 100 + 0,81 /o 


oder 0,81 . 34,38 — +28 Minuten. 
I bi 
C; dy Ca 
A 
n 
- 


ewer" 


Abb. A „Schaltung der Stromspulen bei der Messung der Fehlergrößen 
von Spannungswandlern. 


d 


H 
Die Messung von Spannungswandlern ist ohne weite- 
res möglich. Man schaltet dann alle Stromspulen hinter- 
einander und speist sie mit Hilfe eines kleinen Wand- 
ers mit einem in der Phase veränderlichen Hilfstrom. 
Die Spannunespulen werden dann bei den einzelnen 


Messungen nach Abb. 4 an die beiden Spannungswandler 
geschaltet. 


, wenn man die Kon- 
und Ha 
eines 


an dieser Stelle das Zahlenbeispiel 
Hilfspan- 
der ungefähr vollendeten 30. Um- 
an jenem Zähler, 
Normalwandler angeschlossen war, 


mit drei Zählerstrom- bzw. Spannungspulen belastet und 
brauchen nur für diese Bürde geeicht zu werden. 


welche auf 
Nullstellung ge- 
den kann. Durch Drehung der Welle können 
beide Zähler gleichzeitig freigegeben werden. 
Zähler werden vorteilhaft mit einem gemeinsamen Brems- 
magneten versehen, der j 

einwirkt; eine etwaige 
ter wird dann auf beide 
sein. Um das Reibungsmoment SO gering als möglich zu 
machen und ein Kleines Systemgewicht mit niedrigen 
Trärheitsmoment zu erhalten, empfiehlt es sich, 
Zöhler nur mit einer Scheibe auszuführen, welche 
zuzleich als Trieb- remsscheibe wirkt. I 
ordnung beider Systeme auf einer 
Dreisystemzählern ausgeführt. gegen- 
seitige Einwirkung beider Systeme, falls sie vorhanden 
Scin sollte, ist ohne Einfluß auf die Messungen. Nach An- 
sicht des Verfassers würden den gestellten Anforderungen 
am besten Ferrariszähler mit Trommelsystemen ent- 
Sprechen. 

Aus Gründen der Zeitersparnis bei der Messung wird 
n:an den Zählern ungefähr die doppelte Umdrehungszihl 
geben gegenüber normalen Zählern, also bei voller Be- 
lastung ungefähr 1,5...2 Dis indem man das Bremsmo- 
ment entsprechend verkleinert oder, was empfehlenswı r- 
ter ist, Systeme mit größerem Drehmoment verwendet. 
Um schließlich auch bei größeren Spannungschwankun. 
gen genau messen zu können, sind die Systeme beider 
Zähler so abzugleichen, daß sie einen 


Verlauf ihrer Kennlinien auch bei veränderlicher Span- 
nung aufweisen. 


Bei der Untersuchung von Stromwandlern mit dem 
Übersetzungsverhältnis 1: 1 können, 
eine Betriebsmessung bei Hochspannung handelt, alle Mes- 


einrichtung, indem man mit derselben einfach den zuge- 
hörigen umschaltbaren Normalwandler auf seine genau be- 
kannten Fehler in dem erwähnten Meßbereich untersucht. 


— EE 


Elektrisch geheizter Tunnelofen zum Glasleren 
von Porzellanwaren. 


In der Porzellanfabrik 


Einstellzone, Vorwärmzone, Heizzone und einer Abküh- 
j 7 i Ofen gehen, sind 
‚35 m lang, 0,375 m breit und 0,610 ın hoch. Die Durch- 
gsangsgeschwindigkeit beträgt 1,37 m/h. Die im Innern an- 
gebrachten Nickel-Chrom-Heizelemente halten länger als 
ein Jahr, ehe sie ersetzt 


Ein kleinerer Ofen befindet sich in der Porzellanfabrik 
enthalten durchschnitt- 
Waren, und cin Wagen selbst wiegt 90 kg. Um 
diese 135 kg von 20° auf 700° zu erwärmen, ist folgende 


Wenn die spezifische Wärme von gebrannter Ware 
von 0° auf 700° gleich 0,241 und die spezifische Wärme 
von erwärmtem Guleisen von 0°? auf 700 ° gleich 0,149 ist, 
dann ist die Wärmemenge in kcal, um 45 kg Ware zu er- 


wärmen, 45 X 700 X L3201-— . . 7591 
ärmemenge in kcal, um 90 kg Gußeisen zu 
erwärmen, 90 X 700 X 0,149= , 9 387 


Nimmt man die Anzahl Wagen während eines längeren 
Zeitraumes und teilt dieselbe durch die in derselben Zeit 
verbrauchte Strommenge, so erhält j g 
Ware 19 kWh. Da in1 kWh 860 keal erzeugt werden, 


ergeben sich 860 X19 = 16 340 kcal. Etwas Wärme geht 
durch Ausstrahlung verloren. JU. 
! Trans. of the Cer. Soc. Rd. 27, Teil I, S. 12. 
EE 


} 


19. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


1363 


Zwischenstaatliche Beratungen für Fernsprechweitverkehr und Telegraphie. 


Tagung des Zwischenstaatlichen Beratenden Ausschusses für den Fernsprechweitverkehr (CCI) in Berlin. 


In der Woche vom 3. bis 10. VI. 1929 tagte in Berlin 
die 6. Vollversammlung des Comité consultatif internatio- 
nal des communications téléphoniques & grande distance 
(CCI). Die Aufgabe des CCI besteht bekanntlich darin, 
durch Organisation des zwischenstaatlichen Fernsprech- 
verkehrs in Europa einheitliche Regeln für den Betrieb 
der Leitungen aufzustellen und Richtlinien für den Bau 
der Fernsprechlinien nach dem jeweiligen Stande der 
Teehnik und Erfahrung zu geben, damit der Fernsprech- 
verkehr auf weite Entfernung zur größten Leistungsfähie- 
keit entwickelt werden kann!. Der Aufgabenkreis erhellt 
am besten aus dem Arbeitsgebiet der z. Z. bestehenden 
acht verschiedenen Berichterkommissionen (commissions 
des rapporteurs), nämlich: 

I. Fragen des Schutzes der Fernsprechleituneen gegen 
den störenden Einfluß der Kraftanlagen (deutscher 
Vorsitz). 

II. Schutz der Fernsprechkabel gegen elektrolytische 
und chemische Korrosion (deutscher Vorsitz). 
III. Fragen der Übertragung (deutscher Vorsitz). 
IV. Fragen der Eichkreise (Ureichkreis, Haupt- 
Arbeitskreis) (englischer Vorsitz). 
V. Angliederunz von drahtlosen Wegen an Drahtwege 
(englischer Vorsitz). 
VI. Betriebs- und Verkehrsfragen (holländischer Vor- 
sitz). 
VH. Gebührenfragen (holländischer Vorsitz). 
VHI. Fragen, die zugleich technischer und betrieblicher 
Art sind (französischer Vorsitz). 


und 


Jede Kommission setzt sich aus Mitgliedern der Fern- 
sprechverwaltungen verschiedener Länder zusammen. Diese 
studieren die in das Gebiet fallenden Fragen und legen 
durch den Vorsitzenden einen Bericht dem Generalsekre- 
tär des CCI vor. Die nächste Vollversammlung beschließt 
über die Annahme oder Ablehnung der Vorschläge. Eine 
Änderung der Vorschläge kann nur im Einvernehmen mit 
der Berichterkommission erfolgen, deren Mitglieder der 
Vollversammlung beiwohnen. Experten der Industrie sind 
zu den Vollversammlungen nicht zugelassen, wohl aber zu 
den Versammlungen der Berichterkommissionen. 

Die Tagung der 6. Vollversammlung des CCI fand im 
Hause des VdI statt. Im ganzen waren die Fernsprech- 
verwaltungen von 23 europäischen Staaten sowie die Fern- 
sprechzesellschaften in Mexiko und Kuba vertreten. Außer- 
dem nahmen auf Einladung hin Vertreter der American 
Telephone and Telegraph Co., der Administration 
Telephones du Japon und der Administration des Tele- 
phones de Perse teil. Das Internationale Büro des 
Welttelegraphenvereins in Bern und das Comite consul- 
tatif international technique des communications radio- 
electriques hatten je einen Vertreter entsandt. Von elek- 
trotechnischen Körperschaften waren vertreten: die Com- 
mission &@lectrotechnique internationale, die Union inter- 
nationale des chemins de fer. letztere mit Mitgliedern aus 
Deutschland, Frankreich, Italien und Schweden, die Union 
internationale des producteurs et distributeurs d'énergie 
eleccetrique und die Association d'ingénieurs «"leetriciens. 

In der Eröffnungsitzung übertrug die Vollversamm- 
lung das Präsidium dem Vertreter der deutschen Verwal- 
tung, während England und Frankreich die beiden Vize- 
präsidenten stellten. Die Verhandlungen zeigten allseitig 
das Bestreben sachlichen Zusammenarbeitens und Ent- 
zerenkommens. Der Beratungstoff war sehr umfang- 
reich, waren doch von der letzten Vollversammlung in 
Paris 1928 den Berichterkommissionen nicht weniger als 
63 Fragen zur Bearbeitung überwiesen worden. 

Nachstehend sollen diejenigen Beratungsgegenstände 
und Beschlüsse erwähnt werden, die für den Leserkreis 
dieser Zeitschrift von Belang und geeignet sind, einen all- 
gemeinen Überblick über die diesjährige Tagung zu geben. 
Von den Beschlüssen über die Organisation des CCI ist 
bemerkenswert, daß jetzt auch Vertreter von Privatfern- 
Sprechgesellschaften zur Teilnahme an den Beratungen 
der Vollversammlungeen berechtigt sind. Für die Anmel- 
dung zur Teilnahme wurde ein besonderes Verfahren fest- 
gesetzt. Für fabrizierende Firmen, die nicht gleichzeitig 
Fernsprechbetriebsgesellschaften sind, besteht wie bisher 
die Möglichkeit, sich an den Versammlungen der Berichter- 


ı Vgl. ETZ 19%. 8. 1173. 


des | 


kommissionen zu beteiligen. Um das Zusammenarbeiten 
in technischen Dingen zwischen dem CCI und den übri- 
gen technischen Vereinigungen wie CCIT, CCIR, Bahnen, 
Starkstromverbänden usw. zu fördern, sollen gemischte 
Kommissionen zur Bearbeitung der die gemeinsamen Be- 
lange betreffenden Fragen gebildet werden. 

Das Berner Büro des Welttelegraphenvereins erhält in 
der Vollversammlung beratende Stimme; über die dem 
Berner Büro mitzuteilenden Schriftsätze der Vollversamm- 
lung des CCI und der Berichterkommission sind nähere 
Bestimmungen vereinbart worden. 

Ein besonders bedeutungsvoller Gegenstand der Be- 
ratung betraf die Frage der Möglichkeit einer Vereinheit- 
lichung der Übertrazungesysteme für den Weitverkehr. 
Bisher waren den Verwaltungen zwei Systeme — das 
amerikanische und das deutsche — empfohlen worden, die 
sich wesentlich nicht unterscheiden. Das Ziel war, diese 
beiden Systeme zu einem Einheitsystem zu verschmelzen. 
Hierzu ist der erste Schritt insofern getan worden, als die 
Vollversammlung das deutscherseits vorgeschlagene Über- 
trarungsystem als System II anerkannte, während die bis- 
herizen beiden Systeme die Bezeichnung Ia und Ib erhal- 
ten. Das neue System sieht eine erhöhte Grenzfrequeuz 
und damit ein breiteres, einheitliches Frequenzband der 
Sprachübertragung von 300 ... 2400 Hz sowie an Stelle der 
unwirtschaftlichen schwachen Pupinisierung der Leitun- 
gen allgemein die mittelstarke Pupinisierung in Verbin- 
dung mit Phasenausgleich und Wegfall der Hilfsver- 
stärkerämter vor. Die von der Berichterkommission auf- 
gestellten technischen Vorschriften für das neue Übertra- 
gungsystem wurden ergänzend in die Bestiminungen des 
Grünbuches des CCI aufgenommen. Über die mit dem 
neuen System auf der Strecke Hannover— Wiedenbrück 
erzielten günstigen Ergebnisse haben Lüschen und 
Meyer?’sowieHöpfner?°*eingehend berichtet. Um dem 
Ziel der Vereinhei*lichung näher zu kommen, werden die 
dem CCI angeschlossenen Verwaltungen prüfen, in welcher 
Weise sie ihre Systeme ändern können, um die Vorteile des 
neuen Systems für sich nutzbar zu machen. 

Die Frage wegen der in Fernkabeln und Spulen zuläs- 
sigen Erdkapazitätsunsymmetrien konnte nicht ab- 
schließend beantwortet werden, sie bilden daher den 
Gegenstand weiterer Untersuchung. 

Hochfrequenzgespräche auf Freileitungen wurden ein- 
gehend behandelt. Über die technischen Anforderungen, 
die an die Leitungen und Verstärkereinrichtungen zu stel- 
len sind, wurden die von der Berichterkommission aufge- 
stellten ausführlichen Pflichtenhefte angenommen. 

Die Bildtelegraphie spielte sowohl in der technischen 
wie in der Betriebs- und Gebührenkommission eine größere 
Rolle. Für die an die Übertragungseinrichtungen zu stel- 
lenden technischen Anforderungen wurden unter Zu- 
erundelegung der bisherigen Erfahrungen ausführliche Be- 
dingungen aufgestellt. 

Dem Zwecke der Rundfunkübertragungen auf Leitun- 
gen dienen ausführliche Pflichtenhefte für die Rundfunk- 
zwischenverstärker, Bedingungen für die Eigenschaften 
der Leitungen und Richtlinien für das Zusammenwirken 
von Fernsprechverwaltung und Rundfunkgesellschaft. 

Die Unterhaltung der zwischenstaatlichen Leitungen 
führte zu eingehender Behandlung der Vorschriften. Für 
die Bearbeitung der einschlägigen Fragen wurde eine stän- 
dige Kommission aus Vertretern Englands, Frankreichs 
und Hollands unter deutschem Vorsitz gebildet. Sie kann 
in dringenden Fragen den Staaten Empfehlungen geben, 
ohne daß diese Fragen von der Vollversammlung des CCI 
gestellt worden sind. Diese Empfehlungen sind der näch- 
sten Vollversammlung zur Genehmigung vorzulegen. 

Das Nebeneinanderbestehen von Fernsprech- und Tele- 
graphenleitungen im gleichen Kabel wurde in einer ze- 
mischten Kommission behandelt. Die bestehenden Empfeh- 
lungen wurden nachgeprüft und mehrfach ergänzt. 

Für das Zusammenarbeiten der drahtlosen Were 
mit den Fernsprechdrahtwegen wurden eingehende Vor- 
schläge ausgearbeitet, die sich unter anderem auf die Art 
der zusammenzuschaltenden Leitungen, die Übertragunes- 
eigenschaften, wie Dämpfung, Einschwingvorgänge, Ge- 
räuschspannung usw., beziehen. 


® El. Nachr. Techn. Bd. 6, 8. 139. — Viel. a. ETZ 1020, S. 1242. 
8 Europ. Fernspr. 1929, S. 118; Tel.- u. Fernspr. Techn. Bd. 18, S. 148. 


1384 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 18. September 19% 
In den Pflichtenheft n für die Lieferung von Fern- Die Berliner Vollversammlung des CCI hat den um- 


kabeln wurden die Bestimmungen über die Umrechnung fargreichen Beratungstoff unter zweckmäßiger Verteilung 


rage der Verwendbarkeit der Doppelsternkabel konnte manche Frage ungelöst; dies gilt namentlich für die Frage 
noch nicht entschieden werden; es sollen die Versuchs- des Schutzes der Fernsprechleitungen. Allen Berichter. 
ergebnisse der im Bau befindlichen Strecken abgewartet kommissionen wurde wieder eine große Anzahl neuer Fra- 
werden. gen zur Prüfung vorgelegt. Von diesen mögen nachstehend 
In der Gruppe für Gebührenfragen wurden Grundsätze einige bemerkenswerte erwähnt werden, Soweit sie nicht 

für die Gebührenberechnung im Falle der Umleitung von bereits vorstehend gestreift worden sind. 


Gesprächen bei Störungen über Ersatzwege aufgestellt. Definition der durch Starkstromleitungen verursach- 
Ein zweiter Beschluß betraf die einheitliche Ausgestaltung ten Geräuschspannung, ihre Messung und Herabsetzune. 
es Fernsprechbuches in den einzelnen Ländern. Festsetzung der in oberirdischen Leitungen und Ka- 


ls Beratungsgegenstände seien noch erwähnt Ge- beln zulässigen Geräuschspannung in Zusammenarbeit der 
bührenfestsetzung für Abonnementsgespräche in der ver- I. mit der III. Kommission. 


kehrschwachen Zeit, Gespräche mit Voranmeldung, Num- Untersuchung der Kompensationswirkung von Schice- 
mernaussprache im zwischenstaatlichen Verkehr und zu- nen und Kabelmantel. 
lässige Höchstdauer der Ferngespräche. Anbringung von Sicherungen an den Fernsprech- 


ber die Ausführung von Silbenverständlichkeitsmes- anlagen zum Schutz des Personals gegen mögliche Gefähr- 


sungen an zwischenstaatlichen Leitungen fanden ein- dung durch Starkstromanlagen und atmosphärische Ent- 
gehende Erörterungen Statt. Es wurde beschlossen, für die ladunzen. 


erständlichkeitsmessungen Listen von Logatomen zu Beeinflussung und Gefährdung von Fernsprechleitun 
bilden, für deren Aufstellung und Anwendung nähere Be- gen bei Kreuzung mit Hochspannungsleitungen 
Stimmungen getroffen worden sind. Mit der Ausführung Studium der Strom- und Spannungsicherungen. 
ist eine Unterkommission betraut worden Stabilität der Verstärkereinrichtungen in bezug auf 

uf dem Gebiet des Schutzes der Fernsprechleitungen Temperatureinflüsse und atteriespannuneen 

wurden die Begriffe „Störspannung, Störstrom und Fern- ulässige Nebensprechdämpfung zwischen zwei Hoch- 
Sprechformfaktor der pannung und des Stromes“ einge- frequenzwegen derselben Linie. 
führt und definiert. Ein anderer Beratungspunkt betraf die Versuchsergebnisse mit Doppelsternkabeln. 
durch Gleichrichteranlagen verursachten Störungen. Man Methode einer Nebensprechmessung, die geeignet ist, 
war sich darüber einig, daß man sie durch Anbringung von die Messung mit Sprache zu ersetzen. 

orrichtungen an den Gleichrichtern selbst — z.B Schaltungsanordnung für Sammel- und Ferntagungs- 


ndung des Frequenzbandes zwischen der für den 


wurde die lineare Beziehung zur Länge eingeführt. Die seine endgültige Erledigung, daneben blieb aber auch noch 
erwe 
inigung nicht erzielt werden. Diese Frage wird von den Fernsprechbetrieb benutzten oberen Sprachfrequenz und 


beiden beteiligten Kommissionen weitergeprüft werden. der Grenzfrequenz der Kabelleitung für telegraphische 
in wichtiger Punkt betrifft die Frage der Größe der Übertragung. 
Gegeninduktivität zwischen zwei geerdeten Leitungen. Beziehungen zwischen Silbenverständlichkeit und 
iese ist bestimmend für die Größe der Gefährdung der Satzverständlichkeit in sehr langen Fernsprechleitungen. 
Fernmeldeleitung und die Größe der Geräuschspannung in Fragen der Eichkreise. 
er Fernmeldeleitung. Die Leitsätze enthielten für die Zweckmäßigste Methode zur Geräuschbestimmung in 
erechnung bisher nur Zwei empirisch gefundene For- drahtlosen Fernsprechverbindungen. 
meln. Es soll jetzt die Formel von Pollaczek zur Er- Bestimmung der zulässigen Höchstwartezeiten im 
mittlung der Gegeninduktivität in die Leitsätze aufgenom- Fernverkehr. 
men werden. Außerdem sollen in die Leitsätze Formeln Frage des sogenannten „Abwesendendienstes“; ver- 
eingesetzt werden, die die Anordnung der Starkstrom- schiedene Gebührenfragen. 
drähte bei der Berechnung ihres Einflusses auf die Ge- Das Arbeitsprogramm der einzelnen Berichterkommis- 


Täuschspannung berücksichtigen. Bei den Näherunes- sionen ist wiederum so reichhaltig, daß seine ordnungs- 
berechnungen sollen für die Folge auch Doppelerdschlüsse mäßige Bearbeitung bis zur Vollversammlung im Jahre 
berücksichtigt werden, falls die Hochspannungsanlage 1930 große Anstrengung aller Beteiligten erfordert. 
nicht besonders sorgfältig unterhalten wird. Unter Berück- Die nächstjährige Vollsitzung des CCI findet auf 
sichtigung der diesjährigen Beschlüsse sollen die Leit- Einladung der belgischen Verwaltung in Brüssel statt. 


ohmen. 


Die zweite Tagung des Internationalen Beratenden Ausschusses für Telegraphie (CCIT) in Berlin. 


Obwohl die Telegraphie durch die Übertragung von stattfand, ein ungeheures Arbeitsmaterial zusammen, be- 
Schriftzeichen wie kein anderes Nachrichtenmitte] für den stehend i 


internationalen Nachrichtenverkehr von großer Bedeu- der ersten Tagung und verschiedenen inzwischen neu ent- 


1925, auf der Pariser Telegraphenkonferenz in Berlin die zu behandelnden Gegenstände war auch die Beteiligung an 
Einsetzung eines Beratenden Ausschusses für technische dieser Konferenz. Die dem Welttelegraphenverein (Tele- 
und betriebliche Fragen durchzusetzen. Das Arbeitsgebiet graphen-Union) angeschlossenen Länder hatten ihre Ver- 


lichen Telegraphenapparate und den unterschiedlichen Be- dustrie als Sachberater zur Seite standen. Einschließlich 
triebsmethoden ersicht, sondern auch sehr schwierig, da der deutschen Teilnehmer waren 102 Telegraphentechniker 
es sich in den meisten Fällen um die Festlegung einer be- an dieser Tagung beteiligt. 


Teits im weiten Umfange eingeführten Technik handelt. Das Arbeitsprogramm dieser Zusammenkunft war fol- 


i ; Dee ` IN liedert: 
Consultatif International des Communications Telegraphi- gendermaßen geglieder 
ques (CCIT), die im November 1926! stattfand, zeigte die Gruppe A: Telegraphentechni ko 
Schwierigkeiten, die dem Streben nach Vereinheitlichung 1. Definitionsfragen der Telegraphiergeschwindigkeit, 


von Apparaten und Betriebsmethoden entgegenstehen, wenn V (Tzcrfungsmaß, Berechnung der Telegraphiergesch win- 
die Vereinheitlichung der praktischen Einführung zeitlich digkeit. 


2, Normalisierung der Aufnahmefähigkeit von Tele- 
graphenverbindungen und Festlegung der Trägerfrequen- 
zen der Tonfrequenztelegraphie. 


werden, So kam zu der diesjährigen Berliner Tagung (10. bis des Ee e EES a 
17. VL), die unter dem Vorsitz von Gcheimrat Breisi g S ier ` 
a) Einheitsalphabet, 


‘ Die Beratungen des CCIT 1926 in Berlin. El. Nachr.-Teehn. Bd. 8, b) Konstruktion und Arbeitsweise des Telegraphen 
S. 493. apparates. 


19. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


1365 


4. Telegraphen- und Fernsprechleitungen im selben 
Kabel. 
5. Bildtelegraphie: 
a) Anforderungen der Bildübertragung an die Lei- 


tungen, 
b) Vereinheitlichung der Bildapparatur. 
6. Schutz der Telegraphenleitung gegen Starkstrom- 
störungen. 
7. Vorschriften für den Bau oberirdischer Telegraphen- 
leitungen. 
8. Verschiedenes. 


Gruppe B: Telegraphenbetrieb. 


1. Festlegung einheitlicher Bildzeichen und deren Be- 
deutung in den wichtigsten Weltsprachen. 

2. Dienstcode. 

3. Die Bezeichnung der Telegramme durch Lauf- 
nummern oder nach dem Reihenverfahren. 

4. Festlegung einer einheitlichen Buchstabiertafel für 
die Übermittlung von Telegrammen mit dem Fernsprecher. 

5. Verschiedenes. 


Gruppe C: Organisationsfragen des CCIT. 

Die Erörterung der Frage Al: Definition der 
Telegraphiergeschwindigkeit brachte bereits 
bei der ersten Tagung eine wichtige einheitliche Maßzahl 
für die Telegraphiergeschwindigkeit, nämlich das Baud als 
die Zahl der in einer Sekunde übertragenen kürzesten 
Stromimpulse. Die weiteren Arbeiten zielen nun darauf ab, 
die Grundlagen für eine Vorausberechnung der Telegra- 
phiergeschwindigkeit einer Leitung mit gegebene. Eigen- 
schaften zu schaffen. Obwohl zu dieser Frage von allen 
Seiten wertvolles Material beigesteuert wurde, konnte 
diese Aufgabe noch zu keinem endgültigen Abschluß ge- 
bracht werden, da über ein wichtiges Erfordernis einer 
Telegraphenverbindung, nämlich die für eine einwandfreie 
Übertragung von Telegraphierzeichen bei verschiedenarti- 
gen Telegraphenapparaten noch zulässige Zeichenverzer- 
rung, keine ausreichenden praktischen Erfahrungen vor- 
liegen. Weitere Aufgabe ist nun, sowohl Meßmethoden für 
die Verzerrung der Telegraphierzeichen festzulegen als 
auch Untersuchungen über den zulässigen Betrag der Ver- 
zerrung bei den verschiedenen Arten des Empfangs und der 
Synchronisierung durchzuführen. 

Beim Punkt A 2 wurde zunächst die Aufgabe der Fest- 
legung der in der Tonfrequenztelegraphie zu benutzenden 
Trägerfrequenzen in Angriff genommen, da diese 
Frage für die Weiterentwicklung der Wechselstromtele- 
graphie von ausschlaggebender Bedeutung ist. Von den 
verschiedenen Verwaltungen wurden die nachfolgenden 
Freqauenzreihen vorgeschlagen: 

Deutschland: f = 420 + (n — 1) . 120, 

England: f = 425 + (n — 1) - 170, 

Frankreich: f= 285 + (n — 1) - 190. 

(n Zahl der Wellen.) 


Der Frequenzabstand ist in erster Linie bedingt durch 
die auf den Wellen zu übertragende Telegraphiergeschwin- 
digkeit. Ein Abstand von 120 Hz, wie er von deutscher 
Seite vorgeschlagen wurde, genügt, um die zukünftige 
Telegraphierschreibmaschine, den Springschreiber, mit 
großer Sicherheit arbeiten zu lassen, und ist zugleich so 
groß gewählt, daß auch die wichtigsten der heute noch im 
Betrieb befindlichen Telegraphenapparate bis zu einer 
Telegraphiergeschwindigkeit von 66 Bauds (4fach-Baudot 
mit 22 Kontakten und 180 U/min) betrieben werden können. 

Die englische Verwaltung hat das von den Amerika- 
nern benutzte Frequenzschema vorgeschlagen, das damals 
für den Betrieb eines 3fach-Western-Union-Vielfach-Appa- 
rates gedacht war. 

Der französische Vorschlag, einen Frequenzabstand 
von 1% Hz vorzusehen, beabsichtigt, einen 4fach-Baudot- 
Apparat mit erhöhter Geschwindigkeit im Fernkabelnetz 
arbeiten zu lassen. 

Die Wahl des Frequenzabstandes bedingt natürlich die 
Zahl der auf einem gegebenen Frequenzband gleichzeitig 
ausnutzbaren Telegraphierwege. Es handelt sich hier also 
vor allem um eine Frage der Wirtschaftlichkeit des Tele- 
graphenbetriebes. Hierzu war von deutscher Seite eine ein- 
gehende Ausarbeitung vorgelegt worden, welche sich zum 
Ziel setzte, die verschiedenen Möglichkeiten der Aufteilung 
des breiten Fernsprechfrequenzbandes für Telegraphen- 
übertragungen zu untersuchen?. Das Ergebnis dieser 
Untersuchung war, daß für die heutige Telegraphie im 
Fernkabel die Vielfachausnutzung der Leitungen nicht 
mehr mit mechanischen Mitteln (Vielfachverteiler) son- 
dern durch Anwendung elektrischer Mittel (Siebketten) 
zesucht werden sollte. 


: Stahl, Die Ausnutzungsmöglichkeiten einer Fernkabelader für 
Telegraphie. "Tei. u. Feruspr.-Techn. 1929, 8. 95... 102. 


DH e 


Die für die Festlegung der Frequenzen eingesetzte 
Unterkommission beschloß, den deutschen Vorschlag anzu- 
nchmen, sofern bei demnächst anzustellenden Versuchen 
praktisch nachgewiesen werden kann, daß das deutsche 
System den notwendigen Spielraum bei vorkommenden 
Schwankungen der Betriebseigenschaften der Leitung und 
der Tonfrequenzapparatur auch für eine Telegraphierge- 
schwindigkeit von 66 Bauds läßt. 


Zu A3a. Die Frage der Vereinheitlichung 
des Telegraphenapparates, welche die Schaf- 
fung eines Einheitsalphabets einschließt, ist zweifellos eine 
der wichtigsten Aufgaben des CCIT. Bei den Erörterungen 
im Jahre 1926 wurde in bezug auf diesen Punkt bereits 
folgende Entschließung gefaßt: 

Der zu schaffende Einheitstelegraphenapparat soll mit 
dem Fünferalphabet arbeiten, u. zw. soll das Baudot-Alpha- 
bet benutzt werden und daran nicht mehr Änderungen als 
technisch unbedingt erforderlich angebracht werden. Das 
Baudotalphabet unterscheidet sich nun von den neueren 
Fünferalphabeten (Siemens, Murray) vor allem darin, daß 
die Zuordnung der Zahlen zu den Buchstaben nicht derart 
ist, daß die Zahlen 1 bis 0O auf der obersten Tastenreihe 
qwertywuiopzu liegen kommen, sondern über das ganze 
Tastenfeld verstreut liegen?®. 


Um die Zahlen auf eine Reihe legen zu können, gibt 
es nun drei Wege: 


1. Man benutzt eine vierreihige Tastatur, bei welcher 
die Zahlen als eine zusätzliche vierte Reihe über dem Buch- 
stabenfeld angeordnet werden. 


2. Man kann eine dreireihige Tastatur behalten, wenn 
durch eine besondere Umschaltvorrichtung beim Geben 
des Zahlenwechsels die obere Tastenreihe eine andere Art 
von Kombinationen auslöst (Booth-Willmott-Locher). 


3. Schließlich kann die Zuordnung der Zahlen zu den 
Buchstaben im Baudot-Alphabet so geändert werden, daß 
yon einer normalen dreireihigen Tastatur gegeben werden 

ann. 


Bei der Erörterung dieser Fragen stellten sich zwei 
Forderungen als unabweisbar heraus. Einerseits sollte für 
das am Baudot-Handsender ausgebildete Personal, welches 
das Baudot-Alphabet gewissermaßen in den Fingern hat, 
ein Umlernen vermieden werden; anderseits konnte man 
bei dem neuen Telegraphenapparat von einer dreireihigen 
Tastatur ohne mechanische Umschalteinrichtung nicht ab- 
gehen. So gab es keine andere Lösung, als zwei Einheits- 
alphabete vorzuschlagen. 

Das ursprüngliche Baudot-Alphabet soll als „Alphabet 
International Nr. 1” an allen mit Hand- oder Lochstreifen- 
sendern arbeitenden Vielfachsystemen benutzt werden. 

Für den Betrieb von Springschreiberapparaten (Start- 
Stop) wurde ein „Alphabet International Nr.2” vorge- 
schlagen, das vom Baudot-Code abgeleitet wurde und wel- 
ches das Arbeiten an einer dreireihigen Tastatur gestattet. 
Die beiden Alphabete sind in nachstehender Tafel einander 
gegenübergestellt. 


Alphabet international Nr. 1. 


Kombination 


Nr. | Buchstabe' Zeichen | Ä e 
| 


| | | a en 
| | 
| 


pá 
LG 
> 


N O Oam 


OONA TAONE 


-J 


| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 


.. 09° D? W kb | ~az ro 


ai 
SR , 


ke 
CR 
DIETRICH ECKTTET CEET 


e 
80 ' Buchstabenblank 
31 | Zeichenblank 


— Arbeitstrom + Trennstrom s 


DEE EE AE ONE EE EA EA E ANNE 
+/t 1 +11 1#+l I I I + II I I+r+++t+ + +++++ |o 


+I ++++++++#+l I+II I I IH Ir rl I Ir 


+++ | 1+++i 1 ++ 1 I I#+ I I It HH Hl Ir | 
+++ ++ 1 1#++++#+l I I I I++ I I II I I IrtHr 


Frei wählbar für den Inlandbetrieb, 


} 


us 


. ? Das Baudot-Alphabet wurde zu einer Zeit geschaffen, als noch 
niemand die kommende Schreibmaschine ahnen konnte. 


1366 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


19. September 1929 


Alphabet international Nr. 2. 


Kombinaton 


ı | 2] 4 
Ei + 


| Zeichen | 


Le 
a 


I++l+I I I I EI + I II IF I II I ++ +++ +++ ++ lo 


Buchstabe 


+++ | |+++++++++ | I 1 + I I I II + I II + I I + 


+ 


+ 


— 


1 


*) 


Sn a CN m= 
+ ~ Ai ST WËLL 


Glocke 


voll 


ETA EE AE HNH E EE E AE HA 


*) 


*) 


NMMECHLNonoZZr CEET 


" Op Rus reel d 


| 
Buchstabenblank 
Zeichenblank 
Irrung Löschung der Fehler**) 
Ruhestrom 
Wagenrücklauf mit Zeilenwechsel **) 
Zeilenwechsel®*®) 


— Arbeitstrom 
eu Frei wählbar für den Inlandbetrleb 


Zu A3b. Der Gleichlauf von Vielfachapparaten soll 
durch besondere Stromschritte (Baudot-Synchronisie- 
rung) aufrecht erhalten werden. Es sollen nur noch drei 
Arten von Verteilern benutzt werden, die 12kontaktige 
Scheibe für den zweifach Dx-Betrieb, die 17kontaktige 
Scheibe für den dreifach Dx-Betrieb und die 25kontaktigze 
Scheibe für den vierfach absatzweisen oder Gegensprech- 
betrieb. Die normale Geschwindigkeit des Vielfachappa- 
rates soll 180 U/min betragen, die für Lochstreifensen- 
dung auch auf 210 U/min erhöht werden kann. Die Ge- 
schwindigkeit des Start-Stop-Apparates soll so bemessen 
werden, daß seine Telegraphiergeschwindigkeit 50 Bauds 
beträgt. Der Ruhestrom auf der Leitung soll positiver 
Strom, der Anlaufstrom des Start-Stop-Apparates negati- 
ver Strom sein. Die Länge der Start- und Stop-Strom- 
schritte soll so bemessen werden, daß der Empfangsappa- 
rat mit sieben gleich langen Stromschritten arbeiten 
kann. Damit sind bereits eine große Zahl von wichtigen 
Festlegungen für die Entwicklung eines einheitlichen 
Telegraphenapparates gegeben. 

Zu A4: Die schon in der ersten Tagung des CCIT 
festgelegten Bedingungen für die gleichzeitige Be: 
nutzung von Fernkabeln für Telephonie und 
Telegraphie sind dem neuesten Stande der Technik ent- 
sprechend erweitert worden. Dabei ergaben sich neue 
Fragen, welche den Verwaltungen zu weiterem Studium 
aufgegeben wurden. l 

Zu A5: Die Erörterung der Methoden der elektri- 
schen Bildübertragung ergab eine weitgehende 
Übereinstimmung hinsichtlich der Anforderungen dieses 
Nachrichtenmittels an die Leitung?n. Für die Bildübertra- 
gungsapparatur selbst wurden Arbeitsmoduln festgesetzt, 
die aus dem Produkt der Rasterfeinheit (Zahl der Linien 


Fre eltern 


Ba u 1a En a a a ee ee 1] 


Gea 


+ Trennstrom 


Sei Für den Blattdrucker. 


auf 1 mm) und des Trommeldurchmessers in mm gebildet 
werden. Um den verschiedenen Bedürfnissen gerecht wer- 
den zu können, wurde für Rundfunkbildübertragung ein 
Modul von 176, für einfache photographische Übertragung 
ein Modul von 264 und für hochwertige Zeitungsübert ra- 
gungen ein Modul von 396 festgelegt. Apparate, welche 
denselben Arbeitsmodul benutzen, können unverzerrte 
Bilder aufeinander übertragen. Die Festlegung der Ge- 
schwindigkeit der Bildapparate hängt ab von der Art der 
Synchronisierung und der Konstruktion des Apparates. 
In diesem Punkt konnte noch keine völlige Klärung her- 
beieeführt werden: eine besondere Unterkommission wird 
diese Frage möglichst bald zu einer Lösung bringen. 

Zu A6 wurden zunächst die deutschen Vorschriften 
für den Schutz der Telegraphenleitung gegen den Ein- 
fluß von Starkstromleitungen als Grundlage 
zenommen, welche in dauerndem Zusammenarbeiten mit 
der Starkstromindustrie weiter ausgebaut werden sollen. 

Die Punkte A7 und A8 ergaben keine wesentlichen 
Vorschläge. 

Die Frage B1 wurde einem besonderen Unteraus- 
schuß zum Studium übertragen. 

Für die Festlegung eines Diensteodes wurde 
unter B2 beschlossen, die Zeitangabe der Telegrammaut- 
lieferung nicht abzukürzen, aber für die Bezeichnung der 
Bestimmungsanstalten in unmittelbarem Zusammenwirken 
der beteiligten Länder Abkürzungen zu schaffen. Für 
eine Reihe von im Betriebsdienst häufig vorkommenden 
Redewendungen sind Abkürzungstafeln aufgestellt wor- 
den, die zunächst versuchsweise im Betriebe erprobt wer- 
den sollen. 

Zu B3. Eine Reihe von Vorschriften sind für die 
Benutzung des Laufnummernverfahrens gegeben worden. 

Zu B4: Es wurde beschlossen, die beim Beratenden 
Ausschuß für Telephonie (CCI) in Arbeit befindliche 
Buchstabiertafel nach Fertigstellung auch im Tele- 
eraphenbetrieb zu benutzen. 

Zu C: Die Fragen der Organisation des CCIT wur- 
den von den Führern der Delegationen unter Beteiligung 
des Berner Welttelegraphenbüros eingehend erörtert. Da 
die vorgeschlagene Schaffung eines besonderen Büros, in 
ähnlicher Weise wic es beim CCI der Fall ist, in der 
Vollzugsordnung des Welttelegraphenvereins zunächst 
nicht vorgesehen ist, werden die Vorsitzenden der ver- 
schiedenen Kommissionen ermächtigt, ihre Unterkommis- 
sionen je nach dem Stande der Arbeiten zu Besprechungen 
zusammenzurufen. Die deutsche Verwaltung wird die Ge- 
schäftsführung des CCIT bis zur nächsten Tagung und 
u. U. bis zur Madrider Tagung des Welttelegraphenvereins 
in Händen haben. 

Dieses große Arbeitszebiet konnte nur dadurch in ver- 
hältnismäßie kurzer Zeit zu einem befriedizenden Ab- 
schluß gebracht werden, daß für alle Aufgaben, insbeson- 
dere von den deutschen Berichterstattern, die für die 
meisten Fragen Hauptberichter waren, einzehende Vor- 
arbeit geleistet wurde. Der Erfolg dieser Konferenz ist 
nicht allein in den sachlichen Beschlüssen zu sehen son- 
dern liegt in nicht geringem Maße in einer weitgehenden 
Förderung des Verständnisses der Arbeits- und Betriebs- 
bedingungen, unter denen die Telegrraphie in den verschie- 
denen Ländern ihre Aufgabe zu lösen hat. 

Für die nächste Tagung des CCIT, welche bereits im 
Herbst des nächsten Jahres stattfinden soll, ist Bern 
ausersehen. H. Stahl. 


Internationale Elektrotechnische Kommission (IEC)*. 
Sitzungen in London, Juli 1929. 


(Bericht des Deutschen Nationalen Kommittees der IEC.) 


Zur Vorbereitung der im Juni 1930 in Skandinavien 
stattfindenden Volltagung der IEC wurden Anfang Juli 
d. J. einige Arbeitsausschußsitzungen abgehalten, über 
deren Ergebnis nachstehend kurz berichtet werden soll: 

I. Fachgruppe 9: Bahnmotoren. 
Es wurden die zu den Ergebnissen und Anregungen 


der Bellagio-Tagung eingegangenen Antworten der ver- 
schiedenen Nationalen Kommittees durchgesprochen. Die 


nachstehenden Ergebnisse stellen keine Beschlüsse dar son- 
dern nur Anregungen für die Stockholmer Tagung. 

1. Zunächst wurde als einmütire Auffassung der An- 
wesenden festgestellt, daß großer Wert darauf gelegt wird, 


+ Vgl. ETZ 19%, S. 161. 


mit der Union internationale des Chemins de 
fer und der International Union of Tram. 
ways zusammenzuarbeiten, um mörlichst gemeinsame Re- 
geln für alle Bahninotoren zu Schaffen. 

2. Geltungsbereich der Regeln: Alle Bahn- 
motoren mit einer Leistunz von 15 kW an aufwärts, mit 
Ausnahme von Motoren für Grubenlokomotiven. (Purch 
die Leistungeserenze werden die Motoren kleiner, nieht auf 
Schienen laufender Akkumulatorenfahrzeuze ausgeschlos- 
sen, also insbesondere auch die Motoren für niedrigere 
Spannungen.) 

3. Isolierfestierkeit: In Bellagio war vorge- 
schlagen worden Prüfspannung gleich 2 U + 1000 mit min- 
destens 2500 V. Frankreich beantragte, mit Rücksicht auf 


19. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 38 


1367 


die noch weiterzehenden Wünsche der Bahnvertreter als 
Kompromiß 2,5 U +1000 mit mindestens 3000 V. Auch 
Amerika wünscht in Übereinstimmung mit der dortigen 
Praxis mindestens 3000 V. Nach längerer Erörterung 
einizte man sich auf folzenden Vorschlag, der den Natio- 
nalen Konnnnittees zur Stellungnahme unterbreitet werden 
soll: 

Prüfspannung 2? U + 1500, ohne Festsetzung einer be- 
sonderen Mindestspannung. (Die Formel gibt für 500 V die 
in Bellagio angenommene Mindestspannung von 2500 V.) 
Die Isolationsprobe soll an der warmen Maschine nach der 
Schleuderprobe vorgenommen werden. 

4. Isolationswiderstand: Nur Enzland und 
Italien hatten Vorschläge vorgelegt, acht andere Kommittees 
erklärten die Probe für nicht erforderlich. Es soll daher 
vorgeschlagen werden, sie nieht in die Regeln aufzunehmen. 

5. Kommutierungsproben. 

a) Motorenohne Feldregelung. Die in Bel- 
lagio aufgestellte Regel findet grundsätzlich allgemeine Zu- 
stimmung. Nie soll dahin ergänzt werden, daß für beide 
Drehrichtungen dieselbe Bürstenstellung beibehalten wird; 


außerdem soll durch eine Fußnote der Begriff, „ohne 
dauernden Schaden am Kommutator“ näher erläutert 
werden. 

b) Motoren mit Feldschwächune. Die Vor- 


achläge verschiedener Nationaler Kommittees stimmen da- 
hin überein, daß die Probe bei Nennspannung je 30 s 
lang in jeder Richtung vorgenommen werden soll, bei 
schwächstem Feld. Hierbei soll die Stromstärke betragen 
nach dem Vorschlag von Belgien etwa 1,30.J st, Polen 1,5 Jst. 
Schweden (1,5... 1,75) Jst, Frankreich 2,0 Jst, wo Jst der 
Stundenleistungstrom ist. Österreich schlägt vor, den 
Strom zu wählen, der bei geschwächtem Feld die Stunden- 
leistung ergibt. Alle diese Vorschläge sollen den Nationa- 
len Koinmittees unterbreitet werden. 


c) Motoren mit Nutzbremsunz 
rückrewinnunzge). Deutschland und 
hatten vorgeschlagen: 

60s bei 1,50 U mit 1,0fachem Stundenstrom 
Frankreich und England: 

60s bei 1,25 U mit 1,5fachem Stundenstrom. 
Hierbei sollen nach dem französischen Vorschlaz die Mo- 
toren mit schwächstem Feld erregt sein. England hatte 
einen besonders vefalten Vorschlag vorgelegt; Deutsch- 


(Strom- 
Österreich 


land und Österreich hatten ferner darauf hingewiesen, daß 
eine besondere Probe nicht erforderlich erscheint, wenn 


beim Bremsen mehr Motoren in Reihe geschaltet sind als 
beim Fahren im Nennbetrieb. 

Alle diese Vorschläge sollen den Nationalen Kommit- 
tees zur Äußerung vorgelegt werden mit der Bitte um Bc- 
kanntzabe von Versuchsergebnissen. Es wird zugleich 
empfohlen, daß als Bezuespannung U die beim Rückarbei- 
ten am Motor auftretende Spannung gewählt werden soll, 
daß der Versuch selbst aber der Einfachheit halber nicht im 
(ieneratorbetrieb sondern im Motorbetrieb ausgeführt wer- 
den soll. 

di Kommutierunzbei Nennstrom under- 
höhter Spannung (Spannuneschwankunzen im Be- 
triebe). Die deutschen Regeln R.E.B. verlangen den Betrieb 
bei einer um etwa 13,4 % höheren Spannung, verschiedene 
Nationale Kommittees halten + 10 % für ausreichend. Eng- 
land schlägt + 25 % vor, Amerika + 33" % 

Als Grundlage für eine Einigung soll en Nationalen 
Koinmittees eine Erhöhung um 25% vorgeschlagen wer- 
den, u. zw. für Gleichstrommotoren, für Kinphasenmotoren 


dagegen gemäß einem amerikanischen Vorschlag nur 
+ 10%. 


e) Einphasenmotoren: Konmnutierung bei 


Nennspannung und Überstrom. Le wurde vor- 
geschlagen von 

Deutschland und Österreich 2 min mit 1.5 Stundenstrom 
Amerika . . 2 2 2.2 ln an 16 2 
Frankreich er ge ee fo ge ercn 


99 
Als Kompromiß wird den Nationalen Kemmitteces der 
amerikanische Vorschlag zur Annahme empfohlen. 

f) Motoren,dieimmerzuzweiodermehr 
inReihe vgeschaltet sind. Soweit hier Vorschläge 
remacht worden sind, weichen sie außerordentlich von- 
einander ab, u. zw. in der Spannung von 1,33... 1,6 X Nenn- 
Spannung, im Strom von 0.60... 2, X Stundenstrom (letzte 
Zahl vielleicht Druckfehler). Diese Vorschläge sollen 
den Nationalen Kommittees vorgelegt werden 

x) Schleuderprobe. Diese Frage löste eine 
sehr eingehende Erörterung aus, die schließlich zu fol- 
zendem Vorschlage führte. 


a) Wenn die höchste Betriebsdrehzahl bekannt ist 
(z. B. im Eisenbahnbetrieb), so soll die Schleuderdrehzahl 
auf diese bezogen werden, u. zw. soll sie das rfache der 
höchsten Betriebsdrehzahl betragen. Da bei Fahrzeugen 
mit geringer Fahrzeschwindirkeit die Mörlichkeit einer 
Geschwindirkeitsteigerung verhältnismäßig größer ist 
als bei Fahrzeugen mit an sich schon hoher Geschwindig- 
keit, so soll der Faktor .r mit zunehmender Fahrzeugre- 
schwindigkeit fallend gewählt werden. Es wird hierfür 


a 7 
vorgeschlagen 2 = Se ‚wo v die höchste Geschwindigkeit 
des Fahrzeuges in km/h ist. Die Konstante k wird etwa 
zwischen 10 und 15 km/h zu wählen sein. (Bei k = 10 er- 
gibt sich bei v = 40 km/h der in den REB vorgesehene 
Wert z= 1,25, bei k= 15 liegt er bei einer Fahrzeug- 
höchstzeschwindigkeit von vt == 60 km/h.) 


DI Wenn in der Bestellung die Höchsteeschwindie- 
keit des Fahrzeuges nicht angegeben ist, so soll zunächst 
versucht werden, sie zu ermitteln. Es ist dann wie vor- 
stehend zu verfahren. Ist diese Bestimmung nicht mög- 
lich, so soll der Hersteller die höchste Drehzahl angeben, 
für die der Motor gebaut ist. Die Schleuderdrehzahl ist 
dann auf diese zu beziehen. Faktor zz 3 

’ Die Nationalen Kommittees sollen sich zu diesen Vor- 
schlägen äußern. 


h) Kommutierungfür Halblast. Der fran- 
zösische Vorschlag, eine Kommutierungsprobe vorzusehen 
bei halbem Stundenstrom. 1,10facher Spannure und bei 
gewöhnlichen Motoren mit vollem Feld, bei Motoren mit 
Feldrezelunz bei schwächstem Feld. soll den Nationalen 
Kommittees zur Äußerung vorgelegt werden. 


i) Nach Klärung der Finzelfragen unter a) bis h) 
sollen die angenommenen Kommutierungsproben einheit- 
lich zusammengefaßt werden, wofür im Rahmen ein fran- 
zösischer Vorschlag vorliegt. 


6. Bestimmung der Erwärmung. Es wird 
angeregt, eine nähere Angabe zu machen, wie die Lager- 
erwärmunge bestimmt werden soll. 

Es wird ferner darauf hingewiesen, daß es gelegent- 
lich der Bellagio-Tagung übersehen worden ist, die in 
New York von Amerika und Deutschland gegebene Anre- 
gung zur Erörterung zu stellen (s. RM 43), wonach für 
vollständig gekapselte Motoren um 10° höhere Erwär- 
mungen zugelassen werden sollten als für ventilierie oen- 
toren. Dieser Vorschlag soll nunmehr zur Erörterung ge- 
stellt werden. 

Schließlich soll außer der grundlegenden Formel für 
die Beziehung zwischen warmem und kaltem Widerstand 


R, _ h4 2345 
eg ren 


noch eine Formel für die hieraus sich errechnende Er- 
wärmung angegeben werden (wie sie z. B. in den R.E M. 
enthalten ist). 


II. Fachgruppe 2: Bewertung von elektrischen Maschinen. 
(Advisory Committee Nr.2 on Rating of electrical 
machinery.) 

Vorsitz: Prof. Feldmann. 

1. Die Niederschrift RM >52 der Bellagio-Ta- 
gung wurde mit einigen kleinen redaktionellen Änderun- 
gen zenehmigt. 

2. Einwände gegen die in Bellagio angenommene 
Fassung der Publication 34 (dritte Ausgabe der 
IEC-Rereln für Maschinen und Transformatoren). 

a) Französische Anregung: Die früher in den Rer '!n 
enthalten gewesene Zusammenstellung der in einem An- 
gebot zumachenden Angaben soll in die vierte 
Ausgabe wieder mit aufgenommen werden. Angenommen. 

b) Ziffer 220c der Regeln fordert für Asyn- 
cehronmotoren ein Kippmoment von mindestens 
1,75 X Nennumoment. jedo-h mit der Kinschränkuns. daß 
für Motoren mit außergewöhnlich niedriger Drehzahl oder 
für hohe Frequenz besondere Vereinbarung zu treffın ist. 

Es wurde beanstandet, daß diese Fassung zu unbe- 
stimmt sei. Hierzeren wurde vorgeschlagen: 

Frankreich: 1,50 X Nennmonat ohne Einschränkung. 

Deutschland (entsprechend R.E.M.): 1,60 X Nenn- 
moment ohne Kinschränkuneg. 

Vorsitzender: 1,75 X Nennmoment, aber eine klarere 
Fassung der Einschränkung besonders hinsichtlich Fest- 
setzung einer Leistungsgrenze, unterhalb deren der Fak- 
tor 1,75 gemäß besonderer Vereinbarung vermindert wer- 
den solle. 


1388 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


18. September 1929 


Vom deutschen Vertreter wurde hiergegen geltend 
gemacht, daß es voraussichtlich kaum möglich sein 
würde, eine für den praktischen Gebrauch geeignete ein- 
fache Festlegung einer Leistungsgrenze zu finden. 

Es wurde ein Unterausschuß (Vertreter von Holland, 
Frankreich, Belgien) beauftragt, einen Vorschlag auszu- 
arbeiten. Er schlug vor, die Leistungsgrenze für Anwen- 
dung des Faktors 1,75 festzusetzen, in Abhängigkeit von 
der Polzahl 2p nach der Formel 


1 I ops 
N> 5 (2P) + o P) 


Vom deutschen Vertreter wurde darauf hingewiesen, 
daß die komplizierte Form dieser Beziehung die von ihm 
geäußerte Befürchtung zu bestätigen geeignet sei. Er 
empfehle zu untersuchen, ob sich nicht 
eine einfache Beziehung in Abhängigkeit 
von der Polteilung der Maschine finden 
ließe. 

Diese Vorschläge sollen den Natio- 
nalen Kommittees zur Äußerung vorge- 
legt werden für die vierte Ausgabe. In 
der dritten Ausgabe soll die bisherige 
Fassung beibehalten werden mit einem 
Hinweis, daß weiteres in Vorberei- 
tung sei. 


c) Isolierfestigkeit 
(Tabelle III der Publ. 34). 


Es war Einspruch dagegen erhoben 
worden, daß als Prüfspannung 
einer Erregermaschine dieselbe 
vorgeschrieben werde wie für das Feld 
der Synchronmaschine. In der Erörterung 
wurde festgestellt, daß sich diese Bestim- 
mung nur auf Erregermaschinen von 
Generatoren (also auf Rzihe A der Ta- 
belle III) bezieht, nicht aber auf solche 
von Synchronmatoren oder Einanker- 
ımformern, die von der Drehstromseite 
aus angelassen werden. 

Amerika beantragt als Prüfspannung 
2 U+ 1000, wo U die Nennerregerspan- 
nung bedeutet. 

England beantragt Beibehaltung der 
bisherigen Fassung. Abstimmung: 6 für 
englischen, 5 für amerikanischen Vor- 
schlag. 
Es wird daher beschlossen, in die 
dritte Ausgabe für die Erregermaschinen 
einzusetzen „noch nicht entschieden”. 

Für die Prüfspannung der Feldwicklungen von Syn- 
chronmotoren und Einankerumformern 
(Reihe 5 und 6) wird von Belgien vorgeschlagen als ein- 
heitliche Regel für alle verschiedenen Anlaßbedingungen: 
2U- 1000, wo U die beim Anlassen an den Klemm ı 
der Erregerwicklung auftretende induzierte Spannung 
ist. Von deutscher Seite wurde die Berechtigung dieses 
Standpunktes zwar grundsätzlich anerkannt, aber auf die 
Schwierigkeit hingewiesen, die sich einer solchen Be- 
stimmung in der Praxis entgegenstellen würde, weil die 
Prüfspannung erst nach Fertigstellung der Maschine er- 
mittelt werden könnte, denn die dämpfende Wirkung des 
Polrades (Spulenkästen usw.) könne erst durch Messung 
an der fertigen Maschine festgestellt werden. Die richtige 
Bemessung und Herstellung der Maschinen verlange aber, 
daß die anzuwendende Prüfspannung von vornherein ein- 
deutig festgelegt sei. 


Es wurde beschlossen, für die dritte Ausgabe die bis- 
herige Fassung beizubehalten und den belgischen Vor- 
schlag den Nationalen Kommittees zur Prüfung für die 
vierte Ausgabe der IEC-Regeln vorzulegen mit dem Er- 
suchen, die Frage möglichst unter Vorlegung von Ver- 
suchsergebnissen zu klären. 


d) Erwärmung von Öltransformatoren. 


Auf eine holländische Anregung hin soll eine Angabe 
eingefügt werden, daß die Öltemperatur an der Ober- 
fläche gemessen werden soll. Die Wortfassung soll der 
Redaktionsausschuß festsetzen. 

Amerika erhob Einspruch gegen die in Bellagio an- 
genommenen Grenzerwärmungen, die um 5° zu hoch 
seien. Holland und die Schweiz beanstandeten die Diffe- 
renz von 10° zwischen Wieklung und Öl nach ihren br- 
fahrungen als zu gering und wünschten Erhöhung auf 
15°; hierzu verlangte Holland Herabsetzung der Öl- 
erwärmung um 5°, die Schweiz dagegen Heraufsetzung 
der Wioklungserwärmung um 5°. 


Von deutscher Seite wurde darauf hingewiesen, daß 
man in solchen Fällen, wo die Differenz von 10° nicht 
ausreichen würde, die Ölerwärmung niedriger halten 
müsse, um die Grenzerwärmung für die Wicklung ein- 
halten zu können, daß also diese Frage sich von selbst 
erledige. Da die beiden Vorschläge in entgegengesetzter 
Richtung gingen, so wurde auf deutschen Antrag hin be- 
schlossen, an dem in Bellagio erzielten Kompromiß fest- 
zuhalten. Hiergegen stimmte nur Amerika. Der Vor- 


sitzende wies darauf hin, daß es einem Nationalen Kon- 
mittee, das für seine Bedürfnisse eine IEC-Bewertung 
nicht annehmen könne, nach Ziffer 204 bzw. 304 ermög- 
- licht sei, neben der IEC-Bewertung noch eine den eigenen 
Bedürfnissen entsprechende nationale Bewertung (Natio- 
nal Rating) zu führen. 


Untere Reihe, Vierter von links: Prof. Kloß (Deutschland). Daneben nach rechts: Prof. 
Feldmann (Holland), Präsident der IEC, Mailloux (U.S. AA 
Dr. Kade (Deutschland). Oberste Reihe in der Mitte (Fünfter von linksı: Le Maistre. 


Dritte Reihe, links: 


(ieneralsekretär der IEC in London. 


Tagung der Fachgruppe 2: „Elektrische Maschinen“ in London vom 10—12. Juli 19%. 


Aus Anlaß eines holländischen Antrages auf Wieder- 
herstellung des früheren Wortlautes der auf die Tafel 
der Grenzerwärmungen hinweisenden Bemerkung (Wie- 
dereinführung der Worte „in any of its parts“) wurde 
die Frage erörtert, ob es als unzulässig anzusehen sei, 
wenn in einer Transformatorwicklung, deren Erwärmung; 
aus der Widerstandszunahme ermittelt, innerhalb der 
Grenzerwärmung liege, der zwischen Anzapfungen lie- 
gende Wicklungsteil, für sich gemcssen, eine höhere Er- 
wärmung ergäbe. Von deutscher Seite wurde der Stand- 
punkt vertreten, daß dies nicht ohne weiteres als unzu- 
lässig zu bezeichnen sei, weil ja durch die Widerstands- 
methode anerkanntermaßen eine „mittlere“ Temperatur 
bestimmt werde, wobei es also natürlich sei, daß einige 
Teile der Gesamtwicklung wärmer werden als diesem Mit- 
telwert entspräche, insbesondere z. B. die in der oberen 
heißen Ölschicht liegenden Wicklungsteile. Es sei 
widersinnig, diese höhere örtliche Erwärmung zuzulassen, 
wenn sie nicht besonders nachgewiesen werden könne, sie 
dagegen zu beanstanden, wenn sie durch Vorhandensein 
von Anzapfungen meßbar werde. Der Ausschuß schloß 
sich dieser Auffassung an und beschloß daher, den neuen 
Wortlaut der einleitenden Bemerkung beizubehalten. 


e) Erwärmung von Maschinen. 


Diese Frage nahm den breitesten Raum in der drei- 
tägigen Erörterung ein. Zu ihrer Klärung wurde ein 
Unterausschuß eingesetzt (Everest-England, Kloß- 
Deutschland, Robinson-Amerika und Roth- Frank- 
reich), der in drei Sondersitzungen verschiedene Vor- 
schläge ausarbeitete. 

Es war zunächst sowohl von Amerika als auch von 
Frankreich bezwe.felt worden, ob die in die dritte Ausgabe 
eingesetzten Werte der Grenzerwärmungen in allen Punk- 
ten den in New York und Bellagio gefaßten Beschlüssen 
entsprächen. Auf Grund einer Einzelnachprüfung aller 
Zahlen im Unterausschuß überzeugten sich die Vertreter 
Amerikas und Frankreichs,’daß alle Zahlen formell rich- 
tig eingesetzt waren, vorausgesetzt, daß man die bei 


19. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


1369 


normalen Maschinen (bis 750 kVA) nach den alten Regeln 
zugelassenen Zuschläge von je 5° für Wicklungen mit 
geringem Widerstand und für einlagige Feldspulen auch 
ohne weiteres für die an sich schon um 5 ° höher gesetz- 
ten Wicklungen der großen Maschinen zuläßt. Man 
einigte sich auf Vorschlag des Unterausschusses dahin, bei 


Entwurf des Unterausschusses. 


Grenzerwärmungen für Thermo- | 


meter 


[ 


Wechselstrom -Ständerwicklungen von 
5000 kVA aufwärts 
Wechselstrom - Ständerwicklungen unter 
5000 kVA und über 750 kVA, einschließlich 
aller Turbos unter 5000 kVA 
Feldwicklungen in Volltrommelläufern . . 
Feldwicklungen aller andern Wechselstrom- 
maschinen über 750 kVA 
Gleichstrommaschinen über 750 kW, Feld- | 
und Ankerwicklungen Re a 
Wechselstrom- und Gleichstrommaschinen 
bis zu 750 kVA. Feld- und Ankerwicklung 
Wechselstrom- und Gleichstrommaschinen | 
bis zu 750 kVA für besonders festgelegte 
Betriebsbedingungen (s. Ziffer ...), Feld- | 
und Ankerwicklungen f 55 | 


Lo 


Di A 


Die Bestimmung, daß für Maschinen mit mehr als 7000 V die Grenzwerte um je 1,5° herabgesetzt werden sollen für je 1000 V über 


soll für alle Maschinen gelten. 


den großen Maschinen für einlagige Feldwicklunzen 
(Thermometermessung) dieselbe Erwärmung (also ohne 
Zuschlag von 5°) zuzulassen wie für Feldwicklungen 
mit geringem Widerstand, nämlich 60 °, das ist also der- 
selbe Wert, der für andere Wicklungen der groen Maschi- 
nen bei Widerstandsmessung zugelassen ist. Die Vertreter 
Amerikas und Frankreichs sagten zu, sich bei ihren 
Nationalen Kommittees für Annahme dieser Werte ein- 
zusetzen. 


Von Frankreich lag ferner ein Einspruch dazegen 
vor, daß die in New York nur für große Wechselstrom- 
maschinen angenommenen erhöhten Erwärmungen nach 
der vom Unterausschuß in Bellagio zusammengestellten 
Tabelle auch für große Gleichstrommaschinen gelten 
sollen. Der Vertreter Frankreichs erklärte, daß es sich 
hierbei nicht um sachliche Bedenken handle, sondern nur 
um einen formellen Einspruch, weil ein ausdrücklicher 
Beschluß in diesem Sinne in Bellagio nicht gefaßt worden 
sei. Vom Vorsitzenden des Untcrausschusses wurde gel- 
tend gemacht, daß dieser sich zu der Ausdehnung der 
Tafel II auf Gleichstrommaschinen für berechtigt erachtet 
hätte, weil er keinen Grund einsehen könne, warum die 
für die Erhöhung der Grenzerwärmungen für große 
Wechselstrommaschinen angegebene Begründung, daß sie 
„unter besonders regelbaren Betriebsbedingungen” (under 
controlled conditions) laufen, nicht ebenso auf große 
(rleiehstrommaschinen zutreffe.. Die Vertreter Frank- 
reichs und Amerikas sicherten auch hier zu, sich für An- 
erkennung dieses von den übrigen Nationalen Kommittcees 
ausdrücklich gebilligten Standpunktes bei ihren Kom- 
mittees einzusetzen. 


Von Amerika und Polen waren Anträge eingezangen, 
die beiden jetzt für kleine und für große Maschinen ge- 
trennten Erwärmungstafeln I und lI in eine gemeinsame 
Tafel zusammenzuziehen. Dabei wollte Polen in Unter- 
stützung der früher von Deutschland und von der Schweiz 
gestellten Anträge auf Herabsetzung der Umerebungs- 
Bezugstemperatur von 40° auf 35° die Grenzerwärmun- 
gen auch der kleinen Maschinen um je 5° erhöht sehen, 
so daß dann also kein Unterschied mehr in der Größe der 
Maschinen gemacht zu werden brauchte. 


Der Unterausschuß, der mit der Bearbeitung dieser 
Frage betraut wurde, legte den Entwurf einer für große 
und kleine Maschinen gemeinsamen Tafel vor und machte 
zugleich auf englische Anregung hin, um die immer 
wiederkehrenden Anträge auf Änderung der Umgebunes- 
Bezusstemperatur von 40° auf 35° zu vermeiden, den 
Vermittlungsvorschlag, daß für die kleinen Maschinen 
als normal die bisherigen Grenzerwärmungen (ent- 
sprechend 40° Umgebungstemperatur) beibehalten wer- 
den sollen, daß aber außerdem für sie ebenfalls um 5° 
erhöhte Grenzerwärmungen zugelassen werden sollen, 
vorausgesetzt, daß sie unter besonders festge- 
legten Betriebsbedingungen („under selected condi- 
tions”) laufen, so daß die von der IEC festgesetzten 


|Widerstand| zulachen 2| außerhalb 


55 


60 


Grenztemperaturen keinesfalls überschritten wer- 
den. Diese „besonderen Bedingungen” sollten dann aus- 
drücklich auf dem Schilde gekennzeichnet werden. 
Hiermit ergab sich für die vom Unterausschuß vor- 
Beechlegene Tafel der Grenzerwärmungen folgende 
orm: , 


Einheitliche Tafel als Ersatz für Tafel I und II. 
Klasse A 


Klasse B 
| | Eingeb. Wd.-Therm. 


Widerstand zwischen 2 | außerhalb 
| Schichten | d. Spule 


! Eingb. Wd.-'fherm. 


Schichten | 


d. Spule 


Se DEE 70 | 80 — | — 
= Ä = 6 Im = | > 
| 
| | 
| 
eh 70 s80 0 — = 


7000, 


Die Tafel enthält zunächst nur die hauptsächlich- 
sten Angaben. Sie müßte noch ergänzt werden durch 
die Sonderangaben für einlagige Feldspulen, Kommutato- 
ren und Schleifringe, Eisenkerne, dauernd kurz ge- 
schlossene Wicklungen, Lager. 

Zugleich mit dieser Tafel wurde vom Unterausschuß 
ein vom deutschen Vertreter ausgegangener Antrag vor- 
gelegt, in Ziffer 202b hinter die Worte: „Mangels anderer 
Angabe wird angenommen, daß die Kühllufttemperatur 
40° nicht übersteigt.“ einzufügen: 


„Falls Angaben vorliegen, daß die Umgebungstem- 

u den Wert von 35° nicht übersteigt, s. Ziffer 
)9. 
In Ziffer 209 wäre dann einzufügen: 

„Die Erwärmungen in der Tafel Reihe 1—4 gelten 
SCH GH Umgebungstemperatur bis zu 40° (s. Ziffer 

Wenn Angaben vorliegen, daß die Umgebungstem- 
peratur nicht über 35 ° beträgt, so können für Maschi- 
nen bis 750 KVA die Grenzerwärmuneen zugelassen 
werden, wie in Reihe 5 für Maschinen, die unter beson- 
ders festgelegten Bedingungen (selected conditions) 
laufen. In solchem Falle soll aber die Umgebungs- 
Bezugstemperatur von 35° ausdrücklich auf dem Schild 
angegeben werden.” 


Nach einer längeren Erörterung dieser Vorschläge 
stellte der Vorsitzende die Frage zur Abstimmung, ob 
für die kleinen Maschinen „unter besonders festgelegten 
Betriebsbedingungen“ (under selected conditions) die 
Grenzerwärmungen um 5° erhöht als zulässig anerkannt 
werden sollten. Es stimmten: Deutschland, Österreich, 
Schweiz, England, Polen, Tschechoslowakei dafür, Hol- 
land, Italien und Belgien dagegen, während die Vertreter 
Frankreichs, Amerikas und Schwedens keine Erklärung 
ohne nochmalige Befragung ihrer Kommittees abgeben 
wollten. 

In Übereinstimmung mit einer in der Erörterung von 
Amerika gegebenen Anregung wurde auf deutschen An- 
trag hin beschlossen: Der Unterausschuß (e oi soll den 
in Reihe 5 des Entwurfs der Erwärmungstafel enthalte- 
nen Vorschlag nochmals eingehend prüfen und als Unter- 
lage für die Verhandlungen in Stockholm (1930) begrün- 
dete Vorschläge ausarbeiten; gleichzeitig sollen auch 
solche für die Behandlung von Maschinen für tro- 
pisches Klima vorgelegt werden. 

Der Unterausschuß wird diese Vorschläge sobald 
als möglich aufstellen, damit die Nationalen Kommiittees 
hinreichend Zeit zu eingehender Prüfung bis zur Stock- 
holmer Tagung 1930 zur Verfügung haben. 

Es sei noch darauf hingewiesen, daß die in der vor- 
stehenden Tabelle enthaltene Leistunzsgrenze von 750 kVA 
nur der Kürze halber angewandt wurde und nicht als 
ein Aufgeben der in Bellagio von der überwiegenden 
Mehrheit gutgeheißenen Grenze von 2,5 kW (oder kVA) 


je Umdrehung/min anzusehen ist. 


1370 


Abschließend wurde beschlossen: „Reihe 1—4 
der gemeinsamen Tafel gelten als angenommen für die 
dritte Ausgabe der Publikation 34 (1EC-Regeln), voraus- 
gesetzt, daß das französische Nationale Kommittee schrift- 
lich noch seine Zustimmung erteilt. Die Tafel soll dann 
noch durch die nicht umstrittenen Reihen ergänzt werden: 
dabei soll bei Reihe T und 8 der bisherigen Tafel 1 (nicht 
isolierte, kurzgeschlossene Wicklungen und Eisenkerne 
und andere Teile, nicht in Berührung mit Wicklungen) 
die Zah} 70° gestrichen werden. Die endgiiltige Fassung 
der dritten Ausgabe der Regeln dureh den Redaktions- 
ausschuß soll möglichst beschleunigt werden. 

Weitere Anregungen betr. Publ, au Zu 
Ziffer 115: Entsprechend dem vom Ausschuß für Bahn- 
motoren gemachten Vorschlag soll in die allgemeinen Re- 
geln für Maschinen, Teil I, Ziffer 115, außer der grund- 
legenden Beziehung Zwischen warmem und kaltem Wider- 


stand 

Rə ` fə + 231,5 

Roo t4 + 2314,5 
noch eine Formel für die hieraus sich ergebende Er- 
wärmung eingefüzt w 'rden (wie in den R.E.M. enthalten). 

Zu Ziffer 111 b. Wenn bei geschichtetem Isolations- 
material die Temperatur in den einzelnen Lagen ver- 
schiedenen Materials gemessen werden kann, so gilt für 
iede Lage die für dies Material zugelassene Erwärmung, 
andernfalls die niedrigere Erwärmung., 

Zu Ziffer 108. Es soll dureh einen Zusatz klarge- 
stellt werden, daß Wicklungen in Füllmasse (compound 
insulated windings) als Klasse A gelten. 

Zu Ziffer 113, Es soll nach «dem Muster einer in den 
englischen Regeln enthaltenen Bestimmung empfohlen 
werden, an laufenden Maschinen möglichst Alkohol- 
tlıermometer zu verwenden. 

Zu Ziffer 213, Der Schlußsatz: „Wenn beide, Ther- 
mometer- und Widerstandsmessung verlangt werden, so 
soll keiner der beiden Grenzerwärmungswerte überschrit- 
ten werden“, soll in der dritten Auseahe beibehalten wer- 
den. Für die vierte Ausgabe soll aber goprüft werden, 
ob er als überflüssie £estrichen werden kann. Die Natio- 
nalen Kommittees sollen sich hierzu äußern. 

Zu Ziffer 204 und 304 (National Rating): Der von 
Frankreich gestellte Antrag, die frühere Fassung (nach 
der New Yorker Tarung) wiederherzustellen, soll den 
Nationalen Kommittees zur Äußerung vorgelegt werdon. 


3. Prüfspannungen. 


a) Die für die Prüfspannung von einpolix geerdeten 
Einphasenwickluneen und von verketteten Zweiphasen- 
wicklungen von verschiedenen Nationalen Kommittees vor- 
geschlagenen Werte sollen den Nationalen Kommittees zur 
Äußerung vorgelegt werden. Für die Vorschläge sollen 
icdoch noch Begründungen eingereicht werden. 

b) Der schon in New York und in Bellagio von Frank- 
reich gestellte Antrag auf Herabsetzung der Mindestprüf- 
spannung für Schleifringläufer kleiner Asvnehronmotoren 
(unter 5kVA) von 1000 auf 500 V wurde fir die TII. Ans- 
gabe der Publikation 34 zurückgezogen. Er soll für die 

V. Ausgabe nochmals zur Erörterung gestellt werden. 


4. Liste der in Bellagio angenommenen 
Toleranzen. 
(Drucksache 2 (Secretariat) 201.) 


Ziffer 1. Wirk ungsgrad. Für die noch aus- 
stehenden Werte für die direkte Bestimmung hatte England 
vorgeschlaren: 
für Generatoren 
Wirkungsgrad 


nicht unter 0,88 


und Motoren mit einem zewälhrleistoten 


Toleranz éi (1—n)+ 0,005 


1 
unter o 10 4=n+001 


0,88 


für Einankerumformer mit | 1 
Transformatoren D oe za 1—n)+0005. 
ebenso für Motorzeneratoren j 10 
Hierzu sollen sich die Nationalen Kommittees äußern. 
Ziffer 2. 
Vorschläge: 
Fisenverluste bei Transformatoren: 


Einzelverlus te. Dasselbe gilt für die 
England 13. 
e u P Deutsehland 10 9; 
Wieklungsverlust bei Transformatoren: Deutschland 15o. 
Ziffer 3, Leist ungsfaktor und 
Ziffer & Blin dleistunge (Reactive power) lösten 
eine längere Erörterung aus mit folzendem einstimmig an- 
senommenen Ergebnis: 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


19. September 1929 


Wenn der Leistungsfaktor gewährleistet werden soll, 
H ; , 1 — cos e ? 
so beträgt die (absolute) Toleranz -1 ee. einem 


Mindestwert von 0,02 und einem Höchstwert von 0,07 (statt 

des in Bellagio beschlossenen Höchstwertes von 0,10). 
Wenn die Blindleistung gewährleistet werden soll, so 

beträgt die (relative) Toleranz Tor Induktionsmotoren 


1 VLR? 1 1 
10 P WW cosp’ 
woP die Wirkleistung und Q die Blindleistung ist. 

Für Transformatoren soll eine konstante Toleranz fir 
die Blindleistung vorgesehen werden, deren Betrag noch 
festzusetzen ist. 

Ziffer 5, 
motoren. 

Die Grenzen für die verschiedenen Abstufunzen der 
Motorenzrößen waren in Bellagio, statt wie früher auf die 


Leistung (in kW), auf das Drehmoment fin 


bezogen worden. Belgien wünschte 
Abstufunz nach Leistung (in kW). 
mittees sollen sich hierzu äußern. 


Ziffer 7. Spa nhnungsänderung von Gleich- 
Stromgeneratoren mit Nebenschluß- oder Fremderregung. 
Änderungsanträre wurden als 'unbegrindet abgelehnt. 


Ziffer 10. Stoßkurzschlußstrom. Die Tole- 
ranz von 30 9% bleibt bestehen. Die eine „Bexriffserk]ä- 
rung“ darstellende „Note“ soll aus der Tabelleeder Toleran- 
zen gestrichen und an geeiznetere Stelle in die Regeln auf- 
Zenommen werden. Ihr Wortlaut soll von den Nationalen 
Koınmittees nochmals geprüft werden. 


Ziffer 11. Dauer-Kurzschlußstrom. Der 
Wortlaut und die Toleranz von 15 % sollen beibehalten wer- 
den, das +Zeichen wird gestrichen. 


Ziffer 13. Kurzschlußspannune Die in der 
Tabelle in der rechten Spalte stehende „Note“ soll in die 
linke Spalte Zesetzt werden mit folgender auf französi- 
schen Vorschlag hin angenommenen Fassung: 

„Wenn die Wicklunzen eines Transformators meh- 
rere Anzapfungen haben, gilt die Toleranz nur für die 
eine Messung an derjenigen Anzapfung, die die niedrigste 
Kurzschlußspannune ergibt. Für andere Anzapfunzen 
bleibt Festsetzung der Toleranz vorbehalten.“ 


Allgemeines: Die Vorbemerkung zur Tabelle soll 
auf amerikanischen Antrag hin folgende Fassung erhat- 
ten: „Es ist nicht beabsichtigt, daß fir eine oder alle Gri- 
Ben in der Tabelle notwendigerweise Gewährleistungen 
gegeben werden sollen. Angebote, die Gewährleistunzen 
mit Toleranzen enthalten, sollen dies ausdrücklich angeben: 
die Toleranzen sollen dann denen der nachfolgenden Ta- 
belle entsprechen.” 


von Gleichstrom- 


Drehzahl 


1000 U/ mia) i 
Wiederherstellung der 
Die Nationalen Kom- 


5. Vorschläge für neue Toleranzen. 


Für Finzelerörterung der von verschiedenen Nationa- 
len Kommittees vorgelegten Vorschläge (siehe Druek- 


sache 2 (Secretariat) 204, Seite 14) fehlte die Zeit. Die 
Vorschläge werden den Nationalen Kommittees zur Prü- 


fung vorgelegt, ebenso ein französischer Antrag, für die 
Drehzahländerung von Nebenschluß- und Verbundmotoren 
eine Toleranz zuzulassen von 1 der sewährleisteten Än- 
derung mit einem Mindestwert von +02% der gewähr- 
leisteten Drehzahl. 


6. Bewertung für aussetzenden Betrieh 


Die von Deutschland und Österreich vorgelegten Vor- 
schläge (Intermittent Rating) konnten aus Zeitmangel 
nicht mehr im einzelnen erörtert werden. Es wurde nur 
kurz die Meinung geäuhert, daß die Vorschläge keine „Be- 
wertung“ (Rating) darstellen, sondern sich auf „Betriebs_ 
bedingungen“ (Service Conditions) bezösen. Das ist ein 
Irrtum. Sie sollen eine Bewertung für die Prüfung elektri- 
scher Maschinen (Test Rating) sein, die einen Ersatz für 
die in Wirklichkeit unrerelmäßizeren Betriebsbedinzunzen 
darstellen. Das müßte vielleicht im Wortlaut schärfer zum 
Ausdruck Kommen. 


T. Umeebungstemperatur. 


Die von Deutschland, der Schweiz und Polen zum Teil 
schon früher gestellten Anträge auf Herabsetzung der Urn- 
zcbungs-Bezugstemperatur von 40° auf 35 > wurden nicht 


erörtert, weil sie sich erübrizen wirden, wenn die unter 
2e) erwähnten Vorschläge des Unterausschusses betr. 


(renzerwärmung von Maschinen unter (OU EVA. die unter 
besonders festgelegten Betriebsbedingungen laufen, ange- 
nommen werden wirden. Es wurde hierbei namentlich 


-ŘE 
A a 

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-m REES: 

nn 


19. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


1371 


von englischer Seite darauf hingewiesen, daß durch An- 
nahme dieser Vorschläge die sonst immer wiederkehrenden 
Anträge auf Herabsetzung der Umgebungs-Bezugstempera- 
tur verschwinden würden. 


III. Fachgruppe 5: Dampfturbinen. 


In London fand vom 1. bis 6. Juli 1929 ferner eine Ta- 
zung der Fachgruppe „Dampfturbinen“ der Internationalen 
Elektrotechnischen Commission (IEC) statt. Diese Fach- 
gruppe hat sich zur Aufgabe gemacht, international gültige 
Abnahmeregeln für Dampfturbinen aufzustellen. Die Ta- 
zung fand unter dem Vorsitz von Prof. Dr. F. W. Du- 
rand (Kalifornien) statt. 

Als erster Hauptteil der Arbeiten wurden die Liefer- 
bedingungen in der neuen Fassung vorgelegt und, mit Aus- 
nahme der Temperaturgrenze für die Verwendung von 
Gußeisen, hierbei volle Einigung erzielt Als besonders 


wichtig muß hierbei die Vereinbarung angesehen werden, 
daß künftighin Kondensationsturbinen möglichst nur noch 
für gewissermaßen genormte Leistungen und Frischdampf- 
drücke gebaut werden sollen, u. zw. für 650, 1000, 1600, 
2500, 4000, 6500, 10000, 16.000, 25 000, 40.000, 60 000 und 
100 000 kW höchste Dauerleistung und 14, 18, 28 und 42at. 

Die Regeln für Abnahmeversuche sind im zweiten 
Hauptteil enthalten und für Sachverständige bestimmt; sie 
werden daher möglichst kurz gehalten werden. Diese Re- 
geln werden außer einer Einführung über den Zweck der 
Regeln noch eine Aufstellung der für die Versuche erfor- 
derlichen Begriffe, Einheiten und Bezeichnungen sowie 
die Richtlinien für die Versuche enthalten. Ferner wird 
ein umfangreicher Abschnitt über Meßgeräte gebracht 
werden. 

Über die Zusammenarbeit während der Tagung kann 
gesagt werden, daß sie geradezu vorbildlich war. 


RUNDSCHAU, 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Große Erweiterung des Long - Beach - Dampfkraft- 
werkes. — Das an der Küste des Großen Ozeans bei Los 
Angeles gelegene Long-Beach-Dampfkraftwerk der Sou- 
thern California Edison Co. hat in diesem Jahre eine 
starke Erweiterung erfahren, womit eine Reihe bedeut- 
samer Neuerungen verbunden wurden. Ein neues drittes 
Gebäude für acht große Maschineneinheiten von insgesamt 
$00 000 kVA wurde neben den bereits bestelienden beiden 
älteren errichtet, wovon der eine Maschinensatz mit 99 000 
kW bereits in Betrieb ist. Die Leistung der Dampfkraft- 
anlagen erreichte damit 305 000 kW 


Big Creek Kraftwerk 


Vo 


Bakersfil@X yagunden 
EI 


Abb. 1. 220 kV-Netz der California Edison ('o. 


Die Neuanlage soll unmittelbar in das rückwärtig 
liegende und sich auf etwa 430 km erstreckende 220 kV- 
Netz (Abb. 1) der Big-Creek-Wasserkraftanlagen! spei- 
sen. Die Gesellschaft versorgt eine Bevölkerung von 
3 000 000 Menschen, deren Kraftverbrauch 1927 nur von 
den Anlagen von New York, Chicago und dem Industrie- 
bedarf am Niagara übertroffen wurde. Die Dampfkraft- 
werke dienen dabei der Spitzendeckung und Reserve, die 
Wasserkräfte der Grundbelastung. Bei der Steigerung 
der Leistungsfähizkeit der Dampfkraftanlagen unter 
gleichzeitiger Verminderung der Erzeugungskosten ist 
jedoch hierin eine Änderung zu erwarten, um so mehr, 
als die Ausbauten neuer Wasserkräfte gegen die früheren 
weniger wirtschaftlich erscheinen. Unter Einbeziehung 
der Kosten für die Übertragung stellt sich der Erzeu- 
zungspreis bei Neuanlagen für diese zwei Kraftquellen 
nahezu gleich, so daß der von der Gesellschaft in Aus- 
sicht genommene umfangreiche Ausbau der Dampfkraft- 
werke gerechtfertigt erscheint. Für die Dampferzeugung 
stehen dem Werk billige Öl- und Naturgasquellen zur Ver- 


fügung, nach deren Erschöpfung die Einfuhr von Kohle ° 


in Aussicht genommen wird, was bei der raschen Fort- 
entwicklung der wirtschaftlichen Vorteile des Dampfes 


ı ETZ 1923., S. 179; 1924, S. 807; 1926, S. 453. 


gegenüber den noch ausbaufähigen Wasserkräften wahr- 
scheinlich ist. Demzufolge ist das Werk so gebaut, daß 
später ohne Schwierigkeit zur Kohlefeuerung übergegan- 
gen werden kann. 

Für den 90000 kW-Turbinensatz sind vier Vertikal- 
kondensatoren vorgesehen, die sich über und unter dem 
Bedienungsfußboden des Maschinenhauses erstrecken, wo- 
durch die Fundamenthöhe für diese Hauptmaschine ver- 
ringert werden konnte. Die von der General Electrie Co. 
gelieferte Tandem-Compound-Turbine hat 18 Hochdruck- 
und 3 Niederdruckstufen und ist für 125000 PS bei 
1500 U/min berechnet. Sie treibt außer dem I0N00 kW- 
Generator auf derselben Welle einen 400 kW-Hilfsgene- 
rator mit Erregermaschine. Zur Dampferzeugung dienen 
drei Babcock & Wilcox-Kessel mit Überhitzern, die 
stündlich 180 000 kg Dampf zu liefern imstande sind. Eine 
selbsttätige Verbrennungskontrolle hält den Zustrom von 
Brennstoff und Luft mit der benötigten Dampfmenge 
mittels elektrisch gesteuerter Ventile und Ventilatoren mit 
Antrieb durch Wechselstrom-Kommutatormotoren im 
Gleichgewicht. Für die selbsttätige Kesselspcisung sind 
drei motorisch angetriebene Speiscpumpen verschiedener 
Größe vorgesehen. Ein selbsttätig gesteuertes Ventil am 
Dampfabfluß regelt den Überdruck des Wassers über den 
Dampf je nach dem Dampfverbrauch. Die Leitfähigkeit 
des Kesselspeisewassers wird dauernd durch Leitfähig- 
keitsmesser überwacht, um dadurch auch etwa auftretende 
Undichtheiten der Kondensatoren festzustellen. Die Kon- 
densatorrohre werden gegen Anfressungen auf elek- 
trolytischem Wege geschützt, indem gußeiserne 
Elektroden über den Rohrenden befestigt und gegen die 
Rohre mit einem 10 V-Gencerator, der in jeden Konden- 
sator etwa 40 A liefert, auf positiver Spannung gehalten 
werden. Diese Elektroden haben 180mm Dmr. und sind 
auf Kreisen von etwa 760 mm in 180 mm Abstand von den 
Rohrenden angeordnet. Die Wirksamkeit dieses Schutzes 
ist durch eine gleichartige Anordnung in der älteren An- 
lage bereits erwiesen, wobei sich merkbare Anfressungen 
nur an den Rohren ergaben, deren Enden mehr als 610 mm 
von einer Elektrode entfernt waren. Bei der Neuanlage 
wurde daher darauf geachtet, jedes Rohr in diesen Schutz- 
bereich zu bringen. 

Der auf der Welle der Hauptturbine sitzende 4000 kW- 
Hilfsgenerator für 2300 V deckt den Eigenbedarf des 
Werkes und ist mit Ausnahme von niederfrequenten Ver- 
sagern unabhängig von allen Störungen im Netz. Jie 
sämtlichen Kraftantriebe des Werkes erfolgen elektro- 
motorisch, ausgenommen eine Notspeisepumpe für die 
Kessel und die doppelt angetriebene Erregermaschine. 
Der Regler der Erregerturbine ist auf etwas unternormale 
Frequenz abgestimmt, damit dieser wichtige Maschinen- 
satz die Belastung beim geringsten Abfall des Motoran- 
triebes aufnimmt. Außerdem ist ein besonderer Haus- 
generator mit Turbinenantrieb vorgesehen, um jederzeit 
die normale Frequenz für die Hilfstromkreise aufrecht- 
zuerhalten, was von Wichtigkeit ist, weil die Leistung 
der Spiralpumpen stark von der Drehzahl abhängt. Wür- 
den diese Hilfstromkreise einer Frequeuzabnahme im 
Hauptnetz unterliegen, so Könnte bei starken Überlastun- 
gen eine starke Minderung der Werksleistung, d.h. zu 
Zeiten, wo diese am nötigsten ist, einsetzen. 

Auch sonst ist durch Verdoppelung der betriebswich- 
tigen Pumpen und Verteilung der dazugehörigen motori- 
schen Antriebe auf getrennte Stromkreise, Vorsehung 


1372 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 18. September 19% 
mehrerer Krafíauellen tu Jole 1 Helt 38 10. September 10 
mehrerer Kraftquellen für jede Sammelschiene und Um- stattfindet. Als Überschlagspannun 


g der Isolatoren wir 
schaltungsmöglichkeiten für möglichste Betriebsicherheit 650 kV angegeben. Die Stützersäulen sind außerdem am 


gesorgt. Die Ölschalter sind fahr- und auswechselbar an- oberen Ende mit Blechschirmen zur Vergleichmäßigung 
geordnet. Von selbst aufzeichnenden Instrumenten auf der Spannungsverteilung versehen. 
en Betriebschalttafeln ist weitgehender Gebrauch ge- Über die Errichtungs- und Betriebskosten der Be- 
macht und die Fortbewegungsgeschwindigkeit der Papier- Sprengungsanlage für die Isolatoren sind Angaben in der 
streifen in ihnen durch synchron angctriebene motorische amerikanischen Veröffentlichung leider nicht enthalten: | 
Schaltmechanismen geregelt. Das Wechselstromnetz für sie werden bei einer ausgedehnteren Schaltanlage immer- i 
ie Hilfsmaschinen und -apparate sowie die Batteriestrom- hin ins Gewicht fallen. Zweifellos bleibt die Möglichkeit, 
kreise sind ungeerdet und werden durch Erdschlußan- eine dauernde Reinigung der Isolatoren auf diese Weise 
zeiger überwacht. sicherzustellen, nur auf die wichtigsten Isolatorengruppen 
er Hauptgenerator des neuen Kraftwerkes ist für der Schaltanlage selbst beschränkt, denn für die Isola- 
100 000 kVA, 16 500 V, Hz und 90 % Leistungsfaktor torenketten der Freileitung dürfte die Verwirklichung 
gebaut und seine Ankerwicklung ìn zwei durch Strom- dieses Gedankens auf nicht unerhebliche Schwierigkeiten 
wandler parallel geschaltete Stromkreise unterteilt. Un- der Ausführung stoßen. Auch bleibt abzuwarten, wie sich die 
gleichheit der Ströme infolge Windungsdurchschlag zei- Anlage im dauernden Betrieb unter den verschiedenartigen 


den Generator im Falle innerer Störungen ab und ver- Zur Untersuchung von Störungserscheinungen, die 
anlassen gleichzeitig das Einströmen von Kohlensäure in auf den langen und stark belasteten Übertragungsleitun. | 


elemente für die uslösung des Gasstromes. Der fest ge- ursache zur Folge haben können 
erdelte Nullpunkt des G i i j 
schiene geführt, mit der alle Isolatorenfüße, Schalter- Strom, Erdschlußstrom, Erregung, Turbinengeschwindie. 
gerüste und Gehäuse der Umspanner und Meßwandler, keit und Öffnung des Dampfventiles beobachtet werden 
die mit dem Generator Zusammenhängen, verbunden sind. können. Man erhofft von derartigen gleichzeitigen Auf. 
Eine gleichartige, aber davon getrennte Erdsammelschiene zeichnungen Klärung schwierig zu erforschender Sıö- 
vom Hochspannungsnullpunkt der Umspanner ist für alle Tungsfälle Die Netzstabilität hängt bei Störungen in 
Teile der 220 k -Anlage vorgesehen. Durch diese Tren- hohem Maße von der Ansprechgeschwindigkeit des Er- 
nung hofft man, gewisse in letzter Zeit erfahrene De regers und dem genauen Arbeiten der Spannungsregler 
triebstörungen zu vermeiden. Mit den Umspannern ist ab. Der Erreger des genannten Hauptgenerators wird ge- 
er Hauptgenerator als Einheit mit der 220 kV-Sammel- trennt von einem kleinen, unmittelbar verbundenen Gene- 
schiene verbunden, doch wurden auf der Generatorseite Trator erregt. Der Regelwiderstand liegt im Ankerkreis 
zwei Schalter vorgesehen, weil es zweifelhaft erschien, dieses zweiten Erregers, wodurch eine größere Ansprech. 
ob die großen 22) kV-Schalter einwandfreie Betätigung geschwindigkeit als mit dem üblichen Nebenschlußfeld cr- 

im Synchronisieren gestatten würden und zudem kost- zielt wird, da das Feld dieses Erregers nicht der ent- 
spielige Spannungswandler nötig gewesen wären. Inzwi- magnetisierenden Wirkung des Generatorfeldes bei Stö- 
schen sind einfache Spannungsteileranschlüsse an Hoch- rungen unterliegt. Der Regler wird durch einen Drei. 
SPpannungsdurchführungen durchgebildet worden?, die Phasenmotor an Stelle der üblichen Vibrationsmagnete be- 
eine Verwendung von Spannungswandlern für diesen tätigt, dessen Drehmoment der resultierenden Spannung 
Zweck überflüssig erscheinen lassen. Bevor die gegen- aller drei Phasen folgt. 

ärti D i i uber den üblichen Überstromauslösern ist eine 
wiederholt wird, sollen daher Versuche über die Eignung selbsttätige Senkung der Generatorspannung vorgesehzn, 
der Hochspannungschalter für das Parallelschalten beim die im Falle von Lichtbogenüberschlägen euf der Strecke 
Synchronisieren angestellt werden. Die von der Westing- und damit verbundenem dauernden hohen Erdschlußstrom 
house Co. gelieferten Umspanner haben bis zu 60 % ihrer über den Nullpunkt der Umspanner in Tätigkeit tritt. Zur 
Nennlast Selbstkühlung. Darüber hinaus setzt künstliche, Aufrechterhaltung unveränderlicher Netzfrequenz wurde 
durch Wärmerelais ausgelöste Kühlung ein, indem Luft schließlich eine selbsttätige Regeleinrichtung eingebaut, 
durch die Kühler getrieben wird. Der Raum über dem mit deren Hilfe die Turbinengeschwindigkeit beschleunigt 

spiegel ist mit Stickstoff gefüllt. Die Hochspannungs- oder verzögert werden kann, je nachdem die Frequenz mit 
ausführungen der Umspanner sind mit einer Freiluft- der Belastung schwankt. Die große Zahl und Mannig- 
schaltanlage verbunden. Die Sammelschienen. und Schal- faltigkeit der Hilfsapparate, Melde- und Überwachungs- 
terverbindungen derselben bestehen aus vierzölligem Ej- einrichtungen in Long Beach scheint noch weit über das 
senrohr auf standfesten Isolatorsäulen. Um Ausdehnungs- Maß der bei neuzeitlichen europäischen Anlagen üblichen 
möglichkeit zu schaffen, ist an jedem Unterstützungs- Einrichtungen für ähnliche Zwecke hinauszugehen, mag 
punkt eine Verbindung mit Feder und Nut vorgesehen, aber zur Sicherung des Betriebes jn einem derartigen 
ie, soweit nötig, wie z.B. bei den Schaltern, durch eine Großkraftwerk bei einem Geringstaufwand an Bedie- 
jegsame Seilverbindung überbrückt ist, um bessere Leit- nungspersonal unerläßlich sein. (G.A.Flemin g, El. 
fähigkeit zu gewährleisten. Diese Art der Sammel- World Bd. 92, S. 673.) OM 
Gesellschuntührung aa en SEN 220 hy Werken der 

esellschaft seit mehr als ün ren bewährt. Die 220 kV- - 
Sammelschienen haben einen lichten Abstand von mehr Elektromaschinenbau. 


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Sprünglich der Meinung gewesen, daß der Betrieb solcher netzen behandelt, Ein 
rechnerische Behandlung bekanntlich auf eine einheitliche 


halten, daß bei der Besprengung ein Überschlag über die kung. Der Autor zeigt, daß man durch 


Schaftlichen Gründen praktisch überhaupt nicht 
glich, kann aber oft als ein vorteilhafter Rechnunge- 


D er 


19. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 38 


1373 


Da wir es hier mit einem zusammenhängenden Strom- 
kreis zu tun haben, ist der Ersatz des Transformators nur 
dann möglich, wenn man eine Primär- und eine Sekundär- 
klemme elektrisch verbunden voraussetzt, wodurch natür- 
lich im praktischen Falle der Nachteil in Kauf zu nehmen 
wäre, daß das ganze Unterspannungsnetz gegen Erde 
Oberspannungspotential erhielte. Ein solcher Transfor- 
mator hat nunmehr nur drei unabhängige Klemmen: A,B,C. 
A ist die gemeinsame Klemme. Man kann nun meßtech- 
nisch leicht folgende vier Größen ermitteln: 


a) Stromaufnahme und Wattverbrauch bei Erregung auf 
Nennspannung an den Klemmen A-B bzw. A-C, 

b) Spannung und Wattverbrauch bei Nennstrom zwi- 
schen denselben Klemmen, wenn die anderen kurz- 
geschlossen sind. 


Aus diesen Angaben lassen sich nun die entsprechen- 
den vektoriellen Widerstände Z,, Sa Kı, Kə berechnen. 
Diese Widerstände sind bekanntlich durch eine komplexe 
Zahl dargestellt, deren reeller Teil die Ohmschen Wider- 
stände und deren imaginärer Teil die rein induktiven 
oder kapazitiven Widerstände enthält. 


8 4 b da C 
ZA le 
Za Ir Än 
A A 


Abb. 2. Abb. 3. 
Vollständige Ersatzleitersysteme für Transformatoren. 


Stellt man nun den Transformator durch ein Ersatz- 
leitersystem mit drei freien Enden, etwa in reiner Stern- 
oder in reiner Dreieckschaltung dar, so ist es klar, daß 
man rechnerisch die Merkmale des einzelnen Leiterstücks 
stets so wird bestimmen können, daß es sich betriebsmäßig 
genau so verhält wie der Transformator. Man wird also 
an einem geschlossenen Behälter, aus dem die drei Klem- 
men herausragen, nicht unterscheiden können, ohne ihn 
zu öffnen, ob er einen Transformator oder ein so auf- 
gebautes Leitersystem enthält (Abb. 2 und 3). In der 
Tat, man braucht nur die Gleichungen 


1 
Z= Za t Z=- N: 
En EE ee 
Xe Xa + Xb 
Z= Za + Ze=- H , 
Xo T Xa+ Ee 
SS 1 
und u Reese a, 
Za Ze Xa Xeo 
1 
EE 1071 1 
un wre 
Da Zb Xa Xb 


Durch diese Gleichungen werden die drei unbekannten 
Größen Za, Zb, Ze oder Xa, Xb, Xe eindeutig bestimmt 
und sind leicht zu ermitteln. Die scheinbare Überbestim- 
mung verschwindet, wenn man bemerkt, daß sich das 
System von vier Gleichungen eigentlich nur auf drei un- 
abhängige zurückführen läßt, denn unter den Merkmalen 
besteht die Beziehung 


da offenbar sowohl der Leerlaufstrom als auch die Kurz- 
schlußspannung in Prozenten, von welcher Seite sie auch 
gemessen werden, die gleichen sind. Man erkennt so- 
fort, daß 

Zæ = 2,(2, — K) = Z, (Z —K), 
und daß die übrigen Stücke sich aus 

Zo = Zı — Za, Ze = Za — Za 


errechnen lassen. Die Formeln geben für den Sonderfall, 
daß Z, = Z, = Z und deshalb auch K, = K, = K, die Werte 


Zæ = Z(Z—K), Zb = Ze = Z — Za, 
oder wenn man beachtet, daß K meistens sehr klein ist, 


entsprechend dem einfachen Ersatzstromkreis, wie er sonst 
üblich ist. 


Ähnlich errechnet sich 


LIT: 1 (+ BEL ER EEE 1) 
Xa?) KAK Z? Kı\Ka Z 
und dementsprechend 
ae t _lłl_ 81 
X K Xa’ Xe Ei Aa’ 
also für Z, = Z = Z und K,=K,=K auch 


(+-) = t (+ -;) BE Pe SEE ien E 

Xa) KENK ZI’ X X K Na 
Beachtet man wiederum, daß K klein gegenüber Z ist, 
so kann angenähert 


Auch 2 D SER WER e 
E N w A 9Z 


gesetzt werden. Die aufgestellten Gleichungen sind Be- 
ziehungen zwischen Vektoren, spalten sich deshalb be- 
kanntlich in je zwei Gleichungen, die die reellen und die 
imaginären Bestandteile zu ermitteln gestatten. 

Der Autor verwendet viel Sorgfalt, um die vollstän- 
dige Gleichwertigkeit der beiden Gebilde zu beweisen, und 
gibt auch ein Zahlenbeispiel. Es wird auch darauf aufmerk- 
sam gemacht, daß zuweilen der Ersatz aus physikalischen 
Gründen nicht gut möglich ist, da negative Widerstände 
angenommen werden müssen, anderseits können aber nega- 
tive Reaktanzen natürlich durch entsprechende Kapazi- 
täten leicht ersetzt werden. Auch wirtschaftlich ließe sich 
der tatsächliche Ersatz eines Transformators durch den 
so ermittelten Stromkreis, besonders bei größerer Über- 
setzung, nicht verantworten, da die Leistung der ver- 
wendeten Reaktanzen und Kapazitäten ein erhebliches 
Vielfaches der Leistung des Transformators betragen 
würde. Für die rechnerische Behandlung der Wirkung 
eines Transformators in einem Verteilungsnetz dürfte 
ebenfalle im allgemeinen kaum ein Vorteil entstehen, da 
sie meistens mit Unterschieden von sehr großen Zahlen 
arbeitet und deshalb bei der erforderlichen Genauigkeit 
des Endergebnisses zu sehr umständlichen Rechnungen 
Anlaß geben würde. 


X A d 
Z Z 


Z Ei A 


Abb. A Abb. 5. 
Vollständige Ersatzleitersysteme im Sonderfall der Übersetzung 1:1. 


Man kann natürlich diese Nachteile vermeiden, wenn 
man die Kennstücke des Transformators zuerst auf die 
Übersetzung 1:1 umrechnet, was bekanntlich leicht und 
einwandfrei erfolgen kann, und dann die Bestimmungstücke 
des Ersatzstromkreises ermittelt. In diesem Fall sind die 
als Sonderfall schon abgeleiteten Ausdrücke maßgebend, 
und der Transformator läßt sich entweder durch den 
einfach verzweigten, sonst üblichen Stromkreis nach 
Abb. 4 ersetzen oder durch das Leitungsdreieck Abb. 5. 


Als Endergebnis der Untersuchung lassen sich die 
folgenden beiden allgemeinen Sätze aufstellen: 


1. Jeder Transformator kann durch ein vollständig 
gleichwertiges Leitungsnetz ersetzt werden, das also 
die gleiche Spannungs- und Stromübersetzung be- 
wirkt und denselben Erregerstrom, Spannungsabfall 
und Wirkungsgrad bei allen Belastungen hat. 

. Jedes Leitungsnetz kann im geichen Sinne durch 
einen vollständig gleichwertigen Transformator er- 
setzt werden. 


Dieser Ersatz ist meistens nur rechnerisch möglich, 
d. h. tatsächlich entweder physikalisch unmöglich, meistens 
jedoch unwirtschaftlich. Rechnerisch dürfte die Methode 
in einzelnen seltenen Fällen Vorteile bieten, wird aber 
meistens durch die übliche Zurückführung des Systeme 
auf die Übersetzung 1:1 ersetzt werden können. 
(A. Boyajian, Gen. EI. Rev. Bd. 32, S. 110.) Zel. 


to 


Apparate. 


Ölschaltkasten für Hochspannungsanlagen in rauhen 
Betrieben. — Für die sogenannten rauhen Betricbe hat 
das Sachsenwerk einen Spezial-Ölschalter (Ölschalt- 
kasten) auf den Markt gebracht, der sich gegenüber den 
schon bekannten Modellen dadurch auszeichnet, daß der 


1374 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 19. September 1929 


ganze Schaltmechanismus aus dem Ölkessel herauszehoben Dies wird dadurch erreicht, daß diese Durchführun- 
werden kann, ohne daß es hierfür notwendig wäre, die gen an ihrem oberen, also im Öl befindlichen Ende so- 
im Kesselboden befindlichen Durchführungen spannungs- lide, steckerähnliche Messerkontakte tragen, über welche 
los zu machen. Auf diese Weise ist die Kontrollmöglich- als Ölschaltkontakte ausgebildete Fingerkontakte über- 
keit für den Betriebsmann derart erleichtert, daß die Kon- greifen, von denen erst der eigentliche Schalter gespeist 

; wird (Abb. 6). Da dicse Spezialkon- 
takte nicht unter Strom geöffnet oder 
geschlossen werden und außerdem 
dauernd unter Öl liegen, ist eine Ver- 
änderung derselben — Verschmoren 
oder Oxydation — nicht zu befürchten. 
Sie brauchen also praktisch überhaupt 
nicht kontrolliert werden, sind aber 
der Kontrolle insofern zugänglich, als 
ja die Gegenkontakte mit dem gesam- 
ten Schaltmechanismus zusammen her- 
ausgehoben werden und der Besichti- 
gung freistehen. Eine Gefährdung der 
Durehführungen durch harte Schalt- 
schläge tritt nicht ein, da erstens eine 
gut wirkende Dämpfung für das Ab- 
fangen der beschleunigten Schalter- 
massen sorgt und zweitens die mecha- 
nischen Kräfte überhaupt nicht auf 
diese Stecekkontakte übertragen wer- 
den. Diese sind nämlich durch die Art 
des Zusammenbaues ihrer (Gegenkon- 
takte mit dem eigentlichen Schalt- 
mechanismus von jeglichem Stoß ‚ent- 
lastet. Dadurch ist auch ein Undicht- 
werden der Kittstellen im Kesselboden 
mit Sicherheit vermieden, wozu noch 
des weiteren beiträgt, daß die Durch- 
führungen mit extra breiten Flanschen 
versehen sind. 

Diese Schaltkasten werden vor- 
läufig von Reihe 1 bis Reihe 6 ein- 
schließlich ausgeführt, u. zw. für Maxi- 
ınalstromstärken von GU... 1500 A. 
Ihre garantierte Abschaltleistung 


a Tragkörper g Schalterkontakte n Überstrommagnete - variiert je nach Modellzröße von 
b Handrad h feststeh. Hartpapierring p Skalen für Strom- und 5000 bis 35000 kVA. Zur Zeit sind 
ce Schauzeichen i Stehbolzen Zeiteinstellung Schaltkasten bis zu 1800 A Nennstrom 
d Führungsbolzen k (iegenkontakte der r Auslöse- oder Null- in Betrieb. Stromwandler, Ausschalt- 
e, ringförmiger Traversen- Zwischentrennstelle spannungsmagnet bzw. Nullspannungsmagnet und zwei 

körper l Ölschauglas es Stromzeiger Überstrom-Zeitrelais, die auch wäh- 
f Sechaltmesser m Winkeleisenflansch t Rohrstutzen rend des Betriebes von außen einge- 


Abb. 6. Ölschaltkasten Reihe 6, 200 A, geöffnet. stellt werden können, sind, im Öl- 


trolle in allerkürzester Zeit und ohne irzendwelche De- 
EES an Ort und Stelle durchgeführt werden 
ann. 


P ` 7 | 
KUUUUUU A 


= 


Abb. 7. Ortsveränderliche Schaltstation. Kabelendverschlüsse, Abb.8. Fahrbarer 50 kVA-Grubentransformator für 3000 V Betriebs- 
Trennschalter und Spannungswandler sowie Niederspannungs- spannung mit direkt aufgebautem Ölschaltkasten Reihe 3, aufgebaute m 
sicherungen sichtbar. Kabelendverschlußkasten und Ölkonservator. 


19. September 1929 


gefäß untergebracht. Am Deckel des Ölschaltkastens 
können ein Stromzeiger und ein Spannungszeiger mon- 
tiert werden. Des weiteren ist vorgesehen, daß die 
Ölschaltkasten auf sog. Sockelkasten aufgesetzt wer- 
den können, die je nach Bedarf nur die Kabelendver- 
schlüsse oder auch noch Trennschalter, Sammelschienen- 
teile, Spannungswandlersicherunzen, Klemmleisten usw. 
sowie Zähler mit aufnehmen. Auf diese Weise ist es 
durch organisches Aneinanderreihen solcher Sockelkasten 
ermöglicht, daß ganze Batterien auch verschiedenartig be- 
messener Typen zusammen Verwendung finden und auch 
mit Niederspannungs-Kapselmaterial verbunden werden 
können. Auch für die Ausbildung kleinster Freiluft- 
Schaltstationen sind diese Typen sehr geeignet. Sie be- 
sitzen eine gewisse Beweglichkeit, wie es im Torfabbau 
vielfach wünschenswert erscheint (Abb. 7). Die Schalt- 
kasten können auch schlagwettersicher geliefert werden. 

Abb. 8 zeigt den direkten Zusammenbau eines Schalt- 
kastens mit einem Transformator zu einer kleinstdimensio- 
nierten gekapselten Transformatorenstation, wie sie für 
Bergewerksbetriebe vielfach Verwendung findet und auch 
für Blockwerke mit Aufstellung in Kellerräumlichkeiten 
geeienet ist. (Kumlik, Sachsenw.-Mitt. 1928, S. 

b. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Messung der Temperaturen im Zylinder eines Gas- 
motors. — Im Zusammenhang mit der ausführlichen Ver- 
öffentlichung experimenteller thermodynamischer For- 
schungsarbeiten wird über die Messung der Temperaturen 
während eines Zyklus berichtet. Es treten folgende 
Schwieriekeiten auf: À 

1. Die Masse muß ausreichend gering scin, um sofort 
den Temperaturschwankungen (rd. 700° in etwa 

0,01 s) folgen zu können. 


2. Das MeßBorgan muß bei sehr hohen Temperaturen den 
Gaswirbeln beim Ein- und Ausströmen aus den ŽZyltn- 
dern mechanisch widerstehen können. 


Es muß so lang eein, daß die Kühlung seiner Ein- 
spannstelle nicht die Messung beeinträchtigt. 


Verwendet wurde ein Widerstandsthermometer mit 
Platindraht von 0,07 mm Dmr., weil ein dünnerer Draht 
zu schnell zerstört wurde. Eingehende Untersuchungen 
und Berechnungen zeigten, daß mit dieser Drahtstärke be- 
reits Fehler von 300 ... 400° entstehen, die aber dureh ein 
Extrapolationsverfahren aus Messungen mit verschiede- 
nen Stärken richtiggestellt werden konnten. Der Momen- 
tanwert der Temperatur wird mit einer Wheatstone- 
Brückenschaltung und einem rotierenden, am Umfang ver- 
stellbaren Kontaktgeber E 
auf der Motorachse ermit- 
telt (Abb. 9). Man ver- 
stellt den Kontaktzeber 
beispielsweise in 20 Stufen 
zu je 13 °, ermittelt für je- 
den dieser Punkte die 
Schleifdrahtstellung D, bei 
der das Galvanometer 
stromlos ist, und zeichnet 
sich die Kurve auf. Das 
Verfahren setzt vollkom- 
mene Gleichförmigkeit der 
Explosionen voraus im Ge- 
zensatz zu den in Deutsch- 
land  bekanntgewordenen 
Verfahren, die mit einem 
rezistrierenden Saitengal- 
vanometer unmittelbar die Temperaturkurve aufzeichnen. 
(A.Duchesne,Rev.d. Mines Bd. 1, 8. Ser., 8.1.) Kth. 


Cé 


Abb. 9. Schaltung zur Messung von 
Zylindertemperaturen. 


Beleuchtung. 


Das Durchbrennen von elektrischen Glühlampen. — 
Es hat sich gezeigt — und es wurde durch genaue Ver- 
suche bestätigt —, daß das Durchbrennen des Glühfadens 
in luftleeren Lampen im allgemeinen eintritt, wenn der Fa- 
den etwa 10% seines ursprünglichen Gewichtes infolge 
Verdampfens des Wolframs verloren hat, während dieses 
Purchbrennen hei den Gasfüllungzslampen bereits nach 
einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 5 % auftritt, 
also bei kaum halb so großer Gewichtsabnahme wie bei 
den Vakuumlampen. Die Stromstärke nimmt dem- 
entsprechend im Laufe der 1000stündizen Brenndauer bei 
der Gasfüllungslampe langsamer ab als bei der Juftleeren 
Lampe. Da die Verhältnisse bei der letzteren insofern gün- 
stig liegen, als während der 1000stündixen Lebensdauer 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 38 


1376 


eine Abnahme der ursprünglichen Lichtstärke von rd. 10 % 
eintritt. so würde es von Vorteil sein. wenn es gelänge, die 
Gasfüllungslampe so zu gestalten, daß auch bei ihr das 
Durchbrennen erst bei einem Gewichtsverlust des Fadens 
von 10% erfolgt. Man könnte z. B. in diesem Fall die 
Lichtausbeute im Anfang des Brennens um 10 % erhöhen, 
ohne daß die Lebensdauer der Lampe geringer zu werden 
brauchte. Es werden nun die Ursachen des abweichenden 
Verhaltens der beiden Lampen genauer untersucht und be- 
sprochen. Folgende Umstände kommen bei der Gasfül- 
lungslampe in Frage: 
1. die Dehnung des Fadens durch sein Eigengewicht bei 
der relativ höheren Glühtemperatur. 
2. an Änderung der kristallinischen Struktur des Fa- 
dens, 
3. Ionisationserscheinungen im Gas, 
4. chemische Einwirkung der Gase. 


Der erste Punkt dürfte von keinem erheblichen Ein- 
fluß sein, während die drei anderen Ursachen sämtlich 
eine Rolle zu spielen scheinen, besonders die Änderung der 
kristallinischen Struktur des Fadens. Das Problem, wie 
dies vorzeitige Durchbrennen der Gasfüllungslampe ver- 
hindert werden kann, ist noch nicht gelöst. (G.R. Fonda, 
Gen. El. Rev. Bd. 32, S. 265.) roge. 


Heizung. Öfen. 


Entwicklung der Elektrowärme in den V.S. Amerika. 
— In dem alljährlich der Jahresversammlung der Am. Iron 
& Steel Engs. vorgelegten Bericht über Elektrowärme gibt 
der Elektrowärmeausschuß eine beachtenswerte Übersicht 
über die technische und wirtschaftliche Entwicklung dieses 
Sondergebietes im jeweils abgelaufenen Jahr. Der Bericht 
über das Jahr 1927 (vorgelegt der Jahresversammlung Juni 
1928) beginnt mit der Diskussion der Strompreise, die für 
die Einführung elektrischer Öfen von einschneidender Be- 
deutung sind. Die Zusammenfassung vieler kleiner Strom- 
lieferungsunternehmen (Zahl der Stromlieferer 1920: 6800; 
Anfang 1928: 4450) in Verbindung mit dem stark an- 
wachsenden Stromabsatz führte zu einer erheblichen Sen- 
kung der Strompreise (1920: 100 %; Anfang 1928: 78 %). 
Zugleich werden die Tarife in ihrem Aufbau immer kom- 
plizierter (Anschlußwert, Leistungsfaktor, Spannung, 
Kohlenpreise, monatliche oder jährliche Verrechnung 
usw.). In vielen Bezirken gibt es mit Rücksicht auf die 
großen Vorteile für die Elektrizitätswerke (hohe Aus- 
nutzungsziffer, guter Leistungsfaktor) für Elektrowärme 
Sondertarife. Trotzdem sind die reinen Wärmekosten im 
elektrischen Ofen noch immer höher als die in anders be- 
heizten Öfen. Erst die Berücksichtigung der Nebenkosten 
gibt die riehtige Vergleichsgerundlaze, was in Deutschland 
mehr beachtet werden sollte. | 

Bei elektrischen Glühöfen für stangenartiges Material 
ist es von großer Wichtigkeit, ob es gerade in den OT gp 
kommt. Geordnete Beschiekung ermöglicht größere Char- 
gen, daher niedrigeren Stromverbrauch (in einem Beispiel 
bei 42h Glühdauer: 250 kWh/t gegen 550 kWhlt). 


Es werden eine Reihe von Öfen untersucht, die im täg- 
lichen Gebrauch stehen. Bei einem Einsatzofen z. B. mit 
etwa 2,8 m? Herdfläche, Bruttocharge rd. 2200 ke, Netto- 
charge rd. 830 kg, Chargendauer 22..31 h, Temperatur 
930°, Anschlußwert 110 kW, durchgehender Betrieb; 
Stromverbrauch: brutto 0,385 kWhlt; netto 1,00 kWhlt; 
Stromverbrauch im Monat: 27000 kWh. 

Versuche mit nichtmetallischen Widerständen haben 
bisher nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt, so daß 
Schmiedeöfen, für die wegen ihrer hohen Temperatur heute 
metallische Widerstände noch nicht zur Verfügung 
stehen, nicht als reif zur Elektrisierung angesehen wer- 
den können. Das Löten mit Kupfer in neutraler oder redu- 
zierender Atmosphäre in Widerstandsöfen ist in einem 
Werk (GEC) weitgehend eingeführt!. Zehn Öfen mit ins- 
gesamt 3000 kW Anschlußwert arbeiten für diesen Zweek 
(Gebrauchstemperatur 1100 ..1150°). Das Gut muß in 
der Ofenatmosphäre so weit abkühlen, bis es auch an Luft 
nicht oxydiert. Kontinuierlich und intermittierend arbeci- 
tende Öfen wurden hierfür entwickelt. 

Im Bau von Eimaillieröfen richten sich die Fortschritte 
in erster Reihe auf halbselbsttätige Öfen, deren Entwick- 
lung in Amerika durch die dort gebräuchlichen Email- 
arten, die niedrigere Schmelzpunkte haben als die in 
Deutschland üblichen, wesentlich leichter ist. Brenntempe- 
raturen bis 650° herunter werden verlangt! 

t In Deutschland hat, soweit Berichter unterrichtei ist, als einzige 


Firma die AEG einen solchen Ofen in Betrieb; sie hat auch diese Ofen 
zum Schutz angemeldet. 


1376 


Durch Fortfall der schweren Glühkisten werden schon 
die reinen Wärmekosten beim Glühen von Stahlblech im 
elektrischen Ofen unter Umständen niedriger als in ande- 
ren Öfen. Bei gleicher Ofengröße wurden z. B. in einem 
Werk verbraucht: im Ölofen: 37 1/100 kg (bei 55 RM/100 1) 
= 20,3 RM je 100 kg Gut. Elektrischer Ofen: 24 kWh/100 kg; 
5,25 Pf/kWh; 12,6 RM/100 kg Gut. 

Auch bei einem Vergleich von Glüh- und Härteöfen mit 
Öl- und mit elektrischer Feuerung ergeben sich schon die 
reinen Wärmekosten bei den letztgenannten Öfen kleiner 
bzw. in einem Fall gleich groß mit denen bei der Ölfeue- 
rung. 

Der Vergleich zweier Bleibäder von 200 mm Dmr. er- 
gab bei einem Gaspreis von 12 Pf und einem Strompreis 
von 6 Pf einen Verbrauch für 1000 kg von 105 RM bei Gas 
und 55,5 RM bei Strom. 

Einen großen Aufschwung haben auch die elektrischen 
Kleinöfen für Werkzeughärtung genommen, die dank der 
hervorragenden Isolierung bei den vielen Leerlaufzeiten 
oft geringeren Wärmeverbrauch ergeben als Gasöfen. Zah- 
lentafel 1 gibt darüber Aufschluß: 


Zahlentafel 1. 


Leerverluste bei 875° Ofentemperatur 
Ofenabmessungen e 
RM bei . | RM bei 
Breite | Tiefe | Höhe | m’Gas |kWh Strom] 12 Pfim® Gas | 63 Pf/kWh 
oan | ou | wll e | we | og 
600 | 1350 | 500 | 73 9 0,88 0,57 
oo | 200 | sæ |123 | 16 | w | m 


Von Niedertemperaturanlagen seien die 
zum „Altern“ von Guß dienenden Kammeröfen erwähnt 
(Verbrauch 0,11 kWh/kg bei Temperaturen von etwa 520°). 
Industrielle Taucherhitzer für das Schmelzen von Weiß- 
metall, Lot und Zinn für Feuerverzinkung haben sich seit 
drei Jahren bestens bewährt. Die elektrische Beheizung 
von te Bädern und von Lacktrockenöfen wird 
gestreift. 


Von Lichtbogenöfen zum Stahlschmelzen wird 
verhältnismäßig kurz berichtet. Es gelangten im Jahre 
1927 im ganzen 30 derartige Öfen zur Aufstellung oder 
Bestellung (Gesamtleistungsvermögen 50t). Es überwie- 
gen die Öfen kleinen Fassungsvermögens: von den 30 Öfen 
haben 13 ein Fassungsvermögen unter 1 t (Gesamtinhalt 
5 t), 11 ein Fassungsver- 
mögen zwischen 1 und 15t 
(Gesamtinhalt 15 t). Der 
größte Ofen hat ein Fas- 
sungsvermögen von 10 t 
(1 Stück). 


Besondere Aufmerk- 
samkeit schenkte man den 
Ofenverlusten. Der Ver- 


gleich von Öfen wird durch 
den Mangel eines einheit- 
lichen Vergleichsmaßstabes 
erschwert. (Dies gilt übri- 
gens in erhöhtem Maße für 
Widerstandsöfen. D B.) 
Drei Verfahren werden ge- 
nannt: Außendurchmesser 
und Anschlußwert; Fas- 
sungsvermögen; Produk- 
tion t/h. Der Berichter 
hält das erstgenannte Ver- 
fahren für das eindeutigste. 
Als Mittelwert von zehn 
Stahlgießereien wird ange- 
geben: Stromverbrauch 
548 ... 687 kWhlt, im Mittel 
607 kWh/t. Die Zahlen ge- 
ben die Zusammenfassung 
von einer einmonatlichen Beobachtungsperiode. Die Gieße- 
reien, in denen gemessen wurde, waren zu 50... 60 % ihrer 
Leistungsfähigkeit ausgenutzt. 


Der Bericht enthält erstmalig Angaben über elek- 
trische Schweißverfahren. Es wird daher zu- 
nächst ein Überblick über die verschiedenen Schweißver- 
fahren gegeben, aus dem nur der Hinweis auf das von der 
AEG herausgebrachte Lichtbogenschweißen im atomaren 
Wasserstoff erwähnt sei. — Das selbsttätige Schweißen 
mit Hilfe des sogenannten Schweißkopfes wird beschrie- 
ben. Im allgemeinen bietet der Absatz über Schweißen 
dem deutschen Leser nicht viel Neues. 


Der Gesamtaufbau des Berichtes ist übersichtlich, und 
es ist nur immer wieder zu bedauern, daß es in Deutsch- 
land keine Stelle gibt, die derartig umfassend die Fort- 
schritte dieses jüngsten Zweiges der Starkstromtechnik ver- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


19. September 1929 


folgt und durch Berichte über die Fortschritte für eine 
Verbreitung des Gebrauches sorgt, die im Interesse der 
Abnehmer, der Hersteller und der Stromlieferer in glei- 
chem Maße liegt. (Report of Committee on Electric Heat; 
George H Schäffer, Iron and Steel Engineer Bd A 
S.291.) Pk. 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Die erste Bahn über die Pyrenäen. — Im Jahre 1928 
wurde die erste der drei geplanten Hauptbahnstrecken, 
welche quer über den Kamm der Pyrenäen eine verkürzte 
Verbindung zwischen Frankreich und Spanien herzu- 
stellen bestimmt sind, dem Verkehr übergeben. Es han- 
delt sich um die Linie Bedous—Jaca, welcher diejenige 
von Ax-les-Thermes nach Puigcerda und später die dritte 
St. Girons—Sort folgen sollen (Abb. 10). 


Die nun eröffnete Strecke konnte durch Anwendung 
der elektrischen Zugförderung mit Steigungen bis zu 
A3 leg dem auf der französischen Seite sehr schwierigen 
Gelände gut angepaßt werden. Während die spanische 
Seite keine wesentlichen Steigungen aufweist, war auf 
französischem Gebiet von Bedous bis zum höchsten Punkt 
des Grenztunnels auf 27,8km Streckenlänge ein Höhen- 
unterschied von 789,38 m zu überwinden. Die Spurweite 
beträgt in Frankreich 1435, in Spanien 1674mm, der 
kleinste Halbmesser in den sehr zahlreichen Krümmungen 
200 m. An Kunstbauten sind zu erwähnen: 5 Brücken von 
50 ...60 m Spannweite, zwei größere Viadukte und 14 Tun- 
nels, darunter ein Kehrtunnel, welcher einen Höhenunter- 
schied von 61,37 m überwindet, und der 7822m lange 
Grenztunnel von Somport. Für den Bau des letzteren, bei 
welchem bis zu 700 Arbeiter beschäftigt waren, mußte ein 
cigenes Baukraftwerk mit drei Peltonrädern zu je 600 PS 
errichtet werden, das den Strom für Belüftung, Beleuch- 
tung, Hilfstransporteinrichtungen sowie für den Antrieb 
der Kompressoren zur Erzeugung der Druckluft für die 
Gesteinsbohrer lieferte. Bei Canfranc am spanischen 
Tunnelkopf wurde ein großer Grenzbahnhof errichtet. 


Die französische Teilstrecke steht im Anschluß an 
das übrige Netz der Midi-Bahn und wird wie dieses mit 
1500 V Gleichstrom betrieben. Vier Woasserkraftwerke 


bestehende zweigleisige Linien 
Linien im Bau 
essen konzessionierte Linien 


Abb. 10. Lageplan der 3 Bahnstrecken. 


der Soc. de la Vallé d’Aspe teilen sich in die Strom- 
lieferung: 


nstall. Ma- Speicher- 
Name schinen- sa. fähigkeit Betriebszweck 
leistung PS m? 
475 


4 000 6 000 000 | Ausgleich der Jah- 


resschwankungen 
Forges d’Abel 4 000 160 75 000 e der Tages- 
spitzen 
Baralet ...... 16 000 335 bzw. 460 | 100 000 del. 
Esquit........ 6 00 42 — Grundlast 


In allen vier Werken beträgt die Maschinenspannung 
6kV bei 50 Hz; sie wird zwei Umformerwerken in 
Forges d’Abel und Urdos zugeführt. Der Rest der er- 
zeugten Energie wird auf 60 bzw. 150 kV hochtransfor- 
miert und einem dritten Unterwerk in Bedous sowie den 


19. September 1929 


weiter nördlich gelegenen Anschlußstrecken der Chemins 
de fer du Midi zugeführt!). Die beiden zuerst genannten 
Unterwerke sind geschlossener Bauart, nur die Trans 
formatoren stehen im Freien. Sie enthalten je vier paar- 
weise in Reihe geschaltete 1000 kW-Einankerumformer 
mit einer Überlastbarkeit von 50 % durch 2h und 200 % 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


FRANKREICH 
Sanon 


D) , 
| Lescun- cafo- Eygun 


U 


= 
KI 
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Sohon Etsaut 
O) 


—- 


foren Urdos Yaprtanıel 


E 


em éen A 
Aroltwerk N 
du Boralet j 
w000 PS 


Maßstab 


Ge (Gi 
e ie det £slaens 


0 7 #000 PS 


Eisenbahnen —-—-—- 


durch 5min. Die Umformer werden einzeln mittels 
Stufenschalter angelassen und sind gleichstromseitig 
durch Schnellschalter geschützt, u. zw. ist für jede Gruppe 
von zwei Umformern ein Schnellschalter zwischen die ne- 
gativen Bürsten des einen Umformers und dessen direkt 
an die Schienenrückleitung gelegte Wendepol- und Kom- 
poundwicklung geschaltet; parallel zu diesem Schalter 
liegt ein Strombegrenzungswiderstand. Ein zweiter von 
dem ersten betätigter Schnellschalter liegt am positiven 
Pol des zweiten Umformers jeder Gruppe und bewirkt 
deren vollständige Abschaltung. Die Umformer sind 
auch für Stromrückgewinnung eingerichtet. Jede ab- 
gehende Speiseleitung enthält einen weiteren Schnell 
schalter. 

Die 60 kV-Anlage des dritten Unterwerkes in Bedous 
(Abb. 11) ist ebenso wie die der übrigen weiter nördlich 
gelegenen Unterwerke der Midi-Bahn als Freiluftanlage 
ausgeführt. Dieses Werk enthält drei Unformergruppen 
von je 2X 375 kW und ist in seiner übrigen Ausrüstung 
den beiden vorbeschriebenen ähnlich. 

Die Streckenausrüstung ist die gleiche wie die der 
übrigen Linien der Chemins de fer du Midi; als Tragseil 
gelangt jedoch an Stelle des 79 mm?-Stahlseiles auf der 
freien Strecke ein Bronzeseil von 140 mm?, in den län- 
geren Tunnels ein Kupferseil von 144 mm? zur Verwen- 
dung, welche an der Stromführung wesentlich teilnehmen. 
Die Speise- bzw. Verstärkungsleitungen mußten in Anbe- 
tracht der hohen Zugleistungen und verhältnismäßig 
niedrigen Spannung sehr erhebliche Querschnitte erhalten, 
u zW.: 


Querschnitt Gewicht 


Länge - = 
Streckenabschnitt km der Speise- 
und Verstärkungsleitungen 
| 
Bedous— Urdos ............. 15 200 mm? | 26t 
Urdos—Forges d'Abel . .... 9,5 300 , 25, 
Forges d’Abel—Canfranc .... 9,2 3x300 - | 72. 


Die vorgesehene Anhängelast von 300t für Schnell- 
züge, 360t für Güterzüge, erfordert angesichts der auf 
langen Strecken auftretenden Steigung von 43°/o hohe 
Zugkräfte. Da hohe Geschwindigkeiten nicht gefahren 
werden können, kommen ausschließlich Güterzugloko- 
motiven zur Verwendung, deren Hauptdaten nachstehend 
wiedergegeben sind. Für jeden Zug sind betriebsmäßig 
zwei Lokomotiven vorgesehen. 


Serio II 
Stundenleistung ............ 1400 P8 1400 PS 
Achsanordnung .......s.ses. B B B B 
Dienstgewicht .............. 72t 76t 
Höchstgeschwindigkeit ...... 60 km/h 60 km/h 
Länge über Puffer .......... 11,85 m 12,87 m 


Die spanische Teilstrecke wird zunächst mit Dampf 
betrieben, doch ist auch für diese elektrischer Betrieb in 
genommen. (Ch. Dantin, Génie civil a 
8.53. v. Dir. 


Neue Reibungsmessungen an Schweizer Vollbahnloko- 
motiven. — Einer der noch nicht hinreichend ausgenutzten 
Vorzüge elektrischer gegenüber Dampflokomotiven ist die 
erhöhte Ausnutzbarkeit des Reibungsgewichtes infolge des 


ı Vgl. ETZ 1927, 8. 79. 


eer Are: 4 
B OrgGeS JAQG! | 
~~ wet Hrofwer 


elektrische Bahnen 
Abb. 11. Lageplan der jetzt ausgeführten Strecken. 


1377 


gleichmäßigeren Drehmomentes. Wenngleich diese Tat- 
sache allgemein bekannt war, ging man bisher bei der 
tatsächlichen Auslegung von Maschinen nicht an die 
Grenze, da diese nicht immer eindeutig bestimmt erschien. 
In dem Wettstreit zwischen Rahmen- und Einzelantrieb 
hat die Frage der Ausnutzbarkeit des Reibungsgewichtes 
ebenfalls eine Rolle ge- 
spielt, indem häufig be- 
hauptet wurde, diese sei 
beim Einzelantrieb der 
Achsen ungünstiger. Ing. 
A. E. Müller, Genf, ver- 
öffentlicht nun die Ergeb- 
nisse betriebsmäßiger Mes- 
sungen an Lokomotiven 
schwerster Bauart der 
Gotthard- und Lötschberg- 
A a bahn. An Hand der Meß- 
ergebnisse, die in Abb. 12 
anschaulich zusammenge- 
faßt sind, stellt der Ver- 
fasser fest, daß die Loko- 
motive mit Einzelachs- 
antrieb hinsichtlich der 
Ausnutzung des Reibungs- 
gewichtes in keiner Weise 
derjenigen mit Stangenantrieb nachsteht, wenn nicht zwei 
Motoren dauernd in Serie geschaltet sind und wenn die 
Kraftübertragung vom Motor auf das Triebrad über ein 
hinreichend elastisches Zwischenglied erfolgt. Aus einem 


0360 

TIL 

ko RR SR EEE EEE S 
ZEN 


ZE 
EEE 
RSR 


0 0 20 


50 
—> Fahrgeschwindigkeit ın km/h 


60 70 80 90 100 m 120 


Abb. 12. Betriebsmäßig gemessene Reibungswerte (ohne Sandstreuung). 
Punkte, auf welchen Gleiten eintrat, sind mit „P‘‘ bezeichnet. 


Vergleich der Meßergebnisse mit den Reibungswerten, die 
ausgeführten Lokomotiven verschiedener Staaten zu- 
grunde gelegt sind, geht hervor, daß diese im allgemeinen 
unter den erreichbaren Grenzwerten liegen. (A. E. Mül- 
ler, Schweiz. Techn. Z. 1928, S. 745.) v. Sir. 


Elektrische Weichen bei der Berliner Straßenbahn. — 
Im Bereich der von der Berliner Verkehrs A.G. betriebe- 
nen Straßenbahnlinien sind bisher etwa %5 elektrische 
Weichenstellvorrichtungen eingebaut worden, die vom 
Führerstand aus während der Fahrt selbsttätig bedient 
werden können. Außer den vom Führerstand aus zu be- 
tätigenden elektrischen Weichen wurden bisher 5 elektri- 
sche Vorrichtungen eingebaut, die von einer Schaltsäule 
auf dem Bürgersteig bedient werden. Solche Schaltsäulen 
gelangen überall dort zur Anwendung, wo die Wagen- 
folge schr dicht und die Gleisanlage unübersichtlich ist. 
Die Berliner Verkehrs A.G. beabsichtigt, nach und nach 
alle Weichen, die nicht an einer Haltestelle liegen, und 
deren Lage es irgendwie, zuläßt, mit einer elektrischen 
Stellvorrichtung zu versehen. In diesem Jahre wird sich 
die Zahl der vorhandenen elektrischen Weichen verdop- 
peln. (Verkehrstechn. 1929, S. 606.) 


Bergbau und Hütte. 


Kraftbedarfstudien in durchlaufenden elektrisch an- 
getriebenen Walzenstraßen. — Dipl.-Ing. Werth be- 
richtet über Versuche, die an 27 verschiedenen Straßen 
zwecks Feststellung des Kraftbedarfs durchgeführt wur- 
den. Der Stromverbrauch des Walzmotors wurde einheit- 
lich bei allen Versuchen auf 1 t Werkstoff bezogen und 


1378 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


18. September 1929 


die so ermittelten bezogenen Walzarbeiten in kWh/t mit- 
einander verglichen. Bekanntlich ist die bezogene Walz- 
arbeit für jedes Walzprofil um so geringer, je höher die 
stündliche Erzeugung der betreffenden Walzenstraße ist 
(vgl. Abb. 13). Um allgemeingültige, von der jeweiligen 
stündlichen Erzeugung der Straße unabhängige Anhalts- 
zahlen zu bekommen, wird die „bezogene Lastmehrarbeit“ 
errechnet. Darunter ist diejenige Arbeit verstanden, die 
der Walzmotor beim Walzen von Werkstoff gegenüber 
dem Leerlauf mehr zu leisten hat. Die auf 1 t Werkstoff 
bezogene Lastmehrarbeit ist von der Erzeugungszeit weit- 


schend unabhängig und kann daher als Anhaltszahl 
m — — gesamte bezogene 
N Walzarbeit inkWh/t 
aR i . 
RO 22 Leerlaufleistung in 
A 3 kW 
Se à gesamte mittlere 
è Motorleistung in kW 
“| —.— bezogene Leerlauf- 
z 3 arbeit in kWh't 
D Abb. 13. Kraftbedarf und 


stündliche Erzeugung. 


Erzeugung in Wh 


dienen. Auch die zum Leerlauf der Walzenstraße erfor- 
derliche Motorleistung kann als Anhaltszahl dienen, nicht 
dagegen die gesamte bezogene Walzarbeit, die einen mit 
der stündlichen Erzeugung wechselnden Anteil an Leer- 
laufsarbeit mitenthält. In Abb. 13 erscheint die bezogene 
Lastmehrarbeit als Unterschied zwischen gesamter be- 
zogener Walzarbeit und bezogener Leerlaufarbeit. Die 
Leerlaufleistungen der untersuchten Walzenstraßen sind 
z. T. außerordentlich hoch gewesen. Bei den unter- 
suchten 600er-Trio-Straßen beispielsweise ergaben sich 
Leerlaufleistungen von 40..240 kW auf 1 Walzgerüst. 
Der Grund für diese ungeheuren Unterschiede ist aus- 
schließlich in guter oder schlechter Wartung und Schmie- 
rung der Walzenlager zu suchen. Eigentümlicherweise 
hatten insbesondere Walzwerke mit hoher stündlicher 
Erzeugung sehr hohe Leerlaufleistungen aufzuweisen. 
Ein Einfluß von Drehzahl und Bauart der Walzenstraßen 
und der Art des Antriebes ließ sich wegen des ver- 


schieden guten Zustandes der Walzenlager nicht nach- ` 


weisen. 


50 


Lostimehrorbeit in kWh/t 
P 


Verlängerung 


Abb. LL Lastmehrarbeit und Verlängerung. 


Eine Zusammenstellung der Versuchsergebnisse für 
die bezogene Lastmehrarbeit ist in Abb. 14 dargestellt. 
Im einzelnen ist die für das Walzen der verschiedenen 
Profile erforderliche Lastmiehrarbeit aus dem Original- 
bericht zu ersehen. Die Versuche ließen immer wieder 
den großen Einfluß einer guten Temperatur und Durch- 
wärmung des Walzgeutes einerseits und der Abkühlung 
während des Walzens anderseits erkennen. Beispiels- 
weise hatte die eine von zwei Formeisenstraßen bei 
gleichen Anfangrsquerschnitten und bei fast gleichem 
Walzprogramın wegen einer etwas geringeren Tempe- 
ratur durchgehends bei allen Profilen eine etwa 50% 


höhere Lastmehrarbeit aufzuweisen. Beim Drahtwalzen 
übt die Dicke des Ausgangsknüppels auf die llöhe der 
Lastmehrarbeit einen nur geringen Einfluß aus, weil die 
ersten noch schweißwarmen Stiche nur wenig Arbeit er- 
fordern. Dagegen sind die Drahtdicke und die Zeit, die 
jeuer einzelne Stab vom Ofen bis zum letzten Stich ge- 
braucht, wegen des Einflusses auf die Walz-Endtempe- 
ratur sehr bedeutsam für die Höhe der Lastmehrarbeit. 
Zur Verminderung des Kraftbedarfs beim Walzen sollte 
man also seine Aufmerksamkeit vor allem den gesamten 
Temperaturverhältnissen und der Leerlaufleistung zu- 
wenden. (A. Werth, St.u.E. Bd. 48, S. 1670.) Sb. 


Elektrische Antriebe. 


BBC-Webstuhlmotoren. — Die Firma BBC hat unter 
Berücksichtigung aller bisher gemachten Erfahrungen 
eine neue Webstuhlmotoren-Typenreihe herausgebracht. 
Die Motoren werden in vollkommen geschlossener Aus- 
führung zur Ablieferung gebracht, der Stator besteht aus 
einem Gußgehäuse 
mit einer Anbau- 
fläche, die dazu dient, 
den Motor entweder 
direkt in einen Web- 
stuhl einzubauen 
(Abb. 15) oder ihn an 
einem DBBC-Laeger- 
block zu befestigen 
(Abb. 16) oder an 
eine verstellbare Rie- 
ınenwippe (Abb. 17) 
oder an einen Fuß an- 
zuschrauben. Die Mo- 
toren gleicher Lei- 
stung und Frequenz 
sind im Gehäuse 
gleich, so daß der 
Mctor also unverän- 
dert ebenso gut für 
Zahnrad- als auch für 
Riemenantrieb ver- 
wendet werden kann. 
Ferner ist jederzeit 
der gegenseitige Aus- 
tausch von Motoren 
verschiedener An- 
triebe möglich. Die 
Anbaufläche hat eine 
Nut und vier Ge- 
windelöcher. In der 
Nut ist ein eingeleg- 
ter Keil vorhanden, 
der beim Zahnrad- 
antrieb einfache Montage und parallele Zahnradeirstelluns 
sichert. In dem Gußezehäuse ist der aus hochwertig legier- 
tem Blech bestehende Statorkörper untergebracht: die 
Wicklung ist in halbee- 
sehlossenen Nuten einge- 
bettet und vom Blechkörper 
sorgfältig isoliert. Die Mo- 
toren werden mit Kugel- 
lagern bewährtester Kon- 
struktion ausgerüstet, so 
daß die Reibungsverluste 


Abb. 15. Webstuhl mit eingebauteın Motor. 


Abb. 16. Laxerbock mit Motor. Abb. 17. Verstellbere Riemen- 
wippe mit Motor. 
das praktisch erreichbare Mindestmaß betragen. Die 


Schmierung der Motoren erfolgt durch Fett. Die Lager 
werden bei der Fertigstellung der Motoren mit geeignetem 


19. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 38 


1379 


Fett gefüllt und dicht abgeschlossen. Irgendwelche Unter- 
haltung ist nicht notwendig, und es genügt, je nach Schwere 
des Betriebes etwa alle zwei Jahre die Motorlager gründ- 
lich zu reinigen und alsdann mit frischem Fett zu füllen. 
Bei der Konstruktion der Motoren wurde besonders Wert 
auf eine möglichst kräftige Bauart gelegt. Dementsprechend 
sind sämtliche Teile, wie Kugellager, Wellen usw., besoun- 
ders reichlich gehalten. Hierdurch genügen die Motoren 
den schweren Anforderungen, die bei Zahnradantrieb ge- 
stellt werden, und zewähren eine gute Betriebsicherheit. 
Auch die elektrischen Eigenschaften der Motoren sind 
günstig. Das Anlaufmoment ist derart gewählt, daß schon 
der erste Schützenschlag sicher sitzt und Webfchler ver- 


mieden werden. fi 
Fernmeldetechnik. 
Köln vollständig auf SA-Betrieb umgestelite — In 


Köln sind am 14. IX. abends die letzten 18000 Hand- 
amtsanschlüsse von den 4 Handämtern Anno, Rheinland, 
Mosel und Ulrich auf die neuen SA-Ämter Anno, Rhein- 
land, Mosel und Eifel umgeschaltet worden. Köln hat: jetzt 
8 10 000-Änmter (außer den genannten noch Freiheit, Hansa, 
Mülheim, Norden und West) und 1 Hilfsamt (Köln-Longe- 
rich). In Köln-Worringen ist ein 100%0-Amt vorhanden, 
das mit den übrigen Kölner Ämtern Schnellverkehr hat. 
Alle SA-Ämter in Köln sind durch Siemens & Halske ge- 
baut worden, die ersten (West und Mülheim) wurden 1925 
in Betrieb genommen. 


Für die weitere Entwicklung (über 9 Ämter) ist in der 
Weise vorgesorgt, daß die Höhenschnitte 2 und 3 für je 
eine Gruppe von 10000-Ämtern vorgesehen sind, zur 
Gruppe 2 gehören bereits die Ämter Anno und Rheinland 
und das demnächst noch hinzukommende Amt Mosel. An 
Hauptanschlüssen sind nahezu 39 000 vorhanden. of 


Die Betriebsicherheit in Fernkabelanlagen. — Für 
die Sicherheit des Fernsprechweitverkehrs ist es von 
größter Wichtigkeit, daß die Fernkabel vorbeugend vor 
störenden Einflüssen geschützt und auftretende Mängel 
beseitigt werden, ehe sie den Betrieb stören. Zu diesem 
Zweck sind vom CCI zahlreiche Messungen vorgeschrie- 
ben, die über die elektrischen Werte der Stromkreise Auf- 
schluß geben. Die Messungen beziehen sich auf Isola- 
tion, Leitungswiderstand, Dämpfung, Wellenwiderstand, 
Sprechfähigkeit, Rufübertragung, Verstärkungserad, 
Pfeifpunkt, Nebensprechen, Störgeräusche usw. Zur 
Durchführunz der Messungen sind bei der Deutschen 
Reichpost Fernkabelbezirke gebildet, in denen die Mes- 
sungen von besonderen Fernkabelmeßbeamten ausgeführt 
werden. Da durch die Messungen der Betrieb nicht ge- 
stört werden darf, müssen die im Betrieb befindlichen 
Leitungen für die Dauer der Messung auf Ersatzleittn- 
gen geschaltet werden. Um die Umschaltungen ohne 
merkbare Betriebsunterbrechung auszuführen, werden 
besonders eingerichtete Kipphebel-Umschalter verwendet, 
mittels deren die Umlegung sich in etwa ii s vollzieht. 
Für Leitungen, die mit Tonfrequenz- oder Unterlage- 
rungstelerraphie betrieben werden, genügt diese Ge- 
schwindiekeit nieht. Die Deutsche Fernkabel-Gesellschaft 
hat für diese Fälle einen besonderen Umschalter ausge- 
bildet, bei dem die Umlezung auf elektrischem Wege mit 
Hilfe von Relais erfolgt. 


Die vorzeschriebenen Messungen genügen zwar voll- 
auf, um die Betriebsfähirkeit der Fernkabel zu sichern. 
Es erschien aber notwendig, darüber hinaus noch weitere 
Vorsorge zu treffen, um die Fernkabel dauernd auf der 
vollen Höhe der Leistungsfähigkeit zu erhalten. Die bei 
der Abnahme einer neuen Fernkabelanlare festgestellten 
elektrischen Werte dürfen nicht versehleehtert werden, 
auch nicht beim Auswechseln von Kabelstücken oder Spu- 
len, bei Instandsetzungs- oder Umlezungsarbeiten. Fer- 
ner ist es wichtig, das Planzeug laufend genau richtig 
zu halten und alle Änderungen an den Wegen oder ¢»- 
srenzenden, als Standpunkt oder Standlinie geltenden Ge- 
binden einzutragen, damit das Kabel jederzeit leicht auf- 
gefunden werden kann. Zur Durchführung dieser Arbei- 
ten sind ein sehr gut vorezehbildetes, mit den neuesten Er- 
fahrungen vertrautes Personal und eine gute Ausrüstung 
mit kostspielieen Meßinstrumenten und Geräten für die 
elektrischen Prüfungen und für die Planberiehtigunzen 
erforderlich. Da es nicht wirtschaftlich erschien, alle 
Fernkabelbezirke in dieser Weise auszustatten, ist die 
Dentsche Fernkabel-Gesellschaft, die Erbauerin des deut- 
schen Fernkabelnetzes, beauftragt worden, die Prüfun- 
zen in der Weise vorzunehmen, daß jede Fernkabelänlare 
im Laufe von drei Jahren untersucht wird. Sie hat alle 


Fehler, die sie findet, zu beseitigen und die Linie so auf- 
zuarbeiten, daß sie die elektrischen Werte, die sie bei 
der Übergabe gehabt hat, voll wiedererhält. Die Fern- 
kabelmeßbeamten der Deutschen Reichspost werden an 
den Messungen beteiligt und finden dadurch Gelegenheit, 
mit dem neuesten Stand der Technik vertraut zu werden. 


Die getroffenen Maßnahmen mögen zunächst etwas 
weitgehend erscheinen. Die Erfahrungen haben aber be- 
reits gezeigt, daß so viele Veränderungen an den Kabeln 
vorkommen und so viele Möglichkeiten auftreten, die den 
Wert der Kabel sinken lassen, daß sie notwendig sind. 


. (A. Mentz, Europ. Fernspr. 1929, S. 128.) Bkm. 


Quarz-Resonatoren. — Prof. Cady von der Wesleyan- 
Universität gebührt das Verdienst, Quarzkristalle zur 
Frequenzkontrolle in die Hochfrequenztechnik eingeführt 
zu haben!. Die Verwendung von Quarzen hat sich sowohl 
für die Sende- als auch für die Empfangstechnik eingeführt. 
Im ersten Fall dient der Quarz dazu, den Sender mit einer 
möglichst konstanten Frequenz zu steuern, im zweiten 
Fall als Vergleichsnormale, um einen Sender auf seine 
Frequenzkonstanz zu prüfen. Fundorte von für diese 
Zwecke geeigneten Quarzkristallen sind in erster Linie 
Brasilien, dann auch Madagaskar und die Schweiz. Die 
Kristalle werden zu rechtwinkligen Parallelepipeden oder 
Zylindern geschnitten und geschliffen? Der Durchmesser 
eines geschliffenen Quarzzylinders schwankt zwischen 10 
und 25 mm, die Dieke zwischen 0,5 und 5 mm. Bei Ver- 
wendung von Platten kommt man zu Abmessungen bis zu 
60 mm Länge. Die Eizenfreauenz eines Quarzes läßt sich 
anzenähert durch die Formel l = 2700/f bestimmen, wobei 
(die Länge in mm und f die Frequenz in Kilohertz ist. 


Um die mechanischen Schwingungen des Quarzes in 
elektrische umzuformen, bringt man den Kristall zwisehen 
zwei Elektrodenplatten. welche dann mit einer Verstärk >r- 
röhre zusammenzeschaltet werden. Für die Genauigkeit 
der Frequenzkonstanz und die Energieausbeute sind die 
Befestirungesart des Quarzes und die Größe des Luftspaltes 
Quarz—Elektroden von Bedeutung. Man erhält einerseits 
eine um so größere Frequenzgenauiekeit je größer der 
T.uftspalt ist, anderseits wird damit aber auch die abge- 
ecbene Leistunz des schwingenden Systems wieder klei- 
ner. Die elektrischen Eigenschaften eines Quarzes lassen 
sich mit dem eines Schwinguneskreises vergleichen: 
1 Kondensator (C,) parallel geschaltet mit einer Selbst- 
induktion (L,). einem Widerstand (R,) und einer Kapazi- 
tät (C,), welehe untereinander in Reihe geschaltet sind. 
Für einen Kristall von der Eigenfreauenz 90 kHz gibt 
van Dyke? für die einzelnen Größen die folzenden 
Werte: L,=140H, R, =160W0Q, Ci = 0,023 uuF. Ca: 
3,569 unF. Der Temperaturkoeffizient eines Quarzkristal- 
les ist sehr gering, etwa 1: 100 000 für 1° Fahrenheit. 


Die Frenuenzkonstanz eines Quarzes ist beträchtlich 
größer als die eines aus Abstimmungesmitteln gebildeten 
Schwinzungeskreises. Gegenüber einer Stimmzabel besitzt 
er den Vorteil, daß die Kirenfrequenz wesentlich höher 
liegt und meist im Bereich der geforderten Frequenzen, 
während bei Verwendung einer Stimmeabel in der Hoch- 
frequenztechnik fast stets eine hohe Vervielfachung der 
Frequenz erforderlich ist. 


Zur Freauenzkontrolle bzw. als Vereleichsnormale 
für die Empfangestechnik werden verschiedene Methoden 
verwendet, bei welchen entweder wie bei Giebe und 
Scheibe* die Schwingungen des Kristalles sichtbar 
gemacht werden. oder der Quarz arbeitet auf einen kleinen 
Sender, dessen Frequenz mit der zu prüfenden verglichen 
wird. Durch geeignete Wahl der Grundfrequenz des 
Quarzes und einer entsprechenden Vervielfachunz kann 
man so ein sehr breites Freauenzband erreichen und z. D. 
Frequenzen von 2000 ... 15 000 kHz mit einem Abstand von 
1000 kHz messen. Die Verfasser haben nach diesen System 
einen Wellenmesser entwiekelt, mit welchem ein Wellen- 
bereich von 150...20 m mit einem Abstand von 20m ge- 
messen werden kann. Um eine genaue Frequenzkonstanz 
zu erreichen, ist es vorteilhaft, den Quarz in Vakuum zu 
bringen. — Neue Ergebnisse werden in der Arbeit nicht 
gebracht. Es sei an dieser Stelle an den Aufsatz von 
Scheibe? erinnert, der ausführlich eine Übersicht über 
das gleiche Thema gibt. (G. W. N. Cobboldu. A. E. 
Underdown, J. Inst. El. Engs. London Bd. 66, S. 855.) 

Hbm. 


1 Cady., Proc. Inst. Radio Engs. Bd. 10, S. 83. 

? D.W. Dye. Proc. Phys. Soe. London Bd. 8, S. 399; 
Cady, wie Fußnote 1. 

3 van Dyke, Phys. Rev. Bd. 25 1925), S. 895. 

t Giebe u. Scheibe, ETZ 192%, S. 380 u. 483. 


ferner 


Z. Phys. Bd. 3% 
S. 355. 
> Scheibe, Jahrb. Drahtl. Telegr. Bd. 8, S. 15. 


1380- 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Hydrodynamische Behandlung hochfrequenter elektro- 
magnetischer Aufgaben. — Die bereits von Lord Kelvin 
erwähnte hydrodynamische (potentialtheoretische) Be- 
trachtung hochfrequenter Probleme wird von M. Strutt 
angewandt auf den Fall eines Zylinders von kreisförmi- 
gem und von elliptischem Querschnitte, der sich in einer 
langen, mit hochfrequentem Wechselstrom beschickten 
Spule befindet. Ist We die in der Längeneinheit des Zy- 
linders dissipierte Wärme, wenn die Zylinderachse in der 


Spulenachse liegt (longitudinal), W: die ebenso gemessene 


Wärme, wenn die Zylinderachse senkrecht auf der Spulen- 
achse steht (transversal), so ergibt sich für den Kreis- 
zylinder Hi We = 2, während für den elliptischen Zylinder 
Ru H, als Funktion des Achsenverhältnisses 8 der Quer- 
schnittsellipse in Zahlentafel 1 angegeben wird. Im letzte- 


Zahlentafel 1. 
ei Am 20 20 205 210 22 280 = 
6 
B 1 0707 0500 0262 0,177 0,089 0,017 0 


ren Falle ergibt sich, daß We nicht abhängt vom Winkel, 
den die Spulenachse mit der großen Achse der Querschnitts- 
ellipse einschließt, und, solange ß nicht extrem klein ist, 
sich mit 8 wenig verändert. In einer Kugel wird im hoch- 
frequenten Felde mehr dissipiert als in der Längeneinheit 
eines Kreiszylinders mit gleicher Oberfläche wie die 
Kugel, wenn die Zylinderachse in der Spulenachse liest, 
aber weniger als in dieser Längeneinheit, wenn die Zylin- 
derachse senkrecht zur Spulenachse steht. (M. J. O. 
Strutt, Arch. El. Bd. 21, H.5, S. 525.) | 


Verschiedenes. 


Explosion einer Druckluftlokomotive. — Kürzlich hat 
sich auf einer Zeche des Ruhrbezirks unter Tage an einer 
Druckluftlokomotive ein Unglücksfall dadurch ereignet, 
daß der Arbeitsbehälter während der Füllung der Hoch- 
druckbehälter explodierte. Der Arbeitsbehälter wurde da- 
bei in Stücke gerissen und der Lokomotivrahmen an meh- 
reren Stellen zerbrochen; die Haltebänder der Hochdruck- 
behälter rissen, und diese verschoben sich aus ihrer Lage. 
Die Beschädigungen waren so groß, daß die Lokomotive 
mit Ausnahme der unversehrt gebliebenen Hochdruck- 
behälter verschrottet werden mußte. Der Lokomotivführer 
war während des Füllens der Hochdruckbehälter damit be- 
schäftigt, die Schmierstellen mit Öl zu versehen. Er wurde 
durch Gesteinsplitter, die sich infolge der Explosion von 
den Wänden des Füllraumes lösten, leicht verletzt. Die 
Füllanlage blieb unbeschädigt. (A.Sauermann, Glück- 
auf Bd. 65, S. 936.) 


„Haus der Technik“, Essen. — Im Wintersemester 
1929/30 werden im „Haus der Technik“ in Essen wieder 
cine große Anzahl von Vorlesungen aus den verschieden- 
sten Gebieten der Ingenieurwissenschaften abgehalten 
werden. Am 21. III. 1930 soll für das gesamte rheinisch- 
westfälische Industriegebiet eine Veranstaltung der Elek- 
trotechniker stattfinden, bei der Prof. Dr. W. Petersen 
über „Fortschritte in der Hochspannungstechnik“ und Dir. 
Dr. A. Koepchen über „Das RWE. in der deutschen 
Flektrizitätswirtschaft“ sprechen werden. Für den Elek- 
trotechniker dürfte sich ferner die Belegung von Vorträ- 
gen aus Itandzebieten empfehlen, wie Kunststoffe, Berg- 
bauschäden, Elektrolyse in der Chemie, elektrische An- 
triebe unter Tage usw. Das ausführliche Programm ist 
von der Geschäftsleitung des Hauses der Technik, Essen, 
Herbertstraße 13, zu erlanzen. Es ist aber auch in den in 
fast allen größeren Städten Westdeutschlands eingerich- 
teten Kartenverkaufstellen zu haben. of 


Energiewirtschaft. 


Der erste Jahresbericht des englischen Zentralamtes. 
— Dieser im Mai des Jahres veröffentlichte Bericht zeigt, 
daß von den sieben wichtigsten Projekten, die bei Ein- 
teilung des Landes vorgesehen sind, bereits fünf in An- 
griff genommen wurden. Diese fünf Projekte decken 
43 % der Bodenfläche, 75 % der Bevölkerung und 80 % des 
Energieabsatzes Großbritanniens. Die beiden ausstehen- 
den Projekte sind die für Nordost-! und Siidwesteneland. 


I Seitdem veröffentlicht. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


18. September 1929 


Neben Karten und Berichten verwaltungstechnischer 
Art über die einzelnen Projekte bringt dieser erste Jah- 
resbericht Angaben über die in Hand genommene Kon- 
struktion der Verbindungsleitungen und Unterwerke. Der 
wesentliche Charakter des englischen Netzes wird her- 
vorgehoben, nämlich daß es als Verbindungsnetz zwischen 
Kraftstationen eher dem Ausgleich zwischen diesen dient 
als der Übertragung von dem Kraftwerk zur Verbrauch- 
stelle, wie das bei den meisten Netzen anderer Länder der 
Fall ist. Diese Verwendunesart spielte bei der Spannungs- 
wahl von 132kV eine Rolle, und die Wirtschaftlichkeits- 
rechnung ergab, daß die Baukosten bei 165 kV sich um 12 % 
und bei 110 kV um 5 % höher stellen würden. 


Zur Zeit, als diese Wahl getroffen wurde, hatte die 
Internationale Elektrotechnische Kommission 132 kV als 
Normalspannung aufgegeben und nur die beiden ihr 
nächstliegenden obenerwähnten gelten lassen. Die auf- 
fallende Ersparnis bei dieser Spannung ließ aber keine an- 
dere Wahl als die von 132kV, die, wenn nicht mehr inter- 
nationale Norm, so doch in einer Anzahl Länder ausgiebig 
angewandt wird. Es sind dies Australien, Brasilien, Frank- 
reich, Indien, Italien, Südafrika, Spanien, Schweden, die 
Schweiz und die V. S. Amerika. 


Die Leitungsdrähte sowie der Erddraht bestehen aus 
Stahlaluminium. Die Türme haben im Verhältnis zu den 
anderswo üblichen eine breite Basis von rd.5...7m. Zum 
Entwurf wurde der bekannte Künstler Sir Reginald 
Blomfield herbeigezogen. Der normale Turmabstand 
ist 270m. Die Isolatorenzahl in jeder Hängeisolatoren- 
kette beträgt 9 und gibt bei der verwendeten festen Null- 
punktserdung einen elektrischen Sicherheitsfaktor von 4,5. 


Als Selektivschutz werden die längeren Leitungen mit 
Impedanz- oder Reaktanzschutz versehen. Für Leitungen 
unter etwa 20km werden Schutzsysteme mit Hilfsdraht 
verwendet. 


Die Transformatorenstationen werden meistens und 
überall, wo genügend Boden zur Verfügung steht, als 
Flachbau ausgeführt. In den meisten Fällen sind zwei 
Transformatoren vorgesehen und zwei abgehende 132 kV- 
Leitungen. Es wird dann eine besondere Schaltung an- 
gewendet, die nur drei Hochspannungsölschalter benötigt. 


Die 132 kV-Transformatoren sind in acht Größen 
zwischen 7500 kVA und 75 000 kVA normiert, und auch die 
größten werden als Dreiphaseneinheiten ausgeführt. Sie 
sind für festzeerdeten Nullpunkt und bis zur halben 
Leistung für natürliche, darüber hinaus für künstliche 
Luftkühlung gebaut. Die Spannung ist unter Last zwi- 
schen +10 % in Stufen von 143% regelbar, und dafür 
werden 15 Anzapfungen der Hochspannungswicklung zu 
einem Regelschalter gebracht. 


Die im Gesetz von 1926 vorgesehene Tarifgrundlage 
erfordert besonders komplizierte Höchstverbrauchsmeß- 
vorrichtungen, welche die watt- und wattlose Leistung in 
verschiedenen Leitungen selbsttätig addieren beziehungs- 
weise subtrahieren. 


Selbsttätige Fernmeldung der wichtigsten Gescheh- 
nisse in den Unterstationen an eine Zentralstelle wird vor- 
gesehen, und dafür sollen von der Postverwaltung ge- 
mietete Fernsprechleitungen gebraucht werden. 


Bis zur Veröffentlichung des Berichts hatte das Zen- 
tralamt von der Regierung die Vollmacht erhalten, eine An- 
leihe von 14 Mill £ aufzunehmen zur Deckung der ersten 
Ausgaben für die in Angriff genommenen Projekte und 
die Frequenznormung. R.O.Kapp. 


Erzeugung und Verbrauch elektrischer Arbeit in 
Deutschland!. — Wie die Übersicht, deren Angaben für 
1928 nach der soeben vom Statistischen Reichsamt her- 
auszegebenen neuen „Industriellen Produktionsstatistik“? 
berichtigt worden sind, zeigt, war die Erzeugung der 
122 Elcktrizitätswerke im Juni 1929 um 4,7 Mill kWh 
geringer als im Vormonat, aber um 213,6 Mill kWh 
(20%) größer als im Juni 1928. Arbeitstärlich be- 
trugen diese Änderungen — 0,188 bzw. + 10.21 Mill kWh. 
Nach dem Bericht des Reichsamts haben die genannten 
Werke im ersten Halbjahr 1929 7,9 Mrd kWh pro- 
duziert, d. s. 17% mehr als in derselben Periode von 
1928 (6,75 Mrd kWh). Im Mai stellte sich der An- 
schlußwert der von 103 Werken versorgten gewerb- 
lichen Abnehmer gegenüber dem Vormonat um 8000 kW 
und gegen den Mai 1928 um 0,223 Mill kWh (5 %) höher. 
Ihr Verbrauch ist, verglichen mit dem April, um 1,7 Mill 
kWh zurückgegangen, war aber um 65,8 Mill kWh größer 
als im gleichen Monat des Vorjahres (15 %); arbeits- 


ı Vgl. ETZ 199, S. 1175. 


.* Sonderhefte zu Wirtsch. u. Stat. Nr.6. Verlag von Reimar Hohbing. 
Berlin 199. 


19. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


1381 


tärlich betrug die Abnahme 0,07, die Zunahme 2,63 Mill 
Kilowattstunden (15 %). 


Von 122 Elektrizi- 
tätswerken, selbst 
erzeugte Mill kWh 


Anschlußwert und Verbrauch der 
von 108 Blektrizitätswerken direkt 
belieferten gewerblichen Abnehmer 
Ar- ame e a 
arbeitstäglicher 


Mo-| beits- S Verbrauch 
e abots An Gesamt- |_ 
108 schluß- sel - 
nat | tage j verbrauch Ss Au 
täglich | wert . i azu KEE 
e Ee 


1443,6' 1234.4 55,5 475 


929 
L 2 2% 
D |24 23 | 1282,0: 11288] 53,4: 452 
II. | 25 ! 27 | 13069) (TB 444| 4,3 41| 510.2 488,7 E Ai: 
IV. | 25 23 | 1299.1'10489]52.0 45,61 43 41] 511,6. 4365| 20,5 19.0] 47 f 
vV. 25 Zi 1302.3 1083,61521 433| 43, 41| 5099 444.1] 20,4 178]47 43 
YL | 25 i 2% |1297,6. 10840| 51,9. 41,7 All . |4588 11761 . 1483 
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Der 1923 


gegründete Elektrozweckverband Mittel- 
deutschland, dem die Zweckverbände Überlandwerk 
Edertalsperre und Fulda-Hünfeld-Schlüchtern, das Über- 
landwerk Süd-Hannover G. m. b. H., das Verbands- Elektri- 
zitätswerk Waldeck, der Elektrizitätsverband Büren-Brilon 
G. m. b. H., drei städtische Werke und acht Kreis-Elektri- 
zitätsämter angehören, plant mit Rücksicht auf den die 
neuere Entwicklung der deutschen Elektrizitätswirtschaft 
charakterisierenden Umschichtungsprozeß die Umwand- 
lung in eine Aktiengesellschaft und hat sein Vorhaben 
in einer von der Köln. Zg. auszugsweise wiedergezebenen 
Denkschrift eingehend begründet. Nach dieser hat die 
Stadt Göttingen in Anbetracht der Schwierigkeit, sämtliche 
Anlagen aller einzelnen Verbandsunternehmungen der 
neuen Gesellschaft zu übereignen, vorgeschlagen, zunächst 
die Betriebe der Landkreise allein zu vereinigen und die 
städtischen Werke in Aktiengesellschaften überzuführen, 
die durch Aktientausch in enge Beziehung zu der Kreis- 
gesellschaft treten sollen. Die elektrischen Anlagen der 
Kreisüberlandwerke, die in das neue Unternehmen einzu- 
bringen wären, sollen einen Gesamtwert von rd. 30 Mill RM 
besitzen. Um neben den Konzessionszebülrren eine etwa 
6prozentige Dividende verteilen zu können, müßten diese 
Sachwerte auf ein Gesellschaftskapital von 20 Mill RM 
zusammengelest werden. Für den Aktienaustausch mit 
den städtischen Werken wären 5 Mill RM zur Verfügung 
zu halten, und da den für die Beteiligung in Betracht 
kommenden Gemeinden und Gemeindeverbänden das Ein- 
bringen nennenswerter Barmittel nicht zugemutct wer- 
den solle, würden andere Unternehmungen hierfür zu 


interessieren sein. Als solche kämen die Preußische Elek- - 


trizitäts-A.G. und alternativ die VEW in Betracht, die 
sich beide zu einer mindestens 26prozentigen Beteiligung 
bereiterklärt hätten. Eine solche würde bedeuten, daß 
das Aktienkapital der neuen Gesellschaft von 25 auf 
34 Mill RM erhöht werden müßte, wovon dann 20 Mill RM 
auf die Kreise des Elektrozweckverbandes, 5 Mill RM auf 
die beteiligten Städte und 9 Mill RM auf die Preag bzw. 
die VEW entfielen. Erstere verfügt bekanntlich über die 
Braunkohlenkraftwerke Borken und Harbke, die Wasser- 
kraftwerke an der Eder- und Diemeltalsperre sowie am 
„Letzten Heller“ bei Hann.-Münden, hat ferner mit dem 
Gersteinwerk der VEW und einigen anderen, kleineren 
Zentralen in der Provinz Hannover Lieferungsverträge 
geschlossen und arbeitet mit dem Bayernwerk bei Det- 
tingen zusammen, beliefert also nach Fertigstellung ihres 
Leitungsnetzes ein sehr großes Gebiet von Süddeutsch- 
land bis zur Nordsce und von Westfalen bis Magdeburg. 
Der Elektrozweckverband Mitteldeutschland bezicht aus 
diesen Werken seinen Strom und hatte 1928 einen Absatz 
von 136 Mill kWh, der im laufenden Jahr 150 Mill kWh 
überschreiten dürfte. Die Preag ist grundsätzlich bereit, 
einer Aktiengesellschaft, der alle Verbandsmitglieder an- 
gehören, einen Teil ihrer 60 kV-Fernleitungen und Um- 
spannwerke zu übereignen, soweit sie diese nicht für ihren 
eigenen Betrieb benötigt. In einer in Kassel abgehaltenen 
Vorstandsitzung des Elektrozweckverbandes hat sich eine 
grundsätzliche Einigung auf die Beteiligung der Preag 
erzeben, doch will man die Einzelheiten der Durchführung 
des neuen Unternehmens erst nach Beschlußfassung der 
Kreiskörperschaften festlegen. Inzwischen ist bekannt ge- 
worden, daß die Elektrizitätsgesellschaft Fulda A.G. dem 
Elektrozweckverband beitreten wird, daß die Städte 
Kassel, Marburg und Göttingen zu dem gleichen Zweck 
ihre Werke in Aktiengesellschaften zu überführen beab- 
sichtigen, daß ferner die Landkreise Hanau und Kirch- 


1 Ygl. ETZ 1929, S. 1851. 


hain, die eingangs erwähnten Überlandwerke und Waldeck 
sich für den Beitritt ausgesprochen haben und nur die 
Stadt Hanau sich vorläufig ablehnend verhält. Bei dieser 
Sachlage hat man es dann für zweckmäßig erachtet, zur 
Durchführung der Vergesellschaftung aller dem Elektro- 
zweckverband Mitteldeutschland in Kassel angeschlossenen 
Unternehmungen unter Beteiligung des preußischen Staats 
durch die Preag eine „Studiengesellschaft 
Elektrizitäts-A.G. Mitteldeutschland“ in 
der Form einer Aktiengesellschaft mit dem Sitz in Kassel 
und vorläufig 0,1 Mill RM Kapital zu bilden, das nach und 
nach mit dem Einbringen neuer Sachwerte in Form von 
Elektrizitätswerken, Leitungsnetzen, Anschlüssen usw. 
erhöht werden soll. Wenn alle Organisationen dieser Art 
in der Elektrizitäts-A.G. Mitteldeutschland vereinigt sind, 
wird sich die Studiengesellschaft wieder auflösen. 


Die in der ETZ 1929, S. 725, schon genannte Hanno- 
versche Stromversorgungs-A.G. Hannover, 
ist nunmehr mit 6 Mill RM Stammkapital in das Handels- 
register eingetragen worden. Sie bezweckt Errichtung, 
Erwerb sowie Betrieb elektrowirtschaftlicher Anlagen 
und übernimmt von der Überlandwerke und Straßenbahnen 
Hannover A.G. Anlagen und Vermögensgegenstände ge- 
gen eine Vergütung von insgesamt 8 Mill RM. Unter den 
a steht die Preußische Elektrizitäts-A. G. an erster 
Stelle. 

Nach Mitteilung der Elgawe bauen die Elektro- 
werkeA.G. eine neue 100 kV-Doppelleitung nach Bitter- 
feld, da die bereits bestehende wegen des stark wachsenden 
Strombedarfs im genannten Industrierevier einer Ergän- 
zung bedarf, und außerdem eine 100 kV-Leitung von 
Zschornewitz in das Industrierevier Lauta. 


Mitte August hat das Kraftwerk Pfrombach der Mitt- 
leren Isar A.G. die Drehstromlieferung an das Bayern- 
werk aufgenommen und wird voraussichtlich noch im 
Laufe des September auch die Bahnstromerzeugung be- 
ginnen. 


RECHTSPFLEGE. 


Gewerbesteuerpflicht des Elektrizitätswerkes eines 
Provinzialverbandes. — Bei der Frage, ob das Elektrizi- 
tätswerk eines Provinzialverbandes, das seine strom- 
erzeugende Kraft im wesentlichen aus den unter der Ver- 
waltung dieses Provinzialverbandes stehenden Talsperren 
bezieht, zur Gewerbesteuer herangezogen werden kann, 
war ausschlaggebend, ob es „gewerbliches Unternehmen 
im Sinne der Gew.St.Vdg. ist. Zu diesem Begriff gehört. 
nach § 1 Gew.St.Vdg. eine fortgesetzte, auf Gewinn- 
erzielung gerichtete selbständige Tätigkeit, die sich als 
Beteiligung am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr 
darstellt. Der Gewerbesteuerberufungsausschuß sah dies 
als gegeben an, und auch das zur Entscheidung ange- 
rufene OVG. kam zu keiner anderen Auffassung. (Urteil 
v. 16. X. 1928 — VIII G.St. 276/27.) 


Wenn das Werk behaupte, es fehle ihm die Selb- 
ständigkeit, so sei dies ein Irrtum, denn der Betrieb sei 
in sich abgeschlossen, laufe auf eigene Rechnung, und die 
Tatsache, daß es technisch von den Staueinrichtun- 
gen abhänge und in der vollen Ausnutzung der Wasser- 
kraft durch die Talsperre behindert werde, sei für den 
Begriff Selbständigkeit o h ne Bedeutung. Ferner werde 
die Absicht der Gewinnerzielung bestritten. Ausge- 
schlossen sei die Gewerblichkeit nur dann, wenn die Er- 
ziclung von Gewinn eine zufällige, gelegentliche und 
auch nebensächliche Folge des Unternehmens sei. Hier 
aber habe bei Anlegung des Werkes die Absicht bestan- 
den, aus den Einnahmen wenigstens teilweise die Kdsten 
der Talsperre und des Hochwasserschutzes zu decken, und 
das bedeute nichts anderes, als daß der Gewinn des 
Werkes in einer bestimmten Weise verwendet werden 
solle. Damit sei die Absicht der Gewinnerzielung und 
damit auch die Gewerbesteuerpflicht gegeben. 


Ferner hatte das Werk sich auf seine Gemeinnützig- 
keit berufen. Der Umstand, daß das Werk als gemein- 
nützige Anstalt betrachtet werden könnte, ist indessen für 
die Frage nach der Gewerbesteuerpflicht ohne Bedeutung, 
da $ 2 Gew.St.Vdg. ausdrücklich sagt, daß auch ein Unter- 
nehmen, dessen Gewinn ausschließlich zu gemeinnützigen 
Zwecken verwendet wird, gewerbesteuerpflichtig ist. Im 
übrigen gilt eine Verwendung für Zwecke des Reiches, 
des Staates oder der Kommunalverwaltung an sich noch 
nicht als gemeinnützig. 


Der Betriebsvertrag hinsichtlich des Überlandnetzes 
eines Elektrizitätsverbandes gilt als Pachtvertrag. — 
Durch Bau- und Betriebsvertrag übertrug ein Elektrizi- 


1382 


tätsverband einer Gesellschaft neben der weiteren Her- 
stellung des Überlandnetzes des Verbandes die verant- 
wortliche Betriebsführung des Überlandnetzes sowohl in 
technischer wie auch in kaufmännischer Beziehung. Das 
Überlandnetz wurde der Gesellschaft nach dem Vertrage 
unentgeltlich zur Verfügung gestellt, die aber an 
den Verband die Summe derjenigen Beträge zu zahlen hat, 
welche in den Strompreisen zur Deckung des Kapitaldien- 
stes bestimmt sind, und außerdem 6% der Bruttoein- 
nahme. Als „Bruttoeinnahme“ ist bezeichnet die Summe 
aller Beträge, die von sämtlichen Stromabnehmern für 
Stromabnahme zu zahlen gind. Der Verband verwendet 
letztgenannten Betrag zur Deckung seiner ihm erwachsen- 
den Verwaltungskosten. 


Diese 6% der Bruttoeinnahme, abzuführen an den 
Verband, betrachtete die Gesellschaft als abzugsfähige 
Betriebsausgabe. Das OVG. kennzeichnete den Betrag als 
Pachtzins und sprach ihm demzufolge die Abzugsfähigkeit 
ab. (Urteil v. 13. XI. 1928 — VIII G.St. 330.) 


Die Vereinbarung über die Nutzung des Überland- 
netzes durch die Gesellschaft enthält nach Auffassung des 
OVG. alle Merkmale eines zwischen dem Verband und der 
Gesellschaft abgeschlossenen Pachtvertrages. Denn 
Pacht ist begrifflich die zeitweise entegeltliche Überlas- 
sung des (ebrauches einer Sache zwecks Ziehung eines 
Nutzens. Das Entgelt, das die Gesellschaft an den Elek- 
trizitätsverband zu zahlen hat, gehört nicht, wie die Ge- 
sellschaft annimmt, zu den eigenen (Geschäftsunkosten 
ihres Betriebes, da ohne Aufwendung dieser Unkosten der 
Betrieb überhaupt nicht zu führen sei, sondern das Ent- 
gelt stellt sich als eine Übernahme der dem Verband 
erwachsenden Unkosten dar. Es ist also nichts anderes 
"als ein Pachtzins für die Überlassung und Nutzung des 
Überlandnetzes. Miet- und Pachtzinsen sind aber, obwohl 
sie Betriebsausgaben und Werbungskosten sind, kraft po- 
sitiver Vorschrift des $ 5 Abs. II Gew.St.Vdg. nicht ab- 
zugsfähig 


Auch Einkünfte des Elektrizitätswerkes aus Installa- 
tionen von Innenleitungen sind körperschaftsteuerpflich- 
tig. — Bei den grundsätzlich körperschaftsteuerfreien sog. 
Versorgungsbetrieben sind nach $ 4 Abs. I KörpStG. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


19 September 1929 


DurchfVdg. solche Einkünfte steuerpflichtig, die aus Ge- 
schäften herrühren, die nicht den besonderen Aufgaben 
der Versorgungsbetriebe dienen. Steuerpflichtig sind ins- 
besondere bei Elektrizitätswerken die Gewinne aus In- 
stallationsgeschäften und aus dem Verkaufe von Beleuch- 
tungsartikeln. Ein städtisches Elektrizitätswerk hielt nun 
nur den Gewinn für steuerpflichtig, der sich aus dem Ver- 
kaufe von Beleuchtungs- und Heizkörpern und solchen 
Installationsgeschäften ergebe, die sich auf die Beleuch- 
tungs- und Heizkörper bezögen, dagegen nicht den Ge- 
wınn aus Leitungsinstallationen, so z B., wenn es sich um 
die Legung von Leitungen innerhalb der Grundstücke von 
der Grundstücksgrenze ab in die Räume usw. handle. Im 
übrigen bezog sich das Werk auf $ 27 UmsStG. Durchf- 
Vdg., der zwar die Verkäufe von Beleuchtungs- und Heiz- 
körpern sowie die Installationsarbeiten an ihnen für um- 
satzsteuerpflichtig bestimme, offenbar aber nicht die auf 
reine Leitungsinstallationen bezüglichen Arbeiten. 


Der RFH. hielt diese Rechtsauslegung für unbegrün- 
det (Urteil v. 23. IV. 1929 — IAa 829/28). Installationen 
von sog. Innenleitungen, um die es sich hier handelt, ha- 
ben mit der eigentlichen Aufgabe der Elektrizitätswerke, 
nämlich der Versorgung der Bevölkerung mit Elektrizität, 
nicht mehr zu tun als die Installation und der Verkauf 
von Beleuchtungs- und Heizkörpern. Auch bei den In- 
stallationen von Innenleitungen handelt es sich um Ge- 
schäfte, die ebenso wie die genannten Installationen und 
der Verkauf von Beleuchtungs- und Heizkörpern von pri- 
vaten Unternehmern ausgeführt werden können. Aus dem 
Zwecke, den das Körperschaftsteuerrecht mit der Besteue- 
rung derartiger Geschäfte verfolgt, nämlich solche Ge- 
schäfte gegenüber dem freien Gewerbe steuerlich nicht 
zu begünstigen, läßt sich deshalb die Gleichstellung der 
Innenleitungsinstallationen mit den Installationen und dem 
Verkaufe von Beleuchtungs- und Heizkörpern folgern. — 
Der Hinweis auf § 27 UmsStG. vermochte den RFH. zu 
anderer Auffassung nicht zu bestimmen, da es zum min- 
desten zweifelhaft erscheine, ob unter dem Begriff „Lei- 
tungen“ dort auch die Innenleitungen zu verstehen seien. 
Der hiernach selbst auslegungsbedürftige Wortlaut des 
$ 27 UnisStG. könne darum nicht maßgebend sein für die 
Auslegung einer Vorschrift des Körperschaftsteuer- 
rechtes. Dr. jur. C. v. dem Busch. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Vorstand des VDE während der Aachener Tagung Juli 1929. 


LS EE Bus. 


Ze ba IE = > sg KS k. Sa ar. x Er l 
BER 22 ME RR `~ 
Voith Schirp Brauns Zell Dettmar 
Mayer Petersen Krone Montanus Wechmann Sarfert 


19. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


1383 


EV 
Elektrotechnischer Verein. 


(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft- 
steile, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 0697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02. 


Einladung 


zur ordentlichen Sitzung am Dienstag, dem 24. September 
1929, 7% Uhr abends in der Technischen Hochschule zu 
Charlottenburg, EB Hörsaal Nr. 301. 


Tagesordnung: 


1. Geschäftliche Mitteilungen. 

2. Natzungsänderungen. 

3. Vortrag des Herrn Manfred v. Ardenne über: 
„verschiedene Anwendungen von Elektro- 
nenröhrenin der Meßtechnik.“ 


Inhaltsangabe: 


Einige hochempfindliche Röhrenvoltmeter. — Ge- 
eichte Verstärker in Verbindung mit Röhrenvoltmetern 
und Braunschen Röhren. — Grenzen und Fehler bei Gleich- 
und Wechselspannungsmessungen mit Röhren. 


Einlaß in den Vortraesaal gegen Vor- 
zeigung der Mitgliedskarten Auf den Na- 


Elektrische Bahnen — Freileitungen 


Auge und Gabel 


Anschlußmaße für Armaturen 


men ausgestellte Gastkarten werden bei Vor- 
ausbestellung bis 23. September von der Geschäfts- 
stelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Pots- 
damer Str. 118a II ausgegeben. 

Gäste willkommen! 


Nachsitzune im „Grand-Hotel am Knie”, Char- 
lottenburg, Bismarckstr. 1. 


Elektrotechnischer Verein. 
Der Vorsitzende. 
kW Wagner. 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 


Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


Kommission für Bahnwesen. 


Die Kommission veröffentlicht nachstehend folgende 
von der Normgruppe „Bahnen“ des Zentralverbandes der 
deutschen elektrotechnischen Industrie aufgestellte Nor.n- 
blattentwürfe: 


Noch nicht endgültig 
DIN 
Entwurf 1 


Elektrotechnik VDE 3160 


Maße in mm 


Gabel 


Nennmaß Bohrung Gabel Zu- 
ee Ber er ner le 
durchmesser d, | Zulässige | Zulässige | Zulässige t e nach DIN 
d Abweichung | Abweichung Abweichung! Klelnstmaß| Größtmaß [Kleinstmaß VDE 3161 
Io |105) 10; +l 5| +08 18 25 12,5 | 10x32 
13 ` 14 el: | + | 23 | 5 | 175 | 13x40 
16 |7 T ' 
19 |20 
= 22 a 
WEIER = 


Bei verzinkten Armaturen ist die Schutzschicht in den Grenzmaßen enthalten. 
Für Maße, bei denen keine Abweichungen angegeben sind, gelten die durch die Herztellungsweise bedingten üblichen Abweichungen, 
Zulässige Belastung im Bahnleitungsbau für Baustoffe mit einer Festigkeit von 32 bis 36 kg/mm? bei mindestens 31,facher 


Sicherheit: 


Zulässige 
Belastung 
in kg 


Bolzen- 
durchmesser 


Für Baustoffe anderer Festigkeit bei anderer Sicherheit ist die 
zulässige Belastung entsprechend zu errechnen 


Bei Verwendung von Halbzeug (Blech oder Band) darf das MaB c 
nach DIN VDE 3170 und 3171 nicht unterschritten werden, die Be- 
lastung ist entsprechend dem verwendeten Werkstoff herabzusetzen 


Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 
Verband Deutscher Verkehrsverwaltunzen E.V. 
Fachnormenausschuß für den Bergbau 


September 1929 


1384 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 18. September 1929 


Noch nicht endgültig EIER Elektrische Bahnen — Freileitungen. 
Elektrische Bahnen — Freileitungen DIN DIN VDE 3160 Auge und Gabel, Anschlußmaße für Ar- 
` maturen, 
Nietbolzen Entwurf 1 DIN VDE 3161 Nietbolzen, 
Elektrotechnik VDE 3161 DIN VDE 3162 Spannschlösser. 


Einsprüche gegen diese Entwürfe sind in doppelter 
Ausfertigung bis zum 31. Oktober 1929 an die Geschäfts- 
stelle des VDE zu richten. 


Maße in mm 


Noch nicht endgültig BET 
Elektrische Bahnen DIN 


Spannschlösser EEE 
Elektrotechnik | . VDE 3162 


Maße in mm 
Rechtsgewinde Unksgewinde 


ed, p. 


Kommission 
für Maschinen und Transformatoren. 
Bezeichnung eines Nietbolzens von Durchmesser d = 13 mm f Ergänzende Erläuterung zu 

‚und Länge | = 40 mm: DIN VDE 605 Bandagendrähte. Bronze, 

Nietbolzen 13x40 VDE 3161 gezogen und verzinnt, und 

S lang o ur DIN VDE 606 Bandagendrähte. Fluß- 

| | Zulässige | Zulässige stahl,gezogenund verzinnt. 

„ welchung " | weichung Zu den in der ETZ 1928, Seite 735, veröffentlichten 

ap on +1 4x20 Entwürfen obiger Normblätter wurden durch Einspruch 

3 96° S der Verbraucher und Hersteller dieser Drähte einige Än- 

34,26 +1 j| 9X29 | derungen notwendig. 

+1 |38 30 +1 | 5x25 In DIN VDE 6405 ist die Bezeichnung des Werkstoffes 

48 41° +1 | 5x30 | W6Bz6 in der Überschrift fortgelassen, da die Wahl des 

le, 5x35 Werkstoffes dem Hersteller freigestellt ist, sofern nur die 

| 707" Bu verlangten Eigenschaften des fertigen Drahtes eingehal- 

ten werden (siehe Bemerkung „Werkstoff“). 
Halbrundniete nach DIN 124 St 34.13 verzinkt oder verbleit, Die zulässigen Abweichungen sind in Übereinstim- 
nach Wahl des Herstellers mung gebracht worden mit DIN 1757, Messingdraht rund. 
Fußnote ist di BA 
Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. Be a i Me Angabe M Cie Birecherenze 
September 1929 Verband Deutscher Verkehrsverwaltungen E.V. Die Biegezahl ist von 8 auf 5 herabgesetzt worden. Zu 
Fachnormenausschuß für den Bergbau der neu hinzugefügten Fußnote 2): „Da neue Normen für 


umbördeln 1E E 


? 


Durch geeignete Sicherung ist ein Herausschrauben der Augenbolzen unmöglich zu machen 


Bezeichnung eines Spannschlosses für 1000 kg Belastung und Spannlänge ! = 120 mm: 
SpannschloßB 1000x120 VDE 3162 


Zulässige Spannlänge Gewinde | Zulässige r Zulässige Schlüsselweite 
re l L Lı d dı _ Abweichung | Kleinstmaß | Abweichung e 
SCH 120 | 280| 400| Wi |105° +05 IB | 8 rn JI 1 
120 320 | 440 | 
BE | Bere Weg 54" 14 | 0,5 20 12 1 18 2 
a e |. DE e en E SE 
2000. zm | aso r0) ur | m | ma IT He 
3000 240 540 | 780 1° 20 +1 28 18 | +1 26 3 


2) Die zulässige Belastung gilt bei 3},facher Sicherheit. 
Fehlende Maße sind freie Konstruktion:maße. Für Maße, bei denen keine Abweichungen angegeben sind, gelten die durch 
die Herstellungsweise bedingten üblichen Abweichungen. 


Gewinde: Whitworth nach DIN 11 
Werkstoff: Flußstahl 
Sechskantmuttern nach DIN 934 oder DIN 554 
Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 


September 1929 Verband Deutscher Verkehrsverwaltunsen E.V. 
Fachnormenausschuß für den Bergbau 


19. September 1929 


den Biegeversuch demnächst durch den Deutschen Verband 
für die Materialprüfungen der Technik herausgegeben wer- 
den, wird empfohlen, über die Spalte Biegezahlen mit den 
Lieferanten von Fall zu Fall zu verhandeln.” ist erklärend 
folgendes zu bemerken: Die im Normblatt angegebene Hin- 
und Herbiegeprobe ist jetzt erstmalig vom Deutschen Ver- 
band für die Materialprüfungen der Technik überprüft und 
ein neuer Normentwurf über die Prüfung von Drähten her- 
ausgegeben worden. Zugleich wurde ein neuer Biege- 
apparat genormt. Dieser Apparat nach Herbst wurde in 
den zwanglosen Mitteilungen des DVM vom Juli 1926 ver- 
öffentlicht und wird schon allgemein zur Prüfung von 
Förderseildrähten verwendet. Es wäre aus Gründen der 
Einheitlichkeit und Einfachheit zweckmäßig gewesen, wenn 
zwischen der Prüfung von Förderseildrähten und Ban- 
dagendrähten eine Übereinstimmung erzielt worden wäre. 
Da aber die neuen Vorschriften erst Entwurf und noch 
keine endgültigen Normen sind, so scheint es empfehlens- 
wert, mit der Einführung so lange zu warten, bis die end- 
gültigen Normen vorliegen. Wegen des Biegeversuches 
und damit auch der Biegezahl wird aus diesen Gründen 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


1385 


empfohlen, von Fall zu Fall mit den Lieferanten zu ver- 
handeln. 

Im Normblatt DIN VDE 6406 sind folgende Ände- 
rungen vorgenommen worden: 

Das Formelzeichen für die Mindestzugfestigkeit lautet 
Opg statt Z. ` 

Die zulässigen Abweichungen sind mit DIN VDE 6405 
in Übereinstimmung gebracht. 

. Die Biegezahlen sind um je 2 Einheiten vermindert 
worden. Über die Ausführung der Biegeversuche gilt das 
zu DIN VDE 6405 Gesagte. 8 

Die Blätter DIN VDE 6405 und 6406 sind als Vornorm 
herausgegeben worden. Bei einer Neuauflage ist zu er- 
warten, daß noch weitere Erfahrungen in der Verwendung 
genormter Bandagendrähte vorliegen, so daß dann eine 
vollkommene Umarbeitung vorgenommen werden kann. 


Verband Deutscher Elektrotechniker e. V. 
Der Generalsekretär: 
P.Schirp. 


SITZUNGSKALENDER. 


Pommerscher Elektrot. Verein, Stettin. 20. IX. 1929, 
abds. 84% b, Konzerthaus: Vortrag Obering. Niemann, 
„Die Entwicklung der Röntgen- und elektromedizinischen 
Apparate“. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


W. Thomass bk — Am 7. September d.J. wurde der 
sründer und langjährige Leiter unseres Werkes Herr In- 
genieur Wilhelm Thomass im 63. Lebensjahr mitten 
aus seinem arbeitsreichen Leben abberufen. In jungen 
Jahren legte der Verstorbene den Grundstein zu seinem 
Lebenswerk, das er mit unermüdlichem Fleiß, selbstlos 
und zielbewußt, 29 Jahre hindurch zu seiner jetzigen Größe 
entwickelt hat. Er war ein aufrechter, festgefügter Cha- 
rakter, ein edler Mann, mit starken Fähigkeiten, der, auf 
äußere Ehren verzichtend, mit bestem Gerechtigkeitssinn 
tat, was er für recht erkannt hatte. Wir werden ihm stets 
ein ehrendes Andenken bewahren. 


Städt. Elektrizitätswerk Bamberg. 


Zu Görges’ 70. Geburtstag. 


Am 21. September 1929 vollendet der Direktor des 
Elektrotechnischen Instituts der Technischen Hochschule 
zu Dresden, Herr Geheimer Hofrat Professor Dr.-Ing. E.h. 
Hans Görges sein 70. Lebensjahr. Binnen kurzem wird 
sich Geheimrat Görges von seiner überaus segensreichen 
Lehrtätigkeit zurückziehen, der er sich 57 Semester lang 
mit vorbildlicher Pflichttreue hingezeben hat. 

Eng, wie nur noch wenige Andere, ist Görges von den 
ersten Anfängen an mit der Entwicklung der gesamten 
Starkstromtechnik verbunden, an der er durch seine 
schöpferische Forschung und durch seine wissenschaftliche 
Denkarbeit Jahrzehnte lang in entscheidender Weise be- 
teiligt war. Seine Erkenntnisse auf dem Gebiete der Wech- 
selstromtechnik in Theorie und Praxis, von denen hier nur 
an seine grundlegenden Forschungsergebnisse über die 
Feldverteilung in Drehstrommotoren, über Parallelarbei- 
ten von Synchronmaschinen und über Drelistrom-Kommu- 
tator-Maschinen erinnert sei, wobei er sich mit Vorliebe 
der vektordiagrammatischen Darstellung der Wechsel- 
stromgrößen badient hat, sind heute längst unumstrittenes 
Allgemeingut aller Elektroingenieure geworden, dessen 
folgerichtige Anwendung zu manchem schönen Erfolge der 
Elektrotechnik in den letzten Jahrzehnten geführt hat. 


Nach ganz kurzer Tätigkeit als junger Oberlehrer 
für Physik trat Görges schon 1884 in die Firma Siemens & 
Halske, Berlin, ein, wo er zunächst als Konstrukteur ar- 
beitete, dann die Leitung des Versuchsfeldes übernahm 
und später stellvertretendes Vorstandsmitglied der Gesell- 
schaft wurde. Görges griff hier mit sicherem Blick und 
glücklicher Hand zielsicher und oft geradezu bahnbrechend 
in die weitere Entwicklung der Elektrotechnik ein. Nicht 
zuletzt seiner Tatkraft ist es zu danken, daß sich die da- 
mals noch nicht von allen Vorurteilen kurzblickender Geg- 
ner befreite Elektrotechnik gegen Ende des Jahrhunderts 


endgültig durchsetzen und schließlich ihre großen Erfolge 
erzielen konnte. 

Im Jahre 1901 erhielt Görges einen Ruf als Direktor 
des damals neu vom Physikalischen Institut abzuspalten- 
den Elektrotechnischen Instituts an die Technische Hoch- 
schule Dresden. Den Neubau dieses Institutes zu organi- 


FE 


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2 m a 


Phot. Ursula Kichter 


H. Görges. 


sieren, war hier seine erste dankbare Aufgabe, der er sich 
mit solcher Umsicht und mit solchem Weitblick unterzog, 
daß das Institut trotz der gewaltigen Steigerung der An- 
forderungen beim Schritthalten mit der vorwärtsstürmen- 
den Elektrotechnik bis heute, also nahezu 25 Jahre lang, 
in vielen seiner Einrichtungen als mustergültig anerkannt 
werden mußte. Seine in dem neuen Dresdner Institut mit 
gleichem Erfolg wie in Berlin fortgesetzte Forschertätig- 
keit auf allen Gebicten der Starkstromtechnik, die in einer 
eroßen Anzahl von Veröffentlichungen und Vorträgen 
ihren Niederschlag fand, vor allem aber die ihn immer 
mehr fesselnde akademische Lehrtätigkeit an dieser von 
ihm selbst aufgebauten Stelle veranlal:ten Görges 1912 zur 
Ablehnung eines ehrenvollen Rufes nach Berlin als Nach- 
folger von Professor Slaby. Damit blieb Görges endgültig 
für Dresden erhalten. 1914 verlieh dem über Deutschlands 
Grenzen hinaus bekannt gewordenen Forscher und Lehrer 
die Technische Hochschule in Charlottenburg die Würde 
eines Dr.-Ingenieurs E.h. Seit 1929 ist Görges außerdem 
noch Ehrenbürger der Technischen Hochschule in Stutt- 
gart. 


Neben seiner Hochschultätigkeit widmet sich Görses 
bis zur Stunde stets eingehend den Bestrebungen der 
großen technisch-wissenschaftlichen Verbände, für deren 
Fachzeitschriften er ein geschätzter Mitarbeiter ist. Auch 
auf diesem Gebiete erwarb er sich Verdienste, die sich in 
einer Fülle von Ehrungen widerspiegeln. Seit 1895 finden 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


19. September 1929 


wir Görges mit ganz geringen Unterbrechungen bis heute 
als eifriges Ausschußmitglied des Elektrotechnischen Ver- 
eins. Den Dresdner Elektrotechnischen Verein leitete 
Görges bis 1906 als Vorsitzender, 1909 war Görges Vor- 
sitzender des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 1912 
wurde er als stellvertr. Vorsitzender in das Deutsche 
Kommittee der Internationalen Elcktrotechnischen Kom- 
mission berufen. Görges ist Ehrenmitglied des Verbandes 
Deutscher Elektrotechniker (1924) und des Elektrotechni- 
schen Vereines (1927), ferner des Dresdner Elektrotechni- 
schen Vereines (1912) und des Dresdner Bezirksvereines 
des V.d. I. (19223. In besonderer Form würdigte der Elek- 
trotechnische Verein Görges’ Verdienste im Kriegsjahre 
1916 durch die seltene Auszeichnung mit der Siemens- 
Stephan-Gedenkplatte, die vor ihm nur Wilhelm von 
Siemens und Warburg erhalten hatten. Der reiche 
Schatz seiner Erfahrungen, den Görges stets bereitwillig 
zur Verfügung stellt, führte außerdem noch zur Berufung 
in den Technischen Rat beim Sächs. Innenministerium 
(1904) und in das Kuratorium der Physikalisch-Techni- 
schen Reichsanstalt (190%). 

Befreit von den Lasten des anstrengenden Hochschul- 
betriebes. wird Görges sich fortan der elektrotechnischen 
\\issenschaft und Forschung widmen können. Seine be- 
merkenswerte geistige und körperliche Frische läßt uns 
wünschen und hoffen, daß er uns gerade aus der Stille des 
wohlverdienten Ruhestandes noch wertvolle Beiträge zum 
weiteren Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnis in 
der Elektrotechnik bescheren wird. Hode. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Einfluß der Vorbelastung vom Überstromrelais beim Auf- 
treten eines Fehler-(Über-)Stromes. 


Der in ETZ 1929. S. 459, von Herrn KOETZOLD geschil- 
derte und mit vorbildlicher Klarheit zedeutete Betriebsfall 
bringt ein sehr schönes Schulbeispiel dafür, daß auch bei 
so eindeutigen und einfachen Verhältnissen, wie sie im 
vorliegenden Falle gegeben waren. die Verwendung von 
Schutzrelais mit Überstromanregung nicht zur gewünsch- 
ten Schutzwirkung führt. Es ist klar. daß auch die Ein- 
führung eines Wahlschutzes (Selektivrelais) nicht ohne 
weiteres über diese Schwierigkeiten hinwceghilft; denn 
prinzipiell ist ja durch das Selektivrelais nur die Staffelung 
der Ablaufzeiten der einzelnen Relais in eine vom jewei- 
ligen Fehlerort bedingte selbstauswählende Abhängigkeit 
gebracht. Vielmehr ist erforderlich, daß gleichzeitig die 
Anregung der vorhandenen Relais unabhängig wird von 
der Bedingung des „Überstromes“. 

Die bereits entwickelten Systeme mit Impedanzanre- 
gung geben hierfür die treffende Lösung. Sie müssen 
natürlich derart ausgebildet sein, daß sie beim kleinsten 
Wert der Fcehlerstromstärke noch zu arbeiten befähigt 
sind. Im übrigen wird die Anregung dann aber bestimmt 
durch die Unterschreitung eines gewissen Mindestwertes 
der gemessenen Linienimpedanz. 

ss ist von Interesse darauf hinzuweisen. daß auch die 
durch den im vorliegenden Beispiel in der Kraftwerksver- 
bindung liegenden „Kuppelschalter”“ entstehende Durch- 
brechunz des Wahlschutzprinzips (kürzeste Auslösezeit 
dieses Schalters ohne Rücksicht auf Fehlerort) nicht die 
Verwendung der Impedanzanregung ausschließt. Um die 
. hierbei eintretende Wirkungsweise der Relais an den ver- 
schiedenen Netzpunkten zu kennzeichnen. wäre eine Mit- 
teilung der im Störungsfall bestandenen Spannungsvertei- 
lung, die sicher aus den Angaben registrierender Voltmeter 
abgeleitet werden kann, höchst interessant. 


A 8 C 2 
7 Z 3 4 5 © 
Abb. 1. Schematisches Netzbild. 


Im wesentlichen wird der Fall so liegen, daß entweder 
die im Kraftwerk D entstandene Absenkung der Sammel- 
schienenspannung und damit der Spannung auf der Linie 
nach A hier tief genug war, um den Ansprech-Impedanzwert 
der Anregungsrelais unterschreiten zu lassen, oder aber, 
daß dies nicht eintrat und somit an den Abnahmepunkten B 
und C nur ein vermehrter Spannungsabfall infolge der 
Änderung der Speiseverhältnisse bestand. Im ersteren 
Falle werden dann die Relais 1... 6 ansprechen, das Relais 
des „Kuppelschalters“ 4 dank seiner kürzesten Zeit die 


Trennung der beiden Kraftwerke veranlassen, während 
der hinter D liegende Kurzschluß selbst in je nach dem 
System des Wahlschutzes mehr oder minder kurzer Zeit 
selektiv abgeschaltet wird. Im zweiten Falle bleibt die 
Kraftwerksverbindung ohne Schädigung des Parallelbe- 
triebes bestehen, denn bei geeignet gewähltem Wert der 
Ansprechimpedanz besteht infolge der noch vorhandenen 
hohen synchronisierenden Spannung zwischen A und D 
durchaus kein Bedürfnis die Kraftwerke zu trennen. Viel- 
mehr wird für die Störungsdauer bis zur Abschaltung hin- 
ter D die „Netzverbeugung“ im Teil D durch die Speisunss- 
teilnahme von A her wesentlich gemildert, ohne daß A 
mehr als eine kurzzeitige Laststeizerung verspüren wiirde. 


Mannheim-Feudenheim, 21.V. 1929. 
G. Lesch. 
Erwiderung. 

Es läßt sich der Wunsch des Herrn LESCH, die bei dem 
geschilderten Störungsfall eingetretene Spannungsvertei- 
lunz anzugeben, nicht mit ausreichender Genauigkeit er- 
füllen, da die erforderlichen Unterlagen — Spannungs 
schreibstreife n — nicht vorliegen. 

Mit dem Wort „Wahlschutz”“ soll die ganze Gruppe 
der größtenteils strom- und spannungsabhängigen Netz- 
schutzrelais erfaßt werden, deren gemeinsame Besonder- 
heit darin liegt, daß sie sich die Auslösezeit je nach dem 
Fehlerort selbst einstellen, „wählen“, bzw. den kranken 
Netzteil selbst „auswählen“ und abschalten. In dem vor- 
liegenden Falle ist tatsächlich ein Wahlschutz nach dem 
Impedanzprinzip eingebaut, so daß die entsprechenden 
Voraussetzungen von Herrn LESCH zutreffen. 

Die Aufgabe des Netzkuppelschalters ist mit der be- 
absichtigten Arbeitsweise richtig wiedergegeben. Als Re- 
lais für den Netzkuppelschalter kann aber ohne weiteres 
ein gewöhnliches UMZ-Relais verwendet werden, deun 
starke Netzverbeuzungsen, bei denen die Trennung er 
wünscht ist, werden durch große Kurzschluß- und Aus- 
gleichströme, ausreichend zur Keizung des Überstrom- 
relais, verursacht, während geringere Spannungsabsn- 
kungen, bei denen das Netz zusammenbleiben soll, als 
Folge kleinerer Ausgleichs- und Fehlerströme entstehen, 
die wiederum zur Betätigung des UMZ-Relais nicht genu- 
gen. Die Stromeinstellung ist hierdurch gegeben, während 
die Zeiteinstellung auf folgender Grundlage ermittelt 
werden muß: Die größtmögliche Auslösezeit der Wahl- 
schutzrelais ist für jede Teilstrecke bestimmt, z. B. bei 
der Strecke A—B durch die Leitungsimpedanz von 4 bis B. 
Wenn nämlich z. B. hinter B ein Fehler auftritt, so mub 
er durch das Relais 3 früher als durch 1 abgeschaltet wer- 
den. Gibt man zu der aus der Impedanz A—B zu ermitteln- 
den Zeit noch einen Zuschlag für die Verlängerung der 
Auslösezeit durch Lichtbogen, so erhält man ohne weiteres 
die „größtmögliche“ Auslösezeit. Um die Wirkungsweise 
des Wahlschutzes bei Fehlern zwischen A und D nicht zu 
stören, so ist die feste Ablaufzeit des Relais zum Netz- 
kuppelschalter mit einem entsprechenden Sicheruneszu- 
schlag größer als die wiederum aus den grölstmöglichen 
Auslösezeiten sämtlicher Teilstrecken zu ermittelnde 
längste Auslösezeit auf der Gesamtstrecke A—D zu 
wühlen. 

Fehler hinter den Netzanschlußpunkten A und D müs- 
sen dann nur den Netzkuppelschalter herauswerfen, auf 
die Wahlschutzrelais aber ohne Einfluß bleiben, weil diese 
unter Umständen zwar anlaufen, jedoch infolge der Grüße 
der Impedanz zwischen den Relais und der Kurzschlub- 
stelle in ihrer Auslösezeit so hoch liegen, daß der Netz- 
kuppelschalter früher fällt. 

Zweifellos muß der Netzkuppelschalter als ein Not- 
behelf betrachtet werden, der in dem Augenblick über- 
flüssig wird, in dem auch die hinter A und D liegenden 
Netze mit einem Wahlschutz ausgerüstet werden und da- 
mit die Auslösezeiten bzw. Fehlerzeitdauer bei Störungen 
in diesen auf ein auch für empfindliche Betriebe erträs- 
liches Maß herabgesetzt werden. 


Weimar, 1. VIII. 1929. Koetzold. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Elektrische Messungen. Von W. Skirl (Sie 
mens Handbücher Bd. 6). Herausg. von der Siemens 
& Halske A.G. und der Siemens-Schuckertwerke A.G. 
Mit 431 Bildern, XII u. 459 S. in 8°. Verlag von Walter 
de SE & Co., Berlin u. Leipzig 1928. Preis geb. 
11 . 


Das vorliegende Buch ist für einen sehr weiten Kreis 
bestimmt — wie der Verfasser sagt, „für alle, die mit 


19. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 


1387 


elektrischen Messungen zu tun haben”. Daraus ergibt 
sich für den Verfasser die Schwicrigkeit, auch dem nicht 
elektrotechnisch Vorgebildeten die vielen Möglichkeiten 
elektrischen Messens näher zu bringen. Natürlich handelt 
es sich dabei wesentlich um die in der Praxis meist ge- 
brauchten Verfahren, die aber teilweise doch schon so 
verwickelt sind, daß ihre Theorie erhebliche Anforderun- 


gen an den Leser stellt Daß solche Verfahren — ich 
denke z. B. an die Ausführungen über Meßwandlerprü- 
funzen — in dem vorliegenden Werk nicht vollständig 


abgeleitet sind, ist selbstverständlich. Ihre Erörterung 
stellt mehr eine Gebrauchsanweisung dar, nach der ver- 
trauensvoll gearbeitet werden kann, eine Gebrauchsan- 
weisung allerdings, die die Benutzung der Mebapparate 
des Wernerwerks von Siemens & Halske betrifft, wie das bei 
einem Siemens-Handbuch selbstverständlich ist, und die 
nicht allemal ohne weiteres auf Apparate anderer Her- 
kunft anwendbar ist. Insbesondere gilt letzteres für die 
zur Überwachung von Leitungsnetzen vom Wernerwerk 
hergestellten relaisartigen Apparate, die gewissermaßen 
Meßinstrumente mit selbsttätierer Auswertung der Meß- 
erößen sind. 

Das Buch enthält außer den Kapiteln über direkte 
und indirekte (Stromwandler) Messung von Strom, Span- 
nung und Leistung usw., über Eichung von Meßinstru- 
menten und Zählern, auch Ausführungen über die Mes- 
sung von Leitungswiderstand, Isolation, Selbstinduktion 
und Kapazität und Prüfung der magnetischen Eirenschaf- 
ten des Eisens sowie über Fernmessung und selbsttätire 
Aufzeichnung der Meßergebnisse. 

Die ausgezeichneten Bilder und die klaren Schalt- 
skizzen kommen dem Gebrauch des Buches durch weniger 
Erfahrene sehr zugute. Der mit elektrischen Messungen 
Vertraute findet in dem Buch eine willkommene über- 
sichtliche Zusammenstellung und — implicite — Bewer- 
tung der Methoden. Wenn der Text nicht stets so voll- 
kommen ist, wie die Abbildungen, so liegt das wohl z. T. 
an der gebotenen Kürze. Manches ist aber auch ohne Be- 
einträchtireung der Kürze zu vervollkommnen, so z. B. 
die Einleitung zu D;: Ballistische Messungen „Bei kur- 
zen Stromstößen, z. B. Kondensator-Entladungen, indu- 
zierten Strömen usw., hat das (Gralvanometer nicht Zeit, 
sich auf einen bestimmten, der Stromstärke entsprechen- 
den Dauerausschlag einzustellen usw.” Solche Stellen 
finden sich immerhin mehrfach; die für ein zur Benutzung 
durch weiteste Kreise bestimmtes Buch wünschenswerte 
Ausdruckschärfe ist also noch nicht erreicht. Dennoch 
wird das Buch — für Verwender von Siemens & Halske- 
Apparaten kaum entbehrlich — allen Meßingenieuren 
willkommen sein. . Beckmann. 


Festschrift Hugo Junkers zum 70. Geburts- 
tage. Gewidmet von A. Berson, A. Gramberg, 
A.Kessner,O.Mader,A.Nägelu. seinen Mitarb. 
Mit zahlr. Abb. u. 99 S. in 2°. VDI-Verlag G. m. b. Hl., 
Berlin 1929. Preis geb. 6 RM. 

Der Junkers-Motor und das Junkers-Flugzeug sind 
heute in aller Mund; aber die Werkstätten, in denen sie 
entstehen, die vielen mühsamen Schritte, die notwendig 
waren, um sie zu ihrer heutigen Vollendung zu bringen, 
sind dem Fernerstehenden unbekannt. Auch Junkers’ 
wärmetechnische Arbeiten sind weniger bekannt. Aus die- 
ser Festschrift erkennt man, wie die auf scheinbar ganz 
verschiedenen Gebieten liegenden Arbeiten eine gemeinsame 
Wurzel haben; man sielit, wie die Forschung der Aus- 
gangspunkt für alle ist, und wie der Werkstoff und seine 
venaue Kenntnis das Bindeglied zwischen allen bildet. Die 
einzelnen Aufsätze gewähren uns lehrreiche Einblicke in 
die Laboratorien und Werkstätten und vermitteln uns da- 
durch ein lebendiges Bild von dem Meister, der da regiert, 
und von dem wissenschaftlichen Geiste, der da waltet. Wir 
erkennen auch, was noch mehr sagt, wie der nunmehr 
Siebzigjährige als Wissenschafter, Erfinder, Organisator 
und anerkannter Führer noch immer im Kreise seiner Mit- 
arbeiter wirkt und schafft. Die eigenartige Verknüpfung 
von Persönlichkeit und Werk tritt klar hervor. Man kann 
dem schön ausgestatteten Buche nur weiteste Verbreitung 
wünschen, um allen Kreisen zu zeigen, welch große Be- 
deutunz auch in unserer heutigen Zeit der Persönlichkeit 
zukommt. Moench. 


lerexulateurautomatiquepour machines 
électriques pendant l'opération de réglage. Appli- 
cation au réglage automatique de la tension. Von Prof. 
E. Juillard. Mit 67 Fig. i. Text u. 175 S. in gr. Bi. 
Verlag Librairie Payot & Oe, Lausanne 1928. Preis 
geh. 6 Fr. 
Es war eine sehr glückliche Idee des Verfassers, die 
Theorie des selbsttätigen Reglers für elektrische Ma- 


schinen darzustellen. Bis heute war dieses Gebiet nur 
dem reinen Praktiker zugänglich und verlangte eine 
außerordentliche Erfahrung. Wohlverstanden können ge- 
rade auf diesem Gebiet noch weniger als auf anderen die 
praktische Erfahrung und das durch sie erworbene Ge- 
fühl entbehrt werden. Anderseits ist es als ein großer 
Fortschritt zu bezeichnen, daß es gelungen ist, die 
Arbeitsweise der Regler theoretisch zu erfassen, die Kon- 
stanten, welche die Rerzelungsprobleme charakterisieren, 
herauszuschälen. Dem Praktiker wird dies in vielen 
Fällen erlauben, rascher zum Ziel zu zelangen und Irr- 
tümer zu vermeiden. Den Konstruktionsabteilungen und 
Studienbüros werden so die Regelprobleme erst zugäng- 
lich, der Erbauer von Maschinen und Errezermaschinen 
kann leichter auf sie Rücksicht nehmen als bisher. 

Juillard beginnt mit der Aufstellung des mathemna- 
tischen Ausdruckes des Regelungsproblems der elektri- 
schen Maschine. Er führt dann einerseits die maßgebenden 
Konstanten der Maschine, anderseits diejenigen des Reg- 
lers ein. Es folgt die Anwendung der Theorie auf drei 
bekannte Regler: Rex-Cuenod mit indirekter Wirkungs- 
weise, BBC und Tirill (AEG) mit direkter Wirkungs- 
weise. In bezug auf die Natur des zu rezelnden Strom- 
erzeugers werden drei Fälle behandelt: Akkumulatoren- 
batterie, Generator mit Eigenerregung, Generator mit Er- 
regermaschine. Die für das Reglerprvoblem maßgebenden 
Maschinenkonstanten werden näher besprochen und Ver- 
suche zu ihrer Bestimmung angegeben. Regelungsver- 
suche im Laboratorium mit den drei erwähnten Reglern 
beschließen die Studie. Die Versuche zeigen eine prak- 
tisch genürende Übereinstimmung mit der Theorie. Es 
ist nur schade, daß die Versuche nicht an einer größe- 
ren Maschine wiederholt werden konnten. Die verfüg- 
bare Maschine von 12 kW gestattet nämlich einen direk- 
ten Vergleich der Regler nicht, da dieselben für größere 
Maschinen mit größeren Zeitkonstanten gehaut sind. 

Von den Schlüssen, zu welchen der Verfasser gelangt. 
möchte ich die folgenden herausheben: 


1. Dieselben Gleichungen sind für Regler, die auf 
sehr verschiedener Grundlage arbeiten, gültig, ja sogar 
für indirekte und direkte Regelung. Dagegen ergeben 
sich verschiedene Gleichungen für den Tirrillregler. 

2. Das Zusammenfallen der Zeitkonstanten von Ma- 
schine und Regler ergibt die besten Regelungsbedin- 
gungen. 

3. Der Verfasser gelangt zu dem Schluß, daß die di- 
rekte Regelung, d.h. diejenige mittels Widerstandes im 
Haupterrezerkreis, vorzuziehen ist. Man fragt sich, oh 
diese Ansicht den praktischen Schwierigkeiten in der 
Konstruktion der entsprechenden Apparate genügend 
Rechnung trägt. Übrigens ergehen die Ausführungen des 
Verfassers, daß durch Anwendung von Erregermaschinen 
mit kleiner Zeitkonstante (klein im Vergleich zu der- 
jenigen der Hauptmaschine) dasselbe Ergebnis erreicht 
werden kann. 

4. Die Ableitungen zeigen, daß es auch mit dem theo- 
retiseh vollkommenen Regler nicht möglich ist, die Span- 
nungschwankungen zu vermeiden oder sie etwa innerhalb 
der Unempfindlielikeitsgrenzen des Reglers zu halten. 

5. Die Ausführungen ermöglichen gewisse Schluß- 
foleerungen für den Bau der lirregermaschinen. 


Jedem Ingenieur, der mit den Regelungsproblemen 
in irgendeiner Form zu tun hat, kann die Lektüre dieses 
Buches warm empfohlen werden. Er lasse sich durch die 
Formeln nicht abschrecken, sie sind nicht so schwierig zu 
verstehen, wie es auf den ersten Blick aussieht. Ander- 
seits möchte ich anregen, bei einer zweiten Auflage oder 
bei einer deutschen Ausgabe des Buches die physikali- 
schen Begriffe und die physikalische Bedeutung der Kon- 
stanten noch mehr herauszuarbeiten und von den Formeln 
abzusondern; die Lektüre des Buches wilrde dadurch für 
viele Leser erleichtert werden. _ Roth. 


Eingegangene Doktordissertationen: 

Kurt Halbach, Untersuchungen über den Durchschlag 
und die Verluste einiger fester Isolierstoffe. T. H. Braun- 
schweig 1928. Sonderdruck aus Arch. EL 1929, Bd. XXI, 
H. 6. Verlag Julius Springer, Berlin. 

Georg von 8usich, Über die natürliche Breite der 
Röntgenemissionslinien. Die Struktur von Borsäure. T. H. 
Berlin 1927 (Auszug). 


Neue Zeitschriften. 

Revista Argentina de Derecho Municipal 
y Administración Communal. Buenos Aires, 
Avenida de Mayo 1144 (Piso 10). Preis jährlich Inland 
10 $, Ausland 5 Gold-$. 


1388 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 38 


18. September 1929 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Der elektrotechnische Spezialhandel Deutschlands im 
1. Halbjahr 19291. — Nach den Angaben des Statistischen 
Reichsamts ist im ersten Halbjahr 1929 gegen die 
gleiche Periode des Vorjahres die Einfuhr elektrischer 
Maschinen einschl. der Teile (M) um 6666 dz (26%) bzw. 
2,262 Mill RM (29%) und die Ausfuhr um 14 036 dz (8%) 
bzw. 1,604 Mill RM (3%) zurückgegangen. Dagegen ergibt 
sich für o)lektrotechnische Erzeugnisse (E) bei 
der Einfuhr eine Erhöhung um 20 602 dz (78 %) bzw. 6,739 
Mill RM (48%) und bei der Ausfuhr um 111826 dz (22 %) 
bzw. 42,117 Mill RM (23%). In der folgenden Übersicht 
schließen die Beträge für Frankreich nunmehr die für Elsaß- 
Lothringen ein; Algerien ist neu hinzugetreten. 


Einfuhr aus Ausfuhr nach 


Länder Mengen | Werte Mengen | Werte 
dz 1000 RM dz 1000 RM 
Insgesamt. eene E | 46832 | 20706 su 880 223 100 
Ägypten ......... jM 13 10 7 = l GE 
Algerien ......... 5 We = = | E 
Argentinien ...... 5 6 u 2 ne SE E = 
Austral. Bund 26 o AE Ee 
Belgien, Lozembe, = 13 TS 54 12 910 e 033 
Brasilien ........ in = A a = $ = 
Brit. Indien ...... t p 8 $ Du 2 SE 
Brit. Südafrika . $M : a re goa 
Brit. Westafrika .. {M = == 39 an 
Bulgarien ........ Se i i l E SC 
Chile ............ Ss . k S Ce 1 SCH 
China ........... E Sr 2 s = 5 05 
Dänemark ....... = Ger Ss 16 er 5 Si 
Danzig .......... 5 > Fr 2 EN l SC 
Estland ......... H = alas WE 
Finnland ........ x goi la er 
Frankreich ...... El aad eh 
Griechenland ... / 5 5 i? S Se 1 SC 
Großbritannien 25 | 1710 | 1173 | 46706 | 16080 
Guatemala ...... e = Së = SE 
Irisch. Freistaat .. |M E EA engl ee 
Italien .......... | a ae 
Japan ........... 2 j e í A eg 3 Se 
Kanada ......... 5 ı a > Gen 
Kolumbien ....... > = Sch "Sech, dees 
Lettland ........ e x ge 2 e | 706 
Litauen u. Memel . N e S ge 9 eg E 
Mexiko .......... a Si S r a | ep 
SEIN 
Niederl. Indien | = o o > SC | i SE 
Norwegen ....... E 2 7 SC | A SC 


ı Vgl. ETZ 1928, S. 1428; 1929, S. 448. 


Einfuhr aus Ausfuhr nach 


Länder Mengen | Werte | Mengen , Werte 

dz 1000 RM dz | 1000 RM 

M 723 261 4 074 2169 

Österreich . oo o.0.00.. IE l 601 l 793 | 11 046 9 357 

Polen M 343 84 6 842 1 809 

EE E 132 79 13 744 7519 

M 8 2 924 256 

Portugal ........ E 5 3 7 130 1 436 

M 6 3 2 954 899 

Rumänien DEE EEN IE 158 26 1l 821 6 174 

Rußland (UdssR) | | 198 29 | 9886 | 7068 

g M 7 383 1 398 2 635 691 

Saargebiet ar E 799 186 5 286 2 151 

M 331 139 3 404 1 167 

Schweden ....... E 406 350 25 974 10 190 

M 3 043 693 2 482 1045 

UNO EN IE | 1886 | 1078 | 10861 6632 

M 46 8 6 236 1 800 

Spanien ......... E 23 | 20 10 230 5 054 

ıM 13 d 1 903 604 

Südslawien ...... ‘E 6 6 3 769 2913 

. ON 713 255 5 139 2 335 

Tschechoslowakei . IE 566 445 9 565 10 612 

' M — — 972 275 

Türkei .......... SE 17 | 11 4 382 1088 

M 69 31 906 552 

Ungarn ......... E 742 | 964 4 552 3 769 

M Se = 359 95 

Uruguay ........ IE 2 2 | 4146 841 

Venezuela ....... de Se _ 508 302 

: M 1525 768 462 328 

V. S. Amerika Ze | 5141 | 3817 | 6841 | 5135 
Zur Lage der Industrie von Elektro - Installations- 
materialien. — Nach Mitteilung der „Eltfabriken“ ist 


der Geschäftsgang außerordentlich schleppend, teilweise s80- 
gar noch schlechter als um die gleiche Zeit des Vorjahres. 
Die Preise sind angesichts der starken Überproduktion sehr 
gedrückt und geben für eine ganze Reihe von Artikeln kaum 
einen Ausgleich für die Gestehungskosten. Auch in der letzten 
Zeit ist keine Besserung des Geschäftsganges eingetreten. 
eher sogar ein Rückschlag. Die außerordentlich schwache 
finanzielle Lage der verschiedenen Abnehmerkreise, die sich 
in den schleppenden Zahlungseingängen zeigt, zwingt an- 
scheinend noch zur Zurückhaltung. Dadurch ist auch be- 
dingt, daß die erzielbaren Preise verhältnismäßig schlecht 
sind. Ob für die nächsten Monate mit einer Besserung ge- 
rechnet werden kann, erscheint noch ziemlich zweifelhaft. 
Die wieder erheblich steigende Zahl von Konkursen und Ver- 
gleichen zwingt bei Kreditgewährung zu äußerster Vorsicht. 


Vorgänge im Ausland. — Die italienische elektromedi- 
zinische Firma Luigi Gorla Soc. An., Mailand, Kapital 
3,5 Mill L, hat sich mit der Soc. Ital. Apparecchi Medicali 
Anonima (Siama), Mailand, einer Gründung des Siemens- 
Reiniger-Veifa-Konzerns, fusioniert. Das vereinigte Unter- 
nehmen Siama-Gorla, Mailand, Kapital 5,5 Mill L, 
wird elektromedizinische Apparate in Mailand nach Kon- 
struktionen der deutschen Komzernfirma sowie nach in 
Italien entwickelten Modellen bauen und gleichzeitig die 
Interessen der deutschen Gesellschaft vertreten. Rz. — Nach 
der Frankf. Zg. trägt die in der ETZ 1929, 8. 956, genannte, 
von Westinghouse und Schneider & Cie. in Frankreich ge- 
gründete neue Gesellschaft die Firma „Le Matériel 
electrique Schneider-Westinghouse“ — Der 
russische Oberste Volkswirtschaftsrat hat beschlossen, in 
Charkow ein weiteres Turbogeneratorenwerk 
von etwa 1 Mill kVA jährlich zu errichten, das Maschinen 
bis zu einer Leistung von je 0,1 Mill kVA nach dem Typ der 
General Electric Co. herstellen soll. — Wie die Handels- 
vertretung der UdSSR weiter mitteilt, ist vom Rat der 
Volkskommissare beschlossen worden, unter Benutzung der 
Sonn- und Feiertage für Zwecke der Fertigung die un- 
unterbrochene Produktion offiziell einzuführen. 


Bezugsauellenverzeichnis. 


Frage 314: Wer stellt Thermoelemente aus Eisen- 
Konstantan-Haardrähten her, die in evakuierte Glaskörper 
eingesetzt sind? 


Abschluß des Heftes: 14. September 1929. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expl. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh m e in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 
Im Buchhandel durch Jullus Springer, Berlin W 9. 


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ouzo HYDRA 


KONDENSATOREN 


FÜR BETRIEBSSPANNUNGEN 
VON 220-6000 VOLT 
IN EINHEITEN VON 2-350 BKW 


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Balt: Ukrakurze Wellen. A. Kohl, Ungedämpfte el. ultrakurze- Soffitten-Lampen — Erziel. einer möglichst gleichbleib. Temperatur b. Warm- 
o — B. Faßbender, Versuche m. ultrakurzen Wellen im Flug- wässerspeichern 1417 — Schlitz-Anschlußklemme — Elektrisier. d. Vorortstrecke 
Ber 1389 — C. Hahnemann, Bedeut, der ultrakurzen Wellen f, d. Moskau-Mytischtschi — 25 Jahre Stubaitalbahn — Elektrisier. d Italien. Staats- 
Mifichtentechnik, insbes. die der Wellenlängen v. L m abwärts. 1898 — balnen-— Betriebsergeb. amerikan. Umformerlokom. 1418 — Strecken-Zugleit. 
Boldt, Eichung der Kugellunkenstrecken 1894 — Schmolz, Ent- m. zentralem Stellwerk 1419 Ferngesprächstarif i. d. V.S. Amerika — Üb. 
u Korzschlußschutzes in: den 110 kV-Leitungsant.. der Bayernwerk A.-G. Kippvorgänge b. Funkenentladung, 1420 — Entwickl. der Vielmulden-Unter- 
Kautzmann, Mess. diel, Verluste m. der Scheringschen Meßbrücke schubroste — Schmiertechn. Vervollkommn. us ihre wirtsch, Bedeut, — Durch- 
A Papierdurchführ e. Generatoren in Anlagen mOL—— Tebbe u. Groe, schl. v, öldurchtrënkt. Papnierisol M21 Bestimm.:.d. Alterungsneig. v. Isolier- 
m Olösandversuche -1403 — Liwschitz, Netzkuppłung (Schluß) u. Dampfturbinenölen 1422 -— Jahresversammi, Kongresse, 
e Ausster!l. 142 Energtiewirtschaft 148 — Vereinsnmach 
` Schau: Einzelantt. v. Transmissionsträngen einer Mühle durch richten 1424 — Sttzungskalender 1425 —.Persönliches 1425 
m Zentrifugalanil. 1308 — Stausee u. Pumpspeicherant, Henfstey 1413 Literatur: -Jf Kollert, R. Bradfield u. W. J. John, R, Abegg, Fr, 
/ ffteregehune b. d. Detroit Edison Co. 1414 — Neunphasen-Einankerumf. Auerbach u. I. Koppel, A, Miura, Handb, d. Brennstofftechnik, H. G. Möller, 
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(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


- 


50. Jahrgang 


Berlin, 26. September 1929 


Heft 39 


Ultrakurze Wellen’, 
A. Ungedämpfte elektrische ultrakurze Wellen. 


Von Privatdozent Dr 


Der erste Teil des Vortrages behandelte die Theorie 
der Erzeugung extrem kurzer Wellen. Mit Rückkopp- 
iungschaltungen ist die Erzeugung von Wellen unter 1m 
nicht gelungen. Die Erzeugung derartiger Wellen wurde 
erst durch eine Entdeckung von Barkhausen und 
kurz ermöglicht!. Anläßlich von Vakuumuntersuchun- 
zen hatten sie an das Gitter einer Elektronenröhre eine 
hohe positive Spannung, an die Anode eine negative Span- 
nung gelegt. Bei dieser Schaltung beobachteten sie nun, 
daß bei bestimmten Betriebsdaten zufülligerweise unge- 
dampfte elektrische Wellen von Metergröße und darunter 
auftraten. Wegen der Unabhängigkeit dieser Schwinrun- 
zen von den Zuleitungen vertraten Barkhausen und Kurz 
die Anschauung, daß diese Schwingungen von Pendelun- 
een der Elektronen um das positive Gitter der Elektro- 
nenröhre verursacht seien. Eine offene Frage blieb je- 
och, wie eine derartige geordnete Elektronenbewegung 
dauernd zustandekommen könne. Der Vortragende, der 
sich seit einer Reihe von Jahren neben anderen Forschern 
mit der Lösung dieser Frage beschäftigt hat, gab sodann 
im folgenden einen Überblick über die Hauptresultate 
seiner Untersuchungen zur Lösung dieses Problems. 

. Die Untersuchungen ergaben erstens, daß sich unge- 
impfte elektrische Wellen bis zu 50 em Wellenlänge 
herab durch Erregung cines kleinen Thonmsonschen 
Schwingkreises sowohl mit positiver Spannung an der 
Anode als auch anderseits mit positiver Spannung am 
sitter erzeugen lassen. Die Wellenlänge entspricht da- 
bei der Eigenwelle des angewandten Schwingkreises. 

Die Untersuchungen zeigten zweitens, daß bei ein 
und demselben Schwingkreis bei der Schaltung des posi- 
uven Gitters die Wellenlänge auch noch von den ange- 
wandten Betriebsdaten abhängt. Dieser Befund erklärt 
sich in Übereinstimmung mit dem ersten Ergebnis des 
'requenzbestimmenden Schwingkreises durch den Einfluß 
der in der Gitteranoden-Kapazität vorhandenen Elektro- 
nen. Die Elektronen stellen gewissermaßen ein gasför- 
miges Dielektrikum dar, dem theoretisch eine Dielektri- 
ıtätskonstante kleiner als eins zukommt. Die elektro- 


- enerfüllte Kapazität ist somit stets kleiner als die elek- 


'ronenfreie Kapazität. 
Weiterhin wurde drittens die Erregung des kleinen 
Schwingkreises zu ungedämpften Schwingungen auf die 


es ° Auszlige aus Vorträgen, gehalten in der gemeinsamen Sitzun 
iles Elektrotechnischen Kereins und der Heinrich-Hertz-Gesellschaft 
am 12 UL 1929 in Berlin. 

OH. Rarkhansen u. K. Kurz, Phys. Z. Bd. 21. 8. 1. 


. Karl Kohl, Erlangen. 


fülektronenbewegung in der Gitteranoden-Kapazität zu- 
rückgeführt. Die Gitteranoden-Kapazität erhält dadurch 
zugleich die Eigenschaft eines negativen Widerstandes. 
Als viertes Resultat ergaben die Untersuchungen, daß 
statt des Schwingkreises allgemein ein schwingfähiges Sy- 
stem verwendet werden kann. 


Der experimentelle Teil des Vortrages brachte Vor- 
führungen mit einem Kurzwellensender von 14cm Wel- 
lenlänge. Die Welle wurde durch eine besondere Schal- 
tung zugleich tonfrequent moduliert und konnte somit 
akustisch mit Lautsprecher demonstriert werden. Als 
Empfänger der Wellen diente ein kleiner linearer Reso- 
nator. Aus der Kinstellung dieses linearen Resonators 
auf lautstärksten Empfang konnte man die streng lineare 
Polarisation der Welle erschen. Die folgenden optischen 
Versuche, wie Reflektion, Beugung, Brechung, Drehung 
der Polarisationsebene, stellen eine direkte Weiterent- 
wicklung der Hertzschen Versuche dar. Die erzeugte 
monochromatische Strahlung gestattet, die Phasenverhait- 
nisse der Wellen besonders rein zu demoustrieren, so daß 
die Versuche als einwandfreie Interferenzversuche mit 
einer elektrischen Spektrallinie von 14 cıu anzusehen sind. 


Als Grundversuch der klassischen Optik wurde die 
Sekundärstrahlung eines.kleinen linearen Resonators vor- 
geführt. In das Wellenfeld der Strahlung gebracht, wurde 
dieser Resonator zum Mitschwingen erregt und zweiner 
kräftigen Sekundärstrahlung veranlaßt. Dieser Versuch 
läßt die klassische Wechselwirkung von Wellenfeld und 
Materie erkennen. Ferner wurde die verschiedene Durch- 
lässigkeit verschiedener Substanzen für diese Wellen- 
strahlung gezeigt. So erwies sich z. B. Paraffinöl für die 
Strahlung von 14cm Wellenlänge als durchlässig, destil- 
liertes Wasser dagegen in einer Schichtdicke von 0,5 em 
fast gar nicht. Die Möglichkeit des Röhrenempfangs 
wurde unmittelbar mit derselben Röhre gezeigt, indem 
ganz einfach die ausgesandte Strahlung auf die Röhre 
zurückreflektiert wurde und die Rückwirkung an den 
Veränderungen des Anodenstroms nachgewiesen wurde. 


Zum Schluß berichtete der Vortragendo über die 
neueste Entwicklung der Eirzeuzung dieser extrem kur- 
zen Wellen. In folzerichtirer Weiterentwieklung seiner 
Röhrenkonstruktionen gelang es ihm, ungedämpfte Wel- 
len bis herab zu 8 cm Wellenlänge zu erzeugen und als 
freie Raumwelle nachzuweisen. Diese ungedämpften Wel- 
len stellen die kürzesten dar, die bis heute erzielt wer- 
den konnten. 


B. Versuche mit ultrakurzen Wellen im Flugzeugverkehr**. 


Von H. Faßbender, Berlin. 


Eine der charakteristischen Eigenschaften der soz. 
ultrakurzen Wellen besteht darin, daß sie, wie man im 
allgemeinen annimmt, den Gesetzen der Ausbreitung des 
sichtbaren Lichtes folgen, insbesondere daß diese Wellen 
durch zwischenliegende, gegenüber ihrer Wellenlänge 


ze D l v x ee . 5 j u 
en vollständige Vortrag wird in der El. Nachr. Techn. ver- 


große Hindernisse absorbiert werden. ka lag von vorn- 
herein der Gedanke nahe, daß diese Wellen in der Luft- 
fahrt eine Verwendung finden müßten, da hier gerade die 
Bedingung der optischen Sicht am ehesten erfüllt werden 
kann. Ich habe deshalb in der Deutschen Versuchsanstalt 
für Luftfahrt zusammen mit Dipl.-Ing Kurlbaum die 
Verwendung dieser Wellen für den Verkehr mit Flug- 
zeugen geprüft. Dabei haben wir uns bei der Konstruk- 


1390 


tion der Sender und Empfänger auf die Erfahrung ande- 
rer, speziell der Esauschen Schule, stützen können. Bei 
den Versuchen wurden sowohl solche Geräte benutzt, die 
in der Werkstatt der DYL gebaut wurden, als auch soiche 
der Telefunken G.m.b.H. Ich will in meinem Vortrag 
so vorgehen, daß ich zuerst die Versuche beschreibe, die 
wir in Adlershof! ausgeführt haben, und dann auf Grund 
dieser Versuche die Frage der Anwendbarkeit dieser Wel- 
len in der Luftfahrt allgemein diskutiere. 

Die angestellten Versuche sollten vor allem eine ex- 
perimentelle Prüfung darstellen, ob die oben erwähnte 
Vorstellung der sog. optischen Ausbreitung dieser Wellen 
den Tatsachen entspricht. Durch Vorversuche konnte 
leicht gezeigt werden, daß nur ganz kleine Reichweiten 
von wenigen Kilometern erzielt wurden, wenn sich Sen- 
der und Empfänger am Erdboden befanden. Zur Klärung 
der Frage, ob die Vorstellung der sog. optischen Ausbrei- 
tung bei den ultrakurzen Wellen richtig ist, konnte zu- 
nächst festgestellt werden, daß der Empfang sofort ver- 
schwand, wenn das Flugzeug mit dem eingebauten Sender 
im Abstand von wenigen hundert Metern vom lömpfänger 
entfernt hinter die Flugzeughalle rollte. Einen weiteren 
Aufschluß über diese Frage sollten Messungen der Reich- 
weite in Abhängigkeit von der Höhe des Flugzeuges über 
dem Erdboden geben, wobei wir also den Vorteil der Luft- 
fahrtfunktechnik ausnutzten, nämlich den der Untersu- 
chung von Ausbreitungsvorgängen in der dritten Di- 
mension. 


Abb. 1. 


Lage des Dipols aın Flugzeug. 


Diese Untersuchung wurde für eine Wellenlänge von 
3,1 m angestellt. Zu dem Zweck wurde ein kleiner, von 
der Telefunken GmbH gebauter Sender für eine Wel- 
lenlänge von 3,7m in ein Holzflugzeug, Muster Albatros 
L 74, eingebaut. Die mit dem Flugzeug während der Ver- 
suche erreichte maximale Höhe betrug 2700 m. Bei diesen 
Frequenzen ist es bekanntlich notwendig, tönend zu sen- 
den. Die verwandte Modulationsschaltung war die Heising- 
Schaltung. Als Schwingungsrohr und als Modulationerohr 
wurde je cine 'l'elefunken-kmpfängerröhre RE 352 ver- 
wendet. Die Modulationsfrequenz von rd. 700 Hiz wurde 
mittels eines Röhrensummers erzeugt. Als Antenne diente 
ein aus Kupferrohren bestehender Dipol von 170cm Län- 
ge, der entsprechend Abb. 1 unterhalb des Flugzeugrump- 
fes senkrecht zur Flugzeugachse angebracht war. Die 
Verbindung vom Sender zum Dipol bildete eine durch 
einen Metallzylinder abgeschirmte Energieleitung. In der 
Abb. 1 erkennt man deutlich, worauf schon jetzt hinge- 
wiesen werden soll, die kleinen Abmessungen der An- 
tennenrohre, so daß eine Behinderung des Flugzeuges 
durch diese im Gegensatz zur normalen Langwellen- 
Schleppantenne nicht eintreten kann. Der Sender liefert 
eine Äntennenleistung von rd. 1 W. Abb.2 zeigt seinen 
äußeren Aufbau. Als limpfangsgerät diente ein am Boden 
-aufgestellter Pendel-Rückkopplungsempfänger, wie er be- 
reits von E. Busse? beschrieben wurde, mit angeschlos- 
senem Hochfrequenzverstärker, Crleichrichter- und Meß- 
gerät. Bekanntlich ist es das Verdienst der Esauschen 
Schule, diese Empfänger bei den ultrakurzen Wellen ein- 
geführt zu haben. 


! Versuche mit ultrakurzen Wellen im Flugzeug sind auch mit 
der C. Lorenz A.G. ausgeführt worden, über die hier nicht berichtet 
werden soll (vgl. Jahrb. draht. Telegr. Bd. 33, H 23). 

FE. Russe, Ultrakurze Wellen. Funkbastler 1928, S 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


26. September 1929 


Analoge Versuche wurden angestellt, während sich 
der Sender am Boden und der Empfänger im Flugzeug 
befand. In der Zahlentafel 1 sind die Grenzen für den 
Telegraphieempfang in Abhängigkeit von der Flughöhe 


Zahlentafell. 


Telegraphie-Reichweiten bei Sendung 


| vom Boden zum 
Flugzeug in km 


Flughöhe in m vom Flugzeug zum 
e Boden in km 


Dipol 

Fadenspannung 
Tonsummer | 
Taste 
Anodengleichstrom 
Heizregler 
Antennenkopplung 
Antennenabstimmur | 


Alb. 2. 3 m- Flugzeug- 
sender. 
d Bauart Telefunken. 


Ee 
a 21 En En ër, Ee WW m 


für Empfang am Boden und im Flugzeug zusammenge: 
stellt. Die geringeren Reichweiten bei Empfang im Flug 
zeug erklären sich durch die ungünstigeren Fmpfane:- 
bedingungen im Flugzeug, speziell infolge des Lärms de: 
Motors. In Abb.3 sind diese Ergebnisse graphisch auf | 


0 AR 1000 7500 2000 250 m. 3008 
flughöhe 


e Empfang am Boden a Empfang im Flugzeug 


Ahh, 3 Telegraphiereichweiten in Abhängigkeit von der 
Flughöhe (Senderleistung 1 W). 


getragen. Aus der Kurve und der Tafel erkennt man eine 
starke Zunahme der Reichweite des Senders mit der Höhe 
des Flugzeuges. Die einfachste Erklärung für die Zu- 
nahme der Reichweite mit der Flughöhe kann folgender- 
maßen gegeben werden: Bei diesen schr kurzen Wellen 
erfahren die Oberflächenwellen, wie wir schon oben sag- 
ten, eine so starke räumliche Dämpfung, daß sie für die 
Ausbreitung praktisch keine Bedeutung haben. Ebens« 
kann angenommen werden, daß eine Rauniıstrahlung bei 
diesen Wellen nicht vorhanden ist, wofür auch das Fehlen 
der Fadings spricht. Für den Empfang ausreichende Feld- 
stärke ist nur dann vorhanden, wenn die gerade Verbin- 
dung vom Sender zum Empfänger frei durch die Lufi 
verläuft. Nach dieser Vorstellung wird also ein Empfang 
solange möglich sein, als das Flugzeug sich oberhalb der 
im Empfangsort an die Erdoberfläche gelegten Tangential- 
ebene befindet. Bezeichnet man, in Abb. 4 die Flughöh« 
mit be die Reichweite mit a, den Erdradius mit r, so er- 
gibt sich 


26. September 1929 


Eur og e r erhält man a =Y?2rh. Für den Erdradius 
r = 6370km wird die theoretische Reichweite agm = 


3.55. I Am. Die so ausrerechneten Werte sind in Abb. 3 
in Abhängigkeit von der Flu:xhöhe als gestrichelte Kurve 
eingezeichnet. Aus der Abbildung erkennt man, daß die 
zemessenen Werte stets unter der berechneten Kurve lie- 
sen. Eine Erklärung kann etwa so gegeben werden, daß 
bei dem Strahlungesverlauf während eines Teiles des We- 
ges zwar die Bedingungen der optischen Sicht erfüllt 
sind, daß aber die Erdoberfläche sich in einer Entfernung 
von dieser optischen Verbindungslinie befindet, die als 
vergleichbar klein gegenüber der Wellenlänge anzesehen 
werden muß. Infolgedessen wird während dieses Teiles 
des Weges eine starke Dämpfung durch den Erdboden 
zu erwarten sein. Diese Schwächung kann aber so groß 
sein, daß die Empfangesfeldstärke auch innerhalb der 
Zone der optischen Sicht unter die Reizschwelle des 
Rückkopplungesempfängers sinkt. Man erkennt schon aus 
diesen Überlegungen, daß es auf das Zusammenfhallen der 
Meßpunkte mit der gestrichelten Kurve weniger ankommt 
als vielmehr darauf, daß der mathematische Verlauf der 
durch die Meßpunkte gelegten Kurve der theoretischen 
entspricht. 


FE 


Abb. 5. Reichweite des direkten 
Strahls von Flugzeug zu Flugzeug. 


Abb. 4 Reichweite des direkten 
Strahls vom Fiugzeug zum Boden. 


Falls sich sowohl die Sende- als aueh die Empfanges- 
station oberhalb der Erdoberfläche befinden, gelten die 
Verhältnisse der Abb. 5. Es ergibt sich die theoretische 
Reichweite zu ce 

a=a+a.=Y2rh,+tYV2rh 
oder für r = 6370 km 
Oe = 355 (Vhim +y hom). 


Diese Formel wurde so geprüft, daß der Sender in 
ein Holzflugzeug (Muster Flamingo) und der Empfänger 
in ein Albatros-Flugzeug (Muster LT!) eingebaut wurde. 
Das Sendeflugzeug kreiste über dem Flugplatz Adlershof, 
das Empfangsflugszeug entfernte sich, bis der Empfang 
verschwand. Für die günstigste gegenseitige Lage ergab 
sieh eine maximale Reichweite von 123 kın für eine Höhe 


heider Flugzeuge über dem Erdboden von 3001m. Die 
Formel ergibt für diesen Fall 
7,10. 1300 = 123 km. 
Durch diese Messungen wird die Vor- 


stellung der sog optischen Ausbreitung 
fuirdiese Wellenstark gestützt. Während 
man einerseits bei Ausbreitungsvorgän- 
vsenderlanzen Wellendie Vorstellungder 
Vberflächenwellen hauptsächlich zu be- 
rieksichtigen hat, anderseits beiden kur- 
zen Wellen die Raumstrahlung für den 
Charakter der Ausbreitung bestimmend 
ist,dürfteesberechtigtsein,beidenultra- 
kurzen Wellen die Vorstellung der opti- 
schen Sicht bei Überlegungen über Aus- 
breitunesvorgränge als Arbeitshypothese 
zu benutzen. Scharf kann diese Vorstellung natür- 
lich nicht gelten: einmal schon wegen der oben angege- 
benen räumlichen Dämpfung durch dämpfende Medien, die 
sich nahe dem optischen Strahl befinden. Dann aber kön- 
ven, ähnlich wie sich beim gewöhnlichen Licht Ausnah- 
men von der geradlinigen Ausbreitung z. B. in trüben 
Medien zeigen, auch hier ähnliche Verhältnisse auftreten, 
die besonders stark hervortreten, wenn die Leistungen 
sehr groß sind. Endlich können in Einzelfällen Sekundär- 
strahlungen die Verhältnisse komplizierter machen. 

Uns interessiert heute vor allem die Frage, welche 
Anwendunzsgebiete sich für diese Wellenlängen in der 
Luftfahrt erschließen. Vorher seien nochmals kurz die 
Hlaupteigenschaften dieser Wellen zusammengefaßt. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


1391 


1. Die Oberflächenwellen können bei diesen Wellen- 
längen infolge ihrer starken räumlichen Dämpfung 
vernachlässigt werden. 

2. Für die Ausbreitung gelten zum mindesten in allen 
einfachen Fällen die Gesetze der geometrischen Op- 
tik, d.h. eine Energieübertrasung zwischen Sender 
und Empfänger ist praktisch nur dann möglich, wenn 
optische Sicht vorhanden ist. oder korrekter aus- 
gedrückt, wenn sich zwischen Sonder und Empfänger 
keine absorbierenden Medien befinden und die opti- 
sche Verbindungslinie nicht nahe solchen absorbie- 
renden Medien verläuft. 

3. Raumstrahlung kann innerhalb der Reichweiten, die 
hier untersucht wurden, nicht festgestellt werden. 


4. Fadings treten, zum mindesten bei dem verwendeten 
Empfänger, nicht auf. 


Bevor wir die Frage der Anwendung dieser Wellen 
in der Luftfahrt beantworten, müssen wir uns zunächst 
fragen, welche Gebiete für die FT in der Luftfahrt über- 
haupt in Frage kommen. Wir können vier verschiedene 
Anwendungen unterscheiden, wenn wir von den ferner: 
liegenden Einzelaufzaben absehen. 


1. Nachrichten-Fernverkehr, 
2. Fernpeilung, 
3. Nachrichten-Nahverkehr, 
4. Nahpeilung. 


Für die beiden ersten Anwendungseebiete ist ohne 
weiteres ersichtlich, daß die ultrakurzen Wellen nicht in 
Anwendung kommen können, da die Erdkrümmung eine 
optische Sicht zwischen Sender und Empfänger auf grö- 
Bere Entfernungen (einige 100 bis einige 1000 km) un- 
möglich macht. Für die ganz großen Reichweiten, d.h. 
also Entfernungen bis über 1000 kın, kommen wohl sicher 
nur die kurzen Wellen zwischen 15 und 60m in Frage. 
Für die Reichweiten von einigen 100 km ringen heute 
noch die langen und die kurzen Wellen um die Finfüh- 
rung; es ist noch nicht abzusehen, welche Wellengebiete 
bei diesen Entfernungen später einmal gewählt werden. 

Die unter 3. aufgezählte Verwendung der FT in der 
Luftfahrt, d.h. der XNachrichten-Nahverkehr, muße erst 
näher charakterisiert werden. Jch setze als bekannt vor- 
aus, daß die Langwellen- und auch die Kurzwellen-FT- 
Stationen in der Lage sind, mit ihrer Bodenstation auch 
in deren unmiittelbaren Nähe in Verbindung zu treten, 
oder anders ausgedrückt, daß die heute bereits eingeführ- 
ten FT-Stationen in der Lage sind, den Nachrichten-Fern- 
verkehr und auch den Nachrichten-Nahverkehr bei ein- 
fachen Streckenflügen zu übernehmen. Nun liegen aber 
beim Nachrichten-Nahverkehr die Verhältnisse wesent- 
lich komplizierter, wenu es sich um den Verkehr zwischen 
einzelnen Flugzeugen eines Vlugzzeurzeschwäaders han- 
delt. Militärische Flugzeuxrgeschwäder haben wir bekannt- 
lich in Deutschland nicht, aber unser Flugsport kennt 
doch solche Fluzzeugstaffeln, bei denen der Staffelführer 
in der Lage sein muß, den einzelnen Flugzeugführern 
kurze Anweisungen zu geben, um die gleichzeitige Aus- 
führung der sportlichen Figuren zu ermöglichen. Bei der 
Ausführung soleher Figuren (z.B. lLoopings) ist die Be- 
nutzung der sonst üblichen Hängeantenne nicht möglich. 
Die Verwendung von fest verspannten Antennen gibt bei 
sehr langen Wellen eine sehr geringe Strahlleistunge?. Die 
kurzen Wellen zwischen ID... Gm ergeben zwar auch bei 
festen Antennen prozentual recht große Strahlungslei- 
stungen, ihre Reichweite ist aber recht groß, so daß man 
Bedenken haben kann, für einen Nahverkehr solche Wel- 
len einzusetzen, bei denen man ferngelegene Empfanes- 
stationen unvermeidlich stören muß. Für solche Aufgra- 
ben, d.h. für den Verkehr zwischen den Flugzeugen eines 
(teschwaders, scheinen die ultrakurzen Wellen besonders 
berufen zu sein: dabei darf man natürlich von diesen Whl- 
len nicht mehr verlangen, als sie leisten können. d. h.: 
wird bei einem solchen Verkehr auch die Verständigung 
mit. einer Bodenstation auf große Entfernungen verlangt, 
ohne daß das Flugzeug besonders große Höhen aufsucht, 
dann ist natürlich die Bedingung der optischen Sicht zwi- 
schen Sender und Empfänger nicht mehr erfüllt und die 
Anwendung dieser Wellen wird infolgedessen unmöglich. 

Das größte Anwendungsgebiet in der Luftfahrt wer- 
den diese Wellen meiner Ansicht nach in Zukunft wohl 
bei der Nahpeilung haben. Dieses Problem kann auch das 
Problem der Erleichterung der Nebellandung durch FT 
genannt werden. Gedacht ist dabei an die Orientierung 
eines Fluszeures im Nebel unmittelbar über dem Flug- 


3 Vol Eisner, Faßhbender m Kurlbaum, Jahrb. draht!, 
Telegr. Bd. 31, S. 1W u. 141. 


1392 


platz während der Landung, wobei angenommen werden 
kann, daß das Flugzeug den Flugplatz im Nebel mittels 
Langwellen-Fernpeilung gefunden hat. Hierfür ist vor- 
geschlagen worden, Sender solcher Wellenlängen, also 
etwa 3m, in einem Parabolspiegel aufzuhängen und das 
so erhaltene Strahlenbündel durch Drehung des Spiegels 
rotieren zu lassen. Ähnlich wie dies von Marconi für 
die Schiffahrt vorgeschlagen wurde, kann während dieser 
Rotation der Sender verschiedene Morsezeichen je nach 
der Himmelsrichtung des Strahlenbündels ausstrahlen. 
Empfängt ein Flugzeug von diesem Sender ein bestimm- 
tes Morsezeichen, so erkennt es hieraus ohne weiteres, 
in welchem Sektor des Kurzwellen-Peilsenders es sich be- 
findet. Auch andere Metlioden sind für dieses Problem 
der Nahpeilung vorgeschlagen worden, die ich hier nicht 
nennen will. Meist handelt es sich darum, Strahlenbündel 
herzustellen, und die Bündelung der Strahlenenergie ist 
naturgemäß bei ultrakurzen Wellen deswegen besonders 
einfach, weil die Dimensionen der Parabolspiegel erträg- 
lich klein werden. 


Dem Problem der Nahpeilung stehen aber heute noch 
große Schwierigkeiten im Wege. Die erste Schwierigkeit 
liegt in der ganz erstaunlich hohen Landegeschwindie- 
keit der heutigen Flugzeuge. So besitzt z.B. die bekannte 
Junkers F 13 eine Landegeschwindigkeit von etwa 20 m/s. 
Neuere Flugzeuge weisen noch höhere Landeseschwin- 
digkeiten auf. Dies setzt also voraus, daß die Nahorien- 
tierung über dem Flugplatz unmittelbar vor der Landung 
in außerordentlich kurzer Zeit durchführbar sein muß. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


26. September 1929 


Die zweite Schwierigkeit, die sich der Nahpeilung heute 


noch entgegenstellt, ist die folgende: Bei allen Methodeı, 
die seither für eine Nahpeilung, d.h. für die Orientierung 
des Flugzeuges über dem Flugplatz unmittelbar vor der 
Landung vorgeschlagen wurden, muß vorausgesetzt wer- 
den, daß das lL,andegelände mit besonderen Einrichtungen 
ausgerüstet ist, z. B. wie oben kurz angedeutet mit einer 
rotierenden Spiegelstation für ultrakurze Wellen. Dies 
setzt also voraus, daß die Flugzeuge in der Lage seiu 
müssen, vor der Landung einen für solche Nebellandunzen 
eigens ausgestatteten Flugplatz auszusuchen. Dies kann 
heute leider noclı nicht angenommen werden, da ein nicht 
vernachlässigbarer Teil der Landungen als sog. Notlan- 
dungen angesehen werden muß, d. h. Landungen, die haupt- 
sächlich infolge von Motorstörungen unerwartet unl 
schnell ausgeführt werden müssen, wobei gar nicht mehr 
die Möglichkeit besteht, den für solche Nebellandunzen 
besonders eingerichteten Flugplatz aufzusuchen. Aus dir- 
dem Grunde würde heute noch die technische Ausarbei- 
tung einer Methode zur Ermöglichung der Nebellandung 
auf einem Flughafenzelände nur einen Teil der Lösung 
des eigentlichen Problems des Nebelfluges darstellen. 


Wird aber, wie anzunehmen ist, die Betriebsicherheit 
der Flugmotoren sich zu einer nahezu hundertprozentiren 
steigern, dann wird sofort das Problem der Nebellandun: 
über dem Flugplatz praktisch die größte Bedeutung be- 
kommen und für die Lösung dieses Problems wird das 


‘Wellenbereich, dem die heutigen Vorträge gelten, viel- 


leicht wichtige Dienste leisten können. 


C. Die Bedeutung der ultrakurzen Wellen für die elektrische Nachrichtentechnik, 
insbesondere die der Wellenlängen von 1 m abwärts. 


Von Direktor Walter Hahnemann, Berlin. 


Bei den sog. langen Wellen spielt für die Reichweite 
die Ausbreitung an der Erdoberfläche eine wesentliche 
Rolle, wobei mit abnehmender Wellenlänge diejenigen 
Ausbreitungsvorgänge hinzutreten, die in dem Raum zwi- 
schen der Erdoberfläche und der Heavisideschicht stattfinden. 

Bei den kurzen Wellen, das sind die zwischen 10 
und 100m — sie seien „Zehner”-Wellen genannt — tritt 
die Erdausbreitung ganz zurück; ihre überraschend großen 
Reichweiten sind allein noch zu erklären durch die Aus- 
breitung zwischen Hleavisideschicht und Erdoberfläche. 
Um sich über die hierbei vorliegenden näheren Verhält- 
nisse klar zu werden, ist es vorteilhaft, sich die Erdkugel 
mit der darüber liegenden Heavisideschicht maßstäblich 
aufzuzeichnen. Der Erdradius beträst nicht ganz 7000 km, 
die Höhe der Heavisideschicht über dem Erdbodon sei an- 
genommen zu 70 km, die Dicke der Kugelschale zwischen 
Erdboden und Heavisideschicht beträgt also etwa !jıoo des 
Erdradius. Die Abb.1 zeigt hierfür ungefähr die maß- 
stäblichen Verhältnisse. Man sieht aus ihr, wie dünn die 
Schicht der Kugelschale ist, in welcher diese Ausbreitung 
der elektrischen Energie stattfindet. Würden an den 
Grenzflächen dieser Kugelschale, das ist Erdoberfläche 
und Heavisideschicht, keine Verluste auftreten, so wäre 
die Ausbreitung der Energie linear. Aus dieser Betrach- 
tunz werden die großen Reichweiten, die mit den „Zeh- 
ner”-Wellen erzielbar werden, verständlich; ebenso aber 
auch die Schwunderscheinungen oder das „Fading“, da die 
Beugunes- bzw. Reflektionsvorgänge allen Änderunzen in 
dieser Schicht unterworfen sind. Dem Vorteil der gro- 
ßen Reichweite dieser „Zehner”-Wellen steht also diese 
Beeleiterscheinung des Fadings als Nachteil gegeniiber. 

Bei den „Einer“-Wellen — so seien die Wellenlän- 
gen zwischen 10 und 1 m bezeichnet — scheint auf Grund 
der bisherigen Firfahrungen die Reichweite weder durch 
die Erdausbreitung noch «durch die Kugelschalenausbrei- 
tung bestimmt zu sein. Die Ausbreitung an der Erdober- 
fläche entlang ist außerordentlich stark gedämpft und 
kommt daher praktisch kaum in Frage; eine Reflektion 
bzw. Herabbeugung dieser Wellen an der Heavisideschicht 
scheint nieht stattzufinden. Fadingerscheinungen wurden 
nicht beobachtet; ihre Reichweite wird also durch die 
Ausbreitung im freien Raum bestimmt: die bei ihnen vor- 
liegenden Verhältnisse ähneln also schr den optischen. 
Sender und Empfänger erhalten miteinander Verbin- 
dung, wenn sie sich sehen. Darüber hinaus kommt nur 
noch Beurung in Frage; durch diese wird aber keine er- 
hebliche Vergrößerung der Reichweite ermöglicht, ähn- 
lich wie beim Licht. 


VonScheppmann und Gerth!sind Reichweiten 
versuche vom Brocken aus beschrieben, die vom Esau- 
schen Institut in Jena und den Laboratorien der C. Lo- 
renz Aktiengesellschaft angestellt wurden. Sie haben für 
die Wellenlängen von etwa 3m diese Ausbreitungsart im 
freien Raum als die für diese Wellen maßgzebende festge- 


rd. ?000km 


Erdradiaus 


Abb. 1. Verhältnis von Heavisideschicht und Erdkugel. 


stellt. 


Für die Berechnung der Reichweiten ergibt sich 


hieraus eine einfache Beziehung, die, abgesehen vom Jrd- 
radius, nur noch die Höhe des Senders und des Empfiän- 
gers über dem Erdboden enthält. Vermehrung der Ener- 
gie des Senders oder Erhöhung der Empfindlichkeit de= 
Empfängers ergeben keine nennenswerte Vergrößerun: 
der Reichweite über diese Grenze der direkten Sicht hin- 
aus infolge der logarithmischen Abnahme der Empfangs- 


energic in der dann folgenden Beugungszone. 
Die neuerdings angestellten Flugzeugversuche 


der 


| 


DVL, über die vorstehend Prof. Dr. Faßbender be- 


richtet hat, stellen eine Bestätigung hierfür dar, 


zum: 


mindesten insofern, als eine Überschreitung der Sicht- 


reichweite bei diesen Versuchen nicht vorgekommen 


! Jahrb. draht!. Telegr. Bd. 3, 5. 23. 


isi. 
Es wäre außerordentlich zu begrüßen, wenn solche Ver 


| 
u 


26. September 1929 


suche in immer weiterem Umfange stattfinden würden, 
um für die Anwendung dieser Wellenlängen eine völlig 
gesicherte Grundlage zu schaffen. Man kann wohl anneh- 
men, daß die geschilderten Ausbreitungsvorgänge für alle 
Wellenlängen von etwa 10m abwärts vorliegen. Diese 


Abb. 2. Dezimeterröhre. 


Wellen sind also nur innerhalb eines ganz bestimniten 
Umkreises um den Sender herum zu empfangen, sie sind 
die gegebenen Wellen für den Nahverkehr. Innerhalb des 
fraglichen Umkreises kann man mit Sicherheit auf Emp- 
fang rechnen, da kein Fading vorkommt: hieraus ergibt 
sich für diese Wellen voraussichtlich ein Anwendungs- 
gebiet, das in seinem Tlmfange zur Zeit noch gar nicht 
iherschen werden kann. Sie können vielleicht einmal die 
Lösunz für das wirkliche Fernsehen bringen, da bei ihnen 
kein Fadinz oder atmosphärische Störungen vorliegen 
und die erforderliche große Bandbreite keine Schwierig- 
keiten machen würde. 

Während nun die „Einer‘ Wellen auf Grund der Ver- 
suchsresultate der letzen Jahre noch im Begriff sind, die 
erste Anwendung in der Praxis zu finden, sind bereits 
Sender- und Empfängzertypen für noch kleinere Wellen- 
lingen zwischen etwa 10cm und Im — sie seien „Dezi“- 
Wellen genannt — in Entwicklung begriffen. Einleitend 
hat Dr. Kohl uns seine so instruktiven optischen Ver- 
suche mit Wellenlängen von etwa 14 cm vorgeführt. Ne- 
ben dem wissenschaftlichen Interesse der Anwendung die- 
ser Wellen zu optischen Versuchen fragt es sich nun, ob 
und inwieweit sie einer praktischen Anwendung in der 
Nachrichtentechnik zugeführt werden können. Fs sei 
diese Frage der praktischen Anwendungsmöglichkeit der 
„Lezi”-Wellen kurz betrachtet. 

Die „Einer“-Wellen breiten sich im Raum aus, ähn- 
lich wie die optischen Wellen, aber ihre Dimension ist 
verhältnismäßig noch groß für eine Verwendung der op- 
tischen Mittel, wie Spiegel, Linsen oder dgl. Nehmen wir 
zum Beispiel die 3 m-Welle und betrachten wir den für 
sie von Gresky ausgebildeten Spiegel, so beträgt des- 
sen Ausdehnung noch mehrere Meter. Dies ergibt für 
tragbare oder schwenkbare Geräte eine noch zu wenig 
handliche Konstruktion. Demgegenüber können „Dezi”- 
Wellen für bestimmte Anwendungsgebiete insofern als 
weiterer Fortschritt gelten, als sie handiiche, den opti- 
schen ähnliche Mittel zur Strahlenbündelung. Spierelurer 
„ler del. mehr möglich machen. Hierfür sollen die nach- 
folgenden Experimente in Ergänzung zu denen von Kohl 
einigen Aufschluß geben. 


Es wurden folgende Experimente gezeigt: 


Der Sender stand an der einen Wand des Hörsaals, der 
Empfänger an der gegenüberliegenden Wand; die Enitfer- 
nung war also etwa die Breite des Hörsaals. Der Sender 
wurde moduliert getastet. 


1: Der Empfänger gab im Lautsprecher laute vernehm- 
liche Zeichen wieder, wenn die beiden Parabolspiegel, in 
denen sich der Sender und Empfänger befanden, einander zu- 
gedreht waren. Bei Drehung eines der beiden Spiegel seit- 
mn verschwanden die Zeichen. 


“Der Empfängerspiegel wurde um die eine Horizon- 
sie. so weit gedreht, daß der Dipol des Empfängers 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 39 


1393 


waagerecht lag, während der Spiegel des Senders und damit 
dessen Dipol senkrecht stehen blieben. Der Empfang ver- 
sehwand infolge der Verdrehung der Polarisationsebene des 
Empfängers. Der Empfänger wurde nun um eine zweite, 

recht zur ersten stehende Horizontale gedreht; der Emp- 
fang wurde wieder praktisch Null, da auch hier die Polari- 
sationsebene des Empfängers senkrecht zu der des Senders 
zu liegen kommt. Beim Zurückdrehen des Empfängers in die 
richtige Polarisationsebene (beide Dipole senkrecht) war 
wieder der volle Empfang da. 


3. Es wurde eine spiegelnde Metallfläche in die Nähe 
des Empfängers (zwischen Sender und Empfänger) gehalten. 
Diese ergab Zunahme der Tonstärke des Empfängers in einer 
bestimmten Lage. Beim Wegbringen oder Nähern dieser 


Fläche zum Empfänger traten Maxima oder Minima auf in 
‚Abständen von etwa 1 dm (Entfernung von Maximum zu 


Minimum eine Viertel-Wellenlänge). Der Versuch gab Auf- 
schluß über die Wellenlänge. Gleichzeitig ist er ge- 
eignet zur experimentellen Darstellung des Einflusses des 
Abstandes des Strahlungsgebildes von der Grenze des Medi- 
ums im Verhältnis zur benutzten Wellenlänge. 


Die bei den Experimenten benutzte Wellenlänge be- 
trägt etwa 50 cm; die Abb.2..4 zeigen die benutzten 
Röhren (Sender- oder Empfängerröhren) und die Appa- 
rate in ihrem Aufbau sowie die an den Röhren im Para- 
bolspiegei angebrachten Antennen. Die Apparate wurden 
in den Laboratorien der C. Lorenz A.G. von den Herren 
Scheppmann, Karplus und Gresky entwickelt. 


Abb. 3. Empffinger mit Spiegel für Dezimeterwellen.: 


Abb. 4. Sender mit Spiegel für Dezimeterwellen. 


Die Herstellung der uns in der Optik gewohnten Er- 
scheinung, wie 2. die Strahlenbündelung von der 
Schärfe eines Scheinwerferstrahles, setzt nun noch .eine 


‚weitere Maßnahme voraus, nämlich die, daß die optischen 


Mittel, wie z.B. die Parabolspiegel, in ihren Dimensionen 
(Brennweite des Spiegels) groß zur Wellenlänge gemacht 
werden. Dann erst werden wir wirkliche Energiebünde- 
lungen und damit neue Fortschritte erreichen. Es ist er- 
sichtlich, wie vorteilhaft es hierfür sein muß, elektrische 
Energie von gewisser Große (einige Watt) bei möglichst 
kleinen Wellenlängen von der Größenordnung einirer 


' Dezimeter oder noch darunter zur Verfügung zu naben. 


Es scheint, als ob wir heute an der Schwelle zu dieser 


Entwicklung ständen. 


1394 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 39 


26. September 1929 


Eichung der Kugelfunkenstrecken*. 
Von Dr.-Ing. H. Bechdoldt, Neu-Rössen b. Merseburg. 


Übersicht. Die vom VDE am 1. VII. 1926 heraus- 
gegebenen Eichkurven für Kugelfunkenstrecken werden mit 
Hilfe des neuen Hochspannungs-Voltmeters der Fa. Hart- 
mann & Braun nachgeprüft und die einzelnen Kugeln direkt 
miteinander verglichen. Hierbei ergibt sich, daß die ge- 
normten Kurven untereinander nicht übereinstimmen. Die 
Eichkurve für die 75 cm-Kugeln ist richtig, während die der 
übrigen Kugeln mit abnehmendem Kugeldurchmesser immer 
größere Abweichungen ergeben, die bei 5 cm-Kugeln bereits 
10% betragen. Ähnliche Ergebnisse erzielte A. Palm! bei 
Messungen an 25- und 75cm-Kugeln. Auf Grund der Mes- 
sungen werden die Konstanten der Gleichung, die der Nor- 
mung zugrunde lag, geändert und damit eine neue Eichkurve 
für Kugelfunkenstrecken aufgestellt. Es zeigt sich jedoch, 
daß die nach dieser Formel ermittelten Werte nur für grö- 


Bere Schlagweiten richtig sind. Die Eichkurven für Kugel- 


funkenstrecken lassen sich demnach nicht durch eine Formel 
von dem Charakter 


darstellen. Weiterhin werden einige Versuche an Käfig- 
funkenstrecken geschildert, die in Übereinstimmung mit den 
Toeplerschen Messungen? ergeben, daß durch einen um die 
Kugelfunkenstrecke angeordneten Käfig die Anfangspannung 
herabgesetzt wird. 


Die bisher vorliegenden Eichkurven? für Kugelfun- 
kensirecken sind, soweit sie überhaupt experimentell fest- 
gestellt sind, durch Messung der Spannung auf der 
Unterspannungseite des Transformators und Um- 
rechnung mit dem Übersetzungsverhältnis bestimmt wor- 

en. Von anderer Seite wurden Formeln zur Be- 

rechnung der Überschlagspannung zwischen Kugel- 
elektroden aufgestellt. Während die Messungen unterein- 
ander bereits gewisse Abweichungen ergeben, ist aber 
der Unterschied zwischen den berechneten und den ex- 
perimentell aufgenommenen Eichkurven außerordentlich 
groß. Um eine einheitliche Grundlage für die Messung 
höherer Spannungen innerhalb Deutschlands zu erhalten, 
wurden vom VDE Eichkurven für Kugelfunkenstrecken 
für 5, 10, 15, 25, 50, 75 und 100 cm Kugeldurchmesser 
genormt. Für diese Normung wurde die von Peek auf- 
gestellte Formel unter geringer Abänderung der Kon- 
stanten als Grundlage benutzt. 


Es Cé - R 


EF. Voltmeter 


r-=------- 


Abb. 1. Schaltung des Hochspannungsvoltmeters von H. & B. 


Bisher besaß man in der Funkenstrecke das alleinige 
Mittel, den Scheitelwert hoher Spannungen zu bestimmen. 
Das sonst noch gebräuchliche elektrostatische Voltmeter 
erlaubt nur die Messung des Effektivwertes und ist ver- 
hältnismäßig ungenau und deshalb zu derartig ge- 
nauen Messungen, wie sie eine Eichung erfordert, unge- 
eignet. Vor einigen Jahren hat nun die Firma Hartmann 
& Braun ein neues Hochspannungsvoltmeter herausge- 
bracht?, welches die Messung des Scheitel- und Effektiv- 


* Die Versuche wurden im Versuchsfeld derHermsdorf-Schomburg- 
deeg H. Hermsdorf, ausgeführt. Vgl. Hescho-Mitt. H. 81, 


1 ETZ 1928, H 904. 

2? M. Toepler, 2. Techn. Phys. Bd. 3 H. 10. 

8 Vgl. O. Schumann, Elektrische Durchbruch-Feldstärke von 
Gasen. Verlag Julius Springer, Berlin 1923. 

4 F. W. Peek jr., Proc. Am. Inst. El. Engs. 1914, 8. 889. 

5 Nähere Beschreibung dieses Instrumentes: A. Palm, ETZ 1926, 
H. 873. ý i 


wertes bis etwa 500 kV ef bzw. 800 kV max gestattet. Dem 
Verfasser wurde dieses Instrument in dankenswerter 
Weise zu eingehenden Versuchen zur Verfügung gestellt 
und u.a. zur Kontrolle der genormten Funkenstrecken- 
Eichkurven benutzt. Die Schaltung desselben ist aus 
Abb.1, der äußere Aufbau aus Abb.2 zu ersehen. Die 
Spannung wird durch einen kapazitiven Spannungsteiler 
im Verhältnis 500 000 : 800 V unterteilt und der Effektiv- 
wert mit einem Multizellularvoltmeter, der Scheitelwert 
mit einer Glimmlampe gemessen. 


Lee, <mo 


" 


$ 
ki 

` Kei e 
Le: 


T 5 
l A 


Abb. 2. Äußerer Aufbau des Hochspannungsvoltmeters von H.&B. 


Vor Beginn der eigentlichen Messungen an Funken- 
strecken wurde dieses Hochspannungsvoltmeter genau 
untersucht und dabei zunächst festgestellt, daß die An- 
gaben desselben völlig unabhängig von den atmosphäri- 
schen Verhältnissen sind. Die gemessenen Werte ließen 
sich nach einem Jahr noch auf etwa Ae % genau repro- 


II III IT 
EIERE 
TEA 


Abb. 3. 5 cm-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, us. 


duzieren. Auch die in dem Instrument eingebaute Glimm- 
lampe ist normalerweise außerordentlich zuverlässig. 
Störungen traten nur ein, wenn in unmittelbarer Nähe 
starke Überschläge bei hoher Spannung auftraten. Die 
Glimmlampe leuchtete in solchen Fällen stark auf, und 
eine Nachprüfung ergab Abweichungen von etwa 2..3 %. 
Um hierdurch entstehende Fehler auszuschalten, wurde 
die Eichung vor und nach: jeder Messung nachgeprüft. 
Die größte Sorgfalt wurde auf die Kontrolle des Über- 
setzungsverhältnisses des Spannungsteilers gelegt und 
hierbei sehr gute Übereinstimmung gefunden. Die Nach- 
prüfung wurde durch Bestimmung des Spannungsabfalles 
im Transformator und durch oezillographische Aufnahme 


BR 


26. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


1395 


der Spannungskurve ober- und unterspannungseitig 
durchgeführt. Eine eingehende Beschreibung der hierbei 
angewandten Meßmethoden wird an anderer Stelle später 
noch gebracht werden, und es sollen im folgenden ledig- 
lich die Meßergebnisse bei der Untersuchung der Funken- 
strecken näher ausgeführt werden. 

Die Messungen wurden an 5-, 10-, 15-, 25-, 50- und 75 cm- 
Kugeln bei beiderseits isolierten Polen ausgeführt, indem 
das Hochspannungsvoltmeter parallel zu den Kugeln ge- 
schaltet wurde. Messungen bei einpoliger Erdung konnten 
aus Zeitmangel nicht mehr durchgeführt werden. Die 
Kugeln waren frei im Raum, d.h. so aufzestellt, daß ihr 
Abstand von geerdeten Teilen mindestens gleich dem 
bs fachen Kugeldurchmesser war. lm übrigen waren die 
in den „Regeln für Spannungsmessungen mit der Kugel- 
funkenstrecke in Luft“ angegebenen Gesichtspunkte ge- 
nau beachtet. Vergleichsversuche haben ellerdings ge- 
zeigt, daß z.B. der Durchmesser der Zuleitung zu den 
kugeln keinen meßbaren Einfluß auf die Überschlag- 
spannung hat. Die in den Kurven Abb.3..8 und 
Zahlentafeln angegebenen Werte gelten für eine Tem- 
peratur von 20° und einen Barometerstand von 760 mm Hg 
und sind durch den Faktor V2 auf sinusförmige Kurve 
reduziert. Die Messungen wurden im Laufe eines halben 
Jahres mehrfach nach- 
kontroiliert und stets _ %80 


a III LAST 
gute Ubereinstim- te CETA 
mung gefunden, wie [TT A TT 
auch aus den Kurven so ONT T) 


aus der geringen 
Streuung der Punkte „|| 


Ze Lee 
ell ICT 


zu ersehen ist. Die II 

Eichung für 15cm- sool- ABBSEZERBEREN 
Kugeln wurde einmal Bu SS 

mit einem 500 kV- sH HH 


SSES 
WANNE 
SAVEEN 


Transformator mit 
verhältnismäßig gu- ` e 
ter Spannungskurve 

und einmal mit einem W 
300 kV - Transforma- 
tor mit stark ver- 


-+ Spannung euf der 
Primör seite gemessen 


zerrter Spannungs- 
kurve durchgeführt. 0 EN E 8 0 B M 8 
Die Übereinstimmung ` —>Schlogweite s 


dieser beiden Mes- 
sungen ist ein Be- 
weil dafür, daß die 
Eichung des Hoch- 
spannungs-Voltmeters unabhängig von der Kurvenform 
richtig ist. 

In den Abb. 3...8 sind die aufgenommenen Eichkurven 
und zum Vergleich die vom VDE genormten Kurven ein- 
getragen. Die punktierte Kurve gibt jeweils den auf der 
Primärseite des Transformators gemessenen und mit dem 
Übersetzungsverhältnis multiplizierten Effektivwert der 
Spannung wieder. Vergleicht man die Kurven unterein- 
ander, so sieht man, daß die genormten und die ge- 


Abb. 4 10 cm-Kugeln, isoliert. 
760 mm Hg, A. 


—— neue Eichkurve 

--- genormte Eichkurve 

„+... Syonnung ouf der 
Primarseite gemessen 


[4 Z E 6 8 č J Æ MM Ze 18 20 22 24cm 


—>Schlogweite s 


Abb. 5. 15 em-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, 20°. 


messenen Eichkurven für die 75em-Kugeln fast genau 
übereinstimmen. Für die 50 em-Kugeln ergibt sich bereits 
eine Differenz von rd. 2%, während für die 5 em-Kugeln 
eine Abweichung von etwa 10 % auftritt. Die Abweichung 
er gemessenen von den genormten Eichkurven ist in den 
Kurven der Abb.9 eingetragen. Für alle Kugeln ist je- 
doch die Eichung mit dem gleichen Instrument durch- 
geführt, und es ist unmöglich, dal dieses Instrument je 
nach dem Kugeldurchmesser verschiedene Werte zeigen 
soll. Gleiebfalls ist es unmöglich, daß das Übersetzungs- 
verhältnis des Transformators je nach dem Kugeldurch- 


messer verschieden groß sein soll, denn bei allen Ver- 
suchen war eine Grundbelastung von etwa 800 cm parallel 
zur Funkenstrecke geschaltet. Die geringe Änderung der 


WIRE 
EE KE 


EE 


>= neue Eichkurre 
--- genormte Eıichkurve 
--+-- Spannung auf der 
Frımorseile gem8ssen 


TITELE 


—>Schlogwauls A 
Abb. 6 25 cm-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, 290°. 


Allee 


SEEEBSRREERE 
SE 
AE EN 


u 
NERBHRENZISTBERNIZERBERRRERE 
ERUNEEERERIKUZIZBERAE 


FERLERN 

LIT 

JEE WE REES ES CES E EES EES SS ES e 

EERSTEN DEET IG KS ER E 
7 20 


dë om o 
—> Sohlagweite S 


Abb. 7. 50 cm-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, 20°. 


SSTT TGA 


eT TTT AA 
krep | EE 
BERSRRRRRSS SR AERRRE 
EE EE 
SEET A 
BERBNESEEREPSURRHERN 
RSA RES ES EES 
TOTECO AAAA 
Taa a 
s TE EA ETE 
EZAT EEE 
AAT T 
BE EI RI BI 
ECKE EES? ES? 
2001| 4 
TTT d —— - genermta Eichkurre 
SE ame -- +- Sponnung auf der 
BEB ABER Primörserfe o 
a EA T 
TETT 
TATT 
YTT 
TET 
EE 


20 30 cm 
—>Schlogweile 8 


> 
Ki 


Abb. 8 75 cm-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, 20°. 


Belastung des Transformators kann mithin keinen nen- 
nenswerten Einfluß haben, denn die Kapazität der Kugeln 
beträgt höchstenfalls nur etwa 75 em. Würde man jedoch 


1396 


die genormten Eichkurven zugrundelegen, so würde das 
Übersetzungsverhältnis mit wachsendem Kugeldurch- 
messer um 9% steigen, was nach anderen Versuchen 
eine Erhöhung der Belastung des 'Transformators um etwa 
2500 em bedeuten würde, denn die Kurvenform war bei 
allen Versuchen gleich. Um die Übereinstimmung der 
Kurven untereinander direkt nachweisen zu können, 
wurde eine Funkenstrecke mit 50- und eine mit 25 em-Ku- 
geln parallel geschaltet. Die Schlagweiten wurden so ein- 
gestellt, daß der Überschlag abwechselnd an der 25- und 


CSC 


D 


Abb. a Differenz zwischen den genormten und den neu aufgenommenen 
Eichkurven. 


50 em-Kugel erfolgte. Für die 25 cm-Kugeln wurde auf 
diese Art eine Schlagweite a, für die 50 cm-Kuseln eine 
Schlagweite b gefunden. Die denselben entsprechenden 
Spannungen wurden den genormten Kurven wie auch den 
neuen Eichkurven entnommen. Wenn nun die Eichkurven 
für die verschiedenen Kugeln untereinander übereinstim- 
men, dann müssen diese Spannungen gleich sein. Dies 
trifft für die neuen Eichkyrven auch zu, für die ge- 
normten Kurven dagegen ergeben sich je nach der Schlag- 
weite verschieden große Differenzen. In Zahlentafel 1 
sind einige Meßergebnisse dieser Art an 25- und 50 cem- 
Kugeln zusammengestellt. 


Zahlentafel 1. Vergleich der Messungen mit dem 
Hoebspannungs-Voltmeter und den genormten Eiclıkurven. 


25 cm-Kugeln 50 cm-Kugeln 


Überschlagspannung Überschlagspannung 
aus den aus den 4 
neu anfge- ' neu aufge- 
E genormten | nommenen Se genormten „ommenen 
Daun Eichkurven 
Verf oft kV 


Die gleichen Ergebnisse hatten auch Vergleichsversuche 
an 10- und 25 em-Kugeln. Ähnliche Messungen wurden 
von einem anderen Beobachter? durch Vergleich der 10-, 
15-, 25-, 50 em-Kugeln untereinander durchgeführt und 
nachfolgende Ergebnisse gefunden: 


Zahlentafel 


Kugeldurchmesser mittlere Abweichung 
(cm) in % 
50—25 4,3 (3) 
50--15 6,9 (4) 
50—10 8,8 (5,6) 
25—15 1,2 (1) 
25—-10 2,1 (1,6) 


Die in Klammer stehenden Werte wurden den Kurven der 
Abb.9 entnommen Wenn auch die gefundenen Ab- 
weichunzen nicht genau mit den von mir festgestellten 
übereinstimmen, so liegen die auftretenden DViffrenzen 
doeh im Bereich der normalerweise bei Messungen mit 
der Funkenstrecke zu erzielenden Genauigkeit. 

Die vorstehend beschriebenen Messungen ergeben mit 
Sicherheit, daß die genormten Eichkurven ‚untereinander 


e Dipl.-Ing. Weber, PEST Isolatoren G. m. b. H., 
Hermsdorf i. Thür. r 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


26. September 1929 


nicht übereinstimmen, sie stellen somit bestimmt nicht die 
richtigen Eichkurven der Kugelfunkenstrecken dar. Tra- 
gen wir nun die zwischen den genormten und neu aufge- 
nommenen Eichkurven gefundene Differenz als Funktion 
von Schlagweite zu Kugeldurcehmesser auf, so finden wir 
weiter, daß die Abweichung nicht konstant sondern selbst 
wieder eine Funktion der Schlagweite ist. Zur Klärung 
dieser Tatsache gehen wir von der Grundlage aus, auf der 
die genormten Eichkurven aufgebaut sind. Wie vorher 
bereits erwähnt, sind sie aus einer von Peek aufgestellten 


O 5 10 15 20253035 W 45 50 55 60 65 70cm 
—>Augeldurchmesser D 


Abb. 10. Abweichung der Werte für A. zwischen Rechnung 
und Versuch. 


Formel berechnet. Nach dieser ist die Überschla:rspan- 
nung zwischen 2 Kugelelektroden von dem Durchmesser D 
bei einer Schlagzweite s gegeben zu 


0,5 s 
A SECHER ET ee 
Die Konstanten sind, soweit festgestellt werden konnte, 
aus Messungen an kleineren Kugeln ermittelt worden. 


Der letzte Faktor der Gleichung (7 ist seinerseits wieder 


s 
aus Bëscher als eine Funktion von TD gegeben und gilt 


für beiderseits isolierte Kugeln. 


wem ken | — wes 
Gülhgkeif der 


Abb. 11. Verhältnis der gemessenen Funkenspannung zu der nach 


GL (3) berechneten. 


Bereits früher ist von M. Toepler zur Berechnung 
der Funkenspannung eine Formel aufgestellt worden, die 


den gleichen Charakter, jedoch andere Konstanten "hat. 
Nach dieser ist: 0,667 
A s = 20,63- ES YD SIE d an ue x KI 


Die Formel gilt für einen Barometerstand von 760 min Hz 


und eine Temperatur von 20°. In Gl. (1) wird für unend- 
lich große Schlagweiten 
s 1 
Ee E 
D fi; 


— — m 


26. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


1397 


somit ist | 
As. = 19,62 - ( GEI, D-1 


Nach der Gl. (2) wird: ` | 
Zr 0,667 
Asa = 20,63 - 1477) D. 


Nehmen wir zunächst den Charakter der Gleichungen als 
richtig an und berechnen aus den neu aufgenommenen 
Eichkurven rückwärts den Wert für- 

As 

EEN 

D fi; 


Aso = 


so müßte dieser, wenn der Charakter der Gleichung tat- 
sächlich richtig wäre, für alle Schlagweiten konstant sein. 
Hierbei ergeben sich jedoch, wie Zahlentafel 3 zeigt, er- 
hebliche Abweichungen. 


Zahlentafel3. 


A,. für Kugeln von 


Ké | 5 Im lu | 25 ' 50 | 75 cm 
D | - | i 

ou e, | 1550 
E Zë ee EC 142 ' 240 | 347 | 566 1089 1570 
e FE ee Ä = 

E reet 142 | 242 | 355 569 1093 | 1693 
ER 

E SE a a 140 | 249,5 | 361 582 1092 1608 
CNN = 

oa DODI] 141,5 253 | 365,5 | 587 | 1093 | 1610 
AE e ere, A e 

OD, a aane a a 142,5 | 258,5 872 | 586 | 1101 

E E E e 141,5 261,5 | 374,2 | 587 1103 
On 

ER E E aa | 259 | 373 589 | 1109 

e "eege 140,5 | 261 | 375,5 | 595 

KC Se ann 139,9 262 | 376 | 594 

Eë ee | 141,8 | 265 | 379 600 
Mittelwert ..... 141,18 260,5 | 374,95! 590,8 | 1098,5, 1600 
aus Gl. (1) errechnet | 131,3 | 242,2 | 361,4 | 564,6 1086 | 1600 
aus Gl. (2) errechnet | 133,9 | 249,8 | 362,9 | 592,8 | 1129,8! 1666,3 
aus Gl. (3) errechnet 150,4 263, 2 373,8 586,8 1101 1605,0 


Wenn man bedenkt, daß die Werte für As aus den 
Kurven entnommen sind, wobei kleine Fehler in der Ab- 
lesung vorkommen können, so kann man die jeweils 
unterhalb der Linie stehenden Werte für As. als kon- 
stant annehmen. Bildet man von diesen den Mittelwert 
und vergleicht ihn mit den aus den Gleichungen (1) u. (2) 
sich ergebenden Werten, so sieht man auch hier, daß die 
Abweichung nicht geradlinig sondern nach einem anderen 
(esetz verläuft. In Abb. 10 ist dieser Verlauf graphisch 
dargestellt und zeigt, daß die gemessenen Werte für As. 
wenigstens für größere Kugeln zwischen denen nach 
den Gleichungen (1) u. (2) liegen. 


Abb. 12. Aufbau der Käfigfunkenstrecke nach M. Toepler 
für 15- und 25 cm-Kugeln. 


Wir gehen nun rückwärts vor und bestimmen aus den 
gegebenen Formeln für das neu errechnete As. die 
Konstanten. Für die Kugeldurchmesser D, und D, lautet 
Gl. (1) in allgemeiner Form 


und 


Asa. =a D E D. 
2 VD, 2- 


Hieraus ergeben sich für die Konstanten a und b fol- 
gende Beziehungen: 


Errechnet man sich aus diesen Formeln für verschiedene 
Kugeldurchmesser die Konstanten a und b und setzt die 
gefundenen Mittelwerte in Gl. (1) ein, so ergibt sich als 
neue Formel für die Überschlagspannung zwischen Ku- 
gelelektroden bei isolierter Anordnung: 


1,328 x 1 
EH (147, EH p SE 


Die Werte für 1/f; sind auch für diese Gleichung dem 


VDE-Normblatt vom 1. VIII. 1926 zu entnehmen. 

Bei der Berechnung ist die Eichkurve für die 5cm- 
Kugeln nicht mit herangezogen worden, da diese offen- 
sichtlich einem anderen Gesetz folgt. In allen Fällen, 
mit Ausnahme der 5 cm-Kugeln, ist nämlich As erst von 
einer gewissen Schlagweite an konstant, für jene dagegen 
für sämtliche Schlagweiten. Dies würde mit einer Be- 
obachtung von M. Toepler übereinstimmen, der gefunden 
hat, daß bei Kugeln mit einem Durchmesser von weniger 
als 8cm die Funkenspannung nicht mehr identisch mit 
der Anfangspannung son- 
dern mit der Glimmgrenz- 
spannung ist. 

In Abb. 11 ist die Dif- 
ferenz als Funktion vou 
sl aufgetragen, die sich 
zwischen der nach Gl. (3) 
berechneten und der ge- 
messenen Funkenspannung 
ergibt. Der Verlauf dieser 
Kurven läßt erkennen, daß 
sich die Funkenspannung 
unmöglich für alle Schlag- 
weiten durch eine Formel 
- von dem Charakter der 
Gl. (1) darstellen läßt. 
Sie folgt vielmehr einem 
ganz anderen Gesetz, und 
die Gl. (3) trifft daher 
nicht für alle Schlagweiten 
zu. Ihre Gültigkeitsgrenze 
läßt sich aus den Kurven 
der Abb. 11 ersehen und 
verläuft etwa nach der 
punktierten Linie. In diesem Bereich liegen die Fehler 
in der Größenordnung von 1%. Für kleinere Werte 
von s/D müssen dagegen die gemessenen Werte zugrunde- 
gelegt werden. 


CITT TL 
E RR 


ATC 
RRTHEN 


0 20 ce 
EE Steng d 


Abb. 18. 10 em-Kugeln, isoliert. 
760 mm He, 20°. 


N -—- ohne Natig 
720 yri —- mit Köëfig acm 9 


un mit Käfig E cmo 


o 20 22 Zëen 
—> Schlagweite A 


Abb. 14. 15 cm-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, 20°. 


Auf Anregung von Prof. M. Toepler wurden wei- 
terhin noch die -Eichkurven für verschiedene Kugel- 
durchmesser in der Anordnung nach Abb. 12 aufgenom- 
men. Um eine Beeinflussung des Feldes in der Umgce- 
bung der Kugeln zu vermeiden, wurde die Funkenstrecke 
durch einen geerdeten Käfig umhüllt. Dieser bestand aus 


1398 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 39 


26. September 1929 


12 gleichmäßig auf einem Zylinder verteilten Messing- 
rohren von 10mm Dmr. für 5- und 10 cm-Kugeln und von 
20mm Dmr. für 15- und 25 cm-Kugeln. An Stelle dieser 
Messingrohre waren für die 50cm-Kugeln Ketten ver- 
wendet worden, nachdem Vergleichversuche an 25 em. 
Kugeln gezeigt "hatten, daß zwischen Messingrohren und 
Ketten kein Unterschied bestand. Letzteres ist auch er- 
klärlich, da der Käfig Erdpotential hat und infolgedessen 
keinerlei Glimmerscheinungen auftreten können und die 
Sprossen auf dem Zylinder, also am Orte kleinsten Feldes 


---- ohne Natig 
o= mit Köfiq 82 em 


1.4 a. 

D SEI 
RS Ee Ee 
EES GES RE 


oe V 8 WW 20 84 28 32 36cm 
—>öchlogweile 8 


Abb. 15. 25 cm-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, 20°. 


liegen. Der Abstand der einzelnen Rohre bzw. Ketten war 
stets kleiner als der Kugeldurchmesser; der Durchmesser 
des Käfigs selbst war nach Möglichkeit so groß gewählt, 
daß keine Überschläge zwischen Kugeln und Käfig er- 
folgen konnten. Für 25 em-Kugeln ließ sich dies jedoch 
nicht vermeiden, da kein geeigneter Käfig zur Verfügung 
stand. Die Eichung konnte deshalb für diese nur bei 
kleineren Schlagweiten ausgeführt werden. Zur Erzielung 
eines gleichmäßigen Feldes ist auch noch die Länge des 
Käfigs von Bedeutung. Sie soll mindestens gleich dem 
6fachen Kugeldurchmesser sein. 


Zë T% 20 24 28 32 Ae ce 
—> Schlagweite 5 


Ab. 16. 50 cm-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, 20°. 


Die Eichung wurde in der gleichen Weise wie ohne 
Käfig durch Parallelschalten des Hochspannungs-V olt- 
meters zur Funkenstrecke ausgeführt. Die Ergebnisse 
der Messung sind in den Kurven der Abb. 13...16 einge- 
tragen. Die gestrichelten Kurven geben die Eichwerte 
ohne Käfig, die ausgezogenen mit Käfig wieder. Letztere 
liegen bei allen Kugeln tiefer, und wie aus Abb. 14 er- 
sichtlich ist, geht die Überschlarspannung mit kleiner 
wertdendem Käfigdurchmesser für gleiche Schlaxweite zu- 
rück. Die Erklärung hierfür ergibt sich aus dem Feld- 
bild in der Umgebung der Kugeln. -Durch den Käfig 
werden nämlich die Feldlinien zusammengedrängt, so daß 
an den Kugeln eine größere Feldstärke herrscht, die den 
frühzeitigen Überschlag hervorruft. Die Erniedrizrung 
durch den Käfig ist allerdings, wie die Kurven Zeigen, nur 


sehr gering. Der Vorteil der Käfig-Funkenstrecke liegt 
vor allen Dingen darin, daß sie unabhängig vom Auf- 
stellungsort gleiche Werte anzeigt, was bei genauen Mes- 
sungen mitunter wichtig ist. 

Die hier aufgeführten Versuche können natürlich 
noch keine Grundlage für eine eventuelle Normung der 
Käfigfunkenstrecke bilden, sie sollten vielmehr nur den 
Einfluß zeigen, den eine Veränderung des Feldes auf die 
EE zwischen 2 Kugelelektroden haben 

ann. 


Einzelantrieb von Transmissionssträngen einer Mühle 
durch Motoren mit Zentrifugalanlasser. 


Wenn man bei der Projektierung des Antriebes von 
Mühlen die ganze Anlage als eine Einheit betrachtet, und 
von einem einzigen großen Motor antreiben läßt, so hat dies 
seinen Grund darin, daß die zu dem eigentlichen Arbeits- 
prozeß gehörigen Maschinen stets gleichzeitig laufen müs- 
sen, und ein Stillstand irgendeiner Gruppe von Maschinen 
sofort auch den Stillstand der übrigen erfordert, weil sonst 
Materialstauungen und damit empfindliche Betriebstörun- 
gen eintreten können. Damit sind aber beträchtliche Energie- 
verluste in den Übertragungselementen, den langen Riemen 
oder Seilen und Zwischenvorgelegen unvermeidlich, was 
sich bei dem ununterbrochenen Betrieb der Mühlen stark 
bemerkbar macht. Wenn man anderseits jeden Mühlen- 
strang durch einen eigenen Motor antreiben würde, so 
müssen bei Verwendung der üblichen Schleifringanker- 
motoren nacheinander mehrere Schaltkästen und Anlasser 
bedient werden, was recht umständlich ist, zumal die Mo- 
toren in einem weitläufigen Gebäude verteilt sind. Abge- 
sehen davon, machen die Sicherheitseinrichtungen dafür, 
daß die Motoren nur in einer bestimmten Reihenfolge an- 
gelassen, und bei Stillstand eines Motors auch die übrigen 
zum gleichen Betriebe gehörigen Motoren zwangläufig 
EE werden können, die elektrische Anlage ver- 
wickelt. 


210 V SO» 
Ri [ EE REENEN GER A 
GER neu I — 
Ru i EEN 


di 


l | 


dd 


1 Motor für Magazin 


ro 


5 Motor für Griesputzerei 


2 “ u Reinigung I 6 a «~ Plansichter 
3 Së S H Er Netz I 
4 a  » Walzenstühle Ry » I 

Abb. 1. Schaltbild der Mühlenantriebe. 


Bei Verwendung von Motoren mit Zentrifugalanlasser 
ist es dagegen möglich, die Bedienung in der Weise zu 
zentralisieren, daß sämtliche Motorschaltkästen in einen 
besonderen, im Erdgeschoß befindlichen Anlasserraum 
untergebracht werden. Abb. 1 zeigt das Schema einer von 
BBC ausgeführten Anlaget, bei welcher die Mühle Strom 
aus zwei Netzen bezieht, auf welche die Motoren je nach 
den gegebenen Verhältnissen geschaltet werden. Der Ar- 
beiter hat lediglich die Motorschalter der Reihe nach ein- 
zulegen. Zur Vermeidung von Materialstauungen sind 
die drei Motoren der eigentlichen Mühle so gegeneinander 
verriezelt, daß zuerst die Walzenstühle, dann die Gries- 
putzerei und endlich die Plansichter eingeschaltet wer- 
den. Bleibt einer der drei Motoren stehen, wenn sein 
Schalter von Hand oder selbsttätig ausgeschaltet wird, so 
schalten sich die beiden anderen Motoren ebenfalls aus. 
Die Motoren können auch durch Druckknöpfe von feru 
stillgelegt werden. Ka. 


t $.Hopferwieser. BBC Mitt. Baden. Bd. 16 S. 187. 


26. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


1399 


Die Entwicklung des Kurzschlußschutzes in den 110 kV-Leitungsanlagen der Bayernwerk A. G.* 
Von Dipl.-Ing. Adolf Schmolz, München. 


Übersicht. In Ergänzung einer früheren Veröffent- 
lichung gleichen Titels werden Versuche im Bayernwerk- 
netz beschrieben, welche mit BBC-Relais im laufenden Be- 
trieb unternommen wurden. 


Die letzte Veröffentlichung über die Entwicklung des 
Kurzschlußschutzes in den 110kV-Leitungsanlagen der 
Bayernwerk A.G.! enthält die Mitteilung, daß das Bayern- 
werk zur Feststellung der Eignung des von BBC neu ent- 
wickelten Distanzschutzes für seine Zwecke zunächst 
probeweise den Hauptring seines 110 kV-Leitungsnetzes 
mit diesem neuen Schutz ausgerüstet hat. Es sind dies die 
119 kV-Leitungen, welche die Umspannwerke Meitingen, 
Nürnberg, Amberg, Regensburg, Landshut und Karlsfeld 
miteinander verbinden. Dieser Hauptring bildet den schutz- 
technisch am schwersten zu erfassenden und gleichzeitig 
auch den wichtigsten Teil des Bayernwerknetzes; je nach 
Einsatz der Kraftwerke besitzt er 3...4 Speisepunkte, 
ferner ist eine der 110 kV-Ringleitungen — nämlich die 
Leitung Karlsfeld—Meitingen — als Doppelleitung aus- 
geführt, und außerdem bildet die 110 kV-Leitung Karls- 
feld—Landshut zusammen mit den 60 kV-Leitungen der 
Mittlere Isar A.G. wieder einen Ring. 

Es war geplant, sobald es die Verhältnisse erlauben 
würden, im laufenden Betrieb durch Einleitung künst- 
licher Kurz- und Doppelerdschlüsse die Relais auf ihre 
praktische Brauchbarkeit hin zu prüfen. Diese Ver- 
suche fanden nun tatsächlich Mitte Mai 1929 statt. Bei 
der Abhaltung der Versuche, welche mit den im Hauptring 
eingebauten BBC-Distanzrelaiss zum Nachweis ihrer 
Brauchbarkeit vorgenommen werden sollten, ging man 
von folgenden Richtlinien aus: Um Gewißheit zu besitzen, 
daß der neue Schutz sämtlichen Anforderungen des Netz- 
betriebes genügt, war es notwendig, das Arbeiten der Re- 
lais in zwei Grenzfällen, nämlich bei schwachem Maschi- 
neneinsatz und bei starkem Maschineneinsatz zu prüfen, 
d. h. die geplanten Versuche mußten einmal zu Zeiten 
geringer Netzlast und dann noch einmal zu Zeiten hoher 
Netzbelastung vorgenommen werden. Die Versuche bei 
geringer Netzbelastung wurden am 11....12. und in der 
Nacht vom 12. zum 13. V. 1929 durchgeführt, während die 
Versuche bei großer Netzlast am 15. V. 1929 abgehalten 
wurden. 


Im folgenden werden die einzelnen Versuche und ihre 
Ergebnisse des näheren geschildert. 


A. Versuche bei kleinem Maschineneinsatz. 


Da diese Versuche bei geringer Netzbelastungz, also 
bei kleinem Maschineneinsatz und schwacher Maschinen- 
erregung vorgenommen wurden, so war für die Bewer- 
tung der Relais vor allem darauf zu achten, ob die zu er- 
wartende verhältnismäßig kleine Anlaufstromstärke ge- 
nügte, um die Relais in Tätigkeit zu setzen, ferner ob die 
auf Grund früherer Kurzschlußversuche festgelegte An- 
laufcharakteristik der Relais den Erfordernissen des 
praktischen Netzbetriebes entsprach, und endlich ob die 
vorgesehenen Ablaufzeiten in allen Fällen eine selektive 
Abschaltung gewährleisteten. Außerdem mußten Erfah- 
rungen darüber gewonnen werden, ob in allen Fällen beim 
Versagen des der Fehlerstelle zunächst liegenden Relais 
das rückwärts gestaffelte Relais die Tätigkeit des aus- 
zefallenen übernehmen würde. Die Schaltung des Netzes 
sowie die Größe der auf das Netz arbeitenden Maschinen- 
icistungen geht aus Abb. 1 hervor. 


I. Prüfung der Relais bei zwei- und drei- 
polıgen Kurzschlüssen (Abb. 1). 


1. Versuch: Auf einem der beiden Systeme der 
Doppelleitung Meitingen— Karlsfeld wurde an 
den Freileitungsausführungen im Umspannwerk Mei- 
tingen ein zweipoliger Lichtbogenkurz- 
schlu ßeingeleitet. Der Versuch sollte das Arbeiten der 
Relais bei zweipoligem Kurzschluß in unmittelbarer Nähe 
der Apparate erfassen. Er war besonders schwierig, 
weil das Auftreten einer geringen Änsprechstromstärke 
infolge Aufteilung des Kurzschlußstromes im Bayern- 
werksring zu erwarten war. Sowohl bei unzceerdeter als 


* Fortsetzung der Veröffentlichungen in der ETZ 1928, 8. 455 und 
1789, 8. 597. 
3 ETZ 199, 8. 597. 


auch bei geerdeter Kurzschlußstelle sprachen die Re- 
lais richtig an. Die gestörte Leitung wurde in der vor- 
geschriebenen Zeit von 0,7 s im Umspannwerk Meitingen 


und 1,6 s im Umspannwerk Karlsfeld abgeschaltet. Der 
Versuch konnte als wohlgelungen bezeichnet werden. 
As sch € 
PEA. S 
Mur bei Vers. 1.)poraliel Wè 
E w77,7'77 
achiet- 
Arofwerk 
e E0MVA 
KLAG Se, Fu, 
E~ co MVA 7) À sët Araffwerke 
H Is JOMVA 
20MVA Y$ Woalchenseewerk 
wi 
driwer 
Ze MVA 
Mur bei Vers. 1.) parallel 
Abb. 1. Versuche bei kleinem Maschineneinsatz. Kurzschlüsse. 


2. Versuch: Wiederum wurde an den Außendur:h- 
führungen in Meitingen, diesmal jedoch auf der Lei- 
tung Meitingen—Nürnberg, ein dreipoli- 
ger Lichtbogenkurzschluß hergestellt. Auch 
in diesem Falle erhielt das Relais in Nürnberg geringen 
Kurzschlußstrom. Der Kurzschluß selbst befand sich wie 
beim ersten Versuch in unmittelbarer Nähe der Relais in 
Meitingen. Die Relais liefen richtig an, und es fand in 
der erwarteten Zeit eine völlig selektive Abschaltung der 
gestörten Leitungstrecke statt. Wider Erwarten waren 
jedoch nach Abschalten des Kurzschlusses die das Netz be- 
liefernden Kraftwerke gegeneinander ins Pendeln gera- 
ten; diese Erscheinung gab Veranlassung, daß der Ver- 
such in der Nacht nochmals wiederholt wurde. 


3. Versuch: Ein zweipoliger metalli- 
scher Kurzschluß.auf der Leitung Nürnberg — 
Amberg, ungefähr in einer Entfernung von einem 
Drittel der Streckenlänge von Nürnberg ab, gab die Vor- 
aussetzungen für den 3. Versuch. Es war hierbei beson- 
ders auf eine distanzgetreue Abschaltung der Leitung zu 
achten. Die Leitung wurde in Nürnberg und Amberg 
richtig abgetrennt, so daß auch dieser Versuch als ge- 
lungen bezeichnet werden konnte. 


Die eben beschriebenen Versuche hatten somit für die 
zwei- und dreipolizgen Kurzschlüsse sowohl metallisch als 
auch über Lichtbogen den Beweis erbracht, daß in diesen 
Fällen das Netz bei schwachem Maschineneinsatz die er- 
forderliche Anlaufstromstärke aufbringen kann, daß die 
Richtungsempfindlichkeit der Relais ausreicht, um bei 
einem Lichtbogenkurzschluß an den Freileitungsausfüh- 
rungen ein selektives Arbeiten zu gewährleisten und daß 
unter diesen Umständen die Auslösezeiten innerhalb der 
vom Bayernwerk geforderten Grenzen eine selektive Ab- 
schaltung ermöglichen. 


II. Prüfung der Relais bei Doppel- 
erdschlüssen (Abb.2). 


Vom Bayernwerk war von jeher die Forderung gestellt 
worden, daß bei Doppelerdschluß nur eine Erdschlußstelle 
abgeschaltet werden darf. Die von BBC auf Grund dieser 
Forderung ausgearbeitete Relaisschaltunze und Relais- 
kombination war bisher im praktischen Betriebe noch 
nicht ausprobiert. Zur Prüfung derartiger Störungsfille, 
welche ja im Betriebe verhältnismäßig häufig auftreten 
können, waren daher umfangreiche Versuche vorgesehen. 
Es wurden insgesamt 5 Doppelerdschlüsse ausgeführt. 


4. Versuch: Auf der Doppelleitung Karlsfeld— 
Meitingen wurde ein Doppelerdschluß gemacht. Von 
den beiden Erdschlußlichtbogen wurde der eine in Karls- 


1400 


feld auf Leitung 1 in Phase S, der andere in Mei- 
tingen auf Leitung 2 in Phase T eingeleitet. Es 
durfte nur eine der beiden Doppelleitungen abgeschaltet 


werden, während der verbleibende Erdschluß auf der an- ` 


deren Leitung durch die Wirkung der Erdschlußkompen- 
sation mittels Erdschlußspulen gelöscht werden mußte. 
Der Versuch ergab, daß die Laufzeiten der Relais zu 
kurz gewählt waren. Es mußte die Eigenzeit der Öl- 
schalter beim Auslösen mit in Berücksichtigung gezogen 
werden. Nachdem die Laufzeiten der Relais etwas höher 
eingestellt worden waren, wurde der Versuch wiederholt. 


Jetzt löste nur eine der beiden Leitungen aus, u. zw., wie 


zu erwarten war, die Leitung Karlsfeld—Meitingen 2. 
Die Abschaltzeiten betrugen in Karlsfeld 15 s, in Mei- 
tingen 0,65 s, der Stehlichtbogen in Karlsfeld wurde so- 
fort gelöscht. 


Wochlef- 
Arofbrerk 
SMVA 
KLAE. 
È œ 25MVA 


Ir = JS MVA 


Abb. 2. Versuche bei kleinem Maschineneinsatz. Doppelerdschlüsse. 


5. Versuch: Doppelerdschluß im Ring, einmal auf 
der Leitung Nürnberg —Meitingenanden Außen- 
durchführungen in Nürnberg und ferner auf der Lei- 
tung Karlsfeld— Landshut in der Mitte der 
Leitungstrecke. Es durfte auch in diesem Fall nur eine 
Leitung, nämlich die Strecke Karlsfeldl—Landshut abge- 
schaltet werden. Die Relais arbeiteten, wie erwartet 
wurde; es fielen die Ölschalter der Leitung Karlsfeld— 
Landshut in Karlsfeld und Landshut; der Lichtbogen in 
Nürnberg wurde durch die Erdschlußspulen gelöscht. 


6. Versuch: Doppelerdschluß auf Leitung Karls- 
feld—LandshutinlLeitungsmitte und auf Lei- 
tung Landshut—Regensburganden Außendurch- 
führungen von Landshut. Die beiden Erdschlußstellen 
lagen also vor und hinter dem Umspannwerk Landshut; es 
durfte jedoch nur die Leitung Karlsfeld—Landshut ab- 
schalten. Der Versuch verlief ebenso einwandfrei wie die 
vorhergehenden. 


7.Versuch: Die beiden Orte des nunmehr zur Aus- 
führung kommenden Doppelerdschlusses lagen sehr weit 
voneinander entfernt. Der erste Erdschluß wurde auf 
Leitung Karlsfeld—Landshutin Leitungs- 
mitte, der zweite auf Leitung Nürnbere — Würz- 
burg an den Außendurchführungen von Würzburg 
eingeleitet. Trotz der großen Entfernung wurde wie zu 
erwarten war, Leitung Karlsfeld—Landshut in der rich- 
tiren Zeitfolge abzeschaltet; der Lichtbogen in Würzburg 
wurde gelöscht. Der Kurzschlußstrom betrug bei diesem 
Versuch noch das Zweifache des Anlaufstromes der Relais. 


Hiermit waren die Versuche mit Doppelerdschliüssen 
bei geringer Last abgeschlossen. Als Ergebnis kann zu- 
sammenfassend ausgesprochen werden: ` Die Ansprech- 
stromstärke wurde in allen Fällen erreicht; das selektive 
Abschalten nur einer Erdschlußstelle konnte nach Ein- 
stellung einer höheren Ablaufzeit der Relais erzielt wer- 
den; die Ablaufzeiten entsprachen den Anforderungen des 
Netzbetriebes, 

Als wesentliches Ergebnis dieser Versuchsreihe ver- 
dient noch besonders hervorgehoben zu werden, daß man in 
der Festlegung der Laufzeiten nicht völlig frei ist, son- 
dern daß diese nach unten begrenzt werden durch die 
Lirenzeit der Ölschalter. Bei einer Doppelleitung muß 
unbedingt die Laufzeit der Relais für die Abschaltung 
eines Kurzschlusses am anderen Ende eines der beiden 
Systeme um einige Zehntelsekunden größer sein als die 
Auslösezeit eines Relais plus Eigenzeit des zugehörigen 
Ölschalters, wenn der Kurzschluß direkt an den Außen- 
durcehführungen auftritt. Es ergab sich aus den an den 
Schleppzeigern der Relais nbzelesenen Zeiten, daß die ver- 


langte notwendige Reserve bei etwaizem Ausfall eines 


Rtelaissatzes vorhanden gewesen wäre. 
III. Pendelsversuche (Abb. 3). 


8 Versuch: Es war von vornherein vorgesehen, 
verschiedene Pendelversuche durchzuführen, um das Ver- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


26. September 1929 


halten der Relais bei Außertrittfallen von Kraftwerken 
zu studieren. Aus diesem Grunde wurde der 2. Versuch 
— ein dreiphasiger Kurzschluß auf der 
Leitung Nürnberg—Meitingen —, der ein 
unfreiwillizer Pendelversuch geworden war, wiederholt, 
u. zw. mit Rücksicht auf die Abnehmer in der Nacht vom 
12. zum 13. V. Die Wiederholung dieses Versuches an den 
Außendurchführungen von Meitingen ergab ein ähn- 
liches Bild wie der Hauptversuch bei Tage. In Meitingen 
löste die Leitung richtig aus und die zuliefernden Kraft- 
werke kamen ins Pendeln. Infolge eines unvorher- 
geschenen Hemmnisses kam das Relais Nürnberg — Mei- 
tingen in Nürnberg nicht zum Änlaufen. Das Netz wurde 
daraufhin durch die Relais in Amberg aufgetrennt und 
in dem den Kurzschluß noch beliefernden Kachlet-Kratft- 
werk fielen nach 8 s die Transformatoren durch Maximal- 
schutz aus. Wenn auch der Versuch nicht als vollständig 
befriedigend angesprochen werden konnte, so ergaben die 
aufgenommenen Öszillogramme doch interessante Auf- 
schlüsse über die Pendelungen der Kraftwerke selbst. 


NL AS 
Z au 25MVA 


4 FE -38MVÀ 
20MVA % Woichenseewerk 


Mur bei Vers.6.)porallel 
Abb. 3. Pendelversuche. 


9 Versuch: Auf Leitung Karlsfeld— 
Landshut in der Leitungsmitte wurde ein 
dreiphasiger Kurzschluß eingeleitet, der, ohne 
daß größere Pendelungen eintraten, von den Relais in 
Karlsfeld und Landshut richtig abgeschaltet wurde. Die 
erwarteten Pendelerscheinungen traten bei diesem Ver- 
such nicht auf, dagegen konnte mit Erfolg das richtige 
Arbeiten der Relais beobachtet werden. 


Ku 
A. $ Ay h D Ar 


PER. 
È = BA MVA. 


Abb. 4 Versuche bei großem Maschineneinsatz. 


Aus den Versuchen, bei denen Pendelungen der Kraft- 
werke gegeneinander eintraten, konnte gefolgert werden, 
daß auch in diesen Fällen die Relais, solange der Kurz- 
schluß besteht, einwandfrei arbeiteten. Die Frage der 
Pendelungen selbst bedarf weiterhin eines eingehenden 
Studiums. Es muß vor allem versucht werden, ob man 
nicht durch entsprechende Einstellung der Turbinenre:ler 
sowie der Spannungs- und Stromreeler die Fälle, in denen 
die Maschinen ins Pendeln geraten wollen, auf ein Minimin 
einschränken kann. 

Mit diesen drei Versuchsreihen waren die Versuche 
bei kleinem Maschineneinsatz abgeschlossen. Sie hatten 
in allen Fällen zu einem zufriedenstellenden Ergebnis 
geführt. 


26. September 1929 


B. Versuche bei großem Maschineneinsatz. 


Nunmehr galt es noch, bei Vollbelastung des Netzes 
die Relais zu prüfen. Hierzu war es jedoch nicht erfor- 
derlich, alle bei geringer Netzbelastung durchgeführten 
Versuche zu wiederholen. Es genügte vielmehr wenn 
2..3 Versuche die Grundlagen für weitere Beobachtun- 
gen liefern konnten. Bei großem Maschineneinsatz sollte 
vor allem die Bewährung der Anlaufcharakteristik bei 
hoher Last, das Verhalten der Relais und Wandler bei 
Überlastung und das Verhalten der Kraftwerke bei Voll- 
last-Kurzschlüssen in bezug auf das Pendeln untersucht 
werden. Die Versuche fanden am Vormittag des 15. V. 
1929 statt. Die Schaltung des Netzes sowie die Größe der 
u arbeitenden Maschinenleistung ist in Abb. 4 dar- 
gestellt. 


Abb. 5. 


Kurzschluß-Versuchseinrichtung. 


10. Versuch: Der erste schwere Versuch sollte 
durch einen zweiphasigen Kurzschluß auf Lei- 
tung Meitingen—Karlsfeld 2 an den Außen- 
durchführungen von Meitingen ausgeführt werden. 
Nach Einleitung des Kurzschlusses trat in dem Ölschalter 
dieser Leitung in Karlsfeld in der noch gesunden Phase 
ein Erdschluß auf. Der zweipolige Kurzschluß wurde 
kurzzeitig zum dreipoligen, da nach 0,4 s der Erdschluß 
im Ölschalter in Karlsfeld wieder erlosch. Die Leitung 
Meitingen— Karlsfeld 2 wurde einwandfrei in der vor- 
sesehenen Zeit abgeschaltet. 


11. Versuch: Der zweite Versuch bei hoher Last 
scllte ein Doppelerdschluß auf der Doppelleitung 
Karlsfeld— Meitingen werden; ein Erdschluß 
wurde auf Leitung 1 in Karlsfeld und der zweite auf Lei- 
tung 2 in Meitingen eingeleitet. Nach Herstellung des 
ersten Erdschlusses in Karlsfeld trat im Ölschalter Lei- 
tung 2 in Karlsfeld, wie beim 10. Versuch, ein Erdschluß 
auf, der zu einer größeren Störung des zugehörigen Öl- 
schalterelementes führte. Der hierdurch eingeleitete 
Kurzschluß wurde in Landshut und Meitingen abge- 
schaltet. Da die Kraftwerke ins Pendeln gekommen 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


1401 


waren, löste auch noch in Amberg der Schalter nach 


Regensburg aus. 


Beide Versuche hatten die Bewährung der Relais bei 
Vollast erwiesen, so daß die Abhaltung weiterer Versuche 
nicht mehr notwendig war. Dies war insbesondere auch 
deshalb nicht mehr der Fall, da bei den viel schwierigeren 
Bedingungen des schwachen Maschineneinsatzes so zahl- 
reiche Versuche vorgenommen worden waren und das 
richtige Arbeiten bei großem Maschineneinsatz mit Be 
stimmtheit erwartet werden durfte. 


Abb. & Kurzschluß-Lichtbogen. 


Für die Herstellung und Einleitung der Kurz- und 
Erdschlüsse waren an den einzelnen dafür vorgesehenen 
Stellen des Netzes verschiedene Hilfsbanten notwendig, 
die eigens für die Versuche zur Aufstellung gelangten. 
Eine solche Anordnung zeigt Abb. 5, während Abb. 6 einen 
der vielen versuchsmäßig hergestellten Lichtbogen im 
Bilde wiedergibt. 


Als zusammenfassendes Urteil kann gesagt werden, 
daß die im Hauptring des Bayernwerks eingebauten 
Distanzrelais bei den eingehenden Prüfungen, denen sie 
unter schwierigen Bedingungen unterworfen waren, in 
jeder Hinsicht befriedigt haben. Die Schutzeinrichtungen 
wurden daraufhin auch vom Bayernwerk übernommen. 


Somit bedeuten die hier geschilderten Versuche einen 
gewissen Abschluß :in der jahrelangen Entwicklungs- 
arbeit, die das Bayernwerk auf dem Gebiete des Kurz- 
schlußschutzes geleistet hat. Es ist aber damit nicht ge- 
sagt, daß nunmehr vom Bayernwerk nichts mehr unter- 
nommen wird, sondern es mag besonders betont werden, 
daß Neuerungen irgendwelcher Art vom Bayernwerk 
jederzeit aufgegriffen und untersucht werden. 


Das Bayernwerk ist nach wie vor ernstlich bestrebt, 
die Betriebstüchtigkeit seiner Anlagen ständig zu ver- 
bessern. Um hieraus vollen Nutzen ziehen zu können, 
müßten auch die an das Bayernwerk angeschlossenen 
Werke gerade in der Frage der Schutzeinrichtungen die 
Möglichkeit untersuchen, inwieweit die in ihren Netzen 
vorhandenen Schutzeinrichtungen zur Eingliederung in 
die Landesversorgung einer Verbesserung bedürfen. 


Die Messung dielektrischer Verluste mit der Scheringschen Meßbrücke an Hartpapier- 
Durchführungen und Generatoren in Anlagen. 


Von Dipl.-Ing. O. Kautzmann, Karlsruhe. 


Übersicht. Es wird über dielektrische Verlustmessun- 
gen an Durchführungen im aus- und eingebauten Zustand 
berichtet. Die gewonnenen Erfahrungen werden mitgeteilt. 
Ferner wird die Brauchbarkeit verschiedener Schaltungen 
zur Verlustmessung an Generatoren besprochen. Die Er- 
gebnisse vorgenommener Vergleichsmessungen an Genera- 
toren mit der Scheringschen Meßbriicke, dem astatischen 
Wattmeter und mit einem normalen Wattmeter werden an- 
gegeben. 


Auf die Bedeutung der dielektrischen Verlustmes- 
sung an Isolierstoffen für die Fabrikation und für den Be- 
trieb ist bereits an anderen Stellen! mehrfach hingewiesen 
worden. Messungen an Hochspannungskabeln? mit ver- 
schiedenen Schaltungen in ein- und Jreiphasiger Anord- 
nung bei geerdetem und von Erde isoliertem Prüfobjekt 
haben die Brauchbarkeit der Methode für praktische 
Zwecke erwiesen. 


ı Frensdorff, Rlektrizitätswirtsch. Bd. 26, S. 433. 
? E. Bormann u. J. Seiler, ETZ 1925, S. 114; 1928, S. 239. 


A. Messungen an Durchführungen. 


Die Messungen wurden mit Apparaten, die zum Teil 
von der Firma Hartmann & Braun, zum Teil von der 
Werkstätte des Elektrotechnischen Instituts der T. I. 
Darmstadt geliefert wurden, durchgeführt. Es wurden die 
in den Abb. 1 und 2 dargestellten Schaltungen verwendet. 

Als Spannüngsquelle wurde ein Prüftransformator 
mit unterspannungseitiger Regelung und einem Übersct- 
zungsverhältnis 380/150 000 V verwendet. An Stelle dieses 
Transformators wurde in Stationen, die mit 100 kV-Ein- 
phasenwandlern ausgerüstet sind, ein solcher Wandler 
verwendet, dessen Spannung mit Hilfe eines Induktions- 
reglers von 2 kVA Durchganssleistung geregelt wurde. 
Diese Methode erfordert nur die Mitführung des verhält- 
nismäßiz leicht transportablen Induktionsreglers. Die 
außerdem sicherheitshalber notwendigen Glimmsicherun- 
gen zum Schutze des Prüfenden bei Übertritt von Hoch- 
spannung auf die zu bedienenden Brückenzweige sowie 
die bei größeren Ladeströmen erforderlichen Ncbenwider- 
stände sind in dem von H. & B. gelieferten Brückenkasten 
untergebracht. 


1402 


Für die abzeglichene Brücke ergeben sich bei Lade- 
strömen unter 0,03 A die Beziehungen: Kapazität des Ver- 


suchsobjekts Cz = R, a Hierin ist o der Widerstand 


o 
eines Schleifdrahtes zur Feinregelung in Reihe mit R;. 
Bei Ladeströmen über 0,03 A ist der erforderliche Neben- 
widerstand zu berücksichtigen. Die Nebenwiderstände n 
sind mit dem Widerstand des Schleifdrahtes o und einem 
Ergänzungswiderstand in Reihe geschaltet. Der Gesamt- 
widerstand dieser Anordnung beträgt genau 100, wodurch 
sich in diesem Falle für die Kapazität des Versuchsobjek- 
tes die Beziehung ergibt: 

C-= Ca R _100 + R;_ 
«m M i n(R +o) ' 
Bei der Berechnung des Verlustwinkels tg ô kann der Ein- 
fluß des Nebenwiderstandes vernachlässigt werden. Die 
bei höheren Ladeströmen eintretenden Änderungen in der 
Berechnung von Cz sind hier im Zusammenhang vorweg- 
genommen, da sie bei den zu behandelnden Messungen an 
Generatoren Anwendung finden. 


C, Gesuchte Kapazität 
Cn Verlustlose Vergleichskapa- 


zität von % cm (Preßgas- 
kondensator von H. & B.) 
R, Kurbel-Dekadenwiderstand 
R, Konstanter Widerstand, 


1000/7 - 319 Q 
C, Präzisions-Kurbelkonden- 
sator 


G Vibrationsgalvanometer 


Abh. 1. Präzisions-Kurbelkonden- 
sator C,im Brückenzweig 4. 


Da die Kapazität des verlustlosen Vergleichskonden- 


sators Ca = 90 cm konstant ist und der Widerstand A, 
den konstanten Wert 1000/x — 319Q besitzt, ergibt sich 
` CnaR, _ BN 
ae R,+o to = 


Der Ausdruck für den Verlustwinkel tg ô= R, œ C, ver- 
einfacht sich bei Wechselstrom von 50 Hz, R, = 319 Q 
und der Angabe von C, in Mikrofarad zu: 


tg ô = 319 . 314 Ou, 10-5=10 Ou, 10-6 = 0,1 C, 
Die dielektrischen Verluste ergeben sich zu: 


E? Cn l P 
Pa =-= . sin? ð [W]. 
”— (R+ 0) Ci W] 
Dabei sind C„ und C, in cm, R, und o in Q und Ein V 
einzusetzen. 

Die in Abb. 2 dargestellte Schaltung unterscheidet 
sich von der in Abb. 1 gezeichneten dadurch, daß an Stelle 
des Kondensators C, parallel zum Widerstand R, ein Vario- 
meter L, in Reihe zum Widerstand Rs verwendet wurde. 
Der Widerstand R, muß in diesem Falle regelbar sein. Die 
entsprechenden Beziehungen für diese Schaltung lauten: 


[em]. 


Darin ist re, der Ohmsche Widerstand der Wicklung des 
Variometers. Ferner ist 


und P, = E? sin? ò Cn SS [W]. 
3 


Die Gleichwertigkeit beider Schaltungen wurde durch 
Messung einer Durchführung Serie VIII nachgewiesen. 
Es ergab sich mit der Schaltung nach Abb. 1 bci 
E = 100 kV: C, = 0,274 uF; R, = 165,22 Q. Damit wird 
te ô — 0,0274; Cz — 173,5 cm; Pz —16,1 W. Mit der 
Schaltung nach Abb. 2 wurden bei E = 100 kV gemessen: 
L, = 0,051 H; R, = 606,87 Q; R, = 1170 Q. Damit berechnen 
sich: tg ô = 0,0266; Cz = 173,3 cm; Pz = 15,9 W. 

Nach diesen orientierenden Versuchen wurde zur 
Messung an Durchführungen im eingebauten Zustand 
übergegangen. Sämtliche Durchführungen sind von Erde 
isoliert eingebaut durch Zwischenleren eines Ringes von 
Isolierstoff zwischen Flansch und Erde und Auskleiden 
der Löcher für die Befestigungschrauben. Nach Abtren- 
nung der Erdleitung der Durchführung ist diese dadurch 
für die Messung vorbereitet. Da die Messungen in der 
Weise durchgeführt werden, daß die Verluste als Funk- 
tion der Zeit in Dauerversuchen aufgenommen werden, 
wurde, um von Änderungen der Netzspannung unab- 
hängig zu sein, der vorerwähnte Prüftransformator als 
Spannungsquelle benutzt, der ein beliebiges Nachregeln 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


26. September 1929 


der Spannung gestattete. Der Prüftransformator und der 
Vergleichskondensator wurden jeweils in der Nähe des 
Prüfobjektes aufgestellt, während der Niederspannungs- 
teil der Brücke sowie die optischen Hilfsmittel für die 
Galvanometerablesung an einem geeigneten Ort in einem 
Faradayschen Käfig fest belassen wurden. Die Verbin- 
dung des beweglichen und des festen Brückenteiles wurde 
unter Verwendung von Panzeraderdraht mit geerdetem 
Panzer hergestellt. Diese Anordnung erwies sich für die 
Fernhaltung der Beeinflus- 
sung durch fremde Felder 
als ausreichend. Zur Kon- 
trolle der Richtigkeit der 
Ergebnise wurde eine 
Durchführung in aus- und 
eingebautem Zustande ge- 
messen. Die erhaltenen 
Werte stimmten gut über- 
ein. Es sei darauf hinge- 
wiesen, daß die Isolierung 
des Flansches von Erde 
beim Einbau der Durch- 
führungen sehr sorgfältig 
ausgeführt werden muß, 
damit falsche Ergebnisse 
vermieden werden. Auf diesen Gesichtspunkt muß auch 
bei der Reinigung der Anlage bei den Deckendurchfüh- 
rungen geachtet werden. 

Die bisher durchgeführten ersten Messungen der 
Durchführungen wurden jeweils über 6h ausgedehnt bei 
halbstündlicher Ablesung. Bei Wiederholung der Messun- 
gen wird eine etwa zweistündige Meßdauer ausreichend 
in die nur in Zweifelsfällen entsprechend verlängert 
wird. 


Tons? 


Abb. 2. Variometer L, im Brücken- 
zweig 8 R, variabel. 


B. Messungenan Generatoren. 


Die Wicklungen der Generatoren des betr. Werkes 
werden durch Messung ihrer dielektrischen Verluste nach 
der Schaltung Abb. 3 jährlich einmal auf ihren Isolations- 


Abb. 3. Schaltung zur Messung der dielektrischen Verluste 
an Generatoren mit normalem Wattmeter. 


zustand geprüft. Die Verluste werden als Funktion der 
Spannung aufgenommen. Ein Vergleich der Kurven über 
mehrere Jahre gibt dann ein Bild über die Betriebsicher- 
heit der Wicklung. Da die Messungen nach dieser Me- 
thode sehr schnell zu erledigen sind und die dazu be- 
nötigten Apparate und Instrumente in den meisten Be- 
trieben vorhanden sind, besteht eine berechtigte Neigung, 
diese Anordnung beizubehalten. Es sollte deshalb durch 
Vergleichsmessungen mit der Scheringschen Meßbrücke 
und mit einem astatischen Wattmeter die Genauigkeit 
dieser Meßergebnisse nachgeprüft werden. 

Da es bei den in Abb. 1 und 2 dargestellten Schal- 
tungen erforderlich ist, den mit C bezeichneten Punkt der 
Brücke (Flansch einer Durchführung, Gehäuse eines Ge- 
nerators) von Erde zu isolieren, ist die praktische Ver- 
wendung dieser Schaltungen auf Meßobjekte beschränkt, 
bei denen eine solche Isolierung ausführbar ist. Für 
Messungen an Generatoren kommt infolgedessen nur eine 
Anordnung entsprechend Abb. 4 und 5 in Betracht, bei 
denen der geerdete Brückenpunkt von B nach C verlegt 
ist. Der Punkt B liegt hierbei über den Widerstand R, 
an Erde, erhält also eine geringe Spannung gegen Erde. 
Um das Auftreten von Hochspannung an den zu bedie- 
nenden Brückenteilen im Falle eines Fehlers am Wider- 
stand R, zu verhindern, wurde der Punkt B über eine 
Spannungsicherung, die bei 200 V durchschlägt, geerdet. 

Da bei diesen Schaltungen die Erdkapazität und der 
Verlustwinkel der Durchführung und der Wicklung des 
Transformators mitgemessen werden, sind zur Bestim- 
mung der Daten des Prüfobjektes zwei Messungen er- 


‚ Selbstlöschversuchen bei 


wa gesi: gt 


e "am mm HERE 


286. September 1929 


1403 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 39 


forderlich, u. zw. eine Messung der gesamten Anordnung 
und eine Messung bei abreklemmtem Prüfobjekt. Die 
Daten des Prüfobjektes ergeben sich dann als Differenz 
dieser beiden Messungen. Die zunächst an einem 5000 kVA- 
Generator nach der Schaltung Abb. 4 vorgenommene 
Messung hatte den Zweck, die auftretenden Größenver- 
hältnisse zu erforschen. Bei dieser Anordnung werden 
die Daten jeder Phase einzeln bestimmt, wobei die auf- 
tretenden Felder der Wicklung den betriebsmäßig vor- 
handenen entsprechen. Die Messung ergab, daß die Da- 
ten der Versuchsanordnung ohne praktischen Einfluß auf 
die Meßergebnisse sind. Ferner wurde festgestellt, daß 
der Verlustwinkel, der bei derartigen Messungen auftritt, 
häufig größer als 5°40 ist und somit größer als der 
Bereich der verwendeten Brückenanordnung. Es wurde 
deshalb der Kapazität C, (Präzisions-Kurbelkondensator) 


eine feste Kapazität von 1,14F parallel geschaltet, wo- 


durch sich der Meßbereich entsprechend erweitert. 


Für Messung in Phase S sind ı nach x, 2 nach Z und 3 nach 7 zu legen 


Abb. 4 Schaltung zur Messung an Generatoren mit dor Scheringschen 
Brückenanordnung. Messung der Werte jeder Phase. 


Abb. 5 Messung an Generatoren. Messung der gesamten Wicklung. 


Nach diesen Feststellungen wurde die eigentliche 
Messung in der Anordnung entsprechend Abb. 5 ausge- 
führt. Es ergaben eich folgende Werte: 

n | Glaf) ` JIA] | EIV)! tgò | Cyleml| P iW] 


} 


R:({2]) | ell ` 


Es wurde dann eine Messung nach der bisher ange- 
wandten Methode mit normalem Wattmeter gemäß Abb. 3 
durchgeführt; die Werte für Pz aus beiden Messungen 
sind in Abb. 6 aufgetragen und zeigen eine sehr gute 
Übereinstimmung beider Methoden. Bei Spannungen unter 
5000 V sind die Werte der Brückenmethode die richtigen, 
da die sehr kleinen Wattmeterausschläge nicht sicher ab- 
lesbar sind. 


23 E 6 7 8 9 nV 


Abb. 6 Vergleich der Messungen mit Wattmeter 
bzw. Schering-Brücke. 


Abb. 7. Vergleich der Messungen mit verschiedenen Wattmetern. 


An einem anderen 5000 kVA-Generator wurde mit 
normalem Wattmeter und mit einem astatischen Watt- 
meter gemessen; die Werte dieser Versuchsreihe sind in 
Abb. 7 eingetragen und zeigen ebenfalls gute Überein- 
stimmung. Die Differenzen bei niedrigen Spannungen 
rühren auch in diesem Falle von den ungenau ablesbaren 
Werten des normalen Wattmeters her. Die Werte des 
astatischen Wattmeters sind die richtigen. 

Aus diesen Ergebnissen folgt, daß die Messung der 
dielektrischen Verluste größerer Generatoren mit der 
Wattmetermethode (Abb. 3) Werte liefert, die im prak- 
tisch interessierenden Bereich in voller Übereinstimmung 
mit den Daten genauerer Methoden sind. Die aus dem 
Dargelegten sich ergebende Vielseitigkeit der Verwen- 
dung der Brückenmethode sowie ihre praktische Brauch- 
barkeit dürften geeignet sein, ihre Verwendung im Be- 


310: 0.088 ı AH 029 | 0131 | 88200 | 23i triebe zu fördern. 
Olbrandversuche. 


Von E. Tebbe, Hindenburg O.S., und W. Groezinger, Gleiwitz. 


Übersicht. Eine Versuchsanlage zur Ausführung von 
Ölbränden von Transformatoren 
und Schaltanlagen wird beschrieben. Die Ergebnisse der 
durchgeführten Versuche werden mitgeteilt. Sie lassen er- 
kennen, daß dieser Punkt bei der Ausführung von Anlagen 
sehr oft nicht richtig beachtet und erkannt worden ist. Es 
werden Vorschläge für die zweckmäßige Ausführung von 
Ölabflußleitungen in einer Anlage über Tage und in einer 
Transformatorenstation unter Tage gemacht. 


Wenn auch Transformatoren- und Ölschalterbrände 
zlücklicherweise zu den Seltenheiten gehören, so muß im 
Falle des Eintretens eines Schadens doch der äußerste 
Schutz gewährleistet werden. Die Entstehung eines Öl- 
brandes bedeutet oft eine sehr große Gefahr, besonders 
hei entlegenen bedienungslosen Werken. Mit Rücksicht 
auf die fortschreitende Elektrisierung der Grubenanlagen 
unter Tage, wodurch zwangsläufig der Einbau von Trans- 
formatoreneinheiten mit erheblichem Ölinhalt bedingt ist, 
verlangt der Schutz in derartigen Anlagen besondere Be- 
achtung, weil hier außer der Gefahr durch das Feuer noch 
die entstehenden Rauchschwaden schwere Folgen für die 


Belegschaft haben können. Alle Sieherunzsmaßnahmen, 
wie Buchholzschutz, Temperatugschutz, selbsttätige Lösch- 
einrichtung u. dgl. können allein nicht als ausreichend be- 
trachtet werden, wenn nicht überdies dafür gesorgt wird, 
daß das auslaufende brennende Öl möglichst schnell und 
selbsttätig erstickt wird. Es ist Aufgabe des planenden 
Ingenieurs, auf diesen Punkt besonders zu achten und für 
geeigneten Ölabfluß von Transformatorenkammern und 
Ölschalteranlagen zu sorgen. 

Da die Meinungen über die sicherste Ausführung eines 
solchen Ölabflusses schr weit auseinandergehen, machte 
der Oberschlesische Überwachungs-Ver- 
ein in Gleiwitz den Vorschlag, in dieser Richtung ein- 
gehende Versuche anzustellen. Über diese Versuche, die 
gemeinsam mit dem Oberschlesischen Elektro- 
technischen Verein durchgeführt wurden, soll kurz 
berichtet werden. Die Versuche erstreckten sich auf Aus- 
führungen, welche in der Praxis Eingang gefunden haben. 

Zur Durchführung der Versuche wurde eine Kammer 
hergestellt, in welcher ein Ölkasten, der etwa 150 kg Öl 
aufnehmen kann, leicht schwenkbar aufgehängt ist. Durch 
geeignete Maßnahmen kann der Ölauslauf aus der Kammer 


1404 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


26. September 1929 


geändert werden. Da damit zu rechnen ist, daß bei Öl- 
bränden, insbesondere bei Transformatorenstationen, das 
Öl sehr stark erhitzt zur Entzündung kommt, wurde in 
den Ölkasten ein elektrischer Heizwiderstand eingebaut, 


a Versuchskammer (Verschluß- e 
tür ausgehängt) 


Kasten mit Rost zur Auf- 
nahme von Schotter, einge- 


b Ölkasten baut (Vers. 4) 
e Rost (Vers. 2) f Wasserseige (Vers. 5) 
d und d’ Trichter mit Rohr- g Ölauffangkasten 


krümıner und Verlängeruugs- 
stück (Vers. 3) 


Abb. 1. Versuchsanlage mit den Einbauteilen. 


mit dem das Öl vor jedem Versuch bis zum Flammpunkt 
(etwa 160°) vorgewärmt wurde Die elektrische Be- 
heizung wurde gewählt, um damit dem wirklichen Zustand 
möglichst nahezukommen und um die Anlage von Fremd- 


Abb. 2. Schnitt durch die Ver- 
s;chsanlage und Grundr.ß. 


Gefälle Olfangbehölter 


> 


Wosserseioe 


stoffen, welche das Ergebnis täuschen könnten, freizu- 
halten. Abb.1 zeigt die photographische Aufnahme der 
Versuchsanlage mit den zugehörigen Einsätzen für den Öl- 
auslauf (die vordere Verschlußtür wurde ausechängt). In 
Abb. 2 sind ein Schnitt durch die Anlage und der Grund- 


riß gezeigt. Ein besonderer Einbau für den Ölaustritt ist 
hier nicht eingesetzt. In dieser Weise kam die Anlage 
für den ersten Versuch zur Anwendung. Die Durchfüh- 
rung der Versuche war in allen Fällen die gleiche. Die 
Anlage wurde mit den für den betreffenden Versuch er- 
forderlichen Einlaufstücken für den Ölauslauf versehen, 
der Ölkasten gefüllt, der Heizwiderstand eingeschaltet, bis 
das Öl eine Temperatur von etwa 160° erreicht hatte: 
dann wurde dasselbe mit etwas Benzol entzündet. Um den 
in der Praxis ungünstigsten Fällen möglichst nahezu- 
kommen, wurde das Öl erst nach etwa 3 min durch Schwen- 
ken des Kastens ausgegossen. 


1. Versuch (Abb.2). Das brennende Öl läuft ins 
Freie auf eine große Bodenfläche. (Die Erstickung de: 
brennenden Öles wird durch die Verteilung des Öles auf 
dem Boden und durch die damit verbundene Abkühlung 
erwartet.) Ein Löschen des brennenden Öles trat nicht 
cin, sondern es lief brennend in den Auffangkasten, ob- 
gleich eine Abkühlung auf 
125 ° eingetreten war. Bei 
einem zusätzlich gemachteu 
Versuch mit Ausgieben 
einer geringen Ölmenge 
(etwa 10 kg) erlosch das 
brennende Öl. Ifierbei 
zeigte sich durch Zufall 
noch ein Nachteil dieser 
Anordnung. In der Nähe 
der Anlage hatten einige 
Fäden aus Putzwolle ge- 
legen. Diese waren mit Öl 
vollgesogen und entzünde- 
ten sich. Da in Industrie- 
anlagen derartige Plätze 
nie zuverlässig frei von 
brennbaren Gegenständen 
gehalten werden können, liegt Gefahr vor, daß dadurch 
immer wieder cine neue Entzündung hervorgerufen oder 
auch das Feuer weiter fortgetragen wird. 


2. Versuch (Abb.3). Einbau eines Rostes. (Di? 
Löschung soll durch Wärmeabgabe an den Rost erfolgen.) 
Der eingebaute Rost ist aus Flacheisen von 100 mm Breite 
und 5 mm Stärke mit einem Zwischenraum von 4 mm ge- 
bildet. Die Fläche desselben beträgt 500 X 500 mm. Bei 
diesem Versuch trat eine Löschung des brennenden Öles 
nicht ein. Wohl trat ein kleiner Teil der Ölmenge ge- 
löscht unter dem Rost aus, für das nachfolgende Öl reichte 
die Abkühlung aber nicht mehr aus, so daß das Öl bren- 
nend in den Auffanzkasten lief. 


$ 


0 breit 


Abb. 3 Versuchsanlage mit 
eingesetztem Rost. 


Abb. A Versuchsanordnung 
mit Ölauffangtrichter und 
Rohransatzstücken. 


3. Versuch (Abb.4). Das brennende Öl wird ın 
einem Trichter aufgefangen und läuft durch ein Rohr ab. 
Wie aus der Skizze zu ersehen ist, kann das Abflußrohr 
durch Verlängerung und angesetzten Krümmer geändert 
werden. Bei dem geraden Rohrstück trat unabhängig von 
der Länge in jedem Falle das erste Öl brennend aus. Das 
nachfolgende, im Rohr schon erstiekte Öl wurde aber von 
dem zuerst auszetretenen brennenden Öl wieder entzündet. 
Dieser Nachteil konnte dadurch behoben werden, daß auf 
das Rohrende ein Krümmer gesetzt wurde, der eine Stauunz 
des Öles im Rohr herbeiführte. Durch die Stauung wurde 
die einwandfreie Löschung erreicht. Dasselbe kann auch 
dadurch erreicht werden, daß man das Rohrende mit etwas 
Steigung verlegt, so daß der Rohrquerschnitt voll mit Öl 
gefüllt werden muß, bevor ein Auslauf erfolgen kann. 


4. Versuch (Abb.5 und 5a). Das Öl läuft in eine 
mit Schotter (Berge) gefüllte Grube. Hiermit wird «ine 
Ausführung nachgzebildet, welche besonders unter Tage 
vielfach angewendet wird. Es wird erwartet, daß das bren- 
nende Öl durch die Wärmeabzabe an die Steine erlischt. 
Diese Vermutung wurde aber nicht ganz erfüllt, da nach 
den Versuchen ein Teil des Öles, das sich zwischen den 
Steinen anstaute, weiter brannte. Diese Ausführung hat 


26. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


1406 


noch den Nachteil, daß man niemals, besonders unter Tage, 
die Gewähr hat; daß die Schottergrube wasserfrei ist. Die 
Anlage wurde dadurch verbessert, daß der Schotter auf 
einen Rost gebracht wurde (Abb.6). Unter dem Rost blieb 
ein freier Raum, der das auslaufende Öl aufnehmen konnte. 
Das Anstauen des Öles im Schotter wird dadurch verhin- 
dert und das einmal in dem Schotter abgekühlte und er- 


Abb. 5 Versuchsanlage mit 
Schottergrube. 


Abb. & Versuchsanlage mit 
Schotter, der auf einem Rost liegt. 


Abb. 5a. Photographische Wiedergabe der Anlage nach Abb. 5 
während des Anheizens. 


stickte Öl, das in den unteren Kessel abgeflossen ist, kann 
dann nicht mehr zur Entzündung kommen. Beim Einbau 
eines Rostes kann man die Anlage durch entsprechende 
Anordnung auch schr leicht so ausführen, daß ohne Schwie- 


Wasserseige 


Abb. 7. Abführung des brennenden Öles in eine Wasserseige. 


rigkeiten eine Kontrolle möglich ist, ob sich Wasser an- 
gesammelt hat. Es ist noch zu bemerken, daß die ganzen 
Ölversuche bei einer Temperatur von 0..10° vorgenom- 
men wurden. Da die Temperatur, besonders unter Tage, 
im allgemeinen nicht unter 15 ° liegt und manchmal durch 
örtliche Erwärmung 25 °...30° erreichen kann, wurde der 
Schotter zur Angleichung an die Verhältnisse unter Tage 
durch einen untergestellten elektrischen Ofen entsprechend 
vorgewärmt. 

Die Versuche mit verschiedenartigem Schotter zeigten, 
daß poröser Schotter vollkommen unbrauchbar ist, da sich 


dieser mit dem Öl vollsaugt und seinerseits wie ein Docht 
weiter brennt. Am besten bewährte sich eine 200 mm hohe 
Schicht kleiner Kieselsteine (10 ... 25 mm Korngröße). Der 
Versuch mit kleinerer Schichtungshöhe von 120 mm ergab 
schon keine einwandfreie Löschung mehr. Zusätzlich vor- 
genommene Versuche ergaben, daß boi einer Schichthöhe 
von 200 mm je Kilogramm Öl etwa 25 em? Fläche des 


Transformator 


Abb. 8. Ee Ee über Tage. 


Schotterraumes erforderlich sind. Wenn diese Fläche nicht 
zur Verfügung steht, muß die Schichthöhe des Schotters 
entsprechend erhöht werden. Durch die Verwendung von 
Raschigringen aus Metall an Stelle des Schotters konnte 
trotz verhältnismäßig hoher Schicht (bis 250 mm) kein 
Löschen des Öles erreicht werden. Die Raschigringe er- 
wärmten sich innerhalb kurzer Zeit, so daß das dann nach- 
folgende Öl nicht mehr genügend gekühlt wurde. 


D. 
3 Verschlußklapbe 
ep? GE 


E bel E 


Rost-60.8 GE JA 7 


Ge Ge 


NNAAN N MNNM 
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Dlgrwbe X 
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JI x 
Pia ußrohr 


7, 

A es | > 
Zr E 

A ; 

A /rıschluffkanol 


TEN, 


Abb. 9. Ausgeführte Transformatorenstation unter Tage. 


5. Versuch (Abb.7). Das brennende Öl läuft in eine 
Wasserseige. Bei diesem Versuch wurde das brennende Öl 
nach dem Auslauf aus der Transformatorenkammer in 
einen mit fließendem Wasser angefüllten Graben geführt. 
Das Öl brannte auf der Oberfläche des fließenden Wassers 
ruhig weiter. Führt man einen derartigen Ölabfluß unter 
Tage aus, so kann, wenn die Strecken in roher Kohle 
laufen, hierdurch wohl leicht ein Grubenbrand herbeige- 
führt werden. Die Entstehung eines Brandes wird noch 
dadurch begünstigt, daß die Wasserseige sehr oft Kohlen- 
staub mit sich führt. 


1406 


Zusammenfassung. 


Nach den vorgenommenen Versuchen kann man als 
einwandfreien Ölabfluß nur eine mit einem Krümmer ver- 
schene Rohrleitung oder eine mit Schotter ausgefüllte 
Grube ansehen, die unterhalb des Schotters einen freien 
Raum besitzt, welcher ein Anstauen des Öles im Schotter 
verhindert. Alle Versuche mit anderen Arten von Öl- 
abflüssen haben zu teilweise zweifelhaften, teilweise voll- 
kommen negativen Erfolgen geführt. 


Nachfolgend sollen noch zwei Anlagen beschrieben 
werden, bei welchen die Ergebnisse der Versuche beachtet 
wurden. Abb.8 zeigt eine Transformatorenanlage über 
Tage. Der Auslauf des Öles erfolgt durch ein Rohr in eine 
Ölgrube. Der Ölauffang ist so groß, daß der ganze Öl- 
inhalt des Gerätes darin aufgenommen werden kann. Bei 
plötzlichem Auslauf des gesamten Öles muß der Ölauffang 
einen Übertritt des brennenden Öles in den Luftkanal ver- 
hindern. Das Ablaufrohr ist so verlegt, daß durch die 
rechtwinklig angesetzte Verlängerung eine Stauung des 
Öles innerhalb des Rohres eintritt. Es ist empfehlenswert, 
hierin ein kleines Ölpolster stehen zu lassen. Wenn die 
Anlage zuverlässig frostfrei ist, genügt auch ein Wasser- 
polster. Das Ablaufrohr hat am Ende einen Flansch, wn 
durch Öffnen desselben leicht eine Reinigung des Rohres 
vornehmen zu können. Das Ölablaßventil am Transfor- 
mator ist so gesetzt und mit einem Bogenstück versehen, 
daß im Falle der Not das im Transformator befindliche Öl 
Surch Öffnen des Ventils in die Grube abgelassen wer- 

en kann. 


Durch Abb. 9 ist eine größere Transformatorenstation 
unter Tage (Kohleugrube) wiedergereben. Mit Rücksicht 
auf die besondere Gefahr für Gesundheit und Leben von 
Menschen wie für die Anlage sollen bei dieser Ausführung 
außer der Öllöschung auch die weiteren hier vorgesehenen 
Sicherheitseinrichtungen kurz erwähnt werden. Für die 
Löschung eines Ölbrandes ist ein Rost mit einer Kies- 
schicht entsprechend dem 4. Versuch eingebaut. Zum Auf- 
fangen des Öles ist eine Grube vorgesehen, welche in 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 39 


26. September 1929 


der Regel das ganze Öl des Transformators aufnehmen 

kann. Wenn sich Wasser in dieser Grube ansammeln 

sollte, so daß das Öl nicht vollkommen aufgenommen wer- 

den kann, läuft letzteres durch das Auslaufrohr, welches 

zur weiteren Sicherheit schwach gekrümmt ist (siche 

3. Versuch), in die Wasserseige aus. Weitere Krümmungen 

des Rohres sind mit Rücksicht auf die leichte Reinigung 

vermieden. Bei der Verlegung wurde darauf geachtet, daß 

das Öl in der Lage ist, etwa in das Rohr eingedrungenes 

Wasser aus demselben herauszudrücken; durch die Schräg- 

lage des Rohres zur Wasserseige werden Stauungen durch 

das fließende Wasser verhindert. Der Ölauffang kann 

durch einen Schacht gereinigt und vom Wasser entleert 

werden. Der Schacht wird durch einen Deckel gut ab- 

geschlossen, damit ein Durchdringen brennenden Öles in 
die Grube ausgeschlossen ist. Die Kühlluft wird durch 
einen Blechkanal unter den Transformator geführt. Dieser 
Kanal ist ebenfalls so ausgeführt, daß durch ihn kein bren- 
nendes Öl austreten kann. Die Luftabführung ist in der 
vorderen Wand über der Tür vorgesehen und kann durch 
eine Klappe geschlossen werden. Die Öffnung dient gleich- 
zeitig dazu, im Falle einer Explosion die Gase frei aus- 
treten zu lassen und ist deshalb möglichst groß gemacht. 
Die Decke des Raumes ist von der Hinterwand langsam 
steigend ausgeführt, um den Gasen eine Richtung zu geben. 
Die Verschlußklappe wird von einem Hanfseil gehalten, 
welches um den Transformator gelegt ist, damit es im 
Notfalle reißt oder verbrennt, so daß die Öffnung selbst- 
tätig geschlossen wird. Das Austreten der Rauchschwaäaden 
in die Strecke wird dadurch verhindert. Das Feuer er- 
stickt in sich selbst. Da zu erwarten ist, daß das vor der 
Öffnung eingebaute Gitter bei einer Explosion beschädigt 
wird, ist dieses etwas zurückgesetzt, damit durch das zer- 
rissene Gitter nicht das Schließen der Klappe verhindert 
werden kann. In Richtung des Wetterstromes, etwa 50 m 
vor der Transformatorenkammer, sind zwei Gasmasken vu 
Feuerlöschapparate angebracht. Außer diesen Sicherheits- 
einrichtungen, welche im äußersten Notfalle in Wirkung 
treten, sind zum Schutz des Transformators ein Buchholz- 
schutz und ein Temperaturschutz eingebaut. 


Netzkupplung. 


Von Dr.-Ing. M. Liwschitz, Charlottenburg. 
(Schluß von AS. 1326.) 


III. Netzkupplung mittels Motorgenerators. 


Zur Kupplung zweier Netze eignet sich der Synchron- 
Synchron-Motorgenerator nicht, weil bei ihm die Geschwin- 
digekeiten der beiden Läufer starr an ihre Netzfrequenzen 
gebunden sind. Treten Frequenzschwankungen in einem 
der beiden Netze auf, so sind beide Läufer gezwungen, 
die diesen Frequenzschwankungen entsprechenden Dreh- 
zahländerungen mitzumachen, was für das Netz mit kon- 
stanter Frequenz unzuträglich ist. Auch ein Motorgene- 
rator, der aus einer Synchronmaschine und einer norma- 
len nur primärseitig gespeisten Asynchronmaschine be- 
steht, genügt nicht den Bedingungen, die an einen Netz- 
kupplungsumformer gestellt werden, weil die Geschwin- 
digkeit der gemeinsamen Welle von der Synchronmaschine 
vorgeschrieben wird. Treten Frequenzschwankungen in 
einem der beiden Netze auf, so ändert sich die relative 
Geschwindigkeit des Läufers der Asynchronmaschine ge- 
genüber ihrem Drehfeld (der Schlupf) und somit die Lei- 
stung der Asynchronmaschine. Die Synchronmaschine ist 
gezwungen, diese Leistungeschwankungen mitzumachen, 
deren Größe von dem Verlauf der Charakteristik (Lei- 
stung in Abhängigkeit vom Schlupf) der Asynchron- 
maschine abhängt. 

Ein Motorgenerator zur Kupplung zweier Netze, bei 
dem die in der Einleitung erwähnten Regelungsarten der 
Wirk- und Blindleistung möglich sein sollen, muß aus 
einer Synchronmaschine und einer Asychronma- 
schine mit Kommutator-Hintermaschine 
bestehen. Die Kommutator-Hintermaschine muß imstande 
sein, sowohl die Wirk- wie die Blindleistung der Asyn- 
chronmaschine zu regeln. Zur Beurteilung der Funktionen, 


die hier der Kommutator-Hintermaschine zufallen, muß - 


auf die Gleichung des Primärstromes der Asynchron- 
maschine zurückgegriffen werden. 

Die Asynchronmaschine, in deren Läuferkreis eine 
Kommutator-Hintermaschine eingeschaltet ist, ist ebenso 
eine doppeltgespeiste Maschine wie der Induktionsumfor- 
mer, jedoch mit dem Unterschied, daß bei ihr die sekun- 


däre Frequenz f, von der primären Frequenz f, abhängig 
ist, während bei dem Induktionsumformer diese beiden 
Frequenzen voneinander unabhängig sind. Bezeichnen 
wie oben f, die Frequenz der Ständerströme und e den 
Schlupf der Maschine, so gilt für die Asynchronmaschine 
in Verbindung mit Kommutator-Hintermaschine 


f:=ofı 


A AH Zf») = of (1 — 0). 


p p 


Während der Induktionsumformer durch die beiden Fre- 
quenzen f, und f, wie die Synchronmaschine in seiner 
Drehzahl starr festgelegt ist, ist die Asynchronmaschine, 
deren Läufer mit einer Kommutator-Hintermaschine ver- 
bunden ist, genau wie die gewöhnliche nur ständerseitig 
gespeiste Asynchronmaschine in ihrer Drehzahl frei und 
an den Syncehronismus nicht gebunden. 

Es läßt sich beweisen?, daß für den Primärstrom einer 
Asynchronmaschine, in deren Läuferkreis eine Kommu- 
tator-Hintermaschine eingeschaltet ist, bei Vernachlässi- 
gung der Eisenverluste und des primären Ohmschen Wi- 
derstandes die Beziehung gilt 


und 


ER per = H en — -—- — -0 
Ar KI 1+ + 1 (ES? Tə E 
e 1 1 1 1.4. 9 
— 1:6, — Sg Xs sgy en. 
kee S [x 4H (1 +T)2]o+ P we 
Hierin bedeuten: 
Ņı die primäre Klemmenspannung, 
Sı den primären Strom, 
P die dem Läufer der Asynchronmaschine von der 
Kommutator-Hintermaschine aufgedrückte Span- 


nung, 


te M. Liwschitz, Arch. El. Bd. 19, S. 33. 


26. September 1929 


po den Ohmschen Widerstand des Sekundärkreises, 
7, den Streublindwiderstand des primären Kreises, 
Za den Streublindwiderstand des sekundären Kreises 
bei Netzfrequenz, 
tı den primären Heylandschen Streufaktor, 
T3 T sekundären Heylandschen Streufaktor und 
Ge Di 
primären induzierten EMK. 
Nimmt man zunächst die Kommutator-Hintermaschine als 
wirkungslos an (%,=0), so besteht der Primärstrom aus 
3 Teilen entsprechend den ersten 3 Summanden der Gleichung 5 


Aë LD A Lo | 


- das Verhältnis des Magnetisierungstromes zur 


i i T2 (5a) 
— ig, Ipun n (x; + (1 +D x] o 
J 


Zoe regaty «—— fr 


mit Hilfe einer Kommutatorspannung, die vom 
Schlupf unabhängig ist. 


M| 
d 
Abh. 10. Natürliche Charakteristik der Abb. 11. 
Asynchronmaschine. 
Der erste Summand —j Fii yist der Blindstrom, den der 


Hauptfluß bedingt. Er a echt auf der primären 
Spannung Fi und ist vom Schlupf unabhängig. Der zweite 


UE dh 1 
?.— gist in Phase mit ®, und ändert sich 
+T Pa 


mit dem Schlupf. Dieser Teil des Pritärstromes wird 
durch den im Läufer von der Schlupf-EMK erzeugten 


Summand Bu 1 


Strom hervorgerufen. Der 3. Summand ID eE 


LE Ta 
ze Lë +(1+r)r2,)]o steht senkrecht auf dem Primär- 
strom, wird durch die Streuung der Maschine bedingt und 
ändert sich wie der zweite Summand mit dem Schlupf. 
Der Primärstrom der gewöhnlichen Asynchronmaschine 
(P, = 0) besteht also aus einer vom Schlupf unabhängigen 
Komponente und zwei mit dem Schlupf veränderlichen 
Komponenten. Der Blindstrom der gewöhnlichen Asyn- 
chronmaschine ist vom Schlupf nur zum Teil abhängig, der 
Wirkstrom ist dem Schlupf direkt proportional. 

Bildet die Asynchronmaschine den Teil eines Motor- 
generators, der zwei Netze kuppelt, und soll die Leistung 
des Motorgenerators, also auch der Asynchronmaschine, 
bestimmten Betriebsbedürfnissen angepaßt werden kön- 
nen, wie z. B. konstant bleiben unabhängig von den Fre- 
quenzschwankungen der beiden Netze |RKegelungsart ail 
oder sich ändern mit der Frequenz des einen der beiden 
Netze |Regelungsarten b) und c)] oder dem Schlupf bis 
zu einem gewissen Grade proportional sein [Regelungs- 
art d)], so muß die Kommutator-Hintermaschine imstande 
sein, weitere Stromkomponenten im Sekundärkreis und 
somit im Primärkreis der Asynchronmaschine zu erzeu- 
gen, die die gewünschte Gesetzmäßigkeit des Primär- 
stromes erzwingen. 

Multipliziert man die beiden Seiten der Gl. (5) mit 
(1+ ti)ra, so erhält man die Spannungsgleichung 


Ss (1 F T) r2 = — į Pı b r24 Pı (1+ T) 0 | (6) 
— j 3 ar + A + T) x) 0 + Br? 

Der GL. (5) läßt sich entnehmen, welche Stromkompo- 
nenten die Kommutator-Hintermaschine zu liefern hat, um 
die gewünschte Gesetzmäßigkeit des Primärstromes St, 
zu erzwingen; an Hand der (il. (6) läßt sich erkennen, 
welche Spannungskomponenten die Kommutator-llinter- 
maschine zu liefern hat, um diese Stromkomponenten zu 
erzeugen. 

Um den Einfluß der Kommnutator-Hlintermaschine 
beiderRegelungder Wirkleistung besser zu 
erkennen, nehmen wir zunächst an, daß die Kommutator- 
Hintermaschine dem Läufer die zwei Spannungskonm- 
ponenten 


Py = į Pı b ra + j3 [e H HT) x] o a) 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


Parallelvrerschiebung der natür- 


lichen Charakteristik der Asynchronmaschine 


1407 


aufdrückt, d.h. daß die Kommutator-Hintermaschine die 
Blindströme, die der Hauptfluß und der Streufluß bedin- 
gen, der Asynchronmaschine über den Läufer zuführt. 
Auf welche Weise die Kommutator-Hintermaschine diese 
Spannungen zu erzeugen vermag, soll später gezeigt 
werden. Aus Gl. (6) folgt dann? 


IA Ft) r =P (++ Jo. 


Da der Primärstrom J, in Phase mit der Klemmen- 
spannung P, ist, so bildet er ein Maß für die primäre 
Leistung NA, J, wie N, sind also wie bei der gewöhn- 
lichen Asynchronmaschine dem Schlupf o direkt pro- 
portional. Eine Spannung der Kommutator-Hintermaschine 
nach Gl. (7a) ist also noch nicht ausreichend, um die 
Wirkleistung der Maschine beliebig einstellen zu kön- 
nen. Es sind vielmehr zu diesem Zwecke noch weitere 
Spannungskomponenten an der Kommutatormaschine er- 
forderlich. Wie wir sehen werden, genügt es für den 


Abb. 12. Drehung der natürlichen Charak- 

teristik der Asynchronmaschine mit Hilfe 

einer Kommutatorspannung, die dem Schlupf 
proportional ist. 


allgemeinen Fall der Wirkleistungsregelung, wenn dem 
Läufer der Asynchronmaschine von der Kommutator- 
Hintermaschine außer der Spannung nach Gl. (7a) noch 


eine Spannung 
P = P gd uo) 
aufgedrückt wird, so daß 
Yatr)n =P Atto +P Atuo) .. @) 


wird. A und p sind vom Schlupf unabhängig, im übrigen 
aber veränderlich. Wir wollen sehen, welchen Einfluß 
die Größe von A bzw. von u auf den Verlauf der Wirk- 
leistung hat, und betrachten 4 Fälle. 


1. à = 0, p = 0. Dies ist die natürliche Cha- 
sakta rrii kda Asynchronmaschine. Aus G1. (8) folgt 


=R E 2-0 


Abb.138. Parallelverschiebung 
und Drehung der natürlichen 
Charakteristik der Asynchron- 
maschine mit Hilfe von zwei 
Kommutatorspannungen, von 
denen eine vom Schlupf un- 
abhängig, die andere dem 
Schlupf direkt proportional 
ist. 


Der Strom J, bzw. die Leistung N, in Abhängigkeit von 
o verläuft nach einer Geraden, die durch den Nullpunkt 
geht (Abb. 10). 


2, AF0, nz Nach Gl. (8) gilt 


1+% 1 1 1 
(E ah? Ta o+ P; E? T3 
Den Verlauf des Stromes J, bzw. der Leistung N, für 
diesen Fall zeigt Abb. 11. Eine Kommutatorspannung, 
die in Phase mit BR. ist und vom Schlupf o unabhängig 
ist, bewirkt also eine Parallelverschiebung der natür- 
lichen Charakteristik. Je nachdem, ob A positiv oder 
negativ ist, wird die natürliche Charakteristik nach oben 
oder nach unten parallel verschoben. | 
AA =0, u +0. Der ai ist hier 


J =P Be (1+vm)+ul]lo, 


3 M. Liwschitz, Regelsätze. Erscheint demnächst im Arch. bl. 


J = P- I... (8b) 


(Se) 


1408 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


26. September 1929 


Abb. 15 zeigt das Vektordiagramm der Asynchron- 


d. h. eine Kommutatorspannung, die in Phase ist mit ®, 


und vom Schlupf o abhängig ist, bewirkt eine Drehung 
der natürlichen Charakteristik (Abb. 12). Der Verdre- 
hungsinn hängt vom Vorzeichen der Größe u ab. 
4.E0, u £0. J, folgt der Gl. (8). Die natürliche 
Charakteristik wird gedreht und parallel verschoben 
(Abb. 13). Die Abhängigkeit des Stromes J, bzw. der 
Leistung N, vom Schlupf o ist beliebig, je nach dem 
Wert von u bzw. A. Wichtig ist hier der Spezialfall 


u = — (1 + tə). 


Dieser Wert von u bewirkt, daß die natürliche Charak- 
teristik parallel zur Abszissenachse verläuft (Abb. 14). 
Der Strom J, bzw. die Leistung N, sind vom Schlupf o 
unabhängig. Je nach dem Vorzeichen von à ist die 
Leistung positiv oder negativ (motorisch oder genera- 
torisch)*®. 


Abb. 14. Drehung der natür- 

lichen Charakteristik der 

Asynchronmaschine bis zum 

Parallelverlauf mit der Ab- 

szissenachse: Wirkleistung 

konstant, unabhängig vom 
Schlupf. 


Aus den Gl. (7a) und (7b) folgt, daß für den allge- 
meinen Regelungsfall die Kommutator-Hintermaschine 
den Schleifringen der Asynchronmaschine eine Spannung 
aufzudrücken hat: 


Bid r tin tat )alo+PBı A+no. (9 


Ist v=br, so arbeitet die Asynchronmaschine mit 
cos p = 1. Ist v> br, so liefert die Asynchronmaschine 
Blindstrom in das Netz. 
P, |? 
1 
A 
3 
e P 
P 
a b c 
1 iS +7 . 5 Lex + a +r)ajlo 1 3, la + (1 +r) zeo 
ò 
2 —i®, T+T, 2 jPıdr 
LA Ta 1 
3 D ESCH SECH 3 — AE A AE? 


Abb. 15. Vektordiagramm der Asynchronmaschine und der Kommutator- 
maschine für die Regelungsart nach Abb. 14. 


Betrachtet man die in der Einleitung unter a) bis 
d) für die Wirkleistung angegebenen Regelungsarten, 
so sieht man, daß die erste Regelungsart (Wirkleistung 
konstant, unabhängig vom Schlupf) identisch ist mit 
dem in Abb. 14 dargestellten Betriebsfall und sich also 
erreichen läßt durch eine Drehung verbunden mit 
gleichzeitiger Parallelverschiebung der natürlichen Cha- 
rakteristik der Maschine. Die Kommutatorspannung be- 
trägt in diesem Falle 


PB = — P 1 +t) 0o+i3 [x+ 0+1) r:]o +i Pı v+pıà (9a) 
und der Primärstrom nach Gl. (5) 


: b Tra — v 1 
Sr IE A ER NEE | 1 
bzw., wenn cosg, =1 sein soll (v=br,), 
1 
Ji = P — ———I....... 
= P Fn en 


1 Vgl. W. Seiz, ETZ 192%, 8.888. — M. Schenkel, ETZ 197, 
S. 568 u. 02. — M. Liwschitz, Arch. EL 1928, S. 335. 


maschine und der Kommutatormaschine für diese Rege- 
lungsart, u. zw. bei cos ọ;=1. Das Diagramm Abb. 15a be- 
zieht sich auf die Asynchronmaschine allein ohne Kom- 
mutator-Hintermaschine, wobei abweichend von der üb- 
lichen Darstellung alle Größen entsprechend der Gl. (5a) 
auf den Primärkreis übertragen sind. Das Diagramm 
Abb. 15 b zeigt die Spannungen, die die Kommutator-Hin- 
termaschine nach Gl. (9a) zu liefern hat. Abb. 15 ce stellt 
das Vektordiagramm der Asynchronmaschine mit Kom- 
mutator-Hintermaschine entsprechend G1. (10a) dar. 


(8 


Abb. 16. Elektromechanische Regelung. Die Kommutatormaschine ist 
läufererregt, kompensiert und mit der Asynchronmaschine mechanisch 
gekuppelt. 


Abb. 17. Elektromechanische Regelung. Die Kommutatormaschine ist 
ständererregt und mit der Asynchronmaschine nur elektrisch verbunden. 


Wie die Regelart a) lassen sich auch die Regelarten 
b)...d) durch eine Drehung und Parallelverschiebung der 
natürlichen Charakteristik erreichen. Die Sekundär- 
spannung folgt bei diesen Regelarten der Gl. (9) und der 
Primärstrom ist gleich 


EE 1 
35-ih apona TUF 
1 , 
+V: E VTYPHS 


Der Primärstrom ist hier vom Schlupf abhängig. 


Je nachdem, ob neben den anderen zur Regelung er- 
forderlichen Spannungskomponenten auch die zur Dre- 
hung der natürlichen Charakteristik erforderliche Span- 
nung uo dem Netz entnommen und mittels Leistungs- 
oder Stromrelais, das auf das Regelorgan der Kommu- 
tator-Hintermaschine einwirkt, auf den richtigen Wert 
eingestellt wird, oder ob diese Spannung der Asynchron- 
maschine selbst (oder einer Hilfsmaschine) entnommen 
und über die Kommutator-Hintermaschine den Schleif- 
ringen der Asynchronmaschine zugeführt wird, unter- 
scheidet man die rein elektromechanische Rege- 
lung und die gemischte (elektromechanisch-elek- 
trische) Regelung. 

Bei der gemischten Regelung werden also die die 
Blindleistung liefernde Komponente der Kommutator- 
spannung |P,v ebenso wie die zur Parallelverschiebunz 
nötige Komponente B.A genau wie bei der elektromecha- 
nischen Regelung vom Netz geliefert, wobei die Span- 
nungskomponente į R, v wie dort von einem Spannungs- 


(11) 


26. September 1929 


oder cos g-Relais und die Komponente B.A von einem 
Leistungs- oder Stromrelais gesteuert wird. Die zur 
Deckung der Streuspannung erforderliche Komponente 


NW 
In 


Abb. 18. Schaltbild eines Ilgner-Satzes für 2000 kW 
bei 550 .. 450 U/min. Die Kommutatormaschine ist läufererregt und mit 
der Asynchronmaschine direkt gekuppelt. 


(Al +1 + T)&,]o läßt man dagegen wie die Spannung 
Ñi uo auf elektrischem Wege liefern, u. zw. von der 
Asynchronmaschine selbst*. 


LTE 
WR 23 acetas 


WALZER 122222 


i 

` 
i 
` 
è 
j 
i 
f 
j 
RH 
i 
D 
j 
` 


ege y 


“nr 


Abb. 19b. 


Bei den Regelungsarten b) und ci und gemischter Re- 
gelung wird man zweckmäßigerweise die Charakteristik 
Ge weit drehen wie bei der Regelungsart a) für kon- 


€ Vgl. M. Liwschitz, wie Fußnote 4. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


Steuermaschinenhaus mit 4 Ilgner-Sätzen wie 


1409 


stante Leistung und die Größe der Leistung mit Hilfe 
der Spannungskomponente B.A einstellen. 

Die Neigung der Charakteristik ist bei den obigen 
Ausführungen dadurch erreicht worden, daß von der 
Kommutator-Hintermaschine den Schleifringen der Asyn- 
chronmaschine eine Spannung $, po aufgedrückt wurde. 
Anstatt der Spannung Bue kann man aber zum Neigen 
der Charakteristik eine Spannung verwenden, die dem 
Strome J, proportional ist. Die Gl. (8) erhält dann die 


Form 
IA Hu r= P A+TW)o+PıA-+xrIı (12) 


It A >= 
A eil Se (IL Zi 
Die Stärke der Neigung der Charakteristik hängt von 
der Wahl der Größe x ab. Zur Erzeugung einer Span- 


nung, die dem Strome proportional ist, ist ein rückwir- 
kungsloser Strom-Spannungs-Transformator erforderlich. 


oder 
(12a) 


PA EN 


| ~ CN t S Szene F D 2 | 
nr rinnen... ER EE 


Abb. 19a. Ansicht des Ilgner-Satzes Abb. 18. 


Wir behandeln die elektromechanische Regelung und 
die gemischte Regelung getrennt voneinander, u. Zw. So- 
wohl bei Verwendung der läufererregten Kommutator- 
maschine als Hintermaschine als auch bei Verwendung 


der ständererreeten Kommutatormaschine als Hinter- 
maschine. 
A. Elektromechanische Regelung. 


Die Abb. 16 u. 


Verwendung einer 


17 stellen Prinzipschaltungen für die 
mechanisch gekuppelten läufererreg- 
ten Kommutatormaschine bzw. einer 
elektrisch zekuppelten ständer- 
erregten Kommutatormaschine als 
Hintermaschine dar. Da bei der 
läufererregeten Kommutatormaschine 
die Kommutatorspannunge mit der 
Schleifringspannung (bis auf den 
Spannungsabfall in der Kompen- 
sationswicklung) identisch ist, so 
müssen bei ihr sämtliche erforder- 
liche Spannungen den Schleifringen 
zugeführt werden. Bei der ständer- 
erreeten Kommutatormaschine müs- 
sen dagegen die nötigen Spannun- 


gen über einen Frequenzwandler 
oder eine läufererreete Kommuta- 


tormaschine dem Erregerkreis zu- 
geführt werden. R, und R, bedeu- 
ten in beiden Abbildungen je zwei 
Regelorgane, von denen eins die 
Wirkleistung, das andere die Blind- 
leistung der Asynchronmaschine 
zu regeln hat. Die Art der Beein- 
flussung der Regelorgane ist ver- 
schieden je nach dem gewünschten 
Verlauf der Wirk- und Blind- 
leistung. Der Wirkleistungsregler 
kann gemäß obigem gesteuert wer- 
den von einem Leistungsrelais, falls 
die Umformerleistung konstant ge- 
halten werden soll, oder falls die 
übertragene Leistung sich ändern 
soll entsprechend dem Leistungs- 
überschuß bzw. dem Leistungsmehr- 
bedarf des einen der beiden Netze 


Abh. 19a. 
Abb. 19a |Regelungsarten a), b) und ce)]. 
Wird durch ein cos g-Relais der 


Leistungsfaktor des Umformers konstant gehalten, so kann 
zur Regelung der Wirkleistung anstatt des Leistungsre'ais 
ein Stromrelais genommen werden, da dann der Strom 


1410 


der Leistung proportional ist. Bei den Regelungsarten 
b und c kann mit dem Relais eine Tachometerdynamo 
vereinigt werden, falls die Leistungsänderungen des 
Netzes mit Frequenzänderungen verbunden sind, die den 
Leistungsänderungen proportional sind. Für die Rege- 
lungsart d) ist ein Leistungschlupfrelais erforderlich, 
d.h. ein Leistungsrelais, das auch vom Schlupf beein- 
flußt wird. 


Abb. 20. Ilgner-Satz für eine Leistung von 450 kW bei 680 ..%0 U/min. 
Die Schaltung ist die gleiche wie in Abb. 18. 


Bei Ilgner-Umformern liegen die Verhältnisse ähnlich 
wie bei Netzkupplungsumformern. Einerseits ist ver- 
änderliche Drehzahl erforderlich, damit die Schwung- 
massen zur Leistungsabgabe bzw. zur Leistungsaufnahme 
herangezogen werden, anderseits ist erwünscht, daß die 
Leistung des Drehstrommotors, der zum Antrieb des 
Steuergenerators dient, konstant bleibt. Bei Ilgner- 
Umformern liegt also die Regelungsart a) vor. 


f; - 30 Per ?3% 


11500 kW 


SWOhVA, or, 0,7 


f - so Per 23% 


Abb. 21. Netzkupplungsumformer mit elektromechanischer Regelung 
für die gleichen Verhältnisse wie der Induktionsumformer Abb. 5 
(11 500 kW, cos ¢ = 07). ` 


Abb. 18 zeigt das Schaltbild eines Ilgner-Satzes 
(geliefert für eine rheinische Hütte) für 2000kW bei 
550 ... 450 U/min. Die Kommutator-lHintermaschine ist 
als läufererregte Maschine ausgeführt und mit der Asyn- 
chronmaschine direkt gekuppelt. Die den Schleifringen 
zugeführten Spannungen werden nicht direkt dem Netz 
entnommen sondern über einen vom Netz synchron ange- 
triebenen Erregerumformer. Der Synchroumotor treibt 
die Drehfeld-Erregermaschine, eine nach Art einer Asyn- 
chronmaschine gebaute Synchronmaschine mit 2 Erreger- 
wicklungen, die im Ständer untergebracht sind. Die 
Achsen der beiden Erregerwicklungen sind gegenein- 
ander um 90 el. Grade verschoben. Die Kupplung 
zwischen der Asynchronmaschine und der Kommutator- 
Hintermaschine ist so eingestellt, daß die von der einen 
Erregerwicklung erzeugte Spannung angenähert in 
Phase mit der Netzspannung liegt; dann ist die von der 
anderen Erregerwicklung erzeugte Spannung gegenüber 
der Netzspannung um rd. 90° in der Phase verschoben. 
Als Wirk- und Blindleistungsregler dienen Eilregler, die 
die Regelwiderstände in den beiden Kreisen der Erreger- 
maschine verstellen. Die Blindleistung wird von Hand 
derart eingestellt, daß der primäre Leistungsfaktor 
gleich Eins ist. Der Wirkleistungsregzler wird von einen 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


26. September 1929 


Stromrelais betätigt. Abb. 19a zeigt die Ansicht dieses 
Ilgner-Satzes, Abb. 19b das Steuermaschinenhaus mit 
4 solchen Sätzen. 


In Abb.20 ist ebenfalls ein Ilgner-Satz wiedergeege- 
hen, der für eine Förderanlage geliefert worden ist. Die 
Leistung beträgt 450kW, die Drehzahl 680 ... 820 U/min. 
Als Hintermaschine dient wiederum eine läufererregte 
Kommutatormaschine Die Schaltung ist dieselbe wie 
bei dem vorher beschriebenen Ilgner-Satz.. Als Wirk- 
leistungsregler dient ein Stromrelais, die Blindleistung 
wird von Hand eingestellt. 


Abb. 22. Gemischte Regelung. Kommutatormaschine läufererregt, kom- 

pensiert und mit der Asynchronmaschine direkt gekuppelt. Die dem 

Schlupf proportionale Spannung wird den Schleifringen der Asynchron- 
maschine entnommen. 


Abb. 21 zeigt das Schaltbild eines Netzkupplungs- 
umformers mit elektromechanischer Regelung für die glei- 
chen Verhältnisse wie der Induktionsumformer Abb. 5. Als 
Kommutator-Hintermaschinen sind mit Rücksicht auf die 
hohe Leistung 2 hintereinandergeschaltete ständererregte 
Maschinen angenommen. Die prozentualen Verluste des 
gesamten Satzes sind um 2...3% höher als bei dem um- 
schaltbaren Induktionsumformer nach Abb.5. Der Preis 
ist ebenfalls nicht unbedeutend höher als bei jenem, dafür 
aber erzeugt der aus 2 Maschinen bestehende Umformer 
nach Abb. 21 die erforderliche Blindleistung selbst. 


B. Gemischte Regelung. 


Die zur Drehung der Charakteristik erforderliche 
Spannungskomponente wird hier über die Kommutator- 
Hintermaschine von der Asynchronmaschine selbst (oder 


BL 


SH 
m~ 
x 


2 


Abb. 23. Gemischte Regelung. Die Kommutatormaschine ist ständer- 
erregt und mit der Asynchronmaschine direkt gekoppelt Die dem 
Schlupf proportionale Spannung wird den Schleifringen der Asynchron- 
maschine entnommen. Die Induktivität des Erregerkreises der Kom- 
mutatormaschine wird aufgehoben mit Hilfe eines rückwirkungslosen 
Strom-Spannungs-Transformators und Frequenzwandlers. t 


einer Hilfsmaschine) geliefert. Wie oben gezeigt wurde, 
muß diese Spannung entweder dem Schlupf oder dem 
Strom proportional sein. Eine dem Schlupf proportionale 
Spannung kann entnommen werden den Hauptschleif- 
ringen der Asynchronmaschine, oder einer Hilfswicklung 
im Läufer der Asynchronmaschine über Hilfsschleifringe, 
oder einer mit der Hauptwelle gekuppelten Asynchron- 


26. September 1929 


maschine, deren Ständer mit Netzfrequenz gespeist wird. 
Zur Entnahme einer dem Strom proportionalen Span- 
nungskomponente ist ein Strom-Spannungs-Transformator 
im Primärkreis der Asynchronmaschine erforderlich. 


UU 


Abb. 2. Gemischte Regelung. Die Kommutatormaschine ist ständer- 
erregt und mit der Asynchronmaschine nur elektrisch verbunden, sonst 
wie Abb. 23. 


Abb. 22 zeigt das Schaltbild der Asynchronmaschine 
mit Kommutator-Hintermaschine bei Verwendung einer 
läufererregten Kommutatormaschine. Die dem Schlupf 
proportionale Spannungskomponente wird den Haupt- 
schleifringen entnommen, über eine Frequenzwandler F 
auf Netzfrequenz umgeformt und zusammen mit allen 
anderen Spannungskomponenten den Schleifringen der 
Kommmtator-Hintermaschine zugeführt. 


Abb. 23 stellt die Prinzipschaltung dar für den Fall, 
daß die Kommutator-Hintermaschine als ständererreegte 
Maschine ausgeführt und mit der Asynchronmaschine 
mechanisch gekuppelt ist. Die dem Schlupf proportionale 
Spannungskomponente ist hier wiederum den Haupt- 
schleifringen entnommen, so. daß die Erregerwicklung 
einerseits von den Hauptschleifringen der Asynchron- 


maschine, anderseits von der läufererregten Kommuta- 
tormaschine LK gespeist wird. Der Transformator T 
die Induktivität des Erregerkreises der 
Dieser Trans- 


dient dazu, 
Kommutator-Hintermaschine aufzuheben. 
formator muß als rückwir- 
kungsloser Strom - Span- 
nungs-Transformator aus- 
geführt werden. Seine Span- 
nung muß ebensogroß sein 
wie die induktive Span- 
nung des Erregerkreises. 
Führt man dann diese 
Spannung mit entgegenge- 
setztem Vorzeichen über 
den Frequenzwandler F 
den Schleifringen der LK- 
Maschine zu, so verhält 
sich der Erregerkreis der 
Kommutator-Hintermaschine 
wie ein solcher mit reinem 
Ohmschen Widerstand. In 
Abb. 24 ist die Kommu- 
tator-Hintermaschine eben- 
falls als ständererregte 
Maschine ausgeführt, aber mit der Asynchronmaschine nur 
elektrisch gekuppelt. In diesem Falle ist eine Belastungs- 
maschine B erforderlich, die die Schlupfenergie dem Netz 
zuführt bzw. dem Netz entnimmt. 


In Abb.25 wird mit Hilfe eines Strom-Spannungs- 
Transformators eine dem Strom proportionale Spannung 
erzeugt und der Kommutatormaschine zugeführt. Als 
solche ist eine läufererregte Kommutatormaschine ange- 
nommen. Die Größe des Übersetzungsverhältnisses des 
Transformators ist maßgebend für die Stärke der Neigung 
der Charakteristik der Maschine. 


Abb. 26 zeigt das Schaltbild eines für die Norwegischen 
Staatsbahnen (Alnabru bei Oslo) im Jahre 1927 gelie- 
ferten Netzkupplungsumformers®. Die Aufgabe dieses Um- 
formers besteht darin, vom Werk Raanasfos Drehstrom 


+ 


` e M. Schenkel, Der Netzkupplungsumf Al | 
Norwegischen Staatsbahnen. Biemens-Jahrbuch 1929. = EE dar 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


1411 


von 50 Hz zu beziehen und ihn in Einphasenstrom von 
16% Hz umzuformen, um damit das Wasserkraftwerk 
Hakavik zu unterstützen. Auf der 50 Hz-Seite liegt eine 
Asynchronmaschine mit Regelsatz, auf der 16% Hz-Seite 
ein Einphasen-Synchrongenerator. Der Asynchronmotor 
ist ausgeführt für 3300 kW, 6000 V, 50 Hz und 
500 U/min, der Einphasengenerator für 4300 kVA, 3000 V, 
cos=0,7 und 16% Hz. Die Kommutator-Hinter- 
maschine ist als läufererregte Maschine für 300 kW und 


Abb. 5. Gemischte Regelung. Die Kommutatormaschine ist läufer- 

erregt und mit der Asynchronmaschine direkt gekuppelt. Die Drehung 

der Charakteristik wird ınit Hilfe eines Strom-Spannungs-Transformators 
im Primärkreis der Asynchronmaschine bewirkt. 


maximal 170 V Kommutatorspannung ausgeführt. Ge- 
trennt von dem aus Einphasengenerator, Asynchron- 
maschine und Kommutator-Hintermaschine bestehenden 
Hauptmaschinensatz ist ein Hilfsmaschinensatz aufge- 
stellt, der aus 4 Maschinen besteht: aus einem syn- 
chronen Antriebsmotor S, einer nach Art einer Asyn- 
chronmaschine gebauten Drehfeldererregermaschine DE, 
einem Danielson-Umformer DU und einer Gleichstrom- 


geil 50 Per 


Z20V D wP 
m 


D 
ut 


32V 


Abb. ge Schaltung des Netzkupplungsumformers Alnabru. 
Asynchronmaschine für 50 Hz, 3300 kW und n - 500 U/min. 
Einphasengenerator für 16?/, Hz, 4300 KVA, cos — 0,7. 


Erregermaschine GE, die den Erregerstrom für die ersten 
beiden Maschinen liefert. Abgesehen vom Danielson- 
Umformer ist also der Hilfsmaschinensatz ähnlich aus- 
geführt wie der in Abb. 18. 


1412 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


26. September 1929 


Die Drehfelderregermaschine liefert den 
strom für die Kommutator-Hintermaschine. 


3 Gleichstrom-Erregerwicklungen versehen, von denen 2 


Abb. 28. Netzkupplungsumformer Alnabru. Maschinenraum mit Hauptmaschinensatz und 


Hilfsmaschinensatz. 


ihren Strom aus der Erregermaschine GE beziehen und 
die dritte vom Danielson-Umformer. Die beiden von der 
Erregermaschine gespeisten Erregerwicklungen haben 
aufeinander senkrecht stehende Achsen. Eine Wicklung 
dient zur Regelung der Drehzahl, die andere zur Regelung 
der Blindleistung der Asynchronmaschine. Die Feldregler, 
die die Ströme dieser beiden Wicklungen regeln, wer- 
den von rasch arbeitenden mechanischen Reglern be- 
einflußt, u. zw. der eine, der vornehmlich auf den 
Leistungsfaktor einwirkt, durch einen Eilregler mit 
cos p-Relais, der andere, der auf die Leistung einwirkt, 
durch einen Thoma-Regler mit Leistungsrelais. 


Der Danielson-Umformer wird über seine Schleif- 
ringe gespeist von einem Stromtransformator, dessen 
Primärwicklung im Ständerkreis der Asynchronmaschine 
liegt. Die von dem Danielson-Umformer gelieferte 
Gleichstromspanntung wird der dritten Erregerwicklung 
der Drehfelderregermaschine zugeführt. Die Achse 
dieser Wicklung fällt mit derjenigen der beiden anderen 
Erregerwicklungen zusammen, die die Leistung des 
Maschinensatz regeln, so daß auch durch den Da- 
nielson-Umformer vornehmlich die Leistung verstellt 
wird, u. zw. wird durch ihn, wie aus obigem folgt, eine 
dee der Charakteristik der Asynchronmaschine be- 
wirkt. 


Die Asynchronmaschine arbeitet stets mit konstan- 
tem Leistungsfaktor (cosg, =1). Die Wirkleistung 
wird je nach der Jahreszeit entweder konstant gehalten 


Erreger- 
Sie ist mit 


oder in einem gewissen Verhältnis zu der Leistung des 
Wasserkraftwerkes Hakavik eingestellt. Im ersten Falle 
wird die Wirkleistung durch den Thoma-Regler in Ver- 
bindung mit dem Leistungsrelais ge- 
regelt, im zweiten Falle, wo die Cha- 
rakteristik des Umformers an die 
Charakteristik des Kraftwerkes Ha- 
kavik angepaßt werden muß, durch 
den Thoma-Regler und den Danielson- 
Umformer gemeinsam. 


Abb. 27 zeigt den Hauptmaschinen- 
satz, Abb. 28 den ganzen Maschinen- 
raum mit Hauptmaschinensatz und 
Hilfsmaschinensatz. Abb. 29 zeigt den 
Wirkungsgrad des Umformers in Ab- 
hängiekeit von der Wirkleistungz des 
Einphasengenerators. 


Abb. 30 zeigt die Asynchron- 
maschine eines im Bau befindlichen 
Umformers, der zur Kupplung des 
16% periodigen Reichsbahnnetzes mit 
dem 50 Hz -Kraftwerk Pfrombach 
(Bayern) dient. Diese Maschine ist be- 
messen für eine generatorische Lei- 
stung von 17500 kVA bei cos ọ = 0,8 
bzw. eine motorische Leistung von 
15 000 kW bei cos ọ = 1. Die Ständer- 
spannung beträgt 6300 V, die Frequenz 
50 Hz. Die mit der Asynchronmaschine 
gekuppelte Einphasenmaschine hat eine 
generatorische Leistung von 20 000 


kVA bei cos ọ =0,7 bzw. eine moto- 
rische Leistung von 15000 kW bei 
cosg=1. Die Ständerspannung be- 
trägt 6300 V, die 


Di 


Frequenz 16 % Hz. 


Abb. 29. Wirkungsgrad des Netzkupplungsum- 
formers Alnabru in Abhängigkeit von der Wirk- 
leistung des Einphasengenerators. 


Abb. 9. Asynchronmaschine des Netzkupplungsumformers Pfrombach. 
Leistung: generatorisch 17500 KYA bei cos = 0,8, motorisch 15 000 kW 
bei cos = 1, Frequenz 50 Hz, Drehzahl 350 TU min. 


Die Kommutator-Hintermaschine ist ständererregt und 
mechanisch gekuppelt. Die synchrone Drehzahl des Ma- 
schinensatzes beträgt 250 U/min. 


' 26. September 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 1413 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. kannt ist!. Das mit der Speicheranlage zusammenarbei- 
tende Niederdruckwerk bei Hengstey ist bereits fertig- 

Stausee und Pumpspeicheranlage Hengstey. — In gestellt und in Betrieb. 
Westfalen ist zur Zeit eine der größten Pumpspeicher- In einem umfangreichen Aufsatz gibt Dipl.-Ing. 


anlagen im Bau, nämlich die Anlage am Kleff, die auch Spetzlerinder Zeitschrift „Wasserkraft und Wasser- 
unter dem Namen Speicheranlaze Hengstey-Herdecke be- wirtschaft” einen Überblick über die Entwicklung der 


Speicherbecken 
A AA 260 


SEE IDCHH 


wasserschlBW ZA Festpunkt 1 
ees, 


ernus 


l. Kohrbahn 
ee 


\ rechts Projekte für die beiden An- 
lagen und eine Beschrei- 
bung der bisher ausgeführ- 
ten Bauarbeiten. 

Absponnmast für die Vor allem ist die Fest- 

220 kV-Leitung stellung von Interesse, daß 

die beiden Anlagen nicht 
allein zum Zwecke der 


Kraftzewinnung gebaut 
HÀ werden, sondern ein we- 


sentlicher Zweck derselben 


Freiluffschaltanlage die Klärung des Ruhrwas- 

Turbinen- u. Pumpenhaus , sers darstellt. Die Ruhr 
es SA dient bekanntlich zu einem 

SEN, Kan". EHEN omg `" i großen Teil der Wasser- 

u name ee a Se i versorgung des Ruhrgebic- 


Ennn nnna 


gz tes; es werden ihr jährlich 


= S ` r€ z H 3 ncco 
PED u D KH E = etwa 500 Mill mi Wasser 
CTET S 2 e ch : entnommen, wovon der 
` L ra j — zen EE ER WE we e: "F r a DN m e eh 
uam =_e k al Sg weitaus größte Teil, näm- 
N Kn omg os op een em. omg ae sm wens — e — -m wm — — — — ` mg. wm" 7 e E e 
Le Se Ee e ee eet lich etwa 85%, Brauch- 


d ’gqsspr AT oe ON = 
Maschinanselza = wasser, der Rest Trink 


Abb. 2. Speicherbecken mit Rohrleitungen und Krafthaus. t Vgl. ETZ 1927, S. 946. 


1414 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 39 


286. September 1929 


wasser ist. Bei solchen Wassermengen spielt die Rein- 
haltung bzw. Klärung eine große Rolle, wozu noch vor 
allem kommt, daß die Entnahme selbst auf Schwierigkei- 
ten stößt, wenn allmählich eine derartige Verschmutzung 
der Flußsohle eintritt, daß nicht mehr die notwendige 
Wassermenge durch die Flußsohle zu den Filtern zu- 
fließt. — An der Verschmutzung der Ruhr trägt die 
Lenne den größten Teil bei, die in der Nähe von Hensstey, 
unterhalb Schwerte, in die Ruhr einmündet. Die Lenne 
enthält durch die ihr zufließenden Abwässer große Mengen 
von sauren Eisenverbindungen, die sich in der Lenne 
selbst noch in Lösung befinden. Bei der Vermengung 
von Lenne und Ruhr treten jedoch Ausfällungen ein, da 
die Ruhr überwiegend alkalische Bestandteile aus den 
Papierfabriken usw. enthält. Die Verschmutzung der 
Ruhr macht sich um so nachteiliger für die Wasserent- 
nahme bemerkbar, je länger kein Hochwasser eingetreten 
ist, > eine natürliche Reinigung der Flußsohle her- 
vorruft. 


Um diesen Schwierigkeiten in der Wasserbeschaffung 
abzuhelfen, tauchte der Plan auf, nach der Einmündung 
der Lenne in der Ruhr eine Flußkläranlage zu bauen. An 
eine derartige Anlage war vor allem die Anforderung 
zu stellen, daß die Durchflußzeit so reichlich bemessen 
ist, daß ein Ausfällen der schädlichen Bestandteile 
möglich war, wozu vor allem auch noch eine möglichst 
geringe Wassergeschwindigkeit notwendig ist. Es mußte 
also ein verhältnismäßig großes Becken geschaffen wer- 
den. Das erste Projekt, das im Jahre 1922 vom Ruhrver- 
band zusammen mit der Siemens-Schuckertwerke A CG. 
Berlin, aufgestellt worden ist, sah in der Nähe des Dor- 
fes Hengstey den Bau eines Wehres in der Ruhr vor, 
durch den der Ruhrwasserstand um 4,5 m gehoben wer- 
den sollte; dadurch wäre ein Klärbecken mit einem Fas- 
sungsraum von 1,1 Mill m? entstanden. 
zeit bei Niedrigwasser hätte 31 h, bei Mittelwasser 5% h 
betragen; außerdem hatte man, um eine innige Mischung 
von Lenne- und Ruhrwasser zu erreichen, besondere Vor- 
richtungen geplant. Die Wassergeschwindigkeit in die- 
sem Becken wäre bei Mittelwasser 24 emile bei Niedrig- 
wasser 4,3 cm/s gewesen, u. zw. in der Nähe der sog. Fun- 
kenburg. Vor dem Wehr wäre diese Geschwindigkeit 
auf 10 bzw. 2,1 cm/s herabgesetzt worden. Um die Kosten 
für diese Anlage, die allein nicht wirtschaftlich gewesen 
wäre, erträglich zu machen, war vorgesehen, am Wehr 
eine Kraftanlage einzubauen, die eine Jahresarbeit von 
12 Mill kWh ergab. Dieser Plan, der während der Infla- 
tionszeit aufgestellt wurde, konnte jedoch nach der Rück- 
kehr zur Goldrechnung nicht mehr durchgeführt werden, 
da die Wasserkraftanlage bei dem niedrigen Gefälle, 
das hier zur Verfügung gestanden hätte, nicht wirtschaft- 
lich gewesen wäre und die Mehrkosten, die durch den 
Einbau der Zentrale erwachsen wären, kaum gedeckt 
hätte. Im Jahre 1923 wurde daher ein zweiter Plan auf- 
gestellt, der sich vom ersten in der Hauptsache dadurch 
unterscheidet, daß das Krafthaus etwa 1,2 km stromab 
verlegt worden ist, wobei das Wehr an der ursprünglich 
vorgesehenen Stelle liegen geblieben wäre und die Ver- 
bindung zwischen Wehr und Krafthaus durch einen Ober- 
graben hergestellt werden sollte. Durch das nunmehr zur 
Verfügung stehende größere Gefälle wäre der Kraftze- 
winn fast auf das Doppelte angewachsen, während die 
Baukosten nur um etwa 30 % angewachsen wären. Dieser 
neue Plan, der gegenüber dem ersten Projekt wesentliche 
Vorteile aufzuweisen hatte, kam nicht zur Ausführung, 
da die Stadt Hagen den Ausbau einer Finheitstufe bei 
Herdecke nicht wünschte und den Ausbau in zwei Stufen 
bei Hengstey und Herdecke beschloß. Dadurch traten 
zwar wesentliche Mehrkosten ein, die jedoch letzten En- 
des vom Ruhrverband übernommen werden konnten, weil 
auf Grund von Verhandlungen mit den als Stromabneh- 
mer in Betracht kommenden Elektrizitätswerken der Bau 
einer Pumpenspeicheranlage in Hengstey ermöglicht 
wurde. Durch diese Pumpenspeicheranlage ist cs mög- 
lich, aus Abfallstrom hochwertigen Spitzenstrom zu ge- 
winnen, der zu einem wesentlich höheren Preis abgesetzt 
werden kann. Somit wird durch den Bau der Nicder- 
druckanlage Hengstey und der Pumpenspeicheranlare er- 
möglicht, eine Kläranlage zu schaffen, die allen Anforde- 
rungen gewachsen ist. Dabei soll im vorliegenen Fall 
der Abfallstrom aus Werken des Rheinisch-Westfälischen 
Elektrizitätswerkes bezogen werden. Das Prinzip der- 
artiger Pumpenspeicheranlagen ist allgemein bekannt‘. 

Das endeültige dritte Projekt (s. Abb. 1), das nun- 
mehr zur Ausführung kommt, sicht außer der Flußklär- 
anlage mit Kraftwerk ein Speicherbecken vor von 1,2 Mill 
m? Inhalt am sog. Kleff auf den Höhen des Ardey-Gebir- 


1 Ygl. ETZ 1927. S. 924. 


Die Durchfluß- - 


ges. Von dieser Speicheranlage (s.Abb. 2) führt ein Stol- 
len und eine Druckrohrleitung, bestehend aus vier Roh- 
ren von je 3 m Dmr. zum Krafthaus. Die größte Betriebs- 
wassermenge beträgt 22 m?/s; die größte Wassergeschwin- 
digkeit wird etwa 6 m betragen. Der in dieser Anlage 
erzeugte Spitzenstrom wird durch die Leitungen des 
Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerkes dem Versor- 
gungsgebiet zugeführt. Geplant ist, daß während 14 Nacht- 
stunden 24 m?/s in das etwa 160 m höher gelegene Spei- 
cherbecken aus dem Staubecken der unteren Anlage hoch- 
gepumpt werden; während der 6..10 Tagestunden soll 
der Spitzenstrom erzeugt werden, wobei bis zu 56 m’?/s in 
die Ruhr zurückgeleitet werden. — Durch das Staubecken 
der unteren Anlage ist es möglich, einen Auseleich der 
abfließenden Wassermengen zu schaffen, so daß für die 
Unterlieger keine Störungen eintreten, was bei der Größe 
des unteren Beckens mit Sicherheit zu erreichen ist, ins- 
besondere da dieses Becken gegenüber dem ersten Ent- 
wurf von 1922 vergrößert wurde durch Überstauen des 
Ruhrvorlandes zwischen Wehr und Lennemündung. Durch 
diese Vergrößerung wird erreicht, daß die größte Ge- 
schwindigkeit in der Flußkläranlage 20 cm/s nicht über- 
schreitet. Die Durchflußzeit bei mittlerem Niedrigwas- 
ser beträgt nunmehr 26 h, so daß damit zu rechnen ist, 
daß die Klärwirkung eine vollständige ist. 

Die Wehranlage beim Dorf Hengste ist als Walzen- 
wehr ausgebildet mit einem anschließenden etwa 300 m 
langen Damm. Es sind vier Walzenwehre von je 30 m 1. W. 
bei einem Walzendurchmesser von 450 m vorgeschen. 
Davon sind in den zwei linken Öffnungen die Verschlüsse 
als Versenkwalzen mit einer Absenkhöhe von 1,80 m aus- 
gebildet; die beiden rechten Walzen sind normale Wal- 
zen, die nur gehoben werden können. Es kann durch die 
vier Öffnungen die maximale Hochwassermenge der Ruhr 
mit 2450 m?/s abgeführt werden. Unterhalb der Walzen 
ist auf 40 m Länge ein Tosbecken angeordnet aus Beton 
mit einbetonierten Blöcken. Für die Ausbildung dieses 
Tosbeckens wurden Modellversuche durchgeführt. Der 
Abschlußdamm bildet die Verbindung mit dem Kraftwerk 
und hat, wie bereits erwähnt, eine Länge von 300 m mit 
Böschungen von 1:2,5 bei einer Kronenbreite von 15 m. 

Zur Entschlammung der Flußkläranlage ist vorge- 
sehen, daß der sich ablagernde Eisenschlamm durch einen 
Saugbagger entfernt wird. Für das Laufwerk am Wehr 
können folgende Angaben gemacht werden: 


Gefälle bei Mittelwasser H = 4,5 m 

Wassermenge ER Q = 30 m?’s 
Leistung u ee N = 1400 PS 
Umdrehungen . . . . .. n = 125lmin 


Es sind zwei Kaplan- und eine einfache Propeller- 
turbine eingebaut. Das Schalthaus ist auf den Unterbau’ 
der langen Saugschläuche gesetzt. Die Anordnung der 
Turbinen, die von Escher Wyß & Co., Ravensburg, ge- 
liefert sind, ist so getroffen, daß die einfache Propeller- 
turbine in der Mitte und zu beiden Seiten die Kaplantur- 
binen stehen; der Achsabstand ist gleichmäßig 9,3 m. Die 
Betätigung der Leitschaufeln erfolgt hydraulisch durch 
Öldruck. Jede Turbine ist mit einem Schirmgenerator ge- 
kuppelt, die von der Siemens-Schuckertwerke A.G., Berlin, 
geliefert sind. Jeder der drei Schirmgeneratoren hat eine 
Leistung von 1400 kVA bei einem cos ọ von 0,7. Die Ma- 
schinenspannung beträgt 10000 V. Die drei Generatoren 
arbeiten parallel auf ein doppeltes Sammelschienensystem. 

Für das Speicherkraftwerk sind in dem Krafthaus, 
das am Ufer des unteren Sees errichtet wird, vier Ma- 
schinensätze mit horizontaler Welle vorgesehen. Jeder 
Satz besteht aus Turbine, Pumpe und Motorgenerator. 
Je eine Turbine und eine Pumpe sind an dieselbe Druck- 
rohrleitung angeschlossen. Das mittlere Nutzgefälle be- 
trägt 154 m, wobei die Turbinen je 22 m?/s schlucken bei 
einer Leistung von 37500 PS. Die Drehstromxeneratoren 
haben eine Leistung von 35 000 kVA; als Motoren leisten 
sie 46000 PS. Die Schaltanlagen bestehen aus einer ge- 
schlossenen 10 kV- und einer offenen 100 KV-Anlage. 


Das Speicherbecken besteht aus einer rd. 1400 m lan- 
een Betonmauer, deren Höhe zwischen 5 und 30 m wech- 
selt. Mit den Bauarbeiten für das Speicherkraftwerk ist 
seit einigen Monaten begonnen. Das zweite Laufwerk bei 
Herdecke wird zur Zeit noch projektiert. (S. Spetzler, 
Wasserkr. u. Wasserwirtsch. 1928, S. 327.) Weh. 


Spannungsregelung bei der Detroit Edison Com- 
pany. — Die Verantwortung für einwandfreie Spannung 
des Detroit - Edison - Elektrizitätswerkes (Spitze von 
448000 kW im Jahre 1927 bei einer Abgabe vən über 
2MrdakWh) von den Sammelschienen bis zur letzten 
Brennstelle liegt in den Händen eines Ingenieurs; Be- 
lastungschwankungen dürfen keine Spannungschwankun- 


26. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


1416 


gen hervorrufen. Trotz starker oder leichter Belastung 
der Kraftwerke wird Über- oder Unterspannung ver- 
mieden. Die Spannungen in den Kraftwerken werden 
mit der einen Ausnahme der Verteilung der Blindströme 
auf die Werke über die 24h des Tages konstant gehal- 
ten. Die Generatorspannungen werden also nicht, den 
Belastungen des Netzes entsprechend, geregelt. Die Span- 
nungen in den einzelnen Netzteilen werden durch An- 
zapftransformatoren in den Netzstationen bzw. durch 
Synchronmotoren, die an den Enden langer Übertragungs- 
leitungen liegen, geregelt. Ausdrücklich sei bemerkt, daß 
die Synchronmotoren mehr der Spannungsregelung als der 
Regelung des Leistungsfaktors dienen. Die Synchron- 
motoren werden nicht den eingetragenen Belastungen 
sondern den Spannungen an den in Frage kommenden 
Punkten entsprechend von einem Beamten der Trans- 
formatorenstation geregelt. Der Beamte erhöht oder er- 
niedrigt die Belastung des Synchronmotors oder schaltet 
die Einheit sogar völlig aus, je nach dem Spannungs- 
zustand. 

Die Netzspannung wird durch registrierende Instru- 
mente und periodisches Prüfen kontrolliert. Die Sam- 
melschienen-Spannungen der Kraftwerke werden jede 
halbe Stunde gemessen. Die Sammelschienenspannungen 
der großen Schaltstationen werden genau beobachtet, und 
jede Abweichung von der Normalspannung wird sofort 
dem verantwortlichen Betriebsmann berichtet. In Schalt- 
stationen mit Wärtern wird ein Satz Spannungs- und Be- 
lastungsmessungen an drei Tagen jeder Woche genom- 
men, morgens früh um 10h und abends während der 
Spitze. Diese regelmäßigen Spannungskontrollen werden 
durch registrierende Voltmeter in selbsttätigen Schalt- 
stationen ergänzt. E 

Die Aufgabe des Betriebsmannes ist es, diejenigen 
Transformatorenanzapfungen zu bestimmen, welche in 
den Schaltstationen für die ZRegeltransformatoren in 
Frage kommen, und die Anzapfungsänderungen bei ver- 
schiedenen Belastungsbedingungen anzugeben. Die Nor- 
malanzapfungen liegen in Schritten von 2% ...10 % über 
oder unter Normalspannungen. Die Spannung der Über- 
tragungsleitungen wird so konstant wie möglich gehal- 
ten. Die Regelung der Verteilungspannung wird durch 
Induktionsregler für Einzelleitungen oder an Transfor- 
matoren-Speiseleitungen vorgenommen. Diese Regler 
sollen für alle Spannungschwankungen ausreichen. Es 
wird also kein Versuch gemacht, die Spannungsänderun- 
een durch Regelung der Übertragungspannung vorzu- 
nehmen. (P. C. Hubbard, El, World Bd. 91, a 


Elektromaschinenbau. 


Neunphasen-Einankerumformer. — Die Stromwärme- 
verluste und die MMK-Pulsationen einer Einankerumformer- 
Ankerwicklung nehmen bekanntlich mit steigender Phasen- 
zahl ab. Badham vergleicht im J. Inst. El. Engs. 
den 6-, 9- und 12phasigen Einankerumformer miteinander 
und weist auf die günstigen Stromwendebedingungen des 
Neunphasenumformers hin. Die Vergleichszahlen sind in 
Zahlentafel 1 zusammengestellt. 

Die Ausnutzung der Umformer steigt bei gleichen 
Stromwärmeverlusten des Ankers mit wachsender Phasen- 
zahl. Ferner verkleinert sich der Unterschied der erzeugten 
Stromwärme in den einzelnen Ankerleitern. In der Zahlen- 
tafel ist das Verhältnis des Höchstverlustes im Stabe am 
Phasenende (Schleifringanschluß) zum mittleren Verlust 
bei cos ọ = 1 angegeben. 


Zahlentafel 1. 


Phasenzahl `, . . . . 2. 2.. 


Ausnutzung . . . 2... 100 | 120 | 129 
SE BE BR BE 
MMK-Schwankung | 
a) bez. auf resultierende MMK 
Dal 628 | 66 14,9 
b) bez. auf Gleichstrom-MMK | | SW 
in der Neutralen . . 0% 119 | 12% | 282 


Für die Stromwendung ist das Feld in der Wende- 
zone von Bedeutung, das von der Differenz-MMK des in 
der Ankerwicklung entgegengerichteten Gleich- und 
Wechselstromes hervorgerufen wird. Der Verfasser ana- 
lysiert rechnerisch und zeichnerisch die Wechselstrom- 
MMK-Kurve, die im Neunphasen-Umformer die kleinsten 
Schwankungen in der Stromwendezone aufweist. Die 


Untersuchung bezieht sich einmal auf eine gleichförmig 
verteilte Zweischichtenwicklung mit unverkürztem Wick- 
lungschritt (s. Tafelwerte), zum anderen wird die Nutung 
und Schrittverkürzung berücksichtigt. 


Die durch Zahnpulsationen hervorgerufenen Schwan- 
kungen der Gleichspannung werden vermindert, wenn 
man eine durch die Polzahl 2p nicht teilbare Nutzahl N 
ausführt. Da für symmetrische Wicklungen N durch 
m -a teilbar sein muß, erhält man für Schleifenwicklungen 


(p =a) die Forderung —, - = ungerade Zahl, die nur 


bei einer ungeraden Phasenzahl wie m = 9 erfüllt wird. 
Wegen der geringen Abweichung der Wechselstrom-MMK- 
Kurve von der Sinusform sind die Spannungschwankungen 
beim Neunphasen-Umformer auch bei Nichtübereinstim- 
mung der Wellenform von Netz- und induzierter Spannung 
am kleinsten. 


Das Anlassen des Neunphasen-Umformers geschieht 
wechselstromseitig über 3 Phasen mit Anwurfmotor. Die 
Spannung kann wie bei 
einem Sechsphasen-Um- 
former geregelt werden. 
Zu beachten ist, daß die 
Drosselspulen oder Dreh- 
transformatoren beim 
Einbau zwischen Trans- 
formator und Umformer 
neunphasig ausgeführt 
sein müssen, was für 
den Drehtransformator 
eine wesentliche Kom- 
plizierung und Verteue- 
rung bedeutet. Die neun- 

phasige Ausführung 

könnte umgangen wer- 
den, wenn die Regel- 
organe dreiphasig zwi- 
schen Netz und Trans- 
formator geschaltet wür- 
den. Das ergäbe aber 
bei großer Regelung einen teueren Transformator. 

Für den Transformator gibt der Verfasser als gün- 
stigste Schaltung die in Abb. 3 dargestellte an, die gegen- 
über dem Sechsphasen-Transformator nur 3 % mehr Kupfer 
erfordert. Die Spannungen und Effektivströme der ein- 
zelnen Transformatorwicklungen, bezogen auf die Gleich- 
spannung Eg und den Gleichstrom Je sind in der Zahlen- 
tafel 2 aufgeführt. 


Zahlentafel 2. 


Abb. 3. Schaltung des Neunphasen- 
Transformators. 


Wieklung. . . . a po D 
Spannung: Ee 0,262 | 0262 | 0214 | 0,140 
Strom: Ig ..... 0,314 | 0314 | 0,14 | 0,796 


Wenn auch die günstigen Kommutierungs- und Erwär- 
mungsverhältnisse des Neunphasen-Einankerumformers 
unverkennbar sind, so dürfte doch nach Meinung des Be- 
richters die mögliche Leistungsteigerung nicht die ent- 
stehenden Mehrkosten für Umformer und Transformatoren 
und die Einschränkung in der Spannungsregelung auf- 
wiegen. Außerdem stehen die Transformator-Teilspannun- 
gen in keinem kleinen ganzzahligen Verhältnis zueinander 
(28 : 28 : 23 : 15 würde sehr nahe kommen, 4:4:3:2 gäbe 
schon merkliche Abweichungen), so daß Schwierigkeiten 
in der Wicklungsaufführung auftreten würden. Die Be- 
deutung, die Badham dem Neunphasen-Umformer „für hohe 
Spannungen” beimißt, ist inzwischen durch die schnelle 
Entwicklung des Großgleichrichters erheblich abgeschwächt 
worden. (Badham, J. Inst. El. Engs. London Bd. 66, 
S. 1163.) Zrn. 


Ersatzschaltungen für Spartransformatoren und sekun- 
där angezapfte Transformatoren. — MacLeod gibt eine 
Anwendung der von A. Boyajian! entwickelten 
Theorie auf angezapfte Transformatoren, die natürlich 
einen etwas verwickelteren Ersatzstromkreis erfordern. 
Zu allererst wird die Vereinfachung eingeführt, den 
Magnetisierungstrom und den Leerlaufverlust zu vernach- 
lässigen, da das nicht nur den üblichen Voraussetzungen 
entspräche, sondern tatsächlich die Endergebnisse nur un- 
wesentlich beeinflusse. Die Gleichungen, die aus den meß- 
baren scheinbaren Widerständen Z,, Za Ką, K, die Be- 
stimmungstücke des vollständigen Ersatzstromkreises zu 
errechnen gestatten, vereinfachen sich für Z,= œ, 


e SS A.Boyajian, Gen. El. Rev. Bd. 32, 8. 110; Referat ETZ 1929, 
e? 


1416 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 26. September 1929 
Ss, d.h. für vernachlässigbar kleine Leerlauf- zurückführen wird, indem man alle scheinbaren Wider- 
ströme auf stände mit dem Quadrat der Übersetzung multipliziert und 
( 1 J= 1 1 dann die Transformatoren durch einfache scheinbare 
Xa) "KE KE, Widerstände ohne transformatorische Eigenschaften, die 

und S , im Leitungstrang in Serie geschaltet werden, ersetzt. 
i—i 1 1 1:1 Die Behandlung der Theorie wird in den Arbeiten 


Xe Ke Xa Xe E Xa 
da in diesem Falle nur der Ersatz mit einem in Dreieck 
geschalteten Stromkreis in Frage kommen kann, weil die 


Sternschaltung zu unendlich großen Gebilden führen 
würde (Abb. 4). 


Primörseite 
Sehundörseite 


/rimörseite 


Ahb.5. Ersatzstromkreis für Trans- 

formatoren mit Übersetzung 1:1 

und Anzapfungen auf der Sekundär- 
seite. 


Alb, A Ersatzstromkreis für 

Transformatoren bei Ver- 

nachlässigung der Leerlauf- 
ströme. 


Man kann mit Vorteil die Windungsübersetzung m 
in die Rechnung einführen. Setzt man voraus, daß m stets 
> list, daß also die Unterspannung ale die primäre an- 
gesehen wird, so kann bekanntlich, wenn die Kurzschluß- 
spannung €, % beträgt, 

—, "A SS e 
N k 
gesetzt werden, wo nun 100 Z der dem vollbelasteten 
Transformator entsprechende, auf die Primärspannunz 
bezogene scheinbare sekundäre Belastungswiderstand ist. 

Wie leicht zu erkennen, ist 


K,=zm?KR,=m?Ze, 


Lg = Së gd 


und daraus 2 
Xa = mZ ek 


und a 
m- a m 
Xz -zZ 2 Aoa Z lgan y 
b ie D E e S k ui? 


wo nun Xa und Xe scheinbare induktive Widerstände mit 
positiven Ohmschen Anteilen sind, b dagegen wegen 
eeines negativen Vorzeichens aus einem Kondensator- 
widerstand und aus einem negativen Ohmschen Wider- 
stand zusammengesetzt gedacht werden muß. 

Dieser Stromkreis hat tatsächlich einen unendlichen 
Widerstand für Spannungen, die zwischen AB, BC, CA 
wirken, weil 


1 
Z = -~ = 00 
1 Si 1 
An Aat Xe 
1 
du —- zo, 
ea I. 1l 
Xe No + Xa 
1 
a is, 
1 Ges SE 
Na Xe + Xb 
d. h. der Ersatzstromkreis ist ein genau abgeglichener 


in seiner 
negativen 


dämpfungsloser Resonanzkreis, weshalb auch 
Aufstellung die physikalisch unmöglichen 
Widerstiinde erforderlich sind. 

Die Untereuchnng wird auf einen angezapften Trans- 
formator erweitert, oder da, um einen zusammenhängen- 
den Stromkreis zu erhalten, nur vier Klemmen vorhanden 
sind, auch auf einen entsprechend verbundenen Dreiwick- 
lunestransformator (Abb. 5). Trotzdem diese Unter- 
suchung einen vereinfachten Stromkreis voraussetzt, in 
dem die höchste Sekundärspannung gleich der Primär- 
spannung gewählt wird, sind die Gleichungen zur Be- 
stimmung der Stücke des Ersatzstromkreises reichlich 
verwickelt, und man erkennt weder hier noch in einigen 
anderen vom Autor behandelten Sonderfällen einen prak- 
tischen Erfolg der vorgeschlagenen neuen Methode. Man 
gewinnt den Eindruck, daß die Verwendung der vollstän- 
digen Ersatzstromkreise für Transformatoren, die also 
auch transformatorische FKigeonschaften haben, nur selten 
Vorteil bietet und daß man nach wie vor zur Berechnung 
der Strom- und Spannungsverteilung in durch Trans- 
formateren gekuppelten Leitungsnetzen zuerst alle Größen 
auf die Spannung des einen Netzes, etwa des primären, 


von Mac Leod und Boyajian durch die unzweckmäßige Be- 
zeichnung, die auch oft geändert wird, nicht unwesentlich 
getrübt und das Verständnis durch das Vorausschicken 
von Zahlenbeispielen eher erschwert als erleichtert. Es 
mutet auch sonderbar an, daß, wie in vielen amerikani- 
schen Abhandlungen, dem Autotransformator eine ihm 
durch die Theorie und durch die Praxis nicht gerecht- 
fertigte Sonderbehandlung zuteil wird. (MacLeod, Gen. 


El. Rev. Bd. 32, S. 120.) Zel. 
Neue Großturbinen für Paris. — Im Werk St. Deni- 


der Pariser Elektrizitätswerke, der Société d’Electrieit« 
de Paris, wird z. Zt. ein neuer Großkraft-Turbosatz auf- 
gestellt, der bei 3000 U/min eine Leistung von 50 000 kW 
bei cos ọ = 0,8, d. h. 62500 kVA abgibt. Die dreigehäusire 
Alsthom-Belfort-Turbine arbeitet mit Dampf von 55 atü 
bei 465° Eintrittstemperatur. Dieser Maschinensatz ge- 
hört zu den größten mit dieser Drehzahl laufenden Ein- 
heiten des Kontinents. fi 


Apparate. 


Der Deion-Schalter für Motoren. — In unserem ersten 
Bericht über den Deion-Schalter! war erwähnt worden. 
daß das Prinzip dieses Schalters auch für Niederspannung 
bereits praktische Anwendung gefunden habe. Ein spe- 
ziell für Motoren bestimmter Selbstschalter mit Bogen- 
löschung nach dem Deion-Prinzip wird von Baker und 


Abb.7. Platte der Entionisierunes- 
kammer. 


Abb. & DeTon-Motorschalter. Abb. 8. Abschalt-Oszillogranım. 


Ellis beschrieben. Dieser Schalter ist für Spannungen 
von 440...600 V bestimmt und unterscheidet sich von der 
Hochspannungstype dadurch, daß kein Fremdmagnetfeld 
nötig ist, um den Bogen in den Plattensatz zu treiben, und 
daß der Bogen nicht rotiert: die Platten sind infolge- 
dessen nicht kreisförmiz sondern rechteckig geformt 
(Abb.7). Abb.6 zeigt schematische Schnitte des Schal- 
ters. Der Bogen bildet sich in der Kammer zwischen dem 
festen Kontakt 1 und dem beweglichen Kontakt ?. Der 
durch Kontakte und Boxen fließende Strom besitzt ein 
durch Punkte und Kreuze in kleinen Kreisen am Bogen 
anzedeutetes Magnetfeld und erzeugt ein Feld in dem 
U-förmigen Eisenjoch 3, angedeutet durch Punkte und 
Kreuze bzw. gestrichelte Linien. Es liegt also gewisser- 
maßen ein Blasfeld mit einer Windung vor, das den 
Bogen mit mäßiger Geschwindigkeit zwischen die Plat- 
ten 4 treibt. Die Platten bestehen aus Kupfer und sind, 
wie bei dem Hochvoltschalter, 1,6 mm dick; Abb.7 zeigt 
die Seitenansicht einer Platte. Bei stärkeren Strömen ist 
der Bogen vorm ersten Nulldurchgang bereits in den Plai- 
tensatz getrieben und erlischt dort; bei schwachen Strö- 
men ist die Bewegung des Bogens durch das Magnetfeld 
zu langsam, er hat beim ersten Nulldurchgang das Innere 
des Plattensatzes noch nicht erreicht, kann aber schon 
allein durch die Löschwirkung des engen Schlitzes unten 
an den Platten auslöschen. Nur bei sehr schwachen 
Strömen wird mehrmals Rückzündung auftreten. Das 
Oszillogramm einer Abschaltung zeigt Abb.8: der Bogen 


(LIA 19%, S. 686. 


26. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


1417 


erlischt hier erst nach 3 Halbwellen, die Bogenspannung 
bleibt jedoch niedrig und verhältnismäßig regelmäßig. 
Versuche wurden .bei 450 ... 615 V mit Strömen bis zu 
2500 A vorgenommen und ergaben sehr befriedigende Re- 
sultate. Den Verlauf der Erwärmung des Schalters bei 
starker Beanspruchung zeigt Abb.9. Die Temperaturen 


I Temperatur im Gehäuse 
II Temperatur direkt über dem 
Schalter 


Abb. 9. Temperaturen eines 

--  Schalters (für 40 PS-Motor) bei 

hoher Beanspruchung durch 
Aus-Ein-Aus-Schalten. 


bleiben in mäßigen Grenzen, und die Lebensdauer des 
Plattensatzes ist allgemein höher anzusetzen als die der 
übrigen Teile des Schalters.. Als besondere Vorzüge 
rühmen die Verfasser den geringen Platzbedarf bei hoher 


Belastbarkeit, die große Betriebsicherheit auch bei star-- 


ken Überlastungen und das Fehlen großer Schaltflammen. 
Der Deion-Niederspannungschalter ist bereits .seit etwa 
2% Jahren gebaut und in zahlreichen Betrieben erprobt 
worden; auch in dieser praktischen Prüfungszeit hat sich 
der Schalter bewährt. (B. P. Baker und D. Ell 
The Electric Journ. Bd. 26, S. 337.) Wi. 


Beleuchtung. 


Osram-Opal-Soffitten-Lampen.. — Die neuzeitliche 
Raumkunst bevorzugt Leuchtgeräte in möglichst einfacher 
und klarer Linienführung. Dieser Stil- 
richtung entspricht die schlanke, gerad- 
linige Form der Soffitten-Lampe, die in- 
folge der geradlinig langgestreckten An- 
ordnung des Leuchtdrahtes über eine sehr 
gleichmäßige Lichtverteilung verfügt. 
Wenn aber die Lampe als sichtbare 
Lichtquelle verwendet wird, darf sie 
nicht blenden. Deshalb stellt die Osram- 
Gesellschaft jetzt Soffittenlampen mit 
Opalglaskolben her, die hinsichtlich licht- 
streuender Wirkung, Farbe des Lichtes 
und weicher Schattenbildung den überall 
schon bekannten und benutzten Osram- 
Opal-Lampen gewöhnlicher Form gleich- 
kommen. Die neue Lampe wird für Lei- 
stungsaufnahmen von 40 und 60W in 
zwei Ausführungsformen angefertigt. Die 
eine hat beiderseitige Metallkappen wie 
die bisher gebräuchlichen Soffittenlam- 
pen, während die andere mit einem nor- 
malen Edison-Sockel zum Einschrauben 
in die allgemein gebräuchliche Fassung 
ausgerüstet ist. Diese neue Form, die 
hier abgebildet ist (Abb. 10), verdient be- 
sondere Beachtung. Sie darf zwar aus 
technischen Gründen nur in senkrechter 
Stellung verwendet werden, aber diese 
Verwendungsart ergibt sich ohnehin aus 
ihrer schlanken Kerzenform. Technische 
Bedingung und ästhetische Forderung 
haben hier das gleiche Ziel. fü. 


Abb. 10. Opal- 
Soffitten-Lampe. 


Heizung. Öfen. 


Erzielung einer möglichst gleichbleibenden Tempera- 
tur bei Warmwasserspeichern. — Wenn man Warmwasser- 
speicher mit Nachtstrom betreibt, kann es vorkommen, daß 
die Wassertemperatur je nach der Wasserentnahme star- 
ken Schwankungen unterworfen ist. Man kann in solchen 
Fällen einen Hilfspeicher aufstellen, der im Bedarfsfalle 
mit Tagstrom betrieben werden kann, oder man macht den 
Warmwasserspeicher von vornherein so groß, daß er für 


die höchste in Frage kommende Wasserentnahme aus-: 


reicht. Der Hilfsammler bedeutet aber eine zusätzliche 
Geldausgabe, und die Vergrößerung des Wasserspeichers 
hat nicht nur eine Erhöhung des Anlagekapitals sondern 
auch Erhöhung der Betriebskosten zur Folge, da der 
größere Behälter auch höhere Verluste: verursacht. 


is, 


L. A. Williams beschreibt nun die Ausführung 
eines Warmwasserspeichers von 2701 für 1,5 kW mit zwei 
Heizkörpern, von denen der eine (1 kW) mit seinem Ther- 

mostaten durch eine Schalt- 

- uhr betätigt wird, die auf 
die Zeit von 728 abends bis 
qh früh eingestellt ist; 
der andere Heizkörper (0,5 
kW) mit seinem. Thermo- 
staten ist ohne Schaltuhr 
an die Leitung angeschlos- 
sen (Abb. 11’u. 12). Abb. 13 
zeigt das Ergebnis einer 

Wochenaufnahme. Die 

Kurven Tir T, und T3 
stellen den Verlauf der 
Temperatur an den in 
Abb.1 mit 7, T, und T; 
bezeichneten Stellen dar. 
Aus dem Verlauf der Was- 
sertemperatur T, oben am 
Behälter ist ersichtlich, 
daß der Thermostat b ab- 
schaltet, wenn die Fem- 
peratur bis 65° gestiegen 
ist; die Einschaltung er- 
folgt, wenn die Tempera- 
tur auf 57° gesunken ist. 
Vermöge der Lage des 
Heizkörpers d und seincs 
Thermostaten braucht nur 
eine verhältnismäßig 


a Wasserauslaß kleine Wassermenge um 
b oberer Thermostat wenige Grade erwärmt zu 
e nterer i werden, so daß eine rasche 
d oberer Heizkörper Regelung möglich ist. Des 
e [unterer -„ Morgens ist die Tempera- 


tur annähernd 65°; sie 
fällt dann während des 
Tages infolge der Wasser- 
entnahme etwas, aber nur 
einmal (Mittwoch 10h 
abends) unter 48°. Der 


f Weassereintritt 
g Entwässerungsöffnung 
D, Ta Ts Thermometer 


Abb. 11. Warmwasserspeicher 
mit 2 Heizkörpern. 


registrierende Strommesser 
Leistungsmesser 

Schaltuhr 

oberer Thermostat 

unterer a 

oberer Heizkörper 

unterer Ar 


D we ae Gr e 


Abb. 12. Schaltung der Heizkörper. 


Montag Dienstag Mıiftwoch Donnerst Freitag Sonnabend 


SaF INAN | E ANA HN 
PUN w MAY YUNE AWT A W 
d INTE IE Jh Aë 
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ER 777 EEE 7/77. 


l pum m Pa Bä. Pa PR 8 


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LAG WN EI BNE 12 18246 12 8 246 1218246 12 8246 727824 
ape Tageszeit 


be 09 


Wasser -Temperatur ? 
REN 


e $ Š 


—>L Wasser -Verbrauch 
e 


Abb. 13. Betriebskurren während einer Woche (die schraffierten Flächen 
stellen die Zeit dar, während der die Heizkörper eingeschaltet waren). 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


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Grund hierfür ist die Entnahme von rd. 360 1, welche die 
Normalleistung um 901 übersteigt. Der Versuch hat er- 
geben, daß es bei diesem Verfahren möglich ist, reichlich 
Wasser zu entnehmen und trotzdem als Betriebstrom vor- 
wiegend Nachtstrom zu verwenden. 86 kWh wurden im 
Laufe der Woche zwischen 7 b abends und 7 h morgens ver- 
braucht und nur 11 kWh während der Tageszeit zwischen 
7b morgens und 7 h abends. (L. A. Williams, El. World 
Rd. 92, S. 215.) Ka. 


Installation. 


Schlitz-Anschlußklemme. — Die von der Firma H. 
Friedrich, Jena, entwickelte Schlitz - Anschlußklemme 
(DRGM. und DRP. angem.) wird durch Abb. 14 veranschau- 
licht. In der mit dem Isoliermantel a versehenen Mutter e 
ist der Druckteil b durch einen Sprengring f frei gelagert 
und wird im Schlitz des Klemmenkopfes e geführt. Dieser 


ka 


ANN 


ZE 


LLLLALLLLLLLLE. 


NN 


LG 


BALLON HE 
RE WO 


oben: Aufsicht auf die Mantelmutter von unten 
unten: Aufsicht auf den geschlitzten Klemmenbolzen 


Abb. 14. Schlitz-Anschlußklemme. 


Klemmenkopf trägt eine Isolierkappe d, durch welche er 
vor zufälliger Berührung geschützt ist. Durch einfaches 
Drehen der Mantelmutter wird der anzuschließende Leiter 
geklemmt oder gelöst. Ein Kanten des Druckstückes ist 
ausgeschlossen, weil es in der ganzen Breite des Klemmen- 
kopfes geführt wird. Beim Festklemmen wird dadurch 
der Druck gut in axialer Richtung auf den Leiter über- 
tragen, wodurch ein sicherer Kontaktdruck, also ein ge- 
ringer Übergangswiderstand, gewährleistet wird. Eine 
Beanspruchung des anzuschließenden Leiters auf Absche- 
rung bzw. ein Verquetschen oder Verdrehen desselben, wie 
bei manchen bisher bekannten Anschlußklemmen, findet 
nicht statt. Auch ist es möglich, mehr als einen Leiter zu- 
gleich in einer Klemme .anzuschließen, so daß dieselbe als 
Verteilungsklemme dienen kann. An Apparaten, die Er- 
schütterungen ausgesetzt sind, kann die Schlitz-Anschluß- 
klemme ebenfalls Verwendung finden, da durch feingän- 
eiges Gewinde Lockerungen vermieden werden. Die 
Klemme wird in zwei Ausführungen zum Ansctzen auf Iso- 
lierplatten und auf Metallplatten geliefert. Der am unte- 
ren Isolierteil d angepreßte Ansatz zentriert gleichzeitig 
den Durchführungsbolzen, wodurch isolierende Zwischen- 
ringe überflüssig sind. Die lIsolierpreßteile sind aus 
hochwertigem Bakelitmaterial hergestellt, welches die Ver- 
wendung der Klemmen in der Wärme bis 200° zuläßt. fü 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Elektrisierung der Vorortstrecke Moskau—Mytisch- 
tschi!. — Die Elektrisierung der nördlichen Vorortstrecke 
Moskaus macht so günstige Fortschritte, daß die elektrische 
Zugförderung am 1. Oktober d. J. einsetzen soll. Probe- 
fahrten auf der 18 km langen Strecke sind bereits vorge- 
nommen und sollen zur Zufriedenheit ausgefallen sein. 
Die Wagen sind mit je 108 Sitzplätzen ausgestattet und 
fassen einschließlich der Stehplätze 150... 160 Personen. 
Für Beleuchtung ist durch 20 Lampen, für Lüftung durch 
7 Ventilatoren gesorgt. Die Fahrgeschwindigkeit soll 80 
en on betragen. (Zt. V. Dt. Eisenb.-Verw. Bd. 69, 


25 Jahre Stubaithalbahn. — Die Stubaithalbahn ist am 
1. August 1904, also vor 25 Jahren, eröffnet worden. Neben 
der nationalen und volkswirtschaftlichen Bedeutung und 
bautechnisch interessanten Anlage der Bahn gelangte diese 
Anlage hauptsächlich wegen des verwendeten Systems zur 
internationalen Bedeutung. Hier wurde erstmals Wechsel- 
strom von 2500 V Fahrdrahtspannung und 42 Oz zum Betrieb 
der Kommutator-Bahnmotoren verwendet. Vier Triebwagen 
stehen seit 25 Jahren in Betrieb, und die Motoren sind erst 
jetzt, insbesondere aus Anlaß der Erhöhung der Perioden- 
zahl auf 50, durch neue leistungsfähigere Einheiten ersetzt 
worden. Der Personenverkehr stieg von etwa 100 000 be- 
förderten Personen in den ersten Betriebsjahren auf 
243 000 im Jahre 1928, nachdem vorübergehend bis fast 
360 000 jährlich befördert wurden. Die jährliche tonnen- 
kilometrische Leistung steigerte sich in den verflossenen 
25 Betriebsjahren von rd. 0,5 Mill auf 252 Mill tkm im 
Jahre 1928. Es ist bemerkenswert, daß diese Ergebnisse 
mit dem seit 25 Jahren unverändert gebliebenen Fahrpark 
erzielt werden konnten. 


Obwohl es sich hier um 50periodigen Wechselstrom 
handelt, eine Stromart, die bei Bahnen bekanntlich wegen 
der Konstruktionsschwierigkeiten der Triebmotoren keine 
nennenswerte Wiederverwendung gefunden hat, konnten 
mit den Einrichtungen Verkehrsleistungen erzielt werden, 
die die strengsten Anforderungen an die Wirtschaftlich- 
keit befriedigen können. Die Entwicklung des Verkehrs 
der Stubaithalbahn erscheint nun damit noch lange nicht 
erschöpft oder abgeschlossen. Im Kampf mit dem Autobus 
werden ihre zugkräftigen Motoren die Fahrzeit kürzen und 
noch größere Leistungen vollbringen können. 


Elektrisierung der Italienischen Staatsbahnen. — 
Auf der 450 km langen Linie Modane—Livorno ist die 
elektrische Zugförderung aufgenommen worden. (Schweiz. 
Bauzg. Bd.94, S. 85.) 


Betriebsergebnisse amerikanischer Umformerlokomo- 
tiven. — Besonders bemerkenswerte Ergebnisse hat die 
Great Northern Railway auf der Bergstrecke über das 


Abb. 15. Lageplan. 


Kaskadengebirge, im äußersten Nordwesten der Vereiniz- 
ten Staaten, mit Umformerlokomotiven erzielt. Von der 
Strecke Seattlce—Wenatchee (Abb. 15) wurde Anfang 1927 
zunächst auf dem 40km langen Abschnitt Skykomish— 


"1 Ygl. ETZ 198%, 8. 1051 u. 1445. 


26. September: 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


Cascade, welcher die stärksten Steigungen enthält 
(Abb. 16), elektrischer Betrieb eingeführt; nach Fertig- 
stellung des seiner Vollendung nahen neuen Tunnels 
Scenic—Berne soll dieser bis Wenatchee ausgedehnt 
werden. 


Im Dampfbetriebe wurden normal täglich 2...4, ost- 
wärts vollbeladene Güterzüge von 2260 t durch je 3 Loko- 
motiven von zusammen 6% t, ferner in jeder Richtung drei 
Personenzüge befördert. Die Güterzüge entwickelten auf 
der 34km langen krümmungsreichen 22 °/o-Steigung eine 
Geschwindigkeit von nur 11,2 km/h; durch den alten 4,8 km 
langen Cascade-Tunnel mit 17 °/oo Steigung wurden sie vor 
dem Umbau von je 4 Drelistromlokomotiven geschleppt. 
Die Fahrzeit Skykomish—Cascade betrug einschließlich 
der unerläßlichen Aufenthalte für Wasserergänzung und 
Maschinenwechsel 4% ..5 % h. 


Abb. 16. Längenprofil der Strecke. 


Mit dem Übergang auf elektrische Betriebsführung 
wurde eine Erhöhung des Zuggewichtes, zunächst auf 
2540 t verknüpft. Man stellte die Lokomotivleistung ent- 
sprechend der Förderung von einem Viertel dieses Wertes 
auf 22°/o mit einer Geschwindigkeit von 25 km/h; für 
3540t Anhängelast sind daher bei der Bergfahrt 4 Loko- 
motiven erforderlich. Für später ist der Übergang auf 
noch höhere Zuggewichte, 3180 t mit 5, bzw. 3820 t mit 
6 Lokomotiven in Aussicht genommen. Die Aufenthalte 
für Wasserergänzung und Maschinenwechsel konnten ent- 
fallen und die Fahrzeit der Güterzüge auf 1% h, also 
rund ein Drittel der bisherigen, gebracht werden. 


Zunächst wurden nur 4 Lokomotiven in Dienst ge- 
stellt. die bis Anfang März 1927 den gesamten Dienst auf 
der fertizzestellten Strecke Skykomish-Scenie bestritten. 
Nach erfoletem Umbau der Fahrleitung im Cascade-Tunnel 
von 6kV Drehstrom auf das neue mit 11 kV, 25 Hz im 
Fahrdraht arbeitende Umformersystem konnten dann die 
neuen Lokomotiven bis zur Station Cascade durchgeführt 
werden. Anfangs wurde dabei in jedem Zug eine Dampf- 
lokomotive für die Weiterfahrt mitgeschleppt, u. zw. in 
den schweren Güterzügen eine 1—D-—-1-Maschine von 
212t; das wirksame Anhängegewicht betrug damals rd. 
2600 t und die elektrischen Lokomotiven standen nahezu 
ununterbrochen im Betrieb. Bald stellte sich die Notwen- 
digkeit heraus, auf höhere Zurgewichte überzugehen. Da 
eine fünfte elektrische Lokomotive nicht vorhanden war, 
half man sich in der Weise, daß die mitzeführte Dampf- 
lokomotive bis an die Grenze ihrer durch den Wasservor- 
rat begrenzten Arbeitsfähigkeit ausgenützt und die Ge- 
schwindirkeit soweit herabgesetzt wurde, daß die Dauer- 
leistung der elektrischen Lokomotiven nicht überschritten 
wird. Auf diese Weise können 3500 t Anhängelast durch 
die 4 elektrischen und eine Dampflokomotive mit 24 km/h 
iiber die Hauptsteigung bis Tye befördert werden, während 
auf der geringeren Steigung im alten Tunnel die Dampf- 
lokomotive als tote Last mitgeführt wird. Ab September 
1927 mußten dann allerdings infolge weiteren Anwachsens 
der Verkehrsleistunzen noch reine Dampfziüge eingelegt 
werden, die Anfang 1928 bereits 20 % der Gesamtleistung 
vollbrachten; erst im Laufe des Jahres wurden sechs wei- 
tere Lokomotivpaare in Dienst gestellt, so daß nunmehr 
der gesamte Zugverkehr elektrisch geführt werden kann. 


Die Lokomotiven haben bei der normalen Verwendung 
in Doppeleinheiten folgende Hauptdaten: 


Achsanordnung. - - - ssas 2 2 2 2 ece’ ıDı +1ıDı 
Gesamtgewicht. - - . 2 2 2 2 an a’ 325 t 
Reibungsgewicht . . . s. - 2 2 2 2 2 2 0 00. 250 t 
Achsdruck der Treibachsen `, . . . . 2 2 2.0. 31,1 t 
Stundenleistung e E 4330 P8 
Zugkraft beim Anfahren ( z WW DEE 62 500 kg 
1 x 

Max -Zugkraft beim Anfahren (u =, ) 83 600 kg 
Zugkraft bei Stundenlelstung . . . . ....- 61 200 kg 
Zugkraft bei Dauerleistung `, . . 2 2 2 2 oso’ 40 300 kg 
Geschwindigkeit bei Stundenleistung.. . . .. . 23,2 kın/h 
Geschwindigkeit bei Dauerleistung `, . . . .. . 25 km/h 
Höchstgeschwindigkeit . . - . 2: 2 2 2 2 2 0. 00 km/h 
Spurweite o a "EN ne ee a e e 1435 mm 


Gesamtachsstand . . . 2 2 2 2 22222. 23,88 m 
fester Achsstand . . 2. 2 2 22er 5,1 m 
Länge über Puffer. -. . l.. 2 2 2 2 2 2 2 0. 28,82 m 
Breite u u e ee Nd A e a a a 8,36 m 
Triebraddurchmesser . . . . » 2 2 2 2 2 2 0. 1,42 m 


Der starke gegossene Rahmen jeder Lokomotivhälfte 
trägt einen Transformator, einen Umformer und die 4 Achs- 
motoren für 600 V Gleichstrom. Letztere arbeiten stets: 
parallel und können dreifach geschaltet werden: direkt 
weiter als normale Serienmotoren, als Netzanschlußmoto- 
ren und in einer besonderen Schaltung mit Fremderregung 
für konstante Leistung. Diese Umschaltbarkeit hat sich 
wiederholt als außerordentlich nützlich erwiesen. 

Der Betriebstrom wird von bahnfremden Kraft- 
werken bezogen. Zweifellos ist die höchste zulässige 
Spitzenentnahme in dem Stromlieferungsabkommen fest- 
gelegt. In der Regel kann diese Grenze durch entspre- 
chende Auslegung des Fahrplanes eingehalten werden. 
Nun wurde aber z.B. für den Bau des neuen Tunnels viel 
Strom benötigt, und es war wünschenswert, den Verbrauch 
der Zugförderung zeitweise entsprechend herabzusetzen, 
was mit der vorhandenen Schaltung auf Kosten der Ge- 
schwindigkeit ohne weiteres möglich ist. 

Anderseits ist es tariflich und auch für den Bahnbetrieb 
von großem Vorteil, den zulässigen Höchstverbrauch mög- 
lichst dauernd auszunutzen. Es würde beispielsweise ein 
mit normalen Serienmotoren ausgerüsteter 3500 t-Zug mit 
5 Stück 1—-D-—1-Lokomotiven die 22°/o-Strecke von Sky- 
komish bis Scenic in 48 min mit einer Geschwindigkeit 
von 25 km/h durchlaufen und dabei 9400 kW aufnehmen; 
von hier durch den neuen Tunnel bis Berne würde die 
Leistungsaufnahme während 28 min auf 7700 kW sinken, 
während der gleiche Zug mit fremderregten Motoren 
letztere Teilstrecke bei 9400 kW Aufnahme mit rd. 35 km/h 
in nur 22 min durchläuft. 

Als besonderer Vorteil der Umformerlokomotiven 
kommt noch hinzu ihre bekannte Unemofindlichkeit gegen 
Schwankungen der Fahrdrahtspannung. 

Bemerkenswert günstig sind auch die an den Lokomo- 
tiven beobachteten Reibungsziffern. So haben diese Ma- 
schinen auf schneebedeckten, verölten Schienen ohne Be- 
nutzung von Sand dauernd Zugkräfte von der 7,7 fachen 
Größe des Reibungsgewichtes entwickelt, obwohl dabei die 
Räder abwechselnd durchginsen. Gleichgünstig war auch 
das Verhalten im Betrieb mit Stromrückgewinnung. Das 
normale Zuggewicht kann auf der vorkommenden Höchst- 
steigung ohne Zuhilfenahme der Luftdruckbremse bis 
herab auf 2km/h abgebremst werden. Dementsprechend 
sind die Instandhaltungskosten überaus niedrig, und die 
Lokomotiven konnten in 12 Monaten je über 80 000 km ohne 
nennenswerte Reparaturen zurücklegen. (P.A.Mc Gee, 
Railway Age Bd. 85, S. 445). v. Str. 


Fernmeldetechnik. 


Strecken-Zugleitung mit zentralem Stellwerk. — Seit 
August vorigen Jahres hat die New York Central-Bahn 
auf ihrer 65 km langen, eingleisigen Strecke zwischen 
Toledo, Ohio, und Berwick ein Zugleitungsystem einge- 
führt, das die Verfügung über die gesamte Zugbewegung 
und die Zugsicherung in die Hand eines einzigen Be- 
triebsbeamten legt, des Zugleiters (train dispatcher)!. 
Dieser verfügt frei über die Bewegung aller Züge, ordnet 
ihre Folge an, bestimmt über die Aufenthaltszeiten — karz 
ist befugt und in der Lage, den gesamten Betrieb auf der 
ganzen Strecke nach Bedarf zu regeln. Die Züge fahren 
nicht mehr nach einem starren Fahrplan und ohne Kennt- 
nis über den Verlauf der übrigen Zugfahrten. Die Strecke 
ist durchschnittlich mit 12 beschleunigten und 2 gewöhn- 
lichen Personenzügen und 20 Güterzügen, davon 2 Stück- 
süterzügen, belegt. l 

Die Strecke ist auf 59 km eingleisig und auf 6 km 
zweigleisig und besitzt 26 Weichen bzw. Weichenverbin- 
dungen. Die Signale sind als Licht-Tagsignale mit 3 Be- 
griffen ausgebildet und stehen rechts vom Gleis. Sie wer- 
den selbsttätig gesteuert. Ihr Signalbild ist abhängig 
von der Besetzung der Blockstrecke. Signale vor Weichen 
sind ferner von der Lage der Weiche abhängig, werden 
also mittelbar vom Weichenhebel im Stellwerk gesteuert. 
Handblock ist nicht mehr vorhanden. 

Die Weichen- und Signalstelleinrichtungen sind in 
cinem einzigen Stellwerk vereinigt. Alle Schalteinrich- 
tungen und Verständigungsmittel sind in einem pultähn- 
lichen Schalterwerk untergebracht. Auf dem Deckel ist 
eine schreibende Schauuhr zu sehen, die selbsttätig alle 


ı Ähnliche Einrichtungen sind seit einigen Jahren auch in anderen 


Ländern entstanden, z.B. in England; ein von der Reichsbahn Ende 
vorigen Jahres unternommener Versuch geht allerdings nicht so weit 
wie die N. Y. C. 


1420 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


26. September 1929 


Jugbewegungen in einem Zeit-Wege-Netz einträgt. Dar- 
unter befindet sich eine Gleistafel, die das gesamte Gleis- 
netz darstellt und dem Zugleitungsbeamten sinnfällig an- 
zeigt, wie die Weichen stehen und welche Gleisabschnitte 
besetzt sind, so daß er ständig ein getreues Abbild des 
gesamten Betriebszustandes vor sich hat. 

In der nächsten Reihe sitzen große helle Lampen, unter 
jeder Abzweigung eine. Sie leuchten auf, wenn ein Zug 
den zugehörigen Abschnitt befährt, und bleiben hell. bis 
der Abschnitt wieder geräumt ist, vorausgesetzt daß in- 
zwischen kein Eingriff des Zugleitungsbeamten erfolgt ist. 
Diese Lampen zeigen ferner durch kurzes Aufblitzen die 
beendete Umstellung der Weichen an. Bei Störungen er- 
tönt eine Glocke. Danzben angebrachte kleine Lampen 
zeigen durch kleine Pfeile die eingestellte Fahrtrichtung 
der Züge an (die oberen eine Fahrt nach rechts, die unteren 
eine Fahrt nach links). 

In der vorletzten Reihe befinden sich die Weichen- und 
Signalschalter. Diese Schalter steuern auch die Weichen 
der Gleistafel. Die Griffe dieser Schalter haben drei 
Stellungen. Mittelstellung ist Ruhestellung. Das betref- 
fende Signal steht auf Halt, die betreffende Weiche bleibt 
in der Lage, die sie bei der letzten Umstellung einge- 
nommen hatte. Griff nach oben bringt die Weiche in die 
abzweigende Stellung, wenn sie nicht schon darin war, und 
gibt das zugehörige Blocksignal frei, das in diejenige 
Stellung geht, die dem Betriebszustande der Blockstrecke 
entspricht. Griff nach unten führt die Weiche in die 
Grundstellunx (auf das Haupteleis weisend) und die 
Signale wie vorstehend in die entsprechende Lage. 

Die Schalter der untersten Reihe haben eine zwei- 
fache Wirkung. Nach unten gestellt, schalten sie das hör- 
bare Signal der großen hellen Lampen ab, nach oben ge- 
legt verhindern sie, daß das zugehörige Blocksignal selbst- 
tätig auf Fahrt geht, wenn der Blockabschnitt geräumt 
wird. Mit ihm kann auch jeder Zug beliebig lange auf- 
gehalten werden, z. B. um eine Verschiebung der Züge ein- 
treten zu lassen oder auch auf der ganzen Strecke einen 
Ruhezustand herbeizuführen. 

Als weiteres Hilfsmittel hat der Beamte Stecker (ähn- 
lich denen bei Postklappenschränken), die er in Löcher 
der Gleistafel einsteckt, je nachdem wie die Meldungen von 
der Strecke durch die Lampen einlaufen. 


Jeder solcher Stecker trägt eine aufsteckbare Karte, 
auf der Zugnummer und Fahrrichtunz deutlich sichtbar 
vermerkt sind. Diese Stecker muß der Beamte selbst um- 
stecken. Sie wandern über die Gleistafel entsprechend der 
Bewegung der Züge, die sie andeuten. 

Die Zugleitunzsanlage arbeitet mit Gleisströmen. 
Beide Schienen sind gegeneinander isoliert, so daß man 
sie als Teile eines Stromkreises schalten kann. Ebenso 
sind die Blockabschnitte gexeneinander isoliert. Bei un- 
besetztem Gleis fließt in jedem Blockabschnitt ein Strom 
als Dauerstrom; bei besetztem Gleis wird der Stromkreis 
durch die Zugachsen kurz geschlossen. Durch diese Zu- 
standsänderung kann man Relais betätigen und von diesen 
Schaltvorgänge bewirken lassen. Die Schaltungen des 
Schalterwerkes selbst entsprechen etwa denen halbselbst- 
tätiger Kraftstellwerke, d. h. die Weichen werden von 
Hand gestellt, weil die Einstellung der Fahrstraße für 
einen Zug vom Willen des bedienenden Beamten abhänzt, 
die Signale dagegen können je nach den Umständen selbst- 
tätig sein, d.h. von den Zügen gesteuert, mindestens auf 
Halt geworfen werden. Die Schaltung des Schalterwerks 
ist ferner so gemacht, daß nur Fahrten eingestellt und 
ausgeführt werden können, die sich nicht gefährden. Jedes 
Fahrtsignal liegt unter dreifachem Verschluß: 1. durch 
den Gleisstrom, d.h. die Blockstrecke muß frei und das 
Gleis in Ordnung sein; 2. durch die Weichen. die in der 
zugehörigen Stellung liegen müssen; 3. der Beamte muß 
den Schalter der vorletzten Reihe umstellen, d. h. zu- 
stimmen, daß Fahrtsignal erschrine. Daß sich benach- 
barte Ausfahrsignale nach demselben Streck>ngleis und 
Sienale für Gegenfahrten elektrisch ausschließen, ist 
selbstverständlich. 

Die Schauuhr schreibt die Zeiten in Form von Strichen 
genau nach der Tageszeit selbsttätig auf, die ein Zug in 
einem Streckenabschnitt, z.B. einem Bahnhof verbracht 
hat. Alle sonstigen Angaben (Datum, Zugnummer, Per- 
sonal usw.) vermerkt der Beamte handschriftlich im Kopf 
der graphischen Aufzeichnung und auf dieser selbst. 


Im Gegensatz zu ähnlichen Zugüberwachungsanlagen, 
z.B. in England, ist es beachtenswert, daß hier keinerlei 
telephonische Meldung von der Strecke über die Bewegung 
der Züge nötig ist. Das geschieht eben mit Hilfe der 
(rleisströme nach der Gleistafel. Trotzdem sind reichlich 
Fernsprechverbindungen mit dem Zugleitungsbeamten vor- 
handen. Es werden ihm z.B. alle Züge, die seinem Kon- 
trollbezirk zulaufen, vorgemeldet. Von allen Weichen, dıe 


von Zügen befahren werden, und von allen Signalen aus 
kann er angerufen werden. Mit allen Stationen und dem 
Leiter der Bahnunterhaltung hat er direkte Verbindung. 
Arbeitszüge müssen die Zustimmung des Zusgleitunges- 
beamten haben. Er legt die Zeit fest und deckt den Zug 
durch Blocksignale. Ebenso muß er. mitwirken, wenn ein 
Zug auf ein Anschlußgleis längere Zeit übergeht, das nicht 
unter seiner Kontrolle liegt, oder von dort zurückkommt. 
(Railway Age Bd. 83, S. 325.) Gel 


Der Ferngesprächstarif in den V.S. Amerika. — In 
amerikanischen Ferngesprächstarif ist die Grundlage für 
die Gebührenberechnung die Verbindung von Sprechstelle 
zu Sprechstelle während des Tages (4h30m..19h), bei 
der die gewünschte Sprechstelle nur nach Amt und Ruf- 
nummer angemeldet wird. Außerdem gibt es noch drei 
besondere Gesprächsarten, für die ein Zuschlag von 25 %, 
mindestens 20 cents, berechnet wird, nämlich 


das Gespräch von Person zu Person, bei dem. ähnlich 
wie bei dem deutschen Voranmeldegespräch, eine 
Verbindung mit einer bestimmten Person bei der 
Sprechstelle am anderen Orte verlangt wird, 


das verabredete Gespräch, bei dem, ähnlich wie bei dem 
in neuerer Zeit im europäischen zwischenstaatlichen 
Verkehr eingeführten „Festzeitgespräch“, die Aus- 
führung der Gespräche zu einer bestimmten Zeit 
zwischen den beiden Teilnehmern vereinbart wird, 


und E S 

das XP-Gespräch, bei dem eine Person, die keinen 
SES hat, zu einem Gespräch herbeigerufen 
wird. u 


Eine Besonderheit des amerikanischen Fernsprech- 
dienstes ist der „collect call service”; der Anmelder hat die 
Möglichkeit, die Gesprächsgebühr durch den Angerufenen 
bezahlen zu lassen, wenn dieser sich dazu bereit erklärt. 
Lehnt er das Gespräch ab, so hat der Anmelder eine Melde- 
gebühr in Höhe von 25 % der gewöhnlichen Gesprächs- 
gebühr, höchstens 1 $, zu entrichten. 


Die Veröffentlichungen der American Telephone and 
Telegraph Co. über die Gebühren für Gespräche von 
Ort zu Ort enthalten nur die Gebührensätze für die ein- 
zelnen Sprechbeziehungen ohne Angabe der für die Be- 
rechnung zugrundegelerten Entfernungen. Der Benutzer 
kann sich also nicht, wie bei den europäischen Tarifen, 
aus den einzelnen Bestandteilen (Entfernung, Gesprächs- 
dauer und Tageszeit) die Gebühr für sein Gespräch er- 
rechnen. Rein zahlenmäßig gibt ein Vergleich des 
amerikanischen Ferngesprächstarifs mit 
dem deutschen folgendes Bild. 


. Staffel- Staffel- 
Tarıf der | deutscher | 
Entfernung | AIR” CHL (ECHT, SH 
km Pf | Pf Pf | Pf 
| 
bis 15 42 | Gd ! 
„n 19 42 21 ai | 1,0 
e B 63 | 40 
29 63 | 70 ! 
2 1 
n D td al i d 
=- 50 105 1.75 70 
.5 105 l 90 ge 
E Ski el S 
e 75 147 Lë 90 
7 147 120 i 
j 83 
~ 90 168 \ 1.6 =) | N 
„ 100 1899 Lë 120 l 
„ 108 189 150 | 0,33 
„ 19 336 16 150 F 
> 207 Sch | 180 33 
„ 1180 1260 _ 330 i i 


Die Gebühren für Gespräche auf Entfernungen von 
mehr als 210 km sind seit 1926 mehrmals, zuletzt am 
1.11.1929, herabgesetzt worden. Für ein Gespräch von 
New York nach Chicago sind jetzt 12,60 RM zu zahlen. 
(Wittiber, Europ. Fernspr. 1929, S. 156.) Sb. 


Hochspannungstechnik. 


Über Kippvorgänge bei Funkenentladungen. — In 
einer Versuchsanordnung zur Messung des zeitlichen Ver- 
laufs der Spannung während der Stoßbeanspruchung einer 
Plattenfunkenstrecke fanden Rogowski und Tamm 
den nachstchenden eigentümlichen Schwingungsverlauft. 


1 Vgl Arch. El. Bd. 20, 8. 110. 


26. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


1421 


Es wird gezeigt, daß der Schwingungsverlauf rechnerisch 
abgeleitet werden kann unter der Annahme, daß die Vor- 
sänge unmittelbar nach dem eigentlichen Durchschlag 
durch eine normale Lichtbogencharakteristik beherrscht 
werden. Die fraglichen Schwingungen erweisen sich dabei 


5 
Ak 


` 0 s m 20x70 % 
Abb. 17. : Funkenoszilloegramm nach Rogowski und Tamm. 


als „Kippschwingungen“”!, die durch die Eigenkapazität 

der Ablenkungsplatten des Kathodenstrahl-Oszillographen 

une werden. (F. Kirschstein, Arch. El. Bd. 21, 
. 5, S. 473.) 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Entwicklung der Vielmulden-Unterschubroste. — Die 
Entwicklung der Unterschubroste ist, vor allem durch die 
Ausbreitung der Kohlenstaubfeuerung, in den letzten Jah- 
ren gewaltig vorwärtsgekommen, so daß heute Kessel bis 
zu 150 t/h Dampfleistung mit Unterschubrosten betrieben 
werden. Besonders interessant ist die neueste Bauart des 
„Underfeed Type F"-Rostes die besonders für Fettkohlen 
bei hoher Dampfleistung geeignet ist (Abb. 18). Es wird 
daran erinnert, daß der Vielmulden-Unterschubrost fol- 


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die durch Zusatzluft gekühlt werden. Dadurch wird ihre 
Verschlackung und ihr Abbrand vermindert und die Ver- 
brennung der Gase durch die Durchwirbelung mit der 
Zusatzluft verbessert. Die Beseitigung der Asche und 
Schlacke erfolgt mittels Kipprosten. Nur für große An- 
lagen oder schr aschereiche Brennstoffe treten an deren 
Stelle Brecherwalzen. Die Feuerung soll besonders ge- 
eignet sein für die Verwendung in wassergekülilten, mit 
Flossenrohren auszerüsteten Feuerräumen. (The Elec- 
trician Bd. 101, S. 205.) —-tes 


Schmiertechnische Vervollkommnungen und ihre wirt- 
schaftliche Bedeutung. — Die Erfolge schmiertechnischer 
Vervollkommnungen äußern sich, je nach der vorliegen- 
den Aufgabe, in einer Steigerung der Belastbarkeit der 
Maschinen, einer Erhöhung ihrer Betriebsicherheit, Ver- 
minderung des Verschleißes, Verbilligung der Herstellung 
durch Material- und Lohnersparnisse, verminderten Rei- 
bungsverlusten oder weitgehenden Schmiermittel-Kosten- 
ersparnissen. 

Der Schwerpunkt der schmiertechnischen Verbesse- 
rung liegt in der Konstruktion. E. F a lz bespricht in einer 
Abhandlung Konstruktionsfehler und deren Folgen bei 
Dampfmaschinen, Gasmaschinen, Dieselmotoren, Daimpf- 
turbinen usw. und weist auf die Regeneration gebrauchter 
Schmieröle und die damit verbundenen großen Ersparnis- 
möglichkeiten hin. (E. Falz, Hannover, Polyt. Journ. 
Bd. 344, S.5.) Sb. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Durchschlag von öldurchtränkter Papierisolation. — 
Auf Anregung der Leningrader Kabelmanufaktur „Sew- 
kabel” wurde von G. A. Dmitriew und A. Wal- 
ther eine ausführliche Untersuchung über die dielek- 


Hır-u. herbewegrer 
Hilfschie der; bestreicht! 
die ganze Lönge d Mulde 


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Zugstange des Luffdichte Besich- Ni- > a D de S FAE Kë "ae | (en deg 
Luflschiebers hgungsöffntung % y 7 
Schnelloufende Antriebswelle 
mit Schersfiffen, so gebaut, Wirksame Ausbrond-Kipprosfe Zë eine 
daß stets eine positive Scher- allmählich ansteigende Aschen-und 
spannung vorhanden 15l. óchlockenmenge. selbshöhge Regelung 
dor nals endigen Lufzufuhr für voll - 
Abb. 18. Längsschnitt zur Erläuterung der Bauart und Arbeitsweise des neuen stfondıgen Ausdrond y. Verkunderurg 
Vielmulden-Unterschubrostes. d.Schlackenonsöfze am Mauerwerk. 


vende Vorteile bietet: Fortfall der Zündzewölbe, einfache 
Bauart des Feuerraumes, direkte Bestrahlung der ersten 
Kesselheizfläche und Eignung zum Bau großer Einheiten. 
Der genannte Rost wird in Größen bis zu 18 Mulden für 
einen Kessel gebaut. Die Mulden haben eine Neigung von 
207 und elektrischen oder Dampfantrieb der Kohlen- 
schieber. Scherstifte sichern den Antrieb jeder Mulde vor 
Brüchen bei Überlastung. Daneben sind auf dem Boden 
jeder Mulde Hilfschieber angeordnet, um eine gute Ver- 
teilung der Kohle zu erzielen, deren Hub besonders ver- 
stellbar ist. Man kann daher die Tiefe des Brennstoff- 
bettes entsprechend dem Abbrand der Kohle einstellen. uud 
nach dem Abschlacken kann der hintere Teil der Feue- 
rung rasch wieder mit Kohle bedeckt werden. Auch das 
feuerfeste Mauerwerk weist eine bemerkenswerte Einzel- 
heit auf: die untersten Steinreihen der Vorder- und Rück- 
wand des Feuerraumes sind als Hohlblöcke ausgebildet, 


1 Vgl. ETZ 198, 8. 1280. 


trische Festigkeit der öldurchtränkten Papierisolation 
unternommen. Bei diesen Messungen kamen reine. Zell- 
stoffpapiere verschiedener Herkunft zur Anwendung, die 
mit einer Lösung von 40 % Kolophonium und 60 % Mine- 
ralöl durchtränkt wurden. Zur Untersuchung gelangten: 
die Abhängigkeit der Durchschlasspannung von der 
Schichtdicke, der Beanspruchungsdauer, der Temperatur 
und dem Feuchtigkeitsgehalt bei verschiedenen Spannungs- 
arten (Wechselspannung, Gleichspannung, Stoßspannung). 
. 1. Die Abhängigkeit von der Sehicht- 

dicke. Aus den an verschiedenen Papieren bei Wechsel- 
spannung von 5011Iz gewonnenen Resultaten lassen sich 
folgende Schlüsse ziehen. | 

a) Je dichter das Papier ist, um so größer ist seine di- 
elektrische Festigkeit. ` 

b) Als Regel wächst die Durchschlagspannung weniger 
schnell als die Schichtdicke. Je dichter aber das Papier 
ist, um so näher kommt man der .Proportionalität zwi- 
schen Durchschlagspannung und Schichtdicke. 


1422 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


26. September 1928 


c) Bei ein und derselben Papierart und gleicher 
Schichtdicke erweist sich die aus dünnerem Papier aufge- 
baute Isolation widerstandsfähirer als diejenige, die aus 
dickerem Papier besteht. 

Bei Gleichspannung erweisen sich die Durchschlags- 
Spannungen gegenüber der Wechselspannung als ungefähr 
um 250 % erhöht. Bei Stoßspannungen liegen sie ungefähr 
ebenso hoch wie bei Gleichspannung. 

2.DieAbhängigkeitvonderTemperatur. 
Bei gut getrocknetem und durchtränktem Papier ist keine 
bedeutende Abhängigkeit der Durchschlagspannung von 
der Temperatur vorhanden. Bei Wechselspannung wach- 
sen bei Temperaturerhöhung die Durchschlagspannungen 
in einigen Fällen etwas an. Bei Stoßspannung verklei- 
nern sie sich bei Temperaturerhöhung, aber unbedeutend. 


% 6 0% 
relatire Feuchtigkeit 
o 1 Lage Papier, 0.12 mm e 3 Lagen Papier, 036 mm 


Wechselspannung 50 Hz 


Abb. 14 Durchschlagspannung von öldurchtränktem Papier, abhängig 
von dor relativen Feuchtigkeit. 


3. Einflußder Feuchtigkeit. Die Abhängig- 
keit der dielektrischen Festigkeit der durchtränkten Pa- 
pierisolation vom Feuchtigkeitsgehalt ist bei Gleich- und 
Wechselspannung sehr bedeutend. Die in Abb. 19 darge- 
stellte Kurve zeigt, daß bei einer relativen Feuchtigkeit 
von 9% die Durchschlagspannungen etwa 6 mal niedriger 
liegen als bei dem trockenen Papier. Auch läßt sich bei 
der feuchten Papierisolation eine bedeutende Abhängigkeit 
der Durchschlagspannung von der Temperatur beobachten. 
Bei Temperaturerhöhung verkleinern sich dabei die Durch- 
schlagspannungen. Diese Abhängigkeit ist um so schärfer 
ausgeprägt, je größer die relative Feuchtigkeit ist. Bei 
den Stoßspannungen übt dagegen der Feuchtirkeitsgehalt 
auf die Jdielektrische Festigkeit einer nur geringen Ein- 
fluß aus. 

Aus den gefundenen Gesetzmäßigkeiten läßt sich fol- 
gern, daß bei der durchtränkten Papierisolation, die keine 
Wasserspuren enthält, der Durchschlag entschieden nicht 
thermischer Natur ist. Bei der feuchten Isolation kom- 
men wir dagegen dem reinen Wärmedurchschlag sehr 
nahe. (G. A. Dmitriew u. A. Walther, Arch. El. 
Bd. 21, H. 5, 5. 488.) 


Bestimmung der Alterungsneigung von Isolier- und 
Dampfturbinenölen. — Auf der diesjährigen Hauptver- 
sammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden 
wurde von A. Baader ein auf mchriährigen Betriebs- 
und Laboratoriumaversuchen beruhendes neues Prüfver- 
fahren dargestellt und begründet, welches die Alterungs- 
neizung von Transformatoren-, Schalter- und Dampftur- 
binenölen vorauszubestimmen gestattet. ` 

Einleitend weist der Verfasser auf die praktische Be- 
deutung der Prüfung genannter Öle bezüglich ihrer Al- 
terungsneigung hin und zeigt dann, daß alle bisher zu 
diesem Zweck vorgeschlagenen Prüfverfahren ihren 
Zweck nicht erfüllen konnten, weil sie die Wirkung aller 
überhaupt berücksichtigten Alterungseinflüsse, wie er- 
höhte Temperatur, Luft bzw. Sauerstoff, Kupfer usw., in 
einer einzigen Probe ermitteln wollten und so nur die 
Gesamtwirkung der berücksichtigten Alterungseinflüsse 
erfaßten. Dies genügt aber weder für den Erzeuger noch 


für den Verbraucher. Beide miissen vielmehr von einem 
ungeeignten Öl auch wissen, warum es ungeeignet ist, 

h. gegen welchen Alterungseinfluß es zu wenig wider- 
standsfähig ist. Das neue Prüfverfahren ermöglicht eine 
Prüfung der Öle gegen beliebige Alterungseinflüsse, die 
im praktischen Betriebe wirksam sind, indem von jedem 
Öl mehrere Proben so der künstlichen Alterung unter- 
worfen werden, daß in jeder Probe ein anderer Alte- 
rungseinfluß zur Auswirkung gebracht wird. Für ge- 
wöhnlich wird die Empfindlichkeit gegen Temperatur, 
Kupfer und Blei geprüft, doch steht nichts im Wepz auch 
gegen andere Metalle oder gegen Isolierstoffe zu prüfen. 
Die Metalle werden in Form kleiner, nur einmal zu ver- 
wendender Spiralen, die vom Untersuchenden selbst an- 
gefertigt werden, eingeführt. Auf alle im Betriebe nicht 
gegebenen Beschleunigungsmittel, wie Sauerstoffeinlei- 
tung, überbetriebsmäßige Temperatur u. dgl., wird ver- 
zichtet. Trotzdem gestattet das neue Prüfverfahren eine 
wesentliche Abkürzung der bisherigen bei der deutschen 
Schiedsmethode vorgeschriebenen Erhitzungsdauer von 
70h auf 48h. Dies wird vor allem durch Berücksichti- 
gung der bisher außer acht gelassenen Ölbewegung, 
durch welche eine stärkere Berührung des Öles mit den 
Metallen und der Luft erreicht wird, bewirkt. Zur Er- 
zielung dieser Ölbewegung werden die Spiralen durch 
ein Rührwerk minutlich 25mal gehoben und gesenkt. Zur 
vorgenannten Wirkung trägt auch bei, daß an künstlich 
gealtertem Öl nicht mehr die Teerzahl, sondern die ein- 
fachere und hinsichtlich der erfaßten Stoffe klarere Ver- 
seifuneszahl bestimmt wird, die auch höhere Zahlenwerte 
liefert. An Verbesserungen gegenüber der bisher be- 
stimmten Verteerungszahl sind noch zu nennen die Ver- 
meidung der berüchtigten Korkstopfen und die einwand- 
freie Rückkühlung der sich bildenden Öldämpfe. Die an 
24 neuen und regenerierten lsolier- und Dampfturbinen- 
ölen ermittelten Versuchsergebnisse zeigen, daß das neue 
Prüfverfahren eine sehr scharfe Kennzeichnung der Öle 
gestattet, und daß die handelsüblichen Öle große Unter- 
schiede hinsichtlich ihrer Alterungsneigung aufweisen, 
so daß das neue Verfahren als den praktischen Bedürf- 
nissen entsprechend anzusprechen ist. Die Übereinstim- 
mung der Versuchsergebnisse mit den Betriebsergeb- 
nissen konnte an Dampfturbinenölen erwiesen werden, 
deren Alterung in mehrjährigen Betriebsversuchen 
messend verfolgt worden ist. Weitere Versuchsreihen 
zeigen den Einfluß der Versuchstemperatur und der Ver- 
suchsdauer, suchen aber auch den zerstörenden Einfluß 
von Öl auf Metalle zu klären. Bei mehrfacher Prii- 
fung desselben Ölcs erhält man genügend tibereinstim- 
mende Werte. Endlich lassen die Versuchsergebnisse er- 
kennen, daß die bisher herrschenden Anschauungen über 
die Ölalterung einer gründlichen Nachprüfung be- 
dürfen. Es hat den Anschein, daß die bisherigen unzu- 
nn, Prüfverfahren geradezu irreführend gewirkt 

aben. 


Das zur Ausführung des Verfahrens notwendige 
Prüfgerät wird von der Firma Heinrich Faust, Köln, 
Neue Langgasse 4, hergestellt. (A. Baader, Elektrizi- 
tätswirtsch. Bd. 27, S. 338 u. 378.) Sb. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Zahlen von der Leipziger Messe. — Das Leipziger 
Meßamt hat vor kurzem èine dritte erweiterte Auflage 
seiner dem Enquete-Ausschuß 1928 überreichten Denk- 
schrift herausgegeben, aus der man ersieht, daß die 
Frühjahrsmesse 1928 von 10 106, die Herbstmesse von 8&059 
und die Frühjahrsmesse 1929 von 10171 Firmen beschickt 
worden ist. Davon stammten aus Deutschland bzw. 8962, 
7472, 8898 und 5 % bzw. 94,7% und 96,6 % waren Fabri- 
kanten. Auf dem Gebiet der Elektrotechnik hatten 
sich im Frühjahr 1928 511, im Herbst 197 und im Früh- 
jahr 1929 524 Aussteller beteiligt, von welch letzteren 
248 auf das Haus der Elektrotechnik, 117 auf Halle 6, 
116 auf Halle 5 entfielen und 43 verstreut waren. Den 
Anteil der Einkäufer gibt das Meßamt für Elektrotechnik, 
Kraft- und Arbeitsmaschinen, Gas- und Bautechnik, Eisen- 
und Stahlwaren sowie Werkstoffe zusammen mit 25,8 % 
im Frühjahr 1927 und 30,5 % im Frühjahr 1929 an. Am 
Schluß der Denkschrift wird versucht, den Wert der 
den Ausstellern zur Frühjahrsmesse 1929 erteilten 
Aufträge zu schützen. Nach dem Ergebnis lag der 
Gesamtwert der den deutschen Ausstellern erteilten Be- 
stellungen (ohne die Geschäfte der ausländischen Aus- 
steller) bei 430 Mill RM als der unteren Grenze. Es ist 
aber, wie das Meßamt sagt, anzunehmen, daß die Umsätze 
der Technischen Messe wesentlich höher waren, selbst 
wenn man berücksichtigt, daß für diese Messe die direkte 


26. September 1929 


Auftragserteilung weniger wichtig ist als die Nachwir- 
kung der auf ihr angeknüpften neuen Beziehungen. Nach 
sorgfältiger Abwägung aller Bedenken glaubt das Meß- 
amt die ungefähre Höhe der den deutschen Ausstellern 
zur Frühjahrsmesse 1929 erteilten Aufträge diesmal nur 
auf 470 bis 500 Mill RM schätzen zu können. Wenn man 
als Wert der aus der Messe herzuleitenden Nachbestel- 
lungen nur die gleiche Summe wie die der direkt erteil- 
ten Bestellungen annähme, ergäbe sich ein Gesamt- 
u m sa tz der deutschen Aussteller auf der Frühjahrsmesse 
1929 von mindestens 950 bis 1000 Mill RM, wovon etwa 
die Hälfte ins Ausland gegangen sei. Rechne man den 
geschätzten Wert der auf der Messe erteilten Aufträge in 
Arbeitszeit zurück, so lasse sich der Einfluß der Messe 
auf den deutschen Arbeitsmarkt erkennen. Die berichten- 
den Aussteller hätten durch ihre Meßaufträge eine Be- 
schäftigung von rd. 3,13 Mill Arbeitstagen erhalten. Dar- 
aus ergäbe sich für die Gesamtzahl der deutschen Aus- 
steller eine Beschäftigung durch direkte Messeaufträge 
von 21,9 Mill Arbeitstagen oder 73000 Arbeitsjahren. 
Das bedeute, daß bei Berücksichtigung auch der Nach- 
bestellungen 130 000 bis 150000 Arbeiter durch eine ein- 
zige Messe das ganze Jahr hindurch beschäftigt würden. 


Die Leipziger Messen im Jahr 1930. — Die Früh- 
jahrsmesse findet vom 2. bis 8. III. (Große Technische 
Messe und Baumesse bis 12. IIL), die Herbstmesse 
vom 31. VIII. bis 6. IX. statt. 


Energiewirtschaft. 


Neue Projekte des englischen Zentralamtes. — Die 
jüngsten zwei Projekte für den Zusammenschluß elektri- 
scher Unternehmungen betreffen Mittelost- und 
Nordostengland. Ersteres umfaßt in der Hauptsache 
die Grafschaften Yorkshire und Lincolnshire und enthält 
neben den wichtigen Industriestädten Bradford, Leeds und 
Sheffield auch sehr dünn bevölkerte Gegenden, die fast 
ausschließlich der Landwirtschaft gewidmet sind. Folgende 
wesentlichen Angaben mögen mit den entsprechenden für 
Zentral- und Nordwestengland verglichen werden, die in 
der ETZ 1928, S. 1658, veröffentlicht wurden: 


Mittelost- | Nordost- 

england england 

Bodenfläche In km! . . . .. 2. 2 2 2 2 2 02. 19 000 13 000 
Einwohnerzahl. . - . 2 2 m rn nn 2 nr rs. 4 670 000 |2 670 000 
Anzahl der Unternehmungen . . . . 2... 2.0. 73 82 
Jahresabsatz 1927 in Mill kWh . . . 2. 2 2.2. 850 600 
Maximalbedarf 1927 in kW. . . . 2 2 2 22. 70 000 210 000 
Jahresabsatz für 1935 geschätzt auf Mill kWh . 1 500 1 050 
Maximalbedarf für 1935 geschätzt auf kW. . . 625 000 350 000 


Anzahl der jetzt arbeitenden Kraftwerke. `, . . 40 15 
Anzahl der Kraftwerke, die in Betrieb gehalten 
werden sollen 


e belge EE E T 18 6 
Neu zu erbauende Kraftwerke. . . . ..... 0 0 
Anzahl der 132 kV-Transformatorenstationen . . ` 11 6 
Gesamtleistung dieser in KVA e, 590 000 220 000 
Anzahl der Transformatorenstationen für niedrigere 

Spannung . aasa aa ee 20 10 
Gesamtleistung dieser in kVA `... 176 300 138 600 
Gesamtlinge der 132 kV-Leitungen in km 

einfach. Ze ee ee he 490 1183 

Oe EENHEETEN 28 49 
Gesamtlänge der vom Zentralamt zu erbauenden 

Leitungen niedrigerer Spannung in km 

einfach .. ra nr ee Be ee E 204 53 

doppelt . 3.02.32 aa aa a 165 80 
Durchschnittsprels der vom Zentralamt an Unter- 

nehmungen verkauften Energie in Pf/kWh 

1932/33 2 s atu a e e aoa ne E 3,63 2,85 

III RB. EE e E a e e e G 3.24 2,64 
Kapitalaufwand für die Oberleitungen und Trans- 

formatorenstationen einschl. Kapitalisierung der 

Zinsen in den ersten 5 Jahren in 1000 £.... 2 907 1 131 
Aufschl des Zentralamtes für die Kosten der 

Oberleitungen und Transformatorenstationen 

einschl. Kapitaldienst und Verwaltung in Pf/k Wh 0,33 0,18 
Vom Projekt erwartete Ersparnis in £ 

1932/33 s- 2 A m er a ee e a 235 000 96 000 

1935/360 „iu u ee A e Ee ee ee a 313 000 120 000 


Es ist beachtenswert, daß in absehbarer Zeit keine 
neuen Zentralen gebaut werden sollen. Statt dessen soll 
der wachsende Bedarf lediglich durch Ausbau bestehender 
Werke gedeckt werden. Beide Gebiete enthalten zur Zeit 
große Reserveleistung in den bestehenden Maschinen, und 
so kommt es, daß in den ersten Jahren überhaupt keine 
weiteren Maschinensätze gebraucht werden. 

Das Projekt für Nordostengland sieht noch eine weit- 
gehende Frequenznormung vor. Fast die ganze Energie 
wird gegenwärtig zu 40 Hz erzeugt. Die Normung auf 
50 Hz wird schätzungsweise fast 6 Mill £ kosten. Diese 
Kosten werden nicht nur von der betroffenen Gegend, son- 
dern gleichmäßig von allen Unternehmungen Großbritan- 
niens getragen, indem auf jede verkaufte Kilowattstunde 
ein Aufschlag erhoben werden soll zur Deckung der Fre- 
quenznormung im ganzen Lande. R. O. Kapp. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


1423 


Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Die 
A.G. Sächsische Werke, Dresden, stellt für das 
Jahr 1928, an dessen Ende sie 1251 Angestellte und 4700 
Arbeiter beschäftigte, weitere Fortschritte in der An- 
schlußbewegung der Industrie und eine wesentliche Stei- 
gerung des Stromverkaufs an das Kleingewerbe, die Land- 
wirtschaft und die Haushaltungen fest. Erzeugt wurden 
134,144 Mill kWh (538,874 i.V.), d.s. rd. 36% mehr als 
im Vorjahr, u.zw. 376,174 Mill kWh in Hirschfelde, das 
64,3 % der dortigen Braunkohlengewinnung verbrauchte, 
und 306,08 Mill kWh im Kraftwerk Böhlen (Zunahme 
rd. 182 %), dessen Konsum 52 % der bezüglichen Kohlen- 
förderung betrug. Mit 198421 Mill kWh Fremdbezug 
(226,260 i. V.) stellte sich das gesamte Ausbringen auf 
932,565 Mill kWh (765,134 i. V.). Die Jahreshöchst- 
belastung erreichte 254 600 kW (215200 i.V.). Nutzbar 
abzezeben hat die Gesellschaft an fremde Elektrizitäts- 
werke 556,377 Mill kWh (465,535 i. V.) und an Groß- und 
Kleinabnehmer in den unmittelbaren Versorgungsgcebieten 
ihrer Werke 229,496 Mill kWh (194,176 i. V.), zusammen 
also 785,873 Mill kWh oder rd. 19 % mehr als 1927 (659,711 
Mill kWh). Da die eigenen Betriebe 45,293 Mill kWh 
(28,219 i. V.) verbrauchten, sind insgesamt 831,166 Mill 
kWh geliefert worden (687,930 i. V.). Das Großkraftwerk 
Böhlen erfuhr eine Leistungserhöhung um 59000 kW, 
Hirschfelde wird um 40000 kW erweitert; die 110 kV- 
Leistungen Silberstraße—Zwönitz und Etzdorf—Dresden- 
Nord sind fertiggestellt, ebenso das Hauptumspannwerk 
Chemnitz-Nord. Zwischen dem Kraftwerk Böhlen und 
dem Leipziger Elektrizitätswerk besteht nunmehr eine 
30 kV-Kabelverbindung. Betriebe und Beteiligungen er- 
brachten 26 157519 RM (21124701 i.V.), wozu an son- 
stigen Einnahmen noch 4 741 000 RM hinzutreten (6 046 044 
i. V.). Der Reingewinn betrug 3 827 768 RM (3 786 597 i. V.) 
und die Dividende wieder 10 % auf 20 Mill RM Aktien 
Lit. A und 5% auf dieselbe Summe der Aktien Lit. B bei 
einem nunmehr voll eingezalhlten Gesamtaktienkapital von 
100 Mill RM. 

Der Gesamtanschlußwert der Paderborner 
Elektrizitätswerk und Straßenbahn A.G. 
(PESAG), Paderborn, ist 1928 von 14937 auf 17737 kW 
gestiegen. Erzeugt und bezogen wurden 23,089 Mill kWh 
(15,608 i. V.) bei einer höchsten Augenblicksbelastung von 
6200 kW (5600 i.V) und deren jährlichen Benutzungs- 
dauer von 3670 h (2790 i. V.). Zum Verkauf kamen 20,325 
Mill kWh (13,389 i. V.) oder rd. 52 % mehr als 1927, die an 
Einnahmen 2473632 RM erbrachten (1977028 i.V.). Im 
Anschluß an das 220 kV-Fernleitungsnetz des RWE wurde 
mit letzterem am Flugplatz eine Umspannanlage errichtet, 
durch welchen Zusammenschluß die PESAG nunmehr in 
der Lage ist, jeden im Versorgungsgebiet auftretenden 
Elektrizitätsbedarf schnell und sicher zu decken. Diese 
Umspannanlage hat man mit dem übrigen Hochspannungs- 
verteilungsnetz durch Kabel verbunden. 


Der Bezirksverband Heimbachkraft- 
werk, Freudenstadt, hat in Bettenhausen 1928 infolge 
der außerordentlichen Trockenheit nur 4,3 Mill kWh er- 
zeugt (7,5 i.V.). Mit dem Gemeindeverband Überland- 
werk Aistaig schloß er einen auf 20 Jahre laufenden Ge- 
bietsaberenzungsvertrag und mit der A. G. Körting’s Elec- 
trieitäts-Werke ein Abkommen, auf Grund dessen er seit 
Anfang 1929 Alleineigentümer des Stammkapitals der 
Überlandwerk Glatten G. m. b. H. geworden ist. Sein Rein- 
ertrag betrug 37762 RM (21267 i.V.). — Beim Über- 
landwerk Glatten G.m.b.H., Freudenstadt, betrug 
die Stromerzeugung im Dampfkraftwerk 0,515 Mill kWh 
(0,062 i. V.) und ergab mit dem Strombezug von Betten- 
hausen, vom Bezirksverband Oberschwäbische Elektrizi- 
tätswerke, dem Kraftwerk Laufenburg und der Württ. 
Sammelschienen-A.G. sowie von kleineren Werken ins- 
gesamt 14,203 Mill kWh (11,185 i. V.). An das Netz sind 
13,775 Mill kWh geliefert worden (10,736 i. V.), und zum 
Verkauf kamen 10,869 Mill kWh (8,396 i. V.), also etwa 
30% mehr als 1927. Der Gesamtanschlußwert ist von 
37985 auf 33913 kW, die Abnahme an Haushaltstrom um 
32% gestiegen, während dessen Preis sich um 10 % von 
40 auf 36 Pf/kWh verringert hat. Als Reingewinn wer- 
den 44036 RM ausgewiesen (37644 i. V.), wovon auf un- 
verändert 0,4 Mill RM Stammkapital 8% Dividende zur 
Verteilung kamen (7,5 % i.V.). 

Der Geschäftsbericht der Elektriceitätswerke- 
Betriebs-A.G., Riesa, für 1928 erwähnt de Gründung 
der Elektrizitätswerk Riesa A.G. mit 1 Mill RM Aktien- 
kapital, an der die Berichterstatterin und die Stadt mit je 
50% beteiligt sind, und der letztere auf die Dauer ihres 
Bestehens eine ausschließliche Konzession für die Strom- 
versorgung der Stadt gewährt hat. Die Stromabgabe des 


v 


ı Vgl. ETZ 1929, 8. 1381.. 


1424 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


26. September 1929 


Kraftwerks Schmölln betrug 1,557 Mill kWh (1,586 i. V.) 
und der Anschlußwert am Jahresschluß 2917 kW (2802 
i.V.). Beim Kraftwerk Gößnitz ist die Stromabgabe von 
0,944 auf 1,020 Mill kWh und der Anschlußwert von 1580 
auf 1603 kW eestiegen. Die Betriebseinnahmen ergaben 
522090 RM (882 829 i. V.) und der Reingewinn 125 111 RM 
(106 874 i. V.). Aus ihm hat die Gesellschaft auf 1 Mill 
RM Aktienkapital 12 % Dividende verteilt (10 % i.V.). 

Nach Angaben der Neckar- A.G. Stuttgart, ist 1928 
die Erzeugung des Kraftwerks Freudenheim (rd. 29 Mill 
kWh) ganz von der Großkraftwerk Mannheim A.G., die 
des Wehrkraftwerks Ladenburg (über 1,3 Mill kWh) und 
des Kraftwerks Schwabenheim (fast 27 Mill kWh) vom 
Badenwerk, endlich die Lieferung des Wehrkraftwerks 
Wieblingen (über 3,2 Mill kWh) von einem Zementwerk 
abgenommen worden. Das Kraftwerk Neckarsulm-Kochen- 
dorf hat die Großkraftwerk Württemberg A. G., Heilbronn, 
zepachtet. Auf Grund der mit dem RWE und der Hessi- 
schen Eisenbahn-A.G. wegen des Absatzes der elektri- 
schen Arbeit sämtlicher Staustufen zwischen Heidelberg 
und Neckarsulm-Kochendorf geschlossenen langfristigen 
Verträge konnten die Arbeiten für die Stufen Neckar- 
gemünd und Neckarsteinach vergeben werden. Mit der 
Inbetriebnahme der Staustufe Heidelberg sowie der Kraft- 
werke Horkheim und Öbereßlingen im Juni wurde bei 
Abschluß des Berichtes gerechnet. Aus den Kraftwerken 
hat die Gesellschaft 1163 908 RM (801485 i. V.) und aus 
Sonstieem 181705 RM (21676 i. V.) vereinnahmt. Der 
Betrieb und die Unterhaltung der Kraftwerke erforderten 
153331 RM (97 154 i. V.). 

Die ÜUberlandzentrale Pommern A.G, 
Stettin, die Ende 1928 in den vier Dampfkraftwerken Stral- 


sund, Swinemünde, Neubrandenburg (Fachtwerk) und Bel- 
gard über 58790 KVA, in 8 Wasserkraftwerken — abge- 
sehen von Glambocksee und „Heyka“ in Nedlin — über 
16 485 kVA verfügte und ein Hochspannungsnetz (40 kV) 
von 1266 km sowie ein Mittelspannunesnetz von 12 381 km 
betreibt, hat 1928 169044 Mill kWh erzeugt (161 890 i. V.), 
davon 48, 406 Mill kWh vom Großkraftwerk Stettin be- 
zogen (44, 647 i. V.) und insgesamt 132 741 Mill kWh nutz- 
bar abgegeben (125,739 1.V.). Die Produktion der eigenen 
Wasserkraftwerke betrug etwa T% weniger als 1927, der 
Umformungs- und Netzverlust durchschnittlich 21,47 o des 
Energiebedarfs. Die Lieferung an die Landwirtse haft ist 
gegen das Vorjahr um etwa 4%, die an die Städte „um 
rd. 12,5 % und die Abgabe an die Industrie um rd. 7% 
gestiegen. Der Anschlußwert der Städte, Gemeinden, Güter 
und Industrie betrug am Ende des Berichtsjahres 372 190 
kW (344500 i.V.) und macht bei den Gemeinden heute 
schon etwa die Hälfte des Gesamtbetrages aus, wäh- 
rend deren Benutzungstunden weitaus an letzter Stelle 
stehen und auch bei den Gütern gegenüber den Städten 
und besonders der Industrie stark zurückbleiben. Eine 
dem Bericht beigezebene Belastungskurve zeigt die ver- 
schwindend geringe Belastung in der Nachtzeit, die zu 
steigern das Werk durch Erhöhung des Anschlusses von 
Nachtstrom verbrauchenden Apparaten, besonders Warm- 
wasserspeichern und Kartoffeldämpfern bemüht ist. Die 
Einnahmen aus Stromlieferung betrugen 16581 078 EM 
(15 844 262 i. V.) und die aus V erschiedenem 644 382 RM 
(498 744 i.V.). Bei 1839756 RM Reingewinn (1809632 
i. V.) kamen wieder 25% Dividende auf 74 Mill RM 
Aktienkapital zur Verteilung. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 


Zuschriften an den EBlektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft- 
stelle. Berlin 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 183 02. 


Bekanntmachung. 


Der Elektrotechnische Verein beabsichtigt, aus Anlaß 
seines bevorstehenden 50jährieen Bestehens eine Fest- 
schrift herauszugeben. In dieser sollen auch die im 
Weltkriege gefallenen Mitglieder des 
Vereins ehrenvoll genannt werden. Da der Geschäfts- 
führung seinerzeit leider nicht alle gefallenen Mitglieder 
bekannt geworden sind, bitten wir unsere Mitglieder, in 
ihren Kreisen gefälligst nähere Ermittelungzen vorzı- 
nehmen und uns die Namen der Betreffenden unter mög- 
lichster Angabe des Todesjahres und des Aufenthaltsortes 
hei Beginn des Krieges mitzuteilen. Für jede einzelne 
Mitteilung ist die Geschäftstelle des Flektrotechnischen 
Vereins dankbar. 


Elektrotechnischer Verein. 
Der Generalsekretär: 


Dr. Schmidt. 


VDE 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B 1 Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


Kommission für Benennungen. 
In ETZ 1929, S. 692, wurde ein Sonderdruck VDE 113 


„Zusammenstellung vr Besriffserklä- 
rungen in den VDE-Arbeiten“ 


mit der Maßgabe angekündigt, daß Äußerungen zu diesem 
Sonderdruck bis zum 30. September 1929 an unsere (Ge- 
- schäftstelle zu richten seien. 

Die Kommission gibt hiermit bekannt, 
Außerunesfrist bis zum 31. Dezember 
' längert ist. SH ) 


daß diese 
1929 ver- 


Neu erschienene VDE-Vorschriften-Sonderdrucke. 
Folgende VDE-Vorschriften-Sonderdrucke sind neu 
erschienen: 
VDE 333a Vorschriften für die elektrische Ausrüstung 
von Stehlampen. 
vw 338a Regeln für die Bewertung und Prüfung von 
Hand- und Supportschleifmaschinen. 
„ 350a Vorschriften für Geräte mit Kleinstmotoren 
| (V.G.K.M. 1930). 
„n 366a Regeln für die Bewertung und Prüfung von 
Handbohrmaschinen. 
„ la Regeln für die Bewertung und Prüfung von 
Schleif- und Poliermaschinen. 


„ 434 Regeln für die Konstruktion, Prüfung und Ver- 
wendung von W echselstrom - Hochspannungs- 
geräten für Schaltanlagen (R. E. H./1929). 

„ 435 Vorschriften für Rundfunkgeräte. die mit 
Starkstromanlagen (-netzen) in Verbindung 
stehen. 

„ 438 Vorschriften nebst Ausführunesrezeln für den 
Betrieb von Starkstromanlagen (V. B. 8.1199). 

„ 439 Regeln für die Errichtung von Leuchtröhren- 
anlagen. 

„ 410 Vorschriften für die Ausführung schlagwetter- 
geschützter elektrischer Maschinen, Transfor- 
matoren und Geräte. 

„ 411 Vorschriften für den Hochspannungschutz in 
medizinischen Röntgzenanlaeen. 

„ 444 Vorschriften für Geräte-Einbauschalter für 
Spannungen bis 250 V. 

» 445 Leitsätze für Installations-Selbstschalter. 

„ 446 Leitsätze für die Prüfung von Isolatoren aus 
keramischen Werkstoffen für Spannungen von 
1000 V an. 

„ 447 Regeln für den Bau und die Prüfung von Hoch- 


freuuenz-Heilxzeräten. 


„ 448 Bericht über die Tätigkeit des Verbandes seit 
der letzten Jahresversammlung in Berlin 1928 

„ 449 Vorschriften für umhüllte Leitungen. 

„ 450 Vorschriften für isolierte Leitungen in Stark- 
stromanlagen (V.T.L./1930). 

„ 451 Leitsätze für Spannungsucher bis 750 V. 

„ 465 Übersicht über die Beschlüsse der XXXIV. Jah- 


resversammlung in Aachen 1929. 
Die Sonderdrucke können von der Geschäftstelle des 
VDE bezogen werden. 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


26. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


1425 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechn. Gesellschaft zu Frankfurt a.M. 2. X. 1929, 
abds. &h, Kunstgewerbeschule, Neue Mainzer Straße 47: Licht- 
bildervortrag Dr. Arendt, „Bildtelegrapbie“. 


Deutscher und Österreichischer Verband für die Ma- 


terialprüfungen der Technik. 8....11.X.1929, Haupt- 
versammlungin Wien, gr. Saal des Österr. Ing.- u. 
Arch.-Vereins, Eschenbachgasse 9, mit folgenden Vorträgen: 
9. X. 1929, vorm. 9h, Prof. P. Ludwik. „Dauerversuche‘“. 
Prof. O. Föpplu. Dr.-Ing. G. v. Heydekampf, „Dauer- 
festigkeit und Konstruktion“. Dipl.-Ing. W. Deutsch, 
„Maschinen und Vorrichtungen für Dauerprüfungen“. Dr.- 
Ing. W. Herold, „Ausbildung der Risse. Beziehung zur 
Zerreißfestigkeit“. Dr.-Ihg. G. Sachs, „Eine neue Span- 
nungsgrenze und ihre Beziehung zur Dauerfestigkeit“. 
Reichsbahnrat R. Kühnel, ,„Dauerbrüche und Dauerfestig- 
keit. Erfahrungen und Versuchsergebnisse aus dem Reichs- 
bahnbetrieb“. Dr.-Ing. K. Matthaes, „Ermüdungseigen- 
schaften von Kurbelwellenstahl“. 

9.X.1929, nachm. 3h, Prof. R. Glocker, „Unter- 
suchung der Werkstoffe mit Röntgenstrahlen“. Prof. H. 
Mark, „Röntgenuntersuchungen an organischen Werkstof- 
fen“. Prof. H. Stintzing, „Spektralanalyse‘“. Dr.-Ing. 
G. Sachs, „Verformung metallischer Werkstoffe im Rönt- 
genbild“. Dr.-phil. F. W ever, „Aufbau metallischer Werk- 
stoffe im Röntgenbild“. Dr.-Ing. F. Halla, „Untersuchung 
von Elektrolyteisen“. 

10. X. 1929, vorm. 9h, Dr. F. Feigl, „Die Mikrochemie 
im Dienste der Materialprüfung“. Prof. F.Paneth, „Über 
einige radioaktive und spektroskopische Methoden in der 
Mikrochemie‘“. Dr.-Ing. R. Strebinger, „Quantitative 
anorganische Mikroanalyse‘“. Prof. H. Leitmeier, „Neue 
Reaktionen zur Prüfung mineralischer Stoffe“. Dr.-Ing. 
M. Nießner, „Die richtige Erkennung von Sulfidseige- 
rungen“. 

Auskunft erteilen die Geschäftstellen: Berlin NW 7, 
Dorotheenstraße 40, und Wien I, Eschenbachgasse 9. 


PERSÖNLICHES. 


F. Overmann A — Am 7. IX. starb unerwartet Fer- 
dinand Overmann, Generaldirektor des Kommu- 
nalen Elektrizitätswerks Mark A.G., Hagen. Wir wer- 
den auf die Verdienste des Verstorbenen noch in einem 
besonderen Nachruf zurückkommen. 

O. Arendt. — Otto Arendt, Ministerialdirektor im 
Reichspostministerium, ist mit dem 1. September aus dem 
Dienste des R.P.M. ausgeschieden. In der Reichspostver- 


m PH emm 


O. Arendt. 


waltung, der er seit 1891 angehörte, war sein besonderes 
Arbeitsgebiet zunächst die Herrichtung des in den sieb- 
ziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Deutsch- 
land verlegten Netzes von Guttaperchakabeln für den 
Schnelltelegraphenbetrieb sowie die Einführung des selbst- 
tätigen Schnelltelegraphen auf große Entfernungen. Das 
führte zu einer Ausdehnung seiner Tätigkeit über die 
Grenzen Deutschlands und Europas hinaus im Verein mit 
den Ingenieuren der übrigen beteiligten Telegraphenver- 
waltungen, und diese Tätigkeit wiederum leitete dazu 
über, ihm die Vertretung der deutschen Belange im inter- 


nationalen Nachrichtenverkehr allgemein zu übertragen. 
In dieser Eigenschaft war Herr Arendt mehrfach Mitglied 
und Führer der deutschen Abordnungen bei internationa- 
len Konferenzen, zuletzt beim Welt-Funkkongreß in Wa- 
shington und beim Welt-Telegraphenkongreß in Brüssel. 
Im Krieg hat Herr Arendt den Schnelltelegraphenverkehr 
des großen lauptquartiers mit der Heimat und mit den 
Armee-Oberkommandos organisiert und den Abhördienst 
zum Abhören feindlicher Gespräche eingerichtet. Als 
Ministerialdirektor im Reichspostministerium lag ihm die 
Leitung der Inlandstelegraphie und der gesamten Ver- 
bindungen mit dem Auslande auf dem Gebiete des Tele- 
graphen-, Fernsprech- und Funkwesens ob. Am 1.Scp- 
tember ist Herr Arendt zur Firma Felten & Guilleaume 
übergetreten. Im Oktober wird er an dem Welt-Ingenieur- 
kongreß in Tokio teilnehmen. 

Zum Ministerialdirektor beim Reichspostministerium 
wurde als Nachfolger des Herrn Arendt der Präsident des 
Reichspostzentralamtes, Herr Dr.-Ing. Kruckow er- 
nannt!. 

Zum Präsidenten des Reichspostzentralamtes wurde 
der Abteilungsdirektor Ohnesorg e ernannt. 


P. Mamroth. — Am 21. September d.J. beging Herr 
Kommerzienrat Dr.-Ing. Eh. Paul Mamroth seinen 
70. Geburtstag. Mamroth gehört seit dem Jahre 1883, in 
dem die Deutsche Edison-Gesellschaft, die Vorläuferin der 
Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft, gegründet wurde, 
der Verwaltung der AEG an und ist einer der wenigen 
überlebenden, von Emil Rathenau s. Z. mit scharfem 
Blick bestellten Mitarbeiter. Er hat an dem finanziellen 
Aufbau der Gesellschaft einen maßgeblichen Anteil ge- 
habt. Zu seinen besonderen Öbliegenheiten gehörte weiter- 
hin die Führung zahlreicher Tochtergesellschaften der 
AEG, so der Elektrieitäts-Lieferungs-Gesellschaft, deren 
vorsitzender Direktor er seit mehr als 30 Jahren ist, der 
Bank elektrischer Werte, der vormaligen Berliner Elek- 
trizitäts-Werke. Mamroths Name ist ganz besonders enz 
verknüpft mit der Geschichte der Glühlampe, indem er 
diesem wichtigen Fabrikationszweig der AEG in zäher 
Arbeit den Weg zu weiter Verbreitung bahnte, als Vor- 
sitzender des Delegationsrats der unter seinem wesent- 
lichen Beistand gegründeten „Internationalen Verkaufs- 
stelle vereinigter Glühlampen-Fabriken“ wirkte und später 
an die Spitze des Delegationsrats und des engeren Aus- 
schusses der die drei großen deutschen Glühlampenfabriken 
vereinigenden Osram-Kommanditgesellschaft trat. Im 
Jahre 1928 ist Kommerzienrat Mamroth unter Beibehal- 
tung wichtiger Ämter in den der AEG nahestehenden Ge- 
sellschaften aus dem Vorstand des Unternehmens ausge- 
schieden; er gehört seitdem dem Aufsichtsrat an. 


H. Staudinger. — Herr Ministerialdirektor Dr. Stau- 
dinger im preußischen Ministerium für Handel und 
Gewerbe, der kürzlich auf der VDE-Tagung in Aachen 
namens der Reichs- und Staatsbehörden die Versammlung 
begrüßte und der Hoffnung Ausdruck gab, daß möglichst 
auf dem Wege freier Vereinbarung die deutsche Elektri- 
zitätswirtschaft fruchtbare Arbeit leiste?, ist zum Staats- 
sekretär befördert worden. 


Hochscehulnachricehten. — Prof. Dr. G. Leithäuser 
und Dr. H. Salinger, bisher Posträte im Reichspost- 
zentralamt, sind zu außerordentlichen Professoren an der 
T.H. Berlin ernannt worden. Gleichzeitig übernimmt 
Prof. Leithäuser die Leitung der Abteilung für Hoch- 
frequenztechnik, Dr. Salinger die der Abteilung für 
Telegraphie und Fernsprechtechnik am Heinrich-Hertz- 
Institut für Schwingungsforschung. — An der T.H. Berlin 
hat sich Dr.-Ing. Franz Ollendorf habilitiert. Er wird 
über Fragen der theoretischen Elektrotechnik lesen. 


LITERATUR. 
Besprechungen. 


Die synehronen Wechselstrommaschinen. 
Zum Gebr. an techn. Lehranst. u. z. Selbstunterr. bearh. 
von Prof. Dr. J. Kollert (Rühlmann, Wechsel- 
stromtechnik, 3 Aufl.). Mit 200 Abb., XI u. 247 S. in 
gr. 8°. Verlag von Oskar Leiner, Leipzig 1928. Preis 
kart. 12 RM, geb. 14,50 RM. 

Auf knapp 250 Seiten werden die synchronen Wech- 
selstrommaschinen und die Einankerumformer behandelt. 
Von mathematischen Ableitungen und Formeln wird öfters 
Gebrauch gemacht, vielleicht mehr als es für ein Buch von 
diesem Umfang empfehlenswert wäre. Die Behandlung 
des Stoffes ist klar. Der Studierende findet in diesem 
Buche sowohl die theoretischen Grundlagen wie ausführ- 
liche Beispiele für die Berechnung der Synchronmaschine. 


ı 8. ETZ 1927, S. 1467. 
2 Vgl. ETZ 199, 8. 1106. 


1426 


Für die nächste Auflage mögen folgende Wünsche gce- 
äußert werden: 


Die Abb. 20 auf 8.13 ist dem Buch von Pichel- 
mayer entnommen. Zu diesem Bild vom Jalıre 1908 gce- 
hört heutzutage die Ergänzung, daß man bei größeren Syn- 
cehronmasehinen meistens offene Nuten verwendet. Die 
Abb. 28..30 stellen veraltete Konstruktionen dar und 
sollten lieber weggelassen werden. Bei der Behandlung 
der Ankerwiceklungen, Kapitel III, sind die Bruchloch- 
wieklungen ganz übergangen. Die heutzutage schr oft 
gebrauchte Zweischichtwieklung müßte ausführlicher be- 
handelt werden. Auf S. 63 sollte das Minuszeichen in der 
Formel für die induzierte EMK nicht fehlen. Statt vom 
„Autenfaktor” wäre es zweekmäßieer, wie allgemein 
üblich, vom „Wicklungsfaktor“ zu sprechen (8.65). Die 
Berechnung des Ankerquerfeldes auf S.96u.f. ist um- 
ständlich, die Arnoldsche Rechnung ist einfacher. Die 
Zerlegung des Ankcerfeldes in das Längs- und Querfeld 
bedeutet eine Zerlegung in zwei solche Felder, von denen 
eins die Amplitude über der Poalmitte, das andere die 
Amplitude über der Mitte der Pollücke hat. Die EMK, die 
dieses letztere Feld in der Ankerwicklung induziert, steht 
aber dann nicht senkrecht auf dem Ankerstron, so daß 
die Zusammensetzung La = Ls + Lq auf Seite 100 nicht 
korrekt ist. Entschließft man sich einmal, das Ankerfcld 
vrach dem Blondel-Arnoldschen Verfahren zu zerlegen, so 
bleibt man zweekmäßigzerweise auch bei dem Blondel-Ar- 
noldschen Spannunesdiagramm, in dem die vom Anker- 
auerfeld induzierte EMK senkrecht auf der vom Längsfeld 
induzierten EMK steht. Der Begriff des „Vergrößerungs- 
faktors“ dürfte bei der Behandlung der Pendelungen der 
Synchronmaschine (S. 123u.f.) nicht fehlen. Die Bedin- 
gungen für das Intrittfallen syncehronisierter Asynehron- 
motoren (8. 135uf.) sind zu ausführlich behandelt. Is 
wäre zwecekmäßiger, den verfügbaren Platz für eine Er- 
läuterung der Vorgänge in der Einphasen-Synehron- 
maschine (Wirkung des inversen Drehfeldes, Dämpfer- 
wieklung) zu verwenden. Bei der Berechnung des Bin- 
phasengenerators (8.173 u.f.) müßte die Berechnung der 
zugehörigen Dänmpferwieklung gebracht werden. 

M. Liwschitz. 


Telephon e and power transmission. Von 
R.Bradfieldu W.J. John. Mit 112 Textabb., XI u. 
238 S. in 8°. Verlag von Chapman & Hall, Ltd., London 
1928. Preis geh. 21 sh. 


Das vorliegende Werk ist zur Einführung Studieren- 
der in die Theorie der Wechselstromübertragung gedacht, 
Soweit diese sich aus einer mathematisch einfachen Inter- 
pretation der Telegraphengleichung herleiten läßt. Nach 
einer kurzen Darstellung der Eigenschaften reeller und 
komplexer Exponentialfunktionen (erstes Kapitel) werden 
aus den Kirchhoffschen Sätzen die Telegraphengleichungen 
hergeleitet und für quasistationären Zustand bei versehie- 
denartiren Grenzbedinzungen integriert (zweites Kapitel). 
Im dritten Kapitel werden die für die Telephonie grund- 
legenden Erscheinungen der Dämpfung und Verzerrung 
besprochen und hieraus das Verständnis für die Wirksam- 
keit von Pupin- und Krarupleitungen entwickelt; eine Zu- 
sammenstellunz von Formeln zur Berechnung der Lei- 
tuneskonstanten samt einigen Meßverfahren (fünftes Ka- 
pitel) beschließt den ersten Teil des Buches. Der zweite 
Teil, weleher die Kraftübertragung schildert, baut auf den 
Grundlagen des ersten Teiles auf: für kurze Leitungen 
werden in üblicher Weise Näheruneseleichungren ent- 


wickelt, welche dann zu den Begriffen des Spannungs- 
abfalles und des Ladestromes hinleiten (fünftes Kapitel). 


Das sechste Kapitel beschäftigt sieh mit dem Kinfluß der 
Transformatoren auf das Spannungesdiagramm, wobei diese 
Apparate dureh ihr Ersatzbild in das Netzschaltbild einge- 
fiet werden. Die elementare Theorie der Wanderwelle (auf 
verlustfreier Leitung) bildet den Gegenstand des siebenten 
Kapitels; hier werden neben den Grundgesetzen der Aus- 
breitunz die einfachsten Keflexionsvoreänze behandelt, 
während das folgende (achte) Kapitel auf etwas breiterer 
Grundlage einige typische Wanderwellenformen in Ent- 
stehung und Verlauf beschreibt. Das neunte (Schluß-) 
Kapitel ergänzt die Wanderwellentheorie nach der mathe- 
matischen Seite, wobei allerdings mangels größerer Hilfs- 
mittel die Besehränkung auf den Fall der verzerrunes- 
freien Leitung geboten ist. 


Daes Werk ist durchweg leicht und flüssig zeschriehen; 
zahlreiche numerische Beispiele zeigen den Gebrauch der 


komplexen Exponentialfunktionen, wobei — wie bei einem 
englisehen Werk verständlich — insbesondere auf die be- 


kannten Kenellyschen Tafeln verwiesen wird. Dagegen 
vermilßst man gelegentlich eine physikalische Deutung der 
lErzehnisse namentlich mit Bezug auf die anfänglich para- 
doxen Erscheinungen der Wellenausbreitung (z. B. ist das 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


26. September 1928 


Ferrantiphänomen nicht erwähnt): auch die Abbildungen, 
namentlich des ersten Teiles, sind nicht immer slücklieh 
gewählt. Trotz dieser Einschränkungen kann das Werk als 
erste Kinführung durchaus empfohlen werden, wenn sieh 
auf seiner Lektüre ein vertieftes Studium dieser Fragen 
aufbaut. Fr. Ollendorff. 


Handbuch der Anorganisehen Chemie. Her- 
ausgeg. v. Prof. Dr. R. Abeerg, br. Fr. Auerbach 
u. Prof. Dr. I. Koppel. 4. Bd., 3. Abt.: Die Elemente 
E achten Gruppe des periodischen Systems. Herausır. 

Prof. Dr. I. Koppel. 1. Teil: Die Edelgase. 
von Dr.E. Rabinowitsch. Mit 50 Fig. u. 232 Tab. 
im Text, XII u. 522 S. in gr. 8% Verlag von S. Hirzel, 
Leipzig 1928. Preis geh. 45 RM, geb. 48 RM. 


Mit dem vorliegenden Band der bereits in einer 
Reihe von Teilbänden erschienenen umfassenden Mono- 
graphie der chemischen Elemente beginnt die letzte Ab- 
teilung dieses Handbuchs, welche die Elemente der achten 
Gruppe des periodischen Systems umfaßt. Auf diesen 
den Edelgasen einschließlich der radioaktiven Emana- 
tionen gewidmeten Band ist im besonderem Maße außer 
dem Chemiker auch der Physiker und der physikalische 
Techniker hinzuweisen. Denn stärker als bei allen an- 
deren Elementen treten bei den Edelgasen gegenüber den 
chemischen die physikalischen Eigenschaften hervor, und 
weit überwiegend sind es physikalische Methoden, deren 
wir zur Erforschung dieser Elemente bedürfen. 

Es ist aus diesem Grunde auch die Darstellung im 
wesentlichen nach physikalischen Gesichtspunkten ge- 
ordnet. In einem ersten, mehr praktischen Abschnitt 
werden zunächst Vorkommen, Darstellung, Nachweis und 
Anwendungen der Edelgase besprochen. Darauf folzt 


eine systematische Zusammenfassung aller derjenigen 
bekannten Atomeigenschaften bzw. Erscheinungen, 


welche zur elektrischen Atomstruktur in unmittelbarer 
Beziehung stehen. Hierher gehört die Kenntnis der Kern- 
masse, des Kernbaus, der natürlichen und künstlichen 
Kernumwandlung, der Spektren, der chemischen, elek- 
trischen und magnetischen Eigenschaften und des Ver- 
haltens der Edelgase gegenüber Licht- und Korpuskular- 
strahlen. Schließlich werden die in das Gebiet der Mole- 
külkinetik bzw. der Thermodynamik gehörigen Erschei- 
nungen der inneren Reibung, Diffusion und Wärme- 
leitung, die Zustandseigenschaften, Phasengleichgewichte, 
Ilydratbildung, Löslichkeit und Adsorptien behandelt. 

Man vermißt in dieser umfassenden, gründlichen und 
durch die große Vollständigkeit ihrer Hinweise ausge- 
zeichneten Darstellung kaum eine Frage, die irgendwie 
mit unserer gegenwärtigen Kenntnis der Edelgase zu- 
sammenhängt. Es ist insbesondere auch die quantitative 
Kenntnis mit großer Übersichtlichkeit in zahlreichen 
tabellarischen Zusammenstellungren verzeichnet. Beson- 
ders hinzuweisen ist auf das vorzüzliehe, sachlich ge- 
ordnete und, soweit zu schen, kaum ernstliche Lücken 
aufweisende Literaturverzeiehnis, in dem nahezu 1500 den 
Gegenstand betrelfende Untersuchungen zusanımengc- 
stellt sind, die alle im Text, wenn auch teilweise knappe 
Berücksichtieung gefunden haben. 

Dr. A.Becker. 


Spinnungeskurven in rechteckigen und 
keilförmigen Trägern. Theorie und Versuch 
über Spannungzsverteilung als Scheibenproblem mit bes. 
Berücks. der lokalen Störung. Von A. Miura. Mit 
142 Abb. im Text u. a. 6 Tafeln, V u. 1118. in gr. 8%. Ver- 
lag Julius Springer, Berlin 1928. Preis geh. 11 RM, 
geb. 12,50 RM. 

Die grobe Bedeutung, die im Elektromaschinenbau dem 
Schwalbensehwanz alstragendes Maschinenelement 
zukommt, äußert sich unverkennbar in den zahlreiehen 
Aufsätzen, die seiner Bemessung gewidmet sind!. No- 
weit sie sieh mit der Festierkeitsrechnung, der Ermitt- 
Inng der elastischen Spannungen befassen, leiden sie aber 
mit alleiniger Ausnahme der unten zitierten Arbeit von 
Dr. Schmalz an sehr unzutreffenden grundlegen- 
den Voraussetzungen, insofern als die Beanspruchun- 
ven nach der elementaren Biegungslehre gerechnet wer- 
den. Diese stimmt bekanntlich mit der Wirklichkeit nur 
dann gut überein, wenn die Querschnittshöhe des ge- 
bogenen Balkens sieh längs des Balkens nur sehr langsam 
ändert, und wenn sie überhaupt sehr klein im Verhältnis 
zur Balkenlänze ist. Ferner wird von den Normalspar- 
nungen (Zug und Druck) vorausgesetzt, daß nur in die 
Balkenlängsrichtung fallende vorhanden sind, daß die 


ı László, ETZ 1924, 8. 493. — Rott, ETZ jn S. 1173 — 
Wagemann, ETZ 197. N. 860. — Haimann, ETZ 1927, S. 1483. — 
Schmalz. El. u. Maschinenb. 1927, 8. 493. 


26. September 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


1427 


Balkenoberkante unbelastet ist. Bei der kurzen sich stark 
verjünzenden Zacko der Schwalbenschwänze ist das alles 
offenbar nicht im entferntesten zutreffend. 


Daher wird man es als erheblichen Fortschritt auf 
diesem Gebiete werten müssen, wenn in seiner Schrift 
„Spannungskurven in rechteckigen und keilförmiegen Trä- 
eern“ Profesor Akira Miura den Spannungsver- 
lauf ohne die eben erwähnten wenig Vertrauen erwecken- 
den Einschränkungen errechnet und die Resultate mit 
denjenigen der elementaren Biezungslehre vergleicht. 
Da es nicht möglich ist, den reichhaltigen Stoff hier ein- 
zeln aufzuzählen, soll nur orientierend erwähnt werden, 
daß etwa 35 Seiten, d.i. etwa ein Drittel des Gesamt- 
umfangs der Schrift, speziell Beispiele des keilförmigen 
Trägers behandeln, unter anderen den besonders interes- 
sierenden abgestumpften Zacken. Das erste Drittel 
enthält die grundlegenden Entwicklungen und den „Kur- 
zen“ Träger konstanter Höhe, während das letzte Drittel 
als experimenteller Teil die spannunzsoptische Methode be- 
schreibt und eine Anzahl mit ihr gewonnener Ergebnisse 
vermittelt. 

Man wird vielleicht wünschen, daß die Formände- 
rungen ebenso gründlich bearbeitet werden möchten, 
wie es hier mit den Spannungen geschehen ist. In dieser 
Hinsicht dürfte vorteilhaft eine Schrift zu erwähnen sein, 
uio sieh ebenfalls schr eingehend mit dem Problem der 
balkenbiegung befaßt, und die möglicherweise im Kreise 
der Elektromaschinenbauer noch recht unbekannt sein 
mag: Heft 7 der „Abhandlungen aus dem acro’ynamischen 
Institut an der Technischen Hochschule Aachen“. 


Schönfelder. 


Handbuch der Brennstofftechnik. Heraus- 
geg. v. d. Heinrich Koppers A. G., Essen. Mit zahlr. Abb. 
u. Tab., 321 S. in 8. Verlag W. Girardet, Essen 1928. 
Preis geb. 5 RM. 

Für den Bereich ihrer Arbeitsgebiete, in erweitertem 
Sinne betrachtet, hat die bekannte Koksofen- und Gas- 
werksfirma Koppers ein Tabellenwerk zusammengestellt, 
das, zumal im Hinblick auf seinen niedrigen Preis, auch 
für den allgemeinen (rebrauch wertvoll sein dürfte Die 
große Zahl von Tabellen ist in 7 Abschnitte gegliedert, die 
zunächst allgemeine Größen, wie Formelzeichen, Maßein- 
heiten usw., dann chemische Werte, dann wärmetechnische 
Werte, Brennstoffe aller Arten, Gase, Nebenerzeugnisse 
der Vergasung behandeln und schließlich auch auf einige 
der gebräuchlichsten Maschinen- und Bauteile eingehen. 
Besonders bequem sind die vielen Umrechnungswerte für 
ausländische technische Maßeinheiten verwendbar, deren 
Verzeichnis zweckmäßig noch auf das Gebiet des Maschi- 
nenwesens erweitert werden könnte. Auch das sehr aus- 
führliche Stichwortverzeichnis am Schluß des Buches 
dürfte die Gebrauchsfähigkeit des Inhalts steigern. Viele 
von den Tabellen entstammen den bekannten Taschen- 
büchern und den Arbeiten des Normenausschusses der In- 
dustrie. : 


Iın ganzen eine recht anerkennenswerte und für dic 
Praxis nutzbringende Leistung. Heller. 


Behandlung von Schwingungsaufgaben 
mit komplexen Amplituden und mit Yek- 
toren. Von Prof. Dr. H. G. Möller. Mit 91 Abb, 
1 Taf., X u. 128 S. in 8°. Verlag von S. Hirzel, Leipzig 
1928. Preis geh. 6 RM, geb. 8 RM. 


Das Rechnen mit komplexen Zahlen ist immer noch 
vielen Elektrotechnikern ein Gebiet der Geheimnisse und 
Symbole, von denen die reale Erscheinungswelt über- 
schättet wird. Deshalb ist jede Arbeit wertvoll, die jene 
eigentliche Sprache der Schwinzungstechnik veranschau- 
licht. Solches Ziel erstrebt das Möllersche Buch. An land 
glücklich gewählter Beispiele werden die theoretischen 
Grundlagen geklärt, die Sonderheiten der einzelnen Rechen- 
methoden gegeneinander abgewogen und die Überlegenheit 
der komplexen Rechnung erwiesen. Elementare Anwen- 
dungen aus Mechanik und Elektrotechnik stehen dem Leser 
schon als Lohn dieses ersten Kapitels in großer Zahl zur 
Verfügung; er folgt auf dieser Grundlage leicht den schwie- 
rizeren Anwendungen, wie sie durch die Worte: Wechsel- 
strombrücken und Resonanzkreise, Transformatoren und 
Induktionsmotoren, Wirbelströme und Kabelprobleime, 
Röhrensender und Telephon ummschrieben werden. Alle 
diese vielfachen Fragen werden durch das zweite Kapitel 
in weitem Rahmen umspannt, das mathematisch-methodiseh 
Wesentliche knapp und klar diskutiert. Technische Einzel- 
heiten und letzte Feinheiten müssen hierbei unterdrückt 


1 62 Seiten, herausgegeben von Professor Dr. Th. v. Kärmiän, 
Verlag Julius Springer, Berlin 1927. 


werden: ob freilich die aus solcher Großzügigkeit fließende 
Einstellung zur Mathematik zweckmäßig ist, die funda- 
mentale Lehrsätze als „glücklichen Zufall” bezeichnet, muß 
dahingestellt bleiben. Ebenso sähen wir gern die Literatur- 
hinweise vermehrt, da ja gute Bücher ähnlichen Inhaltes, 
wenn auch mehr elektrotechnischer Richtung, schon vor- 
liegen. Diese kleinen Mängel mindern indes den Wert des 
Buches nicht; seine frische und klare Sprache wird bald 
viele Freunde werben und dem Buch die verdiente Verbrei- 
tung, namentlich unter den Studierenden, sichern. 
F.Ollendorff. 


Vorlesungen über Differential- und Inte- 
geralrechnung. Von R. Courant. Bd.2: Funk- 
tionen mehrerer Veränderlicher. Mit R8 
Textfig., VII u. 360 S. in 8°. Verlag Julius Springer, 
Berlin 1929. Preis geb. 18,60 RM. 

Dieser zweite Band bestätigt das schon bei Be- 
sprechung des ersten Bandes! abgegebene Urteil. Es 
handelt sich um eines der brauchbarsten, dabei durchaus 
zuverlässigen Lehrbücher der Differential- und Integral- 
rechnung, die wir haben. „Bei der Darstellunz habe ich 
denselben Grundsatz zu befolgen gesucht wie im ersten 
Bande: die Begriffsbildungen und Methoden aus ihren 
anschaulichen Quellen heraus zu motivieren und überall 
den Zugang zu den Anwendungen nach Möglichkeit zu 
erleichtern — ein Bestreben, das mit den Anforderungen 
der Strenge durchaus vereinbar erscheint.” 


Das Buch gliedert sich in 6 Kapitel: 1. Vorbemer- 
kungen über analytische Geometrie und Vektorrechnune. 
2. Funktionen mehrerer Veränderlicher und ihre Ab- 
leitungen. 3. Ausbau und Anwendungen der Differential- 
rechnung. 4. Integrale von Funktionen mehrerer Ver- 
änderlicher. 5. Integration über mehrdimensionale Be- 
reiche (dabei die Sätze von Gauss, Stokes und 
Green). 6. Anwendungen, insbesondere Differential- 
gleichungen (für diese ist natürlich nur wenig Platz da). 

Am Schluß ein Sachverzeichnis und ein Verzeichnis 
der wichtigsten Formeln und Sätze. 

Die abstrakten Betrachtungen sind wieder wie im 
ersten Bande in Anhänge zu den einzelnen Kapiteln ver- 
wiesen, so daß sie beim ersten Studium fortzelassen 
werden können. Hamel. 
Ludwig Franzius Von G. de Thierry. (Deut- 
sches Museum, Abhandlungen und Berichte.) Mit IV 
u. 33 S. in 8°. VDI-Verlag G. m. b. H., Berlin 1923. 
Preis geh. 1 RM, für Val-Mitel. 0,90 RM. 


Die kleine Schrift bringt das Lebensbild eines bedeu- 
tenden Ingenieurs, sein Streben und Kämpfen und seine 
Erfolge. Jugend und Studienzeit, die Tätigkeiten im 
hannoverschen und preußischen Staatsdienst: der bre- 
mische Dienst und das Leben daselbst sowie die schrift- 
stellerischen Arbeiten werden behandelt. Wir wissen, daß 
das Werk, das den Namen Franzius bekannt gemacht 
hat, die erfolgreiche Korrektion der Unterweser gewesen 
ist, allerdings auch bedeutsam genug in seiner Wirkung 
für cine Stadt und ein kleines Gemeinwesen, das dadurch 
der großen Seeschiffahrt erschlossen wurde. Das berrün- 
det das Erscheinen dieser Lebensbeschreibung, die das 
Verdienst hat, den Namen Franzius der Nachwelt — 
wenigstens in engeren Fachkreisen — zu erhalten. Das 
Lesen eines Buches über ein Lebenswerk weckt, wie 
schon Franzius selbst betont, Gedanken über das eigene 
Schicksal, Prüfungen an sich selbst, und so ist diese Ar- 
beit für jeden nützlich. Man erkennt die Wünsche und 
Bestrebungen des Einzelnen als Inhalt seines Lebens, und 
zufrieden kann der sein, dessen Abschluß einen Erfolg 
für die Allgemeinheit und für sich selbst bedeutet, wie 
ihn Franzius gehabt hat. 

Wenn man diesen Liebensgang verfolgt, sieht man im 
übrigen, in wie einfachen Formen sich s. Z. die Ausbil- 
dung des Ingenieurs vollzog. Die Aufgaben haben sich 
inzwischen erweitert, die Ziele sind gewachsen, und die 
Vorbildung baut sich heute auf breiterer Grundlage auf. 
Alles ist ständig in Entwicklung und Fortbildung. Die 
Notwendigkeit, den Ingenieur auch wirtschaftlich zu er- 
ziehen, ist auch heute leider noch nicht in alle diese 
Kreise gedrungen, vor allem fehlt der jungen Welt 
vielfach selbst diese Erkenntnis, bis sie im späteren 
Lieben das Fehlende vermißt und sicht, daß in der Jugend 
Versäumtes nur mit doppelter und dreifacher Arbeit nach- 
geholt werden kann. Die Bedeutung rechtzeitirer kim: 
sieht zeigt auch dieses Lebensbild. E Mattern. 


! ETZ In S. 1662. 


1428 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 
Kohle. — Die vom Reichskohlenrat heraus- 
gegebene Statistische Übersicht über die Kohlenwirtschaft 
im Jahre 1928 bringt Zahlen über die Förderung der Welt 
seit 1900, die von den im vorigen Jahr genannten Werten! 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft. 39 


26. September 1929 


lien 1928 hergestellten Glühlampen betrug 16,128 Mill Stück 
(14,245 i. V.). 

Aus der Leuchtmittelindustrie. — Der soeben vom Sta- 
tistischen Reichsamt herausgegebenen „Sammlung produk- 
tionsstatistischer Ergebnisse bis zum Jahre 19281 entnehmen 
wir in Ergänzung der von der ETZ 1927, 8, 95, gebrachten 


infolge inzwischen erfolgter Berichtigungen etwas abweichen: 
| Kohlenförderung der Welt in Mill t 


Angaben, daß im Rechnungsjahr 1925/26 77,902 Mill Me- 
talldrahtlampen und Nernstbrenner hergestellt 


Jahr ur EEE?) FETTE TER worden sind. Diese Zahl hat sich 1926/27 auf 76,311 Mil- 

Steinkohle | Braunkohle | ne lionen verringert, 1927/28 aber auf 93,972 Mill Stück erhöht. 

| | An Brennstiften für Bogenlampen wurden in den ge- 

1900 | 7076 | 67.9 775,5 nannten drei Rechnungsjahren bzw. 777, 842 und 929 t er- 

1913 1212,7 128,0 1340,7 zeugt. Die Produktion von Quecksilberdampf- und ähnlichen 
1920 | 1160,1 154,3 1314,4 Lampen betrug jährlich 2000 Stück. 

1926 | 1177.4 182,6 1360,0 Aus der Geschäftswelt. — Die Velmag, Ver- 

1927 | 1267,3 196.9 1464,2 einigte Fabriken elektr. MeBinstrumente u 

1928 1224,6 213,5 1438,1 Apparate G. m. b. H., Leipzig-Stötteritz, hat in Leipzig 


O 27, Melscherstr. 7, neue Fabrikationsräume eingerichtet 
und mit der Zusammenlegung der Betriebe eine Neugruppie- 
rung der einzelnen Werkstätten nach modernen Grundsätzen 
vorgenommen. 

In das Handelsregister wurden eingetragen: Deutsche 
Western Electric G. m. b. H., Berlin (40 000 RM): 
Herstellung., Verkauf, Vertrieb usw. von Film- und Ton- 
film-Aufnahme- und Wiedergabeapparaten usw.; Die Uhr, 
Gesellschaft für drahtlose Zeitübermitt- 
lung m.b.H., Karlsruhe (20 000 RM): Erwerb, Vertretung, 
Veräußerung und Fabrikation sämtlicher Schneiderschen Pa- 
tento für die drahtlose Zeitzentrale im In- und Ausland; 
Fernseh A.G., Berlin (0,1 Mill RM): Erwerb und Ver- 
wertung von Schutzrechten aller Art auf dem Gebiet des Fern- 
sehens sowie Herstellung und Vertrieb von Fernsehgeräten 
aller Art; „Elspemag“ Elektrische Spezial- 
Maschinen-Gesellschaft m. b. H., Berlin (20 000 
RM); Philelektra A.G. für Elektrotechnik, 
Frankfurt a.M. (0,2 Mill RM): Herstellung und Vertrieb von 
Gegenständen der feinmechanischen und elektrotechnischen 
Industrie (das Unternehmen gehört zum holländischen Phi- 
lips-Konzern); Gas- und Stromversorgung Mit- 
telsachsen A.G., Kalbe a.S. (0,2 Mill RM): Versorgung 
der Bevölkerung mit Gas und Elektrizität, Bezug und Liefe- 
rung von Licht, Heiz- und Kraftmitteln aller Art, Errichtung 
der hierzu erforderlichen Anlagen usw. Unter den Grün- 
dern werden der Landkreis Kalbe und die Thüringer Gasge- 
sellschaft, Leipzig, genannt; Dr.-Ing. Franz Lawa- 
ezeck Kraftnutzung G.m.b.H., München (0,1 Mill 
KM): Durchführung der auf dem Gebiet der Kraftnutzung im 
Sinne der Verbindung von Spitzen- und Überschußstromver- 
wertung gegebenen Beratungen und Bearbeitungen sowie die 
wirtschaftliche Verwertung der Lawaczeckschen Turbinen und 


Es ergibt sich also im Jahr 1928 gegenüber 1927 eine Ab- 
nahme von 1,8%, gegenüber 1913 allerdings noch ein Mehr 
von 7,3%. Von der Gesamtsumme entfallen 85,2 % auf Stein- 
kohlen und 14,9% auf Braunkohlen. Das Anteilverhältnis 
hat sich somit weiterhin zuungunsten der Steinkohle ver- 
sehoben; im Jahr 1227 stellte es sich auf 36,6 % für Stein- 
kohle und 13,5 % für Braunkohle. Von der Weltsteinkohlen- 
förderung entfielen 1928 590,5 Mill t oder 48,2% (47,7 i. V.) 
auf Europa, während Amerika mit 529,5 Mill t (554,9 i. V.) 
oder 43,2% (43,8% i. V.), mithin wenig schwächer als 1927 
an der Gesamtproduktion beteiligt war. Europa bleibt wie im 
Vorjahr unter den Steinkohle fördernden Ländern an erster 
Stelle. Der Vorsprung gegenüber Amerika beträgt rd. 5%. 
Die Steinkohlenproduktion Englands erreichte 241,6 Mill t 
(255,3 i. V.) und diejenige Deutschlands 150,9 Mill t (153,6 
i. V.). In der Braunkohlenförderung stand Deutschland mit 
166,2 Mill t an der Spitze aller Länder (150,5 i. V.), ihm folgt 
die Tschechoslowakei mit 20,7 Mill t (20 i.V.). Der Kohlen- 
verbrauch der Welt (Braunkohle, Koks, Briketts auf Stein- 
kohle umgerechnet) stellte sich im Berichtsjahr auf etwa 
1204 Mill t (1266 i. V.), wovon 586 auf Europa (612,5 i. V.) 
und 524 Mill t auf Amerika entfielen (556,3 i.V.). Für 
Deutschland und 1928 weist die Statistik insgesamt eine 
Kohlenförderung von 187,8, eine Einfuhr von 8,9 Mill t, eine 
Ausfuhr (einschl. der Ententelieferungen) von 37,3 Mill und 
einen Verbrauch (einschl. der Bestände der Zechen und 
Zechenhandelsgesellschaften) von 157,4 Mill t auf. 


Italiens elektrotechnischer Außenhandel. — Nach den 
in der wirtschaftlich-statistischen Monatsbeilage zur L’Ener- 
gia el. für 1928 mitgeteilten Angaben ist, soweit die in der 
Zahlentafel genannten Erzeugnisse erfaßt werden, die Ein- 
fuhr gegen das Vorjahr um 22325 dz (22%) bzw. 49,153 


Einfuhr 


Ausfuhr 
Wert in 1000 Lire 


Mengen in dz 


1928 1927 


| Wert in 1000 Lire 


Erzeugnisse Mengen in dz 


1928 1927 


t 


Generatoren `, . 2» 2 2 2 2 2 2 e‘ ‘o 24 018 | 21 153 43 107 40 663 16 745 22 890 22 693 28 989 
Akkumulatoren und Teile . . . . 2.2.2... 2175 1 094 2 972 1 835 3 261 2 313 3 515 3 206 
Transformatoren . .. 2.2 222200. 3 402 4 015 5 452 5 813 870 1735 837 1 495 
Meßinstrumente . . -. ». 2 2 2 2 2 0020. 279 191 4 193 2 862 14 16 130 II 
Elektrizitätszählr . `, 6 766 3403 | 11177 14 862 110 211 | 293 777 
Telegraphen- und Fernsprechapparate . . . . . 5 606 4 938 63 045 49 623 291 353 ; 1435 2 096 
Radiogerät . . . 2 2: 2 oa e 3 021 1454 | 30024 | 18711 363 405 | 1221' 2157 
Verschiedene elektrische Vorrichtungen 24 319 15 393 72339 43 929 7 305 5 261 10 060 10 240 
Ofenelektroden . . . os osoo a 35 515 31 714 11 231 13 560 2 524 11 095 4% 1 533 
Lampenbrennstifte . ». 2. 22220000. 1 709 1 271 3 532 2 796 24 488 43 | 76 
Bogenlampen . .. 2:2 2222. 8 14 54 126 — — — — 
Glühlampen `... 5 457 4192 : 39808 , 33505 | 2106 390 | 73621 293 
Glaskolben dazu . . 2.2 2 2 20000 3 947 3 099 3 075 2 139 2 1 2 | 2 
Isolierrohre . . 4... 2.0.0: e e e & 47 76 |i 35 43 175 147 303 120 
Isolatoren aus Porzellan und Glas . ..... 2 480 3 096 1 572 1 961 2 731 666 1504 ` 376 
Isolierte Drähte und Kabel . ........ 4 252 5 573 6 010 6045 | 44333 30 933 ; 22387 ; 189554 
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Mill Lire (rd. 20 %) gestiegen. Geringer als 1927 war der 
Import von Transformatoren, Bogenlampen, Isolierrohren, 
Isolatoren und isoliertem Leitungsmaterial, dem Wert nach 
auch von Elektrizitätszählern und Ofenelektroden. Die A us- 
fuhr weist mengenmäßig nur eine Zunahme um 4050 dz 
(5%) auf, die Akkumulatoren, verschiedene elektrische Vor- 
richtungen, Glühlampen, Isolierrohre, Isolatoren sowie iso- 
lierte Drähte und Kabel betraf, während sie im übrigen teil- 
weise, z. B. bei Ofenelektroden, beträchtlich gesunken ist. 
Der Wert des Exports war um 0,4 Mill Lire kleiner als 1927 
und hat sich auch bei Generatoren und nicht näher bezeich- 
neten Gegenständen verringert. Die Gesamtzahl der in Ita- 


ı ETZ 1928, S. 159. 


Pumpen; Elektrotherm G. m.b. H., Berlin (20 000 RM): 
Herstellung und Vertrieb von elektrischen Durchlauferhit- 
zern und anderer elektrischer Apparate. 


E? Industrielle Produktionsstatistik, Sonderheft Nr. 6 zu Wirtsch. 


u. Stat. 


Bezugsquellenverzeichnis. 
Frage31l5: Wer stellt Tetloflorid-Sicherungen her? 


Abschluß des Heftes: 21. September 1929. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expli. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9. 


26. September 1928 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


Kugelring-Isolatoren 


Mitteilung der AEG. 


Kappen-Isolatoren werden in Deutschland heute fast 
ausnahmslos mit kittloser EE her- 
estellt. Die verschiedenen auf dem Markt befindlichen 

onstruktionen stimmen in der äußeren Form voll- 
kommen überein. Sie unterscheiden sich bei gleicher 
Beanspruchung des Porzellans auf Druck, bzw. Ab- 
scherung, doch grundlegend durch die Ausbildung und 
Anordnung der die Last vom Klöppel auf das Porzellan 
übertragenden Organe und die Werkstoffe, aus denen 


n13710a 


a = Ring aus Metallkugeln c = Klöppel 
ò = Hleiausg , = Porzellanhülse 
e = Bleiverschluß 


Abb. 1. Kugelring-Isolator. 


diese hergestellt werden. Es ist erklärlich, daß diese 
Faktoren einen ausschlaggebenden Einfluß auf die 
Eigenschaften der Isolatoren und damit auch auf ihre 
Brauchbarkeit im Betrieb haben. 


Die AEG stellt als kittlose Kappen-Isolatorenbauart 
den in Abb. 1 dargestellten Kugelring-Isolator her. Bei 
diesem besteht der ER aus einem Stück und ist 
oben kegelförmig ausgebildet, während der zum Ein- 
hängen in die Klöppelpfanne erforderliche Klöppelknopf 
unten angeordnet ıst. Die Armierung des Kopfes wird 
in der üblichen Weise durch eine Kappe aus Temperguß 
mit Klöppelpfanne vorgenommen. Der nach dem 
Einbringen des EE in den Isolator zwischen 
Klöppel und Porzel entstehende Raum wird 
durch einen Ring von 
Kugeln ausgefüllt, die 
durch einen Bleiauf- 

B festgehalten wer- 
en. Der Klöppel wird 
bei der Montage des 
Isolators angezogen, 
so daß das den Kopf 
des Isolators ausfüllen- 
de Blei beim Aus- 
gießen nicht zwischen 
Kugel und : Porzellan 
einerseits und Klöp- 
pel und Kugel ander- 
seits eindringen kann. 
Der Kugelring - Isola- 
tor stellt eine äußerst einfache Lösung des Pro- 
blems der kittlosen Klöppelbefestigung dar, die sich 
nicht nur auf die Ausbildung der Übertragungs- 
organe, sondern auch auf die Montage erstreckt. Be- 
trachtet. man den Aufbau dieses Isolators von diesem 
Gesichtspunkt aus, so tritt folgendes besonders kenn- 
zeichnend hervor. Die Zahl der Konstruktions-Ele- 
mente ist auf das Mindestmaß beschränkt und ihre 
Formgebung ist so einfach, daß Herstellungsfehler 
ausgeschlossen sind. Sie werden bei der Montage nicht 


Unbelastet 


1 min lang 3,4 t 


beansprucht und aus Werkstoffen hergestellt, deren 
Eigenschaften als vollkommen erforscht angesehen 
werden können. — 


Durch die Verwendung geeigneter Werkstoffe und 
die Formgebung der Übertragungsorgane gelingt es, bei 
dem Kugelring-Isolator die spezifische Beanspruchung 
des Porzellans mit zunehmender Belastung in gleicher 
Höhe zu halten. Dadurch, daß die Kugeln aus einem 
Werkstoff hergestellt werden, dessen Härte kleiner ist 
als die des Porzellans und des Klöppels, liegen sie bei 
der Montage auf dem Porzellan und dem Klöppel 
punktförmig auf und platten sich bei der Belastung 
entsprechend der Zunahme der Last ab. Die Klöppel- 
befestigung des Kugelring-Isolators paßt sich also der 
Belastung, der er unterzogen wird, an, ohne daß 


. plastische Zwischenlagen zwischen den Übertragungs- 


organen und dem Porzellan zur Vermeidung hoher 
spezifischer Beanspruchungen des Porzellans Ver- 
wendung finden müssen. Da die Bruch- und Garantie- 
werte der Kappen-Isolatoren von der Porzellanhöhe 
abhängig sind, ıst durch den im Inneren des Isolators 
zur Verfügung stehenden Raum der Durchmesser der 
Kugel und die sich auf den Umfang verteilende Zahl 
der Kugeln festgelegt. Durchmesser und Härte der 
Kugeln sind bei den einzelnen Bauarten so gewählt, 
daß der Durchmesser in der Achse der Beanspruchung 
bei der Bruchlast des Isolators durch die Abplattung 
maximal um ein Drittel seines ursprünglichen Maßes 
vermindert werden kann. Die Abplattung der Kugeln 
bei verschiedenen Belastungsstufen ist in Abb. 2 
dargestellt. Ä 


Die Klöppel mit den Kugeln und dem Bleiausguß 
sind nach den angegebenen Belastungen aus Isolatoren 
des sogenannten Normal-Typs (120 mm Porzellanhöhe, 
280 mm Tellerdurchmesser) herausgeschlagen. Die 
Belastungen mit 3,4 t während 1 min und mit 3,6 t 
während 1h entsprechen den zur Zeit in den VDE- 
Leitsätzen für die Prüfung von Isolatoren aus kerami- 
schen Werkstoffen für Spannungen von 1000 V an 
festgelegten Werten für die Stück- bzw. Typenprüfung. 
Die zunehmende Abplattung der Kugeln bei steigender 
Last ist in Abb. 2 deutlich sichtbar. Durch die Auf- 
lösung des Übertragungsorgans in mehrere gleiche Teile 
(Kugeln) wird selbst bei Unebenheiten in der Aus- 
drehung des Isolatorkopfes eine gleichmäßige Be- 
anspruchung des Porzellans auf dem ganzen Umfange 
ewährleistet. Durch Versuche, bei denen die Kugeln 
im Isolator durch einen Wachsausguß festgehalten 
werden, kann in einfacher Weise der Beweis erbracht 
werden, daß der Bleiausguß nicht mechanisch bean- 
eprucht wird und daß die guten mechanischen Eigen- 
schaften des Kugelring-Isolators tatsächlich durch die 
geschilderten Konstruktionseigenarten bedingt sind urd 


K13709a 


kurzzeitig 10t 


1 h lang 36t 
Abb. 2. Abplattung der Kugeln bei verschiedenen Belastungen. 


ohne plastische Zwischenlage erzielt werden. Neben 
hohen Vollbruchfestigkeiten, bei deren Feststellung in 
den allermeisten Fällen Klöppel- oder Pfannenbruch 
eintritt, zeichnen sich die Kugelring-Isolatoren auch 
durch ihr günstiges Verhalten bei Dauerbelastung unter 
Spannung aus. 

Die Eigenschaften der Isolatoren bei Dauerbelastung 
unter Spannung können durch die Verwendung der 
eschützten kittlosen Kappe noch wesentlich ver- 
essert werden. | 


XXXVII 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 


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1428 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin wa 


50. Jahrgang 


Berlin,. 3. Oktober 1929 


Heft 40 


Amerikanische Elektrizitätswirtschaft. 


Eindrücke von einer Studienreise. 


Von Dr.-Ing. J. Adolph, Berlin, Mitglied des Vorstandes der Berliner Städtische Elektrizitätswerke A.G. (BEWAG). 


Übersicht. Eine Studienreise führte den Verfasser im 
September und Oktober 1928 in die wichtigsten Zentren der 
Elektrizitätsversorgung der nördlichen Staaten der V.S. 
Amerika. Der Hauptzweck der Reise war das Studium 
von Stromabsatzfragen. Insbesondere wurde den Tarifen, 
dem Zähler- und Installationswesen, der Propaganda, Sta- 
tistik und dem Personalausbildungswesen Beachtung ge- 
schenkt. Es wurde festgestellt, daß die amerikanische Elek- 
trizitätswirtschaft der deutschen um eine Reihe von Jahren 
voraus ist. Der Grund hierfür liegt nicht allein in der Ent- 
wicklungshemmung Deutschlands durch Krieg und Inflation 
sondern auch in den ausgezeichneten Verkaufsinelhoilen und 
dem gut durchgebildeten Kundendienst der amerikanischen 
Elektrizitätswirtschaft.. Es wurde eine fast 100prozentige 
Flektrisierung der Haushaltungen und eine starke Sättigung 
mit elektrischen Geräten vorgefunden. Beachtenswerte Ein- 
richtungen, besonders solche zur Verwirklichung des „Ser- 
vice-Gedankens“, wurden eingehend studiert. 


Neben der amerikanischen Automobilindustrie, die or- 
Zanisatorisch und wirtschaftlich an erster Stelle in der 
Welt steht, haben besonders die amerikanischen Elektrizi- 
tätswerke wirtschaftliche Erfolge erzielt, die für Deutsch- 
land ein erstrebenswertes Ziel sind. Hierbei darf jedoch 
nicht übersehen werden, daß diese Erfolge nicht aus- 
schließlich durch die Geschäfts- und Betriebsführung der 
Werke erreicht wurden, sondern daß die äußeren Umstände 
in Amerika für die Entwicklung der Elektrizitätswirtschaft 
besonders günstig sind: Der Reichtum des Landes, das 
hohe Durchschnittseinkommen des Amerikaners, die hohen 
Kosten der menschlichen Arbeitskraft, besonders des häus- 
lichen Dienstpersonals, die die Verwendunz arbeitsparen- 
der Einrichtungen im Haushalt zu einer wirtschaftlichen 
Notwendigkeit machen, begünstigten eine schnelle und kräf- 
tige Entwicklung der Elektrizitätswirtschaft. Daneben spie- 
len die klimatischen und geographischen Verhältnisse des 
Landes eine erhebliche Rolle. Lange heiße Sommer und 
kalte Winter erwecken besonders wegen des häufig schrof- 
fen, Temperaturwechsels den Wunsch nach Temperaturaus- 
Gleich durch die Verwendung kühlender oder wärmender 
Apparate. Die geographische Tage ist insofern für die 
amerikanische Elektrizitätswirtschaft günstiger. als due 
Verbrauchszentren in den V.S. Amerika südlicher liegen 
als in Deutschland, nämlich auf der Breite von Süditalien, 
so daß die Nacht später eintritt als bei uns. Die Folge 
hiervon ist, daß bei Beginn des Lichtanstieres die Indu- 
striebelastung bereits wesentlich zurückgegangen ist, wo- 
durch sich eine Absenkung der Belastungspitze der Kraf- 
werke ergibt. 

. Die Beleuchtung, bei uns eine Belastung mit verhält- 
nismäßBig schlechter Benutzungsdauer, ergibt in Amerika 
einen recht günstigen Stromabsatz. Dies hängt einmal da- 
mit zusammen, daß in den Hochhäusern die unteren Stock- 
werke so dunkel sind, daß den ganzen Tax über elektri- 
sches Licht benutzt werden muß. Außerdem wird auch in 
solchen Räumen, die durch das Tageslicht genügend erhellt 
werden, aus Bequemlichkeit und (rewohnheit vielfach tags- 
über Licht gebrannt. Auch findet man fast stets, daß in 


* Nach einem Vortrag im Elektrotechnischen Verein am 5. I. 19%, 


der erstmalig am 8. J. 1929 im gleichen Verein tanstelle des erkrankten 
Dr Joe Adolph) von Dr.-Ing. H. Nissel gehalten wurde, der den 
Verfasser auf seiner Amerikareise begleitet hat. An diesem Tage fand 
eine Lautsprecherübertragung nach Breslau statt. «Val. Bericht über 
die außerordentliche Sitzung am 8. 1. 1929, ETZ 1020, 8.174.) Besprechung 
des Vortrages auf S. 1469 dieses Heftes. 


den Büros und Wohnungen der obere Teil der Fenster 
durch dunkle Rollvorhänge abgeblendet ist. 

Der Weltkrieg hat auf die deutsche und amerikanische 
Klektrizitätswirtschaft verschieden eingewirkt. Während 
Deutschland durch den Krieg und besonders die Inflation 
in seiner wirtschaftlichen Entwicklung gehemmt, zum Teil 
um Jahre zurückgeworfen wurde, bedeuteten die Kriegs- 
jahre für Amerika eine Zeit wirtschaftlichen Aufschwun- 
ges. Die Verbrauchsziffern auf den Kopf der Bevölkerung 
sind daher erheblich höher als bei uns. Während z.B. 
Chicago im letzten Jahre 1100 kWh ie Kopf der Bevölke- 
runz verkauft hat, beträgt diese Zahl in Berlin kaum 
300 kWh. Allerdings ist bei diesem Vergleich zu berück- 
sichtigen, daß in der Zahl für Chicago der Stromverbrauch 
für alle Nahverkehrsmittel und einen Teil der Fern- 
bahnen enthalten ist, während die Berliner Stadtbahn und 
ein wesentlicher Teil der Hochbahn an der Berliner Ziffer 
unbeteiligt sind. Auch der Belastungsfaktor, der für die 
Wirtschaftlichkeit der Elektrizitätsversorgung von aus- 
schlaggebender Bedeutung ist, liegt bei den amerika- 
nischen Werken erheblich höher als bei den deutschen. 
In Amerika haben viele große Werke einen Belastungs- 
faktor von etwa A0... 50 %, während in Berlin diese Ziffer 
kaum höher als 30% ist. Abgesehen von dem hohen 
Stromverbrauch in den Haushaltungen hängt dies auch 
mit der Senkung der Belastungspitze infolge der geogra- 
phischen Lage zusammen. 

Trotz der günstigen äußeren Umstände muß man je- 
doch feststellen, daß die Amerikaner ohne ihre hervor- 
ragenden Verkaufsmethoden und den kaum zu überbieten- 
den „service“ nicht die Erfolge erzielt haben würden, die 
ihnen beschieden waren. Wenn wir in unseren technischen 
Einrichtungen auch kaum hinter denen Amerikas zurück- 
stehen und unsere neuen Kraftwerke von amerikanischen 
Ingenieuren studiert werden, so können wir gerade in den 
Verkaufsmethoden von Amerika noch viel Neues lernen. 
Die Reise, die wir im Herbst 1928 nach den V.S. Amerika 
und Kanada unternahmen, galt daher in erster Linie dem 
Studium von Stromabsatzfragen, wobei im wesentlichen 
den Tarifen, dem Zähler- und Installationswesen, der 
Propaganda, der Statistik und den Personalfragen Beach- 
tung geschenkt wurde. 

Die amerikanischen Flektrizitätswerke befinden sich 
zum größten Teil in privater Hand. Die öffentliche Hand 
ist an den „Public Utilities“, worunter alle der Öffentlich- 
keit dienenden Unternehmen, wie EBlektrizitätswerke, 
Gas- und Wasserwerke, Bahnen, Telegraph, Telephon 
usw., verstanden werden, nur mit wenigen Prozenten be- 
teiligt. Die privaten Elektrizitätswerke und ein großer 
Teil der öffentlichen Meinung stehen auf dem Standpunkt, 
daß die kommunale Verwaltung drüben nicht wirtschaft- 
lich zu arbeiten verstünde. Tatsache ist, daß die privat- 
wirtschaftlich geleiteten Werke ‘ausgezeichnete Erfolge 
erzielt haben und :hre Kunden durch die Güte ihrer Lei- 
stungen von der hohen Leistungsfähigkeit der Privat- 
wirtschaft zu überzeugen wissen. Im Gegensatz zu den 
V.S. Amerika befindet sich in Kanada die Elektrizitäts- 
versorgung zu einem großen Teil in der öffentlichen Hand. 

In manchen Orten werden Gas- und Elektrizitätswerke 
von derselben Stelle verwaltet. Dies hat aber nirgends 
dazu geführt, daß der natürliche Auftrieb, den die Elek- 
trizität infolge ihrer hervorragenden Eigenschaften hal 
gehemmt wird. So ist z.B. auch in solchen Städten, in 
denen Gas- und Elektrizitätswerk in gleicher Hand sind, 


1430 


die Straßenbeleuchtunz fast ausschließlich elektrisch, und 
man findet hier für Zwecke, für die bei uns heute noch 
vorwiegend Gas verwendet wird, die Elektrizität in stei- 
gendem Umfang in Gebrauch. 

Die Amerikaner haben grundsätzlich die Einstellung, 
kein Konsumbedürfnis zu hemmen. Daher werden im 
allzemeinen keine Mehrfachtarife verwendet, bei denen, 
Z. B. durch besonders hohe Strompreise, zu Zeiten der 
Lichtspitze der Stromverbrauch eingedämmt werden soll. 
Vielmehr versucht man durch die verschiedensten Maß- 

nahmen den Stromverbrauch während der Stunden schwa- 
cher Werksbelastung zu steigern. 


x 1000 kW/km? 


j 
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BRSZN 

ZZ NS ée Zä IT 127131415 I6 1718 192021km 
Entfernung von der Südspitze von Manhatan 


Abb. 1. 


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el 
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A 
W 
W 
= 
A 
il 


WEE TT 


Belastungsdichte in Manhattan und Berlin. 


Besondere Schwierigkeiten entstehen für die amerika- 
nischen Elektrizitätswerke durch die Anhäufung der Hoch- 
häuser. Der Schwerpunkt dieses Problems liegt in der 
Schwierigkeit, sehr grobe Energiemengen auf kleinster 
Bodenfläche heranzuleiten und zu verteilen. Wenn man 
z.B. bedenkt, daß in dem Woolworth-Building 15 000 
Menschen arbeiten, so kann man sich vorstellen, welche 
Energiemenzen notwendig sind, diese Menschenmasse 
und die Besucher in vertikaler Richtung zu transpor- 
tieren, die Arbeitsräume zu beleuchten und die elektri- 
schen Maschinen und Apparate zu beliefern, um so mehr, 
da dieses Gebäude, wie Manhattan überhaupt, noch mit 
Gleichstrom von 2X 115 V beliefert wird. Eine lebhafte 
Vorstellung von diesen Verhältnissen vermittelt Abb. 1, 
die die spezifische Belastung in Manhattan, von der Süd- 
spitze angefangen bis etwa zur 220. Straße zeigt. Die 
Stelle des höchsten Verbrauches mit einer Belastung von 
40 000 kW/kın? liegt im Bank- 
viertel („down town”) nahe 
an der Südspitze. Ein zweites 
Belastungeszentrum mit 25 000 
kW/km? ist in der Nähe der 
42. Straße erkennbar. Was 
diese Belastungszahlen bedeu- 
ten, wird klar, wenn man sich 
verzegenwärtiet, daß die 
höchste Belastung in Berlin 
an der Ecke der Leipziger- und 
Friedrichstraße etwa 20 000 
kW/km? und die Belastung 
am Kurfürstendamm in der 
Nähe der Kaiser-Wilhelm-Ge- 
dächtniskirche nur etwa 4000 


kW/km? beträgt. Trotz der 
Anhäufunz von Reklaimebe- 1924 1925 1926 1927 Da 


leuchtungen am Kurfürsten- 


S . Abb. 2 Zunahme der Spitzen- 
damm ist dort also die spezi- . I 


belastung gegenüber 1924 


fische Flächenbelastung ver- 
hältnismäßig gering. Hieraus 


lät sich entnehmen, daß Reklamebeleuchtung tatsächlich 
nicht so große Enerziemenzen verbraucht, wie oft ange- 
nommen wird. 

Die hohen spezifischen Belastungen lassen einen 
starken Sättieuneserad der nordöstlichen amerikanischen 
(roßstädte mit Elektrizität erkennen. Naturgremäß ist 
die jährliche Steigerung der Spitzenbelastung nicht mehr 
so groß wie in Deutschland, z. B. in Berlin, wo die 
Sättigung mit Elektrizität bei weitem noch nicht so 
hoch ist und die Belastunespitze von Jahr zu Jahr sprung- 
haft wächst (Abb. 2). So betrug in Berlin die Zunahme 
der Spitzenbelastungs in den letzten 4 Jahren etwa 110 %, 
in Chicago dagegen nur etwa 40 %, ein anschauliches Bild 
für die gewaltige Aufbauarbeit, die von der BEWAG in 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


3. Oktober 1929 


diesen Jahren geleistet werden mußte. Auch in New York, 
in der Provinz Ontario, im Staate Kanada und in den ande- 
ren Verbrauchszentren liegen die Verhältnisse ähnlich. 
(Gegenüber diesen relativen Zahlen gibt Abb. 3 als abso- 
lute Werte die Belastungskurven von New York in 
den Jahren 1916 ... 1926, aus denen man die Gleichmäfßig- 
keit und den Grad der Entwicklung erkennen kann. Die 
Kurvenform, die der Berlins recht ähnlich ist, hat sich in 
diesen Jahren sehr wenig verändert, was auch darin 
seinen Ausdruck findet, daß der Belastungsfaktor von 
35% im Jahre 1916 nur auf etwa 40 % im Jahre 1926 ge- 
stiegen ist. Der Anteil der Industriebelastung ist in New 
York verhältnismäßig gering, was die Ähnlichkeit des Be- 
lastungsverlaufes mit dem Berlins erklärt. 


Taus kW Bus kW | Bel 
RERERESBEREN 
EE 


Alb, 3. Belastungsverlauf am Tage des Maximums des New York 
Edison United & Aftiliated El. Co. Syst. 


Eine wesentlich andere Kurvenform finden wir bei 
der Hydro Electrie Power Commission of Ontario, die 
mehr als Überlandwerk zu betrachten ist und bei der der 
Anteil der Industrie wesentlich höher ist als in New York 
(Abb.4). Die Kurvenform ist hier erheblich günstiger 
und die Spitze am Abend bei weitem nicht so ausgeprägt; 
außerdem ist die Nachtbelastung verhältnismäßig höher. 


Taus kW aus kW 
I I I I I I I ETIT 1. e? 


400 


SEENEN 
0 8 dë 24h 


Abb. 4 Belastungskurven der Hydro Electric Power Commission 
of Ontario. 


Abb. 5 zeigt vergleichsweise die Belastungskurve der 
BEWAG seit 1923. Die Abendspitze ist im Jahre 1923 
durch die Wirkungen der Inflation und die Einschrän- 
kung-bestimmungen des Kohienkommissars noch verhin- 
dert, prägt sich in den nachfolgenden Jahren jedoch immer 
stärker aus. Die Nachtbelastung ist verhältnismaßiıw 
niedrig, wenn auch im Jahre 1927 infolge stärkeren Her- 
anziehens der Batterien höher als in den Vorjahren. Das 
Bild zeigt auch das rasche Anwachsen der Belastung, auf 


3. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


1431 


das bereits hingewiesen wurde. Interessant ist auch das 
Belastungsgebirzge von New York (Abb.6), das in der 
Form dem bekannten Belastungsgebirge der BEWAG 
außerordentlich ähnlich ist. Die Spitzenbildung im Winter 
ist jedoch nicht so ausgesprochen, da das Licht gleich- 
mäßiger während des ganzen Jahres gebraucht wird als 
bei uns. Beachtlich ist die Tornadospitze im Sommer, die 
fast ebenso hoch ist wie die abendliche Winterspitze. Die 
. Spitze konnte seinerzeit nur deshalb gedeckt werden, weil 


aus KW T| ||] IN T | Das AN 


1:18 22.1928 
‚22. XE. 1927 


%00 Ki ZI. 1926 

A8, ZI. 1925 

7. A8. 1924 

SEE I I I II II I T$ 1923 

LI -22. XI. 1806 
0 8 % 24h 


Abb. 5. Belastung der BEWAG an den Tagen des Maximums 
der Jahre 1896, 1923 und 1928. 


der bestehende ausgezeichnete Wetterdienst die unvorher- 
gesehene Naturerscheinung rechtzeitig meldete. Auch in 
Berlin kennen wir derartige Vorgänge (vgl. Abb.7). Am 
19. IV. 1928 trat nachmittags kurz nach 4h ein Gewitter 
auf, durch das die ganze Stadt binnen weniger Minuten 
vollkommen verfinstert wurde. In kurzer Zeit stieg die 
Belastung um etwa 80 000 kW, die störungsfrei aufgenom- 
men werden konnten. 


-FEYDODKW. 


7350 000 d 


Ar 
> Kr rn wir 
L2IWSETRLLERTNMRITZIWSETEISKENG 
AM. PM. 


Abb. 6. Belastungsgebirge für New York 1927. 


Einen Begriff von der Größenordnung der einzelnen 
Werke in Amerika gibt eine Gegenüberstellung der 
Spitzenbelastungskurven (Abb. 8). Die Kurve der BEWAG 
liegt niedrig, was auf den verhältnismäßig geringen Grad 
der Elektrisierung zurückzuführen ist. Man kann deut- 
lich erkennen, daß die Spitze in Berlin etwas früher ein- 
tritt als in den amerikanischen Städten, was scinen Grund 
in der südlicheren Lage der amerikanischen Städte hat. 
Beachtlich ist der hohe Anteil der Industrie in Detroit, der 
zu einer sehr hohen Belastung in den Nachtstunden und 
den Vormittagstunden führt. Auch die scharfe Absenkung 
durch die Mittagspause ist zum Teil auf den hohen Anteil 
der Industrie zurückzuführen. 

Ein sehr anschaulicher Vergleich der Kurven- 
form der einzelnen Werke wird dadurch ermöglicht, 
daß man alle Kurven auf die gleiche Spitzenhöhe bringt 


(Abb. 9). Man kann hier deutlich sehen, daß New York 
später mit der Arbeit beginnt als Berlin; der Unterschied 
in dem Ansteigen der Belastung beträgt gegenüber Berlin 
rd. 1h. Es fehlt die Frühstückspause, die in Berlin zu 
einer Absenkung der Belastung führt, während in New 
York in den Büros bis mittags durchgearbeitet wird 

und der Industricanteil ge- 


Gewiiersptze ` Se Au ring ist. In Ontario ist die 


Raus. KW 2.0 2 S 
EE? East? F e SC EE 
200 8 Re ; š 
IT TAIAHUN. ausgeprägt, da hier Lan 
| BI | wirtschaft und Industrie 
WR vorhanden sind. Besonders 


deutlich wird bei dieser 
Darstellung die sehr gün- 


BEN 
HH 00 
stige Belastungskurve in 


Al SERER 


III Detroit infolge des starken 
ISS Anteils der Industrie. Der 
BIT III III Belastungsfaktor beträgt 


hier etwa 55 %, was auch 
für Amerika ein sehr gün- 
stiger Wert ist. In Chicago 
ist die Belastung verhält- 
nismäßig gut, da auch hier 
ziemlich viel Industrie vor- 
handen ist und alle Bahnen vom Werk beliefert werden. 
Der Belastungsfaktor beträgt über 48% und der Verbrauch 
je Kopf der Bevölkerung jährlich 1100 kWh. Rochester, 
eine Industriestadt von etwa 350000 Einwohnern, läßt 
ebenfalls den späteren Arbeitsbeginn und eine hohe Vor- 


Ahh 3. Gesamtbelastungskurve der 
BEWAG am 19. IV. 1928. Gewitter- 
spitze. 


| RE 
T l eiT TAL 
o EFT ETO Rochester 
0 8 16 24 
Abb. 8 Belastung der BEWA(i und amerikanischer Grofstädte am 
Tage des Maximums 1927. 


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% 
T 
A 
B 
| 
| 
E 
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Cie 


CITT 
LI Sd LL ITT 


ITT A TT TT 
a e DS T TTT 
LI NSS T 


Abb. o Vergleich von Belastungskurven amerikanischer Städte 
mit der der BEWAG 1927). 


mittags- und Nachtbelastung erkennen. Charakteristisch 
ist ferner, daß alle amerikanischen Werke ein späteres 
Absinken der Spitzenbelastung in den Abendstunden zeigen 
als Berlin. 

Ein Maßstab für die Ausbreitung der Elektrizität in 
einem Lande ist die Zahl der elektrisch versorgten Woh- 


1432 


nungen. In den amerikanischen Städten ist dieser Pro- 
zentsatz außerordentlich hoch. In den meisten Groß- 
städten sind praktisch alle Haushaltungen an das Netz 
der Elektrizitätswerke angeschlossen. Dagegen ist ein 
groer Teil der Farmen heute noch nicht elektrisch ver- 
sorgt, was seinen (rund darin hat, daß bei der ungeheu- 
ren Ausdehnung des Landes der Ausbau von Überland- 
leitungen vielfach unwirtschaftlich ist. Trotzdem sind 
bereits, auch unter Einbezug des dünn bevölkerten flachen 
Landes, zwei Drittel aller Haushaltungen in Amerika 
elektrisch versorgt. 

Wie der Prozentsatz der elektrischen Haushaltungen 
ist auch die Sättigung der Haushaltungen mit elektrischen 
Geräten in Amerika sehr hoch, während in Deutschland 
im wesentlichen nur Bügeleisen und Staubsauger in grö- 
fserer Zahl in den Ilaushaltungen gebraucht werden und 
die anderen Haushaltsgeräte nur vereinzelt zu finden 
sind. Elektrische Bügeleisen und Staubsauger werden in 
den Städten drüben praktisch in jedem Haushalt benutzt, 
Brotröster, Waschmaschinen, Ventilatoren, lleizapparate 
u. del. in weit größerem Umfange verwendet als dies in 
Deutschland der Fall ist. Infolgedessen ist der mittlere 
Jahresverbrauch in einem amerikanischen Haushalt sehr 
hoch. So beträgt der mittlere Verbrauch eines llaushaltes 
in Buffalo 750 kWh jährlich. Im Durchschnitt aller ame- 
rikanischen Haushaltungen liegt diese Ziffer etwa bei 
500 kWh jährlich, während in Berlin jährlich nur etwa 
250 kWh je Haushalt im Mittel gebraucht werden. Die 
hohen Verbrauchsziffern in Buffalo erklären sich mit dar- 
aus, daß etwa 3% aller Haushaltungen elektrische Herde 
besitzen, von denen jeder im Mittel etwa 3000 kWh 
jährlich braucht. Von dem CGesamtverbrauch aller Haus- 
haltungen entfallen etwa 12 % auf die elektrischen Herde. 
Diese verhältnismäßig starke Verbreitung des elek- 
trischen Kochens wird durch einen Blocktarif begünstigt, 
der auf der Benutzunssdauer basiert und Preise bis zu 
114 cts/kWh herunter ergibt. Die WVerbrauchsziffern 
auf den Kopf der Bevölkerung sind in den amerikanischen 
Städten erheblich höher als in Deutschland. Die Zahlen 
sind sogar größer als in den Schweizer Hauptstädten 
(vel. Abb. 10) und liegen wesentlich höher als bei den 
anderen europäischen Großstädten. 


0 200 00 600 800 1000 bah 


Abb. 10. Jährlicher Verbrauch je Einwohner in (iroßstädten 1927. 


Die in Amerika für Niederspannung meist gebräuch- 
lichen Tarife! sind von den in Deutschland üblichen ver- 
schieden. Während man in Deutschland in letzter Zeit 
in steigendem Maße Grundzrebührentarife verwendet, wer- 
den in Amerika hauptsächlich sog. Blocktarife benutzt, 
bei denen die Staffelung der Preise entweder auf der Ver- 
brauchsmenzge, der Zimmerzahl oder der Benutzungsdauer 
basiert. Die letzte Form ist in ihrer Auswirkung dem 
(rundgebührentarif sehr ähnlich. Bei den Blocktarifen 
wird jedoch das Sinken der Strompreise mit wachsendem 
Verbrauch dem Abnehmer sinnfälliger vor Augen geführt 
als bei den Grundsebührentarifen, was für den Laien nicht 
zu bezweifelnde Vorteile bietet. Interessant ist, daß die 
Tarife meist mit verhältnismäßig hohen Preisen, etwa 

.10 ets!k\Wh (35...42 Pf) beginnen, bei steigendem Ver- 
brauch rasch niedrigere Preise ergeben und oft bis zu 
1 cets/k\Wh (4,2 Pt) heruntergehen. Dieses starke Sinken 
der Strompreise ist für den Stromverbrauch im Haushalt 
zweifellos stark werbend. 

Die Großabnehmer werden auch in Amerika meist 
nach Grundszebührentarifen mit zemessenem Maximum be- 
liefert. Kinen Unterschied zwischen Hoch- und Nieder- 
spannungstarifen, wie wir ihn machen, kennt man im all- 
gemeinen nieht, da die Niederspannungsnetze häufig nur 
geringe Ausdehnung besitzen und die Hochspannung mei- 


+ Væl hierzu Nissel, Amerikanische Elektrizitätstarife, S. 1435 
dieses Heftes. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


3. Oktober 1929 


stens bis in die Höfe geleitet wird, von wo aus die Ver- 
sorgung der Häuser über Masttransformatoren mittels 
kurzer Freileitungen erfolgt. Daher wird häufig bei 
Hochspannungsbezug nur ein geringer Nachlaß auf die 
für Niederspannungsbezug festgesetzten Preise gewährt. 


ES Wei E KEE DER A E E EISES ER Së 
Due, nn a a Be 


+ 
Tim geht a EIER 
BEL an I Ba a a a EN a 


1915 1920 1925 


Amerika 


Amerika 
Lebenshaltung: Berlin 


Berlin EE 
Die Nullinie gibt den Stand von 191314 an 
Lebenshaltungskosten und mittlere Strompreise in Amerika 

und Berlin. 


Strompreise: 


Abb. 11. 


Die Strompreise sind, wie Abb. 11 zeigt, in Amerika 
gegenüber 1913 gesunken, obgleich die Lebenshaltunes- 
kosten erheblich gestiegen sind. Das gleiche ist übrigens 
auch in Deutschland zu beobachten, wo nach der Stabili- 


sierung der Währung im allgemeinen ein Sinken der 
Strompreise unter den Vorkriezstand eingetreten ist. 


Vergleicht man die Strompreise mit der Kaufkraft des 
Dollars, so ist die Elektrizität drüben wesentlich billiger 
als bei uns, besonders bei hoher Benutzungsdauer. Brei 
direkter Kursumrechnunz ergibt sieh für Wohnungen 
ein mittlerer Strompreis in Chicago von 21,85 Pf/kWh, in 
Detroit 19,6 Pf/kWh und in Schenectady 14,02 Pf/kWh. 
Vergleichsweise beträgt der Preis in Berlin für Nieder- 
spannungsabnehmer im Mittel rd. 22 Pf/kWh. Interessant 
sind die Tarife der Hydro Klectrie Power Commission of 
Ontario, die einen großen Teil des Strombedarfes au: 
ihren Kraftwerken am Niararafall bezieht und die Ener- 
gie zum Teil nach Pauschaltarifen verkauft, wobei die 
Entfernung des versorgten Ortes vom Kraftwerk bei der 
Preisbemessung mitbestimmend ist. 

Die Strompreise unterliegen in den V.S. Amerika 
ebenso wie die Preise für Gas, Straßenbahn, Untergrund- 
bahn usw. staatlicher Kontrolle. Die Einkünfte der Elek- 
trizitätswerke dürfen einen bestimmten Prozentsatz des 
Anlagekapitals nieht übersteigen. Sind die Tarife zu 
hoch, so werden sie von der staatlichen Kontrollstelle 
herabgesetzt. Werden die Einnahmen der Elektrizitäts- 
werke zu stark beschnitten, so steht diesen das Appella- 
tionsrecht wegen Eigentumsberaubung zu, wodurch die 
Strompreise immer zwischen zwei Grenzen gehalten 
werden. 

Die in Amerika gebräuchlichen Zählertvyvpen 
sind von den unseren im allgemeinen nicht grundsätzlich 
verschieden. Man verwendet jedoch drüben mit Vorliebe 
(rlaskappen, bei denen eine mechanische Beeinfiussung des 
Zählers zum Zwecke des Stromdiebstahls weniger leicht 
möglich ist als bei Metallkappen. Im allgemeinen werden 
die Zähler gern in der Nähe des Hausansehlusses aufge- 
stellt, da hierdurch die Ablesung und Überwachung ver- 
einfacht wird und außerdem die Leitungstrecken, die von 
nichtzemessenem Strom durchflossen werden, auf ein Mi- 
nimum herabgesetzt sind. Wird bei dieser Anordnung 
Strom aus einer Leitung innerhalb des Hauses widerrecht- 
lich entnommen, so hat das Elektrizitätswerk selbst kei- 
nen Schaden dabei. In groBen Wohnhäusern findet man 
eine ganze Reihe von Zählern in der Nähe des Haus- 
ansehlusses beisammen, von denen getrennte Steigelei- 
tungen nach den einzelnen Wohnungen führen In den 
drüben sehr verbreiteten Einfamilienhäusern wird der 
Zähler mit dem Hausanschluß und dem Hauptschalter oft 
in einem gemeinsamen gußeisernen Gehäuse zusammen- 
gebaut. Man findet auch eine Anordnung, bei der die Ab- 
lesung durch ein kleines Glasfenster von der Straße aus 
möglich ist. 

In Toronto werden für die Pauschaltarife vielfach 
thermische M: aximumzeiger verw endet. Die gleichen M>B- 
geräte wurden auch in Detroit gefunden, wo sie für Haus- 
halttarife Verwendung finden, bei denen nur das Licht-, 
nicht jedoch das Kraftmaximum gemessen wird. Für dies 
Ermittlung des Maximums bei den Hochspannungsabneh - 
mern werden vorwiegend schreibende oder druckende Lei- 
Stungszeiger, sog. Printaneter, verwendet. Bei den schrei - 
benden Maximumzeigern werden die Belastungen auf einer 
runden Scheibe aufgezeichnet, die sich je nach den Ta- 
rifen innerhalb einer oder zwei Wochen oder inner- 


3. Oktober 1829 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


1433 


halb eines Monats einmal vollkommen herumdreht, so daß 
man dann auf der Scheibe alle Belastungswerte während 
dieses Meßintervalls einwandfrei fixiert beieinander hat. 
Bei den druckenden Instrumenten wird die Belastung auf 
einen schmalen Papierstreifen mittels eines Typenrades, 
das durch den Zähler eingestellt wird, abgedruckt. Die 
zweite Anordnung findet nur bei großen Abnehmern An- 
wendung, da die Einrichtung ein paar hundert Dollar 
kostet. Die Belastung wird im allgemeinen als Mittel- 
wert einer halben Stunde festgestellt. 


7 


FILLING EMPTY SOCKETS BUILDS LOAD 
| BE Gas, | 
H | 

| If voë have 

100 homes,itmeans #480 
1000 -+ = =. 4800 | 
H — Ne» 12000 | 
5000 ~. = =- ` 24000 | 
10000 -=_= - 48000 
25000 = = - 160000 | 


|= ` Basedon Alling one empty 
| socket per meter with a 60> | 
watt lamp burning 1000 >> 
hours at ër Ger KWH. 


An Empty Socket Never Pro- 
duces Revenue 
10% ofall Sockets are Empty 


1 


Abb. 12. „Sorgen Sie dafür, daß in allen Fassungen Lampen sind — 
Sie schaffen sich Belastung!“ 


Der Antrieb der Leistungszeiger erfolgt mittels Tele- 
chronuhren, das sind durch einen kleinen Synchronmotor 
angetriebene Uhren. Die Anwendung dieser Uhren setzt 
natürlich eine vollkommene Konstanz der Periodenzahl 
voraus, deren Einhaltung im Kraftwerk durch eine sog. 
Meisteruhr ermöglicht wird. Die Regelung der Perioden- 
zahl erfolgt von Hand, und die Überwachung geschieht 
derart, daß ein von der Meisteruhr und ein von einer 
Telechronuhr gesteuerter Sekundenzeiger auf dem glei- 
chen Ziffernblatt laufen, so daß auch geringfügige Ab- 
weichungen sofort erkannt werden können. Derartige 
Synchronuhren finden übrigens auch in den Geschäfts- 
häusern und in den Wohnungen vielfach Verwendung und 
werden von den Elektrizitätswerken in manchen Städten 
eifrig propagiert. Dies ist ein Zeichen für das starke Ge- 
fühl der Betriebsicherheit der Elektrizitätswerke, da die 
Telechronuhr auch die geringfügigste Störung dem Ab- 
nehmer sofort bemerkbar macht. 

Die Stromverteilung erfolgt in Amerika in 
den Geschäftsvierteln der Großstädte zum großen Teil 
mit Gleichstrom. Man ging nämlich davon aus, daß 
Gleichstromnetze mit Batterien betriebsicherer seien als 
Drehstromnetze. Neuerdings geht man jedoch immer mehr 


zu der von der BEWAG schon seit längerer Zeit ver- > 


tretenen Auffassung über, daß Drehstromnetze in geeig- 
neter Schaltung mindestens die gleiche Betriebsicherheit 
bieten wie Gleichstromnetze. Infolgedessen sind ver- 
schiedene amerikanische Großstädte z. Z. mit der Umstel- 
lung der Versorgung auf Drehstrom beschäftigt. 

Für die Stromverteilung werden für Hoch- und für 
Niederspannung auch innerhalb der Städte in größerem 
Umfange als bei uns Freileitungen verwendet. Die Trans- 
formierung der Hochspannung erfolgt daher vielfach mit- 
tels Masttransformatoren, wozu für die Lichtversorgung 
häufig Einphasentransformatoren verwendet werden, die 
sekundär in der Dreileiter-Edisonschaltung geschaltet sind. 
Kraftanlagen über 5 kW werden meist an Drehstrom 
gelegt. Daher werden Licht- und Kraftanlagen häufig 
über getrennte Transformatoren versorgt, wodurch zum 
Teil die Tatsache zu erklären ist, daß Kurzschlußanker- 
motoren oft bis zu 50 kW zugelassen werden. Weite Ge- 
biete, z. B. das Niagarasystem, werden mit 25 Hz ver- 
sorgt. Selbst bei der in Amerika fast ausschließlich ge- 
bräuchlichen Spannung von 115 V, bei der die Glühlampen 
infolge des stärkeren Glühdrahtes eine höhere Wärme- 
trägheit besitzen, macht sich das Flimmern des Lichtes 
bei dieser niedrigen Periodenzahl unangenehm bemerk- 
bar. Die meisten Drehstromanlagen sind für 60 Hz ge- 
baut. Stellenweise stoßen 25- und 60 Hz-Netze aufeinander, 
so daß, um die Kupplung der Netze zu ermöglichen, Pe- 
riodenumformer von zum Teil sehr erheblicher Leistung 
notwendig sind. Die größten Einheiten von 40 000 kW be- 
finden sich in New York und Chicago. Man sieht hieraus, 
wie wichtig eine Vereinheitlichung von Spannung, Strom- 
art und Periodenzahl ist, da erhebliche Kapitalien in den 


Umformern investiert werden müssen und dauernd hohe 
Umformverluste entstehen. Es ist erfreulich, daß es in 
Deutschland noch rechtzeitig gelungen ist, eine einheit- 
liche Periodenzahl einzuführen. 


Da ein großer Teil der amerikanischen Bevölkerung 
in kleinen aus Holz gebauten Einfamilienhäusern wohnt, 
ein Brand zu großen Katastrophen führen. Daher 
haben die Feuerversicherungsgesellschaften für die gan- 
zen V. S. Amerika bindende Vorschriften über die Aus- 
führung von elektrischen Installationen herausgegeben, 
den „National Electrical Code“, auf den auch die von 
anderen Stellen herausgegebenen Vorschriften meistens 
zurückgreifen. Daneben haben die einzelnen Staaten, 
Stadtverwaltungen und Elektrizitätswerke noch Sonder- 
vorschriften erlassen. Die Prüfung der Installationen er- 
folgt zunächst durch einen Beauftragten der Stadtverwal- 
tung. Gleichzeitig oder getrennt prüft das Elektrizitäts- 
werk auf Beachtung seiner besonderen Vorschriften. Die 
Feuerversicherungsgesellschaften unterhalten Laborato- 
rien, in denen elektrische Installationsmaterialien und Ge- 
räte geprüft werden. Entsprechen die vorgelegten Mate- 
rialien den Vorschriften, so erhalten sie ein dem 
Zeichen entsprechendes Prüfzeichen. Das Installations- 
material ist in Amerika im allgemeinen gut durchgebildet. 


. Als Installationsschalter werden vorwiegend Druckknopf- 


und Tumbler-Schalter verwendet, die sich auch in 
Deutschland neben dem Drehschalter allmählich einführen. 


Sehr beachtlich ist das Red-Seal-System. Seine 
Aufgabe besteht darin, in den Häusern eine Installation 
zu schaffen, bei der Lampen, Steckkontakte und Schalter 
in genügender Anzahl vorhanden und zweckmäßig ange- 
ordnet sind. Besonders wird bei dem Red-Seal-System — 
die Bezeichnung rührt von der Kennzeichnung derartiger 
lläuser durch ein rotes Siegel her — auf reichliche In- 
stallation von Steckkontakten gesehen, wobei meist Dop- 
pelsteckkontakte Verwendung finden. Hierdurch wird die 
Verwendung elektrischer Geräte außerordentlich bequem 
gemacht. In älteren Installationen, in denen noch nicht 
genügend Steckkontakte vorgesehen sind, behilft man sich 
damit, die Geräte mittels Schraubstecker an eine Lampen- 
fassung anzuschließen, wofür jedem Gerät schon beim 
Einkauf ein Schraubstecker beigegeben wird. 


u 
$ n Mt th 
Wa ke Wie de, 


Abb. 13. Teilanleuchtung des Paramount Building, New York. 


Man hat in Amerika gelegentlich einer Nachprüfung 
einmal festgestellt, daß etwa 5..10% aller Lamren- 
fassungen nicht in Betrieb sind, sei es durch Defektsein 
oder Fehlen der Lampen, Störungen in der Zuleituns 
oder dgl. Hierdurch erleiden die Eilektrizitätswerke 
naturgemäß einen nicht unbeträchtlichen Einnahmeaııs- 
fall. Durch wirkungsvolle Plakate (vgl. Abb. 12) werden 
die Elektrizitätswerke von ihren Fachverbänden hierauf 
aufmerksam gemacht und ihnen die Mehreinnahmen vor 
Augen geführt, die durch Abstellung dieser Mängel cr- 
zielt werden können. Ferner haben die Elektrizitätswerke 
einen nicht unerheblichen Einnahmeausfall durch schad- 
hafte Haushaltgeräte. Da jede Störung in der elektrischen 
Anlage außerdem in den Kreisen der Abnehmer Unzu- 
friedenheit mit der Elektrizität erweckt, richteten die 


1434 


amerikanischen Elektrizitätswerke schon vor Jahren Stö- 
rungsbeseitigungskolonnen ein, die auf Anruf des Abneh- 
mers derartige Schäden schnell kostenfrei beseitigen. 
Diese Störungsbeseitigung ist ausgezeichnet organisiert. 
Die Anrufe werden an einer Telephonstelle („trouble 
board“) entgegengenommen und in besondere Meldekarten 
eingetragen. Diese werden mittels Rutsche oder laufen- 
den Bandes einer Zentralstelle zugeleitet, wo die Vertei- 
lung auf die einzelnen Bezirke vorgenommen wird. Jeder 
Störungsmonteur hat sich, sobald er einen Auftrag er- 
ledigt hat, telephonisch bei dieser Zentralstelle zu melden, 
die ihm alsdann den Ort der nächsten Störung aufgibt. 
Zur schnelleren Erledigung verfügen die Monteure über 
ein Automobil, in dem auch die notwendigsten Reserve- 
teile mitgeführt werden. Dieses ist häufig ihr Privat- 
eigentum und wird vom Werk subventioniert. Wie rasch 
der Störungsdienst im allgemeinen arbeitet, kann man 
daraus erkennen, daß in New York eine Störung im Mittel 
48 min nach Anruf des Abnehmers beseitigt ist. Wichtig 
ist, daß die Störungsmonteure den Abnehmer stets dar- 
über aufklären, was die Ursache der Störung war und wie 
sie sich in Zukunft vermeiden läßt. 


Abb. 14. Anordnung der Flutlichter am Paramount Building. 


Die Straßenbeleuchtung ist in Amerika zum 
überwiegenden Teile elektrisch. In den meisten Städten 
werden hierfür gasgefüllte Glühlampen verwendet. Die 
Lampen sind fast stets auf Kandelabern zu beiden Seiten 
der Straße angeordnet, nicht an Überspannungen in der 
Mitte der Straße, wie häufig bei uns. Gut beleuchtet sind, 
wie in: Deutschland, eigentlich nur die Hauptgzeschäfts- 
straßen, die zum Teil mit verschwenderischer Lichtfülle 
ausgestattet sind. Viele Städte haben in einer Hauptstraße 
eine besonders prunkvolle Beleuchtung („white way“) 
eingerichtet. So wird z.B. der Washington Boulevard in 
Detroit auf jeder Seite der Straße von fünf 1000 W-Lam- 
pen erleuchtet. Die State Street in Chicago, die aller- 
dings erheblich schmäler ist, wird mit Speziallampen von 
2kW erhellt; auf jeder Seite der Straße befinden sich 
hier Kandelaber mit 2 derartigen Lampen. Die fabelhafte 
lLichtfülle am Times Square in New York ist nicht so sehr 
auf eine gute Straßenbeleuchtung zurückzuführen wie 
auf eine versehwenderische Reklamebeleuchtung. Diese 
Lichtreklamen machen in ihren riesigen Ausmaßen und 
ihrer ungzeheuren Anhäufungz einen grandiosen Eindruck, 
besonders da es meist bewerte Plakate und firürliche 
Darstellungen sind. Im einzelnen sind sie für unseren 
Geschmack niet immer ansprechend, und besonders am 
Tage machen sie zum Teil einen recht wenig befriedigen- 
den Eindruck: dagegen blenden sie förmlich bei Nacht, 
wenn man dicht nebeneinander Tausende von Glühlampen 
aufleuchten sieht. 


In steigendem Maße, besonders bei Neubauten, wird 
in Amerika die Flutliehtbeleuehtung verwendet. 
Vielfach werden hierbei nur die oberen Teile der Iloch- 
häuser angeleuchtet, da der untere Teil zwischen den ande- 
ren Baulichkeiten eingeengt ist. Dabei wird nicht nur weißes 
sondern auch wechselndes farbiges Licht benutzt. Sehr 
wirkungsvoll ist die Anstrahlung des Paramount Buil- 
ding in New York, das eines der größten Kinotheater 
beherbergt (vgl. Abb. 13). Die Flutlichter sind hier am 
Hause selbst, verborgen hinter den Gesimsen der Archi- 
tektur angeordnet (vgl. Abb. 14). 

Ein Gebiet, dem die amerikanischen Blektrizitäts- 
werke steigende Beachtung schenken, ist die elektrische 
Wärmeverwertung, da es sich hier um große 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


3. Oktober 1929 


Energiemengen mit zum Teil gleichmäßiger, zeitlich 
außerhalb der Spitze (off-peak load) liegender Belastun: 
handelt. Abgesehen von elektrischen Küchenherden, die 
in manchen Städten in größerem Umfange benutzt wer- 
den, wird in der Industrie die Elektrowärme in den Stalıl- 
werken weitgehend verwendet. In der Stahlfabrikatisn 
besitzen elektrisch beheizte Vergütungsöfen Vorzüge, die 
bei keiner anderen Beheizungsart erreicht werden kön- 
nen. Im Gewerbe werden elektrisch beheizte Öfen in 
Hotelgroßküchen und in den Großbäckereien gern be- 
nutzt. Man findet riesige Kettenbacköfen mit elektrischer 
Beheizung, über deren Arbeiten man nur Gutes hün. 
Diese Riesenöfen, die eine Breite von etwa 3 m und eine 
Länge von etwa 36 m besitzen, arbeiten fast voll selbst- 
tätig. Ihr Anschlußwert beträgt etwa 600 kW, der jähr- 
liche Verbrauch etwa 2..2% Mill kWh. Abgesehen von 
den technischen Vorzügen sind die Öfen im Betriebe auch 
billiger als gasbeheizte Backöfen. 

Die amerikanischen Elektrizitätswerke machen eine 
sehr ausgedehnte Propaganda besonders für die Verwen- 
dung elektrischer Geräteim Haushalt. Neben Zei- 
tungsreklamen, für die zum Teil erhebliche Summen aus- 
gegeben werden, dienen hierzu in erster Linie die Vor- 
führungegsräume. Im Gegensatz zu den Vorfüh- 
rungesräumen der BEWAG findet in den meisten ameri- 
kanischen Vorführungsräumen ein Verkauf der ausge- 
stellten Geräte statt. Die Umsätze, die getätigt werden, 
sind zum Teil außerordentlich hoch. So hat die Ohio 
Public Service Co., die das Gebiet um die Stadt Cleveland 
herum mit Elektrizität versorgt, in einem Jahre einen 
Umsatz von 20 $ je Abnehmer gehabt. In anderen 
Städten sollen die Umsätze zum Teil noch höher liegen. 
Die amerikanische Werbung geht auf einer viel brei- 
teren Basis vor als im allgemeinen die deutsche. Alle 
Abnehmer, die in ihrer Wohnung größere elektrische 
Geräte aufgestellt haben, werden regelmäßig in gewissen 
Abständen besucht. Der Zweck ist, sie in der Benutzungs- 
weise und Instandhaltung der Apparate zu unterrichten. 
Außerdem wird jeder Abnehmer auch auf Wunsch aufgesucht. 


1928 SAFETY CONTEST 


THE NEW YORK EDISON COMPANY AND 
THE YONKERS ELECTRIC LIGHT AND POWER COMPANY 


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DOGDBE 


TRANSPORTAT 10N 
BRONX DISTRICT 


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HELP YOUR FLAG-BEARER BY HAVING NO ACCIDENTS 
Abb. 15. Verbesserung der Unfallziffern bei der New York Edison Co. 


In den Vorführungsräumen selbst werden vor Frauen- 
klubs, Schülerinnen und College-Studentinnen zahlreich 
Vorträge, verbunden mit praktischen Vorführungen, ge- 
halten. Gegenstand der Vorträge sind: alle Einzelheiten 
der Zubereitung der Nahrung, Gesundheit und Sauberkeit 
im Haus, gute und dekorative Beleuchtung, Wohnungs- 
beheizunx und die Berücksichtigung von arbeitsparen- 
den Apparaten bei der Haushaltungsführung. Außerdem 
wird den Hausfrauen telephonisch jede gewünschte Aus- 
kunft gegeben, z. B. Kochrezepte oder Ratschläge für die 
Zusammensetzung des Menüs. In Forschungslaboratorien 
werden neue Apparate auf ihre Brauchbarkeit untersucht 
und von besonders vorgebildeten Frauen Verbesserungs- 
möglichkeiten in der Ernährung und Arbeitsverein- 
fachungen im Haushalt studiert. Der Vorführungsraum be- 
mübht sich also, die Zentrale zu werden, an die sich alle 
Abnehmer, insbesondere alle Hausfrauen, mit ilıren Fra- 
sen und Sorgen vertrauensvoll wenden. 

In dieser Hinsicht kann der amerikanische Vorfübh- 
rungsraum geradezu als ein typisches Beispiel für die 
Einstellung des amerikanischen Geschäftsmannes seinem 
Kunden gegenüber betrachtet werden. Er ist stets bemüht, 
seine geschäftlichen Unternehmungen so einzurichten, 
daß sie das Wohlbefinden seiner Mitmenschen und ins- 
besondere seiner Kunden bessern. Hierher gehört zu- 


3. Oktober 1929 


nächst, daß alle Geschäfte mit möglichster Ruhe und Lie- 
benswürdigkeit abgewickelt werden. Es wird ferner auf 
gesundheitliche und wirtschaftliche Sicherheit aller Mit- 
arbeiter der allergrößte Wert gelegt. Interessant ist die 
Art und Weise, wie die Unfälle bekämpft werden. Hier 
kommt der Sportgeist des Amerikaners den Bestrebungen 
der Unternehmer zu Hilfe. Man macht die Verminderung 
der Unfallziffern der einzelnen Abteilungen zu einer 
sportlichen Konkurrenz durch eine monatliche Veröffent- 
lichung von Unfallstatistiken. Ein Beispiel hierfür bietet 
Abh. 15. Die Verbesserung der monatlichen Unfallziffer 
gegenüber dem Mittel der 3 Vorjahre jeder einzelnen Ab- 
teilung wird auf der Tafel, die dieses Bild wiedergibt, 
durch einen Flaggenträger markiert. Die Abteilung, 
deren Flagzgenträger am Ende des Jahres am weitesten 
gelaufen ist, hat gesiegt. Die Wirkung dieser Wettbe- 
werbsmethode soll außerordentlich gut sein. 

Das Bemühen des amerikanischen Unternehmers, mög- 
lichst weite Kreise der Öffentlichkeit für seine bestre- 
bungen zu interessieren und womöglich deren Mitarbeit 
zu gewinnen, findet seinen Ausdruck auch darin, daß alle 
größeren Unternehmungen die Öffentlichkeit zur Besichti- 
gung ihrer Anlagen einladen. Bekannt in dieser Hinsicht 
sind die Fabriken von Ford und die Schlächtereien in 
Chicago. Daß aber auch Elektrizitätswerke dieselbe Ten- 
denz verfolgen, beweist Abb. 16, auf der das Eiuladungs- 
sang zur Besichtigung der Niagarakraftwerke wiederge- 
geben ist. 

Zusammenfassend kann man sagen: Was die Größe 
und Wirtschaftlichkeit der deutschen Kraftwerksanlagen, 
was die Durchbildung der Verteilungsnetze betrifft, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


1435 


stehen wir kaum hinter Amerika zurück. Unsere Umsatz- 
ziffern sind in stetem Anstieg begriffen, so daß wir auch 
hierin dem amerikanischen Vorbild allmählich näher kom- 
men. Unseren Kundendienst müssen wir weiter ausbauen 
und auf einen Stand bringen, der unter Berücksichtigung 


Station and 
i SA 


Abb. 16. Plakat der Niagara Falls Power Co. 


der Psychologie des deutschen Käufers das leistet, was der 
amerikanische Kundendienst erreicht hat. Der Erfolg des 
amerikanischen Kundendienstes beruht in erster Linie auf 
derselben liebenswürdigen Offenherzigkeit, die uns bei 
unserer Reise ermöglichte, Einblicke in die Verhältnisse 
der amerikanischen Elektrizitätswirtschaft zu gewinnen 
und die gewünschten Kenntnisse zu sammeln, wofür ich 
auch an dicser Stelle danken möchte. 


Amerikanische Elektrizitätstarife. 


Von Dr.-Ing. Hans Nissel, Berlin. 


Überaicht. Amerika ist besonders in den Haushaltun- 
gen erheblich stärker elektrisiert als Deutschland. Abge- 
sehen von den günstigen wirtschaftlichen und geographi- 
schen Verhältnissen ist dies auf eine gute Verkaufsorgani- 
sation und eine geschickte Tarifpolitik zurückzuführen. Für 
die Haushaltungen gibt es bei fast allen amerikanischen 
Elektrizitätswerken Sondertarife, für die man meistens die 
Form des Blocktarifs gewählt hat. Durch niedrige Preise 
im zweiten und besonders im dritten Block wird ein starker 
Anreiz zur weitgehenden Verwendung der Elektrizität im 
Haushalt geboten. Die mittleren Preise sind zwar, nach dem 
Kurs umgerechnet, kaum niedriger als die mittleren Haus- 
haltstrompreise deutscher Elektrizitätswerke, doch ist der 
Unterschied, gemessen an der Kaufkraft des Dollars und der 
Mark. recht erheblich. Großabnehmer werden meist nach 
Grundgebührentarifen zu günstigen Bedingungen beliefert. 
Bemerkenswert sind in Kanada gebräuchliche Pauschal- 
tarife. bei denen der Preis von der Entfernung des Abneh- 
mers vom Kraftwerk abhängt. Entwicklungszahlen der 
Elektrizitätswirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika 
und Kanadas und die Zusammensetzung der Abnehmer sowie 
die an die einzelnen Abnehmerkategorien abgegebenen Kilo- 
wattstunden und die erzielten Einnahmen werden unter Ver- 
wendung einer Veröffentlichung der NELA mitgeteilt. Die 
Rolle der Haushaltungen zeigt sich hierbei der Anzah] und 
den Einkünften nach als sehr bedeutsam. 


Die amerikanischen Elektrizitätswerke haben sieh in 
den letzten zwei Jahrzehnten stark und gleichmäßig ent- 
wickelt. Der Grund hierfür ist zunächst in dem Reich- 
tum des Landes, dem hohen Einkommen der breiten Be- 
wölkerungschichten, den günstigen klimatischen und gceo- 
graphischen Verhältnissen und der Kostspieligkeit der 
menschlichen Arbeitskraft zu suchen, die die weitgehende 
Verwendung mechanischer Hilfsgeräte in Industrie, Ge- 
werbe und Haushalt notwendig macht. Auch der Krieg, 
für Amerika eine Zeit wirtschaftlichen Aufschwungs, hat 
diese Entwicklung gefördert, während Deutschland in 
diesen Jahren und besonders auch während der Inflation 
wirtschaftlich sehr stark gehemmt war. 

In Deutschland hat diese Entwicklung, die in den Ver- 
einigten Staaten während der letzten zwei Jahrzehnte 
gleichmäßig vor sich ging, daher erst vor etwa fünf Jahren 
eingesetzt, und die Sättigung besonders der deutschen 
Haushaltungen mit Elektrizität hat sich mit einer Intensi- 
tät vollzogen, die die deutschen Elektrizitätswerke plötz- 
lich vor Aufgaben stellte, in die die amerikanischen nach 
und nach organisch hineinwuclhsen. Abgesehen von den 


technischen Problemen der Energieerzeugung und -vertei- 
lung, die in Deutschland die gleichen waren wie drüben, 
und bei deren Lösung ein reger Gedanken- und Erfah- 
rungsaustausch zwischen beiden Ländern stattfand, war 
es besonders die Tariffrage, die — von Amerika 
für seine Verhältnisse bereits gelöst — in Deutschland 
einer gründlichen Klärung bedurfte. 


Ein wichtiges Problem, das bei der Tarifpolitik der 
Elektrizitätswerke weitgehende Berücksichtigung erfor- 
dert, ist das sog. Spitzenproblem, das aus verschie- 
denen Gründen in den V.S. Amerika nicht so schwierig ist 
wie bei uns. Die nordostamerikanischen Großstädte — 
New York. Chicago, Detroit usw. — liegen erheblich siid- 
licher als Deutschland, nämlich auf der Breite Süditaliens. 
Daher tritt dort die Dunkelheit in den Wintermonaten 
später ein als in Deutschland, so daß die Licht- und Kraft- 
belastung sich nicht so stark überdeckt wie bei uns und 
die Spitzenbildunz in Amerika i. a. schon aus diesem 
Grunde nicht so ausgeprägt ist. 

Wesentlicher jedoch als dieser geographisch begrün- 
dete. Vorteil ist die Tatsache, daß in den Vereinigten 
Staaten die Elektrisierung der Wohnungen, die zunächst 
durch die fast ausschließliche Lichtbelastung zur Aus- 
bildung der Spitze erheblich beiträgt, langsam und stetig 
vor sich ging und der Belastungsverlauf der Wohnungen 
durch geeignete Tarifmaßnahmen gelenkt werden konnte, 
während in Deutschland in den Nachinflationsjahren die 
Anschlußbewerung der Wohnungen besonders in den Groß- 
städten sich z. T. so stürmisch gestaltete, daß eine systema- 
tische tarifliche Beeinflussung schwierig war. Abgeschen 
davon war die finanzielle Lage Deutschlands ja schr 
schlecht im Vergleich zu der der Union, so daß z.B. die 
Beschaffung elektrischer Geräte für den lHJaushalt vielen 
Familien unmöglich, zumindest nicht in dem Umfange möz- 
lich war wie den Amerikanern und der deutsehe Haushalt 
daher zu einem höheren Prozentsatz ausschließlich Licht- 
verbraucher blieb. Überdies sind die klimatischen Ver- 
hältnisse, worauf bereits hingewiesen wurde, in Deutsch- 
land dem Gebrauch elektrischer Geräte, deren Verwen- 
dung einen Ausgleich für die Lichtbelastung bietet, nicht 
so günstig wie in den Staaten. Infolge der südlicheren 
Lage und der Einwirkung des Golfstromes haben 
die nordostamerikanischen Städte im Sommer ein sehr 
heißes Klima, das den Genuß eiszekühlter (Getränke zu 
einer physischen Notwendigkeit macht. Elektrische Kühl- 
schränke und Eisbereitungseinrichtungen sind daher sehr 
verbreitet und werden, weil die heiße Sommerperiode 
sich über fast sechs Monate erstreckt, viel ausgiebirer 


1436 


benutzt, als dies bei uns der Fall sein würde. Diese Ge- 
räte zusammen mit der Unzahl Ventilatoren, die man 
drüben zur Kühlung der Luft in den Verkehrsmitteln, 
den Büreaus und in Privathaushaltungen verwendet, bil- 
den eine ausgezeichnete Belastung für die Monate, in 
denen eine Lichtbelastung nur in beschränktem Um- 
fange vorhanden ist. Auch der hohe Wert der mensch- 
lichen Arbeitskraft, besonders die hohen Löhne für 
Dienstpersonal, zwingen, wie erwähnt, die amerikanische 
Hausfrau, die aus diesem Grunde meist ohne Dienstper- 
ne arbeitet, zur weitgehenden Verwendung elektrischer 
eräte. 


Trotz aller dieser für Amerika günstigen Faktoren 
ist es, abgesehen von den Erfolgen des gut durchgebildeten 
Kundendienstes, zweifellos zum großen Teil ein Verdienst 
der amerikanischen Tarifpolitik,daß dort der Strom- 
verbrauch in den Haushaltungen um ein Vielfaches höher 
ist als in Deutschland, was auf die Belastungsverhältnisse 
der amerikanischen Elektrizitätswerke wieder außer- 
ordentlich vorteilhaft einwirkt. Die Amerikaner haben bei 
der Gestaltung ihrer Haushalttarife, wenn auch nicht 
grundsätzlich, so doch in der Form einen wesentlich ande- 
ren Weg beschritten als die Deutschen. 


Während man in Deutschland den Grundgebühren- 
tarif in den letzten Jahren in steigendem Maße auch für 
Wohnungen, gewerbliche Kleinbetriebe und Läden ver- 
wendete, hat man in den Vereinigten Staaten einer anderen 
Tarifform den Vorzug gegeben: dem Blocktarif. Zwar 
entspricht der Grundgebührentarif in seinem Aufbau weit- 
gehend dem Verlauf der Selbstkosten eines Elektrizitäts- 
werkces und ergibt mit steigender Benutzungsdauer nach 
einer Hyperbel fallende Strompreise, worin seine werbende 
Kraft im wesentlichen begründet liegt. Der Amerikaner 
zieht jedoch eine Tarifform vor, bei der das Sinken der 
Strompreise nicht erst rechnerisch ermittelt zu werden 
braucht, sondern unmittelbar erkennbar ist. Von diesem 
Gesichtspunkt aus gesehen, treten die wesentlichen son- 
stigen Vorzüge des Grundgebührentarifs in den Hinter- 
grund. Auch in Deutschland bedurfte es einer umfassenden 
Werbe- und Aufklärungsarbeit, um die Eigenart des 
Grundgebührentarifs — das Fallen der Strompreise mit 
steigender Benutzungsdauer — verständlich zu machen, 
und ein Teil der Erfolge dieses Tarifs liegt zweifellos in 
der absoluten Niedrigkeit des Arbeitspreises, wobei die 
Grundgebühr als unabänderlich fester Betrag — häufig 
noch mit der Zählermiete identifiziert — von den Abneh- 
mern hingenommen wird. 


Anders liegen die Verhältnisse bei einem Blocktarif. 
Hier sieht der Abnehmer — sei es, daß der Tarif auf der 
Benutzungsdauer oder auf der Zimmerzahl, auf der 
Grundfläche der Wohnung oder auf einem anderen Be- 
zugswert basiert — das Fallen der Strompreise bei Über- 
schreitung eines bestimmten Verbrauches. Bezahlt er bei- 
spielsweise für die ersten X kWh je Zimmer 40 Pf/kWh 
und für die nächsten Y kWh je Zimmer 20 Pf/kWh, für den 
überschießenden Verbrauch jedoch nur 10 Pf/kWh, so be- 
steht zunächst einmal der Anreiz, mehr als X kWh zu en- 
nelımen und, nachdem dieser Verbrauch erreicht ist, auch 
die Zahl X +Y noch zu überschreiten, um in den Genuß 
der jeweils verbilligten Preissätze zu gelangen. Der 
Tarif hat also gegenüber dem Grundgebührentarif für 
den Laien den Vorteil der leichteren Verständlichkeit, ein 
Faktor, dem man in Amerika ganz besondere Wichtigkeit 
beimißt. Damit soll jedoch nichts allgemein Gültiges für 
oder gegen eine der beiden Tarifformen gesagt sein. Die 
Verhältnisse liegen in Deutschland und Amerika außer- 
ordentlich verschieden, und auch innerhalb der beiden Län- 
der können die örtlichen Verhältnisse für den "einen oder 
den anderen Tarif sprechen. 


Tin zweiter bedeutsamer Unterschied zwischen den 
amerikanischen und den deutschen Haushalttarifen — so- 
weit es sieh in Amerika um Blocktarife und in Deutsch- 
land um (rundgscbührentarife handelt — liegt in folgen- 
dem: Würde man bei einem Grundeebührentarif den 
Leistungspreis proportional den festen und den Arbeits- 
preis proportional den veränderlichen Selbstkosten be- 
rechnen, dann würde man sehr hohe L.eistungspreise 
und sehr niedrige Arbeitspreise erhalten. Dies würde zu 
einer verhältnismäßig hohen festen Belastnnz der Ab- 
nehmerschaft führen, die für die Mehrzahl der deutschen 
Kleinverbraucher untragbar ist. Die deutschen Grund- 
gebiührentarife sind daher i. a. so kalkuliert, daß ein 
nicht unwesentlicher Teil der festen Kosten mit in den 
Arbeitspreis gelegt ist, wodurch die steile Selhstkosten- 
hyperbel in eine verhältnismäßig flache Verkaufspreis- 
hyperbel umgewandelt wird. Dieser Aufbau ist für deut- 
sche Verhältnisse anzemessen, da die sich aus den Grund- 
gebührentarifen ergebenden mittleren Strompreise bei 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


3. Oktober 1929 


der hier erreichbaren Benutzungsdauer andernfalls ver- 
hältnismäßig hoch sein würden. 


Die amerikanischen Blocktarife, in ihrem Aufbau 
versteckte Grundgebührentarife, bei denen die Grund- 
gebühr in den höheren Preisblocks einbegriffen ist, sind 
i. a. anders kalkuliert. Hier ist der Unterschied der 
Strompreise bei hoher und niedriger Benutzungsdauer, 
wie wir weiter unten sehen werden, oft verhältnis- 
mäßig groß, jedenfalls meistens größer als bei deutschen 
Grundgebührentarifen. Dieser Aufbau bietet naturgemäß, 
besonders da die Strompreisverbilligung bei gesteigertem 
Verbrauch klar vor Augen liegt, einen außerordentlich 
starken Anreiz zur Erhöhung des Stromumsatzes. Aller- 
dings, und darauf sei hier besonders hingewiesen 
sind die Gesamtstromrechnungen, die selbst bei den 
verhältnismäßig niedrigen Sätzen der letzten Pereis- 
blocks herauskommen, recht erheblich. Der Amerikaner, 
der gut verdient, braucht darauf nicht besonders Rück- 
sicht zu nehmen, weil auch eine verhältnismäßig hohe 
Elektrizitätsrechnung in seinem Lebenshaltungsetat nur 
eine untergeordnete Rolle spielt, während selbst eine 
kleine Elektrizitätsrechnung in dem außerordentlich be- 
schränkten Etat einer deutschen Arbeiterfamilie schon 
stark zu spüren ist. Daher steht es außer Zweifel, daß 
die amerikanischen Tarife selbst unter den oben erwähn- 
ten, dem Stromverbrauch förderlichen Eigenarten des 
dortigen Elcktrizitätsmarktes in Deutschland nicht den 
gleichen Erfolg wie drüben haben würden, u. zw. ganz 
einfach deswegen, weil die deutsche Durchschnittsfamilie, 
abgesehen davon, daß die Beschaffung der elektrischen 
Geräte finanziell vielfach nicht in Frage kommt, nicht in 
der Lage wäre, so erhebliche Summen für Elektrizität aus- 
zugeben. Von den Kosten der elektrischen Arbeit für 
einen amerikanischen Haushalt kann man sich schon da- 
nach einen Begriff machen, daß die Mindestgarantie, die 
bei Blocktarifen für das Elektrizitätswerk die durch die 
Grundgebühr gebotene Mindesteinnahme ersetzt, bei den 
meisten Elektrizitätswerken monatlich 75 ct3 bis 1 $ (3,15 
bis 420 RM) beträgt, eine Summe, die für deutsche Ver- 
hältnisse untragbar wäre. 


Ein Elektrizitätsverbrauch von einigen tausend kWh 
jährlich ist drüben in einem Haushalt keine Seltenheit. 
Im Mittel gebraucht ein amerikanischer Haushalt 400 bis 
500 kWh jährlich, und in einzelnen Städten beträgt diese 
Zahl sogar 750 kWh. Selbst wenn man annimmt, daß die 
Kilowattstunde im Mittel 20 Pf kostet, ergibt sich immer- 
hin eine jährliche Ausgabe von 150 RM. Derartig hohe 
Stromrechnungen, in Amerika für Haushaltungen ein 
Mittelwert, gehören bei uns zu den ganz seltenen Einzel- 
fällen. Im allgemeinen kann man in deutschen Groß- 
städten im Mittel mit einem jährlichen Verbrauch von 
200 kWh rechnen; in Berlin beträgt er etwa 250 kWh. 


Die amerikanischen Elektrizitätstarife sind, nach dem 
Valutakurs umgerechnet, i. a. kaum niedriger als die deut- 
schen. So beträgt in Detroit der aus dem Haushalttarif 
folgende mittlere Strompreis 4,67 cts/kWh (19,6 Pf). In 
Buffalo ergibt sich ein mittlerer Preis von 3,38 cts 
(14,2 Pf), in Chicago 21,85 Pf/kWh, in Schenectady 14 Pf je 
kWh. In Berlin beträgt die mittlere Einnahme je Kilowatt- 
stunde aus dem Niederspannungstarif für Wohnungen etwa 
24 Pf/kWh. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, daß 
die Benutzungsdauer der amerikanischen Haushaltungen 
ganz wesentlich höher ist und sich die erwähnten verhält- 
nismäßig niedrigen mittleren Strompreise z. T. hieraus er- 
klären. Im allgemeinen sind die amerikanischen Tarife, 
worauf schon hingewiesen wurde, derart aufgebaut, daß die 
ersten Preisblocks verhältnismäßig hohe Strompreise er- 
gcben und der Abnehmer erst bei starker Verbrauchsteice- 
rung in den Genuß der niedrigen Preisstufen kommt. Bei 
den deutschen Verbrauchsziffern würden die amerikani- 
schen Tarife erheblich höhere Strompreise ergeben. Bei 
dem Vergleich der Preise in Deutschland und in Amerika 
ist jedoch zu berücksichtigen, daß man den Dollar bezüz- 
lich der Kaufkraft nicht mit dem Kurse von 420 RM um 
rechnen darf, sondern daß, bezogen auf die allgemeinen 
Lebenshaltungskosten, ein Dollar mit etwa 2 bis 250 RM 
zu bewerten ist. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache 
sind daher die amerikanischen Strompreise als niedrig zu 
bezeichnen. 

Besonders günstige Tarife findet man drüben für 
Großabnelimer, Eisenbahnen u. dgl. Hier zeigen die Elek- 
trizitätswerke offensiehtlich ein außerordentliches Ent- 
eceenkommen und sind dazu in der Lage, weil die Be- 
nutzunesdauer, d. h. der belastunssfaktor, i. a. sehr gut 
ist. Während dieser z. B. bei der BEW AG nur wenig über 
30% beträgt, liest er bei den meisten amerikanischen 


ji Vgl. M. S. Sloan, Sales Increase or Rate Increase. Nela-Rull 
Juni 1920, S. 353. 


3. Oktober 1929 


Elektrizitätswerken bei etwa 50 %, d. h. bei gleicher 
Leistungsfähigkeit beträgt der Verkauf an Kilowattstun- 
den über 60 % mehr als bei uns. Daß unter diesen Verhält- 
nissen sehr niedrige Strompreise eingeräumt werden kön- 
nen, versteht sich von selbst. So bekommt ein großstädti- 
sches Verkehrsunternehmen bei einem Jahresverbrauch 
von über 600 Mill kWh den Strom hochspannungsseitig 
mit etwas über 3 Pf/kWh. Ein anderes derartiges Unter- 
nehmen zahlt bei etwa 50 Mill kWh jährlich für Gleich- 
strom von 1,5 kV etwa 5 Pf/kWh. Bei der sehr guten Aus- 
nutzung des investierten Kapitals können die Elektrizi- 
tätswerke natürlich z. T. niedrigere Tarife bieten, als die- 
ses in Deutschland möglich ist. 


e. 


z |N 
SR 


Abb. 1. Wohnungstarif der Commonwealth Edison Co. Chicago, Ill. 


Interessant ist die verhältnismäßig große Zahl vers 
schiedener Tarife, die die einzelnen Elektrizitätswerke 
ihren Kunden zur Auswahl stellen. Da gibt es Tarife für 
kleine und für große Lichtabnehmer, für gewerbliche 
Kraftverbraucher, Wohnungen, Eisfabriken, Theater, 
Stahlwerke, Autobatterieladung usw. Beachtlich ist die 
fast allgemeine Differenzierung nach Licht und Kraft. Im 
allgemeinen haben ja nur einige wenige Tarife praktisch 
Bedeutung, doch entspricht das Angebot der 'Elektrizi- 
tät zu den verschiedensten Bedingungen durchaus dem 
Geschäftsprinzip des Amerikaners. Während man in 
Deutschland meistens bestrebt ist, möglichst alle Abnehmer 
nach einheitlichen Bedingungen zu beliefern, und dann 
notgedrungen zur Durchführung dieses Gedankens die 
Elektrizität von vornherein nur zu einem ganz be- 
stimmten 'Tarifsatz anbietet, glauben die Amerikaner 
durch die Vielfältigkeit ihrer Tarife dem Abnehmer den 
Bezug besonders schmackhaft zu machen. Es ist zweifel- 
los leichter, einen Verbraucher zu gewinnen, wenn man 
ihm einen für seine Zwecke zugeschnittenen Tarif offe- 
riert, ale wenn man ihn mit einer Reihe von anderen, 
heterogenen Abnehmern über einen Kamm schert. Selbst 
wenn der Konsument tatsächlich bei dem Spezialtarif 
nicht billiger fährt, wird er sich bei größerer Tarifauswahl 
leichter dazu bestimmen lassen, Anschluß bei einem Elek- 
trizitätswerk zu nehmen, da er rein gefühlsmäßig lieber 
einen Sondertarif annimmt, der seinen Betriebsverhält- 
nissen entspricht, als sich aus einem allgemeinen Tarif 
die für seinen Betrieb im besonderen herausspringenden 
Vorteile herauszusuchen. Daß für die einzelnen Abnehmer- 
kateggrien nur ein bestimmter Tarif praktisch in Frage 
kommt, merkt der Verbraucher nicht, wenn er die große 
Tarißauswahl sieht. Er empfindet nur das außerordentliche 
Entgegenkommen seines Elektrizitätswerkes, und das ist 
es gerade, was die Werke — die, wie bekannt, zum größten 
Teil privat sind — erreichen wollen. 

Wir sprachen oben bereits davon, daß die amerikani- 
schen Tarife im Gegensatz zu den deutschen meistens so 
aufgebaut sind, daß die festen Kosten verhältnismäßig 
hoch, die veränderlichen dagegen niedrig sind. Bei Block- 
tarifen findet diese Tendenz ihren Ausdruck darin, daß 
die ersten Preisblocks verhältnismäßig hohe Strompreise 
ergeben, während nach rascher Staffelung die letzten sehr 
niedrige Preise anbieten. Von diesem Aufbau weichen die 
Tarife i.a. wenig ab, gleichgültig, ob sie lediglich auf der 
Menge des entnommenen Stromes oder auf der Benutzungs- 
dauer, der Zimmerzahl, dem gemessenen Maximum oder 
dgl. basieren. Typische Beispiele sind folgende: 


Nach dem Wohnungstarif der Commonwealth Edison 
Co. in Chicago sind zu bezahlen für: 


die ersten 3kWh monatlich je Raum 8cts (33,6 Pf’kWh 
„ hächsten 3 ,, ge an, "an," Taar EEN 
und darüber 3 ap (12,6 Pf)/ DI 


Die ersten Kilowattstunden kosten hier fast das Dreifache 
dessen, was der Verbrauch über 6 kWh je Raum kostet. 
Dadurch sind die festen Kosten, d. h. der Betrag, der auch 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


1437 


bei verhältnismäßig niedrigem Verbrauch in jedem Falle 
zu zahlen ist, ziemlich hoch, auf der anderen Seite aber 
sinken die Strompreise rasch, sobald der Konsum sich stei- 
gert (vgl. Abb. 1). Die weitgehende Verwendung elektri- 
scher Haushaltgeräte und besonders auch elektrischer 
Kochherde ist nach dem Tarif durchaus wirtschaftlich, be- 
sonders da der Kochstromverbrauch in den billigsten 
Block fällt. Ähnliche Preise sieht der Wohnungstarif der 
Edison Electric Illuminating Co. of Boston vor, der jedoch 
nicht auf der Zimmerzahl, sondern auf der Bodenfläche 
beruht. Nach ihm kosten die ersten 2 kWh monatlich je 


100 afuß (9,29 m?) Bodenfläche 85 cts (35,7 Pf)/kWh 
die nächsten 70 kWh monatlich 5,0 cts (210 PI „ 
und der Überschuß SS 3,0 cts (12,6 Pf)/ „ 


Die Charakteristik dieses Tarifes ist gegenüber dem vor- 
beschriebenen etwas verschieden dadurch, daß der erste 
Block einen höheren Preis vorsieht, der zweite zwar niedri- 
gere Preise als im vorigen Tarif erhebt, dafür jedoch eine 
srößere Ausdehnung besitzt. Im Mittel folgen aus diesem 
Tarif etwas höhere Preise, wenn man einen Raum zu 
200 afuß (18,5 m?) annimmt (vgl. Abb. 2). 


Vij gisslan") 


Abb. 2. Wohnungstarif der Edison Electric Illuminating Co. of Boston, 
Boston, Mass. 


Ein Tarif, bei dem sich die Tendenz des starken Ab- 
falles der Strompreise bei steigendem Verbrauch besonders 
deutlich ausprägt, ist der Haushalttarif der Buffalo Gene- 
ral Electric Co., der ähnlich wie der Berliner Grund- 
gebührentarif auf einem fiktiven Leistungswert basiert, 
der folgendermaßen bestimmt wird: 


1. 25% aller Lampenfassungen mit 40 W bewertet, auf 
volle 10 W aufgerundet und nicht weniger als 250 W, 

2. 2,5 % der Leistungsaufnahme der elektrischen Herde 
und sonstigen Haushaltgeräte über 1000 W. Geräte 
mit weniger als 1000 W Anschlußwert und Motoren 
unter 0,5 PS werden nicht berücksichtigt. Motoren 
zwischen 0,5 und 1 PS werden mit 25 % ihrer Lei- 
stung eingesetzt. 


Bezogen auf diese Leistung kosten: 
die ersten 60 Benutzungstunden 
monatlich . . 2. 2 2 2. 
die nächsten 120 Benutzungstun- 
den monatlich . . . . . 
der Überschuß 


Zu 
2 


6,0 cts (25,2 Pf)/kWh 


4,0 cts (16,8 Pf)/ „ 
1,5 cts (6,3 P£f)/ mm 


Abb. 3. Wohnungstarif der Buffalo General Electric Co, Buffalo, N. Y. 


Die Benutzungsdauer erscheint bei diesem Tarif un- 
verhältnismäßig hoch, da die Leistungswerte willkürlich 
sehr niedrig angenommen sind (vgl. Abb.3). 


1438 


Durch diesen Tarif ist es der Buffalo General Elec- 
tric Co. gelungen, eine große Anzahl von elektrischen 
Herden, deren jeder im Mittel etwa 3000 kWh jährlich 
verbraucht, anzuschließen. Auch die Verwendung elek- 
trischer Haushaltgeräte wurde naturgemäß durch diesen 
sehr günstigen Tarif außerordentlich gefördert. So be- 
trägt der Verbrauch einer Haushaltung in Buffalo im 
Mittel 750 kWh jährlich, was selbst für amerikanische 
Verhältnisse eine Rekordzahl darstellt. 

Die drei genannten Tarife sind typische Vertreter 
der amerikanischen Haushalttarife. Wenn auch die Be- 
zugsbasis verschieden ist, so ist die Form doch im all- 
remeinen der Blocktarif. Vereinzelt findet man aber auch 
(irundgebührentarife. Ein Beispiel ist der Haushalttarif 
der Ohio Public Service Co., Cleveland, der folgende 
Form hat: 

1. Für jeden Zweileiterzähler bis zu 10 A bei 110V 
monatlich 1 $ (4,20 RM). Für je 5 A Zählerrröße 
darüber monatlich 60 ets (2,52 RM). 

2. Für die ersten 50 kWh monatlich 5 cts (21 Pf) /kWh, 
für den weiteren Verbrauch 3 cts (12,5 Pf) /kWh. 


Man sicht, daß auch dieser Tarif, obgleich er die ausge- 
sprochene Form des Grundgebührentarifes zeigt, doch die 
in Amerika beliebte Form des Blocktarifes mit verwendet. 
Zweifellos hat diese Staffelung der Arbeitspreise einen 
werbenden Wert, den sich auch die Elektrizitätswerke, 
die grundsätzlich die Form des Grundgebührentarifes vor- 
ziehen, nicht entgehen lassen wollen. 

Einen verhältnismäßig hohen laushalttarif benutzt 
die Public Service Co. of Northern Illinois, die die Pro- 
ECH um Chicago herum mit Elektrizität versorgt. Hier 
costen 


die ersten 30 Benutzungstunden 

monatlich 10 cts (42,0 Pf)/kWh 
die nächsten 30 Benutzungstunden 

monatlich 9 ets (37,8 Pf)! „ 


und der Überschuß 6 cts (25,2 Pf)/ „ 


Abb. 4 Wohnungstarif der Public Service Co. of Northern Illinois, 
Chicago, Ill. 


Die Benutzungsdauer wird bei diesem Tarif in Anlagen 
über 5 kW gemessen, unter 5 kW aus einer Tabelle fest- 
gestellt. Der Tarif gilt allgemein für Beleuchtung ein- 
schließlich der Wohnungen (vgl. Abb. 4). Da er nicht ge- 
nügend weit gestaffelt ist, um elektrisches Kochen zu ge- 
statten, sieht die Gesellschaft hierfür einen besonderen 
Tarif vor, nach dem die ersten 10 kWh monatlich 10,5 ets 
(44,1 PE/kWh kosten und alle weiteren je 3,5 cts (14,7 Pf). 
Man sieht, daß auch dieser Tarif durchaus nicht besonders 
niedrige Preise ergibt und bei ihm z. B. in Deutschland das 
elektrische Kochen wirtschaftlich nieht in Frage käme. 
Bei dem hohen Einkommen der Amerikaner und den ver- 
hältnismäßig hohen Kosten vieler Dinge des täglichen Be- 
darfes, z.B. der Wohnungen, ist jedoch der Tarif nicht zu 
hoch; allerdings läßt er eine so ausgedehnte Verwendung 
der Elektrizität für Kochzwecke, wie sie der Tarif in 
Buffalo ermöglicht, nicht zu 

Wir haben im Vorstehenden lediglich ITaushalttarife 
betrachtet, da der Verbrauch im Haushalt für die wirt- 
schaftliche Ausnutzung eines Elektrizitätswerkes von be- 
sonderer Bedeutung ist und diese Tarife daher sehr wichtig 
sind. Außerdem haben sie für uns besonderes Interesse, 
weil sie in Form und Aufbau nieht unwesentlich von den 
in Deutschland meist gebräuchlichen Haushalttarifen ab- 
weichen. 

Die Großabnehmertarife sind auch in Amerika in der 
Mehrzahl Grundgebührentarife mit zemessenem Maximum, 
doch ist es interessant, hier festzustellen, daß der Tren- 
nungstrich nicht, wie bei uns, allgemein zwischen Hoch- 
und Niederspannungsabnehmer läuft, sondern daß die Wahl 
des Tarifes i.a. eine Funktion der Größe des Verbrauches 
ist. Dies hängt mit dem Aufbau der meisten amerikani- 
schen Netze — mit Ausnahme der Netze im Zentrum der 


H 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


3. Oktober 1929 


Großstädte — zusammen. In den Vereinigten Staaten geht 
man meistens mit Hochspannunssleituneen bis in die Höfe 
der Häuser, wo man die Spannung mittels Masttransformn- 
toren auf 2X 110 V — in Amerika wird auch für Wechsel- 
strom oft die Edison-Schaltung verwendet — herabsetzt. 
Als Hochspannung sind hier Spannungen von 2400 ... 5000 V 
anzusehen, die häufig auf Freileitungen, z. T. an dem glei- 
chen CGrestänge wie die Niederspannungsleitungen geführt 
werden. Großabnehmer, die den Strom direkt mit Touch, 
Spannung beziehen, werden i.a. mit höheren Spannungen 
bis etwa zu 14, vereinzelt bis 22kV beliefert. Dieses Ver- 
teilunesystem hat die Eigenart, daß das Niederspannunz:- 
netz in den Anlagekosten nur eine untergeordnete Rolle 
spielt, da es nur aus kleinen Masttransformatoren und 
kurzen Freileitungen besteht. Es liegt daher kein Grund 
vor, einen so einschneidenden Unterschied zwischen Hoch- 
und Niederspannungstarifen zu machen, wie dies bei uns 
gerechtfertigt ist, wo das ausgedehnte Niederspannungs- 
kabelnetz in den Städten einen sehr großen Teil der ge- 
samten Anlagekosten der Elektrizitätsversorzung trärt. 
So unterscheiden sich die Hoch- und Niederspannunestarife 
häufige nur dadurch, daß für den Hochspannunesbezug ein 
kleiner Abschlag auf die normalen Strompreise gewährt 
wird oder die Leistungs- und Arbeitspreisstaffel etwas 
weiter herunterzeht als bei Niederspannunesbezurz. Das 
Beispiel eines Tarifes der letztgenannten Form ist der 
Tarif der Edison Electric Illuminating Co. of Boston für 
(Grroßlichtverbraucher. Der Tarıf für Großkraftver- 
braucher ist im Aufbau der gleiche, nur sind die Leistungs- 
preise etwa 40 % niedriger: 
1. Niederspannungesbezug: 
a) Leistungspreis: 
150 $ (630 RM) monatlich bei einer Entnahme von 
50 kW oder weniger (12,60 RM/kW), 
2,75 $ (1155 RM)/kW monatlich für die nächsten 
600 kW, 
1,80 $ (7,56 RM)/kW für die Mehrleistung. 


b) Arbeitspreis: 


4 cts (16,8 P£)/kWh für die ersten 4500 kWh 
monatlich, 

1,15 cts (4,83 Pf) /kWh für die nächsten 100 000 kWh 
monatlich, 

0,85 cts (3,75 Pf) /kWh für die nächsten 200 000 kWh 
monatlich, 


darüber 0,75 cts (3,15 Pf)/kWh. 


2. Hochspannungsbezug: 
a) Leistungspreis: 
150 $ (630 RM) monatlich bei einer Entnahme von 
50 kW oder weniger (12,69 RM), 
2,75 $ (11,55 RM)/kW für die nächsten 100 kW, 
1,375 $ (5,775 RM)/kW für die nächsten 100 kW, 
1,10 f (5,12 RM)/kW für die Mehrleistung. 


b) Arbeitspreis: 


4 eis (16,8 Pf) /!kWh für die ersten 6500 kWh 
monatlich, 

1,15 cts (4,83 Pf)/kWh für die nächsten 50 000 kWh 
monatlich, 

0,85 cts (3,57 P£)/kWh für die nächsten 50 000 kWh 
monatlich, 

0,75 ets (3,15 Pf)/kWh für die nächsten 200 000 kWh 
monatlich, 

0,66% cts (2,3 P£f))/kWh für die 1. Million kWh 
monatlich, 


darüber 0,61 cts (2,56 PE)/kWh. 


Man sieht, daß Hoch- und Niederspannungstarif sieh an- 
fünglich überhaupt nicht unterscheiden und erst bei den 
späteren Staffeln ein Unterschied zutage tritt, während 
man bei den deutschen Hochspannunegstarifen i. a. von vorn- 
herein erheblich niedrigere Preise feststellen kann als bei 
den entsprechenden Niederspannungstarifen. . Außerdem 
vermag bei vielen deutschen Elektrizitätswerken ein Groß- 
abnehmer nur dann annehmbare Preise zu erhalten, wenn 
er seinen Betrieb auf Hochspannungsbezug umstellt, wäh- 
rend bei den amerikanischen Tarifen auch solche Ver- 
braucher, bei denen der Hochspannungsbezug aus irgend- 
welchen Gründen nieht möglich oder zweckmäßig ist, bei 
Niederspannung fast dieselben Strompreise erhalten kän- 
nen wie bei Hochspannungsbezug. 

Einzelne Werke haben auch besondere Hochspannungs- 
tarife, z. B. die Buffalo General Electric Co., die für Kraft- 
und Wärmeverbrauch folgende Hochspannungstarife an- 
bietet: 

a) Leistungspreis: 


1$ (4,20 RM)/kW monatlich für die ersten 15 kW. 
T5 cts (3,15 RM)/kW monatlich für die Mehrleistung. 


3. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


1439 


b Arbeitspreis: 
lets (4,2 Pf)/kWh für die ersten 3000 kWh monatlich, 
0,56 cts (2,35 Pf) /kWh für den Mehrverbrauch. 


Die Elektrizität wird als Drehstrom mit 25 Hz und 
92,11 oder 22 kV geliefert. Wahlweise wird für die glei- 
chen Zwecke eine Art Pauschaltarif angeboten. Hiernach 
kosten 

die ersten 60 kW 3,62 $ (15,20 RM/kW monatlich, 
die Mehrleistung 2,40 $ (10,50 RM) /kW monatlich. 


Für diese Pauschalsumme darf die elektrische Arbeit mit 
430 Benutzungstunden monatlich entnommen werden. Geht 
der Konsum darüber hinaus, so ist der Mehrverbrauch mit 
956 ets (23,35 Pf)/kKWh zu bezahlen. Bei beiden Tarifen 
wird das mittlere Maximum während 2 min bei 2,2 kV und 
während 5 min bei 11 und 22 kV zugrunde gelegt im 
Gegensatz zu den meisten anderen Tarifen, bei denen es 
während 15 oder 30 min gemessen wird. 

Als dritte Variante bietet die Gesellschaft für die 
gleichen Verwendungszwecke Strom zu dem festen Preis 
von 2? cts (84 Pf)/k\Wh an. 

Wie wir bereits oben bemerkten, befinden sich die 
meisten Elektrizitätswerke der V.S. Amerika in privaten 
Händen. Lediglich eine kleinere Zahl, die z. T. nur für 
die Lieferung der Energie für Straßenbeleuchtung und 
Straßenbahnen in Frage kommt, steht in kommunaler Ver- 
waltung. Es ist somit nicht verwunderlich, daß die pri- 
vaten Werke i. a. wirtschaftlicher arbeiten, besonders da 
vorwiegend die Großstädte von ihnen versorgt werden. In 
dem Bericht der Tarifkommission der National Electric 
Light Association 1927/1928! finden wir über die Tarife 
der privaten und kommunalen Werke beachtliches Material, 
durch das der nach dem Vorstehenden nicht überraschende 
Nachweis geführt wird, daß die privaten Werke im allge- 
meinen niedrigere Strompreise haben als die kommunalen. 
(Die National Electrie Light Association entspricht in Ame- 
rika etwa der Vereinigung der Elektrizitätswerke und dem 
VDE in Deutschland.) Die Broschüre bringt zunächst inter- 
essante Entwicklungsziffern über die Erzeugung an Elek- 
trizität inden Jahren 1902/1922, aus denen der überragende 
Anteil der privaten Werke an der Gesamterzeugung der 
V.S. Amerika eindeutig hervorgeht. Nur etwa5 % der Kilo- 
wattstunden werden von öffentlichen Elektrizitätswerken 
produziert, wobei es sich, wie oben erwähnt, im wesent- 
lichen um kleinere Werke mit vorwiegend sehr beschränk- 
tem Versorgungsgebiet handelt. Man kann daher die Stel- 
lung der kommunalen und privaten Werke zueinander 
keineswegs mit den Ver- 
hältnissen in Deutsch- 
land in irgendeine Bezie- 
hung setzen; abgesehen 
von dem zahlenmäßigen 
Mißverhältnis ist dies 
sehon deshalb nicht mög- 
lich, weil zwischen der 
kominunalen Verwal- 
tung in Deutschland und 
in Amerika ein außer- 
ordentlich großer Unter- 
schied besteht. Wir 
möchten uns ein Ein- 
gehen hierauf versagen 8 07 
und lediglich die für Abb. a (Gesamterzeugung 


Deutschland interessan- = 
(ausgezogen) und mittlere Einnahmen 


ten Vergleichsziffern BE À S 
aus der Broschüre brin- je Kilowattstunde (gestrichelt) in den 
V.S. Amerika. 


sen. In Zahlentafel 1 
und Abb. 5 sind die er- 
zeuzten Kilowattstunden und die mittleren Einnahmen je 
l der amerikanischen Kraftwerke von 1902/1922 an- 
gegeben. 


I BN BR 


Zahlentafel 1. 


Gesamtelektrizititserzeugung und mittlere Einnahmen 
je kWh in den V. S. Amerika 1902/1922. 


Jahr Gesamterzeugung | Mittlere Einnahme 
Mill kWh cts/kWh | PfkWh 
1902 2 507,051 3,3580 14,10 
1907 5 862,277 2,3933 12,15 
1912 11 569,110 2,4819 | 10,16 
1917 25 438,303 1,9736 8,28 
1922 40 291,536 2,5326 | 10,64 


1 Zur Bearbeitung des folgenden Teiles wurde die Schrift „Blee- 
tric Light and Power tes in the United States”, Serial Report of 
the Kate Research Committee 1927—1928 der National Electric Light 
Association, New York 1928, verwandt. 


Man sieht aus den Ziffern, daß die mittleren Einnah- 
men nicht wesentlich niedriger sind als die gleichen Zif- 
fern in den deutschen Großstädten. Anders liegen die 
Verhältnisse in Kanada, wo der prozentuale Anteil der 
Wasserkrafterzeurung wesentlich höher ist als in den 
V. S. Amerika. Hier sind die Strompreise erheblich gerin- 
ger als in den Staaten. Auch die Zusammensetzung der 
Klektrizitätswerke ist in Kanada sehr von der in der 
Union verschieden. 
Während wir oben 
feststellten, daß im 
dieser nur etwa 5% 
der Gesamtenergiein 
öffentlichen Werken 
erzeugt werden, be- 
trug dieser Prozent- 
satz in Kanada 1925 
35,4%. Die Versor- 
gung befindet sich in 
der Provinz Ontario 
vorwiegend in öffent- 
licher Hand, während 
die Provinz Quebec 
hauptsächlich von 
privaten Werken ver- 
sorgt wird. Die Gec- 
samterzeugunz Kanadas und die mittleren Bruttoeinnah- 
men sind für die Jahre 1919/1925 in der Zahlentafel 2 zu- 
sammengestellt (vgl. Abb. 6). 


Zahlentafel2. 


Gesamtelektrizitätserzeugung und mittlere Einnahmen 
je kWh in Kanada 1919/23. 


BO B21 922 WII 1984 


Së 


Abb.6. (sesamterzeugung (ausgezogen) und 
mittlere Einnahmen je Kilowattstunde (ge- 
strichelt) in Kanada. 


Mittlere Einnahme 
ets’kWh Pf;kWh 


Gesamterzeugung 
Mill kWh 


Jahr 


1919 5,497 1,052 4,42 
1920 5,894 1,115 4,68 
1921 5,614 1,307 5,49 
1922 6,741 1,221 5,13 
1923 8,099 1,125 4,73 
1924 9,315 1,022 4,30 
1925 10,110 1,015 4,26 


Da, wie erwähnt, ein großer Teil der Energie in Ka- 
nada mittels Wasserkraft erzeugt wird, findet man hier 
häufig Pauschaltarife. Bei der Ilydro-Electrie Power 
Commission of Ontario in Toronto sind solche besonders 
für die Lieferung an Gemeinden gebräuchlich, bei denen 
der Strompreis eine Funktion der Entfernung des Ver- 
brauchers vom Kraftwerk ist. Die Stromverteilung bis zum 
letzten Abnehmer liegt in Kanada häufig nicht in den Hän- 
den der Kraftwerkgesellschaften, so daß für den Verbrau- 
cher höhere Strompreise in Frage kommen werden. 


Infolge der niedrigen Strompreise ist der Konsum in 
Kanada naturgemäß außerordentlich hoch. Für 1925 kann 
man aus den Angaben des erwähnten Berichtes in den 
Städten einen Verbrauch von fast 1650 kWh je Kopf der 
Bevölkerung jährlich errechnen. Diese spezifischen Ver- 
brauchsziffern gehören mit zu den höchsten in der gan- 
zen Welt. Auch die mittleren Einnahmen je Abnehmer 
sind entsprechend hoch. Bei rd. 1.280 Mill Abnehmer, 
von denen 1,063 Mill entsprechend 83,7 % Haushaltungen 
sind, betrug die mittlere jährliche Einnahme je Konsu- 
ment im Jahre 1925 rd. 62 $, eine Summe, die bei dem 
hohen spezifischen Verbrauch trotz der niedrigen Preise 
nicht wundernimmt. 

Interessant ist die Verschiebung, die sich in der Höhe 
der Haushalt- und gewerblichen Tarife in den letzten 
Jahren vollzogen hat. Während vor dem Kriege die ge- 
werblichen Tarife in der Provinz Ontario (Kanada) i.a. 
unter den Haushalttarifen lagen, hat sich dieses Verhält- 
nis langsam zugunsten der Haushalttarife verschoben. Im 
Jahre 1914 war die Höhe der gewerblichen Tarife etwa 
80% der Haushalttarife, 1920 war Preisgleichheit er- 
reicht, und heute ist die Höhe der gewerblichen Tarife, 
verglichen mit den Haushalttarifen, etwa 140 %. Die Sen- 
kung der letzteren betrug in den 19 größten Städten der 
Provinz Ontario 1907/1926 44 %, die gewerblichen Tarife 
sanken in der gleichen Zeit um nur 1%, während die 
Krafttarife um 20 % gestiegen sind. Die starke Bevor- 
zuzung der Haushaltverbraucher, die, wie erwähnt, 83,7 % 
aller Konsumenten ausmachen, ist beachtlich. 

Die Verteilung der Abnehmer auf Haushalt, Gewerbe, 
Kraftstrom und Sonstiges gibt bezüglich der Zahl, des 
Jahresverbrauchs und der Einnahmen in Prozenten die 
Zaahlentafel 3 (vgl. Abb. 7). 


1440 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


3. Oktober 1929 


Zahlentafel 3. Prozentuale Zusammensetzung der 
Abnehmer und Verteilung des Stromverbrauches und der 
Einnahmen in Kanada 1926. 


Abnehmer Einnahmen 


Jahresverbrauch l 
kWh) 


| Zahl 


Verkauffe Ein- 
AWh mahmen 


Abnehmer kWh nahmen 


Abb. 7. Prozentuale Zusammen- 
setzung der Abnehmer und Vertei- 
lung des Stromverbrauchs sowie 
der Einnahmen in Kanada 1926. 


Abb. 8 Prozentuale Verteilung 
des Stromverbrauchs und der Ein- 
nahmen in den V. 8. Amerika 1926. 


Aus diesen Zahlen ersieht man, daß es sich bei den 
Haushaltabnehmern um kleine Verbraucher handelt, wäh- 
rend die Kraftstromkonsumenten im wesentlichen Groß- 
abnehmer sind. 

Bei den Krafttarifen handelt es sich hier vielfach um 
Pauschaltarife, wobei, ähnlich wie bei den obenerwähnten 
Tarifen, die Entfernung des Abnehmers vom Kraftwerk 
für die Höhe der Preise mitbestimmend ist. Pauschaltarife 
sind hier dadurch gerechtfertigt, daß ein großer Teil der 
Energie in Wasserkraftwerken erzeugt wird (Niagara- 
System). In der Stadt Toronto betrug der Krafttarif 1926 
beispielsweise im Mittel 25,90 $/PS und Jahr (109 RM), 
während im gleichen Jahr der gewerbliche Tarif Preise 
von 2,7 cts/kWh (10,4 Pf) und der Haushalttarif solche von 
1,87 cts/kWh (7,9 Pf) ergab. Ohne Kenntnis der Be- 
nutzungsdauer läßt sich aus diesen Angaben natürlich ein 
zahlenmäßiges Verhältnis zwischen Haushalt- und Kraft- 
tarif nicht ableiten. Auf Grund der Einnahmen ergibt sich 


jedoch, daß die Krafttarife um ein mehrfaches niedriger 
sind als die Haushalttarife. 

Interessant sind in diesem Zusammenhange auch fol- 
gende Angaben, die den Prozentsatz der verbrauchten 
Kilowattstunden und der Einnahmen bei den einzelnen Ab- 
nehmergruppen in den Vereinigten Staaten zeigen. 
lentafel 4 gibt die Verteilung des Stromverbrauches und 
der Einnahmen auf die einzelnen Abnehmergruppen dcr 
V.S. Amerika im Jahre 1926 (vgl. Abb. 8). 


Zahlentafel A Prozentuale Verteilung des Strom- 
verbrauches und der Einnahmen auf die einzelnen Ab- 
nehmergruppen in den V.S. Amerika 1926. 


Jahresverbrauch | x; 
(kWh) Einnahmen 


Art der Abnehmer 


O/o 9 
Gewerbliches Licht und Kraft 773 62,1 
Bahnen . .. 2.220200. 8,7 3,1 
Städtischer Verbrauch (Straßen- 
beleuchtung usw.) ..... 2,5 4,5 
Haushalt ` . . 2.2 220. 11,5 30,3 
100,0 | 100,0 


Die mittlere Einnahme für Haushaltstrom betrug im 
Jahre 1926 6,99 cts/kWh (29,35 Pf), für gewerbliche 
Zwecke stellte sich der mittlere Preis auf 2,13 cts/kWh 
(8,94 Pf); der Haushaltstrom war also 3,3 mal so teuer 
als der gewerbliche Strom. Der Kraftstrompreis betrug 
im Mittel 1,46 cts/kWh (6,65 Pf). Haushaltstrom war also 
4,8 mal so teuer als Kraftstrom. 

Für Beleuchtungszwecke wurden im Jahre 1926 21% 
der Gesamterzeugung verbraucht und 64% aller Ein- 
künfte vereinnahmt. Der Lichtpreis betrug 5,7 mal soviel 
als der Kraftstrompreis. 

Danach kann man feststellen: Die Krafttarife sind in 
Amerika i. a. außerordentlich niedrig, die Preise für 
Haushaltstrom unter Zugrundelegung der gleichen Be- 
nutzungsdauer kaum geringer als in Deutschland, doch 
ergeben die amerikanischen Haushalttarife (vorwiegend 
Blocktarife) bei dem hohen Verbrauch und der guten Be- 
nutzungsdauer der Haushaltungen günstigere Preise als 
die deutschen Tarife. Die Erkenntnis, daß den Haushnl- 
tungen wegen ihrer großen Zahl selbst bei einem verhält- 
nismäßig niedrigen Verbrauch jedes einzelnen Haushaltes 
im Gesamtstromumsatz eine große Bedeutung zukommt, 
hat die Amerikaner frühzeitig zu einer Förderung dieses 
Konsums durch geeignete Tarife veranlaßt. Eine kritik- 
lose Übertragung der amerikanischen Tarifpolitik auf 
deutsche Verhältnisse ist jedoch nicht möglich, da die 
grundsätzlichen Bedingungen der beiden Länder völlig 
verschieden sind. Wichtig und auch für deutsche Ver- 
hältnisse nachahmenswert ist jedoch das für den Laien 
überzeugend rasche Sinken der Strompreise bei Steige- 
rung des Umsatzes. Die Blocktarife in der in der ameri- 
kanischen Praxis erprobten Form verdienen neben den 
Grundgebührentarifen zweifellos auch bei uns Beachtung. 


Berechnung der durch die Windungsisolation hervorgerufenen Vergrößerung der Induktivität 
von eisenlosen Drosselspulen. 
Von Ing. J. Hak, Paris. 


Übersicht. Im folgenden werden einige Formeln ange- 
geben, welche den Einfluß der Windungsisolation bei der Be- 
rechnung von eisenlosen, kreisrunden Drosselspulen zu be- 
rücksichtigen gestatten. Zwei zur bequemen Lösung der 
Formeln bestimmte Nomogramme werden ebenfalls wieder- 
gegeben. 


Bei allen mathematisch abgeleiteten Formeln für die 
Selbstinduktivität von eisenlosen Spulen wird voraus- 
gesetzt, daß der Strom den Wicklungsraum vollständig 
und gleichmäßig erfüllt, wodurch allein die Durchführung 
der Integration über den ganzen Wicklungsraum ermög- 
licht wird. Es ist zwar möglich, auch Summationsformeln 
abzuleiten, welche eine Summe sämtlicher Selbstinduktivi- 
täten aller Windungen und eine Summe aller Gegen- 
induktivitäten enthalten; für die praktische Berechnung 
werden aber solche Formeln kaum bequem, wie leiclit ein- 
zusehen ist. Eine, wenn auch unverkürzt und genau ab- 
geleitete, aber durch Integration entstandene Formel für 
die Selbstinduktivität einer Spule ergibt deswegen immer 
einen zu kleinen Wert, da durch die Konzentrierung des 


Stromes in dem wirklich bestehenden Windungsquer- 
schnitt eine Vergrößerung der Induktivität hervorgerufen 
wird. Diese Vergrößerung kann mit ziemlich großer An- 
näherung der Wicklungslänge proportional gesetzt wer- 
den, d.h. es kann nur die Vergrößerung der Selbstinduk- 
tivität einzelner Windungen ohne die Veränderung der 
Ge zwischen Windungen berücksichtigt 
werden. 
Die Selbstinduktivität L, einer Windung, falls D, 
ihren mittleren Durchmesser und A, den mittleren geo- 
metrischen Abstand des Leiterquerschnittes von sich selbst 
in Zentimeter bezeichnen, ist bei D >> ð, (was für jede 
Windung einer Spule angenommen werden kann), ge- 
nügend genau durch in 

1 


L, =2x Dı (m, 1-2) [em] 


gegeben. Eine Verkleinerung von ô, und ô, hat demnach 
eine Vergrößerung der Induktivität von 


A L, = 2x D, In $- 
2 


3. Oktober 1929 


zur Folge. Für die ganze Spule wird diese Vergrößerung 


Këscgeebpi ft 
ô 
wenn L die Spuleninduktivität bei, nichtberücksichtigter 
Windungsisolation, D den mittleren Spulendurchmesser 
in Zentimeter und n die Windungszahl bezeichnen. 


Abb. 1. 


Reaktanzspule mit recht- 
eckigem Leiterquerschnitt. In- 
duktivitätsvergrößerung dL nach 
GI. vin oder (6) oder nach Nomo- 
gramm I. 


Abb. 2. Reaktanzspule mit run- 
dem Leiterquerschnitt; Gl. (2) 
und (7), Nomogramm lI. 


- Handelt es sich um eine Reaktanzspule, bei der die 
Querschnittsabmessungen der rechteckigen Leiter u, v 
und die Abstände der Windungen p, o betragen (Abb. 1), 
so ist d, = 0,2235 (p+ 4q) und ô, = 0,2235 (u +r), so daß 
die Induktivitätsvergrößerung (in Zentimeter) 


= r+q 
AL=2nnDIn Tee (1) 
ist. Für eine ähnliche Spule mit rundem Leiterquerschnitt 
mit dem Durchmesser A (Abb. 2) ist ð= 0,7788 8/2 und 


AL=2xnD(in e — 0,55). D 


Kann man für eine dicht bewickelte Spule annehmen, daß 
die Windungen den Wicklungsquerschnitt regelmäßig und 
mit „kleinstem Füllfaktor” erfüllen (Abb..3), so hat man 

AL=2an D (in a 
wo d der Außendurchmesser des isolierten Drahtes ist. 
Für eine mit „größtem Füllfaktor“ bewickelte Spule 
(Abb.4) hat man dagegen 


AL=2xn Die 


— 055), .... o 


1,87 d 
ô 


— 055]. .... "Oh 


Abb. a Drahtspule; Gl. (3) 


Abb. 4 Drahtspule; GL (4 und (Q), 
und gi, Nomogramımn II. ` 


Nomogramm IlI. 


In einer nicht mit gleich entfernten Windungen aber in 
geneigten Schichten gewickelten Reaktanzspule ändert 
sich der Abstand q für jede Windung. Ist die Neigung 
aller Schichten dieselbe, so kann in die Gl. (1) oder (2) 
ein sich für die ganze Spule ergebender mittlerer Wert 
von q eingesetzt werden. Ändert sich dagegen die 
Schichtenneigung (Abb. 5), so wäre in die Gl. (1) oder (2) 
statt (p+ ol der geometrische mittlere Wert 
2 


KPH P+D +R) ---.", --.:- (A 


wo m die Schichtenanzahl bedeutet, einzusetzen. In der 
Mehrzahl der Fälle ergibt aber dieser Ausdruck einen 
dem arithmetischen Mittel von (p + q) sehr naheliegenden 
Wert, d.h. man kann auch in diesem Falle so rechnen, 
als wenn die Windungen regelmäßig über den Wicklunes- 
qauerschnitt verteilt wären. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 40 


1441 


Die in den obigen Gleichungen nicht berücksichtigte 
Veränderung der Gegeninduktivität von einzelnen Win- 
dungspaaren hängt mit der Veränderung des mittleren 
geometrischen Abstandes von zwei Windungsquerschnitten 
voneinander bei einer Verkleinerung dieser Querschnitte 
zusammen. Die Gegeninduktivität von zwei Windungen, 
deren Querschnitte (np, a) sind, ist eine andere als die- 
jenige von denselben Windungen mit den Querschnitten - 
(u-v). Dieser Unterschied ist für .entferntere Win- 
dungen sehr gering, so daß nur die benachbarten oder 
nahelicegenden Windun- 
gen zu berücksichtigen 
wären. Da aber diese 
Gegeninduktivität von 
benachbarten oder nalıe- 
liegenden Windunzen 
nur einen Teil der ge- 
samten Induktivität der 
Spule vorstellt, ist auch 
die nicht berücksichtigte 
Induktivitätsänderung 
nur gering. Die von 
Rosa!für verschiedene 
Windungszahlen für den 
Fall der Abb. 3 durch- 
geführte Berechnung er- 
gibt durchschnittlich für 
diese Induktivitätsän- 
derung einen Wert 
+0,1Dn. Wenn auch der 
entsprechende Wert für 
die Wicklung nach der 
Abb. 1 oder 2 etwas 
höher ausfallen würde, 

so beträgt er höchstens 
nur einige Prozent des Wertes von AL nach der GL (1) 
oder (2) und kann praktisch unberücksichtigt gelassen 
werden. 


Abb.5. Reaktanzspule mit geneigten 
Windungschichten, Gl. 65). 


- [) + 
48 A 
05 12 
04 n 
5 13 
03 
e 14 
15 
02 4 
20 
~ 30 
~ fw 2 
01 en 
009 zl. 
007 100 
006 | 4 
005 2 
10 
Abb. 6 Nomogramm I. Bestimmung von 4% für rechteckige Leiter- 
querschnitte. 


Bezeichnet man mit a die axiale und mit r die radiale 
Querschnittsausdehnung der Wicklung (Abb. 5) und setzt 
man für die Spuleninduktivität 


L=n2D®.10-$ [mH] 


ein, so ist die Einheitsinduktivität ® eine nur von der 
Spulenform, d. h. von den Verhältnissen a=a/D und e=r/D 
abhängige Funktion und kann graphisch durch eine Kur- 
venschar im Koordinatensystem a-e dargestellt werden’. 
Rechnet man mit Hilfe dieser ®-Kurven, so ist es vorteil- 
haft, die durch die Windungsisolation hervorgerufene In- 
duktivitätsvergrößerung AL auf cine Vergrößerung Ad 
des Wertes von ® zurückzuführen. Den Gleichungen (1) 
bis (4) entsprechend hat man dann 


für die Abb. 1 Aë t7 In pHa i 


t Rosa, Bull. Bur. of Stand. Rd. 3, S. 5. 
? ETZ 1929, S. 193 u. 488. 


1442 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 8. Oktober 1928 
für die Abb. 2 GES AE er o Aë, Ze 24 
Za 
= ae .... (B 
für die Abb.3 Ab "(in — 0,5), (8) LE 1873 
für die Abb. 4 La Eh 193 wl e O d 2 
Zur Lösung der Formel (6) bzw. der Formeln (7) 04 
bis (9) können die Nomogramme I bzw. II (Abb. 6 und 7) n 21 
benutzt werden. 03 
Beispiel a Eine Reaktanzspule von D = 100, 5 22 
a = 120, r = 48, n = 80; Anordnung nach der Abb.2 mit 3 
p= 6, q= 12 a Für a = 1,2 und ọ = 0.48 ergibt die 3 
Kurventafel Í (ETZ 1929, S. 194) den Wert ®=4,10. Für 02 og A0 
(p + q)/ = 18/2 = 9 und n = 80 ergibt das Nomogramm II 25 
(Abb. 7) den Wert A® = 0,13. Die Induktivitätsvergröße- 
rung beträgt also etwa 3%, und die Induktivität ist 20 
L = 80?.100 (4,10 + 0,13) - 10— = 2,70mH gegen 2,62 mH 
bei nichtberücksichtigter Induktivitätsvergrößerung. di P 3 
Beispiel 2. Eine mit rundem Isolierdraht (ô = 0,24, ONS 
d= 0,4) gewickelte Spule nach der Abb. A mit D = 10 01 ‘SS x 
a = e r= 2,5, n = 300. Auf der Kurventafel II (ETZ 009 Ze 50 
1929, 194) findet man für a= 1,75 und g=0,25 den 008 NG 
Wert Te = 3,70. Mit 1,87 d/ð = 3,11 und n = 30 ergibt das 007 x 
Nomogramm II A®.10= 0,12, so daß Ağ = 0,012 ist. wo 5 
Die Induktivitätsvergrößerung "fällt in diesem Falle unter 006 CN 
die bei Benutzung der ®-Kurven erzielbare -Genauigkeit; 05 SS 5 
sie Weg nur Be Se und ar priku di Neie RE g SS 7 
genauere Wert von rechnerisch nicht ermittelt werden : IS 
sollte, vernachlässigt werden. Abb. 7. oder IL Bestimmung von 4 E 
r runde Leiterquerschnitte. 70 


Beispiel3. Eine nach der Abb. 5 gebaute Reaktanz- 
spule mit D = 80, a = 88, r = 40, p = 8, q, = 14, 9-12, 
q, = 10, q, = 8, ô = 2,4, n = 40. Für a= 1,1 und 0 = 0,5 
ergibt die Kurventafel I den Wert ® = 4, op Nach (5) ist 
(22.20.18-16)% = 18,9 und mit 18,9/2,4 = 79 undn=40 


Österreichische Elektrizitätsgesetzgebung. 
Von E. Honigmann, Wien. 


Im vorigen Jahr wurde bekanntlich das bereits zwei 
Jahre vorher abgelaufene Elektrizitätsförde- 
rungsgesetz in einer neuen Form vom Nationalrat 
verabschiedet, das im großen und ganzen eine Verlänge- 
rung, teilweise auch eine Veränderung des Gesetzes vom 
Jahre 1924 bedeutet!. Von diesem bzw. dem Wasserkraft- 
förderungsgesetz von 1921 bzw. seiner Novellierung von 
1922 unterscheidet es sich dadurch, daß die Befreiung von 
der Körperschaftsteuer, der bekanntlich nur Aktiengesell- 
schaften und Gesellschaften m. b. H., keine Einzelfirmen 
oder Handelsgesellschaften unterliegen, nicht mehr obli- 
gatorisch gewährt, sondern dem Ermessen des Finanz- 
ministeriums anheimgestellt wird, u.zw. auf mindestens 
10 und höchstens 20 Jahre, vom Betriebsbeginn gerechnet. 
Diese Begünstigung ist auf Großkraftwerke, welche wäh- 
rend mindestens 6 Monaten 5000 Brutto-PS erzeugen, be- 
schränkt, wenn der Baubeginn in die Zeit zwischen 1.1. 
1927 und 31. XII. 1931 fällt. Eine handelspolitisch äußerst 
wichtige Neuerung bedeutet die Bestimmung, daß diese 
Vergünstigung an die Ausführung der Bauten durch ein- 
heimische Firmen und mit nur inländischen Maschinen und 
sonstigen Betriebseinrichtungen geknüpft ist, sofern solche 
in Österreich in erforderlicher Güte überhaupt und nicht 
erheblich teurer erhältlich sind. Eine weitere Bedingung 
ist, daß nach Ablauf des dritten Betriebsjahres mindestens 
55 % der erzeugten elektrischen Arbeit an Dritte abgegeben 
werden. Die beantragte Beschränkung der Stromabgabe 
an heimische Verbraucher wurde glücklicherweise fallen 
gelassen, so daß der für die österreichische Zahlungsbilanz 
so bedeutsame Stromexport nicht behindert ist. Den Aktio- 
nären ist bis einschließlich 1934 eine Verzinsung von 9% 
und von dann ab eine solche zwischen 7 und 9% als 
Höchstgrenze des steuerfreien Reinertrages einge- 
räumt. Für die über die Dauer der Steuerfreiheit hinaus 
zulässigen Abschreibungen sind ebenso wie über die Be- 
günstigungen für Leitungs- und Verteilungsunternehmun- 
gen neue Bestimmungen getroffen worden. Damit ist dem 
gesetzlichen Interregnum ein Ende bereitet und der In- 
dustrie und der Energiewirtschaft wieder freiere Bahn 
eröffnet worden. 

Nun ist endlich auch Anfang Juli vom Nationalrat das 
„Elektrizitätsgesetz” verabschiedet worden, das 
Grundsätze für das Elektrizitätswesen aufstellt, die 
für die Erlassung von Ausführungsgesetzen maßgebend 
sein sollen. Schon das Bundesverfassungsgesetz sah die 


ı Vgl. ETZ 1923, S. 1910. 


ergibt das Nomogramm II den Wert 0,24. Die gesuchte 
beträgt also L = 40% . 80. (4, 25 + 0,24) - 10— 


Teilung des Elektrizitätswesens in solche Dinge vor, die in 
die Kompetenz des Bundes (Staates) einerseits, der Bun- 
desländer anderseits fallen. Bundessache ist die Gesetz- 
gebung über die Grundsätze, Landessache die Erlassung 
von Ausführungsgesetzen sowie deren Vollziehung. Das 
alte Grundsatzgesetz ist bereits voriges Jahr abgelaufen 
und nur provisorisch verlängert worden, so daß die Her- 
ausgabe eines neuen nicht mehr länger verschoben werden 
konnte. Dabei wurden die Wünsche der Fachkreise zum 
großen Teil berücksichtigt, obwohl an mancher Stelle 
Kritik geübt wird. 

Der Inhalt des Gesetzes soll in aller Kürze hier wie- 
dergegeben werden. Der erste Teil behandelt die der Lan- 
desgesetzgebung unterliegenden Agenden. Zunächst wird 
definiert, was unter „Stromlieferungsunternehmungen“ zu 
verstehen ist und was als „Eigenanlage“ im Sinne des 
Gesetzes gelten soll. Als letztere sind außer den Anlagen, 
die nur für den eigenen Bedarf des Inhabers dienen, auch 
solche zu verstehen, die überschüssigen Strom von weniger 
als 20kW Anschlußwert oder höchstens 10 % der Gesamt- 
leistung an Dritte abgeben. Alle Stromlieferungsunter- 
nehmungen bedürfen einer Bewilligung und sind den Ge- 
boten der Lieferungspflicht, der behördlichen Tarifhoheit 
und einem Monopolverbot unterworfen. Eigenanlagen sind 
davon ausgenommen. Bei der Bewilligung ist auf die Be- 
stimmungen der Gewerbeordnung und der Angestellten- 
und Arbeiterschutzgesetze, den Lokalbedarf u.dgl. Rück- 
sicht zu nehmen. Die Lieferungspflicht besteht darin, daß 
niemandem innerhalb des Versorgungsgzebiets und nach 
Maßgabe der Leistungsfähigkeit Stromabgabe verweigert 
werden darf, daß eine willkürliche Unterbrechung des 
Betriebs untersagt ist und Anschlüsse an ein Ortsvertei- 
lungsnetz innerhalb des Versorgungsgebiets gegen Kosten- 
ersatz hergestellt werden müssen. Das Stromlieferungs- 
unternehmen darf die Energieabgabe nicht davon abhängig 
machen, daß es die Ausführung der Installationsarbeiten 
und die Lieferung der dafür notwendigen Materialien bzw. 
Verbrauchsartikel sich oder bestimmten dritten Personen 
vorbehält. Ausgenommen davon sind nur Elektrizitäts- 
zähler. Die Stromabgabebedingungen, die Höhe der Tarif- 
sätze usw. bedürfen der behördlichen Genehmigung. Die 
Kraftwerke sowie Eigenanlagen von mindestens 500 kW 
Gesamtleistung können in gewissen Notfällen vorüber- 
gehend für öffentliche Zwecke zur Stromabgabe gegen Ent- 
schädigung herangezozen werden. Die Bewilligungen wie 
die Festsetzung der Pflichten sind Sache der Bundesländer, 
die auch mit der Durchführung des Verfahrens bei Ein- 
räumung von Leitungsrechten (Wegerecht), Enteignung 
und Entschädigung betraut sind. 

Der zweite Teil des Elektrizitätsgrundsatzgesetzes, 
der die der Kompetenz des Bundes überlassenen Dinge be- 


8. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


1443 


handelt, befaßt sich zunächst mit der Normalisierung und 
Typisierung elektrischer Anlagen und will somit die ersten 
Grundlagen für spätere Schaffung eines einheitlichen öster- 
reichischen Stromversorgungsgebiets festlegen. Stromart, 
Periodenzahl und Spannung, letztere abgestuft nach der 
Zweckbestimmung der Leitungen, sollen möglichst ein- 
heitlich gewählt werden. Der Bundesminister für Handel 
und Verkehr erhält das Recht, technische Vorschriften zu 
erlassen oder die vom Elektrotechnischen Ver- 
ein in Wien oder anderen Fachstellen ausgearbeiteten 
Vorschriften für obligatorisch zu erklären. Auch bei Eigen- 
anlagen von mehr als 500 kW, die für den Verbund mit 
anderen Kraftwerken in Betracht kommen, dürfen Ab- 
weichungen von der normalen Periodenzahl nur unter be- 
sonderen Umständen gestattet werden. Die erwähnten 
Sicherheitsvorschriften beziehen sich nicht nur auf Er- 
richtung, Instandhaltung und Betrieb von Starkstrom- 
anlagen, sondern auch auf die Einrichtung von gewissen 
Fabrikationsanlagen und den Vertrieb von Gegenständen, 
die an elektrische Anlagen angeschlossen werden sollen. 
Über die Abgrenzung des Einflußbereichs verschiedener 
Elektrizitätsanlagen, Leitungsverlegung einschließlich 
Schalt- und Umspannanlagen, Sicherungsmaßnahmen und 
deren Kosten, ferner Kreuzung von Starkstromleitungen 
mit Eisenbahn- und Telegraphenanlazen sind im Gesetz 
einzehende Bestimmungen getroffen, ebenso über die Auf- 
sicht des Bundes, die Genehmigung für Errichtung, Ände- 
rung und Erweiterung derartiger Anlagen, die Zuständig- 
keit zu den verschiedenen politischen Behörden, das Er- 
mittlungsverfahren, Überprüfung des Baus und Betriebs, 
das Erlöschen der Genehmigung, schließlich über die Be- 
handlung von Starkstromanlagen für Eisenbahn- und Berg- 
bauzwecke; auf Einzelheiten kann hier nicht eingegangen 
werden. Leitungsanlagen, die sich auf zwei oder mehrere 
Bundesländer erstrecken bzw. auf ihrem Weg die Grenzen 
eines Bundeslandes überqueren, sind ebenfalls besonderen 
gesetzlichen Vorschriften unterworfen, wobei i. a. analoge 
Bestimmungen, wie bereits geschildert, Geltung finden. 

Von besonderem Interesse ist, daß nunmehr für Strom- 
lieferungsunternehmungen sowie Inhaber von Eigenanlagen 
die gesetzliche Pflicht besteht, den Bundes- und Landes- 
behörden alle zur Aufstellung einer Elektrizitäts- 
statistik erforderlichen Angaben und Nachweisungen 
kostenlos zu liefern, und daß der Bundesregierung das 
Recht, eine solche Statistik anzuordnen und die Grund- 
sätze dafür vorzuschreiben, eingeräumt wird. Ferner ist 
die Anlegung eines durch Bundesgesetz einzuführenden 
Elektrizitätsbuches, das dem Grundbuch für 
Realitäten entspricht, vorgesehen; schließlich auch die Bil- 
dung eines Elektrizitätsbeirats, der auf Wunsch 
des genannten Bundesministeriums diesem Gutachten üder 
alle Fragen des Elektrizitätswesens abzugeben hat und der 
aus Vertretern der Elektrizitätswirtschaft, Delegierten 
der Handels- und Arbeiterkammern und aus elektroterh- 
nischen Fachleuten in einer Gesamtzahl von nicht mehr 
als 25 bestehen soll. 


Sehr wichtig sind die Satzungen, die den Austausch 
elektrischer Arbeit mit dem Ausland betreffen. Aus- und 
Einfuhr unterliegen, abgesehen von Ausnahmefällen (z.B. 
gegenseitige Aushilfe) einer besonderen Genehmigung, die 
sich auf bestimmte Höchstleistungen, Energiemengen, 
Dauer usw. erstreckt. Werke, die eine Ein- oder Ausfuhr- 
bewilligung besitzen, müssen bei Errichtung und Erweite- 
rung ihrer Stromerzeugungs- oder Verteilungsanlagen die 
erforderlichen Maschinen und sonstigen Betriebseinrich- 
tungen im Inland beziehen bzw. von inländischen Unter- 
nehmungen herstellen lassen, außer wenn die betreffenden 
Einrichtungen daselbst überhaupt nicht oder nicht in der 
erforderlichen Güte oder nur zu erheblich höheren Preisen 
geliefert werden können. Also eine analoge Bestimmung, 
wie schon im Elektrizitätsförderungsgesetz vorgesehen. 
In solchen Stromexportunternehmungen muß die Mehrheit 
des Vorstandes und der leitenden Beamten die öster- 
reichische Bundesbürgerschaft besitzen. Ihr Sitz muß in 
Österreich liegen, und die inländischen Interessen müssen 
auch hinsichtlich der Beteiligung am Grundkapital und 
des Einflusses auf die Geschäftsführung genügend gewahrt 
sein. Die Dauer der Lieferungsverträge darf 25 Jahre 
nicht übersteigen. Beschränkungen sind auch für den Fall 
vorgesehen, daß es sich um Energiemengen handelt, die 
im Verhältnis zum Gesamtbedarf des Inlands oder wegen 
ihres Wertes als Spitzen- oder Speicherkraft für die hei- 
mische Energiewirtschaft von besonderer Bedeutung sind. 
Außer dem Handelsminister, der im Einvernehmen mit den 
Ministern für Land- und Forstwirtschaft und für Finanzen 
die Genehmigung zu geben hat, ist vor der Bewilligungs- 
erteilung auch die betreffende Landesregierung zu hören. 
Schließlich enthält das Gesetz noch Straf-, Übergangs- und 
Schlußbestimmungen. 

Wie man sieht, wird den Ländern ein überwiegender 
Einfluß bei der Regelung des Elektrizitätswesens einge- 
räumt. Obwohl sie sich beim Ausbau der österreichischen 
Wasserkraftwerke zweifellos große Verdienste erworben 
haben, wird doch die sogenannte Föderalisierung des Elek- 
trizitätswesens bekämpft, teils weil darin ein Hindernis 
für die Ausführung eines großzügigen, das ganze Bundes- 
gebiet umfassenden Elektrizitätswirtschaftsprogramms er- 
blickt wird, teils weil die Länder, wie die Abgabengesetz- 
gebung zeigt, die Entwicklung der Elektrizitätsverwertung 
durch übermäßige Besteuerung hemmen, und weil schließ- 
lich politische Gegensätze auch auf diesem Gebiet sich 
geltend machen. Wie wichtig aber die Zusammenfassung 
des gesamten Elektrizitätswesens nach großen, einheit- 
lichen Gesichtspunkten wäre, geht daraus hervor, daß bei 
den kürzlich gepflogenen österreichisch-deutschen Wirt- 
schaftsverhandlungen eine gemeinsame Regelung des ge- 
samten Elektrizitätsrechts in beiden Reichen angerest 
worden ist. Bestehen doch zwischen diesen wesentliche 
gemeinsame Interessen, da Deutschland bereits jetzt be- 
trächtliche Strommengen aus den Alpen erhält und weitere 
bedeutsame Projekte zur Ergänzung dieser Beziehungen 
der Verwirklichung entgegenreifen. 


Konstanthaltung der Drehzahl von Maschinen für Signalzwecke. 
Von Dr. Walter Dornig, Berlin. 


Übersicht. Durch Vergleich von Oszillogrammen wird 
gezeigt, daß die von verschiedenen Seiten behauptete zusätz- 
liche Einwirkung der Schwerkraft zur Fliehkraft bei hori- 
zontaler Welle wohl in geringem Maße vorhanden ist und 
sein muß, aber auf alle Fälle keinerlei Nutzen bringt. Die- 
selbe Regelungsanordnung vertikal aufgestellt, also mit aus- 
geschalteter Schwerkrafteinwirkung, regelt mindestens eben- 


so gut. 


In meiner früheren Arbeit! habe ich nachgewiesen, daß 
bei horizontaler Welle ein mehrmaliges Öffnen und Schlie- 
ßen der Kontakte bei jeder Umdrehung stattfindet und es 
ist darin auch gesagt”, daß das Zusammenwirken von 
Fliehkraft + Schwerkraft bei horizontaler Welle mit dem 
Regelungsvorgang an sich nicht das geringste zu tun hat. 
Im folgenden Satz ist weiter bemerkt, daß die Regelung an 
vertikalen Wellen genau so gut arbeitet. Den Beweis da- 
für zu erbringen, ist der Zweck der vorliegenden Mitteilung. 

Der größte Wert wurde auf die Erreichung eines ganz 
einwandfreien Resultates gelegt und darum aus der nor- 
malen Fabrikation ein beliebiger Gleichstrom-Wechsel- 
strom-Umformer herausgenommen, der mit Kusellagern 
ausgerüstet war und infolgedessen sowohl horizontal als 
auch vertikal laufen kann. Die Drehzahlkonstanthaltung 
war in etwas verbesserter Form, aber grundsätzlich so aus- 


1 W.Dornig, ETZ 19%, S. 1713. 
? RH 1715, 1. Sp. letzter Satz. 


geführt und geschaltet, wie die Abb. 1 u. 2 auf S. 1713 der 
ETZ 1928 zeigen. Der Umformer lieferte auf der Wechsel- 
stromseite 330 Hz bei 3300 U/min, d. s. 6 Hz bei 1 Um- 
drehung. Diese Frequenz wurde als Zeitmarke (obere 
Wellenlinie) für die Oszillogramme benutzt. Die Aufnah- 
men erfolgten in einem Laboratorium der AEG gleich 
denen meiner vorgenannten früheren Arbeit. 

Zuerst wurde der Umformer in normaler Stellung mit 
horizontaler Welle laufend montiert und in dieser Lage 
wurden die Abb. 6, 7, 8 und 9 aufgenommen’, die im großen 
und ganzen wieder dasselbe Ergebnis haben wie die Abb. 
3, 4 und 5 in der ETZ 1928, S. 1714. Die Kurzschlußbürste, 
die den rhythmischen Kurzschluß entsprechend den Abb. 3a, 
4a und 5a hervorruft, war natürlich für den vorliegenden 
Zweck abgehoben, um völlig einwandfrei die Anzahl, Lage 
und Dauer der Kontaktkurzschlüsse beobachten zu können. 

Ohne nun an der Anordnung irzendwelche Verände- 
rungen vorzunehmen, wurde lediglich der Umformer verti- 
kal aufgestellt, die Einwirkung der Schwerkraft somit voll- 
ständig aufgehoben. Unter diesen Verhältnissen entstanden 
die Oszillogramme nach den Abb. 6a, 7a, 8a und 9a. 

Die Gegenüberstellung der ÖOszillogramme mit hori- 
zontaler Welle (mit Schwerkrafteinwirkung) zu denen mit 
vertikaler Welle (ohne Schwerkrafteinwirkung) zeigt 


3 Die Abbildungen sind hier im Anschluß an die der früheren 
Arbeit des Verfassers beziffert, 


1444 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


völliz einwandfrei, 


u. 
von % Umdre- 
hung, was beson- 
ders deutlich aus den 
Abb. 6a, 7a, Sa und 
9a mit vertikaler 
Welle zu konstatie- 
ren ist. Die Abb. 6,%, 
8 und 9 mit horizon- 
taler Welle lassen 
ebenfalls ohne weite- 
res erkennen, daß 
auch hier der Rhyth- 
mus von N» Umdre- 
hung ganz grundsätz- 
lich genau so vor- 
herrschend ist wie 
bei vertikaler Welle, 
daß er aber durch 
die wenn auch mini- 
ınale Einwirkung der 
Schwerkraft gestört 
wird. Von irgend- 
einem Nutzen, den die 
Schwerkrafteinwir- 
kung angeblich brin- 
gen soll, kann keine 
Rede sein; im Gegen- 
teil kann nur festge- 
stellt werden, daß 
das Vorhandensein 
der Schwerkraft eher 
schädlich als nütz- 
lich ist, weil die Re- 
gelmäßigkeit des Re- 
gelungsvorgangesge- 
stört wird. Dieser 
aufgezwungene Stob 
durch die Schwer- 
krafteinwirkung im 
Zeitmaße einer gan- 
zen Umdrehung mul 


zusätzlich wieder 
ausrereeelt werden. 
Auf die Güte der 


Drehzahlkonstanz 
selhst hat diese 
schädliche Schwer- 
krafteinwirkung na- 
tüirlich nur einen klei- 
nen Einfluß, da eben 
die regelmä bige C ber- 
lagerung derSchwer- 
kraft zur Fliehkraft 
durch die Kontakt- 
dauer bzw. -anzahl 
mit Konpensiert 
wird. 


Daß bei konstan- 
ter Spannung und 
Leistung des Umfor- 
mers die Kontakt- 
Schlüsse regelhmilg 
sein müssen, liegt ja 
auf der Hand: aber 
daß sie iminer bei je- 
der halben Umdre- 
hung rlıytlmisch er- 
folgen, u.zw. unab- 
hängig von der Netz- 
spannung, dürfte vie- 
len Fachleuten uner- 


wartet sein. Die Er- 
klärung liegt darin, 


daß es praktisch un- 
möglich ist, eine um- 
laufende Schwung- 
masse absolut genau 
auszubalancieren und 
somit Schüttelschwin- 
gungen zu vermei- 
den. Der benutzte 
Umformer lief nicht 
etwa besonders un- 
ruhig sondern so, 
wie es bei einer nor- 
malen, gut ausge- 


0 


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N 9 


Sch, a 


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—— 


if, 


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daß in beiden Fällen eine grundsitz- 
liche Rezelmäßiskeit der Kontakttätickeit vorhanden ist, 
zw. erfolzen die Kurzschlüsse in einem Rhythmus 


i tF 


y y 


AAMAAAAAAAAAAAN 


VYN 


wuchteten Maschine handelsüblich ist; 
sagen, daß der Umformer besonders wenig vibrierte. Ge- 
wisse Schwingungen an bewegten Teilen werden eben im- 


Mit horizontaler Welle. 


yy 


a Kontaktkurzschluß bei %9 V 
Abb. 6. 


N 


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3. Oktober 1929 


man kann sogar 


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Kein ass un CERTE be Faseren EEE Keesen RE RE DEEN 


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aadatan aidsia aiaa nia aldana an mm NEED pm 


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a Kontaktkurzschlaß bei 210 V 


Abb. 7. 


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a Kontaktkurzschluß bei 2 V 
Abb. 8. 


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a Kontaktkurzschluß bei 2% VY 
Abb. 9. 


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9. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


es war kein Erfolg zu spüren, 
kann wohl 


nicht mathematisch zenau 


mer voıhanden sein, und diese bestimmen den Rhythmus 
der Kontaktschlüsse. Es lag nahe, die Lagerung der Ma- 
schine und damit deren Schwinzuneszahl zu ändern: aber 


Mit vertikaler Welle. 


NL 


GERPE ORS AGa a A aa DED 


a Kontaktkurzschluß bei 200 V o Nullinie 


Abb. 6a. 


ua WA 


UI IuHu y D a a T 
bat ara rne me mapep a p men p en p ma 


a Kontaktkurzschluß bei 210 V 


WN 


0 Nullinie 


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NN) 
EI le Wel Ié Wel bel 18 lh Tel WW bk ; 
AAR, vd pit ip Fit m. 


a Kontaktkurzschluß bei 220 V 
Abb. 8a. 


0 Nullinie 


AAAAAAAANA? LAANG 
EU N (rund u 1) 


' 


S- n l n ea i i 
TTT Re (GERN 4 9 8 ët) e Geh VOR 9, DER RANGE | DEET a 


DIr? 


a Kontaktkurzschluß bei 230 V o Nullinie 


Abb. 9a. 


alles blieb konstant. 
angenommen werden, daß 


auszeewuchtete 


L 


=m e 


0 


14465 


Es 
erundsätzlich jede 
Schwunzmasse 


die Welle bei jeder 
Umdrehung einmal 
hin- und herbiegt und 
somit zu zwei Br- 
schütterungen der 
Kontakte Anlaß gibt 
und deren Funktio- 
nieren einleitet. Bei 
horizontaler Welle 


kann die zusätzliche 
Schwerkraft je nach 
Winkelmaß der Lage 
der Fliehkraftfeder 
zum Schwerpunkt 
der rotierenden Masse 
mehr oder weniger 
die grundsätzlich ge- 
gebene Regelmäßig- 
keit des Kontaktbil- 
des verschieben. 


Diese wird er- 
stens bestimmt durch 
die Größe des durch 
den Kontaktschluß 
getasteten Wider- 
standes und dessen 
schlagartige Einwir- 
wirkung auf den Mo- 
tor. Ist der Wider- 
stand relativ klein, 
wie es bei Anwen- 
dung von mehreren 
Kontakten nach DRP. 
374560 möglich ist, 
dann wächst die An- 
zahl der Kurzschlüs- 
se; ist aber nur ein 
großer Widerstand zu 
tasten bei Benutzung 
nur einer Kontaktfe- 
der, dann miissen 
Pendelungen eintre- 
ten, u. U. über meh- 
rere Umdrehungen 
hinweg. Diesen 
grundsätzlich ein- 
fachen Arbeitsbedin- 
gungen  überlagern 
sich nun die Schüttel- 
schwingungen der 
Maschine, die den 
Rhythmus von Le Um- 
drehung diktieren, 
und dazu kommt bei 
horizontaler Welle 
noch die weitere aber 
viel einflußlosere 
Überlagerung durch 
das Gewicht der 
Flichkraftfeder, das 
aber im Rhythmus 
ciner ganzen Umdre- ° 
hung arbeitet. Das 

Zusammenwirken 
dieser zwei oder drei 
Kräfte wird in den 
Oszillogrammen sehr 
anschaulich wieder- 
gegeben. 


Die auffallenden 
Zwillingstöße bei je- 
der halben Umdre- 
hung (besonders gut 
nach Abb. 7a) sind 
eine Folge der Schüt- 
telschwingungen, die 
die Eigenfrequenz der 
l’liehkraftfeder an- 
stößt. Wäre die Fe- 
der nicht schwin- 
gungsfähig bzw. wür- 
de sie eine sehr nie- 
drige Eizenfrequenz 
besitzen, dann würde 
wohl nur ein Kontakt 
bei jeder halben Um- 


1446 


drehung erfolgen, aber selbstverständlich von entspre- 
chend längerer Dauer, so daß die Einwirkungszeit auf den 
Motor dieselbe ist. 

Nach den Oszillogrammen wird eine Feder im Durch- 
schnitt 4- ... 6mal in jeder Umdrehung kurzgeschlossen. Da 
man aber meistens mit 3 um 120° oder 4 um 90° am Um- 
fange versetzten Federn arbeitet, erfolgen im Mittel etwa 
20 Kontaktkurzschlüsse während jeder Umdrehung. Das 
bedeutet ein sehr elastisches, stoßfreies Arbeiten des Mo- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


3. Oktober 1929 


tors und damit eine außerordentlich präzise Drehzahl- 
konstanz auch bei großen Spannungschwankungen. Mit 
nur einer Feder dagegen treten Pendelungen in jeder oder 
über mehrere Umdrehungen hinweg ein, wodurch bei hoher 
Frequenz ein Trillerton entstehen kann. Die Anwendunz 
nur einer Feder verlangt fast konstante Spannung, u.U. 
durch Vorschaltung eines besonderen Umformers, wenn 
die Genauigkeit von lw % oder mehr erreicht werden soll. 


Unsymmetrische Drehstromsysteme. 
Von G. Hauffe, Dresden. 


Übersicht. Es wird eine graphische Darstellung zur 
raschen Bestimmung der Unsymmetrie von Drehstromnetzen 
beschrieben. 


Jedes unsymmetrische Drehstromsystem 
Un + Uz + Us =0 
kann in zwei symmetrische zerlegt werden, deren eines 
Piz + P + Pa = 0 


mit diesem gleichläufig ist und die größere Amplitude hat, 
während das andere 


ga + 43 + 95 = 0 
gegenläufig ist und die kleinere Amplitude hat. Es ist 


dann 
Ue = PoF dig, 


Un = Pg + 08, 
Uai Da ga, 


Abb. 1. 


In Abb.1 ist ein unsymmetrisches System gezeichnet, wie 
es auf den beiden gegenläufigen Systemen entsteht. Ou 
eilt gemäß Zeichnung um e vor Dua vor. Aus Abb. 1 sind 
folgende drei Beziehungen ablesbar: 
| U= U?=p?+g?+2pgcose, 
Ua? =a? U? = p? +g? — 2 p q cos (60° + e), 
U? = b? U? = p? + q? — 2 p q cos (60 ° — £). 
Daraus folgt 
a2 — E + 1—25 cos (60 ° + e) 
= E&E+1+2Ecose g 1) 
p — Ẹ+1— 25 cos(60°—89 ( EE 
E E&E2+1-+2E&Ecose 


Hierin ist § = P das Verhältnis der Amplitude des gleich- 


läufigen symmetrischen Systems zur Amplitude des ggen- 
läufigen symmetrischen Systems. Praktisch läßt man hier- 
für mit Rücksicht auf den Motorbetrieb keine zu hohen 
Werte zu. Nach den Normen! gilt ein System auch dann 
noch als symmetrisch, wenn die Amplitude des gegen- 
läufigen Systems 5 % der Amplitude des gleichläufizen 
Systems beträgt. Dort ist auch ein graphisches Verfahren 


3 R. E. M./1923, $ 15. 


zur Bestimmung der Amplituden der gegenläufigen 
Systeme angegeben. Überdies hat G. Rasch? ein rech- 
nerisches Verfahren zur Bestimmung der Unsymmetrie 
ermittelt. 

Im folgenden soll nun eine einfache Tafel zur Kon- 
trolle der Symmetrieverhältnisse beschrieben werden. Fü: 
die Größe der Unsymmetrie eines Drehstromsystems ist 
nicht die Größe sondern nur die Gestalt des Dreiecks der 
verketteten Spannungen maßgebend. Im allgemeinen wird 
man das Amplitudenverhältnis E = p : q und den Phasen- 
winkel e zwischen Da und Qis zur Charakterisierung der 
Unsymmetrie heranziehen. Diese Größen stehen mit den 
der Messung leicht zugänglichen Werten 

= Uag Fan 9 

a= Un e b= Zë T EE (2) 

in dem Zusammenhang, der durch Gl. (1) gegeben ist. 
E nimmt in Abhängigkeit von der prozentualen Unsy mme- 
trie Werte an, die in Zahlentafel 1 zusammengestellt sind: 


Zahlentafel 1. 

Unsymmetrie in un . | ı la as la 5 

pn | 333] a | 2% 
e kann alle Werte von 0..360° durchlaufen. Es liegt 
nun nahe, Gl. (1) für a und b bei konstantem E als Para- 
meterdarstellung (Parameter ist e) zu betrachten und a 
bzw. b als Funktionen von e bei konstantem E zu be- 
rechnen. Trägt man dann b über a auf, so ergeben sich 


ellipsenähnliche Figuren, an die die prozentuale Unsym- 
metrie angeschrieben werden kann. Das ist in Abb. 2 ge- 


Ai i PR BE HN 
LL Pl 


102 (08 106 


108 1% 


schehen. Der Gebrauch dieser Tafel ist sehr einfach und 
gestaltet sich folgendermaßen: Man mißt die drei ver- 
ketteten Spannungen und errechnet nach Gl. (2) die Ver- 
hältnisse a und b. Sucht man den Punkt a-b auf, so ergibt 
seine Lage ein Urteil über die Netzverhältnisse. Liegt er 
auf oder innerhalb einer der fünf ellipsenähnlichen Figu- 
ren, so ist die Unsymmetrie in Prozent gleich oder kleiner 
als die Unsymmetrie, die der betreffenden Kurve zuge- 
ordnet ist. 


2? ETZ 1925, S. 1446. 


3. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Pumpspeicheranlagen!. — In Amerika ist vor kurzem 
am Rocky River eine große Pumpspeicheranlage in Be- 
trieb genommen worden. Es ist dies die erste große An- 
lage dieser Art in Amerika. Sie hat ein Speicherbecken 
mit rd. 170000000 m3; das Gefälle beträgt 75 m. Im 
Krafthaus ist ein Generator aufgestellt mit 24000 kW 
und zwei Pumpen, die je 8000 PS benötigen bei einer 
Wassermenge von rd. 7 m?/s. Die Aufstellung eines zwei- 
ten Generators ist für später vorgesehen. 

Die Inbetriebnahme dieser Anlage hat die Veranlas- 
sung dazu gegeben, daß in der Zeitschrift der Soc. of 
Civ. Eng. ein Aufsatz erschienen ist über Pumpspeicher- 
werke, in dem in der Hauptsache europäische Anlagen 
betrachtet werden. Es werden in diesem Aufsatz die 
Pumpspeicherwerke in drei Gruppen eingeteilt, nämlich: 

1. in solche Anlagen, die reine Pumpspeicherwerke 
sind (Abb. 1); 

2. in solche Anlagen, die neben der Pumpenspeiche- 
rung noch ein größeres Becken haben, um einen 
Ausgleich der Wassermengen für längere Zeit her- 
vorrufen zu können (Abb. 2) und 

3. in solche Pumpspeicherwerke, bei denen die Pump- 
höhen nur einen Teil des auszunutzenden Gefälles 


darstellen (Abb. 3). 


Oberes Speicherbecken 


Abb. 1. Schnitt durch eine Pump- 
speicheranlage. 


Unteres Jpeicherbecken . 


Zur ersten Gruppe gehören die meisten Anlagen, die 
als Pumpspeicherwerke bekannt sind. Zur zweiten Gruppe 
gehören Anlagen wie Hemfurth, Rempen des Wäggital- 
werkes usw. Zur letzten Gruppe gehören Anlagen, wie 
Schwarzenbach, Fully usw. 

Die Besprechung der wirtschaftlichen Vorteile der 
Pumpspeicherwerke bietet nichts Neues. Es kann hier 
auf die in deutscher Sprache erschienene Literatur ver- 
wiesen werden. Interessant ist die Aufstellung über aus- 


ı Vgl. ETZ 1928, H 699; 1929, S. 499, 1413. 


geführte und projektierte Pumpspeicherwerke. In dem 
Aufsatz sind 42 Anlagen erwähnt, die bereits ausgeführt 
sind. Die Zahl stimmt jedoch mit den Tatsachen nicht 
ganz überein, da unter den Anlagen verschiedene sind, 
die noch nicht ausgeführt sind; andere sind zweimal auf- 
geführt; wieder andere sind irrtümlicherweise als Pump- 


NIIT 


Abb. 2. Pumpspeicherwerk 
verbunden mit größerer 
Stauanlage. 


Talsperre 


Druckrohrleitung 


~ 


Pumpwerk Sn 
Fluh in eınem Nedehtol 


Arafthous 


Abb. 3. Pumpspeicherwerk mit Pumpwerk in einem Nebental 
(Pumphöhe kleiner als das Nutzgefälle). 


speicherwerke bezeichnet, so z.B. Walchensee Bei an- 
deren Angaben läßt es sich überhaupt nicht feststellen, 
welche Anlagen gemeint sind Die Zahl von 42 geht 
dadurch auf 31 zurück. Es bleiben die in folgender Tafel 


| Nutz- Beckeninhalt Pumpleistu Generator- 
Nr. Name der Anlage ‚ Fumphöhe | gefälle z = leistung Bemerkung 
m | m oben | unten mi | PS PS 


1 Zürich. .. % 4. 2 0 a0 8 ie AN 18 000 — — | 700 — 
2 Choindez . . . 2 2 2 2 22.2. — : — — — — 
3 Clis u ee ae Re ee — — — — — 
4 Olten-Aarburg (Ruppoldingen) . . 12 000 | — — 800 — 
5 Brunnenmühle (Heidenheim) — — — 240 — 
6 Schaffhausen . . . 2 2 2 2... 75000 ı — 0,7 2 x 1000 — 
7 Clenezzo. .. 2 2 2 22200. — | — — 2 x 785 — 
8 Chevenoz (Evian Thonon). ... 10 000 — 0,085 2 x 800 — 
9 Stura di Viù (Funghera) 50 000 50 000 1,6 2 x 2 x 4000 
10 Cornabbia ..... 222 2.. — | — — 5780 — 
i į 1 x 4500 1 x 4000 
11 Viverone `. eu 480 000 | — 2,065 |, 1 x 1250 1 x 1250 
R 2 x 2000 2 x 2000 
12 | Neckartenzlingen . .. ... m 17 450 = 0o23 II 350 | 
13 Mill Creek Nr. 2 Mourray, Utah . — — 0,11 100 26 
14 | Fuly... ee 5 100 000 — K 12 000 
15 Fridingen . . . . 2. 2 2 2 2.0. 32 000 — 0,6 3 x 620 — 
16 Tübingen .. . 2.2 2 2 2 20. 122 — 6 600 ` — 0,11 1 — 
17 Veberlingen . . . . . 2» 2 202. 110 — 1 600 000 — 0,3 580 800 
18 Schwarzenbach . . . . . 2... 183— 252 366 |16 000 000 — 2,2 en — 
. x 
19 Münster L Elsaß. .. ..... 393—401 — 18 000 18 000 0,43 \ A x 2.00 l 2 x 2100 
. | 2 
20 | Ubee . ..:. 2 2 2 2 2 2 ren 969 — | — 0.67 1500 — 
21 Belleville (Girod). ....... — — i — 0,44 2 x 4500 — 
22 Reutlingen (Kirchentellingsfurt). — 80 000 — 1,015 — 2 x 895 
23 zen (Wäggital). . . .... — 368 000 — 5,0 4 x 5100 4 x 19 000 
24 Zweribach . . .. . 2 2 2 2.0. — 10 200 — 0,12 1 2 x 780 
25 Tremorelo ..... 2» 2 2 202% — 7 600 000 — 0,82 2 x 6400 15 000 
26 Niederwartha. `... — 1 900 000 | 1 900 000 3,9 08 000 120 000 
27 Hemfurth ..... 2 2 2 20. — — — 13,7 | 2 x 8360 : 33 000 KVA 
ap | Hengstey ....... — | 1200000! — = = = 
29 Mittweida ` . - - 2 2 2 2 20. — 130 000 — — A a — 
x 
30 Maen e e ù» a e è e ù òo o ò ò oœ 810 Per un 1,6 | { 2 x 1275 1 A zn 
31 Rocky River . ... 222.2. — — — 14,0 | 16 200- 33 300 


1448 


aufgeführten Werke übrig, zu denen noch einige weitere 
hinzukommen, die sich in der amerikanischen Veröffent- 
lichung nicht vorfinden, so z.B. die Anlagen. Montjovet, 
Gran Croce und Promeron (Valtournanche). 

In der Aufstellung der projektierten Anlagen sind 
verschiedene Werke erwähnt, die auch bereits aus der 
deutschen Literatur bekannt sind, wie z.B. das Our-Kraft- 
werk. In verschiedenen Fällen handelt es sich um Pro- 
jekte, wie sie gerade in den letzten Jahren häufig aufge- 
taucht sind, ohne daß damit gesagt ist, daß es sich um 
wirklich ernsthafte Projekte handelt, mit deren Verwirk- 
licehung in absehbarer Zeit zu rechnen ist. In der Be- 
schreibung einzelner ausgeführter Anlagen sind zum grö- 
Beren Teil europäische Anlagen erwähnt, auf die hier 
nicht näher eingegangen werden soll, da darüber bereits 
genügend in der deutschen Literatur gesagt ist. Die ein- 
zige ältere Anlage in Amerika ist das Mill-Creek-Werk 
Nr. 2, eine kleinere Anlage, der keine besondere Bedeu- 
tung zukommt, und neuerdings, wie bereits eingangs er- 
wähnt, das Werk am Rocky River. Bei den deutschen 
Anlagen ist besonders dem Speicherwerk Hengstey Auf- 
merksamkeit geschenkt, da es bezüglich der Installation 
die größte bisher ausgeführte Anlage darstellt. 

(WR Freeman, Proc. Am. Soc. Civ. Engs. 
Bd. 54, S. 2457.) Wch. 


Abschalizer 008 5 + SE SE me de Zu 


e e r 
=Z EE BE 
EECH 


penna srhrachere Ströme bhd. = 


DH 
4 


Srm 


Alschalzeit euch? re a AA sm 
eech Mao NW 


| N ei un H 
” tele Ké EN a An. Fer 


a Ölschalter aus dem Jahre 1912 für 60000 kVA Nennaus- 
schaltleistung. Abgeschaltete Leistung 250000 kVA. 
Ausschaltzeit 0,04 s. 

b neuzeitlicher Löschkammerschalter für 3) kV, 2000 A. 
Nennausschaltleistung 759000 kVA. Abgeschaltete Lei- 
stung 830 000 kVA. Ausschaltzeit 0.025 s. 

c einpoliger Expansionsschalter für 400 000 kVA Nennaus- 
schaltleistung. Abgeschaltete Leistung, bezogen auf 77° 
den dreipoligen Schalter, 530000 kVA. Ausschaltzeit I, 
0.002 8. i 


Abb. A Abschaltversuche. 


Das Bucks-Creek-Kraftwerk. — Das Bucks-Creek- 
Kraftwerk der Great Western Power Co. in Nordkalifor- 
nien ist als die bis jetzt mit größtem Gefälle arbeitende 
Wasserkraftanlage der V.S. Amerika bemerkenswert. In 
ihm wird bei 8,5 m?/s größter Wasserführung ein Nutz- 
gefälle von 717’m ausgewertet, wogegen das statische Ge- 
fälle 781 m beträgt. Der verhältnismäßig nohe Gefälls- 
verlust erklärt sich aus der zwecks Einbeziehung eines als 
Jahresspeicher verwertbaren Beckens notwendig gewor- 
denen langen Oberwasserführung. Das Nutzwaeser wird 
in zwei 35000 PS-Pelton-Zwillinesturbinen verarbeitet, 
deren jede einen 25 000 kV A- (20 000 kW-) Drehstromgene- 
rator antreibt. Die 450 PS-Erregermaschinen haben ge- 
trennten Freistrahlturbinenantricb. Der Strom wird in 
Zwei aus Einphaseneinheiten gebildeten Drehstromtrans- 
formator-Gruppen von je 25000 kVA von 11 auf 165 kV 
heraufgesetzt und mit dieser Spannung in das allgemeine 
Netz der Gesellschaft eingeleitet: für später ist eine Er- 
höhung der Übertragungspannung auf 240 kV beabsichtigt. 
Von den wasserbaulichen Anlagen sind die beiden je 
1460 m langen Druckrohre erwähnenswert, deren jedes aus 
zwei Abschnitten besteht. Der obere 640 m lange Abschnitt 
ist dreifach vernietet und weist bei von 1,37 auf 1,07 m ab- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 3. 


Oktober 1929 


nehmendem Durchmesser von 16 auf 32mm zunehmende 
Wandstärke auf; der untere 820 m lange Teil wurde aus 
mit Stahlbändern bandagiertem Stahlrohr von 0,91 m inne- 
rem Durchmesser hergestellt. Die mit Motorantrieb aus- 
eestatteten Einlaßventile werden von dem Kraftwerk aus 
gesteuert. Die gesamten Baukosten stellten sich auf 31,5 
Mill RM, sonach verhältnismäßig eehr hoch, erscheinen 
aber durch die Jahresspeicherung wirtschaftlich noch gce- 
rechtfertigt. (El. World Bd. 92, S. 733.) Bp. 


Apparate. 


Die Entwicklung im Hochleistungschalterbau — 
Eine am 20. VI. in dem neu errichteten Hochleistungs- 


prüffeld der SSW stattgefundene Vorführung hatte den 
Zweck, ein Stück aus dem Entwicklungsgang der Schalter- 
technik darzulegen. Der Abschaltversuch an einem Öl- 
schalter aus dem Jahre 1912 ergab noch bei Afacher Uber- 
lastung ein Verlöschen des Lichtbogens; der Kessel wurde 
aber abgetrieben, und die Schaltgase entzündeten sich; der 
Brand erlosch jedoch von selbst (Abb. 4a). 


Ein neuzeit- 


N aaa e 
Kä? "A 


Ahb. 5. Hochleistungs-Ölschalter und (rechts daneben) Expansionsschalter. 


licher Hochleistungs-Löschkamme:schalter für 30 kV, 
2000 A bewältigte dagegen einwandfrei die Schaltleistung. 
Öl- und Gasauswurf waren verschwindend gering 
(Abb. 4b). 

Wenn man in neuester Zeit wieder versucht, vom Öl- 
schalter auf den L.uuftschalter überzugehen, so hat dies 
seinen Grund hauptsächlich darin, daß in wenigen Fällen 
beim Zusammentreffen ungünstizer Umstände das Schal- 
teröl sich entzündet und der entstandene Brand mit seiner 
starken Qualmbildung zu einer Unterbrechung der Strom- 
lieferung und Gefährdung des Bedienungspersonals ge- 
führt hat. Auf Grund eingehender Untersuchungen haben 
die SSW daher einen sogenannten Expansionsschal- 
ter entwickelt, der in weniger als 1/10 s Leistungen bis zu 
600 000 KEN A abschaltet. Er beruht darauf, daß durch einen 
vom Lichtbogen erzeugten und plötzlich expandierenden 
(sasstrom der Lichtbogen zum Erlöschen gebracht wird. Als 
besonderer Vorteil der Konstruktion ist anzusehen, daß der 
Schalter unabhängig von einer fremden 
Druckluftauelle arbeitet, also ähnlich wie der Öl- 
schalter für sich allein betriebsfähig ist. Abb.5 zeigt die 
Ansicht von je einem Pol eines Hochleistungs-Ölschalters 
und des Expansionsschalters von annähernd gleicher Lei- 


3. Oktober 1929 


stung und läßt den geringen Raumbedarf des letzteren 
erkennen. Zum Schluß wurde der Expansionsschalter bei 
einer Leistung von 450 000 kVA vorgeführt, wobei er die 
ihn aufredrückte Leistung in weniger als !/ıoos unter 
kaum sichtbarer Feuererscheinung abschaltete N 
a. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Spannungsmessung unter Zuhilfenahme von Konden- 
satordurchführungen. — Für höhere Betriehspannungen 
werden normale Wandler zur Messunz der Netzspannung 
und zur Betätigung von Auslösern und Relais unver- 
hältnismäßig umfangreich und teuer. Man hat daher u. a. 
die bekannten Kondensatordurchführungen in ihrer 
Eigenschaft als Spannungsteiler herangezogen, nach 
Abb. 6 einen Belag derselben herausgzeführt und die so ab- 


Kondensatordurchführung 
Anzapfung 

Funkenstrecke 
Transformator 
Drosselspule 

Schieber 

7 Hauptspule 


sn un Fa 


Abb. 6 Schaltbild der Spannungs-Meßeinrichtung mit Kondensator- 
durchführung. 


senommene Teilspannung durch einen kleinen Spannungs- 
wandler weiter auf die Gebrauchspannung der Instru- 
mente und Relais herabgesetzt. Der Sekundärkreis dieses 
Wandlers enthält zur Regelung der Spannung und Phasen- 
verhältnisse einen regelbaren Kondensator und eine 
Regeldrosselspule. Primärseitig ıst noch eine Schutz- 
funkenstrecke zur Ableitung von Überspannungen vorge- 
sehen und das Ganze in einem geerdeten, wetterfesten 
Blechkasten untergebracht, der an den die Kondensator- 
durchführungen tragenden Schalter- oder Transforma- 
torenkessel gehängt wird. Ein biegsames Kabel stellt 
die Verbindung zur Anzapfung der Durchführung her; 
zum Anschluß der Instrumentleitungen sind zwei Klem- 
men Sı und Ba vorgesehen. Um die für jede Frequenz 
und Bürde notwendigen Abgleichungen der Meßeinrich- 
tung rasch vornehmen zu können, sind ferner alle Ver- 
bindungen von den Anzapfungen des kleinen Transfor- 
mators und der Regeldrossel an ein Schaltbrett mit 
Kurbelschaltern geführt, das ebenfalls im Innern des 
Blechkastens untergebracht ist. Die Umschaltung des 
Kondensators erfolgt durch kleine Messerschalter an 
diesem Schaltbrett. 

Die Einrichtung ist ihrer Natur nach in erster Linie 
zur Messung der Leitungspannung gegen Erde bestimmt 
Zur Messung der Netzspannung müssen die Sekundär- 
wieklungen zweier solcher in benachbarten Phasen 
liegenden Apparate in Reihe geschaltet werden. Für 
Zwecke der Synchronisierung wird je eine Einrichtung 
auf der Sammelschienen- und Leitungseite der die Kon- 
densatordurchführungen tıagenden Ölschalter benötigt, 
wobei in Netzen mit nicht unmittelbar geerdetem Null- 
punkt zweckmäßig die Reihenschaltung der in benach- 
harten Phasen eingebauten Apparate angewandt wird. 
Im 132 kV-Netz einer großen Kraftverteilungsgesellschaft 
wurden auch die Spannungskreise der Watt- und Blind- 
leistungsmesser unmittelbar an die von der Westinghouse 
Electrice & Mfg. Co. in der vorbeschriebenen Form herze- 
stellten Spannungs-Meßeinrichtungen angeschlossen. Die 
Stromzeiger und Stromwicklungen der verschiedenen 
Zähler werden aus Durehführung-Stromwandlern gespeist. 
Der ganze Meßkreis ist dabei für Vollast richtig abge- 
lichen worden, so daß die Angaben der Leistungs- und 
Blindverbrauchmesser nur bei hoher Belastung genau 
sind, was aber erwünscht ist und für Werkabrechnungen 
ausreicht. Bei Verrechnung an die Verbraucher erscheint 
die Anwendung dieses Verfahrens allerdings weniger 
empfehlenswert. 

Die Belastbarkeit der neuen Spannungsmeßeinrich- 
tung ist abhängig von der primären Netzspannung und 
beträgt z.B. bei 110 kV 12 VA. bei 154 kV 20 VA und 
bei 220 kV 30VA bei 60 Hz. Für größere Bürden im 
Meßstromkreis müssen zwei Apparate in jeder Phase paral- 
lel oder die Apparate zweier benachbarter Phasen in Reihe 
seschaltet werden, wobei die zulässige Bürde auf das 
Doppelte bzw. 1,173fache der obengenannten Werte steigt. 
Tue Abeleichung der Apparate auf richtige Spannung und 
Phasenlage durch Veränderung der Schaltunz des Trans- 
formators, Kondensators und der Drossel soll für jeden 
Fall in wenigen Minuten ausfiihrbar sein, und weitere 
Wartung, gelegentliche Nachprüfung ausgenommen, daß 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


1449 


im Gehäuse kein Kondenswasscı ni»dergeschlazen 
(N.B Jones, The 


sich 
hat, sollen nicht erforderlich sein. 
Electrice Journ. Bd. 26, 8.54.) ON 


Beleuchtung. 


Firmenschildbeleuchtung. — Die auf S.304 der ETZ 
1929 beschriebene Beleuchtung der Firma Knagge & Peitz, 
München, ist zwar mit Kandem-Leuchten ausgerüstet, je- 
doch, wie wir inzwischen erfuhren, von dem Ingenicur 
Erich Rosenberg, München, Herzog-Rudolf-Strale 20, 
ausgeführt wordon. 


Heizung. Öfen. 


Belastungsverhältnisse beim elektrischen Herd und 
Heißwasserspeicher. — Der elektrische Küchenherd hat 
bei den Hausfrauen als Effektiherd in der dem Gasherd 
nachgebildeten Form den größten Anklang gefunden, wäh- 
rend die Form des Speicherherdes sich bisher noch nicht 
recht Eingang zu verschaffen wußte. Ing. Seehaus, 
Mitlödi (Schweiz), hat nun einen Speicherherd konstruiert, 
welcher in seiner Wirkungsweise dem Gasherd ähnelt, so 
daß eine weitere Verbreitung dieser Type zu erwarten 
steht. Dabei taucht die Frage auf, ob für die Elektrizitäts- 
werke die Speicherherde wirklich so wünschenswert sind, 
als anfangs wegen der Vermeidung der Kochstromspitze 
angenommen wurde. Ing. Hasler berichtet über 'Erfah- 
rungen in Züricher Wohnkolonien, in welchen für Küche 
und Bad ausschließlich Elektrizität verwendet wird. Es 
muß daher der gesamte Energieverbrauch im Haushalt 
berücksichtigt werden, nicht der des Speicherherdes allein. 
Die Untersuchung erstreckte sich auf 100 Herde mit je 
6,2 kW Anschlußwert — alle mit Bratofen und Hoch- 
leistungsplatte — und 100 Boiler mit je 1,3 kW Anschluß- 
wert. Die Messungen ergaben als Mittelwerte für jeden 
Herd.eine Morgenspitze von 0,35 kW, eine Mittagspitze 
von 1,0 kW und eine Abendspitze von 0,70 kW. Besonders 
hervorzuheben ist die Verwendung der Hochwattplatte, 
welche durch bedeutende Beschleunigung des Kochvor- 
ganges den Wünschen der Hausfrauen näherkommt, Es 
hat sich dabei gezeigt, daß die anfänglich befürchtete Ver- 
schlechterung der Netzbelastungskurve durch die Hoch- 
wattplatte keineswegs eingetreten ist. Hingegen zeigte 
es sich, daß die Boilerbelastung für den Verlauf der Kurve 
beinahe von größerer Bedeutung als die Herdbelastung 
ist. Einer Höchstleistung von 100 kW mittags steht eine 
solche von 130 kW um Mitternacht gegenüber. Die Ein- 
schaltung der Speicher erfolgt in Grupren zwischen 22 h 
und 24h, die selbsttätige Ausschaltung bei Erreichung 
einer Temperatur von 80..85° und ergibt daher einen 
langsamen Abfall der Belastungskurve zwischen, 2..6 h, 
welcher durch die Verringerung des Anschlußwertes und 
Verlängerung der Aufheizzeit noch günstiger gestaltet 
werden kann. Aus den Kurven geht aber weiter hervor, 
daß bei der Herd-Boiler-Kombination nachts kein Platz 
mehr für die Speicherherdbelastung ist. Würden in 
den 100 Wohnungen noch Speicherherde mit 500 W An- 
schlußwert angeschlossen werden, würde sich die Nacht- 
belastung um etwa 40 % vergrößern, was infolge erhöhter 
Transformatorenleistung usw. für die Werke unwirt- 
schaftlich wäre. Es ist daher das Problem der Speicher- 


- herde wie auch der Speicheröfen für Raumheizung von 


seiten der Elektrizitätswerke nochmals genau zu prüfen. 
Zu den Folgerungen von Ing. O. Hasler nimmt Prof. 


Dr Wyssling, Wädenswil, wie folgt Stellung: Für 


dic Beurteilung des Einflusses der Speicherbelastungen 
auf die Verteilnetze müssen die Änderungen der Höchst- 
leistungen in einzelnen Straßenleitungen, ganzen Ortslei- 
tungen und ganzen Werken unterschieden werden. Es ist 
erforderlich, nicht nur den Einfluß des Herdes und Heiß- 
wasserspeichers zu berücksichtigen, sondern das Zusam- 
menwirken aller Belastungen eines Elektrizitätswerkes 
zu prüfen. Wenn auch die Belastungspitzen der Heiß- 
wasserspeicher in der Nacht höher sind als die Kochstrom- 
spitzen in der Mittagszeit, so wirkt sich das doch auf die 
Gesamtbelastung des Werkes ganz verschieden aus, da 
während der Nachtzeit fast keine anderen Belastungen 
auftreten, die Kochzeit jedoch mit den Taxesspitzen teil- 
weise zusammenfällt. Es gibt daher genügend Werke, die 
mit der Stromlieferung für den Heißwasserspeicher — 
selbst wenn diese die Kochstromspitze übersteigt — die 
Nachtenergie nicht voll ausnutzen und daher für die 
stärkere Verwendung von Nachıtspeicherheizöfen eintre- 
ten. Diese Maßnahmen werden sich immer nach den ört- 
lichen Verhältnissen des Elektrizitätswerkes richten müs- 
sen, insbesondere nach der Belastungskurve aus den übri- 
gen Ansehlüssen. Der günstigste Fall der Speicherleistung 
ist die gleichmäßige Verteilung der täglich benötigten 


1450 


Energie auf 24 h, wobei noch gewisse Sperrzeiten be- 
rücksichtigt werden können, wie dies beim Seehausschen 
Speicherherd der Fall ist. Dem gegenüber steht die reine 
Nachtspeicherung der Speicheröfen und Heißwasserspei- 
cher, welche die ganze Energieaufnahme in die Nachtstun- 
den und eventuell noch die Zeit des Mittagtales verlegen, 
sich also besonders bei der von Ing. Hasler angeregten 
gruppenweisen Einschaltung für die Belastung günstig 
auswirken. Selbst Halbspeicher, welche auch unter Tags 
wiederholt aufgefüllt werden, können bei entsprechender 
Regelung der Füllzeiten zum Ausgleich des Belastungs- 
diagrammes dienen. Die gleichmäßige Verteilung der Be- 
lastung auf die 24 h beim Seehausschen Speicherherd 
wird sich daher, wenn er sich in der Praxis bewährt, für 
die Elektrizitätswerke günstig auswirken. 

Ing. Paul Seehaus, Mitlödi, betont, daß man aus 
den Beobachtungen einer bestimmten Wohnkolonie keine 
allgemeinen Schlußfolgerungen ziehen könne, und weist 
besonders darauf hin, daß sich gerade durch den Speicher- 
herd und den Heißwasserspeicher durch entsprechende Re- 
gelung der Energieaufnahme das Belastungsdiagramm 
äußerst günstig beeinflussen läßt. Im ungünstigsten Falle, 
wenn neben den Sperrzeiten noch eine verminderte Tages- 
und vermehrte Nachtbelastung gewünscht wird, genügt es, 
den Heißwasserspeicher nur nachts anzuschließen, um ein 
Gleichbleiben der Nachtbelastung und Sinken der Tages- 
spitze um 50 % zu erzielen, da sich die Herdspeicherenergie 
als Grundbelastung über 24 h verteilt. Schon wenige 
Sperrstunden, entsprechend geregelt, reichen für beide 
Geräte hin, um recht ungünstige Belastungen fast völlig 
auszugleichen, durch den Anschluß von Speicherherden 
an die Lichtinstallation lassen sich erhebliche Verbesse- 
rungen des Belastungsfaktors erzielen. Diese Ausführun- 
gen werden durch Diagramme sowie Mitteilungen über die 
Durchbildung des Seehausschen Speicherherdes ergänzt. 
(O. Hasler, Bull. SEV Bd. 19, S. 736 u. 789.) Ktw. 


Die Herstellung von elektrischen Heizapparaten. — 
Bei der Edison Electrie Appliance Co. bestehen die Heiz- 
elemente der Bügeleisen, Kochtöpfe, Brenneisen, Waf- 
feleisen usw. aus Drahtspiralen, die in Stahl- oder Kup- 
ferrohren liegen, die mit Magnesiumoxyd als Schutz 
gegen Oxydation gefüllt sind. Bei Bügeleisen und Koch- 
töpfen wird dieses Element in den eisernen Heizkörper 
Set so daß beide Teile zusammen ein Ganzes 

ilden. ` 


Die Rohre, die einen Durchmesser von %”...%” ha- 
ben, werden auf Länge geschnitten und beiderseits auf 
Zentriermaschinen ausgebohrt zur Aufnahme von Deckel- 
scheiben, durch die die Drahtspirale in der Mitte des 
Rohres gehalten wird. Die Spiralen bestehen aus Nickel- 
Chrom-Draht von 100 ... 400 mm Länge je nach Erfordernis. 
Wenn die Spirale ins Rohr eingelegt wird, wird das 
untere Ende durch eine Scheibe, das obere durch einen 
Bügel gehalten. Darauf werden je 20 Rohre in ein Re- 
gal gestellt, welches unter Füllrümpfen mit Magnesium- 
oxyd steht. Das Regal wird ständig durch einen Motor 
in rüttelnde Bewegung gesetzt, während das Pulver ein- 
läuft, wodurch ein gutes Setzen bezweckt wird, damit 
das Rohr vollständig ausgefüllt wird. Dann ersetzt man 
den Bügel durch eine Scheibe und glüht die Rohre in 
einem gasgefeuerten Ofen, in dem sie durch drei Nickel- 
Chrom-Röhren von 100 mm Dmr. gehen, die am entgegen- 
gesetzten Ende 2 m aus dem Ofen als Kühlzone hinaus- 
ragen. 
815° gehalten. Vor und nach dem Glühen werden die 
Heizkörper je ja" im Durchmesser reduziert, wodurch 
die Packung noch fester wird. Schließlich werden die 
Rohre auf die gewünschte Form gebracht, die entweder 
flach oder quadratisch ist, worauf eine Prüfung auf gute 
Isolation stattfindet. 


Die Herstellung von Bügeleisen und Heizelementen 
für Kochtöpfe geschieht auf kontinuierlichen Gießmaschi- 
nen in Form eines Drehtisches von ungefähr 3 m Dmr, 
der von einem Motor angetrieben wird. Die Formen be- 
stehen aus dem unteren feststehenden und dem oberen 
beweglichen Teil, der mechanisch geöffnet und geschlos- 
sen wird. Wenn die Form geöffnet ist, wird das Heiz- 
element eingelegt, und sobald sie geschlossen ist, wird 
Eisen eingegossen. Vor dem Einlegen werden die Ele- 
mente vorgewärmt. (The Iron Age Bd. 122, S. 1221.) IM. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Diagramme für die Parallelschaltung beliebiger 
Scheinwiderstände. — Es wird ein neues Vektordiagramm 
angegeben, welches die Parallelschaltung beliebiger 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


Die Temperatur in den Rohren wird auf 760... 


3. Oktober 1928 


Scheinwiderstände in zeichnerisch sehr einfacher Weise 
darzustellen gestattet. Sind zwei Scheinwiderstände, z. B. 
eine verlustreiche Induktanz und eine verlustreiche Kon- 
densanz gegeben, die parallel geschaltet werden sollen, so 
wird zur Darstellung des Resultates folgendermaßen ver- 
fahren: Auf den beiden zugehörigen Vektoren werden in 
den Anfangs- und Endpunkten je eine Senkrechte errichtet. 
Diese vier Senkrechten bilden miteinander vier Schnitt- 
punkte. Zwei davon, nämlich die Schnittpunkte je einer 
Anfangs- mit je einer Endpunktsenkrechten werden mit- 
einander verbunden, und auf die Verbindungslinie wird 
vom Anfangspunkt das Lot gefällt. Dieses Lot ist bereits 
der gesuchte Vektor. Für diesen Vektor wird die Bezeich- 
nung „der harmonische Vektor“ der beiden gegebenen 
vorgeschlagen, da er gleich dem halben harmonischen Mit- 
tel ist. Das Verfahren kann eine „Reziprokaddition” ge- 
nannt werden, wie sich aus dem mathematischen Ausdruck 
dafür ergibt. Wendet man diese Methode in umgekehrter 
Richtung an, so läßt sich ein Vektor in zwei andere zer- 
legen, wofür der Ausdruck „harmonische Zerlegung” vor- 
geschlagen wird. 


Das beschriebene Diagramm ist nicht anwendbar auf 
Scheinwiderstände, deren Vektoren genau die Winkel 0° 
oder 180° miteinander bilden.. Hierfür sind allerdings 
andere einfache Diagramme anwendbar. Bei der Reziprok- 
addition von Vektoren, die miteinander den Winkel 90° 
bilden, ergibt sich ein sehr einfaches Sonderdiagramm, das 
schon 1919 durch E. Orlich veröffentlicht worden ist. 

Für die Parallelschaltung beliebiger Scheinwider- 
stände gibt es allerdings auch schon ein Diagramm von 
E. Orlich. Obgleich das hier neu mitgeteilte Diagramm 
natürlich zu demselben Resultat führt wie das von E. 
Orlich, ist der geometrische Weg doch vollkommen ver- 
schieden. (H. Rukop, Arch. El. Bd. 21, H. 5, S. 443.) 


Die Permeabilität des Eisens bei Gleichstrom-Vor- 
magnetisierung. — Vor einigen Jahren wurde von S p o o0- 
ner! eine Formel zur Berechnung der Permeabilität des 
Eisens bei Gleichstrom-Vormagnetisierung angegeben. 
Diese Formel lautet: 


Hs =B, (atbAB.10 A1. 


noch Holler 


Hierin istu, =å BAH und Hen” Bm/Hm (Abb.?7). a und b 


sind Zahlenwerte, die vom magnetischen Material einiger- 
maßen unabhängig sind und nur von der maximalen Induk- 
tion Bm abhängen. Die Kurven für a und b in Funktion von 


ı Spooner, J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 42, S. 42. 


3. Oktober 1929 


De wurden von Spooner in dem Bereich von 2000 ... 18 000 
Gauß für verschiedene Magnetstähle bestimmt. Da schun 
die von Spooner für die a-Kurve experimentell gefunde- 
nen Werte sehr stark von der mittleren Kurve abwichen, 
so war es von Interesse, festzustellen, ob auch für die in 
der Elektrotechnik gebräuchlichen Dynamobleche und 
Siliziumlegierungen die gewonnenen Werte für a und b 
Gültigkeit besitzen. Außerdem ist es oft erwünscht, die 
Konstanten auch für kleinere Induktionen als für 2000 
Gauß zu kennen. 


Es wurde deshalb eine große Anzahl von ballistischen 
Messungen an sieben geschlossenen Blechringen aus 
Eisen und siliziumhaltigem Material ausgeführt. Die in 
Abb. 8 dargestellten Kurven für a und b stellen Mittel- 
werte aus den von Höller gemessenen Werten dar; zum 
Vergleich sind die Spoonerschen Kurven gestrichelt mit 
eingezeichnet. Insbesondere die neue a-Kurve zeigt eine 
erhebliche Abweichung gegenüber der von Spooner. 
Rechnet man mit der von Höller verbesserten Formel, so 
stimmen für Dynamo- und siliziumlegierte Bleche die Er- 
gebnisse besser mit den einzelnen Meßwerten von Spoo- 
ner und anderen Forschern überein als bei Verwendung 
der Spoonerschen Konstanten. Es wurde weiterhin nach- 
gewiesen, daß die Spoonersche Formel auch für über- 
lagerten Wechselstrom von 50 Hz verwendbar ist. — Bei 
den Messungen an noch nicht gealterten Eisenringen im 
Bereich kleiner Induktionen zeigte sich, daß bei konstan- 
ter Dauermagnetisierung die Ausschläge am ballistischen 
(ralvanometer beim Kommutieren fortwährend zunehmen. 
Es wurden noch 50h nach Beginn der Magnetisierung Zu- 
nahmen beobachtet. Diese Erscheinung scheint auf ma- 
enetischen Nachwirkungen zu beruhen. (E. Höller, 
Dr.-Ing.-Dissertation, T. H. Stuttgart 1928.) Sb. 


Lichtbogen mit kleiner Stromdichte. — Speziell für 
die sog. „kalten“ Bogen stellte Langmuir die Theorie 
auf, daß Elektronen aus der Kathode durch das Feld der 
positiven Raumladung befreit würden. In diesem Falle ist 
eine bestimmte Mindestfeldstärke erforderlich (etwa 
10° V/cm) und ferner läßt sich nachweisen, daß aus diesem 
Kleinstwert unter Berücksichtigung der übrigen Bedin- 
gungen des normalen Bogens auch ein Mindestwert der 
kathodischen Stromdichte folgt, den Slepian und Ha- 
verstick zu etwa 1000 A/cm? berechnen. Die Verfasser 
hatten bereits früher eine Entladung mit kalter Kathode 
und offenbar sehr geringer Stromdichte beobachtet, an 
der nun die Bedingung des Stromdichte-Mindestwertes 
nachgeprüft wurde. Zu dem Zweck wurden nacheinander 
verschiedene Röhren mit verschiedenen Gasfüllungen un- 
ter geringem Druck (einige cmHg) mit einem Schalter in 
ein 500 V-Gleichstromnetz in Reihe gelegt; ein parallel 
liegender Schalter schloß die Röhre 0,06 s nach Einsctzen 
der Entladung kurz. Strom und Spannung wurden oszillo- 
graphiert, die Fläche des Kathodenfleckes photographiert 
und außerdem nach den Spuren ausgemessen. 


Die Versuche ergaben bei Strömen von 18...25 A und 
Bogenspannungen von 62...20 V Stromdichten an der Ka- 
thode zwischen 7 und 120 A/cm?! Selbst wenn an diesen 
Werten gewisse Korrekturen z.B. infolge der Wanderung 
des Kathodenflecks nötig sind, so liegen die Zahlen doch 
noch weit unter dem oben berechneten Mindestwert von 
1000 A/cm?. Durch Beobachtung mit der Zeitlupe konnte 
gezeigt werden, daß der Fehler in der Stromdichtebestim- 
mung nicht über 100 % beträgt. Die Theorie der Elek- 
tronenbefreiung durch das Feld ist also in diesem Falle 
nicht anwendbar. Die Verfasser erklären vielmehr die 
Entladung mit Hilfe der von Slepian aufgestellten Theorie, 
nach der der Strom ohne Unterstützung durch Elektronen 
allein von positiven Ionen getragen wird, die in einer hoch 
erhitzten und stark ionisierten Gasschicht dicht vor der 
Kathode entstehen. (J.Slepianu.E.J.Haverstick, 
Phys. Rev. Bd.33 (1929), S.52.) Wi. 


Verschiedenes. 


Ehrung von Friedrich von Hefner-Alteneck. — Auf 
Anregung der Siemens-Ring-Stiftung, zu deren Aufgabe 
es gehört, das Andenken an verstorbene verdienstvolle 
Männer der Naturwissenschaften und Technik wachzu- 
halten, ist vor längerer Zeit in Berlin-Siemensstadt und 
nun auch in München eine Straße nach Friedrich von Hef- 
ner-Alteneck, dem Mitarbeiter von Werner von Siemens 
und angesehenen Pionier der Elektrotechnik, benannt wor- 
den. — Der betreffende Straßenzug in München geht von 
der Braumauerbrücke bis zur Brudermühlbrücke längs 
der Isar. An ersterer wurde gleichzeitig eine Gedenk- 
-tafel mit einem Relief vom Kopfe Hefner-Altenecks und 
folgender Inschrift enthüllt: 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


1461 


Friedrich 
* 27.April 1845 f 7. Januar 1904. 


von ` euer » Ultened. 


Ein Pionier der Eleltrotechnit. 
Er gab 1872 der Dynmamomaldine 
die nah ihm benannte Ronftruttion 
und erfand 1878 die Differential- 
Bogerlampe fomie 1884 als 
Richteinheit die  Gefner » ferze. 


Unter Hefnerd Leitung wurde bei 


dieier Brüde die elektriiche 
Beleuchtung zum eriten Male au 
Sumdierungsarbeiten verwendet. 


Crridtet von der Siemens- Ring- Stiftung. 


Bei der Enthüllungsfeier hielt Herr Prof. Dr. Pa- 
schen, der Präsident der Physikalisch-Technischen 
Reichsanstalt, eine Ansprache; ferner sprachen noch Herr 
Prof. Dr.-Ing. E. h. G. de Thierry (in Abwesenheit 
durch Mikrophon aus Berlin) für den deutschen Verband 
T'echnisch-Wissenschaftlicher Vereine, Herr Direktor 
Reinhart als Vertreter des Siemens-Konzerns, Herr 
Direktor Oberbawdirektor Zell für den Verband Deut- 
scher Elektrotechniker, den Elektrotechnischen Verein 
München und die Beleuchtungstechnische Gesellschaft und 
Herr Direktor Strauß im Namen des Vereins deutscher 
Ingenieure. Herr Staatssekretär Ritter von Frank er- 
innerte zum Schluß als Vertreter der Deutschen Reichs- 
bahn-Gesellschaft an die großen Verdienste Hefner-Alten- 
ecks auf dem Gebiete des Eisenbahnsicherungswesens. 


Energiewirtschaft. 


Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Die 
Elektrizitätsversorgung der Provinz Sachsen und 


den bedeutenden Anteil des Provinzialverbandes an deren 
Entwicklung hat der Landeshauptmann, wie Elgawe be- 
richten, in einer Broschüre? geschildert. Danach war der 
Verband Ende März an folgenden Elektrizitätsunterneh- 
mungen beteiligt: 


Unternehmen der 
Beteiligung 
in 1000 R 


Überlandzentrale Südharz G. m. b. H. .... 3276,6 
Elektrizitätswerk Sachsen-Anhalt A. G. 2437,8 
Landelektrizität G. m. b. H. ......... 750,0 
Landkraftwerke Leipzig A.G. . ...... 1831,8 
Kraftwerk Thüringen A.G. . . . . 2.2... 1742,1 
Überlandzentrale Mansfelder Seekreis A. G. 838,7 
Thüringenwerk A.G. . . 2. 2 2 2 2 2 20. 40,0 
Großkraftwerk Erfurt A.G. . .. 2.222... 308,0 
El. Kleinbahnen im Mansfelder Bergrevier A.G. 400,8 


Wie dann ausgeführt wird, drängen die Verhältnisse in 
der Elektrizitätswirtschaft auf eine weitere Zusammen- 
fassung der Versorgungsunternehmungen zu einem ein- 
heitlichen Ganzen, um dadurch eine Rationalisierung und 
Senkung der Strompreise herbeizuführen. Ferner komme 
es darauf an, die Belieferung der Provinz mit elektrischer 
Arbeit an Großunternehmungen anzulehnen, die es ge- 
statten, daß der provinzielle Einfluß in der Erzeugung und 
Verteilung gewahrt bleibe. Innerhalb der einzelnen Unter- 
nehmungen, an denen der Provinzialverband sich beteiligt 
habe, und der etwa zu gründenden großen Gesellschaft sei 
in erster Linie auf die Einführung veredelter Tarife hin- 
zuwirken. 

Dem Inhalt einer von Elgawe auszugsweise wieder- 
gegebenen Denkschrift „Hessen und seine Wirtschaft“ 
des Landesstatistischen Amts entnehmen wir, daß die 
dortige, größtenteils auf der Verwertung fester Brenn- 
stoffe beruhende Elektrizitätserzeugung, die 1927 229,5 
Mill kWh betrug, also knapp 1% der Reichsproduktion, 
und von der rd. 53 % auf öffentliche Elektrizitätswerke 
entfielen, zur Befriedigung des Bedarfs nicht ausreiche. 
1925 hätten noch etwa 30 Mill kWh aus Bayern eingeführt 
werden müssen, und nur rd. 0,6 Mill kWh seien an Nach- 
bargebiete abgegeben worden. Durch den Ausbau des 
Kraftwerks Wölfersheim auf etwa 24000 kW würde man 
künftig jährlich rd. 60. Mill kWh gewinnen, von denen etwa 
cin Drittel abzunehmen die Stadt Frankfurt a. M. vertrag- 
lich verpflichtet sei. e 

Das Bauprogramm der Berliner Städtischen 
Elektrizitätswerke A.G. das als Nachtrag für 
1928 einen Anleihebedarf von 12,279 Mill RM und als 
erstes Bauprogramm für 1929 einen solchen von 51,933 Mill 


ı Vgl. ETZ 1929, 8. 1423. : 
2 ufgaben und Leistungen des Provinzialverbandes von Sachsen.” 


1452 


Reichsmark, im ganzen also 64,212 Mill RM vorsicht, ist 
vom Haushaltsaussc huß des Magistrats angenommen wor- 
den. Die Gesellschaft hat kürzlich den 800 000. Zähler in- 
stalliert. 

Aus dem Geschäftsbericht der Stidtisehen Elek- 
trizitätswerkeFrankfurta.M. für 1927/28 geht 
hervor, daß die Versorgung der Stadt zum größeren Teil 
durch die beiden eigenen Kraftwerke Gutleutstraße und 
Ohmstraße (am 31. III. 1928 insgesamt 64655 kW) sowie 
außerdem durch Strombezug (6000 kW) von der Preußi- 
schen Elektrizitäts-A. G. gedeckt worden ist. Anfangs des 
Berichtsjahres hatte man als zweite Fremdstromquelle das 
Schwelkraftwerk Hessen-Frankfurt a. MA. CG (Hefraz) 
in Wölfersheim zu errichten begonnen, das nunmehr Strom 
über die bestehende 100 kV-Leitung der Preag dem Elek- 
trizitätswerk zuführt. Weiter sollen die aus den Unter- 
mainstufen bei Griesheim und Eddersheim etwa von Ende 
1931 an anfallenden Strommeneen vom Elektrizitätswerk 
abgenommen werden. Die Eigenerzeugung beider Zentra- 
len der Stadt betrug 85,652 Mill kWh (65.927 i. V.) und der 
F remdst rombezug 19,634 Mill kWh (20,277 ìi. V.), so daß 
sich insgesamt ein Ausbringen von 105,286 Mill kWh er- 
vibt, d. s. rd. 22 % mehr als 1926 (86, 205 Mill kWh). Als 
höchste Belastung "nennt der Bericht 40 570 kW, als Be- 
lastungsfaktor nahezu 30% und als Ausnutzungsfaktor 
rd. 23%. Nutzbar abgegeben wurden bei 14,5 % Verlust 
und 157200 kW Anschlußwert am Ende der Berichtszeit 
(149516 i. V.) einschl. des Eigenbedarfs insgesamt 90,011 
Mill kWh (72,693 i. V.), also rd. 24% mehr als 1926/27, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


3. Oktober 1929 


Installationsgewinn betrugen 462313 RM, der Reingewinn 
76 987 ns und die Dividende 7% auf 1 Mill RM Aktien- 
kapital. 

Der (Gesamtanschlußwert des Fränkischen 
Überlandwerks A.G. Nürnberg. hat sich 1928 von 
130 709 auf 140628 kW erhöht, und die Stromabgabe ist 
von 29,916 auf 36,512 Mill kWh, d. h. um 22% zegen 1921 
gewachsen. Eine 20 kV-Speiseleitunge nach dem Mittelpunkt 
des im Vorjahr erschlossenen Feuchtwanger Gebiets karn 
in Betrieb, und mit dem Bau einer 60 kV-Leitung Zur Er- 
richtung eines Speisepunktes bei Weißenburg i. B., dem 
Verbrauchsknotenpunkt des Südgebiets, hat die Gesell- 
schaft begonnen. Für den Bezug von Beleuchtunzstrom 
wurde ein neuer Grundgebührentarif (Haushalttarif) ein- 
geführt, den Kleinbeziehern von Lichtstrom ist durch Be- 
erenzung des k\Wh-Preises nach oben eine Verbilligunz 
der Stromkosten verschafft worden, und außerdem hat 
man den Kraftstromtarif für das Kleinzewerbe durch einen 
Benutzungsdauerrabatt verbessert. Der UÜberschuß er- 
reichte 1639 152 RM (1318 943 i. V.); aus dem Reingewinn 
von 545 170 RM (537 312 i. V.) kamen wieder 7 % Dividende 
auf 7,2 Mill RM Stammaktienkapital zur Auszahlung. Wie 
in der G.-V. mitgeteilt wurde, ist die Arbeitsgebühr für 
landwirtschaftliche und gewerbliche Kraft ab 1. V. 1929 
um 3 Pf/kWh ermäßigt worden. 

Die Thüringische l.andeselektrızitäts- 
versorgungs-A.G. „Thüringenwerk“, Wei- 
mar, hat 1928 rd. 97 Mill kWh, z. T. durch Tlebernahme der 
Grundbelastung, an thüringische Elektrizitätswerke bzw. 


xemäß besonderer Abmachungen sls Aushilfe geliefert 
(50,752 i. V.) bei 27000 kW höchster gleichzeitiger halb- 
stündiger Spitzenbelastung. Die Jeer Elektricitätswerke 
A.G. sind für einen Teil ihres Stromversorgungsgzebiets 
zum festen Bezug übergegangen. Nach einer Vereinbarung 
mit der Kraftwerk Thüringen A.G. wurde deren Gesamt- 
strombedarf in den Sommermonaten von der Berichterstat- 
terin gedeckt, was auch für 1929 gilt. Die gegenseitige 
Lieferunzsunterstützung zwischen ihr und der Bayeri- 


wovon 34,482 Mill kWh auf Beleuchtung, 32,173 auf Kraft- 
abzabe und 21,380 Mill kWh auf die Straßenbahnen ent- 
fielen. Durchschnittlich je Tag haben die Werke 0.246 Mill 
kWh und je Abnehmer (zusammen 103 703) im Jahr 868 
kWh geliefert (823 i. V.). 

Die eigenen und der Gesellschaft nahestehenden Elek- 
trizitätsunternehmungen der Rheinischen Elek- 
trizitäts-A.G., Mannheim, haben 1928 ähnliche Ergeb- 


nisse gebracht wie im Vorjahr, dagegen waren die zum 
Konzern gehörenden Fabrikationsunternehmungen nicht 
voll beschäftigt und litten unter ungünstiger Preisstellung. 
Der Gewinn aus Beteiligungen, Unternehmungen und Bau- 
ausführungen betrug 3741275 RM (3 339 667 i. V.), der 
Reingewinn mit Vortrag 1385 815 RM (1403610 i. V.) und 
ee gende wieder 9% auf 12,5 Mill RM Stammaktien- 
apita 

Der Geschäftsbericht der SächsischenElektri- 
zitätswerk- und Straßenbahn-A.(G. Plauen 
i. Vogtl., für 1928 weist auf die Gründung der „Kraftwerk 
und Straßenbahn Gera A.G. hin, der auf die Dauer ihres 
Bestehens die ausschließliche Konzession für die Versor- 
gung des Stadtgebiets mit elektrischer Arbeit und für den 
Betrieb der dortigen Straßenhalın erteilt worden ist. Da 
die Geraer Elektrizitätswerk- und Straßenbahn-A.G. nun- 
mehr eine Holding-Gesellschaft geworden ist, hat man ihre 
Firma in Elektrizitäts- und Bahn-Anlazen A. (7. geändert 
und den Sitz nach Dresden verlegt. 

Die Entwicklung der Stromversorgung in Riesa war, 
wie die Elektrizitätswerk Riesa A. Gm ihrem 
ersten Bericht sagt, 1928 günstig. Der Anschlußwert ist 
von 3115 auf 3687 kW, die Stromabgzabe von 1,373 auf 
1,562 Mill kWh gestiegen. Die Betriebseinnahmen einschl. 


schen Elektrieitäts-Lieferungs-Gesellschaft ist häufirer, 
wenn auch in geringem Umfang, von beiden Beteiligten in 
Anspruch genommen worden. Als Erträgnis aus Strom- 
lieferung, Zinsen und Sonstigem werden 813814 RM 
(2255 810 i. V.) und als Überschuß 270 677 RM (43 650 i. V.) 
ausgewiesen. Auf Grund dieses Ergebnisses konnte die 
Gesellschaft wieder mit der Ausschüttung einer Dividende, 
u.zw. zunächst von 3% bei 8 Mill RM Aktienkapital be- 
ginnen. 

Auch bei der Jenaer Elektricitätswerke 
A.G. hat das Geschäftsiahr 1928 befriedigt. Der Gesamt- 
anschlußwert betrug 24 131 kW (23 158 i. V.) und die nutz- 
bare Stromabzxabe 7,539 Mill kWh (6.543 i. V.). Es war 
möglich, in einem großen Teil der Landgemeinden nun auch 
Tarifermäßigungen durchzuführen. Auf den Strombezug 
vom Thürinzenwerk wurde oben schon hingewiesen: für 
die Überlandversorgeung deckt die Gesellschaft ihren 
Strombedarf indessen nach wie vor bei der Firma Carl 
Zeiß. Aus Stromlieferung und Installationen hat sie: 
2222522 RM cingenommen (2112093 i. V.) und bei 528 672° 
RM Reinzewinn (527 719 i. V.) wieder 12 % Dividende auf 
3,5 Mill RM Aktienkapital gezahlt, das nunmehr um 1 Mill 
RM erhöht worden ist. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


VDE 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


Kommission für Freileitungen. 


Die Kommission hat die zu den neuen „Vorschriften 
für . Starkstrom-Freileitungen V.S. F./1930“ gehörenden 
DIN VDE-Normblätter für Isolatoren und Isolatorstützen: 


DIN VDE 8002 Stützenisolatoren Reihe HD für Stark- 
strom-Freileitunzen.  Nennspannun- 
gen 0,5 bis 35 KV, 

DIN VDE 8003 Stützenisolatoren Reihe HW für Stark- 
strom-Freileitungen. Nennspannun- 
gen 0,5 bis 35 KV, 

DIN VDE 8004 Stützenisolatoren Reihe VHD, verstärkt, 
für Starkstrom-Freile itunge n. Nenn- 

` spannungen 0,5 bis 35 kV, 

DIN VDE 8005 Stützenisolatoren Reihe V HW, verstärkt, 
für Starkstrom-Freile itungen. Nenn- 
spannungen 0,5 bis 35 kV, 


DIN VDE 8007 Kappenisolatoren Reihe K für Stark- 
strom-Freileitungen, 

DIN VDE 8008 Vollkernisolatoren Reihe MK für Stark- 
strom-Freileitungen, 

DIN VDE 8040 Isolatorstützen, gerade, für Stützenisola- 
toren Reihe HD nach DIN VDE 8002, 

DIN VDE 8041 Isolatorstützen. gebogen, für Stützen- 
isolatoren Reihe HD nach DINVDE° 
8002 

DIN VDE 8042 Isolatorstützen. Gotrade, 
latoren Reihe HW 
HI, 

DIN VDE 8043 Isolatorstützen, 


latoren Reihe 


für Stützeniso- 
nach DIN VDE: 


gebogen, für Stützenis»- 
HW nach DINVDE 


8003, 
DIN VDE 8044 Isolntorstützen, gerade und gerade ver- 
stärkt, für Stützenisolatoren der 
Reihen VHD und VHW nach DIN 
VDE 8004 und 8005, 
DIN VDE 8045 Isolatorstützen, gebogen, für Stützen- 
isolatoren der Reihen VHD und VHW 
nach DIN VDE 8004 und 8005; 
EES die nachstehend im Entwurf veröffentlicht ` 
werden. 


3. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 1453 


ze e Noch nicht endgültig 
‚Stützenisolatoren Reihe HD | 


für Starkstrom-Freileitungen Ä Entwurf 1 


Nennspannungen 0,5 bis 35 kV VDE 8002 
Elektrotechnik 
Bie Goeie = Ze Ze ee age Maße in mm, = ...... Ersatz VDE 8000 
Glasiert mit Ausnahme | 
des Stützenloches 
| 
v 
| Den 
- Bezeichnung eines Stützenisolators Reihe HD für 15 kV Nennspannung: 
Stützenisolator HD 15 VDE 8002 
| . e 
D | Tenn- Bruchfestigkeit kg 
VDE- HEEN ' . | Denn mindestens 
e D ino fi D, H a d" d e r panpung N : - 
Bezeichnung Ay TA GR " | | | m nachR.E.H et nn. 
führung führung | | i ` cht, einteilig mehrteilig 
, l i 
HD e |129 e © 70 | ie 7| 23 a a | 9 | bis 6 1300 = 
HD 10 | 135- T9 89 VUn 145 | 2 | 8 "Al 55 | 9 | „10 | 1500 | 1200 ` 
Huis | 150| 70 so | 120° 165 | 95 "mm 31, 60 Le est 1700 1400 
= HD20 | 175 |) 85 č ` 90 445 | 205 | 125 | 238 — 32 65 10 EU 2000 1700 
__(HD 25) | 205 90 | 100 165 240, 151 | 32 | 36 | 80 | 10 | „ 25) 2300 2000 
HD 30 230 De | Iso | A 43 | 90 | lo | „30 2500 2200 
(HD 35) | 260 107 135 210 ! 320 | 210 | 4 . 45 ` 100 12 » (35) 2700 | 2400 


wéi 
Lë 


Die den eingeklammerten Größen zugeordneten Nennspannungen sind in DIN VD nicht enthalten. 


Zulässige Abmaße + 5% 

Fehlende Maße sind freie Konstruktionsmaße, 

Die Stützenisolatoren der Reihe HD müssen mit einem Ursprungzeichen und der Herstellung-Jahreszahl gestempelt sein. 

Innere Durchbildung der Isolatoren, ob ein- oder mehrteilig, Verbindung der Einzelteile und Gewindeart bleiben den 
Herstellern überlassen. 

| Prüfverfahren nach den „Leitsätze für die Prüfung von Isolatoren aus keramischen Werkstoffen für Spannungen 

von. 1000 V an“ des VDE 

Werkstoff: Keramischer Werkstoff nach den Bestimmungen des VDE. Farbe ist bei Bestellung anzugeben 

Isolatorstützen, gerade, siehe DIN VDE 8040, gebogen, siehe DIN VDE 8041 


Oktober 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 
l Einsprüche sind in doppelter Ausfertigung bis zum Entwurf 1. 
31. Oktober 1929 an die Geschäftstelle des VDE zu riehten. : 
Regeln für die Lieferung und Prüfung von Dynamoblechen 
(Fortsetzung der Normblattentiwirfe auf S. 1454.) R. E. D./1931. 
Inhaltsübersicht. 


I. Gültigkeit. 
Geltungsbeginn. 


Kommission . Geltungsbereich. 
. für Maschinen und Transformatoren. II. Begriffserklärungen. 


W:M 
MOm 


| j j "eet? E , & 3. Eisenverlust und Verlustzahl. 
Da sich verschiedene Unstimmigkeiten zwischen den Glarner] 

durch die Jahresversammlung 1914 in Kraft gesetzten 8 b. Biézezahl 1 

„Vorschriften für die Prüfung von Eisenblech“ einerseits lge KEE 

und dem im Jahre 1926 aufgestellten Normblatt DIN VDE IL Normen. 

6400 Dynamobleche, Technische Lieferbedinzungen, ander- $ 6. Blecharten. 

seits gezeigt haben, so sah sich die Kommission für Ma- $ %. Technische Lieferbedingungen. 


schinen und Transformatoren veranlaßt, die erstgenannten 


Ber . : IV. Bestimmungen. 
estimmungen einer Neubearbeitung zu unterziehen. 


Allzemeines. 

Proben. 

Apparat zur Verlustbestimmung. 
Nennung der Verlustzahl. 
Bestimmung der Alterunzszahl. 
Apparate zur Induktionsbestimmung. 


Die Kommission veröffentlicht nachstehend den Ent- 
wurf dieser Neubearbeitung, gegen den etwaige Einsprüche 
und Vorschläge in doppelter Ausfertigung bis läng- 
stens zum 1. Dezember 1929 an die Geschäftstelle des VDE 
zu richten sind. 


Fe run Fee pad 
EISE 


1454 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 40 


3. Oktober 1929 


(Fortsetzung der Normblattentwürfe von S. 1453.) 
Stützenisolatoren Reihe HW 


für Starkstrom-Freileitungen 
Nennspannungen 0,5 bis 35 kV 


Maße in mm 


Glasiert mit Ausnahme 
des Stützenloches 


Bezeichnung eines Stützenisolators Reihe HW für 15 kV Nennspannung: 
Stützenisolatorr HW 15 VDE 8003 


| N n 
voe e | | en he 
Bezeichnung e Si oni N dr moin e á S a d AREH. ee = 
f Steed fü nr nac einteilig | mehrteilig 
HW 6 63 = om 85! ao 1300 = 
HW 10 BL ` 1 — 82 | 100 | 50 | SE Sg 
HW 16 90 90 108 | 135 75 | 58 | 10 1700 
HW 20 | 215 93 93 120 | 155 | 92 1900 
(HW 25) 110 110 147 | 190 | 123 36 2300 
HW 30 130 130 173 | 230 | 154 : 4 2500 
(HW 35) 12 | 12 198 | 270 | 192 | 4 2700 


Die den eingeklammerten Größen zugeordneten Nennspannungen sind in DIN VDE 2 nicht enthalten. 


Zulässige Abmaße + 5% 
Fehlende Maße sind freie Konstruktionsmaße. 


Die Stützenisolatoren der Reihe HW müssen mit einem Ursprungzeichen und der Herstellung-Jahreszahl gestempelt sein. 
Innere Durchbildung der Isolatoren, ob ein- oder mehrteilig, Verbindung der Einzelteile und Gewindeart bleiben den 


Herstellern überlassen. 
. Prüfverfahren nach den „Leitsätze für die Prüfung von Isolatoren aus keramischen Werkstoffen für Spannungen 


von 1000 V an“ des VDE 


Werkstoff: Keramischer Werkstoff nach den Bestimmungen des VDE. Farbe ist bei Bestellung anzugeben. 
Isolatorstützen, gerade, siehe DIN VDE 8042, gebogen, siehe DIN VDE 8043 


Oktober 1929 


8 14. Nennung der Maegnetisierbarkeit. 
§ 15. Bestimmung der Biegezahl. 

$ 16. Toleranzen. 

§ 17. Schiedsprüfungen. 


I. Gültigkeit. 
§ 1. Geltungsbeginn. 
Diese Regeln treten am 1. Januar 1931 in Kraft. 


82. Geltungsbereich. 


Diese Regeln gelten allgemein für die Prüfung von 
Dynamoblechen. Abweichungen hiervon sind ausdrücklich 
zu vereinbaren. 


II. Begriffserklärungen. 
83. Eisenverlust und Verlustzahl. 


Eisenverlust ist die bei praktisch sinusförmigem Ver- 
lauf der induzierten Spannung auf einen bestimmten 
Höchstwert der magnetischen Induktion bezogene Lei- 
stungsaufnahme der Blechprobe. 

Verlustzahl ist der hieraus bei einer bestimmten Fre- 
quenz für 1 kg Eisen sich ergebende Anteil. 


84. Alterungszahl. 


Alterungszahl ist die prozentuale Verlustzunahme in- 
folge Alterungserscheinung der Bleche. 


Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. 


(Fortsetzung der Normblaitentwürfe auf S. 1455.) 


§ 5. Biegezahl. 

Biegezahl ist die Mindestzahl der Biegungen, die bis 
zum Eintritt des Bruches vorgenommen werden können, 
wobei eine Biegung um 90° nach einer Richtung undızu- 
rück jeweils als halbe Biegung gezählt wird. 


III. Normen. 


86. Blecharten. 
Unterschieden werden je nach der Legierung normale, 
un legierte, mittelstark legierte und hochlegierte 
eche. 


§ 7. Technische Lieferbedingungen. 


Als Normen für die Blechdicke, das spezifische Ge- 
wicht, die Biegezahl, die Verlustzahl, die Alterungszahl 
und die magnetische Induktion gelten die in Tafel 1 
a angegebenen Werte des Normblattes DIN VDE 


IV. Bestimmungen. 


88 Allgemeines. 

Für die Messung der Eisenverluste und der Magneti- 
sierbarkeit dient ein magnetischer Kreis, der nur Eisen der 
zu prüfenden Art enthält und den Ausführungsbestimmun- 
sen gemäß zusammengesetzt ist. 

(Fortsetzung auf S. 1456.) 


3. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 1455 


(Fortsetzung der Normblaitentwürfe von S. 1454.) 


S 2 Noch nicht endgültig — 
Kappenisolatoren Reihe K 


für Starkstrom-Freileitungen 


Entwurf 1 
Elektrotechnik VDE 8007 


Maße in mm 


Bezeichnung eines vollständigen. Kappenisolators Reihe K, Größe 2: 
Kappenisolator K2 VDE 8007 


Bruchlast 


Teller- Bel mindestens 
durchmesser 


Zulässige Abmaße + 5% 
Fehlende Maße sind freie Konstruktionsmaße. 
Innere Durchbildung der Isolatoren und Verbindung der Einzelteile bleiben den Herstellern überlassen. 
Werkstoff: Keramischer Teil nach den Bestimmungen des VDE 
Anschlußmaße für Klöppelbolzen und -pfannen nach DIN VDE 8060 
Farbe ist bei Bestellung anzugeben. 


Oktober 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. 
(Fortsetzung der Normblattientwürfe auf S. 1456.) 


Tafel 1. 
Technische Lieferbedingungen nach DIN VDE 6400. 
I D II IN 
Art GEES WC ENN Lee 
schw mittelatark hochlegiert 
normale Dynamobleche legierte Bleche legierte Bleche Bleche © 
Dicke in mm 0,5 0,75 | 1,0 | 1,5 0,5 0,5 
Spezifische | mit Zunder | OO "8 ` w | aw 
= Gewicht | entzandert | č O "88 O |O O OoOo Zn 
Biegezahl (Mindestwett) 10 | ER WE EEN RE BEER 10 E 
Verlustzahlen in | Vio 36 ` — | 8 | — 3,0 2,3 
Wati (Grobi: en ea ra ea ES 
werti Vs 8.6 ee E E 7,4 5,6 
Alterung in % (Verlustzunahme) 
(Größter ` LL LE 
| u an E N E 200 
Magnetische | ` 16300 ` — 16 000 15 700 
Induktion 
(Kleinstwerte) |_ ai o EE 17100 | 16900 j 
| Bun 18800 ` u 19 500 19 300 


Anmerkung zu 1: Die Abweichungen der Blechdicken sollen nicht mehr als + 10 % der vorgeschriebenen betragen, die 
größte zulässige Abweichung innerhalb einer Tafel darf 10 % nicht überschreiten. 

Grübchen oder Wärzchen dürfen nicht in größerer Anzahl vorhanden sein. Die Blechdicke soll jedoch nicht gerade unmittelbar 
an solchen Stellen selbst ermittelt werden. 

Anmerkung zu 2: Diese Werte sind unabhängig von den Meßwerten, für die Berechnung der Verlustzahl maßgebend. 

Anmerkung zu 3: Diese Werte gelten nur als unverbindliche Richtwerte. Die Stanzfähigkeit der Bleche wird 


gewährleistet. 


1456 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


3. Oktober 1929 


(Fortsetzung der Normblattentwürfe von S. 1455.) 


verstärkt 


Stützenisolatoren Reihe Katz 


für Starkstrom-Freileitungen 
Nennspannungen 0,5 bis 35 kV 


Noch nicht endgültig . 


DIN 


Entwurf 1 
VDE 8004 


Elektrotechnik 


Maße in mm 


Glasiert mit Ausnahme 
des Stützenloches 


Bezeichnung eines verstärkten Stützenisolators Reihe VHD für 15 kV Nennspannung: 


Stützenisolator VHD 15 VDE 8004 

| | | N Bruchfestig- 

? | Nennspannung| Bruchfestig 
YEE D ' Di | D: | H | a i c d d, e r kV keit kg 

Bezeichnung | | | | nach R.E.H. | mindestens 
VHD 10 | 135 T0 (Uu 130 | 82 32 28 31 55 9 | bisio | so 
VHD e Im 70 | 0 150 ! 9% © 36 | 28 31 60 9] nD 900 
VHD 2 175 | 85 145 A 185 | 125 Si Im äi oo ET 1000 
` (VHD SE 295 | 90 Im 215 Ian" W | 32 1 36 | 75 0 |. 1100 
VHD 30 | 230 | 100 | 185 | 250 | Im 85 äu" 83 o mu „ 30 1200 
(VHD 35) om | 107 20 | 200 | 210 "Uu ; 4 45 100 | 12 „ (35) 1300 


Die den eingeklammerten Größen zugeordneten Nennspannungen sind in DIN VDE 2 


Zulässige Abmaße + 5% 
Fehlende Maße sind freie Konstruktionsmaße. 


nicht enthalten. 


Die Stützenisolatoren der Reihe VHD müssen mit einem Ursprungzeichen und der Herstellung-‚Jahreszahl gestempelt sein. 
Innere Durchbildung der Isolatoren, Verbindunz der Einzelteile und Gewindeart bleiben den Herstellern überlassen, 
Prüfverfahren nach den „Leitsätze für die Prüfung von Isolatoren aus keramischen Werkstoffen für Spannungen 


von 1000 V an“ des VDE 


Werkstoff: Keramischer Werkstoff nach den Bestimmungen des VDE. 
gebogen, siche DIN VDE 


Isolatorstützen, gerade, siehe DIN VDE 8044, 


Farbe ist bei Bestellung anzugeben. 
8045. 


Oktober 1929. 


SO Proben. 


Die Probe muß mindestens 4 Tafeln des zu unter- 
suchenden Dynamobleches entnommen werden und wiegt 
etwa 10 kg. 

Die zur Prüfung verwendeten Blechstreifen von 
500 mm Länge und mm Breite sind zur Hälfte längs der 
Walzrichtung und zur Hälfte quer der Walzriehtung mit 
einem scharfen Werkzeug gratfrei zu schneiden und dür- 
fen vor der Prüfung keiner weiteren mechanischen Bean- 
spruchung unterliegen; sie werden durch Zwischenlagen 
von Seidenpapier zu einem Paket von 30mm Höhe ab- 
wechselnd so übereinander geschichtet, daß an keiner 
Stelle eine gegenseitige Berührung eintritt. 


S 10. 


Die Verlustmessung wird mit einem Epstein-Apparat 
nach dem einfachen Wattmeter- oder Differentialverfahren 
vorgenommen. 


Apparat zur Verlustbestimmung. 


§ 11. 
Die Verlustzahl ist bei den Höchstwerte an der magneti- 
schen Induktionen 
(10 OU CGS-Einheiten (Gauß) 
uVs 


cm: 


Nennung der Verlustzahl. 


ie Se | als Vu 


Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 


(Fortsetzung der Normblattentwürfe auf S. 1457.) 
und 
| 15 0600 CGS-Einheiten (Gauß) 
H 


r 
Gaes als Vis 


150- u Vs 
em? 
bei 50 Hz und 20° in W/kg anzugeben. 


$ 12. Bestimmung der Alteruneszahl. 


Die Alterungszahl ist aus einer zweiten Bestimmung 
der Verlustzahl rechnerisch zu ermitteln, nachdem die 
Probe durch Erwärmung während 600 h bei einer Tempe- 
ratur von 100° künstlich gealtert ist. 


§ 13. Apparate zur Induktionsbestimmun:. 
Zur Bestimmung der magnetischen Induktionen wird 
der Epstein-Apparat nach Gumlich-Rogowski oder das Dif- 
ferentialverfanren nach Siemens & Halske benutzt. 
S IL Nennung der Magnetisierbarkeit. 
Zur Beurteilung der Masnetisierbarkeit ist die Induk- 
tion B bei zwei verschiedenen Feldstärken im Eisen und 
zwar nach Wahl bei zweien der Werte 
25 50 100 300 Aw/cm 
als Bas Dan B;o0 B300 
anzugeben. 
(Fortsetzung auf A. E ) 


3. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 1457 


(Fortsetzung der Normblattentwärfe von S. 1456.) | 
Noch nicht endgültig 


Stützenisolatoren Reihe VHW DIN 
verstärkt 
für Starkstrom-Freileitungen Entwurf 1 
Nennspannungen 0,5 bis 35 kV Elektrotechnik VDE 8005 
Maße in mm 
A 
b7 
d- 
DNK 
A E > 
j 77] SE 
Glasiert mit Ausnahme Le TH 
des Stützenloches IT ode 
A 
A X 
IM € 
WG d 
dı- | 
lz 
Bezeichnung eines verstärkten Stützenisolators Reihe VHW für 15 kV Nennspannung: 
Stützenisolator VHW 15 VDE 8005 
Nennspannung) Bruchfestig- 
TOE kV keit kg 
Bezeichnung nach R. E.H. | mindestens 
VHW 10 __10 | bis 10 1300 
VHW 15 l0 „18 1400 
VHW 20 » 20 1500 
(VHW 25) „ (25) 1600 
VHW 30 _ 125 | 270 | 240 | 150 | 80 | 38 | 4 |, 90 | 10 | » 30 | 100 ` 
(VHW 35) » (35) 1800 


Die den eingeklammerten Größen zugeordneten Nennspannungen sind in DIN VDE 2 nicht enthalten. 


Zuge Abmaße + 5% 
Fehlende Maße sind freie Konstruktionsmaße. 
Die Stützenisolatoren der Reihe VHW müssen mit einem Ursprungzeichen und der Herstellung-Jahreszahl gestempelt sein. 
Innere Durchbildung der Isolatoren, Verbindung der Einzelteile und Gewindeart bleiben den Herstellern überlassen. 
Prüfverfahren nach den „Leitsätze für die Prüfung von Isolatoren aus keramischen Werkstoffen für Spannungen 
von 1000 V an“ des VDE 
Werkstoff: Keramischer Werkstoff nach den Bestimmungen des VDE. Farbe ist bei Bestellung anzugeben. 
Isolatorstützen, gerade, siehe DIN VDE 8044, gebogen, siehe DIN VDE 8045. 


Oktober 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 
(Fortsetzung der Normblatienzwürfe auf S. 1458.) 


§ 15. BestimmungderBiegezahl. Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 


Zur Beurteilung der Zähigkeit dient der Umbiegever- Berlin W 67, Kurfürstenstraße 18/16. 


such, bei dem ein in der Walzrichtung entnommener Blech- 
streifen von 30 mm Breite bei 20° zwischen den Klemm- 
backen mit einem Rundungshalbmesser von 5 mm um 180 ° 
bis zum Bruch hin und her gebogen wird. 


8 16. Toleranzen. Bekanntmachung. 


Auf die nach vorstehenden Verfahren ermittelten Es wird hiermit bekanntgegeben, daß die seinerzeit 
Werte der Verlust- und Alterungszahlen sowie der ma- der Firma Elektron-Niedersachsen, Hannover, erteilte 
gnetischen Induktionen sind keine Abweichunger nach der Genehmigung zur Benutzung des VDE-Zeichens für 


ungünstigen Seite zulässig. Sicherungspatronen (D-System) 10, 15, 20 und 25 A, 500 V 
| zurückgezogen worden ist, da die Kontrollprüfungen 
§ 17. Schiedsprüfungen. wiederholt ein schlechtes Ergebnis hatten. 


In Zweifelsfällen entscheidet das Ergebnis einer Un- 
tersuchung durch die Physikalisch-Technische Reichs- 


anstalt; wird eine solche nach diesen Bestimmungen ge- Betr.: Unberechtigte Verwendung des VDE-Zeichens. 
wünscht, so ist dieses in einem Prüfungsantrag ausdrück- E i i i 

lich, und zwar unter Hinzufügung der garantierten Ver- 9 belinden. eich Sicherungapatronen 35,50,60, 80 und 
lustzahl Va anzugeben. 100 A, 500 V mit dem Ursprungszeichen (M) und dem VDE- 
e Zeichen im Handel. Für Erzeugnisse, die das erwähnte 
Verband Deutscher Elektrotechniker. Ursprungszeichen tragen, ist jedoch die Genehmigung zur 
Der Generalsekretär. Führung des VDE-Zeichens nicht erteilt worden. Es liegt 
P. Schirp. also ein Mißbrauch dieses Zeichens vor. Vor dem Ankauf 


solcher Patronen muß also, soweit sie das VDE-Zeichen 
tragen, gewarnt werden. 


(Fortsetzung auf S. 1458.) 


1458 


(Fortsetzung der Normblattentwürfe von S. 1457.) 


Vollkernisolatoren Reihe MK 


für Starkstrom-Freileitungen 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


3. Oktober 1929 


Noch nicht endgültig 


DIN 


Entwurf 1 
VDE 8008 


Maße in mm 


Bezeichnung eines vollständigen Vollkernisolators Reihe MK, Größe 2: 


Vollkernisolator MK 2 VDE 


Keramischer Teil 


8008 


Tami: je E Klöppelpfanne Prüflast 
—— send zu Bruchlast 
Be ng Höhe Segen SC KEEN pR Big GE E == 
H D D; Nennmaß d 
MK |1 140 170 50 11 
MK 2 170 | äm ` 60 11 
160 20000065 16 
150 230 65 6 
220 ET "8 ` 16 
mu Tom wo 
210 I! mu 85 16 


Zulässige Abmaße + 5% 
Fehlende Maße sind freie Konstruktionsmaße. 


Innere Durchbildung der Isolatoren und Verbindung der Einzelteile bleiben den Herstellern überlassen. 
Werkstoff: Keramischer Teil nach den Bestimmungen des VDE 
Anschlußmaße für Klöppelbolzen und -pfannen nach DIN VDE 8060 


Farbe ist bei Bestellung anzugeben. 
Oktober 1929 


Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. 


Das vorher erwähnte Ursprungszeichen ist nicht mit 


dem ähnlichen Zeichen zu verwechseln. Die Firma, 


welche das zuletzt angegebene Zeichen führt, besitzt für 
verschiedene Ausführungen ihrer Sicherungen die Prüf- 
zeichengenehmigung. 
Prüfstelle des Verbandes deutscher Elektrotechniker 
Zimmermann. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft- 
stelle, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 183 02. 


Bekanntmachung. 


Der Elektrotechnische Verein beabsichtigt, aus Anlaß 
seines bevorstehenden 50jährigen Bestehens eine Fest- 
schrift herauszugeben. In dieser sollen auch die im 
Weltkriege gefallenen Mitglieder des 
Vereins ehrenvoll genannt werden. Da der Geschäfts- 


(Fortsetzung der Normblattentwürfe auf S. 1459.) 


führung seinerzeit leider nicht alle gefallenen Mitglieder 
bekannt geworden sind, bitten wir unsere Mitglieder, in 
ihren Kreisen gefälligst nähere Ermittelungen vorzu- 
nehmen und uns die Namen der Betreffenden unter mög- 
lichster Angabe des Todesjahres und des Aufenthaltsortes 
bei Beginn des Krieges mitzuteilen. Für jede einzelne 
Mitteilung ist die Geschäftstelle des Elektrotechnischen 
Vereins dankbar. 


Vorläufige Anzeige. 


Der Elektrotechnische Verein wird in Gemeinschaft 
mit dem Außeninstitut der Technischen Hochschule Berlin 
im kommenden Winter eine Vortragsreihe über: 


„Funktionentheorie und ihre Anwendung in der Technik“ 


veranstalten. Die Vortragsreihe wird aus einem mathe- 
matischen, die Grundlagen der Theorie umfassenden Teile 
und einem technischen, die wichtigsten Anwendungen be- 
handelnden Teile bestehen. 

Beginn: Ende Oktober, Ende: Mitte März. 

Zeit: Montags 18% ..20 Uhr. 

Ort: Hörsaal Nr. 141 der Technischen Hochschule zu 
Berlin. 

(Fortsetzung auf S. 1460.) 


3. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


(Fortsetzung der Normblattentwürfe von S. 1458.) 


Isolatorstützen 


gerade 


für Stützenisolatoren Reihe HD nach DIN VDE 8002 


Form I 


A 


Maße in mm 


Form II 


Bezeichnung einer geraden Isolatorstütze HDS 6/20 B mit Mutter für 
Isolatorstütze HDS 6/20 B VDE 8040 


1459 


Noch nicht endgültig 
DIN 


Entwurf 1 


Elektrotechnik VDE 8040 


Form III 


UL 
ab 


d4 


einen Isolator HD 20: 


u sıger O 
eg „ar. WEE " 
HDS en | 1 |105 KE E E EEN? 129 

HDS 6b 1) II | 105 | 150 | 65 | 45 | 22 | 23! — | 29 | 74“ | 22 | 10 | 50 = 5 300 

HDS6e) | m |13| _|75|55| |25|30|36 | 1m“ |285| |5020; 6 600 

HDS 610) | 1 |105 |175 5 02 — i —  — 2 iii TI A 105 

SaL aa a ER EESEECES 

HDS 6/20B | m |135 |250 |75 |55 |24 |25| —]|33| 1” laang 300 

HDS 6/20C | TII | 170 80 | 60 | 24 | 27 | 35 | 44 | 194 | 35 65 | 30| e 600 
TET EAE E 

HDS 25 B 135 | 285 | 65 | 60 | 28 | 28 | — | 37 | 1%” | 28,5| 18 EES D © 300 

HDS 25 C 170 80 | 65 28 | 38 | 46 | 194” | 35 so |60 | 6 800 

HDS 30 A Bremen var eles 175 

_HDS 30 B 1 |135 |325 | 65 | 55 | 32 | 32| — |39| 11“ ]|32 |25]|99|—]| 6j 46] 30 

HDS 30 C III | 170 80 | 65 | 32 | 39 | 48 | 11, | 38 0150| 7 600 
TITER ON O A ea a O 
HDS 35 B | IT | 160 | 355 | 65 | 70 |35 | 35 — | 50 | 14“ | 38 ag —, 7| 5065| em | HD35 
HDS 35C | II |170 | so | 90 38 | 52 | 63 | 174” ı 48 TEE 1120 

1) Nicht zulässig auf nicht geerdeten Konsolen. — D Der Bund darf nicht aufgeschweißt, sondern muß aus dem vollen Eisen 


angestaucht werden. 


vorausgesetzt. — *) Zulässige Abweichung + 0,5 


Ausführung: roh (mit Ausnahme der bearbeiteten Bundunterflächen bei den Stützen Form II u. III) mit Rostschutz- 


anstrich 


Gewinde: Whitworth nach DIN 11 
Werkstoff: Flußstahl St. 37. 11 
Rohe Sechskantmuttern aus Flußstahl nach DIN 428 


Oktober 1929. 


Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 


Die Bundunterfläche muß rechtwinklig zur Stützenachse liegen. — A 


Eine Beanspruchung von 1600 kg;cm? 


(Fortsetzung der Normblattentuürfe auf S. 1460.) 


1460 


(Forisetzung der Normblattentwürfe von S. 1159.) 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


3. Oktober 1929 


Isolatorstützen 


gebogen 


für Stützenisolatoren Reihe HD nach DIN VDE 8002 


Mable in mm 


DK 


` KAN 


& 


Bezeichnung einer gebogenen Isolatorstütze HDS 20 E für einen Isolator HD 20: 
Isolatorstütze HDS 20 E VDE 8041 


Ä Zulässiger Zug Für 
VDE- : 
Bezeichnung | a, bò | d d; | e | h r | Ti , S in Ke S Stützen- 
| 
HDS 6e) | 120 100 30 | 2| 10 | 150 45 | 95 us | 52 HD 6 
Ars vo) ` ee Zn e AE et Eea BEN Zee E E en a O 
HDS 6/15E | 120 100 ' 310 25 | 20 11 210 60 140 115 76 | HD6, oe.) 
HDS 20 E | 120 100 310 | 25 20 | 14 | 20 ; so | 15 | 10 | 7% | HD2 
HDS 25 E 120 100 350 26 21 | 18 285 | 80 | 180 100 76 HD 25 
d Nur zulässig bei nicht geerdeten Konsolen. 
Eine Beanspruchung von 1600 kg/cm! vorausgesetzt. 
Ausführung: roh mit Rostschutzanstrich 
Gewinde: Holzschraubengewinde 
Werkstoff: Flußstahl St 37. 11 
Oktober 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. 


Voraussichtlicher Preis für sämtliche Vorträge: 


für Mitglieder des EEN Biere 16 RM 
für deutsche Studenten `, . . 8 n 
für andere Teilnehmer 24 n 


Die näheren Festsetzungen werden rechtzeitig be- 
kanntgegeben werden. ` 


Bekanntmachung. 


Der Elektrotechnische Verein hat in Gemeinschaft mit 
dem Außeninstitut der Technischen Hochschule Berlin im 
Winter 1927/28 eine 


Vortragsreihe über das Gebiet der Relais- und Schutz- 
schaltungen 
veranstaltet. 

Die Vortragsreihe war entsprechend der Bedeutung 
des Themas sehr stark besucht. Bei ihrer Veranstaltung 
wurde bereits beschlossen, die sehr wertvollen Vorträge 
durch Drucklegung festzuhalten. Sie sind jetzt, heraus- 
gegeben von Herrn Prof. Dr.-Ing. E.h. Dr. -Ing. Reinhold 
Rüdenberg im Verlag von Julius Springer in Berlin er- 
schienen und stellen in ihrem Aufbau einen systematischen 
Lehrgang der Relaisschutztechnik dar. Die neuesten Schal- 
tungen und Konstruktionen sind noch während der Druck- 
legung berücksichtigt worden, so daß die Veröffentlichung 
dem heutigen Stande der Praxis voll entspricht. Nähere 
Auskunft über Inhalt, Umfang und Ausstattung des Wer- 
kes gibt die Verlagsbuchhandlung Julius Springer. 

Wir machen unsere Mitglieder beson- 
ders darauf aufmerksam, daß sie nach ver- 
traglicherAbmachung des Elektrotechni- 
schen Vereins mit der Verlagsbuchhand- 
lung berechtigt sind, die Vorträge direkt 
vom Verlag zu einem Vorzugspreise von 
19,15 RM (statt 25,50 RM) zubeziehen. 


(Fortsetzung der Normblattentwürfe auf S. 1461.) 


Nachtrag 
zum Sitzungsbericht vom 8.1. 1929!. 


Besprechung des Vortrags’ 


des Herrn Dr. Adolph, Direktor und Vorstandsmitglied 
der Berliner Städtische Elektrizitätswerke A.G. 


über 
„Amerikanische Elektrizitätswirtschaft“. 


Vorsitz: Herr Präsident Prof. Dr.-Ing. E.h. Dr. 
K. W. Wagner. 

Herr Bloch: Ich glaube, es würde uns interessieren, 
wenn wir von Breslau erfahren könnten, wie der Vortrag 
dort verstanden und aufgenommen worden ist. 


Vorsitzender: Vielleicht haben Sie, meine Herren in 
Breslau, die Güte, uns zu sagen, ob Sie alles gut verstan- 
den haben und ob es mit den Lichtbildern so gut funktio- 
niert hat wie bei uns. 

Herr Lasch, Breslau: Wir haben hier außerordentlich 
gut verstanden und danken dem Elektrotechnischen Ver- 
ein und auch der BEWAG dafür, daß sie uns Herrn Dipl.- 
Ing. PETERS hierher gesandt hat, der in wunderbarer 
Weise uns die Lichtbilder vorgeführt hat. — Zu dem Vor- 
trag selbst möchte ich erwähnen, daß wir in Breslau und 
in Schlesien überhaupt bezüglich der Verbreitung der 
elektrischen Beleuchtung noch wesentlich hinter dem zu- 
rückstehen, was in Berlin auf diesem Gebiete schon er- 
reicht worden ist. Der Rückschlag in Schlesien ist durch 
die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse und dadurch 
begründet, daß wir in der Ausgestaltung unserer Tarife 
nicht frei sind, ein Übelstand, der sich bei vielen anderen 
Gemeinden auch geltend macht. Die Städte sind heute dar- 

(Fortsetzung auf S. 1462.) 


1 ETZ 199, 8. 174. 
2 R. 1429 dieses Heftes. 


3. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 40 


1461 


(Fortsetzung der Normblattentwürfe von S. 1460.) 


Form I 


vu 


m) 


Noch nicht endgültig 


Isolatorstützen DIN 
gerade Entwurf 1 
für Stützenisolatoren Reihe HW nach DIN VDE 8003 EN VDE 8042 
Maße in mm 
Form UI Form III 
d 
4 P 
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P 
To = d S 
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Kai e d GER (ann mn 
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Ai S 


E EL E: 
e 


Bezeichnung einer geraden Isolatorstütze HWS 20 B mit Mutter für einen Isolator HW 20: 
Isolatorstütze HWS 20 B VDE 8042 


VDE 
Bezeichnung 


HWS 6/10a!) 


Für Stützen- 
isolator 


HWS 6/10b?) 
HWS 6/100?) 45| 55) m —]|35 25,5] Tas 

HWS 6/15A Geck 
HWS 6/15 B 135 | 200 | 75 | 55 | 25 | 25 | — | 34 | 1” | 25,5| 5 DE SEE 
HWS 8/15C an) 7100) !28|35|42|1⁄4“|32 | |55|38j 6 
HWS 20 A aso efas oli eis lela 

HWS 20 B 135 | 225 | 65 | 55 | 28 | 28 | — | 37 | 1⁄4” | 28,5] 10 | 66 | — | 6 HW 20 
HWS 20 C Ges? elei aa an 
ms A le mio IT a IT Tome 
mws 25B | ı | ıs5 | 20 |65| eisem — |38 |14% 285| 17 [70| 6 HW 25 
HWS 25 C ol Tore Vasala aas a 
HWS 30 A 150. 15 50 | 32 Han Ee e 
HWS 30B | I | 160 |275 mmm mg — a 19“ Ei 25 |85| —]| 6 HW 30 
HWS 30 C ml wen Tele? 

HWS 35 A KOEHLER EEN 

HWS ap 170 | 305 | 80 | 70 | 38 | 38; — | 50 |14” |38 [30,05 |— | 7 HW 35 
HWS 35 C 170 [k0 85 | 38 [al | 52 |58| 194” | 44,5 95 | so | 9 


1) Nur zulässig auf 
D Der Bund darf 


anstrich 
Gewinde: Whitworth nach 


Oktober 1929 


nicht geerdeten Konsolen. 
Bug nicht aufgeschweißt, sondern muß aus dem vollen Eisen angestaucht werden. 
rechtwinklig zur Stützenachse liegen. 

D Eine Beanspruchung von 1600 
© Zulässige Abweichung + 0,5. 


Ausführung: roh (mit Ausnahme der bearbeiteten Bundunterflächen bei den Stützen Form II u. III) mit Rostschutz- 


Werkstoff: Flußstahl St 37. 11 
Rohe Sechskantmuttern aus Flußstahl nach DIN 428 


Die Bundunterfläche muß 


g/cm? vorausgesetzt. 


DIN 11 


Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 
(Fortsetzung der Normblalltentwürfe auf S. 1462.) 


1482 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


8. Oktober 1929 


(Fortsetzung der Normblaitentwürfe von S. 1461.) 


Noch nicht endgültig 


Isolatorstützen "DIN 
gebogen Entwurf 1 
für Stützenisolatoren Reihe HW nach DIN VDE 8003 VDE 8043 


Elektrotechnik 


Maße in mm 


Bezeichnung einer gebogenen Isolatorstütze HWS 20 E für einen Isolator HW 20: 


Isolatorstütze HWS 20 E 


VDE 8043 
| 


mE Zulässiger 2 te Q EE 
ee a | CP | b | d | dı | e | h | | rı Z in ke us a 
| | | | P | Q 
HWS 6/10el)| 120 | 100 © 210 ə Io? 115 1 41 | 100 130 52 IHW 6 ul 
HWS 615E| 120. d 100 310 | 25 Au 8 Im | aa 190 | 16 77 |HW6. 10u13 
HWS 20 E po l aww | BE mu H mu Toon |, T77 IHwm 
HWS 25 E 140: 20 | Am 3 28 17 An 100 150 124 ' 96 |HW an ` 


D Nur zulässig auf nicht geerdeten Konsolen. 
3 Eine Beanspruchung von 169W kg em? vorausgesetzt. 


Ausführung: roh mit Rostschutzanstrich 
Gewinde: Holzschraubengewinde 
Werkstoff: Flußstahl St. 37.11 


Oktober 1929 


auf angewiesen, möglichst viele Einnahmen aus den Elek- 
trizitätswerken zu ziehen, und schreiben häufig genug 
Tarife vor, die der weiteren Verbreitung der Elektrizität 
nicht förderlich sind. Außerdem müssen wir darauf be- 
dacht sein, keine Tarife einzuführen, die eine Erhöhung 
der Spitzen zur Folge haben könnten. Wenigstens muß 
diese Erhöhung der Spitzen nur in einem langsamen Tempo 
vor sich gehen. Denn bei der Schwierigkeit für die Städte, 
Kapitalien aufzunehmen, ihre Werke zu vergrößern und 
ihre Anlarenwerte zu erhöhen, muß mit äußerster Sorg- 
falt darauf geachtet werden, daß die Spitzen keine unzu- 
lässige Steigerung annehmen. Aus diesem Grunde geht 
die Entwicklung bei uns langsamer vor sich. 


Wir haben aus dem Vortrag mit großer Freude ent- 
nommen, daß sich Berlin durch die Tätigkeit der BEWAG 
schon sehr den amerikanischen Verhältnissen nähert. Wir 
hoffen, daß auch Breslau bald in der Lage sein wird, wenn 
auch etwas langsamer, die Verbreitung der Elektrizität 
zu fördern. (Beifall.) 


Herr Kühnert, Breslau: Meine Damen und Herren! 
Ich habe nicht den Vorzug echabt, die Klektrizitätswirt- 
schaft in den Vereinigten Staaten durch persönliche Stu- 
dien in diesem Laude selbst kennenzulernen. Meine fol- 
genden Ausführungen stützen sich daher auf ein eingehen- 
des Studium der einschlägigen Literatur, auf Aussprachen 
mit Herren, die lange Zeit in der amerikanischen Elektri- 
zitätswirtschaft tätig waren, und auf Unterredungen mit 
amerikanischen Elcektrizitätswirtschaftlern anläßlich der 
Weltkraftkonferenz in Basel. 

Wie aus naheliezenden Gründen begreiflich ist, haben 
die Berliner Herren in den Vereinirten Staaten in der 
Hauptsache die städtischen oder vielleicht besser gesagt: 
die eroßstädtischen Verhältnisse der Elektrizitätswirt- 
schaft studiert. Auf Grund dieser Studien kommen sie 
zu der Auffassung, daß die amerikanische Elektrizitäts- 
wirtschaft der deutschen um eine Reihe von Jalıren vor- 
aus ist. Dieses ganz allgemein gefaßte Urteil kann ich 
nicht ohne weiteres anerkennen. Es mag zutreffen, daß 


Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 


(Fortsetzung der Normblattentwürfe auf S. 1463.) 


die Amerikaner uns in der städtischen Elektrizitätswirt- 
schaft voraus sind, keineswegs aber in der Uberland- 
zentralenwirtschaft. In der „Elektrizitätsverwertung“, 
Jahrg. 2, vom Januar 1928 befinden sich Ausführungen 
nach dem Index der New York Trust Co, in denen folgen- 
des wörtlich zu lesen ist: 

„Interessant ist, daß noch 95 % der 6,5 Mill amerik 
nischer Farmen ohne elektrischen Anschluß sind. Dorh 
hofft man auf eine baldige allgemeine Elektrisierune dr 
amerikanischen Landwirtschaft durch Schaffung neuer 
eroßer Überlandzentralen als Ersatz für kleine örtliche 
Anlagen.” 

Es ist nicht zu hoch geschätzt, wenn ich angebe, dab 
in Deutschland wohl 90 % aller ländlichen Besitzungen 
einen elektrischen Anschluß haben. Soweit ich unterrichtet 
bin, geben die Amerikaner ohne weiteres zu, daß sie auf 
dem Gebiete der Überlandzentralen erst am Anfang der 
Entwicklung stehen, und wie ich hörte, sollen sie sehr 
interessiert sein an den deutschen Veıöffentlichuneen in 
bezug auf die Elektrizitäts-Überlandversoreunz anläßlich 
der Weltkraftkonferenz in Berlin im Jahre 1930. 

, Auch in der ETZ ist ein Aufsatz enthalten mit der 
Überschrift „Elektrische Arbeit in der amerikanischen 
Landwirtschaft“? Man ist jetzt anscheinend gewillt, in 
den Vereinigten Staaten die Überlandversorzung ernstlich 
in Angriff zu nehmen, obwohl dort dafür wegen der dun- 
nen Besiedlung des Landes die Verhältnisse sehr viel 
unzünstiger liegen als in Deutschland. Ich kann auch det 
Auffassung der Berliner Herren nicht beipflichten, daß die 
Entwieklung der Elektrizitätswirtschaft in Deutschland 
durch die Inflation ganz allgemein gehemmt war. Es ist 
im (regenteil der Ausbau sehr vieler UÜberlandzentraln 
durch die Inflation gefördert worden. Als die Landbevöl- 
kerung merkte, daß das in vielen Generationen mühsam 
zusammenrzesparte Barkapital durch die Inflation immer 
mehr an Wert verlor, entschlof sie sich, mit diesem schen 


8 Reutter, ETZ 198, S. 1841. 
(Fortsetzung auf S. 1463.) 


3. Oktober 1928 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 1483 


(Fortsetzung der Normblattentwürfe von S. 1462.) 


p Noch nicht endgültig De 
Isolatorstützen DIN 


gerade und gerade verstärkt 


E 
für Stützenisolatoren der Reihen VHD u. VHW nach DIN VDE 8004 u. 8005 2 an ! 
| | | Elektrotechnik DE 8044 
Maße in mm 
Form I Form II 
dp y E Š 
KI 
rQ Q 
e ~ 
Lea 


Bezeichnung einer geraden verstärkten Isolatorstütze VHS 20 B mit Mutter für einen Isolator VHD 20: 
Isolatorstütze VHS 20 B VDE 8044 


Zulässiger Zug für Reihe 


VDE- S Für Stützen- 
Bezeichnung e Ms ši D isolator 
VHS 10a?) I | 105 | 150 | s al aal — | = | Su 3 Wë 4 | 255 | 27 102 | 20 | 106 ees 
VHS 10/15A| 1 || ol al IT 25] — | 4 275| 40| 124 "at 130 Iynp 
VHS 10/15B| II | 135 75, 50 E "ATI oa 57. 5 0305| a 300 | 30 300 VHW 10u-15 
VHS 20 A 105 ' 65} 40 —' 1“ 255| —' 4 !310| 43 | 1056 | 30 | 110 |vHp 
VHS 20 B i SE 7551 | 37 | 36 | 1” 125,5 o 6 E ae 30 Le vHw 2 
VHS 25 A | E ESCHER 50| 130 037 135 VHD , 
VHS 25 B 135 | 230 | 65 [go 28 lyg | 37 "DAC Das 70 : 6 365 | 50, 300| 37| 300 |vuw 25 
VHS 30 A | x 50 | | — |. — E 114“ | 32 | —|5 415 |50 | 163 35 | 170 |vHD 
VHS 30 B 135 | 280 o GE | | | | 5| 50 300 35 | 300 |VHW 
VHS 35 A I | N — | 6 40 | 55187 | 42 198 enn 
ës 35 B | OB ea "mi 8 (470| 55 1 600 | A9 600 |vHW 28 


D Nur zulässig auf nicht geerdeten Konsolen. 

D Der Bund darf nicht aufgeschweißt, sondern muß aus dem vollen Eisen angestaucht werden. Die Bundunterfläche muß rechtwinklig 
zur Ge Che liegen. 

Eine Beanspruchung von 1600 kg/cm? vorausgesetzt. 

o Zulässige Abweichung + 0,5. 

Ausführung: roh (mit Ausnahme der bearbeiteten Bundunterfläche bei den Stützen Form II) mit Rostschutzanstrich 

Gewinde: Whitworth nach DIN 11 

Werkstoff: Flußstahl St 37. 11 

Rohe Sechskantmuttern aus Flußstahl nach DIN 428 


Oktober 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 
(Fortsetzung der Normblattentwürfe auf S. 1464.) 


eutwerteten Gelde und den geringwertigen Zetteln, die sich erwies, daß derartige Werke bestehen können, hat 
man in der Inflationszeit in Deutschland Geld nannte, sich auch die öffentliche Hand dafür interessiert. Die 
wenigstens die Annehmlichkeit einer elektrischen Anlage ersten deutschen Überlandwerke genossen keinen behörd- 
für ihren Betrieb zu schaffen. Dadurch besitzt sie jetzt lichen Schutz wie in Amerika, sie mußten sich vielmehr 
in ihrem schweren Wirtschaftskampf die Möglichkeit, ihre im freien Spiel der Kräfte durchsetzen. In Amerika be- 
Betriebe zu rationalisieren. stehen, wie auch Herr Dr. NISSEL erwähnte, behördliche 
Eine sehr schwierige Frage bei der Errichtung von Kommissionen, die die Elektrizitätspreise regeln, und diese 
Überlandzentralen ist die Festsetzung der Strompreise. Kommissionen wahren sowohl die Belange der Strom- 
Bei den in Deutschland etwas günstiger liegenden länd- &Abnehmer als auch die der liefernden Werke. Die letz- 
lichen Verhältnissen hat der Wagemut der Privatwirt- teren sollen sich dabei gar nicht schlecht stehen. Im all- 
schaft den ersten Ausbau solcher Anlagen ermöglicht. Als (Fortsetzung auf S. 1464.) 


1464 


(Fortsetzung der Normblatteniwürfe von S. 1463.) 


gebogen 


Ausführung: roh mit Rostschutzanstrich 
Gewinde: Holzschraubengewinde | 
Werkstoff: Flußstahl St 37. 11 


gemeinen sind die Tarife so gehalten, daß jeder Elektri- 
zitätsabnehmer gezwungen ist, in einer bestimmten Zeit 
eine bestimmte Menge elektrischer Arbeit abzunehmen. 
` Diese garantierte Stromabnahme wird zu einem solchen 
Preise geliefert, daß eine Verzinsung und Abschreibung 
der Kapitalaufwendungen des Elektrizitätswerkes sicher- 
gestellt ist. Der Mehrverbrauch an elektrischer Arbeit 
wird wesentlich billiger geliefert. 


Diese Gedankengänge sind keineswegs neu; sie sind 
in Deutschland vereinzelt schon vor rd. 25 Jahren zur 
Anwendung gekommen. Bei uns fehlt nur die behördliche 
Unterstützung zur Zwangseinführung solcher Tarife für 
diejenigen Elektrizitätswerke, die keine Tarifhoheit be- 
sitzen. In dem bereits erwähnten Aufsatz in der ETZ 
steht wörtlich folgendes: 


„Das Streben der staatlichen Kommissionen, die die 
Stromtarife regulieren, ist dahin gerichtet, Preise zu 
schaffen, die die Landwirte bezahlen können und die doch 
den Kraftgesellschaften den nötigen Nutzen lassen. In den 
meisten Fällen denkt der Landwirt nur an Licht und 
kleines Haushaltsgerät, wie Bügeleisen, Staubsauger usw. 
Das genügt aber meist nicht, um kostspielige Leitungen 
und Transformatoren zu rechtfertigen.“ 


Aus diesem Grunde werden angemessene Strom- 
abnahmeverpflichtungen gefordert. Der vorsichtige ameri- 


kanische Geschäftsmann legt sein Geld nur dort an, wo ` 


eine angemessene Rente mit einer ziemlichen Sicherheit 
gewährleistet ist. Es ist zweifellos ein großes Verdienst 
der deutschen privaten Elektrizitätswirtschaft, daß sie 
schon sehr frühzeitig aus eigener Kraft ohne behördliche 
Unterstützung die Überlandzentralenwirtschaft erfolg- 
reich aufgenommen hat. Wenn in den V.S. Amerika die 
städtische Elektrizitätswirtschaft der deutschen städti- 
schen Elektrizitätswirtschaft voraus ist, so ist in bezuz 
auf die Überlandzentralen der umgekehrte Fall zu ver- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


Isolatorstützen 
© 
für Stützenisolatoren der Reihen VHD u. VHW nach DIN VDE 8004 u. 8006 


Maße in mm 


Bezeichnung einer gebogenen Isolatorstütze VHS20E für einen Isolator VHW 20: 
Isolatorstütze VHS 20 E VDE 8045 
| 


VHS 10/l1561)| 120 100 | 310 | 2 20 | 30 150 57 140 125 | 6 VAD 10 u.15 
VHSISE | 120 100 | 310 om | 2% | 30 ug | eo | mo | 1m5 oe SE: 
VHS %E | BE 100 E 25 20 | ES 200 8 so | as 100 | 76 Lou 20 
VHS mp 120 100 | 350 | 2 Io | 230° a 180 o ` "9 Ivan 25 

1) Nur zulässig auf nicht geerdeten Konsolen. — D Eine Beanspruchung von 1600 kg/cm? vorausgesetzt. 


Oktober 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. 


3. Oktober 1929 


Noch nicht endgüttig 


Elektrotechnik 


Für Stützen- 
isolator 


Q 


zeichnen. Der gegenseitige Gedankenaustausch ist daher 
von sehr großem Wert; er sollte nach meiner Meinung 
er immer intensiver gestaltet werden. (Lebhafter Bei- 
all. 


Herr Schüler: Meine Herren! Ich glaube, es ist Ehren- 
sache, daß wir die Diskussion nicht nur den Breslauern 
überlassen. (Heiterkeit in Breslau.) Ich möchte mir des- 
halb eine kurze Bemerkung gestatten, wengleich sie nur 
eine Kleinigkeit berührt, die mir beim Vortrag aufgefallen 
ist. Wir sind ja gewohnt, daß der Fortschritt aus Amerika 
kommt, und hören ehrfürchtig zu, wenn uns etwas Neues 
aus Amerika erzählt wird. Aber in vielen Fällen finden 
wir, daß das, was aus Amerika neu zu uns kommt, schon 
viel früher in Europa und besonders in Deutschland be- 
kannt war. Der Herr Vortragende sprach zum Beispiel 
von den Synchronuhren, die in den amerikanischen Elek- 
trizitätswerken verwendet werden. Solche Uhren werden 
ja bei uns jetzt auch verwendet, aber es wird wohl den 
wenigsten Herren bekannt sein, daß schon bei dem ältesten 
deutschen Wechselstrom-Elektrizitätswerk, nämlich dem 
in Köln, das, wenn ich mich nicht irre, im Jahre 1888 oler 
1889 in Betrieb gekommen ist, solche kleinen Synchron- 
motoren als Uhren verwendet wurden. Wie sie sich da- 
mals bewährt haben, weiß ich allerdings nicht, aber in 
der Literatur findet man Beschreibungen dieser Uhren. 


Dann sprach der Herr Vortragende davon, daß eine 
bei uns ganz unbekannte Schaltung, die sogenannte „Edi- 
son“-Schaltung bei Transformatoren verwendet wird. Ge- 
meint ist natürlich die bekannte Dreileiter-Schaltung, die 
allerdings bei uns nur bei Gleichstrom üblich ist, während 
sie in Amerika auch für Wechselstrom verwendet wird. 
Aber auch für Wechselstrom ist sie bei uns nicht unbe- 
kannt; sie wurde ebenfalls in dem schon erwähnten Kölner 
Elektrizitätswerk verwendet. Die Transformatoren wur- 
den dort für 2 X 36 = 72V gebaut. Die Bogenlampen wur- 


3. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 40 


1465 


den an den Nulleiter und die Glühlampen an die Außen- 
leiter angeschlossen. (Beifall.) 


Herr Sehlieper: Wir haben aus dem Vortrag gehört, 
daß das Verhältnis zwischen dem Erzeuger, also dem 
Kraftwerk. und dem Abnehmer in Amerika sehr eng ist 
und mit allen Mitteln gefördert werden sollte, was auch 
ziemlich gut geglückt ist. Ich erinnere an die Störungs- 
kolonne und den Besuch aller Haushaltungen in zwei- 
jährigen Abständen. Außerdem hat man in der Literatur 
in Deutschland gelesen, daß ein enges Verhältnis dadurch 
erreicht wird. daß nicht nur an die Angestellten der Elek- 
trizitätszesellschaften sondern auch an die Haushaltungen 
Aktien zu besonders guten Bedingungen abgegeben wer- 
den. Ich möchte gern über diese Aktion der amerika- 
nischen Elektrizitätswerke etwas hören, weil ich das ge- 
rade für unsere deutschen Verhältnisse für außerordent- 
lich wertvoll halte. 


Herr Bloch: Der Herr Vortragende hat in seinem 
Vortrag auch die Straßenbeleuchtung erwähnt und darauf 
hingewiesen, daß in Amerika die Straßenbeleuchtung 
heute fast ausschließlich durch gasgefüllte Metalldraht- 
lampen bewirkt wird. Ich möchte diese schöne Gelegen- 
heit, wo wir uns mit unseren Fachgenossen in Breslau 
zum ersten Male durch den Draht unterhalten können, 
nicht vorübergehen lassen, ohne daran zu erinnern, daß 
es gerade in Breslau bei der Jahresversammlung des Ver- 
bandes Deutscher Elektrotechniker im Jahre 1913 gewesen 
ist. wo zum ersten Male die Nachricht von der Erfindung 
und Einführung der gasgefüllten Lampe der Öffentlich- 
keit bekanntgegeben wurde. Es war damals ein inter- 
essonter Wettstreit, der noch hinter den Kulissen sich ab- 
spielte. Die Allgemeine Elektrieitäts-Gesellschaft und 
die Auerzesellschaft waren beide gerade soweit gekom- 
men, daß sie ihre gaseefüllten Metalldrahtlampen zum 
erausbrinzen fertig hatten, und jeder wollte zuerst diese 
Nachricht auf dem Verbandstag in Breslau verkündigen. 
Herr Dr. SALOMON von der Allgemeinen Elektrieitäts-Ge- 
sellschaft und Herr Direktor REMANE von der Auergesell- 
schaft konnten damals beide in Breslau über diesen neurn 
Fortschritt berichten. Die Zuhörer beim Breslauer Ver- 
bandstag — viele von ihnen sind vielleicht auch heute in 
der Sitzung in Breslau und hier versammelt — hatten da- 
mals wohl kaum eine Ahnung davon, welche epoche- 
machende Erfindung auf dem Gebiete der Beleuchtung 
dureh die gasgefüllte Metalldrahtlampe erreicht wurde. 
Ja, selbst die bei den Versuchen zur Ausbildung dieser 
Lampe unmittelbar Beteiligten konnten die volle Trag- 
weite dieses Fortscehrittes damals kaum ermessen. Des- 
halb erscheint es wohl angebracht, daß ich heute bei dieser 
guten Gelegenheit darauf hinweise, daß nunmehr sowohl 
in Amerika als auch bei uns die gasgefüllte Metalldraht- 
lampe sich so eut wie alle Anwendungesgebiete der Be- 
leuchtungsteehnik erobert hat. In Ergänzung des Vor- 
trags des Herrn Dr. ADOLPH, der uns von Herrn Dr. 
NISSEL so schön vorgeführt worden ist, möchte ich noch 
auf ein Anwendungsgebiet für die gasgefüllte Metalldraht- 
lampe hinweisen, das ihr lange Zeit fast ganz verschlossen 
erschien, aber gerade jetzt doch noch für die Gasfüllunes- 
lampe erobert wurde. Es betrifft ihre Verwendung für 
Kinoaufnahmen in den Filmateliers, in denen bisher hier- 
für fast ausschließlich Bogenlampen und Queceksilber- 
lampen benutzt wurden. Gerade das rasche Fortschreiten 
der waszefüllten Metalldrahtlampe auf diesem Gebiete 
war eine besondere Überraschung für mich bei meinem 
Aufenthalt in Amerika, als ich zugleich mit Herrn Dr. 
ADOLPH und Herrn Dr. NISSEL aus Anlaß des Inter- 
nationalen Beleuchtungs-Kongresses dort weilte Wih- 
rend auf allen anderen Gebieten der Beleuchtung die 
Entwieklung sich in den letzten Jahren in Amerika nicht. 
viel anders als bei uns vollzogen hatte, war gerade auf 
diesem Gebiete ein besonders rascher Umsehwung drüben 


festzustellen. Auch wir hatten in Deutschland kurz zu- 
vor die ersten Filme mit Glühlampenbeleuchtungz ent- 


stehen sehen. befinden uns aber noch im Anfang dieser Ent- 


wieklung. Um so mehr überraschte es, zu hören, daß in 
Amerika im Laufe des letzten Jahres schon über die Hälfte 
der recht zahlreichen und großen Filmateliers zur Film- 
aufnahme mit gaszefüllten Metalldrahtlampen überge- 
gangen waren. Besonders interessant war es, festzu- 
stellen, wie die Amerikaner diesen Entwicklungszang zu 
beschleunigen verstanden. Alle Interessenten, sowohl die 
Filmleute als auch die Fabrikanten der Lampen und der 
Beleuchtungsarmaturen, hatten zusammengsewirkt und 
eine Studienkommission gebildet, die alle mit dieser Neue- 
rung zusammenbängenden Fragen mehrere Wochen lang 
in Hollywood gründlich studierte, erörterte und aus- 
probierte. Als Erfolg dieser Studien und der hierfür 
aufzewandten erheblichen Mittel an Zeit und Geld ergab 


sich die rasche Einführung der gaszefüllten Metalldraht.- 
lampe in das ihr bisher noch verschlossene Gebiet der 
Filmateliers. Wenn auch die Zahl der hier benutzten 
Lampen nicht schr bedeutend ist im Vergleich zu der Ge- 
samtzahl auf den heute so vielseitigen Anwendungs- 
gebieten, so ist der von den Amerikanern hier erzielte 
Erfolg doch ein recht bezeichnendes Beispiel dafür, wie 
man drüben durch eine wohl organisierte Zusamıen- 
arbeit es versteht, eine Sache, von der man sich Erfolg 
verspricht, auch wirklich durchzusetzen und in kurzer 
Zeit in die Praxis einzuführen. Auch wir haben ja in 
dieser Hinsicht schon viel erreicht, aber wir können 
meines Erachtens gerade in der Organisation und Durch- 
führung der Zusammenarbeit aller beteiligten Kreise 
eines Fachgebietes doch noch manches von den Ameri- 
kanern lernen. (Lebhafter Beifall.) 


Vorsitzender: Wünscht jemand noch einmal das 
Wort zur Diskussion? — Das scheint in Berlin nicht der 
Fall zu sein. — In Breslau auch nicht. — Dann darf ich 
Herrn Dr. NISSEL das Schlußwort erteilen. 


Herr Nissel; Es ist hier noch eine sehriftliche Anfrage 
aus dem Kreise der Zuhörer eingelaufen, die ich vorweg 
beantworten möchte, u. zw. wird nach dem Ratenzahlungs- 
system in Amerika gefragt. Hierzu ist folgendes zu sagen: 
Der Amerikaner verdient ja im allgemeinen besser als der 
Deutselie und schafft sich demzufolge auch mehr an. Es 
wire aber in Amerika fast alles auf Ratenzahlung gekauft, 
angefangen von den Gegenständen des täglichen Bedarfs 
über die elektrischen Geräte und Autos bis zu den Wohn- 
häusern. Der Amerikaner setzt daher schon beinahe einen 
bestimmten Betrag von seinem Einkommen für solche An- 
schaffungzen ein. In Deutschland geht man nun nicht gern 
bei kleinen Gegenständen über Raten von sechs bis acht 
Monaten hinaus, weil man den deutschen Verbraucher, der 
oft Schwierirkeiten hat, diese Beträge zu bezahlen, nicht 
auf zu lange Zeit belasten möchte. In Amerika jedoch, wo 
das Einkommen erstens höher und zweitens sicherer ist, 
sind Monatsraten von 12, 15 und sogar 24 Monaten keine 
Seltenheit. Daher verkaufen auch die Elektrizitätswerke 
die Geräte in den Vorführungsräumen auf langfristigen 
Kredit. 

Weiter wird nach dem Preis der Geräte, gemessen 
am Lebensstandard, gefragt. An diesem Maßstab gemessen 
sind die Preise der elektrischen Geräte in Amerika nicht 
höher als bei uns; absolut betrachtet sind sie allerdings 
etwas höher. Ein Bügeleisen kostet 6..7 $, also etwa 
25 RM: das ist absolut teurer als bei uns; relativ gleichen 
sich die Preise aber aus, und man kommt unter Umstän 
den dazu, daß in Amerika die Preise etwas billiger sind. 
Genau so ist es mit den anderen Geräten. Ein Liliput 
staubsauger kostet, wie Sie in einem Bilde gesehen haben, 
15 $; das sind entsprechend der Kaufkraft der Mark viel- 
leicht 30 RM. Für einen kleinen Staubsauger ist es nicht 
zu viel. Ich glaube nicht, daß man in Deutschland einen 
Staubsauger, der doch aueh einen kleinen Elektromotor 
haben muß, für diesen Preis verkaufen kann. 

Nur einige Worte zu den Äußerungen der Herren Pis- 
kussiousredner. — Herr Dir. KÜHNERT in Breslau hat sehr 
richtig gesagt, daß wir entsprechend der Art der BEWAG 
in Amerika städtische, u.zw. großstädtische Werke bei 
unserem Studium bevorzugt haben. Wir haben daneben 
aber auch ländlichen Werken, wie z. B. der Hydro Electric 
Power Commission of Ontario in Toronto unser Interesse 
zuzewendet und uns auch nach Möglichkeit über diese 
Werke informiert. Wenn Herr Dir. KÜHNERT meint, daß 
in Amerika 95% der Farmen noch nicht angeschlossen 
sind, so ist dabei zu berücksichtirzen, daß die Ausdehnung 
des Landes im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl. also 
die Besiedlungsdichte, mit der in Deutschland überhaupt 
nicht zu vergleichen ist. Amerika hat eine Ausdehnung 
von fünf Taxereisen, während die von Deutschland nur 
eine Tagesreise beträgt; die Einwohnerzahl Amerikas ist 
doppelt so groß wie die Deutschlands. Das wird die Tat- 
sache, daß die amerikanischen ländlichen Siedlungen noch 
nicht in dem Maße elektrisiert sind wie die deutschen, 
genügend rechtfertigen. In dem Lichtbild, das die Elek- 
trisierung der Haushalte zeigte, war angegeben, daß zwei 
Drittel aller Jlaushalte der Vereinigten Staaten elektrisch 
versorgt sind, u.zw. unter Einbeziehung der schwach be- 
siedelten ländlichen Gebiete. Ich glaube, daß die Elektri- 
sierung Deutschlands selbst unter Einbeziehung der nach 
den Äußerungen des Herrn Dir. KÜHNERT sehr stark be- 
siedelten ländlichen Gebiete auch nieht annähernd so weit 
fortgeschritten ist wie in Amerika. 

Daß wir heute mit den amerikanischen FElektrizitäts- 
werken dauernd im Gedankenaustausch bleiben müssen 
— auch im Interesse der amerikanischen Werke —, ist 


1466 


auch von diesen ohne weiteres anerkannt. Wir haben 
schon oft Gelegenheit gehabt, Gäste aus Amerika bei uns 
zu empfangen, die sich über unsere technischen Bauten 
informieren wollten, die sich aber auch für unsere Strom- 
verkaufsfragen lebhaft interessierten. Wir haben die Ab- 
sicht, in diesem Gedankenaustausch auch weiterhin zu 
hleiben, und wenn Herr Dir. KÜHNERT als Direktor eines 
landliehen Elektrizitätswerkes diesen Gedankenaustausch 
auch aufnehmen oder, soweit er ihn schon aufgenommen 
hat, fortsetzen will, dann werden es die amerikanischen 
ländlichen Elektrizitätsversorger sehr begrüßen, besonders 
da sie in dieser Beziehung von uns offensichtlich eine 
ganze Menge lernen Können. 


Ich danke Herrn SCHÜLER schr für den Hinweis, 
daß Synehronuhren bereits im Jahre 1888 in Köln in Be- 
trieb waren. Mir war davon nichts bekannt. Vielleicht 
darf ich darauf hinweisen, daß Synchronuhren in Deutsch- 
land erst jetzt wieder aufkommen, nachdem wir gesehen 
haben, wie sie sich in Amerika entwickelt haben. Auch die 
BEWAG hat im Großkraftwerk Klingenberg eine Meister- 
uhr aufgestellt, mit der die Periodenzahl des BEWAG-Netzes 
konstant gehalten wird. Es handelt sich hier also um ein 
deutsches Kind, das erst in Amerika aufgepäppelt worden 
ist. Ähnlich liegt es ja auch bei verschiedenen anderen 
Dingen. Ich brauche nur an die Glühlampe zu erinnern, 
die erst dureh die fabrikatorische Herstellung durch Edi- 
son das wurde, was sie heute ist, obgleich ihr Erfinder 
verbürgstermaßen ein Deutscher war. 


Wenn ich sagte, daß die Edisonschaltung bei uns un- 
bekannt ist, dann meinte ich natürlich für Wechselstrom, 
u.zw. wollte ich sagen: ungebräuchlieh. Wenn auch in 
Köln diese Schaltung einmal verwendet worden ist, so ist 
sie doch in Deutschland nicht allgemein üblich. In Ame- 
rika dagegen finden wir sie in jeder Stadt, und man steht 
dort auf dem Standpunkt, daß es eine sehr bequeme Me- 
thode sei. Daß das Drehstromnetz noch ungleichmäßiger 
belastet wird, als das bei der in Deutschland üblichen 
Drehstromtransformatoren-Versorgung der Fall ist, spielt 
keine allzu ausschlaggebende Rolle. Ich möchte hier noch 
eins einfügen. Die Amerikaner paradieren vielfach mit 
außerordentlich niedrigen Kohlenverbrauehsziffern. Aber 
diese ausgezeichneten Ergebnisse werden leider, soweit 
wir uns darüber unterrichten konnten, zum großen Teil 
durch die vielen kleinen Transformatoren wicder wettge- 
macht. Stellen Sie sich vor, daß viele einphasige Trans- 
formatoren von 2, 3 oder 4 KW zur Versorgung des 
Niederspannungsnetzes dienen, und Sie werden sich eine 
Vorstellung davon machen können, wie groß die Verluste 
dieser Transformatoren sind. Die beste Kohleverbrauchs- 
ziffer nützt nichts, wenn die Verluste sie wieder wett- 
machen. In New York ist man daher dazu übergegangen 
was natürlich auch mit der dichten Bauweise der Stadt 
zusammenhängt —, keine Transformatoren unter 250 bis 
300 kVA zu verwenden; es werden auch nur Drehstrom- 
transformatoren und einphasige Transformatoren in 
Dreieck- oder Sternschaltung benutzt. 

Dann wurde gefragt, wie es mit der Ausgabe von An- 
teilen an die Abnelımer und an die Angestellten der Fir- 
men steht. 

Die Werke, die an die Angestellten Shares abgeben, 
richten meist, um diesen den Ankauf zu erleichtern, Spar- 
kassen ein, in die laufend ein bestimmter Anteil des Ein- 
kommens eingezahlt wird. Sobald der Betrag eines Shares 
voll ist, werden die Anteilstücke dem Angestellten über- 
schrieben. Wichtig ist hierbei, daß die amerikanischen 
Gesellschaften, um den Ankauf von Anteilscheinen zu er- 
leichtern, die Stücke sehr weit teilen. Vielfach sind 
Stücke von 100 $ in Umlauf, die auch für weniger be- 
mittelte Leute erschwinglieh sind. Auch den Abnehmern 
des Elektrizitätswerkes wird auf diese Art der Ankauf 
von Anteilscheinen außerordentlich erleichtert: von dieser 
Einrichtung wird ausgedehnter Gebrauch gemacht. Durch 
die finanzielle Beteiligung wird natürlich eine sehr starke 
Verbundenheit zwischen dem Elektrizitätswerk und sei- 
nen Angestellten und Abnehmern hergestellt, eine Ver- 
bundenbheit, die ein Grundpfeiler des amerikanischen Ge- 
schäftslebens ist. (Lebhafter Beifall.) 

Auf vielseitigen Wunsch hat sich Herr Direktor Dr. 
Adolph in liebenswürdizer Weise hereiterklärt, den 
interessanten Vortrag am 5. Il. 1929 im Elektrotechnischen 
Verein zu wiederholen. 


Vorsitz: Herr Prof. Dr. rer. pol. Dr. jur. Windel, 


Vorsitzender: Meine Damen und Herren! Amerika ist 
heute der maznetische Pol, der Wissenschaftler und Prak- 
(ker in gleichem Maße anzieht. Welches sind die Motive? 
Der Wissensdranz und die Beruhigung des eigenen Ge- 
wissens. Die Herren suchen all das Neue, was Amerika 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


3. Oktober 1929 


bietet, in sich aufzunehmen. Die Leiter der deutschen 
Unternehmungen wollen gleichzeitig ihr Gewissen da- 
durch beruhigen und entlasten, daß sie die dortigen Werke 
mit den ihrigen vergleichen und untersuchen, ob sie in den 
ihrer Leitung anvertrauten Betrieben auch nichts ver- 
säumt haben und hierdurch etwa gegenüber dem Ausland 
in das Hintertreffen kommen. Auch die BEWAG hat es sich 
nicht nehmen lassen, verschiedentlich ihre prominenten 
Herren nach Amerika zu entsenden, um dort Studien zu 
treiben. Wir sind ihr zu Dank verpflichtet, daß sie auch 
uns, denen nicht die Gelegenheit geboten wurde, über den 
sroßen Teich zu fahren, über ihre Beobachtungen und 
Erfahrungen aufklärt. Genau vor vier Wochen sprach 
hier zur selben Zeit und an derselben Stelle als gewandter 
Interpret und Bolmetscher des Vortrages des Herrn Dir. 
Dr. ADOLPH lerr Dr. NISSEL von der BEWAG über das 
gleiche Thema. Die Versammlung war derart zahlreich be- 
sucht, daß selbst der berühmte Apfel nicht zur Erde fallen 
konnte. Es war daher der Wunsch berechtigt, daß dieser 
Vortrag wiederholt wurde. Wir danken Herrn Dr. ADOLPH, 
dal er sieh der Mühe unterzieht, seinen Vortrag persön- 
lich zu wiederholen, und freuen uns gleichzeitig, ihn heute 
frisch und gesund wieder unter uns zu sehen. lech bitte 
ihn, mit seinem Vortrag zu beginnen. 


Herr Dr. Adolph hält den Vortrag. 


Herr Endruweit: Herr Dir. ADOLPH hat uns einen 
schönen Vortrag gehalten, und ich kann nur dem zustim- 
men, was er gesagt hat. Ich bin auch in Amerika gewesen 
und habe dieselben Eindrücke wewonnen. Nun hat Herr Dir. 
ADOLPH erklärt, daß wir in der Stromabnahme noch sehr 
zurück sind. Ich habe in dieser Angelegenheit mit Herrn 
Dir. ADOLPH schon wiederholt längere Unterhaltungen ge- 
habt und darauf hingewiesen, woran das liegen kann. Die 
Ilauptstromabnahme ist freilich bei der Industrie zu fin- 
den. Heute aber, nachdem dank der rülrigen Tätigkeit 
der BEWAG auch die Wirtschaft sehr weitgehend elek- 
trisiert ist, kommt es hauptsächlich darauf an, den Strom 
auch der Wirtschaft so zuzuführen, daß sie ihn nach Be- 
licben entnehmen kann. Zu Weihnachten habe ich hier 
und dort Kochgeräte und andere elektrische Geräte viel 
geschenkt und verkauft und dabei folgendes festgestellt: 
Als die Grundgebühr eingeführt wurde, haben die Strom- 
abnehmer sich den Stromzähler ziemlich knapp anlegen 
lassen. Da sie nun die verschiedensten Kochgeräte und 
anderen Geräte hinzubekommen haben, reicht nunmehr 
der Zähler nieht mehr aus. Die Folge davon ist, dab die 
Sicherungen durehzehen und daß größere Zähler erfor- 
derlich sind. Die Stromabnehmer sagen sich aber: Einen 
größeren Zähler wollen wir nicht; lieber verzichten wir 
auf die Kochgeräte. — Aus diesem Grunde wird es also 
sehr wichtig sein, daß die Elektrizitätswerke die Zähler 
liberaler bemessen. Wenn z.B. in einer Wirtschaft IkW ge- 
braucht wird, dann sollte man den Zähler für 2 oder 3kW 
bemessen. Ich glaube, daß dann der Stromverbrauch bedeu- 
tend zunehmen wird. Ich bitte also Herrn Dir. ADOLPH das 
in Erwägung zu ziehen. 

Vorsitzender: Wie ich in meiner Kinleitung sagte, 
sind es besonders zwei Gründe, aus denen heutzutage die 
Reise nach Amerika unternommen wird: der Wissens- 
drang und die Beruhigung des eigenen Gewissens. Der 
Wissensdrang! Der interessante Vortrag des Herrn Dr. 
ADOLPH sowie die früheren dureh die BEWAG hier abre- 
haltenen Vorträge zeigen uns, daß wir heute bereits so- 
weit sind, daB wir nach meinem Dafürhalten technisch von 
Amerika nieht mehr viel Neues lernen können. Das Land 
ist uns zwar durch die Kriegs- und die darauf folgenden 
Johre um etwa zehn Jahre voraus gewesen. Wenn wir 
heute in verhältnismäßig kurzer Zeit Amerika technisch 
wieder eingeholt haben, so ist das als eine enorme Lei- 
stung zu bezeichnen. Sie wissen und werden gelesen 
haben, daß bereits heute Gelehrte nach Amerika reisen, 
um auf Wunsch den Amerikanern Vorlesungen zu halten, 
wie auch erfreulicherweise Amerikaner heute zu uns her- 
überkommen, um unsere Anlagen zu studieren. Die Be- 
ruhizung des eigenen Gewissens! Was können wir aus 
dem heutigen Vortrag besonders lernen? Nach meiner 
Ansicht vor allem zweierlei: Das eine, was Herr Dr. 
ADOLPH zum Sehluß seines Vortrags erwähnte, sind die 
Umgangsformen, den Kundendienst kann man es auch 
nennen, und hiermit verbunden, die Offenheit in allen Aus- 
kinften. Sie haben aus dem Vortrag gehört, mit welcher 
Bereitwilliskeit der Amerikaner uns seine Anlagen zeigt. 
Er hält auch nieht mit den Preisen sowie dem Brennstoff- 
verbrauch hinter dem Berge. Versuchen Sie einmal, von 
unseren Elektrizitätswerken z.B. die Anlarekosten wie 
auch die Kosten für den Brennstoff zu erfahren! Sie wer- 
den nur wenige Werke finden, die Ihnen diese Zahlen so 
offen nennen, wie die Amerikaner es tun. Das hat gewib 


3. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 40 


1467 


seine bestimmten Gründe. Wenn wir diese Zahlen erfah- 
ren möchten, so geschieht es, um uns zu belehren, und 
festzustellen, ob und wie weit wir vorwärts gekommen 
sind und mit welchen Werten wir z.B. für unsere Pro- 
jektierungen und sonstige Überlegungen zu rechnen 
haben. Diese Werte sollen ja doch schließlich nur wieder 
der Allgemeinheit zugute kommen. Das ist der innere 
Grund, weshalb ich die Leiter der deutschen Werke bitte, 
nicht nur den Amerikanern, sondern auch ihren eigenen 
Landsleuten alles das zu zeigen und zu sagen, was sie zu 
wissen berechtigt sind. 


Der zweite Punkt, worin uns der Amerikaner noclı 
voraus ist, ist, wie Sie aus dem Vortrag und aus den 
Lichtbildern gesehen haben, der höhere Belastungsfaktor 
der Werke. Mein Herr Vorredner machte in der Dis- 
kussion schon auf die Anwendung des elektrischen Stro- 
mes im Haushalt aufmerksam. Hierin liegt meiner Emp- 
findung nach der Schwerpunkt, an dem wir den Hebel 
ansetzen müssen. Der beste Akuuisiteur für die Elektrizi- 
tätswerke ist heute nicht etwa mehr der Mann, sondern die 
Frau. Nicht nur als Licht sondern auch als Kraft in den 
kleinen Haushaltsmaschinen sowie als elektrische Wärme 
kann der Stromabsatz im Haushalt und mit ihm zugleich 
der Belastungsfaktor der Werke gehoben werden. Be- 
denken Sie, welche Lasten auf der armen geplagten Haus- 
frau heute ruhen. Wer kann sich heute noch ein Haus- 
mädchen leisten? Wir müssen daher, genau so wie der 
Amerikaner es tut, immer mehr arbeitsparende Maschinen 
und Apparate im Haushalt einführen, die die schwere 
Arbeit der Hausfrau, die keinen Achtstundentag kennt, 
erleichtern und ihr hierdurch Zeit erübrigen, sich auch 
einmal auf sich selbst zu besinnen und sich mit den sie 
interessierenden Dingen zu beschäftigen. Nicht nur der 
Haushalt allein sondern auch das deutsche Familienleben 
wird hierdurch gewinnen. Die Erhöhung des Belastungs- 
faktors ist es also, die wir mit allen Mitteln anstreben 
müssen. Dazu gehören aber entsprechende Apparate und 
Preise. Um die Kosten zu ermöglichen, kommt Ihnen, wie 
Sie ja wissen, die BEWAG in jeder Beziehung entgegen. 
Durch die „Elektrissima” werden auch die weniger be- 
mittelten Kreise in die Lage versetzt, sich Apparate „Auf 
sachte!“, wie der Berliner sagt, zu beschaffen. Es liegt 
mir fern, hier etwa für die BEWAG Propaganda zu 
machen. Das Gerechtigkeitsgefühl gebietet es mir aber, 
diese segensreiche Einrichtung in das rechte Licht zu 
setzen. Nicht nur der Abnehmer, auch der Stromabsatz 
der Werke, die fabrizierende Industrie sowie die Installa- 
tionsgeschäfte werden hierdurch ihren Vorteil haben. Er- 
forderlich ist hierzu natürlich auch ein entsprechend ge- 
rechter Tarif, der die Stromabnahme mit zunehmendem 
Bezug verhilligt. Der von der BEWAG eingeführte 
Grundgebührentarif ist für hiesige Verhältnisse meiner 
Ansicht nach der einzig richtige, den wir für unsere 
Zwecke für den Haushalt zebrauchen. Sind die Abnehmer 
über ihn und seine Vorteile noch immer nicht genügend 
aufgeklärt, so ist es Pflicht der Werke, noch mehr für die 
nötige Belehrung zu sorgen. (Beifall.) 


Herr Kutzner: Herr Dir. ADOLPH wies darauf hin, 
daR in Amerika eine Art Rabattsystem üblich ist und dafi 
die Strompreise bei steizendem Verbrauch von etwa 8 auf 
1 ct heruntergingen, während wir in Berlin den Grund- 
gebührentarif haben. In der Auswirkung sind beide Tarife 
cleich. Nur ist der Grundgebührentarif, wie Herr Dir. 
ADOLPH richtig sagte, für den Laien sehr schwer ver- 
ständlich. Aber daran ist auch die BEWAC zum Teil 
schuld, denn sie macht für ihn nicht genug Propaganda 
und sorgt nicht für genügende Aufklärung. 


Weiterhin erwähnte Herr Dir. ADOLPH, daß die Siche- ` 


rungen in den Wohnungen in Amerika im allgemeinen 
ınit 15 A bemessen werden und daß man daraus den größe- 
ren Stromverbrauch ersehen könnte. Das dürfte wohl 
nicht ganz stimmen, weil die Spannung dort 115 V beträgt, 
während bei uns 220 V üblich sind. Die entsprechende 
Sicherung würde also bei uns 8A sein. 


Herr Adolph: Zunächst einige Worte zu den Ausfüh- 
rungen des Herrn Prof. WINDEL hinsichtlich unserer 
Stellung zu Amerika. Ich glaube davor warnen zu sollen, 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechn. Verein des rhein.-westf. Industriebe- 
zirks, Essen. 9. X. 1929, Dortmund, „Loge zur alten Linde”: 
Vortrag Oberleutnant Pleger, „Technisches Nachrich- 
tenwesen in der Reichswehr”. 


daß wir hier in Deutschland in einen Fehler zurückver- 
fallen, der uns, glaube ich, sehr viel gekostet hat. Wir 
sollten uns davor hüten, die Tatsache zu überschätzen, 
daß einige unserer Professoren nach Amerika hinüber- 
gegangen sind. Unterschätzen Sie nicht die ungelieuren 
Mittel, die hinter der amerikanischen Wirtschaft stehen. 
Unterschätzen Sie auch nicht die Kraft, mit unzeheurer 
Methodik in Probleme einzudringen, bei denen hier viel- 
leicht der einzelne sich abmüht. Es gibt drüben Institute 
wie Nelapark in Cleveland. Es ist ein Lichtinstitut; ja, 
man kann sagen: eine Lichtuniversität, in der ein großer 
Stab von Ingenieuren jahrein, jahraus tätig ist, um alle 
Anwendungsformen des Lichtes praktisch zu studieren 
und zu erproben. Solche Institute haben wir in Deutsch- 
land nicht. Diese Tatsache dürfen wir nicht übersehen. 
Natürlich wird der Amerikaner von einem deutschen In- 
genieur und Hochschulprofessor immer gern lernen; denn 
er lernt immer dort, wo er etwas Neues erfahren kann. 


Dem Herrn Vorredner möchte ich mitteilen, daß nach 
meiner Ansicht die BEWAG nicht viel versäumt hat, um 
den Grundgebührentarif, der — wie ich zugebe — für den 
Laien nicht leicht zu verstehen ist, genügend verständlich 
zu machen. Die meisten verstehen den Tarif sehr wohl 
und halten ihn für durchaus gesund. Die wenigen Ab- 
nehmer, die bei ihm schlecht wegkommen, weil sie eine 
Sommerreise gemacht haben oder weil der Verbrauch aus 
anderem Grunde zurückgegangen ist, schreiben dann so- 
fort einen Artikel in der Zeitung; dieser Artikel erweckt 
dann den Eindruck, als ob sehr viel faul im Staate Däne- 
mark sei. Das ist aber nicht der Fall. Der Berliner 
(srundgebührentarif ist mit einer enormen Verbilligung 
der Elektrizität verbunden. Die durchschnittliche Ein- 
nahme beträgt 22 Pf. In anderen Großstädten aber — Ham- 
burg, Köln, München — finden Sie Preise, die um das 
Doppelte herum liegen. Natürlich ist es notwendig, daß 
man, wenn man einen niedrigen Durchschnittspreis er- 
zielen will, sich nicht auf das Licht beschränken darf, 
sondern daß man auch moderne Apparate im Haushalt 
verwenden muß, die heute schon ziemlich billig zu haben 
sind. Die Furcht, daß der Zähler dann vergrößert werden 
muß, ist doch wohl nur ein etwas verallgzemeinerter Einzel- 
fall. Wenn der Haushalt sehr klein angefangen und daher 
einen sehr kleinen Zähler gehabt hat, dann ist es natür- 
lich, daß bei größeren Anschaffungen ein neuer Zähler 
erforderlich wird. Und dann muß die Grundgebühr auch 
heraufgesetzt werden. Damit steigt auch der mittlere 
Strompreis. aber niemals ins Ungemessene. Sie werden 
immer finden, daß der Preis dann immer noch in ver- 
nünftigen Grenzen bleibt. Mir wird von Laien immer 
gesagt: Wenn nur die verfluchte Grundgebühr nicht wäre! 
Ich frage dann immer: Wie hoch ist sie denn? Man ant- 
wortet mir z. B.: 3,90 RM. Ich mache dann folgende Reech- 
nung auf: Wenn die Grundgebühr nieht höher ist als die 
Hälfte der übrigen Stromrechnung, dann beträgt der 
Strompreis höchstens 16 + 50 % = 24 Pf. Damit ist der 
Nachweis erbracht, daß der Strompreis tatsächlich um 
24 Pf herum liegt: für Haushaltzwecke sehr niedrig! 
Diese Rechnung macht aber niemand. Ich habe noch nie- 
mals geschen, daß jemand einmal die 12 Monatsrechnungen 
zusammengerechnet hat, um zu sehen, was dabei heraus- 
kommt. Ich rechne es oft meinen Freunden vor, dabei 
koınmen meist etwa 22 Pf heraus. Immer schwankt es um 
diesen Preis herum; in einem ungünstigen Falle kam ich 
auf 30 Pf. Solche Preise, wie sie in anderen Großstädten 
für die Wohnungsbeleuchtung gezahlt werden, kommen in 
Berlin nur in Ausnahmefällen vor. Aber die Strom- 
abnelımer machen immer Skandal. und das ist der Nach- 
teil des Tarifs, den wir selbst bedauern. Wir haben auch 
für verschiedene Anwendunesgebiete einen anderen Tarif 
geschaffen, den wir aber für die Wohnungsbeleuchtung 
nicht einräumen können, weil nach unserer Ansicht jeder 
Wohnungsinhaber durchaus in der Lage ist, durch ver- 
ständigen Gebrauch und weitere Ausdehnung des elektri- 
schen Verbrauchs sich einen Durchschnittspreis zu sichern, 
der als angemessen anzusehen ist. (Beifall.) 


Elektrotechnischer Verein. 
Der Generalsekretär. 
Dr. Schmidt. 


PERSÖNLICHES. 


C. L. Weber Ak — Am 29. IX.d. Js. verschied infolge 
der Operation eines Gallenleidens in Berlin-Liehterfelde 
der Geh. Reg.-Rat Herr Dr. Carl Ludwig Weber, 
Ehrenmitglied des VDE. Wir kommen auf die Verdienste 
des Verstorbenen in einem besonderen Nachruf zurück. 


1468 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 


8. Oktober 1929 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Die N.-E.-Metallwirtschaft im Jahr 1928'. — Aus den 
„Statistischen Zusammenstellungen“ der Metallgesell- 
schaft A.G., Frankfurt a. M., für 1928 ergibt sich zunächst 
folgende Übersicht über die Produktion und den Verbrauch 
der wichtigeren Nichteisenmetalle, insbesondere des 
Kupfers. Danach hat gegen 1927 die Gewinnung von Alu- 


Pergwerks- Hütten- Rohmetall- 

produktion produktion verbrauch 
N.-E.-Metalle rue dp KS 

1928 1927 123 1927 


Aluminium? . . . . | — 23€,3| 180,9 


Blei ... . 2... 1588,6 1634,6| 1645,7| 1671,3| 1618,8 1579,7 
Kupfer. ..... 1728,0, 1533,4| 1693,5 1517,8| 1749,6; 1543,3 
Zink : 1571,4 1569,3| 1413,5 1320,8| 1404,9: 1316,7 
ZINN at AC 182,2 161,7] 185,1; 158,1 177,0, 150,7 
Länder | Kupfer 
Europa 150,8| 141,4| 164,3) 160.7 SH 770,4 
Spanien. . ... 63,0, 49,6] 27,8 28,7) 22,1) 17,8 
Deutschland. 25,5; 27,71 48,51 50,6] 263,7 263,0 
Afrika..... 137,7; 111,7) 127,2) 102,3; 11,0) 11,0 
Amerika 1352,4| 1197.8| 1326,1! 1181,7| 795,4, 671.3 
V.S. Amerika 828,2! 763,9] 893,8! 837,2) 773,8; 652,8 
Chile. ..... 289,9 242,6) 277,5, 226,2 2,0 2,0 
Kanada 91,9, 63,6| 56,61 32,31 18,7) 14,7 
Mexiko. ... . 65,51 58,7| 45,9) 39,8 0,5 0,5 
Asien. .....n "Bäi 72,4| 66,0! 63,4| 89,2) 81,7 
Japan ..... 66,0,  63,4| 66,01 63,4| 79,9, 72,6 
Australien.. 11,5) 10,1 9,9 9,7 5,9 8,9 


minium um 11, von Kupfer um 13, von Zink um rd. 0,1 und 
von Zinn um rd. 13 % zu-, von Blei aber um 3% abgenommen. 
Die Frhöhung des Verbrauchs der fünf Metalle betrug bzw. 
rd. 31, 2, 13, 7 und 13%. Die stetige Zunahme der Gewin- 
nung, wie sie aus der der genannten Veröffentlichung ent- 
nommenen Abb. 1 hervorgeht, und des Konsums ist haupt- 


ol 
7000 
500 


7030 


1895 1900 
Abb. 1. Die N.-E.-Metallproduktion seit 1890. 


05 710 SI 1920 


sächlich eine Folge der fortschreitenden Industrialisierung 
der Welt, überdies aber auch in geringerem Maß der Be- 
völkerungszunahme auf der Erde, die cine laufende Erhöhung 
des Produktionsmittel- und Verbrauchsgüter-Apparats be- 
dingt und seit der Jahrhundertwende 30 % überschritten hat. 
Dagegen ist der Verbrauch an Nichteisenmetallen im glei- 
chen Zeitraum bei Blei um 80, bei Zinn um 100, bei Zink 
um nicht ganz 200, bei Kupfer um mehr als 200 und bei 
Aluminium sogar um 3000 % gewachsen. Je Kopf der Be- 
völkerung zeigt er gegen 1900 bei Blei eine Zunahme um 38. 
bei Zinn um 46, bei Zink um 110, bei Kupfer um rd. 130 
und bei Aluminium um rd. 1800 %. Das teilweise erhebliche 
Zurückbleiben des Konsums je Kopf der Bevölkerung in den 
wichtigeren europäischen Verbrauchsländern gegenüber den 
V.S. Amerika war im wesentlichen auch 1928 zu beobachten. 
Was den gewichtsmäßigen Anteil der einzelnen Metalle am 
gesamten N.-E.-Konsum betrifft, so ist er seit 1900 bei Blei 


I Vgl. ETZ 19%, S. 1564. — ? Produktion und Verbrauch. 


‚um 514 770 £ (4%). 


um 13,5 auf 31,2, bei Zinn um 0,8 auf 3,4% gesunken, wäh- 
rend sich für Zink ein Anwachsen um 2,7 auf 27,1, für 
Kupfer um 7,4 auf 33,7 und für Aluminium um 4,2 auf 4,6 % 
ergibt. Von grundsätzlicher Bedeutung ist hier die Erschlie- 
Bung neuer und zusätzlicher Verbrauchsgebiete gerade für 
Kupfer und Aluminium im RPereich der Elektrotechnik und 
der Fahrzeugindustrie. Darüber hinaus kann aber, wie die 
Metallgesellschaft sagt, dieser Vorgang teilweise bereits als 
eine Auswirkung der Konkurrenz der Metalle untereinander 
bzw. ihrer gegenseitigen Ersetzung infolge technischer Vor- 
teile oder günstigerer Preise aufgefaßt werden. „Durch die 
bei allen Nichteisenmetallen nach oben gerichtete allgemeine 
Entwicklung des Verbrauchs, in Verbindung mit der laufen- 
den Erschließung neuer und zusätzlicher Anwendungsge- 
biete, konnten diese Finbriiche eines Metalls in das Anwen- 
dungsgebiet eines anderen immer wieder in einer anderen 
Richtung kompensiert, ja sogar überkompensiert werden. E- 
ist vorläufig noch nicht abzuschen, wann ein Zustand der 
Sättigung diese Entwicklung zu einem Stillstand bringen 
wird.“ i 

” Englands elektrotechnischer Außenhandel. — Der Juli 
1929 hat, wie die Zahlentafel zeigt, bei der Einfuhr gegen 
den Vormonat (622148 CH eine Abnahme um 33079 A 
(5%), im Vergleich zum Juli 1928 aber eine Sltigerung um 
103464 £ (21%) gebracht. Die Ausfuhr ist gegenüber 
dem Juni (1383 752 £) um 319564 £ (23%) und im Ver- 
gleich zum Parallelmonat des Vorjahres um 292336 £ 
(21%) gewachsen. Für die abgelaufenen sieben Mo- 
nate ergeben sich Zunahmen beim Import um 601065 £ 
(17%) und beim Export um 272414 £ (2,5%) gegen die 
gleiche Zeit des Vorjahres. Der Überschuß der Ausfuhr 
betrug 7008829 £ (7337480 £ i. NA Im August 
war die Einfuhr um 159217 £ (27%) größer als 
im Vormonat und um 172302 £ (30%) wertlich höher 
als im gleichen Monat von 1928. Auch die Ausfuhr 
weist letzterem gegeniiber eine Steigerung um 242356 £ 
(17%) auf, während sie um 24261 £ hinter der des Juli 
zurückgeblieben ist. Das Ergebnis der abgelaufenen acht 
Monate zeigt gegen die gleiche Zeit des Vorjahres beim Im- 
port eine Erhöhung um 773 367 £ (19%) und beim Export 
Der Überschuß des letzteren ist auf 
7939 298 £ gewachsen (8 197 895 i. V.). Nach Angaben der 


El. Review war der Anteil der Hauptdominions, besonders 
Australiens, am Bezug elektrischer Maschinen im Juli merk- 
lich geringer als im Parallelmonat von 1928, und das gilt 
auch mit Ausnahme von Südafrika für den August. 


Ausfuhrin £ 
129 | 


Erzeugnisse 


1928 


Juli 
Maschinen 138 046 | 150 251 616314 546 617 
Waren u. Apparate . | 451 023 | 335 354 ! 1187002 864 363 


589 (69 | 485605 | 1 703 316} 1 410 980 


Januar.Juli 


Maschinen . . [1032 293 | 1 026 742| 3 746 383| 4 003 408 
Waren u. Apparate . 3019781 | 2424 267| 7 314 520; 6 785 081 


4 052 074 | 3451 009 |11 060 903.10 788 489 


August 
Maschinen EE 177 671 | 159 346 615416 575 304 
Waren u. Apparate . | 570615| 416638] 1163339, 86108 
748 286 675984 | 1678755! 1 436 399 
Januar/August 


Maschinen . `... . 1 209 964 | 1186 088 | 4 261 799° 4 578 712 
Waren u. Apparate . |3590 396 | 2 840 905 | 8477 869. 7 646 176 
4 800 360 | 4 026 993 |12739 658 12 224 888 

1 The Electrician Bd. 108, 1929, H 202, 337. Vgl. ETZ 1920, S. 1140. 


Berichtigung. 

In der Arbeit „Betriebserfahrungen mit 
Drosselspulen zur Strombexrrenzung bei 
der Berliner Städtische Elektrizitäts- 
werke A.G.“ soll es, wie uns Verfasser nachträglich 
mitteilt, auf 8.1187, r.Sp., 6...8. Z. von unten anstatt 
„Stoßkurzschlußstrom von mindestens dem 2,5fachen Am- 
plitudenwert des Vauerkurzschlußstroms” folgender- 
ınaßen heißen: „Stoßkurzschlußstrom, dessen Amplitude 
den 2,5fachen Wert des Dauerkurzschlußstroms hat,“. 


Abschluß des Heftes: 3. September 198. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expl. 


Für die Sehriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. -—- Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9. 


ERSTE 


HERVORRAGENDE 
LOSUNG FÜR 
GEBIETE MIT 
ERDBELWEGUNG 


EINZIGE sı 

| JAHREN 
u BESTBEWÄHRTE YS 

HONSTRUKTION Ä 


m ge hy 


es I YPE 


VERLEGT 


FÜR 
X SPANNUNGEN 


BIS 35000 V. 


TAND-. SEEKABELWERKE A.G. Krets 


Kobalt: Matthias, Der gegenwärt. Stand der Blitzschutzfrage 1469 transform. 1489 — Unabhängigk. der Funkenkönstante v. Luftdruck — Warm- 
erer Bemerk. z. d. „Regeln f. d. Bezeichn. v. Klemmen bei Masch. behandl, in Elektroöfen 1490 — Die Teiltag. der Weltkraftkonferenz in Barcelona 
Aulsssern u. Reglern sowie b. Transform‘ des VDE 1476 — Wieda- 1491 — Heinrich-Goebel-Feier in Springe a. Deister — Vertriebs-Seminar im 
Becke der Entwickl. d. Druckluftschalters 1479 — Samuel, Die Grund- Winterhalbjahr 1929/30 — Jubiläen 1492 — Jahresversamml, Koun- 
Ber Sommerfeldschen Elektronentheorie der Metalle 1481 — Thiess, gresse, Ausstell, 1492 — Energiewirtschaft 149 Gewerbl, 
Statistik der El. W, Rumäniens für 1928 1486. Rechtsschutz 1494 — Vereinsnachrichten 14% — Sitzungs 
BuRdschau : Beleüucht. eines Kirchenraumes — Zur Haushalt-Lichtwerb. kalender 10 — Persönliches 1506 — Literatur: H E Eiser 
Klorm. für 2 Mill V — Über den max. Spammungsgradienten in normal menger, E Klaiber u, W. Lippart 1507 — Neue Zeitschriften 1507 Eingegan; 
Dreiksiterkabeln 1487 — Eimgeschraubte Abzweigklemmen 1488 — El, Doktordissertationen 1507 — Geschäft!l, Mitteilungen 1508 Bi 
i.. Bauart Elga, in Witkowitz — Frequenzabhängigk,. bei Verstärker- zugsquellenverzeichn. 1608. 


+ 50. JAHRGANG / IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9 
1508) 10. OKTOBER 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 4 ` 10. Oktober 1929 


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DEN WIRKLICHEN ZUSTANDS 
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1489 


 Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W9 


50. Jahrgang 


Berlin, 10. Oktober 1929 


Heft 41 


Der gegenwärtige Stand der Blitzschutzfrage*. 
Von Prof. A. Matthias, Berlin. 


Übersicht. Zunächst wird ein Überblick über einige 
neuere Forschungsergebnisse und daraus gefolgerte Aul- 
fassungen betr. die Einwirkung von Gewittern auf Hoch- 
spannungsanlagen gegeben. Im Anschluß daran werden 
Gesichtspunkte erörtert, die hieraus für den Schutz dieser 
Anlagen abgeleitet sind. Insbesondere wird die Auffassung 
vertreten, daß der direkte Einschlag die Hauptstörungs- 
quelle sei und daß man seine Auswirkungen an der Ein- 
schlagstelle durch Ableitung zur Erde bekämpfen müsse. 


Im Jahre 1925 habe ich über eine Gewittertagung be- 
richten können!, welche die Studiengesellschaft für Höchst- 
spannungsanlagen in Kassel veranstaltet hatte, um eine 
intensivere Behandlung der Blitzschutzfrage einzuleiten. 
In systematischem Vorgehen sollten vor allem exaktere 
Unterlagen beschafft werden über den Charakter der 
Blitzentladungen, über ihre Einwirkung auf Leitungsan- 
lagen, über Art und Häufigkeit der Störungen, über das 
Verhalten der Überspannunsgsableiter. In dieser Hinsicht 
ist in der Zwischenzeit mancherlei geschehen. In Schwe- 
den hat Herr Dr. Norinder seine Untersuchungen, an 
welche wir damals angeknüpft haben, fortgesetzt und wei- 
teres sehr beachtenswertes Material herausgebracht. Die 
Studiengesellschaft hat umfangreiche Gewitterbeobach- 
tungen in ähnlichem Sinne mit etwas anderen Anordnun- 
zen unternommen, über die ich mehrfach berichtet habe’. 
Im letzten Jahre ist man auch in der Schweiz mit 
schönem Erfolg an das Problem herangegangen. Auch 
in Amerika hat man der Erforschung der Gewitterein- 
flüsse seitdem große Beachtung geschenkt. Besonders 
aufschlußreich war für unsere Arbeiten das umfang- 
reiche statistische Material, das wir aus den Elektrizi- 
tätswerken, welche der Studiengesellschaft angeschlossen 
sind, gesammelt haben. Es dient vor allem dazu, zu er- 
sründen, welcher Art hauptsächlich die Gewitterstörun- 
gen sind und wie sich die Schutzapparate gegen sie be- 
währt haben. 

Bereits im Jahre 1927 haben wir die Lage einiger- 
maßen zu überblicken geglaubt und im internen Kreise der 
Studiengesellschaft die vorläufigen Ergebnisse in Form 
von Richtlinien herausgegeben. Unsere Schlußfolgerungen 
führten zu teilweise ganz neuen Einstellungen zur Blitz- 
schutzfrage. Wenn wir auch schon damals von ihrer 
Richtigkeit überzeugt waren, so zögerten wir doch, diese 
Geldankengänge in die breite Öffentlichkeit zu tragen, bis 
wir sie durch ausreichendes Beobachtungs- und Erfah- 
rungsmaterial vollständig gefestigt sähen. Dieser Zu- 
stand ist auch heute noch nicht mit Sicherheit erreicht. 
Anderseite liegt aber auch bis heute kein Grund zu wesent- 
lichen Änderungen unserer Auffassungen vor. Darum 
haben wir uns entschlossen, unsere Ansichten zur Erörte- 
rung in weiteren Kreisen bekannt zu geben. Wir haben 
dazu um so mehr Veranlassung, als dieses Material doch 
bereits weiten Kreisen bekannt geworden ist und die Lite- 
ratur bereits sichtlich beeinflußt hat. Die Ergebnisse sind 
durch Gemeinschaftsarbeit im Rahmen der Studiengesell- 
schaft entstanden. Von meinen unmittelbaren Mitarbei- 
tern nenne ich die Herren Dr. Schwenkhagen, 
Aigner, Dr. Gabor und Marx; außerdem als Beob- 
achter in unserer Gewitterstation Wünsdorf die Herren 


ZS Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 29. T. 1929, 
Die wesentlichsten Teile dieses Vortrags sind bereits auf einer Tagung der 
Studienges. f. Höchstepannungsanlagen am 22. XI. 1927 vorgetragen wurden. 
Pe nung dea Vortrages auf 8. 1495 dieses Heftes. 


A 1925, H 873. 
? Elektrizitätswirtsch. Bd. 25, 8. 297 u. Bd. 26, 8. 2. 


Fitger und Schuster. Aus den Kreisen der Elek- 

trizitätswerke hat ein besonderer Ausschuß unter Vorsitz 

des Herrn Dir. Neustätter bei der Beurteilung des 

Erfahrungsmaterials und seiner Ergebnisse eifrig mitge- 

arbeitet. 
Stand der Blitzforschung. 


Wenn ich nun zunächst kurz auf die Grundlagen ein- 
gehe, die sich aus dem Stande der Blitzforschung ergeben, 
so kann ich dieses Gebiet, so interessant es auch ist, leider 
nur kurz streifen, um genügend Zeit für das eigentliche 
Thema zu behalten. Ich stütze mich dabei auf zuverlässige 
Angaben aus der Literatur und auf die Ergebnisse des 
umfangreichen Beobachtungsmaterials unserer Gewitter- 
station Wünsdorf, über die ich bereits ausführlich be- 
richtet habe 28. = A 

Zunächst können wir wohl die Entstehung des Blitzes? 
als elektrodenlose Entladung innerhalb der Wolke als 
feststehend hinnehmen, wenigstens für die überwiegende 
Mehrzahl der Fälle. Blitze, die von der Erdoberfläche 
ausgehen, sind zumindest sehr selten. Der Blitz arbeitet 
sieh gewöhnlich in mehreren Rucken von der Wolke aus 
bis zur Erde vor. Die überwiegende Stromrichtung ist so, 
als ob ein positiver Strom auf die Wolke fließt bzw. als ob 
Elektronen von der Wolke auf die Erde zu strömen, u. zw. 
überwiegt diese Stromrichtung nach dem bisher vorliegen- 
den Material im Verhältnis 6:1. Als Stromstärke kann 
man mit Sicherheit auf Werte bis zu etwa 50 000 A rechnen. 
Der zeitliche Ablauf ist insofern Kompliziert, als fast jeder 
Blitz aus einer Anzahl aufeinanderfolgender Strahlen be- 
steht, deren zeitlicher Abstand bis zu einigen, Zehntel- 
sekunden betragen kann. Das ist schon von Walther 
in Hamburg vor vielen Jahren an Blitzaufnahmen mit be- 
wegter Kamera gezeigt worden; unsere oszillographischen 
Aufzeichnungen in der Gewitterstation Wünsdorf haben 
deutlich eine ganze Anzahl solcher dicht aufeinanderfol- 
genden Entladungen ergeben, auch solcher, die offenbar 
alle die Erde erreicht haben, wie unsere Aufzeichnungen 
des magnetischen Feldes zeigen (Abb. 1). Die einzelne 
Entladung hat im wesentlichen einen aperiodischen Strom- 
verlauf. Ein schwaches einmaliges Zurückschwingen mag 
gelegentlich auftreten. Ob in Teilen der Blitzbahn, z. B. 
auch im unteren Ende, gelegentlich hochfrequente Ströme 
sich überlagern, wie neuerdings auch Norinder nach 
seinen Aufnahmen vermutet, mag dahingestellt sein? Ein 
Punkt verdient noch besondere Beachtung. Die Auftei- 
lung des Blitzstrahls ist nicht nur eine zeitliche sondern 
auch eine räumliche, einmal, weil die aufeinanderfolgen- 
den Einschläge nicht alle dieselbe Stelle treffen, dann aber 
auch, weil der Hauptstrahl Verästelungen hat, die über 
ein gewisses Gebiet streuen. Einige Zahlenangaben, 
welche die Elektrotechnik besonders interessieren, seien 
nachstehend zusammengefaßt: 


Stromstärke (im Hauptstrahl) rd. 10.000 ... 50 000 A. 
Meist viele Teilentladungen (bis 42 gemessen). 
Dauer einer Teilentladung rd. 0,5 ... 20 ms. 


2a Wir Fußnote 2. 

3 ETZ 1925, S. 877, Abb. 6. 

4 Nachtrag bei der Korrektur: Inzwischen haben wir auch 
mit dem Kathodenoszillographen umfangreiches Material erhalten. Die 
Aufzeichnungen, deren Aufklärung hauptsächlich durch Herrn Aigner 
erfolgt ist, lassen hochfrequenzähnliche Einwirkungen auf Antennen erkennen, 
Wirkungen, die vom Magnetfeld in der Umgebung der Blitzbahn herzu- 
rühren scheinen. Es läßt sich auch zeigen, daß ein neben einer Leitung 
niedergehender Blitz durch solche magnetische Einwirkungen Überspan- 
nungen hochfrequenzähnlichen Charakters in ihr hervorrufen könnte von 
solcher Höhe, daß Nieder- und Mittelspannungsanlagen dadurch gefährdet 
würden. Hieraus erklärt es sich vielleicht, dab solche Anlagen öfter gestort 
werden als solche hoher Spannung. 


1470 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1928 


Elektrizitätsmenge des Hauptstrahls 10 ... 100 C. 
Zeitlicher Abstand zwischen den Teilentladungen bis 


8. 
Gesamte Dauer des Blitzes bis 1s. 
Räumliche Streuung der Teilentladungen bis über 1 km’. 


a Donneraufnahme 

b Magnetische Wirkung des Blitzstromes auf elne In Nord- 
8Süd-Richtung angeordnete Rahmenantenne 

c Aufseichnung einer Maschine zur Messung des elek- 
trischen Luftfeldes. Die Amplitude ist der jeweiligen 


der Ebene erhalten haben, stiegen selten über 40 kV /m. Wie 
einwandfrei mit einer neuartigen Meßmethode festgestellt 
wurde, gingen die Sprünge zum Teil aus dem Negativen 
ins Positive über. Sie haben nur in einem Falle 100 kV/m 
überschritten. 


Wi a Jo 
Aa 


arya, Zum A 


Misroonan -Aurre 


! ` er en -Hurre 
Aue strom - Richtung o Bi iziog 


b | 
eher Zu Huttert on ` 1At AAA AAA RAAAAAANAI 
d Strom, der von einer geerdeten Antenne zur Erde fließt. e WI Wy \ Ai! d | | V VV NNN) V DIV | \ d OWN HN N 
Der Ausschlag Ist der zeitlichen Änderung des elektri- , b 1111 wolzen- derre 
schen Feldes proportional en ] 253 Ge ER frarik > ` 
e Magnetische Wirkung des Blitzstromes auf eine In Ost- d ET H Ab 
West-Richtung angeordnete Rahmenantenne e l . d i Send 
J Schlelfe unbenutzt e P 8 reet ees 
g Aufzeichnung eines Zeltschreibers, Schwingung von BE tirette ` Ae Siegrid 


60 Hz. (Da diese Kurve undeutlich ist, wird darauf f ren 
aufmerksam gemacht, daß auch die Schwingung j 
Kurve c etwa diese Frequenz hat) 


wi Zeitschreider 
‚Isa 


Dort, wo der schwarze, senkrechte Streifen durch das Oszillogramm schneidet, ist ein Stück herausgeschnitten und das Oszillogramm zusammen- 
geschoben, damit man den Donner, der zu diesem Blitzschlag gehört, auf dem Bilde sieht. Dazwischen liegen nahezu 2 s. 


Abb. 1. 


Die Blitzaufnahme Abb. 2 gibt einen interessanten 
Einblick in den zeitlichen Ablauf und die räumliche Aus- 
dehnung eines Blitzes. Wie ich nachträglich klarstellen 
konnte, ist sie aus freier Hand aufgenommen worden. Das 
beweisen auch die gewundenen Linien, die z.B. unten 
rechts zu sehen sind; sie rühren von elektrischen Lampen 
her und wurden bei Kontrollaufnahmen in gleicher Art 
erhalten. Der Hauptstrahl des Blitzes ist stark ausein- 
andergezogen, offenbar dadurch, daß der Aufnehmende die 


Abb. 2. Blitzschlag In Cöpenick. Aufgenommen von H. Bauer In der 
Nacht vom 13. zum 14. VII. 1928. 


Kamera bewegt hat. Vermutlich haben die Vorentladun- 
gen, von denen nur einige verwackelt erscheinen, eine 
Reflexbewegung bei ihm ausgelöst. Zwischen ihnen und 
dem Hauptstrahl ist dann eine merkliche zeitliche Ver- 
schiebung anzunehmen. Beim Bild des Hauptstrahls er- 
kennt man nach unten zu einen schmäleren Teil, der zeit- 
lich vor der hellsten Entladung gelegen haben muß, und 
einen breiteren, zeitlich auf ihn gefolgten. Unterbrechun- 
gen, die auf mehrere nacheinander eingetretene Ent- 
ladungen in der Hauptbahn schließen ließen, zeigt diese 
Aufnahme nicht. Derartige Formen sind aber auf den 
Waltherschen Aufnahmen mehrfach zu finden. 

Das elektrische Feld unter der Gewitterwolke ist von 
besonderem Interesse, weil man es vielfach für die schäd- 
lichen Rückwirkungen auf Leitungsanlagen verantwort- 
lich macht. Unsere Aufnahmen haben gezeigt, daß das 
Feld gewöhnlich zunächst ziemlich mäßige Beträge hat und 
daß erst durch die Blitzschläge Feldsprünge entstehen, die 
in der Regel das Feld in dem Sinne beeinflussen, daß ein 
auf die Erde zu gerichteter Feldanteil entsteht (Abb. 3), 
unabhängig davon, welcher Wert vorher bestanden hat. 
Dies deckt sich mit der Feststellung, daß der Blitz in der 
Regel negative Elektrizität auf die Erde bringt. Zwischen 
zwei Blitzschlägen baut sich der Sprung durch langsamen 
Ausgleich wieder ab. Abb. 4 zeigt typisch einen solchen 
Verlauf, wie wir ihn durch Zusammenschiebung eines 
Öszillogramms erhalten haben, das sich über mehrere 
Minuten erstreckt hat. Die Feldstärkenwerte, die wir in 


Ausschnitt aus einem Oszillogramm der Gewitterstation Wünsdorf. 


Von großer Bedeutung ist es nun, zu wissen, wie 
schnell sich solche sprunghaften Änderungen vollziehen. 
Die schnellsten Änderungen der Feldstärke um größere 
Beträge, die wir bisher ohne direkten Einschlag fest- 
gestellt haben, waren immer noch so langsam, dal 
eine Oszillographenschleife, deren Ausschlag die Ände- 


pos. Blitzstrom 


. BhfesIrom 
| voire -Erde) E 


[Erde-Wolke) 


baut Feld ob: baut Feld ouf: 


Nullinie 


Abb. 3. Blitzstromrichtung und Feldänderung (schematisch). 


rung der Feldstärke mit der Zeit darstellte, einen 
deutlichen Strich aufgezeichnet hat. Die größte Ände- 
rungsgeschwindigkeit, die wir für das Feld über weitere 
Gebiete unter der Gewitterwolke in der Ebene nach dem 
bisherigen Material glauben zugrunde legen zu können, 
mag 2000 kV/ms betragen’. Auch bei Aufnahmen mit dem 


kV/m 


pe D be e e 
WG 
SS 
KE j 
S 


Ss 
N 
NW 
E 
ee 
Ke 
E 
er 
SE 
6 Minute 


Abb. 4. Zeitlicher Verlauf der Feldstärke über einen Zeitraum von je 7 min, 
aus fortlaufenden Oszillogrammen entnommen. Die Kreuze bedeuten Blitz- 
schläge mit enteprechender Anzahl von Tellentladungen. 


Kathodenoszillographen, welche Norinder und Ber- 
ger gemacht haben, erstrecken sich die Vorgänge noch 
über Zeiten von der Größenordnung von etwa 10? s. Ein 
‚genaues Maß für die Änderungsgeschwindigkeit ist aus 
diesen Aufnahmen nicht zu entnehmen. Bei einem Blitz- 
schlag in eine 100kV-Leitung haben wir am Kathoden- 
oszillographen, der an eine andere Phase der Leitung an- 
gcschlossen war, subjektiv einen Vorgang beobachtet, bei 
dem der Anstieg sich in etwa 10 s vollzog. 


5 Inzwischen sind wir mit dem Kathodenoszillographen auf mehr 
als den zehnfachen Wert gekommen. 


10. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


1471 


Die Ausdehnung des Gebietes, auf welches sich der- 
artige Änderungen erstrecken, wird geringer sein als die 
Grundfläche der Gewitterwolke selbst; diese ist ja in der 
Regel aus Teilen mit Ladungen verschiedenen Vorzeichens 
zusammengesetzt und wird von den Umladungsvorgängen 
nur teilweise betroffen. Daß in nächster Umgebung des 
Blitzes steilere Feldänderungen vor sich gehen werden, 
habe ich bereits in meinem Referat 1925 auseinander- 
gesetzt?. Welche Werte für die Änderungsgeschwindigkeit 
des Feldes man nun aber in allernächster Nähe der Ein- 
schlagstelle erhält, sagen wir im Umkreis bis zu einigen 
100 m, das ist noch eine ziemlich offene Frage. Begreif- 
licherweise ist es schwer, hierüber in kurzer Zeit von 
einem Beobachtungsplatz aus viel Material zu erhalten. 
Die Gewitterperiode 1928 hat uns in unscrer in der 
Ebene gelegenen Station, die mit einem Kathodenoszillo- 
graphen ausgerüstet war, in dieser Hinsicht vollständig im 
Stich gelassen. Im Sommer 1929 machten wir unsere Auf- 
nahmen auf einem hohen Berggipfel. Außerdem haben wir 
dafür gesorgt, daß an mehreren Stellen Steilheitsmesser 
für induzierte Wanderwellen aufgestellt wurden. Ich habe 
dafür eine Anordnung angegeben, die aus einem Frei- 
leitungstück, einem am Ende geerdeten Kabelstück und 
einem am Verbindungspunkt angeschlossenen Klydono- 
graphen besteht (Abb.5). 


Freileitungsstück 


Abh. 5. 
induzierte Wanderwellen. 


Steilheltsmesser für 


Alydonogr opb Kobelstück 


Ende kursgeschlossen 
urn! geerdef 


Wir kommen nun zu der Frage, welchen Einflüssen 
die Leitungen unter der Gewitterwolke unterworfen sein 
werden. Über diesen Punkt habe ich bereits ausführlich 
berichtet” und habe klargelegt, daß sog. statische La- 
dungen in größeren Anlagen sicherlich nicht störend 
auftreten können. Kaum gefährlich sind weiterhin auch 
Feldänderungen, die sich so langsam abspielen, daß noch 
keine Wanderwellen entstehen können. Die hierdurch ent- 
stehenden quasistationären Überspannungen werden be- 
reits während ihrer Entstehung herabzemildert, u. zw. ein- 
mal durch die spannunssenkende Wirkung der Erdkapa- 
zität der weiten Netzteile, die nicht unter der Gewitter- 
wolke liegen, dann aber auch durch die unvermeidliche 
Ableitung des gesamten Netzes. Bedenklicher sieht es mit 
Vorgängen aus, die so schnell verlaufen, daß Wander- 
wellen auf den Leitungen entstehen können. In den Lehr- 
büchern wird dieser Fall gewöhnlich so behandelt, als ob 
plötzlich, d. h. in unendlich kurzer Zeit, das ganze Ge- 
witterfeld verschwindet und dann eine nahezu recht- 
eckize Wanderwelle nach beiden Seiten zerfließt. In der 
vorgenannten Arbeit? habe ich an einem schematischen 
Bilde bereits erörtert, wie die Sache aussieht, wenn der 
Aufbau der Wanderwelle so langsam vor sich geht, daß 
sie während dieser Periode schon zu zerfließen beginnt. 
Die größtmögliche Höhe der Spannungswelle, die sich aus 
der Höhe über Erde und dem Feldstärkensprung errechnet, 
tritt dann durchaus nicht immer auf. Es ist vielmehr ge- 
zeigt, daß höchstens der halbe Betrag eıtsteht, wenn die 
halbe Länge des Feldänderungsecebietes kleiner ist als das 
Produkt Lichtgeschwindigkeit mal Dauer der schnellen 
Feldänderung. ZRechnet man diese Zeit bei schnellsten 
Vorgängen zu 10 s, so müßte sich das ganze Feldände- 
rungsgebiet über 6 km erstrecken. Solche schnellen Ände- 
rungen werden aber wahrscheinlich höchstens in der nähe- 
ren Umgebung des vorwachsenden Blitzkopfes zu erwar- 
ten sein, der eine viel geringere Ausdelinung hat. Je 
enger das Gebict, um so geringer wird die mögliche Wan- 
derwellenhöhe. 

Schon diese Überlegungen haben gezeigt, daß die 
schnellen Feldänderungen als Gefahrenquelle nicht über- 
schätzt werden dürfen. Tatsächlich sind wir schon bald 
auf die Vermutung gekommen, daß die Störungen, welche 
wir an Hochspannungsanlagen beobachten, im allgemeinen 
Gar nicht auf derartige indirekte Einwirkung schneller 
Feldänderungen zurückzuführen sind sondern auf direkte 
Blitzschläge in die Leitungen, wenigstens bei Leitungen 
für höhere Spannungen, Indirekte Einwirkungen könnten 
nach dieser Auffassung höchstens bei mäßiger Leitungs- 
isolation eine Rolle als Störungsquelle spielen. Zu dieser 
Ansicht sind wir vor allem durch unser umfangreiches 


€ Ra ETZ 1927, 8. 14%. 
7 ETZ 1977. 8. 1477. 
® ETZ 1927, 8. 1479. 
RF Vgl. hierzu Fußnote 4. 


IErfahrungsmaterial geführt worden. Es hat sehr deutlich 
gezeigt, daß die Schäden der Praxis fast durchweg durch 
Wanderwellen von ziemlich großer Steilheit hervorgerufen 
sein müssen. Auch müßten bei der großen Verbreitung der 
lHochspannungsnetze Gewitterstörungen noch viel häufiger 
Sein, wenn bei jedem heftigeren Blitzschlag größere Ge- 
biete unter der Gewitterwolke gefährdet würden. Nach 
unserer Auffassung werden also Gewitterstörungen auf 
einigermaßen gut isolierten Leitungen in der Regel nur 
dann entstehen, wenn ein Blitzstrahl unmittelbar die Lei- 
tung trifft. Das braucht nicht immer der Hauptstrahl zu 
sein. Bei der großen Zahl von Einzelschlägen, die nicht 
immer genau die gleiche Stelle treffen, und bei der star- 
ken Verästelung können auch Teile der Entladungen in Be- 
tracht kommen. 

Zur Nachprüfung der Richtigkeit dieser Auffassung 
haben wir eine große Zahl von Einzelfällen, die uns genau 
beschrieben worden sind, durchgeprüft. Insbesondere ha- 
ben wir die Elektrizitätswerke veranlaßt, auf die Blitz- 
einschlagstellen in der Nähe der Leitung zu achten. Wir 
haben tatsächlich eine Anzahl von Fällen gefunden, in 
denen der Blitzschlag in sehr großer Nähe der Leitung 
niedergegangen ist, ohne daß Störungen in der Anlage auf- 
getreten sind. In einigen Fällen, in denen Blitzschläge 
neben der Leitung niedergegangen sind, haben wir aller- 
dings auch Störungen in der Anlage zu verzeichnen. Solche 
Fälle würden sich jedoch auch zwanglos so erklären lassen, 
daß Teilentladunzen die Leitung getroffen haben können. 
Bei der Auflösung des Blitzstrahls in eine große Zahl von 
räumlich stark streuenden Einzelentladungen wäre das 
nicht zu verwundern. Immerhin müssen wir zugeben, daß 
unser Deweismaterial noch nicht so vollständig ist, wie man 
es zur Feststellung einer wissenschaftlichen 
Erkenntnis verlangen muß und wie man es 
mit Rücksicht auf die Nutzanwendung auf den 
Blitzschutz wünschen möchte. Wir arbeiten 
weiter daran, es zu vervollständigen. 


An. AL 


$ ke 
/solotorüberschlag Durch Blilzbüsche/ erzeugt 


Abb. 7. Vermutliche Wanderwel- 
ienform bei direktem Einschlag. 


Abb. 6. Einbuchtung einer Wander- 
welle durch Isolatorüberschlag. 


Ehe wir auf die Schlußfolgzerungen für den Blitzschutz 
übergehen, möge noch einiges über die vermutliche Ge- 
stalt von schädlichen Wanderwellen gesagt werden. Daß 
cs praktisch nur Wanderwellen sind, welche die Störungen 
in Anlagen hoher Spannung hervorrufen, habe ich bereits 
gesagt; diese Tatsache ist durch unser sehr umfangreiches 
Erfahrungsmaterial sichergestellt. Es zeigt auch, daß diese 
Wellen sehr steil sein müssen. Es könnte nun aber vielleicht 
jemand sagen: Wenn es nun einmal Wanderwellen sind, 
weiß ja die Praxis, wie sie sich einzustellen hat; ob diese 
Wanderwellen durch indirekte oder direkte Beeinflussung 
erzeugt sind, kann der Elektrotechnik gleichgültig sein. — 
So liegt die Sache aber nicht, wie wir gleich schen werden. 
Die Wanderwellenstirn der indirekt erzeugten Welle könnte 
selbst bei den schnellsten Vorgängen, die ein Verteidiger 
ihrer Gefährlichkeit annehmen würde, nicht sehr steil 
sein. Schon deshalb nicht, weil ja das Feld, das plötzlich 
verschwinden soll, örtlich nicht schroff abfällt, sondern 
allmählich. Die flache Stirn einer indirekt erzeugten 
Wanderwelle würde sicher nicht zur Erklärung der Stö- 
rungen ausreichen. Man hat darum auch von dieser Seite 
eine andere Erklärung gegeben, nämlich die, daß erst durch 
Isolatorüberschläge auf der Strecke die gefährlichen Steil- 
heiten entstehen, u. zw. in der Form von steil abfallenden 
Rücken (Abb. 6). Diese Darstellung findet man gewöhn- 
lich in den Lehrbüchern. Da's solche steilen Abfälle auch 
Sprungwellenschäden in Transformatoren hervorrufen 
können, soll nicht bestritten werden. 

Die Gewitterschäden an Transformatoren sind aber an 
heutigen Transformatoren meist keine reinen Sprungwel-: 
lenschäden sondern bestehen zu einem erheblichen Teil in 
Klemmenüberschlägen, die sich entweder durch Spannungs- 
erhöhung infolge von Reflexion oder durch Hochfrequenz- 
schwingungen erklären. Letztere können durch steile 
Wanderwellenfronten erzeugt werden, wie Petersen, 
Böhm und Gabor! nachgewiesen haben. Auch Null- 
punktschwingungen, die als Gewitterstörungen auftreten, 
werden durch das Auftreffen steiler Wellenfronten er- 
zeugt!!. Die Mehrzahl der Gewitterschäden in Stationen 


10 Petersen, Arch. EL Bd. 1, 8. 245. — Böhm, Arch. EL Bd. 5, 
S. 383. — Gabor, Elektrizitätswirtsch. Bd. 25, S. 807. 
u Gabor, wie Fußnote 10. 


1472 


besteht in deutlich hervortretenden Überschlägen an offe- 
nen Leitungsenden, die sich durch Spannungserhöhung in- 
folge Reflexion steiler Wellenstirnen ohne weiteres cr- 
klären lassen. Diese und die vorerwähnten Erscheinungen, 
die mit solcher Regelmäßigkeit in den Stationen auftreten, 
wird man kaum durch steil abfallende Wellenrücken er- 
klären können, auch wenn man verwickelte mehrfache 
Reflexionen annimmt. Es ist auch nicht bekannt geworden, 
daß sonstige Schäden an den Streckenisolatoren ähnliche 
Rückwirkungen in Stationen haben. 

Anders sieht es nun aus, wenn man den direkten Lei- 
tungseinschlag zugrunde legt. Dann wird das Auftreffen 
des Blitzstrahls sicher eine hohe Wanderwelle mit steiler 
Front erzeugen können. Wahrscheinlich muß man sich ihre 
Front so vorstellen, wiein Abb. 7 dargestellt. Zunächst wird 
der Blitzkopf mit seinem ziemlich steilen Gefälle einen 
längeren Anfangsanstieg ergeben; dann aber wird beim 
Auftreffen des Funkenkanals plötzlich eine große Elektri- 
zitätsmenge sich auf die Leitung ergießen, die einen sehr 
steilen Anstieg geben muß. Wie hoch die Welle ansteigt, 
richtet sich nach der Bilanz der zuströmenden und der ab- 
strömenden Elektrizitätsinenge. Wir haben gesehen, daß 
die Blitzstromstärke sehr hoch sein kann. Die getroffene 
Leitung kann zunächst nur nach beiden Seiten den Strom 
abführen, den ihr Wellenwiderstand durchläßt, u. zw. bis 
zur höchsten Spannung, die die Isolatoren bei dem gege- 
benen zeitlichen Verlauf aushalten (Abb. 8). Wenn diese 


Wonderwe le 


Abb. 8. Blitzschlag in Leiter auf geerdetem Mast. 


Spannung z. B. 250 000 V beträgt, würden bei 500 Q Wellen- 
widerstand nach beiden Seiten zusammen 1000 A abfließen 
können. Ein großer Teil der Blitze wird viel höhere 
Ströme führen. Dann wird also die Spannung schnell so 
hoch ansteigen, daß der Isolatorüberschlag unvermeidlich 
ist. Wie der Vorgang nun weiter verläuft, hängt von dem 
Widerstand ab, welchen der Teilstrom über den beschädig- 
ten Isolator zur Erde findet. Die Stromstärke, die nach 
Abzug der über die Leitungseile abgehenden Beträge noch 
verbleibt, multipliziert mit dem Erdungswiderstand, er- 
gibt die Spannung, welche die Leitung auch nach dem 
Überschlag noch gegen Erde behalten muß. Nehmen wir 
diesen Widerstand z. B. zu 10 Q an, so würden 25 000 A 
Erdstrom die Spannung überhaupt nicht unter die angenom- 
mene Überschlagspannung von 250 000 V heruntersetzen. Ist 
der Widerstand noch höher oder der Blitzstrom größer, 
so steigt die Spannung trotz des Isolatorüberschlages 
weiter an und es ereignen sich auch Überschläge an Nach- 
barmasten. Sind diese nun auch leidlich gut geerdet, so 
bleibt der Störungsbereich auf der Strecke ziemlich eng 
begrenzt. Anders bci ungeerdeten Masten, insbesondere 
bei Holzmasten. Bei diesen treten nicht nur die tollsten 
Beschädigungen durch den Blitzstrom auf, sondern es wer- 
den auch oft ganze Mastenreihen, bis zu 10 oder gar 20 Stück 
zersplittert, bis sich der Blitz ausgetobt hat (Abb. 9 u. 10). 

Die Höhe der Wanderwelle, die auf der Leitung weiter- 
läuft, ist also bei schwächeren Blitzen von der Blitzstrom- 
stärke abhängig; erreicht diese etwa 1000 A, so ist mit 
cinem Isolatorüberschlag zu rechnen, je nach der Über- 
schlagspannung der Isolatoren unter oder über dieser 
Grenze. Bei stärkeren Blitzen, bei denen der Überschlag 
unvermeidlich ist, bestimmen die Ableitungswiderstände 
zur Erde die Höhe der Wanderwelle. Die Länge der Wan- 
derwelle richtet sich nach der Dauer des Hauptblitzes, 
wird also im allgemeinen recht erheblich sein. 


Grundsätzliches über den Anlagenschutz. 


Wenden wir uns nun zum Blitzschutz für unsere An- 
lagen, so müssen. wir uns vor allem die große Bedeutung 
einer guten Ableitung der gewaltigen Elektrizitätsmenge 
zur Erde vor Augan halten. Dieser Gesichtspunkt gilt all- 
gemein für den Blitzschutz, einschließlich der Gebäude- 
blitzableiter. Je geringer der Widerstand des Erders 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1929 


einer Blitzableiteranlage ist, um so geringer ist die Ge- 
fahr des Abspringens des Blitzes von der Erdleitung auf 
andere Metalle. Möglichst kurze und gerade I.inienfüh- 
rung der Erdleitung ist eine zweite wichtige Bedingung. 
Es kommt nicht nur darauf an, daß die Erdleitung geringen 
Widerstand hat, sondern es sollen auch Reflexionspunkte 
auf der Erdleitung selbst vermieden werden mit Rücksicht 
auf den steilen Stromanstieg. Je höher der Erdwiderstand 
und je unzweckmäßiger die Leitungsführung ist, um so 
größer ist aber auch die Gefahr, die im Anschluß von Me- 
tallteilen an die Erdleitung liegen kann. Vor allem kann 
cs bedenklich werden, die Stützpunkte von Leitungsanla- 
gen, welche in die Gebäude führen, an die Blitzableiter- 
Erde anzuschließen. Bei Blitzeinschlag in das Gebäude 


kann der Blitzstrom vom Leitungsträger über die lsola- 
toren in das Netz übergehen und auf Nachbaranlasen 
übertragen werden. 


Abb. 9. u. 10. Blitzschläge in Holzmastleitungen. 


Leitungschutz. 


Kehren wir zu unseren elektrischen Anlagen zurück, 
so müssen wir uns zunächst mit dem Leitungschutz befas- 
sen, denn die Leitung ist ja der primär getroffene An- 
lagenteil. Es ist aus den vorhergehenden Ausführungen 
ohne weiteres zu entnehmen, daß man den direkten Ein- 
schlag in die Strecke mit seinen lokalen Auswirkungen 
nicht durch irgendwelche Schutzapparate beherrschen 
kann, die in entfernten Stationen eingebaut sind. Darum 
vertreten wir die Meinung, daß man ihn am Ort der Ein- 
wirkung so gut wie möglich bekämpfen muß. 

Um den Blitzschlag in die Leitung überhaupt zu ver- 
hüten, sind Auffangstangen in der Nähe der Leitung emp- 
fohlen worden. Es ist wahrscheinlich, daß im letzten 
Augenblick vor dem Einschlag dem Blitzkopf Entladungen 
aus hohen Spitzen der Umgebung entgegenwachsen kön- 
nen, worauf z.B. auch Toepler?? hingewiesen hat. Eine 
Führung des Blitzweges wird dadurch in beschränktem 
Umfange möglich. Diese Maßnahme darf aber als allge- 
meines Schutzmittel nicht zu hoch veranschlagt werden: 
man kennt Blitzeinschlagstellen neben ziemlich hohen Ge- 
bäuden, die anscheinend selbst nicht getroffen worden sind. 
Auch ist zu bedenken, daß doch noch Teilentladungen die 
Leitung selbst treffen können, daß sie vielleicht in er- 
höhter Zahl in den Leitungsbereich kommen. Das wenige 
Erfahrungsmaterial, das über Blitzauffangstangen zu er- 
reichen war, sprach jedenfalls nicht überzeugend für sie. 
Aber auch wenn ihre günstige Wirkung zugegeben werden 
müßte, würde man sie in solcher Anzahl benötigen, daß 
ihre allgemeine Anwendung unwirtschaftlich wäre. 


Weiterhin ist versucht worden, die Masten selbst mit 
hohen Auffangstangen zu versehen. Ehe wir auf ihren 
Nutzen eingehen, wollen wir uns mit dem Blitzeinschlag 
in den Mast überhaupt befassen. Abb.11 soll darstellen, 
wie ein Blitzschlag in einen geerdeten Eisenmast sich aus- 
wirken kann. Wenn die Blitzstromstärke hoch und auch 
der Widerstandswert der Erdung nicht niedrig genug ist, 
kann ein beträchtlicher Spannungsabfall entstehen. Die 
Möglichkeit liegt vor, daß der Isolator rückwärts über- 
schlagen wird und sich nun Teilströme vom Mast aus auf 
die Leitung ergießen und sich in Form von Wanderwellen 
auf der Leitung ausbreiten. Auf diese Gefahr hat zuerst 
Schwenkhagen aufmerksam gemacht; sie spielt wahrschein- 
lich eine große Rolle, um so mehr, je geringer die Lei- 
tungsisolation ist. Wir erkennen aber auch hier wieder 
den großen Wert einer möglichst guten Erdung der Maste. 


1? Toepler, Mitt. Hermsd. Schomb., H. 25, 8. 776. 


= - ~ >a 


10. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


1473 


e 


Kehren wir zur Auffangstange auf der Mastspitze zurück, 
so müssen wir sie nunmehr mit etwas gemischten Gefühlen 
betrachten. Wenn die Erdung des Mastes nicht ganz be- 
sonders gut ist und die Überschlagspannung nicht beson- 
ders hoch, möchte man nicht gern überflüssig viele Blitze 
auf den Mast lenken, die sonst vielleicht seitlich neben der 
Leitung niedergezangen wären, besonders nicht die strom- 


Wanderwee 


Abb. 11. Blitzschlag in Eisenmast. 


starken Hauptstrahlen. Denn die Blitze würden ja nicht 
nur aus dem Gebiet längs der Leitung auf den Mast gezo- 
gen sondern auch aus der Querrichtung. Gefühlsmäßig 
möchte man sagen, daß Vorteile und Nachteile solcher 
Spitzen sich im allgemeinen die Waage halten mögen. 
Jedenfalls aber sollte man bei ihrer Anwendung auf ganz 
besonders gute Erdung achten. 


í H 
Wellenwider stand ca we qd 


Wanderwee 


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Abb. 12. Blitzschlag In Erdsell. 


Wir kommen nun zur Betrachtung des Erdseiles. 
Wird ein Mast getroffen, der mit ihm ausgerüstet ist 
(Abb. 12), so wird während des Vorwachsens des Blitzkop- 
fes und der -Ausbildung des Blitzstromes auf ihm ein ähn- 
licher Vorgang sich abspielen wie auf dem vorher be- 
trachteten Leitungseil. Nur wird die Höhe der Erdseil- 
wanderwelle von vornherein auf den Wert des Spannungs- 
abfalls beschränkt sein, den der Blitzstrom in der Mast- 
erde findet. Diese Wanderwelle ist aber auch für den Strom 
im Erdseil maßgebend; die Wellenwiderstände von je 
HOQ auf beiden Seiten entlasten also im ersten Augen- 
blick die Masterde, zu der sie parallel liegen, nur wenig. 
Dementsprechend bleibt auch hier die Gefahr des rück- 
wärtiren Überschlags in wenig verändertem Maße be- 
stehen. Vom Standpunkt des Schutzes gegen Blitzein- 
schläge kann man also nicht sagen, daß das Erdseil über 
einzelne schlechte Masterden ausgleichend hinweg hilft; 
mum muß vielmehr jeden einzelnen Mast sorgfältig erden. 

Hat nun das Erdseil eine Schutzwirkung in dem Sinne, 
daß es Blitze abfängt und sie daran hindert, die Leitung 
zu treffen? Für Einschläge in die Leitung nahe 
am Mast, wo der Blitzstrom vom Erdseil unmittelbar auf 
den Mast übergehen kann, wird das sicher in gewissem 
Umfang der Fall sein. Je mehr Erdseile man verwendet 
und je weiter sie ausladen, um so besser wird es in dieser 
Hinsicht sein. Denn es kommt immerhin vor, daß selbst 
hei zwei Erdseilen der Blitz an den Erdseilen seitlich 
vorbeigeht und dann doch noch von der Seite auf ein dar- 
unter liegendes Leitungseil übergeht. Hier wird sicher 
auch bei hohen Spannungen das elektrische Feld eine 
Rolle spielen, welches die Betriebspannung in der Um- 
erbung der Leiter erzeugt; es kann je nach der Phasenlage 
den Einschlag in ein bestimmtes Seil begünstigen. Voll- 
zieht sich der Einschlag in das Erdseil nicht unmittelbar 
am Mast (Abb. 13), so ist bei einigermaßen kräftigen 


Blitzen kaum damit zu rechnen, daß das Erdseil wesent- 
liche Beträge des Blitzstromes abführen kann; die Span- 
nung gegen Erde und gegen die Phasenseile wird dann 
so hoch bleiben, daß der Blitz einfach weiter durchschlägt, 
wie es bei Einschlägen auf freiem Feld tatsächlich beob- 
achtet worden ist. Wollte man sich hiergegen schützen, 
so müßte man die Leitung mit einem regelrechten Käfig 
umgeben, der auch Querverbindungen in genügender Zahl 
hätte, was schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht durch- 
führbar wäre. Den üblichen Erdseilen ist aber sicher auch 
auf freier Strecke ein beachtenswerter Schutzwert zumin- 
dest gegen Teilentladungen, welche schwächere Ströme bis 
zur Größenordnung von ctwa 1000 A führen, nicht abzu- 
sprechen. 

Ob man durch Verwendung von Erdseilen die Ge- 
fahren abschwächt oder nicht, eine Lehre müssen wir 
aus den dargelegten Verhältnissen ziehen: Wir verlangen, 
daß beim Einschlag in die Leitung die durch den Blitz- 
kanal zugeführte Elektrizitätsmenge auf dem kürzesten 
und schnellsten Wege zur Erde abgeführt wird, damit sie 
möglichst wenig Unheil anrichtet, also nicht auf dem Um- 
wege über große Leitungslängen zu Schutzapparaten in 
den Stationen sondern So unmit- 
telbar wie nur irgendmöglich an 
der Eintrittstelle, d. h. am näch- 
sten Mast. Das wird crreicht, 
wenn man Vorkehrungen trifft, 
den Blitzstrom schnell und un- 
schädlich von der getroffenen 
Leitung über die Isolatoren auf 
die Masterde zu übertragen. Dazu 
muß der Isolator zwei Bedingun- 
gen erfüllen: erstens muß er 
möglichst geringe Überschlag- 
verzögerung besitzen, weil davon 
die Höhe und Breite des ersten 
Wellenstoßes abhängt, der auf 
jeden Fall in das Netz läuft; 
zweitens muß er den Lichtbogen, 
der dem Überschlag folgt, ohne 
Schaden ertragen können. Ideal 
sind diese Forderungen bei 
Knüppelisolatoren mit weitaus- 
ladenden Schutzringen (Abb. 14) erfüllt oder bei Ketten 
mit Schutzkörben (Abb. 15). Es wurde aber auch die An- 
sicht vertreten, daß gewöhnliche Kappenketten genügend 
lichtbogensicher seien. 


Abb. 13. Blitz trifft Erdseil 
und Leitungseil. 


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— 
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Abb. 14. Knüppelisolator mit Schutz gegen 
Lichtbogenwirkungen, 


Abb. 15. Kette mit Schutz 
gegen Lichtbogenwirkungen, 


Wenn man nun dergestalt jeden Mast bewußt als 
Blitzableiter heranzieht, so darf man nicht vergessen, daß 
der nachfolgende Lichtbogen auch schnell und überspan- 
nungsfrei gelöscht werden muß. Dazu haben sich Erd- 
schlußspulen und ähnliche Einrichtungen so gut bewährt, 
daß Schwierigkeiten in dieser Hinsicht kaum bestehen. 
Allerdings darf nicht übersehen werden, daß diese Mittel 
versagen, wenn der Überschlag in mehreren Phasen er- 
folgt. In den meisten Fällen scheint dies aber nicht der 
Fall zu sein. Wir kennen eine große Anzahl von Fällen, 
in denen heftige Blitzeinschläge sich nur einphasig aus- 
gewirkt haben. Die Fälle mit mehrphasigen Fehlern am 
Mast werden sich weiter verringern, wenn durch gute 
Masterdung der rückwärtige Überschlag an Bedeutung 
verliert. Außerdem sind gerade in den letzten Jahren in 


1474 


der schnellen selektiven Abschaltung von Kurzschlüssen 
große Fortschritte gemacht worden. 

Gegen die im vorstehenden befürwortete bewußte 
Förderung des möglichst verzögerungsfreien Überschlages 
auf der Leitung lassen sich Einwände erheben. Es ist die 
Frage aufzuwerfen, ob es nicht besser wäre, dem Isolator 
auf der Strecke eine solche Überschlagverzögerung zu 
geben, daß die Überschlagstelle an einen Blitzschutzapparat 
in der Station verlegt werden könnte. Wir glauben nicht, 
daß das zweckmäßig ist; denn jeder einigermaßen kräf- 
tige Blitzschlag wird doch diese Maßnahme illusorisch 
machen, weil die nicht abgeführte Ladung die Spannung 
sehr steigert und dann die Überschlagverzögerung sehr 
schnell abnimmt. Weiterhin könnte man die Meinung ver- 
treten, daß isolierende Masten, z. B. ungeerdete Holz- 
masten, vorzuziehen seien, weil sie vielleicht etwas sel- 
tener getroffen werden und den Lichtbogenstrom so be- 
grenzen, daß der Isolator auch ohne sonstige Schutz- 
maßnahme seltener beschädigt wird. Es mag sein, daß 
auch hier einige kurze, leichte Wischer gelegentlich ohne 
Schaden ertragen werden; dafür werden aber die Stö- 
rungen bei allen einigermaßen kräftigen Schlägen sich 
um so unangenehmer auswirken, wie die vorgeführten 
Holzmastbilder zeigen. Wir glauben daher, diese Wege 
nicht empfehlen zu können. 


Stationssehutz. 


Wir kommen nun zur Station. Nachdem wir den Rat 
gegeben haben, den Blitzstrom so schnell und kräftig wie 
möglich an der Einschlagstelle von der Leitung zur Erde 
abzuführen, empfehlen wir, die Stationsisolatoren mit mög- 
lichst großer Überschlagverzögerung auszubilden und 
ihren Sicherheitsgrad möglichst hoch im Vergleich zu dem 
der Leitung zu wählen. Wenn man die besprochene Maß- 
nahme am Mast durchführt, können die von der Leitung 
in die Station einziehenden Wellen nur ganz kurzzeitig 
eine große Höhe haben, 
entsprechend der klei- 
nen Überschlagverzöge- 
rung auf der Strecke. 
Längere Wellen sind in 
ihrer Höhe auf die Über- 
schlagspannung der Lei- 
tungsisolatoren begrenzt. 
Daraus ergeben sich für 
die einziehende Wander- 
welle Formen, wie sie 
in Abb. 16 noch einmal 
gezeigt sind, diesmal 
mit stärker abgefalle- 
ur on en a er 
chen er verbesserten BEEN £ 
Masterde. Der Abszis- a Überschlag auf 


senmaßstab ist auf Zei- 
Abb. 16. Zeit-Durchschlag-Kurve und 


ten umgerechnet. Dazu 
ist eine Kurve gezeich- Beanspruchung der Stationsisolation. 


net, welche für die Sta- 
tionsisolatoren die Beziehung zwischen Überschlagspan- 
nung und Überschlagverzögerung darstellt. 

Ein anzustrebendes Ziel sollte es sein, dafür zu sor- 
gen, daß die Wanderwelle mit genügendem Spielraum 
innerhalb der Kurve für die Stationsisolatoren bleibt, da- 
mit die Wanderwellen keinen Überschlag an diesen Iso- 
latoren hervorrufen können. Allerdings darf nicht über- 
sehen werden, daß Reflexionen in der Station auftreten, 
durch welche die Spannungen erhöht werden. Es müßte 
also ein ziemlicher Abstand zwischen beiden Kurven 
bleiben. Für die hohe Anfangspitze läßt er sich um so 
leichter schaffen, je geringer die Verzögerung auf der 
Strecke und je größer sie in der Station ist. Im flachen 
Teil würde man allerdings damit rechnen müssen, daß 
längere Wanderwellen von der Höhe der statischen Über- 
schlagspannung der Leitungsisolatoren einziehen, näm- 
lich dann. wenn es nicht zum Überschlag auf der Strecke 
kommt. Man müßte also, um auch hier die Spannungs- 
erhöhung durch Reflexionen mit zu berücksichtigen, einen 
nicht unerheblich höheren Sicherheitsgrad für die Sta- 
tionsisolatoren gegenüber den Freileitungsisolatoreu ein- 
führen. Die Verwirklichung dieser Gedankengänge würde 
schließlich einen apparativen Stationsschutz entbehrlich 
machen können oder wenigstens sehr vereinfachen. 

Es darf aber nicht verkannt werden, daß nur durch 
eine erhebliche Umstellung der bisherigen Praxis der 
Stationsisolierung der gekennzeichnete Zustand vollkom- 
men zu erreichen sein wird. Es müßten auch erhebliche 
wirtschaftliche Widerstände überwunden werden. Solanze 
eine solche Umstellung nicht durchgeführt ist, wird man 


/solater-Kurre 


Sponmung 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1929 


duren die vorgeschlagenen Maßnahmen die Gefährdung 
der Stationen stark herabsetzen, sie aber noch nicht völlig 
beseitigen. Es würde dann noch ein Betätigungsfeld für 
Blitzschutzapparate bleiben. Folgende Aufgaben würden 
sich ihnen bieten: 

1. Abflachung der steilen Fronten, 

2. Herabsetzung der steilen Anfangspitze, 

3. Bekämpfung des langen Wellenrückens. 


Die beiden ersten Punkte dieses Programms sini 
leicht zu erfüllen. Kondensatoren würden z.B. beide 
Funktionen übernehmen können, soweit sie betriebsicher 
sind. Bei der Kürze der Wellenspitzen würden wirtschaft- 
lich tragbare Batterien ausreichen. Viel schwieriger isi 
die Bekämpfung des Wellenrückens. Er ist zwar durch 
die Maßnahmen auf der Strecke auf die statische Über- 
schlagspannung der Leitungsisolatoren begrenzt. Aber 
die große einströmende Blitzladung kann ihn außerordent- 
lich lang machen. Darum wird man auf eine Ableitung 
zur Erde nicht verzichten können. 

Um dem Schutz genügende Wirksamkeit zu geben, 
muß man den Ableitungswiderstand von der Größenord- 
nung von 5000 machen. Dann wird die Welle auf einen 
erträglichen Wert herabgesetzt. Es muß verlangt werden, 
daß der beträchtliche nachfließende Netzstrom betriet- 
sicher unterbrochen wird und daß der Widerstand ein 
solches Ansprechen oft genug hintereinander verträst. 
Die VDE-Vorschriften verlangen sogar, daß dieser Stren: 
2 min lang ausgehalten wird. Diese Forderung ist der 
Einführung eines genügend niedrigen Widerstandswerte- 
sehr hinderlich. Es wäre daher zu begrüßen, wenn diese 
Bestimmung im vorstehenden Sinne geändert würde. 

Als Einbaustelle ist die Sammelschiene ungeeienct, 
weil hier durch Zerteilung der ankommenden Welle di: 
Spannung herabgesetzt wird, der Schutz also nicht ar- 
spricht. Sein gegebener Platz ist die Einführungstell:- 
der Leitung; die Praxis, ihn vor die Station zu setzen, 
gewinnt glücklicherweise Boden. Die vorgeschaltet: 
Funkenstrecke muß etwas unterhalb der statischen Über- 
schlagspannung der Freileitungsisolatoren ansprechen 
damit nicht erst Spannungserhöhungen durch Reflexionen 
zum Ansprechen nötig sind. Das kurze Stück, das die 
Welle bis zum Ansprechen des Schutzes durchläuft, wird 
bei senügender Überschlagverzögerung der Stations- 
isolatoren auch an Reflexionspunkten kaum schaden. 

Auf die Frage, wie weit die bekannten Schutz- 
apparate die Praxis befriedigen, will ich nicht im ein- 
zelnen eingehen, zumal die hier wiedergegebenen Ge- 
dankengänge andere Wege weisen. Allgemein kann man 
sagen, daß die Elektrizitätswerke noch immer über- 
wiegend ungünstige Erfahrungen berichten. Im übrieer: 
verweise ich auf die in letzter Zeit erschienenen wissen- 
schaftlichen Untersuchungen an Überspannungschutz- 
apparaten®?;, auch das bei uns vorliegende Material i:t 
veröffentlicht'*., 

Zum Schluß möchte ich noch zum Vergleich keran- 
ziehen, wie man in Amerika über die Blitzsckutzfrac? 
denkt. Viel beachtet werden die klydonographischen Un- 
tersuchungen, die dort an Freileitungen im Betriebe ge- 
macht worden sind. Einen großen Teil der so festgestell- 
ten Überspannungen hält man dort für indirekte Finwir- 
kungen. 
schläge von Teilentladungen erklären lassen, werden 
weitere Untersuchungen ergeben müssen. Sehr beachten:- 
wert ist aber, daß man trotzdem in Amerika in mancher 
Beziehung zu ähnlichen Schlüssen kommt wie wir. Su 


Ob sich nicht auch diese durch direkte Ein- ` 


legt man z. B. ebenfalls großen Wert auf gute Masterden. ` 


um den Wanderwellenrücken herunterzusetzen. Die Nütz- 
lichkeit des Erdseils wird ebenfalls stark hervorgehoben. 
Auch spricht man sich gegen die Neigung aus, die Lei- 
tung zu hoch zu isolieren, wodurch die Störungen auf die 
Ausrüstung der Stationen übertragen werden; von den 
Stationsisolatoren verlangt man hohe Stoßfestigkeit und 
man spricht von einer Abstufung des Sicherheitsgrade:. 
Trotzdem also drüben noch an eine Bedeutung indi- 
rekter Einwirkungen geglaubt wird, komınt man dort und 
hei uns unabhängig voneinander zu ganz ähnlichen Richt- 
linien. Besonders erfreulich ist, daß man nun auch in 
Amerika eine großzügige Forschungstätigkeit in Gang 
gebracht hat. Nachdem somit der Reihe nach Schweden. 
Deutschland, die Schweiz und Amerika derartige Arbeiten 
energisch angegriffen haben, können wir wohl mit Sicher- 
heit darauf rechnen, daß die leidige Blitzschutzfrasr 
spätestens in einigen Jahren völlig geklärt sein wird. 


ni ge SE Arch. El. Bd. 18, 8. 2838. — E. Flegler, Arch. Ei. 
i uv 1 Forschungsheft der Studiengesellschaft für Höchstspannung*- 
anlagen. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


1475 


Bemerkungen zu den „Regeln für die Bezeichnung von Klemmen bei Maschinen 
nebst Anlassern und Reglern sowie bei Transformatoren” des VDE*. 


Von D’pl.-Ing. ©. Hammerer, Berlin, Oberingenieur beim VDE. 


Übersicht. Die der Neubearbeitung der „Regeln für 
die Bezeichnung von Klemmen bei Maschinen nebst An- 
lassern und Reglern sowie bei Transformatoren“ zugrunde 
liegenden Gesichtspunkte sowie die damit zusammenhän- 
genden hauptsächlichen Vorschläge einer iuternational- 
einheitlichen Festlegung der Klemimenbezeichnungen wer- 
den besprochen, wobei auf einzelne Punkte zur Erläuterung 
des Entwurfs näher eingegangen wird. Schließlich wird 
angeregt, die Festlegung von Klemmenbezeichnungen nicht 
nur zu beschränken auf die Verwendung an den Geräten, 
für die sie gelten sollen, sondern die Behandlung dieser 
Fragen vielmehr einzugliedern in eine Arbeit, die jede bild- 
lich-schematische Darstellung verknüpft mit der rechnerisch- 
beschreibenden Betrachtung eines Problems. 


Die seit 1. Juli 1908 bzw. mit den daran vorgenom- 
menen Ergänzungen seit 1. Juli 1909 gültigen „Normen 
für die Bezeichnung von Klemmen bei Maschinen, Anlas- 
sern, Reglern und Transformatoren“ wurden, gemachten 
Anregungen zufolge, einer erweiterten Neubearbeitung 
unterzogen. 

Da sich gezeigt hat, daß die alleinige Beschreibung 
der Klemmenbezeichnung bei praktischer Anwendung der 
Bezeichnungsgrundsätze auf neue Maschinenarten nicht 
immer genüst und daß infolge verschiedenartiger Über- 
lezung oftmals seitens der einzelnen Hersteller an sich 
gleichartige Wicklungen, besonders bei Wechselstrom- 
Kommutatormotoren, verschiedenartig bezeichnet werden 
und man daher stets mehr oder weniger doch wieder auf 
ein mitzulieferndes Schaltungsbild angewiesen bleibt, so 
wurde eine Verbesserung der bisherigen Vorschläge 
durch Ausarbeitung von möglichst vielseitigen Muster- 
beispielen für die heute üblichen Schaltungen zu erzielen 
„ersucht. Als wichtiger Gesichtspunkt zieht sich durch die 
gesamte Arbeit der einer mözlichsten Anpassung an die 
(tepflogenheiten anderer, in dem grundsätzlichen System 
mit Deutschland übereinstimmenden Länder; wie weiter 
unten noch kurz berichtet werden wird, liegen im Rah- 
men der IEC-Verhandlungen?! bereits gewisse greifbare 
Vorschläge hierfür vor. 

Der Aufbau der Neubearbeitung geht von gewissen 
Fundamentalgebräuchen aus, die bereits in den bisherigen 
„Normen“ vom Jahre 1908 bzw. 1909 festgelegt und als fest- 
stehend und eindeutig seit dieser Zeit überall in Deutsch- 
land zur Anwendung gekommen sind; hinsichtlich der 
Darstellung der einzelnen Schaltunesbilder schließt sich 
der Entwurf den von dem Ausschuß für Schaltbilder in 
den Normblättern DIN VDE 710 u. f. gleichfalls möglichst 
in Übereinstimmung mit den diesbezüglichen Arbeiten der 
IEC festgelegten Schaltzeichen und Schaltbildern weitest- 
gehend an, ohne jedoch in gewissen Punkten eigene Wege 
zu vermeiden. Der Zukunft muß es überlassen bleiben, 
hier ebenso möglichst restlose Übereinstimmune zu schaf- 
fen, wie weiterhin mit den Arbeiten noch einige weitere 
Gesichtspunkte zu verknüpfen, zu denen Ansätze bereits 
vorhanden sind, z.B. Klemmenbezeichnung und Vektor- 
richtung u. dek: in dieser Beziehung möge der Entwurf 
auch weiteren Kreisen eine fruchtbare Anregung bieten. 

Bevor auf die Besprechung einzelner Blätter einee- 
sangen wird, sei eine kurze Zusammenfassung der allge- 
mein-zrundsätzlichen Gesichtspunkte für die internatio- 
nalen Verhandlungen auf diesem Gebiete voraneestellt. 

Die Mehrheit der an den Verhandlungen in Bellagio 
im Jahre 1927 beteiligten Länder hat sich für die Ver- 
wendung des „europäischen Systems“ der Buchstabenbe- 
zeichnung, das bisher bereits in Deutschland üblich ist, 
als der Grundlage eines Klemmenbezeichnungsvstems 
ausgesprochen. Dieses System unterscheidet sich von 
dem „amerikanischen System“ der Zahlenbezeichnung da- 
durch, daß für die Klemmen verschiedener Wiceklunzen 
grundsätzlich verschiedene Buchstaben (im allge- 
meinen meist ohne jeden Zahlen- oder Buchstabenindex) 
zebraucht werden, während nach dem System der Zahlen- 
bezeichnung die allgemeine Kennzeichnung einer Wick- 
lung wohl durch einen Buchstaben, die besondere der 
Klemmen aber grundsätzlich durch eine Ziffer vorge- 
nommen wird. Die beiden Systeme, die durch die Abb. 1 
und 2 näher erläutert werden, unterscheiden sich übri- 


® Der Entwurf Sen wird auf S. 1497 dieses IIeftes veröffentlich 
1 Vgl. ETZ 1926, S. 655 u. 1411; 1928, S. 161. many 


gens noch in einem weiteren Punkt, indem einerseits 
konventionelle Buchstaben (in der Reihenfolge des Alpha- 
bets) wie z.B. in Deutschland, anderseits symbolische 
Buchstaben, die oft Anfangsbuchstaben der betreffenden 
Wicklungsbezeichnung sind, verwendet werden. 

Der bisherigen an sich in Deutschland bereits übli- 
chen Gepflogenheit, große Buchstaben für die Oberspan- 
nungseite von Transformatoren und für die Ständer von 
Wechselstrommaschinen, kleine Buchstaben für die Un- 
terspannungseite von Transformatoren und für die Läu- 
fer von Asychronmotoren zu verwenden, trägt gleichfalls 
das Ergebnis einer nach dieser Richtung veranstalteten 
internationalen Kundfrage Rechnung ebenso wie dem 
Grundsatz, im allgemeinen einer Klemme nur einen ein- 
zigen Kennbuchstaben zuzuordnen. 


Abb. 1. Europäisches System der 

Buchstabenbezeichnung (offene 

Dreiphasenwicklung mit An- 
zapfung) **. 


Abb. 2. Amerikanisches System 


(offene 
An- 


der Ziffernbezeichnung 
Dreiphasenwicklung mit 
zapfung) **. 


Nächst der in erster Linie wohl rein theoretischen 
Frage des Klemmenbezeichnungsystems spielt für die 
praktische Anwendung eine wichtige Rolle, welche Zu- 
ordnung zwischen Drehsinn und Bezeichnung besteht. 
Während nahezu einstimmig als Normal-Drehrichtung so- 
wohl für Generatoren wie für Motoren der Uhrzeiger- 
sinn (rechts gerichteter Pfeil) vorgeschlagen wird, wer- 
den bezüglich der Blickrichtung, in der gesehen die Ma- 
schine im Regelfall rechtslaufend sein soll, die verschie- 
densten Vorschläge gemacht. Und in der Tat ist diese 
Frage bei der Vielfachheit und der Vielseitigkeit elektri- 
scher Maschinen sowie der Form ihres konstruktiven und 
mechanischen Aufbaues nicht leicht eindeutig in einer 
alle Fälle und Möglichkeiten umfassenden Form zu be- 
antworten. Der deutsche Standpunkt, dem auch die vor- 
liegenden Regeln Rechnung tragen, wird durch § 76 der 
R.E.M. wiedergegeben: von ihm abzuweichen bestand kein 
Anlaß, um so mehr als diese Frage noch einer weiteren 
Prüfung und internationalen Verhandlung unterliegen 
soll und ein bestimmter Vorschlag vielleicht erst gelegent- 
lich der nächsten Tagung der IEC zu erwarten sein wird. 


Der vorliegende Entwurf, der bestrebt ist, soweit möglich 
sich den mit ihm im Prinzip und in vielen Punkten über- 
einstimmenden Arbeiten hauptsäehlich Italiens, Österreichs 
und der Schweiz anzupassen, enthält auf den Tafeln 1 
und 2 übliche Schaltungen für Gleichstrommaschinen (mit 
und ohne Wendepole) der drei möglichen Errerungsarten; 
beachtlich ist, wie übrigens auch im Text bemerkt wird, daß 
der ursprünglich aufgestellte Grundsatz der Unveränderlie h- 
keit der Remanenz einer Maschine bei Änderung der Dreh- 
richtung zugunsten bequemer und einfacher Montage 
durch einfache Umschaltung der verhältnismäßig hand- 
lichen Zuleitungen zur Erregerwicklung und dadurch 
bewirkte Umpolung des Erregerfeldes wenigstens da, wo 
eine bleibende Änderung bezweckt wird, im Laufe der 


zg Die beiden Abbildungen sollen hinsichtlich der Darstellung 
der Wicklungsanordnung oder des Schemas der Klemmenanordnung 
selbst nicht maßgebend sein. 


1476 


Beratungen fallen gelassen wurde. Auf diese Weise ge- 
lang es, eine weitestgehende Übereinstimmung der deut- 
schen und schweizerischen Bezeichnungen herbeizufüh- 
ren. Betrachtet man beispielsweise die als Motor-Rechts- 
lauf in Abb. 3 gekennzeichnete Schaltung einer Gleich- 
strom-Doppelschlußmaschine mit Wendepolen, bei der die 


P 
N 


Vertauschung der 
Anker- u. Wende- 
pol-Anschlüsse 


Ankerwicklung A-B 


Wendepolwicklung C-D 
G-H Reihenschlußwick- 
lung E-F 


Generator-Linkslauf 
Betriebsmäßig wechselnde, 
Änderung des Drehsinnes 


Abb. 3. Umschaltung von Gleichstrom-Doppelschlußmaschinen mit Wendepolen. 


Klemmenbezeichnung so gewählt wurde, daß der Strom in 
allen Wicklungen im Sinne der alphabetischen Buchsta- 
benfolge die gleiche Richtung hat, als gegeben, so hat 
man bei Änderung der Drehrichtung bzw. der Betriebs- 
art je nach dem zugrunde gelegten Prinzip der Umschal- 
tung andere Schaltmaßnahmen zu treffen, von denen die 
in der rechten Hälfte dieser Abbildung dargestellten Um- 
schaltungen, die sich nur auf eine Vertauschung der An- 
schlüsse für die Nebenschluß- bzw. Reihenschlußwicklung 
beschränken, wohl praktisch die einfacheren sein dürften, 
wie oben erwähnt. 


Wichtig ist für die gegenseitige Anordnung der ein- 
zelnen Wicklungen der fast überall auch in den sonstigen 
Tafeln des Entwurfs zur Durchführung gebrachte Grund- 
satz, daß der im Schaltungsbild dargestellte räumliche 
Winkel der verschiedenen Wicklungsachsen zueinan- 
der übereinstimmen soll mit dem Winkel, den die magne- 
tischen Felder der betreffenden Wicklung systeme mit- 
einander bilden; es sind also in elektrischer Hinsicht z.B. 
einerseits Anker-, Kompensations- und Wendepol-Wick- 
lungsachse und anderseits Nebenschluß- und Reihenschluß- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 41 


Vertauschung der 
Feldwicklungs-An- 
schlüsse 


Nebenschlußwicklung 


bleibende 


10. Oktober 1929 


Wicklungsachse je für sich gleich bzw. entgegengesetzt 
gerichtet, stehen aber untereinander senkrecht. 
Auffallender als bei den Tafeln über Gleichstrom- 
maschinen ist diese gegenseitige Zuordnung des Rich- 
tungsinns von Wicklungen bei den Schaltungen für Dreh- 
strom, bei dem die drei Systeme bekanntlich jeweils einen 


N, 
EN Em" Ke 


Abb. A Einphasenwicklung, entstanden durch 
Gegenreihenschaltung der beiden Wicklungs- 
stränge einer Zweiphasenwicklung. 


g 


I 


j 
E 


H ex 


oy” Eart Än 


Ne a 
EN E A. 
Abb. 5 Einphasenwicklung, entstanden durch 


Summenreihenschaltung der beiden Wicklungs- 
stränge einer Zweiphasen wicklung. 


elektrischen Winkel von 2/3 = 120° miteinander cin- 
schließen. Über die Reihenfolge der drei Systeme, die in 
Bezichung zu der Drehfeldrichtung steht, wird weiter 
unten noch berichtet werden. 


Die Verkettung der drei Wicklungsysteme wurde 
hierbei bei Sternschaltung durchweg so vorgenommen, 
daß die Enden X, Y, Z miteinander zum sog. Sternpunkt 
verkettet wurden und die für den Anschluß der drei 
Hauptleitungen R, S, T bestimmten Anfänge U, V, W 
offen blieben. Dieser Grundsatz kommt auch bei den 
Klemmenbezeichnungen für Zweiphasenstrom und Ein- 
phasenstrom zur Anwendung. Der Umstand, daß bei Ein- 
phasenstrom die Klemmenbezeichnung U, V gewählt 
wurde anstatt U, X, wie eigentlich erwartet werden sollte, 


10. Oktober 1929 


da mit den Buchstaben U, V, W die Anfänge und mit den 
Buchstaben X, Y, Z die Enden von Wicklungen bezeich- 
net werden, bedeutet keinen Widerspruch und kein Ab- 
weichen von dieser Regel; denkt man sich nämlich 
die Einphasenwicklung durch Gegenreihenschaltung der 


D 8 CoD A 
A ER CH, 


Abb. 6. Einphasenwicklung, entstanden durch Mischreibenschaltung 
der Leiter einer Zwei-(Vier-ıphasenwicklung. 


beiden Wicklungstränge einer Zweiphasenwicklung, die 
ihrer Theorie nach an sich eine Vierphasenwicklung ist, 
hergestellt, wie aus Abb. 4 ersichtlich wird, so stimmt 
die Klemmenbezeichnung für die Einphasenwicklung über- 
ein mit der für die Zweiphasenwicklung, wobei jedoclı 
der Verkettungspunkt XY 
als unwesentlich nicht ei- 
gens bezeichnet worden ist. 
Grundsätzlich wäre unter 
Umständen bei einer ande- 
ren Art der Verkettung der 
beiden Wicklungstränge U, 
X und V, Y oder der ein- 
zelnen Leiter auch die 
Klemmenbezeichnung U,Y 
bzw. U,X gerechtfertigt, 
wie sich aus Abb. 5 u. 6 er- 
gibt; allerdings sind die 
der Abb.4 einerseits und 
den Abb.5 u. 6 anderseits 
entsprechenden Einphasen- 
spannungen um 90° gegen- 
einander verdreht. Aus wick- 
lungstechnischen Gründen? 
führt man jedoch praktisclı 
Einphasenwicklungen nie- 
mals mit voller Bewick- 
lung der Polteilung aus, 
sondern in der Regel nur 
mit Zweidrittel - Bewick- 
lung; das entspricht der 
verketteten Schaltung 
zweier Wicklungsysteme 
einer Drehstromwicklung 
(a Abb.7). 


Ein Punkt, der beson- EI 
derer Beachtung bedarf, ist ” 
die gegenseitige Zuord- 
nung des Drehsinnes von 

Wechselstrommaschinen, 
der Drehfeldrichtung und 
der Klemmenbezeichnung 
des Netzes. Als allgemei- 
ner Grundsatz gilt, daß 
die Reihenfolge der Buch- 
staben R, S, T für die Lei- 
tungen eines Drehstromnetzes die zeitliche Phasenfolge 
angeben soll. Als normaler Drehsinn der Maschine und 


Die 
Aa 


U 
H 
G 


E 


3 Verwendung normaler Drehstromwicklungs-Blechschnitte auch 
für Einphasenwicklungen, trapezförmige Feldverteilung als Annähe- 
rung an die Sinusform u. dgl. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


1477 


damit auch des Drehfeldes unter Berücksichtigung des Um- 
standes, daß R und U, S und V, T und W miteinander ver- 
bunden werden, wird, wie bereits eingangs erwähnt, 
der Rechtslauf (im Sinne des Uhrzeigers) angenommen. 
Wählt man, wie heute wohl bereits in den meisten Fällen 
übereinstimmend in der Literatur angewandt, den Vektor- 
drehsinn entgegen dem Drehsinn des Uhrzeigers, so daß 
der Zeitliniendrehsinn, weil umgekehrt, wieder im Sinne 
der Uhrzeigerbewegung erfolgt, so ergibt sich eine Rei- 
henfolge der drei an sich um je 120° gegeneinander ge- 
drehten Systeme gleichfalls im Sinne der Uhrzeigerbewe- 
gung, wie in Abb. 8 dargestellt. 


Die Drehrichtung einer Wechselstrommaschine wird 
bekanntlich durch Vertauschen zweier Anschlüsse umge- 
dreht, so daß die Umschaltung einer für Rechtslauf be- 
zeichneten Maschine für Linkslauf verhältnismäßig ein- 
fach ist. Schwieriger für die Beurteilung bleibt aber der 
Fall, daß eine Maschine von vornherein für Linkslauf 
bestellt wird. Um Mißverständnisse auszuschließen, muß 
in solchen Fällen der Drehsinn, bei dem Phasenfolge und 
Buchstabenfolge der Klemmen übereinstimmen, durch 
einen Pfeil kenntlich gemacht werden; dies wird ganz 
besonders da wichtig sein, wo die Buchstabenfolge U, V, 
W, die ja die Phasenfolge angibt, von vornherein auf 
den Linkslauf bezogen ist und demgemäß die Kreuzung 
zweier Anschlüsse bereits im Innern der Maschine vorge- 
nommen wurde, wie es mitunter bei größeren? Drehstrom- 
maschinen dann der Fall ist, wenn sie auch eindeutig für 
Linkslauf wegen ihrer Kupplung mit einer dementspre- 
chend umlaufenden Turbine (z.B. linkslaufende Zoelly- 
Turbine) oder Arbeitsmaschine bezeichnet werden sollen. 


Die Kennzeichnung der Schaltung von Drehstrom- 
transformatoren pflegt entweder durch Angabe der Art 


der Verkettung der Phasen, also A, Y ,“ oder durch An- 


gabe der Schaltung entsprechend den Schaltgruppen des 
8 8 der R.E.T. vorgenommen zu werden. Es sei in diesem 
Zusammenhange darauf hingewiesen, daß seitens der IEC 
angeregt wurde, die Phasenverdrehung der Oberspannun- 
gen gegenüber den Unterspannungen durch eine Art 
„Uhrzifferbezeichnung“ (12 h = 360 °) anzugeben, ebenso 


wie an Stelle der bisherigen Schaltzeichen A, Y , `$ die 


ZA 


Alb. 7. Einphasenwicklung rechts‘, entstanden durch Gegenreihenschaltung zweier Wicklungstränge einer 


Dreiphasenwicklung (links). 


für den Schriftverkehr praktischeren Buchstaben D, Y, Z 
bzw. d, y, z zu verwenden. Eine endgültige Regelung ist 


3 Gemäß § 76 der R.E.M. 1930 sind solche Vereinbarungen nur auf 
Maschinen über 100 kVA beschränkt. 


1478 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1929 


allerdings noch nicht erreicht, so daß der vorliegende 
Entwurf an dem bisherigen Zustand, wie er sich in 
Deutschland eingebürgert hat, noch festhält. 


Eu Enz Vektor- 
rt 


UR 


Abb. 8 Vektorfolge und Drebsinn im Zeit- und Vektordiagramın. 


Die Frage der „Normalschaltungen” für Transforma- 
toren, für die in Deutschland Az (C1, C2) und Cs in Aus- 
sicht genommen ist (vgl. § 8 der R.E.T./1930, DIN VDE 2600 
und 2601 nebst Erläu- 
Lerungen sowie 2610), 
unterliegt noch ein- 
gehender internatio- 
naler Beratung; von 
den in Vorschlag ge- 
brachten fünf Schal- 
tungen (s. Abb. 9) 
scheinen für Deutsch- 
land nur die beiden 
ersten in Betracht zu 
kommen; der vor- 
liegende Entwurf be- 
schränkt sich auf die 
Schaltung 43. 


Während die Ver- 
kettung der drei Sy- 


steme bei `Y -Schal- 


tung auch hier ent- 
sprechend dem be- 
reits im vorherge- 
henden erwähnten 

Grundsatz des Zu- 
sammenschlusses aus- 
schließlich der Enden 
X, Y, Z bzw. zu z 
zum Sternpunkt vor- 
genommen wurde, 

läßt sich aus den 
R.E.T. hinsichtlich 

der Verkettung bei 
A-Schaltung keine be- 
stimmte Regel ablei- 
ten, da sowohl die 
Verkcttung zvlywlzu 
bzw. XV/YWIZU als 
auch die Verkettung 
uy, vz, wx gebräuch- 
lich sind. 

Der internationale Vorschlag, die Anordnung der 
Transformatorklemmen so vorzunehmen, daß bei Detrach- 
tung von der Oberspannungseite aus die Reihenfolge von 
links nach rechts und ein gegebenenfalls herausgeführter 
Nullpunkt links neben der Klemme U liest, entspricht der 
in Deutschland übrigens bereits zur Norm (DIN VDE 2600 
und 2601) gewordenen Ausführung (s. Abb. 10) und wird 
weiterhin dem § 59 der R.E.T./1930 gerecht. 

Wie aus Tafel 8 des Entwurfes zu ersehen ist, pflegen 
Anzapfungen von Transformatorwicklungen so bezeichnet 
zu werden, daß der Klemme mit der kleinsten Indexziffer 


d UV Wuv gn 


V 


A< WEN, 


die höchste Spannung entspricht; wie diese Frage inter- 
national geregelt wird, läßt sich heute noch nicht über- 
sehen, da etwa gleichviele Länder, wie dieser Festlegung 
zustimmen, auch für eine gegenteilige Regelung einge- 
treten sind. 


Für Spannungswandler gelten dieselben Klemmenbe- 
zeichnungen wie für Leistungstransformatoren, indes 
pflegt das Übersetzungsverhältnis augenfällig dadurch 
angedeutet zu werden, daß, ebenso wie bei den Strom- 


U v WwW 


Abb. 10. Klemmenanordnung bei Drehstromtransformatoren. 


wandlern, die Unterspannungseite lediglich durch einen 
eine Windung andeutenden Strich zur Darstellung ge- 
bracht wird. 

Die Klemmenbezeichnung der Stromwandler weicht 
von der für Leistungstransformatoren ab, indem für die 
Stromwandler die Buchstaben K und L bzw. k und l in 
Übereinstimmung mit den in der Schweiz üblichen Klem- 
menbezeichnungen vorbehalten bleiben. 

Der vorliegende Entwurf, der auch im wesentlichen 
die seinerzeit deutscherseits gemachten Vorschläge bei 


Schallungs- 
Bezeichnung 


V e UVWuvw 


<S HUA, iin 


Abb. 9. Zur internationalen Normung vorgeschlagene und in Deutschland gebräuchliche „Normal“-Schaltungen. 


der internationalen Behandlung der Frage der Klemmen- 
bezeichnungen wiedergibt, wird voraussichtlich mit Rück- 
sicht auf die in der nächsten Zeit seitens der IEC zu fas- 
senden Beschlüsse vorläufig noch nicht als endgültig in 
Kraft gesetzt werden; es bietet sich daher die Gelegen- 
heit, dem VDE und seinen Kommissionen auch sonstige 
Anregungen zu geben, sei es hinsichtlich Ergänzung der 
veröffentlichten Tafeln, sei es hinsichtlich der Anpassung 
an die Schaltbilder der Normblätter DIN VDE 710 u.f. 
oder hinsichtlich des einen oder anderen das Anwendungs- 
gebiet erweiternden Gesichtspunktes. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


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Aus der Entwicklung des Druckluftschalters *. 


Von Dipl.-Ing. K. A. Wiedamann, Berlin. 


Übersicht. Von den zahlreichen Druckgasschaltern, die 
etwa seit der Jahrhundertwende in Amerika und Europa 
erfunden wurden, werden diejenigen näher beschrieben, die 
nach ihrem Prinzip in die Entwicklungslinie der heutigen 
Druckgasschalter eingereiht werden dürfen. 


Die ersten Konstruktionen von Schaltern mit Druck- 
luftlöschung des Lichtbogens sind um die Jahrhundert- 
wende in Amerika aufgetaucht!. Abb.1 zeigt einen der- 
artigen Schalter. Die Stromzuführungen befinden sich bei 
D und D’ und eine Kontaktbrücke B verbindet die beiden 
Kontakte c, und e, Im Fuß des Schalters ist ein starker 
Magnet M untergebracht, der einen beweglichen schweren 
Kern P umschließt, dessen Führungstange r die Kon- 
taktbrücke B trägt. Die Wirkungsweise des Schalters ist 
nun folgende: Wird der Magnet M erregt, so zieht er 
sehr rasch den schweren Kern P an, der als Kolben in 
dem Zylinder P’ die Luft komprimiert und durch die 
beiden Düsen a und a’ gegen die in Serie liegenden Kon- 
taktstellen c, und cą, preßt und so gleichzeitig mit der 
ne us der Kontaktbrücke B die Öffnungslichtbogen 
öscht. 

Während bei dieser Konstruktion noch die zur 
Löschung erforderliche Druckluft durch die Bewegung 
des Schalters erzeugt wird und auch nur einfache Kon- 
takte vorhanden sind, bringt die um das Jahr 1905 eben- 
falls aus Amerika bekanntgewordene Schalterausführung? 
(Abb. 2 und 3) eine Reihe bedeutender Verbesserungen mit 
sich. Der feststehende (linke) Kontaktteil weist die fest- 


stehenden Kontakte 4 auf und enthält zwischen ihnen ` 


den axial federnd verschiebbaren Hilfskontakt 10. Gegen 
diese Kontakte sind, auf einem Schlitten beweglich, die 
entsprechenden Gegenkontakte 16 und 17 angeordnet. Der 
Schlitten 28 stellt einen Teil des Zylinders 25 dar, in dem, 
mit dem Kolben 24 verbunden, die die Kontakte tragende 
Stange 19 geführt ist. Durch die Kraft der Feder 26 wird 
der bewegliche Kontaktteil offengehalten. Zum-Schließen 
des Schalters wird hinter den Kolben 24 Druckluft ein- 
veführt, die entgegen der Federkraft den Kolben mit den 
Kontakten vorschiebt und in Einschaltstellung bringt, der 
Hilfskontakt 10 wird durch den Gegenkontakt 17 zurück- 
gedrückt und die Hauptkontakte 4 und 16 greifen inein- 
ander. Soll der Schalter geöffnet werden, so wird von 
Hand oder automatisch die Druckluft im Zylinder 25, die 
der am Kolben wirkenden Federkraft entgegenwirkte, ab- 
gelassen, der Kolben samt den Kontakten schnellt zurück, 
die Hauptkontakte lösen sich, der Hilfskontakt 10 folgt 
noch ein kurzes Stück zufolge der sich in ihm entspan- 
nenden Feder 13 dem Gegen- 
kontakt 17 und gibt schließ- 
lich diesen auch frei. Wäh- 
renddessen wurde beim Zu- 
rückgehen der Kontaktstange 
19 die das Luftventil 31 
steuernde Kugel 33 aus ihrer 
Rast angehoben, so daß Druck- 
luft durch das geöffnete Ven- 
til 31 zu der hohlen Kontakt- 
etange fließen konnte. Die 
Druckluft tritt nun durch den 
hohlen, düsenförmig ausgebil- 
deten Hilfskontakt 17 aus, 
trifft auf den konischen Gegen- 
kontakt 10 und bläst den Licht- 
bogen aus. Ist die Kontakt- 
stange in ihrer Endstellung 
angelangt (wie gezeichnet), 
so nımmt eine weitere Rast 
die Kugel auf und das Druck- 
ventil 31 schließt sich wieder. 
Diesem Schalter haftet jedoch 
noch der Mangel an, daß die 
zum Löschen bestimmte Druck- 
luft durch ein Labyrinth von 
druckverzehrenden Konstruktionsteilen hindurch muß und 
nieht direkt von einem Behälter zur Verbrauchstelle ge- 
angt. 

Erst kurz vor dem Kriege wurde auch in Deutschland 


ein Druckluftschalter gebaut, der bei elektrischen Bahnen 
» gl. ETZ 1929, 8. 1005, 1073 u. 1114. (D. 8. 
1 Erfinder: E. H. Johnson u. Lundell. New York. 
2 Erfinder: R. Ph. Jackson, Wilkinsburg. 


Abb. 1. 
Konstruktion (1900). 


Alte amerikanische 


verwendet wurde?. Der Konstruktion (Abb. 4) liegt der 
Gedanke zugrunde, nur beim Öffnen des Schalters und 
dann auch nur so lange, bis der Lichtbogen erloschen ist, 
Druckluft auszublasen. Der Schaltvorgang spielt sich fol- 
gendermaßen ab: Bei geschlossenen Hauptkontakten 1, 2 
fließt der Strom bei 4 dem Schalter zu und bei 5 wieder ab. 
Die Magnetspule 12 bleibt unerregt, da die Kontaktbrücke 9 
abgehoben ist. Wird nun der Schalter durch Bewegung des 
Hebels 8 nach abwärts geöffnet, so wird durch Überbrük- 
kung der Kontakte 10 und 11 der Strom vom Kontakt 2 
aus sowohl bei 5 als auch über den Widerstand 14 und die 
Spule 12 abfließen. Hierdurch wird aber der Kern 13 in die 
Spule gezogen und öffnet durch seine Bewegung das 
Druckluftventil 7. Der aus der Düse 6 austretende Luft- 
strom bläst den Lichtbogen sofort von den Hauptkontakten 
zu den Löschhörnern 3, wo er erlischt. Hierdurch wird 
aber die Spule 12 stromlos und das Ventil 7 schließt sich 
wieder; der Löschvorgang ist beendet. 


Abb. 2 u. 3. Amerikanischer Schalter um 1905. 


Neben dieser Konstruktion wurde bald darauf eine An- 
ordnung für stationäre Schalter mit Druckluftlöschung 
bekannt’, die sich in ihren Konstruktionselementen eng 
an die Ölschaltertypen lehnte. Abb. 5 stellt einen Schnitt 
durch einen Einphasenschalter dar. Neben dem festen Kon- 
takt m ist ein federnder Hilfskontakt d angebracht; auf 
der beweglichen Kontaktbrücke a befinden sich die ent- 
sprechenden Gegenkontakte, der Hauptkontakt m und der 
hohle Hilfskontakt e. Zu diesem Hilfskontakt führt der 
flexible, einerseits an dem Schaltergehäuse anderseits an 
der Traverse a befestigte Schlauch i für die Zuführung 
der Druckluft. Der Schaltvorgang ist folgender: Beim 
Betätigen der Schaltspindel e wird die Traverse a frei- 
gegeben und unter Federdruck nach abwärts gerissen; die 
Hauptkontakte trennen sich, während der bewegliche 
Hilfskontakt zufolge der federnden Umklammerung durch 
den Gegenkontakt e noch ein Stück nach abwärts mitge- 
nommen wird. Indessen wird durch die auf der Schalt- 
spindel befindliche Nockenscheibe (das Druckluftventil k 
geöffnet, u.zw., was beachtenswert ist, noch bevor der 
Hilfskontakt sich öffnet. Beim Auseinandergcehen der 
Hilfskontakte wird nun auch der Austritt der Druckluft 
aus dem hohlen Kontakt e freigegeben und dadurch der 
Lichtbogen ausgeblasen. Bei Erreichen der Ausschalt- 
stellung der Spindel e wird durch entsprechende Ausbil- 
dung der Nockenscheibe das Gasventil wieder geschlossen. 
Die Schalterkonstruktion läßt sich selbstredend auch für 
Mehrphasenschalter ausführen, wobei für sämtliche Phasen 
eine gemeinsame Gaszuführung zweckdienlich ist. 

In Abb. 6 ist ein Schalter? dargestellt, der sich durch 
sehr geringen Verbrauch an Druckluft auszeichnet, da die 
zum Schalten erforderliche Menge von Druckgas zum. 


3 Vorortbahn Hamburg —Blankenese. 
t Erfinder: M. de Greef, Düren, Khld. 
5 Maschinenfabrik Oerlikon, Schweiz. 


1480 


Löschen des Lichtbogens weiterverwendet wird. Der Vor- 
gang ist folgender: Soll der Schalter 1 geschlossen wer- 
den, so wird mittels des Relais 9 oder von Hand die die 
beiden Ventile 7 und 8 tragende Stange in die Einschalt- 
stellung nach oben gebracht, wodurch die bei 5 einströ- 
mende Druckluft in dem Zylinder 3 den Kolben 2 gegen 


Abb. 4. Bahnschalter. Abb. 7. BBC-Schalter. 

den Druck der Feder 4 nach oben preßt und die am Kolben 
anzelenkten Kontaktteile schließt. Bei Öffnen des Schal- 
ters werden die Ventile nach abwärts bewegt, ? verschließt 
die Druckgaszufuhr und 8 läßt das im Kolben befindliche 
Druckgas unter der beschleunigenden Wirkung der Fe- 


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Abb. 6. Oerlikon-Schalter. 


der 4 entströmen, das durch die Leitung 6 der Trennstelle 
der Kontakte zugeführt wird und hier den Lichtbofren 
ausbläst. 

Die Schalteranordnung nach Abb.7 weist der vor- 
stehend beschriebenen Konstruktion gegenüber wesent- 
liche Fortschritte auf. Vor allem wurde Wert darauf ge- 
legt, das zum Löschen des Lichtbogens erforderliche Druck- 
gas unmittelbar in eine die Kontakte umgebende Kammer c 
einzuführen, von wo aus es bei Öffnung der Kontakte 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1929 


direkt und ohne Druckverlust, den Lichtbogen mit sich 
reißend, durch den hohlen Kontakt ausströmen kann. Die 
Kontakte sind ferner weitestgehend den Strömungslinien 
angepaßt, so daß hohe Durchflußgeschwindigkeiten erzielt 
werden können. Dieser Hochspannungschalter wurde im 
Jahre 1923 in der Schweiz gebaut’. Abb. 8 zeigt einen Hoch- 
leistungschalter, der aus denselben Überlegungen heraus 
entstanden ist, allerdings schon 20 Jahre früher und in 
Amerika’. Wir sehen, daß dieser Schalter, der für 10 000 V 
und darüber gebaut ist, bereits ein Vorläufer der jüngsten 
Hochleistungschalter ohne Öl ist. In der Löschkammer be- 
finden sich der feste Kontakt 1 und der bewegliche Kon- 
takt 2, die beide konisch ineinandergreifen. Den Kontakt 1 
umgibt ein Hilfskontakt 30, den Kontakt 2 ein ebensolcher 
Hilfskontakt 30a, der jedoch durch die Feder 32 axial fe- 
dernd ist. Das Einlaßventil 25 
für das Druckgas wird von 
dem im Relais 26 beweglichen 
Kern 27 gesteuert. Der den 
Schalter in der Einschaltstel- 
lung festhaltende Hebel 24 


Abb. & Alte amerikanische 
Konstruktion mit Druckkammer. 


Abb. 9. Englische Kon- 
struktion. 


wird durch einen Druckkolben 25 bewegt. Der Schaltvor- 
gang geht derart vor sich, daß zur Ausschaltung mittels 
des Relais 26 die Druckgaszufuhr bei 28 geöffnet wird; das 
Gas füllt die Schaltkammer und drückt gegen den kleinen 
Kolben 25, kann ihn jedoch erst dann niederdrücken, wenn 
der Gasdruck in der Schaltkammer größer ist als der ent- 
zegenwirkende Federdruck. Hierdurch wird erreicht, daß 
der Schalter erst dann geöffnet werden kann, wenn ge- 
nügend Druck in der Löschkammer herrscht, da erst dann 
der Hebel 24 durch den Druckkolben 25 ausgelöst wird 
und der Schalter unter dem Druck der Feder 29 sich öffnet. 
Im selben Moment bläst das in der Kammer aufgespeichertc 
Gas den Öffnungslichtbogen durch den hohlen Kontakt 
unter ständigem Nachstrom aus der Druckgasleitung ins 
Freie und der Schaltvorgang ist beendet. Durch das voll- 
kommene Umspülen der beiden Kontakte mit dem Lösch- 
gas wird sowohl eine weitgehende Kühlung der Kontakte 
als auch eine Entionisierung der Umgebung erzielt, wo- 


-durch ein Rückzünden des Lichtbogens verhindert wird. 


In Abb. 9 ist der jüngste des betrachteten Zeitab- 
schnittes, in seinen Einzelheiten bekanntzewordene Hoch- 
leistungschalter ohne Öl, der mit Druckluft arbeitet, dar- 
zestellt”. Die Löschkammer 106 ist direkt auf den Druck- 
gasbehälter 146 aufgeschraubt und wird gegen diesen 
durch das Doppelventil 171 abgeschlossen. Das Ventil 
sitzt fest auf der Schaltstange 124, an der auch der 


€ Brown, Boveri & Cie.. Baden, Schweiz. 

` Erfinder: R. H. Read, Schenectady. N. Y. Amer. Pat. Nr. 716848, 

S The British Electrical and allied Industries Research Assoc. 
London-Westminster. 


10. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


1481 


bewegliche Kontakt 10 befestigt ist. Geführt wird die 
Stange durch den Teil 126, der mit einem isolierenden 
und hitzebeständigen Überzug 144 versehen ist. Der 
Steuermechanismus ist, da er nichts Ngues bietet, nicht dar- 
gestellt. Stromzuführung sowie Bewegung erfolgen vom 
unteren Ende der Stange 124 aus. Der axial unterteilte 
und durch die Ringe 64 federnd zusammengehaltene fest- 
stehende Kontakt 12 ist an dem Isolator 102 befestigt; 
seine Stromzuführung erfolst bei 117. Der hohle Kontakt 
führt in einen Kamin 110, durch den das Löschgas ausge- 
stoßen wird. Die Löschkammer selbst ist innen sorgfältig 
mit einem isolierenden und hitzebeständigen Überzug 136 
versehen. Der Schaltvorgang ist folgender: Beim Ein- 
schalten wird die Stange 124 nach oben gestoßen und es 
strömt während der Zeit, in der der obere Ventilkegel den 
Ventilsitz 148 verläßt bis der untere Ventilkegel am Ven- 
tilsitz anliegt und der Schalter geschlossen ist, Druckgas 
in die Löschkammer 100 ein. Wird der Schalter geöffnet, 
so gibt der Kontaktkopf 10 beim Verlassen des festen Kon- 
taktes die Auspufföffnung frei und das ausströmende Gas 
reißt den Lichtbogen mit sich. Gleichzeitig strömt aber 
so lange vom Behälter 146 Druckgas nach, bis die Schalt- 
stange, in ihrer Endstellung angelangt, den oberen Ventil- 


kegel auf den Sitz 149 auflegt und die Gaszufuhr unter- 
bindet. Der vorstehend beschriebene Schalter, als Einzel- 
schalter für eine Abschaltleistung von 25000 kVA bei 
6600 V gebaut, benötigte unter Verwendung von Wasser- 
stoffgas unter einem Druck von 4 atü für eine Löschung 
weniger als 100 l Gas. Die im Lichtbogen freiwerdende 
Energie betrug nur den fünften Teil der beim Schalten in 
Ölschaltern freiwerdenden und in Wärme umgesetzten 
Energie, unter Zugrundelegung eines Ölschalters mit einer 
Schaltgeschwindigkeit von 175 cm/s. Das Schaltgeräusch, 
das beim Abschalten derartig großer Energien entsteht, 
ist einem Kanonenschuß nicht unähnlich, denn die Aus- 
strömgeschwindigkeit der Löschgase wird durch die durch 
ihre Erhitzung auftretende Expansion noch vergrößert, so 
daß, wie die neuesten Versuche ergeben haben, bei Gas- 
drücken von 5..15 at Ausströmgeschwindigkeiten von 
500 ... 2500 m/s und Temperaturen von 2000 ....4000° er- 
reicht werden. Entsprechend den sehr geringen Schalt- 
wegen, innerhalb deren der Lichtbogen erlischt und die nur 
einige Zentimeter betragen, sind die Schaltzeiten außer- 
ordentlich gering und liegen in der Größenordnung von 
hundertstel Sekunden; die im Lichtbogen freiwerdenden 
Energien sind daher auch sehr klein. 


Die Grundlagen der Sommerfeldschen Elektronentheorie der Metalle. 
Von Dr. Rudolf Samuel, Breslau. 


Übersicht. Die Sommerfeldsche Elektronentheorie der 
Metalle unterscheidet sich von anderen Versuchen, die 
Theorie in eine bessere Übereinstimmung mit der Erfahrung 
zu bringen, dadurch, daß sie nicht das zugrunde gelegte 
physikalische Bild abändert sondern eine andere Statistik 
des „Elektronengases“ einführt. Nach einer einleitenden 
Übersicht werden daher die Grundlagen der neuen von der 
Quantenmechanik entwickelten Statistik dargelegt und schließ- 
lich die Ergebnisse besprochen, zu denen die Sommerfeldsche 
Theorie durch diese neue Statistik gelangt. 


I. 


Mit dem Namen Metall bezeichnen wir eine Anzahl 
von Stoffen, die gewisse Eigenschaften gemeinsam haben. 
Die wichtigsten von ihnen sind das elektrische und ther- 
mische Leitvermögen. Ferner besitzen sie alle ein verhält- 
nismäßig hohes spezifisches Gewicht, sie sind im Gegen- 
satz zu den meisten Nichtleitern nicht spröde sondern dehn- 
bar, wobei sie jedoch eine erhebliche Festigkeit zeigen, 
und sind schließlich noch durch den eigentümlichen Metall- 
glanz ausgezeichnet. Sie bilden also unter den Stoffen 
deutlich eine besondere Klasse, und die Aufgabe der Phy- 
sik ist es, diese besonderen Eigenschaften aus der Konsti- 
tution der Metalle heraus zu deuten. Die Lösung dieser 
Aufgabe hat die Physik verhältnismäßig frühzeitig in An- 
griff genommen, hat einzelne der Eigenschaften der Metalle 
schon frühzeitig aufgeklärt und Zusammenhänge zwischen 
ihnen gezeigt. So konnte z.B. Drude 1889 eine Formel 
ableiten, die den Zusammenhang zwischen der elektri- 
schen Leitfähigkeit und dem hohen Reflexionsvermögen 
für Lichtstrahlen angibt, das der physikalische Ausdruck 
für den metallischen Glanz dieser Stoffe ist. Da wir 
Lichtstrahlen als sehr kurze elektromagnetische Wellen 
auffassen, gelang es ihm, zu zeigen, daß sich aus der 
elektromagnetischen Theorie des Lichtes, wie sie Max- 
well begründet hat, das Resultat ergibt, daß das Re- 
flexionsvermögen eines Körpers um so größer sein muß, 
je größer sein elektrisches Leitvermögen ist. Es zeigte 
sich, daß dieses Ergebnis der physikalischen Theorie 
mit den Relativwerten der Beobachtungen über das Re- 
flexionsvermöger in bester Übereinstimmung steht. In 
der Tat absorbieren die besten Leiter, wie Silber, Kupfer 
und andere, den geringsten Bruchteil des auffallenden 
Lichtes und reflektieren den größten, und anderseits 
stimmt sogar der Absolutwert des beobachteten Re- 
flexionsvermözens mit dem nach der Drudeschen Formel 
berechneten gut überein. Aber gerade die wichtigste 
Eigenschaft der Metalle, das elektrische Leitvermögen 
selbst und die damit zusammenhängzenden Erscheinungen 
haben der Physik bis auf den heutigen Tag erhebliche 
Schwierigkeiten gemacht und eine vollkommen  befriedi- 
gende Theorie dieser Phänomene ist noch nicht vorhan- 
den. Über einen neuen und besonders interessanten Ver- 
such, den der Münchener Physiker Sommerfeld 
unternommen hat, um das Problem auf Grund der letzten 


Entwicklung der Quantentheorie zu lösen, soll hier be- 
richtet werden!. 

Die elektrische Leitfähigkeit der Metalle unterschei- 
det sich von der der „Halbleiter“ genannten Elektrolyte 
dadurch, daß der Transport von Elektrizität im Elektro- 
lyten mit dem Transport der Ionen verbunden ist, im Me- 
tall aber ohne jeden Transport von Materie vor sich geht. 
Der Träger dieser Eigenschaft muß daher von nicht- 
materieller Natur sein. Einer der Gundzüge jeder physi- 
kalisch sinnvollen Theorie der metallischen Leitfähig- 
keit muß daher die Annahme sein, daß diese Eigenschaft 
auf die in einem metallischen Körper vorhandenen Blek- 
tronen zurückgeht. Alle die in den letzten Jahrzehnten 
aufgestellten und geprüften Theorien, die das Geheimnis 
der metallischen Leitfähigkeit enträtseln sollten, stimmen 
daher darin überein, daß ee Elektronentheorien 
der Leitfähigkeit sind. Diese Annahme hat inzwischen 
auch noch von anderer Seite her eine starke Stütze be- 
kommen, nämlich von den physikalischen Forschungen 
her, die in den letzten Jahren eine große Anzahl von 
Aussagen über den Bau der Atome gewinnen konnten. 
Bekanntlich kann man auf Grund der Ergebnisse der 
Chemie drei Sorten von Atomen und damit von chemi- 
schen Grundstoffen voneinander unterscheiden. In eine 
Klasse gehören die Elemente, die chemisch träge sind und 
überhaupt keine chemischen Verbindungen eingehen. Das 
sind die sogenannten Edelgase. Eine andere Gruppe sind 
die, die bei der Bildung von Salzen stets den negativen 
Partner und in der Salzlösung entweder allein oder mit 
anderen zusammen das negative Ion bilden. Für sie sind 
die Atome der Hlalogene, Fluor, Chlor, Brom und Jod 
typisch. Die dritte Gruppe endlich sind die positiven 
Partner der Salze, die gleichzeitig auch die positiv gela- 
denen Ionen der Lösung liefern, und das sind die Me- 
talle. Die chemische Trägheit der Edelgase erklärt 
sich dadurch, daß bei ihnen die Anordnung der äußersten 
Elektronen eine ganz besonders stabile ist. Diejenigen 
Atome, die im periodischen System der Elemente kurz 
vor ihnen stehen, haben eine derartige Anordnung noch 
nicht völlig erreicht und besitzen darum, wie z.B. die 
Halogene, die Neigung, weitere, zusätzliche Elektronen 
aufzunehmen, um so zu einer solchen stabilen Elektro- 
nenkonfiguration zu gelangen. Da aber die Elektronen 
stets negativ geladen sind, so wird das betreffende Atom 
bei einem derartigen Vorgang, wie er z. B. in der Salz- 
bildung auftritt, in ein negatives Ion verwandelt. Um- 
gekehrt besitzen die im periodischen System hinter einem 
Edelgas stehenden Atome, die Metalle, einige Elektronen 
nıehr als das davorstehende Edelgasatom, und weil diese 
gewissermaßen die besonders stabile Anordnung stören, 
sind sie nur locker gebunden und können leicht abge- 
geben werden. Wenn also z.B. bei der Bildung von Koch- 
salz ein Natriumatom eincs seiner Elektronen, u. zw. das 
ı A. Sommerfeld, W.V.Houston, C. Eckart. Z. Phys. 


Bd. 47, S. 1, 33. R, 43. — A. Sommerfeld, Naturwissensch. Bd. 15 
S. 825; Bd. 16, S. 374. 


1482 


äußerste, an das Chlornatrium abgibt, so fehlt dem übrig- 
bleibenden Rumpf des Natriumatoms eine negative Ele- 
mentarladung, er bleibt als positives Ion zurück. Es er- 
gibt sich also daraus, daß die durch die elektrische Leit- 
fähigkeit ausgezeichneten Metalle gerade die Elemente 
sind, deren Atome über ein oder mehrere Außcnelek- 
tronen verfügen, die besonders locker gebun- 
den sind. Es liegt nahe, gerade diese Außenelektronen 
auch für die Erscheinung der Leitfähigkeit verantwort- 
lich zu machen. 

Will man jedoch nicht nur ein ungefähres qualitati- 
ves Bild zur Beschreibung eines derartigen Phänomens 
benutzen sondern eine exakte quantitative Theorie aut- 
stellen, so muß man nunmehr Annahmen darüber machen, 
wie sich die Elektronen im Metall verhalten, durch welche 
Gesetze ihre Bewegungen gererelt werden. Schon die 
ersten Theorien, die für die metallische Leitfähigkeit auf- 
gestellt wurden und auf der Elektronentheorie fußten, 
waren gaskinetische Theorien. Sie nahmen 
nämlich an, daß die Elektronen im Metall genau den 
gleichen Gesetzen unterworfen seien, wie die Mole- 
küle eines Gases im leeren Raum. Die kinetische Theorie 
der Gase führt die Eigenschaften, die mit diesem Aggre- 
gatzustand verbunden sind, darauf zurück, daß die Gas- 
moleküle völlig regellos durch den Raum fliegen. Jedes 
von ihnen besitzt eine bestimmte Geschwindigkeit und 
Richtung, die es so lange beibehält, bis es mit einem an- 
deren zusammenstößt. Es stellt sich bald eine bestimmte 
Durehschnittsgeschwindigkeit ein, von der nur die eines 
verschwindend geringen Prozentsatzes der Moleküle er- 
heblich abweicht, da ihre Zahl stets ungeheuer groß ist. 
Ebenso kann man an Stelle der wechselnden Bahnlängen 
der einzelnen Moleküle einen Durchschnittswert ansetzen, 
den man die mittlere freie Weglänze nennt. Man ersetzt 
also die individuellen Zustandsgrößen, wie Geschwindig- 
keiten, Impulse, Bahnen der Moleküle, durch Mittelwerte. 
Da es infolge ihrer ungeheuer großen Anzahl natürlich 
nicht möglich ist, für jedes einzelne Molekül die betref- 
fenden Gleichungen der klassischen Mechanik zu be- 
nutzen, führt man das mechanische Problem auf ein 
statistisches zurück, in dessen Wesen es begründet liegt, 
daß man nun nicht mehr Aussagen über den Bewegungs- 
zustand der einzelnen Moleküle sondern solche über 
die Durchschnittswerte einer großen Schar von Molekülen 
gewinnt. Auf diese Weise ergab sich z. B. der Truck, 
den ein in einem Gefäß eingeschlossenes Gas auf dessen 
Wände ausübt, aus den Impulsen der in jedem Augen- 
blick regellos auf die Wand aufstoßenden Moleküle. Die 
durchschnittliche Energie des Stoßes steigert sich mit 
zunehmender Geschwindigkeit der Moleküle, d.h., wenn 
dem System Energie etwa in Form von Wärme zugeführt 
wird. An die großen Erfolge der kinetischen Theorie 
der Gase sei hier nur erinnert. Das Wesentliche ist, dafs 
diese den mathematischen Apparat der Wahrscheinlich- 
keitsrechnung in die Physik eingeführt hatte, deren sich 
dann die Elektronentheorie der Metalle bediente. 

Wenn wir die Moleküle eines Gases als frei und un- 
abhängig bezeichnen, so soll darunter zunächst verstan- 
den werden, daß der Raum, den sie zusammen bei dichte- 
ster Packung einnehmen, klein ist gegenüber dem Raum, 
den das Gas als solches einnimmt. Das bedeutet offen- 
bar, daß die mittlere freie Weglänge, die ein Molekül 
zwischen zwei Zusammenstößen zurücklest, groß ist ge- 
genüber den Dimensionen des Moleküls selbst. Ähnliche 
Annahmen mußte auch die Elektronentheorie der Metalle 
machen, und es sind von vornherein, je nach dem physi- 
kalischen Bilde, das zugrunde gelegt wird, die verschie- 
denartigsten Theorien möglich. Welche von ihnen das 
Richtige trifft. kann erst. daraus ersehen werden welche 
die beobachteten Tatsachen am besten wiedergibt. So 
hatte zuerst Rieeke? eine Theorie ausgearbeitet, bei der 
vornehmlich die Zusammenstöße der Elektronen mit den 
Atomen, aber nicht die der Elektronen untereinander be- 
rieksichtiet wurden, und bei der die Dichte der Elek- 
tronen im Metall als schr klein gegenüber der Dichte der 
Metallatome angenommen wurde. Umgekehrt berücksich- 
tizte dann später Prude? gerade nur die Zusammenstäße 
der Elektronen untereinander, d.h. er nahm an, daß die 
Zeit zwischen zwei Zusammenstößen eines Elektrons 
mit je einem Metallatom und auch ihre freie Weglänge 
relativ eroß sind. Damit hatte er also für die Bewegung 
der Elektronen im Metall genau die Voraussetzungen der 
kinetischen Theorie der Gase übernommen. Lorentz‘ 
baute dann diese Theorie weiter aus, die im wesentlichen 


? E.Riecke, Ann. Phys. Bd. 66 (1898), S. 353, 545; Phys. Z. Bd. 10, 


KL? 
3 P. Drude., Ann. Phys. Bd. 11900). H Se: Rd. 3, S. 370: Bd. 7, 8.687. 
ı H. A. Lorentz. Arch. Nerl. (2). Bd. 10, S. 336; Proc. Acad. 
Amst. Bd. 7. S. 38, 585, 68. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1929 


die eines „Elektronengases“ ist, und legte dabei die Sta- 
tistik, genau so wie sie Maxwell und Boltzmann 
für die Behandlung der Probleme der wirklichen Gase 
benutzt hatten, zugrunde. Der größte und bekannteste 
Erfolg dieser Theorie schien damals zu sein, daß sie den 
Zusammenhang zwischen elektrischem Leitvermögen und 
Wärmeleitvermögen, das Wiedemann-Franzsche 
Gesetz, abzuleiten vermochte. Aber auch hier war die 
numerische Übereinstimmung zwischen den errechneten 
und den beobachteten Werten nicht allzu gut und es er- 
gab sich sogar, daß die mathematisch strengere Fassung 
der Theorie, wie sie Lorentz ausgebildet hatte, eine um 
rd. 30 % schlechtere Übereinstimmung mit der Erfahrung 
brachte als die ältere und weniger exakte Darstellung 
Drudes. Andere Effekte, wie etwa die Aussendung von 
Elektronen aus glühenden Drähten oder die überraschende 
Erscheinung der Supraleitfähigkeit bei den tiefsten Tem- 
peraturen, konnten von der Theorie überhaupt kaum be- 
wältigt werden. Es fehlte daher nicht an Versuchen, die 
Theorie zu verbessern. Erwähnt sei die auf Stark 
und Haber zurückgehende Vorstellung, nach der die 
Elektronen nicht als unabhängig voneinander vorausge- 
setzt wurden. Es wurde vielmehr angenommen, daß so- 
wohl die Atome einerseits als auch die Elektronen ander- 


seits je ein Gitter bilden, ähnlich wie auch die Natrium- 


ionen und die Chlorionen im Kochsalzkristall feste Ruhe- 
lagen in den Gitterpunkten des Kristallzitters besitzen. Im 
Metall sollte sich nun das Elektronengitter als Ganzes 
gegenüber dem Atomeitter verschieben. 

Alle diese Versuche, die Theorie zu verbessern, gin- 
gen von einer Abänderung des zugrunde gelegten phwy- 
sikalischen Bildes aus. Von ihnen unterscheidet 
sich die neue Theorie Sommerfelds dadurch, daß sie statt 
dessen eine andere Form der Statistik in die Elek- 
tronentheorie der Metalle einführt. wie sie die Quan- 
tentheorie in der jüngsten Zeit entwickelt hat. Auch 
diese ist zunächst an dem Beispiel der kinetischen Theo- 
rie der Gase entwickelt worden. 


II. 


Um die Prinzipien dieser neuen Statistik darlegen zu 
können, benutzen wir eine in der Physik vielfach ange- 
wandte Methode. Wir betrachten nicht die Bewegung 
eines Körpers, etwa eines Mołeküls eines Gases oder eines 
fallenden Steins im wirklichen Raum, sondern die seines 
„Bildpunktes” im „Phasenraum“. Die Bewegung eines 
Körpers ist uns genau bekannt, wenn wir in einem be- 
stimmten Augenblick seine Lage im Raum, d.h. seine Ko- 
ordinaten (die wir Ou, Oe usw. nennen) und seine Im- 
pulse’ nach den verschiedenen Koordinaten (p,, p usw.) 
kennen. Mit den betreffenden Werten von q und n ist der 
jeweilige Zustand des Systems bestimmt. Denken wir 
uns für einen sich bewegenden Massenpunkt die drei Ko- 
ordinaten q und die drei Impulse p als reehtwinklige 
Koordinaten eines sechsdimensionalen Raumes aufgetra- 
gen, so entspricht jeder Punkt dieses q-p-Raumes, da ihin 
je ein Tripel der Lagekoordinaten und der Impulse zu- 
geordnet ist, einem anderen Bewegungszustand des Sy- 
stems. Der ..Bildpunkt“ oder ..Phasenpunkt“ des Systems 
wandert im Lauf der Zeit im Phasenraum und beschreibt 
in ihm eine eindimensionale Kurve, die man als Phasen- 
bahn bezeichnet. Durch sie wird die zeitliche Veränderung 
des Systems geometrisch dargestellt. Wir werden in fol- 
gendem lediglich einfache Beispiele betrachten, bei denen 
höhere Dimensionen keine Rolle spielen. 

In der klassischen Mechanik bildeten die möglichen 
Finergiezustände eines Systems eine kontinuierliche Folge. 
In der Quantentheorie ist das nicht der Fall. Nicht jeder 
Wert der Energie ist zugelassen, das ist die wesentliche 
und prinzipielle Änderung, die die Quantentheorie ge- 
bracht hat. Die Zustände, in die ein System übergehen 
kann, bilden in der Quantentheorie nicht immer eine kon- 
tinuierliche Folge, sondern es existiert oft nur eine dis- 
krete Reihe von Zuständen, in die ein vorgerebenes System 
wirklich übergeht. Wenn ein solches System nun z.B. 
ein Gas ist, das selbst wieder aus einer überaus groBen 
Zahl von einzelnen Molekülen besteht, so lautet nun die 
Frage, die im Mittelpunkt des ganzen hier betrachteten 
Problemkomplexes steht: Wie setztsich der Zu- 
stand des Gesamtsystems aus den Zu- 
ständen seiner Teilsysteme zusammen? 
Die Antwort auf diese Frage ist nicht einheitlich. Neben 
die sog. klassische oder auch Boltzmannsche Statistik sind 
in der letzten Zeit noch zwei neue, quantentheoretische 


° Unter „Impuls“ verstehen wir hier die zu der betreffenden 
Koordinate o kanonisch konjuzierte Größe, die natürlich nicht immer 
die Dimension des mechanischen Jmpulses besitzt. 


a 


10. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Ai 


Formen der Statistik getreten. Jede von ihnen gibt eine 
andere Antwort. 


Im Sinne einer möglichst übersichtlichen Darstellung 
wollen wir uns zunächst mit den mathematischen 
Unterschieden der drei Statistiken beschäftigen und erst 
hinterher auf die physikalische Bedeutung einer 
jeden von ihnen eingehen. Dazu betrachten wir ein Gas, 
das nur aus zwei Molekülen bestehen möre. Für jedes 
von ihnen sollen drei mögliche Zustände bestehen. Welche 
Zustände des gesamten Gases sind nun möglich? Für 
dieses vereinfachte Beispiel können wir uns ein Modell 
denken. Wir nehmen zwei Würfel und überkleben auf 
ihnen die Flächen mit 4, 5 und 6 Augen. Würfe, bei 
denen eine solche überklebte Fläche aufgezeigt wird, gel- 
ten als ungültig und müssen so lange wiederholt werden, 
bis eine nichtüberklebte Fläche nach oben liegt. Die bei- 
den Würfel stellen dann die beiden Moleküle dar; je nach- 
dem sie 1, 2 oder 3 Angen zeigen. befinde sich das Mole- 
kül im 1., 2. oder 3. Zustand. Die Frage nach der Zahl 
der Zustände des Gesamtsystems kann jetzt also durch 
Auswürfeln geklärt werden. Wenn wir die beiden Mole- 
küle a und b nennen, die einzelnen Zustände der Mole- 
küle Z, Zə und Sa, so ergibt sich folgende Übersicht für 
die möglichen Kombinationen: 


Molekülzustäinde Zı | Z: Z3 


Zustände (es Gesamtsystems: y 


b 
b 
a 
a 


> 
a 


Es kann zunächst das Molekül a sich im Zustand Z, 
befinden. Dann ergeben sich für das Gas die drei Zu- 
stände des Gesamtsystems I, II und III, je nachdem sich 
b in den Molekülzuständen Z, bzw. Z» bzw. Z, befindet. 
Dann gibt es wieder drei Zustände des Gesamtsystems, 
wenn sich a in Z, befindet. die sich ebenfalls durch die 
drei möglichen Molekülzustände von b unterscheiden, und 
schließlich ergeben sich die drei letzten Gesamtzustände, 
wenn sich a im Zustand Z, befindet und b wieder die 
Reihe Z, bis Z, durchläuft. 

Sind nun diese neun Zustände unseres Gresamtsystems 
in gleicher Weise wahrscheinlich? Wenn wir würfeln, 
so werden wir, wenn wir lange genug würfeln, allerdings 
feststellen, daß jede der neun Kombinationen gleich oft 
wiederkehrt. Die Annahme der klassischen Statistik von 
Boltzmann besteht in der Tat darin, daß die neun oben 
genannten Fälle gleichwahrscheinlich sind. Das ist aber 
eine Hypothese. Welche Fälle gleichwahrscheinlich sind 
läßt sich mathematisch überhaupt nicht entscheiden. Wohl 
aber können wir die Frage aufwerfen, welche verschie- 
denen Hypothesen über die Gleichwahrscheinlichkeit der 
Zustände überhaupt möglich sind. Die der Boltzmann- 
schen Statistik ist die am nächsten liegende, wonach alle 
neun Zustände die gleiche Wahrscheinlichkeit besitzen. 
Es gibt jedoch noch zwei andere Möglichkeiten, die die 
Grundlagen gerade der quantentheoretischen Statistiken 
von Bose-Einstein? und von Fermi-Dirae’ bil. 
den. Die verschiedenen Statistiken unterscheiden sich 
also zunächst rein mathematisch dadurch, daß sie auf 
einer anderen Hypothese über die Gleichwahrscheinlich- 
keit der Zustände des Gesamtsystems aufbauen. 

Die Statistik von Bose und Einstein geht davon aus, 
daß die Moleküle nicht voneinander unterschieden wer- 
den können. Wenn z.B. ein Molekül sich im Zustand Z, 
und das zweite sich in Z, befindet, so können wir nicht 
feststellen. ob sieh a in Z, und b in Z, befindet oder um- 
gekehrt. Fiir sie ist daher der Gesamtzustand TI identisch 
mit IV. Ebenso verhält es sieh mit den Gesamtzuständen 
III und VII, bzw. VI und VIII. Die Bose-Einsteinsche 
Statistik kennt nicht neun sondern nur sechs Zustände 
des Gesamtsystems, je nachdem sich beide Moleküle in 
Z,, je eines in Z, und Z, usw. befindet, ohne daß ihre 
ohnehin nicht feststellbare Individualität eine Rolle 
spielt. 

Aus den neun Zuständen der klassischen Statistik 
erzeben sich die sechs Zustände der neuen Statistik, 
wenn wir die nicht unterscheidbaren Fälle als identisch 
betrachten: 


€ S. N. Bose, Z. Phys. Bd. %, S. 178: Bd. 7, S. 34 — A. Ein- 
EE Sitz.-Ber. d. pr. Akad. d. Wiss. Jahrg. 1924, S. 261; Jahrg. 1925, 


18. 
CR E. Fermi, Z. Phys. Rd. 36, S. 92. — P. A. M. Dirac. Proc, 
Roy. Soc. (A) Bd. 109, S. 6&2; Bd. 110. S. 561 ; Bd. 112. S. 661. 


1483 
I 
H =IV 
HI = VII 
V 
VI= VIII 


< 


Die Statistik von Bose und Einstein nimmt nun an, 
daß diese sechs Zustände untereinander gleichwahr- 
scheinlich sind. 

Die Statistik von Fermi macht eine andere Voraus- 
setzung. Sie nimmt an, daß überhaupt nicht zwei Mole- 
küle gleichzeitig in dem gleichen Zustand sein können. 
Da sie ferner auch die nicht unterscheidbaren Fälle 
ebenso wie die Bose-Einsteinsche Statistik als einen ein- 
zigen behandelt, bleiben in unserem Beispiel überhaupt 
nur drei Zustände des Gesamtsystems übrige: 


1. 1 Molekül in Z, 1 Molekül in Sai 
2. 1 Molekül in Z, 1 Molekül in Z3; 
3. 1 Molekül in Z, 1 Molekül in Z,. 


Nach der cauantentheoretischen Statistik von Fermi 
besitzen diese drei Fälle von vornherein die Gleichwahr- 
scheinlichkeit der Realisierung. Dirac hat übrigens auch 
bewiesen, daß außer den genannten eine andere sinnvolle 
Statistik nieht mörlich ist. 

Welche physikalische Realität ist nun mit 
jeder dieser drei mäglichen Statistiken verbunden? Schon 
oben wurde bemerkt, daß die neun eleichwahrschein- 
lichen Fälle, die für unser Beispiel nach der Boltzmann- 
schen Statistik existieren, einfach durch Auswürfeln ver- 
wirklicht werden können. Nur um das Beispiel nicht zu 
unübersichtlich zu machen, haben wir lediglich drei Teil- 
zustände eines jeden einzelnen Molcküls angenommen. 
Wären sechs Zustände Z,...Z, zugelassen worden, so 
könnten gewöhnliche Würfel für das Modell benutzt wer- 
den. Das besitzt aber keinerlei prinzipielle Bedeutune. 
Wir würfeln zunächst mit dem ersten Würfel, der dem 
Molekül a entspricht. Er wird entweder eins oder zwei 
oder drei Augen zeigen, u. zw. ist die Wahrscheinlichkeit 
für das Eintreten jeder der drei Möglichkeiten gleich 
eroß. Nachdem der erste Würfel gefallen ist, bestehen 
nun für den zweiten Würfel die gleichen drei Mörlichkei- 
ten, wobei es offenbar ganz ohne Einfluß auf ihn ist, 
welchen Ausfall das Würfeln mit dem ersten Würfel ge- 
habt hat. Darum ergeben sich die neun verschiedenen 
Fälle, u.zw. jeder von vornherein mit der gleichen Wahr- 
scheinlichkeit.. Daraus ergibt sich der physikalische 
Grundgedanke, auf dem die klassische Statistik aufgebaut 
ist. Er beruht darauf, daß beide Würfel voneinander voll- 
kommen unabhängig sind, daß das Ergebnis des Wurfes 
mit dem einen keinen Einfluß auf den mit dem anderen 
ausübt. Das physikalische Bild der Boltz- 
mannschen Statistik ist die vollkommene 
Freiheit und Unabhängigkeit der Mole- 
küledesGasesvoneinander. 

Die Gleichwahrscheinlichkeit der sechs möglichen Zu- 
stände des Gesamtsystems, die die Bose-Einsteinsche Sta- 
tistik kennt, läßt sich nicht mehr ohne weiteres durch 
Auswürfeln realisieren. In der Boltzmannschen Statistik 
besitzt jeder der neun Zustände I... IX die Wahrschein- 
lichkeit ?!/a, ein jeder von ihnen muß bei einer genügend 
großen Zahl von Würfen durchschnittlich jedes neunte 
Mal verwirklicht werden. Wenn wir versuchen würden, 
die Bose-Einsteinsche Statistik mit unseren Würfeln zu 
realisieren, so würden wir feststellen, daß von den sechs 
in ihr allein übrigegebliebenen Gesamtzuständen I, II, III, 
V, VI und IX drei Zustände gerade doppelt so oft auf- 
treten wie die drei anderen. Bei unserem Würfelsniel hat 
sieh für die Zustände I, V und IX, bei denen beide Wür- 
fel die gleiche Augenzahl zeigen (beide Moleküle sich 
also in dem gleichen Teilzustand befinden), nichts geän- 
dert; für sie würde die Wahrscheinlichkeit nach wie vor 
In betragen. Es sollen jedoch die noch allein vorhande- 
nen 6 Zustände gleich wahrscheinlich, d.h. die Wahr- 
scheinlichkeit eines jeden soll a sein. Die Gesamt- 
zustände II, III und VI umfassen jeder in der neuen 
Statistik zwei Fälle der klassischen Statistik. Der 
zweite Zustand der Bose-Einsteinschen Statistik z.B. wird 
sowohl durch das Auftreten des Gesamtzustandes II 
als auch IV der klassischen Statistik verwirklicht. 
Wenn wir auch die Bose-Einsteinsche Statistik durch 
Auswürfeln realisieren wollen, so miissen wie für das 
Würfelspiel eine Zusatzbedineune aufstellen, 
u. zw. so, daß entweder die Fälle IV, VII und VIII 
oder II, III und VI ausgeschlossen werden. Dann 
bleiben nur die sechs CGresamtzustände übrig, die diese 
Statistik kennt, u. zw. jeder mit der gleichen Wahrschein- 
lichkeit. Wir setzen beispielsweise fest, daß der zweite 
Würfel stets mindestens die gleiche Augzenzahl wie der 


1484 


erste zeigen soll. Alle Würfe, bei denen er eine kleinere 
Augenzahl zeigt, sollen ungültig sein. Wie die Aufstel- 
lung auf S. 1483 zeigt, werden durch diese zusätziiche 
Spielregel die Fälle IV, VII und VIII ausgeschlossen 
und das Würfelspiel stellt nun wieder ein vollkommenes 
Modell unseres Gases, u. zw. nach der Bose-Einsteinschen 
Statistik dar. Das bedeutet also, physikalisch gesprochen: 
Die Bose-Einsteinsche Statistik läßt die 
Unabhängigkeit der Moleküle voneinan- 
der fallen. 

Die Statistik von Fermi und Dirac ist der Bose- 
Einsteinschen Statistik sehr ähnlich. Sie geht aus ihr 
hervor, wenn man in der Bose-Einsteinschen Statistik die 
Zustände des Gesamtsystems fortläßt, die dadurch ent- 
stehen, daß bestimmte der Molekülzustände durch mehr 
als ein Molekül besetzt werden. Sie fordert also, daß 
jeder Teilzustand entweder gar nicht oder nur durch ein 
einziges Molekül besetzt werden darf. In unserem Wür- 
felmodell müssen wir daher außer der ersten Zusatz- 
bedingung nun noch eine weitere aussprechen. Auch die 
Würfe sollen ungültig sein, in denen die beiden Würfel 
eine gleiche Augenzahl aufzeigen. In der Quantentheorie 
des Atombaus war eine ähnliche Bedingung bereits be- 
kannt, das sog. Pauliprinzip. Wenn man die Zu- 
stände der Elektronen, die zu einem Atom gehören, mit 
Quantenzahlen beschreibt, so fordert das Pauliprinzip, 
daß sich die Elektronen mindestens in einer der zur Be- 
schreibung nötigen Quantenzahlen unterscheiden. Elek- 
tronen, die nur gleiche Quantenzahlen besitzen, können 
in einem Atom nicht auftreten. Mit Hilfe dieses Prinzips 
ist es gelungen, die komplizierten Spektren der Atome zu 
analysieren und auch z. B. die Länge der Perioden des 
periodischen Systems der Elemente zu erklären. Fermi 
hat dieses Prinzip auf die Moleküle eines Gases über- 
tragen und so, wie man das Pauliprinzip scherzhaft das 
„Wohnungsamt der Elektronen“ genannt hat, unterschei- 
det sich seine Statistik von der von Bose und Einstein 
dadurch, daß sie das „Wohnungsamt der Moleküle“ enthält, 
das ihnen verbietet, Molekülzustände 
mehrfach zu besetzen. 

Fine wesentliche Folge der Fermischen Statistik be- 
steht gegenüber der Boltzmannschen darin, daß beim ab- 
soluten Nullpunkt der Temperatur die innere Energie 
eines Gases nicht gleich Null wird. Wenn sich 
unter den Teilzuständen, aus denen der Gesamtzustand 
des Gases besteht, einer befindet. der der Energie Null 
entspricht, so kann er, wie wie ieder andere, nur durch 
ein Molekül besetzt werden. Alle anderen müssen sich 
in anderen Zuständen befinden. da eine mehrfache Be- 
setzung ausgeschlossen ist. Sie können nicht alle die 
Zustände annehmen, in denen sie sich nach der klassi- 
schen Statistik befinden würden. So erklären sich die 
Entartungserscheinungen bei den allertiefsten Tempera- 
turen. Das Gas muß daher in jedem Falle eine „Null- 
punktenergie“ und einen „Nullpunktdruck“ besitzen. 

Für ein wirklichesGas spielen diese Entartungs- 
erscheinungen nur bei den allertiefsten Temperaturen 
eine Rolle. So hat Fermi nachgerechnet, daß für Helium 
derartige Phänomene noch bei 5° abs. (— 268° C) auf- 
treten können. Wärme ist aber nur ein Ausdruck für die 
kinetische Energie der einzelnen Molcküle, sie hängt also 
nieht nur von ihrer Geschwindigkeit sondern gleichzeitig 
auch von ihrer Masse ab. Überträst man nun mit Som- 
merfceld diesen ganzen Gedankenzang von dem wirklichen 
Gas auf das „Elektronengas” im Metall, so ergibt sich 
sofort der wesentliche Grundgedanke für die Anwendung 
der neuen Statistik auf die elektrische Leitfähigkeit der 
Metalle. Die Zustandsgleichung eines Gases lautet in 
der Fermischen Statistik: 


E = Ea + E, e soe oob ‘l o’ (1) 
wenn man cinsetzt j 
N WV Ke y 
Eo — 5 o'ls en a e wn e e oe o e (la) 
und 
za l3 
e e a 0 (1b) 


gah 
(Hierbei bedeutet p den Druck, N die Zahl der Moleküle 
pro Mol, T die absolute Temperatur, m die Masse des ein- 
zelnen Moleküls, kh die quantentheoretische Plancksche 
Konstante, k die aus der Gastheorie bekannte Boltzmann- 
sche Konstante, g ist ein Gewichtsfaktor, der für Elek- 
tronen = 22 ist. E, ist die Energie am absoluten Nullpunkt, 
E, charakterisiert ihren Anstıcz mit zunehmender Tem- 
peratur.) Bekanntlich besteht zwischen Druck und Energie 
eines Gases die Beziehung 

pV’=?,E. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1929 


Die klassische Theorie schreibt die Zustandsgleichung in 


der Form 
DV=ENKZ, 


während die Fermische Statistik noch Glieder höherer 
Näherung einführt. Da in diesen neuen Gliedern das Prov- 
dukt m: T vorkommt, so wird offenbar eine gleiche Ab- 
weichung von dem klassischen Wert, d.h. ein gleicher 
Grad der Entartung erreicht, wenn man bei Verkleine- 
rung von m eine Vergrößerung von T vornimmt. Da die 
Masse der Elektronen nur den 1834. Teil der Masse des 
Wasserstoffatoms beträgt, also rund den 8000. Teil der 
Masse des Heliumatoms, so ist das Gebiet der Entartung 
für das „Elektronengas” nicht wie für ein wirkliches 
Gas auf einige Grade über dem absoluten Nullpunkt be- 
schränkt sondern reicht weit über die Zimmertempera- 
tur hinaus bis in Gebiete von der Größenordnung von 
10 000°. Während also für wirkliche Gase die Boltz- 
mannsche Statistik bei Zimmertemperaturen benutzt wer- 
den kann, da das wirkliche Gas sich dann bereits weit 
außerhalb des Gebiets der Entartung befindet, muß sie 
gerade bei der Anwendung auf die freien Elektronen im 
Metall versagen, weil sie bei normalen Temperaturen 
noch alle Entartungserscheinungen aufweisen und sich 
noch im Gebiet der Nullpunktenerzie befinden. So ver- 
sprach also die Anwendung der Fermischen Statistik, d. h. 
physikalisch gesprochen die Berücksichtigung der quan- 
tentheoretischen Wechselwirkung der Elektronen aufein- 
ander, die Schwierigkeiten zu lösen, die der klassischen 
Statistik unüberwindlich schienen. 


III. 


Bereits der erste Erfolg, den Sommerfeld bei der 
Durchführung dieses Grundgedankens sofort aufzeigen 
konnte, war von entscheidender Bedeutung. Nach der 
klassischen Statistik hätten nämlich die wie ein freies 
Gas behandelten Elektronen einen merklichen Beitrag zur 
spezifischen Wärme der Metalle liefern müssen. Das war 
eine der unüberwindlichen Schwierigkeiten der älteren 
Theorie, denn dieses Ergebnis steht in offenem Wider- 
spruch zu allen Experimenten und zu jeder Erfahrung. 
Da aber das Elektronengas nach der Fermischen Quan- 
tenstatistik sich im Gebiet der starken Entartung befindet, 
so ist hier seine Energie in erster Näherung unab- 
hängig von der Temperatur und damit seine 
spezifische Wärme gleich Null. In Abb. 1 ist die Energie 


Abb. 1. Energie E des „Elek- 
tronengases*“in Abhängigkeit von 
der absoluten Temperatur T nach 
der Fermischen Statistik (ausge- 
zogene Kurve) und nach der Boltz- 
mannschen Statistik (gestrichelt). 

ET = 0 = Nullpunktenergie. 


0 ~ 76.000° 
Gebiet der E ntartung 


—>/ 


eines cinatomigen Gases als Funktion der Temperatur auf- 
getragen. Bei tiefen Temperaturen weicht die Kurve im- 
mer mehr von dem linearen Anstieg ab, der das Verhalten 
des Gases bei wachsender Temperatur außerhalb des Ent- 
artungsgebietes kennzeichnet, und läuft bei starker Ent- 
artung parallel zur Abszissenachse. Die klassische Stati- 
stik würde, wie die gestrichelte Linie zeigt, eine lineare 
Fortsetzung bis zum absoluten Nullpunkt verlangen. Der 
Schnittpunkt der ausgezogenen Linie mit der Ordinate 
zeizt die Nullpunktenergie, die nach der klassischen Sta- 
tistik fehlt. Auch im Entartungsecbiet zeigt die Kurve 
keine vollkommene Parallele zur Abszissenachse, d h. man 
muß noch eine weitere Näherung hinzunehmen. Dann er- 
gibt sich auch bei der Fermischen Statistik ein Beitrag zur 
spezifischen Wärme der Metalle, der aber infolge der 
schwachen Krümmung der Kurve im Gegensatz zu dem 
steilen Anstieg außerhalb des Entartungseebietes nur rund 
1..1%% des Beitrages darstellt, den die klassische Sta- 
tistik liefert. Das spielt neben der spezifischen Wärme 
der Metalle selbst keine Rolle und bildet keinen Wider- 
spruch zur Erfahrung mehr. 

Der Unterschied der beiden statistischen Methoden sei 
durch die beiden folgenden Formeln dargestellt: 


A eln 
O Seng de Ee ease KE LI . e b Ka w 3 
klass. 3 V2am ki ( ) 
dr El (3n\" 4 eln HI ab \1% 

o Bene a Ee GE A ger ` D 
EE 3 h ve 3 V2x a dë 

Sie zeigen die Abhängigkeit der elektrischen Leit- 
fähigkeit o von den atomphysikalischen Konstanten. Es 


10. Oktober 1929 


bedeutet l die vorläufig noch konstant angenommene freie 
Weglänge der Elektronen, e ihre Ladung, m ihre Masse, 
n ihre Anzahl in der Volumeneinheit, k die Boltzmannsche 
Konstante, h das Plancksche Wirkungsquantum und 7 
die absolute Temperatur. Formel (1) entspricht der Boltz- 
mannschen Statistik und hat in der neuen Statistik Gül- 
tigkeit lediglich außerhalb des Gebiets der Gasentartung. 
Sie ist identisch mit der von Lorentz früher abeeleiteten 
Beziehung. Formel (2) entspricht der Fermischen Stati- 
stik im Gebiete der völligen Entartung. In ihr tritt das 
Plancksche Wirkunezsquantum als Kennzeichen der Quan- 
tentheorie auf, während die Abhängigkeit von der Tem- 
peratur und Masse im Gegensatz zu Gl. (1) zunächst noch 
fehlt. Das liegt daran, daß die freie Weglänge als kon- 
stant angesetzt, also die Wärmebewegung der Metallatome 
selbst noch nicht berücksichtigt ist. In ähnlicher Weise 
unterscheiden sich auch die Beziehungen für die (har, 
mische Leitfähigkeit, die sich nach den beiden verschie- 
denen Methoden ergeben. Die Unterschiede der Formeln 
sind groß genug, um nicht nur geringe Änderungen son- 
dern gelegentlich auch andere Größenordnungen herbei- 
zuführen. Bildet man nun das Verhältnis x/o, worin x die 
thermische Leitfähigkeit bedeuten möge, d.h., bilden wir 
die Beziehung des Wiedemann-Franzschen Gesetzes, das 
Verhältnis der Wärme- zur Elektrizitätsleitfähigkeit, so 
erzeben sich Formel (5) und (6) für die beiden Fälle 
der Boltzmannschen Statistik und der nach Fermi bei 
völliger Entartung: 


CL 22) 7 
O /klass. e 


Ghate 
o /Fermi 3 \e 


Aus beiden ergibt sich der Grundzug des Gesetzes: 
Das Verhältnis der beiden Leitfähigkeiten ist eine der ab- 
soluten Temperatur proportionale Konstante. Der Unter- 
schied zwischen den beiden Aussagen liegt in dem numeri- 
schen Wert. Bereits früher hatten wir darauf hinzewie- 
sen, daß die ursprüngliche Berechnung von Drude mit 
dem experimentellen Befund in besserer Übereinstimmung 
stand als die strengere Formel von Lorentz, die wieder 
mit Formel (5) übereinstimmt und um rd. 30 % schlech- 
tere Werte ergab. Drudes Rechnung ergab für das Ver- 
hältnis x :ọ den Wert 6,3 :10-"%. Lorentz fand 4,2 - 10°, 
gemessen war Z. B. bei Silber 7,6 - 101%. Die neue Formel 
(6) liefert den Wert 7,1- 10%. Hier ist also wiederum 
eine deutliche und überzeugende Verbesserung der 
Theorie festzustellen. 


Als nächsten Schritt berechneten Sommerfeld und 
seine Mitarbeiter das Kontaktpotential und damit 
auch die Voltasche Spannungsreihe. Dazu be- 
stimmten sie den Wert der elektrischen Feldstärke, der an 
jeder Stelle einer Kombination von zwei Leitern herrschen 
muß, damit sich die Unterschiede in der Konzentration der 
Elektronen in den beiden Leitern das Gleichgewicht hal- 
ten. Diese elektrische Feldstärke ist im Innern der Me- 
talle gleich Null, nimmt aber bestimmte Werte in der 
Überganeschicht an. Zwischen den beiden Metallen wird 
eine Hohlraumschicht angesetzt, die später bei den Effek- 
ten nicht mehr berücksichtigt wird, bei denen, wie etwa 
beim Thermostrom, die beiden verschiedenen Leiter mit- 
einander verlötet sind. Dann ergibt sich die richtige 
Reihenfolge der Voltaschen Spannungsreihe und auch die 
richtige Größenordnung für das Kontaktpotential. Die 
Fermische Statistik des Elektronengases führt also zu 
einer rein physikalischen Theorie des 
Voltaeffektes, bei der die Größe des Kontaktpoten- 
tials zwar durch chemische Einflüsse verändert werden 
kann, während diese Einflüsse aber doch nur sekundärer 
Natur sind. Diese Aussage stimmt gerade mit den neue- 
ion experimentellen Untersuchungen des Voltaeffektes 
überein. 


Als Peltiereffekt wird die Erscheinung bezeich- 
net, die als Umkehrung des thermoelcktrischen Effektes 
darin besteht, daß die Lötstellen eines aus verschiedenen 
Metallen bestehenden Leiterkreises sich beim Durchgang 
eines Stromes erwärmen bzw. abkühlen. Bei einheitlichem 
Leitermaterial tritt an seine Stelleder Thomsoneffekt. 
Sommerfeld berechnet nun die entsprechende Potential- 
differenz für zwei derartige geöffnete Ketten. Die klas- 
sische Theorie hat beim Peltiereffekt für diese Poten- 
tialdifferenz einen Wert ergeben, der direkt der Größe 
der Temperaturdifferenz an der Kette proportional war. 
Das stimmte jedoch mit der Erfahrung nicht überein, da- 
gegen ergibt die Fermische Statistik gut passende Werte 
und ebenso ergibt sich das Verhältnis des Thermopoten- 
tials zum Voltapotential in guter Übereinstimmung mit der 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


1486 


Erfahrung. Der reine Thomsoneffekt war früher nach 
der Theorie wesentlich größer herauszekommen, als die 
Experimente es zulassen, und findet jetzt seine richtige 
Größenordnung. 

Auch die Austrittsarbeit der Elektronen aus 
dem Metall (Richardsoneffekt) steht mit den Grundlagen 
der neuen Theorie in einem innigen Zusammenhang. Das 
Elektronengas steht im Entartungsgebiet, wie wir sahen, 
unter einem außerordentlich starken Druck, weil jener 
Raummangel herrscht und das Verbot der mehrfachen Be- 
setzung eines Teilzustandes nur einem einzigen Elektron 
die Energie Null zuschreibt. Die Mehrzahl der Elektronen 
befindet sich also in Zuständen, denen eine erhebliche 
Energie zugeordnet ist. Nach Gl. (2) ergibt sich ein in- 
nerer Druck p; des Elektronengases 


Pas yo. 


wenn Wi diese innere Energie ist. Die elektrischen La- 
dungen der losgelösten Elektronen und der nach Verlust 
von Außenelektronen zurückbleibenden positiven Ionen 
der Metallatome gleichen sich im Innern der Metalle aus. 
Jedoch wird die die Elektronen zurückhaltende positive 
Ladung der Ionen sofort nach außen bemerkbar, wenn ein 
Elektron das Kristallgitter der Metallatome verläßt. So 
läßt sich als Ausdruck dieser retardierenden Kräfte eine 
äußere Austrittsarbeit Wa definieren. Deshalb werden 
unter normalen Bedingungen die Elektronen trotz des 
starken „Nullpunktdruckes“ im Metall zurückgehalten, 
solange nämlich Wa größer als W; ist. Ein Überwiegen 
von W; bedeutet aber den Austritt von Elektronen aus 
dem Metall. Auf diese Weise kommt sowohl die Elektronen- 
emission der Glühelektroden zustande als auch die kalter 
Metallkathoden, wenn starke äußere Felder das Über- 
wiegen von Wi gegenüber Wa unterstützen. Dieser letzte 
Fall scheint z.B. bei Experimenten von J. E. Lilien- 
feld?® sowie von Millikan und Eyring? realisiert 
zu sein. 

Schließlich hat Sommerfeld zusammen mit seinen Mit- 
arbeitern außer der Berechnung einiger anderer Effekte, 
die hier nicht erwähnt seien, die Theorie noch dadurch 
verbessert, daß er an Stelle einer konstanten freien Weg- 
länge der Elektronen diese Größe als abhängig von der 
Geschwindigkeit des betreffenden Elektrons ansetzt. Die 
Art der Abhängigkeit gewinnt er dadurch, daß er das ein- 
zelne Elektron als eine Welle auffaßt, wie es die Quan- 
tenmechanik heute verlanet!®. Dann ergibt sich für hohe 
Temperaturen unter anderem die Proportionalität 
zwischen Widerstand und absoluter Tenm- 
peratur ohne weitere Annahmen in Übereinstimmung 
mit der Erfahrung. Die nachfolgende Zusammenstellung 
zeigt ferner für verschiedene Temperaturen das Verhält- 
nis des Widerstandes von Gold bei der betreffenden Tem- 
peratur zu dem bei der Temperatur von 273° abs., nach 
Rechnung und Beobachtung. 


Tabs. = 2% e o 19 273 373 513 B° 
SE = 0,017 0170 0241 056 1,00 142 2% 312 
Raas } beobachtet = 0,008 0,177 0,270 0592 1,00 140 24 316 


Die absolute Größe des Widerstandes bzw. der Leit- 
fühigkeit ergibt sich aus der Rechnung verschieden, je 
nachdem wie groß man die Ausdehnung der Metallatome 
ansetzt und wie groß man die Anzahl der freien Elektro- 
nen annimmt. Nimmt man zunächst probeweise die Aus- 
dehnung der Atome gleich A ihres Abstandes im Metall- 
gitter und setzt ferner voraus, daß jedes Atom ein einziges 
seiner Elektronen frei gemacht habe, so ergibt sich zwar 
noch nicht der gefundene Absolutwert des Leitvermögens, 
wohl aber der richtige Gang gerade bei den Metallen, die 
auch in der Chemie einwertig auftreten. Das deutet dar- 
auf hin, wie man dem Problem unter anderem durch Be- 
nutzung der chemischen Valenzzahlen beikommen kann. 
Eine bessere Übereinstimmung auch des Absolutwertes 
ergibt sich, wenn man die wirkliche Ausdehnung des 
Atoms gleich il des Gitterabstandes ansetzt. 

Die Sommerfeldsche Elektronentheorie der Metalle, 
deren Grundlagen hier etörtert und deren Ergebnisse kurz 
angedeutet wurden, unterscheidet sich also von allen frü- 
heren ähnlichen Versuchen dadurch, daß sie nicht das 
physikalische Bild sondern die Statistik selbst abändert. 
Hierdurch gelingt es ihr, obwohl sie die Elektronen im 
Metall wiederum als eine Art Gas behandelt, in ent- 
scheidenden Punkten die früheren Theorien und ihre Er- 
gebnisse bei weitem zu verbessern. Besonders auffällig 


8 J.E. Lilienfeld, Phys. Z. Bd. 23. S. 306. 
°? R. A. Millikan u. C. Eyring. Phys. Rev. Bd. 27. S. 51. 
Ein zusammenfassender Bericht über die Grundlagen der 
Quantenmechanik findet sich in ETZ 1977, S. 6%. 


1486 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1929 


ist, daß sie keinerlei genauere Vorstellungen über die 
Kopplung der Elektronen untereinander einzuführen 
braucht. Trotzdem erzielt sie sofort sowohl qualitative 
als auch quantitative Fortschritte, die als bedeutende Ver- 
besserung angesehen werden müssen. Wenn auch natur- 
gemäß noch nicht alle Probleme gleich im ersten Anlauf 
erschöpft werden konnten, so kann man doch eine endgül- 
tige Lösung des Problems der Elektronentheorie der Me- 
talle von ihr erhoffen, nachdem sie uns das Verständnis 
der damit verbundenen Erscheinungen schon jetzt wesent- 
lich erleichtert hat. 


Aus der Statistik der Elektrizitätswerke Rumäniens 
für 1928. 


Von Dipl.-Ing. H. Thiess, Hermannstadt. 


Die von der Vereinigung der Elektrizitätswerke der 
neuen Gebiete Rumäniens in Hermannstadt bearbeitete 
Statistik für das Betriebsjahr 1928 ist soeben erschienen!. 
Sie umfaßt die Angaben von 139 Werken, 9 elektrischen 
Straßenbahnbetrieben und einigen größeren Eigenanlagen. 
Während die Eigenanlagen bisher mit den öffentlichen 
Werken in einer gemeinsamen Zahlentafel zusammenge- 
faßt waren, erscheinen in der neuen Statistik die Indu- 
strieunternehmungen in einem gesonderten Abschnitt, wo- 
durch die Statistik übersichtlicher geworden ist. Wenn 
sie auch noch manche Lücke aufweist, so ist anderseits 
ein wesentlicher Fortschritt hinsichtlich der sorgfältigern 
Ausfüllung der Fragebogen zu verzeichnen. Es fehlen 
nur noch einige kleinere öffentliche Werke, so daß die 
Neuauflage in dieser Hinsicht als ziemlich vollständig 
angesehen werden kann. 

Zahlentafel 1 zibt Aufschluß über die Leistungsfähig- 
keit von 139 öffentlichen Elektrizitätswerken und über die 
Art der Betriebskraft. Es ist daraus ersichtlich, daß die 
Wasserkraftanlagen nur 11%, die Dampfmaschinen und 
Dampfturbinen dagegen nahezu die Hälfte der Gesamt- 
leistung ausmachen. 


1. Art der Betriebskraft. 


Betriebsmaschinen | Zahl Sesamtie stunk dei aenant 
eistung 
Wasserturbinen .. ... 63 13 500 11 
Dampfmaschinen. . . . . 89 58 200 48,5 
Ölmotoren. . . . 2... 223 46 500 39 
Gas- und Benzinmotoren . 32 1 800 1,5 


Zusammen .| 397 | 120000 | 100 


Infolge des hohen Zinsfußes kann zum Ausbau von 
Wasserkräften nur in vereinzelten, sehr günstigen Fällen 
geschritten werden, so daß der Bau von thermischen Zen- 
tralen und besonders von Dieselanlagen zunächst mehr 
in den Vordergrund tritt. Diese Werke verwenden für die 
Stromerzeugung billigen Brennstoff und haben auch 
weniger Kapital zu verzinsen. Die Statistik zeigt daher, 
daß von der Gesamtleistung mehr als ein Drittel in Diesel- 
anlagen installiert ist. Erwähnt sei, daß in Rumänien das 
Eicktrizitätswerk Hermannstadt-Sibiu derzeit das größte 
im Betrieb befindliche Dieselaggregat von 3300 PS Lri- 
stung besitzt, während als ältestes Werk Temesvär-Timi- 
soara gilt (1884). Benzin- und Gasmotoren kommen nur 
bei ganz kleinen Werken in Betracht und spielen daher 
keine wesentliche Rolle. Allerdings besteht die Möglich- 
keit, daß im Erdgasgebiet von Siebenbürgen auch das Erd- 
gas für die Erzeugung und Verteilung von Elektrizität 
in größerem Maßstab herangezogen werden wird. Bisher 
scheint die Tendenz gewesen zu sein, es hauptsächlich für 
chemische Industrien und thermische Zwecke (Glasfabri- 
ken usw.) zur Verfügung zu stellen. Es sei hier neb:nvei 
bemerkt, daß der Erdgasverbrauch in Siebenbürgen 1927 
rd. 252 Mill m® und im Altreich (Sondengas) rd. 187 Mill m? 
betrug?. Der untere Heizwert des siebenbürgischen Erd- 
gases beträgt 8606, der obere 9565 cal., während der Heiz- 
wert des Sondengases zwischen 2000 und 7000 cal. schwankt. 

Aus Zahlentafel 2 ist die Verteilung der installierten 
Leistung, geordnet nach Stromerzeugern, ersichtlich. 

Durch die Überlandzentralenbewegung, die auch in 
Rumänien eingesetzt hat, werden die vielen kleinen ört- 
lichen Gleichstromanlagen, die heute nech 53 % aller Werke 
ausmachen, allmählich dem Drehstromsystem weichen 
missen, das bereits zwei Drittel der Gesamtleistung 
umfaßt. 

ı Zu beziehen durch die Geschäftstelle der Vereinigung: Elektri- 
ärer Hermannstadt-Sibiu. Preis 10 RM. Für 1927 vgl. ETZ 1928, 
3 „Das Erdgassystem“, Industriezge. Kronstadt-Bragov 1920, H. 2 ff. 


2. Art der Stromerzeugung. 


| a 
Ke: dêr 
leis RW aller amt- 

| Werke Gesamt 


Geer 


System 


Gleichstrom . . . . . 23 500 58 20 
Ein- und Zweiphasen- 

strom . 2. 2 2 0. %. 5 500 2 4 
Drehstron . . . .. . 91 000 0 76 


Zusammen .] 139 1120000 | 100 | 100 


Zahlentafel 3 läßt erkennen, daß 1923 in den öffent- 
lichen Elektrizitätswerken 234 Mill kWh produziert wor- 
den sind. An höchster Stelle steht die durch Dampfkraft 
gewonnene Arbeit mit 122,7 Mill kWh, dann folgen die 


3. Jahreserzeugung nach Art der Kraftauelle. 


Jahres- Wee der ' Mittlere jährliche 
Kraftquelle Det ng Gesamt-  Benutzungsdauer 
in Mill kWh erzeugung h 


Rohölmotoren mit 72,6 Mil kWh Jahreserzeugung, wäh- 
rend aus Wasserkraftanlagen lediglich 36,2 Mill kWh er- 
zielt wurden. Die mittlere Benutzungsdauer, bezogen auf 
die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Kraftquellen, 
stellt sich im Mittel für das Jahr 1929 nur auf 1950 h, eine 
Folge der schwachen Ausnutzung der zahlreich vorhan- 
denen kleinen Dieselanlagen. 


Zahlentafel 4 zeigt die Erzeugung und Leistungs- 
fähigkeit sämtlicher in der Statistik angeführten 
Elektrizitätsbetriebe, geordnet nach der Unternehmungs- 
form. Auf Grund dieser Übersicht kann, unter Annahme 
einer Produktion von 46 Mill kWh in unbekannten Be- 
trieben für das Jahr 1928 mit einer Gesamtgewinnung 
elektrischer Energie von ungefähr 530 Mill kWh gerechnet 
werden. Bei 17,5 Mill Einwohner Rumäniens entfallen 
demnach 30 kWh auf den Kopf der Bevölkerung. 


4. Erzeugung und Leistung der in der Statistik 
angeführten Betriebe nach der Unternehmungsform. 


Eigentumsverhältnis Zahl der Erzeugung. Leis Leistun uw 


Betriebe | Mill k ' 


a) Staatliche und kommunale 


Werka = o EE a a % 155 | SA 

b) Private Werke . ...... 719 36 
Öffentliche Werke . . ..... 2 120 
Industrieanlagen el 250 ` 97 
Zusammen laut Statistik . . 484 217 
Unbekannte Betriebe (geschätzt) . 46 33 
Insgesamt . e 530 | 250 


Von den in der Statistik erfaßten Unternehmungen 
arbeiten 24 Werke mit Spannungen bis 3000 Y, 16 mit 
3000 bis 6000 V, 3 mit 10 kV, 5 mit 15 kV, 1 Werk mit 
25 kV, 1 Werk mit 55 kV (Resita-Anina) und 1 Werk 
mit 60 kV (Floresti-Bucuresti). Die Gebrauchspannungen 
der öffentlichen Werke sind hauptsächlich 110 und 2% V, 
u.zw. stehen 50 Werke mit einer Niederspannung von 
110 V und 89 Werke mit einer solchen bis 220 V in Betrieb. 


Was die Strompreise anbelangt, so betragen diese im 
Mittel für Licht 16.50 Lei/kWh (41 Pf) und für Kraft 
7,50 Lei/kWh (19 Pf). 

Um schließlich ein Bild von der Größenordnung der 
bedeutenderen Elektrizitätsunterncehmungen Rumäniens zu 
geben, möge nachstehende Übersicht des Jahresstromver- 
brauchs folgen: 


Stadt Einwohnerzahl | Jahresverbrauch 
1000 Mill kWh 
Bukarest. . . 2 2 202020. 800 60,5 
Temesvár (Timişoira). . . . 100 16.1 
Klausenburg (Cluj) . . .. . 120 13.3 
Hermannstadt (Sibiu) . . . 50 12,1 
Czernowitz (Cernauti). . . . 160 12.0 
Arad: ur ee ët er A 80 8,2 
Großwardein (Oradea). ... 87 7,5 
Jassy (Jasi) . 2 2.2020. 120 6,0 


Zum ` Zu Zement E E A E gt 


10. Oktober 1929 


Von den elektrischen Industrieunternehmungen sind 
erwähnenswert: 
Diciosânmărtin (,Nitrogen”) 68,0 Mill kWh (Erdgasgebiet) 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


1487 


Diese allgemeinen Betrachtungen zeigen, daß der Elek- 
trizitätswirtschaft in Rumänien noch ein weites Feld offen 
steht, und es ist zu erwarten, daß in den nächsten Jahren 


Regita-Anina (Eisenwerk) 621 „  „  (Kohlengebiet) ein gewaltiger Aufschwung auch in dieser Hinsicht ein- 
Câmpina Electrica” 520 „ „ (Petroleumgebiet) setzen wird. 
Beleuchtung. Elektromaschinenbau. 
Beleuchtung eines Kirchenraumes. — Die alte Be- Prüftransformatoren für 2 Mill V. — Die Koch 


leuchtungsanlage der „First Church of Christ, Scientist”, 
Boston, ein 5000 Plätze fassender 'uppelraum, sollte 
nach neuzeitlichen Grundsätzen umgebaut werden. Es 
war erforderlich, in allen Teilen der Kirche eine sehr 
hohe mittlere Beleuchtungstärke zu erzeugen, weil dem 
Gebrauch dieser Kirchengemeinde entsprechend von ver- 
schiedenen Stellen des Raumes aus gesprochen wird. 
Der Mittelraum des Auditoriums wird von einer Kuppel 
überwölbt, die bei einem Durchmesser von 27 m eine maxi- 
male Höhe von 32,5 m über dem Fußboden besitzt und 
ein Oberlicht von rd. 7 m Dmr. aufweist. Um eine blen- 
dungsfreie Beleuchtung zu ermöglichen, wurde die Kuppel 
zur sekundären Lichtquelle gemacht und das Oberlicht 
von oben beleuchtet. Zur Ausleuchtung der Kuppel dienen 
(Abb. 1) 156 Flutleuchten mit 250 W-Lampen, die in dem 


Va 
U 


A 


DA 


Laternenraum zwischen Kuppelscheitel und dem Oberlicht 
in drei Reihen untergebracht sind und ihr Licht auf den 
Putz der Kuppel werfen, von dem es diffus durch das 
ganze Auditorium zurückgeworfen wird. Weiter sind in 
einem Lichtgraben zwischen Tambour und Kuppelbasis 
50- und 100 W-Lampen in Spiegelleuchten angeordnet, die 
die in der Kuppelwandung ausgesparten Nischen von unten 
ausleuchten, und schließlich sind noch 12 Leuchten mit 
500 W-Lampen vorgesehen, um das mit gut streuendem 
Glase versehene ÖOberlicht zu beleuchten. — Die Leuchten 
sind in verschiedenen Stromkreisen angeordnet, so daß 
nach Bedarf die Hälfte, drei Viertel oder sämtliche ein- 
geschaltet werden können. Die erzeugte mittlere Beleuch- 
tungstärke beträgt rd. 80 Lux mit einem Aufwande von 
16,5 W für jeden Sitzplatz. Insgesamt sind 82,3kW in- 
stalliert einschließlich der Beleuchtungseinrichtungen für 
die Galerien, Nebenräume, Korridore usw. (L. F. Klein, 
El. World Bd. 92, S. 1253.) Le 


Zur Haushalt-Lichtwerbung!. — Aus dem Bericht der 
Zentrale für Lichtwerbung vom 15. IX. geht 
hervor, daß nunmehr insgesamt in 49 Städten mit der 
Durchführung der Haushaltlichtwerbung begonnen wor- 
den ist. Die Vorträge der Kursusleiter der A. F. I. haben 
sich als sehr wertvoll erwiesen und sollten noch vor 
Beginn der eigentlichen Werbung in sämtlichen diese 
durchführenden Städten abgehalten werden. Bezügliche 
Wünsche sind an die Zentrale bzw. an die A. F. I. zu 
richten. Erstere will den Elektrogemeinschaften künftig 
14tägig Rundbriefe zustellen, in denen besonders wert- 
volle Maßnahmen einzelner Elektrogemeinschaften als 
Anregungen hervorgehoben und die nächste Phase der 
Werbung behandelt werden. 


ı Vgl. ETZ 199, S. 195. 


& Sterzel A.G., Dresden, hat eine Transformatoren- 
anlage für 2 Mill V zwischen den Endklemmen erbaut 
und erprobt, die die erste europäische Anlage dieser Span- 
nung darstellt. Die Entwicklung im Bau von Hochspan- 
nungstransformatoren dieser Firma zeigen folgende 
Zahlen: Im Jahre 1918 entstand eine Anlage für 500 kV 
mit 50 kVA Leistung, das Jahr 1922 brachte u. a. eine Aus- 
führung für 1000 kV mit 200 kVA, und im Juli d. J. 
wurde die Anlage für 2000 kV mit 1200 kVA fertiggestellt. 
Abb.2 zeigt den Aufbau, der aus fünf Transformatoren 


Abb. 2. Priüftransformatorenanlage für 2000 kV. 
für je 400 kV und 240 kVA in der heute üblichen gestaffel- 


ten Schaltung besteht. Bei der gezeigten Anordnung sind 
Kern und Gehäuse des in der Mitte stehenden Transfor- 
mators geerdet. Eine unmittelbar auf diesem Kern liegende 
Wicklung dient als Primäre für die ganze Anlage. Die 
Anlage wird indessen nicht als Ganzes zur dauernden 
praktischen Verwendung kommen, vielmehr erhält die eine 
Hälfte mit 1000 kV gegen Erde das Hochspannungsinstitut 
der T.H. Dresden, der andere Teil wird an das Prüffeld 
eines Kabelwerkes geliefert. nkl 


Leitungen. 


Über den maximalen Spannungsgradienten in normal 
verseilten Dreileiterkabein. — Die beiden bekanntesten 
Formeln zur Berechnung des maximalen Spannungsgra- 
dienten in normal verseilten Dreileiterkabeln sind von 
Petersen! und von Atkinson? angegeben worden. 

Petersen, 


ı W., Verlag F. Enke. 
Stuttgart 1911. 
z 


Atkinson, Proc. Am. Inst. El. Engs., Juni 1919. 


Hochspannungstechnik. 


1488 


Die nach diesen Formeln errechneten Werte der Maximal- 
beanspruchung sind jedoch nur für ein ganz bestimmtes 
Verhältnis zwischen Isolationsstärke und Leiterdurchı- 
messer gleich. Neuere Forschungen haben noch einen 
Umstand aufgedeckt, dem eine wichtige Bedeutung als 
Ursache der Kabeldurchschläge beigemessen werden muß. 
Es ist dies die mechanische Beanspruchung der Iso- 
lierung durch die plötzliche Temperatursteizerung (bzw. 
durch die dabei auftretende Gasentwicklung usw.), die 
bei schweren Kurzschlüssen zufolge der Überströme in 
der bis zum Ansprechen des Überstromausschalters ver- 
gehenden Zeit entstehen. Durch Verwertung dieser Er- 
kenntnis wird es möglich sein, den zur Zeit übermäßig 
hohen Durchschlagsicherheitsgrad der Kabel herabzu- 
setzen. Damit gewinnt eine verläßliche Formel zur Be- 
rechnung der tatsächlichen Höchstbeanspruchung des Di- 
elektrikums erneute Bedeutung. Die obenerwähnte man- 
gelhafte Übereinstimmung zwischen den nach der für 
kleine lIsolationsstärken streng gültigen Gl. (1) von 
Petersen 


1+7 
(£ N u ame, ps eeter dE EEE ER 
max 5 egar S = 
rin — -== 
V?+4ri—i 


(r Leiterhalbmesser, i Isolationsstärke zwischen zwei 
Leitern, U Betriebspannung) 


und den nach der rein empirisch gewonnen G1. (2) von 
Atkinson 


a ee E (2) 


(k = Korrekturfaktor = 1) 


errechneten Werten zeigt Abb.3. Atkinson nimmt im 
Gegensatz zu Petersen an, daß sich die Höchstbeanspru- 
chung an der dem Mittelpunkt des Kabels zunächst lie- 


Enar 
U 


maximaler Spannungsgradient 
bei r- 1 
U verkettete Drehstromspannung 
r Leiterradius 
i Isolationsstärke Leiter-Leiter 
4—1 Kurve nach Petersen 
2 Kurve nach Atkinson 
$3 Kurve entsprechend Peek 


Abb. 3. Der Spannungsgradient bei 
zunehmender lsolationsstärke. 


04 2 

3 

1 

ie 1 2 J 4 5 6 Set 
genden Stelle des Leiterumfanges befinde. Diese Vor- 


aussetzung Atkinsons läßt sich jedoch auch theoretisch 
weiter verfolgen, man gelangt dann zu der in der Abb. 3 
ebenfalls dargestellten Gl. (3), 


2 
1+ Ee S 
r U 


die für sehr große Isolationsstärken mit einer Formel, 
die von Peek? und anderen für die Berechnung der 
Koronaverluste von Drehstrom-Freileitungen angewendet 
worden ist, durchaus übereinstimmt. 

Aus der Abb.3 geht ohne weiteres hervor, daß bei 
konstant gehaltenem Leiterradius für kleine Isolations- 


Gimax = (3) 


83 Peek. Droe, Am. Inst. El. Engs. 1911. S. 1495. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1929 


stärken die Gl. (1), für große Isolationsstärken die 
Gl. (3) gelten muß. Gerade in dem technisch wichti- 
gen Bereich, nämlich für eine Isolationsstärke von etwa 
doppeltem Leiterradius, muß offenbar ein Übergang von 
der Kurve 1 zur Kurve 3 stattfinden. 


Durch Rechnung läßt sich der Ort der Höchstbean- 
spruchung bestimmen, der bei konstant gehaltenem Leiter- 
radius für kleine 1solationsstärken in der Richtung Lei- 
ter gegen Leiter liegt und mit wachsender Isolations- 
stärke immer mehr gegen den dem Kabelmittelpunkt zu- 
gewendeten Teil der Leiteroberfläche rückt. Die Rech- 
nung ergibt ferner den im Augenblick der Höchstbean- 
spruchung herrschenden Phasenwinkel und schließlich die 
Größe der Höchstbeanspruchung selbst, die sich mit einer 
auf 2% geschätzten Genauigkeit durch die Gl. (4) wieder- 
geben läßt 


pen A le 


Cmax maximaler Spannungsgradient 
bei i- 1 
Übrige Bezeichnungen wie in Abb. 1. 


Abb. 4. Der Spannungsgradient bei 
zunehmender Leiterkrümmung. 


In der Abb. 4 ist die neue einfache, aber für alle praktisch 
vorkommenden Verhältnisse gültige Gl. (4) in Abhängig- 


. 1 : 
keit von der Leiterkrümmung F dargestellt, obenso sind 


in diese Abbildung die drei Kurven aus der Abb. 3 über- 
tragen. 


Eine Überprüfung der Formel (4) läßt sich übrigens 
auf einem teilweise experimentellen Wege vornehmen. 
Alle bisher bekannt gewordenen Versuche bezweckten die 
unmittelbare Messung des Spannungsgradienten, was je- 
doch infolge des Einflusses der Sonde nicht sehr genau 
möglich ist. Man findet jedoch, daß es vorteilhafter ist, 
experimentell nur den Ort der Höchstbeanspruchung zu 
bestimmen, deren Größe jedoch auf rechnerischem Wege 
zu ermitteln. (F. Haas, Arch. El. Bd. 21, H. 5, S. 458.) 


Installation. 


Eingeschraubte Abzweigklemmen. — Die Abzweig- 
klemmen können nach Paufler (Märk. El.-Ind., Neu- 
ruppin) an den Sockeln der Dosen oder Ringe in folgen- 
der Weise festgeschraubt werden (DRP. angem.): 


1. indem vor Einschrauben der Madenschraube durch 
den durchbohrten Unterteil der Schlitzklemme eine 
Schraube eingeführt wird, welche festgeschraubt 
wird in einem mit entsprechendem Gewinde ver- 
sehenen Metallblättchen, das auf der Rückseite des 
Dosensockels vertieft eingelagert wird (s. Abb. 7 
u. 9); 


2. indem die Schraube vor Einschrauben der Maden- 
schraube von der Rückseite der Dose aus durch den 
durchbohrten Unterteil der Schlitzklemme durch- 
geführt und in einer Mutter festgeschraubt wird, die 
von oben her in die Schlitzklemme eingesetzt wird 
(s. Abb.5 u. 11). 


In den vorstehend aufgeführten Fällen unter 1. und 2. 
wird das Profil des Schraubenkopfes bzw. der Mutter so 
gehalten, daß das im Boden der Schlitzklemme entstan- 
dene Bolırluch vollkommen ausgeglichen wird, der Schlitz 


10. Oktober 1929 


in der Klemme demgemäß ganz glatt verläuft. Durch diese 
neuartige sinnreiche Befestigungsart wird erreicht, daß 
das Abwürgen der festzuklemmenden Leitungen bei schar- 
fem Anziehen der Madenschraube unmöglich wird. Ein 
weiterer Vorteil besteht darin, daß die Madenschrauben 
bei diesen Schlitzklemmen unten keinen Ansatz brauchen, 


Abb. 5. Abb. 7. 


Abb. 6. 


wie es bei den bisherigen Schlitzklemmen erforderlich war; 
es war nur bei Madenschrauben mit Ansatz ein einwand- 
freies Festklemmen der Drähte gewährleistet, weil es 
fabrikationstechnisch fast unmöglich ist, das Innengewinde 
der Schlitzklemme bis auf den Grund des Bohrloches ein- 
zuschneiden. 


Abb. 9. 


Abb. 11. 


H 
fl 


IN“. 


Abh. 10. Abb. 12. 


Der Verdrehungschutz bei den Klemmen wird bewirkt 
in bekannter Weise dadurch, daß die Schlitzklemme an 
einer oder zwei Seiten (s Abb. 11 u. 9) oder am Boden in 
der Mitte (s. Abb. 7) ab- bzw. eingefräst wird und im Por- 
zellan entsprechende Teile stehen bleiben (s. Abb. 12, 10 
und 8). Eine noch nicht bekannte Art, den Verdrehungs- 
schutz in wirksamer Weise herbeizuführen, wird erreicht 
dadurch, daß in den Schlitz der Klemme ein Metallblättchen 
eingelegt wird, das nach einer oder beiden Seiten über 
den Schlitz herausragt und in: entsprechend ausgesparte 
Löcher des Porzellansockels eingreift und unverrückbare 
Gegenlage hierin findet (s. Abb.6). Das Metallblättchen 
dient zugleich zur Befestigung der Schraube, welche von 
der Rückseite des Dosensockels her durch den durchbohr- 
ten Boden der Schlitzklemme eingeführt wird. Das Me- 
tallblättchen ist deshalb mit einem entsprechenden Ge- 
winde versehen. 


Bergbau und Hütte. 


Die elektrische Großgasreinigung, Bauart Elga, in 
Witkowitz. — Auf Grund der Erfahrungen mit der Be- 
triebsversuchsanlage in Dillingen wurde von der „Elga“ 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


1489 


(Elektrische Gasreinigungs G. m. b. H., Kaiserslautern) bei 
der Witkowitzer Betgbau- und Eisenhütten-Gewerkschaft 
eine elektrische Hochofengas-Feinrsinigung mit einer Lei- 
stung von 40 000 m?/h (bei 0° u. 760 mm Hg) als erste der- 
artige Betriebsanlage erbaut. Die Anlage ist nach der 
Vielröhrantype ausgeführt und besteht aus 2mal 12 Grup: 
pen von je zwei Rohrbündeln. Eine Besonderheit der Elga- 
Anlage bildet die Gegengasspülunzg der geklopften Elek- 
troden-Rohrbündel mit aufgeheiztem Reingas, wozu 5..6% 
der Gesamtgasmenge und ein Energieverbrauch von 17 % 
(abgesehen von der Heizenergie) der rd. 2,5 kWh auf 
1000 m? betragenden Gesanitenergie nötig sind. Die mit 
200 ... 300 ° dem Hochofen entströmenden Gase treten nach 
Passieren des Staubsackes mit etwa 135° in einen stehen- 
den Einspritzkühler, wo die Temperatur durch Einnebeln 
von 40...50 g/m? Wasser auf etwa 60 ° erniedrigt wird. Bei 
dieser Temperatur findet in der Elektrofilteranlage die 
Entstaubung von 4..6g/m? auf 0,015...0,020 g/m? statt. 
Die Betriebskosten ebenso wie die Gesamtkosten stellen 
sich bei der Elektrofilteranlage nur etwa halb so hoch wie 
bei einer Naßreinigung. Die Leistung der Anlage konnte 
durch Umbau der Rohrbündel um 50 % auf 60 000 m?!h 
(bei 0° u. 760 mm Hg) erhöht werden. Die gute Wirkung, 
die infolge des unerwarteten Zink- und Bleigehaltes im 
Staub etwas hinter der erwarteten zurückblieb, hat Wit- 
kowitz den Plan auf Ausbau der Anlage für 240 000 m?/h 
fassen lassen. 

Die Errichtung dieser Großanlage stellt einen ent- 
scheidenden Schritt in der Einführung des Elektrofilters 
für die Hochofengasreinigung dar. Weitere Anlagen be- 
finden sich seitens der „Elga“ im Bau sowie seitens ande- 
rer Elektrofilteranlagen bauender Gesellschaften auf Hoch- 
ofenwerken teils im Bau, teils im Betrieb, so daß die Be- 
kanntgabe weiterer Betriebserfahrungen mit Hochofen- 
gaselektrofiltern nur eine Frage der Zeit sein dürfte. 
(R. Durrer, St. u. E. Bd. 47, S. 244.) C. H. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Frequenzabhängigkeit bei Verstärkertransformatoren. 
— Von Matthies und Ganswindt werden die für 
den Verstärkerbau besonders wichtigen Belastungen der 
Transformatoren rechnerisch betrachtet und an experi- 
mentell aufgenommenen Frequenzkurven die Rechnungs- 
ergebnisse bestätigt. — Nach einer kurzen Beschreibung 
der Meßmethode werden die allgemeinen Transformator- 
gleichungen in eine für den vorliegenden Fall besonders 
zweckmäßige Form gebracht, u. zw. auch bei besonderer 
Berücksichtigung der Eisenverluste. Sodann wird die 
Arbeitsweise des leerlaufenden und mit rein Ohmschem 
Widerstand belasteten Transformators diskutiert und 
hierbei der Einfluß der Streuung und der primären In- 
duktivität aufgedeckt. Der Begriff der „Anpassung“ 
wird hierdurch klar. 

Eingangs- und Zwischentransformatoren werden vom 
Standpunkte der kapazitiven Belastung aus besprochen. 
Die Rechnung liefert hier für die Extremwerte des Span- 
nungsverhältnisses eine Gleichung dritten Grades für oi, 
die folgendermaßen lautet: 


w6 L? So K% + owt 
L? TA 2,2 
Si 3 É EE (K?—1) + DN h 
(rn +r,% 
- 0. 


A UL LIU 


Gun. Ki 
n? Ca 


0 = a (E ab — [inne — — et ae nu 
Yi—K: LA 2 


O, = W aa 
2,3 — WO T; + T; + r2/n? 


Es sind dies die beiden Hauptresonanzlagen des Trans- 
formators. Die Optima des Verhältnisses der Sekundär- 
spannung zur EMK hängen bezüglich ihrer spektralen 
Lage von der Größe des inneren Widerstandes der Kraft- 
quelle ab. Man kann diese Verschiebungen mit dem inne- 
ren Widerstand der EMK dazu benutzen, die Eigenkapa- 


1490 


zität der sekundären Transformatorwicklung zu bestim- 
men. Diese Methode gibt sehr sichere Werte der Kapazi- 
tät, da die Frequenzmessung äußerst genau durchgeführt 
werden kann. 

Für die Berechnung des absoluten Wertes des Span- 
nungsverhältnisses werden allgemeine Formeln angege- 
ben. Sodann wird ein Fall andersgearteter Belastung 
kapazitiver Art besprochen, der in den Frequenzkurven 
zu mehr oder weniger: starken Einbrüchen führt. Dieser 
Einbruch wird experimentell von einem besonderen Ge- 
sichtspunkt aus nachgemacht an einem Transformator, 
der frei von der Erscheinung des natürlichen Einbruchs 
ist. Zum Schluß kommen noch einige kapazitive Bela- 
stungseffekte zur Sprache, die für den Verstärkerbau bei 
Verblockungen und Bildung von Nebenschlüssen Inter- 
esse besitzen. (K. Matthies u. G. Ganswindt, 
Arch. El. Bd. 21, H. 5, S. 477. 


Unabhängigkeit der Funkenkonstante vom Luftdruck. 
— Ältere Messungen von Toepler! hatten Unabhängig- 
keit der Funkenkonstante k vom Drucke innerhalb des 
Bereiches von 1 bis 5 at ergeben. Der Wert k = 0,48 . 10— 
scheint wegen der Unsicherheit der Bestimmungsmethode, 
Einhüllende der Querspannungen von Wanderwellen mit 
Reflexion am offenen Leitungsende, nicht ganz einwand- 
frei?. Bei den vorliegenden Messungen wurde daher das 
Spannungsmaximum neben einem Ohmschen Widerstande 
W mittels belichteter Funkenstrecke F’ (Kugeldurchmes- 
ser 4cm) bestimmt und daraus in bekannter Weise? die 
Funkenkonstante errechnet. 

Unter der auf Grund der experimentellen Erfahrung 
berechtigten Anaahme, daß die Funkerbildung bei F’ aus 
der Anfangspannung heraus erfolgt, wird aus dem vor- 
liegenden Toeplerschen Beobachtungsmaterial* für k der 
bedeutend kleinere Wert 0,14 - 10? berechnet. Die Aus- 
wertung der vorliegenden Messungen ergibt im Bereiche 
von 1 bis ?!/ıo at Unabhängigkeit der Funkenkonstante vom 
Drucke. Der Wert der Funkenkonstante beträgt unter der 
obigen Annahme im Mittel 0,15 - 10—. (K. May, Arch. El. 
Bd. 21, H. 5, S. 467.) 


Werkstatt und Baustoffe. 


Warmbehandlung in Elektroöfen. — Die Warmbehand- 
lung derjenigen Teile, die für die Herstellung von Auto- 
mobilen bei Dodge Brothers, Inc., Detroit, benötigt werden, 
geschieht jetzt ausschließlich in elektrisch geheizten Öfen. 
Die neue Anlage besteht aus über 60 Öfen mit einem Ge- 
samtstromverbrauch von 11400 kW. Die Gesellschaft 
führte Elektroöfen mit der Absicht ein, die Qualität ihrer 
Erzeugnisse durch genaue Temperaturkontrolle zu ver- 
bessern, die Instandhaltungskosten zu verringern und die 
Arbeitsbedingungen für die Belegschaft durch Vermeidung 
von Rauch und Hitze zu verbessern. Dreijährige Betriebs- 
erfahrungen mit einigen der Öfen haben allen Erwartungen 
entsprochen. Es sind zwei verschiedene Abteilungen vor- 
handen: Anlage 1 für bearbeitete Maschinenteile und An- 
nn 2 für Schmiedestücke, die zuerst beschrieben werden 
soll. 

Alle Öfen zum Normalisieren, Härten und Anlassen 
der Schmiedestücke haben zusammen eine Leistung von 
204 000 kg in 24 h. Der Energieverbrauch hierfür beträgt 
7500 kW. Hierzu dienen 32 Öfen in Kastenform (20 zum 
Härten und 12 zum Glühen), sechs Stoßöfen zum Anlassen 
und Normalisieren und fünf verschiedene Öfen zur Warm- 
behandlung von kleineren Teilen. Die ersteren haben eine 
Grundfläche von je 9 X 3,1 m. Je vier Öfen bilden eine Ein- 
heit, die Herdfläche eines jeden Ofens beträgt 1,68 X 2,6 m. 
Dieselbe besteht aus zusammengesetzten Stahlblechen und 
zwei Wandblechen von 250 mm Höhe aus einer feuerbestän- 
digen Stahllegierung. Das Ganze liegt auf Schamottestei- 
nen, zwischen denen die Heizelemente untergebracht sind. 
Somit bilden die Bodenbleche und die Seitenwände einen 
offenen Trog, und die Wärme wird durch den glühenden 
Boden von den Heizelementen ohne großen Temperatur- 
abfall übertragen und von Heizkörpern, die am Gewölbe 
hängen, direkt ausgestrahlt. 

Ungefähr 454 kg werden in einer Mulde, die etwas 
schmaler als der obige Trog ist, durch eine Einsatz- 
maschine in den Öfen geschoben. Das Einsetzen und Aus- 
ziehen der Mulden dauert ungefähr 30 s, die Temperatur 
fällt in dieser Zeit um ungefähr 10°. Jeder Ofen ist mit 
einer Phase eines 220 V-Drehstromes von 60 Hz verbunden 


1 M.Toepler, ETZ 1924. S. 1049. 

2 Vgl. Referate v. M Toepler, ETZ 197, S. 1891. 

s M. Toepler, Arch. El. Bd. 17, S. 61; Bd. 18, S. 551. 
4 M. Toepler, Arch. El. Bd. 17, S. 66. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1929 


und braucht 154kW zum Anwärmen und 135 kW während 
des Betriebs bei 900 ° Ofentemperatur. Hinter einigen Öfen 
stehen Ablöschbehälter, in die die heißen Stücke in einen 
untergetauchten Korb fallen, der mittels Krans herausge«- 
hoben wird. Bei einigen Öfen ist kein Ablöschbehälter vor- 
gesehen, sondern die Stücke fallen direkt in einen Korh 
zum langsamen Abkühlen an der Luft. Alle im Bad ab- 
gelöschten Stücke gehen zu den Anlaßöfen, die obigen Öfen 
direkt gegenüber liegen. Hierzu gehören Achsen, Kurbel- 
wellen, Verbindungstangen, Federkappen, Naben, Schmiede- 
stücke und Flanschen, Ausrück- und Bremshebel. Kurbel- 
wellen werden bei 605° angelassen und unter einem 
2250 kg-Hammer direkt nach dem Anlassen gerichtet. 


In derselben Anlage befinden sich vier kontinuierliche 
Öfen von 7,6 m Länge und zwei von 4,5 m Länge für höhere 
‘Temperaturen. Zwei von den ersteren haben einen Durch- 
satz von je 2360 kg/h bei 730 ° mit einem Energieverbrauch 
von 430 kW, die beiden anderen mit 570 kW. Die beiden 
letzteren Öfen können sowohl zum Glühen als auch zum 
Anlassen benutzt werden. In allen diesen Öfen liegen auf 
dem Herd drei Schienen einer besonderen Stahllegierunz, 
auf denen Schuhe gleiten, die die eingesetzten Kästen tra- 
gen, in denen leichtere Schmiedestücke enthalten sind. Die 
Durchstoßeinrichtung wird von einem 5 PS-Motor ange- 
trieben, der durch ein Zeituhrwerk angelassen wird, und 
zu gleicher Zeit werden Motoren in Betrieb gesetzt, die die 
Türen öffnen. Wird von dem Stößel ein Hub von 380 mm 
ausgeführt, so wird dadurch an einem Ende eine Schale 
in den Ofen geschoben und zugleich am entgegenzesetzten 
Ende eine geglühte Schale ausgestoßen. 


Fünf Spezialöfen dienen zur Warmbehandlung ven 
kleineren Teilen. In einem 50 kW-Röhrenofen werden Ver- 
bindungsbolzen gehärtet, die durch 10 Röhren gestoßen 
werden, die am entgegengesetzten Ende in ein Ölbad rei- 
chen, so daß die Bolzen nicht mit der Luft in Berührung 
kommen. Die Temperatur im Ofen beträgt 876°. Ein kon- 
tinuierlicher Ofen für 35 kW dient zur Warmbehandlun: 
von Ventilköpfen aus Chrom-Nickelstahl, ein Drehofen von 
125 kW zum Normalisieren und Härten von Schwungral- 
Anwerfrädern und zwei Drehöfen von je 110kW zum Ein- 
löten der Hinterachsen-Nabenflanschen in ihre Rohre bei 
950 °, was in 20 min geschehen ist. 


Aber nicht nur geschmiedete und bearbeitete Teile wer- 
den in Elektroöfen behandelt, sondern auch die gesamte 
Einsatzhärtung geschieht in besonderen Öfen mit elektri- 
schen Heizelementen mit Ausnahme derjenigen Teile, die 
in Zyanid entweder für eine Oberflächenhärtung oder ohne 
Berührung mit Luft gehärtet werden. Für diese Zwecke 
sind 40 ölgefeuerte Zyanidtöpfe vorgesehen. Teile, die aus 
den Glühkästen abgelöscht werden, werden in Öfen mit 
Drehherd gekohlt und diejenigen, die in den Glühkästen ab- 
kühlen, in Gegenstrom- oder Rekuperatoröfen, wodurch be- 
deutende Wärmeenergien gespart werden. 

Die drei Öfen mit Drehherd haben einen Außendurch- 
messer von 8m, liegen 3,96m über Flur und erstrecken 
sich 1,7m unter Flur. Der Außendurchmesser des Dreh- 
tisches beträgt 6,9m und der Innendurchmesser 3,66 m. 
Das gesamte Gewicht des Tisches mit Einsatz ist 60... 70t. 
Der Herd liegt auf 91 Kugeln von 38 mm Durchmesser, die 
in der gehärteten Spur eines Zahnrades laufen, und wird 
außerdem von acht Rollen, die auf einem runden Gleis lau- 
fen, unterstützt. Der Tisch ist mit einer Welle verbunden, 
die durch die Mitte des Ofens geht und ein Antriebsrad von 
1.83 m Durchmesser trägt. Ein 1 PS-Motor bewegt die 
Tische in 10%, 13% bzw. 16% h einmal herum. Der Tisch 
trägt 27 Böcke in gleichmäßiger Verteilung, von denen 206 
immer beladen sind, während der 27. mit den Glühkästen 
beladen oder entladen wird. Die Böcke sind 175 mm hoch, 
so daß die Wärme die Unterseite der Kästen bestreichen 
kann. Nachdem der fertig gekohlte Kasten entfernt ist, 
wird der Motor angelassen, wodurch der nächste leere Bock 
vor die Einsatztür tritt. Einsatz- und Ausziehtüren sind 
durch eine Zwischenwand voneinander getrennt. Das Ein- 
setzen und Ausziehen geschieht mit einer besonderen Ma- 
schine. Die FEinsatzkästen haben eine Abmessung von 
290 X 405 X 220 mm und bestehen aus einem Stahlgub- 
gerippe, in das die Seitenwände aus Nickel-Chromblech ein- 
gegossen sind. Jeder Ofen erfordert 500 kW in fünf drei- 
phasigen Stromkreisen, die für Dreipunktkontrolle einge- 
richtet sind. Diese Stromkreise werden mittels ihrer 
T'hermoelemente geregelt. 

Das erste Thermoelement, welches ungefähr 3m von 
der Einsatztür entfernt liegt, regelt zwei Stromkreise und 
ist auf 940 ° eingestellt. Das zweite, das auch zwei Strom- 
Kreise regelt, liest auf ungefähr der Hälfte des Umfanges 
und ist auf 925° und das dritte, nahe der Ausziehtür, auf 
900 ° eingestellt. Die Heizelemente, die an beiden Seiten- 
wänden aufgehängt sind, bestehen aus 80:20 Nieckel- 


10. Oktober 1929 


Chrombändern. Mit diesen drei Öfen wird die gleiche Ar- 
beit geleistet, die früher von 26 ülzefeuerten Öfen von 
3 X 3,3m Grundfläche getan wurde. 


Die heißen Glühkästen werden auf einem Elektrokar- 
ren zu einer Kippmaschine gefahren, durch die der Inhalt 
auf ein Sieb geschüttet wird, durch das die Kohlungsmasse 
hindurchfällt, während die Werkstücke über das Sieb in 
ein Ölbad gleiten. Radrinze, Knaggenscheiben, Zahnritzel 
und einige kleinere Teile kühlen in den Kästen ab. Diese 
Teile werden in sieben CGrezenstromöfen von je 159 kW ge- 
kohlt. Diese Öfen sind 21,6 m lang und haben einen Herd 
von 1,83 m Breite ohne Zwischenwand. Sie werden von 
beiden Seiten beschickt und entleert. Ofen 11 wird z. B. 
am vorderen Ende beschickt und am hinteren entleert. 
Ofen 12 enthält zwei Reihen Glühkästen, die sich in um- 
rekehrter Richtung bewegen, so daß das Entleerungsende 
der einen Reihe sich entlang dem Einsatzende der anderen 
befindet. Auf diese Weise absorbieren kalte Kästen Wärme 
von den heißen. Von den 21,6 m langen Öfen ist die Vor- 
wärmzone an jedem Ende 4,88 m lang. Dann kommt die 
Heizzone von rd. 2m und in der Mitte die Haltezone von 
1,9 m. Der Stromverbrauch für die Haltezone beträgt 
49 kW und für jede Heizzone 55kW. Diese drei Zonen 
werden gesondert geregelt und besitzen Heizelemente auf 
dem Herd und am Gewölbe. Das Entleeren der Glühkästen 
geschieht auf dieselbe Weise wie oben beschrieben. Die 
eingesetzten Kästen werden in den Vorwärmzonen auf 
400 ... 427 ° erwärmt, in den Heizzonen sind die Thermo- 
elemente auf 900..905° und in der Haltezone auf 
910...915° eingestellt. Eine Härteschicht von 1,5 mm er- 
hält man in einer Zeit von 32% h. Die Leistung beträgt 
> kz/kWh. 

Die Transmissions-Zahnräder, die eine Zusammen- 
setzung von 0,48...0.53 % C. 0,80....1,0% Cr und 0,15 % Va 
haben, werden in einem doppelten Tunnelofen, der elek- 
trisch geheizt wird, geglüht. Der Ofen ist 14 m lang und 
1015 mm breit und durch eine 300 mm starke Mauer in 
zwei Längskammern geteilt. Die Leistung beträgt 567 kg/h 
in 1 Kammer. Die Werkstücke gehen durch die Kammern 
in entgegengesetzter Richtung, so daß das Einsatzende des 
einen Tunnels am Ausziehende des anderen liegt. 


Der Betrieh erfolgt mit Unterbrechungen. Eine Stoß- 
vorrichtung stößt die gefüllte Schale nach einer vorher- 
bestimmten Zeit (angenähert 12 min) in den Öfen und 
gleichzeitig wird am anderen Ende eine fertige Schale aus- 
gestoßen. Die Schalen bestehen aus einer feuerbeständigen 
Stahllerierung und haben eine Abmessung von 300 X 915 mm; 
jede Schale enthält ungefähr 90 kg. Der Ofen ist in sechs 
Zonen geteilt, zuerst in eine Heizzone, dann folgt eine 
Haltezone, ferner eine Abkühlungeszone und schließlich 
drei weitere Haltezonen. In der Abküklungszone werden 
die Werkstücke durch eingeblasene Luft gekühlt. Die 
Luftleitunzen münden unter und über den Schalen und die 
Luftmenze wird selbsttätig durch ein Thermoelement ge- 
regelt, 

Der Stromverbrauch in diesem Glühofen ist der fol- 
gende: 150 kW in der Heizzone. 2h auf 876°: erste Ilalte- 
zene T0 kW. 2h auf 876°: Kühlzone kein Stromverbrauch, 
1% h auf 720°. Zweite Haltezone 10 kW, 1% h auf 720°; 
dritte und vierte Haltezone 15 kW mit oberen und unteren 
Heizelementen 2h 50 min. Beim Austritt haben die Werk- 
stücke eine Teınperatur von 510°, dieselben bleiben also 
9h 35 min im Ofen. Für jede Zone ist ein besonderes 
Thermoelement eingebaut, welches elektrisch die Tempera- 
tur regelt. Alle gerlühten Räder werden in den Grenzen 
von 187 bis 207 Brinellhärte gehalten. Das nachherirze Här- 
ten geschieht nach dem sogenannten Duplexverfahren, 
einer Verbindung eines Elektroofens mit einer Zyanrid- 
behandlung. Für diese Arbeit sind sechs rotierende Öfen 
von je 105 kW und sechs elektrisch geheizte Zyanidtöpfe 
vorgesehen. Ein Ölablöschbehälter liegt zwischen jedem 
Ofen, und die Zyanidtöpfe stehen in der Nähe der Aus- 
ziehtür. Die Drehöfen haben cinen Durchmesser von 
3238 mm, der Herd ist 455 mm breit und hat eine Fläche 
von 25 m?. Die Leistung der Öfen beträgt 200 ... 340 kg/h. 
Die Zahnräder bleiben 48..54min im Ofen. Der Herd 
dreht sich in 2% min um ie eine Station, vorauf sich die 
vom Motor angzetriebene Tür selbsttätig öffnet und das 
warme Rad herauszezogen wird. Im Zvanidtopf bleibt 
es genau 1 min und kommt dann in den Ölbehälter. Die 
Temperatur des ÖOfens beträgt 805° und diejenige des 
Z/yvanidbades 810°. Im Zyanidbad erhält das Rad eine 
Oberflächenhärtunge. Das Ölbad hat eine Temperatur 
von 31..43°. Vom Ölbad gehen die Räder durch eine 
Waschmaschine und dann zu elektrisch geheizten Anlaß- 
tanks, die ie 4540 1 Öl enthalten. In denselben bleiben sie 

15 min bei 205 °, darauf werden sie wieder gewaschen und 
reputzt. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


1491 


Die Zahnringe der Hinteräachsen werden nach den 
Schmieden 3 h bei 925 ° in kontinuierlichen Öfen geglüht. 
Nach der Bearbeitung werden sie in den oben beschriebe- 
nen Öfen gekohlt bei 775..780° in der Heizsonne ge- 
härtet, indem sie 42 min im Ofen bleiben, und nach dem 
Ablöschen in Öl werden sie 40 min lang bei 150° ange- 
lassen. Das Härten geschieht in zwei Öfen mit Roliherden, 
die aus zwei Tunneln übereinander bestehen. Diese Öfen 
sind 2,8 m lang und 610 mm breit. Durch jeden Tunnel 
gehen 28 Zalınkränze stündlich. (The Iron Age Bd. 122, 
S. 389, 513, 761.) I. 


Verschiedenes. 


Die Teiltagung der Weltkraftkonferenz in Barcelona. 
— Zu unserem Bericht über die Teiltagung der Weltkraft- 
konferenz in Barcelona (ETZ 1929, S. 1295) tragen wir 
heute die auf derselben gefaßten Beschlüsse nach. 


Gruppe A. 
Beschluß: 


Angesichts der Wichtigkeit, welche die vollständige 
Ausnutzung der Wasserkräfte für alle Länder hat, hält die 
Teilkonferenz die Schaffung eines besonderen Auschusses 
innerhalb und in Abhängigkeit von der Weltkraftkonfe- 
renz für erwünscht. Der Ausschuß soll alle hiermit zu- 
sammenhängenden Fragen untersuchen und der nächsten 
Konferenz einen Bericht unterbreiten. 


Die Ernennung der Mitglieder dieses Ausschusses und 
Seine Organisation soll durch den Internationalen Haupt- 
ausschuß erfolgen. 


Gruppe B. 
Beschlüsse: 


1. Talsperren. Die Konferenz mißt den Fragen, 
die in den Berichten über den Bau und den Betrieb von 
Talsperren behandelt wurden, große Wichtigkeit bei, und 
bittet den Internationalen Hauptausschuß, die betreffenden 
en der Internationalen Talsperrenkommission mit- 
zuteilen. 


2. Talsperrenbauimallgemeinen. Um die 
Normen festzulegen, die als Richtlinien für die Planung, 
Bauart und den Betrieb am geeignetsten erscheinen, soll 
ein Ausschuß der Weltkraftkonferenz nach einem vorher 
festgelegten Plan eine Zusammenstellung der wichtigsten 
Fragen ausarbeiten, die man zum Gegenstand der Auf- 
klärung oder der Erforschung in den Wasserbaulabora- 
torien der verschiedenen Länder zu machen wünscht. 


Dieser Unterausschuß könnte bei Gelegenheit der 
nöchsten Vollkonferenz in Berlin zusammentreten. 


Gruppe C. 
Beschlüsse: 


1. Selbst in den Ländern, in denen elektrische Kraft 
in hohem Maße verwendet wird, ist der Sättigungspunkt 
bei weitem nicht erreicht, und deshalb bieten sich noch be- 
deutende Steigerungsmöglichkeiten für die Erzeugung von 
elektrischer Kraft. 


2. Die Landwirtschaft, die gegenwärtig nur einen 
kleinen Teil der gesamten Krafterzeugung verbraucht, 
bietet bei großem Nutzen Möglichkeiten für erhöhtem Ver- 
brauch. Dies bezieht sich sowohl auf niederschlarsarme 
und dünnbevölkerte Länder, wo zur Nutzbarmachung viel 
Arbeit zu leisten ist, wie auch auf andere Länder, in denen 
man neue, sehr interessante Verwendungsformen der 
Kraft beabsichtigt. 


3. In Gegenden, in denen die Bewässerung von über- 
ragender wirtschaftlicher Bedeutung ist, sollte die zur 
Verfügung stehende Wassermenge vorzugsweise hierfür 
Verwendung finden, denn die Verwendung für die Land- 
wirtschaft ist am allerwichtigsten, da ein Ersatz für 
Wasser nicht geschaffen werden kann. 


4. Staatsbeihilfen für Zwecke der Landwirtschaft und 
der Bewässerung sind gerechtfertigt und notwendig, da der 
Staat der hauptsächliche und sicherste Nutznießer der dar- 
aus entstehenden Verbesserungen sein wird. 


Gruppe D. 
Beschluß: 


Die Vorschläge von Dr. J. Cerny., betreffend Vor- 
schriften für Konzessionen, sollen mit allen Anlagen an 
das Hauptbüro gesandt werden; dieses soll sie den Natio- 
nalen Komitees weitergeben mit der Bitte, ihre Meinung 
hierfür zu äußern, damit auf der Konferenz im nächsten 
Jahr eine erspießlichere Diskussion der Angelegenheit er- 
mörlicht wird. 


1492 


Gruppe E. 
Beschlüsse: 


1. Aus einer Zusammenarbeit zwischen Bewässerung, 
Krafterzeugung und Schiffahrt kann oft die Wirtschaft- 
lichkeit von Schutzmaßnahmen gegen Hochwasserschäden 
herausspringen. Die Teilkonferenz empfiehlt die Auf- 
nahme dieses Punktes in das Programm einer späteren 
Konferenz. 

2. Die Trockenlegung und die Entwässerung an sich 
feuchter Gebiete und solcher, die durch die Bewässerung 
zu feucht geworden sind, sollten im Zusammenhang mit 
Meliorationsarbeiten behandelt werden. Hierbei sollte im 
Auge behalten werden, daß die erstgenannten Länder auch 
einen Ernergiemarkt bilden können. 

3. Versuche mit Modellen werden für 
wasserbautechnischer Fragen empfohlen. 


Es wird ein zusammenstellender Vergleich der Ergeb- 
nisse aus den verschiedenen Wasserbaulaboratorien emp- 
fohlen — besonders im Hinblick auf die Tragweite der 
hydro-dynamischen Ähnlichkeitsgesetze und die Ermitt- 
lung von Rauhigkeitskoeffizienten. 


das Studium 


Heinrich-Goebel-Feier in Springe am Deister. 


Die in der ETZ, S. 1349, angekündiste Ehrung für 
Heinrich Goebel, den Erfinder der elektrischen Glüh- 
lampe, fand Sonnabend. deu 14. September 1929, in Gegen- 
wart einer großen Zahl von Ehrengästen statt, die sich in 
einer Festversammlung im Hotel Friese in Springe zu- 
sammengefunden hatten. 


Abb. 13. Gedenktafel für Heinrich Goebel. 


Der Vorsitzende der Elektrotechnischen Gesellschaft. 
Hannover, Dipl.-Ing. Kobus, begrüßte mit herzlichen 
Worten die erschienenen Behörden und Vertreter der be- 
rufsverwandten Vereine und Verbände, darunter den zu- 
ständigen Landrat, den Bürgermeister von Springe, die 
Vertreter der Technischen Hochschule Hannover, Profes- 
sor Dr. Dettmar und Professor Dr. Schering, Ge- 
heimrat Hartmann als Vertreter der technischen Ver- 
bände Hannovers und Direktor Pohl als Vertreter der 
deutschen Glühlampenindustrie. In Vertretung des er- 
krankten Vorsitzenden des Verbandes Deutscher Elektro- 
techniker, Generaldirektor Dr. Krone, Dortmund, über- 
brachte der Generalsekretär des VDE, Direktor Schirp, 
namens der gesamten Elcektotechnik die Wünsche des Ver- 
bandes, indem er in dankbarer Anerkennung der Verdienste 
Heinrich Goebels gedachte und der Hoffnung Ausdruck 
gab, daß, wie in Vergangenheit und Gegenwart, auch in 
Zukunft die deutsche Elektrotechnik epochale Erfinder 
und Pioniere hervorbringen möge. 

Geheimrat Hartmann wies auf die bedeutungsvolle 
Geschichte der deutschen Technik hin, in der ein Name 
wie Heinrich Goebel ein hervorragendes Ruhmesblatt 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 19% 


bedeute. Direktor Pohl schilderte als Vertreter der deut- 
schen Glühlampenindustrie die von Heinrich Goebel mit 
primitivsten Mitteln — aber vorausschauend — durchdach- 
ten Ausführungen der ersten brauchbaren Kohlenfaden- 
lampen. Dr. Beckmann, dem das Verdienst zukomnt, 
den Namen Heinrich Goebel der Vergessenheit entrissen 
zu haben, erbrachte in lückenloser Darstellung der Er- 
findertätigkeit Heinrich Goebels und des seinerzeitigen 
amerikanischen Gerichtsverfahrens den schlüssigen Be- 
weis für die Prioritätsansprüche Heinrich Goebels auf die 
erstmalige Herstellung und betriebsfertige Vorführung der 
ersten brauchbaren Kohlenfadenlampe Dr. Beckmann 
betonte, daß die nachträgliche Anerkennung und Ehrung 
Heinrich Goebels in keiner Weise die durch Swan 
und Edison erworbenen Verdienste um die Einführung 
der von ihnen gebauten Glühlampen als Lichtquelle schmä- 
lern könne. Sein Schlußwort klang aus in den Mahnruf: 
„Ehret eure deutschen Meister!“ 

Hierauf begaben sich die Teilnehmer zum Geburts- 
haus Heinrich Goebels in der Lange Straße 74, wo nach 
einer zündenden Ansprache des Baurates Dr. Wencken 
die feierliche Enthüllung der Gedenktafel (Abb. 13) statt- 
fand, die das Reliefbild Heinrich Goebels sowie eine Tag 
und Nacht brennende Glühlampe zeigt und folgenden 
Wortlaut enthält: „Hier wurde der Erfinder der elektri- 
schen Glühlampe, Heinrich Goebel, am 20. April 1818 ge- 
boren. Gewidmet von dem Verband Deutscher Elektro- 
techniker und der Elektrotechnischen Gesellschaft Han- 


nover.” 
in die Obhut 


Dr. Wencken gab die Gedenktafel 
der Gemeinde Springe, deren Bürgermeister J ü r g e s den 
Dank und die Versicherung der Gemeinde zum Ausdruck 
brachte, die Gedenktafel gern in ihre Obhut zu nehmen. 
Durch Gemeindebeschluß sei in dankbarer Erinnerung an 
ihren Bürger Heinrich Goebel die bisherige Deister- 
straße in Heinrich-Goebel-Straße umgeändert worden. 

Ein zwangloses Beisammensein auf der Deisterpforte 
und später im Hotel Friese beschloß die eindrucksvolle 
und würdige Feier der Heinrich-Goebel-Ehrung. Sch». 


Vertriebs-Seminar im Winterhalbjahr 1929/30. — Die 
beim VdI bestehende Fachgruppe „Vertriebsingenieure” 
veranstaltet im Winterhalbjahr 1929/30 eine Vortrags- 
und Übungsreihe zu dem Zweck, dem Ingenieur für eine 
verantwortliche und selbständige Arbeit auf dem Gebiet 
des industriellen Vertriebs die notwendigen Grundlagen 
zu vermitteln. In jeder der drei vorgesehenen Haupt- 
gruppen Marktanalyse, Vertriebskosten und Vertriebs- 
organisation werden drei listündige Vorträge und drei 
1%stündige Übungen gehalten. Sie beginnen am 16. X- 
im Ingenieurhaus, Friedrich-Ebert-Str. 27, und finden 
immer am Mittwoch jeder Woche um 20 bzw. 19.30 Uhr 
statt. Teilnehmerkarten für die ganze Veranstaltungs- 
reihe kosten 36 RM, für jede einzelne Vortrags- und 
Übungsgruppe 12 RM. Studierende zahlen 10,50 bzw. 
3,50 RM. Anmeldungen sind an die Geschäftstelle des 
Val, Fachgruppe „Vertriebsingenieure“ zu richten. 


Jubiläen. — Die Firma Rudolf Siemens, Elek- 
troinstallationen, Blitzschutzanlagen usw., Hannover, fei- 
erte Anfang September d J. ihr 50jähriges Geschäftsjubi- 
läum. — Das Installationsbüro für elektrieche Licht-, 
Kraft- und Telegraphenanlagen Artur Leser & Co., 
Köln, Inhaber: Artur Leser sen, feierte am 1. X. ihr 
25jähriges Bestehen. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


26. Ordentliche Mitgliederversammlung des Vereins 
Beratender Ingenieure e. V. — Bei der vom 1. bis 3. VII. 
in Nürnberg abgehaltenen diesjährigen Tagung des Ver- 
eins hat u. a. Professor Dr. Aufhäuser, Hamburg, 
dass Thema „Neuere Anschauungen über 
Feuer- und Explosionsgefahr“ behandelt und 
darauf hingewiesen, daß alle Vorsichtsmaßnahmen gegen 
Feuersgefahr viel mehr als bisher von gedanklichen 
Überlegungen hinsichtlich der Zündgefahr getragen sein 
müssen. Die selbstverständliche Vorsicht im Umgang mit 
Feuer, Licht usw. genüge nicht, es komme vielmebr schon 
auf die Lagerung brennbarer Stoffe an; bei der Möglich- 
keit einer Explosion müsse man vor allem deren Ent- 
wicklung bzw. ihr Ausmaß von vornherein beschränken. 


Transactions of the Fuel Conference, London 1928. — 
Der kürzlich erschienene illustrierte Bericht über die 
Brennstofftagung der Weltkraftkonfe- 
renz London 198 gliedert sich in vier Bände, von 
denen der erste die Kohlen- und Ölindustrie, der zweite 
die Verkokunssindustrie, der dritte die Ausnutzung Vean 
Brennstoffen behandelt und der vierte sich als Inhaltsver- 
zeichnis anschließt. Er wird in Deutschland zum Preis 


10. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft Ai 


1493 


von 245 RM von der VDI-Buchhandlung, Berlin NW 7, In- 
enieurhaus, geliefert. 


Eine nationale Ausstellerorganisation in Amerika. — 
Zur Erfüllung ähnlicher Aufgaben, wie sie dem Deut- 
schen Ausstellungs- und Messe-Amt gestellt sind, ist in 
Amerika die National Association of Expo- 
sition Exhibitors of America gegründet wor- 
den. Sie soll das Zustandekommen einer amerikanischen 
Abteilung auf ausländischen und anderen Ausstellungen 
unterstützen bzw. für eine würdige Vertretung gemäß 
der Bedeutung des Landes im Welthandel usw. Sorge 
tragen. 


5. Grüne Woche, Berlin 1930. — Die vom 1. bis 9. II. 
1930 wieder am Kaiserdamm stattfindende 5. Grüne Woche 
wird neben den eigentlichen land- umd forstwirtschaft- 
lichen Abteilungen auch eine Industrieschau um- 
fassen, in der man Geräte und Maschinen zur Ausführung 
von Meliorationen und landeskulturtechnischen Anlagen 
bzw. zu deren Unterhaltung vorführen will. 


Dresdner Funkausstellung 1929. — Der Funk-Verein 
Dresden e.V. veranstaltet vom 19. bis 27. X. wieder eine 
Ausstellung im Ausstellungspalast. Anfrazen sind an die 
Geschäftstelle des Vereins, Dresden-A 1, Töpferstraße 2 II, 
zu richten. 


Energiewirtschaft. 


Die Elektrizitätswerke und elektrischen Bahnen Öster- 
reichs. — Der österreichische Elektrotechnische Verein 
in Wien hat nach erstmaliger Wiederaufnahme der meh- 
rere Jahre unterbrochenen Herausgabe einer Statistik, 
die i. a. den Ende 1925 erreichten Entwicklungstand wie- 
dergab!, nun eine solche, abgeschlossen mit Ende 1927, 
erscheinen lassen’. Diese Neuauflage enthält in über- 
sichtlicher tabellarischer Zusammenstellung statistische 
Daten von mehr als 800 Elektrizitätswerken und von 33 
elektrischen Bahnen Österreichs. Die Statistik, die gegen- 
über der vorhergehenden Auflage eine wesentliche Erwei- 
terung sowohl hinsichtlich der Grundlagen wie des Um- 
fanges der Angaben zeigt, umfaßt 5 Teile. 

Einem alphabetisch geordneten Verzeichnis der Elek- 
trizitätswerke schließen sich in zwei Abschnit- 
ten die das eigentliche statistische Material enthal- 
tenden Tafeln an, in die, länderweise nach dem Sitz des 
Werkes geordnet, alles Wissenswerte, u. zw. getrennt für 
Unternehmungen mit mehr und mit weniger als 20 kW, 
aufgenommen wurde. Es finden sich hier neben Angaben 
über Art, Größe und Zahl der Antriebsmaschinen und 
Stromerzeuger solche über mögliche und erzielte Höchst- 
leistung und Stromerzeugung, Erzeuger-, Übertragungs- 
und Verteilungspannungen sowie über sonstige technische 
und wirtschaftliche Einzelheiten des Leitungsnetzes. Die 
Statistik umfaßt 491 Unternehmungen mit Werken von 
mehr als 20 und 185 von weniger als 20 kW. 

Der den elektrischen Bahnen gewidmete Ab- 
schnitt enthält neben allgemeinen Angaben über die Bahn- 
anlage gleichfalls alle wichtigeren Einzelheiten über Lo- 
komotiven und Triebwagen, Fahr- und Übertragungslei- 
tungen, Energiebezug und Unterwerke von 4 Voll-, 18 Lo- 
kal- und 12 Straßenbahnen. 

Ein letzter Abschnitt endlich stelltdieErgebnisse 
der Statistiken zusammen und ermöglicht damit einen 
Überblick über die Entwicklung der letzten Jahre nach 
Zahl, Leistung und Stromart der Werke, wie er sich in 
folgenden Zahlentafeln bietet: 


Leistung 
der Stromerzeuger 
in kW bzw. kVA? 


Gesamtleistung der Werke 
Zahl der Werke KW g KVA 


1920 | 1927 


10 025 10160 | 14 280 


O bis 100 | 292 | 194 | 281 
101 „ 500 | so | 154 | 200 | 19760' 35890! 44135 
501 — 1000 9| 20 ı 43] 8475: 20080 | 30 394 
1001 .. 10000 | 33 | 60 | 79| 91350 | 194 390 | 252 411 
über 10 000 5 | 16 | 18 | 168300 512400 | 602 440 
unbekannt —| 4. 6 SS u e. e 


| 428 ' 457 | 627 | 297 910 | 772 930 | 943 660* 


Wenn auch das Bild etwas verwischt wird infolge des 
Umstandes, daß die Statistik für 1925 einen Teil der in die 
Statistik für 1927 einbezogenen Unternehmungen noch 
nicht erfassen konnte, so läßt sich doch ziemlich einwand- 


1 Vgl. ETZ 1927, H 883. ` 
2? Statistik der Elektrizitätswerke und der elektrischen Bahnen 
ichs. Hersusgereben vom Elektrotechnischen Verein in Wien VI, 
„beohaldeasse 12 188 S. in 4%. Preis geb. 20 S. . 
3 Für 1925 und 1927 sind Werke unter 20 kW nicht berücksichtigt. 
+ Ohne Akkumulatorenbatterien. 


Zahl der Werke Gesamtleistung der 


Betriebskraft Antriebsmaschinen in PS 
1920 | 19 | 197 
| 
Wasser ....... 162 320 517 830 610 422 
Wasser und Wärme- | 
kraft ....... 86925, 56 03N | 88998 
Verschiedene Be- | 
triebskraft und 
unbekannt . . .. 218105 275130! 338 847 


| 428 , 457 | 627 |467 350 , 848 990 , 1038 267 


frei feststellen, daß auch in Österreich einerseits die Ent- 
wicklung zur Still- bzw. Zusammenlegung der im Hin- 
blick auf weitestgehende Rationalisierung unwirtschaft- 
lich gewordenen kleineren Elektrizitätswerke führt und 
anderseits in hervorragendem Maße es die Wasserkraft- 
ausnutzung ist, die den Bau moderner großer Werke be- 
günstigt; kaum erwähnt zu werden braucht, daß die Ent- 
wicklung ein Zurückdrängen des Gleichstromes zugunsten 
des Wechsel-, insbesondere des Drehstromes zeigt. Ge- 
messen an der Zahl der Werke entfallen auf Gleichstrom 
23,4 und auf Drehstrom 70,3% der Anlagen; gemessen 
an der Gesamtleistung ergeben sich die Zahlen 12,7% 
und 82,9 %. 

Die wesentliche Erweiterung des Umfanges der Statistik 
beweist, daß nicht nur eine restlose und vollständige Er- 
fassung nahezu gelungen ist, sondern auch die erfaßten 
Verhältnisse trotz aller wirtschaftlicher Ungunst unserer 
Zeit einen gesunden Fortschritt erkennen lassen, ohne daß 
die in der letzten Statistik angedeutete Entwicklung zum 
Stillstand gekommen wäre. Das Erscheinen der Neuauf- 
lage, deren umsichtige Bearbeitung in den Händen eines 
eigenen damit befaßten Ausschusses des österreichischen 
Elektrotechnischen Vereins lag, dürfte von allen Fach- 
genossen günstig beurteilt werden, da das Buch wichtige 
Aufschlüsse über die österreichische Elektrizitätswirt- 
schaft bietet und im Zusammenhang einerseits mit der vom 
schweizer Starkstrominspektorat und anderseits mit der 
von der VdEW, Berlin, herausgegebenen gleichartigen 
Statistik zu interessanten Vergleichen über die Entwick- 
lung in diesen Ländern anregt. Wenn der Statistik für die 
nächste Auflage ein Wunsch mitgegeben werden darf, so 
ist es vielleicht der, die befragten Werke möchten im In- 
teresse einer nicht allzu großen Verzögerung im Erschei- 
nen des Buches die in selbstloser Arbeit seitens der Her- 
ausgeber verfaßten Fragebogen rasch und gewissenhaft 
beantworten. Hammerer. 


Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Trotz 
der schlechten Wirtschaftslage in der Pfalz konnten die 
Pfalzwerke A.G. Ludwigshafen a. Rh., 1928 ihre 
Lieferung von 75,261 auf 92,315 Mill kWh, d. h. um 23 % 
steigern, die Abgabe an andere Werke betrug diesmal nur 
2,559 Mill kWh (7,756 i. V.). In der Rhein- und Saar- 
pfalz, dem ursprünglichen Versorgungsgebiet der Gesell- 
schaft, wurden an Konsumenten 116,3 Mill. kWh verkauft 
(97,7 i. V.). Der Grund der Absatzsteigerung lag haupt- 
sächlich in dem nicht unwesentlich ermäßigten Großab- 
nehmertarif, der guten Wirkung des Zimmertarifs und in 
der Werbearbeit. Der Gesamtanschlußwert (mit Bahnen) 
hat sich von 119 128 auf 127 957 kW erhöht. Erzeugt und 
bezogen wurden 102,743 Mill kWh (90,480 i. V.) und an 
das Hochspannungsnetz abgegeben 102,330 Mill kWh 
(90,234 i. V.). Der Gesamtverkauf stellte sich auf 
94,874 Mill kWh (83,017 i. V.). Das Kraftwerk Ludwigs- 
hafen arbeitete speziell in den Wintermonaten für den 
Spitzenausgleich. In der Nähe von Landau hat die Be- 
richterstatterin ein 100 kV-Umspaanwerk (zunächst 
8000 kW) und als Ersatz für eine 100 kV-Station ein 
solches (40000 kW) bei Mundenheim errichtet. Die Ein- 
nahmen betrugen 10 017624 RM (8633613 i. V.) und der 
Gewinn 754615 RM (751450 i. V.), woraus wieder 8% 
Dividende auf 9 Mill RM Aktienkapital verteilt worden 
sind. 

Die Rhein-Main-Donau A.G., München, mel- 
det in ihrem Bericht über das Gescliäftsiahr 1928 die 
Vollendung des Kachletwerks und eine merkliche Ver- 
schiebung des Schwergewichts der Bauarbeiten an den 
Main, wo die Fertigstellung des Kraftwerks Obernau für 
1929 erwartet wurde. Das Kraftwerk Untere Mainmühle, 
Würzburg, belieferte, wie bisher, das dortige Elektrizi- 
tätswerk. Seine Produktion (2,680 Mill kWh), die des 
Kachletwerks (175.720 Mill kWh) und von Viereth (13,220 
Mill kWh) betrugen zusammen 191,620 Mill kWh. Alle 
Anlagen der Gesellschaft haben die außergewöhnlichen 


t Vgl. ETZ 19%9, H. 1451. 


1494 


Eisverhältnisse des Winters 1928/29 ohne wesentlichen 
Schaden überstanden. Als Betriebsüberschuß werden erst- 
malig 2454262 RM ausgewiesen (Aktienkapital 2,7 Mill 
Reichsmark). 

Die wirtschaftlichen Verhältnisse im Versorgungs- 
ecbiet des Elektrizitätswerks Rheinhessen 
A.G., Worms, haben sich 1928 nicht günstig entwickelt; 
die Industrie litt meist an unzenüzender Beschäftigung, 
und die Lage der rheinhessisehen Landwirtschaft hat sich 
immer schwieriger gestaltet, während Löhne, Gehälter 
und Kohlenpreise gestiegen sind. Vie Stromlieferung an 
die Rhein-Nahe-Kraftversoreunz A.G., Kreuznach, kam 
in Wegfall (3,3 Mill kWh i. V.), dagegen brachte die 
Werbetätirkeit, besonders auf dem Gebiet des elek- 
trischen Kochens, sehr erfreuliche Erfolge. Erzeugt und 
bezogen wurden von Worms, Osthofen und fremden Wer- 
ken 34,72 Mill kWh (35,91 i. V.). Der Gesamtanschluß- 
wert erhöhte sich von 24383 auf 26487 kW, während der 
Stromabsatz von 12,01 auf 10,146 Mill kWh zurückze- 
gangen ist. Von der Neckarstaustufe Feudenheim und 
dem Großkraftwerk Mannheim hat die Gesellschaft 6,5 
Mill kWh entnommen, der Bezug aus der 100 kV -Leitung 
des RWE konnte noch nicht in vollem Umfang aufge- 
nommen werden. Der Betriebsüberschuß aus Strom- und 
(insverkauf, Zinsen stellte sich auf 1 864 472 RM (1681 596 
i. V.) und der Gewinn mit Vortrag auf 696 361 RM (630 290 
i.V.). Hieraus hat das Unternehmen 8% Dividende auf 
8 Mill RM Aktienkapital gezahlt (7% i.V.). 


GEWERBLICHER RECHTSSCHUTZ. 


Statistik des Reichspatentamts für das Jahr 1928. — 
Die ausführliche Statistik des Reichspatentamts für das 
Jahr 1928, die sonst Ende März zu erscheinen pflegte, ist 
diesmal erst Ende August herauszekommen und enthält 
folgende Angaben: 

Die Zahl der Patentanmeldungen belief sich auf 
‘0895 (1927: 68457) und hat somit um 3,6 % zuzenommen; 
20% der Anmeldungen stammten aus dem Ausland. Die 
Zahl der bekanntgemachten Anmeldungen betrug 19 150 
(18692), so daß sich eine Erhöhung von 2,3 % ergibt. Es 
wurden 14 235 (14 072) Hauptpatente und 1363 (1193) Zu- 
satzpatente erteilt, insgesamt also 15598, was ein Mehr 
von 2,2 % bedeutet. Am Jahresschluß waren 70 951 (66 982) 
Patente in Kraft geblieben und 126 629 (112627) Patent- 
anmeldungen unerledigt. Diese Zahl ist im ständigen 
Wachsen begriffen. Es darf aber erwartet werden, daß 
infolge der 1929 erfolgten Vermehrung der Prüfungs- 
beamten eine Verbesserung dieses auf die Dauer sehr un- 
erfreulichen Zustandes eintritt. 

Die Zahl der Gebrauchsmusteranmelduneen 
betrug 64837 (63725) und die der Eintragungen 41 800 
(41 100) ; 7629 (5931) Gebrauchsmuster wurden verlängert. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1929 


An Warenzeichen sind 27 925, d.s. 1715 weniger 
als 1927, angemeldet und 17 308 eingetragen worden; ins- 
gesamt beträgt die Zahl der Eintragungen z. Z. 236419 
Warenzeichen. 


Statistik der internationalen Warenzeichen 1928. — 
Im Jahr 1928 sind 5976 Warenzeichen angemeldet worden 
(1927: 5255); es ergibt sich also eine Zunahme um 13,1%, 
die vermutlich z.T. darauf zurückzuführen ist, dab das 
neue Haager Abkommen eine Erhöhung der Gebühren mit 
sich bringt und die Anmelder aus den bisher nicht bai. 
getretenen Ländern die billireren Gebühren noch wahr- 
genommen haben. Der Zahl der Anmeldungen nach stand 
diesmal Frankreich mit 1931 Marken an erster Stelle, die 
von Deutschland seit seinem Beitritt zum Abkommen im 
Jahr 1923 eingenommen war. Es folgten Deutschland mit 
1690, die Schweiz mit 548, Österreich mit 353, die Nieder- 
lande mit 326, die Tschechoslowakei mit 302, Belgien mit 
249, Spanien mit 181, Italien mit 155 und Ungarn mit 13 
Anmeldungen. Die übrigen Staaten blieben wesentlich 
unter diesen Beträgen. 

Die Zahl der Zurückweisuneen betrug diesmal 16%, 
nämlich 9854 gegen 8513 im Jahr 1927. Hier steht an erster 
Stelle Deutschland, das infolge seiner eingehenden Waren- 
zeichennrüfung 2430 (2074) Zurückweisungen zu verzeich- 
nen hatte. 


Beitritt zu dem Haager Abkommen. — Die Schweiz 
ist mit Wirkung vom 15. VI. 1929 der Pariser Verbands- 
übereinkunft zum Schutz des gewerblichen Eigentums in 
der Haager Fassung beigetreten. 

Belgien hat sich mit Wirkung vom 27. VII. der 
Pariser Übereinkunft und dem Madrider Abkommen, be- 
treffend internationale Registrierung von Marken, in der 
Haager Fassung und außerdem dem Haager Abkommen 
über internationale Hinterlegung gewerblicher Muster oder 
Modelle angeschlossen. 


Gegenseitigkeit für Warenzeichenschutz mit Litauen. 
— Nach einer Bekanntmachung des Reichsministers der 
Justiz vom 8. VH. 1929 wird die Gerenseitirkeit im Schutz 
deutscher Warenbezeichnungen mit dem litauischen fest- 
gestellt. Diese Erklärung, die die Gegenseitigkeit deut- 
scher Warenzeichen litauischer Staatsanzehöriger bewirkt, 
ist anscheinend dadurch veranlaßt worden, daß die litan- 
ische Warenzeichenbehörde in letzter Zeit die Eintragung 
deutscher Warenzeichen mit der Begründung abgelehnt 
hat, daß die Bekanntmachung über Gegenseitigkeit für 
litauische Staatsbürger noch nicht erfolgt sei. 


Fristverlängerung in China. — Durch eine Verord- 
nung des chinesischen Ministers für Industrie, Handel und 
Arbeit ist die Frist zur Registrierung von Handelsmarken, 
die bei dem früheren Pekinger Markenamt eingetragen 
waren, wiederum, u. zw. bis zum 18. XII. 1929, verlängert 
worden. 


Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


EV 
Elektrotechnischer Verein. 


(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft- 
stelle, Berlin W 35. Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02. 


„rest der Technik“. 


Vorläufige Anzeige. 

Die technisch-wissenschaftlichen Vereine in Berlin, 
darunter der Elektrotechnische Verein, veranstalten auch 
in diesem Jahre das 

„Lest der Technik“ 
in sämtlichen Räumen des Zoologischen Gartens in Berlin 
am Freitag, dem 8 November 1929. 

Das Fest hat den Charakter eines repräsentativen 
Balles; sein Überschuß wird bestimmungszemäß den Ver- 
einen Tur Unterstützungen zugeführt. 

Die Veranstaltung des Festes erfolet in etwa dem- 
selben Rahmen wie im Vorjahre. 

Nähere Bekanntmachunzen folgen in einer der näch- 
sten Nummern der ETZ. 


Vorläufige Anzeige. 


Der Elektrotechnische Verein wird in Gemeinschaft 
mit dem Außeninstitut der Technischen Hochschule Berlin 
im kommenden Winter eine Vortragsreihe über: 


„Funktionentheorie und ihre Anwendung in der Technik“ 


veranstalten. Die Vortragsreihe wird aus einem mathe- 
matischen, die Grundlagen der Theorie umfassenden Teile 
und einem technischen, die wichtigsten Anwendungen be- 
handelnden Teile bestehen. 
Beginn: Ende Oktober, Ende: Mitte März. 
Zeit: Montags 18% ..20 Uhr. 
5 S rt: Hörsaal Nr. 141 der Technischen Hochschule zu 
erlin. 


Voraussichtlicher Preis für sämtliche Vorträge: 
für Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins 16 RM 
für deutsche Studenten . e "Bee 7 E ie, BB 
für andere Teilnehmer . . . re 24 u 


Die näheren Festsetzungen werden rechtzeitig be- 
kanntgegeben werden. 


Lesesaal für technische Zeitschriften und Bücher. 


Im Interesse der Vertiefung der technisch-wissen- 
schaftlichen Bildung unserer Mitglieder, insbesondere zur 
Förderung der Weiterbildung der jungen Elektrotech- 
niker, hat der Elektrotechnische Verein eine Anzahl der 
bedeutendsten Fachzeitschriften, namentlich ausländischer, 
beschafft. Diese werden in der Bücherei des Ad, 
Ingenieurhaus, Berlin NW7, Friedrich- 
Tbert-Str. 2711, aufbewahrt und dort ausgegeben. 
Purch eine Vereinbarung mit dem Verein deutscher Ín- 
genicure ist es den Mitgliedern unseres Vereins weiterhin 


10. Oktober 1928 


ermöglicht, den Lesesaal im Ingenieurhaus und die dort 
verfügbaren Bücher und Zeitschriften gegen Vorzeigen 
der Mitgliedskarte unentgeltlich zu benutzen. Dieser 
Lesesaalist geöffnet: Montags, Dienstags 
und Donnerstags von9Uhrvorm.bis 7 Uhr 
abends, MittwochsundFreitagsvon®9 Uhr 
vorm. bis 9 Uhr abends, Sonnabends von 
9 Uhr vorm. bis 1 Uhr mittags, Sonntags nicht. 
ie Bücher und Zeitschriften dürfen nur in der Bücherei 
selbst benutzt werden. Im Interesse der Mitglieder emp- 
fehlen wir eine lebhafte Beteiligung. 


Nachtrag 


zum Sitzungsbericht vom 29. Januar 192%. 


Besprechung des Vortrags 
des Herrn Professor A. Matthias: 
„Der gegenwärtige Stand der Blitzschutzfrage‘“. 


Vorsitzender: Herr Präsident Professor 
Dr. Ing. E. h. Dr. K. W. Wagner. 


Vorsitzender: Ich danke Herrn Professor MATTHIAS 
für seinen sehr interessanten Vortrag, der für die weitere 
ann der Blitzschutzfrage höchst bedeutungs- 
voll ıst. 

Zur Diskussion, die ich jetzt eröffne, darf ich, da ich 
gerade das Wort habe, selbst etwas bemerken. Für den, 
der wie ich die Frage des Blitz- und Überspannungschut- 
zes Seit vielen Jahren verfolgt, ist es sehr interessant 
festzustellen, wie sich die Meinungen im Laufe der Zeit 
gewandelt und geklärt haben. Als wir in der Verbands- 
kommission für Überspannungschutz vor einigen Jahren 
begannen, die gegenwärtig geltenden Vorschriften für den 
Schutz elektrischer Anlagen gegen Überspannungen aus- 
zuarbeiten, war die allgemeine Ansicht, daß es mensch- 
licher Macht nur gegeben sei, die Anlagen gegen in- 
direkte Blitzwirkungen und gegen schwächere Seiten- 
schläge zu schützen; bei direkten Blitzschlägen dagegen 
müsse man den lieben Gott walten lassen. Im Gegensatz 
hierzu haben wir heute aus dem Vortrag gelernt, daß die 
indirekten Blitzwirkungen und die Seitenschläge vielfach 
var nicht so schlimm sind. Es mag bei dieser Erfahrung 
freilich auch die Tatsache mitspielen, daß die Betriebs- 
spannungen immer höher geworden sind und die Leitun- 
gen dementsprechend eine größere Sicherheit gegen atmo- 
sphärische Überspannungen erlangt haben, deren Höhe ja 
immer dieselbe geblieben ist. 

Das erfreuliche Ergebnis dieses Vortrages ist aber 
die Erkenntnis — und das ist doch wirklich ein schönes 
Zeugnis für den technischen Fortschritt —, daß man sich 
heute auch gegenüber dem direkten Blitzschlag in die 
Leitung nicht mehr ganz ratlos und hilflos fühlt. Gewiß 
stehen wir erst am Anfang, und es wird noch viel schmerz- 
liches Lehrgeld kosten, bis wir erst einmal so weit sein 
werden, auch die direkten Blitzschlüäge ohne wesentliche 
Störung der Anlage abzuleiten. Aber schon jetzt dürfen 
wir Herrn Prof. MATTHIAS zu den schönen Ergebnissen 
der unter seiner Leitung durchgeführten Forschungs- 
arbeiten der Studiengesellschaft für Höchstspannungsan- 
lagen herzlich beglückwünschen. (Lebhafter Beifall.) 


Herr Biermanns: Bei dem außerordentlich interessan- 
ten Vortrag des Herrn Professor MATTHIAS hat mich be- 
sonders die Feststellung interessiert, daß selbst bei sehr 
schweren Blitzschlägen Überschläge nur an einer einzi- 
ven Leitungsphase beobachtet worden sind. Wenn man 
versucht, sich diese anfänglich überraschende Erschei- 
nung zu erklären, dann kommt man zu dem Ergebnis, daß 
hierfür die kapazitive und induktive Koppelung zwischen 
der betroffenen und den beiden anderen Leitungsphasen 
verantwortlich zu machen ist. Durch diese Koppelung 
wird eine auf der zunächst getroffenen Leitungsphase 
laufende Wanderwelle die Spannung der beiden anderen 
Leitungsphasen mitnehmen und so die Spannungsdifferenz 
verringern, so daß man unter Umständen Überschläge 
hintanhalten kann. Wenn man diese Überlegung annimmt, 
dann kommt man zu dem Ergebnis, daß der Schutzwert 
der Blitzseile doch nicht so niedrig ist, wie vielfach be- 
hauptet wird. Insbesondere wird man, wenn man mehrere 
Blitzseille anwendet, durch eine verbesserte Koppelung 
zwischen Blitzseil und Leitungsdrähten manche Über- 
schläge verhindern können. (Beifall.) 


Herr Piloty: Ich möchte mir erlauben, an den Herrn 
Vortragenden eine Frage zu stellen, von welcher ich 


ı ETZ 19%, S. 276 ff. 
2 ETZ 1929 5. 1469. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


1495 


glaube, daß sie für die vorgetragene Theorie von prinzi- 
pieller Bedeutung ist. Ein wesentlicher Teil derjenigen 
Schlußfolgerungen, die an das Verhalten der direkten 
Blitzschläge geknüpft worden sind, beruht auf der An- 
nahme, daß der Blitz als eine Stromquelle eingeprägten 
Stromes anzusehen ist. Hiernach erzeugt der Blitz einen 
gewissen Strom, welcher sich unabhängig von der Höhe 
der praktisch vorkommenden Widerstände der Blitzbahn 
seinen Weg zur Erde bahnt und dabei Spannungen ent- 
wickelt, deren Höhe gerade eben von der Höhe dieser 
Widerstände abhängt. Die Frage, welche ich an den 
Herrn Vortragenden richte, ist die, ob diese an sich plau- 
sible Annahme rein hypothetischer Natur ist oder ob sich 
für sie in den Versuchsergebnissen eine Stütze findet. Da 
der größte Teil der praktischen, vom Herrn Vortragenden 
gezogenen Schlußfolgerungen mit dieser Annahme steht 
und fällt, halte ich es für wünschenswert, genau darüber 
Klarheit zu schaffen, inwieweit diese Annahme selbst oder 
aus ihr gezogene Schlußfolgerungen experimentell verifi- 
ziert werden können. 

Gewisse Erfahrungen aus der amerikanischen Be- 
triebspraxis an 220 kV-Leitunzen scheinen mir nämlich 
dieser Grundannahme zu widersprechen. Bei gemeinsam 
von der Southern California Edison Co. und der West- 
inshouse Electric and Mfg. Co. im 220 kV-Netz der 
ersteren vorgenommenen Versuchen? stellte sich näm- 
lich heraus, daß der Widerstand der Erdschlußstrombahn 
(allerdings bei Betriebsperiodenzahl und einschl. des 
Lichtbogens) in diesem Netz bis zu 250 Q beträgt. Wenn 
eine Zahl ähnlicher Größenordnung häufig vorkommt und 
wenn die Zahlen des Herrn Vortragenden über Strom- 
stärke des Blitzes, außerdem die erwähnte Grundannahme 
zutreffen, so müßte praktisch jeder direkte Blitzschlag in 
die Leitungen zum rückwärtigen Überschlag auf sämt- 
lichen Phasen und damit zu mehrphasigen Kurzschlüssen 
führen. Dem widerspricht aber in der genannten Litera- 
turstelle die Tatsache, daß die überwiegende Mehrzahl 
aller Überschläge lediglich einphasig erfolgt. Auch die 
Erfahrung in anderen Netzen zeigt, wie ja auch der Herr 
Vortragende erwähnte, daß die einphasigen Überschläge 
bei weitem überwiegen. Vielleicht interessiert es die Ver- 
sammlung, die Meinung des Herrn Vortragenden zu diesem 
Punkt zu hören. (Beifall.) 

Herr Ollendorff: Ich möchte mir zur Frage der Mast- 
widerstände eine Frage erlauben. Wenn man die Leitun- 
gen als Wellenwiderstände behandelt, dann liegt es nahe, 
den Mast als Leitung aufzufassen, so daß er nicht als Erd- 
widerstand, sondern als Wellenwiderstand fungiert, der 
durch seine Konstruktion gegeben ist. 

In diesem Zusammenhang noch eine andere Frage. 
Wenn man sich überlegt, wie der Strom von dem Blitze 
zur Erde übergeht, dann muß man sich natürlich fragen, 
wie sich die einzelnen Stromfäden nach dem Kontinuitäts- 
gesetz wieder schließen. Ich denke nicht an den Übergang 
durch den Verschiebungstrom, sondern an den Rücktritt 
der Ströme durch die Erde. Man findet dann, daß sich ein 
ziemlich starkes Erdstromfeld entwickeln muß, das schon, 
bevor der Blitz einschlägt, den Mast auf ein hohes Poten- 
tial bringen muß, weil sich in der Erde um den Mast her- 
um ein Spannungstrichter ausbildet. Ich möchte fragen, 
ob dieses Erdstromfeld einmal berechnet worden ist und 
was für Gefahren entstehen, und ob man daran gedacht 
hat, dieses Erdstromfeld zu Meßzwecken heranzuziehen; 
denn es ist dem zu messenden Felde proportional. (Bei- 
fall.) 

Herr Biermanns: Ich habe noch etwas vergessen. 
Herr Professor MATTHIAS kam auch auf den günstigsten 
Einbauplatz der Überspannungsableiter in einer Station 
zu sprechen. Soviel ich mich erinnere, schlug er vor, 
diese Überspannungsableiter an die Einführungstelle der 
Leitung in die Station oder wenigstens in deren Nähe zu 
setzen. Man kann aber der Ansicht sein, daß dort, wo 
die Leitung auf die Sammelschiene trifft, infolge des 
wesentlich geringeren Wellenwiderstandes des Sammel- 
schienensystems eine Reflexion mit Spannungserniedri- 
rung eintritt, daß also infolgedessen gerade an dieser 
Stelle die Ansprechspannung für den Ableiter ungünstig 
beeinflußt wird. Auf Grund dieser Tatsache muß man 
nach meiner Ansicht zu dem Ergebnis kommen, daß ge- 
rade die Enden der Sammelschienen geeignete Anschluß- 
stellen sind, denn an ihnen treten Reflexionen mit Span- 
nungsverdopplung ein, und man wird so an diesen Stellen 
günstigere Ansprechbedingungen für den Überspannungs- 
ableiter haben. In Amerika wird sogar der Vorschlag 
gemacht und an vielen Stellen auch durchgeführt, die 
Überspannungsableiter in unmittelbarer Nähe der Trans- 


s Wood, Hunt, Griscom, Transact. Am. Inst. El. Engs. 
1928 m. S. 68. 


1498 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1929 


formatoren anzubringen, um die kostbarsten Objekte der 
Station zu schützen und die Reflexionen an dem Transfor- 


mator mit ihren hohen Wellenwiderständen auszunutzen. 
(Beifall.) 


Herr Eisner: Eine solche Technik, wie sie sich hier 
herausgebildet hat, wird nicht nur in ihrem eigenen Ge- 
biet, aus dem heraus sie entstanden ist, von Nutzen sein, 
sondern man kann sich schr wohl vorstellen, daß auch 
andere Anwendungsgebiete von dieser Einrichtung Nutzen 
haben können. Ich denke an die Meteorologie. Augen- 
blicklich wird es dort so gemacht, daß in den einzelnen 
Beobachtungstationen die Wettermeldung in Telegramm- 
form verschlüsselt an die einzelnen Stellen gezeben und 
dann entziffert wird, um zu einer Wetterkarte zusammen- 
gestellt zu werden. Das dauert sehr lange. Wenn an 
einer Stelle sämtliche Stationen gleichzeitig beobachtet 
werden können, dann ist das für die Beobachtung des 
Wetters von großem Vorteil und auch für die Wettervor- 
hersage an sich. 


Herr Mestermann (brieflich eingesandt): Zur Ver- 
meidung von Mißverständnissen bezüglich der Betriebser- 
fahrungen kalifornischer Elektrizitäts-Gesellschaften mit 
220 kV Kraftübertragungen, die von Herrn Dr. PILOTY er, 
wälnt wurden, möchte ich mir im folgenden einige Hin- 
weise erlauben. Man kann nämlich die Überschläge und 
Betriebsunterbrechungen auf den mit widerstandlos ge- 
erdetem Nullpunkt seit Mai 1923 in Betrieb befindlichen 
220 kV-Leitungen der Southern California Edison Co. 
zwischen den Big-Creek-Wasserkraftwerken und den Um- 
spannwerken bei Los Angeles, die seit August 1925 syste- 
matisch durch eingebaute ÖOszillographen verfolgt wur- 
den und über die im September 1927 auf der AJEE-Ta- 
gung in Del Monte, Kalifornien, von WOOD, HUNT und 
GRISCOM vorgetragen wurde, deswegen gar nicht mit den 
durch direkte Blizschläge in eine Phase ausgelösten rück- 
wärtigen Überschlägen der anderen Phasen vergleichen, 
weil es sich in Kalifornien in den weitaus meisten Fällen 
um Überbrückungen von Hänge-Isolatorenketten durch die 
Exkremente der dort lebenden großen Vögel (Adler und 
Habichte) handelt, während Gewitter ja bekanntlich in 
Kalifornien nur sehr selten vorkommen. So wurden von 
den 96 in der Zeit von Januar 1924 bis Mai 1927 stattge- 
fundenen Überschlägen allein 82 durch solche Vögel ver- 
ursacht; 30 dieser 96 Überschläze führten zur Überschrei- 
tung der Stabilitätserenze und damit zur Unterbrechung 
des Betriebes infolge der großen, vom Erdschlußwider- 
stand verzehrten Energien. So ist es auch zu erklären, 
daß sich unter 65 in der Zeit zwischen August 1925 und 
Mai 1927 stattgefundenen Überschlägen 59 einphasige Erd- 
schlüsse auf der Leitung und vier Überschläge zwischen 
Stationssammelschienen und Erde befanden; von diesen 
65 Überschlägen führten elf zur Unterbrechung des Be- 
triebes. Bekanntlich haben die ältesten Big-Creek-Ein- 
fachleitungen je nur cin Erdseil, während die dritte so- 
genannte „Vincent“-Leitung ohne Erdungseil ausgerü- 
stet ist. 

Die von Herrn Dr. PIL OTY angeführten hohen Erd- 
schluß-Widerstände bis zu 250 Q kommen in der llaupt- 
sache in der Nähe der Kraftwerke vor; wie ich mich kürz- 
lich durch persönliche Inaugenscheinnahme überzeugen 
konnte, hat man hier eine derart unwirtliche felsige Ge- 
birgslandschaft, daß wegen der geringen Erdschicht auf 
der Oberfläche des Felsengebirges die Vegctation schon 
recht verkümmert ist; die Wasserarmut tut noch ein 
übrizes, um Erdungswiderstände der erwähnten Größe zu 
erzeugen. Auch der mittlere Teil der Leitungen führt 
durch sehr trockene Gegenden, und Erdungswiderstände 
von über 100 Q bilden die Regel: nur in der Nähe der 
Küste bei Los Angeles ergeben sich niedrigere Werte. 
Während so aus einem Vergleich von den Versuchs- mit 
den Rechnungsergebnissen Schwankungen der Erdunges- 
widerstände für die verschiedenen Gegenden zwischen 25 
und 250 Q resultierten, kann man doch sagen, daß Wider- 
stände von über 100 Q die überwiegende Mehrheit bilden. 
Übrigens ergaben die Versuche bei solchen Erdungswider- 
ständen von 1009 ziemlich unabhängig von der Entfer- 
nung von den Kraftwerken Erdströme von etwas über 
1000 A, so daß also die Spannung an den Fehlerstellen rd. 
100 kV betrug. 

Ganz anders haben sich infolge der abweichenden kli- 
matischen Verhältnisse die Erfahrungen mit den beiden 
im Frühjahr 1928 von der Philadelphia Electrie Co. in 
Betrieb genommenen 220 kV-Einfachleitungen zwischen 
dem Conowingo-Wasserkraftwerk am Susquehanna River 
und dem etwa 93 km entfernten, bei Philadelphia gelege- 
nen Plymouth Meeting-Umspannwerk gezeigt; wie ich bei 
meinem letzten Besuch der Philadelphia Eleetrie Co. An- 


fang Oktober 1928 von den Ingenieuren dieser Gesellschaft 
erfuhr, haben die häufigen schweren Gewitter in diesem 
östlichen Teil der V.S. Amerika (Pennsylvania) zur Folze 
gehabt, daß bis Anfang Oktober 1928 sich drei schwere 
Störungen ereigneten, die sämtlich zur Betriebsunterbre- 
chung führten. Alle drei Fälle sind durch direkte Blitz- 
schläge in die Leitung verursacht worden und waren ent- 
gegen den Erwartungen der Betriebsleiter mehrphasire 
Kurzschlüsse; etwa 3 min nach jeder Störung konnten 
die Leitungen, von denen jede mit zwei Erdseilen ausge- 
rüstet ist, wieder in Betrieb genommen werden. Bemerkt sei 
noch, daß sowohl in Plymouth Meeting als auch in Cono- 
wingo 220 kV-Blitzableiter (Autovalve Arrester der We- 
stinehouse Co. in Plymouth Meeting, Oxydfilm-Arrester 
der General Electrice Co. in Conowingo) und Hochspan- 
a i (je 0,09 mH pro Leitungseil) eingebaut 
sind. 


Vortragender: Die Herren Diskussionsredner haben 
interessante Fragen angeschnitten, die uns zum Teil auch 
schon beschäftigt haben. 


Herr BIERMANNS sprach zunächst von der Verrinzee- 
rung der Spannunesdifferenz infolge der gegenseitigen 
kapazitiven Beeinflussung. Auch wir glauben daran, und 
ich habe in meinem Vortrag, den ich vor 14% Jahren in 
Ulm gehalten habe, an Hand von Lichtbildern diesen Ein- 
fluß ebenfalls erwähnt. Allerdings haben wir aber noch 
nicht ein so präzises Beobachtungsmaterial, daß wir uns 
zu dieser Frage endgültig äußern können. Der Gedanken- 
gang scheint uns aber durchaus richtig zu sein. 


Herr PILOTY meinte, daß ein bestimmter Blitzstrom 
durch die unteren Teile seiner Bahn gewissermaßen hin- 
durchgepreßt wird. Das ist auch unsere Auffassung. Ich 
glaube, daß es richtig ist anzunehmen, daß der Strom das 
primär Gegebene sei und daß die gewaltige Elektrizitäts- 
menge alles weitere bestimmt. Diese Auffassung führt zu 
den vorgetragenen Gedankengängen bezüglich der Vor- 
gänge im Mast selber. — Daß fast alle Überschläge ein- 
phasig sind, habe ich nicht gesagt oder wenigstens nicht 
sagen wollen. Wir möchten allerdings vom Schutzstand- 
punkt gern, daß es so wäre. Wir können aber über das 
Verhältnis der einphasigen zu den mehrphasigen Fehlern 
zahlenmäßig nicht viel sagen. Wenn wir nach noch sehr 
unsicheren Unterlagen schätzen sollen, kann man viel- 
leicht unter allem Vorbehalt etwa 50 % annehmen. Von 
den übrigen 50 %, die noch zu Kurzschlüssen führen, wird 
man einen großen Teil in ihren Auswirkungen durch 
Relaismaßnahmen bekämpfen müssen. 


Die Ausführungen des Herrn OLLENDORFF über das Feld 
in der Erde sind sehr interessant. Die Beachtung des Erd- 
stromfeldes wird sicher sehr nützlich sein; es gibt ein 
Gebiet, auf das sich die theoretischen Überlegungen, die 
Herr OLLENDORFF angeregt hat, sehr schön anwenden lassen. 
Es ist nämlich oft die Rede davon, ob es für den Blitz- 
einschlag nicht‘ einen großen Unterschied macht, ob der 
darunter befindliche Boden trocken oder feucht ist. Es 
besteht sogar eine von verschiedenen Seiten sehr stark 
vertretene Auffassung, daß unterirdische Wasseradern, 
wie sie Rutengänger finden, Blitzeinschläge erleichtern. 
Wenn sich das mathematisch exakt nachrechnen ließe, 
dann wäre es schr interessant zu wissen, ob eine solche 
Größenordnung herauskommt, daß tatsächlich solche Ein- 
flüsse praktisch eine Rolle spielen. Über die Ausnutzung 
dieses Feldes zu Meßzwecken haben wir noch nicht nach- 
gedacht. Es ist die Frage, ob die Sache exakt genug 
wird. 


Herr BIERMANNS sprach noch davon, wo man den Blitz- 
schutzapparat anbringen soll.e Wir möchten nicht gern, 
daß diese Wanderwellen ganze Teile der Anlagen durch- 
laufen müssen, die doch alle möglichen Reflexionspunkte 
an den Stromwandlern haben, um schließlich an andere 
Punkte, wie z. B. bis zu dem Transformator zu kommen. 
Wir haben vielfachen Grund zu der Annahme, daß ihr 
Eintritt in die Station besonders gefährlich ist. Nun ist 
die Sache zwar so, daß der Schutzapparat auch seine An- 
sprechverzögerung hat; bis er anzesprochen hat, wird also 
schon eine gewisse Welle durchgelaufen sein. Aber das 
ist nur ein kurzes Wellenstück, das sich auch leichter be- 
kämpfen läßt. Außerdem könnte man den Apparat auch 
noch etwas weiter vor die Station setzen, vielleicht an 
den ersten Mast, um dadurch auch schon eine Weglänze 
dazwischen zu schalten. (Beifall.) 


Elektrotechnischer Verein. 
Der Generalsekretär: 
Dr. Schmidt. 


en ne en, 0 E E E ET 
EEE ` ET 


10. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


1497 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 


Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


Kommission für Maschinen und Trans- 
formatoren. 


Nachstehend wird der von der Unterkommission für 
Klemmenbezeichnungen bearbeitete Entwurf von „Regeln 
für die Bezeichnung von Klemmen bei Maschinen nebst 


Gleichstrommaschinen ohne Wendepole 


! i—i 
mit Nebenschluß-Wicklung | 


Linkslauf 


Motoren | 


Generatoren 


Linkslauf 


mit Reihenschluß-Wicklung | 


Von der Antriebseite (also meist der dem Kommutator entgegengesetzten Scite) aus gesehen. Vgl. R.E.M. § 76 


Anlassern und Reglern sowie bei Transformatoren” be- 
kanntgegeben. Der Entwurf, der unter Beachtung und 
Zugrundelezung der internationalen Verhandlungen, über 
die in ETZ 1928, Seite 163 u.ff. berichtet wurde, auf- 
gestellt ist, wird später an die Stelle der seit 1. Juli 1909 
gültigen „Normen für die Bezeichnung von Klemmen bei 
Maschinen, Anlassern, Reglern und Transformatoren” 
treten. 

Mit Rücksicht auf die noch nicht völlig abzeschlosse- 
nen internationalen Verhandlungen wurde von einer Vor- 
lage und Genehmigung bei der diesjährigen Jahresver- 
sammlung abgesehen. Äußerungen und Anregungen sind 
längstens bis zum 1. Dezember 1929 indoppelter Aus- 
fertigung an die Geschäftstelle des VDE zu richten. 


mit Doppelschluß-Wicklung 


= dv 


aD 


t 
Ausgleichleitung 


Tafel 1. 


1498 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 10. Oktober 1929 
Gleichstrommaschinen mit Wendepolen 8 
— — ae ie Nebenschluß-Wioklung | mit Reihenschluß-Wicklung on mit Doppelschluß-Wicklung g 
p 
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Si, - mn 
o 
Si | 


Entwurf 1. 


Regeln für die Bezeichnung 
von Klemmen bei Maschinen nebst Anlassern 
und Reglern sowie bei Transformatoren. 
A. Allgemeines. 


Die Klemmen von Maschinen, Transformatoren sowie 
zugehörender Apparate der im allgemeinen üblichen Bau- 


5 t 
G Ausgleichleitung 


Von der Antriebseite (also meist der dem Kommutator entgegengesctzten Seite) aus gesehen. Vgl. ] R.E.M. 8 76. Ea 
Tafel 2. 


arten (Gleichstrommaschinen mit Nebenschluß-, Reihen- 
schluß- und Doppelschlußwicklung mit oder ohne Wende- 
pol- bzw. Kompensationswicklung, Einphasen- und Mehr- 
phasenmaschinen, Umformer, Doppelgeneratoren, Trans- 
formatoren, Anlasser, Regler usw.) sind einheitlich zu 
bezeichnen. Bei Sonderausführungen, die nicht im Text 
oder den Beispielen besonders erwähnt sind, sind die 
Klemmenbezeichnungen sinngemäß anzuwenden. 

Die normale Klemmenbezeichnung macht das Schalt- 
bild nicht überflüssig. 


10. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 1498 


Dreileiter-Nebenschluß-Generator 
mit Wendepolwicklung mit Spannungsteiler (Drosselspule) und Magnetregler 


Rechtslauf | Linkslauf 


Drehstrom-Gleichstrom-Einanker-Umformer | 
mit Nebenschluß- und Wendepolwicklung sowie den zugehörenden Transformatoren 


mit 3 Schleifringen mit 6 Schleifringen 
Rechtslauf | Rechtslauf 
R R 
d S 
2 ee d 
W LW 


Tafel 3. 
Eine Klemme kann bzw. muß unter Umständen meh- entsprechende Wicklungsende mit zusätzlichen Indices 1, 
rere Buchstaben erhalten. 2, 3 usw. 
Große Buchstaben werden in vertikaler Blockschrift, Der Drehsinn wird bestimmt nach $ 76 der R.E.M. 


kleine Buchstaben in schräger Kursivschrift ausgeführt. f = 
Die Klemmen gleichartiger Wicklungen an einer Ma- B. Maschinen und zugehörende Apparate. 
schine werden durch Buchstabenindices a, b, c unterschie- - I. Gleichstrom. 
en, z.B. u — z, Ua — Xa, Ub — £b. Anzapfungen erhalten Die einheitliche Bezeichnung der Klemmen von Gleich- 
dieselben Buchstaben als Klemmenbezeichnung wie das strommaschinen, Anlassern und Reglern soll sein: 


(Fortsetzung des Textes auf S. 1502.) 


10. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


1500 


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299 yoLIyoTELN) 


OD! 


10. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 1501 


Einphasen - Kommutatormotoren 


Hauptstrommotor mit Wendepol | Repulsionsmotor 


mit Durchmesserkurzschluß | mit Sehnenkurzschluß 


R | R 
` | 4 
| 
| 
, u Ua 
| u 
| U 4 U V 
H U Ur 

Tafel 6. 


Dreiphasen-Kommutatormotor 


mit Serientransformator, Rotor sechsphasig 


- — E ——— m 


mit Serientransformator, Rotor dreiphasig | mit Leistungstransformator, Rotor dreiphasig 


1502 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 10. Oktober 1929 
Transformatoren 
z ~ S 
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Einphasen-Transformator mit herausgeführtem Drehstrom-Transformator Schaltgruppe C, mit 
Nullpunkt Be Nullpunkt 
R Ai D 
vU kk IN Ur U dai 
u2 Ha ru 
T Yz 23 
£ D 2 
T P 2 
0 Ui U 7V 


Drehstrom-Transformator in Sparschal- 
a mit herausgeführtem Nullpunkt 


Drehstromwicklung in Sternschaltung 


Tafel 8. 


Anker A —B 
Nebenschlußwicklung für Selbsterregung . c—D 
Reihenschlußwicklung für Erregung mit 
eigenem Ankerstrom `. . . . 2.2... E—F 
Wendepolwicklung bzw. Kompensations- 
wicklung . ! G—H 
Fremderregte Magnetwicklung ; J-K 
wenn die Wicklung für die eigene Anker: 
spannung bemessen ist, kann sie auch mit 
C —D bezeichnet werden. 

Leitung: unabhängig von Polarität . L 
Pluspol . DECHE P 
Minuspol N 

Netz: Zweileiter . N—P 

Dreileiter . N—O-—P 
Nulleiter (Mittelleiter) (0) 
Anlasser . f . L, M, R, 
wobei 
L mit N oder P 
M , „ D (u. U. über einen Regler), 
R A „ B.E, F, G, H je nach Schaltung ver- 


bunden werden kann. 


Drehstromwicklung offen mit An- 
zapfungen am ee 


ii DAAA 


Drehstromwicklung offen mit An- 
zapfungen am Ende 


Drehstromwicklung in Sternschaltung mit heraus. 
geführtem Nullpunkt 


Bei Umkehranlassern sind die Klemmen des An- 
lassers, deren Vertauschung zur Erzielung sinnfälliger 
(sympathischer) Bewegung zwischen dem Steuerorgan 
und z. B. der Lastbewegung erforderlich ist, doppelt zu be- 
zeichnen und nach der Montage die nichtbenutzten Be- 
zeichnungen ungültig zu machen, z.B. A (B) und B(A). 


Regler . ne DRECHEN s—t, 
wobei s mit dem Schleifkontakt unmittelbar in Verbindung 
steht und mit 

C oder D bei,Selbsterregung im Nebenschluß, 

J RK Fremderregung 
zu verbinden ist. 
Klemme des Magnetkurzschlußkontaktes . Q 


Die Unterscheidung gleichartiger Wicklungen an der- 
selben Maschine geschieht z. B. wie folgt: 


Doppelkommutatormaschinen . . A — B; Aa— Ba 
Bei Maschinen mit getrennter Wende- 
pol- und Kompensationswicklung 
für die erstgenannte ; 

für die letzterwähnte . 


DI 


G—H 
Ga — Ha. 


m p mm an 


10. Oktober 1929 


| U vu U 
x Y Z 
u a Un Ma 


Drehstromwicklung offen, 


geteilt 
u U 7U 
Mr Von, 
u, vi Ki 
x P Z 
Ua Wa 
Ua, la, Mi 
ua, Va; ms 
a Ya Ze 


Transformator mit 


Anzapfungen am Anfang ` 


Stromwandler mit geteilter 


Primärwicklung 


Die Klemmenbezeichnung soll so gewählt werden, 
daß bei Motoren im Rechtslauf der Strom in allen Wick- 
lungen (ausgenommen feldschwächende 


gen) 


Feldrichtung ergeben. 


Eine bleibende Änderung des Drehsinnes wird durch 
Umpolarisierung der Maschine, also durch Vertauschung 
der Anschlußleitungen an den Klemmen der Feldwicklun- 
gen C, D bzw. E, F (aber nicht der Wendepol- und Kom- 
pensationswieklungen G, H) erreicht. 
Klemme A stets mit der P-Leitung verbunden. 


~ Dagegen erfordert betriebsmäßig wechselnder Dreh- 

sinn (umsteuerbarer Motoren) in der Regel Vertauschen 

er Anker- (und Wendepol-) Anschlußleitungen . 
G, H) bei unverändertem Anschluß der Feldwick- 


see 


wa 


i 
| 
| 


im Sinne der alphabetischen Buchstabenfolge die 
gleiche Richtung hat, also bei allen Wicklungen in der 
Buchstabenfolge fließt. Bei Doppelschlußmaschinen sollen 
alle Erregerwicklungen, wenn sie im Sinne der alphabe- 
tischen Reihenfolge ihrer Klemmenbuchstaben in derselben 
Richtung vom Strom durchflossen werden, die gleiche 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


u U KA 
Xe Ye l: D Z 
Ze Yı 2, | Le Ki 
z 4 z =: Kë 
da, 
Za 


la Va Wa i Re = 

Us, Um, Wa, e en 

Us, Um, Ya, = Ee 
Xa Ya Za 


Drehstromwicklung offen, geteilt Drebstromwicklung offen, geteilt 
mit en in der Mitte , mit Schaltspulen in der Mitte 


| 
e ù- Je 
| 
T; Ye d | 
T, Y r de A L 
z An E | 
Ua Un Mz 
A Z 
Ze, Ya, de, 
Ta Ya Za 
Transformator mit Stromwandler 
Anzapfungen am Ende 
W 


eo 


Stromwandler mit Anzapfung | Dreiphasen-Spannungswandler 


Tafel 9. 


Zusatzwicklun- lungsort umgepolt werden. 


zu ersehen ist. 


Es bleibt daher 
Anker bzw. Primäranker 
(A, ter Schaltung . 


ketteter Schaltung 


— AWVN y —© 
g Q 
Ve 


bei Dreiphasenstrom und unver- 


1503 


Sp. 
Z 


S 
X 


Va 


d 
Xa 


Ya 
U U m 
U. Sp. 
x Ap © 
Drehstrom -Transformator 


mit 3 Wicklungen 


Einphasen- Spannungswandler 


Bei Gleichstromgeneratoren für Selbsterregung muß 
die Maschine unter Umständen nachträglich am Aufstel- 


Bei dem Entwurf von Schaltungsbildern soll die gegen- 
seitige Lage der Wicklungen in der 
den, daß ein Stromrichtungspfeil in Richtung der Achse 
der Wicklung gleichzeitig die Richtung des magnetischen 
Feldes der betreffenden Wicklung angibt, z. B. A—B die 
Richtung des Ankerstromes und des von der Ankerwick- 
lung erzeugten Ankerfeldes. 
sinn stehen in gesetzmäßiger Abhängigkeit, die am ein- 
fachsten aus den Beispielen für Motoren und Generatoren 


Weise gewählt wer- 


Feldrichtungen und Dreh- 


II. Wechselstrom. 


Die einheitliche Bezeichnung der Klemmen von Wech- 
selstrommaschinen, Anlassern und Reglern soll sein: 


bei Dreiphasenstrom und verkette- 


1504 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1929 


bei Zweiphasenstrom und verket- 
teter Schaltung . . . 2... 
XY ist der Verkettungspunkt 
bei Zweiphasenstrom und unver- 
ketteter Schaltung . U 
bei Einphasenstrom 2.2... U-V 
bei Einphasenstrom mit Hilfsphase: 
Hauptwicklung . . . ..2. U —V 
wW—-z 
oO 


U-XY-—-V 


Hilfswicklung enan in E 

Nullpunkt und bei Einphasenstrom 

der Nulleiter ee my 
Sekundäranker: 


dreiphasig verkettet . 
dreiphasig unverkettet . 
zweiphasig verkettet . 
zweiphasig unverkettet . 
Magnetwicklung (Gleichstrom) . 
Leitung, unabhängig von Polarität 
bzw. Phase . . . 2 2 2 202. 
Netz: Drehstrom mit drei Leitungen. R 
Drehstrom mit vier Leitungen 
(Nulleitung) EENS SECHER e 
Einphasenstrom, Zweileiter R 
Einphasenstrom, Dreileiter . . R- 
Q 
Q 


u, Vv, t, 
u — x, v— y, w- z 
HEET ATERT 


Zweiphasenstrom verkettet . 
ST ist der Verkettungspunkt. 
` Zweiphasenstrom unverkettet 
Regler ee N, 
wobei s mit dem Schleifkontakt in unmittelbarer Ver- 
bindung steht und mit J oder K zu verbinden ist. 
Klemme des Magnet-Kurzschlußkon- 


taktes `, Be vn er Lade vn MA 
Anlasser: 

dreiphasiger Sekundäranlasser, 

verkettet ee e ee ze u, V, Ww, 
dreiphasiger Sekundäranlasser, 

unverkettet e... Dr, DH w-z 
zweiphasiger Sekundäranlasser, . 

verkettet aoa ie ga th uU — x, Y— v 
zweiphasiger Sekundäranlasser, 

unverkettet u — X, V— y 


dreiphasiger Primäranlasser, im 
Nullpunkt angeschlossen 

dreiphasiger Primäranlasser, zwi- 
schen Netz und Motor ange- 
schlossen ye Bee ge .U - X, V—Y, W-Z, 


Umkehranlasser: 


Netzanschlüsse . . . . 2.2.2. RST, 
Anschlüsse an den Primäranker . U (W), V, W (U) 


Die Doppelbezeichnung ist notwendig zur Erzielung 
sinnfälliger (sympathischer) Bewegung zwischen Steuer- 
organ und z.B. der Lastbewegung. Nach der Montage 
sind die nichtbenutzten Bezeichnungen ungültig zu 
machen. 


Im Drehstromnetz soll die Reihenfolge der Buchstaben 
R, S, T die zeitliche Phasenfolge angeben. Bei Dreh- 
strommaschinen soll im allgemeinen die Reihenfolge der 
Klemmen U, V, W die zeitliche Phasenfolre bei Rechtslauf 
angeben. 


Es wird aber empfohlen, daß besonders bei großen 
Drehstrommaschinen, die eindeutig für Linkslauf be- 
stimmt sind, die Klemmen U, V, W ebenfalls bei Linkslauf 
die zeitliche Phasenfolze angeben. 

Hierbei sowie in allen Zweifelsfällen muß jedoch der 
Drehsinn, bei dem zeitliche Phasenfolge und Klemmen- 
folge der Klemmen übereinstimmen, durch einen Pfeil mit 
entsprechender Spitze kenntlich gemacht werden. 


Diese Bestimmungen über die Phasenfolge gelten 
SE auch für andere Mehrphasenmaschinen und 
etze. 


Bei Wechselstrom - Kommutatormaschinen, die wie 
Gleichstrommaschinen geschaltet sind und entsprechende 
Wicklungen besitzen, sind die Klemmen wie bei Gleich- 
strommaschinen zu bezeichnen. 

Für die übrigen Wechselstrom-Kommutatormaschinen, 
z. B. Repulsionsmotoren, Drehstrom-Kollektormaschinen, 
sind die Bezeichnungen für Wechselstrommaschinen sinn- 
gemäl anzuwenden, bei Drehstrommaschinen erforder- 
lichenfalls unter Verwendung von Indices. Die Klemmen 
der normalen Ober- und Unterspannungswicklung werden 
unterschieden durch große und kleine Buchstaben. 


X, Y, Z 


C. Transformatoren. 


Die einheitliche Bezeichnung der Klemmen von den 
durch die R.E.T. behandelten Transformatoren (§ 3 der 
R. E.T.) soll sein: 


Drehstromwicklung höherer Spannung 
(Oberspannungswicklung) 
bei verketteter Schaltung . . . U,V, W 
bei unverketteter Schaltung . U — X, V — 
Drehstromwicklung niederer Span- 
nung (Unterspannungswicklung) 
bei verketteter Schaltung 
bei unverketteter Schaltung . 
Einphasenwicklung höherer Spannung 


Yw-2z 


u, v, W 
u — r, v — yY, w— z 


(Oberspannungswicklung) U— vV 
Einphasenwicklung niederer Spannung 
(Unterspannungswicklung) u — v 
Nullpunkt bzw. Nulleiter: 
für Oberspannung ..... O 
für Unterspannung . . . 0 


ip die Anordnung der Klemmen gilt § 59 der 


Spannuneswandler sind zu behandeln wie 
Leistungstransformatoren. 


Stromwandler: 


Netzseite K-L 
Apparatseite k—I 


Die alphabetische Reihenfolge der Buchstaben, die an 
den Klemmen der Ober- und Unterspannungswicklung an- 
gebracht sind, muß die gleiche Phase oder Phasenfolge 
ergeben. 

Bei allen Transformatoren, bei denen der Zusammen- 
hang zwischen Wicklungsinn und Richtungsinn der 
Klemmenbezeichnung nicht durch ihre Zugehörigkeit zu 
einer Schaltgruppe nach & 8 der R. E.T. bestimmt ist, 
sollen bei getrennten Wicklungen die Klemmen nach 
folgenden Regeln bezeichnet werden (siehe § 12 der „Re- 
geln für die Bewertung und Prüfung von Meßwandlern“). 


Die Anschlüsse der Wicklungen sind durch Buchstaben 
(Anfang und Ende) und Zahlen (Anzapfungen) zu be- 
zeichnen. Diese Bezeichnungen sollen so gewählt sein, daß 
an ihrer natürlichen Aufeinanderfolge ein bestimmter 
Ricehtungsinn zu erkennen ist. 


Die Anschlußbezeichnung zweier Wicklungen ist: 

a) gleichsinnig, wenn die Wicklungen im Richtungsinn 
der Bezeichnungen hintereinander geschaltet in der 
gleichen Wicklungsrichtung verlaufen, 

b) zgegensinnig, wenn sie dabei in entgegengesetzter Wick- 
lungsriehtung verlaufen. 


Bei Stromwandlern ist sinngemäß nach $ 59 der 
R.E.T. die Anordnung der Buchstaben K und L so zu 
treffen, daß ihre Reihenfolge dem vor der Oberspannung- 
seite stehenden Beschauer von links nach rechts erscheint: 
die Reihenfolge der Buchstaben k und l muß daher dem vor 
der Unterspannungseite stehenden Beschauer von rechts 
nach links erscheinen. 


Kommission für Drähte und Kabel. 


Von dem Ausschuß für Kupferleitungsnormen der 
„Deutschen Gesellschaft für Metallkunde“ ist ein Ent- 
wurf zu 

Vorschriften für Kupferleitungen 
aufgestellt, der nachstehend bekanntgegeben wird. 

Einsprüche gegen den Entwurf sind in zweifacher 
Ausfertigung bis zum 1. Dezember 1929 an die Geschäft- 
stelle zu richten. 


Neue Vorschriften für Kupferleitungen. 
Vorwort. 
Von Dr. R. Apt, Berlin. 


Der nachstehend wiedergezebene Entwurf zu Vor- 
schriften für Kupferleitungen ist das Ergebnis der Ar- 
beiten des Ausschusses für Kupferleitungsnormen, der ge- 
meinsam vom Verband Deutscher Elektrotechniker und 
der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde unter dem 
Vorsitz des Verfassers gebildet wurde. Die im Jahre 1896 
zuerst herausgegebenen Kupfernormen stellten neben 
den Sicherheitsvorschriften eine der frühesten Arbeiten 
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker auf dem 
Gebiete der Normung dar Die Kupfernormen wurden 
mehrfachen Abänderungen unterzogen und erbielten 
schließlich im Jahre 1906 die Fassung, die etwa dem heu- 
tigen Wortlaut entspricht. Als Grundgedanke war fest- 


m_e oe 


10. Oktober 1929 


velest, daß das für elektrische Leitungen verwendete 
Kupfer einen bestimmten höchsten spezifischen Wider- 
stand nicht überschreiten dürfe. Damit sollte eine Mindest- 
qualität des für elektrische Leitungen verwendeten Kup- 
fers festgelegt sein. Die weiteren Bestimmungen bezogen 
sich auf die Feststellung des Querschnitts, die bei isolier- 
ten Leitungen und Kabeln nicht auf den geometrischen 
Dimensionen, sondern grundsätzlich auf Widerstands- 
messungen beruhen. 

Die Wichtigkeit für die Ausfuhr, einheitliche Grund- 
lagen für die Bewertung der Kupferleitungen zu haben, 
führte zur Schaffung der internationalen Kupfernormen 
für elektrische Leitungen durch die internationale elek- 
troteehnische Kommission im Jahre 1913. Diese inter- 


nationalen Kupfernorinalien haben sich allerdings darauf 


beschränkt, die Werte für ein ideales Kupfer festzulegen, 
und haben es jedem Lande überlassen, die zulässigen 
Werte des spezifischen Widerstandes für das Handelskup- 
fer darauf zu basieren. Infolgedessen haben die inter- 
nationalen Kupfernormen für die Praxis nicht die Bedeu- 
tung erlangt, die bei ihrer Schaffung erwartet wurde. Die 
Vorschriften für Kupferleitunzen in den einzelnen Lin- 
dern weichen, wenn sie auch etwa auf derselben Grundlage 
aufgebaut sind, doch in den Einzelwerten nicht unerheb- 
lich voneinander ab. 

Seit längerer Zeit bereits wurde es als Mangel der 
deutschen Kupfernarmen empfunden, daß auf die verschie- 
denen Qualitäten des Kupfers, wie sie für Freileitungen 
als kaltrereckter Draht und für isolierte Leitungen als 
weichgeglühter Draht benutzt werden, Unterschiede im 
spezifischen Widerstand nicht festgelegt waren. Auch der 
Tatsache, daß verzinnter Draht im allgemeinen einen 
höheren spezifischen Widerstand zeigt als unverzinnter 
Draht, war nicht Rechnung getragen. Dadurch war zwar 
der Wortlaut der Kupfernormen sehr vereinfacht, es er- 
gaben sich aber hierdurch Unstimmigkeiten mit anderen 
VDE-Vorschriften, z.B. mit den Vorschriften für Frei- 
leitunzen, und auch praktische Schwierirkeiten bei der 
Querschnittsermittlung durch Widerstandsinessung. 

Aus diesem Grunde schien eine völlige Neubearbeitung 
der Kupfernormen unter Berücksichtigung der verschic- 
denen Qualitäten und Verwendungsegebiete der Kupferlei- 
tungen erforderlich. Der nachstehende Entwurf soll dic- 
sen Forderungen entsprechen. 

In § 1 wird festgestellt, welche Höchstwerte des spe- 
zifischen Widerstandes für Leitungskupfer bei weichge- 
slühtem und verzinntem Draht nicht überschritten wer- 
den dürfen. 

S 2 übernimmt die Forderung des $ 2 der bisherigen 
Kupfernormen, wonach bei isolierten Leitungen und Ka- 
beln die wirksamen Querschnitte grundsätzlich durch Wi- 
derstandsmessung zu ermitteln sind. Für die Berechnung 
wird hierbei mit Rücksicht auf Drall und Herstellungs- 
verfahren ein etwas höherer Wert des spezifischen Wi- 
derstandes zugelassen, als er in § 1 für dic unverarbeiteten 
Kupferdrähte festgelegt worden ist. 

Die Ziffer in § 3 für die Erhöhung des Widerstandes 
mit der Temperatur deckt sich mit dem entsprechenden 
Werte der jetzigen Kupfernormen. 

§ 4 des neuen Entwurfes ist inhaltlich mit dem $ 3 der 
früheren Normen übereinstimmend. 

Während als llöchstwert des spezifischen Widerstan- 


Ohm- - mm? 
m 


des in in den alten Kupfernormen der Wert von 


0.017 84 angegeben war, liegen die entsprechenden Werte 
für die verschiedenen Kupferqualitäten bei dem neuen 
Entwurf zwischen 0,01754 und 0,01850. Die in § 1 gegehe- 
nen Werte entsprechen den Ziffern, die in der Praxis ohne 
Schwierigkeiten erreicht und von den Verbrauchern ge- 
fordert werden können. 

Schließlich ist formal noch zu erwähnen, daß an Stelle 
der Normen für Kupfer nunmehr Vorschr iften für Kupfer- 
leitungen treten, deren Innchaltung eine’ zwingende Vor- 
schrift ist. 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 41 


1505 
Entwurf 1. 


Kupferleitungen. 


§ 1. 


Kupferleitungen müssen aus Leitungskupfer herge- 
stellt sein. Beim Leitungskupfer dürfen die folgenden 
Ohm - mm? 


Werte des spez. Widerstandes bei 20° in nicht 


überschritten werden: 
a) bei weichgeerlühtem Draht 


b) bei kaltrerecktem Draht mit einem 
Durchmesser des Dralites gleich oder 


1/57 = 0,017 51 


größer als 1 mm ER Aue ug 1/55 = 0,018 18 
c) bei kaltzerecktem Draht mit einem 
Durchmesser des Drahtes kleiner als 
' 1 mm 1/54 = 0,018 
d) bei weichgeglühtem verzinnten Draht 1/55,5 5 — 0.018 2 
§ 2. 
Für isolierte Leiter und Kabel sind die wirksamen 


Querschnitte durch Widerstandsmessungen zu ermitteln. 
Hierbei sind zur Berücksichtigung des Dralles der Litzen 
und der Mehrfachleiter sowie der Stärketoleranz anstatt 
der in $ 1 gegebenen Werte folgende Werte einzusetzen 


a) bei weichgerlühten unverzinuten 
Draht . . . 1156 = 0,017 84 
b) bei weichgerlühtem verzinnten Draht 1/54,5 = 0,018 35. 
§ 3. 


Der Widerstand cines Leiters von 1 m Länge und 
1 mm? Querschnitt wächst um 0,000068 Q für 1° Tem- 
peraturzunahme. 
§ 4. 


Bei den Untersuchungen, ob eine Kupferleitung aus 
Leitungeskupfer hergestellt ist, soll der Querschnitt durch 
Gewichts- und Länzenbestimmung eines einfachen, gerade 
gerichteten Leiterstückes ermittelt werden, wobei. falls 
eine besondere Feststellung des spezifischen Gewichtes 
nicht vorgenommen wird, für dieses der Wert von 8,89 
einzusetzen ist. 

Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


AREF 


Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen. 


Zuschriften mit dem Bemerk „Betrifft AEF“ sind zu richten an die 
Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Potsdamer 
Strae 118a Il, Fernspr. Amt Kurfürst 9697. 


Der AEF hat die folgenden Druckschriften und Tafeln 
herausgegeben, auf die er hiermit hinweist: 

1. Die „Verhandlungen des AEF in den Jahren 1907 
bis 1927“ sind im Verlage von Julius Springer erschie- 
nen und durch den Buchhandel zu beziehen. 49 S. im For- 
ınat A4, Preis 5 RM. 

2.3 Wandtafeln Formelzeichen und 2 Wandtafeln Ein- 
heitszeichen auf Steifpapier im Format Al: 59,4 X 84,1 eu 
und mit Ösen zum Aufhängen. Sie sind zu beziehen von 
der Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin 
W 35, Potsdamer Straße 118a Il, zum Preise von je 35 Pf. 
Für Verpackung und Versand sind für 1 bis 5 Tafeln 55 Pf 
beizufügen. 

3. Taschenheftchen, 15 S. im Format A6. Es enthält 
allgemeine Angaben über den AEF, alle Zeichenlisten und 
4 Sätze (ohne Erläuterungen). Es ist ebenfalls von der 
(reschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins zu beziehen. 
Preis (Versand inbegriffen) 1 Stück 25 Pf, 2 Stück 40 Pf, 
3 Stück 50 Pf, 4 und mehr Stück 15 Pf das Stück. 

4. Die meisten Listen und Sätze des AEF sind auch 
in Form von Normblättern erschienen. Diese sind zu be- 
zichen vom Beuth-Verlag G. m. b. H. in Berlin SW 19. 

Strecker 


(GREEN EEE VE EEE RT ERS SV BEER VEIT EU IE e E SEEN EERECHSGECBSISICKSEEESRTSESEREEEER ES 7 KEERSSUGERSHEIEEN E E EEEE E S ES E E EE 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechn. Verein Chemnitz. 15. 
Aula der Staatl. Akademie für Technik, Schillerplatz 6/7: 
Lichtbildervortrag mit Film Prof. Dr. Bangert: „Ach- 
tung! Achtung! Ein Film vom Deutschen Rundfunk.“ 


Elektrotechn. Verein in Hamburg. 16. X. 1929, abds. 
Tab, Hörsaal 8 der Techn. Staatslehranstalten, Lübecker 
Tor 24: Vortrag Obering. Becker, „El. Schwachstrom- 
anlagen und ihre Wirtschaftlichkeit“. 


Elektrotechn. Gesellschaft zu Magdeburg. 16. X. 1929, 
abds. 8% bh, Lichtsaal der Staatl. Ver. Maschinenbauschulen, 


X. 1929, abds. 8h, 


am Krökentor 1: Vortrag Obering. Stordeur, „Die 
neuen FErrichtungsvorschriften des Verbandes Deutscher 
Elektrotechniker“. 

Elektrotechnische Gesellschaft zu Nürnberg. 11. X. 


1929, abds. Bh, SSW, Fı rauentorgraben 35: 
Lund, „Doppelnutmotoren“. 

Württemberg. Elektrotechn. Verein, Stuttgart. 16.X. 
1929, abds. 8h, gr. Hörsaal des Elektrotechn. Instituts: 
Lichtbildervortag Dr.-Ing. H. Nissel, „Die Bedeutung 
des cos für die Elektrizitätswirtschaft“. 


Vortrag Dr. 


1508 


Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft, Berlin. 
15. X. 1929, abds. 7h, gr. Saal des Ingenieurhauses, Berlin, 
Friedrich-Ebert-Str. 27: a) Reichsbahnbaumstr. Norden, 
„Die elektrischen Bahnbetriebe in den V. S. Amerika“, 
b) Reichsbahnrat Peters, „Mitt. aus dem elektr. Zug- 
betrieb der schweiz. Bahnen insbes. der Schweiz. Bundes- 
bahnen“. c) Reichsbahnrat Heydmann, „Elektrischer 
Zugbetrieb in Deutschland und Österreich“. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


C. L. Weber A 


Am 29.September d. JI starb in Berlin-Lichterfelde 
an den Folgen der Operation eines Gallenleidens Herr Ge- 
heimer Reg.-Rat Dr. Carl Ludwig Weber. Wenngleich 
die Gesundheit des Verstorbenen in den letzten Jahren 
manches zu wünschen ließ, gab seine große körperliche 
Frische doch keinen ernstlichen Befürchtungen Raum. Um 
so schmerzlicher wirkt die Kunde von dem raschen Ab- 
leben dieses in allen Kreisen der Elektrotechnik ange- 
sehenen und verdienstvollen Mannes. Weber wurde 1860 
zu Würzburg geboren, studierte dortselbst sowie in Mün- 
chen Mathematik und Physik und wurde, nachdem er 1884 
promoviert hatte, 1886 Privatdozent an der T.H. München. 
1890 übernahm er die vorher durch vonGaisberg und 
Uppenborn geleitete Elektrotechnische Versuchstation 
München und trat 1893 als Mitglied in das kurz vorher neu 
organisierte Reichspatentamt ein, dem er bis zum Erreichen 
der Altersgrenze im Jahre 1925 angehörte. Scin umfassen- 
des Wissen und seine scharfe Urteilskraft befähigten ihn 
hier zu hervorragenden Leistungen, so daß er zu den 
ersten Technikern gehörte, die in die gehobene Stellung 
eines Mitgliedes der Beschwerdeabteilung und später in 
die eines Abteilungsvorsitzenden einrückten. Überall hat 
er mit vorbildlicher Zuverlässigkeit und Pflichttreue ge- 
wirkt. Zeitweilig war seine Tätigkeit im Patentamt durch 
seine Berufung in das damalige Reichsschatzamt unter- 
brochen, wo er unter Staatssekretär Sydow an gesetz- 
zeberischen Arbeiten auf elektrotechnischem Gebiet bce- 
teiligt war. 

Neben seiner umfassenden Berufsarbeit hat sich Weber 
lebhaft an den Bestrebungen des Elektrotecehnischen Ver- 
eins und des VDE beteiligt und ist insbesondere dafür ein- 
getreten, daß der VDE die Aufstellung von Sicher- 
heitsvorschriften für elektrische Starkstrom- 
anlagen in die Hand nahm, die er auf Grund seiner prak- 
tischen Erfahrung in richtiger Beurteilung ihres Wertes 
in der Jahresversammlung 1895 eifrig befürwortet hat. 
Auf Grund seiner Mitarbeit bei den Vorberatungen und 
der Beschlußfassung über diese Vorschriften wurde ihm 
die Abfassung der „Erläuterungen“ zu ihnen übertragen, 
die zur Aufklärung der beteiligten Kreise und zur Über- 
windung des anfangs schr starken Mißtrauens gegen der- 
artige Bestimmungen erheblich mitgewirkt haben. Dem 
weiteren Ausbau der Vorschriften hat Weber, der 1905 
zum Vorsitzenden der betreffenden Kommission gewählt 
wurde, ein großes Maß von Arbeit gewidmet. 

Durch die Aufstellung und stetige Weiterbildung der 
Vorschriften hat sich der VDE die anfangs stark um- 
strittene Selbstverwaltung auf diesem Gebiete gesichert. 
Daß diese nunmehr von den Behörden aller deutschen 
Regierungen anerkannt ist, verdankt man zum erheb- 
lichen Teil der maßvollen, unparteiischen und ziel- 
bewußten stetigen Tätigkeit, die die zuständige Kom- 
mission mit ihrem Vorsitzenden geleistet hat. Die deut- 
schen Vorschriften für die Errichtung elektrischer An- 
lagen haben nicht nur innerhalb des VDE vorbildlich ge- 
wirkt und zur Aufstellung vieler Sondervorschriften An- 
laß gegeben, die sich an diese erste derartige Verbands- 
arbeit angeglicdert haben, sondern sie sind auch im Aus- 
lande anerkannt und zur Grundlage ähnlicher Arbeiten 
gemacht worden. 

Der Verband Deutscher Elektrotechniker würdigte in 
der diesjährigen Jahresversammlung in Aachen die großen 
Verdienste Webers als langjährigen Vorsitzenden der 
Kommission für Errichtungs- und Betriebsvorschriften und 
Herausgebers der zu diesen Vorschriften gehörigen Er- 
läuterungen durch Verleihung der Ehrenmitgliedschaft. 

Als der Weltkrieg ausbrach, ließ es Weber trotz seiner 
55 Jahre nicht ruhen, seine Kraft und seine Kenntnisse 
„um Wohle des Vaterlandes einzusetzen. Er war von An- 
fang an als Offizier eines Pionierregiments an der Front 
tätig und hat hier unter Einsetzung seiner ganzen Person 
zewirkt, bis ihn eine schwere Erkrankung zwang, seinen 
Posten zu verlassen. Diese Erkrankung, die ihn dem Tode 
nahe brachte, hat er zwar mit seiner zähen Natur über- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1929 


wunden, sie hat ihm aber doch einen argen Stoß versetzt, 
so daß wir uns ohne sie vielleicht länger seiner wertvollen 
Person hätten erfreuen Können. 

Dr. Weber war außer im Verband auch im Elektro- 
technischen Verein Mitglied und Vorsitzender wichtiger 
Kommissionen. Seine dort gesprochenen Worte wurden 
von reifer Erfahrung und sachlicher Überlegung getragen 
und trafen immer den Kern der Sache. Die deutsche Elek- 
trotechnik wird diesem aufrechten und liebenswürdigen 
Manne, dessen Bildnis die ETZ letzthin brachte!, allzeit 
cin warmes Andenken bewahren. 


Ch. Eberle 1. — Am 30.IX. starb der Rektor der 
T.H. Darmstadt, Professor Dipl.-Ing. Christoph Eberle 
im Alter von 59 Jahren. Der Verstorbene vertrat die 
Fächer Wärmetechnik und Wärmewirtschaft, war Vor- 
sitzender der Hauptstelle für Wärmewirtschaft und a.o. 
Mitglied der Akademie des Bauwesens. Über seine For- 
schungen auf dem Gebiete des Dampfkesselwcesens hat auch 
die ETZ des öfteren berichtet. 


K. Kahle. — Am 31. VII. 1929 ist Herr Dr. Karl 
Kahle, Direktor im Reichspatentamt, in den Ruhestand 
getreten. Dr. Kahle gehört bereits seit mehreren Jahr- 
zehnten dem Elektrotechnischen Verein an; er war von 
1915 bis 1918 im Vorstand und von 1908 bis 1910 im Haupt- 
ausschuß; dem letzteren gehört er seit 1926 wieder an. 


EE "IR. Kahle.J 

Kahle wurde 1864 in IIannover geboren und studierte 
an den Universitäten Göttingen, Berlin und Marburg und 
an der Technischen Hochschule Hannover Naturwissen- 
schaften und Elektrotechnik. 1899 promovierte er in Mar- 
burg mit einer Arbeit auf dem Gebiet des Magnetismus. 
1890 ... 1897 trat er in die Physikalisch-Technische Reichs- 
anstalt ein und befaßte sich im elektrotechnischen Labora- 
torium hauptsächlich mit den elektrischen Einheiten und 
Meßinstrumenten. 1897 trat Dr. Kahle als Prüfer in das 
Patentamt ein. dem er fortan seine ganze Kraft widmete. 
Bereits im Jahre 1908 wurde er zum Geheimen Regierungs- 
rat ernannt und der Beschwerde- und Nichtigkeitsabteilung 
zugewiesen. Im Jahre 1917 wurde er Vorsitzender der An- 
melde-Abteilungen V, VIII und IX. Zum Direktor und 
Vorsitzenden der Beschwerde- und Nichtigkeitsabteilung 
wurde er am 1. IV. 1924 ernannt. 

Direktor Dr. Kahle nahm an allen wissenschaftlichen 
und technischen Ereignissen regen Anteil. Überall wirkte 
er durch seine gründlichen Kenntnisse, sein klares und 
stets den Kern der Sache treffendes Urteil und seine große 
Arbeitskraft fördernd, belehrend und entscheidend. Lite- 
rarisch ist Dr. Kahle außer als Forscher auch als Mit- 
arbeiter und Herausgeber der „Fortschritte der Elektro- 
technik” hervorgetreten. 


R. Otto. — Direktor Robert Otto, der Begründer 
und kaufmönnische Leiter der Electricitäts-Gesellschaft 
„Sanitas“, Berlin, beging am 3. Oktober d. J. seinen 70. Ge- 
burtstag. Den Grundstein zu der heutigen Geltung der 
im Jahre 1898 aus kleinen Anfängen heraus gegründeten 
Firma legte Direktor Robert Otto mit dem Bau von elek- 
trischen Lichtbädern und Lichtheilapparaten. Er schuf 
damit den Boden für die Entwicklung der damals noch 


ı ETZ 1929, 8. 1312. 


10. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


1507 


ziemlich unbekannten, heute aber bei der gesamten Ärzte- 
schaft zu großer Bedeutung gelangten Lichttherapie. Die 
Herstellung von weiteren elektromedizinischen Apparaten, 
namentlich von Röntgen- und Diathermieapparaten, führte 
zu einer wesentlichen Erweiterung des Fabrikationspro- 
grammes. 


Hochschulnachriehten. — Herr Baurat A. Rachel, 
Direktor der A.G. Sächsische Werke, ist als Honorar-Pro- 
fessor für das Fach Elektrische Kraftanlagen an die T. H. 
Dresden berufen worden. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die Stromtarife der Elektrizitätswerke. 
Theorie und Praxis. Von HK Eisenmenger. 
Autorisierte deutsche Bearbeitung von A. G. Arnold. 
Mit 67 Textabb., XII u. 242 S. in gr. 8°. Verlag R. Olden- 
bourg, München und Berlin 1929. Preis geb. 15 RM. 


Das Buch, dessen englische Ausgabe! 1921 erschien 
und damals an dieser Stelle ausführlich besprochen wurde, 
wird in deutschen Fachkreisen zweifellos mit Interesse 
begrüßt werden. Gilt doch der auch in Deutschland durch 
seine Veröffentlichungen bekannte Verfasser nicht nur 
als gewissenhafter Theoretiker, sondern auch als erfah- 
rener Praktiker auf dem Gebiete der Elektrizitätstarife. 
Hervorgehoben zu werden verdient besonders die liebe- 
volle Behandlung der Grundlagen des für den Neuling 
etwas schwierigen Stoffes, die in klarer Darstellung und 
unter Verwendung von Parallelen aus anderen Wirt- 
schaftsgebieten dem Verständnis nahegebracht werden. 
Aber auch der Fachmann wird aus der Lektüre dieses 
Buches Nutzen ziehen, das das umfangreiche Gebiet straff 
eliedert und von Grund auf systematisch behandelt. Die 
Zusammenfassung einiger die Übersichtlichkeit störender 
Ableitungen am Ende des Buches wird besonders angenehm 
empfunden. Interessant ist die räumliche Darstellung der 
Tarife in Form von Tarifmodellen; in der mathematischen 
Analyse geht Eisenmenger für meine Begriffe allerdings 
etwas zu weit. So ist auch die sehr interessante Methode 
zur Verteilung der festen Kosten?, die in die deutsche 
Ausgabe neu aufgenommen wurde, für die Praxis schwer- 
lich anwendbar. 

Zu der ziemlich ausführlich behandelten und in der 
Elektrizitätswirtschaft sehr beachteten Wertschätzungs- 
theorie muß bemerkt werden, daß dieser Gedanke zum 
ersten Male bereits 1906 von Siegel in seinem Buche 
„Die Preisstellung beim Verkaufe elektrischer Energie” 
(Springer 1906) entwickelt wurde. Ein Hinweis auf dieses 
inzwischen in erweitertem Umfange erschienene Standard- 
werk? ist in der deutschen Ausgabe nur bei dem im An- 
hange beigefügten neuen Beitrag über die Verteilung der 
festen Kosten gegeben. 

Der Übersetzung merkt man an manchen Stellen die 
Wortgzetreuheit an, jedoch hat es der Bearbeiter i.a. ver- 
standen, die im englischen oft abweichende Ausdrucks- 
weise der deutschen Begriffswelt anzupassen. Da der 
Verbreitung der englischen Ausgabe in Deutschland neben 
den sprachlichen Schwierigkeiten die seinerzeit uner- 
schwinglichen Inflationspreise entgegenstanden, ist der 
deutschen Ausgabe eine starke Verbreitung in der deut- 
schen Elektrizitätswirtschaft zu wünschen. > 

issel. 


Die elektrische Ausrüstung des Kraft- 
fahrzeuges, Teil I: Zündung. Von Erich 
Klaiber u. Dr. Walter Lippart. Mit 157 Abb., 
XIV u. 237 S. in gr. 8. Verlag M. Krayn, Berlin 1928. 
Preis geh. 17 RM, geb. 19 RM. 

Im Rahmen der „Automobiltechnischen Bibliothek” 
des Verlages M. Krayn erscheint dieses Werk als erster 
Teil des XIII. Bandes, dem die „Lichtmaschine und Bat- 
terie“ als zweiter und „Stromverbraucher“ als dritter Teil 
folgen sollen. Daraus ist ersichtlich, daß es sich hier 
nicht um die Ausrüstung elektrisch angetriebener Kraft- 
wagen, sondern um die elektrischen Nebenorgane eines 
neuzeitlichen Benzinkraftwagens handelt. Diesen einmal 
in der Literatur eine so breite Behandlung zuteil werden 
zu lassen, wie es die Herausgeber E. Klaiber, Franz 
Kratz und Dr. Friedrich Trautmann vorhaben, ist 
ein begrüßenswertes Unternehmen, für das namentlich 
alle diejenigen dankbar sein werden, denen die Instand- 


ı H. E. Eisenmenger, Central station rates in theory and 
EE Frederick J. Drake & Co., Chicago 1921. 
1 


923, 8. 276. 
3 Vgl. ETZ 1927, 8. 1450. 
. * Dr.-Ing. G.Siegel. Der Verkauf elektrischer Arbeit. Verlag von 
Julius Springer, Berlin 1917. 


haltung von Benzinkraftwagen obliegt. Den Beteiligten 
sind doch gerade die elektrischen und magnetischen Vor- 
gänge immer noch rätselhaft, wenn sie die mechanische 
Kraftübertragung und den Verbrennungsprozeß schon 
längst verstanden haben. 

Der vorliegende 1. Teil behandelt Geschichtliches zur 
Zündung von Verbrennungsmotoren auf 20 Seiten. Der 
Theorie und Konstruktion von Vorrichtungen zur Erzeu- 
gung elektrischer Zündfunken sind 86 Seiten gewidmet. 
Auf weiteren 32 Seiten werden die heute gebräuchlichen 
Magnet- und Batteriezünder beschrieben. Mit Einbau, Stö- 
rungen und Hilfseinrichtungen wird der Leser dann auf 
20 Seiten nebst einer „Störungstafel” vertraut gemacht. 
Den Schluß bildet der von W. Lippart bearbeitete Ab- 
schnitt über Zündkerzen mit 25 Seiten. Im ganzen haben 
wir es mit einer sorgfältigen Arbeit von Fachmännern 
zu tun, denen man Seite für Seite und Bild für Bild die 
persönlichen Erfahrungen anmerkt. 


W. A. Th. Müller-Neuhans. 


Neue Zeitschriften. 


Mitteilungen aus dem Arbeitsbereich der 
Metallgesellschaft A.G., Frankfurt a.M. Jahr- 
gang 1929, i 

[Die starke Ausdehnung des Arbeitsbereichs der Gesell- 
schaft, der Ausbau der ihr nahestehenden Metallhütten usw. 
sowie die Entwicklung eigener Versuchslaboratorien haben 
die Gesellschaft veranlaßt, ihren Lesern in regelmäßig er- 
scheinenden „Mitteilungen“ Teile ihrer Organisation zu be- 
schreiben und ihnen ein Bild ihrer Betätigung auf den ver- 
schiedensten Gebieten zu geben. Die neue Publikation soll 
auch die bekannten „Statistischen Zusammenstellungen“ der 

Metallgesellschaft erweitern. Das hier eingegangene 1. Heft 

bringt u.a. einen beachtlichen Aufsatz von Dr. H. Fiesel 

„Einführung der elektrischen Gasreinigung in die euro- 

päische Industrie“.] 


Technik und Wirtschaft der Gemeinde- und 
Staatsbetriebe. Organ des Verbandes der Gemeinde- 
und Staatsarbeiter. Berlin, 1929. 


[Diese bisher als Beilage zur „Gewerkschaft“ herausge- 
gebene illustrierte Monatsschrift erscheint seit Anfang des 
Jahres als selbständiges Organ im Verlag des genannten Ver- 
bandes und soll der technischen und wirtschaftlichen Weiter- 
bildung der Arbeitnehmer in den öffentlichen Betrieben 
dienen. Sie kann zum Preis von 25 Pf je Monat durch die 
Post bezogen werden. Die uns vorliegenden ersten Num- 
mern der Zeitschrift, für die als Schriftleiter E. Dittmer 
zeichnet, enthalten u.a. kurze populäre Aufsätze über Fort- 
schritte im Ausgleich von Belastungschwankungen in der 
Stromversorgung, die Elektrizität im Gaswerk, Kohlenver- 
flüssigung, die Elektrisierung der Reichsbahn, internationale 
Stromgemeinschaft und außerdem regelmäßig Notizen aus der 
öffentlichen Wirtschaft, eine technische Rundschau sowie 
Buchbesprechungen.] 


Elektrische Arbeit. Technische Rundschau und An- 
zeiger (Trua). Herausgeber: Ing. Gustav W. Meyer, 
Bodenbach a. Elbe. 

[Unter diesem Titel erscheint seit dem 1. IV. die be- 
kannte „Trua“, Zeitschrift für die Belange der Elektrizitäts- 
abnehmer und stromverbrauchenden Industrien. Sie ist 
gleichzeitig amtliches Organ der am 22. IV. gegründeten 
Deutschen Reichsstelle der Stromabnehmer-Schutzverbände 
in der Tschechoslowakei geworden.] 


Der Hochfrequenzler. Monatschrift f. Licht- u. 
Strahlenforschung. Herausg. v. Verein f. Licht- u. Strah- 
lenforschung e.V., Sitz Leipzig. Druck u. Verlag von 
Aug. Klöppel, Eisleben. Preis d. Jahrgangs 3 RM und 
Porto. 


Eingegangene Doktordisaertationen. 

Martin Erich Bergmann, Die Eisenwärme in elek- 
trischen Kleinstmaschinen. T.H. Breslau 1927. 

Kurt Franzke, Über polarisierte Relais in der Tele- 
graphen-Technik. T.H. Danzig 1928. 

Herbert Brandes, Elektrolytische Polarisationen ans 
Anlaß von Kristallwachstumhemmungen. T.H. Berlin 
1929. 

E.Krohne, Die wirtschaftliche Erzengung der elektrischen 
Spitzenkraft in Großstädten unter besond. Berücks. der 
Fortleitungskosten. T. H. Berlin 1929, 

Werner Prietsch, Das Materialproblem innerhałb der 
Organisation. T. H. Berlin 1928. BA. aus Werkstatts- 
techn. 1929, H. 11. 


1508 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 


10. Oktober 1939 


 GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN: 


Der deutsche Elektrogroßhandel. — Mit Interesse liest 
man eine Broschüre, in der sich der geschäftsführende Syn- 
dikus der Elektro-Großhändler- und Exporteur-Vereiniguug 
Deutschlands e. V. (E.G.V.), Rechtsanwalt H. Stern, über 
die Entwicklung, das Arbeitsgebiet, spezielle Fragen des 
Elektrogroßhandels usw. ausspricht, und in der er zunächst 
feststellt, daß sich sowohl die Elektroindustrie wie der Elek- 
trogroßhandel seit Kriegsende seiner Ansicht nach ganz 
außerordentlich übersetzt hätten, um so mehr, als die 
Industrie eines bedeutenden Absatzmarktes, nämlich des 
Auslands, während des Kricgs ganz verlustig gegangen sei. 
Unter dieser Entwicklung hätten weniger die Großfirmen 
als besonders die Spezialindustrie gelitten, die ihre nunmehr 
jenseits der Grenzen nicht mehr verkäuflichen Erzeugnisse 
der geschwächten Kaufkraft des Inlands anbieten müsse. 
Nach einer sorgfältigen Aufstellung beständen auf deutschem 
Boden ungefähr 570 Großhandlungen in der Elektro- 
technik, im Beleuchtungsfach und verwandten Branchen, 
wovon etwa 250 in der E.G.V. und annähernd die gleiche 
Zahl im Reichsverband des Beleuchtungs- und Elektro- 
Großhandels e. V. (R.B.E.) organisiert seien; was das reine 
Elektrofach angehe, so würden mehr als drei Viertel des 
Gesamtumsatzes des Elektrogroßhandels durch die E.G.V. 
vertreten. Der Verfasser bespricht dann den Kampf gegen 
die Konkurrenz der öffentlichen Hand und das Wa- 
renhausproblem, wobei er, was die privatwirtschaft- 
liche Tätigkeit der Elektrizitätswerke betrifft, auf den er- 
freulichen Fortschritt hinweist, der durch die bekannte Ent- 
schließung der V.d.E.W. in Wien von 1928 erzielt worden 
ist, die zwar dio Handels- und Handwerkstätigkeit ihrer 
Mitglieder nicht ganz verbiete, aber die wesentlichsten Aus- 
wichse beseitigt habe. Dem Gebaren der Warenhäuser gegen- 
über, neben elektrotechnischen Fertigfabrikaten der Haus- 
haltbranche auch das elektrotechnische Installationsmaterial 
warenhausmäßig zu vertreiben, dadurch das Preisniveau zu 
erschüttern und die Bastelei sowie das Pfuschertum in der 
Installierung zu fördern, ständen Installateure und Groß- 
handel auf dem Standpunkt, daß mit dem Verkauf von In- 
stallationsmaterial aller Art das Warenhaus die Grenze 
dessen überschritten habe, was als Gegenstand seiner Ver- 
kaufstätigkeit angesehen werden dürfe. Der Elektrogroß- 
handel werde keinesfalls Firmen unterstützen, die Waren- 
häuser beliefern und dazu beitragen, daß die im öffentlichen 
Interesse unbedingt gebotene Beschränkung des Verkaufs 
eines technischen Artikels durch technisch geschulte Lieferer 
an ebensolche Abnehmer aufgehoben werde. Stern äußert sich 
weiter über die Beteiligung der E.G.V. an den Arbeiten des 
VDE, wofür erstere einen eigenen technischen Sekretär an- 
gestellt habe, der nicht nur in den Hauptausschüssen, son- 
dern auch in den Unterkommissionen und Arbeitsaus- 
schüssen die Interessen des Großhändels vertrete. Die Ver- 
einigung fasse ihre Mitarbeit stets so auf, daß sie zwar den 
maßgeblichen wirtschaftlichen Gesichtspunkten zur Geltung 
verhelfe, der technische Fortschritt und die Sicherheit der 
Anlagen jedoch immer in erster Linie als Richtschnur gel- 
ten müsse. Es folgen Ausführungen über die Stellung des 
Elektrogroßhandels zum Lieferanten und Uber den sogen. 
Grossistenschutz, eine Frage, die seit Jahren die 
vornehmste Rolle in den Beziehungen des Großhandels zur 
Industrie spiele und mit einem Teil der Fabrikanten, ins- 
besondere mit den Eltfabriken bereits befriedigend ge- 
löst sei, ebenso auf dem Spezialgebiet der Glühlampen, 
wo das internationale Kartell in Deutschland den Großhan- 
delsschutz grundsätzlich durchgeführt habe, wenn er auch 
bei einigen Glühlampenfirmen tatsächlich nicht vollkommen 
ausreichend sei. Als besonders interessant bezeichnet der 
Verfasser die Geschichte der Beziehungen des Großhandels 
zum Rohr- und Drahtsyndikat (Idig und V.L.G.). 
Schwierige Verhandlungen, namentlich mit der V.L.G., hätten 
1927 zu der Möglichkeit eines für beide Teile annehmbaren 
Vertragszustandes geführt, zu dem es dann aber wegen Auf- 
lösung der V.L.G. nicht mehr gekommen sei. Versuche, an- 
gesichts des dann einsetzenden wilden Konkurrenzkampfes 
gemeinsam mit dem Großhandel wieder ein Kartell aufzu- 
bauen, wären bisher gescheitert. Als unverständlich bezeich- 
net Stern die vollkommene Ausschaltung des Großhandels 
durch das Zählerkartell, die Ablehnung der Zähler- 
fabriken, sich des Verteilungsapparats des Großhandels, etwa 
in dem Sinn, wie es die Maschinen- und Apparateindustrie 
schon seit langem tue, zu bedienen. Wie er im folgenden 
weiter ausführt, lasse sich ein Preiskartell oder gar ein 
Syndikat nur dann aufrecht erhalten, wenn den Erzeugern 
scharf umrissene Gruppen von Abnehmern gegeniberständen, 
die wirtschaftlich so klar umgrenzt seien, daß weder der Ab- 
nehmer in Versuchung komme, für sich eine günstigere 


Preislage herauszuhandeln, noch der Lieferant, die eigenen 
Kartellbestimmungen zu umgehen. Die Kräftigung der 
Grossistenorganisationen liege ebenso wie die der ent- 
sprechenden Organisationen des Installateurgewerbes und 
Einzelhandels auch im Interesse der Industrie, sie lasse sich 
aber nur erreichen, wenn die Lieferanten dazu beitrügen, 
daß allmählich keine nennenswerte Firma des Berufsstan- 
des sich der Abnehmerorganisation entziehe. Im Bereich 
des Rundfunks, wo der handwerksmäßige Vertrieb zu- 
rücktrete und der kaufmännische Einzelhandel die Regel sei, 
habe von vornherein das Bestreben eingesetzt, den Groß- 
handelsstand ordnungsmäßig abzugrenzen. Eine Interessen- 
gemeinschaft des deutschen Funkhandels hätte damals neben 
der Vertretung der Abnehmerinteressen als erste die über- 
aus schwierige Aufgabe übernommen, auf dem gewaltigen 
neuen Gebiet eine ordnungsmäßige, jeder Kritik standhaltende 
Grossistenliste anzulegen, die nunmehr gebrauchsfertig vor- 
liege. Die Industrie sei gewissen teils technischen, teils wirt- 
schaftlichen Aufgaben dieser Interessengemeinschaft näher- 
getreten und es habe sich unter Zuziehung sogar der 
Reichs-Rundfunk-Gesellschaft eine lose Interessengemein- 
schaft des Funkgewerbes gebildet, in der wichtige gemein- 
schaftliche Fragen des neuen Gebiets erfolgreich durch- 
beraten und durchgeführt worden seien. Weitere Abschnitte 
der Broschüre behandeln u. a. das Verhältnis des Großhan- 
dels zu den Abnehmern, seine Funktion als Lagerhalter 
und Kreditgeber, welch letztere Stern geradezu als 
handwerkerhaltend bezeichnet, die nur ein kapitalstarker 
Großhandel auszuüben vermöge, die Gemeinschaftsarbeit mit 
den Installateuren, die Einkaufsvereinigungen der Abnehmer 
usw. Schließlich weist der Verfasser nach eingehender Be- 
sprechung verschiedener innerer Großhandelsfragen, wie der 
Rationalisierung der Lagerhaltung, der Unkosten, die im 
Mittel etwa 18% betragen, des Einkaufs und der Preisbil- 
dung, darauf hin, daß sich der Elektrogroßhandel infolge ein- 
mal der Nöte unserer Gesamtwirtschaft, sodann seiner spe- 
ziellen Stellung zwischen einer viel gegliederten, z. T. über- 
aus kapitalstarken Industrie und einer von unten her immer 
lebhafter andrängenden organisationsbereiten Abnehmerschaft 
in einer schweren Krisis befinde, aus der er aber 
um so stärker, einiger und gefestigter hervorgehen werde, 
je lückenloser seine Reihen in der E.G.V. seien. 


Der Elektroaußenhandel Belgiens. — Wir entnehmen 
der EI. Review! folgende Mengenangaben, die zeigen, daß 
die Einfuhr des Königreichs 1928 gegen das Vorjahr 
durchweg gestiegen ist, u. zw. bei Dynamos um 1178, bei 
Isolatoren um 593 und bei nicht näher bezeichneten elektri- 
schen Vorrichtungen um 945 t. Die Generatoren hat Belgien 
hauptsächlich aus Frankreich und Deutschland, Akkumula- 
teren und elektrotechnische Kohlen von den V.S. Amerika, 
Kabel und Metalldrahtlampen aus Holland und Deutschland, 
Meßinstrumente aus der Schweiz und Deutschland bezogen, 
während Frankreich den Hauptteil der nicht spezifizierten 
Waren lieferte. Die Ausfuhr ist im Vergleich zu 1927, 
wenn man von Dynamos und Isolierrohren absieht, eben- 
falls gewachsen. Hauptabnehmer für Stromerzeuger waren 
England und Holland, für Akkumulatoren Argentinien, für 
Kabel England und Deutschland, für Telegraphen- und 
Fernsprechapparate Frankreich und Mexiko; Isolierrohre 
hat Belgien vorwiegend nach Ägypten und nicht näher be- 
zeichnete Erzeugnisse nach dem Kongo und Holland versandt. 


Ausfuhr int 


Einfuhr in t 
Erzeugnisse 


1928 | 19277 | 198 | wen 
Dynamomaschinen . ...... 3773: 2595 | 2 600 | 3 064 
Akkumulatoren, Trockenbatterien. 560 41] 850 745 
Meßinstrumente und Teile solcher 255: 226 34 27 
Metalldrahtlampen . . . 2... 397 102 99 75 
Isolatoren aus Porzellan, Glas usw. 1 065 472 122 99 
Isolierrohre. . . . 2: 2 2 2 202. 385 | 152 411 446 
Telegraphen- und Telephonappa- | 
TOO. ee ae A 206. 138 | 2654 | 2585 
Funkröhren . . s. 2 2 2 22 ‘e’ 16 5 —! — 
Nicht näher bezeichnete Vorrich- u 
tungen: at e 2 2 3» 3 2816| 1 87) | 1202 966 
Elektrotechnische Kohlen . . . . | 434 346 — — 
1 088 926 | 10351 | 7 658 


Isolierte Drähte und Kabel... 
ı Bd. 104, 1929, 8. 581. 
Abschluß des Heftes: 5. Oktober 1929. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expl. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9, 


Ein neuer Fortschritt auf dem Gebiete der Be- 
leuchtung ist die Innenmattierung der Glüh- 
mpe. Ihre Vorteile gegenüber der bisherigen 


Glühlampe in Klarglasglocke oder mit Außen- 
mattierung sind bessere Lichtverteilung, Ver- 
meidung scharfer Schatten und Lichtflecke, 
leichte Sauberhaltung der äußeren Lampe, Ver- 
meidung von Lichtverlust durch Staubfang, ge- 
fälligere Wirkung in allen Lichtträgern, ein- 
fachere Lagerhaltung. Die -innenmattierte 
Glühlampe ist dieLampehöchster Vollendung. Sie 
sollte künftig ausschließlich verwendet werden, 
zumal sie infolge ihrer obenstehenden Vor- 
teile den Notbehe/f der Außenmattierung über- 


> Le 
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hi, ? 
KI 
~ €. 4 
A Zei, ` 


nait: Keinath, Entwickl. d el. Fernmes. 1509 — Bütow, in Elektroöfen — Fernsehen — Pupinspulenkasten 1530 — Üb. elektromagn. 8tö- 
u langer Wechselstromleit. auf Spannungsabfall 1515 — Burstyn, rungen — Gekreuzte Zylinder als Funkenstrecke — Zusammenh. zw. Strom u. 
ERD Funkausstell. 1929 1519 — Seldner, Vereinheitl. v. hydro- Spannung in einem Kunstharz — Physikal. Eigenschaften v. elektrolyt. gerein 
Verbundbetrieben 1523 — Typke, Verel. d. Vorschr. versch. Länder f. Kobalt u. seinen Eisenlegierungen — Die Verdampfungsgeschw. v, Wolfram in 
sorm.- u, Schalteröle 1524. Gegenw. v. Salzdämpfen 1531 — XII. Hauptversammil. der Dt. Gesellsch. f. Me- 

Tandschau: EL Geschwindigkeitsmesser f. Flüssigk. 1514 — Unmmittel- tallkunde 1582 — EI. Gasreinigung 1533 — Jahresversamml, Kon 

Steuerung d. Luft durch el. Schwingungen 1526 — Geschweißte Stahlkon- gresse,,Ausstellungen 134 — Energlewirtschaft 159 — 

KR er — Theöret, u. experiment. Untersuch. des synchr. Reaktionsmotors Vereinsnachrichten 1585 — Sitzungskalender 1538 — Per- 
f Berechn. v. Rippenröhrkühlern f. el. Masch. — Glasierte Widerst, 1528 — sönliches 1588 — Literatur: F. Welckert, E. D. Adams, O. Geiger 
w, d. Lichtgeschwindigk. unter Verwend, des elektroopt. Kerreffektes — 


1588 — Eingegang. Doktordissertationen 1539 Geschäftl, 
f 


gen 1539 — Bezugsquellenverzeichn. 154. 


FT 750. JAHRGANG / IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9 
1540) 17. OKTOBER 1929 


Mitteillun- 
feisiose Bahn in Salt Lake City 1529 — Normalisieren u. Glühen v. Stählen 


II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42 17. Oktober 1929 


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1509 


|Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schrifileitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W9 


50. Jahrgang 


Berlin, 17. Oktober 1929 


Heft 42 


Die Entwicklung der elektrischen Fernmessung”. 
Von Prof. Dr.-Ing. G. Keinath, Berlin. 


Übersicht. Der Vortrag schildert die Entwicklung der 
Fernmessung, wie sie für die Betriebsführung von Elektri- 
zitätswerken verwendet wird. Nach einer Aufstellung der 
Anforderungen an die elektrische Fernmessung werden die 
wesentlichen Meßverfahren kurz beschrieben. Die größte Be- 
deutung haben die Impulsmethoden erlangt, weil bei ihnen 
der Leitungszustand die Messung nicht beeinflußt. Zum Schluß 
werden die Verfahren zur Fernsummierung an Hand von 
Schaltbildern kurz geschildert und auf eine interessante große 
Fernmeßanlage der BEWAG hingewiesen. 


Geschiehtliche Entwicklung der Fernmessung. 


Den ersten Anstoß zu einer Entwicklung der Fern- 
messung in größerem Maßstabe hat wohl Oskar von 
Miller im Jahre 1919 gegeben, als er die deutschen Elek- 
trofirmen aufforderte, Einrichtungen zu schaffen, mit 
denen die Zentral-Kommandostelle in Karlsfeld die Ener- 
giewirtschaft des gesamten Bayernwerkes überwachen 
sollte. Die Aufgabe war für den damaligen Stand der Tech- 
nik zu schwierig, sie konnte zunächst nicht ausgeführt 
werden, sie geht aber jetzt in ähnlicher Weise, wie es da- 
mals von O. v. Miller angeregt wurde, der Vollendung 
entgegen. In den V. S. Amerika hat man entsprechend den 
erößeren Entfernungen der Fernmessung schon seit Jahren 
mehr Beachtung geschenkt. Es sind nach den verschieden- 
sten Systemen, von denen noch die Rede sein wird, Fern- 
meßeinrichtungen auch für Entfernungen von mehreren 
100 km schon seit einer Reihe von Jahren im Betriche‘. 
Mit der zunehmenden Zusammenschließung der Elektrizi- 
tätswerke ist die Fernmessung eine Frage allgemeiner 
Bedeutung geworden’, und man hat ihr in den letzten 
Jahren von den verschiedensten Seiten sehr viel Entwick- 
lunzsarbeit gewidmet. Wenn es sich zunächst nur um 
Einzeliübertragung gehandelt hat, so wurden die Anlagen 
doch mit der Zeit immer größer und verwickelter und es 
sind auch heute schon Anlagen in Betrieb genommen wor- 
den, um auf einer einzigen Leitung eine Anzahl von Meß- 
erößen zu übertragen. Die Anforderungen bezüglich der 
Übertragungslänge — ursprünglich nur einigeKilometer — 
sind bis auf 500, sogar 1000 km gewachsen. 


Anforderungen an die Fernmessung. 


Wenn gefragt wird, wo eigentlich der Begriff der 
Fernmessung anfängt, so kann darauf gesagt werden, daß 
man von Fernmessen spricht, wo besondere Maßnahmen 
notwendig sind, also andere als einfach die Verlängerung 
der Leitungen oder Verminderung des Sekundärstromes 
eines Stromwandlers von 5 A auf 1 A. 


Zur Übertragung kommen bzw. verlangt wird: 


1. Momentanwerte von Strom, Spannung, Wirkleistung, 
Blindleistung, Scheinleistung, Leistungesfaktor, Fre- 
ouenz, Länge (Pegelstände), Druck, wobei die Rich- 
tung der Meßgrößen wechselt und sowohl anzeixende 
als auch schreibende Fernmessung verlangt wird; 

2. Summierung mehrerer Momentanwerte, die an ver- 
schiedenen Stellen gemessen werden; 

3. Vielfachfernmessung auf einem einzigen Leitungs- 
kanal zum Zwecke der Ersparnis teurer Leitungen; 


e Vortrag, gehalten im Elektriotechniselien Verein am 26. II. 1929. 
Besprechung auf 8. 1536 diesea Heftes. 

1 Bericht des Sonderkomitees des A. I. E. E. für Fernmessung. 
d. Am. Inst. El. Engs. Bd. 47, 8. 603. 

3 Sächsische Werke AG., Die Bedeutung der Fernmessung. Elek- 
trizitätswirtsch. Bd. 27, S. 12. 


4. Fernzählung (Fernzifferblatt) und Fernsummierung 
nach einem Maximumtarif (Höchstlast-Anzeiger). 


Die verlangte Genauigkeit ist ganz und gar ver- 
schieden, je nach dem Verwendungszweck. Wenn es sich 
nur darum handelt, für die Zwecke der Lastverteilung 
fernzumessen, so wird eine erzielte Genauigkeit von 3%, 
u. U. sogar +5% ausreichend sein. Sobald es sich aber 
darum handelt, eine Leistungsangabe auf einem bestimm- 
ten Grenzwert zu halten, wenn beispielsweise eine verab- 
redete Grenze weder über- noch unterschritten werden soll, 
so muß man mit der Fernmessung auf möglichst 1% genau 
messen können. Bei der Fernzählung wird viel höhere 
Genauigkeit verlangt, weil dabei ein Verkauf von Elek- 
trizität stattfindet. Es müssen dabei die gesetzlichen Vor- 
schriften eingehalten werden und es können nur solche 
Einrichtungen in Frage kommen, die nach ihrem Prinzip 
und ihrer Ausführung sozusagen eine hundertprozentige 
Sicherheit gewährleisten. 


Als Übertragungsmittel kommen besondere 
Meßleitungen nur bei relativ kleinen Entfernungen in 
Frage. In den meisten Fällen soll die Fernmessung auf 
Fernsprechleitungen ausgeführt werden, entweder Frei- 
leitungen oder Kabeln, wobei die Forderung gestellt ist, 
daß gleichzeitig mit dem Fernmessen auch noch gesprochen 
werden kann. Es sind hier umfangreiche Schutzmaßnah- 
men notwendig, um die Beeinflussung der Messung durch ` 
Induktionsstörungen auszuscheiden, ferner auch um Ge- 
fahren, die aus dem gleichen Grunde für die Apparate und 
für die Menschen bestehen, unschädlich zu machen; ander- 
scits darf aber auch die Fernmessung wieder nicht die 
Verständigung auf den Fernsprechleituneen stören. In der 
letzten Entwicklung bedient sich die elektrische Fern- 
messung der leitungsgerichteten Hochfrequenztelephonie, 
der sog. „EW.-Telephonie”“, wobei auch hier wieder die 
Forderung gestellt wird, daß der Übertragungskanal nicht 
nur für die Fernmessung sondern auch für Fernsprechen 
bzw. Fernzählen oder für die Fernsteuerung von Ölschal- 
tern oder von Generatoren verwendet wird. 

Die Kostender Fernmessung setzen sich im 
wesentlichen aus zwei Komponenten zusammen: aus den 
Kosten der Apparate und denen der Leitungen. Bei klei- 
nen Entfernungen von wenigen Kilometern sind die Appa- 
ratekosten ausschlaggebend, in roher Annäherung kann ge- 
sagt werden, daß die billigsten Einrichtungen für Sender 
und Empfänger zusammen etwa 800 RM kosten, die teuer- 
sten im Handel befindlichen etwa 3000 RM. Die Preise er- 
höhen sich ganz erheblich, wenn Hochfrequenzübertragung 
in Frage kommt, es kann aber dann die Einrichtung in der 
Regel sowohl zum Fernsprechen als auch zum Fernmessen 
gleichzeitig verwendet werden. Die Leitungskosten 
sind außerordentlich verschieden. Wenn ein besonderes 
zweiadriges Kabel gelegt werden muß, so hat man mit 
etwa 1000 RM/km zu rechnen, die Verlezungskosten unge- 
rechnet. Die Kosten werden wesentlich niedriger, wenn 
man aus einem normalen Vielfach-Fernsprechkabel mit 
20..80 Adern ein Aderpaar benutzen kann. Man kommt 
dann auf etwa 100 ... 150 RM/kım. Aber auch hier ist bereits 
festzustellen, daß für Entfernungen von nur 10 km ein 
Leitungspaar viel teurer ist als die Sende- und Empfangs- 
apparate. Die Miete eines Aderpaares aus dem Fernsprech- 
netz der Reichspost wird mit jährlich 60 RM/km berechnet, 
für 100 km entstehen also bereits 6000 RM jährliche laufende 
Kosten. Bei großen Entfernungen wird man immer von 
selbst darauf kommen, daß beim Übertragen mehrerer 
Meßsrößen eine Vielfachübertragung auf nur einem Ader- 
paar stattfinden muß. Wenn es sich nur um eine einzige 


1510 


Meßgröße handelt, so kann man diese in verhältnismäßig 
einfacher Weise auf vorhandenen, im Betrieb befindlichen 
'ernsprechleitungen übertragen, ohne daß die Verständi- 
gung gefährdet wird und ohne daß besondere Mittel auf- 
gewendet werden müssen. Wenn man auch immer an Lei- 
tungen sparen wird, so soll dieses Bestreben nicht so weit 
gehen, daß man die Erde als Rückleitung verwendet, da- 
von ist in jedem Falle abzuraten. 

Der Widerstand der Leitungen ist bei sehr 
vielen Meßverfahren von Bedeutung für die Genauigkeit 
und die Ausführbarkeit der Übertragung. Bei dem norma- 
len Fernsprechkabel mit Kupferdraht von 0,8 mm Dmr. be- 
trägt der Widerstand einer Doppelleitung etwa 80 Q/km, 
bei 200 km kommen wir also auf 16 000 Q. Die maximal zu- 
lässige Spannung in einem solchen Kabel ist 60 V. Bezüg- 
lich des Isolationswertes ist zu sagen, daß die Kabel- 
fabriken heute als Mindestwert etwa 500 MQ/km garan- 
tieren, bei 200 km kommt man ohne Endverschlüsse auf 
einen Isolationswert von 25 MQ. Dieser Widerstand wird 
bei allen Intensitätsübertragungen in um so höherem Maße 
in die Erscheinung treten, je höher der Widerstand der 
Meßeinrichtung ist, d. h. mit je geringerem Arbeitsstrom 
sie betrieben wird. Von größerer Bedeutung als die eigent- 
liche Kabelisolation ist die Isolation der Endverschlüsse, 
die in ganz unkontrollierbarer Weise schlecht sein kann, 
so daß sich dafür keine Zahlenwerte angeben lassen. 


AlserstrebteEigenschafteneinesFern- 
meßverfahrens sind zu nennen: 


1. Unabhängigkeit vom Widerstand und Isolationswert 
der Leitung, also auch Unabhängigkeit von Tempe- 
ratureinflüssen auf die Leitung sowie auf Sender und 
Empfänger; 

2. möglichst keine Hilfsspannung; wenn doch eine solche 
verwendet wird, Unabhängigkeit von der Höhe der 
Hilfsspannung; 

3. möglichst keine Intensitätsübertragung, also möglichst 
Null- oder Impulsmethoden; 

4. möglichst einfache Einrichtungen, die sich zur Sum- 
mierung eignen. 


Es gibt kein Verfahren für elektrische Fernmessung, 
bei dem alle diese Forderungen erfüllt sind, es missen die 
Vor- und Nachteile eines jeden Verfahrens im Einzelfall 
abgewogen werden, es muß gefordert werden, daß eine 
Fernmeßeinrichtung praktisch, billig und vor allem kom- 
binationsfähig ist, so daß Summationen und Rückmeldun- 
gen Ginfach auszuführen sind. 


Meßverfahren. 


Es soll zunächst eine Übersicht über die zur An- 
wendung kommenden Meßprinzipien gegeben werden, im 
Anschluß daran die Meßsysteme zur Summierung und Viel- 
fachfernmessung ganz kurz erläutert werden. 


1. Induktive Übertragung der Zeiger- 
stellungen. 


Dieses Verfahren ist von der General Electric Co., 
Schenectady, als Selsyn-System seit einer Reihe von 
Jahren in Verwendung? Es besteht aus einem Wechsel- 
strommotor mit einem Dreiphasen-Stator und einem Ein- 
phasen-Rotor. Die Batterie des Senders und des Empfängers 
werden von der gleichen Drehstromspannung erregt. Wird 
der Rotor des Sendeinstrumentes verdreht, so dreht sich 
mit ihm auch der Rotor des Empfangsinstrumentes. Die 
Einrichtung ist außerordentlich robust, erfordert aller- 
dings große Richtkräfte im Sender und ist nur für Ent- 
fernungen bis zu mehreren Kilometer anwendbar. Die 
Firma Trüb, Täuber & Co. hat ein verfeinertes Meßverfah- 
ren dieser Art herausgebracht®, im wesentlichen ein induk- 
tions-Elektrodynamoter mit einphasigem Stator, am Sender 
und Empfänger auch von einer gemeinsamen Spannung 
erregt, mit einer Drehspule im Sender und Empfänger. 
Auch dieses System ist nur zur Übertragung über einige 
Kilometer gceignet. Der Leitungswiderstand darf maximal 
etwa 300 Q betragen. Die Spannung ist ohne Einfluß auf 
die Anzeige, mit ihr ändert sich allein das Drehmoment der 
Empfangsinstrumente. 


2.VerfahrenmitHilfsspannung. 


Es existiert eine große Anzahl derartiger Meßver- 
fahren®, die alle dadurch gekennzeichnet sind, daß eine 
Hilfsbatterie die Größe des Zeigerausschlags durch einen 
Widerstand beeinflußt, so daß dann eine Spannung oder 
ein Strom mit einem Gleichstrominstrument ferngemessen 


3 Nocku. Edgerly, Gen. El. Rev. Bd. 27, S. 758. 
ê Täuber-Gretler, Schweiz. Techn. Z. Bd. 25, S. 273 u. 281. 
$ Keinath, Technik elektrischer Meßgeräte, 3. Aufl., Bd. 2, 8. 166 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


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wird. Die bekanntesten Ausführungen dieser Art sind die 
Widerstandswalze von Hartmann & Braun, wie 
sic vielfach zur Fernmessung mit Meßzeräten der Wärme- 
wirtschaft angewendet wird. Wesensgleich, aber in der 
Bauweise verschieden ist der Ringrohrgeber, den 
Siemens & Halske herstellen; in beiden Fällen muß das 
Meßwerk unmittelbar die Widerstandswalze bzw. da 
Ringrohr bewegen, um den in den Meßkkreis eingeschalteten 
Widerstand zu ändern. In der Ausführung mit Kreuz- 
spulinstrument sind diese Systeme unabhängig von der 
Höhe der Hilfsspannung. 

Das von Siemens & Halske vor einigen Jahren ent- 
wickelte Doppelfallbügel-Potentiometer® war gedacht für 
Meßwerke, die zu schwach waren, um ein Ringrohr zu 
bewegen, und wo die dem Ringrohr aufgedrückte Span- 
nung von maximal etwa 4 Vezur Überbrückung der Ent- 
fernung nicht ausreichte. Es kommen Spannungen bis etwa 
20 V zur Anwendung. In England und Amerika sind eine 
große Anzahl von Potentiometerschaltungen entwickelt 
worden, die selbsttätig arbeiten und bei denen der Lei- 
tungswiderstand nach dem Grundprinzip der Anordnunz 
ohne Einfluß auf die Anzeige des Empfangsinstrumentes 
ist. Ein Instrument dieser Art, der Midworth Distant 
Repeater, von Evershed & Vignoles gebaut”, von der Fa. 
D. Bercovitz & Sohn zur Verfügung gestellt, wurde vor- 
geführt, ebenso eine Anordnung von Hartmann & Braun, 
gleichfalls ein selbsttätiges Potentiometer mit einer sehr 
originellen Anordnung für die selbsttätige Einstellung‘. 
Systeme dieser Art können auf Entfernungen von 50 km, 
gegebenenfalls noch bis zu 100 km bei einwandfreiem Lei- 
tungszustand arbeiten. 


3. Umformung der MeßgrößeinGleich- 
strom. 


Da Gleichstrominstrumente außerordentlich viel emp- 
findlicher sind als solche für Wechselstrom, liegt es nahe, 
die zur Übertragung bestimmten Meßgrößen in eine Gleich- 
spannung oder in einen Gleichstrom umzuformen. Die ein- 
fachste Anordnung besteht in der Verwendung von Gleich- 
richtern. Trockengleichrichter? sind bisher nicht zur An- 
wendung gekommen, obwohl sie zur Fernübertragung von 
Stromstärken sehr zweckmäßig erscheinen, wenn sie auch 
wie alle Gleichrichter den Nachteil haben, daß ihre An- 
saben nicht dem Effektivwert sondern dem arithmetischen 
Mittelwert der Stromkurve entsprechen, so daß bei Ände- 
rung der Wellenform auch Änderungen der Anzeiee ein- 
treten. Für reine Sinuswellen ist der Korrektionsfaktor 
1,11 *°°. Die Gen. El. Co. hat neuerdings eine Gleichrichter- 
anordnung mit Glühkathodengleichrichtern für größere 
Entfernungen durchgebildet!®. An Stelle der unmittelbaren 
Gleichrichtung kann auch ein Thermoumformer verwendet 
werden, eine Einrichtung, die nach dem Vorschlag von 
Fawsett seit 1922 von der Cambridge Instrument Co. 
gebaut wird'!. Es handelt sich dabei um eine Verbesse- 
rung der bekannten Thermokreuze, die ohne weiteres zur 
Umformung von Wechselstrom und Woechselspannungen in 
Gleichspannung geeignet sind, in der Schaltung des Hitz- 
drahtwattmeters auch zur Umformung von Leistuneen. 
Die erzeugte EMK ist maximal nur 40 mV; unter Verwen- 
dung der hochempfindlichen Pyrometerinstrumente kann 
man damit im äußersten Falle Entfernungen von 5 ... 10 km 
überbrücken. Durch Vorschalten geeigneter Wandler kann 
diese Einrichtung auch kurzschlußfest gemacht werden. 
Das Verfahren ist, soweit dem Verfasser bekannt, nur bei 
einer englischen Gesellschaft, der Newcastle on Tyne Co., 
im Gebrauch. 

Die wichtigste Gruppe von Fernmeßgeräten, bei denen 
die Meßsröße in Gleichstrom umgeformt wird, ist die mit 
Motorumformern, in Deutschland bekannt als Tele- 
wattsystem. Schon im Jahre 1%4 hat Duncan den 
Vorschlag gemacht 12 die Leistungsummierung mehrerer 
asynchron laufender Generatoren in der Weise auszufüh- 
ren, daß man mit den Wechselstromzählern kleine Gleich- 
stromzeneratoren kuppelt und diese dann zur Anzeige, zur 
Registrierung oder zur Zählung in Reihe schaltet. Eine 
praktische Anwendung in den V.S. Amerika ist nicht be- 
kannt geworden. Im Jahre 1924 hat dann die Cie. pour 


Schleicher, Siemens-Z. Bd. 7, 8. 422. 
Bercovitz, Elektro-Journ. Bd. 8, S. 61. 
Palm, EL u. Maschinenb. Bd. 46, 8. 863. 
Grondahl u. Geiger, ETZ 1927, 8. 1738. — Irion, Siemens-2. 
Bd. 8, 8. 293. 
Sës Nachtra 


‚bei der Korrektur: Nach einer neuen Ver 
öffentlichung (R. J. Wensley, The Electric Journ. Bd. %, S. 39) wer 
den Trockengleichrichter, an die Sekundärseite von Stromwandlern ap: 
eschlossen, in steigendem Maße mut bestem Erfolge besonders zur 
ielfach-Fernmessung in den V.S. Amerika benutzt. 

20 Linder, Stewart, Rex u. Fitzgerald, J. Am. Inst. El. Engs. 
Bd. 48, 8. 181. 

31 Bull. Soc. Franc. des EI. Bd. 4, S. 88. 

12 USA-Patent 708 934 vom 6. VI. 190%. 


tg. _ nr 


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la fabrication des Compteurs das gleiche Verfahren für die 
Fernmessung von Leistungen u. dgl. angemeldet!’; etwa 
zwei Jahre später wurde das Verfahren bei der Aron-Gc- 
sellschaft nach den Angaben von Ster n?* durchgebildet 
und ist vielfach zur Anwendung gekommen. Die einfachste 
Anordnung besteht darin, daß auf der gleichen Achse mit 
dem Wechselstromzähler ein Amperestundenzähler mit 
Spezialwicklung als Gleichstromgenerator läuft. Die er- 
zeugte Spannung ist proportional der Drehzahl, also auch 
proportional der Leistung und beträgt maximal 1000 mV, 
wenn man einen Zähler mit anomal hoher Drehzahl ver- 
wendet. Unter Benutzung der bereits erwähnten Pyro- 
meterinstrumente, die einen Widerstand bis zu 20 Q/mV 
haben, kann man mit diesem System Entfernungen von 
20... BO km überbrücken, entsprechend einem Leitungs- 
widerstand von 1600 ... 4000 Q, auch Registrierapparate der 
Fallbügeltype anschließen. 


4.UmformungderMeßgrößeineine lang- 
same Impulsfolge. 


Die vorher beschriebenen Verfahren sind grundsätz- 
lich alle abhängig von dem Widerstand der Leitung, wäh- 
rend im Gegensatz dazu alle Verfahren, die allein mit 
Stoßimpulsen die Übertragung bewerkstelligen, nicht da- 
von abhängig sind. Die einfachste Anwendung ergibt sich 


s EN Na 


7 zZ 


a___ e 


Jı Batteriestrom am Sender. Die Zocken rühren vom Anzug des Ankers 
am Senderelais her 

Jı Verlauf der Impulse auf der Fernleitung. Der Strom setzt ein bei 
dem Anziehen des Ankers in der J,-Kurve, fällt später als J, 
auf Null 

J, Lade- und Entladestrom des Kondensators, setzt ein beim Anzug 
und nach dem Abfall des Senderelais 

d Stromverlauf im Gleichstrom-Anzeigeinstrument 

Darunter eine mit 50 Hz geschriebene Zeitlinie 


Abb. ı. Impulsfrequenz-Fernmessung. Verlauf der Ströme. 


für die Fernzählung ohne Zeiteinschnitte, d. h. die An- 
bringung eines Fernzifferblattes für einen Geberzähler. 
Hier können die Impulse in einer sehr weiten Folge ge- 
geben werden, weil die Ablesung des Zählers nicht in 
kürzeren Zeitabschnitten als in einem Tag gewünscht 
wird. Es reicht dazu bei Höchstlast eine Impulsgabe allc 
15 ... 20 s. Man kann diese Kontakteinrichtungen am Zahl. 
werk anbringen und sehr kräftig gestalten. Die Sangamo 
Co. in Illinois baut seit einer Reihe von Jahren der- 
artige Fernzählwerke, die mit Gleichstromimpulsen arbei- 
ten und mit Nebenuhrwerken, bei denen ein beweglicher 
Anker bei jedesmaliger Umpolung um einen Schritt weiter- 
schaltet. Die Einrichtung ist (in einer sinngemäßen Weise) 
auch für Wechselstrom durchgecbildet worden, auch unter 
Anwendung eines Fortschaltwerkes unter wechselweiser 
Verstärkung und Schwächung zweier Hilfspole. 


Mehr Bedeutung hat die Impulsfslge, wenn die An- 
gaben von Maximumzählern übertragen werden 
sollen, also die Summe von Kilowattstunden über einen 
Zeitraum von 15 ....30 min. Hier ist die Einrichtung grund- 
sätzlich die gleiche, das Impulsintervall muß aber kleiner 
sein, es beträgt üblicherweise 5...10 s. Man erhält dann 
eine Mittelwertanzeige der entnommenen Leistung über das 
Registrierintervall. Je kleiner man dieses nimmt, um so 
näher kommt man dem Momentanwert, und es bereitet 
grundsätzlich keine Schwierigkeiten, die Mittelwert- 
anzeige schon über 5, 3 oder 1 min erfolgen zu lassen. 
Fern-Maximumzähler dieser Art sind in den V. S. Ame- 
rika sowohl von der Sangamo Co. als auch von der 
Westinghouse Co. und der General Electric Co. vielfach in 


H Franz. Patent 585 292 vom 18. VII. 1924 


un Engl. Patent 302 396 vom 16. 1X. 1927; ETZ 1928, 3. 282 u. 1326, 


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1511 


Anwendung, in Deutschland haben die SSW das Ver- 
fahren durchgebildet. 


Wesensverwandt mit der Übertragung des Viertel- 
stunden-Maximums ist das Impulszeitverfahren, 
das von den Deutschen Telephon-Werken entwickelt 
wurde!® und nach dem auch die AEG ihr Fernmeßver- 
fahren durchbildet. Das Impulszeit-Verfahren beruht dar- 
auf, daß der Winkelausschlag eines Zeigerinstrumentes 
abgetastet wird und daß die Zeit, die notwendig ist für 
eine gleichmäßige Bewegung des Schleppzeigers vom Null- 
punkt bis zum Instrumentzeiger, in eine Impulsdauer um- 


Abb. 2. Impulsfrequenz-Fernmessung. Sendezähler für Drehstrom mit 
Kontakteinrichtung (S & H). 


sesetzt wird, die mit einem synchron laufenden Empfänger 
wiederum zu einem Zeigerausschlag umgewandelt wird. 
Die Umlaufzeit des Abtastzeigers beträgt etwa 5 s, sie 
kann gegebenenfalls auf 2 s herabgesetzt werden. Wie 
man sieht, ist auch dieses Verfahren vollkommen unab- 
hängig vom Widerstand des Leitungskanals und von der 
Höhe der Hilfsspannung. Da es nach der Start-Stop- 
Methode arbeitet und nach jeder Übertragung der An- 
fangspunkt der synchron laufenden Zeiger richtiggestellt 
wird, so ist kein absoluter Synchronismus zwischen den 
beiden Zeigern notwendig, die Differenz der Drehzahl 
geht lediglich als Meßfehler in die Anzeige ein. Man muß 
allein dafür Sorge tragen, daß die Drehzahl nicht unter 
ein gewisses Maß sinkt, denn in diesem Falle würden 
Geber und Empfänger vollkommen außer Tritt fallen. 


Abb. 3. Konstant-Spannungschaltung zur Speisung des Trocken- 
gleichrichters. 


Konstruktiv wesentlich einfacher ist das Verfahren, 
bei dem die zu übertragende Meßgröße in eine Folge von 
Impulsen umgesetzt wird. Den ersten diesbezüglichen Vor- 
schlag hat wohl der Verfasser im Jahre 1921 gemacht”. 
Er hat damals vorgeschlagen, Morsezeichen proportional 
der zu übertragenden Leistung zu erzeugen, gegebenen- 
falls mit Hochfrequenz zu übertragen und an der Emp- 
fangstelle einen Frequenzmesser vorzusehen. Einrichtun- 
gen dieser Art sind von der Westinghouse Co. wesentlich 
später in Amerika gebaut worden, sie sind wegen der , 


15 J. J. Linebaugh, Gen. El. Rev. Rd. 23, S. 292. — Stanley 
u. Nelson, J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 47, 8. 262. 

18 Wilde, Elektrizitätswirtsch. Bd. 27, S. 81. 

17 Technik elektrischer Meßgeräte, 1. Aufl., S. 304. 


1512 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


17. Oktober 19298 


Umformung der Leistung in Frequenzimpulse über ein 
Kontaktinstrument und über einen Hilfsgenerator zu um- 
ständlich. 


Neuerdings sind noch andere Frequenzverfahren an- 
gewendet worden, u.zw. arbeitet eine Fernmessung von 
Eschwege nach lHersfeld'® so, daß das Geberinstrument 
einen sehr kleinen Drehkondensator betätigt, der in einem 
Schwingungskreis liegt und über eine konstante Frequenz 
eine variable Frequenz lagert. An der Empfangstelle wird 
mit dieser Einrichtung, die bereits im Jahre 1922 von Tele- 
funken angegeben worden ist!? entsprechend einem Patent 


Abb. A Summen-Fernmessung mit Induktionsgebern; vier Leitungen 
zwischen den Sendern und den Empfängern. (Trüb, TAuber & Co.) 


von Dr. E. Huth, ein rotierender Drehkondensator in 
Verbindung mit einer Heliumröhre als Anzeigeinstrument 
benutzt. Auch dieGeneralElectricCo. hat ein hin- 
sichtlich der Geberanordnung ganz ähnliches Verfahren 
durchgebildet? und es scheint, daß auch dieses in Amerika 
zur Anwendung kommt. Das Unangenehme bei allen diesen 
Frequenzverfahren ist bei Hochfrequenzübertragung, daß 
es mit einem mehr oder weniger breiten Frequenzband 
arbeitet, so daß es den Übertragungskanal mehr bean- 
sprucht, als es andere Systeme tun, die nur mit einer ein- 
zigen konstanten Frequenz, z.B. 100 Hz, auskommen. 


b n 


+ 


Rechts ist das Summierwerk, das auf jede Stromwendung weiter- 

schaltet. Die Sendezähler Z, Zz} Zą haben Kommuticrungs-Ein- 

richtungen, die alle parallel an der gemeinsamen Spannung liegen. 
Im Bild b hat Z, einen Impuls gegeben. 


Abb. 5 Summierschaltung für Sangamo-Fernzähler mit gepolten 
Klinkwerken. 


Dies ist der Fall bei dem reinen Impulsfrequenz-Ver- 
fahren, das Smith?! im Jahre 1924 bei der Westinghouse 
Co. entwickelt hat und bei dem zur Erzeugung der Im- 
pulse an Stelle der verwickelten Einrichtung, die von 
dem Verfasser vorgeschlagen und unabhängig davon bei 
der Westinghouse ausgeführt wurde, ein Zähler ver- 
wendet wird, der auf der Achse eine Kontakteinrichtung 
hat, die mit Hilfe einer Batterie bei jeder Umdrehung 
einmal oder mehrmals einen Stromstoß in die Leitung gibt. 
Die Umformung dieser Stromimpulse an der Empfangs- 
stelle in einen stetigen Zeigerausschlag erfolgt in einer 
eiecnartigen Weise, die in Deutschland von Burstyn 
schon durch das DRP. 239 123 vom 24. IX. 1910 für einen 
Geschwindigkeitsmesser angegeben worden ist. Abb. 1 
zeigt die gesamte Anordnung, wobei noch die zweckmäßige 
Vorkehrung getroffen worden ist, den Kollektor der 
Sendeeinrichtung durch Verwendung eines Zwischen- 
relais zu entlasten und auch an der Empfangstelle die 
einzelnen Impulse zunächst durch ein hochempfindliches 
Telegraphenrelais aufzunehmen und erst so weit zu ver- 
stärken, bis das Umschaltrelais gesteuert werden kann. 


38 Vgl. ETZ 1929, S. 165. 

19 DRP. 353 349 vom 2. I. 1922. 

2 Wie Fußnote 10. 

H B.H. Smith, The Electric Journ. Rd. 21, S. 219. 


Die Zahl der Impulse in der Zeiteinheit ist bei den ver- 
schiedenen Einrichtungen bei der Höchstlast 2...6 in der 
Sekunde. Abb.2 zeigt den nach diesem Verfahren ent- 
wickelten Sendezähler der Siemens & Halske AG.??. Die 
Gen. El. Co.?? verwendet an Stelle der Kondensator-Emt- 
fangschaltung einen eigenartigen Relaismotor, der sich 
dauernd zu drehen sucht, bei dem aber jeder ankommende 


Ai em me ae Ya teilte nein Age 


Abb. 6b. 


Der eine Sendezäbler A gibt bei K Stromimpulse, die das Relais R, 
veranlassen, das vor ihm liegende Klinkwerk weiterzuschalten, dabei 
das Sonnenrad S, zu drehen. Auf das zweite Sonnenrad des Planeten- 
getriebes wirkt das von einem zweiten Zähler gesteuerte Relais. Das 
Planetenrad P überträgt durch eine hohle Welle alle Impulse auf 
das Rad W, und weiter auf das Zifferwerk. SP, ist ein weiteres 
Planetengetriebe zum Anschluß von zwei weiteren Geberzählern. 


Abb. 6. Summierungs-Maximumzähler der Siemens-Schuckertwerke 


mit Pyramidenrelais. 


Impuls immer nur eine einzize Umdrehung freigibt. Durch 
ein elastisches Zwischengetriebe, Verwendung einer gro- 
Ben Schwungmasse, wird dann diese diskontinuierliche Um- 
drehung in eine konstante Umdrehung verwandelt und 
nach Art eines Wirbelstromtachometers in einen konstan- 
ten Zeigerausschlag mit einem sehr hohen Drehmoment 
(200 cmg) umgewandelt. In dieser Ausführung ist die An- 
zeige des Empfängers unabhängig von der Höhe einer 
Spannung an der Gebe- und Empfangstelle. Um die Auf- 
stellung von Konstantbatterien an der Empfangstelle in 


Schleicher, Siemens-Z. Bd. 9, 8. 157. 
H Wie Fußnote 10. 


l 17. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


1513 


der Schaltung nach Abb. 1 zu ersparen, werden neuerdings 
von Siemens & Halske an Stelle der Batterien Protos- 
Trockengleichrichter verwendet mit einer Konstantschal- 
tung, die in Abb. 3 gezeigt ist? und auf der Gegenschaltung 
einer Kondensatorspannung zu der einer gesättigten Dros- 
sel beruht. 

Registrierung. 


Fast alle Arten der Fernmessung können auch mit 
Registrierung geliefert werden, die Art der Schrift ist 
indessen abhängig von der Höhe der ankommenden Lei- 
stung. Beim Telewattsystem ist es nur möglich, mit Punkt- 
schreibern zu arbeiten, während das Impulszeitsystem und 
das Impulsfrequenzsystem mit Tintenschreibern geliefert 
werden können. Die Art der zu übertragenden Meßgröße 
kann bei fast allen Fernmeßsystemen eine beliebige sein. 
Es sei hier beispielsweise erwähnt, daß für das Telewatt- 
system ein cosg-Zähler entwickelt worden (eh, dessen 
Drehzahl proportional dem Leistungsfaktor ist. Ferner 
ist es auch mit den meisten Fernmeßverfahren möglich, 
Plus-Minus-Größen zu übertragen; es ist dies fast immer 
nur eine Frage der Skala. Bei dem Impulsfrequenzver- 
fahren sind verschiedene Wege möglich. Der eine davon 
ist der, daß positive und negative Gleichstromimpulse ge- 
geben werden, der andere ist der, daß man dem Sende- 
zähler schon bei der Leistung Null mit Hilfe eines Syn- 
chronmotors eine Vorspanndrehzahl gibt, die den halben 
Irstrumentausschlag am Empfänger erzeugt, und daß dann 
diese Drehzahl durch die positive oder negative Last er- 
höht oder bis auf Null vermindert wird. 


Summierung. 


Die bisher üblichen Verfahren der Summierung elek- 
trischer Größen waren die Wandlersummierung, die Syn- 
chronlauf der Generatoren voraussetzt, und die Verwen- 


Die Einzelleistung eines jeden Generators und die Summenleistung 
werden angezeigt, schließlich wird ein Summenzähler gespeist, der 
Impulse entsprechend der Summenleistung weitergibt 


Abb. 7. Summierungschaltung auf der Geberseite. 


dung von Vielfachsystemen in den Anzeigeinstrumenten. 
Der letztere Weg bedingt immer die Spezialentwicklung 
von anomalen Meßgeräten, die mit hohen Kosten und viel 
Einzelarbeit verbunden ist. Die meisten Fernmeßver- 
fahren eignen sich besonders leicht dazu, Summierungen 
vorzunehmen. Abb. 4 zeigt eine Summierungschaltung 
nach dem Prinzip der induktiven Geber,wiesievon Trüb- 
Täuber angewendet wird. Auch bei dem Verfahren mit 
Batterie und geregelten Widerständen lassen sich in ein- 
fachster Weise Summierungschaltungen anwenden, auch 
mit Kreuzspulinstrumenten. Das gleiche gilt für die Sum- 
mierungsmöglichkeit mit Potentiometerschaltungen. Ver- 
hältnismäßig einfach gestaltet sich die Summierung bei den 
Verfahren, bei denen die Meßgröße in eine Gleichspannung 
umgewandelt wird. Man braucht dann nur die einzelnen 
Generatoren unter gewissen Vorsichtsmaßregeln in Reihe 
zu schalten, um mit der gesamten Spannungsumme die Ge- 
samtleistung angezeigt oder registriert zu erhalten", 

Eine ganz besondere Bedeutung hat die Summierung 
bei der Fernzählung, insbesondere bei der Fern-Maximum- 
Zählung. Die Sangamo Electfic Co. führt die Summierung 
mehrerer Zähler in einfachster Weise dadurch aus, daß 
sie zwischen den zu summierenden Zählern eine Doppel- 
leitung zieht und die Spannung, die an den Empfänger 
kommt, durch einen besonders schnell schaltenden Mecha- 
nismus immer umpolen läßt (Abb.5). Die Zeitdauer einer 
solchen Umschaltung ist etwa 0,02 s, der Impulsabstand 
bei Höchstlast 10 s, die Wahrscheinlichkeit des Zusammen- 
treffens zweier Impulse ist also nur 1: 500. Die anderen 
Firmen haben andere Maßnahmen getroffen, um das Zu- 


N Keinath, El. u. Maschinenb. Bd. 34, S. 282. 
= Stern, ETZ 1928, S. 1326. 
H Wie Fußnote 25. 


sammenfallen von Impulsen, das die Gesamtrechnung 
ändern würde, zu vermeiden. Die SSW verwendeten ebenso 
wie die Gen. El. Co. ein sog. Pyramidenrelais (Abb.6a 
und b) mit Differentialgetriebe”. Die Gen. El. Co. stellt 
sclche Relais zur Summierung von bis zu acht Meßstellen 
her. Bei einer großen amerikanischen Anlage werden 48 


Ss 
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Die drei Sender speisen über drei Fernleitungen drei Empfangsrelais. 
Angezeigt werden die Einzelleistungen 7, IJ, IIT und die Summenleistung 


Abb. 8. Summierungschaltung auf der Empfangseite. 


Entnahmestellen mit einem einzigen Empfangsinstrument 
überwacht”. Auch Landis & Gyr haben nach einem an- 
deren Verfahren eine solche Summationseinrichtung ge- 
schaffen””, die gleichfalls berücksichtigt, daß beim gleich- 
zeitigen Eintreffen von Impulsen eine Speicherung der 


abcde 
117 
Zoe e 
a ò 
D i 
CH 


a 5 Generatoren, Summe an der Sendestelle angezeigt und durch 
einen Sımm.erzähler weitergegeben 
b 2 x3 Generatoren, je en Summierzähler. 
beiden Kraftwerken 
e 3Kraftwerke mit je einem Generator, Summieranzeige allein in Hr 
d 8 Kraftwerke mit je einem Generator. Angezeigt werden: 
im Kraftwerk 7 die Leistung von I. von II und I+II 
KA ag II MI +: ” I ge II ee I + II 
es ge III q be „ Tt und Ft UE 
e 3 Kraftwerke mit zusammen 4 Generatoren. Angezeigt werden: 
im Kraftwerk 7 die Leistung von I 
D D II x ei „ HM und MH +N 
III „ e „ HL 1+H undI+II+IlI 


Anzeige der Summe in 


+ za 


Abb. 9. Impulsfrequenz-Fernmessung. Summierungschaltungen. 


Ausschläge eintritt. Eine derartige Einrichtung ist in 
Schweden für eine schr lange Leitung der Wasserfall. 
direktion im Betrieb. 


Besonders einfach gestaltet sich die Summierung bei 
dem Impulsfrequenzverfahren®. Man hat hier zu unter- 


3? Technische Mitteilung VZ 36, April 1929. 

33 Stanley u. Nelson, wie Fußnote 15. 

H New Developments in Electrical Measuring Devices. Bericht des 
Meter-Committee der Nela. April 1929, 8. 13; ferner die Kataloge der Firma 
Landis & Gyr, Zug (Schwelz). 

% Smith, The Electric Journ. Bd. 21, S. 35°. — Schleicher, 
wie Fußnote 22. 


1514 


scheiden zwischen einer Summierung an der Sendestelle 
und einer solchen an der Empfangstelle. Zur Summierung 
an der Sendestelle (Abb. 7) verwendet man die ent- 


Zë 


Ee Yr Yr 


r 


a Generatoren für BEWAG b (Generatoren für Reichsbahn 


Von jedem Kraftwerk wird die Summe von a, b und c einzeln gebildet, angezeigt und nach der 
Zentrale weitergegeben. Dort wird die Leistung aller Kraftwerke in den Gruppen a, ò, c einzeln 
registriert, die Summe gebildet und in jedem Kraftwerk auf einem Anzeigeinstrument gemeldet. 


Abb. 10. Fernmeßanlage der BEWAG, Berlin. 


sprechende Anzahl von einzelnen Kontaktgebern, zeigt 
den Gesamtstrom mit einem Anzeigeinstrument an, speist 
mit diesem einen Gleichstrom-Amperestundenzähler, der 
eine neue Serie von Impulsen auf einer einzigen Leitung 
weitergibt. Für die Summierunz von mehreren entfernt 
gelegenen Sendestellen wird für jede Leitung an der Emp- 
fangstelle ein Empfangsrelais vorgesehen (Abb. 8) und 
es wird dann der Summenstrom aus einer gemeinsamen 
Batterie entnommen und angezeigt. Die Summierung 
mehrerer Leistungen, überhaupt elektrischer Größen, läßt 
sich auch mit dem Impulszeitverfahren ausführen. Das 
Impulsfreauenzverfahren ist hinsichtlich der Summie- 
rungsmöglichkeit besonders einfach und anpassungsfähig, 
es gestattet auch in bequemster Weise eine Rückmeldung 
der Summen an die einzelnen Sendeorte. Abb. 9 zeigt eine 
Zusammenstellung einfacher Impulsfrequenz-Summen- 
schaltungen. Eine große Anlage dieser Art ist gegen- 
wärtig für die BEWAG bei der Siemens & Halske AG. 
im Bau; Abb. 10 zeigt mit Genehmigung der BEWAG in 
schematischer Weise die Verteilung der Sende- und Emp- 
fangseinrichtungen. Eine ausführliche Veröffentlichung 
a diese Anlage wird in nächster Zeit durch die BEWAG 
erfolgen. 


Vielfach-Fernmessung. 


Wenn die Übertragungsmittel für die Fernmessung 
teuer sind, so wird es nicht allein darauf ankommen, eine 
Fernmessung gleichzeitig mit einem Ferngespräch auszu- 
führen, sondern es wird auch verlangt, daß eine ganze 
Anzahl von Meßgrößen in einem einzigen Kanal möglichst 
mit der gleichen Frequenz übertragen werden. Bei Sie- 
mens & Halske ist bereits eine derartige Vielfach-Fern- 
messung nach dem Impulsfrequenzsystem entwickelt wor- 
den, bei der fünf Meßgrößen nacheinander mit nach der 
Start-Stop-Methode synchrcnisierten rotierenden Schaltern 
auf dem gleichen Leitungskanal übertragen werden. Die 
Zeit für die Einzelmessung beträgt etwa 8 s, die gleiche 
Zeit wird für den Synchronisierimpuls gegeben, so daß die 
einzelne Meßeröße jeweils alle 6 X 8 — 48 s übertragen 
wird. Die AEG verwendet bei ihrem Impulszeitverfahren 
die Mittelwertübertragung nach Art der Höchstlastanzeizer 
und es kann auch nach diesem Verfahren die Vielfach- 
Fernmessung durchgeführt werden. Auch die Gleichstrom- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42 


17. Oktober 1929 


verfahren sind zur Vielfachfernmessung geeignet, u. ZW. 
sowohl unter Verwendung von Strom- und Spannungs- 
messern als auch von Quotientenmessern. 


Schlußwort. 


Der vorliegende kurze Bericht 
über das Gebiet der elektrischen Fern- 
messung kann nur eine flüchtige Über- 
sicht über die große Zahl der bis jetzt 
entwickelten Fernmeßverfahren geben. 
Das Gebiet ist sowohl hinsichtlich der 
Entwicklungsmöglichkeiten als auch 
hinsichtlich der Anwendungsmöglich- 
keiten noch lange nicht abgeschlossen. 
Es ist sehr schwer, ja geradezu unmög- 
lich, ein Werturteil über die einzelnen 
Verfahren abzugeben, und es hat den 
Anschein, daß es nicht möglich ist, mit 
einem einzigen Verfahren allen Be- 
dürfnissen gleichwertig zuentsprechen. 
Es hängt davon ab, ob die Entfernung 
klein oder groß ist, welche Genauig- 
keit verlangt wird und ob Vielfach- 
messungen auf dem gleichen Kanal 
verlangt werden. Der Bericht dürfte 
aber gezeigt haben, daß mit den heute 
verfügbaren Systemen schon schwie- 
rige Aufgaben lösbar sind. 


Elektrischer Geschwindigkeits- 
messer für Flüssigkeiten. 


Der Apparat! beruht auf der Wel- 
lenänderung eines Schwingungskrei- 
ses, sei es durch Änderung der Kapazi- 
tät eines Kondensators, sei es durch 
Änderung der Induktivität einer Spule. 
In die Strömung wird eine Stauscheibe 
gebracht, mit der die eine Belegung 
eines Zylinderkondensators fest ver- 
bunden ist. Durch die Bewegung der 
Stauscheibe, der eine Spiralfeder ent- 
entgegenwirkt (Abb. 1), wird die Kapazität des Zylinder- 
kondensators geändert. Diese veränderliche Kapazität liest 


c Fernstrom 


zn 
Le ee wl. 


[En 
| um 
d ~ j E 
| KEN k 


se 
cJ à 
a D 
SIE 
N d 
N 

N N 


Abb. 1. Elektrischer Strömungs-Geschwindigkeitsmesser. 


in Reihe mit dem Kondensator eines kleinen Röhrensen- 
ders. Durch Überlagerung mit einem zweiten Sender wer- 
den die Frequenzänderungen hörbar gemacht. In bekannter 
Weise kann man durch die Bewegung der Stauscheibe auch 
eine Änderung der Selbstinduktion und damit der Frequenz 
des ersten Kreises erreichen. Geeicht wird das Instrument 
zweckmäßig in einer Wasserströmung, deren Geschwin- 
digkeit man auf anderem Wege genau mißt. Die Eich- 
kurve des Apparates ist eine gerade Linie, was ein Vor- 
ne en dem Pitotrohr ist. Auch ist er sehr hand- 
ich. Mch. 


ı P. Dupin, Génie Civil Bd. 9, S. 2%. 


ee 


`~ 


17. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42 


1516 


Berechnung langer Wechselstromleitungen auf Spannungsabfall. 
Von W. Bütow, Frankfurt a. M. 


Übersicht. Es wird ein graphisches Verfahren be- 
schrieben, um den Sannungrabial] auf langen Wechselstrom- 
leitungen mit hinreichender Genauigkeit zu ermitteln. Das 
neue Verfahren lehnt sich an bereits bekannte Methoden 
eng an. Es hat den Vorteil, daß die Benutzung hyperbo- 
lischer Funktionen vermieden wird, so daß der Rechnendo 
«in anschauliches Bild erhält, das Fehler in der Rechnung 
leicht erkennen läßt. 


In den letzten Jahren hat die Anwendung der Elektri- 
zität große Fortschritte gemacht. Die Zentralenleistungen 
sind infolgedessen gewachsen und Ausgleichsleitungen zwi- 
schen den Werken gebaut worden, um den Abnehmern 
sicher Leistung liefern zu können und um die Wirtschaft- 
lichkeit kleiner Werke zu heben. Diese Entwicklung ist 
noeh nicht beendet. Eine wesentliche Entlastung unserer 
Verkehrsmittel kann durch die Energieübertragung auf 
elektrischen Leitungen an Stelle des teuren, zeit- und 
arbeitraubenden Kohlentransportes erreicht werden, wobei 
noch weitere Vorteile, wie Sauberkeit, geringere Verluste 
und damit größere Wirtschaftlichkeit erreicht werden. Dazu 
sind Leitungen erforderlich, wie sie bisher noch nicht ge- 
baut wurden. Die Spannung wird erhöht, man rechnet be- 
reits mit 380 000 V, und man wird vielleicht, sobald die Ent- 
wicklung der Isoliertechnik dies zuläßt, auf noch höhere 
Spannungen gehen. Dies wird durch die Übertragung gro- 
ber Leistungen auf weite Strecken bedingt. 

Die Berechnung derartiger Leitungen ist wesentlich 
schwieriger als die solcher von den bisher üblichen Abmes- 
sungen. Die Elektrizitäts - Actien - Gesellschaft vorm. W. 
Lahmeyer & Co. in Frankfurt a. M. hat sich hiermit be- 
reits seit mehreren Jahren 
einzehend beschäftigt. Im 
folgenden soll die vom Ver- 
fasser angegebene und jetzt 
im Berechnungsbüro die- 
ser Firma allein ange- 
wandte graphische Methode 
zur Ermittlung des Strom- 
und Spannungsverlaufes 
langer Leitungen beschrie- 
ben werden. Sie lehnt sich 
an bekannte Verfahren enz 
an. Ihr Vorteil besteht a 
insbesondere darin, daß die 
umständliche Benutzung 
hyperbolischer Funktionen 
vermieden wird, daß weiter 
der durch die Ermittlung ä b 
der Hilfsgrößen verur- Abb. 1. 
sachte Zeitverlust vermie- 
den wird und daß man ein 
anschauliches Bild der gesamten Rechnung erhält, das 
etwaige Fehler, soweit sie nicht in den Konstanten liegen, 
sofort erkennen läßt. 

Wir betrachten zunächst eine kurze, mit niedriger 
Spannung betriebene Leitung zwischen dem Werk W und 
dem Abnehmer A. Die Kapazität können wir dabei ver- 
nachlässigen. Bei allen Berechnungen gehen wir stets vom 
Abnehmer A aus. Wie Abb. ia zeigt, soll der letztere bei 
einer Spannung Ua einen Strom Ja abnehmen, wobei der 
Phasenwinkel gleich Qa ist. Wir berechnen nun den Wider- 
stand R der Leitung und ihre induktive Reaktanz X, wobei 


X=mL 


ist, wenn mit m = 2 xv die Kreisfrequenz, v die Frequenz 
und mit L der Selbstinduktionskoeffizient bezeichnet werden. 
Abb. 1b zeigt die bekannte Lösung. Da der Strom 
am Ende der Leitung der gleiche wie im Werk ist (die 
Kapazität der Leitung sollte vernachlässigt werden), ist ` 


Ja u FRE 


wenn mit dem Index w bezeichnet wird, daß die betreffende 
(röße im Werk gemessen wird. Auf der Leitung verlieren 
wir Spannung. Um Uw, die Spannung im Werk, zu er- 
halten, müssen wir zu der Spannung Ua am Abnehmer den 
Öhimschen Spannungsverlust Ja R und den induktiven Span- 
nıungsabfall Ja X geometrisch addieren, d. h. Ja R muß in 
ltichtung des Stromes, Ja X senkrecht dazu aufgetragen 
werden. Die Addition von Ja It und Ja X ergibt die zwı- 


——{n 


X 


schen den Enden einer Phase zu messende Spannungs- 
Jifferenz. 

Zweckmäßig führen wir entweder für Ua die Phasen- 
spannung Up oder die Betriebspannung U ein. Im ersteren 
Falle erhalten wir also 


bei Einphasenstrom Us = 0,5 U, 

bei Drehstrom Ua = U/Y3 
und berechnen R und X jeweils für eine einzige Phase. Im 
letzteren Falle dagegen haben wir diese Größen R und X 


bei Einphasenstrom mit 2 bzw. bei Drehstrom mit V3 zu 
multiplizieren. Wir erhalten dann auch für U» die ge- 
suchte Betriebspannung im Werk, während wir im ersteren 


Falle Uw mit 2 bzw. V3 multiplizieren müssen. 


An An 


Abb. 2. 


Wenn die Leitung so lang ist oder mit so hoher Span- 
nung betrieben wird, daß der Kapazitätsstrom einen Ein- 
fluß hat, werden die Berechnungen schwieriger. Wir be- 
zeichnen die Teilkapazitäten zwischen Leitung und Erde 
mit K,,, die zwischen den Leitungen mit K, und erhalten 
für eine Einphasenleitung das in Abb. 2a dargestellte 
Schema, für eine Drehstromleitung das in Abb. 2b gezeich- 
nete. Die Berechnung dieser Teilkapazitäten erfolgt nach 
Petersen! Wir nehmen stets an, daß die Teilkapazi- 
täten Kı, bzw. Kı untereinander gleich groß sind, da Ab- 
weichungen heute wohl stets durch Verdrillen der Leitun- 
gen beseitigt werden, zumal dadurch die Verhältnisse für 
die Löschung des Erdschlußstromes günstiger werden. Für 
unsere Leitungsberechnung müssen wir die Betriebskapazi- 
tät Cd kennen. Wenn wir ein Einphasennetz haben) ist 


Cd = Kı +2 Ki [uF/km], 


.für ein n-Phasen-Netz 


Co = Ku +n Ki [uF/km], 
also z. B. für ein Drehstromnetz 
Co = Ku +3 Kiz [uF km]. 
Der Ladestrom Je kann aus der Gleichung 
de = Up m C» [A/km) 
berechnet werden, worin Up die Phasenspannung in Volt ist. 


| sn Le 


Abb. 3. 


Abb. 3 zeigt den Verlauf des Ladestromes vom Werk 
längs der Leitung. Die unendlich vielen 'Tl'eilkapazitäten 
sind im Bilde durch vier angedeutet. Der Stromverlauf 
ist durch die ausgezogene Linie dargestellt. Ersetzt man 
die angenommenen vier Kapazitäten durch unendlich viele, 
so erhält man die strichpunktierte Linie für den Stromver- 
lauf. Für die Berechnung kurzer Leitungen ersetzen wir 
die unendlich vielen Teilkapazitäten durch eine einzige je 
Phase von der Größe Cə, die wir uns in der Mitte der 
Leitung eingeschaltet denken, wie Abb. 4 zeigt. Jetzt wird 


1 W, Petersen, ETZ 1916. S. 51°. 


1616 


angenommen, daß ein Strom von der Größe Je über die 

halbe Leitung oder ein Strom gleich Je/2 über die ganze 

as als Ersatz für den Strom obenzenannter Stärke 
ießt. 

Abb. 5 zeigt den Gang der Rechnung für eine Leitung 
mit Kapazität. In Abb. 5a ist die Belastung des Abneh- 
mers dargestellt, die die gleiche sei, die der Rechnung in 
Abb. 1 zugrunde gelegt wurde. Den Strom im Werk Jw 
erhält man durch geometrische Addition von Je zu Ja. Für 
die Berechnung des Spannungsabfalles benutzen wir die 
geometrische Summe von Ja + 0,5Jc= Ji. Der Ohmsche 


Spannungsabfall ist nun gleich JR un a in ns mit 
ei um vor. 
J und J, X gibt, wie 


Jı, der induktive Spannungsabfal 
Die geometrische Summe von Ua J, R 
Abb. 1b, die Spannung im Werk Uw. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42 


17. Oktober 1929 


strom der Strecke AB gleich Ladestrom der Strecke A1 
geometrisch zu addieren. Den hierdurch neu erhaltenen 
Strom J, können wir jetzt auch dem Diagramm Abb. 7 
entnehmen. Derselbe ist nämlich die geometrische Summe 
des konstanten Wattstromes JWatt und des Blindstromes Jbl 
im Punkte 1. Mit dem Wert Jgesı = J, errechnen wir, wie 
Abb. 8a zeigt, Ub, die Spannung am Punkte B, indem wir 
JıR, in Phase mit J, und J,X, senkrecht zu J, geo- 
metrisch addieren. 

Wie Abb. 8b zeigt, gehen wir bei der Berechnung der 
Spannung Ue am Punkte C von Ub aus. Wir addieren zu 
Jı die Differenz des Blindstromes Jbl, — Jbl, gleich ge- 
samter Ladestrom der Teilstrecke 12 und erhalten den 
Strom Js. Hierbei ist zu beachten, daß dieser Blindstrom, 
da wir von Ub ausgehen, senkrecht zu U» aufzutragen ist. 


Abb. 5. 


Nach dem Vorgang von Petersen und Lommel? 
zeichnen wir uns nun die Strom- und Spannungsverhält- 
nisse längs der Leitung auf, wie Abb. 6 zeigt. Zu dem 
Zwecke zerlegen wir die in Abb. 5a angegebene Belastung 
in den Wattstrom JWatt und den induktiven Blindstrom 
Jind. Den letzteren können wir mit dem Ladestrom Je, 
den wir als kapazitiven Strom negativ auftragen, zum 
Blindstrom Jbl zusammensetzen. Der tatsächlich an einer 
Stelle der Leitung fließende Strom Jges wird durch die 


Gleichung 
J?ges = J?Watt + J™ 


bestimmt und ist ebenfalls in Abb. 6 eingetragen. Hierzu 
bedient man sich zweckmäßig folgender einfacher Stech- 
zirkelkonstruktion: Um die Größe des Stromes Jges an der 
Stelle A zu bestimmen, trägt man die Strecke AB = Jbl 
"von A bis C ab, errichtet in C auf AC die Senkrechte 
und erhält den Punkt D als Schnittpunkt der Senkrechten 
mit der JWatt-Linie, so daß CD = JWatt ist. Dann ist 
AD = Jges. Die Strecke AD trägt man auf der Senk- 
rechten auf AC im Punkte A ab und erhält in E den ge- 
suchten Punkt der Jges-Kurve. 

Aus der Jbl-Linie können wir den Verlauf des Lei- 
stungsfaktors längs der Leitung sehr schön erkennen. Am 
Abnehmer ist der Blindstrom induktiv, wird beim Punkte F 
gleich Null, so daß Strom und Spannung in Phase liegen, 
dann wird der Blindstrom negativ, von F bis zum Werk 
haben wir also kapazitive Last. 

Bisher sind alle Größen, da es sich nur um Ströme 
handelt, im gleichen Maßstab aufgetragen. Für den cos, 
der weiterhin eingetragen ist, können wir einen neuen Maß- 
stab wählen, ebenso für den Verlauf der Spannung U längs 
der Leitung. Die Bestimmung der letzteren Kurve erfolgt 
folgendermaßen: Wir teilen die Leitung zwischen A und W 
in eine Anzahl von Strecken, die wir entweder gleichgroß 
oder mit Rücksicht auf Jges wählen. In Abb. 7 sind vier 
gleichlange Strecken der Rechnung zugrunde gelegt. Es sei 


AB=l, BC=L CD=L, DJ 


Wenn die Entfernungen l in km angegeben sind, 30 
rechnen wir den Widerstand der Leitung für 1km gleich r 


und ihre induktive Reaktanz für 1 km gleich z aus und 


erhalten 
R, =rl, X= zl, Re =rl, usw. 


Wir gehen, wie stets, von der Spannung am Abnehmer aus. 
Abb. 8a zeigt wie Abb. 5a den Belastungszustand am 
Abnehmer. Um die Spannung im Punkte B zu bestimmen, 
haben wir zunächst nach Abb. 5b zu Ja den halben Lade- 


2 Lommel, Cosg-Heft der Vereinig. d. Elektrizitätsw. S. 53. 


Perlin 1921. 


Abh. 6. 


Abb. 7. 


Mit J, errechnen wir jetzt in bekannter Weise U. da- 
durch, daß wir zu U» den Ohmschen Spannungsunterschied 
Jarl, 'und den induktiven Spannungsunterschied J; z l geo- 
metrisch addieren. Dieses Verfahren wiederholt sich für 
die weiteren Teilstrecken 2...4, und wir bekommen mit 
Hilfe des Stromwertes J, die "gesuchte Spannung Uw am 
Werk. Durch die geometrische Addition des halben Lade- 


stromes der Teilstrecke DW zu J, erhalten wir alsdann 
den Gesamtstrom Jw am Werk (Abb. 8c). 


— ,— 
Uaj TG SIE 
4 "Nr 
Ja vr 
a b c 


Abb. 8. 


Das nach dem zuletzt Andewändien Verfahren erhaltene 
Resultat kann mit dem nach Abb. 5 errechneten nicht über- 
einstimmen. Die genauere Lösung ist die zuletzt angege- 
bene, aber auch sie ist nur eine Näherungslösung. Wir 
müßten die gleichen Resultate erhalten, wenn wir alle 
Teile des Ladestromes senkrecht zu Ua auftragen würden. 
Mit dem Schwenken des Spannungsvektors, das wir in 
Abb. 8c deutlich erkennen können, schwenkt auch der 
Ladestrom. Dies haben wir bei der letzten Lösung be- 
reits berücksichtigt. Willkürlich haben wir den Ladestroni 
senkrecht zu Ua bzw. der jeweils zuletzt berechneten Sgan- 
nung aufgetragen. Der hierdurch entstehende Fehler ist 
aber sehr klein und erreicht selbst bei Leitungslängen von 
2000 ... 3000 km bei richtiger Unterteilung noch nicht die 
Größenordnung von 3%, während die angenommene Be- 
lastung kaum mit so großer Genauigkeit bestimmt werdeu 
kann. Wir sind jedoch in der Lage, auch diesen gerinzen 
Fehler ohne große Schwierigkeit noch weiter zu verklei- 
nern, indem wir entweder noch feiner unterteilen oder nach 
Abb. 9 die folgende Korrektur einführen: 

Wir rechnen wie in Abb. 5b, gehen also von Ja Ua 
und ge aus, addieren Je? zu Jar um J, zu erhalten, und 


ei ——_. [rn 


- = 


a 


17. Oktober 1929 


berechnen Uw. Dann verbinden wir die Endpunkte der 
Vektoren Ua und Uw und halbieren die Verbindunsslinie, 
wodurch wir den Punkt B finden. Die Linie AB stellt 
dann den Spannungsvektor dar, der den Zustand in der 
Mitte der untersuchten Leitung angibt. Jetzt addieren wir 
zu Ja nochmals 0,5 Je senkrecht zu AB und erhalten nun 
JA Mit J, führen wir die Rechnung nochmals durch 
und erhalten den berichtigten Wert Uw. In Abb. 9 sind 
die Spannungsabfälle und Ladeströme übertrieben groß ein- 
gezeichnet, um die Figur möglichst übersichtlich zu machen. 
Trotzdem ist der Unterschied zwischen Uw und Uw’ ge- 
rinz. Damit ist der Beweis erbracht, daß das Verfahren 
nach Abb. 8c bei genügend feiner Unterteilung genaue 
Werte ergibt. 

Bei sehr genauen Untersuchungen 
werden wir weiter berücksichtigen, daß 
der spezifische Ladestrom von der Höhe 
der Spannung abhängt und nicht kon- 
stant bleibt, wie wir gewöhnlich anneh- 
men, weil die Spannung längs der Lei- 
tung annähernd gleich bleibt. Wir können 
weiter den Äbleitungstrom, soweit Erfah- 
rungswerte vorliegen, mit in Rechnung 
setzen. Seine Entstehung soll Abb. 10 er- 
klären. Die Leitung L ist an einem Iso- 
lator befestigt, den wir durch eine Kapazi- 
tät, die zwischen Leitung und Erde liegt, 
ersetzen können und die in Abb. 10 mit C 
bezeichnet ist. Wir berücksichtigen C bei 
der Berechnung der Teilkapazität K,,, in- 
dem wir einen entsprechenden Zuschlag 
machen. Durch Verschmutzung, Feuch- 
tiekeitsniederschläge usw. ist der Isola- 
tionswiderstand W jedoch nicht unendlich 
groß sondern hat einen endlichen Wert, der durch Versuche 
bestimmt werden kann und etwa in der Größenordnung von 
10° Q/km liegt. 


Abb. 9 


Abb. 10. 


Abb. 11. 


Der Ableitungsstrom ist also ein reiner Wattstrom 
ebenso wie der durch den Koronaverlust verursachte Strom, 
dem ebenfalls Erfahrungswerte zugrunde zu legen sind. 
Bisher liegen solche nur bis 100 KV vor, besonders in der 
ausgezeichneten Arbeit der Dresdner Hochschule? Die 
amerikanischen Messungen sind wenig brauchbar, die 
PPeeksche Formel gibt nur sehr rohe Näherungswerte, die 
bisher in Deutschland ausgeführten Versuche sind leider 
noch nicht veröffentlicht. Es wäre schr zu wünschen, wenn 
in koaxialer Anordnung oder an einer nicht zu kleinen 
Leitung, die die in der Praxis üblichen Abmessungen haben 
müßte, bei verschiedenen Witterunzsverhältnissen exakte 
Messungen bis zu 1000 kV ausgeführt würden. 

Ableitungs- und Koronastrom stellen wir uns am 
besten in Form einer Kurve dar, durch die der gesamte 
Verluststrom als Funktion der Spannung dargestellt ist. 
Auf die Berücksichtigung der Ableitunes- und Koronaver- 
luste soll jedoch nicht näher eingegangen werden, zumal 
die ersteren wohl stets, die letzteren häufig vernachlässigt 
werden dürfen. 

Beispiel. 


Wir wollen zunächst eine leerlaufende Drehstromlei- 
tung für 220kV verkettete Spannung bis zu 3000 km Länge 
untersuchen. Wie bei allen Leitungsberechnunzen müssen 
wir die Daten der zu untersuchenden Leitung zunächst be- 
stimmen, also 

den Widerstand r einer Phase für 1 km, 

die induktive Reaktanz x einer Phase für 1 km 

und die Betriebskapazität C, einer Phase für 1 km. 


3 Jaensch u. Weidig, ETZ 1913, S. 637. 


U 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


100 + 200 


1617 


Wir wollen im folgenden mit der Phasenspannung rechnen 
und können dann diese eben angegebenen Werte ohne weite- 
res benutzen. Wie oben bereits erwähnt, kann man auch mit 


der verketteten Spannung rechnen. Dann ist ry 3 statt r 
und z V 3 statt x bei Drehstromleitunzen einzuführen. Wir 


gehen also von der Spannung Ua = [kV] = 127 kV an 


dem 3000 km vom Werk entfernten Abnehmer aus und zer- 
legen die Strecke in Teile von je 250km; wir wählen die 
in Abb. 11 angegebene Form, die bereits in Abb. 8 zur An- 
wendung kam. Da die Strecken alle gleich groß sind, 


setzen wir 
R=250r, X=2502, Ch 20 e 
und erhalten den Ladestrom 
Je == Upm Co (vgl. S. 1515). 


Wir wählen die gleichen Bezeichnungen wie in Abb. 7. 
Auf der Strecke AB fließt, wie wir in Abb. 3 gesehen 
haben, ein mittlerer Ladestrom gleich 0,5 Je = 0,5 Ua m Ch 
= J; (Abb. 11), der senkrecht zu Ua als rein kapazitiver 
Strom aufzutragen ist. Er ruft auf der Strecke AB einen 
Ohmschen Spannungsabfall J, R, einen induktiven J, X her- 
vor und man erhält U» durch die uns bereits aus Abb. 1 
bekannte Addition. 

Um den Strom J, zu erhalten, müssen wir zu J, senk- 
recht zu Us den Ladestrom von 250km, also Us m Ch 
addieren. Dieser Strom ist nach Abb. 3 als äquivalenter 
Strom der Strecke BC (s. Abb. 7) aufzufassen. Wir bilden 
wieder J R und J} X und addieren diese Spannungen zu 
Ub, so daß wir Ue erhalten. Dieses Verfahren wieder- 
holen wir, bis wir Uw gefunden haben, addieren also zu 
da den Ladestrom Ue m Co senkrecht zu Ue und erhalten 
damit J,. Addieren wir J, R und J, X zu Ue, 
so erhalten wir Uag,ermitteln J,, daraus Ue 
usw. Das Resultat der ganzen Berechnung 
| zeigt Abb. 12. Alle Endpunkte der U- und 
J-Vektoren liegen auf je einer Kurve, die 
oT gleichzeitig eine gute Rechnungskontrolle 
gibt. Eine Unterbrechung des gleichmäßigen 
Verlaufes der Kurven ist nur möglich, wenn 
eine Belastung auf der Strecke dazu kommt. 
Darauf werden wir später noch eingehen. 


Ge GE 2 A 
a an J 
Ee an" f 
SE ug d 8 
Abh. 12. 


Die Ergebnisse des Polardiagramms (Abb. 12) sind in 
Abb. 13 dargestellt. Die Kilometerzahlen sind vom Ab- 
nehmer aus aufgetragen. Man wird mit 220 kV kaum auf 
3000 km Leistung übertragen, trotzdem ist das Diagramım 
überaus interessant. Es zeigt, daß der anfangs rein kapa- 

zitive Ladestrom eine 

immer größer werdende 

Ohmsche Komponente 

erhält. Dies ist darin 
J begründet, daß der auf 
der Leitung fließende 
Ladestrom Ohmsche Wi- 
derstände überwinden 
muß. Hierzu ist Lei- 
stung erforderlich. Bei 
einer bestimmten Lei- 
tungslänge wird der 
Ladestrom ein reiner 
Wattstrom und erreicht 
sein Maximum. Bei 50 Hz 
o beträgt die Entfernung 


ZE IA 
150% 300 


50 7700 


f ON SE skm etwa 1500 km. Sie wird 
Abb. 13. eine Viertelwellenlängze 


genannt und ändert sich 
mit. den Daten der Lei- 
tung und der Periodenzahl. Je größer der Ladestrom wird, 
um so kleiner wird die Spannung. Bei einer Leitungs- 
länge, die größer als die Viertelwellenlänge ist, bekomnit 


1518 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


17. Oktober 1929 


man einen induktiven Ladestrom, der bei halber Wellen- 
länge und widerstandsloser Leitung sein Minimum errei- 
chen würde und rein induktiv wäre. 

Bisher hatten wir die leerlaufende Leitung betrachtet. 
Entnimmt der Abnehmer Leistung, so gehen wir wiederum 
von der Spannung Ua aus, aber nicht mehr vom Strom 
Ja=0 sondern von dem Strome am Verbraucher, dessen 
Größe und Lage zur Spannung bekannt ist. In Abb. 14a 


ist die Belastung am Abnehmer aufgezeichnet, Abb. 14 b 


TT 


Ua 


E: 


E 


Le 


zeigt die Rechnung. Wir addieren zu Ja den Ladestrom 
für die halbe Teilstrecke AB = 0,5 Je = 0,5 Ua m Co und 
erhalten Jı. Durch Addition von J, R und J, X zu Ua 
erhalten wir in bekannter Weise Us. Zu J, addieren wir 
de = Ub m Co senkrecht zu Us und erhalten so Ja. Die 
Rechnung ist dann so lange zu wiederholen, bis die in 
Frage kommende Entfernung erreicht ist. In Abb. 15 ist 
das vollständige Polardiagramm für eine Leitungslänge von 
600 km und eine Belastung von 100 A bei cos ọ = 0,8 (bei 
220 kV Betriebspannung) wiedergegeben. Abb. 16 zeigt 
den dazugehörigen Verlauf von Strom und Spannung längs 
der Leitung. 


Phasenspannung U 


mouktv 
—> 


kapazitiv 


20 300 600 AM 


Abb. 16. 


490 5300 


Die Daten dieser Leitung sind folgende: 
Ohmscher Widerstand r = 0,045 Q/km 


Reaktanz . .... 22.20. x = 0,399 Q;km 
Impedanz . . 2... 2 2.2.. Z = 0,4015 Q;km 
Betriebsinduktivität . .... L = 1271 H;km 
Betriebskapazität. . ..... Cb = 0,0095. 10-6 F/km 
Ableitung `... g= 0,1. 10- ë 1/Q/km 
Beanspruchung. . . ..... = 10,35 kV cm 


Suszeptanz m Cb. . ..... k = 2,975.10-6 1 Q km. 


Die Verluste durch Ableitung und Koronaerscheinun- 
gen sind in Abb. 15 und 16 vernachlässigt. Es sind also 
nur Belastungs- und Ladestrom berücksichtigt. Aus dem 


fernte Werk eine Spannung 


Polardiaeramm Abb. 15 erhält man für das 600 km en 
N Uw = 117,8 kV/Phase, einen 
zn. Strom /w = 175,5 A und einen Leistungsfaktor 
Qw =r S 


Die großen Schwankungen der Spannung längs selır 
langer Leitungen, die Abb. 13 zeigt, sind auf die Wirkung 


der Kapazität zu- 
rückzuführen. Die 
letztere läßt sich 


nach Abb. 17 durch 
entsprechend bemes- 
sene  Drosselspulen 
beseitigen. Da die 
Kapazität längs der 
Leitung verteilt ist, 
müssen bei ausge- 
dehnten Netzen eine 
ganze Reihe von 
Drosselspulen ange- 
bracht werden. Abb. 
18 und 19 zeigen die 
mit 100 A Belastung 
arbeitende 600 km 
lange 220 kV-Dreh- 
stromleitung, die mit 
drei Spulensätzen 
entsprechend Abb. 20 
ausgerüstet ist. Die 
Anwendung derKom- 
pensationsspulen be- 
wirkt also, daß man 
mit beliebig langen 
Leitungen so arbeiten 
kann wie mit gewöhn- 
lichen von geringer 
Ausdehnung, weiter 
ist die Benutzung 
normaler Generato- 
ren ermöglicht und 
die Leerlaufverluste 
der Leitung werden 
trotz des Ohmschen 
Verlustes in den 
Drosseln wesentlich 
kleiner. 


Abb. 18. 


Berechnung mit hyperbolischen 
Funktionen. 


Wir haben nun gesehen, wie man mit der beschriebenen 
graphischen Methode Leitungen sowohl im Leerlauf als 
auch mit beliebigen Belastungen — auch Zwischenbe- 


s Zu 
à 


700 


7 = A 
s0 


saohrn 


17. Oktober 1929 


lastungen — rasch und mit genügender Genauigkeit unter- 
suchen kann. Zum Vergleich soll im folgenden die gleiche 
Leitung mit der in Abb. 14a angegebenen Belastung unter 


7 750 300 #50 
Abb. 20. 


Anwendung hyperbolischer Funktionen berechnet Wer- 
den®. Hiernach errechnen sich: 


die Tkeerlaufspannung am Anfang der Leitung 


De Ze v2Cojdalf2cosdbi 


(Werk) 


der T,eerlaufstrom am Anfang der Leitung 
In = GP HI v3ëetet— Loos 20T, 
der Spannungsabfall 
TELA VŽ Väßof2at- Zone fb. 
der Kurzschlußstrom 
J a=  VICHB2alFZeosEDT. 
Es bedeuten: 
a = V05 (Ver: + x3) W+ + gr ke] = = 0,0806 . 10- 3 
b = V05 vr Lan (g? Fk?) — (g r — k x) = 1,09. 10-3 
a= EV FeS FET F r kel = 1,098.10- 


4 Kittler, Wechselstromtechnik Bd. 2, S. 263. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


1619 


p = os [V FI ERS g rF k m] = 0,0548. 10-3 


y= V+ ke = 2,978 .10—6 
z=-YVr: ta? = 0,4015.10 6, 
Setzt man schließlich noch ł= 600 km, Up= a 


= 127 000 V und J» = 100 A (Belastung am Abnehmer) 
im übrigen gelten die bereits oben angeführten Leitungs- 
daten —-, so erhält man 


Um = 100,9 kV 
u p = 22,405 kV 


Jw, = 211,2 A 
Jib = 795 A 
9, = 870% 
Py = 819. 


Diese Werte sind in 
Abb.21 geometrisch addicrt 
und man erhält daraus die 
Belastungsverhältnisse im 
Werk. Aus dem Diagramm 

- entnommen sind 


Uw = 117,8 kV;Phase 
Sö = 180 A 


Abb. 21. Pw = 57° 30. 

Der Wert der Spannung stimmt mit dem zuerst auf gra- 
phischem Wege ermittelten gut überein. Die Differenzen 
im Strom und Phasenwinkel sind darauf zurückzuführen, 
daß wir bei der graphischen Methode den Ableiterstroıin 
vernachlässigt haben, d. h. wir haben dort den Winkel ge 
mit 90 ° angenommen. 


Aus der Großen Deutschen Funkausstellung 1929. 


Von W. Burstyn, Berlin. 


In diesem Jahre sind zu der alten Funkhalle neue An- 
bauten hinzugekommen, so daß die Ausstellung in drei 
aneinanderstoßenden Hallen untergebracht werden konnte. 
Sie bot daher gegenüber dem Vorjahre! ein geschlosse- 
neres Bild und konnte mit weniger Anstrengung besich- 


Abb. 1. Schirmgitterröhre 


RENS 1204. 


(ot werden. Die Menge der dargebotenen Dinge war 
aber so ungeheuer, daß man mit einem einmaligen Be- 
suche nur einen kleinen Bruchteil und niemand auch nur 
anzenähert alles sich eingehend ansehen konnte. Wer 
letztere Absicht hatte, fand seine Arbeit nicht durch ge- 
schickte Anordnung der Schauobjekte erleichtert. Daß die 


Über die Ausstellung des Jahres 1928 wurde in der ETZ 198, 
N, an berichte 


Abb. 2 u. 8. 


Stände in den Hallen nicht nach vollständigen Geräten 
und Einzelteilen verschiedener Art gruppiert waren, mag 
sich nicht ändern lassen. Die Aussteller selbst hätten 
aber mehr für Übersichtlichkeit sorgen können. Ist es 
nicht ein lächerlicher Widerspruch, daß einerseits viele 
Quadrat- und Kubikmeter aufgewandt werden, nur um 
eine oder ein paar statistische Zahlen vor Augen zu 
führen, anderseits neben komplizierten Geräten nichts als 
eine kurze Überschrift steht? Wenn die Innenteile eines 
Empfängers in einem drehbaren Glas- 
kasten gezeigt werden, ist das sehr 
schön, aber seine Schaltung wird da- 


Vierröhrenempfänger „Telefunken 40“. 


durch nicht erkennbar. Die besonderen Vorzüge der cin- 
zelnen Geräte sollten daneben in lapidaren, wollüberlegten 
Sätzen groß geschrieben zu lesen sein, statt daß man im 
Gedränge an oft mangelhaft informierte Vertreter Fragen 
stellen oder die Prospekte studieren muß. Auch diese 
lassen viel zu wünschen übrig. Nicht nur daß viele noch 
in den wildesten Formaten gehalten sind, die in keinen 
Ordner passen, sind sie auch oft nicht sachlich genug. 
Ein krasses Beispiel: Auf dem Preisblatt einer Firma 


1520 


steht „Der kleinste Luftkondensator”, aber keine zahlen- 
mäßige Angabe seiner Abmessungen! ‘Übrigens sucht man 
eine solche, so wichtig sie für den Käufer doch ist, auch 
vergebens in den Prospekten von Firmen wie Nora, 
Dr. Seibt und Telefunken. 


Abb. 4 Dreiröhrenempfänger „De Te We 34“. 


An technischer Entwicklungsarbeit ist sehr Erfreu- 
liches geleistet worden, wenn es auch an grundlegenden 
Neuerungen oder auch nur an Keimen solcher gänzlich 
fehlte. Alles strebt nach bester Leistung und gediegener 
Ausführung auf einer ruhigen Mittellinie. 


Abb. 5. Dreiröhrenempfänger 
„Tefagon 34L“ mit eingebautem 
Lautsprecher. 


Empfangsgeräte. Auf diesem Gebiete hat der Netz- 
anschluß weitere Fortschritte gemacht. Was ihn 
förderte, war vor allem das allgemeine Verlangen, dem 


Abb. 6. Kurzwellenempfänger „Kuhet“ der De Te We. 


Lautsprecher eine Leistung zuführen zu können, die 
eine Anodenbatterie allzu schnell erschöpfen würde. 
Manche Firmen stellen batteriegespeiste Geräte überhaupt. 
nicht mehr her. Bei Wechselstrom — und zu neun Zehnteln 
war nur für diesen gesorgt — erfolgte die Heizung vom 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


Abb. 7. Kraftverstärker von Dr. Georg\Seibt. 


17. Oktober 1929 


Netz bei den ersten Röhren indirekt, bei den Ausgangs- 
röhren direkt. Der Trockengleichrichter hat sich für 
diesen Zweck offenbar nicht bewährt. Die Anodenspan- 
nung wird durch Glühkathodenröhren mit Einweg-, bei 
größeren Geräten Zweiweggleichrichtung gewonnen. Von 
den Schirmgitterröhren — ihre Erfindung ist schon alt — 
wird erst jetzt ausgiebig Gebrauch gemacht, insbesondere 
für die Hochfrequenzstufen. Die neuesten Ausführungs- 
formen (Abb. 1*?) sind zur besseren kapazitiven Abschir- 


Abb. 8. Kraftverstärker von A. Schwer Söhne, offen. 


mung mit einer Metallbespritzung versehen und ergeben 
cine etwa 50fache Verstärkung. Der netzgespeiste Vier- 
röhrenempfänger mit Schirmgitterröhre im Eingang, Rück- 
kopplung und zweifacher Niederfrequenzverstärkunz 
scheint das Standardgerät der nächsten Zukunft zu sein. 
Mit Recht, da er schon an einer kleinen Antenne alle 


Abb. 9. Großes vierpoliges Antrieb- 
system der Ideal Werke AG. 


Sender heranholt, die nicht ohnedies durch Störungen über- 
täubt werden. Fast jede Firma hatte ein solches Gerät 
herausgebracht. Die einzelnen Modelle unterschieden sich 
aber doch nicht nur in der äußeren Gestaltung sondern 
auch im inneren Aufbau merklich voneinander. Den Ein- 
druck, am besten durchgebildet zu sein, machte der Tele- 
funken 40* (Abb. 2 u. 3). von dem angeblich 50 000 
Stick aufgelegt sind. Das Gehäuse stellt das größte bis- 
her erzeugte Isolierpreßstück dar. Ein Differentialkon- 
densator, der zugleich als Lautstärkeregler dient, koppelt 
die Antenne mit dem Eingang. Die beiden Abstimmkreise 
(open vor und hinter der Schirmgitterröhre; ihre Kon- 
densatoren besitzen zwecks genauerer Eichbarkeit einen 
ungewöhnlich großen Luftabstand (1,75 mm) der Platten 
und sind miteinander gekuppelt. Die "Trommelskala weist 
vier durch Farben entsprechend den vier Farben des 
Wellenumschalters gekennzeichnete, nach Frequenzen ge- 
eichte Teilungen auf. Bei den gleichartigen Geräten an- 
derer Firmen ist der Bereich der Rundfunkwellen in zwei. 
nur bei dem Gerät von Koch & Sterzel AG. in drei 
Stufen unterteilt. Öfters haben die beiden Kondensatoren 


Si In der Abbildung bedeutet a die Hülle, b einen von ihr ver- 
deckten Blechlappen. 
Eine etwas ausführlichere Beschreibung erscheint demnächst 
in a ETZ. 


17. Oktober 1928 


retrennte Skalen, was die Herstellung verbilligt, die Be- 
dienung ein wenig unbequemer macht. Etliche (Ideal, 
Lumophon, Schaub u.a.) haben einen Sperrkreis 
eingebaut, um die sonst etwas knappe Selektivität wenig- 
stens bezüglich des Ortssenders zu verbessern. Die End- 
röhre ist bei den meisten Geräten so stark, daß selbst ein 
elektrodynamischer Lautsprecher betrieben werden kann. 
en für eine Schallabnehmerdose ist überall vor- 
gesehen. 


Abb. 10. Elektrodynamischer Lautsprecher der Ideal Werke AG. 


In ebenso großer Zahl waren Dreiröhrengeräte mit 
Netzanschluß vorhanden. Sie sind auch schon als Fern- 
empfänger anzusprechen und besitzen manchmal (Dr. Georg 
Seibt, Signalbau-Aktiengesellschaft Dr. E. F. Huth) 
eine Hochfrequenz- und dafür nur eine einzige Nieder- 
frequenzstufe. Auch hier kommt der Einbau eines Sperr- 
kreises vor, z.B. beim Gerät der DeTeWe (Abb. 4); 
bei ihm lassen sich die beiden Niederfrequenzstufen statt 
in Kaskade auch in Gegentakt schalten, um die Ausgangs- 
leistung bei Ortsempfang zu vergrößern. — Zwei- und 
Dreiröhrengeräte werden vielfach mit einem Lautsprecher 
zusammengebaut (Abb. 5). | 


An den Empfängern mit fünf und mehr Röhren, die 
besonders für Rahmenempfang bestimmt sind, ließ sich be- 
merken, daß die Überlagerungschaltung gegenüber der 
Neutrodynschaltung an Boden verloren hat. Ein Fünf- 
röhrenempfänger mit zwei Schirmgitterstufen und drei 
Abstimmkreisen ist 

der Geador der 
AEG, dessen Rah- 
menantenne für die 
beiden Wellenberei- 
che zwei in zuein- 
ander senkrechten 

Ebenen stehende 

Wicklungen auf- 
weist. Das Sechs- 

röhrengerät von 
Neufeldt & 
K uhnke hat vor 
der Schirmgitter- 
röhre ein aperiodi- 
sches Eingangsrohr, 
hinter ihr noch eine 
Hochfrequenzröhre 
und zwei Nieder- 
frequenzstufen. Der 
schon im Vorjahre 
erwähnte Fernemp- 
fänger von Loewe 
mit sechs Hochfre- 
quenzstufen (drei Doppelröhren) wird neuerdings mit 
Netzanschluß und einem durch eine Metallhülle statisch 
abgeschirmten Rahmen geliefert. Seine Röhren sind be- 
deutend verbessert worden. 

Von den Empfängern für kurze Wellen sei ein 
Sechsröhren-Superhet der DeTeWe (Abb.6) mit Bat- 
teriebetrieb für Wellen von 10...100 m genannt, der eine 
revolverartige Spulentrommel (auf der linken Seite vor- 
ragend) für 6 Bereiche enthält. 


Abb. 11. Elektrodynamischer Laut- 
sprecher von P. Graßmann. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42 


1521 


Kofferempfänger sind von fünf oder sechs 
Firmen ausgestellt worden. Ihr wunder Punkt ist der 
Akkumulator. 


Kraftverstärker. Teils zum Anschluß an Rundfunk- 
empfänger bestimmt, teils selbst mit einem solchen versehen 
sind die Kraftverstärker, die mehrere Watt Schallstrom 
zum Betrieb eines oder mehrerer großer Lautsprecher für 
Gaststätten, Kinos, Kirchen usw. erzeugen. Ihre Endstufe 
ist durchweg im Gegentakt geschaltet. Das große Gerät 
(Abb.7) von Dr.Seibt, ein Beispiel von vielen, enthält 
eine Rectron-Gleichrichterröhre und zwei Paar Verstärker- 
röhren; es liefert außerdem Heiz- und Anodenspannung 
für einen vorzuschaltenden Rundfunkempfänger und die 
Erregung für einen dynamischen Lautsprecher; Laut- 
stärkeregler und Ausgangstransformator mit besonderen 
Anschlüssen für dynamische und elektromagnetische Laut- 
sprecher sind vorgesehen; das Meßinstrument zeigt den 
Gleichstrom des Ausgangs an. Die Anodenverlustleistung, 
wie der offizielle aber wenig schöne Ausdruck lautet, be- 
trägt 45 W, was etwa 6 W 
Tonstromleistung bedeutet. 
Es können ein bis zwei elek- 
trodynamische Lautsprecher 
angeschlossen werden. — 
Ähnlich sind die Kraftver- 
stärker von A. Schwer 
Söhne (Abb. 8). 


Abb. 13. Elektrisches Grammo- 
phon des Sachsenwerks. 


Abb. 12. Doppelter Bühnenlaut- 
sprecher von Graß & Worff. 


Lautsprecher. Unterdenelektromagnetischen 
Lautsprechern verwirklicht das Antriebsystem der AEG 
einen neuen Gedanken: Das quadratische Gesetz der 
magnetischen Anziehung bewirkt Verzerrung; um die 
Charakteristik linear zu machen, wird der Drehpunkt des 
Ankers so verlegt und letzterer so gestaltet, daß sich der 
wirksame Hebelarm bei Annäherung an die Pole im ent- 
gegengesetzten Sinne ändert. Die vierpoligen Systeme 
(magnetisch-neutraler Anker) weisen keine Neuerungen 
auf, nur werden sie zum Teil kräftiger als bisher gebaut 
(Abb. 9). Für größere Leistungen steht der elektro- 
dynamische Lautsprecher obenan. Seinem Bau 
haben sich überraschend viele Firmen zugewandt. Die 
Hauptaufgabe dabei ist die zuverlässige Lagerung der be- 
weglichen Spule im engen Ringspalt des Feldmagneten. 
Meist dient eine in federnde Bänder aufgeschnittene Platte 
dafür. Radiophon benutzt ein in Schlitze des Innen- 
poles gestecktes Kreuz aus Weichgummi. Sehr hübsch, 
weil bequem einstellbar, ist die Anordnung von Mende 
mit zwei gekreuzten Saiten, an die die Spulenwände ge- 
kittet sind. Eine eigenartige Lösung (Abb. 10) hat Dr. 
Asch für die Ideal Werke AG. gefunden: Die Spule 
hat nur eine einzige Windung aus Aluminiumband (in 
der Abb. 10 durch den Ausschnitt des Konus sichtbar) und 
wird von den Stromzuführungen federnd getragen; der 
Transformator muß natürlich dicht angebaut sein. — All- 
gemein zieht man es aus Herstellungsgründen vor, die bc- 
wegliche Spule nicht hochohmig zu wickeln sondern einen 
Ausgangstransformator anzuwenden. Für die rd. 10 W 
erfordernde Felderregung ist bei manchen Empfängern 
eine Steekbuchse vorgesehen, die vom Anodenstrom-Gleich- 
richter abgezweigt ist. Mindestens ebenso oft wählt man 
aber die Feldwicklung niedervoltig und speist sie von 
einem Trockengleichrichter. Abb. 11 zeigt ein Modell von 
PeterGraßmann, bei dem der Netztransformator im 
Fuß des Magneten, an seinen Seiten der Trockengleichrich- 
ter und ein Trockenkondensator untergebracht sind. Letz- 
terer, hergestellt von G. Wandel, besitzt 1500 uh und 
unterdrückt den restlichen Wechselstromton. Ähnliche 


1522 


Ausführungen brachten Saba sowie Neufeldt & 
Kuhnke. Der Hauptvorteil des elektrodynamischen Laut- 
sprechers besteht darin, daß seine Konusmembran infolge 
ihres geringen Gewichts schnelle, infolge ihrer niedrigen 
Eigenfrequenz (sie wird am Rande von einem weichen Le- 
derring gehalten) aber auch langsame Schallschwingungen 
richtig wiederzugeben vermag. Um diesen Vorzug zur 
Geltung zu bringen, muß dafür gesorgt werden, daß auch 
die tiefen Frequenzen als Schall ausgestrahlt werden. Das 
geschieht in der vom Verfasser 1915 angegebenen Weise’ 
dadurch, daß die Membran in die Mitte eines etwa 1 m? 


Abb. 14. Musikschrank „Noracord“. 


großen hölzernen „Schallschirmes” gesetzt wird. Einen 
Bühnenlautsprecher mit einem derartigen Doppelaggregat 
der Firma Graß& W orff zeigt Abb. 12. 

Schallplatten. Seit es sich erwiesen hat, daß die Schall- 
platte am besten auf dem Wege über elektrische Dose, Ver- 
stärker und Lautsprecher wiedergegeben werden kann und 
für größere Leistungen nur auf diesem Wege, hat sie sich 
mit dem Rundfunk innig verbunden. Eine Folge davon war, 
daß man in der Ausstellung nicht mehr von allen Ecken 
dieselbe Rundfunkmusik hörte, sondern daß die Laut- 
sprecher ausschließlich mit Platten vorgeführt wurden. 
Von den Schallabnehmerdosen gab es Dutzende 
Modelle; die Merkur A.G. brachte sogar eine kom- 
binierte akustisch-elektrische Dose mit zwei Nadelklem- 
men. Um die Platte zu schonen, werden die Trägerarme 
für die Abnehmerdosen gern durch Gegengewicht oder 
Feder (z.B. M. Braun) entlastet. Ein Schallplatten- 
gerät mit meclianischem Werk in Verbindung mit einem 
Dreiröhrenempfänger und Lautsprecher, nicht größer als 
ein gewöhnliches Grammophon, haben die C. Lorenz 
A.G.unddasSachsenwerk (Abb. 13) herausgebracht. 
Erwünschter, aber wesentlich teurer ist natürlich der An- 
trieb durch einen Elektromotor. Einfacher als alle anderen 
ist der der C. Lorenz A.G., ein vielpoliger Synchron- 
motor, der mit 78 U/min läuft und auf dessen Achse der 
Plattenteller sitzt. Daß man ihn mit der Hand anwerfen 
muß, bedeutet keinen Nachteil, wohl aber daß die Ge- 
schwindigkeit selbstv erständlich nicht verändert werden 

ann 

Schallschränke oder -truhen mit elektrischem An- 
trieb für die Platte und Kraftverstärker, gewöhnlich 
auch für Funkempfang eingerichtet, waren zahlreich ver- 
treten. Raumsparend ist durch seine turmartige Form der 
„Noracord“ (Abb. 14) derNora-RadioG.m.b.H. Einen 
hochwertigen Fernempfänzer enthält der Langze-Im- 
perator. Beide sind mit einem elektrodynamischen Laut- 
sprecher ausgerüstet. Im großen Apparat von Graß & 
Worff (Abb. 15) befinden sich zwei Plattenteller zum 
Zwecke ununterbrochenen Spielens. 

Einzelteile. Hier sah man wenig Neues. 
wäre der Lautstärkeregler von J. 


* DRP. 289 355. 


Zu erwähnen 
Veldman für 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


17. Oktober 1929 


Schallabnehmerdosen, der durch Verbindung eines Po- 
tentiometers mit einem regelbaren Vorschaltwiderstand 
eine über das ganze Regelbereich konstante Dämpfung 
schafft. Die Ultra 
G. m. b. H. stellt jetzt 
auch Zwergröhren 
von nur 15mm Dmr. 
her, die namentlich 
für den Bau kleiner 
Kofferempfänger er- 
wünscht sind. Der 
„Kombinator“ von 
Dralowid (Steatit- 
d Magnesia AG.). ein 
Preßstück mit einer 
Röhrenfassung, Kon- 
densatoren und Stab- 
widerständen, bildet 
ein Einbauelement 
für Widerstands- 
kopplung. Für viele 
Zwecke brauchbar 
ist ein Hochohmpo- 
tentiometer mit ring- 
förmigem Wider- 
stande von Panadi. 
Äußerst kleine una billige Papierkondensatoren, dennoch 
auf 1000 V geprüft, liefern die NürnbergerSchrau- 
benfabrik u. Fassondreherei und Röderstein. 
Mehr ins Gebiet der allgemeinen Elektrotechnik ge- 
hört einSpannungsreglervonDr. Dietz & Rit- 
ter G.m.b.H., der selbsttätig durch stufenweise Änderung 
der Übersetzung eines Transformators Spannungsschwan- 
kungen im Wechselstromnetz ausgleicht. Eigentlich wäre 
es Sache der Elektrizitätswerke, sie zu vermeiden. Sie sind 
die Hauptursache gewisser Klagen über Netzanschluß- 
geräte. Die Firma Autom G.m.b.H. hat Maschinen für 
die Herstellung von Trockenelementen ausgestellt. Di» 
neueste derselben (Abb. 16), deren Arme im Kreise wan- 


Waan 


Ahb. 15.. Großer Musikschrank von 
Graß & Worf. 


PINA 


se 
nn 
e 


Abb. 16. „Autom“-Maschine zur Herstellung von Trockenelementen. 


dern, zentriert die eingelegten Puppen in den Zinkbechern, 
füllt sie elektrolytisch, verkocht und kühlt; Tagesleistung 
80 000 Stück. — Von vielen Geräten waren die Gehäuse 
(Holz oder Blech) nach dem Verfahren der Masa G.m. 
b. H. behandelt, einer Art Offsetdruck, welcher edles Holz 
recht gut vortäuscht. 

Einen Hauptanziehungspunkt der Ausstellung bildeten 
die im Betrieb vorgeführten Fernseher von Baird, 
Mihaly und Telefunken sowie der Reichspost. Noch 
ist das drahtlose Fernsehen nicht ideal gelöst, ein unzu- 
längliches Wunder. Aber das Empfangsgerät ist so ein- 
fach, daß sich gewiß schon jetzt ein großer Abnehmerkreis 
finden wird. 

Nicht weit davon stand eine Plastik: Eine bläu- 
liche Glasplatte, darauf cine kupfrige Kugel von etwa 1 m 
Dmr., die mit einigen windschiefen Gittertürmen und 
kleinen Prismatoiden besetzt war. Um die Türme hingen 
verbogene Sofafedern. Das Ganze soll den Weltrundfunk 
symbolisieren. Wenn die Kunst sich die Technik zum Vor- 
wurf nimmt, darf die Technik der Kunst einen Vorwurf 
machen. Das sei hiemit zeschelen. 


"em 


17. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42 


1523 


Die Vereinheitlichung von hydrokalorischen Verbundbetrieben. 


Von Dr.-Ing. Michael Seidner, Budapest. 


Übersicht. Es werden die Bedingungen aufgestellt, wie 
Lauf-, Tages- und Jalıresspeicherwerke mit kalorischen Wer- 


` ken zu einheitlichen Verbundbetrieben vereinigt werden 


sollten, um die höchste Wirtschaftlichkeit und die niedrig- 
sten Erzeugungskosten zu erreichen. 


Die Verfolgung der höchsten Wirtschaftlichkeit und 
der niedrigsten Erzeugungskosten hat bei der kalorischen 
Energieerzeugung zu einer Einheitlichkeit geführt, die 
einerseits in dem technischen Aufbau von Wärmekraft- 
werken, anderseits in der systematischen Entwicklung 
der kalorischen Energiesrroßwirtschaft zum Ausdruck 
kommt. In der hydraulischen Energieerzeugung ist eine 
einheitliche Auffassung und Ausführung weniger erkenn- 
bar; die Auffassungen gehen sogar in der grundlegenden 
Frage. wie die höchste Wirtschaftlichkeit und die niedrig- 
sten Erzeugunegskosten zu erreichen und die Konkurrenz- 
fähigkeit gegenüber Wärmekraftwerken zu sichern sind, 
auseinander; sie wird individuell aufgefaßt und uneinheit- 
lıch gelöst. 


Die Abflußmenzxen eines Wasserlaufs ändern sich zwi- 
schen weiten Grenzen. Der sekundliche Abfluß schwankt 
zwischen den Niedrigst- und Höchstwassermengen; die Ab- 
flußmengen während der nassen Jahre sind i. a. 2- bis 3ınal 
und die erzeugbaren Energien eines Laufkraftwerks wäh- 
rend der nassen Jahre etwa 1,5mal so groß wie die während 
der trockenen Jahre. Man trachtet, den Abfluß der nassen 
Jahre möglichst voll zu verarbeiten, um damit die Kosten 
der erzeugbarenKilowattstunde möglichst niedrig halten zu 
können; selbstverständlich hat man dabei für die Betriebs- 
bereitschaft gegenüber den täglichen Schwankungen des 
Abflußwassers zu sorgen und die während der trockenen 
Jahre ausfallenden Energiemengen anderweitig zu er- 
setzen. 


Die Anpassung der hydraulisch erzeugten Rohenergie 
an den Verbrauch — die Veredelung eines Rohproduktes — 
ist mit bedeutenden Ausgaben verbunden: bei dem Ent- 
werfen einer Wasserkraftanlage hat man daher nach dem 
wirtschaftlichen Gesamtergebnis, somit nach der höchsten 
Wirtschaftlichkeit und den niedrigsten Erzeugungskosten 
der veredelten Energie zu trachten. Dieses Ziel wird 
nun verschiedenartig verfolgt. Es gibt Wasserkraftwerke, 
die bestrebt sind, die Energie in rohem Zustande billig 
abzugeben, und es den Verbrauchern überlassen, ihre Be- 
triebe der jeweiligen Energiedarbietung anzupassen oder 
aber die übernommene Rohenergie selbst zu veredeln. 
Manche Werke errichten für die Veredelung der Roh- 
energie große Speicherbecken, und es bestehen schließlich 
Werke, die zur Sicherung des Betriebes gegen Schwan- 
kungen des Abflußwassers sowie zum Ersatz des Wasser- 
ausfalls während der trockenen Jahre eigene kalorische 
Kraftwerke aufstellen. Aber selbst bei der Anlage kalori- 
scher Hilfswerke gehen die Auffassungen und Ausfüh- 
rungen auseinander; es sind Wasserkraftwerke bekannt, 
bei denen die Leistung des kalorischen Hilfswerks ver- 
nuüchlässigbar ist, es finden sich aber auch solche, die den 
größten Teil der Energie kalorisch erzeugen. 


Zur Beleuchtung dieser Feststellungen seien einige 
Beispiele angeführt. 


Die Höchstbelastung der schweizerischen öf- 
fentlichen Elektrizitätswerke betrug im 
Jahre 1927 rd. 600 000 kWt, davon wurden nur 10000 kW 
aus eigenen kalorischen Anlagen gedeckt. Die Wasser- 
schwankungen wurden bisher mit Hilfe von Speicher- 
becken ausgeglichen, deren Aufnahmefähigkeit 315 Mill 


kWh, rd. 10% der Jahreserzeugung, betrug. Den Ausfall ` 


in den trockenen Jahren glich man teilweise kalorisch, 
teilweise durch Energickauf von privaten Werken, teil- 
weise durch Drosselung der rd. 1000 Mill kWh betra- 
renden Energieausfuhr und schließlich durch Energie- 
zufuhr von ausländischen Wärmekraftwerken (1921/1922 
von Nancy und Mailand) aus. Bezüglich der weiteren 
Energiepolitik wurden von dem Amt für Wasserwirtschaft 
eingehende Berechnungen durchgeführt. Im Zusammen- 
hang mit dieser Frage hat der Verfasser darauf hinge- 


1 Wirtschaftliches über die Energieversorgung des Landes im 
Winter. Mitt. Nr. 23 des eidg. Amtes für Wasserwirtschaft, Bern 1928. 
Vgl. ETZ 19%. §. 400. 


'kurrenzfähigkeit des 


wiesen?, daß bei der weiteren Entwicklung der Energie- 
erzeugung kalorische Werke in ausgiebiger Menge und 
Größe aufgestellt werden sollten. 

Ein Gegenbeispiel zeigt die Energieversorgung von 
Wien. Wien liegt bekanntlich im Schoß der größten 
Wasserkräfte Europas, und dennoch werden von dem 
rd. 500 Mill kWh betragenden Jahresverbrauch in den 
Kraftwerken ©Opponitz, Gaming und Partenstein nur 
rd. 120 Mill kWh hydraulisch erzeugt, 380 Mill kWh aber 
kalorisch gedeckt*. 

Als Schulbeispiel für die Veredelung der hydrauli- 
echen Energie mit Hilfe von Speicherung dienen die Werke 
der Georgia Power Co. im Südosten der Vereinigten 
Staaten?. Diese Gesellschaft besitzt eine hydraulische 
Leistung von 215 000 kW; davon sind 180 000 kW Jahres- 
speicherwerke mit einem Speichervermögen von 166 Mill 
kWh, während die Leistung der eigenen kalorischen 
Werke nur 23000 kW beträgt. Da diese in den Quell- 
gebieten angelegten Hochdruckspeicherwerke die Jahres- 
abflußmengen voll verarbeiten können, sind die Erzeu- 
gungsmöglichkeiten während der trockenen bzw. der 
nassen Jahre ziemlich verschieden. So kam es in dem 
trockenen Jahr 1925 vor, daß die Speicherbecken nur halb 
gefüllt werden konnten und das Elektrizitätswerk in Not 
gerietř. Die Gesellschaft mußte sich nachher entschließen, 
trotz der hohen Kosten der gewaltigen Speicherbecken auch 
ein kalorisches Großkraftwerk — vorläufig mit einer 
Leistung von 75000 kW — zu bauen. 


Es sei schließlich erwähnt, daß das Bayernwerk seine 
kalorische Bereitschaft durch Errichtung eines Großkraft- 
werkes bei Schwandorf ebenfalls bedeutend erhöht’. 


Auf Grund der angeführten Betrachtungen und Erfah- 
rungen kann als erste Bedingung der hydraulischen 
Energicerzeugung festgestellt werden, daß zu einem Aus- 
gleich der Schwankungen der Jahresabflüsse hydraulische 
Werke, sowohl Lauf- als auch Tages- und Jahresspeicher- 
werke, mit kalorischen von ausgiebiger Größe zusammen- 
arbeiten sollten. 


Die zwei Kraftwerkstypen verschiedener Eigenschaf- 
ten sollten aber nicht zufällig nebeneinandergelegt son- 
dern, ihren speziellen Eigenschaften entsprechend, zur 
Erzeugung der Grund- bzw. der Spitzenenergien in einem 
Verbundbetrieb derart konstruktiv vereinigt werden, daß 
nicht die beiden Werktypen, sondern der hydrokalorische 
Verbundbetrieb die Energie wirtschaftlichst und billigst 
erzeugen können. Gemäß den Prinzipien der Verbund- 
wirtschaft sollten die langandauernden Grundenereien von 
Kraftwerken erzeugt werden, deren Brennstoffkosten, 
während die Spitzenenergien solcher Kraftwerke bedürfen, 
deren Kapitalsdienste niedrig ausfallen. Die Grundener- 
gien können auch auf größere Entfernungen übertragen 
werden, während die Spitzen möglichst an den Verbrauch- 
stellen erzeugt werden sollten. Laufkraftwerke und kalo- 


‚rische Werke sind demgemäß im Verbundbetrieb in der 


Weise zu vereinigen, daß die Grundenergien von den Lauf- 
kraftwerken und die Spitzen von den kalorischen Werken 
erzeugt werden. 


Der Ausbau eines Laufkraftwerks ist gegen Wasser- 
schwankungen entsprechend zu sichern. Die Sicherung 
erfolgt vorzüglicherweise auf kalorischem Wege; dem- 
gemäß wird das kalorische Spitzenkraftwerk so bemessen, 
daß es in Zeiten von Wasserklemmen außer den Spitzen- 
energien auch die Ersatzenergien liefern kann. Da das 
hydraulische Werk demzufolge mit dem Kapitaldienst des 
kalorischen Ersatzwerks belastet ist, erscheint die Kon- 
Verbundbetriebs gegenüber der 
reinen kalorisch2n Energieerzeugung nur in dem Fall 
aussichtsvoll, daß die Kosten der gelieferten hydrauli- 
schen Rohenereien die Brennstoffkosten der ersetzten 
kalorischen Energie nicht übersteigen. Aber selbst in 
diesem Fall können die Erzeurunzskosten der Verbund- 
betriebe nur durch eine Massenlieferung billiger hydrau- 
lischer Energie unter die Kosten der reinen kalorischen 


? Schweiz. Bauze. Bd. 93, 1929, S. %8. 

3 Statistik der Vereinigung der Elektrizitätswerke. 

4 T. Saville, The power situation in the southern Appalachian 

s. Manufacturers Record vom 21. IV. 1927. 

5 Intereonneetion saves south, El. World Bd. 87. 192A. N. 91. 
Wasserkr. u. Wasserwirtsch. 19%, Heft 4. 


State 


1524 


Erzeugung herabgedrückt werden. Eingehende Berech- 
nungen, die der Verfasser an praktischen Beispielen durch- 
geführt hat, ergaben, daß zur Sicherung der Konkurrenz- 
fähigkeit des Verbüundbetriebs möglichst die volle Grund- 
energie hydraulisch gedeckt werden sollte’. Dieser Be- 
dingung wird Genüge getan, wenn die im Durchschnitts- 
jahre erzeugbare hydraulische Energie den vollen Energie- 
bedarf des betreffenden Elektrizitätswerks möglichst übcr- 
steigt; die Grundenergien können auch von mehreren Lauf- 
kraftwerken erzeugt werden. 


Die zweite Bedingung der wirtschaftlichen und 
billigen hydraulischen Energieerzeugung kann demgemäß 
folgenderweise ausgedrückt werden: Laufkraftwerke soll- 
ten mit kalorischen Spitzenkraftwerken derart zu Ver- 
bundbetrieben vereinigt werden, daß die im Durchschnitts- 
jahr erzeugbaren hydraulischen Energien sämtlicher Lauf. 
kraftwerke den vollen Jahresbedarf des Elektrizitätswerks 
möglichst übersteigen. 

Die Ausbaugröße eines Laufkraftwerks pflegte man 
früher gemäß der neunmonatigen Abflußmenge zu be- 
stimmen. Demgegenüber kann festgestellt werden, daß 
der Ausbau eines solchen um so mehr gesteigert werden 
schte, je niedriger die Erzeugungskosten der hydrauli- 
schen Energie gegenüber denen der kalorischen Spitzen- 
energien sind. An praktischen Beispielen durchgeführte 
Berechnungen des Verfassers zeigen sogar das eigenartige 
Ergebnis, daß Laufkraftwerke i.a. nicht auf die Größe 
auszubauen sind, bei welcher die Kosten der erzeugbaren 
Kilowattstunde niedrigst ausfallen, sondern unter Umstän- 
den bedeutend höher’. Laufkraftwerke arbeiten dement- 
sprechend im Rahmen eines Verbundbetriebs nicht mehr 
mit der höchsten Wirtschaftlichkeit; diese und die niedrig- 
sten Erzeugungskosten zeigen sich in der Gesamtkon- 
struktion des Verbundbetriebs und in den Gesamtkosten 
der veredelten Energie. 


Es wurde schon darauf hingewiesen. daß die Kosten 
der in einem Laufkraftwerk erezeugten Energien niedrig 
ausfallen sollten. Nehmen wir an, daß die Kosten der im 
Durchschnittsjahr in einem Laufkraftwerk erzeugbaren 
Kilowattstunde h Pf und, falls dieselbe Energiemenge in 
einem kalorischen Kraftwerk gleicher Größe erzeugt wer- 
den sollte, die Kosten der kalorisch erzeugten Kilowatt- 
stunde k Pf betragen. Das Verhältnis h : k — im folgen- 
den hydrokalorischer Faktor genannt — be- 
zeichnet die Konkurrenzfähigrkeit und die Ertragsanıs- 
sichten des Verbundbetriebs gegenüber der reinen kalori- 
schen Erzeugung. Berechnungen ergeben, daß ein hydro- 
kalorischer Verbundbetrieb, der derart konstruiert ist, 
daß die im Durchschnittsjahr erzeugbare hydraulische 
Energie den Jahresbedarf übersteigt, gegenüber einem 
kalorischen Kraftwerk gleicher Größe noch konkurrenz- 
fähig ist, wenn sein hydrokalorischer Faktor 0,6 nicht 
überschreitet. Dieses Ergebnis scheint mit der weiter 
oben erwähnten Feststellung, wonach die Kosten der 
hydraulischen Grundenergie nicht höher ausfallen sollten 
als etwa die Brennstoffkosten der ersetzten kalorischen 
Energie, im Einklang zu stelıen. 


Als dritte Bedingung der wirtschaftlichen und bil- 
ligen Erzeugung hydraulischer Energie gilt somit die 
Feststellung, daß der hydrokalorische Faktor eines Lauf- 
kraftwerkes nicht höher ausfallen sollte als 0,6; je 
niedriger er ist, um so höher sollte das Laufkraftwerk 
ausgebaut werden, und um so höher stellt sich der Ertrag 
des Verbundbetriebs gegenüber den Erzeugungskosten 
eines kalorischen Kraftwerks gleicher Größe. 


7? M. Seidner, Die Konkurrenzfähigkeit von hydrokalorischen 
Verbundbetrieben. Wasserkr. u. Wasserwirtsch. 1989, Heft 5. 

"FM Seidner, Die Flußkraftwerke in der Energiewirtschaft. 
Die Wasserwirtsch. 1928, Heft 19 u. 2%. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


17. Oktober 1929 


Wasserkraftwerke, mit den Kosten eines Speicher- 
beckens belastet, sind um so mehr zur Lieferung von 
hochwertigen Spitzenenergien heranzuziehen, je größer 
die Kosten der Speicherbecken sind. Durch eine ent- 
sprechende Erhöhung des Ausbaus werden die Anlage- 
kosten der kW-Leistung zweckdienlich heruntergedrückt: 
bei Jahresspeicherwerken, die durch Talsperren gebildet 
werden, sollte dementsprechend der Ausbau soweit erhöht 
werden. daß 1kW Leistung jährlich nur etwa 1000 bis 
500 kWh erzeugen kann. Während die im Jahre 1905 in 
Betrieb genommene Urfttalsperre im Durchschnittsiahr 
3000 kWh/kW erzeugen kann und die Anlagekosten der 
kW-Leistung 900 RM betrugen’, wurde das bekannte wäh- 
rend des Kriegs errichtete Speicherkraftwerk Wäoecital 
(Schweiz) auf eine Jahreserzeugung von 800 kWh/kW aus- 
gebaut, wodurch sich die Anlagekosten der auszebauten 
kW-Leistunze trotz der allgemeinen Teuerung bis auf 
600 RM ermäßicen ließen". 

Um aber für den hohen Ausbau auch eine Verwen- 
dung finden zu können, sollten Speicherkraftwerke im 
Rahmen von hydrokalorischen Verbundbetrieben in Elek- 
trizitätswerke hineinarbeiten, deren Grundenergien von 
kalorischen Werken erzeugt werden und deren Verbrauch 
an Spitzenenergien entsprechend hoch ist. Nach durchge 
führten Berechnungen bedürfen Jahresspeicherwerke im 
Rahmen von hydrokalorischen Verbundbetrieben solche 
Elektrizitätswerke, deren Jahresverbrauch die im Durch- 
schnittsjiahr erzeugbare Energiemenge des Speicherwerks 
10- bis 20mal übersteigt. Die Urfttalsperre mit ihrer 
Jahreserzeugune von rd. 25 Mill kWh sollte daher auf 
ein Absatzeebiet arbeiten, dessen Jahresbedarf 250 bis 
500 Mill kWh beträgt. Tagesspeicherwerke können dem- 
gerenüber — je nachdem die Kesten der Speicherbecken 
niedriger oder höher ausfallen — in Elektrizitätswerke 
eingeschaltet werden, deren Jahresverbrauch 1- bis 10mal 
so groß ist wie die im Durchschnittsiahr abfließende 
Energie des Speicherwerks. 2 

Die vierte Bedingung der wirtschaftlichen und 
billigen Erzeugung von hydraulischer Energie lautet auf 
Grund dieser Erörterungen folgendermaßen: Speicher- 
kraftwerke sollten um so höher ausgebaut und zur 
Deckung der Spitzenenergien von um so größeren Ab- 
satzgebieten herangezogen werden, je höher die Anlage- 
kosten des Speicherbeckens sind; Wasserkraftwerke in 
Verbindung mit Talsperren sollten dementsprechend auf 
eine Jahreserzeugunesmöglichkeit von 1000 ... 500 kWh/kW 
ausgebaut und zur Deckung der Spitzen in solche Elektri- 
zitätswerke eingeschaltet werden, deren Jahresverbrauch 
10- bis 20mal so groß ist wie die im Durchschnittsjahr er- 
zeugbare Energie; Taxesspeicherwerke können mit einem 
Ausbau von 3000 ... 1500 kWh/kW in Elektrizitätswerke 
hineinarbeiten, deren Jahresverbrauch das 1- bis 10fache 
der im Durchschnittsjahr erzeugbaren Energie beträst. 

Die vorgeführten Ergebnisse stellen die Bedingungen 
der Konkurrenzfähicrkeit von hydraulischen Werken 
gegenüber der kalorischen Energieerzeugung dar. Diese 
Bedingungen weisen darauf hin, daß für die Konkurrenz- 
fähigkeit eine billige Erzeugung der hydraulischen 
Energie nicht genügt; die richtige qualitative und quan- 
titative Mischung mit kalorischer Energie in dem Ver- 
edelungsprozeß der rohen hydraulischen Energie spielt 
eine wesentliche Rolle bei der Ausgestaltung der Erzeu- 
eungskosten. Da aber die Konstruktion eines hydrokalori- 
schen Verbundbetriebs in den Händen des Entwerfenden 
bzw. des Betriebsingenieurs liegt, erscheint eine bezütr- 
liche Vereinheitlichung für den Bau und Betrieb von 
hydraulischen Werken nutzbringend und erwünscht. 


° A.Ludin, Die Wasserkräfte. Verlag von J. Springer, Berlin 1913 
0 Führer durch die schweizerische Wasserwirtschaft. Zürich 192%. 


Vergleich der Vorschriften verschiedener Länder für Transformatoren- und Schalteröle. 
Von Dr. K. Typke, Berlin. 


Übersicht. Fs wird versucht, die Prüfvorschriften 
verschiedener Länder durch Umrechnen der nach verschie- 
denen Methoden erhaltenen Werte ineinander und Angabe 
erfahrungsgemäß erhaltener Analysendaten miteinander 
vergleichbar zu machen. 


Die Vorschriften der verschiedenen Länder für 
Transformatoren- und Schalteröle weichen sehr erheblich 
voneinander ab. Es ist oft wünschenswert, sie miteinan- 


der zu vergleichen, doch ist dies nicht ohne weiteres mög- 
lich, da die Prüfungen teilweise in verschiedenartiger 
weise auseefünrt end, Zweck der vorliegenden Arbeit 
ist es, die Vorschriften, soweit es möglich ist, durch Lm- 
rechnung der Werte ineinander und Angabe cerfahrunzs- 
gemäß gewonnener Aunalysenergebnisse miteinander ver- 
wleichbar zu machen. ke sind außer den deutschen die 
Vorschriften von Schweden, Schweiz, Italien, England und 
Belgien berücksichtigt worden. In der folgenden Zahlen- 


ig Jet eeler gg a q 


H - 


m 


i 


17. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 | 1525 


tafel 1 ist jeweils das Jahr, in dem die mir vorliegende Flammpunkt: In Deutschland und der Schweiz 
Vorschrift erschienen ist, genannt; soweit mir Abände- wird der Markusson- Apparat mit offenem Tiegel, in 
rungen bekannt geworden sind, ist dies in Fußnoten an- Schweden, Italien, England und Belgien der Pensky- 
gegeben. Die Angaben über elektrische Festigkeit sind Martens-Apparat mit geschlossenem Tiegel verwandt. 
fortgelassen, da jedes reine Mineralöl nach Trocknung Bei Transformatoren- und Schalterölen wurden bei 145° 
eine allen Anforderungen genügende Durclhischlagfestie- Flammpunkt im offenen Tiegel etwa 135..140° im 
keit gibt. Wo für einzelne Verwendungszwecke beson- Pensky-Apparat, bei 145° im Pensky etwa 152... 158° im 
dere Vorschriften bestehen, ist dies in der Tafel mit offenen Tiegel gefunden. Die jetzt in Deutschland im 
„spez.“ vermerkt. Die näheren Angaben finden sich dann Handel befindlichen Öle haben zum großen Teil einen 
ebenfalls in den Fußnoten. höheren Flammpunkt als den vorgeschriebenen von 145 ° 


Zahlentafel 1. Anforderungen an Transformatoren- und Schalteröle in den Maßen, die in den Vorschriften der 
verschiedenen Länder angegeben sind. 


Land Deutschland | Schweden | Schweiz | Italien | England | Belgien 
Jahr | 1927 1925/26 (Ref. ETZ 1925 | 1927 | "1927 i 1922 
EE SEE u .. 1927, 8. 1006) 00000 REDE. VERTRETEN un. 
Spez. Gewicht unter 0,92 | 0,85 ... 0,92 | — | — | == | 0,85 ... 0,92 
le 0895 spez. i 2 en yo Er u Gen nase aneignen 
Viskosität | unter ! unter l unter unter | unter unter 
8 Engler b. 20° C Ä 8 Engler b. 20° C ! 8 Engler b. 20° C 8 Engler b. 20° C | 200 DE ege We SEN Kä Si S 
. 15, ‚5 Engler b. 50° C 
EE Ä EEE | ee Pens an | GE , 1,5 Engler b. 75° C 
Flammpunkt | offener Tiegel über Pensky-Martens über offener Tiegel über ! Pensky Pensky Pensky 
145° 145°, 145° | über 140° über 145° | über 170° 
anne, über 120° spe, 1 | Toleranz Bi Il EN EEE 
Stockpunkt unter — 15° | unter — 30° muß bei — 20° in 10 s U-Rohr in 4 s b. 0°, unter — 15° flüssig 
unter — 40° spez. *® unter — 50° spez. *® im Reagenzglas 10 cm in 12 s b. — 5° 40 mm 0° 
Toleranz 5° | Deen steigen, spez. 68 —5°,' — 10° 
EE = el 0.188 —20rMt A0 spez.** 
Säurezahl ` unter 0,05 mg | unter 0,05 % | unter 0,1 mg | unter i unter —- 
2.0. KOHjg Öl | Ölsäure 1 KOHjg Öl | 0,05% Ölsäure 0,2 mg KOHjg Öl ` 
Asche ` 1 unter 001% unter 001% Ire SEN 
Verdampfungs- — ‚nach 5stündiger Er-' — | — nach 5 stündiger en 3stündiger Er- 
verlust | hitzung im Holde- | hitzung in einem Ge- hitzung in einem Ge- 
| Apparat auf 100° | fäB bestimmter ND fang bestimmter Ab- 
| unter 2% messungen in einem messungen auf 170° 
| Toluolbad nicht über) nicht über 1,5 % 
En a2, u . l i 16% e En 
Oxydatlons- ; ‚Verteerungszahl | Verteerungszahl nach 336 stündiger inach 300 stünd. Er- nach 45stünd. Er-'nach 10stünd. Er- 
prüfung (70 stündige Er- (70 stündiges Er- |Erhitzung im Kupfer- hitzen auf 110° in hitzen auf 150° unter hitzen auf 200° kein 
hitzung auf 120° | hitzen auf 120° topf an Luft |  _Gegenwart von Luftdurchleiten in ` Schlamm *t 
unter Sauerstoffein- | unter Sauerstoffein- ‚Schlamm unter 0,3, Kupferdrahtnetz Gegenwart von | 
| leiten) unter 0,1 leiten) | Vol.-% 'Schlamm unter 0,5°/o. Kupferblech nicht ı 
Kl. I unter 0,12 tł , SäAurezahl unter 0,4 |Säure unter 0,25 °%L'über Klasse A 0,1, 
Kl. II unter 0,25 Abnahme der Festig-| Ölsäure, Festigkeit | Klasse B 0,8% 
keit von Baumwoll- von Baumwolliäden Schlamm 
fäden unter 30% nicht unter 60 % ge-! 
ee 1 Aën | | 
— | nicht über 0,25 % |Verseifungszahl unter! 


Sonstiges | Br SS 


| | 
Ä | 


® Bei Transformatoren und Schaltern, deren Kessel von der Außenluft umspült werden und die keine besondere Heizvorrichtung haben, soll nach 

En ln Vorschriften Öl verwendet werden, dessen spezifisches Gewicht nicht mehr als 0,895 beträgt, damit etwa gebildetes Eis nicht im Öle schwimmt 
er aufs : g 

t Bei Ölen, deren Stockpunkt unter — 40° ist, darf nach den deutschen Vorschriften der Flammpunkt nicht unter 120° — gegenüber 145° sonst — 
Ben Ob aber überhaupt ein Öl mit diesem niedrigen Flammpunkt in Deutschland als Transformatoren- und Schalteröl angeboten wird, ist mir nicht bekannt 
Breworden, 
*° Bei Schaltern, deren Kessel von der Außenluft umspült werden und die keine besondere Heizvorrichtung besitzen, darf nach den deutschen 
Vorschriften der Stockpunkt nicht höher als — 40° sein. Ebenso werden in Schweden, Italien und England in Fällen, wo besondere Kältebeständigkeit 
des Oles notwendig ist, schärfere Anforderungen an den Stockpunkt gestellt. 

tt Norlin hat in einer Veröffentlichung des Staatlichen Prüfungsamts, Stockholm, vom März 1926 eine Verteerungszahlmethode, vorgeschlagen, 
bei der in Gegenwart von Kupfer am Rückflußkühler gearbeitet wird. Ob diese Methode amtlich in Schweden eingeführt worden ist, entzieht sich 
meiner Kenntnis. Es ist im folgenden nur die in der Zahlentafel angegebene Verteerungszahl ohne Kupfer berücksichtigt worden. 

St Die belgische Prüfung Ist inzwischen mehrmals geändert worden. Nach Bull. Federat. Ind. chim. Belg., Bd. 7, S. 251, wird nach der augen- 
blicklichen Vorschrift das Öl5h auf 170° erhitzt; die Temperatur von 200° sollaber neuerdings wieder vom belgischen elektrotechnischen Comité der Inter- 
nationalen Elektrotechnischen Kommission vorgeschlagen worden sein. 


Schwefel 4 mg KOH. Blankes — 
! :Kupferblech nach | 
| 12 stündiger Er- | 
hitzung auf 100° nicht 
| verfärbt 


Zu Zahlentafel 1 sind einige Bemerkungen über die im offenen Tiegel.e. Er lag bei mehreren untersuchten 
Beziehungen der in den verschiedenen Ländern ange- Ölen bei 155...158° im offenen Tiegel und um 150° im 
wandten Prüfmethoden zueinander zu machen. e e TEE GE SE unge 

Viskosität: In Deutschland, Schweden, Schweiz, 4er Fall zu sein, damit die Hersteller für die Kaffination 
Italien und Belgien ist das Englersche Viskosimeter BE E Ger u. a un Gre 
vorgeschrieben, in England das von Redwood. Ta- Sch br GE GE Öle bei SE e See 
bellen zur Umrechnung der erhaltenen Werte ineinander ERWEIZ.DESTLINIDNEN O NELWENGEIE OMIEN: 


sind an verschiedenen Stellen zu finden!. Hier seien nur Stockpunkt: Die Werte im Reagenzglas und im 
einzelne Werte angeführt: U-Rohr lassen sich nicht ohne weiteres miteinander ver- 
gleichen. Es kann nur bei größerem Temperaturabstand 
8 Engler = 250 Redwood-Sekunden gesagt werden, ob ein Öl, das im Reagenzglas einen be- 
T „» =219 „ „ stimmten Stockpunkt hat, bei der bei der U-Rohr-Methode 
6 „ 188 zu 3 vorgeschriebenen Temperatur noch genügendes Fließver- 

; „ ey 3 e mögen besitzt oder nicht. 
= Wee n 2 Dau re zahl: 0,05% Ölsäure entsprechen 0,1 mg 

200 Redwood-Sek./15,5 ° C (englische Vorschrift) = 6.4 KOH/g ÖF. 

Engler/15,5° C; dies entspricht bei russischem Öl etwa Verdampfungsverlust: Flammpunkt und 
5,3 Engler/20° C. Verdampfungsverlust hängen eng zusammen, wenigstens 


bei gutgeschnittenen Ölen, wie es Transformatorenöle 
meist sind. Es darf angenommen werden, daß ein Öl, das 


8 Petroleum-Vademecum, Verlag f. Fachliteratur, Wien-Berlin. — 
H olde. Kohlenwasserstcfiöle und Fette, 6. Aufl., 8. 215/17. — Richtlinien 
für den Einkauf und die Prüfung von Schmiermitteln, 5. Aufl., 8. 72. 2 Holde, wie Fußnote 1. 


1626 


die Anforderungen an den Flammpunkt erfüllt, auch bei 
der im gleichen Lande vorgeschriebenen Verdampfungs- 
probe keinen höheren als den zugelassenen Verlust hat. 


Oxydationsprüfung: Die Schweizer Prüfung 
wird von dem in Deutschland im Handel befindlichen Öl 
im allgemeinen nicht erfüllt; umgekehrt gibt es auch den 
Schweizer Bedingungen entsprechende Öle, die eine zu 


Zahlentafel 2. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42 


17. Oktober 1929 


Schwefel mittels blanken Kupferblechs wurde bei den von 
mir untersuchten Ölen erfüllte Die in England zugelas- 
sene Verseifungszahl von 4 wird von den den deutschen 
BEUINEUNEEN entsprechenden Ölen nicht annähernd er- 
reicht. 


In der folgenden Zahlentafel 2 ist angegeben, inwie- 
weit die in Deutschland im Handel befindlichen, den deut- 


Das in Deutschland im Handel befindliche und den deutschen Bedingungen entsprechende 


Öl erfüllt die Bedingungen von: 


Prüfung | Schweden Schweiz 
Spez. Gewicht. .... E ja — 
Viskosität . . 2... Sed ja 
Flammpunkt meist ja 
Stockpunkt . . nein nein 

spez. ja * spez. ja 

Siurezahl a ee ee en ja ja 
Asche = sea a ren ara ja . — 
Verdampfungsverlust . ja — 
Oxydationsprüfung . ..... ja Kl. Iu. II nein 
Sonstiges . 2 2 2 2 2 2 nn. — — 


Italien England Belgien 
' 
PER Leger ja 
ja oft ja 
| meist meist nein 
ja ja ja 
ja ja — 
u u l ani 
— meist ' nein 
| nein nein 


ja i 
Schwefelgehalt ja Kupferprobe ja | — 


'  Verseifungszahl ja 


* Bei Ölen, die unter — 40° Stockpunkt haben, kann man auch annehmen, daß sie dle schwedische Forderung (— 50° mit 5° Toleranz) erfüllen 


hohe Verteerungszahl haben. Die italienische Prüfung 
dürfte von den deutschen Ölen meist erfüllt werden: da- 
gegen ergeben sie bei der englischen Prüfung (Sludge- 
Test) eine zu hohe Schlammbildung, über 1, während das 
englische A-Klassen-Öl unter 0,1, das B-Klassen-Öl unter 
0,8 haben soll. Die englischen A-Klassen-Öle besitzen in 
der Regel eine sehr hohe Verteerungszahl, über 1 bis her- 
auf zu 5 und mehr: die Verteerungszahl der B-Klassen- 
Öle liegt im allgemeinen nicht so hoch, doch dürfte die in 
Deutschland zulässige Verteerungszahl unter 0,1 selten 
eingehalten werden. 

Sonstiges: Der Schwefelgehalt der in Deutsch- 
land im Handel befindlichen Transformatoren- und Schal- 
teröle überschreitet, soweit mir Untersuchungen bekannt 
geworden sind, die in Italien zugelassene Grenze von 
0,25 % nicht. Auch die englische Probe auf „schädlichen“ 


schen Bedinzungen entsprechenden Öle im allgemeinen 
die ausländischen Bedingungen erfüllen. Es ist in den 
entsprechenden Rubriken das Verhalten mit ja, nein und 
dort, wo es nur für einen zroßen Teil der Öle beiaht wer- 
den kann, mit meist bzw. oft gekennzeichnet. Wo in an- 
deren Ländern zwei verschiedene Stockpunkte für ver- 
schiedene Verwendungszwecke vorgeschrieben sind, wird 
vorausgesetzt, daß dort, wo der tiefere Stockpunkt ver- 
langt wird, das deutsche Öl mit — 40° Stockpunkt zur 
Verwendung gelangen würde Wo nur das deutsche Öl 
mit — 40° Stockpunkt überhaupt die Bedingungen des 
betreffenden Landes erfüllte, ist dies in der Tafel mit 
„Spez.“ angegeben. — Wo in den Vorschriften des anderen 
Landes nichts angegeben ist, steht ein Strich. Bei der Br- 
nutzung der Zahlentafel 2 ist im übrigen das oben unter 
den verschiedenen Prüfverfahren Gesagte zu beachten. 


Unmittelbare Steuerung der Luft durch elektrische 
Schwingungen. 


Die Erzeugung von Schallschwingungen durch elek- 
trische Schwingungen geschieht praktisch nur unter Be- 
nutzung eines mechanischen Zwischengliedes, einer irgend- 
wic geformten Membran. Die durch die Eigenschwingun- 
gen derartiger Membranen bewirkten Nachteile für die 
Lautwiedergabe sind bekannt. Eine durchgreifende Ver- 
besserung seheint nur möglich durch Vermeidung der 


Abb. 1. Empfänger mit Tonwiedergabe durch eine Glimmstrecke AB. 


Membran, indem also die Luft direkt durch die Änderun- 
gen eines elektrischen Feldes beeinflußt wird, wie das 
z.B. beim Kathodophkon unter Benutzung der Luftionisie- 
rung durch einen glühenden Oxydstift geschieht. Hierher 
gehören auch die von Franziska Seid! beschriebenen Er- 
scheinungen!. M. Brenzinger und F. Dessauer? 
benutzen zum gleichen Zweck eine Glimmentladung, die 
zweckmäßig zwischen einem sehr dünnen ausgespannten 
Draht als Anode und einer ihn umgebenden, aus einem ge- 
schlitzten Metallrohr bestehenden Kathode erzeugt wird. 
Die Schaltung ist in Abb. 1 wiedergegeben. Die mit 10 000 
Volt brennende Glimmentladung zwischen Draht A und 
Flächenelektrode (Kathode) B wird durch den Konden- 
sator C eingeleitet, der über das Glühventil E von den 
Transformator D aufgeladen wird. Eine Empfangseinrich- 
tung mit Detektor G führt über den Verstärker F dem 

ı F. Seidl, ETZ 1928, S. 394. 

2? M. Brenzinger u. F. Dessauer, Phys. Z. Bd. X, S. 6H. 


Glimmstromkreis die Lautschwingungen zu. Die Charak- 
teristik der Glimmstrecke zeigt Abb.2. Bei der Spannung 
l setzt der Glimmstrom ein und wächst mit steigender Span- 
nung stark an, bis bei K der Überschlag erfolgt. Für die 
Schwingungserzeugung wird zweckmäßig unter Benutzung 
einer Vorspannung nur das Stück 1-2 der Kurve ver- 
wendet. Die Wiedergabe von Sprache und Musik ist gut 
und ziemlich laut; besonder: 
mA werden auch die Zischlaute 
klar wiedergegeben! Die 
Glimmentladung muß natür- 
lich völlig ruhig und ge- 
räuschfrei brennen, trotsdem 
tritt ein störendes Nebenege- 
räusch auf, das sich bisher 
AN nicht vermeiden läßt und be- 
sonders bei Verwendung der 
Anordnung als Mikrophon mit 
Verstärkung recht unange- 
nehm ist. Unerwünscht ist 
auch noch. daß die Glimment- 
ladung die hohe Leistunz von 20...40 W verlangt und daß 
eine größere Apparatur zur Erhaltung eines reinen, kon- 
stanten (Tleichstromes erforderlich ist. 

L. Fleischmann? beschreibt ähnliche Ver- 
suche, die allerdings nach dem Bericht noch nicht zur 
Aufnahme von Rundfüunkdarbietungen gedient haben. 
Fleischmann verwendete in einer ähnlichen Schaltung als 
Glimmstreeke* metallene Spitzen, die einer ebenen Platte 
gegenüberstehen. Die Tonstärke dieser Anordnung nimmt 
mit der Zahl der Spitzen zu. Letztere befinden sich am 
besten im gegenseitigen Abstand von 2..3cm auf einer 
nichtleitenden Platte. Die Höhe der Gleichspannung be- 
trägt unter 2000 V, der Abstand zwischen Spitzen und Platte 
2..3mm; bis zu 200 Spitzen wurden verwendet. Zweck- 
mäßig wird aber zwischen Spitzen und Platte ein zweites 
Dielektrikum eingeschaltet, wofür sich Preßspan als am 
besten geeignet erwies. Wi 


2 L. Fleischmann. Naturwissenseh. RB’. 16, S. 795. 


Strom 


I Jponnung 


Abb. 2. Charakteristik 
der Glimmerstrecke. 


t Fleischmann benutzt den Ausdruck „Spitzenenttadung‘. 


17. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


1627 


RUNDSCHAU. 


Elektromaschinenbau. 


Geschweißte Stahlkonstruktionen'. — Der Grund, 
warum erst die große Vervollkommnung der Elektro- 
schmelzschweißung (Lichtbogenschweißung) die Verwen- 
dung geschweißten Flußstahles im großen zugelassen hat, 
ist der, daß sich die anderen Schweißverfahren (Azetylen, 
Wasserstoff) für die besonderen Verhältnisse im Elektro- 


Abb. 1. Geschweißtes Stahlgehäuse. 


maschinen- und Transformatorenbau als weniger geeignet 
erwiesen haben. Während nämlich im gewöhnlichen Be- 
hälterbau die geschweißten Werkstücke meistens ohne 
spanabhebende Bearbeitung weiter verwendet werden, 
trifft dies im Elektromaschinenbau meistens nicht zu, son- 
dern die geschweißten Werkstücke, wie Gehäuse, Grund- 
platten, Transformatorenkästen, Deckelhauben usw. wer- 
den nachträglich fast immer bearbeitet. Bei nicht span- 
nungsfreier Verschweißung ergeben sich dann nachträz- 


Br E Au fe FR 
~ - = A ON u } ` 
Bir ! e Hu 


- dT] 


Alb. 2. Gehäuseausschnitt. 


lich unangenehme Formveränderungen, welche die weitere 
Verwendung der Werkstücke in Frage stellen können. Ein 
praktisch spannungsfreies :Schweißen ist jedoch nur mit 
elektrischer Schweißung möglich. Für die Zusammen- 
fügzung ganzer Maschinenteile kommt von den elektrischen 
Schweißverfahren auch nur die Lichtbogenschweißung in 
Frage und in beschränktem Umfange auch die Punkt- 
schweißung, welche zur Gruppe der Widerstandschweiß- 
verfahren gehört. Im folgenden werden einige Konstruk- 
tionen der Bergmann-klektrizitäts-Werke, Berlin, beschrie- 
ben. 

Gehäuse von Drelhstrom-Schwungradgeneratoren 
werden in zwei voneinander verschiedenen Arten herge- 
stellt. Bei Schwungradgeneratoren sowie bei allen anderen 
langsam laufenden Maschinen, bei denen also der Blech- 
rücken besonders niedrig ist, so daß das aktive Blech- 


~ 1 Vgl. ETZ 199. S. 145. 


paket nicht einen genügend großen Teil der an ıhm an- 
greifenden Kräfte selbst aufnehmen kann, besitzt das Ge- 
häuse einen aufg:schweißten Rücken, welcher im Träg- 
heitsmoment des Gehäuses mit eingerechnet ist und zum 
Tragen der ganzen Konstruktion mit herangezogen wird. 
Dagegen wird für Turbogeneratoren und Maschinen her- 
unter bis zu 500 U/min, also Maschinen mit hohem Blech- 
rücken, welcher in sich schon starke Kräfte aufnelımen 
kann, selbst bei Leistungen bis 40 000 kVA eine Wangen- 
konstruktion verwandt, welche in Verbindung mit dem 
aktiven Blech und den Preßringen ausreichend bemessen 
ist, so daß der mit dünnem Blech bespannte Gehäuse- 
rücken lediglich der Abdeckung und Luftführung dient. 
In Abb. 1 ist besonders deutlich zu ersehen, wie bei der- 
artigen Maschinen das geschweißte Stahlgehäuse keine 
Ähnlichkeit mehr mit Gußeisenkonstruktionen hat und ein 


Abb. 3. Deckelhaube eines Transformators. 


statisch sicheres, aber möglichst leichtes Stahlfachwerk 
darstellt. In Abb. 2 ist ein Ausschnitt aus einem Gehäuse 
größeren Durchmessers mit aufgeschweißtem Rücken ge- 
zeigt, bei welchem der aktive Blechkörper aus einzelnen 
Segmenten besteht, welche an den Querträgern mittels 
Schwalbenschwanzprismen angeschraubt werden. Die 
Muttern dieser Schrauben müssen von außen zugänglich 
und die Abstützung der Querträger nach dem Ge- 
häuserücken daher so gelegt sein, daß die Zugänglich- 
keit der Muttern gewahrt bleibt. Die eigentliche Trag- 
konstruktion hat hier ein T-Profil, während die äußeren 
Ringe nur der Befestigung der Schutzkappen dienen und 
daher dünne Wandstärke haben. Des weiteren ist zwischen 
den zwei Querbalken die Versteifung zum Aufhängen des 
Gehäuses beim "Transport gezeigt. Die einzelnen Schweiß- 


Abb. 4. Strahlungskappe für Prüftransformator. 


nähte sind deutlich zu erkennen und zu erschen, wie der 
Gehäuserücken und die Mittelwange nur durch unter- 
brochene Schweißnähte verbunden, aber die Querträger 
und deren Versteifungen auf ihrer ganzen Berührungs- 
fläche verschweißt sind. 


Auch die neuerdings fast ausschließlich aus ge- 
schweißtem Stahl hergestellten Grundplatten, Sohl- 
platten und sog. Gabelrahmen werden je nach Stückgröße 
verschieden ausgeführt. Bei Grundplatten für besonders 
große und schwere Maschinen wird die Deckplatte nicht 
mehr massiv auseeführt und angeschweißt sondern nur 
mit den zur Aufnalıme der darauf ruhenden Maschinen 
und Maschinenteile bestimmten Teilen der oberen Ab- 
deckung so verfahren, dagegen die dazwischen liegenden 
Deckplattenteile aus dünnerem Riffelblech ausgeführt und 
uur an wenigen Stellen angeschraubt, um die darunter 
liegenden Luftkanäle usw. besser zugänglich zu machen. 


1628 


Bei der Anwendung der elektrischen Schweißung im 
Transformatorenbau wird in allererster Linie 
vollkommene Dichtheit gegen Öl, u.zw. auch gegen war- 
mes Öl, von den Schweißnähten verlangt. Im Transfor- 
ınatorenbau ist in der Anwendung des geschweißten 
Stahles auch weniger eine Verdrängung früherer Werk- 
stoffe sondern mehr eine Verdrängung älterer Arbeits- 
verfahren zu erblicken, weshalb sich hier die Anwendung 
der elektrischen Schweißung nicht so sehr in der kon- 
struktiven Gestaltung auswirken konnte. Besonders be- 
merkenswert ist, daß neuerdings auf das Einwalzen der 
Kühlrohre bei Röhrenkasten ganz verzichtet wird und 
sämtliche Rohre und Flansche mit größtem Erfolge ein- 
geschweißt werden. Die Deckelhaube eines Großtrans- 
formators (Abb. 3) weicht nur wenig von den Formen ab, 
die ein gußeisernes Deckelgchäuse erhalten hätte. 


Daß auch runde Formen, wie sie gerade der Elektro- 
maschinenbau vielfach erfordert, ohne Schwierigkeit mit 
Hilfe der Schweißverfahren hergestellt werden können, 
zeigt Abb. 4, eine Strahlunsskappe zur Abschirmung der 
Deckelkanten eines Prüftransformators für 1000 kV. 
Außerordentlich nützlich erwies sich die Anwendung der 
Schweißung auch bei der Herstellung von Rohrleitungen. 

Bei der Anwendung der Schweißung im Elektroma- 
schinenbau sind die Kosten der fertigen Gußstücke mit 
denjenigen der fertigen Schweißstücke zu vergleichen. 
Bei dem verhältnismäßig billigen Preis des Gußeisens ist 
ein Ersatz durch geschweißten Stahl nur dann wirtschaft- 
lich, wenn damit auch eine Gewichtsersparnis verbunden 
ist und wenn auch die Kosten für Modelle mit einkalku- 
liert werden. Es hat sich gezeigt, daß bei den üblichen Ge- 
wichtsverminderungen ein Preis von etwa 65 RM für 
100 kg fertig geschweißte Werkstücke eben noch tragbar 
ist, und die Praxis hat gezeigt, daß es auch möglich ist, 
zu diesem Mittelpreis geschweißte Stahlkonstruktionen 
herzustellen. (E. Laßwitz, Berzmann-Mitt. Bd. 6, 
S. 310.) Sb. 


Theoretische und experimentelle Untersuchung des 
synehronen Reaktionsmotors. — Als Grundlage der Unter- 
suchung dient die Ableitung der Formeln für die Momen- 
tanwerte: 1. der Feldverteilung am Ankerumfang und 
2. des Drehmomentes des einphasigen Reaktionsmotors, wo- 
bei iese Formeln auch auf den Drehstrommotor als 
einen Sonderfall ausgedehnt werden. Die besondere Ein- 
fachheit der Formeln für die normale Type der Synchron- 
maschine mit ausgeprägten Polen erlaubt es, den wesent- 
lichen Einfluß der Harmonischen des Stromes und der 
SMK auf den Betrieb des einphasigen Reaktionsmotors zu 
berücksichtigen. Die Untersuchung stellt fest, daß bei ge- 
eebenem sinusoidalen Strome (I = konst.) der Motor syn- 
chron. mit der Stromfrequenz umlaufen kann und nicht 
imstande ist, irgendeine andere Geschwindigkeit zu ent- 
wickeln. Bei gegebener sinusoidaler EMK (E = konst.) 
kann die Geschwindigkeit des Motors niemals die syn- 
chrone übersteigen, jedoch kann der Motor mit einer Ge- 
schwindigkeit umlaufen, welche gleich % bzw. %, N, »% 
usw. (im allgemeinen 1/s) der vollen synchronen Ge- 
schwindigkeit ist. Aus der theoretischen Analyse der 
Stromgleichungen werden die Bildungzsgesetze der höheren 
Harmonischen festgestellt und die Form der Stromkurven 
für jede beliebige der genannten Geschwindigkeiten vor- 
ausbestimmt. Aus der allgemeinen Analyse folgt die enge 
Analogie mit dem einphasigen asynchronen Induktions- 
motor bei einachsiger Schaltung. — Für den betrachteten 
Motor wird der Grenzwert des Leistungsfaktors zu 0,5 
ermittelt. 

Die besondere Berücksichtigung der Form der EMK- 
Kurve offenbart die Eigenschaft des Motors, eine lange 
zusätzliche Reihe von Geschwindiskeitstufen zu besitzen. 
Die besonderen dynamischen Betriebsbedinzunzen des 
Motors und seine Eigenschaft, als „synchroner Vibrator” 
zu wirken, werden im Zusammenhang mit der Analyse 
der Eigenschaften des Motors vom Standpunkte der all- 
gemeinen Theorie der elektrischen Maschinen erläutert. 
Die theoretischen Schlußfolzerungen wurden im Elektro- 
maschinen-Laboratorium des Leningrader Polytechnischen 
Instituts an einem kleinen Reaktionsmotor mit sternförmi- 
gem Rotor nachzeprüft. Dabei wurden Geschwindirkeits- 
stufen verwirklicht, welche sowohl den ganzzahligen 
Werten als auch Bruchwerten von s entsprechen. Die auf- 
genommenen Oszillogramme bestätigten die Richtigkeit der 
theoretischen Forin der Stromkurven. (E. A. Ter-Mar- 
karjanz, Arch. El. Bd.21, 11.6, S. 612.) 


Zur Berechnung von Rippenrohrkühlern für elektri- 
sche Maschinen. — Mit der Einführung der Kreislaufkühlung 
großer elektrischer Maschinen hat der Bau von Rippen- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42 


17. Oktober 1829 


rohrkiühlern als Mittel zur Übertragung der Verlustwärme 
an eine Kühlflüssigkeit eine besondere Bedeutung für die 
Elektrotechnik erlangt. In einer die Berechnung solcher 
Kühler behandelnden Arbeit von Pohl werden zunächst 
die allgemeinen Beziehungen für den Wärmeübergang er- 
örtert, im Anschluß daran die durch Rippen erreichbar» 
Verstärkung des Wärmestromes. Da die Wärmeüberganr:=- 
zahl für die luftbespülte Fläche nur rd. jee derjenigen für 
die wasserbespülte ist, konnte man theoretisch den MW ärm: 
strom auf rd. das 20fache verstärken, wenn man die wirk- 
same Rippenfläche etwa gleich dem 40fachen der wasser- 
bespülten Fläche machen würde. Praktisch ist eine Steige- 
rung der Rippenfläche über das 20fache hinaus nicht mehr- 
lohnend. Es empfiehlt sich, sie nur auf das 7...15fache der 
wasserbespülten Fläche zu bringen, d. h. den Wärmeüber- 
zaneswiderstand auf der Wasserseite relativ klein zu hal- 
ten, damit eine etwaige Verschmutzung der Rohre nicht »»- 
fort eine starke Verminderung der Kühlwirkunz herbei- 
führt. Sodann werden der Temperaturverlauf in den Kühl- 
rippen und deren „Wirksamkeit“ untersucht, die das Ver- 
hältnis der Summe aller Flächenteilchen mal ihrer zugeh?- 
rigen Temperaturdifferenz gegen Luft zu dem Produkt aus 
der ganzen Rippenfläche und dem Höchstwert dieser Tem- 
peraturdifferenz bedeutet. Die Kurven des Temperaturver- 
laufes in kreisrunden Rippen und ihre „Wirksamkeit“ wer- 
den für verschiedene Metalle und verschiedene Dicken al: 
Funktion der Rippenbreite rechnerisch ermittelt. Offenbar 
wird die „Wirksamkeit“ einer gegebenen Rippenfläche auch 
um so geringer, je größer der hindurchtretende Wärme- 
strom ist. Die „wirksame Rippenfläche“ eines gegebenen 
Kühlers, d. h. das Produkt aus gesamter Rippenfläche und 
Wirksamkeit, ist also nicht, wie meist angenommen wird, 
konstant sondern mit den Betriebsverhältnissen veränder- 
lich. Der Unterschied zwischen der wirksaınen und der 
gesamten Rippenfläche kann unter Umständen sehr erh-b- 
lich werden. 

Für die praktische Berechnung von Kühlern ist zu- 
nächst die erforderliche wirksame Kühlfläche zu bestim- 
men, wozu für das Querstrom-, Gegenstrom- und Quer- 
strom-Gegenstrom-Prinzip die jeweils in Frage kommen- 
den mittleren Temperaturdifferenzen zwischen Luft und 
Wasser einzusetzen sind. Der Einfluß sowohl der Luft- 
geschwindigkeit wie der Wasserxzeschwindigkeit auf die 
Wärmedurchgangszahl ist dabei aus Kurven der letzteren 
zu entnehmen. Hieraus finden sich dann die Abmessungen 
eines Kühlers gegebener Leistung. Voraussetzung ist, daß 
für die gewählte Bauart der die Wärmeabgabe beeinflus- 
sende Wirbelungesfaktor experimentell ermittelt ist. (R. 
Pohl, Arch. El. Bd. 22, H. 2, S. 220.) 


Apparate. 


Glasierte Widerstände. — Der ungeschützte Draht von 
Widerständen unterliegt der Oxydation und Korrosion, und 
man suchte den Luftzutritt dadurch zu verhindern, dal 
man den Draht mit 
einer Isoliermasse 
umgab. Diese Masse 
war jedoch entweder 
spröde oder hygro- 
skopisch und besaß 
außerdem einen ande- 
ren Ausdehnungsko- 
effizienten als der 
Leiter, so daß sich 
durch die schwan- 
kenden Belastungen 
Risse in der Isolier- 
schicht bildeten. Die 
verwendete _Isolier- 
masse hatte ferner 
eine chemische Zu- 
sammensetzung, die 
nach der Erhitzunz 
kieselsaure oder 
schwefelsaure Salze 
ausschied und die 
Drähte zerstörte. 
Eine dauernde Er- 
hitzung über 200° 
ließen deshalb diese 
Widerstände keines- 
falls zu, d. h. die Belastbarkeitserenze dieser Widerstände 
liegt bei einem Körper, der eine Länge von 100 mm und 
einen Durchmesser von 20 nm besitzt, bei nur 25 W. 

Nach einem Verfahren der Firma Wunderlich & Köniz, 
Berlin. schiebt sich nun zwischen Leiter und Glasur ein 
Polster oder Hohlraum, so daß der Leiter in einer Kapil- 


Abb. 5. Tantohnm-Widerstände. 


oa ` ga ee 


17. Oktober 1929 


lare liegt, und eine Ausdehnung bei Gebrauchstemperaturen 
bis zu 500° die Glasur nicht brüchig oder rissig werden 
läßt. Hierdurch wird eine längere Lebensdauer und höhere 
Belastbarkeit erreicht. Abb. 5 stellt zwei derartige 
Pantohm-Widerstände dar. Die Glasur wird bei rd. 1000 ° 
aufgebrannt, so daß man den Widerstand bis zu schwacher 
Rotglut belasten kann. Je nach den Abkühlungsverhältnis- 
sen ist sogar eine höhere Belastung möglich. Aber selbst 
bei dem Fehlen jeder Ventilationsmöglichkeit ist bei einem 
100 mm langen Körper mit einem Durchmesser von 20 mm 
eine Dauerbelastung von 100 W und eine intermittierende 
Belastung von 500 W und 2s Dauer innerhalb 1min zu- 
lässig, während bei einem 165 mm langen Körper die ent- 
sprechenden Zahlen 180 W bzw. 1000 W sind. 


Kontaktschrauben und -klemmen sind wegen Locker- 
werdens vermieden; es wird vielmehr ein Ring aus einem 
bei bestimmter Temperatur schmelzenden Lot unter der 
Wicklung an der Stelle befestigt, an welcher sich der An- 
schluß (Schelle, Kappe, Litze usw.) befindet. Während 
des Brennprozesses fließt das Lot aus, umschließt den 
Widerstandsleiter und verbindet sich gleichzeitig innig 
mit der Anschlußschelle oder Litze. W.St. 


Beleuchtung. 


Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit unter Verwen- 
dung des elektrooptischen Kerreffektes. — In der ETZ 
wurde vor einiger Zeit über die mit einem außergewöhn- 
lich großen Aufwand durchgeführte Bestimmung der 
Lichtgeschwindigkeit von Michelson berichtet!. Es ist 
von Interesse, daß A. Karolusund OÖ. Mittelstaedt 


LAm k 


Cal 
SC 
L Lichtquelle 
K, K: Kerrzellen 


B Beobachter 
N, N} Polarisatoren 


Abb. 6. 


S Spiegel 
M Mattscheibe 


eine Bestimmung dieser wichtigen Konstanten mit fast der- 
selben Genauigkeit aber viel bescheideneren Mitteln im 
Laboratorium gelungen ist. Während Michelson die Fou- 
caultsche Methode des rotierenden Spiegels benutzte, haben 
die Verfasser die Fizeausche Methode verfeinert. In der 
ursprünglichen Form besteht diese Methode bekanntlich 
darin, daß ein Lichtstrahl durch ein rotierendes Zahnrad 
auf einen entfernten Spiegel fällt. Bei einer bestimmten 
Umdrehungsgeschwindigkeit des Rades findet ein Licht- 
strahl, der durch eine Lücke austrat, beim Zurückkommen 
gerade Ginen Zahn vor. Ist dies der k-te auf die Lücke 
folgende Zahn, so hat das Licht für den Weg s die Zeit 


[s] gebraucht, wenn n die Zahl der Zähne und m 


Ium 

die Zahl der Umdrehungen in der Sekunde ist. Daraus er- 
ms 

gibt sich die Lichtgeschwindigkeit c = eS Eine Stei- 


gerung der Genauigkeit ist dadurch erreichbar, daß ent- 
weder der Lichtweg vergrößert wird oder die Drehzahl 
des Zahnrades. Da letzteres ebenso wie die genaue Be- 
stimmung der Drehzahl auf mechanische Schwierigkeiten 
stößt, machte Karolus 1925 den Versuch, die mechanische 
Lichtunterbrechung durch eine rein elektrische trägheits- 
lose Lichtsteuerung zu ersetzen. Er benutzte dazu den ja 
auch in der Bildtelegraphie verwandten Kerreffekt, daß 
gewisse Substanzen durch Anlegen einer elektrischen 
Spannung doppelbrechend werden. Wird also das Licht 
der Lichtquelle L durch einen Nicol N, linear polarisiert in 
einer Ebene, die unter 45° gegen die elektrischen Kraft- 
linien der Kerrzelle K, geneigt ist, so wird das Licht in K, 
entsprechend der angelegten Spannung elliptisch polari- 
siert (Abb. 6). Das Licht fällt auf den Spiegel S und von 
dort auf die Kerrzelle K,, die gegen K, um 90° gedreht ist, 
so daß das Licht in K, stets Doppelbrechung des entgegen- 
gesetzten Vorzeichens erhält wie in K,. Trifft das Licht in 


A. A. Michelson ETZ 19%. S. 101. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


1529 


K, dieselben Momentanwerte der elektrischen Wechsel- 
spannung wie in K, so kompensieren sich die Doppel- 
brechungen bei gleichen geometrischen Dimensionen bei- 
der Zellen. Das linear polarisierte austretende Licht wird 
dann durch den um 90° gegen N, orientierten Nicol Na nicht 
hindurchgelassen. Dies ist dann der Fall, wenn das Licht 
zum Durchlaufen des Weges eine Zeit braucht, die gleich 
einem ganzzahligen Vielfachen der Dauer einer Periode 
der anliegenden Wechselspannung ist. Die Frequenz 
wurde dadurch gemessen, daß die Frequenz des Röhren- 
senders mit einer bekannten elektrisch ausgesiebten Ober- 
schwingung einer Stimmgabel oder der Frequenz eines 
piezoelektrischen Oszillators durch Schwebungen vergli- 
chen wurde. Sie ließ sich auf 0,02°/o genau bestimmen. 
Der Lichtweg konnte in einem Institutskorridor von 40 m 
Länge durch mehrfache Spiegelung auf maximal 332 m 
gebracht werden. Die Teilwege wurden mit einem Stahl- 
draht unter definierttem Zug von 20 kg bei elektrisch ge- 
messener Temperatur durch Marken festgelegt, die auf 
einer auf 0,5 mm ausgemessenen Steinbasis ausgewertet 
wurden. Der Lichtweg konnte mit 0,04 °/oo Genauigkeit 
ausgemessen werden. So ergab sich für die Lichtgeschwin- 
digkeit, auf das Vakuum reduziert, 


c = 299 778 km/s + 20 km/s. 
Michelsons Wert ist 
c = 299 796 km/s + 4 km/s. 


ra lus u. O. Mittelstaedt, Phys. Z. Bd. 29, 
r. 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Die gleislose Bahn in Salt Lake Cityt, — Auf den ge- 
meinsam mit der elektrischen Straßenbahn der Stadt Salt 
Lake City (V. S. Amerika) mit gleislosen Triebwagen 
betriebenen Lipvien ist eine 30 %ige Frequenzerhöhung zu 
verzeichnen, weil das bequeme Einsteigen am Straßenrand 
und die geräuschlose und weichere Fahrt im Wagen große 
Verkehrsannehmlichkeiten mit sich bringt. Die Fahr- 


kd e U D UE -— A — Ya CET ar E DEN | Dies 
Fahrschalter CZ "es 
SP AS 
> 
N 


Ausgang" Tau 


Abb. 7. 


streckenlänge beträgt 7,5 km. Das eingleisige Kontakt- 
rollensystem der Straßenbahn gestattet bei Legung eines 
„weiten Fahrdrahtes die doppelpolizge Befahrung durch 
gleislose Kraftomnibusse. Die Wagen fassen 43 Personen, 
werden aber auch mit 70 und 80 Personen überlastet und 
sind größer als die Straßenbahnwagen. Das Wagengewicht 
beträgt etwa 8000 kg trotz des Duralumingerippes bei 
7,5 m Länge, 2 m Breite und 2,25 m Höhe. Den Wagen- 
aufriß und Grundriß zeigt Abb.7. Die Türen werden mit 
Druckluft vom Führerstand betätigt. Das Wagenschluß- 
licht leuchtet auf, wenn gebremst wird. 2 Motoren von je 
50 PS bei 600 V geben bis zu 50 km/h Geschwindigkeit 
und treiben je eine Hinterachse an. Die elektriechen 
Bremswiderstände können zur Heizung benutzt werden. 
Neu ist die Vollständigkeit und die Unterbringung der 
elektrischen Anschlüsse und Schaltungen in einem an der 
Vorderseite unten angebrachten Schrank. Alle Teile sind 
leicht zugänglich und übersichtlich und können einzeln 
unterhalten, ausgewechselt und erneuert werden. Die 5 m 
lange Kontaktetange gestattet 4 m seitliche Ausweichung 


ETZ 1929, S. 63. 


1530 


von der Fahrmitte, die bei zweigleisigem Betrieb auf 
der rechten Straßenseite liegt. Die Straßenbreiten sind 
T .. 22 m, Steigungen bis zu 10 %, die Wagenfolge 6, 8 und 
10 min. 

Der Betrieb der gleislosen elektrischen Kraftwagen 
bat sich als ein den Straßenbahnen gleichwertiges und ein 
neuzeitliches Verkehrsmittel erwiesen. (F. D. Heiges, 
El. Railway Journ. Bd. 73, S. 232.) M.S. 


Bergbau und Hütte. 


Normalisieren und Glühen von Stählen in Elektroöfen. 
— Den Bemühungen der Timken Roller Bearing Co., Can- 
ton, Ohio, ist es jetzt gelungen, nach vielen Versuchen die 
Elektrizität zum Normalisieren und Glühen ihrer Legie- 
rungstähle zu verwenden. Die Lösung der Aufgabe wurde 
dadurch erschwert, daß es schwierig war, die erforderliche 
hohe Erzeugung zu erhalten, und daß mehrere verschie- 
dene Arten Stahl benutzt werden, von denen jeder eine be- 
. sondere Behandlung verlangte. Schließlich war man aber 
doch so weit, acht Öfen mit einer Gesamtleistung von 
3600 kW aufzustellen. Zwei weitere Öfen sind projektiert, 
so daß zukünftig 5450 kW benötigt werden. - 

Vielleicht die bemerkenswertesten Öfen sind die zwei 
850 kW-Tiefglühöfen, die besonders zum Glühen von 
Chromstahl mit hohem Kohlenstoffgehalt oder für andere 
Stähle bestimmt sind, die nach dem Glühen langsam ab- 
kühlen müssen. Jeder Ofen ist im Innern 2,44 m breit, 
6,4 m lang und 2 m tief für einen Einsatz von 50t Rohr- 
material oder Stabeisen. Die durch einen Kran abheh- 
baren Deckel wiegen ungefähr 25t und sind durch Sand 
abgedichtet. Die Heizelemente liegen an den Seiten und 
am Boden der Grube und sind durch schwere T-Träger 
vor Beschädigungen geschützt. Sie sind in zwei Stromkreise 
geteilt, die jeder mit einer besonderen Kontrolle versehen 
sind, so daß zwei Arten Verbindungsmöglichkeiten be- 
stehen, die eine mit dreiphasigem Strom von 440 V zum 
Anheizen und die andere mit einphasigem Strom von 440 V 
zum (Gslühen. Der erstere Stromkreis hat eine Leistung 
von je 425 kW, also 850 kW insgesamt, und der andere 
von je 142 kW oder zusammen von 284 kW. 

Der Einsatz wird so schnell wie möglich auf Glüh- 
temperatur von 5% ° gebracht, worauf der Strom aus- 
veschaltet und die Temperatur lange genug gehalten wird, 
damit gleichmäßiges Glühen stattfindet. Der Einsatz 
wird dann langsam durch seine kritische Zone abgekühlt 
und hierauf das Abkühlen durch Einblasen von Luft be- 
schleunigt, wodurch die Gesamtglühdauer auf die Hälfte 
verringert und eine hohe Erzeugung ermöglicht wird. 


Der gesamte Chromstahl wird vor dem Einsetzen in 
den Tiefofen in einem 700 kW-Ofen normalisiert. Dieser 
Ofen ist im Innern 3,66 m breit und 6,4 m lang und kann 
mit Stäben oder Rohren von 125 mm? und 6,1 m Länge be- 
schickt werden. Die Stäbe werden mit einer elektrisch 
angetriebenen Stoßvorrichtung im Ofen vorwärts bewegt. 
Die Heizelemente sind in vier verschiedene Stromkreise ein- 
geteilt. Die Leistung des Ofens beträgt ungefähr 68 000 kg 
täglich mit einem Energieverbrauch von 200 kWhlt. Die 
Heizelemente sind teils am Gewölbe, teils unter den Gleit- 
schienen im Herd angebracht. 


Für geringere Mengen ist ein besonderer 300kW- 
Ofen von ungefähr 6,1 m Länge und 1,9 m Breite vorge- 
sehen. Die zu glühenden Stäbe werden an einem Ende 
durch eine elektrisch angetriebene Stoßvorrichtung ein- 
geschoben und nach dem Glühen am anderen Ende ausge- 
stoßen. Die Heizelemente sind in drei Zonen eingeteilt, 
von denen zwei Zonen in der Nähe der Türen liegen, um 
einen Ausgleich für die einströmende kalte Luft beim 
Öffnen der Türen zu bilden, und die dritte in der Mitte 
des Ofens. Das gezlühte Material fällt sofort in einen Öl- 
hehälter. 


Zum Glühen von Rundstahl in Ringen sind zwei klei- 
nere Grubenöfen für je 100 kW Leistung vorgesehen, und 
zum Glühen von sonstigen Werkstücken dienen zwei Öfen, 
in die die auf Wagen gelegten Werkstücke eingeschoben 
werden. Der eine, von William Swindell & Brothers ge- 
lieferte Ofen hat eine Länge von 6.7m. eine Breite von 
1,95 m und eine llöhe von 1.68m. Der Einsatz beträgt ge- 
wöhnlich 9000 kg, kann aber verdoppelt werden. Die Heiz- 
elemente sind direkt mit der 440 V-Dreiphasenleitung ver- 


bunden. Der durchschnittliche Energieverbrauch beträgt 


355 kWhlt. Der zweite Ofen ist von der General Electric 
Co. geliefert und unterscheidet sich beträchtlich im Ent- 
wurf und der Ausführung. Er ist im Innern 85m lang. 
1.37 m breit und 0,75 m hoch. Alle Heizelemente sind seit- 
lich angebracht und wieder in zwei Zonen mit gesonderter 
Kontrolle eingeteilt. Der Ofen wird mit Strom von 220 V 
beschieckt. Für jede Zone sind zwei Stromkreise vorge- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


17. Oktober 1929 


sehen, der erstere mit 230 kW für jede Zone oder insgesant 
mit 460 kW, und der zweite mit 153 kW oder zusammen mit 
306 kW. Der Einsatz beträgt normal 10t. (The Iron Age 
Bd. 122, S. 818.) HL 


Fernmeldetechnik. 


Fernsehen. — Zur Förderung der weiteren Entwick- 
lung des Fernsehens gibt das Reichspostzentralamt seit 
dem 23. IX. 1929 täglich Versuchsendungen über den Rund- 
funksender Berlin-Witzleben. Diesen Sendungen liegt die 
vom Reichspostzentralamt gemeinsam mit den am Fern- 
sehen interessierten Firmen aufgestellte vorläufige Fern- 
seh-Normung zugrunde, die auch schon bei den auf der 
Funkausstellung gezeigten Geräten zur Anwendung ge- 
bracht war. In nächster Zeit wird die Fernsehapparatur 
weiter verbessert und vielseitiger gestaltet werden, so daß 
sich bald übersehen lassen wird, ob durch Rundfunksender 
übermittelte Fernsehbilder nach ihrer Art und Güte den an 
eine solche Einrichtung zu stellenden Anforderungen ge- 
nügen. A R.G. 


Pupinspulenkasten. — Bisher hat man auf die Pupin- 
epulenkasten eine besondere Kabelmuffe aufgesetzt, die 
mit einem Halse auf dem Kasten aufsaß; durch den Hals 
wurden die Enden der Pupinspulen durchgeführt, um 
innerhalb der Muffe mit den Enden der Adern des Kabels 


Abb. & Vereinigung eines Pupinspulenkastens mit der Kabelmuffe. 


Abb. 9. Zwergspulenkasten neben dem Kasten des Normalfernkabels R 


verbunden zu werden. Beim neuen Spulenkasten der 
Firma Felten & Guilleaume, Carlewerk A.G., Köln-Mül- 
heim, ist, wie Abb. 8 zeigt, die Kabelmuffe mit dem Spu- 
lenkasten vereinigt: der Deckel des Spulenkastens ver- 
tritt die Stelle des bisherigen Muffengehäuses. Hierdurch 
wird nicht nur ein gedrungener Aufbau des gesamten 
Kastens erzielt, sondern auch eıne bessere Zugänglich- 
keit der Verbindungstellen innerhalb des Kastens und da- 


17. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


1531 


mit eine bequemere Montage. Die Trennungsfuge zwischen 
dem das Muffengehäuse bildenden Deckel und dem 
Kastenunterteil liegt nicht, wie sonst üblich, in Höhe der 
Kabelmittellinie, sondern unterhalb dieser. Diese Anord- 
nung wird durch Schlitze ermöglicht, die in den schmalen 
Endwänden des Deckels vorgesehen sind, und in die beim 
Aufsetzen des Deckels die Kabelenden eintreten; am fer- 
tiven Kabelkasten werden sie durch an den Muffenschel- 
len sitzende Platten abgedeckt. Deckel und Unterteil 
des inneren Lötkastens haben ihre Trennfuge in Höhe 
der Kabelnnittelliniee Beim neuen Spulenkasten werden 
die Adern jedes Kabelendes mit Spulenenden verbunden, 
die durch die je diesem Kabelende gegenüberlie- 
eenden Bohrungen im Zählbrett hindurcehgeführt sind. 
Das hierdurch bedingte Sich-Übergreifen der Adern bei- 
der Kabelenden ermöglicht einen gedränseten Bau der 
Muffe in der Längsrichtung derart, daß auch bei kleinen 
Spulenkasten die Muffe ohne Vorbau im Kastendeckel 
ıntergebracht werden kann. Abb. 9 läßt den Unterschied 
zwischen einem Pupinspulenkasten des deutschen Normal- 
fernkabels B und dem neuen Zwerzspulenkasten zur Pu- 
pinisierung von 50 Doppeladern in Orts- und Fernleitungs- 
kabeln erkennen. fi 


Über elektromagnetische Störungen. — F. Schin- 
delhauer berichtet über eine Untersuchung der Luft- 
störunzen der drahtlosen Telegraphie, die in dem Meteoro- 
lorisch-Magnetischen Observatorium in Potsdam aus- 
ceführt worden ist. Die Luftstörungen sind mit dem Rich- 
tunesfinder von Watson-Watt längere Zeit registriert wor- 
den, und das Benbachtungsmaterial zusammen mit dem von 
WwW att zur Verfügung gestellten Material der gleichartig 
ausgerüsteten Beobachtungstellen Ditton Park, Lerwick 
und Abukir ausgewertet worden. Bei Potsdam. Ditton Park 
und Lerwick zeigt sich ein scharf aufsteigendes Haupt- 
maximum in der Richtung senkrecht zum magnetischen 
Meridian, ein sekundäres Maximum etwa 90° verschoben 
ziemlich genau in der Nord-Süd-Richtung. Bei Abukir tritt 
die ungefähr im magnetischen Meridian liegende Richtung 
mehr hervor, die beiden Maxima sind genau um 90° ver- 
schoben. Unter Berü:ksichtigung des täglichen Ganges 
und der Anzahl der Störungen kommt der Verfasser zu dem 
Schluß, daß die die Störungen verursachenden Vorgänge 
in großen Höhen zu suchen sind. Die Theorie des Erd- 

magnetismus nimmt seit langem Stromsysteme an, die in 
«roßen Höhen über der Erdoberfläche fließen, einen äqua- 
torialen Ringstrom, der dauernd von Elektronen neu ge- 
speist wird, ferner horizontale Stromwirbel in der Höhe der 
Heaviside-Schicht, die nur auf der Tagseite der Erde durch 
ultraviolette Strahlen unterhalten werden, also sich über 
der Erde von Osten nach Westen verschieben und im Som- 
mer die größte Ausdehnung erfahren. Ist die Stärke oder 
Richtung dieser Ströme Änderungen unterworfen, so wird 
an den Enden einer auf der Erdoberfläche stehenden Spule 
eine EMK induziert. Die Ringstromstörungen entsprechen 
dabei den Knack- oder Knallgeräuschen im Fernsprecher, 
die Stromwirbel in der Heaviside-Schicht rufen das Bro- 
deln hervor. Die täglichen und jährlichen Schwankungen 
der Richtung und Anzahl der Störungen lassen sich unter 
dieser Annahme gut erklären. (F. Schindelhauer, 
El. Nachr. Techn. Bd. 5, S. 442.) Bir. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Gekreuzte Zylinder als Funkenstrecke. Diese von A. 
Schwaiger angegebene Anordnung hat E. Werner 
im Hochspannungslaboratorium der T. H. München bis zu 
Spannungen von DOEN ag untersucht. Es hat sich er- 


geben, daß diese Funkenstrecke der bis jetzt verwendeten 
Kugelfunkenstrecke weit überlegen ist. Denn erstens ist 
ihr Meßbereich (gleiche Krimmungsradien vorausgesetzt) 
ganz wesentlich größer, weil das Feld der Zylinderanord- 
nung besser ist; zweitens ist ihre Störungsfreiheit wesent- 
lich besser, es können also größere Schlagweiten angewen- 
det werden. Bei einer Schlaxweite gleich dem fünffachen 
Radius ist die Störung erst die Hälfte derjenigen bei Ku- 
eeln mit einer Schlagweite gleich dem Radius. Dadurch 
wird der Meßbereich noch weiterhin ganz wesentlich ver- 
erüßert. Hierzu kommt als weiterer Vorteil, daß die Her- 
stellung der Funkenstrecke selbst bei größter Präzision 
sebr billig ist. Eichkurven für die Zylinderfunkenstrecke 
sind in der Arbeit enthalten. (E. Werner, Arch. El. 
Bd. 22, H. 1, S. 1.) 


Zusammenhang zwischen Strom und Spannung in einem 
Kunstharz. — W.Suckow berichtet über Messungen der 
elektrischen Leitfähigkeit eines Kunstharzes. Das Material 
wird in Form bikonkaver Linsen untersucht, da diese 


Methode die Schaffung eines berechenbaren elektrischen 
Feldes und eine einwandfreie Auflage der Elektroden ge- 
währleistet. Als Elektrodenmaterial wird chemisch reines 
Quecksilber verwendet. Die Messungen erfolgen aus- 
schließlich mit hochgespanntem Gleichstrom. Die Unter- 
suchungen erstrecken sich auf einen Schichtdickenbereich 
von rd. 0,1 bis 0,7 mm. Durch extreme Trocknung der Ver- 
suchslinsen gelingt es, bis zu einer bestimmten kritischen 
Feldstärke (Er reproduzierbare Stromspannungskurven 
zu gewinnen. Dicse kritische Feldstärke ist keine Mate- 
rialkonstante sondern weist eine erhebliche Abhängigkeit 
von der Schichtdicke auf. Versuche bei verschiedener Tem- 
peratur im Bereich von 20° ... 60° ergeben eine erhebliche 
Zunahme der elektrischen Leitfähigkeit mit der Tempera- 
tur. Aus den Versuchen wird geschlossen, daß eine reine 
Wärmetheorie auf die elektrische Leitfähigkeit und auf 
den Durchschlag des Isolierstoffes nicht angewendet wer- 
den kann. Das Material erleidet durch den Stromdurchganz 
cine bleibende Veränderung (Polymerisation). Die Strom- 
spannungskurven sind nicht für alle Schichtdiecken und 
Temperaturen Exponentialkurven; sie nähern sich bei 
erößeren Schichtdieken merklich der Geraden (Verhalten 
wie ein Ohmscher Widerstand). Die Poolesche Beziehung 
— lineare Abhängigkeit des Logarithmus des Stromes von 
der Spannung — gilt bei dem vorliegenden Material nur 
für relativ dünne Schichten (rd. 0,1 mm). Polarisations- 
erscheinungen ergeben sich weder an Linsen gleicher 
Krümmung noch an Linsen verschiedener Krümmung. Rest- 
ladunzen werden in Übereinstimmung mit allen übrigen 
beobachteten Erscheinungen nicht durchweg und nur von 
E Größe ermittelt. (W. Suckow, Arch. 
El. Bd. 22, H. 1, S. 104.) 


Werkstatt und Baustoffe. 


Die physikalischen Eigenschaften von elektrolytisch 
gereinigtem Kobalt und seinen Eisenlegierungen. — Ko- 
balt von sehr hohem Reinheitsgrade kann durch elektroly- 
tische Reinigung in einem Kobaltsulfatbade erhalten wer- 
den. Wird dieses Kobalt im Vakuum geschmolzen, so kann 
es leicht in heißem Zustande geschmiedet werden, während 
es in kaltem Zustande schwer zu bearbeiten ist, da es 
schnell spröde und zerbrechlich wird. Durch Ausglühen 
läßt sich die Sprödiekeit aufheben und das Metall so bei 
genügender Vorsicht zu Draht verarb>iten. Die Eisen- 
legierungen lassen sich dagegen auch kalt leicht bearbei- 
ten. Der spezifische Widerstand von reinem Kobalt bei 
20° wurde zu 0,0624 gefunden, der Temperaturkoeffizient 
zu 0.006 04. Die maximale Permeabilität von gut durchge- 
glühtem geschmolzenem Kobalt ergab sich zu 40. Kobalt 
hat bei Zimmertemperatur ein hexagonales Gitter; zwi- 
schen 400 ° und 450 ° liegt ein Umwandlungspunkt, bei dem 

s flächenzentriert kubisch wird. Die Untersuchung der 
Legierungen von reinem elektrolytischen Kobalt und eben- 
solchem Eisen ergab eine ununterbrochene Reihe von festen 
Lösungen. Außer den beiden bereits erwähnten Kristall- 
strukturen trat noch ein raumzentriertes Gitter auf. Die 
Untersuchung des spezifischen Widerstandes ergab eine 
bemerkenswerte Anomalie, indem der spezifische Wider- 
stand von Legierungen mit 50...67 Atomprozenten Kobalt 
kleiner ist als jener der beiden Komponenten, ein Verhal- 
ten, das bisher wohl noch bei keiner Lösung gefunden 
wurde. Die Legierung FeCo besitzt den höchsten Sätti- 
sungswert bei mittleren Feldern. Wegen der ausführ- 
lichen Zahlenwerte muß auf die Arbeit selbst verwiesen 
werden. (W, C. Ellis, Rensselaer Polytechnic Insti- 
tute 1927, Nr. 16.) Br. 


Die Verdampfungsgeschwindigkeit von Wolfram in 
Gegenwart von Salzdämpfen. — Bekanntlich bringt man 
in Wolframglühlampen absichtlich ein: Reihe von Stoffen 
hinein, die den Zweck haben, die Schwärzung der Lampen- 
glocke durch das vom Draht verdampfte Wolfram zu ver- 
hindern oder wenizstens zu vermindern. Viele dieser 
Finbringstoffe sind Halogensalze oder Salze von Sauer- 
stoffsäuren. Um zu untersuchen, ob diese Salze eine Ein- 
wirkung auf den Wolframdraht selbst haben, wurde die 
Verdampfungsgeschwindigekeit von Wolfram mit und ohne 
diese Einbringstoffe gemessen, indem der Gewichtsverlust 
von Drähten bestimmt wurde, die im Hochvakuum eine 
bestimmte Zeitlang bei gemessener und konstant gehal- 
tener Temperatur gerlüht wurden. Vorwiegend wurden 
die halogenhaltigen Einbringstoffe berücksichtigt. Es er- 
gab sich in allen Fällen, daß Wolframdrähte ohne An- 
wesenheit eines Einbringstoffes die kleinste Abtrarunges- 
geschwindigkeit haben, daß also alle untersuchten Halo- 
gensalze das Wolfram angreifen. Die Erhöhung der Ab- 
tragungsgescehwindigkeit beträgt im Mittel 40 %. Die 


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Wirkung der Einbringstoffe ist also nicht darauf zurück- 
zuführen, daß das Wolfram durch sie geschützt wird, etwa 
indem die schädlichen Restgase aufgezcehrt werden. Solche 
Wirkung bleibt vielmehr ausschließlich dem Phosphor und 
anderen absorbierend wirkenden Stoffen vorbehalten. Eine 
Wirkung der anderen Einbringstoffe auf das verdampfte 
Wolfram kann also nur in dem Raum zwischen Draht 
und Glockenwand oder auf der letzteren selbst erfolgen, 
indem dort lichtdurchlässige Verbindungen entstehen. 
(H. Alterthum, Z.techn. Phys. Bd.9, 8.285.) Br. 


XII. Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft 
für Metallkunde. — Die Tagung fand vom 7. bis 9. IX.d.J 
in Düsseldorf unter Leitung des Vorsitzenden Prof. Dr.- 
Ing E. h. O. Bauer statt. Die Tagung war insofern von 
besonderer Bedeutung, als die Gesellschaft in diesem Jahr 
ihr zehnjähriges Bestehen feiert, und die in ihren Zielen 
ähnliche englische Gesellschaft, das Institute of Metals, 
ihre Herbsttagung im Anschluß an die der Gesellschaft 
vom 9. bis 12. IX. zum ersten Male in Deutschland abhielt. 


Die Deutsche Gesellschaft für Metallkunde ist, wie 
Prof. Bauer in seiner Ansprache ausführte, am 27. IX. 1919 
gegründet worden und aus dem „Metallausschuß” hervor- 
gegangen, der während des Krieges im VDI unter Vorsitz 
von Geheimrat H e y n eingesetzt wurde. Die Gesellschaft 
ist keine wirtschaftliche Interessenvertretung. Sie will den 
in der Praxis Stehenden die Ergebnisse der Forschung 
näher bringen und den wissenschaftlich Arbeitenden durch 
Berührung mit der Praxis Anregung zu neuem Forschen 
geben. Eine Reihe bedeutender Tagungen wie die „L.eicht- 
metalltagung” im Jahre 1924, die Fachtagung „Dauer- 
bruch“ im Jahre 1927, die Tagungen „Röntgenforschung” 
und „Metalle im Kraftwagen- und Flugzeugbau“ im Jahre 
1928 sind Etappen in dem regen Aufschwung, den die Ge- 
sellschaft auf wissenschaftlichem Gebiet genommen hat. 
Die Gesellschaft hat auf ihren Tagungen den Hauptvor- 
trägen stets einen einheitlichen Gedanken zugrunde gelest. 
Der Leitgedanke für die Hauptvorträge der diesjährigen 
Hauptversammlung war das Vergütungsproblem der metal- 
lischen Legierungen. 

Die Arbeiten der Deutschen Gesellschaft für Metall- 
kunde in ihren Fachausschüssen stehen, wie aus dem vom 
geschäftsführenden Vorstandsmitglied H. Groeck er- 
statteten Geschäftsbericht 1928/29 der Gesellschaft zu ent- 
nehmen war, vielfach in Verbindung mit den den Verband 
Deutscher Elektrotechniker interessierenden Fragen. An- 
läßlich verschiedener Brüche von l’ernleitungen während 
der großen Kälte des vergangenen Winters ist man mit der 
Frage des Einflusses tiefer Temperaturen auf das Verhalt, 
ten der Baustoffe beschäftigt. In Verbindung mit der In- 
dustrie und mit der Technischen Hochschule Karlsruhe 
sind planmäßige Versuche über das Verhalten von Rein- 
aluminium und verzütetem Aluminium bei Temperaturen 
bis — 70° in Angriff genommen. Unter Mitarbeit des VDE 
sind Versuche zur Prüfung der Dauerstandfestigkeit von 
Aluminium, Kupfer, Bronze und Aldrey und zur Ermitt- 
lung ihrer Zugfestigkeit, Dehnung, Streekgrenze und elek- 
trischen Leitfähigkeit in die Wege geleitet. Die Unter- 
suchung der Ermüdtngsfestiskeit verzütbarer Leichtme- 
tallegierungen, u. zw. zunächst des Duralumins, Lautals und 
Elektrons, wie die der Änderung der Eigenschaften der 
Aluminiumzußlerierunzen sowohl beim Liegen bei ge- 
wöhnlicher Temperatur als auch bei l“rhitzunz auf ver- 
schiedene Temperaturen ist vorbereitet. In Gemeinschaft 
mit dem VDE beschäftigt man sich fortgesetzt mit der Vor- 
bereitunz der internationalen Normung von Aluminium- 
drähten. Zu den bisher erfolgten Untersuchungen über 
die elektrische Leitfähigkeit hartzezozenen und weichge- 
elühten Aluminiums soll im November d. J. eine beschlie- 
Bende Sitzung der IEC in Berlin stattfinden. Auch für 
Kupferleitungen wird auf Wunsch des VDE die internatio- 
nale Normung vorbereitet. Unter Mitarbeit der einschlägi- 
gen deutschen Metallwerke beschäftigt man sich bereits 
mit der Aufstellung eines Entwurfs, der noch in diesem 
Jahre veröffentlicht wird. 

Die Vortragsreihe „Vergütbare Legierungen“ am 
1. IX. d. J. im Vortragsaal des Eisenhüttenhauses wurde 
durch einen Gastvortrag von Prof. Dr. W.Rosenhain, 
Präsident des Institute of Metals, London, „Physikund 
Metallkunde” eingeleitet. Seine Betrachtungen zum 
Verhältnis der Metallkunde zur Physik führen zur Er- 
Kenntnis, daß die Metallkunde — wenn sie auch in cinem 
Sinne eine Abteilung der physikalischen Chemie ist — doch 
im ganzen als eine besondere Abteilung der Physik zu be- 
trachten ist. 

Allgemein über „Kennzeichen, Wesen und 
Zukunftsmöglichkeiten der Vergütung 
vonLegierungen“ sprach Prof. Dr. W.Guertler, 
Berlin. Das Kennzeichen der Vergütung ist die Steigerung 


der mechanischen Eigenschaften im Zusammenhang mit in- 
neren physikalisch-chemischen Zustandsänderungen des 
Metalles. Vergütungen von reinen Metallen in diesem Sinne 
sind noch nicht geglückt. Ob sie bei zusammengesetzten 
Metallkristallen möglich sind, ist noch fraglich. Charakte- 
ristisch für alle vergütbaren Legierungen ist die Mög- 
lichkeit verschiedener physikalisch-chemischer Zustände 
und eine Abhängigkeit des Gleichgewichts zwischen 
diesen Zuständen von der Temperatur. Die Vorbedingunz 
der Abhängigkeit von der Temperatur erfüllen monə- 
variante und nonvariante Gleichgewichte. Die ersteren 
sind theoretisch and praktisch einfacher zu behandeln. 
Der z. Zt. am weitesten entwickelte Typ der Vergeütunz 
ist die Segregatverzütung. Bei allen Vergütungen sind bis 
zur idiomorphen Gestaltung des Segregzats verschieden® 
Stadien (Phasen) zu durchlaufen, und die Feststellung der 
Zahl und Reihenfolge der einzelnen Stadien, insbesonderr 
die Erkenntnis des Stadiums des abgeschreckten Zustan- 
des und das Stadium des vergüteten Zustandes sind die 
gegenwärtigen Kernfragen. Der praktische Erfolg der 
Vergütung wird insofern z. Zt. noch empirisch erreicht, 
als die Bedingungen von Zeit und Temperatur der Er- 
wärmung, d. h. die Einzelheiten der zum besten Erfolge 
führenden Wärmungskurve, einfach durch Tastversuche 
festgestellt werden. Eine Vergütung, die sich an non- 
variante Umsetzungen anschließt, ist die Stahlhärtung, ein 
zunächst rein empirisch entwickeltes Gebiet derartiger 
Vergütungen. Eine Aufklärung und damit deduktive Be- 
herrschung der Vergütungsvorgänge wird erst im Zusam- 
menhange mit einer systematisch entwickelten physikali- 
schen Chemie des kristallinen Zustandes möglich sein. 

Prof. Dr. W. Fraenkel, Frankfurt a. M., erörterte 
in seinem Vortraee „Vergütbare Aluminium- 
legierungen“ die verschiedenen bisher bekannt ege- 
wordenen vergütbaren Al-Legierungen und entwickelte an 
den Legierungen reinsten Aluminiums mit Kupfer die Ver- 
gütungsvorgänge auf experimenteller Grundlage. Die Er- 
kenntnis der grundlezenden Bedingungen der Vergütung 
von Al-Legierungen und ihrer Verwandtschaft mit dem 
Vorgang der Stahlhärtung läßt, wie Dr. G. Masing, 
Berlin, in einem Vortrage „Vergütbare Kupfer- 
lerierungen“ ausführte, Vergütungserscheinungen in 
der einen oder anderen Form noch bei außerordentlich 
vielen Legierungen erwarten. Eine Übersicht der wichtig- 
sten vergütbaren Legierungen bei Cu-, Fe-, Ni-, Co- und 
Pb-Basis wurde gegeben. Von technischer Bedeutung sind 
heute in der Hauptsache die Heusler-, Corson- und Beryl- 
liumlegierungen. Dr. L. Nowack, Pforzheim, sprach 
über „Vergütbare Edelmetallegierungen“, 
deren Hauptbestandteil eines der Edelmetalle Gold. Silber 
oder der Metalle der Platingruppe ist. Bei diesen bedient 
man sich in neuerer Zeit in steigendem Maße der Vorteile 
der vergütbaren Legierungen. Bei einer Reihe solcher 
wurde der Typus der Segregationsvergütung beobachtet. 
Bei dem System Silber-Kupfer-Kadmium wurde von Fraen- 
kel der zeitliche Verlauf der Vergütung mittels Leitfähic- 
keitsmessungen festgestellt. 

Der 8. IX. war einer Reihe kurzer Vorträge gewidmet. 
Die ersten Vorträge von Dr. Hansen, Berlin, Dr.-Ing. 
Haas, Aachen, Prof. Dr.-Ing. Denzo Uno, Aachen, Dr. 
Wassermann, Berlin, Prof. Dr. Fraenkel, Frank- 
furt a. M., behandelten die Einwirkung der Warmbe- 
handlung verschiedener Legierungen auf die Festizg- 
keit, Härte, elektrischen Widerstand. Al- 
terung usw. Erwärmungzstemperatur in Höhe und Dauer 
sowie Abkühlgeschwindigkeit sind auch hier von großer 
Bedeutung und liefern verschiedene Werte. Dr. Haas er- 
wähnte in seinem Vortrag ein neues Meßecrät für elek- 
trische Leitfähigkeit, das im Vakuum Messungen bei steci- 
genden und fallenden Temperaturen gestattet. Dr. Denzo 
Uno berichtete über Härtungsversuche an Beryliium-Alu- 
ıninium-Legrierungen und Duralumin mit Berylliumzusatz. 
Dr. Dahl, Berlin, sprach zur „Kinetikdeseutek- 
toiden Zerfallesdery-Bronzen“. Nach Unter- 
suchungen erhöht der eutektoide Zerfall den elektrischen 
Widerstand. Ein Anstieg des elektrischen Widerstandv: 
tritt auch während der Vergütung ein, dem aber bei ge- 
wissen Anlalitemperaturen ein Abfall folgen kann. Für 
eine 26prozentize Legierung, deren elektrischer Wider- 
stand durch den Zerfall um etwa 15...20 % steigt. beträgt 
bei 220 ° Anlaßtemperatur der Widerstandsabfall etwa über 
50%. Die beobachtete Vergütung tritt, wie die gleichzeitig 
aufgenommenen Härte-Anlaß-Dauerkurven zeigten. wäh- 
rend des ersten Anstiegs und des folgenden Abfalls des 
Widerstandes ein. 

Prof. Dr. Grube, Stuttgart, berichtete über die 
„Untersuchung der Konstitution binärer 
Legierungen durch Messung der elektri- 
schen Leitfähigkeit und der thermischen 
Ausdehnung“ Für die neuzeitliche Legierungeskunde 


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sind vor allem auch die in den vollständig erstarrten Le- 
eierungen auftretenden Umwandlungen wichtig, weil an 
solche die Vergütbarkeit eines Ligierungspaares ge- 
knüpft ist. Diese Umwandlungzen werden häufig durch die 
thermische Analyse nicht angezeigt, und zu den weiter in 
Frage kommenden Verfahren wurde die Messung des elek- 
trischen Widerstands und der thermischen Ausdehnung 
entwickelt. Temperatur-Widerstands-Kurven wie Kurven 
der thermischen Ausdehnung zeigen Unstetigkeiten bei den 
Temperaturen, bei denen Reaktionen in der festen Legie- 
rung verlaufen. Durch Eintragung der Temperaturen der 
Unstetigkeiten in das Zustandschaubild kann der Verlauf 
der Umwandlungslinien genau festgelegt werden. Auf 
Grund der Temperatur-Widerstands-Kurven lassen sich 
auch die Isothermen der elektrischen Leitfähigkeit und des 
Temperaturkoeffizienten des elektrischen Widerstandes 
berechnen. Die dabei erhaltenen Kurven geben weiteren 
Aufschluß über die Form des Zustandschaubildes. 


Rep Rat Dr. A. Schulze, Berlin, machte Mitteilun- 
gen zu Versuchen in der Physikalisch-Technischen Reichs- 
anstalt „Über die Umwandlungspunkte von 
Metallen“ Abgesehen vom Aluminium, bei dem es 
nunmehr als endgültig anzusehen ist, daß es keinen Um- 
wandlunespunkt besitzt, wurden zunächst die Metalle 
Zink, Wismut, Thallium und Kobalt untersucht. Der 
größte Teil der Messungen wurde in einem neuen, be- 
sonders für diese Zwecke eingerichteten elektrischen 
Ofen ausgeführt. Zum „AußergewöhnlichenKri- 
stallwachstum an Eisen und Kupfer und 
seinen Ursachen“ gab Dr.-Ing. R. Kühnel, Berlin, 
einige praktische Beispiele. „Der Einfluß der Re- 
kristallisationaufdastechnische Verhal- 
ten von Blei“ wurde von Direktor Dipl.-Ing. Bren- 
thel, Halsbrücke, behandelt. Danach gibt die chemische 
Analyse kein eindeutiges Bild für die Brauchbarkeit einer 
Bleisorte als Werkstoff, da gerade gewisse verunreini- 
ende Bestandteile im Blei die Rekristallisation verzögern 
oder vermindern und nichtkristallisierende Bleie im all- 
zemeinen widerstandsfähiger sind. Die Verwendung von 
Leichtmetallkolben bei den Verbrennungskraftmaschinen 
und Kompressoren nimmt wegen verschiedener betrieb- 
licher Vorteile ständig zu. Ihre vollständige Gleichwertix- 
keit mit gußeisernen wird fortgesetzt angestrebt. -Hierzu 
sprach Dr. M. v. Schwarz, München. Neueste Alumi- 
nium-Kolbenlegierungen weisen neben Kupfer noch grö- 
here Mengen an Metallen der Eisengruppe auf und zeigen 
Härtezahlen, welche die des gewöhnlichen Gußeisens er- 
reichen. Auch ihre Warmhärte ist sehr gut und ihre 
Wärmeausdehnung sehr niedrig. Die „Biegefähig- 
keit von Zinküberzügen“ behandelte Dr.-Ing. 
Bablick, Wien. Sie ist sehr wichtig, wenn der 
Zink-Legierungschicht des Überzuges muß hierzu ver- 
mieden oder tunlichst eingeschränkt werden. Zu erwägen 
ist die Verwendung von Elektrolvtzink zum Verzinken. 
Abschließend erörterte Obering. W. Wunder, Berlin, 
„Neuere Beobachtungen bei der Knet- 
bearbeitung von Elektrolytkupfer“ Die 
Herstellung zum Walzen brauchbarer Kupferbarren ist 
schwierig und bedarf besonderer Maßnahmen, wenn nicht 
beim Draht z. B. Brüchigkeit und beim Blech unsauber 
nnlierte Oberflächen auftreten sollen. Die Fehler sind auf 
Kupferoxydul-Anreicherungen zurückzuführen, die sich 

durch Verschweißen der beim Walzen entstandenen Risse 
bilden. So müsse vor allem darauf geachtet werden, daß 
keine Querbrüche beim Walzen entstehen. 


Am 9. IX. nachmittags hörte eine große Zahl deutscher 
und englischer Fachleute den Vortrag von Dr. Gwyer 
„Aluminium und seine Legierungen“ Der 
Anwendung der Röntgenstrahlenspektrographie auf Alu- 
minium wurde eine große Zukunft vorausezesagt. 

Przyzode. 


Verschiedenes. 


Elektrische Gasreinigung. — Über die wissenschaft- 
lichen Grundlagen der elektrischen Gasreinigung hielt 
Prof. Ladenburg am 5. XII. 1928 einen Vortrag in der 
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissen- 
sehaften, nachdem er bereits im Mai 1928 im Haus der 
Technik in Eesen über den gleichen Gegenstand ge- 
sprochen hatte!. Wir entnehmen seinen Ausführungen fol- 
sendes: Die Wichtigkeit der Entstaubung geht am besten 
aus der Tatsache hervor, daß bei einem großen Elektrizi- 
tätswerk täglich etwa 100 t Flugasche in die Umgebung 
verstreut werden. Allgemein kommt es bei der Entstau- 
bung entweder darauf an, die für Menschen, Tiere und 
Pflanzen schädlichen festen und flüssigen Bestandteile aus 


A Chemiker-Z. 1928, 8. 612. 


Garen und Dänpfen zu entfernen, oder aber es soll das 
reine Gas oder der wertvolle Staub gewonnen werden. Im 
Gegensatz zu anderen Methoden (Zentrifugierung, Berie- 
selung) eignet sich die elektrische Gasreinigung für die 
Abscheidung der allerfeinsten Teilchen, außerdem wird 
der Staub in trockenem Zustand gewonnen. Das Prinzip 
besteht der Hauptsache nach darin, daß in einem von Gas- 
ioren eines (meist negativen) Vorzeichens durchsetzten 
unhomogenen elektrischen Feld die Staubteilchen einseitig 
geladen, in der Richtung des Feldes und an der einen Elek- 
trode (Abscheide-Elektrode) abgeschieden werden, wo sie 
infolge der Schwere oder Klopfens herunterrieseln. Das 
Feld wird durch eine negativ geladene Sprühelektrode 
(dünner Draht, Band, Kette, weitmaschiges Netz aus 
Streckmetall) und eine positiv zeladene Niederschlag- 
elektrode (glatte Wand aus Metall oder Halbleiter, Well- 
blech, enges Netz) gebildet. Als Stromquelle benutzte O. 
Lodge Influenzmaschinen, Cottrell führte den eyn- 
chron rotierenden mechanischen Gleichrichter ein, in der 
neuesten Zeit werden auch Glühkathoden verwendet. Die 
Spannung beträgt etwa 50 kV. die Stromstärke rd. 0,2 mA 
für 1 Meter Sprühdraht, der Elektrodenabstand 10 ... 15 cm, 
die Sprühdrahtlänge 1..5 m. die Gasgeschwindiskeit 
en das Gas verbleibt rd. 1..2s im elektrischen 
eld. 


Sobald das elektrische Feld so stark ist, daß die sicht- 
bare Entladung, das Sprühen oder die Korona an der 
Drahtelektrode einsetzt, werden die Staubteilchen von 
den Gasionen getroffen, aufgeladen und gegen die Plat- 
tenelektrode bewegt, wo sie durch die Schwerkraft oder 
Abklopfen herunterrieseln. In trockener Luft geht die 
Entstaubung in sehr einfacher Weise vor sich, schwie- 
riger ist der Prozeß bei höheren Temperaturen (je nach 
den Gasen und abzuscheidenden Staubarten bis zu 450 °) 
und bei feuchten Abgasen, da die Entladung sehr leicht 
in einen Lichtbogen übergeht, der einem Kurzschluß 
gleichkommt; an der Ansatzstelle des Lichtbogens schmilzt 
der Sprühdraht, es kommt zu Verbrennungen, Verpuf- 
fungen und Explosionen. 


Ladenburg kam dann auf die noch nicht veröffent- 
lichten Untersuchungen zu sprechen, die im Kaiser-Wil- 
helm-Institut für Physikalische Chemie und Elektro- 
chemie, Berlin-Dahlem, ausgeführt werden und die nament- 
lich die Aufladung der Staubteilchen und den elektrischen 
Wind betreffen. Die Staubteilchen laden sich erst all- 
mählich auf den Maximalbetrag auf, da mit zunehmender 
Ladung eine Abstoßung der gegen die Staubteilchen flie- 
genden geladenen Ionen stattfindet; ferner zeigten die 
Versuche, daß die Aufladungskurve der Staubteilchen 
nicht stetig verläuft, sondern auf- und abwogt, eine Tat- 
sache, die auf eine Abspaltung von Ladungen oder An- 
ziehung von vereinzelten Ionen entzegengesetzten Vor- 
zeichens zurückzuführen ist. Die Grenzladungen wer- 
den um so größer, je größer der Durchmesser d der Teil- 
chen ist; für d = 10 u ist sie von der Größenordnung von 
d LO Einheiten, für d= 0,1 p von nur noch 25 Einheiten, 
wenn ein elektrisches Feld von 3000 V/cm zugrunde gelegt 
wird. Trotzdem schwanken die im elektrischen Feld er- 
reichten Endgeschwindigkeiten nur zwischen den Gren- 
zen von etwa 60 bis 3,5 cm/s, da mit abnehmendem Durch- 
messer der Staubteilchen auch die zur Bewegung im Feld 
benötisten Kräfte abnehmen. 


Die Bedeutung des elektrischen Windes für die Gas- 
reinigung ist lange Zeit hindurch unterschätzt worden. 
Durch seitliche Beleuchtung eines ausströmenden Kohlen- 
säurestroms und durch Räucherkerzchen wurden der Weg 
und die Geschwindigkeit der durch den elektrischen Wind 
hervorgerufenen Gasbewegung verfolgt und zu etwa 50 cm/s 
gefunden; dieser Wind reit auch die nicht ionisierten 
Staubteilchen mit sich fort; letztere bleiben an der Nieder- 
schlarselektrode haften, einige wandern im Kreislauf zum 
Sprühdraht zurück und bewirken auch dort einen Staub- 
niederschlag. Diese Verhältnisse gelten allerdings nur für 
ruhende Gase; sobald eine Strömung hinzukommt. werden 
sie außerordentlich verwickelt, so daß eine allgemein 
gültige thensretische Lösung nicht mehr gegeben werden 
kann, vielmehr muß man die Elcktredenforın, Abstäarule, 
Gasgzeschwindigkeit je nach der Art des Staubes, der Tem- 
peratur und gewünschten Reinheit von Fall zu Fall 
ausprobieren. Die Erscheinungen (Auslöschen einer 
Kerze, Beseitigung des Rauches durch den elektrischen 
Wind, Rohmann-Effekt) wurden an der Hand von kine- 
matographischen Aufnahmen erläutert, die sich dadurch 
auszeichneten, daß man den Film in jedem Moment stehen 
lassen, also jeden Zustand beliebig lange festhalten konnte. 
Schließlich wurden die verschiedenen Anwendungszebicte 
und ausgeführte Anlagen besprochen. Was für Aufgaben 
zu erfüllen sind, zeigt z.B. die Reinigung von Hochofen- 
gusen, bei denen viele 100 000 m? täglich zu entstauben sin!!. 


1534 


Die anzustrebenden Verbesserungen liegen der Haupt- 
sache nach auf wirtschaftlichem Gebiet. Wo kostbarer 
Staub zurückgewonnen wird, spielen die Kosten der elek- 
trischen Gasreinigung keine Rolle, wobei festzuhalten ist, 
daß die Betriebskosten gegen die leider noch sehr teuren 
Anlagekosten ganz zurücktreten. Wo dagegen die hygieni- 
schen Zwecke in den Vordergrund treten, wo es sich um 
lästigen Staub handelt, der die Luft verdirbt und Land- 
wirtschaft und Gärtnereien schädigt, sind die Anlagen 
meist noch zu teuer, Für ein großes Elektrizitätswerk mit 
täglich 100t Flugasche würden sich die Kosten für eine 
elektrische Reinigung der Rauchgase immerhin auf ins- 
gesamt etwa 1MillRM belaufen. In der Verbilligung der 
Anlagen und Schaffung von wirtschaftlichen Apparaturen 
für den Kleinbetrieb liegst das Zukunftsfeld der elektrischen 
Entstaubung. (Ladenburg, Vortrag vor d. Kaie.-Wil- 
helm-Gesellsch. z. Ford d. Wiss., Berlin.) Bn. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Internationaler Straßenbahn- und Kleinbahnkongreß. 
— Der XXII. Internationale Kongreß der Straßenbahnen, 
Kleinbahnen und der öffentlichen Kraftfahrunternehmeu 
findet in der Zeit vom 29. VI. ...6. VII. 1930 in Warschau 
statt. Das technische Programm wird folgende Vorträge 
und Berichte umfassen: 


1. L.Sekutowicez, Paris, Vergleich der Untergrund- 
bahnen mit den Kleinbahnen. 

2. E. Jayot, Paris, Verwendung von Leichtmetallen 
in Oberleitungsanlagen. 

3. P. Lo Balbo, Saluzzo (Italien), Akkumulatoren- 
Triebwagen in Europa. 

4. v. Podoski, Warschau, Studie über elektrolytische 
Erscheinungen. 

5. O. Lange, Hälsingborg, Blockierung der Strecke 
durch automatische Signale für eingleisige Betriebe. 

6. Ph. Pforr, Berlin, Neuere Erfahrungen mit der 
Bremsung von Straßenbahnwagen. 

7. H. Coens und A. Allard, Brüssel, Methoden und 
Vorrichtungen für die Kraftversorgung eines elektri- 
schen Straßenbahnnetzes. 

8. Verbesserungen in der Konstruktion des rollenden 
Materials auf Schienen und Straßen. 

9. H.Arnold, Herten, Verwendung von Rohölmotoren 
auf Schienen und Straßen. 7 

10. Entwicklung der elektrischen Ausrüstung des rollen- 
den Materials. 

11. G. d’Alo, Mailand, Straßenbahngleis und Straßen- 
bau. 

12. H. Bacqueyrisse, Paris, Verfahren und Metho- 
den zur Erleichterung des Reisendenverkehrs. 

13. P. Nestrypke, Posen, Vergleich der allgemeinen 
E Kleinbahnen, Straßenbahnen, Auto- 
usse. 


Auskunft erteilt das Generalsekretariat: Brüssel, 112 
Rue du Tröne. 


Energiewirtschaft. 


Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!'. — Die 
elektrowirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Preu- 
ßRischen Elektrizitäts-A.G. und der Stadt 
Frankfurt a. M. sind socben vorbehaltlich der Geneh- 
migung maßgebender Körperschaften durch einen für das 
Rhein-Maingebict sehr wichtigen Vertrag neu geregelt 
worden, der zunächst auf 30 Jahre der Stadt Spitzenstrom- 
bezug von der Preag zu, wie die Frankf. Zg. berichtet, etwa 
den Selbstkosten der Frankfurter Elektrizitätswerke? 
sichert. Die Stadt beteiligt sich mit nom. 15 MillRM Aktien 
(zu 150%) an der Preag und überläßt ihre 50prozentige 
Beteiligung an der Hefrag (Braunkohlen-Schwel-Kraft- 
werk Hessen-Frankfurt A.G.) zu pari der staatlichen Ge- 
sellschaft, die ihrerseits der Stadt die von dieser für den 
Ausbau der Untermainwasserkräfte durch das Reich garan- 
tierten 15 Mill. RM Baukostenanteil zur Verfügung stellt. 
Schließlich erwirbt die Preag für 0,6 Mill. RM von: der 
Frankfurter Gaszesellschaft nahezu alle Kuxe des Braun- 
kohlenschwelwerks der Gewerkschaft Friedrich in Hun- 
een. Vor dem Abkommen war die Stadt Frankfurt (Ge 
samtjahresverbrauch z. Z. 150 Mill kWh) verpflichtet, von 
dem Kraftwerk Borken der Preag jährlich 18 Mill kWh 
und von der Hefrag nach dem Vollausbau des dieser ge- 
bhörenden Werks 24 Mill kWh abzunehmen, außerdem hatte 
Frankfurt von den Untermainstufen 45 Mill kWh zu be- 
ziehen. Sodann bestand eine erhebliche Abhängirkeit der 


! Vgl. ETZ 19%, S. 1493. 
® Vgl. ETZ 19%, 8. 1452. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


17. Oktober 1929 


Stadt von der Preag darin, daß die Stromlieferung der 
Hefrag über die von Borken nach Frankfurt führende 
100 kV-Leitung der Preag gegen eine Leitungsgebühr er- 
folgt, was bei der Kurzfristigkeit des bezüglichen Abkom- 
mens eventi. Schwierigkeiten zur Folge haben konnte. Da 
überdies der Vertrag der Hefrag mit der Provinz Ober- 
hessen bald abläuft, wäre Frankfurt in diesem Fall ge- 
nötigt gewesen, den ganzen Strom der Hefrag ohne Rück- 
sicht auf seinen Bedarf zu übernehmen. Auf der anderen 
Seite gewinnt die Preußische Elektrizitäts-A. G. ein sehr 
aussichtsreiches Absatzgebiet (auch in Oberhessen), die 
Werke Borken und Wölfersheim kommen unter eine ein- 
heitliche Leitung und es besteht weiter nunmehr für die 
Preag die Möglichkeit, von der Saar her Strom nach Frank- 
furt zu liefern, wofür das Leitungsnetz der RWE verfüg- 
bar ist. Über die künftige Ausnutzung des Schwelbetriebs 
in Hungen, das vorläufig noch keine el i i 
produziert, verlautete bisher noch nichts. 
lassung von 15 Mill RM Preag-Aktien ang 
furt wird eine Erweiterung der von demYpresßischen Un- 
ternehmen schon beabsichtigten Kapitälserhöhung not- 
wendig, zumal auch die geplante Beteiligffig am Elektro- 
zweckverband Mitteldeutschland eine solche:erfordert. 


Umsatz- und Erträgnisziffern des Bezearksver- 
bandes Oberschwäbische Eläktrizitäts- 
werke (OEW), Biberach a d Riß, haben sieh 1928 gün- 
stig entwickelt. Der Gesamtanschlußwert erreichte am 
Jahresschluß 142560 kW (130000 i.V.), die: Stromliefe- 
rung des Dampfkraftwerks Ulm, der Illerkräftwerke und 
sonstiger Anlagen betrug 112,099 Mill kV ‚929 i. V.) 
— wobei rd. 76 % auf die Wasser- und 4 % abf die Wärmc- 
kraftwerke entfielen — und der Gesamtumsàtz mit 27.301 
Mill kWh oder 19,6 % Fremdbezug (17,095 i. V.) 139,4 Mill 
kWh (113,024 i. V.). Hiervon sind rd. 116 Mil kWh nutz- 
bar abgegeben worden. Zwecks weiterer Sicherung künfti- 
gen Strombedarfs in wasserarmen Zeiten hat die Gesell- 
schaft mit dem RWE einen langjährigen Vora zeschlos- 
sen, der gleichzeitig die Übertragung ihre Stromanteils 
aus den Vorarlberger Kraftwerken bis naeh H&gbertingen 
regelt. Weiter ermöglicht ein Abkomm&n mit dem Städı 
schen Elektrizitätswerk Stuttgart dif Tüeferänz 
Speicherstrom aus dem Dampfkraftwer Müsste 
leichtert die Bewirtschaftung des in der Becken 
heim und Unterdettingen aufgenommena@Speigher 
Mit der Inbetriebnahme des Vermuntw ois Agen 
lich im Frühjahr 1930 zu rechnen. \erhandlün 
cine Beteiligung an den oberbadischen Wasserkrä 
an einem württembergischen Gemeinsphaft#tnternehm: 
sind im Gange. Der Stromverkauf erbraphte -83929 758 R 
(7400930 i.V.), wozu an sonstigen Biunal ien no: 
182714 RM hinzukamen (90 467 i. V.); 41787 RM wurd: 
vorgetragen (54524 i. V.). Im Anschluß hieran sei be 
merkt, daß eine kürzlich abgehaltene Verbandsversamm 
lung des OEW die 50Oprozentige Beteiligung an der ober- 
badischen Wasserkraftanlage Waldshut-Kadelburg ge 
meinschaftlich mit der Stadt Stuttgart und der Neckar 
werke A.G. gutgeheißen hat, u. zw. an Stelle einer Be- 
teillilgung am Ausbau der Wasserkraftwerke Albbruck- 
Dogern und Schluchsee. Von der Versammlung wurde fer- 
ner der Erwerb des ganzen Aktienpakets der Elektrizi- 
tätswerke der Argen A.G. genehmigt. Letztere sollen zu- 
nächst in ihrer bisherigen Form weitergeführt werden. 

Zum 21.X. einberufene Aufsichtsratsitzungen haben 
über eine Fusion der Gesellschaft für elektri- 
sche Unternehmungen A.G. mit der Ludwir 
Loewe A. G. und der A. G. für Gas-, Wasser- und Elektri- 
eitäts-Anlagen, Berlin, Beschluß zu fassen. 


A) 


Portugals Elektrizitätsversorgung. — Die VDI-Nach- 
richten entnehmen einem Bericht der „Revista du Aso- 
ciacäo dos Engenheiros Civis Portugueses“ die Angabe, 
daß in Portugal anfangs 1929 354 Elektrizitätswerke, 
u.zw. 69 Wasserkraftwerke mit zusammen 33 634 kW und 
285 Wärmekraftwerke mit 102088kW, in Betrieb waren. 
Ihre Stromlieferung betrug 1927 rd. 187 und 1928 nicht 
eanz 217 Mill kWh und der Stromverbrauch je Kopf der 
Bevölkerung im erstgenannten Jahr 34 kWh Von den 
hinsichtlich ihrer Leistung auf etwa 0.5 Mill PS zeschätz- 
ten Wasserkräften Portugals sind z. Z. noch nicht 10 % 
ausgebaut, doch zeigt die Regierung, wie der Bericht sagt, 
an einem schnelleren Ausbau großes Interesse Das be- 
zieht sich hauptsächlich auf den Douro, für dessen Aus- 
nutzung längs seines die spanisch-portugiesische Grenze 
bildenden Teils bereits Projekte vorliegen und auch schon 
ein Abkommen mit Spanien zetroffen worden ist. 


Verkürzung des Weges elektrischer Arbeit in den 
V. N. Amerika. — Aus einem Bericht der amerikanischen 
National Electric Light Association ist zu ersehen, daß die 


a er A gen. mmm, — gemeet — mmm, ges — - — - 


17. Oktober 1929 


durchschnittliche Weglänge des elektrischen Stroms vom 
Kraftwerk bis zur Verbrauchstelle in den V. S. Amerika 
rd. 35 km und, wenn man den Staat Kalifornien ausschließt, 
wo sich die Kraftstationen zum größten Teil im Gebirge 
und die Verbrauchstellen im Tal der Küste entlang befin- 
den. nur noch rd. 29 km beträgt. Hieraus geht hervor, daß 
trotz der erheblichen Verkettung der Kraftwerke und der 
Ausdehnung der Überlandnetze in den letzten Jahren der 
größte Teil der elektrischen Arbeit in der Nähe der Er- 
zeugungsstellen konsumiert wird. Die Ursache dafür liegt 
hauptsächlich in der Berücksichtigung wirtschaftlicher 
Faktoren, insofern die Dampfkraftwerke in der Nähe der 
Küstenstädte und der Industriezentren errichtet wurden. 
Veranlassung ist aber auch die steigende Wirtschaftlich- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42 


1535 


keit der großen Dampfzentralen im Vergleich mit der der 
hydroelektrischen Werke in größerer Entfernung von den 
Konsumentenkreisen. Es ergibt sich ferner, daß die W eg- 
länge des elektrischen Stroms bis zum Ver- 
braucher zuschends kürzer wird, eine Entwicklung, die 
nicht mehr aufzuhalten ist. Viele der vor kurzer Zeit 
fertiggestellten hydroelektrischen Kraftanlagen wurden 
schon vor Jahren geplant, u.zw. zu einer Zeit, als der 
Kohlenpreis sehr hoch und der Nutzeffekt der Dampfkraft- 
zentralen geringer war als heute. Seit jener Zeit sind die 
Produktionskosten letzterer um nahezu 50 % zurück- 
gegangen, so daß die Mehrzahl der noch beschlossenen 
hydroelektrischen Kraftwerke kaum gebaut ron wa 
r. 


: Efektrotechnischer Verein. 
(Eingeifagener Verein. Gegründet 1879.) 
Zuschriften an Ben -Miektrotechnischen Verein sind an seine Gescht, 


stelle, Berlin W 35, ;Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 9697, zu richten.- Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 183 02. 


Einladung 


zu einer gemeinsamen Sitzung des Elektrotechnischen 
Vereins, der Deutschen Beleuchtungstechnischen Ge- 
sellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Technische 
Physik und der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin 


am Dienstag, dem 22. Oktober 1929, abends 7% Uhr, 


im Physikalisehen Hörsaal der Technischen Hochschule 
zu Charlottenburg, Berliner Str. 170/172. 


m Aa Tagesordnung: 
1. Gesch; tihe Mitteilungen des Elektrotechnischen 
V ereis. À 2 
2. Herr Dësch Finekh (Osram): „DieGlüh- 
lame un ihre Erfinder“. Das Jubi- 
läu E fer 929 
3. Vor rag lês- Fern Professor Dr. Pirani: „Fort- 
sch@iffe Wand Entwicklungsmöglich- 
keiten auffdem Gebiete der Leucht- 
röhrer® Cat experimentellen Vorführungen). 
Sc? "Anhaltsangabe: 


> x 
Frages@ikft. 
Physikalische und physiologische Grundlagen der 

Lichterzeugung. 

Die bisherigen Hindernisse für den Anschluß von 
Leuchtröhren an normale Betriebspannungen. 

Bisherige Schwierigkeiten der Erreichung genügender 
Lebensdauer. 

Neue Verfahren zur Erhöhung der Leuchtdichte. 

Röhren für hohe Energieaufnahme. 

Röhren mit hoher Lichtausbeute. 

Mit Rücksicht auf die beschränkte An- 
zahl von Plätzen in dem Sitzungssaal ist 
der ZutrittnurgegenbesondereEintritts- 
karten gestattet, die in der Geschäftstelle des 
Elektrotechnischen Vereins in Berlin W 35. Potsdamer 
Straße 118a II, erhältlich sind. Die Mitgliedskarten der 
veranstaltenden Gesellschaften berechtigen allein nicht 
zum Zutritt. 

Eine Diskussion über die Ansprache des Herrn Direk- 
tor Dr. Finckh sowie über den Vortrag des Herrn Pro- 
fessor Dr. Pirani findet nicht statt. 

Nachsitzung im „Grand-Hotel am Knie“ in Charlotten- 
burg, Bismarckstr. 1. 

Elektrotechnischer Verein 
KW Wagner 


Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft 
Lempelius 
Deutsche Gesellschaft für Technische Physik 
Gehlhoff 
Physikalische Gesellschaft zu Berlin 
Pringsheim. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Vortragsreihe 


des Elektrotechnischen Vereins in Gemeinschaft mit 
dem Außeninstitut der Technischen Hochschule zu Berlin 
über „Funktionentheorie und ihre Anwendung 
in der Technik“. 


I. Hauptteil: Mathematischer,dieGrund- 
lagen der Theorie umfassender Teil. 


28. Oktober bis einschl. 16. Dezember 1929. 


Herr Professor Dr. R. R ot h e (Technische Hochschule 
Berlin). 


II. Hauptteil: Technischer, die wichtig- 
stenÄnwendungenbehandelnderTeil. 


1. 13.1.1930: Herr Professor Dr. Schottky (Siemens 
& Halske A.G.): „Aufbau elektrischer und magneti- 
scher Felder aus Quellinien-Potentialen“ (Verstärker- 
röhren, Elektrofilter; Transformatoren- und Genera- 
toren-Probleme). 


2. Am 20.1.1930: Herr Dr. Pohlhausen (Oberinge- 
nieur der Siemens-Schuckert-Werke A.G.): „Zwei- 
dimensionale Strömungsfelder“ (Auftrieb und Zirku- 
lation, Kutta-Joukowskyscher Satz. Strömung um den 
Zylinder, Tragflügelprofile, Vergleich der Theorie mit 
dem Experiment). 


3. Am 27.1.1930: Herr Dr. E. Weber (Ingenieur der 
Siemens-Schuckert-Werke A.G.): „Feldausbildung an 
Kanten“ (Elektrische und magnetische Felder, Tem- 
peraturfelder, elastische Spannungsfelder). 


4. Am 3. 11.1930: Herr Dr. Ollendorff (Privatdozent 
der Technischen Hochschule Berlin): „Ausgleichs- 
vorgänge in körperlichen Leitern“ (Komplexe Dar- 
stellung von Stoßvorgängen, Erwärmung von elektri- 
schen Maschinen, Kurzschluß-Erwärmung eines Ka- 
as Stoßströme in Maschinen mit Wirbelstrom-Läu- 
ern). 

5. Am 10.11.1930: Herr Professor Dr. Nöther (Tech- 
nische Hochschule Breslau): „Wellenausbreitung in 
homogenen und geschichteten Medien“ (Ausbreitung 
im Raum und längs der Erdoberfläche; die Maxwell- 
schen Gleichungen im geschichteten Medium [Hearvi- 
side-Schicht] ). 

6. Am 17.11.1930: Herr Professor Dr. Föttinger 
(Technische Hochschule Berlin): „Strahlbildung und 
günstigste Randformen“ (Felder mit diskontinuier- 
licher oder vorgeschriebener Vektorverteilung). 
Zeit: Montag abends pünktlich 6% bis 8 Uhr. 

i a rt: Hörsaal Nr. 141 der Technischen Hochschule zu 

erlin. 


Teilnehmerkarten: Zu haben 


a), in der Technischen Hochschule, Zimmer Nr. 138, 
b) im Elektrotechnischen Verein Berlin W 35, Potsdamer 
Straße 118a II, Postscheckkonto: Berlin Nr. 13 302. 


Der Preis für sämtliche Vorträge beträgt: 


a) für Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins 16 RM 
b) „ deutsche Studenten . . . 2. 2 2.2. 8 „ 
c) „ andere Teilnehmer . . . . 2. 2 22..24 „ 


Karten für einzelne Vorträge werden nicht abgegeben. 
Elektrotechnischer Verein 
Der Generalsekretär: 
Dr. Schmidt. 


1536 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


17. Oktober 1928 


Nachtrag 
zum Sitzungsbericht vom 26. Februar 1929: ) 


Besprechung des Vortrags’) 


des Herrn Professor Dr. Keinath: 
„Elektrische Fernmessung“. 


Vorsitz: Herr Professor Matthias. 


Herr Piloty: Herr Prof. MATTHIAS macht es mir 
leicht, an den glänzenden Vortrag von Herrn Prof. KEI- 
NATH anzuknüpfen. Auch ich glaube, daß viele der Herren 
Zuhörer das Bedürfnis fühlen werden, das aus den ver- 
schiedenen Fernmeßsystemen gebildete Kaleidoskop noch 
etwas zu ordnen. Hierzu aber ist es erforderlich, auf die 
Systemfrage, d.h. auf die Erörterung der grundsätzlichen 
Unterschiede der einzelnen Fernmeßsysteme einzugehen. 
Ich darf wohl annehmen, daß der Herr Vortragende in 
seinem Streben nach Objektivität dies vermeiden wollte. 
So sehr ich dieses Bestreben respektiere, so scheint e3 
mir doch notwendig, wenigstens in einigen groben Worten 
von den Systemunterschieden zu sprechen, einerseits im 
Interesse der Herren Zuhörer im bereits erwähnten Sinne, 
anderseits aber auch deshalb, damit uns, die wir uns mit 
der Systemfrage ernsthaft auseinandersetzen müssen, die- 
jenigen Gesichtspunkte bekannt werden, auf die man da- 
bei achten muß und die sicherlich noch nicht alle erörtert 
worden sind. Hierbei ist die Mitwirkung der mit den Fern- 
meßsystemen arbeitenden Gesellschaften, insbesondere der 
stromerzeugenden Industrie, von großem Wert. Beispiels- 
weise hat sich bereits im vorigen Jahre die Aktienges2ll- 
schaft Sächsische Werke sehr verdient dadurch gemacht, 
daß sie mit der Formulierung solcher Gesichtspunkte an 
die Öffentlichkeit getreten jet Einer dieser Gesichts- 
punkte ist beispi2lsweise der, daß das im Kraftwerks- 
betrieb zur Überbrückung großer Entfernungen zur Ver- 
wendung gelangende Fernmeßsystem einheitlich sein und 
unabhängig davon funktionieren soll, welcher Art der 
Übertragungskanal ist, also unabhängig davon, ob eine 
gewöhnliche galvanische Verbindung oder eine durch 
Übertrager zerteilte Leitung oder auch eine Hochfrequenz- 
verbindung benutzt wird. Mißt man diesem Gesichtspunkt 
entscheidende Bedeutung zu, dann scheiden sämtliche 
Sısteme aus, die mit der Übertragung einer Amplitude 
arbeiten, und es verbleiben im wesentlichen nur die Im- 
pulssysteme. ee 

Ein anderer Gesichtspunkt — ich glaube einer der 

wichtigsten — ist die Möglichkeit der Mehrfachübertra- 
gung. Es ist schade, daß von diesem Problem heute noch 
nicht die Rede war. Soweit wir heute überblicken können, 
konn man in der Mehrzalıl der Fälle der Fernmessung 
über große Entfernungen nicht damit zufrieden sein, daß 
man über jeden Verbindungskanal nur eine einzige Meß- 
größe übertragen kann. Im Kraftwerksbetrieb gibt es 
viele Beispiele, die dies deutlich werden lassen. Bei der 
einen Gruppe derartiger Fälle steht zwar für die Verbin- 
dung zwischen Sende- und Empfangstelle ein besonderer 
Übertragungskanal zur Verfügung. Es müssen jedoch 
mehrere am Sendeort gebildete Meßwerte iber diesen 
einzigen Kanal übertragen werden, beispielsweise die 
Leistungen mehrerer Abzweige, mehrerer Maschinen oder 
auch neben der Leistung noch Blindleistungen, vielleicht 
auch Scheinleistungen und Spannungen. In der anderen 
Gruppe von Fällen muß von jeder Sendestelle nur eine 
Meßeröße übertragen werden, wobei aber Sendestelle, 
Empfangstelle und Übertragungskanäle räumlich so zu- 
sımmenhängen, daß mehrere Meßwerte wenigstens über 
einen Teil des Übertragungskanals gemeinsam geleitet 
werden müssen. Ein einfaches Beispiel hierfür ist eine 
Reihe von Stationen, die im Übertragungskanal liegen 
wie die Perlen an einer Schnur, wobei die Empfangstelle 
sich an einem Ende der Schnur befindet. Soll von jeder 
Station auch nur ein Meßwert übertragen werden, so muß 
die der Empfangstelle zunächst gelegene Teilstrecke des 
Übertragungskanals für alle Meßwerte ausreichen. 

Spielt nur der Gesichtspunkt der Mehrfachübertra- 
gung eine wesentliche Rolle, so erhebt sich sofort eine 
Reihe anderer Fragen. Die Forderung der Mehrfachüber- 
tragung schließt die dauernde Übertragung von Momen- 
tanwerten aus. Diese ist nur möglich, wenn für jeden 
\Meßwert ein besonderer Verkehrskanal zur Verfügung 
steht. Man ist daher gezwungen, die Meßwerte in einem 
bestimmten Zyklus absatzweise zu übertragen. Es fragt 
sich nun, ob es unter diesen Umständen zweckmäßiger 


1 ETZ 1929, S. 580. 
2 H 1509 dieses Heftes. 
3 Elektrizitätswirtsch. Bd. 27, S. 12. 


ist, Leistungen und verwandte Größen als Momentan- 
werte oder als Mittelwerte zu übertragen. Es wäre sehr 
wünschenswert, wenn diese Frage noch weiter in der 
Diskussion besprochen würde. Wir sind der Ansicht, daß 
die Mittelwertübertragung vorzuziehen ist, da man kein 
Interesse daran haben kann, willkürlich herausgegriffene 
Momentanwerte zu übertragen und eine Zeitlang, s sagen 
wird min, an der Empfangstelle festzuhalten, was im Falle 
plötzlicher Lastschwankungen an der Sendestelle zu gro- 
ben Irreführungen an der Empfangstelle führen kann. 

Legt man cinerseits entscheidende Bedeutung auf die 
Dauerübertragung von Momentanwerten, anderseits aber 
auch auf die Mehrfachausnutzunz von Übertrarungs- 
kanälen, sieht man also zwei einander widersprechende 
Gesichtspunkte als wichtig an, so entsteht die Frage, in 
welchen Fällen die Messung von Momentanwerten, ver- 
bunden mit einer großen Anzahl von Übertragunss- 
kanälen, in weichen Fällen die Mehrfachübertragung, ver- 
bunden mit der Messung von Mittelwerten, vorzuziehen 
ist. Ich persönlich glaube, daß bei der Überbrückung 
großer Entfernunzen der Gesichtspunkt der Mehrfach- 
übertragung der wichtigere sein wird. Die Augenblicks- 
werte sind von Interesse bei Störungen und bei einer 
drohenden Überlastung eines Kraftwerkes. In solchen 
Füllen aber ist es auch möglich, daß, was man zu wissen 
wünscht, die Tatsache der Überlastung, das Fallen eines 
Schalters usw., einer Fernmeldeeinrichtung zuzuweisen, 
welche keine Quantitäten sondern bloß Ja- oder Ne'n- 
meldungen zu übertragen braucht, während die Fernmeb- 
einrichtung unter allen Umständen den zeitlichen Verlauf 
der gewünschten Meßgröße nur in großen Zügen wieder- 
gibt. Bei kurzen Netzen und einer großen Anzahl von 
Meßgrößen, beispielsweise bei städtischen Großvertei- 
lungsnetzen, dagegen kann es zweckmäßiger sein, wenn 
dauernde Momentanübertragung einer jeden über eine be- 
sondere Verbindungsleitung vorgesehen wird. Im Inter- 
esse des technischen Fortschrittes wäre es sehr wun- 
schenswert, wenn die Herren der stromerzeugenden In- 
dustrie sich zu diesen allgemeinen Fragen äußerten. 
(Beifall.) 


Vorsitzender: Ich bitte um weitere Wortmeldungen: 
insbesondere bitte ich die Herren aus der stromerzeuzen- 
den Industrie, sich zu der soeben angeschnittenen Frage 
zu äußern, soweit das erwünscht ist. — Das scheint nicht 
der Fall zu sein. Dann bitte ich um weitere Wortmel- 
dungen zu dem Vortrag. 


Herr Stäblein: Zu den Ausführungen von Herrn 
Dr. PILOTY möchte ich ergänzend noch folgendes be- 
merken. Herr Dr. PILOTY hatte die Frage aufgeworfen, 
ob man Momentanwerte übertragen soll und ob die Über- 
tragung von Momentanwerten überhaupt eine fernmeh- 
technische Aufgabe ist, d.h. ob die Fernmeßtechnik er- 
laubt, ganz kurzzeitige Vorgänge, wie sie z.B. bei Stö- 
rungen auftreten, zu verfolgen. Wenn wir die uns heute 
vorgestellten Systeme daraufhin prüfen, dann finden wir, 
daß diese Aufgabe eigentlich grundsätzlich nur von den 
Systemen gelöst werden kann, die nicht Impulssysteme 
sind, also beispielsweise von Systemen, die mit einer an 
cinem Potentiometer abgegriffenen Spannung arbeiten 
oder durch Kompensationsverfahren usw., wobei es schon 
in Frage gestellt scheint, ob die in der Natur der Sache 
liegende Träzheit der Instrumente nicht so groß ist, daß 
solche kurzzeitigen Vorgänge nicht mehr angezeigt wer- 
den. \Wenn wir die Impulssysteme ins Auge fassen, die 
ja — wie der Herr Vortragende ausgeführt hat — allein 
Systeme darstellen, die von der Leitung und von dem 
Übertragungstrom (Gleichstrom, Wechselstrom, Hoeh- 
frequenzstrom usw.) unabhängig sind, dann kommen wir 
zu dem Ergebnis, daß eigentlich keines dieser Impulsver- 
fahren Momentanwerte in diesem Sinne übertragen kann. 
Das Impulszahlverfahren ist seiner Natur nach 
deshalb nicht dazu geeignet, weil eine bestimmte Zeit not- 
wendig ist, um eine Zahl von Impulsen zu bilden, die dann 
wieder über die Leitung gegeben werden. Das Impuls- 
zeitverfahren ist ebenfalls ein absatzweise arbei- 
tendes Verfahren und infolgedessen natürlich auch nicht 
geeignet. 

Wir kommen weiter zu dem Ergebnis, daß auch das 
Impulsfrequenzverfahren diesen Bedingungen 
nicht genügen kann, weil ja einerseits die Meßrröße von 
cinem Zähler abgeleitet wird, der eine bestimmte Träg- 
heit besitzt, und weil anderseits das Empfangsinstrument, 
wie der Herr Vortragende selbst mitteilte, ein sehr stark 
gedämpftes Gleichstrominstrument sein muß und infolge- 
dessen nicht in der Lage ist, ganz kurzzeitige Vorgänge 
richtig wiederzugeben. 

Ich möchte weiterhin noch kurz auf das Problem der 
Mehrfachübertragung zu sprechen kommen, das hiermit. 


"e e Le u wës e en 


17. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


1537 


in einem gewissen Zusammenhange steht. Wenn man 


nämlich auf eine Mehrfachübertragung Wert legt, dann . 


muß man bei großen Entfernungen natürlich die Über- 
tragung der einzelnen Meßwerte absatzweise machen, weil 
man sonst für jede Meßgsröße eine Leitung benötigen 
würde. Wenn also diese Übertragung schon absatzweise 
nacheinander erfolgen muß, dann ergibt sich, daß ein Ver- 
fahren am zweckmäßigsten ist, das nicht irgendeinen 
Mumentanwert herausgreift, sondern das — wenn über- 
haupt die Übertragung automatisch und nicht willkürlich 
wählbar vor sich geht — die Meßgrößen richtig wieder- 
gibt, d. h. die Meßgrößen während der ganzen Zeit, auch 
während der Übertragungspause, richtig erfaßt. Wenn wir 
uns das eine Lichtbild vom Impulszeitverfahren noch ein- 
mal vor Augen halten, bei dem nicht ein Momentanwert, 
sondern der Wert eines Maximumzeigers übertragen wurde, 
dann ist leicht einzusehen, daß diese Übertragung nicht 
eigentlich den Sinn hat, ein Fernmaximumanzeiger zu sein, 
sondern die Übertragung eines zeitlichen Mittelwertes, 
z. B. der Leistung, ist. Man kann sich denken, daß man 
mehrere oder viele solcher Apparate hat, die alle den 
Mittelwert — beispielsweise über 5 min — bilden, und daß 
dann diese einzelnen Apparate von einer Zentrale her ab- 
gerufen werden und ihre Meßwerte nacheinander über ein 
und dieselbe Leitung gebeu. Der Meßwert wird in einer 
verhältnismäßig sehr kurzen Zeit übertragen, nämlich 
innerhalb einiger Sekunden. Er stellt aber nicht die Meß- 
größe nur während dieser einen Sekunde oder zu Beginn 
der Übertragung dar, sondern gibt den Wert während des 
ganzen Zeitraums von beispielsweise 5 min wieder. 


Die Mehrfachübertragung ist ein sehr wichtiges fern- 
meßtechnisches Problem; wie sich aber aus den Ausfül:- 
rungen ergibt, ist man zwangsweise vor die Aufgabe gc- 
stellt, die Übertragung absatzweise nacheinander vorzu- 
nehmen. Diese Übertragung ist — soviel ich sehe — eigent- 
lich nur nach dem Impulszeitverfahren in einer gün- 
stigen Weise möglich, weil das Impulsfrequenzverfahren 
eine gewisse Einstelldauer benötigt, um überhaupt den 
Meßwert richtig anzuzeigen. (Beifall.) 


Herr Stern: Es wurde eben gesagt, daß sich für die 
Übertragung mehrerer Meßwerte über eine oder zwei Lei- 
tungen nur das Impulszeitverfahren eignet. Ich möchte 
hierzu bemerken, daß wir nach dem Telewattsystem seit 
langer Zeit schon über zwei Leitungen bis zu 12 Messun- 
een übertragen, u. zw. in einem Zeitraum von 1 min für 
6 Messungen. Das geschieht in der Weise, daß ein Regi- 
strierempfänger aufgestellt wird und daß bei jedem Herab- 
fallen des Fallbügzels ein anderer Sender an das Registrier- 
instrument gelegt wird. Der Empfänger ist nur mit zwei 
Leitungen mit dem Sendeort verbunden, an dem sich ein 
Umsteuerrelais befindet. Jedesmal schaltet sich also ein 
anderer Sender ein, der jeweils segistriert wird, so daß 
man innerhalb 2 min 12 Messungen hat. Bei diesem Re- 
gistrierverfahren ist es also ohne weiteres möglich, Mo- 
mentanwerte zu übertragen. Man ist dann auch nicht ge- 
zwungeen, 5 min zu warten, bis die ganze Reihe durch ist. 
Entschließt man sich, noch besondere Synchronverteiler 
aufzustellen, so kann man beim Telewattsystem bei Ver- 
wendung von nur 2 Leitungen bis zu 100 Messungen gleich- 
zeitig übertragen. 


Herr Stäblein: Ich möchte ergänzend bemerken, daß 
ich nur die Impulsmethode ins Auge gefaßt und die anderen 
Methoden außer acht gelassen hatte, weil diese nicht für 
särntliche Übertragungzsmittel (Gleichstrom, Wechsel- 
strom usw.) geeignet sind. 


Herr Eisner: Eine solche "Technik wie sie sich hier 
herauszebilldet hat, wird nicht nur in ihrem eigenen Ge- 
biet, aus dem heraus sie entstanden ist, von Nutzen sein, 
sondern auch andere Anwendungeseebiete können von die- 
ser Einrichtung Nutzen haben. Ich denke an die Metcoro- 
logie. Augenblicklich werden dort in den einzelnen Beob- 
achtungsstationen die Wettermeldunzren in Telegramm- 
form verschlüsselt an die einzelnen Auswertungsstellen 
gezeben und dann entziffert, um zu einer Wetterkarte zu- 
sammengestellt zu werden. Das dauert schr lange. Wenn 
an einer Stelle sämtliche Stationen gleichzeitig beobachtet 
werden können, dann ist das für die Beobachtung des Wet- 
ters von großem Vorteil und auch für die Wettervorher- 
sage an sich. 

Herr Fleischer: Wir haben bei der BEWAG alle die 
Apparate, die hier zu sehen sind, mit einer einzigen Aus- 
nahme seit mehreren Monaten in Probebetrieb. Auch wir 
haben es bisher so gemacht, wie Herr Prof. KEINATH 


erwähnt hat, daß in unseren Kraftwerken und Fernstrom- 
Übergabestellen die Leistung der einzelnen Maschinen 
und Transformatoren addiert und die Summen zu einer 
Zentralstelle hingzemeldet wurden. Wir hatten in dic- 
sem Winter 7 Kraftwerke und 4 Fernstrom-Übergabe- 
stellen (im Dezember 500 000 kVA) auf unser Netz zu- 
sammengeschaltet. Bei einer so großen Zahl von Kraft- 
quellen mit derartig hohen Leistungen läßt sich nun aber 
der Betrieb in der bisherigen Weise nicht mehr weiter 
führen. Wir wollen die Fernmeßeinrichtung automatisch 
zur Lastverteilung heranziehen, u.zw. so, daß wir eine 
BEWAG-Summe bilden, indem wir von allen Kraftwer- 
ken und Fernstrom-Übergabestationen die Leistung zur 
Zentralstelle übertragen, dort sämtliche Stromquellen 
summieren und diese Summe an die einzelnen Kraftwerke 
zurückgeben. Man kann dann in jedem einzelnen Kraft- 
werk auf der Schalttafel an einem Instrument die 
BEWAG-Summenleistung ablesen. Wir geben dann jedem 
Kraftwerk einen Schlüssel in irgendeiner Form, aus dem 
es jederzeit entnehmen kann, welchen Anteil der ange- 
zeigten Gesamtlast es übernehmen muß. Diese Betriebs- 
führung setzt natürlich voraus, daß die Anzeigen der 
Fernmeßinstrumente möglichst momentan erfolgen müs- 
sen. Wir haben uns gesagt, wir wollen dem System den 
Vorzug geben, dessen Anzeige der eines direkt zeigen- 
den Instrumentes am nächsten kommt. 

Für diese Forderung sind aber noch weitere Gründe 
maßgebend gewesen. Durch die starke Zunahme der 
Bahnbelastung sind verhältnismäßig schnell verlaufende 
Belastungsänderungen zu der bisherigen Netzlast hinzu- 
gekommen. Diese sowohl wie plötzliche Belastungsstöße 
bei Schwankungen oder Störungen müssen von den Reei- 
strierinstrumenten einwandfrei erfaßt werden. Die Über- 
tragung der Meßwerte, nicht fortlaufend sondern punkt- 
weise in größeren Zeitabständen vorzunehmen, wie von 
Herrn Dr. PILOTY erwähnt, ist für unsere Verhältnisse 
nicht geeignet. Sie brauchen hierbei nur zu bedenken, ` 
daß besonders an klaren Winterabenden die Belastung 
innerhalb weniger Minuten um etwa 50000 kW steigen 
kann, was bei der von uns vorgesehenen Betriebsweise 
unbedingt auf das genaueste anrezeict werden mıß. Wir 
müssen dabei allerdings auf die Übertragung mehrerer 
Meßwerte über eine Leitung verzichten. Wir können 
das auch verhältnismäßig leichter als etwa große Über- 
landwerke, da wir nur kurze Entfernungen haben. Unsere 
größte Entfernung ist ja zur Zeit der Durchmesser von 
Berlin. Wir sind da in der Lage, Kabel mit einer größe- 
ren Aderzahl zu verwenden, so daß für jede Messunz 
eine besondere Ader freigemacht werden kann. 

Sie sehen also, daß wir an die Fernübertragungsein- 
richtungen erheblich größere Anforderungen stellen wol- 
len, als sie durch eine einfache Fernmessung gegeben 
sind. Auf Grund der vielen von uns durchgeführten Ver- 
suche hoffen wir, daß uns die Fernmeßindustrie derartige 
Anlagen liefern kann. (Beifall.) 


Vortragender: Zu der Frage der Mehrfachüber- 
tragung möchte ich folgendes bemerken: Auf diese Frage 
bin ich nur einmal ganz kurz gekommen und bin ihr 
im übrigen ausgewichen; denn über dieses Kapitel liegt 
so gut wie noch nichts vor. Es ist eine sehr bren- 
nende Frage, denn bei der Kostbarkeit der Übertragungs- 
mittel muß man danach streben, mit einem Übertragungs- 
mittel möglichst viele Übertragungen auszuführen. Wie 
man das aber in Zukunft machen wird, weiß ich nicht; es 
werden an allen möglichen Stellen solche Versuche ge- 
macht. Der einzige Bericht aus der Praxis stammt 
meines Wissens von der General Electrice Company. Man 
benutzt dort das reine Frequenzverfahren*, das so ausge- 
führt wird, daß man eine beliebige Anzahl von Über- 
tragungen mit einer Folge von 1 s durchführen kann. Im 
übrigen liegen aber die Verhältnisse bei meiner eigenen 
Firma noch so ungeklärt, daß ich nicht darüber berich- 
ten kann. Ich hätte mit Ausnahme einer Mitteilung von 
Herrn Dipl.-Ing. STERN nichts bringen können. Ich habe 
daher unterlassen, über diese Frage mehr zu berichten. 


Ich möchte die Herren nochmals darauf aufmerksam 
machen, daß diese Apparate hier in Betrieb gesetzt wer- 
den können. (Beifall.) 

Elektroteelinischer Verein. 
Der Generalsekretär. 
Dr. Schmidt. 


© J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 48 S. 183. 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechn. Verein Düsseldorf. 17. X.1929, abds. 8h, 
Städtische Tonhalle: Vortrag Dr. Ulf. Meyer, „Neuere Ent- 
wicklung der elektrischen Meßtechnik“. 


Thür. Elektrotechn.Verein Erfurt. 18. X. 1929, abds. 
8h, Restaurant Münchner Bürgerbräu: Vortrag Dr. Ax- 
mann, „Neuere Forschungen über Radium-Körper- und 
Zellenstrahlung (M. Lichtb. u. Vorführ.). 


Pomm. Elektrotechn. Verein, Stettin. 18. X. 1929, abds. 
Sab, Konzerthaus: Vortrag Obering. Loke, „Neuzeitl. An- 
trieb von Werkzeugmaschinen für Metall- und Holzbearbei- 
tung‘. 


Deutsche Beleuchtungstechn. Gesellschaft, Berlin (ge- 
meinsam mit dem Elektrotechn. Verein, der Gesellschaft für 
Techn. Physik und der Berliner Physikal. Gesellschaft). 
22. X. 1929, abds. 7% h, gr. Hörsaal des Physikal. Inst. der 
T. H. Berlin, Berliner Str. 170—172: a) Vortrag Dir. Dr. 
Finokh, „Die Glühlampe und ihre Erfinder (Das Jubiläum 
des Jahres 1929). b) Vortrag Prof. Dr. Pirani, „Fort- 
schritte und Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Gebiete der 
Leuchtröhren (m. Vorführ.). Eintrittskarten sind erhältlich 
bei Dipl.-Ing. Albrecht, Berlin W 30, Geisbergstr. 3/4, beim 
EV, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a, und in der Geschäft- 
stelle der Physikal. Gesellschaft, Charlottenburg 2, Werner- 
Siemensstr. 8—12. 


Lichttechn. Ges. Karlsruhe. 22. X. 1929, abds. 8n, gr. 
Hörsaal d. Chem.-Techn. Inst. der T. H.: Vortrag Dir. W. 
Berger, „Die Verwendung des sichtbaren u. unsichtbaren 
Lichtes in der Heilkunde“ (m. Vorführ.). 


Physikalische Gesellschaft zu Berlin. 25. X. 1929, 
nachm. 5% h, gr. Hörsaal des Physikal. Inst. d. Universität 
Berlin. Reichstagsufer 7—8: a) Vortrag O. Klemperer, 
„Einzelstreuung einzelner Elektronen“. b) Vortrag K. Lan- 
czo8s, „Beziehungen der Diracschen wellenmechanischen 
Theorie des Elektrons zur Elektronentheorie“. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


F. Overmann t. 


Am 7. IX. d. J. erlag der Generaldirektor des Kommu- 
nalen Elektrizitätswerkes Mark, A.G., Hagen i. W., Herr 
Ferdinand Overmann einem Herzschlag. Mit ihm ist 
cines der ältesten und verdienstvollsten Mitglieder des 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker dahingeschieden, 
dessen Wirken besonders die Elektrizitätswirtschaft des 
westfälischen Industriebezirks überaus viel verdankt. 


Der jäh dem Leben Entrissene studierte zunächst 
Physik auf der holländischen Universität Utrecht und da- 
nach Elektrotechnik auf den Technischen Hochschulen in 
Karlsruhe und Darmstadt. Als Ingenieur der Firma llelios 
in Köln baute er verschiedene Elektrizitätswerke im Fn- 
und Auslande, unter anderem die Elektrizitätsanlagen des 
Nordostseekanals und Elektrizitätswerke in Petersburg 
und lelsingfors. Danach war er mehrere Jahre techni- 
scher Leiter der städtischen Elektrizitätswerke in Köln. 
Nach Gründung des Kommunalen Elektrizitätswerkes Mark 
wurde Overmann im Jahre 1906 zum Vorstand des Werkes 
bestellt. Ausgerüstet mit umfassendem Wissen, schuf er in 
der Entwicklungszeit der Hochspannungs-Drehstrom-( ber- 
tragung ein mustergültiges Elektrizitätswerk, dem er bis 
zu seinem Tode gedient hat. Die von ihm als Spezialgebiet 
beherrschte Tarifpolitik veranlaßte nicht nur die Klein- 
sondern auch die Großindustrie, ihren althergebrachten 
Dampfbetrieb aufzugeben und zum elektrischen Antrieb 
überzugehen. So ist die westfälische Industrie heute in 
den entferntesten Tälern und Höhen mit Elektrizität ver- 
sorgt. und selbst in den ländlichen Versorgungsbezirken 
sind 98 % aller Wohnungen mit elektrischem Licht ausge- 
rüstet. Ausbau und Entwicklung des Kommunalen Elek- 
trizitätswerkes Mark zu seiner jetzigen Jahresabgabe von 
250 Mill kWh bei einem Jahresverbrauch von 510 kWh 
auf den Kopf der Bevölkerung sind eizenstes Verdienst 
Övermanns. 


Jubiläum. — Am 1. X. d. J. feierte Herr Dr.-Ing. E. h. 
Georg Wolf das Jubiläum einer 25jährigen Tätigkeit 
im Hause der C. Lorenz A.G., Berlin-Tempelhof. Dr. Wolf 
trat im Jahre 1904 als Ingenieur in die Firma Lorenz ein, 
die von seinem Stiefvater Robert Heldals offene Han- 
delsgesellschaft geführt wurde. Im Jahre 1996 wurde er 
bei Umwandlung der Gesellschaft in eine Aktiengesell- 
schaft zum Prokuristen, 1908 zum stellvertretenden und 
1910 zum ordentlichen Vorstandsmitglied ernannt. Nach 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42 


17. Oktober 1929 


dem Tode von Robert Held erfcelgte die Ernennung Wolfs 
zum Generaldirektor. Er hat in den Nachkriersjalren 
nicht allein die schwierige Aufgabe zu lösen gehabt, die 
Firma bei völlig veränderten wirtschaftlichen Verhält- 
nissen umzugestalten, er hat darüber hinaus auch in 
vielen Verbänden, u. a. als Vorstandsmitglied des Zen. 


Lg ` 


G. Wolf. 


tralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, 
als zweiter Vorsitzender des Verbandes deutscher 
Schwachstrom-Industrieller und Mitglied der Internati- 
nalen Handelskammer an erster Stelle an dem mühsamen 
Wiederaufbau und an der Weiterentwicklung der elektro- 
technischen Industrie auf das tätigste mitgearbeitet. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Hochspannungsanlagen. Von F. Weickert. 
2., vollst. neubearb. u. erweit. Aufl. Mit 266 Abb. im 
Text, VIII u. 320 S in 8°. Verlag von Dr. Max Jänecke, 
Leipzig 1928. Preis geh. 12 RM, zeb. 13,50 RM. 


Das Buch bezweckt, eine knappe, allgemein verständ- 
liche Darstellung der den Hochspannungsingenieur an- 
gehenden elektrischen Vorgänge zu geben. In den 26 Ka- 
piteln des Buches sind alle Fragen der Hochspannungs- 
technik behandelt. Bei einem Umfang von 320 Seiten kann 
man natürlich keine erschöpfende Darstellung aller Einzel- 
gebiete verlangen, immerhin aber erhält der Leser einen 
guten Überblick über die vorliegenden Aufgaben und deren 
praktische Lösungen. Eine große Zahl gut gewählter Ab- 
bildungen und Tabellen erläutern und vervollständigen den 
Text. An einigen Stellen läßt die Darstellungsweise Auf- 
fassungen zu, mit denen der strenge Theoretiker nicht ganz 
einverstanden sein wird. Für die nächste Auflage wäre 
zu empfehlen, das Kapitel über den Selektivschutz (Distanz- 
relais) noch weiter auszubauen. Schwaiger. 


Niagara Power. History of the Niagara Falls Power 
Company 1886—1918. Evolution of its central power sta- 
tion and alternating current system. Von E. D Adams. 
Bd. I: History and Power Projects. Bd. 2: Construction 
and Operation. Selbstverlag der Niagara Falls Power 
Company 1928. Im Buchhandel nicht erhältlich. 


Der 1. Band dieses von der Niagara Falls Power Co. 
herausgegebenen Prachtwerkes behandelt die Entwicklungs 
der verschiedenen Projekte zur Ausnutzung der Niagara- 
fälle und die Geschichte der Niagara Falls Power Co. selbst. 

Wir erfahren aus dem reich illustrierten Werk, daß 
die erste Kunde von dem großartigen Naturwunder aus dem 
Jahre 1604 stammt, während der Name „Niagara“ zum 
erstemal 1683 in dem Kartenwerk von Hennepin auf- 
taucht. 1727 gewann Joucaire die erste Kraft, u. zw. 
nutzte er eine Fallhöhe von etwa 1,8 m aus. Jedoch erst 
1847 ermöglichte der Bau des hydraulischen Kanals die Er- 
richtung größerer Wasserkraftwerke. 1856 wurde die so- 


BETEN E 


EJ 


> 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 


1539 


genannte Niagara Falls Water Power Co. gegründet, aber 
erst 1875 wurden durch die Hydraulic Canal Co. unter dem 
ersten Präsidenten Jacob F. Schöllkopf (geb. 1819 zu 
Kirchheim in Deutschland) 2725 PS ausgenutzt. 

Augenblicklich stehen der Gesellschaft in ihren Kraft- 
werken 725 000 kW, davon 545 000 kW Wasserkraft- und 
180 000 kW Dampfkraftleistung zur Verfügung. Das Ein- 
zuesgebiet.. mißt 640000 km?, die Seeretentionsfläche 
235 000 .km?: “Von dem Gefälle des Niagara River, das zwi- 
schen. Erie- und Ontariosee 97,8 m beträgt, entfallen auf 
die Kallstufe 49,2 m. Auf Grund sorgfältiger Erhebungen 
und ellversuche sind noch weitere 25 Mill PS das 
Falle$ ausiutzbar, ohne daß das wundervolle Naturschau- 
spiel zerstört wird. Die Jahresarbeit der Niagara Falls 
Tower Co. betrug 1927 über 3Mrd kWh, das Hochspan- 
nunzesnetz umfaßt allein 1510 km 110 kV-Leitungen. In an- 
schaulicher Weise ist auch die Wirkung der Erosion ge- 
schildert. Jährlich wandert der Fall durch Unterwühlung 
des Gesteins etwa 1,5 m stromaufwärts. Da die heutigen 
Stolleneinläufe der Kraftwerke 1,8km oberhalb der Fälle 
liegen, dürften sie noch für einen Zeitraum von 1200 Jah- 
ren genügen. 

Der 2. Teil des Buches schildert mehr die konstruk- 
tiven Einzelheiten sowie den Bau und den Betrieb der An- 
lagen. Hierin spiegelt sich Seite für Seite die Entwicklung 
der Elektrotechnik und des Turbinenbaus, insbesondere 
aber die Geschichte der beiden größten amerikanischen 
Elektrizitätsgesellschaften, der General Electric Co. und 
der Westinghouse Electric and Manufacturing Co. in tref- 
fender Weise wieder. Sämtliche Abschnitte dieses Buches 
sind äußerst interessant geschrieben und durch viele auch 
historisch wertvolle Abbildungen illustriert. Über alle 
mit der Wasserkraftausnutzung des Niagara zusammenhän- 
genden Fragen, wie konstruktive und betriebstechnische, 
rechtliche und finanzielle. gibt das Werk in vortrefflicher 
Weise und äußerst eingehend Auskunft. Dehne. 


HandbuchderEisen-undStahlgießerei. Von 
Prof. Dr.-Ing. C. Geiger unter Mitarb. v. mehr. Fach- 
gen. 2., erw. Aufl. Bd. 3: Schmelzen, Nacharbeiten u. 
Nebenbetriebe. Mit 967 Abb. i. Text, IX u. 747 S. in 4°. 
Verlag Julius Springer, Berlin 1928. Preis geb. 68,50 RM. 


Der bei der Besprechung des zweiten Bandes geäußerte 
Wunsch, daß der nächste Band baldigst folgen möge, 
konnte bereits nach Jahresfrist erfüllt werden. In der 
Hauptsache enthält dieser neue Band die gesamten Schmelz- 
vorgänge, im einzelnen unterteilt nach den Schmelzöfen, 
vom Tiezel- über den Gießereischachtofen bis zum Elektro- 
ofen und abschließend mit der Darstellung des Temper- 
zusses. Es folgen die Grußputzerei, die Oberflächenbehand- 
lung der Gußwaren, die Wärmebehandlung des Stahlgusses, 
das Schweißen und zum Schluß Formstoffaufbereitung so- 
wie Modellherstellung. 


Die Anordnung der beiden letzten Abschnitte am 
Schluß des vorliegenden Bandes erscheint nicht ganz glück- 
lich, da diese Abschnitte sicherlich innerhalb des ganzen 
Werkes etwa zu Anfang des zweiten Bandes gesucht wer- 
den. Die vom Herausgeber angestrebte Herausarbeitung 
der Verhältnisse nach dem neuesten Stande der wissen- 
schaftlichen und praktischen Erkenntnis ist sicherlich im 
allgemeinen erreicht, nicht ganz aber bezüglich des veredel- 
ten Grußeisens und des Schweißens, die ausführlicher und 
vollständiger behandelt werden konnten. Zu erwägen wäre 
noch eine stärkere Betonung der Lehrgänge des Deutschen 
Ausschusses für Technisches Schulwesen in den ent- 
sprechenden Abschnitten (z. B. Modelle und Formerei). 


Im übrigen möchten wir den wiederum mustergültig 
ausgestatteten Band ebenso wie die vorigen auf das wärmste 
empfehlen. Dr. Schimpke. 


Eingegangene Doktordissertationen. 


HannsGoeke, Zur Kenntnis der gegossenen Zinn-Kupfer- 
Legierungen. T.H. Berlin 1928. 


László Rózsavölgyi, Leistungserfassung und Lohn- 
rechnung unter besond. Berücks. des Lohnbüros. T.H. 
Berlin 1928. 


E. Rü cker, Das Ecken der Laufkrane und ihre Spurkranz- 
reibung. T.H. Berlin 1929. 8.-A. aus Fördertechn. u. 
Frachtverkehr 1929, H.1. 


Dora Wehage, Verwendung des Planimeters zur Be- 
stirnmung mehrfacher Integrale und zur Integration par- 
Geller Differentialgleichungen. T.H. Berlin 1928 S.-A. 
aus Z. Instrumentenk. 1929. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Die deutsche Elektroindustrie im 3. Vierteljahr 1929!. 
— Die Geschäftslage hat sich nach dem Bericht der Industrie- 
und Handelskammer zu Berlin nicht wesentlich ge- 
ändert. Das Auslandgeschäft brachte eine kleine Be- 
lebung mit Ausnahme der Länder, in denen die ungeordneten 
politischen Zustände nach wie vor einen geregelten Ge- 
schäftsverkehr verhindern. Die Preislage war in der 
ganzen Elektroindustrie auch im Berichtszeitraum ungün- 
stig. Dies wirkte sich sehr nachteilig aus, weil Material- 
preise und Löhne weiterhin eine steigende Tendenz zeigten. 
Der Schwachstromindustrie wurde dadurch etwas geholfen, 
daß die Reichspost wieder Bestellungen erteilte, was sich 
besonders in der automatischen Telephonie geltend machte; 
in diesem Geschäftszweig zog auch das Auslandgeschäft 
etwas an. Eine ähnliche Tendenz zeigte der Auslandmarkt 
auf dem Gebiet der Meßinstrumente und Meßwandler. Das 
Inland brachte hier weitere Abschwächung. Nicht unbe- 
friedigend hat sich der Vertrieb von elektroakustischen An- 
lagen entwickelt. Dagegen lag das Rundfunkgeschäft meist 
sehr still. Für elektromedizinische Apparate. war die Lage 
unverändert. Der Auftragseingang aus dem Kohlen- und 
Kalibergbau hat sich etwas gehoben. Die Umstellung der 
noch vorhandenen unwirtschaftlichen Dampfanlagen auf 
elektrischen Betrieb schreitet langsam vorwärts. Auch die 
weitere Zusammenfassung der Förderung zu einer geringc- 
ren Anzahl von Schachtanlagen und die vermehrte Einfüh- 
rung der schlagwettergeschützten Anlagen bietet Aussicht 
auf weitere Beschäftigung der Elektroindustrie. Das Zen- 
tralengeschäft wurde zahlenmäßig durch einige große Auf- 
träge günstig beeinflußt. Dagegen hat das laufende Geschäft 
in mittleren und kleinen Aufträgen für die Elektrizitäts- 
versorgungsunternehmungen stärker nachgelassen als es sai- 
sonmäßig begründet ist. Das dürfte wohl ausschließlich 
darauf zurückzuführen sein, daß die kommunalen Elektrizi- 
tätswerke infolge der hohen Abgaben, die ihre Kommunal- 
verwaltungen für sich in Anspruch nehmen, nicht genügend 
finanzielle Mittel mehr behalten, um die notwendige Instand- 
haltung, Erweiterung und Erneuerung ihrer Anlagen in aus- 
reichendem Maße durchführen zu können. Soweit Aufträge 
erteilt wurden, mußten erhebliche Erleichterungen in den 
Zahlungsbedingungen eingeräumt werden. Auch das Straßen- 
und Kleinbahngeschäft litt unter dem Kapitalmangel der Ge- 
meinden. Die Reichsbahn beschränkte ihre Aufträge i. a. auf 
Ersatzteile sowie auf Erweiterungen und Umbauten bestehen- 
der Anlagen. Die Bestellungen aus den Kreisen der Privat- 
kundschaft sind etwas zurückgegangen. In Kleinfabrikaten 
ist im letzten Monat eine leichte Belebung eingetreten. Die 
Landwirtschaft hielt wegen der wirtschaftlichen Schwierig- 
keiten, unter denen sie fortdauernd zu leiden hat, mit Auf- 
trägen stark zurück und bestellte nur bei Gewährung be- 
sonderer Zahlungsvergünstigungen. Orders auf Kabel und 
Leitungen sind etwa in der Höhe der Vormonate gegeben 
worden. Das Elektrokohlengeschäft hat sich teilweise zu- 
friedenstellend entwickelt. Dagegen nahm das Glühlampen- 
geschäft einen ungünstigeren Verlauf, als es dem saison- 
mäßigen Rückgang entsprochen hätte. Teilweise mag dabei 
die größere Helligkeit als Folge des ungewöhnlich lang an- 
haltenden Sommerwetters von Einfluß gewesen sein; ein 
anderer Grund ist der, daß die ungünstige Konjunktur die 
Auffüllung der Lager verhindert. 


Deutschlands elektrotechnischer Außenhandel?. — Für 
die Erzeugnisse des Tarifunterabschnitts 18B hat der 
August 1929 bei der Einfuhr gegen den Vormonat 
(7343 dz bzw. 4,246 Mill RM) eine Steigerung um 112 dz 
bzw. 0,26 Mill RM (6%) und für die Ausfuhr (135 761 dz 
bzw. 47,442 Mill RM i. Vm.) eine solche um 17 692 dz (13 %) 
bzw. 3,447 Mill RM (7%) gebracht. Die Reparationssach- 
lieferungen beliefen sich im Berichtsmonat auf 1362 dz im 
Wert von 0,838 Mill RM. Innerhalb der abgelaufenen acht 
Monate hat die Einfuhr gegen die gleiche Periode von 
1928 um 10904 dz (15,6 %) bzw. 6,599 Mill RM (23%) zu- 
genommen und folgende Stückzahlen umfaßt: 9183 Licht- 
maschinen (14 950 i. V.), 140 750 Dynamos, Elektromotoren 
usw. (85270 i. V.), 4295 Bogen- usw. Lampen (762 i. V.), 
3,364 Mill Metalldrahtlampen (2,816 i. V.) und 56 800 Kohle- 
faden- usw. Lampen (81600 i. V.). Für die Ausfuhr ergibt 
sich eine Erhöhung um 138514 dz (15%) und 57,668 Mill 
RM (18,6%). Die in ihr enthaltenen Reparationssachliefe- 
rungen betrugen 68 053 dz bzw. 23,082 Mill RM, und der 
Stückzahl nach sind in dem genannten Zeitabschnitt 62 133 
Lichtmaschinen (55489 i. V.), 466 990 Dynamos, Elektro- 
motoren usw. (379 401 i. V.), 27427 Bogen- usw. Lampen 
(16159 i. V.), 46,326 Mill Metalldrahtlanıpen (40,684 i. V.) 


1 Vgl. ETZ 1929, 8. 1140. 
2 Ygl. ETZ 1928, S. 1527; 1929. S. 1355. 


1540 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42 


Einfuhr indz 


Ausfuhr in dz 


17. Oktober 1929 


ges Erzeugnisse August Januar/August August Januar/August 
r. 
1929 1929 | wen 1929 1929 1928 
Lichtmaschinen und Lichtzündmaschinen für Motorfahr- S 8 
zeuge; Anlaßmotoren für Verbrennungsmotoren . . . 36 664 1 383 Han 5 829* 4 700° 
907 Dynamomaschinen, Elektromotoren, Umformer; Trans- 
b bis g formatoren und Dr ulen!. . 2. 2 2 2 2 0 2 20. 3264 | 24016 32 429 27 511*| 205 830*| 201 853° 
907 h Fertig gearbeitete Anker, Kollektoren? . . . . .....» 163 1444 1156 1 415*| 13 244*| 18 763* 
908 a,b] Elektrizitätssammler, deren Ersatzplatten (Elektroden) . . 308 4 092 4 788 4 523*| 33303*| 35099* 
909 Kabel zur Leitung elektrischer Ströme, zur Verlegung in 
Wasser oder Erde geeignet . . . . 2 2 22200. ° 650 | 28960 11 987 60 554 | 395 644*| 301 804* 
910 Bogenlampen, Quecksilberdampf-, Quarz- und ähnliche 
a bis e Lampen; Gehäuse dafür mit Glasglocken; Scheinwerfer, 
Reflektoren? . .. 2.22 2 220000000 EE 12 118 86 278 2 948* 2 971 
911 a Metallfadenlampen . . . . 2 2 0 2 2 2 0 ee 00. DE 187 1 535 1 378 1 302 5 252* 8 125* 
911 b Kohlenfaden-, Nernst- und andere Glühlampen E 12 38 40 28 264* Bugs 
912 A" Telegraphenwerke; Bestandteile davon . . . . 2 97 39 11 192* 146 
912 A2| Fernsprecher, Fernsprech-, Wand- und Tischstationen, Fern- 
sprechvermittelungseinrichtungen; Bestandteile davon . 162 745 371 2 006*| 13015* 9 999* 
912 A8] Vorrichtungen für die drahtlose Telegraphie und Tele- 
phonie; Bestandteile davon . . . . . 2 22220. . 539 4 156 2 264 4 309*| 33 298%) 24 472* 
912A4| Meß-, Zähl- und Registriervorriohtungen, auch in Verbin- 
dung mit UÜhrwerken; Bestandteile davon TE 176 1 353 1 337 2 587*| 22 439*| 19 858° 
912 B Bügeleisen; Bestandteile davon . . ...... — 13 14 740 5 212* 4 150 
912 C Heiz-, Koch- und sonstige Wärmeapparate; „Bestandteile 
dävon soe e s ee ae PETEERE TE 269 1 432 91030 1 466 9 990* 7 962° 
912D | KRöntgenröhren; Bestandteile davon . . l 16 9 18 133* 83° 
912 E Magnetzündapparate und sonstige elektrische Zündaysteme 
sowie Teile davon (ausgenommen Magnete); elektro- 
technisches Zubehör für Motorfahrzeuge . . 253 2 104 1905 3182*| 17723*| 11 977° 
912 Fı | Sicherungs- und Signala te; Läutewerke; Bestandteile 
davon .. Magie Se 50 158 128 1 410* 8 977* 7 820* 
912 F2 | Vorricht n für Beleuchtung, Kraftübertragung, Elek- 
trolyse; Vorschalte. und Nebenschlußwideretände; sonst. 
a. n. g. Vorrichtungen; Bestandteile davon . . . . 1 272 8 763 8 073 28 799*| 210 071*| 204 600° 
912 F8 | Vorrichtungen für ärztliche oder zahnärztliche Zwecke; 
Bestandteile davon (ausgenommen 912D) .. . . 46 473 622 1 589 12 297*| 10 962° 
912 F4 | Galvanische (auch Trocken-) Elemente, elektr. u. alva- 
nische Batterien; Thermoelemente; Bestandteile davon 13 277 434 7 190 43 279 34 705 
912 F5 | Tsolationarollen, -glocken, -knöpfe, Spulen, Taster, Schalter 
usw. aus Steingut, Porzellan oder Glas (ausgenommen 
733a) 4.0: % EE 18 161 200 6. 6 6 
912 F6 Isolstionsgegenstände ` aus ` Asbest, Asbestpa Glimmer 
oder Mikanit für die Elektrotechnik (Schutzkasten usw.) 22 56 94 35 410* 349* 
912 F7 | Isolierröhren für elektr. Leitungen aus Papier oder Pappe; 
Verbindungsstücke dafür... . 2. 2 2 2200220. i i i 3695 | 23426*| 16 342* 
= Elektrotechnische Erzeugnisse, unvollständig angemeldet . — — — — 6 22 
enge in dz . . 7 455 80 671 | 9 69767 | 153 453*|1 065 782*| 927 268° 
Summe von Tarifunterabschnitt 18B: { Work in 1000 RM | 4 506 | 35 008 | 9 28 409 | 50 889° 367 241*| 309 573° 
648 a Vorgepreßte Blöcke, Platten und Stangen aus Kohle für 
elektrotechnische Zwecke . . . 2... 0... 48 253 299 977 7 822 8 596 
648 b Kohlenbürsten, Mikrophonkohlen usw.; Kohlenfäden für 
elektr. Beleuchtungskörper oder dgl., auch in DEUDE 
mit Platin .... Be Bere EE Ta 13 53 39 70 574* 540 
648 o Brennstifte für Bogenlampen EE ar a a he 238 1037 153 519 5 467 4 961 
648 d Elektroden z e ag u IK es 2a wann 448 4 221 8204 | 21290 | 182 843 | 177 246 
133 a EEN für Telegraphen- oder Fernsprech- 
leitungen” . ..... EE E EE E EE EES aa — 180 147 7 444*| 52778*) 41581* 
40 a nen Bene er eat Yale 171 361 215 1 564 11681 7 293 
783 0 Bearbeitete Teile von elektrischen Maschinen der Nro. 
807 a/g und von Erzeugnissen der Nrn. 807 h/911 b aus 
nicht schmiedbarem Gußeisen. . . . 2. 222.2... 351 1 355 2 193 } 8 8 8 
799 e . aus schmiedbarem Eisen . . 82 502 619 
890 a Isolierter Draht aus unedien Metallen für die Elektro- 
E EE eier EG 172 1619 1418 11 872*| 92 158*| 76 425* 


und 0,761 Mill Kohlefaden- usw. Lampen (1,414 i. V.) über 
die Grenze gegangen. Der Überschuß der Ausfuhr er- 
reichte 985 111 dz im Wert von 332,233 Mill RM (857 501 dz 
bzw. 281,164 Mill RM i. V.). 


! DieAusfuhr von Quecksilberumformern Ist in Nr.912 F 2 enthalten. -- 
2 Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile von nicht vollständigen elektrischen 
Maschinen. — ° Die Ausfuhr umfaßt auch Teile von Bogenlampen außer 
Brennstiften (648c). — * Die Ausfuhr umfaßt auch Quecksilberumformer 
aus Nr. 907 b/g und Isolatlonsgegenstände, auch aus Ambroid. Hartkautschuk 
usw. der Nr. 912 F 5 auber Tsolationsglocken (733a). — A Einfuhr nach Be- 
schaffenheit. — ® Isolationsglocken unter 733 a, andere Waren, auch aus 
Ambroid, Hartkautschuk usw., unter 912 F2. — ’ Die Ausfuhr umfaßt 
Ikolatoren aller Art aus Steingut oder Porzellan. — H Für die Ausfuhr gelten 
die im Unterabschnitt 18 B bei den Maschinen angegebenen stat. Nro. — 
2 Beric htigte Zahl. 

* Einschließlich der Reparationssachlieferungen. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag der E 


Bezugsquellenverzeichnis. 
Frage 316: Wer fertigt Maschinen zur Herstellung 


von Rolırdräbten an? 


Frage 31%: 
nebenstehenden Warenzeichen her? 


Abschluß des Heftes: 12. Oktober 1929. 


Wer stellt die Heizkörper mit 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
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Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9. 


ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 


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Zuahalt: VODE-Mitgliedsbeitr, für 1929 1541 - Kühne, Vorschl. z. Ein registr. Magnetometer f. techn. Mess, an stark gestörten Orten — Sı 
Waen Festieg, u. Prüf, d Leistungsgarantien v. Kreislaufkühlern f. Turbo- tafelklemme der Firma Elumag — Ein\neues Lichtinstitut 1560 — Dier 
rat. 1542 — Weber, Die el. Leistung im allg. Wechselstromkr. 1547 — Schnellzugslokom, 1D,„1 der AEG und SSW für die Deutsche Reichsb. 15 
zug ode, Weiterer Ausbau d. Stadtschnellbahnen in Groß-New-York 1651 — Verkehrszusammenschl, bei den Wupperthaler Bahnen — Elektrokultur 15 
Ze u, Über die Mess. v. Erdströmen 1553 — Cippitellfiu, Schwenk, Widerstandsänd. versch, Metalle in Magnetfeldern 1568 — Energeliew 
Bez Dlschalterpröblem 1555 — Regli, Berechn, des Durchhanges u. d. schaft 1568 — Rechtspflege 1585 — Vereinsnachrich 
Anepr. v. Freileit. 1557. 15665 — Sitzungskalender -1670 — Literatur: OL Schenfer, 
Buandschau: Drehstromgenerat. ohne Querfelddämpf, als Elemente v. cussion of the National Electr. Safety Code, 8. H. Long, L. Sternberg, 

Baanzkreisen — Zur Frage der Hpystereseverl. in Dynamozähnen 1559 — Bisacre 1570 — Geschäftl. Mitteilungen 157. 

Beigricht. in unbemannt. Unterwerken — Untersuch. über Monotelephone — 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 43 24. Oktober 1929 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


50. Jahrgang Berlin, 24. Oktober 1929 Heft 43 


VDE-Mitgliedsbeitrag für 1930. 


Nach dem Beschlusse der Jahresversammlung vom 8. Juli 1929 ist der Jahresbeitrag für 1930 fest- 


gesetzt: 
A. Für persönliche Mitglieder, die | gesellschaften, Gesellschaften mit be- 
durch einen angeschlossenen Verein an- i schränkter Haftung, Aktiengesellschaf- 
gemeldet sind . . . 2 2 2 2 22.2.9380 RM ten usw., die beschäftigen: 
Jungmitglieder ...... UD, a) bis 50 Angestellte und Arbeiter . 50 RM 
B. Für persönliche, dem Verbande | b) von 51 bis 100 Angestellte und / 
unmittelbar angehörende Mitglieder 30 „ Arbeiter . . . 5 n 
Jungmitglieder han A i 15 D | c) von 101 bis 250 Angestellle ind 
C. Fürk f he M SÉ Arbeiter . - 120 ,„ 
- Fürkörperschaftliche Mitglieder: d) von 251 bis 500 Angesieilie und 
1. Behörden, Schulen, WISS DECAU DENE Arbeiter -. . 150 „ 
Vereine usw. . . . 36 n e) von 501 bis 1000 Angestellte und 
2. Sonstige körperachafiliche Mitglieder, Arbeiter . . 300 „ 
städt. und staatl. Betriebe, auch EIt- f) über 1000 Angestellte und Arbeiter 
werke, Privatfirmen, offene Handels- | auf Anfrage. 


Verbandsmitglieder, die keinem Ortsverein angehören, zahlen ihre Beiträge über unser Postscheck- 
konto Berlin 213 12, während alle übrigen Mitglieder die Beiträge an den Verein abführen, dem sie als Mit- 
glied angehören, und zwar an dessen untenstehend angegebenes Postscheckkonto oder Bankkonto. 

Wir bitten wiederholt um Beachtung dieses Punktes, der auch in diesem Jahre leider nicht genügend 
beachtet worden ist, sodaß die Zustellung der ETZ infolgedessen verzögert wurde. 

Ganz besonders weisen wir die Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins, Berlin, darauf hin. 

Die Beiträge, auch die Rückstände aus 1929, sind bis spätestens 15. November 1929 zu entrichten, da 
sonst eine ordnunzsmäßige Zustellung der ETZ nicht gewährleistet werden kann. 

Es wird gebeten, die Beiträge möglichst im ganzen zu zahlen, um den Schatzmeistern der Vereine und 
der Geschäftstelle des VDE die Verrechnung zu erleichtern. j 

Durch undeutliche Anschriften und Namensangaben entstehen Verzögerungen in der Lieferung der 
ETZ und sonstize Unzuträglichkeiten, deshalb: Deutliche Schrift! 

Im Ausland wohnende Mitglieder können durch Postanweisung bezahlen. 


Bank- bzw. Postscheckkonten der Vereine: 


Elektrotechnischer Verein in Berlin: Postscheckamt | E. G. Köln: Köln 57 666. 
5 Berlin 13 302, E. V. Leipzig: Leipzig 11 656. 
E.V. Aachen: Bankkonto Deutsche Bank, Filiale | E, G. Magdeburg: Magdeburg 2479. Bankkonto: Com- 


Aachen; Postscheckkonto Deutsche Bank, Filiale merz- und Privatbank AG. Magdeburg, Depositen- 
Aachen, Postscheckamt Köln 2513 f. El. Verein. kasse Staatsbürger-Platz. 


E. V.des Bergischen Landes: Postscheckkonto Professor ent. . we | z 
E. Stöckhardt, Elberfeld, Postscheckamt Köln 448 96 ee a a en EES 


für El. Verein. ri f 
r ke? E. V. München: München 24 283. 
E V. o: sche Bank, Filial 
Ye raunschweig: e Deutsche Pan male E. V.am Niederrhein, Krefeld: Postscheckkonto C. Wil- 


B hweig, D itenkass H kt. 
E. V. ee le EN Ev "Breslau, Schatz dermuth, Krefeld; Postscheckamt Essen 31 376 für 
El. Verein. 


meister Hugo Lieb, Breslau 31 694. N : 
E. V. Chemnitz: Postscheckamt Leipzig 119 093. E. G. Nürnberg: Nürnberg 1964. 
Oberrhein. E. V.. Karlsruhe: Karlsruhe i. Ba. 4979. 


Deutsche E. G. zu Danzig: Postscheckkonto 1736 der 
Sparkasse der Stadt Danzig, zur Gutschrift auf | Oberschles. E.V., Hindenburg, O.-S.: Postscheckamt 
Breslau 49 494. 


Konto 1236 der Deutschen EI. Gesellschaft zu 


sel 


Danzig. OÖstdeutscher E. V., Königsberg: Königsberg Pr. 2018. 
Dresdner E. V.: Dresden 11 114. Pommerscher E. V., Stettin: Stettin 3312. 

S Kee E Ne Ve SE E. V. des Rhein.-Westf. Ind, Bez Essen: Essen 3992. 
.G. Frankfurt a. M.: Frankfurt a. M. : , s i P ER 
E. G. Halle a. S.: Postscheckamt Leipzig 91 527. Bank- Boi GE EE nen Bank Sehr. Ee 

konto: Genossenschaftsbank Halle a. 8. Schleswir-Holstei S her E.V. Kiel: Postscheckamt 
E. V. Hamburg: Hamburg 3989; Bank: Commerz- und Hast : ar IL. DEE U ARE SN S 
Privatbank AG. De Se i 
E.:@. Hannover: Hannover 19909. E. V. Südbaden, Freiburg i. Ba.: Postscheckamt Karls- 
Hessische E. G. Darmstadt: Postscheckamt Frankfurt | ‚ruhe i. Ba. 40 640. 
a. M. 2002. ! Thüringer E. V., Erfurt: Erfurt 24 810. 
E. V. Kassel: Postscheckamt Frankfurt a. M. 20639. | E.V. Trier: Postscheckamt Köln 21 654. 
Bank: L. Pfeiffer, Kassel. Württembergischer E. V., Stuttgart: Stuttgart 1906. 
Verband Deutscher Elektrotechniker e.V. 
Der Vorsitzende: Der Generalsekretär: 


Dr. M. Krone. P. Schirp. 


1542 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


24. Oktober 1928 


Vorschläge zur genauen Festlegung und Prüfung der Leistungsgarantien 
von Kreislaufkühlern für Turbogeneratoren. 


Von Dipl.-Ing. H. Kühne, Bochum. 


Übersicht. Nach Erklärung der rechnerischen Grund- 
lagen der Kreislaufkühler, soweit dieselben für die Lei- 
stungsbenrteilung von Kihlern wichtig sind, wird das 
Verhalten der Kühler bei wechselnden Betriebsverhält- 
nissen erläutert. Sodann wird ein kurzer Überblick über 
die gebräuchlichen Formen der Leistungsprüfungen unter 
Hinweis auf ihre Mängel gegeben und im Anschluß daran 
eine neue Art der Garantienfestlegung vorgeschlagen, die 
durch ihren einheitlichen und übersichtlichen Aufbau eine 
leichte und einwandfreie Leistungsprüfung gewährleistet. 
Zum leichteren Verständnis der neuen Vorschläge werden 
am Schluß einige Zahlenbeispiele durchgerechnet. Sinn- 
gemäß würde sich diese Art der Festlegung und Prüfung 
von Leistungsgarantien auch auf alle anderen Arten von 
Wärtmeaustausehapparaten ausdehnen lassen. 


Die großen Vorteile des Kreislaufkühlverfahrens zur 
Belüftung von Turbogeneratoren haben dazu geführt, daß 
es in steigendem Maße im Kraftwerksbetricbe Eingang ge- 
funden hat!. Während die Betriebskosten einer richtig 
bemessenen Luftkühlanlaxse im Vergleich zu den Betriebs- 
kosten der gesamten Maschinenanlaze sehr gering sind, 
kann ein zu knapp gewählter Luftkühler im Dauerbetriebe 
schon einen merkbaren Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit 
der Gesamtanlage ausüben. Es zeigt sieh dann, daß ent- 
weder im Sommer wegen der zu hohen Lufttemperaturen 
der Generator nicht voll belastet werden kann, ohne daß 
derselbe gefährdet wird, oder daß zur besseren Kühlung 
der Luft die Kühlwassermenze und damit der Kraftbedarf 
der Kühlwasserpumpe wesentlich erhöht werden muß. Ts 
ist deshalb nieht mehr als recht und billig, wenn wie bei 
ieder Maschine und jedem Apparat so auch beim Luft- 
kühler die Leistungsangaben klar und eindeutig festgelegt 
werden, damit bei der späteren Leistungsprüfung einwand- 
frei nachgewiesen werden kann, inwieweit die abgegebene 
Gewähr tatsächlich eingehalten worden ist. Die genaue 
Festlegung der Leistungesangraben bietet einerseits dem 
Kunden, d.h. den Kraftzentralen, die Mörlichkeit, jeder- 
zeit selbst die Leistung des Kühlers nachprüfen zu Können, 
ohne auf die Beratung eines Kühlerfachmannes angewiesen 
zu sein, anderseits wird vorgebeugt, daß sieh eine Kühler- 
firma durch das Anbieten eines zu knapp bemessenen 
Kihlers unzerechterweise preisliche Vorteile gegenüber 
der Konkurrenz verschafft. 

Im folgenden sollen neue Richtlinien für eine ein- 
wandfreie Festlegung und Prüfung der Gewährleistung 
von Kreislaufkühlern gegeben werden. Zum Verständnis 
dieser Ausführungen ist es notwendig, zunächst auf die 
reehnerischen Grundlagen der Kühler und ihr Verhalten 
bei wechselnden Betriebsverhältnissen einzusehen. 


A. Die rechnerischen Grundlagen der Kreislaufkühler 
und ihr Verhalten bei wechselnden Betriebsverhältnissen. 


1. Kühlergzleichunzen. 


Wie für jeden Wärmeaustauschapparat, so gilt auch 
für den Kreislaufkühler die bekannte Formel: 


Q=Fhtm ......... 


Hierin bedeutet Q die vom Kühler abreführte Wärmemenigre 
in keal/h, F die lJuftberührte Kühlfläche in m’, K die 
Wärmedurehraneszahl, d. h. die auf 1 m? und 1° übertra- 
sene Wärmemenzee in keal/h, und Bm den mittleren Tem- 
peraturunterschied zwischen Luft und Wasser in Grad. 
Pie Formel (1) sagt also aus, daß die vom Kühler ab- 
geführte Wärmemengze direkt verhältnisrleich ist der 
Kühlfläche, der Wärmedurchrangeszahl und dem mittleren 
Temperaturunterschied zwischen Luft und Wasser. 

Die gleiche Wärmemenze, welche der Luft beim Durch- 
gang durch den Kühler entzogen wird, wird dem dureh- 
fließenden Kühlwasser zugeführt. Bezeichnet also L die 
stündlich umwrewälzte Luftmenze in m°’/h mit einer spezi- 
fischen Wärme von Cp |kealim®]|, ferner tye die Warmluft- 
temperatur und fra ie Kaltlufttemperatur in Grad, so wird 

Q=Llyt,,— Ha): ad ne AE 


Analog gilt für das Wasser, wenn man unter W die 

Wassermenge in m’/h und fwe die Temperatur des kalten, 
D H v H . 

twa die Temperatur des warnen Wassers in Grad versteht, 


Q= W-1000 (t . 8) 


wa Ge ! 


1 Vgl. E. Stach, ETZ 19%, S. 121. 


2. Der mittlere Temperaturunterschied 


„wischen Luft und Wasser. 

Die mit dm bezeichnete Temperaturdifferenz zwischen 
Luft und Wasser bedarf noch einer näheren Erläuterung. 
Die Kreislaufkühler arbeiten nach dem Gerenstromprin- 
zip, d.h. die Stromriehtung der Luft verläuft entgegen- 
gesetzt der Stromriehtunz des Wassers. In Abh.1 steli 
die Abszissenachse die von den beiden Medien durchlaufene 
Kühlfläche, die Ordinatenachse die Temperaturen dar. Per 
Temperaturverlauf im Kühler vollzieht sich nun nicht ge- 
radlinie; er wird beeinflußt durch den jeweiligen Abstand 
zwischen Luft- und Wassertemperaturen. Je größer der 
Abstand der Temperaturen voneinander ist, desto steiler 
füllt die Luft- und steigt die Wasserkurve. Es ist deshalb 
nicht statthaft, als mittlere Temperaturdifferenz zwischen 
Luft und Wasser das arithmetische Mittel zwischen den 
Endtemperaturdifferenzen in Rechnung zu setzen: diese 
errechnet sich vielmehr nach der logarithmischen Formel 


nE ne Suter BE IE TEE ET 
a 
de 


wobei Ba und Be die Endtemperaturdifferenzen zwischen 
Luft und Wasser bedeuten. Es ist also 


In 


da = ft, — twa; be = lia — twe. 
Č 
S Sat dan o o 
X ei ` a ? 
Si bus = č lla 
T -a 
N ge 
Auhlerhefe a b 


Abh. 3. Temperaturdiagramme für 
veränderte Betriebsverhältnisse. 


Alb. 1. Temperaturverlauf 


im Kühler. 


Die Ermittlung der mittleren Temperaturdifferenz 
zwischen Luft und Wasser aus den vier Endtemperaturen 
ist für die einwandfreie Beurteilung der Kühlerleistunz, 
wie unten einzehend erörtert wird, unbedingt erforderlich. 
Is würde jedoch zu umständheh sein, zu ihrer Errechnun:g 
jedesmal die Formel (4) anwenden zu müssen, deshalb sei 
an dieser Stelle ein Verfahren beschrieben, welches eine 
sofortige Ermittlung des Bm-Wertes gestattet. 

In Abb. 2 sind als Ordinaten und Abszissen Tempera- 
turen aufgetragen. Man gehe zunächst vom Nullpunkt aus 
auf der Abszissenachse soweit nach rechts, bis man den 
Wert des kleineren Temperaturunterschiedes Be erreicht 
hat. Von hier aus greife man nach oben den Wert fur 
da ab und kann unmittelbar aus der dm -Kurvenschar den 
zurehörizen dm-Wert ablesen. Für ein Bez 10° und 

a = A0" ergibt sich beispielsweise ein dm von 144°. 
eh 


3. Verhalten der Kühler bei veränderten 
Betriebsverhältnissen. 


Jede Veränderung der Betriebsverhältnisse kommt in 
dem oben beschriebenen Temperaturdiagrramm (Abb. 1), 
auch Kühldiagrramın genannt, zum Ausdruck. Eine ge- 
naue Kenntnis der durch die Einflüsse bewirkten Ver- 
änderungen ist zunächst erforderlich, bevor eine Fest- 
lerunz der Leistungsgarantien vorgenommen werden kann. 

Zeigt es sich 2. B., daß die Luftmenze, welehe sich im 
Betriebe einstellt, wesentlich von der in Reehnung ge- 
setzten abweicht, so wird die Kurve der Lufttemperaturen 
einen anderen Verlauf nehmen. Ein» größere Luftmenze 
ergibt nach Formel (2) bei gleicher abereführter Warne- 
menge eine kleinere Temperaturdifferenz zwischen Warm- 
und Kaltluft: die Lufttemperaturkurve verläuft flacher 
(Abb. 3a) und bewirkt, daß die Kaltlufttemperatur einen 
höheren, die Warnilufttemperatur einen niedrigeren Be- 
trag annimmt als sich bei normaler Luftmenzre einstellen 
würden. Zur Beurteilung der Kühlerleistungz genügt es also 
nieht, bei einer bestimmten Wassermenge und Wasser- 
eintrittstemperatur eine Warmluft- oder Kaltlufttemne- 
ratur zu garantieren, weil die Höhe derselben maßzebend 
von der Luftinenze beeinflußt wird. Wie mit der Luft, 
so verhält es sieh auch mit dem Wasser. Je erößber die 
Wassermenge, desto flacher verläuft die Kurve der 
Wassererwärmunge und umgekehrt (Abb. 3b). 


un mE Baier 


-mp ve es 


b~" 


24. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


1543 


Es wurde oben erwähnt, daß jede Veränderung der Be- 
triebsverhältnisse im Kühldiagramm zum Ausdruck kommt. 
Dabei wurde zunächst nur der Einfluß der verschiedenen 
Luft- bzw. Wassermengen auf die Lage der Temperatur- 
kurven geschildert, unter der stillschweigenden Voraus- 


36 

SCH In 

gd ANA KO) 
33 4 


fp- 2 4 6 8 70 


Abb.2. Kurven für mittleres Temperaturgefälle da: 


setzung, daß die spezifische Kühlleistung auch bei wech- 
selnden Betriebsverhältnissen: dieselbe bleibt. Es wurde 


also angenommen, daß in Gl. (1) nieht nur die Fläche F 


aondern auch die Wärmedurehgangeszahl K unverändert 
bleibt und der dBm-Wert der abgefübrten Wärmemenge 


direkt verhältnisgleich ist. Nach den Gesetzen der Wärme- 
übertragung ist jedoch der Wärmedurchgangswert K von 


der Geschwindigkeit der durchströmenden Medien abhän- 


vig. Jeder Kühler, sei es ein Rippenrohr- oder Glattrohr- 


kühler, mit elliptischen oder runden Rohren, aus Kupfer 
oder aus Eisen, besitzt in seinen Wärmeübertragungsver- 
hältnissen grundsätzlich die in Abb. 4 angegebene Charak- 
teristik. Bei gleicher Wassergeschwindigkeit nimmt hier- 
nach der Wärmedurchzangswert K mit wachsender Luft- 


geschwindigkeit zu. Während die Zunahme zunächst rasch 


erfolgt, wird sie allmählich immer geringer, bis von einer 
merkbare Er- 


eine 
Dasselbe 


bestimmten Luftgeschwindigkeit ab 


höhung nicht mehr zu erkennen ist. was von 


Luft bei gleicher Wassergzeschwindirkeit gesagt ist, gilt 


auch für Wasser bei gleicher Luftzeschwindigkeit. Die Be- 


12 74 


einflussung der Kühlwirkung durch eine Veränderung der 
Betriebsverhältnisse kommt nun ebenfalls in dem Kühl- 
diagramm unmittelbar zum Ausdruck. Nimmt man bei- 
spielsweise an, daß bei sonst gleichen Verhältnissen die 
Wassermenge auf das Doppelte der ursprünglichen erhöht 
wird, so äußert sich der Einfluß 
der vergrößerten Wassermenge im 
Kiühldiagramm einmal darin, daß 
die Kurve der Wassertempera- 
turen infolge der nunmehr geringe- 
ren Temperaturdifferenz zwischen 
eintretendem und austretendem 
Wasser flacher verläuft: ferner 
aber wird, da in Formel (1) Q und 
F konstant geblieben sind. K aber 
wegen der größeren Wasserge- 
schwindigkeit um einen gewissen 
Betrag gestiegen ist, das mittlere 
Temperaturgefälle dm zwischen 
Luft und Wasser kleiner; eine Her- 
absenkunze der Lufttemperatur- 
kurve ist die Folge. 

Es zeigt sich also, daß bei der 
Beurteilung eines Luftkühlers die 
Kenntnis der Wasser- und Luft- 
menge von großer Bedeutung ist. 
Ohne die Angabe dieser Größen 
läßt sich keine einwandfreie Ga- 
rantie aufstellen. 


——- 
ege, 


Wärm 


Kr Luftgeschwindigkeit 
V Wassergeschwindigkeit 
Abb. 4 Wärmedurechgangswerte 


in Luftkühlern. 


Lufftemperatvren 


3 £ 

8 ERUhIWOSSEr 

500000 600000 700000 800000 kcal/h 
Wörmemenge 


Abb. 5 Frischwasserkühler-Garantiekurven. 


B. Festlegung der Leistungsgarantien. 


1. Diebisher übliche FormderGarantie- 
festlegung. 


Nach Erörterung der rechnerischen Grundlagen der 
Kreislaufkühler und ihres Verhaltens bei wechselnden Be- 
triebsverhältnissen kann nunmehr auf die Festlegung der 
Leistungszarantien eingegangen werden. Allzemeinzültire 
Vorschriften und Regeln darüber gibt es nicht; in den 
meisten Fällen wird der Kühlerfirma nur ein Betrieb-zu- 
stand angegeben, für den der Kühler zu bemessen ist. Fin- 
den die Leistungsversuche, wie es in der Regel der Fall ist, 
unter anderen Betriebsverhältnissen statt, so kann es vor- 
kommen, daß eine genaue Leistunesprüfung aus dem 
Grunde nicht möglich ist, weil die Gewährleistung nicht 
scharf genug gefaßt, d. h. nicht für die Betriebsverhältnis<e 
vorgesehen war, unter denen der Kühler tatsächlich 
arbeitet. Es liegt also in erster Linie im Intere=se der hui: 
lerkunden, wenn danach gestrebt wird, einheitliche Regeln 
und Bedingungen für die Leistungszewähr vor Kühlern zu 


1544 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


24. Oktober 1929 


A die eine einwandfreie Prüfung der Kühler ermög- 
ichen. 

Es soll nunmehr erläutert werden, in welcher Form 
die Garantien für Kühler bisher festgelegt worden sind und 
welche Mängel sie aufweisen. Im Anschluß daran werden 
Richtlinien angegeben, welche darauf hinzielen, für alle 
Arten von Kühlern eine einheitliche und zweckmäßige 
Festlegung der Garantien zu schaffen. 

Handelt es sich im einfachsten Falle um einen 
Frischwasserkühler, so ist es allgemein üblich, 
für eine gegebene oder angenommene Verlustwärme, Was- 
sermenge und Wassereintrittstemperatur ein bestimmtes 
Temperaturdiagramm zu garantieren. Nach dem oben Ge- 
sagten ist dies nur dann ohne weiteres zulässig, wenn die 
in Rechnung gesetzte Luftmenge mit der wirklichen Luft- 
menge übereinstimmt. Da dies erfahrungsgemäß meistens 
nicht der Fall ist und ebenfalls die zugrunde gelegte Ver- 
lustwärme selten den wirklichen Betriebsverhältnissen ge- 
nau entspricht, so ist es zweckmäßig, die sich bei verschie- 
denen Luftmengen und Verlustwärmen ergebenden Tempe- 
raturen in Form von Kurven aufzutragen, wie es z. B. in 
Abb. 5 geschehen ist. Diese Art der Darstellung ist voll- 
kommen klar und eindeutig, sie kann jedoch nur da an- 
gewendet werden, wo die Kühlwassermenge unveränder- 
lich ist. 


£00 ON 600 800 1000 


Wärmegelälle 


Lufferwärmung — —>Kallluf! -Kondensal 


u Eee u az 


HT Y 


—= Ber d / || 
ses GER BE DL CT / ra = 
en un —.—2 =: 


erte RER 

E E E E 
E EES EE e 
AS e 
es 
es 


` 


S AEL EEEE 
-rH ne 
E a 


‚Abb. 6. Garantiokurven der Kondensatstufe eines Stufenkühlers. 


Will man nun die Garantien auch auf verschie- 
dene Wassermengen ausgedehnt haben, wie z. B. 
bei der Kondensatstufe eines Stufenkühlers, wo sich die 
Kondensatmenge je nach der Höhe der Generatorbelastung 
ändert, so kommt zu den beiden Veränderlichen, nämlich 
der Luftmenge und der Verlustwärme, als dritte Veränder- 
liche noch die Kühlwassermenge hinzu. Hier kann man die 
Garantien in Form einer räumlichen Kurvenschar auf- 
tragen. Abb. 6 veranschaulicht ein derartiges Kurven- 
blatt, welches gestattet, für verschiedene Verlustwärmen, 
Kondensatmengen und Luftmengen ohne weiteres den ga- 
rantierten Temperaturabstand Kondensat—Kaltluft und 
die Lufterwärmunug festzustellen. Ein derartiges räum- 
liches Diagramm ist nun zwar sehr anschaulich, jedoch 
wird es sich wohl kaum in der Praxis allgemein einführen 
lassen, weil seine Herstellung zu viel Zeit benötigt. 

Verwickelter als bei einem einstufigen Kühler liegen 
die Verhältnisse bei einem zweistufigen Kühler, 
der mit Kondensat und Frischwasser beaufschlagt wird. 
Wenn man bedenkt, daß man hier als Veränderliche nicht 
nur Luftmenge, Wärmemenge und Kondensatmenge son- 
dern außerdem noch Frischwassermenese und Temperatur- 
differenz zwischen Frischwasser- und Kondensateintritts- 
temperatur, also fünf veränderliche Größen hat, so wird 
man ermessen können, daß hier eine Aufstellung von Ga- 
rantien in der bisher üblichen Form fast unmöglich ist. 

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die bisher 
übliche Festlegung der Leistungszarantien von Kreislauf- 
kühlern noch nicht in einer solch einheitlichen, übersicht- 
lichen und zweckmäßisgsen Form geschieht, daß hiernach 
eine einwandfreie Leistungsprüfung durch Versuche erfol- 
gen kann. Hier Wandel zu schaffen, soll der Zweck der 
folgenden Ausführungen sein. 


2. Neue Vorschläge fürdie Festlegung der 
Leistungsgarantien. 


Eine einfache Überlegung zeigt, daß eine der veränder- 
lichen Größen, welche die Leistung eines Kühlers beein- 
flussen, in den Garantien ohne weiteres durch einen Fest- 
wert ausgedrückt werden kann, nämlich die abgeführte 
Wärmemenge ©. Nach Gl. (1) ist die abgeführte Wärme- 
menge dem mittleren Temperaturunterschied dm zwischen 
Luft und Wasser verhältnisgleich. Legt man nun dem 
Garantiediagramm eine Einheitswärmemenge von bei- 
spielsweise Q = 100 000 kcal/h zugrunde, so genügt für die 
Beurteilung des Kühlers die Feststellung, wie groß für 
diese Wärmemenge der erzielte ĝm-Wert ist. Die Eliminie- 
rung der Wärmemenge aus den Garantien ist ohne weiteres 
statthaft, weil die Größe der Wärmemenge auf die spezi- 
fische Kühlleistung keinen Einfluß hat. Der Faktor K in 
der Gl. (1), der als Maßstab für die spezifische Kühl- 
leistung gilt, hängt nach dem oben Gesagten lediglich von 
der Geschwindigkeit der strömenden Medien ab; wie groß 
hierbei die abgeführte Wärmemenee ist, bleibt gleichgül- 
tig. Eine Veränderlichkeit der Wärmemenge wirkt sich 
auf den mittleren Temperaturunterschied zwischen Luft 
und Wasser aus, der sich hierbei in gleichem Maße ändert. 


Die Ausschaltung der veränderlichen Wärmemenze 
aus den Garantien bietet den großen Vorteil, daß sich die 
Zahl der veränderlichen Größen um eine vermindert. Das 
in Abb. 5 wiederzegebene Leistungschaubild eines Frisch- 
wasserkühlers würde hiernach zu einer einzigen Kurve zu- 
sammenschrumpfen (Abb. 7). Die Ordinaten bedeuten hier 
die bei einer bestimmten Frischwassermenge und verschie- 
denen Luftmengen garantierten Bm-Werte für eine Wär- 
meleistung des Kühlers von 100 000 kcal/h. 


Bei einem mit Kondensat und Frischwasser beauf- 
schlagten Kühler würde man das Leistungschaubild für 
reinen Kondensatbetrieb in der in Abb. 8 angegebenen 
Form darstellen können. Als Abszissen werden zweck- 
mäßig die Kondensatmengen aufgetragen; die Ordinaten 
geben nun für eine Wärmemenge von 100000 kcal/h und 
verschiedene Luftmengen den garantierten mittleren Tem- 
peraturabstand De zwischen Luft und Wasser an. Damit 
ist für sämtliche Betriebsverhältnisse die Garantie ein- 
deutig festgelegt. Für jede Kondensatmenge, Luftmenge 
und Wärmemenge läßt sich, wie unten in einem Beispiel 
noch näher erläutert wird, das Kühldiagramm sofort an- 
geben, welches dann direkt mit dem durch die Leistungs- 
E ermittelten Kühldiagramm verglichen werden 

ann. 


Der Gedanke liegt nun nahe, daß man bei kombiniertem 
Betrieb von Stufenkühlern beide Stufen nicht wie bisher 
zusammenhängend beurteilt sondern die Leistung einer 
jeden Stufe getrennt feststellt und demgemäß auch die Ga- 
rantiekurven für beide Stufen getrennt angibt. Diese Maß- 
nahme beseitigt mit einem Schlage sämtliche Schwierig- 
keiten, die der bisherigen Form der Leistungsangaben für 
Stufenkühler anhafteten und eine einwandfreie Prüfung 
fast zur Unmöglichkeit machten. Zur Festlegung der Lei- 
stung von Stufenkühlern sind dann nur zwei Kurvenblät- 
ter erforderlich, von denen das eine die Garantien der 
Kondensatstufe, das andere die Garantien der Frisch- 
wasserstufe enthält. Abb. 9 zeigt zwei derartige Dia- 
gramme, die in ihrem Aufbau dem oben beschriebenen Dia- 
gramm (Abb. 8) gleichen und deshalb nicht besonders er- 
läutert zu werden brauchen. 


C. Durchführung der Leistungsversuche. 
1. Allgemeines. 


Die Leistungsversuche an Kreislaufkühlern fir 
Turbogeneratoren erstrecken sich in der Regel auf die 
Messung der Mengen und Temperaturen von Luft und Was- 
ser; bisweilen werden auch die Luftwiderstände einer 
Prüfung unterzogen. Voraussetzung für die einwandfreie 
Durchführung von derartigen Leistungsversuchen ist zu- 
nächst, daß während der Dauer eines Versuches die Gene- 
ratorbelastung konstant gehalten wird oder nur in gerin- 
gen Grenzen schwankt. Andernfalls kann sich bei der Ver- 
änderlichkeit der Verlustwärmemengen im Kühler kein 
Beharrungszustand einstellen. Die Folge davon würde 
sein, daß die Temperaturen dauernd hin und her pendeln 
und eine zuverlässige Messung unmöglich machen. Nach 
Einstellung des Generators auf eine bestimmte Last dauert 
es erfahrungsgemäß mindestens 1% h, ehe der vollkom- 
mene Beharrungszustand beim Kühler erreicht ist, d. h. die 
Temperaturen sich nicht mehr ändern. Eine Ausdehnung 
des Versuches auf diese Zeit ist also erforderlich, um ein- 
wandfreie Ergebnisse zu erzielen. Die wichtigsten Punkte, 
die bei den einzelnen Messungen zu beachten sind, sollen 
nachstehend aufgeführt werden. 


24. Oktober 1929 


2. Luftmessung. 


Zur Messung der Lufttemperaturen werden in dem 
Warmluft- und Kaltluftraum Thermometer angebracht. Es 
ist selbstverständlich, daß für die Beurteilung des Kühlers 
die hier gemessenen Temperaturen maßgebend sind, nicht 
etwa die Temperaturen, welche am Generatorgehäuse ab- 
gelesen werden. In der Regel findet man nämlich, daß die 
Warmlufttemperatur am Generatorgehäuse höher ist als 
im Warmluftraum. Man kann sich diese Erscheinung da- 


mit erklären, daß das Thermometer im Gehäuse an einer, 


Stelle angebracht ist, wo die von der Wicklung herrührende 
Strahlungswärme eine erhöhte örtliche Erwärmung der 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


SNEEHENEZIEREIERRZEHZEEBEDBEEHBLIBENE 
NN WEE EEN Se Oe ES EE E Se 


1545 


verschaffen, um nicht von vornherein die Genauigkeit der 
Messungen in Frage zu stellen ?. 

Die Messung der Luftmenge erfordert größte Auf- 
merksamkeit. Als Meßinstrument kommt bei den im Kreis- 
laufkühlerbau gebräuchlichen Luftgeschwindigkeiten nur 
das Anemometer in Betracht. Die Art der Messung richtet 
sich nun ganz nach der Konstruktion der Külılanlage. Man 
wird zweckmäßig die Messung dort vornehmen, wo man die 
Gewähr für -eine möglichst gleichmäßig gerichtete Luft- 
strömung hat. Bei einem senkrecht angeordneten Kühler 
(Abb. 10) bietet sich zweifellos die günstigste Stelle beim 
Austritt der Luft aus dem Kühler. Abgesehen davon, daß 
eine Messung hier außerordentlich bequem ist, sind gerade 
hier wie an keiner anderen Stelle im Kreislauf die Voraus- 
setzungen eines gleichmäßig gerichteten Luftstromes ge- 
geben. Infolge des Widerstandes, den die Luft beim Durch- 
gang durch den Kühler findet, verteilt sie sich so gleich- 
mäßig über den ganzen Durchtrittsquerschnitt, daß eine 


VS 
Luftmenge [30°750mm) SY 
Abb. 7. Garantiekurve eines Frisch wasser- SE N ] 
kühlers. 
RSS 
60 a: TI 
SE T 
SASN T 
Ge Bok INAR m 
EENEEREERNERONSANGENHHEREENEREERRRNEN 
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D 0 30 we 50 60 70 80 S w EBEBBEBBBEEBNERSNSSENNEHHEEBEBREN 
Aondensatmenge e mh S TSTST TIN ANANNA AN] |) 
i N III TI III TI NANNAN | 
Abb. 8. Garantiekurven der Kondensatstufe R TITIL III T NNNNANITTȚ) 
eines Stufenkühlers. 30 ENEEENNHENEENNRERERNLRUNBLONNHENE 
ITT UKW DNSNWNWITI 
TTT TTNK IN SWNWSNI 
BENEREBEENENEENEBERNLUNENNDU 
20 BEREIZEUBEERERBBREEBHRNBULL. ING! 
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10 RSR WS 
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III IIIIUTITIUUTICTICIIN UN 
TTTS KKK EE EE KK EK ECKE EN 
0 EEEBEBEBRHENBBREBEBEHRRERERNBHEN 
032 023 024 025 026 087 028 029 030 
—> Cn 
Abb. 11. Spezifische Wärme der Luft Cp (bezogen auf 1 m? bei 60°; 


Abb. 10. Luftkühler (Bauart GEA). 

Luft zur Folge hat. Es wäre also verkehrt, diese Tempera- 
tur dem Kühldiagramm zugrunde legen zu wollen. Die im 
Kaltluft- und Warmluftraum angebrachten Thermometer 
müssen so angeordnet sein, daß sie einerseits von außen 
gut beobachtet werden können, anderseits aber auch wirk- 
lich die genaue Lufttemperatur anzeigen. Wird beispiels- 


vrao S 


Un für Q - 100000 kcal/h 


m 20 30 %0 0 60 70 80 HmYh 
Frischwassermernge 


© 20 30 %0 50 60 70 ah 
Äondensaimenge 


Abb. 9. Garantiekurven eines Stufenkühlers. 


weise das im Kaltluftraum befindliche Thermometer nicht 
direkt in dem Luftstrom des Kühlers angeordnet sondern 
an einer Stelle, wo die Luft stagniert und sich möglicher- 
weise der Einfluß des kalten Kondensatorbodens bemerk- 
bar macht, so wird eine zu niedrige Kaltlufttemperatur ab- 
gelesen. Deshalb ist es wichtig, sich zunächst über die 
Temperaturverbältnisse in den Lufträumen Klarheit zu 


relativer Feuchtigkeit). 


Messung an der Luftaustrittseite des Kühlers, wie auch die 
Erfahrung bewiesen hat, sehr zuverlässige Ergebnisse lie- 
fert. Wird die Luftmengenmessung ausgeführt, so sind 
gleichzeitig die an der Meßstelle herrschende Temperatur 
und der Barometerstand zu ermitteln. Dies ist aus dem 
Grunde notwendig, weil die spezifische Wärme der Luft, 
deren Kenntnis für die Berechnung der vom Kühler abge- 
führten Wärmemenge nach Gl. (2) erforderlich ist, von 
Temperatur und Barometerstand abhängt. 

In Abb. 11 sind für verschiedene Lufttemperaturen und 
Barometerstände die spezifischen Wärmen von 1m? Luft 
zraphisch dargestellt. Hat man beispielsweise im Kaltluft- 
raum eine Luftmenge von 30 m?/s bei 20° und 740 mm Ba- 
rometerstand gemessen und beträgt die Warmlufttempe- 
ratur fie = 48°, so errechnet sich hiernach unter Be- 


nutzung aer Formel (2) und der Abb. 11 die vom Kühler 
abzeführte Wärmemenge Q zu 


Q = 30 : 3600 : 0,281 . (48 — 20) = 850 000 kcal/h. 
3. Wassermessung. 


Die Woasser.nessung ist erheblich einfacher als die 
Luftmessung und erfordert dementsprechend weniger Um- 
stände und Zeit. Es ist nur darauf zu achten, daß die Tem- 
peraturen des Wassers sehr genau ermittelt "werden; denn 
eine geringe Ungenauigkeit in der Temperaturablesung 
kann bei den meist vorhandenen kleinen Temperaturunter- 
schieden zwischen Kalt- und Warmwasser schon einen 
großen Fehler in der Auswertung verursachen. Hat man 
Wassermenge und Wassertemperaturen festgestellt, so läßt 
sich nach Gl. (3) aus diesen Daten die an das Kühlwasser 
übertragene Wärmemenge ermitteln. 


3 Bedburu. Stach, Z. VDI Bd. ee S. 155. 


1546 


4. Dievom Kühler abgeführte Wärmemenge. 


Die Erfahrung lehrt, daß die auf Grund der Leistungs- 
versuche sich ergebenden Luftwärmemengen und Wasser- 
wärmemengen selten genau miteinander übereinstimmen. 
Diese Differenzen können auf Meßungenauigkeiten zurück- 
zuführen sein und es scheint deshalb angebracht, falls der 
Unterschied nicht zu groß sein sollte, für die Beurteilung 
der Kühlerleistung den Mittelwert aus beiden Wärms- 
mengen zugrunde zu legen. Es wäre zu wünschen, daß 
über diesen Punkt eine genaue, einheitliche Vorschrift auf- 
gestellt wird, damit die Richtigkeit der Auswertung eines 
Leistungsversuches von keiner Seite angefochten werden 
kann. 

D. Zahlenbeispiele. 

An einem Zahlenbeispiel soll nunmehr die Festlegung 
und Prüfung der Leistungsgarantien von Kreislaufkülhlern 
veranschaulicht werden. Ein weiteres Beispiel möge zum 
Schluß erläutern, wie man auf Grund der Garantieckurven 
für jeden Betriebsfall das sich ergebende Temperaturdia- 
gramm leicht ermitteln kann. 

1. Garantie-Festlegung und Prüfung 
einesFrischwasserkühlers. 

Ein Frischwasserkühler soll für folgende Betriebs- 
verhältnisse bemessen werden: 

Maschinenleistung . . . . 
umlaufende Luftmenge L. . 
bezogen auf 30°, 760 mm Hg 

(Cp = 0,277), 


7500 kW, 
36 000 m?/h, 


abzuführende Wärmemenge Q 330 000 kcal/h, 
Warmluft-Temperatur f, 63 9, 
Kühlwasser-Eintrittstemperatur twe- 25°, 
Kühlwassermenge W ENEE 66 m?/h, 
Luftwiderstand max. . 25 mm WS. 


Auf Grund dieser Daten errechnet sich die Luftabkülilung 


nach Gl. (2) zu 
p a = Q — 33000 an, 
le la LC, — 36000.0277 7 ` 
Die Kaltlufttemperatur wird somit fr, = 30°. 


Desgleichen ergibt sich die Wassererwärmung nach 
G1. (3) zu Q 330 060 


fwa — fwe = 30 ~ 1000.66 7° 
und hieraus die Wasseraustrittstemperatur zu fwa = 30 °. 
Das mittlere Temperaturgefälle Om zwischen Luft und 
Wasser kann aus Abb. 2 sofort entnommen werden; es ist 
in diesem Fall dm = 15 °. 

Die Garantien werden folgendermaßen festgelegt: 


Bei Q = 100000 kcal/h und W = 66 m?/h wirdein 
mittlerer Temperaturabstand zwischen 
Luft und Wasser von 455° gewährleistet. 
Die Luftmenge darf hierbei nicht weniger 
als 35000 m/h betragen,bezogen auf 30° und 
760 mm He. 

Bei den Leistungsversuchen werden die in Zahlen- 
tafel 1 angegebenen Daten gemessen. Die Luftmenge be- 
trägt hiernach 41400 ın?/h bei 28° und 740 mm Hg Baro- 
meterstand. Nach Abb. 11 entsprechen diese Daten einer 
spezifischen Wärme der Luft von Cp = 0,272. Bei einer 
Temperatur von 30° und einem Barometerstand von 
‘60 mm Hg besitzt die Luft eine spezifische Wärme von 
Cp = 0,277; auf diesen Zustand bezogen ‚ergibt sich dem- 
nach eine Luftmenge von L = 4140. a = 40 700 m?/h; 
dieselbe liegt also im Gültigkeitsbereich der geleisteten 
Garantie. 


Zahlentafel 1. Frischwasserkühler-Protokoll. 


Wasser- 


. Be- | Lufttemp. Wasser Luft- 
Zeit jastung| in Gra ul menge “ur Bemerkungen 
h kW warm | kalt | kalt warm mäh |ImmWS. 


Luftmenge mittels 
Anemometers er- 
mittelt 41400 m&h 
bei% u.740 mmHg 

Bei oberflächlicher Betrachtung der Versuchsergeb- 
nisse wird man zu der Annahme kommen, daß die Garan- 
tien sicherlich gut eingehalten sind; denn nach den obigen 
Angaben soll bei 25° Frischwasser-Eintrittstemperatur 
eine Warmlufttemperatur von 63° erzielt werden. Tat- 
sächlich wird aber bei der noch höheren Frischwasser- 
temperatur von 27° eine Lufttemperatur von 61° er- 
reicht. Daß diese Annahme jedoch nicht zutrifft, zeigt 
nachstehende genaue Nachprüfung. 

Die vom Kühler abzeführte Wärmemenge berechnet 
sich aus der Luftmenze und Abkühlung zu 

Qı = 41 4C0 . 0,272 . 27 = 305 000 kcal/h, 


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aus Wassermenge und Erwärmung zu 
Qw = 66 . 1000 . 4,5 = 297 000 kcal/h. 


Das Mittel aus beiden Werten wird der Auswertung zu- 
grunde gelegt. Hiernach beträgt die vom Kühler abge- 
führte Wärmemenge 
Qm = 301 000 kcal/h. 

Der mittlere Temperaturunterschied dm zwischen Luft und 
Wasser kann für die bei dem Leistungsversuch gemessenen 
4 Temperaturen aus Abb. 2 direkt entnommen werden. Er 
ergibt sich zu Om = 15,7 °. Bei einer Wärmeleistung von 
100 000 kcal/h wird demnach ein dm von 5,22° erzielt; es 
ist somit einwandfrei nachgewiesen, daß die Garantien 
nicht eingehalten sind. Die Größe der Minderleistung geht 
aus dem Vergleich der döm-Werte ohne weiteres hervor; sie 


beträgt EE 
—45 
ER a A RE — 0 ` 
6,2 F a55). 1; Hi 134o 
2. Rechnungsbeispielan Hand des Garan- 
tiekurvenblattes eines Stufenkühlers. 
Das Garantiekurvenblatt der Kondensatstufe eines 
Stufenkühlers ist in Abb. 12 dargestellt. Man möchte wis- 
sen, wie hoch die Lufttemperaturen werden, wenn der 
Kühler unter nachstehenden Betriebsverhältnissen arbeitet: 
Ausschließlicher Kondensatbetrieb: 


Maschinenleistung 3 18 000 kW, 
abzuführende Wärmemenge . 750 000 kcal/h, 
Kondensatmenge . ... 75 m?/h, 
Kondensat-Eintrittstemperatur 20 9, 
Luftmenge . ës E ir. éi 32 m?/s 


Aondensalmenge 


‚Abb. 12. Garantiekurven der Kondensatstufe eines Stufenkühlers. 


Aus Wärmemenge und Kondensatmenge berechnet sich 
nach Gl. (3) die Kondensaterwärmung zu 
Q 

twa — = -r RA = 10°. 

wa— lwe = yo — 10 
Die Kondensat-Austrittstemperatur ergibt sich demnach zu 
twa = 30°. Ebenfalls läßt sich die Lufterwärmung ermit- 
teln; sie beträgt nach Gl. (2) 


mr 
t Q 150 000 = 23,5 °, 


ha = C, L ~ 0277. 2.3600 

Nach dem Garantiekurvenblatt (Abb. 12) wird bei einer 
Kondensatmenge von 75 m?/h und Luftmenge von 32 mi. 
ein dm von 1,97°, bezogen auf eine Wärmeleistung von 
100 000 kcal/h, garantiert. Bei Q = 750 000 kcal/h muß sich 
also garantiegemäß ein dm von 14,8° im Kühler einstellen. 
Zur Ermittlung der Lufttemperaturen nimmt man nun die 
Abb. 2 zur Hand und verfährt folgendermaßen: Bildet man 
die Differenz der Luft- und Wassererwärmung (fie — 
— (fwa — fwe) und trägt dieselbe auf der Ordinatenachse 
der Abb. 2 ab, bewegt sich dann unter einem Winkel von 
45° nach rechts oben, u.zw. so weit, bis man zu dem in 
Frage kommenden Wert von dm gelangt, so ergibt der End- 
punkt die Koordinaten ĝa und de. Damit sind die Luft- 
temperaturen bekannt; denn es ist 


dÉ = twa + Ba und dÉ = twe + de. 
Im obigen Beispiel ist 
UP — tia) — (fwa — twe) = 23,5 — 10 = 13,5 °. 
Hierfür erhält man bei De = 14,8 °: 
da =, De = 9°, 

Es ergeben sich somit folgende Lufttemperaturen: 
Warmlufttemperatur lie = 30 + 22,5 = 52,5 9, 
Kaltlufttemperatur ta = 20+ 9 =29°. 

Dieses Beispiel zeigt, in welch einfacher Weise man 

sich auf Grund eines nach Art der Abb. 12 aufgestellten 
Leistungschaubildes für alle Betriebsverhältnisse Klarheit 


über die Höhe der garantierten Lufttemperaturen verschaf- 
fen kann. 


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1547 


Die elektrische Leistung im allgemeinen Wechselstromkreis. 
Von Dr. Dr.-Ing. Ernst Weber, z. Z. Berlin. 


Übersicht. Es wird nachgewiesen, daß die von Ch. P. 
Steinmetz eingeführte symbolische Darstellung der Lei- 
stung nicht ganz richtig ist. Es gibt keine analytische 
Form, die gleichzeitig Wirk- und Blindleistung richtig wie- 
dergibt. Sodann wird das Wesen der „Blindleistung“ er- 
örtert und ihr eine physikalische Bedeutung abgesprochen. 
Für nicht sinusförmige Wechselströme wird der Be- 
weis geführt, daß die Produkte der Öberwellen ungleicher 
ÖOrdnungszahlen mit in den Leistungsausdruck aufzunehmen 
sind, daß sie aber keiner Blindleistung im gewöhnlichen 
Sinne entsprechen. Sie sind vielmehr wie in allen quadrati- 
schen Formen rein mathematisch erforderliche Ausgleichs- 
glieder. 


1. Die elektrische Leistung bei sinusfürmigem Wechsel- 
strom. 


Um die für die allzemeineren Abschnitte notwendigen 
Grundlagen zu gewinnen und gleichzeitig einige Richtig- 
stellungen vorzunehmen, sei hier zunächst auf den Fall 
- des rein sinusförmigen Wechselstroines eingegangen. Die 
Allzemeinheit wird nicht beeinträchtigt, wenn wir einen 
einphasizen Stromkreis betrachten. 

Eine Wechselspannun« 


u=Uy2sinwe—-%W) .....:.0 


erzeuze also in einem einphasigen Stromkreise einen 
Wechselstrom ; 
i=IV2sinl¢wt—ywy—- p), ......0) 


wobei Effektivwert I und Phasenwinkel ọ in bekannter 
Weise nach . 
et — Nr Fyr? SE 

=, z_YVr’+r2, MD ek (8) 
zu rechnen sind, wenn r den Ohmschen Widerstand und r 
den reaktiven Widerstand, die Reaktanz, bedeuten. z ist 
als quadratisch Resultierende die Impedanz des Kreises. 
Die in jedem Augenblick im Kreis vorhandene (erzeugte 
oder verbrauchte) elektrische Leistung ist durch das Pro- 
dukt der Aurenblickswerte u und € gegeben und somit 


ui =? U Isin (w t— y) sin (w t— y — o) 
oder bei Auflösung des trigonometrischen Produktes 
vi UIcosg—UIcosĖwot—2y—). .. ( 


Das Wesen des Elektromagnetismus als Ncehwingungs- 
erscheinung prägt sich also auch in der Leistung aus; 
über den Mittelwert Ulcosg erscheint eine Leistungs- 
schwinzune mit der Amplitude UI gelagert. Weil stets 
cose s 1, nimmt somit ui im allgemeinen auch negative 
Werte an, d. h. die elektrische Leistung wird 
zu zewissen Zeiten von Verbraucherstellenaus 
geliefert. Den zeitlichen Mittelwert der elektrischen 
Leistung, der allein mechanisch oder thermisch verwertbar 
ist. nennt man Wıirkleistune oder Leistung 
schlechtweer, der schwinzende Teil entbehrt zunächst einer 
eizenen Bezeichnung. Für das Produkt UI hat sich aller- 
dings die Benennung „Sceheinleistung“ eingebürgert oder 
besser nach dem neueren Vorschlare „Riehtleistune“!, 
doch meint man damit weniger die Amplitude der gesam- 
ten schwinrenden Leistung sondern eine rein fiktive 
Größe, in Analogie zum Gleichstromfall, wo die Leistung 
stets einfach durch das Produkt von Spannung und Strom 
gegeben ist, 

Man kann die Beziehung (4) auch anders schreiben, 
wenn man den trieonometrischen Faktor des zweiten Gle- 
des zerlegt, nämlich 


ut = UTI cosgo— [U I caos o] cos (2 w t— 2%) 
+ [U I sin ọ] sin (2 w t— 24y) ..... Ø 


Dann bleibt die Differenz der beiden ersten Glieder stets 
positiv, entspricht also etwa nur verbrauchter Lei- 
stung, während das letzte eine reine Sehwingung dar- 
stellt und syınmetrisch positive und negative Werte wech- 
seln läßt. Für die Amplitude dieser Leistung hat man einen 
sonderbaren Begriff geprägt, nämlich „wattlose Lei- 
stung“ oder „Blindleistung”. Man kam auf diese Be- 


nennung nicht durch Gl. (5) sondern auf ganz anderem `: 


ı AEF-Entwurf XXIX., ETZ 1977. S. 519. e 
2 Vgl. E. Weber, Zur Definition von Sceheinleistung, Blind- 
leistung und Leistungsfaktor. El. u. Maschinenb. Bd. 47, 8. 277. 


Were. Schreibt man nämlich die mathematische Be- 
ziehung 


co®p-+sin”P =1........0) 


und multipliziert sie mit (UI)?, so ergibt sich 
(U Icos} 4+ (U Ising} = (UI. .... © 


Nachdem die rechte Seite das Quadrat der „Scheinleistung“ 
darstellt, wenn diese in Analogie zum Gleichstrom als 
Produkt der Effektivwerte von Strom und Spannung ge- 
bildet wird, und nachdem das erste Glied der linken Seite 
das Quadrat der mittleren wirklichen Leistung vorstellt, 
fühlte man sich angeregt, auch das zweite Glied der lin- 
ken Seite zu benennen und fand die in sich so wider- 
spruchsvolle oben angeführte Bezeichnung. Die Schein- 
leistung ist im \Vechselstromkreise eine Dimensionierungs- 
größe, denn die Effektivwerte von Strom und Spannung be- 
stimmen (Querschnitt und Isolation bzw. Kupfer- und 
Eisenverluste. Sie hat aber keinen physikali- 
schen Sinn, wenn man sie nicht aus Gl. (4) als Ampli- 
tude der wesamten schwinzenden Leistung ablesen will. 
Auch (Ulsing) hat keine selbständige Bedeutung, denn 
in Gl. (7) müßte dieser Ausdruck Mittelwert sein, damit 
die Wirkleistung Eingang finden kann, und in Gl. (5) 
müßte er wieder Amplitude einer Schwingung sein. fin 
allzemeinen werden die beiden nicht vergleich- 
baren Definitionen vermengt und in der elektrotech- 
nischen Literatur ist sehr häufig zu lesen, daß die Blind- 
leistung eine Art Mittelwert der schwingzenden magne- 
tischen Energie sei, was natürlich vollkommen sinnlos ist. 
Blindleistungz als Schwineung hat den Mittelwert Null, 
zur Blindleistung als Mittelwert einer Schwingung müßte 
man erst eine Leistungschwingung erfinden, von der sie 
Mittelwert sein könnte. 

Nun ist aber leider die Gl. (7), die rein mathematisch 
genommen vollkommen richtig ist, so sehr eingeführt, daf 
man auch die Auslegung fand, Wirkleistung sei Spannung 
mal Wirkkomponente des Stromes (in Richtung oder in 
Phase mit der Spannung) und Blindleistung sei Spannung 
mal Blindkomponente des Stromes (90° gegen die Span- 
nung verschoben). In Zeichen würde dies etwa wie folrt 
anzuschreiben sein: Die Zerlegung der trixzonometrischen 
Funktion aus (il. (2) liefert. für den Strom die Definition 
der Watt- und der Blindkomponente 

i = (I V? cos p) sin (w t— y) — (I V2 sin ) cos (w t — y); (8) 
ne” 


Lenert N- 


Ampl. d. Wattkomp. Ampl. d. Blindkomp. 


multipliziert man diesen Ausdruck mit der Spannung 


nach Gl. (1), so ist 
ui=[U Icos ọ]2 sin? (w t — y) 
— [U I sin ọ] 2 sin (w t — y) cos (w f— y). (© 


-Daß hier die beiden Amplituden nicht einfach zu definieren 


sind, sieht man wohl leicht ein. Darin eine physikalische 
Auslegung für den mathematischen Zusammenhang (7) 
erblicken zu wollen, dürfte etwas weit hergzeholt sein. 
Nur die kritiklose Vermenzung von mathematischer und 
physikalischer Ansehauungz vermochte dieses Dilemma zu 
schaffen, aus dem es nur den Ausweg gibt, Gl. (7) als rein 
mathematischen Behelf gelten zu lassen, aber eine physi- 
kalisehe Deutung der auftretenden Glieder zu unterlassen. 
Wir werden später sehen, daß das hier dargestellte 
Dilemma noch viel sehärfer und eindrucksvoller auftritt, 
wenn man zum allgemeinen, nicht sinusförmiren Wechsel- 
strom übergeht. 


2. Die symbolische Darstellung der Leistung des sinus- 
föürmigen Wechselstromes. 


Die symbolische Methode wurde bekanntlich von 
Ch. P. Steinmetz? eingeführt und beruht auf der 
(außschen Erweiterung der reellen Zahlenlinie durch die 
imaginären Zahlen zur Zahlenebene. Eine Erweiterung des 
Zahlenbegriffes erwies sich als notwendig bei der Be- 
trachtung von V—u, wenn a eine positive reelle Größe 
ist. Da rein zahlenmäßig ein solcher Ausdruck unvor- 
stellbar und ohne Bedeutung ist, schuf Gau Ñ in genialer 
Weise einen Symbolismus, er schrieb 


V-a=zy—1.Vua=jVu . (10) 


3 (h.P. Steinmetz. Theorie und Berechnung der Wechsel- 
stromerscheinungen, Berlin 190, Bd. 2. 


1548 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


24. Oktober 19298 


und hatte damit, zunächst unbewußt, eine ungeheure Be- 
reicherung der Zahlenwelt gebracht. Er verwies näm- 
lich in der geometrischen Darstellung der Zahlen die 
„imaginären“ Größen in eine zur Zahlengeraden senk- 
rechte Gerade, so daß eine Art Koordinatensystem ge- 
schaffen wurde. In diesem Sinne bedeutet also +j eine 
Drehung der reellen Zahl um 90° im positiven Sinne und 
die algebraische Vereinigung a + j b bedeutet eine Strecke 


OP mit der absoluten Länge Va?+ b? und der Neigung o 
gegen die reelle Zahlengerade (Abb. 1). Man erreicht 
also jeden Punkt der Ebene durch die einfache algebraische 
Summe seiner Abstände von den beiden Zahlenscraden 
(Achsen), durch eine 

sog. komplexe Zahl. Die . maginöre 

weitere Durchführung + Zahlengerade 

und Vertiefung dieses 
Gedankens führte dann 
zu einer eigenen Rich- 
tung in der Mathematik, 
zur Analysis, welche 
vielfach ganz einfache 
mathematische Formen 
an Stelle sehr kompli- 
zierter setzt, aber natür- e 
lich rein formal er- “y 

leichternd wirkt und Abb. 1. Darstellung der komplexen 
nicht etwa wirkliche Zahl. 
Ausrechnungen erspart! 

Durch die Definition (10) ist auf keinen Falletwa 


V—a sinnvoller geworden, nein, es bleibt 
genauso unverständlich wie früher, nur 
verwertet ist diese Form, die sonst achtlos 
liegengeblieben wäre. 


a reelle 
Zahlengerade 


Abb. 2. Sinus- und Kosinusfunktion. 


Die Übertragung dieses neuen mathematischen Be- 
helfes in das Gebiet der zeitlich sich sinusförmig ändern- 
den Größen nahm Ch. P. Steinmetz vor. Die Grundformen 
der einfachsten und gesetzmäßigsten zeitlichen Änderun- 
gen sind die cos- und die sin-Funktion. Denkt man 


(Abb.2) einen Stab OP um seinen Endpunkt O gleich- 
förmig mit der Winkelgeschwindiekeit œ von Pa aus 
rotierend und den durch Parallellicht von links gewor- 
fenen Schatten auf der senkrecht zur Zeichencbene gleich- 
förmig bewegten Wand W aufgefangen, so zeichnet der 
Endpunkt P bekanntermaßen genau eine Sinuslinie auf. 
Bezeichnet man die zeitliche Periode mit T (jene Zeit, 
in welcher derselbe Wert in gleicher Richtung wieder er- 
reicht wird), so besteht wegen der Gleichförmigkeit der 
Bewegungen die Verhältnisgleichung 


0:27, 


weil die beiden Perioden 2x und T linear voneinander 
abhängen. Daraus ergibt sich 


a tzot 2.2.2.2. 0D 
und die Winkelgeschwindigkeit des Stabes ist 
w = as ee era ek 


T 
Hätte man als Anfangslage des Stabes OP; gewählt, so 


wäre auf diese Weise eine cos-Kurve entstanden. OP; 


ist aber senkrecht auf OPs, u.zw. im positiven Sinne um 
90° gedreht. Man kann also geradezu 


coswt=sin(wt + F)=jsinwt re EE 


festlegen, wobei aber jetzt jeine rein zeitliche Be- 
deutung hat und zeitlich eine Verdrehung um 90° im 
positiven Sinne anzeigen soll. Jede andere Anfangslare 


als die beiden betrachteten OP, und OP; läßt sich aus 

diesen beiden zusammensetzen nach der bekannten Reeel 
sin (w t + p) =sinwtcosp+coswfsingp 

= (cos p +j sin ọp)sinwt. ... (4 


Zurückgreifend auf den Anfang des ersten Abschnittes 
schreiben wir nun die Gleichungen (1) und (2) in zer- 
legter Form nach 


u = (U V2 cos y) sin w t— (U VĒ sin y) cos w t pr 
i = [I V2 cos (y + p)] sin w t— [I V2 sin (w + p)] cos w d 2) 
oder mit neuen leicht ablesbaren Definitionen auch 
u = U’ V? sin w t — U” V2 cos w t | 
i= I!’ Y2sinot— I” V2coswt| ge 


womit die zeitlich sinusförmig veränderlichen Größen u 
und i durch die beiden Phasengrenzlagen dargestellt sind. 
Die Leistung wird jetzt 


ut = U'I? sin wt+ U” 1”? cos? w t 
— (U I” + U” I) 2 sin wtceos øw t. (17) 


Somit ist die „Wirkleistung“ als zeitlicher Mittelwert dar- 
zustellen durch 


(U Òm — = Urp UI n... 08 


während die sog. Blindleistung als Amplitude des letzten 
Schwingungsgliedes durch 


Ng =—-(UP+UN ...... 09 


gegeben erscheint. Das negative Vorzeichen in Gl. (19) 
spielt weiter keine Rolle, es könnte auch ruhig wegge- 
lassen werden. 

Überträgt man nun die oben erläuterte Symbolik auf 
die Ausdrücke (16), so erhält man 


u=(U'y2—jU”Y2)snwot= UY2sinwot (20) 
i = (Ir V2—j I” Y2)sinot= I Y2sinwtf’ | 


wenn man komplexe Effektivwerte U und Z einführt, um 
den Zeitfunktionsfaktor sinw t weglassen zu können. Es 


sind also endlich Ströme und Spannungen symbolisch ge- 
geben durch 
U=-U'’—j Sa 


I= AER 1” 
wobei jede Größe zeitlich sinusförmig veränderlich ge- 
dacht werden muß und entweder Effektivwert oder Ampli- 
tude sein kann, da beide für rein sinusförmige Größen 
bekanntlich einander proportional sind. Die Behandlung 
der verschiedenen Aufgaben in der Wechselstromtechnik 
wird dadurch sehr vereinfacht, insbesondere in der Theorie 
der Wechselstrommotoren kann man damit formal sehr 
einfach rechnen. 

Wir wollen nun versuchen, auch die Leistungen mit 
Hilfe der symbolischen, besser analytischen Rechnung aus- 
zudrücken. Bildet man einfach das Produkt UI aus 
Gl. (21), so ergibt sich 


UI=(U I — Drot fett . @&) 


Der Vergleich mit G1. (18) zeigt, daß der reelle Teil des 
Ausdruckes nicht mit der Wirkleistung nach (18) über- 
einstimmt. Aus diesem Grunde definiert Steinmetz in kom- 
plexer Ausdrucksweise die Leistung als Produkt der kom- 
plexen Spannungsamplitude mit der konjugiert komplexen 
des Stromes? 


UI-(UI+UMHHUM—UNM .. (3) 


und nennt den reellen Teil „Wattleistung“, den imaginären 
Teil „wattlose Leistung“. Ein kurzer Blick auf Gl. (18) 
und (19) zeigt, daß wohl die Wirkleistung richtig erfaßt 
ist, während die Blindleistung unrichtig wiedergegeben 
wird. Die letztere war hingegen mit dem imaginären Teil 
von Gl. (22) richtig dargestellt. 

Als richtige symbolische Ausdrucks- 
weise für die Leistungen kommen nur die beiden Be- 
ziehungen in Frage 


a RUD, 


(16) 


(21) 


Ng = 3m(UJ), ... 4 
wenn U und J die komplexen Werte nach Gl. (21) sind und 


I der konjugiert komplexe Wert zu Z ist. Daß Wirk- und 
Blindleistung nicht als Real- und Imaginärteil eines und 
desselben Ausdruckes erscheinen können, liegt tief be- 
gründet in der nur linearen Beziehungen zu- 
gänglichen Übertragungsmöglichkeit der Analysis auf 
Wechselstromprobleme, weil die Produkte zeitperiodischer 
trieonometrischer Funktionen sich stets zerlegen lassen 


* Man gewinnt bekanntlich zu einem komplexen Ausdruck den 
konjugiert komplexen, indem man das Vorzeichen des imaginären 
Anteils wechselt, z.B. a + jb wird zu a— 3b. 

° Re bedeutet, daf von dem komplexeu Ausdruck nur der reelle 
Anteil, und Am in gleicher Weise, dal nur der imaginäre Anteil zu 
nehmen ist. 


24. Oktober 1929 


in Summen von Funktionen verschiedener Periodizität. 
Es gilt ja beispielsweise 
, e 1 l 1 
sin (1 w ® sin (1 w £) = 2 cos (0 w f) — 5 cos (È w t), 
Symbolik der 


und dieser Zusammenhang verletzt die 
Gl. (21), die gerade gleic h e Periodizität voraussetzt. 


a Die Leistung bei nicht sinusförmigem Wechselstrom; 
Strom der Spannung proportional. 

Der am einfachsten zu überblickende Fall nicht sinus- 
förmizen Wechselstromes ist zunächst die rein Olımsche 
ans wenn der Strom der Spannung proportional ist, 
also 


(ri, 25a) 
gilt, wobei r eine konstante Materialeigenschaft darstellt. 
Hat die Spannung u auch eine nicht sinusförmige beliebige 
Form, so läßt sie sich doch durch eine Übereinanderlage- 
rung von sinusförmigen Wechselspannungen verschiedener 
Frequenzen, die unter sich in eanzzahligen Verhältnissen 
stehen, darstellen, S E 


u = Kä Un V2sin(nra!—W,)- 

n=l 
Die Effektivwerte Un der einzelnen Wellen und deren 
Phasenverschicbungen Wa gegen einen gewählten Zeit- 
nullpunkt muß man als gegeben betrachten bzw. kann sie 
mit Hilfe der harmonischen Analyse aus einer vorgege- 
benen oszillographischen Kurve gewinnen. Den Strom 
kann man mittels Gl. (25a) in gleicher Weise anschreiben: 

be 
S Un E 
me H SE (26) 
r 
n=1 l 

In einem rein Ohmschen Kreise mit konstantem 
Widerstand kann natürlich ä als 


. . . (25b) 


yÊ sin (n œ t — Y,„). 


nur Joulesche Wärme 
Leistung auftreten, Blindleistung im gewöhnlichen Sinne 
einer schwingenden Energie? ist hier ausgeschlossen. Bil- 
den wir nun die elektrische Leistung als Produkt der 
Augenblickswerte von Strom und Spannung nach Gl. (26) 

und (25 b), so ist 
aif% 5 S 
iterDz ak Ginter ad) , (2) 

n=l 


Es läßt sich sofort aussagen, daß ui nur positive Werte 
annehmen kann, denn bekanntlich ist das Quadrat jedes 
Wertes positiv. Die Summe von G1. (27) weist aber auf 
doppelte Produkte hin, die rein schwingende Leistungs- 
serößen darstellen, also auf den ersten Blick als „Blind- 
leistung“ angesprochen werden könnten. ‘s entsteht näm- 


lich 
[o ei 

Kä 2 Un’ sin? (n w% t— Ya) 

n=1 
L D 

+ ` Kë 2 Un Um sin (n œ Lal sin (m of Yan): (28) 
n=] m=] 
in m) 


Der erste Ausdruck ist als identisch mit dem ersten Gliede 
von Gl. (9) zu erkennen, nur daß hier eine Summe auftritt, 
während die zweite Summe gewöhnlich in den Lehr- 
hichern und Aufsätzen in Zeitschriften übergangen wird. 
Erst in neuester Zeit hat E. Kern, allerdings nur an- 
deutungsweise, diese Glieder in die Diskussion gezogen’, 
während C. Budeanu¥ als „Verzerrungsleistung” eine 
Summe von Doppelprodukten der Amplituden ungleicher 
Wellenordnungen ziemlich gewaltsam in das bisherige 
Schema einzupassen suchte”. Diese Summe tritt jedoch 
mathematisch unweigerlich auf, sie zu leugnen, hieße die 
Gesetze der Mathematik verletzen. Diese Glieder sind 
auch keine Blindleistung, denn sie bringen nur 
jene durch die erste Summe unrichtig dargestellte quadra- 
tische Form des Stromes erst auf die richtige Form, wie 
in jeder Quadratbildung das doppelte Produkt ebenfalls 
miterscheinen muß und etwa in 
(a — bi = (a + b) — 2a b 

sogar negative Werte haben kann, ohne darum die Funk- 
tionswerte negativ zu machen. 

Außer diesen vielleicht noch angezweifelten Argu- 
menten können wir aber einen unbezweifelbaren Beweis 


e Um verständlich zu sein. gebrauche ich hier das Wort Blind- 
leistung noch im landläufigen Sinne, verweise aber auf die in Fut- 
note 2 SE Arbeit. 

’ E. Kern, ETZ 1926, S. 1005 


e Bericht von A. Fraenke 1. ETZ 1928, S.97 bzw. K.E. Müller, > 


ETZ 1928. S. 251. ` . , 
» Auch hier möchte ich auf die ausführliche Arbeit nach Fuß- 
note 2 verweisen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


1549 


liefern, indem wir auf eine spezielle Form eingehen und 
zwei Vergleichsrechnungen führen. Der Einfachheit halber 
nehmen wir für die Spannung u eine Dreieckform an, wie 
in Abb. 3 ersichtlich, weil für diese Form die Zerlegung 


Abb. 3. Die elektrische Leistung bei rein Ohmschee Belastung. 


in eine Fouriersche Reihe schon wiederholt vorgenommen 
wurde und leicht nachzuschlagen ist!®. Die .Funktion ist 
innerhalb einer Periode gegeben durch 


— a<ı<—, fd = Kb, 

T ZE 

EE fo) = +r.. @ 
+3 ses+n 2 f@=+tr—x 


und die Fouriersche Reihe lautet, wenn die Amplitude a/2 
beibehalten bleibt, 


4 fl. 
u = f (x)= SN (sin x -7 sin 3 x Lo sinğæ—. ). (30) 


Nehmen wir für den Widerstand den Wert r=2an, so ist 
der Strom 


N: ' E 1. ; 
(af uäl e ln z — A sin äs +; nis. Lon 


Die Leistung ist das Produkt von Gl. (30) und (31) oder 
i 
WEE gea (32) 


Rechnen wir zunächst, wie es ziemlich allgemein getan 
wurde, nur die quadratischen Glieder (Produkte gleicher 
Frequenzen) und nennen die Summe (u), so erhalten wir 
dafür 

1 


8 1 

u? == e? i ? ` "ae E 1 2: S 

(u 1), E f sin xr -} or in EE 623 
oder mit trigonometrischer Zerlegung 

TOT | 1 1 
weft +g Lu +...) 

1 1 l 

— 2 ETN be GE 4 . e 

DECHE cos D A un COS 10 x + H (33) 


Rechnen wir nun getrennt die doppelten Produkte (als 


sin? ġ x- en 


Produkte ungleicher Frequenzen), so ergeben sie, als 
(it i) benannt, 
(u i), = a = P sin x sin 3 x + SE sin esindx 
1 . ei 
— um sin Zait Et, 
E EEN E 2 N 
95,5 SİN 3r sin 5x -+ qa El 3 xsin Po, 
35, ei Draut, 
; u 4 
Hey 


und die entsprechende trixonometrische Umformung liefert 
dafür wieder 


~ dE 1 1 1 
un litt dat Jet 
1 1 1 
zl. F os T Au 1... lee 13 


1 1 1 ) 
u o t 49 T zaj T ... J eos x 


1 1 1 ) ee 
++ gr + 995, + ...]cos8.r usw. $. (34) 


Um nun die Frage zu entscheiden, ob die elektrische Lei- 
stung mit (ui), oder mit | (u i), + (ud. zu berechnen 
ist, gehen wir jetzt einen anderen Rechnungsweg. 


10 Siehe etwa Rziha-Seidener, Starkstromtechnik Bd. 1, 
S. 49, 6. Aufl. 


1550 


Bilden wir, wie es in Abb. 3 angedeutet ist, das Quadrat 
der Funktion f(z), so ist aus Gl. (29) dafür der analytische 
Ausdruck zu entnehmen: 

x 


neue y ve MOPS Ea 
ses? ` ebe, | mm 
+ <asta For = (a — aY. 


Nachdem die Funktion sowohl zur Ursprungsordine ic als 
auch zur Mittelordinate der Halbwelle symmetrisch ist, 
treten in der harmonischen Analyse nur gerade cos-Glieder 
auf. Wir können also vorausnehmen 


ee) 
EOE AL Ag, cos (27 x) 2222. (36) 
n=0 
und haben die Koeffizienten nur mehr durch einfache In- 
tegrationen zu ermitteln. Wegen der vorhandenen Sym- 
metrien lassen sich die Integrationsgrenzen auf 4 der 
Welle beschränken, somit 


r 
i 2 
Ay, SE Ze cos (?2na)dx 
0 
n 


2 


4 3 
=; f xeos Rnd, 


0 
und die Ausführung der Integration, die mittels einer Re- 
kursionsformel leicht zu erledigen ist, ergibt bei Beach- 
tung der Grenzen 


—1) _ 
Aas e n>l. ..... BD 
Für die Ordnungszahl n = 0 müssen wir bilden 
Nn 
2 / 3 
_ 5 _ a Er 
VEH jedes... 


0 


womit jetzt die für Gl. (32) gebrauchte Form gebildet wer- 
den kann: 

k (Fo)? = Toal cos? x+ I. cos 4 x — 1 cos6x+.. (39) 
2 6 2 8 18 u 
Daß dieser letzte Ausdruck vollkommen sicher das Qua- 
drat der Fourier-Reihe angibt, ist mit dem Satze erwiesen, 
daß sich für jede periodische Funktion eine und nur eine 
Fourier-Reihe finden läßt; es gibt also außer (39) keine 
andere richtige harmonische Auflösung von G1.(32). 
Um nun den endgültigen beweisenden Vergleich zu führen, 
seien die Koeffizienten von (u2) nach Gl. (33), von 
Cou, + (ui),] als Summe von Gl. (33) und (34) und end- 
lich von (39) nebeneinander in eine Tafel eingetragen. 
Nachdem es sich in Gl. (33) und (34) um unendliche Reihen 
handelt, kann natürlich nur eine gewisse Annäherung er- 
reicht werden, die jedoch im voriiegenden Falle leicht sehr 
weit gebracht werden kann, da die Reihen außerordentlich 
rasch konvergieren. Das Ergebnis des Vergleiches in der 
nachfolgenden Tafel schließt wohl den Beweis. Die elek- 
trische Leistung ist stets nur durch Mitberücksich- 
tigung der Produkte ungleicher Fre- 
quenzen richtig zu erhalten! 


Vergleichstafel. 


Koeftizienten der trigonometrischen Reihen 


Zeitfunktion 


I, f eh 


(u Ch (un, + (un) 
nach Gl. (33) nach Gl. (34) nach Gl. (39) 
cos Oz +0411 + 0,411 + 0,411 
cos 2x — 0,406 — 0,0 — 0,500 
cos dz 0 | + 0,124 | + 0,125 
cos 6x — 0,005 | — 0,0541 | — 0,0555 
cos 8r OU | + 0,304 + 0.0313 


Alle vorstehenden Ausführungen gelten natürlich nur 
für die elektrische Leistung als Augenbliekswert. Zum 
zeitlichen Mittelwert steuern die Produkte ungleicher Fre- 
quenzen nichts bei, sie sind reine Schwingungsglieder mit 
dem Mittelwert Null. 


4. Die Leistung bei nicht sinusförmigem Wechselstrom 
im allgemeinen \Wechselstromkreis. 


Im allgemeinen Wechselstromkreis sind außer Wider- 


stand auch noch Kapazität und Induktivität vorhanden, 
so daß die Stromkurve gegen die Spannungskurve sehr 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 43 


24. Oktober 1929 


weitgehende Verzerrungen aufweisen kann. In einem 
solchen Falle ist die Definition der Blindleistung beson- 
ders schwer und sollte am besten ganz weggelassen wer- 
den, um keinen Anhaltspunkt für schwere Mißverständ- 
nisse zu geben. Ist nämlich die Spannung durch eine be- 
liebige Fouriersche Reihe gegeben, 


u= > Un V2 sin (n w t— wm) ...... G0 
a) 
und ähnlich der Strom etwa durch 
i= Ai In Väsinfn of Na Ph), .. .. Gi 
n=i 


so ist der Augenblickswert der Leistung bei einiger Um- 
formung, insbesondere Trennung der Produkte gleicher 
Frequenzen von jenen ungleicher Frequenzen, 


x 
ut > Un In cos Pa— Y, Un In cos (2 n w t—2Yn— Pr) 


n=l n=1 


CO 2 
+), Y, UnIm{cos[(n— m)ot— (un — tm) + Pm] 


n=lm=1 
— cos[(n+ m) w t— (Yn + Ym)— gen ll 


Die beiden ersten Glieder sind analog G1. (4) Summen über 
alle Einzelwellen, während das letzte Glied wieder die 
Doppelsumme der Doppelprodukte (in bezug auf die Fre- 
quenzen) darstellt. 

lm allgemeinen Falle wird jetzt nicht mehr ui nur 
positive Werte aufweisen sondern wird, wie aus dem sinus- 
förmigen Falle bekannt, auch ins Negative schwingen, 
Leistung generatorisch aufspeichern, um sie dann wieder 
zuzusetzen. Welcher Anteil dies ist, läßt sich aus dem 
Obigen nicht ersehen, denn weil immer cos (al. er- 
reichen schon die Werte der ersten Zeile für sich im all- 
gemeinen den Übergang ins Negative. Was soll nun als 
Blindleistung angesprochen werden? Einen anderen Lei- 
stungsausdruck in Funktion der Zeit als Gl. (42) gibt es 
nicht! Daraus aber kann keine irgendwie geartete De- 
finition abgeleitet werden. Eine Bildung, wie Gl. (6) und 
(7) sie für sinusförmigen Wechselstrom ergaben, versagt 
hier ebenfalls, weil die Wirkleistung (als Mittelwert 
SEN daher durch das erste Glied in Gl. (42) ge- 
geben 


. (42) 


; dh 
Ae = A. Un Incos gn . NEE EN 
n=|] 
als analoge Bildung für die Blindleistung den Ausdruck 
Ng Y Un Tasini gn E E Nr (44) 
GEN 


verlangen würde, aber daraus nie eine Beziehung zur 
Scheinleistung gewonnen werden kann, 


Mei HNUM ..... (6) 


Außerdem hat natürlich Gl. (44) mit schwingender magne- 
tischer Energie nichts das geringste mehr zu tun. Gl. (45) 
lehrt auch sofort, daß eine diagrammatische Zerlegung 
der Leistungen, sei es vektoranalytisch oder durch Anf- 
zeichnung der phasenverschobenen Sinuswellen, hier voll- 
kommen ihren Sinn verliert. 

Daß die Doppelprodukte der zweiten Zeile in G1. (42) 
wirklich auftreten, braucht hier nicht wiederholt bewiesen 
zu werden, es dürfte der Hinweis auf Abschnitt 3 ge- 
nügen. C. Budeanu wollte nun durch rein mathematische 
Umformung die Ungleichung (45) zu einer Gleichung 
machen, indem er eine Summe von Produkten von Effek- 
tivwerten der Oberwellen verschiedener Ordnung quadra- 
tisch hinzufügte und diese Summe als Verzerrungsleistung 
benannte". Dieser Versuch muß als mathematische Kon- 
struktion abgewiesen werden, weil gar keine Möglich- 
keit einer Messung der so definierten Glieder besteht. 
Für praktisch sinusförmige Wechselströme, also höchstens 
5% örtliche Abweichung der Kurvenform von der Grund- 
welle nach der Definition der R.E.M.'? wird der allge- 
meinste Fall Gl. (40), (41) näherungsweise wieder auf 
Gl. (1), (2) zurückgeführt, und damit gelten dann wieder 
alle in den Abschnitten 1 und 2 zusammengefaßten Ausfüh- 
rungen. Für Wechselströme, die nicht mehr als praktisch 
sinusförmig anzusehen sind, müssen unbedingt in der 
Leistungsbildung die doppelten Produkte der Glieder ver- 
schiedener Frequenzen berücksichtigt werden, im zeit- 
lichen Mittelwert treten sie hingegen nicht auf. 

Steinmetz hat die symbolische Methode nicht nur auf 
sinusförmige Wechselströme angewendet (Abschnitt 2) 
sondern auch auf allgemeine Wechselströme und hat dabei 


1 Wie Fußnote 8. 
2 R.E.M. 192% $ 14. 


Mi A 0 ee 


24. Oktober 1929 


die Doppelprodukte, die in der symbolischen Methode dop- 
pelt ‘unangenehm sind, einfach nicht gebildet, ohne eine 
richtige Begründung zu geben, warum sie nicht auftreten 
sollen. Allerdings war Steinmetz bereits die Ungleichung 
(45) bekannt, und schon er gab Beispiele, hinter welche 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 43 


1661 


er den Schluß setzte, daß in Fällen stark verzerrten 
Wechselstromes eine diagrammatische Behandlung zu voll- 
kommen falschen Ergebnissen führen müsse und die Ein- 
führung eines äquivalenten Wechselstromes reiner Sinus- 
form jeder Berechtigung entbehre. 


Weiterer Ausbau der Stadtschnellbahnen in Groß-New-York. 
(Independent System.) 


Nach der Inbetriebnahme der unter dem Namen „The 
Subway“ bekannten Untergrundbahn in New York im 
Jahre 1904 bzw. 1908 hatte der Verkehr auf den Schnell- 


=== Im Bau 
=» DBeschlossen, noch 
N nicht im Bau 
nn em Geplant 
a Planung noch nicht 
begonnen 
The Bronx 


Queens 


Linie 108 


© l 


S vi 
P NN Brooklyn 
Be A 


Richmond 


Coney blend < 


Abb. 1. Erweiterung der elektrischen Stadtschnellbahnen in Groß- 
New-York (Independent System). 


bahnen derart zugenommen, daß sich die Stadtverwaltung 
am 19. III. 1913 veranlaßt sah, zwei weitere Verträge, 
genannt 3 und 4, mit den Untergrundbahn-Gesellschaften 


boulevard 


Queens 


abzuschließen, die als „Dual-System“ bezeichnet wurden. 
Die beiden Verträge, die mit der Interborough Rapid 
Transit Co. und der New York Rapid Transit Corporation 
(B.-M. T.) abgeschlossen wurden, sahen Neubauten so- 
wie Um- und Erweiterungsbauten vor, deren Gesamt- 
umfang 970 Gleiskilometer Schnellbahnen betrug!. Nach 
dem Bericht der städtischen Verkehrskommission wurden 
auf den Schnellbahnen der beiden Gesellschaften im Jahre 
1927 befördert: 1 887 300 000 Personen, d.s. 65 % der ins- 
gesamt beförderten Personen, deren Zahl zu 3 202 800 000 
angegeben wird. 

Der ständig wachsende Verkehr ließ erkennen, daß 
bald der Sättigungspunkt auch für dieses Bahnnetz er- 
reicht sein würde. So begann die Stadt unter Aufsicht des 
Verkehrsamtes im Jahre 1925 den Bau eines selbständigen 
Unternehmens (Independent System) von Unter- 
grund-Schnellbahnen, um den Durchgangs-Schnellverkehr 
zwischen den vorhandenen Geschäfts- und Wohngegenden 
zu verbessern und auch weite Stadtgebiete hiermit zu be- 
dienen, welche in den letzten Jahren der Bebauung auf- 
geschlossen worden sind und eines Durchgangs-Schnell- 
verkehrs noch entbehren. Wie das „Dual-System“ erstreckt 
sich auch das neue Unternehmen über 
Groß-New-York mit den Bezirken Man- 
hattan, Brooklyn, Bronx, Queens, ohne 
Richmond. Gleichwohl ist auch ein Pro- 
jekt aufgestellt worden, um diesen Be- 
zirk unter den „Narrows“ mit Brooklyn 
zu verbinden. 

Die Lage und Ausdehnung der 
Linien des neuen Unternehmens sind 
aus der Abb. 1 zu entnehmen. Sie um- 
fassen 9,9 km Strecke mit 298 km 
Einfachgleis. Auf dem Plan sind die 

: Strecken; die sich im Bau befinden, in 
Doppelstrichen, diejenigen, für deren Bau Verträge abge- 
schlossen oder Angebote eingefordert sind, auf denen der 
Bau aber noch nicht begonnen hat, in vollen Strichen ge- 
kennzeichnet. Bis heute sind Verträge im Gesamtbetrage 
von ungefähr 250 Mill Dollar abgeschlossen. Diejenigen 
Strecken, für welche Zeichnungen und Ausschreibungen in 
Vorbereitung sind, sind in punktierten vollen Strichen 
kenntlich gemacht. Die Strecken in dünnen Vollstrichen 
sind diejenigen, bei denen man mit vorbereitenden Plänen 
noch nicht begonnen hat. 


Das Unternehmen umfaßt folgende Linien: 


1. Eine viergleisige Linie verläuft vom Süden nach 
dem Norden Manhattans unter der Church Street, 6. Avenue 
Greenwich Avenue, 8. Avenue, Central Park West und 
St. Nicholas Avenue. Am nördlichen Ende der letzteren hat 
die Linie zwei Abzweigungen, eine durch den nördlichsten 
Teil von Manhattan (Washington Heights) unter Broadway 
und Fort Washington Avenue bis zur 211. Street, und eine 
durch den westlichen Teil des Bronx den Grand Boulevard 
and Concourse aufwärts bis zur 206. Street. 


2. Im Geschäftsviertel von Manhattan besteht eine 
zweite Süd-Nord-Linie unter der 6. Avenue von der West 
8. Street bis zur 53. Street. 


3. Von dieser Strecke gehen drei Querlinien ab, eine 
durch die 53. Street, eine durch die Houston und Rutgers 
Street und eine durch die Fulton Street. Diese Quer- 
linien gehen unter dem East River in die Bezirke Queens 
und Brooklyn, indem jede durch ein Paar eingleisiger 
Röhrentunnel geführt wird. Im Bezirk Queens verläuft 
die Linie der 53. Street in west-östlicher Richtung unter 
der Jackson Avenue, Broadway, Queens boulevard und 
Hillside Avenue. Die Querlinien durch die Fulton Street 
und Rutgers Street vereinigen sich in Brooklyn in der Jay 
Street. Von hier verläuft eine Linie in südlicher Richtung 
unter der Jay Street, Smith Street, 9. Street und Prospekt 
Avenue; eine zweite Linie verbindet die Fulton-Street- 
Linie in Brooklyn mit der obigen Linie in Queens über 
nr Lafayette-, Marcy-, Union-, Manhattan- und Jackson- 

venue. 


ı ETZ 1926, S. 882. 


1552 


Am meisten vorgeschritten ist der Bau der Linie 
Church Street—6. Avenue—8. Avenue— Central Park West 
— Washington Tleights vom südlichen Ende der Linie im 
(ieschäftsviertel von Manhattan an der Chambers Street 
bis zum Endpunkt im nördlichen Teile von Manhattan an 
der 211. Street. Man hofft diese Linie im Jahre 1930 in 
Betrieb nehmen zu können. 


Abb. 2. Untererundbahnbau in der Fulton Str. in Brooklyn. 


Der Bau des Tunnels der Untergrundbahnen wird in 
Fisenwerk und Beton ausgeführt. In Abständen von 1,5 m 
werden Rechteckrahmen aufgestellt, die aus den seitlichen 
und inneren Säulen, Deckenträzern und, wo es der Grund- 
wasserdruck erforderlich macht, auch aus Bodenträgern 
bestehen. Zwischen die Rahmen werden Bogen aus Beton 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


— Eed (tee ege) 


24. Oktober 19298 


der Strecke mit hölzernen Bohlen auf eisernen Träzern er- 
sichtlich, unter der die Tunnelarbeiten, ohne den Verkehr 
auf der Straße zu stören, ausgeführt werden. In der Bau- 
grube wird die Ausschachtung mit auf Raupenbändern 
laufenden Löffelbasgern bewerkstelligt. Alle Material- 
förderungen erfolgen auf Schmalspurbahnen. 


Für den Betrieb des neuen Unternehmens sind beson- 
dere Wagen in Eisenbau entworfen worden, die sich in 
ihrer Leistung besonders den zu erwartenden Verkehrs- 
verhältnissen anpassen sollen. Die neuen Wagen (Abb. 3) 
sind 18,44 m lang, 3,05 m breit und 3,66 m hoch. Die Länge 
der Wagen wird somit um 2,79 m größer als die bei den 
Wagen der Interboroush Rapid Transit Co. und um etwa 
2,13 m kürzer als die der eisernen Wagen sein, die jetzt 
bei der Brooklyn Manhattan Transit Company (B.-M.T.) 
im Gebrauch sind. Mit den letzteren stimmen aber Breite 
und Höhe der neuen Wagen überein. Da die Bahnsteige 
eine Länge von 201,17 m haben, so können Züge mit 
11 Wagen abgcefertirt werden. Die Züge sind dann 30 % 
länger als der längste B.-M.T.- Zug und 55 % länger als 
die gegenwärfigen Interboroush-Züge mit je 10 Wagen. 
In jeder Warenlängswand sind vier Doppeltüren mit 
einer Türöffnung von je 1,17 m Breite vorgesehen. 
Außerdem sind in den Kopfwänden Schiebetüren vor- 
handen, um einen Übergang der Reisenden zwischen den 
Wagen auf der Fahrt zu ermöglichen. Die Anordnung 
der Sitze ähnelt der jetzigen bei den B.-M.-T.-Wagen, doch 
ist der Knieraum zwischen zwei gerenüberliegenden 
Sitzen um 5 cm größer gehalten und beträgt 23 cm. Der 
neue Waren hat 60 Sitzplätze und kann, mit stehenden 
vnd sitzenden Personen voll besetzt, 282 Passagiere auf- 
nehmen. 


Im Büro des Verkehrsamts in New York ist das 
Modell eines halben Wagenoberteils in natürlicher Größe 
aufgestellt, um alle konstruktiven Einzelheiten und die 
Anordnung der Sitze, der Lüftung mit fünf Deckenventi- 
latoren, der Beleuchtung, des selbsttätigen Türverschlus=ses 
u. a. zu zeigen und zu erproben. Letzterer wird von der 
National Pneumatie Co., Philadelphia, eingerichtet. Der 
Druckluftzylinder liegt unter einer in der Nähe der jc- 
weilizen Tür befindlichen Bank und öffnet und schließt die 
Türhälften durch Hebelübertragung. Diese Anordnung hat 
den Vorteil, daß Störungen leicht behoben werden können. 
Ferner kann der Türverschluß von verschiedenen Stellen 


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Abh.3. Neuer Untergrundbahnwagen auf den Linien des „Independent System“ in Grof-New-York mit einem Fassungsraum für 282 Fahrgäste. 


gezogen, so daß dieser die Eisenteile bedeckt und vor Rost 
schützt. In dieser Weise schreitet der Bau wesentlich 
schneller vorwärts, als wenn die Tunnelwände in Eisen- 
beton hergestellt werden, und in engen Straßen wird an 
Raum gewonnen. In der Church Street hat man dureh den 
Abbruch alter Häuser in großzügiger Weise für den Ein- 
bau der Untergrundbahnen Platz zeschaffen. 

Mit dem Bau des Tunnels sind sofort wieder neue Hoch- 
gebäude aufgeführt worden, die sich mit ihrem Eisenfach- 
werk auf besondere Eisenstützen der Tunneleisenbauten 
aufsetzen. Diese Baudurehführung ist auch in der Abb. 2 
zu erkennen, die eine Baustelle auf einer Strecke in Brook- 
Iyn wiedergibt. Hier ist auch die provisorische Abdeckung 


am Wagen innen wie außen betätigt werden. Eine rote 
Lampe zeigt dem Führer in der Kabine an, ob alle Türen 
geschlossen sind. Für die stehenden Fahrgäste befinden 
sich in der Nähe der Türen senkrechte Haltestangen und 
vor den Sitzplätzen an der Decke angebrachte eiserne, 
weißemaillierte Handegriffe, die unbenutzt schräg nach der 
Warenwand zurückschlagen, so daß Zu- und Abgang der 
Fahrgäste nicht gestört werden. Die Sitze und Rücklehnen 
sind zefedert und mit dauerhaftem Geflecht in Naturfarbe 
überzogen. Zu beiden Seiten des Wagens und an jedem 
Ende sind erleuchtete Streekenschilder angebracht, welche 
die Haltestellen anzeben. Von diesen Wagen sollen jetzt 
300 Stück in Auftrag gegeben werden. Przygzode. 


24. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


1553 


Über die Messung von Erdströmen. 


Von Georg Rosén, Beratendem Ingenieur, Stockholn. 


Übersicht. Nachdem die wichtigsten der schon bekann- 
ten Methoden für die Messung von Erdströmen kurz erwähnt 
worden sind. werden einer neue, vom Verfasser vorgeschla- 
gene Methode und ein dafür geeignetes Instrument beschrie- 
ben. Diese Methode gestattet es, ohne Grabung Messungen 
auszuführen, u.zw. unter Benutzung des vom Erdstrom er- 
zeugten Magmnetfeldes. Schließlich wird über nach dieser 
Methode ausgeführte Messungen ein kurzer Bericht erstattet. 


Für die Messung von Eredströmen (Schleichströmen), 
welche oft bei Straßen- und Eisenbahnanlazen für Gleich- 
strom zu Unannehmlichkeiten führen, sind mehrere Me- 
thoden vorgeschlagen und versucht worden. Im El. Rail- 
wav Journ.! sind drei dieser Methoden beschrieben und 
diskutiert worden, nämlich: 

1. Stromstärkemessungen in hintereinander liegender 
Teilen eines in der Erde befindlichen Leiters, z. B. eines 
HKisenrohres. Wenn man den Spannunesabfall in einer 
ltohrstrecke gewisser Länge mißt und die Abmessungen 
des Rohres kennt, kann man begreiflicherweise die im 
Rohre vorhandene Stromstärke annähernd berechnen. Ver- 
«leicht man die in dieser Weise gemessene Stromstärke mil 
der durch eine gleichartige Messung an einer anderen 
Stelle des Rohres gefundenen und ist ein Unterschied zwi- 
schen den beiden Werten nachweisbar, so ist offenbar zwi- 
schen den beiden Meßstellen ein Teil des Stromes aus dem 
Rohre zur Erde bzw. umgekehrt getlossen. 

2. Methode zum Auffangen der Erdströme mittels in 
die Erde vergrabener Metallplatten. Von der einen Platte 
zur andern wird der Strom durch ein Meßinstrument zc- 
führt (Abb. 1). Zur Vermeidung von Polarisationserschei- 
rungen müssen besondere Vorsichtsmaßrereln an den 
Platten getroffen werden. 


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Der. 
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Abb. 1. Auffangen der Erd- 
ströme mittels vergrabener 


Elektroden. Abb. 2. MeCollums Methode. 


3. MceCollums Methode. Nach dieser Methode ver- 
führt man in folgender Weise, um den Strom zu messen, 
welcher aus einem in der Erde liegenden Rohr sickert 
(Abb. 2). Es wird angenommen, dab der Stromaustrittl 
aus dem Rohr geleichmäliz nach allen Richtungen statt- 
findet. Deshalb werden Messungen nur oberhalb des koh- 
res ausgeführt, ans denen auf den Cesamtaustritt geschlos- 
sen wird. Ein vertikaler Brunnen wird von oben bis an 
das Rohr gegraben und in ihn eine Stange gesenkt, die 
vier Kontaktstücke aus Metall trägt. Diese Kontaktstücke 
werden gesen die Brunnenwand wzepreit. Von den Kon- 
taktstücken führen Leitunzen zu dem Melapparat, der 
hauptsächlich eine Stromquelle (Batterie) und ein Ablese- 
instrument umfaßt. Sendet man durch die beiden äußersten 


Kontaktstücke Strom, so erhält man einen Begriff vom 
P 
spezifischen Widerstand der Erde: wird gleichzeitig der 


Spannunzsabfall zwischen den beiden mittleren Kontakten 
gemessen, so kann man aus den Werten von Widerstand 
und Spannungsabfall auf die Stromstärke schließen. 

Im folzenden wird eine vom Verfasser vorgeschlagene 
Methode zur Messung von lördströmen beschrieben. Das 
für diesen Zweck konstruierte Instrument kann als Tor- 
sionsbussole bezeichnet werden. Nach dieser Mce- 
thode benutzt man das von einem elektrischen Strom er- 
zengte Magnetfeld und schließt von der Größe dieses Fei- 
des auf die Stromstärke. Die Methode ist also als Fern- 
methode ausgebildet. 

line Messung dieser Art muß natürlich bei Strömen 
eemaächt werden können. welche in jede beliebire Huel. 
richtung fließen. Die Meisnethode muß deshalb von dem 


! P7.MeCollum, El Railway Jun. Bd. 58, S. 809. 


erdmagnetischen Felde sowie von anderen etwa vor- 
handenen Magnetfeldern unabhängig ` gemacht werden. 


Eine Magnetnadel a (Abb. 3) hängt an einem elastischen 
Bande b aus Phosphorbronze o. dgl. Das Band ist oben in 
einem drehbaren Knopf e befestigt, mit dem ein Zeiger d 
fest verbunden ist. Beim Drehen des Knopfes e bewegt 
sich der Zeiger d über eine feste Skala e. Zwei feste Mar- 
ken f und f, geben eine gewisse Stellung der Nadel a an, 
die im folgenden als „Nullage” bezeichnet wird. An Stelle 
des elastischen Bandes b kann — vielleicht auch mit Vor- 
teil — eine Spiralfeder benutzt werden. Das Instrument 
kann selbstverständlich mit mehreren bekannten Vorrich- 
tungen verschen werden, um die llandhabung zu erleich- 
ECH ge z. B. mit Öldämpfung, Stellschrauben, Ableselupe 
u. da. 


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3 g e P 
E 4D 
AZ 
sm 
1 
0 77 20 30 
Teılstriche 


Abb. AL Eichungsdiagramm. 


Teılstriche 


Entfernung 


Abb. 3. Schema der Torsions- 
bussole. 


Abb. 5. Störungsdiagramm. 


Bei der Messung verführt man in folzender Weise. 
Der Strom im Fahrdraht und den Schienen wird zuerst 
ausgeschaltet, wobei aueh alle Erdströme verschwinden. 
Der Apparat wird derart aufgestellt, daß seine Hauptrich- 
tung, d.h. die Richtung f-fi mit der Richtung des zu 
messenden Stromes zusammenfällt. Die Nadel wird frei- 
gemacht. Sie wird jetzt nur von dem erdmagenetischen 
Felde und von anderen etwaigen Marnetfeldern, wie z.B. 


von maägnetisierten Schienen, KEisenrohren o. del. beein- 
flußt. Die Horizontalkomponente der Resultante dieser 


Maunetfelder wird im folgenden der Einfachheit wegen 
„das erdmagnetisehe Feld“ genannt. Da das erdmagneii- 
sche Feld in seiner Richtung mit der Hauptrichtung des 
Instrumentes (der Stromriehtunz) im allgemeinen nicht 
übereinstimmt, hat die Nadel eine Abweichung von der 
Nullage. Durch Drehung des Knopfes e wird das Band in 
geeigneter Richtung tordiert, so daß die Nadel in die Null- 
lage zurückzezwungen wird. Die Größe dieser Drehung 
interessiert nicht. 

Jetzt wird der Strom eingeschaltet: das vom Erdstrom 
erzeugte Magnetfeld bewirkt eine Ablenkunz der Nadel, 
die durch eine neue Drehung des Knopfes e rüekgängiz 
gemacht wird. Die auf der Skala e abzrelesene Gröle dic- 
ses Vrehwinkels gibt ein Maß für die Stärke des Kirdstro- 
mes. Dureh FKichune wird ein für allemal festgelegt, wel- 
cher Stromstärke ein gewisser VDrehunzeswinkel bei ver- 
schiedenen Abständen zwischen Nadel und Strombahn ent- 
spricht. Kin Beispiel eines solchen Eichunzsdiasrammes 
zeigt Abb. 4. 

Bis jetzt wurde auf die Solenoidwirkung von Ober- 
leitung und Schienen keine Rücksicht venommen. Wenn es 
sich um eine Anlage mit obenhänzendem Kontaktdraht 
handelt, wirkt ja dieser zusammen mit der Rückleitung 
durch die Schienen wie ein großes Solenoid, das das Re- 
sultat fälschen kann. Deshalb muß untersucht werden, in- 
wieweit eine Korrektur für diese Störung ein’efihrt wer- 
den muß, was folzendermaßen geschehen kann. Man 
wählt eine Strecke der Bahn aus, auf der man sicher ist, 


1554 i 


daß keine Erdströme entstehen können. Zu diesem Zweck 
soll man sich überzeugen, daß keine Rohre o. del. im Bo- 
den liegen und ferner soll auch die Beschaffenheit des Erd- 
bodens die Möglichkeit der Entstehung von Erdströmen 
ausschließen. Kann man eine solche Stelle nicht finden, so 
wird man zweckmäßig ein Modell der Bahn herstellen, in- 
dem man an einem in magnetischer Hinsicht ruhigen Platz 
in der Höhe der Fahrleitung einen Draht spannt und auf 
dem Boden eine Rückleitung anordnet. Dann macht man 
an verschiedenen Punkten senkrecht zu dieser Linie 
Messungen. In jedem Punkt stellt man das Instrument 
mit der Hauptrichtung parallel zur Leitung auf. Der 
Strom sei zuerst ausgeschaltet. Die Nadel wird in die 
Nullage gedreht. Der Strom wird einzeschaltet, die Nadel 
macht einen Ausschlag und dieser wird durch Drehung 
des Knopfes e wieder aufgehoben. Durch eine Reihe sol- 
cher Messungen erhält man ein „Störungsdiagramm” von 
einer Form ähnlich Abb.5. Dieses Diagramm gibt die 
Störung an unter der Voraussetzung, daß die Meßrich- 
tung mit der Leitung parallel ist, Wenn nachher in der 
Praxis die Meßrichtung von der Linienrichtung abweicht, 
werden die Störungswerte des Diarramms mit dem Kosi- 
nus des Abweichungswinkels multipliziert. Bei Messung 
in einer Richtung senkrecht zur Bahn verschwindet die 
Störung vollständig. 

Die Störungseichung kann bei einem Instrument ein 
für allemal ausgeführt werden. Milst man nachher in der 
Praxis mit anderen Stromstärken als bei der Eichung, eu 
wird ja die Störung immer der jeweiligen Stromstärke 
proportional. Die Störung kann positiv oder negativ sein, 
worauf in jedem einzelnen Falle achtgegeben werden muß. 

Bei praktischer Messung nach dieser Methode muß 
man an einer Bahnstrecke arbeiten, die beliebig stromlos 
oder stromführend gemacht werden kann. Es liegt im 
Wesen der Sache, daß die Arbeit deshalb vorzugsweise 
zur Nachtzeit ausgeführt werden muß. Dabei kann man 
zweckmäßig in folgender Weise verfahren. Ein Wagen 
mit einem geeigneten derart abgepaßten Belastungs- 
widerstande, daß er die Stromstärke führen kann, bei 
welcher man die Messungen machen will (diese Strom- 
stärke soll mit der normalen durchschnittlichen Strom- 
stärke vergleichbar sein), wird an einer zweckmäßig ge- 
wählten Stelle der Bahn aufgestellt, so daß diejenige Ge- 
gend, für die Messungen ausgeführt werden sollen, zwi- 
schen dem Waren und dem Elcktrizitätswerk liegt. Die 
Messungen brauchen begreiflicherweise nicht bei nor- 
maler Betriebspannung vorgenommen werden sondern 
bei jeder beliichten Spannung, welche zur Maschinenaus- 
rüstung des Werkes paßt. 

Eine Person im Waren oder im Werk schaltet dann 
zu bestimmten Zeiten den Strom ein und aus und eine 
andere Person geht inzwischen mit dem Instrument von 
der einen Meßstelle zur andern. Wenn die Meßstellen 
nicht zu weit voneinander liegen, pflegt eine Zeit der 
Stromlosiekeit von 6..7min bei 3..4min Strom ge- 
nügzend zu sein. Die Person, die die Messungen ausführt, 
muß selbstverständlich darauf achtgeben, daß sie nicht 
unabsichtlich zu Störungen Veranlassung gibt. Deshalb 
muß der Betreffende aus seinen Taschen alle grülleren 
Gegenstände aus Eisen und Stahl, wie Messer, Schlissel 
u. del. entfernen. Auch eine etwa mitgebrachte Taschen- 
lampe muß beachtet werden. 


Unter den die Genauigkeit der Meßmethode beschrän- 
kenden Unständen wird besonders die Schwierigkeit her- 
vorgehoben, die Tiefe des zu messenden Stromes zu be- 
stimmen. Wird der in einem in der Erde verlegten Rohre 

dgl. fließende Strom gemessen, so kann ja im allge- 
meinen die Tiefenlage leicht bestimmt werden. Das ist 
schwieriger, wenn ein im FErdreieh selbst fließender 
Strom zu messen ist. Gewöhnlich handelt es sieh indessen 
darum, die Stromverhältnisse in solelen Punkten zu 
untersuchen, die in der Nähe von Rohren, Leitungen 
u. del. liegen, und man darf nach Meinung des Ver- 
fassers in solehen Fällen für die Stromresultante mit 
einer Tiefenlage von etwas mehr als der des Rohres 
rechnen. Die Feuchtigkeit des FErdreichs nimmt ja im 
allremeinen mit der Tiefe zu und im Hinblick darauf 
darf man wohl annehmen, daß ein elektrischer Strom im 
allgemeinen schräg nach unten in die Erde verschwindet. 

Gleichfalls muß damit gerechnet werden, daß die 
Strombalın bisweilen als ausgebreitet gedacht werden 
kann, d. h. nicht auf eine Linie konzentriert (vgl. Abb. 6). 
M sei der Platz des Instrumentes, a, b und e seien Stel- 
len von Stromelementen. Der Strom durchsetzt die Pa- 
pierfläche senkrecht. Die Stromeleinente seien alle von 
derselben Größe und gehen alle in derselben Richtung. 
Man findet dann, daß ein Stromelement e in einem Ab- 
stand ac=2aM eine Horizontalkomponente besitzt, die 
nicht größer als S% von a ist. Die beiden Stromele- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


24. Oktober 1929 


mente c haben also zusammen eine Horizontalkomponente 

von rd.16 % von a. 

- Da keine der bekannten Methoden zur Messung von 
Erdströmen selbst näherungsweise auf eine Genauigkeit 
von 16 % Anspruch machen kann, braucht man bei Mes- 
sung im Punkte M die Einwirkung von Stromelementen 
außerhalb e auf das Instrument nicht in Betracht zu 
ziehen. Ein auf diese Weise verteilt fließender Strom hat 
eine Hlorizontaleinwirkung auf die Instrumentennadel 
von ungefähr a derjenigen, die er haben würde, wenn 
er auf die Stelle a konzentriert wäre. Die Gewißheit über 
die Größe des Erdstromes kann also als ziemlich gering 
erscheinen. Aber wenn man bedenkt, daß ein Strom ge- 
ringer Stromdichte weniger gefährlich als ein konzen- 
trierter Strom ist, so scheint doch die Methode geeignet 
zu sein, Antwort auf die Frage zu geben: Ist hier Ge- 
fahr vorhanden oder nicht? 

Handelt es sich darum, fehlende Strommengen zu 
suchen, wenn man sich z.B. überzeugen will, welche 
Wege ein gewisser Teil des Stromes bei seinem Rück- 
fluß nimmt, falls das Instrument in der ausgehenden Lei- 
tung eine höhere Stromstärke anzeigt als in den Schie- 
nen, wenn also die wirkliche Größe des Erdstromes von 
Interesse ist, so kann man durch Messungen in dicht bei- 
einander liegenden Punkten untersuchen, wie breit das 
Stromgebiet ist, und hieraus die wirkliche Stromstärke be- 
rechnen. 


Teilstriche 
S 


Ä 2 5 e g 0 
Abb. 6 Verteilt fließender 
Strom. 


20 m 299 


Abb. 7. Darstellung praktisch 
ausgeführter Messungen. 


Die drei zuerst beschriebenen älteren Methoden haben 
alle den großen Nachteil, daß sie ein Aufgraben des Bo- 
dens an der Stelle der Messung voraussetzen. Jedem, der 
sich mit Messungen von Erdwiderständen beschäftigt hat, 
kann es nicht entgangen sein, in welch hohem Grade 
solche Erdwiderstände durch Verlagerung der Erdmasse 
und Änderung der Feuchtigkeitsgrade beeinflußt werden. 
Ist die Erdmasse um eine Elektrode mehr oder weniger 
hart gepackt oder mehr oder weniger feucht, kann der 
Widerstand in der Erdmasse zwischen sehr weiten Gren- 
zen schwanken. Besonders die mit zwei Hilfselektroden 
arbeitende Methode muß aus diesem Grunde mit grober 
Vorsieht benutzt werden. Die ersterwähnte Methode — 
Messung des Spannunzsabfalles in Rohren — hat auber- 
dem den Nachteil, daß man niemals sicher ist, ob das Rohr 
in verschiedenen Längen auch den gleichen Querschnitt 
hat. Durch Abrosten wird, besonders dort beachtenswert, 
wo Elektrolyse vorkommt, der Querschnitt in einer völlig 
unkontrollierbaren Weise beeinflußt. Wenn es sich übri- 
gens nur «darum handeit, die Stromstärke in einem Rohr 
zu bestimmen, dessen Tiefe unter der Erdoberfläche be- 
kannt ist, dürften die Fehler bei Verwendung der Tor- 
sionsbussole unbedeutend werden. Die dritte Methode 
stützt sich auf die Annahme, daß der Stromabfluß aus 
einem Rohre o del. nach allen Richtungen gleichförmig 
stattfindet; diese Annahme erscheint indessen kaum ge- 
nügend begr ündet. 


Aus oben schon erw Hinten Ursachen glaubt der Ver- 
fasser, daß ein Strom von einem ın der Erde einge- 
betteten Leiter schräg nach unten verschwindet und daß 
die Stromableitung nach oben verhältnismäßig gering 
ist. Dazu kommt noch, daß der Boden oberhalb des 
Rohres einmal aufzegraben und wieder zurefüllt worden 
ist und deshalb andere llomogenität und Packungserad 
besitzt als die übrige Erdmasse Die Leitungsverhält- 
nisse werden deshalb vermutlich so unsicher und un- 
gleichartig sein, daß man kaum von einem Falle auf den 
anderen schließen darf. Überdies kann man beim An- 
drücken des Kontaktsystemes geren die Brunnenwand 
zufällirerweise ein Kontaktstück gegen einen Stein o. del. 
ansctzen; was wird dann aus dem Mebßresultat? 


Die angeführten Gründe sprechen dafür, daß keine 
der bekannten Methoden die Größe von Erdströmen ein- 
wandfrei anzugeben vermag, auch nicht die vom Ver- 
fasser vorgeschlagene. Aber diese letztere scheint doch 
in mehreren Punkten gegenüber den anderen Methoden 
beachtenswerte Vorteile zu bieten, besonders darin, dab 
sie das Ausführen von Messungen ohne Grabung ge- 
stattet. 


5 Nach dieser Metnode sind schon vielversprechende 
Versuche ausgeführt worden. Die Leitung der Stock- 


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"tr Fe ze HN PI teg ne P më ` ve es 
RN - S 


24. Oktober 1929 


holmer Straßenbahnen stellte seinerzeit dem Verfasser 
einen Wagen mit einem Belastungswiderstand zur Ver- 
fügung, der bei normaler Betriebspannung rd. 240 A auf- 
nahm. Die Messungen wurden dann vom Verfasser zu- 
sammen mit dem Maschineningenieur der Straßenbahnen 
ausgeführt, u. zw. bei einer Vorortbahn, deren Verkehr 
während jeder Nacht einige Stunden ruht. Aus dem Dia- 
gramm Abb.7 ist das Resultat einer Reihe solcher Mes- 
sungen ersichtlich. 

Zuerst wurde die „Störungskurve” aufgenommen. 
Dann wurden an gewissen Punkten, wo man Schleich- 
ströme oder Ströme in Rohren befürchten konnte, neue 
Messungen ausgeführt. Die Messungen fanden alle bei 
ein und derselben Stromstärke statt, und die in ge- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 43 


1656 


wissen Punkten (A, C, D) gefundenen Abweichungen 
von der „Störungskurve“ kann man nur auf das Vor- 
handensein von Erdströmen zurückführen. 

Dem Verfasser ist natürlich die darin liegende Be- 
schränkung seiner Methode bewußt, daß die Arbeit nur 
an Strecken, die belicbig unter Strom gesetzt und ausge- 
schaltet werden können, durchführbar ist. Da aber diese 
Vorbedingung insbesondere bei kleineren Straßenbahn- 
anlagen erfüllt ist, scheint ihm unter den anderen Meß- 
methoden auch die neue, oben beschriebene einen Platz 
zu verdienen. Das Verfahren erhebt nicht den Anspruch, 
bereits in allen denkbaren Einzelheiten fertig zu sein, 
und der Verfasser ladet jeden ein, die Methode zu be- 
nutzen und weiter zu vervollkommnen. 


Beitrag zum Olschalterproblem*. 
Von C. Cippitelli und O. Schwenk, Frankfurt a.M. 


Übersicht. Die Prüfung von Ölschaltern in einer Hoch- 
leistungs-Prüfanlage läßt die Eignung eines Ölschalters er- 
kennen. Ein einwandfreieres Bild der Prüfung der Kontakte 
eines Ölschalters ergibt jedoch die Untersuchung mit einem 
Hochstromtransformator, da sowohl in Öl als auch außer Öl 
das Verhalten der Kontakte beim Einschalten, in eingeschal- 
nn Zustande und beim Ausschalten beobachtet werden 

ann. 


In letzter Zeıt kann man eine Häufung von Vorträgen 
und Abhandlungen beobachten, die sich mit dem Problem 
des Ölschalters beschäftigen. Das ist hauptsächlich da- 
durch erklärlich, daß man mehr als bisher gezwungen ist, 
die Ausschaltleistung eines Ölschalters mit seinem Preis 
in Einklang zu bringen. 


VV I I ro I en 


8 
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Ee 
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b. 
e 
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D 
H 
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Abb. 1. Hochstromtransformator. Oberspannungsanschluß. 


Sowohl in den Vorträgen Kesselringstals auch 
in den Abhandlungen von Biermanns? wird die 
Brauchbarkeit eines Ölschalters lediglich nach seinem 
Verhalten bei der Prüfung in der Kurzschlußversuchs- 
anlage beurteilt. Das Stoßkurzschlußverfahren zu Öl- 
schalterprüfungen gibt naturgemäß Aufschluß über die 
Eignung einer Ölschaltertype bei bestimmten Kurzschluß- 
leistungen. Übersteht der Ölschalter die Proben, so ist 
er geeignet; geht er bei den Proben zu Bruch, so weiß 
der Konstrukteur nicht recht, welche Änderungen eigent- 
lich am Ölschalter vorzunehmen sind. Das Verfahren der 


» Eingeg. am 24. VII. 1929. 
t Kesselring, VDE-Fachberichte-Heft 1928, S. 51. — Vortrag im 
Elektrotechnischen Verein am 18. XU. 1928, vgl. ETZ 1920, S. 1005 u. 1309. 
t Biermanns. ETZ 197, S. 1137, 1181 u. 1711. — 
N. a. ETZ 1929. N. 1673 u. 1114. (Dsg: 


Stoßkurzschlußprüfung läßt also in nicht genügend ein- 
wandfreier Weise den eigentlichen Fehler der Schalter- 
konstruktion erkennen. Beispielsweise könnte mit einer 
Änderung der Kontakte des Ölschalters ein brauchbarer 
Schalter gewonnen werden. Ohne den Wert einer Stoß- 
kurzschlußanlage als letzte Prüfung eines Ölschalters zu 
verkennen, sollte doch nicht auf einfachere und für 
manche Fälle zweckmäßigere Methoden verzichtet werden. 

In seinem Aufsatz über die Hochleistungs-Prüfanlage 
der ACE in Delle? beschreibt Heusser im letzten Ab- 
schnitt einen -Hochstromtransformator, dem zu elektro- 
dynamischen Versuchen 100 000 A für 20 s entnommen wer- 
den können. Die Firma V & H hat einen ähnlichen Hoch- 
stromtransformator seit Dezember 1928 in Betrieb, der in 
der verhältnismäßig kurzen Betriebszeit sehr wertvolle 
Richtlinien für den Bau von Ölschaltern ergeben hat. Der 
Hochstromtransformator, den die Abb. 1 und 2 zeigen, hat 


u 


` 114° 
EH 


l 
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E 


Abb. 2. Hochstromtransformator. Unterspannungsanschluß. 


eine Dauerleistung von 1250 kVA. Auf der Oberspan- 
nungseite wird er mit 5000 V gespeist. Unterspannungs- 
seitig lassen sich effektiv 100 000 A dauernd erzielen. 

Bei der Bestimmung der Schaltarbeit wird von der 
Lichtbogenlänge und der Lichtbogendauer ausgegangen. 
Naturgemäß lassen sich diese beiden Größen und der Ein- 
fluß einzelner Faktoren auf die Lichtbogenlänge, wic 
Spannung, Schaltgeschwindigkeit u. dgl. nicht durch 
Schaltversuche mit einem Hochstromtransformator fest- 
stellen. Will man dagegen das Verhalten der Ölschalter- 
kontakte bei höheren Stromstärken kennenlernen, so gibt 
der Versuch mit einem Hochstromtransformator ein we=ent- 
lich besseres Bild. 


3 Heusser, Bull. SEN Bd. 20. 8.135. - Vel.a. A Roth, ETZ 


1929, S. 679, 


15586 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


24. Oktober 1929 


Für die Kontakte eines Ölschalters tritt eine Bean- 
spruchung nieht nur in dem Augenblick auf, in dem die 
Kontakte sich voneinander zu entfernen beginnen. Im 
Augenblick des Kurzschlusses, in dem die höchste Strom- 
stärke auftritt und der Ölschalter noch völlig eingeschaltet 
ist, treten schon die kontaktabhebenden Kräfte auf, die zur 
Zerstörung des Ölschalters führen können, ehe er seine 
eirentliche Aufgabe begonnen hat. Ebenso können beim 
Einschalten eines Ölschalters auf bestehenden Kurzsehlußs 
die Kontaktabhebungskräfte zuin Verschweißen einzelner 
Kontakte und nachfolgend zur Zerstörung des Schalters 
führen. 

Die Kontaktabhebungeskräfte können zwei Ursachen 
haben. Kopeliowitsch* führt sie hauptsächlich dar- 
auf zurück, daß infolge punktförmiger Berührung eine 
starke Stromkonzentration und eine große magnetisehe 
Feldstärke an der Stromiübergangstelle auftreten. Infolge 
des schleifenförmigen Stromverlaufs treten abstolsende 
Kräfte zwischen den beiden Sehalterstücken auf. Der 
zweiten Ursache, dem elektrodynamischen Flissigkeits- 
druck thermischen Ursprungs, der beim Auftreten eines 
Lichtbogens durch die entwickelten Gase und Metall- 
dämpfe hervorgerufen wird, mißt Kopeliowitsch gerin- 
geren Einfluß auf die Kontaktabhebungskräfte bei. Kessel- 
ring? glaubt auf Grund seiner Versuche die Ursache der 
Kontaktabhebung vorwiegend im elektrodynamischen 
Flüssigekeitsdruck suchen zu müssen. Wir möchten uns 
auf Grund unserer Versuche ebenfalls dieser Anschauung 
anschließen. 

Um das Verhalten bestimmter Kontaktanordnungen 
bei höheren Strömen kennenzulernen, wird so verfahren, 
daß der Hochstromtransformator mit durch den Versuchs- 
sehalter kurzezeschlossener Sekundärwieklung zugeschaltet 
wird. Die Untersuchung wird vorgenommen sowohl mit 
Kontakten im Öl als auch außer Öl. Dabei wird die Strom- 
stärke von Versuch zu Versuch gesteigert, bis diejenige 
Stromstärke festgestellt ist, die der Ölsehalter gerade noch 
auszuhalten imstande ist, ohne daß durch die Kontakt- 
abhebungeskraft veranlaßtes Vibrieren seiner Kontakte 
einsetzt. Wichtig ist dabei noch die Zeit, in der eine Kon- 
taktanordnung diesem Strom ausgesetzt ist. Bis zu einem 
bestimmten Strom läßt sieh überhaupt kein Vibrieren 
beobachten. Ein über diesen Wert gesteigerter Strom wird 
noch eine gewisse Zeit ausgehalten. Mittels der bei Ver- 
suchen gewonnenen Strom- und Zeitwerte läßt sich unter 
Zugrundelegung bekannter Kurven für den Verlauf des 
plötzliehen Kurzschlußstromes ermessen, für welchen Stoß- 
kurzschlußstrom die Kontaktanordnung zulässig ist. 


Weiter wird der Ölschalter bei erregtem Hochstrom- 
transformator eingeschaltet und wieder die Stromstärke 
gemessen, bei der der Schalter sich von Hand bzw. mit 
seinem Antrieb einschalten läßt, ohne festzuschweißen. 
Hierbei möge auf die won verschiedenen Seiten gestellte 
Forderung hinzewiesen werden, Hochleistungschalter nicht 
mit Handantrieb sondern nur mit selbsttätigem Antrieb 
auszurüsten®. 

Bei derartigen Versuchen wurde beispielsweise gefun- 
den, daß Finzerkontakte normaler Ausführung und Kon- 
taktpressung etwa 25000 A aushalten können, ohne zu 
vibrieren. Bisher war es üblich, für eine Schaltertype eine 


vewisse Ausschaltleistungz unabhängig von ihrer Nenn- 
stromstärke anzugeben. Außerdem war nicht Rücksicht 


darauf genommen, für welche Betriebspannunez ein Öl- 
sehalter einer bestimmten Reihe Verwendung findet. Be- 
trachtet sei ein 350 A-Ölschalter der Reihe 10, dessen Aus- 
schaltleistung mit 300 MVA angegeben ist, in seiner Ver- 
wendung bei 6 kV und IOEN Der Ölschalter besitze eine 
Kontaktanordnung, die imstande ist, 20000 A zu ver- 
tragen ohne zu vibrieren. Wird der Schalter bei 6 kV ein- 
gebaut, so müßte mit Rücksicht auf die Kontakte seine 
Aunsschaltleistunz herabgesetzt werden. Es wäre daher 
heben der Angabe der Ausschaltleistung die Angabe des- 
enigen Stromes, den der Ölschalter verträgt, ohne daß 
seine Kontakte vibrieren, zweckmäbig. 

Von den Elektrizitätswerken werden neuerdings die 
an die Ausschaltleistung der Ölschalter gestellten Forde- 
rungen teilweise übertrieben. Bei der noch herrschenden 
Unklarheit im Verhalten eines Ölschalters bei schweren 
Kurzschlüssen ist es ein leichtes, dureh entsprechende 
Propaganda die KElektrizitätswerke nervös und unsicher zu 
machen. 

Von einem außerdeutschen Elektrizitätswerk werden 
beispielsweise für eine 10 kV-Anlare Dreikesselölschalter 
für eine Nennspannung von 35KV gefordert, mit einer 


s Kopeliowitsch, Bull. SEV Ui 19. 8. 541. 
* Wie Fußnete 1. 
ë Wie Fußnote 2, 


Ausschaltleistunz von 330 MVA ie Pol nach den Richtlinien 
des Schweizer. Elektrot. Vereins (nach REH. wird die ge- 
forderte Ausschaltleistungz noch höher). Diese Ölschalter 
sollen mindestens viermal nacheinander auf bestehenden 
Kurzschluß mit 100 000 A Spitzenwert zugeschaltet werden 
und unmittelbar darauf den Kurzschluß abschalten können. 
Dabei soll der Schalter betriebsfähiz bleiben, seine Kon- 
takte sollen durch Befeilen wieder völlig gebrauchsfähig 
gemacht werden können. Weiter wird von den Ölschaltern 
gefordert, daß sie zehnmal nacheinander auf bestehenden 
Kurzschluß mit 100000 A Spitzenwert zugzeschaltet wer- 
den können und danach noch betriebsfähig bleiben. Der 
Ölkessel soll einem Uberdruck von 20 at standhalten. 


Die Zentralen-Stoßkurzschlußleistunz kommt als Ab- 
schaltleistung für einen Ölschalter nie in Frage, da die Ab- 
schaltuns eines Kurzschlusses stets mit Zeitverzögerung 
erfolgt. Der Stoßkurzschlußstrom klingt aber in 0,5 s auf 
etwa 50% seines Wertes ab. Ferner werden in neueren 
Anlagen in den meisten Fällen Stromregler eingebaut sein, 
die ihrerseits den Dauerkurzsehlußstrom auf den 1,4fachen 
Wert des Normalstromes der Maschine herunterregeeln. 
Die schwerste Beanspruchung für einen Ölschalter ist 
zweifellos das Zuschalten des Ölschalters auf bestehenden 
Kurzschluß. Kesselring zeigte in seinem Vortrag die von 
den SSW gewählte Ausbildung des Drauf-Schalters in der 
Siemens-Kurzschlußversuchsanlage. Der Drauf-Schalter 
besteht aus einem Hochleistungschalter mit Vorkontakten. 
Als Vorstufe dient ein Wasserwiderstand. Das Einschalten 
geht so vor sich, daß der Hochleistungschalter auf den 
Vorkontakten so lange stehen bleibt, bis der Wasserwider- 
stand voll eingeschaltet ist. Die Widerstandsverrinzerung 
des Wasserwiderstandes erfolgt mit einer Geschwindie- 
keit, die wenig unter Ölschalter-Schaltzeschwindirkeit 
liegt. Ist der Wasserwiderstand kurzgeschlossen, so über- 
brückt der Hochleistungschalter mit seinen Hauptkon- 
takten den Widerstand. Der Einschaltvorzang auf Kurz- 
schluß ist also weniger eine Frage der Ölschalter-Aus- 
schaltleistung, hier ist weit mehr das Verhalten der Öl- 
schalterkontakte maßgebend. Es liest nahe, als Drauf- 
Schalter einen Luftschalter mit stabilen Kontakten zu ver- 
wenden, der mit großer Geschwindigkeit eingeschaltet 


wird. Verschiedentlich ist von dieser Ausführung Ge- 
brauch gemacht. Zu Abschaltunzen kann naturremäß 


dieser Schalter nicht benutzt werden. 


Interessant ist, daß man nicht normale lHochleistungs- 
schalter als Drauf-Sehalter verwendet. Daraus muß man 
folzern, daß die Beanspruchung in den Hochleistunzsprüf- 
feldern bedeutend schärfer als in der Praxis ist. 


Bei einem Ölschalter mit unzulängelicher Kontakt- 
anordnungz werden die Kontakte den beim Schalten auf 
Kurzschluß auftretenden Strom nicht beherrschen Können. 
Beim Berühren der Schaltstücke wird infolge der hohen 
Stromdichte, veranlaßt dureh die geringe Berührungs- 
fläche der Kontakte, das Metall schmelzen und die Schalt- 
stiieke versehweißben. Diese Verschweilsing braucht nicht 
eine völlige Ölschalterzerstörunz zur Folge haben. Ver- 
schweißen aus irgendeinem Grunde nicht alle vom Kurz- 
schlußstrom durchflossenen Sehaltstücke sondern bleibt 
an einem Pol ein Lichtbogen stehen, so wird der unter Öl 
brennende Lichtbogen eine Ölsehalterexplosion im Gefolge 
haben. Hierbei ist es natürlich gleiehgiiltig. ob sieh die 
Kontaktanordnung in einer Löschkammer befindet oder 
nicht. 

Selten wird der Fall eintreten, daß die Ausschaält- 
federn des Ölschalters imstande sind, ihn trotz Ver- 
schweißungz der Kontakte zur Ausschaltung zu bringen, 
vorausgesetzt, daß die Verklinkung nicht voll zum Ein- 
griff gekommen war. Der Schalter wird hier seine höchst- 
mörliche Beanspruchung erfahren, da der Ausschaltvor- 
gang mit äußerst geringer Ausschaltzeschwindiekeit vor 
sich geht, weil der Schalter nicht zum vollen Eingriff 
gekommen war und der Weg innerhalb der Kontakte 
furtfällt.. 

Bei der Wahl der Nennstromstärke eines Ölschalters 
sollte man sich daher nicht allzu sehr nach der Betriebs- 
stromstärke des Abzweires richten. Es ist nicht angängig, 
daß man einer Anlage mit hoher Kurzschlußstromstärke 
einen Schalter kleiner Nenstromstärke einordnet, der in- 
folge zu schwacher Bemessung seiner Kontaktanordnung 
einfach nicht imstande ist, den auftretenden Strömen stand- 
zubialten. 

Beim Versuch mit einem JHochstromtransformator lälst 
sich das Verhalten der Kontakte in Luft ebensogut unter- 
suchen wie in Öl. Dewältiet der Ölschalter das Ein- 
schalten einer bestimmten Stromstärke, so bietet er die 
Gewähr dafur, daß er auch im Ernstfall die gleiche Stron- 
stärke beherrschen wird. 


24. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 43 


1557 


Berechnung des Durchhanges und der Beanspruchung von Freileitungen. 


Von Edmond Regli, Clyde b. Sydney 


Übersicht. Der vorliegende Aufsatz bildet eine Ver- 
vollständigung früherer Arbeiten des Verfassers. Es handelt 
sich um geometrische Eigenschaften der Kettenlinie und eine 
Methode zur Berechnung der Durcehhänge und Züge mit ge- 
nauen aber möglichst einfachen Ausdrücken. Diese Methode 
ist mit Vorteil nur bei extremen Fällen anzuwenden. Der 
Grundgedanke beruht auf der bekannten Eigenschaft der 
unter sich ähnlichen Kettenlinien 


Die nachstehenden Ausführungen schließen sieh an 
den in der ETZ 1929, S. 702, veröffentlichten „Brief an die 
Schriftleitung” an und bilden die Erweiterung eines früher 
erschienenen Aufsatzes!, über den in der ETZ ausführlich 
berichtet wurde. Auf diese früheren Arbeiten muß auch 
bezuslieh der benutzten Formelzeichen verwiesen werden, 
soweit sie nicht aus Abb. 1 hervorgehen. 

Die bisherigen Untersuchungen haben gezeigt, daß die 
Probleme der Freileitungen ohne Annäherung gelöst wer- 
den können. Manche Ingenieure haben diesen guten Weg 
eingeschlagen und sich doch am Schlusse wieder ins alte 
Fahrwasser der Annäherungen zurückreißen lassen. Jeh 
möchte hier der Kürze halber keine der früheren Theorien 
anfechten sondern nur meine eigenen Ziele zur Veröffent- 
lichung bringen. — Die allgemeine Lösung des Frei- 
leitungsproblems ist eine vieldeutige, was vom Argument 
ria herrührt. Mit Hilfe der Ähnlichkeit ist aber die viel- 
deutige Aufgabe auf die Eindeutigkeit zurückgeführt 
worden. Dazu ist das Gesetz der Zurückführung auf den 
symmetrischen Fall von großem Nutzen geworden. Von 
Wichtigkeit ist dabei die Kurve lo = f (ao) für ro = konst., 
sie ist sogar unentbehrlich. Was den Einfluß der Abspann- 
ketten anbelangt, so sind meine Untersuchungen leider 
nicht so weit vorredrungen, um meine Berechnunesart 
auch auf diesen Fall in Anwendung zu bringen. 


Die Durehhanssformel. 


Sie ist auf folgende Art entetanden: Läßt man eine 
Sekante derart an einer Kettenlinie entlangeleiten, daß 
die Abszissendifferenz der Schnittpunkte konstant bleibt, 
so umhüllen sämtliche Sekanten eine Kurve, die wir die 
urchhangskurve nennen wollen. Ich unterlasse die ma- 
thematische Entwicklung und nenne nur die Schlub- 


formel: 
SÉ 
— _ Ty d EECH 
Ce cosa [eo 2a 1} 


Um aus dem Gebiete der transzendenten Gleichungen zu 
e r fod RA 
kommen, habe ich den Wert x aus Go} SCH welcher dem Be- 


rührangspunkt der Tangente an die Kettenlinie entspricht, 
durch die Werte 
2.2 —d 


eng 


ersetzt. Dieser Eingriff hat mich aus dem Gebiete der 
transzendenten Gleichungen heraus rebracht. Am Schluß 


"` dureh den zugehörigen 


er a 
A 


habe ich die Vereinfachung m > 
Ob dies nun streng mathenimatisch 
richtig ist, überlasse ich zur Beurteilung dem Mathema- 
tuker. Als Ingenieure sind wir oft genötigt, solehe Maß- 
nahmen zu ergreifen, um allzu komplizierte Gleichungen 
und Resultate zu vermeiden. Inwiefern die gemachte An- 
näherung berechtigt ist, zeigt nachstehende Zahlentafel 1 


Wert von z ersetzt. 


eines durchgerechneten Falles. 
Zahlentäfel 1. 
jalaı. Tata "Së 
| 2 Vë 
100 EU 150 | — 115; NM + 184,62 31.62 | 48.11 28,100 
24 TT 150 — 3171 ti) 11383 1280,58 Jun 
KU Ss 150 + 87,27 387,27 237.27 h 2430.58 1.38 
759 I 0 28,71 508,71 358.71 1360,87 0.584 
1000 00 150 329.01 6261 | 470,61 481.17 d 
1%) 5 600,25 691,46 |} (Au 


i23 An) 70.25 | 


1 E.Regli, Bull. SEV Bd. 15, 8.283, Referat in ETZ 1925, S. 1225. 


(Australien). 


Einfluß der Zustandeänderung auf die 
Koordinaten der Aufhängepunkte. 


Betrachten wir einen allgemeinen Fall, in dem die 
Punkte auf ungleicher Höhe liegen (Abb. 1). Die Ursache 
einer Änderung des Parameters sind die Temperaturände- 
rungen und Zusatzlasten. Wir wollen uns hier nicht darum 
kümmern, wie die Änderung erfolgt, sondern setzen vor- 
aus, daß eine Zustandsänderung irgendeiner Art eintritt. 
Für einen gegebenen Fall bleiben folgende Werte kon- 


stant: Abstand d, Überhöhuns h und die Differenz der 
Züge. Für einen Zustand haben wir folgende Werte: 


Lı, X, Yi, Ya, L, 
für einen neuen Zustand haben wir 
d, h ‚ d», 


d, h, aı, 


T, Ly, Hi , 


Für die Werte l und kh setzen wir deren bvperbolische 
Funktionen ein. Wir erhalten damit zwei Gruppen von 
Gleichungen, welche sich durch einen neuen Parameter 
unterscheiden; die Gleichung der Bogenlänge des neuen 
Zustandes ist mit einem Faktor ce multipliziert, dem Fak- 
tor der Verlängerung oder der Verkürzung, je nach der 
Änderung des Zustandes. 


ee 2: arte d 
h= Ya— y =?2a, Sin Sa Ein da, 

zes dé d —_ ; GEO +a O d 

= Y; — Y” =2a, Sin 2 a Sin ZC 
— 2x0, +d d 
L= (—Ll) =2a, Cof — SE Sin 2a” 


Die Bovenliäinge des Zustandes 2 ist 
Dag seis Beau at re 


Žir 
i EES r 


; S z . a 8 ; e 
Stellen wir das Verhältnis 2 sowohl für die Werte von h 


NI 


als auch für die Bozenläneen auf und setzen die erhalte- 


nen Gleichungen einander gleich, so ergibt sich nach 
eirizen Veränderungen 
dl d 
2 dy 2a, 


Dieses Resultat gibt uns Äufschluß über die Veränderun- 
gen der Koordinaten, d. h, daß der Tangens hyp. eines 
Zustandes gleich ist dem Tangens hyp. des andern, multi- 
pliziert mit dem Faktor der Zustandsänderunge. Der Aus- 
gangezustand multipliziert mit dem Faktor ereibt den 
neuen Zustand. Das Resultat ist aber auch hier viel- 
deutig, deun wir erhalten nur ein Verhältnis der Werte 
Tı und ag. Wir lesen aber aus der Formel ab, daß eine 
Laxenveränderung der Aufhängepunkte in bezug auf den 
Koordinatenursprung erfolgt. 

Bei einer Temperaturerhöhung wird die Borenlänre 
erößer, der Parameter kleiner, somit der Fall günstiger, 
hei Erniedrigung ungünstiger. Im ersten Fall wird der 
Durehhang von entscheidender Natur sein, im zweiten Fall 


1558 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 43 


24. Oktober 1929 


der Zug im oberen Aufhängepunkt. Wenn mit Zusatz- 
lasten gerechnet werden muß, so wird natürlich die Art 
der Belastung von ausschlaggebender Bedeutung sein. 


Reduktion des unsymmetrischen Falles 
auf einen symmetrischen. 


Die Kettenlinie, die an und für sich eine komplizierte 
Kurve ist, hat aber äußerst wertvolle Eigenschaften, die 
das Rechnen erleichtern. Die Ähnlichkeit aller Ketten- 
linien unter sich überwindet manche Schwierigkeit, wie 
der Leser in meiner ersten Arbeit finden wird. Kine voll- 
ständige Lösung des Freileitungsproblems scheint bis jetzt 
ohne die Kurve la = f (ao) für konstantes Za nicht möglich 
zu sein. Die Schwierigkeit der Lösung eines unsymme- 
trischen Falles würde groß sein, wäre die Reduktion auf 
einen syınmetrischen Fall nicht möglich. Um zu diesem 
Ziele zu gelangen, müssen wir folgendermaßen vorgehen: 


Es ist er j 
be Se ee 
IERT SE y, =2a €m Y SUR 
und omid 8 
=l — l = 2a oj ER Sin 5 


Quadriert man beide Gleichungen und subtrahiert sie von- 
einander, so erhält man 


1: — h = 4a Sin? 


IEN RA. 


d 
2a 


s ist nichts anderes als die vom Scheitel gemessene 
Bogenlänge derselben Kettenlinie mit demselben Abstand 
d wenn beide Aufliängepunkte gleich hoch liegen. Wir 
haben also den Fall auf einen leicht zu berechnenden zu- 
rückgeführt. Ich möchte die Leser auf einen wichtigen 
Punkt aufmerksam machen, der nicht übersehen werden 
darf. Die Berechnungen mit dem Rechenschieber sind un- 
brauchbar. Tafeln hyperbolischer Funktionen und Loga- 
rithmentafeln mit mindestens 5 Stellen sind hier zu ge- 
brauchen. Der Grund liegt in der großen Änderung des 
Parameters bei nur kleinen Änderungen der Bogenlänge. 


Um die Rechnungen weiter zu erleichtern, können wir 
folgendes schreiben: 


Für den Ausgangszustand ist 
h=lsinß,, 


für den neuen Zustand ist 


h = d sin Ba ` 
da aber 2 = 
l = Ci, 
wird 
sin ß, 
sin B» 
Ferner ist 
h= 2 la tg B, = 2 la, teh, 
la _ tgßə _ sinß,cosß, 


ls IG ` sin Bicos Bo ' 
Ersetzen wir den Quotienten der Sinusfunktionen durch 


‚so wird schließlich 


ccosß» 


Diese Resultate sind für die Bestimmung der neuen Para- 
meter äußerst wichtig, sie sind geradezu die einzigen 
Auswese aus der Viceldeutigrkeit der allgemeinen Lö- 
sungen. Man ist also nicht genötigt, alle Bogenlänzen des 
zu berechnenden Falles zu ermitteln. Man ermittelt die 
Länge des Ausganeszustandes und reduziert auf den sym- 
metrischen Fall. Mit den Werten e findet man die zuge- 
hörigzen Längen des symmetrischen Falles. Sind diese be- 
stimmt, dann kann man mit dem Ähnlichkeitsprinzip mit 
Hilfe unserer Kurve lo = flao) für za = konst. die neuen 
Parameterwerte errechnen. Sind diese bestimnit, dann 
lassen sich alle andern Werte in ihrer Reihenfolge be- 
stimmen. 


In meiner ersten Arbeit im Bull. SEV? habe ich mit 
Hilfe des Ähnlichkeitssatzes die Parameterwerte direkt 
ermittelt. Diese Lösung muß aber etwas genauer de- 
finiert sein, was hier geschehen soll. — Wenn sich die 


Z Wie Fufinote 1. 


Bogenlänge unter dem Einfluß von Temperatur und Zug 
um n% ändert, so ändert sich eine andere Bogenlänre 
[hier die Bogenlänge der Kurve lo = f(a,)] unter glei- 
chen Umständen ebenfalls um n %. Dieses Gesetz ist nur 
gültig für den symmetrischen Fall. Das Verhält- 
nis der Bogenlängen bleibt ungestört, die Folge davon ist, 
daß auch das Verhältnis der entsprechenden Parameter 
unverändert bleibt. Sind die Werte von c, ermittelt und 
ist die Bogenlänge I, der Hilfskurve für den Ausgangs- 
zustand bestimmt, so hat man nur mit dem Wert von 


zu multiplizieren und kann alsdann die neuen Parameter 
an ablesen und schließlich diese auf den gegebenen Fall 


reduzieren. Es ist also 
Ge = cos D. lp EA ls, 
P H PER > 3 ee 
COS d In ls, 
y \ An _ di 
Om col (lm Wi 
l 4 Ay 
I I A» = a — >=, 
NY o do 
l } 
aA dy 


Der Faktor e 


Wir haben früher ausgeführt, daß der Faktor der 
Verkürzung oder Verlängerung von der Temperatur, dem 
Gewicht und der Zusatzlast abhängig ist. Wir haben 
ebenfalls betont, daß der Zug, hervorgerufen durch das 
Gewicht des Seiles, konstant bleibt. Dies ist dargestellt 
durch die bekannte Gleichung 


c= H tal fait (Pa Po) e LU Dy e . 


Ohne Zusatzlast wird also dieser Teil des Faktors für 
alle Temperaturen mit dem gleichen Wert in Rechnung 
kommen. Er kann natürlich durch eine äquivalente Tem- 
peratur ersetzt werden: 


(Pa — — (pP — D 
sAT= Po pur AP — Dal f 

(Na — PA — (P, — D 
AT- In — Dal — (UD nl 
aki 
Diese Temperatur wird immer positiv eingesetzt. Nehmen 
wir eine Temperatur von — 25°, so wird der Faktor*®e 
nicht mit — 25° eondern mit einer kleineren Temperatur 
behaftet sein, nämlich 


c= [1 +a 25 +A T). 


Die Anwendung dieser Methode auf die 
Leitung mit Hängisolatoren. 


Man wird auf den ersten Blick einsehen können, dab 
die Lösung dieses Problems von komplizierter Natur ist. 
Ich möchte hier auf einen Artikel verweisen, der in der 
ETZ? ebenfalls auf das Ähnlichkeitsprinzip hinweist. 
Diese Arbeit ist besonders anzuführen, da sie wiehtige 
Punkte in sich schließt. Die Berechnung der Auslenkuns 
der Ketten für eine Leitung, welche nicht in gerader 
Linie liegt und deren Winkelmaste keine Abspann- 
maste sind, wird die Lösung noch weiter erschweren. 
Leider habe ich mich mit diesem Kapitel nicht mehr be- 
schäftigen können. Die für die Berechnung notwendigen 
Kurven und Tafeln sind in meiner ersten Arbeit behandelt. 
Vor allem ist die Kurve der Funktion lọ = f(aọ) für 
Zo = konst. unvermeidlich. Die Kurve muß berechnet wer- 
den im Gebiete von 9 =M bis aa = 2000 für Tə = 1M. 
Zur Berechnung dieser Kurve sind entweder Tafeln 
hyperbolischer Funktionen von mindestens 6 Stellen zu 
benutzen, oder man muß die unendlichen Reihen zu Hilfe 
nehmen. Die Tafeln hyperbolischer Funktionen, wie sie 
in der „Hütte“ vorzufinden sind, können nicht verwendet 
werden. Zur schnellen und zweckmäßizen Annahme der 
Parameter für den Beginn der Berechnungen ist die 
Kettenlinienschar mit den Kurven gleicher Sicherheiten 
mit Vorteil anzuwenılen*, 


3 0O. Szilas, ETZ 1919. S. 466, 477. 493. 
* Bull. SEY Bd. 15, S. 283 — Weitere Literatur: Rull. SEV Bd. 10. 
H 159 u. 189: H. B. Dwight, J. Am, Inst. El. Engs. Bd. 45, 8. 564 


PERE De 


pr ` wg ` mme, 


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Drehmoment 
Anlauf, 
Drehzahl 


Spannungsspule 


NO 


| 
| 
TI 
| 
E 


HAMBURG 15 
Spaldingstr. 210-212 


Eigenverbrauch in 


den Stromspulen 
Spannungsabfall 


maxim. .Daterlast 


Fehlergrenzen 


| K ein Leer lau fo 


Ankergewicht, 


Nettogewicht 
Aufhängemaße 


ca. 3,0 cmg bei Nennlast 


bei ca. !/3 % 


kende Hemmfahne, 


Telefon: H 2 Elbe 3213, 4042 
Telegr.-Adresse: Kilowatt 


Die Reglerteile unseres an den Fugen (F) 

statisch und magnetisch geschlossenen, vorbild- 

lichen Zählermotoreisens (a, b) sind äußerst 

einfach und unabhängig voneinander in ihrer 

klaren eindeutigen Wirkung: 

d die eiserne Änlaufregler-Zunge, 

d! ihr vorn handlicher Zeigerhebel, 

r seine Feststellschraube, 

h die auf das übliche Hemmfähnchen an der 
Achse des Ankers (g) magnetisch einwir- 


p das kontaktlose Phasenreglerblech an seinem 


Schieber (p°) das im erweiterten Drosselluft- 


spalt (e) des Spannungseisens verstellbar die 


90° Verschiebung des Feldes regelnd oben 
SEN erhöht, unten vermindert. 


ca. 32—36 pro Minute bei Nennlast 


W3k Draht 0,12 Ø für 220 Volt, ca. 1450 Ohm, 
vwkis „0138 „.220 Volt, „ 900 Ohm, 


+ 1% bei + 10% Spannungsschwankung 
+ 1,3% bei + 10% Frequenzschwankung 


bis 30% Überspannung 
ca. 22 g 


Doppeltarif- Relais 


l 
| 
| 
Too 
E 
u 


ca. 2 kg 
150x105 mm 
ca. 15 Milliamp. Strom 


 W3k ca. 0,5 Watt; W 5k* ca. 0,6 Watt 
bei 5 Amp. W3k ca. 0,91 Watt; WF3k* ca. 0,37 Watt 
bei 5 Amp. W 3k ca. . 0,24 Volt; W3k* ca. 0,065 Volt 
W3k ca. 10 Amp.; WJ3k* ca. 15 Amp. 
+ 15 % von Yıo bis 150% der Nennlast bei cos » - 1 

e mt EE are ... bei cos- 0,3 
Stillstand e, bei cos o: 0 


24. Oktober 1928 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


1559 


RUNDSCHAU. 


Elektromaschinenbau. 


Drehstromgeneratoren ohne Querfelddämpfung als 
Elemente von Resonanzkreisen. — Arbeitet ein Synchron- 
venerator auf ein leerlaufendes Hochspannungsnetz, so 
bildet er das induktive Element eines Schwingungskreises. 
Man hat diesem Sachverhalt, der sich hinsichtlich der 
Grundwelle als sog. Selbsterrerung auswirkt, die gebüh- 
rende Beachtung geschenkt. Aber auch im Gebiete der 
Oberwellen können leicht Eigenschwingungen eines sol- 
chen Kreises auftreten. Schon im symmetrischen Lade- 
betrieb besteht die Möglichkeit, daß durch eine unreine 
Spannungskurve oder durch eingeprägte elektromotorische 
Kräfte (Feldoberwellen von Transformatoren) oder durch 
überschüssige bzw. fehlende Ladungen (Einschalt- und 
Entladevorgänge) bestimmte höhere Harmonische reso- 
nanzartig hervorgeholt werden. Bei Synchronmaschinen 
mit Dämpferwicklung ist dies für jene Harmonischen der 
Fall, auf welche die totale Streuinduktivität Ltr der Ma- 
schine zusammen mit der Netzkapazität abgestimmt ist. 
Willheim macht darauf aufmerksam, daß für Syn- 
chronmaschinen ohne Querfelddämpfung die Verhältnisse 
nicht gleich einfach liegen. Hier sind vielmehr zwei Klassen 
von Oberwellen zu unterscheiden. Für die 5., 11., 17., 23.... 
(6n + 5)te Oberwelle, somit für alle jene ungeradzahligen, 
deren nächst niedere dreizahlig ist, bestehen resonanzartige 


Verhältnisse, wenn L ITT mit der Netzkapazität auf eine 


solche Harmonische abgestimmt ist. Für die 7., 13., 19., 
25 ...(6n +7)te Oberwelle gilt hingegen eine doppellösige 
Abstimmbedingung, bei deren Zutreffen überdies die nächst 
niedere ungeradzahlige Oberwelle mithervorgeholt wird. 
Nun sind außerdem noch Betriebsfälle möglich, bei welchen 
sich der kapazitiven Belieferung des Netzes Störungen 
überlagern. Die wichtigsten Vorkommnisse dieser Art 
sınd der zweipolige Kurzschluß, die einpolige Leiterunter- 
brechung und der einpolize Erdschluß. Der Ladebetrieb 
wird hierbei unter unsymmetrischen Bedingungen fortge- 
setzt. Biermanns!hat bereits darauf hingewiesen, daß 
die offene Phase einer einachsig kurzgeschlossenen Dreh- 
strommaschine ohne Dämpferwicklung zur Resonanz im 
Frequenzzebiet der höheren Harmonischen neigt, und 
Mandl?’ hat zur Behandlung dieses Problems kürzlich 
einen weiteren Beitrag geliefert; seine Betrachtungsweise 
gewährt einen unmittelbaren Einblick in den Aufbau der 
Ströme und Spannungen der kurzgeschlossenen Maschine 
aus Grund- und Oberwellen. Willheim zeigt nun, wie man 
in konsequenter Weiterentwicklung dieser Ideen der kurz- 
geschlossenen Maschine fiir die einzelnen Harmonischen 
Induktivitäten zuordnen kann, und entwickelt die für die 
Resonanzabstimmung maßgebenden Bedingungen. Verfügt 
die Maschine nicht über eine Querfelddämpfungz und führt 
sie in der nicht kurzgeschlossenen Wicklungsachse einen 


Strom von vorgegebener Frequenz, stellt man sich ferner 


diesen Kreis für die übrigen Frequenzen gesperrt vor, 
sn ergeben sich fiir die jeweils bevorzugte Frequenz no 
Werte der „reinen“ Selbstinduktion, welche mit dem Koeffi- 
zienten t der totalen Streuung unter Einführung eines 
Gert EE o a 
(EA 1+x 
induktivität L gefunden werden. Es ergeben sich 
hierbei verschiedene Werte für verschiedene Ordnunes- 
zahlen n, ferner für Dauerkurzschluß (obere Vorzeichen) 
und Stoßkurzschluß (unteres Vorzeichen). Während die 
Synchronmaschine ohne Querfelddämpfung im einachsieen 
Kurzschluß elektromotorische Kräfte für sämtliche Ober- 
wellen selbst beistellt, bedeutet das Vorhandensein einer 
Dämpferwicklung die Unterbindung einer derartigen 
Selbsterregeung. Nur hinsichtlich der Grundwelle ist die 
Dämpferwicklung nicht gleich wirksam; immerhin ver- 
schiebt sie auch hier den Resonanzbereich vorteilhaft in 
das Gebiet großer Netzausdehnung. Die maßzebende In- 
duktivität ist L a e im Dauerkurzschluß, Lt im Stoß- 
kurzschluß. Bei Vorhandensein einzeprägter elektromoto- 
rischer Kräfte werden naturgemäß auch Maschinen mit 
Dämpferwicklung an Schwinzuneskreisen höherer Fre- 
quenz teilnehmen, wobei dann die totale Streuinduktivität 
L t maßgebend ist. Im Stoßkurzschluß kommt es insbeson- 


(1 + x”) fache Synchron- 


1 Biermanns, Arch. El. Bd. 3, S. 357. (ETZ 1916, S. 319.) 
2 Mandl, Arch. EL Bd. 19, S. 485. (ETZ 1928, 8. 1161.) 


dere bei Maschinen ohne Querfelddämpfung auch auf die 
Phasenlage der in der offenen Wicklungsache arbeitenden 
äußeren EMK an. 

Die Annahme der Sperrung des Kreises für andere 
Frequenzen beeinflußt das Resultat nicht unwesent- 
lich. Eine kapazitiv belastete Wicklung paßt sich diesem 
Bild nur bei großer Streuinduktivität an. Die Auf- 
gabe ist jedoch auch unter der allgemeineren Annahme 
eines kapazitiven Rückschlusses aller Frequenzen in der 
offenen Phase einer Lösung zugänglich. An die Stelle der 
durchsichtigen Resonanzbeziehungen treten die Lösungen 
einer Bedingungsgleichung in Kettenbruchform mit ver- 
verhältnismäßig einfachem Aufbau. Auch für den Fall des 
Leiterbruches bzw. für Einschaltvorgänge eines Dreh- 
stromnetzes mit ungleichzeitigem Kontaktschluß der Öl- 
schalter werden gleichartige Ergebnisse erhalten. Schließ- 
lich wird noch aus einer späteren Arbeit eine allgemeine 
Formel von ähnlichem Aufbau mitgeteilt, welche insbeson- 
dere auf den Fall des Erdschlußbetriebes Anwendung fin- 
den kann, in welchem die Ausbildung von Oberwellen sich 
häufig im Fehlerstrom empfindlich bemerkbar macht. In 
allen diesen Fällen hängen sämtliche Frequenzen unter- 
einander über die Läuferwicklung zusammen, so daß die 
zur Geltung kommende kombinierte Selbstinduktion in der 
Regel sehr wesentlich von der oben diskutierten „reinen“ 
Selbstinduktion abweicht. Eine weitere Folge dieser Ver- 
knüpfung besteht darin, daß bei Anregung einer bestimm- 
ten Oberwelle ein ganzes Spektrum von benachbarten Fre- 
quenzen geweckt wird. (R. Willheim, Arch. El. Bd. 21, 
H. 6, S. 593.) 


Zur Frage der Hystereseverluste in Dynamozähnen. — 
Zur Bestimmung der Hystereverluste stehen die Formel 
von Steinmetz 


ea 
Nh, = i00 (108 Werke a ee AC 
und die jüngere, genauere von Richter 
e ea. 4 B- B 7 
N, =Y iple ia tè hr. © 


zur Verfügung. Bei der 
Berechnung der Hyste- 
reseverluste in Dynamo- 
zähnen setzt man Tra- 
pezform der Zähne 
(Höhe h, kleine paral- 
lele Seite z,, große z,) 
und ferner konstanten 
Kraftfludß $® = Bzl im 
Zahn voraus, so daß 
sich für die Induktion 


in der Entfernung x 
von 23 

č, Zo 

mMORr Bz = B, EE 


Kurve /=&, für Richtersche Formel 
„ JII=k, „ Arnoldsche e 


Abb. 1. 


x 
Zy — (Z; — zı) E? 


schreiben läßt 
kleinste Induktion). 

Die Verluste eines Zahnes ergeben sich durch Inte- 
gration zu 


h 
m B u vs Wi 
Na, = orib db Sdrz ke A h >> (3 
0 a 


(B: 


und A 
B Bz X? = 
AA, =Y Aë du e +o (4) Lada bb be (4) 
d 


Hierin sind Nh, und N'a, die Werte, die sich nach Glei- 
chungen (1) und (2) für eine konstante Induktion B, cr- 
rechnen, Ke und kr Berichtigungszahlen. Die Beizahl 
1— 19! : _ 2 _ min 
A8 ' worin = Fa a 
= 2 max 
gibt bereits Arnold an (Wechselstromtechnik Bd. £), 
die andere zur Richterschen Formel gehörige berechnet 
WS Dawidow aus den Gleichungen (2) und (4) zu 


Ka = 5 ist, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


24. Oktober 1929 


1560 
D B» 1 
VORT a um a 
e=? KAES 
a 101 ' 


Die Berichtigungszahlen sind in Abb. 1 für die gängi- 
gen Verhältnisse à = 0,6 ... 1 gegenübergestellt. Ein merk- 
licher Unterschied tritt erst bei kleinen A auf, u. zw. ist 
hr > Ka. D e. L 

Nach Meinung des Berichters haben beide Berichti- 
eungszahlen nur gerinzen praktischen Wert. Denn man 
erhält die Eisenverluste ebenso genau und unmittelbar, 
wenn man in den gebräuchlichen E (1) 
und (2) für B die Induktion Bm=B: 7,5 in der Zahnmitte 

h : in e 
t=5 einsetzt. Das eilt vor allem auch für die prak- 
tisch noch wichtigeren (Giesamt-Eisenverluste (Ilysterese- 
und Wirbelstromverluste), die durch die Formel 


i BX., 
Nei STOEN y 


gegeben sind. (W. S. Dawidow, El. u. Maschinenb. 
Bd. 47, S. 490.) Zrn. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Meßeinrichtungen in unbemannten Unterwerken. — 
Erhebliche Ersparnisse an einmaligen Beschaffungen und 
laufenden Kosten hat die Northwestern Electrice Co. in 
Portland dadurch erzielt, daß sie nahezu alle Meßgeräte 
aus den unbewachten Unterwerken entfernt hat. Diese be- 
stellen meist aus einem Haupttransformator mit 3000, 1000 
oder 600 kVA, der die Spannung von 11000 auf 2400 V 
herabsetzt, zur Verteilung in der Stadt. Einige sind voll- 
selbsttätig, andere haben selbsttätig arbeitende Regeltrans- 
formatoren, einen bis vier in jedem Werk. Die ganze Meß- 
einrichtung besteht aus einem anzeigenden Voltmeter für 
die Sammelschienenspannungen und einem Amperemeter 
für jede Speiseleitung, auf die drei Phasen umschaltbar. 
In jeder Leitung sind Strom- und Spannungswandler ein- 
«gebaut und führen zu einer Prüftafel auf einem Stahl- 
hlechkasten, 75 cm X 75 em X 30 em groß. In diesem kön- 
nen tragbare Registrierapparate aufgestellt werden. An 
jeden Speisetransformator werden einen Tax im Monat 
drei tragbare schreibende Amperemeter angeschlossen, und 
diese geben hinreichenden Aufschluß für die Betriebsfüh- 
rung. Wirkungsgrad und Verlust werden aus den Ab- 
lesungen der Zähler auf der 11kV-Seite in den Haupt- 
werken ermittelt. (E. E. Pearson, El. World Bd. 92, 
S.891.) Kih. 


Untersuchungen über Monotelephone. — Bei der Mes- 
sung von Induktivitäten und Kapazitäten in der Wechsel- 
strombrücke zeigt sich oft, daß ein absolutes Schweigen 
des Telephons nicht zu erreichen ist, wenn die benutzte 
Stromquelle in starkem Maße Oberschwingungen enthält. 
Es wurde daher untersucht, ob es gelingt, die Oberschwin- 
gungen durch geeignet konstruierte Monotelephone aus- 
zusieben. Im Hinblick auf eine möglichst einfache Kon- 
struktion wurde die mechanische Abstimmung der Tele- 
phonmembran auf Resonanz versucht. Handelt es sich 
nicht um Steigerung der Empfindlichkeit durch genaue 
Abstimmung auf die Grundfrequenz sondern um möglichste 
Befreiung der Grundfrequenz von Partialtönen, so emp- 
fiehlt sich eine mechanische Versteifung der Knotenlinien 
der Cirundfrequenz durch Ausdrücken von Rippen und 
Ausgießen derselben mit Lot. Soll dagegen die Empfind- 
lichkeit eines Hörers für die Grundschwingung auf ein 
Maximum erhöht werden, wobei die OÖberschwingungen 
nicht so stark gedämpft sein müssen, so wird mit Vorteil 
eine unbearbeitete glatte Membran an drei Punkten ein- 
gespannt. (R. Bauder u A. Ebinger, Z. Techn. 
Phys. Bd. 9, 8.65.) Br. 


Ein registrierendes Magnetometer für technische 
Messungen an stark gestörten Orten. — Im Oppauwerk 
der I.G. Farbenindustrie sollte ein Maxnetometer mit 
Registriereinrichtung aufgestellt werden, das rasch 
Hysteresisschleifen und magnetische Umwandlungspunkt- 
kurven aufzunehmen gestattete Die von großen Gas- 
kraftmaschinen herrührenden starken mechanischen Er- 
schütterungen konnten durch Aufstellung des Instruments 
auf einer an mindestens 2 m langen Stahldrähten aufge- 
hängten Platte weitgehend beseitigt werden. Die starken 
magnetischen Störungen durch in nächster Nähe rangie- 
rende Eisenbahnziüge wie durch Starkströme erforderten 
ein störungzsfreies Magnetəystem wie beim Torsionsmagneto- 


Abb. 3. Verteilungstafel mit Elumax- 


meter vonKohlrauschundHolborn, mit möglichst 
kleinem Abstand der Marnetchen und möglichst kleinem 
Trägheitsmoment zur Erzielung der für die photographi- 
schen Registrierungen nötigen kurzen Einstelldauer. Da: 
System besteht aus einem 56 em langen (rlasfaden, an dem 
oben und unten je 4 Magnete von 1,4 mm Breite und 10 mm 
Länge in etwa 1 mm gegenseitigem Abstand angekittet 
sind derart, daß die Pole der oberen Maenetchen denen 
der unteren entgegengesetzt sind. Die Aufhängung er- 
folgt an einem 12 cm langen Quarzfaden von etwa Zu 
Drei Spulen dienen zum raschen Ändern und zur Messung 
der Empfindlichkeit. Von den beiden Magnetisierunes- 
spulen von 35 cm Länge und 22 mm l. W. mit Wasserküh- 
lung enthält die eine einen elektrischen Ofen, der aus 
einem Marquart-Rohr von 12 mm }. W. besteht, das bifilar 
mit Platindraht bewickelt ist. Der Abstand der Asbest- 
isolierung vom Kühlmantel beträgt nur etwa 2 mm. Unter 
dem Magnetometer befindet sich ein Drehspulinstrument 
mit horizontaler Drehachse. Der Lichtstrahl fällt zunächst 
auf einen Spiegel am Drehspulinstrument, dann auf einen 
Spiegel am Magnetsystem. Wird durch das Drelispulinstru- 
ment der Magnetisierungstrom geschickt und die Probe 
in die eine Magnetisierungspule gelegt, so zeichnet sich 
auf der photographischen Platte direkt die Hysteresis- 
schleife auf. Wird ein Thermoelement des Ofens an das 
Drehspulinstrument angeschlossen, so ergeben sich die 
Magnetisierungs-Temperaturkurven. Eine Reihe von Bei- 


spielen zeigt die Brauchbarkeit des Apparats. (E. Leh- 
rer, 2. Techn. Phys. Bd. 9, S. 136.) Br 
Installation. 
Schalttafelklemme der Firma Elumag. — Die Firma 


Elumag, Berlin SO 36, hat eine neue schr einfach kon- 
struierte und patentierte Schalttafelklemme Type „D“ bis 


Abb. 2. Schnitt durch eine Schalttaferlklemme. ` 


23, 60 und 100 A auf den Markt gebracht, die aus einem 
einfachen durch die Tafel geführten Bolzen mit 5,5 bzw. 
8 oder 10 mm metri- 
schem Gewinde besteht 
und den vorderseitiwen 
Anschluß der Leitung 
durch Mutter festhält. 
Über den Anschluß 
wird ein aus lIsolier- 
material der Klasse I 
hergestelltes Formstück 
mit schuhförmigrem An- 
satz gestülpt (Abb. 2), 
das das Leitungsende 
bis zur oberen Konte 
der Tafel abdeekt. Das 
Formstück wird durch 
einen halbrunden Iso- 
lierkopf mit Schlitz fest- 
gehalten, der auf das 
Ende des Bolzens mit 
dem entsprechenden Bol- 
zengewinde geschraubt 
wird. Der Knopf ist 
mittels eines Schrituben- 
ziehers lösbar. Abb. 3 zeigt eine mit derartigen Klemmen 
versehene Verteilungstafel für vier Dreileiterstromkrei-e 
mit Aulleiter. fi 


Klemmen. 


Beleuchtung. 


Ein neues Lichtinstitut. — Ende Mai des Jahres wurde 
in New York im Grand Central Palace ein von der 
Westinghouse Lamp Co. eingerichtetes „Lichthaus” ein- 


La 
SEH 


I mm ._ 


24. Oktober 1929 


geweiht. In diesem neuen in wahrhaft amerikanischem 
Ausmals gehaltenen Institut werden auf rd. 3000 m? Fläche 
nicht nur alle Arten der Innenbeleuchtung, wie die Be- 
leuchtungz im Heim, in der Werkstatt, im Laden, im Kunst- 
gewerbe, Theater usw. gezeigt, sondern es sind für die 
Aubenbelcuchtung ganze Straßen und Plätze vorgesehen. 
Hierzu kommen Reklamebeleuchtung aller Art, die Be- 
leuchtung von Fahrzeugen, endlich auch ein Raum für 
Pflanzenwuchs bei künstlichem Licht. Für Vorführungen 
und Vorträge ist ein Hörsaal mit einer Bühne von 18 X 7 m? 
vorhanden. (A. E. Allen, The Electric Journ. Bd. 26, 
5. 213.) vge 


Bahnen und Fahrzeuge. 
Die neuen Schnellzugslokomotiven 1D,1 der AEG 


und SSW für die Deutsche Reichsbahn. — Als Vorläufer 
dieser neuen Schnellzugslokomotivtype 1D, 1, die mit vier 


(BE GGG HEILGISEIO 


WISS III 
Nr: 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


1561 


nach Westinghouse erprobt, u.zw. wurde dieser Antrieb 
von der AEG dadurch verbessert, daß die Federn des 
Radsatzes in Töpfe eingeschlossen wurden, wodurch nicht 
nur ein Schutz gegen Verschmutzung, sondern vor allem 
auch eine bessere Beanspruchung der Federn beim Auf- 
treten seitlicher Stöße erreicht wird. Die Versuchsloko- 
motive 2D,1 hatte bei einem Gesamtgewicht von 122t 
eine Dauerleistung von 1760 kW bei 66 km/h Geschwindig- 
keit und besaß eine Höchstzesehwindigkeit von 110 km/h. 
L. Monath hat in einem Fachbericht des VDE 1928 ge- 
zeigt, mit welchen Mitteln es erzielt wurde, das Gesamt- 
gewicht der neuen Lokomotive 1D,1 bei noch etwas ge- 
steigerter Leistung und gleichen Geschwindigkeitsver- 
hältnissen auf 107,5 t herabzudrücken und dadurch die 
Maschine kürzer, ferner einfacher in der Unterhaltung, 
vor allem aber billiger zu gestalten. Besonders eingehend 


D 
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E | "mn 


VOTE reei 


C Abb. A Luftführung im Doppelmotor der Schnellzuglokomotive 1Dy1. 


Doppelmotoren ausgerüstet ist, welche über Hohlwelle 
und Federn auf je eine Achse arbeiten, wird einleitend die 
Versuchschnellzugeslokomotive der Achsanordnung 2 Do 1 
behandelt, die im Jahre 1926 von der AEG für die deutsche 
Reichsbahn geliefert wurde. An jener Lokomotive wurde 
zum ersten Male in Deutschland der Ilohlwellenantricb 


Abb. 5. 


Ansicht des Doppelmotors der Schnellzuglokomotive 1 Dei 
von der Triebseite. 


wird hierbei die elektrische Ausrüstung behandelt, und 
es werden die Gesichtspunkte angegeben, die zu einem 
erheblichen Fortschritt in der Gewichtsausnutzung der 
Motoren im Vergleich zu den bisher bekannten führten. 
Ferner werden auch die erzielten Verbesserungen am 
Transformtaor und an der Steuerung besprochen. Kurz 
wird dann noch auf dıe Ausbildung des mechanischen 
Teiles eingegangen. Der entwickelte Motor ist in seiner 


20 40 Gi &0 100 n in % Zon 
KZ 768 7150 1535 1920 U/min 
2? 44 66 68 110 km/h 


Abb. 6 Leistungsdiagramm der Schnellzuglokomotive t Da1 mit 
4 Doppelmotoren. 


Hlöchstdrehzahl im Verhältnis zu jenem der Versuchs- 
lokomotive 2 Do 1, der bei 110 km/h mit 1460 U/min lief, 
auf 1920 U/min gebracht worden, wobei eine Dauer- 
leistung des Doppelmotors von 440 kW bei 1150 U/min ent- 
sprechend 66 km/h gewährleistet wurde. Die tatsächlich 
im Prüffeld erreichte Dauerleistung (nach den Vorschrif- 
ten der Deutschen Reichsbahn, d.h. R. E. M., jedoch Kom- 
mutator + 75°), beträgt 470 kW. Der Motor ist sechs- 


1562 


polig ausgeführt, und es wird gezeigt, daß für diese Dreh- 
zahl und Leistung diese Polzahl die günstigste ist, und 
daß hierdurch besonders auch der Vorteil erreicht wird, 
daß die Kurve der Dauerleistung in Abhängigkeit von der 
Drehzahl im Bereich zwischen 1150 und 1920 U/min 
(110 km/h) noch um weitere 25% ansteigt. Zur Er- 
zielung dieses günstigen Ergebnisses sind einerseits Maß- 
nahmen getroffen, durch welche die zusätzlichen Ver- 
luste im Ankerkupfer, die durch Wirbelströme und Strom- 
verdrängung entstehen, erheblich herabgedrückt werden; 
anderseits ist die Anker- und Kommutatorkühlung beson- 
ders wirkungsvoll gestaltete worden. Ersteres geschah 
dadurch, daß in beiden Lagen der Ankerwicklung Stab- 
unterteilung vorgenommen wurde, letzteres durch eine be- 
sonders sorgfältige Führung der Kühlluft im Motorinnern, 
bei der auch der Kommutator durch besondere Düsen an- 
geblasen wird. Abb.4 zeigt die Luftführung im Motor- 
innern, Abb. 5 gibt eine äußere Ansicht des Doppelmotors. 
In Abb. 6 ist das Leistungsdiagramm der Lokomotive auf- 
gezeichnet, u. zw. stellt die gestrichelte Kurve die ge- 
währleistete Dauerleistung in Abhängigkeit von der Ge- 


x 10062 


Abb. 7. Lenkgestell der Lokomotive 1 Do1. 


schwindigkeit dar, die darüberliegende ausgezogene 
Kurve die im Prüffeld erreichte Dauerleistung und die 
strichpunktierte Leistungskurve die kurzzeitige Über- 
lastleistung in dem ganzen Fahrbereich. Das reine Mo- 
torgewicht eines Doppelmotors beträgt 6 t. Die Nenn- 
leistungen des Doppelmotors und der Lokomotive sind 
unter Zugrundelegung der neuerdings vom Internatio- 
nalen Lokomotivausschuß und der Deutschen Reichsbahn 
vorgeschriebenen Erwärmungsdauergrenzen nach JEC 
(mikanitisolierter Anker +85° durch Widerstand und 
Motorklemmenspannung, entsprechend der vorletzten 
Fahrstufe) die folgenden: 

Für 1 Motor 575kW, 1680 U/min, 96,5 km/h dauernd, 
also für die ganze Lokomotive 3130 PS dauernd. 


Ferner: für jeden Motor 700 kW bei 1540 U/min, 
88,5 km/h 1 h lang und entsprechende I.okomotiv-Stunden- 
leistung 3800 PS. 


Hieraus folgt: 


Lok.-Gew. für 1 PS Dauerleist.: Es 34,4 kg, und 
Lok.-Gew. für 1 PS Stundenleist.: a = 284 kg. 


Das reine Motorgewicht für 1 kW Dauerleistung und 70 % 
der Höchstgeschwindigkeit ergibt sich zu 11,8 kg. 

Im fahrtechnischen Teil der Lokomotive unterschei- 
det sich die 1 Da 1 von der Versuchslokomotive 2 Deal, wie 
die Typenbezeichnung sagt, durch den Fortfall einer Lauf- 
achse, ferner dadurch, daß auf jedem Ende die Laufachse 
mit der benachbarten Treibachse durch ein neuartiges 
Lenkgestell der Bauart Kleinow (Abb.7) verbunden 
ist. Da die Treibachsen der Lokomotive von den Hohl- 
wellen umgeben sind und die Maschine mit Außenrahmen 
gebaut ist, so erfolgt die Verbindung des Lenkgestelles mit 
der Treibachse durch eine die Treibräder umfassende 
Gabel, welche auf Verlängerungen der Achslagerzapfen 
gelagert ist. 

Der Transformator ist als luftgekühlte Manteltype 
ausgelegt und in seiner Leistung der Motorleistung an- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 43 


24. Oktober 1929 


gepaßt. Er wiegt einschließlich Schaltdrosselspule 11,6 t, 
nn. für die große Leistung der Lokomotive sehr leicht 
gebaut. 


Das Starkstromschaltbild der Lokomotive ist in Abb. 5 
dargestellt. 


Alle vier Doppelmotoren sind dauernd parallelgeschal- 
tet, und der Gesamtstrom wird mittels Stromteiler in vier 
gleiche Zweige geteilt. 


Die Schützenschalter werden elektromagnetisch be- 
tätigt, u. zw. erfolgt die Steuerung in 19 Fahrstufen. 
Diese sehr einfache Schaltung vermeidet den bei der Ver- 
suchslokumotive 2D,1 benutz- 
ten Zusatztransformator, da die 
Schaltung jener Lokomotive den 
Nachteil besaß, bei Umschalten 
des Zusatztransformators und 
der Schaltdrosselspulen sehr er- 
hebliche Spannungsabfälle und 
damit Zugkraftschwankungen 
und zusätzliche Beanspruchung 
der Schützen zu ergeben. 

38 Lokomotiven der beschrie- 
benen Type sind bei den Firmen 
AEG und SSW zur Zeit im Bau, 
u. zw. sind die ersten im Ok- 
tober 1928 abgeliefert worden. 
(L. Monath, VDE-Fachberichte 1928, S. 111.) Sb. 


Abh.8. Starkstromschaltung 
der Lokomotive 1 Do1. 


Verkehrszusammenschluß bei den Wuppertaler Bah- 
nen. — Bekanntlich wurden die Städte Barmen und Elber- 
feld unter Einbeziehung von Vohwinkel, Cronenberg, 
Ronsdorf und Teilen einer größeren Anzahl kleinerer Nach- 
bargemeinden am 1. VIII. d. J. durch Reichsgesetz zu der 
Großstadt Barmen-Elberfeld von 417000 Einwohnern zu- 
sammengeschlossen, die nunmehr nach Volksziffer in 
Deutschland an 14. Stelle steht. — Die endgültige Ver- 
schweißung der trotz ihrer unmittelbaren Nachbarschaft 
bisher streng getrennten Verwaltuneskörper kann natür- 
lich erst im Verlauf einer längeren Zeitperiode vollzogen 
sein. — Den Anfang machen jetzt die Wuppertaler Bah- 
nen, die zunärhst am 20. X. zu einer Tarifgemeinschaft 
vereinigt werden, so daß ein Fahrgast von da an seine 
Fahrt ohne jedesmaliges Neulösen von Fahrscheinen auf 
Bahnen verschiedener Gesellschaften beginnen, fortsetzen 
und beenden kann. Bei Benutzung des innerstädtischen 
Umsteigeverkehrs werden im Durchschnitt 10 Pf gespart. 

Der Umfang der Tarifgemeinschaft betrifft bei der 
Elberfelder Bahnverwaltung neben der Schwebebahn 13 
Straßenbahn- und 3 Autobuslinien;: die letzgenannten 16 
Linien erhalten aus betriebstechnischen Gründen ungerade 
Nummern von 1...31. Bei der Barmer Verwaltung sind e: 
11 Straßenbahn- und 4 Kraftwagenlinien, die geradzahlicr 
Numerierung von 2..30 erhalten. — Es ist darauf Bedacht 
genommen, daß die Kraftwagenlinien, für welche die Fahr- 
preise entsprechend herabgesetzt werden, sich in die Fahr- 
pläne der Straßenbahn eingliedern, so daß z.B. auch Spät- 
verbindungen unter Berücksichtigung der durch da: 
Wachsen des Kommunalkörpers bedingten verlängerten 
Polizeistunde die notwendigen Anschlüsse sichern. — 
Dieser straffen Zusammenfassung verdankt die Bevölke- 
rung weiter einige wichtige Linienänderungen und Er- 
weiterungen, die bisher längst vergeblich gehegten Wün- 
schen Erfüllung bringen. — Verbilligung von Wochen-, 
Schüler- und Monatskarten sind in diesem Zusammenhang 
als nächster Schritt in Aussicht genommen. Arb. 


Landwirtschaft. 


Elektrokultur. — Unter den Begriff „Elektrokul- 
tur“ ist nicht zu rechnen die Anwendung der Elektrizität 
als Kraftquelle, wie sie heute eine so große Verbreitung 
in der Landwirtschaft durch den Elektromotor gefunden 
hat. Auch die Beeinflussung des Pflanzenwachstums durch 
elektrisches Licht, die vielfach versucht worden ist, fällt 
nicht unter diesen Begriff, ebensowenig die Bodenbehei- 
zung durch Heizkabel in Warmbeeten, wenn es sich in 
beiden Fällen auch um unmittelbare Kulturmethoden han- 
delt. Diese Methoden haben aber nichts spezifisch Elektri- 
sches, es bildet hier vielmehr die elektrische Licht- oder 
Wärmequelle nur die Möglichkeit, die natürlichen Wachs- 
tumbedingungen zu ersetzen oder zu unterstützen. Unter 
„Klektrokultur“ sind im Gegensatz hıerzu die Methoden 
zu verstehen, die durch unmittelbare Beeinflussung, sei es 
durch strömende Elektrizität oder Ionisierung der Luft 
auf elektrischem Wege, eine Förderung des Pflanzen- 
wachstums herbeiführen sollen. Wenn auch die Versuche, 


24. Oktober 1929 


derartige Methoden ausfindig zu machen, schon weit zu- 
rückliegen (sie reichen bis in die Mitte des 18. Jahrhun- 
derts zurück), so sind dieselben bis heute iber das Ver- 
suchstadium nicht hinausgediehen. 

Man kann bei diesen Versuchen drei Wege unter- 
scheiden, einmal die Untersuchung der Möglichkeiten, die 
Wachstumsteigerung von der Seite einer Beeinflussung 
der unterirdischen Pflanzenteile (der Wurzeln) anzuregen, 
zweitens eine Einwirkung auf die oberirdischen Teile der 
Pflanzen (Stengel, Blätter), drittens eine stimulierende 
elektrische Wirkung auf die Samen. 

Der erste Weg, durch Verteilung von Strömen im 
Erdboden eine günstige Wirkung auf das Pflanzen- 
wachstum zu erreichen, hat bisher negative Resultate er- 
geben, sei es, daß überhaupt eine Wirkung nicht fest- 
zustellen gewesen ist oder daß bei einer Steigerung der 
Stromdichte über ein gewisses Maß hinaus sich eine schäd- 
liche Wirkung ergab!. Bessere Aussichten scheinen die 
Versuche zu bieten, die Pflanzen oberirdisch zu be- 
einflussen. Die Pflanze lebt inmitten zahlreicher elektri- 
scher Naturerscheinungen, die durch Ladung der Luft und 
des Bodens herbeigeführt werden. Daß derartige mehr 
oder weniger bekannte Naturfaktoren geeignet sind, 
pflanzliche Lebensvorgänge zu beeinflussen, haben Ver- 
suche gezeigt?. Auch daß sich innere elektrische Vorgänge 
in der Pflanze von Zelle zu Zelle abspielen, steht fest. Ob 
elektrische Faktoren der Umwelt diese inneren elektri- 
schen Bedingungen beeinflussen, ist nicht geklärt. U.U. 
werden elektrische Ströme Maß und Geschwindigkeit des 
Wachstums, Intensität der Atmung und Assimilation, 
Stärke der Wasseraufnahme und Wasserabgabe steigern 
oder vermindern. Praktischen Wert haben dabei nur Ver- 
fahren, durch die das Gesamtleben der Pflanze günstig 
beeinflußt wird? 

Nachstehend sei über einige neuere Versuche berichtet, 
die im botanischen Garten der Universität Tokio durch 
Dr. M. Shibusawa und Dr. K. Shibata angestellt 
worden sind und den Einfluß elektrischer Entladungen 
auf das Pflanzenwachstum dartun sollten. Der Beginn 
dieser Versuche datiert bereits aus dem Jahre 1921. Da 
andere Forscher mit Feldversuchen sehr widersprechende 
Resultate erzielt hatten, wurden die japanischen Versuche 
auf das Gewächshaus beschränkt, in welchem die elektrisch 
beeinflußten und die Kontrollpflanzen unter gleichen Be- 
dingungen gehalten wurden. Die zur Einwirkung auf die 
Pflanzen kommenden schwachen Ströme wurden dadurch 
erzielt, daß über denselben, in 150 ... 300 mm Abstand, ein 
feindrähtiges Netz mit Hochspannung geladen wurde. Zur 
Verwendung kamen Gleichstrom, Wechselstrom von 50 Hz 
und solcher hoher Wechselzahl.' Zum Vergleich wurde das 
Trockengewicht der möglichst weit ausgewachsenen Pflan- 
zen festgestellt. 

Die mit Wechselstrom von 50 Hz und 21000 V 
behandelten Pflanzen zeigten meistens ein beschleunigtes 
Wachstum. So zeigte Buchweizen eine Ertragsteigerung 
von HR ORG Die Hochfrequenzströme (130 000 Hz 
bei 13 000 Y) wurden mittels drei hintereinander geschal- 
teter Löschfunkenstrecken erzeugt. Sie ergaben zunächst 
ungleiche Resultate, doch wurde in einem der letzten Ver- 
suche eine Ertragsteigerung (wieder für Buchweizen) von 
12,6% erzielt. Für die Gleichstromversuche 
wurde der Wechselstrom mittels einer Hochvakuum-Ent- 
ladungsröhre mit Glühkathode gleichzerichtet (Spannung 
10.000 ...15000 V). Die ersten Versuche mit Gleichstrom 
waren nicht sehr ermutigend, dazegen war später die Wir- 
kung auf Tabakpflanzen in die Augen springend. Die 
beigezebenen Bilder lassen, was auch andere Forscher 
bereits beobachtet haben, namentlich eine Verbreiterung 
der Blattflächen erkennen. Die Trockengewichtszunahme 
betrug 21,7 %. Interessant sind noch die Versuche mit der 
Beeinflussung von Hafersämlingen, die mit einer über dem 
Pflänzchen in 30 mm Höhe angebrachten Platinspitze an- 
gestellt wurden. Während die Wachstumzunahme (Mes- 
sungen mittels Mikroskopes in Abständen von 5 zu 5 min) 
bei den Kontrollpflanzen durchaus gleichmäßig blieb, 
zeigte sich unmittelbar nach Beginn der Entladung bei den 
elektrisch behandelten Sämlingen eine Abnahme, dann aber 
unter Schwankungen eine Zunahme des Wachstums. Das 
Maximum scheint von der Höhe der Spannung bei einer 
gewissen Entfernung abzuhängen. 

So interessant nun auch diese Untersuchungen der 
japanischen Forscher sind, so können doch erst weitere 
Versuche zeigen, ob sich hierauf eine Methode zunächst 
etwa für gärtnerische Zwecke aufbauen läßt, namentlich 
müßte auch geprüft werden, ob Jie erzielbaren Resultate 
die erforderlichen Aufwendungen lohnen. Zu einem ab- 


3 Dr. E. Thamm, Botan. Arch. Bd. 21, 1928. 
2? W.Riede, Bonn, Z. f. Pflanzenernährung, Düngung und Boden- 
kunde, H. 8, VIII. 1928. Teil B. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


1563 


schließenden Urteil ist die Zahl der angestellten Versuche 

noch zu klein, wenn auch der Elektrokulturfrage eine ge- 

wisse Zukunft nicht abzusprechen ist. (M. Shibusawa 

u. K.Shibata, J. Inst. El. Engs. of Japan Nr. 473, S. a 
l. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Widerstandsänderung verschiedener Metalle in Magnet- 
feldern. — Von Vilbig wurde das Eintreten des Hall- 
effektes! bei verschiedenen sich in Magnetfeldern befinden- 
den Metallen (in Drahtform) untersucht. Der Durchmesser 
der Drähte war 0,05..0,2 mm. Die Proben wurden im 
magnetischen Längs- und im Querfeld untersucht. Da- 
durch stellt sich der Halleffekt in der einfachen Form 
eines Longitudinaleffektes dar, d. h. die entstehenden Se- 
kundärströme addieren bzw. subtrahieren sich einfach von 
den Primärströmen, wodurch der Eindruck einer Wider- 
standsänderung des untersuchten Metalls mit einer Ände- 
rung der magnetischen Feldstärke und -richtung hervorge- 
rufen wird. 

Besonderes Augenmerk wurde bei den Versuchen auf 
etwaige Unregelmäßigkeiten des Kurvenverlaufs gerichtet. 
Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen ergaben die 
Messungen nicht die bisher angenommene Unabhängigkeit 
von der Feldrichtung (quadratischer Effekt), es zeigte sich 
vielmehr unter bestimmten Bedingungen im Längsfeld eine 
Widerstandsabnahme statt der anzunehmenden Wider- 
standszunahme. Charakteristisch dabei ist das Auftreten 
stabiler und labiler Zustände. Besonders starke Effekte 
treten bei Nickel zutage, während sie bei Eisen und Stahl 
bedeutend geringer sind. Im Längsfeld zeigt Wismut keine 
Besonderheiten. Im Querfeld ergibt Nickel Widerstands- 
abnahme, Eisen und Stahl Widerstandszunahme, ohne daß 
irgendwelche Unregelmäßigkeiten des Kurvenverlaufs nach- 
weisbar sind. Es konnte nachgewiesen werden, daß die in 
früheren Arbeiten bemerkte anfängliche Widerstands- 
zunahme bei Nickel von nicht genauer Orientierung der 
Probedrähte im Querfeld herrührt. Wismut im Querfeld 
ergibt für auf- und absteigende Feldstärken keine eindeuti- 
gen Werte sondern schwache Schleifenbildung. Für Silber 
und Kupfer konnte bei den verwendeten schwachen Fel- 
dern keine Widerstandsänderung wahrgenommen werden. 
(F. Vilbig, Arch. El. Bd. 22, H. 2, S. 194.) 


Energiewirtschaft. 


Stromselbstkosten in großen Kraftwerken. — Während 
über den (niedrigen) Wärmeverbrauch neuerer ameri- 
kanischer Kraftwerke sehr oft und eingehend berichtet 
worden ist, fehlen solche ins einzelne gehenden Angaben 
über die Baukosten und die von ihnen doch wesentlich 
beeinflußten Erzeugungskosten fast vollständig. Bekannt 
ist nur (vgl. ETZ 1925, S. 1739 und 1926, S. 165), daß durch 
die Steigerung der Baukosten der Gewinn aus besserer 
Wärmewirschaft zum großen Teil wieder ausgeglichen, 
teilweise sogar überkompensiert wird; daher das — auch 
nach Europa übertragene — Bestreben, auf die Anwen- 
dung der äußersten thermodynamischen Verfeinerungen 
zu verzichten, lieber eine unbedingt betriebsichere An- 
lage mit gutem, aber nicht allerbestem thermodynami- 
schem Wirkungsgrad zu schaffen, deren wirtschaftliche 
Ergebnisse doch sehr gut sein können. Als Baukosten 
eines modernen amerikanischen Kraftwerkes wird in 
Deutschland ein Satz von 105 ... 110 $ je inst. Kilowatt ange- 
nommen. Die Schriftleitung der El. World hat nun, wie 
Morrow mitteilt, eine eingehende Untersuchung über 
16 der modernsten Kraftwerke mit einer Leistung von 
50 000 ... 300 000 KW angestellt, deren Bau- und Betriebs- 
kosten sie in einer umfangreichen Zahlentafel bis in die 
Einzelheiten zerlegt aufzeigt. Es geht daraus hervor, 
wie wenig die in Deutschland als normal angenommenen 
Baukosten in Wirklichkeit zutreffen. Nur drei von die- 
sen Kraftwerken fallen in den Spielraum von 100... 110 $, 
drei liegen erheblich unter diesem Werte, und die große 
Mehrzahl ist teurer, z. T. ganz wesentlich. Dabei sind 
diese Kraftwerke durchaus nicht auf höchste therimodyna- 
mische Wirkungsgrade gebaut, da sich unter ihnen nur 
drei mit einem Dampfdruck von 42,2 at und einer Dampf- 
temperatur von 386° befinden, während alle übrigen mit 
Dampfdrücken von 21...28 at arbeiten. Dementsprechend 
schwanken auch die erzielten thermodynamischen Wir- 
kungsgrade (Mittelwert aus einem Betriebsjahre, nur in 
einem Falle aus einem halben Jahre) nicht unerheblich. 
Sie sind in der erwähnten Zahlentafel mit 12,25 % als 
Mindestwert und 18,45 % als Höchstwert angegeben, ohne 
daß indessen gesagt wird, wie diese Werte berechnet sind. 


1 Vgl. ETZ 1906, S. 71; 1911, 8. 622; 1915, S. 597. 


1564 


— 


Aus den an der gleichen Stelle angegebenen Beträgen des 
Gesamtwärmeverbrauches und der Erzeugung berechnen 
sich wesentlich höhere thermodynamische Wirkungs- 
grade, nämlich von 16,3 % als Mindestwert bis 24,9 % als 
Höchstwert. Das würde auch dem entsprechen, was man 
von Anlagen dieser Bauart erwarten kanu. Kine gewisse 
Verschiedenheit in den Baukosten ist ohne weiteres ver- 
ständlich. Manche Grundstücke erfordern sehr kostspie- 
lire Gründungs- und Herrichtungsarbeiten, andere sind 
im Erwerb besonders teuer: die von der El. World fest- 
gestellten Schwankungen sind indessen weit größer, als 
sieh aus solehen Voraussetzungen erklären läßt. Abb. Y 


Höchstwert 


me Milfeiwert 


ESO 
x. 
wa 
.. 


N , d GK 

E Ke S ch N So 
$ Ia Bn, 2 SSe D u S 
S SQ SS Set X S M $ 
S as g&l SS È Æ EE Ə 
X $ QOY A N ge D 
§ gẹ Si S Seä IS È RY 2 
e Ge È GER S IS e 
$ g g $ S3% $ È S 


Abb. 9. Kraftwerks-Anlagekosten (inks) und ihre Aufteilung (rechts). 


stellt sie graphisch dar. Es ergibt sich aus diesen Aus- 
führungen, daß beispielsweise die JIochbauten für ein 
Kraftwerk von 100000 kVA zwischen 9,44 und 3,78 Mill 
RM kosten, was gar nicht zu verstehen ist, wenngleich 
man in ersten Falle eine gewisse Raumreserve als vor- 
handen annehmen muß. Aus den Angaben der Tabelle 
zeht wenigstens hervor, daß beim Kraftwerk I der spezi- 
fische Rauminhalt für Kessel und Schalthaus um etwa 
50% größer ist als bei Kraftwerk Il, während hingegen 
das Maschinenhaus wieder kleiner ist. Sehr merkwürdig 
sind auch die außerordentlichen Verschiedenheiten in 
den Kosten der Maschinenanlagen: 100 000 kVA einschl. 
der Kondensatoren kosten zwischen 6,72 und 13,4 Mill RM. 
(Der untere Grenzwert dürfte etwa deutschen Verhält- 
nissen entsprechen.) Natürlich spielen Frachten eine 
außerordentlich große Rolle, wenn z. B. Maschinenteile 
aus dem Osten nach Kalifornien versandt werden müssen. 
Dadurch kann der Preis sehr fühlbar erhöht werden, in- 
dessen dürfte eine Verdopplung ausgeschlossen sein. 
Ähnlich steht es mit mehreren anderen Einzelpunkten. 


Die Bauausführung selbst scheint indessen auch 
Schwankungen zu unterliegen, die nicht ohne weiteres 
verständlich sind. Das zeigt ein Vergleich der spezifi- 
schen Volumina (gesamter umbauter Raum, dividiert 
durch die Leistung). Es wurden verbraucht: 


Höchst- ' Mindest- Dareh- 


wert | wert schnitt © Spiel 
m? | m? m? 
| 
Kohlenaufbereitung und Transport | 0,283 ° 0.0623 0,13 $4.5: 1 
Kesselhaus o ee wéi Se 1,415 0,308 0,585 3.51 
Maschinenhaus `... a 0,99 OI" 0425 I "nr! 
Schalthaus 0,7865 | 0,0354 0,13 916:1 


Mögen auch in einem oder dem anderen Falle Ma- 
schinen- oder Kesselhäuser gleich für die Aufnahme wei- 
terer Maschinen bzw. Kessel eingeriebtet sein, so daß die 
spezifischen Volumina zu groß erscheinen, so kann das 
keinesfalls überall zutreffen. Vielmehr legt diese Fest- 
stellung die Vermutung nahe, daß die einzelnen Gesell- 
schaften nicht nur sehr verschiedene Bauweisen haben, 
sondern daß ihnen auch die Lieferanten höchst verschie- 
dene Preise machen. Für die Kosten der Maschinen- und 
Kesselanlagen ergeben sich z. B. aus der Tabelle folrende 
Schwankungen in Reichsmark je IkKVA: 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


24. Oktober 19% 


Höchst- Mindest- Durch- 


wert wert schnitt Spiel 

Kessel und Zubehör . 126 | 42,60 88,20 27:1 

Rohrleitungen . EECH 42 12,60 29,40 3,3:1 
Turbogeneratoren und Konden- ' | 

satoren . a 117,80 54,55 92,40 | 21:1 


Eine solche Verschiedenheit der Preise wird erleich- 
tert durch die Tatsache, daß der Bau von Kraftwerken in 
den Händen zahlreicher beratender Ingenieure liegt, 
wenngleich große Baufirmen wie Stone & Webster oder 
Day & Zimmermann einen sehr bedeutenden Teil dieses 
(reschäftes beherrschen. Im Gegensatz dazu liegt bei uns 
der Bau von Kraftwerken in den Händen weniger, gro- 
Ber Firmen, von denen sich auch die maßgebendsten Elek- 
trizitätswerke beraten lassen. Dieses System scheint doch 
erhebliche. Vorzüge zu haben. Ein Beweis für diese An- 
nahme ist in einer Zuschrift zu finden, die der Schrift- 
leitung der El. World auf Grund der hier besprochenen 
Veröffentlichunzen zuging. Der Vizepräsident und Chef- 
ingenieur der Commonwealth Power Corp. of Michigan, 
William W. Teft, teilte seine eigenen Erfahrungen mit 
den Kosten der von seiner Gesellschaft erbauten Kraft- 
werke mit. Diese betrugen: 


emma 
r 1 


Wärmeverbrauch 
je kWh 
(roJektiert) 


Belastungs- | Kosten 


Kraftwerk | Leistung | faktor 


| je inst kW 


` 


| 
1 20.000 kW | 


2 20.000 ,, | S 0,4 310 .. 
3 108 Sg 4050 0.5 374 
4 46 400 0 4350 0,50 at a 
5 20 000 ,. 4375 „ 0,338 364 „ 
6 2000 pi 4125 „ | 0.416 | 366 .. 


Alle Kraftwerke wurden so entworfen, daß sie unter 
Berücksichtigung von Gestehungs- und Brennstoffkosten, 
Wärmeverbrauch und Belastungsfaktor möglichst günstige 
Erzeugungskosten hatten. Sie liegen in vier Staaten des 
mittleren Westens, müssen also mit verhältnismäßig 
hohen Kohlenpreisen rechnen; dementsprechend sind sie 
für niedrigen Wärmeverbrauch entworfen und haben den 
vorgesehenen Verbrauch im Betriebe noch unterschritten. 
Ihre Ilerstellungskosten weisen aber bemerkenswert ge- 
ringe Schwankungen auf und sind auch, absolut genonı- 
men, nicht sehr hoch, obgleich es sich zumeist um kleinere 
Werke handelt. Von den oben erwähnten 16 großen 
Kraftwerken sind nur drei je inst. Kilowatt billiger als 
diese sechs kleinen Werke, Nr. 2 ausgenommen, das billi- 
ger ist als eines der erstgenannten, von diesen sechs aber 
auch den höchsten Wärmeverbrauch aufweist. Diese 
kleine Aufstellung zeigt mehr als alles andere, wie vor- 
teilhaft es ist, wenn an einer Stelle sich umfangreiche 
Bauerfahrunsen sammeln. 


Bei solchen Schwankungen der Herstellungskosten 
müssen natürlich auch die Stromselbstkosten 
recht verschieden ausfallen, wenn auch der Wärmever- 
brauch sich i. a. um so günstiger stellte, je höher div 
Anlagekosten waren. Es ergeben sich daraus folgende 
Erzeugungskosten je 1 kWh: 


Höchst- Mindest- Durch- | 

wert ` wert schnitt Spiel 
Pf rf | Ff 

Gesamte Betrlebskosten e 2.08 0,795 1,355 29:1 
Brennstoff . . 22 2 22... 1,76 ıı 0,596 | 101 29:1 
Löhne und Gehälter . 0,483 | 0.13 0.282 | 37:1 
Wasser, Schmieröl usw. 0,0672 | 0,0126 0,0378 Ban 
Verschiedenes . ee Aë E 0,176 0,042 | 0,0504 41:1 
Gesamte Unterhaltungskosten. 0,235 0,0755 0,1555 | 91:1] 
Gebäude .. 2 2 2 2 22. 0,0378 0,0042 0,021 : 90: 1l 
Kessel und Zubehör . 0,172 | 0,0252 0,0924 nr 
Turbinen und Zubehör 0.0024 | 0,0042 | 0.026 22:1 
Generatoren u. Schaltanlage 0.042 0,0042 | 0,0143 10:93 
Gesamte Erzeugungskosten . . . 2,29 0,87 1,51 | 
Gesamte feste Kosten `, 3786 1.086814 2.1 6 :1 
Kostender kWh ab Sammelschiene 6.05 '!' 1,484 | 861 E :ı1 


Vergleichsweise sei erwähnt, daß die Sehwankung 
der gesamten Erzeuzungeskosten eines auf oberschle<1- 
scher Kohle errichteten, mit 18 at, 375° Dampftemperatur 
und einem Verbrauche von 1 kg Staubkohle/kWh arbeiten- 
den Kraftwerkes und eines in Süddeutschland neu geb: u- 
ten mit 42 atü, 410° Dampftemperatur und Kohlenstauv- 
feuerung etwa 2,1:1 ist. Der Vorteil einheitlicher Bau- 
weise geht daraus deutlich hervor. (El. World Bd. 92, 1923, 
S. 827.) Hamm. 


24. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


1566 


EE III 


RECHTSPFLEGE. 


Wer ist Stromabnehmer des Elektrizitätswerkes, wenn 
die Stromabgabe durch eine in Händen eines Dritten be- 
findliche Blockstation erfolgt? — Diese Rechtsfrage war 
anläßlich eines vom OLG. Hamburg mit Urteil Bf I 321/28 
entschiedenen Rechtsstreites zu beantworten, der auf fol- 
«endem Sachverhalt beruhte: Innerhalb eines bestimm- 
ten Bezirkes hatte eine Privatfirma, die bis 1913 selbst 
elektrischen Strom erzeugte und unmittelbar an die Ver- 
braucher abgegeben hatte, nunmehr die Stromabgabe so 
geregelt, daß ihre Abnehmer den Strom aus ihrer in die- 
sem Bezirke befindlichen Blockstation bezogen, die ihrer- 
seits den erforderlichen Licht- und Kraftstrom einem Elck- 
trizitätswerk entnahm. 1927 wollte dieses Werk dazu über- 
gehen, an Stelle des bisher gelieferten Gleichstromes in 
Zukunft auch der Blockstation Drehstrom zu liefern. Es 
kam zu Unterhandlungen, die damit endeten, daß die Pri- 
vatfirma die Stromlieferung an ihre Abnehmer einstellte 
und diese auf den Bezug von dem Elektrizitätswerk ver- 
wies. Für die Abtretung der Versorgung ihrer Strom- 
abnehmer erhielt die Privatfirma eine Vergütung. Die 
Stromabnehmer wandten sich auf Aufforderung ihrer bis- 
herigen Lieferfirma an das Elektrizitätswerk, das die Ver- 
sorgung übernahm, aber diese Abnehmer bei der erforder- 
lichen Betriebsumstellung als „Neuabnehmer” behandelte 
d. h. ihnen nicht wie den sog. Altabnehmern die Um- 
änderungskosten an Leitungen, Beleuchtungskörpern, Mo- 
toren usw. ersetzte. Die Abnehmer behaupteten, die Tat- 
sache, daß die Privatfirma zwischen ihnen und dem Werke 
gestanden habe, reiche nicht aus, um sie als „N e u abneh- 
mer“ zu kennzeichnen, sie scien immer schon Abnehmer 
des Werkes gewesen und wären folglich als Altabnehmer 
zu behandeln. Das Abkommen zwischen dem Werke und 
der Privatfirma bedeute einen Eingriff in das Vertragsver- 
hältnis zwischen ihnen, den Abnehmern, und der Privat- 
firma, sei daher sittenwidrig und verpflichte zum Scha- 
densersatze, der sich mindestens in der Übernahme der 
Umänderungskosten durch das Werk zeigen müsse. 

In beiden Instanzen wurde die Klage abgewiesen. — 
Nach dem Konzessionsvertrage ist das Werk verpflichtet, 
jedem Strom zu liefern, der sich auf mindestens ein Jahr 
zur tarifmäßigen Abnahme verpflichtet und die übernomme- 
nen Zahlungsverbindlichkeiten pünktlich erfüllt. Die Liefe- 
rungsbedingungen des Werkes sehen dementsprechend eine 
Lieferung von Strom an jeden Abnehmer im Bereiche sei- 
nes Leitungsnetzes vor, der die Bedingungen schriftlich 
anerkennt. Daraus geht hervor, daß die Stromabnehmer 
der Privatfirma keine Abnehmer des Werkes im Sinne 
der eben genannten Bestimmungen sind. Sie haben weder 
die Bedingungen des Werkes schriftlich anerkannt noch 
haben sie durch das Leitunesnetz des Werkes Strom be- 
zogen noch haben sie an dieses unmittelbar Zahlungen ge- 
leistet. — Die klagenden Abnehmer hielten dies alles für 
unerheblich, da der Konzessionsvertrag mit seiner Liefer- 
verpflichtung an jedermann insoweit ein Vertrag zugun- 
sten Dritter sei, sie, die Kläger, also zum Strombezug be- 
rechtire und der Vertrag zwischen der Privatfirma und 
dem Werke Lieferung von Strom an sie, die Kläger, zum 
Inhalte habe. — Das OLG. Hamburg hielt diese Auffassung 
für rechtlich nicht haltbar. Der Konzessionsvertrag 
enthalte sowohl öffentlichrechtliche wie privatrechtliche Be- 
standteile, letztere rezelten die privatrechtlichen Beziehun- 
sen zwischen dem Werke und dem Konzessionsver- 
leiher. Soweit sich aber der Vertrag mit den Rechten 
der Stromabnehmer Gegen das Werk befasse und diesem 


innerhalb eines bestimmten Rahmens eine Lieferpflicht 
auferleze, handele es sich um eine aus einem öffent- 
lichrechtlichen Rechtsinstitut entspringende Verpflich- 
tunz. Diese an sich bestehende Lieferpflicht hätten die 
Kläger jedoch gar nicht in Anspruch genommen, sie 
hätten keinen — dann nach privatrechtlichen Normen zu 
beurteilenden — Stromlieferungsvertrag mit dem Werke ge- 
schlossen, so daß keine vertraglichen Beziehungen zwi- 
schen den Kläsern und dem Werke beständen. 


„Abnehmer“ des Werkes war demnach die Privatfirma. 
Sie leitete den ihr vom Werke gelieferten Strom weiter, 
hatte also die Rolle einer Vertriebstelle fremden Stromes 
für ein bestimmtes örtliches Verteilungszebiet. Dies ist 
eine in der Elektrizitätswirtschaft durchaus gewöhnliche 
Erscheinung, und Vertragszesner des Stromerzeugers ist 
in derartigen Fällen regelmäßig derjenige, der die Umfor- 
mung und Weiterleitung oder die Weiterleitung des erzeug- 
ten Stromes schlechtweg zu den Verbrauchern unter- 
nimmt. Bei der Frage, wer als Unternehmer eines der- 
artigen Stromvertriebes anzusehen ist, bleibt es gleich- 
gültig, wem das Grundstück gehört, von dem aus der Ver- 
trieb stattfindet, ebenso wenig vermag etwa das Eigentum an 
den Maschinen von ausschlaggebender Bedeutung zu sein. 
Entscheidend ist vielmehr, wer nach außen sowohl dem 
Stromproduzenten wie dem Verbraucher gegenüber im 
eigenen Namen tätig wird. Und dieses war ohne Zweifel 
im vorliezenden Fall die Privatfirma. 

Endlich hatten die Kläzer das Abkommen zwischen 
Werk und Privatfirma über die Neuordnung des Strom- 
bezuges als ein unberechtigtes Eingreifen in das zwischen 
ihnen, den Klägern, und der Privatfirma bestehende Ver- 
tragsverhältnis gekennzeichnet. Es liege unerlaubte Hand- 
lung des Werkes vor, die gemäß § 826 BGB. das Werk zum 
Schadensersatz verpflichte. 

Das Abkommen zwischen Werk und Privatfirma 
wurde veranlaßt durch die bei dem Werk bevorstehende 
Betriebsumstellung von Gleichstrom auf Drehstrom. Die 
Privatfirma stand vor der Wahl, sich entweder einen Um- 
former anzuschaffen, falls sie ihren Abnehmern Gleich- 
strom weiterliefern wollte, oder Verhandlungen mit ihren 
Abnehmern wegen der Umänderungen . und der Kosten- 
übernahme einzuleiten, falls sie in Zukunft Drehstrom wei- 
terleiten wollte. In beiden Fällen mußte sie mehr oder 
weniger erhebliche Aufwendungen machen, während das 
Abkommen mit dem Werke ihr eine Gegenleistung für die 
Abtretung des Kundenkreises gewährte. Daß das Werk 
mit Rücksicht auf die Abnehmer der Privatfirma, mit denen 
es in einem Vertragsverhältnis nicht stand, dieses Abkom- 
men ohne Verstoß gegen die guten Sitten nicht hätte treffen 
dürfen, ist nach Auffassung des OLG. nicht ersicht- 
lich, zumal das Werk noch darlegen konnte, daß wegen 
Überlastung des Gleichstromnetzes in der Gegend der 
Blockstation der Anschluß an das Drehstromniederspan- 
nungsnetz aus technischen Gründen geboten gewesen sei. 


Keineswegs läßt sich aus diesem Vorgehen des Wer- 
kes — so führt das OLG. in den Gründen seines Urteils 
wörtlich aus — ein mit den guten Sitten des geschäftlichen 
Verkehrs im Widerspruch stehendes und daher zum Scha- 
densersatz verpflichtendes Bestreben erblicken, dem Geg- 
ner unter Mißbrauch einer Monopolstellung unbillige und 
unverhältnismäßige Bedingungen aufzuerlegen. Es ist 
nicht dargetan, daß das Werk bei Eingehung des Ab- 
kommens sich bewußt war, daß die Kläger dadurch ge- 
schädigt würden, und daß das Werk trotz dieses Bewußt- 
seins mit Eventualdolus das Abkommen getroffen hat. 

Dr. jur. C. v. dem Busch. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


EV 
Elektrotechnischer Verein. 


(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft- 
stelle, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a Il, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02. 


Jahresbeitrag der inländischen Mitglieder für 1930. 


Der Mitgliedsbeitrag für das Jahr 1930 beträgt: 
i. für persönliche inländische Mit- 
glieder `, . . .. ZECHES 
für Jungmitglieder 
II. für korporative 
glieder: 


30 RM 
15 Hi 


inländische Mit- 


1. Behörden, Schulen, wissenschaftliche Ver- 
eine usw. . 


2. Sonstige körperschaftliche Mitglieder, städt. 
und staatl. Betriebe, auch Eltwerke, Privat- 
firmen, offene Handelsgesellschaften, Ge- 
sellschaften mit beschränkter Haftung, 
Aktiengesellschaften usw., die beschäf- 
tigen: 


a) bis 50 Angestellte und Arbeiter . . . 50 „ 
b) von 51 bis 100 Angestellte und Arbeiter 75 „ 


36 RM 


c) von 101 bis 250 Angestellte und Arbeiter 120 , 
d) von 251 bis 500 Angestellte und Arbeiter 150 „ 
e) von 501 bis 1000 Angestellte und Ar- 

beiter . . z. as ee Ge. 00 n 
f) von 1001 bis 2500 Angestellte und Ar- 

beiter a e onn a a le re ne AO a 


1586 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


24. Oktober 1929 


g) von 2501 bis 5000 Angestellte und Ar- 


beiter . 600 RM 

h) von 5001 "bis 10 000 Angestellte und 
Arbeiter . . 900 „ 

i) von 10001 bis "20 000 Angestellte und 
Arbeiter . . . . 1500 4, 
k) über 20 000 Angestellte und Arbeiter . 2400 „ 
Die Beiträge werden bis spätestens 15. No- 
vember 1929 auf das Postscheeckkonto: Elektrotechni- 


scher Verein, Berlin Nr. 133 02, erbeten, da sonst die ord- 
nunzsmäßire Zustellung der ETZ über den 1. Januar 1930 
hinaus nicht gewährleistet werden kann. Unsere aus- 


ländischen Mitelicder erhalten besondere Mit- 
teilung. 
Vortragsreihe 


des Elektrotechnischen Vereins in Gemeinschaft mit 
dem Außeninstitut der Technischen Hochschule zu Berlin 
über „Funktionentheorie und ihre Anwendung 
in der Technik”. 


I. Hauptteil: Mathematischer,dieGrund- 
lagen der Theorie umfassender Teil. 


28. Oktober bis einschl. 16. Dezember 1929, 
Herr Professor Dr. R. Rothe (Technische Hochschule 
Berlin). 

Komplexe Zahlen und Veränderliche, Wesen und Be- 
deutung. Analytische Funktionen. Cauchy—Riemannsche 
Differentialeleichungzen. Zusammenhänge mit der Poten- 
tinltheorio und der Strömungslehre. Gaußsche und Green- 
sche Inteeralformel.  Poissonsches Integral. Interral- 
sätze im Komplexen. Unendliche Reihen, im besonderen 
Potenzreihen. Taylorsche und Laurentsche Reihe. Nin- 
eularitäten. Residuensatz. Anwendungen auf die Be- 
rechnung bestimmter Integrale. Fouriersehes Integral. 
Besselsche und andere Funktionen. Anwendungen auf das 
Heavisidesche Operatorenverfahren und die Integration 


der Telegrapheneleiehunz. Konforme Abbildung. Formel 
von Christoffel und Schwarz. Riemannsche Flächen. — 


Änderung vorbehalten. 


I. Hauptteil: Technischer, die wichtig- 
stenAnwendungenbehandelnderTeil. 


1. 13.1. 1930: Herr Professor Dr. Schottky (Siemens 
& Halske A.G.): „Aufbau elektrischer und magneti- 
scher Felder aus Quellinien-Potentialen“ (Verstärker- 
röhren, Elektrofilter; 'Transformatoren- und Genera- 
toren-Probleme). 

2. Am 20.1.1930: Herr Dr. Pohlhausen (Oberinge- 
nieur der Siemens-Schuckertwerke A. Cl: „Zwei- 
dimensionale Strömungsfelder”“ (Auftrieb und Zirku- 
lation, Kutta-Joukowskvscher Satz. Strömung um den 
Zylinder, Tragflügelprofile, Vergleich der Theorie mit 
dem Experiment). 

3. Am 27.1.1930: Uert Dr. E. Weber (Ingenieur der 
Siemens-Schuckertwerke A.G.): „Feldausbildung an 
Kanten“ (Elektrische und magnetische Felder, Fem- 
peraturfelder, elastische Spannungsfelder). 

4. Am 3. II. 1930: Herr Dr. Ollendorff (Privatdozent 
der Technischen Hochschule Berlin): „Ausgleichs- 
vorgänee in körperlichen Leitern“ (Komplexe Dar- 
stellung von Stolsvorränren, Erwärmung von elektri- 
schen Maschinen, Kurzschluß-Erwärmunz eines Ka- 
nn Stoßströme in Maschinen mit Wirbelstrom-Läu- 
ern). 

D Am 10.11. 1930: Herr Professor Dr. Nöther (Tech- 
nische Hochschule Breslau): „Wellenausbreitung in 
homogenen und geschichteten Medien“ (Ausbreitung 
im Raum und längs der Erdoberfläche; die Maxwell- 
schen Gleichungen im geschichteten Medium [Heavi 
side-Schicht] ). 

6 Am 17.11.1930: Herr Professor Dr. Föttinger 
(Technische Hochschule Berlin): „Strahlbildunz und 
günstigste Randformen“ (Felder mit diskontinuier- 
licher oder vorzeschriebener Vektorverteilung). 
Zeit: Montag abends pünktlich 6% bis 8 Uhr. 
Ort: Hörsaal Nr. 141 der Technischen Hochschule zu 

Berlin. 
Teilnehmerkarten: Zu haben 
a) in der Technischen Hochschule, Zimmer Nr. 138, 


b) im Elektrotechnischen Verein Berlin \W35, Potsdamer 
Straße 118a H, Postscheckkonto: Berlin Nr. 133 02. 


Der Preis für sämtliche Vorträge beträgt: 


a) für Mitglieder des Elektrotechnisehen Vereins 16 RM 

b) „ deutsche Studenten . 2. 2 2 2 22. 8n 

c) „ andere Teilnehmer . . .. P a EEN 
Karten für einzelne Vorträge werde nieht abgegeben. 


„Fest der Technik“. 


Die nachstehenden technisch-wissenschaftlichen Ver- 
eine in Berlin veranstalten nach den guten Erfolgen der 
vorhergehenden Jahre erneut, u. zw. 

am Freitag, dem 8 November 1929, 
8% Uhr abends, in sämtlichen Räumen 
des Zoologischen Gartens zu Berlin 
das 
„Fest der Technik“ 
und laden hierdurch zur Teilnahme ein. 


Das Fest hat den Charakter eines repräsentativen 
Balles: bestimmungszemäß wird sein Überschuß den Ver- 
einen für Unterstützungen zugeführt. 


Anzug: Herren: Gesellschaftsanzug, Frack: 
Damen: Gesellschaftskleid. 


Musik: Kapelle Kermbach. 
Tombola: Reichhaltiz mit wertvollen Gewinnen. 


Eintrittskarten für Vereinsmitelie- 
der, deren Angehörige und eingeführte 
Gäste kosten 10 RM, werden auf den Namen ans- 
gestellt und können nur vor dem Fest durch die 
(ieschäftstellen der veranstaltenden Vereine bezogen 
werden. 

Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin. — Anto- 


mobil- und Flugtechnische Gesellschaft Technisch-Wissen- 
schaftliche Vereinigung e. V. — Berliner Bezirksverein Dent- 
scher Ingenieure. — Bezirksverein Groß-Berlin und Mark 
des Vereins Deutscher Chemiker. — Bund Deutscher Archi- 
tekten, Landesbezirk Brandenburg. — Deutsche Beleuchtunes- 
Geert he Gesellschaft e. V. — Deutsche Gesellschaft für Ban- 
inzenieurwesen. — Deutsche Gesellschaft für Metallkunde 
e.V. — Dentsche Gesellschaft für technische Physik e.V. 
Deutsche Keramische Gesellschaft e. V. — Deutsche Maschi- 
nentechnische Gesellschaft. — Deutscher Kälte-Verein. — 
Elektrotechnischer Verein e.V. — Gesellschaft Deutscher 
Metallhütten- und Bergleuta e. V. — Heinrich-Hertz-Gesell- 
schaft zur Förderung des Funkwesens. — Märkischer Verein 
von Gas- und Wasserfachmännern. — Reichsbund der höheren 
technischen Beamten e. V. — Reichsbund Deutscher Technik 
e. V. — Schiffbauteehnische Gesellschaft. — Verband der Zen- 
tralheizunes-Industrie e.V. — Verband Deutscher Patent- 
anwälte. — Verein Deutscher Eisengießereien, GießBereiver- 
band. — Verein Deutscher Gießereifachleute. — Verein Deut- 
scher Heizungs-Ingenieure, Bezirk Berlin, e. V. — Wissen- 
schaftliche Gesellschaft für Luftfahrt e. V. 


1. Da jedem der veranstaltenden Vereine nur eine 
beschränkte Zahl von Eintrittskarten zuge- 
teilt wird, empfiehlt es sich, die Karten bei der 
Geschäftstelle des E lektrotechnischen 
Vereins (Berlin W35, Potsdamer Str.118alID 
umgehend zu besorgen. 


2. Die Eintrittskarten werden gegen Barzah- 
lung oder Einsendung des Betrages auf 
das Postscheekkonto: Elektrotechnischer 


Verein, Berlin Nr. 13302 auszehändiet. 

3. Gastkarten werden bei Vermittelung von Mit- 
gliedern des Elektroteehnisehen Vereins ausgegeben. 

4. Plätze können unter Vorzeigung der Eintritt-- 
karten bei der Geschäftstelle des „Fest der Technik“ im 
Inzenieurhaus, Friedriech-Ebert-Straße 27, vorausbestellt 
werden. 

F.lektrotechnischer Verein. 
Der Generalsekretär: 
Pr. Schmidt. 


Einladung 


zur Fachsitzung für den Bau und Betrieb von Elektrizi- 

tätswerken am Dienstag, dem 29. Oktober 1929, 8 Uhr 

abends, in der Technischen Hochschule zu Charlottenburg, 
EB Hörsaal Nr. 301. 


Tazesordnune: 


Vortrag des Herrn Dipl.-Ing. W. Tama, Direktor 


der Hirseh, Kupfer- und Messingwerke A.G. in Finow 
(Mark) über: 

„Die Verwendung von Kondensatoren 
zum Zwecke der Verbesserung des Lei- 


stune<faktorsin Starkstromnetzen unter 

besonderer Berücksichtigung der prak 

tischen Erfahrungen bei den Hirsch, 

Kupfer- und Messinewerken A.G, Finow 
(Mark). 


24. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 43 


1567 


Inhaltsangabe: 


Es wird die Bedeutung der Phasenverbesserung für 
die Tarifbildung der Elektrizitätswerke beleuchtet. Als 
neues Mittel zur Verbesserung des Leistungsfaktors im 
großen Maßstabe ist der elektrostatische Kondensator 
heute so weit entwickelt, daß seine Einführung empfohlen 


Elektrische Maschinen 


Maßbezeichnungen 


Maschine mit 2 Schildlagern und freiem Wellenstumpf - 
Form B3 DIN VDE 2950 

Maschine mit 2 Schildlagern und 2 freien Wellen- 
stümpfen 


werden kann. In den Walzwerksanlagen der Hirsch, 
Kupfer- und Messingwerke A.G. Finow (Mark), sind 
in den letzten drei Jahren umfangreiche Versuche zur 
Einführung von Kondensatoren gemacht worden. Heute 
hat dieses Werk bereits über 2500 kVA an Kondensatoren 
der verschiedensten Größen und für Spannungen von 
380 V bis 10000 V praktisch erprobt. Die statischen Kon- 


(Normblattentwurf VDE 2939 Blatt 1 zu S. 1568.) 


Noch nicht endgültig D i N 
Entwurf 2 
VDE 2939 

Elektrotechnik Blatt 1 


Maschine mit 2 Schildlagern Form B3 DIN VDE 2950 
mit Riemenscheibe auf Spannschienen 


Maschine mit 2 Stehlagern, freiem Wellenstumpf und Grundplatte Form D 5 DIN VDE 2950 mit Riemenscheibe 


Maschine mit 2 Stehlagern, 2 freien Wellenstüämpfen und Grundplatte mit Riemenscheibe 


a a. der Befestigungslöcher des Gehäuses in Achs- 
richtu 
a, Cy Abstand der Befestigungslöcher der Grundplatte von 
Mitte Maschine in Achsrichtung 
b Abstand der Befestigungslöcher des Gehäuses oder der 
Grundplatte quer zur Achsrichtung 
c Fußstärke oder Grundplattenhöhe 
d dı Durchmesser der Wellenstümpfe (d auf der Antriebseite, 
d, auf der Bürstenseite) 
e Länge des Fußes oder der Grundplatte in Achsrichtung 
f Breite des Fußes oder der Grundplatte quer zur Achs- 
richtung 
g Größter Durchmesser der Maschine 
Achshöhe, d. h. Unterkante Fuß oder Unterkante Grund- 
` platte bis Mitte Welle z 
LD Mitte Befestigungslöcher bis Wellenende 
KK Gesamtlänge der Maschine mit 1 oder 2 Wellenstümpfen 
k, k} Gesamtlänge der Maschine mit Riemenscheibe und 1 oder 
2 Wellenstümpfen 
lli Länge der Wellenstümpfe (l auf der Antriebseite, lı auf 
der Bürstenseite) 
m Länge der Auflage des Fußes in Achsrichtung 
n Breite der Auflage des Fußes quer zur Achsrichtung 
0 Mitte Maschine bis Außenkante Lager auf Bürstenseite 
D Gesamthöhe, d. h. Unterkante Fuß o. Unterkante Grund- 
platte bis höchsten Punkt der Maschine 


q q, Mitte Maschine bis Wellenenden 
S Durchmesser der Befestigungslöcher des Fußes oder der 
Grundplatte 
t ti Unterkante Welle bis Oberkante Paßfeder 
u u, Breite der Paßfeder 
w Ausladung des Anschlußkastens 


B Breite der Riemenscheibe 
: D Durchmesser der Riemenscheibe 

E Abstand der Befestigungslöcher der Spannschienen in 
Achsrichtung der Maschine 

H Höhe der Spannschienen 

M Breite der Spannschienen 

N Länge der Spannschienen 

Q Durchmesser oder Seitenlänge des Fundamentloches 

R Abstand der Befestigungslöcher der Spannschienen quer 
zur Achsrichtung der Maschine 

T Tiefe des Fundamentloches 

V Größte Verschiebung der Maschine auf Spannschienen 

X Durchmesser der Befestigungslöcher der Spannschienen 

Y Länge der Spannschraube einschließlich Kopf 

Z Mitte Befestigungslöcher der Maschine bis Innenkante 
Riemenscheibe. (Bei Verbreiterung der Riemenscheibe 
bleibt Z unverändert, während k> und k3 sich ändern.) 


Oktober 1929 


Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. 


Forts. Blatt 2 


1568 


densatoren spielen ferner eine wichtige Rolle beim Bau 
und Betrieb von Hochfrequenz-Schmelzöfen. 


Gäste willkommen! 
Nachsitzung im „Grand-Hotel am Knie“ in Charlotten- 
burg, Bismarckstraße 1. 
Fachausschuß 
für den Bau und Betrieb von Elektrizitätswerken. 
Der Vorsitzende: 
Dr. Rehmer. 


Elektrische Maschinen 


Maßbezeichnungen 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


24. Oktober 1929 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 


Geschäftstelle: Berlin W 67, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B 1 Kurfürst Nr. 5802-44. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


. Kommission für Maschinen und 
Transformatoren 


Die Kommission gibt nachstehend eine durch das 
Komitee für mechanisch-technische Fragen bearbeitete 
Erweiterung des Normblattes 

(Normblattentwurf VDE 2939 Blatt 1 auf S. 1567.) 


Noch nicht endgültig 


Entwurf 1 


VDE 2939 
Blatt 2 


Flanschmotoren Form B5 und V1 bis V4 DIN VDE 2950 


Innenzentrierung Í 
ausnahmsweise zulässig 


nach DIN VDE2941 q 
Kegeln k 


Se 


DIN VDE 2702 


Kegel 1:10 
15. Ke 
WG WI 
d 
la- lı- 


Flanschmotoren mit Fuß 


| Se 
La. 
SIb | 

! — 


Innenzentrierung 
ausnahmsweise zulässig 


a Abstand der Befestigungslöcher des Gehäuses in Achs- 
richtung 

Qı Durchmesser des Befestigungsflansches 

b Abstand der Befestigungslöcher des Gehäuses quer zur 


Achsrichtung 

db, Durchmesser des Zentrierrandes des Befestigungsflan- 
sches 

Də Durchmesser der Zentriereindrehung des Befestigungs- 
flansches | 


c Fußstärke 
Cı Stärke des Befestigungsflansches l 
d d Durchmesser der Wellenstümpfe (d auf der Antriebseite, 
d, auf der Bürstenseite) 
d, d, Durchmesser der kegeligen Wellenstümpfe am dünnen 
Ende (d, auf der Antriebseite, d, auf der Bürstenseite) 
d d; Durchmesser der Gewindezapfen am kegeligen Wellen- 
stumpf (də auf der Antriebseite, d; auf der Bürstenseite) 
e Länge des Gehäusefußes in Achsrichtung 
e Lochkreisdurchmesser des Befestigungsflansches 
f Breite des Gehäusefußes quer zur Achsrichtung 
fı Höhe des Zentrierrandes 
fa Tiefe der Zentriereindrehung 
g Größter Durchmesser der Maschine 


Oktober 1929 


Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 


h Achshöhe, d. h. Unterkante Fuß bis Mitte Welle 
ti Abstand von der bearbeiteten Fläche des Flansches 
bis Ende Wellenstumpf 
k kı Gesamtlänge der Maschine mit 1 oder 2 Wellenstümpfen 
l Länge des Wellenstumpfes auf der Antriebseite zylindrisch 
oder kegelig 
l Länge des Wellenstumpfes auf der Bürstenseite zylindrisch 
oder kegelig 
GG Länge des kegeligen Wellenstumpfes (l auf der Antrieb- 
seite, l} auf der Bürstenseite) 
m Länge der Auflage des Fußes in Achsrichtung 
n Breite der Auflage des Fußes quer zur Achsrichtung 
o Mitte Maschine bis Außenkante Lager auf Bürstenseite 
p Gesamthöhe, d. h. Unterkante Fuß oder Unterkante 
Gehäuse bis höchsten Punkt der Maschine 
d di Mitte Maschine bis Wellenenden 
$ Durchmesser der Befestigungslöcher des Fußes 
Sn Durchmesser der Befestigungslöcher des Flansches 
t ti Unterkante Welle bis Oberkante Paßfeder zylindrisch 
oder kegelig 
u U, Breite der Paßfeder zylindrisch oder kegelig 
w Ausladung des Anschlußkastens 


Forts. Blatt 3 


24. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 15869 


Noch nicht endgültig DIN 
Elektrische Maschinen Entwurf 1 
Maßbezeichnungen VDE 2939 
Elektrotechnik Blatt 3 
Polier- und Schleifmotor ohne Anlasser 
h; 
h3 = 
q3 | 
Hegel1:6 | 
= F ei 
| LG nach DIN VDE 4500 
| a 
[ RA WEE 0, su — 
Ä ~ | 2 nach DIN VDE4S00 
v Z; d H dl ai | a 
{ L Wir dee 
l Ezona 


Polier- und Schleifmotor mit Anlasser 


l li Länge der freien Wellenstümpfe 


I 


a Abstand der 'Befestigungslöcher des Gehäuses oder des 
Sockels in Achsrichtung 

b Abstand der Befestigungslöcher des Gehäuses oder des 
Sockels quer zur Achsrichtung 

€C Fußstärke des Gehäuses oder Sockels 

d Durchmesser der Gewindezapfen 

dı Durchmesser der Kegel der festen und auswechselbaren 
Polierspitzen am dünnen Ende 

e Länge des Gehäusefußes bzw. des Sockels in Achsrichtung 

f Breite des Gehäusefußes bzw. des Sockels quer zur Achs- 
richtung 

d Größter Durchmesser der Maschine 

h Achshöhe, d. h. Unterkante Fuß oder Unterkante Sockel 
bis Mitte Welle 

k; Gesamtlänge der Maschine mit 2 Wellenstümpfen mit 
Gewindezapfen 

ka Gesamtlänge der Maschine mit 1 kegeligem Wellenstumpf 
und 1 Wellenstumpf mit Gewindezapfen 


k, k; k; kg siebe Bemerkung unter l 
Oktober 1929 


Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. 


lə Länge der Gewindezapfen an den freien Wellenstümpfen 

Le Länge des kegeligen, festen Wellenstumpfes 

l, Länge des Kegels 

ls Länge der auswechselbaren Polierspitze mit Gewinde- 
zapfen 

ls Länge der auswechselbaren Polierspitze mit Kegel 

lı Länge des Kegels an der auswechselbaren Polierspitze 
Entsprechend den verschiedenen Maßen l 2; L Je werden 
kı k3 k; Ks und du da 95 und de gebildet 

m Länge der Auflage des Fußes in Achsrichtung 

n Breite der Auflage des Fußes quer zur Achsrichtung 


o 0, Mitte Maschine bis Außenkante Lager 


D Gesamthöhe, d. h. Unterkante Fuß oder Unterkante Sockel 
bis höchsten Punkt der Maschine 


d di q3 qs de Mitte Maschine bis Wellenenden 


S$ Durchmesser der Befestigungslöcher des Motors oder des 
Sockels 
w Ausladung des Anschlußkastens 


Forts. Blatt 4 


1570 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


24. Oktober 1929 


A E 
Oli ZS 
oO 
SE 
S S 
Z x 
S a 
P- 
S 
2 


Motorgenerator MG 5 DIN VDE 2950 


Elektrische Maschinen 
Maßbezeichnungen 


DINVDE2939 Elektrische Maschinen. 
Malbbezeichnuneen 


bekannt. 


Während das Blatt 1 im wesentlichen mit dem Inhalt 
des bisherigen Normblattes DIN VDE 2939 vom November 
1924 übereinstimmt, stellen die Blätter 2, 3 und 4 eine 
völlig neue Erstveröffentlichung dar. Bezüglich der Form- 
bezeichnung der Maschinen wird auf das XNormblatt 


Motorgenerator MG 2 DIN VDE 2950 und MG 3 DIN VDE 2950 


bis höchsten Punkt des 


Unterkante Grundplatte 


Maßeintragung, sinngemäß MG 5 DIN VDE 2950 
Abstand der Befestigungslöcher der Grundplatte quer zur Achsrichtung 
Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. 


Abstand der Befestigungslöcher der Grundplatte in Achsrichtung 


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Mitte Motor bis Außenkante Lager auf Bürstenseite 
Durchmesser der Befestigungslöcher der Grundplatte 


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o Mitte Generator bis Außenkante Lager auf Bürstenseite 
Mitte Generator bis Mitte Motor 


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> © O < = 
mj om eg — — m Es 
S e 
H © 

DIN VDE 2950 „Elektrische Maschinen. Formen“ ver- 


wiesen. . 

Kinsprüche gegen die vorliegenden Entwürfe sind bis 
längstens zum 1. Dezember 1929 in dreifacher Aus- 
fertizung an die Geschäftstelle des VDE zu richten. 

Verband Deutscher Elektrotechniker. 
i Der Generalsekretär: 
P.Schirp 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechn. Gesellschaft, Hannover. 29. X. 1929, abds. 
Rh, Hörsaal 42 der T.H.: Lichtbildvortrag Ing. Loke, 
„Neuzeitl. Antriebe von Werkzeugmaschinen für Metall- und 
ITolzbearbeitung“. 


Elektrotechn. Verein Leipzig. 29. X. 1929, abds. 8h, 
Hotel Sachsenhof, Lichtbild- u. Filmvortrag Obering. Nul- 
lau, „El. Antriebsausrüstungen für Druckereimaschinen“. 


Elektrotechn. Verein München. 23. X. 1929, abds. 8h, 
Hörsaal 848 der T. H.: Liehtbildvortrag Obering. Grün- 
wald, „Die Tardo-Sicherung“. : 


Arbeitsgemeinschaft Deutscher Betriebsingenieure, 
Berlin. — Vortragsreihe über Kontrollen der Betriebswirt- 
schaft, abds. 7% h, Saal EB 301 der T. H. Berlin: 

31. X. 1929: E. Th. Bickel, „Lagerkontrolle“. 

14. XI. 1929: Dipl.-Ing H. Gräßler, „Mengen- 
kontrolle der Rohstoffe und in der Fertigung“. 

l 28. XI 1929; Dr. F.H. Zschacke, „Kontrolle dureh 
Wiegen". 

12. XII. 1929: Prof. Dr.-Ing. G. Keinath, „Kontrolle 
der Energiemengen“ a) Stromverbrauch im Betrieb, b) Wärme- 
wirtsehaft. 

16. 1. 1930: Prof. Dr.-Ing. F.H. Schulz, „Werkstoff- 
kontrolle (Materialprüfung)“. 

13. IL 1930: Dr.-Ing. B. Buxbaum, „Kontrolle des 
Zustandes und der Ausnutzung von Maschinen und maschinel- 
len Einrichtungen“. 

27. 11. 1930: Kontrolle der Genauigkeit von Werkstücken 
in bezug auf Maße und Gewichte". 

27. HI. 1930: Dr.-Ing. K. H. Fraenckel, .„Zeitkon- 
trolle im Betrieb“. 


10. IV. 1930: Dr.-Ing. ©. Kienzle, „Kontrolle der 
Wertumsätze durch Haushaltpläne“. Zusatumenfassung. 

Teilnehmerkarten sind bei der Geschäftstelle der ADR. 
Berlin, Ingenieurhaus, oder am Saaleingang erhältlich. Preis 
der Karte für sämtliche Vorträge: für eingeschriebene Mit- 
arbeiter 5 RM, für Gäste 10 RM, fir einzelne Vorträge 1,50 RM. 


LITERATUR. 
Besprechungen. 


Gleichstrom-Dynamomaschinen. Von Prof. 
Cl.Schenfer 2. Aufl. Teil 1 mit 203 Abb. u. 188 S, 
Teil 2 mit 231 Abb., 2 Tab. u. 264 S. in 4°. Staatsverlar 
Moskau 1927/28. Preis geb. Teil 1 3,75 Rbl, Teii 2 
4,35 Rbl. 

Der durch seine zablreichen Arbeiten auf dem Gebiete 
des Dynamobaues bekannte Verfasser legt ein Lehrbuch 
über Gleichstrommaschinen in zwei Teilen vor, das für 
Hochschulen bestimmt ist. Im ersten Teil auf 184 Seiten 
wird die Theorie der Gleichstrommaschine behandelt: ihre 
Ankerwieklungen, der magnetische Kreis, die Ankerrück- 
wirkung, die charakteristischen Kurven und sehr ausführ- 
lich die Kommutierung. Im zweiten Teil auf 258 Seiten 
wird die Arbeitsweise, das Anlassen und die Drehzahl- 
rexrelung der Gleichstrommotoren, Parallelarbeiten der 


Gleichstromzeneratoren, die Gleichstromspezialmaschineu 


u. a. beschrieben. Zum Schluß wird die Berechnung der 
Gleichstrommaschine auseinandergesetzt und an einem Be- 
reehnungsbeispiel sehr ausführlich der Berechnungseanz 
vorgeführt. 


24. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


1571 


Der Verfasser hat es sich zur Aufgabe gemacht, den 
behandelten Stoff dem Studierenden leicht zugänglich zu 
machen, und hat die Aufgabe vortrefflich gelöst. Durch 
zahlreiche, sonst in den Lehrbüchern nicht übliche Abbil- 
dungen und einfache Überlegungen werden dem Studieren- 
den die Schwierierkeiten aus dem Were geräumt, über die 
er normalerweise stolpert. Es sei z. B. hingewiesen auf 
die Abb. 62, die den Verlauf und Größe der Streuung der 
Gleiehstrommaschine erläutern soll, auf die Abb. 67 und 
die Oszilloeramme 68 ... 70, die die Ankerrückwirkun: klar 
machen sollen, auf die Abb. 108, die die Flüsse des Wende- 
polkreises behandelt u. dgl. In seiner ganzen Art stellt 
das Werk etwas Einzirartires dar, indem es durch Ver- 
gleiche und Analorien gerade die schwierigsten Begrifre 
einfach und klar macht. Die Klarheit, welche dieses Werk 
vorteilhaft von vielen anderen, denselben Stoff behandeln- 
den Werken unterscheidet, macht es zu einem schr zuten 
Hilfsmittel beim Studium der Gleichstrommnaschine. Nicht 
nur dem Lernenden, sondern aueh dem Lehrenden kann das 
Werk warm empfohlen werden. Dr. Liwschitz. 


Discussion of the National Electrical Sa- 
fety Code. (Handbook series of the Bureau of Stan- 
dards, Nr. 4.) Mit 32 Fig. i. Text, VI u. 338 S. in 8". 
Verlag United States Government Printing Office, 
Washington 1928. Preis geb. 1 $. 

Das Buch vertritt ungefähr die Stelle der in Deutsch- 
land zu den Vorschriften des VDE herausgegebenen „Er- 
lauterungzen“ Es ist vom Bureau of Standards herausge- 


geben, und nur das Vorwort trägt die Unterschrift des 
Direktors George R. Burgess. Die Vorschriften 


selbst sind nicht mit abgedruckt; aber die einzelnen Ab- 
sehnitte sind gleichlautend mit denen der Vorschriften 


betitelt. Dementsprechend beziehen sich die fünf Teile 
auf: 1. Errichtung und Unterhaltung von Elektrizitäts- 


werken, 2. Errichtung und Unterhaltung von oberirdi- 
schen und unterirdischen Speiseleitungen und Netzen, 
a, Krrichtung und Unterhaltung von Verbrauchsanlagen, 
4. Betrieb von elektrischen Kinriehtungen und Leitungen, 
5. Radioanlagen. 

Die einzelnen Erörterungeen erklären den Zweck der 
jeweils erläuterten Vorschrift und gehen vielfach auf die 
physikalischen Vorgänge ein, die dabei ins Spiel treten. 
Zum Teil sind beispielsweise Maßbestimmungen als An- 
haltspunkte für die Ausführung gegeben. Im allgemeinen 
ist aber vermieden, die Vorschriften selbst durch weiter- 
rehende Bestimmungen einzuengen oder auf bestimmte 
Ausführungsformen festzulegen. Vielmehr tritt vielfach 
die Absicht hervor, dem sachverständigen Ermessen einen 
wohlverstandenen Spielraum zu lassen. Anderseits heißt 
es auf S. 2: „Es können Fälle vorkommen, wo richtige 
Überlerung zu schärferen Maßnahmen führt, als sie in den 
Vorschriften gefordert sind, wenn ein angemessener Grad 
von Sicherheit gewährleistet werden soll.” 

In ähnlichem Geist ist auf S. 91 gesagt: „Man hat es 
für richtiger gehalten, vernünftige und mäßige Forde- 
rungen zu stellen, die allgemein erfüllbar sind, als ideale 
Anforderungen, die so streng sind, daß sie in vielen Fäl- 
len nicht erzwungen werden können.“ 

Viele derartige äußerst richtig und wiehtire Sätze 
finden sich in dem Buche neben mancherlei praktisch 
wertvollen Einzelheiten. Leider verbietet es der Raum, 
noch mehr Beispiele anzuführen, Das Buch zeigt deut- 
lieh, dah man in Amerika eifrig bestrebt ist. die Sieher- 
heit der Anlagen nicht in erster Linie von einer gehäuf- 
ten Zahl strenger Finzelvorschriften zu erwarten, son- 
dern von vertiefter Unterweisung über ihren Zweck und 
von vertieften Verständnis der in den Vorschriften ent- 
haltenen Weisungen. CL. Weber Tt, 


Navigational wireless Von S. H. Lone Mit 
162 Textabb., NE u. 161 S. mg Verlag von Chapman 
AS Hall, Ltd, London 1927. Preis geh. 12,6 s. 

Dies Buch ist offenbar durch das 1% Jahr früher er- 
schienene von Leib—Nitzsche, Funkpeilungen, Ber- 
lin 1926, 210 S.. 195 Abb., angeregt worden, das ihm im 
wesentlichen als Vorlage gedient hat. Beide Bücher sind 
aus dem Bedürfnis entstanden, den Funktechnikern und 
den Nautikern, die beide an dem Gerenstand interessiert 
ind, die nötigen Erläuterungen auch über die jedem we- 
niger zeläufize Seite der Sache zu geben. So gliedern sich 
die Bücher in technische und nautische Abschnitte. Im 
enelischen Buch behandeln die fünf ersten Kapitel Funk- 
technik, u. zw. Allgemeines aus der Klektrizitätslehre 
(Kap. 1): Gitterröhren (Kap. 2); Ausbreitung und Emp- 
fang der Funkwellen, Achter-Diagranın des Peilrahmens 
und Seitenbestimmungz im Herz-Diagramm (Kap. 3): Rieht- 
sender (Telefunkenkompaß), Robinsonscher Sender, Mar- 
conis Strahlwerfer) und Richtempfängzer (mit Doppel- 


rahmen nach Robinson, mit einfachem Rahmen nach 
Koster und Dunmore, Bellini, Siemens-Brothers und Tele- 
funken) (Kap. 4); Angaben über Einbau an Bord (Kap. 5). 
Die gleichen Systeme sind im Leib—Nitzsche beschrieben; 
nur fehlt hier die im Longschen Buche am ausführlichsten 
beschriebene Apparatur von Sienens, die aber der deut- 
schen Telefunkenkonstruktion im wesentlichen gleicht. 
Kap. 6 geht mit der Lehre über die durch das Schiff 
hervorgerufene Funkfehlweisungz in das Grenzgebiet zwi- 
schen Funktechnik und Nautik, während dieser die letzten 
Kapitel zewidmet sind: Merkator- und znomonische Karte 
(Kap. 7); nautische Verwendung der Funukpeilungen 
(Kreuzpeilung, Zielfahrt, Ortung) (ban Bi: Eintragung der 
Peilunsen in Seekarten (Kap. 9); Peilstörungen (Kap. 10). 
Ein Sehlußkapitel spricht über Navirationshilfen im Nebel 
wie Funkbaken, Abstandsbestimmung durch Funk und 
Schall und Echolote. Das englische Buch ist etwas kürzer 
gehalten als das deutsche, das manche Abschnitte gründ- 
licher behandelt. Der elektrische Teil der Aufsabe scheint 
dem englischen Verfasser besser gelegen zu haben als der 
nautische, in welchem man einzelne Entrleisungen findet, 
wie die Darstellung der Merkatorproiektion als eine per- 
spektivische Abbildung der Kugel aus ihrem Zentrum auf 
den im ÄAquator berührenden Zylinder, die Angabe, die 
Loxodromen seien in der znomonischen Karte Kreisboren 
oder beim Maurerschen Diagramm zur Beschiekung einer 


Funkpeilunz auf Merkatorpeilunz Kinführunz des Brei- 
tenunterschieds, wo ein Längenunterschied in Betracht 


kommt. Bezüglich der heute stark bezweifelten soxenann- 
ten Küstenbrechunz der Funkstrahlen wird noch eine voll- 
kemmene Analogie zur Lichtbrecehunz angenommen. In- 
teressant ist die Theorie des Nachteffekts nach Eekersley. 

Im ganzen ist anzunehmen, daß das Buch seinen 
Zweck, den englischen Funktechnikern und Nautikern dir 
Funkpeilung verständlich zu machen, erfüllt, ebenso wie 
es in Deutschland das Buch von Leib und Nitzsche tut. 

H. Maurer. 


Preußische Wasserbenutzungsrechte, er- 
worben durch unvordenkliche Verjährung, Ersitzung oder 
Verleihung staatlichen Regals. Von Rechtsanwalt Dr. L. 
Sternberg. (Mitt. d. Dt. Wasserwirtschafts- u. Was- 
serkraft-Verbandes E. V. 1928, II. 23.) Mit 42 S. in &. 
Zu bez. durch d. Verbandsgeschäftstelle: Bln.-Halensce, 
Joachim-Friedrich-Str. 50. Preis geh. 2 RM. 


Die Schrift behandelt die Wasserbenutzungsrechte, er- 
worben durch unvordenkliche Verjährung, Ersitzung oder 
Verleihung staatlichen Regals im Geltungsbereich des 
preußischen Wasserresetzes vom 7. IN. 1913. Es werden also 
die drei wichtigsten Arten der sog. titulierten Rechte er- 
örtert, u. zw. in ihrer rechtshistorischen Entwicklung, ihrer 
gegenwärtigen Bedeutung und in ihrer Beurteilung durch 
die Rechtsprechung und das Schrifttum. 

Wasserstreitsachen gehören anerkanntermaßen zu den 
Prozessen, die langwierig und kostspielig zu sein pflegen 
und insbesondere auch hinsichtlich der Beweisführung über 
die Berechtigung der geltend gemachten Ansprüche sehr 


genaue Kenntnisse der Eirentimlichkeiten des Wasser- 
rechts verlangen. In dieser Beziehung gibt die Schrift 


wertvolle Aufklärungen und wird dem Leiter eines Wasser- 
triebwerke= manche nutzbrinzenden Kenntnisse vermitteln. 
v.demBuseh. 


Praktische Infinitesimalrechnune. Von F. 
F. P. Bisaere. Berecht. deutsche Ausg. unt. Mitwir- 
kung v. Prof. Dr. E. Trefftzr heraus. v. Dr. E. Kö- 
nig. Mit 108 Abb. u. 5 Bildnistaf,, XI u. 364 S. in an, 
Verlag B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1929. Preis 
geb. 18 RM. 

Das Buch führt in die Infinitesimalrechnung mit prak- 
tischen Zielen ein; es ist ganz elementar und anschaulich 
gehalten und erfordert nur geringe Vorkenntnisse. Die 
theoretischen HTrörterunsen, an Beispiele anknüpfend, 
legen den Hauptwert auf Einfachheit und Faßlichkeit. Auf 


die unendlichen Reihen wird in dem elementaren Buche 
nicht eingegangen. Die zahlreichen Anwendungen ent- 


stammen den Gebieten der Mechanik, der Elektrizität, der 
physikalischen Chemie, der Thermodynamik. Die Auswahl 
der Cbungen unterliegt dem Gesichtspunkt der systemati- 
schen Vollständigkeit, wird aber anderseits nicht unnötig 
ausgedehnt. Von den sämtlichen Aufgaben sind im Inter- 
esse des Selbststudiums die Ergebnisse, von den schwie- 
rigen aueh die Lösunesmethoden mitgeteilt. Aufnahme 
der Bilder und Lebensläufe berühmter Wissenschaftler soll 
menschliche Anteilnahme erwecken. Als erste Einführung 
kommt das Buch für die Studierenden der Natur- und 
Inzenieurwissenschaften sehr wohl in Frage. 
Fender. 


1572 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 


24. Oktober 1929 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Zusammenschluß in der deutschen Schwachstrom- 
industrie. — Nach Mitteilung des Berl. Tagebl. ist beabsich- 
tigt, die Aktienmajoritäten der Mix & Genest A.G., der 


Ferdinand Schuchhardt, Berliner Fern- 
sprech- u. Telegraphen-Werk A.G. und der 
Süddeutschen Telefon-Apparate- Kabel- 


und Drahtwerke A.G., Nürnberg, in einer Holding- 
gesellschaft zusammenzufassen. Die International 
Telephone & Telegraph Co., die bereits die Aktien- 
mehrheit yon Schuchhardt besitzt, wird den in dem neuen 
Unternehmen vereinigten Gesellschaften ihre gesamten Pa- 
tente zur Verfügung stellen und für ausreichende Finanzie- 
rungsmöglichkeiten sorgen. Das Aktienkapital der Holding- 
gesellschaft soll 20 bis 30 Mill RM betragen, während 
das der Mix & Genest A. G. (AEG-Konzern) z. Z. 16 Mill RM, 
das der Süddeutschen Telefon-Apparate-, Kabel- und Draht- 
werke 3Mill RM und das der Schuchhardt A.G. 1,75 Mill. RM 
ausmacht. Die zum Felten & Guilleaume-Konzern gehörende 
Nürnberger Gesellschaft wird an dem Zusammenschluß nur 
mit ihrer soeben als Süddeutsche Apparatefabrik G. m. b. H. 
(SAF) abgezweigten Fernsprechabteilung teilnehmen, aber 
nicht mit der Kabelabteilung und Radio G.m.b.H. Die ge- 
plante Vereinigung soll ein enges Zusammenarbeiten der be- 
teiligten Gesellschaften in organisatorischer und betrieb- 
licher Hinsicht herbeiführen und vor allem den starken Wett- 
bewerb mildern, der die Lage der deutschen Schwachstrom- 
industrie bisher überaus ungünstig beeinflußt hat. Wie das 
Berl. Tagebl. schreibt, wird daran gedacht, auch eine Reihe 
weiterer Schwachstromunternehmungen in die Kombination 
einzubeziehen. Es handelt sich hier um eine im einzelnen 
noch nicht ganz feststehende Transaktion von großer Bedeu- 
tung, die sich bei dem Einfluß der AEG und vor allem des 
mächtigen amerikanischen Partners (rd. 143 Mill. $ Aktien- 
kapital) auf die neue Holdinggesellschaft u. U. sehr weit- 
gehend auswirken kann. 


FElektrotechnischer Außenhandel der V.S. Amerikat. 
—- Die Ausfuhr elektrischer Maschinen, Apparate und Zu- 
hohörteile hat im Mai 1929 mit 11158916 $ den Wert des 
vorjährigen Parallelmonats (9 857 545 $) um 1 301 373 $ oder 
13% übertroffen. Bemerkenswert höhere Werte ergaben sich 
für Teile und Zubehör von Motoren, Radiogerät, Telegraphen- 
und Fernsprechapparate, Zündsysteme, Innenbeleuchtungs- 
material und für nicht weiter spezifizierte elektrische Vor- 
richtungen, während u.a. Starkstromschalttafeln, Bahnmoto- 
ren, industrielle Lokomotiven und Staubsauger an Wert ein- 
gebüßt haben. Die Lieferungen der Union betrugen im Be- 
richtsmonat nach Europa 1981586 $ (England: 568 947 $, 
Spanien: 251 223 $, Deutschland: 229 146 En. nach der west- 
lichen Halbkugel 6 565 286 $ (Kanada: 3 449509 $, Argenti- 
nien: 765 697 $, Mexiko: 600 753 $) und nach Asien, Afrika 
und Ozeanien 2612044 $ (Australien: 698359 $, Japan: 
457 008 $, China: 436 816 $). 

Auf das mit Juni abgeschlossene erste Halbjahr 
1229 entfällt ein Ausfuhrwert von 70788339 $, da 33% 
mehr als auf die gleiche Periode des Vorjahres (53 266 866 $). 
Die Zunahme verteilt sich weitgehend auf die verschiedenen 
Erzeugnisse und war besonders bemerkenswert bei Akkumu- 
latoren und kleinen Batterien, Transformatoren mit Aus- 
nahme der Krafttransformatoren über 500 kVA, Elektrizitäts- 
zihlern, Kleinsten und stationären Motoren unter 200 PS, Zu- 
behörteilen zu solchen Triebwerken, Radio-, Telegraphen- 
und Fernsprechgerät, Zündsvstemen, Beleuchtungsmaterial. 
nicht näher bezeichneten elektrischen Apparaten, Porzellan- 
und Glaswaren sowie bei isolierten Leitungen aus Kupfer. Der 
Export von Kühlvorrichtungen bewertete sich zu 6,256 Mill $. 
Gegen das 1. Halbjahr 1927 zurückgegangen ist u.a. die Aus- 
fuhr von Krafttransformatoren, Umformern, Starkstromschalt- 
tafeln, Bahnmotoren und elektrischen Lokomotiven sowie 
von Staubsaugern, Ofenelektroden. 


Vorgänge im Ausland. — Der Verwaltungsrat der A.G. 
Brown, Boveri & Cie., Baden (Schweiz), hält es mit 
Rücksicht darauf, daß sich in der Elektroindustrie Deutsch- 
lands. Englands und Frankreichs das Eindringen fremden, be- 
sonders amerikanischen Kapitals bemerkbar mache und ans- 
ländische Einflüsse um die Herrschaft kämpfen, für seine 
Pflicht, rechtzeitig Sicherungen gegen eine Überfremdung zu 
treifen. Er hat infolgedessen beantragt, das Aktienkapital 
von 39,20 auf 47.04 Mill Fr durch Ausgabe von 112 000 Na- 
mensaktien B mit je 70 Fr Nennwert zn erhöhen, die dasselhe 
Stimmrecht besitzen wie die bisherigen 350 Fr-Aktien und 
restlos den alten Aktionären zum Bezug angeboten werden 
sollen. Der Verwaltungsrat verlangt aber fiir sich das Recht, 
die Übertragung dieser B-Aktien auf neue Besitzer ohne An- 


q vd EL World Bd. 94, 1929, 8. 309, 497. Vgl. ETZ 1928, 8. 1460; 1929, 


gabe von Gründen zu verweigern und sie Ausländern gegen- 

über je Person oder Firma auf 500 Stück zu beschränken. — 

Eine ähnliche Schutzmaßnahme hat kürzlich die Verwaltung 

der Compagnie Française pour l'exploitation 

des procédés Thomson-Houston, Paris, beschlos- 

sen, indem sie auch neue Aktien, u. zw. für 30 Mill Fr zu je 

100 Fr mit gleichem Stimmrecht wie die bisherigen (je 500 Fr) 

auszugeben gedenkt, deren Zuteilung, Verkauf oder Ab- 

tretung aber von der Genehmigung des Aufsichtsrats ab- 

hängig macht. — Gemäß einer Vereinbarung zwischen 

der British Thomson-Houston Co. und der 

Edison Swan Electric Co. hat letztere das Installa- 

tions-. Beleuchtuugs- und Radiogeschäft (einschl. der Mazda- 

Röhren) sowie die Herstellung elektrischer Kühlvorrichtungen 

von Thomson-Houston übernommen, doch bleibt der Ver- 
trieb von Mazda-Lanpen nach wie vor in Händen der Thom- 
son-Houston Co. — Die amerikanische Johns-Manville 

Corp., die Insulite Co. und die United States Gyp 
sum Co. mit einem Gesamtvermögen von 250 Mill. $ und 
‘5 Mill $, die sich aus der Verbindung mit fremden Gesell- 
schaften ergeben, haben nach der El. Review eine Art Kartell 
gebildet. Es sind die größten Unternehmungen der V.& 
Amerika auf dem Gebiet des Isoliermaterials, die auch eine 
Anzahl Papierfabriken, Wasserkraftwerke, chemische Anlagen 
usw. kontrollieren. — Die 14 Großhandelsgesellschaften der 
General Electric Co., Schenectady, sind mit Wirkung vom 
1. X. nach der El. World in der General Electric 
Supply Corp. vereinigt worden, die besser als die ein- 
zelnen Unternehmungen in der Lage ist, die Kundschaft 
schnell und mit größerer Wirtschaftlichkeit zu bedienen. — 
Der Erwerb der Northeast Electrie Co., Rochester, eine, wie 
El. World meldet, 13 Mill $-Transaktion, führt die General 
MotorsCorp. nunmehr auch zur Herstellung elektrischer 
Ausrüstungen. Nach der Dt. Allg. Zg. bereitet sie außerdem 
mit der Radio Corporation of America die Gründung einer 
Empfangsapparate-Fabrik (10 Mill $ Kapital) und die Über- 
nahme der Sonora Radio Co. sowie der Fada Radio Co. vor. — 
Die Telefon-A.B. L. M. Ericsson, Stockholm, hat 
ihre Interessen in Lateinamerika neuerdings beträchtlich er- 
weitert und im Norden wie im Westen Mexikos große Fern- 
sprechanlagen erworben. Im Nordwesten Argentiniens wird 
sie ein neues automatisches Telephonsystem einrichten. 


Aus der Geschäftswelt. — Anfangs Oktober haben fol- 
gende zehn Kabel-undDrahtfabriken: die Deutschen 
Kabelwerke A.G., die C. J. Vogel, Draht- und Kabelwerke 
A. G., die Norddeutschen Kabelwerke A. G., Berlin. das Kabel- 
werk Rheydt A.G., die Hackethal-Draht- und Kabel-Werke 
A.G., Hannover. das Kabelwerk Duisburg, die Süddeutschen 
Kabelwerke, Mannheim, die Osnabrücker Kupfer- und Draht- 
werke, Dr. Cassirer & Co. und Neumeyer, Nürnberg, zwecks 
Wahrung ihrer Interessen, besonders im Ausland, mit 0,5 Mill 
RM eine Gesellschaft m.b. H. gegründet, als deren Haupt- 
gegenstand die gemeinschaftliche Organisation des Exports 
genannt wird. 

In das Handelsregister wurden eingetragen: Han- 
noversche Stromversorgungs-A.G., Hannover 
(6 Mill RM): Errichtung, Erwerb und Betrieb elektrowirt- 
schaftlicher Anlagen. (Vgl. ETZ 1929, S. 725, 1381); Klein 
& Stadler G.m.b.H. Fabrik für Steatit-Isola- 
tionen, Nürnberg (50 000 RM): Errichtung und Betrieb 
einer Fabrik zur Herstellung von Bestandteilen und Zu- 
behörteilen für die elektrotechnische Branche; Janke & 
Schmidt,MaschinenbaufürGlühlampenund 
Glasindustrie G.m.b.H., Berlin (50000 RM): Her- 
stellung von Maschinen zur Fabrikation elektrischer Glüh- 
lampen, Radioröhren usw.; Tekade-Radio G.m.b.H. 
Vertriebsgesellschaft der Radio-Erzeug- 
nisse der Süddeutschen Telefon-Apparate, 
Kabel- und Drahtwerke A.G. Nürnberg, Nürnberg 
(01 Mill RM); Teltower Kreiswerke G.m.b.H. 
Nowawes (6,4 Mill RM): Erzeugung, Lieferung und Ankauf 
von elektrischer Arbeit, Gas usw., Errichtung der hierzu er- 
forderlichen Werke usw. Hauptgesellschafterin ist die 
Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft, Dessau; „Elgeff“ 
Elektrizitäts-Gesellschaft für Effektbe- 
leuchtung m.b.H., Kretschmer & Co., Leipzig 
(20 000 RM): Fabrikation und Vertrieb von Effektbeleuchtun- 
gen, Vertrieb von Glühlampen usw.; Accumulatoren- 
Fabrik Oettl G.m.b.H., Berlin (20000 RM): Fabrika- 
tion von und Handel mit allen in der Elektrobranche verwen- 
deten Artikeln, insbesondere Akkumulatoren; Baerecke 
undPerthen G. m.b. H., Berlin (30 000 RM): Herstellung 
und Vertrieb von Artikeln der elektrotechnischen Branche. 


Abschluß des Heftes: 19. Oktober 1929. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expl. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh m e in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 
Im Buchhandel durch Jullus Springer, Berlin W 9, 


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II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehm e, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


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50. Jahrgang 


Berlin, 31. Oktober 1929 | 


Heft 44 


Das alte und das neue Fernamt in Berlin*. 
Betriebsfragen und technische Lösungen für den Fernsprech-Weit- und -Massenverkehr. 
Von F. Helmdach, Berlin. 


Übersicht. Die technischen Einrichtungen des neuen 
Fernamts in Berlin werden beschrieben und mit den Ein- 
richtungen des alten Fernamts verglichen.. 


Am 18. V. 1929 wurde in Berlin, Winterfeldtstr. 28/30, 
ein neues Fernamt in Betrieb genommen (Abb. 1). Da 
das neue Amt eines der größten derartigen Ämter ist und 
die neuesten technischen Einrichtungen enthält, dürfte 
es angebracht sein, durch Vergleich zwischen den Einrich- 


Abb. 1. 


Ansicht des neuen Fernanmtgebäudes. 


tungen im alten und denen im neuen Amt darzulegen, 
welche Wege die Technik bei der Lösung der vielseitigen 
Aufgaben eingeschlagen hat und welche Entwicklung wei- 
ter nötig wird, um den Betrieb des großen Amtes für den 
Weit- und Massenverkehr sicherzustellen. 

Die neue Einrichtung dient dem Fernverkehr, 
der ein Vorbereitungsverkehr ist. Die Fern- 
£espräche werden nicht sofort bei ihrem Anfall ausgeführt, 
weil die langen kostspieligen Leitungen nicht in so großer 
Zahl vorhanden sein können, daß jede Verbindung sofort 
hergestellt werden kann. Die Ferngespräche werden da- 
her erst aufgezeichnet und dann in der Reihenfolge ihrer 
Anmeldezeit ausgeführt. Zur Aufzeichnung der Anmel- 
dungen dient das Meldeamt. Bei der Ausgestaltung 
des Meldeamtes kommt es darauf an, den Teilnehmer, der 
ein Ferngespräch anmelden will, möglichst ohne Verzug 
abzufertigen. Es müssen daher von den einzelnen Orts- 
imtern Leitungen in genügender Zahl nach dem Melde- 
amt vorhanden sein, so daß jede verlangte Verbindung, 
ohne daß „besetzt“ gegeben zu werden braucht, ausgeführt 
werden kann. Im Meldeamt muß dann der Anruf des Teil- 
nehmers ebenfalls ohne Verzögerung abgefragt und die 
Anmeldung aufgezeichnet werden. Der Anruf des Teil- 
nehmers muß also im Meldeamt stets an eine freie, auf- 


* Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 23. 1V. 1929. 


nahmebereite Beamtin gelangen. Dies ist im alten und 
neuen Amt dadurch erreicht, daß die Meldeleitungen im 
Fernamt auf Wählern enden, die über Mischwähler sich 
jeweils einen freien, arbeitsbereiten Arbeitsplatz aus- 
wählen. Der Platz muß also mit einer Beamtin besetzt 
sein, die zur Aufnahme der Anmeldung bereit ist. Die 
Mischwähler steuern einen Arbeitsplatz nur dann an, 
wenn die Abfragegarnitur der Beamtin in der Buchse 
steckt; arbeitsbereit ist jeder eingzeschaltete Platz erst 
dann, wenn die Beamtin nach Abnahme der vorhergehen- 
den Anmeldung sich freischaltet.e. Beim Anhängen des 
Teilnehmerapparates wird die Meldeleitung auf dem Orts- 
amt frei, so daß sie zu einer anderen Anmeldung wieder 
benutzt werden kann. Der Arbeitsplatz einer Melde- 
beamtin wird erst dann für das Auflaufen eines weiteren 
Wählers freigegeben, wenn die Beamtin die Freimelde- 
taste drückt; denn da die Meldebeamtin bei der gleich- 
zeitigen Abgabe mehrerer Anmeldungen längere Zeit mit 
der Ausfertigung der Zettel beschäftigt ist, wäre es nicht 
wirtschaftlich, die Meldeleitung auch während dieser Zeit 
besetzt zu halten. Die Meldebeamtin sperrt also während 
der Zettelausfertigung ihren Arbeitsplatz für weitere An- 
rufe. Darin liegt eine gewisse Gefahr für den Betrieb; 
denn eine Beamtin, die Schonungsbedürftigkeit in sich 
fühlt, kann durch Verzögerung des Freigabezeichens ver- 
hüten, daß ein neuer Anruf auf ihren Arbeitsplatz auf- 
läuft. Im alten Amt war daher vor die Meldeamtsanlage 
ein Überwachungsfeld vorgeschaltet, an dem jede Phase 
der Beamtentätigkeit durch Lampensignal kenntlich war. 
Eine gelbgrüne Lampe zeigte an, daß der Platz einge- 
schaltet und arbeitsbereit war, eine weiße Lampe zeigte 
den auflaufenden Anruf an. An ihrem Verlöschen war zu 
erkennen, in welcher Zeit der Anruf abgefragt wurde. 
Eine rote Lampe zeigte das Freiwerden der Leitung an, 
das Verschwinden der roten Lampe und das Wieder- 
erscheinen der grünen Lampe zeigte an, wenn der Arbeits- 
platz wieder abnahmebereit wurde. Im neuen Amt ist 
dieses Lampenfeld nicht wieder eingerichtet. Nach dem 
Schlußzeichen des Teilnehmers erscheint dafür am Arbeits- 
platz der Meldebeamtin ein „Beschäftizungszeichen”, eine 
flackernde Lampe, die bis zum Drücken der Freimeldetaste 
leuchtet. 

Da für Ferngesprächanmeldungzen keine Besetztfälle 
vorkommen sollen, muß das Ortsamt durch eine aus- 
reichende Zahl von Meldeleitungen mit dem Fernamt ver- 
bunden sein: das Fernamt muß dafür sorgen, daß ein An- 
ruf des Teilnehmers stets einen freien, arbeitsbereiten 
Platz vorfindet. Die Besetzung der Meldeplätze mit Per- 
sonal kann jedoch nur nach dem durchschnittlichen Ver- 
fehrsanfall erfolgen. Da aber der Verkehr stark schwankt 
und sich innerhalb der versehiedenen Tarzesstunden än- 
dert, wäre es unwirtschaftlich, stets so viel Arbeitsplätze 
besetzt zu halten, als Anrufe im Höchstfalle aufkommen 
können. Daher ist eine Vorrichtung erforderlich, die an- 
gibt, ob und möglichst auch in welcher Zahl Anrufe ein- 
gehen, die keinen freien Arbeitsplatz erreichen können. 
Im alten Amt war dafür ein „Wartefeld” eingebaut, in 
dem durch Aufleuchten einer Lampe für jeden Anruf 
kenntlich gemacht war, daß dieser Anruf keinen freien, 
abnahmebereiten Platz fand. Im neuen Amt ist im 
„Wartefeld”“ gekennzeichnet, daß der erste Wähler keinen 


freien Ausgang findet. Von dem Wartefeld werden die 
auflaufenden Anrufe selbsttätig abieeschaltet. Im alten 


Amt zeigte eine grüne Lampe an, daß im Wartefeld mehr 
als 10 Anrufe lagen. Ihr längeres Brennen gab dem Ober- 


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31. Oktober 19298 


aufsichtsbeamten ein Zeichen, daß mchr Arbeitsplätze ein- 
geschaltet werden ınußten. Schon vor Erscheinen der grü- 
nen Lampe hatte nach einer Betriebsvorschrift die Be- 
amtin des Überwachungsplatzes durch Einschalten einer 
roten Lampe den Meldebeamtinnen ein Zeichen zu geben, 
sich in ihrer Arbeit etwas zu beeilen, da weitere Teil- 
nehmer auf Beantwortung ihres Rufes warten. Im neuen 
Amt wird durch Stromzeiger (Amperemeter) angezeigt, 
wieviel Arbeitsplätze eingeschaltet sind und wieviel An- 
rufe keinen freien Ausgang finden. Der Unterschied 
beider Anzeigen ergibt die Zahl der zweckmäßig einzu- 
schaltenden Arbeitsplätze. 

Im alten Amt waren 96 Meldeplätze vorhanden, die 
den Betriebsanforderungen der letzten Zeit nicht mehr 
senügten; im neuen Amt sind 190 Meldeplätze aufgebaut, 
von denen 132 betriebsbereit sind und 58 durch Auftren- 
nen der Gruppenwählerbeschaltung ohne weiteres in Be- 
trieb gesetzt werden können. 

Die im Meldeamt aufgenommenen Anmeldeblätter 
müssen möglichst schnell zu den Arbeitsplätzen der Fern- 
leitungen gesandt werden, für die das Gespräch bestimmt 
ist. Hierzu dient in beiden Ämtern eine umfangreiche 
Band- und Zettelrohrpost. Die Zettel werden durch Band- 
post von den Meldeplätzen zu einer Zettelverteilungstelle 
auf der Empore des Meldesaales befördert; hier werden 
sie verteilt und durch Saugluft-Rohrpost zu Verteilern 
auf den Fernsaalemporen geschickt. Von den Saalemporen 
zu den Fernplätzen erfolgt die Beförderung durch Druck- 
luft-Rohrpost, u. zw. ist für je 4 Fernplätze ein Druckluft- 
rohr vorgesehen. 


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Abb. 2. Meldeamt. 


Abb. 2 zeigt den Meldesaal des neuen Amtes mit dem 
Blick auf die Empore, auf der die Zettelverteilungstelle 
und die Nachforschungstelle untergebracht sind. 

Die im Fernamt betriebenen Fernleitungen sind zur 
Überleitung des Betriebes schon seit längerer Zeit in das 
neue Gebäude eingeführt; bei der Verlegung der Fernkabel 
war die Einführung in das neue Gebäude berücksichtigt. 
Die Verlängerung der Leitungen vom neuen zum alten Amt 
(Entfernung rd. 4 km) erfolgte, soweit nicht Fernkabel zur 
Verfügung standen, durch Teilnehmerkabel. Bei der Auf- 
teilung der Kabel und bei ihrer Führung im Innern des 
Gebäudes wurden die Erfahrungen benutzt, die bei der 
lirweiterung des alten Amtes (1922) gemacht waren. Die 
Beschreibung der Führung im alten Amt dürfte sich da- 
nach erübrigen. e 

Im neuen Amt sind die eingeführten Fernkabel im 
Keller in 20teilige Kabel aufgeteilt und enden im End- 
verschlußraum auf sog. Trenn-Endverschlüssen, die für 
Berlin besonders entwickelt sind. Bei diesen Endver- 
schlüssen enden die Kabelader und die Innenleitung in je 
einer Buchse. Beide Buchsen sind durch herausnehmbare 
“Bügel miteinander verbunden, so daß olıne Klemmschrau- 
ben oder olıne Lötung eine sichere Verbindung und leichte 
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Trennung ausführbar sind. Abb.3 zeigt einen Teil eines 
(testells für die Trenn-Endverschlüsse. 

Bei der Führung und Verdrahtung der Leitungen im 
Amt ist darauf gehalten, daß die Stammleitungen und der 
daraus gebildete Vierer in Schaltdrähten mit Viererver- 
seilung zusammengeführt werden, um Übersprechen zu 
vermeiden. Bei Vierdrahtleitungen ist dagegen jeder 
Stamm in einem anderen Innenkabel geführt, so daß Zu- 
und Ableitung in anderen Kabeln liegen. Die Kernvierer 
ieder Kabels sind durch je besondere Trenn-Endverschlüsse 


abgeschlossen und werden besonders geführt. Die End- 
verschlüsse sind an einem Gestell vereinigt, Hauptver- 
teiler außen (Vha). Von dem Vha führen die Leitungen 
allgemein zum Ringübertragergestell in hochspannungs- 
sicherer Führung. Bei Leitungen, die mit Unterlagerungs- 
telegraphie belegt sind, führt vor dem Ringübertrager 


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Abb. 3. Teil eines Trenn-Endverschluß-Gestells. 


eine Abzweigung zum Unterlagerungstelegraphie-Gestell, 
wo die Sieb- und Drosselketten angeschaltet und die Ver- 
bindung nach dem Haupttelegraphenamt weitergeführt 
wird. Abb.4 zeigt die Ringübertragergestelle. 


Abb. 4. Ringübertragergestelle. 


Vom Ringübertragergestell führen die Leitunzen über 
einen Zwischenverteiler, der die Zuschaltung des Ruf- 
übertragungsatzes gestattet, zum Fernprüfschrank und 
von dort zu einem Verteiler für die Innenführung (Vhi). 
Zweidrahtleitungen, die nicht im Durchgangsverkehr be- 
nutzt werden, gehen von Vhi zu einem Zwischenverteiler 
auf der Empore des Fernsaales über einen Saalklinken- 
umschalter zum Tages- oder Sammelplatz. Zweidralht- 
leitungen für den Durchgangsverkehr führen vom Vhi zu 
einem besonderen Zwischenverteiler im Durchgangsamt, 
wo sie ihre Leitungsverlängerung und Nachbildung er- 
halten und auf die Klinken des Durchgangsamtes rangiert 


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3l. Oktober 1929 


werden. Eine weitere Rangierung führt über die Kon- 
takte des Abschaltrelais zu dem Verteiler auf der Saal- 
empore und von dort über Saalklinkenumschalter zum 
Arbeitsplatz. 

Vierdrahtleitungen werden vom Vhi zu einem Zwi- 
schenverteiler im Verstärkeramt geführt, u. zw. jeder 
Stamm getrennt. Im Verstärkeramt erhält die Vierdraht- 


‚leitung ihre Gabel, wird dann zu einem Vz im Durchgangs- 


amt geführt, geht über die Kontakte des Umschaltrelais 
zur Nachbildungsleitung und entweder zu den Klinken 
des Durchgangschrankes oder als Gabelleitung zwei- 
drähtig zum Vhi zurück und von dort über den Fern- 
prüfschrank nochmals zum Vz des Durchgangsamtes, zum 
Vz der Empore, Saalklinkenumschalter, Arbeitsplatz. Bei 
den Vierdrahtleitungen ist also jeder Stamm der Leitung 
hinter dem Ringübertrager am lF'ernprüfschrank zu er- 
fassen, dann auch noch die Gabelleitung; diese aber erst 
hinter den Kontakten des Umschaltrelais für den Durch- 
vangschrank. 


Abb. 5. Fernsaal im 3. Geschoß Ost. 


In Fernleitungskabeln eingeführte Fernleitungen 
führen von der Kabelmuffe zu Sicherungsleisten am Vha 
und von dort über den Fernprüfschrank zum Vhi weiter, 
wie oben beschrieben. Oberirdisch eingeführte Leitungen 
werden vom Abspanngestänge erst in den Endverschluß- 
raum heruntergeführt und dort über Sicherunesleisten 
ebenso geschaltet wie Fernkabelleitungen. 


Die durchgehenden Zweidraht- und Vierdrahtleitungen 
führen vom Vhi zu einem Vz im Verstärkeramt, erhalten 
dort ihre Verstärker, werden zum Vhi zurückgeführt und 
dort mit der weitergehenden Ader verbunden. Die Vierer- 
leitungen werden von den Mittelpunkten der Ringüber- 
trager über das Rufübertragergestell zum Fernprüf- 
schrank und Vhi, dann weiter, wie oben beschrieben, ge- 
führt. Die Kernvierer, die nur für Rundfunkzwecke dienen, 
gehen von dem besonderen Endverschluß am Vha zum 
Rundfunkübertragergestell im Durchgangsaal und von 
dort zum Fernprüfschrank. 


Neben diesen Grundführungen bestehen noch Sonder- 
führungen für Ausnahme-Querverbindungen zum Teil- 
nehmer oder als Durchgangsleitungen, für Simultanlei- 
tungen, je nachdem ob es Einfach-, Doppel- oder Vier- 
fach-Simultane sind, usw. 

Die Verbindungsleitungen VT sind über einen beson- 
deren Hauptverteiler Vh VL, soweit es Schnellverkehrs- 
leitungen sind, über den Vz im Durchgangsamt zum un- 
verstärkten Durchgangsplatz, soweit es VL sind, über 
einen Vz im Wählersaal an die Gruppenwähler geführt. 
Meßleitungen, Überwachungsleitungen, Dienstanschlüsse 
usw. haben wieder besondere Führung. Trotzdem mög- 
lichst einheitliche Führung angestrebt und durchgeführt 
ist, ist bei dem Umfang der einzuführenden Leitungen eine 
vielgestaltige Führung herausgekommen. 

Wir wenden uns nunmehr den Fernsälen zu. Im 
alten Amt waren 4 Fernsäle mit inszesamt 600 Arbeits- 
plätzen ausgestattet. Die ältesten Säle, von denen der 
eine auch das Meldeamt enthielt, hatten Fernschränke 
M. ZB 05, die neueren Säle Fernschränke M.ZB10. In 
den älteren Sälen war die Führung der Kabel- und Rohr- 
postrohre unter einem Podium angeordnet: in den neueren 
Sälen, die 1922/23 eingerichtet waren, ist ein Podium ver- 
mieden. Die Führung der Kabel- und Rohrpostrohre er- 
folgte oberirdisch. 


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Im neuen Fernamt werden beim ersten Ausbau drei 
Fernsäle in Betrieb genommen, die Erweiterung um einen 
vierten Saal dürfte in zwei Jahren erforderlich werden. 
Die Fernsäle sind gleichmäßig ausgerüstet und enthalten 
190 Tagesfernplätze, die in zwei Doppelreihen und einer 
Einzelreihe aufgestellt sind. sowie eine Einzelreihe mit 
38 Sammelplätzen. Jeder Tagesplatz ist zur Aufnahme 
von vier Fernleitungen ausgebaut, der Sammelplatz kann 
20 Leitungen aufnehmen. Wegen der Einzelheiten der 
technischen Einrichtungen verweise ich auf den Aufsatz 
von Kruckow!, in dem die Einrichtung von Mannheim 
beschrieben ist, das als Muster für das neue Fernamt 
Berlin gebaut wurde. 

Abb.5 zeigt einen Fernsaal des neuen Amtes; es 
sind die Tagesfernplätze zu sehen und die neuartigen 
Drehstühle mit beweglicher Rückenlehne Die Einrich- 
tung der neuen Fernsäle besteht aus Feerntischen ohne ein 
Klinkenfeld für Fernklinkenleitungen oder Verbindungs- 
leitungen. Die Fernleitung endet am Platz auf Schalter- 
und Tastenfedern. Jeder Arbeitsplatz hat zur Verbindung 
der Fernleitungen mit den Teilnehmerleitunzen 6 Tasten, 
durch deren Druck bei Betätigung einer Fingerscheibe 


ber die F -Tosten der 
zum Sommelblatz we Fernletung ä 


Abb. 6 Prinzipschaltung des Fernplatzes im neuen Fernamt Berlin. 


über Wähler das gewünschte Amt und von da aus der 
Teilnehmer zu erreichen ist. Die Verbindung zwischen 
der gewählten VL und der Fernleitung erfolgt durch 
Niederdrücken einer entsprechenden Ferntaste. Abb. 6 
zeigt die Prinzipschaltung des Fernplatzes. Diese Schal- 
tung ist nach vielen Besprechungen und Planungen ent- 
standen. Bei dem Umfang des geplanten Amtes, das im 
Endausbau 4000 Fernleitungen aufnehmen soll, ergab sich, 
daß ein Vielfachfeld für die VL nicht betriebsicher und 
wirtschaftlich herzustellen war. Da für den dienstlichen 
Verkehr der Arbeitsplätze untereinander, auf den nicht 
verzichtet werden konnte, ohnehin der Selbstanschluß- 
betrieb eingerichtet werden mußte und da auch die Orts- 
ämter in Berlin auf diesen Betrieb umgestellt wurden, 
lag es nahe, auch die VL zu wählen. Die Platzbeamtin 
im Fernamt wählt demnach das Ortsamt durch Betätigung 
der Fingerscheibe mit Kennbuchstabe und Gruppenziffer. 
Dadurch wird eine freie Schnur an dem VL-Platz des betr. 
Ortsamtes angesteuert. Die Platzbeamtin des Ortsamtes 
fragt diesen Anruf ab. Es besteht demnach nicht wie 
bisher DI,-Betrieb sondern Abfragebetrieb. Die Zahl der 
Wähler für die VL-Ausgänge für jeden Saal ist jedoch 
nicht so groß bemessen wie die Zahl der Ausgangstasten 
der Arbeitsplätze, so daß nicht alle Tasten an jedem Ar- 
beitsplatz jederzeit verfügbar sind. Ob diese Einrich- 
tung im Betriebe genügen wird, muß die Zukunft lehren, 
zumal bei Gebührenauskunft oder bei Vorbereitung einer 
neuen Gesprächsanmeldung ein Ausgang belegt wird, ohne 
daß er für die Gesprächsabwicklunz nutzbar gemacht 
werden kann. Infolge Umgestaltung des Ortsnetzes in 
Groß-Berlin auf Selbstanschlußbetrieb können auch nicht 
alle Vermittlungstellen unmittelbar erreicht werden, wie 
es im alten Amt möglich war. Das alte Amt mit den ZB- 
Schränken hatte ein Klinkenfeld für VL mit einem Fas- 
sungsvermögen von 2000 Leitungen und Dienstleitunes- 
verkehr mit den meisten Ämtern: Anrufbetrieb bestand 
nur für die OB-Ämter der weiteren Umgegend. 

Im neuen Fernamt sind die Tagesfernplätze, wie 
schon gesagt, mit vier Fernleitunzen beschaltbar, wo- 
von bei abgehendem und gemischtem Betrieb zwei 
mit Fernleitungen belegt werden, da allgemein eine 
Beamtin nicht mehr als zwei Leitungen bedienen kann. 


! Kruckow, Tel. u. Fernspr. Techn. Bd. 15, S. 301. 


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Bei dem schnurlosen System der Tagesfernplätze kann die 
Platzbeamtin, wenn ihre Nachbarin in einer Leitung be- 
schäftiet ist, während in der zweiten Leitung ein Ruf 
ankommt, nicht ohne weiteres, wie üblich, Nachbaraus- 
hilfe leisten. Um diese Aushilfe zu ermöglichen, hat 
jeder Arbeitsplatz einen Drehschalter erhalten, durch den 
die erste, zweite oder dritte Leitung nach rechts oder 
nach links auf das vierte System des Nachbarplatzes ge- 
schaltet werden kann. Der Arbeitsplatz soll also eine 
Leitung an die Nachbarin abgeben. Praktisch ist damit 
der Platz nur für drei Fernleitungen beschaltbar, was im 
allgemeinen auch genügt. Bei xzerichtetem Verkehr, wo 
vier Fernleitungen ankommend von einer Beamtin be- 
dient werden, ergibt sich daraus jedoch eine gewisse Ge- 
bundenheit, weil gerade im gerichteten Verkehr die Nach- 
baraushilfe besonders wichtig ist. Der Betrieb hat sieh 
damit geholfen, daß er auch bei gerichtetem Verkehr die 
l’lätze gleichmäßig mit drei Leitungen beschaltet und zu 
einem Platz ankommend mit gericehtetem Verkehr (vier 
Leitungen) als Nachbarplatz einen Platz mit abzehendem 
Verkehr (zwei Leitungen) legt, so daß der Platz mit ab- 
gchendem Verkehr die dritte Leitung durch den Dreh- 
schalter ständig auf das vierte System des Platzes mit 


gerichtetem Verkehr abgibt. Abb. 7 zeigt im Schema 
die Beschaltunz der Arbeitsplätze bei Verkehrsbezie- 


hungen mit gerichtetem Verkehr. 


1 Lte.zum 2Lten. ab-' | 1 Ltg. zum 
3 Lten. linken gehend, , 3 Lten. 3 Lten. linken 
ankom- | Nachbar- I Ltg. zum ankom- | ankom- | Nachbar- 
mend ge- platz ge- | rechten mend ge- mend ge- | platz ge- 
richteter | schaltet, Nachbar- | richteter | richteter | schaltet, 
Verkehr | 2 Ltgn. | platz ge- Verkehr | Verkehr | 2 Lien, 

aehd] schaltet | :abgehenid 


Ahh, 3. Schema der Platzbesehaltung bei Verkehrsbeziehungen mit 
gerichtetem Verkehr. 


Die Sammelplätze unterscheiden sich von den 
Taxzesfernplätzen dadurch, daß die F-Leitungen auf Klinken 
enden, nicht, wie an den Taxesfernplätzen, an den Tasten- 
federn. An jedem Sammelplatz sind 20 Klinken für Fern- 
leitungen vorhanden, außerdem 8 Tastensysteme, die in 
Stöpseln enden, so daß durch Stöp-elung einer Fernklinke 
die Fernleitung auf das Tastensystem gebracht wird und 
dann wie am Tagesplatz gearbeitet werden kann. Die 
Sammelplätze im neuen Fernamt werden am Taxe als Ar- 
heitsplätze für Auslandsleitungen benutzt. Die übrigen, 
nicht mit Auslandsleitungen beschalteten Klinken sind als 
Aushilfs- und Nachtleitungzen mit solchen Fernleitungen 
belegt, die als Zubrinzerleitungen für den Auslandsver- 
kebr dienen. Falls eine derartige Leitung Auslandsver- 
kehr vermittelt, wird sie vom Tagesplatz durch Umlegen 
eines Hebels auf den Sammelplatz zeschaltet. Rückwärts 
ist die Zurückschaltung der Sammelleitung von Tasesplatz 
zum Sammelplatz jedoch nieht ohne weiteres möglich. Die 
Piatzbeamtin des Tarxesplatzes hat aber bei Druck der 
Ferntaste dieser Leitung in der Besetztlampe ein Zeichen, 
daß in der Leitung noch am Sammmelplatz gearbeitet wird. 

Die Beschaltunz der Sammelplätze im neuen Fernamt 
ist nur mit 8...12 Leitungen erfolgt, weil von der Sammel- 
schaltune nur in den schwächsten Verkehrstunden Ge- 
brauch gemacht werden kann. 

Bei abflauendem Verkehr werden dureh Platzkopplung 
zwei oder drei Arbeitsplätze zusammenzeschaltet, so daß 
eine Beamtin in Stunden schwachen Verkehrs bis zu 6 Lei- 
tungen und mehr zu bedienen hat. 

Da, wie schon gesagt, die Fernplätze allgemein für 
die Belegung mit 4 Fernleitungen eingerichtet sind, jedoch 
nur mit 2 Leitungen belegt werden, anderseits an den 
Sammelplätzen 20 Fernleitungen beschaltet werden können, 
die in Berlin nur zur llälfte ausgenutzt werden, wäre es 
für den Betrieb ideal, wenn jeder Fernplatz mit jeder im 
Betriebe erforderlichen Zahl von Fernleitunzen beschaltet 
und durch Kinbau der dafür nötigen Betriebsorzane auch 
betrieben werden könnte, ohne daß die technische Einrich- 
tung von vornherein mit betrieblich nicht immer ausnutz- 
baren Mitteln ausgerüstet zu werden brauchte. 

Der Durchzangsverkehr wurde im alten 
Fernamt an besonderen Durcheaneschränken abgewiekelt. 
Der unverstärkte Durchzangzschrank hatte von jedem Ar- 
beitsplatz der Fernsäle aus zwei Verbindungen, die im 


Fernplatz und im Durchgangsehrank auf Klinken endeten. 
Die Nummern der Klinken im Vielfachfeld des Durchganz=- 
schranks korrespondierten mit der Nummer des Fern- 
platzes. Vor der Herstellung einer Durehgzangsverbin- 
dung mußte sich die Fernplatzbeamtin mit der Platzbeam- 
tin der zweiten Leitunz über das Hausamt in Verbindung 
reizen und sich über die Ausführungszeit usw. verständi- 
een. Dann forderte sie in der Dienstleitunz die Beamtin 
am Durchzangschrank auf, die Klinke ihres eigenen 
Platzes mit der Klinke des Platzes der anderen Leitung, 
die sie bei der Verabredung erfahren hatte, durch ein 
Schnurpaar zu verbinden. Beide Platzbeamtinnen schalte- 
ten am Fernplatz durch das Schnurpaar die Fernleitungen 
auf die Durchzangsklinken. Die überwachende Beamtin 
gab nach Trennung der Verbindung der Durchgangsbeam- 
tin Schlußzeichen. Die Beamtin der 2. Leitung bekam von 
Durchganzsplatz aus das Schlußzeichen. Diese Betriebs- 
form war auch für den Durchgangschrank mit Verstär- 
kung beibehalten. Da aber beim Verstärkerverkehr die 
Fernleitungen vom Arbeitsplatz abgeschaltet und über den 
Verstärker unmittelbar verbunden werden, mußte dafür ge- 
sorgt werden, daß die Fernplatzbeamtin die Überwachuns 
der Durchgangsverbindung behielt, weil eine Überwachung 
am Schnurverstärker die Fernplatzbeamtin beschäftigunes- 
los machte und Schwierigkeiten bei Verbindungen im Aus- 
landsverkehr infolge der Abrechnung verursachte Um 
diese Überwachung vom Fernplatz aus sicherzustellen, 
wurde die Rückleitung vom Trennrelais zum Arbeitsplatz 
als Tberwachungsleitung benutzt. Bei einer Durchzanzs- 
verbindung über Verstärker waren im alten Amt 5 Klinken 
zu stöpseln, u. zw. die Klinke der natürlichen Leitung, die 
mit der zweiten Leitung zu verbinden war, die Klinken 
der dazugehörigen künstlichen Leitungen und die Rückfüh- 
runzsklinke zum Arbeitsplatz der überwachenden Fern- 
leitung. Der Verstärkerschrank des alten Amtes hatte 400 
Fernleitungen im Vielfachfeld und 40 Verstärkerschnüre. 
Die Beamtin des Verstärkerplatzes war nur verbindende 
Beamtin und trat nur auf Anfordern des überwachenden 
Platzes zum Regeln des Verstärkers in die Verbindunz 
ein. Neben diesem Schnurverstärkerschrank, der nur für 
Zweidrahtleitungen benutzbar ist, war noch für den Durch- 
gangsverkehr der Vierdrahtleitungen ein besonderer 
Schnurverstärkerschrank im Verstärkeramt des neuen Am- 
tes aufgestellt, weil nach den früheren Grundsätzen des 
CCI Vierdrahtverbindungen unter Abschaltung der Gabel 
zu verbinden waren. 

Bei der Planung für den Durchganzsverkehr des neuen 
Amtes galt es, die in dem alten Betriebsverfahren liegen- 
den Umständlichkeiten zu vermeiden. Wenn im Durch- 
gangschrank alle Fernleitungen, in denen Durchzangsver- 
kehr gearbeitet wird, greifbar sind und wenn ihr Besetzt- 
sein oder Freisein kenntlich gemacht wird, so ist es mög- 
lich, eine Durchzangsverbindung ohne Verabredung der 
Platzbeamtinnen wie eine Verbindung mit einem Ortsamt 
herzustellen. Die praktische Erfüllung dieser idealen 
Forderungen stößt jedoch auf Schwierigkeiten, weil die 
Zahl der Fernleitungen, die dem Durchgangsverkehr dir- 
nen, nicht so groß ist, daß jederzeit eine freie Leitung 
vorhanden ist, und weil im Weitverkehr, für den vorzuz=- 
weise die Vierdrahtleitungen benutzt werden müssen, und 
im Auslandsverkehr wegen der Abrechnung die Benutzbar- 
keit der Leitunzen beschränkt ist, so daß ohne Verabredunz 
der beteiligten Platzbeamtinnen allgemein die Durch- 
Kangsverbindunzen nicht hergestellt werden können. 

Bei der Planung der technischen Ausgestaltunz für 
den Durchgzanzsverkehr wurde daher angestrebt, Anfor- 
derung und Ausführung der Durchgangsverbindung ein- 
heitlich zu gestalten, ohne Rücksicht darauf, ob bei der 
Verbindung Verstärker benutzt werden oder nicht, ob 
Vierdrähte oder Zweidrähte zur Verwendung kommen. 
Weiter wurde angestrebt, die Regelung des Schnurverstär- 
kers überflüssig zu machen oder sie wenigstens vom Ar- 
beitsplatz der überwachenden Beamtin aus auszuführen. 

Für das neue Fernamt Berlin ist ein Verstärkerdurch- 
saneschrank entwickelt worden, der mit einer Einheits- 
schnur und mit Einheitsverstärkern die Herstellung von 
ZAweidraht-Zweidraht-, Zweidrahit-V ierdraht- und Vierdralit 
Vieredraht-Leitunzen ermöglicht. Das Schnurpaar in diesem 
Schrank hat abschaltbare Verlängerungsleitungen von 
b = 1,4 Neper und Schnurverstärker oder Übertragxer mit 
vorzgeschaltetem Verlängerungesgelied b = 0,8, die wechsel- 
scitier einschaltbar sind. Bei Vıerdraht-Vierdraht-Verbin- 
dungen wird die Verlänzerungsleitung b = 1,4 abrreschaltet 
und die Verbindung über den UÜbertrager ohne Verstärker 
hergestellt. Bei Vierdraht-Zweidraht-Verbindunzen wird an 
der Vierdrahtseite die Verlänrzerungsleitung eingeschaltet, 
an der Zweidrahtseite ausgeschaltet. Der Verstärker wird 
eingeschaltet. Bei Zweidraht-Zweidraht-Verbindungen wer- 


31. Oktober 1929 


den die Verlängerungsleitungen beiderseitig abgeschaltet 
und die Verstärker eingeschaltet. Die erforderlichen Um- 
schaltungen der Verlängerungsleitungen und Einschaltung 
der Verstärker oder Übertrager erfolgen durch Relais, die 
in der d-Ader des vieradrigen Schnurpaares liegen und die 
vn d-Ader der Durchgangsklinke im Schrank gesteuert 
werden. 


Jede über den Durchgangschrank geführte Fernleitung 
hat 2 Klinken und 1 Besetztzeichen. Das Besetztzeichen 
sibt an, ob die Leitung am Fernplatz durch ein Gespräch 
mit dem Teilnehmer oder an einem Durchgangsplatz be- 
setzt ist. Das Freisein der Durchgangsklinken, von denen 
die eine zur Herstellung einer Durchgangsverbindung, die 
andere zur Vorbereitung dient, muß durch Ausprüfung 
ermittelt werden. Ein Summerton an beiden Klinken 
der Leitung im Durchgangschrank zeigt der Durchgangs- 
beamtin an, daß die geforderte Durchgangsverbindung z. Z. 
nicht hergestellt werden kann. Dieses Zeichen ertönt, 
wenn die Leitung im Örtsverkehr besetzt und eine Durch- 
vangsverbindung in Vorbereitung liegt oder wenn eine 
Durchgangsverbindung besteht und eine zweite in Vorberei- 
tung liegt. Zeigt eine der beiden Klinken keinen Summer- 
ton, so kann die Verbindung auf Vorbereitung gelegt wer- 
den. Ist kein Schauzeichen sichtbar, so ist die Leitung 
frei, die Verbindung kann ohne Kontrolle hergestellt wer- 
den. Die Anschaltung der Leitungsnachbildung erfolgt an 
den Kontakten des Umschalterelais bei der Durchschal- 
tung der Verbindung. 


Abb. 8 Durchgangschränke. 


Eine Verbindung am Durchgangsplatz wird von der 
tberwachenden Platzbeamtin durch Wahl des Kennbuch- 
stabens K und der Gruppenbezeichnung 2 angefordert, wo- 
durch ein Ansteuern eines freien Schnurpaares am Durch- 
gangschrank erfolgt. Am Durchgangsplatz besteht 
also Abfragebetrieb. Der am Fernplatz zum An- 
steuern der Durchgangschnur benutzte Ausgang dient auch 
zur Überwachung der Verbindung. Die Überwachung 
liegt am Fernplatz der Fernleitung, die die wichtigere ist. 
Angefordert wird beim Durchgangsplatz die Klinkennum- 
mer der Vielfachklinke der eigenen Leitung und die der 
verlangten Leitung, die aus Platzverzeichnissen zu ersehen 
ist. Durchgangsbeamtinnen und Platzbeamtinnen erhalten 
optische Zeichen über den Zustand in der Fernleitung, 
u. zw. für den Vorbereitungszustand ein Flackerzeichen, 
beim Durchschalten der Leitung ein dauerndes Leuchten. 
Die Durchgangsbeamtin wird bei Verbindungen, in denen 
ein Verstärker eingeschaltet ist, bei Durchschaltung der 
Leitung durch das Flackerzeichen zum Regeln des Ver- 
stärkers aufgefordert. Nach dem Regeln erlischt die Über- 
wachungslampe. Bei Verbindungen ohne Verstärkung — 
also Vierdraht-Vierdraht-Verbindungen — erlischt die 
flackernde Überwachungslampe bei Durchschaltung so- 
gleich, weil eine Regelung des Verstärkers nicht erforder- 
lich ist. Die Fernplatzbeamtin, der die Überwachung der 
Durchgangsverbindung obliegt, kann in dem Ausgang, in 
dem sie den Durchgangsplatz angewählt hat, mithören und 
nach beiden Richtungen hin sprechen. Sie kann ferner 
durch Drücken einer Flackertaste, durch die die Über- 
wachungslampe des Schnurpaares am Vurchgangschrank 
zum Flackern gebracht wird, die Durchgangsbeamtin zum 
Eintreten und Nachregeln auffordern: sie kann weiterhin 
in beide Fernleitungen durch Umlegen des Rufschalters 
rufen, wobei der Verstärker kurzgeschlossen wird. Ein- 
gehendes Rufzeichen und damit Schlußzeichen von beiden 
Fernleitungen her erscheinen an den Schlußzeichen des 
Ausgangs am Fernplatz. Abb. 8 zeigt die Schrankreihe der 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


1577 


Durchgangschränke, im Hintergrunde (durch den Kabel- 
schrank getrennt) den Schrank für unverstärkten Durch- 
gangsverkehr. 


Da in diesem neu entwickelten Durchgangschrank nur 
Durchgangsverbindungen mit Verstärkung hergestellt wer- 
den können, war es notwendig, für die wenigen Leitungen, 
die nicht über Verstärker verbunden werden, das sind Lei- 
tungen mit einer Dämpfung von 0,3 Neper und die Schnell- 
verkehrsleitungen, einen besonderen Durchgangschrank 
für unverstärkten Verkehr vorzusehen. Dieser Schrank hat 
ein Feld für 200 Leitungen. Er wird angesteuert durch 
Wahl von K3; am Durchgangsplatz ist Einschnurbetrieb, 
am Fernplatz wird die eigene Fernleitung wie bei Teil- 
SES durch Drücken der Ferntaste zuge- 
Schalter. 


Wenn auch die Durchgangschränke gegenüber dem 
bisherigen Zustand einen bedeutenden Fortschritt dar- 
stellen, so sind doch die oben genannten Forderungen nicht 
sämtlich erfüllt. Auch hier wird die Entwicklung dahin 
weiterzugehen haben, einen Einheitsschrank herzustellen, 
der verstärkten und unverstärkten Verkehr vermitteln 
kann. Zu vervollkommnen wären ferner die Regelung des 
Verstärkers und seine Ein- und Ausschaltung in die Ver- 
bindung; denn es erscheint technisch unnötig, einen Ver- 
stärker in dem Schnurpaar bereit zu halten, solange die 
Verbindung nur auf Vorbereitung liegt, oder bei Verbin- 
dungen, die zwischen Vierdrähten ausgeführt werden. Auch 
wäre es erwünscht, den Verstärker vom Platz aus zu re- 
geln. Wenn die betrieblichen Forderungen erfüllt würden, 
könnten die Durchgangschrank-Beamtinnen mehr Verbin- 
dungen herstellen. 


| mi Y. 


EH 


Abb. 9, Fernprüfschrank, dahinter liegend der Vhi. 


Für den Verkehr der Dienststellen des Amtes unter- 
einander (Störungs-, Untersuchungs-, Auslandstelle, Be- 
triebsleitung) und für den Verkehr der Arbeitsplätze ist 
ein selbsttätiges Dienstamt eingerichtet, mit dem 
ein Hausamt vereinigt ist. Das Hausamt ist ein Handamt 
und vermittelt die von außen eingehenden Anrufe zu den 
Dienststellen, die mit dem Publikum oder Dienststellen 
anderer Ämter Verkehr haben. Es hat 500 Leitungen auf- 
zunehmen. Der Verkehr der Dienststellen untereinander 
erfolgt über Wähler. 

Leitungen, die über Berlin weitergehen und hier Ver- 
stärkung erhalten, sind über ein Verstärkeramt ge- 
führt, das 60 Zweidraht- und 160 Vierdrahtverstärker so- 
wie Gabelsätze enthält. Da die bei der Deutschen Reichs- 
post gebräuchlichen Einheitsverstärker verwendet sind, be- 
stehen keine Besonderheiten. 

Da die Fernleitungen, wie wir gesehen haben, immer 
über Ringübertrager geführt sind und dann erst an die 
Klinken des Fernprüfschranks, ist es nicht möglich, an 
diesem Schrank die reine Außenleitung zu fassen. Der 
Fernprüfschrank hat drei Klinken (Mithör-, Außen- und 
Innenklinke). Da nur über den Ringübertrager gemessen 
werden kann, sind hauptsächlich Wechselstrommessungen 
vorgesehen. Der Fernprüfschrank dient als Umschalte- 
stelle für die Messungen und Prüfungen der Leitungen. 
An Meßstellen sind vorgesehen: eine Gleichstrommeßstelle 
mit 4 UMJ und Eichleitungen für Gleichgewichtsprüfun- 
gen und 8 Wechselstrommeßschränke für Restdämpfungen 
und Pegelmessungen. Die Wechselstrommeßschränke sind 
mit je 10 Klinken mit Meßstöpseln verbunden, die am Fern- 


1678 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 44 


3l. Oktober 1929 


prüfschrank enden. Gleichstrommessungen, die sich auf die 
Außenleitungen erstrecken, werden in besonderen Leitun- 
gen, die am Vha enden, ausgeführt. Abb.9 zeigt den 
Fernprüfschrank, dahinter den Vhi. Die Saalklinkenum- 
schalter auf den Emporen in jedem Saal haben ebenfalls 
drei Klinken (Mithör-, Außen- und Innenklinke). Sie 
dienen hauptsächlich zum Umschalten der Leitungen auf 
andere Arbeitsplätze und zum Mithören in den Leitungen. 

Da die Führung der Leitungen recht verwickelt ist 
und wegen der Wähler bei Störungsbeseitigung nicht 
immer der Weg wiederhergestellt werden kann, der zur 
Zeit der Störung benutzt wurde, muß der Betrieb sein 
Hauptaugenmerk nicht auf Störungsbeseitigung son- 
dern auf Störungsverhütung richten. Durch die ge- 
nannten Meßstellen, zu denen noch eine Meßstelle für YL, 
ein Prüfschrank für VL und Hausamt, ein Prüfschrank für 
Durchgangsverbindungen am Verstärker kommen, und 
durch genau vorgeschriebene Prüfungen und Messungen 
aller Verbindungswege und Schnüre soll die dauernde Be- 
triebsfähigkeit der Einrichtungen sichergestellt werden. 

Die für den Betrieb erforderliche Überwachungs- 
stelle hat 24 Arbeitsplätze erhalten, die in einem be- 
sonderen Saal des 5. Geschosses zusammen mit der Be- 
schwerde- und Untersuchungstelle untergebracht sind. Die 
Überwachungstelle steuert über Wähler eine freie 
Tberwachungschnur am Fernprüfschrank an und 
läßt sich dort die zu überwachende Leitung in der Mithör- 
klinke geben. Den Arbeitsplatz erreicht die Überwachungs- 
stelle ebenfalls über Wähler, deren Kontakte mit den Mit- 
hörspulen der Arbeitsplätze verbunden sind. Da die Vier- 
drahtleitungen erst hinter den U-Kontakten des Durch- 
zangschrankes zum Fernprüfschrank geführt werden, 
würde eine Überwachung einer Vierdrahtleitung bei 
Durchzangsgesprächen nicht möglich sein. Um diesen 
Mangel zu beseitigen, ist die Mithörklinke des Fernprüf- 
schranks durch eine besondere Leitung vom Vz im Ver- 
stärkersaal parallel zur Gabelabzweigung zum Vz des 


Tafel 1. 
Vo | Ve | So Sw 
1: Geschoß | 
Dachgarten 
6. Geschoß | 
Küche und 
Wirtschaftsräume 
5. Geschoß Erfriechungsräume mit, 
Terrasse ` z. 2. 
! Scheckamt 
Emporen 
4. Geschoß Fernsaal ! Fernsaal 
2. Z. Postecheckamt 
Wähler Ä Unterlagergs.- 
Meldeamt u. Wechselstr. 
EE T ER 
Se Geschog Strom- L Wähler f. | 
versorgung |  SA-Amt 
Fernamt | Pallas Ee 
Sammler- Hauptverteiler Werkstätten Amtaräume 
en Fernamt u Fernamt u. 
o. Prüfstelle a 
SE | Telegr.- Scheckamt 
Fernamt ` E VST Pallas ' Bauamt | 8 
Pförtner ; W ohnung ' Lager und A Kleiderablage 
we | Amtsräume | TU. Ur 
HESE Arentiiche Uhren- Telegr.- SA-Amt 
Sprechstellen zentrale i Bauamt Pallas 
Kabcltunnel NEEN 
Baustoffe | 
Keller Telegr.- | Kohlenkeller 
Fernkabel | Ortskabel Bauam 


Durchgangsaals verbunden, so daß die überwachende Be- 
amtin bei Stöpselung der Mithörklinke am Fernprüf- 
A vor den Trennklinken des Durchgangschrankes 
ieget 
Für die Beschwerdestelle, Auslandstelle, Fernamtsauf- 
sicht und Oberaufsicht, Betriebsleitung usw. bestehen Son- 


i 


derschaltungen, die zu beschreiben zu weit führen würde. 
Zu erwähnen wäre noch der Börsenverkehr, bei dem eine 
Verständigung des Börsenbeamten mit der Platzbeamtin 
erforderlich ist. Das Börsenamt hat 6 Vermittlungschränke 
zu je 2 Plätzen; an jedem dieser Schränke liegen be- 
stimmte Zellen über Schauzeichen und Mithörvorrichtung. 
An den einzelnen Schränken 
werden nur bestimmte Ver- 
kehrsrichtungen bearbeitet. 
Die Börsenzellen selbst sind 
als Teilnehmeranschlüsse an 
den V-Schrank der ON St Kup- 
fergraben geführt. Jeder Bör- 
senschrank ist mit dem Haus- 
amt des Fernamts verbunden 
und kann mit der Fernplatz- 
beamtin in Verkehr treten 
oder von ihr erreicht werden. 
Das Meldeamt ist von der 
Börse aus durch zweistellize 
Wahl unmittelbar zu er- 
reichen. 

Das Gebäude, in dem 
die technische Einrichtung 
des Fernamts untergebracht 


Winterfssiistrode ist, ist auf dem Grundstück 

i e 8 : acC b 
Abb. 10. Grundriß des Fernamt- Pu, Era 
penandes: Dr. Kuhlow und unter sei- 


ner Leitung erbaut. Es hat als 
Grundform ein liezendes Kreuz, dem ein Vordergebäude 
vorgelagert und ein Hintergebäude angeschlossen ist. 
Kreuz-, Vorder- und Hintergebäude sind durch Seiten- 
flügel verbunden. Abb.1 zeigt die Ansicht, Abb. 10 den 
Grundriß des Gebäudes. Über die Belegung des Ge- 
bäudes gibt Tafel 1, die der Bauart des Gebäudes ent- 
spricht, Aufklärung. 


Raumverteilung im neuen Fernamt. 


N | 8 | o | w | H 
Ruhe- und Erholungsräume 
Ban Se ae ern Dachgarten 
 Krankenzimmmer, Turnsaal | 
Emporen ‚Emporen 
raue | Überwachungs-, Wiere Ee 
u. Beschwerde- | | Z. Z. 
„Scheckamt | stelle P.- Scheckamt "=P. -Scheckamt 
Empore Empore | Empore Empore 
Schnell- i Fernsaal 
; 2. Z. 
Meldeamt  verkehreamt p checkt `  Fernsaal 
"Wähler | Relais f. | 
v- Taa Schnell- , 
EE d _Verkehrsamt ` E dE | ee un 
 Durchgangs- | 
amg Amtsräume Fernsaal ' Fernsaal | | 
Fernamt | Fernamt | | 
OÖ. Amts- 
2 räume 
| Verstärkerammt S ar mi " Fernamt 
. Fernamt . Fernamt oe East, 
haus 
Verteiler | | O. B 
B Kleiderablage Kleiderablage - Brause- 
Fernprüf- | Kraftwerk bad 
schrank Maschinen W. Kessel- 
Me£stelle Ä Fahrräder Fahrräder | "haus 
__ Fernamt EENEG NEE 
| I O. Akten- 
Luftkessel m keller 
Ee o | Kell und Lager 3 
Heizkessel Schlacken- 
räume 


In dem neuen YFernamt ist eine Unsumme von Be: 
triebserfahrungen und Betriebsanforderungen in den tech- 
nischen Einrichtungen verwirklicht. Der weiteren Ent- 
wicklung wird es vorbehalten sein, die Einrichtung den 
stets wachsenden Betriebsanforderungen anzupassen und 
sie zu vervollkommnen. 


31. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44 


15798 


Elektrizitätsverbrauch und Elektrizitätspreise. 
Von Norberg Schulz, Oslo. 


Übersicht. Angaben über die Abhängigkeit des Jahres- 
verbrauchs in Kilowattstunden je Einwohner vom Elektri- 
zitätspreis bei englischen Elektrizitätswerken werden mit 
entsprechenden Ergebnissen aus anderen Ländern verglichen. 


In The Electrician Bd. 96, 1926, S. 260, findet sich eine 
Kurve, die die Abhängigkeit des jährlichen Kilowattstun- 
denverbrauchs je Einwohner von dem erzielten Durch- 
schnittspreis je Kilowattstunde darstellt! (Abb.1). Sie 
zeiet, daß der Elektrizitätsverbrauch je Einwohner und 
Jahr bei sinkenden Elektrizitätspreisen ziemlich regel- 
mäßig steigt, was übrigens während einer Reihe von 
Jahren studiert wurde und im voraus bekannt war. 

In derselben Zeitschrift Bd. 102, 1929, S. 522, hat 
J. RutherfordBlaikie die erwähnte Kurve wieder- 
zegeben und eine Anzalıl statistischer Angaben hinzuge- 
fügt. Nach dem „Weir Report”, so sagt er, mache der 
Jahresverbrauch je Einwohner in England etwa 500 kWh 
aus bei einem Elektrizitätspreis von etwa 1d (etwa 8 Pf) je 
kWh. Die Angaben der letzten Jahre hätten zu denselben 
Ergebnissen wie die von 1926 geführt, und die erwähnte 
Kurve sollte infolgedessen dauernd nahezu richtig sein. 


SS SS S 
ES 


kWh je Einwohner und Jahr 
x , 
S 


Lët 


Ka 
E 
EN 


E Ermohner verkaufte kWh für Privotzırecke 
Abb. 1. 


Dieses vorausgesetzt, gibt Blaikie folgende empirische 
Gleichung für die Abhängigkeit des Jahresverbrauchs je 
Einwohner (w) in Kilowattstunden vom durchschnitt- 
lichen Elektrizitätspreis je 1 kWh (el in Pence (d): 

147 d + w . 0,723 d 
„= Matema e 


Zehn städtische Elektrizitätswerke in England ver- 
kauften 1928 1302 Mill kWh, was etwa 206 kWh/Einwohner 
entspricht. Der Durchschnittspreis je 1 kWh war etwa 
1,42 d (etwa 11 Pf). Bei fünf anderen städtischen Werken 
wurden 1928 insgesamt 346 Mill kWh bei einem Jahres- 
verbrauch von 503 kWh/Einwohner und einem Durch- 
schnittspreis von 1,03d (etwa 8 Pf) abgesetzt. Die Kurve 
der Abb. 1 entspricht den englischen Verhältnissen und 
scheint ihnen ganz angemessen zu sein. 

Die Frage entsteht jetzt: Ist die Kurve der 
Abb. 1 nur für England gültig oder kann 
man in anderen Ländern entsprechende 
Ergebnisse verzeichnen? 

Ich habe die Frage jahrelang studiert und mehrmals 
entsprechende Angaben aus der Statistik Norwegens, 
Deutschlands und anderer Länder veröffentlicht. Wie 
stimmen diese Untersuchungen mit den englischen Er- 
fahrungen überein? 

In der ETZ 1916, S.401, habe ich die Abhängigkeit 
der Jahreseinnahmen (Er) je 1kW der Höchstbelastung 
des Werkes vom Durchschnittspreis je gelieferte Kilo- 
wattstunde (°;) behandelt und folgende empirische Glei- 
chung aufgestellt: 

l LEE e 
wo a und a Konstanten sind. 

Weiter wurde dort für die Höchstbelastung in Kilo- 
watt je Einwohner (km) die nachstehende empirische Glei- 
chung gegeben: 


ne Selena ...0) 


wo b und ß Konstanten sind. 


1 Die Kurve ist von 8. M. Kennedy konstruiert. n. zw. auf 
Grand de Ergebnisse einer großen Anzahl Werke in Englaud und 
Iw e 


20 QIO Owi 050 Gei 070 080 
AM 


Abb. 2. 


Es ist ganz klar, daß die Kurve der Abb.1 bei Ver- 
wendung der Gl. (2) und (3) analytisch ausgedrückt wer- 
den kann durch: 


Setzt man in die Gl. (4) die Werte von Ex und km 
nach den Gl. (2) und (3) ein, so erhält man: 


WeaDer BA hu A (5) 


Diese Gleichung (5) entspricht einer Kurve derselben 
Art wie die der Abb. 1. 


In der ETZ 1929, S. 489 ff., habe ich eine Untersuchung 
veröffentlicht, in der die Konstanten der Gl. (2) und (3) 
für norwegische Werke im Jahr 1925/26 bzw. 1926 ange- 
geben sind?. Bei Reichsmark als Münzfuß wurde gefunden: 


a=1450, a=06, b = 0,009, B = —1. 
Setzt man diese Werte in G1. (5) ein, so wird 
DEIIE Mr; 7 ar send (6) 


Nach Abb.1 und der Gl. (6) erhält man dann die 
in Zahlentafel 1 genannten Beträge: 


Abb. 3. 


Zahlentafel 1. 


Durchschnittspreis 
je verkaufte kWh 


Jahresverbrauch in kWh/;Einwohner 


bei norwegischen 


bei englischen 
Werken, vgl. G16) 


Werken, vgl. Abb.1 


Pence (d) | Reichsmark 


1 0,085 560 410 
2 0,17 130 155 
3 0,25 70 86 
4 0,34 43 60 
6 0,51 26 33 
10 - 0,85 17 16 


Graphisch gibt Abb.2 die Ergebnisse dieser Zahlen- 
tafel wieder. Die Kurven sind in ihrem Verlauf so ähn- 
lich, daß man wohl sollte annehmen können, daß sie all- 
gemein gültig sein müssen. Die Durchschnittskurve der 
norwegischen Werke (1) ergibt bei Verkaufspreisen der 
Kilowattstunde zwischen etwa 0,12 und 0,70RM einen 
etwas höheren KWh-Verbrauch je Einwohner und Jahr als 
die englische Durchschnittskurve (2), was sich leicht da- 
durch erklären läßt, daß die Verbrauchskurve nach 
Gl. (3) mit der Zeit und mit der Sättigung des Strom- 
versorgungsgzebiets verschoben wird? Es ist jedoch auf- 
fallend, daß die beiden Kurven in Abb. 2 so nahe zusam- 
menfallen, trotzdem sie auf ganz verschiedenen Wegen 
hergestellt worden sind. 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch auf The Elec- 
trician Bd. 95, 1925, 5. 240, hinweisen, wo sich einige An- 
gaben über Elektrizitätspreise und Elektrizitätsverbrauch 
in verschiedenen Ländern finden und G. Brockner er- 
wähnt, daß ein Vergleich zwischen Verbrauclı und Preisen 
in den Ländern Europas zeige, daß Norwegen elektrische 
Arbeit zu wesentlich billigeren Preisen erzeuge und ver- 
teile als Frankreich, Bayern, Sachsen, Schweden usw. und 
infolgedessen der Verbrauch an Elcktrizität je Einwohner 
und Jahr in Norwegen erheblich höher sei. 

Da diese Frage allgemeineres Interesse beansprucht, 
will ich einiges dazu bemerken. Die in The Electrician 


3 8.491 und 492. 
2? Vgl. Norberg Schulz. ETZ 1916, S. 401; 1917, 8. 197. 


1580 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


31. Oktober 1929 


genannten Zahlen sind in Abb. 3 wiedergegeben. Die Kurve 
entspricht der Gleichung 

CYEN 2: a Eee 5 (7) 
wenn man die Preise in skandinavischen Kronen angibt, 


und lautet 
TUI: 8 te e e e CH 


wenn der Penny (d) als Einheit dient. Da das Produkt 
xy die jährlichen Einnahmen des Werkes je Einwohner 
darstellt, sollte sich aus Abb. 3 schließen lassen, daß in 
Skandinavien eine Tendenz bestehe, je Einwohner und 
Jahr einen gewissen durchschnittlichen Betrag für den 
Ankauf elektrischer Arbeit zu verwenden. Ist der Elek- 
trizitätspreis hoch, so sollte nach dieser Kurve ent- 
sprechend wenig Elektrizität benutzt werden, bei Verrin- 
gerung der Preise sollte der Verbrauch entsprechend 
steigen. In Skandinavien braucht man also — insofern 
die Abb.3 richtig wäre — im Durchschnitt etwa 40 Kr 
(etwa 45 RM) je Einwohner und Jahr. 

Wenn hier „in Skandinavien“ gesagt wird, so muß 
man genau beachten, daß die Abb.3 sich nur auf eine 
kleine Anzahl Werke bezieht. Genaue Zahlen sind schwie- 
rig zu erhalten, man darf trotzdem wohl annehmen, daß 
die Ergebnisse der Abb. 3 in den Hauptlinien der jetzigen 
Lage der Elektrizitätsversorgung Norwegens schätzungs- 
weise entsprechen, aber in jedem Fall nur schätzungsweise. 

Die Einnahmen eines Werkes je Einwohner und Jahr 
können nämlich auch in folgender Weise annähernd be- 
urteilt werden. Nach Gl. (2) sind die Einnahmen eines 
Werkes je 1 kW der Höchstbelastung (Enr) schätzungs- 
weise angegeben durch 


Epza e, 
und nach GI. (3) ist die Höchstbelastung (km) je Ein- 
wohner: 

km = b ef. 


Infolgedessen sollten die jährlichen Einnahmen eines 
Werkes je Einwohner annähernd ausmachen: 


Enrkm=abe%tf.,...,... (9) 
Ich habe 1926 folgende Werte für die Konstanten a, 


a und ß gefunden, wenn man mit skandinavischen 
Kronen rechnet: 
Zahlentafel 2. 


Untersuchungen über a Ä b | a | ß en 
Norwegische Werke . . . | 1750 0,012 07 | —ı | 2 
13 englische Großstädte! . | 1070 | 0,01 ' 0,7 ; —1 | 10,7 
13 ,„, mittlere Städte | 1170 | 0,01 | 07 | —1| 117 
15 „ kleinere ;, 1060 | 0,012! 07 | — 1: 127 


$ Die e Zahlen sind aus dem „Supplement to the Electrical Times“ 
vom 3. VII. 1924 entnommen. 


Nach der Zahlentafel 2 erhält man also: 
Erhkmzabe® ...... W 


wo in den in der Zahlentafel genannten Fällen ab der 
Wert zwischen 10,7 und 21 gegeben werden kann. Die 
Einnahmen eines Werkes in skandinavischen Kronen je 
Einwohner und Jahr waren also 1925 bzw. 1926 etwa zwei- 
mal so hoch in den norwegischen Werken als bei den 
erwähnten englischen. Die Jahreseinnahmen je Einwohner 
können jedoch bei sämtlichen Strompreisen nicht kon- 
stant bleiben fvgl. Gl. (10)]. 

Aus der Zahlentafel 2 und Gl. (10) lassen sich die 
Einnahmen je Einwohner und Jahr in skandinavischen 
Kronen bei verschiedenen Durchschnittspreisen berechnen. 
Das Frgebnis zeigt Zahlentafel 3. 


Zahlentafel3. 


Durch- 


‚Einnahmen je Einwohner und Jahr in Kr 


schnitts- | = ~ gem 

preis je | Norwegische | Englische Englische Englische 

WER Werke | GroBstadte | Au | Mi" 
0,02 67 34,5 37 4l 
0,05 51 28 | 28 | 31 
0,10 41,5 21 23 | 25 
0,15 37,5 19 | 21 22 
0,20 34 | 17 19 20 
17 


0.40 28 0 M4 16 | 


Eine von mir 1925 durchgeführte Untersuchung über 
17 norwegische Werke ergab als Resultat eine Durch- 
schnittseinnahme von 0,057 Kr/kWh und eine Jahresein- 
nahme je Einwohner von durchschnittlich etwa 54 Kr. 
Eine gleichzeitig vorgenommene Untersuchung von 4l 
englischen Werken, die im Supplement to the Electrical 
Times vom 3. VII. 1924 angegeben waren, ergab die in 
Zahlentafel 4 zusammengestellten Werte. 


Zahlentafel 4. 


Ver- Jährliche Ein- 
Zahl Ein- Gesamte ent ed nahme in Kr 
Töchst- | ’EAFTNDE | kWh Seng SE Ze 
der | wohner- ` je Ein- Ein- 
belastung N in? | E 
Werke zahl kW wonner | wohner verkantie je Ein- 
k u. Jahr | kWh wohner 


13 |3 658 500 | 255 533 
13 
15 


0,203 
030 ` 
Diese Zahlen stimmen ganz gut sowohl mit denen 


der Zahlentafel 3 als auch mit den in Zahlentafel 1 gc- 
nannten überein. 


Über die Verwendungsmöglichkeiten von Kupferpanzerstahl in der Elektrotechnik. 
Von Prof. Dr.-Ing. E.h. G. Dettmar, Hannover. 


Üdersicht. Der Kupferpanzerstahl, der mit dem früher 
hin und wieder benutzten Bimetall nicht verwechselt werden 
darf, besitzt Eigenschaften, die ihn für manche Anwendungs- 
gebiete sehr zweckmäßig erscheinen lassen. Diese werden 
nachstehend besprochen und es wird gezeigt, welche Vorteile 
sich in geeigneten Fällen aus der Verwendung dieses Mate- 
rials ergeben können. 


Das schon seit Jahrzehnten für Leitungszwecke ver- 
wendete Kupfer ist hinsichtlich seiner Eigenschaften auf 
das eingehendste untersucht worden und es besteht eine 
umfangreiche Literatur darüber. Wesentlich geringer 
sind schon die Kenntnisse über die in der Fernmeldetech- 
nik teilweise verwendete Bronze und das erst seit etwa 
10...15 Jahren in der Starkstromtechnik mehr angewandte 
- Aluminium. Aber auch über diese beiden Stoffe sind 
einige Aufsätze vorhanden und die für die praktische Ver- 
wendung ausschlaggebenden Eigenschaften sind hin- 
reichend bekannt. Die sonst noch in Frage kommenden 
Leitungsmaterialien sind in der Literatur wenig behan- 
delt worden, so daß die meisten Elektrotechniker über 
die Eigenschaften derselben nicht unterrichtet sind. In 
diese Gruppe fällt auch der Kupferpanzerstahl, der in 
Amerika vielfach, bei uns aber nur wenig verwendet 
wird. Dieses Material besitzt jedoch für manche Verwen- 


dungszwecke bemerkenswerte Eigenschaften, so daß es- 


wichtig erscheint, auf diese hinzuweisen und zu zeigen, 
wo die Möglichkeit der Anwendung besteht und welche 
Vorteile teils technischer, teils wirtschaftlicher Art er- 
zielt werden können. 

Wenn die Eigenschaften eines Baustoffes nicht genü- 
gend bekannt sind, wird in den allermeisten Fällen ein- 
fach von seiner Verwendung abgesehen werden. Es kann 
aber auch vorkommen, daß man bei Verwendung eines 
solchen Baustoffes infolge Unkenntnis seiner Eigenschaf- 
ten schlechte Erfahrungen macht, was natürlich nicht er- 
mutigend wirkt. Dadurch gehen oft Vorteile verloren, die 
bei richtiger Verwendung ausgenutzt werden können. 

Kupferpanzerstahl stellt eine innige Vereinigung von 
Kupfer und Stahl dar. Um den SM.-Stahlkern ist nach 
einem besonderen Herstellungsverfahren ein Kupferman- 
tel gelegt, u. zw. so, daß beide ein Ganzes bilden. Die Her- 
stellung ist dadurch gekennzeichnet, daß sie bei auf Rot- 
glut erhitztem Stahlblock unter Ausschluß von Luft er- 
folgt. Dadurch wird ein vollkommener Übergang zwi- 
schen Stahl und Kupfer erreicht; lokale Lufteinschlüsse 
oder Hohlräume sind unmöglich. Die so erzielte Ver- 
schweißung bewirkt, daß ein Abblättern der Kupferhülle 
selbst bei den stärksten Formänderungen, Tordierungen, 
Knickungen usw. nicht eintreten kann. Dieses Material 
darf nicht mit einem ähnlichen verwechselt werden, das 
früher unter dem Namen „Bimetall“ im Handel war. Da 


ee U 0 022 


31. Oktober 1929 


bei ihm die Kupferhaut um einen kalten Stahlstab 
herumgegossen wurde, konnte bei der Weiterverarbeitung 
keine gleichmäßige Verteilung des Kupfermantels um den 
Stahlkern erzielt werden. Dies und der fehlende innige 
Zusammenhang beider Metalle führten oft zu Korrosionen. 


Mit Rücksicht auf den langen Namen dieses Mate- 
rials empfiehlt es sich, eine Abkürzung dafür zu verwen- 
den, wie sie im Handel schon seit längerer Zeit üblich ist. 
Es soll daher nachstehend als KPS bezeichnet werden. 

Die Festigkeit des KPS ist außerordentlich hoch und 
beträgt bei Drähten über 3 mm Dmr. mindestens 
65 kg/mm?, bei dünneren Drähten mindestens 70 kg/mm‘. 
Dazu kommt noch, daß der Stahl bei zunehmender Tem- 
peratur in seiner Festigkeit nur sehr wenig nachläßt, 
wodurch auch bei hoher Erwärmung die Eigenschaften 
des KPS günstig sind und seine Festigkeit bis zu 300 ° 
nicht merklich leidet. 

Wie Prof. Matthias in seinem Vortrage! „Die 
Werkstoffe in der Elektrotechnik” gezeigt hat, sinkt die 
Jerreißfestigkeit des Hartkupfers bei Erwärmung von 
Zimmertemperatur auf 200° von 40 auf 25 ke/mm?. Auch 
Weichkupfer verliert durch Erwärmung sehr erheblich 
an Festigkeit; sie geht von etwa 23 kg/mm? bei Zim- 
mertemperatur auf etwa 15 kg/mm? bei 250° und auf etwa 
6 kg/mm? bei etwa 500° herunter. Wenn also eine Lei- 
tung durch einen Kurzschluß stark erwärmt worden ist, 
wird durch die dabei auftretenden elektromagnetischen 
Anziehungskräfte eine Deformation unausbleiblich sein, 


wie sich das ja in der Praxis in vielen Fällen gezeigt - 


Der KPS hingegen bringt bei der Verwendung in 
Schaltanlagen, Hochspannungsapparaten usw. manche 
Vorteile, zumal es bei dieser Anwendung auf eine beson- 
ders hohe Leitfähigkeit nicht ankommt. | 

KPS wird von der Heddernheimer Kupferwerk und 
Süddeutsche Kabelwerke G. m. b. H. hergestellt, u. zw. áls 
Marke A mit hohem Stahl- und niedrigem Kupfergehalt 
und als Marke B mit niedrigerem Stahl- und höherem 
Kupfergehalt. Je nach dem Anwendungsgebiet wird man 
bald die eine, bald die andere Ausführung zweckmäßig 
wählen. Die Marke A wird vorwiegend benutzt werden, 
wo es mehr auf Festigkeit und Rostsicherheit ankommt, 
wogegen die Marke B hauptsächlich von Vorteil sein 
wird, wenn die Leitfähigkeit von Bedeutung ist. Letz- 
tere beträgt bei starker Kupferhaut für geringen Draht- 
durchmesser etwa 30 %, für größeren etwa 35 % der des 
Kupfers. Bei schwacher Kupferhaut ist sie bei geringem 
Drahtdurchmesser etwa 20 % und bei größerem etwa 25 %. 


Dadurch daß der Kupfermantel den Stahlkern voll- 
kommen umgibt, ist ein Verrosten des letzteren ausge- 
schlossen; das Material ist also mit Rücksicht auf Zer- 
störungserscheinungen dieser Art dem Kupfer gleichwer- 
tig und noch dauerhafter als gut verzinkter Stahl. Da 
bei KPS einerseits der größere Teil des Querschnittes 
durch Stahl und nur der geringere durch Kupfer aus- 
zefüllt wird und anderseits diese beiden Metalle voll- 
kommen miteinander verschweißt sind, ist der Wärme- 
ausdehnungskoeffizient sehr niedrig. Er steht dem des 
Stahles, der ungefähr 1,22- 10 ist, sehr nahe, u. zw. be- 
trägt er bei dünnem Kupfermantel 1,24 - 10° 5, bei starkem 
1,35 - 10, Das spezifische Gewicht ist etwa 8% geringer 
als das des Kupfers, was bei vielen Anwendungsgebieten 
als Vorteil zu betrachten ist. 

Bei der Verwendung zur Übertragung von Wechsel- 
strom könnte das Vorhandensein von Stahl, der gut ma- 
genetisch ist, eine Erhöhung des Leitungswiderstandes in- 
folge Hauteffektes befürchten lassen und zu Bedenken 
Anlaß geben. Diese haben sich aber durch die auf meine 
Veranlassung hin von Dr.-Ing. Erich Schulze im 
Elektrotechnischen Institut der T. H. Hannover ausge- 
führten genauen Untersuchungen? als unbegründet erwie- 
sen. Durch diese Messungen ist festzestellt, daß das Ver- 
hältnis des Widerstandes bei Wechselstrom zu dem bei 
Gleichstrom für Drähte mit 2,5 mm Dmr. nur 1,001... 1,002 
und für aus KPS Marke B hergestellte Seile nur unge- 
fähr 1,04 ...1,07 für die praktisch in Frage kommenden 
Stromdichten beträgt. Die Wirkung des Hauteffektes 
kann also meist vernachlässigt werden, was darauf zu- 
rückzuführen ist, daß sich der Stahl im Innern des Drah- 
tes und das Kupfer außen befindet. Bei Seilen wird natur- 
gemäß die Induktivität eine etwas größere, weil ja bei 
diesen der Stahl nicht mehr ausschließlich auf den inneren 
Teil beschränkt ist. 

Durch die Erfahrungen, die bei der Verlegung sowohl 
von einfachen Drähten als auch von Seilen gesammelt 
worden sind, ist nachgewiesen, daß auch in dieser Hin- 


hat. 


1 Abhandlungen und Berichte ü ise ; 
S. 117, Berlin 1928. 8 richte über technisches Schul wesen Bd. 9, 
2 ETZ 19%, S. 48. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44 


1681 


sicht keine Schwierigkeiten bestehen und die Monteure 
das Material gern verarbeiten. 

Schließlich sei noch auf eine recht wertvolle Eigen- 
schaft des KPS hingewiesen: Man kann es als durchaus 
diebstahlsicher bezeichnen, weil das Kupfer, das ja mit 
dem Stahl vollkommen verschweißt ist, von diesem nicht 
leicht getrennt werden kann. Es besteht somit keine ein- 
fache Verwertungsmöglichkeit für derartige Leitungen, 
und damit fällt der Anreiz für Diebe fort. 

Aus vorstehendemersiehtman,daßder 
KPS die guten Eigenschaften des Stahles 
(hohe Festigkeit, große Elastizität) mit 
den guten Eigenschaften des Kupfers (hohe 
Leitfähigkeit, gute Beständigkeit gegen 
die Atmosphäre) vereinigt. Dadurch wird 
er für vieleAnwendungsgebiete zu einem 
äußerst wertvollen Material. Beim Bau elek- 
trischer Hochspannungsleitungen können diese Eigen- 
schaften in manchen Fällen ausgenutzt werden. Vorzüge 
ergeben sich hier besonders bei sehr großen Spannweiten, 
bei Hauptleitungen geringen Querschnitts und hoher 
Spannung, bei Ausläuferleitungen und bei Hausanschluß- 
leitungen. Ebenso wird sich KPS bei Erdungsleitungen in 
Schaltanlagen aller Spannungen und bei Erdseilen für 
Hochspannungsleitungen als vorteilhaft erweisen, da hier 
besonders die Rostsicherheit zu der Wertschätzung gegen- 
über Eisen beiträgt. Auch im Fernmeldewesen gibt es An- 
wendungsgebiete, u.zw. in der Benutzung des KPS für 
Betriebsfernsprechleitungen in Hochspannungsnetzen und 
für gewöhnliche Fernsprech- und Telegraphenleitungen. 
Das Material kann mit Vorteil auch benutzt werden für 
Fahrleitungen von Hebezeugen und Transportgeräten so- 
wie für verschiedene Zwecke im Straßen- und Hauptbahn- 
betriebe. Auch für Anlaßwiderstände ist der KPS viel- 
fach geeignet, denn er hält hohe Temperatur aus und ist, 
wie bereits erwähnt, durch die Kupferhaut vor Verrosten 
geschützt, so daß er also zweckmäßig in den Fällen Ver- 
wendung finden Kann, in denen bisher Eisendrähte benutzt 
worden sind. Die günstigen Eigenschaften des KPS wer- 
den ihn in manchen Einzelfällen noch wertvoll erscheinen 
lassen. Es ist natürlich nicht möglich, alle Sonderfälle 
hier aufzuzählen, doch sollen nachstehend die größeren 
Anwendungsgebiete etwas eingehender behandelt werden. 


1. Überlandnetze. 

Für elektrische Verteilungsnetze wird heute vorwie- 
gend Kupfer, in geringerem Umfangse Aluminium verwen- 
det. Während des Krieges wurde für schwach belastete 
Netzteile und für Ausläuferleitungen Eisen benutzt, das 
jedoch der Gefahr des Rostens ausgesetzt ist und außerdem 
eine sehr schlechte Leitfähigkeit besitzt. Ein Vergleich der 
Wirtschaftlichkeit verschiedener Freileitungsbaustoffe ist 
ziemlich kompliziert. Es kommt nicht nur auf die elek- 
trischen und mechanischen Eigenschaften des Leitungsma- 
terials selbst an sondern auch auf das Verhalten der ande- 
ren noch benötigten Baustoffe, wie Isolatoren, Ausleger, 
Maste usw.; weiter sind noch de Betriebsverhältnisse 
maßgebend. 

Hat ein Leitungsmaterial eine besonders hohe Festig- 
keit, so ergibt sich daraus die Zulässigkeit einer größeren 
Spannweite, so daß die Zahl der Stützpunkte heruntergeht 
und man in der Wahl der Leitungsführung wesentlich 
freier wird. Das bedeutet eine Erniedrigung des Anlage- 
kapitals, eine Verringerung der Gefahrpunkte und eine 
Verminderung der Betriebskosten. Die kleinere Zahl von 
Masten hat ferner eine Verminderung von Grunderwerbs- 
kosten bzw. von Anerkennungsgebühren zur Folge Die 
Tatsache, daß die Disponierung der Leitungsführung er- 
leichtert wird, führt zu einer Verminderung des Zeitauf- 
wandes für Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern. 
Auch das bedeutet eine Ersparnis, u. zw. eine ganz erheb- 
liche, denn erfahrungsgemäß sind die Schwierigkeiten, die 
sich bezüglich der Benutzung von Grundstücken zum Auf- 
stellen der Maste ergeben, oft außerordentlich groß. Zu 
berücksichtigen ist ferner, daß infolge des geringen 
\Warineausdehnungskoeffizienten von KPS der Durchhang 
der Leitungen gering ist, wodurch die Zahl der Störungen 
abnimmt. Das wichtigste aber ist, daß KPS-Leitungen wei- 
testzehende Sicherheit gegen Sturm, Rauhreif, Schnee und 
Eisbelastung bieten. 

Durch größere Spannweite lassen sich fast immer 
Verkürzung der Leitung und stets schöneres Ausschen 
erreichen. Ein weiterer Vorteil ist in der wesentlich leich- 
teren Betriebsüberwachung einer solchen Linie zu sehen. 
Selbst bei schweren Kurzschlüssen, mit denen Erwärmung 
der Leitungen verbunden ist, leidet die Festirkeit des 
KPS nicht, da sie selbst bei Temperaturen bis 300° nicht 
wesentlich beeinträchtigt wird. 

Die Grenzen für die Verwendbarkeit des KPS im Frei- 
leitungsbau zu finden, erfordert laugwierige Rechnungen. 


1582 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44 


31. Oktober 1829 


so daß es nicht zweckmäßig ist, auf diese hier näher einzu- 
gehen. Auf meine Veranlassung hat sich Dipl.-Ing. 

Marzahl eingehend mit einer derartigen Untersuchung 
befaßt und wird das Ergebnis in einer besonderen Arbeit 
in dieser Zeitschrift so bald als möglich veröffentlichen. 
Aus diesen umfangreichen Rechnungen kann jedoch schon 
jetzt mitgeteilt werden, daß bei Linien mit Eisengestänge 
der Ersatz von Kupferleitungen mit Querschnitten bis 
16 mm? einschließlich durch äquivalente Querschnitte in 
KPS unbedingt wirtschaftlich ist. Bei allen Stichleitun- 
gen aber, die elektrisch nicht ausgenutzt sind, ist die Ver- 
billigung durch Verwendung von KPS anstatt Kupfer 
sehr groß und liegt in den Grenzen von etwa 15..20 %. 


Der kleinste zulässige Querschnitt von KPS-Leitun- ` 


gen ist sowohl nach den z. Z. noch gültigen als auch den 
im Januar 1931 in Kraft tretenden® Vorschriften für Stark- 
stromleitungen des VDE dadurch bestimmt. daß er eine 
Tragfähigkeit von 380 kg besitzen muß. Daraus ergibt 
sich ein zulässizer Mindestquerschnitt von rd. 6 mm? bei 
Spannweiten über 35 m und von rd. 3 mm? bei Spannweiten 
unter 35 m, da in letzterem Falle die Tragfähigkeit nur 
228 kg zu betragen braucht. 

Man ersieht daraus, daß es bei KPS möglich ist, die 
Querschnitte, die aus Festigkeitsrücksichten notwendig 
werden, weitgehend auszunutzen, während dies bei Kupfer 
und Aluminium bei schwach belasteten Leitungsteilen oft 
nicht erreichbar ist. Da also bei Verwendung dieser Bau- 
stoffe sehr oft ein unnötig großes Anlagekapital festgelegt 


wird, kann durch KPS die Wirtschaftlichkeit einzelner | 


Netzteile erhöht werden. 

Nach den vorstehenden Ausführungen kommt also KPS 
für Hochspannungsfreileitungen mit Vorteil zur Anwen- 
dung in Mittelspannungsnetzen mit Eisengestänge bis etwa 
45 mm?, bei Stich- und Ausläuferleitungen für alle prak- 
tisch vorkommenden Querschnitte, u.zw. sowohl bei ge- 
mischtem als auch bei reinem Eisengestänge. 

Für letztere hat man während des Krieges und auch 
später noch Eisenleitungen verwendet, bei denen sich je- 
doch Schwierigkeiten dadurch ergeben haben, daß die 
Höchststromschalter bei Eintreten eines Erd- oder Kurz- 
schlusses nicht mehr in Funktion traten. Bei KPS liegt 
die Leitfähigkeit wesentlich höher, so daß der bei Erd- 
oder Kurzschluß auftretende Höchststrom nicht so stark 
begrenzt wird. 

Um die vorstehenden Überlegungen auf ihre Richtig- 
keit hin in der Praxis prüfen zu können, habe ich Herrn 
Generaldirektor Dr.-Ing. Vietze der Landeselektrizität 

m. b. H. in Halle angeregt, eine Leitung nach diesen 
Gesichtspunkten mit KPS zu bauen. Meine Anregung fiel 
auf fruchtbaren Boden und es wurde im Laufe des Sommers 
1928 der von mir gewünschte Versuch gemacht. Über das 
Ergebnis erhielt ich folgenden Bericht: 


„Für dieses Experiment haben wir ein Gelände ausge- 
sucht, das durch hügelige Formationen dem Leitungsbau 
an sich Schwierigkeiten entgegenstellt. Auf diese Weise 
konnten die Vorzüge des Weitspannsystems mit KPS-Lei- 
tung besonders gewertet werden. Es hat sich denn auch 
herausgestellt, daß speziell in hügelirem Gelände die Ver- 
wendung der KPS-Leitung derjenigen der Kupferleitung 
bedeutend überlegen ist. Einen geradezu imposanten Ein- 
druck macht ein Spannfeld von 234 m, welches die Verbin- 
dung von einem Hügel zum anderen längs der Ortschaft 
Elben herstellt. 

Die Leitung stellt einen Ausläufer von 3,3 km Länge 
dar, der bereits für 16 mm? Kupfer ausnivelliert war. Durch 
die Umtrassierung auf KPS-Leitung von 16 mm? war es 
möglich, die genauen Kosten für die Kupfertrasse und die 
KVS-Trasse zu ermitteln und diese gegenüberzustellen. 
Das ist im folgenden geschehen. 


Kosten der 33km langen Leitung 


bei Kupferbeseilung . 15 703 RM 
bei KPS-Beseilung. Se er: 13276 ,, 
Es sind also . 2427 RM 


durch Anwendung der KPS-Leitungen, d.h. 155% er- 
spart worden. 

Im einzelnen setzen sich die Kosten folgendermaßen 
zusammen: 


Kupfertrasse KPS-Trasse 
RM RM 
Beseilluu . . 22.202.278 2017 
Gittermaste . > nn AT 2 324 
Holzmaste . ; dée 751 
Isolatoren einschl. Armaturen . 3057 2 6l 
Montage . 4 366 4 001 
Konsolen, Beton, Anstrich 1 798 1022 
15 703 13 276 


3 ETZ 1999, S. 334 u. 726. 


Ich möchte noch besonders darauf hinweisen, daß die 
KPS-Trasse naturgemäß eine günstigere Leitungsführung 
gestattete und einige Winkelpunkte, die bei der Kupferlei- 
tung unvermeidlich waren, beseitigt werden konnten. Die 
durchschnittliche Spannweite hätte bei der Kupfertrasse 
114,5 m betragen, während sie bei der KPS-Trasse 137 m 
beträgt, also um 19% größer ist. 


Als bisheriges Resultat dieses Versuches stelle ich fest, 
daß wir mit der Verwendung der KPS-Leitung für diesen 
Fall zufrieden sind und daß wir die Absicht haben, in ana- 
logen Fällen ganz allgemein dieses System vorzu- 
schreiben.” 

Eine zleiche Anregung habe ich noch Herrn General- 
direktor Dr. Krone der Vereinigten Elektrizitätswerke 
Westfalen gegeben. Auch dieses Werk hat eine KPS- 
Versuchsleitung von 3 km Länge (Ausläuferleitung) aus- 
geführt an Stelle einer beabsichtigten Kupferleitung. 
Letztere mit 3- 16 mm? und Erdseil von 25 mm? Eisen war 
auf 15450 RM veranschlagt. Sie wurde nun mit 3-25 mm? 
KPS-Seil Marke B und 16 mm? KPS-Seil Marke A gebaut 
und stellte sich auf 14 525 RM, so daß also eine Ersparnis 
von 6% erzielt wurde. Wäre die Leitung dagegen mit 
3-16 mm? KPS Marke B und 1-10 mm? KPS Marke A aus- 
geführt worden, so hätten die Kosten nur 13035 RM be- 
tragen, was einer Ersparnis von 15,5 % entsprochen hätte. 
Bemerkenswert ist bei dieser Leitung, daß für Flur-, 
Wald- und Mastentschädigung nur 11,50 RM für jeden 
ne. gezahlt werden brauchte infolge der größeren Spann- 
weite. 

Außer der wirtschaftlichen Verwendung von KPS klei- 
ner Querschnitte in Überlandnetzen gibt es aber Fälle, in 
denen auch bei stärkeren Leitungen dieses Material vor- 
teilhaft angewendet werden kann, u.zw. dann, wenn es 
sich um besonders große Spannweiten wie Überquerungen 
von Tälern, Schluchten, Flüssen, Kanälen, Eisenbahnen, 
Wegen usw. handelt. So ist z. B. der Leitungsteil über dem 
Niagarafluß unter Verwendung dieses Materials ausge- 
führt. Hierbei ist allgemein zu beachten, daß eine Über- 
kreuzung oder gar mehrere derselben im Zuge einer lan- 
gen Leitung wenig für die Erhöhung des Widerstandes 
und damit für die Vergrößerung des Verlustes ausmachen. 


Hinsichtlich der in manchen Überlandnetzen recht un- 
angenehm in die Erscheinung tretenden Rauhreifgefahr ist 
der KPS geeignet, wesentliche Erleichterungen zu bringen. 
Die Bildung von Rauhreif ist bekanntlich auf bestimmte 
Gebietsteile beschränkt. Wenn man bei einer langen Fern- 
leitung dieses Material nur an den gefährdeten Stellen be- 
nutzt, so erreicht man hier einerseits größere Festigkeit 
und anderseits eine höhere Erwärmung. Letztere hat sich 
nämlich als ein gutes Mittel zum Schutz gegen Rauhreif er- 
wiesen®. Das ist z.B. geschehen bei der 100 kV-Leitung 
von Hartenstein (Österreich) nach Gresten? und bei meh- 
reren Mittelspannungsleitungen in Rußland. Auch hier 
ergibt sich der Vorteil, daß die Widerstandserhöhung 
durch die an den Gefahrstellen eingeschalteten KPN- 
Stücke, bezogen auf das Ganze, sehr wenig ausmacht und 
der Leistungsverlust also wenig steigt. Die schützende 
Wirkung kann noch dadurch erhöht werden, daß man wäh- 
rend der kurzen Zeit, in der die Rauhreifgefahr besteht, 
durch absichtliche Vergrößerung der Phasenverschiebung 
die Stromstärke erhöht. Das beschriebene Verfahren zur 
Verminderung der Rauhreifgefahr hat den Vorzug, daß es 
auch nachträglich bei fertigen Leitungen angewendet wer- 
den kann, indem man die Reparatur von durch Rauhreif 
zerstörten Leitungsteilen mit KPS ausführt, so daß dann 
für spätere Zeit diese Stellen besser geschützt sind. 


2, Hausanschlußleitungen und Straßen- 
überspannungen. 


Hausanschlußleitunzen können sowohl Niederspan- 
nungs- als auch Hochspannungsleitungen sein, je nachdeın 
ob die Installation direkt an das Verteilungsnetz oder mit 
Hilfe eines Transformators an das Hochspannungsnetz an- 
geschlossen wird. Letzteres kommt auf dem Lande bei 
einzeln liegenden Gebäuden oder Gebäudekomplexen vor, 
in kleineren Städten aber auch beim Anschluß industrieller 
Anlagen. 

Die Länge solcher Hausanschlußleitungen hängt von 
den örtlichen Verhältnissen ab und kann außerordentlich 
verschieden sein. Ist die Entfernung groß, so können be- 
trächtliche Spannweiten notwendig werden, um das Setzen 
von besonderen Masten mit Rücksicht auf Verkehrsverhält- 
nisse, auf Schönheit der Ausführung usw. zu vermeiden. 
Abgesehen davon aber, ob die Länge der Hausan- 
schlußleitung groß oder klein ist, ergibt sich fast immer 


4 Blektrizitätswirtsch. Rd. 26., S. 17. 
5 El. u. Maschinenb. Bd. 46, S. 634. 
© Bleetricestwo 1928, Nr. 6...10 und EL u. Maschinenb. Bd. 47, 8.134. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


1583 


die Notwendigkeit, die Anschlußleitung besonders vor- 
sichtig auszuführen, weil unter ihr meist ein lebhafter 
Verkehr von Menschen und Tieren stattfindet. Es ist also 
notwendig, solche Anschlußleitungen im Sinne des § 22 
der Errichtungsvorschriften des VDE mit „erhöhter Sicher- 
heit“ zu bauen. Die Festigkeit des KPS wird aber ausrei- 
chen, selbst wenn besonders hohe Beanspruchungen ein- 
treten. 

Zur Aufhängung von Beleuchtungskörpern auf Stra- 
Ben und Plätzen benutzt man vielfach Überspannungen 


mit Hilfe von Stahldrähten. Bei diesen besteht jedoch die 


Gefahr des Verrostens, während die Verwendung von KPS 
hiergegen weitgehende Sicherheit bietet. 


3. Erdseile Hochspannungsfreilei- 


tungen. 


Als „Erdseile“ bezeichnet der VDE in seinen „Leit- 
sätzen für den Schutz elektrischer Anlagen gegen Über- 
Spannungen geerdete Seile, die oberhalb der Freileitungen 
gezogen werden, um die Influenz atmosphärischer Entla- 
dungen auf diese herabzusetzen. Ihre Schutzwirkung gce- 
zen Überspannungen ist noch umstritten. Allgemein aner- 
kannt wird aber ihre Wirkung hinsichtlich der Verbesse- 
rung der Erdung der Eisenmaste, die ein sehr wich- 
tiges Schutzmittel und daher von großer Bedeutung ist. 


Daraus geht ohne weiteres hervor, daß bei der Aus- 
führung der Erdseile die Erfüllung ihrer Aufgabe als 
Erdungsleitung besonders sichergestellt werden muß und 
daß bei der Auswahl der zu verwendenden Materialien 
hierauf Rücksicht genommen werden sollte. Das ist aber 
bisher in ganz ungenügendem Maße geschehen, denn die 
heute noch überwiegend angewendeten Eisenseile erfüllen 
die Bedingungen, die hinsichtlich Erdungsleitungen zu 
stellen sind, nur in geringem Maße. Ihnen mangelt es aber 
auch an unbedingt notwendiger Dauerhaftigkeit, wodurch 
die Betriebsicherheit ernstlich in Frage gestellt wird. 
Selbst wenn die Eisenseile gut verzinkt sind, ist ihre Le- 
bensdauer begrenzt und unbedingt kleiner als die der 
Hochspannungsleitungen, namentlich solcher aus Kupfer, 
so daß nach einer Anzahl von Jahren ein Auswechseln der 
Erdseile notwendig wird. Da sie ja immer über den Haupt- 
leitungen liegen, ist diese Arbeit stets mit Betriebsunter- 
brechungen verbunden. 


Hier ist der KPS geeignet, eine wesentliche Verbesse- 
rung im Leitungsbau herbeizuführen. Da bei Seilen aus 
diesem Material jede Rostgefahr beseitigt ist, wird die Le- 
bensdauer der Erdseile die gleiche sein wie die der Kupfer- 
leitungen; dadurch werden die Übergangswiderstände, die 
durch das Rosten der Eisenseile entstehen, vermieden und 
die Erdverbindung wird dauernd gut bleiben. Bei dem 
KPS verhindert, wie bereits erwähnt, der den Stahlkern 
umgebende Kupfermantel das Rosten sowie jeden Angriff 
ätzender Dünste. Die etwas höheren Anschaffungskosten 
machen sich also’ nicht nur durch Wegfall späterer Aus- 
wechslung bezahlt sondern auch durch Verbesserung der 
Hauptwirkung der Erdseile, nämlich durch die Sicherung 
einer guten und zuverlässigen Masterdung. 


Bei KPS ist unter Verwendung des gleichen Quer- 
schnittes die Leitfähigkeit wesentlich besser als bei Stahl- 
seilen; damit geht der Widerstand der Erdungsleitungen 
beträchtlich herunter, so daß der zur Erde abfließende 
Strom auf eine größere Zahl von Erdungen der Nachbar- 
maste verteilt wird. 


Nach dem Bericht” des Komitees für Kraftübertra- 
gung und -verteilung des Am. Inst. El. Engs. wird es in 
Amerika verschiedentlich für vorteilhaft gehalten, wenn 
das Erdseil eine äußere Lage aus nicht magnetischem Ma- 
terial erhält. Diesen auf Grund langer Erfahrungen aus- 
gesprochenen Wunsch erfüllt der KPS. Man ersieht aus 
vorstehendem, daß .dieses Material ein idealer Baustoff 
für Erdseille der Hochspannungsanlagen ist. deren 
Sicherheit nach jeder Richtung erhöht werden sollte. Da 
die Steigerung der Kosten der Erdseile im Verhältnis zu 
den Gesamtanlagekosten einer Hochspannungsleitung ge- 
ring ist, anderseits ihre Sicherheit dadurch wesentlich er- 
höht wird, so scheint die Verwendung von KPS das rich- 
tige zu sein. 


für 


4. Erdungsleitungen in Schaltanlagen. 


Nach den Erdungsleitsätzen des Verbandes Deut- 
scher Elektrotechniker werden unter Erdungsleitunge 
solche Leitungen verstanden, die zum Erder führen, soweit 
sie über der Erdoberfläche liegen. Dazu zählen also auch 
die in größeren Betriebsräumen, Schaltanlagen usw. häufig 
verlegten Sammelleitungen. Solche Erdungsleitungen simg 


e i J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 46, S. 691 sowie El. u. Maschinenb. Bd. 46, 


für die Sicherheit des Betriebes von außerordentlich großer 
Bedeutung, da von ihnen die gute oder schlechte Auswir- 
kung der zum Schutze von Menschen und elektrischen Ein- 
richtungen durchgeführten Schutzmaßnahme abhängt. Mit 
Rücksicht darauf sind an mehreren Stellen der Verbands- 
vorschriften diesbezügliche Bestimmungen erlassen wor- 
den. 

In den Leitsätzen für Schutzerdungen in Hochspan- 
nungsanlagen ist ausdrücklich hervorgehoben, daß der 
Sicherheitsgrad einer Erdung abhängig ist von dem Zu- 
stande und der Zuverlässigkeit der Erdungsleitungen und 
von dem Zustande der Verbindungstellen. Es ist ferner 
bestimmt, daß die Zuleitungen so angebracht werden sollen, 
daß sie vor mechanischen Zerstörungen und Durchrosten 
geschützt sind. Die Zuleitungsanschlüsse sollen mit der 
Sammelleitung und mit den Erdern selbst dauernd gut 
metallisch verbunden sein. Die Verbindungstellen werden 
zweckmäßig verlötet, verschweißt oder vernietet. Die Ver- 
bindungstellen mit den Erdern sowie den zu erdenden Tei- 
len sind um so sorgfältiger herzustellen, je größer der ab- 
zuleitende Erdstrom werden kann. Bei größeren Strom- 
stärken wird selbst ein verhältnismäßig geringer Über- 
gangswiderstand (Oxydbildung oder dgl.) den Wert einer 
guten Erdung stark beeinträchtigen. Eine bedeutende Stei- 
gerung der Berührungspannung. kann durch Erhitzung 
und dadurch bedingte weitere Verschlechterung der Ver- 
bindungstellen eintreten. Aus diesem Grunde wird emp- 
fohlen, bei Erdungen von mehr als etwa 10 A die Anschluß- 
stellen gut zu verzinnen und die fertige Verbindung 
durch Anstrich oder andere Schutzmittel gegen Oxydation 
zu schützen. Der Widerstand der Zuleitungen ist bei der 
Berechnung der Erdung zu berücksichtigen. 

Die Betriebsvorschriften des VDE bestimmen ferner 
in § 2c, daß Schutzvorrichtungen und Schutzmittel jeder 
Art, worunter besonders die Erdung fällt, dauernd in 
brauchbarem Zustande erhalten werden müssen; weiter ist 
in den Leitsätzen für Schutzerdungen in Hochspannungsan- 
lagen noch bestimmt, daß Verbindungstellen innerhalb des 
Handbereiches, die nicht verschweißt, verlötet oder ver- 
nietet sind, zweckmäßig einer zeitweisen Besichtigung 
unterworfen werden. 

Die vorstehend erwähnten Verbandsbestimmungen, die 
sich auf Ausführung und Unterhaltung von Erdungsleitun- 
gen beziehen, können nur von einem Material voll erfüllt 
werden, das 


1. große mechanische Festigkeit, 
2. ausreichende Leitfähigkeit, 

3. geringen Übergangswiderstand, 
4. Rostfreiheit 


aufweist. Alle diese Eigenschaften besitzt aber der KPS, 
so daß er dem bisher als Erdungsleitung in großem Maße 
verwendeten Eisen hinsichtlich der Punkte 2., 3. und 4. 
und dem weniger verwendeten Kupfer hinsichtlich des 
Punktes 1. überlegen ist. Nach den Versuchen, die Prof. 
Richter? über Nietverbindungen veröffentlicht hat, er- 
gibt sich, daß Fe-Fe-Verbindungen zwar einen höheren 
Übergangswiderstand als Cu-Cu-Verbindungen haben, aber 
daß dieser Widerstand auf lange Zeit hinaus gleich bleibt 
und bei Erschütterungen nicht leidet. Cu-Cu-Verbindungen 
haben zwar anfangs einen niedrigeren Widerstand, der 
sich aber infolge von Erschütterungen stark vergrößert. 
Richter stellte fest, daß sich die reinen Kupferverbindun- 
gen am schlechtesten, die reinen Eisenverbindungen 
am besten bewährt haben. Aus den Richterschen Versu- 
chen ergibt sich, daß Cu-Cu-Verbindungen empfindlich sind 
gegen mechanische Beanspruchung, Fe-Fe-Verbindungen 
dagegen nicht. Letztere haben aber von vornherein höhere 
Widerstände. Der KPS vereinigt nun beide Eigenschaften: 
den niedrigen Anfangswiderstand von Kupfer und die 
mechanische Unempfindlichkeit des Eisens, zumal er auch 
in Bandform hergestellt wird. 

Hinsichtlich der Bemessung der Erdzuleitungen be- 
stimmen die Errichtüngsvorschriften sowie die Erdungs- 
leitsätze des VDE, daß im allgemeinen Querschnitte über 
100 mm? Eisen und über 50 mm? Kupfer nicht erforderlich 
sind. Bei KPS würde man dementsprechend nicht über 
70 mm? anzuwenden brauchen. Nach unten zu ist der Eisen- 
auerschnitt auf 35 mm? und der des Kupfers auf 16 mm? 
festgelegt. Für KPS würde demnach als untere Grenze 
25 mm? angenommen werden können. 

Vorstehende Zahlen gelten für elektrische Betriebs- 
räume; in anderen Räumen ist eine untere Grenze für den 
Querschnitt nur bei Kupfer festgesetzt, u. zw. zu 4 mm’, 
wofür KPS von 3 mm? voll ausreichen würde. 

Aus vorstehendem ist zu ersehen, daß der KPS für 
Erdungsleitungen günstige Eigenschaften besitzt. Wäh- 
rend er die Vorzüge des Kupfers und des Eisens in sich ver- 


€ ETZ 19%, 8. 39. 


1584 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


31. Oktober 1929 


Seo taa aaa a a a a a a a a 


einigt, vermeidet er deren Nachteile. Er ist aber auch 
wirtschaftlich anwendbar, da nicht nur eine Materialer- 
sparnis sondern auch eine Ersparnis an Arbeitslöhnen ein- 
tritt und die Verbindungen viel einfacher herzustellen 
sind als bei Eisen. 


5. Betriebsfernsprechleitungenin Stark- 
strom-Freileitungsnetzen. 


Die Leitungsnetze der Überlandzentralen erstrecken 
sich auf derart große Gebiete, daß es notwendig ist, ein 
Verständigungsmittel zwischen den verschiedenen Speise- 
punkten, Schaltstationen usw. zur Verfügung zu haben. 
Man pflegt daher beim Bau solcher Netze besondere „Be- 
triebsfernsprechleitungen“ anzulegen. Die Errichtungs- 
vorschriften des VDE sehen vor, daß diese Leitungen di- 
rekt an dem Gestänge der Starkstrom-Freileitungen ver- 
legt werden dürfen, wenn sie in angemessenem Abstand 
unterhalb der letzteren geführt werden. 


Für die Bemessung dieser Betriebsfernsprechleitungen 
spielt die Leitfähigkeit des Materials keine wesentliche 
Rolle. Die wichtigste Forderung ist die nach Festigkeit, 
was besonders bei Freileitungen mit großen Spannweiten 
zu beachten ist. Diese Bedingung wird durch den KPS 
in hohem Maße erfüllt, ohne daß die gegenüber Kupfer 
verringerte Leitfähigkeit irgendwelche Nachteile herbei- 
führt. Weiter ist zu beachten, daß durch den geringeren 
Durchhang an Mastlänge gespart wird. 


Die Gefahr des Diebstahles ist bei Betriebsfernsprech- 
leitungen besonders groß, weil sie unterhalb der Stark- 
stromleitungen verlegt werden und keine gefahrbringende 
Spannung führen. Sie sind also dem Zugriff ausgesetzt, 
wenn sie aus Kupfer oder Bronze bestehen, nicht dagegen 
bei Verwendung von KPS. 


Betriebsfernsprechleitungen sind nach den Frrich- 
tungsvorschriften des VDE wie Hochspannungsleitungen 
zu behandeln und unterliegen somit auch den „Vorschriften 
für Starkstrom-Frz»ileitungen“”, in denen die Verwendung 
des vorliegenden Materials ausdrücklich vorgesehen ist. 


6. Fernmelde-Freileitungen. 


Bei Freileitungen für Fernmeldceanlagen wird meistens 
Fisen oder Bronze und nur in geringem Umfange Kupfer 
verwendet. Eisen ist billig aber wenig haltbar. Es wird, 
selbst wenn es gut verzinkt ist, doch in einer Reihe von 
Jahren zerstört. Ferner ist es aber infolge seiner magne- 
tischen Eigenschaften für die hochfrequenten Ströme un- 
zweckmäßig. Schließlich ist zu beachten, daß in manchen 
Fällen die Leitfähigkeit des Eisens zu niedrig ist. Bronze 
und Kupfer sind günstiger aber teurer, und zudem hat 
Kupfer keine hohe Festigkeit. Der KPS erfüllt dagegen 
alle notwendigen Bedingungen. Die Festirkeit ist groß, 
und die Rostgefahr fällt fort. Das Vorhandensein von 
Eisen im Innern des Drahtes führt zu keiner ungünstigen 
Wirkung, weil ja die hochfrequenten Ströme auf der Ober- 
fläche verlaufen, d. h. also in der Kupferhaut. Durch 
Versuche ist festgestellt worden, daß die Erhöhung des 
Wechselstromwiderstandes gegenüber dem bei Gleichstrom 
für 1000 Hz nur etwa 3% beträgt. 


Nach den „Regeln für die Errichtung elektrischer 
Fernmeldeanlagen” des VDE sollen bei Kupferdrähten 
Stanzrenabstände von 80 m nicht überschritten werden, wäh- 
rend dieses bei Bronze nicht verboten ist. Bei KPS ist es 
ohne weiteres zulässig, größere Spannweiten zu benutzen 
und gegebenenfalls bis zu 200 m zu gehen. Bei Verwen- 
dung von Doppelmasten, A-Masten oder H-Masten werden 
diese Entfernungen noch überschritten werden können. 
Ganz besondere Bedeutung hat die Anwendung großer 
Spannweiten bei Fernmeldeleitungen, die in Städten, Fa- 
brikanlagen usw. über Dächer gespannt werden, wo es oft 
schwierig ist, Stützpunkte in geringer Entfernung zu 
schaffen. 


T. Fahrleitungen für Hebezeuge und 
Transportgeräte. 


Bei Fahrleitungen ist es wichtig, daß die Stromab- 
nahme möglichst funkenlos geschicht, da sonst an Leitung 
und Kontaktvorrichtung eine erhebliche Abnutzung ein- 
tritt. Die Entstehung von Funken wird dadurch vermin- 
dert bzw. beseitigt, daß die als Stromabnehmer dienenden 
Rollen, Gleitschuhe usw. mit starken Druck an die Fahr- 
leitungen gepreßt werden. Das hat aber zur Folge, daß 
bei Bewegung infolge von Durchhang, Verbiegung usw. 
Stöße auftreten. 


Der VDE hat deswegen auch in $ 4 der „Leitsätze für 
die Errichtung von Fahrleitungen für Hebezeuge und 
Transportgzeräte“ vorgesehen, daß für Stromzuführungs- 
einrichtungen neben Kupfer auch Eisen mit aufgelegtem 


Kupferleiter benutzt werden kann. Besser als eine derar- 
tige lose Verbindung dieser Metalle sind Leitungen aus 
KPS, bei dem Stahl und Kupfer in innigster Vereinigung 
verwendet werden. So gebaute Fahrleitungen haben sehr 
geringen Durchhang, wodurch die Kontaktzebung verbes- 
sert und die Abnutzung verringert wird. Die unvermeid- 
lichen Stöße werden unschädlich aufgenommen, weil der 
Stahlkern solchen Beanspruchungen ohne weiteres gewach- 
sen ist. Während die Kupferhaut einerseits eine gute Leit- 
en sichert, schützt sie anderseits den Stahlkern vor 
ost. 

Für die Bemessung von Fahrleitungen ist besonders 
wichtig daß der Spannungsabfall und die Erwärmung ge- 
wisse Werte nicht überschreiten. Bezüglich des ersteren 
hat der VDE in seinen Leitsätzen festgelegt, daß bei Dreh- 
strom ein höchster Wert von 7,5 % und bei Gleichstrom 
ein solcher von 10 % zulässig ist, damit die Motoren ord- 
nungsmäßig arbeiten. Hinsichtlich der „Belastbarkeit“ 
geben die Leitsätze des VDE nur Angaben für Verwendung 
von Kupfer. Damit nun auch für KPS solche zur Ver- 
fügung stehen, habe ich einige Versuche gemacht und so 
die nachstehend wiedergegebene Belastungstafel ermittelt: 


Querschnitt E AULOMIBtArKe 
an 100%, ED | 40%, ED 
35 85 | 130 
50 110 170 
65 130 210 
80 150 235 
100 175 270 
120 200 320 
150 250 390 


Hierzu sei noch bemerkt, daß die Spalte für 100 % EN 
der Dauereinschaltung entspricht, während die Spalte 40 % 
ED für eine relative Einschaltdauer von 40 % gilt. 


8 Elektrische Bahnen. 


Der Betrieb von Bahnen ist ein außerordentlich schwe- 
rer, weil er sich im Freien abspielt, wodurch die Betriebs- 
mittel den Einflüssen von Wind und Wetter ausgesetzt 
sind. Anderseits muß mit einer starken Inanspruchnahme 
aller Baustoffe durch häufiges Anfahren, Geschwindix- 
keitsverändern und Bremsen gerechnet werden. Überbe- 
anspruchungen, starke Stöße und fortwährende Schwin- 
gungen sind normale Erscheinungen im Bahnbetriebe. Hier- 
zu kommt noch die zerstörende Einwirkung durch die 
Feuchtigkeit, die Atmosphärilien und bei Hauptbahnen 
durch den Rauch von Danwnflokomotiven. Es ist also ohne 
weiteres einleuchtend, daß in einem derartigen Betriebe 
ein Material von ganz besonders großer Bedeutung sein 
muß, das einerseits gegen die Feuchtigkeit, die Atmosphäre 
und den Rauch unempfindlich ist, anderseits hohe Festiz- 
keit, große Elastizität, geringen Wärmeausdehnungsko- 
effizienten und gute elektrische Leitfähigkeit in sich ver- 
einiet. Alle diese Anforderungen erfüllt der KPS. Die 
Zahl der Reparaturen kann durch richtige Verwendunz 
dieses Materials bedeutend vermindert und damit die Be- 
triebsführung sehr erleichtert werden. 


Nach den vom VDE aufgestellten „Vorschriften für 
elektrische Bahnen”, die seit dem 1. I. 1926 gelten, wird 
bezüglich des Baustoffes für Fahrleitungen bestimmt, dab 
er den „Vorschriften für Starkstrom-Freileitungen“ ent- 
sprechen muß, so daß also hier das vorstehend schon Ge- 
sagte gilt. Der KPS wird besonders bei Ausläuferlinien 
in Frage kommen, für die bisher teilweise Eisendraht ver- 
wendet wurde. Besonders zu beachten ist auch noch, dab 
der Ausdehnungskoeffizient dieses Materials bedeutend 
kleiner ist als der des Kupfers. Es würde also bei warmem 
Wetter der Durehhang sich nicht so sehr vergrößern wie 
bei Kupfer, wodurch die Stöße und Schwingungen geringer 
werden. Es ist vielfach festgestellt worden, daß ein erh«b- 
licher Teil aller Brüche von Straßenbahn-Oberleitungen 
aus Kupfer auf Ermüdung desselben zurückzuführen ist. 
Es hat sich ferner bei vielen Bahnen ergeben, daß die Zahi 
der Brüche bei Oberleitungen aus Kupfer im Sommer be- 
deutend größer ist als im Winter. 


Die guten Eigenschaften des KPS treten besonders ìn 
die Erscheinung bei Unterführungen, Tunneln usw.; da an 
solchen Stellen nur ein geringer Durchhang zugelassen 
werden kann, ist es möglich, die Zahl der Aufhängepunkte, 
deren jeder einzelne eine Störüngsquelle bedeutet, zu ver- 
mindern und damit nicht nur den Bau sondern auch den 
Betrieb zu vereinfachen. 


Bei den zur Aufhängung des Fahrdrabtes von Straßen- 
bahnen verwendeten Tragdrähten (Querdrähten) kommt es 


31. Oktober 1928 


im wesentlichen darauf an, daß sie unempfindlich gegen 
den Einfluß der Feuchtigkeit und der Atmosphärilien sein 
nrüssen. Es ist also nicht notwendig, die erheblich teurere 
Bronze für solche Tragdrähte zu verwenden; man kann 
trotzdem eine große Lebensdauer durch KPS erreichen. 


Bei Hauptbahnen wird im allgemeinen die Mehrfach- 
aufhängung benutzt, bei der man den Fahrdraht nicht 
direkt an die Querträger oder Querdrähte hängt sondern 
an ein Tragseil. Da es nun für die Erkennbarkeit der 
. Signale vorteilhaft ist, die Entfernung der Querdrähte 
voneinander möglichst groß zu halten, erweist sich ein 
Baustoff von hoher Festigkeit als sehr wertvoll. Das ist 
besonders von Bedeutung in Gebirgsgegenden, in denen 
vielfach mit Rauhreifbildung zu rechnen ist. 


Da bei elektrischen Hauptbahnen die Kosten der Fahr- 
leitungen einen erheblichen Teil der Gesamtanlagekosten 
bilden, kann die Wirtschaftlichkeit des elektrischen Betrie- 
bes durch Verwendung des KPS gesteigert werden. Daß 
dieses Material in der Tat den höchsten Anforderungen ge- 
recht wird, geht daraus hervor, daß die Schweizerischen 
Bundesbahnen die in den letzten Jahrzehnten gebauten 
elektrischen Hauptbahnstrecken überwiegend mit KPS 
versehen haben. Er hat sich bei allen Anlagen, .selbst bei 
der besonders hoch beanspruchten Gotthardbahn, vorzüg- 
lich bewährt. ` 


Auch für Schienenverbinder kann der KPS Vorteile 
bieten, da er große Festigkeit besitzt, was besonders bei 
Grubenbahnen wichtig ist, und die Diebstahlsgefahr bei 
ihm wegfällt. 


Zur Verständigung zwischen Kraftwerk, Unterwerken 
und Hauptverteilungspunkten bestehen auch im Bahnbe- 
triebe Fernmeldeleitungen, die entweder zur Benutzung 
von Fernsprechern oder zur Betätigung von Signalen 
dienen. Bei diesen ist eine hohe Leitfähigkeit nicht not- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


1585 


wendig. Die wesentlichen Anforderungen, die gestellt wer- 
den müssen, sind hohe Festigkeit, Rostsicherheit und ge- 
ringe Anschaffungskosten. Bisher wurde für solche Lei- 
tungen vielfach die um etwa 50 % teurere Bronze verwen- 
det oder es wurde Eisen benutzt, bei dem sich wegen der 
Rostgefahr mit der Zeit Schwierigkeiten einstellen. 


Auch für Schutzdrähte (gegen herabfallende Fern- 
sprechleitungen), die bei Straßenbahnen über den Fahr- 
leitungen stellenweise angebracht werden, ist KPS ein ge- 
eignetes Material hinsichtlich seiner Rostsicherheit. 


9, Widerstände. 


Für den Bau von Metallwiderständen sind vom VDE 
in den „Regeln für die Bewertung und Prüfung von An- 
lassern und Steuergeräten R. E. A./1928” vier Baustoffe 
mit spezifischen Widerständen von 1,0 ... 0,13 Q/mm?/m vor- 
gesehen worden. Zuweilen ist es aber erwünscht, einen 
solchen mit etwas besserer Leitfähigkeit zu benutzen, um 
nicht zu dünne Drähte zu erhalten, wofür dann KPS 
zweckmäßig ist. 


Bei manchen Verwendungsgebieten erweist sich das 
aus Eisen bestehende Material VM 13 (mit 0,13 Q/mm?/m) 
als unzweckmäßig, weil es zwei Nachteile hat. Erstens ist 
die Rostgefahr sehr groß, so daß im Betriebe Störungen 
zu befürchten sind, und zweitens ist der Temperaturkoeffi- 
zient, der den Wert von etwa 0,00405 besitzt, sehr hoch. 
Der KPS vermeidet die Rostgefahr vollständig und der 
Temperaturkoeffizient ist nur etwa 0,0025. Ein weiterer 
Vorteil gegenüber dem Eisen ist der, daß die Kontakte 
besser sind, weil KPS außen eine Kupferhaut besitzt. 

Eine andere Verwendungsmöglichkeit für KPS liegt 
bei der neuerdings vielfach benutzten Bodenheizung von 
Treibbeeten (Heizkabel) vor, wobei sich die Rostsicher- 
heit als vorteilhaft erweist. 


Straßenbeleuchtung mit Niedervoltlampen in Reihenschaltung. 
Von Dr.-Ing. L. Bloch und Dr. E. Friederich, Berlin. 


Übersicht. Für Glühlampen-Reihenschaltungstromkreise 
wurden von der Osram G.m.b.H. Kurzschlußwider- 
stände neu ausgebildet, die auf dem Prinzip der festen 
Trockengleichrichter beruhen. Sie werden zwischen Fassung 
und Sockel einer zur Hauptlampe parallel geschalteten Er- 
satzlampe eingesetzt und lassen die Ersatzlampe aufleuchten, 
sobald die Hauptlampe erlischt. Die Kurzschlußwiderstände 
ermöglichen die Anwendung von niedervoltigen Reihen- 
schaltungslampen bei den normal üblichen Gebrauchspan- 
nungen. Man kann mit diesem System die Straßenbeleuch- 
tung mit Lampen für niedrigen Verbrauch und Reihenschal- 
tung ebenso wirtschaftlich betreiben wie mit Lampen für 
höheren Verbrauch und normale Gebrauchspannung. Das 
beschriebene Beleuchtungsystem kommt für Straßenbeleuch- 
tungsanlagen mit Glühlampen bis zu: 150 W in Frage, bei 
denen es aus Wettbewerbsrücksichten auf besonders niedrige 
Stromkosten ankommt. 


Die Reihenschaltung in der Straßen- 
beleuchtung wird im Ausland vielfach angewandt, 
wenn die Beleuchtung direkt an vorhandene Hochspan- 
nung angeschlossen werden soll. Bisher gebräuchliche 
Spannungen hierfür sind 1000 ... 10000 V Wechselstrom. 
Ferner kommt Straßenbahnspannung von 500...800 V 
Gleichstrom hier in Frage. Auch frühere Bogenlampen- 
Stromkreise werden öfters noch mit Glühlampen in 
Reihenschaltung weiter betrieben. Da bei dieser Schal- 
tungsart im Fall des Durchbrennens einer Lampe der 
ganze Stromkreis unterbrochen wäre, müssen besondere 
Vorkehrungen getroffen werden, um die Betriebsicher- 
heit der Anlage zu gewährleisten. Die hierfür benutzten 
Durchschlagsicherungen sind nur für hohe Spannungen 
ausgebildet. Bei Niederspannung kann man sich so hel- 
fen, daß mittels eines selbsttätigen Schalters ein Ersatz- 
widerstand eingeschaltet wird, oder man kann bei Wech- 
selatrom eine Drosselspule parallel zu den Lampen legen. 
Da jedoch alle diese Einrichtungen umständlich sind und 
die Anlage verteuern, hat man bei der heute bei uns meist 
üblichen Spannung von 220 V im allgemeinen auf Reihen- 
schaltung verzichtet, soweit sie nicht schon aus der Bogen- 
lampenzeit her vorhanden war. Tatsächlich ist auch die 
Parallelschaltung aus verschiedenen Gründen entschieden 
vorzuziehen. 


Neuerdings kommt aber ein Fall in Frage, bei dem 
die Reihenschaltung ernstlich in Erwägung gezogen zu 
werden verdient. Es handelt sich hierbei um den Er- 
satz der noch sehr zahlreich in der Stra- 
Benbeleuchtung vorhandenen Gaslampen 
für niedrige Lichtströme durch elektri- 
sches Licht. Während bei den hochkerzigen gasge- 
füllten Metalldrahtlampen infolge ihrer guten Lichtaus- 
beute die Strompreise, bei denen gleiche Betriebskosten 
wie bei der Gasbeleuchtung erreicht werden, recht hoch 
liegen, sind die Verhältnisse bei niedrigkerzigen Lampen, 
soweit Lichtströme in der Größenordnung von etwa 1000 
Lumen (entsprechend etwa 100 HK) in Frage kommen, 
für die elektrische Beleuchtung etwas weniger günstig. 
Die Lichtausbeute einer elektrischen Glühlampe für 220 V 
fällt nämlich bei niedrigen Lichtströmen nicht so groß 
aus wie bei hohen; im Gegensatz hierzu stehen die heuti- 
gen Gaslampen für niedrige Lichtströme in ihrer Licht- 
ausbeute denen für hohe Lichtströme kaum nach. 


Es ist nun aber die Möglichkeit gegeben, die günstige 
Lichtausbeute der hochkerzigen Glühlampen auch bei 
niedrigkerzigen Lampen zu erreichen, wenn man an 
Stelle der Spannung von 220 V und Parallelschaltung in 
Reihe geschaltete Lampen für Nieder- 
spannung, beispielsweise 24 V, anwendet. Wie die 
nachstehende Zahlentafel zeigt, läßt sich in diesem Fall 
bei gleichem Wattverbrauch eine Erhöhung des Licht- 
stroms um etwa 35...60 % erreichen. 


Verbrauch und Lichtstrom von Osram- 
Nitralampen. 


8 : Gewinn an Lichtstrom 
Lichtstrom in Lumen bei Niedervolt 


bei 20V | bei V ojo 


Verbrauch 


1586 


Man kann deshalb, wenn Lampen mit einem Ver- 
brauch bis zu 200 W in Frage kommen, jeweils die nächst 
niedrigere Lampentype verwenden, wenn man in Reihe 
geschaltete Niedervoltlampen benutzt. In dieser Weise 
ist es möglich, die elektrische Straßenbeleuchtung mit 
niedrigkerzigen Lampen erheblich wirtschaftlicher als 
bei Parallelschaltung zu betreiben. 


Ein Reilienschaltungsystem mit der bei uns meist üb- 
lichen Betriebspannung von 220 V ist aber nur dann mög- 
lich, wenn mit einer einfachen Vorrichtung, die beim 
Durchbrennen einer Lampe in Tätigkeit tritt, ein Fr- 
löschen des ganzen Stromkreises mit Sicherheit verhütet 


wird. Diese Vorrichtung ist nun in dem neuen kurz, 


schlußwiderstand der Osram G.m.b.H., Ber- 
lin, geschaffen worden. Dieser Kurzschlußwiderstand 
(DRP. angem.) für Niedervoltlampen ist aus neueren 
Arbeiten auf dem Gebiet des festen Trockengleichrichters 
hervorgegangen, die in der A-Fabrik der genannten Firma 
ausgeführt wurden. Er besteht aus zwei gegeneinander ge- 
schalteten Trockengleichrichtern in Plattenform, wobei für 
Gleich- oder Wechselstrom jeder Stromrichtung, also unab- 
hängig von der Polung, Sperre vorhanden ist. Der Kurz- 
schlußwiderstand (Abb.1) besteht demgemäß aus zwei 


ra DISS: 77 


7 EE 
EE 


3 Mteatitring 


2 Bleiplatten 


1 Widerstandsmasse 


Abb. 1. Kurzschlußwiderstand im Schnitt. 


kleinen Bleiplatten, zwischen denen sich eine Masse eines 
sehr schlechten Leiters befindet; verschiedene Arten von 
Kupferverbindungen erwiesen sich als hierfür geeignet. 
Wenn der Kurzschlußwiderstand an der normalen Be- 
triebspannung der Niedervoltlampen liegt, hat er einen 
Widerstand in der Größenordnung von ctwa 10000 Q, 
läßt also praktisch so gut wie keinen Strom durch. 


Die Anordnung für Straßenbeleuchtung erfolgt in 
der Weise, daß parallel zu jeder Hauptlampe des Serien- 
stromkreises ein Nebenschlußstromkreis gelegt wird, der 
aus einer Ersatzlampe und einem mit ihr in Reihe ge- 
schalteten Kurzschlußwiderstand besteht (Abb. 2). In 


x Hauptlampen 


= Kurzschlußwiderstände 
& Ersatzlampen 


Abb. 2. Anordnung der Reihenschaltung mit Ersatzlampen und 
Kurzschlußwiderständen. 


dem Augenblick, wo eine der ilauptlampen durchbrennt, 
liegt an dem zugehörigen Kurzchlußwiderstand die volle 
Netzspannung. Da diese beträchtlich höher als die etwa 
100 V betragende höchstmögliche Sperrspannung ist, wird 
der Widerstand durchschlagen, und hierbei werden gleich- 
zeitig die beiden Bleiplatten an der Durchschlagstelle 
durch Schmelzen miteinander verlötet. Der Kurzschluß- 
widerstand ist hierdurch metallisch leitend geworden, 
so daß sich die Ersatzlampe selbsttätig einschaltet. Der 
Widerstand beträgt jetzt nur noch einige tausendstel Ohm 
und die Ersatzlampe brennt deshalb mit ihrer normalen 
Betriebspannung und Stromstärke. 


Für die Straßenbeleuchtung in Reihenschaltung kön- 
nen die heute schon ganz normal ausgebildeten Leuch- 


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3l. Oktober 1929 


tenfür zwei Lampen unverändert benutzt werden: 
es brennt hierbei nur die eine Lampe, während die zweite 
als Ersatzlampe zur ersten parallel geschaltet ist (Abb.3). 
Zwischen den Mittelkontakt dieser Lampe und ihre Fas- 
sung ist der Kurzschlußwiderstand eingelegt (Abb. 4), so 
daß also der Stromkreis der Ersatzlampe zunächst unter- 
brochen ist. In dem Augenblick, wo die Hauptlampe 
durchbrennt, spricht der Kurzschlußwiderstand an, die 
beiden Bleiplatten kommen an der Durchschlagstelle zum 
Schmelzen und geben Kontakt, so daß nunmehr die Er- 
satzlampe eingeschaltet wird. Infolge der Einfachheit 
seiner Konstruktion beträgt der Preis des Osram-Kurz- 
schlußwiderstandes nur einen kleinen Bruchteil des Prei- 
ses einer Glühlampe. Solange die zugehörige Hauptlampe 
nicht durchgebrannt ist, nimmt er keinen Strom auf, ver- 
ursacht also keinerlei zusätzliche Verluste in der An- 
lage. Die Kurzschlußwiderstände sind unempfindlich 
gegen Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit. 


1 Kurzschlußwiderstand 
2 Lampenfassung 
3 Lampensockel 


Abb.4 Anordnung des Kurzschluß- 
widerstandes in der Lampenfassune. 


Abb. 3 Zweilampenleuchte mit 
Hauptlampe und Ersatzlampe. 


Während bei den bisher üblichen Systemen mit Er- 
satzwiderständen oder Drosselspulen beim Durchbrennen 
einer Lampe die betreffende Brennstelle ausfällt, da die 
durchgebrannte Lampe entweder kurzgeschlossen oder 
durch einen Widerstand ersetzt ist, wird bei Verwendung 
des hier beschriebenen Systems selbsttätig eine Ersatz- 
lampe eingeschaltet und auf diese Weise jede auch nur 
vorübergehende Störung in der Straßenbeleuchtung ver- 
mieden. Naturgemäß ist dafür zu sorgen, daß in den 
nächsten Tagen nach dem Durchbrennen die durchge- 
brannte Lampe und der durchgeschlagene Kurzschluß- 
widerstand ausgewechselt werden. Die Überwachung der 
ganzen Anlage ist überaus einfach, da der Beobachter 
bereits von unten erkennen kann, ob die Hauptlampe noch 
brennt cder ob die Ersatzlampe bereits eingeschaltet ist. 
Zu diesem Zweck werden die Ersatzlampen mit dem Kurz- 
schiußwiderstand immer auf derselben Seite der Zwei- 
lampenleuchte eingesetzt oder sic werden durch eine be- 
sondere Erkennungsmarke kenntlich gemacht. 


Als Spannung für Niedervoltlampen 
wird zweckmäßig die normale Spannung von 24V ge- 
wählt. Die Stromkreise sind dann so anzuordnen, daß 
neun Lampen an 2% V liegen, wobei die überscehüssisre 
Spannung für den Verlust in den Zuleitungen verfügbar 
ist. Die Schaltung ist aus Abb. 2 ersichtlich. 


Die Reihenschaltung unter Verwendung von Osram- 
Kurzschlußwiderständen empfiehlt sich für Straßen- 
beleuchtunges-Stromkreise mit Glühlam- 
pen bis zu 150W, bei denen es auf besonders 
niedrige Stromkosten ankommt. Bei den 
Lampen für höheren Verbrauch und überall dort, wo die 
Stromkosten nicht die ausschlaggebende Rolle spielen, ist 
der Parallelschaltung der Vorzug zu geben. Durch das 
Reihenschaltungsystem mit Kurzschlußwiderständen wird 
es der elektrischen Straßenbeleuchtung ermöglicht, auch 
unter ungünstigen Bedingungen an die Stelle der bisher 
vorhandenen Gasbeleuchtung zu treten. 


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Die neuen Triebwagen der Wiener Lokalbahnen Wien— Baden. 


Von Ing. Leo Mandich, Wien. 


Übersicht. Die von den üblichen Ausführungen ab- 
weichenden Einrichtungen der Triebwagen der Strecke Wien 
— Baden werden kurz beschrieben. 


Die AG. der Wiener Lokalbahnen hat in den Jahren 
1906/07 den elektrischen Betrieb ihrer bisher mit Dampf 


Abb. 1. Triebwagen. 


betriebenen Überlandbahn Wien--Baden, die rd. 22km 
Streckenlänge hat, eingeführt. Die Bahn führt aus 
dem Verkehrschwerpunkt in Wien nächst dem Opernhaus 
und dem Ring durch die Vorstädte auf den Straßen des 
Wiener Stadtgebietes, so wie sie auch in Baden ziemliche 
Strecken des Straßengebietes der Stadt Baden durchfährt. 
Dadurch war es gegeben, diese Linien, die zum Teil von 
hestehenden Straßenbahnen mitbenutzt werden, mit 500 
bis 700 V Gleichstrom zu betreiben, während für die Fern- 
strecke von etwa 20 km die Wirtschaftsrechnung die Ver- 


Abb. 2. Triebmotor. 


wendung von Einphasenwechselstrom von zunächst 15, 
später 16% Hz geraten erscheinen ließ. Während die 
Speisung der Gleichstromstrecke in üblicher Weise aus 
den Netzen der Straßenbahnen erfolgte, wurden für die 
20 km Fernstrecke 10 Unterwerke vorgesehen, die als un- 
bediente Transformatorenstationen die Oberspannung von 
zunächst 11000 V, später 15 000 V auf 550, später 750 bis 
800 V umspannten. 


ı Vgl. EYZ 1906, 8. 1161. — El. Kraftbetr. u. Bahn. Bd.5. 8.9 u. 
25 (1907). 


Nach mehr als 20jähriger Betriebszeit ergab sich die 
Notwendigkeit, die Fahrbetriebsmittel zu erneuern. Bei 
dieser Gelegenheit überlegte die Verwaltung, für den Be- 
trieb der Fernstrecke statt Einphasenwechselstrom 1500 V 
(Gleichstrom zu benutzem Die Wirtschaftlichkeitsrechnung 
enıpfahl jedoch auch jetzt, allerdings unter Berücksichti- 
gung der Weiterbenut- 
zung der vorhandenen 
Triebwagen für die 
Lokalzüge, die weitere 
Verwendung des Ein- 
phasensystems. Es hät- 
ten sonst zwei bediente 
Gleichstromumformer- 
und Gleichrichterwerke 
mit normalen Anschaf- 
fungeskosten oder zwei 
selbsttätige Umformer- 
oder Gleichrichterwerke, 
die verhältnismäßig 
teuer sind, neu gebaut 
werden müssen. 

Die Bahnverwal- 
tung entschloß sich, 12 
neue Triebwagen zu be- 
schaffen (Abb. 1 u. 5). 
Die wichtigsten An- 
taben über diese Trieb- 
wagen sind: 
Stromsystem: 

Gleichstrom 
00V. 
Einphasenwechselstrom 
750 V, 16% Hz. 
Spurweite 1435 mm. 
Kleinster Krümmungs- 
halbmesser 17 m. 


550 bis 


Länge zwischen den 
Puffern (Zentralpuf- 


fer) 15 450 mm. 
Kastenlänge 14 550 mm. 
Kastenbreite 2370 mm. 
Drehzapfenentfernung 

8250 mm. 
Achsstand in den Drehzestellen 2000 mm 
Räddurchmesser 850 mm 
Übersetzungsverhältnis 1: 5,466 
Zahl der Sitzplätze 42 
Gewicht der elektrischen Ausrüstung 10,6 t 
Gesamtgewicht des besetzten Wagens 32 t 


Abb. 3. 


Gehäuse des Triebmotors. 


Fahrgeschwindigzkeit 50 km/h 

Reisegeschwindigkeit der Schnellzüge 28 km/h 

Anzahl der Motoren 4 

Bauart der Motoren polig mit Wendepolen und Eigen- 
lüftung 

Einstundenleistung: 
Einphasenwechselstrom bei 1150 U/min. 375 V, 90 PS 
Gleichstrom bei 1250 U/min, 98 PS, 375 V 


1588 


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Dauerleistung: 
Einphasenwechselstrom bei 1300 U/min, 67 PS, 375 V 
Gleichstrom bei 1450 U/min, 80 PS, 375V > 


Abb. 5 Inneres des Triebwagens. 


gegen 


e. Sc 
Es 


Abb. ec Führerstand. 


Gewicht der Motoren rd. 1700 kg 
Fahrdrahthöhe 3900 ... 6000 mm. 


Die neuen Triebwagen wurden zur Bekämpfung des 
Wettbewerbs seitens mehrerer Autobuslinien vornehm aus- 
gestattet. Die Sitze sind durchweg beledert, die sonstige 
Innenausstattung (Abb.5) geschmackvoll gestaltet unter 
Verwendung edler Hölzer und Spiegel. Auch befindet sich 
ein Büfett in jedem Wagen, an dem Brötchen und Getränke 
gereicht werden. 


Abb. A Läufer des Triebmotors. 


Die elektrische Ausrüstung der Triebwagen ist mit 
Ausnahme der Motoren eigentlich die bei vierachsigen 
Überland-Gleichstromtriebwagen übliche. Mit Rücksicht 
auf die hohen Stromstärken von 700 ... 1000 A wurde eine 

Schützensteuerung mit elektropneu- 


RA D matischer Betätigung vorgesehen. 

N Abb. 6 zeigt den Führerstand eines 
Triebwagens. 

Bemerkenswert an der elektri- 

schen Ausrüstung ist der Bau der 


Triebmotoren sowie die Verwendung 
von beidseitigem Federzahnradantrieb. 
Die Triebmotoren (Abb.2..4) haben 
sechs ausgeprägte Hauptpole und sechs 
Wendepole ohne Kompensationswick- 
lung. Um die Wendepole für den Be- 
trieb mit Gleich- und Wechselstrom 
entsprechend geeignet zu machen, ist 
die Schaltung eines KNebenschlusses 
nach Abb. 7 verwendet worden. Wie 
ersichtlich, wirkt der Ohmsche Wider- 
stand R, in voller Größe nur bei 
Wechselstrom; bei Gleichstrom wird er durch die 
parallel geschaltete Drosselspulle D umgangen, der 
Nebenschlußwert errechnet sich aus dem kombinierten 
Widerstand von R, und R, welcher letztere in Serie mit 
der Drosselspule D geschaltet ist. Die Motoren haben 
FEigenkühlung. Wie aus Abb.8 ersichtlich ist, saugen sie 


Gleich- oder 
Wechselstrom 


Abb. 7. Schaltung 
der Wendepole. 


MW 


SC 


8 


Abb. 8. Luftzuführung zu den Triebmotoren. 


ihre Frischluft aus dem Dreligestellquerträger und von 
dort aus den Wagenseitenwänden an, wodurch wesentlich 
weniger Schmutz und Staub in die Motoren gebracht wird. 
Der Motorantrieb ist beiderseitig. Die Ritzel arbeiten auf 
je ein gefedertes, auf der Triebachse sitzendes Zahnrad 
mit der Sccheron patentierten Federung. Diese Federung 
scheint sich bisher zu bewähren. Die Anzahl der Feder- 
brüche ist eine sehr geringe, sie beträgt im Jahr etwa 
14 %. Die Federbrüche werden im allgemeinen erst bei 
der Revision entdeckt und verursachen keine Betriebs: 


31. Oktober 1929 


störung. Jedenfalls ist es durch die Zahnradfederung ge- 
lungen, die sonst bei Einphasenmotoren mit Tramaufhän- 
eung bei der Anfahrt auftretenden Erschütterungen des 
Drehgestelles und des Wagenkastens, die für die Lebens- 
dauer und Erhaltung der elektrischen Einrichtung sicher 
unvorteilhaft sind, vollständig zu beheben. Die Anfahrt 
auf der Wechselstromstrecke ist von jener auf der Gleich- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44 


1689 


stromstrecke, von der etwas geringeren Beschleunigung 
abgesehen, nicht zu unterscheiden. 

Der mechanische Teil der Wagen, der durchweg 
eiserne Tragkonstruktionen hat, wurde von der Grazer 
Waggon- und Maschinenfabriks-AG. in Graz, der elektri- 
sche Teil von der „Elin“ AG. für elektrische Industrie in 
Wien geliefert. 


RUNDSCHAU, 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Berliner Stadtbahnlokomotive für Fernzüge — Die 
Einführung des elektrischen Zugbetriebes auf den Ber- 
liner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen gab Gelegenheit, 
zwecks weiterer Einschränkung der Rauch- und Rußplage 
in der Innenstadt auch der Beförderung der durch di: 
Stadt fahrenden Fernzüge mit elektrischen Lokomotiven 
näher zu treten. Der vollständige Ersatz des Dampfbetrie- 
bes durch den elektrischen Betrieb zur Verringerung der 
Rußplage ist bekanntlich eine alte Forderung der Stadt- 
bahnanlieger. Aus diesen Gründen wurde unter Verwen- 


) 
bk E PS Gate, 


Abb. 1. 


dung vorhandener Drehgestelle eines älteren elektrischen 
Versuchszuges die in Abb. 1 dargestellte Gleichstrom- 
Probelokomotive 1 BO + BO1 für die Beförderung der 
Fernzüge über die Stadtbahn entworfen und von der Firma 
Linke- Hofmann - Busch-Werke AG. in Breslau zusammen 
mit den Siemens-Schuckertwerken gebaut. 


Die Lokomotive ist mit 4 Tatzenlagermotoren von 
170 kW Stundenleistung mit Eigenlüftung ausgerüstet. Auf 
jedem Gestell ruht ein feuerloser Kessel, der zum Heizen 
der dient. Die Hauptdaten der Lokomotiven sird 
folzende: 


Höchstgeschwindigkeit. . . ..8&0 kmh 
Größte Anfahrzugkraft am Treibradumfang 18 800 kg 
Stundenleistung bei einer Geschwindigkeit 

von rd. 40 km h . 925 PS 


Gesamtgewicht rd. . 100 t 
Reibungsgewicht rd.. 70t 
Treibraddurchmesser 1000 mm 
Laufraddurchmesser . 1000 mm 
Gesamtachsstand . 12500 mm 


Länge iiber Puffer . . 17 00 mm 
Übersetzungsverhältnis den Sahnradantriebes 1: 3.79. 


of 
Elektromaschinenbau. 


Trennung der Verluste und Ermittlung des Schwung- 
momentes elektrischer Maschinen mit Hilfe des Aus- 
laufverfahrens. — Bekanntlich lassen sich die Leer- 
lauf- und Kurzschlußverluste sowie das Schwungmoment 
(GD? = 14g) elektrischer Maschinen aus e Auslaufkurve 


ng CIE und der Beziehung N = — ois? z ermitteln. Es 


ai 


; dn 
ist hierfür nötig, die Tangente oder die Subnormale r dt 


durch den betreffenden Kurvenpunkt zu zeichnen. A. 
Engler und A. Zeindler wollen nun die ungenaue 
Tangentenkonstruktion umgehen, indem sie die Drehzahl n 


. den Organisation und unter Verwendung der 


nicht über der Zeit € sondern über der Anzahl der Um- 
läufe Z auftragen I[n=f(Z)]. Sie vernachlässigen die 
leichte Krümmung der Kurve und nehmen eine Gerade an, 
die bei Au und Ze tie Koordinatenachsen schneidet. Die je- 
weilige Bremsleistung ergibt sich dann zu 


d D? 12 Nga 


n n dn 
Da SEN Zn- aZ’ ea n? Z: 


. Die Vereinfachung setzt voraus, daß N proportional n? 
ist. Das ist aber bei den einzelnen Maschinentypen ver- 


Schlepplokomotive für die Fernzüge über die Stadtbahn Berlin. 


schieden; denn die Lagcrreibung und Eisenverluste sind 
etwa der ersten, die Luftreibung der dritten und die Kup- 
ferverluste (Kurzschluß) etwa der ersten bis zweiten Po- 
tenz von n proportional. Je nach dem Anteil der ein- 
zelnen Posten an den Gresamtverlusten wird die Auslauf- 
kurve n=f(Z) mehr oder weniger von der Geraden ab- 
weichen. Die Tanzentenkonstruktion läßt sich also auch 
bei diesem Verfahren nicht vermeiden, wohl mag sie bei 
dem flacheren Verlauf der Kurve leichter sein. Vorteil- 
haft ist, daß die Auslaufkurve durch den Tachographen 
aufgenommen werden kann (Vorschub proportional der 
Umdrehungszahl) und so Ablesungsfehler vermieden wer- 
den. (A. Engler und A. Zeindler, Bull. SEV Bd. 20, 
S.217.) Zrm. 


Leitungen. 


Leichte Stahlbetonmaste. — Die Verwendung von Be- 
tcnmasten im Leitungsbau ist bekannt. Es gibt viele Geg- 
ner des Betonmastes, die ihre Ablehnung in erster Linie 
damit begründen, daß die hohen Gewichte der Maste den 
Transport erschweren. Es ist letzthin in einem Aufsatz 
der ETZ nachgewiesen wordent, daß bei einer entsprechen- 
richtigen 
Transportgeräte und Hebezeuge sich die Schwierigkeiten 
verhältnismäßig leicht überwinden lassen. Es ist ohne 
weiteres einzuschen, daß schwere Maste nicht nur wegen 
ihres Gewichtes und der daraus sich ergebenden Folge- 
rungen sondern auch wegen des zu hohen Preises als Er- 
satz für den Holzmast nicht in Frage kommen können. 
Da aber die Eisenmaste in den leichten Ausführungen 
sehr der Pflege durch öfteren Anstrich benötigen, kommt 
man auch damit dem Ideal, ein Gestänge zu haben, das 
keine Unterhaltungskosten verursacht, nur beschränkt 
näher. 

In dem Kissemast (Fabrikat der Stahlbetonmasten- 
fabrik Tumag A. G., München) ist nun ein Stahlbetonmast 


1 ETZ 1929, S. i120. 


1690 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44 


31. Oktober 1929 


gefunden, der als Ersatz für den Holzmast geeignet ist 
und allen Ansprüchen eines zuverlässigen Leitungsmastes 
entspricht. 

Aus Abb. 2 ersieht man die sorgfältige Verteilung der 
Längs- und Querarmierung. Die Längsarmierung besteht 
aus Siemens-Martin-Rundstahlstäben, die elektrisch anein- 
andergeschweißt sind und sich nach oben verjüngen. Als 
Querverbinder dienen Drahtspiralen. Diese Armierung 
verleiht dem Mast eine große Elastizität. Dadurch, daß 
die Baustoffe in so ausgiebiger Weise auf die Länge des 
Mastes verteilt sind, war es möglich, mit der gleichen Kon- 
struktion auch Maste mit so geringen Gewichten herzu- 
stellen, daß diese nunmelır an Stelle der Holzmaste ver- 
wendet werden können. 

Es könnte nun immer noch zweifelhaft sein, ob die 
Verwendung derartiger Maste auch wirtschaftlich tragpar 
ist. In den bildlichen Darstellungen soll der Versuch ge- 
macht werden, hierfür den 
Nachweis zu führen. Es sind 
dabei für Holzmaste Spann- 
weiten von 50...60 m ange- 
nommen und für Kissemaste 


100 ...150 m: im übrigen be- Figur I 
ruhen die Daten auf statisti- 
echem Material. Es würde TA 


also beispielsweise 1 km Holz- 
mastleitung 20 kV, 3 X 25 min” 
Cu bei 50m Spannweite an 
Baukosten 3366 RM erfordern 
(Abb. 3). Dieselbe Leitung 
kostet in Kissemasten, Spann- 
weite 115 m mit Stützisolato- 
ren, 3936 RM, mit liängiso- 
latoren, Spannweite 120 m, 
4448 RM. Bei den Mehrkosten, 
die mit Rücksicht auf die Sta- 
bilität der Leitung schon als 
verhältnismäßig gering zu be- 
zeichnen sind, müssen außer- 
dem die geringen Unterhalts- 
kosten in Betracht gezogen 


Unterhaltungskosten 


Unterkaltungs-Kosten ia 20 Jahren 


DR. 


Abb. 3. 


Abb. 2. Querschnitt des Kissemastes. 


werden, und da sehen wir aus Abb. 3, daß diese bei Kisse- 
masten in 20 Jahren 600 RM bzw. 500 RM erfordern und 
bei Holzmasten 3700 RM. Da der Unterhalt der Holzmast- 
leitung eine ständige Sorge der Überlandwerke ist, dürfte 
daher schon aus diesem Grunde der Kisse-Leichtmast Inter- 
esse beanspruchen dürfen. fi 


Die Kahelberichte der NELA. — Die amerikanischen 
Elektrizitätswerke bringen der Entwieklunz der Hoch- 
spannungskabeltechnik von jeher starkes Interesse ent- 
gegen. Zwischen Kabelfabriken und Elektrizitätswerken 
besteht auf diesem (iebiet ein sehr enger Gedanken- und 
Erfahrungsaustausch und eine ständige Arbeitszemeinschaft. 
Insbesondere die KEdison-Gesellschaften, die in der Elektri- 
zitätswirtschaft Amerikas führend sind, haben in ihrer Ver- 
waltung fast durchweg Spezialisten von Ruf für das (rebiet 
der Hochspannungskabel. Versuche werden gemeinsam aus- 
geführt, und die Elektrizitätswerke stellen hierfür bedeu- 
tende Mittel zur Verfügung. Die Abnahme fast sämtlicher 
von den Elektrizitätswerken bestellter Kabel erfolgt durch 
die Electrical Testing Laboratories in New York, eine Grün- 
dung der Etdison-Gesellschaften. Das umfangreiche Ma- 
terial, das hier auf diese Weise zusammenkommt, wird in 
Vierteljahresberichten zusammengestellt und den Klektri- 
zitätswerken und allen an der Lieferung beteiligten Kabel- 
werken zur Kenntnis gebracht. Der hohen Schätzung der 
Statistik und der aus ihren Angaben abzuleitenden Zahlen 
entspringt auch der eigenartige Gedanke, Bewertungs- 
ziffern für Hochspinnuneskabel zu schaffen in der Weise, 


~ Betrebsfertige Montoge einschließlich Aefebe 


daß jedem Versuche ein zahlenmäßiges Gewicht (quality 
rating) beigelegt wird. Durch Zusammenfassung dieser 
Zahlen nach bestimmten Gesichtspunkten wird dann eine 
Hauptziffer festgestellt, die gleichsam als Zensur die be- 
treffende Kabelgruppe charakterisiert. 


Zur Erforschung von Spezialfragen werden vielfach 
Sonderkomitees gebildet, in denen die Kabelfabriken und 
die Elektrizitätswerke vertreten sind. Zu den Forschungs- 
arbeiten werden auch Universitäten und technische Hoch- 
schulen in weitestem Maße herangezogen. Die Arbeiten 
werden systematisch auf die einzelnen Forschungstätten 


Figur IV 


Figur II 


20 Jahre 


ferhaltungskosten 


Izmoste 


A 
O 


Vergleich zwischen den Kosten von Kissemasten und normalen Holzmasten. 


bei den Hochschulen, den Elektrizitätswerken und den Fa- 
briklaboratorien verteilt, damit im Sinne der Rationalisie- 
rung der Forschungsarbeit gleichzeitige Bearbeitung der- 
selben Fragen naeh Möglichkeit vermieden wird. 


Unter diesen Umständen haben die regelmäßigen Be- 
richte der National Electrice Light Association (NELA) 
über Kabelfraxun besonderes Interesse. Im einzelnen wer- 
den im Bericht vom Sept. 1928 behandelt Untersuchung der 
Frehlerursachen, Eigenschaften des Kabelpapiers, dielektri- 
sche Verluste, Vergleiche der Betriebsicherheit von Ein- 
leiter- und Mehrleiterkabeln, Versuche über die Ionisation 
und eine Reihe weiterer Spezialfragen, bezüglich derer auf 
das Original verwiesen werden muß. In der Veröffent- 
lichung über Kabelbetriebe wird eine eingehende Statistik 
aller Kabelfehler gegeben, die bei Kabelnetzen mit Be- 
triebspannungzen von 6600 V und darüber aufgetreten sind. 
Die Statistik unterteilt die Fehler nach den wahrschein- 
lichen Ursachen und gibt auf diese Weise eine sehr inter- 
essante Übersicht. 


Es wäre zu wünschen, daß auch bei uns durch eine 
engere Gremeinschaftsarbeit zwischen Elektrizitätswerken 
und der Kabelindustrie das aus dem Betrieb der Kabelnetzr 
sich ergebende Material zusammengestellt werden kann, 
da sich hieraus zweifellos zahlreiche Ergebnisse ableiten 
lassen, die für die Weiterentwicklung der Kabeltechnik 
von Nutzen sind. (Veröff. Nr. 278-99 des Undergroun:! 
Syst. Comm. der Nat. El. Light Assoc., New York, 1928.) 

At. 


e æ 


- mn me 


31. Oktober 1929 


Apparate. 


Reaktanzspulen zur Strombegrenzung. — Die Ent- 
wicklung geht dahin, Strombegrenzungzsdrosseln für nie- 
dere Spannungen und Innenraumaufstellung als Trocken- 
typen, für hohe Spannungen (über 15kV) und Freiluft- 
montage als Öltypen auszubilden. 

1. Trockentypen. Es hat sich als notwendig cer- 
wiesen, die einzelnen Windungen mit einer Isolations- 
schicht zu umgeben, um zu verhindern, daß im Kurzschluß- 
falle etwa in die Spule hineingzerissene magnetische Fremd- 
körper Zerstörungen hervorrufen. Man wendet zwei Win- 
dungsisolationen an: Die Isolation A wird in der Weise 
hergestellt, daß man die blanke Litze durch Bakelitlack 
leitet und mit halbüberlapptem Baumwollband bewickelt. 
Nach Fertigstellung der Wicklung wird die Spule zunäclıst 
in Bakelitlack und schließlich in schwarzen Lack ge- 
taucht. Die Isolation B besteht aus einer Asbestbespin- 
nung, die mit Lack oder Compound imprägniert und u. U. 
mit Bändern nach A umwickelt ist. Der Neuentwurf des 
Am. Inst. El. Engs. sieht als höchstzulässize Erwärmung 


SE 


SIS Ke 


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————— 
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E 


EE 
E 
magnetischer Schirm 
Pfad des magnetischen Flusses 
Kühlrohre 


(iehfuse 
e isolierte Stützplatte 


Abb. 5. Reaktanzspule mit 
Ölkühlung. 


ie 


non 


Abb. 4 Reaktanzspule mit 
Luftkühlung. 


hei dauernder Belastung mit dem Nennstrom für die Iso- 
lation A 55°, für Isolation B 80°, im Kurzschluß ander- 
seits 250° bzw. 350° vor. Die letztgenannten Übertempe- 
raturen sind fiktive Werte, die sieh unter der Annahme 
errechnen, daß die erzeuzte Wärme ausschließlich im 
Kupfer aufrespeichert wird. Die tatsächlichen Kupfer- 
erwärmungen beim Kurzschluß sind erheblich niedriger 
als die so berechneten. In einer Reihe von Versuchen 
wurde festzestellt, daß die Verbrennung der Isolation A 
bei einer Kupfertemperatur von etwa 175°, die der Iso- 
lation B bei etwa 200°, also bei nur 25° mehr beginnt. 
Die entsprechenden fiktiven Kupferteimperaturen waren 
28892 bzw. 332°. Eine nach dem Neuentwurf des Am. 
Inst. El. Engs. ausgelerte Reaktanzspule mit Isolation A 
Lat daher betriebsicherer als eine solche mit Isolation B, 
auch schon wegen der höheren elektrischen Festigkeit der 
ersteren. Die Spulen werden wie eine Scheibenwicklung, 
jedoch fortlaufend und unter Zwischenfürung von Distanz- 
sticken und Leisten gewickelt, so daß jede Windung all- 
seitir gekühlt wird. Der konstruktive Aufbau ist aus 
Abb. 4 ersichtlich. 

2.Öltypen. Wird eine Reaktanzspule in einen ge- 
wöhnlichen eisernen Ölkasten gesetzt, so entstehen auher- 
ordentlich hohe Hysteresis- und Wirbelstromverluste in 
der Kastenwand. Bestände der Kasten aus nichtmagne- 
tischem Metall, so würden zwar die lIysteresisverluste 
verschwinden, die Wirbelstromverluste jedoch des gerin- 
weren elektrischen Widerstandes wegen dafür um soviel 
wachsen, daß der Verlust noch höher würde. Ölbehälter 
aus Nichtmetall oder aus unmagnetischen Metallen hohen 
elektrischen Widerstandes haben sich nicht als wirtschaft- 
lich oder ausführbar erwiesen. Es werden deshalb im 
Innern des eisernen Ölkastens Pakete aus hochlegiertem 
Transformatorenblech so an den Kastenwänden angeordnet, 
daß sie einen bequemen Rückschluß für den Kraftfluß der 
Spule bilden und diesen von der Kastenwand abschirmen. 
Abb. 5 zeigt eine solche Ausführung. Bei einem Dreiphasen- 
Spulensatz kann man die drei Spulen wie die Phasenwick- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


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u.a au 


1591 


lungen eines Drehstrom-Kerntransformators nebeneinander 
anordnen und am Kastendeckel befestigen. Man kann jedoch? 
den magnetischen Rückschluß auch konstruktiv mit der 
Reaktanzspule verbinden, indem man die Spule zwischen 
Blechpaketen anordnet, die den Jochen von Transformato- 
ren entsprechen. Diese Ausführung verringert die Wirbel- 
stromverluste im Spulenkupfer, ist jedech nicht so einfach 
wie die erstgenannte. Der magnetische Rückschluß ist 
ohne Einfluß auf die Wirkung der Spule. Bei normaler 
Belastung wird der magnetische Widerstand außerhalb 
der Spule, der bei Spulen in Luft etwa 10...15 % des Ge- 
samtwiderstandes beträgt, durch die Rückschlußpaketo 
fast zum Verschwinden gebracht. Dementsprechend stei- 
gert der magnetische Rückschluß die Nennreaktanzspan- 
nung um etwa 10..15%. Im Kurzschlußfalle dagegen 
sättirt sich der Rückschluß so stark, daß praktisch kein 
Unterschied gegenüber den Verhältnissen in Luft besteht. 
Die Spulen der Öltypen werden aus mehreren konzen- 
trischen Lagen zebildet, die auf Mikartazylinder gewickelt 
sind. Die Windungsisolation entspricht der für Öltrans- 
formatoren üblichen. Zur Verringerung der Wirbelstrom- 
verluste wird Litze verwendet. Der Hauptvorteil der Öl- 
typen gegenüber den Trockentypen ist in der hohen elek- 
trischen Sicherheit und größeren Wärmekapazität zu er- 
blicken. (L. H. Hill, The Electric Journ. Bd. 25, S. 131.) 


R. K. 
Meßgeräte und Meßverfahren. 
Ein neuer Spannungswandler für Höchstspannungen. 


— Die erheblichen Kosten der S eee e E in 
Höchstspannungsanlagen haben zu verschiedenen Ver- 
suchen geführt, billigere Spannungsmceßeinrichtungen zu 
schaffen. Eine Lösung ist die von Keinath vorgeschla- 
gene „C-Messung“, die den Ladestrom der'Kondensator- 
durchführungen zu Spannungsmessungen und zum Syn- 
chronisieren von Hochspannungsleitungen: verwendet, die 
andere die Kaskaden- 
drossel nach Pfiff- 
nen:mit einer Se- 
kundärwicklung als 

Spannungswandler. 
Imhof verwendet 
bei dem von Trüb, 
Täuber & Co. herge- 
stellten Widerstands- 
Spannungswandler 
ideen Ohmschen Wi- 


derstand neuartiger 
Bauweise, der gwi- 


schen Hochspannungs- 
leitung und Erde ge- 
schaltet wird. Um die 


mp: 


Ä 


Wattbelastung klein 

À zu halten, wird ein 
; K sehr hoher Wider- 

mg stand verwendet in 

i y der Größenordnung 

= = von 10..20 MQ bei 
7 110 kV, ensprechend 

S 5...10 mA Stromauf- 
i P T nahme. Ebenso wie 

A 8 bei der C-Messuneg 
F R, wird dieser Strom 

VW auf einen höheren 

2 peg Wert transformiert, 
d u. zw. auf 500 mA. 
aó Die Widerstandspu- 


len zu je 1400 V sind 
zu ciner in ihrer 
Höhe etwa der Schlag- 
weite der Anlage ent- 
sprechenden Säule 
geschichtet, in einen 
Hartpapierzylinder 
eingebaut und mit einem TVorzellanüberwurf versehen; 
das Ganze wird mit Öl gefüllt. Am Fußende ist der Strom- 
wandler unter die Spulen gebaut. 


Die Leistungzsaufnahme ist bei 64 kV Sternspannungz 
entsprechend 110 kV verketteter Spannung etwa 600 W, 
der Anschluß von Meßgeräten mit 0..15W Eigenver- 
brauch verursacht eine Widerstandsverminderung von 
0..25 %, der Fehler ist also £ 1,25 %, etwa der Klasse F 
entsprechend, noch ungerechnet die Wandlerfehler. Die 
letzteren sind als Spannungsfehler bedeutungslos, da der 
Widerstand für eine bestimmte Nennspannung abgeglie heii 
werden kann, und nur Schwankungen von maximal £ 10 % 
in Frage kommen. Der Fehlwinkel wird bei induktions- 
freier Last allein durch die Streuinduktivität des Wand- 


| 


Abb.6. Schema und Bild des Widerstauds- 
Spannungswandlers nach Imhof. 


1592 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44 


81. Oktober 1929 


EE EE 


lers bestimmt, dazu addiert sich dann noch die Induktivität 
der Belastung. Bei 15 VA läßt sich ein Fehlwinkel von 
60 min, in Spezialausführung von 15 min, erreichen, also 
weniger als die Hälfte des Fehlers für Spannungswandler der 
Klasse F. Die Prüfspannung ist dieselbe wie für Durch- 
führungsisolatoren, die Überschlagspannung etwa die 
3,6fache Sternspannung, d. i. die 2,1fache verkettete Span- 
nung. Nachstehend die Daten einiger Ausführungen: 


| 185 


| 

Nennspannung . :........ 

Gesamthöhe `. 1800 | 23390 | 2520 = | Ge mm 
maximaler Durchmesser* ` . yA ar > | > 207 | %7 = 
Fußdurchmesser . .. .. 2... 650 650 650 | 650 Gë S 

p l 400 

Gesamtgewicht* `... 4 ro | eh EN | 2 295 ge 
Ölgewicht `... 3 85 40 S 0. 


* Wo zwei Zahlen angegeben sind, gilt die größere für die Frei- 
luftausführung. 


Bezüglich der Erwärmung wird in der Veröffent- 
lichung angegeben, daß sie beim dauernden Anschließen 
an Nennspannung 20 % unter den Ver- 
bandsvorschriften bleibt. Daraus kann 
man berechnen, daß bei Erdschluß 
einer Leitung die beiden Wandler in 
den anderen Leitungen auf die Tem- 
peratur 


0,8-3 
= 2,4fache Temperaturgrenze des VDE 


kommen; das bedeutet, daß die Wand- 
ler in dieser Ausführung nur in Netzen 
mit fest geerdetem Sternpunkt ange- 
schlossen werden können. Bei unge- 
erdetem Sternpunkt müssen sie größer 
Gebaut werden. Bei den geringen Ge- 
wichten (160 kg bei 64 kV gegen 
1000 kg bei normaler Bauweise als 
Topfwandler) sollte man erwarten, daß 
der neue Wandler schon bei mäßigen 
Spannungen wirtschaftlich ist. Nach 
den Angaben des Aufsatzes liegt aber 
die wirtschaftliche Grenze bei 70 kV. 


Wenn dem Berichterstatter ein Ur- 
teil über die neue Meßeinrichtung ge- 
stattet ist, muß es folgendes sein: 


Die verfügbare Leistung ent- 
spricht angenähert der C-Messung, 
wenn diese mit normalen Durchfüh- 
rungsklemmen verwendet wird, die 
Meßgenauigkeit ist aber, wenn die 
Einrichtung für die bestimmte Bürde 
angeschlossen wird, zweifellos größer, 
weil sie weder durch Oberwellen noch 
durch Einflüsse der Feuchtigkeit be- 
einträchtigt wird. Im Preis muß sie 
höher liegen als die C-Messung, weil diese meist vor- 
handene Durchführungen benutzt. An Betriebsicher- 
heit ist sie der C-Messung, wenn es sich um unge- 
erdete Netze handelt, keineswegs gleichwertig, sie kann 
‘nur bei fest geerdeten Netzen angewandt werden, sonst 
wird sie in der beschriebenen Ausführung bei Erdschluß 
einer Leitung zerstört. Die Verwendung der Drahtwider- 
stände von 10...20 MQ erscheint auf den ersten Blick be- 
denklich, hier muß aber die Erfahrung mehr gelten als 
das Gefühl. Gegenüber dem Kaskaden-Spannungswandler 
kann die neue Einrichtung allein den Vorteil niedrigeren 
Preises haben. Hinsichtlich Genauigkeit, Leistung und 
Überlastbarkeit reicht sie aber bei weitem nicht heran, 
denn die normale Bauweise des Kaskaden-Spannungswand- 
lers gibt bei 64 kV in Klasse F etwa 300 VA und kann ohne 
Überschreitung der Erwärmungsgrenze dauernd mit 110 kV 
betrieben werden. (A. Imhoff Bull. SEV Bd. 19, S. 741. 
El. u. Maschinenb. Bd. 46, 8.1074.) ` Ka 


Elektrische Antriebe. 


Blockscheren mit direktem elektrischen Arbeitsregler- 
antrieb. — Eine Reihe bedeutender Fortschritte der AEG 
auf dem Gebiet der Umkehr-Schützensteuerungen und der 
selbsttätigen Motorregelung ermöglichte den Bau von 
Scheren, die ohne Schwungrad und ohne Kurbel-, Exzenter- 
oder Kniehebelgetriebe arbeiten). Hierdurch wird eine 
unbedingte Bruchsicherheit erreicht, da jetzt nur noch 


ı Vgl. a. ETZ 1929, S. 809. 


solche Kräfte entstehen können, die direkt dem Dreh- 
moment bzw. der Stromstärke entsprechen. Durch Fort- 
fall der Mitnehmerkupplung werden das Getriebe und die 
Bedienung noch weiter vereinfacht. Der Antriebsmotor 
wird für jeden Schnitt durch die selbsttätige Druckknopf- 
Schützensteuerung aus der Ruhe angelassen, am Schnitt- 
ende selbsttätig umgesteuert und ebenso in der Anfangs- 
stellung der Schere stillgesetzt. So ist jeder Leerlauf ver- 
mieden, und die zugeführte Leistung wird durch das ein- 
fache Getriebe unmittelbar in Schnittleistung umgesetzt. 
Außer der hierdurch gewährleisteten großen Wirtschaft- 
lichkeit haben Scherenantriebe dieser Art den besonderen 
Vorzug großer Geschwindigkeitselastizität. Diese ent- 
spricht mindestens der von Scheren mit Dampf- oder preß- 
lufthydraulischem Treibmittel, da die Schnittgeschwindig- 
keit ausschließlich vom jeweiligen Schnittwiderstand 
selbst bestimmt wird: Bei geringem Widerstand ist die Ge- 
schwindigkeit groß, während bei großem Widerstand die 
Schnittgeschwindigkeit auf ein Viertel herabsinkt. Bei 
Überlastung bleibt der Motor stehen. Dieser Geschwin- 
digkeitsausgleich ersetzt gleichzeitig bezüglich der nötigen 
Motorleistung einen Schwungmassenausgleich. 


Abb. 7. Heißeisen-Blockschere. 


Abb. 7 zeigt eine große Heißeisen-Blockschere dieser 
Art (400X 400mm) mit direktem Gleichstrom-Wende- 
regelungs - Motorantrieb, Druckknopf - Schützensteuerung 
und Arbeitsregler, die sich im angestrengtesten Hütten- 
werkbetrieb bereits vorzüglich bewährt hat. (OÖ. Pollok, 
AEG-Mitt. 1928, S. 585.) Ho. 


Fernmeldetechnik. 


Die Störung des elektromagnetischen Feldes eines 
Senders durch Gebäude und ähnliches. Während bekannt- 
lich bei ungestörter Wellenausbreitung das elektrische und 
das magnetische Feld an jeder Stelle gleich groß sind, 
werden unter dem Einfluß lokaler Störungen, wie sie im 
besonderen von Gebäuden hervorgerufen werden, Verzer- 
Tungen verursacht, die darin bestehen, daß der störende 
Leiter an seiner Oberfläche trotz der Gestalt des einfallen- 
den elektrischen Feldes eine Äquipotentialfläche zu bilden 
versucht, und daß das einfallende Magnetfeld Ströme her- 
vorruft. S. Klimke erörtert im besonderen den Fall, daß 
die Abmessungen der störenden Gebäude Bruchteile der 
Wellenlänge betragen, damit Ergebnisse gewonnen werden, 
die für die Verhältnisse im Rundfunk Bedeutung haben. Zu 
dem Zweck werden die sekundären elektrischen und ma- 
&netischen Felder betrachtet, die der störende Gegenstand 
da und diese werden den primären Feldern über- 
agert. 


Zur Bestätigung der Schlüsse, die diese theoretischen 


Ableitungen ergeben, werden die Ergebnisse einiger Mes- 
sungen mitgeteilt, bei denen zur Bestimmung des magneti- 


| ne 


— ii 


81. Oktober 1929 


schen Feldes ein Rahmen benutzt wurde, während das 
elektrische Feld mit einer langgestreckten Spule ermittelt 
wurde; beispielsweise zeigt sich dann, daß in der unmittel- 
baren Nähe eines eisernen Mastes das magnetische Feld 
etwas verstärkt erscheint, während das elektrische in 
größerem Umkreis geschwächt ist. Bäume und Holzbauten 
zeigen eine geringe Schwächung des elektrischen Feldes 
und keinen Einfluß auf das Magnetfeld, während Stein- 
häuser das elektrische Feld erheblich stören, obgleich das 
magnetische Feld meistens keine merklichen Störungen 
aufweist. Erst wenn die Eisenkonstruktionen eines Ge- 
bäudes Schleifen elektrischer Leiter bilden, treten starke 
Verzerrungen des Magnetfeldes auf; sie brauchen jedoch 
noch keine Schwächung des Feldes hervorzurufen, sondern 
ändern im wesentlichen nur seine Richtung an der Beob- 
achtungetelle Das magnetische Nahefeld des Dresdner 
Rundfunksenders läßt eine starke Störung durch den Turm 
der benachbarten Kreuzkirche erkennen. Die Ausbrei- 
tungskurve dieses Senders wurde mit Rahmenempfang auf- 
genommen und zeigt eine Abweichung von der Kreisform, 
die indessen keinen Zusammenhang mit der Verzerrung 
des Nahefeldes erkennen läßt. (S. Klimke, El. Nachr. 
Techn. Bd. 4, S. 458.) Kb. 


Über die Bestimmung des günstigsten Ausstrahlwin- 
kels bei horizontalen Antennen. Auf dem Gelände der 
Großstation Nauen wurde ein drehbares Holzgerüst er- 
richtet. Es trug in seiner Drehachse in 8m Höhe über dem 
Erdboden einen waagerechten Sendedraht und außerdem 
9 dazu parallele Drähte, die als Reflektordrähte bezeichnet 
werden, weil sie auf einem Parabelzylinder angeordnet 
waren. In der Brennlinie dieser Parabelfläche lag der 
Sendedraht; die Brennweite betrug 5 m, die Öffnungsweite 
der Parabel 20 m. Die Antenne war „eine zwei Halbwellen 
lange, gleichphasig schwingende Antenne für ìà = 20 m”. 
Nachdem ein ähnlich gebautes aber vertikal angeordnetes 
Gebilde an der Erde eine Konzentration der Strahlung in 
der Richtung der Parabelachse gezeigt hatte, wurde ange- 
nommen, daß bei der waagerechten Anordnung diese Kon- 
zentration erhalten bleibt, so daß ähnlich wie bei einem 
optischen Scheinwerfer ein Strahl in dieser Richtung auf- 
tritt. Dieser Strahl konnte binnen 6 min aus einem Winkel 
von 40° gegen die Horizontale über die Senkrechte hinweg 
bis zu 40° auf der andern Seite gedreht werden. Außerdem 
war ein festes Reflektorsystem vorhanden, das die soge- 
nannten Ausstrahlwinkel 0, 10, 20 und 30° herzustellen 
gestattete. Die Sendedrähte waren senkrecht auf der Rich- 
tung von Buenos Aires gespannt. Dort wurde die Laut- 
stärke des Empfangs nach der Parallelohmmethode be- 
stimmt, und es ergab sich, daß die größten Lautstärken 
erzielt wurden, wenn die Parabelachse der Erdoberfläche 
parallel verlief. Dasselbe Ergebnis wurde bei 15 m langen 
Wellen erhalten. Desgleichen wurden Empfangsversuche 
mit diesen Antennengebilden angestellt; auch hier erschien 
die horizontale Strahlung am stärksten. (A. Meißner 
und H. Rothe, Jahrb. drahtl. Telezr. Bd. 32, S. Ha 


Das französische Funknetz. — Das Funknetz Frank- 
reichs für den öffentlichen Verkehr, an dem seit Beendi- 
gung des Krieges gebaut wird, ist noch immer nicht end- 
gültig ausgebaut, der Ausbau ist aber jetzt zu einem ge- 
wissen Abschluß gekommen, u. zw. sind vorhanden: 4 Groß- 
funkstellen, nahezu 50 Küsten- und Flugfunkstellen, über 
30 Rundfunksender. 

Die hauptsächlichsten Küstenfunkstellen (Al- 
ger, Bonifacio, Bordeaux, Boulogne, Le Havre, Nizza, Mar- 
seille und Saintes Maries de la Mer) besitzen Sender mit 
einer Leistung von 2...5 kW, die letztgenannte Station ver- 
sieht, wie bei uns die Hauptfunkstelle Norddeich, den Ver- 
kehr mit Schiffen auf weite Entfernungen, ebenso wie die 
mit einem 10 kW-Sender ausgerüstete größte französische 
Küstenfunkstelle in Oeussant. Außer diesen von der fran- 
zösischen Post- und Telegraphenverwaltung betriebenen 
Funkstellen für den beweglichen Dienst betreibt die Ma- 
rine noch solche in Cherbourg, Dunkerque, Lorient, Oran, 
Rochefort und Nantes, von denen die letztere mit einem 
100 kW-Sender ausgerüstet ist. 


Für den Verkehrinnerhalbdes Landes be- 
sitzt die Staatseisenbahn eine Funkstelle in Dieppe. Ferner 
besteht eine funktelegraphische Verbindung zwischen dem 
Festland (Brest, La Roche sur Yon und Cros de Cagnes) 
und den Inseln Ouessant, Noirmoutier, Yeu und Korsika. 
Außerdem besteht ein Landfunknetz (für funktelegraphi- 
schen und funktelephonischen Verkehr) für das Heer, für 
den Wetterdienst und für die Luftfahrt. Für Zwecke der 
Luftfahrt einschließlich des Flugsicherungs- (insbesondere 
\Wetterberatungs-) Dienstes besitzt Frankreich 31 Funkstel- 
len, von denen 24 mit Funksprechgerät ausgerüstet sind. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


1593 


Das zur Verbindung des Mutterlandes mit den Kolo- 
nien während des Weltkrieges begonnene Kolonial- 
funknetz ist im Sommer 1928 fertiggestellt worden. Es 
besteht aus einer großen Zahl von Funkstellen auf den 
Antillen, in Nordafrika, in Französisch-West- und -Äquato- 
rialafrika, in Französisch-OÖzeanien, in Guyana, auf Ma- 
dagaskar, in Djibouti und in Französisch-Indochina. Von 
diesen Funkstellen besitzen diejenigen in Bamako, Brazza- 
ville, Tananarivo und Saigon besonders leistungsfähige 
Sender, die den Verkehr der anderen Kolonien mit dem 
Mutterlande vermitteln. 

Fürden Auslandsfunkverkehr besitzt Frank- 
reich eine große Zahl z. T. sehr leistungsfähiger Groß- 
funkstellen, deren Lage und Verkehrsrichtungen in Abb. 8 
dargestellt sind. Die Compagnie Radio-France betreibt die 


Abb. 8. Die französischen Großfunkstellen. 


GroßfunkstelleinSainte-Assise (bei Melun), 
die einen Sender von 1500 kW für den Überseeverkehr 
und außerdem mehrere Sender für den Europaverkehr be- 
sitzt (Hochfrequenzmaschinen- und Röhrensender). Die 
für diese Sender erforderlichen Antennen werden von 
siebzehn 250 m hohen und zwei kleineren Masten getragen. 
Wie bei allen neuzeitlichen Großfunkstellen ist zur Sicher- 
stellung einer möglichst schnellen Abwicklung des Ver- 
kehrs eine Betriebszentrale eingerichtet, die mit dem Pa- 
riser Haupttelegraphenamt räumlich vereinigt ist. Von 
dieser Betriebszentrale aus werden die Sender betätigt, 
bei ihr findet auch der Empfang vom Auslande statt. Die 
Station nimmt den Verkehr mit Argentinien, Brasilien, 
Japan, Kanada, Sibirien, den V. S. Amerika und den 
meisten europäischen Ländern (Balkanstaaten, Großbri- 
tannien, Norwegen, Schweden, Spanien, Syrien u. a.) wahr. 
Die zweitgrößte Großfunkstelle befindet sich im Süden des 
Landes, inBordeaux (Croix d’Hins). Sie ist mit Hoch- 
frequenzmaschinen und Lampensendern (500 kW) aus- 
gerüstet und versieht den Verkehr mit den Kolonialfunk- 
stellen auf den Antillen, in Französisch-Äquatorialafrika, 
in Französisch-Indochina, in Französisch-Somaliland und 
auf Madagaskar sowie mit Mittelamerika. 


Die Großfunkstelle Lyon (La Doua) besitzt 
ebenfalls Hochfrequenzmaschinen und Lampensender 
(200 kW), sie verkehrt mit Französisch-West- und -Mittel- 
afrika, Marokko und Nordafrika, ferner wird sie zur Ver- 
breitung von Nachrichten allgemeiner Art (wie Presse- 
dienst, Zeitzeichen u. a.) benutzt. 

Die älteste aller Großfunkstellen, der Eiffelturm 
(Paris), dient in der Hauptsache militärischen und wissen- 
schaftlichen Zwecken. Sie verbreitet Wetternachrichten, 
Zeitzeichen (u. zw. für wissenschaftliche Zwecke — Ko - 
inzidenzzeichen —, ähnlich wie sie unsere Großfunk- 
stelle Nauen gibt) und amtliche Nachrichten, ferner ver- 
sieht sie den Telegrammverkehr mit Polen und Ungarn. 
In den Abendstunden verbreitet sie außerdem Rundfunk- 
darbietungen (mit einer Senderleistung von 12 kW auf 
Welle 1480 m. Erwähnt seien ferner die Marinefunk- 
stelle in Nantes, die Nachrichten aller Art für die 
Schiffahrt verbreitet, sowie die Heeresfunkstellen in 
Saint PierredesCorpsundinlssy-les-Mou- 
lineaux. 

Wie alle größeren Länder, so besitzt Frankreich seit 
einiger Zeit auch einen Kurzwellensender für den 


1594 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44 31. Oktober 1929 


kommerziellen Verkehr, der bei der Großfunkstell> 
Sainte-AÄAssise untergebracht ist und zunächst mit 
Argentinien, Brasilien und Französisch-Indochina in Ver- 
kehr steht. Ferner sendet die Funkstelle Nancy auf der 
Welle 15,5 m. 


Was denRundfunkdienst anbelangt, so hat sich 
dieser infolge des Fehlens einer einheitlichen Organisa- 
tion in Frankreich bisher nicht so günstig entwickelt wie 
in den übrigen europäischen Hauptländern, iedenfalls ist 
die Bevölkerung schon seit Jahren und noch heute mit dem 
Rundfunkdienst sehr unzufrieden. Dies ist in der Haupt- 
sache darauf zurückzuführen, daß neben den von der Post- 
und Telegraphenverwaltung errichteten, für die Versor- 
zung des gesamten Landeszebiets mit Rundfunkdarbietun- 
gen nieht ausreichenden Sendestellen noch eine große Zahl 
privater Sender im Betriebe ist, deren Leistung aber viel- 
fach so gering ist, daß sie eben nur zur Versorgung des 
betreffenden Stadtrzebiets ausreicht. Ferner läßt auch viel- 
fach die Güte des Programms zu wünschen übrig, was 
wiederum darauf zurückzuführen ist, daß keine Rund- 
funkgebülhren erhoben werden und die privaten Sende- 
stellen keine Zuschüsse erhalten. Allerdings sollen die 
Verhältnisse in nächster Zeit von seiten der Regierung 
(der Post- und Telegraphenverwaltung) zebessert werden. 
Gegenwärtig sind im Betriebe: 

a))6Kurzwellen-Rundfunksender (auf Wel- 
len bis 100 m) in Agen, Juan-les-Pins (Cannes), Lyon, 

Norent-sur-Seine, Paris (Radio Lucien Levy) und 

Paris (Radio Vitus); 

b) 3 Rundfunksender, die auf Wellen zwischen 
150 und 600 m arbeiten: Agen, Angers (Radio Anijou), 
Radio Béziers, Biarritz (Côte d'Argent), Bordeaux 
(2 Sender, ein staatlicher und ein privater), Caën, 
Chambéry (Radio Savoie), Diion, Radio Fécamp, Gre- 
noble, Juan-les-Pins (Cannes), Lille, Limoges, Lyon 
(2 Sender, ein staatlicher und ein privater), Marseille, 
Montpellier, Mont de Marsan, Nimes, Nizza, Orly-sur- 
Seine, Paris (4 Sender: Petit Parisien, Post- und Tele- 
eraphenschule, Radio Lucien Levy, Radio Vitus), Ren- 
nes, St. Etienne (Radio Forez), Straßburg, Toulouse 

2 Sender, ein staatlicher und ein privater), Toureoine: 

cl 2Rundfunksender,die auf langen Wellen (über 

1000 m) arbeiten: Paris-Eiffelturm und Radio-Paris. 


Für die Zahl der Rundfunkteilnehmer gibt es keine 
amtlichen Unterlagen, sie ist Anfang 1928 anf etwa 150 000 
geschätzt worden. (La Radio, Beilage: Eneyelopedie de 
Radio, 1928, S. 303.) rg. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Messung der lokalen Eisenverluste. — Es wird, bezug- 
nehmend auf frühere Arbeiten von Rogowski, eine 
neue Methode angegeben, um die lokalen Eisenverluste in 
einem beschränkten Teil des magnetisehen Kreises unter 
Anwendung einer sinusförmirzen elektrischen oder ma- 
gnetischen Spannung mit Hilfe des magnetischen Span- 
nunzsmessers und eines empfindlichen Elektrodynamo- 
meters Zu bestimmen. 


Die Methode besteht darin, daß als Grundfaktoren der 
geleisteten Arbeit 
1 d RB 


7 Hdl- S =i dt, 


welche sieh auf ein Volumelement der Länge dl und des 
Querschnittes S und auf ein Zeitelement d bezieht, die 


dB 
zweiProdukte Zd? und S i i als Maß des magnetisehen Po- 


tentialzefälles und der in einer einzigen sekundären Win- 
dung induzierten EMK betrachtet werden. Soll die ma- 
snetische Leistung im ganzen Umfang des Volumens iS 
während einer Sekunde gemessen werden, so darf man in 
bekannter Weise das Linieninteeral der magnetischen 
Kraft durch den verketteten Fluß eines marnetischen 
SPANNUNESMESSOTS: 


‘=k fa! 


und die gesamte EMK, welche in einer sekundären Spule 
Léi ra D D D 
von N Winlunzen induziert wird, dureh den Ausdruck 
— (o 5 dB 
el aN 2 ee NAN E 
dt dt N 
ersetzen. So erhält jene auzenblickliche Leistung in abso- 
luten Einheiten folgenden Wert: 
am "` 1 


di T 4ak N” p e” [Eres]. 


Um die mittlere Leistung zu bestimmen, muß das mitt- 


T 
0 
einer ganzen Periode andecutet. Dies wird nun mit Hilfe 
eines passenden Elektrodynamometers auf zweierlei Weise 
möglich: Entweder leitet man von der sekundären Spule 
dureh einen induktionslosen Widerstand R” zu einer Wieck- 
lung des Elektrody namometers einen mit der cntsprechen- 
den EMK gleichphasigen Strom 


e” Es N” d g” 


lere Produkt ZE e” dt gebildet werden, wo T die Dauer 


und von dem Spannunzesmesser durch einen Kondensator C 
zur anderen Wicklung des Elektrodynamometers einen un 
9) ° gegen die entsprechende EMK vorauszeschobenen, mit 
der magnetischen Spannung zleichphasigen Strom 


de de’ SE dep _ q , 
E we aae EE 


oder es wird die Rolle des Widerstandes und der Kapaz’tiit 
vertauscht und zu den Wicklungen des Instrumentes je ein 
Strom - 


ia e LI de 
TCRO R dt 
und i S 
zé N p an yru 1 p“ 8 
Vë dt ` CA dt 


geleitet, deren Phasen um 90° gegen diejenigen der ent- 
sprechenden magnetischen Spannung und der sekundären 
EMK in entgegengesetztem Sinne verschoben sind. In ber- 
den Fällen bekommt die mittlere magnetische Leistung in 
absoluten Einheiten einen gleichartiren Ausdruck: 

T 


R 1 zt 3401 
dnk N“ wC af SE 


d 


Soll jede Grösde in praktischen Einheiten gemessen 
werden und besitzt das Elektrodynamometer, als Ampere- 
meter geeicht, ein konstantes Verhältnis A zwischen Ab- 
lenkungswinkel 8 und Quadrat der effektiven Stromstärke, 
so erhält jene Leistung den einfachen Wert 


pan LO 
— FakAN wC’ 


wo R in Ohn, C in Farad und P in Watt gemessen werden 
und w die Kreisfrequenz 2x f bedeutet. 

Nach diesem Verfahren haben die Verfasser den Io- 
kalen Eisenverlust in einem Lamellenbündel von legiertem 
Eisen eines Epstein-Apparates (von S.&H.). unter An- 
wendung einer MMK von 100... 500 AW und einer magne- 
tischen Induktion von 5000... 10000 Linien bei der Fre- 
quenz 60 Hz sorgfältig bestimmen können. Sie haben dafar 
ein empfindliches Spierel-Klektrodynamometer der Firma 
Alloeechio & Bacehini benutzt, dessen Konstante 4 gleich 
0,286. 10° war. Die sekundäre Spule des Epstein-Appa- 
rates besaß 150 Winduneen und der Glimmerkondensater 
von Tinsley eine Kapazität von Hub, 

Durch passende Wahl des Widerstandes im Stromkreis 
des magnetisehen Spanunungesmessers und der beweglichen 
\Windungen des Elektrodynamometers, bezurnehmend auf 
die entsprechende Selbstinduktion, war es möglich, die 
kleine Phasenverschiebunz des sekundären Stromes im 
Kreise des Kondensators und der festen Wieklunz des 
Elektrodynamometers, wegen des entsprechenden Wider- 
standes und des Verlustwinkels des Kondensators, genau 
zu kompensieren. Es war dagegen nicht möglich, die schäd- 
liche Wirkung der Strom- und Spannungzs-OÖberwellen im 
ganzen Intervall der Messung vollständig zu vermeiden, 
da kein Wechselstromzenerator von hinreichender Liei- 
stung und genau sinusförmizer EMK zur Verfügung stand. 
Dafür versuchten die Verfasser, den Oberwelleneinfluß so- 
weit wie möglich zu unterdrücken, indem sie den magneti- 
sierenden Strom durch eine passende Selbstinduktionsspule 
von sämtlichen Oberwellen ziemlich frei machten. Nieht<- 
destowenizer lieferten einzelne Messungen im oberen ln- 
tervall der Marnetisierungskurve größere Verhältnisse 
zwischen beobachteten und vorausbestinmimten Leistungen. 

Almliche Experimente wurden auch an einem La- 


mellenbündel aus rohem Handelseisen sogar mit besserem 


Ergebnis ausgeführt, wobei man zu größeren magnetischen 
Spannungseefällen und Leistungesfaktoren gelangte. Trotz- 
dem die neue Methode kaum für wissenschaftliche Unter- 


31. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


16965 


suchungen mit aller Strenge anwendbar ist, kann sie in 
manchen Fällen, besonders da, wo das Maenetisierungs 
intervall nicht allzu breit und die elektrische oder ma- 
enetische Spannung nicht allzu reich an Oberwellen sind, 
mit gutem Erfolge benutzt werden. (L.u.P.Lombarldi, 
Arch. El. Bd. 21, H. Aa 449.) 


Messung starker magnetischer Felder mit dem Zee- 
maneffekt. — In starken magnetischen Feldern wird eine 
Spektrallinie bekanntlich aufzespalten. Erfolgt die Be- 
obachtung senkrecht zu den Kraftlinien, so erhält man im 
einfachsten Fall drei Komponenten. Der Abstand der bei- 


den äußersten Komponenten ist proportional der Feld- 
-tärke. Seine Messung erlaubt also die Bestimmung der 


Feldstärke. Die Methode setzt allerdings spektroskopisehe 
Apparate von hoher Auflösungskraft voraus und ist auch 
dann nur bei starken Feldern, wie sie etwa im Luftspalt 
eines Elektromasneten bestehen, von wenügender Genanie- 
keit. Als Lichtquelle kann man den Funken zwischen 
Zinkelektroden verwenden und eine der Linien des Tri- 
plets 4810, 4722 und 4680 ÄAngström-Einheiten benutzen. 
Für diese Linien ist der Unterschied der Wellenlängen der 
beiden äußersten Komponenten 


Aà = 1,875.10 1%? IT, 


wo à in cm und H in Gauß gemessen sind. Der Funken 
wird in einem Schwingungskreis erzeugt, dessen Konden- 
sator mit einem Transformator von 1 kW auf etwa 15 000 V 
aufgeladen wird. Auch eine Heliumröhre ist verwend- 
bar, wobei der Schwingungskreis fortfallen kann und nur 
Spannungen von etwa 4000 V erforderlich sind. Felder 
über 10 000 Gauß lassen sich auf diese Art bei genügender 
Leistunesfähirkeit der optischen Einrichtung auf 1...2 % 
genau ausmessenm (W.C. Michels, Veröff. d. Rensselaer 
Polytechnic Institute 1927, Nr. 17.) Br. 


Ntatische Hysteresis in gleichen Belastungszyklen. 
— Belastete elastische Körper zeigen bei Entlastung ein 
Verhalten, das an die Hysteresis magnetischer Körper er- 
innert. Die Dehnungspannungskurve verläuft bei der Ent- 
lastung oberhalb der entsprechenden Kurve bei der Be- 
lastung:; bei wiederholter Belastung und Entlastung zwi- 
schen denselben Grenzen wird aber, wenn die elastische 
Nachwirkung ausgeschaltet ist, immer derselbe Kurven- 
zug durchlaufen. Man bezeichnet diese Erscheinung als 
statische Hysteresis. Sie hat einen Energieverlust zur 
Folge, der wie bei der magnetisehen Hysteresis durch den 


Flächeninhalt der Hysteresisschleife gegeben wird. Die 
Erseheinung ist theoretisch sehr weniz untersucht. Für 


kleine Zyklen weit innerhalb der Elastizitätserenze hat 
C.H. Keulegan für den Enereieverlust der Volumen- 
einheit die folgende Formel abgeleitet: 


1 
Fo = 3 B Tm’. 


Darin bedeutet Tm die Differenz der extremen Span- 
nungswerte, also den Spannungsbereich des Zyklus, 
H den Modul der statischen Hysteresis. Auffällig an 
der Formel ist, daß die Absolutwerte der Belastung 
keine Rolle spielen. Diese Folgerung hat der Ver- 


fasser einer experimentellen Prüfung unterzogen, u. zw. 
der erößseren Deformation wegen nicht durch die theore- 
tisch einfachere Zug- und Druckbelastunz sondern durch 
Bieseungesbelastunge. Die Untersuchungen bestätigen die 
Gültickeit der Formel, besonders auch die Unabhängig- 
keit von der absoluten Größe der Belastung. Als Material 
wurde wegen seiner geringen elastischen Nachwirkung 
\rmeo-Eisen untersucht. Als Wert für den Modul der sta- 
tischen Hysteresis ergab sich 


B == 1,33. Wäer, em?/kg’. 


(G. H. Kculega n, Techn. Papers of the Bureau of 
Standards Nr. 365.) Br. 


Die thermische Ausdehnung von rostfreiem Eisen. — 
Da zuverlässige Werte über die thermische Ausdehnung 
von Eisen-Chrom-Lerierunsen mit geringem Kohlenstoff- 
gehalt nicht bekannt waren, wurden im Bureau of Stan- 
dards neun Proben verschiedener Herkunft daraufhin 
untersucht. Der Chromzchalt schwankte von 11,9% bis 
16,4 %, der Kohlenstoffgzehalt von 0,09 % bis 0,13 %. Wegen 
der individuellen Eirentümlichkeiten der einzelnen Pro- 
ben muß auf das Original verwiesen werden, Zahlenta- 
fel 1 gibt die Mittelwerte für den Ausdehnungskocffizien- 
ten in verschiedenen Temperaturbereichen. 


Zahlentafell. 


Temperaturbereich Ausdehnungskoeffizient 


I... 109 C 10.0 .10® 
2) ... 20 103 
20... 300 10,8 
20 n 400 11.2 
2)... 500) 11.6 
KC 11.8 
20... 714) 12,2 
2) ...80 12,5 


(P.Hidnertu. W.T.Sweeney, Scient. Papers of the 
Bureau of Standards Nr. 570.) Br. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Carboloy — ein neuer Werkzeugstoff. — Carbolov ist 
ein aus Wolframkarbid und Kobalt bestehendes Werkzeur- 
metall, durch das die Eigenschaften des durch seine große 
Härte bekannten Wolframkarbids verbessert werden 
sollen. Besonders deutsche Erfinder sind auf diesem Ge- 
biete tätig gewesen und haben die Legierung des Wolfram- 
karbids mit Kohalt geschaffen. Hier ist besonders das 
Hartmetall der deutschen Osram-Gesellschaft zu nennen!. 
Durch den Zusatz von Kobalt wird das Wolframkarbid halb 
so fest wie Schnelldrehstahl, während seine Härte immer 
noch so grob bleibt, daß es vom Saphir nieht geritzt wird. 
In dem Forschungslaboratorium der General Eleetrie Co. 
sind von Pr. Samuel L. Hoyt mit diesem Werkzeuestoff 
Versuche angestellt worden, über deren Ergebnisse nach- 
stehend berichtet werden soll. 


Das spezifische Gewicht des Carholoy ist etwa 14 und 
mehr, je nach dem Kobaltzehalt. Carboloy läuft nicht an 
und gleicht im zeschliffenen Zustande dem Stahl. Chemi- 
schen Einflüssen widersteht es gut. Die Härte des Car- 
boloy ist auf die verschiedenste Art und Weise gemessen 
worden. Wie schon oben gesagt, kann Saphir mit Carboloy 
geritzt werden. Ein Alundumrad kann mit einer unter 
einem Winkel von 90° weschliffenen Kante einer Carboloy- 
probe ziemlich tief geritzt werden, ebenso Glas. Carboloy 
ist weiter mit Brinell- und Rock well-llärteprifer auf seine 
Härte him untersucht worden, namentlich mit dem letzteren, 
da die Versuche in einem amerikanischen Laboratorium 
vorgenommen worden sind. Vergleichende Versuche haben 
für den härtesten Stahl eine Brinellhärtezahl 1000 ergeben, 
für gewöhnlichen gehärteten Stahl höchstens 850, während 
die PBrinellhärtezahl der deutschen Originallezierung 
1250 ... 1400 ist, also beträchtlich größer als diedes härtesten 
Stahles. Bei den neuesten Zusammensetzungen der Legie- 
rung sind sogar Härtezahlen 2000... 2500 festgestellt wor- 
den. Mit gehärtetem Schnelldrehstahl vorgenommene 
Biezeversuche haben nach dem Bericht eine Bruch- 
festiekeit von 30 000 ke/em? ergehen, ähnliche Versuche mit 
Carboloy für das deutsche Material eine solche von 16 000 
und für außergewöhnlich hartes Material eine solche von 
18 000 ... 20000. — Eine andere wichtige Eigenschaft des 
Carboloy ist seine Zähirkeit. Andere Werkstoffe wir- 
den bei wiederholter Stoßbelastunz abbröckeln oder aus- 
brechen. Bei Carboloy ist es nieht der Fall; kommt es aber 
doch zu einem Bruche, so verläuft die Brushfläche nicht 
etwa auf kürzestem Wege quer zur Werkstückachse son- 
dern schräg oder gekrümmt. 

Die Wärmeausdehnune und Wärmeleit- 
fähigkeit des Carboloy sind gering, doch können hier- 
über zur Zeit noch keine genauen Zahlen gegeben werden. 
Bei gewöhnlicher Zimmertemperatur und unter normalen 
Bedingungen ist Carboloy beständig, selbst im Laufe mel- 
rerer Jahre sind keine Veränderungen beobachtet worden. 
Es läuft nieht an und ist in Säuren nur schwer lösbar, Bei 
erhöhten Temperaturen oxydiert es wie andere Wolfram- 
verbindungen. Bei zu hohen Scehnittzoschwindirkeiten 
oxydieren kleine Teilehen der Sehneide und springen ab, 
auch entstehen Anlauffarben. Genauere Zahlen über die 
Härte- und Festiekeitsverhältnisse bei hohen Tempera- 
turen können noch nieht gegeben werden. Es ist aber fest- 
gestellt worden, daß Carboloy seine Härte bei heller Rot- 
glut verhältnismälsieg gut bewahrt. Das Verhalten des Car- 
boloy bei der Bearbeitung der verschiedensten Stoffe 
ist durch Versuche studiert worden. Glas kann mit Car- 
holoy nicht nur leicht zeschnitten sondern auch mit Nuten 
und Gewinde versehen werden, sogar harte Porzellaniso- 
latoren können mit ihm bearbeitet werden. Ein Versuch 
mit der Bearbeitung von Manzanstahl hat ebenfalls 
günstige Ergebnisse gezeitiet, während bei einem mit 
einem Stahlwerkzeuge angestellten Vereleichsversuche das 
Stahlwerkzeug sofort seine Sehneide verlor. Die Bearbei- 
tung zchärteten Scehnelldrehstahls zeigte wohl die Mörlich- 
keit des Schneidens, jedoch litt hierbei die Sehneide. Pas- 


‚ ," Hierher gehört auch das Werkzengmetall Widia der Firma 
Friedrich Krupp, A.G. in Essen. DRP. 42%) 080. 
4 


1596 


selbe trat ein bei Bearbeitung einer Kobalt-Chrom-Legie- 
rung. Aber auch andere Stoffe, die eine Stahlschneide stark 
angreifen, wie Kohlenstoff, Genelite, das an sich so weich 
ist, daß es leicht mit dem Messer geschnitten werden kann, 
Mycalex, ein Isoliermaterial, Bakelite und Hartgummi 
können gut mit Carboloy bearbeitet werden. Ein Ver- 
gleichsversuch zwischen Carboloy- und Stellitwerkzeugen 
ergab, daß das Stellitwerkzeug schon nach Fertigstellung 
von 150 Teilen wieder neu hergerichtet werden mußte, 
während mit einem Carboloywerkzeuge 11000 Teile bis 
zum Unbrauchbarwerden des 
Werkzeuges bearbeitet werden 
konnten. Bei der Bearbeitung 
von Hartgummi, Genelite usw. 
waren Schnittdruck und Span- 
stärke klein, dagegen die Schnitt- 
geschwindigkeit groß, während 
(‚ußeisen unter ganz anderen 
Bedingungen bearbeitet wird; 
Spanstärke und Schnittdruck 
werden größer, die Schnittge- 
schwindigkeit dagegen kleiner. 
Hierzu kommen noch die Ver- 
schiedenheiten des Gußeisens an 
sich, wie sandige Oberfläche, 
Hartguß usw. Auch bei der Be- 
arbeitung dieses Werkstoffes, 
sogar bei unterbrochenen Schnit- 
ten (Abdrehen vorstehender 
Rippen), wobei dauernd Stöße 
auf das Werkzeug kommen, hat 
sich Carboloy gut bewährt. Bei 
Versuchen mit Nickelstahl blieb 
die Carboloyschneide bei einer 
Schnittgeschwindigkeit von 60 
m/min noch nach einer Stunde er- 
halten, während die Schneide 
eines Schnelldrehstahls schon 
nach einem Bruchteil einer Mi- 
nute zerstört wurde. Bei einem 
Chromnickelstahl mit einer Bri- 
nellhärte 250 wurde die Schneide bei einer Schnitt- 
geschwindigkeit von 21m nach 10 min leicht angegriffen. 

Die auszedehntere Verwendung des Carboloy ist eine 
Kostenfrage. Es kostet mehr als Schnelldrehstahl, was 
aber durch seine hervorragenden Eigenschaften aufge- 
wogen werden dürfte. (S. L.H oyt, Gen. El. Rev. Bd. 31, 
S. 585.) Wht. 


Verschiedenes. 


Kraft- und Brennstofftagung. — Eine Sondertagung 
hatte die Brennkrafttechnische Gesellschaft am 3. IX. d J. 
gemeinsam mit dem Bremer Bezirksverein deutscher In- 
genieure veranstaltet, auf der sonst vertraulich im Fach- 
ausschuß für Schiffahrt behandelte Fragen der Brenn- 
stoffbelieferung und Krafterzeugung erstmalig vor einen 
großen Kreise von Fachleuten erörtert wurden. Die Ver- 
handlungen bieten auch für den Bau und Betrieb von 
Kraftwerken manches Interessante. 

Die zunehmende Verbreitung der Ölfeuerung bei den 
Kesselanlagen und die ständig wachsende Tonnage der 
Motorschiffe, deren Antrieb im schnellaufenden kom- 
pressorlosen doppeltwirkenden Zweitakt-Dieselmntor nach 
dem Vorbilde der Maschine im Umspannwerke Hennings- 
dorf des Märkischen E. W. z. Z. gipfelt, zwingt dazu, der 
Versorgung der Schiffahrt mit Heiz- und Kraftöl erhöhte 
Aufmerksamkeit zu schenken. Wie Generaldirektor 
Spaeth ausführte, betrug die Erdölförderung im Jahre 
1928 189 Mill t. Zur Gewinnung des Öles geht man heute 
schon auf Tiefen bis zu 2750 m. An Brennstoffen wurden 
1928 in der Schiffahrt 66% an Öl (Heiz- und Dieselöl) 
und.34 % an Kohle verbraucht. Professor Wilke von 
der I. G. Farbenindustrie wies auf den ständig steigenden 
Bedarf an Benzin für den Kraftwagenverkehr hin, der 
zu höherer Ausbeute des Erdöls zu Benzin und zu weiterer 
Einbeziehung schwerer Öle in die Benzinherstellung 
zwingt. Davon werden besonders die Dieselöle betroffen, 
so daß sich gerade hier in nicht zu ferner Zeit die Ver- 
wendung künstlicher Öle erforderlich machen würde. Die 
Verfahren der I.G., die hohen Druck, hohe Temperatur 
und Katalysatoren benutzen, seien in der Lage, dureh ge- 
schickte Handhabung dieser Mittel jede Art von Öl zu 
liefern. Dieser Hinweis ist auch für alle Land-Diese!- 
motorenanlagen schr wichtig. Zu letzteren waren von 
besonderem Interesse die Mitteilungen von Oberingenieur 
Becker von der MAN. zu den Ergebnissen der letzt- 
hin erfolgten Abnahme der 11 700 P’Se-Dieselmaschinen im 
Umspannwerk Henningsdorf des M.E. W. Der Brennstoff- 

$ 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


31. Oktober 1929 


verbrauch für 1 PSeh in Gramm ergab sich bei den jeweili- 
gen Belastungen 1. ohne Kraftbedarf für die Erzeugung der 
Gebläseluft und Hilfsmaschinen zu: 160 Oli, 156 (Is), 
158 Oil und 159 (1/2); 2. einschließlich der Gebläse- und 
Hilfsmaschinen: 174 (21/1), 172 Olai, 171 Oli) und 185 (1/2). 
Der Motor ist mit dem Generator durch eine Bamag-Rei- 
bungskupplung verbunden, um ein schnelles An- und Ab- 
kuppeln des Generators als Spitzenmaschine zu ermösr- 
lichen. Auch die Anlaßvorrichtung des Motors ist beson- 
ders durchgebildet, um seine Inbetriebsetzung zu beschleu- 


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Abb. 9. Bedienungstand für die beiden Großdieselmotoren sowie Hilfsmaschinen der Anlage 


Hennigsdorf. 


nizen. Im Maschinenraum ist eine besondere Schalttafel 
mit den Instrumenten (Abb. 9) vorgesehen, während das 
Schalten der Maschine auf das Netz vom Hauptschaltraum 
aus erfolgt. 


Nach dem Vortrage des Direktors der Nautisch-Tech- 
nischen Abteilung des Norddeutschen Lloyds, Dipl.-Ing. 
Koch, hat jetzt der Lloyd einen Versuch mit der Kohlen- 
staubfeuerung an Bord gemacht, nachdem Versuche mit 
dieser in Amerika und England schon seit einiger Zeit 
aufgenommen sind und zu befriedigenden Ergebnissen ge- 
führt haben. Auf dem neu erbauten Frachtdampfer „Donau“ 
(12140 t), der am 6. Juni nach San Francisco in Sece ge- 
gangen ist, wurde der mittlere Kessel mit 300 m? Heizfläche 
von 5 Flammrohrkesseln mit einer AEG-Chapman-Kohlen- 
staubfeuerung ausgerüstet. Diese besteht aus einer AEG- 
Resolutormühle, drei Feuerungsvorlagen mit Wirbelbren- 
nern, die eine kurze intensive Flamme haben und sich bei 
dem beschränkten Feuerraum besonders eignen, und einer 
Staubringleitung, an der Mühle und Brenner liegen. Die 
Flamme ist schräg nach unten gerichtet. Die Schlacke 
wird im flüssigen Zustande abgezogen. Die Luft wird 
in Lufterhitzern System Meyer auf 200 ... 250 ° vorgewärmt. 
Mit einem Ranarexapparat wird Kohlen- und Luftmenge 
zu einem ständig guten CO,-Gehalt der Abgase selbsttäti: 
geregelt. Die Ergebnisse auf der Fahrt haben in Hinsicht 
auf Wirtschaftlichkeit und Betriebsicherheit durchaus be- 
friedigt, so daß die Kohlenstaubfeuerung an Bord von 
Schiffen wohl eine Zukunft haben dürfte. Es hat sich eine 
etwa zehnfache Verdampfung ergeben. Bei Betrieb mit 
vier Kesseln lieferte der Kohlenstaubkessel ein Drittel der 
Dampfmenge. Als besonders vorteilhaft wurde empfunden, 
daß bei dem Entschlacken der handgefcuerten Kessel die 
Leistung des kohlenstaubgefeuerten Kessels so gesteigert 
werden konnte, daß ohne weiteres der Dampfdruck kon- 
stant gehalten und dadurch eine gleichmäßige Fahrt er- 
zielt werden konnte, was für die Größe der Durchschnitts- 
fahrgeschwindigkeit sehr wichtig ist. 


Wenn es gelingt, die Kohlenstaubfeuerung in Hinsicht 
auf Anlage und Betriebskosten für Schiffe wirtschaftlicher 
als die Handfeuerung zu gestalten, so wird diese in Ver- 
bindung mit dem Höchstdruckdampf die höchste Wirt- 
schaftlichkeit im Brennstoff als Kohle bringen. Hierzu 
sprach abschließend Oberingenieur Gräber von der 
Deutschen Werft, Hamburg. Entwürfe für Höchstdruck- 
Schiffskessel liegen in den Systemen Benson, Schmidt und 
Löffler vor. Eine Schmidt-Zweidruckanlage für 65 ata 
befindet sich bereits im Bau. Die Bauart lehnt sich der- 
jenigen der ersten Hochdrucklokomotive an. Auch die 


31. Oktober 1928 


erforderlichen Hochdruckmaschinen sind in der Schmidt- 
Borsig-Maschine und in der Zoelly-Hochdruckturbine vor- 
handen. Erstere wurde kürzlich als 6000 PSe-Maschine für 
101 ata bei 425° für amerikanische Rechnung von Borsig 
zur Ablieferung gebracht. 

In der Aussprache war aus den Erfahrungen der I.G. 
Farbenindustrie mit Höchstdruckkesseln verschiedener 
Systeme die Mitteilung von Interesse, daß sich Rohre aus 
Kohlenstoffstählen bei den hochtemperierten Gasen, denen 
sie ausgesetzt sind, anscheinend nicht bewähren. Es zeigen 
sich bereits nach halbjähriger Betriebszeit Gefügeände- 
rungen und Risse, die entgegen den Erfahrungen bei 
Rohren von Niederdruckkesseln quer zur Rohrachse auf- 
treten. Rohre aus legierten Stählen geeigneter Qualität 
sollten versucht werden. Dies Erfordernis wurde jedoch 
angezweifelt, wenn Material und Herstellunz der Rohre 
aus Kohlenstoffstahl einwandfrei sind. Hierbei wurde 
auch auf den HZ-Stahl der Vereinigten Stahlwerke hin- 
gewiesen, der bei 600° Temperatur noch eine Festigkeit 
von 40 kg aufweist und bei dieser auch hohe Zunder- 
festirkeit besitzt. Die Verwendung dieses Stahles dürfte 
eine Zwischenüberhitzung ausschalten, da man bei einer 
Temperatur von 600° in einem Zuge durch die Turbine 
gehen kann. , Przygode. 


Vorlesungen des Heinrich-Hertz-Institutes für Schwin- 
gungsforschung. — An der T. H. Berlin sind von den wis- 
senschaftlichen Beamten des Heinrich-IIertz-Institutes für 
Schwingzungsforschung für das WS 1929/30 folgende Vor- 
lesungen angekündigt worden: 

1. K. W. Wagener, Die theoretischen Probleme der 
elektrischen Nachrichtentechnik III (Fernkabel und Ver- 
stärker) [Mi 17%... 19h] ; Allgemeine Schwingungslehre I 
{Do 8... 10h]. 

2. G. Leithäuser, Ausgewählte Kapitel aus der 
Hochfrequenztechnik (Empfangstechnik) [Di 17... 19h]. 

3. H.Salinger, Theoretische Probleme der elektri- 
schen Nachrichtentechnik I (Leitungen) [Do 16... 18h]. 

4. E. Meyer, schalldämpfung und Schallisolation 
(mit Vorführungen) [Mo 16..17h]. 

5. W. Hort. Mechanische ‘Schwingungen [Mi 8... 10h]; 
Höhere Festirkeitslehre [So 8... 9h]. 

Sämtliche Vorlesungen beginnen’ in der Woche vom 

. 10. XI.; die Vorträge 1....4. finden im Hörsaal des 
Heinrich-Hertz-Institutes, Franklinstr. 1, die Vorlesungen 
5. im Hörsaal 120 bzw. 261 der T. H. statt. Zur Teilnahme 
an den Vorlesungen ist die Einschreibung bei der T.H. 
(Sekretariat) als Studierender. Hörer oder Gastteilnehmer 
erforderlich. Auskunft erteilt das Büro des Instituts 
(Fernspr. C 1 Steinplatz 0835 und 0836). 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


3. Volltagung der Weltkraftkonferenz. — Von Elgawe 
wiedergerebenen Äußerungen der aus Paris zurückge- 
kehrten deutschen Delegierten zum Internationalen Haupt- 
ausschuß der Weltkraftkonferenz entnehmen wir den Be- 
schluß, die dritte Volltagune 195 oder 1936 in 
den V.S. Amerika stattfinden zu lassen. Sie soll sich be- 
sonders -mit den großen Problemen der internationalen 
Finanzierung und Konzernbildung auf dem Gebiet der 
Energieversorgung befassen und auch die öffentlich-recht- 
lıchen Konsequenzen behandeln, die sich aus der Ver- 
knüpfung ganzer Länder und Kontinente durch die neu- 
zeitliche Fernenergieversorgung ergeben. 


Weltausstellung Antwerpen 1930. — Nach der schon 
erwähnten Ablehnung einer offiziellen Beteiligung des 
Deutschen Reichs! und nachdem die im deutschen Aus- 
stellungs- und Messe-Amt zusammengeschlossene Wirt- 
schaft sich in gleichem Sinn geäußert hatte, ist nunmehr 
unter dem Namen Deutsches Hanse-HausAnt- 
werpen, Hamburg-Bremer Ausschuß für die Schiff- 
fahrtausstellung Antwerpen 190 ein Aus- 
schuß gebildet worden, der letztere durchführen wird. 
Interessenten für eine Beteiligung an diesem Unternehmen 
wenden sich nach dem Daumadienst zweckmäßigerweise 
an Herrn Oberbaurat Böttcher, Staatliche Kaiverwaltung, 
Hamburg, Brooktor, oder an Herrn H. Helms jr., Deutsche 
Dampfschiffahrtsgesellschaft „Hansa“, Bremen, Schlachte 6. 


Getriebeschau Berlin. — Eine ähnliche Getriebe- 
ausstellung, wie sie der AWF und der VDMA be- 
reits seit zwei Jahren auf den Leipziger Frühjahrsmessen 
veranstalten, soll anläßlich der Feier zu Reuleaux’s hun- 
dertiährigem Geburtstag vom 11. bis 23. XI. in der T.H. 
Berlin stattfinden. Außer den beiden genannten Körper- 
schaften sind als Veranstalter die T. H. und der Berliner 
Bezirksverein deutscher Ingenieure beteiligt. 


ı Vgl. ETZ 1929. S. og 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 1697 


Energiewirtschaft. 


Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Nach 
dem Bericht des Rheinisch-Westfälischen 
Elektrizitätswerks A.G. Essen, über das Ge- 
schäftsjahr 1928/29, dem ein Lage- und Höhenplan sowie 
eine Fliegeraufnahme des Pumpspeicherwerks Herdecke 
beigegeben sind, hat sich die nutzbare Stromabgabe des 
Unternehmens von 1448,5 auf 2067,212 Mill kWh erhöht, 
d.h. um 43 %, wobei die Kraftlieferung 1935,259 (1334,945 
i. V.) und die Lichtabgabe 131,953 Mill kWh (113,555 i. V.) 
betrug. Diese Zahlen schließen die der Main -Kraftwerke 
A.G. (87,777 Mill kWh), der Braunkohlenindustrie A.G. 
„Zukunft“ (Biag) (182,583 Mill kWh) und der Pesaz 
(20,325 Mill kWh) nicht ein; mit den im Mehrheitsbesitz 
des RWE befindlichen Konzernunternehmungen sind mehr 
als 2,7 Mrd kWh in das Netz der Berichterstatterin ge- 
langt (2,1 Mrd kWh i. V.). Der Zusammenschluß in den 
westlichen Absatzgebieten hat sich fortgesetzt. Das RWE 
erwarb die Anlagen der Elektrizitätszweckverbände Kreis 
St. Goar und PBacharach-Niederheimbach. Durch erste- 
ren wurde auch der Kreis St. Goar an dem Unterneh- 
men interessiert. Die Angliederung der Kraftwerk Zu- 
kunft A.G., Weisweiler, verstärkte die Zusammenarbeit 
mit der Biag, indem sich gleichzeitig die kommunalen 
Verbände, vornehmlich der Landkreis Düren und die 
Stadt Eschweiler, am RWE durch Aktienaustausch be- 
teiligten. Die Kraftwerksgesellschaft wird in Verbin- 
dung mit der Zentrale der Urfttalsperren-Genossenschaft 
durch die Biag betrieben. Ferner übernahm die Bericht- 
erstatterin das Elektrizitätsverteilungsunternehmen des 
Landkreises Düren und schloß durch Erwerb von Kuxen 
ihrem Konzern das Braunkohlen- und Kraftwerksunter- 
nehmen der Gewerkschaft Gustav in Dettingen an, mit 
deren über Kelsterbach an die Hauptsüdleitung ange- 
schlossenen Stromerzeuzungsanlage sie auch wesentliche 
Stromlieferungesverträge mit der Hessischen Eisenbahn- 
A.G., der Preag und nach Bayern zu erfüllen hat. Am 
Schluß des Geschäftsjahres besaß das RWE rd. 4100 km 
Drehstromleitungen von 220 und 100 kV sowie 45 Höchst- 
spannungsstationen, darunter 11 mit einer Oberspannung 
von 220 kV. Die Hauptumspannstation Brauweiler hat 
zunächst mit ihrem 100 kV-Teil den Dienst aufgenommen. 
Von der großen 220 kV-Südleitune kann die Strecke von 
Bludenz bis Brauweiler (über 600 km) mit 380 kV be- 
trieben werden, sobald der Beweis erbracht ist, daß die 
Erdung des neutralen Punktes des Drehstromsystems der 
Höchstspannungsleitung die Schwachstromanlagen der 
Post und Eisenbahn nicht zu beeinflussen braucht. In 
diesem Fall ließen sich noch größere Leistungen zwischen 
dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet und den Alpen 
unter Fortfall neuer Aufwendungen austauschen. Was 
die Entwicklung der Kraftwerksleistung betrifft, so hat 


das RWE außer den Zentralen der Stadt Trier und der ` 


Gewerkschaft Gustav den Betrieb des Kraftwerks der 
A G. für Stiekstofflünger in Knapsack übernommen. Die 
Vergrößerung des Goldenbergwerks um weitere 0,1 Mill 
kW sowie der Bau des Speicherkraftwerks Herdecke 
(140000 kW Maschinenleistung) gehen der Fertigstellung 
entgegen. An der Schluchseewerk A.G., Freiburg, be- 
teiligte sich die Berichterstatterin mit 50 %. Der erste 
Ausbau der Kraftwerke Häusern und Eichholz dieser 
Gesellschaft sowie das Vermuntwerk der Vorarlberger 
Illwerke A G. dürften 1930 vollendet werden. Mit der Er- 
richtung des Kraftwerks Obervermunt hat man begonnen. 
Schließlich ist die Beteiligung des RWE an der Gründung 
des Rheinkraftwerks Albbruck-Dogern A. G. in Waldshut 
am Rhein mit 77% und an der Aurewerke A.G. in Brugg 
(Schweiz), die die Kruftstufen Klingnau und Wildegg- 
Brugg der Aare ausbaut, mit 30% zu nennen. Die be- 
reits in Betrieb befindlichen und die ihrer Fertigstellung 
entzeeengehenden Kraftwerksleistungen übersteigen rd. 
1,06 Mill kW und einschließlich der Werke, zu deren 
Gründung geschritten ist, rd. 1,2 Mill kW. Der Bericht 
sagt an dieser Stelle: „Nur durch diese tiber weite Ver- 
sorgungsrebiete von den Alpen bis an die holländische 
Grenze für die dichten Verbrauchsgebiete des Westens 
aufgebaute Großkraftwirtschaft durch leistungsfähige 
Höchstspannungsleitungen, unter Verkuppluug von Stein- 
kohlen-, Braunkohlen- und Woasserkraft-Energie, verbun- 
den mit Speicherwerken, werden wir in die Lage gesetzt, 
die elektrische Arbeit der Industrie zu angemessenen 
Preisen auch für neue Verwendungeszwecke in erhöhtem 
Maße zur Verfügung zu stellen. Nur so war es uns mög- 
lich, langfristige Verträge mit der I. G. Farbenindustrie 
unter Erweiterung der Enereielieferung für chemische 
Zwecke abzuschließen und in ähnlicher Weise mit den 


ı Vgl. ETZ 1929, S. 15%. 


1698 


Vereinigten Stahlwerken in Düsseldorf für die sämtlichen 
Unternehmungen dieses Konzerns, indem wir für 20 Jahre 
die Stromlieferung an Stelle von Vergrößerung der Ei- 
genanlagen dieser Werke übernahmen. Wir richteten für 
Zwecke der Elektrowärme in der Industrie eine beson- 
dere Versuchsanlage bei unserer Verwaltung in Düssel- 
dorf-Reisholz ein. Auch bei Abfassung des Berichtes hält 
die Steigerung des Stromabsatzes an, so daß wir bei nor- 
maler Entwicklung in nächster Zeit einen Jahresabsatz 
von 3 Milliarden KWh überschreiten dürften. Wir haben 
schon in den Geschäftsberichten der letzten Jahre darauf 
hingewiesen, daß wir mit den Preisen für bestimmte In- 
dustrien, um diesen den schweren Woettbewerh zu er- 
leiehtern und um Eigenanlagen auszuschalten, bei gro- 
Ren Abnahmen und langer Benutzungsdauer, die unsere 
Selbstkosten herabzusetzen geeignet sind, die Verkaufs- 
preise verringern mußten und daß damit durcheinander- 
gerechnet die Friedenspreise von 1913/14 bei 
unterschritten sind. Nur dureh die Steigerung der Lei- 
stunesfähiekeit und den erhöhten Kraftabsatz ist es 
uns trotz forteresetzt erheblicher Steigerung der Unkosten 
— auch im letzten Geschäftsjahr sind die Betriebskost.n 
dureh Lohnerhöhunz usw. und die Baukosten durch 
Kupferverteuerunz und derel. gestiegen — mörlich ge- 
wesen, seit der Goldumstellung auch für die an und für 
sieh mit besonders hohen Unkosten verbundene Strom- 
lieferung an die Kleinabnehmer die Strompreise auf 
3314 Pf je kWh für Licht und 15% Pf je kWh für Kraft 
ohne Finanzaufschlag für die Gemeinden, und in Gemein- 
den mit Finanzaufschlag auf 35% Pf bzw. 181% Pf zu 
halten, ungzerechnet die bei Mehr- und günstiger Abnahme 
sewährten erheblichen Vergünstigungen. Dies geschah 
trotz der hohen Lasten an Steuern und öffentlichen Ab- 
gaben, die unsere Unternehmungen nach wie vor zu tra- 
ven haben und die für die Art unserer Unternehmungen 
besonders beachtlich sind, wenn man bedenkt, daß der 
Jahresumsatz bei anderen Industrien normalerweise das 
investierte Kapital erreicht, wenn nicht überschreitet, 
während bei der Art unseres Unternehmens außerordent- 
lich grobe Kapitalien investiert werden müssen, die 
höchstens zu M im Jahre umgeschlagen werden. Es ist 
dies um so drückender, als andere Unternehmungen 
gleicher Art des Reiches, der Staaten und der Gemeinden 
im wesentlichen von solchen Steuern, nämlich von den 
Reichssteuern, bis heute noch vollkommen befreit blie- 
ben. Infolge der beschriebenen Entwicklung unseres Un- 
ternehmens glaubten wir jedoch nunmehr trotzdem den 
Zeitpunkt für gekommen, auch dem Kleinabnehmer eine 
erhebliche Verrünstirung zuteil werden zu lassen.“ Die 
Berichterstatterin erwähnt im Zusammenhang hiermit den 
in der ETZ 1929, S. 1063, bereits im einzelnen angeführ- 
ten neuen Haushaltungstarif, um dann weiter der Grün- 
dung der Westdeutschen Elektrizitätswirtschaft A.G., 
Frankfurt-Höchst, unter Aufzählung der Beteiligten, 
einire Zeilen zu widmen? Betriebszewinne und Zinsen 
ergaben (GO 667209 RM (48403538 i. V.) und nach Abzug 


23 Vgl. ETZ 1929. S. 28, 704. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44 


weitem ` 


31. Oktober 1929 


von 18741242 RM Verwaltungskosten usw. (16496 154 
i. V.) sowie von 21,620 Mill RM Abschreibungen (16,585 
i. V.) 20325882 RM Überschuß (15333239 i. V.), aus 
dem 10% Dividende auf 181 Mill RM Aktienkapital zur 
Verteilung kommen sollen (9% auf 155 Mill RM i. V.). 

Die Aufsichtsräte der Gesellschaft für elektrische 
Unternehmungen und der Ludw. Loewe & Co. A.G. haben 
beschlossen, den Generalversammluneen die Fusion beider 
Unternehmungen und mit der A.G. für Gas-, Wasser- und 
Klektrizitätsanlagen, Berlin, vorzuschlagen. Die dabei 
führende Gesfürel wird den Namen Gesellschaft 
für elektrische Unternehmungen-Ludw. 
Loewe & Co. A.G. annehmen und ibr Kapital um 25 
auf 100 Mill RM erhöhen. 


Vom Kongreß der Un. Naz. Fascista Industrie Elettriche 
im Trentino. — Ende Juni hielt die Unione Nazionale 
Fascista Industrie Elettriche (Unfiel) unter ihrem Präsi- 
denten, dem Deputierten und Leiter der Edison (Mailand), 
Ing. Motta, die erste grobe Jahresversammlung ab. 
Durch Teilnahme von Mitgliedern aus und Verlegung nach 
den Trentino erhielt der Kongreß ein starkes politisches 
(sepräwe. 

In der Eröffnungesitzung führte Motta aus, daß Italien 
jährlich bald 1000 kWh auf den Kopf der Bevölkerung er- 
zeugen müsse. Die Wasserkräfte der Venezia Tridentina 
erlauben rd. 6 Mrd kWh jährlich zu produzieren. 

Unter den technischen Vorträgen ist derjenige von Pa- 
lestrino zu erwähnen, der die 220 kV-Leitunz von Car- 
dano (Kardaun, Eisackwerk!) nach Cislago bei Mailand be- 
handelte, die 150 000kW fernleiten soll. Palestrino er- 
örterte, daß man vor der Wahl stand, entweder 2 X 3 Lei- 
tungen und 130 kV oder 1X3 Leitungen mit 220 kV zu 
verwenden. Die Berechnung ergab für erstere Lösung 
250 000 Lire/km, für die zweite 180 000 Lire/km. Auch trotz 
der Mehrkosten für die beiden Endfreiluft-Transformate- 
renstationen bei 220 kV beträgt die Ersparnis für Linie 
und Umspannwerke 75 gegenüber 795 Mill Lire. Gegen 
den Nachteil, daß man keine Reserveleitungen hat, wurde 
angeführt, daß sich Reparaturen ja doch nicht ausführen 
ließen, wenn die Reserveleitung unter Spannung ist. Der 
Vortraxzende beschrieb ferner die Mastkonstruktionen (im 
Gebirge Eisenmaste, in der Ebene Portalmaste aus Schleu- 
derbeton) in Hinblick auf die mögliche Schneebelastune. 

Unter der Annahme einer Leistungsübertrarung von 
150000 KW und cos @ = 0,9 werden 40 KEN A Synchron- 
leistung in Cislago benötigt, um die Spannung bei der An- 
kunft konstant zu halten. Die Coronaverluste hat man zu 
200 kW im Winter und 500 kW im Sommer angenommen. 
Der Gesamtwirkuneserad der Leitung bei Vollast ist mit 
95% und mit 91...92 % bei cos = (LD errechnet. 

An den Kongreß schlossen sich zahlreiche Besichti- 
gungen der neuen großen Kraftwerke im Trentino sowie 
der Aluminiumfabrik in Mori und der Stiekstoffabriken 
von Montecatini bei Meran an. Rz 


Vgl. ETZ 1928, S. 1158; 1929, N. 1168. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft- 


stelle. Berlin W 35. Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 9697. zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02. 


Jahresbeitrag der inländischen Mitglieder für 1930. 


Der Mitgliedsbeitrag für das Jahr 1930 beträgt: 
I. fir persönliche inländische Mit- 


elieder 2:2 on nen 30 RM 
für Junemitelieder e, ID u 
Il. für korporative inländische Mit- 
glieder: 
1. Behörden, Schulen, wissenschaftliche Ver- 
eine USW.. . . et. e as VE 2 


2. Sonstige körperschaftliche Mitglieder, städt. 
und staatl. Betriebe, auch Eltwerke, Privat- 
firmen, offene Handelsgesellschaften, Ge- 
sellschaften mit beschränkter Haftung, 
Aktiengesellschaften usw., die beschäf- 
tigen: 


a) bis 50 Angestellte und Arbeiter . 
b) von 51 bis 100 Angestellte und Arbeiter ee GW? 
c) von 101 bis 250 Angestellte und Arbeiter 120 „ 


d) von 251 bis 500 Angestellte und Arbeiter 150 „ 
e) von 501 bis 1000 Angestellte und Ar- 

heiter e, AAN 
f) von 1001 bis 2500 Angestellte und Ar- 

beiter e, A0 „ 
g) von 2501 bis 5000 Angestellte und ArT- 

beitir = as wa 0 rue. en ne RN — 
h) von 5001 bis 10000 Angestellte und 

Arbeiter . . 2 2 2 2 2 2 2 22.2.0 . 
i) von 10001 bis 20000 Angestellte und 

Arbeiter . . 2. 2 2 2.2.22 °2.0.20%0 „ 
k) über 20 000 Angestellte und Arbeiter . 2400 „ 


Die Beiträge werden bis spätestens 15. No- 
vember 1929 auf das Postscheckkonto: Elektrotechni- 
scher Verein, Berlin Nr. 133 02, erbeten, da sonst die ord- 
nunesmäßice Zustellung der ETZ über den 1. Januar 1950 
hinaus nicht gewährleistet werden kann. Unsere aus- 
ländischen Mitglieder erhalten besondere Mit- 
teilung. 


Sl. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 44 


1599 


Einladung 


zur Fachsitzung für Installationstechnik (EV1) am Diens- 
tag, dem 5. November 1929, 7'% Uhr abends, in der Tech- 
nischen Hochschule EB, Hörsaal Nr. 301. 


Tagesordnung: 

Vortrag des Herrn Ober.-Ing. Krüger: „Der 
heutige Stand der Lichtreklame unter be- 
sonderer Berücksichtigung der Leucht- 

röhren.“ 


Inhaltsangabe: 


Die wirtschaftliche Bedeutung der Lichtreklame; Dar- 
lung von Wirkung, Zweck und Ziel der Lichtreklame; 
die Forderungen technischer und wirtschaftlicher Art 
unter Berücksichtigung der werbepsycholorischen und 
ästhetischen Gesichtspunkte, der sieh eine Betrachtung 
über den Erfolg der Lichtreklame ansehließt. 

In ausführlicher Beschreibung und Kritik der cein- 
zelnen Elemente der Lichtreklameanlagen, unter be- 
sonderer Berücksichtigung der Leuchtröhrenanlagen so- 
wie der wechselnden und wandernden Lichtreklamen wer- 
den an Hand anschaulicher Lichtbilder deren verschie- 
dene Anwendungesmörlichkeiten gezeigt. 

Giiste willkommen! 

Nachsitzunz im „Grand-llIotel am Knie“ 
burg, Bismarckstr. 1. N 


Fachausschuß für Installationstechnik. 
Der Vorsitzende: 
Baumann. 


in Charlotten- 


„Fest der Technik“. 


Die nachstehenden technisch-wissenschaftlichen Ver- 
eine in Berlin veranstalten nach den guten Erfolgen der 
vorhergehenden Jahre erneut, u. zw. 

am Freitag, dem 8 November 1929, 
8% Uhr abends, in sämtlichen Räumen 
des Zoologischen Gartens zu Berlin 


das 
„Fest der Technik“ 
und laden hierdurch zur Teilnahme ein. 

Das Fest hat den Charakter eines repräsentativen 
Balles: bestimmungszemäß wird sein Überschuß den Ver- 
einen für Unterstützungen zugeführt. 

Anzug: Herren: Gesellschaftsanzug, Frack; 

Damen: Gesellschaftskleid. 
Musik: Kapelle Kermbach. 
Tombola: Reichhaltig mit wertvollen Gewinnen. 


Eintrittskarten für Vereinsmitgelie- 
der, deren Angehörige und eingeführte 
Gäste kosten 10 RM, werden auf den Namen aus- 
gestellt und können nur vor dem Fest durch die 
ER der veranstaltenden Vereine bezogen 
werden. 


Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin. — Auto- 
mobil- und Flugtechnische Gesellschaft Technisch-Wissen- 
schaftliche Vereinigung e. V. — Berliner Bezirksverein Deut- 
scher Ingenieure. — Bezirksverein Groß-Berlin und Mark 
des Vereins Deutscher Chemiker. — Bund Deutscher Archi- 
tekten, Landesbezirk Brandenburg. — Deutsche Beleuchtungs- 
technische Gesellschaft e. V. — Deutsche Gesellschaft für Bau- 
Ingenieurwesen. — Deutsche Gesellschaft für Metallkunde 
e. V. — Deutsche Gesellschaft für technische Physik e.V. — 
Deutsche Keramische Gesellschaft e. V. — Deutsche Maschi- 
nentechnische Gesellschaft. — Deutscher Kälte-Verein. — 
Elektrotechnischer Verein e.V. — Gesellschaft Deutscher 
Metallhütten- und Bergleute e. V. — Heinrich-Hertz-Gesell- 
schaft zur Förderung des Funkwesens. — Märkischer Verein 
von Gas- und Wasserfachmännern. — Reichsbund der höheren 
technischen Beamten e. V. — Reichsbund Deutscher Technik 
e. V. — Schiffbautechnische Gesellschaft. — Verband der Zen- 
tralheizungs-Industrie e. V. — Verband Deutscher Patent- 
anwälte. — Verein Deutscher Eisengießereien, Gießereiver- 
band. — Verein Deutscher Gießereifachleute. — Verein Deut- 
scher Heizungs-Ingenieure, Bezirk Berlin, e. V. — Wissen- 
schaftliche Gesellschaft für Luftfahrt e. V. 


1. Da jedem der veranstaltenden Vereine nur eine 
beschränkte Zahl von Eintrittskarten zuge- 
teilt wird, empfiehlt es sich, die Karten bei der 
Geschäftstelle des Elektrotechnischen 
Vereins (Berlin W35, Potsdamer Str.118all) 
umgehend zu besorgen. 


2. Die Eintrittskarten werden gegen Barzah- 
lung oder Einsendung des Betrages auf 
das Postscheckkonto: Elektrotechnischer 
Verein, Berlin Nr. 133 02 ausgehändigt. 

3. Gastkarten werden bei Vermittelung von Mit- 
gliedern des Elektrotechnischen Vereins ausgegeben. 


Elektrotechnischer Verein. 
Der Generalsekretär: 
Dr. Schmidt. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Gesrhäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


VDE-Mitgliedsbeitrag für 1930. 


Nach dem Beschlusse der Jahresversammlung vom 


8. Juli 1929 ist der Jahresbeitrag für 1930 festgesetzt: 
A. Für persönliche Mitglieder, die durch 
einen angeschlossenen Verein angemeldet sind 30 RM 
Junzmitglieder re ee Se ae 
B. Für persönliche, dem Verbande un- 
mittelbar angehörende Mitglieder . . . 30 „ 
Junzmitelieder Dt ee CHEN E: VE 
C. Für körperschaftliche Mitglieder: 


1. Behörden, Schulen, wissenschaftliche Ver- 
eine USW. e, A 


2. Sonstige körperschaftliche Mitglieder, städt. 
und staatl. Betriebe, auch Eltwerke, Privat- 
firmen, offene Handelsgesellschaften, Ge- 
sellschaften mit beschränkter Haftung, Ak- 
tiengesellschaften usw., die beschäftigen: 


a) bis 50 Angestellte und Arbeiter . . . 50 „ 

b) von 51 bis 100 Angestellte und Arbeiter 75 „ 

c) von 101 bis 250 Angestellte und Arbeiter 120 ,, 

d) von 251 bis 500 Angestellte und Arbeiter 150 „ 

e) von 501 bis 1000 Angestellte und Arbeiter 

f) über 1000 Angestellte und Arbeiter auf 
Anfrage. 


Verbandsmitglieder, die keinem Ortsverein angehören, 
zahlen ihre Beiträge über unser Postscheckkonto Berlin 
213 12, während alle übrigen Mitglieder die Beiträge an den 
Verein abführen, dem sie als Mitglied angehören, und zwar 
an dessen auf S. 1541 anzezebenes Postscheckkonto oder 
Bankkonto. 

Wir bitten wiederholt um Beachtung dieses Punktes, 
der auch in diesem Jahre leider nicht genügend beachtet 
worden ist, sodals die Zustellung der ETZ infolgedessen 
verzögert wurde. 

Ganz besonders weisen wir die Mitglieder des Elektro- 
technischen Vereins, Berlin, darauf hin. 

Die Beiträge, auch die Rückstände aus 1929, sind bis 
spätestens 15. November 1929 zu entrichten, da sonst eine 
ordnungsmäßige Zustellung der ETZ nicht gewährleistet 
werden kann. 

Es wird gebeten, die Beiträge möglichst im ganzen zu 
zahlen, um den Schatzmeistern der Vereine und der Ge- 
schäftstelle des VDE die Verrechnung zu erleichtern. 

Durch undeutliche Anschriften und Namensangzaben 
entstehen Verzögerungen in der Lieferung der ETZ und 
sonstige Unzuträglichkeiten, deshalb: Deutliche Schrift! 

Im Ausland wohnende Mitglieder können durch Post- 
anweisung bezahlen. 


Verband Deutscher Elektrotechniker e. V. 
Der Vorsitzende: Der Generalsekretär: 
Dr.M.Krone. P.Schirp. 


Preisaufgabe. 


Kennzahl der Verzerrung. 

Aufgabe: Es ist ein Maß für die Verzerrung bei 
der Übertragung zusammenzesetzter periodiseher Schwin- 
gungen in Fernsprechkreisen anzugeben, das sich leicht 
sprechen, lesen, schreiben und drucker läßt. Das vorge- 
sehlagene Maß ist zu begründen und in seinem Geltungs- 
bereich abzugrenzen. 


1800 


Für die beste Bearbeitung setze ich einen Ehrenpreis 
von Hundert Mark aus; der Betrag ist bei der Geschäfts- 
stelle des VDE niedergelegt. 


Das Preisrichteramt haben freundlicherweise 
übernommen die Herren: 


Ministerialrat Prof. Dr. F. Breisig, Berlin, 
Prof. K. Kupfmüller, Danzig, 
Prof. Dr. H. Salinger, Berlin. 


Die Bearbeitungen sind, nur mit einem Kennwort ver- 
sehen, bis zum 1. Mai 1930 an Herrn Ministerialrat Breisig, 
Berlin, Reichspostministerium, einzusenden. Name und 
Anschrift des Einsenders ist in einem verschlossenen Um- 
schlag, der mit dem gleichen Kennwort wie die Bearbei- 
tung versehen ist, beizufügen. Das Ergebnis wird im 
Laufe des Juli 1930 bekanntgegeben, der Preis nach dem 
Urteil des Preisgerichts durch Vermittlung des Verbandes 
Deutscher Elektrotechniker ausgezahlt werden. 


. Erläuterung: Ein Fernsprechübermittlungs- 
system soll die Schwingungen, die ihm auf der Sende- 
seite zugeführt werden, möglichst formgetreu nach dem 
enmpfangenden Ende übertragen. Der Vergleich der emp- 
fangenen und der ausgesandten Schwingungen zeigt indes 
im allgemeinen eine Veränderung der Schwingungsform, 
die man als Verzerrung bezeichnet. Bei einer Darstellung 
der verzerrenden Eigenschaften eines Übertragzungs- 
systems, etwa durch Angabe von Restdämpfungs- und 
-phasen-Kurven, nichtlinearen Charakteristiken u. dgl., 
kommt man nicht zu einfachen Ausdrücken, die leicht ge- 
sprochen, gelesen, geschrieben und gedruckt werden 
können. 

Um einen Anhalt für das, was in der Aufgabe ver- 
langt wird, zu geben, sei auf die Möglichkeit hingewiesen, 
die Verzerrung in der Formabcd... darzustellen, wo 
die a, b, .. . passend normierte Zahlen sind, die die re- 
lative Übertragungsgüte der Grund- und aufeinanderfol- 
senden Obertöne eines Klanges angeben. 

Heidelberg, 10. Oktober 1929. 
K. Strecker. 


Neu erschienene VDE-Vorschriften-Sonderdrucke. 


Folgende VDE-Vorschriften-Sonderdrucke sind neu 
erschienen: 

VDE 454 Vorschriften, Regeln und Normen für die Kon- 
struktion und Prüfung von Installationsmate- 
rial bis 750 V Nennspannung (K.P.1./1928). 
Dazugehörix DIN-Taschenbuch 13 Installa- 
tionsmaterial, September 1929, herausgegeben 
vom VDE 


„ 459 Leitsätze für die Bestimmung elektrischer 
Eigenschaften von festen Isolierstoffen. 

„ 456 Leitsätze für die Prüfung von Vergußmassen 
für Geräte unter 1000 V Nennspannung. 

„ 457 . Leitsätze für die Prüfung von Elektrolack- 
pappe. 

„ 458 Leitsätze für die Prüfung der Stoffeizenschaf- 
ten keramischer Isolierteile für Nennspannun- 
gen unter 1000 V. 

„ 459 Leitsätze für die Erzeugung bestimmter Luft- 
feuchtigkeit zur Prüfung elektrischer Isolier- 
stoffe. 

„ 460 Leitsätze für die Bewertung und Prüfung von 
Fiber als Isolierstoff. 

„ 461 Leitsätze für die Prüfung von Cilimmererzeug- 
nissen. 

„ 462 Leitsätze für die Bewertung und Prüfung von 
Holz als Isolierstoff. 

„ 463 Leitsätze für die Prüfung von natürlichen 
(resteinen. 

„ 464 Leitsätze für die Lieferung und Prüfung von 
Tafelpreßspan. 


Die Sonderdrucke können von der Geschäftstelle des 
VDE bezogen werden. 


Neu erschienene Normblätter. 


Folgende DIN VDE-Normblätter sind neu erschienen: 
DIN VDE 10 VDE-Prüfzeichen. 


D 450 Gewinde für Schutzgläser, Porzellan- 
und Gußkappen. 
> 2900 Elektrische Maschinen. Bürsten für 
Bl.i Kommutatoren und Schleifringe. 
e 3140 Elektrische Bahnen. Fahrdrälite. Tech- 


nisehe Lieferbedinzungen. 


Elektrotechnische: Zeitschrift 1929 Heft 44 


31. Oktober 1929 
DIN VDE 3141 Elektrische Bahnen. Fahrdrähte, Ab- 
messuneen. 

së 3146 Elektrische Bahnen. Fahrdraht-Gleit- 
führung. 

e 3176 Elektrische Bahnen. Walzenstromab- 
nehmer für elektrische Grubenbalınen 
von 900 mm Spurweite, Fangbügel. 

T 3220 Elektrische Bahnen. Bürsten für Bahn- 

Bl.2 motoren, Toleranzen. Richtlinien für 
Neukonstruktionen. 

= 3601 Schaltgeräte, Anlasser, Steuergeräte, 
Mittenabstände und Spurweiten für 
Transportrollen. 

5 6405  Bandazendrähte, Bronze, gezogen und 
verzinnt. 

Se 6406 Bandagendrähte, Flußstahl, gezogen und 
verzinnt. 

m 6438 Rundkupferseile für Maschinen und 
Apparate. 

a 8050 Isolatorstützen, gerade, für Stützeniso- 
latoren nach DIN VDE 8011. 

Se 8051 Isolatorstützen, gebogen, für Stützen- 


isolatoren nach DIN VDE 8011. 


Die Normblätter können von der Beuth-Verlag G. m. 
b. H., Berlin S 14, Dresdener Straße, bezogen werden. 


Technisch-wissenschaftlicher Quellennachweis. 


Die Erfassung der technisch-wissenschaftlichen Ge- 
samtliteratur ist eine der wichtigsten, zugleich aber auch 
der schwierigsten Aufgaben. Die Auswertung des in den 
verschiedenen Veröffentlichungen enthaltenen Materials 
ist ohne eine vollständige und zuverlässige Nachweisung 
der in einem bestimmten Gebiet erschienenen Literatur 
nicht möglich. 


Der Verband Deutscher Elektrotechniker hat stets 
dieser Frage seine besondere Aufmerksamkeit zugewandt 
und zusammen mit dem Verein deutscher Ingenieure die 
Technische Zeitschriftenschau herausgege- 
ben, die dazu bestimmt ist, die wichtigste erschienene Lite- 
ratur den Ingenieuren zu vermitteln. 


Im Zusammenhang damit soll die Möglichkeit gegeben 
werden, auch nachträglich noch die über einen Fachgeeen- 
stand erschienene Literatur einem Interessenten nachzu- 
weisen. Hierzu ist die Schaffung einer Vermittlunges- 
stelle von dem Ausschuß für technisches Schrifttum 
beim Deutschen Verband Technisch-Wissenschaftlicher 
Vereine beantragt worden. Die Vermittlungstelle soll An- 
fragen nach Fachliteratur sofort der richtigen Stelle zu- 
leiten können. Dieser Antrag hat allseitig Zustimmung 
gefunden. 


Zur öffentlichen Einführung der Vermittlunsstell«» 
veranstaltet der Deutsche Verband Technisch-Wissen- 
schaftlicher Vereine am Freitag, dem 8. November d. J., 
16 Uhr, im großen Saal des Ingenieurhauses eine außer- 
ordentliche Hauptversammlung. Es werden die Berrü- 
Bunzsansprache von Herrn Geh. Baurat Prof. Dr.-Ing. E. h. 
G. de Thierry, Vorträge von den Herren Ber. Inge. 
A. Schlomann, Berlin, Dir. Dr. Predeek, Berlin, 
Dr. Pflücke, Berlin, Dr. Köhler, Berlin, und das 
Schlußwort von Prof. Dr. Bauersfeld, Jena, gehalten. 


Eintrittskarten zur Hauptversammlung werden, sa- 
weit Platz vorhanden, kostenlos von der Geschäftstelle 
des Deutschen Verbandes Technisch-Wissenschaftlicher 
Vereine, Berlin NW 7, Ingeniceurhaus, abgegeben. 


Kommission für Maschinen und Trans- 
formatoren. 


Die Kommission gibt nachstehend eine durch das 
Komitee für mechanisch-technische Fragen bearbeitete Er- 
weiterunz des Normblattes 


DIN VDE 2950 Elektrische Maschinen. 


bekannt. 

Da das 1924 herausgegebene Normblatt in der Elek- 
troteehnik in weitgeliendem Maße verwendet wird und die 
darin enthaltenen Kurzzeichen für die Formbezeichnunx 
von vielen Firmen in die Preislisten übernommen worden 
sind, zeigte es sich als zweckmäßig, die in dem Norm- 
blatt bisher nicht angegebenen Formen, soweit sie beson- 

(Forts. $. A. 1002.) 


Formen 


$1. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


1601 


Bild 


Nech nicht endgültig 


e N Ergänzung 
Elektrische Maschinen zu DIN 
Formen ne VDE 2950 
Be- ` 
zeich- | Erklärun:; 
nung ` 


l. Maschinen, die von den Elektrizitätsfirmen 
ohne Lager geliefert werden 


| 


Ohne Welle, Gehäuse am 
fremden Lager befestigt. Der 
A4 | Läufer sitzt auf der ver- 
längerten Welle der An- 

| triebsmaschine. 


Mut Flanschwelle, Ge- 
häuse mit Füßen. Das 
Gehäuse steht auf der ver- 
längerten Grundplatte der 
Antriebsmaschine oder auf 

A5 einem Konsol, das an der 
Grundplatte oder am Lager 
der Antriebsmaschine ange- 
bracht sein kann. Der Läufer 
wird von einer kurzen 
Flanschwelle getragen (ohne 
Außenlager). 


Mit Flanschwelle, Ge- 
häuse mit Füßen, 2 Ge- 
häusesohlplatten. Das 
mit Füßen versehene Ge- 
häuse steht auf Sohlplatten, 

A6 die im Steinfundament ein- 
gebettet sind. Das Außen- 
lager gehört zur Antriebs- 
maschine. Der Läufer wird 

| von einer kurzen Flansch- 
| welle getragen. 


2. Maschinen mit Schildlagern 


Mit Schildlager an der 

|  Bürstenseite, ohne Schild- 
lager an der Antriebseite, 
mit freiem Wellenstumpf. 

' Anschlußfläche = Gehäuse- 
stirnfläche nach der Antrieb- 

| seite. 


Mit 2 Schildlagern, freiem 
Wellenstumpf und Be- 
festigungsflansch auf der An- 
triebseite. 

Anschlußfläche nach der An- 
triebseite. 


m 2 Schildlagern, freiem 
Wellenstumpf und Befesti- 

| gunesflansch auf der Bür- 
stenseite. 

Anschlußfläche nach der An- 
triebseite. 


Wellenstumpf und Befesti- 
gungsflansch auf der An- 
triebseite. 

Anschlußfläche nach der Bür- 
stenseite. 


Mit 2 Schildlagern, freiem 
Wellenstumpf und Befesti- 
gungsflansch auf der Bür- 
stenseite. EEE 

Anschlußfläche nach der Bür- 
stenseite. 


Elektrische Maschinen 
Formen VDE 2950 


Mit 2 Schildlagern, freiem 


Noch nicht endgültig Ergänzung 


zu DIN 


Elektrotechnik 


Be- 
zeich- | Erklärung 
nung 


Mit 2 Schildlagern, Befesti- 
gungsflansch auf der An- 
triebseite an der Stirnfläche 
deg Schildes, mit freiem 
Wellenstumpf. 

| Nur für kleinste Maschinen bis 


w = 0,15 
n 


Be. 
| zeich- 
! nung 


Erklärung 


l Maschine mit 
1 Schildlager und 
1 Stehlager 
l] Maschine mit 
2 Schildlagern 
Kupplung 
Gemeinsame Grund- 
platte 


"MG 10 


4. Maschinen mit senkrechter Welle 


Br Erklärung 


Mit Schildlager an der Bürsten- 
seite, ohne Schildlager an 
der Antriebseite, mit freiem 

V8 Wellenstumpf unten. 

Anschlußfläche = Gehäuse- 

| stirnfläche nach der Antrieb- 
seite. 


` Mit Schildlager an der Bürsten- 
seite, ohne Schildlager an der 
Antriebseite;, mit freiem 
v9 Wellenstumpf oben. 
Anschlußfläche = Gehäuse- 
. °  stirnfläche nach der Antrieb- 
seite. 


| 

Se er 

Mit 2 Schildlagern, Befesti- 

|- gungsflansch auf der An- 
10 triebseite, freiem Wellen- 


wei 


stumpf unten. 
Anschlußfläche nach der An- 
triebseite. 


Mit 2 Schildlagern, Befesti- 
gungsflansch auf der Bür- 
stenseite, freiem Wellen- 
stumpf unten. 

Anschlußfläche nach der An- 
triebseite. 


VII 


| 
| Mit 2 Schildlagern, Befesti- 
| gungsflansch auf der An- 
, triebseite, freiem Wellen- 
' stumpf unten. 

| Anschlußfläche nach der Bür- 
.  stenseite. 


Mit 2 Schildlagern, Befesti- 
- gungsflansch auf der 
Bürstenseite, freiem Wellen- 
V13 
stumpf unten. 
Anschlußfläche nach der Bür- 


| stenseite. 


een Dem 


Mit 2 Schildlagern, Befesti- 
gungsflansch auf der An- 
V14 triebseite, freiem Wellen- 
stumpf oben. 
Anschlußfläche nach der An- 
triebseite. 


Noch nicht endgültig 


e è Ergänzung. 
Elektrische Maschinen zu DIN 
Formen Eloktro'echnik VDE 2950 
Be- 
Bild zeich- Erklärung 
nung 


Mit 2 Schildlagern, Befesti- 
gungsflansch auf der 
Bürstenseite, freiem Wellen- 
stumpf oben. 

Anschlußfläche nach der An- 
triebseite. 


Mit 2 Schildlagern, Befesti- 
gungsflansch auf der An- 
triebseite, freiem Wellen- 
stumpf oben. 

Anschlußfläche nach der Bür- 
stenseite. 


Mit 2 Schildlagern, Befesti- 
gungsflansch auf der Bür- 
stenseite, freiem Wellen- 

: stumpf oben, 

Anschlußfläche nach der Bür- 

| stenseite. 


V17 


| 


| Mit 2 Schildlagern, Befesti- 
gungsflansch auf der An- 
triebseite an der Stirnfläche 
des Schildes, freiem Wellen- 


VI stumpf unten. 


E = 0,15. 
n 


Mit 2 Schildlagern, Befesti- 
gungsflansch auf der An- 
triebseite an der Stirnfläche 
des Schildes, freiem Wellen- 
stumpf oben. 

Nur für kleinste Maschinen bis 


Lu = 0,15. 
n 


V19 


ders zu kennzeichnen ein Bedürfnis vorlag, neu aufzu- 
nehmen. 


Außer den nachfolgenden Erweiterungsvorschlägen 
wird der letzte Satz des Vermerkes über der Tafel auf 
ns 1 des Normblattes DIN VDE 2950, wie folgt, ge- 
ändert: 


„Zusätze wie „mit freiem Wellenstumpf auf der Kom- 
mutatorseite“, „mit zwei Wellenstimpfen”, „mit Riemen- 
scheibe”, „mit Spannschienen“, „mit Fundamentklötzen“, 
„mit Grundplatte“ und „mit Erregermaschine“ sind bei 
Aufgabe der Formen besonders anzugeben.” 


Einsprüche gegen den vorliegenden Entwurf sind bis 
zum 1. Dezember 1929 indreifacher Ausfertigung an 
die Geschäftstelle des VDE zu richten. 


Kommission für Bahnwesen. 


Nachdem für die R. E.M. und die R. E.T. eine \Neu-- 


fassung durch die Jahresversammlung mit Inkraftsetzung 
zum 1. Januar 1930 angenommen ist, war auch eine Neu- 
fassung der 


„RegelnfürdieBewertungundPrüfung 
vonelektrischen MaschinenundTrans- 
formatoren auf Bahnfahrzeugen 

f R. E. B./1930“ 
erforderlich. 


| Da diese Neufassung der R. F. B. nur auf der Grund- 
‚lage der neuen R.E.M. und R. E.T. aufgestellt werden 


a wer 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


Nur für kleinste Maschinen bei. 


81. Oktober 1929 


konnte, hat die Jahresversammlung 1929 den Vorstand 
bevollmächtigt, nach Bekanntgabe des Entwurfes für die 
Öffentlichkeit und ordnungsgemäßer Bearbeitung eınge- 
gangener Einsprüche die Neufassung der R. E. B./1930 zu 
verabschieden und ebenfalls mit dem 1. Januar 1930 in 
Kraft zu setzen. 


Die Entwurfsfassung ist in einem Sonderdruck nie- 
dergelegt, der den interessierten Kreisen kostenlos von 
der Geschäftstelle des VDE zur Verfügung gestellt wird. 

Finsprüche gegen diesen Entwurf sind bis zum 30. No- 
vember 1929 in 3-facher Ausfertigung an die Geschäftstelle 
des VDE zu richten. 


Kommission für Benennungen. 


Die dureh die Unterkommission für Systematik ge- 
schaffene 


Stoffeinteilung der Elektrotechnik 


wurde in der ETZ 1927, S. 409, 515 und 821 den außen- 
stehenden Kreisen als Sonderdruck VDE 387 angekündigt 
und bei dieser Gelegenheit wurden die außenstehenden 
Kreise ersucht, ihre Abänderungs- bzw. Ergänzungsvor- 
schläge zu der Stoffeinteilung der Geschäftstelle des VDE 
einzureichen, da die Stoffeinteilung später als Unterlage 
für die weitere Ausgestaltung der Brüsseler Dezimal- 
klassifikation der zuständigen Zentrale eingereicht wer- 
den sollte. 


Der Zeitpunkt für die Weitergabe der Stoffeinteilung 
an die Zentrale ist jetzt herangekommen, so daß wir 
als letzte Frist für die Einreichung von Änderungs- bzw. 
Ergänzungsvorschlägen den 31. Dezember 1929 festlegen. 


Wir bitten daher, diesen Zeitpunkt für von Ihnen be- 
absichtigte Vorschläge unter allen Umständen einzuhalten. 


Etwaige Einsendungen erbitten wir in 3-facher Aus- 
fertigung an die Geschäftstelle des VDE. 


Bericht über die XXXIV. Jahresversammlung des Ver- 
bandes Deutscher Elektrotechniker am 8. und 9. Juli 
1929 im Städtischen Konzerthaus zu Aachen. 


1. Verbandsversammlung (Ferntagung) 
am 
Montag, dem 8. Juli 1929, 9 Uhr vormittags. 


Den Vorsitz führt Herr Generaldirektor Dr.Krone, 
Dortmund. 


Vorsitzender: Meine schr verehrten Damen und Her- 
ren! Zum vierunddreißigsten Male haben sich die Mitglie- 
der des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker“ zu ihrer 
Jahresversammlung zusammengefunden, um den Bericht 
über die Tätigkeit des Verbandes im letzten Arbeitsjahr 
entgegenzunehmen, um die während dieser Zeit vollendeten 
wichtigen Arbeiten unserer technischen Ausschüsse zu ver- 
abschieden, um Vorträge hervorragender Fachleute über 
zur Zeit besonders interessierende Gebiete der Elektro- 
technik und zahlreiche Fachberichte zu hören und dadurch, 
wie durch die Berührung und den Gedankenaustausch mit 
so vielen Berufskollegen, das eigene Wissen und Können 
zu vervollkommnen, den eigenen Blick zu weiten. 


Durch die stattliche Anzahl, in der Sie, meine schr ver- 
ehrten Damen und Herren, heute hier erschienen sind, be- 
weisen Sie das große lebendige Interesse, das in allen Krei- 
sen unserer vielseitigen Wissenschaft und Technik für den 
„verband Deutscher Elektrotechniker“ besteht und auch in 
aller Zukunft unwandelbar bestehen muß; ist doch unser 
Verband seit nun bald vier Jahrzehnten die allein durch 
eigene Kraft aufgebaute und in freier Selbstverwaltung 
arbeitende Spitzenorganisation, die alle Gebiete der gesam- 
ten deutschen Elektrotechnik umfaßt, an ihrem Fortschrei- 
ten stets den lebhaftesten Anteil nimmt und ihre Entwick- 
lung anregend und richtunggebend beeinflußt. 


So heiße ich Sie denn alle, meine Damen und Herren, 
im Namen unseres Vorstandes herzlich willkommen und 
begrüße mit besonderer Freude unsere Ehrenmitglieder, 
die auch heute durch ihr Erscheinen ihre alte Treue zu 
unserem Verbande bekräftigen. 


Wir sind in diesem Jahre mit besonders freudizer 


‚Bereitwilligkeit ‘einer Einladung der alten urdeutschen 
'Kaiserstadt Aachen gefolgt, um sie in der schweren 


Zeit, unter der sie noch immer zu leiden hat, unserer 


niemals wankenden, unverbrüchlichen Treue zu versichern, 


und ihr, wie unserem gesamten Vaterlande, herzlichst zu 


ëm e 


91. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


1603 


EE 


wünschen, daß die Freiheit und die Wiederkehr besserer 
Zeiten nicht allzu ferne sein möchten. 

In Aachens Mauern, die Karls des Großen ehrwürdiges 
Münster als gewaltiger Zeuge tausendjähriger Kultur 
iiberragt, sind wir von herzlicher Gastfreundschaft emp- 
fangen worden. Neben dem trutzigen und doch so wunder- 
bar fein gegliederten Bau des herrlichen Rathauses, der 
uns noch heute lebendige Kunde gibt von den klugen, tat- 
kräftig aufwärts strebenden und freiheitsliebenden Bürger- 
eeschlechtern dieser Grenzwarte deutscher Art, deutscher 
Sprache und deutscher Kunst, erhebt sich seit der Wieder- 
erstehung des Deutschen Reiches als kraftvolles Wahr- 
zeichen der neuen ZeitdieTechnischeHochschule 
Aachen, die allen technischen Wissenschaften, im be- 
sonderen dem für das Land um Aachen so bedeutsamen 
Bergbau- und Hüttenwesen, aber auch unserer jungen elek- 
trotechnischen Wissenschaft eine erfolgreiche, in aller 
Welt anerkannte Pflegstätte geworden ist. 


Wir danken der Verwaltung der Stadt Aachen, der 
Technischen Hochschule und unserem hiesigen Bezirks- 
verein, dem „Elektrotechnischen Verein Aachen”, an 
seiner Spitze seinem Vorsitzenden, Herrn Oberpostdirektor 
Petzel, herzlich für die uns im vorigen Jahre ibermit- 
telte. freundliche Einladung und für die Mühe und: Arbeit, 
die sie für die sorgsame Vorbereitung unserer Tagung auf- 
zewandt haben. Ich freue mich deshalb besonders, unter 
unseren verehrten Gästen, als Vertreter der Stadt Aachen, 
Herrn Oberbürgermeister Dr. Rombach sowie die 
Herren Bürgermeister Dr. Scheuer und Servais, 
ferner als Vertreter der Technischen Hochschule Aachen, 
S. Magnificenz, den Rektor Herrn Prof. Hoff, sowie den 
Pro-Rektor, Herrn Prof. Dr. Wentzel, und die Herren 
Professoren Dr.Rogowski,Finzi und andere Herren 
begrüßen zu dürfen. Dem Rektor und Senat der Techni- 
schen Hochschule schulden wir besonderen Dank für die 
Gastfreundschaft, die unseren Fachberichten heute und 
nn nachmittag in den Räumen der Hochschule gewährt 
wird. 

Das Wesen und Wirken des „Verbandes Deutscher 
Flektrotechniker” nach außen hin, das besonders in seinen 
für die Allgemeinheit bestimmten Arbeiten, in den von 
ihm aufgestellten Vorschriften und Richtlinien für Aus- 
führung, Betrieb und Sicherheit elektrotechnischer An- 
lagen und ihrer Einzelteile zur Geltung kommt, wäre un- 
denkbar, wenn der Verband nicht von seiner Gründung an 
engsten Kontakt mit allen in Betracht kommenden wissen- 
schaftlichen Stellen, mit den maßgebenden Reichs- und 
Staatsbehörden. der Reichs-Post und Telegraphenverwal- 
tung und den Reichsbahnen sowie mit der gesamten elek- 
trotechnischen Industrie gehalten hätte und weiter hielte. 
Auch mit den sonstigen, in ähnlichen Aufgabenkreisen täti- 
gen technisch-wissenschaftlichen Vereinen und wirtschaft- 
lichen Verbänden Deutschlands steht der „Verband Deut- 
scher Elektrotechniker“ in freundschaftlicher, verständnis- 
voller Zusammenarbeit, auf deren Erhaltung wir auch für 
die Zukunft größten Wert legen. Es bedeutet deshalb eine 
eroße Ehre und Freude für uns, daß auch an unserer dies- 
jährigen Tagung in großer Zahl Vertreter der Behörden 
und hervorragende Fachleute aller dieser Kreise als unsere 
Mitglieder oder als unsere verehrten Gäste teilnehmen. 
Leider verbietet mir die Rücksicht auf die Zeit. jeden Ein- 
zelnen besonders zu begrüßen. Ihnen allen, meine Herren, 
gilt unser Dank für Ihr Erscheinen und mein herzlicher 
Willkommgruß! Nicht minder herzlich begrüße ich die 
Herren Vertreter der Fach- und Tagespresse, die unseren 
Aufgaben und Leistungen wie unseren Veranstaltungen 
stets warmes Interesse entgeeenbringt. 


Ist somit der „Verband Deutscher Elektrotechniker” 
auch auf seiner diesjährigen Tagung gewissermaßen 
die Repräsentation des gesamten elektro- 
technischen Deutschlands, so empfinden wir 
darüber hinaus um so mehr Freude und Stolz über die 
guten freundschaftlichen Beziehungen, die uns auch mit 
den Berufskollegen anderer Länder verbinden. 

Die Wissenschaft ist frei! Ledig aller Fesseln. an keine 
Grenzen gebunden, will sie allen Völkern des Erdballes 
dienen. Kein Land kann und darf sich heute noch gegen die 
übrige Welt abkapseln, wenn es nicht Gefahr laufen will, 
in Eigenbrötelei zu erstarren. Wissenschaft und Technik, 
von einsichtigen Führern geleitet, sind die besten Brücken 
für das Verständnis der Völker untereinander. Gerade die 
Elektrotechnik ist in allen ihren Zweigen, im Nachrichten- 
wesen, in Licht-, Kraft- und Wärme-Übermittlung, zum un- 
entbehrliehen Gemeingut der gesamten Menschheit gewor- 
den. In diesem Sinne hat es der „Verband Deutscher Elek- 
trotechniker“ von jeher als seine Pflicht angesehen, soweit 
es ihm möglich war, gute Verbindungen und bereitwillig- 
sten Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit hervorragen- 
den elektrotechnischen Fachleuten und Körperschaften des 


Auslandes zu halten. Unter bewährter Führung unseres 
allseits hochgeschätzten Ehrenmitgliedes, des Herrn Ge- 
heimrat Prof. Dr. Strecker, nimmt z. B. unser Verband 
mit seinem Generalsekretär und mit den Besten seiner 
wissenschaftlich tätigen Mitglieder lebhaften Anteil an den 
Arbeiten der „Internationalen Elektrotech- 
nischen Kommission“, der sogenannten „IEC“, 
der die wichtige Aufgabe obliegt, die Entwicklung und die 
Fortschritte der elektrotechnischen Wissenschaft auf der 
ganzen Welt so zu beeinflussen und zu regeln, daß kein 
Durcheinander. kein Gegeneinander, sondern allmählich 
eine Weltnormierung entsteht. 


Unsererseits verdient dabei anerkannt zu werden, daß 
bei dieser Zusammenarbeit, die in ähnlicher Weise wie die 
1930 in Berlin tagende „Weltkraftkonferenz” ein wir- 
kungsvolles Instrument der Völkerversöhnung geworden 
ist, der deutschen Wissenschaft, der deutschen Elektro- 
technik wieder die Stellung eingeräumt worden ist, die wir 
nach unserer Geschichte, unserer Entwicklung und unseren 
Erfolgen glauben beanspruchen zu müssen. Dabei werden 
wir selbstverständlich auch die von anderen Nationen ge- 
leistete Arbeit und ihre Fortschritte stets neidlos aner- 
kennen und dankbar sein, wenn sie uns und unseren Lei- 
stungen Interesse und gerechte Beurteilung schenken. So 
sind wir stets auf das angzenehmste berührt, wenn wir auf 
unseren Jahresversammlungen Vertreter des be- 
freundeten Auslandes begrüßen können, wie ich 
mich heute besonders freue, außer unseren Volksgenossen 
aus Österreich Vertreter Hollands, Ungarns und der 
Schweiz sowie Teilnehmer aus Amerika, der Tschecho- 
slowakei, Belgien, Dänemark, Italien und Luxemburg herz- 
lich bei uns willkommen heißen zu dürfen. 


Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, der 
Kreis, der sich zu unserer heutigen Tagung zusammen- 
gefunden hat, ist diesmal viel größer, als er sich unseren 
Augen in diesem Saale darbietet. Unser Ohr reicht dank 
der erstaunlichen Fortschritte, die in den letzten Jahren 
das Fernsprechwesen zu verzeichnen hat, heute viel weiter. 


Einer dankenswerten Anregung und den persönlichen 
Bemühungen meines Herrn Vorgängers im Vorsitz unseres 
Verbandes, unseres hochverehrten Herrn Ministerialdirek- 
tors, Geheimrat Dr. Craemer, der sich in liebenswür- 
digster Weise bereitgefunden hat, uns heute einen Vortrag 
über den „Weltfernsprechverkehr und dessen Entwicklung 
und Bedeutung für Wirtschaft und Kultur“ zu halten, ist 
es unter freundlicher Beihilfe der Reichstelegraphenver- 
waltung und der Siemens & Halske A.G. geluneen, die 
Jahresversammlung des „Verbandes Deutscher Elektro- 
niker“ in Aachen zu einer Ferntagung zu erweitern, 
an welcher zu gleicher Stunde und in gleichen Mitglieder- 
versammlungen drei unserer besten und seit Jahrzehnten 
bewährten ausländischen Freunde, 


das „Königlich holländische Ingenieur-Institut, Abtei- 
lung für Elektrotechnik”, im Haag, 

der „Österreichische Elektrotechnische Verein” in Wien 
und 

der „Ungarische Elektrotechnische Verein” in Budapest 


teilnehmen. 


Unsere Freunde in Holland, Österreich und Ungarn 
sind also heute unter uns, sie sitzen im Geiste neben Ihnen, 
meine Damen und Herren; sie hören uns durch die tele- 
phonischen Kabelübertragungen, die zwischen Aachen, dem 
Haag, Wien und Budapest hergestellt sind; wir werden 
sie hören, und ein gemeinsames Band des freundschaft- 
lichen Verstehens, der Zusammengehörigkeit in der Liebe 
zu unserer elektrotechnischen Wissenschaft, die alle Fer- 
nen überwindet, umspannt uns in diesem Augenblick in 
wahrer menschlicher Brüderlichkeit. 


Meine sehr verehrten Damen und Herren im schönen 
Budapest, im lieben alten Wien, im nachbarlich be- 
freundeten Haag, ich begrüße Sie im Namen des „Ver- 
bandes Deutscher Elektrotechniker” und seiner heute in 
Aachen versammelten Mitglieder herzlichst und danke 
Ihnen, insbesondere auch den Fernsprechverwaltungen 
Ihrer Länder, daß Sie unserer Anregung so bereitwillig 
und freundlich gefolgt sind und heute mit uns vereint der 
Welt dieses bedeutsame Beispiel menschheitsverbindenden, 
menschheitsbeglückenden Fortschrittes geben. 


Meine Damen und Herren! Eine „Ferntagung“ stellt 
naturgemäß an das Zeitprogramm besonders präzise An- 
forderungen; darum muß ich mich mit dem, was ich Ihnen 
noch zu sagen habe, möglichst kurz fassen. 


Über die Arbeiten des Verbandes und seine Entwick- 
lung im vergangenen Jahr wird Ihnen im weiteren Ver- 
laufe der heutigen Sitzung, soweit es die Zeit zuläßt, unser 
Generalsekretär, Herr Direktor Schirp, mündlich be- 
richten. Der ausführliche gedruckte Bericht unserer Ge- 


1604 


schäftstelle liegt Ihnen vor, und Sie finden ihn auch in 
unserem Verbandsorgan, der „blektrotechnischen 
Zeitschrift“, von der ich bei dieser Gelegenheit nur 
kurz erwähnen möchte, daß sie zusammen mit dem „Ar- 
chivfürElektrotechnik“ seit dem 1. Januar 1929 
aus dem Besitz der Verlagsfirma Springer, Berlin, in das 
Eigentum des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker” und 
des „Elektrotechnischen Vereins” (Berlin) übergegangen 
ist. Verlag und Schriftleitung beider Zeitschriften werden 
von einer neugegründeten Gesellschaft, der „ETZ-Ver- 
lag. G. m. b. H.”, Berlin, weitergeführt, deren Ge- 
schäftsanteile zu 4 der Verband, zu % der „Elektrotech- 
nische Verein“ (Berlin) übernommen haben. Die Geschäfts- 
führung dieser Gesellschaft liegt in den Händen der Gene- 
ralsekretäre beider Korporationen. Eine endgültige Eini- 
gung zwischen Verband und Verein über das Eigentums- 
verhältnis an beiden Zeitschriften steht noch aus. Man 
darf aber hoffen, daß eine unter Berücksichtigung der 
Rechtslage sowie der historischen Entwicklung beiderseits 
tragbare Verständigung bald zustande kommen wird. Vor- 
stand und Ausschuß des Verbandes sowie der Vorstand des 
E.V. (Berlin) beschäftigen sich mit der Lösung dieser 
Frage angelegentlichst. 


Nun ist es in unserem Verbande üblich geworden, daß 
der Vorsitzende zu Beginn der Jahresversammlung einen 
Bericht über die Leistungen und Fort- 
schrittederElektrotechnikimabgelaufe- 
nen Jahr sowie über die wirtschaftliche 
LageunddieweiterenAussichtenderelek- 
trotechnischen Industrie Deutschlands 
erstattet. 


Aber meine Damen und Herren. angesichts des heuti- 
gen Umfanges und der immer mehr zunchmenden Viel- 
seitigkeit unserer Wissenschaft und Technik muß ich mir 
auch in diesem Punkte, im Hinblick auf die zur Verfügung 
stehende Zeit, versagen, so ausführlich zu sein, wie es dem 
vorliegenden, interessanten Material entsprechen würde. — 
Ich muß mich darauf beschränken, nur das Allerwichtigste 
kurz hervorzuheben. Den historischen Akten des Verban- 
des konnte über die Fortschritte auf allen Gebieten der 
Elektrophysik und der Elektrotechnik, wie in früheren 
Jahren, so auch für 1928 eine sehr umfassende Zusammen- 
stellung des Herrn Prof. Dr. Windel, Berlin, einverleibt 
werden, für die ich auch an dieser Stelle Herrn Windel 
herzlichsten Dank sagen möchte. 


Meine Damen und Herren! Wissenschaft und Technik 
der Erzeugung elektrischer Energie und ihrer vielseitigen 
Verwendungsmögrlichkeiten haben in Deutschland auch im 
vergangenen Berichtsjahre erfreulicherweise keinen Still- 
stand gezeigt. 


Zahlreiche physikalische Forschungsar- 
heiten konnten weiter durchgeführt werden und belohn- 
ten die intensive Arbeit unserer Gelchrten mit hochinter- 
essanten Ergebnissen. 


Ich erwähne die schon in meinem vorjährigen Bericht 
genannten Versuche von Lange, Brasch und Urban 
(vom physikalischen Institut der Universität Berlin) am 
Monte Generoso zwecks Verwertung der atmosphärischen 
lvlektrizität; die Versuche von Rother über den Elek- 
tronenaustritt aus Metallen unter Einwirkung hoher elek- 
trischer Felder; die Durchführung der Elektronenbeurung 
an Kristalloberflächen, die Rupp gelang und ein Hilfs- 
mittel bei Untersuchung des Aufbaues von Werkstoffen zu 
werden verspricht; die Untersuchungen von Schulze 
über die Magnetostriktion verschiedener Eisen- 
legierungen; Untersuchungen von Kußmann und 
Scharnow, die zeigten, daß im allgemeinen kein direk- 
ter Zusammenhang zwischen der Koerzitivkraft und der 
mechanischen Härte bei Legierungen vorhanden ist, wie 
dergleichen beim gehärteten Stahl geläufig ist; sowie 
neuere Versuche über die Ausbreitung sehr kurzer elektri- 
scher Wellen (unter 10 m), die zwischen Flugzeugen und 
Bodenstationen, wie auch von höheren Berggipfeln, z.B. 
vom Brocken aus, vorgenommen wurden. 


Inder Fernmeldetechnik wurde für den Fern- 
verkehr die Tonfrequenzwahl bereits soweit eingeführt, 
daß z.B. das Berliner Fernamt die Teilnehmer in Mann- 
heim direkt wählt. 


Die Betriebserfahrungen am bisherigen Fern- 
kabelnetz haben zu dem Vorschlag einer neuen Pu- 
pinisierungsart der Fernkabel geführt, deren we- 
sentliche Merkmale in einem einheitlichen Übertragunes- 
bereich von 300 .. 2400 Hz für alle Leitungsarten sowie 
in der Anwendung der Phasenentzerrung bei großen Ent- 
fernungen, bis zu 10 000 km, bestehen. Das erste Kabel 
dieser Art ist zwischen Hannover und Minden fertig- 
gestellt. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44 


31. Oktober 1929 


Das neue NachrichtenmittelderBildtelece- 
graphie nach dem System Siemens-Telefunken-Karolus 
ist im öffentlichen Verkehr auf den Linien 

Berlin— Wien, 
Berlin—Frankfurt a. M., 
Berlin—Stockholm und 
Berlin—Kopenhagen. 


Auch die deutsche, englische, französische und japani- 
sche Presse verwenden für ihren Bilder-Nachrichtendienst 
Siemens-Bildtelegraphen mit zur Zeit 18 Stationen. 


Die wärmetechnische Betriebsüber- 
wachung hat im Berichtsiahr, besonders in neuzeit- 
lichen Kraftwerken, weitere Fortschritte gemacht. 


Auch für die mit der Gasfernversorguncever- 
bundene Aufgabe, eine Reihe von Meßwerten über den Zu- 
stand des Gases auf große Entfernungen zur Anzeige zu 
bringen, wurden in ähnlicher Weise, wie bei der Fern- 
messung in Kabelnetzen, elektrische Lösungen gefunden. 


Inder Funktechnik treten die langen Wellen in 
ihrer Bedeutung für den Übersce-Funkverkehr immer stär- 
ker in den Hintergrund. Der transozeanische Telegraphier- 
betrieb wird sich immer mehr auf die kurzen Wellen um- 
stellen. Die im Vorjahre erwähnten Vorbereitungen für 
Kurzwellentelephonie zwischen Europa und Süd- 
amerika sind beendet. Die Linien Berlin—Buenos Aires 
und Paris—Buen»s Aires sind dem Verkehr übergeben. 


Auf dem Gebiete dertechnischenNavigation 
schreitet die Einführung des Rahmenfunkpeilers 
günstig fort; ein automatisch arbeitender Empfänger 
für Seenotruf dürfte bald in größerem Umfange zur 
Anwendung kommen. 

Für den Rundfunk wurde der Bau von Netzan- 
schlußempfängern durch die Entwicklung wechsel- 
stromzeheizter Röhren sehr gefördert. 

Auch der „Fernseher“ bietet heute Aussicht auf 
allgemeinere Verbreitung. Auf der großen Funkausstel- 
lung im Herbst 1928 in Berlin wurden verschiedene Mo- 
delle von Prof. Karolus und von Mihäly vor- 
geführt. 

An der Entwicklung undEinführung des 
Tonfilmes wurde im verflossenen Jahre besonders 
eifrig gearbeitet. 

Auf dem Gebiete des Eisenbahnsicherunegs- 
wesens kommt die elektrische Übertragung von Befeh- 
len auf die fahrenden Züge für den Personenverkehr 
immer mehr zur Anwendung. Es handelt sich dabei im 
wesentlichen darum, die Beachtung der Haltesignale durch 
den Lokomotivführer zu erzwingen. Diese sogenannten 
Zuebeeinflusungs-Einrichtungen, durch die bei Nicht- 
beachtung der Signale eine selbsttätige Bremsung der 
Züge herheigeführt wird, sind schon auf etwa 3000 kın 
der Reichsbahn-Gesellschaft im -Probebetrich. 


Auch auf dem Gebiete des Starkstromes 
stand im abgelaufenen Geschäftsjahr die Technik nicht 
still. 

Im Kraftwerkbau ist man für Dampfbetricb in 
der Anwendung des Hochdruckes noch etwas zurück- 
haltend. 

Im Vordergrund des Interesses steht bei uns in 
Deutschland zur Zeit der Übergang zumGroßkes- 

sel. Eng verbunden hiermit, wie mit den Fragen des 
line hArucks, ist die Wahl der Feuerungsart. Die 
Staubfeuerung steht heute mit dem Unterschub- 
st verschiedener Ausgestaltung in scharfem Wettbe- 
a Für das neu zu erbauende Westwerkder Be- 
wag wurde z. B. die Unterschubfeuerung gewählt. 

Im Kraftwerkbetrieb spielt nach wie vor die Spit- 
zendeckung eine große Rolle. Neben der Wirtschaft- 
lichkeit wird mösrlichste Augenblicksbereitschaft und un- 
bedingte Sicherheit verlangt. Die Möglichkeit der Verbin- 
dung beider Richtlinien durch geschickte Maßnahmen haben 
unter anderem die praktischen Ausführungen der Die- 
sel-Motorenanlage der „Hamburger Elektrizitäts- 
werke“ sowie des „Märkischen Elektrizitätswerkes” be- 
wiesen. 

Den markantesten Ausdruck finden diese Bestrebun- 
gen in Deutschland augenblicklich in einer Reihe grober 
Ruths-Speicheranlagen. 

Wo günstige Bodenverhältnisse für Wasserspei- 
cherung vorliegen, bevorzugt man für die Spitzen- 
decekung Wasserspeicheranlagen mit Pump- 
werken. 

Im Maschinenbau ist man bei Drehstromgene- 
ratoren mit 3000 U/min auf Leistungen bis zu 64 000 
kVA gekommen. 

Für chemische Werke sind Gleichstrom-Was- 
serturbinen-Generatoren bis 7000 kV Nenn- 
leistung geliefert. 


Lem ee Ti > 


31. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44 


1806 


Einankerumformer wurden bis zu 5000 kW 
gebaut. 

Die Gleichrichter haben, bei 800 V, Stromstär- 
ken bis 6400 A erreicht. Die von mir im vorigen Jahr er- 
wähnten Maßnahmen zur Beseitigung der Rückzündungen 
haben sich als zweckmäßig erwiesen. Die Gleichstrom- 
versoreune der Berliner Stadt- und Ringbahn 
durch Gleichrichter hat sich bis jetzt eut bewährt. 


Für den Kurzschluß-Läufermotor haben 
fast alle Firmen Käfigwicklungen neuerer Bauart in ver- 
schiedenen Ausführungsformen, fußend auf dem Grund- 
prinzip des Boucherot-Ankers, herausgebracht. Eine Wei- 
terentwicklunge der Anwendung des in Deutschland noch 
immer etwas stiefmütterlich behandelten Kurzschluß-An- 
kermotors wäre wünschenswert. 


Die Arbeiten für dieEinführungderelektri- 
schen Zueförderung auf den Strecken der Deut- 
schen Reichsbahn wurden planmäßig gefördert. 
Zwischen Halle und Leipzig wurde ein Schnellverkehr mit 
Wechselstrom-Triebwagen für eine Geschwin- 
digkeit von 100 km/h eingeführt. 


Die Umstellung der BerlinerStadt-undVor- 
ortbahnen in dem zunächst geplanten Umfang ist nahc- 
zu vollendet. so daß dort in Kürze nur noch elektrische 
Züge verkehren werden. Der elektrische Betrieb ent- 
spricht durchaus den geheesten Erwartungen. 


In jüngster Zeit hat sich die Elektrofilterung 
zur Entstaubung und Entnebelung von Gasen und Gas- 
eemischen mittels hochgespannten pulsierenden Gleich- 
stromes, besonders in chemischen Fabriken und in der 
Fisenindustrie, entwickelt. In den Dampfkraftwerken be- 
dient man sich des Elektrofilters für die Fluzascheentfer- 
nung aus den Rauchsasen, besonders bei Staubkohlenfeue- 
rungen sowie in den Aufbereitungsanlagen der Kohle. Die 
Vorteile des Elektrofilters sind geringer Energiebedarf, 
Staubabscheidune in trockener Form und die Möglich- 
keit der Filterung heißer Gase. 


Mehrere Fracht- und Passagiermotor- 
schiffe für deutsche Reedereien wurden mit elektri- 
schem Propellerantrieb ausgerüstet. Als Pri- 
märmaschinen dienen auf diesen Schiffen meist Diesel- 
motoren in direkter Kupplung mit Gleichstromgenerato- 
ren. Der Antrieb der Propeller erfolgt durch Gleichstrom- 
motoren, die mit dem Steuergenerator in Leonardschaltung 
verbunden sind. 


Mit Erfolg wird planmäßig daran gearbeitet, Über- 
spannungs-undsonstigeStörungzserschei- 
nunzen genau zu erforschen, um Richtlinien für die 
Weiterentwicklung des Überspannungschutzes 
zu gewinnen. Die laboratoriumsmäßige Prüfung verschie- 
dener Überspannungschutz-Einrichtungen mittels des Ka - 
thodenstrahl-Oszillographen ist fortgesetzt 
worden, wie Sie heute nachmittag durch den Vortrag des 
Herrn Prof. Dr. Rogowski hören werden. 


Durch die weiter fortschreitende Verbindung der ein- 
zelnen Großkraftwerke untereinander und durch die im 
Zusammenhang damit erfolgte Gründung der „Aktienge- 
sellschaft für deutsche Elektrizitätswirtschaft, Berlin“, 
wird der AusbaueineseinheitlichenHöchst- 
spannungsnetzesfürganzDeutschlandmit 
110 und 220 kV Übertragungspannunge immer mehr zur 
Tatsache. In den Vorträgen, die uns die Herren General- 
direktor Dr. Frank, Prof. Dr. Rüdenberg und Dr. 
Piloty für morgen vormittag gütigst zugesagt haben, 
werden Sie, meine Damen und Herren, darüber allerlei 
Interessantes hören. 

In der Starkstrom-Kabeltechnik konnte 
durch Einführung der ölgefüllten Hochspannungskabel 
ein beachtenswerter Fortschritt erzielt werden. In Nürn- 
berg wurden die ersten Kabel dieser Art für 100 kV Be- 
triebspannung auf einer Strecke von 9,6 km in Betrieb 
genommen. 

Die Bestrebungen, große Leistungen durch Schalt- 
apparate, die als Löschmittel kein Öl besitzen, ab- 
zuschalten, sind auch im Berichtsiahr von verschiedenen 
Seiten weiterverfolgt worden. Nach Vorschlägen von 
Prof. Ruppel, Frankfurt, scheint es gelungen zu sein, 
einen Druckluftschalter zu entwickeln, der unter 
Rücksichtnahme auf alle den Schaltvorgang beeinflussen- 
den Bedingungen große Leistungen bis zu 500 000 kVA 
gefahrlos abzuschalten gestattet. 


In landwirtschaftlichen Betrieben 
macht sich eine Zunahme der elektrisch angetriebenen 
Melkmaschinen bemerkbar, deren Anzahl zur Zeit 
in Deutschland schon auf etwa 10000 geschätzt wird. 
Auch für Milchzentrifugen wird immer mehr und 
mehr der elektrische Betrieb bevorzugt. 


Durch die aufschlußreichen Arbeiten des „Milch- 
forschungsinstituts in Kiel” in Verbindung 
mit der „Vereinigung der Elektrizitätswerke” nimmt allge- 
mein der elektrische Betriebin Molkereien 
ständig zu; er ist wesentlich hygienischer als der Dampf- 
maschinenantrieb. Wie in den Städten findet man heute 
auch im ländlichen Haushalt Heiz- und Kochappa- 
rate sowie Heißwasserspeicher und besonders 
Futterdämpfer zu Tausenden in Anwendung. 


Ebenso wird der elektrische Strom mit gutem Erfolg 
zur Erwärmung von Frühbeeten und Treibhäu- 
sern benutzt, die in diesem kalten Winter ihre Probe 
bestehen konnten. 


Auch dieelektrischeBeheizungvonBrut- 
apparaten macht neuerdings gute Fortschritte. Wir 
finden heute in Deutschland schon Brutapparate mit 
einem Fassungsraum bis zu 20000 Eiern. 


Wenn trotz aller Anstrengungen der Wissenschaft, 
der elektrotechnischen Industrie und der Elektrizitäts- 
werke und trotz der zum Teil recht guten Erfolge der 
Landwirt noch immer kein besonders großer Abnehmer 
elektrischer Erzeugnisse und elektrischer Arbeit gewor- 
den ist, so liegt dies in der Hauptsache an der schlechten 
Finanzlage der Landwirtschaft, die ja be- 
an in Deutschland ganz besonders stark hervor- 
ritt. 


Die Entwicklung und Anwendung der 
Elektrowärme ist von Wissenschaft, Technik und 
Praxis auch im vergangenen Jahre stark gefördert wor- 
den. Das von Prof. Dr. Dettmar an der Technischen 
Hochschule in Hannover gegründete und vom preußischen 
Staat, von der Industrie, vom „Verband Deutscher Elek- 
trotechniker“ und von anderen Organisationen unter- 
stützte „Forschunesinstitut für Elektro- 
wärmetechnik“” konnte seine erste Arbeit „Über die 
Einzelverluste und den Wirkungsgrad direkt beheizter 
elektrischer Kochgeräte” herausgeben. 


Die Elektroheizune erobert sich allmählich 
auch in industriellen Anlagen ein immer umfangreicheres 
Anwendungsgebiet. Für den Bergbau wurde ein schlag- 
wettersicherer Kabelmassekocher ent- 
wickelt. Die Verwendung von Elektroöfen zur Herstel- 
lung von Edelstahl nimmt zu: Öfen für ein Fassungs- 
vermögen bis zu 8 t wurden dem Betrieb übergeben. — 
Hochfrequenzschmelzöfen versprechen ein 
interessantes Anwendungsgebiet zu werden. 


Durch rationelle Herstellung war es der Industrie 
möglich, vollwertige elektrische Heizgeräte und sonstige 
Haushaltapparate in großen Mengen zu billigen Preisen 
auf den Markt zu bringen. 


Die öffentlichen Elektrizitätswerke 
leisteten diesen Fortschritten durch Verbilligung und 
Vereinfachung ihrer Tarife wesentlichen Vorschub. Es 
erscheint notwendig, auch einmal an dieser Stelle auszu- 
sprechen, daß die oft in Laienkreisen, aber zum Teil auch 
von prominenten Vertretern der elektrotechnischen Indu- 
strie erhobene und besonders auch in der Tagespresse 
immer wieder auftretende Kritik an der Preis 
politik der Elektrizitätswirtschaft in 
hohem Maße unzutreffend und ungerecht ist. Die öffent- 
liche Elektrizitätserzeugung und -verteilung ist so ziem- 
lich die einzige Industrie in Deutschland, die ihre Ver- 
kaufspreise auf der Vorkriegshöhe gehalten, ja vielfach 
schon wesentlich heruntergesenkt hat und andauernd be- 
müht ist, ihre Tarife noch weiter zu ermäßizen, obgleich 
doch alle ihre Ausgaben, sowohl in den Anlagekosten als 
auch für den Betrieb, mindestens so wie für andere Indu- 
striearten gestiegen sind und weiter steigen, und der von 
Jahr zu Jahr wachsende Kapitaldienst sich gerade in den 
Elektrizitätswerken immer drückender geltend macht. 


Die Organisationen der FElektrizitätswirtschaft in 
Deutschland, besonders die „Vereinigung der Elektrizi- 
tätswerke“, der „HKlektrobund” und die ‚„Interessenge- 
meinschaft kommunaler Elektrizitätswerke” unterstützen 
ihre Mitgliederwerke bei ihren für die Allgemeinheit so 
vorteilhaften Bestrebungen in ieder möglichen Weise. 
Darüber hinaus fördern die meisten Flektrizitätswerks- 
verwaltungen, in Verbindung mit den ebenfalls sehr täti- 
een Kreisen der Elektroindustrie, des Elektrogroßhandels 
und der Installationsfirmen, die richtige Anwendung und 
Ausnutzung elektrischer Gebrauchsgegenstände und Ein- 
richtungen in ihren Versorgungsgebieten durch z’eit- 
gemäßePropaegandaundAufklärungin Vor- 
trägen und praktischen Vorführungen, durch kostspielire 
Ausstellungen, Wanderschauen, durch Werbewagen usw. 
sowie durch Überlassung der Geräte zu er- 
leichterten Zahlungsbedingungen was na- 


1606 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 31. Oktober 1929 


turgemäß wiederum eine recht erhebliche finanzielle An- 
spannung für die Elektrizitätswerke bedeutet. , 
Dafür verlangt die Elektrizitätswirtschaft nur, in 
Übereinstimmung und Zusammenarbeit mit dem „Verband 
Deutscher Elektrotechniker“, daß die anzuschließenden 
elektrischen Geräte selbstverständlich solide und ge- 
brauchsfähig sein und den Sicherheitsanforderungen ent- 
sprechen müssen, was dadurch gewährleistet wird, daß 
die Fabrikate durch die von unserem Verbande eingerich- 
tete Prüfstelle untersucht und im Bewührungsfalle 
mit dem bekannten VDE-Zeichen gestempelt werden. 
Alle diese Bestrebungen und Maßnahmen sollten von 
der Öffentlichkeit dankbar anerkannt werden, denn sie 
dienen in erster Linie dem Interesse der Allgemeinheit. 


Ob es der Elektrizitätswirtschaft auf die Dauer mög- 
lich sein wird, ihren „Dienst am Volke“ in dieser groß- 
zügigen und entgegenkommenden Weise fortzusetzen, 
wird angesichts ihrer von Jahr zu Jahr drückender wer- 
denden Finanzlasten kein Fachmann garantieren können. 
Ich, für meine Person, bin eher vom Gegenteil überzeugt. 


Wenn wir nun — zum Schluß — noch einen Blick 
aufdie wirtschaftliche Lage derelektro- 
technischen Industrie Deutschlands wer- 
fen wollen, so müssen wir feststellen, daß die abflauende 
Konjunktur, die sich allgemein im deutschen Wirtschafts- 
leben seit der Jahreswende 1927/28 bemerkbar machte, 
auch auf den Geschäftsgang der elektrotechnischen Indu- 
strie eingewirkt hat, wenn auch teilweise etwas später 
als in anderen Industriezweigen. Im allzemeinen war im 
Jahre 1928 die Beschäftigung noch befriedigend. Im lau- 
fenden Kalenderjahr aber hat die allgemeine Verschlech- 
terung der wirtschaftlichen Verhältnisse weite Kreise 
und Fabrikationszweige der Elektrotechnik recht fühlbar 
erfaßt. 

Die Gründe für diese rückläufige Bewegung sind ja 
bekannt: ; 

ImInland: Kapitalmangel, bei der Industrie selbst 
wie bei ihren Auftraggebern, zu hohe Belastung durch 
Steuern und soziale Aufwendungen, Erhöhung der Ar- 
beitslöhne und dementsprechend der Werkstoffpreise, 
durch verschärften Konkurrenzkampf beeinträchtigte Ver- 
kaufspreise und Gewährung langer Zahlungszicle, da- 
durch steigende Zinsenlasten für die geliehenen Be- 
triebskapitalien usw. 

Im Ausland: Keine Möglichkeit, einen Ausgleich 
für das Nachlassen des Inlandbedarfs herbeizuführen. 
Zwar hat sich der deutsche Export elektrotechnischer Er- 
zeugnisse mengenmäßig gehoben; er betrug 1928 mehr als 
536 Mill RM, fast 22% mehr als im Vorjahr. Aber die 
Auslandsaufträge konnten zu einem großen Teil nur 
unter erheblichen Opfern an Preisen und Zahlungsbedin- 
gungen erzielt werden und wurden vielfach nur herein- 
genommen, um sich nicht vom Weltmarkt verdrängen zu 
lassen und um der Belegschaft Beschäftirungsmöglichkeit 
zu erhalten. Den hohen Zollschranken des Auslandes ge- 
sellt sich für die deutsche Industrie die Unmöglichkeit, 
der Kundschaft so langfristige Kredite zu gewähren, wie 
es die Konkurrenz aus kapitalkräftiren Ländern, z. B. den 
V.S. Amerika, vermag. Auch der Einfluß ausländischer 
Finanzgruppen zugunsten der ausländischen Industrie 
macht sich in steigendem Maße geltend, wie denn allge- 
mein der Wettbewerb des Auslandes auf dem Weltmarkt 
für die deutsche Elektrotechnik von Jahr zu Jahr fühl- 
barer wird, sogar in Deutschland selbst, da die deutschen 
Zölle keinen ausreichenden Schutz mehr gewähren. Die 
Einfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse nach Deutschland 
betrug im abgelaufenen Jahr mehr als 48 Mill RM: sie hat 
sich in den beiden letzten Jahren mehr als verdoppelt. 

Der Abschwächung des Geschäftseanzes suchte die 
deutsche Elektroindustrie durch mörlichste Vervoll 
kommnung und Verbilligune ihrer Her- 
stellunzesmethoden, durch Verbesserung ihrer Be- 
triebseinrichtungen und Erhöhung ihrer Nutzleistung so- 
wie durch zweckımäßigere Ausgestaltung ihrer Erzeug- 
nisse entzegenzuwirken. Die Möglichkeit der Verbilli- 
zung durch die teilweise schon zum wirtschaftspolitischen 
Schlagwort gewordene „Rationalisierung“, die 
doch nur in beschränktem Umfange für Serienfabrikation 
in Betracht kommt, sollte man nicht überschätzen. 


Zur Zeit ist das Gesamtbild der elektro- 
technischen Industrie Deutschlands noch nicht 
so, daß unmittelbarer Anlaß zu Besorgnissen bestände. 
Auf Einzelheiten, so interessant sie auch zum Teil sind, 
kann ich leider diese wirtschaftlichen Betrachtungen aus 
Mangel an Zeit nicht ausdehnen. Wie sich die Zukunft 
gestalten wird, vermag unter den obwaltenden Umständen 
kein Prophet zu weissagen. Es liegt auf der Hand, daß 


sie in hohem Maße von der zukünftigen Lage des allge- 
meinen deutschen Wirtschaftslebens abhängig sein wird. 
Deutschlands Schicksal wird naturgemäß auch das Wohl 
oder Wehe unserer Elektroindustrie sein. 


Wir wollen aber die Hoffnung nicht aufgeben, daß es 
den Anstrengungen aller guten, ihr Vaterland liebenden 
Deutschen doch allmählich gelingen möge, sowohl auf po- 
litischem wie auf wirtschaftlichem Gebiete unser durch 
die gewaltigen Stürıne des letzten Jahrzehnts arg hava- 
riertes Lebenschifflein flott zu erhalten und bald wieder 
in ein freies, ruhiges Fahrwasser zu bugsieren. Dann 
braucht uns auch um die Zukunft der deutschen Elektro- 
industrie nicht bange zu sein. Im friedlichen und freund- 
schaftlichen Wettstreit mit allen Völkern des Erdballes 
wird sie sich dann wissenschaftlich und technisch weiter 
entwickeln und mit den Erzeugnissen ihres Geistes und 
ihrer fleißizen Hände Arbeit dem Wohl, dem Aufwärts- 
streben der ganzen Menschheit dienen können. 


In diesem Sinne möchte ich dem Wunsche Ausdruck 
geben, daß auch die diesjährige Tagung des „Verbandes 
Deutscher Elektrotechniker“ einen Schritt vorwärts auf 
dem mühsamen Wege bedeuten möge, den wir Deutsche 
zu gehen haben. Ich hoffe, daß unsere Verhandlungen, 
von Einigkeit, Sachlichkeit und freundschaftlichem Inter- 
esse auch in dem uns befreundeten Auslande getragen, 
einen guten und Sie alle, meine Damen und Herren, be- 
friedigenden Verlauf nehmen und wertvolle Arbeit für 
die deutsche Elektrotechnik zeitigen mögen. 

Das Wort erteile ich nunmehr dem Oberbürgermeister 
der Stadt Aachen, Herrn Dr. Rombach. 


Rombach, Aachen: Die tausendjährige Stadt Karls 
des Großen entbietet Ihnen durch meinen Mund herz- 
lichen Gruß und Dank! Wir grüßen Sie als die Vertre- 
ter der Welteroberin Technik und freuen uns, daß Sie 
uns heute Gelegenheit geben, in unseren Mauern dem 
Wunder der Aufhebung aller Entfernungen beizuwohnen 
und mitzuerleben, wie der Raum von Haag bis Budapest 
in ein Nichts’ zusammenschrumpft. Die erdumspannende 
Macht des elektrischen Funkens rückt Aachen heute in 
den Mittelpunkt der Beachtung aller technisch Interes- 
sierten, und wohl keiner möchte oder könnte sich aus 
na ausschließen in unserm Jahrhundert der 

echnik. 


Dafür aber, daß Sie unsere Stadt zu dieser Fern- 
tagung gewählt haben, spreche ich Ihnen den Dank der 
Verwaltung und der ganzen Bürgerschaft aus. Aachen, 
die einstige Hauptstadt des ersten germanischen Welt- 
reichs, die Krönungstätte der deutschen Herrscher bis 
tief in das 16. Jahrhundert hinein, das Weltbad der Fen- 
dalzeit, hat sich von jeher auch als Hort der Wissenschaf- 
ten eines hohen Rufes erfreut. Schon der große Ahnherr 
dieser Stadt umgab sich hier mit den gelehrtesten Män- 
nern seines Reiches und erhob den Ort der heißen Quel- 
len zu einer der ersten Kulturstätten in deutschen Gauen. 
Zu eng bemessen ist die Zeit, als daß ich auch nur in 
flüchtiger Skizze die Entwicklung dieser Kultur im „Rom 
diesseits der Alpen“, wie man Aachen rühmend nannte, 
nachzuzeiehnen vermöchte. Heute ist Aachen Sitz der 
einzigen Technischen Hochschule in Rheinland und West- 
falen, und es ist stolz auf diesen Besitz. Wir wissen, was 
die Ilochschule uns, und ahnen auch, was sie Ihnen be- 
deutet: ein Kraftzentrum, von dem aus immer neue Wel- 
len geistiger Energie hinausstrahlen in die Welt diesseits 
und jenseits der politischen Grenzpfähle. Wir Grenz- 
märker halten es für eine besonders glückliche Fürunz, 
daß wir gerade hier, im Schützengraben des Deutschtums, 
ein solches Kraftzentrum aufzuweisen haben. Wir haben 
es brauchen können; das weiß jeder, der auch nur die 
letzten zehn Jahre rheinischer Geschichte kennt: wir 
werden es auch in Zukunft brauchen, wenn es gilt, den 
Weg der internationalen Verständigung mit Hilfe von 
Wirtschaft und Technik zu bahnen, mit Hilfe nicht zu- 
letzt der ausländischen jungen Leute, die hier die wis- 
senschaftliche Grundlage finden für ihren zukünftigen 
Lebensberuf. E 

In den letzten zehn Jahren hatte die Westmark und 
hatte vor allem auch das Aachener Randgebict politisch 
und wirtschaftlich Schwerstes zu tragen. Wenn wir auch 
glauben und hoffen, daß der vielgenannte Silberstreifen 
endlich am Horizont unserer engeren Heimat aufzudäm- 
mern beginnt, — wir sind dankbar für jede Freundes- 
hand, die sich uns zur Mitarbeit am Wiederaufbau ent- 
gegenstreckt. Als die Hergabe einer solchen Freundes- 
hand empfinden wie Ihren Besuch. Wir schlagen ein in 
diese Hand und schütteln sie mit kräftigem Druck, eins 
mit Ihnen in der tiefen Überzeugung, daß da, wo der 
Deutsche zum Deutschen hält, die Zeit der Not und die 


31. Oktober 1929 


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1607 


Not der Zeit nicht ewig dauern können. In diesem Geiste 
heißt Aachen Sie willkommen und wünscht Ihrer Ar- 
beit vollen Erfolg. 


Möge die Erinnerung an diese Tagung so angenehm 
sein und bleiben, daß Sie alle gern wieder einmal in die 
alte Kur- und Kaiserstadt zurückkehren, und möge sie 
alsdann wieder eine freie Stadt sein, die Ihr Kommen 
begrüßt. 


Vorsitzender: Das Wort erteile ich dem Vertreter der 
Reichs-, Staats- und sonstigen Behörden, Herrn Ministerial- 
direktor Dr. Staudinger. 


Staudinger, Berlin: Namens der Reichsregierung und 
der Preußischen Staatsregierung begrüße ich die Jahres- 
versammlung des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker”. 
Es ist mir eine ganz besondere Freude, an dieser Ver- 
sammlung teilzunehmen, zu der die führenden Männer der 
elektrotechnischen Industrie und der Elektrizitätsversor- 
gung zu einem Meinungsaustausch zusammengekommen 
sind. Die Elektrizitätswirtschaft gehört zu denjenigen 
Wirtschaftzweigen, die ein Musterbeispiel der durch 
Kriez und wirtschaftliche Bedrängnisse ungebrochenen 
deutschen Schaffenskraft geben. Gewaltig sind die in der 
Elektroindustrie in den letzten Jahren erzielten Leistun- 
gen, die auch überall im Ausland die höchste Anerken- 
nung finden. Die im nächsten Jahre in Berlin stattfin- 
dende Weltkraftkonferenz ist dazu berufen, von dem 
Stande der Kraftwirtschaft überhaupt und der Stellung, 
die die deutsche Elektrowirtschaft darin einnimmt, ein 
umfassendes Bild zu geben. 


Nur durch die Zusammenarbeit zwischen der elektro- 
teehnischen Industrie und den Versorgungsunternehmun- 
gen sowie den Versorgungsunternehmungen untereinan- 
der war es möglich, die zum Wohl der gesamten Wirt- 
schaft so notwendigen Fortschritte in der Elektrizitäts- 
wirtschaft herbeizuführen. Es gibt wohl kaum eine an- 
dere Industrie, in der die Vorteile einer rationellen Zu- 
sammenfassung so offenbar und unbestreitbar sind wie hier. 


Die heutige Versammlung des „Verbandes Deutscher 
Elektrotechniker” findet zu einem Zeitpunkt statt, den ich, 
ohne daß ich glaube, mich damit einer Übertreibung 
schuldig zu machen, als einen historischen Moment in 
der Geschichte der Elektrizitätsversorgung bezeichnen 
möchte: Der Zusammenschluß der deutschen Großerzeu- 
gungs- und Verteilungsunternehmungen ist vollzogen, 
nachdem auch die großen westdeutschen Unternehmungen 
ihren Beitritt in die Aktiengesellschaft für Deutsche 
Flektrizitätswirtschaft angemeldet haben. Damit ist die 
Organisation vollendet, die eine wirklich umfassende Ra- 
tionalisierung der Großerzeugung und Großverteilung im 
gesamten deutschen Wirtschaftsgebiet ermöglicht. 


Die Tagesordnung Ihrer morgigen Sitzung ist diesem 
Problem des Zusammenschlusses der großen Netze ge- 
widmet. Ich möchte meinerseits nur darauf hinweisen, 
daß der erfolgte Zusammenschluß der Großerzeuger mir 
auch dadurch ausgezeichnet erscheint, daß er aus volks- 
wirtschaftlicher Erkenntnis im Wege freier Vereinba- 
rung zustande gekommen ist. Auf dieser Grundlage er- 
hofft die Staatsregierung eine fruchtbare Arbeit, so daß 
der viel erörterte Weg einer gesetzlichen Regelung auf 
diesem Gebiete endgültig entbehrlich geworden ist. Der 
„verband Deutscher Elektrotechniker“ hat sich ein großes 
Verdienst damit erworben, daß er den größten Teil die- 
ser Tagung neben dem Austausch technischer Erfahrungen 
der Erörterung der Fragen der elektrizitätswirtschaft- 
lichen Zusammenarbeit gewidmet hat, und ich schließe 
meine Worte mit dem Wunsche, daß die Tagung für alle 
Teilnehmer und für die deutsche Wirtschaft reichen Nut- 
zen tragen möge. 


Vorsitzender: Das Wort hat S. Magnifizenz Herr 
Prof. Hoff, Rektor der Techn. Hochschule Aachen, für 
die Technischen Hochschulen und wissenschaftlichen In- 
stitute. 


Hoff, Aachen: Meine schr geehrten Herren! Ich habe 
die Ehre und die Freude dem „Verband Deutscher Elektro- 
techniker” zu seiner 34. Jahresversammlungz im Namen der 
deutschen Technischen Hochschulen beste Grüße zu über- 
mitteln. Die Technischen Hochschulen haben stets leb- 
haften Anteil an Ihren Aufgaben und Bestrebungen ge- 
nommen. Es bestehen alte lebhafte Wechselbeziehungen 
zwischen Ihnen und uns. Davon zeugen die Namen Ihrer 
Gründer, Ihrer bisherigen Verbandsleiter und Ihrer Aus- 
schußmitglieder. Wir wünschen Ihnen von Herzen einen 
glücklichen und erfolgreichen Verlauf Ihrer diesjährigen 
Tagung. Zum ersten Male haben Sie unsere Stadt Aachen 


als Sitz Ihrer Hauptversammlung gewählt. Dieser Ent- 
schluß hat lebhaften Widerhall bei den Angehörigen un- 
serer Hochschule gefunden, die im Begriff steht, ein 
neues Lehr- und Forschungsinstitut für Elektrotechnik 
seiner Bestimmung zu übergeben Im Namen des Lehr- 
körpers unserer Hochschule entbiete ich Ihnen einen 
ersten herzlichen Willkommgruß in unserer Hochschul- 
stadt. Es gereicht uns zur besonderen Freude, daß wir 
Ihnen die Räume unserer Hochschule für Ihre Vorträge 
und Fachberichte zur Verfügung stellen durften. Ihr 
Verband nimmt unter den technisch-wissenschaftlichen 
Vereinen unseres Landes einen hervorragenden Platz ein. 
Keiner hat aber einen so schnellen und glänzenden Auf- 
stieg genommen, wie der Ihrige. Die Geschichte Ihres 
Verbandes spiegelt die ganze glanzvolle, von beispiel- 
losem Erfolg begleitete neuere Geschichte der Elektro- 
technik wider. Wir erblicken in Ihrem Verband den 
berufenen Vertreter der Elektrotechnik überhaupt sowie 
aller der wichtigen Belange, die mit der Elektrotechnik in 
Zusammenhang stehen. Schon bei der Gründung Ihres 
Verbandes wurde als seine vornehmste Aufgabe bezeich- 
net: Förderung, Vertiefung und Verbreitung der Wissen- 
schaft. Die Berichte Ihrer Vorsitzenden auf den Jahres- 
versammlungen stehen da wie Meilensteine auf dem 
Wege, den die elektrotechnische Wissenschaft und Hand 
in Hand mit ihr die elektrotechnische Industrie in den 
letzten 34 Jahren zurückgelegt hat. Aus diesen Berich- 
ten ersieht man auch deutlich die große volkswirtschaft- 
liche Bedeutung der elektrotechnischen Industrie und der 
Elektrizitätswirtschaft. Überdies geben sie ein lebendi- 
zes Bild von dem Zusammenhang der Elektrotechnik mit 
dem Leben und Streben der Kulturvölker. Die Anwen- 
dung der Elektrizität in den Großstädten sowohl wie in 
den kleinsten und entlegensten menschlichen Siedlungen, 
in der Großindustrie wie im Kleingewerbe, für den Fern- 
und Nahverkehr, im Nachrichtenwesen, wie zur täglichen 
Unterhaltung wird heute als eine Selbstverständlichkeit, 
als eine Notwendigkeit angesehen. Dabei wird fast ver- 
gessen, daß kaum mehr als ein Menschenalter vergang :n 
ist, seitdem die ersten Anfänge dieser neueren Entwick- 
lung der Elektrotechnik festgestellt werden konnten. 


Darauf hinzuweisen, daß Ihr Verband hierbei einen 
großen, einen überragenden Einfluß gehabt hat, darf 
Ihre Jahresversammlung willkommener Anlaß sein. Die 
stattlichen Bände Ihrer „Elektrotechnischen Zeitschrift“ 
sind unvergängliche Dokumente von Ihrem Wirken und 
Streben, von Ihren Mühen und Arbeiten, aber auch von 
Ihren Erfolgen. 


Die Wirksamkeit Ihres Verbandes erfreute sich von 
Anfang an allseitiger voller Anerkennung und T/nterstüt- 
zung sowohl seitens der Industrie als auch seitens der 
Behörden, sowohl durch die Hersteller als durch die Ver- 
braucher, durch die Gesetzgeber und durch die Vertreter 
der Wissenschaft. Ihre Arbeiten sind zum Teil vorbild- 
lich gewesen für gleichartige in anderen Organisationen. 


Ich darf am heutigen Tage zum Ausdruck bringen, 
daß die Technischen Hochschulen Ihre fernere gedeih- 
liche Entwicklung wünschen und erhoffen, und daß sie 
gewillt sind, Sie dabei mit allen Kräften zu unterstützen. 


Vorsitzender: Das Wort erteile ich für die befreun- 
deten inländischen Vereine und Verbände’ dem Staats- 
minister a. D., Herrn Dr. Dr. h.c. Wendorff. 


Wendorft, Berlin: Hochgeehrte Versammlung! Na- 
mens der berufsverwandten Vereine und Verbände 
Deutschlands habe ich die Ehre, den „Verband Deutscher 
Elektrotechniker” zu seiner 34. Jahresversammlung herz- 
lich zu begrüßen, ihm für die freundliche Einladung zu 
seiner Tagung verbindlichen Dank zu sagen und seinen 
Verhandlungen einen erfolgreichen Verlauf zu wünschen. 
Damit bitte ich die Begrüßung der befreundeten Verbände 
und Vereine verbinden zu dürfen, die außerhalb der Gren- 
zen unseres deutschen Vaterlandes zwar räumlich von 
uns getrennt, aber dennoch in enger Geistesgemeinschaft 
und unmittelbarem Gedankenaustausch an der heutigen 
Veranstaltung teilnehmen. In der Erweiterung der Ver. ` 
sammlung zu einer Ferntagung großen Ausmaßes dürfen 
wir, glaube ich, den sinnfälligen Ausdruck der erfolg- 
reichen Fortentwicklung der Elektrizität in wissenschaft- 
licher, technischer und wirtschaftlicher Beziehung er- 
blicken und hoffnungsvoll begrüßen. Wir stehen damit in 
den erfolgversprechenden Anfängen einer noch unabseh- 
en Kette von Fortschritten und Entwicklungsmöglich- 

eiten. 


Die Elektrizität als Überwinderin räumlicher Entfer- 
nungen, als Brücke zwischen den Nationen und Welttei- 
len, das ist das hohe Ziel, nach dem wir alle streben und 


1803 


zu dem die Entwicklung hindrängt. Gemeinschaftsarbeit 
zu wirtschaftlicher und kultureller Hebung der Welt, das 
ist bisher die Grundlage, das wird möglichst noch in er- 
höhtem Maße künftig die Aufgabe unserer elektrizitüäts- 
wirtschaftlichen Betätigung sein. 


Unter diesem Leitsatze steht die diesjährige Ver- 
bandsversammlung als Ferntagung und mit den wichtig- 
sten Gegenständen ilırer Tagesordnung: „Der Weltfern- 
sprechverkehr”, „Der Zusammenschluß großer Netze im 
Lichte der Elektrizitätswirtschaft“ sowie „Das Verhalten 
der Kraftwerke und Netze beim Zusammenschluß” und 
dessen Wirkungen auf den Betrieb: all das steht unter 
dem einen Nenner der Zusammenarbeit über weite Ent- 
fernungen hinweg. 


Dankbar beglückwünsche ich den VDE, daß er, wie 
bisher, auf dem Wege weltwirtschaftlicher Entwicklung 
der Elektrizität auch weiterhin Wegbereiter und Bahn- 
brecher sein und bleiben wird. Der Mitarbeit der be- 
freundeten inländischen Vereine und Verbände dabei darf 
er versichert sein. 


l In diesem Sinne nochmals ein kräftiges Glückauf für 
die heute beginnende Tagung und die zukünftige Ent- 
wicklung des verehrten, gastgebenden VDE! 


Vorsitzender: Meine Damen und Ilerren! Für die 
freundlichen Worte der Herren Vorredner spreche ich 
diesen Herren im Namen des „Verbandes Deutscher Elek- 
trotechniker“ herzlichen Dank aus. Ihren Ausführun- 
sen, meine sehr verehrten Herren, durften wir für uns 
cine wohlwollende und wohltuende Anerkennung entneh- 
men, die wir selır zu schätzen wissen. Wir werden alle- 
zeit bemüht bleiben, uns dieser freundlichen Gesinnung 
würdig zu erweisen. Ich bitte nunmehr Herrn Ministerial- 
direktor Dr. Craemer, das Wort zu seinem Vortrage 
ergreifen zu wollen. 


(Der Vortrag des Herrn Ministerialdirektor Dr. Crae- 
mer: „Der Weltfernsprechverkehr. Seine Entwicklung und 
Redeutung für Wirtschaft und Kultur“ ist in der ETZ 1929, 
S. 959 veröffentlicht.) 


Herr Ministerialdirektor Dr. Craemer hat uns mit 
seinem glanzvollen Vortrage einen so anschaulichen 
Einblick und Ausblick in das Wesen und die Zukunft 
des internationalen Fernsprochverkehrs gewährt, daß 
ich sicher bin, in Ihrer aller Namen zu sprechen, 
wenn ich Herrn Craemer dafür aufrichtigen und herz- 
lichen Dank sage. — Zu Herrn Craemer gewandt — Dank 
für Ihre hochinteressanten und trotz knapper Kürze so 
viel sagenden fachmännischen Ausführungen und ganz 
besonderen Dank dafür, daß Sie sich in Ihrem otio cum 
dignitate der großen Mühe unterzogen haben, diesen 
Vortrag und die mit ihm eng verknüpfte heutige Fern- 
tagung so ausgezeichnet vorzubereiten. 


Nunmehr darf ich Sie, meine verehrten Damen und 
Herren, um besondere Aufmerksamkeit für unsere aus- 
ländischen Freunde bitten. — Ich erteile zuerst das Wort 
Herrn Direktor Beekman vom Königlich Niederländi- 
schen Ingenieur-Institut im Haag. 


Beekman, Haar: Schr geehrte Zuhörer! Als Vor- 
sitzender der Abteilung für Elektrotechnik des König- 
lichen Ingenieur-Instituts in Holland ist cs mir eine 
vroe Freude, die uns heute gebotene Gelegenheit zu be- 
nutzen, den „Verband Deutscher Elektrotechniker”, taxend 
in Aachen, begrüßen zu dürfen. 


Ihr Verband hat uns auch diesmal eingeladen, um 
teilzunehmen an seinen Beratungen, und wir haben gern 
die Einladung angenommen. Aber Sie haben mehr getan, 
Sie haben die Initiative zu einer Ferntaxung ergriffen, 
so daß unsere ganze Abteilung gewissermaßen in Aachen 
anwesend ist. 


Die in den verschiedenen Ländern verlegten Fern- 
kabel, welche im Anfang nur dem inländischen Verkehr 
dienten, sind in rascheım Tempo ausgebaut, so daß An- 
vliederung an andere Staaten möglich war. Mittels des 
internationalen Komitees für Fernsprechverbindunzen 
auf große Entfernungen wurden Richtlinien festgesetzt, 
welche grundlegend sind für Ausbau und Instandhaltung. 


Die heutige Tagung soll den Beweis erbringen, daß 
die Fernverbindungsen nicht nur dazu dienen, Nachrichten 
von Person zu Person zu übermitteln, sondern auch daß 
Gruppen von Personen, mehrere hunderte Kilometer von- 
einander entfernt, in enge Verbindung gebracht werden 
können, so wie es heute der Fall ist. Es ist etwas Neues, 
und wir werden dies ebenso lernen müssen wie früher 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


31. Oktober 1929 


das normale Telephonieren, auch dies war einmal neu, 
nur sind die Schwierigkeiten, welche jetzt zu überwinden 
sind, trotz der Erfahrung, bedeutend größer. So verlangt 
eine Lautsprecheranlage mehr Vorbereitung als ein per- 
sönlicher Anruf, eine direkte Kupplung von Mikrophon 
und Lautsprecher, welche Eigenschwingungen hervor- 
rufen kann, soll vermieden werden und müssen Ein- 
schwingvorgänge und Verzerrung berücksichtigt werden. 


Einer Reihe von deutschen theoretischen und experi- 
mentellen Arbeiten verdanken wir, daß die Schwierizkei- 
ten praktisch beseitigt sind, wie wir das von deutscher 
Wissenschaft und Technik, von deutscher Ausdauer ge- 
wohnt sind. Selbstverständlich bilden Ferntagunszen 
keinen vollkommenen Ersatz für die Anwesenheit an Ort 
und Stelle; der persönliche Kontakt, das Sehen fehlt 
noch, aber es ist doch schon viel erreicht, und der stetize 
Fortschritt der Fernbildübertragung läßt uns hoffen, dab 
wir z. B. auch das Bild des Redners und vielleicht auch 
der nächsten Umgebung sehen werden. Ich benutze die 
uns gebotene Gelegenheit gerne, auch ein kurzes Wort 
an die Kollegen in Ungarn und Österreich zu richten. 


Namens des IIerrn Prof. Feldmann, Präsident der 
IEC, und Herrn Dr. Bähler, welche zu Pfingsten 
mit mir in Budapest waren, bringe ich Herrn Prof. Zi- 
pernowsky nochmals Dank für seine freundliche Auf- 
nahme durch den „Ungarischen Elektrotechnischen Verein“ 
und in seinem Heim. Ich begrüße ferner Herrn Hofrat 
Blathy, Herrn Direktor Wilezeck und bitte, uns 
ihren Damen empfehlen zu wollen. Desgrleichen begrüße 
ich auch die Herren aus Österreich; in erster Linie die- 
jenigen, welche ich kennenzulernen gelegentlich der Ta- 
gung der „Vereinigung der Elcktrizitätswerke” in Wien 
die Ehre hatte. 


Zum Schlusse spreche ich die Hoffnung aus, daß 
diese und folgende Ferntagunsen dazu beitragen mögen, 
die Entfernungen zwischen Ländern und Völkern auf ein 
Minimum zu reduzieren; ich wünsche der VDE-Ver- 
sammlung eine gedeihliche Beratung und bitte unser 
auch heute Abend gedenken zu wollen. Good bye, every 
body, good bye. 


Vorsitzender: Ich bitte nunmehr den Vorsitzen- 
den des Elektrotzchnischen Vereins Wien, Herrn Hofrat 
Prof. Dr. Reithoffer, das Wort nehmen zu wollen. 


Reithoffer, Wien: Sehr verehrte Damen und Herren! 
Ich habe die ehrenvolle Aufgabe, die diesjährige Tagunz 
des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker” im Namen 
des „Elektrotechnischen Vereins in Wien“ als dessen 
derzeitiger Präsident zu begrüßen. Den Tagungen 
dieses Verbandes wird von der Fachwelt immer mit 
großem Interesse entgegengesehen, denn in der wissen- 
schaftlichen und praktischen Entwicklung der Elektro- 
technik spielt Deutschland eine hervorragende Rolle. 
Wichtige Fragen der Gegenwart werden auf der Ver- 
bandstagung behandelt, und neue Ausblicke in die Zu- 
kunft eröffnet. Nach der hohen Entwicklung der Stark- 
stromtechnik stehen gegenwärtig die Aufgaben der 
Schwachstromtechnik im Vordergrunde. Die Entwicklung 
der Radiotechnik und der Fernkabeltelephonie haben den 
elektrischen Nachrichtenverkehr in einer ununterbroche- 
nen Reihe von Verbesserungen auf eine hohe Stufe der 
Vervollkommnung gebracht, und immer noch werden neue 
Aufgaben gestellt und gelöst. Welche wichtige wirt- 
schaftliche und kulturelle Bedeutung der Entwicklung 
der Nachrichtentechnik zukommt, braucht wohl nicht be- 
sonders ausgeführt zu werden. In einer klassischen Form 
bringt dies die Eröffnungsitzung der Aachener Tagung 
zum Ausdruck. Vier \Versammlungsäle von Fachver- 
einen in entfernt liegenden Städten, Haag, Aachen, Wien 
und Budapest, sind durch Fernkabel und entsprechende 
Einrichtungen zu einer akustischen Einheit verbunden 
worden, und die Versammlungen von Fachgenossen in 
diesen vier Städten sind in die Lage versetzt, gegenseiti- 
gen Gedankenaustausch zu pflegen. Nicht fern mehr 
liegt die Zeit, in der die Technik auch die Möglichkeit 
bieten wird, nicht bloß die fernen Vorträge zu hören, 
sondern auch experimentelle Vorführungen zu sehen. 
Großartire Ausblicke in die Zukunft eröffnen sich da- 
durch. Da die Verhandlungen der Aachener Tagung 
auch durch den Sender „Langenberg“ und den Deutsch- 
landsender übertragen werden, so gehört der Zuhörer- 
kreis dieser Eröffnungsitzung wohl zu den größten, den 
je eine solche Versammlung erreichen konnte. 


Der „Elektrotechnische Verein in Wien” ist mit dem 
„Verband Deutscher Elektrotechniker” aufs engste be- 
freundet, und zwischen vielen der beiderseitigen Mitglie- 
der bestehen persönliche Beziehungen. An den Tagungen 


31. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44 


1808 


des Verbandes war unser Verein immer durch Abge- 
sandte vertreten. Auch in diesem Jahre haben wir einen 
solchen in der Person unseres Vizepräsidenten, des Herrn 
Direktor Dr. Markt, entsendet. Aber diesmal wird 
uns mehr ermöglicht. Die Gesamtheit unseres Vereines 
kann durch die geschaffenen technischen Einrichtungen 
an der Eröffnunesitzung der Verbandstaxzunz teilneh- 
men. Wir haben zu diesem Zwecke unsere Mitglieder zu 
einer außerordentlichen Sitzunz in den Festsaal des 
Österreichischen Ingenieur- und Architektan-Vereincs 
einberufen und viele andere Ver.ine und Körperschaften, 
bei denen wir technisches oder wirtschaftliches Interesse 
voraussetzen durften, zu dieser bemerkenswerten Vorfüh- 
rung eingeladen. Zahlreich ist die Versammlung, die un- 
serem Rufe gefolet ist, um diese neue Großtat der Elek- 
trotechnik zu erleben. 


Forschen und Schaffen sind in Deutschland nach 
schwerer Krise trotz hemmender wirtschaftlicher Be- 
lastung zu neuer Blüte gelangt, und deutscher Geist und 
deutsche Tatkraft sind wieder am Werke. Mit deutschem 
Schlaxre unserer österreichischen Herzen verfolgen wir 
jede Kulturtat unserer Brüder im Reiche. 

Wir entbieten unseren deutschen Fachkoll»zen unsere 
besten Grüße und wünschen der Aachener Tagung des 
„verbandes Deutscher Elektrotechniker” vollsten Erfolg. 


Vorsitzender: Meine Damen und Herren! Nunmehr 
wird der Vorsitzende des Ungarischen Elektrotech- 
nischen Vereins, Herr Hofrat Prof. Carl Ziper- 
nowsky, in Budapest die Güte haben, zu uns zu 
sprechen. 

Zipernowsky, Budapest: Geehrte Ferntagune! Im 
Namen des Ungarischen Elektrotechnischen Vereins be- 


grüße ich die Jahresversammlung des „Verbandes Deut- 
scher Elektroteehniker”. Ich beginne mit Worten unseres 
tiefrefühlten Dankes an die Leitung des Verbandes für 
die Auszeichnung, die uns durch die Einladung zu dieser 
gemeinsamen Tagung zuteil wurde. — Wir schätzen diese 
Ehrung um so höher, als sie uns Gelegenheit bietet, an 
einem Ereignis elektrotechnischen Charakters teilzuneh- 
men, welchem in vielen Beziehungen eine bahnbrechende 
Bedeutung zukommt. — Es sei mir persönlich gestattet, 
als vermutlich dem Ältesten unter den Versammelten, 
der auf eine etwa 53jährire Tätirkeit in der Elektro- 
technik zurückblicken kann, meiner dankbaren Befriedi- 
gung Jarüber Ausdruck zu geben, daß es mir gegönnt 
war, dieses sowohl fachlich als auch seelisch epochale Er- 
eienis miterlebt zu haben. 

Ich benutze diese gute Gelegenheit dazu, um den ge- 
meinsam tazenden deutschen, österreichischen und hollän- 
dischen Vereinen wiederholt unseren wärmsten Dank da- 
für auszusprechen, daß Sie sich anläßlich der jüngst ab- 
relaufenen Jubiläums-Feierlichkeiten unseres Vereins so 
glänzend haben vertreten lassen und auf diese Weise 
Ihren freundschaftlichen Gefühlen für uns und unser 
Land einen so ehrenden Ausdruck verlichen haben. 


Wenn ich nun aus der Ferne einen Blick werfe auf 
das, was hier eigentlich geschieht, so finde ich ein eigen- 
artiges Bild. Wir alle, die wir hier sprechen, hören und 
rleichzerichtet denken und fühlen, billen den Gegenstand 


einer «eroßartiren elektrotechnischen Fixperimentalvor- 
führung, veranstaltet in einem Versuchsraum von etwa 
1000 km Längenausmaß, auf welchem sieben Appa- 
ratesätze mit sieben Beobachtererruppen verteilt sind. 


An vier Stellen dieses Laboratoriums befinden sich die 
Objekte des Versuches, — nämlich wir selbst, die Teil- 
nehmer mit unseren Sprach- und llörorzanen, nicht weni- 
ger aber mit unseren geistigen und emotionellen Funktio- 
nen. Dieser Massenaustausch von Gedanken und Gefüh- 
len auf elektrischhm Were zwischen Menscheneruppen, 
die auf einen halben Kontinent verteilt sind, bildet wahr- 
lich für alle Teilnehmer ein unvergeßliches Erlebnis. 

Wir als Elektrotechniker geben dureh diesen an uns 


selbst durchgeführten Großversuch auch allın anderen 
Menschen eine Anleitung dazu, wie sie unsere techni- 


schen Mittel zur internationalen Verständigung verwen- 
den können. Die Folgen dieser neuentstandenen Möglich- 
keit für eine friedliche Zusammenarbeit der Völker sind 
heute kaum abzusehen. Weitausblickende Politiker wer- 
den wohl mit den grenzüberschreitenden Fähigkeiten der 
strömenden und strahlenden Klektrizität rechnen müssen. 

Wenn ieh nun auf die Zeit zurückblicke, die seit 
etwa 50 Jahren verstrichen ist, so sehe ich am Anfang 
Mlektrotechniker, für die es eine sensationelle Befriedi- 
gung bietet, eine Dynamomaschine hergestellt oder eime 
neue Bogenlampen-Ko.astruktisn erfunden zu haben. - Die 


Telegraphentechniker waren um diese Zeit allerdings 
D D Ae D N 
schon viel weiter. UÜberscetelesraphie und Ferndruck- 


apparate sind längst gelöste Probleme. Das Telephon wird 
eben erfunden, aber seine Bedeutung noch gar nicht er- 
kannt. Ks heißt damals allgemein, daß die Elektro- 
technik noch in den Kinderschuhen stecke. Heute hin- 
gcgen können wir schon von wahrhaftigen Umwälzungen 
sprechen, weiche sich auf das Gesamtgebiet der mensch- 
lichen Zivilisation erstrecken. Ein anderes Schlagwort 
aus jener Zeit ist das von der Proteus-artigen Natur der 
elektrischen Energie. Diese Feststellung hat sich glän- 
zend bewährt. Es gibt kaum einen Zweig der mensch- 
lichen Tätigkeit, der die Elektrizität nicht in seinen 
Dienst gestellt hätte. Auch die Wissenschaft hat der 
Elektrotechnik unschätzbares zu danken — gleichsam als 
Gegendienst für alles das, was die celektrotechnische 
Praxis den Forschungsergebnissen der Gelehrten ent- 
nommen hät. P 
Und trotz alledem müssen wir uus das gegenseitige 
Geständnis ablegen, daß die Elektrotechnik den Kinder- 
schuhen noch immer nicht entwachsen ist. Einige Bei- 
spiele mögen die Lage beleuchten. Die moderne Glüh- 
lampe weist wohl einen etwa fünfmal so hohen Wir- 
kungsgrad auf als die erste. Wie weit sind wir aber 
noch von dem etwa 50prozentigen Wirkungsgrad, den die 
Physiker als voraussichtliches Optimum errechnet haben? 
Auch die Konstrukteure von Maschinen und Transforma- 
teren sind mit den isolierten Leitern unzufrieden, welche 
ihnen die Kabeltechnik zur Verfügung stellt. Sie haben 
die Hoffnung auf eine hitzebeständige Isolation wohl 
schon beinahe aufgegeben, aber trotzdem darf man vor- 
aussagen, daß es der Stoffkunde einmal gelingen wird, 
eine haltbare Drahtisolation herzustellen, welche sich 
konstruktiver ansehen wird, als die aus Pflanzenfasern 
hergestellte. Von gleicher Bedeutung wären magnetische 
Legierungen mit höheren Permeabilitäten und gerin- 
geren Verlustwerten, als die bekannten Legierungen auf- 
weisen. So könnte man noch zahlreiche Verbesserungen 
anführen, wie die des Überstrom- und Überspannunes- 
schutzes, der großen Schalter, vieler Fernübertragunegs- 
verhältnisse usw. usw., deren Durchführung nicht nur 
Teilprobleme lösen, sondern zufolge der Beseitigung gro- 


Rer Schwierirkeiten auch prinzipiell das Betreten neuer 


Wege ermöglichen würde. Nicht weniger wichtig wäre 
die Einstellung neuer technischer Mittel, wie z. B. die der 
Elektronenströmung, welche allerdings nicht unter dieser 
Bezeichnung schon in den Anfangsiahren als Arbeitsele- 
ment der Borenlampen verwendet wurde, heute aber nur 
in Queceksilbergrleichrichtern den Zwecken der Stark- 
strointechnik dient. Hier liegt ein sehr umfangreiches 
und dankbares Arbeitsgebiet für die heutige und nächste 
Generation. 

Ich hege die bestimmte Hoffnung, daß ein Redner 
der drahtlosen Weltferntagung im Jahre 1979 ebenso 
wohlwollendnachsiehtig auf den gegenwärtigen Stand der 
Elektrotechnik zurückblicken wird, wie die heutige elek- 
troteehnische Jugend auf die siebziger Jahre des vergan- 
genen Jahrhunderts zurückblickt. Die Voraussicht liegt 
nahe, daß dieser noch ungeborene Kollege wieder fest- 
stellen wird, daß die Klektrotechnik sich noch immer in 
den Kinderschuhen befinde. 

Geehrte Ferntagung! Gestatten Sie nun, daß ich 
zum Schluß als einer der Veteranen der Elektrotechnik 
und als langjähriger Lehrer meine Worte an die Jugend 
unter Ihnen richte. Ich weiß wohl, daß Sie keiner An- 
feuerung bedürfen. Hat ja die Elektrotechnik die Figen- 
tümliehkeit, ihre Jünger mit einem unzerreißbaren Bande 
festzuhalten. Es geht von ihr wie eine magische Wir- 
kung aus, sozusagen als Symbol der mehr geahnten als 
bewußten Tatsache, daß die Elektrizität die Urkraft des 
Lebens ist. Wer Sich der Elektrotechnik ergeben hat, 
ist ihr für Zeitlebens ausgeliefert. Wenu Sie nun, meine 
jüngeren Fachzenossen, zu Ihrer täglichen Arbeit zurück- 
kehren, so bitte ich Sie, eines nicht außer acht zu lassen: 
es ist dies die Erkenntnis der Tatsache, daß die Elektri- 
zität, als Gegenstand der menschlichen Betätigung be- 
trachtet, ähnlich bipolarer Natur ist, wie sie sich uns als 
natürliches Agens zeigt. Der eine Pol heißt: Wissen- 
schaft, der andere: Wirtschaft. So soll auch die Arbeit des 
praktischen Blektroingenieurs stets bipolar vor sich gehen. 
Pflegen Sie beide Richtungen! Nur so wird Ihre Tätig- 
keit der Menschheit den vollen Nutzen bringen, den Ihre 
Vorgänger von Ihnen als Anerkennung für die geleistete 
Vorarbeit zu erwarten sich berechtizt fühlen. 

(Fortlselzung folg') 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
“Der (teneralsekretär: 
P. Schirp. 


1810 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


31. Oktober 1929 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
' Berlin W 57, Kurfürstenstraße 15/16. 


', Betr.: Unberechtigte Benutzung des VDE-Zeichens. 


‚Es befinden sich Schraubkappen (Stöpselköpfe) im 
Handel, welehe das dem Verband Deutscher Elektrotech- 


SITZUNGSKALENDER. 


Thüringer Elektrotechnischer Verein, Erfurt. 8. XT. 
1929, abds 8h, Restaurant Münchener Bürgerbräu: Vorfüh- 
rung neuer Rundfunkgeräte. 


Lichttechnische Gesellschaft Karlsruhe. 15. XT. 1929. 
vorm. 94h, kl. Saal des Konzerthauses Karlsruhe: 8. Jahres- 
vers. mit folg. Vorträgen: Prof. J. Teichmüller, „Über 
die Erfind. d. el. Glühlampe u. ihre kulturgeschichtl. Bedeut.” 
Dir. H. Pohl, „Über die Herstell. d. el. Glühlampe von den 
ersten Kohlefadenlampen bis zu den modernen Wolframdraht- 
lampen“. Dr. W. Köhler, „Über die Bedeut. d. el Glüh- 
lampe f. d. moderne Lichttechnik“. Dr. H. Lux, „Edison als 
Mensch u. Erfinder“. Vorführ. historischer Glühlampen, 


(Arbeitsgemeinschaft für Auslands- 
und Kolonialtechnik), Vortragsreihe über „Technische 
Sonderbedürfnisse im Ausland. Die Tech- 
nik in warmen und heißen Ländern.“ Hörsaal 
H 120 der T. H. Berlin, abds. 6... sh. 

6. XI. 1929 Prof. Dr. Gg. Wegener, „Das Bevölke- 
rungsproblem der Erde“. 13. XI. Dr. A. Dix, „Die Roh- 
stoffe der heißen Länder“. 27. XL Dir. J. Loag, „Die 
Tropen und Subtropen als Absatzgebiete*“. 4. XII. Dr. R. 
Böhmer, „Besiedlung der heißen Länder“. 11. XII. Prof. 
Dr. Ziemann, „Hygiene und Krankheiten in den Tro- 
pen“. 18.XII. Prof. Dr. Kaßner, „Begriff und Klima der 
Tropen und Subtropen“. 15. 1. 1930. Dr.-Ing. Keller, 
„Wassererschließung und Entsumpfung“. 22. I. Dipl.-Ing. 
Marggraff, „Bau und Betrieb von Verkehrswegen in 


Akotech, Berlin. 


Übersee“. 29. I. a) Dr.-Ing. K. Lubowskvy, „Krafterzeu- 
gung“. b) Ing. Kleemann, „Kraftantrieb“. 5. II. Dipl.- 


Ing. Lörcher, „Wohnungs-, Siedlungs- und Städtebauten“, 
12. II. Obering. Mertz, „Mechanisierung der tropischen 
Landwirtschaft“. 19. IT. Dr. Karstedt, „Arbeiterbe- 
schaffung und behandlung“. 

Karten für den ganzen Kursus 4 RM, für Angehörige 
aller Hochschulen 2 RM (gegen Ausweis), Karten für ein- 
zelne Vorträge je 1 RM, für Angehörige aller Hochschulen 
je 0,50 RM, erhältlich im Außeninstitut der T. H., Zimmer 
138 a (Frl. Koch). 


PERSÖNLICHES. 


(Mittellungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


Hochschulnachrichten. — Bei der Fakultät für AN 
gemeine Wissenschaften der T. H. Aachen wurde dem Pri 
vatdozenten Dr. L. Strauss ein Lehrauftrag für Lite- 
raturwissenschaft erteilt. 


LITERATUR. 
Besprechungen. 


Lehrbuch der Elektrotechnik. Von Dr. Lk 
Blattner, 4 Aufl. 2. Teil. Mit 342 i. d. Text gedr. 
Fis, VHI u. 393 S. in 8%. Verlag K. J. Wyss Erben, 
Bern 1928. Preis geb. 15 RM. 

Das flüssig geschriebene, mit guten Abbildungen 
ausgestattete Buch erfuhr innerhalb von 20 Jahren die 
vierte Auflage, die der Verfasser selbst den Fortschrit- 
ten der Neuzeit entsprechend umarbeitete. Blattner bringt 
zunächst Grundlegendes über den Ein-, Zwei- und Drei- 
phasen- Wechselstrom. Er beschränkt sieh hierbei auf die 
Vektordarstellung der Wechselstromzrößen: ein Hinweis 
auf die symbolische Darstellung durch komplexe Zahlen 
fehlt. Die Verwendung des Buehstabens V statt U als 
Formelzeichen für die Kleminenspannung hätte in der 


niker gesetzlich geschützte VDE-Zeichen und ein Ur- 


sprungszeichen tragen. Für Erzeugnisse mit diesem 


Herkunftszeichen ist die Genehmigung zur Führung des 
Verhandszeichens nicht erteilt worden. Vor dem Ankauf 
soleher Erzeugnisse, die also das Verbandszeichen zu Un- 
recht führen, wird daher gewarnt. 


Prüfstelle des 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
Zimmermann. 


neuen Auflage vermieden werden sollen, da V außerdem 
als Abkürzung der Maßeinheit Volt auftritt. Ebenso 
wäre für die Leistung besser das Formelzeichen N (nach 
ABE) statt P zu setzen gewesen. 

In gedrängter Form behandelt der Verfasser dann 
weiter Wechselstrommessungen, Transformatoren und 
Wecechselstrommaschinen. Der folgende Abschnitt über 
Leitungsberecehnung (Gleich, und Wechselstrom) hat 
durch die ausführliche Behandlung von Selbstinduktien, 
Kapazität und Ableitung sowie durch Einfügung des 
Kapitels über Kabel eine wesentliche Erweiterung er- 
fahren. Das Buch schließt mit einem Abschnitt über 
Tinergeieverteilungesanlagen. Es nimmt unter den vielen 
Büchern gleichen Titels in jeder Hinsicht eine Mittelstel- 
lung ein. M. Zorn. 


Handbuch der physikalischen und techni- 
schen Mechanik. Von Prof. Dr. F. Auerbach 
u. Prof. Dr. W. Hort. Liefe. 2, Bd. VII. Mit 68 Abh. 
im Text, VI u. 251 S. in gr. Hi Verlag Joh. Ambr. Barth, 
Leipzig 1929. Preis geh. 2t RM, Subskr.-Pr. 19,20 RM. 


In der vorliegenden Lieferung finden vorzursweise 
einige theoretische (Gegenstände Platz, welehe mehr oder 
weniger an der Grenze des dem Handbuch bestimmten Rah- 
mens liegen. So kommt es, daß das Heft sechs Artikel ent- 
hält, von denen fast jeder einen Stoff behandelt, der in der 
physikalischen Literatur einen Band für sich zu füllen 
pflegt. Es kam also darauf an, überall die Grundlinien 
herauszuarbeiten und sieh im übrigen auf die Spezialpro- 
bleme zu beschränken, welche mit Fragen der Mechanik 
irgendwie in Zusammenhang stehen. Dies ist durchweg 
gut gelungen. 


In den ersten beiden Artikeln behandelt F. Auer- 
hach „Thermodynamik” und „Kinetische Gastheorie” in 
didaktisch interessanter Weise, wobei insbesondere auch 
der Sprachgebrauch der technischen Thermodynamik Be- 
rieksiehtigune findet. Etwas störend ist nur, daß die Ab- 
b'lẹungen nieht immer ansreichend beschriftet und erläutert 
sind (etwa Abb. 155 und 160). Ausgezeichnet sind die dann 
folgenden Abschnitte „Statistische Mechanik“ und „Schwan- 
kungserscheinunzen” von R. Fürth, besonders wertvoll 
die klare Darstellung des Verhältnisses der Quantenthen- 
rie zur statistischen Mechanik. Das schwierige und noch 
wenig abgeschlossene Crebiet „Zustand der festen Körper" 
erfährt durch W. Braunbek eine bei aller Knappheit 
doch klare und bemerkenswert vielseitige Beleuchtung. Den 
Schluß des ITeftes bildet eine von G. Joos gegebene Uber- 
sicht über die „Atommechanik”, welche beim Rutherford- 
schen Atommodell beginnend und wesentlich historisch vor- 
gehend bis zum heutigen Stande der Quantentheorie der 
Atome führt. 

Für den Praktiker, welchem diese Gexenstände z. T. 
ferner liegen mögen, bietet das Heft bequeme und zuver- 
lässige Möglichkeit, sich einen Uberblick über ihren gegen- 
wärtizren Stand zu verschaffen. Bothe. 


Der Dampfbetriebh. Leitfaden f. Betriehsinz., 
Werkführer u. Heizer. Auf Veranlass. d. Schweiz. Ver- 
eins v. Dampfkessel-Besitzern herausg. v. Obering. E. 
Höhn. Mit 229 Abb. i. Text, 10 Zahlentaf. u. 240 S. in 
8°. Verlag Julius Springer, Berlin 1929. Preis kart. 
6 RM. 

Mit vorstehender Veröffentlichung ist ein Buch der 
Allgemeinheit zugänglich gemacht worden, das vollste 
Beachtung verdient. In kurzer und trotzdem leicht an- 
schaulicher Weise führt der Verfasser den Leser durch 
das ganze große Gebiet des Dampfbetriebes. Nach einer 
kurzen Einführunz und Erläuterung einiger physikali- 
scher und chemischer Begriffe werden alle mit einem 
Dampfhetriehbe zusammenhängenden Gebiete gestreift und 
zum Teil auch länger besprochen. Wertvoll erscheinen auch 
die besonderen Kapitel über Heizungsanlagen, vor allem 


31. Oktober 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


1611 


auch die Warmwasser- und Dampfheizungen, die in letzter 
Zeit an Bedeutung gewonnen haben. Seiner Bestimmung 
nach soll dieses Buch ein Leitfaden sein, der es den in 
Dampfbetrieben beschäftigten Ingenieuren, Werkführern 
und Heizern ermöglichen soll, sich ohne große Vorkennt- 
nisse das unbedingt Wissenswerte über Wärme, Dampf 
usw. anzueienen. Bei dem Umfang des in Frage kommen- 
den Stoffes kann es natürlich nicht ausbleiben, daß sich 
der Verfasser, wie er es selbst in seinem Vorwort betont, 
zu erheblichen Einschränkungen gezwungen sah. Das ist 
ja auch nicht der Zweck des vorliegenden Buches, jedes 
Gebiet eines Dampfbetriebes bis ins Kleinste zu behan- 
deln. Hierfür stehen besondere Spezialveröffentlichungen 
zur Verfügung, auf die der Verfasser wiederliolt hinweist. 
Für Heizerschulen und -kurse verspricht dieses Werk ein 
brauchbares Lehr- und Nachsehlarebuch zu werden. Man 
kann diesem Leitfaden nur wünschen, daß er seinen Weg 
in recht viele Dampfbetriebe nimmt. 
W. Reinhard. 


DerAufbauderchemischen Verbindungen 
(Molekülbau). Von Prof. Dr. R. Müller. (Sonder- 
ausge. aus d Samml. chem. u. chem.-teehn. Vorträge. 
Herausg. v. Prof. Dr. W. Herz, Bd. 30.) Mit 53 Abb. 
u. 150 S. mer äi Verlag von Ferdinand Enke, Stutt- 
gart 1928. Preis geh. 15 RM. 

Das Werk von Robert Müller unterrichtet vom 
Standpunkt der Aiomphysik aus über die Fragen des Mole- 
külbaus. Der Stoff ist außerordentlich reichhaltig: be- 
einnend bei den einfachsten Salzen, bei denen wir über 
den Bindungsmechanismus recht gut orientiert sind, wird 
die Darstellung über alle bekannten Molekültypen, homöo- 
polare und unpolare Moleküle, komplexe Salze, freie Radi- 
kale, Verbindungen der Metalle untereinander usw. aus- 
vedelnnt. Hierin liegt der eine Vorzug des Buches. Der 
andere ist in der einfachen, ungekünstelten und leicht ver- 
ständlichen Darstellungsweise zu suchen. Leider muß man 
feststellen, daß der Autor der Versuchung, die Exaktheit 
der Darstellung hinter ihre Popularität zurücktreten zu 
lassen, mehrfach nachgegeben hat. So heißt es, um nur 
ein Beispiel zu nennen (S. 67): „aus der höheren Mole- 
kularrefraktion der Doppelbindung ergibt sich also ein- 
deutig ein größerer Bahndurchmesser der Valenzelektro- 
nen“ (bei der Doppelbindunz des Ätlıylens) ; abgesehen da- 
von, daß wir im Augenblick noch nicht einmal mit Sicher- 
heit sagen können, ob wir von Elektronenbahnen im Atom 
wirklich sprechen dürfen, muß doch betont werden, dab 
wir heute noch keinerlei eindeutige Zusammenhänge etwa 
zwischen der Lorenz-Lorentzschen Refiaktionsformel und 
den Elektronentermen der Bandenspektien besitzen. Jeder, 
der auf dem Grenzgebiete zwischen Atomphysik und 
Chemie arbeitet, weiß, wie vieles an unbewiesenen An- 
nahmen heute noch in Kauf genommen werden muß. Das 
ist zewißb gerade hier heute notwendig und hat sich im 
höchsten Maße als fruchtbar bewährt. Man darf es aber 
nicht vergessen und sollte es gerade bei einem Werke, das 
unter andern speziell für Chemiker bestimmt ist, unter- 
streichen. Demgegenüber muß anerkannt werden, daß der 
Autor durch derartige Vereinfachungen eine sehr anschau- 
liehe und leichtverständliche Darstellung erzielt, die be- 
sonders für das erste Eindringen in dieses Gebiet warm zu 
empfehlen ist. H Samuel, 


Streifzüge durch die Empfangestechnik. 
Von M. v. Ardenne. Mit 106 Abb. u. 99 S. in 8". 
Verlag Rothrießer & Diesing A.-G., Berlin 1929. Preis 
geb. 3,50 RM. 

Das kleine Buch enthält 10 Aufsätze, die einzelne 

Fragen der Funkempfanzsteechnik behandeln und von 

denen die meisten bereits in Zeitschriften veröffentlicht 


waren. Der Verfasser, insbesondere durch seine 
Arbeiten auf dem Gebiete des Widerstandsverstärkers 
bekannt, berichtet über die Ergebnisse verschiedener 


Untersuchungsreihen, die er offenbar für die Entwicklung 
des neuen Fernempfängers der Rädiofrequenz G. m. b. H. 
angestellt hat. Von diesen sehr sorgfältig ausgeführten 
Arbeiten ist am unfängıeichsten die erste, welche sich 
mit dem Rahmen als Empfanzsantenne und den nicht 
ganz einfachen Maßnahmen befaßt, die erforderlich sind, 
um einem Rahmen praktisch die Eigenschaften zu geben, 
die man theoretisch von ihm erwartet. Die hier wieder- 
gegebenen Erkenntnisse und Erfahrungen sind für Bast- 
ler, Techniker und Physiker gleich interessant. Von 
anderen Aufsätzen seicn einer (Nr. 4) über die Rück- 
kopplunz erwähnt, in dem u. a. die Bedingung für 
weichen Schwingzungseinsatz (Arbeitspunkte an der steil- 
sten Stelle der Charakteristik) erörtert ist, zwei (Nr. 5 


und 6) über Anoden- und Gittergleichriehtung (Anoden- 
gleichrichtung erweist sich als vorteilhafter) und einer 
(Nr. 7) über die schädliche Wirkung der inneren Kapa- 
zität von Röhren. Burstyn. 


Los majistrales de fuerza eleetromotriz 
ielculombmetro de plata reproducible. 
Von Prof. A. E. Salazar. Mit 2) Textabb., XIV u. 
133 S. in 8°. Universität Santiago (Chile). 1928. 


Aus demZwang der Verhältnisse ist in Santiago eine 
wertvolle Arbeit über die Fehlerquellen der Normalele- 
mente von Weston, Clark, Daniell usw. entstanden. Man 
empfand das Fehlen von Normalelementen mit wirklich 
konstanter Spannung so sehr, und die an allen Typen be- 
obachteten Abweichungen waren derart große, daß sich 
Prof.Salazar von der Universität Santiago der Aufgabe 
unterzog, den Ursachen dieser unerwartet hohen Schwan- 
kungen auf den Grund zu gehen. Als interessantes Ergeb- 
nis seiner jahrelangen, in dem Buche genau geschilderten 
Studien kann der Verfasser nun feststellen, daß es keine 
Elemententype gibt, welche ihre Spannung nicht unter ge- 
wissen Umständen verändert, und daß die auftretenden 
Spannungen auch nicht immer einem erkennbaren Gesetz 
folgen. Bescheinigungen der Eichanstalten erweisen sich 
als mehr oder weniger wertlos, da sie nur den Zustand zur 
Zeit der Eichung wiedergeben. Um in entlegenen Übersee- 
ländern dennoch Vergleichswerte für genaue Spannungs- 
messungen zu haben, muß die Spannung der vorhandenen 
Eichelemente zeitweise durch ein Silber-Coulombmeter mit 
Hilfe einer Kompensationsbrücke nacheeprüft werden. 
Wenngleich unsere Laboratorien in der glücklichen Lage 
sind, Nacheichungen jederzeit vornehmen lassen zu können, 
und obwohl der größte Teil der Ursachen für die von Sa- 
lazar beobachteten Erscheinungen unter hiesigen Verhält- 
nissen entfällt, wird das vorliegende Werk doch auch in 
Europa von Physikern, Chemikern und Elektrotechnikern, 
die mit „konstanten“ Normalelementen zu arbeiten haben, 
eingehend studiert werden. Die reiche Ausstattung mit 
Bildern und sehr deutlichen Kurvenblättern vermag auch 
dem der spanischen Sprache Unkundigen einen Überblick 
über den reichen Inhalt des Buches zu vermitteln. 


Dr. v. Stritzl. 


Patentgzesetz u Gebrauchsmusterschut7- 
gesetz (Gewerbe- u. Industrie-Kommentar Bd. V, 1). 
Kommentar unt. Berücks. d. schon vorgeschlagenen u. 
weiter beantragt. Abänderungen d. Patentzesetzes v. Dr. 
jur. I. Pietzcker. 1. Halbbd. Mit 427 S. in gr. !. 
Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin u. Leipzig 1929. 
Preis geh. 26 RM, geb. 28 RM. 


Das Buch stellt den Niederschlag der langjährigen Mit- 
arbeit eines Mitglieds des Reichsgerichts an der Patent- 
reehtspreehung dar und steht daher überall auf dem siehe- 
ren Boden der Praxis, ohne daß dabei die wissenschaftliche 
Durchdringung des Stoffes zu kurz kommt. Die Recht- 
sprechung des lteichsgzerichts aus den letzten 25 Jahren ist, 
auch soweit nicht veröffentlicht, nach den Angaben des 
Verfassers in vollem Umfange berücksichtigt, ebenso ist 
weitgehend die Literatur zitiert. 

Bei zahlreichen Entscheidungen ist der Kern des tech- 
nischen Tatbestandes kurz, aber doch in solchem Umfanze 
wiedergegeben, daß man sich ohne weiteres Material ein 
Bild davon machen kann, inwieweit die Entscheidung für 
einen speziellen Fall benutzbar ist. Diese Wiedergabe ist 
besonders wertvoll bei nicht veröffentlichten Entscheidun- 
een. In vielen Fällen hat der Verfasser seine von der 
Praxis des Reichsgerichts abweichende Auffassung ent- 
wickelt und in einer immer anregenden und sorgfältigen 
Weise begründet. Dabei finden sich nicht selten wertvolle 
Anregungen zur Behandlung schwierizrer Probleme bei der 
bevorstehenden Gesetzreform. Interessant sind die häu- 
figen Vergleiche mit der englischen, amerikanischen und 
französischen Rechtsprechung, um neue Gesichtspunkte 
zur Behandlung von Einzelfragen zu finden. 


Zu allen diesen Vorzüren kommt noch eine klare Dar- 
stellungsweise, die diese ausgezeichnete Arbeit leicht be- 
nutzbar macht. Sie wird sich sicher einen Platz in der 
ersten Reihe der Kommentare dieses viel bearbeiteten Ge- 
bietes erobern, und die Fachwelt wird mit Spannung der 
zweiten Hälfte des Werkes entrerensehen. Eine detail- 
lierte Übersicht vor jedem Paragraphen und ein Sachreei- 
ster erleichtern den Gebrauch des Buches wesentlich, das 
sich auch mit allen in der letzten Zeit aufretauchten Pro- 
blemen auseinandersetzt. H. Herzfeld I. 


1612 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 


31. Oktober 1929 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Die Bilanzen der deutschen Elektroaktiengesellschaf- 
ten vom 31. XII. 1928. — Das Statistische Reichsamt hat 
kürzlich die Bilanzergebnisse derjenigen deutschen Elektro- 
aktiengesellschaften veröffentlicht, die zwischen dem 1.X. 
und 31. XII. 1928 abschlossen und an der Börse zugelassen 
waren bzw. deren Nominalkapital mindestens 1 Mill RM be- 
trägt!. In folgender Zahlentafel sind die Werte (Mill RM) 
zusammengestellt: 


Elcektrizitätswerke 


| Elektroindustrie 


1927! 1528 1927, 198 
Gesellschaften ............- 31 31 64 64 
Nominalkapital ........... 235.0 270,7 685,7 740,3 
Aus den Aktiven 
Anlagen? ......... ee 126,6 127,1 1 1013,2 | 1142,9 
Vorräte ....... BESSERE 125,0 | 131,3 28,3 31,3 
Beteiligungen, Effekten..... 47,2 63,9 109,0 | 121,9 
Flüssige Mittel? ........... 219,3 245,7 179.9 223,3 
Aus den Passiven 
Nominalkapital® ........... 233.1 | 263,9 | 682,3 | 735,3 
Genufecheine d — — — 
Ausgewiesene Reserven .... 25,7 30,5 45,0 53,0 
Unterstützungsfonds ....... 1,9 3,0 5,7 6.7 
Langfristige Verschuldung.. 47,6 56,8 326,6 | 483.3 
Sonstige Schulden ......... 191,8 181,6 215,8 235,7 
Dividendenberechtiges Ak- 
tienkapital e 230,7 | 250,5 | 663,3 | 715.2 
Abschreibungen .......... 12,7 14,5 47,8 53.6 
Jahresreingewinn? ...... reg 17,5 21,0 50,8 55.3 
Jahresreinverlust8 ......... 0 = 0.1 — 
Jahresreingewinn in % des 
Eigenkapitals ........... va 74 maal 7,20 
Jahresreinverlust in % des 
Eigenkapitals ........... 0 — 0.01 — 
Dividendensumme ......... 15,8 18,9 47,0 ` 50,6 
Dividendensumme in % des 
dividendenberechtigten | 
Aktienkapitals `... 6,85! 7,54 7,001 7,07 
Fa 
1 Mit 1028 vergleichbare Abschlüsse. — ? Abzüglich Erneuerungs- 
konto. — ® Einschl. Vorausleistungen und -zahlungen. — + Abzüglieh aus- 
stehender Einzahlungen. — ° Schuldverschreibungen, Hypotheken und 


langfristige Darlehen. — ù Einschl. Zuweisungen zum Erneuerungsfonda. — 
7 Ausgewiesener Gewinn ausschließlich des etwaigen Gewinnvortrags und 
vor Abzug des etwaigen Verlustvortrags. — P Ausgewiesener Verlust ausschl. 
des etwaigen Verlustvortrags und vor Abzug des etwaigen Gewinnvortrags. 

Es sind also 31 Aktiengesellschaften der fabrizierenden 
Elektroindustrie erfaßt worden, deren Nominalkapital sich 
um 15,19% auf 270,7 Mill RM erhöht hat, und 64 Elektrizi- 
tätswerksunternehmen, die über ein Nominalkapital von 
740,3 Mill RM (Zunahme 7,96 %) verfügten. 

In der Elektroindustrie haben auf seiten der 
Aktiva die Anlagen und Vorräte dem Wert nach nur eine 
mäßige Steigerung erfahren, während die Effekten und Be- 
teiligungen und namentlich die flüssigen Mittel stärker ge- 
wachsen sind (letztere um 26 Mill RM, d.s. 12,04 %,). Ins- 
gesamt läßt sich eine Vermehrung des Vermögens dieser 
untersuchten Aktiengesellschaäften um 7,54 % auf 558 Mill RM 
feststellen. Dieser Erhöhung steht auf der Passivseite für 
30 Mill RM neues Aktienkapital gegenüber, das aus größeren 
Aktienemissionen von fünf Gesellschaften entstanden ist. Das 
bilanzmäßige Eigenkapital zeigt eine Zunahme von 256.4 
auf 281,0 Mill RM, das Fremdkapital eine Verringerung von 
239,4 auf 238,4 Mill RM; tatsächlich gesunken sind nur die 
kurzfristigen Schulden, während Schuldverschreibungen, Hy- 
potheken und langfristige Darlehen sich um fast den glei- 
chen Betrag erhöht haben. Die Anlagebewegung und die Ka- 
pitalbewegung dieser 31 Aktiengesellschaften kommen in 
folgenden Ziffern (Mill RM) zum Ausdruck: 

1927 | 1928 


Anlagen abzüglich Erneuerungskonten und Be- 


teiligungen EE 173,8 181,0 
Vorräte und flüssige Mittel .........c.220... 344,3 | 377,0 
Bilanzmäßiges Eigenkapital! und langfristige 

Verschuldung asus a aa en 308,3 354.2 
Sonstige Verschuldung .....22cesereersene ne 191,8 | 181,6 


2 Aktienkapital (abzügl. ausstehender Einzahlungen), ausgewiesene 
Reserven, Beamten- und Arbeiterunterstützungsfonds, 


Die Abschreibungen haben sich verhältnismäßig in stärkerem 
Maße erhöht als die Anlagewerte. Sämtliche 31 Gesellschaf- 
ten arbeiteten im letzten Jahr mit Gewinn, u. zw. betrug der 


ı Wirtsch. u. Stat. Bd. 9, 1920, S. 625. Val. ETZ 192%, S. 1732. 


Jahresreingewinn ausschl. des etwaigen Gewinnvortrags 
und vor Abzug des etwaigen Verlustvortrags 21 Mill RM ge 
gen 17.5 Mill RM im Vorjahr, das bedeutet 7,47% gegenüber 
6,83 % des Eigenkapitals. Infolgedessen konnte sich die Di- 
vidende von durchschnittlich 6,85 % auf 7,54 % erhöhen. Von 
diesen Aktiengesellschaften waren 1928 der Anzahl nach 
25,81% (29,03% i. V.), dem dividendenberechtigten Aktien- 
kapital nach 8,85% (10.25% i.V.) dividendenlos. 9,68 % 
(6,45 % i. V.) der Gesellschaften mit 3,71% (2,08% i. V.) des 
Kapitals verteilten bis 5% Dividende. Während sich die 
Aktiengesellschaften mit einer Dividendenausschüttung von 
5 bis 10 % verringerten, u. zw. nach der Zahl von 61,29 % auf 
58,06% und nach dem Kapital von 86,83% auf 85,52 %, 
konnten 6,45% (3,23% i. V.) der Gesellschaften und 1,92 % 
oo i. V.) des Kapitals mehr als 10% Dividende ver- 
eilen. 

Bei den 64 in die Untersuchung einbegriffenen Elek- 
trizitätswerken ist das Gesamtvermögen von 1330,4 
auf 1519,4 Mill RM gestiegen. Davon entfallen fast 130 Mill 
RM auf Neuanlagen und rd. 13 Mill RM auf Beteiligungen 
und Effekten. Die Finanzierung der Neuunlagen erfolgte fast 
vollständig durch langfristige (d.h. vorwiegend ausländi- 
sche) Darlehen. während die Finnahmen aus der Kapital- 
erhöhung wohl in der Hauptsache dazu dienten, das Betriebs- 
vermögen, d. h. die flüssigen Mittel einschl. Vorauszahlungen 
und Leistungen (die Vorräte spielen bei den Elektrizitäts- 
werken eine untergeordnete Rolle) zu vermehren. Eine Glie- 
derung der gesamten arbeitenden Mittel zeigt, daß das bi- 
lanzmäßige Eigenkapital sich von 708,3 auf 768,2 Mill RM, 
also um 8,46 %, das Fremdkapital von 542,4 auf 719,0 Mill 
RM, d.h. um 32,56 % erhöhte. Während 1928 bei den Aktien- 
gesellschaften der Elektroindustrie die langfristige Verschul- 
dung am gesamten Fremdkapital mit 23,83 % (19,88% i.V.) 
beteiligt war, besteht das fremde Kapital bei den Elektrizi- 
tätswerken zu 67,22% (60,21% i.V.) aus Obligations- und 
Anleiheschnlden und nur zu 32,78% (39,79% i. V.) aus kurz- 
fristigen Verpflichtungen. Diese Ziffern lassen erkennen, in 
welch starkem Maß das rasche Fortschreiten der Elektrizi- 
tätsversorgung zur Erweiterung der Stromerzeugungs- und 
Verteilnngsanlagen und damit zur Kreditaufnahme nötigt. 
Der Jahresreingewinn dieser Elektrizitätswerke betrug 55,3 
Mill RM (50,81. V.) bzw. 7,20% (7,171. V.) des Eigenkapi- 
tals, von denen 50.6 Mill RM (470 i. V.) als Dividende zur 
Verteilung kamen, d a, 7,07 %5 (7,09% i. V.) des dividenden- 
berechtigten Kapitals. Dr. C. Albrecht. 


Englands elektrotechnischer Außenhandel!. — Für 
den September 1929 ergibt sich bei der Einfuhr 
gegen den Parallelmonat des Vorjahres die erhebliche Zu- 
nahme um 303613 £ (63 %) und im Vergleich zum August 
(748 286 £) eine solche um 34645 £ (4,6 %). Die Aus- 
fuhr andererseits zeigt im Vergleich mit dem Vormonat 
(1678755 £) eine Verringerung um 348 215 £ (21%) und 
gegenüber dem September 1928 eine Abnahme um 148 038 € 
(10 %). In den abgelaufenen neun Monaten ist der 


Import, verglichen mit der gleichen Zeit des Vorjahres, um 
1076980 £ (24 95) und die Ausfuhr um 366 732 £ (2,7% 
gewachsen. Ihr Überschuß betrug 8 486 907 £ (9 197 155 i.V.). 


Einfuhrin £ 
1929 | 198 


Ausfuhrin £ 


en | 198 


Erzeugnisse 


September 
137 867 | 7 649 432 548) 399 024 
i 645 064 | 381 669 = 897 992| 1079 554 


782931! 479318 | 1330 540| 1478 578 
Januar/September 


Maschinen 1 347 831 | 1 283 737 | 4 694 347° 4 977 736 
Waren u. Apparate . |4 23546013222 574| 9 375 851 8725 730 


Maschinen 
Waren u. Apparate . 


5 583 291 A 506 311 |14 070 198/13 703 466 
I The Electrician Bd. 103, 1929, S. 465. Ygl. ETZ 19%, S. 1468. 


Bezugsquellenverzeichnis. 
Frage 318: Wer fertigt die Blechzylinder zu den 
Zylinder-Blech-Endverschlüssen DIN VDE 7694 an? 
Frage 319: Wer stellt stiftförmiee hochöhmire 
(2500 Q) Silit- oder Karborundumwiderstände (8X 100 mm ) 
her? 


Abschluß des Heftes: 28. Oktober 1%9. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expl. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh m e in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9. 


D.R.P. Nr.414 670 vu.401587 


S GE 7 
Z $ Vereinigte 
Köppelsdorfer Porzellanfabriken 


vorm:Armand Marseille und Ernst Heubach 
Köppelsdorf inThüringen 


E 
G 


halte: Müller, Vorschlag z. Berechn, v. Mastfumdamenten 1613 — d. Bahn Visp—Zermatt 1629 — Elektrisier, d. Ungar. Staatsbahnen — Spannung- 
denne, Der aperiod. Verstärker in der Meßtechnik 1617 — Pick, Die stabilisator System Soulier — 30jähr. Bestehen des E.V. Mannheim-Ludwigs- 
Etat in einem neuzeitlichen Warenhaus 1620 — Sieber u, Heiles, halfen — Getriebe 1630 - Energiewirtschaft 1681 — Gewerbl 
Ev. Transformatorenkammern 1623 — Reglin, Kanadas hydroel. Fort- Rechtsschutz 1632 — Vereinsnachrichten 1633 — Sitzungs- 
ste f. J. 1929 1624. kalender 1642 — Persönliches 12 — Briefe a. d Schrift- 
undaschau: Wanderwellen: Bildung, 'Fortpflanz, u. Schutz 1627 - Leit: Keleti 1642 — Literatur: A, Sacklowski, O. Sattelberg, H R. Müller, 
av. Stromwandlern in Hochspannungs-Ölschaltern — Schalenhalter m. kon- R. v. Holzer, T. Matthias 1642 — Geschäftl. Mitteilungen 164. 

Verstelibarkeit der Glühbirne — Das Shannonwerk in Irland — Elektrisier. 


EFT 7 50.JAHRGANG — IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9 
1644) 7. NOVEMBER 1929 


Er 
Br e 
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II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 7. November 19829 
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"E Za 
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BERLIN- Eegen we 


SPERITZBRETT AMPEREIMETER 


1813 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


50. Jahrgang 


Berlin, 7. November 1929 


Heft 45 


Vorschlag zur Berechnung von Mastfundamenten*. 
Von Th. Müller, Berlin. 


Übersicht. Um bei der Dimensionierung von Mast- 
fundamenten den neuzeitlichen technischen Anforderungen 
gerecht zu werden und vor allem um die Tragfähigkeit ver- 
schiedener Bodenarten in einfacher Weise berücksichtigen 
zu können. soll die Frage der Tragfähigkeit von Mastfunda- 
menten unter Zugrundelegung der im Boden hervorgerufe- 
nen Pressungen untersucht werden. Es werden hierzu vier 
Formeln entwickelt, diese sind zum einfachen Gebrauch in 
einem Kurvensvstem zusammengefaßt. Sie führen gegen- 
über der bisherigen Methode bei größeren Fundamenten zu 
einer Vergrößerung des Betoninhalts (bei einem Fundament 
für rd. 300 000 mkg etwa um 30 %), während kleine Funda- 
mente kleiner gemacht werden können, so daß gegebenen- 
falls Schwellenfundierungen wirtschaftlich durch Beton- 
fundamente ersetzt werden können, wogegen zur Übertra- 
gung von größeren Momenten auf die Ecken verteilte Ein- 
zelfundamente notwendig werden. Zum Schluß wird eine 
Versuchsreihe zur Prüfung des Verfahrens vorgeschlagen. 


Die heute bei der Berechnung von Mastfundamenten 
eehräuchliche und von den Behörden vorgeschriebene 
Methodet entstand zu einer Zeit, in der man im Ver- 
gleich zu heute noch nicht so sehr große Fundamente 
benötigte. Eine etwaige Unzulängliehkeit trat deshalb 
kaum in Erscheinung, außerdem maglıte man bei den Be- 
lastunzsannahmen große Zuschläge, so daß auch deshalb 
die meisten Fundamente standhielten, weil die Belastungs- 
annahmen in Wirklichkeit kaum erreicht wurden. Bei den 
heutigen Größenverhältnissen, wo man 100 und 200 m? in 
ein Fundament einbaut, ist man sich in Faclıkreisen einig, 
daß das bisherige Verfahren nicht mehr ausreicht. Man 
hilft sich entweder mit noch übermäßigeren Belastungs- 
annahmen oder durch Einführung von mehr oder weniger 
zutreffenden zusätzlichen Koeffizienten in die bisherige 
fein empirische Formel. Dadurch .erhält man aber weder 
ein genaueres Bild über die Standsicherheit des Funda- 
ments, noch hat man eine Gewähr dafür, daß nun auch 
keine Materialverschwendung getrieben wurde, d.h. auch 
die Wirtschaftlichkeit erfordert ein Verfahren, welches 
gestattet, die Sicherheit des Bauwerkes etwas genauer in 
ein Verhältnis zum Materialaufwand zu bringen. Dazu ge- 
hören in erster Linie in ganz anderem Sinne aufgezogene 
Versuche und zweitens ein Rechenverfahren, das im Re- 
sultat und in seinen Einzelheiten kontrolliert werden 
kann. Nachstehend soll ein Verfahren in Vorschlag ge- 
bracht werden, das wieder auf die Ermittlung der auf- 
tretenden Pressunezen zurückgreift. 

Um den bei allen Erdbereehnungen naheliezenden und 
als solchen auch berechtigten Vorurteilen gleich von vorn- 
herein den Boden etwas zu entziehen, mag bemerkt wer- 
den, daß es sich ja gar nicht darum handelt, nun wirklich 
die genauen auftretenden Bodenpressungen berechnen zu 
wollen. Es muß lediglich ein Zusammenhang festgestellt 
werden, der es gestattet, in seinem Verfolg möglichst 
cenau den Einfluß der Veränderunz der Form und Größe 
des Fundaments auf dessen zu erwartende Tragfähigkeit 
zu bestimmen, und dazu bieten gerade der Begriff der spe- 
zifischen Pressung und deren örtliche Verteilung eine vor- 
zügzliche Handhabe. Form und Bewezungsvorgänge am 

undament sind eben rein geometrische Angelegenheiten 
ebenso wie die Spannungsfiruren, und deshalb kann diese 


a Uber das vorliegende Thema hat Verfasser bereits vergangenes 
Jahr einen kurzen Fachvortrag auf der Jahrestagung des Verbandes 
Deutscher Elektrotechniker in Berlin gehalten, worin das Verfahren in 
großen Umrissen besprochen wurde (VDE-Fachberiehte 1928, N. 19). 

y ‚röhlich, Beitrag zur Berechnung von Mastfundamenten. 
erlag Wilh. Ernst & Sohn, Berlin. 


Frage auch nur auf dem Were über die Spannunesfizuren 
mit Aussicht auf Erfolg angefaßt werden. 


Das Verhältnis der theoretischen Spannungen zu den 
wirklich gemessenen kann dann durch Versuche fest- 
gestellt werden, jedoch ist dies zur Lösung der ersten Auf- 
gabe, eine Funktion für die Tragfähigkeit von Fun- 
damenten in Abhängigkeit von deren Größe zu finden, 
durchaus nicht nötig. Dies wird erst notwendig, wenn 
die verschiedenen Bodenarten berücksichtigt werden 
sollen, d. h. deren verschiedene zulässige Pressungen, und 
das ist der zweite Grund, der die Lösung der ganzen 
Frage von dieser Seite empfiehlt. Die Anpassung an die 
Bodenart ist ohne Zweifel das bedeutendste Moment beim 
Entwurf von Fundamenten, und dazu bietet die bisherige 
Methode Keine Möglichkeit. 


I. Entwicklung des Verfahrens. 


Ein Mastfundament von der heutigen Stufenform ist 
im Hinblick auf seine Berechnung, so einfach es aussieht, 
ein äußerst komplizierter Gegenstand. Seine Wirkung 
beruht auf einer Gesamtheit von Einzelwirkungen, Druck, 
Schub, Reibung, Kohäsion, Auftrieb. Sie sind jedoch nicht 
alle von gleichzroßer Bedeutung und man kann Verein- 
fachungzen vornehmen (die später durch geringe Zuschläge 
ausgeglichen werden können) und braucht nur die Haupt- 
wirkungen in Betracht ziehen. Es bleiben zunächst übrig 
Druck und Auftrieb, und da der letztere nur in wasser- 
reichem Boden in Frage kommt, soll bei der Entwicklung 
des Verfahrens nur mit Druck gerechnet werden. 


Um einen komplizierten Körper der Rechnung zugäng- 
lich zu machen, versucht man ihn auf seine einfachen 
Elemente, aus denen er bestehend gedacht werden kanu, 
zurückzuführen, für deren einzelne Berechnung man be- 
reits einwandfreie und durch Versuche cerhärtete Theo- 
rien hat. 


Nach solcher Teilung besteht die Aufgabe darin, fest- 
zustellen, welchen Anteil die Einzelwirkung an der ge- 
samten Tragfähigkeit hat, um dann beurteilen zu können, 
wie sich die Gresamttrarfähigkeit verändert, wenn die eine 
oder andere Teilwirkunz variiert. Die einfachen Ele- 
mente, in die ein abzestuftes Blockfundament zerfällt, sind 
erstens der vertikal eingegrabene Stab bzw. die Platte, 
welche sieh aus seiner Vervielfältigung ergibt, und zwei- 
tens der durch ein Biegungesmoment belastete, jedoch nur 
auf Druck beanspruehibare Balkenquerschnitt. 


Es bedeuten (siehe auch Abb. 5): 


pı die maximale spezifische Pressung 
wänden des Fundamentes, 

PpP die maximale spezifische Pressung 
platte des Fundamentes, 

M das gesamte vom Fundament zu übertrazende Mo- 

ment, welches durch den Spitzenzur und Wind- 

druck auf den Mast usw. hervorgerufen wird, 
denienigen Teil des Gesamtnimentes, welcher 
durch die Seitenflächen des Fundamentes und 
denjenigen Teil, weleher von der Grundplatte auf 
den Boden übertragen wird, 

(r das Gewicht des Fundamentes einschließlich 
senkrecht über dem 
stehenden Erdreiches, 

c den Abstand der Resultierenden des Spannungs- 
keiles an der Grundplatte von deren Aubenkante 
in Richtung der Momentenebene, 

a die Länge der Grundplatte in der Mo- 
mentenebene, 


an den Seiten- 


an der Grund- 


des 
Vorsprung der Grundplatte 


Richtung 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 45 


7. November 1929 


b, die Breite des Sockels in Richtung senkrecht zur 
Momentenebene, 

b> die Breite der Grundplatte in Richtung senkrecht 

zur Momentenebene, 

die mittlere Breite aus b, und ba, 

t die Eingrabetiefe des gesamten Fundamentes. 


Abh. 1. Abh. 2. 


Es besteht zunächst die Bedingung, daß das gesamte 
vom Fundament zu übertragende Moment aus der Summe 
der Teilmomente besteht. Die Teilmomente sind 

1. das Moment aus der seitlichen Einspannung der Fun- 
damente im Erdreich, welches sich in bekannter 
Weise? mittels der Mohrschen Parabel für die verti- 
kal eingegrabene Platte berechnen läßt: 


(Abb. 1), 


und 
2. das Moment aus der horizontalen Auflage der Grund- 
platte im Erdreich, dessen Spannungsbild sich aus der 
ebenfalls als bekannt? vorausgesetzten Kantenspan- 
nungsformel ergibt (Abb. 2). 


2G 


A 2 a M 
Es ist: Da Sc? wobei e Deg SEN , während G 


anstatt der Resultierenden R aus Spitzenzug und Vertikal- 
last eingesetzt wird, so daß 


a 262? 
MSG EC EC 


Diese letzte Form kann angewandt werden, da in den 
: eh f a 
praktisch vorkommenden Fällen immer € < SÉ 


Jpitzenzug in kg 


71000 


Abh. 3. 


Die Summe der Momente dieser beiden Spannungs- 
flächen muß gleich dem zu übertragenden Gesamtmoment 
sein, d. h. sämtliche auftretenden Spannungen müssen in 
eine einzige Abhängigkeit voneinander gebracht werden. 
Die Teilabhängigkeit der Spannung an der vertikal einge- 
spannten Platte von der maximalen Pressung am unteren 
Ende ist bereits bekannt, ebenso diejenige an der hori- 
zontal eingespannten Platte. Es handelt sich noch darum, 
die beiden maximalen Spannungen p, und p, in eine Be- 


s Wie Fußnote 1. 


ziehung zueinander zu bringen. Man könnte versucht sein, 
sie beide gleichzusetzen oder sie im Verhältnis ihrer 
Wirkflächen oder ihrer Wirklängen zu unterteilen, jedoch 
erweisen sich diese Verhältnisse sogleich als ungenan, 
wenn man folgendes bedenkt. Jede der beiden Spannungs- 
figuren geht von einem Nullpunkt aus, d.h. von einem 
Punkt, bei dessen Überschreitung die Spannungen durch 
Null gehen und das Vorzeichen wechseln, und der somit die 
spezifischen Eigenschaften eines Drehpunktes zeigt. Die 
einfache Addition beider Spannungsbilder, unter Annahme 
irgendeines gegenseitigen Verhältnisses, würde demnach 
zwei gleichzeitig an ein und demselben Körper vorhandene 
Drehpunkte voraussetzen. Die Unmöglichkeit dieses Um- 
standes liefert einen Weg zur Bestimmung des Verhält- 
nisses der beiden maximalen Spannungen zueinander. Jede 
Bewegung eines Körpers kann in jedem Augenblick nur 
einen Drehpunkt zur Folge haben, und da der Verlauf 
der Spannungen in jedem einzelnen Fall vom Drehpunkt 
aus bekannt ist, so ergibt sich der Verlauf sämtlicher Span- 
nungen dann, wenn sie alle auf einen Drehpunkt bezogen 
werden (Abb.3). 


Die Aufgabe reduziert sich darauf, die Lage des in 
Wirklichkeit schon vielfach nachgewiesenen Drehpunktes 
rechnerisch festzustellen. Die Möglichkeit dazu ergibt 
sich wiederum auf dem Wege über die Betrachtung der 
Einzelwirkungen. 


Vertikal eingegrabene Stäbe und Platten besitzen 
glücklicherweise die Eigenschaft, daß sie bei horizontaler 
Belastung über Erde in weiten Grenzen im Hinblick auf 
Länge und Belastung ihren Drehpunkt stets an der- 
selben Stelle, nämlich in % der Eingrabetiefe beibe- 
halten. Die Spannungsparabel ist also in allen Fällen so 
zu legen, daß sie die Vertikale an der Einspannstelle 
und im unteren Drittelpunkt schneidet, wobei die Span- 
nung im Scheitel der Parabel % derjenigen am unteren 
Ende des Stabes beträgt, wenn man in erster Annäherung 
voraussetzt, daß die Festigkeit des Bodens linear mit der 
Tiefe anwächst. Diese Eigenschaft gibt schon eine große 
Vereinfachung an die Hand. Der Einfluß der von der 
Grundplatte übertragenen Spannungen kann sich bei den 
wirklich auftretenden Bewegungen in der Hauptsache nur 
mehr in einer seitlichen Verlagerung des Drehpunktes 
bemerkbar machen, und diese läßt sich, durch die 
maximale Spannung an der Grundplatte ausgedrückt, 
als einzige Unbekannte in Abhängigkeit von dem 
durch den Versuch festgestellten Moment berechnen. 
In der Tat ergibt eine Nachrechnung des Versuchs 
Nr. 1 von Fröhlich, wie später gezeigt wird, ziem- 
lich genau die in Wirklichkeit festgestellte Lage des 
Drehpunktes. Die Höhenänderung, die bei dem Dreh- 
punkt in den Fröhlichschen Versuchen eingetreten war, 
ist in erster Linie darauf zurückzuführen, daß die 
Versuche bis in ein Gebiet ausgedehnt wurden, wo die 
Festigkeit des Bodens längst zerstört war und man be- 
reits von einem Transport des Fundamentes aus der 
Tiefe an die Erdoberfläche reden konnte. Innerhalb der 
Blastizitätsserenze des Erdreiches kann eine vertikale 
Wanderung des Drehpunktes allenfalls im Bereich zwi- 
schen den beiden extremen Drehpunktslagen der ein- 
zelnen Fundamentelemente erwartet werden aber nicht 


ei 


up’tzenzug b 


700 150 
Spitzenabweichung in mm 


Abb. 4. 


etwa darüber hinaus, denn der Drehpunkt für den verti- 
kalen Stab allein liegt fest und der horizontale Stab allein 
hat nur die Tendenz zu einer horizontalen Verschiebung 
des Drehpunktes innerhalb seiner ja auf jeden Fall unter 
dem Ende des vertikalen Stabes liegenden Auflazelinie. 
Man könnte diesem Gesichtspunkt Rechnung tragen da- 
durch, daß man etwa den Sehnittpunkt der Parabel 
nicht auf 3% der FEingrabtiefe sondern um einen ge- 
schätzten geringen (nur um einen solehen kann es sich 
handeln) Betrag tiefer legt, jedoch wäre die Auswirkung 
dieser Maßnahme von einer KRleinheit höherer Ord 
nung im Vergleich zur Bedeutung der prinzipiellen Anord- 


C TEE vlt EEE En a ege i 


7. November 1929 


nung des Drehpunktes in etwa % Tiefe und in Ab- 
hängigkeit von der Pressung der Grundplatte. Man setzt 
ferner mit größter Annäherung an Stelle des Zweiges der 
Parabel für die seitlichen Spannungen, welcher sich unter- 
halb des Drehpunktes befindet, eine Gerade und erhält da- 
mit die einfache Beziehung, daß sich bei Bewegung des 
Fundamentes um einen Drehpunkt nunmehr alle Spannun- 
gen am unteren Teil des Fundamentes verhalten müssen 
wie die Wege der Fundamentteilchen, auf denen die Span- 
nungen senkrecht stehen, wobei sich die Wege ihrerseits 
ee À verhalten wie ihre Abstände vom Drehpunkt 


Es ist daher 


t 
P3 
P? Ae 


Hieraus kann in einfacher Weise eine maximale Span- 
nung expliziert und in die Gleichung für das Gesamt- 
moment eingesetzt werden. Setzt man nun noch, um bei der 
seitlichen Einspannung die über die Sockelbreite hinaus- 
ragenden Teile der Grundplatte zu berücksichtigen, an 
Stelle der Sockelbreite in erster Annäherung als mittlere 
Breite die Länge ein, welche sich ergibt bei Umwandlung 
der gesamten Seitenfläche des Fundamentes in ein Recht- 
eck, dessen eine Seite die gesamte Eingrabetiefe ist, so daß 


m=b+ We 


dann erhält man die endgültige Gleichung dritten Grades. 
Nach M aufgelöst, ergibt sie sich in der Form (1) als Mo- 
mentengleichung, nach Spannungen geordnet in Form (2) 
als Spannungsgleichung. (3) und (4) sind Dimensionie- 
rungsgleichungen, wovon Form (3) für rechteckigen und 
‚m (4) für quadratischen Grundriß des Fundaments 
gelten. 


II. Zusammenstellung der Formeln. 


p? a D + 0) d 


EE: 2 G? 
ege ap ne T e W 
a 
(e $- u). 26 | 
3 48 G3 
a Sr ar A So a Tee == = 0. (2) 


bə D + EE o bat D fb ` 
bat — b3. 2 b+ b2 (b2 +b. 20 

a 
(c e aM). 144 G 


96 G3 
+ Da pè 2 sa ee GËT 0 (3) 
12 G2 
bn 2b +02 (btb. ärt zm 
14MG RR ` 
u na E 


Es muß nun an einem Versuchsfundament die Un- 
bekannte, d. i. die maximale Spannung, durch das von 
dem Fundament übertragbare Moment festgestellt werden. 
Aus ihm leiten sich alle anderen Größen ab und aus der 
Veränderung der letzteren können dann neue Fundamente 
berechnet werden. 

Mangels eigener Versuche wurde dazu der Versuch 
Nr.1 von Fröhlich gewählt (Abb.6). Als größte Trag- 
fähigkeit dieses Fundamentee sei mit Fröhlich diejenige 
angesehen, bei welcher der aufgeschraubte Versuchsmast 
von 6 m llöhe eine Spitzenabweichung von 100 mm auf- 
weist. Hierzu ist zunächst folgendes zu sagen: 

Trägt man die bei diesem Versuch ermittelten Spitzen- 
züge über den Spitzenabweichungen auf, so ergibt sich 
Abb. A Etwa bei 2000 kg macht die Kurve eine deut- 
liche Schwenkung nach der Horizontalen, d.h. sie sieht 
der bekannten Festigkeitskurve für Metalle ziemlich ähn- 
lich, die an der Stelle, wo sie nach der Horizontalen um- 
schwenkt, aus dem elastischen in den unelastischen Be- 
reich übergeht. Dies ist auch hier der Fall und man er- 
kennt deutlich, daß die Spitzenabweichung von 100 mm 
bereite im Fließbereich liegt, d. h. die Widerstandsfähig- 
keit des Bodens ist bereits zerstört und es genügen ganz 
geringe Mehrlasten, um sehr bedeutende Spitzenabwei- 
chungen zu erreichen. In Zukunft müßte also die Be- 
lastungsgrenze bis vor den Knick in der Kurve zurück- 
gesetzt werden. Trotzdem soll einer direkten Vergleichs- 
möglichkeit zuliebe die Spitzenabweichung von 100 mm als 
Maß für die Tragfähigkeit angesehen werden. 

Man erhält nach Fröhlich aus der Kurve Abb.4 den 
Spitzenzug von 2540 kg als Grenze für die Tragfähigkeit 
des vorliegenden Versuchsfundamentes. Dies ergibt mit 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45 


16165 


einem Mast von 6 m Höhe über Erde ein auf Drehpunkt- 
tiefe bezogenes Moment von 


M = 2510. (600 + 229-2) = 1 870000 dike A "EI 


Als Gewicht wird in die Rechnung mit einbezogen das- 
jenige des Betons und das der senkrecht auf dem den 
Sockel überragenden Teil der 
Grundplatte lastenden Erde, u. zw. 
unter Zugrundelegung der in Wirk- 
lichkeit gemessenen spezifischen 
Gewichte. Das Gewicht des Mastes 
und seiner Belegung wird vernach- 
lässigt. Es ergeben sich für den 
Beton mit einem spezifischen Ge- 
wicht von 2,2 9,9 t und für die 
Erde mit einem spezifischen Ge- 
wicht von 2,18 5,6t, zusammen ein 
Wirkgewicht von 155 t. 

Die Werte ergeben, in die For- 
mel für die maximale Pressung in 
t/m? eingesetzt, die kubische Glei- 
chung 


p?+P(- 2,23) — 456 =0, (6) 
aus der man die maximale Boden- 
pressung erhält zu 

p» = 21 tm? = 2,1 kg/em?, (7) 
während sich die maximale Seitenpressung zu 


_ 21,0.200 
Pı = 9,0264 
errechnet. 

Der Wert 2,1 kg/cm? ist der größere und sagt 
aus, daß der vorliegende Boden in einer Tiefe von 2 m, 
wie sie das Versuchsfundament hatte, bis zur Grenze 
seiner Tragfähigkeit belastet ist. Diese Pressung kann 
nun mit neuen Fundamentabmessungen zusammen wieder 
in Gl. (1) eingesetzt werden und man erhält die Trag- 
fähigkeit des neuen Fundamentes. 


= 17,7 tm? = 1,77 kgiem? ... (8 


R=6 


0,68 


~ 


in 
m: 
I er 


f 


4 


eege 


Abb. 7. 


Mit dem gefundenen Wert soll das Spannungsbild kon- 
struiert werden. Man zeichnet das Fundament maßstäb- 
lich auf; c ergibt sich gemäß Abb. 6 zu 


c= E = 0,94 — 0,676 = 0,264 < Se 


2 15,5 3 


` „Der dreifache Wert hiervon stellt den Abstand der. 
Nullinie, d.h. des Drehpunktes, von der Fundamentkante 
dar. Seine Höhenlage war zu % der Eingrabetiefe be- 
stimmt. Die Spannungen werden in irgendeinem Maßstab 
aufgetragen und damit fällt der rechnerisch ermittelte 
Drehpunkt tatsächlich ziemlich genau an die Stelle, wo 
ihn die Versurhe andeuten. 

Nachdem somit der an der Grenze der Fundamenttrag- 
fähigkeit auftretende Bodendruck mit 2,1 kg/cm? gefunden 
ist, Können nun weitere Fundamente mit diesem Wert be- 


< 0,626. (9) 


1816 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45 


7. November 1929 


rechnet werden, der natürlich nur für gleichartiren Boden 
gilt. 

Beispiel. Als Beispiel soll ein neues großes Funda- 
ment bestimmt werden für einc Eingrabetiefe von 3,0 m 
und mit den Maßen 


t=30, 1W=485, b =2,9. 


Die Stufenhöhe ist gleich der halben Differenz zwisehen 
b, und bh, Die mittlere Breite beträgt 


(4,85 — 2,95)? 
25 E £y Te 
bm =2,35 "aa 
Das Gewicht des Betons mit s = 2,2 beträgt bei einem 
Betoninhalt von 40,3 m? 
GB = 88/7 t. 


Das Gewicht der Erde, soweit sie senkrecht auf der den 
Sockel überragenden Stufe liegt, beträgt 


GE = 66,3 4, 
G3 + Gg ZU z=15514. 
Die zulässige Bodenpressung für 3 m Tiefe ergibt sich 
proportional aus derienigen für 2 m Tiefe beim Versuchs- 
fundament festgestellten von 2,1 kg/em?: 


GE = 3,15 ken? 


Mit diesen Werten, eingesetzt in die Monientengleichung, 
ergibt sich das Moment zu 


m= 1550.485 _ 2.1550? | 31,5°.485 . 3,552. 3,0 
2 4,85.3.31,5 72.155,0 
= 376,0 — 105,0 + 413 = 3123 mt. 


Aus Abb.7 ist ersichtlich, daß auch hier der Dreh- 
punkt an die Stelle fällt, die der Versuch voraussichtlich 
augeben wird. Zum Vergleich soll nun für dasselbe Mo- 
ment ein Fundament nach der Fröhlichschen Methode be- 
stimmt werden. Unter Beibehaltung derselben Eingrabe- 
tiefe und der gleichen Sockelbreite errechnet sich die 
untere Breite zu 


8,20: 


also 


(10) 


30,28 
3,0 +2,95 Mia) Ea 
3 Bes ? 2 EN EEE 
by 1,88 30 SE 0,94 b; + 1,88 3,0 ES 09 2,95 b, 
S 2.3123 
= 119.3060 409p" OP 
63 — 2,84 b? +6,3 ba = 443 12) 
ba = 4,04. (13) 


Die erforderliche Betonmenge verringert sich da- 
durch auf 
rd. 30 m’, 


beträgt also gegenüber dem nach der neuen Methode be- 
rechneten Fundament um 25 % weniger. 

Auf dem Kurvenblatt Abb. 8 sind die für eine An- 
zahl von Fundamenten mit vorstehendem Verfahren er- 
rechneten Momente in Kurvenform zusammengestellt. Sie 
gelten mit der Maßgabe, daß die im Fröhlichschen Versuch 
bei 100 mm Spitzenabweichung auftretende Bodenpressung 
noch zulässig ist, obwohl, wie aus der Kurve Abb. 4 ersicht- 
lich ist, die Grenze schon bei etwa 30 mm erreicht war, 
u. zw. ohne Berücksichtigung des Mastgewichtes, da 
dieses bei Versuchen nur in geringem Maß vorhanden ist. 
Bei Fundamenten von schweren Masten müßte das Mast- 
gewicht natürlich mit in Rechnung gestellt werden. Jedoch 
ist der Unterschied nicht sehr groß, da das Mastzewicht im 
Verhältnis zum Beton- und Erdgewicht meistens gering zu 
veranschlagen ist. Die Fundamente sind in der Weise 
ausgewählt, daß deren Abmessungen, ausgehend von einer 
kleinsten Form ähnlich derjenigen, welche dem Versuch 1 
von Fröhlich zugrunde lag, nach allen Richtungen kon- 
tinuierlich wachsen, u. zw. in Abhängigkeit von dem zu 
übertragenden Moment und außerdem nach der Breite 
etwas rascher als nach der .Tiefe. Bei der Bestimmung 
dieses letzteren Verhältnisses ist davon ausgegangen, 
daß einerseits die Sockelbreiten für die zu erwartenden 
Mastbreiten an der Kinspannstelle ausreichen, anderseits 
davon, daß bei großen Fundamenten die Eingrabetiefe 
nicht übermäßig groß wird. In den Fällen, wo die Sockel- 
breite trotzdem nicht passen sollte, kann dann mit Hilfe 
der Gl. (3) oder (4) zur passend gewählten Sockelbreite 
die erforderliche Grundplatte berechnet werden. 

Grundsätzlich ist Verfasser dafür, daß das System 
der gleichen Eingrabetiefe für verschiedene Momente ver- 
lassen wird, u. zw. nicht allein aus Gründen der ver- 
einfachten graphischen Darstellung sondern einer natür- 


lichen Anpassung an die Grundform der Versuchsfunda- 
mente zuliebe, auf welcher ein Teil der Sicherheit jeder 
Rechenmethode basiert. 


Gebrauch des Kurvenblattes. 


Das Kurvensystem gilt für quadratische Fundamente 
und ist in der Weise zusammengestellt, daß eine Verti- 
kale, welche von der auf der Abszissenachse eingetraze- 
nen Eingrabetiefe aus gezogen wird, sämtliche wissens- 
werten Daten auf den betreffenden Kurven als Ordinaten 
abschneidet, welche dann an den Seiten des Kurvenblattes 
abgelesen werden können. Die Abszissenachse ist oben 
angenommen, damit die Momentenkurve beliebiz nach 
unten verlängert werden kann, lediglich die Beton- und 


g 


S 8 


Morertın mt wurd F undamentnbmessungen HC 


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$ Eingrabetiefe in m 


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LIT. 


46 


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Abb. 8 Kurventafel zur Bestimmung von Stufenblockfundamenten. 


Erdvolumina werden von unten nach oben abgelesen und 
haben deshalb eine besondere Abszissenachse auf dem 
unteren Teil des Blattes. Bei Gebrauch des Kurven- 
blattes wird auf der Momentenkurve das gewünschte Mo- 
ment festgelegt und durch diesen Punkt eine Vertikale 
gezogen, die dann von oben nach unten der Reihe nach 
auf den entsprechenden Kurven die oben abzulesende 
Eingrabetiefe und die an den Seiten abzulesenden Werte 
für die obere Breite, untere Breite, den Erdaushub und 
das Betonvolumen abschneidct. 

Für das Moment sind zwei Kurven eingetragen, u. zw. 
bezicht sich die eine auf eine Bodenpressung, wie sie sich 
aus dem beim Versuch vorhandenen Boden nach der vor- 
liegenden Methode ermittelt und die u.U. als normal an- 
gesehen werden könnte, während die zweite Kurve für 
dieselben Fundamente mittels der Fröhlichschen Methode 
ermittelt ist. Die beiden Kurven schneiden sich, d.h. vom 
Schnittpunkt aus sind die nach der neuen Methode berech- 


7. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 


1617 


neten kleinen Fundamente kleiner und die großen Funda- 


mente größer als die nach Fröhlich berechneten. 


Im Anfang ist der Unterschied im erforderlichen Be- 
ton für das gleiche Moment verhältnismäßig gering, wäh- 
rend er bei etwa 300 000 mkg doch rd. 30 % der kleineren 
Diese 
rein äußerlich 
schon dem Ergebnis, das man von einer neuen Methode 
Es steht nun nichts im Wege, die Anzahl der 
Kurven durch Einsetzen verschiedener zulässiger Pres- 
sungen, d.h. verschiedener Bodenarten, beliebig zu er- 
weitern. Hier ist dies durchgeführt bis zu einer Pressung 


und rd. 25% der größeren Fundamente ausmacht. 
Tendenz der Vergrößerung entspricht 


erwartet. 


von 0,5 kg/cm? herab in Intervallen von 0,5 kg/em?. Die 


darunter liegenden gestrichelten Linien sind für dieselben 
Fundamente unter Berücksichtigung des Auftriebes er- 
Die Kurven für Beton und Erde gelten jedoch nur 


mittelt. 
für 2,1 kg/em’. 

Die Berüeksichtigung des Auftriebes geschah vor- 
läufix in der Weise, daß einfach das Gewicht des ver- 


drängten Wassers in Abzug gebracht ist. Inwieweit diese 
Maßnahme ausreichend bzw. zu hoch gegriffen ist, müßte 


ebenfalls noch durch Versuche erwiesen werden. Ver- 
fasser neigt zu der Ansicht, da ja der Vorgang des Auf- 
(riche an die Möglichkeit des Druckausrleichs in der 
Trägermaterie gebunden ist, daß sich der Auftrieb wenig- 
stens bei feinkörnigen dichten Böden auf dem Weg über 
die dureh das Wasser verminderte Bodenfestirkeit be- 
rüeksiehtizen lassen müsse und erst dann in vollem Um- 
fang eingesetzt zu werden braucht, wenn das Wasser dem 
Boden bereits derart seine Festigkeit, d.h. seinen Schub- 
widerstand genommen hat, daß aus dem vorhandenen 
Wasser-Erde-Gemisch eine leicht bewegliche, den Druck- 
auseleich ermöglichende Materie geworden ist. Bei durch- 
lässirgem Geröll, wo der Druckausgleich des Wassers 
durch die Hohlräume erfolgt, Kann über das Vorhanden- 
sein des vollen Auftriebs kein Zweifel bestehen. 


11I. Schlußbemerkung und Vorschlag für neue Versuche. 


Der Verlauf der beiden Momentenkurven bietet mit 
tücksicht auf die Erhöhung der Tragfähigkeit der kleinen 
Fundamente vor dem Kurvenschnittpunkt die Möglichkeit, 


unter gewissen Verhältnissen die gebräuchliche Schwellen- 
fundierung ebenfalls wirtschaftlich durch Betonfunda- 
mente zu ersetzen. Anderseits zwingt das rasche Anwach- 
sen der notwendigen Betonmeneen für die Übertragung 
größerer Momente recht bald zum Verlassen des Block- 
systems und man wird von einer gewissen Grenze an zu 
vorteilhafteren Fundierungsmethoden übergehen, z.B. im 
Sinne der Einzelfundierung der vier Eckstiele des Mastes. 
Vor allem wird dies nötig, wenn Fundamente in stark 
wasserführenden Boden eingebaut werden sollen, wo mei- 
stens durch die Wasserhaltung in den Baugruben unver- 
hältnismäßix hohe Beträge verschlungen werden. 


Mit welchem Grad der Annäherung an die Wirk- 
lichkeit die errechneten Momente an die tatsächlich ge- 
messenen herankommen, muß durch neue Versuche fest- 
gestellt werden. Diese müßten in erster Linie darauf ge- 
richtig sein festzustellen, inwieweit sich bei ähnlicher Ver- 
größerung der Fundamente deren errechnete Tragfähigkeit 
mit der durch den praktischen Versuch gemessenen deckt, 
u. zw. müßte der Versuch in Größenverhältnissen durchge- 
führt werden, wic sie dem heutigen Stand der Technik ent- 
sprechen, etwa in der Weise, daß eine erste Reihe von 
etwa 3 Fundamenten in aufsteigender Größe von rd. 
3 m’ angefangen bis zu rd. 30 m? Betoninhalt für das 
vrößte Fundament hergestellt und in gleichen Boden ein- 
gebaut werden. Ferner müßte durch cine zweite Reihe 
von Fundamenten mit ein und derselben Form und Größe, 
jedoch in verschiedenartisen Boden eingebaut, der Ein- 
fluß der Bodenart festgestellt werden. Vorliezende Mce- 
thode wird mit größerer Annäherung eine Funktion für 
die Veränderung der Tragfähigkeit von Fundamenten in 
Abhängigkeit von ihrer Vergrölerung geben, als es nach 
der bisherigen Methode der Fall ist; jedoch kann ein exak- 
tes Weerturteil erst nach neuen Versuchen in obiger Rich- 
tung abgegeben werden. Aber abgesehen davon wäre auch 
bei Gleichwertirkeit der Methoden im Hinblick auf Trag- 
fühigkeitsergebnisse derjenigen Methode der Vorzug zu 
geben, welche Schlüsse auf die Bodenbeanspruchung und 
damit auf die Fundamentbeanspruchungen zuläßt: denn 
gerade die neuesten Vorkommnisse weisen darauf hin, daß 
man in der Praxis noch kein Auge für diese Zusammen- 
hänge hat. 


Der aperiodische Verstärker in der Meßtechnik‘. 


Von Manfred von Ardenne, Berlin. 


Übersicht. Auf die vorzügliche Eignung von Verstär- 
kern mit Widerstandskopplung und Mehrfachröhrenaufbau 
für die Messung sehr kleiner Hoch- und Niederfrequenzspan- 
nungen wird hingewiesen. Die zweckmäßige Ausführung 
eines solchen Verstärkers wird an Hand eines Modelles be- 
schrieben. Besonders wird auf eine Einrichtung einge- 
sangen, in der ein Meßverstärker für Hochfrequenz mit 
einem Röhrenvoltineter kombiniert ist und mit der noch 
Hochfrequenzspannungen von 10— V bestimmt werden kön- 
nen. Weiterhin wird die Kombination des Meßverstärkers 
mit einer Braunschen Röhre besprochen. 


Die Empfindlichkeit elektrischer Meßinstrumente ist 
begrenzt. Es ist daher schon frühzeitig versucht worden, 
die Verstärkerwirkung von Hlektronenröhren auszu- 
nutzen, um die untere Meßerenze herabzusetzen. Wie 
weit es möglich ist, durch einen vorgzeschalteten Gleich- 
tromverstärker die Empfindlichkeit bei Gleichspan.- 


nung s- Messungen zu verbessern und welche neuen 
Grenzen Sich hierbei einstellen, ist bereits ausführlich 


von Jäger und Kußmann! untersucht worden. Uber 
die Ausführung und Anwendung von Vorverstärkern für 
die Messung sehr kleiner Wechselspannunzgen 
und insbesondere für die Messung sehr kleiner Hoch- 
Trequenz-Wechselspannungen ist bisher kaum etwas ver- 
öffentlicht worden. 


Forderungen,diean einenMeßverstärker 
zu stellen sind. 


Fin Verstärker, der zur Erhöhung des Meßbereiches 
eines Wechselspannungsmessers benutzt werden soll, muß 
nach der Eichung einen auch über große Zeiträume 
konstanten Verstärkungserad aufweisen. Ebenso 


* In anderer Form als Vortrag im Elektrotechnischen Verein am 
A IX. 1920 gehalten. 
ı Jäger u. Kußmann, Phys. Z. Bd. 28, S. 645. 


wie bei dem nachrzeschalteten Wechselspannungsmesser 
soll aueh der Vorverstärker innerhalb des in Frage kom- 
menden Meßbereichs frequenzunabhängix sein. 
Ist eine Frequenzabhängzierkeit nicht zu vermeiden, wie 


‘beispielsweise bei Hochfrequenzmessungen, so soll diese 


möglichst gering sein, damit der Melsfehler auch dann 
klein bleibt, wenn keine sehr genauen Frequenzbestim- 
mungen vorgenommen werden. Um verschiedene Emp- 
findliehkeitsstufen einstellen zu können, muß weiterhin 
der Verstärkuneserad innerhalb gewisser Gren- 
zen in definierter Weise veränderlich sein Der 
Widerstand des Meßverstärkers an der Eingzangseite soll 
eroß sein gegenüber den Widerständen, an denen die zu 
messenden Spannungen abgenommen werden, damit er 
keine Belastung darstellt. Der Widerstand an der Aus- 
sangseite des Meßverstärkers muß anderseits so klein 
und so geartet sein, daß das nachzeschaltete MeBinstru- 
ment ebenfalls keine Belastung bedingt, die die Gesamt- 
spannungsverstärkung des Mellverstärkers verringern 
und noch eine Frequenzabhängirkeit hervorrufen kann. 
Ist die letztere Forderung nicht zu erfüllen, so darf der 
Meßverstärker nicht für sieh allein geeicht werden son- 
dern nur im Zusammenwirken mit dem Meßinstrument. 
Die verschiedenen ‘Anforderungen lassen sich praktisch 
am einfachsten erfüllen, wenn die verschiedenen Stufen 
des Meßverstärkers über Ohmsche Widerstände mitein- 
ander gekoppelt und die Röhren- und Schaltungskapazi- 
täten durch den kapazitätsarmen Mecehrfachröhrenaufbau 
auf ein Minimum reduziert werden. 


aperiodische Verstärker als 


Meßverstärker. 


Der 


Um einen konstanten Verstärkungserad zu erhalten, 
kommt es, konstante Stroimquellen vorausgesetzt, darauf 
an, daß die verschiedenen Teile des Verstärkers sich 
nieht ändern. Die meisten Fehlermörlichkeiten liegen 
hier in den Röhren. Bei Anwendung der Widerstands- 


1618 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45 


7. November 19298 


kopplung für Niederfrequenz und für Hochfrequenz sind 
die Röhren jedoch so wenig belastet, daß erhebliche Än- 
derungen der Empfindlichkeiten im Betrieb recht selten 
zu beobachten sind. Die Widerstandskopplung gewähr- 
leistet weiterhin, besonders bei kapazitätssrmem Auf- 
bau und entsprechender Dimensionierung, eine ausge- 
zeichnete Frequenzunabhängigkeit. Bei Frequenzen über 
etwa 300 kHz, wo wirksame Verstärkungsgrade mit aperio- 
dischen Kopplungen nur zu erreichen sind, wenn eine ge- 
wisse Anpassung zwischen dem Widerstand der schädlichen 
Kapazität und dem inneren Röhrenwiderstand besteht, 
ist die Frequenzabhängigkeit noch nicht so stark, daß 
es auf eine sehr genaue Bestimmung der Frequenz an- 
kommt. Auch die Einstellung der verschiedenen Emp- 
findlichkeitsstufen gelingt bei aperiodischer Kopplung 
zwischen den Röhren recht einfach. Der Widerstand des 
Meßverstärkers an der Eingangseite ist besonders bei 
Hochfrequenz aber auch bei Niederfrequenz in erster 
Linie bestimmt durch den Scheinwiderstand, der infolge 
der Anodenrückwirkung besteht. Dieser Widerstand ist 
der Natur seines Entstehens nach sehr frequenzabhängieg. 


Abb. 1. Schaltung des Meßverstärkers. 


Bei Niederfrequenz (f< 10000 Hz) liegt der Widerstand 
an der Eingangseite je nach der Dimensionierung etwa 
in der Größenordnung 10°Q und mehr. Bei Hochfrequenz 
(f< 1300 kHz) liegt der Eingangswiderstand bei einer 
Anordnung, wie sie unten beschrieben ist, etwa in der 
Größenordnung 2:10* Q und mehr. Bei den meisten 
Messungen werden die genannten Werte für den Ein- 
gangswiderstand groß sein gegenüber dem Widerstand, 
an dem die sehr kleine Spannung gemessen wird. Sollen 
schr kleine Spannungen an höheren Widerständen ge- 
messen werden, so kann der Widerstand an der Eingangs- 
seite durch entsprechende Dimensionierung der ersten 
Stufe des Meßverstärkers sehr heraufgesetzt werden. 
Dadurch, daß in der ersten Stufe auf eine wirksame Ver- 
stärkung verzichtet wird und gleichzeitig eine Röhre mit 
großem Durchgriff, sehr kleiner Gitter-Anode-Kapazität 
und ein kleiner Kopplungswiderstand benutzt werden, 
kann die Rückwirkung hinreichend abgeschwächt wer- 
den. Bei einer solchen Ausbildung der Eingangseite des 
Meßverstärkers ist die Größe des Eingangswiderstandes 
dann im wesentlichen durch die Gitterströme, den Isola- 
tionswiderstand usw. gegeben. Bei der Durchführung 
von Messungen, bei denen das Eingangsgitter nicht über 
einen kleinen Widerstand mit der Kathode verbunden ist, 
muß sehr darauf geachtet und eventuell durch Abschir- 
mung verhindert werden, daß nicht auf kapazitivem Wege 
unkontrollierbare Spannungen in den Verstärker gelangen, 
die das Meßergebnis fälschen. Die Verbindung des ei- 
gentlichen Meßinstrumentes mit der Ausgangseite des 
Verstärkers ist meist in einwandfreier Weise möglich, 
da der Eingangswiderstand des Verstärkers, der durch 
den inneren Widerstand der letzten Röhre gegeben ist, 
relativ niedrig liegt. Speziellere Angaben über die Ge- 
staltung der Ausgangseite des Meßverstärkers für Hoch- 
und Niederfrequenz sind in einem späteren Abschnitt bei 
der Besprechung eines Ausführungsbeispiels behandelt. 

Voraussetzung für ein einwandfreies Arbeiten ist 
natürlich eine Anordnung, die so getroffen ist, daß keine 
kritischen Kopplungen zwischen Eingangs- und Aus- 
gangseite bestehen. Gegenüber abgestimmten Verstär- 
kern haben aperiodische Verstärker für Hochfrequenz 
den Vorteil, daß die Phasenverhältnisse so liegen, daß 
die Rückwirkung von Stufe zu Stufe über die Kapazi- 
tät Gitter-Anode keine Schwingneigung bedingt? Für 
Messungen im Bereich hörbarer Frequenzen sind schon 
gelegentlich Vorverstärker benutzt worden? Für Hoch- 
frequenz, wo bisher geeignete Verstärker nicht zur Ver- 


2 Auf diese Pragon wurde an maa Stelle hingewiesen: M. v. Ar, 
denne, Jahrb, drahtl. Telegr. Bd. 32, 
8 Telef. Zg. H. 45/45, 8. 54. 


fügung standen und wo die Schwierigkeiten besonders 
groß sind, haben bisher kaum Versuche in dieser Rich- 
tung stattgefunden. Es soll deshalb im folgenden in 
erster Linie auf die Konstruktion eines Meßverstärkers 
für Hochfrequenz eingegangen werden. 


Ein Ausführungsbeispiel. 


Eine zweckmäßige Schaltung für einen Meßverstär- 
ker, der im Frequenzbereich von etwa 50..1000 kHz 
einwandfrei arbeitet, ist in Abb. 1 wiedergegeben. Da- 
mit eine wirksame und stabile Verstärkung der Hoch- 
frequenz stattfindet, sind bei dem Meßverstärker alle die 
Gesichtspunkte zu beachten, die bereits an anderer Stelle 
auseinandergesetzt wurden? Da bei dem in Abb. 2 abge- 


Abb. 2. Meßverstärker mit Netzanschlußteil. 


bildeten Modellgerät der Anodenstrom einem Netzan- 
schlußgerät entnommen wurde, mußte, um unabhängig 
von den langsamen Netzschwankungen zu sein, eine be- 
sondere Ausgleichvorrichtung vorgesehen werden. Auch 
bei Batteriebetrieb ist die gleiche Einrichtung zweck- 
mäßig, um eine Regelungsmöglichkeit zu besitzen, wenn 
die Spannung der Batterien abfällt. Die Regelung 
kann bei einem Gerät nach Abb. 1 in einfacher Weise 
dadurch geschehen, daß der Anodenstromverbrauch 


Abb. 3. Innenansicht des aperiodischen Verstärkers. 


des gesamten Verstärkers immer auf den gleichen 
Wert gebracht wird. In allen Stufen des in Abb. 1 ge- 
zeichneten Meßverstärkers befinden sich relativ hone 
Widerstände im Anodenkreis, die die betreffenden Röh- 
ren vor einer Überlastung schützen. Die Frequenzab- 
hängigkeit des aperiodischen Verstärkers ist durch den 
sehr kapazitätsarmen Aufbau relativ gering. Die kon- 
struktive Ausführung des Modelles ist aus Abb. 3 zu 
ersehen, in der das Innere des Apparates von oben auf- 
genommen ist. Durch günstige Leitungsführung und 
durch sorgfältige Abschirmung aller Röhren und Teile 
(s. hierzu die Rückansicht Abb. 4) sowie durch sorg- 
fältige Abschirmung der gesamten Apparatur mit dem 
nachgeschalteten Meßinstrument gelingt es, die Stabili- 
tät bei Verstärkungsgraden von IO und mehr aufrecht- 
zucerhalten. 


Um die verschiedenen Meßbereiche zu erhalten, kön- 
nen SÉ einem Gerät nach Abb. 1 an Stelle der erster 


‘ M. v. Ardenne, Jahrb. draht!. Telegr. Bd. 33, 8. 166. 


EES 


nn ann, 


7. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45 


1619 


beiden Röhren Zwischenstecker eingesetzt werden, die 
das Gitter der ersten Stufe und die Anode der zweiten 
Stufe durch einen kleinen Übertragungskondensator ver- 
binden. Wie die Verstärkungskurven verlaufen, die bei 
dem Modellgerät für 1, 2 und 3 Zweifachröhren und 
einem Gesamtstromverbrauch von 4 mA erhalten wurden, 
geht aus Abb.5 hervor. Es soll jedoch in diesem Zu- 
sammenhang darauf hingewiesen werden, daß aus diesen 
Kurven keine direkten Schlüsse auf die Verwendung der 
entsprechenden Anordnungen für Rundfunkzwecke ge- 
zogen werden können, weil bei dem anderen Verwen- 
dungszweck hinsichtlich Verstärkung erheblich günsti- 
gere Anodenspannungsverhältnisse und damit ein höherer 
Anodenstromverbrauch zweckmäßig einzustellen sind. Bei 
den für Rundfunkzwecke günstigen Betriebsverhältnissen 
verläuft daher insbesondere die Kurve für drei Röhren 
hauptsächlich im Bereich der Wellen unter 1000 m noch 
erheblich höher. Die gleichen Betriebsverhältnisse sind 
für den vorliegenden Zweck nicht angewandt worden, 
um hinsichtlich der Netzspannungschwankungen und der 
Stabilität eine Sicherheit zu haben. 


Abb. A Rückansicht des aperiodischen Verstärkers. 


Der Widerstand an der Eingangseite beträgt für 
Frequenzen über etwa 300 Hz, wie bereits oben ange- 
geben wurde, mehr als 2. 10° Q und erwies sich als aus- 
reichend für die meisten in Frage kommenden Zwecke. 
Die Meßinstrumente, deren Kombination mit dem Meß- 
verstärker vorteilhaft ist, besitzen meist einen Ohmschen 
Widerstand, der auch für Hochfrequenz größer ist als 
10° Q. Gleichzeitig besitzen die in Frage kommenden 
Instrumente meist eine Kapazität von einigen Zenti- 
metern. Diese Daten lassen eine Ankopplung, wie sie 
in Abb. 1 vorgeschlagen ist, zweckmäßig erscheinen. Um 
einen hohen (Gesamtver- 
stärkungsgrad und eine 
frequenzunabhängige An- 
kopplung des Meßinstru- 
mentes zu erhalten, kommt 
es darauf an, daß der an- 
gekoppelte Schwingungs- 
kreis einen hohen Reso- 
nanzwiderstand besitzt und 
gleichzeitig fest mit dem 
Ausgangskreis des Hoch- 
frequenzverstärkers gekop- 
pelt ist. Auch für die kür- u 
zeren Rundfunkwellen ist 3 Ss 
auf diese Weise bei Ab- 5 
stimmung der Anoden- 2 e 
widerstand groß gegenüber > 
dem inneren Röhrenwider- 
stand der letzten Stufe. 
Infolge der geringen Be- 
lastung wird daher die 
volle EMK der letzten 
Stufe wirksam. Gleichzei- ; 
tig ist durch die feste 
Kopplung auch erreicht, 
daß es nicht auf eine 
punktförmig genaur Ein- 
stellung auf Resonanz bei dem Schwingungskreis an- 
kommt. Für viele Zwecke wird bei der Messung die 
gleichzeitige akustische Kontrolle, die in Abb. 1 vorge- 
sehen ist, sehr willkommen sein. 


Für Niederfrequenzmessungen wird es sich emp- 
fehlen, eine galvanische Kopplung zwischen Meßver- 
stärker und dem Meßinstrument vorzusehen. Gleichzeitig 
sind bei Niederfrequenzmessungen die Daten für die 
Übertragungskondensatoren und die Gitterableitewider- 


An AH 700 HX GH 1500m 8800 
Abb.5. Eichkurven des Verstärkers. 


stände in bekannter Weise zu vergrößern. Im Interesse 
der Stabilität empfiehlt es sich, bei Niederfrequenz nicht 
mehr als vier Stufen für den Meßverstärker vorzusehen. 


Die Eichung des Meßverstärkers. 


Eine präzise Eichung des Meßverstärkers wird wegen 
der hohen Verstärkungsziffern zunächst nicht ganz ein- 
fach erscheinen. Mit Hilfe der bereits früher in dieser 
Zeitschrift beschriebenen Meßeinrichtung® gelang die 
Eichung für Hochfrequenz jedoch verhältnismäßig leicht. 


Abb. 6. Einrichtung mit Röhrenvoltmeter für die Messung 
von Hochfrequenzspannungen von 10 —V. 


Nur erwies es sich als notwendig, um die sehr kleinen 
Teilspannungen zu erhalten, zwei Spannungsteiler hinter- 
einanderzuschalten und eine besondere Abschirmung im 
Spannungsteiler anzuwenden®. Bei der Eichung ist dar- 
auf zu achten, daß keine Übersteuerung der letzten 
Stufe des Hochfrequenzverstärkers stattfindet, die eine 
Amplitudenabhängigkeit des Verstärkungsgrades bedingen 
würde. Bei der Eichung empfiehlt es sich weiterhin, die 
kleine Eingangspannung mit Hilfe verschiedener Span- 
nungsteilerverhältnisse zu erzeugen, um sich über das 
einwandfreie Arbeiten der Spannungsteiler zu verge- 
wissern und um die ungefähre Größe des Meßfehlers 
kennenzulernen. 


Einige wichtige Anwendungsgebiete des 
Meßverstärkers. 


Eine besondere Bedeutung besitzt die Kombination 
eines Meßverstärkers mit einem Röhrenvoltmeter oder 
Elektrometer. Hierbei ist zu beachten, daß die Emp- 
findlichkeit des Instrumentes in einem gewissen Verhält- 
nis zu der letzten Stufe des Hochfrequenzverstärkers 


Abb. 7. Aperiodischer Verstärker und Braunsche Röhre. 


stehen muß, um die bereits erwähnte Übersteuerung zu 
vermeiden. Die Kombination des beschriebenen Melver- 
stärkers mit einem empfindlichen Röhrenvoltmeter, die 
sich im Laboratorium des Verfassers als außerordentlich 
nützlich erwiesen hat, ist in Abb.6 wiedergegeben. Mit 
Hilfe dieser Einrichtung gelang es, Hochfrequenzspan- 
nungen von 10-3 V und weniger bei sehr kurzer Meß- 
dauer zu bestimmen. Die Einrichtung ermöglichte Feld- 
stärkemessungen sehr entfernter Stationen unter An- 
wendung kleiner Rahmenantennen. Besonders vorteilhaft 
erwies sich die Einrichtung unter anderem bei Unter- 
suchungen über die Abschirmung und über die Leitungs- 
führung in Empfängern mit großen Hochfrequenzverstär- 
kungsgraden. Mit Hilfe der Einrichtung war es möür- 


6 M. v. Ardenne, ETZ 1928, S. 1675. l 
s M. v. Ardenne, Radio-Markt, Pößneck, 1923, H. 28, 3.11. 


1620 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 


7. November 1929 


lich, Spannungsabfälle (Größenordnung 10V und weni- 
ger) zu ermitteln, die, wie eine entsprechende Nachrech- 
nung ergab, bereits eine Selbsterregung verursachen 
konnten. Erst mit Hilfe der angedeuteten Einrichtung 
gelang es beispielsweise für den Loewe-Rahmenemp- 
fänger mit aperiodischer Hochfrequenzverstärkung, die 
Leitungsführung und Anordnung der Teile aufzufinden, 
die im Betrieb eine Stabilität gewährleisten. Weitere An- 
wendungszwecke ergaben sich durch die Kombination 
eines Meßverstärkers mit verschiedenen anderen in 
einem Buch des Verfassers veröffentlichten Einrichtun- 
gen’. Unter diesen ist besonders die Kombination mit 


? M. v. Ardenne, Verstärkerineßtechnik. Verlag Julius Springer, 
Berlin 1929. 


einer Braunschen Röhre zu erwähnen (Abb. 7). Es ge- 
lang auf diese Weise, die Notwendigkeit eines Kompro- 
misses zwischen Helligkeit des Bildpunktes und Emp- 
findlichkeit der Anordnung zu vermeiden. Durch die 
Kombination des Vorverstärkers mit der Braunschen 
Röhre® sind sehr viele Vorgänge oszillographisch zu er- 
fassen, die sich bisher der Messung durch die Kleinheit 
der bei ihnen auftretenden Spannungen entzogen. Spe- 
ziellere Mitteilungen über Ergebnisse mit der beschrie- 
benen Anordnung sollen einer späteren Veröffentlichung 
vorbehalten bleiben. 


-f Eine durch die Elektrodenanordnung besonders für diese 
Kombination geeignete Braunsche Röhre wird neuerdings von E. Lesbold, 
Köln-Bayental in den Handel gebracht. 


Die Elektrizität in einem neuzeitlichen Warenhaus. 


Bei Ausführung des neuen Karstadt-Waren- 
hauses in Berlin-Neukölln wurden die technischen Fort- 
sehritte der letzten Zeit in großzügiger Weise verwertet. 
Dic bauliche Gestaltung ist sowohl in den Einzelheiten als 
auch im architektonischen (Gesamteindruck imponierend, 
sie wird hervorragend ergänzt durch eine vollkommene 


Abb. 1. 


ge 
Abb. 3. Das unterirdische „Zentralnervensystem“ im Bau. 


technische Inneneinrichtung, die von der Elektrizität 
als Helferin ausschließlichen und weitgehenden Gebrauch 
macht. Von der gesamten Transformatorenleistung wer- 
den allein 1200 kW für Elektrowärmeverwendung be- 
nötiet. 

Der Strombedarf dieses vollelektrischen 
Warenhauses wird am besten wohl gekennzeichnet 
durch die Tatsache, daß die mit Hochspannung bezogene 
Leistung eine gleichzeitige Belastung von 4800 KVA er- 
reichen kann. In 6 großen Transformatoren von je BIEN A 
wird die Spannung von 6000 auf 380 V für Kraftzwecke und 
220 V für Lichtzwecke herabgesetzt. Für weitere zwei 


Transformatoren ist der Platz bereits vorgesehen. Während 
Abb. 1 einen Blick in die im Tiefkeller untergebrachte zen- 
trale Schaltanlage gewährt, zeigt Abb.2 den Ölschalter- 
raum für die 4800 kV-Transformatorenstation. Der Lei- 
stungsbedarf des Karstadt-Hauses entspricht also etwa 
demjenigen, der vom Kraftwerk einer mittelgroßen Stadt 
für die Versorgung der Bevölkerung abgegeben wird. 
Für die 6, später 8 Transformatoren ist eine empfind- 
liche Wärmeschutzanlage eingebaut, die ein Hupensignal 
auslöst, wenn der Transformator wärmer als 90 ° wird. Auf 


Abb. 2. Ölschalterraum für die 6 Transformatoren von je 800 kVA. 
einer Signaltafel erscheint dann die Nummer des über- 
lasteten 'ITransformators, und wird das Signal nicht be- 
achtet, so erfolgt bei 100° die selbsttätige Auslösung des 
Ölsehalters, der den Transformator spannungs- und strom- 
los macht, da mit dem Ölschalter auch der Niederspan- 
nungs-Selbstschalter anspricht. 

Im ganzen Karstadt-Hause ist kein 
Gas. Auch die umfangreichen Großküchenanlagen für 
die Beköstigung des Personals und für die Belieferung 
der Erfrischungs- und Restaurationsräume, die 1700 Per- 
sonen fassen, werden ausschließlich mit Elektrizität be- 
trieben, so daß auch in diesen Nebenbetrieben die Grund- 
sätze, welche der Gesamtdurchführung zugrunde gelegt 
wurden, nämlich „höchste Sicherheit, größte Zweck- 
mäßizkeit, vollkommene Schönheit”, verwirklicht sind. 
Die beiden elektrischen Großküchen haben 6 große 


| 
| 


7.. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 


1621 


Elektroherde mit 54 Kochstellen, 14 Brat- und Backöfen, 
11 große Wärmeschränke, 3 Wurstkessel und 2 Kipp- 
kesselbatterien, diverse Grills und 14 elektrische Groß- 
kaffeemaschinen. Abb. 4, ein Blick in eine der beiden 
Großküchen, zeigt die musterhafte Raumdisposition und 
die guten Arbeitsbedingungen, welche durch Verwendung 
der Elektrizität erzielt sind. 

Für die gesamte Licht-, Kraft- und Telephonanlage sind 
insgesamt nicht weniger als 500 000 m elektrische Leitun- 


Abb. 4 Die elektrische Großküche für die Gaststätten innerhalb des 
Karstadt-Hauses (Anschlußwert aller Elektrowärmegerfite im Karstadt- 
Hause über 1200 kW. 


gen (Abb. 3) im Hause verlegt. Die elektrischen Leitungen 
(Rohr- und Kabelleitungen) sind von vornherein mit der 
Planung des Baues bis ins Kleinste bedacht und durch bau- 
seitige Maßnahmen vorbereitet worden, so daß der gesamte 
Bau trotz der großen Zahl der Leitungen durch keine sicht- 


Abb.5. ‚Lichtarchitektur am Karstadt-Hause durch Flutlichtanstrahlung, 
verdeckte Glühlampenleisten und (auf den Türmen) Leuchtröhren. 


baren oder störenden Teile der Installation in seiner Gec- 
schlossenheit und Schönheit beeinträchtigt wird. 

Die Außenfront wird durch Anstrahlung mit Flut- 
licht beleuchtet und ihre Architektur mittels Leucht- 
röhren betent (Abb. 5). Die Schaufenster erhielten 
Leuchten mit Glasspiegeln (Abb.6). Über 60000 Glüh- 
lampen, darunter 700 Großglühlampen, erfüllen das 
Haus mit einer wunderbaren Helle. Geschmackvolle 
Silberleuchten in Kugel- und Kegelformen (Abb. 7) schaf- 
fen eine blendungsfreie und lichttechnisch hervorragende 
ösung der Beleuchtungsprobleme in den Verkaufslagern 
und auf den Gängen (Abb. 7 u. 8). Die Nebenkorridore 
sind mit cbenfalls blendungsfreien Tropfenleuchten aus- 


gerüstet. Bemerkenswert ist die weitgehende Unterteilung. 


aller Beleuchtungstromkreise, von denen keiner für mehr 
als 6 A bemessen und mit Abschmelzsicherungen gesichert 
ist. Die einzelnen Stromkreise sind an Verteilungstafeln 
(Abb. 9) in den jeweiligen Stockwerken geführt, dort 
mit N-Diazed-Sicherungen abgesichert und durch Siemens- 
Ceka-Schalter geschaltet. Die Verwendung dieser beiden 
ysteme zusammen ergab besonders kleine Abmessungen 


für diese Verteilungsgruppen. Auch im übrigen Hause 
sind ausschließlich Ceka-Kippschalter und -Steckdosen ver- 
wendet!. Diese Schalter und Steckdosen passen sich in 
Form und Farbe harmonisch der sie umgebenden Architek- 
tur an. Man hat nicht mehr den Eindruck, daß diese In- 
stallationsteile Fremdkörper sind, sondern sie wirken als 
stilgerechte Bestandteile einer geschmackvollen Innen- 
einrichtung. 

. Für die Bewegung des „lebenden Inventars“ und der 
Besucher dienen 24 Rolitreppen, von denen jede 6000 Per- 
sonen stündlich befördern kann, außerdem 24 Personen- 
und 8 Lastenaufzüge. Sogar ein Automobilaufzug befindet 
sich im Hause, so daß die Waren ohne Umpackung von der 
Straße bis an die Lager in den einzelnen Stockwerken ge- . 
bracht werden. 

Nicht nur die Heizungsanlage sondern auch die Kühl- 
anlage (Abb. 10) ist zentralisiert und elektrisch angetrie- 
ben. Ein durch das ganze Haus verlegtes System von Kühl- 


Abb. 6. Schaufenster, wirkungsvoll „beleuchtet durch Siemens-Ulas 
spiegelleuchten. 


leitungen führt jeder Abteilung die für Lebensmittel, 
Büffets. usw. erforderliche Kälte zu. Die Kälteleistung 
der 3 Kompressoren, die außerdem zur Herstellung der im 
Hause erforderlichen Mengen Kunsteis dient, beträgt 
750 000 kcal/h. 

Zentralisiert ist auch die Ventilation. Die Luft wird, 
bevor sie in die Räume gefördert wird, gewaschen und in 


Abb. 7. Beleuchtung in einem Obergeschoß mit Siemens-Kegelluzetten. 


einer stündlichen Menge von 170 000 m? unter völliger Ver- 
meidung von Zugerscheinungen in die Räume geliefert. 
Gleichzeitig werden, ebenfalls in der Stunde, 280 000 m’? 
verbrauchte Luft zentral abgesaugt. Auch die an diesen 
Beispielen erläuterte Verwendung elektrischer Kraft im 
Hause erreicht mit rd. 1800 kW Anschlußwert imponie- 
rende Ausmaße. 

Eine zentrale Telephonanlage mit 15 Amtstellen und 
170 Nebenstellen nach System S & H gibt die Möglichkeit 


ı Vgl ETZ 192, S. 321. 


1822 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 


7. November 1929 


schneller Verständigung nach außen und innerhalb des 
Hauses. 

Interessant sind die außerordentlich weitgehenden 
Sicherheitsvorrichtungen sowohl mit Bezug auf das Melde- 
wesen bei Bränden als auch die Not- und Sicherheits-Be- 
leuchtungsvorkehrungen. Die Feuermeldeanlage spricht 
nicht nur innerhalb des Hauses bei Ausbruch eines Brandes 


Abb. 8 Blick in den Hauptlichthof (künstliche Beleuchtung im Erd- 
geschoß durch Siemens-Kugelleuchten, in den Obergeschossen durch 
Siemens-Kegelluzetten). 


selbsttätig an, sondern gibt den Alarm ebenfalls selbst- 
tätig der städtischen Feuerwache weiter. 


Abb. 10. Die zentrale Kühlanlage versorgt mit 759000 keal/h Kälte- 
leistung das ganze Haus durch ein eingebautes Röhrensystem. 


Eine Störung der Stromzufuhr, die in zwei vonein- 
ander unabhängigen Hochspannungschleifen von der 
BEWAG aus erfolgt, ist unwahrscheinlich. 


Sollten jedoch infolge einer Störung beide Schlei- 
fen außer Betrieb sein, so schaltet sich die Sicher- 
heitsbeleuchtung selbsttätig auf eine Zentralbatterie 
(Abb. 11) mit einer Kapazität von 1512 A bei maximal 
504 A Entladungstrom um. Diese völlig unabhängige 
Batteriestromquelle ist imstande, die gesamte Sicherheits- 
und Notbeleuchtung 8h lang zu versorgen. Die Batterien 


Abb. 9. Eine der Verteilungstafeln für 1% Stromkreise. Der gedrängte 
Aufbau ist durch Ceka-Kippschalter in Zusammenbau mit N-Diazed- 
Sicherungen erzielt. 


für Telephon- und Signalanlagen (Abb. 11) sind von der 
Zentralbatterie vollkommen getrennt und besitzen beson- 
dere Lade- und Umformereinrichtungen. 

Die gesamte Verteilungsanlage für die Not- und Sicher- 
heitsanlage ist in besonderen Kabelkanälen verlegt und in 


Abb. 11. Die Batterien für Not- und Sicherheitsbeleuchtung, ganz ge- 
trennt davon die Batterien für Signal- und Telephonzwecke (auf dem 
Bild rechts). 


eisenbandarmierten, aiso besonders geschützten Kabeln 
ausgeführt. 

Die elektrischen Anlagen bei Karstadt sind im Stark- 
stromteil von den SSW, im Schwachstromteil von S&H 
installiert worden und zeigen in vielen Einzelheiten tech- 
nische Neuerungen, die für Warenhausbauten in Zukunft 
als Muster gelten werden. Dipl.-Ing. Pick, Berlin. 


ui EEE m — 


7. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 


1623 


Lüftung von Transformatorenkammern. 
Von F. Sieber und F. Heiles, Aachen. 


Übersicht. In einer früheren Arbeit! ist gezeigt wor- 
den, wie sich an Hand einfacher Formeln die Abmessungen 
für Zu- und Abluftkanäle von Transformatorenkammern be- 
stimmen lassen, die ausreichend sind, um bei natürlicher 
Lüftung die Abführung der Verlustwärme zu gewährleisten. 
Obgleich die dort entwickelten Formeln so einfach sind, daß 
ihre Benutzung weder viel Zeit noch Rechenarbeit erfordert, 
ist es für den Betriebsfachmann doch erwünscht, wenn er 
sich ohne nennenswerte Rechnung schnell ein Bild über die 
jeweiligen Verhältnisse machen kann. Es soll in dieser Ar- 
beit versucht werden, die hierzu nötigen Unferlagen zu 
. schaffen. 


Die Luftmenge, die ein Transformator mit Selbstlüf- 
tung in der Zeiteinheit benötigt, hängt ab von der Höhe 
der abzuführenden Verluste und dem Temperaturunter- 
schied der ein- und austretenden Luft. Diese Luftmenge 
läßt sich berechnen nach der Gleichung 


— 0875. l Vim 1 
L=085 |; Fim sh =: es & « (1) 


In dieser Gleichung sind 


L die Luftmenge in m?/s i 

V die Verluste des Transformators in kW, 

At = t — to vgl. 

L die Temperatur der austretenden Luft, Abb.1 
fọ die Temperatur der eintretenden Luft f g i 


Nach Formel (1) ergeben sich für 1 kW Verluste und ver- 
schiedene Lufterwärmungen At die in der Zahlentafel 1 
angegebenen Luftmengen. 


Zahlentafell. 


Erwärmung dite to=| 5° 10° | 15° 2° | 2° 30° 
Erforderliche l | 

Luftmenge in 18 0,175 : 0.0875 | 0,0583 | 0,0437 | 0,12.50 | 0,0262 
Für 1kW in 1min 10,50 | 5,25 263 210 11,75 


Verluste inm? inih &0 | 315 1575 | 126 — 105 


Der Temperaturunterschied A t erzeugt nun die wirk- 
same Druckhöhe, die die Luftbewegung hervorruft. Die 
Druckhöhe muß die Luft in Zu- und Abluftkanal beschleu- 


nigen und außerdem die Strömungswiderstände überwin- 
den, die die Luft auf ihrem Wege findet. 


Die Beziehungen, die auf Grund dieser Überlegungen 
in der erwähnten früheren Arbeit entwickelt wurden 
[G1. (6) und (7)], lassen sich in der Form schreiben 


13 
2 Hi — a 2 
Feit =135 (5 RV? 


Darin ist zur Abkürzung gesetzt 


LU A LEN. 

RZ + iHi gt) Hm (10+ siele 
und S 

H=-, +h,+h, a a ee Eë h (4) 


Soweit die Bedeutung der einzelnen Größen nicht aus 
Abb. 1 hervorgeht, sind 


F, der Querschnitt des Abluftkanals in m°, 
F, der Querschnitt des Zuluftkanals in m}, 


— 8 
m Fi 
3 E, die Summe der Widerstandskoeffizienten der im Ab- 
luftkanal befindlichen Einzelwiderstände, 


die Summe der Widerstandskoeffizienten der im Zu- 
luftkanal befindlichen Einzelwiderstände, 


A der Reibungskoeffizient in den Leitungskanälen, 
I, die Länge des Abluftkanals in m, 

l die Länge des Zuluftkanals in m, 
U, der Querschnittsumfang des Abluftkanals in m, 
U, der Querschnittsumfang des Zuluftkanals in m. 


1 F. Sieber, ETZ 19%, & 114 


Zahlenmäßig kann für die Koeffizienten gesetzt werden: 
& = 1,5 für ein|_ Knie, 
č = 1,0 für einen \ Rogen, 


& = 0,6 für ein > Knie, 
E = 1, ... 2,0 für Gitter, je nach freiem Querschnitt, 
à = 0,007 (im Mittel). 

Die Berechnung des Produktes F,?- H’ wird dadurch 
erschwert, daß in der Größe R Kanalabmessungen ent- 
halten sind [vel. Gl. (3)]. Allerdings trägt das Glied, 
in dem diese vorkom- 
men, im allgemeinen 
wenig zum Betrage von 
R bei. Man geht daher 
zweckmäßig so vor, daß 
man-R zunächst unter 

Vernachlässigung der 
Reibung in den Kanälen 
und unter Annahme eines 
Wertes für m bestimmt, 
gaz Produkt F,- H’ be- 
rechnet und nach dem 
Ergebnis die Abmessun- 
gen der Kanäle ent- 
wirft. Alsdann kann 
unter Berücksichtigung 
der Reibung an den Ka- 
nalwänden und des wirk- 
lichen Wertes für m der 
genauere Betrag von R 
ermittelt werden. 

In erster Annähe- 
rung kann dann F, oder 
F H’ um den gleichen Pro- 
zentsatz vergrößert oder 
verkleinert werden, um 
den der genauere Betrag 
von R größer oder klei- 
ner ist als der zuerst eingesetzte. Die Bestimmung des 
Produktes FA. H’ nach Gl. (2) kann mit Hilfe des Nomo- 
grammes Abb. 2 erfolgen. 


BEN 


—— 


uam m e — sr mn gms sun mm run zg zl u pm Co 


Abb. 1. Allgemeine Form einer 
Transformatorenkammer. 


700 
x 
80 
70 
60 
s0 oo 
SO 
150 
Ai 
gi 200 
20 — 
300 
15 
400 
vi 500 
d w’ 600 
7 700 
6 &0 
SCH 
5 a 1000 
y e 
7500 
3 20° 
2000 
P 25° 
4000 
0 5000 
Za 6000 
07 7000 
S = 
05 28 1 y S — 1/0000 
Ge FH=135(,,) RV Ry? 
G*R’ 


Abb. 2 Nomogramm zur Bestimmung der Abmessungen 
des Abluftkanals. 


16234 


Elektrotechnische -Zeitschritt 1929 Heft 43 


7. November 1929 


Um schnell einen Überblick über die erforderlichen 
Abmessungen des Abluftkanals zu bekommen, sind dese 
Größen für das in Abb. 3 dargestellte Beispiel für ver- 
verschiedene Werte der PO g Sr 
abzuführenden Verlust- 
wärme berechnet und 
in Abb.4 für A t= 20° 
aufgetragen. Die in 
Abb. 3 angegebenen 

Höhenabmessungen 
h, = 3,5 m und h,=1,5m 
sowie das bei der Be- 
rechnung zugrunde ge- 
legte Querschnittsver- 
hältnis m = 3⁄4 entspre- 
chen ungefähr den Wer- 
ten, wie sie bei Kam- 
mern für Transforma- 
toren mittlerer Leistung 
üblich sind. 

Als Einzelwiderstände 
sind im Abluftkanal ein 
Gitter mit Luftumlen- 


kung (E = 15),- im 

Zuluftkanal an sehr 

weitmaschiges itter a 

(E = 1,0) sowie. zwei Abb. 8. „Normalkammer“ für Trans- 


rechtwinklige Knie (für formatoren mittlerer Leistung. 


jedes E = 1,5) angenom 
men. Ohne Berücksichtigung der Reibung an den Kanal- 
wänden wird dann 


R=(10+15)+ CT (10+10+15+153)=47. 6) 


An Hand von Abb. 4 läßt sich, wenn die abzuführen- 
den Verluste bekannt sind, sehr schnell feststellen, welchen 
Querschnitt und welche Höhe der Abluftkanal haben mul. 

Bei Berechnung der in Abb. 4 eingetragenen Werte 
wurde auch der Einfluß der Luftreibung an den Kanal- 
wänden ermittelt unter der Annahme, daß die Kanalquer- 
schnitte Quadratform haben. Der Einfluß ist am größten 
bei der kleinsten Leistung und bei Anwendung der größten 
Höhe. Für 10 kW und h, = 8 m erfordert diese Reibung 
nur eine Vergrößerung des Querschnittes F, um etwa 5 %. 
Für kleiner werdende Höhe und wachsende Leistung geht 
der Einfluß sehr rasch zurück. Seine Berücksichtigung 
in den Kurven konnte daher unterbleiben. 

Wie schon erwähnt, gelten die Kurven in Abb. 4 nur 
für eine Temperaturdifferenz At = 20°. Für andere Werte 
von At lassen sich die Verluste, deren Abführung möglich 
ist, durch Umrechnung ermitteln. Die Umrechnüngstfak- 
toren ergeben sich auf Grund der Gl. (2). 

Wenn wir die Verlustwerte für At=20° mit 100 % 
bezeichnen, so können z. B. bei At=25° 140%, bei 
At = 15° 65% dieser Werte abgeführt werden. 


Es ist noch zu bemerken, daß wir die durch die 
Wände der Kammer abgeleitete Wärme nicht in Rechnung 
gezogen haben. Bei kleineren Transformatoren kann die 
auf diesem . Wege abgeführte Wärme einen erheblichen 
Teilbetrag der gesamten Verlustwärme ausmachen. Trotz- 


IN 
NSSEHEBE 
II 

es 

< 


mn 


KEE 
EE 
Wee 


7 
L 


F 
H 


R 
` 
SS 
KÉ 
w 
m 

= 


Abb. 4 Verluste in kW, die bei St - 20° abgeführt werden können 
abhängig von Querschnitt und Höhe des Abluftkanals. 


dem erscheint es nicht ratsam, bei der Festlegung der Ka- 
nalquerschnitte darauf Rücksicht zu nehmen. Es kann 
nämlich leicht der Fall eintreten, daß durch spätere Er- 
weiterungsbauten eine Transformatorenkammer, die vor- 
her frei gelegen hat, nunmehr von weiteren derartigen 
Kammern oder anderen Gebilden, die die Wärmeabgabe 
hindern, eingeschlossen wird. Dann ist es jedenfalls vor- 
teilhafter, wenn man vorher die Kanalabmessungen reich- 
lich gewählt hat, als daß man nachträglich gezwungen ist, 
sie den neuen Verhältnissen entsprechend zu vergrößern. 


Kanadas hydroelektrische Fortschritte im Jahr 1928. 


Von G. Reglin, Montreal. 


Mit mehr als 0,55 Mill PS Zuwachs war das Jahr 1928 
das ergiebigste für die Entwicklung der Wasserkraft- 
nutzung Kanadas, und schon zeugen weitere unter- 
zeichnete Kontrakte sowie bereits im Bau befindliche 
hydroelektrische Werke von einer_noch größeren Aus- 
dehnung im laufenden Jahr. Die "genannte Steigerung 
mag dem Ingenieur des alten Kontinents lediglich bei der 
Betrachtung der Zahl der Pferdestärken vielleicht gering 
erscheinen, wenn er die Größe des Gebiets mit der Lei- 
stung vergleicht. Man muß aber bedenken, daß der 
ganze Norden nur cin Pelztiergebiet und daher der 
Technik nicht zugänglich ist und die ausgebaute Lei- 
stung sich allein auf den östlichen Teil mit den Haupt- 
städten und auf einige Zentren im Westen verteilt. 
Trotz des großen Reichtums des Landes — es beherrscht 
den Weltmarkt in Nickel und Asbest, steht innerhalb 
der Weltproduktion an zweiter Stelle mit Kobalt, an 
dritter mit Gold und Silber, an vierter mit Blei und 
Kupfer und an sechster mit Zink — hat Kanada nur 11 Mill 
Einwohner. Bisher im Schatten der V.S. Amerika verhar- 
rend, steigt seine Bevölkerungs- und Arbeitskurve nun- 
mehr aber rapide und stetig; Montreal zählte z. B. 1910 erst 


t Kanada umfaßt oe Mill km®, Europa rd. 10 Mill km. 


rd. 120 000 Köpfe, hat heute jedoch bereits 1 Million über- 
schritten, in Toronto wurden 1921 nur 761 elektrische Öfen 
festgestellt, während die Statistik des letzten Jahres schon 
mehr als 18000 aufweist. Die Arbeitszunahme betrug 
gegen 1924 20 % und in den maritimen Provinzen Ontario 
und Quebec sogar 25%. Industriell weitaus vorherr- 
schend ist die Gewinnung von Holz und damit eng zu- 
sammenhängend die Herstellung von Papier im Wert von 
rd. 219,3 bzw. 134,5 Mill $. Kanada hat im vergangenen 
Jahr sogar die Führung gegenüber den V.S. Amerika in 
der Erzeugung von Zeitungspapier mit 2,082 Mill t, d.h. 
einem Vorsprung von 0,6 Mill t, übernommen. Die Verwen- 
dung von Dampfkraft beträgt in diesem Industriezweig 
nur 8% der insgesamt installierten Kilowatt. An Wasser- 
kräften waren bis Ende 1928 5,35 Mill PS ausgebaut (eine 
Steigerung um 11,5% gegen das Vorjahr), und für die 
nahe Zukunft sind große hydroelektrische Projekte ge- 
plant, z. T. auch bereits in Ausführung begriffen. Die Be- 
deutung dieses umfangreichen Erweiterungsprogramms für 
das Gedeihen der einzelnen Provinzen wird daraus er- 
sichtlich, daß für den Ausbau von Übertragung und Ver- 
teilung der 1928 installierten Leistung sowie der bereits in 
Betrieb befindlichen nicht weniger als 330 Mill $ verlangt 
worden sind. Man schätzt ferner, daß für jeden der so ver- 


7. November 1929 


ausgabten Dollar 6 $ nötig werden, um die Energie den 
Verbrauchern zuzuführen, so daß sich insgesamt ein Auf- 
wand von 2,3 Mrd $ ergibt. 


Das Jahr 1928 hat in jeder Provinz eine namhafte 
Entwicklung der Kraftanlagen gebracht, wobei Quebec 
mit hydroelektrischen Werken an erster Stelle steht. 
Saskatchewan trat zum erstenmal mit einem solchen am 
Churchill River zur Versorgung des neuen nördlichen 
Minendistrikts auf den Plan, derweilen in Britisch-Colum- 


Abb. 1. Great Falls-Kraftwerk der Manitoba Power Co. am Manitoba (6 Maschinensätze zu je 


28 000 PS = 168 000 PS). 


bia, Alberta, Manitoba, Ontario und an der Ostküste wich- 
tige Neuanlagen vorbereitet und geschaffen, bestehende 
Kraftwerke erweitert worden sind. Im einzelnen sei dar- 
über folgendes berichtet: 
Britisch-Columbia. Hier sind 1928 Wasser- 
kräfte in Stärke von 79560 PS ausgebaut worden, die mit 
den bereits verwerteten mehr 
als 350000 PS für die Pro- 
vinz ergeben. Die West Ko»- 
tenay Power and Light Co. be- 
endete den Bau des 75 000 PS- 
Kraftwerks in South-Slocan 
am Kootenay River. Man hat 
drei Turbinen von je 25 000 PS 
in dieser Anlage installiert, 
die zusammen mit zwei ande- 
ren an dem gleichen Fluß lie- 
genden Werken dem Minen- 
komplex von Roosland elektri- 
sche Arbeit zuführen. Ebenso 
vollendete die genannte Ge- 
sellschaft eine Freiluftstation 
von rd. 100 000 kW und baute 
in Verbindung damit eine 
50 km lange 60 kV-Leitung 


von Bonnington nach Ymir. 
Um die Belieferung dieses 


schnell aufblühenden Distrikts 
sicherzustellen, hat die Ge- 
sellschaft mit der Provinz 
einen Vertrag vereinbart, der 
die Ausnutzung des Pend 
d’Oreille mit einer Mehrlei- 
stung von 80000 PS vorsieht. 
Ein anderes Unternehmen 


das Wasser des Flusses dem am Setonsee gelegenen 
und wahrscheinlich 1931 fertig werdenden Kraftwerk zu- 
leitet. Im ersten Ausbau entfallen auf dieses 28000 PS, 
doch ist eine Steigerung bis 0,6 Mill PS möglich. Ab- 
gesehen von kleineren Anlagen mit zusammen 9810 PS ver- 
dient noch ein jetzt in Ausführung genommenes 15 000 PS- 
Projekt am Elk River Erwähnung. Die Ausnutzbarkeit der 
Flüsse Nimpkisch, Campbell, Stamp, Skeena, Bukley und 
Chilco wurde von Kommissionen geprüft, teilweise sind 
auch schon bezügliche Kontrakte gezeichnet worden. 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 45 


1625 


Alberta. Am Bow River, etwa 50 km westlich 
von Calgary, hat die Calgary Power Co. den Bau eines 
18000 PS-Werks begonnen, dessen bereits fertiggestellter 
Damm 32 m hoch ist, und das voraussichtlich im November 
seine Tätigkeit aufnehmen wird. Ä 

Saskatchewan. Zum erstenmal hat die Provinz, 
wie oben bereits bemerkt, ein hydroelektrisches Projekt 
zu verzeichnen, u.zw. ist das Kraftwerk an den Island- 
fällen des Churchill durch die Hudson Bay-Mining Co. im 

nördlichen Teil der Provinz 


ausgearbeitet worden. Es 
dient der Versorgung der 
Flin-Flon-Mine (rd. 110 km 


Übertragungsleistung) und 
wird nach seiner Vollendung 
über sechs Maschineneinhei- 
ten von je 14 000 PS verfügen, 
wovon drei Ende 1930 laufen 
sollen. 

Manitoba. Für diese 
Provinz war 1928 eines der 
wirksamsten Jahre auf dem 
Gebiet der Wasserkraftnut- 
zung. Man hat ein großes 
Kraftwerk vollendet und den 
Bau zweier neuer am Winni- 
pegfluß sichergestellt. Die 
Manitoba Power Company be- 
endete die Installation der 
fünften und sechsten Einheit 
von je 28000 PS in der Great 
Falls-Station, womit deren 
Leistung 168 000 PS erreichte 
(Abb. 1). Die ausführende 
Firma, die die Elektrizitäts- 
versorgung des südlichen Teils 
der Provinz beherrscht, baute 
hierfür eine 65 km lange 
Hochspannungsleitung. An 
zweiter Stelle steht der Be- 
einn der Arbeiten an der Seven Sisters’Seite des Winni- 
peg Rivers. Das hier entstehende Kraftwerk ist für 
eine maximale Leistung von 225000 PS in sechs Ma- 
schinensätzen zu je 37500 PS disponiert, die ein Gefälle 
von fast 20 m ausnutzen. Drei der Turbinen dürften 
vor Ende 1930 in Wirksamkeit treten können. Durch 


nahm das Alouettewerk mit Abb. 2. Paugan Falls-Kraftwerk der Gatineau Power Co. in Quebee (ausgebaut für 8 Maschinensätze 
12500 PS in Betrieb. Die zu je 34000 PS = 272000 PS, endgültige Leistung 476 000 PS). 

Bridge River Power Co. machte 
Fortschritte im Bau des rd. 5 km langen Tunnels, der 


eine auf Gittermasten geführte 110 kV-Doppelleitung von 


etwa 120..135km Länge wird dem Gebiet südlich und 
westlich des Kraftwerks Elektrizität zugeführt. Dar- 


über hinaus benötigt Winnipeg aber einen bedeutenden 
Zuwachs an Kraft, der durch eine Station nahe Point 
du Bois (Winnipeg River) mit 105 000 PS gedeckt werden 
soll. Diese Slave Falls-Station liegt etwa 10 km strom- 
abwärts von Point du Bois und erhält acht Maschinen- 
einheiten von je 12500 PS, insgesamt also 0,1 Mill PS. 
Vier Hochspannungsleitungen transportieren auf zwei par- 
allelen Wegen die Elektrizität nach Winnipeg. Anfangs 


1626 


1931 soll der Betrieb mit zwei Maschinen aufgenommen 
werden. Die Baukosten des Werks und der Leitung hat 
man auf 10,5 Mill $ veranschlagt. 

Ontario. Zunächst ist die Inbetriebnahme der 
220 kV-Leitung zwischen dem Ottawa River und Toronto, 
wo sie in das Niagaragebiet eingreift, zu nennen. Sie be- 
fördert vorläufig 80000 PS, eine Leistung, die nach dem 
Vertrag künftig 260 000 PS betragen soll. Ebenso wurde 
eine 110 kV-Leitung vom Ottawa nach Smith’s Falls voll- 
endet; mit 60 Hz arbeitend, dient sie zur Übertragung von 
60000 PS mit einer zusätzlichen Reserve von 40000 PS. 
In Betrieb kamen ferner ein 1800 PS-Kraftwerk am South 
River und ein solches von 
2200 PS am South-Muskoka. 

Die geplante Aufstellung 
einer zehnten 55 000 PS-Ma- 
schine in der Queenston-Zen- 
trale wurde unterlassen und 
die Versorgung dem 54 000 PS- 
Werk in Alexander Landing vr 
am Nipigonfluß übertragen, 
das 1931 seine Tätigkeit auf- 
nehmen will. Innerhalb der 
Arbeiten der Hydro-Rlectric 
Power Commission? vollendete 
die Spruce Falls Company bei 
Smoky Falls am Mattagami 
ein Werk von 56230 PS zur 
Belieferung der Holz- und 
Papierbetriebe in Kapuska- 
sing, zu welchem Zweck eine 

Hochspannungsleitung von 

85 km erforderlich wurde. 
Eine andere Gesellschaft hat 
cin Kraftwerk von 13200 PS 
in Calm-Lakce am Seinefluß 
in Dienst gestellt, dessen Pro- 
duktion nach Fort Frances 
zur Verfügung der dortigen 
Holz- und Papierindustrie ge- 
langt. Ebenso wurden 2000 PS 
am Eagle River verwertet, 
während die International Nickel Co. ihre 28200 PS-An- 
lage am Spanish River in diesem Frühjahr mit der Arbeit 
beginnen ließ. 


- + 


Quebec. Der Hauptanteil an den in dieser Provinz 
1928 hergestellten neuen Kraftanlagen und Hochspan- 
nungsleitungen von insgesamt über 0,3 Mill PS gehört, 
abgesehen von dem Shawiniganwerk auf der Insel Maligne, 
dem Pauganwerk der Ciatincau Power Co., welches seit 
September 1928 mit sechs Turbinen von je 34 000 PS ins- 
gesamt 204 000 PS leistet; zwei weitere Maschinensätze 
die eine Erhöhung auf 272000 PS bringen werden, sind 
vorgesehen (Abb. 2). Dieselbe Gesellschaft hat auch ihre 
beiden anderen, etwas weiter stromabwärts am Gatineau 
River liegenden Stationen erweitert, u.zw. das Chelsea- 
werk um 34000 PS und die Anlage in Farmers Rapids 
um 24000 PS (Abb. 3). Sie plant ferner die Gewinnung 
von 80000 PS an den Nigger Rapids des schon genannten 
Flusses, der ein Gefälle von rd. 20 m hat. Das Wasser- 
becken von Chelsea besitzt ein Fassungsvermögen von 
3 Mill mi Das Bryson-Kraftwerk der Gatineau Power Co. 
am Ottawa erhielt eine zweite Turbine von 25000 PS. 
In Verbindung mit den erwähnten Kraftwerksbauten 
wurde eine 220 kV-Leitung von Paugan Falls zum An- 
schluß bei Chats Falls an die Linie nach Toronto sowie 
an die 110 kV-Leitung von Farmers Station nach Ottawa 
und Ost-Ontario errichtet. Eine weitere 110 kV-Leitung 
verbindet das Brysonwerk und Hull. Die Leistung der 
Shawinigan-Zentrale ist um 43 000 PS auf 178500 PS ver- 
größert werden und geht seit März 1929 noch darüber 
hinaus. Die diese Anlagen ausführende Shawinigan 
Water and Power Co. verfügt über 0,7 Mill PS und hat 
vertraglich eine Arbeit am St. Maurice River übernommen, 
dessen Gefälle 195 ın beträgt und 1 Mill PS liefern wird. 
Das erste zu diesem Komplex gehörende Kraftwerk dürfte 
1933 fertig werden. Die Quinze Power Co. steigerte die 
Leistung ihrer Zentrale am Quinze um weitere 10 000 PS 
und die des Isle Malirne-Werks am Saguenay River um 
45 00 PS. In Chute-a-Caron, am gleichen Fluß gelegen, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45 


7. November 1929 


ist ein Kraftwerk mit vier Maschinen zu je 65 000 PS im 
Bau und wird ein Gefälle von 45 m ausnutzen. Eine zweite 
Station soll bei 62 m Gefälle 1 Mill PS liefern. Auch in 
Quebec hat man 1928 außerdem eine Anzahl kleinerer 
Werke fertiggestellt; unter den Projekten ist noch das 
der Montreal Island Power Co. am Prairie River mit an- 
fangs sechs Einheiten zu je 8800 PS zu nennen. Die vor- 
läufige Kraftanlage am Lievre River mit 90000 und 
maximal 120000 PS verfügt über ein Sammelbecken von 
0,75 Mill m’. Seit Februar 1929 liefert ein Wasserkraftwerk 
mit zwei Turbinen von je 2900 PS der Stadt Sherbrooke 
elektrische Arbeit. Voraussichtlich werden weitere hydro- 


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Abb. 3. Kraftwerk Farmers-Rapids der Gatineau Power Co. am Gatineau mit 5 Maschinensätzen zu je 
24 000 PS = 1% 000 PS im Vordergrund. Hinten das Chelseawerk derselben Gesellschaft mit 5 Maschinen- 


sätzen zu je 34 000 PS = 170000 PS. 


elektrische Anlagen in der Provinz u.a. 30000 PS am 
Ottawa und 15 000 PS am St. Lawrence nutzbar machen. 

New Brunswick. Das abgelaufene Jahr war 
bedeutsam durch die Fertigstellung des vier Maschinen- 
sätze zu je 20000 PS umfassenden Kraftwerks am St. John 
River; etwa 75 % des dort erzeugten Stroms werden von 
der Holz- und Papierindustrie abgenommen, deren eine 
Anlage täglich etwa 500 t Zeitungspapier liefert und mit 
dem Kraftwerk durch eine 132kV-Leitung von 175 km 
Länge verbunden ist. Als Neuanlage in dieser Provinz 
wäre noch eine sich über 42 km erstreckende 6,6 kV-Lei- 
tung nach Dorchester und St. Joseph anzuführen. 

Nova Scotia. Hier hat sich im Jahr 1928 die 
Kraftwerksleistung um 8440 PS erhöht, welche Zunahme 
bereits festgelegte Ausführungen auf 34550 PS steigern. 
Des schnellen Anwachsens der Nachfrage nach elektri- 
scher Arbeit wegen ist eine Kommission gebildet worden, 
die den Ingram, den Indianfluß sowie den North-East und 
den Sackville River untersucht. Schon jetzt berichtet man, 
daß schätzungsweise 25 Mill kWh jährlich verfügbar sein 
werden. Am Mersey baut die Provinz drei Wasserkraft- 
werke, u.zw. eins am Upper-Lake Fall (7750 PS), ein 
zweites am Lower-Lake Fall (10600 PS) und ein drittes 
am Big Fall (12700 PS). Kaum erwähnenswert sind 
einige kleine Stationen, die im Lauf des Berichtsjahres 
in Betrieb genommen worden sind. 

Prince Edward Island. Ein kleines Kraft- 


werk der Montague-KLlectric Co. von 160 PS hat die Arbeit 


begonnen. 

Der Strombedarf nimmt in Kanada bemerkenswert zu. 
So sind durchschnittlich im Dezember 1928, Januar und 
Februar 1929 bzw. 43,7, 45,9 und 44,6 Mill kWh erzeugt 
worden gegen 39,0, 38,6 und 38,9 Mill kWh in den ent- 
sprechenden Monaten des Vorjahres, was eine Erhöhung 
um 15,5% bedeutet. Am Ende des Berichtsjahres waren, 
wie schon bemerkt, 5,35 Mill PS ausgebaut gegenüber 4,3 
in 1927 und 4,6 in 1926°. 


t Vgl. S. 16831. 


7. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45. 1627 


RUNDSCHAU. 


Hochspannungstechnik. 


Weanderwellen: Bildung, Fortpflanzung und Schutz. — 
In einer Reihe von Aufsätzen beschäftigt sich Ch. Ledoux 
mit den verschiedenen Wanderwellen- und Überspannungs- 
erscheinungen. Ledoux bemüht sich, eine neue Theorie 
von den Wanderwellenvorgängen aufzustellen, die im Gegen- 
satz zu den bisher bekannten Theorien in unmittelbarem 
Zusammenhang mit dem Experiment stehen soll, olıne dabei 
jemals die physikalische Seite der Erscheinungen außer 
acht zu lassen. lm großen und ganzen haben seine Aus- 
fihrungen wohl den Zweck, einen Nachweis für die Wirk- 
samkeit der zahlreichen von ihm angegebenen Überspan- 
nungschutzvorrichtungen zu bringen. Trotz des großen 
Wertes, den Ledoux auf den Zusammenhang zwischen 
Theorie und Experiment legt, sind die Mitteilungen über 
die von ihm durchgeführten und seiner Theorie zugrunde 
velegten Versuche außerordentlich knapp. Dabei ist auch 
die Versuchsanordnung, mit der er die Untersuchung von 
Stirnsteilheiten und die Prüfung der verschiedenen Über- 
spannungschutz-Vorrichtungen durchführte, etwas unüber- 
sichtlich in ihrer Wirkungsweise, so daß es schwer ist, die 
Berechtigung der von Ledoux aus seinen Versuchen ze- 
zogenen Schlüsse nachzuprüfen. Es ist auch wahrschein- 
lich, daß eine genauere Untersuehung seiner Schutzanord- 
nungen etwa mit dem Kathodenoszillorraphen eine etwas 
andere Wirkungsweise ergeben wird, als Ledoux sie an- 
nimmt. 


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S0Hz 


Abb. 1. Prüfanordnung nach Ledoux. 


Die von ihm benutzte Prüfanordnung zeigt Abb. 1. Der 
von dem Hochspannungstransformator T aufgeladene Kon- 
densator K entlädt sich jeweils im Spannungsmaximum 
über den Synchronschalter B auf die angeschlossene Dop- 
pelleitune. An dem Leitungstück CD wird (ähnlich wie 
bei der Binderschen Schleifenmethode) die Steilheit der 
Ein- und Ausschaltwellen bzw. deren Änderung nach Ein- 
bau von Schutzapparaten festgestellt (CE). Zur Vermei- 
dung von Wellenreflexionen am offenen Leitungsende ist 
dieses mit einem Wider- 
stand R überbrückt. Um 
seinen Zweck zu erfüllen, 
müßte letzterer dem Wel- 
lenwiderstand der ange- 
schlossenen Leitung gleich 
sein. Er wurde aber aus 
Rücksicht auf die zur Ver- 
figung stehende Leistung 
stets höher gewählt und Abb.2. Die Spule als Kettenleiter. 
deshalb noch ein besonde- 
rer „Überspannungsdämpfer” mit dem Widerstand in Reihe 
geschaltet, der jegliche Reflexion verhindern soll. 

Von den Überspannungserscheinungen und ihren Be- 
kämpfungsmitteln ergibt sich nach Ledoux etwa folgendes 
Bild: Als Entstehungsursache von Wanderwellen kommen 
indirekte Blitzschläge, Ein- und Ausschaltvorgänge in 
Betracht. Durch indirekte Blitzschläxre werden mit größ- 
ter Wahrscheinlichkeit gedämpfte Schwingungen von 10° 
bis 10° Hz ausgelöst. Neuere experimentelle Arbeiten lassen. 
allerdings vermuten, daß diese Wanderwellen aperiodische 
Vorgänge sind. Doch sind die Verhältnisse noch wenig 
geklärt. Bei Einschaltvorgzängen ergeben sich verhältnis- 
mäßig flache Stirnen, nicht unter 400...600 m bei 10 bis 
30 kV Einschaltspannung!, lediglich bei höheren Spannun- 
gen können steilere W ellen auftreten. Ausschaltvorzänge 
bei induktionsfreien Kreisen zeitizen noch viel flachere 
Stirnen, lediglich beim Ausschalten induktiver Kreise 
können steilere Stirnen auftreten (300 m). Die steilsten 
Stirnen scheinen bei (intermittierenden) Frdschlüssen 
aufzutreten, wenigstens ist dies aus den häufigen dabei 


t Vgl. hierzu jedoch die Untersuehungen von Wellenstirnen mit 
dem Kathodenoszillographen in Arch. El. Bd. 18, S. 499; ETZ 1928, S. 227. 


vorkommenden Wicklungschäden zu schließen. Die Steil- 
heit kann hier bis zu mehreren tausend Volt/m betragen. 

Für die Beurteilung der Vorgänge in Transformator- 
wicklungen ist wesentlich, das Eindringen von Wander- 
wellen in Spulen genau zu kennen. Die „klassische“ 
Auffassung der Spule als Kettenleiter (Abb.2) ist „radi- 
kal falsch” und ebenso alle daraus bezüglich des Ein- 
dringens von Wanderwellen in Spulen sich ergebenden 
Folgerungen einschließlich der kritischen Frequenz, Le- 
doux entwickelt hier eine eigene Theorie, die jedoch im 
Grunde auf die bereits vonRogowski behandelte Dar- 
stellung? des Eindrinzens von Wanderwellen in Spulen 
hinausläuft. Es ergibt sich hierbei, daß die Spule beim 


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Abb. A Wirkungsbild des 
kapazitiven Widerstandes. 


Abb. 8. Kapazitiver 
Widerstand. 


Auftreffen von Rechteckwellen nicht sofort als sehr hoher 
Widerstand wirkt. Der Wellenwiderstand der Spule 
wächst vielmehr erst mit dem Eindringen der Welle in 
die Spule. Die Verflachung der eindringenden Welle ist 
im wesentlichen auf die Induzierung von Teilwellen auf 
die benachbarten Windungen zurückzuführen. Die Ver- 
flachung ist selır stark bei Transformatoren geringer Lei- 
stung. Transformatoren großer Leistung dagegen, deren 
Wicklung sich sehr stark der einlagigen Zylinderspule 
nähert, lassen eindrinzende Wellen fast unverzerrt durch, 
Aus diesem Grunde liegen bei Transformatoren kleiner 
Leistung die Windungsdurchschläge in der überwiegenden 
Mehrzahl im Wicklungsanfang, während sie bei denen 
großer Leistung an irgendeiner Stelle in beliebiger Ent- 
fernung vom Anfangspunkt auftreten. Man sollte deshalb 
Transformatoren nur bis zu Leistungen von 200 ... 440 
kVA bei Spannungen von 10..10W0 kV mit verstärkten 
Eingangswindungen ausführen, Für Transformatoren 
größerer Leistung ist dies unzweckmäßig. Für Transfor- 
matoren ganz kleiner Leistung empfiehlt Ledoux seinen 
„induktiven Schutzwiderstand“, bei dem die beiden ersten 
Spulen aus Eisendraht hergestellt sind. 

Neben den Schutzmaßnahmen, die beim Bau der Trans- 
formatoren selbst berücksichtigt werden können, hält Le- 
doux in den Netzen noch besondere Überspannungschutz- 
Vorrichtungen für erforderlich, auch bei Anlagen über 
100 kV. Man sollte sich hier nicht etwa auf eine verstärkte 
Transformatorisolation beschränken, da außer den Trans- 
formatoren auch noch andere für den Betrieb wichtige 
Netzteile durch Überspannungen gefährdet werden können. 
Die Verwendung von Schutzschaltern zur Verhütung steil- 
stirniger Ein- und Ausschaltvorgänge ist zweckmäbis, 
ebenso die Benutzung des Blitzseils zum Schutz gegen 
atmosphärische Entladungen. Von der Vetersen-Spule 
und ähnlichen Schutzmaßnahmen zur Löschung des 
Erdschlußstromes befürchtet Ledoux Resonanzüberspan- 
nungen. Die beste Schutzmaßnahme ist hier der Einbau 


“eines Widerstandes zwischen Transformator-Nullpunkt 


und Erde, der je nach den Verhältnissen zwischen 500 und 
2000 Q liegen soll. Sehr geeignet für diesen Zweck ist der 
weiter unten beschriebene Ledouxsche „kapazitive Wider- 


t W.Rogowski, Arch. ElL Bd. 6 S. 265 


BECHER EZ 


1628 


stand” und sein „Erdschlußdämpfer”, der in seiner Wir- 
kungsweise dem ebenfalls weiter unten beschriebenen 
„Überspannungsdämpfer“ entspricht. Auch den letzteren 


kann man an Stelle einer unmittelbaren Nullpunkterdung 


verwenden. | 

Der Hörnerableiter mit Dämpfungswiderstand ist — 
durchgebildet oder nicht — jedenfalls unfähig, Wander- 
wellen abzuleiten, dazu ist seine Anesprechspannung zu 
hoch. Spricht er aber an, so löst er bei geringem Dämp- 
fungswiderstand steile Entladewellen aus, und es ist des- 
halb richtig, von ihm zu sagen, er sei ein Apparat, der 
um so gefährlicher wird, je wirksamer er ist. Da er oft 
mehrmals anspricht, kann er zu Resonanzerscheinungen 
führen. Diesen Nachteil vermeiden die Ventilableiter 
(Gilles, Autovalve), aber diese haben eine zu hohe An- 
sprechverzögerung, um wirksam zu sein’. Überspanungs- 
schutzvorrichtungen mit Koronawirkung (Stacheldraht- 
schutz) sind nur für sehr hohe Spannungen anwendbar 
und vertragen sich oft nicht mit der Sicherheit der Anlage. 
Der Glimmschutz der Dr. Paul Meyer A. G. besitzt eine zu 
kleine Kapazität, um wirksam zu sein. Bei gleichgroßer 
Kapazität ist er jedoch dem gewöhnlichen Kondensator 
vorzuziehen. Wasserwiderstände, als Überspannungr- 
ableiter in die Phasenleitung eingebaut, müssen mit 
zu hohen Widerständen arbeiten, um nennenswerte Ener- 
gien abführen zu können. Demgegenüber stellt der Le- 
douxsche „kapazitive Widerstand” einen stark verbesser- 
ten Überspannungsableiter dar. Den Aufbau dieses Wider- 
standes zeigt Abb.3. In einem Steingutrohr A befinden 
sich verschiedene Glasgefäße D, die mit einer Leitermasse 
E gefüllt sind. Der noch freie Teil des Rohres ist mit 
schlecht leitendem Wasser ausgefüllt. Die untere Ab- 
schlußkappe B und der Stift F bilden die Zuführungen. 
Die elektrische Wirksamkeit der Anordnung gibt das 
Schema in Abb. 4 wieder.. Es handelt sich also um eine 
Parallel- und Hintereinanderschaltung von Widerständen 
(Wasser) und Kapazitäten (Leitermase — Glas — 
Wasser). Die Frequenzabhängigkeit der Anordnung bei 
unbedingt aperiodischer Dämpfung macht sie besonders 
hohen Frequenzen gegenüber wirksam. 

Den Schutzspulen widmet Ledoux einen besonders um- 
fangreichen Abschnitt. Er ist der Meinung, daß alle bis- 
herigen Bearbeiter der Schutzspulenfrage die Wirkungs- 
weise der Spulen nicht richtig erkannt hätten und deshalb 
zu falschen, praktisch nicht verwertbaren Ergebnissen ge- 
kommen seien. Nach Ledoux entspricht weder dıe Auf- 
fassung der Spule als punktförmige Induktivität, noch die 
als reine Doppelleitung ihrem tatsächlichen Verhalten. 
Dieses ergibt sich erst, wenn man die Schutzspule als eine 
Anordnung auffaßt, die durch drei spezifische Koeffi- 
zienten charakterisiert ist: den relativen Schutzkoeffizien- 
ten, den Verflachungskoeffizienten und den Dämpfunes- 
koeffizienten, die zusammen ein Maß für den Schutzwert 
der Spule abgeben. Der relative Schutzkoeffizient wird 
aus der Wirkungsweise der Spule als reine Doppelleitung 
abgeleitet. Sie besitzt hier einen bestimmten gleichbleiben- 
den Wellenwiderstand Z, und der relative Schutzkoeffi- 


zient ergibt sich dann zu 
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"T (Z +Z) (Zr +29‘ 


wobei Z, der Wellenwiderstand der Leitung vor und Z, 
hinter der Spule ist. Es ergibt sich hieraus, daß die Spule 
schädlich wirkt (Ar,>1), wenn ihr Wellenwiderstand 
zwischen Z, und Z, liegt, und es entsteht der ungünstigste 
Fall (Krmax) für Zg = VZ, Z}. Die Spulenwirkung wird 
um so günstiger (Är< 1), je höher der Wellenwiderstand 
über dem der angeschlossenen Leitung liegt, oder aber je 
tiefer darunter (Kondensatoren). Bei Schutzspulen ist es 
nicht immer leicht, ihren Wellenwiderstand mit Sicherheit 
über den des zu schützenden Transformators zu legen. 
Es ist dann zweckmäßig, die Spule nicht unmittelbar vor 
den Transformator zu schalten, sondern soweit davor, 
daß durch die zwischenliegende Leitung geringeren Wel- 
lenwiderstandes eine ausreichende Herabsetzung des rela- 
tiven Schutzkoeffizienten erzielt wird. Der Verflachungs- 
koeffizient wird bestimmt durch die Stärke der magne- 
tischen Verkettung der Spulenwindungen, der Dämpfungs- 
koeffizient durch die Stärke der Verluste (Drahtwider- 
stand, Ableitung usw.). Bei den üblichen Spulenanord- 
nungen liegen die beiden letzten Koeffizienten nur wenig 
unterhalb von 1, und es ist nicht leicht, sie sehr viel stärker 
herabzusetzen. Dazu bedarf es besonderer Maßnahmen, 
dio bei den von Ledoux angegebenen Schutzanordnungen, 
der „Widerstandspule”, dem „Überspannungsdämpfer“ und 


3 VPezüglich des Autovalve-Ableiters siehe jedoch ETZ 1928, S. 1307. 
€ Siehe hierzu jedoch ETZ 1928, S. 1308. 


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7. November 1929 


dem „Wellenabflacher und -dämpfer“ zur Anwendung ge- 
kommen sind. 


Die „Widerstandspule”* (Abb.5) besteht aus einer 
Spule aus blankem, in eine Graphitmasse eingebetteten 
Kupferdrahf. Trifft eine Wanderwelle auf die Spule auf, 
so wird nicht die ganze Welle dem Draht folgen, sondern 
ein Teil in die Graphitmasse eindringen und die nächsten 
Windungen jeweils vor der Hauptwelle erreichen. Hier- 
durch soll eine besondere Verflachung erzielt werden‘. 
Die Teilwellen erfahren gleichzeitig in dem Widerstand 
eine starke Dämpfung. 


Der „Überspannungsdämpfer“ ist in seinem schema- 
tischen Aufbau in Abb. 6 wiedergegeben. Er besteht aus 
drei hintereinander geschalteten Spulen G, H, E, aus gal- 
vanisiertem Eisendraht, die 
konzentrisch zueinander an- 
geordnet und so in Serie ge- 
schaltet sind, daß sie einen 
gleichgerichteten Fluß erzeu- 
gen. Die mittlere Spule H ist 
in Graphitmasse F eingebet- 
tet, entspricht also in ihrer 
Wirkungsweise der Wider- 
standspule nach Abb. 5. Durch 
die gegenseitige Induzierung 
von Teilwellen in den drei 
Spulen soll die Verflachung 
der Welle noch weiter erhöht 
werden. 


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Abb. 5. Widerstandspule. Abb. 7. Wellenabflacher und 


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Abb. 6. Überspannungsdämpfer. 


Der „Wellenabflacher und -dämpfer” ist als Schutz- 
anordnung mit Kondensatorwirkung gedacht und soll 
gegenüber den üblichen Schutzkondensatoren dieselben 
Vorzüge besitzen wie der Überspannungsdämpfer gegen- 
über den üblichen Spulen, Seinen Aufbau zeigt Abb.” 
In eine Steingutröhre C sind 4 Spulen mit gleichem Wick- 
lungsinn eingebaut, von denen zwei (A, B) in bifilarer 
Hintereinanderschaltung in der Hochspannungsleitung 
(Anschlüsse D, E), die beiden andern F, G in der gleichen 
Schaltungsweise an Erde (Kappe H) liegen. Den Win- 
dungen der Hochspannungspule sind die Windungen der 
Erdspule jeweils genau parallelgeführt, so daß sich ein 
praktisch gleichbleibender Wellenwiderstand ergibt. Der 
Zwischenraum zwischen den Drähten ist mit einer Iso- 
liermasse I von hoher Dielektrizitätskonstante ausgefüllt. 
Gegenüber Wanderwellen wirkt die Anordnung wie eine 
Leitung mit geringem Wellenwiderstand (etwa 100 Q) mit 
sehr starker Dämpfung®, gegenüber langwelligen Schwin- 
gungen wie ein Kondensator. Die Erdspulen liegen nicht 
unmittelbar, sondern über verschieden hohe Widerstände 
R an Erde, so daß hierdurch Resonanzmöglichkeiten ver- 
mieden werden. Durch sorgfältige Wahl der Isolierung 
und der Abstände ist jede Durchschlaggefahr vermieden. 
Verschiedene derartige Schutzanordnungen sind bereits 
ausgeführt, über deren Einbau berichtet wird. (Ch. Le- 
doux nn Gen. de UI Bd. 22, S. 851, 865, 923, 983, 1045 
u. 1119.) Fl. 


5 Siehe hierzu jedoch die Untersuchungen über die Wirkung 
von Widerstän:den bei Spulen und Kondensatoren mit dem Kathoden- 
Geer WC ETZ 1928, S. 1308. ! , ` 

€ Ob die Dämpfung wirklich_so stark ist, wie Ledoux annimmt. 
muß bezweifelt werden. Aus Untersuchungen ähnlicher Spulen- 
ansrdnungen mit dem Kath»denoszill»graphen zu schließen, kann sich 
die Anordnung nicht, anders verhalten als eine ‚ge woan che Doppel- 
leitung bzw. Kabel mit entsprechendem Wellenwiderstand.. D. Ber. 


7. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45 


1629 


Apparate. 


Einbau von Stromwandlern in Hochspannungs-Ölschal- 
ter. — J. C. Rea berichtet in einem Aufsatz zunächst 
über die „Anfänge der Elektrotechnik”, wo der Ölschalter 
durch einen unmittelbar vom Strom durchflossenen Aus- 
löser betätigt wurde, und wie die dabei auftretenden 
Schwierigkeiten leicht durch die Betätigung mit Sekun- 
därrelais überwunden wurden, die an Stromwandler ange- 
schlossen waren. Es wird darauf hingewiesen, daß diese 
Stromwandler zuweilen bei hohen Spannungen beträcht- 
liche Kosten verursachten. Die Verwendung von Ring- 
kernen auf den Ölschalter-Durchführungen ist zwar hin- 
sichtlich der Spannungsicherheit einwandfrei, gibt aber 
erst bei Stromstärken über 500 A, wie sie bei Hochspan- 
rungschaltern kaum jemals vorkommen, ausreichende 
Leistung und Genauigkeit. Es mußten also Wickelstrom- 
wandler Anwendung finden. Die Modelle mit Schenkel- 
kern, bei denen Primär- und Sekundärwicklung auf gegen- 
überliegenden Schenkeln lagen, waren zwar konstruktiv 
einfach, aber meßtechnisch infolge der hohen Streuung 
sehr ungünstig. Die Isolierung eines in einen Ölschalter 
eingebauten Stromwandlers bietet beträchtliche Schwie- 
riekeiten, einmal deswegen, weil man mit dem schlechten, 


verschmutzten Schalteröl als Isolierung zu rechnen hat, 


zum andern wegen der unmittelbaren Verrußungsgefahr. 
Es wurde schließlich eine Schenkeltype geschaffen, mit ko- 
axialer Primär- und Sekundärwicklung, durch mehrere 
Hartpapier-Isolierzylinder voneinander getrennt. Für 
132 kV werden drei konzentrische Zylinder verwendet, der 
innerste ruht in gerillten Porzellan-Endtellern. Auf Par- 
allelwiderstände zur Sprungwellen-Isolierung wurde ganz 
verzichtet; statt dessen wurden die Windungen sehr gut 
gegeneinander isoliert. Der Wandler hat 400 primäre AW, 
der Stromfehler kann in neuartiger Weise (nach U.S.A.- 
Patent 1550906) dadurch vollständig auf null gebracht 
werden, daß man zwei Sekundärwicklungen ungleicher 
Windungszahl parallelschaltet. Durch richtige Wahl des 
Windungszahlenverhältnisses kann jede beliebige Fein- 
abgleichung erzielt werden. Die Leistung des Wandlers 
ist gering, man erhält in der Klasse E etwa 2,5 VA bei 
cos œ = 0,9, in der Klasse F etwa 10 VA, immerhin zur 
Betätigung eines Zählers oder eines nur wenige VA ver- 
brauchenden Relais genügend. 

Die auf amerikanische Verhältnisse zutreffenden 
Überlegungen dürften hier nicht Geltung haben. Der Preis 
eines neuzeitlichen 110 kV-Stromwandlers beträgt nur 
etwa 10% vom Preis eines 110 kV-Ölschalters, man hat 
aber dafür einen genauen Wandler der E-Klasse mit hoher 
Leistung, der weder durch die Erschütterungen des Öl- 
schalters noch die Ölverschmutzung leiden kann. (J. C 
Rea, J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 47, S. 872.) Kth. 


Beleuchtung. 


Schalenhalter mit konzentrischer Verstellbarkeit der 
Glühbirne. — Im allgemeinen werden die Glühlampen in 
Armaturen dadurch verstellbar gemacht, daß oben am 


Abb. 8 Konzentrische Klemme 


am Schalenhalter. mit konzentrischer Klemme. 


Schalenhalter in einem Nippel eine seitliche Schraube 
vorhanden ist, die das Rohrstück, welches die Fassung 
trägt, an den Nippel festklemmt. Da d ıs Kohrstück beim 
Festklemmen jedesmal etwas zur Seite geschoben wird, 
wird die Glühlampe aus der Mitte der Armatur gerückt. 


Ahh, 9. Beleuchtungskörper - 


Namentlich bei längeren Rohrpendeln macht sich die Ab- 
weichung aus der Mitte noch dadurch bemerkbar, daß 
die Pendel selbst nicht genau lotrecht hängen. Die 
Tirma Dipl.-Ing. D. Roschanski, Berlin W9, sieht daher 
eine konzentrische Befestigung der Glühbirne! in der 
Weise vor (Abb. 8), daß der oben mit einigen zur Achse 
parallelen Schlitzen versehene Schalenhalter mehrere ko- 
nische Gewindegänge g zur Aufnahme einer Mutter m be- 
sitzt. Nach Lockerung der Mutter kann das Rohrstück r 
beliebig eingestellt und danach am Schalenhalter s durch 
Andrehen der Mutter m von Hand einfach festgeschraubt 
werden, so daß die konzentrische Lage der Lampe ge- 

wahrt bleibt. Die Firma rüstet neuerdings ihre Beleuch- 
tungskörper (Abb.9) mit diesem konzentrischen Schalen- 
halter aus. Ka. 


Elektrizitätswerke. 


Das Shannonwerk in Irland. — Die von den SSW zu- 
sammen mit der Siemens-Bauunion erbaute Shannonanlage 
ist am 4. X. d. J. bis auf einige unwesentliche Restarbei- 
ten fertiggestellt worden; sie wurde der Irischen Regie- 
rung als betriebsfertixg gemeldet. Die umfangreiche An- 
lage hat rd. 110 Mill RM gekostet und besteht im wasser- 
baulichen Teil aus einem Stauwehr mit zwei Überfall- 
öffnungen von 18mI1.W. und vier Grundablässen von je 
10m 1.W., dem Einlaufbauwerk mit drei Öffnungen von. 
je 25m 1. W. und einem Schiffsdurchlaß von 10m 1. W., 
dem 12 km langen Oberwasserkanal — der Hauptarbeit 
im wasserbaulichen Teil —, dem Wasserschloß am unteren 
Ende des Kanals in Ardnacrusha, nebst Leerschuß und 
Schiffschleuse und dem Unterwasserkanal, der vom Kraft- 
werk bis zum alten Shannonlauf führt. Von dem Wasser- 
schloß führen drei Druckrohrleitungen von 6 m Durch- 
messer zum Maschinenhaus, in welchem zunächst (1. Aus- 
bau) drei Maschinensätze, bestehend aus je einer 38 000 
PS-Francisturbine, gekuppelt mit einem Drehstrom-Gene- 
rator von 30 000 kVA Leistung, aufgestellt sind. 

Der ganze elektrische Teil der Shannonanlage, be- 
stehend aus den bereits erwähnten Generatoren, den da- 
zugehörigen Freilufttransformatoren für 38 kV und 110kV, 
den umfangreichen Schaltanlagen in Ardnacrusha, Dublin 
und Cork, den 110 kV /38 kV/10 kV-Freileitungen mit einer 
Gesamtlänge von rd. 3400 km und den zahlreichen Trans- 
formatorenstationen, die über den ganzen Irischen Frei- 
staat verteilt sind, ist von H Wallem in der ETZ 1927, 
H. 2, S. 33, H. 28, S. 990, H. 29, S. 1027, H. 35. S. 1255 näher 
beschrieben worden. Alle zur Anlage gehörigen Maschi- 
nen Apparate, Eisenkonstruktionen aller Art und Bau- 
materialien sind von deutschen Firmen geliefert worden. 
Das ganze Werk ist in knapp 4 Jahren vollendet worden. 
Die Anlage ist provisorisch bereits im Betrieb gewesen 
und hat sich durchweg bewährt. Die endgültige Inbetrieb- 
setzung wird erfolgen, sobald die regierungseitig über- 
nommenen Arbeiten fertiggestellt sein werden. Wm. 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Die Elektrisierung der Bahn Visp— Zermatt. — Am 
20. VIII. d. J. ist eine der ältesten Hochgebirgesbahnen der 
Schweiz, die Bahn Visp— Zermatt, vom Dampfbetrieb auf 
elektrischen Betrieb übergegangen. Die Bahn wurde in 
den Jahren 1888/1891 für Dampfbetrieb gebaut und über- 
windet bei 35 km Länge eine Erhebung von 950 m. Die 
Reibungstrecken haben höchste Steigungen von 45 lee, die 
Zahnstangenstrecken solche von 125°/%. Der kleinste 
Krümmungshalbmesser ist 80 m. Der Verkehr betrug 
1891 34 000 Personen und stieg von da bis 1913 auf 100 000, 
1928 auf 117 500. Diese Verkehrsteigerung hängt mit der 
Vollendung der Furka-Obceralpbahn zusammen, die einen 
unmittelbaren Verkehr mit Luzern über Andermatt-- 
Göschenen und mit St. Moritz über Disentis—Chur ermög- 
licht. Um einzelne Wagen und ganze Züge von einem Netz 
aufs andere überzuführen, wurde eine Schmalspurverbin- 
dung Brige—Visp gebaut, mit deren Eröffnung den an- 
stobenden Bahnverwaltungen großse Vorteile erwuchsen, 
indem in Zukunft durchgehende Wagen Zermatt—St. Mo- 
ritz, Zermatt—Göschenen usw. eingeführt werden können. 
Gleichzeitig wurde die Elektrisierung der Strecke Visp— 
Zermatt in die Hand genommen. 

Die Visp-Zermatt-Bahn ist die erste, mit Einphasen- 
strom betriebene kombinierte Reibungs- und Zahnradbahn. 
Als Fahrdrahtspannung wählte man 11000 V, so daß man 
den Fahrstrom durch Zwischenschalten von selbsttätigen 
Transformatoren unmittelbar von der Fahrleitung der SBB 
beziehen kann. Die Lokomotiven weisen insofern eine bc- 
merkenswerte Neuerung auf, als der T.okomotivkasten zwecks 
(rewichtsverminderung ausschließlich aus Aluminium- 
lerierunzen gebaut ist. Die Motoren haben eine Leistung 


1 DRGM. 991 603. 


1830 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 


7. November 1929 


von etwa 700 PS, die über eine doppelte Zahnradüber- 
setzung auf die Triebachsen bzw. Triebzahnräder über- 
tragen wird. Neben der bei diesen Bahnen üblichen Va- 
kuumbremse hat die Lokomotive noch eine elektrische 
Bremse, indem bei der Talfahrt die Motoren von einem be- 
sonderen Generator der Ladegruppe, die zum Laden der 
Akkumulatorenbatterie für die Beleuchtung und Steuerung 
dient, erregt werden und als Stromerzeuger auf Wider- 
stände arbeiten. Selbst beim Ausbleiben der Fahrdraht- 
spannung bleibt die Bremswirkung aufrechterhalten, in- 
dem die Erregergruppe selbsttätig von der Hilfsbatterie 
aus angetrieben wird. Die Lokomotiven sind für Ein- 
mannbedienung eingerichtet und enthalten alle dafür er- 
forderlichen Sicherheitsvorrichtungen. 

Das zusammenhängende Schmalspurnetz der Schweiz 
hat durch die Vollendung dieser Verbindungstrecke eine 
(Gesamtlänge von über 500 km erhalten und ist dadurch 
das größte Schmalspurnetz dieser Art in Europa. (Bull. 
SEV Bd. 40, S. 577.) e 


Elektrisierung der Ungarischen Staatsbahnen. Wie 
aus einem Aufsatz von L. v.Verebely in „Elektrotech- 
nika“ Bd. 22, S. 98, über den gegenwärtigen Stand der 
Elektrisierung in Ungarn hervorgeht, ist die Kandó- 
Lokomotive auf der Probestrecke Budapest—Alag dau- 
ernd im Betrieb und hat bis jetzt fast 20 000 km geleistet. 
Auf Grund der günstigen Erfahrungen mit dieser Loko- 
motive wurde im Dezember 1928 beschlossen, die Haupt- 
bahnlinie Budapest— Hegyeshalom der Ungarischen Staats- 
bahnen mit dem Phasenumformer-System von Kandó zu 
elektrisieren. Zuerst wird die 100 km lange Strecke 
Budapest—Komärom ausgebaut. Die Bauarbeiten werden 
inn Laufe des Sommers begonnen. Die Fabrikation der 
Lokomotiven wird in den nächsten Wochen, der normale 
elektrische Betrieb auf der Strecke Budapest—Komärom 
voraussichtlich im Sommer 1930 aufgenommen. (Aus El. 
| 1 a Bd. 47, S. 819, nach Elektrotechnika Bd. 22, 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Spannungstabilisator System Soulier. — Das Wesentliche 
dieses Gerätes zur Konstanthaltung der Spannung, über das 
A. Soulier berichte, besteht in der Hintereinander- 
schaltung von Kapazität C und Selbstinduktion L an ein 
Wechselstromnetz. Die Vektoren der Spannungen, welche 
über C und L abgegriffen werden, sind um je 90° gegen 
den Strom verschoben. Beide Spannungsvektoren können 
also algebraisch addiert werden. Die resultierende Span- 
nung ist Vr= Vr — Vc. Etwa auftretende Schwan- 
kungen von Vpr könnten also durch eine Änderung der 
Spannung Hr kompensiert werden, wobei Vc konstant 
bleibt. In Abb. 10 liegt ein elektrolytischer Kondensator C 
von etwa 200 uF Größe in Serie mit einer Spule L, die 
senkrecht angeordnet ist und einen unterteilten Eisen- 
kern E von 2 kg Gewicht enthält. An die Klemmen A, B 
wird das Netz konstanter Frequenz angelegt. Treten hier 
Spannungschwankungen bis zu 20 % auf, so bleibt die über 
dem Kondensator C an den Klemmen D, F entnommene 
Wechselspannung bis auf 1% konstant. Jeder Netzspan- 
nung entspricht eine selbsttätige Verschiebung des Eisen- 
kernes E im Innern der Spule L. Dieser Verschiebung ent- 
spricht wiederum eine 
Änderung der Selbst- 
induktion und damit 
eine Änderung der 
Spannung Vr. Die Ein- 
richtung ist für die 
Heizung von Coolidge- 
Röntgenröhren bent:tzt. 
Statt des Hleizstromes 
oder der Heizspannung 
kann man die Konstanz 
der letzteren wesentlich 
genauer durch die Emis- 
sion messen, da diese 
der vierten Potenz der 
Drahttemperatur proportional ist. Aber selbst hier fand 
man bei Netzschwankungen um #15 % eine völlige Kon- 
stanz der Emission. (Rev. Gén. de FEL Bd. 24, S. 196.) 

Lü. 


Abb. 10. Schaltung des Spannungs- 
stabilisators System Soulier. 


Verschiedenes. 


30jähriges Bestehen des Elektrotechnischen Vereins 
Mannheim-Ludwigshafen. — Am 12. und 13. Oktober 1929 
beging der zum VDE gehörende Elektrotechnische 
Verein Mannheim-Ludwigshafen unter zahl- 
reicher Beteiligung weitester Kreise die Feier seines 
30jährigen Bestehens gemeinsam mit dem Mann- 


1 Comptes Rendus Bd. 186, S. 1528. 


heimer Bezirksverein des VdI, der gleichzeitig auf ein 
60jähriges Bestehen zurücksehen konnte. Beide Vereine 
stehen fast nunmehr 30 Jahre in engster Gemeinschaftsarbeit. 
Samstag,den12.Oktober, nachm., wurde die Wander- 
schau „Der Vertriebsingenieur“ in der gemeinsamen Vereins- 
wohnung der beiden Vereine eröffnet, am Abend fand ein 
unter Leitung von Direktor K. Reitz (VDE) stehender 
Begrüßungsabend statt, der die Teilnehmer (Gäste und 
Mitglieder) in angeregtester Stimmung vereinte. Sonn- 
tag, den 13. Oktober, vorm., konnte Herr Direktor 
Fröben (VdlI) zu einem „Akademischen Fest- 
akt“ im Rosengarten neben den Vertretern von Staat, 
Stadt, Wissenschaft und Industrie, den Vertretern der 
Hauptvereine (für den VDE Herrn Generalsekretär 
Scehirp) eine große Zahl von Damen und Herren be- 
erüßen. Den die Geschichte der beiden Jubelvereine 
schildernden Begrüßungsansprachen und den Vertreter- 
ansprachen folgten Ehrungen. Der E.V. Mannheim-Lud- 
wieshafen ernannte zwei seiner Gründer, die Herren Di- 
rektor Hugo Stotz sowie Dr. Wittsack, zu seinen 
Ehrenmitgliedern. 

Den Festvortrag „Kraft-Wirtschaft” hatte Herr Prof. 
Dr.-Ing. E.h. Dr. Robert Haas, Rheinfelden, übernom- 
men, der das Interesse seiner Zuhörer durch interessante 
Behandlung des Vortragsthemas zu fesseln verstand. 

Ein gemeinsames Abendessen im Friedrichspark ver- 
einigte die große Zahl von Damen und Herren, unter 
denen sich Mitglieder des Württembergischen, des Hessi- 
schen Elektrotechnischen Vereins, der Elektrotechnischen 
Gesellschaft zu Frankfurt a. M. u. a. befanden. 

Hervorgehoben zu werden verdient das seit Jahr- 
zehnten verständnisvolle Zusammenarbeiten der Orts- 
vereine des VdI und VDE. Schp. 


Getriebe. — Als eine der wesentlichen Aufgaben der 
Ingenieurwissenschaft pflegen wir die Schaffung von Ein- 
richtungen zu betrachten, die die menschliche Arbeitslei- 
stung weitgehend ausschalten und durch diejenige von 
Mechanismen nicht nur ersetzen sondern auch in ihrer 
Wirkung erheblich überbieten. Täglich kommen wir mit 
unzähligen Erzeugnissen der Technik in Berührung, in 
denen wir diese Aufgabe verwirklicht sehen. 

Bei aller verwirrenden Fülle der Erscheinungen ist 
festzustellen, daß die Grundelemente jener Mechanismen 
sich in vielen Zügen gleichen. Diese Elemente sind die 
„Getriebe“, die das Spiel der mechanischen Kräfte regeln 
und in die gewünschten Bahnen lenken. Ihr Wirken er- 
kennen wir bei der stufenweisen Geschwindigkeitschal- 
tung der Kraftwagen, wir beobachten es im Arbeiten des 
Lokomotivtriebwerks, es kommt zum sichtbaren Ausdruck 
in den verwickelten Bewegungsvorgängen bei Ver- 
packungs-, Bäckerei-, Zigarettenmaschinen u. v. a. m. 

Die immer weiter getriebene Ausschaltung des Men- 
schen aus der Fertigung stellt den Erbauern solcher Ma- 
schinen täglich neue Aufgaben. Es bedeutet eine Art 
geistiger Rationalisierung, wenn diese Aufgaben nicht an 
den verschiedensten Stellen nur für den vorliegenden Fall 
gelöst werden, sondern wenn die deutschen Ingenieure 
schon bei ihrer fachlichen Ausbildung das Rüstzeug er- 
en das sie befähigt, größere Zusammenhänge zu er- 
assen. 

Einer der ersten, die diese Notwendigkeit klar erkann- 
ten und durch eine grundlegende wissenschaftliche Be- 
handlung dieser Fragen dem planmäßigen Aufbau einer 
Getriebelehre den Boden bereiteten, war Franz Reu- 
leaux, der erste Rektor der Technischen Hochschule in 
Charlottenburg. Als „Vater der Kinematik” hat er sich 
in den Kreisen der Technik einen bedeutenden Namen ge- 
macht, einen Namen, dessen Klang noch heute so viel gilt, 
daß die Technische Hochschule Charlottenburg und der 
Berliner Bezirksverein des Vereines deutscher Ingenieure 
sich zusammengetan haben, um die 100. Wiederkehr sei- 
nes Geburtstages am 30. IX. durch einen feierlichen 
Festakt im Ehrenhof der Technischen Hochschule am 
Vormittag des 11. November zu würdigen. Die Festrede 
wird Prof. Kammerer halten. Am Nachmittag folgen 
wissenschaftliche Vorträge. Anschließend an den Fest- 
akt wird in der Technischen Hochschule eine Getriebe- 
ausstellung! eröffnet, die von den Lehrstühlen für Zwang- 
lauflehre und für Werk- und Gerätebau an der T.H. Char- 
lottenburg, dem Verein deutscher Ingenieure, vom Aus- 
schuß für wirtschaftliche Fertigung und vom Verein 
Deutscher Maschinenbau-Anstalten veranstaltet wird und 
bis zum 24. XI. täglich von 10 bis 20h geöffnet bleibt. Die 
interessante Ausstellung zeigt Reuleaux’ kinetische Samm- 
lung und eine Reihe neuzeitlicher Getriebe und wird 
zweifellos in Fachkreisen große Aufmerksamkeit finden. 


of 


1 Vgl. ETZ 1929, S. 1597. 


DG November 1928 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 ` 


1631 


Energiewirtschaft. 


Weiterer Ausbau kanadischer Wasserkräfte. — Die 
in dem Aufsatz von G. Reglin auf S. 1624 erwähnte 
ilydro-Electric Power Commission der Pro- 
vinz Ontario weist im Jahresbericht für 1927/28 eine Stei- 
gerung ihrer Investitionen in den verschiedenen Versor- 
sungsystemen! auf 211,218 Mill $ nach, wovon 161,994 
Mill $ auf Niagara und rd. je 14 Mill $ auf die Thunder 
Bay und das Central Ontario and Trent-System entfallen. 
Mit den Geldanlagen für die städtischen Verteilungsy- 
steme usw. (85,986 Mill $) ergibt sich eine Summe von 
297,204 Mill $. Die Gesamteinnahme der Kommission be- 
trug ohne die hydroelektrischen Bahnen 24,287 Mill $ und 
der schließliche Nettosurplus 0,941 Mill $.  Bemerkens- 
wert ist die Einriehtung ländlicher, von der Kommission 
direkt versoreter Kraftdistrikte, in denen sie bereits über 
7,2 Mill $ investiert und wozu die Regierung von Onta- 
rio 50 %, d.h. rd. 3,5 Mill $ als Zuschuß für Übertragungs- 
leitungen und Ausrüstung beigetragen hat. Diese Di- 
strikte umfassen schon mehr als 31000 Abnehmer und 
etwa 6000 km Übertragungsleitungen. Was die technische 
Entwicklung der einzelnen Systeme betrifft, so ist in dem 
des Niagara im Oktober 1928 das erste Arbeitsquan- 
tum der Gatineau Power Co. über die von Reglin schon 
erwähnte 220 kV-Leitung seitens der Kommission abge- 
nommen worden. Diese Höchstspannungslinie beginnt an 
einem Punkt der interprovinzialen Grenze am Ottawa, 
führt nach dem rd. 300 km entfernten Leaside am Rande 
Torontos und besteht aus Stahlaluminiumkabeln, die von 
nahezu 1000 Stahltürmen getragen werden. Den Bau einer 
zweiten solehen Leitung wollte man in diesem Jahr in An- 
griff nehmen, in dem die Kommission auch eine 110 kV- 
Leitung von Niagara Falls nach St. Thomas errichtet. Im 
Georgian Bay-System, we die Elektrizität fünf zu- 
sammenzeschlossenen Kraftwerken und einer Umformer- 
<tation entnommen wird, sollte 1929 eine sechste Strom- 
quelle bei den Trethewey Falls am südlichen Arm des Mus- 
koka (2300 PS) den Dienst beginnen. Bezüglich einer sieben- 
ten Anlage bei den Ragged Rapids des Musquash sind Un- 
tersuchungen im Gange. Für das St. Lawrence-Sy- 
stem wird der Strom bei Cornwall von der Cedars Rapids 
Transmission Co. geliefert, man hat aber im Berichtsjahr 
durch eine Leitung von Brockville nach Ottawa auch eine 
Verbindung mit dem Cratineau-Kraftnetz hergestellt. Das 
Rideau-System erhält seine Energie von den Kraftwer- 
ken bei High Falls und Carleton Place am Mississippi, 
außerdem wird elektrische Arbeit der Rideau Power Co. 
bei Merriekville entnommen. Durch eine in der Nähe 
der Smith’s Falls errichtete 110 kV-Station ist auch hier 
als Reserve die Möglichkeit gegeben, Strom vom Gatineau- 
netz zu beziehen. In diesem System hat die Kommission 
nunmehr auch den ersten ländlichen Kraftdistrikt ange- 
legt. Im Thunder Bay-System, das von einer hydro- 
elektrischen Anlage an den Cameronfällen des Nipigon 
zespeist wird, ist, abgesehen von den Städten Port Arthur, 
Fort William und Nipigon die Holz- und Papierindustrie 
Hauptabnehmer und hat trotz ihrer wirtschaftlich ungün- 
stigen Lage im November 1928 65 000 PS beansprucht. 
Da die Anlage an den Cameronfällen jetzt voll belastet 
ist, geht man damit um, 54000 TS Zusatzleistung im 
Alexanderwerk zu schaffen. Für das Ottawa -System 
ist die Ottawa and Hull Power Co. verpflichtet, 20 000 PS 
vom Kraftwerk Hull (Quebec) der Kommission zur Ver- 
fügung zu stellen, doch wird ebenfalls Zusatzstrom von 
der Gatineau Power Co. geliefert, der der Kommission 
auch für das im übrigen aus Kraftanlagen am Trent und 
OÖtonabee gespeiste Central Ontarioand Trent- 
System von den Smith's Falls durch eine bei Kingston an- 
geschlossene Übertrazungsleitung zur Verfügung steht. 
Das Nipissing-System deckt seinen Klektrizitätsbe- 
darf durch zwei am South River liegende Wasserkraft- 
werke, deren eines bei Nipissing, das andere bei Binzham 
Chute errichtet ist. Etwas oberhalb des letzteren, bei 
Elliott Chute, hat die Kommission im Berichtsjahr den 
Bau einer dritten Anlage (1800 PS) begonnen, der heute 
fertig sein dürfte. 

Infolge der schnellen Entwicklung erfordert die Skizze 
Reglins, die, wie wir annehmen, sich auf einen im kana- 
dischen Ministerium des Innern ausgearbeiteten Bericht 
stützt, schon wieder einige Ergänzungen. Nach der Zeit- 
schrift Power hat die British Columbia Power Corp. die 
Genehmigung erhalten, 9 000 PS am Campbell River aus- 
zubauen, und die West Kootenay Power & Light Co. geht 
an die Errichtung eines großen Damms Zwischen dem 
Adamsee und dem Shuswaysee, um für British-Columbia 
30000 PS östlich von Kamloops aus dem Adams River zu 
gewinnen. Das der Winnipeg Electric Co. in der Mani- 


1 Vgl. ETZ 19277, S. 326. 


tobaprovinz gehörende, von deren Tochtergesellschaft, der 
Northwestern Power Co. in Angriff genommene Kraft- 
werk Seven Sisters (225 000 PS Endleistung) macht gute 
Fortschritte. Um die wachsende Nachfrage der Industrie 
von Sault Ste. Marie (Stahlwerke der Lake Superior 
Corp.) in Ontario zu befriedigen, baut die Algoma Di- 
strict Power Co. bei High Falls am Michipicoten River 
ein neues Kraftwerk (10000 PS), und sie beabsichtigt fer- 
ner, weitere 15000 PS demnächst dem genannten Fluß zu 
entnehmen. Auch das in Alberta in Arbeit befindliche Kraft- 
werk der Calgary Power Co. am Bow River schreitet 
schnell voran, wird im November teilweise den Betrieb 
aufnehmen und nach vollem Ausbau 36 000 PS leisten. Es 
ist die bis jetzt größte hydroelektrische Anlage der Pro- 
vinz. Schließlich wäre noch ein Projekt der British Co- 
lumbia Electric Railway Co. am Ruskin zu erwähnen, wo 
zunächst eine 47000 PS-Einheit und später eine zweite 
eleichzroße installiert werden sollen. 


Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft'. — Die 
rückläufize Konjunktur der Industrie und die ungünstige 
wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft haben 1928 den 
Stromabsatz des Märkischen FElektricitäts- 
werks A.G. Berlin, nachteilig beeinflußt, so daß er 
sich nur von 427,969 auf 477,219 Mill kWh, d.h. um 11,5 % 
erhöhen konnte. An dieser Zunahme waren die industriel- 
len Großabnehmer mit 9,6 %, die Städte als Großabnehmer 
mit 8,85 %, die Genossenschaften und Güter mit 14,5 % 
und die Kleinabnehmer mit 20 % beteiligt. Die maschi- 
nelle Erweiterung von Finkenheerd um 40 000 kW dürfte 
nunmehr vollendet sein. Das Dieselkraftwerk Hennigs- 
dorf (15000 kW) nahm Anfang 1929 den Probebetrieb 
auf, und das Wasserkraftwerk Guben wurde um 430 kW 
vergrößert; damit ist die Leistung der Kraftwerke um 
rd. 55400 kW gestiegen. Die Angliederung des südlichen 
Teils von Mecklenburg-Strelitz erweiterte das Versor- 
gungsgebiet auf rd. 36 000 km?, letzteres umfaßt nunmelır 
40 Stadt- und Landkreise. Infolge eines Vertrags mit der 
Überlandzentrale Pommern A.G. wird seit Jahresbeginn 
ein erheblicher Anteil des Strombedarfs der Provinz Pom- 
mern von der Berichterstatterin gedeckt, deren hier schon 
erwähntes Abkommen mit der Bewag? den Austausch der 
beiderseitixen Stromversorgunesrechte außerhalb und in- 
nerhalb Berlins geregelt hat. Für die Stromlieferung an 
die Pommernwerke wurde die Errichtung einer 100 kV- 
Leitung von Heegermühle nach Pasewalk begonnen und 
im Zusammenhang damit die bisherige 50 kV-Leitung 
Strausberg-Heezermühle für 190 kV umgebaut. Im Ge- 
biet der Brandenburgischen Kreis-Elektrizitätswerke sind 
diejenigen 50 kV-Leitungen um- und neugebaut worden, 
die für den Übergang der Stromlieferung vom Kraftwerk 
Oberhavel auf die Zentrale Finkenheerd notwendig wur- 
den, Die Streckenlänge des MEW-Hochspannungsnetzes 
betrug Ende 1928 nahezu 10 864 km. Die Strompreise, die, 
wie der Bericht sagt, seit der (roldmarkumstellung eine 
sinkende Tendenz zeigten, taten das auch im letzten Jahr, 
doch hat sich der Durchschnittspreis wegen des verhält- 
nismäßig stärkeren Zuwachses der Mittel- und Kleinver- 
braucher nicht im gleichen Maß wie 1927 ermäßigt. Als 
Bruttogeschäftsgewinn werden 20 567466 RM (18790414 
i. V.) und als Reingewinn 5558399 RM (4 122517 i. V.) 
auszewiesen, wovon wieder 10% des inzwischen auf 
56 Mill RM erhöhten Aktienkapitals als Dividende ver- 
teilt worden sind. 

Eine Reihe ungünstiger wirtschaftlicher Faktoren 
hat den Bemühungen des Überlandwerks Glau- 
chau A.G., Glauchau, im Geschäftsjahr 1928/29 nicht den 
ihnen angemessenen Erfolg zuteil werden lassen. Im 
Dampfkraftwerk wurden 6,929, im Wasserkraftwerk Wal- 
denburg aber nur 2,276 Mill kWh erzeugt; mit 11,197 Mill 
kWh, die das Werk fast ganz aus dem Landesnetz be- 
zogen hat, betrug das Ausbringen 20,402 Mill kWh, d.s. 
10,7% mehr als im Vorjahr (18,439 Mill kWh). Die nutz- 
bare Stromabgzabe ist bei 17528 kW Gesamtanschlußwert 
(15926 i. V.) von 15,997 auf 18,360 Mill kWh, mithin um 
nahezu 15 % gestiegen. Betriebseinnahmen, einschl. des 
Gewinns aus Warenverkauf, stellten sich auf 1725 586 RM 
(1472486 i.V.) und der Reingewinn auf 117513 RM 
(86635 i.V.). Hieraus hat die Gesellschaft bei nunmehr 
2 Mill RM Aktienkapital wieder 8% Dividende gegeben. 

Wie die UÜberlandzentrale Grenzmark 
A.G., Flatow i. Westpr., in ihrem Bericht für 1928 sagt, 
ist dort das Verlangen, sich der Elektrizität als Hilfskraft 
zu bedienen, so stark, daß oft die mit der Beschaffung der 
Anlage sich ergebenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten 
unter Hintansetzung anderer Bedarfsfragen überwunden 


werden, und für dieses östliche Gebiet sei auch die Tat- 


t Vol ETZ 192%, S. 1597. 
2? Ygl. ETZ 1929, S. 328. 


1632 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 


7. November 1929 


sache bemerkenswert, daß einzelne Bezirke der Elektri- 
zitätsversorgung immer noch offen stehen und hier noch 
die Möglichkeit vorliege, Neuland zu erschließen. In- 
folgedessen konnte die Gesellschaft trotz des wirtschaft- 
lichen Rückgangs und besonders der Notlage in der Land- 
wirtschaft den Strombezug von den Brandenburgischen 
Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerken auf 2,279 Mill kWh 
(2,155 i. V.), d.h. um 5,8 %, und die nutzbare Stromabgabe 
bei 17% Netzverlust (184% i. V.) um 8,1% von 1,758 
auf 1,918 Mill kWh erhöhen. Die Maßnahme, den Ausbau 
neuer ÖOrtsnetze nicht mehr den Genossenschaften oder 
politischen Gemeinden zu überlassen, sondern auf eigene 
Rechnung mit neu aufgenommenem Kapital durchzufüh- 
ren, hat sich bewährt und soll fortgesetzt werden. Der 
mittlere Verkaufspreis der Kilowattstunde ist im Be- 
richtsiahr von 20,8 auf 20,2 Pf gesenkt worden. Die 
Stromlieferungen erbrachten 395 840 RM (367561 i.V.), 
Installationen und Verkäufe 43373 RM (23288 i.V.) und 
Zinsen 11 976 RM (3596 i. V.). Aus dem 102527 RM be- 
tragenden Reinzewinn (87066 i. V.) wurden wiederum 
12% Dividende auf diesmal 0,804 Mill RM Stammaktien- 
kapital verteilt. 


GEWERBLICHER RECHTSSCHUTZ. 


Neue spanische Gesetze für gewerblichen Rechtsschutz. 
— Am 15. IX. 1929 ist ein neues spanisches Patentgesetz 
in Kraft getreten, das z.T. erhebliche Abweichungen von 
dem bisher geltenden enthält. Den Anspruch auf ein 
Patent hat der erste Anmelder; es ist jedoch bei Anmel- 
dungen auf Firmen- oder Gesellschaftsnamen die Nen- 
nung des Erfinders erforderlich. Die vom Patentschutz 
auszeschlossenen Gegenstände entsprechen den in den 
meisten Ländern üblichen, außerdem sind auch Produkte 
cder industrielle Ergebnisse nicht schützbar, wohl aber 
Verfahren und Apparate zu deren Herstellung. Eine Er- 
findung gilt als neu, wenn sie weder in Spanien noch im 
Ausland bekannt gemacht oder zur Ausführung zebracht 
worden war; doch beeinträchtigen Versuche des Erfinders 
oder die Ausstellung des Erfindungsgegenstandes die Neu- 
heit nicht. 

Man hat folgende vier Arten von Patenten geschaffen: 
Erfindungspatente, Zusatzpatente, Einführungspatente und 
Nutzungspatente Erfindungspatente können eine 
Lebensdauer bis zu 20 Jahren haben und schützen Erfin- 
dungen, die bisher weder in Spanien noch im Ausland be- 
kannt oder ausgenutzt waren. Zusatzpatente wer- 
den für Verbesserungen der durch andere Patente ge- 
schitzten Erfindungen erteilt und haben dieselbe Lebens- 
dauer wie das Hauptpatent. Es sind höchstens drei Zu- 
satzpatente zu einem Hauptpatent zulässig. Einfüh- 
rungzgspatente werden für eine Höchstdauer von 
10 Jahren erteilt, u.zw. für Erfindungen, die bereits im 
Ausland bekannt oder geschützt sind, aber in Spanien 
noch nicht ausgenutzt wurden. Sie gewähren aber nicht 
das Recht, die Einführung von entsprechenden Gegen- 
ständen aus dem Ausland zu verhindern. Erfindunes- 
patente können in Finführunespäatente umgewandelt wer- 
den, jedoch ist das Umgzekehrte nicht zulässig. Nut- 
zunxzspatente haben eine Lebensdauer bis zu 10 Jah- 
ren und sind geschaffen worden, um die nationale Indu- 
strie durch Beschränkung der Einfuhr aus dem Ausland 
zu schützen. Sie werden demienigen erteilt, der eine in 
Spanien neue Industrie begründet hat oder sie augen- 
blicklich gründet bzw. die Absicht hat, es zu tun, und zu 
ihrer Entwicklung Fortschritte erbringt. Durch ein 
Nutzungspatent erhält er das alleinige Herstellungsrecht, 
ohne jedoch verhindern zu können, daß Dritte dieselben 
Erzeugnisse aus dem Ausland einführen. Endlich kann 
der Patentinhaber auch Vorbenutzer nicht an der Weiter- 
entwicklung der vorbenutzten Gegenstände hindern. Ein 
solches Patent kommt somit nur für in Spanien ansässige 
Anmelder in Frage. 

Für Erfindungs- und Zusatzpatente ist der Aus- 
übungsnachweis innerhalb von drei Jahren, vom Tage der 
Patenturkunde gerechnet, zu erbringen. Kann eine prak- 
tische Ausübung in diesem Zeitraum infolge Fehlens 
eines Unternehmens nicht nachgewiesen werden, so tritt 
an deren Stelle eine Zwangslizenz. Diese wird in Form 
eines Inserats im Amtsblatt veröffentlicht und kann wäh- 
rend dreier Jahre wiederholt werden. Ausübungsnach- 
weis und Zwangslizenz unterstehen, wie schon in den 
letzten Jahren, einer amtlichen Kontrolle. 

Kinführungspatente müssen vom ersten Jahre ihres 
Bestehens ab in Spanien praktisch ausgeübt werden. Der 
amtliche Ausübungesnachweis hierfür ist jedes Jahr zu 
erbringen. Zwangslizenzen sind für Einführungspätente 


nicht vorgesehen. Die Wiederholung von praktischen 
Ausübungsnachweisen ist fakultativ, so daß Patente nicht 
verfallen, wenn die Wiederholung unterlassen wird. An- 
ders liegen dagegen die Dinge bei Zwangslizenzen, bei 
denen die Unterlassung der Wiederholung den Verfall des 
Patents zur Folge hat. Die sehr strengen Vorschriften 
über Ausübungsnachweise und Zwangslizenzen, über die 
an dieser Stelle schon berichtet worden ist!, und die offen- 
bar von der Annahme ausgehen, daß man damit künstlich 
eine Industrie im Lande schaffen könne, haben nach Mit- 
teilung meines Vertrauensmannes in spanischen Ge- 
schäftskreisen allgemeinen Protest hervorgerufen, so daß 
mit einer Aenderung dieser insbesondere für die aus- 
ländischen Anmelder schädlichen Bestimmungen in abseh- 
barer Zeit zu rechnen ist. Das Verfahren der Patent- 
erteilung ist in der Weise geregelt, daß das Patentamt 
lediglich auf Klarheit der Unterlagen und allgemeine Re- 
dingungen der Patentfähigkeit prüft. Es ist dann die 
Möglichkeit eines Einspruchs durch Dritte vorgesehen, 
der innerhalb von 20 Tazen nach der Bewilligung des 
Patents beim Patentamt erhoben werden kann. Spätere 
Beschwerden können nur noch vor den ordentlichen Ge- 
richten vorgebracht werden. 

Das neue Gesetz hat ferner einen Gebrauchs- 
musterschutz geschaffen, der für 10 Jahre erteilt 
und um weitere 10 Jahre verlängert werden kann. Der 
Gegenstand des Gebrauchsmusters ist ähnlich wie im 
deutschen Gesetz festgelegt. Gebrauchsmuster werden 
bekanntgemacht, worauf innerhalb von zwei Monaten vom 
Tage der Veröffentlichung ab Einspruch erhoben werden 
kann. Für Gebrauchsmuster muß in jedem Jahr die prak- 
tische Ausführung nachgewiesen werden. Zwanegslizen- 
zen sind bei Gebrauchsmustern nicht statthaft. Das Pa- 
tentamt kann auf Wunsch des Anmelders Gebrauchs- 
muster in Patente umwandeln. 

Für Geschmacksmuster bleibt der Schutz in der bis- 
herizen Form bestehen. 

Für Warenzeichen sind die Aenderungen des Gesetzes 
vorwiegend formeller Natur. Außerdem ist eine Ver- 
pflichtung für die Produzenten oder Verkäufer von phar- 
mazeutischen Produkten, Mineralwässern, Biiouteriewaren 
und Edelmetallen vorgesehen, sich für ihre Waren Waren- 
zeichen eintragen zu lassen. Das Gesetz sieht den Schutz 
nn Verbandszeichen vor, die jedoch nicht übertragbar 
sind. 


Aenderung des Patentgesetzes in Rußland. — Am 
1. X. 1929 ist in Rußland ein neues Gesetz, betreffend pa- 
tentamtliche Gebühren, veröffentlicht worden, das grund- 
sätzlich mit dem bisherigen Prinzip der gebührenfreien 
Anmeldung von Patenten und mit der Stundung der Jah- 
reszebühren bis zur Ausnutzung des Patents bricht. Der 
Erfinder oder dessen Erben haben in Zukunft eine An- 
meldegebiihr von 10 Rb! zu zahlen, alle anderen Anmelder 
50 Rbl. Dies bedeutet, daß praktisch ein großer Teil der 
ausländischen Anmelder die höhere Gebühr zu zahlen hat. 
Für auszeeschiedene Patentanmeldunsren müssen die An- 
ıneldezebühren unter Anrechnung der für die ursprüng- 
liche Anmeldung entrichteten Gebühr bezahlt werden. Die 
Jahreszebühren sind ganz wesentlich erhöht worden und 
steigen von 50 Rbl im 1. bis 3. Jahr allmählich bis auf 
575 Rbl im 15. Jahr. Für Zusatzpatente sind keine Jahres- 
taxen zu entrichten, wenn sie dem Inhaber des Haupt- 
patents erteilt werden, dagegen Jahrestaxen in voller 
Höhe, wenn die Besitzer weder Inhaber noch Erfinder des 
Ilauptpatents sind. Die Zahlung der Jahreszebühren 
hat innerhalb der ersten zwei Monate jedes Patentjiahres 
zu erfolgen. Bei Versäumung der Frist wird außerdem 
eine Strafe erhoben. Überschreitet die Versäumnis sechs 
Monate, so wird das Patent für nichtig erklärt. Die Über- 
tragung und die Lizenzerteilung sind in Zukunft eben- 
falls gebührenpflichtie. 

Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld I, Berlin. 


Die fünfjährige Präklusivfrist. — Durch das Patent- 
gesetz ist bestimmt, das ein Patent nach fünf Jahren nicht 
mehr auf Grund abdruckschriftlicher Vorveröffentlichunge 
oder offenkundiser Benutzung im Inland nichtizzeklaet 
werden kann. Bei Versäumung dieser fünfjährigen Frist 
gewährte das Patentamt keine Wiedereinsetzung in den 
vorigen Stand, ohne jede Rücksicht darauf, ob ein Ver- 
schulden des Versäumenden vorlag oder nicht. Demgesen- 
über hat das letzte Urteil des Reichsgerichts vom 15. VI. 
1929 beim Versäumen der fünfjährigen Präklusivfrist die 
Wijedereinsetzung in den vorigen Stand gewährt. Es 
fragt sich, ob die Rechtsprechung des Patentamts diesem 
Urteil folgen wird. 

Patentanwalt Dipl.-Ing. C. W. Stort, Berlin. 


1 Vgl. ETZ om 8. 874. 


7. November 1929 


| EV 
Elektrotechnischer Verein. 


.(Bingetragener Verein. Gegründet 1879.). 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft- 
stelle, Berlin W 36, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02. 


Einladung 


zur Fachsitzung für Elektromaschinenbau (EVM) an 

Dienstag, dem 12. November 1929, 7% Uhr abends, in der 

Teehnischen Hochschule zn sarlotfenbare EB Hörsaal 
r. 


Tagesordnung: 
Vortrag des Herrn Dr.-Ing. E. Weber über die 
Frage: „Was ist Streuung und wie be- 
rechnet man sie?“ 


Inhaltsangabe: 

Physikalischer und technischer Streubegriff bei Werh- 
selstrom. — Definition aus Kraftlinienbildern oder aus den 
Differentialgleichungen? — Sind die Streukoe£ffizienten 
stromabhängig? — Einfluß des Eisens auf die Streuung. — 

Streuung in Mehrphasensystemen. 

Gäste willkommen! 

Nachsitzung im „Grand-Hotel am Knie“ in Charlotten- 
burg, Bismarckstraße 1. 


Fachaussehuß für Elektromaschinenbau. 
Der Vorsitzende: 
Dr. Kloss. 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 


Geschäftstelle: Berlin W 67. Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 6862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


Ausschuß für Blitzableiterbau. 


Der-Ausschuß für Blitzableiterbau gibt im Nachgang . 


zu den in Heft 18 und 20 der ETZ 1929 bereits veröffent- 

lichten Normblattentwürfen folgende Ausarbeitungen 

weiterer Normblattentwürfe bekannt: 

DIN VDE 1825 Blitzableiter. Dachleitungstützen zur Be- 
festigung der Leitung an Firststeinen und 
Gratsteinen. 

DIN VDE 1826 Rlitzableiter. Dachleitungstützen zur Be- 
festigung der Leitung am Dachfirst. 

DIN VDE 1827 Blitzableiter. Dachleitungstützen zur Be- 
festigung der Leitung auf Ziegeldächern. 

DIN VDE 1828 Bl.1 Blitzableiter. Dachleitungstützen für 
Schieferdächer und Pappdächer. 

DIN VDE 1828 Bl.2 Blitzableiter: Dachleitungstützen für 
Schieferdächer und Pappdächer. 

DIN VDE 1840 Blitzableiter. Schelleisen. 

Etwaige Einsprüche bitten wir in dreifacher 
Ausfertigung bis zum 1. Dezember 1929 an die Geschäfts- 
stelle des VDE zu richten. 


(Normblattentwürfe siehe S. 1633 ... 1637.) 


Bericht über die XXXIV. Jahresversammlung des Ver- 
bandes Deutscher Elektrotechniker am 8. und 9. Juli 
1929 im Städtischen Konzerthaus zu Aachen. 


1. Verbandsversammlung (Ferntagung) 
am 
Montag, dem 8. Juli 1929, 9 Uhr vormittags. 
(Fortsetzung von S. 1609.) 


Vorsitzender: Meine Damen und Herren! Hoch- 
verehrte Versammlungen und liebe Freunde im Haag, in 
Wien und in Budapest! Die freundschaftlichen Worte, die 
Ihre Herren Redner soeben an uns alle gerichtet haben, 
die wir heute durch das Band der elektrischen Fernkabel 
zu einer geistigen Gemeinschaft miteinander verbunden 
sind, haben nicht nur unser Ohr getroffen: der elektrische 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929. Heft 45 


O VEREINSNACHRICHTEN. => = S SEE Er 


Noch nicht endgültig 


Blitzableiter 


Dachleitungstützen _ an 
zur Befestigung der Leitung an Firststeinen | Entwurf 1 
und Gratsteinen VDE 1825 
; Elektrotechnik 
Maße in mm 
A. Befestigung der Leitung in der Mitte" ee 


d. d 


Leiterdurchmesser 
8 bis Iömm 


Bezeichnung einer vollständigen Dachleitungstütze Form A. 
von Breite b = ....1) mm und Höhe h = ....3) mm: 


Dachleitungstütze A ....!) X ....:) VDE 1825 
B. Befestigung der Leitung seitlich 


2 


Leiterdurchmesser 
Obisiömm ` 


Bezeichnung einer vollständigen Dachleitungstütze Form B 


von Breite b = ....1) mm, und Höhe.h=....?) mm: 
Dachleitungstütze B....!) X ....2) VDE 1825 
Stückzahl | | Be- 
Form | Form Bezeichnung ie | Werkstoff Get 

2 | Bügelhälfte. . . . . | 1 | St. 37.12 | verzinkt 
Sechskantschraube 
2 | 2 | M6x30 DIN 931 2. Messing 
Sechskantmutter M 6 
Das. ee E 
EE | E 
Se l : Spannteil ..... | 5 | St. 37.12 | verzinkt 


Dn ‚Die Maße b und A sind bei Bestellung anzugeben. Sie 
richten sich nach der Größe der Firststeine oder Gratsteine. 


Gewinde: Metrisch nach DIN 13 


Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. 


- November 1929 Ausschuß für Blitzableiterbau | 


1834 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 


7. November 1929 


(Forisetzung der Normblattentwürfe von S. 1633.) 


Blitzableiter 


Dachleitungstützen 
zur Befestigung der Leitung am Dachfirst 


Maße in mm 


Stiickzahl : 
ERBEN hit. Së Bezeichnung 
Form A Form B 


Stütze St 37.12 


Noch nicht endgüitig BETTER 
ES EE DIN 


Entwurf 1 


Elektrotechnik VDE 1826 


A. Zum Anschrauben 


Teil | Werkstoff | Bemerkung 


verzinkt 


Halbrundschraube 
l MEA DIN 86 
Stütze. e. 


St 37.12 


3 Messing 

nee en ei 
St 37.12 | 

1) Leiterdurchmesser d ist bei Bestellung anzugeben 


Gewinde: Metrisch nach DIN 13 


B. Zum Einschlagen 


Bezeichnung einer vollständigen Dachleitung- 
stütze Form B. für Leiterdurchmesser d = 
...!)mm: Dachleitungstütze B...!) VDE 1826 


260 


November 1929 


Funke, der die Kabelstrecken durcheilte, hat auch unsere 
Herzen entzündet. So sehr auch ein jeder von uns ge- 
wiß sein Vaterland liebt, so sehr er auch in erster Linie 
ein guter Österreicher, ein stolzer Ungar, ein aufrechter 
Niederländer oder ein treuer Deutscher ist und bleiben 
wird, so schwinden doch in dieser Stunde die Grenzen un- 
serer Länder vor dem gewaltigen Gefühl der menschlichen 
Zusammengehörigkeit. 


„Wer sich einmal der Elektrotechnik ergeben hat, der 
kommt nie wieder von ihr los!” Herr Zipernowsky hat es 
aus der Erfahrung eines Menschenalters heraus so schön 
gesagt, und wir alle empfinden es mit ihm, daß es vor 
allem die gemeinsame Liebe zu unserer göttlichen Wissen- 
schaft, zu unserem schönen Berufe ist, die uns heute mit 
Hochspannung durchfließt und uns über den Alltag, über 
alle Eizeninteressen weihevoll erhebt. — Iech darf den 
Herren Rednern im Namen aller Anwesenden herzlichsten 
Dank für ihre freundliche Gesinnung, für ihre liebenswür- 
digen Worte und Grüße sagen und der Hoffnung Ausdruck 
geben, daß der elektrische Kontakt von heute eine immer 
festere Verbindung unter uns zeitigen möge, die jedem 
Lande Gutes bringe und der Zukunft unserer Elektrotech- 
nik allseits zum Besten diene. 


Sie aber, meine deutschen Damen und Herren in Aachen, 
bitte ich zum Zeichen unseres Dankes und unserer auf- 
richtigen Freundschaft mit mir einzustimmen in den Ruf, 
mit dem wir unsere heutige Ferntagung beschließen 
wollen: Unsere Kollegen und lieben Freunde mit ihren 
verehrten Damen an den Ufern der Donau, in Wien und 
Budapest wie im benachbarten Haag, sie leben hoch! 


Sehr gechrte Herren! Wir gehen nun zur Behandlung 
unserer geschäftlichen Angelegenheiten 
über, und ich bitte Sie, freundlichst auch diesem Teil un- 
serer Sitzung beiwohnen und ihm dieselbe Aufmerksam- 
keit schenken zu wollen, wie dem ersten Teil unserer heu- 
tigen Versammlung. 


verzinkt 


verzinkt 


Bezeichnung einer vollständigen Dach- 
leitungstütze Form A für Leiterdurch- 
messer d = ...!)mm: 
Dachleitungstütze A ....!) VDE 1836 


Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. — Ausschuß für Blitzableiterbau 


Ehe ich aber unserem Generalsekretär, Herrn Direk- 
tor Schirp, das Wort erteile, habe ich Ihnen noch zwei 
Angelegenheiten vorzutragen: 


Seit der letzten Jahresversammlung hat der Verband 
Deutscher Elektrotechniker wiederum eine Reihe ver- 
dienstvoller Mitglieder durch den unerbittlichen Tod ver- 
loren. Ich möchte Ihnen folgende Herren besonders nam- 
haft machen: 


Albrecht, Max, Direktor, Dortmund. 

Baldamus, Max, Direktor, Dr.-Ing., Magdeburg, 

Baumann, Richard, Prof. Dr.-Ing. E. h. Stuttgart. 

Bertelsmeier, Gustav, Dr. Dipl.-Ing., Hameln. 

Breslauer, Max, Dr., Privatdozent, Berlin. 

Breul, Justus, Direktor, Berlin. 

Bung, K., Ing., Köln. 

Deutsch, Felix, Geh. Kommerzienrat, Dr.-Ing. E. h, 
Dr. rer. pol. E. h., Berlin. 

v. Einem, Günther, Direktor, Kassel. 

Engelmann, Friedrich, Direktor, Frankfurt. 

Goetz, Heinrich, Direktor, Chemnitz. 

Graf, Georg, Dipl.-Ing., Direktor, Baden-Baden. 

Grünholz, Hans, Dr., Dipl.-Ing., Berlin-Charlottenbureg. 

Henrich, Emil, Direktor, Dresden. 

Hoppe, Edmund, Prof. Dr., Göttingen. 

Hübner, Bergwerksdirektor, Beuthen O/S. 

Irrmisch, Hans, Direktor, Gleiwitz O/S. 

Kittler, Erasmus, Geh. Rat Dr. phil. Dr.-Ing. E. h. 
Darmstadt. 

Kubierschky, Generaldirektor, Berlin. 

Kurtenacker, Ing., Niederzeugheim b. Hadamar. 

Maier, Reichsbahnoberrat, Karlsruhe. 

Meßmer, Ferdinand, Telegraphendirektor, Freiburg. 

Monath, Fritz, Direktor, Landshut. 

Müller, Adolph, Dr.-Ing. E. h., Generaldirektor, Berlin. 

Oppenheimer, Dr. Dipl.-Ing., Essen. 

Raschig, Dr. Ludwigshafen a. Rh. 


7. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 


(Forisetzung der Normblattentwürfe von S. 1634.) 


Blitzableiter 


Dachleitungstütze 
zur Befestigung der Leitung auf Ziegeldächern 


Noch nicht endgültig 


Entwurf 1 


Elektrotechnik VDE 1924 


Maße in mm 


Bezeichnung einer vollständigen Dachleitungstütze für Leiterdurchmesser d = ...!) mm: 


Dachleitungstütze .. 


Stückzahl Bezeichnung 


Stütze Wu ën eu ee E eg 


` Lasche . 
S Z-Stück 


..!) VDE 1827 K 


Werkstoff Bemerkung 


l St. 37.12 | 
St. 37.12 | 


verzinkt 


verzinkt 


Halbrundschraube M 6x16 DIN 86... 


1) Leiterdurchmesser d ist bei Bestellung anzugeben 


Gewinde: Metrisch nach DIN 13 


November 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. — Ausschuß für Blitzableiterbau 


Rotth, August, Obering., Berlin. 

Ruhstrat, Ernst, Direktor, Göttingen. 
Scherbius, Dr.-Ing., Berlin-Wannsce. 
Schorr, Peter, Obering., Ensheim (Saar). 
Schwab, Max, Generaldirektor, Düsseldorf. 
Seyfferth, Alfred, Direktor, Krefeld. 
Siedentopf, Otto. Patentanwalt, Berlin. 
Singer, Konrad, Obering., Nürnberg. 
Sondermann, Heinrich, Direktor, Magdebure. 
Thomas, Adolf, Direktor, Schweidnitz. 

v. Troeltsch, G., Obering., Heidenheim a. Brenz. 
Weyl, Joseph, Ing., Frankfurt a. M. 

Wien, Wilhelm, Geh. Hofrat Dr., München. 


Unter diesen Verstorbenen befinden sich der lang- 
jährige Vorsitzende des Elektrotechnischen Vereins 
Kassel, Herr Direktor G. von Einem, der ETG zu Magde- 
burg, Herr Direktor Dr. Baldamus, der langjährige Vor- 
sitzende des EV am Niederrhein, Herr Direktor A. Seyf- 
ferth, der Vorsitzende des EV Südbaden, Herr Tele- 
graphendirektor F. Meßmer, sowie der Vorsitzende des 
Oberrheinischen E. V., Herr Reichsbahnoberrat Maier, 
Karlsruhe. 


Ganz besonders aber möchte ich den schweren Ver- 
lust hervorheben, den der Verband durch den Tod des 
Herrn Geheimrat Dr. Deutsch, des Herrn Geheimrat 
Dr. Kittler, des Herrn Generaldirektor Kubiersch- 
ky und des Herrn Generaldirektor Dr. Adolph Müller 
erlitten hat. 


Geheimrat Deutsch, der in den Zeiten des Uran- 
fanges der Elektrotechnik mit EmilRathenau die „All- 
gemeine Elektricitäts-Gesellschaft”, Berlin, ins Leben rief 
und ein Menschenalter hindurch als Mitglied des Vor- 
standes, zuletzt — nach dem Ableben Rathenaus — als Vor- 
sitzender leitete, hat, obgleich er von Hause aus nicht Tech- 
niker, sondern Kaufmann war, soviel für die Förderung 
und Entwicklung der deutschen Elektrotechnik und der 


elektrotechnischen Industrie geleistet, daß sein Name für 
alle Zeiten in den Annalen der elektrotechnischen Welt- 
geschichte einen ersten Platz einnehmen wird. 

(reheimrat Kittler,der am 14. März d. J. im 77. Le- 
bensjahre verschied, ist jedem Älteren von uns als wissen- 
schaftlicher Wegbereiter der Elektrotechnik und hervor- 
ragender Lehrer im Gedächtnis. Er hat sich das unbe- 
strittene Verdienst erworben, als erster an einer Techni- 
schen Hochschule Deutschlands, in Darmstadt, das plan- 
mäßige Studium der Elektrotechnik und das erste elektro- 
technische Laboratorium ohne jedes Vorbild geschaffen zu 
haben. Als Sohn eines Schneidermeisters in Schwabach 
bei Nürnberg geboren und zunächst Volksschullehrer ge- 
worden, arbeitete er sich mit eigener Energie aus den be- 
scheidenen Verhältnissen seiner Jugend zum Professor der 
Physik an der Universität München empor und wurde 1882 
von Prof. Dorn für den an der Technischen Hochschule 
Darmstadt soeben gegründeten neuen Lehrstuhl für Elek- 
trotechnik in Vorschlag gebracht. Den gewaltigen Auf- 
stieg, den Darmstadt seitdem als Bildungstätte für die 
Elektrotechnik genommen hat, verdankt es zu +-inem 
großen Teil der Arbeit und der Persönlichkeit Kittlers, 
der es — ein Meister des Wortes — verstand, in klarem, 
anschaulichem und fesselndem Vortrag, sein Wissen 
mühelos und in überzeugender Weise seinen Hörern ein- 
zuprägen. Tausende von Schülern haben zu seinen Füßen 
gesessen und verbreiten heute noch in ihren Leistungen 
in ersten, führenden Stellen der deutschen Elektrotechnik 
seinen Ruhm. Auch Kittlers literarische Tätigkeit und 
seine vielseitige Wirksamkeit als Gutachter und Sachver- 
ständiger für die Schaffung neuer elektrotechnischer An- 
lagen haben die Entwicklung der deutschen Elektrotechnik 
stark beeinflußt und gefördert. 

Generaldirektor Kubierschky, der am 11. Mai 
d. J. im Alter von 60 Jahren unerwartet in Rio de Janeiro 
einem Herzschlag erlag, entstammte einer angesehenen 


(Fortsetzung auf S. 1637.) 


7. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 


1636 


(Fortsetzung der Normblattentwürfe von S. 1635.) 


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7. November 1929 


(Forisetzung der Normblattentwürfe von S. 1636.) 
Noch nicht endgültig 
Biitzableiter 


Schelleisen 
Elektrotechnik 


Maße in mm 
A. Zur Befestigung an Holz B. Zur Befestigung an Mauern 


Bezeichnung eines vollständigen Schelleisens Form A für Leiter- 
durchmesser d = ...!)mm: Schelleisen A ....!) VDE 1840 


en Bezeich Teil |Werkstort | Ze 
= ezeicnnung el erksto A 
Form A | Form B merkung 
l 


Stütze 

l Lasche. . ..... 2 | St.37.12 | verzinkt 
Stütze 2 22202. gz 37.12 | verzinkt 
“Halbrundschraube Fr l 
M6x16 DIN 86 


4 | Messing 


Leiterdurchmesser d ist bei Bestellung anzugeben 
Gewinde: Metrisch nach DIN 13 


Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 


November 1929 Ausschuß für Blitzableiterbau 


Breslauer Bürgerfamilie und war nach Absolvierung der 
Technischen Hochschule Charlottenburg und München zu- 
nächst als Ingenieur für Eisenbalınbauten tätig. Im Jahre 
1%1 war Kubierschky mit dem jetzigen Staatssekretär des 
Reichspostamts, Dr. Feyerabend, iin Amerika, um dort 
die technische Bedeutung und den wirtschaftlichen Wert 
der automatischen Telephonie zu prüfen. Der Erfolg seiner 
Reise war der Ankauf der sogen. Strowger-Patente für 
Deutschland, durch welche der Grundstein der heutigen 
'ernsprechtechnik mit Selbstanschluß gelegt wurde. Von 
1912 ab hat Kubierschky die Geschicke der Mix & Genest 
LG als Vorstandsmitglied und später als Vorsitzender 
fast 17 Jahre lang geleitet und durch sein vielseitiges 
Wissen, seine Schaffenskraft und sein klares Urteil in 
allen Fragen praktischer Wirtschaftsführung seiner Ge- 
sellschaft große Erfolge errungen. 


Generaldirektor Dr. Müller, der am 13. Oktober 
8 im Alter von 76 Jahren in Berlin verschied, muß als 
Gründer und Pionier der deutschen Akkumulatorentech- 
nik angesehen werden. Er schuf im Jahre 1888 die 
„Akkumulatorenfabrik Müller & Einbeck“ in Hagen i. W., 
die dann im Jahre 1890 unter Beteiligung von Siemens & 
Halske und der AEG in die „Akkumulatorenfabrik A. G.” 
umgewandelt wurde. Unter Müllers Führung hat diese 
Gesellschaft in kurzer Zeit Weltbedeutung erlangt. In 
Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die 
‚ntwicklung und Einführung des elektrischen Akkumu- 
ators verlieh die Technische Hochschule Hannover im 
ne H a Müller die Würde eines 

"Ing. E. h. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 


1 | St. 37.12 | verzinkt § 


1637 


Der „Verband Deutscher Elektrotechniker” wird allen 
diesen Männern, die in ihrer Lebensarbeit immer treu 
zum Verbande gestanden und ihn in jeder Weise unter- 
stützt haben, stets ein ebrenvolles Andenken bewahren. 
Wir sind stolz darauf, daß wir die nun von uns Gegan- 
genen zu den Unsrigen zählen durften. — — — Sie haben 
sich, meine Herren, zur Ehrung der Dahingeschiedenen 
von Ihren Plätzen erhoben. Ich danke Ihnen! 


Und nun, meine Herren, von den Toten zurück zu 
den Lebenden! Besonders zu einem von uns, der noch — 
gottlob — im Lichte der Sonne wandelt, aber für den 
„verband Deutscher Elektrotechniker“ in seinem Leben 
soviel gearbeitet und geleistet hat, daß er die Krone der 
Unsterblichkeit schon heute für sich in Anspruch nehmen 
könnte. 

Meine sehr verehrten Herren! Der 8 32 unserer Ver- 
bandsatzung sieht vor, daß Mitglieder des Verbandes zu 
Ehrenmitgliedern ernannt werden können, die 
sich um den Verband oder um die Zwecke, die er ver- 
folgt, besondere Verdienste erworben haben. Von dieser 
Bestimmung hat der Verband bisher — und das mit 
Recht — nur sehr beschränkten Gebrauch gemacht. Bis 
jetzt ist die Ehrenmitgliedschaft seit Bestehen des Ver- 
bandes nur an acht Verbandsmitglieder erteilt worden, 
deren Verdienste um den Verband über allem Zweifel er- 
haben waren, — die Herren Emil Rathenau, Wilh. 
v. Siemens, Emil Budde und Georg Klingen- 
berg, — die alle vier leider nicht mehr unter uns wei- 
len. Geheimrat Prof. Dr. Görges, Exz. Reichsrat 
von Miller, Geheimrat Prof. Kohlrausch und 
Präsident Prof. Dr. Strecker, diese vier leben — 
gottlob — noch unter uns und mit uns. 


Der Vorstand hat nun zwar die Absicht, diese weise 
Sparsamkeit auch weiterhin walten zu lassen und Ihnen 
nur dann eine Ehrenmitgliedschaft vorzuschlagen, wenn 
sie mit voller Überzeugung und einstimmig vertreien 
werden kann. Das ist aber in diesem Jahre der Fall bei 
cinem Mitglicde, das seit Jahrzehnten in unermüdlicher 
und uneigennütziger, wichtiger und erfolgreicher Arbeit 
für den Verband an erster Stelle gestanden hat, Herrn 
Geheimrat Dr. C. L. Weber, Berlin, der schon im Jahre 
1905 auf der Jahresversammlung in Weimar von Prof. 
Budde, als dieser Verbandsvorsitzender wurde, den Vor- 
sitz der „Kommission für Errichtungs- und Betriebsvor- 
schriften“ übernahm, 1919 auch Vorsitzender des „Über- 
wachungsausschusses“ und 1925 Vorsitzender der „Kom- 
.. zur Durchführung der Verbandsvorschriften“ 
wurde. 


Jedem deutschen Elektrotechniker, der an dieser für 
die Entwicklung der Elektrotechnik und ihrer Anwen- 
dung im praktischen Leben so außerordentlich wichtigen 
Verbandsarbeit mitgewirkt hat, ist der Name Weber ge- 
läufig und der Träger dieses Namens mit seiner beschei- 
denen Liebenswürdigkeit, seinem tiefen Wissen und sei- 
ner energischen Arbeitskraft bekannt. Neben seiner um- 
fangreichen Berufsarbeit und neben seiner literarischen 
Betätigung hat Herr Weber stets Zeit und Kraft gefun- 
den, als Vorsitzender der von mir genannten Kommissio- 
nen unermüdlich und uneigennützig dem Verband zu 
dienen. Erst nach Beendigung der jetzt der Jahresver- 
sammlung vorliegenden Arbeiten legte Herr Geheimrat 
Weber den Vorsitz in der „Kommission für Errichtungs- 
und Betriebsvorschriften“ nach rund 25jähriger erfolg- 
reicher Tätigkeit als Vorsitzender nieder. 


Der Vorstand des Verbandes hat es als eine Ehren- 
pflicht empfunden, Herrn Weber den Dank des Verban- 
des in der würdigsten Form zum Ausdruck zu bringen, 
die uns möglich ist. Deshalb hat der Vorstand einstim- 
mig beschlossen, dem Ausschuß und der Jahresversamm- 
lung die Ernennung des Herrn Geheimrat 
Dr. Weber zum Ehrenmitglied des „Ver- 
bandes Deutscher Elektrotechniker” vorzu- 
schlagen. Der Ausschuß hat in seiner gestrigen Sitzung 
diesen Vorschlag einstimmig genehmigt, so daß ich nun- 
mehr auch der Jahresversammlung denselben Vorschlag 
unterbreiten kann. 


Da sich kein Widerspruch erhebt,‘ darf ich Ihrem 
Beifall entnehmen, daß Sie, meine schr geehrten Herren, 
ebenfalls einstimmig dem Vorschlag des Vorstandes und 
des Ausschusses beitreten. 


Die Urkunde, mit der wir Herrn Geheimrat Dr. We- 
ber zu unserem Ehrenmitgliede erküren, hat folgenden 
Wortlaut: 


„Den durch seine Mitarbeit an den für deutsche Wis- 
senschaft, Technik und Wirtschaft so bedeutungsvollen 
Aufgaben des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker“, 
besonders durch seine unermüdliche Tätigkeit für die 


1838 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 


7. November 1929 


grundlegenden Errichtungs- und Betriebsvorschriften des 
VDE als langjähriger Kommissionsvorsitzender hochver- 
dienten 


Geheimen Regierungsrat Dr. phil. C. L. Weber 


ernennt der „Verband Deutscher Elektrotechniker” an- 
läßlich der 34. Jahresversammlung zu seinem 


Ehrenmitgliede. 
Aachen, den 8. Juli 1929. 
Verband Deutscher Elektrotechniker, e. V., Berlin.“ 


Mein hochverehrter Herr Weber! Im Namen des 
Vorstandes, des Ausschusses und der Mitgliederversamm- 
lung des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker“ habe 
ich die Ehre, Ihnen diese Urkunde zu überreichen und 
Sie als unser jüngstes Ehrenmitglied herzlichst zu be- 
srüßen. Wir alle danken Ihnen aufrichtig und mit größ- 
ter Anerkennung für die jahrzehntelange, treue und um- 
sichtige Arbeit, die Sie in so erfolgreicher Weise unse- 
ren Verbands-Angelegenheiten gewidmet haben. Durch 
Ihre führende Tätigkeit in der „Kommission für Errich- 
tungs- und Betriebsvorschriften“ haben Sie sich nicht 
nur um den Verband, sondern um die gesamte klektro- 
technik auf allen ihren Gebieten, sowie nicht zuletzt für 
das Wohl der Allgemeinheit, größte Verdienste erworben. 

Wir wünschen Ihnen, daß Sie dem „Verband Deut- 
scher Elektrotechniker“ auch in der neuen Würde als 
sein Ehrenmitglied noch viele lange Jahre in alter 
Frische des Geistes und des Körpers erhalten bleiben 
mögen, und wir würden Ihnen stets dankbar sein, wenn 
Sie uns auch in Zukunft Ihre Kenntnisse und Erfahrun- 
gen, Ihren gesunden Blick für die Wirklichkeit und Ihre 
wertvolle Mitarbeit nicht versagen wollten. Herzlichen 
Glückwunsch! Ad multos annos! 


Unser jüngstes Ehrenmitglied hat das Wort. 


Weber, Berlin: Meine Herren! Ich bitte Sie, meinen 
tiefempfundenen Dank entgegenzunehmen für die außer- 
ordentliche Ehrung, die Sie soeben beschlossen und mir 
verkündet haben. Ich möchte diesen Dank, der aus einem 
übervollen Herzen kommt, ganz besonders aber auch den 
Herren aussprechen, die durch mehr als 30 Jahre an den 
Vorschriften mitgearbeitet und ihr Zustandekommen er- 
möglicht haben. An den ersten Vorarbeiten und Be- 
schlüssen sind viele beteiligt gewesen, die jetzt nicht 
mehr unter uns weilen. Aber ein kleines Häuflein von 
Aufrechten aus der Zahl der Männer, die in diesen sagen- 
haften Tagen mitgewirkt haben, ist erfreulicherweise 
hier anwesend. Ich darf sie wohl nennen. Es sind dies 
die Herren Strecker, Görges und Passavant. 
Außerdem waren, die nicht anwesend sind, an den aller- 
ersten Vorarbeiten beteiligt: Herr Heinke und Herr 
Wedding. Mir ist es vergönnt gewesen, in den ersten 
Jahren nach der Gründung des Verbandes dafür einzu- 
treten, daß der Verband die Aufstellung von Vorschriften 
in die Hand genommen hat. Das war damals nicht so 
selbstverständlich, wie es heute erscheint. Der Verband 
war gegründet zunächst zur Abwehr nach außen. Für 
Aufbauarbeiten im Innern war er nicht organisiert, und 
es bestand das große Hindernis eines weit verbreiteten 
Mißtrauens gegen alles, was nach Vorschriften aussah. 
Bei einer Gelegenheit, wo mir das entgegentrat, habe ich 
im Elektrotechnischen Verein vorgeschlagen, daß die 
Elektrotechnik sich selbst die Vorschriften gibt und mit 
ihrer ganzen Autorität sich hinter diese Vorschriften 
stellt. Darauf ist der E.V. (Berlin) eingegangen und hat 
unter Mitwirkung sehr namhafter Mitglieder wie Do- 
browolski, v. Hefner-ÄAlteneck und anderer, 
einen Entwurf aufgestellt, ihn in einer öffentlichen Sit- 
zung durchberaten und diesen Vorschlag dem Verbande 
zu treuen Händen zur Weiterbearbeitung sowie zur Ein- 
führung der Öffentlichkeit übergeben. 

Diese Nebenumstände sind immerhin so wichtig, daß 
sie heute der Erwähnung verdienen. 

Als aber diese Vorlage im Jahre 1895 auf der Mün- 
chener Tagung zur Abstimmung kommen sollte, regte 
sich das erwähnte Mißtrauen, und es war nahe daran, 
daß die Vorlage unter den Tisch fiel. Ich habe damals 
nochmal dafür gesprochen, daß der Verband diese Ar- 
beiten machen müßte, um zu verhindern, daß sie ihm von 
außen aufgedrängt würden. Die Vorlage wurde zwar 
nicht ohne weiteres angenommen, aber es ist doch ein 
positiver Beschluß gefaßt worden. Wenige Monate da- 
nach wurden die ersten Vorschriften beschlossen und in 
die Welt gebracht. Man hat mir alsdann den Auftrag 
gegeben, die Erläuterungen zu schreiben. Auch dies war 
nicht so einfach, wie es sich heute ansieht. Es war etwas 
anderes, mit einer Kommission an den Vorschriften mit- 


zuarbeiten, oder aber mit seiner Person und seinem Na- 
ınen für die Beschlüsse einzutreten gegenüber der immer 
noch sehr stark verbreiteten Gegnerschaft. Ich glaube 
aber, daß die Erläuterungen doch erheblich dazu beige- 
tragen haben, die Bedeutung der Vorschriften klarzustel- 
len und das Mißtrauen zu beseitigen. Auf dieser Grund- 
lage war dann der Boden gelockert, und wenige Jahre 
später konnten noch viele andere Vorschriften heraus- 
gebracht werden. Sie sind rasch gewachsen und mehr 
geworden und bilden schon einen kleinen Wald, der be- 
fürchten läßt, daß er uns über den Kopf wächst und zu 
viele Kräfte in Anspruch nimmt. 

Wenn ich nun frage, ob meine Person wirklich diese 
große Ehrung verdient hat, so möchte ich annehmen, daß 
der Verband mit dieser Ehrung Dank und Anerkennung 
all denen sagen will, die durch all die Jahre hindurch das 
Zustandekommen der Vorschriften durch redliche Zu- 
sammenarbeit ermöglicht haben. 

Diese Gemeinschaftsarbeit hat uns aber neben den 
Vorschriften noch ein großes Ergebnis gebracht, das ist 
die Selbstverwaltung auf diesem Gebiet. Sie ist durch- 
gekämpft worden und hat sich durchgesetzt gegen erheb- 
liche Hindernisse. Heute ist die Selbstverwaltung stabi- 
lisiert, festgewurzelt und anerkannt. Behörden und 
schaffende Elektrotechnik ziehen an dem gleichen Strange. 
Diese Arbeit, die hinter uns liegt, hat zu gleicher Zeit 
die notwendige Organisation wachsen lassen, so daß der 
einzelne, wenn er heute zuriücktritt, sicher ist, daß hinter 
ihm junge Kräfte stehen, die neuen Aufgaben ins Auge 
schen können und neuen Zielen mit Aussicht auf Erfolg 
nachstreben können. Die Aufgaben, die sich für die Elek- 
trotechpik auf dem Gebiet der Vorschriften sowohl als 
auf anderen Gebieten für die Gemeinschaftsarbeit erze- 
ben, sind außerordentlich groß. Ich erinnere an den Ge- 
danken „Internationale Vorschriften“. Das sind ver- 
lockende Ziele, und man kann sagen, die Elektrotechnik 
und ihre Organisation sind dafür gerüstet und vorberei- 
tet. „Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag!“ 


Vorsitzender: 
Schirp das Wort. 


` Schirp: Meine sehr verehrten Herren! Der ausführ- 
liche Bericht über die Tätigkeit des Verbandes seit der 
Jahresversammlung 1928, die bekanntlich in Berlin statt- 
fand, ist in der ETZ 1929 S. 842 u. 874 veröffentlicht. Ich 
darf mich deshalb auf das wesentlichste heute hier be- 
schränken. 

Bereits im vorjährigen Tätigkeitsbericht konnte ge- 
sagt werden, daß trotz Beschränkung auf die bisherigen 
Arbeitsgebiete eine wesentlich gesteigerte Tätigkeit 
gegenüber früheren Jahren im Verbande eingesetzt hat. 
Diese Tätigkeit hat in der Berichtzeit eine um ein Be- 
deutendes noch gesteigerte Inanspruchnahme aller an den 
VDE-Arbeiten Beteiligten erfahren, so daß vielseitig auf 
eine größere Entlastung namentlich der ehrenamtlich 
Tätizen aus den verschiedensten Interessentenkreisen ge- 
drängt wurde. Hervorgerufen wurde die ungewöhnlich 
hohe Arbeitsbelastung hauptsächlich durch die große Zahl 
der wichtigen und umfangreichen Arbeiten, die bis zur 
diesiährigen Jahresversammlung zum Abschluß gebracht 
werden mußten. Mit der Verabschiedung dieser Arbeiten 
ist die gewünschte fühlbare Entlastung zu erwarten, um 
so mehr als an dem vom VDE seit Jahren vertretenen 
Standpunkt festgehalten wird, Änderungen an den Ver- 
bandsbestimmungren allzemein nur nach einer fünfjährigen 
Laufzeit in Aussicht zu nehmen. Seitens des Verbandes 
wird dieser Standpunkt unbedingt aufrechterhalten wer 
den, weshalb alle Interessentenkreise dringend gebeten 
werden, mit Änderungsanträgen an neuen Verbandsbestim- 
mungen innerhalb der fünfjährigen Laufzeit zurückzu- 
halten. Die vermehrte Inanspruchnahme aller an.den Ar- 
beiten des Verbandes Beteiligten gibt uns wiederum Ver- 
anlassung, allen für ihre wertvolle und opferwillige Unter- 
stützung herzlichen Dank zu sagen. 

Herr Schirp gibt hierauf einen Auszug aus dem 
Bericht über die Tätigkeit des Verban- 
des seit der Jahresversammlung. 

Meine sehr verehrten Herren! Bezüglich der Tätig- 
keit der einzelnen Kommissionen muß ich auf den aus- 
führlichen Bericht, den ich eingangs erwähnte, verweisen. 
Ich darf hierbei darauf aufmerksam machen, daß es sich 
zum Teil um umfangreiche und wichtige Arbeiten handelt. 
Insbesondere war dies der Fall bei den Arbeiten des Son- 
derausschusses für die Errichtung von Starkstromanlasen 
mit Betriebspannungen bis zu 1000 V sowie für Anlagen von 
1000 V und darüber unter dem Vorsitz der Herren Zaudy 
und Rachel, der Kommission für Maschinen und Trans- 
formatoren unter dem Vorsitz von Herrn Prof. Kloss, 
der Kommission für Freileitung unter dem Vorsitz von 


Ich erteile Herrn Generalsekretär 


7. November 19239 


Herrn Dr. Fröhlich, der Kommission für Isolierstoffe 
unter dem Vorsitz von Herrn Dr. Georg Meyer. Allen 
an den Arbeiten Beteiligten gebührt der aufrichtige Dank 
des gesamten Verbandes. 


Zur Beschlußfassung werden die Arbeiten von 13 Kom- 


missionen vorgelegt. Für 3 Einzelarbeiten erbitten die zu- 
ständigen Arbeitsgruppen von der Jahresversammlung die 
Befugnis, noch nachträglich eingegangene Arbeiten durch 
den Vorstand verabschieden zu lassen und diese Ände- 
rung dann in den endgültigen Wortlaut aufnehmen zu 
dürfen. Es handelt sich um die „Vorschriften nebst Aus- 
führungsreeeln für die Errichtung von Starkstromanlagen 
mit Betriebspannunsen unter 1000 V, V.E.S.1, 1930“ des- 
gleichen um die „Vorschriften nebst Ausführungsregeln 
für die Errichtung von Starkstromanlagen mit Betrieb- 
spannungen von 1000 V und darüber V.E.S. 2./1930“, ferner 
ee „vorschriften für Starkstrom-Freileitungen V.S.F./ 
1930”. 


Die zuständigen Arbeitsgruppen erbitten ferner für 


den Vorstand Vollmacht durch die Jahresversammlung für 
4 Einzelarbeiten, nämlich nach Bearbeitung der gegen die 
noch zu veröffentlichenden Entwürfe eingehenden Ein- 
sprüche verabschieden und mit dem 1. Januar 1930 in Kraft 
setzen zu können. Es handelt sich um folgende Arbeiten: 


1. 


„Regeln für die Bewertung und Prüfung von elektri- 
schen Bahnmotoren und sonstigen Maschinen und 
Transformatoren auf Triebfahrzeugen R.E.B.“ 
„Vorschriften für elektrisch beheiztes Spielzeug.” 
PE a für Heizgeräte für Haarbehand- 
ung. 


„Leitsätze für zweipolige Steckvorrichtungen mit 
EE für Erdung, Nullung und Schutzschal- 
ung.“ 


Der Ausschuß des Verbandes hat sich in seiner gestri- 


gen Sitzung mit diesen einzelnen Arbeiten beschäftigt und 
legt Ihnen gleichzeitig mit dem Vorstande die gesamten 
Arbeiten spruchreif zur Beschlußfassung auf Annahme vor. 
Ich darf der Jahresversammlung nunmehr diese einzelnen 
Arbeiten der nachstehend aufgeführten Kommissionen 
benennen: 


1. 


2: 


Kommission für Errichtungs- und Be- 
triebsvorschriften. 


a) Vorschriften nebst Ausführungs- 
regelnfürdie Errichtung vonStark- 
stromanlagen mit Betriebspannun- 
zen unter 1000 V, V.E.S.1./1930. Gültig ab 
1. Januar 1930. 

b) Vorschriften nebst Ausführungs- 
regeln für die Errichtung von 
Starkstromanlagen mit Betrieb- 
Spannungen von 1000 V und darüber 
V. E. S. 2./1930. Gültig ab 1. Januar 1930. 

c) Vorschriften nebst Ausführungs- 
regeln für den Betrieb von Stark- 
engen V.B.S./1929. Gültig ab 1. Juli 

d) Vorschriften für die Ausführung 
schlagwettergeschützter elektri- 
scher Maschinen, Transformatoren 
und Geräte. Gültig ab 1. Juli 1929. 

e) Regeln für die Errichtung von 
A las nlagen. Gültig ab 1. Januar 

f) Vorschriften fürdenHochspannung- 
schutz in medizinischen Röntgen- 
anlagen. Gültig ab 1. Januar 1930. 

g) Änderung von § 15 der „Leitsätze für 
Spannungsucher bis 750 V“ vom 1. April 
1927. Gültig ab 1. Juli 1929. 

h) Außerkraftsetzung nachstehender Arbeiten: 

Vorschriften fürdie Errichtung und 
den Betrieb elektrischer Stark- 
etromanlagen nebst Ausführunes- 
regeln. Gültig ab 1. Juli 1924. 
Leitsätze für die Errichtung elek- 
trischer Starkstromanlagen in der 
Landwirtschaft. Gültig ab 1. Januar 1926. 
Vorschriften für die Ausführung 
von Schlagwetter-Schutzvorrich- 
tungen an elektrischen Maschinen, 
Transformatoren und Apparaten. 
Gültig ab 1. Januar 1926. 

Kommission für Maschinen und Trans- 

formatoren. 

a) Regeln für die Bewertune und Prü- 


fung von elektrischen Maschinen 
R. E. M./1930. Gültig ab 1. Januar 1930. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 


. Kommission für 


1639 


b) Regeln für die Bewertung und Priü- 
fung von Transformatoren R. E. T./1930. 
Gültig ab 1. Januar 1930. 

c) Außerkraftsetzung nachstehender Arbeiten: 
Regeln für die Bewertung und Prü- 
fung elektrischer Maschinen R.E.M. 
1923. Gültig ab 1. Januar 1923. 

Regeln für die Bewertung und Prü- 
fung von Transformatoren R. E. T./1923. 
Gültig ab 1. Januar 1923. 


Elektrowerkzeuge. 


a) Änderung der „Regeln für die Bewer- 
tung und Prüfung von Handbohr- 
namen vom 1. Juli 1927. Gültig ab 1. Juli 
1 S 

b) Änderung der „Regeln für die Bewer- 
tung und Prüfung von Schleif- und 
Poliermaschinen“ vom 1. Juli 1927. Gültig 
ab 1. Juli 1929. 

c) Änderung der „Regeln für die Bewer- 
tung und Prüfung von Hand- und 
Supportschleifmaschinen”“ vom 1. Ja- 
nuar 1926. Gültig ab 1. Juli 1929. 


. Kommission für Freileitungen. 


a) Vorschriften für Starkstrom-Frei- 
Leitungen V.S.F./1930. Gültig ab 1. Januar 
1930 


b) Außerkraftsetzung der „Vorschriften für 
Starkstrom-Freileitungen”. Gültig ab 
1. Oktober 1923. 


. Kommission für Drähte und Kabel. 


a) Änderungen der ab 1. Januar 1928 gültigen „V or- 
schriften für isolierte Leitungen in 
Starkstromanlagen V.I. L./1930”. Gültig 
ab 1. Januar 1930. 

b) Vorschriften für umhüllte Leitun- 
gen. Gültig ab 1. Juli 1930. 

c) Außerkraftsetzung der „Normen für um- 
ra Leitungen“ Gültig ab 1. Oktober 


. Kommissionfürlnstallationsmaterial. 


Leitsätze für Installations-Selbst- 
schalter. Gültig ab 1. Juli 1930. 


. Kommission für Hochfrequenztechnik. 


a) Vorschriften für Rundfunkgeräte, 
die mit Starkstromanlagen(-netzen) 
Sn ne stehen. Gültig ab 1.Julı 
1929. ; 

b) Änderungen der „Regeln für den Bauund 
Prüfung von Hochfrequenz-Heilge- 
räten“ vom 1. Juli 1928. Gültig ab 1. Juli 1929. 

c) Außerkraftsetzung nachstehender Arbeiten: 
Vorschriften für Wechselstrom- 
Netzanschlußgeräte. Gültig ab 1. April 
1927. 

Vorschriften für Gleichstrom-Netz- 
anschlußgeräte. Gültig ab 1. Juli 1927. 
Vorschriften für Gleichstrom-Netz- 
anschlußempfänger. Gültig ab 1. Juli 1927. 
Vorschriften für Verbindungsgeräfte. 
Gültig ab 1. Oktober 1925. 


. Kommission für Isolierstoffe. 


a) Leitsätze für die Lieferung und 
Prüfung von Preßspan. Gültig ab 1. Juli 
1929. 

b) Leitsätze für die Prüfung der Stoff- 
eigenschaften keramischer Isolier- 
teile für Nennspannungen unter 
1000 V. Gültig ab 1. Juli 1929. 

c) Leitsätze für die Bewertung und 
Prüfung von Fiber als Isolierstoff. 
Gültig ab 1. Juli 1929. 

d) Leitsätze für die Bestimmung elek- 
trischer Eigenschaften von festen 
Isolierstoffen. Gültig ab 1. Juli 1929. 

e) Leitsätze für die Erzeugung be- 
stimmter Luftfeuchtigkeit zur Prü- 
fung elektrischer Isolierstoffe. Gül- 
tig ab 1. Juli 1929. 

IN Leitsätze für die Prüfung von Elek- 
trolackpappe. Gültig ab 1. Juli 1929. 

g) Leitsätze für die Prüfung von Ver- 
geußmassen für (Geräte unter 1000 V 
i Nennspannung. Gültig ab 1. Juli 1929. 


1840 


h) Leitsätze für die Bewertung und 
Prüfung von Holz als I]Isolierstoff. 
Gültig ab 1. Juli 1929. 

i) Leitsätze für die Prüfung von 


Glimmererzeugnissen. 
1929. 

k) Leitsätze für die Prüfung von na- 
türlichen Gesteinen. Gültig ab 1. Juli 
1929. 


9 Kommission für Handzgeräte. 


Gültig ab 1. Juli 


a) Änderung der ab 1. Januar 1927 gültigen „Vor- 
schriften für Handzeräte mit Kleinst- 
no oren V.G. K. M./1930“%“. Gültig ab 1. Januar 
1930. 

b) Vorschriften für Geräte - Einbau- 
sehalter für Spannungen bis 250 V. 
Gültig ab 1. Juli 1929. 

c) Zusatz zu den ab 1. Juli 1930 gültigen „Vor- 
schriften für die elektrische Aus- 
rüstung von Stehlampen”“ betr. Rauch- 
verzehrer u. dgl. Gültig ab 1. Juli 1930. 

d) Außerkraftsetzunz der „Vorschriften 
Handgeräte-Einbauschalter“. 
ab 1. Juli 1926. 


10. Ausschuß für den elektrischen Sicher- 
heitserad. 


für 
Giültiz 


a) Leitsätze für die Prüfung von Iso- 
latoren 


aus keramischen Werkstof- 

fen für Spannungen von 1000 V an. 
Gültig ab 1. Juli 1929. 

b) Außerkraftsetzunge der „Leitsätze für die 


Prüfung von Isolatoren aus kerami- 
schen Werkstoffen für Spannunzen 
von 100V an“. Gültig ab 1. Juli 1928. 


1l. Kommission für Bahnwesen. 


a) Neufassung der „Regeln für die Bewer- 
tung und Prüfuhxz von elektrischen 
Bahnmotoren und sonstigen Maschi- 
nen und Transformatorenauf Trieb- 
fahrzeugeen R. E. B./1930. 

b) Außerkraftsetzung der „Regeln für die Be- 


wertung und Prüfung von elektri- 
schen Bahnmotoren und sonstigen 


Maschinen und Transformatoren auf 
Triebfahrzeugren R.E. B./1925*. 


12. Kommission für Koch- und Heizgeräte. 


a) Vorschriften für elektrisch beheiz- 
tes Spielzeug. 

b) Sonderbestimmungen für Heizee- 
räte für Haarbehanundlune (Anhang 2 zu 
den „Vorschriften für elektrische Heizeeräte und 
elektrische Heizeinrichtunzen V. B. Hz./1925“). 


13. Großer Steckerausschuß. 


Leitsätze für zweipolire Steekvor- 
richtungen mit Schutzkontakt(Woh- 
nunesteekvorrichtun«een 250 V 10 A) 
für Erdung, Nullung und Schutz- 
schaltung. 


Vorsitzender: M. H., Sie haben den Berieht der Ge- 
schäftstelle vernommen. Iech darf daran erinnern, daß er 
in der ETZ vollständig erschienen ist. Ein Sonderibdruck 
steht Ihnen zur Verfügung. Sie haben am Schluß auch 
die verschiedenen Anträge gehört, die als Endarbeit 
unserer Kommissionen gestern durch den Ausschuß ge- 
nehmist sind und Ihnen nunmehr zur Annahme vorgelegt 
werden. Eine Diskussion über einzelne Punkte dieser 
Ausschußarbeiten ist hier bei einer derartigen Mitglieder- 
versammlung unmöglich. Es handelt sich um Spezial- 
arbeiten, die Fachleute jahrelang beschäftigt haben. Es 
liegen verschiedene Einsprüche zum Teil noch vor. Der 
Ausschuß ist gestern mit den Vorsitzenden der Kommis- 
sionen und dem Vorstande dahin übereinzekommen, daß 
diese letzten Bedenken verhandelt oder zum Ausgleich ze- 
bracht werden sollen, entweder durch eine Annahme oder 
Ablehnung. Gegen die Arbeiten der „Kommission für Frei- 
leitungen“ ist noch ein Einspruch der Reichsteleeraphen- 
verwaltung eingegangen, hinsichtlich der neuen Begriffs- 
festsetzung „Wreileitung“ und „Leitung“. Auch dieser 
Einspruch wird noch einmal behandelt. 

Darf ich fragen, ob Widersprüche gegen die Anträge 
des Vorstandes, des Ausschusses und der Kommissionen 
bestehen? 

Nein, es ist nicht der Fall. 
schluß zu. Ich danke Ihnen. 


Sie stimmen also dem Be- 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 45 


7. November 1929 


Sehirp: Ich darf weiter berichten über die Mitglieder- 
bewegung. 


Am 15. Mai 1928 betrug die Mitgliederzahl des Ver- 
bandes 10 052, 

am 15. Mai 1929 betrug die Mitgliederzahl des Ver- 
bandes 10 353. 


Das bedeutet einen Zuwachs von 301 Mitgliedern, an und 
für sich erfreulich, aber noch immer nicht genügend, da 
leider noch viele Berufskollegen dem Verbande nicht an- 
gehören. Seit dem Zutritt der Ortsgruppe Annaberg des 
E.V. Chemnitz und des E.V. Braunschweig ist die Mit- 
geliederzahl auf 10429 gestiegen. 

Die geprüfte Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrech- 
nung liegen im Original zur Einsicht aus. Ich bitte Herrn 
Geheimrat Grauert über die Bücherrevision Bericht zu 
erstatten. ` 


Grauert, Berlin: Ich habe mit Herrn Dr. Max Levy 
eine gründliche Prüfung der Bücher vorgenommen, wir 
haben aber nichts zu beanstanden, sondern alles in Ordnung 
befunden. Ich beantrage daher die Entlastung des Vor- 
standes und der Geschäftstelle. Wenn kein Widerspruch 
erhoben wird, stelle ich Ihre Zustimmung fest, daß dem 
Vorstande und der Geschäftsführung die beantragte Ent- 
lastungz erteilt ist und darf dem Vorstande und der Ge- 
schäftstelle unseren verbindlichsten Dank für ihre mühe- 
volle erfolgreiche Arbeit aussprechen. 


Vorsitzender: Der Vorstand dankt den beiden Ilerren, 
daß sie sieh alljährlich der Arbeit unserer Bücherprüfunge 
unterzogen haben. Herr Dr. Levy hat gebeten, ihn in Zu- 
kunft von dieser Arbeit zu entbinden, weil er anderweitig 
zu stark in Anspruch genommen wäre An Stelle von 
Herrn Dr. Max Levy empfehlen wir Herrn Direktor 
Froese vonder AEG zu wählen. Ich nehme an, daß er 
damit einverstanden ist. Herr Geh. Rat Grauert wird uns 
hoffentlich noch recht lange seine Mitarbeit erhalten. Ich 
komme auf die Mitteilung des Herrn Generalsekretär über 
den Zuwachs der Mitgliederzahl zurück. Besonders er- 
freut sind wir über die Bildung der Ortsgruppe Annaberg, 
vorläufiz unter den Banner von Chemnitz, sowie über die 
dank der erfolgreichen Werbung des Prof. Dr. Marx 
vollzogene Gründung des E.V. Braunschweig. Wir dan- 
ken den Herren Hermanni und Marx für ihre erfole- 
reichen Bemühungen für die Gründung von Annaberg und 
Braunschweig. (Allgemeiner Beifall.) Wir gehen jetzt 
weiter zur Tagesordnung, Punkt 4b) Anträge. 


Sehirp: Vorstand und Ausschuß schlagen vor, den 
Miteliedsbeitrae für 1930 zu belassen wie für das Jahr 
1929. 

Vorsitzender: Die Frage ist sehr einzchend im Aus- 
schuß besprochen worden. In jedem Jahre wird der Wunsch 
ausgesprochen, die Miteliederbeiträge herabzusetzen. es 
kommen aber auch Anträge auf Heraufsetzunge. Wir emp- 
fehlen, die Höhe, wie für das Jahr 1929, zu belassen. Der 
Ausschuß hat zugestimmt, weil er wußte. daß der Verband 
diese 30 RM von seinen persönlichen Mitgliedern haben 
muß, wenn er die großen Aufgaben erfüllen will, die ihm 
in den nächsten Jahren bevorstehen. Die Zustände in den 
Verwaltunesräumen sind katastrophal geworden, sind 
nicht mehr würdig, als solch zu gelten. Wir müssen end- 
lich zu neuen Räumen kommen. Es ist nieht so einfach, 
etwas Passendes zu finden. Wir müssen schon bauen. 
Wenn wir die Prüfstelle mit hereinnehmen wollen, so 
müssen wir doch Räume für sie haben, wie Werkstatt. La- 
boratorium usw. Das kostet Geld, Geld und dreimal Geld. 
Wir haben schon einen Grundstock. Dieser reicht aber 
noch lange nicht, sondern er muß vergrößert werden. Es 
würde ein Leichtsinn sein, an den bau heranzutreten, wenn 
die Mittel nicht vorhanden wären. Wir müssen Sie deshalb 
bitten, die 30 RM Jahresbeitrag beizubehalten. 

Ich bitte also um Zustimmung. Ich höre keinen Wider- 
spruch, im Gegenteil Zustimmung. Jch danke. 


Schirp: Wir kommen jetzt zu Punkt 4c Sat- 
zunzsänderunge Zur Erleichterung unserer Voer- 
handlungen mit der Steuerbehörde haben wir eine Ände- 
rung der Satzung in Vorschlag gebracht. Ich möchte mir 
erlauben, die neue Fassung, die beantragt ist, vorzulesen. 


8 3 erhält folrenden Zusatz: 
„Ausgeschlossen sind Erwerbs- oder sonstige eigen- 
wirtschaftliche Zwecke, vielmehr soll der Verband ledig- 
lich dem gemeinen Besten auf dem Gebiete der elektro- 
technischen Wissenschaften dienen.” 


8 6 erhält folgenden Zusatz: 


„Kein Mitglied hat während seiner Zugehörigkeit zum 
Verband oder nach seinem Ausscheiden Ansprüche an das 
Verbandsvermözren oder auf Auszahlung von Gewinnen 


7. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45 


1641 


oder auf ähnliche Vermörensvorteile, auch nicht auf 


Rückzahlung von Einlagen oder sonstigen Beiträgen.” 
8 33 erhält folgenden Zusatz: 


‚Bei Auflösung des Verbandes muß das vorhandene 
Vermögen ausschließlich zemeinnütziren Zwecken auf 
elektrotechnisch-wissenschaftlichern Gebiete zugeführt 
werden, insbesondere auch durch Überweisung an gemein- 
nützire Körperschaften: jede Zuwendung von Vermögen 
oder Vermörensvorteilen an Mitglieder des Verbandes ist 
ausgeschlossen.” 


Vorsitzender: Wir haben aus dem Wortlaut gehört, 
daß es sich um eine rein formelle Angelegenheit handelt. 
Ih darf annehmen, daß der Satzunzsänderung zugestimmt 
wird. Dureh den Ausschuß ist dieses bereits erfolgt. Es 
ist keiner dagegen. Es lagen andere Anträge vor zum 
Teil sehr einschneidender Art. Diese Anträge sind zu- 
nächst zurückgezogen worden. Es wurde ein kleiner Aus- 
schuß gegründet, der unsere ganze Satzung gründlich 
unter die Lupe nehmen will. Hierzu sind 6 Herren ge- 
wählt worden, aus kleinen und großen Vereinen, Vereinen 
ans Mittel-, Süd- und Westdeutschland. Dieser Ausschuß 
wird mit dem Vorstand auftragszemäß an die Satzunes- 
änderung heranzchen und diese voraussichtlich in der 
nächsten Jahresversammlung vorlegen. 


e A. Ze 
Sehirp: Wir kommen nunmehr zu Punkt4d) Nen- 
wahl von Vorstands- und Ausschußmit- 


eliedern. 

Mit Ende 1929 scheiden aus dem Vorstande fol- 
eende Herren aus: Brauns, Dettmar, Köttren, 
Krone, Mayer, Montanus, Petersen. Sar- 
fert, de Thierry, Wechmann. 

Die Wiederwahl des Herrn Sarfert ist auf ein Jahr zu- 
lässig. Die Wiederwahl der übrigen Herren mit Aus- 
nahme des IIerrn Krone ist auf 2 Jahre zulässie. 

Mit Ende 1929 ist Herr Krone 6 Jahre im Vorstande. 
Nach § 9 der Satzung erlischt damit die Amtsdauer des 
Herrn Krone. 

In der Vorstandsitzung vom 7. Mai 1929 ist einstimmig 
beschlossen worden, aus besonderen Gründen die Wieder- 
wahl des Herrn Krone auf weitere 2 Jahre Ausschuß und 
Jahresversammlung vorzuschlagen. Die Ausschußsitzua« 
hat diesem Vorschlage gestern einstimmig zugestimmt. 
Ich bitte auch um Ihre Zustimmung. (Beifall.) 


Vorsitzender: Dieser einstimmize Beschluß ist gegen 
meine Stimme erfolet. Man hat mich in eine etwas be- 
drängte Lage gebracht. Ich kann mich jedoch den rein 
sachlichen Gründen nicht verschließen. Es liegen wich- 
tige Sachen vor, die vielleicht etwas darunter leiden könn- 
ten, wenn im Augenblick ein Wechsel im Vorstande statt- 
fände. Teh glaube, es ist ein kleiner Greburtsfehler, daß 
der Vorstand nur auf 2 Jahre gewählt wird und so sich 
alle zwei Jahre ein neuer Vorsitzender einarbeiten muß. 
Das geht nach meiner Auffassung heute nicht mehr, viel- 
leicht früher einmal, wo der Verband noch kleiner war. 
Es laufen die Vorarbeiten für ein eigenes Hausgrundst ück 
und die Verhandlungen mit dem E. V. (Berlin) wegen der 
Auseinandersetzung über die ETZ und das Archiv. Aber 
auf der anderen Seite habe ich ein etwas unangenehmes 
Gefühl. Ich hänge nicht an diesem Amt, aber so wenig ich 
mich vor dem Amt drücken will, so wenig möchte ich mich 
auch in den Vordergrund stellen. Ich habe dem Vorstand 
sowie dem Ausschuß meinen Standpunkt dargetan. Wenn 
bei einem von Ihnen Bedenken gegen meine Wiederwahl 
bestehen, so bitte ich, dies rücksiehtslos zu äußern. Teh 
würde dann sofort gehen. Ich bitte also gegebenenfalls 
um Zustimmung. (Großer Beifall.) 

Ich spreche Ihnen also meinen herzlichen Dank für 
das mir bewiesene Vertrauen aus und hoffe, noch weitere 
2 Jahre nach Ihren Wünschen für den Verband tätig sein 
zu können, und daß ich daun auch nach 2 Jahren noch ein 
enädiees Urteil bei Ihnen finde. 


Schirp: Der Jahresversammlunz Hegt noch ob, den 
ersten und den ersten stellvertretenden Vorsitzenden zu 
wählen. Es wird Ihnen empfohlen wiederzuwählen: 


Herrn Krone zum Vorsitzenden, 
Herrn Petersen zum 1. stellvertretenden Vor- 
sitzenden. 
(Beifall.) 


Vorsitzender: Ich dauke meinerseits, ich darf an- 
nehmen, daß Herr Petersen auch zustimmt. 


Sehirp: Bezüglich Neuwahl der Ausschuß mit- 
glieder teile ich mit, daß Ende 1929 als VDE-Vertreter aus 
dem Auschuß die Herren ausscheiden: Craemer, His- 
sink,OÖrlich,Roos,Ruppel,Schering,Siesg, 
Vogelsang, Voigt, Werner und Wölcke. 


Vorstand und Ausschuß haben die Wiederwahl dieser 
Herren auf 2 Jahre vorgeschlagen. 


Vorsitzender: Ich darf annehmen, daß Sie auch mit 
dieser Wiederwahl einverstanden sind. (Jawohl, Wieder- 
wahl.) 


Vorsitzender: Ich danke Ihnen. 


Schirp: Als letzter Punkt der Tagesordnung kommt 
die Wahldes Ortes, wo die nächste Jahresversamm- 
lung abgehalten wird. Einladungen an den VDE, die 
nächste Jahresversammlung am Orte der Einladenden ab- 
zuhalten, sind cingegangen 


für 1930 


vom Magistrat der Stadt Magdeburg, 

„ Bürgermeister der Stadt Stralsund, 

„ Oberbürzermeister der Stadt Bamberg i. B., 

vw Beigeordneten der Stadt Koblenz, 

„ Städt. Verkehrs- undWirtschaftsamt der Stadt Köln, 

von der Fremdenverkehrskommission der Stadt Wien, 

„ der Verkehrstelle der Stadt Mainz, 

vom Oberbürzermeister der Stadt Karlsruhe und vom 
Öberrheinischen Elektrotechnischen Verein, Karls- 
ruhe. 

„ Oberbürzermeister der Stadt Darmstadt und von 
der ITessischen Elektrotechnischen Gesellschaft, 
Darmstadt, 

für 1931 


vom Magistrat der Stadt Frankfurt a.M. und von der 
Elektrotechnischen Gesellschaft Frankfurt a.M. 


für 1932 


vom Württembergischen Elektrotechnischen Verein 
Stuttgart. 


Letzterer hat gebeten, falls im nächsten Jahr eine 
reguläre Jahresversammlung stattfindet, 1930 nach Stutt- 
gart zu kommen. Es darf die Einladung von Frankfurt 
durch den Hinweis unterstützt werden. daß die Elektro- 
technische Gesellschaft Frankfurt 1931 ihr 50jähriees Be- 
stehen feiert, und daß es gleichzeitig 40 Jahre her ist seit 
der Elektrotechnischen Ausstellung und des Internatio- 
nalen Elektriker-Kongresses in Frankfurt. Diese Um- 
stände haben den Vorstand und Ausschuß bewogen, Ihnen 
vorzuschlagen, für 1931 die Einladung von Frankfurt an- 
zunehmen. Bezüglich 1930 hat man mit Rücksicht auf die 
in Berlin stattfindende „Weltkraftkonferenz“ und die in 
Skandinavien stattfindende Konferenz der „Internatio- 
"nalen Elektrotechnischen Kommission“ vorgeschlagen, im 
nächsten Jahre keine Jahresversammlung abzuhalten, son- 
dern lediglich eine Vorstands- und Ausschußsitzung, der 
Vollmacht gegeben werden soll, die Funktionen. die sonst 
die Jahresversammlunz hat, wahrzunehmen. Der Vor- 
schlag lautet dahin, 1930 keine Jahresversammluneg abzu- 
halten, sondern nur eine Vorstands- und Ausschußsitzung 
mit der vorerwälhnten Vollmacht. Im Jahre 1931 aber eine 
reguläre Jahresversammlung in Frankfurt abzuhalten aus 
den Gründen, die ich eben erwähnte. 


Vorsitzender: Meine Herren, es unterliegt Ihrer Ent- 
scheidung. ob Sie 1930 mit Rücksicht auf die „Weltkraft- 
konferenz” sowie die „IEC-Tagung“ in Skandinavien, auf 
eine Jahresversammlung verzichten wollen. Der Antrag 
war von Herrn Dr. Sarfert gestellt. Der Vorstand hat 
dem zugestimmt. Wenn Sie dem auch zustimmen, so ist 
das sehr angenehm, da aus den eben erwähnten Gründen 
unsere Kräfte schon sehr in Anspruch genommen sind. 
Vom Ausschuß ist unser Vorschlag einstimmig genehmigt 
worden. Man bat geglaubt, auch der Mitgzliederversamm- 
lung einen Gefallen zu tun. (Großer Beifall.) 


Vorsitzender: Ich glaube annehmen zu können, daß 
Sie mit dem Antraxe des Vorstandes einverstanden sind. 
Die deutsche Welt muß sparsam sein, gehen wir mit einem 
euten Beispiel voran. Nächstes Jahr lassen wir also die 
Jahresversammlunze ausfallen. 1931 gehen wir nach 
Frankfurt a. M., insbesondere mit Rücksicht auf das Dal, 
rige Bestehen der Elektrotechnischen Gesellschaft. Was 
1932 wird, brauchen wir heute noch nicht zu beschließen. 
Gurt 1932 würde ich Ihnen aber ans Herz legen, daß Stutt- 
gart in Aussicht genommen wird. Die Einladung liegt 
schon sehr lange vor und ist gestern in der Ausschuß- 
sitzunz in herzlichster Weise wiederholt worden. 

Wir haben gestern im Ausschuß über die zweck- 
mäßigrste Zeit gesprochen. Die Zeit Anfang Juli wurde 
wegen der Schulferien von verschiedenen Seiten bemän- 
gelt. Auch mit Rücksicht auf Reisezeit und Hochschul- 
ferien ist gestern in der Ausschußsitzung der Beschluß 
gefaßt worden, Ihnen als geeignetste Zeit für die Jahres- 
versammlung 1931 in Frankfurt a M. den 15. bis 30. Juni 
vorzuschlagen. Sind Sie derselben Meinung? (Beifall, ein- 
verstanden.) 


1642 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45 


7. November 1929 


Vorsitzender: Zu Punkt „Verschiedenes“ 
hat der Vorstand keine Vorlage zu machen. 

Ich darf dann daran erinnern, daß wir um 15 Uhr einen 
Vortrag von Herrn Prof. Rogowski haben. Der Vor- 
trag findet in der Technischen Hochschule statt. Daran 
anschließend beginnen wir mit den festgelegten Fachbe- 
richten, die hoffentlich alle sehr zahlreich besucht werden. 

Heute abend haben wir dann mit den Aachener Kol- 
legen gemeinsames Abendessen im neuen Kurhaus Quel- 
lenhof, in der Monheimsallee. 

Meine Herren, ich danke Ihnen, ich schließe hiermit 
die Sitzung. (Beifall.) 

(Schluß folgt.) 


Verband Deutscher Elektrotechniker e.V. 
Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 


Berlin W 57, Kurfürstenstraße 15/16. 


NA 


Bekanntmachung. : 


Die Prüfstelle hat einen Nachtrag nach dem Stande 
vom 1.X.1929 zu der „Zusammenstellung der erteilten 
Genehmigungen zur Benutzung des VDE-Zeichens sowie 
der zugewiesenen Firmenkennfäden nach dem Stande vom 
1. }. 1929“ herausgegeben. 


Wir machen darauf aufınerksam, daß dieser Nachtrag 
gegen Einsendung des Portos kostenlos abgegeben wird. 
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
Zimmermann. 


REF 


Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen. 


Zuschriften mit dem Bemerk „Betrifft AEF* sind zu richten an die 
Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Potsdamer 
Straße 118a IL, Fernspr. Amt Kurfürst 9697. 


Der AEF hat die folgenden Druckschriften und Tafeln 
herausgegeben, auf die er hiermit hinweist: 

1. Die „Verhandlungen des AEF in den Jahren 1%7 
bis 1927“ sind im Verlage von Julius Springer erschie- 
nen und durch den Buchhandel zu beziehen. 49 S. im For- 
mat A4, Preis 5 RM. 

2.3 Wandtafeln Formelzeichen und 2 Wandtafeln Ein- 
heitszeichen auf Steifpapier im Format A1: 59,4 X 84,1cm? 
und mit Ösen zum Aufhängen. Sie sind zu beziehen von 
der Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin 
W 35, Potsdamer Straße 118a Il, zum Preise von je 35 Pf. 
Für Verpackung und Versand sind für 1 bis 5 Tafeln 55 Pf 
beizufügen. 

3. Taschenheftchen, 15 S. im Format A6. Es enthält 
allgemeine Angaben über den AEF, alle Zeichenlisten und 
4 Sätze (ohne Erläuterungen). Es ist ebenfalls von der 
Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins zu beziehen. 
Preis (Versand inbegriffen) 1 Stück 25 Pf, 2 Stück 40 Pf, 
3 Stück 50 Pf, 4 und mehr Stück 15 Pf das Stück. 

4. Die meisten Listen und Sätze des AEF sind auch 
in Form von Normblättern erschienen. Diese sind zu be- 
ziehen vom Beuth-Verlag G.m.b.H. in Berlin SW 19. 


Strecker. 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechnischer Verein Chemnitz. 14. XI. 1929, abds. 
Th, Hörsaal 199 der staatl. Akademie für Technik: a) Vor- 
trag Dipl.-Ing. C.Reinarz, „Kurzschlußsicherheit in Dreh- 
strom-Niederspannungsanlagen“. b) Vortrag Dipl.-Ing. L. 


Krug, „Selbstschalter in offener und gekapselter Ausfüh, 


rung unter Berücks. der Abschaltleistung“. 


Elektrotechnischer Verein Düsseldorf. 21. XI. 1929, 
abends 8h, Städt. Tonhalle, Oberlichtsaal: Vortrag Dir. 
Rösing, “Betriebserfahrungen und Neuanlagen des Städt. 
Elektr.-Werks Düsseldorf“. 


Elektrotechnischer Verein des rhein.-westf. Industrie- 
bezirks, Essen. 12. XI. 1929, abds. 7h, Gaststätte Kaupen- 
höhe: Lichtbildervortrag Dr.-Ing. M. Weiset, „Probleme 
der Starkstromkabeltechnik“. 


Elektrotechnische Gesellschaft zu Frankfurt a. M. 
9. XI. 1929, abds. "oh, sämtl. Räume der Loge Carl, Mozart- 
platz: Winterfest mit Festessen und Tanz. Herren- und 
Damenkarten 2,50 RM einschl. Steuer. Trockenes Gedeck 
3,50 RM. 


Elektrotechnische Gesellschaft Halle a. S. 
abds. 84h, Saal des Bierhauses Engelhardt, Bernburger 
Straße: Vortrag Dipl.-Ing. Föhl, „Anwendung von Ruths- 
Wärmespeichern und deren Herstellung“ (m. Film u. Lichtb ). 


Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 12. XT. 1929, 
abds. 8h, Hörsaal 42 der T.H.: Lichtbildervortrag Dipl. -Ing. 
König. „Hochspannungs-Luftschalter, ihre Entwicklung 
und Bedeutung“. 


Elektrotechnische Gesellschaft zu Nürnberg. &. XI. 
1929, abs. 8h, SSW, Nürnberg, Frauentorgraben 35: Vortrag 
Baurat Wiener, ,Vom Bau des Shannon-Kraftwerkes“, 


13. XT. 1929, 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


G. Rückle bk — In Frankfurt a. M. starb im Alter von 
50 Jahren der Mathematiker Dr. G. Rückle. Er ist den 
Elektrotechnikern durch seine Arbeiten über die Theorie 
des Fernsprechverkehrs bekannt geworden. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Über die dielektrischen Eigenschaften des Transfor- 
mator- und Schalteröles. 


Durch die dielektrische Verschiebung? läßt sich der Um- 
stand erklären, daß bei Durchführungen, welche mit Öl ge- 
füllt sind, die Durchschlagfestigkeit durch zwischengelegte 
Hartpapierzylinder erhöht wird. Einige Prozent Wasser 
im Öl wären unschädlich, wenn das Wasser gleichmäßig 
verteilt wäre. Die Wasserteilchen bewegen sich aber nach 
denjenigen Stellen, wo hohe Feldstärken herrschen. Vor 
dem Durehschlag befinden sich an diesen Stellen hohe Pra- 
zentsätze von Wasser, die dann zum Durchschlag führen. 
Das ist im Transformator möglich, da hier der Raum, wo 
hohe Feldstärken herrschen, dem Gesamtraum gegenüber 
klein ist. Bei den Durchführungen ist es aber anders, da 
hier an der ganzen Innenfläche des Ölraumes die maximale 
Feldstärke herrscht. Infolgedessen Können sich an diesen 
Stellen nicht so hohe Prozentsätze von Wasserteilchen an- 
sammeln wie in Transformatoren. Deshalb kann also 
das Durchführungsöl schlechtere Qualität haben als das 
Transformatoröl. Wenn die Durchführung aber unter- 
teilt ist, so ist die Innenfläche, wo die maximale Feld- 
stärke herrscht, dem Gesamtraum gegenüber noch größer, 
d. h. es können sich noch weniger Wasserteilchen ansam- 
meln, und dadurch wird die dielektrische Festigkeit 
erhöht. 

Marosvásárhely (Targul-Mures) 28 VIII. 1929. 


Wilhelm Keleti. 


LITERATUR. 
Besprechungen. 


Die Ausbreitung der elektromarncti- 
schen Wellen. Von Dr. A. Sacklowski. Mit 
einer Einführung von Prof. Dr.-Ing. K. W. Wagner. 
Einzeldarstellung. aus d. el. Nachrichtentechn., herausg. 
von F. Moench, Bd.2. Mit 45 Abb., XII u. 129 S. in 
Verlag Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1928. Preis 
geh. 4,50 RM, geb. 6 RM. 


In ganz kurzer Zeit ist dieses Gebiet so umfangreich 
geworden, daß die Übersicht über die vorhandene Literatur 


ı Vgl. A.Gyemant, ETZ 19%, S. 1225. 


7. November 1929 


: Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 45 


1643 


nur mit großem Zeitaufwand zu erlangen ist. Der Ver- 
fasser hat sich deshalb der Mühe unterzogen, alle zugäng- 
lichen Arbeiten des In- und Auslandes zu sammeln. Er 
nennt etwa 500 verschiedene Stellen. Besonders ausführ- 
lich sind die Methoden der Feldstärkemessung behandelt, 
da sie in erster Linie das Rüstzeug für die experimentelle 
Durchforschung des Gebietes bilden. Die bisher gefun- 
denen Ergebnisse werden angeführt, die verschiedenen 
Erscheinungen besprochen und miteinander verglichen, so- 
weit das beim heutigen Stande der Erfahrung möglich ist. 
Auch die theoretischen Arbeiten sind aufgeführt und in 
ihren Grundzügen erläutert. Es muß als besonderes Ver- 
dienst betrachtet werden, daß der Verfasser hier nicht 
der einen oder anderen Anschauung den Vorzug gibt, son- 
dern gleichmäßig alle Theorien behandelt. Auf eine ver- 
gleichende Kritik mußte hier allerdings verzichtet wer- 
0 das vorliegende Material dazu noch nicht aus- 
reicht. 

Allen denen, die sich in das umfangreiche und kom- 
plizierte Gebiet der elektrischen Ausbreitungsvorgänge 
Einblick verschaffen wollen, wird diese Sammlung wert- 
volle Dienste leisten. Roessler. 


Wörterbuch der Elektrischen Nachrich- 
tentechnik der deutschen und französischen Sprache. 
I. Teil: Französisch-Deutsch. Von O. Sattelbereg. 
Mit 187 S. in kl. 8°. Selbstverlag, Berlin-Tempelhof, 
Attilastr. 148, 1928. Preis geb. 9,75 RM. 


Der vorliegende erste Teil des Wörterbuchs ist das 
französisch-deutsche Gegenstück zu dem im Januar 1925 
erschienenen enelisch-deutschen Wörterbuch des gleichen 
Verfassers. Das Buch bleibt hinter seinem englischen Vor- 
gänger an Umfang zurück (187 Seiten gegen 292 Seiten), 
was wohl zum größten Teil auf die gedrängte Form der 
Darstellung zurückzuführen ist: es arbeitet viel mit Ab- 
kürzungen. Vorweg muß gesagt werden, daß das Buch 
eine fleißige Arbeit ist, in der viel Material zusammen- 
getragen wurde. Es umfaßt gemäß der einleitenden Über- 
sicht folgende Gebiete: Selbstanschlußtelephonie, Bau von 
Leitungen, Fernsprechwesen, Fernkabel, Leitungstheorie, 
Funkwesen, Telegraphie, Röhren, Verstärkertechnik. In 
dem Abschnitt Fernsprechwesen sind auch viele Ausdrücke 
des Fernsprechbetriebes enthalten; dem Charakter des 
Buches entsprechend ist der Betrieb jedoch weniger aus- 
giebig berücksichtigt worden als die Technik des Fern- 
sprechwesens. 

Leider hat sich eine erhebliche Zahl von Druckfehlern 
` eingeschlichen; es scheint, als habe der Verfasser die so 
wertvolle Arbeit etwas zu rasch abgeschlossen. Darauf 
mögen auch die Fehlübersetzugen zurückzuführen sein, 
auf die man nicht gar selten stößt (aeronef heißt Luft- 
schiff, nicht Flugzeug, appel à préavis heißt Gespräch mit 
Voranmeldung, nicht XP-Gespräch; avarie bedeutet 
Schiffsbeschädigung, nicht Schiffbruch; usw.). 


Trotz solcher Mängel, die bei einer Neuauflage aus- 
gemerzt oder durch einen Nachtrag berichtiet werden 
müßten, wird das Erscheinen des Buches von allen Fern- 
meldetechnikern, die auch französische Fachaufsätze lesen 
oder schreiben müssen, oder die in die Lage kommen, vor 
einem Gremium ausländischer Fachgenossen zu sprechen, 
lebhaft begrüßt werden. Es füllt eine oft beklagte Lücke 
aus und wird die Zusammenarbeit mit den Kollegen des 
Auslandes wesentlich erleichtern. Buttler. 


Befördertechnik. Von Dipl.-Ing H. R. Müller. 
(Techn. Fachbücher Bd. 5. Herausg. v. Dipl.-Ing. A. 
Meyer.) Mit 34 Abb. im Text, 92 Aufg. nebst Löse. u. 
116 S. in 8%. C. W. Kreidel’s Verlag, München 1928. 
Preis steif geh. 2,25 RM. 


Das Büchlein ist für die Einführung und die allge- 
meine Unterweisung von Laien und technischen Anfängern 
auf dem (Gebiet der Transportmittel durchaus geeignet, 
denn es behandelt, nach anschaulichster Erläuterung der 
mechanischen Grundbegriffe, das Wesen und die Arbeits- 
weise der häufigsten Vorrichtungen für den Horizontal- 
transport von Gütern in überaus Jleichtverständlicher 
Art. Nichtverständlich bleibt nur, warum statt der 
alleemeingebräuchlichen Bezeichnung Fördertechnik der 
ebenso ungewöhnliche wie unschöne Ausdruck „Beförder- 
technik“ gewählt worden ist. 

Für eine Neuauflage empfiehlt es sich u. a., die Wen- 
delrutsche nicht als spiralförmig sondern als schrauben- 
förmig zu bezeichnen, und die Zuespitzenbahn nicht als 
doppelseilige sondern als einseilige Fahrbahn zu behan- 
deln sowie die Laufrollen in Abb. 18 zweckmäßig gerillt 
zu zeichnen. Besonders aber würde eine Berücksichtigung 
der doch nicht unwichtizen Förderrinnen und Luftförderer 
den Wert des Büchleins noch erhöhen können. 

Michenfelder. 


Systematische Fabriks-Rationalisierung. 
Von R. v. Holzer. Mit zahlr. Abb. u. 1 Tab., VIII u. 
152 S. in 8°. Verlag R. Oldenbourg, München u. Berlin 
1928. Preis geh. 6 RM. 


Der Verfasser ist der Ansicht, daß in vielen Fabriken 
die Bestrebung zur Rationalisierung entweder ergebnislos 
oder nur von teilweisem Erfolg sind. In seinem Buche hat 
er einen Weg gezeigt, wie eine erfolgreiche Rationali- 
sierung durchzuführen ist. 

Über den Inhalt der sieben Hauptabschnitte ist folgen- 
des zu sagen: Der erste behandelt die Elemente der Ratio- 
nalisierung, die Vorbereitung, das Programm und die 
Wege zum Ziel. Abschnitt 2 beleuchtet in knapper Form 
alle Maßnahmen zur Herabsetzung des Verkaufspreises. 
Die meisten der angeschnittenen Fragen sind in Fach- 
kreisen schon oft Gegenstand der Erörterung bei den 
Organisationen des RKW. gewesen. Über die Abschnitte 3 
bis 6 gilt ähnliches. Hauptsächlich ist darin eine An- 
zahl wertvoller Anregungen über die Beschleunigung 
des Kapitalumsatzes, über die Fertigungsmenze und 
Güteverbesserung sowie über die Verkaufsorganisation 
gegeben. In den Abschnitten 7 und 8 übt der Verfasser 
eine Z. T. recht herbe Kritik am Rationalisierungswillen 
der deutschen Industrie (S. 135). Wenn er sagt, daß beim 
größten Teil der Industrieunternehmungen noch nicht ein- 
mal die schüchternsten Anfänge der Rationalisierung zu 
bemerken wären, so kann man das als Übertreibung nicht 
ganz ernst nehmen. Jeder Kenner der maßgebenden deut- 
schen Unternehmungen weiß, mit welch erheblichen 
Opfern, trotz schwieriger Verhältnisse, die Rationalisie- 
rung der Betriebe vorwärts getrieben worden ist. Selbst- 
verständlich bleibt noch viel Arbeit zu leisten, ehe wir 
zufrieden sein können. Bei der Schwierigkeit der Absatz- 
steigerung wird es von Jahr zu Jahr schwerer, die Kosten 
der Rationalisierung in Einklang mit den verfügbaren Ka- 
pitalien zu bringen. Wenigstens gilt das für viele ka- 
pitalschwächere Unternehmungen. Das ist der wahre 
Grund des mitunter zögernden Fortschrittes der Rationa- 
lisierungsarbeit. 

Im ganzen genommen stellt das Buch eine gründliche 
Arbeit dar, kann selbst dem fachkundigen Leser mancherlei 
Anregung geben und verdient, in einschlägigen Kreisen 
gelesen zu werden. Druck und Ausstattung des Buches 
sind als gut zu bezeichnen. Drescher. 


Der große Duden. Rechtschreibung d. dt. Sprache 
u. d. Fremdwörter nach den f. Deutschland, Österreich 
u. d. Schweiz gültigen amtl. Regeln. Bearb. v. Dr. T 
Matthias. 10. neubearb. u. erw. Aufl. Mit 54* u. 
647 S. in kl. 8%. Verlag Bibliographisches Institut AG., 
Leipzig 1929. Preis geb. 4,50 RM. 

Die Neuauflage des „Duden“, der auch der ETZ im 
allgemeinen als Richtschnur dient, berücksichtigt nicht 
nur die seit 1915, dem Jahre der 9. Auflage, erfolgten Ver- 
änderungen sondern hat auch erheblich an Umfang ge- 
wonnen. Neben der Aufnahme sprachlicher Neuschöpfun- 
gen ist die Verdeutschung und Erklärung von Fremd- 
wörtern weiter ausgebaut worden, bei geographischen Be- 
zeichnungen wird nicht nur angegeben, ob es sich um 
eine Stadt oder ein Gebirge usw. handelt, sondern auch, 
wo die Stadt bzw. das Gebirge liegt. Neu aufgenommen 
sind u.a. auch die chemischen Symbole sowie häufig 
vorkommende Maßeinheiten nebst ihren Abkürzungen. 
Die angegebenen Kurzzeichen stimmen allerdings nicht 
immer mit dem Schriftbrauch und den Zeichen des AEF 
überein. („Duden“ schreibt z.B. KVA statt kVA und 
setzt dkg statt Dg für Dekagramm). An wichtigen 
Neuerungen sei erwähnt, daß sich „Waage“ neuerdings 
mit Doppel-a schreibt, ebenso die Ableitungen, z. B. 
„waagerecht“; die Schreibung „Büro“ hat über „Bureau“ 
gesiert; bei Abkürzungen wie DRP. oder AG. steht nur 
mehr ein Punkt (früher D.R.P. und A.G.). 

Der „Duden“ ist ein billiges und sehr nützliches Buch; 
wenn er zum wenigsten im Besitz jedes Autors wäre und 
auch häufig zu Rate gezogen würde, ließe sich manche 
unnötige Arbeit in Redaktion und Setzerci vermeiden. 

H. Dieterlein. 


Eingegangene Doktordissertationen. 


Erhard Grünert, Beiträge zur Kenntnis der Ent- 
schwefelung der Kohle. T.H. Dresden 1929, (8. A. aus 
Journ. prakt. Chemie Bd. 122.) 

Herbert P. Lechla, Muttergewinde u. Gewindebohrer, 
ein Beitrag zur Frage der Stehbolzen. "TH Dresden 1927. 
Verlag Bauer & Schaurte, Rheinische Schrauben- u. 
Mutternfabrik AG., Neuß a. Rh. 


1844 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45 


7. November 1928 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Metallpreise im 3. Vierteljahr 1929'. — Die Entwick- 
lung der Metallmärkte war im 3. Vierteljahr gekennzeichnet 
durch eine Neigung zur Schwäche. Auf fast allen Märkten 
machte sich ein Zurückgehen des Verbrauchs bemerkbar. Ein 
Versuch, anfangs September die Kupferpreise erneut in 
die Höhe zu treiben, scheiterte, weil die Nachfrage nach dem 
roten Metall weder in den V.S. Amerika noch in Europa jene 
Dringlichkeit und Stärke aufwies, die im 1. Quartal d. J. zu 
verzeichnen war. Infolgedessen konnten sich auch die inner- 
halb des Kupferkartells einer erneuten Preissteigerung ent- 
gegenstehenden Kräfte durchsetzen. Die in Amerika vorge- 
nommene Erhöhung der Kupferpreise um 0,25 cts/lb wurde 
nach kurzer Zeit wieder rückgängig gemacht. Auf dem 
Zinnmarkt verursachten die Erklärungen über Bildung 
eines Kartells im Juli erneut erhebliche Preissteigerungen, 
die sich jedoch auf die Dauer nicht halten ließen. Die Preise 
sind im Laufe des Oktober auf einen Tiefstand gesunken, der 
1929 bisher noch nicht erreicht war. Während die Blei- 
preise sich im 3. Vierteljahr gut behaupten konnten, erfuhren 
die Zinkpreise weitere Rückgänge, u.zw. in einem Maße, 
daß Ende September der Zinkpreis bereits unter dem Blei- 
preise lag. Die amtlichen Londoner Monatsdurchschnitts- 
preise in £/ton sind im folgenden einander gegenüberge- 
stellt: 


Monat | Kupfer Blei | Zink | Zinn 
Juni.....|74. 7. 9. |23.13.10 1/2 26. 4. 3%,|200. 5. oa, 
Juli ..... 72. 3.11 Wie 22.16. 28,25. 6. 717,209. 11. 6%7,, 
August .. 73.16. an, |23. 3. 8%- 24.17.11 1209.17. Ui 
Sept. ....|75. 6. 91/4 23.11. 142124. 4. 2 1204.18. 9 


Die Bewegung der Metallpreise im einzelnen geht aus 
Abb. 1 hervor. Die deutsche Preisindexziffer der Metallwirt- 
schaft ergibt sich aus nachstehender Übersicht: 


Preisindexziffer der Metallwirtschaft. 


1909/13 = 100 
Gesamtindexziffer 


28. VI. ` 
152 ı 


Kupfer . . 
Blei . 
Zink . . 
Zinn . 
Alum num 
Nickel 
Antimon 


Mir 
oc R Bro e Ss 


EE E 


ion 


TT 
LR, 
EE 


Abb. 1. Metallpreise im 3. Vierteljahr 19%. 
Aluminium: W W°, Blöcke und Barren — Elektrolytkupfer: Delnotiz 
Berlin — Zinn: per Kasse - Zink: nahe Sichten — Blei: nahe Siehten — 
Quecksilber: in £ Flasche zu 70 80 Ibs. 


1 Vgl. ETZ 19%, S. 1104. 


DieWeltproduktion vonKupfer hat im 3. Vier- 
teljahr wesentlich abgenommen. Während sie noch im Mai 
nach dem American Bureau of Metal Statistics rd. 193 000 
tons betrug, stellte sie sich in den nächsten drei Monaten 
auf nur noch rd. 174 000 tons. Im September erfuhr die Kup- 
fergewinnung infolge Streiks bei einer großen amerikani- 
schen Raffinerie einen weiteren Rückgang. Gleichzeitig 
nahmen die Kupfervorräte wesentlich zu. Einem Vorrat an 
Raffinadekupfer von rd. 70 000 tons am 1. VI. standen Vor- 
räte von rd. 104 000 tons dieser Sorte am 1.IX. und von rd. 
94 800 tons am 1. X. gegenüber; in der gleichen Zeit stiegen 
die Vorräte an Raffinade- und anderem Kupfer in Großbri- 
tannien von rd. 6700 auf rd. 10 900 tons (8700 tons am 1. X.). 
— Die Weltbleierzeugung hielt sich im 3. Vierteljahr 
etwa auf der gleichen Höhe wie im 1. Halbjahr, die durch- 
schnittliche Tagesleistung in den ersten acht Monaten betrug 
5300 tons. Die Vorräte an raffiniertem Blei in den V.S. Ame- 
rika stiegen von rd. 51 800 tons am 1. VI. auf 76 600 tons am 
1. IX. und haben inzwischen weiter namhaft zugenommen. — 
Die Zinkgewinnung der Welt war in den Monaten Juli 
und August mit einer durchschnittlichen Tagesproduktion 
von rd. 4400 tons um etwa 100 tons niedriger als im 2. Vier- 
teljahr, aber immer noch um rd. 100 tons höher als im Monats- 
durchschnitt des Jahres 1928. Auch die Zinkvorräte sind 
gewachsen, u. zw. in den V.S. Amerika von rd. 33 800 tons 
am 1. VI. auf rd. 47800 tons am 1. VIII.; die Weltvorräte 
erhöhten sich zu diesen Terminen von 71500 auf rd. 85 300 
tons. Hg. 

Kanadas Elektroproduktion i. J. 1928. — Da in diesem 
Heft mehrfach von Kanada die Rede ist, sei nach El. World 
mitgeteilt, daß der Wert der Erzeugung elektrischer Appa- 
rate und Zubehörteile in diesem Lande, wie amtlich berich- 
tet wird, 1928 93,672 Mill $ betragen hat. Das ist die höchste 
bisher erreichte Summe, sie übertrifft die von 1927 (78,559 
Mill $) um rd. 15 Mill $ oder 19 %. Besonders stark war die 
Zunahme in der Fabrikation von Zubehörteilen (supplies). 
Vergleichsweise stellte sich die Steigerung gegenüber dem 
entsprechenden Vorjahr in 1924 auf 5, 1925 auf 4 und 1926 
bzw. 1927 auf rd. 9 Mill $. Das von 137 Firmen in dieser 
Industrie angelegte und arbeitende Kapital betrug 87,953 
Mill $, die Zahl der Beschäftigten im Monatsdurchschnitt 
18 193 und die Summe der Gehälter sowie der Löhne 22,756 
Mill $. Als Materialkosten werden 38,784 und als Arbeits- 
wert 54,888 Mill $ angegeben. 


Elektrotechnischer Außenhandel der V.S. Amerika’. — 
Die Ausfuhr elektrischer Maschinen, Apparate und Zube- 


hörteile hatte im Juli 1929 einen Wert von 12891 948 $ 


und war damit um 2 971 960 $ oder 30% größer als im glei- 
chen Monat des Vorjahres (9919 988 $). Die Steigerung be- 
traf in der Hauptsache Krafttransformatoren von 500 kVA 
und mehr, Drehumformer usw., kleinste Motoren und solche 
der stationären Type bis 200 PS, ferner den größten Teil 
der verschiedenen Radiogeräte, Fernsprechinstrumente und 
-einrichtungen, Eisenbahnsignale, Isoliermaterial, nicht näher 
bezeichnete elektrische Vorrichtungen sowie isoliertes Lei- 
tungsmaterial aus Kupfer. Dagegen ist der Export von 
größeren Gleichstromgeneratoren, Akkumulatoren, Stark- 
stromschalttafeln, Blitzableitern, Drosselspulen usw. wie auch 
von Metalldrahtlaımpen merklich zurückgegangen. 


Aus der Geschäftswelt.— In das Handelsregister wurden 
eingetragen: Elektrizitäts-A.G. Mitteldeutsch- 
land, Kassel (0,1 Mill RM): Studium der wirtschaftlichen 
Organisations- und Betätigungsformen der deutschen Elektri- 
zitätswirtschaft, Errichtung, Erwerb und Betrieb elektrowirt- 
schaftlicher Anlagen usw. Gründer sind der Kommunale Zweck- 
verband Überlandwerk Edertalsperre, Kassel, der Zweckver- 
band Überlandwerk Fulda-Hünfeld-Schlüchtern, Fulda, die 
Landkreise Hanau und Kirchhain sowie die Preußische Elek- 
trizitäts-A.G., Berlin; Schaltbau G. m. b. H., München 
(20000 RM): Herstellung und Vertrieb elektrotechnischer 
Apparate und Geräte, besonders elektrotechnischer Schalt- 
geräte und Schaltanlagen. 


1 El. World, Bd. 94, 1929, S. 713. Vgl. ETZ 1928, H 14%: 192%, S. 1572 


Bezugsquellenverzeichnis. 


Yraze 3230: Wer stellt Konusmembranen für magne- 
tische und dynamische Lautsprecher her? 

Frage 321: Wer fertigt Stahlmagnete für magne- 
tische Lautsprecher an? 


Abschluß des Heftes: 2. November 1%9. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expl. 


Für die Schriftleitung verantwortlich‘ E C Zehme in Berlin. — Verlag der ETZ Verlag GmbH. Berlin. 
Im Buchhandel dureh Julias Sprin er, Berlin W 9. 


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LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


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stande des Mülheimer Werkes der SSW 


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balt: Frühling, 17. Jahresversamml. d Dt. Beleuchtungstechn. 
Wien 1645 — Langhard, Der Einfl. ungleichmäß, verteilter Zusatz- 
auf die Durchhänge v. Freet 1647 Schwenkhagen, Wirk, d. 


Sizschutzes b. Generatorenschäden 1649 Gocht, Meßverfiahr. z. Be- 
Ger sekundären Streuinduktivität, der Windungsabweich, u, des Leerlauf- 
u x. Btromwandlern 1653 — Heinrich, Über neue Erschein, im Kon 
korfelde sehr schnell schei: Stromkreise 1656 Zettelrohrposten, Förder- 


u. Bandposten in Fer. ptern 1657 Honigmann, Österreichs 

koindustrie i. J. 1928 1660. 

uodschau: Amerik. Drehstrom-Aufzugmotoren m 
edere Wicki. asynchr, Wechselstrommasch. 1663 
igsapparat — Helligkeitschwank. an 


Wen d. Lichtwirtsch. für die Glühlampenindustrie — 


Käfiganker 1662 — 
Temperatur-Über 
selbstreg. Gleichstrombogenlampen 


Leuchtdichte u. Ge- 


Sondertag. der VdEW 
Betriebs- 


Eine 
Nominelle Leist. o 


samtstrahlungsdichte v. Wolframwendeln 1664 — 
Kochen — Wolfram-Zirkonoxyd-Öfen — 
leist. v. Bahnmotoren 1665 — Hochfrequenzerzeug. f. Elektroöfen Hoch- 
frequenzofen m. rotier. Funkenstrecke u, veränderl, Schwingungszahl — Der 
dt. Kurzwellen-Rundfunksender Neue Funkstationen — Neues Diagramm Zz. 
Darstell,. der Arbeitsweise v. Stromtransform. 1667 — Windungsprobe an 


über el, 


Spulen m. Hochfrequenz Betr. u, Überwach, v. Dampfkesseln 1668 — Silumin 
in der Elektrot. 1669 — Neue Vorlesungen an d T. H. Dresden Neue Normbl. 
d. DNA 1669 Energiewirtschaft 166% Vereinsnachrich* 
ten 1670 Sitzungskalender 168 - Persönliches 1681 — 
Briefe a. d,Schriftleit.: H. Carpentier, G. Markt / K. Langhard 1682 

Geschäftl. Mitteilungen 168: Bezugsqunuellenver- 


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(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


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| 
| 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


50. Jahrgang E 


Berlin, 14. November 1929 


Heft 46 


17. Jahresversammilung der Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft in Wien. 


Die diesjährige Jahresversammlung der Deutschen 
Beleuchtungstechnischen Gesellschaft! wurde gemeinsam 
mit der Österreichischen Lichttechnischen Gesellschaft in 
Wien vom 12. ... 15. IX. abgehalten. Prof. Dr. F. Ehren- 
haft von der Universität Wien entsprach mit seinem auf- 
schlußreichen Einführungsvortrag über „Änderung 
der Anschauungen über das Licht im 
Lanfe der Jahrhunderte“ einem schon lange von 
seiten der Lichttechniker geäußerten Wunsch nach einer 
alleemein verständlichen zusammenfassenden Darstellung 
über dieses Gebiet. Der Vortragende gab einen geschicht- 
lichen Überblick über die verschiedenen Lichttheorien und 
behandelte dann die neuesten Forschuneserzebnisse der 
Physik, die zu einem Kompromiß der beiden grundlegen- 
den Hypothesen, der Newtonschen Korpuskulartheorie und 
der Huygensschen Wellentheorie geführt haben. 


Die Vorträge des ersten Verhandlunestages beschäf- 
tisten sich mit dem Thema „Das Glasinder Licht- 
technik“. Dr.-Ing. L. Bloch behandelte „DieKenn- 
zeichnung lichtstreuender Gläser“ und be- 
richtete über die Arbeiten der Kommission für Beleuch- 
tungsglas der Deutschen Beleuchtunzstechnischen Gesell- 
schaft und der Deutschen Glastechnischen Gesellschaft. 
Die erste Aufgabe der Kommission bestand in der Einfüh- 
rung einheitlicher Bezeichnungen für die verschiedenen 
Sorten lichtstreuender Gläser. Danach hat man zwei 
Hlauptklassen zu unterscheiden, die „Mattgläser“, d. h. 
Klargläser, deren Oberfläche durch Sandstrahlgxebläse oder 
durch Säurebehandlung aufgerauht ist, und „Trübgläser“, 
bei denen die Glasschicht ganz oder teilweise durch ein- 
clagerte kleine Teilchen getrübt ist. Für jede dieser 
beiden Kategorien sind drei Unterklassen vorgesehen. Die 
fir die Verwendung in der Lichttechnik wichtigsten Eigen- 
schaften der Gläser sind die Lichtdurchlässigkeit, die 
hückstrahlung (Reflexion) und die Absorption, ferner die 
Lichtverteilunz (Indikatrix) und das Streuvermögen. Bei 
der Durchlässigkeit und Rückstrahlung ist zwischen ge- 
richteter und zerstreuter Durchlässigkeit bzw. Rückstrah- 
lung zu unterscheiden. Für die meisten von diesen Größen 
wurden von der Kommission Definitionen aufgestellt, die 
von der Kommission für Beleuchtuneselas bei der inter- 
nationalen Beleuchtuneskommission im vorigen Jahre an- 
“nommen worden sind. In weiterer Verfolgung dieser 
Arbeiten sollen auch Richtlinien für die Beurteilung fer- 
tizer Glocken und Schalen sowie vollständiger Leuchten 
aus Jichtstreuenden Gläsern ausgearbeitet werden, bei 
denen vor allem der Wirkungsgrad und die Verteilung 
der Leuchtdichte über die Glockenoberfläche interessieren. 
lür die Beurteilung und Messung dieser verschiedenen 
Eigenschaften wurde vom Vortragenden eine Reihe von 

orschlägen gemacht. 

„Die optischen Eigenschaften von 
Trübgläsern und trüben Lösungen“ besprach 
Dr. H. Schönborn. Die Lichtzerstreuung in Trüb- 
vläsern entsteht teils durch Brechung, teils durch Beu- 
tung an den kleinen in die Glasmasse eingelagerten Teil- 
chen. Sie hängt ab von der Konzentration, der Größe, der 
Art und Form dieser Teilchen. Für Untersuchungen über 
den Einfluß dieser einzelnen Faktoren sind Trübgläser 
selbst meist wenig geeignet, da die Eigenart der Glas- 
bereitung es fast unmöglich macht, Versuchsgläser in 
senau der gewünschten Beschaffenheit herzustellen. Da- 
xeren lassen sich die verschiedenen Eigenschaften sehr 
equem an trüben Lösungen studieren, die aus Suspen- 
»ıonen von Schellack oder Paraffinöl in einem Wasser- 
Alkohol-Gemisch oder aus kolloidalen Aluminiumoxyd- 


! Bericht fiber die Versammlung des Vorjahres: ETZ 1928, S. 1262. 


Lösungen bestehen. Versuche an solchen Lösungen zeigen, 


daß die gerichtete Durchlässigkeit, die Gesamtdurchlässig- 
keit und die Reflexion von der Schichtdicke und der Kon- 
zentration der trübenden Teilchen abhängig sind. Mit Zu- 
nahme der Teilchengröße wird die Gesamtdurchlässigkeit 
bei gleichbleibender gerichteter Durchlässigkeit größer 
und die Lichtverteilungskurve steiler. Trübgläser zeigen 
ein ganz entsprechendes Verhalten, doch werden bei ihnen 
die verschiedenartigsten Formen der Lichtverteilung ge- 
funden. Bei der experimentellen Bestimmung der mittleren 
Weglänge, die das Licht beim Durchgang durch das trübe 
Medium zurücklext, wurde festgestellt, daß die für diese 
Weglängen berechneten Absorptionen kleiner ausfallen 
als die bei Trübrläsern tatsächlich beobachteten. Infolge- 
dessen sind die Lichtverluste in Trübgläsern weniger 
durch die Absorption im Grundglas sondern hauptsächlich 
dureh die Absorption an den trübenden Teilchen zu er- 
klären. Neuerdings ist es gelungen, nicht nur Überfang- 
gläser sondern auch in der Masse zetrübte Gläser von 
relativ geringer Absorption herzustellen. 

In dem darauf folgenden Vortrag sprach Dr.-Ing. H. 
GG Frühling über „Die Ausleuchtung licht- 
streuender Verglasungen“ Die Beleuchtungs- 
kunst der heutigen Architektur geht immer mehr zur 
Verwendung großflächizer Lichtquellen über. Unter die- 
sen spielen Flächen aus lichtstreuenden Gläsern, die durch 
dahinter angeordnete Glühlampen durchleuchtet werden, 
eine wichtige Rolle In der Praxis handelt es sich dar- 
um, auf der leuchtenden Scheibe eine genügend hohe 
Leuchtdichte zu erzielen und die Fläche (von gewissen 
Ausnahmen abgeschen) möglichst gleichmäßig auszu- 
leuchten. Versuche zeigten, daß bei Verwendung von 
Mattelas eine gleichmäßige Ausleuchtung im allgemeinen 
nicht zu erzielen ist; gute Ergebnisse bei relativ gerin- 
gem Lichtverlust liefern geeignete Trübgläser, insbeson- 
dere gutes Opal-Überfangglas. Das an künstliche Beleuch- 
tung in Innenräumen adaptierte Auge kann in den meisten 
Fällen erst Leuchtdichte-Unterschiede auf der leuchten- 
den Fläche wahrnehmen, die im Verhältnis von 1:2 
stehen. Durch eine größere Anzahl von Messungen wurde 
festgestellt, daß bei Verwendung von gutem Opal-Über- 
fangglas der Abstand der Lampen von der Scheibe minde- 
stens halb so groß sein muß als der Abstand der Lampen 
untereinander, um der genannten Bedingung zu genügen. 
Der Wirkungsgrad, d. h. das Verhältnis des aus der 
Scheibe austretenden zum aufgewendeten Lichtstrom wurde 
für derartige Anlagen unter verschiedenen Bedingungen 
untersucht und im Mittel zu etwa 20..40% gefunden. 
Die Ermittlung der zur Erzielung einer bestimmten 
l,euchtdichte erforderlichen Lampenzahl und -größe wurde 
besprochen und weitere für die praktische Ausführung 
lichtstreuender Verglasungen wichtige Gesichtspunkte, 
wie Auswahl geeigneter (Giläser, Wahl der Lampenart, 
Energieverbrauch und Instandhaltung, behandelt. 


Dr. W. Bertelsmann brachte eine Abhandlung 
über „Das Beleuchtunesglas für Gaslicht”. 
Bei den Lichtquellen für Gasbeleuchtung wird Glas haupt- 
sächlich in der Form von Klarirlaszylindern verwendet, 
die durch Steigerung der Luftzufuhr zur Flamme den 
Verbrennungsvorgang beschleunigen sollen. Infolge der 
groben J’lammennähe werden die Gläser stark erhitzt, 
beim Aucrbrenner auf etwa 19% ...225°. Die Herstellung 
genügend widerstandsfähirer Zylinder machte anfangs 
groe Schwierigkeiten. Erst das antimonhaltire Bor- 
silikatglas von Schott, das sich als außerordentlich 
widerstandsfähig erwies, brachte eine entscheidende Wen- 
dung und ermöglichte überhaupt erst die praktische Ein- 
führung des hängenden Gasglühlichts, bei dem der Zylin- 


1616 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 46 


14. November 1929 


a 1, 2a Em ur al en m EEN en ne, I ei Tree 


der noch viel höhere Temperaturen, bis über 350 °, er- 
reicht. Bei den neuerdings zur Einführung gelangten 
Kinbau- und CGruppenbrennern sind Zylinder entbehrlich 
veworden: man verwendet hier nur noch Glaszlocken aus 
sorsilikatizlas als schützende Umhüllung der Lampe. 


Der Vortrag von Dr. Frhr. F. K. v. Göler über 
„Die Kennzeichnung farbiger Gläsernach 
der Dreifarbentheorie“ brachte zunächst eine 
kurze Einführung in die Young-Helmholtzsche Theorie 
der Farbempfindung. Diese Theorie nimmt an, daß auf 
der Netzhaut des Auges drei voneinander unabhängige 
Arten von Lichtempfäugern vorhanden sind, von denen 
die einen auf rotes, die andern auf blaues und die dritten 
auf grünes Licht reagieren. Der erhaltene Gesamtfarb- 
eindruck ergibt sich aus dem Verhältnis der Erregungs- 
stärken dieser drei Grundempfindungen. Die Erregungs- 
stärken werden berechnet aus der spektralen Energie- 
verteilung des Lichts und aus den Empfindlichkeitskur- 


ven der drei Grundempfindungen, die von König auf 


Grund umfangreicher physiologischer Untersuchungen 
sewonnen worden sind. Die auf diese Weise erhaltenen 
D D P D kb D 
drei Zahlenwerte dienen zur Kennzeichnung des Farbein- 


lrueks. Sie können zur besseren Veranschaulichung in 
Form von Dreieeks-Koordinaten dargestellt werden 


(Maxwellsches Farbdreieek). Der von gefärbten Gläsern 
hervorzerufene Farbeindruck hängt nicht nur von den 
Wixzenschaften des Glases sondern auch von der spektralen 
Kinerzieverteilung, d.h. also der Farbe der hinter dem 
Glas befindlichen Lichtquelle ab. Farbige Gläser können 
also in ihrer Wirkung immer nur zusammen mit der bc- 
nutzten Lichtquelle beurteilt werden. Für die Kenn- 
zeichnung farbiger Gläser, z.B. von Sienalscheiben, hat 
sich das hier besprochene Verfahren als recht geeignet 
erwiesen. 

Über Messungan Glühlampen mit ultra- 
violettdurehlässiger Glashülle“ berichtete 
Hoas Hat W. Dziobek auf Grund von Versuchen, die 
eemeinmsam mit Dr. Spiller durchgeführt wurden. Die 
hiolowische Wirksamkeit der ultravieletten Strahlen, die 
in neuerer Zeit erforscht worden ist, hat für die Medizin 
eine große Bedeutung erlangt. Biologisch wirksam sind 
im allgemeinen hauptsächlich die Strahlen mit einer Wel- 
lenlänge zwischen 280 und 320 my, das Maximum der bio- 
logischen Wirksamkeit liegt bei etwa 297 mp. Für die 
Erzeugung ultravioletter Strahlen wird bisher meist die 
Quarz-Quecksilberlanıpe benutzt. Die neuerdings herge- 
stellten CHühlaınpen mit Kolben aus ultraviolettdurchläs- 
sirem Glas geben im Gegensatz zur Quarzlampe ein kon- 
tinuierliches Spektrum. Der Lichtverteilung in den ver- 
schiedenen Raumrichtungen, die eine solche Lampe im 
sichtbaren Gebiet besitzt, entspricht eine räumliche Ener- 
eieverteilunz im Bereich der ultravioletten Strahlung. 
Diese BKinergieverteilung wurde für verschiedene Wellen- 
kingen mit Hilfe eines um die Lampe schwenkbaren 
Quarzspektrogzraphen gemessen. Ts zeigt sich, daß die 
nerzieverteilungeskurve im Ultraviolett eine gewisse 
Almnlichkeit mit der Lichtverteilungskurve hat, doch tritt 
das Maximum nicht bei 0°, sondern etwa bei 90 ° auf, was 
auf die größere Dicke der absorbierenden Glasschicht an 
der Kolbenkuppe zurückzuführen ist. Dieser Unterschied 
tritt um so stärker hervor, je kürzer die Wellenlänze 
wird. Versuehe über die Messung der Gesamtenergie für 
eine bestimmte Wellenlänge sind noch im Gange. 


Ing. O. Herbatschek sprach über „Versuche 
zur beschleunigten Kükenaufzucht durch 
künstliche Belichtung“ Während der Winter- 
monate aufgezogene Küken zeigen oft ein starkes Zu: 
rückbleiben gegenüber der normalen Entwicklung, was 
zum Teil auf die verringerte Helligrkeits- und Ultravio- 
lottstrahlung des Sonnen- und Himmelslichts zurückzu- 
führen ist. Es liegt nahe, diesen Mangel durch zusätz- 
liche künstliche Beleuchtung und durch Bestrahlung mit 
ultraviolettem Licht auszugleichen. Von den Wiener 
Städtischen Klektrizitätswerken wurden gemeinsam mit 
der Hochschule für Bodenkultur Versuche angestellt, die 
zeigten, daß Küken, die täglich einize Stunden hinduren 
eine zusätzliche ultraviolette Bestrahlung erhielten, den 
nicht bestrahlten hinsichtlich Wachstum und Knochenbau 
überlegen waren. Als Lichtquellen wurden Glühlampen 
mit ultraviolettdurehlässigem Glas und Quecksilber- 
dampflampen mit Quarzbrenner unter Vorschaltung ge- 
eieneter Filter verwendet, die den Strahlenbereich bis zu 
2S5 myu herab hindurehlassen. Die ‚Betriebskosten der Be- 
strahlunz betragen etwa 5% des Verkaufspreises der 
Tiere. Die Versuche werden weiter fortgesetzt. 

Über den „Einfluß der Gase im Glas auf 
lichtteehnische Fragen“ sprach Frau Dr. M. 
Schirrmann. Der Glasherstellungsprozeß bringt es 


mit sich, daß zasförmige Reaktionsprodukte und Dämpfe, 
insbesondere Wasserdampf, von der Glasmasse absorbiert 
werden und nach dem Erkalten als Gasbläschen, sog. 
„Gispen“, eine Trübung des Glases verursachen. Auch 
nach der Herstellung können sich Gase an der Oberfläche 
des Glases festsetzten. Alle diese Erscheinungen sind höch-=t 
unerwünscht, da sie nicht nur eine Trübung der Glas- 
masse hervorrufen sondern auch z. B. in der Glühlampen- 
fabrikation eine Verschlechterung des Vakuums und che- 
mische Reaktionen mit dem Wolframmetall des Leucht- 
drahts bewirken können. Durch Abtragung des Wolfram- 
drahts wird die Lebensdauer der Lampe verringert, die 
Reaktionsprodukte schlagen sich auf der Innenseite der 
Glaswandung nieder und verschlechtern die Lichtaus- 
strahlung. Um die im Glaskolben vorhandenen Restgase 
wieder zu entfernen, kann man verschiedene Methoden 
anwenden: die Einbringung geeigneter Chemikalien (sor. 
„Getter”), Erhitzen während der Evakuierung, das Ver- 
fahren der elektrolytischen Verdrängung”? und die An- 
wendung eines Ionenbombardements. 

Der zweite Tag der Jahresversammluns brachte Bei- 
träge zu dem Thema Raumbeleuchtung. Einen 
Überblick über „Neue Grundzügeder Belcuch- 
tungstechnik” brachte Dr.-Ing. W. Arndt. Die 
neuere Entwicklung der Lichttechnik hat gzezrigt, daß eine 
Behandlung aller Beleuchtungsprobleme mit physikalischen 
und technischen Methoden allein nicht möglieh ist. Wah- 
rend früher die Lichterzeugung im Vordergrund des lnu- 
teresses stand, ist es heute die Wirkung des Lichts, die 
eigentliche Beleuchtung, die nach den verschiedensten 
physikalischen, physiologischen und psychologischen Ge- 
sichtspunkten erforscht werden muß. Für die physikali- 


-sche Behandlung beleuchtungstechnischer Probleme kann 


neben der Leistunesgröße des Lichtstroms die bereits 
früher vom Vortrarzenden vorgeschlagene Zustandsgeröße 
der Raumhelligkeit, eine integrierte Beleuchtungstärke 
in einem Raumelement, heranzezogen werden. Der Mit- 
telwert aller dieser von Punkt zu Punkt verschiedenen 
Raumhelligrkeitswerte in irgendeinem Raum wird als Kenn- 
zeichen für dessen Hellirkeitszustand vorgeschlagen. 
Diese Größe kann in zwei Summanden zerlegt werden, 
die der Primär- und Sekundärleuchtung entsprechen und 
Aufschluß über Blendunge, Diffusität und Schattirkeit 
geben sollen. 


Ing. H. Linzenfelser brachte in seinem Vortrag 
„Zur Messung und Beurteilung der räum- 
lichen Beleuchtung“ reichhaltiges Versuchsmiäte- 
rial über die Anwendung der von ihm ausgearbeiteten 
und früher beschriebenen Methode, die Beleuchtung an 
einer Stelle des Raumes durch den „Beleuchtungsvertei- 
lJungskörper“ zu kennzeichnen. Mißt man an einem Punkte 
des Raumes nicht nur, wie bisher meist üblich, die Hori- 
zontalbeleuebtunzstärke sondern auch die Beleuchtunestär- 
ken in sämtlichen durch diesen Punkt denkbaren Ebenen 
und trägt diese Werte als räumliches Polardiagramm auf, 
so erhält man den Beleuchtungsverteilungzskörper dies»: 
Punktes. Es läßt sich zeigen, daß dieser Beleuchtunges- 
verteilungskörper aus einem punktförmigen, von der 
Lichtquelle gelieferten, und einem großflächigen, von 
Decke und Wänden des Raumes herrührenden Anteil zu- 
sammensesetzt werden kann. In einem Raum mit einer 
Grundfläche von 3X 5m und einer Höhe von 3,5 m wurde 
der Beleuchtungsverteilungskörper in der Mitte des Rau- 
mes und in einer Eeke bei direkter, halbindirekter und 
wanzindirekter Beleuchtung gemessen, u.zw. bei ver- 
schiedenem Reflexionsvermögen der Wände und Decke. 
Die Versuchsergebnisse zeigen, daß die beschriebene Me- 
thode gut geeignet ist, die Eigenschaften der verschiede- 
nen Beleuchtungsarten zu charakterisieren. Durch die 
Zerlegung in punktförmigen und großflächigen Anteil 
läßt sich der verschiedene Grad der Diffusität bei ver- 
schiedenen Beleuchtungsarten sowie der sich an ver 
schiedenen Stellen des gleichen Raumes ergebende zah- 
lenmäßig verfolgen. Auf diese Weise dürfte es möglich 
sein, dem Begriff „Raumbeleuchtung“ praktisch näher zu 
kommen. Einen andern Weg zur Kennzeichnung der 
Raumbeleuchtung zeigte Dr.-Ing. L. Bloch in der a: 
schließenden Aussprache. Von der Tatsache ausgehend, 
daß der auf unser Auge wirkende Kindruck eines be- 
leuchteten Raumes durch die Verteilung der Helligkeit 
auf dessen Berrenzungsflächen bedingt ist, wurde vorze- 
schlagen, die Verteilung der Leuchtdichte auf Wänden, 
Decke und Fußboden des Raumes durch ein in der Raum- 
mitte stehendes Photometer aufzunelimen und die so erT- 
haltenen Werte in Kurvenform über den Begrenzungs- 
flächen des Raumes aufzutragen. Die vorgeführten Bei- 
spiele ergaben ein anschauliches Bild von der Wirkung 


= z M.Pir aniu. E. Lax ‚2. Techn. Phys. Bd. 3, S. 232. 


„=m mei A e 


| 


14. November 1928 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


1647 


verschiedener Beleuchtungsarten und zeigten, daß auch 
auf diesem Wege charakteristische Zahlenwerte zur 
Kennzeichnung der räumlichen Beleuchtung erhalten wer- 
den können. 

Die Vorträge und die sieh daran anschließende Aus- 
sprache ermöglichten die Klärung mancher auf dem Ge- 
biet des Beleuchtungszrlases und der Raumbeleuchtungz 
schwebenden Fragen. Die freundschaftliche Zusammen- 
arbeit der österreichischen und der deutschen Lichttech- 
niker ist durch diese zsemeinschaftliche Veranstaltung 
weiter gefördert worden, was auch darin zum Ausdruck 


kam, daß ein Vertreter der Österreichischen Lichttechni- 


schen Gesellschaft in den Ausschuß der Deutschen Be- 
leuchtungstechnischen Gesellschaft gewählt wurde. Als 


besondere Ehrung wurde den deutschen Gästen ein Emp- 
fang im Wiener Rathaus und eine herzliche Berrüßungs- 
ansprache durch den ersten Bürgermeister Seitz zuteil. 
Der bisherige Vorsitzende der Deutschen Beleuchtungs- 
technischen Gesellschaft Dr.-Ing. B. h. K. Lempe- 
lius wurde wiedergewählt. Als Tagungsort für dic 
nächste Jahresversammlung wurde Danzig festgesetzt. 


H. G. Frühling, Berlin. 


Der Einfluß ungleichmäßig verteilter Zusatzlasten auf die Durchhänge 
von Freileitungen. 


Von Dipl.-Ing. K. Langhard, Bein. 


Übersicht. Bei Freileitungen mit Hängeketten geben 
Zusatzlasten auf nur einer einzelnen Spannweite bedeutend 
erößere Durchhänge bei dieser Spannweite als gleichgruße 
Zusatzlasten je Längeneinheit auf sämtlichen Spannweiten. 
Der Verfasser stellt für Hängeketten und Halbabspannketten 
die Ergebnisse theoretischer Untersuchungen zusammen, die 
er in guter Übereinstimmung mit beobachteten Werten fin- 
det, und prüft verschiedene Möglichkeiten zur Verbesserung 
der Verhältnisse in Fällen, wo bei ungünstig verteilter Zu- 


satzlast zu große Durchhänge auftreten. . 


Bei der Projektierung von Freileitunzen wird für die 
Leiterseile gewöhnlich eine durch behördliche Vorschriften 
rerebene gleichmäßiz verteilte Zusatzlast zugrunde gelegt 
und nach Maßgabe dieser Belastunzsannahmen werden die 
Traxwerke bemessen und ihre Verteilung im Gelände vor- 


Abb. 1. 


zsenommen. ka ist bekannt, daß, wenn bei einer Freileitung 
mit Hängeketten dieselbe Zusatzlast nur auf einer einzel- 
nen Spannweite vorhanden ist, bei dieser ein größerer 
Durchhang auftritt als wenn auch die angrenzenden Spann- 


weiten belastet sind. Die behördlichen Vorschriften be- 

Af a,bis Qn-320m Af 

7 VA 

6 6 

5 5 A 

y 4 

3 fe 

2 2 | 

Ze 3 M-2 7 1 


Gr He Ae? Li 


Abb. 2. Durchhangsvergrößerungen Sf 
der kritischen Spannweite als Funktion 
der Zahl der Nachbarspannweiten. 


rücksichtigen diesen Umstand in der Weise, daß für gleich- 
mäßig verteilte Zusatzlast ein so großer Abstand gegen bo- 
den einzuhalten ist, daß auch noch eine gewisse Vergröße- 
rung des Durchhanzes weder die Betriebsicherheit der Lei- 
tung noch die Sicherheit von Personen gefährdet; bei Lei- 
tuneskreuzunzen ist im behördlich vorgeschriebenen AD- 
stand auch die Entfernung von den Tragwerken berück- 
sichtigt. 

Die Größe des Einflusses ungleicher Verteilung von 
Zusatzlasten dürfte nieht allgemein bekannt sein, wir er- 
achten es deshalb für interessant, sie für ein bestimmtes Al- 
Stahlseil zahlenmäßig zusammenzustellen, und verweisen 
auch auf eine Studie von Bourquin!. 


t! Bourquin, Bull. SEV Bd. 14, S. 545. 


Asymptote 


EU 200 300 a 500 600 m 


Abb. % Durehhangsvergrößerungen If 
der kritischen Spannweite als Funktion 
der Größe der Nachbarspannweiten. 


Der Verfasser beschränkt sich des Raumes halber 
auf die Ergebnisse der theoretischen Untersuchungen und 
möchte auch darauf hinweisen, daß sie zahlenmäßig nur 
für die Paten des näher betrachteten Al-Stahlseiles gültig 
sind. Da aber die verschiedenen Seile hinsichtlich ihreı 
mechanischen Eigenschaften nur wenig voneinander ab- 
weichen, dürften auch die erhaltenen Zahlen ziemlich all- 
gemeine Geltung haben. Um Verwechslungen vorzubeu- 
gen, sei den näheren Ausführungen noch eine kurze Er- 
klärunz einiger Bezeichnungen voranzestellt. 

Mitkritischer Spannweite wird in der Folge 
stets diejenize bezeichnet, bei welcher die Purchhanzsver- 
größerunzen näher untersucht werden sollen. Die Duren: 
hanesvererößerungzen einer bestimmten Spann- 
weite bei irgendeiner Zusatzlast in dieser Spannweite, aber 
ohne solche in allen angrenzenden, beziehen sich alle aut 
den Grunddurehhang bei 2 kg/m Zusatzlast, gleichmälsiz 
verteilt auf alle Spannweiten (Abb. 1). Der besseren ber- 
sicht halber seien die Angaben des der Untersuchung zu- 
grunde gelegten Seiles nochmals zusammengestellt”. 


Querschnitt des Seiles . . . . 2,103 em? 
Gewicht je Längeneinheit . . 0,830 kg 
Elastizitätsmaß . . . . . 755.105kg’cm? 
Wärmedehnungszahl . . . . 189.10 
Länge der Ketten . . . . . 163cm 
Gewicht der Ketten. . . . . 40kg. 


I. Ebene Spannfelder. 


Unsere rechnerischen Untersuchungen haben ergeben: 
1. Die Reihenfolge der verschiedenen und ungleich 
groBen Nachbarspannweiten 1.. K, (K+ 1) ...n hat keinen 
wesentlichen Einfluß auf die Durechhanesveränderung der 
kritischen Spannweite, praktisch kann er im allgemeinen 


| . 
1a, 015 Gr: 


GH 015 an 


A 200 300 


ww 


500 mM 


Abb. A Durchhangsyergrößerungen Sf als 
Funktion der kritischen Spannweite und 
der Zusatzlast. 


vernachlässigt werden. Die Durchhangesveränderunzen 
werden am größten, wenn die Spannweiten ihrer Größe 
nach abnehimend von K+1 nach n angeordnet werden. 
Falls die mittlere Spannweite sämtlicher Spannweiten der 
rechten Seite von derjenigen auf der linken Seite der kriti- 
schen Spannweite nicht allzusehr abweicht, darf der Ein- 
fluß der beiden Seiten als eleicheroß auf die Durch- 
hangesveränderung der kritischen Spannweite angenommen 
werden. 


2. Die Beteilivzunz der links und rechts gelegenen 
Nachbarspannweiten an der Durchhanzsveränderungz der 


kritischen Spannweite nimmt sehr rasch ab mit zunehmen- 
der Entfernung von der mit Zusatzlast behafteten kriti- 


2? Vgl.a. Langhard, ETZ 1928 S. 1181. 


1848 


Berechnungen die 
zu berücksichtigen 


schen Spannweite Es genügt, bei 
nächstgelegenen 4..5 Spannfelder 
(Abb. 2). 

3. Es läßt sich leicht eine Grenzwertlinie für die 
Durchhangsveränderung der kritischen Spannweite als 
Funktion der Größe der kritischen Spannweite selbst und 
der Zusatzlast bestimmen. Nehmen wir z. B. an, die kri- 
tische Spannweite betrage 320 m, sämtliche Nachbarspann- 
weiten 150m. Bei der schon oben erwähnten ungleich- 
mäßig verteilten Belastung von 2 keim erhalten wir eine 
Durchhangsvergrößerung der kritischen Spannweite von 
4,20m (Punkt A in Abb. 3). Verändern wir nun bei 
gleichbleibender kritischer Spannweite die Nachbarspann- 
weiten links und rechts von 150m auf 500m, so wächst 
die Durchhangsvergrößerung der kritischen Spannweite 
auf 7 m (Punkt B in Abb. 3), um schließlich bei fort- 
währender Vergrößerung der Nachbarspannweiten einem 
Grenzwert zuzustreben, der aber von B nicht mehr weit 
entfernt ist. Führen wir dieselbe Untersuchung für ver- 
schiedene kritische Spannweiten durch und verbinden ent- 
sprechende Punkte miteinander, so erhalten wir leicht die 
erwähnte Grenzwertlinie.e Aus den Kurven der Abb. 4 
folgt nun das bemerkenswerte Ergebnis, daß die Durch- 
hangsveränderungen der kritischen Spannweite, wie auclı 
die Nachbarspannweiten beschaffen sein mögen, nicht über 
einen gewissen Höchstwert hinausgehen können und daß 
dieser sowohl von der größten erreichbaren Spannweite 
als auch von den Belastungsannahmen und den mechani- 
schen Eigenschaften des Seiles abhängig ist”. 


Abb. 6. 


Die Ursache der oben erwähnten Durchhangsverzröße- 
rungen bei Hängeketten liegt in erster Linie in der Be- 
wezrlichkeit der Aufhängepunkte des Stromleiters. Es ist 
nun aber möglich, 1. diese Bewegungen auszuschalten oder 
2. nur einzuschränken, so daß ein gewisser Spannungsaus- 
gleich unter den verschiedenen Spannweiten sich noch aus- 
zuwirken vermag. Diese Bedingungen können durch nach- 
folgende Anordnungen erfüllt werden: 


1. durch Abspannungen, 
2. durch lIalbabspannungen. 


Vollständige Abspannungen bedingen jedoch besonders 
ausgebildete Traxwerke. Wie Abb. 2 zeigt, sind Abspann- 
maste auch in bezug auf die Durchhangstabilisierung beı- 
nahe unwirksam, wenn sie nicht in kurzen Abständen nach- 
einander angeordnet werden. Durch die wiederholte An- 
wendunz von Abspannmasten wird aber eine gewisse un- 
erwünschte Starrheit der Leitung hervorgerufen, die sich 
namentlich auf die Isolatoren in unzünstizger Weise aus- 
wirkt (stoßweise Belastungen, größere Beanspruchungen). 
Für bereits erstellte Leitungen fallen Abspannunzen auber 
Betracht, da sie eine weitgehende Verstärkung der ge- 
wöhnlichen Trag- oder Stützmasten erfordern. Wir sehen 
deshalb von einer weiteren Erörterung zu 1. ab und wenden 


uns den unter 2. erwähnten llalbabspannunzen zu, welche ' 


etwas näher ins Auge gefaßt werden sollen. 

Die Halbabspannung besteht aus 2 Isolatorenketten, 
die in einem Winkel, der etwa zwischen 60° und 90° liegt, 
anzcordnet sind. Die Wirkung der Halbabspannunz nähert 
sich um so mehr der Wirkung der Ganzabspannung, je 
größer der erwähnte Winkel ist, und um so mehr der 
Hängcekette, je kleiner dieser Winkel ist. Für die zahlen- 


7 Für die Grundlagen zur Berechnung der Kurven Abb. 4 vgl. a. 
Carpentier, Rev. Gén. CEL Bd. 19. S. 108; Bourquin, Bull. SEN 
Bd. 14, 8. 535 sowie den Aufsatz des Verfassers, ETZ 198, 8. 1181. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46 


14. November 1929 


mäßige Erfassung dieser Wirksamkeit wurden die Unter- 
suchungen wie oben durchgeführt und angenommen, dal 
sich das Halbabspanndreieck wie eine starre Scheibe ver- 
halte, die sich um einen gedachten Drehpunkt O reibungs- 
los drehen könne (vel. Ahb.5 u. 6). An der Berechnung 
ändert sich nur die Gleichgewichtsbedingeungz für den ein- 
zelnen Aufhängepunkt, doch bietet deren Aufstellung keine 
Schwierigkeiten. Aus den Kurven der Abb. 7 ersieht man 
nun leicht, daß sich mit Halbabspannungen eine wesent- 
liche Verminderung der Durchhangsvergrößerungen ge- 
genüber llänzeketten erzielen läßt. 


I Halbabspaunung im Punkt X 


A 
J y kg/m oder K+1 
5 2 kg/m I II Halbabspannung im Punkt X 
al. ge und K+1. 
i m 
. I Abb. 7. Durchhangsvergrüßerungen 
7 kg/m S sf als Funktion der kritischen 


Spannweite und der Zusatzlnst bei 


700 200 30 #00 500m Halbabspannungen. 


In gewissem Zusammenhang mit den erwähnten Unter- 
suchungen steht noch die Frage nach der Beanspruchunz 
der Trazwerke infolge der neuen Kräfteverhältnisse und 
wir erachten es als erwünscht, einige diesbezügliche An- 
haltspunkte noch kurz anzugeben. 


1. Annahme von einseitigem Leiterbruch bei Zusatz- 

Die Verminderung des einseitigen Seilzures infolze 
Ausienkens des Halbabspann- 
dreieckes erreicht nur etwa die 
Hälfte des Wertes bei Hänge- 
ketten. 

2. Die Differenzzüre in 
einem Auflängepunkt infolre 
unzeleichmäßig verteilter Zu- 
satzlasten, aber bei intakten 
Leitern, können das Doppelte 
derjenigen, die bei Hängeketten 
auftreten, erreichen. Zu 2. ist 
hingegen zu bemerken, daß dic- 
selbe ungünstirste J.astvertei- 
lung auf allen Leitern wohl als ausgeschlossen betrachtet 
werden darf. Für die Berechnung wird die Annahme von 
2..3 ungzünstigst belasteten Leitern genügen. 

Falls Halbabspannungen in bestehende Leitungen ein- 
gebaut werden sollen, liegen in den fraglichen Punkten 
wohl ausschließlich Trag- oder Stützmasten vor, also 
solche, die nicht auf vollen einseitigen Zug berechnet sind. 
Selbstverständlich müssen diese auf die neuen ungünstig- 
sten Kräfte hin untersucht und unter Umständen verstärkt 
werden. 

Der Vollständigkeit halber soll noch eine letzte Mai, 
lichkeit einer Verbesserung der Verhältnisse kurz gestreift 
werden. Der Grundabstand läßt sich selbstverständlich 
auch vergrößern durch Wahl höherer Masttypen, und da 
können in bezug auf die Durchhänee Halbabspannuneen 
und höhere Masten miteinander in Konkurrenz treten. Dir 
Entscheidung für die eine oder andere Möglichkeit richtet 
sich in erster Linie nach dem Ergebnis eines Kostenver- 
gleiches, und dieser ist wiederum abhängig von den Ver- 
hältnissen der Leitung (Größe der Spannweiten, Konstruk- 
tion der Masten) und kann deshalb nicht von vornherein an- 
gegeben werden. In einem besonderen Falle zeigte sich 


zum Beispiel, daß bei Leitungen mit großer 1 oiterzahl die 
kleiner 
teurer 


billiger 


last. 


Lä 


t l 
Bg bg 
Abb. 8. 


Halbabspannungen sind als entsprechend höhere 


Mastty pen. 


Nahelicgend wäre auch die Erhöhung des Ausgangseil- 
zuzes. Der Gewinn an Abstand gegen Boden ist aber, wie 
die Rechnung zeigt (vgl. Abb. 4), nur gering, und bei be- 
reits erstellten Leitungen bedingt diese Lösung eine Neu- 
regelung der in Frage kommenden Spannweiten und unter 
Umständen eine Verstärkung der Tragwerke. 


IL Geneigte Spannfelder. 


Hier sind die Verhältnisse nicht mehr so einfach wir 
hei den oben betrachteten ebenen Spannfeldern. Zusam- 
menfassend kann aber gesagt werden, daß die Bewerlich- 
keit der Aufhänzepunkte stark abhängig ist von der Ge- 
samt-Vertikalkomponente der Seilkräfte Da die Isolatoren- 
auslenkunzen ungefähr kubisch wachsende oder abneh- 
mende Durchhanesveränderunzren hervorrufen, so können 
Punkte mit besonders großen Giesamt-Vertikalkomponenten 
als Fixpunkte, d. h. als solche ohne großen Einfluß auf die 
Durchhanzsveränderungen angesehen werden. Anders lie- 
sen die Verhältnisse, wenn es sich um Aufhängepunkte 


14. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46 


1649 


handelt, die beinahe in der Seillinie selbst liegen, daß also 
die Gesamt-V ertikalkomponente fast zu Null "wird. Diese 
Punkte sind dann im Vergleich zu den bei ebenen Spann- 
feldern betrachteten sehr beweglich und haben großen Ein- 
fluß auf die Durchhangsveränderungen. In derartigen 
Fällen wird es sich empfehlen — besonders bei Leitungen 
im Gebirge, wo große Zusatzlasten zu gewärtigen sind — 

auch mit Rücksicht auf die gerinzen Abstände zwischen 
Seil und Auslezer den Leiter am Mast abzuspannen (vel. 
Abh.8). Jene extremen Fälle liegen aber außerhalb des 
Rahmens unserer Untersuchungen und müssen den Ver- 
haltnissen entsprechend für sich behandelt werden. Für 
alle übrigen Fälle, wo die Höhenunterschiede nicht derart 


groß sind, dürfen wir die in Abschn. I, 1....3. gewonnenen 


Ergebnisse verallgemeinern. 


III. Beobachtungen über Durchhangsvergrößerungen 
infolge ungleichmäßig verteilter Zusatzlasten. 


Gerade der Winter 1928/29 mit seinen oft schweren 
Schneefällen hat die Erscheinungen, die hier Gegenstand 
unserer Untersuchungen geworden sind, in augzenfälliger 
Weise gezeigt. Dem Verfasser sind Fälle bekannt, wo bei 
Leitungen mit Hängeketten einseitig verteilte Schneewalzen 
von über 25cm Dmr. und dadurch verursachte Durch- 
hanzsvergrößerunzen von über 6m in Spannweiten von un- 
sefähr 300 m festgestellt worden sind. 


Die Wirkung des Buchholzschutzes bei Generatorenschäden. 


Von Dr.-Ing. 


ÜDdersicht. Es wird im folgenden über Versuche be- 
richtet, bei denen an einer 3000 kW-Maschine im Kraftwerk 
Moabit der BEWAG Generatorenschäden möglichst natur- 
getreu nachgeahmt wurden, um die Wirkungsweise des 
neuen Buchholz-Generatorenschutzes zu untersuchen. Aus- 
geführt wurden Windungschlüsse, Spulenschlüsse und Erd- 
schlüsse. Der Verlauf der Versuche wird beschrieben und 
es wird die Schlußfolgerung gezogen, daß die Ansprech- 
zeiten des Schutzes sich selbsttätig der Bedeutung des abzu- 
schaltenden Fehlers anpassen und daß in allen Fällen die 
Auslösung so frühzeitig erfolgt, daß der Fehler auf seine 
Ursprungstelle beschränkt bleibt. 


Die Übertrazunz des Grundgedankens des Buchholz- 
schutzes für flüssigkeitsisolierte elektrische Apparate auf 
elektrische Einrichtungen ohne flüssige Isoliermittel hat, 
wie kürzlich in dieser Zeitschrift! mitgeteilt wurde, zur 
Konstruktion eines insbesondere für den Schutzvon 
Generatoren bestimmten Apparates geführt. Ein- 
gehende Versuche im Laboratorium und eine mehrmona- 
tize Erprobungszeit im Betriebe an einer 10 000 kW-Ma- 
sehine berechtigten zu der Annahme, daß die neue Ein- 
richtung für den Schutz von Generatoren bei inneren 
Felilern eine ähnliche Bedeutung gewinnen könnte, wie 
sie der Buchholzschutz für Transformatoren? seit Jahren 
besitzt. In dem neu entwickelten Generatorenschutz wird 
die verschieden große Durchlässigkeit der Generator- 
abluft für Wärmestrahlung bei fehlerhaftem und fehler- 
freiem Generator zur Einleitung der für den Schutz der 
Maschine erforderlichen Maßnahmen ausgenutzt. Diese 
Verschiedenheiten werden hervorgerufen durch den Ge- 
halt an Zersetzungstoffen der Konstruktionsmaterialien 
in der Abluft. insbesondere Rauch- und Rußbestandteilen, 
die aus der Zerstörung von Isoliermaterial und aus Me- 
talllämpfen der Fehlerlichtbogen herrühren. 


Warmiuffikommer 


S Rücklouf -Lul tseo 


ke? Ja), ` 


am i 
H 
i 


d'Ee, 
nasii —— rue 


Abb. 1. 


Kühlluftführung in dem für die Versuche benutzten 
30 kW-(ienerator. 


Daß die entwickelte Apparatur gut geeignet war, das 
Vorhandensein von Rauch in der durchströmenden Luft 
nachzuweisen, hatten bereits die Vorversuche einwand- 
frei gezeigt. Da jedoch die Verwendung der bisher nur 


i ETZ 19%, S 1016. 
2? ETZ 192%, S. 1257. 


Hans Schwenkhagen, Kassel. 


als lästig empfundenen Zersetzungstoffe zu nützlichen 
Zwecken bei Generatoren noch nie in Erwägung gezogen 
worden war, waren naturgemäß keine Unterlagen dar- 
über vorhanden, ob und in welchem Ausmaß wirkliche 
(reneratorfehler mit einer Rauchentwicklung verbunden 
waren. Insbesondere war noch die Frage zu klären, ob 
die Einwirkung einer Schutzeinrichtung, die von den Zer- 
setzungstoffen Gebrauch macht, nicht zu spät käme, um 
die Ausbreitung des beginnenden Fehlers in genügend 
engen Grenzen zu halten. Es lag deshalb der Wunsch 
vor, das Verhalten des Schutzes bei möglichst naturge- 
treu nachgeahmten Fehlern einwandfrei zu untersuchen. 


D 
erem a 


d = e Ki Së ~a = > em ` j ZZ SËCH ` — Tome 


Abb. 2. 3000 kW-Generator mit Versuchsaufbau. 


Diese Untersuchungen konnten an einem 3000 kW- 
Generator für 3150 kVA mit einer Betriebspannung von 
6000 V ausgeführt werden, der im Kraftwerk Moabit der 
BEWAG stand und nach der bevorstehenden Außerbetricb- 
setzung verschrottet werden sollte. Die Drehzahl des 
Generators betrug 1500 U/min. Betriebsmäßig entnimmt 
der Generator seine Frischluft ohne Zwischenschaltung 
eines Filters dem Kondensationskeller. Die Luft wird 
dem Generator von beiden Seiten aus durch Ventilatoren 
zugeführt. Ein Teil der Luft dient zur unmittelbaren 
Kühlung der Wickelköpfe und verläßt den Generator an 
Abluftöffnunsen in der Mitte der oberen Abdeckkappen 
der Statorwickelköpfe. Die Hauptluftmenge passiert den 
Luftsehlitz des Generators in axialer Richtung und wird 
durch einen in der Mitte liegenden, etwa 10 em breiten 
Ventilationsschlitz im Stator nach außen abgeführt. Das 
Blieehpaket des Stators sitzt in einem massiven Gußman- 
tel, der zusätzlich mit Wasser gekühlt werden kann. Für 
die Versuche wurde die Luftführung des Generators in 
einen Kreislauf umgewandelt, um den heute mit Rück- 
sicht auf die Verstaubung üblichen Bauarten der Kühl- 
anlagen möglichst nahezukommen. Zu dem Zwecke 
wurde oberhalb des Generators aus einem mit Pappe ab- 
gedichteten Holzverschlaxg eine Warmluftkammer von 
2% m? Inhalt aufgebaut, an die auch die Ausblaseöffnungzen 
der Wickelkopf-Kühlluft angeschlossen waren. Eine sche- 
matische Darstellung der Luftführung in der Maschine und 
der für die Versuche neu eingebauten Warmluftkammer zeigt 
Abb. 1. Die Warmluftkammer wurde durch einen Holzkanal 
von etwa 4 m? lichtem Querschnitt (hierfür wurde zum 
großen Teil die ursprünglich vorhandene Saugleitunz des 
Generators verwendet) mit dem Ansaugstutzen der Ma- 
schine verbunden. Durch Öffnen je einer Klappe von 


1850 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46 


14. November 1929 


EEN 


% m? Größe an der Warmluftkammer und dem Ansaug- 
stutzen konnte der Generator auch in eine frischluftge- 
kühlte Maschine umgewandelt werden. Ein Bild des ge- 
samten Aufbaues der Luftführung im Generator gibt 
Abb. 2. Hier ist gleichzeitig zu erkennen, wie der Buch- 
holzschutz in die Luftführung des Generators eingeschal- 
tet wurde. Der Schutzapparat ist mit seiner Längsaclıse 
parallel zum Gencrator aufgestellt und erhält seine Luft- 
zuführung durch einen am Ausgang der Warmluftkam- 
mer im Luftkanal liegenden Trichter über eine biegsame 
Rohrleitung von 3” LW und etwa 50cm Länge. Die 
Abluftöffnung des Apparates ist durch eine zweite der- 
artige Leitung mit der Ansaugöffnung des Generators 
verbunden. Durch Einbau 
einer Drosselklappe in die 
Verbindungsleitunz zwi- 


schen dem Abluftstutzen rechts , 
des Apparates und der -7 z 
Saugkammer des Genera- 4 i 
tors wird die Luftmenge, [17 P BE 


die den Apparat passiert, 
auf den normalen Wert (rd. 
40 l/s) eingestellt. Die bei ; 
dem Betrieb mit Frischluft- | 
kühlung vom Generator 
umgewälzte Luftmenge |! 
wurde mit einem AÄnemo- | 
meter gemessen. Sie betrug ; 
nach Messung in der Ab- | 
luftöffnung 2m?’/s. Zu die- 
sem Wert sind für die tat- 
sächliche Kühlluftmenge | 

noch der Luftverbrauch des : | 
Schutzapparates und die | l 
Verluste durch Undichtig- . | 


keiten der Warmluftkam- AU 
mer zu addieren. Die Ge- 

samtluftmenge dürfte etwa i | 
2,5 m?/s betragen haben. (In 


} 


E Dee 


| = gp em man an m um an Im am af am 


a Äé 


Abb.3. Querschnittbild der Nut. 


Für die Versuche wurde der Buchholzschutz so ge- 
schaltet, daß von ihm aus 


1. eine Signallampe betätigt wurde, die sein An- 
sprechen am Generator selbst anzeigte, und 

2. wurde parallel zu dieser Lampe die Betätigung des 
Kurzschlußschalters für das Feld der [Erregerma- 
schine gelegt. 


Eine Schnellentregung besaß der Generator nicht. 
Eine Betätigung des Generatorölschalters vom Apparat 
aus erfolgte nicht, da der Generator bei keinem Versuch 
an das Netz angeschlossen war, um Rückwirkungen auf 
den normalen Betrieb zu vermeiden. Der für den Ver- 
such verwendete Buchholz-Generatorsehutzapparat war 
der gleiche, der unmittelbar vorher längere Zeit in einer 
ringlaufgekühlten 10 000 kW-Maschine des Städt. Elektri- 
zitätswerkes Kassel eingebaut gewesen war. Der Apparat 
wurde für die Versuche auf die gleiche Empfindlichkeit 
eingestellt, die er dort im Betrieb gehabt hatte und bei 
der während der Frprobungszeit keinerlei schädliche 
Rückwirkungen auf den Betrieb, wie Fehlauslösungen 
"o dgl., aufgetreten waren. 

Der fiir den Versuch benutzte Generator hatte 48 ge- 
schlossene Nuten. Die Wieklung des Generators bestand 
aus zwei parallel grschalteten Zweigen von je 36 Win- 
dungen in 1 Phase. Diese 36 Windungen sind in 4 Spu- 
len zu je 9 Windungen unterteilt. Das Querschnittbild 
einer Nut zeigt Abb. 3. Jede Windung besteht aus 4 par- 
allel geschalteten Leitern aus Rundkupfer von 5,5 mm Dmr. 
Der äußere Durchmesser des isolierten Leiters beträst 
6,2mm. Jede zweite Windung ist gegen die Nachbar- 


re Kappe 
links 


Bere | 


pera r-rit 


windung durch Umhüllung mit einer 1 mm starken Lage 
Preßspan isoliert. Das gesamte Windungspaket liegt in 
einer 5mm starken Mikanithülse. Das Wickelschema des 
Stators zeigt Abb. 4, wobei zu beachten ist, daß jede ge- 
zeichnete Spule 9 Windungen enthält, daß also zwischen 
dem Anfang jeder Spule und der Bügelverbindung zur 
nächsten Spule jeweils 9 Windungen liegen. 


Untersucht wurde die Wirkungsweise des Schutz- 
apparates bei 


Windungschlüssen, 
Spulenschlüssen und 
Erdschlüssen. 


Obere Kappe 


Er GI 


| WEE EE VE ee 
ee E O ET Geescht 
i 


Ò 


Abb. A Wickelschema des Stators und der Schaltverbindungen. 


Auf die Untersuchung der Wirkungsweise des Schutz- 
apparates bei Kurzschlüssen mußte aus Zeitmangel ver- 
zichtet werden. 


arm mmunannaene 
. 
|| nn mm wm e O > 
D 


Í Abb. 5. Windungschluß 
hergestellt durch Eintrei- 
ben eines Kupferkeiles 
zwischen zwei Win- 
dungen. 


.. 
MAER 


.. 
eo. 
IL EE EE 


Als erster Versuch wurde ein metallischer Windungs- 
schluß in einer Phase dadurch hergestellt, daß an der 
Abbiezungstelle des Bügels der betreffenden Spule zwi- 
schen die erste und zweite Windung nach Abb. 5 ein Kup- 
ferkeil getrieben wurde. An Stelle der entfernten normi- 
len Isolation wurde die so geschaffene Fehlerstelle mit 
I;xzelsiorleinen neu umbandelt. Die fehlerhafte Windung 
war die Eingangswindung des Generators, führte also 
gegen rde die größte Spannung. Bei voller Drehzahl 
wurde der Kurzschluß des Feldes der Erregermaschine 


14. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


1651 


aufgehoben und die Erregung langsam gesteigert. Nach 
etwa 30s, als die Erregung 20 A betrug, also etwa 40 % 
des Leerlauf-Erregerstromes, löste der Buchholzschutz be- 
reits aus und schloß das Feld der Erregermaschine wie- 
der kurz. Beim Öffnen des Kreislaufs unmittelbar danach 
war kaum Rauch zu beobachten, doch zeigte sich am Ge- 
ruch deutlich, daß die Maschine fehlerhaft war. Bei der 
Untersuchung des Fehlers wurde festgestellt, daß die 
kurzgeschlossene Windung merklich erhitzt war. Abb. 6 


Abb. 6. Verfärbung des zur Umbandelung des Bügels benutzten 
Exzelsiorbandes durch Windungschluß,. 


zeigt die neu aufgebrachte Isolation. Es geht daraus her- 
vor, daß nur in unmittelbarer Nachbarschaft der kurzge- 
schlossenen Windung das Isolationsmaterial leicht ge- 
bräunt war. Schon die dritte Lage des Isolierbandes war 
nicht mehr merklich angegriffen. Beim späteren Auf- 
schneiden der für diesen Versuch benutzten Windung 
wurde festgestellt, daß auch auf der übrigen Länge des 
Leiters die ursprüngliche Isolation nur ganz gering- 
fügig gebräunt war. 


Abb. 7. Windungschluß 
im Bügel, hergestellt durch 
Kupferkeil. 


Bei einem zweiten Versuch gleicher Art wurde der 
Keil nicht an der Biegungstelle der Leiter angebracht, 
sondern an einer Stelle des Bügels, wo die Leiter parallel 
nebeneinander laufen (Abb. 7). Kurzgeschlossen waren 
in diesem Fall die beiden letzten Windungen der Ein- 
gangspule. Die Erregung der Maschine wurde bei diesem 
Versuch nicht langsam gesteigert, es wurde vielmehr der 
Nebenschlußregler auf den Wert eingestellt, der der nor- 
malen Erregung entsprach. Bei voller Drehzahl der Ma- 
schine wurde dann der Kurzschluß des Feldes der Er- 
regermaschine aufgehoben, so daß sich die Maschine 
selbst bis auf den gewünschten Wert erregte Nach den 
Beobachtungen am Erregerstromzeiger begann unter 
diesen Verhältnissen die eigentliche Erregung nach etwa 
6 s. Nach weiteren 4 s sprach der Buchholzschutz an. 
Gleichzeitig trat am Generator bläulicher Rauch in er- 
heblicher Menge aus den Fugen und Verschalungen des 
Kreislaufes. Die Auslösung des Kurzschlußschalters am 
Magnetfeld erfolgte gegenüber dem Ansprechen des Appa- 
rates um einige Sekunden verzögert, da, wie sich nach- 
träglich herausstellte, der Erregerschalter klemmte. Auf 
der Erregerseite des Generators traten vereinzelt Funken 
aus der Abluftöffnung aus. Um das Entstehen eines 
Brandes zu verhüten, wurde durch die obere Abluftöff- 
na an der Erregerscite mit einem Tetralöscher ge- 
öscht. 

Beim Aufnehmen des Generators zeigte sich, daß in 
diesem Falle nicht ein rein metallischer Windungschluß 
vorhanden gewesen war, sondern daß, wahrscheinlich 
durch die Wirkung der elektrodynamischen Kräfte, der 
nicht genügend fest zwischen die Leiter eingetriebene 
Keil einen Lichtbogen zwischen den kurzgeschlossenen 
Windungen eingeleitet hatte. Durch diesen Lichtbogen 
ist der Keil selbst geschmolzen und einige der benachbar- 
ten Leiter sind auf kurze Entfernung angegriffen. Der 
Lichtbogen hat von innen heraus ein Loch in die isolie- 
rende Umhüllung des Bügels gebrannt und die Bügeliso- 


lation ist von den heraustretenden Flammen oberflächlich 
angekohlt. Ebenso ist nach unten ein kleines Brandloch 
in der Bügelisolation entstanden, jedoch sind an der übri- 
gen Isolation der Wickelköpfe keine Schäden aufgetreten. 
Selbst der unmittelbar unter dem beschädigten Bügel lie- 
gende zweite Bügel ist nur auf einer Fläche von etwa 
4X5 mm? gering angegriffen. Ändere Schäden waren 
nicht festzustellen. Beim Ausschneiden der Fehlerstelle 
zeigte sich, daß die Wicklung selbst nicht beschädigt war. 
Das Kupfer war nicht verfärbt und auch die Isolation an 
der kurzgeschiossenen Windung war nur ein wenig an- 
geschwärzt. Die Fehlerstelle selbst ist in Abb. 8 dar- 
gestellt. 


Abb. & Durch einen Windungschluß über Lichtbogen beschädigter 
Bügel. 


Spulenschlüsse wurden in der Weise ausge- 
führt, daß zwischen Anfang und Ende je einer aus neun 
Windungen bestehenden Spule eine metallische Verbin- 
dung durch ein Kabelstück hergestellt wurde, das bedeu- 
tend größeren Querschnitt als die Wicklung selbst be- 
saß. Diese Versuche wurden mehrfach mit verschiedenen 
Spulen ausgeführt. Z. B. wurde an der gleichen Spule 
nacheinander je ein Versuch ausgeführt, bei dem der Er- 
regerstrom das eine Mal auf den Endwert von etwa 95 A 
eingestellt war, das andere Mal auf einen Endwert von 
etwa 70 A (Abb. 9). Bei voller Drehzahl wurde der Feh- 
ler dann durch Aufheben des Feldkurzschlusses sozu- 
sagen eingeleitet. Nach etwa 6 s begann der eigentliche 
Erregungsvorgang. Bei dem Versuch mit höherem Er- 
regerstrom löste der Schalter nach 9 s durch den Buch- 
holzschutz aus, als der Erregerstrom 80 A erreicht hatte. 
Bei dem Versuch mit schwachem Erregerstrom erfolgte 
die Auslösung 10s nach Aufheben des Feldkurzschlusses 
bei einem Erregerstrom von etwa 65 A. In beiden Fällen 
wurde Rauch an der Maschine praktisch nicht sichtbar, 
Geruch jedoch deutlich wahrnehmbar. Irgendwelche Ver- 
änderungen in der Isolation der Spule oder der Bügel 
Sn auch nach dem Zerschneiden der Spule nicht fest- 
stellbar. 


Zwei weitere gleiche Versuche mit einer anderen 
Spule sollten die Verschiedenheit beim Arbeiten des 
Schutzes an der kreislaufgekühlten und an der frei aus- 
blasenden Maschine zeigen. Beim Versuch mit der 
kreislaufgekühlten Maschine stieg die Erregung 
auf einen Endwert von 74 A. Nach 8,5 s sprach der Schutz 
an. Rauch war nicht wahrnehmbar. Bei der freiaus- 
blasenden Maschine erfolgte die Auslösung erst 19 s 
rach Aufheben des Feldkurzschlusses. Der Erregerstronm 
betrug etwa von der 10. Sekunde ab konstant 74 A. Auch 
hier war an der Austrittsöffnung der Maschine die Rauch- 
dichte noch so gering, daß sie mit dem Auge kaum wahr- 
genommen werden konnte, doch war der Geruch natur- 
gemäß deutlicher feststellbar. Beim Aufschneiden zeigte 
sich auch hier die Isolation der Spule nicht wahrnehmbar 
verändert. 

Zwei weitere Versuche wurden noch ausgeführt, um 
das Verhalten des Buchhotzschutzes bei Erdschluß mit 
geringen Stromstärken zu untersuchen. Um den Erd- 
schluß möglichst naturgetreu einzuleiten, wurde dic- 
jenige Spule, an der der erste Versuch vorgenommen 
werden sollte, zunächst von der übrigen Wicklung ge- 
trennt und mit Hilfe eines Spannunzswandlers nach 
Abb. 10 gegen Erde durchgeschlagen. Beim ersten dieser 
Versuche erfolgte der Durchschlag an den Bügelverbin- 
dungen gegen ‘eine Befestigungsklaue, u.zw. unter der . 
Fläche der Klaue bei einer Spannung von 21kV. Die 
Fehlerstelle wurde anschließend noch einige Sekunden 
lang mit dem Strom des Spannungswandlers belastet, um 
sicher zu gehen, daß auch bei Betriebspannung ein Über- 
gang erfolgen würde. Die fehlerhafte Spule wurde dann 


1652 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


14. November 1929 


wicder an die Wiceklung angeschlossen (Abb. 11) und der 
Nullpunkt der Maschine über einen Trennschalter, einen 
Stromwandler zur Messung des Erdschlußstromes und 
einen Wasserwiderstand zur Begrenzung des Frdschluß- 
stromes geerdet. Der Wasserwiderstand betrug bei 220 V 
Wechselspannung etwa 195 Q, so daß, wenn man Propor- 
tionalität zwischen E und Z in erster Annäherung an: 
nimmt, bei Leeerlauferrezung des Generators etwa 14 A 
Erdschlußstrom fließen konnten. Beim Hauptversuch 
war der 'Trennschalter in der Erdungsleitung des Genera- 
tors zunächst geöffnet. Die Erregung wurde langsam auf 
ihren Leerlaufwert gesteigert. Nach einiger Zeit wurde 
dann der Erdungstrennschalter eingelegt. Beim Einschal- 
ten des Erdschlusses trat sofort mit dumpfem Schlag eine 
weißliche Rauchwolke auf der Antriebseite aus der Ma- 
schine aus, der unmittelbar eine bräunlich-zgelb gefärbte 
Qualmwolke mit einzelnen Funken folgte. Die Zeit vom 
Einlegen des KErdschlußschalters bis zur Auslösung des 
Schalters ist unter diesen Umständen nicht genau gemes- 
sen worden. Sie kann nach den Beobachtungen höchstens 
3 s betragen haben. 

Auch bei diesem Versuch trat wieder ein Festklem- 
men des Kurzschlußschalters des Erregerfeldes auf, so 
daß auch nach dem Ansprechen des Buchholzschutzes der 
Generator noch weiter erregt war. Erst auf telephoni- 
schen Anruf wurde die Erregung abgeschaltet. Der Feh- 
ler hatte etwa 11 s länger gestanden, als er nach dem An- 


f 220 Ur 
SY 2. 

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2 yo Vouferregung 

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0 l 4 6 ®e m 7% 
Zeit in Sek At 

Abb. oa Zeitlicher Verlauf des Er- Abb. 10. 


regerstromes bei Selbsterregung. 


sprechen des Buchholzschutzes hätte bestehen dürfen. Der 
entstandene Brand wurde durch Einblasen von überhitz- 
tem Dampf, der von der Turbinenzuleitung entnommen 

rar, gelöscht, u. zw. erfolgte die Dampfzufuhr schon, als 
die Maschine noch erregt war. Die Qualmentwicklun: 
verstärkte sich daraufhin zunächst, hörte dann aber völ- 
lig auf. Beim Aufnehmen der Maschine zeigte sich, daß 
trotz des Löschens mit Dampf (die Einblasestelle ist in 
Abb. 2 vorn an der Umluftleitunz deutlich zu erkennen) 
Feuchtigkeit nicht festgestellt werden konnte. Die Fehler- 
stelle selbst lag — entsprechend Jer Punktierung — an 
den Bügeln der Antriebseite, u. zw. war als Folge des Erd- 
schlusses sofort ein Windungschluß entstanden. Die hohe 
Liichtbogenstromstärke hatte die beiden ursprünglich 
betroffenen Leiter sofort abgeschmolzen und war dann 
auf die Nachbarleiter übergegangen, so daß fast alle Teil- 
leiter der betreffenden Spule, z. T. auf mehrere Zentimeter 
Länge, abzeschmolzen waren. Durch die hohe Licht- 
hogentemperatur war das Isolationsmaterial des Bugels 
entzündet worden und auf einer Länge von etwa 20 em 
auf der Bügelinnenseite abzebrannt. Trotz dieses relativ 
schweren Schadens infolge der nicht rechtzeitie ab- 
geschalteten Erregung sind jedoch weder die Nachbar- 
bügel noch der Rotor der Maschine, dem die Fehler- 
stelle unmittelbar zurekehrt war, angegriffen worden. 
Nach Auswechslung der beschädigten Spule wäre die Ma- 
schine wieder voll betriebsfähig gewesen. Die (Größe des 
Fehlers ist natürlich in diesem Fall nieht durch das Ein- 


greifen des Buchholzschutzes beschränkt worden, der 
Schaden hat sieh vielmehr.fast unbegrenzt auswirken 


können, weil der FErregerschalter versarte. 

Beim zweiten KErdschlußversuch wurde eine andere 
Spule punktiert, wobei, wie später festgestellt wurde, der 
Durchschlag im Innern der Nut, etwa 5 em von der Kante 
des Ventilationsschlitzes entfernt, bei 25.2 kV erfolgte. 
Pie Schaltung hierfür war die gleiche wie in Abb. 10 
dargestellte Die Schaltunz des Hauptversuches zeigt 
Abb. 12. Bei diesem Versuch war die beschädirte Phase 
allein an den Nullpunkt angeschlossen, um möglichst 
übersichtliche Verhältnisse zu schaffen und um an der 
Herstellung von Verbindungen an den Bügeln. die sehr 
viel Zeit in Anspruch nimmt, zu sparen. Der Widerstand 
betrug bei diesen Versuchen etwa 1609 bei der Messung 


Punktierung einer Generator- 
spule mit Prüfspannung. 


mit 220 V Wechselstrom. Vor Einschaltung des Erd- 
sehlußschalters wurde die Maschine zunächst etwa 10 min 
lang mit halber Erregung betrieben, ohne daß sich irgend- 
welche anormale Erscheinungen zeigten. Der Erdschluß- 
schalter. wurde dann eingelegt, ein Stromübergang er- 
folgte jedoch nicht. Bei geöffnetem Nullpunktschälter 
wurde dann die Erregung auf 40 A, also ungefähr 80%, 
des Leerlauferregerstromes, erhöht und der Erdune-- 
schalter wiederum eingelegt. Nach der Ablesune am 
Amperemeter gingen etwa 15 A an der Fehlerstelle über. 
Nach 20 s wurde, ohne daß irgendwelche anormale Er- 
scheinungen an der Maschine zu beobachten gewesen 
wären, aberrert, und der Erdungschalter wurde wieder 
geöffnet. Unmittelbar darauf wurde bei gleichem Er- 


rezungstrom wieder eingeschaltet und die Maschine in 
diesem Zustand 3 min 15 s lang betrieben. Auch jetzt war 
durchaus nichts Anormales an der Maschine durch Ge- 
ruch 


oder Geräusch feststellbar. Die Erregung wurde 


VIER 


\ $ 
k 


Abb. 11 u. 12. Erdschlußversuche mit begrenztem Erdschlub- 
strom. 


2 l Oé 


deshalb auf Leerlauferregerstrom 53 A erhöht. wobei der 
Erdschlußstrom auf 20 A stieg. Nach etwa weiteren 20 s 
zeigte sich das Vorhandensein eines Fehlers am Geruch. 
50 s nach Erhöhung des Stromes löste der Schutzapparat 
aus. Im gleichen Augenblick waren Rauchaustritt und ge- 
ringer Funkenflug an den Abluftöffnungen der Erreger- 
und Antriebseite sichtbar. Der Erregerschalter fiel pro- 
erammäßig, die Rauchentwicklung ging daraufhin zu- 
rück, gelöscht wurde nicht. Beim Aufnehmen der Ma- 
schine konnte festgestellt werden, daß die Spule, in der 
der Erdschluß lag, schwach erwärmt war, daß also in die- 
ser Spule ein Windungschlußstrom entstanden war. An 
der Kante des Ventilationsschlitzes befand sich in der Hülse 
ein Loch von etwa 10 mm Dmr., durch das Kupferperlen 
nach außen getreten waren. In der Spulenhülse waren, 
durch dieses Loch hindurch sichtbar, einige Kubikzenti- 
meter Hohlraum entstanden. Nach Abschneiden der Bü- 
gel auf beiden Seiten des beschädigten Stabes konnte der 
Stab herauszezogen werden. Dabei wurde festgestellt. 
daß die Spule selbst, abgesehen von der Fehlerstelle an 
sich, nicht merklich angegriffen war. An der Fehlerstelle 
war durch den Windungschluß-Lichtbogen mit seiner 
hohen Stromstärke eine größere Menge Kupfer an den 
zunächst betroffenen im Grunde der Nut liegenden Win- 
dungen geschmolzen. Da der beschädigte Stab selbst in 
der Maschine oben lag, ist das geschmolzene Kupfer von 
der Fehlerstelle aus auch in die übrigen Windungen der 
fehlerhaften Spule hineingelaufen, hat auch hier die lso- 
lation zerstört und weitere Windungschlüsse eingeleitet. 
Durch den Überdruck an der Fehlerstelle ist dann das 
etwa 15 cm entfernt liegende Loch in der Hülse am 
Ventilationsschlitz entstanden, durch das sich der Fehler 
Luft gemacht hat, so daß die Auslösung durch die aus- 
tretenden Zersetzungsbestandteile bewirkt werden konnte. 
Das Eisenpaket des Generators ist, wie einwandfrei fest- 
gestellt werden konnte, überhaupt nicht angegriffen, trotz- 
dem der Erdschlußstrom im ganzen über 4 min auf div 
Fchlerstelle eingewirkt hat. Es zeigten sich weder Ver- 
schmorungen noch Verfärbungen. 


Diese Versuche mit Erdschluß haben, übereinstim- 
mend mit früheren Versuchen, die in einem Prüffeld vor- 
genommen wurden, gezeigt, daß bei reinem Frdschluß 
eine Rauchentwicklung nur in sehr geringem Ausmaß 


ii nn rn 


14. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46 


1653 


eintritt. Bei diesen früheren Versuchen, die im Luft- 
kreislauf einer 3000 kW-Maschine an behelfsmäßig ange- 
brachten Versuchstäben vorgenommen wurden, konnte 
festgestellt werden, daß bei einer Erdschlußstromstärke 
von 20 A der Apparat zwar kurzzeitig eine schwache 
Rauchentwicklung anzeigte, diese jedoch für eine Aus- 
lösung nicht genügte. Bei 40 A Erdschlußstrom dagegen 
erfolgte unter den gleichen Verhältnissen eine Auslösung 
durch den Apparat innerhalb weniger Sekunden nach dem 
Einschalten des Erdschlusses. 

Bei einem zweiten rleichartiren Versuch mit 40 A 
FErdschlußstrom hatte der Apparat nicht angesprochen. 
Bei diesem Versuch hatte sich zwischen dem Kupferleiter 
und dem Eisenpaket eine metallische Brücke aus ge- 
schmolzenem Kupfer gebildet, ohne daß nennenswerte 
Zerstörunsen an dem Isolationsmaterial aufgetreten waren. 

Die Versuche mit dem Buchholz-Generatorenschutz 
haben gezeigt, daß der Apparat außerordentlich geringe 
Kauchdichte zum Ansprechen benötigt. Er arbeitet be- 
reits bei Rauchmengen, die mit dem Auge kaum sichtbar 
sind. Die Versuche haben weiterhin gelehrt, daß bei 
ernsthaften (Gieneratorfehlern, insbesondere in all den 
Fällen, in denen große Lichtbogen-Stromstärken im Innern 
des Generators auftreten, Rauch in sehr erheblicher 
Menge entwickelt wird. Die in diesen Fällen vorhan- 
dene Rauchstärke übersteigt das zur Betätirung des Ap- 
parates erforderliche Maß um ein bedeutendes Vielfaches. 
Allerdings wäre es sehr erwünscht, diese Ergebnisse ge- 
lerentlich auch an einer Maschine mit größerer Kühlluft- 
menge nachzuprüfen. 

Das Ergebnis der Versuche hinsichtlich der Recht- 
zeitigkeit der Auslösung kann dahin zusammenre- 
faßt werden, daß der Apparat nicht in allen Fällen in den 
gleich kurzen Anspreehzeiten auslöst, wie ein für den þe- 
sonderen Fehlerfall einzestellter elektrischer Schutz aus- 
lösen müßte. Die Auslösezeit des Apparates paßt sich 
vielmehr selbsttätig dem Umfang und der (refährliechkeit 
des Fehlers für den Generator in der Weise an, daß 
schwerwiegende Fehler in sehr kurzer Verzögerungeszeit, 
geringfügige Fehler, bei denen eine unmittelbare Gefahr 
für den Bestand der Wieklung noch nicht vorhanden ist, 
erst nach länzerer Zeit zur Auslösung führen. Sie 
schwankt zwischen der Mindestzeit, die die Rauchpartikel- 
chen für die Zurücklegung des Weges von der Fehlerstelle 
bis zur Apparatur benötigen, bei schweren Fehlern und 
mehreren Minuten bei leichteren Fehlern mit zeringer 
Wärmeentwicklung an der Fehlerstelle. 


Die Auslösezeit ist aber, vom Standpunkt der Er- 
haltung des Generators aus gesehen, nicht so wesentlich 
wie vielmehr die Frage. ob innerhalb der Zeit bis zum 
Ansprechen des Apparates der Fehler so viel weiter um 
sich greift, daß eine größere Ausbesserung erforderlich 
wird als bei früherer Abschaltung. Für die Beurteilung 
des Schutzwertes des Apparates ist also in erster Linie 
maßgebend, daß bei keinem der ausgeführten 
Versuche mehr als diejenige Spule be- 
schädigt wurde,inderder Fehler begann. 
Mit der Auswechslung einer cinzigen Spule, die auch bei 
dem geringsten Fehler nicht zu umechen ist, wäre also in 
allen untersuchten Fällen der Schaden behoben gewesen. 
Es bliebe hier nur noch der Wünsch offen, zu untersuchen, 
inwieweit der Apparat bei Erdschlüssen mithohen Erd- 
schlußströmen, bei denen eine Beschädigung des Eisen- 
päkctes eher als bei der hier verwendeten geringen Erd- 
schluß-Stromstärke eintreten kann, rechtzeitig anspricht, 
um die gefürchteten Verbrennungen des Eisenpaketes zu 
verhindern. Die Antwort hierauf wird jedoch nicht bei 
versuchsmäßiger Nachahmung von Erdschlüssen mit hoher 
Erdsehluß-Stromstärke erhalten werden können, weil die 
näaturgetreue Nachahmung eines Hülsendurchschlages in- 
nerhalb der Nut nur in den seltensten Fällen gelingt. 
Überhaupt werden derartige Schädenversuche niemals den 
wirklichen Verhältnissen ganz gerecht werden können, 
weil der Fehler hierbei sich stets während der Erregungs- 
zeit ausbildet, während er sich in der Praxis stets bei 
voller Erregung plötzlich einstellt. 


Die Versuche haben gezeigt, daß bei allen Generator- 
fehlern, durch die der Bestand der Wicklung gefährdet ist, 
insbesondere bei Windungs- und Spulenschlüssen, sowie 
bei Fehlern, die mit einem Lichtbogen hoher Leistung im 
Inneren des Generators verbunden sind, erhebliche Rauch- 
mengen auftreten, durch die ein Ansprechen des neu ent- 
wickelten Buchholz-Generatorschutzapparates innerhalb 
so kurzer Zeit gewährleistet wird, daß ein Umsichegreifen 
der Zerstörung auf die der Ursprungstelle benachbarten 
Teile praktisch ausgeschlossen erscheint. Die Versuche 
haben fernerhin gezeigt, daß es zweckmäßig sein wird, 
von der Schutzeinrichtung aus außer dem Generatoröl- 
schalter und der Entregungseinrichtung auch eine Lösch- 
einrichtung für einen etwa entstehenden Gencratorbrand 
zu betätiren, um ein Weiterbrennen des durch den Licht- 
bogen in kürzester Zeit entzündeten Isoliermaterials im 
Kühlluftstrom des Generators zu verhindern. 


Ein Meßverfahren zur Bestimmung der sekundären Streuinduktivität, der Windungsabweichung 
und des Leerlaufstromes von Stromwandlern. 


(Mitteilung aus dem Elektrischen Prüfamt 1, Ilmenau.) 


Von Dipl.-Ing. Kurt Gocht, Ilmenau. 


Übersicht. Fs wird ein Verfahren angegeben, vermit- 
tels dessen allein durch zweckentspr echende Messungen der 
Stromfehler und Winkelfehler eines Stromwandlers zunächst 
die sekundäre Reaktanz und die Windungsabweichung, an- 
schließend die Leerlaufstrom-Charakteristik bestimmt wer- 
den können. 


Im folgenden wird die Kenntnis des Diarrammes des 
Stromwandlers von Möllinger und Gewecke! als 
bekannt vorausgesetzt. Das Diagramm gestattet die Be- 
stimmung des Stromfehlers f% und Fehlwinkels A (Min.) 
bei jeder beliebigen sekundären Belastung des Wandlers, 
setzt aber zur Feststellung die Kenntnis folgender Größen 
Voraus: 


a) Kenntnis der inneren sekundären Streureaktanz X, 
des Wandlers; 


b) Kenntnis der sekundären Windungsabweichung 
1 A 
b ”/a = 100. i " ”-1), die dadurch entsteht, daß 


die sekundäre W ins Sale na in der Regel um eine 
oder mehrere Windunsen kleiner gemacht wird als 
dem Nennwert des UÜbersetzungsverhältnisses ü ent- 
spricht; 

c) Kenntnis der Leerlaufstrom-Charakteristik, d. h. der 
Wirk- und Blindkomponente Ze und Ze des Leerlauf- 
stroms I, als Funktion der sekundären Klemmen- 
spannung E}. 


ı Möllinxeru Gewecke, ETZ 1912, S. 270. 


Zu a) Ein direktes Meßverfahren zur Bestimmung der 
sekundären Streureaktanz X, war bisher nicht bekannt. 
Es ist zwar leicht, die wirksame Reaktanz (X, + X, ñ) 
Su messen, die Zerlegung dieses Ausdrucks in seine Glie- 
der macht dagegen scheinbar unüberwindliche Schwierig- 
keiten. Möllinger und Gewecke nehmen an, dab X, = X, d 
ist. Schering ermittelte später den wahren Wert von X, 
indirekt als Schlußglied des Möllinzer-Diaxramms?, mußte 
aber dabei alle übrigen Bestimmungstücke außer der Win- 
dungsabweichung, insbesondere die Leerlaufstrom-Charak- 
teristik als bekannt voraussetzen. Er bewies durch seine 
Versuche, daß X, und X, ü beträchtlich voneinander ver- 
schieden sein können. Janviers versucht in einem kürz- 
lich veröffentlichten Aufsatz? die Streureaktanz dureh ein 
eraphisches Näheringsverfahren zu ermitteln; der Erfolg 
ist aber gering; wir konnten bei Anwendung des Verfah- 
rens mehr als 1%Oprozentige Abweichungen vom wahren 
Werte feststellen. 

Zu b) Ein direktes Meßverfahren zur Bestimmung 
der Windungsabweichung b % am fertigen Wandler war 
bisher nicht bekannt. Man war darauf angewiesen, sich 
möglichst genaue Wicklungesdaten von der Derstellerfirma 
seben zu lassen und daraus b% zu errechnen oder die 
Windungssabweichung nach der Methode von Scherinz 
gleichzeitig mit X, aus dem Diagramm zu entnehmen. In 
der Arbeit von Janviers wird die Windungesabweichung als 
bekannt vorausgesetzt. 

ı Schering, Arch. EI. Bd. 7. 47. 


3 W. Janviers, Rev. Gén. de À EL Bd. 24 S. 619. Vgl. das Referat 
auf S. 1667 dieses Heftes. 


1654 


Zu c) Die Aufnahme des Leerlaufstroms lọ bzw. seiner 
Komponenten Im und Je wird im allgemeinen mit einem 
Woechselstromkompensator vorgenommen. Abgesehen da- 
von, daß das Arbeiten mit diesem Apparat umständlich 
und zeitraubenJ ist und ein gewisses Maß von Erfahrung 
und experimenteller Geschicklichkeit voraussetzt, hat das 
Verfahren auch den grundsätzlichen Nachteil, daß der 
Magnetisierungstrom nicht unter Last sondern im Leer- 
lauf festgestellt wird; Schering* konnte allerdings aus der 
guten Übereinstimmung von Messungen mit den Dia- 
csrammwerten die Schlußfolgerung ziehen, daß der Be- 
triebswert durch den Leerlaufwert ersetzt werden darf. 

Nachstehend wird ein einfaches Verfahren beschrieben, 
vermittels dessen man ohne Kenntnis von Konstruktions- 
daten unter Last allein durch zweckentsprechende Messun- 
gen der Stromfehler und Winkelfehler die Größen X, 
b%, Er. In Im. Io und damit alle Bestimmungstücke des 
Stromwandlerdiagramms ermitteln kann. 


Grundlage des Verfahrens. 
Unter bekannten, zulässigen Vernachlässigungen läßt 
sich der hier in Frage kommende Teil des Stromwandler- 
diagramms in Form der Abb. 1 darstellen: 


f Prozentualer Stromfehler, 
A Winkelfehler in Min., 
h prozentuale Windungsabweichung, 


I, J.eerlaufstrom, n ; 
Im Magnetisierungstrom, ezogen au 


Iw Wattkomponente des Leerlaufstromes, Sekundärseite. 


Dabei sind J% Je, Je, up Funktionen von E, allein. Das 
Diagramm stelle einen bestimmten Belastungsfall dar. Der 
äußere Belastungswiderstand sei induktionsfrei, so daß X, 
die Streurceaktanz des Wandlers darstellt. 
Teilversuch 1: Wir vergrößern den Widerstand 
R, durch Einschaltung induktionsfreier Widerstände in 
den sekundären Stromkreis mehr und mehr und vermin- 
dern dabei den Strom 1, in gleichem Verhältnis, derart, 
daß das Produkt J R, unverändert bleibt. Dann bewegt 
sich der Endpunkt B das 
Vektors E, auf der Gera- 
den AC. 
Teilversuch 2: 
Wir bringen eine bekannte 
eisenfreie Drosselspule Xa 
in den Belastungskreis und: 
vergrößern dadurch die 
Reaktanz auf den Betrag 
(X, + Xa). Ändern wir 
wiederum R, und 1, der- 
art ab, daß das Produkt 
I, R, den alten Wert be- 
hält, dann bewegt sich der 
Endpunkt des Vektors E, 
un auf der Geraden 


"Wir nehmen zunächst 
an, es gäbe ein direktes 
Verfahren zur Messung der 


EMK E,. Stellen wir für 

jeden Teilversuch die 

Funktionen E, = f (Ra) 05 X. A e 
eraphisch in dem gleichen 2% 
Kurvenblatt dar, so erhal- Abb. 1. 


ten wir zwei Kurven, die 
in einfachster Weise gegeneinander verschoben sind: 
Zu gleichen Werten von E, gehören nämlich Widerstände 
Ra, die sich verhalten wie 


RN _ X, +Xa_ 
RJ = = konst. ...... (1) 


Entnehmen wir also aus beiden Kurven die zu einem be- 
stimmten Wert von E, gehörigen Widerstände Rl und 


Rs‘, so errechnet sich die Streureaktanz des Wandlers 
aus Formel (1) zu 


Die EMK E, ist allerdings nicht direkt meßbar. In 
der beschriebenen Versuchsanordnung gehören aber zu 
gleichen Werten von E, auch gleiche Werte von ọ, und 
damit stimmt schließlich, wie leicht einzusehen ist, das 
ganze Diagramm der Abb. 1 in beiden Fällen überein. Das 
Prinzip unseres Meßverfahrens ändert sich demnach nicht, 
wenn wir bei jedem Teilversuch an Stelle der unbekannten 


« Wie Fußnote 2. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Ae 


14. November 1929 


Funktion E, = f(R,) die Funktion I, ô= f(R,) auftragen, 
sofern wir den Winkelfehler ô nach einem der bekannten 
Verfahren gemessen haben. Die Formel (2) bleibt gültig 
vag wen in gleicher Weise den Wert der Streureak- 
anz $, 

Die Ermittlung der Windungsabweichung b % beruht 
auf der Überlegung, daß für gleiches E, auch die Strecken 
I, (f%+b%) des Diagramms übereinstimmen. Messen 
wir bei jedem Teilversuch auch den Stromfehler f %, zeich- 
nen die beiden Kurven 1f = F(R,) und bestimmen die zu 
den oben bestimmten zusammengehörigen \Widerständen 
RÄ und SÄI gehörenden Produkte Ié fi bzw. LI gi , 80 
errechnet sich die Windungsabweichung aus der Formel 


Gud b) = 17 (f1 bi zu 

LI dl — el 

b Ui, = FR z Ee "—— OC) 
Ié SH Ié 


‚Sind erst einmal X, und b % bekannt, so liefert jede 
beliebige Messung des Strom- und Winkelfchlers bei be- 
kannter äußerer Bürde einen Punkt der Leerlaufstrom- 
Charakteristik I, = f(E) nebst dem zugehörigen Winkel 
vba die Komponenten Im und /w. Sind nämlich Ra und 
Aa die Komponente; der Bürdenreaktanz, f % und ô (Min.) 
die gemessenen Fehlerwerte, I, der Sekundärstrom, Ra 
der innere Ohmsche Widerstand, so wird 


/ A vi ) 
100 I, = Oe GE E me de a (4) 
b 
tg (ọ +4) =— Er | 
344 \ (hieraus folgt y) . . 0) 
sA | 
ii Kit Ra 
E = la V(X; + Xak + (Rai + Ra) e o . (6) 


Im = Jngin ab, Iw = locos y. 

Man braucht also nur in bekannter Weise die Fehler- 
werte f % und ô (Min.) z. B. bei konstanter Bürde für ver- 
schiedene Ströme aufzunehmen, so liefert die Meßreihe 
vermittels der Formeln (4), (5), (6) ebenso viele Punkte 
der Leerlaufcharakteristik wie Teilmessungen ausgeführt 
wurden. Damit sind alle Bestimmungstücke bekannt, um 
das Stromwandlerdiagramm für jeden beliebigen Be- 
lastungsfall zu zeichnen. Der Gang der Genauigkeit des 
Verfahrens soll an Hand eines Beispieles dargelegt werden. 

Beispiel. 

Untersucht wurde ein Stromwandler der Koch & Ster- 
zel AG., Klasse F, Modell TCJW III, 12,5/25/50 A zu5A, 
Nennbürde 1,2 Q, im Meßbereich 50/5 A. Stromfehler und 
Winkelfehler wurden nach der Kompensationsmethode von 
Schering und Alberti? gemessen. Die Messung der 
Stromstärke wurde mit einem zweiten Wandler 50/5 A 
mit angeschlossenem Präzisions-Amperemeter vorgenom- 
men. Der Stromwandler wurde in der üblichen Weise an 
die Kompensationsbrücke angeschlossen. In dem Bürden- 
kreis der Sekundärseite lag außer dem Sekundärnormal 
und den Zuleitungen ein induktionsfreier, bis 8 A belast- 
barer Dekaden-Kurbelwiderstand Av für 0, 0,1, 0,2.., 19 
in seiner Nullstellung sowie eine Luftdrosselspule R= 
0,180, Xa = 0,52Q bei 50 Hz. Die Drossel konnte durch 
einen kräftigen Schalter überbrückt werden. 

Der Sekundärstromkreis wurde nun an irgendeiner 
Stelle geöffnet, um nach Zwischenschaltung einer Gleich- 
stromquelle den Gleichstromwiderstand des gesamten 
Kreises bestimmen zu können. Er betrug ohne Drossel- 
spulo (Spule durch Schalter überbrückt) Rz = 0,640, 
mit Drosselspule (Schalter geöffnet) R, = 0.82 Q. 

Nach sorgfältiger Entmagnetisierung wurden dann in 
der Brücke folgende beide Meßreihen aufgenommen: 
Reihe 1 ohne Drossel (Drossel durch Schalter über- 
brückt), Reihe 2 mit Drossel; R, wurde durch Verstellen 
des Dekadenwiderstandes verändert; gleichzeitig wurde 
I, so abgeändert, daß das Produkt I, R, über beide Meb- 
reihen hin unverändert blieb; gewählt wurde der Wert 
L Ra = konst. = 3,2. 


| Ro l R: | Ir Ai Aën hô | hf 


| 
Meßreihe 1 0 0,64 | 50 +0,07 7,4 | 37,0 | + 0,350 
ohne Drossel 0,3 0,94 | 3,405 —0,01 | 13,7 46,6 | — 0,034 
0,7 ! 1,34 ' 2,39 _ —0,106. 21,1 ' 50,5 | — 0,251 
Meßreihe 2 0,3 | 1,12 | 2,86 |—0,30 | 12,65: 36,2 | — 0,858 
mit Drossel 0,6 | 1,42 | 2,255 —0,34 | 19,3 | 43,5 | — 0,767 
Xa = 0,52 0,9 | 1,72 , 1,860 .—0,44 | 25,2 ; 46,8 | — 0,818 


In Abb. 2 ist ,d5=f(R,) für beide Meßreihen gra 
phisch dargestellt. Wir suchen aus der Abbildung für 


5 Scheringu. Alberti, Arch. EL Bd. 2, S. %3. Referat ETZ 
1915, H. 860. 


nn zm wt P pm 


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einen beliebigen ve von Í ô die zugehörigen Werte Ra. 


Das Verhältnis SC soll dann konstant sein. So ergibt 


sich für ð = 40 ‚das Wertepaar RM = 1,25 und 
RI = 0,70, woraus = -- = 1,79. 
i R, 4 
Für l, ð= 45 erhalten wir entsprechend RI S 


was wiederum 1,79 ergibt. Somit errechnet sich die Streu- 
reaktanz des Stromwandlers nach Gl. (2): 


X, = H s == mr = 0,66 Q bei 50 Hz. 
= 


Zur Bestimmung der Windungsabweichung zeichnen 
wir die Funktion If = F(R,) für beide Meßreihen auf 
(Abb. 3). Nun suchen wir zu einem der oben gefundenen 
Widerstandswertepaare, z.B. für R,I = 0,70 und Ralf = 1,25 
die zugehörigen Werte If auf 
Abb. 3 und arbeiten nach folgendem 
Schema: 


Gë Gë WW 72 Zë 36 18 20 


——> Az -10 
Abb. 2. 
Rı | h = s | If aus Kurve 
2 
Rıl = 0,70 hl =457 hll = +02 
SÄI =1%5 nl = 2,56 SI ell — — 0,79 
Dann ist nach Formel (3) 
_ — 09—021 _ 100 _ D 
b= 256 au HAT 


Benutzen wir das Wertepaar RA 0,86 und RA 1,54, 
so erhalten wir 

p— _ 6 — 004 _ 080 
~ 8373—2088 `~ 1,65 


Im Mittel ist also b = — 0,492 %. 


Bevor wir dazu übergehen, die Leerlaufcha- 
'rakteristik zu bestimmen, wollen wir uns einen 
Überblick über die Genauigkeit der Werte X, und b % 
verschaffen, indem wir das Verfahren nochmals in glei- 
cher Anordnung aber mit anderen Stromstärken, nämlich 
für Is Ra = konst. = 4,48 wiederholen. Wir erhalten: 


080 L — 0,486 fn. 


| Ro | LA | | Säin lô (Min.) bé | If 
Meßreihe 1 0 0,64 7 + 0,10 6,2 43,4 | + 0,70 
ohne Drossel 0,3 0,94 4,77 + 0,03 11,8 5,3 | + 0,143 
0,7 1,34 3,34 | — 0,065' 18,2 60,8 _ | — 0,217 
Meßreihe 2 0,3 1,12 4,0 — 0,20 10,4 41,6 | — 0,80 
mit Drossel, 0,6 1,42 3,15 | — 0,275 15,9 50,1 | — 0,866 
Xa = 0,52 0,9 1,72 2,60 | — 0,335 20,5 63,3 | — 0,870 


Nach Aufzeichnung der Kurven erhalten wir für 


I ð= 50: R” In = 1,815 
RT RA eer 

S ` X, = 0,64, 
1,8 = 45: “= GE = 1,818 | 


II 
während wir bei dem ersten Versuch r 
X, = 0,66 gefunden hatten. i 


Zur Bestimmung von b % erhalten wir für das Werte- 
paar RA = == 0, 175, R,ll= = 1,405: 


=1,79 sowie 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


3,0 
ye HHHH- 


1655 


R: | k= me | lf aus Kurve 
| 2 
SJ = 0775 1.1 =578 zIyl = +00 
Ra! = 1,405 711819 HI ell — — age 
— 0 £6 — 040 
b=== un CH 
5,78 — 3,19 OAST So 


Für das Wertepaar RA = 0,663 bzw. R! = 1,205 folgt 
in gleicher Weise 
— 0,82 — 0,64 


EE EE SCENE EE OI 
DEE e 
Im Mittel ergibt sich also b= — 0,485 % gegenüber 
b = — 0,492 % beim ersten Versuch. Die Übereinstimmung 


zwischen den Messungen ist demnach recht gut. Im 
folgenden rechnen wir mit 
X = 0,65, h = — 0,55 Dia. 
Leerlaufcharakteristik. — Die Bestimmung 
der Funktion Io = f(E) nebst den zugehörigen Winkeln 


Jó 
II] 11 FT 
ON EI BE EEE IP GE 


ist recht einfach, sobald X, und b bekannt sind. Jede be- 
liebige Aufnahme der Fehlerwerte f% und ô, die bei be- 
kannter Bürde und bekanntem Strom vorgenommen wurde, 
ist geeignet, einen Punkt der Charakteristik zu liefern. 
Die Berechnung erfolgt vermittels der Formeln (4)... (7). 
Wir greifen zunächst einige unserer bisherigen Versuchs- 
werte heraus und finden: 


ga 


Ra: X: I; I | &(Min.) 


! 


| 
| 18° 45’ 
| 


2,39 !—0105| 211 8,56 2,06 
1,34 | 0,65 | 3,34 |—o,0e5 | 18,2 4,98 | 2,58 21° € 
0,94 | 0,65 | 4,77 ! +0,03 | 11,8 5,44 2,77 19° 7 
112 | 1,17 | 4,0 :—020 | 10,4 | 650 3,05 20° 29° 


Die Kurve kann natürlich durch Aufnahme weiterer 


F'chlerwerte beliebig erweitert werden. Z.B. ergibt 
sich für 
t 
R Xe | Is | S Die | A (Min.) | Er; | 100 Jo | y 
17,7 0,79 4° 
15,2 1,37 1,07 6° 20 
13,2 1,82 1,31 8° 40 
10,5 2,74 1,71 12° 1% 


In Abb. 4 haben is alle so errechneten Punkte der 
Funktion 100 Jo = f(E) eingetragen. Sie lassen sich 
zwanglos zu einer Kurve verbinden. 

Vermittels des Winkels vw können dann Je und Je 
nach Gl. (7) berechnet werden. 

Zum Vergleich wurden schließlich noch einige Punkte 
der Leerlaufstrom-Charakteristik nach der bekannten 
Methode mit einem Wechselstromkompensator, Bauart 


Krukowski, aufgenommen: 
Er | 10% | MI 
1,82 1,35 14,4° 
3,32 1,95 18,9° 
5,42 2,60 22,0° 


Die Kurve, die in Abb. 4 gestrichelt eingetragen ist, 
weicht nur sehr wenig, u. zw. bei höheren Werten von Ey 
nach unten gegen die frühere ab. Ob die kleine Ab- 
weichung gesetzmäßig ist oder auf Ungenauigkeiten der 
Messungen zurückzuführen ist, muß durch weitere Ver 
suche entschieden werden. 


1856 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


14. November 1929 


Über neue Erscheinungen im Kondensatorfelde sehr schnell schwingender Stromkreise*. 


Von Dr.-Ing. K. Heinrich, Wismar, Ostsee. 


Übersicht. Es werden lichtbogenartige Erscheinungen 
im schnellschwingenden Kondensatorfelde beschrieben, be- 
sonders die Erscheinung der frei an einem Belag brennenden 
Flamme, wenn der Belag als Spitze ausgebildet ist. Für diese 
Erscheinung wird eine Erklärung zu geben versucht. 


Bildet man die Beläge eines Kondensators eines sehr 
schnell schwingenden Stromkreises so aus, daß ein Belag 
eine Platte P und der andere Belag ein Drahtstift S ist 
(Abb. 1), so tritt, wenn man den Stift S der Platte P ge- 
nügend weit nähert, ein lichtbogenähnlicher Überschlag 
ein. Zieht man den Stift S weiter zurück, so bleibt der 
Überschlag bestehen. Man kann dabei sehr deutlich einen 
Kern K und eine Hülle H beobachten. Der Kern K 
schneidet auf der Platte P einen Kreisring R von schr 
stark leuchtender hellblauer Farbe aus, während die 
Hülle H die Platte P nur unregelmäßig „beleckt“. Bringt 
man auf der Platte P kleine, steeknadelkopfgroße Lötzinn- 
pünktchen an, so bemerkt man, daß dieses Zinn augen- 
blicklich schmilzt, wenn man den Kern K über das Zinn 
streichen läßt, während die Hülle H keine sonderliche 
Schmelzwirkung zeigt. Bläst 
man gegen diesen scheinbaren 
Lichtbogen, so läßt sich bei 
einiger Vorsicht die Hülle H 
vom Kern K beinahe völlig 


wegblasen. 
A 
` 
S TI 
Abb. 2. 


Zieht man den Stift S weiter von der Platte P ab. sa 

reißt der Lichtbogen ab und aus der Spitze des Stiftes S 
heraus brennt vollkommen frei eine Flamme, bei 
der wiederum Kern K und Hülle H unterschieden w erden 
können (Abh.2). Hält man die Spitze des Stiftes S bei 
austretender Flamme an eine Glasplatte (Abb. 3), so wird 
durch diese Platte unter äußerst starker Lichtentwieklung 
fast augenblicklieh ein Loch gebohrt. Dabei ist zu beoh- 
achten, daß diese Arbeit nur von dem Kern K geleistet 
wird, die Hülle H, die man leicht wegblasen kann, umgibt 
nur lose den Kern K. — Bringt man weiter von unten an 
die Spitze des Stiftes S einen Glasstab (Abb. 4). so tritt 
bei genügender Annäherung nur der Kern K auf den Glas- 
stab über, während die Hülle H losgelöst frei nach der 
Platte P zu nach oben brennt. 
. Bläst man die gesamte Flamme aus und drückt einen 
Glasstab oder eine Glasplatte gegen die Spitze des Stiftes 
S, so beginnt die Umgebung der Berührungstelle bald rot 
zu glühen. Beim Entfernen des Glases erscheint die 
klamme wieder. TIsolierstoffe. wie Pertinax, Hartgummi 
usw., verbrennen beim Übertritt des Kernes K unter sehr 
starker Lichtentwieklung. Sie werden, ohne daß vorher 
die Flamme brennt, bei Berührung mit dem Stift S sofort 
entzündet. 

Sobald der Kern K auf einen zweiten Stoff auftrifft, 
wird auch der Stift S im Spitzenteil zur Hellelut gebracht. 
Nähert man der Spitze Metall, etwa ein an einem Glasstab 
hefestigtes Drahtstück, so schmelzen Drahtstück und Stift. 
S unter starker Liiehtentwieklung sehr schnell ab. Wird 
das Material des Stiftes S gewechselt, so ändert sich ledig- 
heh die Farbe: der Hülle H bei freibrennender Flamme 
zwischen Hell- und Dunkelgelb, während der Kern K seine 
stark leuchtende hellblaue Farbe behält. Setzt man ein 
kleines Glaströpfehen auf die Stiftspitze, so leuchtet der 


* Eingeg. am 22. VI. 1929. 


Kern K besonders stark und die Hülle H tritt gesondert 
stichflammenartig aus. 


Bei den Versuchen betrug die Spannung zwischen den 
Kondensatorbelägen durchschnittlich U = 1200 V, ge- 
messen mit einem eigens angefertigten statischen Volt- 
meter, und die Schwingleistung etwa 300 W bei einer Fre- 
quenz von 10° Hz. Der Schwingkreis war an einen Röh- 
rengenerator von Ä-— äm angekoppelt!. Die verwendete 
Platte hatte 10 em Dmr., der Stift — wahlweise Kupfer, 
Stahl, Bronze — war 0,1 cm stark. Der größte erzielte 
Abstand zwischen Platte P und Stiftspitze bei brennender 
Flamme betrug 5,5 cm. Eine Glasplstte von 3mm Dicke 
wurde in 1,5 s durchbohrt. 


A 
Ai Ki 
A e P 
Glasplatte blasstaob 
Abb. 3. Abb. A 


Im folgenden wird versucht, eine teilweise Erklärung 
der Vorgänge zu finden. Bringt man an die Spitze des 
Stiftes S zwei aufeinander liegende Glasplatten, so wird 
nur die der Spitze zugekehrte Platte sofort durchbohrt, 
während erst geraume Zeit später auch die zweite Platte 
durchbohrt wird. Das „Bohrloch“ der ersten Platte ist 
dabei von einem metallischen, schwarzen Belag umgeben. 
Bei näherer Beobachtung zeigt sich, daß dieser Belag durch 
die Hülle H hervorgerufen wird. Untersucht man den 
Belag, so findet man ihn aus demselben Metall wie der Stift 
G bestehend. Daraus könnte gefolgert werden, daß die 
Hille H aus Metalldampf des Stiftes S besteht, der sich auf 
der Platte niedergeschlagen hat. In der Tat nimmt der 
Stift S auch bei frei brennender Flamme, ohne daß er glüht 
oder abbrennt, bei längerem Brennen ab. 


Wie aber ist das „Verdampfen” des Stiftmetalls zu 
erklären? — Zunächst ist durch den Schwingstrom die 
Zahl der im Schwingkreis schwingenden Elektronen und 
damit auch die Zahl der von den Kondensatorbelägen mm 
das Dielektrikum übertreten wollenden Elektronen re- 
geben. Ist die Stiftspitze sehr scharf, so werden an ihr 
unvergleichlich mehr Elektronen in das Dielektrikum 
übertreten wollen als von einer gleich großen Teilfläche 
der Platte P. Daher wird das Dielektrikum an der Stift- 
spitze stark erhitzt, u. zw. scheinbar um so mehr, je größer 
die Dielektrizitätskonstante ist. Diese starke punkt- 
förmige Erhitzung wirkt auf die Spitze zurück, die da- 
durch weißglühend wird und die Metallverdampfun:z be- 
wirkt. Dadurch ist auch das IHerausschießen einer Stich- 
flamme bei einem aufgebrachten Glaströpfehen zu er- 
klären. Diese Hülle besteht dann aus glühenden Glas- 
teilehen, die wesentlich leichter als die glühenden Mectall- 
teilchen sind und infolgedessen eine längere Flamme 
liefern?. Nun wird aber durch das Grlühen der Spitze des 
Stiftes S noch eine weitere Wirkung ausgelöst: der 
bekannte Vorgang in jeder Glühkathodenröhre, nur mit 
dem Unterschied, daß die Kathode sich selbst glühend er- 
hält. Dann muß aber auch eine Gleichrichterwirkung in 
dem Schwingkreis nachweisbar sein; die Platte P hat in 
der Tat ein zwar sehr schwaches, aber deutlich ausge- 
prägtes positives Potential. Hat der Stift S von vorn- 
herein in Luft einen so großen Abstand, daß ein Cher: 
schlag nicht erfolgt. so treten zwar aus der Stiftspitze 
Elektronen in das Dielektrikum Luft über, aber sie er- 
hitzen die Luft nicht so weit, daß ein Glühen eintritt. Erst 
wenn dureh Glas oder Pertinax die Spitze zum Glühen 
gebracht ist, brennt denn auch in Luft die Flamme weiter. 
Die Metallteilchen der Hülle H haben dasselbe Potential 
wie der Stift S. Die Hülle H wird daher nach der Platte P 
neigen müssen. 


! Die gesamte Schaltanordnung entspricht der. wie sie in dem 
Aufsatz des Verfassers in der ETZ 19%, H 1188 angegeben wurde. 

2 Es sei gleichzeitig auf die einschlägige Literatur über Ent- 
ladungen in Gasen verwiesen. 


14. November 1929 


Es wird ausdrücklich bemerkt, daß es sich nur um 
den Versuch einer Erklärung handelt. Die hier geschil- 
derten Beobachtungen sollen den Anstoß für weitere 
Untersuchungen geben. Die Beobachtungen wurden vom 
nn im El. Institut der St. Ing.-Akademie Wismar 
ausgeführt. 


Zusatz bei der Korrektur’: Die Beobaclı- 
tungen scheinen noch weitere Folgerungen zuzulassen: 
Es scheint so, als ob die Elektronen nur durch Nicht- 
metalle hindurchgehen, bei Metallen sich jedoch nur 
auf der Oberfläche bewegen. Bringt man Nichtmetalle in 
das Kondensatorfeld, so werden diese erwärmt und halten 
die Wärme noch eine Zeitlang nach dem Ausschalten des 
Schwingkreises. Bringt man Metalle in das Kondensator- 
feld oder auch nur in die Nähe der Beläge, so tritt beim 
Berühren mit der Hand eine starke Wärmeempfindung 
an den berührenden Hautstellen ein, das Metall scheint 


3 Eingeg. am 17. X. 1929. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


1657 


heiß zu sein. Wird der Schwingkreis jedoch abgeschaltet, 
so ist in dem Metall keine Temperatursteigerung nach- 
zuweisen. Die beim Anfassen des Metalls unter Betrieb 
stark fühlbare Hitze scheint dadurch zu entstehen, daß 
die sich auf der Metalloberfläche bewegenden Elektronen 
die berührenden Hautstellen treffen und dadurch die 
Wärmebildung hervorrufen. 

Der Widerstand, den Nichtmetalle den Elektronen ent- 
gegensetzen, hängt von der Art des Nichtmetalls ab. Er 
ist auf alle Fälle größer als der Oberflächenwiderstand 
von Metallen. Die Elektronen werden daher bei der Wahl 
stets den Weg über die Metalloberfläche vorziehen. 

Bringt man ein Kircherol-Thermometer in ein Konden- 
satorfeld, so steigt dessen Säule schnell ant Nähert man 
mit Hilfe von Seidenfäden oder einer Glasstange der 
Thermometerkugel ein Metallstück mit etwa denselben 
Abmessungen wie die der Thermometerkugel, so nimmt 
die Steiggeschwindigkeit der Thermometersäule sofort ab. 


« ETZ 1929, S. 1088. 


Zettelrohrposten, Förderbänder und Bandposten in Fernämtern'. 


Die Eigenart des Fernverkehrs bedingt im Gegen- 
satz zum ÖOrtsverkehr das Aufzeichnen der gewünsch- 
ten Gesprächsverbindungen. Bei der Anmeldung 
cines Ferngesprächs durch einen Teilnehmer hat die 
Beamtin des Meldeamts auf einem Gesprächs- 
blatt Nummer des rufenden, Ort und Nummer des ver- 
langten Teilnehmers, Anmeldezeit usw. zu vermerken. 
Ferner ist beim Herstellen von Fernverbindungen unter 
Zusammenschaltung von zwei oder mehr Fernleitungen 
bei den solche Durchgangsverbindungen ausführenden 
Ämtern aus betrieblichen Gründen die Ausfertigung sog. 
Durchgangsblätter an den Fernschränken nötig. 
Die Gesprächshlätter werden vom Meldeamt aus den ein- 
zelnen Fernplätzen zur weiteren Erledigung der ange- 
meldeten Verbindung zugeführt und die Durchzangsblätter 
im allzemeinen zwischen den einzelnen Fernplätzen aus- 
getauscht. 


T Zettelfaltung für Rohrpost von 
Zwietusch & Co. 
IT Zettelfaltuns für Rohrpost von 
Mix & Genest. 


Abb. 1. 


Ee 


In kleineren Fernämtern geschieht die Beförderung 
der genannten Blätter von einer Dienststelle zur anderen 
von Hand oder durch besondere Boten. In größeren Fern- 
ämtern wird zur Erzielung einer möglichst schnellen Be- 
förderung der Blätter an die einzelnen in Frage kommen- 
den Arbeitsplätze, zur Ersparnis von Personalkosten und 
zur Betriebsverbesserung (Verminderung einer gewissen 
Unruhe bei der Blätterverteilung, Verringerung der Zalıl 
der Irrläufer infolge unrichtiger Sortierung) eine Zettel- 
rohrpost eingerichtet. Außer den oben genannten Blättern 
sind in größeren Fernämtern noch Auskunftesblät- 
ter zur Aufzeichnung von Anfragen und Aufträgen der 
Teilnehmer in bezug auf den Fernverkehr und Stö- 
runegsblätter zum Vermerk von Störungen, die in 
den Fernleitungen oder den eigenen technischen Einrich- 
tungen beobachtet werden, im Gebrauch, die ebenfalls den 
einzelnen Dienststellen durch Rohrpost zugehen. 

Wesen der Zettelrohrposten. Die ge- 
nannten Blätter haben in der Regel eine Länge von 140 mm 
und eine Breite von 60 mm. Sie werden nach Ankniffung 
einer sog. Fahne, d.h. ein Teil des Zettels wird am An- 
fang oder Ende des Zettels umzeknifft, durch Druckluft 
«der durch Saugluft, zu deren Erzeugung ein durch einen 
Elektromotor angetriebenes Gebläse dient, in rechteckig 
gezogenen Messingrohren von rd. 70 X 10 mm 1l. W. ohne 
Verwendung von Büchsen wie in Haus- oder Stadtrolır- 
posten befördert. Die beiden Firmen, die für die Deutsche 
Reiehspost Zettelrohrposten eingerichtet haben, sind E. Zwie- 
tusch & Co. G. m. b. H. und Mix & Genest AG., beide in Ber- 
lin. Jene verwendet als Fahrrohr glattes Messingrohr, diese 
Messingrohr mit je acht kleinen Riefen in den Breitseiten. 
Bei den Anlagen von Zwietusch fährt das Blatt mit einer 
35 mm langen Fahne voran im Rohr, bei den Anlagen von Mix 
& (renest mit einer 9 mm langen Falne am Ende (Abh.1). 


ı O. Kuhn, Tel. u. SE Techn. Bd. 17, S. 91, 170, 213, 242, 275, 


309, 341, 370; Bd. 18, 8. 78, 109 


Grundsätzliche Anordnung einer Zet- 
telrohrpostanlage. Vom Meldeamt aus gelangen 
die Gesprächsblätter und die Auskunftsblätter über För- 
derbänder oder durch Saugluftrohrpost zu einer im Fern- 
saal möglichst zentral anzuordnenden Rohrpost-Ver- 
teilerstelle (Abb. 2). Von hier werden sie den Fern- 


CE2] 


PRACAN 
739 


ernschrentreMeI 


A r 7 
Druckluft Zuföhru Ebert 1 


Abb. 2. Grundsätzliche Anordnung einer Zettelrohrpost mit Druckluft- 
und Saugluftbetrieb. 


schränken in Einzelrohren durch Druckluft zugeführt; 
je zwei oder drei Fernplätzen ist ein gemeinsames Fahr- 
rohr zugeordnet, das bei der Verteilerstelle mit einem 
Druckluftsender ausgerüstet ist und im Fern- 
schrank in einem Druckluftempfänger endiegt. 
Die im Gebläse erzeugte Druckluft wird der Verteiler- 
stelle in einem Luftrohr zugeführt, an das die Sender un- 
ter Verwendung eines Luftverteilerkastens angeschlossen 
sind. Die an den Fernplätzen auszufüllenden Durch- 
gangsblätter, die Auskunftsblätter — soweit sie an die- 
sen Plätzen mit einer Antwort zu versehen und der 
Auskunftsantwortstelle zuzuleiten sind — und 
die Störungsblätter gelangen durch Saugluftbetrieb nach 
einer Rohrpost-Sammelstelle. Da es sich auf 
diesem Wege um einen Sammelbetrieb, also um keine Ein- 
zelverteilung handelt, genügen wenige Fahrrohre, in die 
jeweils 6...8 Saugluftsender — an jedem zweiten Fern- 
platz einer — eingebaut werden. An der Rohrpost-Sammel- 
stelle mündet das Sauegluftfahrrohr in einen Saugluft- 
empfänger ein. Rohrpost-Sammelstelle und Rohrpost-Ver- 
teilerstelle stehen entweder durch ein Förderband oder 
u. U. durch Saugluft-Rohrpost miteinander in Verbindung, 
um Durchgangs-, Störungsblätter usw. zur weiteren Ver- 
teilung an die Fernplätze bzw. an die Störungstelle der 
Verteilerstelle zuführen zu können. Bei älteren Anlagen 
sind Rohrpost-Verteilerstelle und Rohrpost-Sammelstelle 
vereinigt. 

Technische Einrichtung fürden Druck- 
luftbetrieb. Am Druckluftsender der Verteilerstelle 
(Abb. 3) wird nach Einführen des Gesprächs- usw. Blatts 
in den Spalt Ö durch Betätigen der Taste T, eine Klappe 


1658 


K, geöffnet, die im Ruhezustand das vom Gebläse kom- 
mende Luftzuführungsrohr R, abschließt. Dadurch 
strömt Luft in die Kammer R,, schließt die Öffnung Ö 
mit der Klappe K, ab, wirkt auf die angekniffte Fahne 
des Blattes ein und treibt dieses durch das Fahrrohr bis 
zum Empfänger E Durch Drücken der Taste T, schließt 
sich gleichzeitig ein Stromkreis über einen Ruhekontakt 
am Empfänger, wodurch der Elektromaenet M erregt wird 
und den als Anker ausgebildeten, mit der Luftklappe K, 
in Verbindung stehenden Hebel A angezogen hält, auch 


rn S 
i Lufawführungsrohr | '\ 
U 
i s h 
1 P 
O _ _Aahrrohr Ce 
Si EE aT 
VM jt E 
EE SS 


Abb. 3. Schematische Darstellung des Druckluftbetriebs. 


wenn T, wieder losgelassen wird. Das am Empfänger 
ankommende Blatt streift über einen Hebel H, der den 
Ruhekontakt öffnet, dadurch den Stromkreis unterbricht 
und so den Anker A am Sender zum Abfallen bringt. 
Klappe K, schließt nunmehr die Luftzuführung ab, die 
Öffnung Ö wird wieder freigegeben. Die Taste l's dient 
zur Unterbrechung des genannten Stromkreises, wenn T, 
versehentlich ohne Einführen eines Blatts in den Sender 
geschlossen worden sein sollte. 

Technische Einrichtung für den 
luftbetrieb. Das am Ende offene Saugluftrohr wird 
mit einem Luftfilter zum Reinigen der dauernd aus dem 
Fernsaal anzesaurten Luft von Staub, Schmutzteilchen 
usw. verschen. Die an den Fernplätzen in das Rohr einzu- 
bauenden Saugzluftsender (Abb. 4) stellen im we 
sentlichen Klappen dar, die im Ruhezustand Ausschnitte 
in der oberen Breitseite des flach geführten Rohrs für 
das Finführen Blätter abdecken. Beim Beschicken 


Dang 


der 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


14. November 1929 


schlußkappe abgedeckt, deren Drehachse sich ungefähr 
am unteren Ende der oberen Kammer befindet. Beide 
Kammern stehen durch je ein Zweigrohr mit dem zum 
Gebläse führenden Luftrohr in Verbindung. Die Zweig- 
rohre können durch im Innern eingebaute Luftabsperr- 
klappen wechselweise verschlossen werden. Im Betriebs- 
zustand schließt die Luftabsperrklappe des oberen Zweig- 
rohrs die obere Kammer vom Luftrohr ab, die Klappe 
der unteren Kammer ist geöffnet, die Klappe zwischen 
den beiden Kammern hängt senkrecht herab, so daß beide 
Kammern miteinander verbunden sind. Da aus den Fahr- 
rohren Luft angesaugt wird und auch die Verschluß- 
klappe der unteren Kammer durch das Ansaugen ge- 
schlossen ist, werden die in die Saugluftsender einge- 
führten Gesprächsblätter vom Luftstrom mitgenommen, 
gelangen in die obere Kammer, in die das Fahrrohr mün- 
det, und fallen in die untere Kammer gegen die Ver- 
schlußklappe. Zwei in dieser angebrachte, mit Glas oder 
Zellon abgedeckte Fenster gestatten die Beobachtung, ob 
sich Zettel in der Kammer befinden oder nicht. Zwecks 
Entleerung der Kammer drückt die Beamtin den in den 
Bildern sichtbaren Hebel nieder. Durch ein Gestänge 
wird das untere Zweigrohr infolge Umlegens der Luft- 
absperrklappe geschlossen, das der oberen Kammer ge- 
öffnet und gleichzeitig die Klappe im Innern so weit um- 
gelegt, daß die beiden Kammern voneinander getrennt 
werden. Da nunmehr aus der unteren Kammer keine 
Luft mehr abgesaugt wird, bewegt sich die vorher schräg 
angezogene Verschlußklappe der unteren Kammer in eine 
senkrechte Lage, die Öffnung ist freigegeben und die 
anzekommenen Blätter fallen heraus. Gelangen während 
dieser Zeit weiter Blätter in den Empfänger, so sammeln 
sie sich in der oberen Kammer. Beim Rückführen des 
Hebels in die Ruhelage werden die beiden Luftabsperr- 
klappen in umgekehrter Richtung betätigt und die 
Trennklappe zwischen den beiden Saugkammern geht in 
die senkrechte Ruhelage zurück. Die inzwischen ange- 
langten -Blätter gleiten nunmehr in die untere Kammer, 
deren Verschlußklappe sich infolge Ansaugens der Luft 
wieder vor die Öffnung gelegt hat. 


GC LE > m 
Lrnprange 


Ge O finet 


Abb. A. Schematische Darstellung des Saugluftbetriebs (mit Sehleusenempfånger . 


des Senders wird die Klappe hochgehoben und das Blatt 
von oben schräg eingeführt. Die Saugluftsender werden 
so in die Tischplatte der Fernschränke eingebaut, daß sie 
mit der Oberfläche der Platte büadig abschließen. Der 
Saugluftempfänger, in dem das Fahrrohr ein- 
mündet, wird aus einem luftdicht verschlossenen, durch 
ein Luftzuführungsrohr mit dem Gebläse in Verbindung 
stehenden Metallgehäuse gebildet. Die im Saugluftstrom 
mitgeführten Blätter fallen in das Gehäuse und werden 
von ihm aus ins Freie befördert. In älteren Anlagen ge- 
schielt dies durch zwei im Innern des Gehäuses sich ge- 
genceinander drehende, gegen die Gehäusewandungen dicht 
abschließende Walzen. Die Blätter werden von beiden 
Walzen gefaßt und fallen durch einen von zwei federnden 
Bleehen begrenzten Spalt aus dem Gehäuse nach unten 
heraus (Walzenempfänger). 

In neueren Anlagen verwendet man den in Abb. 4 
dargestellten einfacheren Schleusenempfänger. 
Er besteht z. B. aus einem Metallgehäuse mit zwei über- 
einander befindlichen Saugkammern. Beide können 
durch eine im Innern befindliche umlegbare Klappe von- 
einander getrennt werden. Der abeeschrärte vordere Teil 
der unteren Kammer wird gewöhnlich durch eine Ver- 


Bauart der Rohrpost-Verteilerstellv 
und der Rohrpost-Sammelstelle. Der Vertei- 
lertisch älterer Bauart ist mit einem Rahmen ausgerüstet, 
in dem die Druckluftsender bis zu sechs Reihen hinter- 
einander und je sieben nebeneinander — insgesamt bis 42 
Stück — eingebaut sind. Unterhalb der Tischplatte be- 
findet sich der Luftverteilungskasten. An ihn sind mit- 
tels Stutzen einerseits die Sender angeschlossen, ander- 
seits mündet in ihn das vom Gebläse kommende Zufüh- 
rungsrohr für die Druckluft ein. In älteren Zettelrohr- 
postanlagen sind die Saugluftempfänger — in der Regel 
Walzenempfänger — allgemein auf dem Rohrpost-Vertei- 
lertisch mit untergebracht. Bei größeren Fernämtern mit 
mehr als 42 Sendern wurden Tische mit zwei oder drei 
Senderfeldern von Fall zu Fall beschafft. 

Da sich aus der Vereinigung von Sende- und Emp- 
fangstelle aber Schwierigkeiten in der Bedienung erga- 
ben, werden beide Stellen neuerdings getrennt vonein- 
ander angeordnet. Die neuen Verteilertische haben ein 
Feld zum Einbau von sieben Reihen zu je sieben, d. h. im 
ganzen 49 Sendern. Dies ist erfahrungsgemäß die Höchst- 
zahl von Sendern, die eine Beamtin bedienen kann. Zu 
Zeiten stärksten Verkehrs ist infolge Weefalls der Saug- 


14. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


1659 


luftempfänger die Möglichkeit geschaffen, daß eine Be- 
amtin auf der der eigentlichen Verteilerbeamtin gegen- 
überliegenden Tischseite Aushilfe leisten kann. Sind bei 
einem Amte mehr als 49 Druckluft-Fahrrohre nötig, so 
wird die Rohrpost-Verteilerstelle durch Aufstellen meh- 
rerer solcher Normal-Verteilertische gebildet. 


Für die Rohrpost-Sammelstelle werden in der Regel 
Tische in den Größenabmessungen der Meldetische ver: 
wendet, damit beide Arten von Tischen in einer Reihe 
aufgestellt werden können. Auf jedem Tisch finden bis 
zu vier Saugluftempfänger Platz. Sie werden in zwei 
Gruppen von je zwei Stück so aufgebaut, daß sich in der 
Mitte eine Mulde zur Aufnahme der ankommenden Blätter 
unterbringen läßt. Die einzelnen Schleusenempfänger 
sind an ein im Unterteil des Rohrpost-Sammeltisches endi- 
gendes, vom Gebläse kommendes Saugluftrohr ange- 
schlossen. Die Rohrpost-Sammelstelle wird möglichst nahe 
der Verteilerstelle untergebracht, insbesondere in kleine- 
ren Fernämtern, damit die Beamtin dieser Stelle die an- 
kommenden Durchgangs- usw. Blätter den Sammelmulden 
selbst entnehmen oder die Beamtin der an die Verteiler- 
stelle anstoßenden Leit- oder Auskunftstelle die Empfän- 
ger mit bedienen und die Blätter der Verteilerstelle kurzer 
Hand hinreichen kann. 


a Luft-Eintritt 
b Luft-Austritt 
A,B Läufer, entgegengesetzt 
drehend 
1..4 Flügel der Läufer 


Abb. 5. Rootsches Gebläse für 
Zettelrohrposten. 


Einrichtung für die selbsttätige Ent- 
leerung der Schleusenempfänger. Zur Er- 
sparnis von Personal wird bei großen Fernämtern die 
Einrichtung getroffen, daß sich die Schleusenempfänger 
selbsttätig öffnen und die angekommenen Blätter hinaus- 
befördern. In dem Aufsatz vonO.Kuhn? ist die beim neuen 
Fernamt in Köln-Deutz angewandte Vorrichtung näher 
beschrieben. Die Schleusenempfänger befinden sich in 
zwei Reihen auf besonderen Eisenkonstruktionen. Durch 
Kurvenscheiben, die von einem Elektromotor in Um- 
drehung versetzt werden, erfolgt eine Betätigung der an 
den Empfängern angebrachten lebel des Klappenumlege- 
gestänges. Die Blätter fallen auf unterhalb der Schleu- 
senempfänger sich bewegende Förderbänder und gelangen 
auf diesen zu der die weitere Verteilung vorncehmenden 
Dienststelle Die beiden Firmen Zwietusch & Co. und 
Mix & Genest haben neuerdings einfachere selbsttätire 
Entleerungseinrichtungen für einzelne Empfänger oder 
für Gruppen solcher Apparate, z.B. für die vier Emp- 
fänger eines Rohrpost-Sammeltisches, geschaffen. Bei der 
Einrichtung der Firma Zwietusch & Co. werden die Emp- 
fänger durch Umsteuern von Luftwegen in ihnen mittels 
eines elektrisch betätigten Ventils, bei der von Mix & 
Genest mechanisch durch eine hin- und hergehende Steuer- 
stange geöffnet und wieder geschlossen. 


Anordnung der Druckluftempfänger 
und der Saugluftsender in den Fern- 
plätzen. Die Druckluftempfänger werden an den Fern- 
schränken in das sog. Spiegelbrett, das rechtwinklig an 
die Tischplatte des Arbeitsplatzes anstößt, eingebaut, die 
Saugluftempfänger in den vorderen Teil der Tischplatte. 
In Fern-Doppeltischen finden beide Apparate im mittle- 
ren Teil der Tischplatte Platz, die je zwei gegenüber- 
liegende Fernplätze voneinander trennt, in Fern-Einfach- 
tischen in der an die Tischplatte anstoßenden waagerech- 
ten Platte. 


Gebläseanlage. Das durch einen Elektromotor 
anzutreibende Gebläse hat aus dem Saugluft-Fahrrohr- 
system Luft anzusaugen, diese zu verdichten und in das 
Druckluft-Fahrrohrsystem zu pressen. Der Spannungs- 
unterschied zwischen Druck- und Saugluft beträgt je nach 
dem Umfang einer Zettelrohrpostanlaxe 750 ... 1500 mm WS. 
bei einer Fahrgeschwindigkeit der Blätter von 7 ... 8 m/s. Bei 
der Deutschen Reichspost werden vorwiegend Rootsche 
Gebläse (Abb. 5), seltener Kreiskolbengebläse und Tur- 
binengebläse verwendet. Turbinengebläse arbeiten un- 


2 Tel. u. Fernspr. Techn. Bd. 17, wie Fußnote 1. 


wirtschaftlicher als jene, sie verursachen aber weniger 
Geräusch und gelangen daher dann zur Aufstellung, wenn 
die örtlichen Verhältnisse die Einrichtung des Rohrpost- 
maschinenraums im Kellergeschoß nicht gestatten. 


In kleineren und mittleren Fernämtern — bis etwa 
145 Fernplätze mit 49 Druckluft-Fahrrohren — wird ein 
Rootgebläse von 8,8 m?/min Leistung bei 1000 mm Wasser- 
säule Druckunterschied und 3 PS Kraftbedarf oder ein 
Kreiskolbengebläse von 9,5 m?/min bei gleichem Druck- 
unterschied und 3,4 PS Kraftbedarf aufgestellt, in größe- 
ren Fernämtern ein Gebläse von 16,5 m?/min und 5,4 bzw. 
17,4 m®/min und 5,9 PS. Turbinengebläse erfordern bei 
gleichem Druckunterschied und 8,5 m?/min Leistung 4,5 PS 
bzw. bei 20 m?/min Leistung 8 PS Kraftbedarf. 


Rohrnetz. Die Luftzuführungsrohre vom Gebläse 
zur Rohrpoststelle sind Eisenblechrohre von 100 bis 
200 mm Dmr. Zur Verminderung des Spannungsabfalls 
müssen sie auf kürzestem Wege geführt werden. Die 
Messingfahrrohre sind auf gerader Strecke in Längen von 
3..5 m zu verlegen. Bei Richtungsänderungen finden 
Bogenstücke Verwendung, u. zw. Flachbogen mit 
einem Halbmesser von mindestens 200 mm, Hochkant- 
bogen mit einem solchen von mindestens 500 mm, ferner 
Rohrverdrehungen und u U. Schrauben- 
bogen. Die Verbindung der einzelnen Rohrstücke er- 
folgt entweder unter Verwendung von Muffen (Mix & 
Genest) oder in der Weise, daß das eine Ende des Rohr- 
stücks muffenartig erweitert und der Anfang des zweiten 
Rohrstücks in diese Erweiterung eingeschoben wird (Zwie- 
un & Co.). Die Verbindungstellen werden mit Kitt ge- 

ichtet. 


In die Fahrrohre werden in Abständen von 6..8m 
Reinigungsverschlüsse eingebaut, die im Fall 
von Störungen das Entfernen steckengebliebener Blätter 
erleichtern. 


Die Fahrrohre werden in der Regel in Kanälen von 
rd. 150 mm Tiefe verlegt, die im Fußboden der Fern- 
sprechsäle auszusparen sind. Die Abdeckung der Kanäle 
erfolgt durch aufnehmbare Holzplatten in Eisenrahmen 
oder Eisenblechplatten. In kleineren Ämtern werden die 
Rohrpostrohre u. U. vom Rohrpostverteilertisch und dem 
Rohrpost-Sammeltisch durch Öffnungen unmittelbar nach 
dem darunter befindlichen Raume geführt und an der 
Decke dieses Raumes in Bündeln so verlegt, daß sie 
durch die Decke am Ende der Fernschrankreihen wieder 
hochsteigen. Von hier aus können sie im unteren, rück- 
wärtisen Teil der Fernschränke untergebracht oder in 
einfachen Holzkanälen auf der Bedielung hinter den 
Ba da nach den einzelnen Fernschränken geführt 
werden. 


a — a E ël 


Abb. 6. Vereinfachte Zettelrohrpost von Mix & Genest. 


Vereinfachte Zettelrohrposten. Zettel- 
rohrposten der beschriebenen Art kommen aus betrieb- 
lichen und wirtschaftlichen Gründen in Fernsprechämtern 
in Frage, wenn diese bei der Neueinrichtung bereits 60 oder 
mehr Fernplätze umfassen. In dem Bestreben, auch für 
Fernämter kleineren Umfangs die Vorteile 
einer mechanischen Blätterverteilung zu schaffen, die den 
Anspruch auf Wirtschaftlichkeit haben muß, sind verein- 
fachte Zettelrohrposten entwickelt worden. Gemeinsam ist 
solehen Anlagen, daß zur Ersparung einer besonderen 
Verteilerbeamtin die Beamtinnen des Meldeamts selbst die 
Versendung der Gesprächs- usw. Blätter nebenbei vor- 
nehmen. Die Firmen Zwietusch & Co. sowie Mix & Ge- 
nest verwenden für vereinfachte Zettelrohrposten die 
Apparate usw. der vorher beschriebenen normalen Anlagen. 
Bei dem System von Mix & Genest wird in den Mittelteil 
von zwei aneinanderstoßenden Meldetis:hen ein Senderfeld 
nach Abb. 6, aufnahmefühig für 4 X 5 Sender, eingebaut. 


1660 


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Zwietusch & Co. füzen zwischen je zwei Meldetischen einen 
schmalen Verteilertisch für insgesamt 3X 7 = 21 Sender 
ein, so daß diese den benachbarten vier Meldebeamtinnen 
erreichbar sind. 

Bei der von C. Aug. Schmidt Söhne in Hamburg ent- 
worfenen vereinfachten Zettelrohrpost führen bis zu 
14 Fahrrohre dicht nebeneinander und hochkant verlegt 
unter dem mittleren Teil der Tischplatte der Meldetische 
entlang. Jeder Meldetisch erhält ein Senderfeld zur Auf- 
nahme von insgesamt 2X 7 = 14 Sendern. Diese bestehen 
im wesentlichen aus einer rechtwinklig zur Fahrrohrrich- 
tung verschiebbaren Klappe, die einen in der Schmalseite 
des Rohrs angebrachten 120 mm langen und 8 mm breiten 
Sendeschlitz verschließt. Die Blätter sind demnach mit 
der langen Kanto in den Sender einzuführen. Wenn ein 
Sender des Fahrrohrs geöffnet wird und solange sich im 
Rohr ein Blatt in Fahrt befindet, werden die an den übri- 
gen Meldetischen desselben Rohrs befindlichen Sender 
elektromagnetisch verriegelt. Druckluft wird erst beim 
Betätigen eines Senders dem Fahrrohr zugeführt, u. zw. 


durch Ansprechen eines Ventils auf elektrischem Were 
in Abhängigkeit von dem Öffnen des Senders. Die Ab- 
schaltung des Luftstromes erfolgt durch Unterbrechung 
eines Stromkreises am Empfänger wie bei den Rolırposten 
von Zwietusch & Co. sowie Mix & Genest. Zwischen den 
Fernplätzen und dem Meldeamt werden Durchgangsblätter 
usw. durch Saugluftbetrieb befördert unter Verwendune 
eines einfachen Saugluftemfänzers. Dieser wird mit der 
Saueluftleitung des Gebläses durch ein Ventil in Verbin- 
dung gebracht, das ein beim Betätigen der Saugluftsender 
ansprechendes Zeitrelais einschaltet. Durch Einbau von 
Weichen in die Fahrrohre können an jedes Rohr zwei 
oder mehr Empfänger angeschlossen werden. Die Weichen 
lassen sich durch Druckknöpfe neben den Sendern auf 
elektrischem Wege steuern. 

Bei allen vereinfachten Zettelrohrposten werden die 
Saugluftempfänger auf dem ersten Meldetisch angeordnet. 
Dessen Beamtinnen haben die Empfänger nebenbei mit zu 
entleeren und die ankommenden Dur:zhgangsblätter usw. 
weiterzuleiten. Sb. 


Österreichs Elektroindustrie im Jahre 1928*). 


Von E. Honigmann, Wien. 


Die im Jahre 1927 beobachtete leichte Besserung der 
allgemeinen wirtschaftlichen Verhält- 
nisse hat 1928 keine besonderen Fortschritte gemacht, 
immerhin aber auch keine Rückschritte, wie eine Gegen- 
überstellung der günstigen und ungünstigen Faktoren er- 
«ibt. Gewachsen ist der Kohlenverbrauch; die inländische 
Erzeugung erhöhte sich um 7,9 %, die Einfuhr nur um 2 %, 
wozu wohl der Ausbau der Wasserkräfte und die Rationa- 
lisierung zahlreicher Betriebe beigetragen haben. Vom Bun- 
ddesamt für Statistik! sind Erhebungen über die Jahres- 
umsätze der bedeutendsten Industrie-Aktiengesellschaften 
angestellt worden, und auf seine Umfrage hat ein Viertel 
aller Gesellschaften, nämlich 260, die ein Drittel des ge- 
samten österreichischen Aktienkapitals repräsentieren, die 
(ieschäftsergebnisse der letzten drei Jahre mitgeteilt. 
Unter ihnen befinden sieh 20 Unternehmungen aus der 
Gruppe „Beleuchtung, Kraft, Leitung“ mit einem Kapital 
von 96,244 Mill S: ihre Umsätze betrugen 1925 56.045, 1926 
65,421 und 1927 78,166 Mill S, sind also in recht erfreu- 
licher Entwicklung begriffen, im Verhältnis zum Kapital 
allerdings, an denen anderer Branchen gemessen, niedrig. 
Die Ursache ist vermutlich in den hohen Anlazekosten der 
Stromlieferungswerke zu suchen. Die Zahl der Arbeits- 
losen war im Berichtsjahre noch immer sehr groß, hat sich 
aber doch gegen das Vorjahr etwas verringert, ebenso die 
der Insolvenzen, u. zw. bei den Ausrleichen um 21 %, bei 
den Konkursen allerdings nur um 5,5 %. Sie ist aber immer 
noch verhältnismäßiz sehr hoch, genau so hoch wie in 
der uns wirtschaftlich doch so überlegenen Tschechoslowa- 
kei und sechsmal so hoch wie im Jahre 1923, knapp nach 
dem Aufhören der Inflation. Im Außenhandel hat sich 
eine Belebung insofern gezeigt, als sein Gesamtumsatz ge- 
stiegen ist, wenn auch nicht in dem Maße wie im Voriahre. 
Das Passivum hat sieh ein wenig gesenkt, der Ausfuhr- 
iiberschuß der Fertigfabrikate etwas gehoben, ein Zeichen, 
daß die Anstrengungen unserer Industrie, ihre Erzeugnisse 
im Ausland zu verbreiten, nicht erfolglos geblieben sind. 

Von Interesse ist die Bewegung der Elektrizi- 
tätsaktien auf dem Kapitalmarkte. Während ihr Kurs- 
index 1926 durchschnittlich nicht viel über 500 lag. setzte 
er im Jahre 1928 mit 762 ein und schloß im Dezember mit 
ungefähr der gleichen Zahl (765). Sein Tiefpunkt lag im 
März (678), die Spitze der Kurve im Mai (797). Im all- 
gemeinen sind die Elektrizitätsaktien an der Börse nied- 
riger bewertet worden als im Vorjiahre, was vielleicht auf 
den Beschluß der Bundesbahnen, eine Pause in der Elek- 
trisierung eintreten zu lassen, zurückzuführen ist. 


Die fabrizierende Elektroindustrie gehört zwei- 
fellos zu denjenigen, die i. a. auch in der Zeit wirt- 
schaftlicher Depression zufriedenstellende Ergebnisse er- 
zielen konnten. Das liegt in der fast stürmischen Ent- 
wicklung begründet, die die Elektrizitätsverwertung seit 
dem Kriege in Österreich genommen hat. Der Ausbau der 
alpinen Wasserkräfte, die Errichtung eines engmaschigen 
Leitungsnetzes, das alle Bundesländer mit elektrischer 
Arbeit versorgt, die Umstellung der westlichen Bahnen 


* Vgl. ETZ tom S. 1784. 
t Statistische Nachrichten des B. A. für Statistik Jahrg. 7, S. 36 ft. 


vom Dampf- auf elektrischen Betrieb, der wachsende Um- 
fang der Einrichtungen für Telephon- und Telegraphen- 
dienst, die Vergrößerung der städtischen Elektrizitäts- 
werke, insbesondere die rasche Entwicklung des Strom- 
bedarfs der großstädtischen Bevölkerung sowie der Stra- 
Benbahnen brachten den elektrotechnischen Fabriken eine 
Fülle von Aufträgen, so daß man eigentlich meinen müßte, 
sie könnten auf eine zebnjährige Hochkoniunktur zurück- 
blicken. Wenn das nun aber doch nur in beschränktem 
Maße der Fall ist, so liegt das vor allem daran, daß auch 
diese Fülle von Aufgaben noch immer nicht ausreicht, um 
die gewaltigen Anlagen unserer führenden Unternehmun- 
gen voll zu beschäftigen. Obwohl sie schätzungsweise 30 
bis 40 % ihrer Erzeugung exportieren, sind ihre Werks- 
einrichtungen bei weitem noch nicht voll ausgenutzt. Die 
Konsumkraft Österreichs ist viel zu gering, und die Werbe- 
organisation der Fabriken mußte ihre Tätigkeit aufs 
äußerste anspannen, um im Umsatz und Ertrag nicht gegen 
die Vorjahre zurückzubleiben?. 

Das ist nicht so leicht, zumal, der allgemeinen wirt- 
schaftlichen Depression entsprechend, die Investitionen 
der österreichischen Industrie nachgelassen haben. Immer- 
hin schreitet die Elektrisierung der Betriebseinrichtunzen 
in Industrie, Gewerbe, Verkehr, Landwirtschaft und Haus- 
halt unaufhaltsam vorwärts. Die zunehmende Erschlie- 
Bung der Wasserkräfte und die Rationalisierung der all- 
gemeinen Kraftversorgung führt zur allmählichen Um- 
stellung von der Stromerzeugung in eigenen Anlagen zum 
Strombezug aus den Netzen der Großkraftwerke, wobei 
naturgemäß Veränderungen und Neueinrichtung elek- 
trischer Anlagen unvermeidlich sind. Der Notwendigkeit, 
die Maschinen der Fabriken zu automatisieren und zu 
modernisieren, was vielfach auf elektrotechnischem Wege 
geschehen muß, kann sich bei dem heutigen scharfen Kon- 
kurrenzkampf niemand entziehen, der nicht unterliegen 
will. Im Berichtsjahre traten dabei als Arbeitzeber für 
die Elektroindustrie hervor die Papvierfabriken, die eisen- 
verarbeitenden und chemischen Industrien, die Holz- und 
Automobilindustrie, aber auch kleinere Fabriken und Ge- 
werbetreibende, die dureh intensive und geschickte Pro- 
paganda mit den Vorzügen des elektrischen Betriebes ver- 
traut gemacht worden waren, zählen zur ständigen Kund- 
schaft der elektroteechnischen Unternehmungen. Gewisse 
Spezialitäten, wie Werkzeugmaschinenantriebe, Transport- 
und Verladeanlagen, Aufzüge, geben gut zutun. Die elek- 
trische Dampf- und Warmwassererzeugung, auch die in- 
dustrielle Elektroheizung, setzten sich immer mehr dureh: 
die Einriehtung elektrischer Schweißanlagen nimmt mit 
der Vervollkommnung der dafür konstruierten Maschinen 
ebenfalls dauernd zu. Die Fortschritte der Lichttechnik 
tragen dazu bei, das allgemeine Lichtbedürfnis zu erhöhen, ` 
die Beleuchtungsanlagen zu erweitern und zu verbessern, 
die Installationstätirkeit anzuregen und den Absatz an 
Lampen und Leuchtkörpern zu steigern. Auch verschie- 
dene neuartige sinnreiche Spezialanlageen für Biühnenbe- 
leuchtung dürfen nicht unerwähnt bleiben. Neben dem Ab- 
satz im Inlande wurde der Export von sämtlichen Fabri- 
kationsfirmen eifrig gepflegt. Aber außer dem außer- 


® Vgl. auch ETZ 19%, S. 181. D.S. 


14. November 1929 


ordentlich scharfen Wettbewerb der in den verschiedenen 
Ländern neu entstandenen oder stark vergrößerten Indu- 
strien, zu dem überall derjenige Deutschlands, aber auch 
der Weststaaten, ja der der V.S. Amerika kommt, ist es 
vor allem die hochschutzzöllnerische und die heutige Han- 
delspolitik überall beherrschende Tendenz zur Autarkie, 
welche uns die Eroberung und Behauptung der fremden 
Mörkte erschwert. Trotzdem ist es der Elektroindustrie 
gelungen, einen erheblichen Teil ihrer Erzeugung im Aus- 
lande abzusetzen, obwohl sie häufig in der Preisstellung 
bis an die Grenze des überhaupt noch Möglichen zu gehen 
gezwungen ist. Dabei erhöhen sich die Produktionskosten 
von Jahr zu Jahr. Die wiederholt angekündigte Verminde- 
rung der Steuern ist ausgeblieben, die Höhe der sozialen 
Leistungen und die Steigerung der Gehälter und Löhne 
vereitelt die Bestrebungen, die Gestehungskosten durch 
Rationalisierung zu vermindern. Die Schwachstromindu- 
strie hatte auch längere Zeit unter einem Streik zu leiden, 
der sich an Lohnkämpfe in der Metallindustrie anschloß 
und im Dezember zu einer Einigung führte. Die Erhöhung 
der Selbstkosten ist aber nur in seltenen Fällen durch bes- 
sere Verkaufspreise einzubringen. 


Befriedigend liegen die Verhältnisse in der Schwach- 
stromindustrie, die einen überwiegend großen Teil ihrer 
Erzeugnisse an die Post- und Telegraphenverwaltung ab- 
setzt, wobei die einzelnen Fabriken, die durchweg mit 
einem gewissen Kontingent an den Aufträgen beteiligt 
sind, mit gleichmäßigerer Beschäftigung rechnen können. 
Hierbei spielten die Arbeiten für die Vollautomatisierung 
des Wiener Fernsprechnetzes, die bald ihrem Abschluß 
entzegengehen, und den Ausbau des Fernkabelnetzes die 
Hauptrolle. Letzteres wurde an jenes der Tschechoslowa- 
kei durch ein 98 paariges Normalfernkabel angeschlossen 
(72,6 km von Wien bis zur Grenze Lundenburg). Die Ver- 
hindung mit Jugoslawien ist im Berichtsjahre von Wien 
bis Bruck a M. durch ein 166paarizes und von da bis Graz 
durch ein 98paariges Normalfernkabel in einer Länge von 
zusammen 271,5 km vollendet. Die Ferngespräche mit dem 
Auslande haben sich sprungweise vermehrt, aber auch der 
Überlandsprechverkehr im Inlande. Den Fernkabeln hat 
man auch die Einführung der Tonfrequenztelegraphie zu 
danken, die eine bedeutende Beschleunigung und Verbesse- 
rung des Telegraphenbetriebes ermöglicht, ja als Beginn 
einer neuen Entwicklungsperiode angesehen werden kann. 
Die infolge der Elektrisierung der Bundesbahnen notwen- 
dig gewordene Verkabelung der Fernmeldeleitungen zur 
Hintanhaltung von Störungen durch Starkstrom wurde 
fortzesetzt. Überlandfreileitungen sind 1928 in einer Ge- 
samtlängze von 7234,9 km neu errichtet worden. Das Fern- 
sprechleitungsnetz hat eine Linienlänge von 29056, eine 
lLeitungslänge von 773803 km, davon 620273 km Kabel. 
Der Rundfunk entwickelt sich befriedigend — die „Ravag” 
hat in den ersten vier Jahren ihres Bestehens rd. 20 Mill S 
der Volkswirtschaft zugeführt, davon allein 7,5 Mill S an 
Steuern und fast ebensoviel für Investitionen — ebenso 
die Radioindustrie: in Österreich wurden fast 0,3 Mill Röh- 
ren erzeugt, und der Export österreichischer Apparate für 
drahtlose Fernvermittlung ist außerordentlich bedeutend. 


Die Hoffnung, daß die schweren Zeiten, welche das 
Installationsgewerbe seit langem durchzumachen 
hatte, vorüber seien, hat sieh leider nicht erfüllt. Im Ge- 
senteil wird das Jahr 1928 von den maßrebenden Ver- 
tretern dieses Gewerbes zu den ungünstigsten gerechnet, 
die seine Geschichte aufzuweisen hat. Es ist erklärlich, daß 
die allgemeine Wirtschaftslage sich in einem Erwerbszweig 
besonders klar widerspiegelt, der bei so vielen Einrich- 
tungen des modernen Lebens einzugreifen hat. Vor allem 
wird das fast vollkommene Fehlen privater Bautätigkeit 
außerordentlich beklagt, und die Hoffnungen, die man auf 
eine größere Gesichtspunkte berücksichtirende Abiünde- 
rung der Mietengesetzgebung gesetzt hat, sind arg ent- 
täuscht worden. Der Großteil der Installateure sieht sich 
nach wie vor auf die Ausführung von Reparaturen und 
Instandhaltungsarbeiten angewiesen, zZ. T. auch auf den 
Verkauf von Haushaltunesartikeln, Beleuchtungskörpern 
u. dgl. Aber trotz der offenbaren Notlage des Gewerbes 
ist der Zudrang zu ihm nach wie vor übermäßig stark und 
übertrifft den Bedarf ganz bedeutend. Nach Mitteilung 
der Wiener Genossenschaft beträgt ihr Mitgliederstand 
1762, davon 1186 in Wien selbst und 521 in Niederöster- 
reich. Gegen 50 Konzessionäre waren unbekannten Aufent- 
halts, und über 200 üben das Gewerbe überhaupt nicht aus. 
Im Berichtsjahr wurden trotzdem 46 neue Konzessionen 
ausgegeben. Eine Besserung verspricht man sich von der 
neuen Regelung des Befähigungsnachweises, da in Zukunft 
isewerber um aie „Unterstufe” Konzession mit Ausnahme 
der Absolventen gewisser Fachschulen sich einer amtlichen 
Prüfung unterziehen müssen, von der es jetzt keinen Dispens 
mehr gibt. Besondere Anerkennung verdient, daß die Lei- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Ae 


1661 


tung der Genossenschaft der Ausbildung des Nachwuchses 
ihr Augenmerk mit Sorgfalt und weitschauend zuwendcet. 
Uberhaupt muß anerkannt werden, wie außerordentlich 
eifrig die Organisationen, in denen die Installationsfirmen 
sich zusammengefunden haben, bemüht sind, die schlechte 
Lage des Handwerks durch entsprechende Maßnahmen zu 
verbessern. Es sei nur an die Ausbildungskurse erinnert, 
um die Mitglieder mit den neuen Errungenschaften der 
Technik vertraut zu machen, ferner an die Beteiligung an 
der vom Gremium der Wiener Kaufmannschaft und der 
Elektroindustrie ins Leben gerufenen Schaufensterlicht- 
werbung, die nicht nur den lichttechnischen Fortschritt be- 
merkenswert gefördert, sondern vielen Elektrikern neue, 
gute Kunden gebracht hat. 


Der Vertriebelektrischer Erzeugnisse 
hat seit dem Kriege, den veränderten wirtschaftlichen 
und finanziellen Verhältnissen entsprechend, neue Bahnen 
eingeschlagen. Während des Krieges wurde die einhei- 
mische Erzeugung so ausgebaut, daß es nur noch wenige 
elektrotechnische Fabrikate gibt, die nicht im Inlande 
erhältlich wären. Die Schmälerung des Absatzgebietes 
durch den Verfall des alten Reiches, der Ausbau und 
die Neuschöpfung elektrischer Industrien in den Nach- 
folgestaaten, der Zwang, aus Gründen der Rationalisie- 
rung die Produktion zu vergrößern, obwohl der Absatz 
immer schwerer gefunden wird, nötigten auch unsere 
eroßen Unternehmungen, das Geschäft sozusagen auf allen 
Seiten zu machen. In ihren Zweigbureaus und Filialen 
stehen ihnen energische Verkaufsorganisationen zur Ver- 
fügung, Bankverbindungen und Gegengeschäfte sichern 
ihnen die Aufträge der anderen Industrien, die Rücksicht 
auf Einheitlichkeit, Konstruktion und einfache Lager- 
haltung bringt ihnen als Hersteller fast aller großen An- 
lagen auch die Bevorzugung bei der Nachbeschaffunz 
von Betriebs- und Ergänzunzsmaterialien, ihre finanzielle 
Stärke ermöglicht ihnen, bei Kreditgabe oder Zielgewäh- 
rung entzezenkommender zu sein als die kleineren Kon- 
kurrenzunternehmuneen, die aber doch auf den Bezug man- 
cher Artikel bei ihnen angewiesen sind, zumal einige wich- 
tige Fabrikatgruppen, wie Glühlampen, Leitungsmateria- 
lien, Isolierrohre, z. T. auch Porzellan kartelliert sind und 
ihre Erzeuger die Zwischenhändler und Konsumenten kon- 
trollieren, Preise und Bedingungen vorschreiben können. 
Kein Wunder, wenn der Großhändler, wo immer er kann, 
ausländische Lieferanten vorzieht, bei denen er überdies 
oft größeren Kredit und günstigere Zahlungsbedingungen 
findet. Allem Anschein nach scheint aber die Blüte des 
Enegroszeschäftes vorüber zu sein. Anders beim Detail- 
listen: Immer größer wird die Zahl elektrotechnischer Ein- 
richtungsgegenstände, zu deren Benutzung der Laie keines 
Installateurs mehr bedarf und die er deshalb am liebsten in 
offenen Geschäften kauft. Unter ihnen tun sich besonders 
die Radiogeschäfte hervor, und wenn auch zahlreiche In- 
solvenzen vorgekommen sind, haben sich doch viele ganz 
vortrefflich entwickeln können. 


Was nun den Export anlangt, so haben die Händler 
mehr und mehr auf diesen früher recht einträglichen Teil 
ihrer Tätigkeit verzichten müssen, und die Ziffern der Han- 
delsstatistik dürften zum großen Teil auf das Konto der 
Fabriken zu setzen sein. Einen Überblick über das Ge- 
samtbild der Ein- und Ausfuhr in den letzten drei Jahren 
gewährt die Zahlentafel. Noch immer gehören die elektro- 
technischen Erzeugnisse zu den Aktiven der österreichi- 
schen Handelsbilanz. Der Ausfuhrüberschuß belief sich im 
Berichtsiahr der Menge nach auf 9381 dz, dem Werte nach 
auf 23,411 Mill S. Im Jahre 1927 betrugen die auf Grund 
der definitiven statistischen Berechnungen sich ergebenden 
entsprechenden Ziffern 21 649 dz bzw. 24,647 Mill S. Wäh- 
rend also im Voriahre der Durchschnittswert eines Doppel- 
zentners sich auf fast 2500 S belief, sank er im Berichts- 
jahre auf rd. 1110 S. Diese Divergenz ist so auffallend, 
daß man Berechnungsfehler vermuten müßte, wenn die 
Werte noch wie früher geschätzt und nicht auf Grund von 
Deklarationen festgestellt würden, die im großen und gan- 
zen als wahrheitszetreu angenommen werden können. So 
erklärt sich der Unterschied einerseits aus den Preisunter- 
sehieden zwischen Import- und Exportwaren, da i. a. aus 
dem Auslande mehr Qualitäts- als Massenartikel bezogen 
werden, die Preise aber für den Wettbewerb auf dem Welt- 
markt niedrigst bemessen sein müssen, anderseits dar- 
aus, daß sich in den einzelnen Untergruppen Artikel von 
außerordentlich verschiedenem Handelswerte beieinander 
finden und das Assortiment in den einzelnen Jahren zu- 
fälligen Einflüssen unterliegt. Die gleiche Erscheinung 
zeigt sich auch in mitunter erstaunlichem Maße bei der Be- 
trachtung der einzelnen Tarifpositionen, wie sie die Zah- 


lentafel wiedergibt. 
(Zahlentafel s, S. 1662). 


1862 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


14. November 1929 


Österreichg Ein- und Ausfuhr elektrischer Erzeugnisse i. J. 1928. 


Einfuhr Ausfuhr 
Erzeugnisse Wert in 1000 S Menge in dz Wert in 1000 8 Menge in dz u. 
1928 | 1927 | 192% | 198 | 197 | 19% | 198 | en | 19% 1928 1927 1926 
| 
1003 | Elektrische Maschinen | | 
„1006| und Transformatoren| 13 292| 9619; 9135| 17887) 11490 10748|14974 1083910 161 31 840; 2515s 22 958 
1007 | Telegraphen-, Läute-, 
1009 Signal- und Eisen- | 
1012 bahnsicherungs- | 
apparate ..... 847, 663| 313 480 311 141| 721 430; 662 444 328 600 
1008 | Telephone und Mikro- 
phone . ...... 4078| 2824| 2636 1 312 673 498| 3796) 6202| 5315 1395 1 429 1569 
1010 | Apparate für drahtlose 
Fernvermittlung 4 203| 2101| 1333 764 326 196| 7518, 6179| 5321 2 002 1161 1 075 
1011 | Röntgen- und elektro- | | 
medizinische Appa- 
rate und Hilfsgeräte.| 1 422; 958| 806 929 48] 333| 1370, 1452| 1485 761 887 663 
Zwischensumme. . 13 405| 14 263: 12 783 4 602 
1013 | Elektrizitätsmeß- und 
Zählapparate .| 2728: 2132| 2295 1973| 1570| 1944 1010| 880 1291 
1014 | Bogen-, Quarz-, Queck- | 
silberdampflampen 170 99| 103 2] 26 46 
| 7 895 7 496 — 
Stück ` Stück Stück | | Stück Stück Stück 
1015 | Glühlampen . . . . . 2979. 3016 22 919 21 den 19 901 5 921 498/18 660 934/20 339 985 
1016 | Röntgenröhren . 12 II 8 167 104 246 9 7 7 
Zwischensumme. .| 3257| 3204! 3553 1 200 1 324 41/123 553| 21 471 20 389 7925 7 496 53 
Stück | — — ı — |2319 6522497 37313 038 152| — — : —  |19921 498|18 660 934/20 389 955 
1017 | Elektrische Öfen, Heiz- | | 
„1018| und Kochapparate; | 
Bügeleisen, elek- | 
trische Apparate und ! | 
Vorrichtungen n. b. b.| 10 498! 10 833 9270 9 409 9 21 6 438| 11 207| 7406 6144 16674 10988, 9241 
1020 | Kabel und isolierte | | Ä | 
1021 Drähte. . ..... 1 033 621 292 1 454 694 314| 4084| 5468! 5010 13 Vo 19 899, 16 215 
1022 | Akkumulatoren 331 195 163 498 368: 270| 6761| 6501 556 2 067 1 707 1648 
1023 | Elektrische | | | 
Beleuchtungskohle 65 60° 48 97 106: 75 28 88; 162], 45 208, 553 
1024 | Elektroden ..... 1573| 1086 1322| 18177 298 14419 22. 46| 189 120 211; 184 
1025 | Elektrische Kohlen, | | | 
andere. . 582! 461) 268| 1057 552: (ugi 82 e 69 29 38' au 
Zwischensumme. .| 2220' 1607| 1638| 19331 995€! 14610] 132! 201] 420 194 457 1 357 
1019 | Isolierrohre. . .... 567; 249| 198 3 499 l 578. 1116| 331) 314) 34l 2091) ? 126, 2 273 
E Isolations- und Montie- | | 
1028 rungsbestandteile . .| 284S 2910; 2308| 13827| 14 389, 11 664 200) 381! 1007 879) 890 998 
Gesamtsumme . .|47 324! 37 916! 33 940| 71691) 51790! 47 2846|70 735| 62 5631 58 755 81 072, 73 439 59 H1 
Davon Glühlampen ! | | | 
Stück | — | — — |2319 65212 497 373/3 028 152 — | — 19921 498 18 660 934,20 389 985 


Amerikanische Drehstrom-Aufzugmotoren 
mit Käfiganker. 


Die allgemeine Bevorzugung von Käfiganker-Mo- 
toren in den V.S. Amerika hat auch zur Anwendung 
dieser Motorenart zum Aufzugbetrieb geführt, wobei zu 


beachten ist, daß die schnellfahrenden und dauernd benutz- 


ten Aufzüge der amerikanischen Wolkenkratzer besonders 
scharfe Anforderungen an die Motoren stellen. Die Er- 
zielung des notwendigen Anzugsmomentes ohne über- 
mäßige Stromaufnahme bietet keine besonderen Schwierig- 
keiten: man macht eben den Läuferwiderstand entspre- 
chend hoch und nimmt den hierdurch bedingten starken 
Schlupf in Kauf, da ja die Zeit des Laufes mit voller 
Drehzahl gegenüber der Anfahrzeit ganz gering ist. Ob 
die unvermeidlichen Verluste während der Beschleuni- 
eungsperiode im Motor selbst oder, wie bei Schleifring- 
motoren, im Anlasser auftreten. ist an sich gleichgültig; es 
muß nur für schnelle Wärmeableitung, also zute Lüftung 
gesorgt werden. Bei dem Motor der Lincoln Electric. Co. 
wird zu diesem Zweck das Gehäuse aus elektrisch ge- 
schweißtem Stahl mit jalousicartisen Luftöffnungen herge- 
stellt; auch der Läufer ist unter Vermeidung von Gußeisen 
aus geschweißtem Stahl aufgebaut, wobei ebenfalls eine 
sehr luftige Konstruktion erzielt wird und — was beson- 
ders wichtig ist — eine geringe Schwungmasse. 
Eine gewisse Schwierigkeit besteht bekanntlich bei 
schnellaufenden Aufzüzen in der genauen Stockwerkein- 
stellung beim Anhalten; bei uns wird hierfür häufig ein 
besonderer Hilfsmotor benutzt. In Amerika scheinen sich 
Motoren mit Polumschaltung einzuführen: Man benutzt die 


niedrige Polzahl (hohe Drehzahl) zum Anfahren und zur 
Fahrt und schaltet kurz vor dem Anhalten auf die hohe 
Polzahl (niedrige Drehzahl) um. Der Aufzug nähert sich 
dann ganz langsam dem gewünschten Stockwerk und kann 
mit größter Genauigkeit und mit geringer Beanspruchung 
der mechanischen Bremse angehalten werden. Als Neben- 
vorteil ergibt sich dann noch ein gewisser Energierück- 
gewinn beim elektrischen Bremsen, also beim Übergang 
von der hohen auf die niedrige Drehzahl. 

Interessante Einzelheiten über polumschaltbare Auf- 
zugmotoren mit Käfiganker enthält ein Aufsatz von E. E. 
Dreese!. Hiernach wird als „geringe Polzahl“ 4 oder 
mehr, als „hohe Polzahl” 48 oder weniger verwendet. Das 
Verhältnis der Polzahlen liegt zwischen 1 : 2 und 1:6. Der 
Verfasser entwickelt einige einfache Formeln, aus denen 
er dann folgende recht lehrreiche Zahlentafel berechnet: 


Polzahlverhältnis . . . . 2 2 2 2 e 2 3 A 6 
Gesamte k'netische Energie des Systems bei 

voller Geschwindigkeit. . . - . 2 2 2 .. 1 1 1 ) 
Beim Bremsen zurückgewonnene Energie . . | 0,5 0,44 0,37 0,28 
In der mechanischen Bremse verlorene Energie | 0,25 0,11 | 006 0,08 
Im Rotor beim Bremsen verlorene Energie . . | 0,25 0,45 0,57 0,69 
Im Rotor während eines vollen Spiels (An- | 

fahren und Anhalten) verlorıne Energie 1,25 | 1,45 157 1,6 


Der deutschen Elektrotechnik bleiben technische 
Fortschritte dieser Art leider verschlossen, weil die mel- 
sten Elektrizitätswerke Motoren ohne Schleifrinze nicht 
zulassen. L. Schüler. 


ı E. E. Dreese, J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 48. S. 32. 


14. November 19298 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


1663 


RUNDSCHAU, 


Elektromaschinenbau. 


Über neuere Wicklungen asynchroner Wechselstrom- 
maschinen. — Ph. Suter, Baden (Schweiz), gibt einen 
kurzen Überblick über neuzeitliche Wicklungsarten. Da 
sich offene Nuten und magnetische Keile bisher nicht durch- 
setzen konnten, ist man bei Niederspannung fast allge- 
mein zur Träufelwicklung übergegangen. Weil bei dieser 
Wicklung die Spulen vor dem Einträufeln auf Wicklungs- 
schablonen hergestellt werden, kommt man immer mehr 
von der Zwei- und Drei-Ebenen-Wicklung ab und zur 
„Schablonenwicklung“ (Wicklung mit gleichen Spulen- 
köpfen). Die einfache „Schablonenwicklung“ macht nun 
bei Reparaturen Schwierigkeiten, so daß man in letzter 
Zeit zur „Gruppenwicklung“ übergegangen ist. Das 
Schema dieser Wicklung ist in Abb.1 dargestellt. Der 


Abb. 1. Abb. 2. Schema einer geteilten 
Gruppenwicklung; dreiphasig, 2 


Pole, Nutzahl spezifisch 4, total 24. 


Schema einer Gruppen- 
wicklung; dreiphasig, 4 Pole, Nut- 
zahl spezifisch 3, total 36. 


Vorteil dieser Wicklung besteht, abgesehen von einer 
nennenswerten Kupferersparnis, in der Möglichkeit, die 
einzelnen Phasen gut abzuisolieren. Das Weglassen der 
Umbändelung der Wickelköpfe wird mit Rücksicht auf 
die bessere Kühlung und die heutigen vollkommenen Im- 
prägnierungsverfahren empfohlen. Bei kleinen Polzahlen 
und großen Nutenzahlen für 1 Pol und 1 Phase kann man 
„geteilte Gruppenwicklung”“ anwenden (Abb. 2). 

Von Wicklungen für Spannungen über 2000 V werden 
einige veraltete Methoden beschrieben, die hier nicht 
wiedergegeben werden sollen. Die wichtigste, heute wohl 
allgemein übliche Wicklungsmethode ist die des Einschie- 
bens von „U-Spulen“ (Halbformspulen), Abb.3. Diese 
Spulen werden auf Schablonen gewickelt und mittels be- 
sonderer Isolierverfahren isoliert und mit Mikanit um- 
faßt. Nach dem Einschieben werden die offenen Enden zu 
Wickelköpfen zusammengebogen und verlötet oder ver- 
schweißt, letzteres fast stets mit elektrischen Stumpf- 
schweißverfahren. Diese Wicklungen lohnen immer bei 
größeren Objekten. Für kleine Maschinen mit vielen 
Drähten wird immer noch gefädelte Wicklung verwendet. 
Bei gewöhnlichen U-Wicklungen müssen die freien Spulen- 
enden durch doppeltes Biegen außerhalb des Nutenkreises 
geführt werden, mit Aus- 


nahme der äußersten Ebene, 
wo auch einmaliges Biegen Liest 
erfolgen kann. Diese Män- m — u 


gel können durch Verlegen 
der Verbindungstellen (of- 
fene Wicklungseite) zu 
beiden Seiten des aktiven 
Eisens nach Abb. 4 besei- 
tigt werden. Die Spulen 
werden hier abwechselnd 
von beiden Seiten einge- 
schoben. Die Gruppenspu- 
len werden alle gleich. 
Auch hier sind Reparatu- 
ren umständlich und kost- 
spielig, da die Spulen eine Kette bilden und das Heraus- 
nehmen einer Spule das Öffnen der beiden benachbarten 
„Gruppenspulen” bedingt. 

Wicklungen für mehrteilige Ständer können ohne 
weiteres so ausgeführt werden, daß die Trennfugen bei 
ciner durch 4 teilbaren Polzahl (bei zweiteiligem Stän- 
der) offen bleiben. Die bisher bekannten derartigen Wick- 
lungen haben alle den Nachteil, daß sie in den metallischen 


Abb. 3. U-Spule (Halbformspule), 
fertig zum Einschicben. 


Hüllteilen der Wickelräume erhebliche zusätzliche Ver» 
luste verursachen. Der Grund dafür ist darin zu suchen, 
daß die Ströme in den Wickelköpfen stets eine erhebliche 
tangentiale Durchflutung des Wickelraumes ergeben, wäh- 
rend bei gewöhnlichen „Spulen“- oder „Gruppenwicklun- 


1A 


d 


C 


Keess ll 


Ss E EE E a 


d 


; 
A 


Al 


«SITES 


N 


A 


C Verbindungstellen 


Abb. 4. U-Wicklung mit gleichen Spulen; Hälfte einer 4poligen 
Dreiphasenwicklung. 


gen“ diese tangentiale Komponente in jedem Augenblick 
null ist. Man hat Lösungen mit verkürzten oder weg- 
gelassenen überbrückenden Spulen versucht (Abb.5), die 
aber eine Störung der Induktion in einzelnen Phasen be- 
deuten und daher im allgemeinen, zumal für Motoren, nicht 
empfohlen werden können. Man kann die Anzahl der nach- 


U 

N 
‚» 

œ 


Abb. A Mittel zur Vermeidung 
nachträglicher Spulenmontage 
bei geteilten Blechkörpern. A und 
B Trennfugen. Bei A Weglassen 
` der überbrückenden Gruppen- 
| spulen, bei B Kürzen der über- 
| brückenden Gruppenspulen. 
bA, 


ONR Ee 


i 
= 


2 E, dr d 


me— 


träglich einzuwickelnden Spulen verringern, wenn man 
die Drei-Ebenen-Wicklung vermeidet und in solchen Fällen 
nur Zwei-Ebenen-Wicklung anwendet. Auch in diesem 
Falle muß man unter Umständen wegen des Einbringens 
einer Spule mehrere Spulen am Ort wickeln, sobald die auf 
ein Teilstück entfallende Polzahl nicht durch 4 teilbar ist. 
Man kann das vermeiden, wenn man neben den über- 
brückenden Spulen gekröpfte Spulen anwendet (Abb.6). 
Ze Polzahl jedes Teilstückes muß dann nur durch 2 teil- 
ar sein. 


Abb. 7. Wicklungschema eines 
Induktionsreglerszur Vermeidung 


Abb. 6. Schema einer Spulen- 
wicklung in 2 Ebenen, mit 2 ge- 


kröpften Gruppenspulen für zwei- 
teiligen Blecehkörper, dreiphasig, 
A Pole, Nutzahl spezifisch 1, 
total 12. 


von Phasenverschiebung 
zwischen ungeregelter Spannung 
und großem Drehmoment, drei- 
phasig,2Pole, Nutzahl spezifisch2, 


total 12. 


Bei Induktionsreglern treten durch die hohen Span- 
nungen und außerordentlich hohen Stromstärken (bis 
4000 A) Schwierigkeiten auf, die durch die hohen u.U. 
auftretenden Kurzschlußströme noch vergrößert werden. 
Um die außerordentlichen Kurzschlußkräfte zu beherr- 
schen, hat die Firma Brown, Boveri & Cie. die sog.’ 


1661 


„Ringwicklung”“ ausgeführt, bei der die drei oder sechs 
Phasen zu ringförmigen Sammelschienen geführt werden, 
die man mit den Spulenköpfen stets leicht abstützen kann. 
Hohe Spannungen beherrscht man durch Schablonenwick- 
lung, die im Läufer in offene Nuten eingelegt werden, 
während im Ständer „U-Spulen” verwendet werden. Um 
die Phasenverschiebung der Zusatzspannung einerseits 
und die großen Drehmomente anderseits zu vermeiden, ver- 
wendet man Doppel-Induktionsregler. Die genannte Firma 
hat nach einem neuen Patent die Doppel-Induktionsregler 
durch einen zweiteiligen Regler ersetzt. In den in Eisen- 
mitte angeordneten Luftspulen kreuzen sich nach Abb. 7 
die Spulen zweier Phasen. Dadurch laufen die Drehfelder 
links und rechts dieses Luftspaltes gegensinnig. Die Wick- 
lung ist genau dieselbe wie bei einem Doppel-Induktions- 
regler. (Ph. Suter, Schweiz. Techn. Z. Bd. 25, I 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Temperatur-Überwachungsapparate — Abb. S zeigt 
den Apparat für elektrische Öfen. Der innere Stab a 
besteht aus einem Material mit sehr geringem Ausdeh- 
nungskoeffizienten, während für das diesen Stab um- 
eebende äußere Rohr b ein Material mit sehr großem Aus- 
dehnungskoeffizienten gewählt ist. Rohr und Stab sind 
am unteren Ende fest miteinander verschraubt, am oberen 
lünde aber freispielend ineinander gelagert. Im Apparat- 
kopf, der fest mit dem Außenrohr i 
verbunden ist, sind zwei Kontakte 
angeordnet, von denen der eine vom 
Stab getragen wird, während der 
andere einstellbar mit dem Kopf ver- 
bunden ist. Die Einstellung des Ap- 
parates erfolgt mit dem außerhalb 
des Kopfes sitzenden Drehknopf und 
ist an einem Zeiger abzulesen. Die 
Verstellung erfolgt durch Verän- 
derung der Federvorspannung; da- 
durch ist die Kontaktauslösung für 
jeden Temperaturpunkt innerhalb 
eines gewissen Meßbereiches mög- 
lich. Die Apparate werden für Tem- 
peraturen bis 300° und bis 1000 ° 
geliefert. Die Lebensdauer des ex- 
ponierten äußeren Rohres, welches 
ersetzbar ist, erreicht nach dem Be- 
richt bei Gebrauch zwischen 800 und 
1000 ° etwa 5000h. Über die Halt- 
barkeit der Kontakte werden keine 
weiteren Angaben gemacht bis auf 
die eine Bemerkung, daß der Appa- 
rat nur mit geringem Strom be- 
schickt wird und die Schaltung des 
Heizstromes des Ofens über ein Re- 
lais erfolet. Der Einstellbereich ist 
etwa 400 °, und der Apparat soll die 
Temperatur bis auf % ° genau zu 
halten gestatten. Bei dem Regler 
für (rasöfen ist statt des Kontakt- 
orzans ein Scheibenventil vorge- 
sehen, welches den Durchfluß des 
(Cases regelt und welches durch die Differenz der Aus- 
dehnung der mittleren Stange und des Außenrohres ge- 
steuert wird. (Engg. Bd. 124. S. 747.) Schö. 


Abb.8. Temperatur-Über- 
wachungsapparat fürelek- 
trische Öfen. 


Beleuchtung. 


‚Die Helligkeitschwankungen an selbstregeinden 
Gleichstrombogenlampen. — Der Kohlennachschub bei den 
meisten heutigen selbstregelnden Gleichstrombogenlam- 
pen, namentlich bei den für Projektionszwecke gebauten, 
erfolgt diskontinuierlich. Die dadurch bedingten Hel- 
ligkeitschwankungen wurden mit einer lichtelektrischen 
Kaliumzelle in Verbindung mit einem Saitenelektrometer 
registriert, während gleichzeitig die Spannung und die 
Stellung der positiven Kohle aufgezeichnet wurden. Unter- 
sucht wurden eine Weulelampe und zwei Lampen von Kör- 
ting & Mathiesen. Die Helligkeitschwankungen variieren 
zwischen etwa 1% und 8%. Die Weulelampe hatte bei 15 A 
ein Schwankungsminimum von 2,5%. Die 30 A-Lamre 
von Körting & Mathiesen wies etwa 13 %, die 8 A-Lampe 
etwa 5,3% Helligkeitschwankungen auf. (A. Graf, Z. 
Techn. Phys. Bd. 9, S. 60.) Br. 


Die Bedeutung der Lichtwirtschaft für die Glüh- 
lampenindustrie. — Die Idee, den Verbraucher syste- 
matisch auf die große wirtschaftliche Bedeutung der 
richtiger und ausgiebiger Beleuchtung innewohnenden 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


14. November 1929 


produktiven Kräfte hinzuweisen, hat nicht sehr lange nach 
der Gründung der Osram G. m. b. H., wie deren 
Direktor Chr. P. Jensen in einem lesenswerten Auf- 
satz! sagt, eine innere Umstellung aller am Vertrieb be- 
teiligten Organe veranlaßt, um nicht mehr so sehr das 
Produkt selbst, die Glühlampe, sondern seine Leistung, 
das Licht, zu propagieren. So kam man zur Einführung 
der Lichtwirtschaft, die wirtschaftliche Probleme 
unter dem Gesichtswinkel der Beleuchtung behandelt. 
Man schuf das Lichthaus am Warschauer Platz und eine 
Abteilung für Lichtwirtschaft, doch zeigte sich bald die 
Notwendigkeit viel tiefer greifender Maßnahmen, wenn 
die Aufgabe mit Aussicht auf durchschlagenden Erfolg 
gelöst werden sollte. Zu dem Zweck schien zunächst eine 
Zusammenfassung aller Kräfte in nationalen Gesellschaf- 
ten für Lichtwirtschaft möglich, ein Weg, der indessen 
vorerst wieder verlassen werden mußte. Statt dessen ent- 
stand unter der Mitarbeit der Verbände der Installateure 
und Beleüchtungshändler gemeinschaftlich mit der Orga- 
nisation des Einzelhandels, der Dekorateur- und Reklame- 
verbände die Zentrale der deutschen Schau- 
fenster-Lichtwerbung, deren Erfolge — auch 
die Lichtfeste zahlreicher Großstädte trugen die Licht- 
idee in weite Kreise — 1928 zur Errichtung der Zen- 
trale für Lichtwerbung führten. Ihr gehören 
die VdEW, der Reichsverband des deutschen Elektro- 
Installateur-Gewerbes, der Verband des Beleuchtung:- 
und Elektro-Einzelhandels Deutschlands und die Glüh- 
lampenindustrie an. Örtliche Elektrogemeinschaften füh- 
ren nach den von dieser Zentrale aufgestellten Richt- 
linien gemeinschaftliche Werbeaktionen durch, ihre Er- 
fahrungen werden sich vielleicht später auch für andere 
(rebiete der Elektrotechnik verwerten lassen. Nach dem 
Hinweis, daß kaum ein Zweig der Elektrotechnik weniger 
als das Elektroinstallateurgewerbe für aktive Werbung 
vorbereitet war, erwähnt Jensen aus der Vorgeschichte 
der A.F.I. das im wohlverstandenen eigenen Interesse 
gelegene Bestreben der deutschen Glühlampenindustrie, 
sich für den Vertrieb ihrer Erzeugnisse lediglich des 
lezitimen Zwischenhandels zu bedienen, der den elektro- 
technischen Großhandel, die Installateure und Beleuch- 
tungsgeschäfte umfaßte, um diesem Zwischenhandel die 
erforderliche wirtschaftliche Stärkung zu geben. Aus- 
sprachen zwischen den berufenen Verbandsleitungen der 
Installateure und Beleuchtungskörperhändler mit der 
Osram-Gesellschaft hatten es als wünschenswert erschei- 
nen lassen, gemeinschaftliche Mittel und Wege zu suchen, 
um Installateurgewerbe und Beleuchtungskörperhandel 
durch Steigerung ihres Absatzes auf verbesserter wirt- 
schaftlicher Grundlage in ihrer Leistungsfähigkeit zu 
heben. Daher beschloß man die Bildung einer Arbeits- 
eemeinschaft zur Förderung des Elektro- 
Installateur- und Beleucktungzs-Gewer- 
bes (A.F.I.) durch dessen Beratung und Unterstützung 
auf den Gebieten der Technik. der Werbung und der Wirt- 
schaft. Über den Grundgedanken, die Ziele und die Tätig- 
keit der Elektrogemeinschaften ist in der ETZ schon früher 
berichtet worden. Eine grundsätzliche Aufklärung der um- 
fassenden Gruppe von Verbrauchern, die sich, wie indu- 
strielle Mittel- und Großbetricbe, Verkehrsgesellschaften, 
Stadtverwaltungen, Kaufhäuser usw., nicht mehr durch 
den Elektroinstallateur bedienen lassen, sondern für In- 
stallationen meist eigene Arbeitskräfte unterhalten bzw. 
solche durch den Großinstallateur ausführen lassen, wird 
um so eher möglich sein, als hier zahlenmäßize Unter- 
lagen darüber zur Verfügung stehen, weiche Gewinne 
durch Vermehrung und Verbesserung des Produktions- 
ergebnisses mit Hilfe besserer Beleuchtung in Betrieben 
gleicher Branche erzielt worden sind bzw. erreicht werden 
können. Die Bereitstellung überzeugungskräftiger De- 
monstrations- und Werbemittel läßt sich die Abteilung für 
Lichtwirtschaft angelegen sein. 

„Die Lichtwirtschaft”, so schließt Jensen seine Aus- 
führungen, „hat sich ein beschleunigtes Tempo der natür- 
lichen Steigerung des Lichtbedürfnisses zur Aufgabe ge- 
macht. In dem Maße, in dem es ihr gelingt, ihre Ideen 
zum Allgemeingut werden zu lassen, wird sich diese Be- 
schleunigung eınstellen und damit automatisch ein größe- 
rer Bedarf an Glühlampen eintreten, eine weitere Ver- 
besserung und Verbilligung des Produktes fördernd.“ 


Leuchtdichte und Gesamtstrahlungsdichte von Wolf- 
ramwendeln. — Die Frage nach der Leuchtdichte und der 
(fesamtstrahlungsdichte von Wolframwendeln ist nicht 
wie bei glattfädigen Glühkörpern durch Angabe der Tem- 
peratur eindeutig beantwortet, da sich die gegenseitige Be- 
strahlung der einzelnen Flächenteile des Glühkörrers je 


I (isram-Nachrichten vom 15. IX. 1929. 


14. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


‘1665 


nach der Ganghöhe (Steigungsfaktor) und dem Verhältnis 
des Wendelkerns zum Drahtdurchmesser (Kernfaktor) 
ändert. Um diese Größen zu bestimmen, muß man zunächst 
die Flächengröße der Wendelproiektion für eine Reihe von 
Projektionswinkeln ermitteln. Zu dem Zweck wurde eine 
besondere Wendelzeichenmaschine konstruiert, mit deren 
Hilfe über 100 Projektionen von Wendeln vom Kernfak- 
tor 4 und 6, vier verschiedenen Steigungsfaktoren aus 
11...15 verschiedenen Richtungen angefertigt wurden. An 
jeder Projektion wurden planimetrisch für je eine Wendel- 
eanghöhe die unabgedeckte Außenseite des Drahts, die 
sichtbare Innenseite des Drahts und die Größe der Lücken 
gegenüber der Projektion der umhüllenden Zylinderfläche 
gleicher Höhe bestimmt. Diese Einzelwerte sind gemäß 
der Größe des von ihnen eingenommenen Raumwinkels zu 
bewerten. Daraus kann man dann die Größe der Raum- 
winkelprojektion einer Ganghöhe und damit der gesamten 
Wendel ermitteln. Bestimmt man in der Ulbrichtschen 
Kugel den Lichtstrom und mißt die Leistungsaufnahme 
beim Erhitzen im Vakuum auf gegebene Temperaturen, 
so lassen sich Mittelwerte für die Leuchtdichte und die Ge- 
samtstrahlungsdichte für die betreffenden Temperaturen 
berechnen. Dabei sind für die Veränderungen, die durch 
Abkühlung an den Drahtenden entstehen, Korrekturen an- 
zubringen. Die so ermittelten Werte wurden nachgeprüft, 
indem die Leuchtdichte der einzelnen Teile der Wendel- 
fläche direkt auf photographischem Wege bestimmt wurde. 
Beide Wege führen zu gut übereinstimmenden Ergebnis- 
sen. Für einen Kernfaktor A und einen Steirzungsfaktor 1,5 
ergab sich, daß die Lichtstromdichte der Wolframwendel 
etwa 1,31mal, die Cresamtstrahlungsdichte etwa 1,40mal so 
vroß wie von ebenen Wolframflächen ist. (G. Holst, 
E.Lax,E.Oosterhuis,M. Pirani, Z. techn. Phys. 
Bd. 9, S. 186.) Br. 


Heizung. Öfen. 


Einc Sondertagung der VdAEW über elektrisches Kochen. 
— Am 15./16. X. hielt die Vereinigung der Elek- 
trızitätswerke eine Sondertagung über elek- 
trisches Kochen ab; diese bildete den Auftakt zu 
einem Werbekursus, der, von der Vereinigung und dem 
Zentralverband der deutschen elektrotechnischen Industrie 
in Verfolg des Programms der „Gemeinschaftswerbung” 
veranstaltet, bis zum 19. X. dauerte. Der Vorsitzende und 
der Verwaltungsdirektor der VdAEW legten in ihren die ein- 
zelnen Vorträge umrahmenden Ausführungen etwa fol- 
sende Gedankenzänge dar: Die Tagung werde in keiner 
Weise eine Kampfstellung gegenüber dem Cas einnehmen, 
betont aber müsse doch werden, daß die alte These „Licht 
und Kraft der Elektrizität, die Wärme dem Gas“ heute 
nicht mehr aufrecht zu halten sei. Die Vereinigung werde 
Bestrebunzen nicht unterstützen, die darauf abzielen, das 
Gas aus den Haushaltunzen und Gewerben, in denen es 
einmal eingeführt sei, gewaltsam zu verdrängen, müsse 
aber Sorge tragen, daß in allen Neubauten und Neuanlagen 
der Elektrizität der ihr gzebührende Platz auch bei der 
Wärmeversorzung gesichert werde; im besonderen werde 
sie dahin wirken, daß nicht ein zweites Energie-(Gas-) 
Netz nach Neusiedlungen oder Ortschaften verlegt werde, 
die von vorhandenen elektrischen Leitungen aus wirt- 
schaftlich auch mit Wärme versorgt werden könnten. Eine 
derartige Kapitalvergeudung dürfe das verarmte deutsche 
Volk sich nicht leisten. 


Der erste Tax der Versammlung war der elektrischen 
Haushaltküche, der zweite der elektrischen Großküche und 
der Anwendung der Elektrizität in den Molkereien gewid- 
met. Der Eindruck, den man von der Tagung erhielt, war der, 
daß die von den elektrischen Großküchen den Gastwirten 
gewährten Vorteile heute bereits in weiten Kreisen voll er- 
kannt sind und mit der Einführung dieser Küchen in allen 
Gaststätten, die auf Sauberkeit des Betriebs und Güte der 
verabreichten Speisen Wert legen, mit Bestimmtheit in kur- 
zer Zeit zu rechnen ist. Bei den llaushaltküchen gilt es, 
was sich als weit schwieriger und vor allem eine längere 
Zeit beanspruchend erweist, die Abneigung der Hausfrau 
regen Neuerungen zu überwinden; denn das elektrische 
Kochen stellt wegen der bei ihm auftretenden weit niedri- 
geren Temperaturen gegenüber dem Kochen auf offener 
Flamme — mag sie durch feste Brennstoffe oder Gas er- 
zeugt sein — stets Neues dar, so daß eine geringe Um- 
stellung der Hausfrau nicht zu vermeiden ist, wenn sie 
alle Vorteile der vollelektrischen Küche ausnutzen will. 


Erwähnt sei, daß in den Vorträgen und Erörterungen 
die „elektrische Sommerküche“ nicht behandelt wurde, 
obwohl diese geeignet erscheint, den Übergang zur voll- 
elektrischen Küche wesentlich zu erleichtern, u. zw. so- 


wohl den Elektrizitätswerken wie den Hausfrauen, näm- 
lich überall dort, wo man sich in Siedlungs- und Neubauten 
noch nicht zur Einführung einer Sammelheizung für den 
ganzen Baublock entschließen kann. Hier dürfte die Stock- 
werk-Warmwasserheizung sich durchsetzen, bei der eine 


Feuerstelle in der Küche die Herstellung des heißen Wassers 


fir Wohnungsheizung und Wirtschaft, zugleich aber auch 
die Beheizung des Kochherdes übernimmt. Nach Abschluß 
der winterlichen Heizperiode werden diese Öfen bisher durch 
Hochstellen des Rostes und Einführung von Wärmeschutz- 
wänden für die alleinige Herdbefeuerung umgewandelt. Un- 
ter Fortlassung dieser Umbauten kann man nun im Sommer 
die Feuerstelle zanz stillezgen und zur rein elektrischen 
Sommerkiüche übergehen. Die Elektrizitätswerke würden 
sich dadurch einen sehr angenehmen ‚„Sommerstromabneh- 
mer” sichern, den sie ohne das Bedenken, ihre Netze zu 
überlasten. anschließen können: den Hanefrauen aber wird 
während des ganzen Sommers das Heranschaffen von 
Brennstoff und die Beseitigung der Asche erspart, eine 
nicht zu unterschätzende Wirtschaftserleichterung; zugleich 
hätten sie in der bestehenbleibenden Feuerstätte eine volle 
Reserve bei einem etwaigen Versagen des Stroms, die sie 
auch mit heranziehen könnten. wenn bei besonderen Fest- 
lichkeiten die elektrischen Kochgzeräte nicht ausreichen 
sollten. Die kleinen elektrischen Tischzeräte, wie Tee- 
und Kaffeemaschinen, Brotröster. Wärmeplatten usw., wer- 
den in Wohnungen mit elektrischer Sommerküche auch 
während des Winters zebraucht werden. Letztere ist nur 
als ein Übergang anzusehen. kann aber als Vorläufer der 
vollelektrischen Kiche den Hausfrauen wie den Elektrizi- 
tatswerken gute Dienste leisten. Thierbach. 


Woltram-Zirkonoxyd-Öfen. — Als einfacher und nicht 
zu teurer elektrischrr Ofen wird ein für Laboratoriums- 
zwecke geeigneter Widerstandsofen beschrieben, dessen 
feuerfestes Material Zirkonoxvd ist. während der Heiz- 
draht aus Wolfram besteht. Es können mit solchen Öfen 
von beträchtlicher Lebensdauer Temperaturen über 2000 ° 
erreicht werden. Bei einem Stromverbrauch von 8..15 A 
stellt sich der Betrieb nicht zu teuer: außerdem können 
diese Öfen direkt an das Netz angeschlossen werden: Man 
kann die Öfen sowohl als Innenwicklungs- wie als Außen- 
wieklungsöfen herstellen. Notwendig ist aber in jedem 
Fall die Verwendung eines Schutzgases, etwa von gce- 
reinigtem Wasserstoff. um das Wolfram vor Oxydation zu 
schützen. (W. M. Cohn, Z. techn. Phys. Bd. 9, S. nn 

r. 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Nominelle Leistung und Betriebsleistung von Bahn- 
motoren. — Infolge der Raumbeerenzung durch die Spur- 
weite und des Abstandes von den Schienen, der starken 
Beanspruchung hinsichtlich Drehmoment und Leistunz 
und auch durch die Erschütterungen bei Fahrt, und infolre 
der schlechten Zugänglichkeit und Überwachungsmörlich- 
keit hat die Konstruktion der Bahnmotoren immer schon 
in Händen von Spezialisten gelegen. 


Eine andere Eizentümlichkeit der Bahnmotoren liegt 
in der Festsetzung ihrer nominellen Leistung, die von der 
hei anderen Betrieben üblichen wesentlich abweicht. Sie ist 
„war Gegenstand der British Standard Specification, aber 
nur die Bahnspezialisten kennen den Zusammenhang zwi- 
schen ihr und der Leistung im Betrieb. Ein direkter Zu- 
sammenhang ist nicht vorhanden. Daher sind auch Metho- 
den zur Bestimmung der Motorcharakteristiken entwickelt 
worden, wie sie bei anderen elektrischen Maschinen nicht 
üblich sind. 


Die nominelle Leistung eines Motors — es soll hier 
nur von Gileichstrommotoren die Rede sein, da sie am wei- 
testen verbreitet sind — ist nach der British Standard Sre- 
cification definiert als die Leistung, die von dem Hersteller 
unter Innehaltung der vorgeschriebenen Bedingungen fest- 
ecleget ist. Diese Definition ist unbrauchbar. Die Defi- 
nition nach den amerikanischen Regeln lautet: die nomi- 
nelle Leistung von Maschinen und Apparaten ist die will- 
kürlich gewählte Festsetzung einer Grenzleistung. Sie 
opfert die Deutlichkeit der Kürze und ist zu allgemein für 
ihren Zweck. Im folgenden soll eine neuzeitliche Fassung 
vorgeschlagen werden. Die nominelle Leistung einer Ma- 
schine ist die zahlenmäßige Charakteristik einer Leistung 
und wird unter Innehaltung von bestimmten Grenzen in 
besonderer Weise festgesetzt. 


Allzemein ist die nominelle Leistung einer Maschine 
etwas Willkürliches. Sie soll natürlich in enger Beziehung 
zur Beanspruchung des Motors im Betrieb stehen. Ist 
beispielsweise eine 10 PS-Leistung in einem stationären 
Betrieb dauernd erforderlich, so soll der dafür ausge- 


1666 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


14. November 1929 


wählte Motor mit 10 PS gestempelt sein, und die Methode 
der Leistungsbestimmung soll nach Möglichkeit die Sicher- 
heit dafür gewähren, daß der Motor diese Leistung her- 
gibt. Dies versteht man allgemein unter Stempelleistung. 

Bei den Bahnmotoren giht es indes solch klaren Zu- 
sammenhang zwischen nomineller und Betriebsleistung 
nicht; dieser Zusammenhang kann sich außerdem grund- 
sätzlich ändern, wenn die Bauart der Motoren eine andere 
wird, z. B. von der geschlossenen in die ventilierte über- 


eeht: Der projektierende Ingenieur muß sich entsprechend 
umstellen. Der Betrieb oder wenigstens die Grenzleistung 


ist bei Bahnen meist ziemlich genau bekannt. Ein Motor 
kann dafür mit genüzender Genauigkeit bestimmt werden. 
Dies hat aber mit der Stempelleistung des Motors nichts 
zu tun. 

Obgleich also eine feste Beziehung zwischen nomineller 
und Betriebsleistung nicht besteht, oder vielleicht gerade 
aus diesem Grunde, gibt man neuerdings zwei Leistungen 
an: die Stunden- und die Dauerleistungz. Allzemein gilt je- 
doch bei Straßenbahnen noch die Stundenleistung als nomi- 
nelle Leistung, wenn auch die Dauerleistung mehr und 
mehr an Bedeutung gewinnt, weil sie sich enzer dem Be- 
trieb anpaßt; sie wird mit der Zeit vielleicht die Stunden- 
leistung ganz verdrängen. 

Der Grund, warum früher die Stundenleistung als 
Stempelleistung einzeführt wurde, dürfte der gewesen sein, 
daß bei Motoren ohne Wendepole der Stundenstrom und da- 
mit die Stundenleistunz annähernd das Maximum darstellt, 
bei dem die Kommutierung des Motors noch einwandfrei war. 
Der Anfahrstrom wurde daher gleich dem Stundenstrom 
gewählt. Bei den heute üblichen Wendepolmotoren bildet 
der Stundenstrom weder eine Belastungserenze noch steht 
er in einer Beziehung zum Spitzenstrom im Betrieb. Abge- 
sehen davon, daß er für die Prüfung der Motoren eine ge- 
eiznete Belastung darstellt, die scharf genug ist, um etwaige 
Fehler aufzudecken, hat er seine Bedeutung verloren; des- 
wegen aber, weil der Stundenlauf eine brauchbare Be- 
lastunz für die Motoren im Prüffeld darstellt, darf die 
Stundenleistung noch nicht zur Stempelleistung erhoben 
werden. Die nominelle Leistung soll sich auf eine Motor- 
type und nicht nur auf einen einzelnen Motor beziehen. 
Der Autor und das British Committee of the International 
llectrotechnical Commission haben daher vor einiger Zeit 
vergeschlagen, den Stundenlauf als nominelle Leistung 
ganz fallen zu lassen, u. zw. hauptsächlich in der Er- 
wägung, daß ihm eine Bedeutung beizxemessen wird, die 
ihm nicht zukommt, und daß der nur willkürliche Zusam- 
menhang mit dem Betrieb meist übersehen wird. 


Die Dauerleistunz kommt der Belastung im Betrieb 
näher besonders bei ventilierten Motoren. Nichtsdesto- 
weniger soll auch ihr, ebenso wie der Stundenleistung, nur 
der Wert einzeräumt werden, der ihrer künstlichen Natur 
entspricht. Obwohl beide Läufe im allgemeinen mit der 
rwärmung im Betrieb in Verbindung gebracht werden 
können, ist der Zusammenhang nur unbestimmt. Außer- 
dem sollte eine Erwärmungesgrenze nicht vorgeschrieben 
oder unnötig niedrig gehalten werden, ohne Hinweis auf 
andere Eigenschaften, zur Erreichung eines zufrieden- 
stellenden Betriebes. Mäßire Erwärmung der Motoren 
braucht nicht. schädlich sein, und ihre Herabsetzung wird 
leicht um einen zu großen Preis erkauft. Die Amerikaner, 
die auf Vermeidung von nutzlosem KEizenzewieht bei Zü- 
ven besonders bedacht sind, streben bei ihren Isolierstoffen 
Temperaturen von 145° und für kurze Perioden noch 
höhere Werte an. 130° werden für normalen Betrieb als 
eceienet betrachtet. Es muß verlangt werden, daß die 
maximale Erwärmung im Betrieb noch genügend weit un- 
ten der kleinsten schädlichen Erwärmung liegt, sonst aber 
soll der Projekteur freie Hand haben und nicht an eine 
nominelle Leistung gebunden sein. 


Erwärmungder Motoren. Der Projiekteur muß 
imstande sein, die Erwärmung des Motors in dem Betrieb, 
für den er bestimmt ist, im vorhinein mit genügender Gre- 
nauigkeit berechnen zu können. Es sollen im folgenden 
die Erwärmung im Betricb, die Motorprüfungen, auf Grund 
derer die ungefähre Erwärmung im Betrieb nachgeahmt 
werden kann, die geeigneten Methoden der Erwärmungs- 
berechnung aus den Prüfungen betrachtet werden. 


Die Erwärmung eines Bahnmotors im Betrieb hängt 
von der Temperatur der umgebenden Luft, von der Zue- 
luft, von der Größe, der Verteilung und der Einwirkunes- 
dauer der Motorverluste und von den Maßnahmen zur Ab- 
führung der Wärme ab. Allgemein spricht man nur von 
den Temperaturerhöhunzen, doch müssen die örtlich auf- 
tretenden Temperaturen berücksichtigt werden, falls dabei 
Grenzerwärmungen erreicht werden, bei denen die Isolier- 
stoffe zerstört werden können. 


Die Teinperaturzunahme eines bestimmten Motorteiles 
im Betrieb hängt von der in ihm selbst erzeugten Wärme 
und von der der Umgebung, die durch Leitung, Berührung 
oder Strahlung übertragen wird, ab. Natürlich kann die 
gegenseitize Beeinflussung verschieden sein; sie wird bei- 
spielsweise zwischen Anker und Feld bei geschlossenen 
Motoren, wo die ganze Ankerwärme durch die Pole und 
das Gehäuse abgeleitet werden muß, viel stärker sein als 
bei ventilierten Motoren. Die Art der Ventilation, ob 
Serien- oder Parallelventilation, ist ebenfalls von Bedeu- 
tung. Wenn übrigens alle Teile eines Motors im Betriebe 
gleichmäßig die zulässige Erwärmungsgrenze erreichen, 
so braucht dies bei den künstlichen Belastungen auf dem 
Prüfstand nicht der Fall sein. 


Die Verluste, die zur Erwärmung des Motors bei- 
tragen, können eingeteilt werden in: 


Ohmsche Verluste, 

Bürstenübergangsverluste, 

Bürstenreibungsverluste, 

Eisenverluste, 

zusätzliche Verluste bei Last; sie bestehen aus Wider- 
stands- und Eisenverlusten, die der Rechnung nicht 
zugänglich sind. 


Im Betriebe wechseln diese Verluste in der Größe und im 
Verhältnis zueinander von Augenblick zu Augenblick. Es 
ist daher unmöglich, sie auf dem Prüfstand nachzuahımen. 
Da jedoch die Motoren eine beträchtliche Wärmekapazität 
haben, genügt es, wenn im Betrieb jeweils größere Ab- 
schnitte zusammengefaßt und die mittleren Verluste be- 
stimmt werden. 

Die Abkühlunz der Motoren ist verschieden, je nach- 
dem die Motoren fremd-, eizenventiliert oder geschlossen 
sind. Im zweiten Fall steigt die Wärmeabfuhr ungefähr 
proportional mit der Motordrehzahl. Beim geschlossenen 
Motor ist der innere Temperaturausgleich um so gleichför- 
mizer und demzemäß die Wärmenbleitunz um so günstiger, 
je höher die Drehzahl ist. Bei den fremdventilierten Mo- 
toren hat die Motordrehzahl kaum einen Einfluß auf die 
Abfuhr. Daß die durch den Motor zesaurte oder zedrückte 
Luftmenze eine ausschlaggebende Rolle für die Abfuhr der 
Verluste spielt, ist selbstverständlich. 

Die hauptsächlichen Verluste sind oben bereits auf- 
gezählt. Es soll noch einiges über ihr Größenverhältnis 
und die Mörlichkeit ihrer Bestimmung gesagt werden. Wich- 
tie ist, daß die anzenommenen Verluste mit den tatsäch- 
lichen möglichst genau übereinstimmen, u. zw. immer 
mit Rücksicht auf einfache Berechnung, und zweitens, daß 
beim Gebrauch der Erwärmunges- und Abkühluneskurven 
die gleichen Methoden angewandt werden wie bei ihrer 
Aufstellung, um Irrtümer zu vermeiden. Bei jeder dieser 
Kurven sollten gleichzeitig die Widerstände, die Eisenver- 
lustkurven und die Reibungskocffizienten mit angegeben 
werden. Den Hauptteil bilden die Kupferverluste; sie kön- 
nen genau bestimmt werden. Etwa auftretende Wirbel- 
stromverluste werden zu den zusätzlichen Verlusten bei 
Last gerechnet; sie können durch Unterteilen und Verdril- 
len der Leiter ziemlich vermieden werden. Die Bürsten- 
übergangsverluste sind viel kleiner, aber auch schwerer 
zu bestimmen: sie hänzen vom Zustand des Kommutators 
und der Bürsten ab. Man setzt sie mit einem konstanten 
Spannungsabfall von etwa 2 V, multipliziert mit dem jewei- 
ligen Strom, in Rechnung. Die Kommutator-Reibungs- 
verluste hängen von den gleichen Faktoren ab. Sie ergeben 
sich aus dem Produkt der Drehzahl und einer Konstanten, 
die aus mehreren L,äufen erhalten wird. 

Die Eisenverluste sind beträchtlich. Sie im voraus zu 
bereehnen, ist sehr schwierig, da sie bei derselben Type 
von Motor zu Motor wechseln. Ihre Messung erfolgt bei 
offenem Ankerstromkreis und fremderregter Maschine un- 
ter Änderung der Drehzahlen und der Erregung. Bei Last 
sind sie um einen zusätzlichen Betrag zu vergrößern, der 
aber rechnerisch nicht erfabbar ist. 

Unter den zusätzlichen Verlusten bei Last sind all die 
Verluste zusammengefaßt, die außer den vorher aufzezähl- 
ten noch auftreten. Sie werden als die Differenz zwischen 
den aus Bremsung ermittelten Gesamtverlusten und der 
Summe der zerechneten und geschätzten Verluste bestimmt. 
Bei den American Standardization Rules sind sie durch 
einen prozentualen Zuschlag zu den Eisenverlusten be- 
rücksichtigt, der von der Last abhängt. 

Die Eignungsprüfung eines Motors für einen bestimm- 
ten Betrieb erfolzt am besten durch eine Probefahrt auf 
einer passenden Strecke mit den richtigen Haltestellen und 
Verhältnissen. Die Fahrt muß so lange ausgedehnt wer- 
den, bis die Motoren ihre Endtemperatur erreicht haben. 
Wo dies nicht möglich ist, muß ein Lauf im Prüffeld von 


De 


14. November 1929 


hinlänzlicher Dauer gemacht werden, wobei die gleichen 
Geschwindiekeiten und Belastungen eingehalten werden 
sollten wie im Betrieb. 


Über den Zusammenhang zwischen Tirwärmunzen auf 
dem Prüfstand und im Betrieb gibt eine Reihe von Ver- 
suchen Aufschluß, die unter den gleichen Bedingungen 
gemacht wurden. Danach ergibt sich für geschlossene Mo- 
toren, daß sie bei derselben Temperaturerhöhung im Be- 
trieb etwa 30% mehr Verluste abführen können als im 
Prüffeld. Bei ventilierten Motoren ist praktisch kein Un- 
terschied. Es können also Erwärmungs- und Abkühlungs- 
kurven, die auf dem Prüfstand aufgenommen sind, für die 
heute allein vorkommenden selbstventilierten Motoren 
ohne weiteres für den Betrieb verwendet werden. (F. W. 
Carter, J. Inst. El. Engs. London Bd. 6, S. 994.) Trb. 


Bergbau und Hütte. 


Hochfrequenzerzeuger für Elektroöfen. — M.Dufour 
behandelt das für den Schmelzprozeß im Hochfrequenzofen 
sehr wichtige Problem der Erzeugung hochfrequenter 
Wechselströme durch Funkenstrecken, wobei kurz auf die 
Wirkungsweise und auf die Schaltungsmöslichkeiten der 
elektrischen Stromkreise eingegangen wird. Drei wesent- 
liche Zeitabschnitte sind beim Betrieb mit einer Funken- 
strecke zu unterscheiden: 


1. die Zeitdauer der Aufladung der Kondensatoren, 


2. die Zeitdauer der oszillatorischen Entladung der- 
selben, 
3. die Zeitdauer des Bestehens eines Lichtboeens. 


Bei einer guten Energieausbeute, also bei einem guten 
Wirkungsgrad der Anlage, müssen die Zeitdauer der Auf- 
ladung der Kondensatoren und die Zeitdauer des Be- 
stehens eines Liehtbogens sehr kurz sein. Die Erriebie- 
keit an hochfrequenter Wechselstromenergie wird für die 
Funkenstreeke mit Graphitelektroden über ein Queck- 
silberbad (Methode Aiax-Northrup) mit 35kW, für die 
rotierende Funkenstrecke mit 25 kW und für die Licht- 
funkenstrecke mit 50kW angegeben. Durch Auslöschung 
der Funkenstrecke mit einem Gasstrom parallel zum Licht- 
bogen und durch Verbesserungen der alten Erzeugrungs- 
methode glaubt Dufour die Leistung der Löschfunkenent- 
l:dung auf 100 kW steigern zu können. 


Vermißt werden in der Arbeit Anzaben über die Wirt- 
schaftlichkeit dieser Erzeurunesmethode. Denn die Wirt- 
schaftlichkeit wird erst entscheiden, cb diese Hochfre- 
auenz-Erzeurungsmethode für praktische Betriebe in Be- 
tracht kommt. (M. Dufour, Bull. Soc. Franc. des El. 
Bd. 8, S. 929.) V.E. 


Ein Hochfrequenzofen mit rotierender Funkenstrecke 
und veränderlicher Schwingungszahl. — Kraemer be- 
schreibt eine vom eisenhüttenmännischen Institut der 
T. H. Berlin gebaute Hochfrequenz-Schmelzanlage. Diese 
zeichnet sich vor anderen in der deutschen Literatur be- 
schriebenen Anlagen dadurch aus, daß eine rotierende 
Funkenstrecke zur Erzeugung der erforderlichen hoch- 
frequenten Wechselströme benutzt wurde. Die Funken- 
strecke regt bekanntlich in einem elektrischen Strom- 
kreis, der aus der Ofenspule und einer Kapazität besteht, 
Schwingungen an, die gedämpft ausschwingen. Die Appa- 
ratur hat für den Betrieb gewisse Vor- und Nachteile. 
Der Vorteil besteht darin, daß die Frequenz durch Ein- 
schalten von zusätzlichen Kondensatoren sich beliebig 
ändern und der Größe der zu schmelzenden Körper an- 
passen läßt. Nachteile entstehen dadurch, daß die Anlage 
mit gedämpften Schwingungen arbeitet und die Isolation 
der Anlage sowie die Durchschlarsfeldstärke der Konden- 
satoren nach der Maximalamplitude der zeitlich veränder- 
lichen elektrischen Schwingungen bemessen werden muß, 
was gegenüber einer Apparatur, die mit ungedämpften 
Wellen arbeitet, eine gewisse wirtschaftliche Belastung 
mit sich bringt. Eine Apparatur mit gedämpfter Funken- 
strecke mag vielleicht wirtschaftlich sein, wenn nur mit 
sehr kleinen Einsatzmengen gearbeitet wird und die Fre- 
quenz dementsprechend hoch gewählt werden muß. Für 
industrielle Betriebe, die mit einem Einsatz von 30 kg und 
mehr an Schmelzgut rechnen müssen, ist nach Vergleich 
der Preise eine Ofenanlage mit Maschinengenerator 
billiger. 


Von Interesse ist noch die Beschreibung eines Va- 
kuumofens und seines Aufbaues aus keramischen gegen 
hohe Temperaturen unempfindlichen Baustoffen. (M. H. 
Kraemer,St.u. E. Bd. 48, S. 1120.) V.E. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


1667 


Fernmeldetechnik. 


Der deutsche Kurzwellen-Rundfunksender. — Der 
deutsche Kurzwellen-Rundfunksender, von der Telefunken- 
Gesellschaft erbaut, ist im Hause des Deutschlandsenders, 
etwa 3 km südlich von Königswusterhausen, aufgestellt 
worden. Die bei kurzen Wellen im besonderen Maße er- 
forderliche Konstanz der Frequenz wird durch „Kristall- 
steuerung“ erreicht. Diese bedingt eine Leistungsteige- 
rung von wenigen Watt bis zur Antennenhöchstleistung 
ven rd. 30 kW, außerdem eine mehrmalige Frequenzver- 
viefachung. Die Schwingungserzeugung, Leistungsioige- 
rung und Frequenzvervielfachung geschehen in 7 Stufen. 
Jede einzelne Stufe besitzt einen abgestimmten Gitter- 
und einen abgestimmten Anodenkreis. Nur der Gitter- 
kreis der Kristalistufe enthält lediglich den Kristall. Der 
Anodenkreis jeder Stufe ist mit dem Gitterkreis der nächst 
höheren induktiv gekoppelt. Der Sender hat also ein- 
schließlich des Antennenkreises 14 abzustimmende Kreise. 
Die einzelnen Stufen sind zekapselt. Die Stufen 2...7 sind 
neutrodynisiert. Die Modulation findet in der vorletzten 
Stufe statt, u.zw. nach der Gittergleichstrommethode. 


Zur Beurteilung der Güte der Modulation und zur Mes- 
sung des Modulationsgrades dient ein Überwachungsgerät. 
Die zur Bedienung des Senders erforderlichen Schalt- 
organe sind, soweit sie nicht Hochspannung führen, in 
einem Schaltpult untergebracht, das sich an den Unterbau 
des eigentlichen Senders anschließt. Zum Betrieb des Sen- 
ders sind 13 voneinander unabhängige Spannunesquellen 
nötig. Die Heizung der Modulationsröhren geschieht mit 
Wechselstrom von 10000 Hz. Die übrigen Röhren werden 
mit Gleichstrom geheizt. Der Anodenstrom der beiden 
wassergekühlten Röhren wird Gleichstrom-Hochspan- 
nungsmaschinen von 10 000 V entnommen. Die Kihlanlare 
für die beiden 20 kW-Röhren ist an den Sammelbehälter 
und den Rückkühler des Deutschlandsenders angeschlos- 
sen, hat aber im übrigen ein eigenes Leitunesnetz. Als 
Luftleiter dient eine Eindrahtantenne, die in der 9. Ober- 
welle angereet wird. Die Messungen am Sender haben eine 
Antennenleistung bei Telegraphie von rd. 32 kW und bei 
Telephonie von rd. 8 kW ergeben. Der Sender arbeitet 
seit dem 26. VIII. d. J. mit der Frequenz 9560 Hz (Welle 
31,38 m) im Probebetrieb und überträgt jeden Abend von 
&h ab das Berliner Programm. (A. Semm, Tel. u. 
Fernspr. Techn. Bd. 18, S. 187.) Sb. 


Neue Funkstationen. — In Spanien wurde eine eigene 
Transradio-Gesellschaft gegründet, die „Transradio Espa- 
ñola“, die es sich zur Aufgabe gesetzt hat, mit den über- 
sceischen Ländern in direkten Verkehr zu treten. Weiter 
wird aus Bogotá (Columbien) gemeldet, daß der dortige 
Rundfunksender seinen Betrieb aufgenommen und gute 
Reichweiten ergeben hat. Beide Anlagen wurden von der 
Telefunken-Gesellschaft erbaut. of 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Neues Diagramm zur Darstellung der Arbeitsweise 
von Stromtransformatoren. — W. Janvier ist es dureh 
geschickte Umformung des klassischen Stromwandlerdia- 
gramms gelungen, ein neues Diagramm zu entwerfen, bei 
dem die Lecrlaufstrom-Charakteristik Ja = f(E,) mit dem 


dy Primärstrom 

Ja Sekundärstrom 

I; Leerlaufstrom, bezogen auf Se- 
kundärseite 

E: Sekundärspannung 
Ohmseher Widerstand des 
äußeren Kreises 

X induktiver Widerstand des 
fußeren Kreises 

R: VOhmscher Widerstand des Sekun- 
därkreises 

X, induktiver Widerstand 
kundarkreises 

Z Impedanz des Sekundärkreises 
ZYIR+ RY LU + Ka 

W Phasenverschiebung zwischen Leerlaufstrom und umgeklappter Se- 
kundärspannung = 4 th — HA 


des Se- 


9 Phasenverschiebung zwischen Sekundärstrom und Sekundärspannune 
E Phasenverschiebung zwischen Primär- und Sekundärstrom 
J Es . n v P 
K= Kä K, - Windungsverhältnis "" 4K- K—K, 
$ nı 


Abb. 9. 


1068 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


14. November 1929 


Belastungsdiagramm derart organisch verbunden ist, daß 
man aus ihm ohne jede Umzeichnung für jede äußere se- 
kundäre Belastung den Übersetzungsfehler und Winkel- 
fehler bestimmen kann. Vorausgesetzt ist dabei die Kennt- 
nis der Windungsabweichung und der inneren sekundären 
Streureaktanz. (Für die Bestimmung der Streureaktanz 
gibt der Verfasser ein Näherungsverfahren an, das aber 
nur in Ausnahmefällen brauchbare Ergebnisse zeitigt). 
Das in Abb. 1 dargestellte Diagramm liefert unabhängig 
von der Weeer und vom Widerstand des äuße- 
ren Kreises die Werte K; ~ Z X OH und eine = Z X HC. 
Der Betriebspunkt C wird mit Hilfe einer auf der Kurve 
f(Y) angebrachten E,-Skala ermittelt. (W. Janvier, 
Rev. Gén. de UEL Bd. 24, S. 619). cht. 


Windungsprobe an Spulen mit Hochfrequenz. — Das 
bereits früher erwähnte Rylander-Verfahren zur fabri- 
kationsmäßigen Prüfung von Maschinen- und Transfor- 
matorenspulen wird bei der Westinghouse Co. an vielen 
Stellen der Fabrikation angewandt. Die verwendete Fre- 
quenz in Form zedämpfter Schwingungen ist zwischen 
10 000 und 200 000 Hz für Einzelspulen und 5000... 100 000 Hz 
für vollständige Apparate. Die Schwingungen werden 
durch Entladungen eines Schwinzungskreises gebildet, 
dessen Induktivität der Prüfling selbst ist. Abb. 10.zeirt 


Abb. 10. Abb. 11. 


die Schaltung. RF ist eine rotierende Scheibenfunken- 
strecke zum Einleiten der Schwingung, MF ist die Mef- 
funkenstrecke parallel zu dem Prüfling x. In jeder Halb- 
welle geht ein Hochfrequenz-Wellenzug durch die Wick- 
Jung, dessen Frequenz gegeben ist durch die Gleichung 
je 0,159 
Vo 
wobei Lz die Induktivität des Prüflings ist. 

Besonders wichtig ist bei diesem Verfahren, daß man 
innere Durchschläge sofort erkennen kann mit Hilfe eines 
zweiten Schwingungskreises (Abb. 11) mit einem Meß- 
instrument, das auf die Frequenz im eigentlichen Prüfkreis 
abgestimmt ist. Schlägt der Prüfling durch, so ändert sieh 
seine Induktivität, die Frequenz des Sekundärkreises ist 
aber unverändert geblieben, und das Zeigergalvanometer 
geht sofort zurück. Eine Anzahl von Bildern zeigt die 
Prüfung von Einzelspulen, auch ganzer Apparate. z.B. von 
dem Läufer eines 1kW-Gleichstrommotors für 36V. Bei 
ihm wird die Hochfrequenz genau so an den Bürsten zuge- 
führt wie der Gleichstrom. (J.L.Rylander, The Eleetrie 
Journ. Bd. 25, S.10.) Kth. 


Allgemeiner Maschinenbau. 


Betrieb und Überwachung von Dampfkesseln. — M. 
Bouffart stellt die im Dampfkesselbetrieb zu be- 
achtenden Regeln zusammen und geht hierbei davon aus, 
daß ein Dampfkessel aus zwei an sich voneinander unab- 
hängigen Einrichtungen besteht, der Feuerunz und dem 
eigentlichen Dampferzeuger. Beide Teile müssen im Be- 
trieb durch geeignete Meßinstrumente beobachtet werden, 
und es genügt nicht, wenn man, wie es noch vielfach in 
der Industrie der Fall ist, eine vollkommene Verbrennung 
anstrebt, aber nicht darauf achtet, daß die heißen Gase 
auch so viel Wärme wie möglich an das zu verdampfende 
Wasser abgeben. Die Meßinstrumente, die zur Über- 
wachung der Feucerung notwendig sind, sind zunächst die 
Apparate zur Bestimmung der Zusammensetzung der 
Abgase: 

1. Das Kriterium für eine gut geleitete industrielle 
Feuerung ist ein möglichst hoher Gehalt der Brenngase 
an CO, bei vollständiger Vermeidung von CO und H. Diese 
Regel kann nur befolgt werden, wenn Meßapparate vor- 
handen sind, die den Gehalt an CO, und CO + H anzeigen. 
Solche Apparate müssen also unter allen Umständen ein- 
gebaut werden. 


2. Die Abgasanałyse gibt ein Bild darüber, ob die 
Verbrennung gut oder schlecht ist (qualitativ), sie muß 
ergänzt werden durch die Messung der zugeführten Brenn- 
stoffmenge oder der Luft- oder Gasmenge (quantitativ). 
Es genügt, wenn einer von diesen drei Werten gemessen 
wird, weil die anderen daraus, wenn die Brennstoffzu- 
sammensetzung und die Abgasanalyse bekannt sind, durch 
Rechnung ermittelt werden können. 


Wenn es aus örtlichen Gründen nicht möglich ist, 
einen von diesen drei Meßapparaten einzubauen, so kann 
man sich durch die Messung der Abgastemperatur am 
Kesselende helfen. denn diese Temperatur steht für einen 
gegebenen Dampfkessel in eindeutigem Zusammenhang 
mit der aufgewendeten Brennstoffmenge, solange die Zu- 
sammensetzung der Abgase sich nicht ändert. 


Durch diese beiden Faktoren, Abgasanalyse und 
Brennstoffmenge, ist die „mittlere Leistung” des Dampf- 
kessels eindeutig bestimmt. Der Heizer hat nun die Mög- 
lichkeit, durch Änderung der Luftmenge und der Brenn- 
stoffmenge den auftretenden Belastunzschwankungen zu 
folgen, soweit diese nicht durch die natürliche Speicher- 
fähigkeit des Kessels ausgeglichen werden. 

3. Nicht unbedingt notwendig, aber erwünscht sind 
weitere Temperaturmessungen in den Zügen, besonders 
wichtig die Beobachtung der Gastemperatur im Überhitzer 
und in den Vorwärmern. Für die Betriebsüberwachung 
notwendig sind nur zwei Temperaturmessungen: die Gas- 
temperatur am Ende des Kessels und die Dampftemperatur 
hinter dem Überhitzer. 

4. Zur dauernden Aufzeichnung aller im Betrieb vor- 
kommenden Schwankungen, Unregelmäßigkeiten, Fehler 
usw. ist der Einbau von selbstschreibenden Zugmessern 
erforderlich. Diese zeigen jede Änderung in der Feuer- 
führung augenblicklich an, sie sind daher besonders ge- 
eignet zur Überwachung des Betriebes und des Personals. 


5. Zur Beobachtung des eigentlichen Dampferzeuger: 
dienen die Woasserstandsanzeigeer, der Dampfmengen- 
messer, das Manometer und das Überhitzerthermometer. 
Der Dampfmesser zeigt dem Kesselwärter an, wenn sich 
die Dampfentnahme ändert: daraufhin hat er die Feuer- 
führung entsprechend nach den oben dargelegten Gesichts- 
punkten zu regeln und, wenn keine selbsttätige Speise- 
einrichtung vorhanden ist, die Speisung so einzustellen, 
daß der Wasserstand immer die vorgeschriebene Höhe 
beibehält. Der Wärter muß sich bei seinen Maßnahmen so 
einstellen, daß der Dampfdruck konstant bleibt. 


Zum Schluß weist Bouffart noch darauf hin, wie 
wichtig die zweckmäßiire Anordnung der Instrumente am 
Heizerstand ist, und macht bestimmte Vorschläge, wie die 
einzelnen Apparate auf einer Tafel angebracht werden 
sollten. Bei größeren Anlagen mit mehreren Damnf- 
kesseln ist außerdem die gemeinsame Überwachung der 
Kessel von einer Zentralstelle aus notwendig. An dieser 
Stelle müssen vor allem die Leistungen (Dampfmesser) 
der einzelnen Kessel und die Temperaturen der Abga:¢ 
und des überhitzten Dampfes registriert werden. Er- 
wünscht ist außerdem eine Vorrichtung mit etwa 8 Tem- 
peraturanzeieern, die auf jeden beliebigen Kessel umge- 
schaltet werden kann und gestattet, jederzeit die Gas- 
temperaturen in den Zügen jedes Kessels nachzuprüfen. 


Die Ersparnisse, die bei Umstellung eines veralteten 
Betriebes auf wirtschaftliche Feuerführunz erzielt wer- 
den, sind sehr groß und lohnen in jedem Fall die geringen 
Anschaffungeskosten für die Meßinstrumente. 


In der Arbeit von Bouffart sind hiermit alle Ein- 
richtungen, die zur Überwachung und Verbesserung der 
Feuerführung notwendig sind, richtige und übersichtlich 
zusammengestellt. Es feblt jedoch der Hinweis darauf, 
daß, wenigstens bei Hochleistungskesseln, zur Über- 
wachung des eigentlichen Dampferzeugers auch eine sorg- 
fältige Beobachtung des Speisewassers gehört. Wie sich 
die Rückstände des Brennstoffes in den Aschentrichtern 
sammeln, so lagern sich im Kessel die Rückstände aus 
dem Wasser ab. Deshalb sind von Zeit zu Zeit Analysen 
des Kesselwassers notwendig, damit jede Anreicherunz 
von schädlichen Bestandteilen früh genug erkannt und 
durch Betätigung der Schlämmvorrichtungen behoben 
werden kann. (Bouffart, Rev. d. Mines Bd. 15, ne 


Werkstatt und Baustoffe. 


Silumin in der Elektrotechnik. — Unter dem Titel 
„Silumin in der Elektrotechnik“ ist eine Druckschrift! er- 
schienen, die in übersichtlicher Weise schildert, inwie- 
weit diese von der Metallzesellschaft A. G., Frankfurt a. M., 


1 Herausgegeben von der Metallgesellschaft A.G. Frankfurt a. M. 


14. November 1929 


hergestellte Leichtmetall-Gußlegierung! in der Elektro- 
technik Eingang gefunden hat. Es ist interessant zu sehen, 
daß sich die vor 7 Jahren an die neue Legierung ge- 
knüpften Hoffnungen gerade in der elektrotechnischen In- 
dustrie erfüllt haben. Eine ganze Reihe von Abbildungen 
der verschiedensten Teile des Schalter-, Generatoren- und 


Abb. 13. Ölschalterdeckel. 


Apparatebaues zeigen die praktische Bewährung, da es 
sich um Teile handelt, die seit Jahren serienmäßig ge- 
baut werden. Abb. 1 stellt die Aufsicht auf den Deckel 
eines Hochleistungs-Ölschalters dar, während Abb. 2 ein 
Lagerschild für Elektromotoren zeigt. Die Gründe für 
die rasche Verbreitung des Baustoffes sind: geringes Ge- 


Abb. 14. Lagerschild für Elektromotoren. 


wicht bei hoher Festigkeit, gute elektrische Leitfähigkeit, 
das Fehlen jedes Magnetismus und gute Korrosionsbestän- 
digkeit. Da Silumin außerdem gegenüber Rotguß und 
Messing wirtschaftliche Vorteile bietet, so hat es neben 
der großen Verbreitung in fast allen Industriezweigen 
auch in der Elektroindustrie Eingang gefunden. fi. 


Verschiedenes. 


Neue Vorlesungen an der T.-H. Dresden. — Wie wir 
zu der in ETZ 1929, S. 1507 gemeldeten Ernennung des 
Herrn Direktor Rachel zum Honorarprofessor von der 
Dresdener Technischen Hochschule, Dresden, erfahren, um- 
faßt sein Lehrauftrag das Gebiet Elektrizitätsver- 
sorgung; es sollen Planung und Bau der Anlagen für 
Elektrizitätserzeugung und -verteilung und, als neuc 
Lehrrichtung an der Technischen Hochschule, auch der 
Betrieb der Anlagen behandelt werden, der ja an- 
gesichts des immer weiter um sich greifenden Zusammen- 
schlusses der Energiequellen von größter Bedeutung ge- 
worden ist. Zugleich sollen die Vorlesungen die Studie- 
renden indieElektrizitätswirtschafteinführen, 
um der Wichtigkeit und den wirtschaftlichen, Betrachtun- 
gen Rechnung zu tragen und abschließend die großen Ge- 
sichtspunkte für die Weiterentwicklung zur Darstellung 
gelangen zu lassen. Dadurch, daß sowohl die technischen 
Möglichkeiten wie auch die wirtschaftlichen Gesichts- 
punkte von einer Stelle aus in engem Zusammenhange 
behandelt werden, soll erreicht werden, daß sich die Stu- 
dierenden, die für rein wirtschaftliche Betrachtungen 
häufig wenig Interesse bekunden, mit solchen Gedanken- 


ı Vgl. ETZ 1922. S. c24. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


1669 


gängen befreunden und bereits von der Hochschule aus mit 
der entsprechenden Einstellung an ihre praktischen Auf- 
gaben herantreten. vde 


Neue Normblätter des DNA. — Eisenbahn- 
wesen: DIN 1574 Radreifen für Vollspurbahn-Fahr- 
zeuge, Fertigprofil — 1575 Radreifen für Schmalspur- 
bahn-Fahrzeuge, Fertigprofil — 1576 Radreifen mit 
schwachem Spurkranz für Industriebahn-Fahrzeuge, Fer- 
tigprofil — 1577 Radreifen mit verstärktem Spurkranz 
für Industriebahn-Fahrzeuge, Fertigprofil. 

Grundnormen: DIN 1340 Brennbare technische 
Gase (Brenngase), Benennung — 4544 Karteikästen, Kar- 
tenformate, lichte Maße der Karteikästen. 

Bauwesen: DIN 1030 Gütevorschriften für orts- 
feste Stahlhäuser — 1030 Beiblatt, Erläuterungen zu den 
Gütevorschriften für ortsfeste Stahlhäuser. 

Chemische Geräte: DIN DENOG 14 Chemische 
Thermometer, Gebrauchs-Normalthermometer, Teilung 
nach der gesetzlichen (hundertteiligen) Temperaturskala 
— DENOG 27 Tropftrichter, Lampenarbeit — DENOG 28 
Scheidetrichter, Hüttenarbeit — DENOG 41 Wägegläser. 

Kraftfahrbau: DIN KrW 136 Flachbettfelgen 
mit Seitenring für Stahlseil-(SS-)Niederdruckreifen für 
Personenkraftwagen — Vornorm KrW 504 Zahnketten 
mit Außenführung. 

Lokomotivbau: DIN LON 8035 Pyrometer, Bau- 
art Siemens & Halske, Anschluß- und Einbaumaße. 


Energiewirtschaft. 


Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft'. — Die 
Berliner Städtischen Elektrizitätswerke 
A. G., die Ende 1928 über 521 950 kW ausnutzbare Maximal- 
leistung der Turbogeneratoren verfügten, haben in diesem 
Geschäftsjahr die Abmachung mit der Elektrowerke A.G. 
über die vertraglich bereitzustellende Leistung dahin ge- 
ändert, daß die Dauerleistung von 60 000 kW in den Win- 
termonaten auf 80000 kW erhöht und während einiger 
Stunden zur Deckung des Spitzenbedarfs auf insgesamt 
110000 kW gesteigert werden kann. Die Stromlieferung 
der Elektrowerke an die Städt. und Kreis-Kraftwerk Span- 
dau G. m. b. H. wurde in ein neues Abkommen einbe- 
zogen, nach dem die Bewag auch Fernstrom über das 
Spandauer Werk übernimmt; nach einer gewissen Anlauf- 
zeit erhöht sich diese Leistung auf 30000 kW?. Für die 
weitere Deckung des Spitzenbedarfs wurde im Kraftwerk 
Charlottenburg eine Ruthsspeicheranlage errichtet, die 
während einer Belastungspitze rd. 67 000 kWh zu erzeugen 
vermag. Für den gleichen Zweck ist ein neues Großkraft- 
werk im Westen Berlins heute bereits in Arbeit, das mit 
insgesamt rd. 224 000 kW ausgerüstet werden wird? Klin- 
genberg, das an der (resamtproduktion mit über 40 % be- 
teiligt war, ist bereits ein ausgesprochenes Grundlastwerk 
geworden. Seine Höchstbelastung betrug längere Zeit hin- 
durch 210000 kW, und am 11. XII. 1928 hat es 3,171 Mill 
kWh erzeugt. Auf dem Gelände der Zentrale Charlotten- 
burg kam im Juni das Bahnabspannwerk West zur Ver- 
sorgung der Reichsbahn in Betrieb. Erweitert wurden 
Rummelsburg und Steglitz, ein typisches Kondensations- 
kraftwerk, das man jetzt zum Heizkraftwerk mit Gegen- 
druckbetrieb und zugeschalteter Pumpenheizung umge- 
Staltet hat; es ist das erste öffentliche deutsche Elektri- 
zitätswerk, das restlos Strom- und Wärmeerzeugung ver- 
einigt. Die Städteheizungsanlagen Charlottenburg und 
Steglitz konnten ebenfalls weiter ausgebaut werden. Iın 
Zählermeßbereich der Niederspannungsabnehmer ist der 
Anschlußwert von 505 157 auf 559 603 kW, d. h. um nahezu 
11 %, gewachsen, die Vertragsleistung der Hochspannungs- 
abnehmer erhöhte sich um 20 % von 285 139 auf 342 143 
kVA und der Anschlußwert der öffentlichen Beleuchtung 
gleichfalls um nahezu 11 % von 2102 auf 2325 kW. Die 
Zahl der eingebauten Zähler hat um fast 25 % von 576 989 
auf 719783 und die der Hausanschlüsse und Hochspannungs- 
übergabestationen um 9,4% von 78223 auf 85577 zuge- 
nommen. In den eigenen Kraftwerken erzeugte die Ge- 
sellschaft 888,127 Mill kWh (686,503 i. V.) und an Fremd- 
strom bezog sie von den Elektrowerken 363,208 (343,108 
i.V.) sowie aus anderen Quellen 48,306 MillkWh (65,418 
i.V.). Bei einem Selbstverbrauch von 51,464 Mill kWh 
(32,812 i.V.) gelangten 1248,177 MillkWh in das Netz 
(1062,217 i. V.), und 1098,030 Mill kWh wurden verkauft, 
d. h. 20,3 % mehr als 1927 (912,883 Mill kWh); die Verluste 
betrugen mithin 12,03% (14,06 % i.V.). Der Anteil des 


ı Vgl. ETZ 1929, S. 1631. 
2 Vgl. ETZ 1928, S. 873. 
3 Vgl. ETZ 1928, S. 1343. 


1670 


Fremdstroms an der Gesamtabrabe hat sich weiter auf 
31,7% verringert (37,3 % i. V.). Die Jahreshöchstbelastung 
war mit 438 300 kW gegen 356 400 LV. um nahezu 3 % 
größer als 1927; dabei sind diesmal aber 12000 kW der 
Städt. und Kreis-Kraftwerk Spandau G.m.b. H mit be- 
rücksichtirt. Hinsichtlich der Benutzungzsdauer sei auf 
den Bericht der Verkehrsdirektion! verwiesen. Die Ver- 
waltung hebt dann besonders die Aufnahme der elektri- 
schen Zueförderung auf der Berliner Stadtbahn im Juni 
1928 hervor und erwähnt weiter die bekannten Verträre 
der Stadt Berlin und der Bewag mit dem Märkischen Elck- 
trieitätswerk und deren Tochtergesellschaften?. Stark be- 
einflußt wurde die Geschäftsentwicklung der Berichterstat- 
terin durch die Einfihrunz ihres sog. Zusatzabkommens 
H 28/I, mit dem sie ihren Hochspannungsabnehmern die 
Möglichkeit gegeben hat, dureh Ausnutzung eines Staffel- 
tarifs einen niedrigeren Arbeitspreis zu erzielen und die 
Leistungskosten dureh Einschränkung der Entnahme wäh- 
rend der Spitzenstunden im Winter und Erhöhung der 
Nachtleistunz zu senken. Die damit ermöglichte Verbilli- 
gung führte zu einer Steigerung der Nachtstromabzabe um 
34 %. Die Lieferung für Traktionszwecke hat um 30 % zu- 
genommen. Der Niederspannungsverbrauch ist erheblich 
gewachsen, und auch von dem Speicherstrom-Nachttarif 
hat die Kundschaft in erhöhtem Umfang Gebrauch ge- 
macht. Auf 1 Mill kWh nach dem XNormaltarif von 
16 Pf/kWh wurden 4571 kWh Speichernachtstrom ver- 
braucht (2931 i. V.). Ein Stromlieferungsvertrag mit der 
Deutschen Industriewerke A.G., Spandau, wird voraus- 
sichtlich bei zur Verfügung zu stellenden 8500 kW einen 
Absatz von etwa 25 Mill kWh jährlich bringen. An Kabeln, 
Freileitungzen, lernsprech-, Prüf- und Siznalkabeln hat 
die Gesellschaft etwa 3100 km verlegt, d.i. ein Zuwachs 
von etwa 20%. Wegen Mangel an geeieneten Grund- 
stiicken für Stützpunkte bzw. wegen der hehen Preise 
solcher im Innern der Stadt Berlin entschloß sie sich, 
zu einem neuen System von 6 kV -Stützpunkt-Schaltanlaren 
überzuzchen. Dem elektrotecehnisehen Aufbau ihrer Ge- 
samtanlagen liegt nunmehr die völlige durchgeführte Grup- 
penschaltungz zugrunde. Die Umschaltung von Gleichstrom 
auf Drehstrom wurde fortgesetzt. Das Flektrissima-Teil- 
zahlungesystem ist weiter außerordentlich gewachsen: im 
Berichtsjahr gingen bei der Bewag rd. 170000 Kredit- 
gesuche ein, d. s. über 52% mehr als 1927 (111500). Die 
Abwicklung der Geschäfte mit den Abnehmern und den 
Mitgliedern der „E“-Organisation verlief wieder reibungs- 
los. Die Einnahmen aus Stromlieferunz betrugen 
129171738 RM (115 732422 i. V.) und die übrigen Ein- 
nahmen (aus Wärme- und Eislieferunge. Vermietungzen. 
Wohngebäuden sowie die Installationszewinne) insgesamt 


I Verl ETZ 199, 8. 1214. 
2 Verl. ETZ 189, S. 423. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46 


14. November 1929 


1568 629 RM (R 423 403 i. V.), während Betrieb und Strom- 
bezug 37 172983 RM erforderten (36 007845 i. V.). Bei 
einem Reingewinn von 1959408 RM (1935 790 i. V.) hat 
die Gesellschaft wieder 10% auf 15 Mill RM Aktienkapi- 
tal verteilt. Dem Geschäftsbericht sind auch diesmal zahl- 
reiche sehr instruktive Tabellen und Schaubilder beigege- 
ben worden. 

Der (resamtanschlußwert des Städtischen Elek- 
trizitätswerks Bielefeld ist 1928 von 39 943 auf 
44552 kW gestieren, d. s. 235,4 kW je 1000 Einwohner 
(214,3 i. V.). Die Zahl der Abnehmer hat sich von 27 716 
auf 31 186 und die Gesamterzeugungz von 37,449 auf 41,687 
Mill kWh, also um 11,2% erhöht. Dabei wuchs die Strom- 
abeahe für Kraft von 24,113 um 97% auf 26,447, die für 
Beleuchtung von 5,974 um 135% auf 6,779 und die Liefe- 
rung für die Straßenbahn Son 1,728 um rd. 34% auf 

2,313 Mill kWh. Darin, daß das Verkältnis der Strom- 
abrabe für Beleuchtung und Kraft sieh von 1: 4,15 auf 
1: 3,9 verschoben hat, kommt der Einfluß der schlechten 
Konjunktur in der Industrie und im Kleinzewerbe zum 
Ausdruck. Die Höchstlast der Drehstromzentrale von 
15000 kW (14800 i. VY.) hatte eine Benutzunzsdauer von 

80h (2530 1.V.). Von den bezahlten Kilowäattstunden 
entfielen 74,8% auf gewerbliche Zwecke, 18,7 % auf Be- 
leuchtung und 6,54 % auf die Straßenbahn. Die Finnah- 
men verteilt sich entsprechend zu 49,32, 47,16 und 3,52 %. 
Die Anlarekosten sind von 18,003 auf 19,336 Mill RM und 
der Betriebsüberschuß von 2,141 auf 23,336 MiN RM æv- 
stiegen. 1,25 Mill RM wurden an die Kämmereikasse ab- 
geführt (0,8 i. V.). 

Der Elektrizitätsverband Gröba, Kötr- 
schenbroda, hat 1928 die Eigenerzeugung und den Fremd- 
bezug von 98 auf 115 Mill kWh steigern können, obgleich 
annähernd 5 Mill kWh infolge Verschlechterung der wirt- 
schaftlichen Lage eines Teils der Abnehmer ausgefallen 
sind. Die Höchstleistungz betrug 33000 kW (30.000 i. V.) 
und die größte Tagesabgabe 0,515 Mill kWh. Das 1927 
errichtete Kraftwerk Plessa war an der Leistungsabrabe 
bereits mehrfach bis zu 16000 kW beteiligt; sein Ausbin 
ist nunmehr vorläufig abgeschlossen worden. Der Mehr- 
bedarf an Strom soll bei tragbaren Bezugzspreisen weitest- 
gehend von den Mitteldeutschen Stahlwerken in Lauch- 
hammer und der A. G. Sächsische Werke gedeckt werden. 
Zwecks größter Nieherung des Betriebs wird das als 
zweiter Schwerpunkt des Versorgungsgebiets wichtige 
Umspannwerk ltzdorf bei Roßwein um 10000 kVA er- 
weitert. Damit kann das Verbandsunternehmen künftig 
bis zu 50 000 kW abgeben. Es dehnte seine 60 KV -Anlaren 
wesentlich aus und errichtete zwei weitere Umspannwerke 
in der L.ößnitz und in Radebure. Der Stromverkauf er- 
brachte 7647567 RM, wozu an weiteren Einnahmen noch 
359 724 RM hinzukamen. Als bruttoertraz weist der bericht 
2033053 RM aus. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft- 


stelle, Berlin W 35, Potsdamer Str. 11Sa Il, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 2697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 135 02. 


Jahresbeitrag der inländischen Mitglieder für 1930. 


Der Mitgliedsbeitrag für das Jahr 1930 beträgt: 
i. für persönliche inländische Mit- 


glieder aa aaa 30 RM 
für Jungmitglieder E 15 5; 
I. für korporative T N Mit- 

glieder: 
1. Behörden, Schulen, wissenschaftliche Ver- `’ 

eine usw. . . . 36 „ 
2. Sonstige körkerschaftliche Mitglieder. stilt. 

und staatl. Betriebe, auch Eltwerke, Priv at- 

firmen, offene Handelszesellschaften, Ge- 

sellsehaften mit beschränkter Haftune, 

Aktienzesellschaften usw., die beschäf- 

tigen: 

a) bis 50 Angestellte und Arbeiter. . 5O 


b) von 51 bis 100 Angestellte und Arbeite r T5 ge 

c) von 101 bis 250 Angestellte und Arbeiter 120 „ 

d) von 251 bis 500 Angestellte und Arbeiter 150 „ 

e) Sc A01 bis 1000 Angestellte und Ar- 
eiter 


SE 


f) von 1001 bis 2500 Angestellte und Ar- 


heiter . . Ai RM 
g) von 2501 bis 5000 Anzestellte und Ar- 
beiter . 600 „ 
h) von 5001 bis 10.000 Angestellte und 
Arbeiter . . . 900 
Die Beiträxre werden baldiest Aut Ans GE 


konto: Elektrotechnischer Verein, Berlin Nr. 13302, er- 
beten, da sonst die ordnungsmäßire Zustellung der ETZ 
über den 1. Januar 1930 hinaus nicht gewährleistet wer- 
den kann. 
Elektrotechnischer Verein. 
Der Generalsekretär: 
Dr. Schmidt. 


Einladung 


zur ordentlichen Sitzung des Elektrotechnischen Vereins 

verbunden mit der 6. Hauptversammlung der Heinrich- 

Hertz - Gesellschaft zur Förderung des Funkwesens am 

Dienstag, dem 19. November 1929, abends 7% Uhr (pünkt- 

lich) im Hörsaal 301 im Erweiterunesbau der Technischen 
Hochschule in Charlottenburg. 


Tagesordnung 


I. Geschäftliche Angelegenheiten. 
Il. Vorträge: 
1. Herr Direktor W. Hahnemann: „Neuere 
Resultate auf dem Gebiete der ultra- 
kurzen Wellen.“ 


14. November 1929 


2. Herr Oberpostrat Professor Dr. F.Kiebitz: „Er- 
gebnisse derim April 1929 beiden Ber- 
liner Rundfunkteilnehmern gehalte- 
nen Umfrage über die Empfanxzsver- 
hältnisse.“ 

3. Herr Dr.-Ing. W. Runge: „Hochfrequenz- 
verstärkune kurzer Wellen.“ 

4. Uert Dipl.-Ing. P. v. Handel: Unter: 
suchungen über quarzgesteuerte 
Schwingvorgänge.” 

Einlaß in den Vortragsaal gegen Vor- 
zeigung der Mitgliedskarten. Auf den Na- 
men ausgestellte Gastkarten werden bei Vor- 
ausbestellung bis 18. November von der Gesehäftstelle 
des Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Potsdamer 
Straße 118a IÍ ausgegeben. 

Nachsitzung im „Grand-Hotel am Knie“, Char- 
lottenburg, Bismarckstraße 1. 


Elektrotechnischer Verein. 
Der Vorsitzende: 
K. W. Wagner. 


Ordentliche Sitzung 


am 24. September 1929 in der Technischen Hochschule zu 
Charlottenburg. 


Vorsitz: Herr Professor Matthias. 

Sehr verehrte Damen und Herren! Ich freue mich, daß 
Sie so zahlreich erschienen sind, um nach dem langen 
Sommer die Versammlungstätirckeit wieder zu eröffnen, 
und heiße Sie herzlich willkommen. 


Seit der letzten ordentlichen Sitzunz im Mai sind 85 
Neuanmeldunzen eingerangen; ein Verzeichnis liegt hier 
aus. Gegen den Bericht über die Maisitzunz sind Ein- 
wendungen nicht erhoben worden: der Bericht gilt somit 
als angenommen. 


In der nächsten ordentlichen Sitzung am 22. Oktober 
wird Herr Prof. Dr. Pirani einen Vortrag halten über 
das Thema: „Fortschritte und Entwicklunzsmörzlichkeiten 
auf dem Gebiete der Leuchtröhren.“ Vorher wird Herr 
Direktor Dr. Finekh von der Osram G. m. b. H. in einem 
kurzen Vortrag auf die Verdienste des Ingenieurs Göbel 
hinweisen, des deutschen Erfinders der elektrischen Glüh- 
lampe, über dessen Erfindung ja vor einigen Jahren in der 
ETZ in einem sehr interessanten Aufsatz von leren Heck: 
mann! Näheres mitzeteilt worden ist, und ferner die Ver- 
dienste Edisons um die Entwieklunz der Glühlampe 
schildern. In den V. S. Amerika finden nämlich Mitte Ok- 
tober größere Festlichkeiten zu Ehren Edisons statt, die 
ihren Höhepunkt am 21. oder 22. Oktober erreichen. Das 
paßt also ganz gut zu unserem Termin. Da Edison seit 
1890 Ehrenmitglied des Elektrotechnischen Vereins ist, 
wollen also auch wir in dieser Sitzunz am 22. Oktober sei- 
ner gedenken. 

Ich habe dann noch folgende geschäftliche Mitteilun- 
gen zu machen. Wie Ihnen erinnerlich sein wird, hat der 
Flektrotechnische Verein gemeinsam mit dem Außeninsti- 
tut der Technischen Hochschule im Winter 1927/1928 eine 
Vortragsreihe über das Gebiet der „Relais und Schutz- 
schaltungzen“ veranstaltet. Piese Vortragsreihe war ent- 
sprechend der Bedeutung des Themas außerordentlich stark 
besucht. Bei ihrer Veranstaltung war bereits beschlossen 
worden, die sehr wertvollen Vorträge durch Drucklerung 
festzuhalten. Sie sind jetzt von Herrn Prof. Pr. Rüden- 
berg herausgegeben worden, der ebenfalls an der Vor- 
tragsreihe beteiligt war, und im Verlage von Julius Sprin- 
ger erschienen. Sie stellen in ihrem Aufbau einen syste- 
matischen Lehrgang der Relais-Schutztechnik dar. Die neue- 
sten Schaltunzen und Konstruktionen sind noch während 
der Drucklegung berücksichtigt worden, so daß die Ver- 


öffentlichung dem heutiren Stande der Praxis voll ent- 
spricht. Nähere Auskunft über Inhalt, Umfanz und Aus- 


stattung des Werkes erteilt die Geschäftstelle des Vereins. 
Ich mache unsere Mitglieder besonders darauf aufmerksam, 
daß sie nach vertraxlicher Abmachung des Elektrotechni- 
schen Vereins mit der Verlagsbuchhandlunz berechtigt 
sind, die Vorträge direkt vom Verlage zu einem Bezugs- 
preis von 19,15 RM statt 22,50 RM zu beziehen; also immer- 
hin eine ansehnliche Ermäliigunse. 

Wir kommen nun zum zweiten Gegenstand unserer 
Tagesordnung. Wie Ihnen bekannt sein wird, ist die ETZ 
am 1. Januar dieses Jahres in das gemeinsame Eigentum 


ı H.Beekmanun, ETZ 1923, S. 1031. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


1671 


des Verbandes Deutscher Elektrotechniker und des Elek- 
trotechnischen Vereins übergerangen. Nun ist es in die- 
sem Zusammenhang notwendig geworden, daß in der 
Satzung des Elektrotechnischen Vereins die Gemeinnützig- 
keit des Vereins, die ohnehin schon bestand, noch mehr 
betont wird als bisher. Der Vorstand beantragt daher, die 
in der Einladung abzedruckten Satzunzsänderungen zu ge- 
nehmigren. Sie stimmen wörtlich überein mit den ent- 
sprechenden Satzungsänderungen, die auch der VDE aus 
demselben Anlaß vorgenommen hat. Ich werde die 
Satzungsänderungen vorlesen: 


Zweck des Vereins. 
82. 
Dieser $ erhält folzenden Zusatz: 


„Ausgeschlossen sind Erwerbs- oder sonstige eizen- 
wirtschaftliche Zwecke, vielmehr soll der Verein lediglich 
dem gemeinen Besten auf dem Gebiete der elektrotechni- 
schen Wissenschaft dienen.“ 


Mitgliedschaft. 
SH 
Dieser § erhält folgenden Zusatz: 


„Kein Mitglied hat während seiner Zugehörigkeit zum 
TElektrotechnischen Verein oder nach seinem Ausscheiden 
Ansprüche an das Vereinsvermösen oder auf Auszahlung 
von Gewinnen oder auf ähnliche Vermözensvorteile, auch 
nicht auf Rückzahlung von Einlagen oder sonstigen Be- 
trägen.”“ 

Auflösung des Vereins. 


§ 29. 
Dieser § erhält folgenden Zusatz: 


„Bei Auflösung des Elektrotechnischen Vereins muß 
das vorhandene Vermögen ausschließlich gemeinnützizen 
Zwecken auf elektrotechnisch-wissenschaftlichem Gebiete. 
zugeführt werden, insbesondere auch durch Überweisung 
an gemeinnützige Körperschaften; jede Zuwendung von 
Vermögen oder Vermözensvorteilen an Mitglieder des Ver- 
eins ist ausgeschlossen.” 

Nun, wir hoffen ja alle, daß der Verein ewige Zeit be- 
stehen wird, und keiner rechnet wohl damit, einmal aus 
der Auflösung des Vereins Kapital zu schlagen. Ich glaube 
daher, wir können diesen Änderungen ohne weiteres zu- 
stimmen. Der Ordnung halber möchte ich aber doch fra- 
gen, ob das Wort hierzu gewünscht wird. — Das geschieht 
nicht. Wir kommen dann zur Abstimmung. Wer gegen 
die Satzunzsänderungen ist. den bitte ieh, die Hand zu er- 
heben. — Das geschieht nicht. Iech darf also mit Freuden 
feststellen, daß diese Satzunzsänderunzen einstimmig an- 
genommen worden sind. 

Wir kommen nun zum dritten Gerenstand der Tages- 
ordnung, zu dem Vortrag des Herrn Manfred von Ar- 
denne über das Thema: „Verschiedene Anwendungen 
von Elektronenröhren in der Meßtechnik?” Ich bitte 
Herrn von Ardenne, das Wort zu ergreifen. 


Herr von Ardenne hält den Vortrag, der lebhaften 
Beifall auslöst. 


Vorsitzender: Ich darf wohl in Ihrem Namen dem Herrn 
Vortrazenden unseren herzlichen Dank für seine sehr in- 
teressanten Ausführungen aussprechen. Er hat uns zwar 
in ein Spezialgebiet hineingeführt; aber ich glaube, nicht 
nur die Herren Spezialisten haben Freude an seinem Vor- 
trag gehabt, sondern auch die Herren von der Starkstrom- 
technik werden manche nützliche Anwendung wittern. Wir 
freuen uns außerordentlich, daß wir das normale Schalt- 
tafeleerät, das uns so handlich und geläufig ist, nun tat- 
sächlich für die Messung von Größen verwenden können, 
die bisher eigentlich nur den physikalischen Meßgeräten 
zugänglich waren. Dankenswert ist auch, daß der Herr 
Vortragende nicht nur die Vorteile seiner Meßimethode aus- 
einandergesetzt, sondern auch ihre Grenzen sehr offen be- 
kannt hat. Gerade das gibt uns auch ein besseres Gefühl 
dafür, wie weit wir in der Anwendung des uns Vorgetrage- 
nen gehen können. 

Ich möchte nun fragen, ob das Wort zu den Ausfüh- 
rungen gewünscht wird. 


Es folgt eine kurze Besprechung des Vortrags. 


Vorsitzender: Da das Wort nicht mehr gewünscht wird, 
darf ich die Diskussion schließen. Ich tue das, indem ich 
den Ilerren Diskussionsrednern für die Belebung der Aus- 
sprache danke und auch dem llerrn Vortragenden für die 
zusätzlichen Erläuterungen. 


.. Der Vortrag wurde in erweiterter Form in der ETZ 19%, S. 1617. 
veröffentlicht. 


1672 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


14. November 1929 


Neuanmeldungen zum Elektrotechnischen Verein E.V. 


AEG Compania Generala de Electricitate, Brasov (Rumänien) 
Allgemeine Telegraphen-Gesellschaft m. b. H., Berlin 
Ansorge, Helmut, cand. ing., Bin.-Charlottenburg 
Appelt, Günther, Berlin 
Bischkopf, Hermann, Hobrechtsfelde 
Bormann, Werner, cand. ing., Bln.-Charlottenburg 
Brandt, Fritz, Ingenieur, Berlin 
Chronz, Paul, Dipl.-Ing.. Berlin 
Döring, Werner, Dipl.-Ing., Bln.-Charlottenburg 
Dreise, Otto, Elektroing., Berlin 
Elsner, Richard, Dipl.-Ing., Bln.-U'barlottenburg 
Fischer, Paul, Kaufmann, Berlin 
Fislage, Julius, Ingenieur, Eberswalde 
Florescu, Matei, Elektroing.. Bukarest 
Forchhammer, Nels B., Elektroing., Finkenkrug 
Forster, Alexander, Betriebsleiter, Wien 
Galun, Wilhelm, Dipl.-Ing.. Berlin 
Giese, Erich, Ingenieur, Bln.-Charlottenbur 
Gosselk, Friedrich-Wilhelm, Elektroing., Bin.-Charlottenburg 
Guthjahr, Eberhard, Ingenieur, Bin.-Buckow 
Haizmann, Walter, Dipl.-Ing., Bin.-Charlottenburg 
Hammerschmidt ‚ Wilhelm, Dipl.-Ing.. Koblenz 
Harm, Hans, Dipl.-Ing., Bin.-Reinickendorf-Ost 
ssekief, cand. ing., Bin.-Charlottenburg 
nne, Karl, Dipl.-Ing., Alfeld a. d. Leine 
useler, Richard, stud. rer. techn., Neukölln 
Il, Hermann, Dipl.-Ing, Bln.-Niederschöneweide 
nz, Oskar, stud. ing., Berlin : 
ffmann, Richard, Elektroing., Landsberg (Warthe) 
pf, Ernst, Ingenieur, Berlin 
rn, Guido, Fabrikant, Bin.-Weißensee 
ske, Erwin, cand. ing., Bin.-Neukölln 
h, Joseph, Dipl.-Ing., Bin.-Charlottenburg 
zok, Max. Bin.-Rosenthal j 
smann., Siegfried, Ingenieur, Cernanti (Czernowitz) 
zyk, Emiljan, Elektroing., Dolina (Polen) 
emann, Heinrich, Dr. phil., Berlin 
ebitzsch, Werner, Dipl.-Ing., Berlin 

rs, Fricis, Dipl.-Ing., Riga 
‚Carl, Elektroing.. Berlin 
er, Tobias, Dipl.-Ing., Berlin 
tein, Friedrich, Obering., Berlin 
nn, Kurt, Ingenieur, Potsdam 
rion, F.R., Ingenieur. Berlin 
ttern, Hans-Joachim, Student, Bin.-Wilmersdorf 
Maver, Josef, Dipl.-Ing., Bin.-Steglitz 
Mochow, Albert, stud. ing., Bln.-Schlachtensee 
Müller, Oskar, Elektroing., Bin.-Rosenthal 
Neuber, Walter, Dipl.-Ing... Bln.-Biesdorf 
Netze, Erich, Ingenieur. Bin.-Tegel 
Obstfeld, Leon. Dipl.-Ing., Berlin 
Oehler, K.. Dr.-Ing., Zurich 
Pfalzgraf. Carl, Inhaber der Akkumulatorenfabrik System Pfalz- 

graf G. m. b. H.. Bln.-Frohnau 
Philler, Albrecht, Dipl.-Ing.. Bln.-Lichterfelde 
Planer, Viktor, Direktor der Norddeutschen Kabelwerke, Bln.-Lankwitz 


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CR E 


a 


Reinhardt. Gustav. Dipl.-Ing.. Charlottenburg 
Richter, Erhart, Ingenieur, Bin.-Charlottenburg 
Richter, Hans Joachim, cand. ing.. Bin.-Schlachtensee 
Richter, Hermann, en .. Blin.-Charlottenburg 
Rieper, Ġerhard, Dipl.-Ing., baal 
Rietz, Claus, stud. ing., Bln.-Charlottenburg 
Röhnisch, Walter, Bin lerligensce 

Ridiger, Gustav, Klektromeister, Berlin 

Sander, Peter, Dipl.-Ing., Berlin 

Scheib, Artur, cand. ing., Nürnber 

Schiffmann, Rudolf, Obering., Bln.-Wilmersdorf 
Schlenkhoff, Albert, ENG CC Herne i. Westf. 
Schlesinger, Edgar, Geschäftsführer, Bln.-Wilmersdorf 
Schmidt Heine. sipl.-Ing., Bln.-Charlottenburg 
Schmutz, Oskar, Dipl.-Ing., Bln.-Siemensstadt 
Schuttke, Eduard, cand, ing.. Bin.-Reinickendorf 
Seiler, Johannes, Physiker, Bln.-Friedenau 
Sichelschmidt, Ernst, Dipl.-Ing., Berlin 
Simmons, Donald, M., Eleetrical Engineer, New York City 
Sommerguth, Herbert, cand. ing., Berlin 

Speer, Ernst, Bin.-Johannisthal 

Stern, Ernst, Ingenieur, Blu.-Johannisthal 

Stiller, Willv, stud. ing., Berlin 

Syree, Bruno, Dipl.-Ing., Bln.-Charlottenburg 
Szepesi, Endre, cand. ing.. Budapest 

Tesch, Walter, Ingenieur, Bln.-Pankow 

Thiem, Ernst, Ingenieur, Bin.-Charlottenburg 


Wappler, Rudolf, Student, Bln.-Charlottenburg 
Wiesner, Kurt, Berlin. 
Wilms, Wilhelm, Dipl.-Ing., Berlin 
Zerelles, Hans, Dipl.-Ing., Bln.-Spandau 
lElektrotechnischer Verein. 
Der Generalsekretär: 
Dr. Schmidt. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 586204. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


Kommission für Errichtungs- und Betriebs- 
vorschriften. 


Die Jahresversammlung 1929 hatte den für die 


„vorschriftennebstAusführungsregeln 

für die Errichtung von Starkstromanla- 

gen mit Betriebspannungen unter 1000 V, 
V.E.S. 1./1930" 


zuständigen Referentenausschuß bevollmächtigt, den in 
ETZ 1929, S. 541 und 872 veröffentlichten Schluß- 
entwurf einer nochmaligen Überprüfung zu unter- 
ziehen, um nach Ablauf der Einspruchsfrist noch einge- 
gangene Anregungen gegebenenfalls bei dem endgültigen 
Wortlaut zu berücksichtigen. 

Diese Überprüfung ist im Einvernehmen mit den An- 
tragstellern erfolgt, und der Vorstand hat in seiner am 
8. November 1929 abgehaltenen Sitzung den nachstehend 
veröffentlichten Änderungen an dem Schlußentwurf 
zugestimmt, so daß die V.E.S. 1./1930 mit diesen Ande- 
runzen am 1. Januar 1930 in Kraft treten. 


Nachtrag 2 zum Schlußentwurf 


der 
„Vorschriften nebst Ausführungsregeln für die Errichtung 
von Starkstromanlagen mit Betriebspannungen unter 
1000 V, V.E.S. 1./1930”. 


Inhaltsübersicht. 


V. Sonderbestimmungen für Anlagen besonderer Art. 
A. Prüffelder, Laboratorien, Einrichtungen für Betriebs- 
versuche und behelfsmäßige Einrichtungen. 


8 37. Prüffelder, Justierräume und Laboratorien. Einrich- 
tungen für Betriebsversuche und behelfsmäßige Ein- 


richtungen. 
I. Gültigkeit. 
$ 1. 

i Die Vorschrift b) erhält folgenden geänderten Wort- 
aut: 

Geltungsbereich. 
ne „b) Die nachstehenden Vorschriften und Regeln gelten 
für Starkstromanlagen oder Teile solcher mit Betriebspan- 
nungen unter 1000 V mit Ausnahme von im Erdboden ver- 
legten Leitungsnetzen, der gesamten Fahrleitunzsanlare 
elektrischer Bahnen (Vollbahnen, Straßenbahnen, straßen- 
bahnähnliche eKleinbahnen und Stadtschnellbahnen), der 
Fahrzeuge über Taxe sowie der elektrochemischen Be- 
triebsapparate.” 

II. Begriffserklärungen. 

82. 
Die Vorschrift ci wird, wie folgt, erweitert: 

ne) Freileitunzen im Sinne dieser Vorschriften 
sind außerhalb von Grebäuden geführte oberirdische Lei- 
tungsanlagen, bei denen die Leitungen keine Schutzver- 
kleidung haben, einschließlich der lsolatoren und Träger 
(Maste, Dachständer usw.) sowie der zuzehörenden Haus- 
anschlußleitungen (Ausnahme siche d).” 


III. Allgemein gültige Bestimmungen. 
A. Allgemeine Schutzmaßnahmen. 
$ 3. 
Schutz gegen zu hohe Berührungspannunz. 


Die Regel 5 wird durch folgenden Absatz 3 erweitert: 
„Fernineldegeräte siehe $ 15i)“. 


B. Elektrische Maschinen, Transformatoren und 
Akkumulatoren. 
$7. 
Transformatoren. 

Regel 1 erhält folzenden neuen Abs. 2: 

„Bei der Auswahl des Aufstellungsortes ist daranf 
zu achten, daß bei Bränden und ihren Folgen der freie 
Verkehr in Ausgängen und Treppen nicht behindert ist.“ 

$ 8. 
(Siche auch § 32.) 
Akkumulatoren. 
l Die Vorschrift b) erhält folgenden geänderten Wort- 
aut: 

„b) Bei Spannungen von mehr als 250 V gegen Erde 
müssen die Batterien mit einem isolierenden Bedienungs- 
gang umgeben sein.“ 

D. Apparate. 
§ 1l. 
(Siehe auch Ss 3 und 10.) 
Schalter. 

Der 2. Absatz von d) erhält 
Wortlaut: 

„Schalter für ortsveränderliche Stromverbraucher, die 
durch Steckvorrichtungen gemäß § 13e) angeschlossen 
werden, sowie solche, die in Verbraucherstromkreisen 
liezen und kleinere Glühlampengruppen bedienen, unter- 
liegen dieser Vorschrift nicht.“ 


folgenden geänderten 


14. November 19298 


Regel 1 erhält folgenden geänderten Wortlaut: 

„1. Als kleinere Glühlampengruppen gelten solche, 
die nach $ 14* mit nicht mehr als 6 bzw. bis zu 25 A ge- 
sichert sind.“ 

Regel 3 erhält folgenden geänderten Wortlaut: 

„3. Schalter für Stromverbraucher mit XNennleistun- 
gen bis 5kW sollen in Gleichstromanlagen Moment- 
schalter sein.“ 

8 12. 


(Siehe auch SS 3 und 10.) 


Anlasser und Widerstandsxzeräte. 
In Regel 1 wird der die Ausnahmen enthaltende Klam- 
merausdruck, wie folgt, erweitert: 
„[Ausnahmen siehe $$ 281 und 39i].“ 


§ 14. 
(Siehe auch SS 3 und 10.) 


Stromsicherungen (Schmelzsicherungen 
und Selbstschalter). 
Regel 1 erhält folzenden geänderten Wortlaut: 
„1. Die Stromstärke der Stromsicherung soll nicht 
größer sein, als nach der Belastungstafel und den übrigen 
Regeln von § 20 für die betreffende Leitung zulässig ist.“ 


Rezel 8 erhält folgenden zeänderten Wortlaut: 

„8. Die gemeinsame Sicherung mehrerer Verteilungs- 
leitungen in Gebäuden soll nicht mehr als 6 A Nenn- 
stromstärke haben. Führen solche Verteilungsleitungen 
nur zu Glühlampen mit Lampensockel E40 (Goliath- 
Sockel), so kann die gemeinsame Sicherung bis zu 25 A 
Nennstromstärke haben.“ 

$ 15. 
(Siehe auch SS 3 und 10.) 
ÖrtsveränderlicheGeräte. 


Die Vorschrift e) erhält folgenden geänderten Wort- 
laut: 

„e) Spielzeuge, d.h solche Geräte, die ihrer Bau- 
art und ihrem Wesen nach nicht als Gebrauchsgegenstände 
anzusehen sind, dürfen nur mit einer Betriebspannung bis 
24 V betrieben werden. 

Der Ansehluß derartiger Geräte ist nur gestattet: 


an Wechselstromnetze bei Verwendung von 
Transformatoren oder Umformern mit elektrisch getrenn- 
ten Wicklungen für eine Betriebspannung bis 24 V, 

an «Gleichstromnetze nur bei Verwendung von 
Unnformern mit elektrisch getrennten Wieklungen für eine 
Betriebspannune bis 24V. Eine leitende Verbindung mit 
dem Starkstromnetz (z. B. durch Lampenwiderstände) ist 
verboten. 

Für Koch- und Heizzeräte als Spielzeuge mit Betrieb- 
spannungen über 24} V gelten die „Vorschriften für elek- 
trisch beheiztes Spielzeug“. 

Fernmeldexeräte. 

Abs. 1 der Vorschrift i) erhält folzende erweiterte 
Fassung: 

s) Die Fernmeldeanlage muß eine gesonderte elek- 


trische Anlage bilden. Soweit die Fernmeldeanlagen 
räumlich und elektrisch von dem Netz zuverliissig ge- 


trennt sind, unterliegen sie den „Regeln für die Errichtung 
elektrischer Fernmeldeanlagen”. 
F. Leuchten und Zubehör. 
S 17. 
OÖrt<feste Beleucehtungskörper (auch 
Sechnur- und Zugpendel). 
Regel t erhält folgende erweiterte Fassung: 

„t. Werden Steckvorrichtungen in Beleuchtungskör- 
per eingebaut, so sollen die zu ihnen führenden Leitungen 
einen Mindestquersehnitt von L mm? aufweisen. Die Steck- 
vorrichtungen sollen den Bestimmungen in $13 ent- 
sprechen. ° 

Steckdosen zum Einschrauben 
tunlichst nicht verwendet werden.“ 

§ 18. 


Örtsveränderliche Beleuchtunxzskörper 
(Stehleuchter, Handleuchter). 
An den Schluß der Vorschrift b) wird eine 
Regel 1 folgenden Wortlautes angefügt: 

sl. Werden Steekvorrichtungen in Stehleuchter ein- 

gebaut, so sollen die zu ihnen führenden Leitungen und 

die Zuleitungschnur einen Mindestquersehnitt von L mm? 

aufweisen. Die Steckvorriehtungen sollen den Bestim- 
mungen in $ 13 entsprechen. 


in Fassungen sollen 


neue 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46 


1673 


Steckvorrichtungen zum Einschrauben in Fassungen 
sollen tunlichst nicht verwendet werden.“ 


Hierdurch erhält die bisherige Regel 1 die Kenn- 
ziffer 2. 


Pie Vorschrift d) erhält folzenden geänderten Wort- 
laut: 

„A) Schaltfassunzen in Handleuchtern sind verboten; 
jedoch sind Schalter bis 250 V und für mindestens 6 A zu- 
lässig. Diese Schalter müssen den Vorschriften für 
Dosenschalter entsprechen und so im Körper oder Griff 
einzebaut sein. daß sie mechanischen Beschädigungen ent- 
zogen bleiben.” 

Die Vorschrift i) erhält folgenden geänderten Wort- 
laut: 

ll Faßausleuchter dürfen nur mit Spannun- 
gen von höchstens 42 V betrieben werden: sie brauchen 
den Anforderungen für Handleuchter nieht zu genügen.” 


Die Vorschrift 1) erhält am Schluß folgenden Hin- 
weis: 
[.vgl. $28 g)“]. 


G. Beschaffenheit und Verlegung der Leitungen. 
8 20. 
Bemessung der Leitungen. 


In Regel 4 erhält die Fassung für den Querschnitt 
von 1,5 mm? folgende Änderung: 
„für festverlegte isolierte Leitungen und für festverlegte 


umhüllte Leitungen sowie für Bleikabel . . 1,5 mm?“ 
S 22. 


FTreileitungen. 


Der 1. Satz von Vorschrift b) wird wie folgt ge- 
ändert: 


„Die Leitungen sowie Apparate an Freileitunzen sind 
so anzubringen, daß sie ohne besondere Hilfsmittel weder 
vom Erdboden noch von Dächern, Ausbauten, Fenstern 
und anderen von Menschen betretenen Stätten aus zuräng- 
lich sind: wenn diese Stätten selbst nur durch besondere 
Hilfsmittel zugänglich sind, so genügt es, an diesen 
Stätten oder an ihren Zurzängen gut erkennbare Warnung- 
schilder anzubringen oder die Leitungen in geeigneter 
Weise gegen zufällizes Berühren zu schützen.“ 

In Vorsehrift cl treten folgende Änderungen ein: 


Der 1. Satz von Abs. 2 erhält folgende erweiterte 
Fassung: 

„Eindrähtire Leitungen aus Stahl und Aluminiun 
nebst seinen Legierungen sind nicht zulässig: eindrähtige 
Leitungen aus Kupfer sind nur in einem Querschnitt bis 
16 mm’ zulässig.“ 

In dem 4. und 5. 
ändern in „Nennlast“. 

In dem 5. Abs. ist der Zahlenwert 288 zu ändern in 
„228°, 

In dem 6. Abs. ist die angegebene höchstzulässire 
Zuebennspruchungz für Aluminiumseile von 9 kg/mm” 
richtiezustellen in „8 kg/mm?“. 

Die Vorschrift i) erhält folgende geänderte und er- 
weiterte Fassung: 

Jl Bei sieh kreuzenden oder parallel verlaufenden 
Leitungen, die an zetrenntem oder gzemeinsamem (restänze 
geführt sind, ist durch die Leitungesführunz oder durch 
besondere Vorkehrungen dafür zu sorgen, daß Berührung 
oder unzulässire Annäherung der beiden Arten von Lei- 
tungen verhütet oder ungefährlich gemacht ‚werden [siehe 
auch 8 4 a)]. 

Fernmeldeleitunzen dürfen am gleichen Gestänze nur 
unterhalb der Starkstromleitunzen verlegt werden.” 

Die Vorschrift I) erhält folgenden geänderten Wort- 
laut: 

+D) Im übrigen gelten die „Vorschriften für den Bau 
von Starkstrom-Freileitunzen V.S.F.” 


Abs. ist das Wort „VPrüflast” zu 


IV. Sonderbestimmungen für Räume besonderer Art. 
S 28. 
Elektrische Betriebsräume. 

Die Vorschrift a) erhält folgenden erweiterten Wort- 
laut: 

„a) Entgegen § 3a) kann von dem Schutz gegen 7u- 
fällige Berührung blanker, unter Spannung gegen Erde 
stehender Teile in Anlagen mit Spannungen bis höchstens 
250 V gegen Erde insoweit abgesehen werden, als dieser 
Schutz nach den örtlichen Verhältnissen entbehrlich oder 
der Bedienung und Beaufsiehtirung hinderlich ist.“ 

Die Vorschrift g) erhält folrenden geänderten Wort- 
laut: 


1674 
„z) Hebezeuge und Transportmaschi- 
nen. Bei Hebezeugen und gleichartigen Transport- 


maschinen müssen Vorkehrungen getroffen sein, die den 
Führer sowohl auf dem für das Besteigen und Verlassen 
des Führerstandes vorgesehenen Weg gegen zufällige Be- 
rührung von Schleifleitunzen als auch in Reichweite vom 
Steuerplatz gegen zufällige Berührung Spannung führen- 
der Teile jeder Art schützen. 

Die Hauptschleifleitungen müssen allpolig abschalt- 
bar sein; werden mehrere solcher Maschinen von der glei- 
chen Leitung gespeist, so müssen außerdem die einzelnen 
Maschinen für sieh allpoliz abschaltbar sein. 

Die festverlexten Leitungen müssen im und am Führer- 
stand gegen Beschädigungen geschützt sein. 

Im übrigen gelten die Maschinen mit und auch solche 
ohne Führerbegzleitung als elektrische Betriebsräume. Für 
Triebwerksräume von Aufzüzen gilt dieses jedoch nur 
dann, wenn in der Nähe ihres Einganges, getrennt von 
dem Triebwerk und dessen Steuerung, ein gegen zufällige 
Berührung geschützter Hauptschalter leicht zugänglich 
und auzenfällig angebracht wird, der die Zuleitung vom 
Triebwerksraum allpolig abschaltet, und ferner der Raum 
ienseits dieses Hauptschalters augenfällig als elektrischer 
Betriebsraum gekennzeichnet ist. 

Entgegen S 181) sind Handleuchter bei Gleichstrom 
bis 1000 V zulässig.” 

S 29. 


Abgeschlossene elektrische Betriebs- 
räume. 


Die Vorschrift a) erhält folgenden geänderten Wort- 
aut: 

„a) Eintzezen $ 3a) kann von dem Schutz gegen zu- 
fällige Berührung blanker, unter Spannung gegen Erde 
stehender Teile insoweit abgesehen werden, als dieser 
Schutz nach den örtlichen Verhältnissen entbehrlich oder 
der Bedienung und Beaufsichtigung hinderlich ist.“ 


§ 30. 
Betriebstätten. 


ie Vorschrift a) erhält folgenden erweiterten Wort- 
aut: 

Al Entgegen SS 3b) und 21a) dürfen bei Anlagen 
mit Spannungen bis höchstens 250 V gegen Erde die im 
Handbereich liegenden Zuführungsleitungen zu Maschinen 
unzeschützt verlegt werden. wenn sie unter den örtlichen 
Verhältnissen keiner Beschädigung ausgesetzt sind.” 


V. Sonderbestimmungen für Anlagen besonderer Art. 


A, Prülfelder, Laboratorien, Einrichtungen für Betriebs- 
versuche und behelfsmäßige Einrichtungen. 


3 37. 
Prüffelder, Justierräume und 
Laboratorien. 


a) Für festverleste Leitungen sind Abweichungen von 
den Bestimmungen über Stützpunkte der Leitungen u. del. 
zulässig. doch ist dafür zu sorgen, daß die Bestimmungen 
hinsichtlich mechanischer Festigkeit, zufälliger gefahr- 
bringender Berührung, Schutz gegen elektrische Feuer- 
erscheinuneen und Erdung für den ordnunzsmäßigen Ge- 
brauch erfüllt sind. 

b) Ständige Prüffelder, Justierräume und Labora- 
torien sind mit festen Aberenzunzen und Warnunestafeln 
zu versehen. Fliegende Prüfstände sind durch eine auf- 
fallende Absperrung (Schranken, Seile oder dgl.) kennt- 
lich zu machen. 

1. Wenn in ständigen Prüffeldern, Justierräumen und 
Laboratorien an den behelfsmäßigen Leitungen, an den 
Apparaten usw. der Schutz gegen zufällige Berührung 
Spannung führender Teile nicht angewendet wird, sollen 
die Gänge hinreichend breit und der Bedienungsraum ge- 
nügend groß sein. 


ce) Bei Schalt- und Verteilungstafeln für Eich- und 
Prüfzwecke ist Holz als Bau- und Isolierstoff zulässig. 


Einrichtungen für Betriebsversuche und 
behelfsmäßige Einrichtungen. 

Außer den Bestimmungen unter a) bis c) gilt noch 
folgendes: 

d) Die für Betriebsversuche erforderlichen Einrich- 
tungen brauchen den allzemeinen Bestimmungen unter IlI 
nicht zu entsprechen, wenn die Versuche unter sachkun- 
diger Aufsicht stehen. 

e) Behelfsmäßize Einrichtungen sind durch War- 
nunzstafeln zu kennzeichnen und durch Schutzseländer, 
Schutzverschläze oder del. gegen den Zutritt Unberufener 
abzugrenzen. Den örtlichen Verhältnissen ist dabei Rech- 
nung zu tragen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


14. November 1929 


Die beweglichen und ortsveränderlichen Einrichtun- 
gen sowie die Beleuchtungskörper, Apparate, Meßgzeräte 
usw. müssen den allgemein gültigen Bestimmungen unter 
III genügen. 

Bei Schalt- und Verteilungstafeln ist Holz als Bau- 
stoff, nicht aber als Isolierstoff zulässig. 


B. Theater, Lichtspielhäuser, Kleinkunstbühnen, Zirkus- 
gebäude und diesen gleichzustellende Versammlungsräume. 
$ 38. 


Allgemeine Bestimmungen. 


i Die Vorschrift f) erhält folgenden verkürzten Wort- 
aut: 

„DB Bei elektrischen Notbeleuchtungen müssen die 
Lampen an eine oder mehrere räumlich und elektrisch von 
der Hauptanlage unabhängige Stromquellen angeschlossen 
werden.” 

Die Vorschrift g) erhält für den 1. Abs. folgenden 
geänderten Wortlaut: 

„&) Falls neben der Notbeleuchtung und der Haupt- 
beleuchtung für den Zuschauerraum noch cine besondere 
Hilfsbeleuchtung eingerichtet ist, muß diese von einer 
außerhalb des Beleuchter- oder Bildwerferraumes ge- 
legenen Stelle aus einschaltbar sein.“ 


Bericht über die XXXIV. Jahresversammlung des 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker am 8. und 
9. Juli 1929 im Städtischen Konzerthaus zu Aachen. 


2. Verbandsversammlung 
am 
Dienstag, dem 9. Juli 1929, 9 Uhr vormittags. 


(Schluß von AS, 1642.) 


Den Vorsitz führt Herr Generaldirektor Dr. Krone, 
Dortmund. 


Vorsitzender: Ich eröffne heute dia zweite Verbands- 
Sitzung und bin sehr erfreut, Sie hier in so stattlicher 
Anzahl nach der gestrigen Anstrengung begrüßen zu 
können. Denjenigen, die es gestern nicht gehört haben, 
will ich kurz mitteilen, daß Haag, Wien und Budapest auf 
telegraphischem Wege Grüße entboten haben. Die An- 
sprachen waren tadellos zu vernelimen, so daß die Über- 
tragung grobe Begeisterung erregt hat. 

M. H., wir wollen uns heute, nachdem wir uns gestern 
hauptsächlich dem Schwaclistrom gewidmet hatten, dem 
Starkstromeebiet zuwenden. 

Zuerst spricht Herr Generaldirektor Dr.-Ing. E. h. 
Frank, Berlin, über: „Der Zusammenschluß großer 
Netze im Lichte der Elektrizitätswirtschaft“, an zweiter 
Stelle Herr Prof. Dr.-Ing. E. h. Rüdenberg, Berlin, 
über: „Das Verhalten elektrischer Kraftwerke und Netze 
beim Zusammenschluß“, und an dritter Stelle Herr Ober- 
ingenieur Dr.-Ing. Piloty, Berlin, über: „Wirkung des 
Zusammenschlusses großer Netze auf ihren Betrieb“. 

Wir werden nicht dreimal, sondern nur einmal am 
Schlusse eine Diskussion haben und bitten Sie dringend, 
eifrig hieran teilzunehmen, da die Diskussion meistens 
die Hauptsache ist. 

Ich erteile das Wort Herrn Generaldirektor Dr. 
Frank, Berlin, zu seinem Vortrag: „Der Zusammen- 
schluß großer Netze im Lichte der Elektrizitätswirt- 
schaft.” 

(Die Veröffentlichung dieses Vortrages ist in der 
ETZ 1929, S. 963 erfolgt.) 

Das Wort erhält nunmehr Herr Prof. Dr. Rüden- 
berg, Berlin, zu seinem Vortrage: „Das Verhalten elek- 
trischer Kraftwerke und Netze beim Zusammenschlub.” 

(Dieser Vortrag ist in der ETZ 1929, S. 970, er- 
schienen.) A 

Das Wort erteile ich nunmehr Herrn Obering. Dr. 
Piloty, Berlin, zu seinem Vortrage: „Wirkung des 
Zusammenschlusses großer Netze auf ihren Betrieb.” 

(Dieser Vortrag ist in der ETZ 1929, S. 98, er- 
schienen.) 

Indem ich zunächst den drei Herren Rednern namens 
der Versammlung den herzlichsten Dank ausspreche für 
das, was Sie uns geboten haben, eröffne ich die Aus- 
sprache über die drei Vorträge und erteile das Wort St, 
Exzellenz Herrn Reichsrat Dr. von Miller, München. 


O. v. Miller, München (wezen der Kürze der zur 
Verfiigung stehenden Zeit schriftlich eingereicht): Als 
ich im Jahre 1891 mit der Allgemeinen Elektricitäls- 


14. November 1929 


Gesellschaft und der Maschinenfabrik Oerlikon die erste 
sroße Kraftübertragung von Laufen nach Frankfurt 
ausführte, tat ich das ausdrücklich, um den Beweis 
zu liefern, daß besonders günstige Kraftquellen, seien 
es Wasserkräfte oder Grubenzentralen über ganze Län- 
der mit Hilfe des hochgespannten elektrischen Stromes 
verteilt werden können. Ich hatte berechnet, daß zu 
einer wirtschaftlichen Übertragung der Wasserkraft in 
Laufen auf nahezu 200 km Entfernung 25000 V not- 
wendig scien. Die Verwendung einer so hohen Span- 
nung erschien damals kaum durchführbar. Auch Fach- 
leute und Gelehrte erhoben Bedenken, und es wurden 
gegen das Unternehmen anfänglich von der Reichsrexie- 
rung und dann von der badischen Regierung große 
Schwierigkeiten gemacht. Der Versuch gelang aber über 
Erwarten gut, sowohl bezüglich der Sicherheit als auch 
der Wirtschaftlichkeit, so dab der Weg zu weitgehender 
Stromverteilung eröffnet war. 

Im unmittelbaren Anschluß an die Frankfurter Aus- 
stellung entstanden die Etschwerke, welche von Meran 
aus das ganze Etschtal mit Elektrizität versorgten; ferner 
wurden in Siebenbürgen die Wasserkräfte der Karpathen 
für die Elektrizitätsversorgung der Provinz Hermann- 
stadt ausgenützt. Es wurden weiterhin Überlandwerke im 
Rheinland und Westfalen, in Schlesien und in Bayern er- 
richtet. Leider wurden diese Werke nicht nach groß- 
zügigen Gesichtspunkten unter Berücksichtigung der 
Interessen des ganzen Landes, sondern nur lokalen Ver- 
hältnissen entsprechend, ausgebaut, wobei Versorzungs- 
zebiete sich durchkreuzten und durch ihre Zersplitterung 
ungünstige Wirtschaftsverhältnisse ergaben. 

Ich hielt es deshalb für nötig, ein Projekt für die Ge- 
samt-Elektrizitätsversorgung von Bayern auszuführen, um 
in einer gemeinsamen Sammelschiene die verschiedenen 
Wasserkräfte und Wärmekräfte zu vereinen und über 
ganz Bayern zu verteilen. Die technischen Grundlagen 
und die praktische Ausführung dieses großen Unterneh- 
mens, welchem ich den Namen Bavyernwerk gab, waren 
verhältnismäßig einfach. Weniger leicht war es, die wirt- 
schaftlichen Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen. 
Ich habe es für nötig gehalten, die bestehenden Unter- 
nehmungen in ihrer Wirksamkeit zu belassen und insbe- 
sondere die Detailversorgung mit Elektrizität denselben 
auch weiterhin anzuvertrauen. Ich begnügte mich damit, 
den einzelnen Überlandwerken den besonders billigen 
Strom des Walchenseewerkes, der Isar-Kraftwerke usw. 
zuzuführen und dafür zu sorgen, daß diese Werke 
sowie die Hauptsammelschiene, für welche genügend 
Privatkapital wohl kaum zu beschaffen gewesen wäre, 
vom Staat ausgeführt wurden. Eine wesentliche Schwie- 
riekeit bestand nur darin, daß die Stadt Nürnberg die 
nußergewöhnlich günstige Wasserkraft des Walchensees 
für sich allein in Anspruch nehmen wollte, während ich 
trotz der unleugbaren Verteuerung diese günstigste Ener- 
eirquelle auch den industriell weniger bevorzugten Ge- 
bieten in Niederbayern, der Oberpfalz usf. zugute kommen 
ließ. 

Die Berücksichtigung dieser allgemeinen Interessen 
war gerade der Hauptgrund, weshalb das staatliche 
Bayernwerk von mir geschaffen werden mußte. 


Auch im Reiche entstanden Sorgen, daß die bestehen- 
den Elektrizitätswerke bei ihrer Erweiterung mehr auf 
ihre speziellen wirtschaftlichen Vorteile als auf die all- 
vemeinen Reichsinteressen Rücksicht nehmen könnten, 
und es bestand deshalb der Wunsch nach einer gesetzlichen 
Regelung der Reichs-Elektrizitätsversorgung. Ich ver- 
trat die Ansicht, daß allgemeine Gesetze für eine Aufgabe, 
deren Art und Umfang noch nicht bekannt ist, nur schädi- 
gend sein können und empfahl deshalb, zunächst ein Pro- 
jekt für eine einheitliche und möglichst wirtschaftliche 
Versorgung aller Teile des Reiches mit Elektrizität aus- 
zuführen und dann erst zu bestimmen, welche staatlichen 
Maßnahmen zur Verwirklichung dieses Planes notwendig 
werden. 

Der Reichswirtschaftsminister beauftragte Herrn 
Geh.-Rat BLOCK und mich mit der Ausarbeitung je eines 
Gutachtens für den von mir beantragten Plan. Als Grund- 
lagen für ein derartiges Proiekt waren vor allem die Er- 
hebunzen über den gegenwärtigen Konsum sowie über 
die bestehenden Leitungen und Stromerzcugungsanlaren 
wichtig. Unter Verwendung dieser Erhebunzen und unter 
Ausnutzung der Erfahrungen, die ich nun seit 45 Jahren 
beim Bau der verschiedensten Elektrizitätswerke ge- 
wonnen habe, wurde zunächst ein Konsumplan für die von 
den öffentlichen Werken zu liefernde elektrische Energie 
aufgestellt, welcher für abschbare Zeiten einen Strom- 
bedarf von 34 Mrd kWh ergab. Es war sodann zu prüfen, 
welche der vorhandenen Elcktrizitätswerke nach wirt- 
schaftlichen Gesichtspunkten bestehen bleiben können, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


1675 


welche zu erweitern sind und welche Neuanlagen von 
Wasserkräften bzw. Wärmekräften zu errichten sind. Im 
eanzen sind rd. 85 Mill kW gleichzeitiger Leistung er- 
forderlich, von welchen etwa 4,5 Mill kW im Jahre 1925 
bereits vorhanden waren. 

Nun mußte der Plan gemacht werden, in welcher 
Weise durch Leitungen von 220, 100 und 40..60kV die 
erzeugte Elektrizität am zweckmäßigsten verteilt wer- 
den könnte, wobei im ganzen Reichsgebict jede vorhandene 
Leitung berücksichtigt und jede erforderliche Verstär- 
kung bzw. Ergänzung vorgeschen wurde. Selbstverständ- 
lich wurden in gleicher Weise die vorhandenen Transfor- 
matoranlaren und ihre Ergänzung sowie alle Schalt- und 
Rezuliereinrichtuneen eingehendst bestimmt und verteilt, 
so daß ein Gesamtprojekt für die zweckmäßieste Strom- 
crzeugung und Stromverteilunge für Deutschland unter 
weitgehendster Berücksichtigung der vorhandenen An- 
lagen vorgeschlagen werden konnte. Zur Durchführung 
dieses Planes halte ich nicht ein staatliches Unternehmen 
für erforderlich, sondern empfehle die Erhaltung und den 
Zusammenschluß der vorhandenen Werke nach einem das 
Gesamtinteresse des Reiches schützenden Plan, der zu- 
nächst als Information für alle Elektrizitätsunternehmun- 
gen behördlicher und privater Natur gelten soll. Soweit 
hierdurch die Interessen der einzelnen Unternehmungen 
gefördert werden, werden sich der Durchführung keine 
Schwierigkeiten bieten. 

Ich glaube aber, daß auch diejenigen Fragen, die nicht 
das Interesse de” Unternehmer, sondern das der Allge- 
meinheit betreffen, wie z.B. die Versorgung der wirt- 
schaftlich weniger begünstigten Gebiete, die nötige Be- 
rücksichtigung finden können, namentlich wenn der Staat 
sich an diesen Aufgaben beteiligt oder sonstige Unter- 
stützungen gewährt, und daß deshalb auch hierfür Mittel 
der Gesetzgebung kaum notwendig werden dürften. 

Das ist der Weg, den ich empfehlen möchte, damit die 
großen Vorteile der elektrischen Energieverteilung allen 
Ständen, allen Ländern und als Vorbild auch der ganzen 
Welt zum Segen gereichen würden. 


Vorsitzender: Ich erteile weiter das Wort Herrn Prof. 
Dr. Petersen, Berlin. 


Petersen, Berlin (schriftlich ergänzt): Gestatten Sie 
mir, meine Herren, zunächst einige Worte zu der Frage, 
welche technisch-wirtschaftliche Bedeu- 
tung der von Herrn RÜDENBERG in so anschaulicher 
Weise erläuterte Betrieb einer langen Fern- 
leitung mitnatürlicher Leistung bzw. mit 
anzepaßtenLeitungskonstanten nach meiner 
Auffassung besitzt. 

Die vom Herrn Vortragenden gegebene Darstellung 
des Verhaltens einer Leitung, welche mit ihrer natür- 
lichen Leistung belastet ist, besitzt zweifellos großes 
physikalisches Interesse. Es muß indessen darauf 
hingewiesen werden, daß ein solcher Betrieb unserer 
Praxis nichts Neues ist, daß vielmehr lange Leitungen 
gewöhnlich schon annähernd auf diese Weise betrieben 
werden. Die Bedingung des abgestimmten Betriebes ist 
die, daß überall längs der Leitung konstante Spannung 
herrscht. Streng genommen ist dies nur mit unendlich 
tein verteilten Kompensationsmitteln (Drosseln, Phasen- 
schiebern, Kondensatoren) möglich. Da aber die Kom- 
pensationsmittel in Wirklichkeit in unendlicher Zahl kon- 
zentriert aufgestellt werden müssen, ergibt sich ein Be- 
trieb, bei dem an einer bestimmten Anzahl von Zwischen- 
stationen die Spannung ungefähr konstant gehalten wird. 
Dies ist aber schon die gewöhnliche Betriebsweise der 
Großkraft-Übertragungen unter den praktisch vorliegen- 
den Verhältnissen. 

Der Leistungsfaktor der Belastung einer Lei- 
tung, die ungefähr in solcher Weise betrieben wird, ist 
nur unter Voraussetzung unendlich verteilter Kompen- 
sation gleich der Einheit. Bei konzentrierter Kompensa- 
tion weicht der Leistungsfaktor auch bei Konstantspan- 
nunesbetrieb unter Umständen beträchtlich von der Ein- 
heit ab, u. zw. um so mehr, je länger die Leitungsab- 
schnitte sind. Es wäre daher verfehlt, unter allen Um- 
ständen die Belastung mit dem Leeistungsfaktor 1 als die 
natürlich gegebene und einzig richtige anzusehen. 

Die wirtschaftliche Bedeutung des natürlichen Be- 
triebes darf keinesfalls überschätzt werden. Für die Be- 
urteilung der wirtschaftlichsten Betriebsweise sind nicht 
nur die Verluste, sondern auch, u. zw. in erster Linie die 
Ausnutzung des investierten Kapitals von Bedeutung. Be- 
trachten wir beispielsweise eine 400 km lange Doppellei- 
tung für 220 kV. Ihre Anlagekosten belaufen sich auf 
3000 RM/km, d.h. auf insgesamt 30000000 RM. Die 
Nennleistung der Leitung möge mit einer Benutzungs- 
dauer von 6000 h im Jahr übertragen werden. Rechnen 


1676 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46 


14. November 1929 


wir mit einem Kapitaldienst von 15 %, so ergeben sich 
die nachstehend aufgeführten, auf die Kilowattstunde um- 
serechneten festen Kosten: 


Nennleistung 
BOMW 15 Pf/kWŴWh 
100 , 045 ` 
150 ,„ 050 
200 ,, 0,38 SS 


Die durch die Verluste hervorgerufenen Kosten (Er- 
zeueungskosten 1,5 Pf/kWh) sind bei verschiedenen Wer- 
ten des mittleren Jahreswirkungserades nachstehend auf- 
geführt: 


Mittlerer 
Jahreswirkungsgrad 
0.95 -0,07 Pf/!’kWh 
0,90 017 u 
085 0,27 i 
0,850 0,37 $ 


Ein Vergleich der Zahlenwerte lehrt, daß bei den 
praktisch möglichen Belastungen, die sicher kleiner als 
100 MW sind, selbst bei Zugrundelegrung schlechter Wir- 
kungeserade die Kosten des Kapitaldienstes überwiegen. 
Es kommt daher weniger auf die Verringerung der Ver- 
luste als auf möglichst hohe Ausnutzung der Leitung an. 
Daher können erhebliche Abweichungen vom natürlichen 
Betrieb, den der Vortrazende als den wirtschaftlichsten 
hervorgehoben hat, in Wahrheit wirtschaftlich sein. 

In zweiter Linie, meine Herren, scheint es mir not- 
wendig zu sein, zu den bedeutungsvollen Ausführungen 
des Herrn Vortragenden betreffend die praktischen Hilfs- 
mittel für den Betrieb langer Fernleitungen einige er- 
zänzende, kritische Bemerkungen zu machen. 

Wenn auch, wie wir eben gesehen haben, der Kon- 
stantspannungsbetrieb eines aus mehreren Teilstrecken 


bestehenden  Großleistungs - Übertrarungstranges mit 
Rücksicht auf die Wirtschaftlichkeit des Betrie- 


bes keine ausgesprochen ausgezeichnete Rolle spielt, so 
kann dies doch mit Rücksicht auf die Stabilität der 
beteiligten Kraftwerke der Fall sein. Dann nämlich, 
wenn an den Leitunestranz angeschlossene Kraftwerke 
Spannungen entwickeln, welche eine größere VPhasenver- 
schiebung als der kritische Winkel besitzen. In einem 
solchen Fall müssen, wie der Herr Vortrasende bereits 
auseinandergesetzt hat, auf dem Leitungstrane Span- 
nunestützpunkte mit Hilfe von Blindleistunes- 
apparaten geschaffen werden. Als solche Blindleistungs- 
apparate kommen aber für den geschilderten Zweck nur 
Synchronmaschinen in Betracht. Der Grund ist aus 
Abb. 1 ersichtlich, welche die Charakteristik: Blind- 
leistung Q abhängig von der Spannung U 


darstellt. DieSynchronmaschine hat ihrer Natur 
nach die Eigenschaft, die Spannung unabhängig 


von ihrer Belastung konstant zu halten. Wäre sie un- 
endlich groß, so würde ihre Charakteristik durch eine 
vertikale Gerade gegeben sein. Nur infolge ihrer cend- 
lichen Größe entwickelt sie einen Spannungsabfall, der 
zu einer Kurvenneigungz führt, der jn der Abbildung 
übertrieben bezeichnet ist. Alle anderen Maschinen und 
Apparate, insbesondere auch die Asynehron- 
maschinen, liefern eine Blindleistung, welche mit sin- 
kender Spannungabnimmt. Dasgewünschte 
Verhalten ist die vertikale Gerade. Die Abwei- 
ehung hiervou muß durch selbsttätige Regelorgane 
fortgeregelt wer- 
den. Es ist plausibel, Q 
daß dies bei der Syn- 
chronmaschineam 
schnellsten und leichte- 
sten geschehen kann.Mit ind. 
diesem Ergebnis stehen t 
auch die Erfahrungen 
der großen amerikani- 
schen Netze in berein- 
stimmung, in welchen | 
sich die Synehron- 
naschinenalssta- 
bilisierende Or- 
gane vortrefflich þe- 
währt haben. Dagegen 
ist es völlig unge- 
wiß,vobAsynchron- 
maschinen und Drosseln in der Laze sind, einen 
Petrieb zu ermöglichen, bei welchem Kraftwerkspannungzen 
Winkel, die den kritischen übersteigen, mit- 
einander bilden. 

Trotzdem ist die Drosselspule als Kompensationsmit- 
tel durchaus nicht zu verwerfen. Sie darf aber vorläufig 


(untererr.) 


l 
l Drossel oder 
> Asynchron ‘A. 
l 
l 


| Synchron-Nasch. 
l 


Abb. 1. 


wenigstens, solange weitere Erfahrungen nicht vorliegen, 
nur als träge wirkendes Kompensationsorgan zur Erzie- 
lung eines wirtschaftlichen Betriebes betrachtet werden. 
Für die Stützung der Spannung mit Rücksicht 
auf Stabilität wird man die Synchronma- 
schine nicht eutbehren können. 

Nach den vorliegenden amerikanischen Erfahrungen 
und auch nach den Betriebsergebnissen deutscher ber- 
landwerke scheinen Synchronmaschinen für die Entfal- 
tung ihrer stabilisierenden Wirkung im Normal- 


betrieb keiner besonderen Schnellerregune zu 
bedürfen. Es genügen vielmehr die üblichen Schnell- 


regler in Verbindung mit normalen Errerermaschinen. 
Die amerikanischen Schnellerregungsy- 
steme, welche der Herr Vortragende erwähnte, sind als 
Hilfsmittel für die Stabilisierung gezenüber Stößen 
zu betrachten. Auf ihre Bedeutung werde ich noch 
zu sprechen kommen. In diesem Zusammenhange möchte 
ich noch darauf hinweisen, daß die natürliche Lei- 
stung bzw. irgendein Vielfaches von ihr, beispielsweise 
das 1,ofache bei langen Leitungen, d. h. bei sol- 
chen Leitungen, bei welchen in diesem Falle der kri- 
tische Winkel überstiegen wird, nur dann 
als Grenzleistung betrachtet werden darf, wenn die Span- 
nung durch Synchronmaschinen gestützt wird. 


Die von dem IIerrn Vortragenden als aussichtsreich 
hervorzehobene Serienkompensation mittels 
Serienkondensatoren muß praktisch als frommer 
Wunsch bezeichnet werden. Ist es schon heute unmöglich, 
auch nur solche Kondensatoren wirtschaftlich zu 
bauen, welche dem Normalstrom gewachsen sind, so ist 


es ganz und gar unmöglich, sie für die unver- 
meidliche Beanspruchung durch Kurz- 
schlußströme auszulegen. Man hat in Amerika 


Versuche gemacht, solche Serienkondensatoren im Falle 
eines Kurzschlusses durch einen Schalter zu überbrücken. 
Die zugehörige Einrichtung ist sehr verwickelt und wird 
wohl kaum Eingang mndie deutsche Praxis finden. 
Außerdem setzt man die Kompensation gerade dann, 
wenn man sie am notwendigsten braucht, 
außer Tätigkeit. 

Kine besondere Betrachtung verdienen, wie ich ja 
schon andeutete, die aus der amerikanischen Praxis be- 
kannten Einriehtungzen zur Erhöhung der Stoßstabilität, 
die dort unter dem Namen super-excitation, quick-response- 
excitation bekannt. sind: Iech muß dringend davor warnen, 
derartige Einrichtungen ohne weitere Kritik für den Be- 
trieb deutscher Netze zu übernehmen. Sie sind in Ame- 
rika ausschließlich mit Rücksicht auf den Erd- 
kurzschluß, den es in Netzen mit Erdschluß- 
kompensation nicht gibt. entwickelt worden. 
Die amerikanische Praxis verzichtet ausdrücklich auf di» 
Forderung, große stoßempfindliche Netze, auch gegenüber 
nehrphasirenKurzschlüssen stabil zu machen. 
Im großen und ganzen kann man das Verhältnis der 
Anzahl von Erdsehlüssen zu der Anzahl von mehrphasi- 
ven Kurzschlüssen gleich 10 : 1 setzen. Ich sche nicht 
ein. warum wir über die amerikanische Forderung hinaus- 
echen sollen, daf Erdschlüsse den Betrieb nicht umwerfen 
dürfen. Ks muß aueh darauf hingewiesen werden, dab es 
beim heutigen Stand der Technik mehr als zweifelhaft 
erscheint, ob es überhaupt möglich ist, große Netze gegen 
mehrphasire Kurzschlüsse in nennenswertem Maße zu sta- 
bilisieren. Ich glaube nicht, daß die vom Herrn Vortragen- 
den erwähnten Einrichtungen hierzu in der Lage sind. 
Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, daß die 
Verwendung von Stoßerrerzungseinrichtungen andere 
sehwerwierende Nachteile, insbesondere eine bedeutende 
Vererößerung der Kurzschlußströme und aller ihrer 
Folzeerscheinungen nach sich zieht. Unter diesen Umstän- 
den muß ich die Überzeugung aussprechen, daß ihre Ver- 
wendung in großen Überlandnetzen einen technischen 
Mißzriff bedeutet. 

Stellt man sieh auf diesen Standpunkt, dann verliert 
auch die vom Herrn Vortragenden behandelte Frage der 
Abschaltzeit der Ö€l€schalter wesentlich an Bedeutunz. 
Gleichwohl wird man dem Herrn Vortragenden darin zu- 
stimmen können, daß die Reaktanzen von Trans- 
f{ormatoren nieht unnötig groß gemacht 
werden sollten, damit die Stabilität des Normalbe- 
triebes nicht verschlechtert, d.h. die Pendelungs- 
gefahr nicht erhöht wird. 

Zum Schluß möchte ich noch darauf hinweisen, daß 
Zahlen über die maximal übertragbare Leistung mit 
Vorsieht zu betrachten sind, da man unter verschie- 
denen Annahmen zu ganz verschiedenen Ergebnissen ge- 
langen kann. Man darf daher auch die Zahlen des Herrn 
Vortrarenden nur als Beispiele für die zu erwartende 
Größenordnung ansehen. Ich nehme an, daß auch Herr 


14. November 1929 


Prof. RÜDENBERG 
wissen will. 


sie nur in diesem Sinne bewertet 


Vorsitzender: Das Wort erhält Herr Generaldirektor 
Dr. Jahneke, Berlin. 


Jahncke, Berlin: Ich will die Ausführungen zu dem 
heutigen Thema nur kurz ergänzen, u.zw. im Hinblick 
auf die Energiequellen, welche uns in Deutschland zur 
Verfürung stehen. Da wir auch mit Energierohstoffen 
nieht überreich versorgt sind, ist das eine Angelegenheit, 
die sehr weitsichtig behandelt und vorbedacht werden muß. 

Wir werden in diesem Jahre in Deutschland insgesamt 
rund 30 Mill kWh verbrauchen sowohl in öffentlichen wie 
in privaten Elektrizitätswerken. Hiervon werden rd. Lë 
aus Braunkohle. 14 aus Steinkohle und das letzte Drittel 
aus Wasserkraft, Gas, Öl usw. gewonnen. 

Bezüglieh der Steinkohle liegt noch kein Grund zu 
irgendwelcher Besorgnis vor, es ist für viele hundert 
Jahre genügend Vorrat da. Die Aufgabe, die dort für 
die nächsten Jahre vorliegt, besteht darin, in den Stein- 
kohlenbezirken die Abfallkohle, die noch nicht an Ort und 
Stelle verwendet werden Kann, der Elektrizitätswirtschaft 
nutzbar zu machen. Im rheinisch-westfälischen Kohlen- 
revier sind dazu genügend Kraftwerke vorhanden, wäh- 
rend im Osten das von uns neu in Angriff genommene 
Kraftwerk in Cosel diesem Zwecke dienen soll. 

Rd. 10 Mill kWh werden also aus Braunkohle erzeugt. 
Dazu sind rund gerechnet 2,5 Mill t Rohbraunkoble nötie, 
d.h. also, wenn wir mit einer hundertiährigen Voraus- 
sicht rechnen, daß wir bei einem Betriebe im jetzigen 
Umfanee in 100 Jahren 2,5 Mrd t Braunkohle brauchen 
wiirden. 

Nach dem letzten Bericht der Geolorischen Landes- 
anstalt sind in ganz Deutschland 17,5 Mrd t im Tagebau 
zu zewinnende Braunkohle erbohrt. Die Zahl wird sich 
durch neue Bohrungen wenig mehr verändern, wohl aber 
verschiebt sich das Verhältnis zwischen Tagebau- und 
Tiefbaukohle immer weiter zugunsten der Taxrebaukohle. 
Die Gesamtförderunz an Braunkohle betrug im vorigen 
Jahr 165 Mill t, d.h. also, bei dem jetzigen Verbrauch an 
Braunkohle reicht unsere Tazebaukohle rd. 100 Jahre. — 
Tiefbaukohlen sind bis jetzt 7,5 Mrd t erbohrt worden. 
Hier kann man aber annehmen, daß nicht mehr als die 
Hälfte erhohrt sind, daß also die wirkliche Zahl wohl 
als doppelt so hoch angenommen werden kann. Hinzu 
kommt noch, daß dabei ein Abbauverlust, wie er jetzt not- 
wendig ist, von 35...40% eingerechnet ist. Dieser wird 
sich im Laufe der Jahre sieher auch noeh verringern. Es 
scheint mir berechtigt zu sein, zu sagen, daß neben der 
Tarzebaukohle noch ebensoviel zewinnbare Tiefbaukohle 
vorhanden ist, also auch für 100 Jahre beim heutigen 
Verbrauch. 

Nur für die Elektrizitätswirtschaft gesehen, fällt aber 


diese Betrachtung noch wesentlich günstiger aus. teh habe 
soeben festgestellt, daß man beim heutigen Bedarf an 


Braunkohle für Klektrizitätserzeurung in Deutschland in 
100 Jahren für Deckung dieses Bedarfes 25 Mrd t Kohle 
haben müßte. Da kann ich Ihnen aber aus meiner Kenntnis 
der einzelnen Gesellschaften heraus sagen, daß mindestens 
die doppelte Menge Kohle, also 5 Mrd t Tarxebaukohle, in 
der Erde für die Klektrizitätswirtschaflt heute schon re- 
serviert ist, d.h. also, Sie können den heutigen Bedarf 
an Braunkohle für die Elektrizitätswirtschaft verdoppeln 
und reichen dann immer noch 100 Jahre mit der zur Ver- 
fügung stehenden Tagxebaukohle. 

Ich stelle mir also die künftige Elektrizitätswirtschaft 
anf der Braunkohle in Deutschland so vor, daß man zu- 
nächst noch den Verbrauch an Taxebaukohle für diese 
Wirtschaft verdoppeln wird. Das wird aber schon in höch- 
stens 10 Jahren erreicht sein. Dann wird man in größerem 
Stile als bisher in den Bezirken, die mit Braunkohlenstrom 
versorgt wurden, Wasserkraft mit heranziehen müssen, 
und da wir in Mittel- und Ostdeutschland so gut wie gar 
keine Wasserkraftenerzie haben, muß diese dann vom 
Süden bezogen werden. Dann ist es aber nötier, daß die 
groben 100 000 V-Versorgungesnetze untereinander verkup- 
pelt sind, damit die Wasserkräfte über den ganzen Bezirk 
von Ost- und Mitteldeutschland gegen die Dampfkräfte 
auszeelichen werden können. 

Ich rechne weiter damit, daß in 20...30 Jahren die 
Technik so weit sein wird, daß man auch die Tiefbaukohie 
wirtschaftlich abbauen kann. Dazu ist in erster Linie 
notwendig, daß man nieht 40 % der Kohle als Sicherheits- 
pfeiler in der Erde stehen lassen muß, denn das gerenzte 
Ja an Raubbau. Aber in 20..30 Jahren wird man dann 


Tiefbaukohle mit heranziehen und damit die Tagebaukohle 


strecken. 
Diese Überlerunz war tatsächlich der erste Anlaß 
zur Gründung der Aktienzesellschaft für deutsche Elek- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


1677 


trizitätswirtschaft, die in der Folgezeit eine wesentliche 
Rolle in der deutschen Elektrizitätswirtschaft spielen wird. 


Vorsitzender: Das Wort erhält Herr Direktor Baurat 
Rachel, Dresden. 


Rachel, Dresden: Herr Prof. RÜDENBERG hat über 
die Stabilitätsverhältnisse der Kraftübertragung vorge- 
tragen und dabei die Stabilitätstörungen und die Abhilfs- 
mittel dagegen behandelt. Solche Stabilitätstörunzeen sind 
nicht etwa bisher in Deutschland unbekannt gewesen und 


jetzt neu hinzugekommen: das ist nicht der Fall, und das 
hat Herr Prof. RÜDENBERGauch nicht gemeint. Aber es 


ist vielleicht zweckmäßig, dies zur Vermeidung mißver- 
ständlicher Auffassungen außenstehender Kreise beson- 
ders zu betonen. 

Sie haben gehört, daß Herr Prof. PETERSEN die 
UÜbertragunz der amerikanischen Praxis zur Verhütung 
von Stabilitätstörungen auf deutsche Verhältnisse kritisch 
behandelt hat. Er hat dabei zum Ausdruck gebracht, daf 
das, was die Amerikaner getan haben, wegen des Erd- 
kurzschlusses getan worden ist, weil ja bekanntlich die 
amerikanischen Anlagen in der Regel mit festzeerdetem 
Nullpunkt ausgeführt sind und demgzemäß jeder Erdschluß 
einen Erdkurzschluß mit seinen unangenehmen Nachwir- 


kungen bedeutet. Wir haben keine Anlagen mit fest- 
zeerdetem Nullpunkt in Deutschland, sondern entweder 


Anlagen mit isoliertem Nullpunkt oder mit Erdschluß- 


löschspulen. Ich nehme an, daß die Ausführungen von 
Herrn Prof. PETERSEN nicht so zu verstehen sind, als 


brauchten wir uns im Hinblick auf das Vorhandensein 
einer Eirdschlußlösehung mit Verbesserunesmaßnahmen 
für die Stabilitätsverhältnisse nicht zu befassen, sondern 
daß er nur meinte, daß man heute über die zweckmäßigrsten 
Mittel zur Verbesserung der Stabilitätsverhältnisse noch 
nichts Endzültires sagen kann. 

Herr Prof. RÜDENBERG zeigte u.a. ein Oszilloeramm 
von Versuehen. die von der Aktiengresellschaft Sächsische 
Werke unter der dankenswerten Mitarbeit der Studien- 
zesellschaft für Höchstspannungsanlazen und der Siemens- 
Schuckertwerke im Großkraftwerk Hirschfelde durchge- 
führt worden sind. Diese Versuche haben die im prakti- 
schen Betrieb hervorzetretenen Erfahrungen, daß die Sta- 
bilitätsverhältnisse in unseren 100 kV-Netzen nicht voll 
befriedigend sind, im kleinen Rahmen durchaus bestätigt. 
Diese Versuche haben insbesondere gezeigt, daß für die 
Verbesserung der Stabilitätsverhältnisse nieht nur etwas 
Goin werden mub, sondern offenbar auch getan werden 
kann. Über die Mittel, mit denen man die Verbesserung 
tatsächlich erzielen wird, darüber kann man heute noch 
nicht entscheiden. aber ich hoffe. daß Herr Prof. PETERSEN 
mir zustimmt, daß die Frage der Verbesserung der Sta- 
hilitätsverhältnisse auch für Deutschland aktuell ist, und 
man für diese Verbesserung etwas tun muß. Ich sche, daß 
Herr Prof. PETERSEN dem zustimmt. 

Bei der ganzen Frage drehte es sieh ja nieht darum, 
daß man sehr häufig Stabilitätstörungen in unseren An- 
lagen hat, im Gexzenteil, die Stabilitätstöruneen sind außer- 
ordentlieh selten. Wenn wir trotzdem dem Problem bei 
der Aktienzesellschaft Sächsische Werke näherretreten 
sind, so haben wir es getan, weil die Stabilitätstörunzen 
die unanzenehmsten Störungen sind, die es überhaupt in 
der Großversorswung gibt. Sie sind deshalb so mmangenehm 
und so gefürchtet, weil die Maschinen außer Tritt gehen. 
unter Umständen der ganze Leistunesfluß zwischen Er- 


zeuzung, UÜbertragunz und Abnehmer zerreibt, ganze 
\Maschinenzruppen cder ganze Kraftwerke neu hochre- 


fahren und neu synchronisiert werden miissen. 
das 


l i Man kann 
auscinandergefallene Netz nicht einfach wieder zu- 


sammensehalten. Die Wiederherstellung des ordnungsge- 
mäßen Betriebszustandes ist unter 10...20 min Zeitauf- 


wand nicht zu erzielen. Am zefährdetsten ist natureemäl 
die Zeit der tägiiehen Vollbelastunz der L eitungen, weil 
man sich dabei u. U. in der Nähe der Stahilitätsgrenze der 
Übertragung bewegt, und es mitunter selbst nur verhält- 


nismälig entfernt liegender Kurzschlüsse und dadureh 
hervorgeerufener Spannungsabsenkunzen bedarf, um Un- 
<tabilitätsvoreänee, Pendelungen oder gar Auslösungen 


hervorzurufen, und es ist deshalb verständlich, daß das 
Interesse an dem Stabilitätsproblem in letzter Zeit so go- 
wachsen ist, weil ja dureh die fortschreitende Steigerung 
des Absatzes eine immer erößere Zahl Leitungen und 
Netze in den tägliehen Vollastbetrieb hineinzewachsen 
sind. 

Unsere Versuche in IHirschfelde, die zunächst natür- 
lieh lokalen Charakter haben können, haben einmal ge- 
zeigt, da die mechanische Regelung der Dampfturbinen 
wohl zu träg ist. und das andere Mal. daß der Sicherheits- 
obstand, der zwischen dem Rerulierbereich der Dampf- 


1678 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Ae 


14. November 1929 


turbinenregelung und dem Ansprechen des Schnellschluß- 
ventils liegt, zu klein ist, so daß schon bei Pendelungen 
infolge von Stabilitätstörungen der Schnellschluß un- 
nötigerweise zum Ansprechen kam. Das sind z. B. Dinge, 
die sich wohl werden abändern lassen, und zu deren Ab- 
änderung wir uns entschließen müssen. 

Weiter haben unsere Versuche gezeigt, daß auch in 
der Frage der Steigerung der Erregerspannung noch Fort- 
schritte anzustreben sind. Es zeigte sich, wie das ja auch 
Prof. RÜDENBERG ganz allgemein dargelegt hat, daß der 
zeitliche Verlauf der Pendelungen und der Spannungs- 
regelung von grundlegender Bedeutung ist. Wenn wir 
mit der Spannungsregelung schnell genug sind, so ist es 
u. U. möglich, die sich der Instabilität nähernden Maschi- 
nen noch zu halten oder schon unstabile Maschinen wäh- 
rend des Pendelns wieder einzufangen. Ich habe aus unse- 
ren Versuchen und deren Ausmittlung jedenfalls den Ein- 
druck gewonnen, daß man vielleicht doch auch die Frage 
wird weiter behandeln müssen, ob die jetzt in Deutschland 
übliche Auslegung der Erregermaschinen wirklich die 
richtigste ist, oder ob wir nicht auch auf diesem Gebiet, 
sei es nach den Gedankengzängen der Amerikaner, sei es 
nach anderen Erwägungen, neue Wege gehen müssen. Auf 
jeden Fall möchte ich auf Grund unserer Betriebsbeob- 
achtungen und der Ergebnisse unserer ersten Versuche 
betonen, daß auch in Deutschland eine zielbewußte Wei- 
terverfolgung der Verbesserung der Stabilitätsverhält- 
nisse der Kraftübertragung m. E. ein unbedingtes Erfor- 
dernis ist. 


Vorsitzender: Ich erteile weiter das Wort Herrn 
Direktor Dipl.-Ing. Lipken, Dortmund. 


Lipken, Dortmund: Die technischen Betriebsmittel 
für einen guten zuverlässigen Gemeinschaftsbetrieb sind 
hier eingehend besprochen worden. Wir müssen aber auch 
dann gerüstet sein, wenn gelegentlich mal infolge beson- 
derer Umstände die Stabilität des Systems gestört werden 
sollte. In solchen Fällen ist es von außerordentlicher 
Bedeutung, daß das abgetrennte Kraftwerk in der Lage 
ist, bis zur Wiederherstellung der Kupplung und plan- 
mäßigen Lastverteilung die Versorgung seines Bezirkes 
durchzuhalten. Nach dem Vortrag von Illerrn Dr. PI- 
LOTY sieht der Spennemannsche Fahrplan außer „Fre- 
quenzmaschinen”“ und „Fahrplanmaschinen“ hierfür ja 
ausdrücklich „Bereitschaftsmaschinen“ vor. 

Bei Dampfkraftwerken werden nun derartige Bereit- 
schaftsmaschinen große momentane Belastungen nur dann 
auffangen können, wenn ihnen sofort genügend Dampf 
zur Verfügung steht. Wirtschaftlich ist es aber natürlich 
gar nicht möglich, soviel Kesselheizfläche dauernd für der- 
artige Ausnahmefälle unter Dampf zu halten. Am rasche- 
sten vermag noch die Kohlenstaubfeuerung plötzlichen 
Laststeigeruneen zu folgen. Eine volle Sicherheit aber 
durch ihre wirklich momentane Betriebsbereitschaft bei 
plötzlichen Überlastungen bieten die Dampfspeicher. Im 
umgekehrten Fall der plötzlichen Entlastung des Kraft- 
werks vermag derselbe Speicher den überschüssigen 
Dampf aufzuuchmen und schließlich ist für das frequenz- 
fahrende Kraftwerk mit seinen dauernden Belastung- 
schwankungen der Dampfspeicher schon aus rein wirt- 
schaftlichen Gründen für die Betriebsführung zweck- 
mäßig. 

Eine ähnliche Sicherheit können Speicherwasser- 
kräfte bieten, mögen es nun Pumpspeicherwerke oder 
reine Talsperrenwerke sein, die wegen ihres dauernden 
Wasservorrats besonders wertvoll sind. Wenn diese unter 
voller Automatisierung der gesamten Betriebsvorgänge 
in einem Bruchteil der bei Handbedienung benötigten Zeit 
aufs Netz geschaltet werden, vermögen auch sie in der 
Regel den abgetrennten Netzbetrieb ohne Störung anf- 
rechtzuerhalten. Das sind also ebenfalls wertvolle Hilfs- 
mittel für die Sicherheit beim Gemeinschaftsbetrieb. 


Vorsitzender: Das Wort erhält Herr Direktor Föhl, 
Berlin. 


Fohl, Berlin: Außer den Fahrplanwerken und Fre- 
quenzwerken gibt es noch diejenigen Grundlastwerke, 
welche anfallende Überschußenergzie in elektrische Ener- 
gie umsetzen. Ilierzu gehören Wasserkräfte ohne Spei- 
cherfähigkeit, Gichtgaszentralen sowie Industrie- und 
Heizkraftwerke, welche den zu Heizzwecken benötigten 
Dampf im Gerendruckbetrieb zur Krafterzeurung aus- 
nutzen. Alle diese Kraftwerke sind so zu regeln, daß sie 
die gesamte anfallende Finereie ausnutzen. Sie schneiden 
also einen nicht willkürlich beeinflußbaren Teil aus der 
Gesamtbelastuneskurve heraus. 

krst oberhalb dieser Kraftwerke sind die Fahrplan- 
werke einzusetzen. Als solche kommen in erster Linie 
die thermischen Großkraftwerke in Frage. Für ihre Re- 


gelung hat Dr. RUTNS den Vorschlag gemacht, die Fahr- 

plansteuerung nicht auf die Turbinensteuerung, sondern 

vielmehr auf die Regelung des Kessels wirken zu lassen, 

weil die Belastung der Turbine viel leichter der Dampf- 

e des Kessels angepaßt werden kann als umge- 
chrt. 

Bei einer solchen Regelung müssen die Spitzenkraft- 
werke den noch übrig bleibenden Teil der Belastung 
decken, der dann einen sehr unregelmäßigen, zwischen 
Leerlauf und Vollast stark schwankenden Verlauf zeigen 


` wird. Solche Spitzenkraftwerke sollen deshalb als Spei- 


eherkraftwerke ausgebildet werden. Sie erhalten auf 
diese Weise eine so große Elastizität, daß sie nicht nur 
alle Belastungschwankungen übernehmen können, son- 
dern zugleich auch bei Störungen in der Kraftübertra- 
gung zwischen den Kraftwerken augenblicklich für die 
ausfallende Leistung einsprinzen können. 

Eine Verminderung der Höhe der Spitze kann zwar 
durch die Verschiebung der Sonnenuntergangszeit beim 
Zusammenschluß von in westöstlicher Richtung weit aus- 
einanderliegenden Kraftwerken erzielt werden. Die Ver- 
minderung der installierten Leistung durch den besten- 
falls hierbei erreichbaren Ausgleich entspricht jedoch bei 
weitem nicht der Höhe des für die Fernleitung aufzuwen- 
denden Anlagekapitals, so daß auch beim Zusammenschluß 
größter Netze der Transport des Spitzenstroms durch die 
Fernleitungen unwirtschaftlich bleiben wird. 


Im Kraftwerk Oberlungwitz der S. E. L.G. hat eine 
Ruthsspeicheranlage bei einem Kurzschluß im 30 kV-XNetz, 
aus dem das Oberlungwitzer 10 kV-Netz im allgemeinen 
gespeist wird, den Betrieb in dem letzteren Netz aufrecht- 
erhalten, ohne daß die angeschlossenen Verbraucher von 
der Störung etwas gemerkt hätten. Es darf erwartet wer- 
den, daß die durch solche Anlagen erhöhte Betriebsicher- 
heit fördernd auf den Zusammenschluß der Versorgungs- 
netze einwirken wird. 


Vorsitzender: Das Wort erteile ich nunmehr Herrn 
Dipl.-Ing. Hammerer, Berlin. 


Hammerer, Berlin: Wie die vorauszeranzenen Aus- 
führungen gezeigt haben, steht das in theoretischer Hin- 
sicht zwar schon längst als geklärt zu betrachtende Prao- 
blem des Parallelbetriebes infolge der sich darum grup- 
pierenden Einzelfragen heute wieder mehr denn je im 
Mittelpunkt des Interesses weiter Kreise. Zielten die 
Vorträge darauf ab, die verschiedenen neuerdings aufge- 
tauchten Gesichtspunkte von einem umfassenden und da- 
her abstrakteren Standpunkt aus, so, wie es der Sonntags- 
arbeit des Inzenieurs ziemt, zu behandeln, so darf es wohl 
der Diskussion gestattet sein, auf den einen oder anderen 
Grat- und Gipfelpunkt, den der rasche Flug aus der Ferne 
erkennen ließ, noch einmal zurückzukehren. 

Ich knüpfe an das erste Lichtbild! in dem Vortrag 
des Herrn Prof. RÜDENBERG an, das den Zusammen- 
hang zwischen der an der Erzceugerstelle zu haltenden 
Spannung U, und der an der Verbraucherstelle herrschen- 
den Spannung U bei einer gewissen Belastung J, gekenn- 
zeichnet dureh Wirkstrom Jo und Blindstrom Jb, mit 
einem bestimmten Phasenverschiebungswinkel p an der 
Verbraucherstelle darstellt (Abb. 1). 


Die diesem Diagramm zugrunde liegende Gleichung 
| Du =Üt+t(r-jk)) 


läßt sich durch Zerlegen des Stromes J in seine beiden 
Komponenten Jw und Jo in die Form 


D= jh wtr jk Ja 


bringen? und gestattet so, mühelos eine Reihe geometrischer 
Örter für die verschiedenen an sieh zunächst willkürlich 
veränderlichen Betriebsgerößen aufzufinden. 
Infolge des Umstandes, daß 
TL. die Dreiecke ABP o, Po CP und AMP stets in ihrem 
Winkel w übereinstimmen und somit einander ähnlich sind, 
2. das Dreieck ABP% proportional Jw, das Dreieck 
Pob CP proportional Jè und das Dreieck AMP proportional 
J ist, findet man als geometrischen Ort 


a) konstanter Wirkleistune 
eine Gerade senkrecht zur Hypotenuse des Jw-Dreiecks 
durch den Punkt Po, 

b) konstanter Blindleistung 


eine Gerade senkrecht zur Hypotenuse des Jd-Dreiecks 
durch den Punkt P, 


1 ETZ 19%, 8. 970, Abb. 2. 
Ss 2 y el. Burger. Siemens-Z. 1922, S. 51 u. Ossanna, ETZ 19%, 
S. 1025 u. El. u. Maschinenb. 1926, S. 113. 


14. November 1929 


c) konstanter Scheinleistung 


einen Kreis um den Leerlaufpunkt A und mit der Hypo- 
tenuse AP des J-Dreiecks als Halbmesser, 


Wirkleistung 


Blindleistung 


eine Gerade durch den vorhererwähnten Leerlaufpunkt A 
und den Belastungspunkt P. 

Das Problem der Spannungsregelung gewinnt damit 
an Übersichtlichkeit und Einfachheit, weil mit einem Blick 
die Auswirkung jedes Reguliervorganges sowohl auf die 


d) konstanten Verhältnisses 


 =konst. 


+ Jo -Rchtg. 


dg 
j; S 
MA AnA 


r 


| 


Jh -konst 


Abb. 2. Spannungsdiagramm einer Wechselstrom-Freileitung. 


einzelnen Betriebsgrößen wie auch insbesondere auf die 
Spannunzsverhältnisse selbst nach ihren beiden Kom- 
ponenten überblickt werden kann. 

Man erkennt (Abb. 2), daß nicht unter allen Umständen 
eine sowohl nach Spannungsgröße wie nach Spannungs- 
richtung befriedigende Regulierung durch Blindstrom mit- 
tels parallel geschalteter Zusatzeinrichtungen möglich ist, 
da entweder der Phasenwinkel zwischen den beiden Span- 
nungen U, und U oder ihr Größenunterschied unzulässig 
wird. Ebensowenig befriedigt in allen Fällen eine Regulie- 
rung mittels in Reihe geschalteter Zusatzeinrichtungen. Wäh- 
rend im ersten Fall der Reguliervorgang gekennzeichnet 
ist durch ein Wandern des Belastungspunktes P auf der 
Geraden für Jw = konst., hat eine Veränderung der Lei- 
tungscharakteristik eine Änderung des vorerwähnten Win- 
kels w zur Folge, so daß der Punkt P auf 
der Geraden MP wandert und damit das 
Jw/Jd -Koordinatenkreuz gegenüber sei- 
ner früheren Lage um den gleichen Be- 
trag, um den sich der Winkel w geändert 
hat, zedreht wird. 

Die gleichzeitige Anwendung von 
Parallel- und Serienkompensation hin- 
gegen wird stets zu günstigen Spannungs- 
verhältnissen führen. Die von Herrn 
Prof. RÜDENBERG erwähnte Nivellierung von Leitungen’ 
wird zur Selbstverständlichkeit. 

Mit der soeben vorgetragenen Aufgabe ist jedoch der 
Anwendungsbereich des in Rede stehenden Diagramms 
noch nicht erschöpft; abgesehen von der Auswertung in 
Form von Betriebsdiagrammen lassen sich auch Unter- 
suchungen hinsichtlich der Verhältnisse in parallel ge- 
schalteten Leitungsystemen übersichtlich durchführen; sie 
gehen letzten Endes alle davon aus, daß für jedes Einzel- 
system sowohl die Spannungen Ua an der Erzeugerstelle 
wie die Spannungen U an der Verbraucherstelle unter- 
einander gleich sind. Hierauf näher einzugehen, verbictet. 
allerdings die vorgerückte Zeit. 

Zum Schluß meiner Ausführungen möchte ich, um Miß- 
verständnisse zu vermeiden, ausdrücklich darauf hin- 
weisen, daß die Gegenüberstellung einer graphischen 
Methode keinesfalls bezweckte, diese in einen gewissen Ge- 
gensatz zur rein Technerischen Behandlung des Problems, 
wie sie von Herrn Prof. RÜDENBERG im vorausgehenden 
vorwiegend angewendet wurde, zu stellen, sondern sie 
wollte vielmehr lediglich eine bescheidene und für die 
Werktagsarbeit des Ingenieurs gedachte Ergänzung sein. 


Vorsitzender: Das Wort hat Herr Generaldirektor 


Dr. Frank, Berlin. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


a -konst 


1679 


Frank, Berlin: Ich will mich ganz kurz fassen. Ich 
möchte zu den Ausführungen, die wir von Herrn Prof. 
PETERSEN gehört haben, der hauptsächlich über die 
Grenzwerte sprach, und dem ich vollkommen recht gebe, 
bemerken, daß dem eine Reihe von Faktoren entgegen- 
stehen, die man in Anrechnung setzen muß. Im Laufe der 
Jahre werden wir auch diese Faktoren noch ändern können. 
Die Ausführungen des Herrn JAHNCKE widersprechen 
meinen Ausführungen in keiner Weise. Auch ich bin der 
Meinung, daß die Lebensdauer der Braunkohle weit mehr 
als fünfzig Jahre beträgt, das hat Herr JAHNCKE noch ein- 
mal bestätigt. Es ist weiter hier geäußert 
worden, daß der Zusammenschluß großer 
Netze durch die Leitungskosten entschie- 
den zu teuer würde. Es wäre wichtiger, 
an Ort und Stelle, hauptsächlich wo es 
sich um Spitzenstrom handelt, Spitzen- 
speicher aufzustellen. Wir bauen nicht 
Leitungen, lediglich um Spitzenströme 
zu übertragen, sondern wir müssen sie 
sowieso haben. Es dreht sich besonders 
darum, daß wir gleich von Anfang an die 
Anlagen so einrichten, daß sie allen An- 
forderungen gewachsen sind. 


Vorsitzender: Ich erteile weiter das 
Wort Herrn Obering. Dr. Piloty, 
Berlin. 


Piloty, Berlin (schriftlich): Die Aus- 
führungen des Herrn FÖHL geben mir die 
erwünschte Gelegenheit, auf die Notwen- 
digkeit einer klaren Terminologie hinzu- 
weisen. Herr FÖHL unterscheidet zwischen 
Kraftwerken verschiedener wirtschaft- 
licher Charakteristik, insbesondere zwi- 
schen Spitzen- und Grundlastwerken. Die 
oft erörterten, durch diese Ausdrücke ge- 
kennzeichneten Unterschiede berühren in 
keiner Weise die in meinem Vortrag ge- 
troffene Unterscheidung zwischen Frequenz- und Fahr- 
planwerk. Bei dem von mir geschilderten planmäßigen Be- 
triebe wird die auf Grund der vorliegenden Betricbserfah- 
rungen voraus ermittelte Gesamtbelastungskurve in irgend- 
welcher Weise auf die Kraftwerke im voraus verteilt. Alle 
Werke bis auf eins können dabei leistungsabhängig geregelt 


P -ronst 


Jo- konst. 


Jo th =konst, 


\; 
Im 


Y 


l 


‚Löngskompensierung 
ach 


Ii 


Ld N) 


| 


| 


N a 
th Rchig. 


-Um-Rchtg. 
ee Rh. 


Abb. 8 Kompensierung und Nivellierung. 


werden, also als Fahrplanwerke fahren. Welche Gestalt die 
einzelnen Fahrpläne besitzen, ist dabei vollständig gleich- 
gültig, so daß im Prinzip auch Spitzenwerke mit einer 
Fahrplanregelung versehen werden können. Das übrig- 
bleibende, für die Freauenzhaltung verantwortliche Werk 
würde ebenfalls seinen vorausberechneten Fahrplan ein- 
halten, wenn die Vorausberechnung der Gesamtbelastung 
mit mathematischer Genauigkeit erfolgt wäre. Da dies 
aber nicht der Fall ist, muß das Frequenzwerk die Ab- 
weichungen der wirklichen Gesamtbelastung gegenüber 
der angenommenen überlagert über seinen eigenen Fahr- 
plan mit übernehmen. Trotzdem kann das Frequenzwerk 
im wesentlichen ein Grundlastwerk sein, falls es groß 
genug ist, daß die Abweichungen zwischen Vorausberech- 
nung und Wirklichkeit seiner Leistungsfähirkeit gegen- 
über nur eine untergeordnete Rolle spielen. Ich möchte 
daher vorschlagen, die Ausdrücke „Frequenzwerk“ und 


- 


1680 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


14. November 1928 


„Fahrplanwerk” für die Bezeichnung der von mir behan- 
delten rezeltechnischen Unterschiede zu reservieren. 

. Herr FÖHL hat ferner den Vorschlag gemacht, bei ther- 
mischen Großkraftwerken die Fahrplansteuerung auf die 
Regelung des Kessels wirken zu lassen und die Belastung 
der Turbine dann der Kesselbeheizung anzupassen, d.h. 
also nach dem Dampfdruck zu steuern. Gegen diesen Vor- 
schlag müssen, wenigstens solange er sich auf Grok- 
kraftwerke bezieht, welche für den Zusammenhang des 
Netzes eine entscheidende Rolle spielen, ernste Bedenken 
geltend gemacht werden. Ich glaube in meinem Vortrag 
nachgewiesen zu haben, daß man bei solchen Werken auf 
das Vorhandensein eines normal eingestellten Drehzahl- 
regelers wegen des Verhaltens des Gesamtbetriebes bei 
Störungen nicht verzichten kann, und daß die Fahrplan- 
rezelung sich darauf beschränken muß, die Eigenschaften 
dieses Reglers verhältnismäßig langsam wirkend zu ver- 
ändern. Nach dem Vorschlag von Herrn Dr. RUTHS und 
Herrn FÖHL muß die Einwirkung nun abhängig vom 
Dampfdruck erfolgen, während eine automatische Feue- 
rungsregelune nach einem festen Fahrplan arbeitet. Es 
erscheint mir nicht sicher, ob es wenigstens bei modernen 
Hochdruckkesseln mit verhältnismäßig geringem Wasser- 
raum und Kohlenstaubfeuerung gelingt, die Steuerung der 
Turbine abhängig vom Dampfdruck träge genug zu machen, 
um den elektrischen Bedürfnissen gerecht zu werden, ohne 
daß unzulässige Druckschwankungen auftreten. Anderer- 
seits kann ich nicht einsehen, warum das gebräuchliche 
Verfahren, die Turbinen nach dem elektrischen Bedürfnis, 
die Feuerungsreecelung nach dem Dampfdruck arbeiten zu 
lassen, weniger einfach sein soll. Dabei ist auch nicht 
gesagt, daß sämtliche Kessel nach dem Druck geregelt 
werden müssen. Man kann vielmehr eine Anzahl von 
Kesseln nach Fahrplan regeln und nur einen oder mehrere 
ubrig bleibende Kessel für den Ausgleich zwischen Wirk- 
lichkeit und Vorausberechnungz abhängig vom Dampfdruck 


sorgen lassen, in ganz ähnlicher Weise wie es für die 
J.eistungsverteilung bei parallel arbeitenden Maschinen 


verschiedener Kraftwerke vorgeschlagen wird. 
Herr Prof. Dr. Rüdenberzg 


Vorsitzender: wird 


sprechen. 


Rüdenberg, Berlin: Tch habe mich bemüht, in meinem 
Bericht eine Übersicht über die Probleme der Kupplung 
von Netzen und der Fernübertraxwzung elektrischer 
Leistung zu geben, die nicht nur mit allzemeinen Worten 
arbeitet, sondern die vorliegenden Zusammenhänge quanti- 
tativ, aber trotzdem auf möglichst verständliche Weise, er- 
faßt. Es kam mir nicht darauf an, dureh die didaktische 
Zergliederung des Stoffes neue Ergebnisse zu gewinnen, 
sondern nur darauf, die recht komplizierten Zusammen- 
hänge der vorliezenden Probleme einem größeren llörer- 
kreise sinnfällig näherzubrinzen. 

Von Folgerungen, die über den Rahmen des quantitativ 
Beweisbaren hinausgehen, oder die durch bestimmte gut 
angelegte Versuche gestützt werden, habe ich mich mög- 
lichst fernzehalten, da man bei derart neuen Gebieten sonst 
leicht ins Reich der Prophezeiungen gerät. 

Ich möchte mich deshalb über zahlreiche von Herrn 
Prof. PETERSEN anzeschnittene Einzelfraren, über die ich 
anderer Ansicht bin, hier nieht äußern, sondern die Ent- 
scheidunz ruhig der praktischen Entwicklung in der Zu- 
kunft überlassen. Nur auf drei Punkte der Kritik von 
Herrn Prof. PETERSEN möchte ich eingehen, obwohl sie 
zum Teil nur in losem Zusammenhanze mit meinem Re- 
ferat stehen: 

1. Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit von 
Fernleitunxzen habe ich entsprechend dem mir zuge- 
wiesenen Thema nur diejenigen technischen Gesichtspunkte 
behandelt, die spezifisch für die Leistunesübertrarung 
auf sehr grobe Entfernungen sind, wie dies auch in der 
Tinleitunz besonders hervorzchoben ist. Daß man hei der 
Betrachtung der (resamtwirtschaftlichkeit die festen Kosten 
der Leitung. die ja den Ilauptkapitalaufwand darstellen. 
nicht vernachlässigen wird. ist sicher richtige. Dies ändert 
jedoch nichts an der Tatsache, daß man die „natürliche Lei- 
stung“ einer langen Fernleitung praktisch nicht gar zu sehr 
überschreiten darf. denn sonst treten neben den Strom- 
wärmeverlusten auch so große Spannunseschwankungen auf, 
daß der technische Betrieb dieser Übertragung prak- 
tisch unmöglich wird. Übrigens habe ich ia auch in dem 
Vortrag erörtert. wie man durch das teehnische Mittel der 
Kompensierung der Blindleistunz die Vorteile des natür- 
lichen Betriebes hinsichtlich der Verluste und Spannungs- 
schwankungen auf künstliche Weise erheblieh hinausrücken 
kann. 

2. Die Frage. ob zur weitgehenden Kompensierunz von 
ernleitungen Synehrenmaschinen oder Asyn- 


chronmaschinen vorteilhafter sind, bildete nicht den 
Gegenstand meines Referates. Ich habe mich bemüht, bei- 
den Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. indem ich meine 
Ausführungen im allgemeinen auf Synchronmaschinen be- 
zog und hier und da auf die bei Asynehronmaschinen auf- 
tretenden Unterschiede hinwies, die nur von sekundärer 
Natur für die behandelten Probleme sind. Herr Prof. PE- 
TERSEN hat zweifellos recht. daß sich unendlieh große Syn- 
ehronmaschinen äußerst vorteilhaft für die Stützunz der 
Spannung längs einer langen Fernleitunz verhalten wür- 
den. Da diese aber unbezahlbar sind. und wir auf Maschi- 
nen von endlicher Größe angewiesen sind, die zur iber- 
traeenen Leistung in einem angemessenen Verhältnis stehen 


muß, so brauchen diese Maschinen notwendigerweise einen 


Spannungs- oder Erregerstromregler. Dieser läßt sich aber 
im Prinzip bei Asynchronmaschinen ebenso leicht anor:!!- 
nen wie bei Synchronmaschinen, nur in Ausführungsform 
und Wirkungsweise unterscheiden sich diese Reeelunzs- 
anordnunzen voneinander. Als Hauptnachteil der Synchron- 
maschinen für Kompensierungszwecke von Fernleitunzen 
ist die größere Pendelungseefahr zu erwähnen, als Haupt- 
nachteil der Asynchrormaschinen die schwierizere Kommu- 
tierunz des Erregers. Wer von beiden den Sieg davontra- 
zen wird. dürfen wir auch hier der Zukunft überlassen. 

3. Was die MittelzurVerbesserungerdesPBe- 
triebes anlangt, so sind sich wohl alle größeren Unter- 
nchmuneen darüber einig, daß wir nicht nur bei den langen 
Fernleitunzen der Zukunft, sondern schon bei den relativ 
kurzen Entfernungen. über die unsere Kraftwerke heute 
zusammeneeschlossen sind, drineendnocheinigewei- 
tere gebrauchen könnten. Daß wir Kraftwerkstörungen 
durch reine Erdschlüsse in unseren «zelöschten Netzen 
nieht mehr zu befürchten brauchen. habe ich an mehreren 
Stellen meines Referats hervorgehoben. Es bleiben aber 
noch zahlreiche weitere Störunzsmörlichkeiten bestehen. 
die auf starke Lastschwankungeen. Abschaltungen nach De- 
fekten, mehr oder weniger weit entfernte Kurzschlisse und 
vieles andere mehr zurückzuführen sind. und die leider 
auch unsere heutigen Kraftwerksbetriebe von Zeit zu Zeit 
über den Haufen werfen. Auch in den unzelösehten Netzen 
Amerikas ist der Erdschluß nur eine der zahlreichen prak- 
tisch auftretenden Störunesursachen. und nicht einmal die 
häufigste. Hinsichtlich der deutschen Netze schließe ich 
mich vollständig den sachlichen Ausführungen an. die Herr 
Raurat RACHEL sn klar zum Ausdruck gebracht hat. 
Ich glaube., daß die heutigen technischen Kenntnisse auf 
dem Gebiete des Zusammenarbeitens von Kraftwerken. 
über die ich referiert habe, uns die Möglichkeit geben. nicht 
auf dem jetzt erreichten Standpunkte zu verharren. son- 
dern in den verschiedenen im Vortraxe anzedeuteten Rich- 
tungen weiterzuarbeiten. um die Sicherheit der elektri- 
schen Finergieübertraeung allmählich auf ein Höchstmaß 
zu bringen. 


Vorsitzender: Wir sind nun am Schluß unserer 
heutigen Tagung angekommen, und es bleibt mir nur noch 
übrig, den drei Vortrazenden dieses Vormittags, den 
Herren Generaldirektor Dr. Frank, Prof. Pr. Rüden- 
berg und Oberine. Dr. Piloty unseren aufrichtirsten 
Dank zum Ausdruck zu bringen für die große Mühe und 
einzehende Arbeit, die sie auf ihre Vorträge verwendet 
haben. 

Herr Frank hat uns einen interessanten Rückblick 
und Ausblick über die bisherige Entwieklung der Höchst- 


.spannunesleitunzen in Deutschland und ihre voraussicht- 


liche Weiterentwicklung in der Zukunft gegeben. Dadurch 
hat er das Problem aufgerollt, das nun die Grundlage 
für die folgenden Ausführungen der Herren Prof. Rüden- 
berg und Dr. Piloty bildete. 

Die Vorträge der letzteren beiden Ierren haben uns 
sehr eingehend in Erinnerung gebracht und dargelegt, 
welche elektrischen Schwierirkeiten bei dem Zusammen- 
schluß der Kraftwerke über große Netze eintreten. Die 
Herren Riidenberz und Piloty haben eine Anzahl inter- 
essanter Erwägungen angestellt und Wege für die Praxis 
angegeben, wie der Betriebsmann dieser Schwierigkeiten 
Herr werden kann. Ganz einfach liern alle diese Dinge 
heute leider noch nicht. Die Wissenschaftler sind wohl 
in der theoretischen Erkenntnis der Vorgänge ziemlich 
klar und Können diese, wie wir gesehen haben, schon mit 
klassisch einfachen Mitteln mechanisch darstellen. Aber 
die für die Praxis geeieneten Maßnahmen sind wohl noch 
etwas neu für uns, und es wird noch einige Zeit dauern, 
bis sie Alleemeingut aller Betriebsleute geworden sind. — 
Aber Schwierierkeiten und Rätsel sind ja in unserer Wis- 
senschaft stets nur dazu dagewesen, um beseitiet und ge- 
löst zu werden, und wir dürfen sicher sein, daß sie ge- 
löst werden. 

Die den Vorträgen folgende Diskussion war anf 
diesem Wege gewiß schon ein bedeutsamer Schritt. Ich 


Lë November 1929 


danke deshalb auch allen Herren, die sich an dieser Dis- 
kussion beteiligt haben. 

Ihnen allen, meine Herren, Dank und Anerkennung, 
daß Sie der heutigen Tagung so viel Aufmerksamkeit ge- 
schenkt haben. 

Ich hoffe, daß Sie auch den Fachberichten des heutigen 
Nachmittags — wie gestern — viele interessante An- 
regungen entnehmen können, und ich möchte unsere 
Tagung nicht schließen, ohne allen Herren, die diese Fach- 
berichte geleitet oder an ihnen mitgearbeitet haben, den 
herzlichsten Dank des Verbandes auszusprechen. 

Ich hoffe, daß durch alle diese gemeinsamen Anstren- 
gungen das wissenschaftlich-technische Niveau unserer 
diesjährigen Versammlung in Aachen wiederum eine wür- 
dige Höhe erklommen hat. Dank allen Mitgliedern, die 
dabei und dadurch mitgeholfen haben, das allgemeine An- 
sehen unseres Verbandes zu heben und zu sichern. Dank 


SITZUNGSKALENDER. 

Elektrotechn. Gesellschaft zu Frankfurt a.M. 6. XI. 
1929, abds. 8h, Kunstgewerbeschule Frankfurt a. M., Neue 
Mainzer Str. 47: Lichtbildervortrag Dipl.-Ing. Branden- 
burger, „Fernmessungen auch von Hochspannung beein- 
flußter Kabelleitungen und die Anordnung von Fernmeß- 
Instrumenten in Schaltwarten einschl. Fernmessungen auf 
hochfrequentem Wege‘ (Leuchtschaltbilder). 

Elektrotechn. Gesellschaft zu Magdeburg. 19. XI. 1929, 
abds. 84h, Lichtsaal der Staatl. Ver. Maschinenbauschulen, am 
Krökentor 1: Lichtbildervortrag Dipl.-Ing. Jacoby, „Der 
asynchrone Drehstrommotor von heute (eine Übersicht)“. 


Schiffbautechn. Gesellschaft, Berlin. 21. u. 22. XI. 1929: 

auptversammlung mit folg. Vorträgen: 

21. XI. 1929, vorm. 94h, Aula der T. H. Berlin: a) Geh. 
Reg Rat Koenigs, „Der internationale Schiffsicherheits- 
vertrag London 1929“ b) Prof. Bauer, „Antrieb der 
Schnelldampfer“. c) Dr. Kempf, „Formgebung für Schnell- 
dampfer“. d) Prof. Föttinger, „Die bydrodynamische 
Arbeitsübertragung durch hydr. Transformatoren, ein Rück- 
blick und Ausblick“. e) Colonello del Genio Navale Rab- 
ben o, „Allgem. Betrachtungen üb. Strahlpropeller“. f) Gen.- 
Dir. H irsch, „Kondensatorrohre aus Kupfernickellegierun- 

en“, De ae 

22. XI. 1929. vorm. 9h, Aula der T. H. Berlin: a) Dr.-Ing. 
Foerster, „Die Elbeschiffahrt unter dem Einfluß ihrer 
Umschlagstechnik“. b) Prof. Dr.-Ing. Weber, „Das allgem. 
Ähnlichkeitsprinzip der Physik und sein Zusammenhang mit 
der Dimensionslehre und der Modellwissenschaft“. c) Dipl.- 
Ing. Herrmann, „Die Anwendung des Ähnlichkeitsprin- 
zips der Mechanik auf zeitl. beliebig veränderl. Vorgänge mit 
bes. Berücks. schiffhaulicher und aerodynamischer Probleme. 
d) Dipl.-Ing. Weinblum, „Die Michellsche Theorie des 
Wellenwiderstandes“. 

23. XI. 1929: Besichtigungen. 

Auskunft erteilt die Geschäftstelle: Berlin W 8, Kanonier- 
straße 1. 


PERSONLICHES. 

S. Löffler +. — Am 22.X. d.J. ist Prof. Dr. Stephan 
Löffler im Alter von 52 Jahren an einem Magenleiden 
zestorben. Löffler studierte in Zürich, war Assistent von 
Prof. Kammerer und wurde später Mitarbeiter von 
Prof. Riedieran der T.H. Berlin. Hier habilitierte er 
sich auch als Privatdozent und wurde 1912 zum ord. 
Honorarprofessor ernannt. Er las über Ölmaschinen und 
rotierende Arbeitsmaschinen. Gestützt auf die mit der 
Kohlenverflüssigungsanlage von Dr. Bergius gewon- 
nenen Erfahrungen trat Löffler 1923 mit dem Gedanken 
hervor, die Wärmewirtschaft von Dampfkraftanlagen 
durch Anwendung hoher Drucke und Temperaturen zu 
verbessernt, ein Verfahren, das bereits mehrfach zur Aus- 
führung gekommen ist und auch für die Zukunft wirt- 
schaftlichen Erfolg verspricht. In dem vielseitig begabten 
Manne, der überdies ein glänzender Dozent war, hat die 
neuzeitliche Hochdruckdampftechnik einen ihrer frucht- 
barsten Mitarbeiter verloren. 

G. Semenza A — Ami ST d. J. verschied in Mailand 
nach langer Krankheit der Beratende Ingenieur Guido 
Semenza. Der Verstorbene war von 1923 bis 1927 Prä- 
sident der Internationalen Elektrotechnischen Kommission 
(IEC); unter seinem Vorsitz fand 1927 in Bellagio die 
letzte Plenartagung der IEC statt. Wir werden auf die 
Verdienste des Verstorbenen in einem besonderen Nach- 
ruf zurückkommen. 


A. v. Zelewski A 


Am 2. IX. d. J. verschied an den Folgen eines 
Schlaganfalles Alexander von Zelewski, Oberinge- 


ı ETZ 192%, 8. 869. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


1681 


auch nochmals unseren Mitgliedern in Aachen für ihre 
umfangreichen Vorbereitungen und für die schwierige 
Regiearbeit vor und während unserer Jahresversammlung. 
Besonderen Dank unserem bewährten Generalsekretär, 
Herrn Direktor Schirp, nebst allen Angestellten der 
Geschäftstelle sowie der Prüfstelle für die in der Berichts- 
zeit geleisteten treuen Dienste. 

M. DI Mit dem herzlichen Wunsche, daß unsere 
Tagung auch diesmal einem jeden von Ihnen etwas Gutes 
und Bleibendes auf den Weg in die Heimat mitgeben 
konnte, schließe ich unsere heutige Versammlung. Auf 
Wiedersehen, spätestens in zwei Jahren, in Frankfurt 
am Main! 


Verband Deutscher Elektrotechniker e.V. 
Der Vorsitzende: Der Generalsekretär: 
Dr. M. Krone. P. Schirp. 


nieur bei der AEG-Transformatorenfabrik und Chef einer 
Berechnungs- und Konstruktionsabteilung. Der Verstor- 
bene wurde 1876 in Rom geboren und besuchte dort Volks- 
und Mittelschule, dann 1895 die Eidgenössische T.-H. in 
Zürich, wo er 1898 das Diplom als Maschineningenieur er- 
hielt. Im Jahre 1899 trat er bei Ganz El. Ges. Budapest 
ein und erhielt daselbst in kurzer Zeit eine leitende Stel- 
lung. 1922 folgte er einem Ruf der AEG-Transformatoren- 


-fabrik als Chef einer Berechnungs- und Konstruktions- 


abteilung für Transformatoren. 

Zelewski hat im Laufe seines Lebens eine Fülle von 
Arbeiten geschaffen, die er leider nicht veröffentlichte, 
und die nur seinen näheren Mitarbeitern bekannt sind. 
Es soll daher an dieser Stelle der Versuch gemacht wer- 
den, eine Zusammenstellung seiner wichtigsten Arbeiten 
zu geben. Eine seiner 
ersten Arbeiten auf dem 
Gebiete der elektrischen 
Maschinen und Transfor- 
matoren, die ähnlichen in 
der Literatur weit voraus- , 
ging, behandelt die Auf- 
stellung einer Formel für 
die Berechnung des Skin- 

ffekts. Es folgt eine Ar- 
eit über die Berechnung 
der zusätzlichen Streuung 
(Querstreuung) bei unsym- 
ınetrischer Anordnung der 
T'ransformatorenwicklung 
und im Zusammenhang da- 
mit eine Arbeit über die 
Berechnung der Kurz- 
schlußkräfte. Dann stellt 
er eine Abmessungsformel 
für Transformatoren auf 
und behandelt die Theorie 
des Parallellaufs bei Trans- 
formatoren. Anschließend sind Arbeiten zu nennen. über 
die Berechnung, Konstruktion und Inbetriebsetzung von 
eisenlosen Drosselspulen. SC 

Die Fachwelt dürfte interessieren, daß Zelewski ein 
Buch in Vorbereitung hatte, in welchem u.a. auch obige 
Fragen zusammengestellt sind. Leider ist er durch den Tod 
an der Vollendung dieses Buches verhindert worden. Auf 
kabeltechnischem Gebicte folgt eine Arbeit über die Be- 
rechnung der Eigenschwingungen von Kabelnetzen mit 
Rücksicht auf Überspannungen und Durchschläge. Auch 
auf dem Gebiete der elektrischen Bahnen hat sich der Ver- 
storbene betätigt durch eine Arbeit über die Verwendung 
der Wahrscheinlichkeitsrechnung bei Berechnung der Lei- 
stung von Bahnkraftwerken. nach gegebenem Fahrplan. 
Außerdem erfand er einen Fehlerschalter, der zuerst bei 
der Veltlinbahn (Italien) Anwendung fand. 

Eine seiner wichtigsten Arbeiten auf dem Gebiete der 
mechanischen Festigkeitslehre ist die Bestimmung der 
Torsionsschwingungen und Resonanzen einer Welle mit 
zwei oder mehreren ‘aufgesetzten Rädern. Auf dem Ge- 
biet der IIydraulik liegt eine Arbeit vor über den Bau von 
Rohrleitunzen mit Rücksicht auf das wirtschaftliche Opti- 
mum. Zum Schlusse sei noch erwähnt, daß v. Zelewski 
die erste Förderanlage „System Ilgner“ in Ungarn gebaut 
hat. 

Schon diese Zusammenstellung, welche keinen An- 
spruch auf Vollständigkeit erhebt, zeigt, welch ein her- 
vorragender Ingenieur mit dem Verstorbenen vorzeitig 
dahingegangen ist. Außerdem verlieren wir an ihm einen 
Menschen von vielseitiger Bildung und hervorragenden 
Charaktereigenschaften, dessen Andenken im Kreise seiner 
Freunde und Mitarbeiter fortleben wird. 


A. v. Zelewski f. 


1682 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


Beitrag zur Berechnung von Freileitungen. 

llerr LANGHARD sagt in seinem „Beitrag zur Derech- 
nung von Freileitungen“ (ETZ 1928, N. 1181), daB sich 
nach jeder Zustandsänderung die Seilspannungren derart 
ausgleichen., daß in Jedem Feld derselbe Horizontalzusz 
herrscht. Diese Voraussetzung ist m. E. nicht ganz rich- 
tie, denn wenn derselbe Horizontalzug herrscht, werden 
die Tlänzeketten nicht aus ihrer senk- 
rechten Stellung auslenken. Schon Herr 
MARKT hatte in der ETZ 1924, N. 620, 


Abb. 1. 


diese Voraussetzung gemacht und wie Herr LANGHARDNdie 
Vertikalkräfte vernachlässigt, die einen groben Kinfluß 
haben, besonders wenn das Leiterseil schwer und im Ge- 
biresland gehängt ist. Wenn wir die Voraussetzungen 
der Herren LANGHARD und MARKT annehmen, so werden 
wir finden, daß im Gebiresland, wie Abb.1 zeigt. mit 
gleichen Feldern und Höhenunterschiellen für AB und BU, 
d.h. für Ci = Cr, Usch Ar und ha- hy, Aa von 


Kette B denselben Betrag haben würde. Das ist indes 
nieht der Fall. Wir erinnern daran, daß das Problem 


sehon von Herrn BOURQUIN ! und in der Rev. Gen. dl. 
1926. N. 109, behandelt ist. Anderseits hat Herr 'TRUXA 
in El. u. Maschinenb.” geschrieben: „Ist der Schiefstel- 
luneswinkel klein, so kann der waarerechte Seilzug in 
allen Spannfeldern gleich angenommen werden.“ Ich habe 
in El. u. Maschinenb. darauf schon geantwortet. Meine 
Studien über eine Kraftübertragung im Gebirgeslandt zei- 
ven, daB die Berechnung mit der Voraussetzung von 
Herren LANGHABD und MARKT viel zu große Beträge für 
Aa gibt. Es folget daraus. daß man die Anzahl der An- 
spannmasten nutzlos vermehren würde. Kine Kraftüber- 
trasung mit Jlängeketten ist überdies um so besser, je 
weniger Anspannpunkte es gibt. 
Paris, 13. VIII 1928. 
IL Carpentier, Inzenieur. 


Herr fu: K. LANGHARD entwickelte in ETZ 1928, 
S. 1181, Formeln für die Bestimmung der Auslenkunz von 
liänzeketten an Freileitungzen, die sich bei Temperatur- 
änderunzen oder infolge ungleich verteilter Zusatzlasten 
einstellen können, und behauptet, dab die Lösung dieser 
Aufgabe mit Benutzung seiner Formeln sich viel einfacher 
gestaltet als nach meinem sehon vier Jahre früher in ETZ 
1924, S. 620 und N. 1452, angegebenen Verfahren. Ich muß 
annehmen, daß Herr LANGHARD meinen in der ETZ 1921, 
S. 1452, erschienenen Nachtrag zum Hauptaufsatz — die 
Krwiderungz auf eine Zuschrift des Herrn H. GRUENHOLZ 
— nicht gelesen hat. Dort habe ich die im Hauptaufsatz 
nur anzedeutete alzebraische Lösung nachgetragen und 
begründet, warum ich die graphische Lösung vorgezogen 
habe. Vergleicht man nun diese algebraische Lösung mit 
den Ableitungen des Herrn LANGHARD, so findet man, daß 
er den nämliehen Weg einschläwrt. Von derselben Zu- 
Standseleichung ausgebend, bestimmt auch er, um zu den 
wahren Auslenkungen der einzelnen Ketten zu gelangen, 
zunächst die Auszleiechspannung p (bei ihm po oder p*). 
Dieselbe ergibt sich bei ihm ebenso wie bei mir als reelle 
Wurzel einer kubischen Gleichung. Die Berechnung 
dieses Wurzelwertes ist aber das Mühsamste im ganzen 
kechnungsvorgang, demgegenüber die übrigen Operatio- 
nen nebensächlich sind. Für die Lösung wird sich Herr 
LANGHARD zweifellos auch entweder der eardanischen 
Formeln oder der IIyperbelfunktionen bedienen müssen, 
so wie ich es getan habe. Der Unterschied besteht nur 
darin, daß er den Rechnungsyorgang unterdrückt und cin- 
fach das Ergebnis hinschreibt, während ich auf S. 1452 
der ETZ 1924 den Rechnungsvorgang angegeben habe. 

Ich will die algebraische Lösung des ersten Beispieles 
meines Aufsatzes ETZ 1921, S. 620, mit Benutzung meiner 


Bull. S.E.V. 19% 
1995. S. 189. 
1923, N. 699, 
Nice-Banceiron -- St. Tulle, 120000 V, 238 mm, 


D. 55. 


nn Ba 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


14. November 1929 


im Nachtrag ETZ 1924, S. 1152, entwickelten Formeln und 
gewählten Bezeichnungen angeben: 
Nach Zahlentafel 1 ergeben sich: 
für un = je 15 060 em die Werte E je 715 und 
bi e = je + 01001 
für xr- = 30 000 cm die Werte a; = 2950 und b- = — 0,003 16, 
somit: 


A=}, idi = Ò. 15000. T15 + 30 C00. 2950 = 15,645 . 107 


B=aŅy ez 10 ®.120 C00 = 120.103 
1 
C= Ñ” xi bi = 6.15000 . 0,0004 — 30 00 . 0,003 76 = — 76,8 
t 


und 


B _ 1%.10 

= > —= 767 - 10 
ern 
Zë 16.8 [u i 
Aao Tue 


| Hiermit folgt aus meiner Glei- 
chung (10) mit e: 2,117 die Auseleichspannung: 
p == 917 ke/em? 

in Tbereinstimmuns mit dem graphischen Ergebnis. Der 
bisherige Weg ist der gleiche, den auch Herr LANGHARD 
einschlagen mulste, um aus seiner Gl. (5) die Ausgleich- 
spannung po Zu finden. Diese Rechnung wird aber von 
ihm überzantzen. 

Nun ergibt sich die Auslenkunz z.B. für den Auf- 
hänzepunkt 6 ganz einfach aus meiner Gl. (6): 


L A2 =} lap 2 -ap-+b)] 
= j.15000.[715.917- ?2— 10 
= 27.8 cem, 


6,917 + 0,0004] 


also durch eine verhältnismäßiz kurze numerische Aus- 
wertung. 

Begnügt sich aber Herr LANGHARD mit der Ermittlung 
des von ihm „relative Versehiebung” genannten Wertes 
nach seiner Gl. (7), so fehlt die Voraussetzung für einen 
Vergleich mit meinem Verfahren, das die wirkliche Aus- 
lenkung jedes Stützpunktes zu ermitteln gestattet. Diesen 
Vorgang halte ich zudem deshalb für bedenklich, weil in 
gewissen praktischen Fällen es unzulässig sein wird, die 
gesamte Kettenbewegung nach dieser relativen Verschie- 
bung zu beurteilen, um so mehr als das Verfahren obne- 
hin schon eine Vernachlässigung in sich schließt, indem es 
nicht Rücksicht nimmt auf die horizontalen Rückstell- 
kraft schrägstehender Dängeketten. (Siehe ETZ 1921, 
S. 620, Fulmote.) 

Nach obizem glaube ich feststellen zu können, daß 
die von Herrn Ing. LANGHARD geübte Kritik an meinem 
Verfahren vermutlich in Unkenntnis meiner schon in ETZ 
1924, S. 1152, als Ergänzung zum Jlauptaufsatz ETZ 1924, 
S. 620, veröffentlichten Angaben geübt wurde, und daß 
sein Rechnungsgang gegeniiber dem von mir an vorge- 
nannter Stelle angegebenen weder etwas wesentlich Neues 
bietet, noch eine nennenswerte Vereinfachung bedeutet. 

Wien, 27. XU. 1928. G.Markt. 


Erwiderungen. 

Die Einwendungen des Herrn Ing. CARPENTIER ind 
berechtigt, aber nur dann von Bedeutnng, wenn es sich um 
sebr grobe Auslenkungen sebr langer Hängeketten han- 
delt. Das sind Ausnahmefälle. Im allgemeinen wird die 
Vernachlässizung des Einflusses der Schrärstellung zu- 
lassie sein. Nar auf solche Fälle beziehen sieh meine 
Untersuchungen, wie ich ausdrücklich in meiner Arbrit 
ETZ 1924, N. 620 (linke Spalte, letzter Absatz) hervorze- 
hoben habe. Die langwierigen Rechnungen, die sich andern- 
falls ergeben, sind gewöhnlich nicht zu rechtfertigen mit 
den unbedeutenden Unterschieden, die sich zumeist her- 
ausstellen. Zweifellos sind aber besondere Fälle mörlich, 
bei welchem die Richtiestellungz nach CARPENTIER net- 
wendig ist. f 

Wien, 15. II. 1929 G. Markt 

Herr Dr. MARKT sagt, daß ieh die an seinem Verfahren 
geübte Kritik vermutlich in Unkenntnis seiner Ergänzung 
zum Ilauptaufsatz ausgeübt habe. Es stimmt dies, denn 
in der Tat war mir die Kritik des Herrn Ing. GRUENHOLZ 
ander Berechnungesweise des Herrn MARKT und die darauf- 
folgende Erwiderung nicht bekannt. Nachdem ich mir nun 


14. November 1929 


aber auch die Kenntnis der algebraischen Lösung „ange- 
eignet” und sie einer Prüfung und einem Vergleich mit 
meinem Verfahren unterzogen habe, möchte ich an dieser 
Stelle begründen, warum ich aueh in bezug auf diese Lö- 
sung an meiner früheren Behauptung festhalte. 

Es ist richtig, daß ieh für die Berechnung der Aus- 
eleichspannung den nämlichen Weg einschlage, wie Herr 
MARKT, hingegen weichen die beiden Verfahren stark von- 
einander ab. Herr MARKT übersieht nämlich, daß sich 


Wi H Rp v .. D a 
durch Summenbildung der -Werte sämtlicher Gleichun- 


gen (2) seiner V eröffentlichung ETZ 1924 S. 1452 der Wert 
oi 3 
Feed n” vor die Klamıner des Glieds 2 | 
ee = pP? pè 
setzen läßt, und daß aus der Bedingung WEE ohne 
weiteres die allzemeine Zustandseleichung mit der virtuel- 


Dur 
len Spannweite Of = V -- entsteht, wie ich sie bereits in 


meiner obenerwähnten Arbeit angegeben habe. Statt dessen 
addiert Herr MARKT jeweils alle Axz-tleichunzen, und faßt 
entsprechende Glieder nach umständlicher Hunn: nbildunz 
in die Werte A, B, C zusammen, aus denen sich dann die 
Koeffizienten der kubischen Gleichung ergeben. In meinem 


Wert Of = VE: — sind jedoch die Summenwerte A, B, C 


bereits BK: und es bleibt nur übrig, jeweils die über 
die zanze Strecke zwischen den Abspannpunkten konstan- 


ten Glieder Seed (t—t)a, Se meiner Gleichung (5) zu be- 
rechnen, und die Gleichung nach p* aufzulösen. Nun bhe- 
hauptet Herr MARKT, die Auflösung dieser kubischen 


Gleichung sei das Mühsamste, offenbar in der Absicht, die 
Aufmerksamkeit von der von mir angefochtenen Summen- 
bildung der Werte A, B, C auf die ganz untergeordnete 
Aufgabe der Auflösung einer kubischen Gleichung abzu- 
lenken. Ich finde vielmehr, daß die Auflösung der Gilei- 
chung vollkommen nebensächlich für die Behandlung des 
ganzen Problems ist. Außerdem erweisen sieh nach meinen 
i,rfahrungen die hyperbolischen Funktionen gegenüber der 
Methode des wiederholten Einsetzens als sehr unpraktisch. 

Für die Begründung seines Einwandes gegen meine 
Ableitungen wählt Ierr MARKT das ziemlich problema- 
tische Beispiel Nr.1 seines Aufsatzes. ETZ 1924, S. 1452, 
und versucht nun an diesem Spezialfall die Einfachheit 
seines Verfahrens nachzuweisen. Dies ist allerdings nicht 
schwierig in Anbetracht, daß seine Summenelieder A, B, C 
nur einmal — d.h. immer für dieselbe Spannweite — be- 
rechnet werden müssen. 

Damit hat aber Herr Dr. MARKT noch nicht bewiesen, 
daß auch in einem ganz allgemeinen Fall — also mit ver- 
schiedenen Spannweiten — sein alzebraisches Verfahren, 
das ich nach Einsichtnahme der erwähnten Ereänzungz 
seines Hauptaufsatzes nun ebenfalls in meine früher gc- 
übte Kritik miteinbeziehe, dem von mir angegebenen Rech- 
nungsgang ebenbürtiw ist. 

Es handelt sich bei diesen Aufgaben gar nieht darum, 
die Auslenkungen sehr genau zu bestimmen, sondern einen 
Anhaltspunkt zu erhalten, wo und unter welchen Bedin- 
eunzen sie am gröten werden können. und da liegt der 
Vorteil meiner Formel (7) eben darin, daß die Ausgleich- 
spannung p* gar nicht berechnet werden muß. Übrirens 
fasse ich die ganze Angelegenheit vielmehr als interessante 
mathematische Aufgabe auf, deren Lösung jedoch geringe 
praktische Verwendbarkeit erlangen dürfte. Sobald näm- 
lich die in der Praxis viel wichtigere Erscheinung der 
uneleichmäßix verteilten Zusatzlasten auftritt, ist die 
Voraussetzung ausgeglichener Züge noch viel weniger 


erfüllt, und die Formeln werden unzuverlässige Werte er- 
geben. leh verweise auf eine diesbezügliche Veröffent- 


lichunz des Unterzeiehneten (BETZ 1929, 5. 1617). 
Was die Ausführungen des Herrn CARPENTIER be- 
trifft, so gehe ich vollständig mit ihm einig, wenn er sagt, 


daß die Seilspannunzen besonders bei Leitungen mit 
Höhenunterschieden niemals ausgeglichen sein können. 


Ich habe aber in meiner Veröffentlichung die Leitungen 
nur mit ebenen Spannfeldern vorausgesetzt, was schon aus 


den Abbildungen und Formeln hervorgeht, es dann aller- 
dings unterlassen, auf die Unrichtiekeit der Voraus- 


setzunzgen bei Leitungen mit Höhenunterschieden hinzu- 
weisen. 
Bern, 10. FX. 1929. K. Langhard. 


Wir schließen hiermit diese FKrörterunge DS 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 


1683 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Maschinenfabrik Oerlikon’, — Der Geschäftsbericht für 
1928/29 stellt bei den Elektrizitätswerken eine namhafte Stei- 
gerung der Stromabgabe und Erweiterungen ihrer Anlagen, 
den Ankauf vieler Motoren seitens der Abnehmer und als 
Folge eine gute Beschäftigung aller Oerlikon-Werkstätten 
und -Gießereien fest, der das Gewinnergebnis wegen Preis- 
unterbietungen der Konkurrenz neben rücksichtslosen Liefe- 
rungsbedingungen aber nieht entsprochen hat. Unter den 
Auslandsaufträgen der Abteilung für allgemeineelek- 
trische Maschinen und Transformatoren 
wird die vollständige Ausrüstung der Zentrale Burgnillo in 
Spanien genannt, der zweiten Stufe am Rio Alberche, dessen 
erstes Kraftwerk Puente Nuevo in diesem Frühjahr den Be- 
trieb aufgenommen hat. Auch zwei vollständig automatisch 
arbeitende Anlagen wurden in Spanien geschaffen. Weitere 
Bestellungen bezogen sich auf Schwungradgeneratoren zu 
Dieselmotoren. Induktionsregleranlagen, Hochspannungsappa- 
rate, Hochleistungsölschalter, Transformatoren. Das Kran- 
geschäft der Abteilung für elektrische Hebezeuge 
und elektromechanische Anw endungen hat 
sich sehr entwickelt, nnd bei der Abteilung für Turbo- 
maschinen überstieg der Auftragseingang für Dampf- 
turbinen, Turbogeneratoren. Ventilatoren, Turbogebläse und 
Kompressoren den des Vorjahres. Erwähnt werden kleine 
thermische Anlagen, die vermöge ihrer ständigen Betriebs- 
bereitschaft und der Unabhängigkeit vom Wasserstand je 
nach Umständen wertvolle Winterenergie, Spitzenstrom oder 
auch Aushilfsenergie liefern können und dadureh große Vor- 
teile bieten. Die Abteilung fir elektrische Bahnen 
kann auf die erfolgreiche Inbetriebsetzung verschiedener be- 
merkenswerter Lokomotiven zurückblicken. Ihre an die spa- 
nische Nordbahn gelieferten 37 Lokomotiven arbeiten in regel- 
mäßigem Dienst sehr befriedigend. In Betrieb genommen wur- 
den die Unterwerke der Ferrocarriles Vaseongzados mit Ein- 
ankerumformern für 1750 V Gleichstrom in einem Kollektor, 
zwei der im letzten Jahresberieht angeführten 5400 PS- 
Schnellzuglokomotiven mit Einzelachsantrieb für die Paris- 
Lyvon-Mediterranee sowie eine Schnellzuglokomotive für die 
Great Indian Peninsula Railway. Die bei den Gleichstrom- 
tricbfahrzeugen und auch bei den Wechselstromlokomotiven 
Typ 1 CC1 der Schweizerischen Bundesbahnen verwendete 
elektrische Nutzbremsung ist neuerdings auch bei einem z. Z. 
auf dem Netz der SBB laufenden Wechselstrommotorwagen 
angewandt worden. Einen Teil der von den SBB 1927 be- 
stellten 2 Do 1-Schnellzuglokomotiven hat man an Stelle der 
normalen Stufenschaltersteuerung mit einer neuen Einzel- 
schaltersteuerung ausgerüstet. Trotz der technischen Erfolge 
dieser Abteilung befr iedigte der Bestellungseingang nicht; die 
Pause in der E lektrisierung der SBB macht sich bönerkbar, 
und auch im Ausland scheint, wie die Direktion sagt, eine 
ziemlich allgemeine Unterbrechung der Bahnelektrisierung 
eingetreten zu sein. Im Straßenbahnmotorbaun der Abteilung 
Spezialbahnen und Gleichrichter beherrscht 
der Leichtgewiehtsinotor mit einfacher und doppelter Über- 
setzung das Feld. Die Abteilung für Gleichrichter- 
bau hat sieh gut eingeführt und u. a. die Anlage der Berner- 
Oberland-Bahnen in Zweilütschinen mit einem Gleichrichter 
für 800kW Dauerleistung bei I500 V in Gang gesetzt. Die 
Betriebserzebnisse der Berichterstatterin betrugen 5 765 287 
Fr (5628 809 i.°V.) und verschiedene Einnahmen 196 811 Fr 
(163 249 i. V.). Aus 1981913 Fr Reingewinn (1 964 5421. V.) 
kamen wieder 8 Oé Dividende anf unverändert 20 Mill Fr Ak- 
tienkapital zur Verteilung. 


Deutschlands elektrotechnischer Außenhandel’. — 
Rahmen des Tarifunterabsehnitts 18 B ergibt sich für den 
September 1929 bei der Einfuhr gegenüber dem Vor- 
monat (7455 dz bzw. 4,506 Mill RM) eine Abnahme um 1236 dz 
(16,6%) bzw. 0,339 Mill RM (7.5 9%) und bei der Ausfuhr 
(153 453 dz bzw. 50,889 Mill RM) eine Verringerung um 
130951 dz (99%) bzw. 2,795 Mil RM (55%). Im Export des 
Berichtsmonats sind 1954 dz Reparationssachlieferungen im 
Wert von 0,716 Mill RM inbegriffen. Der Vergleich der ab- 
gelanfene nneun Monate mit der gleichen Zeit des Vor- 
Jahres zeigt. daß die Einfuhr um 3100 dz (10%) bzw. 7.229 
Mil RM (226%) zugenommen hat. Sie umfaßte 9337 Licht- 
maschinen (16041 i. V`), 169819 Dynamos, Elektromotoren 
usw. (94 316 i. V). 4453 Bogen- usw. Lampen (802 iL V) 
3,918 Mill Metalldrahtlampen (3.402 i. V.) und 80 200 Kohle- 
faden- usw. Lampen (88 100 1. V.). Die Ausfuhr weist eine Er- 
höhung um 125 805 dz (11,6 9%) bzw. 55,717 Mill RM (15,5 %) 
anf und enthielt nach z. T. beriehtigten Angaben des Statisti- 
schen Reichsamts 70200 dz bzw. 23.914 Mill RM an Repara- 
tionssachlieferungeen. Deutschland hat in dieser Periode 68 183 
Liehtimaschinen (65 127 i. V.), 524221 Dynamos, Tlektro- 

1 Vel ETZ 19%. H 1700. 

3 Vel ETZ In, N. 1603; 109, N. 


15, 


1684 


Stat. 


Einfuhr in dz 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 14. November 1928 


Ausfuhr in dz 


Nr Erzeugnisse September; Januar;September |Septemberi Januar, September 
1929 1929 1928 1929 1929 | 1928 
907 a Lichtmaschinen und Lichtzündmaschinen für Motorfahr- 
zeuge; Anlaßmotoren für Verbrennungsmotoren . . . 48 712 1 441 519* 6 348* 5 511* 
907 Dynamomaschinen, Elektromotoren, Umformer; Trans- 
b bis g formatoren und Drosselspulen! . . . 2 2.2.2.2... | 26 293 37 633 26 SE 232 101*| 236 616* 
907 h Fertig gearbeitete Anker, Kollektoren? . . 2... ... 122 1 566 1 359 1 093 14 337*| 21 275* 
908 a,b | Elektrizitätssammler, deren Ersatzplatten (Elektroden) 465 4 557 5 438 5 989* 39292*) 40 395* 
909 Kabel zur Leitung elektrischer Ströme, zur Verlegung in | 
Wasser oder Erde geeignet . . . 2» 2 2 20.20.00. 577 29 537 12 601 47 457°, 443 101*: 351 056* 
910 Bogenlampen, Quecksilberdampf-, Quarz- "und ähnliche | 
a bis c Lampen; Gehäuse dafür mit Glasglocken; Scheinwerfer, Ä 
Reflektoren?  . e e #2 = 2... 5 2 ma 0. 00% 33 151 91 292 3 240* 3 505* 
91la Metallfadenlampen . . . 2.2: 2 2 2 rennen. 287 1 822 1 648 1 432 9 684* 9 235* 
911 b Kohlenfaden-, Nernst- und andere Glühlampen 14 52 44 52 316* 585 
912 Ai Telegraphenwerke; Bestandteile davon .. 17 114 39 6 | 198* 163 
912 A2 | Fernsprecher, Fernsprech-, Wand- und Tischstationen, Fern- | 
sprechvermittelungseinrichtungen; Bestandteile davon . 70 815 421 1 328*, 14 343* 11 524* 
912 A 3 | Vorrichtungen für die drahtlose Telegraphie und Tele- 
phonie; Bestandteile davon . . . x 22.2.2220. 632 4 788 2 544 5 165% 38 463*| 28 756* 
912 A4 | Meß-, Zähl- und Registriervorrichtungen, auch in Verbin- | 
dung mit Uhrwerken; Bestandteile davon . . . ... 192 1 545 1518 2 GAN 25 360*| 22 706° 
912 B Bügeleisen; Bestandteile davon a... ege Be ck De 4 17 14 OCH 5 990* 4 868 
912C Heiz-, Koch- und sonstige Wärmeapparate; Bestandteile 
EE S.E 136 1668 | *) 1158 1522*| 11512* 9412» 
912 D Röntgenröhren; Bestandteile davon s en uoe e e aru A 3 19 10 18 (Eih dE 
yl2E Magnetzündapparate und sonstige elektrische Zündsysteme | 
sowie Teile davon (ausgenommen Magnete); elektro- 
technisches Zubehör für Motorfahrzeuge . . . s...’ 291 2 395 2 177 2 279%; 20 002*| 13 80le 
912 Fı Sicherungs- und Signalapparate; Läutewerke; Bestandteile | 
EES 15 173 | 135 732* 9709 88220 
912 F2 Vorrichtungen für Beleuchtung, Kraftübertragung, Elek- | , 
trolyse; Vorschalte- und Nebenschlußwiderstände; sonst. | | 
a. n. g. Vorrichtungen; Bestandteile davon? . .... 949 9712 8 952 28 573*, 238 644*) 235 997° 
912 F3 Vorrichtungen für ärztliche oder zahnärztliche Zwecke; 
Bestandteile davon (ausgenommen 912D) . . .... 53 526 758 1 288* 13 585* 12 514» 
912 F4 Galvanische (auch Trocken-) Elemente, elektr. u. galva- 
nische Batterien: Thermoelemente; Bestandteile davon . 24 301 499 7 825 51 104 43 2206 
912 F6 Isolationsrollen, -glocken, -knöpfe, Spulen, Taster, Schalter 
usw. aus Steingut, Porzellan oder Glas (ausgenommen 
TBB) so EE ee EEN — 161 206 6 6 6 
912 F6 Jaolationsgegenstände aus Asbest, Asbestpappe, Glimmer 
oder Mikanit für die Elektrotechnik (Schutzkasten usw.) 10 104 41*, 451* 407e 
812 F7 Isolierröhren für elektr. Leitungen aus Papier oder Pappe; | 
Verbindungsstücke dafür. . . 2 2 2 2 2 2 2 2 0. á E 3921* 27347° 1899lə 
— Elektrotechnische Erzeugnisse, unvollständig angemeldet . — _— = 6, 22 
3 a . J Menge in dz. . 6219 86890 78 790 | 139 502* 1205 284* 1 079 479° 
Summe von Tarifunterabschnitt 18B: | Wertin VORM | 4167 | 39175 3 231946 | 48094*, 415 335%; 359 618* 
648 a Vorgepreßte Blöcke, Platten und Stangen aus Kohle für 
elektrotechnische Zwecke. e 2 20.0.2. 35 288 329 530 8 352 10 484 
648 b Kohlenbürsten, Mikrophonkohlen usw.; Kohlenfäden für 
elektr. Beleuchtungskörper oder dgl., auch in Verbindung 
mit Platm aeaa e weh re ! 5 58 47 73 647* 603 
648 o Brennstifte für Bogenlampen . . . 2.2 2 2 222020. 206 1 243 159 477 5 944 5 413 
648 d Elektroden +... = # =: # » 2 #2 8 2 37228 22.8 104 4 325 9 073 25 740 | 208583 | 201 086 
733 a Porzellanisolatoren für Telegraphen- oder Fernsprech- 
leitunpen“: e "ée 00 E ma ne Sr ai — 180 186 8 967*| 61 745°, 46 960° 
740 a Glühlampenkolben . . 2. 2 2 2 2 2 en nennen. — 361 294 1 233 12 914 8 160 
783 c Bearbeitete Teile von elektrischen Maschinen der Nrn. 
907 a/g und von Erzeugnissen der Nrn. 907 h/911 b aus 
nicht schmiedbarem Gußeisen . 2 2 2 2 2 2 20. . 219 1 574 2 295 
799c dsgl. aus schmiedbarem Eisen . . » 2 2 2 2 2 2 20. 211 713 623 | S S j 
890 a Isolierter Draht aus unedlen Metallen für die Elektro- 
technik c s Ar ia Ai ee a 183 1 802 1 666 10 973*; 103 131*| 85 864* 


motoren usw. (446 105 i.V.), 30333 Bogen- usw. Lampen 
(19944 i.V.), 55.679 Mill Metalldrahtlainpen (48,321 i. V.) 
und 0,9 Mill Kohlefaden- usw. Lampen (1,698 i. V.) an das 
Ausland geliefert. Der Überschuß des Exports betrug 
1118 394 dz im Wert von 376,160 Mill RM (1 000 689 dz bzw. 
327,672 Mill RM i.V.). 


Bezugsquellenverzeichnis. 


Frage 322: Wer stellt für Flachendverschluß- 
Durehführungen Befestirungsringe nach DIN VDE 7653 
und Kappenschraubhülsen nach DIN VDE 7652 her? 

Frage 323: Wer fertigt Kaltleim, Marke „Eifen- 
beinkleber”“ an? 

Frage 324: 
Marke T. & A? 

Frage 325: 
tung „Universal“ 


! Die Ausfuhr von Quecksailberumformern Ist in Nr. 912 F 2 enthalten. -- 
? Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile von nicht vollständigen elektrischen 
Maschinen. — ° Die Ausfuhr umfaßt auch Teile von Bogenlampen außer 
Brennstiften (848c). — * Die Ausfuhr umfaßt auch Quecksilberumformer 
aus Nr. 907 b/g und Iaolatlonsgegenstände, auch aus Ambroid, Hartkautschuk 
usw. der Nr. 912 F 5 außer Iaolationsglocken (7338). — ê Einfuhr nach Be- 
schaffenheit. — * Isolationaglocken unter 733a, andere Waren, auch aus 
Ambroid, Hartkautschuk usw., unter 912 F 2. — ’ Die Ausfuhr umfaßt 
Isolatoren aller Art aus Stelngut. oder Porzellan. — ® Für die Ausfuhr gelten 
die Im Unterabschnitt 18 B bei den Maschinen angegebenen stat. Nro. — 
u Berichtigte Zahl. 

* Einschließlich der Reparationssachliefurungen. 


Wer baut elektrische Türschlösser, 


Wer stellt die Nähmaschinenbeleuch- 
her? 


Abschluß des Heftes: 9. November 1929. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expli. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme In Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin. 
Im Buchhandel durch Jullus Springer, Berlin W 9. 


LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRI 


FRANKFURT. 


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Spezialfabrik elektr 
und Schaltanlagen 
Anlagen für jeden Ver: 
zu den höchsten Ge: 


halt: Burget, Freiluftstation aus Schleuderbeton 1685 — Schön- 
Z. Die el, Küche 1689 — Lüschen, Elektroakust. Übertragungsysteme 
è Berücks. d. Telephonie auf weite Entfern. u. d. Klangfilms 1693 
scharoff, Die Elektrizitätsversorg. Bulgariens 1695 Mitt, P.T.R. 
"5 1698. 

andschau: El. Fußgesimsheiz. 


1692 — Kraftwerk West d, Bewag — 
Anlag. Sila in Süditalien 1609 — Gleisbremsen Kaskadentransform. 
Sichmäß, verteilt. Wickl, als Spannungswandler 1700 — Relais an 132 kV- 
kor-Durchführ. — Spannungsuchgerät — Verring. d. Blend. bei Auto- 
He, 1701 — Lokom. f. gemischt, Betrieb — Verkehrszusammenschl. b. 


1716) 


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d Wuppertaler Bahnen — Induktive Erhitz. — Erzwung, Schwing. eines lineare) 
Syst. zweiter Ordnung 1702 — Widerstand v. Kupfer — Temperaturabhängigk 
Gießerei-Fachausstell. Düsseldorf 1929 1708 — Arbeits 


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d, reman. Magn. — 5. 

schulung 1705 — Energiewirtschaft 1705 — Vereinsnachrich 
ten 1706 — Sitzungskalender 1713 — Briefe a. d Schrift 
leit.: A. Groß/K. Küppers, Dt. Telephonwerke u. Kabelind. A.-G., 1713 - 
Literatur: G. Fuchs, Fə Auerbach u, W. Hort, C. Gensel, SSW, W. Win 


del 
1716 — Bezugsquellenverzeichan, 


1714 — Geschäftl. Mitteilungen 1716 — Berichtigunge)! 
1716. 


HEFT / 50.JAHRGANG — IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W$ 


21. NOVEMBER 192 


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II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47 21. November 1929 
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1685 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotech nik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


50. Jahrgang Berlin, 21. November 1929 Heft 47 


Freiluftstation aus Schleuderbeton. 


Von Dipl.-Ing. R. Burget, Nürnberg. 


Übersicht. Es werden der Bau und die konstruktiven 
Einzelheiten einer 100/50 kV-Freiluftstation, deren Schalt- 
gerüst aus Schleuderbeton besteht, beschrieben und auf die 
Vorteile gegenüber anderen Ausführungsarten hingewiesen. 


Nachdem man zu der Überzeugung gekommen war, 
daß Freiluftstationen sich auch bei den deutschen klima- 
tischen Verhältnissen eignen und betriebsicher sind, ferner 
daß bei den hohen Gebäudekosten wirtschaftliche Vor- 


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WRV Scholthous Ver 
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Abb. 1. Lageplan der Umspann- 
anlage Neubeckum (Westf.). 


Abb. 2. Muffe mit Blei- 
einlage. 


teile gegenüber umbauten Anlagen zu erwarten sind, hat 
man sich bemüht, den im Auslande vorhandenen Vorsprung 
auf diesem Gebiete schnellstens wettzumachen. Nach dem 
Studium ausländischer, insbesondere amerikanischer An- 
lagen wurden Schaltstationen entwickelt, die bald in den 


Abb. 8. Aufgegossene Muffen. 


umliegenden Ländern größte Beachtung fanden, da die 
Entwürfe bei möglichst niedrigen Baukosten auf größte 
Übersichtlichkeit, leichte Bedienbarkeit und Zugänglich- 
keit der Apparate und auf gutes Aussehen der Gesamt- 
anlage größten Wert legten. Abgesehen von einigen 
Sonderkonstruktionen können die entstandenen Freiluft- 


anlagen je nach Anordnung der Schalter, insbesondere der 
Trennschalter, in drei Gruppen eingeteilt werden, u. zw.: 
1. Lage der Trennschalter ungefähr 6 m über Boden 
wie bei umbauten Schaltanlagen (Hochbauweise); 
2. Lage der Trennschalter ungefähr 2 m über Boden 
(Mittelbauweise); 
3. Lage der Trennschalter ungefähr % m über Boden 
(Flachbauweise). 
Dieser Aufbau ergibt sich meist zwangsweise aus dem zur 
Verfügung stehenden Raum, in zweiter Linie erst aus den 
atmosphärischen Verhältnissen 
und aus der Geschmacksrichtung 
der Auftraggeber. 

Bei einer Freiluftanlage 
spielen die Kosten des Schalt- 
gerüstes die Hauptrolle, da hier 
der wirtschaftliche Vorteil ge- 
genüber einer ummauerten An- 
lage zu suchen ist. Es wurde 
deshalb der Aufbau desselben 
nach Möglichkeit vereinfacht 
und die Stützpunkte und Quer- 
träger aus der im Fernleitungs- 
bau bisher allgemein üblichen 

Eisenfachwerk-Konstruktion 
hergestellt, die als die billigste 
betrachtet wurde. 

Die Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen G.m.b. 
H., Dortmund, hat das erstemal mit der fast traditionellen 
Konstruktion gebrochen und die Schaltstation Münster 


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Abb. 4. Traversen- 
querschnitt. 


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Abb. 5. Hochziehen der Traverse. 


i. Westf. aus genieteten Vollwand-Blechträgern erbaut, 
da mit Rücksicht auf die örtlichen Verhältnisse die un- 
ruhige Gitterkonstruktion nicht verwendet werden konnte. 
Wenn diese Ausführung auch teurer war als das Gitter- 


1686 


fachwerk, so konnten die Mehrkosten durch geringere 
Fundierungskosten zum größten Teil wieder wettgemacht 
werden!. Als weitere Vorteile haben sich noch ergeben, 
daß die Anlage übersichtlicher gegliedert ist und Raum- 
ersparnis bringt. 

Von einer neuzeitlichen Freiluftanlage, die das Herz 
der gesamten Elektrizitätsverteilung ist, muß aber nicht 


VILL beleet? 


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Abb. 6 _ Einlegen einer Traverse. 


nur verlangt werden, daß sie übersichtlich entworfen ist 
und ein gutes Aussehen hat, sondern sie muß auch, damit 
sie ihrem Zweck vollkommen entspricht, ständig betriebs- 
bereit sein; es müssen die unangenehmen Unterhaltungs- 
und Auswechslungsarbeiten, die durch Verwendung des 
Eisens bedingt sind, nach Möglichkeit vollkommen aus der 
Anlage ausgeschieden werden. 


Abb. 7. Teilansicht des Schleuderbetongerüstes. 


In Verfolgung dieses Gedankens hat das Elektrizitäts- 
werk Mark (lagen i. Westf.) den Versuch gemacht, durch 
Einbau einiger Schleuderbetonmaste den wetterbeständigen 
Baustoff Beton in die Freiluftanlage hereinzunehmen und 
damit obigen Übelständen abzuhelfen?. 

Aufmerksam geworden auf diesen ersten Versuch 
haben die Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen G. m. 
b. H., Dortmund, für ihre neue 100/50 kV-Schaltstation 
Neubeckum zum ersten Male für die Gesamtanlare Maste 
und Traversen aus Schleuderbeton, die Trennschalterböck« 
aus Stampfbeton vorgesehen. Die Zulieferung sämtlicher 
Detonteile erfolgte durch die Beton-Schleuderwerke AG., 
Erlangen. Abb.1 zeigt die Gliederung und den Lageplan 


ı AEG-Mitt, 1928, S. 562. on E 
2 In der ETZ 199, S. 566, Abb. 1, ist die Anlage des Elektrizitäts- 


werkes Mark im Bilde gezeigt. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


21. November 1929 


der gesamten Freiluftstation, aus dem zu ersehen ist, daß 
der 50- und 100 kV-Teil als Freiluftanlage, der 10 kV-Teil 
als umbaute Station ausgeführt sind. Hier hat nur die 
reiluftstation Interesse und es sollen deshalb im nach- 
folgenden die Einzelheiten derselben besprochen werden. 


Abb. 8& Montage der Trennschalterböcke. 


Die geschleuderten Querträger werden von 27 Schleu- 
derbetonmasten getragen. Um der Anlage ein einheit- 
liches Bild zu geben, wurden sämtliche Maste unab- 
hängig vom Spitzenzug mit demselben äußeren Durch- 
messer ausgeführt. Die Traversen liegen in einer Höhe 
von 6,5 bzw. 9 m über Boden in Muffen, wie sie Abb. ? 
zeigt. Auf cine elastische Verbindung zwischen Mast und 
Traversen wurde größter Wert gelegt, 
weshalb die Querträger lose in Ausspa- 
rungen der Muffen gelegt wurden. In die 
Maulöffnung derselben wurde ein Blei- 
band gelegt, um einerseits eine elastische 
Auflage der Traversen zu sichern, ander- 
seits aber ein Ecken des Traversen- 
endes in der Muffe zu verhindern. Ein 
Abfluß für sich etwa ansammelndes 
Regenwasser ist vorgesehen. Die Befesti- 
gung der Muffen am Mast erfolgt in der 
üblichen Weise durch Aufgießen, wie in 
der ETZ bereits beschrieben? Abb.3 
zeigt ausgegossene Muffen kurz nach 
dem Gusse mit dem zur Abdichtung ver- 
wendeten Lehmring. 

Die im Schleuderverfahren herge- 
stellten Traversen haben eine Länge von 
5.44... 11,90 m und sind in den äußeren 
Abmessungen einander vollständig gleich. 
damit sowohl die Traversen als auch die 
Muffen serienmäßig hergestellt werden 
konnten. Die Längsarmierung der Quer- 
träger liegt auf einem Kreis, so daß prak- 
tisch nach allen Seiten dasselbe \Viderstandsmoment vor- 
handen ist. Die obere Seite ist abgeflacht. damit eine Be- 
gehung leicht möglich ist, der untere Teil zeigt gebrochene 
Flächen, um eine Anpassung an den Kreisquerschnitt des 
Mastes zu erzielen und um an Gewicht zu sparen. Abb. / 
zeigt einen Traversenquerschnit mit der vorgesehenen 
Stahlarmierung. 

In den Traversen sind zur Aufnahme von feuerver- 
zinkten Abspannbolzen bzw. Traghaken. entsprechend 
den Phasenabständen von 1,5 bzw. 2,1 m, mit Rotgußbüch- 
sen ausgekleidete Löcher vorgesehen. Die besonders sorg- 
fältig feuerverzinkten Eisenteile und die zur Befestigung 
derselben an den Traversen verwendeten Rotgußmuttern 
gewährleisten eine hohe Wetterbeständigkeit und damit 
eine große Betriebsicherheit. 


8 ETZ 1999, S. 122. 


21. November 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47 1687 
LE ET ne DET EIER TEE 


Die Montage vollzog sich in der Weise, daß drei Tage waren, wurde mit dem Einlegen der Traversen begonnen. 
nach dem Aufguß der ersten Muffen mit dem Stellen der Diese Zeitspanne genügte, um den Betonfundamenten Zeit 
Maste begonnen wurde. Das dabei verwendete Stellzeug ist zum Abbinden und Erhärten zu geben. Die Traversen- 
montage vollzog sich in derselben ein- 
fachen Weise wie das Aufstellen der 
Maste. Die 6.5 m über Boden liegen- 
den Querträger wurden mit dem vor- 
handeıfen Stellzeug eingelegt. Für die 
9 m hohen Traversen wurde der Stell- 
bock 2 m verlängert. Abb.5 zeigt das 
Hochziehen einer Traverse, Abb. 6 das 
Einlegen und Ausrichten derselben. 
Abb.7 gibt eine Ansicht des fertig- 
gestellten Schleuderbetongerüstes un- 
mittelbar nach beendigter Montage. 


Der Grund, warum Beton-Freiluft- 
stationen bisher nicht gebaut wurden, 
dürfte darin liegen, daß es wahrschein- 
lich nicht für möglich gehalten wurde. 
eine den ästhetischen Anforderungen 
entsprechende Anlage zu bauen, ferner 
in dem Glauben, daß die zu bewältigen- 
den Gewichte zu groß und damit die 
Montage zu teuer und schließlich, daß 
die Anlage nicht erweiterungsfähig sci. 


EE rA e e le) A 

| EN Ko Lee Mit dem Bau dieser Anlage wurde 
P ee e > bewiesen, daß alle diese Befürchtungen 
Wa WE nicht zutreffen. Die oben beschriebene 


Station wurde unter den ungünstigsten 
Verhältnissen in der Sturm- und Re- 
senperiode des vorjährigen November 
und Dezember mit vollkommen unge- 
schulten, mit der Materie unvertrauten 
ortsansässigen Arbeitskräften, ledig- 
lich unter Leitung einiger fachkun- 
diger Monteure durchgeführt. Wären 
die Gewichte tatsächlich hinderlich ge- 
wesen. so hätte bei dem grundlosen Bo- 
den und den zu bewältigenden Wasser- 
menzen eine saubere, dem Nivellement 
entsprechende Arbeit nicht durchge- 
fiihrt werden können, was sich beson- 
ders bei den aneinander angegliederten 
Traversen, die eine Gerade und keinen 
gebrochenen Linienzug ergeben sollen, 
bemerkbar zemacht hätte. Den .Wün- 
schen der Vereinigten Elektrizitäts- 
werke G. m.b. H. entsprechend, wurde 
das Gerüst so projektiert, daß es durch 
Angliederung weiterer Felder be- 
liebiz erweitert werden kann. Infolge 
der geringen Fundierungskosten und 
der kleineren Erdbewegungen werden 


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8 >» 


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Abb. 10. Blick von der Warte. 


in dem oben angeführten Aufsatz’ näher 
beschrieben; es hat sich trotz des äußerst 
ungünstigen, durch Regenzüsse aufge- 
weichten Lehmbodens glänzend bewährt; 
ein schweres Gerät wäre auf dem boden- 
losen Bauplatz nicht transportabel ge- 
wesen. Um die Höhenlage gemäß dem 
aufgenommenen Nivellement genau ein- 
halten zu können, wurde eine 20 cm starke 
Sohle in die Mastgruben einbetoniert, auf 
die die Masten gestellt wurden. Für sämt- 
liche Maste waren Betonfundamente vor- 
gesehen, deren oberer Teil achteckig aus- 
gebildet war. Auf diese Weise wurde 
nicht nur an Beton gespart sondern es 
wurden auch die Fundamente an die Mast- 
und Traversenform angepaßt. 

Es dürfte von Interesse sein, über 
Erdaushub und Fundierungskosten einen 
Vergleich zwischen Eisen- und Beton- 
masten zu ziehen und die Ersparnisse, die 
in dieser Hinsicht bei den Betonmasten 
gemacht wurden, festzulegen. Infolge der 
zeringen Mastabmessungen und der ge- 
wählten Formgebung der Fundamente 
konnten an Erdaushub 25 % und an Fun- 
damentkosten 35 % gespart werden, eine 
Ersparnis, die es verständlich macht, dab 
die Eisenbetonstation der Eisenfachwerk- 
anlage in wirtschaftlicher Hinsicht ge- 
wachsen ist. 

Nachdem sämtliche Maste gestellt 


4 Wie Fußnote 3. Abb. 11. Ansicht vom Schalthaus. 


- 
- 
- 
- 


GN ARTIA2IK 


1688 


die etwa vorhandenen Mehrkosten, die vergleichsweise 
gegenüber einer Eisenfachwerk-Konstruktion entstehen, 
praktisch aufgehoben. 


Für die Trennschalterböcke sind Betonpfosten mit 
einem Querschnitt von 200 X 150 mm vorgeschen. Die drei 
zur Verwendung kommenden Bocktypen unterscheiden sich 
lediglich durch die Länge der horizontalen Balken, wäh- 
rend die Höhenlage der Schaltergrundplatte über Boden 
einheitlich mit 2,2 m festgelegt wurde. Abb. 8 zeigt ein 
Montagebild eines Trennschalterbockes der Type III. Der 
Aufbau ist folgender: Auf zwei Längsbalken, die von je 
zwei bzw. drei Säulen getragen werden, ruhen zwei bzw. 
vier Querbalken, auf denen die Trennschaltergrundplatte 
sitzt. Die äußeren Kanten der vier Eckpfeiler erhalten 
gebrochene Ecken, um eine etwaige Beschädigung derselben 
zu vermeiden. Die Verbindung der horizontal angeordneten 
Balken mit den vertikalen Säulen erfolgt mittels in die 
Säulen eingeschleuderter Bolzen von solcher Länge, daß 
die Befestigunzsmutter, die in einer Aussparung der hori- 


Abb. 12. 100 kV- und 50 kV-Ölschalter. 


zontalen Balken liegt, mit der obersten Fläche abschließt. 
Nach dem Zusammenbau werden sämtliche Aussparungen 
vergossen, so daß die vorhandenen Eisenteile vor atmo- 
sphärischen Einflüssen geschützt sind. Die Fundierun«e 
der Böcke erfolgt durch Betonfundamente von 50 X 50 cm. 
Die Montage vollzieht sich in der Weise, daß am Boden 
eine Längsseite, bestehend aus drei Säulen und einem 
Längsbalken, zusammengesetzt und als Ganzes aufgestellt 
wird. Die kurzen Querbalken können leicht nach fertiger 
Montage der beiden Längsteile über die hinausragenden 
Bolzen geschoben und verschraubt werden. Die vorhan- 
denen Stoßfugen wurden nachträglich verrieben, so dal 
die Böcke als einheitliches Ganzes wirken. 


Ein abschließendes Urteil über die Zweekmäßirkeit 
des Schleuderbetongerüstes für Freiluftstationen wird man 
sich erst dann bilden können, wenn man die fertige Anlage 
vor Augen hat. Es sollen deshalb einige Bilder gezeigt 
werden, die die fertige Freiluftstation und auch charak- 
teristische Einzelteile wiedergeben. 


Abb. 9 ist das Gesamtbild von Westen gesehen. Man 
sieht deutlich die Anordnung der Doppelsammelschienen: 
im Vordergrund 100 kV, im Hintergrund 50kV. Links 
sind die Trennschalter für die ankommenden bzw. abgehen- 
den Fernleitungen, dann die Ölschalter und schließlich 
rechts die Doppelböcke für die beiden Sammelschienen 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


21. November 1929 


ersichtlich. Ein Transformator ist fast fertig montiert und 
der Kühlturm dafür erstellt. Es überraschen der klare 


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Abb. 13. Trennschalterreihe. 


übersichtliche Aufbau und die offene durchsichtige Wir- 
kung der Gerüstkonstruktion, die durch die kleinen Ab- 
ınessungen der Maste bedingt ist. 


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Abb. 14. Ein Transformator während der Montage. 


Abb. 10 und 11 geben einen Blick von der Schaltwarte 
bzw. vom Schalthaus aus. Besonders diese beiden Bilder 
zeigen deutlich, wie gut sich die Betonkonstruktion an 
die Apparatur anpaßt und mit welcher Sorgfalt die Ein- 


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21. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


1689 


teilung von der VEW. gewählt wurde. Jede Schalter- 
stellung kann von hier deutlich übersehen werden und 
das Auge wird durch die ruhige Wirkung der Betonkon- 
struktion nicht von sondern auf die Apparatur gelenkt. 
Dieser Vorteil kann nicht hoch genug eingeschätzt wer- 
den, da Fehlschaltungen sofort festgestellt werden können. 


Interessant ist noch die Ölschalterreihe. Abb. 12 zeigt 
vorn 100 kV-, hinten 50 kV-Schalter, Abb. 13 eine Trenn- 
schaltergruppe in derselben Reihenfolge und schließ- 
lich Abb. 14 einen 100/50/10 kV -Transformator für eine 
Leistung von 15 000 kVA mit dem aus Beton hergestellten 
Podest für das Ölgefäß. 


Die elektrische Küche*. 


Von Landesbaurat A. Schönberg, München. 


Übersicht. Nachdem in der ETZ 1928, S. 327, ein Be- 
richt über die Wärmestromverteilung in Schweinfurt und 
Schwandorf erschienen war, werden in folgendem die in 
der Zwischenzeit gemachten Fortschritte und Erfahrungen 
mitgeteilt. Es wird die Wirtschaftlichkeit von Elektrizitäts- 
werken mit und ohne Wärmestromverteilung erörtert, um 
Vorurteile zu zerstreuen, die in bezug auf die Wirtschaft- 
lichkeit der Wärmestromlieferung für die Elektrizitätswerke 
noch weit verbreitet sind. 


Im April 1927 wurde auf Anregung Oskar v. Mil- 
lers das elektrische Kochen bei den Elektrizitätswerken 
Schweinfurt und Schwandorf erstmals in Deutschland sy- 


Schwandorf 


Schweinfurt 


0000 
Wh 
15000 


E 


kWh ouf 1Abnehmer l 


Obere Kurve: monatliche Gesamtabgabe 
Untere Kurve: monatliche Abgabe je Abnehmer 


Abb.1. Stromabgabe nach dem Wärmetarif in Schweinfurt undSchwandorf. 


stematisch eingeführt. Die hierzu erforderlichen Maß- 


nahmen bestanden: 


1. in der Auswahl und Zusammenstellung der für den 
Vollbetrieb einer elektrischen Küche geeigneten 
Apparate, 

2. in dem serienweisen Bezug dieser Apparate und de- 
ren Abgabe weit unter Selbstkosten gegen Teilzah- 
lung oder deren Verleihung gegen kleinste Monats- 
raten, 

3. in der Einführung eines einfachen und genügend 
billigen Tarifes, einheitlich für den gesamten 


* Vgl. ETZ om S. 37. 


Wärme-, Licht- und Kraftverbrauch eines Haushal- 
tes und ohne Beschränkung der Stromverwendung 
auf bestimmte Tageszeiten oder bestimmte Lei- 
stungen’. 


Nachstehend soll über die bisher gemachten Erfah- 
rungen und über die hieraus sich ergebenden Schlußfolge- 
rungen kurz berichtet werden. 


I. Angeschlossene Wärmestromabnelhmer. 


Die folgende Liste enthält die nach zweieinhalb- 
jähriger Einführungszeit am 30. IX. 1929 angeschlossenen 
Wärmestromabnehmer: 


Schwein- | Schwan- 
furt dorf 
Einwohner. .. . 2.2.22 220. 40 000 10 000 
d. s8. Haushaltungen rd. pRa e ana 10 000 2 000 
Gasanstalt vorhanden? . . ... ja nein 
Angeschlossen : 
Küchen ohne Heißwasserspeicher . .. 100 85 
Küchen mit Heißwasserspeicher . . . . 190 75 
Heißwasserspeicher ohne Küchen . . . 200 15 


Sonstige Wärmestromabnehmer, die ihre 
Einrichtungen nicht durch das Elektri- 
zitätswerk bezogen 


Zusammen . £60 205 


Von den Küchenherden entfallen: 


auf Sparherde (Ökonomapparate u. gel, 45 | 10 

auf zwei- bis vierstellige Herde . . 245 | LEO 
Von den Heißwasserspeichern entfallen: | 

auf 25 1-Speicher. . . . 2.2220... 240 70 

auf 50 l-Speicher. ...... ac 180 20 
Gesamtanschluß an Wärmeapparatn . . . [1400 kW | 535 kW 
d.i.auf 1 Abnehmer . . . ....... 25kW| 2,6 kW 


Die Liste läßt erkennen: 


in beiden Werken die vorwiegende Benutzung von ge- 
wöhnlichen Herden gegenüber Sparherden, bedingt durch 
den sehr billigen Tarif, der die Anwendung von besonders 
stromsparenden, aber von der Norm abweichenden Koch- 
methoden erübrigt; 

in Schweinfutt die zusätzliche Verwendung von 
Heißwasserspeichern, die dort auch zur Ergänzung vor- 
handener Gasküchen sehr beliebt sind; 


in Schwandorf das Zurückbleiben der Heiß- 
wasserspeicher gegenüber den Herden, bedingt durch das 
Fehlen von Wasserleitungsanschlüssen, zu niedrige Ge- 
schoßhöhe der Wohnhäuser u. dgl.; 


einen durchschnittlichen Anschlußwert von 2,5...2,6 KW 
Wärme auf 1 Abnehmer, wobei die niedrigere Zahl in 
Schweinfurt durch den Einfluß der zusätzlich verwende- 
ten Heißwasserspeicher bedingt ist. 


II. Stromverbrauch. 


Abb. 1 zeigt den monatlichen Wärmestromverbrauch 
im ganzen sowie für jeden Abnehmer. Bemerkenswert ist 
die Schwankung des Stromverbrauches eines Abnehmers 
in den einzelnen Monaten. Sie war zu Beginn der Ein- 
führungszeit sehr beträchtlich, beträgt aber gegenwärtig 
nur etwa 310% gegenüber dem Mittelwert. Diese ge- 
rinze Schwankung beruht darauf, daß zwar der elektrische 
Kochbetrieb an sich in den Wintermonaten ebenso wie 
beim Graskochen wegen der vielfach üblichen Erwärmung 
der kichen durch die vorhandenen Kohlenherde erheblich 


ı Tarif: 8 Pfjk\Wh für den gesamten Stromverbrauch des Haus- 
haltes zuzüglich, Grundgebühr von 1 KM auf 1 kW Anschlußwert für 
Wärme und Kraft bzw. 1 RM auf 1 kW Anschlußwert für Licht. 


1690 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 21. November 1929 
zurückgeht, dal aber dieser Rückgang teilweise ausge- rung gewonnenen Ergebnisse wurden durch die Zähler- 


glichen w ird dureh den Stromverbrauch elektrischer Heiz- 
öfen in Wohn- und Schlafräumen. 


Die reselmäßize und ausreichende Verwendung der 


Wöärmestromeceräte sowie die anhaltend günstige An- 
echlußbewegung beweisen die Wirtschaftlichkeit der 
Wärmestromverteiluns für die Abnehmer. 

III. Wirtschaftlichkeit der Wärmestronm- 


die 


Um die Wirtschaftlichkeit der Wärmestromverteilung 
für die Klektrizitätswerke zu beurieilen, ist in erster Li- 
nie der Verlauf der Wärmestromentnalme über die ver- 
schiedenen Tagesstunden durch Aufstellung möglichst zu- 
verlässiger Wärmestromkurven festzustellen. 

Abb. 2 zeigt eine Wärmestromkurve, gezeichnet für 
200 elektrisch kochende Abnehmer, die an Hand von Re- 
eistrierstreifen aus einem Arbeiterwohnviertel und einer 
Beamtensiedlung in Schweinfurt ermittelt wurde. Die 
Stromkurve zeigt für einen Sommerwerktag um 11h 45 m 
eine steil ansteigende Spitze von 130 kW = 0,65 kW auf 
1 Abnehmer, herrührend von der Fertigstellung des Mit- 


verteilung für Elektrizitätswerke. 


Sommer 


SE SE E BEE SFTRZZBEZ = 


IT TT 


l IND i 
IE 01007 E, 
Da 


ablesungen überprüft und stimmen mit diesen überein. 


Nun geht aus der Abb.1 über den durchschnitt- 
lichen monatlichen Wärmestromverbrauch in Schweinfurt 
allerdings hervor, dal entgegen den Ergebnissen aus 
Abb. 2 der Stromverbrauch von 200 angeschlossenen Haus- 
haltungen scheinbar nicht 300 000 kWh im Jahr, sondern 
nur etwa 20000 kWh beträgt. Der Unterschied rührt 
daher, daß sich die Stromkurven Abb. 2 sowie die hieraus 
gezogenen Folgerungen auf die mit vollständigen elektri- 
schen Küchen ausgestatteten Haushaltungen bezichen, 
während der in Schweinfurt eingeführte Tarif daneben 
auch den Anschluß von Haushaltungen ermöglicht, die lev- 
diglich Heißbwasserspeicher verwenden oder für sonstige 
Zwecke nur gelegentlich Wärmestrom entnehmen, 
die deshalb einen entsprechend niedrigeren Jahresstrom- 
verbrauch haben und den Durchschnitt von 1500 kWh auf 
rd. 1100 kWh herabdrücken. 


Da die gleichzeitige Höchstleistung der Haushaltun- 
gen mit alleiniger Heißwasserbereitung sowie die Höchst- 
leistung der Grelegenheitsverbraucher zweifellos länger 
als die gleichzeitige Höclstleistung des elektrisch kochen- 


Winter 


Abb. 22 Wärmestromkurve für 200 Familien mit elektrisch betriebener Küche. 


tagessens. Eine zweite ausgesprochene Spitze findet sich 
in den Morgenstunden, sie beträgt aber nur etwa 0,3kW 
auf 1 Abnehmer und beweist die ziemlich ausgiebige Ver- 
wendung der in Schweinfurt allgemein eingeführten elek- 
trischen Schnellkocher für die Frühstücksbereitung. Eine 
dritte ziemlich flach verlaufende Spitze von etwa 0.3 kW 
auf 1 Abnehmer in den Abendstunden ergibt sieh dureh 
die Herstellung der Abendmahlzeiten. Auffallend ist die 
beträchtliche Wärmestromentnahme zwischen 12h und 18h, 
offenbar mit dem Schichtbetrieb der Fabriken zusammen- 
hängzend, die einen Teil der Familien veranlaßt, die Haupt- 
mahlzeit auf die späten Nachmittagstunden zu verlegen. 


Wichtig ist die in Schweinfurt erzielte Nachtbelastung 
durch die angeschlossenen Heißwasserspeicher, die durch- 
weg als Auslaufspeicher konstruiert sind und die deshalb, 
ohne daß durch den Tarif ein Zwang aus 
geübt wird, in der Regel am Abend aufgefüllt und 
über Nacht eingeschaltet werden, um in den Morgenstunden 
das heiße Wasser bereit zu haben. In Wirklichkeit ist in 
Schweinfurt der Anteil der Nachtbelastung durch die 
Heißwasserspeicher an der gesamten Wärmestroment- 
nahme wesentlich größer, als er aus der Wärmestrom- 
kurve Abb. 2 ersichtlich ist, weil die zur Herstellung 
dieser Kurven ausgewählten F amilien absichtlich so zu- 
sammengestellt wurden, daß sie die Wärmeentnahme spe- 
ziell durch die elektrisch kochenden Haushaltungen dar- 
stellen, bei welchen zur Zeit auf je 100 Herde etwa 65 
Heißwasserspeicher entfallen, während für die Gesamt- 
heit der Schweinfurter EE aus den in 
der Einleitung angefiihrten Gründen neben je 100 Herden 
etwa 140 Heißwasserspeicher im Betrieb sind. 


Die Planimetrierunz der Wärmestromkurven ergibt 
für die Sommermonate eine Tagesarbeit von rd. 900 kWh, 
für die Wintermonate eine Tazesarbheit von rd. 750 kWh. 
Da die Benutzung der Wärmereräte nicht nur an den 
Wochentazen sondern auch an den Sonn- und Feiertagen 
— an diesen sogar in erhöhtem Maße — erfolgt, berechnet 
sich der Halbiahressiromverbraueh dureh Multiplikation 
mit 182 Tagen im Sommer zu 165000 kWh, im Winter zu 
135 000 kWh. der Jahresstromverbrauch zu 300 000 kWh. 
d.h. 1300 kWh auf 1 Abnehmer. Die durch Planimetrie- 


cen Verbraucherkreises ausgenutzt wird, genügt es, für 
die Ermittlung der wirtschaftlichen Verhältnisse lediglich 
den durch die Stromkurven erfaßten Verbraucherkreis zu 
berücksichtigen. 


Von Interesse ist die jährliche Ausnutzung der Koch- 
spitze, die si i N 
an und für sich günstiger ist als die Ausnutzung, wie sie 
in den meisten Elektrizitüätswerken ohne Großindustrie- 
strom gegenwärtig erzielt wird. Um die Wirtschaftlich- 
keit des elektrischen Kochbetriebes richtig beurteilen zu 
können, ist zu berücksichtigen, daß derselbe nicht für 
sich allein besteht, sondern eine zusätzliche Abgabe der 
blektrizitätswerke zu dem bestehenden Licht- und Krati- 
verbrauch bildet. In Abb. 3 (S. 1692) ist deshalb die nor- 
male Licht-Kraft-Kurve eines Elektrizitätswerkes mit 
40 000 Einwohnern. entsprechend 10000 Haushaltungen, 
aufgezeichnet und diese Kurve ergänzt durch eine Wärme- 
stromkurve für 2000 Haushaltungen, wie sie sich aus 
Abb. 2 durch Multiplikation der Ordinaten mit 10 ergibt. Die 
kombinierte Licht-Kraft-Wärme-Kurve läßt den außer- 
ordentlich starken Ausgleich zwischen der Wärme- 
stromkurve und der Licht-Kraft-Kurve deutlich erkennen. 
Bei einem Zuwachs an Wärmestrom für 200% Haushal- 
tungen zu je 1500 kWh gleich jährlich 3 Mill kWh beträgt 
die Zunahme der Höchstleistung nur 500 kW. Die erfor- 
derliche Mehrleistung wird somit bei dem gewählten Bei- 
spiel jährlich 6000 h ausgenutzt. 


Die Feststellung einer 6000stündigen Benutzung 
der erforderlichen Mehrleistunx bezieht sich aller- 
dings nur auf das dem Beispiel zugrunde liegende Ver- 
hältnis zwischen Licht-Kraft-Verbrauch und Wärmerver- 
brauch, es gilt also nur, wenn 20% der vorhandenen 
Maushaltungen elektrisch kochen. Solanze weniger als 
20% der Haushaltungen elektrisch kochen, also in den 
ersten Jahren der Einführung, wird die Mehrleistung län- 
ger als 6000 h ausgenutzt. Übersteigt die Zahl der elek- 
triseh kochenden llaushaltungen 20 % der überhaupt vor- 
handenen, so beträgt die Benutzungszeit für die erforder- 
liche Mehrleistunz weniger als 6000 h. 

Es erscheint zulässig, für die zur Zeit übersehhare 
IEntwieklunz der nächsten 10...15 Jahre den Wirtschaft- 


21. November 1929 


lichkeitsrechnungen die in Abb. 3 ermittelte Stromkurve 
für 20 % elektrisch kochende llaushaltunzen zugrunde 
zu legen. 

In nachstehender Zahlentafel ist nunmehr auf Grund 
der erläuterten Stromkurven eine vergleichende Wirt- 
schaftlichkeitsrechnung für Elektrizitätswerke mit und 
ohne Wärmestromverteilung durchgeführt, wobei für die 
Stromerzeugung als Ergänzung zu einer vorhandenen 
Mittelgebirgswasserkraft — Höchstleistung im Winter, 
Mindestleistung im Sommer — einmal Strombezug von 
einem wirtschaftlich arbeitenden Überlandwerk, das an- 
dere Mal Stromerzeugung durch eine Dieselanlage ange- 
nommen ist. 


Zu Zahlentafel 1 ist folgendes zu bemerken: 


Die Belastungszunahme in der Zentrale und im Lei- 
tungsnetz ergibt sich daraus, daß bei Wärmestromliefe- 
rung die im Sommer um 11h 45m erforderliche Spitzen- 
leistung um 500 kW größer ist als die ohne Wärmestrom 
im Winter um 17h eintretende abendliche Lichtspitze. Für 
die Deckung der erforderlichen Spitzenleistung ist die 
Wasserkraft, da sie vorübergehend ganz versagen kann, 
jeweils nicht in Rechnung gestellt. 


Die Jahresarbeit für Licht und Kleinkraft ist reich- 
lich hoch angenommen, um nicht nur die sehr zahlreichen 
Verhältnisse zu treffen, in welchen schlecht auszenützte 
Werke in ihrer Wirtschaftlichkeit naturgemäß leicht ge- 
hoben werden können, sondern auch solche Beispiele zu 
erfassen, in welchen ein an und für sich bereits gut ren- 


Zahlentafel 1. Wirtschaftlichkeitvon 
Flektrizitätswerkenmitundohne Wärme- 
stromverteilunze. 


Blektrizitätswerk mit Wasserkraft 


Ergänzung dure durch Bess 


Ergänzung durch 


Strombezug ` ` E 
Licht- Licht, 
Nur Licht- | Nur Li cht- 
und Kraft- Krati und | und Kraft- Kraft- und 
versorgung 


'versorgung|'« OTgUng ‚versorgung 


| 


H 


Einwohner (10 000 | 
40 000 40 000 40 000 


Haushaltungen) ... 40 000 
Hiervon elektrisch | 
kochende (2000 
Haushaltungen) ... — | 10 000 — TI 10000 
Angeschlossen: 
Licht und Kraft kW 7 000 7 000 7 000 7 000 
Wärme ....... ee | — 5 000 — 5 GO 
Zusammen .. kW 7000 | 12000 7000! 12.000 
Gleichzeitig benutztes 
Gruppenmaximum | 
um 17h: | 
Licht und Kraft kW | 1500| 1500| 1500; 1500 
Wärme ....... = — | 400 | 400 


Zusammen .. 


Gleichzeitig benutztes 
Gruppe nmaa nnum 
um 11hb 45m; 

Licht und Kraft kW 

Wärme unter Berück- 

sichtigung der Netz- 


verluste ...... kW 
Zusammen .. kW 550 | 2 000 
Belastung der Zentrale | 
kW 1 500 2 000 2 000 
hierfür erforderlich: 
Wasserkraft .. kW (890) (800) (800) 
Strombezug bzw. l 
Dieselmotoren . kW 1 500 2 000 2 000 
Stromverbrauch: | 
Licht 225.28, kWh [1200 000 1200 000 |1 200 000 ‚1 200 000 
Kraft ....... » 13 000 000 '3 000 000 |3 000 000 3 000 000 
Wärme ...... a — 3 000 000 -— 3 000 000 
Verluste ..... e 800 000 '1.090 000 | 800 000 | 1 000 000 
Zusammen . kWh |4 800 000 8 290 000 


4 800 000 |8 200 000 


Hiervon deckt die | | 
Wasserkraft . kWh |4 000 000 |5 390 000 |4 000 000 5 330 000 

Strombezug bzw. 
Dieselmctoren kWh 


800 000 2 930 000 | 800 000 2 930 000 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


1691 


Elektrizitätswerk mit Wasserkraft 


Ergänzung durch 
e 


Ergänzung durch 
Strombezug 


Lieht-, 
'Kraft-und 
Wärme- 
‚versorgung 


| 


Licht-, 
Nur Licht- 
Erate tials und Kraft- | 


v ersorgung 


Nur Licht- 
und Kraft- 


versorgung Versorgung 


Anlagekosten: 
Wasserkraft ..... RM | 800.000 | 800.000 | 800000' 800 000 
Zuleitung u. Haupt- 
transformatoren- 2 
station bzw. Diesel- 
motoren ...... RM | 300 000 | 400.000 | 600 000 ; 800 000 
Leitungsnetz: | 
Hochspannungsnetz | 
mit Transformato- 
e EE RM | 700 000 | £09000] 700 000 | 830000 
Niederspannungsnetz 
RM | 500.000 : 690.000 | 500 000 ` 609000 
Hausanschlüsse . „, 300 000 | 340 000 | 300 000 | 340 000 
Zähler ......... SV 300 000 | 320 000 | 300 000 | 32) 000 


Zuschüsse an die 
Abnehmer .... 


Zusammen .. 


RM 


Betriebskosten: 
15% Verzinsung, Til- 

gung, Abschreibung 

und Unterhaltung 


RM 
Strombezug bzw. Be- 
triebsmaterial . RM 


Gehălter, Löhne, all- 
gemeine Unkosten, 
Steuern usw. .. RM 


RM 


Die Mehrkosten der 
Wärmestromliefe- 
rung betragen . RM — 
d. i. bei 3 000 000 kWh 
in Pf/kWh ....... — 
Angenommener Ver- 
kaufspreis für den 
WärmestromPf/kWh — 
d. i. im ganzen . RM — 
Überschuß aus der 
Wërmestromlt Ze. | 
rung 


Zusammen .. 


— 250 000 
— 8,1 


— 10,0 
— 309 000 


EN — | 59000 


tierendes Werk in seinen wirischaftlichen Ergebnissen 
noch weiter verbessert werden soll. 


Der gleiche Grundgedanke war für die Wahl der 
Wasserkraft entscheidend. Die zugrunde gelegte Wasser- 
kraft von 800 kW Ausbauleistung ist ohne Wärmestrom- 
verteilung bereits mit 5000 Jahresstunden ausgenutzt. Die 
Ausnutzung erhöht sich in dem Beispiel durch die Wärme- 
verteilung auf 6600h, womit die volle Ausnutzung noch 
keineswegs erreicht ist. 


Bei Berechnung der Anlagekosten ist die Wasserkraft 
mit 800 000 RM für alle vier Fälle gleichhoch eingesetzt. 
Im Falle des Strombezuges ist die Haupttransformator- 
station einschließlich Zuleitung mit 200 RM/kW berechnet, 
bei Verwendung von Dieselmotoren ist die Dieselleistunz 
mit 400 RM/kW veranschlagt. 


Die Kosten der für die Wärmestromverteilung erfor- 
derlichen Netzverstärkung werden von den meisten Blek- 
trizitätswerken außerordentlich überschätzt. Zur 
Klarstellung der Verhältnisse wurden zahlreiche Beispiele 
durchzerechnet und an Hand derselben für die Verstär- 
kung des Netzes folgende Beträge eingesetzt: 


Für die Erhöhung der gleichzeitigen Leistung von 1500 
auf 2000 kW gleich 3% % sind die Kosten des Jlochspan- 
nungsnetzes sowie der Hausanschlüsse zu erhöhen um 
rd. 15 %. Beim Niederspannungsnetz ist die Erhöhung der 
Kosten mit 20 % zu veranschlagen, weil hier die meisten 
Verstärkungen bzw. Auswechslunsen nötig werden. Die 
Verteuerung der Zähler ist unbedeutend, weil die Ver- 
wendung von Doppeltarifzählern u. del nicht nötig ist 
und deshalb zumeist die vorhandenen Einheitszähler wei- 
ter benutzt werden können, zumal die Herde his zu 3 kW 
Leistung bei entsprechend starkem Nulleiter einphasir an- 
geschlossen werden. 


1892 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


21. November 1929 


Ausdrücklich sei bemerkt, daß bei Berechnung der 
Netzkosten der Umstand berücksichtigt wurde, daß in 
der Regel ein bereits vorhandenes Netz erweitert und ver- 
stärkt werden muß, wobei die Mehrkosten selbstverständ- 
lich größer sind, als wenn ein neu auszuführendes Licht- 
Kraft-Netz mit einem neu auszuführenden Licht-Kraft- 
Wärme-Netz verglichen würde. 

Als Zuschüsse zu den Wärmeapparaten sind für jeden 
Abnehmer 70 RM eingesetzt, ein Betrug, der den gegen- 


i N. S 
e EE S 
d E p 


5 2 4 d 8 Li g B 


nahmen wurde lange Zeit von den Elektrizitätswerken 
angezweifelt. Allmählich gehen jedoch kleinere und grö- 
Bere Werke dazu über, ähnliche Tarife und ähnliche Maß- 
nahmen zu treffen, und es ist besonders erfreulich, daß in 
letzter Zeit eine der größten und fortschrittlichsten Elek- 
trizitäts-Unternehmungen in Deutschland die Abgabe von 
Wärmestrom zu fast den gleichen Bedingungen aufge- 
nommen hat, wie sie in Schweinfurt und in Schwandorf 
seit mehr als zwei Jahren sich durchaus bewährt haben. 


Winter 


bssakro NW a L 111 
EE BENER) 
EE 


€ 2 D 6 8 9 e g (UI 2 2r A 


Abb. 8 Normale Licht-Kraft-Kurve des Elektrizitätswerkes einer Stadt mit 40000 Einwohnern (10000 Haushaltungen) zusammengesetzt mit einer 
Wärmestromkurve für 2000 Haushaltungen. 


wärtigen Ausgaben in Schweinfurt und in Schwandorf 
entspricht und der im Laufe der Zeit in dem Maße ab- 
nimmt oder ganz verschwindet, als die Massenfabrikation 
der elektrischen Kochgeräte und damit die Angleichung 
ihrer Preise an die sonstiger Kücheneinrichtungen Fort- 
schritte macht. 


Bei den Betriebskosten sind für Verzinsung, Tilgung 
und Abschreibung der Einfachheit halber für alle Fälle 
15 % gerechnet. Der Betrag dürfte ausreichen, nachdem 
die Zuschüsse für die Wärmeapparate nicht abzuschrei- 
ben, sondern nur innerhalb eines Zeitraumes von etwa 
10...15 Jahren zu tilgen sind. 


Bei Berechnung des Betriebsmaterials ist für den 
Mehrbezug an Strom ein Preis von rd. 3,5 Pf/kWh, für die 
Mehrkosten an Dieselöl ein Betrag von rd. 5 Pf/kWh ange- 
nommen. Bei dem Preis von 3,5 Pf für den Mehrbezug an 
Strom ist zu berücksichtigen, daß daneben ein Baukosten- 
zuschuß des Elektrizitätswerkes von 200 RM/kW für die 
Haupttransformatorstation veranschlagt ist. 


Für Gehälter, Löhne, allgemeine Unkosten und 
Steuern sind Beträge eingesetzt, wie sie sich in Schwein- 
fürt und Schwandorf bei der Einführung des Wärme- 
stromes als nötig erwiesen haben; dabei ist die Erhöhung 
der Steuern bei der Wärmestromverteilung entsprechend 
dem Mehrertrag berücksichtigt. 


Die Zahlentafel zeigt, daß die anteiligen Kosten der 
Wärmestromlieferung sich bei dem Werk mit Wasser- 
kraft und Strombezug auf 6,8 Pf/kWh stellen und daß so- 
mit ein Verkaufspreis von 9 P£f/kWh trotz der an die Ab- 
nehmer gewährten Zuschüsse einen reichlichen Nutzen 
ergibt. Bei Ergänzung durch einen Dieselmotor kann 
Wärmestrom einschließlich der Verzinsung und Tilgung 
der Zuschußleistungen an die Abnehmer mit 10 Pf/kWh 
noch mit einem Nutzen abgegcben werden, der einer etwa 
8 prozentigen Überverzinsung des Anlagekapitals ent- 
spricht. 

Die vorstehenden Berechnungen bezichen sich auf 
einen Durchschnittsfall. Selbstverständlich gibt es Werke, 
z.B. mit unausgenutzter Wasserkraft, mit billigen Frei- 
leitungsnetzen, die leichter als Kabelnetze verstärkt wer- 
den können, die den Wärmestrom billiger als vorstehend 
berechnet abgeben können, wie es anderseits auch Werke 
z.B. mit teuer arbeitenden Dampfanlagen, mit schlecht 
disponierten Leitungsnetzen u. del. gibt. die einen etwas 
höheren Wärmestrompreis rechnen müssen, um auf ihre 
Kosten zu kommen. 


Die Richtigkeit der vom Ingenieurbüro Oskar von 
Miller in Schweinfurt und in Schwandorf getroffenen Maß- 


Es wäre sehr erwünscht, wenn mit der nunmehr ins 
Auge gefaßten tatkräftigen Förderung seitens der Ver- 
einigung der Elektrizitätswerke immer mehr Werke 
zur Verteilung von Wärmestrom übergehen würden, zu- 
mal hierdurch gerade der minderbemittelten Bevölkerung 
eine große Erleichterung im Hauswesen und den Elektri- 
zitätswerken, wie vorstehend gezeigt, beträchtliche Mehr- 
überschüsse gesichert werden könnten. 


Elektrische Fußgesimsheizung. 


Im Bull. SEV: ist eine interessante elektrische Raum- 
heizung nach A. E. Herdener beschrieben, bei welcher 
der Heizkörper im Fußge- 
sims der Wände angeordnet 
wird. Das Fußgesims a 
(Abb. 1) wird aus Metall, 
in einfachster Ausführung 
aus Eisenblech mit wärme- 
festem Farb- oder Lack- 
anstrich hergestellt. b ist 
ein elektrischer Flachheiz- 
körper und e dient zu des- 
sen Befestigung. e und f 
sind Ventilationsöffnungen, 
welche die an der hinteren 
Oberfläche des Heizkörpers 
erzeugte Wärme in den zu 
beheizenden Raum leiten 
und eine unnötige Erwär- 
mung der Mauern verhin- 
dern sollen. Die Baulänge 
der Fußgesimse beträrt 

i 1...2 m und die Verbindun- 
gen zwischen den einzelnen Heizelementen können als 
Schmelzsicherungen ausgebildet werden. 

Es wird mit einer Leistungsaufnahme bis zu 300 W 
gerechnet, wobei die Oberflächentemperatur unter LO: 
bleibt, so daß eine Staubverbrennung nicht stattfindet. Da 
ein Fußgesims ohnehin vorhanden sein muß, sind Anschaf- 
fungskosten und Platzbeanspruchung gering. Außerdem 
hat das System den Vorteil einer milden, von unten kom- 
menden Wärme und einer gleichmäßigen Wärmevertei- 
lung. Ka. 


ı Bd. 20, 8. 1%. 


Abb. 1. Elektrischer Heizkörper 


im Fußgesims. 


we gea 


FT 


8 


21. November 1929 


Elektrotethnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


1693 


Elektroakustische Übertragungsysteme mit besonderer Berücksichtigung der Telephonie 
auf weite Entfernungen und des Klangfilms*. 


Von Dir. Dr. phil. h. c. Dr.-Ing. E.h. F. Lüschen, Berlin. 


Die Elektroakustik hat sich im Laufe des letzten 
Jahrzehnts ungewöhnlich schnell und großartig ent- 
wickelt. Die Verstärkerröhre hat ihr einen Antrieb ge- 
geben, der zu ungealinten Möglichkeiten geführt hat. Es 
ist schwer, den Anteil der Elektroakustik an der Elektro- 
technik in Zahlen auszudrücken. Sicher ist jedenfalls, 
daß sie in der Schwachstromtechnik den Löwenanteil ein- 
nimmt. Ich möchte aber immerhin zur Illustration einige 
Zahlen nennen. Die Zahl der an das öffentliche Fern- 
sprechnetz angeschlossenen Fernsprechstellen beträgt auf 
der Erde zur Zeit 43 Mill, die Zahl der Gepräche in Eng- 
land jährlich 1,25 Mrd, in Deutschland jährlich 2,5 Mrd. 
Die Zahl der Sprechstellen beläuft sich in Deutschland 
auf 2,6 Mill; die der Rundfunkteilnehmer betrug in 
Deutschland am 1. I. 1929 363 Mill und am 1. IV. 1929 
2,54 Mill. Gerade die letzteren Zahlen sind außerordent- 
lich vielsagend und zeigen, welches Interesse die Elektro- 
akustik, soweit sie über das Fernsprechwesen hinaus- 
greift, inzwischen gefunden hat. 


koer Ka 
10 10 
9 9 
8 8 
7 7 
6 6 
A ó 
4 Lé 
J d 
2 2 
4 1 


2% 


o2 85 1 2 505 a Q2 9 7 


Abb. 1. Dämpfungs-Charakteristik Abh.3. Dimpfungs-Charakte- 
einer Spulenkette. ristik einer Kondensator- 
kette. 
Srhallung Wirkung 
Generator 


IX 


Zum MeBhres 


Abb. 2. Abb. AL Siebkette. 


Wirkung einer Spulen- 
kette. 


Das in der Physik etwas vernachlässigste Gebiet der 
Akustik und der Elektroakustik ist im letzten Jahrzehnt 
messend und theoretisch in allen Beziehungen neu durch- 
gearbeitet worden: unsere Erkenntnisse auf diesem Ge- 
biet haben sich erheblich vertieft. Besonders in den staat- 
lichen Instituten, wie im Telegraphentechnischen Reichs- 
amt, und in den Laboratorien der groben Firmen, insbe- 
sondere des Siemens-Konzerns sowie in den amerikani- 
schen Laboratorien des Bell-Konzerns sind außerordent- 
lich tiefgründige Arbeiten durchgeführt worden. leh 
nenne nur die Namen einiger deutscher Forscher, die sich 
besonders verdient gemacht haben und von denen Ver- 
öffentliehungen vorliegen: Stumpf, K. W. Warner, 
Erwin Meier, Grützmacher — die letzteren zwei 
im Telegraphentechnischen Reichsamt arbeitend — und aus 
dem Siemens-Konzern: RieggerTfT,Trendelenburg, 
Backhaus, Schottky, Küpfmüller, Ger- 
lach, H. F. Mayer, Feldtkeller, Bartels. 

Ich habe mir heute abend zur Aufrabe gemacht, das 
für die Technik Wesentlichste dieses Wissenschatzes kurz 
zusammenzefaßt zu skizzieren und an dem Beispiel der 
F'erntelephonie und des Klangfilms, als zwei Gebieten mit 
wesentlich verschiedenen Anforderungen, zu erläutern. 
Ich gehe dabei auf raumakustische Fragen nicht ein, son- 
dern halte mich nur an die elektroakustischen Übertra- 
eungsysteme, beginnend mit dem Schallempfänger, der 
die Schallenergie in elektrische Energie umwandelt, bis 
zum Schalleeber oder Schaällsender, der die elektrische 
Energie wieder in akustische Energie umwandelt. 


* Vortrag. gehalten im Elektrotechnisehen Verein am 30. IV. 1929. 


Solche Übertragungsysteme sind im wesentlichen ge- 
kennzeichnet durch ihre Frequenz-Charakteri- 
stiken — ihre Dämpfungs- und Phasen-Charakteristik — 
und durch ihre Amplituden-Charakteristik, 
die wir für einige Fälle zunächst betrachten wollen. 

Abb. 1 zeigt die Frequenz-Charakteristik einer Spu- 
lenkette. Die Spulen sind in Reihe und die Kondensatoren 
parallel geschaltet. Die oberen Frequenzen werden ab- 
geschnitten, u. zw. um so mehr, je mehr Glieder hinter- 
einander geschaltet werden. Abb. 2*1 zeigt die Wirkung 
einer solchen Spulenkette für den einzeschwungenen Zu- 
stand. Die Spulenkette läßt nur die Grundschwingunge 

durch, reinigt also den 
b Strom von seinen Ober- 
schwingungen. In Abb. 3 
sehen wir eine Konden- 
satorkette. Die Kondensa- 
toren sind in Reihe und 
= die Spulen parallel ge 
5 schaltet. Hier werden die 
tiefen Frequenzen abge- 
s schnitten und nur die 
oberen hindurchgelassen. 
Abb. 4 zeigt eine Siebkette 
und Abb. 5 die Dämpfungs- 
Charakteristik dieser Kette. 
Man spricht dabei von der 
Lochbreite eines solchen 
Siebes, indem man die Ent- 
fernung der Punkte zwi- 
schen den beiden ansteigenden Ästen an der Stelle mißt, 
an der die Dämpfung gegenüber der mit der geringsten 
Dämpfung übermittelten Frequenz 0,5 Neper beträgt. 


0 8000 %000 12000 9000 © 


Abb. a Dimpfungs-Charakteristik. 
einer Siebkette. 


F “4 . s d ! 
A Wi, , wi, 
KE EE ECH ET 


.| 2.13.14 15.16.17.]8.]9. Jeo.|ne.]a2.|ı3. 
0,03|1,00|0,18|0,1 1]0,19/0,19]0,15]0,13]0,040, 1 1]0,14J0,1 10,08 
14.| 15.116. | 17.] 18.| 19. |20. |21. |22. | 23.| Partialton 


0,11j0,02/0,05|,1010,03|0,080,05/0,09!0,03/0,02, Amplitude 
Abb. 6. Oszillogramm und Analyse eines Geigentones. 


Fast alle elektroakustischen Übertraxrungsysteme 
sind solche Siebe, sie übermitteln nur einen begrenzten 
Bereich von Frequenzen. Welche Lochbreite man in einem 
Übertragungsystem einem solchen Sieb geben muß. hängt 
davon ah, was man damit erreichen will. In der Fern- 
telephonie empfiehlt es sich, die Loochbreite soweit wie 
irgend möglich zu begrenzen, weil die Leitungen um so 
billiger werden, je weniger Frequenzen über sie über- 
mittelt werden. Man hat gefunden, daß bei den heutigen 
Apparaten die Verständlichkeit nieht mehr zunimmt, wenn 
man die l.ochbreite nach oben über 2400 Uz erweitert, 
und daß man unten unbedenklich bei 300 Hz abschneiden 
kann. so daß man bei einem Frequenzbereich von 300 bis 
2400 Hz in Fernsprechleitungen mit den heutigen Appa- 
raten ein Maximum der Verständlichkeit erreicht. Jeder 
Zusatz von weiteren Frequenzen würde unnötig sein. Ich 
werde eine Sprachplatte vorführen, die wesentlich mehr 
Frequenzen enthält (von 100...7000 Hz). Man wird die 
S-Laute z. B. sehr deutlich verstehen können. Ich werde 
zeigen, daß diese Platte auch über Lautsprecher noch 
durchaus verständlich ist, wenn man den Frequenzbereich 
auf 300... 2400 Hz begrenzt. (Versuch) Wo es auf 
Klangtreue ankommt, wie im Rundfunk oder im spre- 
chenden Film, wird man selbstverständlich eine solche 
Sprache nicht mehr annehmen können. Dort handelt es 
sich darum, wesentlich größere Bereiche zu übermitteln. 


+1 Die Abb. 2 ist mir freundliehst von Herrn K. W. Wagner 
zur, Verfügung gestellt worden. 


1894 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


21. November 1928 


Die folgenden Bilder geben einige Beispiele hierfür. 
Abb. 6 zeigt z. B. die Aufnahme eines Geigentones, die 
Backhaus im Forschungslaboratorium des Siemens-Kon- 
zerns gemacht hat, u. zw. ist auf einer Stradivarius- 
Geige die G-Seite angestrichen. Man sieht, daß die Geige 
den Grundton wegen ihrer verhältnismäßig kleinen 
Fläche viel weniger abstrahlt als den ersten Oberton. Im 
übrigen ist zu erkennen, daß man noch bis zum 23. Ober- 
ton eine Amplitude nachweisen kann. Abb. 7 zeigt den 


Amplitude 


3 
à 
$ 


7000 2000 4000 6000 8000 10000 Hz 7 7000 2000 9000 6000 8000 10000 12000 


Abb. 8& Frequenzverteilung bei 
einem sehr scharf gesprochenen 8. 


Abb. 7. Frequenzverteilung beim 
Konsonanten H. 


gesprochenen Konsonanten S. Man sieht, daß der Bereich 
dieses Lautes von 1000 bis annähernd 10000 Hz reicht 
und daß innerhalb dieses Bereiches noch erhebliche 


Spitzen vorhanden sind. Abb. 8 zeigt ein sehr scharf ge- 
sprochenes S. Der Frequenzbereich geht sogar bis über 
12000 Hz hinaus. 


In Abb. 9 sehen wir das Geräusch 


7000 2000 #000 6000 8000 70000 Go d 


100 500 1000 2000 #000 10000 


Abb. 10. Frequenzverteilung eines 
Staubsauger-Gcräusches. 


Abb. 9. Frequenzverteilung eines 
Bunsenbrenner-Geräusches. 


eines Bunsenbrenners. Abb. 10 zeigt das Geräusch eines 
Staubsaugers. Bemerkenswert ist die besonders scharfe 
Spitze. Die Abb. 7..10 sind von Grützmacher nach 
einer von ihm ausgearbeiteten Methode, über die er dem- 
nächst berichten wird, aufgenommen und mir freundlichst 
zur Verfügung gestellt worden. 

Aus allen diesen Bildern ersehen wir, daß es erfor- 
derlich ist, bei einer Übertragung, die irgendwie An- 
spruch auf Klangtreue macht, ein wesentlich breiteres 
Frequenzband zu übermitteln als in der normalen Fern- 
sprecherei. Ich will an einer Grammophonplatte, die 
schon ziemlich viele Frequenzen enthält, zeigen, was es 
bedeutet, wenn man die hohen und tiefen Frequenzen ab- 
schneidet. (Versuch.) Während man am Anfang des 
Rundfunks Lautsprecher verwenden mußte, die einen 
sehr begrenzten Frequenzbereich hatten, können die heu- 
tigen Apparate wesentlich besser für die Zwecke des 
Rundfunks konstruiert werden. Abb. 11 zeigt die Fre- 


—n 


kb kee keen E Va) E ? BE EES 
300 400 500600 800 1000 2009 32000 4000 5000 8000 


— Hertz 


100 200 
Abb. 11. Frequenzkurve des Rieggerschen Kondensatormikrophons. 


quenzkurve des Rieggerschen Kondensatormikrophons, 
das im Bereich von etwa 50..8&000 Hz alle Frequenzen 
mit annähernd gleichem Wirkungsgrad übermittelt. 
Abb. 12 zeigt eine Frequenzkurve des Blatthallers, die bei 
sehr niedrigen Frequenzen anfangend (Kurve II) eben- 
falls fast parallel zur Abszisse verläuft, nachdem es ge- 
lungen war, eine sehr unangenehme ZResonanzstelle 
(Kurve I) zu beseitigen. Auch der hier aufgestellte 
Riffellautsprecher hat eine ähnliche Kurve. 

Immerhin sind die Frequenzkurven nicht vollkommen. 
Wir sind aber in der glücklichen Lage, einen Mangel in 
irgendeinem Teil eines Übertragungsystems in einem an- 
deren Teil zu kompensieren. Ein System, bei dem z. B. der 
Lautsprecher und auch das Mikrophon bei den hohen und 
tiefen Frequenzen noch abfallen, kann dadurch verbessert 
werden, daß man die Verstärker entsprechend bemißt, so 
daß die tiefen und hohen Frequenzen mehr verstärkt werden 
als die mittleren. Es gelingt dadurch, elektroakustische 
Übertragungsysteme herzustellen, die von 50 bis annähernd 
12000 Hz eine praktisch gleiche Übertragungszüte haben. 
Schwierig sind diese Kompensationen allerdings dann, 


wenn die Lautsprecher (oder was man sonst vor sich 
hat) ausgesprochene spitze Resonanzen haben. Abb. 13 
zeigt z. B. Trichterresonanzen bei einem langen konischen 
Trichter. Alle diese Spitzen kann man natürlich nicht 
kompensieren. Die Frequenzgänze müssen schon einfach 
verlaufen, um die Kompensation mit Nutzen anbringen 
zu können. 


—e "9 


I e ba 
as > 0r d i Y el \ 
PR eng a a x 


CH 209 300 Wi A 600 800 1000 2000 3000 +009 S000 8000 
—n Mont: 


Abb. 12. Frequenzkurve des Blatthallers. 


Dasselbe gilt für Resonanzen, die aus den Teil- 
schwingunzen von Membranen entstehen, wie sie in 
Abb. 14 aufgezeichnet sind. Nun Kanu man aus dieser 
Frequenzkurve aber nicht nur entnehmen, welche Fre- 
quenzen im eingeschwungenen Zustande über das Über- 
tragungsystem übertragen werden können, sondern, was 
sehr wesentlich ist: Die Dämpfungskurve gibt uns auch 
darüber Aufschluß, in welcher kürzesten Zeit eine in den 
Durchlässigkeitsbereich fallende Frequenz einschwingt. 
Betrachten wir einmal das in Abb. 15 dargestellte Zeichen, 
u. zw. zunächst das anregende Zeichen mit einer Fre- 
quen von 96 Hz am Eingang des Siebes. Zum Aufbau 
ieses Zeichens sind Frequenzen von 0...o0 erforderlich, 
sonst könnte es seinen steilen Anstieg nicht haben. Be- 
trachten wir nun dieses Zeichen hinter der Kette 
mit einem Durchläs- 
sigkeitsbereich von 
+ 40 Hz, so sehen wir. 
daß es langsam ein- 
schwingt und erst 
nach einer gewissen 
Zeit die volle Höhe 
erreicht, also einge- 


Membrandruck E 
, cm 


0 Y B N B 2024 28 D E 10x0 hertz 7 schwungen ist. Das 
S kommt daher. dab 

Abb. 1 É k 2 
3 Resonanzen eines langen die Frequenzen. die 


Lautsprechertrichters. ` : 
H zum steilen Anstieg 


nötig sind, nicht durch 
die Kette hindurchgelassen 
werden. Daß noch mehr 
Frequenzen im ursprüng- 
lichen Zeichen vorhanden 
waren, sehen wir daraus. 
daß sich auch hinter den 
Ketten mit mittlerer 
Durchlässigkeitsfrequenz 
von 668 Hz und 923 Hz 
Ströme bemerkbar machen. 
Man sieht auch deutlich, 
daß diese Frequenzen nur 
erforderlich waren, um den 
Anstieg zu erreichen. denn 
nach dem Einschwingen 
sind sie nicht mehr vor- 
handen. Man kann scht 
einfach aus der Lochbreite. 
wie ich sie vorhin erklärt 
habe, die Zeit des Anstieges berechnen. Sie ist praktisch 
gleich 0,9 dividiert durch die Lochbreite in Hertz. 

Diese Betrachtungen über die Einschwingvorgänge 
selten aber nur unter der Voraussetzung, daß die Fre- 
quenzen, die zum Aufhau des Zeichens erforderlich sind, 
zu gleicher Zeit ankommen, daß sie mit der gleichen Ge- 
schwindigkeit über die Übertragungsysteme laufen. dab 
also die Phasenverschiebung proportional der Frequenz 
ist. Wo das nicht der Fall ist, treten längere Einschwine- 
zeiten ein. Dies ist vor allem bei Pupinkabeln der 
Fall. da die verschiedenen Schwingungsfrequenzen 
keineswegs mit der gleichen Geschwindigkeit über das 
Kabel laufen. 

Wir sehen z.B. in Abb. 15a den Einschwingvorzanz 
in einem 3000 km langen Normalkabel. Wie Sie sehen, 
kommen von dem Zeichen, das dem Kabel am Anfang auf- 
gedrückt wird, zunächst die tiefen Frequenzen an: das 


a Ss SS Sa E LS 


Abb. 14. Resonanzen einer 
Membran. 


d BEL y 


21. November 1929 


Zeichen schwingt ein und schließlich bleiben zuletzt beim 
Aussehwingvorgang die höchsten Frequenzen übrig, die 
am langsamsten über das Kabel laufen. So tritt eine 
vollkommene Verzerrung ein. Es ist interessant, daß 
man das etwas dadurch verbessern kann, daß man eine 
Siebkette einschaltet, die die tiefen Frequenzen unter- 
drückt, wie die Abb. 15a gleichfalls zeigt. Während bei 
gleicher Laufzeit aller Frequenzen der Einschwingvor- 
sang entsprechend einer Lochbreite des Kabels von etwa 
Au Hz nur 0,9: 2000 = 0,5 ms (Millisekunden) dauern 
würde, dauert er hier infolge der verschiedenen Lauf- 


MI Im Ek Di m 
AnregendeZeichen = LA Sé GE 


l 
| 


ii 1. il 


han nid. A 


Hinter Met te -Ay MA ve Yes A A 
f=668 

Hinter Kette _.; a RM NEIN m, ai dé In m 
f=796 adanan Mill aa 


Hinter Kette 
f=923 


Abb. 15. Einsechwingvorgänge eines Zeichens von 79% Hz. 


AN NN ANNE AAA MAAN AA AAA Age A Anus 


anna Ke 0 


ei 


nme 
lefe Frequenzen _unteralrückt 


Abb. 15a. Einschwingvorgans in einem langen Kabel. 


zeiten der zum Aufbau erforderlichen Frequenzen 
also 1W)mal so lange. 

Das ist eine sehr unangenehme Beigabe bei den lan- 
ven Kabeln. Nun gibt es aber Gebilde, in denen umge- 
kehrt wie im Kabel die hohen Frequenzen schneller 
laufen als die tiefen. Man kann also durch diese (iebilde 
die zu früh ankommenden tiefen Frequenzen aufhalten, 
his sie mit den später ankommenden hohen Frequenzen 
wieder zusammenfallen, man kann dadurch auch die 
P’hasenlaufzeit-Differenzen kompensieren. Wir haben also 
dann neben der Dämpfunzskompe nsation eine Phasen- 
kompensation. Geben wir also z.B. auf den Anfang des 
Kabels zwei Schwingungen von 700 und 1650 Hz, dann 
kommt am Ende zunächst die tiefe Frequenz an. Sie 
schwingt ein, und darauf kommt die hohe Frequenz an. 
Schalten wir nun an das Kabelende einen solchen Phasen- 
ausgleich, dann bringen wir die Frequenzen wieder fast 
vollständig zusammen (Abb. 16). 


31) ms, 


Abb. 17 zeigt, wie ein Gleichstromstoß über ein sol- 
ches Phasenausgleichglied lüuft. Zum Aufbau dieses 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47 


1695 


Grleichstromes sind auch Schwingungen der ganzen Fre- 
quenzreihe erforderlich. Man sicht, daß von diesen erst 
die hohen und dann die tiefen Frequenzen ankommen. 
Dann kommt der Anstieg des Gleichstromzeichens hin- 
durch. Beim Aufhören kommen erst die hohen und dann 
die tiefen Frequenzen. Später wird das Zeichen abfallen. 
Man sieht, daß das Zeichen am Ende des Gliedes sehr viel 
flacher ansteigt als am Anfang. Es fehlen eben zu dem 
Anstieg all die Frequenzen, die zu früh angekommen sind. 
Ich werde hierzu einen Versuch vorführen, u. zw. zeige 


0 o m w wë 100 150 200 250 309 
f- ?00hz und Ee 1650 z über 3000 km Normalkabel ~ 
rn abela. n 
Kabelende ohne Phasenausgleich 
mg, paeem - une 


Kabelende mä Phasenausgleich 
kees, el 


Abb. 16. Wirkung des Phasenausgleichs. 


ich zunächst einen Stromstoß in einem ausgeglichenen 
System, bei dem die Phasenunterschiede ausgeglichen sind. 
Sie hören ein hartes Knacken. ein kurzes kräftiges Gec- 
räusch. lch schicke nun den Strom über cin Kabel von 
3000 km Länge. Da die höheren Frequenzen später an- 
kommen als die tiefen, wird das Knacken musikalisch. 


e AMAMAMNNNMNNNNMNNNKNNMNMNMNNNNNNNNNNNNNNNNMANNNVNNNNNNNNNN 


m— MS — 


b Vor dem Glied ce Zeitkurve 
Gleichstromstoß über ein Phasenausgleichxlied. 


a Hinter dem Glied 
Abb. 17. 


(Versuch.) Nun schicke ich den Stromstoß über Phasen- 
ausgleichketten. hier kommen die hohen Frequenzen zu- 
erst an. Das Knacken bleibt musikalisch, verläuft aber 
umgekehrt. (Versuch.) 


In der Telephonie läßt man eine Einschwingzzeit von 
30 ms zu und hat gefunden, daß die Verständlichkeit da- 
bei noch nicht wesentlich leidet. Bei Musikübertragungen 
und beim sprechenden Film aber wird man solche Unter- 
schiede in den Laufzeiten auf keinen Fall zulassen 
können. 

Wir haben nunmehr also die beiden Freqauenz-Charak- 
teristiken betrachtet, die Aufschluß über die Dämpfungs- 
unterschiede der Frequenzen und über die Unterschiede 
in der Phasenlaufzeit der verschiedenen Frequenzen ge- 
ben. Wir haben gesehen, daß man solche Dämpfungs- und 
Phasenlaufzeit-Unterschiede eines Teiles eines Übertra- 
eungsystems in einem anderen Teil kompensieren kann. 


(Schluß folgt.) 


Die Elektrizitätsversorgung Bulgariens. 
Von Dipl.-Ing. Simeon R. Owtseharoft, Berlin. 


Über die Flektrizitätsversorgeune Bulgariens ist 
his jetzt im Ausland sehr wenig bekannt. Es lagen ja 
aueh bis vor kurzem keine ausreichenden Angaben vor, 
um einen Überblick in dieser Hinsieht zu gewinnen. Nun- 
mehr ist dieser Mangel beseitigt durch den Versuch der 
Wasserbauabteilung des Landwirtschaftsministeriums vom 
vergangenen Jahr, in einem Bericht die Kraftwerke, 
Übertragungzsleitunzen und Ortsnetze statistisch zusam- 
menzufassen, um die Öffentlichkeit iiber den Stand der 
Dinge zu unterrichten. Er schilderte die Lage bis Ende 
1927, und vor kurzem hat die gleiche Stelle den Bericht 


bis Ende 1928 herausgegeben, erzänzt und begleitet durch 
raphische Darstellungen, Diagramme und Karten. Kine 
Fülle wertvollen Materials wird damit den Fachkreisen 
übermittelt. 

Zunächst ist einiges (reschichtliche von Interesse. 
Zum erstenmal wurde in Bulgarien zum Nutzen der All- 
ecmeinheit die Verwendung elektrischer Arbeit in So- 
fia eingeführt durch das Abkommen des Magistrats mit 
einem französischen Ingenieur vom Juli 1898, das diesem 
eine vierzielährize Konzession für eine elektrise he Stra- 
ßenbahn sowie für die Anlage eines Haus- und Straßen- 


1696 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47 


21. November 1929 


beleuchtungsnetzes erteilte Zu diesem Zweck hatte der 
Konzessionär unter Ausnützung der Wasserkräfte des 
Flusses Isker beim Dorf Pantscharewo (etwa 14 km von 
Sofia entfernt) ein Wasserkraftwerk mit zunächst zwei 
Maschinensätzen von je 430 kVA Drehstrom, 7150 V, 
53 Hz errichtet, das im Lauf der Jahre auf 3180 kVA ge- 
bracht worden ist und z. Z. eine weitere Einheit von 
1520 kVA erhält. Damit begann allmählich das Vordrin- 
gen der Elektrizität in Bulgarien. 
Nacheinander wurden die Städte 
Trojan, Lom. Kasanlik im 
Jahr 1912, Warna 1914, Russe 
1917 usw. elektrisiert. Die Ent- 
wicklung geht deutlich aus Abb. 1 
hervor. 

In Betrieb waren bis Ende 1928: 
Wasserkraftwerke: 15 bis 
100 kVA, 12 bis 500 kVA, 5 bis 
1000 kVA, 2 bis 2000 kVA, 1 bis 
5000 kVA, 1 mit 6900 kVA instal- 
lierten Leistunz. Im Bau befanden 
sich: eins mit 8000 kVA (E.W. Rila) 
und eins mit %00 kVA (Watscha). 
Wärmekraftwerke (Dampf, 
bzw. Treiböle): 60 bis 50 KVA, 12 
bis 100 kVA, 23 bis 500 kVA, 3 bis 
1000 kVA, 2 bis 2000 kVA, 1 mit 
2240 kVA, 1 mit 3635 kVA und 1 
mit 12800 kVA. Im Bau waren: 
1 mit 3800 kVA (Vulkan AG.) und 
1 mit 11500 kV A (Staatl. Mine Per- 
nik). Zahlentafel 1 zeigt Leistung 


Wosser 
O DZamof 
B Tebi 


Abb. 1. Entwicklung der elektrischen Zentralen in Bulgarien. 


(Gesamtleistung Ende 1928: 4758 kV A. 


und Jahreserzeugunz von 45 der bedeutendsten Kraft- 
UN D 

werke, deren Lage und bertragungsleitungen aus Abb. 2 

zu ersehen sind. 


Zahlentafel 1. 


Leistung Zahl derWerke| Jahreserzeugung 

kW Zahl | % [|M kWh °% 

Von 20 bis OY 1 e i 6 13,3 0,327 0,5 
„lo. am 22... 21 534 | 6,676 | 10,2 
an 500 „ EEN 6 | 13,3 7,989 12,2 
„ 1000 „ 199 ....,. 4 8,0 8,311 12,8 
an 2000 „ 4999 3 ' 6,7 | 11,506 | 17,6 
6900 .. l 2,2 | 16.997 | 25,9 

12 800 .. l 2,2 | 13,480 SA 

Summe | 45 "mp | 65,286 lioo 


Einige der größten Klektrizitätsunternehmungen seien 
hier kurz beschrieben. Die konzessionierte Elektrızitäts- 
versoreunz der Hauptstadt Sofia (seit 1910 unter dem 
Namen „Belzische Anonyme Ges.“ bekannt) erzeugt den 
Strom in zwei Kraftwerken, u.zw. einmal im Wasser- 
kraftwerk Fantscharewo, in dem 4 Franeis-Spiral- 
turbinen (Industr. Elektr. de Genève) mit Drehstron- 
generatoren (gleiches Fabrikat) von je 430 kVA, 7150 V, 
53 Hz und zwei gleiche Turbinen mit Generatoren (Oerli- 
kon) von je 730 kVA arbeiten. Gegenwärtig wird ein Ma- 
schinensatz von 1520 kVA aufgestellt. Die Gefällshöhe 
beträgt 50 m und die Wassermenge Q = 1,2 bzw. 1,5 bzw. 
3,6 m?/s. Die zweite Stromquelle ist das Wärmekraftwerk 
Kurilo, das 1927 den Betrieb aufgenommen hat. Es ver- 
fügt z. Z. über 2 Turboaggregate (BBC und Charleroi) von 
ie 6100 kVA Prehstrom. 6000 V, 53 Hz; die Installierung 
eines dritten Maschinensatzes von 10 000 kVA steht bevor. 

Die elektrische Arbeit des E. W. Pantseharewo wird 
durch Freileitunz (7 kV) bis Sofia geführt und dort in das 
Hauptnetz abgegeben. Das E. W. Kurilo verschickt die 
seinice ebenfalls durch Freileitunz (35 kV) bis zu dem 
Sofioter Umspannwerk Straßenbahnhof, wo der Strom, auf 
150 V heruntertransformiert, teils durch Kabel und Frei- 


leitung in der Stadt verteilt, teils mittels Gleichrichter 
für die Straßenbahn in Gleichstrom (650 V) umgeformt 
wird. Die Stadt Sofia hat nach dem Krieg zwei eigene 
Kraftwerke errichtet, die mit denen der belgischen Kon- 
zession parallel arbeiten: Im Wasserkraftwerk Bojana 
nutzen zwei Pelton-Voith-Turbinen mit Drehstromgzenera- 
toren (SSW) von ie 860 kVA, 7250 V, 53 Hz die Wasser- 
kraft der Sofioter Wasserversorgungsleitung aus. Das Ge- 
fälle, das größte in Bulgarien vorkommende, beträgt 
995 m, Q = 0,13 m?/s. Der Strom wird bis zu der 2 km ent- 
fernten Gleisnrichterstation durch Freileitung geführt 
und dort restlos in Gleichstrom für die Straßenbahn um- 
geformt. Das Wasserkraftwerk Sofia beim Dorf Sime- 
onowo verwertet die Energie der z. Z. im Bau befindlichen 
Fernwasserversorgungsleitung der Stadt (vom Rilarre- 
birge etwa 70 km weit). Vorläufir ist dort eine Pelton- 
Turbine (Escher Wyss) mit einem Generator (SSW) von 
860 kV A, 7250 V. 53 Hz, eingebaut. Das Werk wird nach 
Fertigstellung der Wasserleitung bis 10000 kVA erwei- 
tert, auch sein Strom gelangt durch Freileitung in das 
Sofioter Hauptnetz. 

Bis zur Inbetriebnahme des E. W. Kurilo hatte die 
Konzession ein Reservewärmekraftwerk in der Stadt 
(Straßenbahnhof) mit einer Leistung von 680 kVA. Die- 
ses ist jetzt nicht mehr in Betrieb. Einige Maschinen 
wurden von der Vulkan AG. gekauft und in das von die- 
ser Firma gebaute Elektrizitätswerk in dem Maritzaer 
Braunkohlenbecken in Südbulgarien überführt. In der 


Stadt Sofia befinden sich etwa 140 Transformatoren- 
stationen mit einer Gesamtleistung von 17500 kVA. 
90...95% der Häuser sind angeschlossen (36 478 An- 
schlüsse). Im Jahre 1928 wurden rd. 27.890 Mill kWh er- 


zeugt und 21,380 Mill kWh verbraucht. Die Verluste be- 
trugen etwa 25%. Der Konsum verteilte sich zu 41.5 % 
auf Hausbeleuchtung, 36.6 % auf Kraft, 15,1 % auf die 
Straßenbahn und zu 6,8 % auf die Straßenbeleuchtune. 
Je Anschluß zählte man etwa 573 kWh, ie Bewohner rd. 
100 kWh. Im Oktober 1928 wurde das E. W. Kurilo mit 
dem Netz der Granitoid A.G. durch eine 35 kV-Freileitun: 
(51,5 Hz) für Parallelarbeit verbunden. Das in der gan- 
zen konzessionierten Unternehmung investierte Kapital 
schätzt man auf 12 bis 15 Mill RM. 

Fine wichtige Elektrizitätsunternehmung der Nach- 
kriegszeit ist die Granitoid A.G.. die neben anderen 
Industrien (Zement, Kohle) auch die Erzeuguneg elektri- 
scher Arbeit in ihr Programm aufgenommen hat, u. zw. 
die Ausnutzung der Wasserkräfte des Rilaflusses. Das 
(tesamteefälle von 450 m wird in drei Stufen von etwa 
ie 150 ın verwertet. Im Jahr 1925 kam das erste Wasser- 
kraftwerk Pastra in Betrieb. Es besitzt eine Francis- 
Spiralturbine (Voith), Q = 2,01 m?;s, mit direkt zekuppel- 
tem Drehstromzenerator (BBC) von 2900 KVA, 5000 V, 
50 Hz, und eine zweite gleicher Art, Q = 2,3 m?s, 4000 
kV A, Spannung und Frequenz wie vor. Die zweite Stufe. 
das E. W. Rila, wird jetzt ausgebaut und in einigen Au, 
naten die Arbeit aufnehmen. Inställiert sind dort zwei 
Turbinen zu je 4000 kVA. Die elektrische Arbeit des E. W. 
Pastra, zu der noch die des neuen E.W. Rila hinzukom- 
men wird, gelangt auf 100 km langen 60 KV-Leitunren. die 
zunächst nur 35 kV führen. und etwa 85 km langen 15 kV- 
Freileitunzen in ganz Südwestbulsarien und mit einem 
Ring um Sofia zur Verteilung. Als Hilfskraftwerk hat die 
Gesellschaft das E. W. Batanowtzi, das mit dem vor- 
erwähnten parallel arbeitet. ka befindet sich bei der der 
Gesellschaft gehörenden Zementfabrik Batanowtzi und 
enthält ein Turboaggregat (ABRG) von 1130 KVA, 525 V. 
50 Hz. Die Granitoid A.G. versorgt 22 Ortschaften. die 
staatlichen Minen Pernik, solange deren eigenes Werk 
noch im Bau ist, die ganze Umeezend von Sofia und 
viele andere Industrien. Die installierte Leistung betrug 
Ende 1928 7205 kW, die Erzeugung im Berichtsiahr etwa 
20,17 Mil} kWh. Investiert sind rd. 5,15 Mil RM. 

Auch das Wassersyndikat „Watscha“ ist ein sehr 
wichtiges HKlektrizitätsunternehmen in Bulgarien. Es 
wurde in der ersten Nachkriegszeit genossenschaftlich 
von fast allen Ortschaften Südbulgariens, vorwiegend um 
Plovdiv, gegründet und bezweckt die Ausnützung der 
Gewässer, die auf den Rhodope-Gebirgsketten entspringen 
und nördlich in die Maritza abfließen. Darunter befindet 
sich z. Z. als Ausbauobjekt der Fluß Kritschim. Man hat 
im Lauf der Jahre sehr kostspielige und nicht (mmer 
zum Ziel führende Wasserbauten ausgeführt, bis schließ- 
lich das geplante Woasserkraftwerk ausgeschrieben und 
in Bau genommen wurde. Zunächst werden dort zwei 
vertikale Franeis-Turbinen mit einer Leistung von je 
5000 PS zur Aufstellung kommen; der endgültige Aus- 
bau soll bis 40000 kVA liefern. Erzeugt wird Dreh- 
strom 6000 V, 50 Hz. Die neue Anlage wird durch eine 
60 kV-Freileitung mit dem 1927 in Plovdiv von dem- 
selben Syndikat in Betrieb gesetzten Wärmekraftwerk 


21. November 1928 


verbunden, das z. Z. über zwei Turbosätze (Stal) von 
je 2240 kVA Drehstrom, 2000 V, 50 Hz verfügt und 
seinen Strom in Plovdiv selbst sowie durch eine 15 kV- 
Freileitung in der ganzen Umgegend verteilt. Die 1928 
EN elektrische Arbeit beläuft sich auf etwa 3 Mill 
kWh. 

Zu einem wichtigen Zentrum der Elektrizitätsgewin- 
nung werden sich die staatlichen Kohlengruben Pernik 
entwickeln. Sie haben bis jetzt ein kleines Wärmekraft- 
werk von 500 kVA. Die Produktion reicht indessen lange 
nicht für den Bedarf der Minen aus, die daher, wie schon 
bemerkt, vorläufig Strom von der Granitoid A.G. beziehen 
müssen. In ihrem neuen Kraftwerk, das von Skoda er- 
baut wird, kommen zunächst zwei Turboaggrezate von je 
3750 KVA, 6300 V, 50 Hz zur Aufstellung. Die Verwaltung 
der Gruben verfolgt den Plan, neben der vollständigen 
Elektrisierung des Betriebs Kohlenwäschereien, eine Bri- 
kettfabrik usw. anzulegen und die etwa 35 km lange Eisen- 
bahnstrecke Pernik-Sofia zu elektrisieren. 

Erwähnenswert ist ferner das von der Kohlengrube 
„SchwarzesMeer” (Besitzer Adree A.G.) bei Burgas 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47 


1697 


trizitätswerken zusammengestellt; den auf die verschie- 
denen Betriebskräfte entfallenden prozentualen Anteil 
zeigt die Abb. 3. 


Zahlentafel 3. 


Zahl | Installierte | Erzeugte Arbeit | Aus- 
Betriebskraft der |_ _ Leistung | nutzung 
Werke | kw | oo | Mill kWh! °% "e 


35,003 | 53,7 


Wasser. . 17 543 47,3 28,2 

Dampf. .... 20 430: 41,7| 22,924 35,1 15,5 

Treiböle . . . . 4711| 11,0 7,359 | 11,2 22,9 
Summe 42 6841100 65,286 ‚100 im Mittel 

E | en 21.8 


Hieraus ist zu ersehen, daß die beste Ausnutzung die 
Wasserkraftwerke mit 28,2% aufweisen. Sie verfügen 
über 47,3 % der installierten Leistung und beteiligen sich 
an der Gesamterzeugung mit 53,7%. 

Der größte Teil (etwa 711%) der Werke gehört 
Aktiensesellschaften, Industriewerken und Privatpersonen. 
Den Besitz je nach der Unternehmungsform veranschau- 

licht die Zahlentafel 4. Abb.4 


eibt ein Bild der prozentualen 
Beteiligung der einzelnen Unter- 
nehmungsformen an der gesam- 
ten Elektrizitätswirtschaft des 
Landes im Jahr 1928. 
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IK \ /schevelr® —— Ardg le ` ORV 
di K ie j 9 e al Wasser Dompf Ole imbau 777 
e A: | a, a { i è - 
/ > = N of N / 70000....13000kVA bis EAV 
/ geg SE ee d 5000.....10000 » IPIN 
mem. P A d e d 
29 E NTA RT gg 1000 5000 e „DAL, 
GRIECHENLAND N 00 — 100 » 335 
j CO m... 50 e =l- 
> m = DT ` As ` SW EE: ; 0 
Abb.2. Lage und Übertragungsleitungen der bedeutendsten bulgarischen Kraftwerke, A Unterwerke 
m Lomoesgrenze 


im Jahr 1927 und 1928 errichtete Wärmekraftwerk, das 
mit BBC-Turbogeneratoren von zusammen 3635 kVA Dreh- 
strom, 3000 V, 50 Hz, ausgerüstet ist. Die Jahreseızeugung, 
die die Mine selbst, die Stadt Burgas und die Umgebung 
aufnehmen, beträgt etwa 15 Mill kWh. 

Die Stadt Russe hat seit 1917 ein Dieselkraftwerk, das 
1927 erweitert wurde, mit einer Gesamtleistung von 1280 
kVA Drehstrom, 3000 V, 50 Hz. Produziert werden jähr- 
lich 1,7 Mill kWh. Auch Warna besitzt seit 1914 ein Diesel- 
kraftwerk von 600 kVA, das im Berichtsjahr 1,4 Mill kWh 
geliefert hat. 

Die gesamte installierte Leistung der in Betrieb und 
im Bau befindlichen Elektrizitätswerke geht aus Zahlen- 
tafel 2 hervor. 


Zahlentafel 2. 


in Betrieb im Bau 
Betriebskraft ` Zahl | Leistung | Zahl Leistung 
der Werke in kVA |derWerke | KVA 
Wasser . . 2. 2.2... 3l 18 336 5 I8 820 
Dampf . a.. 13 21416 2 15 300 
Treiböle. . . . ... 103 7776 4 1 055 


Summe | 147 | 47528 | 11 35175 


In Zalılentafel 3 sind die installierte Leistung sowie 
die Jahreserzeugung (1928) von 45 bedeutendsten Elek- 


In ganz Bulgarien sind z. Z. 110 Ortschaften, darunter 
52 Städte und 58 Dörfer, mit zusammen etwa 0,8 Mill 
Einwohnern elektrisch versorgt und rd. 80 000 Anschlüsse 


Abb. 3. Anteil der Betriebskräfte an der installierten Leistung 
und der Jahreserzeugung von 1928. 


vorhanden. Von den 1928 insgesamt erzeugten 65,286 Mill 
kWh wurden verbraucht: 
Mill kWh % 


Für Haus- und Straßenbeleuchtung . 22,7 41,2 
„ Kraft e 98.4 52.0 
„ die Straßenbahn in Sofia 3,7 6.8 

54,8 100,0 


1698 


21. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 . 


Zahlentafel 4. 


Wasser Dampf Treiböle Gesamt 
! LŽ] Installierte | Erzeugte -4 Installierte Erzeugte ai Installierte | Erzeugt: 3) Installierte Erzeugte 
Besitzer To Leistung Arbeit GZ Leistung Arbeit ET Leistun E | Arbeit Z Tl Leistung Arbeit 
| Ta min Et ge ZC? EE Ee e Aa ag Wu o 
ka Mi i ba : be r CH l 
BE kW A kWh | D, -z kW | Wéi kWh | Dis E kW l Dis kWh Hie Kä kW His kW WÉI 
| 
l. Staat . = — —' — — | 1,2; 2.399 3,5 
2, Gemeinden 3 3580| 20,2. 6,514 18,6|— 2940, 064,7) 4,764 6520| 15,5 11,278! 17,3 
3. Wassersyndi- | | 
kate ! 4 i 1348| 7,7. 0,823 24 2240| 11,0) 1,822 8012| 365: 4,3: DA 60| 7 | 3953| 8,9: 3,083) 4,7 
4. A.G., Private | | ' | 
usw. . . . . |10 |11 605) 66,4 26,908 76,81 4 | 17 690| 86,5; 18,703 81,5] 3 33A 7,5) 0,842) 11,3]17 | 29 633| 69,5! 46,454 71.1 
5. Volksbanken iji | | | 
usw. Al 1010) 5.7 0759 2,2 8 106% 23.5!) 1,314! 17.8[12 | 2078| A0 2,072: 3.2 
Summe jd 7 543 100 | 35,004] 160 | 6 ,20430,100 122,924 100 117 | 4711| 100 | 7.359: 100 45 |42 654| 100 65.2836100 


Die Gesamtverluste betrugen etwa 16 %. Auf jeden 
Kopf der Bevölkerung entfielen somit etwa 10 kWh, was 
natürlich im Vergleich mit anderen Ländern noch sehr 
gering ist. 

Die Übertragung 
des von den Elektri- 
zitätswerken erzeug- 


ten Stromes (90% 
Drehstrom) erfolgt 


durch Kabel — haupt- 
sächlich in den Ort- 
schaften — und Frei- 
leitungen. Die Hoch- 
spannungsleitungen 
weisen folgende Span- 
nungen und Längen 
auf: 


kV km 
60 100 
35 26 
15 250 
WC D Abb. A Anteil der einzelnen Unter- 
nehmungsformen an der Jahreserzeu- 
530 gung von 1928. 


Als Verbrauchspannungen werden zu 95 % 380/220 V, 
zu 2% 150V (nur in Sofia) und zu3% 110 V verwendet. 

Die mittleren Verkaufspreise der elektrischen Arbeit 
für Beleuchtung betragen bei den 


Pf/kWh 
Aktiengesellschaften 17,5 
Wassersyndikaten . 21,0 
Gemeinden 23,7 
Genossenschaften 25,5 
Volksbanken . 29,5 


Die langen Krieesjahre und das EE EE Ende 
des Kriegs haben das Land wirtschaftlich vollkommen 
ruiniert. Darin liegt auch der Grund, daß das Interesse 
für die Elektrisierung des Landes bis vor kurzem sehr 
schwach war. Erst seit einigen Jahren wird dieser größere 
Aufmerksamkeit gewidmet. Man erblickt in ihr einen 
Faktor zur wirtschaftlichen Genesung und zu kulturellen 
Aufstieg. Auch die Spuren einer systematischen Arbeit 
sind sehon zu sehen. Die Gruppe der Elektroinzenieure 
im „Verein Bulgarischer Ingenieure und Architekten” 
hatte kürzlich die Vertreter der größeren Elektrizitäts- 
werke nach Sofia geladen, um über die Elektrisierung zu 
beraten und eine gewisse Planmäßigkeit in den weiteren 
Ausbau zu bringen. 


Mitteilungen 
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 


Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen 
durch die elektrischen Prüfämter‘. 


Nr. 275. 


Auf Grund des § 10 des Gesetzes vom 1.VT. 1898, 
hetreffend die elektrischen Maßeinheiten, werden folgende 
Elektrizitätszählerformen dem untenstehenden beglaubi- 
gungsfähigen Systeme E 


Zusatz zu System EE die Formen J6, J6E, J6nk, 


J6Emk, TJ6, TJ6E. UJ6 und UJ6 k Induktions- 
zähler für einphasiren Wechselstrom, sämtlich hergestellt 
von der Allgemeinen Elektrieitäts-Gesellschaft in Berlin. 


Berlin-Charlottenburg, den 7. IX. 1929. 
Der Präsident 
der Physikalisch-Teehnischen Reichsanstalt. 
Paschen. 


Beschreibung. 


Zusatz zu System 151 1311, 


die Formen J6, Jet, J6mk, J6Emk, ' TJ6, DOE, UJ6 

und UJ6E, Induktionszähler für einphasigen Wechsel- 

strom, hergestellt von der Allgemeinen Elektrieitäts- 
Gesellschaft in Berlin. 


Die durch die Bekanntmachungen Nr. 219 vom 7. VITI. 


1926, Nr. 225 vom 8X. 1926, Nr. 210 vom 15. V1. 1927, 
Nr. 242 vom 8. VIL 1927, Nr. 262 vom 12. VI. 1928 und 


Nr. ul vom 1. X. 1928 zur Beglaubigung zugelassenen In- 
duktionszähler für einphasigen Wechselstrom der Formen 

` a ` H WW E 
J, JE, Jmk, JEmk, TJ, TJE, UJ und UJE des Systems T31 | 
werden auch in einer geänderten Ausführung unter den 
Formbezeichnunzen J6, Jonk, Junk, J6Emk, To, TIGE, 


Reiehsministerialblatt 1929, S. 623. 


UJ6 und UJ6E hergestellt und können in dieser Ausfüh- 
rung für die in den genannten Bekanntmachungen aufge- 
führten Meßbereiche beglaubigt werden. Die Zähler dieser 
neuen Ausführung unterscheiden sich von denen der bis- 
her zugelassenen Ausführung im wesentlichen in folgen- 
den Punkten: 


1. 
2. 


Die Abmessungen des Gehäuses sind vergrößert. 

Die Ankerscheibe hat einen größeren Durchmesser er- 
halten. 

Die Querschnitte des Stromeisens und des Schlußkerne: 
des Spannungseisens sind verringert. Die Stoßfure 
zwischen dem Spannuneskern, auf dem die Spannungs- ` 
spule sitzt, und dem Schlußkern des Spannungseisen- 
liegt oberhalb der Spannungspule. 

Die Länge der Spannungspole ist etwas verkürzt. 

Für die Leerlaufhemmung ist ein am Spannungseisen 
befestistes Streublech vorgesehen, das ein an der 
Systemachse befestirtes Eisenhäkchen beeinflußt. 


Die untersuchten Zähler der Formen J6 und Je 
hatten folzende Eigenschaften: 


Form J6 


3. 


z5 


Form Jet 

Drehmoment bei Nenn- 
last 

Anlaufstromstärke (bei 
induktionsfreier Be- 
lastung) 


etwa 5,0 cmg etwa 103 cmg 


03..04% 0.20, 


der Nenustromstärke 


Zë 


Ankergewicht j . „ 5g etwa 26,5 g 
Drehzahl bei Nennlast „ 44 U min »„ 8 Umin 
Firenverhrauch im 

Spannunuskreis bei 

11V und 220 V, 50 Hz „ 059W OW 
Eirenverbrauch des 

Hlauptstromspulen- 

paares: 

bei 5 A Nennstrom „ 066 W 

„WW. Pr = WE a W 

ze 15 A ze Ze 0,93 W SNE 


21. November 1928 


Das Kraftwerk West der Berliner Städtische Elektri- 
zitätswerke AG. — Der Elektrizitätsbedarf der Reichs- 


RUNDSCHAU. 


Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


1699 


Bezüglich der technischen Einzelhaiten über die Ge- 


samtanlage sei auf einen demnächst im Elektrotechnischen 


hauptstadt steigt weiterhin stark an Die Berliner Städt. 


| 
| 


| 
| 
| 


ANARANNANI) ANAN. 


Flektrizitätswerke AG. sah sich daher genötigt, weitere 
Betriebsmittel für das Jahr 1931 bereitzustellen. Ein neues 
mehreren Monaten im 
Siemensstadt und Spandau im 


Großkraftwerk befindet 


\Westen Berlins zwischen 


Bau und soll im Herbst 
1931 die Stromlieferung 
aufnehmen. 


Die installierte Lei- 
stung des Werkes be- 
trägt 228000 kW, aufge- 
löst in 6 Hauptmaschinen 
von je 34000 kW und 
2 Hausturbinensätzen 
von je 12000 kW. Das 
Kesselhaus umfaßt 8 
Teilkammer-Großkessel 
von je 2400 m? Heiz- 
fläche. Die Kessel sind 
für 32 atü konzessio- 
niert. Abb. 1 u. 2 geben 
Lageplan des neuen 
Werkes sowie ein Bau- 
bild aus dem Monat Sep- 
tember d. J. wieder. 


Vom Standpunkt der 
modernen Kraftwerks- 
technik sind folgende 
Finzelheiten der Werk- 
planung besonders inter- 
essaānt: 


Unterschubfeuerung 
für alle Kessel. 


Ausbildung des Kohlenlagers als Bunkerhaus für 
Bahn- und Schiffstransport. 
Vorkehrung für die Entaschungz der Brennkammern 


und Abgase, 


vertikale Kühlwasserpumpen, 
Ausbildung des Schalthauses. 


Siebhaus 
30 kV-Haus 
Warte 


Kesselhaus 
6 kV-Haus 


Lager 
Werkstatt 


GEELNKREEKEKIKTE 


Entaschung 


\ uu 
SUT 


< Spree 25 


Knnnannnnnnnananmunnnnen 
Le 


wé 


Lageplan des Kraftwerks West, Berlin. 


Jahre. 


Abb. 2. Kraftwerk West, Berlin. 


Kühlwasserpumpenhaus 


Transformatorenhaus 
Maschinenhaus 
Pumpenhaus 


Kohlenbunker 


Bürogebäude 


50 75 Mom 


mit einer Energieerzeugung von 


Baubild vom 5. IX. 1929. 


Verein zu haltenden Vortrag verwiesen, der in der ETZ 
zur Veröffentlichung gelangen wird. 


Die elektrischen An- 
lagen Sila in Süditalien. 
— Der Fluß Neto hat 
scine Quellen im Ge- 
biete der Sila Grande 
im südlichen Teile des 
italienischen Festlandes 
in einer Höhe von 
1500 m ü.M. und mün- 
det in. das Jonische 
Meer. Die Hauptgrenze 
der Anlagen umfaßt 
zwei große Staubecken 
für die Flüsse Arvo und 
Ampollino (1270 m 
ü.M.), Nebenflüsse des 
Neto, mit einem Fas- 
sungsvermögen von DU 
Mill m’, die dureh 
einen Tunnelkanal mit- 
einander verbunden sind. 
Auch die Wasser des 
Neto werden in einem 
Staubecken gesammelt 
(1300 m ü. M.) mit einem 
Fassungsvermögen von 
25 Mill m?, Die vereinig- 
ten Wasser werden mit 
einem Gefälle von 539 m 
dem Kraftwerk Timpa 
Grande zugeführt. In 
den drei Kraftwerken 
Juri Vetere, S. Giovanni 
und Timpa Grande wer- 
den zusammen 230 000 
PS erzeugt, u. zw. 60 000 
PS, 140000 PS und 
30000 PS. Man rechnet 
600 ...700 Mill kWh im 


Das Kraftwerk Timpa Grande ist sehr großzügig ge- 
baut. Hier werden die Kraftmenzen der verschiedenen 


Zentralen zusammengefaßt und verteilt. Es geht eine 


150 kV-Leitung nach Apulien, eine 150 kV-Leitung nach 


Neapel, eine von 60 kV nach Cotrone und eine von 6) KV 


nach Reggio und Cosenza. Bemerkenswert ist die 26) km 
lange Kraftleitung nach Apulien (Bari), auf der 60 000 kW 
zu befördern sind. Man verwend 


ete Aluminiumstahlseil 


1700 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47 


21. November 1929 


von für die verschiedenen Strecken entsprechend bemesse- 
nen Querschnitten von 120, 130 und 171 mm, 


Interessant ist ferner, daß das Kraftwerk Timpa 
Grande mit Bari, Foggia, Benevento und dem Kraftwerk 
Matese der Soc. Meridionale di Elettricità, später auch 
mit Neapel durch Hochfrequenztelephonie System „Tele- 
funken“ verbunden sind. 


Das Netz der Kraftübertragung der Soc. Meridionale 
di Elettricità soll nach vollständigem Ausbau 2000 km 
Länge haben. Die Gesamtmaschinenleistung wird mit 
600 000 kVA angegeben. Diese Zahlen entsprechen einer 
Jahreserzeugung von 1Mrd kWh. (F.Mottiu.G. Fer- 
rando, L’Energia elettrica degli impianti Silani. I, Ener- 
gia el. Bd. 4.) Rtz. 


Apparate. 


Gleisbremsen. — Die mechanisierte Ablaufanlage auf 
dem Verschiebebahnhof Mechanicville (V.S. Amerika) wird 
in Railway Age als die z. Z. vollkommenste Anlage ihrer 
Art bezeichnet. Es sind in großem Umfange Hannauersche 
Gleisbremsen verwendet. Sie sind von besonders schwerer 
Konstruktion, mit Federn un- 
ter der Schiene und starken 
Bremsbalken. Die Hebelan- 
ordnung ist so gewählt, daß 
der Druck auf beiden Seiten 
eines Rades gleich groß ist 
(Abb. 3). Ferner arbeiten die 
Bremsen an jeder Schiene un- 
abhängig voneinander. Mit 
dieser Anordnung soll er- 
reicht werden, daß ein Wagen, 
der durch zu starkes Bremsen 
geklettert ist, noch durch die 
Flanschen in der Gleisbremse 
geführt wird, bis er am Ende 
wieder auf die Laufschienen 
abrollt. Es ist nur ein Gesamtantrieb vorgesehen, der eine 
gleichmäßige Abnutzung der Brenisbalken gewährleistet. 


Die Anlage wird von zwei Stellwerkstürmen bedient. 


Abb. 3. Prinzipskizze einer 
(ileisbremse. 


Der eine Turm umfaßt 9 Gleisbremseinheiten und 
15 Weichen, der andere Turm 8 Gleisbremseinheiten und 
e, Ree 
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SOEP E udn e 
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20 Weichen. 3 Gleisbremsen bestehen aus je einer Gleis- 
bremseinheit, die anderen 7 Gleisbremsen aus je 2 Gleis- 
bremseinheiten; im ganzen sind also für 36 Gleise 
10 Gleisbremsen verwendet. Sie liegen in 3 Staffeln, so 
daß jeder vom Ablaufberg abrollende Wagen 3 Gleis- 
bremsen durchläuft. Die zahlreiche Verwendung von 
Gleisbremsen gewährleistet zweifellos eine sichere Ab- 
standhaltung der schnell hintereinander folgenden 
Wagen. Die Weichenentwicklung der Verteilungsweichen 
ist so durchgeführt, daß eine strenge Bündelung der Rich- 
tungsgleise erreicht worden ist. Diese Anordnung ist 
offenbar der in Deutschland neuerdings beliebten Gleis- 
entwicklung nachempfunden. Sie muß als sehr zweck: 
mäßig bezeichnet werden. 

Besonders beachtlich ist noch die starke Sicherung 
kegen Störungen der elektrischen Stromzuführung. Das 
Krafthaus wird von zwei von außen kommenden Kraft- 
quellen beliefert: Drehstrom 25 Hz von der örtlichen 
Maschine mit 550 V und Drehstrom von der Stadt mit 
440 V. Im Falle des Versagens beider Stromquellen wird 
eine Akkumulatorenbatterie mit 258 V selbsttätig einge- 
schaltet. Ferner verdient noch erwähnt zu werden die 
„Farbenlicht-Ablaufsignal-Einrichtung“. 3 Signale sind 
auf die Länge der Einfahrgruppe verteilt; sie zeigen die 
Signale in beiden Richtungen. Außerdem sind für un- 
sichtiges Wetter Signalhörner zwischen ie zwei Signalen 
aufgestellt. Sie sichern für alle Fälle die Befehlsüber- 
mittlung des Rangierleiters auf die Abdrücklokomotive. 
Um einen feinfühligen Ablaufbetrieb zu ermöglichen, 
wird mit 5 Signalzeichen gearbeitet: „Langsam“, „Mittel“, 
„Schnell“, „Halt“ und „Zurück“. Es sei noch kurz er- 
wähnt, daß die Rangierzettel mit elektrischen Fern- 


schreibmaschinen den Weichenstellern übermittelt werden 
und daß eine Rohrpostleitung den ganzen Bahnhof zur 
Übersendung der Zugpapiere durchzieht. 


Die Ablaufanlage des Verschiebebahnhofs Selkirk 
(V.S. Amerika) beschreibt R. B. Elsworth. Die In- 
betriebnahme der neu errichteten Gleisbremsanlage dieses 
Bahnhofs zeitigte folgende wirtschaftliche Erfolge: Steige- 
rung der Betriebsleistungen um 50% und Einführung 
einer zweischichtigen Dienstzeit an Stelle einer drei- 
schichtigen! Obgleich der Betrieb zweimal je 4h (von 
4 bis 8h und von 16 bis 20h) ruht, soll die Verzögerung in 
der Wagenbehandlung durchaus erträglich sein. Die 
Einfahrgruppe besteht aus 15 Gleisen, die Richtungs- 
gruppe umfaßt 25 Gleise. Zwei Gleise sind von der Ein- 
fahrgruppe bis zum Hauptablaufberg geführt, damit ein 
zweiter Zug zum Ablauf bereitgestellt werden kann, 
während der erste noch abläuft (Abb. 4). Vorhanden sind 
33 Gleisbremsen, 28 davon sind Doppelgleisbremsen, je 
zur Hälfte 12m und 10m lang, und 5 sind einfache Gleis- 
bremsen von 12m Länge. Die Doppelgleisbremsen sind 
an beiden Schienen des Gleises angebracht und die ein- 
fachen Gleisbremsen nur längs einer Schiene. Die Motoren, 
der Antriebsvorrichtung sind in Eisenkästen auf zwei 
Betonpfählen neben den Gleisbremsen befestigt. Die 
Bremswärter haben die Möglichkeit, dic Gleisbremsen auf 
fünf verschiedene Druckstufen einzustellen. Sie sind also 
schr gut regelbar. Hinter den Gleisbremsen liegen noch 
zur Sicherheit mechanisierte Hemmschuhe, uin nicht ge- 
nügend abgebremste Wagen noch nachträglich zum Still- 
stand zu bringen. 


Besonders erwähnenswert ist die Unterbringung 
sämtlicher Weichen, Gleisbremsen und Hemmschuhe in 
drei Stellwerkstürmen: Sämtliche Hebel sind auf einer 
um ungefähr 30 ° gegen die Horizontale geneigten Tisch- 
platte angeordnet. Die oberste Reihe der Hebel ist für 
die Bedienung der Hemmschuhe, die mittlere Reihe für 
die oben genannten fünf verschiedenen Einstellungsmösr- 
lichkeiten der Gleisbremsen und die unterste Reihe für 
die Weichen. Ein Mann kann die sämtlichen Hebel eines 
Turmes bedienen. 

Sehr beachtlich ist noch die Beleuchtung der Gleis- 
anlage des Hauptablaufberges. Die riesigen Schein- 
werfer sind auf die Dächer der Stellwerkstürme gesetzt: 
sie geben so eine blendungsfreie und übersichtliche Be- 


Aangiermeister 
l_ 1) 


Nach New Vork— 


Abb. 4. Gleisplan. 


leuchtung des gesamten Ablaufbetriebes. (Anlage Mecha- 
nicville: Railway Age Bd. 84, S. 295. — Anlage Selkirk: 
R. B. Elsworth, Railway Age Bd. 34, S.735.) Go. 


Elektromaschinenbau. 


Der Kaskadentransformator mit ungleichmäßig ver- 
teilten Wicklungen als Spannungswandler. — Im Anschluß 
an eine früher erschienene Arbeit! über Transformatoren 
mit Wicklungen in Kaskadenschaltung untersucht E. 
Wirz eine neue Schaltung des Kaskadentransformators, 
bei welcher die Primärwicklung ungleichmäßig auf beide 
Schenkel verteilt ist, die Sekundärwicklung dagegen nur 
auf einem Schenkel untergebracht ist und beide Wicklun- 
gen zwangsläufig durch’ gegengeschaltete Kaskadenwick- 
lungen miteinander verkettet sind. Hierbei wird zezeigt, 
daß bei leerlaufendem Transformator der Strom in den 
Kaskadenwicklungen bei untereinander gleichen Windungs- 
zahlen nur durch die Differenz der Durchflutungen beider 
Schenkel bestimmt ist, so daß derselbe um so größer wer- 
den muß, je ungleichmäßiger die Verteilung der Primär- 
wicklung auf beide Schenkel ist. Durch Änderung der 
Windungszahlen der Kaskadenwicklungen in der einen 
oder der anderen Richtung kann damit der Richtungsinn 
des Kaskadenstromes derart beeinflußt werden, daß das 
durch ihn hervorgerufene Zusatzfeld im Sinne oder in ent- 
zegengesetzter Richtung des Hauptfeldes wirkt. Sind vr 


und (un die Teilwindungszahlen der auf den beiden Schen- 


E. Wirz, Bull. SEV Bd. 18, S. 257 u. 355. 


1. November 1929 


keln unterzebrachten primären Wicklungshälften, so muß 
bei gleichen Windungszahlen der Kaskadenwicklungen für 
den Kaskadenstrom die charakteristische Bedingung gelten 


. > 
w,zu 
(e LI 


J0z0. 


Die Anordnung der Wicklung ist in der Abb. 5 schematisch 
angegeben. Für “,,> Hun wird der Kaskadenstrom Je 


positiv und das Zusatzfeld mit dem Hauptfeld gleichgerich- 
tet sein, während für w,7< un der Kaskadenstrom nega- 


tiv wird und dementsprechend das Zusatzfeld dem Haupt- 
feld entgegengesetzt gerichtet ist. Im letzteren Falle wird 
auch bei Leerlauf der Kaskadenstrom dem Leerlaufstrom 
entgegengesetzt gerichtet sein und deshalb stets der resul- 
tierende Leerlaufstrom herabgesetzt werden, wodurch diese 
Schaltung bei sehr hohen Spannungen eine viel bessere 
Materialausnutzung als beim normalen Spannungswandler 
bedingen wird. 


N MES? 


Abb. 5 Wicklungschema des Kaskadentransformators 
mit ungleichmäßig verteilter Primärwicklung. 


Der Verfasser entwickelt sodann bei Leerlauf und bei 
Kurzschluß, u. zw. bei Primär- und bei Sekundärspeisung 
die Beziehungen für die absoluten Übersetzungsfaktoren 
der Ströme und Spannungen mit den zugehörigen Winkel- 
abweichungen, wie diese namentlich für Spannungswand- 
ler erforderlich sind. Aus den Beziehungen für den Leer- 
lauf- und den Kurzschlußzustand ergeben sich alsdann 
durch Superposition diejenigen für den normalen Be- 
lastungszustand. Aus den entwickelten Beziehungen er- 
kennt man, daß bei dieser Schaltung drei scharf umgrenzte 
Arbeitszustände möglich sind, die jederzeit ohne äußere 
Hilfsmittel und nur durch zweckentsprechende Abstimmung 
der Windunzszahlen erreicht werden können. Diese Un- 
tersuchung ergibt auch, daß die Verhältnisse dieser Schal- 
tung viel günstiger als bei der früher besprochenen Schal- 
tung liegen und unter gewissen Bedingungen eine große 
praktische Verwendbarkeit voraussehen lassen. An Hand 
eines Rechnungsbeispieles wird dann gezeigt, wie sich die 
Verhältnisse praktisch nachrechnen lassen und daß be- 
reits ein verhältnismäßig kleines negatives Zusatzfeld ge- 
nügt, um den Lecrlaufstrom beträchtlich herabzusetzen. 
(E. Wirz, Arch. El. Bd. 21, H.6, S. 563.) 


Mefßgeräte und Meßverfahren. 


Relais an 132 kV-Kondensator-Durehführungen. — 
Die C-Messung ist auch in Amerika an manchen Stellen 


statt Spannunzswandlern als Spannungsteiler verwende! 
worden. Um die dabei verfügbare Leistung zu erhöhen, 


hat man bei der West Penn Power Company in Pittsburgh 
drei normale 132 kV-Durchführungen mit zwei in V ge- 
schalteten Zwischentransformatoren in einen Kessel ein- 
gebaut. Damit kann man sekundär Drehstrom als Span- 
nungsauelle für Erdschluß-Richtungsrelais abnehmen. Der 
Zusammenbau läßt gegenüber drei Einzelkesseln etwa 
4000 $ sparen, außerdem noch an Fundamenten, Raum und 
Unterhaltkosten. Hierzu ist zu bemerken, daß für die 
deutsche Praxis die Aufstellung besonderer Meßkonden- 
satoren selten in Frage kommt, meist verwendet man zur 


C-Messunz die Ölschalter-Durchführungen. (H. A. P. 
Langstaff, El. World Bd. 92, Ss. 1137.) Kth. 
Spannungsuchgerät. — Das neue Spannungsuchgerät 


der Siemens & Halske AG. dient in erster Linie dazu. 
Starkstromkabel jeder Art, deren Enden nicht zugänglich 
bzw. nicht gleich erreichbar sind, auf Spannungslosigkeit 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


1701 


zu untersuchen. Es wird demnach bei Kabelmontagen 
und Reparaturen benutzt, um Unglücksfälle zu verhüten, 
die etwa durch das Anschneiden von stromführenden 
Kabeln entstehen können. Weiterhin eignet sich das 
Gerät zum Feststellen der Lage stromführender Kabel 
und Leitungen, die etwa unsichtbar in der Wand oder in 
der Erde verlegt end Auch vermag man mit dem Ge- 
rät größere Fehlerstellen und Erdschlüsse aufzufinden, 
u. zw. ist es hierbei ebenfalls gleichgültig, ob die Kabel 
und Leitungen sichtbar oder unsichtbar verlegt sind. Die 
Art der Kabel ist gleichgültig, man kann also sowohl be- 
wehrte als auch unbewehrte Gleich-, Wechsel- und Dreh- 
stıiomkabel untersuchen. Das Gerät (Abb.6) besteht im 


Abb. 6 Spannungsuchgerät. 


wesentlichen aus einer Suchspule, einem Zweirölırenver- 
stärker und einem normalen Rundfunkhörer. Als Strom- 
quellen für die Verstärkerröhren (Telefunken-Doppel- 
gitterröhren REO 72d) dienen Taschenlampenbatterien. 
die nach Erschöpfung leicht auszuwechseln sind. Die ge- 
samte Apparatur ist in eineh bequem tragbaren Eichen- 
holzkasten eingebaut, wobei alle Teile genügend ge- 
schützt aber doch leicht zugänglich sind. Im Deckel ist 
noch Platz zum Aufbewahren des Hörers und der Such- 
spule. Benutzt wird das Gerät in der Weise, daß man die 
Suchspule in die Nähe des stromführenden Leiters bringt; 
dadurch werden dem Kraftfluß entsprechende Ströme in- 
duziert, die verstärkt und im Telephon als summendes 
Geräusch hörbar werden. Wird bei Annäherung an das 
Kabel kein Ton hörbar; so ist es spannungslos. Bei der 
Benutzung hat man darauf zu achten, daß der Pfeil auf 
der Suchspule in der Richtung des Kabels weist, d. h. daß 
die Spule senkrecht zum Kabel steht. Die Einrichtung 
ist so empfindlich, daß selbst bei einem nur unter Span- 
nung stehenden Kabel die geringen Verlustströme genü- 
gen, einen deutlich wahrnehmbaren Ton im Hörer zu er- 
zeugen. Die Höhe des Tones hängt von den jedem Wech- 
selstrom überlagerten Oberschwingungen ab, so daß es 
im allgemeinen möglich ist, parallellaufende Wechsel- 
stromkabel an der Tonhöhe voneinander zu unterschei- 
den. Gleichstromkabel sind an dem durch die Kommutator- 
geräusche hervorgerufenen hohen Ton leicht zu erken- 
nen. Liegen mehrere Kabel nahe zusammen, so hebt ınan 
zweckmäßig die Kabel etwas voneinander ab und tastet 
sie einzeln ab. Wird das Gerät zum Fehlersuchen be- 
nutzt, so belastet man das Kabel oder die Leitung mög- 
lichst hoch, um die Fernwirkung zu verstärken. Fehler- 
stellen und Erdschlüsse machen sich durch schnelle Ab- 
nahme der Lautstärke im Hörer bemerkbar. Handelt es 
sich um das Aufsuchen von Fehlern an unsichtbar ver- 
legten Leitungen, so kann man zuerst die ungefähre 
Fehlerlage und am freigelegten Kabel die genaue Fehler- 
stelle ermitteln. (O. Spieß, Siemens-Z. Bd. 8, S. 741.) 
Jkl. 


Beleuchtung. 


Verringerung der Blendung bei Automobilscheinwer- 
fern. — T. Walsh beschäftigt sich eingehend mit Ver- 
suchen zwecks Verringerung der Blendwirkungen von 
Automobilscheinwerfern. Aus seinen Laboratoriumsver- 
suchen und seinen eigenen Fahrversuchen leitet er eine 
Reihe von Gesetzen und Folgerungen ab. 


1. Die Sichtbarkeit des Scheinwerfers steigt mit zu- 
nehmender Kerzenstärke. 


1702 


2. Beim Begegnen mit anderen Fahrzeugen muß Blen- 
dung vermieden werden, ohne daß die Lichtstärke zu 
stark vermindert wird. Eine Mindestsichtweite wird 
erreicht durch Festlegung verschiedener Werte: 


Mindestwert für die axiale Kerzenstärke Jo. 
Maximalwert für die Kerzenstärke des Schein- 
werferlichtes im oberen Quadranten, Richtung der 
Augenhöhe (J). Das Verhältnis J : Ja soll mög- 
lichst klein sein, darf aber wahrscheinlich nicht 
unter 0,1 reduzięrt werden, weil der Winkel zwi- 
schen den beiden Meßrichtungen sehr klein ist. 
Maximalwert für die Anbringungshöhe der 
Scheinwerfer. 
Minimalwert für die Sitzhöhe des Fahrers. 
3. Der Wert für J, (2) muß möglichst groß sein. 


4. Fordert der Fahrer stärkeres Licht, so sind zwei 
Anlagen notwendig: 


1 Paar Scheinwerfer mit gewünschter Kerzen- 
stärke, das aber beim Begegnen ausgeschaltet wer- 
den muß. 

Das zweite Paar gemäß den unter 2 erwähnten 
Forderungen. Es lassen sich auch beide Licht- 
arten in einer Änlage vereinen durch Benutzung 
einer „dipping”-Vorriehtunig‘!. 

5. Wenn sich an der Rückseite des Fahrzeuges ein ge- 
eigneter Scheinwerfer befindet, kann das Verhält- 
nis J/Ja bedeutend vergrößert werden, z.B. auf 0.3. 
Dieser Rückscheinwerfer? könnte eine bestimmte 
Farbe haben, z. B. rot oder zelbrot. 


(J. W. T. Walsh. Journ. Opt. Soc. Am. Bd. 18, S. 202.) 
F. Bn. 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Lokomotive für gemischten Betrieb. — Auf der Linie 
Chicago North Shore—Milwaukee stehen zwei Güterzug- 
lukomotiven in Betrieb, die insofern eine neue Gattung 
darstellen, als sie sowohl auf Strecken mit Oberleitun« 
als auch auf solchen ohne Öberleitunz verwendet werden 
können. Sie sind mit Stromabnehmer und Batterie ausge- 
rüstet. Die Batterie ist groß genug, um Züge auf An- 
schlußgleisen zu den Fabriken usw. zu befördern, wo- 
durch der Verwendungsbereich der Lokomotive vergrö- 
Bert wird. Jedes Fehlen von Rauch, Geräusch und schäd- 
lichen (rasen ermöglicht es, mit der Lokomotive auch in 
Gebäude zu fahren. Jede Lokomotive ist ausgerüstet mit 
4 Motoren von je 153 kW und einer Batterie von 192 Zel- 
len mit 600 Ah; sie- kann mit aufgeladener Batterie 260 kWh 
abgeben. Mit der Batterie allein vermag die Lokomotive 
33 beladene Güterwagen auf einer 85 km lanzen Strecke 
mit einer Geschwindigkeit von 19 km/h zu befördern: mit 
geringerer Last läßt sich die Geschwindigkeit auf 32 km/h 
steigern. *Auf jeder Lokomotive ist ein Motorgenerator 
von 25 kW zur Aufladung der Batterie vorhanden. Das 
Ein- bzw. Abschalten desselben erfolgt je nach dem Lade- 
zustand der Batterie selbsttätig; auch wird er selbsttätig 
stillgesetzt, wenn die Lokomotive während der Aufladung 
der Batterie auf ein Gleis ohne Oberleitung fährt: umee- 
kehrt auch selbsttätig wieder eingeschaltet, wenn die Lo- 
komotive vom Netz aus wieder gespeist wird. Die Um- 
schaltung der Hauptmotoren von der Oberleitung auf die 
Batterie erfolgt selbsttätig: umgekehrt. jedoch, wenn die 
Lokomotive von einer Strecke ohne Oberleitung auf eine 
solche mit Oberleitung fährt, muß der Fahrer auf die 
Nullstellung des Fahrschalters gehen und neu einschalten. 
Bei 600 V Netzspannung kann die Lokomotive eine Zug- 
kraft von 10000 kg bei etwa 22 kwh Geschwindigkeit 
lh lang und von 7700 kg bei 24 km/h dauernd entwickeln. 
Hauptangaben: 


Loöokomotivgewicht int 2 202 aaa 59 


Batteriekapazität in Ah (6 h) 680 
Mittlere Spannung (6h) in V . 380 
Batteriekapazität in kWh (6 h). 25% 
Max. Entladestrom in A&A . . . 3000 

v Leistungsabgabe in kW 660 
Batteriegewicht in kg annähernd 1350 


(Railway Age Bd. 81. S. 668.) Trb. 


Verkehrszusammenschluß bei den Wuppertaler Bah- 


nen. — Zu obiger Mitteilung auf N. 1562 ist nachzutrarxen, 


daß die Tarifremeinschaft zwischen den Elberfelder und 
Barmer Bahnen nicht im Zusammenhang mit dem Gesetz 


ı Die „dipping-Anlage" eine englische Abblendeinriehtung, besteht 
aus kippbaren Scheinwerfern. D., Ber. s 
Die Wirkung der Rüekscheinwerfer wäll der Verfasser nach 


Abschluß der Versuche besonders besprechen. (D. Ber. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


21. November 1929 


über die Neugliederung der Gemeinden steht. Die Bestre- 
bungen zur Schaffung von Übergangsmöglichkeiten und 
Tarifgemeinschaft bestehen schon seit mehreren Jahren, 
und eine Verständigung zwischen den Bahnen über die 
FKinführung wurde herbeigeführt, bevor das Gesetz über 
die Neugliederung Geltung erlangt hatte. of 


Bergbau und Hütte. 


Induktive Erhitzung. — Für dieses neuzeitliche Pro- 
blem hat M. Bunet in Anlehnung an die Arbeiten von 
Lord Kelvin über den Skineffekt eine Berechnunrs- 
weise der Leistung aufgestellt, die ein Metallzylinder aus 
dem elektromaznetischen Kraftfeld einer Spule aufzuneh- 
men vermag. Die ungleichmäßige Stromverteilung in 
einem dicken metallischen Leiter wird mit Hilfe Bessel- 
scher Serienfunktionen berechnet. Aus dieser Berech- 
nung geht klar hervor, daß die Stromdichte mit der Ent- 
fernung von der Oberfläche sehr stark abnimmt. Aus der 
(rleichung für die Stromverteilung in einem metallischen 
Leiter wird dann die Leistung bestimmt, die ein Körper 
im Magnetfeld in Wärme umsetzt. Diese beträgt 


P = 400 u IR H gë Watt, 
R uf vi 
wobei 
T, die Länge des Zylinders 


R seinen Halbmesser 
o die spez. Leitfähigkeit des Metalls 
H die Permeabilität 
f die Frequenz 
U, dic elektromotorische Kraft an der Oberfläche 
a einen Faktor bedeutet, der das Verhältnis der 
Körperlänge zur effektiven Kraftlinienlänge der 
Spule darstellt. 
Wird an Stelle der elektromotorischen Kraft die 


Stromdichte Do an der Oberfläche eingeführt, so geht diese 


Gleichung über in 
P=CrRLoDè. 


C bedeutet dabei eine Länge, die sich nach der Theorie 
für die Frequenz von 50 Hz, für Kupfer von 65° zu 1 cm 
errechnet. — Für die Frequenz von 5000 Hz beträgt diese 
Größe 1 mm. 

Nach Einführung der Induktionswerte für die Leiter 
eines Ofenkreises in die Gleichung für einen Transfor- 
mator wird unter Vernachlässigung des effektiven Wi- 
derstandes der Primärspule die Formel zur Berechnunz 
des Phasenwinkels und der Leistung entwickelt, die einem 
Hochfreauenzofen bei einer bekannten Ofenspannung zu- 
geführt wird. Die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der 
rein theoretisch entwickelten Formeln wird dabei an Er- 
fahrungswerten nicht geprüft. 

lm nächsten Kapitel wird auf die Schaltungesmöszlich- 
keiten eines llochfrequenzofenkreises unter Verwendung 
von Kondensatoren eingegangen. Hieran anschließend 
werden Berechnungen für die Entladung eines Konden- 
satorkreises angestellt. (Solche Berechnungen sind in 
der drahtlosen Telegraphie früher vielfach ausgeführt 
worden.) 

In zwei von Bunet angegebenen Schaltungen eines 
Hochfrenuenzofenkreises mit Funkenstrecken liegt paral- 
lel zur Speiseleitung ein Kondensator, der über die mit 
einem Öfenkreis in Serie zeschalteten Funkenstrecken 
entladen wird, bzw. es liegt die Funkenstrecke parallel 
zur Speiseleitung und der Kondensator in Serie mit der 
Ofenspule. 

Zuletzt werden noch die Induktionsöfen kurz er- 
wähnt, bei denen durch Verwendung von Eisen der Ìn- 
duktionsfluß einer Ofenspule erhöht wird. Dabei wird 
festgestellt, daß eine wesentliche Erhöhung des magneti- 
schen Flusses erst erzielt wird, wenn der Fisenkörper 
eine zeschlossene Form erhält. (M. Bunet, Bull. Soc. 
Frang. des El. Bd. 8 8. 940.) V.E. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Erzwungene Schwingungen eines linearen Systems 
zweiter Ordnung. — Bei der Betrachtung der Frequenz- 
abhängrirkeit elektrischer Systeme gelangt man immer 
auf Formen der Gestalt 


anà” +a, a” l . not On 
I a E u FOREN D (EE 


wo A fm œ die Kreisfrequenz und a und b Funk- 
tionen der Kapazitäten, Widerstände und Koeffizienten 
der Selbstinduktion und der Gegeninduktion sind. Von 


21. November 1928 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


1703 


Tellegen wird diese Form für den einfachen Falln = 2, 
womit sie in der Gestalt 


apX®+tbgi+ter 
LE GELEET 


geschrieben wird, eingehend untersucht. Wenn die Form 
das Verhältnis der Spannung zwischen irgend zwei Punk- 
ten eines Systems zur EMK darstellt und das System keine 
Gegeninduktionen enthält, so sind a, b und c dem Betrage 
nach niemals größer als Eins. a, b und c brauchen nicht 
gleiches Vorzeichen zu haben. Alle Formen, worin p, q 
und r dasselbe Vorzeichen haben (was immer erfüllt sein 
muß), lassen sich auch als Spannungsverhältnis verwirk- 
lichen. Da man a, b und c verschiedene Vorzeichen geben 
kann, ergibt sich die Möglichkeit, Fälle zu konstruieren, 
bei denen die Amplitude sich mit der Frequenz nicht än- 
dert, wohl aber die Phase!. Die einfachste Schaltung 
dieser Art ist wohl die nach Abb. 7*?. Wenn A die Mitte des 
Widerstandes R, ist, so ist die Spannung zwischen den 
Punkten A und B immer die Hälfte der Spannung der EMK. 
Durch Änderung der Frequenz läßt sich die Phase um 
180° drehen. Für die speziellen Fälle, wo a, b, c gleich 
1, O oder — 1 sind, wurden 
Amplitude, Phase und Ver- 
zögerungszeit (d. h. die Phase 
dividiert durch ol als Funk- 
tion der Frequenz zezeichnet, 
wobei letztere in loxarithmi- 
schem Maßstab aufgetragen 
wurde, um Symmetrie in den 
Kurven zu erreichen. Bei der 
Diskussion der Form für will- 
kürliche Werte von a, b, c er- 
geben sich verschiedene (ie- 
staltmöglichkeiten. welche für 
Amplitude und Phase eben- 
falls gezeichnet wurden. Nimmt die Frequenz nachein- 
ander alle Werte von Null bis Unendlich an, so ändert sich 
die Phase 

von Q0 bis 0, wenn a, b und c gleiches Vorzeichen, 

von 0 bis 2x, wenn a und e gleiches, b das entgegen- 

gesetzte Vorzeichen, 
von OÖ bis x, wenn a und c entgegengesetztes Vorzeichen 
haben. 


(B. D. H. Teilegen, Arch. El. Bd. 22, H. 1, 5. 62.) 


Abb. 7. 


Der Widerstand von Kupfer. — Die geschichtliche 
Entwicklung der Bemiihungen. einen Standardwert für die 
elektrische Leitfähigkeit des Kupfers bzw. seinen spezifi- 
schen Widerstand festzulegen. wird ven A. Broido be- 
schrieben. Die Zusammenstellung sei hier noch einmal 
wiedergegeben (Zahlentafel 1). Sie bezieht sich auf einen 
Draht von 1 km Länge, 1 mm? Querschnitt und 20 °. 


Zahlentafelll. Q 


1. Matthiessen (Am. Inst. El. TIER: ale 17,2] 
2. Lindeck-Matthiessen (1904) . 17,18 
3. ESC standard (1904) 17,26 
4. VDE (1896—1906). . . 17,00 
5. Am. Inst. El. Engs. (1907—1910) . 17,30 
6. VDE (1907 bis jetzt) . . ; 17,84 
7. Am. Inst. El. Engs. (1911). Sé 17,21 
8. Internationaler Normalwert (seit 1913) 17,24 


(Z. Techn. Phys. Bd. 9, S. 194.) Br. 


Die Temperaturabhängigkeit des remanenten Magnetis- 
mus. — Die Dauermarnete ändern ihr magnetisches Mo- 
ment mit der Temperatur nicht unerheblich. Im allzemei- 
nen nimmt die Kraftlinienzahl mit der Temperatur ab. Für 
die Verwendung in der Technik zu Meßinstrumenten ist 
diese Eigenschaft öfters sehr störend. Dauernde Ande- 


rungen können durch künstliche Alterung unschädlieh 
gemacht werden. Es bleiben dann immer noch die 


Die Linienänderung mit der 
Temperatur läßt sich durch die Formel wiedergeben 
$ =-&,|lta(lt—15)]); a hat für normal gehärteten 
Chromstahl den Wert 22. 10—. Durch starke mecha- 
nische Hartung des Materials lassen sich nun positive Tem- 
peraturkoeffizienten erzielen. So hat naturharter Feder- 
stahl von der Stärke 3.0 nm den Temperaturkoeffizienten 
+ 7.9: 10. Durch geeignete Wärmebehandlung wird der 
ale positive Wert verkleinert, und es gelingt so, Magnet- 
stäbe herzustellen, die im Bereich von 15 bis 100° prak- 


reversiblen Änderungen. 


ı Eine spezielle Schaltung dieser Art w Wetz schon gegeben von 
1. A.C au pbell u R. M. Foster, Transact Am. Inst. El. Engs 
Ld 3%. 253. 
Se S.a H.0.Mölle r, Behandlung von Schwingzungsaufgaben mit 
komplexen Amplituden und mit Vektoren. Verl. S. Hirzel, Leipzig 1928, 


“De 


tisch keine Temperaturabhängigkeit zeigen. Bei gehärteten 
Stählen erreicht man kleine Temperaturkoeffizienten nur. 
wenn man von sehr hohen Temperaturen aus härtet. Für 
praktische Zwecke sind jedoch derart schroff gehärtete 
Stähle unbrauchbar, da ihr maegnetisches Moment sehr 
klein ist; außerdem hat die Behandlung eine sehr große 
Sprödigkeit zur Folge. (H.Gewecke, Z. Techn. Phys. 
Bd. 9, S.57) Br. 


Verschiedenes. 


5. Gießerei-Fachausstellung Düsseldorf 1929. — Diese 
fand vom 4. bis 22. IX. d. J. unter dem Motto „Sparsame 
Wirtschaft im Gicßereibetrieb“ statt. Wie solche in kapi- 
talarmen Zeiten wie den jetzigen ohne großen Kapitalauf- 
wand durch richtige Ausnutzung der Rohstoffe, Verringe- 
rung des Ausschusses, Rationalisierung der menschlichen 
Arbeit zu ermöglichen. ist, sollte gezeigt werden. Unstreitie 
dürfte hier die Ausstellungsleitung einen Erfolg zu ver- 
zeichnen haben, die das umfangreiche, mit großer Sorgfalt 
zusammengetragene Material in anregendster und über- 
sichtlicher Weise zur Schau gestellt hatte, wobei sie auch 
verständnisvolle Mitarbeit der Industrie gefunden hat. 
Lehrschau und Firmenausstellung waren die Ausstellunes- 
gruppen. 

Die Lehrschau erstreckte sich über 20 Abteilungen. 
Wohl lückenlos bot sich die Abteilung „Werkstoffprüfung“ 
dar, in deren Unterabteilung “„Ihermonetrie und ther- 
mische Analyse“ elektrische Temperaturmeßgeräte und 
Öfensysteme wie der Tamman-Ofen zur Aufnahme von Ab- 
kühlungskurven die Mitwirkung der Elektrizität in der 
Meßkunde dartaten. In erhöhtem Maße zeigte sich diese 
in der „Röntgentechnik“, in der wohl zum ersten Male die 
Köntgenuntersuchung von Werkstoffen gezeigt wurde. 
An dieser Sonderausstellung hatte sich besonders die 


Schweißversuchsabteilung der Deutschen Reichsbahn- 
(resellschaft, Wittenberge, beteiligt. Eine Seifert-Spek- 


tralisovolt-Röntzeneinricehtung, wie sie von der DRG für 
die Untersuchung von Eisen- und Stahlbauwerken und die 
Prüfung von Kesseln, Behältern, Feuerkisten und Guß- 
stücken aller Art in den Werkstätten verwendet wird, 
wurde im Betrieb vorgeführt. Der gelieferte Netzstrom 
von 220 V wird in einem Hoclispannungs-Spezialtransfor- 
mator bis zu 200 kV hochtransformiert. Zwei Hoch- 
spannungsglühventile mit angebauten Amperemcetern zur 
Messung des Heizstromes dienen zur Gleichrichtung des 


hochgespannten Wechselstromes. Da man nur inter- 
mittierenden Gleichstrom erhält, werden zwei Jloch- 


spannungskondensatoren von besonders großer Kapazität 
zur Erzeugung konstanter Gleichspannung aufgeladen, so 
daß die Röntgenröhre mit konstantem Gleichstrom gespeist 
werden kann. Für die Heizung der beiden Glühventile 
und die Glühkathode der Elektronen-Röntgerrohre sind 
Transformatoren vorhanden, die in Hartgummigefäße mit 
Ölfüllunzen eingebaut sind. Eine Funkenstrecke dient zur 
Messung der Hochspannung. Als Röntgenröhre wird eine 
Röhre „Matwa-Metalix® mit Strichfokus bis 200 kV und 
Strahlenschutz benutzt. Die beiden Enden der Röhre sind 
aus Glas. der mittlere Teil aus chromhaltigem Eisen. Die 
drei Stücke sind an den Berührungstellen miteinander ver- 
schmolzen. Um die eiserne Röhre liegt ein Bleimantel und 
über diesem eine Messingröhre al’ Kappe. Da das Blei das 
Atomgeewicht 205 hat, ist es für Röntenstrahlen nahezu 
undurchlässig, und der Austritt der Strahlen kann allein 
durch ein hierfür bestimmtes Loch in der armierten Röhre 
erfolgen. Die Röhre wird mit Wasser gekühlt. Sie liegt 
in einem Kasten, dessen innere Deckelseite nur mit Blei 
belegt werden braucht und auf den der zu untersuchende 
Gegenstand gelegt wird. Die Strahlen gehen durch den 
Gegenstand und fallen auf den darüber angebrachten 
Leuchtschirm, der dureh einen unter 45° geneigt liegenden 
Spiegel betrachtet werden kann. Dadurch ist jeder Schaden 
für den Beobachter durch die Strahlen ausgeschlossen. 
Anderseits können auch röntzenphotographische Aufnahmen 
auf Film oder Papier gemacht werden. Interessante Unter- 
suchungen, wie die eines Lokomotivzylinders, -kreuz- 
kopfes, -dampfsammelkasten. Pumpenzylinders usw., wur- 
den gezeigt und erwiesen, wie wichtig solche zur Sicher- 
heit über die Ausführung von Schweißarbeit und für die 
Gütebestimmung von Material sind. 

Die Anwendungsmörlichkeiten der Elektrizität im 
Gießereibetriebe waren wie folgt zusammengestellt: Ver- 
wendung elektromotorischer Antriebe als Binzel- bzw. 
Gruppenantriebe. Verwendung der Elektrowärme zum 
Trocknen der Formen, zum Schmelzen des Einsatzes und 
Verrüten des fertigen Eisens. Sichere Temperaturreze- 
lung. Gewichtsersparnis bei verbesserter Qualität. Die 
Transportanlaren im Gießereibetrieb, denen heute im Ilin- 
blick auf die Verminderung der Betriebskosten zunehmende 
Beachtung geschenkt wird, werden elektrisch betrieben. 


1704 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47 


21. November 1929 


Elektrozüge „Kuli“ von Schenk & Liebe-Harkort, Düssel- 
dorf, Welter-Elektrozüge, Hängebahnen mit elektrischem 
Antrieb von Pohlig, Köln, waren zu schen. Für Gießerei- 
krane und Fahrwerke hatten die SSW, Berlin, einen asyn- 
chronen gekapselten Drehstrom-Kranmotor mit Anlaß- 
alze für die neue untersynchrone Senkbremsschaltung 
(DRP.) ausgestellt. Letztere ermöglicht eine eindeutige 
Lastbewegung nach unten und eine selbsttätige Begren- 
zung der Senkzeschwindigkeit auch bei geringeren Motor- 
drelizahlen. Gegen Laständerungen ist diese Geschwindig- 
keitsregelung sehr unempfindlich. Besondere Sicherheits- 
bzw. Zusatzeinrichtungen sind nicht erforderlich. Der 
Motor, der einphasig am Netz liegt, wobei zwei Ständer- 
phasen parallel geschaltet sind, kann nur Bremsmomente 
ausüben, die der mechanischen Drehung durch die herab- 
gehende Last entgegenwirken. Die Neuerung hat sich in 
der Praxis bereits mit bestem Erfolge eingefihrt. 

Die AEG, Berlin, rüstet neuerdings die Gießerri- 
krane mit Drehstrom-Doppelkranmotoren aus, die als 
Asynehronmotor mit drei Schleifringen infolge zweier ge- 
trennter Wicklunzen im Ständer und Läufer doppelte Hub- 
und Senkgeschwindigekeit für Lasten bis halbe Vollast zu- 
lassen, so daß diese mit 6 m/min bei 3 m/min Vollasthub- 
geschwindigkeit gehoben und gesenkt werden. Als weitere 
Neuheit ist die Feinregelung durch Tippschaltung hinzu- 
gekommen, die beim Arbeiten mit den Modellen, Kernen 
und Formkästen sehr geringe Geschwindirkeiten und die 
Zurücklegung kleinster Wege (1...2mm) ermöglicht. Diese 
triti an Stelle des sogenannten „Stromspritzergeben” zur 
Zwruüucklerung kleinster Wege, arbeitet aber noch wesent- 
lich besser. Mit der Tippschaltung wird die Einschaltzeit 
auf etwa 0,3 s und der Wer auf etwa 0,6 mm herunter- 
gedrückt, der bisher nur zu 2,5 mm bei einer Vollast- 
Hubzeschwindigkeit von 3 m/min im günstigsten Falle zu 
erzielen war. Durch fortxesetztes Niederdrücken und 
Loslassen eines Knopfes mit dem Fuß bei Steuerwalze 
mit Handrad oder mit der Hand am Handgriff des Steuer- 
seils bei Kranen ohne Führerkorb wird ein elektromagne- 
tischer Schalter, ein Schütz, betätigt, durch das der Motor- 
strom ein- und ausgeschaltet oder geschwächt wird. Der 
Masnetbremslüfter bleibt dabei gelüftst, so daß alle Be- 
wezungen stoßfrei erfolgen. Durch die Tippsehaltung 
werden das Triebwerk, die Steuerwalze und der Magnet- 
bremslüfter erheblich geschont und Strom gespart. Die 
Tippsehaltung läßt sich in Verbindung mit dem Doppel- 
kranmotor ausführen, wenn die Bedienung der Steuer- 
walze durch Handrad erfolgt. Die Geschwindigkeit läßt 
sieh dann in besonders weiten Grenzen regeln und ein 
Höchstmaß an Leistung erzielen. Die AEG-Tippschal- 
tung war in einer Krananlage der Nomax, Duisburg-Ham- 
‚born, eingebaut. 

Die AEG zeigte auch Ausführungen von Wander- 
trockenöfen und Schränke für das Trocknen von Guß- 
kernen und Öfen für das Ausglühen von Gußteilen. Die 
SSW führten auf dem Stande des RWE einen elektri- 
schen Glüh- und Härteofen als Chromnickel-Muffelofen 
vor, in den bei Temperaturen bis 1100° Härtungen und 
Zementierungen von Metallteilen vorgenommen werden. 
Die aus hochwertiger Chromnickellegierunz bestehende 
Heizwicklung liegt frei in einer hochfeuerfesten Wandung 
aus Spezialschamotte, die von starken Isoliersteinschich- 
ten umgeben ist. Die Heizwicklung im Boden ist durch 
ein Blech von hochwärmebeständigem Metall abgedeckt. 
Ein weiteres SS\W-Erzeurnis war ein Salzbad-Tiegelofen 
zum Blankhärten, Zementieren und Anlassen von Stählen 
und zum Blankgelühen von Metallezierunzen in einem 
Härtebade aus besonderen Salzen. Temperaturen bis zu 
etwa 1000 ° werden erreicht und genau geregelt. 


Einen elektrisch heizbaren Muffelofen mit Schambotte- 
muffeln für Silitstabheizunz für Temperaturen bis 
1400° mit vollständig geschlossenem Gehäuse hatte 
Marcel Knülle, Düsseldorf, einen Muffel- und Tiegelofen 
mit. Karborundumstabheizung und Sicherheitspolklemmen 
zum innigen Kontakt des Stromanschlusses Ströhlein 
& Co., Düsseldorf, ausgestellt. Beide Öfen sind auf dem 
Regelwiderstand aufgebaut. Sie finden in der Labo- 
ratoriumspraxis zunehmende Verwendung. Max Uhlen- 
dorf, Berlin-Lichtenberg, führte den neuen „UDO*"-Dop- 
pelkammer-Elektroofen für Schneidenhärtunz von Ar- 
beitstählen vor. Bei diesem erfolgt in der unteren Muf- 
fel die langsame Vorwärmunz zwecks Verhütung von 
Nlärterissen, in der oberen alsdann sehnelle Aufheizung 
auf Härtetemperatur zwecks Vermeidung von Entkoh- 
lung. Beide Muffeln sind je für sich schalt- und regelbar. 

Die Anwendung des elektrischen Ofens in der Eisen- 
eießerei kann 1. zur Schmelzunz von kaltem Einsatz, 2. 
zur Erzeugung von synthetischem Gußeisen, 3. zur Nach- 
raffination von flüssirem Kupoleisen erfolren. Die bei- 
den ersten Verfahren sind wegen des hoben Stromver- 


brauchs nur bei geringen Stromkosten anwendbar und 
daher für deutsche Verhältnisse wenig geeignet. Sehr 
geeignet ist dagegen das dritte Verfahren, das bei einer 
Raffinationsdauer von % bis X h einen Stromverbrauch von 
75..150 kWhi/t erfordert. Diese Angaben waren in der 
„Lehrschau” gemacht. Hierzu waren in Zeichnungen ver- 
schiedene Ofentypen gegeben, wie der Ajax-Wyatt-Elek- 
troofen, ein Induktionsofen mit vertikaler Eisenrinne: 
der Heroult-Ofen,;, der Elektroofen für Metallschmelzung 
nach Bailey, ein Widerstandsofen; ein Rennerfelt-Ofen 
neuester Bauart für die Stahlerzeugung. Bei letzterem 
tritt eine horizontale Elektrode auf jeder Ofenseite in den 
Ofenraum, die in vertikaler Richtung drehbar ist, wäh- 
rend die dritte Elektrode durch den Deckel in den Ofen- 
raum eingeführt wird. In der Bauart „Russ” war ein 
Lichtbogen-Flammenofen als Elektrostahlofen von 2... 31 
Fassung in verschiedener Elektrodenanordnung zu schen, 
indem diese zu dreien in paralleler Lage zueinander oder 
mit Neigung der beiden äußeren gegen die mittlere 
von oben in den Ofenraum oder zwei auf der einen und 
eine auf der anderen Seite horizontal eingeführt werden. 
Der „Russ“-Elektroofen wird von der „Industrie“ Blek- 
troofen, Köln, gebaut, die verschiedene Typen ausgestellt 
hatte, wie zwei Lichtbogen-Widerstandsöfen für das 
Schmelzen aller Metalle, zur Herstellung von Stahl und 
Gulseisen, einen Lichtbozgen-Trommelofen zum Schmelzen 
von Kupfer, Bronze usw., einen kippbaren Widerstands- 
Tiezelofen zum Schmelzen von Metallen und einen Imn- 
duktionsofen neuester Konstruktion mit offener Schmelz- 
rinne zum Schmelzen von Eisen und Nichteisenmetallen, 
der schon für eine Abstichleistung bis zu 2000 kg geliefert 
worden ist. An den Herd als Eisenkörper mit feuerfester 
Auskleidung ist die Schmelzrinne seitlich angesetzt, die als 
Sekundärstronkreis einen senkrecht stehenden Transfor- 
mator umschließt, der mit Gebläseluft gekühlt wird. Die 
Wärme wird nur durch Induktion übertragen und kann 
dureh Spannungzsänderung in den feinsten Stufen zerexelt 
werden. Beliebig starke Heizströme bei kleinsiem 
Wärmeverlust sind erzielbar. Der Ofen ist für Bin- und 
Dreiphasenanschluß 110...500 V eingerichtet. 

Fine Hochfrequenz-Schmelzofenanlage mit einem 
eisenlosen Induktionsofen mit 6 | Ofenfassungesvermören, 
30 kW. 10000 Hz hatte C. Lorenz AG.. Berlin. aus- 
gestellt und in Betrieb vorgeführt. Die Anlage be- 
steht aus den Netzanschlußapparaten, dem Drehstrom- 
HHochfrequenz-Maschinensatz, dem eisernen Schaltschrank 
mit einzebauten Kondensatoren und dem Kippofen. Die 
Anlage kann in metallurgischen Laboratorien, im Werk- 
stofiprüffeld und in Industrieanlagen Verwendung fin- 
den. Der Maschinensatz besteht aus einem 45 kW-Dreh- 
strommotor für 3000 U/min, zekuppelt mit einem Hoch- 
frequenzgenerator für 10000 Hz. Für die Generator- 
errerung ist (rleichspannung von 230 V erforderlich, die, 
falls sie aus dem Netz nicht erhältlich ist, mittels eines 
kleinen Drehstrom-Gleichstrom-Umformers von etwa 
400 W Leistung erzeugt wird. Erreger- und Arbeitswick- 
lung liegen bei dem Lorenz-Hochfrequenzgenerator im 
Stator, so daß der Rotor keine Wicklung und keine 
Schleifringe trägt. Mit den Kondensatoren im Schalt- 
schrank wird der Ofenkreis auf die Frequenz und Span- 
nung des Generators feinstufiz abgestimmt. Der Kipp- 
ofen enthält die Ofenspule mit cingestampftem "Diesel, die 
aus Kupferrohr besteht und mit Wasser gekühlt wird. Der 
Spule wird der Wechselstrom von 10000 Hz zugeführt. 
und das im Innern der Spule liegende Sehmelzgut wird 
infolge der in ihm erzeugten Wirbelströme erwärmt und 
geschmolzen. In dem in Betrieb vorgeführten Ofen wer- 
den 40 ke Eisen in 60 min geschmolzen. Der Ofen arbeitet 
mit offener Schmelzrinne und ist demgemäß nicht an ein 
und dasselbe Schmelzzut gebunden. 


Einen Hochfreauenzofen mit Quecksilberfunkenstrecke 
System Ainx-Northrup-Hirsch-Kupfer mit 35 kVA-Trans- 
formatorenleistung als Laboratoriumsofen für Stahlwerke 
hatte Hirsch, Kupfer- und Messingzwerke, Abt. Elektroofen- 
bau, Eberswalde, zur Schau gestellt. Der bekannte Tiere] 
ist unter Verwendung eines isolierenden Schutzzylinders 
in eine aus flachem Kupferrohr gewickelte, wassertdureh- 
flossene Primärspule eingebaut. Die Erhitzunz des 
Schmelzzutes erfolgt nach dem Induktionsprinzip durch 
Ströme, die in dem Einsatz selbst erzeugt werden. Der 
Hochfrequenzofen arbeitet mit Funkenstrecken. Die Ent- 
ladung einer Kondensatorbatterie erfolet über eine Fun- 
kenstrecke hinweg. Durch die Parallelschaltung der Kon- 
densatorbatterie mit der Funkenstrecke wird die dem Ein- 
phasentransformator primärseitixg aufgzedrückte Normal- 
frequenz auf ein Vielfaches gesteigert. Der 35 KVA-Satz 
arbeitet z. B. je nach der verwendeten Ofenspule mit Fre- 
guenzen zwischen 1200 und 100 000 Hz. Die Funkenstrecke 
besteht aus einem doppelwandigen Gußeisenbehälter, der 


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21. November 1929 


' Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47 


1705 


mit Quecksilber gefüllt ist. In dem Gußeisenbehälter sind 
gut isoliert und abgedichtet die zwei Elektroden einge- 
setzt. Flammenkammer und Elektroden werden mit Wasser 
gekühlt. Die vom Ofen aufgenommene Leistung kann durch 
Veränderung der Länge des Funkenüberschlagweges zwi- 
echen Elektroden und Quecksilberspiegel eingestellt wer- 
den, indem der Spiegel in der Höhenlage geändert wird. 
Die elektrische Ausrüstung des Ofens ist normalerweise 
zum cinphasigen Anschluß an 220, 380 und 500 V Wechsel- 
strom vorgesehen. 

Abschließend sei noch auf die fortschreitende Entwick- 
lung von Temperaturmeßzeräten hingewiesen, da die 
große Bedeutung der Einhaltung bestimmter Temperaturen 
im Fertizungesprozeß und zur Schonung der Öfen erkannt 
ist. Elektrisch spielt hier im Bau des Geräts das Thermo- 
element und die Glühfadenlampe eine große Rolle. Eine 
Aufzählung der verschiedenen, auf der Ausstellung ge- 
zeigten Instrumente dürfte von Interesse sein. Bei Sie- 
mens & Halske das Ardometer und das Glühfaden-Pyro- 
meter, bei Hartmann & Braun das thermoelektrische Pyro- 
meter und das Strahlungzspyrometer „Pyrradio“, beim 
Pyro-Werk das „Pyro“ und das „Optix“, bei M. Schmeling 
& Co., Düsseldorf, das „Pyrophot“. Es würde zu weit 
führen, hier auf Einzelheiten der Konstruktion einzugehen. 

Przygode. 


Arbeitsschulung. — Bei der 2. Jahresversammlung des 
Deutschen Instituts für technische Ar- 
beitsschulung (Dinta) in Düsseldorf (25. IX.) hat 
der Vorsitzende, Generaldirektor Dr. A. Vögler, die 
Gründung einer Gesellschaft der Freunde des 
Dinta bekanntgegeben, deren Aufgabe sein soll, das In- 
stitut bei der Durchführung seiner Bestrebungen zu unter- 
stützen. Über die Aufnahme entscheidet der Vorstand 
durch einfachen Mehrheitsbeschluß. Die Höhe des jähr- 
lichen Miteliedsbeitrags ist dem freien Ermessen anlıeim- 
eestellt. beträgt aber für Finzelmitglieder mindestens 
15 RM. Die lebenslängliche Mitgliedschaft kann von diesen 
bei einmaliger Zahlung von 500 RM erworben werden. Eine 
zunächst vierteljährlich erscheinende Institutszeitschrift 
„Aarbeitsschulunge“ will die Freunde des Dinta über dessen 
Arbeiten unterrichten, sie aber auch gleichzeitig zu Mit- 
trägern des begonnenen großen Werkes machen. Wie in 
der Einleitung zu dem ersten Heft, das auch den Tätig- 
keitsbericht des Instituts für 1928/29 enthält, gesagt wird, 
hat dieses in den vier Jahren seines Bestehens eine plan- 
mäßige Nachwuchsschulung in Industrie und Bergbau ins 
Leben gerufen und seit einiger Zeit auch maßgebliche 
Kreise der Landwirtschaft für die gleiche Frage inter- 
essiert. In der Anlernung erwachsener Arbeiter und Ar- 
beiterinnen sind bereits auf verschiedenen Gebieten für 
die gesamte Wirtschaft beachtliche Erfolge erzielt worden. 


Energiewirtschaft. 


Die Motorisierung der schwedischen Industrie. -— An 
Hand der offiziellen schweidischen Statistik über den 
Stromverbrauch der Industrie erörtert V. Källström 
in der ERA 1928, S. 193, den Ersatz der körperlichen Ar- 
beitskraft durch maschinelle Einrichtungen. Erzwungen 
wurde dieser einerseits, um große Mengen ohne nennens- 
wcrte Beeinträchtigung der Qualität erzeugen zu können, 
nachdem die Aufnahrmefähizkeit des Mittelstandes stark 
gewachsen war, anderseits durch die verschärfte Kon- 
kurrenz unter den Herstellern. Die Motorisierung bildet 
eine Grundlage und gleichzeitig eine Stufe in der mate- 
riellen Entwicklung Westeuropas und wurde nach dem 
Krier in vielen Ländern beschleunigt, ohne Zweifel unter 
dem Einfluß der hohen Arbeitslöhne in den letzten Kriers- 
jahren und während der darauf folgenden llochkonjunk- 
tur. Die gegenüber der Vorkrierszeit wesentliche und ge- 
hlicebene Teuerung der menschlichen Arbeitskraft und die 
Einführung des achtstündieen Arbeitstages steirerten 
bald die Arbeitskosten in den meisten Prod':ıktionszweiren 
derart, daß Ersatz der Handarbeit dureh Maschinenkraft 
wirtschaftliche Vorteile bot, bzw. als eine Notwendigkeit 
erschien. Die Bestrebungen nach Spezialisierung und 
Normung haben diese Entwicklung gefördert. Beachtlich 
ist dabei, wie die Motorisierung mit der Einführung des 
elektrischen Antriebs in der Industrie unter Verdrängung 
der direkten Wasserkraft- und Dampfkraftantriebe Hand 
in Hand geht. In der Zeit von 1913 bis 1926 war die pro- 
zentuale Erhöhung der Erzeugung in Schweden (23 %) 
etwa doppelt so groß wie die Vermehrung der Arbeiter- 
zahl. Gleichzeitig wuchs die Maschinenleistung um 80 % 
und die Motorenleistung ie Arbeiter von 2,5 auf 4 PN. 
er Gedanke liegt nahe, dies darauf zurückzuführen, daß 
kleinere Betriebe, in denen die Handarbeit im Vergleich 


kWh 


mit der Großindustrie noch eine gewisse Rolle spielt, still- 
gelegt worden sind, eine Vermutung, die aber dadurch 
widerlegt wird, daß die Durchschnittszahl der Arbeiter 
ie Anlage nicht gestiegen, sondern vielmehr von 39 auf 
32 gefallen ist. Der Anteil der elektrischen Antriebe nach 
der Motorleistung in Pferdestärken wurde in der zenann- 
ten Zeit von 48% auf 77 % erhöht, während andere An- 
triebsarten stark zurückgegangen sind. Die Ölmotoren 
konnten jedoch infolge der Verbilligung der Brennöle nach 
dem Krieg und der Vervollkommnung der Konstruktion 
ihre Stellung einigermaßen behaupten. 


In einem zweiten Artikel (Svenska Vattenkraftföre- 
ningens Publikationer Nr. 209, 1928) betrachtet der Ver- 
fasser den Stromverbrauch je nach dem Verwen- 
dungeszweck, u.zw. für die vier llauptzruppen: die allge- 
meinen Industrieanlagen, die elektrochemische Industrie, 
bürgerliche Zwecke einschließlich Beleuchtung und für 
die elektrischen Bahnen seit 1912. Eine Unstetirkeit der 
Entwicklung im Jahr 1921 beruht dabei nicht nur auf der 
auszeprästen Konjunktur, sondern auch auf Änderungen 
in der Abgabe und Behandlung des Primärmaterials. Bis 
einschließlich 1920 wurde der Stromverbrauch im Kraft- 
werk, später jedoch am Verwendungsort gemessen. Die 
Verluste in den Übertragungsleitungen lürften 12% be- 
tragen. Eine Darstellung des Stromverbrauchs im Jahr 
1917 zeigt, daß auf industriellen Verbrauch 825% (auf 
Schmelzen und Elektrolyse 22%), auf Beleuchtung usw. 
125% und auf den Bahnbetrieb 5% entfielen. Dabei ist 
zu berücksichtigen, daß die Industrie als Abnehmer nur 
bezüglich der Menge die führende Stellung einnimmt, wo- 
gegen das Bild vom wirtschaftlichen Standpunkt aus be- 
trachtet anders aussieht: denn nach der Statistik vom 
Jalır 1920 war der mittlere Strompreis einiger namhafter 
staatlicher und privater Kraftwerke für sog. bürgerliche 
Zwecke 19,6 Öre/kWh gegenüber 34 Öhre/k\Wh für in- 
dustriellen Bedarf. Dieser verteilte sich 1927 folgender- 


maben: 

Zellstofffabriken . . 20,8% Werkstätten, Werften 4,8% 

Eisenwerke 2. 20,4 „ Erzgruben ..... 41, 

Papierfabriken . . . 19,4 „ Textilindustrie . . . 3,4 „ 

Elektrochemie , 84 „ Sägewerke . 31, 
Sonstige Industrien 15,6 %. Hldn. 


Erzeugung und Verbrauch elektrischer Arbeit in 
Deutschland!. — Die Erzeugung der 122 Elektrizi- 
tätswerke übertraf im Juli 1929 die des Vormonats um 
71.6 Mill kWh und die des Parallelmonats von 1928 um 
245,5 Mill kWh (22%). Arbeitstäglich stellte sich letztere 
Erhöhung auf 7,489 Mill kWh (17 %), während die Pro- 
duktion gegeniiber der des Juni um 1,195 Mill kWh zu- 
rückgeblieben ist. Der August hat im Vergleich zum 
Vormonat eine Steigerung um 66.4 % und gegen den August 
1928 eine solche um 220,0 Mill kWh (18%) gebracht. Ar- 
heitstärlich betrugen die Erhöhungen bzw. 2.463 und 
8.149 Mill kWh (18%). Im Juni 1929 istderAnscehluß- 
wert der von 103 Werken versorgten gewerblichen Ah- 
nehmer im Vergleich zum Mai um 23000 kW und gegen- 
über dem gleichen Monat des Vorjahres um 0,229 Mill kW 
(55%) gewachsen. Der Verbrauch dieser Konsu- 
menten zeigt eine Zunahme um bzw. 20,9 und 72,3 Mill 
(16%), die arbeitstärlich bzw. 0,838 um 3.6 Mill 
kWh (20%) ausmachte Für den Juli ergibt sich beim 
Anschlußwert ein Mehr von 15000 kW gegen den 
Juni und von 0,239 Mill kW im Vergleich zum Juli 1928. 
Der Verbrauch ist bzw. um 10,6 und 62,9 Mill kWh 
(173%) gestiegen. Arbeitstäglich war er um 1,647 Mill 
kWh erößer als im vorjährigen Parallelmonat, aber um 
1,183 Mill kWh geringer als im Juni. 


Anschlufiwert und Verbrauch der 
von 103 Elektrizitätswerken direkt 
belieferten gewerblichen Abnehmer 


Von 122 Elektrizi- 
tätswerken selbst 
erzeugte Mill kWh 


ar WM arbeitstäglicher 
Mo-| beits- j „| An | Gesamt- Verbrauch l 
ins- arbeits- | Schluß- = 
nat | tage , verbrauch ES E Ae 
gesamt täglich rer : p Ekel EE 
Mill kw] Mil kWh | Sai (ëss 
SC 
1929 1928] 1929 | 1928 |1929 1928]1929; 1928 
| | | | Ä 
I. 26 | 26 | 1443.6 1234.4] 55,5 47.5| 43 40] 540,0 475,7 | 20,8: 18,3| 4,8 '4,6 
II. 24 25 | 1282,0 11288] 53,4 45.2] 4,3 4&1] 403 45811208 18.3| 4.8 48 
IT. 25 27 | 1306,9! 1172.7] 52,3 43,41 4.3 411 510.2 4837| 204 1791437 44 
IV. 25 23 | 129.1 1048,91 52,0. 45,6| 4,3: 4,1] 511,6 43651 205 19.0147 46 
V. 2525 | 1302.3 108261521 4343| 43. 4.11 509.9 444.1 | 20.4 178147 33 
VI. 25 Oe | 1297.4 1684.0|51.9 41,71 44 41| 531,1 | 4588| 21,2 17.649 4.3 
VII. | 27 | % | 1369.0 1123.5] 50,7, 43.2 44 Al 51,7 | 47581201. 18414,6 44 
VIH.| 27 | 27 | 1435.4 121545332 5.0| . 42 , W970 `, 184. A 
CH 


ı Vgl. ETZ 199, S. 1380. 


1708 


Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Die Be- 
triebsergebnisse der Elektrizitätsunternehmungen, die die 
Elektrizitäts-A.G.vorm. W.Lahmeyer&Co, 
Frankfurt a. M., verwaltet bzw. die ihr nahestehen, konn- 
ten im Geschäftsiahr 1923/29 trotz der durchschnittlich 
um etwa 16 bis 17 % gewachsenen Jahresleistungen keine 
entsprechende Erhöhung erfahren, wofür der Vorstand die 
schon oft genannten Gründe anführt, darunter die sozia- 
len Lasten, die fast 20 % der Einnahmen erfordern. Zu 
der steuerlichen Bevorzugung der kommunalen Werke, 
bei denen nach seiner Ansicht die fiskalischen Rücksich- 
ten heute den Ausschlag geben, bemerkt er folgendes: „Ob 
das Axiom, daß die Elcektrizitätsversorzung ausschließ- 
lich in der kommunalen Hand liegen misse, überhaupt 
haltbar und nicht sehr anfechtbar ist, darf füglich als sehr 
zweifelhaft betrachtet werden. Vielleicht wäre es viel 
wirtschaftlicher und besser — die sozialen Rücksichten 
scheiden ja, wie gesagt, fast überall aus —, wenn die 
Kommunen sich von den hiermit verbundenen Risiken, 
die besonders aus den schnell fortschreitenden Neuerun- 
een erwachsen, und von der unvermeidlich und notwendi- 
zerweise immer stärker steigenden Schuldenlast frei- 
machen und sich mindestens die gleichen Vorteile mit dem 
erforderlichen Einflusse in anderer Weise sichern würden. 
Es wäre ein verhängenisvoller Irrtum, zu glauben, daß die 
technische Entwicklung auf diesem Gebiete schon zu einem 
gewissen Abschlusse gelangt sei und deshalb eine vorwie- 
gend verwaltungsmäßigze Tätigkeit heute schon genüge. 
Für die Stromerzeugungsanlagen gilt dies in erster Linie. 
Die Stromerzeugung drängt ins Große. besonders mit 
Rücksicht auf die Versorgung großer und größter In- 
dustriewerke, wobei die Lieferpreise häufig nahe an die 
(estehungskosten heranzehen und daher nur in einer 


ı Vgl. ETZ 1929, S. 1669. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


21. November 1929 


Großerzeugung tragbar sind. Aus diesen Gründen haben 
wir stets und seit vielen Jahren bei den uns nahestehen- 
den Unternehmungen auf den Zusammenschluß hinzear- 
beitet und ihn zu fördern gesucht. Diese Zusammen- 
schlüsse erscheinen um so wichtiger, als die Stromvertei- 
lungsanlagən der Einzelunternehmungen an und für sieh 
schon entsprechend den wachsenden Anschlüssen und dem 
stetig steigenden Verbrauche fortgesetzte Erweiterungen 
und Vergrößerungen erfordern, für welche verhältnis- 
mäßig große Mittel benötigst werden, deren Beschaffung, 
wie schon erwähnt, mit großen Zinslasten verbunden ist. 
welchen nicht immer sofort gleiche Erträenisse und die 
Möglichkeit, xenügzende Rücklagen zu bilden, gegenüber- 
stehen.“ Der Gesamtanschlußwert der EBlektrizıtätswerke 
des Konzerns betrug insgesamt 479 704 kW (436 291 i. V.). 
ist also gegen das Vorjahr um rd. 10 % gestiegen. Der 
nutzbare Absatz hat sich um rd. 16 % von 404,953 auf 
470,474 Mill kWh erhöht. Die Leistung der Straßenbälnen 
war mit 5.165 Mill Wagenkm um 10,5% größer als 1927 
(4,676 Mill Wagenkm), und die Zahl der von ihnen beför- 
derten Personen zeist eine Zunahme von 13813 aut 
14,801 Mill, d.h. um 7.5 Auch im Berichtsjahr waren 
die verschiedenen Bauabteilungen der Lahmeyer-Gesell- 
schaft gut beschäftigt. Das Dampfkraftwerk Memel kam 
in Betrieb, das Pumpspeicherwerk Herdecke des RWE 
und das Vermuntwerk der Vorarlberger Illwerke werden 
voraussichtlich im Winter ihre Tätigkeit aufnehmen. In 
Arbeit befinden sich u. a. die beiden Kraftwerke der 
Untere Ier A.G., das Obervermuntwerk der Vorarlberger 
Illwerke, der erste Ausbau des Schluchseewerks. das 
Kraftwerk Hollerich a. d. Lahn für die Main-Kraftwerke. 
Der Ceschäftsgewinn der Berichterstatterin betrug 
5391 988 RM (4465336 i. V.) und der Überschuß 2 410 139 
RM (2 032 870 i. V.). Hieraus sind auf 18 Mill RM Stamm- 
aktienkapital 12 % Dividende verteilt worden (10 % 1.V.). 


VEREINSNACHRICHTEN. 


EV 
Elektrotechnischer Verein. 


(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft- 
stelle, Berlin W 35. Potsdamer Str. 118a Il. Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02. 


Mitgliedsbeitrag für 1930. 


Die Mitglieder werden in ihrem eigenen Inter- 
esse um umgehende Bezahlung des Mitgliedsbeitrages 
für das Jahr 1930 gebeten. da nur dann der ununter- 
brochene Fortbezug der ETZ gesichert ist. Wir machen 
darauf aufmerksam, daß die Weiterlieferungeder 
ETZ nur für diejenigen Mitglieder veran- 
laßt werden kann, die den Mitgliedsbeitrag rechtzeitig ent- 
richtet haben. 

Elektrotechnischer Verein e.V. 


Der Generalsekretär: 
Dr. Schmidt. 


Einladung 


zur Fachsitzung für elektrisches Nachrichtenwesen 

(EVN) am Dienstag, dem 26. November 1929, 7% Uhr 

abends, in der Technischen Hochschule zu Charlottenburg, 
Erweiterungsbau, Hörsaal Nr. 301. 


Taxresordnune: 


Vortrag: Vortrag des Herrn Dipl.-Ing. Ritter 
über das Thema „Elektrische Chiffrierma- 
schinen“. 

Inhaltsangabe: 
Rlektro-meehanisehe Verzifferung nach dem „ENIGMA”- 
System. 

Die Notwendigkeit der Verzifferunz brieflieher, 
drahttelegraphiseher und drahtloser Nachrichten, gleich- 
gültig für welche Zwecke, ist aus wirtschaftlichen und 
politischen Gründen erwiesen. Handschriftliche Verfah- 
ren aller Arten bedingen lange Ausbildung besonders ge- 
eieneter Persönlichkeiten, erun Zeitaufwand und Irr- 
tümer dureh die Begrenzung der Aufnahmefähirkeit von 
Verzifferer und Entzifferer. Für den Ersatz der hand- 
schriftlichen Verzifferunz durch mechanische oder elek- 
tro-mechanische Geräte ist die Vorbedinzungz mindestens 
gleichwertige Sicherheit gegen unbefurte FEntzifferung. 
La wird nachgewiesen, daß diese dureh die Scherbnus- 
schen „ENIGMA“-Patente gewährleistet ist. Es werden 


an Hand der Modelle die Entwicklungsstufen gezeigt. die 
durch die steigende Anforderung und Betriebsergebnisse 
der Praxis zu den seit einiger Zeit in den praktischen 
Gebrauch eingeführten. verschiedenen schreibenden und 
optischen Ausführungsformen der „ENIGMA“-Maschine 
veführt haben. 

Gäste willkommen! 

Nachsitzung im „Grand-Hotel am Knie”, Char- 
lottenburge, Bismarckstr. 1. 


Fachausscehuß für elektrisches Nachrichtenwesen. 
Der Vorsitzende: 
Arendt. 


Einladung 


zu einer gemeinsamen Festsitzung des Elektrotechnischen 
Vereins e.V. und der Heinrich-Hertz-Gesellschaft zur 
Förderung des Funkwesens e.V. am Mittwoch, dem 
27. November 1929, abends 7% Uhr im Festsaal des Neuen 
Rathauses zu Berlin-Schöneberg, Rudolf-Wilde-Platz. 
Tagesordnung: 
I. Verleihung der Goldenen Heinrich-Hertz-Medaille. 
2. Experimentalvortrag des Herrn Direktor Dr. F. 
Scehröter über das Thema: „Hertz’'sche und 
infrarote Strahlen als Nachrichten- 
mittel‘. 
Inhaltsangabe: 
a) Eingrenzung des Wellenbereiehs; die praktisch ver- 
wendbaren Bänder zwischen 10 cm und 100 cm und 
im kurzwelligen Infrarot. 
b) Die Ausbreitunesgesetze 
Wellen. 
cl Erzeugung. Aussendung 
quasi-optiseher Wellen. 
d) Technische Anwendunesgebiete. 
e) Vorführungen. 

Mit Rücksicht auf die beschränkte Zahl von Tlätzen 
in dem Festsaal ist der Zutritt nur gegen be- 
sondere Eintrittskarten gestattet. die in der 
Geschäftstelle des Flektroteehnischen Vereins in Berlin 
\W235. Potsdamer Str. 118a ll. erhältlich sind. Die Mit- 
£liedskarten berechtigen allein nicht zum Zutritt. 

Im Anschluß an die Festsitzung findet ein Zwang- 
leses Beisammensein” mit einem einfachen. war- 
men Abendessen in der neben dem Festsaal befindlichen 
.Brandenburghalle* statt. Die Karte die zur 
Beteilieunz an dem Abendessen einschl. einer halben 


dieser „quasi-optischen“ 


und Empfang vebündelter 


21. November 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 1707 
Flasche Wein! (Mosel-, Rhein- oder Bordeauxwein nach richtung und den Betrieb elektrischer Anlagen“; er war 


Wahl) berechtigt, kostet 4,35 RM und ist bis späte- 
tens 5. November mittags ebenfalls bei der Ge- 
schäftstelle des Elektrotechnischen Vereins zu beziehen 
(Postscheckkonto Berlin Nr. 13302). Ein Verkauf 
von Teilnehmerkarten am Festabend fin- 
detnicht statt. 
Dunkler Anzug erbete 
KEE 
bis Rudolf-Wilde-Platz: 
Straßenbahnlinien: Nr. 52 
Autobuslinie Nr. 14; 
s Hauptstraße Ecke Tempelhofer Straße, 
5 Minuten zu gehen: 
Straßenbahnlinien: Nr. 40, 43, 61. 65, 71, 74, 174; 
Autobuslinie Nr. 5. n 
Elektrotechnischer Verein e. V. 
Der Vorsitzende: 
K. W. Wagner. 


‚60, 119; 


dann 


Ordentliche Sitzung 


am 22. Oktober 1929 in der Technischen Hochschule zu 
Charlottenburg. 


Vorsitz: Herr Präsident Professor Dr. K. W. 
Wagner: 

Meine Damen und Herren! Ich eröffne die Sitzung 
und heiße Sie namens der veranstaltenden Vereine — des 
Elektrotechnischen Vereins, der Deutschen Beleuchtungs- 
technischen Gesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für 
Technische Physik und der Physikalischen Gesellschaft 


zu Berlin — herzlieh willkommen. 


Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, habe ich 
cine traurige Pflicht zu erfüllen. Wie Sie wissen, ist am 
39. September dieses Jahres an den Folgen einer Gallen- 
steinoperation der Geheime Regierungsrat Dr. Carl Lud- 
wig Weber gestorben. (Die Anwesenden erheben sich.) 
Eines der tätigzsten und verdienstvollsten Mitglieder ist 
damit aus unseren Reihen gegangen, eine empfindliche 
Lücke hinterlassend. Mit dem Elektrotechnischen Verein 
trauert die gesamte deutsche Elektrotechnik um ihn als 
einen Mann, der an der Entwicklung der Elektrotechnik 
so erfolgreich mitzewirkt hat. 

(icheimrat Weber, der ein Alter von 70 Jahren er- 
reicht hat, begann seine berufliche Laufbahn als Privat- 
dozent der Technischen Hochschule München im Jahre 
1886. Als Nachfolgerv. Gaisberge’s und Uppen-Born’s 
iibernahım er 1890 die Leitung der elektrotechnischen 
Versuchsstation München. 1893 wurde er Mitglied des 
Reichspatentamts und blieb hier. bis er im Jahre 1925 
infolge Erreichung der Altersgrenze aus seinem Amte 


schied. Seine Fähigkeiten und hervorragenden Leistun- 
sen bewirkten es. dab er in einer Zeit. die dem Auf- 


rücken des Technikers in höhere Verwaltungstellen des 
Staates nieht günstig zesinnt war, bis zum Abteilungs- 
versitzenden aufsteigen konnte. Sie lenkten auch die 
Aufmerksamkeit des Staatssekretärs Sydow auf We- 
ber: er berief Weber zeitweilig ins Reichsschatzamt zur 
fachlichen Bearbeitung von gesetzgeberischen Fragen auf 
elektroteehnischem (Crebiet. 

Für die Bedeutung der Arbeit in fachlichen Vereini- 
gungen hat ein Mann, dem sein Beruf so am Ierzen lag, 
wie Weber, natürlich vollstes Verständnis gehabt. Be- 
reits im Jahre 1895 wurde er Mitglied des Elektrotech- 
nischen Vereins; er ist ihm bis zu seinem Tode treu ge- 
blieben. Vieles hat der Verein ihm zu danken, wie der 
Verein andererseits die Plattform gewesen ist. von der 
aus Weber für seine wertvollen Arbeiten und Bestrebun- 
ven die Fachwelt interessieren und Mitarbeiter gewinnen 
konnte. 

kr hielt im Verein zunächst Vorträge über elektro- 
theoretische Gebiete, über die Elektrotechnik und ihre Be- 


ziehung zum Päütentwesen, über Blitzschutzfraren und 
schließlich über die Fragen der Sicherheit in der Elek- 


trotechnik. Immer mehr schälte sieh sein Interesse für 
das letztere Gebiet heraus. 


hier das Ziel: Die in der Elektrotechnik zur Aussehal- 


tung von Gefahren nötigen Vorschriften zusammenzu- 
stellen, sie von einer berufenen zentralen Fachstelle aus 


zu überwachen, sie ständig und zeitzemäß abzuändern 
und auszubauen und ihnen zesetzesmäßize Geltung zu 
verschaffen. In diesem Sinne hat er maßzebend mitge- 
wirkt an der Ausarbeitung der „Vorschriften für die Er- 


1 Der Pächter des Ratsweinkellers ist auf Grund des mit dem 
Magistrat abgeschlossenen Vertrags ve rptlie htet, als Getränk zunächst 
Wein zu geben; hinterher wird Bier verabreicht. 


Mit Ausdauer verfolgte er, 


auch der berufene Mann, die Erläuterungen zu diesem 
„eorpus juris“ der Elektrotechnik zu schreiben und hat 
sich dieser Aufgabe in vorbildlicher Weise entledigt. Wie 
schr seine Bestrebungen, die anfänglich erheblichen Wi- 
derstanden beregneten, einem dringenden Bedürfnis ent- 
sprachen, kann daraus ersehen werden, daß seine Erläute- 
rungen heute die 16. Auflage erreicht haben, und daß sie 
dem Ausland die Anregung gaben, Arbeiten gleicher Art 
in Angriff zu nehmen. Die Verleihung der Ehrenmit- 
vliedschaft des VDE auf der diesiährieen Jahresversamm- 
lung in Aachen war die wohlverdiente Anerkennung seiner 
Leistungen. 

Oft und in dankenswerter Weise hat Weber seine 
Arbeitskraft und sein Wissen in den Dienst des Elektro- 
technischen Vereins gestellt: Er war 7 Jahre Schrift- 
führer im Vorstande des Vereins, 3 Jahre Vorsteher des 
Hauptausschusses und 14 Jahre, bis zu seinem Tode. 
Ausschußmitglied. Er führte ferner den Vorsitz im Ar- 
beitsausschuß für geschichtliche Arbeiten. Er war immer 
vom vollsten Vertrauen des Vereins getragen; die oft- 
malige Wiederwahl und langjährige Tätigkeit an sicht- 
baren Stellen des Vereins waren einerseits eine Aner- 
kennung und Würdigung seiner Person und seiner Ver- 
dienste, wie sie sich andererseits segensreich für den 
Verein und dessen Gedeihen auszewirkt haben. 


Im persönlichen und gesellschaftlichen Verkehr offen- 
barte Weber ein Wesen, das ihm die Verehrung und Zu- 
neizung aller derer sicherte, die das Glück hatten, mit 
ihm in nähere Berührung zu kommen. Er plauderte gern 
und anregend aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen. 
er hörte ebenso gern und interessiert zu, wenn ein 
anderer aus seinen Erinnerungen erzählte. 

Der ideale Zug seines Wesens hat sich wohl am 
hesten offenbart. als er, der damals 55 Jahre alt war, bei 
Ausbruch des Krieges freiwillig an die Front zog und 
als Pionieroffizier dem Vaterlande diente, bis ihn eine 
schwere und langzwierize Krankheit zur Rückkehr in die 
leimat zwang. 

Geheimrat Weber gehörte zu jenen Männern. die es 
für ihre Pflicht zu halten scheinen, in den Sielen zu 
sterben, nachdem sie bis zum letzten Atemzug für die 
sich selbst gestellte Lebensaufzabe gewirkt haben. 


Sein Leben, das reich war an Arbeit wie an Erfolg. 
an Saat wie an Ernte, sei ein Vorbild für die Mitglieder 
unseres Vereins, dem er 35 Jahre lang angehörte. Wir 
rechnen es uns zur Ehre an, das Andenken an ein solches 
Leben in steter Erinnerung zu halten und es als eine 
Art Erbe zu betreuen. Meine Damen und Herren! Sie 
haben sich zu Ehren des Toten von den Plätzen erhoben. 
leh danke Ihnen. — 

Seit der letzten ordentlichen Sitzung des Elektro- 
technischen Vereins sind 25 Neuanmeldungen einzegan- 
gen. Die Liste liegt hier zur Einsicht aus. 

Die Vereinstätigkeit wird bis Weihnachten sehr rege 
sein. Im Fachausschuß für den Bau und Betrieb von 
Klektrizitätswerken wird am 29, Oktober Herr Dipl.-Ing. 
Tama vortragen über „Die Verwendung von Kondensa- 
toren zum Zwecke der Verbesserung des Leistungsfak- 
tors in Starkstromnetzen unter besonderer Berücksichti- 
gung der praktischen Erfahrungen bei den Hirsch, 
Kupfer- und Messingwerken A.G. in Finow/Mark“. 

Am 5. November wird im Fachausschuß für Installa- 
tionstechnik Herr Oberingenieur Krüger vortragen über 
das Thema: „Der heutige Stand der Lichtreklame unter 
besonderer Berücksiehtirung der Leuchtröhren“. 

Am 12. November wird im Fachausschuß für Elek- 
tromaschinenbau Herr Ing. Dr. E. Weber sprechen über 
die Frage: „Was ist Streuung und wie berechnet man sie?“ 

Im Ausschuß für elektrisches Nachrichtenwesen 
spricht am 19. November Herr Dipl.-Ing. Ritter über 
„Klektrische Chiffriermaschinen“, 

Am 27. November wird der Elektrotechnische Verein 
in Gemeinschaft mit der Heinrich-Hertz-Gesellschaft wie- 
der eine Festsitzungz veranstalten. Die Einladungen hier- 
zu werden rechtzeitig ergehen. 

leh weise ferner darauf bin, daß am kommenden 
Montag, dem 28. Oktober. eine Vortragsreihe des Elektro- 
technischen Vereins in Gemeinschaft mit dem Außeninst- 
tut der Technischen Hochschule beginnen wird, u. zw. 
über das Thema: „Vunktionentheorie und ihre Anwen- 
dung in der Teehnik“. Die einzelnen Vorträge werden 
von hervorragenden Fachleuten gehalten werden. Nähere 
Auskunft gibt die Geschäftstelle des Elektrotechnischen 
Vereins. 

Des weiteren erinnere ieh daran. daß am 8. November 
das Fest der Technik“ in sämtlichen Räumen des Zoolo- 
gischen Gartens stattfinden wird. Dieses Fest, das sieh 
einer steigenden Beliebtheit erfreut, wird von den tech- 


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nisch-wissenschaftlichen Vereinen veranstaltet: sein Rein- 
sewmn wird zur Unterstützung notleidender Ingenieure 
verwendet. Auch aus diesem Grunde möchte ich zu einer 
regen Beteiligung einladen. 

Wie Ihnen bekannt sein wird, finden gegenwärtig 
aus Anlaß des 50jährigen Jubiläums der elektrischen 
Glühlampe große Festlichkeiten in den V. S. Amerika 
statt, u.zw. zu Ehren unseres Ehrenmitgliedes Professor 
Edison. Wenn wir seiner und seiner großen Ver- 
dienste gedenken, wollen wir aber auch nicht vergessen, 
daß ein Deutscher, der Ingenieur Göbel aus Springe 
in der Provinz Hannover, breits im Jahre 1854 eine elek- 
trische Glühlampe erfunden hat. Herr Direktor Dr. 
Finckh von der Osram-Gesellschaft hat sich in liebens- 
würdiger Weise bereit erklärt, die Verdienste Göbels und 
Edisons in einer Ansprache zu würdigen. Ich bitte Herrn 
Dr. Finckh das Wort zu nehmen. 

Herr Finckh: „Goldenes Jubeliahr des Lichtes“ haben 
die Amerikaner das Jahr 1929 getauft. Die amerikani- 
schen Blätter und auch unsere Zeitungen haben über eine 
Reihe von Veranstaltungen berichiet, die aus diesem An- 
laß veranstaltet wurden. Im goldenen Jubeljahr des 
Lichtes wollen die Amerikaner ihrer Freude Ausdruck 
geben über die mächtige Entwicklung der Elektrotechnik, 
die vor 50 Jahren von der elektrischen Glühlampe ihren 
Ausgang genommen hat. Gestern haben die Feste ihren 
Höhepunkt erreicht in einem Bankett, das HenryFord 
seinem Freunde Edison gegeben hat, auf dem sich die 
Spitzen des Staates und der Wirtschaft, der Wissenschaft 
und der Industrie zusammenfanden. Sie feierten den Er- 
finder Edison und in ihm und mit ihm das goldene Jubi- 
läum des Lichtes und die kulturelle und volkswirtschaft- 
liche Bedeutung der Elektrizität. Was ist geschehen? 
Warum ist als Höhepunkt der Feier des goldenen Jubi- 
läums des Lichtes gerade der gestrize Tag gewählt wor- 
den? Genau vor 50 Jahren brannte im Laboratoriu:n 
Edisons in Monroepark bei New York eine Glühlampe mit 
einem Kobhlefaden. der aus Papier hergestellt war. Es 
war nicht die erste Glühlampe, die in diesem Laborato- 
rium brannte. Viele hundert Experimente hatte Edison 
schon während zweier Jahre angestellt. Lange Zeit hatte 
er schon mit einem anderen Material, u.zw. mit Platin 
searbeitet und bemerkenswerte Ergebnisse erzielt. Auch 
war Edison durchaus nicht der einzige, der schon vor 
dem 21. Oktober 1879 Glühlampen gebaut hatte. In Ame- 
rika und England war an ihrer Herstellung gearbeitet 
worden. Wie umstritten unter diesen Umständen die 
Frage des Erfinders der Glühlampe war. zeigte sich schon 
daran, daß unmittelbar nach dem Erscheinen des Patentes, 
das sich auf die obenerwähnte Glühlampe bezieht, harte 
Kämpfe um die Priorität einsetzten, die in der alten und 
neuen Welt jalırelang andauerten. Trotzdem aber bleibt 
die Tatsache bestehen, daß jene Lampe, die vor 50 Jahren 
im Laboratorium aufleuchtete und nach 40 Stunden er- 
losch, den Ausgangspunkt der Beleuchtung durch Glüh- 
lampen und der Entwicklung der Starkstromindustrie 
bedeutete; es bleibt unbestritten, daß Edison alle Möglich- 
keiten, die in seiner Lampe lagen, erkannt und mit er- 
finderischem Blick und großer Energie durchgeführt hat. 

Im Hinblick auf Edisons Verdienste an der Entwick- 
lung der modernen Beleuchtung müssen wir noch einen 
Augenblick bei der Frage nach dem Erfinder verweilen. 
In dem Kampf um die Priorität, den Edisons Erfindung 
auslöste, tauchen in Amerika und England eine Reihe von 
Namen auf, von denen in Amerika 


Sawyer — Man — Maxim, 
in England 
Swan 

die meist genannten sind. Es würde viel zu weit führen, 
die dramatische Geschichte dieser Kämpfe, die sich haupt- 
sächlich vor den Patentämtern abspielten, hier auch nur 
zu streifen. Der Streit ging darum, ob die genannten 
Männer sehon ein Jahr vorher, als Edison sieh noeh mit 
Platinlampen beschäftigte, Glühlampen mit Kohle als 
Leuehtkörper hergestellt hatten. Diese Frage wurde hc- 
jaht, aber gleichzeitig Edisons Lampe als charakteristisch 
verschieden und damit patentwürdiz bezeichnet. Merk- 
würdigerweise tauchte in diesen Kämpfen niemals der 
Name des Mannes auf, der sehon 25 Jahre früher — also 
jetzt vor 75 Jahren — sich mit Glühlampen beschäftigt 
hatte. Niemand wußte, auch Edison nicht, daß sehon im 
Jahre 1854 eine Lichtquelle geschaffen wurde, die man 
im Gegensatz zu noch früheren Experimenten nicht als 
physikalischen Apparat. sondern als wirkliche Glühlampe 
bezeichnen muß. Im Jahre 1848 war der aus Springe bei 
Hannover zebürtire Uhrmacher Heinrich Goebel 
nach Amerika ausgewandert und hatte sich schon in jun- 
zen Jahren neben anderen Problemen mit der elektrischen 
Beleuchtung beschäftigt, wozu er die Anregung sehon in 


Deutschland empfangen hatte. Goebel war ein sehr ge- 
schickter Experimentator und Barometermacher. Wie es 
scheint durch Zufall, wurde er auf die stromleitenden 
Eigenschaften einer verkohlten Bambusfaser aufmerksam 
und, um ihr Verhalten beim Glühen zu beobachten, ver- 
sah er sie mit angekitteten Stromzuführungen und 
selhmolz die Drähte in, die Spitze einer Barometerröhre 
ein. In dieser Röhre erzeugte er das nötige Vakuum, um 
die Kohle vor der Verbrennung zu schützen, und schmolz 
das Ganze ab, So entstand seine erste Glühlampe. Die 
Lampe brannte einige hundert Stunden. Es ist nicht be- 
kannt, wieviel Lampen Goebel hergestellt hat. Verkauft 
hat er sie nicht. Dagegen beleuchtete er das Schau- 
fenster seines kleinen Ladens in New York mit diesen 
Lampen; diese Beleuchtung soll damals erhebliches Auf- 
schen erregt haben. Besonders originell ist ene andere 
Verwendunesart, die er seinen Lampen gegeben hat. Er 
hatte ein zeroßes Fernrohr auf einem Warzen montiert 
und fuhr damit des Nachts durch die Straßen von New 
York, um die Wunder des Sternenhimmels zu zeigen. 
Auf diesem Wagen hatte er einige Lampen montiert, die 
er vom Bock aus bedienen konnte, und die gewisser- 
maßen eine Reklamebeleuchtung für seine nächtliche 
Schaustellunz bedeuteten. Goebel hat sich später mit 
anderen Dingen beschäftigt und ist auf die Glühlampe 
nicht mehr zurückgzekommen. Den Versuch, sie weiter 
zu entwickeln, hat er nicht gemacht. Die großen Mög- 
lichkeiten, die in seiner Lampe schlummerten. hat er nicht 
erkannt. Es ist wahrscheinlich, daß seine Erfindung für 
immer der Vergessenheit anheim gefallen wäre, wenn 
nicht lange Jahre, nachdem die elektrische Beleuchtung 
schon herrschend war. ein Patentprozeß die Erinnerung 
an sie wieder geweckt hätte. Kurz bevor die Edison- 
Patente abliefen, verklasten im Jahre 1893 die Inhaber 
dieser Patente verschiedene Firmen in Amerika wegen 
Patentverletzung, darunter auch die Beacon Vacuum 
Pump and Electrice Company in Boston. Hierbei geschah 
etwas sehr Unerwartetes. Die Firma behauptete, Edisons 
Patente nicht zu verletzen, weil sie nach dem Verfahren 
von Goebel arbeite. Goebel lebte noch. Goebel wurde 
aufgefordert, seine alten Versuche zu wiederholen — be- 
triebsfähige Lampen aus der ersten Zeit existierten nicht 
mehr — und der Prozeß endete mit der Feststellung, daß 
Goebel schon 1854 brauchbare Lampen hergestellt hatte. 
Die spätere Forschung hat keine neuen Tatsachen zutage 
gefördert, und so muß man Goebel unbestritten als den 
ersten Hersteller einer Glühlampe bezeichnen. In dank- 
barer Erinnerung an diese Leistung Goebels hat der 
Elektrotechnische Verein Hannover vor einigen Wochen 
am Geburtshause Goebels in Springe eine Gedenktafel 
anbringen lassen und feierlich enthüllt. 


Um Edisons Verdienste um die elektrische Beleuch- 
tung zu würdigen. die Mißerfolxze anderer Erfinder zu 
verstehen und um im besonderen einzusehen, daß Goebels 
Erfindung ihrer Zeit voraus geeilt und noch nicht in der 
Lage war, die Industrie zu befruchten, müssen wir uns 
in die Zeit von 1878 zurückversetzen und ein Bild vom 
damaligen Stande der Technik gewinnen. Im Jahre 1854 
fehlte eine Kunst, die unbedingt beherrscht werden muß. 
wenn ein L.euchtkörper zum Glühen gebracht werden 
soll, der durch den Sauerstoff der Luft angegriffen wird. 
Goebel hat, wie schon erwähnt, seine Lampe in einem 
Barometer- Vakuum hergestellt. Mit Hilfe des Barometers 
kann man zwar ein Vakuum erzeugen, nicht aber es auf- 
recht erhalten, wenn es später verringert wird, z. RB. 
durch Abgabe von Gasen. die aus dem Leuchtkörper 
stammen. Es fehlte zu Gocbels Zeit die dazu nötige 
Pumpe. Erst 1865 erfand Sprengel die nach ihm be- 
nannte Pumpe; im Jahre 1878 verfüzte man schon über 
einige andere mechanische Methoden, um ein gutes Va- 
kuum herzustellen. So ist die Vakuumtechnik mit der 
Glühlampentechnik enz verbunden; es sei daran erinnert. 
daß in allerneuester Zeit die Herstellung von Sende- und 
Empfängerröhren erst möglich war, nachdem die Vakuum- 
technik sich zur Hochvakuumtechnik weiter entwickelt 
hatte. Noch wichtiger ist die Frare der Stromquellen. die 
für die elektrische Beleuchtung zur Verfügung standen. 
Goebel mußte seine Lampen mit selbst hergestellten Pri- 
märelementen betreiben. Auf dieser Grundlage war cine 
elektrische Beleuchtung unmöglich. Im Jahre 1878 standen 
dagegen elektrische Stromquellen in beliebiger Stärke zur 
Verfügung. Seit Wernervon Siemens 1866 das dy- 
namoelektrische Prinzip entdeckt hatte, waren eine Reihe 
von Maschinentypen entstanden, von denen als die wichtig- 
sten in Europa die von Siemens und Gramme. im 
Amerika die von Wallace. Weston.Hochhausen 
und Brush genannt seien. Als Verbraucher für diese 
Stromauellen kam in erster Linie die Bogenlampe in Fraze. 
An Borenlampen gab es. seit Foucault die erste tech- 


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nisch brauchbare Lampe hergestellt hatte, eine ganze Reihe 
von Typen. Die Bogenlampe hatte sich zu dieser Zeit schon 
ein erhebliches Gebiet erobert, insbesondere die Straßen- 
beleuchtung und die Fabrikbeleuchtung. Aber ihre Vor- 
züge und Nachteile waren so scharf zu erkennen, daß man 
die Grenze ihrer Verwendungsfähigrkeit gegenüber ihrem 
Konkurrenten. dem Leuchtgas. deutlich voraussagen konnte. 
Eine Schwierigkeit, die den Bogenlampen anhaftete, näm- 
lich daß sie sämtlich nur als Einzellampe brennen konnten, 
also jede einzelne von einer besonderen Maschine gesreist 
werden mußte, wurde gerade in diesen Jahren beseitigt. 
Auch die reine Parallelschaltung in einem Stromkreis war 
schon auf dem Wege. Aber einige andere Schwierigkeiten 
waren nicht zu beseitigen. Der Abbrand der Kohle ver- 
ursachte große Bedienungskosten; vor allem war die Teil- 
barkeit bis herunter auf beliebig kleine Lichteinheiten 
nicht möglich. Dies war aber gerade der Vorzug der Gas- 
beleuchtung. Die Probleme der Beleuchtung mit Bogen- 
lampen beschäftigten überall die Elektrotechniker. 


Um diese Zeit, Anfang des Jahres 1878, begann Edison 
sich mit der Frage der elektrischen Beleuchtung zu be- 
schäftigen. Seine Erfindungsgabe hatte er schon auf an- 
deren Gebieten erprobt. Er hatte sich mit dem Telephon 
beschäftigt und den Phonographen erfunden. Für seine Art 
zu arbeiten ist charakteristisch. daß er sich sofort mit 
dem ganzen Problem der elektrischen Beleuchtung befaßte, 
in dessen Rahmen die Glühlampe nur eine Teilfrage vor- 
stellt. Elektrotechnisch gesprochen sollte das System der 
Beleuchtung, das er aufbauen wollte, ganz bestimmte Vor- 
aussetzungen haben. Die Erzeugermaschine sollte, im 
Gegensatz zu den Bogenlampen, mit möglichst hoher Span- 
nung arbeiten. Er erkannte ganz klar. daß hohe Spannung 
notwendig sei. um den Wirkungsgrad der Maschine hoch 
zu treiben und dadurch ihre Dimensionen verkleinern zu 
können. Die bis dahin gebräuchlichen Maschiren für Bogen- 
lamren. die ja mit niedriger Spannung liefen, waren in 
dieser Beziehung sehr ungünstig. Im Stromkreis sollten 
alle Lampen rarallelzeschaltet sein. Endlich sollte die 
nötige Regulierung der Spannung bzw. Stromstärke an 
der Maschine erfolgen und nicht. wie es vielfach üblich 
war. an den Verbraucherstellen. Diesen Forderungen an 
die Maschine mußten nun die Eigenschaften der Stromver- 
braucher, d.h. der Glühlampe, angepaßt werden. Wenn 
viele solcher Lampen in reiner Parnallelschaltung brennen 
sollen. so war das erste Erfordernis, daß sie alle den glei- 
chen Widerstand hatten. Mit Kohle als Leuchtkörper war 
diese Bedingung schwer zu erfüllen. Daher erklärt es sich, 
daß Edison seine ersten Versuche zur Herstellung von 
Glühlampen im Jahre 1878 nicht mit Kohle, sondern mit 
Platin angestellt hat. In einem aus Platin gezogenen Draht 
war die Bedingung zleichmäßizen Widerstandes verhält- 
nismäßig leicht zu erfüllen. Viele hundert Experimente 
machte er. um brauchbare Platinlampen herzustellen. Er 
glaubte schon sehr weit zu sein, denn er untersuchte die 
Möglichkeiten der Beschaffung von Platin und sandte seine 
Agenten in die ganze Welt, um neue Fundstätten zu suchen. 
Aber er scheiterte schließlich an dem zu tiefen Schmelz- 
punkt des Platins. Wollte man überhaupt einigermaßen 
Licht von einer Platinlampe bekommen. so mußte man so 
nahe an den Schmelzpunkt des Platins heranzehen. daß 
der Betrieb unsicher wurde. Heute wissen wir, daß andere 
Metalle, in erster Linie das Wolfram. einen so hohen 
Schmelzpunkt haben, daß man mit guter Lichtausbeute 
eine Lampe betreiben kann. Kurz entschlossen wendete 
Fdison sich 1879 der Kohle zu. Nach vielen Versuchen 
landete er bei einem hufeisenförmigen Kohlefaden. der 
aus Karton geschnitten. mit Teer und Laimpenruß be- 
striehen und verkohlt wurde. Ein solcher Faden brannte 
heute vor 50 Jahren in Edisons Lampe. Das Besondere 
dieser Lamre ist. daß an ihr Edison erkannte. daß er mit 
Kohle auf dem rechten Were war; denn die Lampe brannte 
enügend lange. um die Hoffnung zu geben. auf dieser 
Grundlage eine technische Herstellung zu ermösrrliehen. 
Die Kohle verbrauchte etwa 5 W/K. eine Lichtausbeute, 
die den Wettbewerb mit dem Leuchtgzas durchaus mög- 
lich erscheinen ließ. Außerdem hatte die Kohle im Ge- 
wensatz zu Platin den gewünschten hohen Widerstand, 
so daß der Leuchtkörper einerseits genügend klein 
war, anderseits günstig gebaute Stromerzeuger zu ihrem 
Betrieb verwendet werden konnten. Die äußere Form der 
Lampe war ganz ähnlich der uns heute noch vertrauten 
Form der Kohlefadenlampe. Sie hatte eine birnenförmire 
Crlashülle, die Stromzuführung erfolgte durch zwei luft- 
dicht in das Glas eingeschmolzene Platindrähte, an die 
der Kohlefaden angekittet war. An Stelle von Papier ver- 
wendete er sehr bald eine verkohlte Bambusfaser, die eine 
dichte Kohle von gleichmäßizem Widerstand gab. Mit der 
Glühlampe und der Maschine war aber das System der 
elektrischen Beleuchtung, wie es Edison sich dachte, durch- 


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v 


aus noch nicht fertig. Ältere Glühlampen hatten meist 
zwei freie Drahtenden, die aus dem Glas herausragten. 
durch die die Frage der Verbindung mit dem Leitungsnetz 
noch nicht gelöst war. Edisons Lampe hatte sehr bald 
einen Schraubsockel, der heute noch unter dem Namen 
Edison-Sockel bekannt ist. Zu ihm gehört als entsprechen- 
des Installationselement die Fassung. Die Frage der In- 
stallation der Glühlampe war überhaupt von Grund aus 
zu lösen, wenn, wie es Edison vorschwebte, die Lampe von 
Laien ausgewechselt werden sollte. ohne daß das elek- 
trische System durch Brennen oder Nichtbrennen von 
Lampen beeinflußt wurde. Die Ausführung dieses Teiles 
seines Planes wurde in ganz hervorragender Weise unter- 
stützt durch einen Mann, der sich um die deutsche Elektro- 
technik große Verdienste erworben hat. Sigmund 
Bergmann hatte in Amerika in Edisons Laboratorium 
gearbeitet. Als Edison Newark verließ, hatten sich die 
beiden getrennt. Bergmann hatte in New York eine eigene 
Fabrik aufgemacht. Edison übertrug ihm später die Her- 
stellung des ersten verkaufsfertigen Modells des Phono- 
graphen. Auch bei der Einführung der Glühlampe arbei- 
teten beide Männer eng zusammen. Edison war Teilhaber 
der Bergmannschen Firma. Die Firma beschäftigte sich 
mit der Ausbildung des gesamten Installationsmaterials 
für die neue Glühlampe. Sockel und Fassung wurden schon 
erwähnt. Es wurden die Schalter entwickelt, von denen 
es sehr bald Hahnschalter. Druckknopf- und Hebelschalter 
gab. Die Isolierung der Drähte wurde durchgebildet. Die 
Anfänge des Beremann-Rohres gehen auf jene Zeit zurück. 
Als weiteres wichtiges Element wurden die Sicherungen 
entwickelt. Dadurch wurde die Brandgefahr stark ver- 
rinzert, die bei den damaligen Anlagen für Bogenlampen 
nicht unerheblich war. Endlich mußten passende Arma- 
turen und Beleuchtuneskörper gebaut werden, von denen 
es schr bald eine große Zahl von Modellen gab. So ent- 
stand durch die Anregung Edisons und den praktischen 
Blick Bergmanns in weniger als vier Jahren ein geschlos- 
senes Installationssystem, das die Verwendung der Glüh- 
lampe unter den verschiedenartigsten Verhältnissen ge- 
stattete. Es wurde ergänzt durch die Erfindung eines elek- 
trolytischen Stromzählers durch Edison. 

Edisons Energie in dem Ausbau seiner Erfindung war 
cbenso groß wie sein Glaube an die Bedeutung derselber. 
Durch Inanspruchnahme der Zeiturgen sorgte er sehr leb 
haft für das Bekanntwerden seiner Lampe. Da er wirk- 
lich alles vorausgesehen und vorbereitet hatte, was für 
ihre Entwicklung notwendig war, sn fand er auch sehr bald 
die Geldgeber, die die technische Verwertung der Erfin- 
dung übernahmen. Nicht nur technisch ist die Erfindung 
der Edison-Lampe außergewöhnlich schnell gefördert wor- 
den, auch wirtschaftlich ist sie unerhört rasch in alle 
Länder der Erde gedrungen. 1880 stellte Edison die erste 
Lampe fabrikmäßig in einer von ihm gegründeten Gesell- 
schaft her. Sein erster Auftrag war die Beleuchtung des 
Dampfers „Columbia“, der am 2.V.1880 zum erstenmal 
elektrisch beleuchtet wurde. Der leitende Ingenieur be- 
richtete, daß die ersten Lampen mit den erwähnten Leucht- 
körpern aus Papier recht schlecht waren, daß aber die 
bald darauf gelieferten Lampen mit Leuclitkörpern aus 
Bambusfasern. zu denen Edison übergegangen war, gute 
Ergebnisse geliefert hätten. Die erste Zentrale, die er in 
New York erbaute, kam am 4. IX. 1882 in Betrieb. Sie um- 
faßte 85 Häuser mit 2300 Lampen, die zwei Jahre später 
auf 500 Häuser mit 11000 Lampen ausgebaut wurde. Zu 
dieser Zeit brannten in Amerika 307 Anlagen mit 59 000 
Lampen. Abgeschen davon baute Bergmanns Gesellschaft 
viele Anlagen für alle möglichen Zwecke, u. zw. nicht 
nur in Amerika, sondern auch in England und auf dem 
Kontinent. Auf dem Kontinent waren Edison-Lampen zum 
ersten Male auf der Pariser Weltausstellung 1881 erschie- 
nen, wo sie das Interesse aller europäischen Elektrotech- 
niker erweckten, jedoch noch sehr verschieden beurteilt 
wurden. Dort sah auch EmilRathenau die Lampen, er- 
kannte sofort ihre Bedeutung und trat in Beziehungen zu 
dem Inhaber der amerikanischen Edison-Patente. 1882 ließ 
er eine Probebeleuchtung in der Wilhelmstraße ausführen. 
1883 fand die Gründung der Deutschen Edison-Gesellschaft 
statt, aus der, wie bekannt, die AEG hervorging. Haupt- 
arbeitszebiet der Deutschen Edison-Gesellschaft war in den 
ersten Jahren die Herstellung von Glühlampen und die 
Einrichtung vollständiger Beleuchtungsanlagen nach Edi- 
son. Normale Anlagen zu jener Zeit waren solche von 2, 
5, 8, 18 und 32 PN; letztere konnten 255 Lampen zu 16 Ker- 
zen aufnehmen. Werner von Siemens erhielt die ersten 
Nachrichten über die Glühlampe nicht von Edison sondern 
über England von Swan. Eigene Versuche, Glühlampen 
herzustellen, führten nicht zu dem gewünschten Erfolg, 
so daß, als Siemens & Halske 1883 die Fabrikation von 
Glühlampen aufnahm, auch diese unter Edison-Patenten 
hergestellt wurden. 


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21. November 1929 


Ähnlich rasch ist die Entwicklung in anderen Liin- 
dern gewesen. Von der Aufregung, die damals die celek- 
trische Beleuchtung, u.zw. sowohl die Bogenlampe wie 
die Glühlampe. in den Kreisen der Elektrotechnik und 
der Finanzwelt hervorrief, kann man sich heute schwer 
mehr einen Begriff machen. IIunderte von Erfindungen 
und Verbesserungen tauchten auf, mußten geprüft, einge- 
führt oder verworfen werden. Ihre patentrechtliche Be- 
deutung mußte geklärt werden: schließlich wollte die 
Finanzwelt wissen, ob sie der Erfindung Geld anvertrauen 
könnte. Werner von Siemens spricht 1878 in einem Briefe 
an Prof. Schellen in Köln von einem walırhaft entsetzlichen 
elektrischen Beleuchtungszetümmel. Im Mittelpunkt der 
zanzen Bewegung stand der Name Edisons: mehr und mehr 
wurde klar, daß der Weg, den er sich für die Entwicklung 
vorgenommen, der richtige war. Die Bedeutung seiner 
Erfindung kann nicht treffender charakterisiert werden, 
als durch das Urteil der beiden Männer, die schon erwähnt 
worden sind und die in ganz besonderem Maße mit der 
Entwicklung verflochten waren. Walter Rathenau 
urteilt schon 1881: „Trotz beachtenswerter Resultate, 
welche mit elektrischem Bogenlicht bisher erzielt wurden, 
tritt die Unzulänglichkeit des letzteren für Zwecke des 
häuslichen und gewerblichen Lebens sowie die Notwendig- 
keit immer mehr hervor, das elektrische Licht mit Eigen- 
schaften auszustatten. welche alle Vorteile der vorhande- 
ren Beleuchtungsarten aufwieren und die mit letzteren 
verbundenen Nachteile beseitigen. mit anderen Worten: 
Elektrisches Licht muß annähernd Form und Verwen- 
dungsweise des Gaslichtes — als der bisher vorteilhafte- 
sten Beleuchtungsart — annehmen. 

Dieser Bedingung konnte das Boeenlicht nieht ent- 
sprechen, weil es an Mitteln fehlt, die intensiven Licht- 
quellen durch Teilung jeder Verwendungsweise anzupas- 
sen, weil ferner Gefahren mit den hochgespannten Strömen 
verbunden und die zur Erzeugung der letzteren dienenden 
Apparate wegen komplizierter Mechanismen häufigen Stö- 
rungen ausgesetzt waren. Unter solchen Umständen muß 
Edisons System, welches alle Vorzüge vorhandener Be- 
leuchtunegen in potenziertem Maße besitzt und frei von den 
ienen anhaftenden Fehlern und Mängeln uns entgegentritt, 
als epochemachendes Ereignis betrachtet werden. 

Um der Glühlampe die alleemeine Verbreitung zu 
verschaffen. zu welcher sie entschieden berufen ist. rich- 
tete Edison sein nächstes Ziel auf Anlage von Zentral- 
stellen zur Erzeugung des elektrischen Stromes und auf 
Konstruktion der Leitungen zur Verteilung desselben an 
die einzelnen Lampengruppen. Auch in diesem Teil der 
vlänzend gelösten Aufgabe schmiegte er sich gebräuch- 
lichen Einrichtungen der Gasbeleuchtung innig an. wie 
beispielsweise die Apparate zur Messung der verbrauchten 
llektrizitätsmengen erkennen lassen. die nach Art von 
(rasuhren konstruiert sind.“ — Und Werner von Siemens 
schreibt in einem Briefe aus dem Jahre 1886 — nachdem 
er in demselben Briefe auseinandergesetzt hat. daß sein 
Urteil sich erst allmählich gebildet habe —: „Edison hat 
durch neue Ililfsmittel und richtige Kombination einen 
bis dahin nicht vorhandenen technisch verwertbaren 
Gegenstand — die Edison-Glühlampe — geschaffen. Die 
Erfindungsgedanken, welche ihn leiteten, sind: 

1. Die Herstellung der notwendigen dünnen und dabei 
hinlänglich festen Kohlefäden durch organisch hoch- 
erhitzte Faser. 

2. Der vollkommen hermetische Finschluß derselben. 

3. Das möglichst absolute Vacuum zur Beseitigung der 
Verstäubung. 

Diese allein zum Ziele führende Kombination exi- 
stierte vor Edison nicht. Es würde also unrecht sein, ihn 
nicht im Besitze seines Patentrechtes zu schützen. Mögen 
daher die Einzelheiten der Erfindung schon teilweise oder 
auch ganz bekannt gewesen sein, die praktisch brauchbare 
Edison-Lampe ist durch ihn zuerst in die Welt gekommen, 
ist also seine Erfindung.” 

Edison ist heute 82 Jahre alt.. In Anerkennung seiner 
Verdienste um die Entwicklung der elektrischen Beleuch- 
tung hat der Elektrotechnische Verein ihn schon vor lan- 
sen Jahren zu seinem Ehrenmitglied ernannt. Es ist be- 
kannt, daß die weitere Entwicklung der Glühlampenbe- 
leuchtung noch einmal einen Aufenthalt erfahren hat da- 
durch, daß das Leuchtgas als Gaselühlicht etwa um die 
Jahrhundertwende noch einmal in Konkurrenz mit ihr 
trat. Der Ersatz des verhältnismäßig viel Strom verbrau- 
chenden Kohlefadens durch wirkunesvollere Leuchtkörper 
hat dann diese Konkurrenz wieder beseitigt. In den letz- 
ten 25 Jahren hat über die Nernstlampe, die Tantallampe, 
die Ösmiumlampe und endlich die Wolframlampe die Glüh- 
lampenbeleuchtung die beherrschende Stellung erworben. 
Glanzvoll in der Menge, zweckmäßig in der Anwendung 
und billig erstrahlt heute das elektrische Licht überall, 


wo cs gilt, das Tageslicht zu ersetzen. Jeder Wunsch 
einer besonderen Beleuchtung kann heute spielend erfüllt 
werden. Goldenes Jubiläum des Lichtes nennen die Ame- 
rikaner die Zeit, in der sie diesen Siegeszug der elektri- 
schen Beleuchtung feiern. In den Mittelpunkt des Er- 
innerus stellen sie stolz ihren Mitbürger und Erfinder 
dison, aus dessen Händen vor 50 Jahren die Edison- 
Lampe hervorging. Auch wir haben alle Veranlassung, 
uns dankbar dieser Zeit und des Mannes zu erinnern, der 
durch seinen technischen Weitblick diesen Siegeszug 
eingeleitet hat. Unbestritten erstrahlt der Ruhm Edisons 
als des Mannes, der den ncuen Weg eröffnet hat, des 
Mannes, der durch scine Erfindung Tausenden und Tau- 
senden von Menschen Arbeit gegeben und die Schaffung 
wirtschaftlicher Werte von ungeheurem Umfang einge- 
leitet hat. | 


Vorsitzender: In Ihrer aller Namen danke ich Herrn 
Dr. Finckh herzlich für seine ausgezeichneten Worte. 
Ihr reger Beifall hat gezeigt, daß er Ihnen aus dem Her- 
zen gesprochen hat. Die Festlichkeiten zu Ehren Edisons 
in Amerika haben, wie Sie bereits hörten, gestern ihren 
Höhepunkt erreicht. Ich habe aus diesem Anlaß am 
20. Oktober folgendes Telegramm an Edison abzesandt: 


„Anläßlich des Glühlampenjubiläums sendet der 
Elektrotechnische Verein seinem hochverehrten Ehren- 
mitgliede die herzlichsten Glückwünsche. Der Verein 
wird gemeinsam mit befreundeten Gesellschaften in 
einer besonders feierlichen Sitzung am 2%. Oktober 
der unvergänglichen Verdienste seines Ehrenmitglieds 
um die Entwicklung der Glühlampentechnik geden- 

en. 


Ich darf hoffen, daß die Gefühle, die aus diesem Tele- 
gramm sprechen, von Ihnen allen geteilt werden. 


(T,ebhafte Zustimmung.) 


Wir kommen nun zum dritten Gegenstand der Tages- 
ordnung, zu dem Vortrag des Herrn Professor Dr. Pi- 
rani über: „Fortschritte und Entwicklunsesmörlichkeiten 
auf dem Gebiete der Leuchtröhren.“ — Ich erteile Herrn 
Professor Dr. Pirani das Wort. 

Der von interessanten Versuchen begleitete Vortrag 
löst lebhaften Beifall aus. 


Vorsitzender: Meine Damen und Herren! Es bleibt 
mir noch die angenehme Pflicht, Herrn Professor Dr. 
Pirani für seinen außerordentlich interessanten und 
lichtvollen Vortrag unseren herzlichsten Dank Auszuspre- 
chen. Sie haben es bereits getan durch den lebhaften Bei- 
fall, den Sie ihm gespendet haben. 


Neuanmeldungen zum Elektrotechnischen Verein e. V. 


j | Falkenhain 
r Elisabeth. Dr. phil.. Bln.-Charlottenburg 
Borries, Bodo, Dipl.-Ing., Blin.-Charlottenburg 
Illenberger, Justin. Dipl.-Ing.. Bin.-Charlottenburg 
Karl. Oberpostrat, Bin.-Steglitz 
ardt, Fritz. Ingenieur, Berlin 
n, Karl. Telegrapheninspektor, Bin.-Tempelhot 
. Werner. Dipl.-Ing.. Bin.-Siemensstadt 
cht, Willy, Ingenieur, Bin.-Charlottenburg 
a. K., Elestroine., Berlin 
wskv, Herbert, Ingenieur, Bin.-Treptow 
er, Johannes, Konstrukteur, Berlin 
lwin, Ingenieur, Bin.-Karlshorst 
‚ Georg. Ingenieur. Bin.-Tegel 
‚ Kurt, Techniker, Berlin 
ne, Fischel, Dipl.-Ing.. Berlin 
r, Hans, Dipl.-Ing., Bin.-Charlottenburg 
pack. Hans, Dipl.-Ing., Berlin 
h, Wilhelm, Ingenieur. Wien-Gesthof 
ın. Fritz, Dipl.-Ing., Bin.-Oberschöneweide 
Alfred, Postrat, Dr., Bin.-Steglitz 

Heinrich, Dipl.-Ing., Zeuthen í. d. Mark 
Imann, Harry. Elektroing.. Berlin 

er, Hanns-Joachim. Dipl.-Ing., Bin.-Charlottenburg 


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Elektrotechnischer Verein e.V. 
Der Generalsekretär: 
Dr. Schmidt. 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 


Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


Kommission für Bahnwesen. 


Die Kommission veröffentlicht nachstehend folzende 
von der Normgruppe „Bahnen“ des Zentralverbandes der 
deutschen elektrotechnischen Industrie aufgestellte Norm- 
blattentwürfe: 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47 


21. November 1929 


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21. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


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21. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


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Noch nicht endgültig 
Elektrische Bahnen 


Einpolige elektrische Bremskupplung 
Rosetten 


DIN 


Entwurf 1 


Eiektrotechnik | VDE 3194 


Form A 
für den Kabelans:hluß 
Bezeichnung: 

Rosette A VDE 3194 


Form B 
für die Verbindungstasche 
Bezeichnung: 

Rosette B VDE 3194! 


Form C 
für die Blindtasche 
Bezeichnung: 

Rosette C VDE 3194 


Ausführung: bearbeitet 
Werkstoff: Hartholz in 
Leinöl gekocht 


Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. 


November 1929 "band Deutscher Verkehrsverwaltungen E.V. 


DIN VDE 31%, Elektrische Bahnen, einpolige elektrische 
Bremskupplung, Klaue. 

DIN VDE 3191, Elektrische Bahnen, einpolige elektrische 

Br:mskupplung, Kabelanschluß. 


Elektrische Bahnen, einpolige elektrische 
Bremskupplung, Verbindungstasche. 


Elektrische Bahnen, einpolige elektrische 
Bremskupplung, Blindtasche. 


Elektrische Bahnen, einpolige elektrische 
Bremskupplung, Rosetten. 


Einsprüche gegen diese Entwürfe sind in doppelter Aus- 
fertigung bis zum 30. Dezember 1929 an die (seschäftstelle 
des VDE zu richten. 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


DIN VDE 3192, 
DIN VDE 3193, 
DIN VDE 3194, 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechn. Gesellschaft Hannover. 26. XI. 1929, 
abds. 8 h, Hörsaal 42 der T. H.: Lichtbildervortrag Dipl.-Ing. 
Blänsdorf „Zunahme der Leistungen, Drücke, Tempera- 
turen und Spannungen der Dampfturbosätze“. 

Elektrotechn. Verein Leipzig. 26. XI. 1929, abds. 8h, 
Hotel Sachsenhof: Lichtbildervortrag Dir. Gruber, „Das 


Problem der Energieaufspeicherung in der Elektrizitäts- 
wirtschaft.“ 


Pomm. Elektrotechn. Verein, Stettin. 22. XI. 1929, 
abds. 8% h, Konzerthaus: Vortrag Dir. Probst, „Die 
Schalteinrichtungen des 600 000 kW-Großkraftwerks Buenos- 
Aires im Vergleich mit den Großkraftwerken Deutschlands, 
Englands ‚-Frankreichs und Nordamerikas“. 


Württ. Elektrotechn. Verein, Stuttgart. 24. XI. 1929, 
vorm. 11h, Stuttgarter Planetarium: Sonderveranstaltung, 
u.a. Vorführung des Foucaultschen Pendelversuchs. 


Röntgen-Vereinigung und Ärztlicher Verein für Strah- 
lenkunde, Berlin. 28. XI. 1929, abds. 8 h, Hörsaal des Inst. 
f. Strahlenforschung, Berlin, Luisenplatz 7: a) Vortrag 
Schneider, „Die biologische u. physikal. Dosierung in 
ihrer prakt. Bedeut. für die Röntgentherapie“. b) Vortrag 
Feus, „Demonstration von Thoraxbildern bei Lymphogra- 
nulomatose“. c) Vortrag H. Behnken, „Dosimetrische 
Untersuch. über Röntgenstrahlenschutz u. Strahlenschutz- 
röhren“. 


Physikalische Gesellschaft zu Berlin. 22. XI. 1929, 
nachm. 5% h, gr. Hörsaal des Physikal. Inst. d. Universität, 
Reichstagsufer 7—8: a) Vortrag P. Pringsheim, „Über 
den Einfluß von Fremdgasen auf die Absorption der Resonanz- 
linie in Quecksilberdampf“. b) Vortrag F. Simon, „Be- 
schreibung einer Anlage zur Erzeugung sehr tiefer Tempe- 
raturen. Die spezifischen Wärmen der Wasserstoffmodifika- 
tionen im festen Zustande von 2° abs. aufwärts.“ 

Hannoversche Hochschulgemeinschaft. 29. u. 30. XT. 
1929: 11. Hannoverscher Hochschultag. U. a. 30. XT. 1929, 
nachm. 4h, Hörsaal 151 der T.H.: Vortragsfolge: „Die 
deutsche Elektrowirtschaft“. a) Prof. G. Dettmar, „Die 
Elektrizitätsversorgung Deutschlands“. b) Generaldir. M. 
Krone, „Die Elektrizitätsverteilung“. c) Generaldir. A. 
Bannwarth, „Bau neuzeitl. Großkraftwerke“. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Ein neuer Weg zur Begrenzung hoher Kurzschlußströme. 


Die Darlegungen von Dr.-Ing. KÜPPERS (ETZ 1929, 
S. 674) über die Begrenzung von Kurzschlußströmen durch 
Wirkwiderstände, die ihren Widerstandswert stark mit der 
Temperatur steigern, kommen zu dem Ergebnis, daß der- 
artige Widerstände gegenüber Drosselspulen nur den ein- 
zigen, im allgemeinen aber vollständige bedeutungslosen 
Nachteil etwas höherer Verluste bei Nennbetrieb hätten. 
Diese Behauptung scheint mir einen wichtigen Gesichts- 
punkt zu tibersehen. 

Die Drosselspule gestettet, für einen durch die zulässige 
Kurzschlußstromstärke gegebenen Widerstandswert die zu- 
lässige Einschaltdauer in weiten Grenzen durch Änderung 
des Kupferauerschnitts willkürlich zu wählen. Bei dem 
temperaturabhängigen Widerstand besteht diese Freiheit 
nicht, die zulässige Kurzschlußstromstärke bedingt viel- 
mehr die zulässire Einschaltdauer. Dies begrenzt die Ver- 
wendbarkeit solcher Widerstände in gewissem Umfange. 

Will man z. B. in einem größeren Verteilungsnetz die 
Kurzschlußstromstärken in üblicher Weise durch Einbau 
solcher Widerstände in die Speiseleitungen begrenzen, so 
muß man damit rechnen, daß die Ölschalter etwa bei den 
Anschlüssen der Stromabnehmer mit unverzögerter Aus- 
lösung versehen sind, daß aber von dort aus bis zum Speise- 
leitungschalter unter Umständen mehrere Ölschalter hinter- 
einanderliegen, deren Auslösezeiten zur Erzielung selck- 
tiver Abschaltung gestaffelt sind. Es ergibt sich dann 
ohne weiteres für den Speiseleitungschalter eine Auslöse- 
verzögerung, die zehnmal so groß, wenn nicht größer sein 
kann als bei dem unverzögert auslösenden Schalter. Der 
Widerstand muß nun so bemessen werden, daß er in der 
Eigenzeit von beispielsweise 0,3 s des unverzögert aus- 
lösenden Schalters eine Temperatur erreicht, die den Kurz- 
schlußstrom auf den für diesen Schalter zulässigen Wert 
herabsetzt. Nach den Mitteilungen von Dr.-Ing. KÜPPERS 
kommt dafür eine Temperatur in der Gegend von 800 ° 
in Betracht. Tritt nun em Kurzschluß in der Speiseleitunz 
auf, deren Ölschalter mit einer Verzögerung von beispiels- 
weise 3 s ausgelöst wird, so würde der Widerstand diese 
Belastung von zehnfacher Dauer zweifellos nicht vertra- 
gen und schmelzen. 

Ähnliche Schwierigkeiten ergeben sich, wenn man mit 
der Möglichkeit rechnen muß, daß mehrmals kurz hinter- 
einander auf einen Kurzschluß geschaltet wird. 

Diese enge Verknüpfung von zulässiger Kurzschluß- 
stromstärke und Einschaltdauer, die nur einen geringen 
Spielraum gewährt, muß bei der Anwendung des neuen 


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Sehutzmittels, das im übrigen zweifellos sehr wertvoll nne 
vielseitig anwendbar sein dürfte, stets im Auge behalten 
werden. 


Mannheim, 10. V. 1929. Dipl.-Ing. A. Groß: 


Erwiderung. 


Die Behauptung des ern Dipl.-Ing. GROSS, daß bei 
dem temperaturabhänrizen Widerstand die zulässire Kurz- 
schlußstromstärke die zulässige Einschaltdauer bedinge, 
ist in dieser Form nicht zanz zutreffend. Auch der tempe- 
raturabhänzize Widerstand gestattet durch Änderung des 
Querschnittes eine sehr weitgehende Beeinflussung der 
zulässigen Einschaltdauer. Allerdings steht letztere in 
einem bestimmten Verhältnis zu der für die Erreichung 
der Schutzwirkungz erforderlichen Mindestzeit, die ihrer- 
seits wieder durch die Auslösezeit der zu schützenden 
Schalter bedingt ist. 

Auf S. 677 habe ich schon nachgewiesen. daß die 
Schutzwirkunz ohne weiteres innerhalb einer Zeit erreich- 
bar ist. die nur etwa den zehnten Teil derienizen ausmacht, 
die dem Widerstand ohne Gefahr des VDurchbrennens zù- 
wemutet werden kann. Das entspricht also schon den Er- 
fordernissen des von Herrn GROSS anreführten Beispieles. 
Darüber hinaus besteht aber noch die Möglichkeit, durch 
Änderung des normalen Spannunvsabfalls das Verhältnis 


zwischen Sehutzwirkungzszeit und zulässirer Einschalt- 
dauer sehr weitrehend zu verbessern. Es macht keine 


Schwierigkeit, innerhalb wirtschaftlicher Grenzen dieses 
Verhältnis auf 1:20 bis 1:25 zu steigern. 

Es fragt sich nur, ob eine derartige Verlängerung der 
Einschaltdauer praktisch notwendig ist. Man soll das zur 
Begrenzung des Kurzschlußstromes dienende Sehutzmittel 
(Drosselspule oder Widerstand) nach Möglichkeit immer 
dahin legen, wo es für die zgerinzrstmörliche 
Durchgangsleistung bemessen werden kann. denn 
da hat es die größte Schutzwirkunz. Der Schutzwider- 
stand gehört also in dem von Herrn GROSS betrachteten 
Beispiel nieht in die mehrere Unterverteilunsen be- 
liefernde IHauptspeiseleitunz, sondern er gehört vor 
oder hinter den letzten Abzweierschalter, der die eigent- 
heh zu schützenden Schalter mit Strom versorgt. Für diese 
Kinbauweise lassen sieh aber Wirkungszeit und Einschalt- 


dauer mit Leichtigkeit auf die erforderlichen Werte 
bringen. 
Daß die nenen Bezrenzungyswiderstände bei ihrer 


Billigkeit gerade ihren Einbau in Abzweigekleiner 
Leistung gestatten, ist m. E. ein großer Vorteil. Daß 
ihr Anwendungsgebiet nicht allumfassend sondern in ge- 
wisser Weise beschränkt ist, habe ich in meiner Arbeit 
selbst bereits erwähnt. Diese Beschränkung habe ich 
allerdings nicht, wie Herr Dipl.-Ing. GROSS wünscht, als 
besonderen Nachteil gekennzeichnet. 

Die von Ilerrn GROSS ferner befürchteten Schwierig- 
keiten bei einem mehrmals kurz hintereinander erfolgen- 
den Einschalten auf Kurzschluß sind m. E. praktisch ohne 
erhebliche Bedeutung. Es ist doch wohl allzemein üblich, 
daß nach einem selbsttätigen Auslösen eines Schalters bis 
zum Wiedereinschalten stets eine gewisse Zeit (meistens 
einige Minuten) gewartet wird. Diese Zeit genügt für 
die Berrenzungswiderstände vollauf zur ausreichenden Ab- 
kuühlung, da sie ja ohnehin schon eine sehr geringe Masse 
bei großer Abkühlunzsoberfläche besitzen. Demgegenüber 
bedarf eine Drosselspule einer viel längeren Abkühlunrs- 
zeit. Sie würde also, wenn wirklich mehrmals kurz hinter- 
einander auf einen Kurzschluß geschaltet wird, die für sie 
gefährliche Temperaturgrenze u. U. sogar leichter er- 
reiehen können, als der Eisenwiderstand. Dabei sei aber 
nochmals daran erinnert, daß bei einer vorkommenden Zer- 
störunz einer Drosselspule stets ein viel größerer Wert 
verloren geht. als wenn die billiren und leicht ersetzbaren 
Fisenbänder des Beerenzungswiderstandes durehbrennen. 

Selbstverständlich will ich nicht behauptet haben, daß 
die Eisenwiderstände überall und in jeder Beziehung der 
Prosselspule überlegen seien. Die Drosselspule wird ihr 
Feld für eroße Durcheanesleistunzgen, hohe Spannungen 
und besonders lange Einschaltzeiten stets behaupten. In 
vielen Fällen kann es auch durchaus zweckmäßig sein, 
beide Schutzmittel wleichzeitiz anzuwenden. Is hängt 
stets von den jeweilizen Betriehsverhältnissen ab. Immer- 
hin ergibt sich aber für das neue Schutzmittel ein sehr 
umfangreiches Anwendungsgebiet, innerhalb dessen 
es gegenüber der Drosselspule wesentliche Vorteile für 
sich beanspruchen kann. 

Kassel-Wilhelmshöhe, 28. VI. 1929. 


Ir Inc K. Küppers. 


Die Stromversorgungsanlagen der Deutschen Reichspost. 


Die auf S. 1254 der ETZ d.J. erwähnten Argonal- 
Gleichriechter sind von unserer Firma anszeführt und ge- 
liefert worden. 


Berlin, 29. X. 1929. 


Deutsche Telephonwerk= u. Kabelindustrie 
Aktiengesellschaft. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Die Bildtielerraphie. Von Dipl.-Ing. G. Fuchs. 
2. erw. Aufl. Mit 37 Abb., 2 Taf. u. 144 S. in er. ba 
Verlag von Georg Siemens, Berlin 1928. Preis geh. 6 RM: 
geb. 7,50 RM. 

Gegenüber der ersten, im Jahre 1926 erschienenen 
Auflage, welche auf S. 38 der ETZ d. J. besprochen wurde, 
weist die vorliegende zweite Auflage. entsprechend den 
bedeutenden Fortschritten der Bildtelerraphie in den 
letzten Jahren, Iörweiterungen auf, die auf diese Fort- 
schritte Rücksicht nehmen. Der Abschnitt über die licht- 
elektrischen Zellen und die auf der Verwendung von licht- 
elektrischen Zellen beruhenden Sendemethoden ist einer 
durehgreifenden Umarheitung unterzogen worden, die Ab- 
tastungz im diffus reflektierten Lichte ist neu hinzugekom- 
men. Die Fortschritte in der Synehronisierunz werden 
in dem neu hinzuzrekommenen Absehnitte VI: bie lünrste 
Entwicklung der Bildtelegraphie (1925 ... 1928) S. 139 ... 141 
in sehr präxwnanter Weise charakterisiert. Es ist erfreu- 
lich, daß der Verfasser die Zukunftsaufgaben der Bild- 
telerraphie, im besonderen das elektrische Fernsehen. mit 
der kritischen Lupe des Fachmannes, nicht mit dem vielen 
Journalisten eigenen Optimismus betrachtet. Wenn auch 
ein Fernsehen grober Bilder schon jetzt mit Hilfe ver- 
hältnismäßig einfacher Mittel möglich ist, sind wir von 
einem wirtschaftlichen Fernsehen noch sehr weit entfernt: 
für ein solches Fernsehen müssen noch Probleme der Tele- 
eraphentechnik gelöst werden, die mit der eizentlichen 
Bildtelegraphie zunächst gar nichts zu tun haben. Ts ist 
daher durchaus zu verurteilen, wenn heute schen von 
manchen Zeitungschreibern der Stand der Bildtelerraphie 
so hinzestellt wird, als ob wir bald im eigenen Heim 
Tbeatervorstellunzen mit dem Auge folgen könnten. Es 
ist viel besser, daß, wie in dem vorliegenden Buche, auf 
die noch zu überwindenden Schwierigkeiten aufmerksam 
gemacht und der Leser vor übertriebenen Hoffnungen ge- 
warnt wird. Das Buch kann als ein Werk, das von einem 
mit der Materie wohl vertrauten Fachmanne geschrieben 
ist, aufs beste empfohlen werden. A. Korn. 


Handbuch der physikalischen und techni- 
schen Mechanik. Herause. v. Prof. Dr. F. Auer- 
bach u. Prof. Dr. W. Hort. Bd. 1, Lief. 2. Mit 303 Abh. 
im Text, VIII u. 388 S. in er. 8°. Verlag von J. A. Barth, 
Leipzig 1928. Preis geh. 37,50 M. 

Das Handbuch der physikalischen und technischen 
Mechanik ist durch einen weiteren Band, und zwar L.ief. 2 
des Bandes I, ergänzt worden. — M. Winkelmann 
leitet diesen Band mit einer Besprechung der Prinzipien 
der Mechanik ein. Ausgehend von grundsätzlichen Er- 
wärungen mit historischen Ergänzungen werden die ele- 
mentaren Grundsätze der Mechanik erörtert, woran sich 
die allzemeinen Sätze der Systemmechanik und die Diffe- 
rentialprinzipe anschließen. Neben den bekannten Sätzen 
von Boltzmann, d’Alembert, Lagrange usw., die in ams- 
gezeichneter Klarheit dargestellt werden, wird auf dir 
moderne Auffassung der Systemmechanik, wie sie dureh 
Hamel in seinem klassischen Lehrbuch, ausgehend von 
Volumenelement, aufgebaut wird, eingegangen.  Abge- 
schlossen wird dieses erste Kapitel durch die Integral- und 
Minimumprinzipe, die unter Verwendung vektorieller Dar- 
stellung sehr anschaulich wirken. Nachdem hiermit ein 
Überblick über das gesamte Gebiet der Mechanik gereben 
ist, folet eine Behandlung der Geometrie der Massen 
durch R. Skutsch, wobei allgemeine Betrachtungen 
über Schwerpunkte, Momente 1. und 2. Grades dureh Bri- 
spiele sehr instruktiv ergänzt werden. Es schließt sich 
an die geometrische Bewerungslehre von R. Beyer, 


der für die ebene und räumliche Bewegung die be- 
kannten Sätze der freien und gebundenen Bewerune. 


der Schiebung, Drehung, der Gesehwindiekeits- und Be- 
schleunigungesverhältnisse sowie der Relativbewerune 
mit zahlreichen Beispielen behandelt. In der Kinematik 
der Schwingungen und Wellen wird von F. Auerbach 


21. November 1929 


alles Grundlegende der Theorie der Wellenbewerungen, 
wie Fourierschwingungen, Lissajouschwingungen, Koppel- 
schwingungen, Schwebungen, Reflexion, Brechung, Inter- 
ferenz usw. eingehend erörtert. Die Zwanglaufmechanik 
von R. Beyer ist aufgebaut auf grundsätzliche Bemer- 
kungen über die Elementenpaare, um dann einzelne Ge- 
triebearten sowie rechnerische und graphische Metho- 
den zur Getriebesynthese zu besprechen. In einem weite- 
ren Abschnitt, Allgemeine und graphische Statik, geht 
H. Reißner von prinzipiellen Betrachtungen über 
Kraftbegriff und Kraftarten aus und behandelt dann Kraft- 
systeme am starren Körper unter den verschiedensten Ge- 
sichtspunkten. Abgerundet wird dieser Abschnitt durch 
Ausführungen über das Gleichgewicht unter Heranzichung 
des Prinzips der virtuellen Verrückungen. Den Abschluß 
dieser Lieferung bildet ein Kapitel über Statik und Kine- 
matik der einfachen Maschinen von P. Stephan, der zu- 
nächst ganz einfache Dinge, wie schiefe Ebene, Keil usw., 
betrachtet und dann diese Fragen ergänzt durch Bespre- 
ehung verschiedener Hebel, Zahnräder und komplizierter 
Getriebe. 

Die Durchsicht dieses neuen Bandes des großen Ge- 
samtwerkes erweckt den Eindruck, daß hier in bezug auf 
erundlezende mechanische Betrachtungen etwas sehr Wert- 
voiles geschaffen worden ist, was nicht nur im Rahmen 
des Handbuches. sondern auch allgemeine Bedeutung hat. 
Kine reichliche Firurenbeilage, vielfache fruchtbare Ver- 
wendung der Vektorenreehnung, ausführliche Literatur- 
verzeichnisse tragen dazu bei, dem Leser eine gute Ein- 
führung und Einarbeitung in die Probleme zu vermitteln. 
Es ist zu wünschen, daß der praktische Ingenieur, dem 
wegen Seiner beschränkten Zeit einerseits Spezialwerke 
durch ihre große Ausführlichkeit zu unbequem sind, und 
dem anderseits die Taschenbücher zu wenig geben, zu 
diesem Handbuch greifen wird; er wird nicht enttäuscht 
sein. V.Blaeß. 


Wirtschaftlich Konstruieren. Von C. Gen- 
sel. Mit 43 Abb., VIII u. 100 S. in 8°. Verlag Friedr. 
Vieweg & Sohn A.-G., Braunschweig 1929. Preis geb. 
350 RM, geb. 4,75 RM. 

Das Buch wendet sich in erster Linie an die Konstruk- 
teure, die heute mehr denn je wirtschaftlich denken und 
konstruieren müssen, damit man ihr Werk leicht und billig 
fertigen kann, sodann aber auch an die Abnehmer, die sich 
gut und billig versorgen wollen. 

Das Buch hat 3 Hauptabschnitte. Abschnitt I „Allge- 
meines” bringt die Begriffe der Wirtschaftlichkeit von 
Konstruktionen und weist auf die Vorteile guter prak- 
tıischer Erfahrungen der Konstrukteure hin, die sich im 
Einzelbau, in der Reihen- und Fließfertigunz auswirken. 
In ihm sind ferner Ersparnisse aufgeführt, die sich dureh 
den Einkauf geeigneter Werkstoffe und die Verwendung 
vorhandener Modelle erzielen lassen. Er gliedert die Wirt- 
schaftlichkeit in a) eine Wirtschaftlichkeit vom Stand- 
punkte des Erzeugers und b) in eine solche vom Stand- 
punkte des Abnehmers, denen beiden der Konstrukteur ge- 
recht werden muß. Abschnitt II beleuchtet unter Wirt- 
sehaftlichkeit vom Standpunkte des Erzeugers die wirt- 
sehaftliche Formgebung von Guß-, Stahlzuß-, Schmiede- 
und Preßteilen, ferner die Werkstoff- und Bearbeitungs- 
kosten, den Zusammenbau, den Werkzeug- und Vorrich- 
tunzsbau, die Werks- und DINormen und schließlich die 
Wirtschaftlichkeit, die sich durch schnelle Lieferung er- 
zielen läßt. Abschnitt III behandelt unter Wirtschaftlich- 
keit vom Standpunkte des Abnehmers die Betriebskosten 
und hier u.a. Kraftersparnis, Wirkungsgrad, Bedienung, 
Instandsetzung, Zuverlässigkeit, Zusammenbau, ferner 
unter Lebensdauer einer Konstruktion statische und 
dynamische Kräfte, Abnutzung, richtige Bemessung usw. 
und schließlich die Lieferzeit sowie die den Käufer stark 
angehende Erhöhung der Fabrikationsgeschwindigkeit 
durch die Neukonstruktion. 

Das Buch bringt in gedrängter Form, mit vielen Bei- 
spielen belegt, eine Fülle von Anregungen für den Kon- 
strukteur; aber auch für den Abnehmer, sei er Ingenienr 
oder Kaufmann, enthält es wertvolle Finzerzeize und wird 
die Abnehmer abhalten, übertriebene Forderungen zu 
stellen, die dem Konstrukteur häufig größere Schwierig- 
keiten machen als die Vorteile, durch das Bestehen auf 
dem eigenen Willen. ausmachen. Jeder Konstrukteur und 
jeder Einkäufer sollte das Buch lesen. 

Wilhelm Probst. 


Kraftwerksbauten. Heraus. v. d. Siemens- 
Schuckertwerke AG. Mit zahlr. Abb. VI u. 
101 S. in 4°. VDI-Verlag, G. m. b. H., Berlin 1928. Preis 
geb. 5 RM. 

Unter diesem Titel hat die Abteilung Zentralstationen 

Jer Siemens-Schuckertwerke eine Sammlung neuerer Kraft- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47 


1716 


und Umspannwerke herausgegeben, wohl vornehmlich um 
die Architektur zu zeigen, da Schnitt- und Dispositions- 
zeichnungen, durch die das Werk auch dem projektieren- 
den Ingenieur Nutzen brächte, fast gänzlieh fehlen und die 
wenigen, die wiedergegeben worden sind, zu klein sind. 
Deshalb ist es bedauerlich, daß der Name der Arehitek- 
ten nirgends mitgeteilt worden ist. Das Buch zeigt sehr 
deutlich, daß es schlechterdings unmöglich ist, bei der 
Lösung architektonischer Aufgaben die künstlerische 
Seite unberücksichtirt zu lassen, dureh irgendein Ilinter- 
türchen schleicht sich die Kunst doch ein, wie z.B. der 
Blick auf den Zwischenhof des Kraftwerks Leverkusen 
(S. 18) beweist, dessen Stützpfeilerreihen in zweifellos 
ungzewollter aber durchaus erfreulicher Weise an die 
Stützpfeiler gotischer Kirchen erinnern. oder die An- 
sicht des Schornsteinsockels auf S. 41. Man sollte dann 
aber die künstlerischen Probleme bewußt als solche an- 
fassen. Die Ausstattung und Wiedergabe der Abbildungen 


ist mustergültie. Hamm. 
Die Elektrizitätswirtschaft der Freien 
Stadt Danzig. Vortrag gehalten von Prof. Dr. W. 


Windel in der Aula d. T. H. Danzig am 4. XII. 1928. 
Mit 28 Abb., 7 Tab. u. 47 S. in 8%. Bezug durch das 
Städtische Betriebsamt Danzig. 


Schon seit langer Zeit ist ein heftiger Streit darüber 
entbrannt, ob es technisch und vor allem wirtschaftlich 
richtig war, die Wasserkräfte der Radaune zum Zweck 
der Elektrizitätsgewinnung durch die Freie Stadt Danzig 
auszubauen. Der Verfasser nimmt in der vorliegenden 
Schrift, die im wesentlichen eine Wiedergabe seines auf 
Veranlassung des Städtischen Betriebsamtes Danzig am 
4. XII. 1928 gehaltenen Vortrages in der T.H. Danzig 
darstellt, zu dieser Frage Stellung. Er stützt sich dabei 
auf die Geschäftsberichte des Betriebsamtes vom 1. IV. 
1924 bis 31. III. 1928 und kommt auf Grund einer länge- 
ren Kostenanalvse zu dem Ergebnis, daß trotz der hohen 
Anlazekosten für die beiden Wasserkraftwerke Bölkau 
und Lappin der Wasserkraftstrom im Jahre 1927 wesent- 
lich billiger als der Strom vom alten Dampfkraftwerk er- 
zeugt werden konnte Zu diesem günstigen Ergebnis 
kommt der Verfasser dadurch, daß er sowohl über die 
Verteilung der Unkosten auf die Dampf- und Wasserkraft 
nals auch über die Höhe der Zins- und Abschreibungsätze 
Annahmen macht, die für die speziellen Verhältnisse in 
Danzig vielleicht zutreffen mögen, die aber im allgeemei- 
nen, wie er auch hervorhebt, unzulässig sind. Außerdem 
ergibt der Rechnungsgang, daß das günstige Ergebnis für 
die Wasserkraft durch die höhere Benutzungsdauer der 
Wassererundkraft im Gegensatz zu der niedrigeren der 
Dampfspitzenkräaft erzielt wird. Eine Kostenuntersuchune 
für ein Dampfkraftwerk bei gleicher Benutzungsdauer 
wie das Wasserkraftwerk würde besseren Aufschluß über 
die wirtschaftliche Berechtigung des Ausbaues der Ra- 
daune-Wasserkräfte gegeben haben. Von dieser Inter- 
suchung hat der Verfasser jedoch Abstand genommen, da 
er sich, wie er ausdrücklich betont, nur auf den Boden 
der gegebenen Tatsachen stellen und den Nachweis er- 
bringen wollte, daß Danzig mit den nun einmal vorhan- 
denen Anlagen ein zufriedenstellendes, wirtschaftliches 
Ergebnis erzielen kann. 


An Hand von ausführlichem Zahlenmaterial unter- 
sucht der Verfasser ferner, unter welchen Bedingungen 
bei Zunahme der Belastung der Strombezuz vom Östpreu- 
Benwerk für Danzig zu empfehlen ist, warum der gegen- 
wärtie nur für größere Abnehmer eingeführte Grundee- 
bührentarif auch auf die kleinen Abnehmer auszudehnen 
ist, welche Vorteile von dieser Maßnahme zu erwarten 
sind und wie die Einschränkung des Kohlenverbraurchs 
durch stärkste Heranziehung der Wasserkraft den Frei- 
staat Danzig vom Ausland unabhängig macht. Gerade das 
in den Tabellen gegebene Zahlenmaterial macht diese 
Abhandlung lesenswert für alle diejenigen, die sich für 
den Ausbau der Wasserkräfte im norddeutschen Tieflanıd 
im allgemeinen und im besonderen für die Verhältnisse in 
Danzig interessieren. 


Die Abhandlung kann außerdem als Musterbeispiel 
dafür empfohlen werden, wie Wirtschaftlichkeitsunter- 
suchungen für kleine oder mittlere Elektrizitätsunter- 
nehmen rasch und zweckmäßig durchzuführen sind. 


Dr. E. Krohne. 


1716 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 


21. November 1929 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Maßnahmen zur Verringerung des Kupferverbrauchs 
in der russischen Elektroindustrie. — Das Bestreben der 
Industrie in Sowjetrußland, mit heimischen Rohstoffen aus- 
zukommen und möglichst wenig aus dem Ausland zu be- 
ziehen, hat auch die elektrotechnische Industrie veranlaßt, 
Mittel und Wege zu suchen, um den Kupferverbrauch 
zu verringern und das rote Metall durch Aluminium, 
Eisen u. dgl. zu ersetzen. Im Jahr 1927/28 betrug der Kupfer- 
verbrauch in Rußland 50 370t, wovon auf die elektrotech- 
nische Industrie 24 500t oder 49% entfielen; im laufenden 
Jahr dürfte dieser Bedarf 27 400 t ausmachen. Für Luft- und 
innere Leitungen dienen davon 72%, für die übrigen elektro- 
technischen Zwecke 28%. Außerdem wird die Herstellung 
von Messing und sonstigen Legierungen in diesem Jahr 
3800 t erfordern. 

Um nun an Kupfer zu sparen, will man die bis jetzt 
höchste Niederspannung von 220 V durch 380 V ersetzen, 
für Fernleitungen statt 2..3kV Netze mit 6kV und statt 
35 kV, wo es nur angeht, 60 kV verwenden. Diese Maß- 
nahme allein läßt im Betriebsjahr 1928/29 eine Ersparnis 
an Kupfer von 20... 25 % erwarten. Leitungen mit schwacher 
Belastung, deren Querschnitt aus Festigkeitsrücksichten 
6..10 mm? nicht unterschreitet, sollen durch eiserne Lei- 
tungen ersetzt werden. was eine Ersparnis von rd. 100 t 
elektrolytischen Kupfers im Jahr ergibt. Da die tatsächliche 
Leitungsfähigkeit der Kupferleitungen und Kabel nın 2..3% 
höher ist als die nominelle, können ihre geometrischen Ab- 
ımessungen um diesen Betrag vermindert werden. Dies er- 
gibt eine Ersparnis von 400... 600t im Jahr. Durch die Zu- 
lassung der Erzeugung von Leitungen nicht standardisierter 
Querschnitte aus demselben Halbfabrikat, wenn z.B. nach 
der Berechnung 60 mm? statt des standardisierten Quer- 
schnitts von 70 mm? genügen, könnten wieder 5..10% 
Kupfer erspart werden. Wo es nur möglich ist, soll ein um 
10% größerer Spannungsabfall im Netz gegenüber dem be- 
rechneten gestattet werden, was einer Kupferersparnis von 
10°, gleichkommt. Nach vorgenonmener Berechnung be- 
trägt der Wert des Energieverlustes kaum 10% der Kosten 
des ersparten Kupfers. Ferner ist der Ersatz des Kupfers 
durch Aluminium, zunächst für Fernleitungen mit großen 
Querschnitten, vorgesehen, ein bereits gelöstes, für Rußland 
jedoch sehr wichtiges Probleni, da es dadurch 50 % an aus- 
ländischer Valuta und etwa 20...25% der Kosten für Lei- 
tungen ersparen kann. Von der Fabrik „Dynamo“ in Moskau 
werden bereits Mannlochdeckel, Deckel für Ölschalter, Bür- 
stenhalter, Ventilatoren usw., die bis jetzt aus Aluminium, 
Kupfer, Bronze und Messing hergestellt wurden, aus Fisen 
und Stahl gefertigt. und die Fabrik „Elektroapparat“ erzeugt 
die schweren, aus Messing gegossenen Deckel für Ölschalter 
nunmehr aus Gußeisen. 

Auf dem Gebiet des Installationsmaterials wird in vielen 
Fällen Messingblech durch verzinktes Eisenblech ersetzt. 
Auch bei der Herstellung von geschlossenen Marineapparaten 
verzichtet man auf Messing, was eine Ersparnis von 50... 60 t 
Kupfer im Jahr bringen soll. Große Ersparnisse lassen sich 
in der Fertigung von Beleuchtungsarmaturen erzielen, die 
Verwendung von verkupfertem oder oxydiertem Eisen hat 
im laufenden Jahr auf diesem Gebiet eine Einsparung von 
48t Messing ermöglicht. Bei der Erzeugung der Isolier- 
rohre verringert man einerseits die Wandstärke der Messing- 
rohre, wodurch 1928/29 schon 33t an Gewicht erspart wur- 
den, anderseits fabriziert man sie aus verzinktem Eisen. 
Auf diese Weise kann der Verbrauch an Messing auf 25% 
des gegenwärtigen Bedarfs herabgedrückt und der Gebrauch 
von Messingrohr nur für Fälle zugelassen werden, wo eiserne 
ganz ausgeschlossen erscheinen. Schwieriger ist der Ersatz 
des Messings für Schwachstromapparate, da die Fabrikations- 
einrichtungen zu dem Zweck eine gründliche Umgestaltung 
verlangen, und doch wurde auf diesem Gebiet bereits eine 
Kupferersparnis von 350 t im Jahr errechnet. Viele Zweige 
der elektrotechnischen Industrie erfordern allerdings zur 
Durchführung der geplanten Maßnahmen gründliche Über- 
lerung; die Schwierigkeiten dürften jedoch nieht unüber- 
windlich sein. (Ing. D. P. Friedmann, Elektritschestwo 
1929, Nr. 11/12.) Dipl.-Ing. A. Brauner. 

Der elektrotechnische Außenhandel Schwedens!. — 
Wie die Zahlentafel, in der nach der amtlichen Statistik die 
wichtigsten Erzeugnisse (ohne Belenuchtungskörper) zusam- 
inengestellt sind, zeigt, ist im Jahr 192x die Einfuhr 
mengenmäßig um 870t (7%) und wertlich um 4.22 Mill Kr 
(14%) größer gewesen als 1927 (11 858 t bw. 30.722 Mill Kr). 
Deutschland war daran mit 8896 t (8389 i. V.) im Wert von 
22,763 Mill Kr (20.471 i. V.), also mit rd. 65 % beteiligt, ein 
Prozentsatz, der jedoch bei Kabeln und Leitungen, Isolier- 


1 Vgl. ETZ 19%, 8. 372. 
Für die Sehriftleitung verantwortlich: E. 


rohren, Sicherungen, Zählern usw. wesentlich höher, dagegen 
bei anderen Artikeln, wie galvanischen Elementen, Glüh- 
Lompen, elektrotechnischen Kohlen, erheblich niedriger lag. 
Das läßt auf die Konkurrenz Dänemarks, Hollands bzw. der 
V.S. Amerika und Englands schließen. Die Ausfuhr 
übertraf die des Vorjahres (15 761 t bzw. 57,599 Mill Kr) um 
3126 t (22%) und 15,237 Mill Kr (26%). Ihren Haupt- 
gegenstand bildeten wieder elektrische Maschinen und Trans- 
formatoren, d.h. die Erzeugnisse der Großfirmen ASEA. 
Luth & Rosén, Elektrolux usw. Die Staubsauger, das 
Hauptprodukt der letztgenannten Firma, waren wertlich mit 
nicht weniger als 40 % vertreten. Da die AB. Elektrolux ihre 
Fabrikationsstätten im Ausland erweitert hat, dürfte die Ñe- 
deutung des Staubsaugers für den schwedischen Export sinken. 
An zweiter Stelle stehen die Fernsprech- und Telegraphen- 
apparate, im wesentlichen Erzeugnisse der Telephon AR. 
L. M. Ericsson. Große Posten von Kabeln und Leitungen 
sowie Akkumulatoren (der alkalischen Type) und elektro- 
technische Spezialapparate (darunter überwiegend Radio- 
geräte) waren die weiteren Hauptartikel der Ausfuhr. Als 
wichtigste Bestimmungsländer sind für Maschinen Ruß- 
land, Finnland, England, Belgien, Kanada, für Kabel Mexiko. 
Argentinien, Polen und Rußland zu nennen. In der Handels- 
bilanz Schwedens entsprach der Elektroexport nur 4,64% 
der Gesamtausfuhr. Am Gesamtimport war die elektrotech- 


nische Einfuhr 1928 mit 2,65 % beteiligt; der Elektroimport 
aus Deutschland stellte sich auf 4,34 % der ganzen deutschen 
Einfuhr nach Schweden. 


Ausfuhr 
1000 Kr 


f Einfuhr 
Erzeugnisse 


t | 1000 Kr t 
Generatoren, Motoren, Trans- 


formatoren `... 
Maschinenanker und -gehäuse 


Akkumulatoren ........... 1180 1 762 674 ı 3051 
Galvanische Elemente ..... 1 788 3 577 4 13 
Apparate und Schalttafeln . 50 139 187 551 
Widerstände „22 c2cceee ee 127 | 351 406 | 1204 
Öl- und andere Schalter ... 358 | 1396 432 , 119% 
Sicherungen `... 291 ` 876 IR 562 
Meßinstrumente und Zähler . 167 1827 3 8] 
Bogenlampen ..... EEE 6'314 — | l 
Glühlampen `... 180 | 3770 8 217 
Fassungen und Sockel ..... 196 555 1 | 10 
Elektrische Härteöfen, Heiz- 

gerät für Haushaltungen . 79 | 192 60 14 
Kochgeräte ...22220222200. 5: 4] 2 20 
Porzellanisolatoren ........ 421 643 69 ` 235 
Isolierrohre ...esenenenenno 558 ` 550 2 4 
Kabel und Drähte ........ 2 809 | 3 081 2 337 430 
Elektrische Lokomotiven 14 26 — — 
Elektrotechnische Kohlen .. 2426 1 477 627 386 
Telegraphen- und Fernsprech- 

apparate e 4 59 902 13785 
Spezialapparate ........... 804 9296 271: 3037 


| 12728 | 34942 | 19 187 | 72836 


® Einschl. 1190 t bezw. 16,9 Mill Kr Staubsauger. Hldn. 


Berichtigung. 

Zu der Arbeit „Die neue Entwicklung des 
Glimmerkondensators” (ETZ 1929, S. 1156) teilt 
uns die Firma C. Lorenz AG. mit, daß bei der Entwick- 
lung des Glimmerkondensators durch die genannte Firma 
zwar schon vor dem Jahre 1909 Kupferbleche als Belegun- 
gen verwendet wurden, die Entwicklung der in Abb. 1, 
S. 1157, dargestellten Form aber erst im Jahre 1910 ihren 
Abschluß fand. In der Bezeichnung der Abb. 1 müßte es 
also anstatt „aus dem Jahre 1907” richtiger heißen „au: 
dem Jahre 1910% Herr Dr. Burstyn, der zu dieser 
Zeit ebenfalls an der Entwicklung von Glimmerkondensa- 
toren gearbeitet hatte, sowie Herr Scheller, als frü- 
herer Mitarbeiter der Firma, der auf die Entwicklung der 
Type der Abb. 1 maßszebenden Einfluß gehabt hatte, mach- 
ten auf diese Tatsache aufmerksam. 

Bezugsquellenverzeichnis. 

Frage 328: Welche Firma liefert Drehschalter für 
Unterputzverlegung zur Schaltung von zwei Lampengrup- 
pen, einzeln oder zusammen brennend, von zwei oder drei 
Stellen aus (Kombinierte Serien-Wechselschaltung). Auf 
der Vorderseite des JPorzellansockels dieses Fabrikates 
steht: Helbus D.R.P. 


Abschluß des Heftes: 16. November 1929. 
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expl. 


C. Zehme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H., Berlin. 


Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9. 


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Für Großkraftwerke und die elektrochemische Industrie 
Großautomaten Form TF. Einheiten bis 15000 A. Form EM bis 27000A. 750V 


Siehe auch Mitteilung der AEG, Seite 35 


halt: Voigtländer, Neuart. Kenngrößen f. el. Zugförd., insbes, 
m u. Stadtschnellbahnen 1717 Alterthum, Üb. d neuest. Fort- 
€a. d Gebiet d Wolframdrahtlamp. 1723 Rosén, Eine elektro- 
„Gleichungswaage' 1726 Lüschen, Blektroakust, Übertragungs- 
Wm bes. Berücksicht. d. Teleph. auf weite Entfern. u. d. Klangfilms 
718 — Friedrich, Die internat. Elektroind. in Zahlen 1738. 
nåschau: Stör. d. Wellenausbreit. durch Unregelmäß,. i, 
i Leit. — Hilfsmeßgerät f. d. Zählerkontrolleur 1737 Verbess. 
Zeichner nach Rosa 1738 — Neue Wege z. Sicherung des nächtl. Luft- 
fs 1730 — El. Ausrüst. einer großen Drehbank d. Schieß-Defries AG, — 
üb. den Durchschlag u. d Verluste einiger fester Isolierstoffe 1740 — 


Aufbau 


Druckschriften Sa/V 344, 346, 368, Liste Sa/V 6 


Prakt. Anwend. d Fourierschen Integrals — Glühversuche z. Verbess. v. Trans» 
formatorenblech 1741 — Jubiläum d techn. Lehranst. in Köln — Feier d. hundert- 
sten Geburtstages v, Franz Reuleaux — Spann. el. Anlagen f. Flugzeuge 1742 — 


Jahresversamml, Kongresse,:Ausstell, 1742 — Energie- 
wirtschaft 1742 — Rechtspflege 174 — Vereinsnachrichten 
1745 — Sitzungskalender 1752 — Persönliches 17% — Briefe 
a. d SchriHtleit.: A. “Gaudenzi 1754 Literatur: 'F. Niethammer, 
H Kolbe, G. Schuchardt, W. Wien u. F. Harms, 'NELA, M., Foerster, W. Schulz 
1754 — Geschäftl, Mitteilungen 1756 — Bezugsquellemver. 
zeichn. 1756 — Berichtigung 1756. 


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28. NOVEMBER 1929 


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(Zentralblatt für Elektrotechnik) 


Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher 


Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


50. Jahrgang 


Berlin, 28. November 1929 


Heft 48 


Neuartige Kenngrößen für elektrische Zugförderung, insbesondere Straßen- 
und Stadtschnellbahnen. 


Von Dr.-Ing. Hans Voigtländer, Berlin. e 


Übersicht. An Hand eines in einem früheren Aufsatz 
beschriebenen Verfahrens werden die Beziehungen zwischen 
Stundendrehmoment und -drehzahl sowie Übersetzungsver- 
hältnis eines Bahnmotors einerseits und Zuggewicht, Sta- 
tionsentfernung, Fahrzeit, Wh/tkın und Motorbeanspruchung 
anderseits in neuartiger Weise untersucht und daraus zwei 
Faktoren entwickelt, der Beschleunigungsfakter w und die 
Prozent-Stationsentfernung ‚So, durch deren Bemessung 
man Fahrzeit, Wh/tkm uud Motorbeanspruchung in ziemlich 
weiten Grenzen beeinflussen kann. Sodann wird der Einfluß 
einer Maximalbeanspruchung und des Zeitrückhaltes be- 
trachtet. Die Ausführungen bezwecken, den Projekteuren 
den für zweckmäßige Arbeit erforderlichen Ein- und Über- 
blick sowie ein Mittel an die Hand zu geben, um die mit- 
unter umfangreichen und zeitraubenden Berechnungen über- 
sichtlich und rasch erledigen zu können. Auch für Studien- 
swecke mag das angegebene Verfahren manche Vorteile 
bieten. 


In einer früheren Arbeit! wurde ein Verfahren be- 
schrieben, das die rasche Ermittlung der im Bahnbetrieb 
wichtigen Größen Fahrzeit, Wattstundenverbrauch, Effek- 
tivstrom usw. mit Hilfe einiger allzemeinzültiger Uın- 
rechnungsformeln und Kurvenblätter ermöglicht. Das 
Verfahren berulit auf der Verwendung einer Prozent- 
charakteristik, d. h. der Charakteristik eines Grleiehstrom- 
Bahnmotors mit den Stundenleistungsdaten „1“ für Dreh- 
moment, Drelizahl und Strom, sowie der Einführung der 
Begriffe Prozent-Anfahrbeschleunigung, Prozent-Fahr- 
widerstand und Prozent-Bremsverzözerung, die proportio- 
nal ihren effektiven Werten und umgekehrt proportional 
einem Beschleunigungsfaktor waren, der die Zugkraft- 
konstante, das Motor-Stundendrehmoınent und die Zuxzmasse 
ie Motor enthielt. Die Ermittlung der Größen Prozent- 
fahrzeit, Prozent-Amperesekunden und Prozent-Ampere- 
quadrat-Sekunden aus den Fahr-, Auslauf- und Bremskur- 
ventafeln erforderte die Kenntnis zweier Faktoren, des 
Beschleunigungsfaktors de und der Prozent-Stationsentfer- 
nung Sy, die durch folgende Gleichungen definiert waren: 


_ K May: a 
p = Gy re er ee at 
` v8 
KU Bap e (2) 

2 nz 


ii 
Hierin bedeuteten: K = D` die Zugkraftkonstante 


(enthaltend das Verhältnis ü von Zähnezahl des großen 
Zahnrades zu der des Ritzels, Treibraddurchmesser D in m 
und den Getriebewirkungsgrad nz), Mda, das Motor-Stun- 
dendrehmoment, ọ den Massenfaktor zur Umrechnung des 
Zuggewichtes (in t je Motor), ne die Masse, S die effektive 


oü F die Geschwindigkeitskon- 


stante und z, die Motor-Stundendrehzahl. Mit Hilfe von w 


mußten dann die Größe von Prozent-Fahrwiderstand XW, 
Prozent-Bremsverzögerung De, und P’rozent-Anfahrstrom 


je Motor Jm%, wie folgt ermittelt werden: 


Stationsentfernunginm, k = 


w 
N = , . (3) 
eY 
Po 
Pio , Dit MEN EEE) 


3! ETZ 19%, 8. 561. 


Mao = ro HS.. EE we Be) 
JM, = f (Mar) (Prozentcharakteristik). . . . (6) 


Es bedeutete: 1w den Fahrwiderstard in kg/t, pp bzw. 


p die effektive Bremsverzözerung bzw. Anfahrbeschleuni- 
gung in m/s? und Mën, das Prozent-Anfahrdrehmoment 
je Motor, das gleich der Summe aus Prozent-Anfahrbe- 
schleunierung Po, und Prozent-Fahrwiderstand W war. Der 
erforderliche Prozent-Anfahrstrom JM% wurde aus der 
Prozentcharakteristik bestimmt. Die heutigen Ausführun- 
gen haben nun den Zweck, die Vielseitigkeit und Klarheit 
des Rechnens mit Prozentwerten tiefergehend aufzuzeigen 
und dadurch dem Benutzer des Verfahrens die Übersicht 
zu geben, die er zur zweekmäßigen Anwendung braucht, 
um so mehr, als es sich ja nicht nur darum handelt, für 
gegebene Motoren die gesuchten Zugförderungsgrößen zu 
finden, sondern auch darum, die unbekannte Motorleistung 
zu ermitteln, die Verhältnisse so abzustimmen, daß der 
Motor ausgenutzt wird, bestehende Bahnanlagen in irgend- 
einer Hinsicht zu ver rhessern, z. B. die Fahrzeit zu kür- 
ZEN USW. 

Für die folgenden Untersuchungen soll angenommen 
werden, daß die effektive Anfahrbeschleunigung p= 
0,7 m/s?, die Bremsverzögerung Pp = 1.0 m/s? und der 
Fahrwiderstand w =6b kg/t beträgt; um nun die bereits 
beschriebenen Fahrkurven (wie Abb. 2 des früheren Auf- 
satzes) verwenden zu können, möge w so gewählt werden, 
daß W nacheinander die Werte 0,08 0,1, 0,15 SE 
e 


ee GES 
NI zu Y z= Y 


Zu Ma, =Po,t+% wird dann das er- 


forderliche JM% aus der Prozentcharakteristik (Abb. 1 
des früheren Aufsatzes) entnommen. In Zahlentafel 1 
sind die einzelnen Werte zusammengestellt. 


Zahlentafell. 


. S m 
Dann ergibt sich p zu PER und De, bzw. 


Ph 10 
bzw. li, 


w = 6 kg/t p = 0,7 m/s? p = 1,0 m/s! 
ges A Sg 
W | d | po, 3 Mdù | JM°; | Da, 
0,08 ` 0,895 1,01 1.09 rd. 1,07 1,44 
0,1 I 0,556 1,26 1,36 „1,28 1,8 
0,15 | 0,371 1,88 2,03 „» 1,81 2,7 
Wir schen also, daß JM% (d. h. der tatsächliche An- 


fahırstrom im Verhältnis zum Stundenstrom) und die Pro- 
zent-Bremsverzözerung pay mit abnehmendem e steigen. 
Es sind mun für vier verschiedene Prozent-Stationsent- 
ternunzen Su, sowie Po, entsprechend Zahlentafel 1 die 
Größen Vmgo, Vo, und B ermittelt und in Abb. 1 in Ab- 
hänziekeit von JM% aufzetraxen, u.zw. zunächst ohne 
Berücksichtigung eines stromlosen Auslaufes; die erhal- 
tenen Werte entsprechen somit der jeweiliz kürzesten 
Fahrzeit. Wir finden, daß B und V% mit abnehmendem 
Steigen, Velo, dagegen abnimmt; ferner daß B und 
Umt mit steigendem Jyo, zunehmen, während Yo, fast 


konstant bleibt: Verkleinerung von y endlich wirkt er- 
höhend auf Bund Vo. während sich bei WIEN dieser Ein- 
ftuh bei größeren W erten von Se, (7,5 und mehr) etwas 
verwischt. 

Die Kurven der Abb. 1 sollen nun dazu benutzt wer- 
den, die Zusammenhänge zwischen mittlerer Fahrgeschwin 


1718 


— 


digkeit, Wh/tkm und B in Verbindung mit den in Zahlen- 
tafel 1 gefundenen Prozent-Anfahrströmen JM% zahlen- 
mäßig zu untersuchen, denn es sollen ja Anfahrbeschleuni- 
gung, Bremsverzögerung und Fahrwiderstand sowie Sta- 
tionsentfernung bei Annahme verschiedener Werte von 
So, und y konstant bleiben. In Zahlentafel 2 sind die Ir- 


Zahlentafel2. Prozent-Anfahrstrom J mo, entsprechend ab aus Zahlentafel 1; 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 


28. November 1929 


Es soll nun untersucht werden, wie sich die Einfül:- 
rung einer Grenzbeanspruchung auf die Kurven Abb. 1 
auswirkt. Ein bekanntes Mittel zur Herabsetzung der Mo- 
torbeanspruchung ist der stromlose Auslauf, dessen gra- 
phische Berücksichtigung im früheren Aufsatz bereits br- 
schrieben war. Bestimmt man für beliebig gewählte 


WEN Vo und B aus Abb. 1. 


| 7 8 9 | 10 11 j 12 18. 14, 15 | ı6 
v o Ku y Yip ai 
A ntl. = m "9 —_|Whitkm = Vo, pw Luz en kn Cf vmt', | W!.tkm! B | Lat kns | B 
| So, So, So jrd. o rd % rd.% ri.% rd. % frd. 9% 
2,5 0,371 | 0,99 |1,25 10,92 | 0,626 0,382 | 0,464 0,143 0,385 102 | 104 |142 S 77 116 |131 
0,556 | 0,893 | 1,18 0,78 | 0,565 0,421 0,656 0,2 2 0,472 112 | 148 |120:141 141 |11 
0,695 | 0,83 |1,135 0,7 0,524 0,436 0,788 | 0,366 0,527 116 | 177 108 ' 198 , 158 | 100 
5 0,371 | 1,19 10,87 '0,745| 0,532 0,324 l 0,323 i 0,101 0,272 go 73 115] 55| 82 |106 
„ 0,556 | 1,125 ; 0,8 0,65 | 0,503 0,375 0,445 0,185 0,333 100 , 100 |100 | 100 | 100 | 93 
(Normal- | | | | | 
fall) 
„| 0,895 | 1,07 10,775 0,505] 0,478 0,399 , 0,539 | 0,259 0,373 106 | 121 92 140 | 112 | 85 
1 l i 
10 0,371 | 1,375 ' 0,62 0,6 0,434 0,285 | 0,23 | 0,072 0,193 71 52 92 39] 58 | Sé 
„'0.556 | 1.365 05065 0.54 | 0432 0.322 0,314 | 0,131 0,236 86 A, 83: 71) 71 | 77 
„10,695 | 1,325 ' 0,535 0,51 | 0,418 0,349 | 0,372 0,183 0,264 93 83 | 78. 9| 79| 73 


gebnisse dieser Auswertung niedergelegt, wobei die fol- 


renden Beziehungen Verwendung fanden: 


G z 
Madz = we = k =yk (7) 
vv vi Ve ` , (8) 
e kV Ss, KEN so, 

st = 973 == Vë, e e è e ù 

pont np. Va HR : Dm 
fm), — Cmtl? k WK =; E E = rn - (10) 

d (e 
EE Mast 2 1434 e 
Wh tkm = Io, —-—— = Vo — = Ke, a. (11) 
M Gyk mEk S 


In den Sp. 3...5 sind die sich Ree Sp. 1 und 
2 aus Abb. 1 und Zahlentafel 1 ergebenden Werte einge- 
tragen und in den Sp. 7... 10 die sich nach den Gleichungen 
(8)... (11) ergebenden Werte, die in den Sp. 11...15 auf 
ihre Größe bei Se, = 5 und y = 0,556 bezogen und in Pro- 
zenten dieser Werte ausgedrückt sind. Diese Verhaltnis- 
werte sind auch in den Abb. 2 und 3 zur Darstellung ge- 
bracht. Daraus schließen wir folgendes: 

Die effektive mittlere Fahrgeschwindigkeit Gau steigt 
mit zunehmendem w und abnehmendem An. ebenso, jedoch 
in stärkerem Maße, die Wh/tkm und noch mehr die Stunden- 
leistung Lat der zu verwendenden Motoren; die Motorbe- 


anspruchung B jedoch steigt nur mit abnehmendem Son, 
mit zunehmendem w dagegen sinkt sie. Um also z. B. 
möglichst kurze Fahrzeiten zu bekommen, muß man Se, 
möglichst klein und y möglichst groß zu halten bestrebt 
sein, um so höher jedoch liegen der Wattstundenverbrauch 
und die Motorstundenleistung. Die in Sp. 15 eingetrage- 
nen Werte für Ast sollen einen Anhalt bieten, wie sich 
die in Sp. 14 angegebene Stundenleistung aus Stunden- 
drehmoment und Stundendrehzahl zusammensetzen kann; 
nach Gl. (7) war ja Ma, ` wi. Will man Mäe konstant 
halten oder verringern, so muß k entsprechende Werte 
annehmen, mit denen man dann aus Sp. 15 die Stun- 
dendrehzahl net finden kann; ist anderseits ein Höchst- 


wert für pe gegeben, so ergibt sich k aus Sp. 15 und da- 
mit auch das Stundendrehmoment Ma, = yk. 


In Zahlentafel 2 sind in Sp. 16 noch Verhältniswerte 
für B eingetragen, die sich auf B — 0,7 = 100 % beziehen. 
Da der Dauerstrom von selbsteelüfteten Bahnmotoren 
etwa 70% des Stundenstromes beträgt, kann die im Dauer- 
betrieb höchstzulässige Motorbeanspruchung (Kifektiv- 
strom) zu 0,7 angesetzt werden, wobei es unerörtert 
bleibe, ob die Beurteilung der Motorerwärmung nach dem 
Effektivstrom in allen Fällen angängig ist. Bei den 
Werten für Bin Zahlentafel 2 ist die Llaltezeit nicht be- 

rücksichtigt, doch wäre das durch Einsetzung einer ent- 
sprechenden Prozentzeit leicht möglich; aus naheliegen- 
den Gründen ist in dieser Untersne hung darauf verzichtet. 

Man sieht aus Zahlentafel 2, Sp. 5 bzw. 16, daß bei kleinem 
So, und kleinem, wm die als a angenommene Grenz- 
beanspruchung Bmax = 0,7 überschritten wird, daß also 
ein solches Fahrdiagramm im Dauerbetrieb unter den ge- 
wählten Verhältnissen nicht gefahren werden darf; im 
Hinblick auf die bisherigen Ergebnisse wäre also zu sagen, 
daB die kleinstzulässigen Werte von E% und y durch die 
Höhe der Beanspruchung B gegeben werden. 


Prozent-Stationsentfernungen So, bei steigendem J mo, die 
mittlere Prozent-Fahrgeschwindigkeit vmt», und das zu- 


gehörige Voy so, daß nach Erreichung von B = 0,7 (ohne 
stromlosen Auslauf) dieser Wert konstant bleibt, so muß 


SY%-75 


Ek ZER: 


y=0,495 


y = 0,556 ——— yp- 0371 


Abb. 1. Motorbeanspruchung P, mittlere Prozent-Fahrgeschwindigkeit 
Yıntl.o, und Wattstundenfaktor Vo, in Abhängigkeit vom Prozent-Anfahr- 
strom je "Motor JM oz 


-< E e E 


28. November 1928 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


1719 


ein stetig zunehmender stromloser Auslauf in das Fahr- 
diagramm eingefügt werden, wodurch Got, und Vo, sin- 
ken. Die Kurven der Abb. 1 nehmen dann die in Abb. 4 
gezeigte Form an; da sie die obere Grenze für page, BZW. 
Vo, darstellen, sollen sie Grenzkurven genannt werden. 
Aus der Abb. 4 ziehen wir den wichtigen Schluß, daß der 
Einfluß der Grenzbeanspruchung mit steigender Prozent- 
Stationsentfernung So, abnimmt, nicht nur in seiner Grö- 
ßenordnung sondern auch hinsichtlich der Größe des 
Prozentstromes JM% bei dem ein Abnehmen der mittle- 
ren Prozent-Fahrgeschwindigkeit "ege, und des Wattstun- 
denfaktors V% eintritt. Erinnert man sich der Fest- 
stellung, daß zur Kürzung der Fahrzeit eine Verkleine- 
rung von S%, und eine Vergrößerung von y erforderlich 
war, so mag man die Richtigkeit dieses Schlusscs bei Be- 
trachtung der Abb. 4 in Zweifel ziehen, da er einen Ver- 
lauf der vo, -Kurven voraussetzte,der mit Rücksicht 
auf die Motorbeanspruchung als nicht oder nur bedingt 
zutreffend anzusehen ist. 


Effektive mittlere Fahr- 

geschwindigkeit vmt]. ( 

und Whitkm (— — —) in Ab- 
hängigkeit von y 


) 


Motorbeanspruchung B ( ) 
und Stundenleistung Let (— — —) 
in Abhängigkeit von y 


a für So, = 25 
b KA A) = 5,0 
C ww n IO 


Abb. 2 
(zu Zahlentafel 2). 


Durch den charakteristischen Verlauf der Grenzkur- 
ven werden nun „1.0, undWh/tkm zum Teil anderg Werte 


als in Zahlentafel 2 und den Abb. 2 und 3 angegeben an- 
nehmen müssen, u. zw. für die folgenden Fälle: Sy, = 2,5, 
a = 0,371 und 0,556 sowie Ro, = 5, p = 0,371. Um aber den 
Einfluß der Grenzbeanspruchung allgemeiner erfassen zu 
können als in dem für die Abb. 2 und 3 gewählten Beispiel, 
sollen jetzt Gan. und Wh/tkm aus Abb. 4 für die Prozent- 
ströme JM% = 1,0, 1,5, 2,0 bestimmt werden; die Ergeb- 
nisse sind in den Abb.5 ... 7 aufgezeichnet, u. zw. als Funk- 
tion von p, d'Mo, und wW. 

Aus Abb. 5 geht hervor, daß bei konstantem % eine 
Steigerung der effektiven Anfahrbeschleunigung durch 
Erhöhung von JM%,nur dann eine Kürzung der Fahr- 
zeit zur Folge hat, wenn die Prozent-Stationsentfernung 
S% etwa gleich 5,0 ist und wenn die Größe von w so ge- 
wählt wird, daß man sich jeweilig auf dem aufsteigenden 
Kurvenast bewegt; diese Größe von w richtet sich also 
nach der Höhe der verlangten Anfahrbeschleunigung der- 
art, daß y um so größer sein muß, je größer die Anfahr- 
beschleunigung ist. Bei kleinen Werten von Se, (um 2,5) 
würde eine derartige Steigerung der Anfahrbeschleuni- 


gung entweder keine nennenswerte Fahrzeitkürzung oder 
sogar eine Fahrzeitverlängerung zur Folge haben, je nach 
der Größe von y. Das Optimum an Fahrzeit liegt bei 
p = 0,4 ... 1,2 m/s? auch jetzt wieder bei kleinem dag, und 
grobem vn, Steigert man dagegen die Anfahrbeschleuni- 
gung bei konstantem Prozentstrom JM°, durch Vergröße- 
rung von db (Abb. 6 und 7) so ergibt sich stets eine Fahr- 
zeitkürzung, ganz gleich, wie groß So, ist. Will man bei 
einer solchen Maßnahme stets die günstigste Fahrzeit er- 
halten, so richtet sich die Größe von ën, danach, welche 
Vnt- Kurve für ein bestimmtes y höher liegt, die für kleines 


oe 2,5 D 


Effektive mittlere Fahrgeschwindigkeit rat, ( 


und Wh’tkm (— — —) in Abhängigkeit von So; 


) und Stundenleistung Lst (- — —) 


Motorbeanspruchung B ( 
in Abhängigkeit von So, > 
a für y = 0,6% b für y = 0556 
c für y = 0,971 


Abb. 3 (zu Zahlentafel 2. 


Oe oder die für größere Werte; überträgt man daher z. B. 
in Abb. 6 die Schnittpunkte der vmt). Kurven für So, = 2,5 


und 5 für gleiches w auf die Geraden p = f(J Mm»), "so er- 
hält man eine Linie, die für die Wahl von So, entscheidend 
wäre; oberhalb dieser Linie ist So% = 2,5 günstiger, unter- 
halb Sop = 5. Die gleichen Schlüsse kann man sinngemäß 
auch aus Abb. 5 ziehen. 


Für die Wh/tkm findet man, daß sie mit steigendem y 
bei konstantem p bzw. J M° ebenfalls zunehmen und mit 
steigendem p bzw. JM?;, bei konstantem de sinken. Durch 
die charakteristische Form der V%,-Grenzkurven ergibt 
sich für mittleres An, (etwa 5,0) zunächst ein fast horizon- 
taler Verlauf, weil dabei B = 0,7 noch nicht erreicht ist 
und das Fahrdiagramm gemäß Voraussetzung noch keinen 
stromlosen Auslauf enthält. 


Es liegt nun nahe, die Abb. 5...7 daraufhin zu ver- 
gleichen, wie man bei konstanter mittlerer Fahrgeschwin- 
digkeit den Wattstundenverbrauch durch zweckmäßigze 
Wahl von Ba, und w günstig beeinflussen kann. Ermittelt 
man aus Abb. 5 z. B. für die Werte von p, bei denen "ntl. 


für So p= 2,5 und 5 gleichgroß ist (also für die Schnitt- 


1720 


punkte der ® .ı.-Kurven), die Wh/tkm, so erhält man foi- 
sende Zahlen: 


v= 0371 0,556 0 695 

P= a Ai ` Au bei Sy, =2 
2409 3 0,46 bei So, = 2,5 
Wh tkm = 032 0435 052 „ So = 50. 


Man sieht also, daß hinsichtlich des Wattstundenver- 
brauches das größere 8% unzünstiger ist; der Motor ist 
hierbei auch noch nicht voll beansprucht, da die Punkte 


auf dem nahezu horizontalen Teil der Kurven liegen. 
Ähnliches gilt für die Abb. 6 und 7. 
Urt Yo 
7,3 
Aë Verlauf Ohne 
Beanspruchungs- 
grenze 
10 Verlauf ohne 
Beanspruchungs- 
grenze 
09 
0,8 
07 =25 
0,6 
73 
V% 
n2 Chungs- 
17 
70 
03 ` 
rlauf ohne 
08 Beanspruchungs = 
` grenze 
0,7 
S%F5 
A a aa a a a a ~ Y 
25 
05 
soe 08 Zë 12 Ze 16 18 20 Zë 
M Yo 
S - — yp (LO eer NN — -- — — y! 70371 


Abb. 4. Mittlere Prozent-Fahrgeschwindigkeit einge, und Wattstunden- 
faktor V% in Abhängigkeit vom Prozent-Anfahrstrom je Motor Jye, 
bei Einführung der Grenzbeanspruchmmg Pmax = 97 vgl. Abb. p. 


Noch eine weitere Feststellung ist interessant: über- 
trägt man die Schnittpunkte der Wh/tkm-Kurven Abb. 5 auf 
die vmt Kurven, so sicht man, daß bei gleichem Watt- 
stundenverbrauch je tkm die effektive mittlere Fahree- 
schwindigkeit ae, BEI So, = 2,5 höher liegt als bei So, = 5.0; 
es gibt also für jedes y einen allerdings kleinen Bereich 


für die Anfahrbeschleunigeunge p, in dem mit 5%, = 25 
gegenüber So = 9,0 größeres bzw. gleiches rau mit 
A 


gleichen bzw. weniger Wh/tkm erreicht werden kann, wenn 
auch die Unterschiede sich in kleinen Grenzen bewegen. 
Bei jeweils kleineren (größeren) Werten von p liegen 
Vnt und Wh tkm bei No, = 25 (5,0) höher. Mit weiter 
steigendem p nähern sich die V°;,-Kurven wieder, während 
die "mi, .Kurvenauseinandergehen; es gibt also auch gro- 
Bere Werte von p. bei denen man mit gleichen oder nur 
wenig mehr Wh tkm bei So, = 5 größeres t„u,erreicht als 
mit An, = 2,5. 

Bisher ist rein theoretisch untersucht, wie man die 
Fahrzeit dureh zweekmäßize Wahl der Größen w und Ze, 
beeinflussen kann und wir sich dabei Motorbeanspruchung 
und Wattstundenverbraueh äudern können. Sehen wir 
von einigen durch die Einführung der Grenzbeanspruchun: 
geschaffenen Sonderbedingzungen ab, so bleibt als Ergeb- 
nis, daß großes y und kleines 8% sich fahrtzeitkürzend 
auswirken; wir haben uns daher damit zu befassen, wie 
man y und 8% im angedeuteten Sinn beeinflussen kann. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 


28. November 1929 


Gcht man auf die eingangs genannten Formeln (1) und (2) 
zurück, betrachtet die Größen Gy, S und o zunächst wie- 


der als gegeben und unveränderlich und bedenkt, dab 


Ü 1. e 
K= D”k ist, wobei man auch D als gegeben und kon- 
stant ansehen kann, so erhält man 
y = ü Mdg 28 Eee e sr EI 
i Ma 
An, E, r E aa (13) 
N 


Diesen Gleichungen zufolge wird eine Verkleinerung 
von d die Prozent-Stationsentfernung S% erheblich stärker 
beeinflussen als vn, u. zw. mit der dritten Potenz; so- 
mit wird ein kleines Verhältnis gd der Zähnezahl des 
eroßen Zahnrades zu der des Ritzels auf S5% im ge- 
wünschten Sinn wirken. Um nun w zu vergrößern, mub 
Mazı stärker als umgekehrt proportional d steigen; der 
damit verbundene ungünstige Einfluß auf Se, kann evtl. 
durch die Wahl von Mer wieder ausgeglichen werden; oft 


wird damit aueh noch eine weitere Herabsetzung von S% 


möglich sein. Die Erreichung möglichst kurzer Fahr- 
zeiten bedingt also kleines Übersetzungsverhältnis ñ, 


großes Stundendrehimoment Mas und große Stundendreh- 
zahl jaa, also auch große Stundenleistung Le: letzteres 


ging ja auch schon aus den Kurven Abb. 2 und 3 hervor. 
Ob ein Motor der so gefundenen Leistung in den vorhan- 
denen Raum eingebaut werden kann, ebenso ob mit ibm 
die zugelassenen Abstände von Schienenoberkante einzu 
halten sind, ist eine hier nicht zu untersuchende Frage. 
Pie Nichterfüllung solcher Forderungen würde aber nichts 
anderes bedeuten als eine konstruktive Grenze, die der 
Kürzung der Fahrzeit gesetzt ist. 


Aus den Gleichungen (1) und (2) geht auch hervor, 
daß auf die Größe von y und So, auch die soeben als 
konstant angesehenen Werte OM, S und D Einfluß haben. 
Bei der mittleren Stationsentfernung S und dem Treib- 
raddurchmesser D wird man wohl fast stets mit gegebenen 
Zahlen zu rechnen haben, doch sieht man, daß eine Ver- 
erößerung von D auf y und ba, genau so wirkt wie eine 
Verkleinerung von ü und daß eine Vergrößerung der 
mittleren Stationsentfernunz S direkt proportional die 
Prozent-Stationsentfernung S% beeinflußt. Diese Erkennt- 
nis ließe vielleicht den Schluß zu, daß grobe Stations- 
entfernung ungünstig auf die Fahrzeit wirkt, weil da- 
durch S% heraufzesetzt wird und deshalb nach früheren 
Überlegungen kleinere Werte für die mittlere Fahr- 
geschwindigkeit resultieren. Das trifft natürlich nicht 
zu, wovon man Sich leicht überzeugen kann; bleiben näm- 
lich für zwei verschieden große Stationsentfernunzen sS 
die Größen Mag, A, D H und GM, also auch K, k, y, 

kna? 


kn,, und u - konstant, so ist Se, zwar proportional S, 


aber es steigt ja Cotta, mit wachsendem S°% (Ahh 13. also 
auch Cat, = Tote, KR, mit wachsendem S; ebenso nimmt 
unter diesen Verhältnissen Wh/tkm mit steigendem S ab, 
da Ve, mit steigendem 8% sinkt; es Ändert sich auch dir 
Motorbeanspruchung, u. zw. hängt es von der Größ» 
von bp und JM% ab, ob der Motor bei der kleineren 
Stationsentfernung vielleicht schon überbeansprucht, bei 
der größeren dagegen nicht ausgenutzt ist. 


Das Zuggrewicht Gm je Motor als Beeinflussune-- 
faktor für y und Se, ist noch besonders zu erwähnen. 
Es war schon angedeutet, daß der Möglichkeit des Ein- 
baues großer Motorleistunzen konstruktive Grenzen ge- 
zogen sein können; wenn wir auch in der Herabsetzung 
des Zuggewichts @M je Motor durch Leichtbau der Wagen 
eine Möglichkeit haben, entweder 9 = -- ‚x zu ver- 

QCM 
erößern oder das Stundendrehmoment und damit die 
Motorgröße herabzusetzen oder die Zuekraftkonstante 
K = ü und damit das Übersetzungsverhältnis ü zu ver- 
ringern (größere Abstände des Zahnrad-Schutzkastens von 
S.-0.1), so sind auch hier konstruktive Grenzen gegeben. 
Oft dagegen wird es aber möglich sein, das Zuggewieht 
je Motor Gm dadurch. u. zw. meistens in weit stärke- 
rem Maße als dureh Leichtbau herabzusetzen. daß man 
die Motorzahl im 'Triebwazxen erhöht oder die Beiwaren 
ganz oder zum Teil durch Triebwagen ersetzt. Der Vor- 
teil dieser bisweilen in der Praxis schon angewendeten 
Maßnahme prägt sich in unseren Gleichungen und Unter- 
suchunzen sehr deutlieh aus, besonders dann, wenn man 
den Einfluß des sinkenden GM sich nicht nur in einer 
Vergrößerung von y und damit auch von 8%, sondern auch 
in einer Verringerung von K bzw. ü und damit einer 


me: pm 


-mw 


28. November 1929 


Herabsetzung von S% in der dritten Potenz von ü oder 
aber in einer Verkleinerung des Stundendrehmomentes 
und somit der Stundenleistung auswirken läßt. In Grenz- 
fällen, wo der Einbau größerer Motoren aus Raumgründen 
unmöglich ist, wird die Vergrößerung der Motorzahl im 
Zuge das einzig wirksame Mittel zu weiterer Fahrzeit- 
kürzung, wenn die üblichen Maßnahmen, wie Erhöhung 
von Anfahrbeschleunigung und Bremsverzögerung, Kür- 
zung der Aufenthaltszeiten usw. bereits erschöpft sind. 
Daß in der Beurteilung aller solcher Fragen hier die 
Wirtschaftlichkeit vollkommen außer acht gelassen ist, 
ändert nichts an rein technischen Tatsachen; daß aber 
bei einer Nutzanwendung unserer Erkenntnisse auch die 
wirtschaftliche Seite eingehend zu studieren ist, bedarf 
kaum der Erwähnung. 


IN 
dee 
BERESSE 
RE W 


Q 82 


BSR 


Haas ée 06 08 10 372 1% 16 


P m/seh? 
So, - 25 = So, ` DM 
Abb. 5. Einffuß der Grenzbeanspruchung Fmax - 97 auf Whtkm 
und rett, 


Um nun einen Überblick zu geben, wie die zweck: 
entsprechende Anwendung unserer Feststellungen sich 
auf die Form der Fahrdiagramme auswirkt. ist die Abb. 8 
beigegeben, in der für eine bestimmte Stationsentfernung 
I>iagramme für acht verschiedene Motorleistunzen aufge- 
zeichnet sind. Bei Diarxramın 1 ist die Motorleistung so 
gewählt, daß die geradlinige Anfahrbeschleunieung bis 
zur zulässiren Höchstzeschwindirkeit durchgehalten und 
der Strom bei Erreichung dieser Geschwindigkeit abge- 
schaltet wird; mit sinkender Motorleistung hört. die gerad- 
linige Anfahrbeschleunigung bei immer kleineren Ge- 
echwindirkeiten auf, ebenso bleibt auch die erreichte 
höchste Fahrgeschwindirkeit immer mehr unter der zu- 
gelassenen Höchstgeschwindigkeit. 

l In Abb. 9 endlich sind die Werte von ü, 8%, Y, JM%, 
Wh/tkm, JM% Jst und Lst (bzw. Ma, bei konstanter 
Stundendrehzahl). bezogen auf ihre Größe bei Diagramm 8 
der Abb.8, als Funktion der reinen Fahrzeit, ebenfalls 
bezogen auf die bei Diagramm 8 erreichte Fahrzeit, auf- 
getragen. Das zur Erreichung kürzerer Fahrzeiten als 
sünstig und erforderlich erkannte Verhalten von ü, 5% 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


1721 


und y ist aus den Kurven 1 und 2 deutlich zu sehen, eben- 
falls aus den Kurven 4 und 6 der Einfluß auf den Watt- 
stundenverbrauch auf 1 tkm und die Stundenleistung (bei 
konstanter Stundendrehzahl zugleich Stundendrehmoment). 


Aus der Kurve 3 sieht man, daß der Prozent-Anfahrstrom je 


Motor JM% mit steigender Motorleistung und sinkender 
Fahrzeit ebenfalls abnimmt und daher der Motor bei der 
Anfahrt weniger überlastet wird (Kommutierung'!), aus 


Bin =V W 
08 


0,7 


Br 


Zë 12 Zë 16 18 20 22 


GB 70 12 1% 16 78 2022 
M Yo 
"rr Sy E2 0080: A 
Abb. 6 Einfluß der Grenzbeanspruchung Bun, = 97 auf Wh tkm 


und rot, 


Kurve 5 jedoch, daß der effektive Anfahrstrom JM% Jst 
zunimmt, die Spitzenbelastung der Stromlieferungsanlage 
also wächst. Die Diagramme sind so bestimmt, daß der 
Motor jeweils möglichst voll beansprucht ist (B = 0,7). 
Man sieht aus Abb. 9, daß eine Fahrzeit von 82,5 % schon 
eine Motorleistung von etwa 225% benötigt und die 
Wh/tkm auf rd. 170% steigen läßt, während die Anfahr- 
Stromspitze auf etwa 160 % anwächst; eine derart. beab- 
sichtirte Fahrzeitkürzung bedeutet also nicht nur die An- 
schaffunz stärkerer Motoren und entsprechender Steue- 
rungsteile sowie festere mechanische Konstruktion der 
Waren, sondern auch entsprechende Verstärkung der 
Stromlieferungsanlage; sie bedeutet aber auf der anderen 
Seite Ersparnisse an Zurzahl und personal, Erhöhung 
der Jahres-Kiloneterleistunz und daher bessere Aus- 
nutzung des Materials, erhöhtes Platzangebot usw. von 
einer größeren Werbekraft auf das Publikum abgesehen: 
die Wirtsehaftlichkeitsberechnung hätte solche Fragen also 
zu berücksichtigen. 

Es sollen nun noch kurz die Auswirkungen eines Zeit- 
rückhaltes besprochen werden. Die in Abb.1 gezeigten 


1722 


Vmtl. -Kurven entsprachen der kürzesten Fahrzeit; die 
in Abb. 4 dargestellten Grenzkurven für vmt. begannen 
nn ohne stromlosen Auslauf, während bei steigen- 
dem Jm% mit Rücksicht auf B ein zunehmender strom- 
loser Auslauf erforderlich war. Solange nun ein strom- 
loser Auslauf vorhanden ist, enthält das Fahrdiagramm 


EE 
NTN 


NN CW 
 IKNI IW 


SE 
d D 


_-——_— So, = 50 


Abb. 7. Einfluß der Grenzbeanspruchung Bmax = 97 
auf Wh:tkm und vmtl. 


zwar einen Zeitrückhalt, gegeben durch den Abstand der 
Grenzkurve von der Kurve für absolut größtes Var 
aber bei einer Inanspruchnahme dieses Rückhaltes über- 
steigt B den als Grenze angenommenen Wert; außerdem 
müßte auch JM“ cine solche von Se, abhängige Größe 
annehmen, damit der Zeitrückhalt wirklich die gewünschte 
Größe erreicht. Um also überhaupt erst einmal die Werte 
Von Ye, Zu kennen, die einen Zeitrückhalt von ge- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


EES 
90% Fah, 


28. November 1929 


wünschter Höhe einschließen, müssen Kurven ermittelt 
werden, die um diesen (prozentualen) Zeitrückhalt unter 
den Kurven für te, legen. Dadurch nimmt die 


Motorbeanspruxchung ab, so daß also auch mit Rücksicht 
auf gute Motorausnutzung große Werte von S% ungün- 
stiger sind als kleine, da bei ihnen nach Abb. 1 die Bean- 


sek remme Fahrzeit 


Abb. 8. Kürzere Fahrzeit durch höhere Motorleistung (vgl. hierzu Abb. 9. 


spruchung sowieso schon unter der Grenze liegt. Bei 
kleinen Beträgen von S% ist die Gate -Kkutve mit Zeit- 


rückhalt (für normale Fahrzeit) um die Größe dieses Zeit- 
rückhaltes unter der Grenz- 
kurve einzutragen; damit 
bleibt aber die Motorbean- 
spruchung bei normaler 
Fahrzeit ebenfalls unter 
Bmax = 0,7, wenn auch um 
weniger als bei großem Ae 
Wie bereits an anderer 
Stelle? ausgeführt, kann in 
solchen Fällen, wo der Zeit- 
rückhalt verhältnismäßig we- 


nig in Anspruch genommen 

1 “und So, 

zw 

3 JM% 

+ Wh tkm 

5 Amp. Anfahrstrom = Jyo ` Jst 

6 Stundenleistung, zugleich Stun- 
dendrehmoment bei konstanter 
Stundendrehzahl 

Abb. o Charakteristische Grundlagen 


und Ergebnisse der Ahb.8 in Abhängig- 
keit von der Fahrzeit; sämtliche Größen 
in Prozent ihrer Werte bei Diagramm : 


wird. die Beanspruchungsgrenze für kürzeste Fahrzeit 
gegebenenfalls höher gewählt werden als die für normale 
Fahrzeit. doch ist darauf zu achten, daß die (reschwin- 
diekeitskurve für Normalbetrieb, die um den Zeitrückhalt 
unter der Grenzkurve für kürzeste Fahrzeit liegt, div 
(Grenzkurve für Normalbetrieb nicht übersteigt. 


2 Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Bil. 7, 


S. 169. 


28. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


1723 


Über die neuesten Fortschritte auf dem Gebiet der Wolframdrahtlampen. 
Von H. Alterthum, Berlin. 


Übersicht. Der Aufsatz gibt eine historische Darstel- 
lung der Entwicklung besonders formbeständiger Drähte 
für die Leuchtkörper von Wolframglühlampen sowie die 
Beschreibung ihrer Eigenschaften und Anwendungen in der 
Glühlampentechnik. 


Die bekannten grundlegenden Verfahren! der Glüh- 
lampentechnik, soweit sie das Leuchtkörpermaterial be- 
treffen, sind das Ziehverfahren für Wolframdrähte (Gene- 
ral Electrie Co.) und das Pintschverfahren; das letztere 
besteht darin, einen gespritzten Faden aus gepastetem 
Wolframpulver durch fortlaufendes Erhitzen auf hohe 
Temperaturen in sog. Einkristalle zu verwandeln. Die 
(Gründe, weshalb das Pintscehverfahren heute nicht in glei- 
chem Umfange wie das Drahtziehverfahren angewendet 
wird, liegen offenbar in der wirtschaftlichen Überlegen- 
heit des Ziehverfahrens, zudem man heute in der Lage ist, 
mit dem Ziehverfahren ein Leuchtkörpermaterial herzu- 
stellen, das als sog. Langkristalldraht von den Zwangs- 
zuständen frei ist, die der gezogene Draht aufwies. Dieser 
Erfolg ist den jahrelangen Bemühungen der Betriebe 
und Laboratorien der Glühlampenfabriken fast der ganzen 
Welt zu verdanken. Ausgehend von dem bisherigen Verfah- 
ren kann heute gezogener Draht hergestellt werden, der 
auch bei den höchsten Temperaturen der Lampe ebenso 
formbeständig bleibt wie der Pintsch-Einkristallfaden; es 
ist einer der wesentlichsten Vorteile dieser Verfahren, 
daß die nach ihnen hergestellten Wendeln derartige 
Eigenschaften aufweisen, daß die günstige Anfangs-Licht- 
ausbeute der Lampen während der ganzen Lebensdauer 
erhalten bleibt. Wie dieses Ziel erreicht wurde und 
welche Fortschritte damit auf dem Glühlampengebiet ge- 
macht worden sind, sei hier zusammenfassend dargestellt. 


Abb. 2 Korngrenze zweier Kristalle 
im Pintschfaden. 


Abb. 1. Demonstration des 
Durchhangs verschieden 
kristallisierter Drähte. 


Abb. 3 Korngrenze zweier Kristalle 
im Langkristalldraht. 


Sehr sinnfällig hat bereits 1926 Koref? den Unter- 
schied einer solchen neuen Wendel gegenüber einer alten 
durch folgenden Versuch (Abb. 1) gezeigt: Zwei Wolfram- 
drahtwendeln w, und w, werden auf einem gemeinsamen Ge- 
stell an den gleichzeitig als Stromzuführungen dienenden 
Metallklemmen k, und k, senkrecht aufgehängt und durch 
die kleinen Gewichte g, und g leicht elastisch gestrafft. 
Die Stromleitung erfolet durch mit einem Schlitz ver- 
sehene mit Quecksilber gefüllte Eisennäpfehen n. und ns, 
durch welche die Wendeln an ihrem unteren Ende hin- 
durehhängen. Über dieses Gestell ist ein Glaszylinder ge- 
stülpt, durch den Wasserstoff oder ein anderes Wolfram 
nicht angreifendes Gas bei o einströmt und bei u austritt. 
Erhitzt man jetzt beide Wendeln auf Glühlampentempe- 
ratur, so hängt sich die aus zewöhnlichem gezogenen 
Draht bestehende Wendel aus der Schrauhenform fast bis 
zur (Geraden durch, während die andere Wendel bei glei- 
cher Belastung und Temperatur ihre Gestalt unverändert 
beibehält. 


t H. Alterthum. Wolfram. Braunschweig 1925. 
2 F.Koref, Metallbörse Bd. 17, S. 793. 


Durch die Arbeiten, die zu diesem Ergebnis geführt 
haben, wurde bekannt, daß es die besondere Kristall- 
struktur des Drahtes ist, die ihm diese Eigenschaften ver- 
leiht. Jacoby und Koref? sowie unabhängig davon 
Goucher* zeigten, daß es bei einem stabilen Draht 
nicht darauf ankommt, daß er in seiner ganzen Länge aus 
einem einzigen Kristall besteht, sondern daß cs genügt, 
wenn er aus wenigen Kristallen besteht, vorausgesetzt, 
daß die Grenzflächen zweier sich berührenden Kristalle 
nicht senkrecht oder nahezu senkrecht zur Drahtachse 
stehen; sie müssen sich vielmehr auf einer weit größeren 
Fläche als der Querschnitt beträgt, gegenseitig berühren, 
d.h. auf einem längeren Drahtstück nebeneinander her- 
laufen. Abb.2 zeigt eine Stoßstelle eines Pintschfadens, 
wie sie manchmal vorkommt; sie verläuft nahezu senkrecht 
zum Längsschnitt. Abb. 3 zeigt eine solche eines Drabtes, 
bei der zwei durch verschiedene Ätzung gekennzeichnete 
Kristalle sich in der soeben geschilderten Weise berühren. 
Die Verankerung der beiden Kristalle wird dadurch offen- 
bar stark vergrößert und die Festigkeit ist dadurch prak- 
tisch dieselbe. als wenn die beiden Kristalle ein einziger 
wären. Die Kristalle eines solchen Drahtes sind überein- 
ander gestapelt wie die sog. „Stapel“ jedes Faserstoffes 
und man hat solche Kristalldrähte daher auch Stapel- 
kristalldrähte genannt. Abb. 4 zeigt im Gegensatz dazu 
die Kristallstruktur eines gewöhnlichen gezogenen 
Drahtes, wie sie sich nach längerer Betriebsdauer aus- 
bilden kann. 


Abb. 5. Faserstruktur eines 
gezogenen Drahtes. 


Abb. A Kristallstruktur eines 
gewöhnlichen gezogenen Drahtes 
nach längerer Brenndauer. 


Eine derartige Stapelkristallstruktur wird gewöhn- 
lich auf zwei voneinander prinzipiell verschiedenen 
Wegen erreicht. Der eine besteht darin, daß man den ge- 
zozenen Draht einer Reihe von thermischen Behandlungen 
unterwirft, die noch mit mechanischen Deformationen 
kombiniert sein können, der andere darin, daß man dem 
Ausgangsmaterial des Drahtes, also der Wolframsäure 
oder dem Metallpulver, einen Zusatz oder eine Reihe von 
Zusätzen einverleibt, die die nachherige Kristallisation 
des Drahtes im gewünschten Sinne beeinflussen, ohne daß 
eine besondere Nachbehandlung des fertig gezogenen 
Drahtes nötig wäre. Der Draht wird nach dem thermisch- 
mechanischen Verfahren, wie es der Kürze halber ge- 
nannt sei, zunächst auf die Temperatur gebracht, bei der 
die Fasern des gezogenen Drahtes gerade zu zerfallen 
beeinnen. Abb. 5 zeigt einen gewöhnlichen, Faser- 
struktur besitzenden Draht, Abb.6 einen gerade bis zur 
Auflösung der Zicehstruktur geglühten Draht; die dazu er- 
forderliche Temperatur und Zeit sollen so bemessen 
sein, daß der Draht gerade noch biegsam bleibt, 
was sich durch Ausprobieren leicht feststellen läßt. Nach 
dieser Vorbehandlung wird der Draht auf eine sehr hohe, 
nur durch den Schmelzpunkt und die Festigkeit des Ma- 
terials sowie durch apparative Rücksichten nach oben be- 
grenzte Temperatur erhitzt, wobei die aus der Faserstruk- 
tur entstandenen Zerfallprodukte sich zu neuen Kristallen 
vereinen, die sich über Längen von mehreren Drahtdurch- 
messern erstrecken vnd mit ihren Nachbarkristallen durch 
Überlappung eng verankert sind. Das Verfahren wird in 
seiner Wirksamkeit noch unterstützt, wenn die eine oder 
alle beide der beiden Temperaturbehandlunzen wie beim 
Pintschverfahren am fortlaufenden Draht ausgeführt wer- 
den. Schr wirksam ist es, den Draht zwischen den beiden 
thermischen Behandlungen einer mechanischen Deforma- 
tion zu unterwerfen, z.B. ihn cine oder mehrere Stufen 


3 DRP. 371 623. 
1 DRP. 399 896. 


1724 


herunterzuziehen und ihn dann erst auf die hohe Tempe- 
ratur zu erhitzen, wodurch die Verzahnung der Stoß- 
stellen noch weitzehend vergrößert wird. 

Der zweite Weg, auf dem man dasselbe Ziel erreichen 
kann, ging ursprünglich davon aus, das bei der Herstel- 
lung verwandte Natriumwolframat gunz oder zum Teil 
durch die Wolframate anderer Alkalimetalle, z.B. Li- 
thiumwolframat oder Kaliumwolframat zu ersetzen, und 
Pacz°, der dieses Verfahren vorgeschlagen hat, hat eine 
besonders gute Wirkung durch Verwendung aller drei 
genannten Wolframate in einem genau ausgewählten 
Mengenverhältnis erzielt Dieses Verfahren ist dann 
weiter ausgebaut worden®, indem dem Draht von vorn- 
herein ein Zusatz innig einverleibt wurde, der Kicsel- 
säure und ein Alkalimetall (z. B. Natrium oder Rubidium) 
enthält, wobei dieser Zusatz eine solche Verdampfungs- 
temperatur hat, daß er bei oder unterhalb der Sinter- 
tempeıatur des Wolframs verdampft, u.zw. hauptsächlich 
in dem Temperaturbereich, wo rasches Wachstum der 
Wolframkörner stattfindet. Dieser Zusatz kann entweder 
dem fertig reduzierten Metallpulver vor dem Stabpressen 
oder aber schon in einem früheren Stadium des Verfahrens 
der Wolframsäure oder einer anderen Verbindung, aus 
der das Metall hergestellt wird, einverleibt werden; seine 
Wirksamkeit stellt man sich so vor, daß er mit den im 
Metall enthaltenen Verunreinigungen eine Verbindung 
eingeht, die bei oder unterhalb der Sinterungstemperatur 
des Wolframs verflüchtigt wird: er iibt also eine rei- 


nigende Wirkung aus, deren Einfluß auf die Kristallstruk- 
tur besonders von Smithells’ eingehend untersucht 
worden ist. 


Abb. 8 Aufgewickelter Ein- 


kristalldraht, kantig geftzt 
(schematisch). 
Abb. & Aufgelöste Faserstruktur 
eines gezogenen Drahtes. 


SS D 
Ah, 9. SE dem See 


kristallisierter Draht, kantig ge- 
Atzt (schematisch). 


Abb. 7. Ursprünglich zyliudrischer 
Finkristallkörper nach dem Anätzen 
(schematisch». 


Ein weiterer Fortschritt wurde erreicht, als man dazu 
überging, die endgültige Kristallbildung erst nach der 
Wicklung der Leuchtkörperwendel erfolgen zu lassen. Ver- 
schiebungen der Kristallelemente und Verbiegung des 
Kristallgitters werden so vermieden, da sich jetzt der end- 
gültige Kristall aufbaut, ohne nachher noch einer Defor- 
mation unterworfen zu werden. Der Grund für dieses 
Verhalten liegt in der kristallog raphischen Struktur eines 
so hergestellten Drahtes, da in ihm die Verankerung 
der Stoßstellen unverändert bleibt, die Struktur der da- 
zwischen liegenden Kristalle jedoch eine andere ist. als 
wenn ein fertig kristallisierter Draht in Schraubenform 
gewickelt wird. Ein solcher schraubenförmiger Leucht- 
körper verhält sich nämlich praktisch so, als wäre 
er aus einem einzigen oder einer Anzahl aneinanderse- 
laxerter Kristalle herausgeschnitten worden. Dies kann 
durch Anätzen der Wendeln kenntlich gemacht werden. 
Es ist aus der Kristallographie bekannt und gilt ent- 
sprechend für die Metallkristallographie, daß zylindrische 
kEinkristallkörper beim Anätzen allmählich eine prisma- 
tische Gestalt annehmen, wie schematisch in Abb. 7 dar- 
gestellt. Ätzt man einen schraubenförmigen Leucht- 
körper, der durch Aufwickeln eines Einkristalldrahtes 
entstanden ist, so folgen die Ätzkanten den Schrauben- 
windungen, wie es Abb.8 zeigt. Der Hüllkörper der 
Schraube bleibt also auch nach der Ätzung ein Zylinder. 
Erfolgt die Kristallisation jedoch erst nach der Form- 
gebung zur Schraube, so folgen die Ätzkanten der Wendel 
nicht mehr den Schraubenwindungen. Es bilden sich viel- 
mehr, wie dies Abb.9 darstellt, an der Außenseite als 
Ätzerscheinungen facettenartize Abplattungen aus, die in 
sanz gesetzmäßiger Weise zur Schraubenachse, nicht aber 


5 Aik Pat. 1299 017. 
* Amer. Pat. 1410 Ja 


C.J. Smithells, J. Inst. Metals Bd. 27. S. 107. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 


‚in der fertigen Lampe. 


28. November 1929 


wie in Abb. 8 zur Drahtachse angeordnet sind. Eine solche 
Wendel ist also so kristallisiert, als ob sie aus einem 
großen Kristall herausgeschnitten wäre; der Hüllkörper 
der geätzten Wendel ist kein Zylinder, sondern ein mit 
Abplattungen versehener, der prismatischen Form zu- 
strebender Körper, wobei die Kanten der Abplattungen 
parallel zur Schraubenachse laufen. Die Stärke der Ab- 
plattungen und die Einzelheiten ihrer Ausbildungen hän- 
gen von der Dauer der Ätzung ab, ihre Lage von dem 
Winkel, den die Achsen des gedachten Kristalls mit der 
Schraubenachse bilden. Diese auch vom kristallogra- 
phischen Standpunkt interessanten Verhältnisse haben 
Groß, Koref und Moers? näher untersucht und 
ausgewertet. Eine Silhouette einer Reihe vollständig 
kantig angeätzter Windungen einer solchen Wendel ist in 
Abb. 10 wiedergegeben. 
Eine Korngrenze eines 
solchen Drahtes mit 


sich überlappenden Kri- 
Abb. 11. 


stallen zeigt 


Korngrenze eines 
Schraubenkristalldrahtes. 


Abb. 10. Silhouette eines nach Abb. 11. 
dom Aufwickeln kristallisierten 


Drahtes, der kantig geätzt ist. 


Die Herstellung solcher Spiralkristalle oder, wie man 
sie richtiger nennt, Schraubenkristalle ist verhältnismäßig 
einfach und geschieht, wie schon oben angedeutet, da- 
durch, daß man die Kristallstruktur nicht vor dem Wickeln 
zur Wendel erzeugt, sondern nach diesem, u. zw. entweder 
vor der Montierung auf dem Gestell oder auch ebensogut 
Nur das Vorglühen zum Zerfall 
der Faserstruktur und gegebenenfalls eine mechanische 
Deformation des Drahtes durch Ziehen oder auf anderem 
Were muß vor dem Wickeln erfolgen. Im Falle von 
Drähten mit Zusätzen ist eine solche thermisch-mecha- 
nische Vorbehandlung nicht immer notwendig, wodurch 
sich die Herstellung noch vereinfacht. Die Heiß-Form- 
beständiekeit von Leuchtkörpern aus solchen Kristallen 
ist derjenigen von kleinkristallinen Wendeln überlegen. 
Man kann also jetzt den Kerndurchmesser der Wendeln 
weit größer als früher wählen, wodurch die Wirtschaft- 
lichkeit der Lampe bei den gasgefüllten Typen beträcht- 
lich gesteigert wird. 


Abb. 12. Unrund profilierte Kerne für Wendeln. 


Man kann aber den Kerndurchmcesser noch größer 
wählen und die Wendel so weiter verkürzen, wenn der 
zur Herstellung der Schraube benutzte Draht in kurzen 
Abständen Deformationsstellen aufweist; solche Stellen 
wirken dann gewissermaßen als Keimstellen für die Kri- 
stallumwandlung, indem sie den Eintritt der Kristall- 
umwandlung begünstigen, die sich von diesen Stellen aus 
in die benachbarten, nicht oder ungenügend deformierten 
Stellen fortpflanzt. Solche Deformationen können durch 
Schlag- oder Druckwirkung erzeugt werden; es genügt 
jedoch auch. wenn die Krümmung des Drahtes an diesen 
Stellen stärker ist als in seinem sonstigen Verlauf. Dar- 
aus ergibt sich als einfachste Ausführung das Wickeln 
der Wendeln auf einen Kern ungleichmäßigen Profiles 
oder einen, der aus mehreren aneinandergelegten zusam- 
mengesetzt ist, wie es in Abb. 12a und b schematisch dar- 
gestellt ist. An den stärker gekrümmten Stellen erfährt 
der Draht eine stärkere Deformation — und damit eine 
Keimsielle — als an den Stellen des größeren Krüm- 


KS R: Grob, F. Korefu. K. Moers. Z. Phys. Rd. 22. 8 


28. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 


1725 


mungsradius. Diese Art der Formgebung der Wendel ist, 
wie man leicht einsieht, zahlreicher Variationen fähig, 
außer der Kristallstruktur des Leuchtkörpers werden da- 
durch vor allem auch seine Länge und Form beeinflußt. 
Mit diesem Verfahren kann man bei gleichem Durchhang 
den Kerndurchmesser von Leuchtkörpern derart stei- 
gern, daß ihre Länge auf den dritten Teil der bisher üb- 
lichen und noch weiter herabgesetzt werden kann. Ein 
extremes Beispiel für einen derartigen Leuchtkörper 
bietet die nach diesem Verfahren? hergestellte sog. Stern- 
wendel, die schematisch'® in Abb. 13 in der Längs- und 


Abb. 13. Sternwendel, Längs- und Seitenansicht. 


Seitenansicht dargestellt ist. Die Sternwendel entsteht, 
wenn man als Kern nicht einen schwach profilierten 
Draht, sondern ein schmales Band verwendet. Dabei wird 
der Draht zum Teil elastisch, zum Teil überelastisch be- 
ansprucht. Nach Entfernung des Bandes gehen die elasti- 
schen Verformungen federnd zurück, die Wendel springt 
auf und vergrößert dadurch ihren Kerndurchmesser noch 
weiter, während die überelastischen Deformationen nicht 
zurückgehen. 


Die Fortschritte, die die Glühlampentechnik mit Hilfe 
der in den vorangehenden Abschnitten beschriebenen Ver- 
vollkommnungen des Drahtmaterials gemacht hat, liegen 
in verschiedener Richtung. Der hauptsächliche Erfolg 
ist wohl der, daß die normalen gasgefüllten Lampen 
jetzt nicht mehr im Laufe ihres Brennens denjenigen Grad 
von Durchhang aufweisen, der früher für sie charakte- 
ristisch war und der dazu führte, daß nicht nur der Licht- 
strom sondern auch die Lichtausbeute, d.h. die für 1 W 
ausgestrahlten Kerzen weit unter den beim Einschalten 
vorhandenen Wert sanken. Dadurch ist es auch gelungen, 
das Gasfüllungsprinzip bei Lampen kleinerer Wattzahl als 
bisher zu verwenden. So liegt!! die Grenze zwischen luft- 
leerer und gasgefüllter Lampe heute im allgemeinen bei 
25 ... 30 W. Bei Vakuumlampen selbst ist man eben- 
falls fast allgemein von der Langdrahtform des Leucht- 
körpers zur Wendelform übergegangen; dadurch wurde der 
Leuchtkörper mehr zusammengedrängt, die Lampe kleiner 
und handlicher. die Zahl der Halter ließ sich vermindern. 
wodurch die Montierung erleichtert wurde. Die Zahl der 
Typen konnte infolge der Konstruktions-Vereinheitlichung 
vermindert werden. 


Eine grundlegende Änderung schuf der neue Draht 
jedoch auf dem Gebiet der Projektionslampen. 
Man wußte schon lange, daß die besonderen Vorteile der 
rasgefüllten Metalldrahtlampe, nämlich der Fortfall der 
Wartung, des Ersatzes abgebrannter Kohlen sowie der 
Keparaturbedürfnisse des Regelwerkes. das ruhige, 
gleichmäßige Brennen und die Feuersicherheit diese 
Lampen zum Ersatz von Bogenlampen in der Projektions- 
technik geradezu prädestinierten. Ihrer Verwendung 
stand lediglich entgegen die auch bei den normalen Nitra- 
lampen noch zu große Ausdehnung des Leuchtkörpers, der 
für Projektionszwecke in möglichster Annäherung punkt- 
förmig sein, jedenfalls aber eine möglichst große "Leucht 
dichte (HK/mm?) ergeben soll. Die dazu erforderliche 
eedrungene Form des Leuchtkörpers ließ sich mit dem 
alten gezogenen Draht nur unvollständig erreichen und 
vestattete keinesfalls. die Temperatur des Leuclitkörpers 
auf das gewünschte Maß zu steigern, weil dann Berührun- 
ren der einzelnen Windungen eintraten, die ganze Leucht- 
körperteile kurzschlossen, vom Durchhang und seinen 
oben beschriebenen Nachteilen ganz zu schweigen. Durch 
Verwendung des Stapel- bzw. Langkristalldrahtes sind 
alle diese Schwierigkeiten beseitigt worden und es ist ge- 
lungen, Lampen herzustellen, die den schärfsten Anforde- 
rungen der Projektionstechnik weitzehend genügen, ohne 
im Laufe ihres Lebens an Wirkung wesentlich nachzu- 
lassen. Eine Reihe neuer Lampentypen dieser Art ist von 
Born und Reeb* beschrieben worden; die Leuchtdichte 
einer röhrenförmigen Projektionslampe beträgt mehr als 


® DRP. 49 644. 
10 E. Lax u. Lee in H. Geiger u.R. Scheel, Hand- 
buch d- Physik Ha: 19, 8. 870 
E. La u. M Pirani in H. Geiger u.R. Scheel, Hand- 
buch d. Phvsik “Bd: 19, H 
F.Born u. Ô. Roeb, Licht u. Lampe, im Erscheinen begriffen. 


das Zehnfache einer normalen gasgefüllten Lampe; man 
kann ferner die Leuchtdichte durch Verwendung dicker 
Drähte, also niedriger Betriebspannung, noch um ein 
Mehrfaches erhöhen. 

Einer der allerjüngsten Erfolge, der noch über die 
bisher geschilderten hinausgeht und dessen Entwicklung 
noch nicht abgeschlossen ist, ist aber in der Verwendung 
von sog. Doppelschrauben als Leuchtkörper zu er- 
blicken. Bei einer Doppelschraube geht man von einer 
fortlaufend gewickelten Wendel aus und wickelt sie 
nochmals in Schraubenform auf, wie in Abb. 14 darge- 
stellt!'. Man wußte schon immer, daß durch eine solche 
Leuchtkörperform die Wirtschaftlichkeit einer gasgefüll- 
ten Lampe nach dem Prinzip von Langmuir? noch 
weiter als durch Verwendung einer einfachen Schraube 
gesteigert werden kann. Solche Leuchtkörper konnten 
aber bisher keine praktische Verwendung finden. weil 
es nicht gelungen war, denselben die nötige Form- 
beständigkeit zu verleihen. Sie hingen vielmehr entweder 
sofort nach dem Einschalten des Stromes stark durch oder 
verzerrten sich beim Gebrauch, da die zwischen zwei 
Haltern hängenden Teile eines solchen Leuchtkörpers ja 
weit schwerer sind als bei Einfachwendeln. In logischer 
Fortführung des bei dem Schraubenkristall angewandten 
Verfahrens, einem Leuchtkörper erst nach dem Auf- 
wickeln die endgültige Kristallstruktur zu verleihen, ge- 
langt man auch zu einem stabilen, heißformbeständigen 


Abb 14. Doppelschraube. 


Leuchtkörper in Doppelschraubenform, wenn man einen 
Wolframdrabt schraubenförmig aufwickelt, diese Schraube 
dann abermals schraubenförmig aufwindet und die zur Er- 
zielung der endgültigen Kristallform erforderliche Hitze- 
behandlung erst nach dieser endgültigen Formgebung an- 
wendet. Es werden dadurch wie bei der Einfachschraube 
nicht nur den gesamten Leuchtkörper erfüllende, sich 
überlappende, unverbogene Kristalle erzeugt, die auch 


a 


Abb. 15. Leuchtgestelle von (a) Einfach- und (b) Doppel- 
schrauben-Autosucherlampen. 


später nicht mehr rekristallisieren, sondern es wird gleich- 
zeitig auch der Doppelschraube die ihr innewohnende Fec- 
derung genommen. Der so erzeugte Doppelschrauben- 
körper hat eine so überraschend weitgehende Formbestän- 
digkeit, daß nicht nur Verzerrung sondern auch jeglicher 
nennenswerte Durchhang des Leuchtkörpers selbst nach 
sehr lanzer Brenndauer verhindert sind. Solche Leucht- 
körper haben dann eine wesentlich kleinere Umhüllungs- 
länge als entsprechend gebaute aus Einfachwendeln, wo- 
durch es einmal gelingt, den Wirkungsgrad bei gasgefüll- 
ten Lampen noch weiter beträchtlich zu erhöhen, u. zw. 
bei einer Type für 30 W, 220 V um etwa 20%. Die weit- 
gehende Zusammendrängung des Leuchtkörpers bringt 
den weiteren, auch für Vakuumlampen nutzbar zu machen- 
den Vorteil, daß die Halterung des Leuchtkörpers verein- 
facht wird. Die ebenfalls erzielte Erhöhung der Leucht- 
dichte gibt ferner den Vorteil der unmittelbaren Verwend- 
barkeit für besondere Zwecke, z.B. als Projektionslampen 
für Scheinwerfer usw. Leuchtkörper dieser Art sind eben- 
falls in der Patentliteratur mehrfach erwähnt; mit der- 
artigen Leuchtkörpern auszerüstete Lampen sind vor 
kurzem von Bergmans und van Liempt" be- 
schrieben worden. Abb. 15a und b zeigen die Änderung 
8 J. Langmuir u. Orange, Proc. Am. Inst. El. Engs. Bd. 32, 


S. 1915. 
H J. Bergmans u. J. A. M. van Liempt Polytechn. Weekbl. 


vom 31. I. 192%, Nr. 5. 


1726 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


28. November 1929 


gegenüber einer Einfachwendel bei einer im Jahre 1926 
von der Ösram-Gesellschaft herauszebrachten Type dieser 
Art, einer Autosucherlampe. Ein wichtiger Schritt zu 
einer weiteren Verbesserung scheint damit getan zu sein. 


Naturgemäß vollzielit sich die Einführung derartiger 
Neuerungen nicht so schnell, wie es Hersteller und Ver- 
braucher gern sähen, da bei der lubetriebsetzunz einer 
neuen Lampentype stets eine bestimmte Lebensdauer ge- 
währleistet und verlangt wird. Es steht nun mit der Prü- 
fung der Lebensdauer heute nicht mehr so wie zu den Zei- 
ten der Anfänge der Metalldrahtlampen, wo eine amtliche 
Bescheinigung über die Lebensdauer von vielleicht sechs 
Lampen eine mehr als ausreichende Gewähr für den Ver- 
braucher bot. Die Lebensdauern von Glühlampen sind, wie 
die Arbeiten von Becker, Plaut und Runge” ve- 
lehrt haben, vielinehr nach den Regeln der mathematischen 


» R. Becker. H. Plaut n. J. Runge, Anwendungen der 
mathematischen Statistik auf Probleme der Massenfabrikation, Berlin 
1927. — H. Plaut, Z. Techn. Phys. Bd. 6 S. 225; Bd. 10, S. 175. 


Statistik als Kollektivgegenstand zu behandeln. Dabei 
genügt es nicht, wenn man nur eine möglichst große An- 
zahl von Lampen einem Brenndauerversuch unterwirft, 
sondern ein solcher Versuch mit Hunderten oder Tausen- 
den von Lampen muß wieder und wieder wiederholt wer- 
den; denn durch jede noch so kleine Veränderunz in der 
Fertigung oder Ausführung kann sich nicht nur der mitt- 
lere Wert der Lebensdauer als solcher ändern, sondern 
auch die Streuungesmaße ändern sich; die Folge hiervon 
ist wiederum, daß die Wirkung der an den Netzen vor- 
kommenden Spannunzschwankungen anders zu bewerten 
ist. Bedenkt man, daß zu einem Versuch von 1500 Brenn- 
stunden mit der für die Zwischenmessungzen und die 
„Überlebenden“ aufzuwendenden Zeit rund drei Monate 
erforderlich sind und daß während der ersten Zeit der 
Herstellung einer neuen Type an deren Fertigung stets 
noch weitere kleine Verbesserungen vorgenommen wer- 
den, so sieht man leicht ein, daß bis zur Einführung des 
endeültiren. alle Teile befriedirenden Erzeurnisses sehr 
erhebliche Zeit vergehen kann. 


Eine elektromechanische ‚„Gleichungswaage‘“. 


Von Ing. Georg Rosen, Stockholm. 


Übersicht. Fs wird ein vom Verfasser vorgeschlagener 
elektromechanischer Apparat zur Auflösung von Gleichungen 
höheren Grades mit einer Unbekannten beschrieben. 


Der Gedanke, das Waageprinzip zur Auflösung von 
Gleichungen zu benutzen, ist nicht neu, man kennt ähnliche 
Apparate, die z.B. hydrostatisch? oder unter Benutzung 
einer Brickenschaltung? arbeiten. Man muß indessen zu- 
geben, daß die Elektrizität viel sauberer und bequemer in 
einem Apparat zu handhaben ist als eine Flüssigkeit. 
Außerdem ist bei dem hier beschriebenen elektrischen 
Apparat eine Genauigkeit erreichbar, die bei hydrostati- 
schen Apparaten nicht denkbar ist. 


Die aufzulösende Gleichung soll folgende Form haben: 
ac+hb?+cP+d4x+te + ..+k=0. 


Der Hauptteil des Apparates besteht aus einem Waage- 
balken, auf welehen eine Anzahl von Drehmomenten wir- 
ken. Jedes Glied der linken Seite der Gleichung soll 
dureh ein Drehmoment dargestellt werden. Wenn die 
Sumine dieser VDrehmornente gleich Null wird, d.h. wenn 
der Waagebalken im Gleichgewicht ist, ist die durch die 
Gleichung auszedrückte Bedingung erfüllt. Jedes Dreh- 
moment kann ja als Produkt aus einer Kraft und dem 
Mebeların dieser Kraft ausgedrückt werden. Für jedes 
Glied, das die Unbekannte enthält, besteht die Kraft aus 
der Anziehung bzw. der Abstolsunz zwischen stromdureh- 
flossenen Spulen, von denen eine am Waagebalken hängt, 
die andere fest ist. Der Ilebelarm ist dureh den Abstand 
zwischen dem Aufhängepunkt der ersten Spule und dem 
Drehpunkt des Waagebalkens gegeben. 


In jedem Glied. welches die Unbekannte enthält. 
wird nun der Hebelarm dem Koeffizienten und die zwi- 
schen den Spulen wirkende Kraft der Unbekannten pro- 
portional gemacht. Der nachstehend beschriebene Apparat 
genügt zur Auflösung von Gleichungen dritten Grades, 
indessen können nach demselben Prinzip Apparate für 
Gleichungen beliebigen Grades gebaut werden. 


Beschreibung der Gleichungswaaxe. 


In Abb. 1 bezeichnet 7 einen Waarebalken mit dem 
Drehpunkt 2. 3 und 4 sind Waareschalen für lose Ge- 
wichte. Der hier dargestellte Apparat hat drei Paare von 
Spulen 5..10. Alle Spulen sind einander gleich; von 
jedem Paar hängt eine Spule am Waagebalken, die andere 
ruht auf der Bodenplatte des Apparates. 


Es sei angenommen, daß man jede der hängenden 
Spulen auf jeden beliebigen Abstand beiderseits des Dreh- 
punktes 2 bringen kann. Für diesen Zweck können z. B. 
mehrere parallele Waagebalken zu einem starren System 


1 Vegl. z. B. Eneyklopädie d. mathemat. Wissensch. Bd. 1. S. 1072, 
Fußnote. 

= ETZ 1910 N, 739. — Bin mechanisch arbeitender Apparat zur 
Lösung von Netzgleichungen wurde in der ETZ 1911, S. 973 u. loob De- 
schrieben. 


zusammengesetzt sein, einer für jedes Spulenpaar. Die 
jeweils untere Spule soll immer gerade unter der zuge- 
höriren oberen liegen. Mit + und — sei schließlich eine 
Stromqmelle bezeichnet (Abb.2). Von der Stromauelle 
geht ein Stromkreis aus, bestehend aus dem zweckent- 
sprechend bemessenen Widerstand 12 und den festen Spulen 
6. 8 und 10. Die Stromstärke in diesem Kreise wird als 
Einheitstrom bezeichnet und gleich Eins gesetzt. Ein 
anderer Stromkreis besteht aus Spule 5, dem Strommesser 
13 und einem Regelwiderstand 14 mit Gleitkontakt 15. 
Ein dritter Stromkreis besteht aus Spule 7 und Regel- 
widerstand 16 mit Gleitkontakt 17. Schließlich ist noch 
ein vierter Stromkreis mit der Spule 9, dem Widerstand 
18 und Gleitkontakt 19 vorhanden. Die Gleitkontakte 15. 
17 und 19 sind miteinander mechanisch verbunden, so dab 
sich ihre jeweiligen Stellungen entsprechen. 


Abb. 1. Schematische Darstellung der Gleiehungs waare. 


Die Widerstände 14. 16 und 18 sind im Verhältnis zu- 
einander derart abzepaßt, daß die Stromstärke in der 
Spule 7 immer das Quadrat des Stromes durch Spule 5 
beträgt. Weiterhin ist der Strom durch Spule 9 immer 
die dritte Potenz des Stromes in Spule 5. u.zw. im Mab 
des Kinheitstromes gemessen. Wenn der Strom durch die 
Spule 5 variabel gemacht und als r betrachtet wird, be- 
kommt man also in den Spulen 7 und 9 die Stromstärken 
rund rd Mit 11 wird schließlich ein Einheitsgewicht 
bezeichnet, d.h. ein Gewieht gleich der zwischen zwei 
Spulen wirkenden Kraft. wenn die Stromstärke in den 
Spulen vleich Eins ist. Das Gewicht 11 läßt sich wie die 
hänzenden Spulen längs des Waagebalkens verschieben. 


Arbeitsweise. 


Die verschiedenen auf den Waarebalken wirkenden 
Drehmomente werden in folgender Weise erhalten. 


Glied ar. — Dem Koeffizienten a soll der in das 
Drehmoment eingehende Hebelarm entsprechen. Das 
Spulenpaar 5, 6 wird deshalb auf einen Abstand von dem 
Drehpunkt 2 eingestellt, der in einem zewählten Maßstah 
gleich a ist. Durch Spule 6 fließt ein Strom gleich Eins, 
durch Spule 5 der Strom r. Die zwischen zwei Spulen 
wirkende Kraft ist, ceteris paribus, dem Produkt der 
Stromstärken proportional, das Drehmoment ist also axr 


- 


Glied b.r?. — Die Spulen 7 und 8 werden in den 
Abstand b vom Drehpunkt gebracht, Durch Spule & fliet 
die Stromstärke Eins, dureh 7 die Stromstärke Së. Das 
Drehmoment ist also gleich b T. 


1 fr eg — 


28. November 1929 


Glied en Auf dieselbe Weise erhält man mittels 
der Spulen 9, 10 ein Drehmoment e rd. 


Wenn der Apparat gebraucht werden soll, bringt man 
also zuerst die drei Spulen in die richtigen Abstände vom 
Drehpunkt, u. zw. auf die rechte oder linke Seite, je nach- 
dem der betreffende Koeffizient positiv oder negativ ist. 


Der elektrische Strom ist vorläufig noch ausge- 
schaltet. Zunächst wird die Waage durch Gewichte, die 
in die Waageschalen 3 und 4 gelegt werden, ins Gleich- 
gewicht gebracht und ferner das Gewicht 11 im Abstande k 
vom Drehpunkt eingehängt. Jetzt wird der Strom einge- 
schaltet und das Kontaktkreuz 15, 17, 19 gedreht, wodurch 
die Stromstärken in den Spulen A 7 und 9 in beschriebener 
Weise geregelt werden, bis die Waage ins Gleichgewicht 
komnt. Die dann am Strommesser abgelesene Strom- 
stärke entspricht einem Wert der Unbekannten, der eine 
Wurzel der Gleichung ist. Durch weitere Änderung der 
Stromstärke werden die übrigen Wurzeln gefunden. Um 
zuerst die positiven Wurzeln aufzusuchen, sind sämtliche 
Spulen derart zusammenzuschalten, daß zwischen allen 
Paaren Anziehung stattfindet. Um dann negative Wur- 
zeln zu suchen, ist bei denjenigen Spulenpaaren, die un- 
geraden Potenzen von x entsprechen, der Strom in einer 
Spule zu wenden. 


Für das Auflösen von Gleichungen vierten Grades 
sind noch ein Regelwiderstand und ein weiteres Paar 
Spulen erforderlich. Der neue Widerstand soll die Strom- 
stärke durch die neue obere Spule auf dem Wert z* halten. 
Für jede neue Potenz der Unbekannten werden also ein 
neues Spulenpaar und der zugehörige Widerstand cr- 
forderlich. 


Abb. 3. Geänderte Schaltung. 


Abb. 2. Schaltbild. 


In dem Schaltbild Abb. 3 wird eine von der vorgehend 
ceschilderten etwas abweichende Vorrichtung dargestellt. 
Der Waagebalken und die Spulen sind dieselben wie vor- 
her, der Einheitstrom wird aber nur durch eine der Spulen, 
u. zw. durch 6 geführt. Der Strom z fließt durch die Spulen 
3.7 und 8. Durch 9 und 10 wird ein Strom geführt, dessen 


Größe, im Maße des Einheitstromes gemessen, x’! beträgt. 


Die Spulen 5, 6 erzeugen ein Drehmoment az. Da der 
Strom z durch die beiden Spulen 7 und 8 fließt, entsteht 
zwischen letzteren eine Kraft proportional x”. In der- 


selben Weise entsteht zwischen 9 und 16 die Kraft (Gott 
d.h. zx? usw. Durch diese Anordnung werden folgende 
Vorteile erreicht: Man braucht einen Widerstand weniger 
als vorher, für eine Gleichung dritten Grades also zwei, 
für eine Gleichung vierten Grades drei Widerstände usw. 
Die Stromstärke sinkt in den Spulen, die Glieder höheren 


D 3: j 
Grades bedeuten; statt z? erhält man x, aus zf wird 
X? USW. 


Die Einzelheiten können in den angedeuteten Vor- 
richtungen offenbar in mehreren Richtungen geändert 
werden. Bei der Vorrichtung nach Abb.2 könnte man 
z. B. den Einheitstrom durch die oberen Spulen anstatt 
durch die unteren senden. Dabei werden nur zwei Strom- 
zuleitungen zum Waagebalken erforderlich. Statt Spulen, 
die den Einheitstrom führen, können auch Pole von per- 
manenten Magneten gebraucht werden. 


Würde man nach dem hier angegebenen Prinzip einen 
Apparat bauen, so würde man feststellen, daß der An- 
wendungsbereich für ein System von zusammengeschal- 
teten veränderlichen Widerständen, insbesondere bei 
höheren Potenzen der Unbekannten, aus praktischen Grün- 
den ziemlich beschränkt ist. Man könnte deshalb den 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 


1727 


Apparat mit mehreren austauschbaren Systemen versehen, 
wobei gleichzeitig der Widerstand 12 für den Einheitstrom 
und das Gewicht 11 austauschbar sein sollten. 


Da es sich hier um eine Nullmethode handelt und da 
es gleichzeitig von Wichtigkeit ist, daß sich die Abstände 
zwischen den oberen und den unteren Spulen nicht ändern, 
soll die Bewegung des Waagebalkens auf ein Minimum 
beschränkt sein (z. B. nur ein Bruchteil eines Millimeters 
an den Enden). Um die „Bewegung“ dennoch wahrzuneh- 
men, kann man an den Enden des Balkens Kontaktvor- 
richtungen anordnen (von denen nur die eine auf einmal 
ihren Strom schließt), die in einem besonderen Stromkreis 
liegen und ein Signalsystem mit z. B. zwei Lampen, einem 
Stromrichtungsanzeiger oder dgl. betätigen. Statt die 
oberen Spulen aufzuhängen, kann man sie auch in Nuten 
führen oder z.B. auf zwei parallele Stangen schieben, 
die dann auch als Stromleiter dienen können. Die Strom- 
zuleitung zu dem Waagebalken kann durch biegsame Bän- 
der oder durch in Quecksilbernäpfe tauchende Spitzen be- 
wirkt werden. 


Beispiel. 
Folgende Gleichung sei aufzulösen: 


z3 — 9 æ -+23 x —- 50. 


~ Die Funktionskurve dieser Gleichung zeigt Abb. 4. 
Die Gleichung hat drei Wurzeln, u. zw. + 1, +3 und + 5. 
Die Waage hat drei Paare von Spulen. Jede Spule be- 
sitzt 500 Windungen 0,5 mm-Kupferdraht. Die Abmessun- 
gen der Spulen sind aus Abb. 5 ersichtlich. Der Einheits- 
strom wird zu 0,5 A gewählt. Die Längeneinheit für die 
Koeffizientenskala sei 1 cm. 


Die gegenseitige Kraft zwischen zwei Spulen wird 


dann annähernd 
P = 518 x Gramm. 


Man findet somit das resultierende Drehmoment Mz: 
Mz = 1 x. 57,8 — 9 x? . 57,8 + 23 x . 57,8 — 15 . 57,8 [emg] 


oder 
Mz = y . 51,8 [cmg]. 


xz =? gibt y =3 und somit M = 3. 57,8 = 173 cmg. 


Hieraus findet man die Drehmomentskala, die in 
Abb. 4 eingezeichnet wurde. 


Die hängenden Spulen wiegen zusammen annähernd 
0,8 kg. Der Waagebalken soll deshalb für eine Last von 
einigen Kilogramm konstruiert sein. Eine solche Waage 
gibt einen sicheren Aus- 
schlag für ein Drehmo- 
ment von 0,2 cmg. Setzt 


200 man versuchsweise r = 
cmg \-3 1,001 (eine Abweichung 
150 - vom richtigen Wurzel- 


wert um 0,1 %), so wird 
y = 0,008 und das ent- 
sprechende Drehmoment 
0,46 cmg oder mchr als 
zweimal so groß, als für 
einen sicheren Aus- 
schlag nötig ist. 


100 
150 


2% 


Abb. 4. Funktionskurve. 


Abb. 5. Spulenmaße (in mm). 


Die Methode selbst ermöglicht also einen beachtens- 
werten Grad von Genauigkeit, wenn nur die Widerstände 
und der Strommesser entsprechend genau sind. In jedem 
Apparat hat man ja mechanische Elemente, Hebelarme, Ge- 
wichte, Schrauben u. dgl., von deren Ausführung die Ge- 
nauigkeit abhängt. Die in den beschriebenen Apparat ein- 
gehenden elektromechanischen Elemente sind in dieser Hin- 
sicht anderen, rein mechanischen Konstruktionselementen 
nicht unterlegen. l 


1728 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


28. November 1929 


Elektroakustische Übertragungsysteme mit besonderer Berücksichtigung der Telephonie 


auf weite Entfernungen und des Klangfilms.”. 
Von Dir. Dr. phil. h. c. Dr.-Ing. E. h. F. Lüschen, Berlin. 
(Schluß von 8. 1695.) 


Wir kommen nun zu der Amplituden-Charak- 

teriestik. Wir verstehen unter Amplituden-Charakte- 
. ristik diejenige Charakteristik, die angibt, in welcher 
Weise Strom und Spannung in einem System voneinander 
abhängig sind, ob sie z. B. in einem linearen Verhältnis 
stehen. In Abb. 18 sehen wir eine solche Charakteristik. 
Man sieht, daß bei einer doppelten Amplitude auch ein 
doppelter Ausschlag vor- 

handen ist. Es besteht also 20 

Linearität in diesen Grö- 

Ben. Ist das nicht der Fall, 

dann treten Schwingungen % 

auf, die ursprünglich gar A 

nicht vorhanden waren. 
Man findet Nichtlinearitä- 
ten besonders häufig, wenn 
man zu größeren Ampli- 
tuden kommt, und spricht 5 

dann von „Überschreien“. 

Solche Überschrei-Effekte 

findet man z.B. bei sehr 0 

langen Kabeln. Sie sehen 7 2 3 u 
zweı Beispiele in Abb. 19 —>? 

und 20, die von Grütz- 
macher aufgenommen sind. 
Abb. 19 zeigt die Klangbil- 
der am Ausgang einer 2400 km langen Pupinleitung mit 
Phasenausgleich. Außer dem Grundton sehen Sie noch den 
ersten und zweiten Oberton. 

Ganz schlimm wird eine solche nichtlineare Verzer- 
rung, wenn man mehrere Frequenzen gleichzeitig über- 
mittelt; wenn man z. B. zwei Töne auf das System gibt, 
dann treten nicht nur die Grundtöne p und q auf sondern 
auch noch die Obertöne p + q und p — q sowie andere Kom- 
binationstöne, von denen besonders der Ton 2 p — q her- 
vortritt. Es ist einleuchtend, daß ein solches System u. U. 
zu schrecklichen Tonverzerrungen führen kann. In Abb. 20 


sehen Sie deutlich, wie man das vermeiden kann. Zwei 
Töne sind mit 0,125V auf den 

Anfang der Leitung gegeben. . DET z 
Wie die. Photographie am Ende v EE RER 


der Leitung zeigt, sind die beiden 3 
Töne am Ende der Leitung vor- A 
handen, während die Öbertöne ’ 
nur andeutungsweise zu erken- 
nen sind, da die Spulen nicht 
überlastet waren. Bei 0,25 V und * 
noch mehr bei 0,5 V sieht man die ° 
Differenztöne schon deutlicher. * 
Wir können feststellen, daß bei 
Erhöhung der Spannung am Ein- 
gang die Verzerrung zunimmt. e 
Sie ist Ihnen aus dem Rundfunk `" 
bekannt. Ich werde sie mit einer kW 
Grammophonplatte vorführen, ” 
indem ich ein Rohr überschreie. 
(Versuch.) Der Grund für diese 
Überschreiung liegt meist nicht 
am Rundfunksender, sondern dar- ? 
an, daß man den Empfänger über- gl 
steuert hat. Es empfiehlt sich `` 
daher, erst bei sich die Ursache 

zu suchen, bevor man auf den 
Sender schilt, denn diese sind 
heute meist sehr gut. Ich möchte 
noch hinzufügen, daß diese Ver- 
zerrung nicht zu kompensieren ist. Man muß sie deshalb 
unter allen Umständen vermeiden. 

Wie wirken sich nun diese Erkenntnisse in der Tele- 
phonie auf weite Entfernungen aus? Wir haben gesehen: 
Wir brauchen zunächst einen Frequenzbereich von 
300..2400 Hz. Wir lassen sodann höchstens einen Pha- 
senlaufzeit-Unterschied von 30 ms zu und wünschen keine 
störenden nichtlinearen Verzerrungen. 


* Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 3%. IV. 1929. 


4 


05 V 


Abb. 18. Amplituden-Charakteristik. 


1 } . ! 
a ar am m perwa ef em. 


! 
en er LEERE Ci pan 


t 
zl er EI AR PO pal AS 
í 


Oben: Leitungsende 
Abb. 20. Amplitudenabhängigkeit einer Pupinleitung. 


Um nun festzustellen, wie ein Fernleitungsystem 
aussehen muß, das diesen Bedingungen genügt, muß ich 
Sie bitten, zunächst einmal die beiden in Betracht kom- 


S S 5 
= 3 N 
d ES 
BA fe? 
H 
|] 
kg 1 Grund- 
i A Os. ton p 
l 7 
{ R ! MN BER 270G. ZB 
l 
2 Grund- 
töne p,q 


Abb. 19. Klangbilder, aufgenommen an einer 2400 km langen Pupin- 
leitung. 


menden Schaltungen sich kurz ins Gedächtnis zurückzu- 
rufen. Die erste Schaltung ist die Zweidrahtschaltung, so 
genannt, weil sie über eine Doppelleitung arbeitet. Wir 
sehen sie in Abb. 21. Der Strom aus Leitung F, geht zu- 


MR Ai: E Ltd NC e. SANT e f 


A2 omw muerarer aw ar Du ~ 


er e eu Ae 
D 


4 

" 
05 V 0.125 V 
Unten: Leitungsanfang 


nächst über den Übertrager und den oberen Verstärker, 
kommt an die beiden Verteilungspunkte, geht nach links 
und rechts: einmal in die wirkliche Leitung und einmal 
in die Nachbildung dieser Leitung. Stimmen wirkliche 
Leitung und Nachbildung im Scheinwiderstand überein, 
dann entsteht kein Rückstrom. In Wirklichkeit aber 
stimmt diese Nachbildung nicht für alle Frequenzen, 30 
daß doch ein Rückstrom entsteht, der einerseits zum Spre- 
cher zurückläuft, anderseits aber auch im Kreislauf wie- 
der über den oberen Verstärker zurückkommt und den ur- 


28. N ovember 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 1729 


sprünglichen Strom je nach der Phase verstärkt oder. 
schwächt. Wenn die Nachbildung mit der wirklichen Lei- 
tung wenig gut übereinstimmt und die Verstärkung im 
Kreislauf größer ist als die Dämpfung, ist es möglich, daß 
das ganze System durch diese Rückkopplung zum Pfeifen 
kommt, auf alle Fälle tritt durch die Echos eine Verzer- 
rung der Sprache ein. Bei Hintereinanderschaltung meh- 
rerer solcher Verstärker summieren sich die Verzerrun- 
gen nach komplizierten Gesetzen mehr oder weniger. Da- 
durch ist das System in seiner Reichweite begrenzt. 


vö i 


E d ees | F? RER 


Abb. 21. Zweidrahtschaltung. 


Bei größeren Längen muß man eine Vierdrahtleitung 
benutzen, so genannt, weil eine Doppelleitung zum Spre- 
chen in der einen und eine andere Doppelleitung zum 
Sprechen in der anderen Richtung benutzt wird. Wir 
sehen in Abb. 22, daß eine Rückkopplung nur an den 


I: 
aa Y e [ese ell n) [EE 
Dës 
eA FEFFE 
LO WW 


Abb. 22. Vierdrabtschaltung. 


As 


Enden auftritt. Das Echo kann aber hier glücklicher- 
weise mit einer sogenannten Echosperre unterdrückt wer- 
den. Von der zu übertragenden Energie wird ein Teil in 
dem Verstärker a abgespalten und dazu benutzt, um einen 
in der entgegengesetzten Richtung wirkenden Verstärker 
außer Betrieb zu setzen, so daß das Echo nicht zurück- 
laufen kann. — Ich nehme an, daß nur wenige von Ihnen 
ein Echo bisher gehört haben, wie es sich in einer Fern- 
sprechleitung auswirkt. Die Reichspostverwaltung hat 
mir freundlicherweise einige Leitungen zum Wernerwerk 
zur Verfügung gestellt. Wir haben dort ein Kunstkabel 
mit einer Laufzeit von einigen hundert Millisekunden. 
Ich werde das Echo am Lautsprecher vorführen, u. zw. 
wird jemand in dem Wernerwerk an das Mikrophon klop- 
fen und dieses Klopfen werden wir hier mehrere Male 
hören, da erst nach mehreren Umläufen das Echo genü- 
gend gedämpft ist. (Versuch.) Ich schalte nun die Echo- 
sperre ein und wir hören das Zeichen nur ein einziges 
Mal. Das Echo ist vollkommen unterdrückt. (Versuch.) 


Abb. 23 zeigt ein photographiertes Echo. Es wird 
immer kleiner, da die Dämpfung größer ist als die Ver- 
stärkung. Würde das nicht der Fall sein, so würde ein 
Pfeifen eintreten: 

In der Tafel Abb. 24 sehen wir die Methoden, nach 
denen bisher die Übertragungsysteme für Telephonie auf 
große Entfernungen aufgebaut waren, u. zw. gab es zwei 
Systeme: 1a und 1b (das amerikanische und das deutsche 
System). Im allgemeinen haben sie den gleichen Aufbau. 
In Abständen von 1,83 km (Amerika) bzw. 2 km (Deutsch- 
land) sind Pupinspulen eingeschaltet. Eine prinzipielle 
Bedeutung hat dieser Unterschied in den Abständen nicht. 
Der Grund liegt darin, daß wir das metrische System ha- 


ben, während die Amerikaner ihre Entfernungen noch 
nach Fuß berechnen (sie wählten hier 6000 Fuß). In bei- 
den Fällen sind für die Vierdrahtleitungen 0,9 mm-Leiter 
benutzt. Für die Zweidrahtleitungen haben wir 1,4 mm- 
Leiter und die Amerikaner 1,3 mm-Leiter verwendet. Es 
ergeben sich dann z. B. für den Stromkreis die Grenzfre- 
quenzen 2900 und 2750 Hz. Die 0,9 mm-Leiter werden bei 
einer Dämpfung von 3,25 bzw. 2,75 für ein Verstärkerfeld 
von 150 bzw. 140 km benutzt, um im Vierdrahtstromkreis 
ein Frequenzband von 300 ... 2200 Hz zu übermitteln. Die- 


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ENEE UO MANANNAN 
al Echesperrer , 


Abb. 23. Wirkung der Echosperrer. 


ses Ergebnis hatten beide Systeme, obwohl sie vonein- 
ander unabhängig entwickelt sind. In den Zweidrabtlei- 
tungen konnte man in beiden Systemen nur 300 ... 2000 Hz, 
also 400 Hz weniger übermitteln, als wir heute für rich- 
tig halten, 


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3600 
295 


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Abb. 4. Pupinisierungsmethoden. 


Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem ameri- 
kanischen und dem deutschen System besteht darin, daß 
die Amerikaner eine Dämpfung von 1,8 Neper und wir 
eine Dämpfung von 1,35 Neper in den Zweidrahtleitungen 
haben. Der Grund hierfür liegt darin, daß die Ameri- 
kaner die Zweidrahtleitung fast ausschließlich mit einem 
Verstärker und nur für den Nebenverkehr benutzt haben, 
während wir großen Wert darauf legten, die Zweidraht- 
leitungen auch auf größere Entfernungen zu benutzen, 
weil sie um mindestens 20..25 % billiger sind als die 
Vierdrahtverbindungen. In beiden Systemen ist noch eine 
leicht belastete Leitung vorhanden, die mit wesentlich we- 
niger Induktivität versehen ist und infolgedessen eine 
wesentlich höhere Grenzfrequenz hat. In diesen Leitun- 
gen ist die Geschwindigkeit der Fortpflanzung der elek- 
trischen Wellen wesentlich größer und die Unterschiede 
in den Laufzeiten der verschiedenen Frequenzen wesent- 
lich geringer als in den vorher genannten. Wegen der 
Phasenverzerrung kann man nämlich die stärker belaste- 
ten Vierdrabtleitungen nur auf etwa 1500 bis höchstens 
1800 km benutzen. Für größere Längen werden die Ein- 
schwingvorgänge zu lang und man mußte zu leicht be- 


1730 


lasteten Leitungen übergehen. Wegen ihrer größeren 
bämpfungen verlangen diese Leitungen aber die Einsehal- 
tung eines besonderen Verstärkers zwischen den anderen 
Verstärkern in Entfernungen von 75 bzw. 70 km. Also 
für eine verhältnismäßig geringe Anzahl der Leitungen 
für ganz große Entfernungen mußte man besondere Ver- 
stärkeränmter einbauen mit besonderem Personal und be- 
sonderer Überwachung. Es war daher eine sehr bedeu- 
tende Erfindung Küpfmüllers?, daß er den eingangs 
besprochenen Phasenausgleich für diese Leitungen erfand, 
wodurch es möglich wurde, stark belastete Leitungen auch 
für grohe Entfernungen zu benutzen. 


Abb. 35. Restdäimpfungskurve einer 2980 km langen Zweidrahtleitung. 


Wir haben nunmehr ein System aufgebaut, das aus- 
schließlich Verstärker in Entfernungen von 140 km hat 
und für alle Leitungen gleichmäßig 300 ... 2400 Hz über- 
imittelt und das ferner gestattet, die Zweidrahtleitungen 
zu wesentlich größeren Längen zusanımenzuschalten, d. h. 
eine Nachbildung für diesen Bereich unter allen Umstän- 
den sicherzustellen. 


Fi—F; mit Phasenausgleich 
F\-F3 ohne m 


Abb. 2%. Restdfinpfungskurve einer 5480 km langen Vierdrahtleitung 
mit und ohne Phasenausgleich. 


In diesem System (vgl. Abb. 24) werden die Spulen 
in 1,7 km Entfernung eingeschaltet: die Grenzfrequenz in 
den Stammleitungzen beträgt 3450 statt 2750 Hz in den 
0,9 mm-Leitungen und 3400 in den 1,4 mm-Leitungen. Die 
Reichspostverwaltunz entschloß sieh, das dritte Rhein- 
landkabel zwischen Hannover und Wiedenbrück nach die- 
sem Verfahren zu bauen, um diese Methode auszuprobie- 
ren. Zum Vergleich wurden aber auch noch einige 
schwach pupinisierte Leitungen einzebaut mit Verstärkern 
in Abständen von 70 km. 

Das Kabel gestattete nun, Leitungen verschiedenster 
Längen zusamnienzuschalten, u. zw. eine Zweidrahtileituns 
von 1490 km und von 2980 km (Abb, 25 zeigt die Rest- 
dämpfuneskurve, die von 300... 2400 Hz einen durehaus 
befriedirenden Verlauf hat) sowie Vierdrahtleitungen 
mit Phasennuseleiech von 2720 und 5480 km (Abb. 26 zeigt 
die Restdämpfung dieser Leitung mit und ohne Phasen- 
ausgleich). Die Entzerrungsmittel, die zur Dämpfungs- 
und Phasenverzerrung gebraucht wurden, wurden in der 


? Küpfmüller, El. Nachr. Techn. Bd. 3, S. 32. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


28. November 1929 


Fabrik berechnet und in die Leitung eingeschaltet. Man 
könnte durch eine zusätzliche Entzerrung die Kurve ver- 
bessern. Das hat sieh aber nicht als notwendig erwiesen, 
so daß man Leitungslängen von 2720 km und die doppelte 
Leitunzslänge von 5440 km bhne diese besonderen Mitel 
verwenden konnte Außerdem konnten wir noch 2720 
und 5480 km leicht pupinisierte Leitung zusammenschul- 
ten (vel. Abb. 27). Wir hatten also die Möglichkeit, über 
eine Zweidrahtleitunz mit 10 und 20 Verstärkern über 
2980 kın, über Vierdrahtleitungeen mit 40 Verstärkern 
über 5400 km mit Phasenausgleich und mit 80 Verstär- 
kern über 5400 km ohne Phasenausgleich in der leicht pu- 
pinisierten Leitung zu sprechen. 


Abb. 77. Restdäinpfungskurve eines 5480 km langen leicht pupinisierten 
Fernkabels. 


Man kam zu dem Ergebnis, daß die längsten L.eitun- 
gen mit Phasenausgleich ein besseres Resultat ergaben 
als die Leitungen mit schwacher Pupinisierunz, da tat- 
sächliech in der mit dem Phasenausgleich versehenen Lei- 
tung die Einschwingvorränge beseitigt werden, während 
das in den schwach pupinisierten Leitungen nicht ganz 
der Fall ist. Auch war es möglich, über 10110 km mit 
120 Verstärkern eine wirklich gute Verständigung zu er- 
zielen. Die Leitung hatte dabei eine Dämpfung von 
300 Neper. Im Wirkungsgrad-Verhältnis ausgedrückt be- 
deutet das eine Zahl mit 150 Nullen. 

Wir kommen nun zum Tonfilm. Trierseon, Küchen- 
meister, Tobis, Klangfilm, Movietone, Vitaphon, Photo- 
phon, Phototon, Mihály, Köhnemann und viele andere 
-phon und -ton —, das sind die versehiedenen Systeme, die 
im Tonfilm bestehen. leh beabsichtige nicht, jedes ein- 
zelne System zu besprechen, da die verschiedenen Systeme 
sehr vieles gemeinsam haben, so dab man gewisse K las- 
sen in diesen verschiedenen Systemen unterscheiden kann. 


Abb. 28. 


Klangtilmaufnahıne. 


Kin Klangfilm entsteht (Abb. 28) in der Weise, dan 
gleichzeitig die Liehtwellen in der Kamera und die Ton- 


wellen im Tonempfänger aufgenommen werden. INS 
Schallwellen werden von dem Scehallempfänzrer, dem Mai- 


krophon, in elektrische Wellen umgewandelt, diese wer- 
den einem Verstärker zugeführt und auf einen Klanzauf- 
nahme-Apparat geleitet. der mit der Kamera synchron zan- 
getrieben wird. Die verschiedenen Systeme untersc he-:- 
den sieh grundsätzlich nur im Klangaufnahme-Apparat. 
Wir müssen uns dabei fragen, was das System leisten 
soll. Es soll also zunächst ein gewisses Fremenzbiand 
aufzeichnen Können. ka soll ferner gewisse Intensitäts- 
unterschiede zulassen, was bei der Musik sehr wichtig 
ist. Schließlich soll es keine nichtlinearen Verzerrungen 
haben. Das sind die drei Haupterfordernisse. 

Als erstes System nenne ich das der Aufzeiechnunz auf 
eine Wachsplätte. Auf ein Mikrophon wird gesprochen. 
die Ströme werden verstärkt (Abb. 29) und einem Elek- 
tromaznetsystem zugeleitet, das den Schreibstift bew esr. 


28. November 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 1731 


Der Stift bewegt sich quer zur Richtung der laufenden 
Platte und schneidet eine Rille in die Weachsplatte ein. 
Bei der Wiedergabe ist es umgekehrt: In der Rille läuft 
eine Abnahmenadel, die einen Magnet in einem Magnet- 
feld bewegt und Ströme entstehen läßt, die dem Laut- 
sprecher zugeleitet werden. 


Verstärker 


Grammophonplatte 


Abb. 29. Besprechung einer Wachsplatte. 


Bei der Frage, welche Frequenzen man bei einer sol- 
chen Platte aufzeichnen kann, muß man sich über die Ge- 
schwindigkeit der Platte klar werden. Normalerweise läßt 


man sie mit 78 U/min laufen. Am inneren Rande der ` 


Platte hat man dann eine Geschwindigkeit von etwi 
40 cm/s. Bei 7000 Hz kommen wir auf eine Länge der 
'Halbwelle von 30 p, bei 10000 Hz von 21 u. Es ist klar, 
daß die Ausschläge der Nadel noch kleiner werden müssen, 
wie man aus Abb. 30 sieht. Die Nadel hat einen Durch, 


Rillenbreite 130 u, Nadelradius 65 m, 
Drehzahl der Platte 78 U min, Radius 
genügend groß A des inneren Randes der Aufzeichnung 
[10 em, Geschwindigkeit 42 cm s 
Frequenz 
Rile 7009 Hz 10009 Hz 
Grenze Wellenlänge 
420 _ A9 S 
Nadel ZU) mm = 60 4 ioui mm=42u 
Maximalamplitude 
zu klein A zz ldn A ss Dën 


Abb. 30. Verwendung der Wachs- 
platte. 


messer von 69 p. Die Grenze ist gegeben, wenn der Krüm- 
mungsradius der äußeren Rillenkrümmung mit dem Krüm- 
mungsradius der Nadel zusammenfällt. Bei einer Rillen- 
breite von 130 p, wie wir sie normal haben, und bei einem 
Nadelradius von 65 u kann man berechnen, daß die Maxi- 
malamplitude bei der Geschwindigkeit von 42 cm/s nur 
1,4 u und bei 10000 Hz sogar nur 0,6 p betragen darf. 
Es ist klar, daß man bei diesen sehr kleinen Größen hart 
an der Grenze des Möglichen ist. 


Abb. 31. Aufnahme nach dem Intensitfitsverfahren. 


Die Aufzeichnung der verschiedenen Frequenzen cr- 
folet folgendermaßen. Die Spannung, die bei der Abnahme 
entsteht. ist proportional der Geschwindigkeit der Nadel. 
Wir müssen nun die Aufzeichnungen der Amplitude zu 
vornehmen. daß bei verschiedenen Frequenzen und bei 
Jeicher Intensität die Geschwindigkeit der Nadel die 
rleiche ist, daß also Amplitude mal Frequenz gleich ist. 
Mit zunehmender Frequenz werden also die Amplituden 
immer kleiner. nach den tiefen Frequenzen bin werden 
sje zrößer. Bei den allertiefsten Frequenzen würde 
da= dahin führen. daß die Rillen ineinander laufen. In- 
folszedessen verwendet man dieses Verfahren nur bis 
>50) Hz und zeichnet dann mit gleichen Amplituden für 
gleiche Intensitäten bei den verschiedenen Frequenzen 
auf. Dutch die Verstärkers-haltunz kann man diesen Ab- 


fall in der Energieaufzeichnung wieder kompensieren, 
wenn man nicht vorzicht, auf die tiefen Frequenzen bis 
zu einem gewissen Grade zu verzichten, um die Röhren 
nieht zu überlasten. Jedenfalls ist es sehr schwierig, bei 
den hohen Frequenzen große Intensitätsunterschiede auf- 
zuzeichnen. Bei 5500 Hz fallen die Platten auch durchweg 
erheblich ab. 


Photoz elle 
EES / Verstärker 


Lautsprecher 


Abb. 32. Wiedergabe nach dem Intensitätsverfahren. 


Das Plattenverfahren ist schon 1903/04 von O. 
Mester? angewendet worden, als man noch keine elek- 
trische Übertragung kannte. Selbstverständlich konnte es 
ihm angesichts der damaligen Mittel nicht beschieden sein, 
einen Dauererfolz zu haben. Immerhin hat er schon 500 
bis 600 Tonfilme geschaffen. Für den Plattenwechsel hat 
er schon das jetzt von Breusing? angewendete Ver- 
fahren, nämlich zwei Plattenteller, verwendet. Durch einen 
Kontakt am Film konnte von einer Platte auf die andere 
Platte umgeschaltet werden. In Amerika haben Warner 
Brothers im Vitaphonverfahren 
gemeinsam mit der Western Elec- 
trie Co. dieses System mit Hilf. 
der uns heute zur Verfügung ste- 
henden elektrischen Hilfsmittel 
zu einem ersten großen Erfolg im 
Tonfilm geführt. Mit dem „Sing- 
ing Fool“ war der große Schla- 
ger erziclt, der alle Welt aufhor- 
chen und die Stimmung erheblich 
zugunsten des Tonfilms umschla- 
gen ließ. 


Spiegel 


Verstärker 

Mikrophon 
Abb. 3. Triergonfilm Abb. 3, Aufnahme nach dem Ampli- 
(Intensitätsverfahren:. tudenverfahren. 


Das Plattenschneideverfahren steht auch der Klang- 
film-Gesellschaft zur Verfügung. Die Verfahren wurden 
von der AEG und von S & H entwickelt. Auch die Tobis 
verfügt durch die Arbeiten von Mester über ein solches 
Verfahren. Ferner verwendet die Lignose Hörfilm-Ge- 
sellschaft dieses Verfahren nach Breusine. 

Ein anderes Verfahren besteht darin, die Klänge auf 
einem Stahldraht aufzuzeichnen. Der Stahldraht wird an 
einem Tlektromasneten vorbeireführt, dem die Ströme 
vom Mikrophon zugeführt werden. er wird dabei im 
Rhythmus der Schallsehwingungeen magnetisiert. An einem 
umgekehrten Sy:temn vorbeiereführt. können über Ver- 
stärker die Ströme einem Lautsprecher zugeführt und 
wieder abrehört werden. Dieses Verfahren wurde von 
dem Dänen Poulsen? erfnaden. feh habe schon vor 
acht Jahren bei dem finnischen Inzenieur Tizerstäd! 
in Kopenhagen -preehende Filme nach diesem Verfahren 
gehört. Nach den damaligen Verhältnissen kamen sie mir 


s O Mester, Kinoteehn. 19, S. 4909, 
t Kinotecehn. 1028, S. 49. j Bess ; 
° Ponlsen, Ann. Phys. 1900, 8.75. ETZ 1901, S. 57, 181, 240. 


1732 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 28. November 1928 


nicht einmal schlecht vor. Später haben sich Kiliani 
und Stille dieses Verfahrens angenommen®. Letzterer 
hat sich mit der Blattner-Gesellschaft zusammengetan. 

Über die Leistungsfähigkeit dieses Systems ist fol- 
gendes zu sagen: Wenn man es mit der Aufnahme auf einen 
Film vergleicht, dann muß man die Spaltbreite, die man 
für einen Lichtspalt erreichen kann, mit der Spaltbreite 
vergleichen, die in einem Magnetfeld erreichbar ist. Beim 
Film kann man 20 u Spaltbreite leicht erzielen. Ich weiß 
nicht, ob es schon gelungen ist, bei einem Maxgnetsystem 
eine Spaltbreite von 200 u, also vom Zehnfachen, zu er- 
reichen. Sollte das gelingen, 
dann würde das bedeuten, daß 
man den Stahldraht. wenn 
man mit ihm die gleiche Güte 
erreichen wollte, noch zehn- 
mal so schnell laufen lassen 
müßte wie den entsprechen- 
den Film. Wir werden viel- 
leicht bald sehen, was aus die- 
sem System wird, da ja schon 
ilmproduktionen mit ihm an- 
gekündigt sind. 


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Abb. 35. Aufzeichnungen nach Abb. 37. Ton- und Rildwiedergabe- 
dem Amplitudenverfahren. Apparat. 


Wir kommen nun zu dem System der photographi- 
schen Aufzeichnung der Laute auf den Film. Wir müssen 
hierbei zwei grundsätzlich verschiedene Verfahren unter- 
scheiden: das Intensitäts- oder Schattierungsverfahren 
und das Schwarz-Weiß-Verfahren. Das Intensitätsver- 
fahren bestcht darin, daß man eine Lichtquelle — z.B. 
eine sprechende Bogenlampe — durch die Mikrophon- 
ströme so beeinflußt, daß die Lichtschwankungen propor- 
tional den Schwankungen des elektrischen Stromes sind. 


Verstärker 


Lichtquelle Lautsprecher 


Nbjektiv 


Abb. 36. Wiedergabe nach dem Amplitudenverfahren. 


Durch ein Linsensystem wird ein Spalt auf dem Film ab- 
gebildet. Je naclı der Beeinflussung der Lampe kommen 
dann größere oder geringere Schwärzungen zustande 
(Abb. 31). Zur Wiedergabe läßt man den Film an einem 
Lichtspalt vorbeilaufen, von dem aus durch den Film 
hindurch das Licht auf eine Photozelle fällt. Je nach der 
Schwärzung wird mehr oder weniger Licht auf die Zelle 
fallen, die diese Lichtschwankungen in elektrische Ströme 
zurückverwandelt und über einen Verstärker dem Laut- 
sprecher zuführt (Abb. 32). 

Dieses Verfahren ist zum ersten Male bei Triergon 
von aen drei Erfindern Voigt, Engl und Massolle 


6 Stille. Kinoteehn. 1929, S. 322. — Ein Bericht über die erzielten 
Verbesserungen wird demnächst in der ETZ erscheinen. 


zu einem brauchbaren System entwickelt worden. In 
Abb. 33 sehen Sie einen Triergonfilm, bei dem auf dem 
normalen Film der Ton photographiert ist. Die Unter- 
schiede in der Schwärzung bedeuten Lautstärkenunter- 
schiede, die Unterschiede in der Dichte aer Linien bedeņ- 
ten Frequenzunterschiede. 


Grenzfrequenz mit 
25% Abfall 
Co fh Hz 


46 6 
24 Bilder 


532 0,187.10°° |168000 | 26800 0 
28 Bilder 0375 84000 | 13400 011 
0.750 «2000 | 6700 0. 


v ` Filmgeschmindigket in cm/s 
S e Spaltbreite in p 
= Einschwingzeit m.s 


Abb. 8. Filmgeschwindigkeit und Frequenzgrenzen. 


Die Klangfilm-Gesellschaft verwendet als Lichtrelais 
die vonder AEG unter Leitung vonLichtenachKaro- 
l us entwickelte Kerrzelle’, die auch die Aufzeichnung der 
höchsten Frequenzen gestattet. 


Das zweite System, das man verwenden kann, ist das 
Amplitudensy stem. Von einer Lichtquelle wird ein Licht- 
strahl auf einen Spiegel eines Öszillographen geworfen, 
der reflektiert und über ein Linsensystem wieder auf dem 
vorbeilaufenden Film abgebildet wird (Abb. 34). Durch 
die Sprechströme wird der Spiegel bewegt und führt mehr 
oder weniger große Ausschläge aus. Man erhält Streifen, 
wie sie in Abb. 35 abgebil- 
det sind, wobei die Ampli- 
tudengröße ein Bild von 
der Lautstärke und die 
Dichte der Linien Auf- 
schluß über die Höhe der 
Frequenz gibt. Die Wie- 
dergabe solcher Filme er- 
folgt in derselben Weise 
wie bei den anderen Fil- 
men. Ein Spalt wird abge- 
bildet (Abb. 36). der auf 
die Photozelle mehr oder 
weniger Licht fallen läßt. 


Abb. 39. Filmstreifen von Tobis- Abb. 40. Filmstreifen der Radio 
Klangfilm oder Movieton. Corp. 


Ausgebildet wurde dieses System von Petersen 
und Poulsen sowie im Zentralloboratorium der Siemens 
& Halske AG. von Gerlach und Kemna. Es steht 
ebenfalls der Klangfilm-Gesellschaft zur Verfügung. Ich 
möchte noch hinzufügen, daß das Intensitätsverfahren 
auch von der Fox-Gesellschaft in Amerika verwendet 
wird und daß die Triergon-Gesellschaft, die jetzige Tobis., 
eine Glimmlampe als Lichtrelais verwendet. 

Abb. 37 zeigt einen Tonwiedergabe- und Bildwieder- 
gabe-Apparat. Man sieht die Filmführung, den Bildpro- 


“ Vgl. ETZ 1929, S. 74. 


28. N öyamber 1929 


jektor und den Projektor für den Ton. Der Ton ist na- 
türlich nicht unmittelbar neben dem zugehörigen Bild, 
sondern in einer gewissen Entfernung — 38,5 cm “sind 
heute schon normalisiert — angebracht. Diese Verschie- 
bung ist notwendig, da sich der Film an der Bildstelle 
ruckweise bewegen muß, während er für den Klang mit 
gleichbleibender Geschwindigkeit bewegt werden muß, 
damit keine Tonschwankungen auftreten. Aus diesem 
Grunde wird auch auf der Rolle, die die Führung des 
Filmes besorgt, ein Schwungrad angebracht, das zum 
erstenmal von der Triergon-Gesellschaft mit Erfolg an- 
gewendet worden ist. 


In Abb. 38 sehen Sie, welche Frequenzen man auf 
einen Film aufbringen kann. Heute nimmt man 24 Bilder 
in der Sekunde auf. Die Geschwindigkeit beträgt dann 
46,6 om/s. Man kann bei einem Spalt von 20 u Frequenzen 
von 11000 Hz abbilden, ohne daß ein Abfall von mehr 
als 25% vorhanden wäre. Diese Möglichkeit, beliebig 
viele Frequenzen abzubilden, ist der größte Vorteil, den 
wir in der Aufzeichnung auf dem Film haben. Außerdem 
scheint es, als ob man auch beim Filmverfahren wesent- 
lich weniger Geräusche hat als beim Plattenverfahren 
(Nadelgeräusche!). 


Man bringt heute im allgemeinen Bild und Ton auf 
einen Film. Sicherlich kann man bei der Verwendung 
eines breiteren Filmes für den Ton in bezug auf Geräusch- 
freiheit, Intensitätsunterschiede usw. noch günstigere Re- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 


1733 


sultate erzielen. Es ist auch noch nicht gesagt, welches 
Verfahren billiger ist, da die Kopierung auf einen Film, 
nachdem die Filme verschieden entwickelt worden sind, 
auch erhebliche Kosten verursacht. Es ist aber darüber, 
ob ein oder zwei Filme, noch nicht das letzte Wort ge- 
sprochen. 


In Abb. 39 sehen Sie, wie das Bild im Tobis-Klang- 
filmverfahren und Movietoneverfahren verkleinert wird, 
um Platz für die Tonaufzeichnung zu gewinnen. Die 
Radio Corporation in Amerika, die das Amplitudenverfah- 
ren verwendet, verkleinert das Bild in beiden Richtungen 
und vergrößert den Bildstrich (vgl. Abb. 40). Für beide 
Verfahren lassen sich Vorteile und Nachteile angeben. 
Es würde aber zu weit führen, darauf noch einzugehen. 


Meine Herren, nachdem Sie mir so lange freundliclıst 
zugehört haben, werde ich nunmehr meinen Vortrag mit 
meinem Bilde im Sprechfilm beenden lassen, das aller- 
dings im Laboratorium aufgenommen worden und infolge- 
dessen filmisch nicht besonders gut ist. Fürchten Sie 
nicht, daß es ebenso lange sprechen wird, wie ich ge- 
sprochen habe. Im Anschluß an das Schlußwort, das mein 
Bild jetzt zu Ihnen sprechen wird, wird noch ein nach dem 
Amplitudenverfahren aufgenommener Klavierfilm ohne 
Bild gespielt werden, um Ihnen einen Begriff davon zu 


geben, welche Intensitätsunterschiede und welche Ge- 
EE? man erreichen kann. (Vorführung der 
ilme 


Die internationale Elektroindustrie in Zahlen. 


Von A. Friedrich, Berlin. 


Übersicht. Der Zentralverband der deutschen elektro- 
technischen Industrie hat erstmalig den statistischen Anhang 
seiner Geschäftsberichte zu einem umfangreichen Nachschlage- 
buch „Statistischer Bericht 1929“ ausgebaut. Er bringt für 
alle wichtigeren Länder der Erde Zahlen des Außenhandels 
sowie der Produktion und rundet dies Bild durch Angaben 
über die internationale Entwicklung elektrotechnischer An- 
wendungsgebiete ab. Hier folgt ein Auszug daraus. 


Während für zahlreiche Industrien schon seit Jahr- 
zehnten gute statistische Literatur zur Verfügung steht, 
gibt es bisher über die Entwicklung der Elektroindustrie 
und ihrer Anwendungsgebiete ziffernmäßiges Orientic- 
runesmaterial in nur sehr bescheidenem Umfange. Die 
ersten interessanten Versuche, das internationale Kräfte- 
verhältnis in Produktion und Außenhandel zu berechnen 
oder doch abzutasten, wurden vor rund drei Jahren für 
die Zwecke der Genfer Weltwirtschaftskonferenz gemacht, 
insbesondere im Memorandum des Zentralverbands der 
deutschen elektrotechnischen Industrie und in der Mono- 
eraphie der British Electrical and Allied Manufacturers’ 
Association. Mängel der damaligen Arbeiten ergaben sich 
aus der Kürze der Vorbereitungszeit. 


Wenn in diesem Jahr der Zentralverband den 
seinen Geschäftsbericht ergänzenden statistischen Anhang 
zu einem umfangreichen selbständigen Bericht über alle 
erfaßbaren Größen der Produktions-, Außenhandels- und 
Anwendungsgebiete der Elektrotechnik ausgebaut hat, so 
füllt diese gründliche Arbeit, der auch in der ausländi- 
schen Literatur ein ähnlich umfassendes Kompendium 
noch nirgends zur Seite steht, eine vielfach empfundene 
Lücke aus. 


Der Bericht maßt sich nicht an, ein allseitiges inter- 
nationales Nachschlagewerk zu sein, und macht auch keinen 
Versuch, die elektrotechnische Weltproduktion und den 
Anteil der einzelnen Länder an ihr auch nur annäherungs- 
weise abzuschätzen, beschränkt sich vielmehr auf Wieder- 
gabe und Verwertung der bisher zur Verfügung stehenden 
einwandfreien statistischen Unterlagen. Da insbesondere 
über die Produktion in einer Reihe wichtiger Länder, so 
in Deutschland, statistische Erhebungen überhaupt nicht 
vorhanden sind, da ferner die Wertziffern der einzelnen 
Länder infolge von Preisunterschieden nicht ohne weiteres 
vergleichbar sind, so konnte ein Weltbild nicht gezeichnet 
werden, und es wäre erwünscht, wenn auf allen beteiligten 
Seiten, auch in Deutschland, der Bericht des Zentralver- 
bands als Anregung angesehen würde, hier bisher Ver- 
säumtes nachzuholen. Wenn z.B. in den V.S. Amerika 
für die Elektroindustrie wie für alle anderen Industrie- 


zweige alle zwei Jahre eine gründliche Erfassung der 
Produktionswerte, der Beschäftigtenziffern, der Lohn- 
summen usw. möglich und nützlich ist, und wenn z.B. das 
Department of Commerce mit den Quartals-Umsatzziffern 
der 81 wichtigsten Elektrofirmen der Vereinigten Staaten 
auch im Ausland eine günstige propagandistische Wirkung 
erzielt, so sollte vielleicht auch in Deutschland eine Form 
gefunden werden, diesem Beispiel zu folgen. Der Gesamt- 
verbrauch elektrotechnischer Erzeugnisse kann nicht be- 
rechnet und eine genaue Marktanalyse nicht vorgenommen 
werden, solange nicht außer der Ein- und Ausfuhr auclı 
die Erzeugung bekannt ist. 


Einzelne Lücken ergeben sich im Bericht des Zentral- 
verbands naturgemäß auch bei der ziffernmäßigen Dar- 
stellung der Anwenduneseebiete: hier fehlen z. B. — offen- 
bar infolge der unzureichenden Beschaffenheit des zur Zeit 
vorhandenen internationalen Materials — Angaben über 
die in den wichtigsten Ländern arbeitenden Elektro- 
motoren. über den Stromverbrauch der Elektrochemie und 
-metallurgie. über das Telegraphenwesen usw. Da aber, 
wie im Vorwort ausgeführt wird, der Bericht in der 
jetzigen umfassenden Gestalt jährlich herausgegeben und 
durch Erfassung noch weiterer Gebiete verbreitert wer- 
den soll, ist man wohl zu der Annahme berechtigt, daß 
diese Publikationen sich im Laufe der Zeit zu einem elek- 
trotechnischen Standard-Jahrbuch entwickeln werden, das 
lückenlos über alle internationalen Erscheinungen dieser 
Industrie informiert. 


Sämtliche Angaben über Produktion und Außenhandel 
werden in Wertziffern gemacht, die durchweg in Reichs- 
mark umgerechnet worden sind. Diese einheitliche Um- 
rechnung gibt erst die Möglichkeit, die einzelnen Ziffern 
miteinander in einen Vergleich zu setzen; man würde viel- 
leicht in künftigen Neuausgaben eine Tabelle beifügen, 
die zeigt, nach welchen Kursen die Umrechsung vorge- 
nommen wurde. Auch wäre zu erwägen, ob nicht für einige 
Einzeltabellen (Gesamtaußenhandel, Außenhandel nach 
Warengruppen, Glühlampenherstellung u. a.) ergänzend 
Mengen- oder Stückziffern veröffentlicht werden sollten. 
Daß den Darstellungen der Produktion und des Außen- 
handels als dritter Teil noch Zahlen über Elektrizitäts- 
erzeusunge und elektrotechnische Anwendungsgebiete fol- 
gen, ist eine sehr begrüßenswerte Ergänzung, die es er- 
laubt, weitere Entwieklungsmöslichkeiten, beispielsweise 
Möglichkeiten der Warenausfuhr nach den einzelnen 
Märkten, einigermaßen abzuschätzen. Dies gilt in erster 
Linie für die meisten Zweige der Schwachstromtechnik. 
Ein großer Vorzug, den die gesamte Publikation in allen 
Teilen hat, ist die sehr übersichtliche Einteilung und Dar- 


1734 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 


28. November 1929 


stellung. so daß das angesammelte gewaltige Zahlenmate- 
rial ohne besondere Einarbeitung sofort benutzt werden 
kann. 


I. Elektroaußenhandel. 


Daß die Außenhandelsentwicklung im Statistischen 
Bericht am ausführlichsten behandelt ist und 229 Seiten 
von den insgesamt 291 Seiten einnimmt, entspricht wohl in 
erster Linie der Tatsache, daß hierfür Zahlenmaterial in 
erößtem Umfang zur Verfügung steht. Die Bedeutung 
des Außenhandels, insbesondere des Exportanteils, 
gegenüber der Produktion (oder eigentlich dem Gesamt- 
absatz, der aber meist unbekannt ist) variiert in den Haupt- 
ländern sehr stark. Während beispielsweise der Ausfuhr- 
anteil an der Produktion in den V.S. Amerika nur etwa 
8% ausmacht. wird er für Deutschland und England 
schätzungsweise auf 20 % angegeben, und bei Holland über- 
steigt er sogar 35 %. Mit Recht unterstreicht der Bericht. 
daß man bei diesen Durelischnittsziffern nicht vergessen 
darf, daß die meisten am Export interessierten deutschen 
Firmen mehr als 30% im Ausland absetzen, während die 
anderen Firmen viel geringfügiger oder gar nicht an der 
Ausfuhr beteiligt sind. Hieraus wird die Schlußfoleerung 
gezogen: „Die Ausfuhrabhängirkeit der deutschen elek- 
trotechnischen Industrie wird sich zum besonderen Nach- 
teil Deutschlands naturgemäß dann bemerkbar machen, 
wenn die protektionistische Welle, die in der Nachkriegs- 
zeit die Welt überflutet hat, anstatt abzuebben, in der zu- 
künftigen Handelspolitik der Hauptabsatzländer eine noch 
größere Rolle spielen sollte als bisher. Die Schäden, die 
hieraus entstehen müßten, würden sich für Deutschland 
nicht auf die gesamte Industrie gleichmäßig verteilen. son- 
dern mit besonderer Schärfe gerade diejenigen Firmen 
treffen, mit deren Leistungsfähiskeit die innerwirtschaft- 
liche wie auch die weltwirtschaftliche Geltung der deut- 
schen elektrotechnischen Industrie untrennbar verbunden 
ist“ (8.5). 

Über die grundlegende internationale Verschiebung in 
der Ausfuhrentwieklung der wichtigsten 
Länder informiert die Zahlentafel 1 (nach S. 227 a), aus 
der hervorgeht, daß Deutschland auch 1928 unter den Ex- 
portländern an erster Stelle stand, daß aber gegenüber 1913 
sein Ausfuhrzuwachs mit 60 % der niedrigste war, wäh- 
rend er z. B. für die V.S. Amerika 300, für die Niederlande 
180. für Schweden 480 % usw. betrug. Der internationale 
Durchschnittszuwachs liegt bei rd. 160 %. 


1. Weltelektroausfuhr. 


1913 


1925 1928 Anteil an der 


Gesamtausfuhr 


0 
Q 


Länder 


Ausfuhrzuwachs 
1928 gegen 1913 
1913 =1 


1913 | 1925 | 1 


Deutschland! ....... 330,6 | 366,5 536,1 40,4 ! 25,8 | 28,8 1,6 
V. S. Amerika ...... 112,4 354,0 AA. A 15,7 , 25.1 24,0 4,0 
Großbritannien ..... 157,4 356,5 377,6 22,0 | 25,2 : 20,2 2,4 
Niederlande? ....... 12,08 53,7 105,8 1,7 38. 5,6 8.8 
Schweden .......... 14,1 40,3 81,6 2,0 28, 44 5,8 
Frankreich ......... 30,2 18,3 69,1 4,2 5,5 3,7 2,3 
Österreich, Ungarn, 

Tschechoslowakei 10,4 53,8 67,04 1,5 3,0 3,6 6,4 
Schweiz ... 22.222220. 24,8 47,6 668,7 3,5 3,4 3,8 2,7 
Belgien ............ 10.08 | 17,8 38,5 1,4 1.3 2,1 3,9 
Kanadas ........... 0,3 14,5° 20,2 0,0 0,9 1,1 | 67,3 
Dänemark ......... 1,7 12,2 18,99 0,2 0,9 1.0 | 11,1 
Japan e Een Br 1,6 11,1 18,5 0,2 0,8 1.0 | 11,6 
Italien ........2..... 8,3 12,3 | 168,3 1,2 0,9 0,9 2,0 

Summe.. | 713,8 1419,2 /1864,7 |100 100 -100 2,6 
1 Einschl. Reparationslieferungen. 
P Einschl. Durchfuhr. 
3 1913 Wert geschätzt. 
€ Hierin enthaltener Wert für Österreich 1928 errechnet unter 
Zugrundelegung von Januar bis September 1928». g 
> Nach Schätzung Martel (Messager de Bruxelles 1917). 
® Ensch), Wiederausfuhr. 


Fiskaljahr Ende 31. III. 1926. 
1928 geschätzt mit 20°%, Zunahme gegenüber 1927. 


= 


Für die Verteilung der Welteinfuhr gibt der Be- 
richt, wie für alle sonstigen Zahlerreihen der Außenhan- 
delsentwicklunge. die Angaben nur für die Zeit von 1925 
bis 1928; wir verweisen hinsichtlich der Angaben für 1913 
und 1921 auf den Geschäftsbericht des Zentralverbands für 
1925/26, dessen Tabellen in der ETZ 1927, 8. 391 ff. ver- 
öffentlicht wurden. 


Die Entwicklung der Welteinfuhr ergibt für die 45 
erfaßten Länder in der Zeit von 1925 bis 1925 eine Steige- 


rung von 12492 auf 1711,1 Mill RM, die sich jedoch auf 
die einzelnen Gebiete ungleich verteilt. Wichtig ist z. B., 
wie der Bericht einleitend bemerkt. daß „bisher der euro- 
päische Markt trotz der handelspolitischen Hemmnisse. die 
den möglichen Güteraustausch zweifellos an seiner vollen 
Entfaltung gehindert haben. eine bemerkenswert stärkere 
Aufnahmefähigkeit gezeigt hat als vor dem Kriege“ (S.6). 
In dieser Periode stieg der Anteil der 24 europäischen 
Länder an der Welteinfuhr von 44,7 auf 535 %, während 
der Anteil der übrigen Erdteile durchweg etwas zurück- 
gegangen ist, am meisten der Asiens. Die zweifellos 
später noch einmal sehr entwicklungsfähiren asiatischen 
Märkte nahmen 1928 nur 192,7 Mill RM auf gegenüber 184.1 
Mill RM im Jahre 1925; diese schr geringe Steigerunz 
kommt einem relativen Rückgang von 14,8 auf 11,3 %, ge- 
messen an der gesamten Welteinfuhr, gleich. 


Bei dem später folgenden Vergleich deutscher Ausfuhr- 
ziffern der Vor- und Nachkriegszeit nach Gebiets- und Erd- 
teilen ist allerdings zu beachten, daß infolge der neuen 
Grenzziehung ein Teil des gegenwärtigen deutschen Ex- 
ports nach den europäischen Ländern vor dem Kriege 
Binnenhandel war; entsprechende Feststellungen gelten 
auch für andere Länder wie Österreich und Ungarn, so 
daß also die erwähnte stärkere Aufnahmefähigkeit des 
europäischen Kontinents teilweise künstlicher Natur ist. 


DainderdeutschenElektroausfuhr 
(Zahlentafel 2. Auszug aus S. 17) die Versorgung der 
europäischen, insbesondere mittel- und osteuropäischen. 
Länder an weitaus erster Stelle steht — der Anteil der 
europäischen Märkte an der deutschen Gesamtausfuhr be- 
trug 1928 fast vier Fünftel —, mußte der gesteigerte 
Elektrobedarf dieser Gebiete sich in der deutschen Bx- 
portentwieklung widerspiegeln. Dabei fallen einige Län- 


- der durch besonders große Zunahme deutscher Belieferung 


auf, so hat sich z. B. von 1925 bis 1928 die Ausfuhr nach 
Frankreich verfünffacht, nach Rußland fast vervierfacht, 
nach Finnland verdreifacht, nach Polen und Ungarn etwa 
verdoppelt. Unter den Überseemärkten Deutschlands zeigen 
besondere Steigerungen Argentinien, Australien. Nieder- 
ländisch-Indien und Siam. während anderseits die Ausfuhr 
nach Japan und teilweise auch nach China erheblich ze- 
sunken ist. Es bleibt abzuwarten, ob und in welchem Um- 
fang die deutsche Exportentwicklung auf einigen wich- 
tigen Marktxebieten durch die großen Finanzierungsan- 
strengungen anderer Länder, in erster Linie der V. NS. 
Amerika, beeinflußt werden wird. Der Bericht betont diese 
amerikanische Expansion ausdrücklich und meint wohl 
auch im Hinblick hierauf, daß cine Wiedererlangung der 
Vorkriegstellung auf dem Elektroweltmarkt für Deutsch- 
land nicht möglich sei. „Es müßte vielmehr als ein Erfolg 
der privaten Initiative und der staatliche Exportförde- 
rungs- und Handelspolitik angesehen werden. wenn der 
heute wiedergewonnene Anteil am Weltelektrohandel von 
Deutschland auf die Dauer gehalten werden kann“ (5.4). 


3. Deutsche Elektroausfuhr nach Gebiets- 
gruppen. 


Anteil an der 


G s 
1913 | 1925 | 1928 nn 
nn | | 1913 | 1925 | 1928 
1000 RM e 


Großbritannien einschl. Irland 


51 694 | 69 549 


u. Niederlande ........... 87 717 | 15,6 | 19.0 | 16.4 
Osteuropa! e 35 618 | 38 035 | 84 649 | 10.3 | 10,4 15. 
Mitteleuropa und Balkan? ... | 29009 45 704 | 74 737 RR 12.2139 
Nordeuropa? ., 22002000. 35 841 | 50 144 | 69 006 | 10.9 | 15,6 12,8 
Westeuropa® .........00r0 00: 56.465 | 29 599 : 54 039 | 17,1 83 10,1 
Italien u. Schweiz........... 30 917 | 39 885 ` 48 785 9.3 11.0 81 
Sonstige enropaische Länder . 281 486 974 0,1: 01 02 

Europa... 1239825 ‚273 402 ‚+19 907 6 4.6 


Südamerika... 39 184 | 36 193 | 49 564 9| 98 | 9,3 
Ostasien” areas 18 950 ' 27 901 | 28 911 T) Trl ód 
Britische Dominions® ........ 10 373 | 10 523 | 15 494 0 28. 2,9 
Nord- und Mittelamerika .... | 15 029 | 13 412 ' 14 656 D BT: 
Sonstige außereuropaische 

Länder 2. 2... 3222 200 | 5066 | 7552 1 


Übersee .. | un 736 93095 116177 


ege 


Summe .. [330561 366 497 |536 084 |100 Lon 100 


I Rußland, Polen, Danzig, Lettland, Litauen, Fetland. . 

2 (Österreich, Ungarn, Tschechoslowakei, Südslawien, Bulgarien, Ru- 
mänien, Griechenland. 

® Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland. , 

© Belgien, Luxemburg, Frankreich, ElsaB- Lothringen und Saargebiet. 

5» China, Japan, Niederländisch-Indien. . 

€ Ägypten, Britisch-Afrika, Britisch-Indien, Palästina, Australischer 
Bund, Neuseeland. 


28. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 


17365 


Die deutsche Wareneinfuhr machte 1923 nur 
ein Zehntel des Ausfuhrwertes aus, immerhin hat der Pro- 
zentsatz in den letzten Jahren eine allmähliche Vergröße- 
rung erfahren. Es kann dabei berücksichtigt werden, daß 
1928 für 5,6 Mill RM Waren aus dem Saargebiet stammten. 
Das stärkste Anwachsen in der Belieferung Deutschlands 
zeigt Holland, dessen Ausfuhr hierher von 2.5 Mill RM in 
1925 auf 10.8 Mill RM in 1928 gestiegen ist; an zweiter 
Stelle folgen die V. S. Amerika, deren Export nach 
Deutschland sich in dieser Zeit von 5.3 auf 8,4 Mill RM hob. 


Der Bericht gibt übrigens sowohl für die Ausfuhr wie 
für die Einfuhr die Zahlenreihen der einzelnen Waren- 
gruppen nach Ländern geordnet wieder, ferner auch eine 
interessante Aufeliederunze der Reparationssach- 
lieferungen elektrotechnischer Erzeugnisse Diese 
betrugen 1925: 10,18, 1926: 15,35, 1927: 13,85 und 1928: 
22.23 Mill RM; Hauptabncehmer auf Iteparationskonto waren 
1928 Frankreich mit 482, Rumänien mit 15,2 und Süd- 
slawien mit 11,3 % (S.51). 


Von den übrigen Ländern wird die Außenhandels- 
entwicklung der V.S.Amerika und Großbritanniens mit 
Ausführlichkeit behandelt. Von der amerikanischen Ge- 
saumtausfuhr des Jahres 1928 (vgl. Zahlentafel 1) entfielen 
19.1 % auf Generatoren, Motoren, Transformatoren usw., 
10.4 % auf Schaltapparate und Installationsmaterial, 15.2 % 
auf Telegraphen- und Telephonmaterial mit und ohne 
Draht. 45 % auf isolierte Drähte und Kabel. Der Haupt- 
teil des Exports der Vereinigten Staaten bleibt auf dem 
amerikanischen Kontinent: 1928 betrug er 57.6 %; Haupt- 
kunde war Kanada mit 27,5 %. Besonders interessant ist 
das Eindringen amerikanischer Erzeugnisse in Gebiete des 
britischen Herrschaftsbereichs. so nach den afrikanischen 
Kolonien. nach der Südafrikanischen Union. nach Britisch- 
Indien. Die amerikanische Ausfuhr nach Japan zeigt 
(ebenso wie die deutsche) einen starken Rückgang von 
45.7 auf 21.4 Mill RM in der Zeit von 1925 bis 1928, dagegen 
der China-Export — anders als bei Deutschland — eine be- 
merkenswerte Steigerung von 4.6 auf 84 Mill RM. Man 
erinnere sich in diesem Zusammenhang an das im Jahre 
1929 erfolgte Eindringen amerikanischen Kapitals in die 
chinesische und britiseh-indische Elektrizitätserzeugung, 
Transaktionen, die eine Verstärkung der erwähnten Ten- 
denzen erwarten lassen. Wir beschränken uns im folgen- 
den auf die dem Bericht auszugsweise entnommene Waren- 
ausfuhr der Vereinigten Staaten nach Erdteilen (Zahlen- 
tafel 3. Auszug aus S. 85). 


3. Elektroausfuhr der V.S. Amerika nach 
den einzelnen Erdteilen. 


1925 1926 | 1927 | 192 
Erdteile a nr a = aa te rn 
1000 RM 
Europe... 2.3.28 | 67 482 58 140 74 77% 83 354 
Afrika. usa as 5 R25 7 930 9428 10 286 
ASIEN — 2 Ate d NIE AR 66 297 ‘5 199 62 048 61 493 
Nord- und Mittelamerika 128 001 130 022° 143 303 173 662 
Südamerika ............ 50 359 83 852 85 049 85 019 
Australien... .....- 2220. 30 627 43 057 41 983 34 576 


Summe | 354591 | 399 106 417485 448 390 


Die Einfuhr der V.S. Amerika ist mit 11,1 Mill RM 
(1928) sehr gering und hat auch in den letzten Jahren 
nur eine verhältnismäßig kleine Steigerung erfahren 
(1925: 9,1 Mill RM). An erster Stelle unter den Einfuhr- 
ländern steht Japan mit 3,98 Mill RM (vorwiegend Glüh- 
lampen), an zweiter und dritter Schweden und Deutsch- 
Land mit 2,54 und 2,28 Mill RM. 


Geht die deutsche Ausfuhr in der Hauptsache nach 
Ländern des europäischen Kontinents. die der Vereinigten 
Staaten zum größeren Teil nach Ländern des nord- und 
siidamerikanischen Kontinents, so wird bei weitem der 
größte Teil der Ausfuhr Großbritanniens von 
dessen Dominien, Kolonien und Mandatsgebieten aufge- 
nommen; nur ein restliches Drittel geht in die übrigen 
Teile der Welt. Die Ausfuhrentwicklung Großbritanniens 
stellt neben den anderen großen Produktions- und Aus- 
fuhrländern insofern eine Ausnahme dar, als sein Export 
seit einigen Jahren stagniert, so daß dessen Anteil an der 
Weltausfuhr (vgl. Zahlentafel 1) zurückgegangen ist. 
Die zebietsmäßize Verteilung der britischen Ausfuhr nach 
wichtigen Warengruppen ergibt sich aus Zahlentafel 4 
(zusammengestellt nach S. 125 ... 139). 


Soweit die Ziffern auch bereits für das Jahr 1928 vor- 
liegen. zeigen sie für elektrische Maschinen. Telegraphen- 
und Telephondrähte und -kabel sowie für Akkumulatoren 
einen Rückgang der Ausfuhr nach den Kolonien und Do- 


A Elektroausfuhr Großbritanniens. 


Ausfuhrwert | Davon nach 
' britischen 


Erzeugnisse in Mill RM ` Gebieten in % 


1927 


Generatoren, Motoren 


See Teen» 


Regel- u. Schaltvorrichtungen ; SN 2 
Telegraphen-, Telephondrähte u. -kabel . | 14,32 10,53 65,6 62.9 
Untersee-Telegraphen- u. -Telephonkabel. | 32,51 | 11,21 2,5 18,3 
Drahtlose Telegraphie und Telephonie .. | 22,46 | 20,47 36,9 39,3 
Telegraphie u. Telephonie mit Draht 35,02 | 34,30 55,5 DI. 
Akkumulatoren `, 9.85 10,99 76,6 82,9 
Glühlampen. 2... 200 0 ee 10,37 | 12,13 84,2 80.1 
Elektr. Beleuchtungszubehör .......... 13,28 | 13,31 74,7 76,0 
minien. An der britischen Einfuhr, die 1928 99,5 Mill RM 


betrug, waren Deutschland mit 31,5, die V.S. Amerika mit 
24,1 und die Niederlande mit 10,0 % beteiligt. 


Anschließend bringt der Bericht noch ausführliche 
Aus- und Einfuhrziffern (fast durchweg nach Waren- 
gruppen und Ländern gegliedert) für Belgien, Frankreich, 
Italien, die Niederlande, Österreich, Schweden. die Schweiz, 
die Tschechoslowakei, Ungarn und Japan, ferner die Ein- 
fuhrwerte. ebenso gegliedert, für weitere 19 europäische 
und außereuropäische Länder. 


II. Elektroproduktion. ` 


Infolge der nur teilweisen statistischen Erfassung 
der elektrotechnischen Produktionswerte werden in diesem 
Teil des Berichts lediglich diejenigen 11 Länder aufge- 
führt, für die amtliches Erhebungsmaterial vorgelegen hat. 
Die Erhebungen werden fast überall jährlich vorgenom- 
men, mit Ausnahme der Vereinigten Staaten, wo 
der Census of Manufacturers des Department of Commerce 
seit 1920 alle zwei Jahre alle Unternehmungen erfaßt, deren 
Jahresproduktion 5000 $ übersteigt, und Großbritan- 
niens, wo für sämtliche Firmen alle fünf Jahre durch 
den Census of Production Office (Board of Trade) eine 
umfassende Erhebung veranstaltet wird. Als zwölftes Land 
wird ferner noch Japan aufgeführt, dessen Produktions- 
wertzahlen aber nicht amtlichen Charakters sind. Von 
wichtigen Produktionsländern fehlen außer Deutschland 
insbesondere Frankreich, Belgien, die Schweiz und Italien. 
Da für Deutschland im einleitenden Text (S. 5) der 

Ausfuhranteil mit etwa 20 % angenommen wird und da 1928 
für 536.1 Mill RM Elektroprodukte ausgeführt worden 
sind, ergibt sich, daß man den Wert der deutschen Er- 
zeugung auf rd. 2,6 bis 23,7 Mrd RM geschätzt hat. Wir 
erwähnen diese Ziffer, für die rechnerische Unterlagen 
nieht vorhanden sind, lediglich, um einen ganz ungefähren 
Anhaltspunkt für die Größenordnung Deutschlands zu 
geben. 


Die folgenden Zahlentafeln 5 und 6 sind auf Grund 
des Statistischen Berichts (S. 233...247) zusammenge- 
stellt; es ist zu berücksichtigen, daß infolze verschiede- 
nen Preisstandes die W ertziffern nicht immer genau den 
Produktionsmengen entsprechen. Bei den Japan - Ziffern 
ist zu beachten, daß sich offenbar die Preise dem von 1923 
auf 1924 gesunkenen Yenkurs nur langsam angepaßt 
haben; hier ist der Wertrückgang nicht mit einem Pro- 
duktionsrückgang identisch. In Holland wird die Er- 


5. Produktionswerte der elektrotech- 
nischen Industrie in einigen Ländern. 


1923 | 1924 | 1925 | 1926 | 1927 


Länder 
Mill RM 
V. 8. Amerika ...... (7100,0)* 
Großbritannien ...... . 
Australien! ........ i 48,1 
Kannada... 320,9 
Neuseeland ......:.... 5 
Südafrika! .......... e 2 
Schweden `... 9 131,8 
Finnland e ; 9 ci 
Dänemark .......... e 4 43, y 
Niederlande ......:.. S e 94.6° 
UdSSR? Zeie EEN ër e dei 244, 308,9 
ën sauna 378,5 336, 5 380,3 465,0 ! d 


1 1924 = 1. VII. 1023/30. VI. 1924 usw. 

23 1924 = 1. IV. 1924/31. III. 1925 usw. 

3 1924 = 1. X. 1923/30. IX. 1924 nsw. 

4 Der Bericht nennt für 1927 nur die Elektrofabrikation der elektro- 
technischen Industrie, die 6517.6 MII RM betrug. Die im Jahr 1425 init 
476,9 Mil RM angege A ne Elektrofabrikation anderer Industrien dürfte sich 
1927 auf 500...600 Mitt RM erhöht haben. 

Ee Schätzung, vgl. Text. 


1736 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


28. November 1929 


zeugung ohne Glühlampen, Radiomaterial, Akkumulatoren 
usw. erfaßt, für 1927 wurde deren Wert auf 65 Mill 
RM (Vorjahr: 64 Mill RM) geschätzt, d.h. auf mehr als 
zwei Drittel der Gesamtproduktion, da für die übrigen 
Warengruppen 1927 ein Wert von nur 29,6 Mill RM er- 
rechnet wurde. Dies erklärt auch die für Holland ein- 
gesetzte zu geringe Beschäftigtenziffer. 


6. Beschäftigtenzahlderelektro- 
technischen Industrie in’einigen Ländern. 


V. 8. Amerika! ....... 309 113 . : | ; 
Großbritannien ...... 3 156 508 s | ; 
Australien? .......... 4 2 641 2 962 $ séi 4 436 
Kanada ..........:.. 13 268 13 670 14 112 Wa 

Neuseeland .......... 207 215 197 

Südafrika? .......... S 975 1 033 ; 
Schweden ........... 7 625 7970 | 10329 11 "800 12 864 
Finnland ............ 1164 909 964 1 219 | 5 
Dänemark? .......... : A S (8 058) | (3 346) 
Niederlande ......... 8101 8 708 3 067 4 160 4 564 
UdS8R? ........2... 5 7 S 23880 24178 
Japan iu. 29 788 36 607 | 40827 | > 


ı Zahl der Arbeiter betrug 1923: 234 802, 1925: 239 921, 
1927: 246 565. 

3 1924 = 1. VII. 1923/30. VI. 1924 usw. 

3 1924 = 1. IV. 1924/31. III. 1925 usw. 

$ nur Arbeiter, unvollstän erfaßt. 

s ohne Glühlampen- und oindustrie; Philips beschäftigte anfangs 
1929 25 000 Arbeiter allein innerhalb der holländischen Grenzen. 

1924 = 1. X. 1923/30. IX. 1924 usw. 


Ill. Elektrizitätserzeugung und Anwendungsgebiete der 
Elektrotechnik. 


Die Entwicklung der Elektrizitätserzeugung und ins- 
besondere des Elektrizitätsverbrauchs ist natürlich ein 
charakteristisches Merkmal des jeweils erreichten Elek- 
trisierungstandes und deutet die noch bestehenden Ent- 
wieklungs- und Versorgungsmöglichkeiten an. Da über 
die Elektrizitätsverteilung an die Verbrauchergruppen 
für die meisten Länder — die deutsche Erhebung von 
1925 bildet in dieser Hinsicht eine nachahmenswerte Aus- 
nahme — nur ungenaue Schätzungen vorhanden sind, 
beschränkt sich der Bericht darauf, im Textteil (S. 253) 
einige wichtige Tatsachen dieser Art zu erwähnen: so 
z.B. den 5,5 Mrd kWh betragenden Stromverbrauch der 
elektrochemischen und -metallurgischen Industrie Nor- 
wegens, den gegenwärtig etwa 1,5 Mrd kWh ausmachen- 
den Elektrizitätsexport Kanadas, den hohen Strom- 
verbrauch der kanadischen Zellstoff- und Papierindustrie 
usw. Es sei in diesem Zusammenhang erwähnt, daß der 
deutsche elektrochemische Stromverbrauch für 1927 auf 
5 Mrd kWh geschätzt worden ist!. 


Über die Elektrizitätserzeugung wird für 
die Jahre 1925/26 im Bericht grundiegendes Material ver- 
öffentlicht, das die Ermittlung einer Weltziffer erlaubt: 
184,044 Mrd kWh, eine Zahl, die sich jedoch bei Hinzu- 
rechnung einiger europäischer Länder (Spanien, Portugal 
usw.), einiger asiatischer Gebiete (China, Britisch- und 
Niederländisch-Indien, Russisch-Asien) usw. insgesamt 
um einige Milliarden erhöhen dürfte. Auf Grund der mit 
möglichster Genauigkeit errechneten Weltziffer für 1925 
war es möglich, die Welterzeugung für die Jahre 1926 
und 1927, für die das Material nicht mit solcher Vollstän- 
digkeit vorliegt, doch einigermaßen richtig abzuschätzen. 
In Zahlentafel 7 (Auszug aus S. 257) lassen wir die teil- 
weise unvollständigen Angaben über die installierte Lei- 
stung sowie die zahlreichen Quellenangaben fort. 


Ein interessantes Bild bietet der Elektrisierungs- 
stand der Eisenbahnen in den wichtigsten Ländern. 
An der Spitze steht die Schweiz mit einem elektrisierten 
Anteil von 62,3% am gesamten schweizerischen Bahn- 
netz a I. 1929), wie überhaupt die Zahlen erkennen 


1 Torna von Dir. Dr.-Ing. Job. Hess, vgl. Die Chemische In- 
dustrie 1929, H. 1 


7.Elektrizitätserzeugunginverschiedenen 
Ländern. 


21 218 
1 988 


25 135 
14 231 


....... 1 11 26,000 02 0110041000000. 


230 000 


ı Nur Erzeugung der Öffentlichen Werke. 

3 Erzeugung sämtlicher Kraftwerke. 

3 Die Zahlen für Großbritannien enthalten einen nger nn Prozent- 
tätserzseugung 


satz der Erzeug gewerblicher Eigenanlagen sowie die Ele 
der Bahnkraftwerke 


€ errechnet aater Zugrundel der Erze der gleichen Länder 
2 1925 én AE 142 175 Mill kWh), also a Aus en, Dänemark 
Ge deren Elektrizitätserzeugung im Jahre 1927 noch nicht be- 


lassen, daß „die elektrische Zugförderung am weitesten 
in den kohlenarmen Ländern Schweiz, Österreich, Italien, 
Schweden und Norwegen fortgeschritten ist* (S. 261). 
Die Ziffern für Deutschland nach dem Stand vom 1. VI. 
1929 lauten auf 1327 km elektrisierter Streckenlänge, d.h. 
2,5 % des gesamten Bahnnetzes. In den V.S. Amerika be- 
trug zwar bereits am 1. I. 1927 die elektrisierte Strecken- 
länge 2880 km, doch entsprach diese Länge nur 0,7% des 
Bahnnetzes der Union. 


In der Verteilung der Fernsprechstellen 
(S. 265..271) stehen die VS Amerika mit 60,5% bei 
weitem an der Spitze, es folgt der absoluten Ziffer nach 
Deutschland mit 9% der Fernsprechstellen der Welt. 
Hinsichtlich der Fernsprechdichte — Anzahl der ange- 
schlossenen Fernsprechstellen je 100 Einwohner — steht 
allerdings Deutschland mit 4,2 (V.S. Amerika 15,3) auch 
hinter Ländern wie Kanada, Neuseeland, Dänemark. 
Schweden, Australien, Norwegen und der Schweiz zu- 
rück. Das Übergewicht der amerikanischen Ziffern (Te- 
lephonnetze der American Telephone & Telegraph Co. 
sowie der International Telephone & Telegraph Corp.) 
zeigt sich auch darin, daß rd. ‘0% aller Fernsprechan- 
lagen der Erde von Privatgesellschaften und 
nur rd. 30 % vom Staat betrieben werden, obwohl letz- 
terer auf diesem Gebiet u. a. in Deutschland, Frankreich, 
Großbritannien, Belgien, Holland, Österreich, Polen. 
EE Neuseeland ausschließlicher Unterneh- 
mer ist. 


Den Abschluß des dritten Teils des Berichts (3.273 
bis 291) bilden ausführliche Angaben über die Länge der 
europäischen Fernsprechkabel, der Unterseckabel der 
Welt, die Funkstellen (Küsten-, Land- und Bordfunk- 
stellen) und den Rundfunk. 


Gerade die Zahlentafein über Elektrizitätserzeugung 
und elektrotechnische Anwendungsgebiete zeigen, welch 
gewaltige Elektrisierungsmöglichkeiten noch auf dem 
größten Teil der Erdoberfläche vorhanden sind. Für 
Deutschland ergibt sich aus diesen Ziffern auf den mei- 
sten Gebieten erst ein mittlerer Grad der Elektrisierung. 
Anderseits steht in den menschenreichen Teilen Ost- 
europas, Indiens und des Fernen Ostens die Elektrisie- 
rung in fast jeder Hinsicht noch in ihren ersten Entwick- 
lungstadien. 


28. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


1737 


RUNDSCHAU, 


Leitungen. 


Die Störungen der Wellenausbreitung durch Unregel- 
mäßigkeiten im Aufbau pupinisierter Leitungen. — Die 
bekannten Gesetze der Wellenausbreitung längs pupini- 
sierter Leitungen beruhen auf der Annahme vollkommener 
Homogenität der einzelnen Kettenglieder. Diese Voraus- 
setzung ist in der Praxis nie erfüllt, weil zu den kleinen 
Inhomogenitäten der Leitung noch größere Unregelmäßig- 
keiten in Aufbau und Lage der Pupinspulen treten. Für 
die hohen’ Anforderungen hinsichtlich der Verzerrungs- 
freiheit der Zeichenübertragung, welche bei heutigen Lei- 
tungen namentlich bei Benutzung für Rundfunkzwecke ge- 
stellt werden müssen, bedeuten diese Unregelmäßigkeiten 


Abb. 1. Gesamt-Einflußfaktor der Unregelmäßigkeiten 
auf die Verzerrung. l 


des Leitungsaufbaues bereits eine fühlbare Störung: denn 
sie bewirken, daß Wellenwiderstand und Ausbreitungs- 
ziffer merklich frequenzabhängig werden, so daß die über- 
tragenen Signale eine unerwünschte Verzerrung erleiden. 
Um diese Erscheinungen und die hiergegen zu treffenden 
Maßnahmen zu untersuchen, kann man sich in hinreichen- 
der Allgemeinheit auf Unregelmäßigkeiten der Spulen- 
impedanz beschränken. Man findet dann in erster Nähe- 
rung eine relative Verzerrung der übertragenen Zeichen, 
welche diesen Unregelmäßigkeiten proportional ist. Für 
sehr niedrige Frequenz ist der (Gesamteinfluß der Unregel- 


en 
IA, 
BURVANINLI 
ER LM 
0 8.000 #000 2400043 


Abb. 3. Frequenzabhängigkeit der 
Verzerrung durch eine Unregelmäßig- 
keit nahe am Empfangsende. 


Abb. 2. Störungsvektor eines 
einzelnen unregelmäßigen 
Kettengliedes. 


mäßigkeiten sehr klein; er steigt dann mit wachsender 
Frequenz nach Abb.1 rasch an, um nach Überschreitung 
eines Maximums bei Annäherung an die Grenzfrequenz 
der Leitung wieder stark zu sinken. Hinsichtlich der Ver- 
zerrung verhalten sich die im oberen Teil des übertrage- 
nen Frequenzbereiches liegenden Frequenzen am ungün- 
stigsten. Anders wirkt sich der besondere Einfluß eines 
einzelnen vom Mittel abweichenden „Kettengliedes* aus. 
Beispielsweise kann die relative Störung einer um r Glie- 
der vom Ende entfernten Unregelmäßigkeit durch einen 
ihr proportionalen Vektor repräsentiert werden, welcher 
bei wachsender Frequenz bis zur Grenzfrequenz nach 
Abb. 2 alle vier Quadranten r-mal durchläuft. Der Betrag 
dieses Vektors und damit die Bedeutung der Unregel- 
mäßigkeit vermindert sich exponentiell mit r außerordent- 
lich rasch, so daß es für eine saubere Signalübertragunz 


hinreicht, die in der Nähe des Empfängerendes befindlichen 
„Kettenglieder“ sogeneinander möglichst genau abzu- 
gleichen; wird die Leitung in beiden Richtungen benutzt, 
so gilt diese Forderung sinngemäß für beide Leitungs- 
enden. Sind mehrere Glieder mit Unregelmäßigkeiten be- 
haftet, so überlagern sich die von ihnen hervorgerufenen 
Verzerrungen, so daß die Untersuchung der Einzelwir- 
kung einer Unregelmäßigkeit bereits ein hinreichendes 
Gesamtbild liefert. Bei der Beurteilung der Verzerrung 
kann man sich im allgemeinen auf die Untersuchung der 
Amplitudenverzerrung beschränken, während die Phasen- 


% 


Abb. A Frequenzabhängigkeit 

der Verzerrung durch eine Un- 

regelmäßigkeit fern vom Emp- 
fangsende. 


25000 hiz 


verzerrung crst eine sekundäre Rolle spielt. Auf Grund 
der genannten Konstruktion der Verzerrung als Produkt 
aus einem Gesamt-Einflußfaktor nach Abb. 1 und dem Ein- 
fluß des Einzelgliedes nach Abb. 2 ergibt sich dann die in 
Abb.3 u. 4 wiedergegebene Frequenzabhängigkeit der 
Verzerrung, welche die oben aufgeführten Gesichtspunkte 
zur Verminderung dieser Erscheinung zahlenmäßig be- 
stätiet. (A.G. Warren, J. Inst. El. Engs., London, 
Bd. 66, S. 628.) Oldff. 


Metßgeräte und Meßverfahren. 


Hilfsmeßgerät für den Zählerkontrolleur.. — Die 
fabrikneu angelieferten Zähler werden in der Regel im 
Eichraum der Elektrizitätswerke vor Abzabe zur Mor- 
tage auf die Richtigkeit der 
Angaben geprüft. Außer die- 
ser Eichraumprüfung werden 
die Zähler in bestimmten län- 
geren Zeitabständen an ihrem 
Montageort kontrolliert, u.zw. 
insbesondere dann, wenn sich 
auf Grund der monatlichen 
Zählerablesungen Unstimmie- 
keiten in der Verbrauchs- 
angabe bemerkbar machen. 
Während nun bei der Eich- 
raumprüfunz dem Eicher in 
bequemer Weise eine Reihe 
von Meßegeräten zur Ermitt- 
lung der Zählerfehlerquellen 
zur Verfügung stehen, mul 
sich der Zählerkontrolleur bei 
der Kontrolle des Zählers am 
Montageort auf möglichst we- 
nig Apparate beschränken, um 
nicht zu großen Instrumenten- 
ballast mitschleppen zu müs- 
sen. Bei der Wahl der trans- 
portablen Meßinstrumente 
wird deshalb Wert darauf ge- 
legt, daß diese ein möglichst 
geringes Gewicht haben und 
in ihren Abmessungen nicht 
zu sperrig sind. 

Vor nicht allzu langer Zeit hat die Firma P. Gossen 
& Co., Fabrik elektrischer Meßgeräte in Erlangen, ein 
Meßinstrument herausgebracht, das sich infolge seiner ge- 
ringen Abmessungen und seines Gewiclites besonders für 
den Aktentaschentransport eignet. Das neu in den Han- 
del gebrachte Instrument wird als Wechselstrom-Dreh- 
spulinstrument bezeichnet; die genannte Firma stellt 
solche Instrumente als Milliamperemeter bis zu 50 mA 
und als Voltmeter ohne Vorschaltwiderstände bis zu 
450 V her. Von diesen Instrumenten eignet sich ganz be- 
sonders das Wechselstrom-Milliamperemeter (Abb. 5) zur 
Kontrolle von Zählern am Montageort. Mit Hilfe diese= 
Instrumentes kann der Zählerkontrolleur vor Vornahme 
von umfangreichen Messungen und dem damit verbunde- 
nen zZeitraubenden Einbau von Meßinstrumenten festste'- 
len, ob die Spannungspulen des Zählers unterbrochen sind. 


Abb. 5. Wechselstrom- 
Milliamperemeter. 


1738 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 


28. November 1929 


Ein Öffnen des Zählers, d.h. Abnehmen des Zählergehäu- 
ses und Entfernung der Plomben, ist hierzu nicht nötig. 

Erfahrungsgemäß ist eine große Anzahl von Störun- 
gen in den Zählerangaben darauf zurückzuführen, daß die 
Spannungspulen unterbrochen sind infolge von Blitz- 
schlägen, Überspannungen und normalen Defekten. Ist 
bei Mehrphasenzählern eine dieser Spannungspulen unter- 
brochen, so bleibt der Zähler deswegen nicht stehen, da 
die Ankerscheibe durch die übrigen unversehrten Span- 
nungsysteme angetrieben wird. Je nachdem nun die eine 


Abb. 6. 


oder andere Spannungspule unterbrochen ist, wird der 
Zähler einen größeren oder kleineren Fehler in seinen 
Angaben machen, und es kann unter Umständen diese 
Fehlanzeige erst nach Monaten durch das Strombüro fest- 
gestellt werden. 


Die Ermittlung, ob eine Zähler-Spannungspule unter- 
brochen ist, vollzieht sich mit Hilfe des Wechselstrom- 
Milliamperemeters in sehr einfacher Weise. Der Zähler- 
kontrolleur wird sofort bei Ankunft am Montageort des 
Zählers den Klemmdeckel abnehmen, den Verbindungsteg 
zwischen Strom- und Spannungspule lösen und anstatt die- 
ses Verbindungsteges sein Milliamperemeter anschließen 
(Abb.6). Ist die betreffende Spannungspule in Ordnung, 
so zeigt das Wechselstrom-Milliamperemeter die Strom- 
aufnahme der Spannungspule bei der zur Zeit herrschen- 
den Betriebspannung an. Ist Unterbrechung vorhanden in 
der Spannungspule, dann wird das Instrument keinen 
Ausschlag geben. Durch diese in kurzer Zeitdauer aus- 
geführte Voruntersuchung wird der Zählerkontrolleur so- 
fort in Kenntnis gesetzt, ob ein weiterer Einbau von Meß- 
instrumenten nötig ist, oder ob der Zähler wegen Repa- 
ratur demontiert und in den Eichraum geschickt werden 
muß. Bekanntlich ist die Stromaufnahme der Spannungs- 
spulen bei den verschiedenen Zählertypen verschieden. 
Damit nun der Zählerkontrolleur sich ein Bild machen 
kann, ob die Stromaufnahme des von ihm untersuchten 
Zählers in Ordnung ist, wird man zweckmäßigerweise im 
Zählereichraum an einer Reihe von geführten Zähler- 
typen mit dem obenerwähnten Wechselstrom-Milliampere- 
meter die Stromaufnahme bestimmen und die so erhalte- 
nen Werte in einer kleinen Zahlentafel zusammengestellt 
dem Zählerkontrolleur mitgeben. 


Aber auch das Wechselstrom-Drehspul-Voltmeter ist 
für die Vornahme von Zählerkontrollen ein sehr will- 
kommenes Instrument. Wählt man 5/150/300 V als Meß- 
bereich, so kann man bei der Kontrolle des Zählers an 
seinem Montageort feststellen, bei welcher Spannung man 
den Zähler kontrolliert hat, u.zw. ist dieser Meßbereich 
ausreichend für Überlandzentralen, 120 und 220 V, also 
für Licht- und Kraftspannungen. Ganz besonders wert- 
voll ist aber, daß dem Instrument noch ein Meßbereich 
beigegeben ist für eine Spannung bis zu 5 V mit geringem 
Stromverbrauch. Mit llilfe dieses Meßbereiches kann der 
Zählerkontrolleur bei Zählern, die an Stromwandler an- 
geschlossen sind, feststellen, ob die sekundären Verbin- 
dungsleitungen zwischen Wandlern und Zähler unter- 
brochen sind (Abb.7). Die Untersuchung wird in folgen- 
der Weise ausgeführt: Bei betriebsmäßiger Belastung 
am Montaxcort des Zählers wird zuerst an den Stromklem- 
men des Zählers mit dem Meßbereich 300 oder 150 V fest- 
gestellt, ob die Wandlerleitung unterbrochen ist. Erhält 
der Kontrolleur hierbei keinen Ausschlag, so legt er den 
Meßbereich 5V an und kann aus dem erhaltenen Aus- 
schlag ohne weiteres beurteilen, ob der Wandler sekun- 
där nicht mit einer höheren Spannung beansprucht wird. 
als der auf seinem Schild angegebenen Nennbürde ent- 
spricht. 


Abb. 7. 


Endlich sei noch erwähnt, daß der Kontrolleur mit 
diesem kleinen Aktentascheninstrument auch noch die 
Spannung an den Spannungswandlern kontrollieren und 
feststellen kann, ob die Spannung der Wandler in alleu 
drei Phasen dieselbe ist (Abb. 8). Diese Feststellung gibt 
ihm ein Urteil darüber, ob nicht in einer der Spannungs- 
wandlerleitungen eine Unterbrechung oder ein Durch- 
schmelzen der Sicherung eingetreten ist. Fy. 


Nad 


Abb. 8. 


Der verbesserte Kurvenzeichner nach Rosa. — Die 
erste Ausführung eines Kurvenzeichners liegt bereits 30 
Jahre zurück!, sie wurde vergessen, als Blondel mit dem 
Oszillographen auftauchte. Rosa kam während seiner 
Tätigkeit beim Bureau of Standards nicht dazu, sich dem 
Apparat zu widmen, die Arbeiten wurden erst nach seinem 
Tode von Bonn aufgenommen gelegentlich der Prüfung 
eines 1000 IIz-Generators, bei dem der OÖszillograph nach 
Blondel bereits nicht mehr zuverlässig arbeitet. 

Der Rosa-Kurvenzeichner ist abgeleitet von der Punkt- 
methode mit einer synchron laufenden Kontaktscheibe. 
Mit kurzzeitigen Stromstößen, die dem Einzelpunkt der 
Welle entsprechen, wird ein Kondensator bis zu dem be- 
treffenden Wert geladen und mit einem Schalter auf ein 
ballistisches Galvanometer entladen. Der Ausschlag ist 
proportional dem Momentanwert der Kurve. Die Methode 
ist mühselig und erfordert konstante Spannung und kon- 
stante Frequenz. In der Ausführung von Rosa wird die 
Kurve in wenigen Minuten aufgenommen, die Verdrehung 
des Kommutators und das Zeichnen der Punkte erfolgen 
selbsttätig. Die Arbeitsweise ist folgende (Abb. 9): Der zu 


, Ié. 
IO 


Abb. 9. Kurvenzeichner. 


analysierende Wechselstrom durchläuft den Meßwiderstanid 
zy, dessen Klemmen über den Kontaktmacher B und das 
CGialvanometer G an die Punkte P und Q geführt sind. Im 
(ralvanometerkreis wirken 2 elektromotorische Kräfte: 
proportional dem Momentanwert des Stromes in zy, und 
proportional der Entfernung PO Wird P so lange nach- 
gestellt, bis das CGralvanometer stromlos ist. so ist die 
Strecke PQ gleich dem gesuchten Momentanwert der 
Welle. Der Abstand PQ ist demnach als Ordinate und 
die Winkeldrehung des Kontaktmachers als Abszisse zu 
benutzen, um die Kurve in üblicher Weise zu zeichnen. 
Das neue Instrument arbeitet nun so, daß in dem Augen- 
blick, in dem das Galvanometer G stromlos ist, die Stellung 
von P sofort auf die Trommel gedruckt wird. Wenn das 
geschehen ist. dreht sich der Kommutator bzw. die Bürste 
um einen kleinen Winkel, und es kann ein weiterer Punkt 
registriert werden. Die Registrierung erfolgt mit einem 
Farbband. Der Beobachter löst die Markierung und den 
Fortbewegungsmechanismus aus. sobald er bei dem Gal- 
vanometer den Zeiger durch Null gehen sieht, während 


t Phys. Rev. Bd. 6, S. 17. 


28. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


1739 


er mit der rechten Hand die Walze MN langsam gedreht 
hat. Man kann bis zu 20 Punkte/min drucken. 


Die weiteren Ausführungen beziehen sich auf die Kon- 
struktion der Kontakteinrichtung und den Vergleich mit 
den Ergebnissen des Oszillographen. Vor diesem hat der 
Kurvenzeichner den großen Vorteil der hohen Empfind- 
lichkeit, denn er benötigt nur eine Spannung von 100 mV. 
Die Genauigkeit beider Verfahren kann man etwa gleich 
hoch einschätzen. Der Kurvenzeichner ist nahezu unver- 
wüstlich. 

Die aufgenommenen Kurven mit etwa 150 Meßpunkten 
für eine volle Periode bei 50 Hz geben einen sehr guten 
Kurvenverlauf, selbst Kondensatorentladungen mit einer 
Frequenz von 450 Hz sind noch sehr gut aufgezeichnet 
worden. Der Apparat wird von der Firma Leeds & North- 
rup, Philadelphia, hergestellt. (N. E. Bonn, J. Opt. Soc. 
of Am. Bd. 17, 8.207.) Kth. 


Beleuchtung. 


Neue Wege zur Sicherung des nächtlichen Luftverkehrs. 
— Je stärker aus wirtschaftlichen und verkehrstechni- 
schen Gründen die Notwendigkeit eines gesteigerten 
Nachtflugverkehrs hervortritt, desto mehr rückt seine 
Sicherung durch ausreichende und völlig verläßlich ar- 
beitende Leuchten in den Vordergrund des Interesses. Die 
Julius Pintsch AG. baut neuerdings elektrische Leuchten, 
bei denen die auf den deutschen 
Nachtflugstrecken gesammelten 
Erfahrungen ausgewertet wur- 


den. Die neuen Feuer weisen 
kurz folgende große Vorteile 
auf: 


1. lange Blitzdauer bei schnel- 
ler Blitzfolge, 

2. Dachlicht als Zusatzfeuer, 

3. neuartige Röhrenlampe mit 
langer Lebensdauer. 


Abb. 10. 


Als hauptsächliche Eigenschaft muß eine Verdoppelung 
der Blitzdauer bei gleichschneller Blitzfolge wie bisher 
oder aber Verdoppelung der Blitzfolge bei gleicher Um- 
drehungszeit gegenüber anderen Leuchten bezeichnet wer- 
den. Bekanntlich ist ja die schnelle Folge der einzelnen 
Blitze außerordentlich wertvoll für den sehr in Anspruch 
genommenen Piloten, und weiter wird durch eine möglichst 
lanze Dauer der Blitze eine Verringerung des Leucht- 
wertes bzw. der Reichweite des Feuers verhindert. Dies 
wird bei den neuen Feuern durch die Verwendung von 
zwei Optiken erreicht, die um eine Lichtquelle drehbar 


angeordnet sind. Diese Lösung stellt für das Gebiet der ` 


lL.uftfahrtleuchten eine grundsätzliche Neuerung dar. Die 
Optiken bestehen aus geschliffenen Linsenelementen und 
ermöglichen daher eine fast restlose Ausnutzung des von 
der Lichtquelle ausgestrahlten hochkerzigen Liclhtstromes. 
Die genannte Firma baut diese neuen Leuchten (Abb. 10 
bis 12) in drei verschiedenen Größen. Die beiden größeren 
DL150 und DL 115 sind mit einer selbsttätigen Glülıh- 


Abb. 11. 


lampen-Wechselvorrichtung ausgerüstet, die nur bei Bce- 
sehädigung der Glühlampe, jedoch nicht bei Ausfall des 
Netzstromes in Tätigkeit tritt. Da der erfolgte Lampen- 
wechsel durch eine Kontrollampe im Schaitschrank an- 
gezeigt wird, gibt diese Lampenwechsel-Vorrichtung den 
Leuchten eine große Betriebsicherheit und gestattet weiter 
die volle Ausnutzung der Lebensdauer der Glühlampen. 

Neu ist auch die für die beiden größeren Leuchten 
verwendete Röhrenglühlampe. Um die bei längerer Brenn- 
dauer unvermeidliche Schwärzung der Glaskolben mög- 
lichst unwirksam zu machen, verlegte man den Leucht- 
körper in den unteren Teil der Lampe, so daß die Schwär- 
zung nur im oberen Teil des Kolbens eintritt und die Ab- 
sorption des Lichtes nur unwesentlich wird. Die Lebens- 
dauer dieser neuen Röhrenlampen ist außerdem erheblich 
größer als die der bisher üblichen Scheinwerferlampen. 
Die Leuchten DL 150 und DL 115 haben eine Lichtstärke 
von 1 Mill und 300000 HK. Abb. 12a stellt eine Nacht- 
aufnahme der probeweise aufgestellten Drehlinsenleuchte 
DL 115 dar. 

Eine weitere Neuerung bringen die Leuchten durch 
ein zusätzliches rotes oder weißes Dachlicht oder ein 
Kursfeuer-Dachlicht, deren Verwendung eine Reihe von 
Verbesserungen für die Befeuerung von Nachtflugstrecken 
gewährleistet. So kann das Dachlicht die natürliche 


PINTSEH 


PINI SCI 


Abb. 12. 


Höhenstreuung der umlaufenden Hauptoptiken nach oben 
fortsetzen und dem Piloten als rotes oder weißes Fest- 
licht jederzeit den Standort der Leuchte anzeigen oder 
ihr Wiederauffinden erleichtern. 

Weiter kann das rote oder weiße Dachlicht durch 
einen besonderen auf der Schalttafel angebrachten Wir- 
belstrom-Kennungsgeber eine von der Hauptleuchte unab- 
hängige Blinklichtkennung geben, also beispielsweise nach 
dem Morsealphabet die laufende Nummer der Leuchte 
blinken und dadurch eine genaue Ortsbestimmung ermöz- 
lichen. Die Blinklichtkennung des Dachlichtes kann durch 
einen am Drehtisch angeordneten Kontakt zwangsläufig 
mit der einfachen Kennung der Hauptleuchten gekuppelt 
werden dergestalt,. daß das Dachlicht nur dann auf- 
leuchtet. wenn die beiden Hauptlichtkegel in die Richtung 
der Flugstrecke fallen. Dem Piloten kann durch eine 
von der Hauptleuchte abhängige Blinkliehtkennungz die 
Flugrichtung angegeben werden, auch wenn er infolge 
schlechter Sicht die nächste Leuchte der Strecke nicht 


1740 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 48 


28. November 1929 


erkennen kann. An Stelle der 
Glasglocke des Dachlichtes kann 
endlich ein Kursfeuer-Dachlicht 
mit zwei fest eingebauten Gürtel- 
linsen-Segmenten vorgesehen 
werden, die in Richtung der 
Flugstrecke leuchten und genau 
wie bei der Küstenbefeuerung 
einen Leitsektor als Festlicht 
strahlen. 

Eine Neuerung in jeder Hin- 
sicht ist die kleine Ausführung 
dieser Drehlinsenleuchten, DL 50 
genannt. Diese Leuchte über; 
trifft durch ihre Lichtausbeute 
von 150 000 HK, bezogen auf ihr 
Gesamtgewicht, die bisher be- 
kannten Feuer und kann wegen 
ihrer Leichtigkeit als „Aufzugs- 
leuchte“ in Verbindung mit einem 
gleichfalls neu konstruierten 
„Aufzugsmast* auf der Erde 
nachgesehen und gereinigt wer- 
den, ohne daß ein Besteigen des 
Mastes erforderlich ist. Das ist 
an und für sich schon für das Be- 


Abb. 12a. Nachtaufnahme der probeweise aufgestellten Drehlinsen- 
leuchte DL 115. 


dienungs- bzw. Kontrollpersonal eine große Erleichte- 
rung, die besonders aber noch im Winter bei Vereisung 
der Steigeleitern in Erscheinung tritt. fi 


Elektrische Antriebe. 


Elektrische Ausrüstung einer großen Drehbank der 
Schieß-Defries AG. — Auf der Leipziger Messe wurde 
eine große Drehbank der Schieß-Defries A.G. mit elek- 
trischem Antrieb von Brown Boveri & Cie. ausgestellt 
(Abb. 13). Der Hauptantrieb erfolgt durch einen regelbaren 
Gleichstrommotor von 46 PS, 400 ... 1200 U/min, 220 V, der 
von einer Universal-Druckknopfsteuerung gesteuert wird. 
Die Steuerorgane sind in einem Schaltschrank unterge- 
gebracht (Abb. 14). Sämtliche Manöver für „Vorwärts“, 
„Rückwärts“, „Schneller“, ..Langsamer“, „Halt“ werden 
durch Druckknöpfe eingeleitet. Außerdem ist noch ein Ma- 
növer „Einrichten“ vorhanden, derart wirkend, daß der Mo- 
tor mit etwa Lë seiner Grunddrehzahl läuft, solange 
die Druckknöpfe „Vorwärts“ oder „Rückwärts“ gedrückt 
werden. Es sind insgesamt drei Kommandostellen vor- 
handen, u. zw. eine am Spindelkasten und je eine auf 
den beiden Supporten. Für die Schnellverstellung der 
beiden Supporte ist je ein Gleichstrommotor, 2PS inter- 
mittierend, etwa 2825 U/min, vorhanden, die ebenfalls 
durch Druckknöpfe im einen oder anderen Sinne gesteuert 
werden. Für die Reitstockverstellung ist ein Gleich- 
strommpotor von 2 PS intermittierend, etwa 1400 U/min, 


—————— pre mng Keng 


R 
vr. 
-> 
-> 
-.- 
a 
E 


Abb. 14. Schaltschrank der Druckknopfsteuerung. 


vorgesehen, in Ausführung als Einbau-Flanschmotor. 
Dieser Motor wird, da er nur selten zu bedienen ist, durch 
einen Kontroller gesteuert. fi 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Untersuchungen über den Durchschlag und die Ver- 
luste einiger fester Isolierstoffe. — K. Halbach unter- 
sucht einige für die Praxis wichtige Isolierstoffe, nämlich 
Porzellane, Hartpapiere und Gläser auf ihre elektrischen 
Eigenschaften hin. Er zeigt, daß man auf Grund des zeit- 
lichen Verlaufs des Verlustfaktors (Tangente des Ver- 
lustwinkels) vor dem Durchschlag die Art des Durch- 
schlages — ob Wärme- oder rein elektrischer Durchschlag 
— genau angeben kann. Vor dem Wärmedurchschlag steigt 
nämlich der Verlustfaktor mit der Zeit in charakteristi- 
scher Weise an, während vor dem rein elektrischen Durch- 
schlag dieser Anstieg nicht erfolgt (Abb. 15). Da sich so- 
mit der Wärmedurchschlag aus dem zeitlichen Verlauf des 
Verlustfaktors vorhersagen läßt, ist es möglich, die zum 
Durchschlag führende Spannung als Durchschlagspannunz 
aufzunehmen, ohne den Durchschlag herbeizuführen. Hier- 
durch wird bei geeigneter Handhabung das Material nach- 
weislich nicht geschädigt, so daß sich mit ein und der- 
selben Versuchsplatte beliebig viele Durchschlagwerte 
aufnchmen lassen. Die auf diese Weise gewonnenen Werte 
zeichnen sich durch geringe Streuung aus, da ja immer 
der gleiche Körper und die gleiche Stelle desselben unter- 


28. November 1928 


sucht werden. Gleichzeitig läßt sich auf Grund der Beob- 
achtung des zeitlichen Verlustfaktoranstieges angeben, ob 
die zum Versuch gewählte Belastungszeit einer Dauer- 
belastung gleichzusetzen ist. 
Es ist also ohne weıteres mög- 
lich, die Abhängigkeit der 
Durchschlagspannung von der 
Temperatur für Dauerbe- 
lastung an einer einzigen Ver- 
suchsplatte aufzunehmen und 
durch das vorher angegebene 
Kriterium des verschieden- 
artigen zeitlichen Verlustfak- 
torverlaufs vor dem Durch- 
schlag den Kreuzpunkt von 
Wärme- und rein elektrischem 
Durchschlag nach Temperatur 
und Spannung zu bestimmen. 
Der Verfasser untersucht 
nach der oben angegebenen 
Methode je zwei Porzellane., 
Hartpapier und Gläser und 
findet den Kreuzpunkt des 
rein elektrischen und des 
Wärmedurchschlags in seiner 
Versuchsanordnung für die 
Porzellane bei 89° und 120°. 
für die Hartpapiere bei 17° 
und 53° und für die Gläser 
bei über 200° und unter 0° 
(Abb. 16). 


Ferner wird die Abhängigkeit der Durchschlagspan- 
nung von der Zeitdauer der Belastung im Gebiet des 
Wärme- und des rein elektrischen -Durchschlages unter- 
sucht und beim Wärmedurchschlag sehr stark ausgeprägt 
gefunden. Anschließend untersucht Halbach tg ô nnd die 
Verluste abhängig von Feldstärke und Temperatur und 


4 =Durchschlog 


—> Zeil 


Abb. 15. Zeitlicher Verlauf 
des tg ô vor dem Durchschlag. 


a bei niedriger Temperatur, 
elektrischer Durchschlag. 

b bei hoher Temperatur, 
Wärmedurchschlag. 


6 
S 
E | 
SES 
Bee 
IR 


AN 
FN a 
be 


EE 


—> Durohschlagtehks 


0 20% 60 80 106120 140 360 180 200°C 
Temperatur T 


Abb. 16. Zusammenstellung der Durchschlagfeldstärken verschiedener 
Materialien abhängig von der Temperatur bei Dauerbelastung. 


zeigt, ob und wieweit der Verlustfaktor unmittelbar zum 
Vergleich der Verluste verschiedener Isolierstoffe heran- 
gezogen werden kann. Schließlich werden Angaben über 
die Stoß-Durchschlagspannung und ihre Abhängigkeit von 
Stoßzahl und Temperatur gemacht und diese Werte mit den 
bei Wechselspannung gefundenen verglichen. (K. Hal- 
bach. Arch. El. Bd. 21, H. 6, S. 535.) 


Die praktische Anwendung des Fourierschen Inte- 
grals. — Wie bekannt, lassen sich Zeitfunktionen sehr all- 
gemeiner Form durch das Fouriersche Integral darstellen. 
Hiervon wird in vielen Zweigen der Physik und Technik 
Gebrauch gemacht, u. zw. geht man, mag es sich nun um 
die Fortpflanzung von Strömen längs Leitern, um akusti- 
eche oder Wärmeleitungsprobleme handeln, stets nach der 
von Fourier angegebenen Methode vor: Die einge- 
prägte Kraft, deren zeitlicher Verlauf gegeben ist, wird 
durch das Fouriersche Integral als Übereinanderlagerung 
von Sinusschwingungen dargestellt; für jede dieser 
Schwingungen ist das Problem leicht zu lösen, und man 
erhält also die gesuchte Größe wieder als Summe einzelner 
Sinusvorgänge, d. h. ale Fouriersches Integral. Dies wird 
wieder rückwärts in eine Zeitfunktion verwandelt, womit 
die Lösung gefunden ist. Die praktische Durchführung 
dieses Verfahrens wird dadurch behindert, daß die auf- 
tretenden Integrale meist für den Techniker schwierig zu 


F> 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 1741 


handhaben sind. Campbell hat daher versucht, eine Art 
Tafel ausgewerteter Integrale zu geben. 

Der Fouriersche Integralsatz kann in der symmetri- 
schen Form geschrieben werden: 


TP 


+ œ 
Gl) = f F(fie df, 
TR —2nift 
FN)=[G® dt. 


Die beiden Gleichungen lösen sieh gegenseitig; die Funk- 
tionen G(t) und F(f) (fFrequenz) sind einander zuge- 
ordnet und werden von Campbell als „Partner“ (mates) 
bezeichnet. Um die Symmetrie noch zu erhöhen, sieht 
Campbell auch die Funktion G als Entwicklungskoeffi- 
zienten an, indem er schreibt 


G= fG) Sali — g dy, 
wo © (£) den „Einheitsimpuls“ bedeutet, also eine Funktion, 
die für CEO verschwindet, während jenadt=1 ist. 
Die Campbellsche Tafel gibt dann auf SCH 30 Seiten zu- 
sammengchörige „Koeffizienten“ F(f) und G(g); ein us 


schnitt derselben sieht so aus: 


Gig 


Nr. Fit | 


usw. 


Dabei bedeutet, wie den Erläuterungen zu der Tafel 
zu entnehmen ist, B irgendeine komplexe Zahl mit positi- 
vem Realteil, ferner ist p=?2nxif. Wie das Beispiel zeigt, 
wurde versucht, jeweils auch den Bereich für die einzel- 
nen Größen anzugeben, in dem die Zuordnung der beiden 
Partner gültig ist; doch will die Tafel in dieser Beziehung 
und auch sonst nur als ein erster Versuch gelten, der noch 
der Ergänzung bedarf. 

Auf Grund einer kürzlich von Carson aufgestellten 
Beziehung kann man die Tafel übrigens auch als eine 
Operatorentafel auffassen. Die Funktion F(f) = F(pl2 xi) 
kann man nämlich, als Funktion von p betrachtet, als Ope- 
rator ansehen, dann ist G(t) die zugehörige Zeitfunktion, 
vorausgesetzt, daß die wirkende Kraft die Form des Ein- 
heitsimpulses hat. Nimmt man dagegen für diese, wie üb- 
lich, die Form des „Einheitsprunges“ an (Hoeaviside- 
scher Operandus 1), so ist G(t) die durch den Operator 
pF (p/2xi) symbolisch gegebene Zeitfunktion. 

In einer zweiten Tafel wird eine größere Anzahl von 
Anwendungen gebracht, wobei die wirkende Kraft als Ein- 
heitsimpuls, als Einheitsprung oder als plötzlich ein- 
setzende Wechselspannung 1 angenommen wurde; die 
Tafel gibt für eine Anzahl Probleme aus der Leitungs- 
theorie und Schwingungstechnik direkt den zeitlichen 
Verlauf der Wirkung (z.B. des Stromes im Endglied eines 
künstlichen Kabels). Diese Tafeln versprechen danach ein 
sehr nützliches Hilfsmittel der rechnerischen Erfassung 
von Ausgleichsvorgängen u.dgl. zu werden. (Camp- 
bell, Bell syst. techn. Journ. Bd.7, S. 639.) Sal. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Glühversuche zur Verbesserung von Transformatoren- 
blech. — Die zahlreich vorliegenden Forschungsergebniss« 
lassen sich dahin zusammenfassen, daß die Güte des Trans- 
formatorenblechs, abgesehen von seiner chemischen Zu- 
sammensetzung, durch die Korngröße und Kornform sowie 
seinen Kohlenstoff- und Sauerstoffgehalt beeinflußt wird. 
An ein 0,35 mm starkes Transformatorenblech mit etwa 
4 % Si werden heute folgende Mindestforderungen gestellt: 
Vio => 13, Vis == 3,25 Wikg, Bas = 14 500, Bis = 15500. 
Paez 16500, Banz 18500 Gauß. Die Versuche wurden 
mit fertig geschnittenen Rohblech-Epstein-Proben von 
0,35 mm Blechstärke angestellt. Das Glühen wurde in zwei 


1742 


parallelen Reihen, u. zw. 
Wasserstoffstrom 
wird der Kohlensto 
duktion der Oxy 
reits deutlich di 
ie so behandel 
Sauerstoffgehalt 
tische Eigenschaf 
schlechten, stark 
uneinheitlichem 


WOIVErIUSI 


ausübt. 
zung, bei 
Glühzeiten 


bilder zeigen deutlich di 
gegenüber der Glühung 
wird die abs 


ist dure 


Die im Jahre 1879 
vercinigten 
Ssaugewerkschule, 
feiern am 14. un 
stehen und ] 
lichst. ein. Geplant ist u. a. eine Besichtigung der drei An- 
Stalten mit den Erweiterungsba 
sucher werden gebeten, ihre Anschrift und die Zeit ihres 
Schulbesuches an d 

zwecks Zusendung des genauen Programms mitzuteilen 
und anzugeben, ob eine Teilnahme beabsichtigt ist. Die 
Anschriften 


SR Z Hz 


47 WOSSErSIOTT geghint 
k? Ee ewen: 


Ge, men, 


N 
N 
IN 
N 


I 
ër Temperatur in des 


Versuche mit eine 
denen sowohl die 
variiert wurden 
u, 18 dargestellte Abhängig 


Köln, 


sucher ist erwünscht. of 


Feier des hunderts 
leaux. — Der Ho 
11. XI. 
direktors Re 
der deutschen 
Bedeutung Re 
Maschinenh 


d. 


Preiswirdisekeit an die 


ı 


euleaux' kinem 


Großes 


e Überlegen! 
ten Proben 

und dements 
ten auf. W 
sauerstof 
Gefüge ergaben bei einer Glühdauer von 
6h eine günstigste Glühtemperatur von 900 °. 
zeigte sich bereit 

£netischen Eige 
Abkühlung des 
vermieden werde 


ieit der Wasserstoffglühung. 
wiesen einen sehr geringen 
prechend günstige 
eitere Versuche mit einer 
fhaltigen Schmelze mit äußerst 


n (Überglühung). 
Werkstoffes 


muß, wie festgestellt wurde, 
n, da diese ei 


ne sehr nachteilige Wirkung 


r mittelhoch gckohlten Schmel- 
tlühtemperaturen als auch die 
‚, ergaben die in den Abb. 17 
keit der Wattveiluste Via und 
Vis von der Glühtemperatur und der Glühzeit. Die Schau- 
i üge der Wasserstoffglühung 
unter Luftabschluß. 
er Wattverluste in erster Linie 
durch die Qualität des Rohwerkstoffes beeinflußt. Jedoch 
eine zweckentsprechende Wasserstoffglühune 


e Vorz 


olute Höhe d 


gleichzeiti 


Maschinenbauschulen, Köln, die 


J. ihr fünfzigjähriges Be- 


ten Geburtstages von Franz Reu- 
stakt im Ehrenhof der T. IT. Berlin am 
J. wurde durch eine 
uter als Vertre 

Maschinenh 
uleaux’ für: 
aus hervorhob. 
seiner Festrede auf den Weitblick Ir! aux" für alles 
Kommende hin. 
Getriebelehre!, den 
"einmessung 
Taylorschen 
kannt 


lie Entwicklung des deutschen 
Prof. K 


Als erster erkannte er die Bedeutung der It: 

Vorteil des 
zur Voraussetzung hat. 
Schnelldrehstahls 


auf die 
ist sein Mahnruf 


an die deutsche Industrie, die 
Stelle der Billiekeit zu 
der aueh heute noch gilt. 
ninmt 

Platz ein. 


In der Getriehe-Ausstellung 


Interesse 


erregen die Abbildungen 
Vel. ETZ 1929, N, 1630, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


modelle zur vergleichenden 
nach Prof. Dr. R 


wand geworfen. 


magne- 


zahl zwischen Elektromotor un 
ders in Erscheinung treten. 


Bei 1000 © 
Verschlechterung der ma- 
Eine rasche 


1n rte mëch water 
OS) dr Get 


Een Dm 


Gegen 


Add 


IW 
—> Vemperatur in dr 


Abb. 17 u. 18. Abhängigkeit der Verlustziffern geglühter Bleche von der Temperatur und Glühzeit. 


finden. 


Vortrag wurde mit 
nommen. Pge. 
Natürlich 


staatlichen 
Staatliche 
Werksehulen 


(Reg.-Rat Dr. S chmidt, 


ähler, 

Den Vorsitz in der 
l.änder d 
Tschechoslowakei, USA, 


minium. 
Beide Sitzungen verliefen 
reich, und die Arbeiten machten 


anderer ehemaliger Be- 


tionsausse huh (Committee 


wiegend mit der 
Ansprache des General- 


reter des Spitzenverbandes tiste. An dieser Sitzung nahmen 
au-Industrie eröffnet. der die IEC. Herr Prof p eldmann 


Nammerer wies in 


Austauschhaus. der die 
den Tinfluß des 
"ertieung. Be- 


len Erzeugung 
nen Frankreich 1926. — E. ( 
Sammlu den ersten a h i 
ammlung trizitätsanlagen F rankreichs von 


fern: 


N 

® 
X N 
N 
3° o 
7 
È 
E 

Ad 


Fachgruppe 
führte Herr Dr. Apt. Anwesend 
Deutschland. England, 

Zur Beratung stand die Lesen. 
stellung der Werte von weich- und hartgeelühtem 


Außer den obiren Fachgrupp 


Ehrenpräsident der TEC, Herr Mail 
Von deutscher Seite waren die He 
berge und der Vorsitzende des de 
`, Herr Geheimrat Prof. Dr. 


TeNnISSs 
zielle Statistik der öffentlichen Z 


in Zahlentafe] I die die Erzeueun 


28. November 1929 


der mechanischen und elektromechanischen Projektions- 
Schalt- 
ranke, Berlin. 
werksmäßig bewegt, für eine größere Hörerschaft durch 
den Projektionsapparat als Schattenbilder auf die Lein- 
Im besonderen Saal werden eine grö- 
Bere Zahl praktisch angewandter Getriebe gezeigt, unter 
denen Untersetzungsgetriebe zur Verminderung der Dreh- 
d “Arbeitsmaschine beson- 


und Getriebelehre 
Letztere werden, 


In der nachmittags Stattzefundenen wissenschaftlichen 
Tagung sprach Prof. Dr.-Ing. 4. Alt, 


resden, über 
„Die Bedeutung der Ge- 
triebelehre für den Bau 
von Verarbeitungsma- 
schinen“ und Prof. Dr. 

“ranke ‚ Berlin. 
über „Neue Wege: Eine 
vergleichende Schalt- 

und Getriebelehre“. 

Prof. Franke gab hier- 
bei zum ersten Male 
einen Überblick über 
seine eingehenden Ar- 
beiten zu den Zusam- 
menhängen zwischen 
elektrischen Schaltun- 
gen und mechanischen 
Gretrieben. Besondere 
Begriffe waren zu schaf- 
fen, um die eigentlichen 
Getriebe zu ermitteln 
und durch ihre mannie- 
fache Zusammenstellung 
alle möglichen Ausfüh- 
Tungsarten für einen 
"organg erschöpfend zu 


Die Analogie zwischen elektrischen und mecha- 
nischen Vorgängen war hierbei überraschend. und es ist. 
wie der Redner hervorhob, verwunderlich, dat man bis- 
her keinen praktischen Nutzen daraus gezogen hatte. Der 
außerordentlichem Beifall 


aufee- 


Spannungen elektrischer Anlagen für Flugzeuge. — 
In der ETZ 1929, S. 870, wurde der Entwurf 5 zu DIN Vor- 
norm L 47 veröffentlicht. Das Normblatt ist jetzt beim 


T. November 


Meßinstr u - 
Deutschland 


SE eine Veredelung zu erreichen. Die Wasserstoff-  Beuth-Verlag, Berlin, bezugsfertig. of 
Slühung ist daher dazu geeignet, gute Schmelzungen in 
besonders hochwertiges Material zu verwandeln und Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 
schlechte Schmelzungen soweit zu verbessern, daß sie den Teiltagungen der Internationalen Elektrotechnischen 
vorgeschriebenen Qualität orderungen genügen. (M. Kommission (IEC) in Berlin. — Am 6. und 
e Í o os, W. Oertelu R. Sch erer, St. u. E. Ba. 48, 1929 hielten die Fachgruppe für Meßinstrumente und die 
8.475.) R Fachgruppe für Aluminium der IEC unter außerordentlich 
e reger Beteiligung Sitzungen in B erlin ahb. 
, Verschiedenes. Den Vorsitz in der Fachgruppe 
Jubiläum der technischen Lehranstalten in Köln. — mente, deren technisches Sekretariat 


PTR) hat, führte Herr Li. 
Colonel Edgeu mbe (England). 


von Deutschland, England, Frankreich, Italien, Polen und 
der Schweiz anwesend. Zur Beratung Standen elektrische 


S Waren Vertreter 


Alumini um 
waren Vertreter der 
Frankreich, Holland. 


Alu- 


außerordentlich erfolg- 
gute Fortschritte. 

en tagte noch der A k- 
of Action), der sieh 
Vorbereitung für die kommende Voll- 
tagung der IEC im Juli 1930 in 


vor- 


Skandinavi en beschäf- 


u. a. der Präsident der 


(Holland), 


sowie der 
loux (q SA) teil. 


eren Prof. Dr. R üden- 
utschen Komniitteces der 
Streek er, zugegen. 


Energiewirtschaft. 


und Verteilung elektrischer Arbeit in 
6 ieu bespricht die 
wecken dienenden 
1926 und gibt mnächst 
g kennzeichnenden Zif- 


offi- 
Elek- 


- EN 


28. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


1743 


Zahlentafelll. 


Wärme- Wasser 
kraft- kraft- Zusammen 
werke werke 
Installierte Leistung . Mill KVA 4.626 1,682 6,308 
Verfügbare Leistung . Mill kW 3.324 0,832 4.156 
Erzeugung Mill kWh | 6525,457 | 4742,83 11 268,440 
Benutzungsdauer der installierten 
Leistung A .h 1369 2819 1793 
Benutzungsdauer der verfügbaren | 
Leistung ........h 1904 | 5704 2122 


Als verfügbare Leistung wird bei Dampfanlagen die 
erößte, mit den vorhandenen Einrichtungen erzceugbare, 
bei Wasserkraftwerken die im mehrjährigen Durchschnitt 
vorhandene Leistung bezeichnet. Von der Gesnmterzeu- 
eung entfielen 58% auf Wärmekraft-, 42% auf Wasser- 


kraftanlagen. Da der Energieexport 56 Mill kWh betrug, 
wogegen 396 Mill kWh in der gleichen Zeit eingeführt 


wurden, standen zur Befriedigung des Inlandbedarfes 1926 
rd. 11.608 Mrd kWh zur Verfügung, über deren Verwen- 
dung die Zahlentafel 2 Aufschluß gibt: 


Zahlentafel 2. 


Abnehmer Verbrauch in Mill kWh | Ho 

| 
Niederspannungs- ‚fLicht.. 954 | 82 
abnehmer Kraft . 880| 7,6 

Elektrochemische und elektro- 

Hochspannungs- | metallurgische Zwecke 2102 | 18,0 
abnehmer Verkehrsanstalten 657! 5,6 
(Sonstige Abnehmer 5383 | 46.4 
Verluste 1632 | 14,2 


Im Durchschnitt der Jahre 1923/1926 zeigt die Produktion 
in den Wärmekraftwerken eine jährliche Steigerung von 
20 %, in den Weasserkraftanlagen eine solche von 13 %, 
für beide Erzeugungsarten rd. 14 %. Die bemerkenswert 
hohe Benutzungsdauer der Wasserkraftwerke erklärt sich 
z. T. dureh den Umstand, daß sie auf die Jahresmittel- 
leistunz bezogen wurde, aber auch durch die günstigen 
Abflußverhältnisse im Berichtsialre und die schon gut 
entwickelte Verbundwirtschaft. Das Leitungsnetz umfaßte 
an Streckenlänge: 

6R 425 km Niederspannungzeleitungen, 

S7261 ,„ Hochspannungsleitungen, vorwiegend für 

Verteilung, 
795 „ Höchstspannunesleitungen. 


Von der (resamterzeugzung wurden 6396 Mill kWh in 
das Netz geliefert. der Rest unmittelbar von den Kraft- 
werkssammelschienen an die Verbraucher abgegeben. Die 
Arbeitsabzabe je 1 km Streckenlänge der Niederspan- 
nungesleitungen stellte sich auf 26 800 kWh. Der Enereie- 
verbrauch je Einwohner wird durch folgende Ziffern ge- 
kennzeichnet: 


Die Gesamterzeugune stellte sich auf. 285 kWh, 


In das Netz wurden geliefert i 3831. 5 
Verbraucht wurden hiervon für andere als 
elektrochemische, elektrometallurgzische 
oder Traktionszwecke 130 ,, 


Von der 40,7 Millionen zählenden Bev alkor waren an- 
fangs 1927 noch 9,675 Millionen unversorgt, die 19771 Ort- 
-chaften bewohnten. welehe Zahl im Hinblick auf die 37 981 
betragzende Gesamtzahl aller Ortschaften sehr erheblich 
«veonannt werden muß. Bis zum Beginn des Jahres 1928 ist 
allerdings die Zahl der unversorsten Ortschaften auf 
16 747 mit 7.960 Mill Einwohnern gesunken. Bezogen auf 
die Zahl der versorgten Einwohner, stellte sich der Ver- 
brauch an den Niederspannungsleitungzen entnommenem 
Strom auf 31.7 kWh für Licht und 296 kWh für Kraft ie 
Kopf. Ein richtireres Bild von dem Stromverbrauch ge 
winnt man. wenn der der elektrochemischen und elektro- 
metallureischen Industrie sowie jener der Verkehrsanstal- 
ten ausgeschieden, dagegen die von den Kraftwerksammel- 
<chienen für andere Zwecke unmittelbar abgegebene Kraft 
hinzugerechnet wird. was dann einen Gesamtverbrauch 
von 7917 Mill kWh, entsprechend 195 E er- 


sibt. (Rev. Gén. d FEL Bd. 25, 1929, S. 423.) Bp. 
Aus der deutschen Tlektrizitätswirtschaft!. — Die 
=Stadtverordnetenversammlune von Frankfurt a.M. hat 


nunmehr die in der ETZ 1929, S. 1531 erwähnten Verträge 
mit der Preußischen Elektrizitäts-AG. über 
die Rationalisierung der KElektrowirtschaft im Rhein-Main- 
ssecbiet genehmigt, und damit sind die Bemühungen letzterer 
um eine zweckmäßize Organisation im südlichen Teil ihrer 


1 Vgl. ETZ 1929, 8. 1706. 


Interessensphäre vorläufig zum Abschluß gelangt. Im 
Kasseler Bezirk soll, wie bekannt!, der Elektrozweckver- 
band Mitteldeutschland unter erheblicher Beteiligung der 
Preag in eine Aktienzesellschaft übergeführt werden. Er 
hat im Geschäftsjahr 1928/29 rd. 157 Mill kWh nutzbar ab- 
gegeben (132 i.V.). Wie weiter berichtet wird, beabsich- 
tigt die Preag. den Elektrizitätsverband Weißenfels- 
Zeitz zu übernehmen, der etwa 400 Ortschaften mit 
Strom versorgt, den er von dem Kraftwerk der A. Rie- 
beck’schen Montanwerke AG. in Theißen bezieht. Die Han- 
noversche Stromversorgungs-AG. hat unter Änderung 
ihrer Firma in Hannover-Braunschweigische 
Stromversorgungs-AG. ihr Aktienkapital auf 
12 Mill RM erhöht — die Preag übernahm 8,88, die Über- 
landwerk Braunschweig G. m. b. H. 3.12 Mill RM —. die im 
alleinigen Besitz der Preag befindlichen Unternehmungen 
Braunschweig-Hannoversche Überlandzentrale AG., Nord- 
stemmen, die Hlektrizitätswerk Söhlde G. m. b. H. so- 
wie die Kreiselektrizitätsversorgung Sulingen aufgenom- 
men und die Verschmelzung mit der Überlandwerke Braun- 
schweie G. m. b. H. durchgeführt. 

Nach langen Verhandlungen zwischen der Stadt 
Bonn und dem RWE bzw. dem Elektrizitätswerk Berg- 
geist haben die Stadtverordneten dem Berl. Börs.-Cour. zu- 
folge soeben auf Vorschlag des Magistrats beschlossen, 
einen Ntromlieferungsvertrag mit der Stadt Köln bzw. dem 
dortigen städtischen Elektrizitätswerk abzuschließen. Die 
bisher noch von Berggeist versorgten einzemeindeten Vor- 
orte will die Stadt nach Ablauf des bezüglichen Vertrags 
von Mitte 1930 an selbst mit elektrischer Arbeit versehen. 
Wie die Köln. Volkszg. schreibt, betragen die Kosten dieser 
Erweiterung der Bonner Stromversorgung 3.1 Mill RM, wo- 
von 14 Mill RM auf die Verlegung zweier Hochspannungs- 
kabel von Köln nach Bonn, 0,4 Mill RM auf Umbauten im 
Bonner Kraftwerk, 0,785 Mill RM auf den Ausbau der Ver- 
teilungesnetze in der Altstadt und den Vororten und 0,515 
Mill RM auf den Ankauf der Stromnetze des Berggeist ent- 
fallen. Die nutzbare Lieferung des Bonner Elektrizitäts- 
werks betrug 1928 rd. 10.7 Mill kWh. 

Der Verbandsausschuß des Schleswig-Holsteinischen 
Elektrizitätsverbandes hat dessen Umwandlung in eine Ak- 
tiengesellschaft, die Schleswig-Holsteinische 
Stromversaregunges-ÄAG. unter Mitwirkung der 
Preußischen Elektrizitäts-AG. beschlossen, die sich mit 
72% an dem Aktienkapital von 4 Mill RM beteiligen wird, 
während 28 % auf die Landkreise entfallen. 

Die Generalversammlungen der Ludw. Loewe & Co. 
AG., der AG. für Gas-, Wasser- und Elektricitäts-Anlagen 
(AGWEA) sowie der Gesellschaft für elektrische Unter- 
nehmungzen haben jetzt einer Vereinigung dieser in der 
Gesellschaft für elektrische Unterneh- 
mungen — Ludw. Loewe & Co. AG. Berlin, zuge- 
stimmt. Das Aktienkapital der Gesfürel wird um 25 auf 
100 Mill RM erhöht. Wie deren Vorstand in der G.V. u. a. 
darlegte, bezweckt die Verschmelzung außer der Verein- 
fachung der drei Betriebe, die neue Gesellschaft als ein 
einziges starkes Unternehmen hinzustellen, dessen Re- 
serven und Möglichkeiten zur Schaffung neuer Mittel zu- 
gleich mit den engen Beziehungen zu ausländischen Gesell- 
schaften große Chancen böten. Gerade der jetzige Zeit- 
punkt. in dem eine Zusammenarbeit mit der kommunalen 
Wirtschaft unter erheblicher Beteiligung des Privatkapi- 
tals als richtige Form der Rationalisierung in greifbare 
Nähe gerückt sei und in dem sowohl im Maschinen- als auch 
im Werkzeuzmasechinenbau engere Zusammenschlüsse not- 
wendig würden, müsse das Werk in materieller und tech- 
nischer Beziehung gerüstet finden, um im gegebenen Fall 
sofort eingreifen zu können. Auch die Verwaltung der 
Agwea erwartet von der Fusion wegen der internationalen 
Geltung und der größeren Finanzkraft der neuen Gesell- 
schaft eine wesentliche Erleichterung bei der Lösung der 
ihr zufallenden Aufgaben. 

Obgleich der Stromabsatz der Niederrheini- 
schen Licht-und Kraftwerke AG. Rheydt. 1928 
im Verhältnis zum Voriahr einen beträchtlichen Stillstand 
erfahren hat, konnte die Gesellschaft. finanziell ein befrie- 
dieendes Ergebnis erzielen. Bei 37212 kW Anschlußwert 
am Jahresschluß (35550 i. V.) ist die L II EN nur von 
11.313 auf 41.660 Mill a also um 0.8% gestiegen (die 
Gasabgabe um etwa 273%). Sowohl das Kraftwerk 
Ithevd wie das a Frimmersdorf der Nieder- 
rheinischen Braunkohlenwerke AG. haben zufriedenstel- 
lend gearbeitet. Der Betriebsüberschuß stellte sich auf 
3683133 RM (5105394 i. V.) und der Reinzewinn auf 
27 24T RM (530 575 i. V>. Hierans wurden wieder 5 % Di- 
vidende auf unverändert 10 Mill RM Aktienkapital verteilt. 


ı Ygl. ETZ 192%, S. 1881. 


1744 


RECHTSPFLEGE. 


Über die Pflicht der Elektrizitätswerke zur Liefe- 


rung von Reservestrom. — In der ETZ hat über die 
grundsätzliche und bedeutungzsvolle Frage. ob überhaupt 
und inwieweit für die Elektrizitätswerke eine Pflicht zur 
Lieferung von Reservestrom besteht oder konstruierbar 
ist, bereits eine alleemeine Betrachtung ihrer rechtlichen 
Grundlagen Platz gefunden!. Es wurde die Auffassung 
vertreten und begründet, daß ein Kraftwerk den von einem 
Verbraucher gewünschten Vertragsabschluß dann ver- 
weigern kann, wenn der Verbraucher den Anschluß nur 
als „Reserve“ eigener Anlagen ansicht, seine Inanspruch- 
nahme also nur bei außerzewöhnlichen Anlässen in Frage 
kommt und die unbestimmte Inanspruchnahme der He 
serve“ für das Kraftwerk eine nach Treu und Glauben 
nicht mehr zumutbare Leistung bedeuten würde, ferner, 
daß ein Kraftwerk einen bereits bestehenden Stromliefe- 
rungsvertrag aufheben oder doch mindestens modifizieren 
kann, wenn der Abnehmer den Strombezugz für die Regel 
einstellt, weil er seinen Strombedarf anderweit decken 
kann und deckt. 

Die Rechtsprechung steht i.a. auf dem gleichen Stand- 
runkt und kennt keine absolute Pflicht der Elektrizitäts- 
werke zur Lieferung von Reservestrom. die man im 
Schrifttum da und dort zu konstruieren versucht. In be- 
sonders klarer Weise spiegelt sich diese Auffassung in 
einem Urteil des OLG. Stettin vom 27. XI. 1928 — 1U 
296/28 — wider, über das im folgenden berichtet werden 
soll. Der Sachverhalt des praktischen Falles war dieser: 
Die Unternehmerin einer in bester Verkehrslage gelecege- 
nen Gaststätte erheblichen Umfanges bezog von einem 
blektrizitätswerke für die Zwecke dieses Betriebes Strom. 
Aus den für den Stromlieferungsvertrag maßzebenden 
Liieferungsbedingungen sind nachstehende Bestimmungen 
von Bedeutung. Das Werk ist nach diesen Bedinrun- 
sen nicht verpflichtet, bestehende elektrische Anlagen, 
die von eigener oder fremder Zentrale eine Leitung be- 
sitzen. an ihr Leitungsnetz anzuschließen. Auch kann 
das Werk, falls der Abnehmer unzulässige Änderungen 
in der bestehenden Einrichtung vornimmt, die Leitung 
ohne richterliche Entscheidung absperren lassen und die 
fernere Lieferung von elektrischem Strom einstellen. 

Die Unternehmerin schaffte sich nun selbst eine Ein- 
richtung zur Erzeugung von elektrischem Strom an und 
beabsichtigte zugestandenermaßen, von dem Werke zu 
Zwecken der Beleuchtung der Gaststätte nur noch L.icht- 
strom zu beziehen: bei Störungen ihrer Anlage und nach 
L Uhr nachts, da zu dieser Zeit für die Bedienung des 
aufgestellten Stromerzeugers kein Personal mehr zur 
Verfügung steht. Unternehmerin und Werk traten in 
Verhandlungen, die zunächst damit endeten, daß sich das 
Werk zur Lieferung von Reservestrom bereit erklärte, 
falls die Unternehmerin eine jährliche Abnahme von 
10000 kWh garantiere. Die bisherige Abnahmezarantie 
der Unternehmerin betruz 20000 kWh. Die Unternehms- 
rin erklärte, auf dieses Verlangen nicht eingehen zu 
können. Das Werk beantragte gerichtliche Entscheiduniz. 

Die Entscheidung war darauf abzustellen, ob das 
Werk unter den gegebenen Umständen zur Lieferung ver- 
pflichtet ist. Diese Verpflichtung des Werkes, unter den 
segebenen Umständen, d.i. bei Fortbetrieb der eigenen 
elektrischen Zentrale durch die Unternehmerin, an diese 
Strom zu liefern, kann rechtlich auf verschiedenen Grund- 
lagen beruhen. Es kann sich entweder um die Fortdauer 
des früheren Vertragsverhältnisses der beiden Parteien 
oder um eine dem Werke obliegende Verpflichtung zur 
Leistung von Schadensersatz handeln. die gemäß $ 826 
BGB. aus der mangelnden Bereitschaft herzuleiten wäre, 
durch geeignete vertragliche Abmachuneen die Grundlage 
der etwa gebotenen Belieferung der Unternehmerin zu be- 
schaffen. Was die Fortdauer des bisherigen Vertrags- 
verhältnisses anbelangt, so ist ohne weiteres ersichtlich, 
daß der von der Unternehmerin durch Errichtung der 
eizenen Zentrale geschaffene Zustand die Bestimmungen 
der Lieferungsbedinzungen verletzt. Dem Werke würde 
also nach den gleichen Lieferungsbedingungen ohne wei- 
teres die Kündigung des Vertragsverhältnisses zustchen, 
es sci denn, daß die Ausübung dieser Kündigungsbefug- 
nis nach den Umständen des vorliegenden Falles gegen 
zwingende Gesetzesvorschriften verstoßen würde. Als 
solche kommt nach Lage der Sache nur diejenige des 
$ 138 Abs. 1 BGB. in Betracht, derzufolge das Gesetz 
solchen Rechtsgeschäften die Wirksamkeit versagt, die 
gegen die guten Sitten verstoßen. Die Erörterung der 
Frage, ob das bisherige Vertragsverhältnis der Parteien 
die Kündigung überdauert hat, weil diese, gegen die zuten 
Sitten verstoßend, rechtlich nicht wirksam werden konnte, 


1 1928, S. 1750. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


28. November 1929 


führt auf die gleiche Prüfung. die die andere mögliche 
Klagegrundlage verlangt, nämlich die, ob das Werk sich 
eines Verstoßes gegen die guten Sitten schuldig macht, 
wenn es sich weigert, unter den gegebenen Umständen die 
Unternehmerin mit Strom zu beliefern. 


Diese Frage, ob das Werk durch sein Handeln oder 
Unterlassen sich eines Verstoßes gegen die guten Sitten 
schuldig machte, kann nun auch bei Rechtsstreitigkeiten 
der vorliegenden Art nur nach den besonderen Umstän- 
den des Einzelfalles entschieden werden. Es ist insbe- 
sondere nicht das Bestehen eines allgemeinen bon: 
trahierungszwanges“ anzuerkennen, der gemeinwirtschaft- 
liche Unternehmungen von der Art derjenigen träfe, 
wie sie das Werk betreibt. Die Sonderstellung dieser 
Unternehmungen kann vielmehr ein aus den wirtschaft- 
lichen Grundlagen des Zusammenlebens der Menschen in 
dem gegenwärtigen Zustande herzuleitendes Sittenzebot 
nur nach Maßgabe der Eizentümlichkeiten dieser Son- 
derstellung rechtfertigen. Also einmal nur solchen Ver- 
brauchern gegenüber, die ihrer Lage nach den für sie 
wirtschaftlich lebenswichtigen Strom nur von dem Grob- 
erzeuzer erhalten können, andererseits nur dann, wenn 
sich der Verbraucher den mit dem Gemeinschaftszweck 
des Unternehmens notwendig verbundenen Lieferungs- 
bedingungen fügen will (vgl. RGZ. Bd. 111, S. 311). 


Auf die Unternehmerin treffen diese Voraussetzungen 
indessen nicht zu. Sie bedarf einmal zur Aufrechterhal- 
tung ihres Betriebes nicht notwendig des von dem Werke 
gelieferten Stromes. Dies ergibt sich ohne weiteres aus 
der Aufstellung eines eigenen Stromerzeugers, der in der 
Lage ist, die Räume in vollem Umfange mit Lichtstrom 
zu beschicken. Demgegenüber kann nicht einzewendet 
werden, daß sich im Betriebe dieses Stromerzeugrers 
Störungen ergeben könnten. Denn solche Störungen wür- 
den nur eine zeitweilige Unterbrechung der Beleuchtunges- 
möglichkeit zur Folge haben, vor allem aber würde es 
sich dabei um Zufälligkeiten handeln, wie sie sich auch 
in dem Betriebe des Werkes ereigenen könnten. Außer 
Betracht zu bleiben hat ferner der Wunsch der Unter- 
nehmerin, die Hilfe des Werkes für die Zeit nach 1 Uhr 
nachts in Anspruch zu nehmen. Denn wenn die Unter- 
nehmerin ihre elektrische Zentrale bis 1 Uhr nachts be- 
treiben kann, so hat sie auch die Möglichkeit, sie zu jeder 
Zeit zu betreiben, in der sie genötigt ist, elektrischen 
Strom zu verbrauchen. Nimmt sie diese Möglichkeit nicht 
wahr, weil der Betrieb des Stromerzeugers sich vielleicht 
weniger wirtschaftlich in den späten Nachtstunden ge- 
staltet, so könnte diese Tatsache es keineswegs recht- 
fertigen, das Werk gerade in solchem Umfange zur Lire- 
ferung von Reservestrom für verpflichtet zu halten, dab 
sich der Betrieb des Stromerzeugers der Unternehmerin 
wirtschaftlich gestaltet. 


Es bleibt zu untersuchen, ob die Lieferungsbedinzun- 
gen des Werkes mit ihrem auf die Verbraucher ausge- 
übten Zwang, den von ihnen benötigten Strom nur von dem 
Werke zu beziehen, sich in Übereinstimmung mit den 
guten Sitten befindet. Für die Entscheidung dieser Frage 
ist davon auszugehen, wie die Verhältnisse liegen, wenn 
der Standpunkt, den die Unternehmerin einnimmt, ein all- 
gemeiner würde. Damit läuft die Entscheidung auf die 
Frage hinaus, ob das Werk sich von allen seinen Ver- 
brauchern gefallen lassen müßte, daß sich diese auf die 
Stromabnahme von ihm für Teile ihres Verbrauches zu 
ihnen genehmen Zeiten beschränken. Es ist schon- aus 
allgemeinen Erwägungen wirtschaftlicher Art zu erken- 
nen, daß unter solchen Umständen ein geordneter gemein- 
wirtschaftlicher Betrieb des Werkes nicht möglich wäre. 
Unvorhergesehene Stromentnahmen besonders von Grob- 
abnehmern könnten, selbst wenn die Einrichtungen des 
Werkes in der Lage wären, den plötzlichen Zugang eines 
einzelnen von ihnen auszuhalten, doch in ihrem Zusam- 
menwirken zu schweren Störungen führen, denen das 
Werk nur durch Schaffung besonderer, kostspieliger. 
sonst nicht benötigter Einrichtungen begegnen könnte. 
Hinzu kommt, daß die zeitliche Unvorhersehbarkeit der 
Inanspruchnahme die Anschaffung von Maschinensätzen 
bedingen würde, die, zu Zeiten unbenutzt daliegend. eine 
wirtschaftliche Belastung des Werkes darstellten, die bei 
der Notwendigkeit einer Verzinsung des Anlagekapitals 
eine alle Verbraucher treffende Erhöhung der Strom- 
preise bedingen würde. Die Zulassung derartiger Mög- 
lichkeiten würde also, wenn das Werk sich schlechthin 
auf sie einlassen müßte, eine Infragestellung der Gemein- 
wirtschaftlichkeit seines Unternehmens herbeiführen. 
Natürlich kann es Wirtschaftszusammenhänge geben. die 
es dem Werke geraten erscheinen lassen, auch an solche 
Abnehmer Strom zu liefern, die nicht ihren Gesamtbedarf 
bei ihm decken wollen. Das kann insbesondere der Fall 
sein. wenn solche Abnehmer bereit sind, ausgleichende 


28. November 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 1745 


Gegenleistungen zu übernehmen. Ob das Werk sich auf 
derartiges einlassen will und unter welchen Bedingungen 
es das tun will, muß jedoch wenigstens dann seiner freien 
Erwägung überlassen bleiben, wenn, wie im vorliegenden 
Fall, der Abnehmer zur Erhaltung seines wirtschaftlichen 
Bestehens nicht darauf angewiesen ist, gerade Reserve- 
strom und nur diesen von dem Werke zu beziehen. Ein 
dem Grundsatze des $ 826 BGB. zu entnehmender Zwang, 
sich überhaupt mit der Unternehmerin unter den gegebe- 
nen Umständen in ein Vertragsverhältnis einzulassen, 


kann jedenfalls nicht anerkannt werden. Eine Schranke 
für die Ausübung des dem Werke insoweit zuzuerkennen- 
den freien Beliebens kann nur die Vorschrift des $ 138 
BGB. abgeben, insofern diese die Rechtsgültigkeit solcher 
Verträge trifft, die, aus freier Entschließung eingegangen, 
durch ihren besonderen Inhalt gegen die guten Sitten 
verstoßen. Alles derartige würde aber im gegebenen 
Falle erst in Betracht kommen, wenn das Werk sich etwa 
gegen seine Bereitschaft übermäßige Vorteile hätte ver- 
sprechen lassen. Dr. C. v. dem Busch. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
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Die Mitglieder werden in ihrem eigenen Inter- 
esse um umgehende Bezahlung des Mitgliedsbeitrages 
tür das Jahr 1930 gebeten, da nur dann der ununter- 
brochene Fortbezug der ETZ gesichert ist. Wir machen 
darauf aufmerksam, daß die Weiterlieferung der 
ETZ nur für diejenigen Mitglieder veran- 
laßt werden kann, die den Mitgliedsbeitrag rechtzeitig ent- 
richtet haben. 


Elektrotechnischer Verein e.V. 
Der Generalsekretär: 
Dr. Schmidt. 


Einladung 


zur außerordentlichen Sitzung am Dienstag, dem 3. De- 
zember 1929. 7% Uhr abends, in der Technischen Hoch- 
schule zu Charlottenburg EB Hörsaal Nr. 301. 


Tagesordnung: 


Vorträge des Herrn Professor Smurow (Lenin- 
grad) über die Themen: 


1. „Ergebnisseeinerexperimentellen Un- 
tersuchung des Einflusses der magne- 
tischen Felder auf die dielektrische 
Festigkeit von Isolatoren“ 


Fine Beschreibung von Versuchen und von deren 
Ergebnissen zur Untersuchung der Einflüsse der 
magnetischen Felder auf die dielektrische Festig- 
keit von gasförmigzen, flüssigen und festen Isolier- 
stoffen und auf deren Erwärmung unter diesem 
Einfluß. Das Auftreten von magnetischen Eigen- 
schaften in Isolierstoffen unter dem Einfluß von 
elektrischen Feldern. 


2: „Experimentelle Untersuchung des 
Alterns von Transformatorenölen“ 


Es werden Versuche beschrieben, um die beim 
Altern eines Transformatorenöles auftretenden 
chemischen Veränderungen in Zusammenhang mit 
den dielektrischen Verlusten des Öles zu setzen. 
Einlaß in den Vortragsaal gegen Vor- 
zeigung der Mitgliedskarten Auf den 
Namen ausgestellte Gastkarten werden bei 
Vorausbestellung bis 2. Dezember von der Geschäftstelle 
des Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Potsdamer 
Straße 118all, ausgegeben. 


Gäste willkommen! 
Nuachsitzung im „Grand-Hotel am Knie“, Charlotten- 
burg, Bismarckstraße 1. 


Einladung 


zur außerordentlichen Sitzung am Mittwoch. dem 4. De- 
zember 1929. 7% Uhr abends, im Physikalischen Hörsaal 
der Hochschule zu Charlottenburg. 


Tagesordnunz: 

Auf vielseitigen Wunsch wird Herr Professor Dr. 
Pirani den am 29. Oktober 1929 gehaltenen Vortrag 
über das Thema: „Fortschritte und Entwick- 
lungsmöglichkeiten auf dem Gebiete der 
Leuchtröhren“ nochmals halten. 


Inhaltsangabe: 

Fragestellung. 

Physikalische und physiologische Grundlagen der 
Lichterzeugung. 

Die bisherigen Hindernisse für den Anschluß von 
Leuchtröhren an normale Betriebspannungen. 

Bisherige Schwierigkeiten der Erreichung genügen- 
der Lebensdauer. 

Neue Verfahren zur Erhöhung der Leuchtdichte. 

Röhren für hohe Energieaufnahme. 

Röhren mit hoher Lichtausbeute. 

Einlaß inden Vortragsaal gegen Vor- 
zeigung der Mitgliedskarten Auf den 
Namen ausgestellte Gastkarten werden bei 


. Vorausbestellung bis 3. Dezember von der Geschäftstelle 


des Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Potsdamer 
Straße 118a H, ausgegeben. l 

Gäste willkommen! 

Nachsitzung im „Grand-Hotel am Knie“, Charlotten- 
burg, Bismarckstraße 1. 


Elektrotechnischer Verein. 
Der Vorsitzende. 
K. W. Wagner. 


Erscheinen des Il. Bandes der „Geschichtlichen 


Einzeldarstellungen aus der Elektrotechnik‘. 


Im Mai 1928 waren die Mitglieder des Elektrotechni- 
schen Vereins und der dem Verbande Deutscher Elektro- 
techniker angeschlossenen Vereine auf die Sammlung 
„Geschichtliche Einzeldarstellungen aus der Elektrotech- 
nik“ aufmerksam gemacht worden, die der Elektrotech- 
nische Verein im Interesse der wissenschaftlichen For- 
schung und zur Förderung der Weiterbildung der Fach- 
genossen herausgibt. Dem damals erschienenen I. Band 
folgt jetzt der zweite, der eine Abhandlung des Herrn 
Dr.-Ing. E.h. Max Vogelsang enthält: 


„Geschichtliche Entwicklung der Hoch- 
spannungs-Schalttechnik“. 


Der Verfasser, der zu den Pionieren auf diesem Ge- 
biete zählt und die Entwicklung der Hochspannungs- 
Schalttechnik von den Anfängen an miterlebt hat, behan- 
delt — auf 176 Seiten mit 252 Abbildungen — den Stoff 
von dem Geburtsjahr der Hochspannungstechnik 1886 an 
bis etwa 1914. Seine Darstellung atmet daher die Frische 
persönlichen Erlcbens, ohne daß dadurch das objektive 
Erforschen der Quellen (vor allem in- und ausländischer 
Zeitschriften und Patente) vernachlässigt worden wäre. 
Das Buch — vom Verlag Julius Springer vorzüglich aus- 
gestattet — läßt in knapper und fesselnder Darstellung 
teilnehmen an dem nie ruhenden Kampfe gegen den Kurz- 
schluß, der in der Hochspannungs-Schalttechnik ausge- 
kämpft wird, und gibt so einen Ausschnitt aus dem all- 
gemeinen Ringen um den Fortschritt in der Elektro- 
technik. 

Bei den alteren Fachgenossen wird das Buch manche 
Erinnerung an vergangene Zeiten wachrufen, für die jün- 
geren bietet sein reicher Inhalt eine wertvolle Quelle der 
Anregung und Belehrung. Das Buch stellt ein 
nettes Weihnachtsgeschenk dar. 

Für die Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins 
und der anderen dem Verbande Deutscher Elektrotech- 
niker angeschlossenen Vereine kostet das Exemplar: 


a) auf dem Subskriptionswege 
broschiert für das Inland: 11.00 RM; gebunden 11.70 RM, 
„  „ Ausland: 11,20 „ en 11,90 „ 
einschließlich Porto und Verpackung; 
bi imBuchhandel 
broschiert für das Inland: 21.00 RM; gebunden = 20 RM, 
Lé „ Ausland: 21,00 .. 22.20 „ 
einschließlich Porto und Verpackung; 


1746 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 28. November 19% | 


Wir bitten, die Bestellungen an die (reschäftstelle des 
Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Potsdamer Str. 
118a Il zu richten und gleichzeitig den Betrag einzusenden 
(Postscheckkonto Elektrotechnischer Verein, Berlin 
Nr. 13302). 

Elektrotechnischer Verein. 
Der Generalsekretär: 


Dr. Schmidt. 


Besprechung des Vortrags’ 


des Herrn Oberingenieurs Biermanns: 
„Hochleistungschalter ohne Ol“. 
Vorsitz: Herr Direktor Dr. Ing. E. h. Rehmer. 


Herr Ruppel: Ich möchte zunächst Herrn BIER- 
MANNS herzlich danken für die ideale Zusammenarbeit 
bei der Ausarbeitung des Schalters und bei der ÄAuspro- 
bung der einzelnen Versuchstadien. Ich brauche in die- 
sem Kreise wohl nicht zu betonen, daß diese Zusammen- 
arbeit mit Herrn BIERMANNS immer eine ideale gewesen 
ist. Besonders möchte ich auch noch den Mitarbeitern 
des Herrn BIERMANNS danken, die sich für die Ausbildung 
des Schalters in mustergültiger Weise eingesetzt haben, 
denn sonst hätte nicht in so kurzer Zeit ein fabrikations- 
mäßiger Schalter hier stehen können. Besonders möchte 
ich auch lIerrn Dr. STERN danken, der es mir ermög- 
licht hat, die Versuche in der neuen Hlochleistungsanlage 
der AEG durchzuführen. Ich verstehe jetzt sehr gut den 
Schrei des Herrn Professor MATTHIAS nach „Hochlei- 
stungs-Prüfanlagen“. Denn die vollendete Durchbildung 
ohne eine solche Hochleistungs-Prüfanlage wäre einfach 
unmöglich gewesen. Auch die unermüdliche Mitarbeit 
meines Assistenten, Herrn Ing. FRIEBE, muß ich hier 
hervorheben. 

Ich möchte aber auch Herrn Dr. REHMER danken, 
denn er ist, wie Sie ja alle wissen, immer und immer wie- 
der dafür eingetreten, „daß wir uns nun endlich einmal 
vom Öl freimachen“. Die Elektrizitätswerk-Direktoren 
haben ja manche schwere und sorgenvolle Stunde mit dem 
Ölschalter erlebt. Aber Herr Dr. REHMER hat nicht nur 
die Sorgen geschildert, sondern auch mit die Richtung für 
die zukünftige Entwicklung gegeben, u.zw. war er viel- 
leicht besonders dazu prädestiniert, weil er gezwungen 
ist, in einem großen städtischen Netz zu arbeiten. Wer 
weiß, welches Gefühl es ist, in der Nähe bewohnter Gc- 
bäude Unterstationen mit Explosionsgefahr zu betreiben, 
der kennt die Sorgen des Herrn Dr. REHMER. Wenn nun 
nicht schon so der Boden vorbereitet gewesen wäre und 
die führenden Werke selbst verlangt hätten, sich vom Öl 
im Hochleistungschalter freizumachen, dann hätte ich 
wohl vergeblich versucht, meine Ideen an den Mann bzw. 
an die Firma zu bringen. ` 

Nun möchte ich mir einige Worte zu den Ausführun- 
gen des Herrn BIERMANNS über die Theorie des Öl- und 
des Preßluftschalters gestatten. Die Theorie des Licht- 
bogens ist in den 25 oder 30 Jahren des Bestehens des 
Ölschalters nicht gelöst worden, und ich glaube, daß es 
vermessen wäre, zu verlangen, daß wir sie nun schnell 
für Preßluftschalter lösen können. Sie wissen auch, daß 
gerade in den letzten Jahren eigentlich erst etwas mehr 
Klarheit in die Schaltvorgänge beim Ölschalter gekommen 
ist. Damit will ich keinesfalls sagen, daß die Vorgänge 
beim Löschen des Lichtbogens nun restlos zeklärt sind: 
wir haben aber jetzt bessere Vorstellungen davon. 

Ich glaube, daß wir beim Preßluftschaälter uns in 
einer etwas günstigeren Position gegenüber dem Ölschal- 
ter befinden. Die durchsichtigeren Vorgänge des Lö- 
schens beim Preßluftschalter, so wie sie Herr BIERMANNS 
soeben entwickelt hat, dürften im wesentlichen zutreffen. 
Daß die Beweise für die Theorie, die in den berechneten 
Zahlen und Tabellen aufgeführt wurden, gut stimmen, 
zeigten die Kinoaufnahmen und die Werte, die wir bei 
unseren Versuchen erhalten haben; sie geben gute Über- 
einstimmung mit der von Herrn BIERMANNS erläuterten 
Theorie des Preßluftschalters. 

Nun hat Herr BIERMANNS gezeigt, daß es sehr leicht 
möglich ist, den Preßluftschalter in die vorhandenen An- 
lagen einzubauen. Ich habe auch darüber nachgedacht, 
wie man noch einen Schritt weiter gehen könnte und für 
sekapselte Anlagen Preßluftschalter verwenden kann. 
Auf Grund der Skizzen und Zeichnungen, die ich hier- 
über hergestellt habe, möchte ich behaupten, daß sich der 
Preßluftschalter auch in zekapselte Anlagen sehr günstig 
einbauen läßt. Es ist wohl nicht zuviel gesagt, wenn man 


t ETZ 199, S. 1073 


behauptet, daß diese gekapselten Anlagen erst dann ihre 
eigentliche Aufgabe erfüllen, wenn bei ihnen nicht wie 
bei Ölschaltern infolge einer Explosion der ganze Raum 
unter Rauchschwaden gesetzt werden kann. 

Ich möchte dann noch auf einen anderen Verwen- 
dungszweck des Preßluftschalters hinweisen, den man 
bereits früher erstrebt hatte: die Verwendung im Bahn- 
betrieb. Schon früher sind über das Abschalten elektri- 
scher Lokomotiven durch Preßluftschalter Versuche an- 
gestellt worden, weil in der Lokomotive Preßluft an sich 
genügend vorhanden ist. Die Resultate der damaligen 
Versuche waren zwar recht beachtlich, aber es gelang 
doch nur, geringe Stromstärken abzuschalten; nach der 
seinerzeitigen Veröffentlichung nur etwa 750 A bei 
15 000 V. Solche Leistungen würde ein Preßluftschalter 
in der heutigen Form auch mit den Drücken von 5 atü 
der Lokomotiven spielend bewältigen. 


| 


VRZZEZZZEZCH 


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N 
Y) 


Abb. 1. Hochleistungs- Abb. 2. Luftschalter mit Antrieb. 
Luftschalter. 


Heute ist noch nicht restlos zu übersehen, in welcher 
Weise der Preßluftschalter in die Zentralen eingebaut 
werden kann. Jedenfalls wird es aber keiner wesent- 
lichen baulichen Änderungen bedürfen. Anders wird es 
allerdings, wenn es sich um neue Projekte handelt, denu 
dann wird man wahrscheinlich vollständig andere und 
wohl klarere Anordnungen treffen können. 

Nun hat Herr BIER- 
MANNS gesagt, daß jetzt die 
Vorarbeit eigentlich ge- 
schafft ist, und daß jetzt 
die Elektrizitätswerke das 
Wort haben. Ich möchte 


mich diesem Wunsch des NÀ! 
Herrn BIERMANNS anschlie- AN 
Don: „Elektrizitätswerke N 
an die Front!“ (Lebhafter s NS 


Beifall.) 


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Abb. 3. Luftströmung in einem Abb. A Hochleistungs-Luftschalter 
Rohr. mit Zusatzblasun æ. 


Herr Kesselring: Ich möchte nur drei Punkte kurz 
erwähnen. Punkt 1: Auch ich gratuliere Herrn Professor 
RUPPPEL und seinen Mitarbeitern herzlich zu dem schönen 
und großen Erfolg. Unter Punkt 2 werde ich kurz über 
ähnliche Versuche mit Preßluftschaltern, welehe im Foch- 


. leistungsprüffeld der Siemens-Schuckertwerke durchee- 


führt wurden, berichten, aus denen hervorgeht, daß im 


| 


| 


28. November 1929 


wesentlichen eine vollständige Übereinstimmung mit den 
von Herrn BIERMANNS vorgetragenen Ergebnissen be- 
steht. Zum Schluß möchte ich Ihnen von einer anderen, von 
Amerika ausgehenden Lösung eines Hochleistungschalters 
ohne Öl etwas erzählen, die ebenfalls berechtigte Aus- 
sicht auf Erfolg hat. 


KI 
Abb. a Kinematographische Aufnahme des Abschaltverganges. ` 


Die ersten Versuche bei den SSW wurden mit einem 
Preßluftschalter, den Abb. 1 im Schnitt darstellt, und der 
nach Angaben unseres Herrn Direktor Dr. KÖTTGEN ge- 
baut wurde, durchgeführt. Von der Konstruktion nach 
Herrn Prof. RUPPEL unterscheidet sich dieser Schalter da- 
durch, daß zweipolige Unterbrechung angewendet wurde, 
so daß kein Gleitkontakt notwendig ist. Die Luft wird 
den Unterbrechungstellen durch zwei Kanäle zugeführt, 
wobei die Anordnung so getroffen ist, daß eine möglichst 
wirbelungsfreie Strömung entsteht. Wir untersuchten 
den Schalter in dieser Form bei Drücken, die mit Rück- 
sicht auf die Kompressoren — wir wollten nur einstufige 
Kompressoren verwenden — nicht über 6 at gesteigert 
wurden. Der Antrieb des Schalters erfolgte ebenfalls 


6 ] S 
an 


E A ir N 4 


ia N MN d vn én nm e o e NN Na 


1 Spannung l 4 unterbrochener Strom 
2 wiederkehrende Spannung 5 Zeit (a 
3 Strom 6 Absechaltzeit: 0,01 s 


Abb. 6. Oszillogramm des Luftschalters. 


mittels Preßluft. Der Aufbau von Sehalter und Antrieb 
ist aus Abb. 2 ersichtlich. Die Leitungsführung ist ein- 
fach, die Zuleitung geht nach dem oberen Kontakt, die 
Ableitung kann in gleicher Richtung nach unten weiter- 
geführt werden. Der Antrieb selbst ist zugänglich und 
geerdet. Der Auspuff erfolgte ins Freie. Mit diesem Schal- 
ter haben wir eine größere Zahl von Versuchen gemacht 
und gleich das erste Modell hat eine einphasige Abschalt- 
leistung bis zu 130 MVA ergeben. Dann blieb aber be- 
sonders bei höherer Spannung der Lichtbogen manchmal 
stehen. Wir haben versucht, diese Erscheinung zu besei- 
tigen und zu diesem Zweck den Vorgang mit Hilfe einer 
Zeitlupe verfolgt. Die Strömungsgeschwindiekeit, welche 
sich aus den Zeitlupenaufnahmen ergab, indem wir die 
Fortbewegung des Lichtbogens ausgewertet haben, führte 
zu Geschwindigkeiten bis zu 600 m/s. Das Auftreten von 
Stehfeuer erklärte sieh vermutlich wie folgt: Bei einer 
[.uftströmung in einem Rohr, vgl. Abb. 3, ist die Strö- 
mungsgeschwindigkeit an der Innenoberfläche des Roh- 
res klein, und der Lichtbogen kann dort ziemlich unge- 
stört brennen. Unter dem Einfluß der Luft verschiebt 
sich lediglich der Mittelteil des Lichtbogens. Ordnet man 
„wei Zusatzdüsen 5/6 an, so kann die Stromleitung längs 
der Rohrwand unterbrochen werden und eine Rückzün- 
dung wird nicht mehr erfolgen. Abb. 4 zeigt schema- 
tisch einen derartigen Schalter mit Zusatzblasung. Der 
untere Teil der beweglichen Trennwand ist als Zylinder 
ausgebildet, welcher soviel Luft aufnehmen kann, als zur 
sicheren Löschung notwendig ist. Durch diese Konstruk- 
tion wurden Zuleitungen mit verrinzertem Querschnitt 
vollständig vermieden. Der Schalter nach Abb. 4 ergab 
dreipolie Abschaltleistunzen von über 400 MVA. In 
Abh.5 sind vier Einzelbilder einer kinematorraphischen 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


1747 


Aufnahme des Abschaltvorganges mit einem Schalter nach 
Abb. 3 zusammengestellt. Die aus dem Schalter ausge- 
stoßene glüliende Luftsäule ist etwa 1 m lang. Die Ab- 
schaltung erfolgte unter großem Getöse; es ist daher 
sicher vorteilhaft, die Auspufföffnung in einen Kamin 
einmünden zu lassen. Abb. 6 zeigt das zugehörige Oszil- 
logramm. Man ersielit, daß gerade der unzünstigste 
Fall vorlag, bei dem der Lichtbogen praktisch über eine 
volle Halbwelle gebrannt hat. Unter Umständen tritt, 
wie auch Herr BIERMANNS gezeigt hat, so gut wie kein 
Schaltfeuer auf. Aus meinen Darlegungen ersehen Sie, 
daß unsere Versuche zu dem gleichen oder mindestens 
zu einem ähnlichen Resultat geführt haben, obwohl die 
verwendete Konstruktion sich in manchen Punkten unter- 
scheidet. Es besteht somit die Möglichkeit, unter Anwen- 
dung von Preßluft Hochleistungschalter zu schaffen, die 
gute Aussicht haben, den Ölschalter in manchen Fällen zu 
verdrängen. 


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Z 


N 


N 
Dees 


Kee 


Abb. 7. Schema des De-Ion-Schalters. 


Eine andere Lösung des Problems ist in Amerika von 
SLEPIAN gefunden worden. Es handelt sich dabei um 
Ginen Luftschalter, der jedoch keine Preßluft zur Licht- 
bogenlöschung braucht, sondern in der normalen Atmo- 
sphäre arbeitet. Die Löschung beruht auf einem ganz 
anderen Grundsatz. SLEPIAN hat nämlich gefunden, daß 
im Moment des Stromnulldurchgangs die unmittelbare 
Umgebung der Kathode sehr schnell entionisiert wird, 
u.zw. liegt diese Entionisierungzeit in der Größenord- 
nung der Zeit t, welche 
Herr BIERMANNS zu 10 
m/s bei Generatoren und 
zu 20 m/s bei Transfor- 
matoren angegeben hat. 
SLEPIAN fand weiter, daß 
der Lichtbogen bei zwei 
Elektroden und einer 
Spannung bis zu etwa 
200 V infolge dieses 
sntionisierungseffektes 
praktisch bei beliebig 
kleinen Zeiten t immer 
auslöscht?. Bei 400 V 
genügen zwei Elektro- 
den unter Umständen 
nicht mehr, da der An- 
stieg dann nicht höher 
als 5: 10° V/s sein darf, 
wenn eine Neuzündung 
mit Sicherheit vermie- 
den werden soll. Die ge- 
niale Idee von SLEPIAN 
bestand nun darin, durch 
Zwischenschieben von 
Platten in die Bahn des 
Lichtbogens mehrere 
derartige entionisieren- 
de Stellen zu schaffen, 
u.zw. gerade soviel, als zur Vermeidung einer Rückzün- 
dung nötig sind. Bei 400 V benötigt man 3...4 Platten, 
bei 1000 V 5...6 Platten usw. 

Abb.7 zeigt das Prinzip dieses sogenannten De-Ion- 
Breakers. Bei Trennung der Kontakte entsteht ein Licht- 
bogen, der durch ein magnetisches Blasfeld in Richtung 
des Pfeiles bewegt wird. Der Lichtbogen wird in den 
keilförmixen Ausschnitt der Entionisierungsplatten hin- 
eingepreßt, wobei sich seine Stromdichte vergrößert. Er 
trifft dann auf ein radiales Magnetfeld und fängt an zwi- 
schen den Platten mit sehr großer Gesehwindirkeit zu 
rotieren. Dieser Aufbau, der erst nach vielen und müh- 


? Siehe: Kesselring, ETZ 1%, S. 1011, Abb. 21. 


Abb. 8. 


De-Ion-Schalter. 


1748 


samen Versuchen gefunden wurde, ist durch 
Umstand bedingt. Wir hatten gesehen, d 
schung notwendig ist, den Lichtbogen zu unterteilen. Da 


egens erreicht man, daß auf den Platten 


Abschaltleistung 410 MVA 
unterhrochener Strom 22000 A 


wiederkehrende (verkettete) 
Spannung 105 kV, 


Abb. 9. Oszillogramm des De-Ion-Schalters. 


stungen von über 400 000 kVA bis zu vierzigmal hinter- 
einander unterbrochen, ohne daß nennenswerte Störungen 
auftraten. Wie ersichtlich, ist der Vorgang der Licht- 
bogenlöschung beim De-Ion-Breaker ein prinzipiell an- 
erer. 


Abb. 
Unter d 


kurz an den 
Kontakten auftreten und dann verschwindet er in dem 
keilförmigen Schlund und „ward nicht mehr gesehen“. 


bb. 9 zeigt ein Oszillogramm, das von WESTING- 
HOUSE an einem derartigen Schalter aufgenommen wurde. 
Der unterbrochene Strom beträgt 33 000 ‚ die wieder- 
kehrende Spannung 15 600 V im einen Fall und 25 000 A 
bei 12 000 V im zweiten Fall. Die Unterbrechung erfolgt. 
immer in ein big höchstens zwei Halbwellen‘ Daß es sich 
nicht um Zufallswerte handelt, ersehen Sie aus Abb. 10, 


700 


200 MVA 
Abb. 10. Meßwerte des De-lon-Schaltery. 


ausgeht, 


Ich glaube, daß auch diese Konstruktion neben dem 
Preßluftschalter eine gute und entwicklungsfähige Lö- 
sung eines Hochleistungschalters ohne Öl darstellt. (Leb- 
hafter Beifall.) 


Elektrotechnischer Verein E. V. 
Der Generalsekretär: 
Dr. Schmidt. 


a en nd 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


28. November 1929 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt Bi Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


Kommission für Errichtungs- und Betriebs- 
vorschriften. 


Die Jahresversammlung 1929 hatte den für die 
‚Vorschriften nebst Ausführungsregeln 


zuständigen Sonderausschuß bevollmächtigt, den in ETZ 
1929, S. 692 und 950 veröffentlichten Sch] ußentwurf 
Überprüfung zu unterziehen, um nach 
Ablauf der Einspruchsfrist noch eingegangzene Anregun- 
zen gegebenenfalls bei dem endgültigen Wortlaut zu be- 


Diese Überprüfung ist im Einvernehmen mit den An- 
tragstellern erfolgt, und der Vorstand hat in seiner Sit- 


Nachtrag 2 zum Schlußentwurf 


der 


„Vorschriften nebst Ausführungsregeln für die Errich- 
tung von Starkstromanlagen mit Betriebspannungen von 
000 V und darüber V.E.S. CH 


Inhaltsübersicht. 


V. Sonderbestimmungen für Anlagen besonderer Art. 
A. Prütfelder, Laboratorien, Einrichtungen für Betriebs- 
versuche und behelfsmäßige Einrichtungen. 
$ 28. Prüffelder und Laboratorien. 
8 29. Einrichtungen für Betriebsversuche und be- 
helfsmäßige Einrichtungen. 


Die bisherigen §§ 29 his 32 erhalten die Kennziffern 
30 bis 33. i 


II. Begriffserklärungen. 
§ 2. 
Die Vorschrift c) erhält folgende erweiterte Fassung: 
„e) Freileitun gen im Sinne dieser Vorschriften 
sind außerhalb von Gebäuden geführte oberirdische Lei- 
tungsanlagen, bei denen die Leitungen keine Schutzver- 


kleidung haben, einschließlich der Isolatoren und Träger 
(Maste, Dachständer usw.).” 


B. Elektrische Maschinen, Transformatoren 
und Akkumulatoren. 


§ 6. 
Elektrische Maschinen. 


In der Vorschrift a) wird das Wort „Nenrlast“ in 
„Nennleistun g” und das Wort „Überlast“ in „Über- 
lastung“ abgeändert. 


Regel 3 erhält folgende geänderte Fassung: 


»3. Auf die Möglichkeit zusätzlicher Gefährdungen für 
i ‚ Umgebung und Bedienung in Verbindung mit 


Der einleitende Satz von Regel 4 wird, wie folgt, 
zeändert: 


„4. Für die auf ein Netz arbeitenden Generatoren jeder 
Leistung werden folgende Schutze inrichtun gen 
empfohlen:“ 


Hinter die Vorschrift f) wird eine neue Regel mit 


der Kennziffer 6 und 


ni a 
Ate Å= 


nn 


28. November 1929 


soll er bei der Aufstellung durch Lage, Anordnung oder 
besondere Schufzvorkehrungen erreicht werden.“ 


Die bisherigen Regeln 6 und 7 erhalten die Kenn- 
ziffern 7 und 8. 

Die nunmehrige Regel 7 erhält folgenden abgeän- 
derten Wortlaut: 

JI. Bei der Aufstellung von Generatoren und Umfor- 
mern ist darauf zu achten, daß ihre mechanische sowie ihre 
Strom- und Spannungsfestigkeit und ihre sonstigen, für den 
gefahrlosen Betrieb wesentlichen Eigenschaften ausreichend 
gewahrt bleiben. Anderenfalls sollen besondere Maßnahnıen 
getroffen werden.“ 

Die Vorschrift g) 
Wortlaut: 

„Z) Umbauten und Verschläge für luftzekühlte Ma- 
schinen müssen so beschaffen und bemessen sein, daß 
ihre Entzündung durch die in f) erwähnten Feuererschei- 
nungen ausgeschlossen und die Kühlung der Maschine 
nicht behindert ist.“ 


Transformatoren. 
Regel 2 erhält folgende geänderte Fassung: 

„2. Auf die Möglichkeit zusätzlicher Gefährdungen für 
Transformator, Umgebung und Bedienung in Verbindung 
mit dem Netz ist zu achten. Derartige Gefährdungen 
können z. R. entstehen durch ungleiche Schaltart, ungleiche 
Kurzschlußspannung u. dgl.“ 


Der einführende Satz von Regel 3 erhält folgende 
Fassung: 
„3. Für Transformatoren jeder Leistung werden fol- 
gende Schutzeinrichtungen empfohlen:“ 
Der Absatz „Selbsttätir wirkende Einrichtungen“ 
hält folgende geänderte Fassung: 
„Selbsttätig wirkende Einrichtungen 
bei Transformatoren bis 5000 kVA: 
zum Schutz vegen Uberstrom in (m—1)-Phasen- 
Leitungen, wenn Schalter verwendet werden und der 
Sternpunkt nicht geerdet ist; in m-Phasen-Leitungen, wenn 
der Sternpunkt geerdet ist oder Schmelzsicherun- 
gen verwendet werden: hierbei bedeutet m die Phasen- 
zahl: bei Transformatoren über buu0 KVA: zum Schutz 
gegen Überstrom in sämtlichen Phasenleitungen. 
Hiervon kann abgesehen werden bei Transformatoren 
in ständig besetzten Stationen, die mit Fehlerschutz ver- 
sehen sind.“ 
Regel 5 
weitert: 
„Ferner ist bei der Auswahl des Aufstellungsortes dar- 
auf zu achten, daß bei Bränden und ihren Folgen der freie 
Verkehr in Ausgängen und Treppen nicht behindert ist.“ 


C. Schaltanlagen. 
89. 
Schaltung. 


Der 2. Absatz der Vorschrift a) erhält folgende er- 
weiterte Fassung: 

„Jede Schaltanlage muß an Ort und Stelle als Ganzes 
und in weit verzweieten Anlagen auch in ihren wesent- 
lichen Teilen (z.B. vor Ölschaltern) im Leerlauf durch 
Trennschalter mit erkennbaren Trennstellen span- 
nun«slos gemacht werden können. Zwischen Generator 
und zugehörendem Ölschalter ist ein Trennschalter nicht 
erforderlich.” 

Anschließend wird eine neue Regel 1 folgenden Wort- 
lautes aufgenommen: 

„l. An Abzweigen (z. B.Ölschalterzellen), die hiernach 
keine eigenen Trennschalter haben, soll eine Aufschrift 
entsprechenden Inhaltes angebracht werden.“ 


Die bisherige Regel 1 erhält die Kennziffer 2. 


§ 10. 
Schaltgerüste und Schaltkasten. 
Regel 4 erhält folgenden geänderten Wortlaut: 

„4. Die Türen von Schalträumen sollen im allgemeinen 
nach außen aufschlagen, wenn nicht wegen Gefährdung 
(z. B. Verrußung) benachbarter Räume, wie Treppenhäuser, 
Saımnmelschienenräume oder dgl., eine andere Anordnung 
zweckmäüßBiger ist.“ 

Hicran anschließend wird eine neue Regel 5 folgen- 
den Wortlautes eingefügt: 

„>. Wenn eine unmittelbar in das Freie gehende Hoch- 
spannungszelle nur nach Öffnen der sonst verschlossenen 
Zellentür besichtigt werden kann, so soll hinter der Tür 
eine Abwehrleiste (Geländer oder dgl.) zum Schutz gegen 
zufällige Berührung Hochspannung führender Teile ange- 
bracht sein, es sei denn, daß die Unterkante der Hochspan- 


erhält folgenden geänderten 


er- 


wird durch folgenden neuen Absatz er- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 


1749 


nungzelle an der Tür 200 mm oder mehr über dem Ge- 
lände vor der Schwelle liegt.“ 

Die bisherige Regel 5 erhält die Kennziffer 6. 

Hinter die Vorschrift d) wird eine neue Regel 7 

folgenden Wortlautes eingefügt: 
„7. Bei größeren Schaltanlagen wird die Kennzeich- 

nung des Drehsinnes an einer zweckmäßigen Stelle emp- 
fohlen.“ 


Die bisherige Regel 6 erhält die Kennziffer 8. 

Die Vorschrift f) erhält folgenden geänderten 
Wortlaut: 

Jl Wenn bei Anlagen, die mit anderen zusammen- 
geschaltet sind, von den Kennfarben nach DIN VDE 705 
abzewichen ist. so sind dort neben den Werkskennfarben 


noch Farbringe in den genormten Kennfarben anzu- 
bringen.“ 
§ 11. 
Schalter. 


Die Vorschrift f) erhält folgende geänderte Fassung: 
„f) Beträgt die größtmögliche Ausschaltleistung bei 
allpoligem Kurzschluß an einem Ölschalter der Anlage 
mehr als 150 MVA, so dürfen die Öffnungen von Öl- 
schalterräumen, die im Keller oder Erdgeschoß liegen, 
nicht unmittelbar auf einen dem öffentlichen Verkehr zu- 
gänglichen Raum gerichtet sein.” 
Regel 4 wird durch folgenden neuen Absatz erweitert: 
„Ferner ist beider Auswahl des Aufstellungsortes dar- 
auf zu achten, daß bei Bränden und ihren Folgen der freie 
Verkehr in Ausgängen und Treppen nicht. behindert ist.“ 


Regel 5 wird durch folgenden neuen Absatz erweitert: 
„Außerdem sind in Schaltanlagen Einrichtungen zum 
Feuerlöschen vorzusehen.“ 


g 12. 
Meßeinrichtungen. 
Regel 2 erhält folgenden geänderten Wortlaut: 

„2. Die Zuleitungen sollen nicht ausschaltbar sein, 
anderenfalls sind Maßnahmen zu treffen, daß das Schalten 
keine Fehlanzeige zuläßt; der Einbau von Stromsicherun- 
gen bleibt hiervon unberührt. Diese Bestimmung gilt nicht 
für Synchronisiereinrichtungen. Die Zuleitungen sollen 
ferner übersichtlich angeordnet sowie leicht nachprüfbar 


sein.‘ 
§ 13. 
Sienaleinrichtunzen. 


Die Vorschrift a) erhält folgenden geänderten Wort- 
laut: 

„a) Die Sienaleinrichtungen, deren Versagen eine Ge- 
fährdung des Betriebspersonales oder der Anlage zur Folge 
haben kann. müssen so eingerichtet und angeordnet sein, 
daß sie bei Störungen des eigenen Stromkreises oder ihrer 
Stromqucelle entweder auf „Gefahr“ stehen oder die eigene 
Beschädigung melden; anderenfalls müssen geeignete MaR- 
nahmen getroffen werden, um die Gefährdung möglichst 
zu verhüten.“ 


E. Überspannung- und Überstromschutz. 
§ 16. 
Chberspannungschutz. 

Die Vorschrift a) erhält folgenden geänderten Wort- 
laut: 

„a) Bei der Errichtung von Starkstromanlagen ist 
der Schutz gegen die Gefahren durch Überspannungen zu 
berücksichtigen.” 

Regel 2 erhält folgenden geänderten Wortlaut: 

„2. Schutzmaßnahmen empfehlen sich besonders, wenn 
die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Überspannungen 
groß ıst (z. B. bei Anlagen in Verbindung mit Freileitungs- 
netzen in gewitterreichen Gegenden sowie in Verbindung 
mit Übergangstellen von Freileitungen auf Kabel), ferner 
wenn im Einzelfall die Auswirkung einer Beschädigung 
von Anlagen oder eines Überse hlages auf Bedienung, Um- 
gebung oder Öffentlichkeit groß sein kann (z.B. Unter- 
brechung der Stromlieferung bei Betrieben mit weitgehend 
zentralisierter Stromversorgung oder Fabrikation sowie bei 
Industrien, deren Erzeugnisse dureh Störung des Herstel- 
lungsvorganges entwertet werden; Zusatzgefahren durch 
die Art des Betriebes oder dgl. bei Auftreten von Über- 
schlagslichtbogen usw.) und schließlich bei Anlagen min- 
deren elektrischen Sicherheitsgrades, z. B. bei technisch ver- 
alteten Anlagen.“ 

S 17. 
Überstromschutz. 

Die Vorschrift a) erhält folgenden geänderten Wort- 

laut: 


1750 


„a) In Starkstromanlagen müssen Maßnahmen zum 
Schutz gegen die Gefahren durch Überströme vorgeschen 
werden.“ 


Der 2. Absatz von Regel 1 erhält folgenden geänderten 
Wortlaut: 

„In weitverzweigten und mehrfach gespeisten Über- 
tragungsnetzen soll angestrebt werden, daß dieses Ab- 
schalten möglichst unabhängig von äußeren Einflüssen, von 
der augenblicklichen Spannung, Belastung und Schaltung 
der Anlage sowie von der jeweiligen Stellung der An- 
sprechorgane der Überstrom-Sehutzeinrichtungen und von 
der Häufigkeit ihres Ansprechens ist.“ 


Abs. 1 von Regel 4 erhält folgenden 
Wortlaut: 


zeänderten 


Verschmutzung oder Einfrieren sowie durch Feuchtigkeit, 
Fremdkörperüberbrückung oder Erschütterungen vermie- 


Die Vorschrift b) wird zu einer Regel 5 unter Bei- 
behaltung des bisherigen Wortlautes umgestaltet. 


F. Leitungen. 


$ 18. 


Blanke, umhüllteund isolierte Leitungen 
(einschließlich Bleikabel). 


Regel 1 wird durch folgenden neuen Absatz erweitert: 
„Bei der Bemessung der Leitungen ist auf die Kurz- 
schlußerwärmung und ihren Zusammenhang mit der Aus- 


lösezeit. der Überstrom-Schutzeinrichtungen (siehe § 17 O 
Rücksicht zu nehmen.“ 


Die bisherige Regel 2 wird gestrichen. 


Die bisherigen Regeln 3 bis 11 erhalten die Kenn- 
ziffern 2 bis 10, 


Die Vorschrift g) wird durch folgenden neuen Absatz 
erweitert: 


„Eine Verringerung der vorgeschriebenen Abstände 
ist zugelassen für die Einführungstellen an Zylinder- und 
Kegel-Endverschlüssen bis 10 kV in Gebäuden (siehe 
Normblatt DIN VDE 7692) .“ 


Hinter der Vorschrift h) wird eine neue Regel 11 
folgenden Wortlautes eingefügt: 

„11. Die vorstehenden Anforderungen gelten für öffent- 
liche Fernmeldeleitungen als erfüllt, wenn die Starkstrom- 
leitungen den „Leitsätze für Maßnahmen an Fernmelde- 
und an Drehstromanlagen im Hinblick auf gegenseitige 
Näherungen“ entsprechen.“ 


8 19. 
Freileitungen. 
Die Vorschrift h) erhält folgende Änderungen; 


Abs. 1 erhält folgende geänderte Fassung: f 
„h) Die Führung von Leitungen über Gebäude ist im 
eigentlichen Stadtgebiet tunlichst zu vermeiden; dieses gilt 
i j ‚in denen feuergefährliche 
Über Gebäude 
Bedachung auf Holzverschalung, 
Rohr-, Ret-, Schindel-, Lehmschindel- und del. 
Dächer) dürfen Leitungen nicht hinweggeführt werden, es 
sei denn, daß der Abstand vom Dachfirst bis zur untersten 
citung mindestens 12 m beträgt.” 
Die Abschnitte a) und ß) erhalten folgende abreän- 
derte Fassung: 
„@) Der senkrechte Abstand Zwischen den nicht aus- 
zeschwungenen Leitungen und darunter liegenden Ge- 


bäudeteilen (Dachfirst, Oberkante der Schornsteine u. 
del.) muß mindestens 3 m betragen und zwar bei Lei- 


tungen mit Kettenisolatoren auch dann, wenn die unterste 
Leitung in einem benachbarten Feld bei größtem Durch- 
hans reißt oder, wenn sie bei normaler Eisbelastung den 
Fisbehang in beiden Nachbarfeldern abgeworfen, ini 
Kreuzung foll dagegen noch festgehalten hat. 

B) Bei der Führung seitlich von Gebäuden oder Ge- 
bäudeteilen dürfen sich Leitungen, die sich leicht aus- 
schalten lassen, im une£ünstigsten Falle und im unbe- 
schädieten Zustande festen Gebäudeteilen nicht auf 
wenizer als 3 m nähern können. Alle übrigen Leitungen 
dürfen sich im unzünstiesten Falle und im unbeschä- 
disten Zustande festen Gebäudeteilen nicht auf weniger 
als 5 m nähern können. 

In beiden Fällen ist das Ausschwinzen der Leitungen 
zu berücksichtigen.“ 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 


28. November 1929 


Grundstücke oder rRewerbliche An- 
agen geführt werden, müssen sie mit erhöhter Sicherheit 
ausgeführt werden. 


An Stelle der Ausführung mit erhöhter Sicherheit 
können auch Vorrichtungen angebracht werden, die herab- 
fallende eitungen auffangen (z. B. Schutznetze, Schutz- 
leitungen oder del.). Ihre Anwendung ist jedoch möglichst 
einzuschränken.“ 


Neu eingefügt werden folgende Vorschriften l) und 


Jl Wenn Freileitungen verkehrsreie he Fahr- 


„m) Wenn sich Freileitungen verkehrsrejiche n 
Fahrwege n So weit nähern, daß die Entfernung der 
Maste von der Straßengrenze kleiner als die Masthöhe über 
Freileitungen mit er- 

Bei Verwendung 

von Einfach- oder Doppel-Holzmasten müssen außerdem 

orkehrungen gegen deren Umbruch nach der Straße zu 
getroffen werden.” 


Die hieran anschließende Regel 2 erhält folgende er- 
weiterte Fassung: 

„2. Die vorstehenden Anforderungen gelten als erfüllt. 
wenn die Freileitungen den „Vorschriften für den Bau von 
Starkstrom-Freileitungen KSE: entsprechen. 

Für die Querschnitte der Leitungen sind 
blätter DIN VDE 8200 bis 8203 maßgebend.“ 


Die früheren Vorschriften l) bis t) erhalten die Kenn- 
buchstaben n) bis v). 


Vorschrift u) (früher s) erhält folgenden geänderten 
aut: 


Wortl 


nu) Schutznetze, Schutzleitungen oder dgl. müssen zo 
gestaltet oder angebracht werden, d 
zwischen den unbeschädigten 
hütet wird und, daß 
gefangen werden können. Sie müssen, wenn sie nicht ve- 
erdet werden können, entsprechend der höchsten hier vor- 


die Norm- 


(früher t) wird eine peue 
Regel 4 folgenden Wortlautes aufgenommen: 

„4. Die vorstehenden Anforderungen gelten für öffent- 
liche Fernmeldeleitungen als erfüllt, wenn die Starkstrom- 
Freileitungen den „Leitsätze für MaBnahmen an Fernmelde- 
und an Drehstromanlagen im Hinblick auf gegenseitige 


IV. Sonderbestimmungen für Räume besonderer Art. 


§ 21. 
Abgeschlossene elektrische 
räume. 

Regel 2 erhält folgenden geänderten 

»2. Die Türen der abgeschlossenen elektrischen Be- 

triebsräume sollen von innen nnr mit der Klinke. von 

außen nur mit einem Bartschlüssel (nicht mit einem Steck- 
schlüssel) geöffnet werden können.“ 


In Regel 3 wird am Schluß folgender Hinweis auf- 
genommen: 
„(Siehe auch $ 104)“, 


' In Regel 4 wird am Sehluß folgender Hinweis auf- 
genommen: 
»(siehe auch $ 10 2)“, 


Betriebs- 


Wortlaut: 


V, Sonderbestimmungen für Anlagen besonderer Art. 
A. Prüffelder, Laboratorien, Einrichtungen für Betriebs- 
versuche und behelfsmäßige Einrichtungen. 

§ 28. 

Prüffelder und Laboratorien 

a) Ständire Prüffelder und Laboratorien sind mit 
festen Aberenzungen und entsprechenden Warnunestafelm 
zu versehen. Flierende Prüfstände und Meßwaren sined 
durch eine auffallende Absperrung (Schranken. Seile oder 


del.) kenntlich zu machen. 


l. In ständigen Prüffeldern und Laboratorien sollera 
die Stände, in denen unter Spannung gearbeitet wird, 
Regen die Nachbarschaft abgegrenzt werden, wenn dort 
gleichzeitig Aufstellungs-, Vorbereitungsarbeiten u. dgl. 
vorgenommen werden. 


em — me, — 


28. November 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 1751 


2. Wenn in Prüffeldern, Laboratorien u. dgl. an den 
behelfsmäßigen Leitungen, an den Apparaten usw. der Schutz 
gegen zufällige Berührung Spannung führender Teile nicht 
angewendet wird, sollen die Gänge hinreichend breit und 
der Bedienungsraum genügend groß sein. 


§ 29. 


Einrichtungen für Betriebsversuche und 
behelfsmäßige Einrichtungen. 

a) Die für Betriebsversuche erforderlichen Einrich- 
tungen brauchen den allgemeinen Bestimmungen unter II) 
nicht zu entsprechen, wenn die Versuche unter sachkun- 
diger Aufsicht stehen. 

b) Behelfsmäßige Einrichtungen sind durch War- 
nungstafeln zu kennzeichnen und durch Schutzgeländer, 
Schutzverschläge oder dgl. gegen den Zutritt Unberufener 
abzugrenzen, nötigenfalls unter Verschluß zu halten. Den 
örtlichen Verhältnissen ist dabei Rechnung zu tragen. 


Kommission für Koch- und Heizgeräte. 


Die Jahresversamlung des VDE 1929 in Aachen hat 
den Vorstand ermächtigt, die 
Sonderbestimmunzen für Heizgeräte 
für Haarbehandlung 
sowie die 
Vorschriften für elektrisch beheiztes 
Spielzeug 
als endgültige VDE-Arbeit in Kraft zu setzen. 
Nachstehend werden die beiden Arbeiten in ihrer 
endeültiren Fassung bekanntgegeben. 


Anhang 2 


zu den „Vorschriften für elektrische Heizgeräte und 
elektrische Heizeinrichtungen, V. E. Hz./1925*. 


Sonderbestimmungen für Heizgeräte für Haarbehandlung. 


8 78. 
Die nachstehenden Vorschriften treten am 1. Januar 
1930 in Kraft. 
§ 79. 


Die Vorschriften gelten für direkt elektrisch beheizte 
Dauerwellengeeräte,. Kämme und Brennscheren, deren 
Metallteile betriebsmäßig mit dem menschlichen Körper 
in Berührunz kommen. 

Für Heißluftduschen gelten die „Vorschriften für Ge- 
räte mit Kleinstmotoren V.G.K.M.“ 


§ 80. 

Heizkörper müssen Einrichtungen haben, durch die 
das Eindringen von Feuchtigkeit auch an der Einfüh- 
rungstelle der Leitungen sowie eine Verletzung der Lei- 
tungen verhindert wird. 

Der geringste Durchmesser des Heizleiters darf 
0.03 mm nicht unterschreiten. 

& 81. 

Zum Anschluß der Geräte sind NSA-, NLH- oder 
NILHCG-Leitungen zu verwenden. 

Rollen, über die Leitungen geführt werden, müssen 
einen Mindestdurchmesser von 35 mm und einen Flansch- 
Adurchmesser von mindestens 45 mm haben. 

Die Zuleitung muß an der Einführungstelle und an 
der Klemmvorrichtung zur Höhenfeststellung gegen 
starke Verbiegung oder Verletzung (z.B. dureh scharfe 
Netallränder) geschützt sein. Sofern nicht andere Vor- 
kehrungen getroffen sind, muß bei Einführung der Zu- 
leitung durch Metallteile in das Gerät eine isolierende 
Buchse verwendet werden, die im Gerät gesichert befestigt 
ist (Gerenmutter, Spreneringz oder del.). 

& 82. 

(Gilt nur für Geräte für Spannungen über 42V.) 

Die Geräte müssen für Erdung, Nullung oder Schutz- 
schaltung eingerichtet sein; die zur Durchführung dieser 
N\faßnahmen erforderlichen Einrichtungen müssen fabrik- 
miäßiz angebracht, die Anschlußstelle als solche gekenn- 
zeichnet sein. 

Alle der Berührung zugänglichen nicht Spannung füh- 
renden Metallteile der Geräte, die Spannung annehmen 
können, missen miteinander und mit der Anschlulsstelle 
fiir den Schutzleiter gut leitend verbunden sein. 


P’rüfune. 
8 83. 
Geräte müssen nach fünfmalizem Fall aus 15 m Höhe 


auf eine mindestens 5 mm dicke Eisenplatte einer Prü- 
funz auf Feuchtirkeitsicherheit nach den „Vorschriften, 


Regeln und Normen für die Konstruktion und Prüfung von 
Installationsmaterial bis 750 V Nennspannung, K. PI" 
(8 95. Stufe 1) unterzogen werden und eine Wechselspan- 
nung von 1500 V 1 min lang aushalten, ohne daß ein Über- 


schlag erfolgt. 

Hierauf müssen sie %# h lang mit der Nennaufnahme 
belastet werden und danach eine nochmalige Spannungs- 
prüfung mit 1500 V 1 min aushalten. 


§ 84. 


Zur Feststellung der Übertemperatur sind die Geräte 

freihängend mit der Nennaufnahme zu belasten. 
§ 85. 

Die Geräte werden bei Raumtemperatur von 20° frei- 
hängend 50-mal mit der 1,4-fachen Nennaufnahme je % h 
mit je einer dazwischenliegenden Abkühlungspause von 
mindestens 14 h belastet. Hierauf ist eine Prüfung auf 
Feuchtigkeitsicherheit nach K.P.I. § 95, Stufe 1, vorzu- 
nehmen. Die Geräte müssen hierbei eine Wechselspan- 
nung von 1500 V 1 min lang aushalten, ohne daß ein Über- 
schlag erfolgt. 

§ 86. 


Steckvorrichtungen sind sinngemäß den Prüfbestim- 
mungen der K.P.I. §§ 39 und 40 zu unterziehen. 


Vorschriften für elektrisch beheiztes Spielzeug. 
I. Gültigkeit. 
§ 1. 


Geltungsbeginn. 
Die Vorschriften sind gültig ab 1. Januar 1930. 
(Für die Verarbeitung vorhandener Werkstoffvor- 
räte und die Räumung von Lagervorräten wird eine Über- 
gangsfrist bis zum 1. Januar 1931 eingeräumt.) 


§ 2. 
Geltungsbereich. 

Die nachstehenden Vorschriften gelten für elektrisch 
beheiztes Spielzeug für Spannungen über 24 V. 

Außer diesen Vorschriften muß elektrisch beheiztes 
Spielzeug auch den „Vorschriften nebst Ausführungs- 
regeln für die Errichtung von Starkstromanlagen mit Be- 
triebspannungen unter 1000 Y, V.E.S. 1.“ sowie den „Vor- 
schriften für elektrische Heizgeräte und elektrische Heiz- 
einrichtungen, V.E.Hz.“ entsprechen. 


II. Bestimmungen. 
A. Bau. 


83. 
Spannung. 


Elektrisch beheiztes Spielzeug darf nur für eine 
Betriebspannung eingerichtet sein. 


84. 
Mechanische Festigkeit. 

Alle elektrischen Einrichtungen sowie auch die Ge- 
häuseteile und Schutzabdeckungen müssen so ausgeführt 
und angeordnet sein, daß bei den im Spielbetrieb vor- 
kommenden mechanischen Beanspruchungen durch Fall 
und Stoß die Sicherheit des Spielzeugs nicht beeinträch- 
tigt wird. 

§ 5. 


Befestigung der Schutzabdeekungen. 

Alle Schutzverkleidungen, die Spannung führende 
Teile abdecken, müssen so gebaut sein, daß sie nicht mit- 
tels gewöhnlicher, einem Kinde zugeänglicher Werkzeuge 
entfernt werden können. Die Befestigung soll nur durch 
Nieten, Schweißen, Falzen oder dgl. erfolgen, Verschrau- 
bungen sind unzulässig. Si 


Entlüftungen und Öffnungen im Gehäuse. 


Entlüftungen und Öffnungen im Gehäuse müssen so 
ausgebildet sein, daß das Berühren Spannung führender 
Teile beim Durchstecken von Dräliten, Nadeln usw. un- 
mörlich ist. 

Überfließendes Kochgut oder Feuchtigkeit darf nicht 
zu den Spannung führenden Teilen gelangen. 

§ 7. 
Luftstrecken. 

Luftstrecken zwisehen Spannung führenden Teilen 
und nicht isolierten Gehüuseteilen dürfen 6 mm nicht 
unterschreiten. 

§ 8. 


Schalter. 
Etwaige Schalter sind in dem der Erwärmung am 
wenigsten ausgesetzten Teil des Gehäuses einzubauen. 
Die Schaltstellunz muß erkennbar sein. 


1752 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 28. November 1829 


Die am Spielzeug angebrachten Schalter sind so ein- ratur gehalten werden. Hiernach müssen die Geräte im 
zubauen, daß nur der Griff aus dem Gehäuse des Spiel- warmen und kalten Zustand einer Prüfung nach § 12 ve 
zeuges herausragt. Herausragende Schaltergriffe sind nügen. 
gegen mechanische Beschädigung zu schützen (z.B. ver- & 12. 
senkte Anordnung). Feuchtigkeitsprobe. 


$ 9. Das Spielzeug wird auf Feuchtigkeitsicherheit einer 
Zuleitungen. Prüfung nach § 95 der „Vorschriften, Regeln und Normen 
Zuleitungen müssen fest am Gerät angeschlossen sein. für die Konstruktion 
Gerätesteckvorrichtungen sind unzulässig. Due un SCH wu 
ationsmaterial bis 750V 
B. Prüfung, Nennspannung, K.P.l. 
ZE S 10. (Stufe 1) sinngemäß 
Festigkeitsprobe. unterzogen. 
Zur Prüfung der mechanischen Festigkeit sind die 
Geräte mit Schnüren von 2 m Länge an einem Aufhänge- § 13. 
punkt. zu befestigen und | 
aus 300 mm Höhe auf Belastungsprobe. 


eine Wandfläche aus: 
Holz fallen zu lassen. 
(Hierzu Abb.1 und 2.) 


Der Versuch ist 
bei kantigen Geräten 


Das Spielzeuz muß 
mal mit dazwischen- 
liegenden Abkühlungs- 
pausen von mindestens 
lh mit der 1,4-fachen 


Be Ze well 
einmal, bei anderen Gec- Abb. 2. füßen jeweils 10 h lang 


räten (Ahb.2) im gan- 
zen sechsmal durehzu- 
führen. Spannung füh- 
rende Teile dürfen bei 


geprüft werden und da- 
nach die in $ 12 vorgesehene Prüfung auf Feuchtigkeit- 
sicherheit aushalten. 


der Prüfung der Berüh- 
rung nicht zugänglich 
oder äußere Teile Span- 


8 14. 
Isolationsprobe. 
Alle Spannung führenden Teile müssen im kalten und 


nung führend werden. im Anschluß an die Prüfung nach § 12 sowie auch nach 


§ 13 im betriebswarmen Zustand gegen die Metallteile des 


Abb. 
§ 11. Gerätes, ferner die Adern der Anschlußschnüre gegen- 


Cbhberflutungsprobe. einander, ohne Vorschaltung von Widerständen einer 

Spielzeug-Kochgeräte werden gegen die Wirkung Wechselspannung von 1500V 1 min lang widerstehen 

überfließenden Kochgutes in der Weise geprüft, daß man können. 
ein Überlaufen von Wasser an jeder Koch- und Backstelle 
5 min lang herbeiführt. Die Geräte sind während des 
Versuches in ein Wasserbad von 2 mm Tiefe zu stellen 
und sollen mit ihren eigenen Heizkörpern auf Kochtempe- 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


SITZUNGSKALENDER. Wagenbauanstalt“. b) Reichsbahnrat Philipp. „Auszug 
aus einem Filmvortrag über die Rationalisierung in der 


Elektrotechn. Verein Braunschweig. a) 4. XII. 1929, Wagjponindustrie, der die tatsächl. i ibt“. 
abds. 8h, Saal 111 der T. H., Eingang Pockelstraße: Vorträge ja . f à ee Auen k 
Dir. Rosenberg und Dir. Königswerther: 1. „Der Deutscher Wasserwirtschafts- und Wasserkraft-Ver- 
Aufbau einer Fabrik für fließende Fertigung, erläutert an den band, Berlin, 5. XIT. 1929, abds. 6h, gr. Festsaal des Hotels 
Einrichtungen der AEG-Zählerfabrik.“ 2. „Vorführung eines Prinz Albrecht, Prinz-Albrecht-Str. 9: 1. Vortrag Dr.-jur. 
Films über die Konstruktion und Fabrikation von AEG-Zäh- A. Herzfeld, „Das preuß. Wasserstrafrecht im Lichte 
lern.“ b) 6. XII. 1929, abds. 8 h: Gesellschaftsabend im großen moderner Strafrechtsgrundsätze“. 2. Dr.-Ing. F.Maier, „Die 
Saal des Parkhotelas. Leistungsteigerung bei Wasserkraftanlagen durch Pumpspei- 


cherung“. Anschließ. Aussprache. 
Thür. Elektrotechn. Verein Erfurt. 6. XII. 1929, abds. 
8h, Münchner Bürgerbräu: Filmabend — Vorführung techn. 
Filme. 


Elektrotechn. Gesellschaft zu Frankfurt a M. a) 4. XII. 
1429, abds. 8h, Kunstgewerbeschule, Neue Mainzer Str. 47: 
Vortrag Dipl.-Ing. König, ,.Theorie und Praxis im Bau und 
Betrieb von Hochspannungs-Apparaten“. b) Der auf 8. 1081 
für den 6. XII. angekiindigte Vortrag von Dipl.-Ing. Bran- 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


G. Semenza f}. 
Am 7.XI. starb in Mailand Ing. Guido Semenza 


denburger, „Fernmessungen auch von Hochspannung be- im 61. Lebensjahre. Der vorzeitig aus dem Leben 
einflußter Kabelleitungen usw., hat bereits am 6.X1.1929 Geschiedene hat die Entwicklung des HElektrizitäts-- 
stattgefunden. wesens in Italien stark beeinflußt. Semenza wurde 


Elektrotechn. Verein München. a) 4. XII. 1929, abds. 8h, LJ 1868 in London geboren und kehrte schon als Kind 
Hörsaal 186 der T. H.: Lichtbildervortrag Dir. H. Probst, mit seinen italienischen Eltern nach Italien zurück. Er 
„Die Einrichtungen der Schaltanlage des Großkraftwerks legte 1593 in Mailand das Ingenicurexamen ab und stu- 
Buenos Aires“ suwie „Der Ersatz der Ölschalter durch Prel- dierte weiterhin noch am Institut Montefiore. Von 1595 bis 
luftschalter“. b) 18. XII. 1929, abds. 8h, Hörsaal 127 der 1917 Chefelektriker und Berater der Società Edison in 
T. H.: Lichtbildervortrag Bergrat J. Nagelmann, „Bau Mailand, entwarf und leitete E den Bau des Kraft- 
der bayerischen Zugspitzbahn, insbes. Bau des 4,5 km langen werks Paderno und der Fernleitung Paderno— Mailand 
Tunnels vom Riffelriß zum Platt“. (55 km), welche zu den ersten Fernleitungen mit hachıze- 
l spanntem Drehstrom überhaupt gehört (13500 V). Gleich- 
zeitig beschäftigte er sich mit dem Studium und Entwurf 
Physikalische Gesellschaft und Deutsche Gesellschaft des Elektrizitäts-Verteilungsnetzes Mailand, welches nach 
für techn. Physik. Berlin. 29. XI. 1929. abds. 74h, gr. Seinen Plänen ausgeführt wurde und als solches noch 
Hörsaal d. Physikal. Inst. d. T.H.: Vortrag G. Masing, heute teilweise in Betrieb ist. . . 
„Physikal. Erkenntnisse an vergütbaren Berylliumlegie- Als Beratender Inzenieur war Semenza in Italien und 
ne dem Auslande sehr bekannt und auch dort als solcher leb- 
R l haft tätig. Er war Mitglicd und Vorstand verschiedener 
Deutsche Maschinentechn. Gesellschaft. 3. XIT. 1929, technischer Kommissionen und erwarb sich große Ver- 
abds. Th, gr. Saal des Ingenieurhauses, Berlin, Friedrich- dienste um die Entwicklung des staatlichen Telephon- 
Ebert-Str. 27: Hauptversammlung mit folg. Vorträgen: a) Be- netzes, das gegenwärtig noch nach seinen Angaben und 
richt des Techn. Ausschusses über das Ergebnis der diesjähr. Plänen ausgebaut wird. 
Benth-Aufgabe betr. „Untersuchungen über die wirtschaft- Semenza hat als erster von den italienischen Fach- 
liche Herstellung von Eisenbalımwagen und Entwurf einer männern auf die Nachteile des in seinem Heimatlande bis 


28. November 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


1763 


vor kurzem noch allein üblichen Drehstromsystems im 
Betriebe der elektrischen Hauptbahnen, hauptsächlich im 
Vergleich zum System mit hochgespanntem Gleichstrom, 
hingewiesen. In der Tat kommt letzteres in Italien für 
ei llauptbahnbetrieb zu immer ausz:dehnterer Verwen- 
ung. 

Der Verstorbene war einer der Begründer der Asso- 
eciazione Elettrotecnica Italiana (A.E.I.), deren eifrig 
tätiger Präsident er von 1915 bis 1918 war. Er gehörte 
auch zu den Gründern der Internationalen Elektrotech- 
nischen Kommission (I. E.C.)!, welche den Stand ihrer 
heutigen Entwicklung und Bedeutung großenteils seiner 
unermüdlichen Tätigkeit als ihr Präsident (1923 bis 1927) 
verdankt. Auch auf industriellem Gebiet betätigte sich 
Semenza mit Erfolg. Es gelang ihm, die einheimische 
Meßinstrumentefabrik C. G.S. zu blühender, früher nie 
erreichter Entwicklung zu bringen. Aus seiner Feder 


G. Semenza t. 


stammen verschiedene technische Originalarbeiten, u.a.: 
„Die Erweiterung des Kelvinsatzes auf die Leitungs- 
berechnung“, „Graphische Tafeln für die Leitungsver- 
legung“, verschiedene Arbeiten über Maste für Kraft- 
übertragungen und IJsolatoren; ihm ist die Einführung 
der elastischen Maste und der sogenannten Paderno-Iso- 
latoren zu verdanken, die von ihm entworfen wurden und 
die noch heute zu den besten Stützisolatoren gehören. 
Seine großen Verdienste wurden auch im Auslande 
anerkannt; er wurde nach London eingeladen, um dort 
die „Kelvin Lecture“ vor der Institution of Electrical 


Engineers zu halten. Von dieser letzteren wurde ihm erst >: 


im März d.J. die Faraday-Medaille verliehen. Bis zu 
seinem Ableben war Semenza mehrere Jahre hindurch 
Honorarsekretär des American Institute of Electrical 
Engineers und der Institution of Electrical Engineers für 
Italien. 


Mit ihm ist nicht nur ein hervorragender Techniker 


sondern auch ein Ehrenmann im edelsten Sinn des Wortes 
dahingegangen. Er war nicht nur ein technisch schaffender 
(reist sondern auch ein für alles Sehöne und Gute be- 
zeisterungsfähiger, künstlerisch empfindender Mann und 
Mensch. Dies beweisen auch seine Vorliebe und sein Ver- 
»tändnis für die reine Musik, deren Pflege er sich beson- 
ders angelegen sein ließ. 

Fr. Praedel. Herr Fr. Pracedel, seit 1.IV. d IL 
I>irektor und Vorstandsmitglied der Schluchseewerk AG., 
Freiburg i. Br., ist zum Vorstandsmitglied der am 16. IX. 
d. J. neu gegründeten Rheinkraftwerk Albbruck-Dogern 
AC. in Waldshut ernannt worden. 

Jubiläum. — Am 10. XI. d. J. konnte Herr Gottfried 
Becker, Betriebsleiter und Prokurist der Porzellan- 
fabrik Joseph Schachtel AG., Sophienau (Bad Charlotten- 
brunn), auf eine 50jährixe-Tätigkeit in der genannten Fa- 
brik zurückblicken. 


t Vgl auch ETZ 1929, 8. 1681. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftleituag und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Die Temperatur des Kathodenfleck«a. 


Ich teile die Auffassung von Herrn Db. (ETZ 1929, 
S.428), die Anwendung der pyrometrischen Meßmethode 
soi nur zulässig bei reinen und angenähert reinen Tem- 
peraturstrahlern.. Wo überwiegend Fluoreszenz und 
Phosphoreszenz vorhanden ist oder gar ein reines Linien- 
spektrum emittiert wird, darf diese Methode nicht an- 
gewendet werden. 


In unserem besonderen Fall war aber der anvisierte 
Kathodenfleck an einem dünnen Wolframblech fixiert. 
Der Untergrund des Kathodenfleckes ist also ein fester 
Körper, ähnlich wie die Elektroden beim Kohle- und Wolf- 
rambogen, an denen bekanntlich mit dem optischen Pyro- 
meter die Temperatur bestimmt werden darf. Spektro- 
skopische Beobachtungen zeigen am Hg-Kathodenfleck 
außer dem vorherrschenden Linienspektrum noch einen 
kontinuierlichen Anteil, der entschieden nicht zu vernach- 
lässigen ist. Man könnte nun annehmen, wir hätten es hier 
mit einem Wolfram-lIg-Bogen zu tun. Dies ist aber nicht 
der Fall, denn trotz der Fixierung waren die Eigenschaf- 
ten des l1Ig-Bogens unverändert vorhanden. Der Span- 
nungsabfall blieb konstant bei fixiertem und unfixiertem 
Fleck. Der Bogen löschte unter 1A, wobei das fixierende 
Blech sich bekanntlich bis etwa 2000 ° erhitzen Könnte, 
ohne stark merkliche Elektronenemission zu Zeigen. 


An eine Lichtemission aus dem Kathodenfleck, ange- 
rext durch chemische Prozesse, kann man nicht glauben, 
weil bei bestem Vakuum (p < 10— mm Hg) gearbeitet 
wurde. Auf Grund eines anderen Experimentes mit sehr 
dünnen Platin-, Wolfram- und Quarzfäden habe ich die 
Überzeugung gewonnen: im Kathodenfleck muß mit Tem- 
peraturen von der Größenordnung 2000 ° gerechnet wer- 
den. Dieser Versuch ist auf folgende Weise durchgeführt 
worden: 

Über dem Heg einer Kathode eines Gleichrichters, be- 
stehend aus einem Quarzrolır von etwa 25 mm Dmr. und 
etwa 15 mm Länge (Mcetallboden aufgeschliffen), wurden 
in einer Ebene abwechselnd drei Wolframdrähte von 
0,05 mm Dmr., drei Platindrähte von 0,15mm Dmr. und 
drei 10prozentige Platiniridiumdrähte von 0,07 mm Dmr. 
in einem Glimmerrahmen ausgespannt. Die neun Fäden 
ruhten auf dem ebengeschliffenen Ende des Quarzrohres 
auf. Dann folgte ein zweites Quarzrolhr von gleichem 
Durchmesser und 10 mm Länge, das ebenfalls geschliffen 
war und auf die Fäden zu liegen kam. Das Ganze wurde 
mit zwei Klammern auf dem Boden des Grleichrichters 
festgespannt. Unterhalb der Drahtharfe befand sich eine 
kleine isolierte Zündanode. Man war also imstande, einen 
Kathodenfleck zu erzeugen, wenn der Hg-:Spiegel etwa 
10 mm tiefer als die Drahtebene war. Das Kathoden-IIg 
konnte beliebig langsam gehoben und so die feinen Drähte 
in den Bereich des rasch wandernden Kathodenfleckes 
gebracht werden. Bei ruhigem IIg-Spiegel war zwischen 
diesem und der Drahtebene nach dem Schmelzversuch 
sicher noch ein Abstand von etwa 0,5 mm zu erkennen. 
Bei brennendem Bogen und bewegtem IIg-Spiegel hin- 
gegen wurden die Drähte von den Wellenbergen gestreift. 
Vor dem Schmelzversuch blieben alle Drähte bei einem 
Abstand von etwa 1 mm erhalten und glühten nicht ein- 
mal. Bei den geringeren Distanzen schmolzen aber die 
Platin- und die Platiniridiumdrähte bei 10..12 A, die 
Wolframdrälite hingegen blieben erhalten auch bei Strö- 
men bis 50 A. Sie glühten bei kleineren Stromwerten 
hie und da auf, bei 40...50 A scheinbar dauernd. Der eine 
Platinfaden war zu einem Bändchen von 0,07 X 0,25 mm 


ausgezogen worden. An diesem konnte man nach 
der Demontage zwei Einschnitte beobachten, die von 
Schmelzwirkungen des durchschneidenden Kathoden- 


fleckes herrührten (Breitseite des Bändchens horizon- 
tal gelagert). Es war bei diesen Versuchen noch die 
Frage zu beantworten, ob die Drähte nicht kurzzeitig 
einen Teil oder den ganzen Kathodenstrom führten und 
dann durchschmolzen. Die Tatsache, daß die Platindrähte 
bei neunfachem Querschnitt und 10..12 A schmolzen. 
während die Wolframfäden bei einfachem Querschnitt und 
50 A noclı bestehen blieben, deutet darauf hin, daß von 
einer Stromführung nicht gesprochen werden kann. Ein 
weiterer Versuch mit Quarzfäden von 0.1 mm Dmr. mit 
sehr geringer elektrischer Leitfähigkeit brachte eben- 
falls den Beweis, daß sie bis zum Schmelzpunkt sich er- 
hitzt hatten (max. 1700°). Zum Vergleich waren noch 
drei Platin- und drei Wolframfäden von 0,1 mm Dmr. 
eingespannt worden. Bei diesem Versuch war es viel 
leichter möglich, Platin mit 1760° und 1Vprozentiges 


1754 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


28. November 19% 


Platiniridium mit 1850° Schmelztemperatur zu verflüssi- 
gen als Quarz. Dies hängt vermutlich mit der erhöhten 
Strahlung des Quarzcs zusammen. 


Ich habe auf Grund dieser und noch anderer Beobach- 
tungen die Überzeugung gewonnen, die untere Grenze der 
Kathodenflecktemperatur liegt bei 1850° und nicht bei 
einigen 100°. Unter Kathodenfleck verstehe ich den 
Raumteil, innerhalb dessen der Kathodenfall nachgewie- 
sen werden kann. Von der Basis des Fleckes, dem flüssi- 
gen Ig, vermute auch ich, sie habe nur einige hundert 
Grad. Die höhere Temperatur (rd. 2000 °) wird ganz ent- 
schieden das Gas haben, u. zw. im Kathodenfleck über der 
flüssigen Basis. Die Erwärmung der Sonden durch Bom- 
bardement und die Rekombinationsenergie sind zum Teil 
iedenfalls richtig, man sieht aber nicht ein, weshalb das 
neutrale Gas nicht in gleicher Art beeinflußt und auf 
Temperaturen gebracht werden kann, die den an Son- 
den gemessenen entsprechen. Spielen das Bombarde- 
ment und die Rekombination an den Sonden eine große 
Rolle, dann ist nicht verständlich, weshalb ein Platin- 
draht mit neunfachem Querschnitt bei 10...12 A schmilzt 
und ein Wolframfaden mit einfachem Querschnitt bei 50 A 
erhalten bleibt und dabei dauernd glühte entsprechend 
einer durch ein geeichtes Rauchgelas beobachteten Tempe- 
ratur von angzenähert 2000 °. 


Temperaturmessungen im Kohlebogen mit Sonden sind 
bekannt und von SEELIGER in seinem Buch über (rasent- 
ladungen auf Seite 295 angeführt. Dort wird angenommen, 
die Sonde habe die Temperatur des umgebenden Gases. 
Die Messung im Kohlebogen mit optischem Pyrometer ist 
unstatthaft, weil dieser, wenn die festen Elektroden nicht 
als Untergrund anvisiert werden, ein reines Linienspek- 
trum zeigt ohne jeden kontinuierlichen Anteil. 

Zusammenfassund muß gesagt sein: Die Vorgänge 
innerhalb des Kathodenfleckes sind nicht genügend genau 
bekannt, um alles eindeutig erklären zu können. Für 
uns genügt vorläufig die Tatsache, daß im Kathodenfleck 
mit etwa 2000 H zu rechnen ist und nicht mit nur einigen 
hundert Grad. 


Die Versuche sind im Physikalischen Laboratorium 
der A.G. Brown, Boveri & Co. in Baden durchgeführt 
worden. 


Baden (Schweiz), 24. VI. 1929. A.Gaudenzi. 
Erwiderung. 

Auf die Ausführungen des Herru GAUDENZI erwidert 
unser Berichterstatter folgendes: 


Nach den Beobachtungen von Herrn GAUDENZI zeirt 
der Kathodenfleck des Quecksilberlichtbogens „außer dem 
vorherrschenden Linienspektrum noch einen kontinuier- 
lichen Anteil”. Wegen dieses vorherrschenden 
Linienspektru ms kann der Kathodenfleck kein Tem- 
peraturstrahler sein, so daß die Bestimmung seiner Tem- 
peratur mit einem optischen Pyrometer nicht möglich ist. 
Fixiert man den Fleck durch einen Wolframstift und be- 
nutzt für die Bogenentladung eine über der Kathode sich 
stark erweiternde Röhre mit von der Kathode entfernt 
angeordneter Anode — dies alles, damit außer dem Licht 
des Kathodenflecks möglichst wenig Licht von andern 
Teilen der Entladung in das Spektroskop gelangt —, so 
zeigt cs sich, daß der kontinuicrliche Anteil gegenüber dem 


vorherrschenden Linienspektrum an Helligkeit fast völlig ` 


zurücktritt und folglich auf eine Pyrometerablesung einen 
zu vernachlässieenden Einfluß ausübt. 


Herr GAUDENZEI stützt sich nun auf Beobachtungen an 
Temperatursonden, um zu zeigen, daß die Tem- 
peratur des Kathodenflecks zu etwa 2000 ° geschätzt wer- 
den müsse. Dieser Sehlußweise liegt die irrigee Annahme 
zugrunde, daß Temperatursonden auch in einem stark ioni- 
sierten Gas die Temperatur des Gases anzeigen oder wenig- 
stens zu schätzen erlauben. Das ist bekanntlich nicht der 
Fall: denn in einem ionisierten Gas wird eine Sonde durch 
das Bombardement und die Rekombinationsenergie der auf 
sie auftreffenden Ladunesteilcehen erwärmt und kann bei 
hohen Ionisierungeszraden des Gases wie in der Nähe des 
Kathodenflecks Temperaturen annehmen, welche die des 
wmgebenden Gases weit übertreffen. Dieser Einwand trifft 


auch die von SEELIGER in seinem Buch über Gasent- 
ladunsen 8.295 übrirens „mit kritischer Vorsicht” an- 


geführten Temperaturinessungen mit Sonden im Kohle- 
lichtbogen. Herr GAUDENZI hält dem entgegen, es sei 
nicht einzusehen, warum das neutrale Gas nicht in gleicher 
Weise dureh Ladunesteilehen erwärmt werde wie eine 
Sonde. Dafür können die Gründe angegeben werden. 
Erstens werden die Moleküle des Gases, hier sind es 
Quecksilberatome, viel seltener dureh Ladunesteilchen ge- 
troffen als Sonden, weil sie viel kleiner sind als die letz- 
teren. Zweitens reflektieren Quecksilberatome die Elek- 


tronen, während Sonden Elektronen absorbieren, sich ne- 
gativ aufladen und so zum Bombardement durch positive 
Ionen Anlaß geben, die an der Sondenoberfläche rekom- 
binieren. Sofern man von der Möglichkeit der Begrenzung 
der Ionenströme durch „orbital motion“ (LANGMUIR) ab- 
sieht, was bei großen Ionendichten erlaubt ist, ist die der 
Öberflächeneinheit zugeführte Energie unabhängig vom 
Durchmesser einer drahtförmigen Sonde. Infolgedessen 
ist zu erwarten, daß unabhängig vom Durchmesser einer 
solchen Sonde diese um so cher schmilzt, je niedriger der 
Schmelzpunkt und je kleiner das Strahlungsvermögen, was 
in Übereinstimmung steht mit den Beobachtungen von 
Herrn GAUDENZI. Diese Beobachtungen sprechen daher 
nicht gegen die Auffassung, daß die Temperatur im Katho- 
denfleck des Quecksilberlichtbogens bedeutend niedriger 
sei, als man bei Voraussetzung thermoionischer Emission 
anzunehmen gezwungen ist. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Elektrizitätim Hause. Von Prof. Dr. F. Niet- 
hammer. (Samml. Göschen Nr. 1006.) Mit 104 Fig. u. 
140 S. in kl. 8%. Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin 
u. Leipzig 1929. Preis geb. 1,50 RM. 


Bei dem Umfang, den heutigen Tages bereits die An- 
wendung der Elektrizität im Hause annimmt, und noch 
mehr bei der maßgebenden Bedeutung, welche diese in Zu- 
kunft für unser ganzes Kulturleben hat, ist es zweifellos 
von nicht zu unterschätzender Bedeutung, wenn jeder- 
mann in genügendem Maße über dieses Problem unter- 
richtet. ist. Infolgedessen sind die Veröffentlichungen zu 
begrüßen, die sich mit dem Problem „Elektrizität im 
Hause“ beschäftigen. Es ist jetzt in der bekannten Sammlung 
Göschen von Professor Dr. F. Niethammer ein Band 
erschienen, der diesen Zweck erfüllen soll. Man muß sagen, 
daß der Verfasser sich seine Aufgabe vielleicht sogar zu 
weit gesteckt hat, denn die anfangs gebrachten Ausfüh- 
rungen über „Hochspannungsanschlüsse, Hauszentralen 
mit Dampf-, Wasserantrieb usw.“ könnten zweckmäßig 
herausgelassen werden, ebenso die über die Anwendungen 
für gewerbliche und landwirtschaftliche Zwecke, die bei 
voller Würdigung selbst wieder ein ganzes Buch ausfüllen 
könnten. Jedenfalls gibt das Buch eine zweckmäßige Auf- 
klärung über die elektrische Hausinstallation und die Ver- 
wendung der Elektrizität als Licht-, Kraft- und, was neuer- 
dings besonders in Frage kommt, als Wärmequelle An- 
schließend wird noch über elektrische Fernmelde- und 
Schwachstromzeräte berichtet, so daß also der Leser über 
das zeitgemäße Problem „Elektrizität im Hause“ einen 
guten Überblick bekommt. O. Yent. 


Stromarten und Spannungen in den deut- 
schen Orten. Von H. Kolbe, Mit XII u. 659 S. 
in 8°. Verlag J. Widmann, Durlach (Baden) 1929. Prei= 
geb. 16 RM. 


Dieses auch in bezug auf Druck und Ausstattung gute 
Hilfsbuch befriedigt ein von der Elektrizitätsindustrie«- 
und ihrer Kundschaft sehon seit langem empfundenes. 
vom Verfasser in der Einleitung näher begründetes Be- 
dürfnis. vorausgesetzt natürlich, daß seine Angaben. für 
die freilich keine Gewähr übernommen wird, überall zn- 
treffen. Sie werden dauernd kontrolliert und. soweit 


- nötig, jeweils schnellstens berichtiget bzw. ergänzt werden 


müssen. Für die bei ihrer Sammlung und Herausgabe ge- 
leistete mühevolle Arbeit verdienen der Verfasser, seine 
Mitarbeiter wie auch der Verlag Anerkennung. 

F. Meißner. 


KRKohlenelektroden für elektrische Öfen. 
Ihre Herstellung, Prüfung u. Verwendung, nebst ein. 
Übersicht d. dt. Patente. Von G. Schuchardt. Mit 
Abb. u. 33 S. in gr. 8°. Polytechnische Buchhalg. A. Seidel, 
Berlin 1928. Preis kart. 6 RM. 

Im Anschluß an die frühere Arbeit des Verfassers 
„Beiträge zur Kenntnis der Fabrikation und Untersu- 
chung von Kohlenelektroden für die elektrochemische 
Industrie“ wird in obengenannter Arbeit die Herstellung 
dieser Elektroden beschrieben. Die Arbeitsvorgänge, auf 
denen sich die Fabrikation dieser Elektrode aufbaut, 
werden geschildert. Ausgehend von der Wahl der Roh- 
stoffe und ihrer Eignung für die Elektroden, wird der 
Arbeitsvorgang der Aufbereitung, der Mischung der 
Rohstoffe und der des Pressens behandelt, wobei auch 


Nr 


1 


"8 vu "Ss DD o d — mm ei 


nr 


28. November 1929 


auf die Maschinen, die benutzt werden, näher eingegan- 
gen wird. Ein größeres Kapitel ist dem Brennen der 
Elektroden (Verkoken) und der Betriebskontrolle ge- 
widmet. Die Prüfung des Fertigfabrikates erstreckt 
sich in der Hauptsache auf eine Widerstands- oder elck- 
trische Leitfähigkeitsmessung, auf eine Dichte- und Po- 
rositätsbestimmung. In dem nächstfolgenden Kapitel 
wird auf die Verwendung der Elektroden in den Öfen und 
auf die Annippelung zum Zwecke des restlosen Ver- 
brauches des Elektrodenmaterials eingegangen, wobei 
festgestellt wird, daß keine allgemeine Norm der Elek- 
trodenform in der Industrie vorhanden ist, daß jede 
Ofenart die Verwendung einer bestimmten Form vor- 
schreibt. In Kürze werden noch die Eigenschaften der 
-Graphitelektrode, der amorphen Elektrode und der Elek- 
trode nachSöderberg hervorgehoben. Die Verbreitung 
der letzteren Elektrode geht aus einer Zahlentafel her- 
vor, in der die Ofenanlagen in verschieden industriell 
wichtigen Ländern berücksichtigt sind. Ein Vergleich 
der Vor- und Nachteile der einzelnen Elektroden im 
Ofenbetrieb läßt aus den veröffentlichten Betriepsdaten 
noch keinen endgültigen Schluß auf die Wirtschaftlich- 
keit zu, so daß heute noch nicht feststeht. ob der Elek- 
trode nach Söderberg, die infolge ihrer geringen Ener- 
ejedichte größere Ausmaße der Formen verlangt, aber 
in der Herstellung einfacher ist, oder der Graphitelek- 
trode der Vorzug zu geben ist, die infolge der besseren 
elektrischen Leitfähigkeit größere Tinergeiedichte und 
damit bessere Bedingungen für die Liichtbogenbildung 
und die Konstanz des Bogens zuläßt. Zum Abschluß der 
mit großer Sorgfalt ausgeführten Arbeit werden die 
Ofenpatente, die sich auf die Verwendung von Elektro- 
den beziehen, in zeitlicher Folge zusammengestellt. 


Die technische Literatur der Wärmceerzeugung im 
Lichtbogen erfährt durch die Arbeit eine Erweiterung, 
die unsere Kenntnis über den Gegenstand der Elektrode 
vertieft, aber auch erkennen läßt, daß die Untersuchun- 
gen der wirtschaftlichen Verhältnisse im Gebrauch die- 
ser Elektrode noch nicht zum Abschluß gekommen sind. 


V. Engelhardt. 


Handbuch der Experimentalphysik. Unter 
Mitwirk. v. zahlr. Fachgen. herausg. v. W. Wien u. 
F. Harms. Unter Mitarb. v. H Lenz Bd. 13,2. Teil: 
PhysikderGlühelektroden. Von Prof. Dr. W. 
Schottky u. Dr.-Ing. H. Rothe; Herstellung 
derGlühelektroden. Von Dr. rer. techn. H. Si- 
mon: Technische Elektronenröhren und 
ihre Verwendung. Von Dr.-Ing H. Rothe. Mit 
179 Abb., X u. 4% S. in erg Akademische Verlags- 
gesellschaft m. b. H., Leipzig 1928.. Preis geh. 44 RM, 
geb. 46 RM. 


Der mir vorliegende Rand XIII, 2. Teil, des Hand- 
huches der Experimentalphysik enthält drei Unterabtei- 
Jungen, die von verschiedenen Verfassern geschrieben 
worden sind. 

Im ersten Teil behandeln Schottky und Rothe 
die Physik der CGlühelektronen vom thermodynamischen 
Standpunkte aus. Die Verfasser gehen von der funda- 
ınentalen Richardsonschen Gleichung aus. Dann folgen 
die Anwendung der Thermodynamik auf die Glühemis- 
sion, der Elektronendampfdruck, die Ionisation an heißen 
Substanzen, die thermionischen Wärmeeffekte usw. und 
schließlich die Schwankunegserscheinungen. Für ein Hand- 
buch der Physik hätte ich mir nur noch eine etwas aus- 
füihrlichere geschichtliche Einleitung gewünscht, da die 
Arbeiten der Vorläufer von Richardson doch in ihrer 
Bedeutung keineswegs zu unterschätzen sind. Die ganze 
Darstellung ist aber durchweg vortrefflich, und man kann 
sich daraus ein sehr gutes Bild des ganzen Erscheinunes- 
komplexes aneignen. 


Ein kürzerer 2. Teil behandelt die Herstellung der 
€ slühelektroden und ist von Simon verfaßt worden. Nach 
I3esprechung der verschiedenen Arten der Glühelektroden, 
der Elektrodenmaterialien und der Elektrodenanordnungen 
bespricht er die Evakuierungsmethoden und die Tempera- 
t urbestimmung. Dieser Teil bringt alles Wesentliche, was 
darüber zu Sagen ist. 

Der 3. Teil befaßt sich mit den technischen Elektronen- 
röhren und ihren Anwendungen und ist von Rothe ge- 
schrieben worden. Er schildert darin die technischen 
Hlektronenröhren, deren Verwendung als Verstärker, als 
Schwingzungserzeuger und schliellich ihre Anwendunz 
als Gleichrichter. Auch dieser Teil gibt eine für den 
Physiker recht ordentliche Einführung in das ganze mehr 
technische Gebiet. A.Wehnelt 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 


1755 


Three-Phase, Four-Wire and Two-Phase, 
Five-WireMetering. Serial Report of the Meter 
Committee 1927—28. National Electrice Light Asso- 
ciation, New York City 1928. 


Vorliegender Bericht der Nela ist eine Fortsetzung 
des Report Nr. 267/53 vom Mai 1927, welcher sich bereits 
mit Meßmethoden in Drehstrom-Dreileiternetzen beschäf- 
tigt. Nunmehr werden die Methoden zur Messung der in 
Dreiphasen-Vierleiter- und Zweiphasen-Fünfleiteranlagen 


verbrauchten elektrischen Arbeit dargestellt. Ferner 
werden die meßtechnischen Aufgaben besprochen, 


welche auftreten, wenn ein radiales, von einem Punkt 
ausstrahlendes Verteilungsystem auf ein Niederspan- 
nungs-Wechselstromnetz geschaltet wird. Schließlich 
folgen noch Meßmethoden für Verteilungsysteme in Drei- 
eckschaltung, bei welchen die eine Phase in der Mitte an- 
gezapft ist. In einer Anzahl von Tabellen sind die in 
Amerika gebräuchlichen Spannungen bei den verschiede- 
nen Schaltungsarten zusammengestellt. Der Bericht 
dürfte sich besonders für Elektrizitätswerke, welche mit 
der Umschaltung ihrer Verteilungsnetze beschäftigt sind, 
als nützlich erweisen. Schachenmeier. 


Taschenbuch für Bauingenieure. Unter Mit- 
arbeit vieler Fachgen. herausg. von Geh. Hofrat Prof. 
Dr.-Ing. E.h. M. Foerster. 5. verbess. u. erw. Aufl. 
2 Bände mit 3238 Textfig.. XXI u. 2537 S. in 8%. Verlag 
von Julius Springer, Berlin 1928. Preis geb. 42,50 RM. 


Die nach dreiiähriger Pause nötig gewordene 5. Auf- 
lage dieses zweibändigen Taschen- oder vielmehr Hand- 
buches weist eine der Neuzeit entsprechende Vervollständi- 
zung bzw. Durcharbeitung auf. Die Verteilung des Stoffes 
auf eine Reihe namhafter Fachleute gewährleistet die sach- 
gemäße Bearbeitung aller einzelnen Gebicte. Von diesen 
ist die Elektrotechnik an mehreren stark interessiert; es 
seien nur die Abschnitte erwähnt Wasserbau und Wasser- 
wirtschaft, Fernmeldeanlagen und Eisenbahnsicherungs- 
wesen, Eisenbahnwesen mit den Sonderteilen Straßen- 
bahnen, Stadtsehnellbahnen und elektrische Hauptbalınen, 
daneben auch die dem Buche eine allgemeine Verwen- 
dung sichernden Abschnitte Mathematik, Mechanik, Festig- 
keitslehre, Baustoffe, Maschinenbaukunde. Daß die mit den 
rein baulichen Teilen der Kraftwerke, Unterwerke, Frei- 
luftstationen usw. beschäftigten Büros der Elektrizitäts- 
industrie das Buch auf dem Arbeitstisch nicht missen 
können, bedarf keines Hinweises. 


Besonders bemerkenswert sind d'e sachlich kurze Be- 
arbeitung des Stoffes, die übersichtliche Gruppierung der 
Abschnitte und der klare Druck des Textes und der zeich- 
nerischen Darstellungen, die ein rasches Eindringen auch 
in ferner liegende Gebiete ermöglichen. Zehme. 


Das Förderhöhenverhältnis der Kreisel- 
pumpen für die ideale und wirkliche 
Flüssigkeit (H. 307 der Forschungsarbeiten). Von 
Dr.-Ing. W.Schulz. Mit 35 Abb., 6 Taf. u. 28 S. in 4°. 
VDI-Verlag GmbH Berlin 1928. Preis geh. 5 RM, 
f. VDI-Mitgl. 4,50 RM. 


Das Buch will die vorhandene Lücke in den rein theo- 
retischen Grundlagen ausfüllen. Nachdem es Spann- 
hake im Jahre 1925 gelungen war, das rotierende Gitter 
der Schleuderpumpe mit radial gerichteten Schaufeln und 
für ein beliebiges Verhältnis der Ñin- und Ausflußradien 
zu behandeln, wird vom Verfasser der vorliegenden For- 
schungsarbeit der Versuch unternommen, die spezifische 
Schaufelarbeit eines logarithmisch-spiraligen Schaufel- 
rades ebenfalls für ein beliebiges Verhältnis der Ein- und 
Austrittsradien und beliebige Schaufelzahlen mathematisch 
für eine ideale reibungslose Flüssigkeit zu erfassen. 

Eingehende praktische Versuche an einer Spezial- 
pumpe, die im zweiten Teil des Buches näher besprochen 
werden, sollen die Übereinstimmung der rechnerisch er- 
ımittelten theoretischen Ergebnisse mit den Werten der 
Praxis unter Berücksichtigung des Einflusses der wirk- 
lichen Flüssigkeit nachweisen. Wenn der erste Buchteil 
infolge der abstrakten und’ nicht jedem geläufigen mathe- 
matischen Entwicklungen allein genommen für die Allge- 
meinheit weniger Interesse haben dürfte, so sind die prak- 
tischen Versuchsergebnisse für die Pumpen bauende Indu- 
strie zweifellos sehr zu begrüßen, da sie neue Anregungen 
geben und geeignet sind, Verbesserungen im Bau von 
Kreiselpumpen zu zeitigen. G. Garbotz. 


1756 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 


28. November 1929 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Aus der russischen Elektroindustrie. — Die Bestel- 
lungen der Handelsvertretung der UdSSR in 
Deutschland und der von ihr kontrollierten Organi- 
sationen betrugen im Wirtschaftsjahr 1928/29 für Elektro- 
maschinen und elextrotechnische Erzeugnisse zusammen 
10,861 Mill Rbl (8,633 i. V.). wovon auf Elektromaschinen 
7,061 Mill Rb}! (5,117 i. V.) entfielen, sie sind also im ganzen 
um 2,23 Mill Rbl oder 26 % gegenüber 1927/28 und bei Elek- 
tromaschinen, unter denen man einzeln bestellte zu verstehen 
hat, um 1,94 Mill Rbl bzw. 38 % gestiegen. 

Über die Produktion der Schwachstromindustrie auf dem 
Radiogebiet macht die Handelsvertretung folgende An- 
gaben und bemerkt dazu, daß diese Industrie Ende 1928 erst 
etwa 30 bis 40 % des Bedarfs decken konnte; etwa 65% der 
Nachfrage nach Empfängern und Ersatzteilen wurden noch 
handwerksmäßig hergestellt: 


Radiogerft ` 
(Stückzahlen) 


in Din des Vorjahres 
192829 | 1929 30* 


EE GE de DEE ee 
16 100 ı 38400: 71500 288,5 186,1 


1929 9* 


19278 | 1928 29 


Röhrenempfänger .. 


Detektorempfänger. | 80 900 | 182 800 '338 000 | 225,9 | 184,9 
Kopfhörer......... 454 900 | 300 000 658200 65,9 | 219.4 
Lautsprecher ...... —  |132 500 338700 — 255,7 


In Ausführung des zwischen dem „GET“ und der General 
Electrice Co. abgeschlossenen Vertrags über technische 
Hilfe! hat letztere nunmehr eine Anzahl ihrer Patente nnd 
Entwürfe dem Trust zur Verfügung gestellt, darunter auch 
Entwürfe der für die Elektrisierung der Eisenbahnen erforder- 
lichen Einrichtungen. Der Vorschlag. 66 amerikanische Elek- 
troingenieure zur Arbeit in den Fabriken des Trusts heran- 
zuziehen, wurde, wie die Volkswirtschaft berichtet, mit einer 
Sonderkonmiission der GECo. erörtert, die auch den Auftrag 
erhielt, konkrete Vorschläge für die Einrichtung von GießBe- 
reien in den elektrotechntschen Fabriken der Sowjetunion 
zu machen und Pläne Dir eine neue Turbinenfabrik in Char- 
kow zu entwerfen. Im Zusammenhang damit sei ein Aufsatz. 
von Professor Dr. G. Dettmar über Auslandshilfe beim 
Wiederaufbau der russischen Industrie? erwähnt, in dem der 
Verfasser auf Grund eigener Beobachtungen? die verschiede- 
nen Wege zur Heranziehung des Auslands für die Förderung 
des Industrieaufbaues in Sowjetrußland bespricht. Dazu gc- 
hört auch die Vergebung von Konzessionen, die seit 
Anfang 1929 nach einer neuen Verordnung erfolgt und unter 
deren zahlreichen Objekten die Handelsvertretung kürzlich 
die Errichtung je einer Fabrik für Installationsmaterial und 
Heizapparate angeführt hat. Beide will man im Zentrum 
Rußlands anlegen, da sie als sehr wichtige Faktoren bei 
der Elektrisierung des Landes betrachtet werden. Der Pro- 
duktionswert des erstgenannten Werks. soll jährlich etwa 
10 Mill Rbl bei Kapitalinvestitionen von rd. 4 Mill Rbl be- 
tragen. Auch eine Reihe von Kraftwerksbauten und -betrieben 
bietet dem fremdländischen Kapital Beteiligungsmöglich- 
keiten, und nach der Köln. Zg. scheint sich die Westinghouse 
Kleetrie & Manufacturing Co. sowohl für diese wie für die 
Errichtung verschiedener elektroindustrieller Fabrikations- 
stätten zu interessieren. 

Auf Grund eines Erlasses des Obersten Volkswirtschafts- 
rats der UdSSR ist nach Mitteilung der Ind. Handelszg. die 
Bildung eines Konzerns der elektrotecehnischen 
Industrie (WEO) geplant. dem auch die Industrieabtei- 
lung des „Glawelektro“ unmittelbar unterstellt werden und 
in den der GET, ferner der Schwachstromtrust, der staatliche 
Trust für Herstellung und Absatz von Röntgen- und elektro- 
medizinischen Apparaten „Rema“ sowie der Akkumulatoren- 
trust eingegliedert werden sollen. 


Frankreichs elektrotechnischer Außenhandel!. — Im 
ersten Halbjahr 1929 ist nach Angaben der Rev. Gen. 
de VELIS die Einfuhr auf 169839 dz im Wert von 295,860 
Mill Fr gestiegen, d. s. 49 700 dz (82%) und 121.835 Mill Fr 
(70%) mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres (60 139 dz 
bzw. 174,025 Mill Fr). Die Zunahme erstreckte sich im wesent- 
lichen auf Apparate, isoliertes Leitungsmaterial, Konden- 
satoren und Isolationsteile aus Porzellan. Glas usw. Die 
Ausfuhr weist mit 153 776 dz and 214.160 Mill Fr nur eine 
Erhöhung um 713 dz und 10,755 Mill Fr (595) gegen die ersten 
6 Monate von 1928 auf (153 063 dz bzw. 203.345 Mill Fr). 
Merklich zugenommen hat der Export von Bogenlampen, Lei- 


Nach den vorgesehenen Plan- bzw. Kontrollziffern. 
Vel. ETZ 1020, H 735. 

Techn. Wirtsch. Bd. 22, 192%, S. 245. 

Val, ETZ 19%, H 065 ff 

Val. ETZ 1929, S. 1316. 

Bd. 26. 1929, N. 503. 


CG a w Nm A 


tungsmaterial, verschiedenen Zubehörteilen, Akkumulatoren 
und Isolationsmaterial aus Porzellan, Glas usw. Der Č ber- 
schußder Ausfuhr stellte sich der Menge nach auf 43 937 da 
(92 924 i. V.), während wertlich die Einfuhr um 81,760 Mill Fr 
größer war (Exportüberschuß i. V. 29,320 Mill Fr). 


Elektrotechnischer Außenhandel der V.S. Amerika’. — 
Im August 1929 betrug der Wert der Ausfuhr elektri- 
scher Maschinen, Apparate und Zubehörteile 11 898 809 $, d. s. 
3175869 $ oder 36 mehr als im Parallelmonat des Vor- 
jahres. Die Zunahme betraf im wesentlichen Transformatoren 
für Instrumente, kleinste und stationäre Motoren bis 200 PR 
sowie Bahnmotoren, ferner verschiedene Haushaltapparate, 
Radiogerät. Fernsprecheinrichtungen, Eisenbahnsignale, Zünd- 
vorrichtungen. nicht näher bezeichnete elektrische Apparate 
und elektrotechnisches Porzellan für eine Spannung unter 
66 kV. Der Export von Dampfturbogeneratoren, Starkstrom- 
schalttafeln, Teilen und Zubehör von Motoren war merklich 
geringer als im Augast 1928. 


Aus der Geschäftswelt. — DieAllgemeineElek- 
trieitäts-Gesellschaft hat nunmehr die durch die 
bekannte Transaktion mit der International General Electric 
Co2, die 30 Mill RM Stammaktien der AEG zum Kurs von 
200% erwirbt, neben der Umwandlung der Varzugs- in 
Stammaktien notwendig gewordene Kapitalserhöhnng zu- 
nächst im Umfang von 13,750 Mill RM durchgeführt, womit 
ihr Grundkapital 200 Mill RM erreicht. Aus dem Prospekt 
für die Zulassung dieser neuen Stücke zur Berliner Börse geht 
u.a. hervor, daß die Gesellschaft am 1. VIII. 18 705 Beamte 
und 41 402 Arbeiter beschäftigte und in 35 Ländern durch 
einheimische Gesellschaften bzw. Zweigniederlassuugen ihrer 
deutschen Tochterunternehmungen vertreten wird. Zu den 
eigenen Gesellschaften gehören im wesentlichen die AEG Tbe- 
rica de Electricidad S. A., Madrid (5 Mill Pes), die Elektriska 
Aktiebolaget AEG Stockholm (5 Mill Kr), die Elektricitets- 
Aktieselskabet AEG, Oslo (1,5 Mill Kr), die N. V. Electrici- 
teits Maatsehappij AEG, Amsterdam (0,5 Mill Gld), die Société 
Luxembourgeoise pour Entreprises Electriques S. A., Luxen:- 
burg (3 Mill Frs), die AEG Cia. Argentinia de Electricidad 
S. A. Buenos Aires (2 Mill m$n) und die AEG Engineering 
Co. S. A. (Proprietary) Ltd., Johannesburg (0,025 Mill £). 
Fiir das Geschäftsjahr 1928/29 wird ein befriedigendes Ergeb- 
nis erwartet. 

ln das Handelsregister wurden eingetragen: Tech- 
nische Werke G.m.b.H. Jastrow, Grenzmark 
Posen-Westpreußen, Jastrow (0.305 Mill RM): Re- 
trieb der städtischen Betriebswerke, darunter des Elektrizitäts- ` 
werks; Neon-Allgemeine Lichtröhrengesell- 
schaft m.b. H., Berlin (20 000 RM): Herstellung und Ver- 
trieb von Neon-Lichtröhren; Elektro-Maschinenbau- 
Gesellschaft m.b. H.. Magdeburg (20 000 RM): Fabri- 
kation von und Handel mit Elektromotoren; Schreibemit 
Lieht, G.m. b. H.. Berlin (20000 RM): Herstellung und 
Vertrieb moderner Lichtreklameeinrichtungen und dazu ge- 
höriger elektrotechnischer Artikel; Süddeutsche Appa- 
ratefabrikG.m.b. H., Nürnberg (1 Mill RM): Herstellung 
und Vertrieb von Apparaten auf dem Gebiet des Fernmelde-. 
Signal- und Rundfunkwesens. Die Siiddeutsche Telefon-, Ap- 
parate-, Kabel- und Drahtwerke AG.. Niirnberg, hat den der 
Erzeugung von Apparaten auf dem genannten Gebiet dienen- 
den Teil ihres Geschäftsbetriebs in das neue Unternehmen 
eingebracht?; Strom- und Gasversorgung Elze 
(Hann.) G. m. b. H., Elze (50 000 RM): Versorgung der Pe- 
völkerung mit Elektrizität und Gas, Erzeugung. Bezug und 
Lieferung der benötigten Licht-, Heiz- und Kraftmittel, Er- 
riehtung der erforderlichen Anlagen usw. 


1 EI. World. Rd. 94. 19%, S. 811, Vgl. ETZ 1928, S. 163% 199 H. 1644 
2 Vil. ETZ Ia, 8.122, 1355. 
3 Vgl ETZ 1020. S. 1572. 


Berichtigung. 
Im Aufsatz „Betriebskurven für 2X2OKV- 
Drehstromfernleitungen* (ETZ 1929, N. 451 


u. 493) ist, wie uns Verfasser nachträglich mitteilt. auf 
S. 496, l. Sp.. 12. Z. v. unten, anstatt Urn — 245 kV zu 
setzen: Un = 250 kV; ebenso muß es gemäß S. 454, 1. Sp.. 


Bude IV, onen auf S. 496, 1.Sp., 7. Z. v.unten anstatt 
245 — 220 s 
E = 1C0. ee = 1136 %, folgendermaßen heißen: 
U 250 
== Re e H Ee j? A S SE d pi 
S = 10 a 16 oan 113,6 09 


Abschluß des Heftes: 23. November 1929. 


Rechtsverbindliche ée dieses Heftes 
19000 Bxpl. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. B.. Rerlin. 
Im Ruchhandel durch Jullus Springer, Berlin W 9. 


Gekapselte 


Hochspannungs- 


Schaltanlagen & 


bis 30 kV. 


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LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


elten& Guillesume Cariswerk A-G. 


* VDE-Fachbericht-Sonderheft 1929 1757 — Alftan, Kraftw. 
— Flade, Verfahr. z. Ermittl. v. Dauerkurzschluß-Stromstärken 
1761 — Beckmann, Verwend. d. SA-Telephontechnik f. d. Steue- 
T Elektropostanl. 1765 — Schaper, Amerik. Wechselstrom-Floating- 
Peter 1768 — Müller, Materialgewichte u. Trommelraumbedarf el. 
2 -— Sequenz, Stromwendungsschwank. d. Spann. v. Gleichstrom- 
EE. Teil 1775. 
n ds chau: Synchronmot. m. wandernd. Erregerachse — Geschloss. 
ahrmeyer-Mot. 1779 — Armatol-Mastenschutz 1790 — Betriebserfahr, an 
elt. — Eine neue Art gußgekaps. Schaltanl. 1781 — Instrum. z, Mess. 
Këtettäëäten u. Kapazitäten — Selbsttät. Vakuummesser f. Gleichr. 1782 
Eranom. — Wirtschaftlichk. el. Widerstandsöfen — Winkelfass. d. Bam- 
Zn. -Ges,. — Verkehrstechn. Verbes b. d. Schwebebahn 


Ka 


È zicht. — Schwere dieselelektr. Lokom. d. Kanad. National-Eisen 


Vohwinkel— 
#— Barmen 1783 — Elektris. d. Bostoner Schmalspurbahn — Schlenen- 


öln-Mulheim 


bahn — Handhab. schwerer Schmiedestücke unt. d. Hammer 1785 — Wirt 
schaftsbericht d Dt. Rundfunks für 1928 — Mess. am rückgekopp. Wider- 
standsverstärker, Kompensiert. Verstärk, m. gerader Frequenzkurve 1786 — 


Vor der Einführ. d. Tonfrequenzverfahr, f. Zweidrahtverstärkerleit. b. d. D. R. P. 
Phosphoreszenz im Zusammenh. m, el, Erschein, 1787 — Vernick, v. Aluminium 
u. Aluminiumlegier. — Einfl. d. Glasur auf d Isolatorenfest. 1788 — Dr.-Ing. 
Promot. a. d dt, T. H. Neue Normbl. des DNA 1789 — Energiewirt: 
schaft 1789 — Vereinsnachrichten 1791! — Sitzungskalen: 


der 1792? — Persönliches 1793 — Briefead Schrift: H. Schulz 
IB Koetzold, Thoma / R. Rüdenberg 1798 — Literatur: A. Hund, 
W. Pfanhauser, H Ring, Inst. f. angew. Mathematik a. d Universität Berlin 


E. Lenhart, M. Moser, VDI, G. Meyersberg, M. Meisner 1793 — Eingegang 
Doktordiss. 17965 — Geschäftl. Mitteilungen 1796 — Bezuge 
quellenverzeichn. 179%. 


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Let, e? Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 5. Dezember 192 


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1757 


Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) | 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


50. Jahrgang 


Berlin, 5. Dezember 1929 


Heft 49 


VDE -Fachbericht-Sonderheft 1929. 


Das VDE - Fachbericht - Sonderheft 1929 der XXXIV. Jahresversammlung des VDE in Aachen ist soeben 


erschienen. 


Der Inhalt des Heftes gibt die auf der XXXIV. Jalhresversammlung des VDE am 8. und 9. Juli 1929 


in der Technischen Hochschule Aachen gehaltenen. Fachberichte nebst den anschließenden Besprechungen wieder. 


Die Preise sind: 


WW LE kAd ” 


gebunden 


39 LI 


Versandkosten 


| Bestellungen bitten wir umgehend an die Geschäftstelle des VDE, Berlin W 57, 


richten. Der Versand erfolgt sofort. 


Für Mitglieder des VDE geheftet 
gebunden 


für Nichtmitglieder geheftet. . . 


050 „. 


Potsdamer Straße 68, zu 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


Das Kraftwerk imatra. 


Von Obering. Alt. Alftan, Helsingfors. 


Allgemeines über dic verfügbaren Wasser- 
kräfte. 


Die wertvollsten Wasserkräfte Finnlands liegen süd- 
lich der Nordgrenze des Einzugsgebietes des Ule-Flusses. 
Es sind hauptsächlich die Stromschnellen der Wuoksen-, 
Kymmene-, Kumo- und Ule-Flüsse, die für die Errichtung 
von Groß- Wasserkraftwerken in Fruge kommen. Die gc- 
samten Wasserkräfte dieser Flüsse betragen bei unge- 


Er EE Ze - 


+ *\_adoga-g, l 
See 


fi 
a” .Y, Finnischer Meerbusen 


Abb. 1 Miss des Kraftwerks und der 120 kV-Fernleitungen. 


r-zeltem Mittelwasser etwa 875000 Turbinen-PS, wovon 
bis vor kurzem nur rd. 10 % ausgebaut waren. Eingehende 
Untersuchungen über die Voraussetzungen des Ausbaues 
der Wasserkräfte der vorerwälnten Flüsse haben er- 
geben, daß der Wuoksen seines gleichmäßigen Zuflusses 
und der verhältnismäßig hohen Gefälle wegen in erster 
Linie für die Energiegewinnung in Betracht kommt. 
Durch diesen Fluß, der im östlichen Teil des Landes liegt 
(Abb. 1), ergießt sich das Wasser des Saima-Sees in den 
Ladoga. Vom Wuoksen-Fluß ist wiederum derjenige Teil, 
der zwischen dem Saima-See und dem Orte Jääski liegt, der 
sogenannte obere Wuoksen, der wirtschaftlich bedeutend- 
ste; denn das gesamte Gefälle auf dieser Strecke beträgt 
4,24 m (Abb.2). Die Abflußmenge beträgt bei normalem 
Niederwasser 480 m?/s, bei Mittelwasser 570 m?/s und bei 


normalem Hochwasser 670 nı?/s. Beim niedrigsten beobach- 
teten Wasserstand betrug die Abflußmenge 350 m?/s und 
beim höchsten Hochwasser 1200 m?/s. 


Da der Saima-See mit seiner rd. 5000 km? weiten Fläche 
als natürliches Staubecken eine außerordentlich günstige 
Gelegenheit zur Regelung der Abflußmenge bietet, konnte 


Soima Toinionkoski 


Ensonkoski 


Rouhiolonkoski 


25 km 


0 5 v 75 e 


Abb. 2. Gefälle des Wuoksen. 


für den Ausbau der Wasserkräfte des Wuoksen eine Was- 
sermenge von 800 m?/s zugrunde gelegt werden. Von den 
Stromschnellen des Wuoksen sind wiederum die am Imatra 
die bedeutendsten. 


Das Kraftwerk Imatra 


Im Jahre 1921 beschloß der Reichstag auf Vorschlag 
des Finanzausschusses auf Staatskosten am Imatra ein 
Wasserkraftwerk zur Gewinnung elektrischer Energie zu 
errichten. Der Ausbau des Kraftwerkes sollte in zwei ge- 
trennten Abschnitten durchgeführt werden, wobei der 
erste Ausbau 4 Maschinensätze und der zweite Ausbau 
weitere 4 Maschinensätze von je 27000 Turbinen-PS um- 
faßt. Das Nutzgefälle beträgt beim ersten Ausbau 23 m 


1768 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


6. Dezember 1929 


und soll nach Vollendung des zweiten Ausbaues auf 24m 
erhöht werden. Die Gesamtleistung des vollendeten Kraft- 
werkes beträgt somit 216 000 Turbinen-PS. 

Wie aus dem Lageplan (Abb.3) ersichtlich, ist das 
Stauwehr quer über dem früheren Flußbett oberhalb der 
Hauptstromschnelle errichtet. Es besteht aus einem festen 
und einem beweglichen Teil, wovon der letztere mit drei 
Wehröffnungen versehen ist. Zwei dieser Welıröffnungen 
sind mit 17 m breiten und 6,5 m hohen Walzenverschlüssen 
und die dritte mit einem 12m breiten und 45m hohen 
Sektorverschluß ausgerüstet. Um im Winter das Fest- 
frieren der Wehrverschlüsse zu verhindern, werden deren 
seitliche Abdichtungen sowohl elektrisch als auch. im Not- 
falle mit Dampf geheizt. 


Abb. 3. Lageplan. 


Da das Oberwasser bis 6m über dem ursprünglichen 
Wasserstand des Flusses aufgestaut wird und der Ober- 
wasserspiegel bedeutend höher als das umliegende Gelände 
liegt, sind zu beiden Seiten des Flußlaufes als direkte Fort- 
setzung des Stauwcehres Uferdämme angelegt. Es entsteht 
hierdurch oberhalb des Wehres ein Stauweiher von rd. 
4,5km Länge und etwa 0,6km Breite, wobei einige un- 
mittelbar oberhalb des Stauwehres gelegene Stromsehnellen 
verschwinden und deren Gefälle dem Kraftwerke zugute 
kommen. Hinter den Üferdämmen befinden sich auf beiden 
Ufern selbsttätige Pumpenanlagen, die das hinter den 
Staudämmen sich ansammelnde Sicker- bzw. Regenwasser 
in den Stauweiher befördern. 

Beim Ausbau des Kraftwerkes ist nicht das ursprüng- 
liche Strombett zum Zu- und Ableiten des Wassers benutzt 


Abb. 4. 


worden, sondern zu diesem Zweck sind auf der östlichen 
Seite der Hauptstromschnelle, unterhalb deren der Wuok- 
scen ein scharfes Knie bildet, das Kraftwerk mit zugehöri- 
gen Werkkanälen derart angelegt, daß die Achse dieser 
Kanäle das Knie in einer Geraden abschneidet. Sowohl der 
Oberwasserkanal als auch der Unterwasserkanal haben 
eine Länge von je rd. 400 m und sind für eine Wasser- 
menge von 800 m?/s berechnet, d.h. sie sind so ausgeführt, 
daß sie dem vollständigen Ausbau des Werkes entsprechen 
und folglich keiner Erweiterung mehr bedürfen. Der Ober- 
wasserkanal hat eine Breite von 85 m und eine Wassertiefe 
von 5,4ın, während der Unterwasserkanal rd. 30 m breit 
ist und einen mittleren Querschnitt von etwa 300 m? hat. 


Das Maschinenhaus, dessen erster Ausbau Platz für 
4 Maschinensätze bietet, liegt quer zum Oberwasserkanal 
und hat eine Länge von 74m und eine Höhe von 47 m, ge- 
rechnet von der Sohle des Unterwasserkanals bis zum 
Dachgicbel (Abb. 4). Das Maschinenhaus besteht aus zwei 
Hauptteilen, dem unterwasserseitiren Teil, in dem die 
Turbinen und Generatoren nebst verschiedenen Hilfs- 
maschinen untergebracht sind, und dem oberwasserseitigen 
Teil, der sog. „Lukenhalle*, in der sich die Abschluß- 
organe der Turbinenkammern und deren Windwerke nebst 
Antrieben befinden (Abb.5). Den Maschinensaal selbst 
zeigt Abb. 6. 


Maschinenhaus und Schaltanlagen, von der Unterwasserseite gesehen. 


Die Turbinen sind Einfach-Franeisturbinen mit verti- 
kaler Welle und haben eine Leistung von 27 000 PS bei 
ciner Umdrehungszahl von 125 U/min. Die Regelung der 
Turbinen erfolgt in üblicher Weise durch Servomotoren 
und mit Riemen angetriebene Zentrifugalpendel, wobei 


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Abb. 5. Maschinenhaus im Schnitt. 


die Vorkehrungen so getroffen sind, daß beim eventuellen 
Absprinzen des Riemens bzw. bei Riemenbruch der Ma- 
schinensatz nicht abgestellt wird, sondern der Servomotor 
in seiner innegehabten Lage verriegelt und der Maschinen- 


wärter durch ein akustisches Signal auf die Störung 
aufmerksam gemacht wird. — 


Die Turbinen sind mit direkt 
aufgebauten Drehstrom-Genera- 
toren gekuppelt, deren Spannung 
10 000...11000 V bei 50 Hz be- 
“trägt. Der Generator ist so auf- 
ecstellt, daß die obere Ständer- 
kante sich in Höhe des Ma- 
schinensaal-Fußbodens befindet 
(Abb. 5). Um den Ständer herum 
ist ein Luftkanal angeordnet. in 
dem die vom Generator erwärmte 
Kühlluft aufgesammelt und nach- 
her durch einen besonderen Luft- 
schacht ins Freie abgeleitet wird. 
Im Winter wird die erwärmt: 
Kühlluft durch ein besondere 
System von Schiebern und Türen 
der Luken- und Masechinenhalle 
zugeführt oder teilweise mit der aus dem Freien einge- 
sogenen kalten Luft im Geschoß unterhalb des Stators 
vermengt und dem Generator wieder zugeführt. — Die 
Turbinen haben je ein Lager, das sich direkt auf dem 
Turbinendeckel befindet. Die Generatoren dagegen haben 
je zwei llalslager und ein auf dem oberen Armkreuz an- 
vcbrachtes, als Seementlager ausgeführtes Trarlager. da= 
sowohl das Gewicht der rotierenden Teile des Maschinen- 
satzes als auch die vom Wasserdruck herrührende axiale 
Belastung aufzunehmen hat. 

Das Abbremsen der Maschinen beim Abstellen erfolgt 
zunächst elektrisch und nachher, wenn eine gewisse Dreh- 
zahl erreicht ist, mechanisch mittels hydraulıscher Brem- 
een, bis die Maschine zum Stillstand gebracht ist. 

Den Erregerstrom liefern direkt aufgebaute Erreger- 
maschinen, die ihren Erregerstrom wiederum von einer 
von einem Asyncehronmotor angetriebenen Hilfserreger- 
dynamo erhalten, da die Stromstärken der Haupterreger- 
maschinen von den Schnellreglern nicht bewältigt werden 
können. 

Die Energie der Generatoren wird mittels Erdkabel 
zu den Transformatoren und Schaltanlagen weitergeleitet. 
Nur ein geringer Teil wird über Drosseln und Transforma- 
toren schon im Maschinenhause den Generatoren entnonm- 
men und zum Antrieb der Kompressoren, der Regler sowie 


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5. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49 


1769 


der Hilfserregermaschinen benutzt. Zu jedem Generator 
gehört je ein 24000 kVA-Drehstrom-Transformator, der 
ohne zwischenliegenden Schalter an den Generator ange- 
schlossen ist. Wie bereits erwähnt, haben die Haupttrans- 
formatoren eine Leistung von 24000 kVA und eine Über- 
setzung von 11 000/121 000 VY. Sie sind als Kerntransforma- 
toren ausgeführt und mit in Stern-Dreieck geschalteten 
Zylinderwicklungen versehen. Ein Generator bildet mit 


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Abb. 6. Maschinensaal. 


zugehörigem Transformator eine gemeinsame Gruppe, die 
auf der 120 kV-Seite mittels Ölschalter an die 120 kV -Sam- 
melschienen angeschlossen wird. Jede Greenerator-Trans- 
formatorgruppe ist mit Differentialschutz, Überstrom- und 
Überspannungschutz versehen. 


Die 120 kV-Schaltanlage ist als Freiluftanlage ausge- 


führt und mit einem Doppelsammelschienen- und außer- 
dem mit einem Hilfsammelschienen-System ausgerüstet 
(Abh. 7). Durch diese Anordnung wird erreicht, daß jeder 


beliebige Ölschalter jederzeit außer Betrieb genommen 
und durch den Kuppelschalter ohne Stromunterbrechung 
ersetzt werden kann. Von den 120 kV-Sammelschienen 
zweirzen die abzehenden Fernleitunzen ab. 

Zwei der Generatoren 
sind auch an ein 11 kV-Dop- 
pelsammelschienen-System an- 
geschlossen. An dieses Schie- 
nensystem, das besonders zur 
Deckung des lokalen Energie- 
bedarfes vorgesehen ist, sind 
je zwei 400kVA- und zwei 
3000 kV A-Transformatoren an- 
geschlossen, die die Maschi- TE CS 
nenspannung auf 22kV bzw. 0- Schiene LY 
35 kV umspannen. Ferner 
sind an die 11kV-Sammel- 
schienen zwei 1000 kVA- j) z 
T'ransformatoren mit einer nach Wiborg 
Übersetzung von 11/3,3 kV an- 
geschlossen. Mittels zweier 

300 kV A-Transformatoren 

wird die Spannung von 3,3 kV 


fiir Kleinmotoren und Be- 
leuchtungzszwecke auf 380/220 L 
r e A H } [u I A FA | | 
Volt herabgesetzt. Haupt- | 
Sämtliche vorerwähnten  ransformator 


Mittelvoltanlagen sind mit 
Doppelsammelschienen - Syste- 
men ausgerüstet und in einem 
gemeinsamen Schaltzebäude 
untergebracht. Die Schalt- 
anlagen sind nach dem Hallen- 
system mit versenkt eingebau- 
ten Ölschaltern ausgeführt. 
Im Schaltzebäude sind in einer besonderen Maschinen- 
halle drei Umformersätze untergebracht, die auf der Dreh- 
stromseite mit Synchronmaschinen ausgerüstet sind. Einer 
der Umformer, dessen Leistung 180 kV A beträgt, dient als 
teserve-Erregermaschine und die beiden anderen von je 
200 kVA Leistung zur Aufladung einer 600 Ah-Akkumu- 
latorenbatterie, die ebenfalls in einem besonderen Raum 
im Schaltzebäude untergebracht ist. Diese Batterie lie- 
fert den erforderlichen Gleichstrom für die Antriebe der 
Woehrwalzen, des Sektors, der Turbinenschütze und für 
die Notbeleuchtung. 


Ölschalter 
Imatra 


AbD. 8. 


Sämtliche Ölschalter sind mit elektrischem Motor- 
antrieb versehen, wogegen fast alle Trennschalter für 
Handbetätigung ausgeführt sind. Die Betätigung der Öl- 
schalter erfolgt vom Kommandoraume aus. Sämtliche 
Schalter sind mit Stellungszeigern versehen, die im Zu- 
sammenhang mit einem Betriebschaltbild nebst den Kon- 
taktzebern und. Signallampen der Ölschalter auf Schalt- 
pulten angeordnet sind. Der Kommandoraum liegt eben- 
falls im Schaltzebäude und ist räumlich so angeordnet, 


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Abb. 7. Teil der 120 kV-Freiluftanlage. 


daß das Bedienungspersonal vom Fenster aus die gesamte 
120 kV-Freiluftschaltanlare gut überblicken und an Hand 
eines Schaltbildes in axonometrischer Darstellung auszu- 
führende Schaltungen verfolgen kann (Abb.8). 


Reserveseil 


nach Willmanstrand 


Ölschalter 


Axonometrisches Schaltbild. 


Im Kommandoraum sind außer den Instrumenten- 
tafeln und Betätigungspulten der Generatoren, Transfor- 
matoren, Hilfskraftmaschinen und Fernleitungen auch auf 
besonderen Apparatetafeln die Schnellregler unterge- 
bracht. Außer der Werkstätte und Ölküche befinden sieh 
im Schaltgebäude noch die Büro- und Laboratoriumsräume. 


Die Fernleitunzen. 


Wie erwähnt wird die Energie in den 24000 kV A- 
Haupttransformatoren auf 120 kV umeespannt und mit 
dieser Spannung mittels Fernleitungen zu den Unter- 


1760 


werken weitergeleitet. Es sind zwei Hauptübertragungs- 
leitungen ausgebaut worden, von denen die eine sich nach 
der im östlichen Teil des Landes gelegenen Stadt Wiborg 
und die andere durch Südfinnland über Willmanstrand 
nach Hikiä erstreckt, um sich dort in zwei Abzweigen, von 
denen der eine nach Helsingfors und der andere über 
Forssa nach Abo führt, zu verzweigen. .Ferner befindet 
sich noch eine 120 kV-Fernleitung von Helsingfors nach 
Wirkby im Bau (Abb.1). 


Die Längen der einzelnen Leitungstrecken sind fol- 
gende: Imatra— Wiborg 53 km, Imatra—Hikiä 220 km, 
Hikiä—Helsingfors 60 km, Hikiä—Abo 160 km und Hel- 
sinzfors—Wirkby 60 km. Auf der Leitungstrecke Imatra 
—Wiborg ist als Leitungsmaterial Stahl-Aluminium-Seil, 
welches seinen Eigenschaften nach einem Kupferseil von 
35 mm? Querschnitt äquivalent ist, benutzt worden. Die 
übrigen Leitungen sind alle mit Kupferseilen ausgerüstet, 
wobei auf der Strecke Imatra—Hikiä, welche später als 
Doppelleitung ausgeführt wird, vorläufig nur 4 Leiter von 
150 mm? Querschnitt aufgehängt sind. Die Leitungstrecken 
Hikiä—Helsingfors und Hikiä— Abo sind in gleicher Weise 
ausgeführt, nur mit dem Unterschiede, daß hier 95 mm". 
bzw. 120 mm?-Seile benutzt wurden. Auf der Strecke Hel- 
sinzfors—Wirkby kommen Seile mit 70 mm? Querschnitt 
zur Verwendung. 

Die Leitunzsmaste sind von dem Erbauer des Kraft- 
werkes, dem Staatlichen Wasserkraftamt, entworfen wor- 
den und bei der Durchbildung derselben sind alle durch 
die außergewöhnlichen klimatischen Verhältnisse beding- 
ten Umstände berücksichtigt worden. Es sei hier nur er- 
wähnt, daß sämtliche Gittermaste portalartig ausgebildet 
sind, wobei eine als Rahmenbinder ausgeführte Traverse 
von Pendelständern getragen wird, die auf Gelenken ge- 
lagert sind. Die Verbindung zwischen der Traverse und 
den Pendelständern erfolgt ebenfalls durch Gelenke. Die 
ganze Mastkonstruktion wird mittels rundeiserner Kreuz- 
verbände versteift. Die Maste sind mit besonderen Schutz- 
seilen ausgerüstet, damit u. U. beim Ilerabfallen eines 
Leiters die Kreuzverbände nicht beschädigt werden 
(Abb.9). Auf der Leitungstreecke Imatra— Wiborg sind 


Abb. 9. Tragmast für die Fernleitung nach Westfinnland. 


die Traversen der Tragmaste nicht als Fachwerkkon- 
struktion, sondern als Rohre aus Eisenblech ausgeführt. 
Die Leitunssmaste haben aufgeteilte Fundamente aus ar- 
miertem Beton und das Volumen derselben beträgt bei 
den Abspannmasten rd. 12 m? und bei den Tragmasten 
rd. 6 m’. Die Form der Fundamente ist obeliskenartig, mit 
einer unten anschließenden Grundplatte. 

Bei der im Bau befindlichen Leitung Helsinsfors— 
Wirkby werden ebenfalls Gittermaste verwendet, wobei die 
Konstruktion der Maste leichter ausgeführt ist als bei den 
vorerwälnnten lHauptleitungen und grundsätzlich von der 
früher beschriebenen Konstruktion dadurch abweicht, daß 
die Maste selbst in der Leitungsrichtung mit Stahlseilen 
am Erdboden verankert werden (Abb. 10). Besonders 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


5. Dezember 1929 


interessant bei dieser Leitungstrecke ist, daß nur Trag- 
maste und gar keine Abspannmaste im üblichen Sinne 
vorhanden sind. Nur an Weg- und Bahnkreuzungen sind 
Abspannmaste verwendet worden. 

Die Spannweiten sind bei den Leitungen nach West. 
finnland 250...300 m und auf der Leitungstrecke Imatra 
— Wiborg 225 ....250 m. 

Als Seilverbinder wurden für sämtliche Leitungen so- 
genannte „Stoßverbinder” benutzt. Auch die Abspannklem- 
men sind auf den Hauptstrecken nach dem gleichen System 
ausgeführt und auf Anregung des Wasserkraftamtes kon- 
struiert worden. Als Erdungseile sind 50 mm?-Stahlseile 
benutzt worden, welche an der oberen Kante der Traverse 
befestigt sind. 

Die Leitungseile sind an Isolatorenketten aus Por- 
zellan aufgehängt; es gelangten hauptsächlich V-Ring- 
isolatoren normaler Größe zur Verwendung. Die Glieder- 
zahl ist bei den Tragketten 7 und bei den Abspannketten 8. 
Auf der Leitungstrecke Hikiä—Abo wurden die Abspann- 
ketten mit vierzliedrigen Motorisolatoren ausgerüstet. 


Abb. 10. Mast auf der Strecke Helsingfors- Wirkby. 


Die Unterwerke. 


In den Unterwerken wird die 120 kV-Übertragungspan- 
nung auf 35 kV bzw. 10 kV umgespannt und die Energie 
direkt an die Abnehmer abgegeben. Beim Aufbau der 
Unterwerke sind in der Hauptsache die gleichen Gesichts- 
punkte maßzebend gewesen wie bei den Schaltanlagen des 
Kraftwerkes selbst. Auch hier sind die 120 kV-Anlagen 
als Freiluftanlagen und die Mittelvoltanlaren in Schalt- 
häusern nach dem Hallenbausystem ausgeführt. Besonders 
wurde darauf geachtet, daß die verschiedenen Unterwerke 
möglichst einheitlich ausgeführt wurden. 

Vorläufige sind fünf Unterwerke errichtet worden, 
u. zw. in Wiborg, Willmanstrand, Hikiä, Helsingfors und 
Abo. Das Unterwerk in Wirkby befindet sich noch im 
Bau. Von den vorerwähnten Unterwerken sind die in 
Helsingfors und Abo die größten und sind mit je zwei 
10000 kV A-Drehstrom-Transformatoren ausgerüstet. Diese 
Transformatoren sind als Kerntransformatoren für Frei- 
luftmontage ausgeführt und mit drei Wicklungen für 1%, 
35 und 6,6 kV versehen. Die dritte Wicklung für 6,6 kV 
ist ausschließlich für die synchronen Phasenkompensato- 
ren, von denen in Abo zwei Stück von je 7500 kVA auf- 
gestellt sind, vorgesehen. In dem Unterwerk Helsingfors 
ist diese Wicklung noch unbenutzt, weil die Regelung der 
Phasenverschiebung vorläufig mit den Generatoren de: 
städtischen Elektrizitätswerkes Helsingfors vorgenommen 
wird. In Wiborg, Willmanstrand und Hikiä sind je vier 
Einphasentransformatoren von je 2000 kVA aufgestellt. 
Der vierte Transformator dient als Reserve und kann je- 
derzeit während des Betriebes als Ersatz für einen anderen 
einzeschaltet werden. Die Transformatoren sind ebenfalls 
im kreien aufgestellt und auf der 35 kV-Seite mit Stufen- 
schaltern ausgerüstet, die bei Belastung eine weitgehende 
Regelung der Spannung gestatten. Sowohl diese Stufen- 
schalter als auch die Ölschalter werden vom Kommando- 
raum aus mit elektrischer Fernsteuerung betätigt. 

Mittels einer Hochfrequenztelephonie-Anlage sind das 
Kraftwerk in Imatra, die Unterwerke und das Hauptbüro 
in Helsingfors in der Lage, sich miteinander beliebig zu 
verständigen. 


6. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


1761 


Verfahren zur Ermittlung von Dauerkurzschluß-Stromstärken in Netzen. 
(Eine Zusammenstellung.) 


Von Dipl.-Ing. Wolfgang Flade, Leipzig. 


Übersicht. Nach der vom VDE durchgeführten Nor- 
mung eines genauen Verfahrens zur Kurzschlußberechnung, 
das alle Bedürfnisse weitgehend befriedigt, kann die Frage 
im gewissen Sinne als gelöst betrachtet werden. Die vor- 
liegende Abhandlung verfolgt den Zweck, einen Rückblick 
auf den Weg zu geben, den Forschung und Entwicklung 
nahmen. 


Nach Festlegung eines Verfahrens durch die Kommis- 
sion für Wechselstrom-Hochspannungschaltgeräte! wird 
eine Übersicht über verschiedene rechnerische und zeich- 
nerische Verfahren willkommen sein, damit man sich in 
Kürze über die umfangreiche Literatur informieren kann, 
die die Grundlage für diese Festlegung abgegeben haben 
mas. 

Die 
deuten: 

FE Spannung im Stator- (Außen-) Kreis des Genera- 
tors, verkettete Spannung [V], 

E, Spannung der Maschine bei Vollasterregung und 
Leerlauf [V], 

E, Streuspannung [V], 

Kurzschlußspannung des Transformators in % der 

Betriebspannung, 

In Normalstromstärke, Nennstromstärke [A]. 

Ia VDauerkurzschluß-Stromstärke des Generators bei 
Vollasterregung, normalem cos und normaler 
Drehzahl [A], 

Ja, Pauerkurzschluß-Stromstärke bei 
schluß und Vollasterregung, 

Ik Dauerkurzschluß-Stromstärke bei Leerlauferregung 


[A], S 
N Leistung: N= v3 EI[kVA] 
" ~ 1000 ' 


Generatorimpedanz für Dauerkurzschlußstrom [Q], 


in dem Aufatz verwendeten Bezeichnungen be- 


Klemmenkurz- 


Za Ankerreaktanz, 
Zs Streureaktanz, 
z Impedanz angeschlossener Leitungen und Appa- 


rate [Q] 
r Ohmscher Widerstand der durchflossenen Strom- 
bahnen [Q], en 
N EE der Maschine 
A, Induktivität [H] | der angeschlossenen Apparate 


und Leitungen, 
u relative Spannung, bezogen auf die Nennspannung, 
v relative FErregerstromstärke, bezogen auf Leer- 
lauferregung, 
a numerische a re 
c Faktor der Spannung, ¢ = 1,0.. 
f Frequenz des Wechselstromes, 50 Hz, 
w Kreisfrequenz, w = 2 xf, 
£s Streuung in %, 
k Koeffizient von Foerster. 


Im folgenden wollen wir uns nur mit dem Dauer- 
kurzschlußstrom befassen. Bei diesem tritt nach dem Ab- 
klingen der Extraströme praktisch Sinusform cin, was die 
Anwendung der üblichen Rechenmethoden mit Effektivwer- 
ten ermöglicht. Eine große Schwierigkeit bietet bei allen 
rechnerischen Verfahren die Berücksichtigung der Form 
der Magnetisierungskennlinie. 

In nicht allzu ausgedehnten Netzen kann die Spannung 
als konstant und gleich der Nennspannung des Kraftwerks 
anzesehen werden. Man rechnet im allgemeinen damit, daß 
die Rezler die Spannung auf den Betrag der Leerlaufspan- 
nung E heraufzusetzen suchen und nimmt Eo um 40 % 
höher an als die Betriebspinnung E. Unter derselben Be- 
dinzunz kann meist der Ohmsche Widerstand gegenüber 
dem induktiven vernachlässigt werden. Den gesamten bei 
Klemmenkurzschluß auftretenden Spannungsabfall im Inne- 
ren des Generators (einschließlich der Ankerrückwirkung) 
denkt man sich durch die sog. Generatorimpedanz Ze her- 


vorzerufen. Den angegebenen Formeln liegt Sternschal- 
tung zugrunde; Umrechnungsformeln für Transformatoren 
finden sich in den R.E.H.? 


1 Anhang zu den Regeln für die Konstruktion, Prüfung und Verwen- 
dung von W echselstrom-Hochspannungschaltgeräten (R.E.H.), ETZ 1929, 
S. 242 u. 279. — Über die Begründung der im Anhang zu den R.E.H. ge- 
gehenen Berechnungsweise werden in der ETZ anfangs nächsten Jahres 
chter SE veröffentlicht. werden. 
gl. ETZ 1929, S. 245 
e SÉ 1929, S. 244 u. 245. 


1. Der dreiphasige Kurzschluß. 


Der beim dreiphasizen Kurzschluß auftretende Dauer- 
kurzschlußstrom soll als weitaus wichtigster zunächst aus- 
schließlich behandelt werden. Für Überschlagsrechnungen 
wird vom VDE der Wert /4=3/„ vorgeschlagen, ein Be- 
trag, der bei Berücksichtigung der VDE-Vorschriften 
(R.E.M.) beim Bau großer Generatoren nicht überschrit- 
ten werden könne. Das überstrichene Gebiet wird meist 
mit Ta = 1,5... 3 In oder Ja = 1,4...2,8 /n angegeben. 


Verfahren von BBC. 

Jeder Berechnung von Kurzschlußstromstärken liegt 
das Ohmsche Gesetz zugrunde; auf dessen einfachste 
Form ist das Verfahren von BBC aufgebaut®. Die Ver- 
fasser gehen von der normalen Generator-EMK aus und 
schreiben 


z 
Ga 
Ist der Generator über Widerstände kurzgeschlossen, so 
treten weitere Reaktanzen im Nenner hinzu: 


E 
vy, 
20,72 


Verfahren von Panzerbieter. 


Panzerbieter? geht einen Schritt weiter und entwickelt 
ein Rechenverfahren, das sich von dem eben erwähnten nur 
durch die Hinzufügung eines Faktors ce zur Spannung E 
unterscheidet, der die ungünstige Wirkung der Schnellreg- 
ler berücksichtigen soll. Je nach der Größe der Impedan- 
zen zwischen Kraftwerk und Störungstelle soll der Wert c 
zwischen 1 und 1,4 schwanken. 


Verfahren R.E.H. 
Der Entwurf zu den R.E.H.° erweitert den Nenner zur 
vollständigen Reaktanz 


eeng 


Die Kommision gibt mit dieser Gleichung die vereinfachte 
Form von Resultaten Biermannsscher Untersuchungen’. Im 
allgemeinen bedeutet die Berücksichtigung des Ohmschen 
Widerstandes bei normalem cos gegenüber der Unge- 
nauigkeit der bisher angeführten Formeln eine unange- 
brachte und kaum lohnende Verbesserung. Zur Über- 
schlagsrechnung empfiehlt auch der VDE die Vernach- 
lässigung der Ohmschen Widerstände: 


14E 
v3 
Sot l 
Im Anhang zu den R.E.H. finden sich Gleichungen, 


die einen ähnlichen Aufbau aufweisen. Nur die Berech- 
nung der Maschinenreaktanzen zeigt AME EERS 


E 


Iaz 


lian 


wl l a 


Allen angeführten rechnerischen Verfahren liegt eine ge- 
radlinize Ersatzcharakteristik (sog. Charakteristik der un- 
gesättisten Maschine) zugrunde Die zuletzt angeführte 
Formel gilt angeblich für eine Ersatzzerade durch den Ur- 
sprunz und den Punkt normaler Betriebspannung bei 
Leerlauferrezung, also für eine verhältnismäßig steil ver- 
laufende Linie. Zu genauerer Ermittlung der Ströme kann 
ein verbessernder Kurzschlußfaktor k hinzutreten, der 
einer Tafel zu entnehmen ist; er gleicht die Unterschiede 
der Werte von Jg aus. die durch die Einführung der für 
die Rechnung unerläßlichen Ersatzgeraden im Gegensatz 
zur Charakteristik entstehen. Die sich hierbei ergebenden 
Näherungswerte sind sehr gut, die Lage der Ersatzgeraden 
entspricht aber nicht der Gleichungsform. 

BBC-Mitt. Baden Bd. 7, S. 31 u. 70. 

Panzerbieter, Siemens-Z. Bd. 2, 8. 436 u. 592. 


ETZ 1923, 8. 997. 
Biermanns, ETZ 1919, S. 593, 612, 633, 648. Arch. El. Bd. 8, 


ETZ 1929, 8. 280. 


sch ED Om & 


8. 278. 
H 


1762 


Verfahren von Biermann. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49 


6. Dezember 1929 


gangene Fehler zwischen wahrer und errechneter Strom- 


Biermann’ legt die Ersatzgerade durch den Punkt der - Stärke sehr klein. Die entsprechende Gleichung lautet 


Leerlaufspannung und den Nullpunkt, was bei Anwendung 
der Gleichungsform 


ebenfalls unzulässig erscheint. Foerster (s. u.) zeigt 
die analytisch zutreffende Lage der Ersatzgeraden. 


Verfahren von Rüdenberg. 


Unbestritten die genauesten Werte der Dauerkurz- 
schluß-Stromstärken ergibt das zeichnerische Verfahren 
von Rüdenberg‘®, weil dabei der Kennlinienverlauf volle 
Berücksichtigung erfährt. In die Leerlaufcharakteristik 
E =f (Ierr) wird vom Vollasterregungspunkt (vgl. Abb. 1) 
aus rückwärts die Kurzschlußcharakteristik unter einem 
Winkel a aufgetragen: 


_ Eu 
Bam], 


Der Schnittpunkt beider Kennlinien ergibt den wirklichen 
Arbeitspunkt des Systems. Bei Klemmenkurzschluß (œ L = 0) 
erreicht der Strom seinen Höchstwert, die Spannung 
einen Wert Eu, der dem Wert der Streuspannung Ex bei 
Normalstrom im Potierschen Dreieck entspricht. Rüden- 
berg hat an gleicher Stelle auch ein Verfahren für Vor- 
belastung ausgearbeitet, welches die Scheidung des Ge- 
samtstroms in Nutz- und Kurzschlußstrom bei jedem be- 
liebigen Netzkurzschluß festzustellen gestattet. Durch eine 
einfache rechnerische Verbesserung ist es möglich, auch 
Ohmsche Widerstände zu berücksichtigen, d. h. mit diesem 
Verfahren ist jede zeichnerisch mögliche Genauigkeit zu 
erzielen. Für genauere Bestimmungen hat die Kommis- 
sion für Hochspannungschaltgeräte!! dieses Verfahren 
prinzipiell übernommen. 


-= 0 S bzw. tga = - 7 — = 


4 err 
Abb. 1. Verfahren von Rüdenberg. 


Verfahren von Foerster. 


Das zeichnerische Verfahren von Rüdenberg gab Foer- 
ster!? Anlaß zur Aufstellung und Begründung eines besse- 
ren rechnerischen Näherungsverfahrens. In Entwicklung 
des Verfahrens von Panzerbieter stellt er grundlegend fest, 
daß die Ersatzcharakteristik (Ersatzgerade) nicht durch 
den Nullpunkt, sondern durch den Klemmenkurzschlußpunkt 
als unteren Punkt zu legen ist. Diese Behauptung wird 
durch eine Nachrechnung bewiesen. Durch Verlegung des 
oberen Punktes von E, nach kE, auf einer Parallelen 
zur Ordinate E versucht Foerster eine noch engere An- 
schmiegung der Ersatzgeraden an die Kennlinie. Diese 
Verlegung begründet er mit dem Hinweis darauf, daß die 
Charakteristik meist nur in dem Gebiet unterhalb des 
Knies zur Ermittlung von Kurzschlußströmen gebraucht 
werde. Der Abstand Kennlinie — Ersatzkennlinie ist bei 
diesem letzten Näherungsverfahren am geringsten, der be- 


° Biermanns, Überströme in Hochspannungsanlagen 
Verlag Julius Springer, Benin 1926. p PAETE ARED: Be 200: 
enberg, Kurzschlußströme beim Betrieb von G 
werken. Verlag Julius Springer, Berlin 1925. 8 deele 
IL Anhang zu den RER. ETZ 1929, 8. 279. 
13 P Foerster, ETZ 1926, S. 1104. 


Ich will versuchen, dem Leser die analytische Darstellung 
dieser Gleichung durch eine elementare Beweisführung 
noch deutlicher zu machen (vgl. Abb. 2). 


Abb. 2. Lage der Ersatzkennlinie nach Foerster. 


Die Verhältnisse bei Klemmenkurzschluß eines Gene- 
rators sind durch die Gleichung 


dargestellt. Sc bezeichnet man als „synchrone Reaktanz” 
oder einfach (Generator-)Reaktanz (reine Rechengröße!), 


H sei die Leerlaufspannung, Ia, der Klemmenkurzschluß- 


v3 

strom des betrachteten Generators. In A (Abb. 2) schnei- 
den sich zwei Gerade G und H. Zwei einander par- 
allele Gerade im Abstande Ja, und 1 vom Punkte A (senk- 
recht zum Strahl von A) werden von G und H geschnitten; 


die entstehenden Strecken zwischen G und H heißen 
CD= m und EF = gg. Man erkennt die Proportion 
Eo 
v3 Zo 
CR 
Die Strecke 1 stellt eine Widerstandseinheit dar. Durch 


Punkt D wird eine Parallele G’ zu G gelegt. Die Strecke ? 
werde nun von B aus über A hinaus angetragen (End- 
punkt K). Ein Lot auf BAK in K schneidet H in S, eine 
Parallele zu BAK durch D in O und @ in S’. Die Strecke 
SS’ stellt wiederum die synchrone Reaktanz Zg dar 
eer der schraffierten Dreiecke). Bezeichnet man 

ie Strecke BD mit Ka (für Vollast; Potiersches Dreieck! 
entspricht der Streuspannung bei 
schreibt 

Es, 


v3 


u 2 
SE FEB RT (2) 


Normalstrom) und 


so wird Ze im gleichen Maßstab wie Ze durch die Strecke 


OS dargestellt (Zə sog. Streureaktanz). Bei Netzkurzschluß 
treten außer Ze (bzw. Zs) noch weitere Widerstände auf. 


Es liegt dann etwa die Gleichung 
Fo 
la = u. ; 
Set 2% 


7 


5. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


1763 


vor. Von S aus wird auf der Geraden durch SOS’ der 
Widerstand z = SS, nach oben angetrasen. Die Gerade H 
erhält die neue Lage H’ durch S, und D, hat also eine 
Drehung um Punkt D ausgeführt und schneidet die Ge- 
rade G im Punkte A’. Eine Parallele zu AB durch A’ 
schneidet CD in P Die Richtigkeit der analytischen Pro- 
portion für Gl. (3) 


kann in derselben Weise wie bei Gl. a) nachgewiesen 
werden. Die Strecken z werden oft als Vielfache von 2s 
betrachtet. Dementsprechend wird die Summe 


Za +2=a2 
vom Nullpunkte O des Systems (Spannung, Erregerstrom) 
aus direkt angetragen. 


VerfahrenvonRuschowy. 


Eine fortlaufende graphische Bestimmung der Dauer- 
kurzschlußstromstärken längs des ganzen Netzes ent- 
wickelte Ruschowy!?. An Hand des einfachen Rüdenberg- 
schen Diagramms zeigt er zunächst die Entstehung der sog. 
Belastungskennlinien, die er durch Gerade ersetzt. Durch 
deren Schnittpunkt mit sog. Abfallgeraden (entsprechend 
den Hypotenusen der Kurzschlußdreiecke für Netzkurz- 
schluß oder Generatorkurzschluß) erhält man die Höhe 
der Kurzschlußströme an der Störungstelle und die dazu- 
gehörige Kraftwerkspannung durch Horizontal- und Verti- 
kal-Achsenabstände. Dieses Verfahren eignet sich beson- 
ders zur graphischen Erfassung mehrfach gespeister Netze. 


Einfluß der Netzform. 


Biermanns und andere erwähnen die Ermittlung der 
Kurzschlußstromstärken mittels eines sog. Netzmodells. ein 
Verfahren, das namentlich für verzweigte und rechnerisch 
schwer zu erfassende Netzsysteme angewandt wird. Die 
in Frage kommenden Leitungen werden in entsprechen- 
dem Maßstab nachgebildet und mit elektrischen Eigen- 
schaften (œw L. R) versehen. Bei Anlegen geeigneter Span- 
nung läßt sich die Stromstärke der Kurzschlußströme an 
jeder beliebigen Stelle des Netzmodells messen. Der Be- 
trieb des Modells kann bei Verwendung nur Ohmscher 
Widerstände auch mit Gleichstrom erfolgen. 


2. Der zweipolige Kurzschluß. 


Neben dem dreipoligen kommt auch dem zweipoligen 
Dauerkurzschlußstrom Bedeutung zu, während der ein- 
polige nach den Ansichten der meisten Verfasser (Rüden- 
berg, Ollendorff, VDE) normalerweise gänzlich zurücktritt. 


Die Genauigkeit der zeichnerischen Ermittlung ist 
auch hierbei allen rechnerischen Verfahren um vieles vor- 
aus. Rüdenberg gibt den einfachsten Weg an, der auch 
für die Aufstellung der Regeln maßgebend gewesen ist. 
Der Betrag des Streuwiderstandes 2, im Diagramm ist zu 
verdoppeln. Die nun steiler verlaufende Kurzschlußkenn- 
linie schneidet die Leerlaufkennlinie an einem Punkte hö- 
herer Spannung und — scheinbar — geringerer Strom- 
stärke. Zur Bestimmung der wahren Größe von Jam ist 
der Diagrammwert — aus Gründen der Anordnung der am 


Kurzschluß beteiligten Wicklungen — mit V3 zu multi- 
plizieren. Rüdenberg bemerkt nebenbei, daß der zweipolige 
Kurzschlußstrom im Mittel das 1,5fache des dreipoligen 
beträgt, die R.E.H.'* geben das Verhältnis beider Strom- 
stärken zu 1,3 an. Der Anhang zu den R.E.H.'® gibt außer- 
dem noch Gleichungen zur rechnerischen Ermittlung zwei- 
poliger Dauerkurzschlußströme. (Genau wie beim drei- 
poligen Kurzschluß dient eine Formel 
Ia E 
lanı=(77) Se +2az, 


(für die ungesättigte Maschine) zur angenäherten Berech- 
nung, deren Ergebnis durch Hinzunahme des Faktors k 
nachträglich verbessert werden kann. 


3. Rechenbeispiele. 

Aus naheliegenden Gründen ist mir die Durchführung 
einer weitergehenden Rechnung hier unmöglich. Ich 
wählte drei der einfachsten Fälle (Abb. 3), um die Ge- 
nauigkeit der angeführten Verfahren daran nachzuprüfen: 


Fall a) Sammelschienenkurzschluß, 
Fall b) einseitig gespeister Netzkurzschluß, 
Fall c) doppelseitig gespeister Netzkurzschluß. 
Die Speisung versieht eine kleine Kraftstation von 
N = 30000 kVA Leistung. Zwei gleiche Generatoren ar- 
2 Ruschowy, Siemens-Z. Bd. 7, S. 530 u. 595. 


H Wie Fußnote 6 
3 Wie Fuönote 1. 


beiten über Transformatoren auf Sammelschienen. Die 
Transformatoren spannen von 6000 V auf 50 000 V um. Die 
Streuung der Maschinen beträgt ge = 24 %. 

Allgemein wird für Berechnungen von Leitungsnetzen 
zur Vereinfachung ein einheitlicher Leistungsfaktor an- 
genommen. Für den vor- 
liegenden Fall ist sein 
Betrag nahezu cos ọ = 0; 
die Berechnung erfolgt 
also nur für Blind- 
ströme, wofür auch die 
zeichnerischen Verfah- 
ren exakt gelten. Ad- 
ditionen und Subtrak- 
tionen der Blindgrößen 
erfolgen rein algebra- 
isch. Für praktische 
Rechnungen wird die 


Kä der Spannung meist 

mit der Reaktanz im 
c) Nenner vereinigt. Die 
in jeder Rechnung wie- 

derkehrenden Wider- 

standsgrößen seien vor- 
ausgeschickt. Nach der 
Angabe von Panzerbie- 
ter beträgt der induk- 
tive Widerstand z sym- 
metrischer Drehstrom- 
Freileitungen im Mittel 
z = 0,4 Q/km. Dann erhält man für Einfachleitungen von 
der Länge 


a) 


Abb. 3. Drei Kurzschlußfälle. 


l= 30km zy3=208Q 
l= 130 km z2V3Z-RON. 
Die Widerstände der angeschlossenen Transformatoren er- 


halten bei einer Kurzschlußspannung von er = 4,5 % 
(entspr. einer Oberspannung von 50kV) folgende Werte: 
— ep ERYV3 
Zr y3 = 100 N .1000 =13Q. 


In Anlehnung an eine Angabe des R.E.H.-Anhanges’® ist 
für die aufgestellten Maschinen das Verhältnis /k/In = 0,7 
(Turbogeneratoren) eingehalten worden. Für die Maschi- 
nen wurde weiterhin der Wert m; = Id/In = 1,8 zugrunde 


gelegt (R.E.M.). Sämtliche Rechengrößen wurden auf die 
Spannung von 50kV bezogen. Alle Untersuchungen wur- 
den für den ungünstigsten Fall (Vollasterregung) durch- 
geführt. Allen Diagrammen liegt die Normalcharakte- 
ristik des VDE!® zugrunde. 


Verfahren von BBC. 
Turbogenerator: 


Am ni __ A ` 
ma N . 1000 1,8 . 15 000 . 1000 
Turbogenerator und Transformator in Reihe: 
zg V3 +2rV3 = 160 +13 = 1733 Q. 
50 000 


= 160 Q. 


Fall a) la; = ld = 75 7 289 A 
Id, = Id + la = 578 A 
Fall b) Ja = E — 466 A 
1°. 4208 
Ir = 50 000 
d 


CES NA 
Ja = Id’ + la” = 448 A. 
Verfahren von Panzerbieter. 
= __ eE?:vV3 _14.50000°.V3 _ 
zg V3 = mg N .1000 — 1,8.15 000. 1000 =. 
zg V3 + Zr V3 = 237 Q. 


Fall a) a = la“ = — 997 = 295 A 
la, = 590 A 
Fallb) Jea N 
1 208 


16 ETZ 1929, 8. 243. 


1764 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 5. Dezember 1929 


1,4. 50 000 


Fall c) la = 237 + 208 = 271 A 
„_ 14.50000 _ 
lal = 237} 90 ~ 214 A 
Ja = 485 A. 


e 
Verfahren von Foerster. 


Zg V3 = X24 Q; ZG y3 + Zr V3 = 237 Q, vel. Panzerbicter. 


k = 1,6 (Vollasterregung) 
k Eg = 1,6 . 1,4 . 50 000 = 112 000 V 
k z V3 = 1,6 . 237 = 380 Q. 


Fala) aisle a — 295 A 
la, = 590 A 
Fallb) Ja SE — 532 A 
330 1 908 
Se d 
Fall c) la = 380 + 208 = 280 A 
„_ 112000 oag. 
la“ = 380 Loi = 238 A 
Ja = 518 A. 
yr 
12 
10 
08 
u 
, 


Kl , , 
O 029% 06 08 7 75 20 25 
— >) 


Abb. A Verfahren von Rüdenberg, Fall b». 


3A 
0 02 7 0608 7 15 2 25 


A A 


ss yY 


Abb. 5 Verfahren ven Rüdenberg, Fall ©. 


Verfahren von Rüdenberge (Abb.4 u. 5). 


Normalstrom Ja von Generator und Transformator: 
7 
Be 1000 A = __ 1000.15 000 13 A. 
v3 E v3.50 000 
Hilfsgrößen für das Diagramm: 
Fall a) FEN 


° | F 5.50.00 
LE m Ben 
Fall b) 23,V3= L a = 17,3 Q 

Ze V3 +eV3 =173 +208 = 38,1, = 22.173 Q 

a=22 
1,4 . 50 000 

la, = —— gg = 590 A 

as 


In =2.173 = 346 A 


Id Aen Tk o Jda _ 110 _ 
In = 1,70, p Oe E E 0,70 — 2,43, 
GEN E BEER 
Ir Ie 0,7 = 1,43 
In 
Falle) „ya "E = 924.5000 _ ggg 
In 173 
Zs V3 + z V3 = 69,3 + 20,8 = 90,1 = 1,30 .69,3 Q 
a’ =18 
Zs V3 +z V3 = 69,3 + 90 = 159,3 - 2,30.693 Q 
a=23 
Ia, > A 
In =13 A 
In _ x Ik Ja In 
7,710, —=01,, TA, 7, =148. 


Wegen der vollständigen Übereinstimmung von Gene- 
ratoren und Transformatoren können die Teilstromstärken 
I’ und I” aus einem Diagramm ermittelt werden. 


Verfahren REH, 


el — = (18-09) un =19 
Jr In V3 173 V3 
In za V3 =344Q 
0,24 . 50 0C0 E 

e, ID e A0 2zV3=-630Q 

7 173.y3 dé S 


2a v3 + Za y3 = 413,3 Q 
v=108+ [e EN P 2 Wi F (cos g) 
Ja 
— 1,08 + (4,45 . 0,24 + 1,43 — 0,43) . 1 = 3,15. 


Damit ist nahezu JS - 2o. 


Fah a) la; = la” = (7 2) 


Za kä as 
an, 50000 ann. 
=315 EE 

la = 763 A 
Fall b) Ja= 3,15 am EI A 
AS”. 4208 
| 8 5000 ` 
SEN EE 
50 000 
Ze E 4 
l =315 -3p A 


Ia = 675 A. 


Zahlentafel 1. Vergleich der Ergebnisse. 


Fall a) | Fall b) | Fall c) 
Verfahren E SEN EE E ——- 
3 Werte Ig in Amp. 

Rüdenberg.... . . . a ous | 55, 
REH. ........ 295 | am | 281 241 
Foerster . 2 2 2 2 2 2. 295 l 532 280 l is 
Panzerbieter . .o 2... 295 502 i 271 214 
a, Aa e ee 295 475 283 194 


Zahlentafel 1 gestattet einen Vergleich zwischen dem 
genauen zeichnerischen Ergebnis und den rechnerischen 
Näherungsverfahren. Die Werte nach BBC und R.E.H. 
sind dureh Multiplikation mit dem Verhältnis der Klem- 
menkurzschlußströme!" vergleichsfähig gemacht worden 


I I 
1 (- je (- eqs "H ‚da Ik, en Ik; 


5. Dezember 1929 


(Reduktion auf den gemeinsamen Klemmenkurzschluß- 
strom Ja). Sinnfälliger als jede Zusammenstellung führt 
die graphische Darstellung (Abb.6 u. 7) vor Augen, was 
von den einzelnen Rechenverfahren an Genauigkeit ver- 
langt werden kann. 

Die besten Näherungswerte gibt das Verfahren des 
VDE; in kurzem Abstand folgt das Verfahren von Foer- 
ster, dessen Genauigkeit übrigens durch Variation des 


Abb. 6. Vergleich der Ergebnisse, Fall b). 


Faktors k für jeden Einzelfall beliebig gesteigert werden 
kann. Der große Vorteil der beiden Verfahren R.E.H. und 
Foerster besteht darin, daß die Genauigkeit (wegen des 
zweiten Schnittes von Kennlinie und Ersatzkennlinie im 
Nutzbereich) mit steigenden Netzreaktanzen rasch wieder 
zunimmt. Als besonderer Vorteil des Rechenverfahrens 
R.E.H. erweist sich der Umstand, daß die Werte sehr 
leicht auf andere Erregungsverhältnisse wumzurechnen 
sind. Durch Auftragen der Fehlerwerte (absolut oder 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49 


1765 


prozentual) über der numerischen Kurzschlußentfernung a 
kann man ein weiteres Bild von der Genauigkeit der Ver- 
fahren erhalten. 

Die Größe kapazitiver Stromstärken kann in genau 
der gleichen Weise wie die der induktiven bestimmt wer- 
den. Durch nachträgliche geometrische Addition der ka- 
pazitiven und Ohmschen Widerstände erfolgt die Korrek- 
tur der Stromstärken®®. 


VI 
0 020% 06.08 1 
— 
Abb. 7. Vergleich der Ergebnisse, Fall c). 


Bei Kabelbetrieb ist insbesondere darauf zu achten, 
daß die Kapazität der Leitungen niemals die Größen- 
ordnung der Induktivität der angeschlossenen Maschinen 
und Apparate erreichen kann, da sonst Resonanz auftritt.” 
Durch Einbau oder Zuschalten von Drosselspulen o ä. 
hat man die Möglichkeit, sich weit genug vom Resonanz- 
gebiet entfernt zu halten. 


18 Rüdenberg, wie Fußnote 10; ferner: Kapazität bei 220 kV-Frei- 
leitungen, ETZ 1929, 8. 970. 


Die Verwendung der SA-Telephontechnik für die Steuerung von Elektropostanlagen. 
Von C. Beckmann, Berlin-Zehlendorf. 


Übersicht. Die Wirkungsweise der Elektropost für 
Aktenbeförderung wird beschrieben. Die Schaltung der in 
großen Anlagen zur Anwendung kommenden elektrischen 
Steuerung der Elektropostwagen mit Hilfe von Teilen der 
GE wird eingehend an Hand des Stromlaufes er- 
äutert. 


Die mechanische Aktenförderung findet in neuzeit- 
lichen Bürogebäuden immer mehr Eingang, weil sich ge- 
zeigt hat, daß durch die selbsttätige Förderung nicht allein 
Botenlöhne erspart werden, sondern auch Ersparnisse an 
Beamtenzeit stattfinden, indem ihnen die Schriftstücke 
durch die mechanische Förderung fließend zugeführt wer- 
den. Die Beamten bleiben bei ihrer Arbeit an ihren Plätzen 
und haben keine Veranlassung, Schriftstücke ihren Kol- 
legen etwa persönlich zu überbringen. 


Die Elektropost ist eine Elektrohanzebahn, die in 
Wechselwirkung mit elektrisch betriebenen Aufzürzen 
steht. Ihre Wirkunzsweise ist in Abb. 1 dargestellt. Die 
Wagen der Elektrohängebahn haben einen Behälter für die 
zu transportierenden Akten. Die Aufzüge sind mit je 
einem gleichartigen Sende- und Empfangsfach auszerüstet. 
In der obersten Stellung der Aufzüge befindet sich das 
Sendefach oberhalb, das Empfangsfach unterhalb des 
Wagenbehälterss.. Der Wagen und das Empfangsfach des 
Aufzuges sind mit Rechen versehen, die während der Vor- 
beifahrt des Wagens den Inhalt aus den Fächern heraus- 
streifen und in das in diesem Augenblick darunter befind- 
liche Fach gleiten lassen. Um mehrere Aufzüge oder Sta- 
tionen mit einem Wagen zu bedienen, rüstet man den 
Wagen mit so viel Fächern aus als Stationen vorhanden 
sind (Abb. 2). 


Infolge der Größe der Wagen bei Verwendung vieler 
Fächer stellen sich aber schon bei 5...6 Stationen Schwie- 
riekeiten in der Ausführung ein, weil die Anlagen wegen 
zu großer Dimensionen ‚nicht mehr in den Büroräumlich- 
keiten untergebracht werden können. Die Mix & Genest AG. 


zur 
Station 


Abh. 1. 


Wirkungsw eise der Elektropost. 


1766 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


5. Dezember 1928 


verwendet daher ein ihr patentiertes Verfahren, bei dem 
jeder Wagen wie in Abb. 1 nur ein Aufnahmefach ent- 
hält und die Förderung der Akten nach der gewünschten 
Station mit Hilfe einer elektrischen Steuerung erfolgi, die 
nachstehend näher erläutert wird. Bei diesem System be- 
steht die Möglichkeit, beliebig viele Stationen eines Büro- 
gebäudes durch eine einzige Elektrohängebahn zu ver- 
binden und zu bedienen. Abb. 3 zeigt die Anordnung einer 
solchen größeren Anlage, bei der die Stationen sich in ver- 
schiedenen Stockwerken befinden. Es sind dem Bedarf 
entsprechend eine Anzahl Wagen vorgesehen, die unterein- 
ander durch eine Blockschaltung bekannter Art in rich- 
tiger Entfernung gehalten werden. Die Steuerung der 
Sendungen erfolgt durch Wählscheiben genau so wie bei 
der automatischen Telephonie nach dem SA-System. Abb. 4 
zeigt eine Station mit Nummernwähler. Das Empfangs- 
fach der Station wird in der untersten Stellung des Auf- 
zuges schräg gestellt, so daß die mitgeführten Akten her- 


D S 


Abb. 2. Elektropostwagen 

älterer Bauart mit zehn 

Fächern für Anlagen ohne 
Steuerung. 


ausgleiten können. Durch zweimalige Betätigung der 
Nummernscheibe werden zwei am Aufzug befindliche 
Drehwähler eingestellt, die die vorgenommene Wählung 
für den nächsten leeren Wagen bereithalten. Sobald ein 
leerer Wagen — ein besetzter Wagen fährt vorüber, ohne 
irgend etwas zu betätigen — sich einer Station nähert, 
laufen die beiden Drehwähler ab und übertragen die ein- 
gestellte Nummer auf zwei im Wagen befindliche Dreh- 
wähler. Der Aufzug ist inzwischen bis in die Fahrbahn 
gestiegen und der Wagen nimmt die Sendung entgegen. 
Er ist jetzt für die gewünschte Station eingestellt und be- 
tätigt den Aufzug derselben, sobald er sich genügend ge- 
nähert hat. Bei der Vorbeifahrt gibt der Wagen die Sen- 
dung ab, gleichzeitig werden die Wähler auf 0 gestellt, so 
daß der Wagen wieder für eine neue Sendung bereit ist. 
Wenn mehrere Stationen das gleiche Ziel eingestellt haben, 
so sammelt der Wagen von diesen Stationen ein, auch 
wenn er bereits beladen ist. Die Einsammlung erfolgt aber 
nur so lange, bis der Wagen bis zu einer Höchstgrenze 
vollzeladen ist. Ist diese überschritten, so nimmt er keine 
weiteren ‘Sendungen auf. Für die Betätigung der Schal- 
tung während der Vorbeifahrt der Wagen an den Stationen 
sind Schleif- und Unterbrecherkontakte vorgesehen. Das 
Prinzip dieser Schaltung ist in der Abb. 5 dargestellt, 
au der auch die Innenschaltung des Wagens ersicht- 
‚lieh ist. 

Die einzelnen Vorgänge bei der Wählung und die Ein- 
und Abstellung der Apparate sind nachstehend erläutert. 
Alle in dem Schaltsatz der Station angebrachten Schalt- 
werke, Relais, Widerstände usw. finden sich unterhalb der 


ale $ 


f E: 


beet 


strichpunktierten Linie. Oberhalb der Linie befinden sich 
diejenigen Schaltorgane, die an dem Gleis der Elektropost 
an jeder Station befestigt sind. Soll eine Sendung abge- 
schickt werden, z. B. nach Station 23, so ist die Nummern- 
scheibe zunächst auf die Ziffer 2 einzustellen. Infolge- 
dessen fließt ein Strom von Minus über Relais R,, Kontakt 
Ni, ns der Nummernscheibe zur Erde v, zieht an und 
schließt die Kontakte via und danach op, Hierauf wird 
nunmehr Relais A,, von Minus über Kontakt via und n,, 
n, geschlossen. Beim Rücklauf der Nummernscheibe 
werden durch n, und n, zwei Unterbrechungen her- 
gestellt, die bewirken, daß der Wähler DA zwei Strom- 
stöße erhält. Sie fließen von minus über die Wählerwick- 
lung DA, W, — Kontakt r,, tib, a, zur Erde. Der 
A-Wöähler hat also zwei Schritte gemacht und die Kontakt- 
arme auf Nr. 2 eingestellt. Nach Ablauf kommt die Num- 
mernscheibe zur Ruhe und die Kontakte ga, fa, Ns wer- 
den geschlossen, nı, na und n, werden unterbrochen. 


— eg e alle sees, mm a: 


II EH NL 


bame 
- 


E 


l mn med 


(une Ze / 


, 


Abb. 3. Elektropostanlage für ein Verwaltungsgebäude. 


Durch Schließung von Kontakt ns, und ną sowie na bei 
der Nummernscheibe fließt ein Strom von Minus über R, 
in den 3. Kontaktkranz des A-Wählers und die Kontakte 
Ns, Na, Ns zur Erde Das Relais R, zieht an, betätigt 
die mit R, bezeichneten Kontakte und hält sich selbst 
über Minus, 1. Wicklung von A,, 3. Kranz des A-Wählers, 
2 Wicklung R, und Kontakt r, nach Erde. 

Die Nummernscheibe wird das zweite Mal, u. zw. 
auf Nr. 3 gedreht. Die Relais V, und A, werden wieder 
betätigt. Beim Rücklauf der Nummernscheibe fließen drei 
Stromstöße, da jetzt A, dreimal abfällt, von Minus über 
DB, W, über r,, vib, zur Erde Der B-Wähler 
stellt infolgedessen seinen "Schalthebel auf Nr. 3. Ist die 
Nummernscheibe in der Endstellung angekommen, so trennt 
sie ni, na und n, und schließt ng, n, und ns. Infolge- 
dessen fließt von Minus der Strom über den Haltemagneten 
HM, durch den die Nummernscheibe gesperrt wird, über 
den 3. Kontaktkranz des B-Wählers und ns, Nna, fa der 
Nummernscheibe nach Erde. Weitere Wählungen können 
vorläufig nicht erfolgen. 

n der Nähe der Laufschiene sind die Kontakte I, II, 
III und IV angebracht. Je 10 Kontakte sind bei Z A und 
B angebracht, die mit den korrespondierenden Kontakten 
der A- und B-Wähler der Station in Verbindung stehen. 
Außerdem sind noch zwei besondere Kontakte Ar und Bi 
vorhanden. Von diesen Kontakten sind infolge der Wäh- 
lung bei A Kontakte Nr. 2, bei B Kontakte Nr. 3 vor- 
bereitet. Ein vorbeifahrender Wagen berührt mit seinen 
korrespondierenden Kontaktbürsten A und B die entspre- 
chenden Kontakte A und B der Stationen. Der Abstand 


| 5, Dezember 1929 


` der beiden Kontaktreihen ist bei dem Wagen und bei der 
" Station gleich. Jeder leere Wagen besitzt eine Schaltung, 
` durch die er bei der Station die Kontakte Ar und B; über- 

brückt. Zu diesem Zwecke sind am Wagen Kontaktbürsten 
“ A und Be vorgesehen, die in der Nullstelung des B- 
` Wëhlers durch den 2. Kontaktarm überbrückt werden. In- 
' folgedessen wird jeder Wagen, der noch keine Wählung 
' besitzt, bei der Station die ! Kontakte überbrücken und 
: dadurch das Relais R über minus, Wicklung von Ra, 
den 2. Kontaktkranz des A-Wählers über Ar durch den 
' Wagen nach Pr, den 2. Kranz des B-Wählers nach Plus 

betätigt. R, schließt die Kontakte r, und hält sich selbst 


e, 


Abb. 4. Elektropost-Station mit Nummernwähler. 


von Minus über seine Wieklung, den Kontakt rą und 
den Endschalter ES. Der zweite r,-Kontakt betätigt das 
Aufzug wendeschiütz AW. Der Aufzug steigt nach oben 
und stellt sich in die Fahrbahn des Wagens. Ist da- 
gegen bei dieser Station nicht gewählt, so ist auch der 
Sstromweg über Ar und Bı nicht vorbereitet und der Auf- 
zug kann nicht aufsteigen. Kommt aber ein Wagen, dessen 
Wähler auf 23 bereits eingestellt sind, so ist zwar die 
3rücke zwischen den Kontaktbürsten Ar und Bı im 
Waseenwähler unterbrochen, aber er hat dafür an den Bür- 
ten A,» und B, eine Brücke und bringt den Aufzug in 
ler gleichen Weise zum Aufsteigen, indem er einen Strom 
schließt von Minus über Wicklung Ra, den ersten Arm 
les A-Wählers, Leitung 2, nach I, Kontakt A, im Wagen 
on Kontaktbürste A, nach dem 1. Kranz des A-Wählers 
‚.eitung 2, nach Age über den Zuladekontakt ZL nach 
?f, von Bf über den ersten Arm des B-Wählers nach Bas, 
;ürste B, zum Kontakt IB, der Station, von hier durch 
‚eitung B, nach dem ersten Arm des B-Wählers zur 
"re. Wenn der Wagen jedoch soweit beladen ist, daß 
er Zuladeschütz-Kontakt ZL unterbrochen wird, so kann 
r den Aufzug nicht betätigen. Die Zuladung findet also 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


1767 


nur so lange statt, als der Zuladeschütz-Kontakt ZL ge- 
schlossen ist, d. h. solange das Fach des Wagens noch Platz 
zur Aufnahme einer neuen Sendung hat. 

Bei seiner Weiterfahrt hat der Wagen die Sendung 
abgestreift und passiert nun die Kontaktschienenreihe I/II 
und IV. Die Kontaktreihe I/II hat den Zweck, die beiden 
Wagenwähler durch Kontaktgebung auf Null einzustellen. 
Dies geschieht von Minus über die Unterbrecherkon- 
takte o (III), die Kontaktbürsten A,, einen Widerstand, 
den in der Arbeitstellung des Wählers geschlossenen 
Wellenkontakt des Wählers DA, Leitung Am, Bürsten Am, 
zur Schiene m, die über r, an Erde liegt. Die Rück- 
stellung des Wählers B auf dem Wagen er- 
folgt in der gleichen Weise über die Kon- 
takte III, Bürste Bə den Wellenarbeitskon- 
takt, den Drehmagnet DB und die Bürsten 
Bm. Die Wähler laufen demnach während 
des Passierens der Unterbrecherkontakte 
III o in ihre Nullstellung zurück. 


Bei der Weiterfahrt passiert der Wagen 
die beiden parallelliegenden Kontaktreihen 
pIV und q IV. Durch sie wird die Einstel- 
lung der Stationswähler auf die Wagen- 
wähler übertragen. Dies geschieht dadurch, 
daß die Wähler mit den Wählern der Sta- 
tionen in Reihe geschaltet werden und auf 
der Kontaktschiene Unterbrechungen her- 
vorrufen, die einerseits die Einstellung der 
Wagenwähler und anderseits die Abstal- 
lung der Stationswähler bewirken. Der 
Stromweg für die A-Wähler ist der folgende: 


Von Minus über DA, über einen Wellen- 
arbeitskontakt nach der Schiene p und der 
Kontaktbürste Ap am Wagen, von Ap über 
den Drehmagneten DA des A-Wählers nach 
Am, von Am über die M-Schiene zur Erde. 
Da der A-Wähler der Station auf zwei 
Schritte eingestellt war, macht er jetzt 
10 Schritte vorwärts bis zu seiner Null- 
stellung, d.h. bis der Wellenarbeitskontakt 
unterbrochen wird. Der Wagenwähler hat 
gleichfalls 10 Schritte gemacht, da aber bei 
ihm die Reihenfolge der angeschlossenen 
Kontakte umgekehrt ist, so steht sein 
Wählarm jetzt auf Kontakt Nr.2. Bei dem 
B-Wähler erfolgt die Einstellung in der 
gleichen Weise über die q-Kontaktschiene. 
Der Strom fließt von Minus über DB, den 
Wellenkontakt des Wählers B zum Kontakt 
ra. Kontaktschiene q, Kontaktbürste Bq des 
Wagens zum Drehmagneten des B-Wählers 
nach Kontaktbürste Bm über die Schiene m, 
den Kontakt r, nach Plus. Der B-Wähler der 
Station macht neun Schritte vorwärts, bis er 
die Nullstellung erreicht hat, der B-Wähler 
des Wagens macht gleichfalls neun Schritte 
und stellt sich demnach auf Kontakt Nr. 3 
ein. Die Wähler des Wagens sind daher so 

eingestellt, daß sie die Kontaktbürsten As» 
und B, über den Zuladekontakt ZL mitein- 
ander verbinden. Bei der Weiterfahrt be- 
tätigt der Wagen den Endschalter ES, in- 
folgedessen wird der Strom von R, unter- 
brochen, das Aufzugswendeschütz AW fällt 
ab, der Aufzug kehrt in die Ruhelage zurück 
und ist für eine neue Sendung frei. 


Der Wagen fährt nun mit der übernommenen Sendung 
weiter und passiert alle Stationen, deren Nummer nicht 
der von seinen Wählern eingenommenen Stellung entspricht. 
Sobald er die Station 23 erreicht, passiert er zunächst die 
Kontakte IAB und erreicht dann die beiden Kon- 
takte II AB, d. h. die Charakteristik der Station 23. Jetzt 
entsteht ein Stromstoß von Minus über R,, Kontakt II A,, 
Kontaktbürste A, am Wagen, Age, Zuladekontakt ZŁ 
nach Bf zum Kontakt B, am ersten Kranz des B-Wählers 
zur Kontaktbürste B, nach dem Kontakt II B, zur Erde. 
Wenn der Zuladekontakt ZL des Wagens unterbrochen 
ist, dann fließt der Strom von Age über Am zur Bürste 
Am, über die Schiene /Im bei der Station nach der Kon- 
taktbürste Bm, von Bm über Bf nach B,. Das Relais R, 
zieht an und betätigt dadurch das Relais Rə. Das Emp- 
fangschütz E betätigt einen am Aufzugskorb befindlichen 
Rechen, der die im Wagenfach befindlichen Gegenstände 
in das Empfangsfach des Aufzuges abstreift. Durch das 
Relais A, wird, wie bereits oben beschrieben, der Aufzuz 
in Bewegung gesetzt, der Wagen passiert ihn bei seiner 
Weiterfahrt, ladet, da das Empfangschütz E angezogen 
ist, die Sendung ab und nimmt evtl. eine neue Sendung 


1768 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 5. Dezember 1929 


mit, falls die Station eingestellt war. Bei der weiteren 
Fahrt erfolgt die Rückstellung der Wagenwähler wie oben 
beschrieben an den Schienen I/II und die neue Einstellung 
an der Schiene IV, vorausgesetzt daß die Nummernscheibe 
vorher betätigt war. Hat der die Station Bedienende sich 
bei der Zählung geirrt, so kann er durch Aufdrücken auf 


Ma tion 


Wäi 


AWöthler 
Pr 


die Rückstelltaste RS, die Wähler in die Nullstellung zu- 
rücklaufen lassen. 

Für die Dauer der Durchfahrt des Wagens durch einen 
hochgezogenen Aufzug sind noch zwei weitere Funktionen 
notwendig. Erstens muß der Fühlhebel hochgezogen wer- 
den, der den Zweck hat, zu verhüten, daß der Wagen über- 


laden wird. Zweitens muß eine auf der Rückseite des 
Wagenkastens befindliche Klappe geöffnet werden, die 
verhindert, daß die Sendungen während der Fahrt heraus- 
fallen. Zu diesem Zweck sind auf dem Wagen zwei Ma- 
gnete für Fühlhebel und Wagenklappe vorgesehen, deren 
Leitungen einerseits mit Minus, anderseits mit der 


Abb. 5. Stromlauf der Steu- 

rung einer Elektropostanlage 

mit Nummernscheibe und 
Wählern. 


zum ÄAufku ıgswendeschlz 


Bürste n verbunden sind. Die Bürste n ‚gleitet während 
der Durchfahrt durch den Aufzug auf der Schiene n, die 
über einen Kontakt des Aufzugswendeschützes mit Erde 
verbunden ist. Hiernach erfolgt die Betätigung der beiden 
Magnete nur dann, wenn der Aufzug sich in der oberen 
Lage befindet. 


Das amerikanische Wechselstrom-Floating-Signalsystem. 
(Ein ganzselbsttätiges Ladesystem für Batterien.) 


Von Dipl.-Ing. Fritz Schaper, Hannover. 


Übersicht. Der Grundgedanke des Floatingsystems 
— Stromversorgung für Signalzwecke durch kleine mit dem 
Wechselstromnetz in einer Art Pufferschaltung arbeitende 
Batterien — wird erläutert und sein Aufbau kurz beschrieben. 
Dann folgt die Besprechung der einzelnen Aufbauteile: Speise- 
einrichtungen, Transformatoren, Gleichrichter und Batterien. 
Zum Schluß ist eine kurze Wertung des Floatingsystems ge- 
geben. 


Bei der großen Ausbreitung, die der Wechselstrom in `°. 
den letzten Jahren erfahren hat, ist es für die Eisenbahn - 


besonders auf langen Strecken von größter Bedeutung, 
sich dieses Betriebsmittel für Signal-, Weichen- und Kon- 
trollkreise in zweckmäßigster Form zunutze zu machen. 
Da für diese Anlagen eine möglichst hohe Betriebsicher- 
heit erforderlich ist, kommt reiner Wechselstrom kaum in 
Frage, denn bei der geringsten Störung an den Zuleitun- 
gen oder im Kraftwerk wären die Signalanlagen und da- 
mit der gesamte Verkehr lahmgelegt. Durch Schnee und 
Rauhreif kann die Belastung der Signal- und Weichen- 
motoren erheblich vergrößert werden, so daß die nur wenig 
überlastbaren Wechselstrommotoren nicht mehr ausreichen 
würden. Relais sind für Wechselstrom bedeutend kom- 
plizierter, da ihre Kerne aus Blechen hergestellt werden 
müssen und die Anker besonders schwer auszuführen 
Sn um durch das Gewicht die nötige Trägheit zu er- 
alten. 

Bei Gleichstrom lassen sich die aufgeführten Nach- 
teile ziemlich vermeiden. Die Betriebsicherheit wächst 
durch Aufspeicherung in Akkumulatorenbatterien ganz er- 
heblich. Gleichstrommotoren sind bis über das Doppelte 
ihres Nenndrehmomentes überlastbar und die Relais be- 
deutend einfacher und billiger. Sofern aber die Anwen- 
dung von Gleichstrom mit der Anlage besonderer Kraft- 
werke oder großer Umformerstationen verbunden ist und 
auf langen Strecken sehr hohe Leitungsunkosten auftre- 
ten, erscheint seine Verwendung höchst unwirtschaftlich. 
Wechselstrom hat in dieser Beziehung ganz wesentliche 
Vorteile aufzuweisen. 


Die Vorzüge beider Stromarten unter weitgehender 
Vermeidung ihrer Nachteile finden wir in dem amerikani- 
schen Floating-Signalsystem vereinigt, das bei einfachster 
Bauart weitgehenden Anforderungen an Betriebsicherheit, 
Billigkeit und Anpassungsfähigkeit entspricht. Vor der 
eingehenden Behandlung der einzelnen Teile des Floatin:- 
systems sei eine Erklärung des dem System zugrunde 
liegenden Floatingprinzips und eine kurze Beschreibun: 

des Gesamtaufbaues gegeben. Die 

- Bezeichnung „floating* (schwim- 

Wechselstrom Upeiseel mend, schwebend) ergibt sich aus 
der Arbeitsweise der Batterie. Da: 

Wesen der Floatingbatterie besteht‘ 

darin, daß sie bei beliebiger Strom- 

entnahme gleichzeitig durch einen 
ununterbrochenen, gleichmäßigen. 

Transf. meistens geringen Ladestrom im 
geladenen Zustand schwebend 
(floating) erhalten wird. Sie ist 
also, wie die Schaltung Abb.1 er- 


Widerst. 3 


Rootingbofterie 
IN 


Gleichstrom Signalkreis 


FGGG 


Abb. 1. Wechselstrom- Abb. 2. Doppelwellenausnutzung. 
Floatingschaltung. 


kennen läßt, parallel zu dem verbrauchenden Signalkrei= 
ohne Unterbrechungsmöglichkeit an die Ladeeinrichtunz 
angeschlossen. 

An Hand dieses Grundgedankens läßt sich nun leicht 
das Schaltbild einer Floatinganlage, die z.B. als Kraft- 
quelle für eine selbständige Signalanlage dienen soll, ent- 


A da 


5. Dezember 1929 


werfen. Der Verbrauchstrom wird einer Wechselstrom- 
speiseleitung entnommen und dem Transformator zugeführt, 
der die Netzspannung auf die Apparatspannung übersetzt. 
Der in der Sekundärwicklung des Transformators er- 
zeugte Wechselstrom wird durch einen Kleingleichrichter 
in pulsierenden Gleichstrom umgewandelt. Dieser Gleich- 
strom dient dazu, die Floatingbatterie dauernd geladen 
zu erhalten und mit ihr zusammen die hohen, aber nur 
kurzzeitigen Stromstöße für die Signalstellung usw. zu 
liefern. Die Floatingschaltung ist eine Art Pufferschal- 
tung, bei der der gesamte Energieverbrauch gering ist, sich 
aber aus verhältnismäßig sehr hohen. kurzzeitigen Strom- 
stößen in weiten Abständen zusammensetzt. Der Speise- | 
strom, der durch den Widerstand genau auf den zeitlichen 
Durchschnittswert des Verbrauchs eingestellt ist, wird also 
auf wenige Prozente der Stromstoßhöhe im Signalkreis 
beschränkt. Der Wegfall jeglicher Bedienung, der gute 
Wirkungsgrad und die hohe Betriebsicherheit, wie sie durch 
die Batterie in der Floatingschaltung erreicht werden, 
machen das System besonders geeignet als Stromquelle für 
selbsttätige Anlagen. 
; Nachdem im vorhergehenden die einzelnen Aufbauteile 
des Floatingsystems und dessen Arbeitsweise in großen 
Umrissen erfaßt worden sind, sollen im folgenden, von der 
Kraftauelle fortschreitend bis zum Verbrauchskreis, die 
Einzelheiten genauer beleuchtet werden. Es ergibt sich da 
zunächst die Frage: Was für eine Kraftquelle hat man für 
das Floatingsystem zu wählen? Zwei Möglichkeiten 
bieten sich: 

1. ein in dem zu versorgenden Gebiet zentral gelegenes 

eigenes Kraft- oder Umspannwerk, 
2. die Verwendung des für die Bahnhofsbeleuchtung so- 
wieso vorhandenen Lichtnetzes als Kraftquelle. 


Es leuchtet hier ohne weiteres ein, daß die unter 2. 
genannte Anordnung ganz hervorragende wirtschaftliche 
Vorteile aufzuweisen hat; denn die hohen Unkosten für 
das zentrale Werk fallen vollkommen aus und die Lei- 
tungsunkosten lassen sich für Fall 2. auf ein Minimum re- 
duzieren. Die Leitungslänge ist ja erheblich vermindert, da 
die Signale meistens nahe bei dem Bahnhof liegen, und der 
Leitungsquerschnitt kann geringer gewählt werden, da 
man den Spannungsabfall, der bei zentraler Versorgung 
sehr groß werden kann. nicht mehr zu berücksichtigen 
hat. Eine wesentliche Erleichterung läßt sich im Fall 2. 
noch erreichen, wenn man den Transformator des Floa- 
tingsystems in das Bahnhofsgebäude verlegt, um die Zu- 
leitungen, die ja dann nur sehr geringe Spannungen füh- 
ren, mit auf den Bahntelegraphenstangen verlegen zu 
können. Für sehr lange Strecken bietet das Floating- 
system ganz besondere Vorteile, da man die erforderliche 
Energie zunächst auf Hochspannungsleitungen zuführen 
kann und sie dann von einzelnen Punkten aus über Nie- 
derspannungs-Verteilernetze ihrem Verbrauchsort zuleitet. 
Von dieser Methode ist auf den langen amerikanischen 
Strecken in ausgiebiger Weise Gebrauch gemacht. 

Am Verbrauchsort wird zunächst die Spannung her- 
untertransformiert und dann gleichgerichtet. Die Schaltung 
der Sekundärseite der Transformatoren ist wesentlich 
durch die Eigenschaften der Gleichrichter bestimmt. Es 
kommen hier bekanntlich die Halbwellen-, die Doppelwel- 
len-Graetz- und die Doppelwellen-Transformatorschaltung 
in Frage. Hierzu ist besonders zu bemerken, daß man mit 
der einfachen Halbwellenschaltung leicht beide Wellen- 
hälften ausnutzen kann, wenn man die Anschlüsse auf der 
Primärseite der Transformatoren nach Abb. 2 anordnet. 
Sind an derselben Stelle mehrere Spannungen erforderlich, 
2. B. für eine Gleisbatterie e V) und eine Signalbatterie 
(10 V), so kann man auf der Sekundärseite des Trans- 
formators zwei oder mehrere Wicklungen anbringen, die 
dann, von einer Primärwicklung gespeist, auf die getrenn- 
ten Verbrauchskreise arbeiten. Die Anpassungsfähigkeit 
des Floatingsystems ist also sehr gut. 

Nachdem so alle Vorteile des Wechselstromes bei der 
Übertragung und der Herstellung der verschiedenen Ge- 
brauchspannungen ausgenutzt sind, wird die Umformung 
in Gleichstrom durchgeführt, der durch die Aufspeiche- 
rung und die günstigen Betriebsbedingungen weitere Vor- 
teile bietet. An Kleingleichrichtern, die für die Umfor- 
mung im Floatingsystem Bedeutung erlangt haben oder 
noch erlangen werden, sind vier Typen zu nennen: 

a) Pendelgleichrichter, 
~ b) Elektrolytgleichrichter, 
c) Trockengleichrichter, 
d) Glimmlicht- und Glühkathodengleichrichter. 

Der Pendelgleichrichter, der bis 1925 in den amerika- 
nischen Floatinganlagen benutzt wurde, scheidet heute 
aus, ebenso ist der Glimmlichtgleichrichter für ein ganz- 
selbsttätiges System infolge seiner geringen Lebensdauer 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


1769 


unbrauchbar. Der Glühkathodengleichrichter kommt in 
Frage bei Spannungen von 20 und mehr Volt, obwohl auch 
hier die geringe Lebensdauer von größtem Nachteil ist. 

In Amerika ist seit 1925 für Floatinganlagen nur 
der Elektrolytgleichrichter (Balkite-Gleich- 
richter, Abb. 3) im Gebrauch. Da er sich im praktischen 
Betrieb gut bewährt hat, aber in Deutschland nur wenig 
bekannt geworden ist, sei eine kurze Schilderung seines 
Aufbaues und seiner wesentlichen Eigenschaften gegeben‘. 
In ein Glasgefäß mit verdünnter Schwefelsäure (spez. Gew. 
1,25) sind eine Tantalplatte und ein Bleistab als Elektroden 
getaucht. Diese Zusammenstellung ist gewählt worden, da 
die Schwefelsäure nur einen sehr geringen Widerstand be- 
sitzt, Blei von ihr nur sehr wenig und Tantal bei guter 
Gleichrichterwirkung so gut wie gar nicht angegriffen 
wird. Die Kontrolle des Gleichrichters beschränkt sich 
darauf, daß man ungefähr in Abständen von einem Jahr 
destilliertes Wasser nachfüllen muß, um den durch Ver- 
gasung entstehenden Verlust zu ersetzen. Der Wirkungs- 
grad der Balkite-Gleichrichter beträgt im günstigsten Fall 
(10 V,05..1A) nach 
den Angaben des 
amerikanischen Bu- 
reau of Standards 
über 43 %. Kurz zu- 
sammengefaßt hat der 
Balkite-Gleichrichter 
folgende Haupteigen- 
schaften: 


Tantai 


BIT 
Au? 
OAW 


rm | ke d - 
KH u E 
be? và = 
gan: i 


Zo ` ef 8 "EAR, 


1 Positive Platten 5 Gummitrennwand 


Abb. 3. Balkite-Gleich- 


e 6 Plattenfuß für Negative 
richter. 


„ Positive 


2 Negative „ 
s Gummidichtung 7 ù 
4 Holztrennwand 
Abb. 4. Amerikanischer Blei- 
akkumulator. 


Hohe Haltbarkeit und Lebensdauer, 

geringen inneren Widerstand in der Durchgangs- 
richtung, 

hohen rückwärtigen Widerstand, 

geringe Anschaffungskosten, 

verhältnismäßig guten Wirkungsgrad, 

. einfache Kontrolle. 


Trotz der guten Eignung des Balkite-Gleichrichters 
scheint das Ideal für das Floatingsystem der von den 
SSW herausgebrachte Trockengleichrichter? zu sein, er 
scheint dem Balkite-Gleichrichter besonders in bezug auf 
Lebensdauer, Anschaffungskosten und Einfachheit der 
Kontrolle bei weitem überlegen. Damit sind die Lade- 
einrichtungen für das Floatingsystem in großen Zügen 
klargestellt. 

Wir kommen jetzt zu dem wichtigsten Teil des 
Systems: der Batterie. Ihre Arbeitsweise ist schon 
EE Wir haben im Signalkreis zu unter- 
scheiden: 


1. Dauernde Belastung mit nur geringer Stromstärke, 
die in den erforderlichen Relais verbraucht und direkt vom 
Gleichrichter geliefert wird. Die Beleuchtung der Signale 
geschieht normal mit von einer besonderen Transformator- 
wicklung geliefertem Wechselstrom. Sie wird aber beim 
Ausbleiben des Wechselstromes durch ein Relais auf die 
Batterie geschaltet. 


2. Kurzzeitige Belastung mit hoher Stromstärke. Hier- 
zu gehören besonders die kurzen, aber starken Stromstöße, 
die der Flügelmotor zur Signalstellung erfordert (z.B. 3s 
lang 7 A). Diese Stromstöße werden von der Signalbatterie 
geliefert, die wiederum durch den viel geringeren Lade- 


-1 ve ETZ 1927. S. 10-4. 
ı Vgl. ETZ 19%, S. 15%. 


mep- bor 


1770 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


6. Dezember 1928 


strom, aber in erheblich längerer Zeit (Erholungszeit der 
Batterie) auf den Ausgangszustand gebracht wird. Der 
dauernde Ladestrom läßt sich als zeitlicher Durchschniitts- 
wert der Entladestromstöße errechnen zu 


t=T 
Xit 
deiere 


Bci täglich 100 Signalstellungen (3s, 7A) ergibt sich der 
l.adestrom also zu EE 


J= 94.3600 


Der Gleichrichter und alle anderen Speiseeinrichtungen 
(Transformator, Speiseleitung und Kraftquelle) haben also 
nur 25 mA zu liefern, zu denen jeweils die entsprechenden 
Verluste in der Batterie, im Gleichrichter, Transformator 
und Speiseleitung hinzukommen, während sonst alle Speise- 
einrichtungen für einen Strom von ungefähr 7 A zu bemes- 
sen wären. Durch dies Zahlenbeispiel kommt ein wesent- 
licher Vorteil des Systemes klar zum Ausdruck: Trotzdem 
die Stromstöße im Verbrauchskreise sehr hoch sind, kann 
man dank der Floatingbatterie die Speiseeinrichtungen 
sehr klein und billig gestalten, da der Speisestrom weniger 
als ein Hundertstel der Verbrauchstromspitzen beträgt. 
Dieser geringe Stromverbrauch (bzw. große Entladezeit) 
ermöglicht es, für die positiven Platten Masseplatten zu 
verwenden, was für die Kapazität und die Lebensdauer der 
Batterie von Vorteil ist. Ein Beispiel der in Amerika be- 
nutzten Zellen zeigt uns Abb. 4. 

In der obigen verlustlos durchgeführten Berechnung 
wurde schon auf die Verluste in der Batterie hingewiesen. 
Der Wirkungsgrad der Batterie (normal 0,9... 0,96 max.) 
ergibt sich als 


= 0,025 A. 


_ entladene 
w— geladene 


Amperestunden. 


Da die Floatingscha:itung der Pufferschaltung ähnlich ist, 
in der man bekanntlich den höchsten Batteriewirkungsgrad 
erzielt, ist der Wirkungsgrad der Floatingbatterie schr 
hoch, was durch Versuche bestätigt wurde. Die auftreten- 
den Verluste sind wesentlich durch Selbstentladung be- 
dingt, während die Verluste durch chemische Umsetzungen 
bei der Gasbildung so gut wie ganz fortfallen, was schon 
durch die Wahl der Zellenbatteriespannung klar zum Aus- 
druck kommt. 

Man kann durch geeignete Wahl des Ladestromes die 
Betriebspannung in dem in Frage kommenden Bereich be- 
liebig verändern. Es handelt sich nun darum, die günstigste 
Spannung zu wählen. Zu diesem Zwecke sind folgende 
zwei Bedingungen möglichst gut zu erfüllen: 


1. geringste Verluste, 
2. größte Kapazität. 


Die erste Bedingung ist. bei einer Spannung von 2,1 V er- 
füllt, während die zweite je nach der Zellentype eine Span- 
nung von 2,4...2,7 V erfordert. Aus eingehenden Über- 
legungen und Versuchen hat sich eine Zellenbetriebspan- 
nung von 2,15 V als günstigste erwiesen, damit fallen also 
die Verluste durch Gasentwicklung bei starker Ladung 
fast vollständig aus. Die Ursache der Verluste in der 
Floatingbatterie bleibt also wesentlich die Selbstentladune. 
Aus Versuchen ergab sich z. B. für die AFA-Type Mn? ein 
Stromverlust durch Selbstentladung von ungefähr 60 mA, 
also weniger als 1% des zcehnstündigen Entladestromes 
(6,6 A). Für die oben errechneten Verhältnisse ergibt sich 
nun insgesamt ein Ladestrom von weniger als 0,1 A, der 
bei höchsten Belastungen auf Güterbahnhöfen bis zu 0,5 A 
wachsen kann. 

Mit diesem Ladestrom sind wir in der Lage, die Klem- 
menspannung der Floatingbatterie konstant zu halten. Um 
hiervon ein genaueres Bild zu geben, sei der Verlauf der 
Floating-Klemmenspannung an Hand des Oszillogrammes 
Abb. 5 erläutert, u. zw. für einen Entladestromstoß von 7A 
und 3s Dauer. Beim Einschalten fällt die Spannung zu- 
nächst schnell dann langsam ab, bis sie beim Ausschalten 
der Belastung zunächst wieder steil (innerer Widerstand), 
dann aber ganz allmiühlich bis zum Ausrangswert ansteigt. 
Die Zeit vom Ausschalten bis zum Wiedererreichen der 
Floatinespannung (Erholungszeit) betrug im vorliegenden 
Falle bei einer Floatinzspannung von 2,2 V über 5 min. Sie 
läßt sich aber durch Erniedrigeung der Floatinzspannung 
auf 21..215V noch wesentlich verringern. Damit dürfte 
die Arbeitsweise der Floatinzbatterie in großen Zügen ge- 
klärt sein. Aus dieser Arbeitsweise ergeben sieh für den 
praktischen Betrieb einige wichtize Tatsachen. 


Die Unterbringung von gewöhnlichen Batterien 
ist besonders durch die Frostgefahr erschwert. Bei vor- 
schreitender Entladung sinkt mit der Klemmenspannun« 
auch die Säuredichte. Damit kommt der Gefrierpunkt der 
Säure in den Bereich der im Winter herrschenden Tempe- 
raturen, so daß man die Batterie gegen Frost besonders 
schützen muß. Für Floatingbatterien sind solche Maß- 
nahmen nicht nötig, da bei ihnen die Säuredichte immer 
über 1,2 bleibt, so daß ihr Gefrierpunkt erst bei — 50 ? 
erreicht wird. 

Diese hohe Frostsicherheit ermöglicht es, die Floatinz- 
batterien im Freien neben dem Signal aufzustellen. So ist 
z.B. in amerikanischen Anlagen die Floatinganlaze in 
einem am Mast sitzenden Schrank oder auch in einer be- 
tonierten Grube neben dem Mast untergebracht. 


ee deier, 


Ausschalten 


Abb.5. Verlauf der Spannung eines Akkumulators bei einem Stromstoß. 


Das Floatingsystem muß also infolge seiner gerin- 
gen Ansprüche an Platz und Raum und seiner guten An- 
passungsfähigkeit an jede Umgebung den gegenwärtiz 
im Eisenbahnsignalwesen benutzten Stromversorzunes- 
systemen vorgezogen werden. Auf langen Strecken ist es 
das einzig mögliche System, da seine Unterbringung auf 
freier Strecke in keinem Falle Schwierigkeiten bereitet. 
Aber auch auf dem Güterbahnhof, dem anderen Extrem, 
kann es sich mindestens mit den übrigen Systemen messen 
was Raumbedarf anbetrifft, in bezug auf seine Anpassunes- 
fähigkeit und Sicherheit ist es ihnen bestimmt überlegen. 

Bei solchen oft auf sehr kleinem Raum zusammen es, 
pferchten Floatinganlagen darf man auf keinen Fall die 
Übersichtlichkeit und Zugänglichkeit vernachlässigen. 
Batteriegefäße und solche für elektrolytische Gleichrichter 
sind aus Glas herzustellen, damit der Kontrollbeamte auf 
den ersten Blick ihren Zustand übersehen kann. Im übri- 
gen lassen sich diese beiden Bedingungen bei geschick- 
ter Anordnung der Einzelteile gut und leicht erfüllen. 
Je besser die Übersichtlichkeit und Zugänglichkeit sind. 
desto einfacher werden Bedienung und Kon- 
trolle. Bedienung des Floatingesystemes ist zwar im 
normalen Betriebe nicht nötig, sie ist nur für neuauf- 
gestellte Batterien bis zur genauen Einstellung auf die 
Betriebspannung erforderlich. Ist eine neue Batterie 
aufgestellt, so wird man sie zunächst erst einmal voll- 
kommen aufladen, was durch Verringern des Regelwider- 
standes erreichbar ist. Dann schaltet man den Wider- 
stand langsam wieder ein, bis die Batterie die gewünschte 
Spannung erreicht hat. Am sichersten läßt sich dieser 
Punkt erfassen, wenn man an die Klemmen der Batterie 
ein schreibendes Voltmeter legt. Diese erste Einstellung 
muß sehr sorgfältig erfolgen, da auf ihr der gesamte spä- 
tere Betrieb aufgebaut ist. Ist sie genügend sorgfältig ze- 
schehen, so ist die Kontrolle nur in sehr großen Zwischen- 
räumen erforderlich. Sie kann mit der Kontrolle des Si- 
enales zusammeneefaßt werden. Der Kontrollbeamte hat 
dabei im wesentlichen auf den Zustand von Batterien und 
Gileiehrichter zu achten. Fin Nachfüllen von destilliertem 
Wasser zu der Schwefelsäure ist nur selten nötig, da die 
Gasentwieklung nur gering ist. In Amerika hat man die 
Kontrollzeiten auf ein halbes bis sorar ein zanzes Jahr 
ausgedehnt, was den besten Beweis für den vollkommen 
selbsttätizen Betrieb des Floatinesystems liefert. 

Faßt man alle Einzelheiten zusammen, so ergibt sich, 
daß das Floatingesystem technisch infolge seiner hohen Be- 
triebsicherheit und Anpassungsfähigrkeit und wirtschaft- 
lich durch seine geringen Anschaffungs- und Betriebsun- 
kosten allen anderen Systemen überlegen ist. Unter allen 
Vorteilen verleiht dem Floatingsystem den größten Vorzug 
seine hohe Betriebsicherheit. die es durch den vollselbst- 
tätiren Betrieb erreieht. Unabhängig von Stromunter- 
brechungen und ganz besonders von menschlicher Wartung 
liefert es jederzeit die zum Sisnaldienst erforderliche 
Energie als wesentlichste Grundlage einer vorzügslichen 
Sicherheit im Eisenbahnverkehr. Zum Schluß sei noch 
kurz darauf hingewiesen, daß die Floatineschaltunz auch 
in vielen anderen Betrieben groBe Vorteile bietet. 


6. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49 


1771 


Materialgewichte und Trommelraumbedarf elektrischer Kabel. 
Von Dr.-Ing. Hans Müller, Meißen. 


Übersicht. Es werden zwei Nomogramme für die Ma- 
terialgewichtsermittlung und die Berechnung der Trommel- 
abmessungen für elektrische Kabel angegeben. Bei dieser 
Gelegenheit werden insbesondere die spezifischen Gewichte 
der im Kabel vorkommenden Stoffe einschließlich der Im- 
prägniermassen zahlenmäßig festgelegt und auf ihren Ge- 
nauigkeitsgrad hin kritisch gewürdigt. 


A. Die Materialgewichte der Kabel. 


Bei nur wenigen industriellen Erzeugnissen nehmen 
die Materialkosten eine so überragende Stellung inner- 
halb der Selbstkosten ein wie beim elektrischen Kabel. 
Die Ermittlung der Materialgewichte ist aber infolge der 
nach Art und Form großen Mannigfaltigkeit, in der die 


v. Dobbeler angegeben worden) Da es sich hier um 
additive und multiplikative Glieder handelt, kommt das 
dort beschriebene Beispiel in Frage, in dem zwei parallele 
und zwei sich senkrecht schneidende Skalen von zwei auf- 
einander senkrecht stehenden Geraden geschnitten wer- 
den; für diese Anordnung ist die Beziehung 


EE EE 


abgeleitet worden, wo n und E die Teilung der parallelen 
Skalen, a ihren Abstand voneinander und E und # die 
Teilung der sich senkrecht schneidenden Skalen bedeuten. 
Gl. (1) wäre dementsprechend auf die Form zu bringen: 


einzelnen Stoffe im Kabel vorkommen, reichlich unbe- da de D (1a) 
quem. Es liegt daher nahe, nach einem graphischen Ver- ge y 
fahren hierfür zu suchen. Die rechnerische Gewichts- 4 
Ge #8 | cu GE ee 0.808 | 2L..... 0.179 T q . 26,8 
105 Isollermasse a SS Ki DEET | a) in der Cu-Litze. ... 2. 2 2 2 2 2. . 0,085 x Cu-Gew. i 
b) on ,, Isolation (Ader und Gürtel). . 0,80 x Pap.-Gew. 
0 c) im BUN. eg ig > dar are. re re 2,00 x Pap.-Gew. 
see ne 1,20 x Jute- Gew. 
95- Teer und Asphalt . EELER E 1,20 x Jute-Gew. 
g Papier (Isolation) . . .... a) 1L und Gürtel . . 2.22 22200. 0,755 Nr. 4 
DI BED a A e, te G 1,51 » 8 
85 a man rt a ne er) BB en EE 2,26 » 10 ` 
8 Gummi (Isolation) ...... a) 1L und Gürtel . 2. 2 2 2 2220. 160 Nr. 9 
Don en EEN ee a aa 3,23 „ 14 
75 E 6): SE a a a atie Er ER GER 4,85 „16 
? Beilauf”’ nn SEN B p 
7 17 1. Jute cn nee a) EE ee ne a 1,10 Nr. 7 
65 b) 3 L >. © è > è o > » o o >ù > ù >o ù a o 0,91 TT 5 
e ge IE a EES Me Bay 1,00 „__6 
6 16 2. Papler `... DET er ae 0,76 Nr. 4 
55- b EE ooa a En Bus 0,63 sa 1l 
’ IL 0) 4L., SE ae EE EE 0,70 D g 
5 3. Gummi .. 2... 2 2.0. a) DL aun ar a e D Daer eler Aë 3,10 Nr Uu 
dl, 75 D GL EE e E EE 2,47 „12 
AT? SE EE DET we Be a ee ee er DAL. el 
Zi -- * Für alle Beilaufgewichte gilt die Voraussetzung: dą = Aderdmr., d; = 0 
EE REENEN e.s... 11,4 Nr.18 
14 Bewehrungsjute . . 2. 2 20 0 00 nenne 0,65 Nr. 2 
A 13 Bandeisen und Runddraht Le Le ool ool o l l ee. I BAD Nr. 16 
2 a Flach- und Profildraht `... 7,00 Nr.17 
2 -T S Eingezeichnetes Beispiel 
15 4> gI Papiergewicht der Aderisolation von 1 km NKBA 3x70r.6kKV, d; = 10,8, da = 14,8, y Nr. 10, 
’ 7 G = 180 
ee 2 
asf . ad 
V 000 2000 3000 #000 5000 6000 7000 8000 9000 W000 11000 12000 
0 


300 400 500 600 700 800 300 1000 
. Abb. 1. Nomogramm der Materialgewichte. 


0 50 100 150 200 


1100 1200 


ermittlung geht den üblichen Weg der Multiplikation des 
Volumens mit dem spezifischen Gewicht. Bei der Be- 
stimmung des Volumens ist davon auszugehen, daß alle 
Stoffe durch das ganze Kabel hindurch die gleichen Quer- 
schnittsflächen beibehalten; multipliziert man eine solche 
Fläche in mm? mit der Länge in km. so erhält man das 
Volumen in dm?, der Bezugseinheit für die srezifischen 
Gewichte in kg. Man erhält also durch Multiplikation des 
Querschnitts des betreffenden Materials in mm? mit dem 
spezifischen Gewicht das Materialgewicht in kg für km 
Kabel bzw. es ist 
G=yF, 


wenn G das Gewicht in kg/km Kabel, y das spezifische Ge- 
wicht und F die Querschnittsfläche in mm? bedeuten. Be- 
trachtet man den Querschnitt eines Dreileiter-Starkstrom- 
kabels mit runden Leitern, so erkennt man, daß die mei- 
sten Stoffe in einem kreisringförmiren Querschnitt oder 
einem Vielfachen davon auftreten. Sind da der Außen- 
durchmesser und di der Innendurchmesser des Kreisringes. 
sn ist 


F = (da — dei x 


bzw. kii 


G=17 (da? — di"). si ee E e he (1) 


Geeignete Verfahren zur Herstellung 
grammen für 4 Veränderliche sind 


von Nomo- 
von Prof. C. 


Ein geeignetes Nomogramnı erhält man etwa mit den 
Werten: 
_ 100 


n = 0.02 dai, m 


t = =, und ® = 0,02 G. 


Für di und da werden ungefähr die Werte von 0... 105, 
für y von 0... 11,4 und für G von 0... 12 000 gebraucht. Da 
durch die quadratische Teilung der beiden parallelen 
Skalen die kleinen Werte für de und da sehr dicht zu- 
sammenfallen, empfichlt es sich, in das Nomogramm noch 
einen zweiten Maßstab einzuzeichnen, der für de und da 
etwa die Werte von 0...30 berücksichtigt, für G ergibt 
sich dann ein Bereich von 0... 1200. Diesen zweiten Maß- 
stab erhält man, wenn man bei n, E und ð den Faktor 0,02 
durch 0,2 ersetzt. Ein Nomogramm mit diesen zwei Maß- 
stäben ist in Abb. 1 dargestellt. Man beachte, daß zu den 
an der linken Seite der parallelen Skalen eingetragenen 
Werten für de und da in den Grenzen zwischen 0 und 105 
auf der Skala für G die oberen Werte von 0... 12000 ge- 
hören, während die rechten Seiten der parallelen Skalen 
zu der unteren Skala für G von 0... 1200 gehören. 

Man hat jetzt die y-Skala für die y-Werte der im 
Kabel vorhandenen Stoffe einzurichten, wobei man durch 


E — 0,02 déi, a 


? 


! ETZ 1928, S. 467. 


1772 


entsprechende Umrechnung dieses Faktors auch Ab- 
weichungen von der für das Nomogramm zugrunde geleg- 
ten kreisrinzfürmiren Querschnittsform berücksichtigen 
kann; y ist dann nicht mehr das tatsächliche spezifische 
Gewicht, sondern das spezifische Gewicht, welches der 
betreffende Stoff haben würde, wenn er unter Beibehal- 
tung seines wirklichen Gewichtes das Volumen einnehmen 
wiirde, das für ihn in dem Nomogzramm zugrunde gelegt 
wurde. 

Das festzewick:lte Papier der Aderisolation von 
Starkstromkabeln mit runden Leitern bildet einen genau 
kreisringförmigen Querschnitt, sein spezifisches Gewicht 
ist y = 0,75 für Einleiterkabel. In Zwei- und Dreileiter- 
kabeln tritt dieses Papier zwei- und dreimal auf, außer- 
dem sind infolge der Verseilung die Adern etwa 0,5% 
länger als das Kabel. Beide Abweichungen werden durch 
den Faktor y ausgeglichen, wenn man 


für Zweileiterkabel y=2- 1,005 : 0,75 = 1,51 und 
„ Dreileiterkabel y=3- 1,005 : 0,75 = 2,26 


sctzt. Bei Vierleiterkabeln ist meistens der vierte Leiter 
als Nulleiter schwächer ausgebildet; man ermittelt in 
diesem Falle die Papierzewichte am besten getrennt für 
3+1 Ader. Für die Gürtelisolation gilt dasselbe y wie 
für die Aderisolation bei Einleiterkabeln. Dabei ist es 
zweckmäßig, die zwei Lagen Papier, welche in der Regel 
über dem Bleimantrl als Unterlage für die Jutebedeckung 
aufgebracht werden, mit der Gürtelisolation zusammen zu 
erfassen, indem man den Durchmesser über der Gürtel- 
isolation bei der Gewichtsermittlung um 1 mm größer ein- 
setzt. Die angegebenen Papiergewichte beziehen sich auf 
festgewickeltes Papier mit einem mittleren Feuchtigkeits- 
gehalt von I %. 

Besteht die Ader- und Gürtelisolation au Gummi, 
so erhält man die Werte: 


. y = 1,6 für Einleiterkabel und Gürtelisolation, 

y = 2. 1,01 - 1,6 = 3,23 für Zweileiterkabel und 

y = 3. 1,01. 1,6 = 4,85 „ Dreileiterkabel. 
(Da Gummikabel in der Regel mit kürzerem Drall verseilt 
werden, wurde für den Längenunterschied zwischen Ader 
und Kabel 1 % eingesetzt.) 

Für den Bleimantel, welcher ebenfalls eine genau 

kreisringförmize Querschnittsfläche bildet, ist y = 11,4. 


Von der Bewehrung sei zunächst dieEisenschicht‘ 


besprochen. Sie besteht entweder aus zwei Lagen Band- 
eisen mit einer negativen Überlappung von 25 % des Vor- 
schubes tk = — 0,25), aus Runddrähiten, aus trapezförmi- 
gen Flachdrähten oder aus besonderen Profildrähten. 
Beim Bandeisen ist die kreisringförmize Querschnitts- 
fläche nur zu 75% ausgefüllt, beim Runddraht besteht 


etwa das gleiche Verhältnis, nämlich 4 
x 


4 d? : d, wenn d der Durchmesser des Eisendrahtes ist), 


: 1 (entsprechend 


der Mittelwert aus beiden ist etwa 0,77. Mit einem spezi- 
fischen Gewicht für Eisendraht und Bandeisen von 7,8 
erhält man für die Skala den Wert y= 0,77-7,8 = 6,0. 
Bei den Flach- und Profildrähten ist theoretiseh die Quer- 
schnittsfläche voll ausgefüllt, es ist jedoch für die Ah- 
rundungen an den Berührungsflächen der Einzeldrähte 
ein Abzug zu machen, der sich zwischen 8 und 12 % be- 
wegt. In diesem Falle ist also y= 7,0 ein geeigneter 
Mittelwert. 

Die Jute ist ein Stoff, der bedeutend weniger homo- 
gen ist und dessen Gewicht sich nicht so scharf erfassen 
läßt wie das der übrigen Stoffe. Den Ausgangspunkt 
müssen daher hier empirische Werte bilden. Ich habe aus 
vielen Messungen folgendes als brauchbare Durchschnitts- 
werte ermittelt: Mit einer Jute C Nr. 0,5 metriseh (be- 
kanntlich eine Jute der C-Qualität, von der ein 0,5 km 
langer Faden 1 kg wiegt) erreicht man einen Auftrag von 
1,5 mm, d. h. die Wandstärke der kreisringförmigen Quer- 
schnittsfläche einer solehen Jutebelerunz beträgt 1,5 mm. 
Als spezifisches Gewicht der unzetränkten Jute, bezogen 
auf das Volumen des entsprechenden Ilohlzylinders von 
der Wandstärke 1.5 mm, ergab sieh aus diesen Messungen 
y = 0,65. Dieser Wert ist in die y-Skala als spezifisches 
Gewicht für die unzetränkte Jutebedeekung unter und 
über der Bewehrung einzusetzen. Für eine annähernd 
richtige Gewichtsermittlung der Jute ist natürlich außer 
y auch die Zugrundelerung einer richtigen Wandstärke 
von ausschlaggebender Bedeutung. Es sei daher hier noch 
angegeben, wie man die Stärken anderer Jutefäden, aus- 
gehend von den oben erwähnten empirischen Werten, er- 
rechnet. Der Auftrag der Jute sei dem Durchmesser des 
einzelnen Jutefadens gleichgesetzt (die tatsächlich erfol- 
gende Deformierung der Jutefäden wird relativ für alle 
Jutestärken etwa die gleiche sein). Dann hat 1 kg eines 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49 


6. Dezember 1929 


Jutefadens C Nr.0,50 das Volumen 0,88 dm? Dividiert 
man dieses Volumen durch die Länge eines Jutefadens in 
km, die dem Gewicht von 1 kg entspricht, d.h. also durch 
die Nummer der JJutedimension, so erhält man den Quer- 
schnitt des Jutefadens in mm? und hieraus den Durch- 
messer bzw. den Auftrag des Jutefadens. Bezeichnet man 
mit s den Auftrag der Jute in mm und mit J die Nummer 
der Jutedimension, so entspricht der obigen Cberlegung 
die Formel 
x 088 


A "d 
_ 1,06 


$ Z o o 
yJ 


Aus dieser Formel erhält man z.B. mit Jute C Nr. 0,8 für 
8 den Wert 1,185 und mit Jute C Nr. 0,3 für s den Wert 
1,935, also knapp 1,2 und 2,0. Diese Werte habe ich durch 
Messungen bestätigt gefunden. l 

Auch die Beilaufjute läßt sich in das dem Nomo- 
gramm zugrunde gelegte System einordnen. Die Dichte 
der Juteausfüllung in den Beilaufräumen sowie die Größe 
der Querschnittsflächen der Beilaufräume habe ich an 
anderer Stelle behandelt? Ich habe für y 0,5...0,6 ange- 
geben. Die Spanne zwischen dem Wert von y für die Be- 
wehrungsjute und dem kleinsten Wert von y für die Bei- 
laufjute von 0,65 bis herunter auf 0,5 erklärt sich aus der 
Tatsache, daß elastische Stoffe wie Jute sich in einem 
Raum mit wenigstens nach einer Richtung hin kleiner 
Ausdehnung (z.B. geringe Wandstärke bei der Beweh- 
rungsiute) stärker zusammenpressen als in Räumen mit 
größeren Ausdehnungen. Infolgedessen gilt auch für die 
Beilaufjute von den beiden Grenzwerten für y der Wert 
0,6 für schwache Kabel mit kleinen Beilaufräumen und 
der Wert 0,5 für starke Kabel mit großen Beilaufräumen. 
Für das Nomogramm soll der Mittelwert von 0,55 zu- 
grundegelegt werden. Die Querschnittsflächen der Bei- 
laufräume sind 1,571d? für Zweileiterkabel, 1,291 d? für 
Dreileiterkabel und 1,434 d? für Vicrleiterkabel, wenn d 
der Aderdurchmesser ist. Setzt man in dem \omozramm 


Man 


kann den Faktor y derart vergrößern, daß man mit dieser 
Bezugsfläche die richtigen Beilaufgewichte erhält: daher 
ist in die Skala einzusetzen: 


Si 


oder 


(3) 


da=d und d; = 0, so erhält man eine Fläche ` d. 


$ 
y= Ss GE -0,55 = 1,1 für Zweileiterkabel, 
y= 2 a .0,55 = 0,91 „ Dreileiterkabel, 
VE 4.1434 .055=1)0 „ Vierleiterkabel. 


Die angegebenen Zahlen für Jutegewichte gelten für Tute 
mit einem mittleren Feuchtigkeitsgehalt von 15 %. Beim 
Beilauf ist außerdem darauf zu achten, daß die Ausfüllun« 
der Hohlräume tatsächlich in der beschriebenen? Dichte 
erfolgt; nur dann sind die Zahlen richtig. Man trifft auch 
Kabel, die weniger dicht ausgefüllt sind und die deshalb 
noch nicht unrund sind. Diese Kabel leisten aber gerin- 
geren Widerstand gegen Eindrücken des Bleimantels und 
enthalten entsprechend der fehlenden Jute mehr Imprä- 
gniermasse. 

Benutzt man Papiergarnals Beilauf, so legt man 
als spezifisches Gewicht der Raumausfüllung die Hälfte 
des Wertes für festgewickeltes Papier zugrunde und er- 
hält unter Berücksichtigung der Flächenreduzierunz in 
derselben Weise wie bei der Jute: 


y= on . 0,38 = 0,16 für Zweileiterkabel, 
CM 

== = E .0,38 = 0,63 „ Dreileiterkabel, 

Jan SH .038=0,70 „ Vierleiterkabel. 


Bezüglich des Feuchtirkeitsgehaltes gilt hier dasselbe, 
was für das lsolationspapier festgelegt wurde. Außerdem 
ist wie beim Jutebeilauf der Ausfüllungsgrad der IlIohl- 
räume zu beachten. 

Erfolgt die Ausfüllung der Beilaufräume durch 
Gummi, so werden nur die äußeren Beilaufzwickel aus- 
gefüllt; die Querschnittsflächen der Beilaufräume sind 
dann 1571d? für Zweileiterkabel, 1,251 d? für Dreileiter- 
kabel und 1,219d? für Vierleiterkabel. Mit einem spezi- 


t ETZ 1997, S. 4%. 
3 Wie Fußnote 2. 


= r mr 


5. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49 


1773 


fischen Gewicht für Ausfüllgummi von 1,55 erhält man in 
der gleichen Weise wie für Jute und Papierbeilauf: 


ge on .155 = 310 für Zweileiterkabel, 
DL. 251 .155= 247 „ Dreileiterkabel, 
N 
A 1219 


.155=2,41 „ Vierleiterkabel. 


Zu beachten ist, daß es sich hier nur um die Ausfüllung 
der Zwickel handelt: die im gleichen Arbeitsvorgang um- 
preßte äußere Hülle ist als Gürtelisolation 

zu behandeln. 50 


4000 e 
pt? 


SS RR KURS ® 

era 
m » 
TD 


Dè = D, == 


2600 


War bei den bisher behandelten Stoffen ein teilweise 
vollkommen und in den übrigen Fällen wenigstens an- 
nähernd gleichmäßiges Vorkommen festzustellen, so wird 
die Angabe einheitlicher Werte für die jetzt zu be- 
sprechenden Tränkmassen wegen der großen Ver- 
schiedenartigkeit an ganz bestimmte Voraussetzungen bce- 
züglich des Sättigungsgrades der Tränkung gebunden sein 
miissen. Für die Tränkung der Kabelseele be- 
deutet es einen großen Unterschied, ob ein Kabel heiß 
aus der Tränkmasse herauszehoben wird, so daß ein 
großer Teil der in heißem Zustand sehr dünnflüssigen 
Masse wieder herausfließen kann, oder ob man das Kabel 
in der Tränkmasse lo lange erkalten läßt, bis die Tränk- 
masse vollständig salbenartige Struktur besitzt. Für die 
Zahlen, die ich im folgenden angebe. gilt der letzte Fall 
als Voraussetzung. lch werde die Tränkmassen nicht in 
das Nomogramm einführen, sondern sie als Vielfaches der 
Stoffe, welche sie durchsetzen, bestimmen. Für die Tränk- 
masse der Kabelseele hat man dabei folgende Anteile zu 
unterscheiden: 


1. den Teil, welcher sich in den Hohlräumen der Kupfer- 
litzen befindet, 

2. den Teil, welcher sich in der Ader- und Gürtelisola- 
tion befindet, 

3. den Teil, welcher sich im Beilauf befindet. 


na ll Gg | Der Füllungsgrad der Kupferlitze ist bekanntlich? im 

EZ OS III III E 90 Mittel etwa 75 %, d.h. 25 % des von der Litze beanspruch- 

2900 N o oý ten Volumens werden beim Tränken durch Masse ausge- 

Weg 2300 ITU 300 R 100- füllt. Unter Berücksichtigung eines spezifischen Ge- 

Br N E X wichtes fir die Tränkmasse von 0,92 und für das Kupfer 

SE NEEN HE 200 | N von 8,90 erhält man für das Gewicht der unter 1. aufge- 

zu 17 ti 100 125 führten Tränkmasse das 0,035fache des Kupfergewichtes. 

2000 000 Für die unter 2. aufgeführte Tränkmasse habe ich durch 

Be 1900 MEN lu 00 / Messungen als Gewicht das 0,80fache des Papiergewiclıtes 

See aaoo SES ES RRE Ee gefunden, ebenso für die unter 3. aufgeführte Masse bei 

Lasel ER ER EBENEN TN Jutebeilauf das 1.20fache des Jutegewichtes und bei Pa- 

EEE a ee N pierbeilauf das 2,00fache des Papiergewichtes. Auch hier 

een en — LU 1500 ist zu beachten, daß die angegebenen Zahlen nur richtig 

SÉ MO ——+— an #00 sind, wenn das Papier fest gewickelt ist und die Ausfül- 

7700 een RA Vë lung der Beilaufräume die vorgeschriebene Der bat 

CE ee i ränkun 

= == 4: E | de a: nr hrungsju et 

EE SE EE 800 2 liegen die Verhältnisse noch 

SE Bari zZ... E Mn E S ungleichmäßiger als bei der 

S S SS Sag SSS J KI EE E EE kg %0 0 Tränkung der Kabelseele. Es 

> 9 3 er L werden GE u 

artige Stoffe verwandt, es 

Eingezeichnetes Beispiel: Trommel für 400 m NKBA 3x 70 r-6 kV wird teilweise die Jute vor 

D-51 D, = 1000 D: :: 1630 B = 800 der Verarbeitung getränkt 

e und geschleudert, teilweise 

Abb. 2a. Trommel-Nomogranım. bei der N erarb une pn 

Die Werte. welche man tür 

| R w ; das Gewicht der Tränkmasse erhält, schwanken daher auch 

deg Age LE 50 zwischen dem 0,75fachen und dem 1,6fachen des Jutege- 


IT, 


so 5 
Fe 
u 
Dee 
=== 

+ 
S 


HU e x 
N g | 
S GE 
~ m | R 
CG 
Käl 


DNA 


~ 
~ 
D 


SEET 
e HH x 
200 BEBERBERLNN! Y 
GL III 
BS ol GE HH 4100 
S S SSS SSS 
S A R X PLS IRIA N 
—> 8 in mm 


Ahb. 2b. Troinnmel-Nomogramm. 


wichtes. Wenn ich einen Mittelwert vom 1,20fachen des 
Jutegewichtes hierfür vorschlage, so ist dabei zu beach- 
ten, daß bei Tränkmassen, die überwiegend aus Pech be- 
stehen, diese Zahl etwas zu niedrig gewählt ist, während 
sie bei reinen Teertränkungen zu hoch ist. 

Um das bisher als Richtschnur gewählte Beispiel eines 
Starkstromkabels mit runden Leitern zu erschöpfen, wäre 
nur noch das Kupfer zu erwähnen, welches ich nicht in 
das Nomogramm aufgenommen habe, da es schon in der 
Bezeichnung des Kabels als Querschnitt in mm? enthalten 
ist. Man hat daher nur den Leiterquerschnitt 


bei Einleiterkabeln mit 8,9, 

„ Zweileiterkabeln „ 2-1,005 - 8, 

„ Dreileiterkabeln „ 3- 1,005 - 8, 
zu multiplizieren. 


Die Verlängerung der Einzeldrähte durch die Litzen- 
verseilung ist dabei unberücksichtigt geblieben. Zwischen 
der Leitfähigkeit des Elektrolytkupfers und der Leit- 
fähigkeit, welche für den Leiterquerschnitt im Kabel ge- 
fordert wird, besteht eine Spanne, die es gestattet, die 
Kupferquerschnitte so zu bemessen, wie sie sich aus der 
angegebenen Gewichtsberechnung ergeben würden. 


Für Sektorkabel gilt das Nomogramm zunächst 
nur von der Gürtelisolation ab. Der Querschnitt inner- 
halb der Gürtelisolation muß ohnehin von Fall zu Fall 
maßstäblich konstruiert wer- 
den; bei dieser Gelegenheit 
kann das Material für diesen 
Teil des Querschnitts festge- 
legt werden. Man bestimmt 
den Umfang des Sektorleiters 


Le 


9 = 17,9 und 
9 = 26,8 


1774 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49 


5. Dezember 1929 


und erhält durch Division durch x den Wert’ für de und 
durch Hinzufügen der doppelten Isolationswandstärke den 
Wert für da. Mit Hilfe dieser beiden Werte kann man das 
Gewicht der Aderisolation aus dem Nomogramm entneh- 
men. Die Beilaufflächen errechnet man mit ausreichender 
Genauigkeit, indem man von der durch die Gürtelisolation 
umschlossenen EE ein entsprechendes Viel- 


faches von da? T abzieht. (Dieser Faktor hängt von der 


Art der Sektorkonstruktionen ab, die bei den einzelnen 
Werken verschieden ausgeführt werden.) 

Bei Schwachstromkabeln benutzt man das 
Nomogramm erst vom Bleimantel ab; denn die Kabelseele 
besteht durchweg aus gleichen Gebilden, so daß man hier- 
für die Materialgewichte verhältnismäßig einfach errech- 
nen kann, indem man von dem entsprechenden Element, 
der Ader, dem Paar oder dem Vierer ausgeht. Treten hier- 
bei einzelne Lagen von Papier auf (wie sie übrigens auch 
bei anderem Material vorkommen, z.B. imprägniertes 
Band bei Gummikabeln), so errechnet man ihr Gewicht 
zweckmäßig aus der Öberfläche, da in der Regel das 
Quadratmetergewicht derartigen Materials bekannt ist. 
Multipliziert man eine Dimension einer Fläche in mm mit 
der anderen Dimension in kin, so erhält man die Fläche 
in m? Multipliziert man also den Durchmesser in mm, 
über dem das Material aufgebracht ist, mit dem x-fachen 
(Juadratmetergewicht des Materials, so erhält man sein 
Gewicht für 1 km Länge. Dabei ist die UÜberlappung, 
wenn sie positiv ist, durch Zuschläge entsprechend der pro- 
zentualen Überlappung im umgekehrten lall durch ent- 
sprechende Abzüge zu berücksichtigen. Bei der Baum- 
woll- und Seidenbespinnung dünner Drähte geht man zur 
Gewichtsermittlung zweckmäßig andere Wege, die schon 
früher von S. Ledermann an dieser Stelle erörtert 
wurden® Das gleiche Verfahren läßt sieh sinngemäß auch 
auf Beflechtungzen anwenden. 


B. Das nutzbare Trommelvolumen. 

Zu den Materialkosten im weiteren Sinne gehören 
auch die Kosten für das Verpackunssmaterial, in diesem 
Falle also für die Kabeltrommeln. Es sei daher hier 
noch ein Verfahren zur Ermittlung der richtigen Trommel- 
abmessungen angegeben. Eine von mir früher angegebene 
Berechnungsmethode für das Fassungsvermögen der 
Trommeln benutzt das nutzbare Volumen der Trommel 
und das Volumen des Kabels mit dem Quadrat des Durch- 
messers als Querschnitt”. Sind L die Kabellänge. D, der 
Kerndurchmesser, Da der nutzbare Flanschdurchmesser, 
B die lichte Weite der Trommel und D der Kabeldurch- 


messer, sn entspricht diesem Annäherungesverfahren die 
Gleichung 4000 


DE=DIE2ER ED ..2.4.% W 


a B 
wo L in m und alle übrigen Abmessungen in mm einzu- 
setzen sind. Auch für die Darstellung der Gl. (4) läßt 
sich das schon einmal besprochene Nomosramm verwenden, 


dem die Beziehung n— =a zugrunde liegt, wobei in 


diesem Falle, da 5 Veränderliche gebraucht werden, der 
Abstand a der parallelen Skalen veränderlich ist: man er- 
hält also eine Schar vieler paralleler Skalen für die E- 
bzw. D,-Werte. Mit den Maßstäben 


n=0,00002 D}, §=00002 D, wn äs SP, 
bae (A H D 
0,00002 E S 7775 


erzielt man ein brauchbares Nomogramm. In der gleichen 
Weise wie beim ersten Nomogramm läßt sich auch in 
dieses Nomogramı ein zweiter Maßstab eintragen, wenn 


man 1 
n = 0,000 2 DA & = 0,0002 D? und #= Gë D? 


setzt. In Abb.2a und 2b sind diese Nomogramme mit 
den beiden Maßstäben getrennt dargestellt (dies geschah 
mit Rücksicht auf den einfarbizen verkleinerten Druck; 
wenn man das Nomogramm zeichnet, verwendet man 
zweckmäßig für beide Maßstäbe verschiedene Farben). 
lür die Benutzung des Nomosramms sei noch daran er- 
innert, daß die zugrunde gelerte Formel eine Annähe- 
rungsformel ist, die dann ungenau wird. wenn es sich um 
sehr kurze Längen handelt. die nur eine bis zwei Lagen 
auf der Trommel bilden. Für diese Fälle, welche z.B. 
bei den oft sehr kurzen hochpaarigen Ansehlußkabeln der 
keichspost auftreten, läßt sich die Rechnung mit der ge- 
nauen Formel“ nieht vermeiden. 

5 ETZ 19%, S. 147. 

e ETZ 1923} N. R43. 

7 ETZ 1977, S. 423. 

d Wie Fußnote 7 7 


C. Beispiel. 


Abschließend möchte ich an Hand eines Beispiels 
die Verwendung der beschriebenen Nomogramme für die 
Materialgewicht- und Trommelraum-Ermittlung im Zu- 
sammenhang zeigen. Ich wähle ein Dreileiterkabel für 
6000 V mit runden Leitern vom Querschnitt 70 mm’, 
dessen Bezeichnung nach den VDE-Vorschriften NKBA 
3X 70r-6kV lautet. Für dieses Kabel gelten folgende 
Kenstruktionsdaten: 


Kupferlitze . . . . 10,8 mm Dmr. 
Papierisolierte Ader .. 148 „ 2 
3 verseilte Adern . . . 319 „ 5 
Gürtelisolation . . . . 359 „ = 
Bleimantel BB ee E j 
1. Jutebedeckung . . . 439 „ i 
2 Lagen Bandeisen . . 471 „ S 
2. Jutebedeckung . . . 511 „ SC 


Zum Aufsuchen der jedesmal zusammenzehörig>n vier 
Skalenschnittpunkte verwendet man zweckmäßig anstatt 
eines rechtwinkligen Dreiecks eine Zelluloidplatte, auf 
der man zwei sich rechtwinklig überschneidende Geraden 
einritzt. Wollte man sich auf das Dreieck beschränken, 
so mülltte man die Nomosramme schr weit auseinander- 
ziehen. In der nachfolgenden Zahlentafel sind die vier 


Skalenschnittpunkte da, di, y und G für die Ermittlung 
eines jeden Materials zusammengestellt. 


d; da Y | G 
mm mm Nr kg 
Papier der Aderisolation . . . . .| 10.8 | 148 10 180 
Beilaufjute . . 0 14,8 5.155 
Papier der Gürtelisolation t u. 2 L- gen 
über dem Bleimantel . . . . . | 3L9 | 36.9 4 200 
Blei... 35,9 | 39,9 18 ; 2700 
Jute der ersten Bedec kung (ohne | | 
die 2 Papierlagen) . . . 40,9 | 43,9 2 130 
Bandeisen 439 | 471 16 1370 


Jute der zweiten Bedeckung . | | 47,1: BI, 2 — 200 


Es folgen die Materialgewichte, die ohne Nomogramım 
zu ermitteln sind: 


Kupfer: 70-268 0. 1876 ku 
Tränkmasse der Isolation: 
1. 0,035 X Cu-Gewicht . . 66 „ 
2. 0,80 X Gewicht des Ader- und Gürtel- 
isolationspapiers 3 , , 3H, 


3. 1,20 X Gewicht der Beilaufjute. . .  I86 
Zusammen 556 keg. 
Tränkmasse der Bewehrune: 

1,20 X Gewicht der Bewelirungsjute . . 400 „- 
Damit sind sämtliche Materialzewichte bezogen auf 1km 
Kabel ermittelt. 

Will man «das Gesamtgewicht des Kabels haben, so 
hat man von der Summe der Materialgewichte von 7767 kg 
die herauszetrocknete Feuchtigkeit abzuzichen. also in die- 
sem Beispiel 9% des Papiergewichts gleich 34 kg und 15 25 
des Gewichtes der Beilaufjute gleich 23 ke. Das Gesamt- 
gewicht des Kabels beträgt dann etwa 7700 ke. (In dem 

wählten Beispiel spielt das Gewicht des herausgetrock- 
neten Wassers kaum eine Rolle; bei Höchstspannunes- 
kabeln ist das Verhältnis jedoch anders.) Ich erwähne 
noch — was aus dieser Rechnung bereits hervorgeht —. 
daß die angegebenen Zahlen keinerlei Zuschläge für bei 
der Fabrikation entstehende Abfälle enthalten. 

Für die Festlegung der Trommelabmessungen sei an- 
genommen, daß der Kunde das Kabel in Einzellänzen von 
400 m verlangt. Mit Rücksicht auf den Kabeldurchmesser 
sei D, = 1000 mm angenommen. Demnach sind jetzt die 
Skalenpunkte D — 51, L = 400 und D, = 1000 bestimmt. 
Legt man die beiden senkrechten Geraden dureh diese drei 
Punkte, so findet man, daß zu jedem Wert von B ein ent- 
sprechender von Da gehört; man muß also für eine der 
beiden Größen noch eine Entscheidung treffen, die bezüg- 
lich der Breite B etwa durch die Breite des Transport- 
gerätes und bezüglich des Durchmessers D, durch die 
Höhen der zu passierenden Tore und Brückenbogen be- 
dingt sein mag. Es soll für den vorliegenden Fall 
B = 800 mm angenommen werden, dann ergibt sich für D, 
etwa 1630 mm. Zu diesem Wert für D, sind etwa 10 % 
zu addieren, da über dem nutzbaren Raum der Trommel 
außen je etwa 5% des Flanschdurchmessers freibleiben 


müssen. Man erhält also folgende Trommelabmessungen: 
äußerer Vlanschdurchmesser 1800 mm 
Kerndurchmesser . . 2.2.2... 100 , 
lichte Weite . .. o.. HN — 


Damit ist auch der Tromme Deen des als Beis; iel 
gewählten Kabels bestimmt. 


geed 


6. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


1776 


Die Stromwendungschwankungen der Spannung von Gleichstromerzeugern. 
II. Teil 
(Wicklungen mit mehr als 2 wäerte in 1 Nut.) 


Von Ing. Dr. techn. Heinrich Sequenz, Wien. 


Übersicht. Für Gleichstromankerwicklungen mit mehr 
als zwei Spulenseiten in einer Nut, bei denen die Nuten- und 
Stegzahl durch die Paarzahl der Ankerstromzweige ganz- 

zahlig teilbar sind und die ebenso viele Pole wie Anker- 


stromzweige haben, werden Formeln für den Ungleich- ` 


fürmigkeitsgrad der Spannung hergeleitet. Dabei wird 
eine neue Art der Wicklungsdarstellung verwendet, die in 
einer Verbindung des Spannungsvielecks mit dem reduzierten 
Schema von Arnold besteht. Vorausgesetzt wird bei diesen 
Formeln. daß die Feldmagnete der Gleichstrommaschine ein 
zeitlich unveränderliches Feld erzeugen, dessen Normalkonı- 
ponente der Induktion am Ankerunfang sinusförmig ver- 
teilt ist. 
Einleitung. 


Im ersten Teile dieses Aufsatzes* wurden jene Wick- 
lungen auf die Spannuneschwankungen untersucht, die 
dieselbe Nutenzahl wie Stegzahl hatten, bei denen also 
in einer Nut nur zwei Spulenseiten untergebracht waren. 

In diesem zweiten Teile sollen nun Wicklungen be- 
trachtet werden, wo mehr als zwei Spulenseiten in einer 
Nut liegen. Hier wird die Stegzalıl daher ein Vielfaches 
der Nutenzahl sein. Die Untersuchungen sollen aber nieht 
für alle möglichen Fälle durchgeführt. sondern mit fol- 
genden Einschränkungen gemacht werden: 

1. Auszeschieden seien Wickluneen, bei denen die 
Nutenzahl N, die Sterzahl K und die Polpaarzahl p durch 


die Paarzahl der Ankerstromkreise nicht zanzzahlie teil- ` 


har -sind. Nur bei ganzzahligen Werten der angeführten 
Verhältnisse decken sich die a Spannungsvielecke der 
Wicklnug völlig und nur solche Wicklungen MOREN INCL 
í t 


untersucht werden. Bei Werten der Verhältnisse RE 


und , die nieht zganzzahliz sind, decken sich die a Span- 


nungesvieleeke nicht: sie liegen gegeneinander verschoben 
und es können Ausgleichströme entstehen, die zu Bürsten- 
feuer führen. 

2. Ferner seien Wicklungen aus der Betrachtung aus- 
geschlossen, die Spannungsvielecke mit nach innen gerich- 
teten Ecken aufweisen. 


Wenn auch die jetzt genannten Fälle noch in den 
Kreis der Untersuchungen aufzenomnen worden wären, 
so würde der Umfang der Arbeit unerträglich groß ge- 
worden sein. In diesem Aufsatze ist aber das Verfahren, 
nach dem der Uneleichförmierkeitserad der Spannung er- 
mittelt wurde, so oft verwendet worden, daß eine Anwen- 
dung auf einen Sonderfall aus den hier nicht betrachteten 
Wicklungen keinerlei Schwierigkeit bereiten kann. 


I. Bedingung für Spannungsvielecke mit nur nach außen 
gerichteten Ecken. 


In den Abb.7 u. 8 meiner Arbeit! „Die Symmetric- 
bedingungen für Gleichstromankerwieklunsxen“* sind Wick- 
lungen dargestellt, deren Spannungsviclecke Ecken auf- 
weisen, die nach innen gerichtet sind. Auch in R. Rich- 
ter. .Ankerwicklunsen für Gleich- und Wechselstrom- 
maschinen“? ist auf S. 58 in Abb. 53 ein Spannunegsvieleck 
einer ceinzängigen Wellenwicklung gezeichnet, das nach 
innen gerichtete Ecken enthält. 

Für die Ableitung der Formeln für die Spannungs- 
schwankungen wird es nun nicht gleichgültig sein, ob das 
Spannungsvieleck nur Ecken enthält, die nach außen ge- 
richtet sind, oder auch solche, 
sind. Es soll daher die Bedingung zuerst gesucht werden, 
die erfüllt werden muß, damit das Spannungsvieleck nur 
nach außen gerichtete Ecken aufweist. 

Bekanntlich zeichnet man das Spannungsvieleck einer 
Wicklung (nach dem angeführten Buche von Richter) auf 
folgende Weise: 

1. entwirft man den Spannungstern, wobei der Phasen- 
winkel zwischen a ae Strahlen 


a = . 360° 


e 
beträgt, wenn t, der größte Teiler ist, den die Nuten- 
zahl N und die Polpaarzahl p gemeinsam haben; 


I. Teil: ETZ 1929, S. 1221. 
ETZ 1928, S. 1217. 
2 Berlin 19%, Verlag Julius Springer. 


die nach innen gerichtet. 


2. beziffert man einen beliebigen Strahl mit 1,2,... 


wobei 8n die Zahl der Spulenseiten in einer Nut be- 
E dann beziffert man jenen Strahl, der um den 
inke 


P o 
a= y Ku 
gegen den zuerst bezifferten Strahl phasenverschoben 
y HLZ ee 
mals a° NEE Strahl mit ën LL Sn +2, 
= 
., Sn + v5 


3. beginnt Se das Spannungsvieleck zu zeichnen, in- 
dem man einen beliebigen Spannungstrahl mit der 
Bezifferung x aufträgt; an diesen Strahl setzt man 
den Spannungstrahl des Sternes mit der Bezifferunz 
(£+ yg), an diesen den Strahl (ce +2yx) usw. 
Yg ist dabei der Stegschritt. 

Bei einer eingänxzigen Schleifenwick- 
lung ist nun Yg = 1. Beginnt man das Spannungsvieleck 
mit dem Strahle „1“ zu zeichnen, so hat man an diesen 
den Strahl 1 + Y= „2“ zu reihen, an diesen den Strahl 


Ce EE „3, USW. 
N so haben bei Bern Schleifenwick- 


ist, mit Sn; dann den um aber- 


A 
Liegen > Spulenseiten in der Nut 


lungen mit Spulen gleicher Weite ~% Spulen dieselbe 


Phase; d.h. ein Strahl des BERNER trägt die Be- 
Sn 


zifferung 1, 2,... ké Spannungs- 


a Sn 
Es kommen dalıer E 


in wo Phasenlage. Das Spannungsvieleck 
hat somit CR Ecken und jede seiner Seiten enthält A 


strahlen 


gleichgerichtete Spulenspannungen. Das Spannungsvieleck 
weist also nur nach außen gerichtete Ecken 
auf. Bekanntlich ist aber für solche eingängige Schleifen- 


wicklungen die Polzahl 2p 
A 4 gleich der Ankerstromzweig- 
f % zahl 2a, also 
k = 
In 5 7 2 a = p. 
2 1 l Es liegt die Vermutung 


nahe, daß alle Wieklungen mit 
soviel Ankerstromzweigen als 
Polen nur nach außen gerich- 
tete Ecken im Spannungsviel- 
eck haben werden. 
Betrachten wir die Wel- 
lenwieklunesen. Die 
Wicklungsformel lautet hier: 


Abb. 1. Spannungstern einer 
Wellenwieklung mit a ~ p. 


Pe 
KT p 
Ist a= p, dann wird daraus 
A Io K _ 
EE ES 


Wir zeichnen nun den Spannungstern, dessen Strahlen 
um den Winkel 

a’ = . 360° 
in der Phase verschoben sind. Dann beziffern wir den 
ersten Strahl mit 1, 2...., D Nun suchen wir den Strahl, 


der gegen den jetzt bezifferten um den Winkel 


p SIE) oO 

Ar e ) = r 

A u 

phasenverschoben ist. Wir haben aber im Spannungstern 

- Strahlen, den N und 
i l 


p =a gemeinsam haben. Gehen wir daher um den Win- 

kel a weiter, so kommen wir zu einem Strahl, der gegen 

den zuerst bezifferten der'a-te -Strahl ist, wenn | 
azaf, 


N .360° für p =a) 


wobei t, der größte Teiler ist, 


1776 


gesetzt wird. Diesen neuen Strahl Ben wir nun mit 
DHL F E7 Sn (siehe Abb. 1). , , die Zahl der 


1 
Strahlen des Spannungsternes, ist selbstverständlich durch 
a nicht teilbar, da ja t, der größte Teiler ist, den N 
und a gemeinsam haben. Daher trägt der letzte Strahl die 


Í K Sn 
Bezifferung (a oJ) ta" 
nungsvieleck auf, indem wir mit dem Strahl „1” beginnen, 
so haben wir daran den Strahl 1+y,=1+ 7 +1 zu 
fügen. Dies gibt für linksgängige Wicklungen den Strahl 


Zeichnen wir nun das Span- 


mit der Bezifferung - - und für rechtsgängige Wick- 


lungen den Strahl (7 + 2) = vi, Nun haben wir für 

linksgängige Strahl 1 + 2 yg = 
K K K 

1+2 | = 1) pa S —1, d. h. den Strahl SE l anzufügen. 

Für rechtsgängige Wicklungen ist der Strahl 1 + Zus = 

1-+2 LG -+ 1) = 22 +3, d.h. der Strahl „3“ anzusetzen 


usw. Jetzt sehen wir, daß bei rechtsgängigen Wicklungen 
die aneinanderzureihenden Strahlen 1, 2, 3,...in dieselbe 
Gerade zu liegen kommen und bei linksgängigen Wick- 


Das heißt 


aber, daß wir bei solchen Wellenwicklungen,für 
die a= p ist, wie bei der gewöhnlichen Schleifenwick- 
lung ein Spannungsvieleck erhalten, das nur nach 
außen gerichtete Ecken aufweist. 


Wicklungen den 


lungen die Strahlen a? a „2... ebenso. 


Abb. 2 Spannungsrieleck und reduziertes Schema 


N Sn 
für a gerade, - „ ungerade. 


2 


Auch der Beweis von der negativen Seite her ist 
leicht zu führen. Ist der Spannungstern gezeichnet, so 
hat man on den Strahl „1“ im Spannungsvieleck den Strahl 


Kra 
WEE *) zu fügen. Damit dieses Spannungsvieleck 
aber keine nach innen gerichteten Ecken aufweise, muß 


dieser zweite Strahl die Bezifferung „2“ oder a tragen, 


K K 
d.h. zu 1 muß entweder EH oder En dazu- 
gezählt werden. Das bedeutet aber nichts anderes, als daß 
Y«= t1 sein muß, oder a =p ist. 

In jedem anderen Falle würde, wie man sich leicht 
überzeugen kann, zwischen zwei parallelen Strahlen eine 
Anzahl anders gerichteter Strahlen liegen, was aber schon 
nach innen gerichtete Ecken liefert. 

Daher gilt allgemein: Wicklungen, für die 
die Polzahl gleich der Ankerstrom- 
zweigzahl ist, geben Spannungsviel- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49 


5. Dezember 1929 


ecke mit Ecken, die nur nach außen ge- 
richtet sind. Dies gilt aber nur für Wicklungen. 
deren Spulen alle gleiche Weiten haben, Treppenwick- 
lungen verhalten sich anders. Auf diese soll in dieser 
Untersuchung aber nicht eingegangen werden. 


TrÒrl 
= 
244772 -  - pm on 
| Bil | | 
| Z i | t l 
í Creid i Turid i 
E | | 
r- , GË A l 
i -as i 
e P -Ih i 
iB) APICH m 
MR i | 
"BE AF ai £ £, 
de CD E mm 
bk 


N 8 
Abb. 3. Spannungschwankungen für SE gerade, Se ungerade. 


II. Bürstenbreite kleiner als eine Stegteilung (b< ty). 


a) = geradzahlig. 


s 
a) -> ungerade. 


Wie aus den Abb. 2 u. 3 zu ersehen ist, ist der Höchst- 
wert der Spannung gleich dem Durchmesser 2 R des dem 
Spannungsvieleck umschriebenen Kreises und tritt bei der 
Bürstenstellung B,B, auf. 


Emar zAB=2R. 


Der Kleinstwert dagegen ist die Projektion des Durch- 
messers des dem Spannungsvieleck einbeschriebenen 
Kreises auf die Bürstenstellung B,B,, also 


mn mn nu na b—i 

Emnin = FF = D'C =2Rcos — cos 2 TETA 
N K Tr 2 

in Hundertteilen vom 


Die Spannungschwankungen 
Mittelwert werden daher 


za ra b—i 

E E 1 — CoS ~p» COS K a 
eo — + Emax — Emin gogy 4. " K TE Ann 
% LR t Enin 0% na na p—; 100%. 

1-+co8s ,, cos „. * —— 

N K Tr 


B) = - gerade. 
Aus den Abb. 3 u. 4 erkennt man, daß der Kleinstwert 
der Spannung bei einem geradzahligen si, d.h. für den 


Fall, daß in einer Nut eine gerade Anzahl von Spulen- 
seiten nebeneinander liegen, den Wert 


xa 2na ty + i¿—b 
N na Segen See E ! 
Emin =2R cos Lu cos Kig 5 
annimmt, weil hier 
| 2ra %Kri—b 
Ki, 2 
ist, während früher 
| — 2ra bi 
Kt, 2 
war. Die Spannungschwankungen sind in diesem Falle 
na na Tz, +?T—b 
1— cos —,,: 008 - ‚= a 
g A N K Tr S 
=t- "en na ri 10% 
1 + cos — C08 —- e "ge = 
Die Frequenz der Spannungschwankungen ist 
2v n 
K 
f= - --— = N — [Hz]. 
Sa TK 60 


6. Dezember 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49 1777 


/ : 5 : x D 
b) 2 ungeradzahlig. Diese Formel gilt für ein geradzahliges 5, 

A .. D e DÉI . A 
e ge gerade: für das sie abgeleitet wurde. Für ein ungerades E 


wird die Ungleichförmigkeit der Spannung 


Der Höchstwert der Spannung ist, wie die Abb.5 u. 6 aa BEE 


lehren, gleich AB. 1— cos N Gok p 


Emax = AB = R+ R cos" = 2 R cost Sea EE E 
+ SS 1+ cos ar Dee, $ 
l ZA A tk 


Zä _ 
8" e Ze 
SD 
N 
Abb. A Spannungsvieleck 
und reduziertes Schema für Abb. 6. Bpannungschwankungen 
N 3n N Sa 
z gerade, - Dë gerade. für EE ungerade, Ea gerade. 


$ 


i 
WH 


Abb. 7. Spannungsvieleck und reduziertes Schema für x ungerade, 


En LC ) 
2 ungerade, CA — 1J gerade. 


£ CB 
“ Ze 
Abb. 5. Spannungsvieleck und feduziertes Schema 
N 
für ungerade, > gerade. ` 
a 2 
Der Kleinstwert der Spannung ist die Projektion der Viel- 
ecksehne CD auf die Bürstenverbindungslinie B,B,; da- - 
ber ist N Sn 
SE SER TA Te +i—b Abb. + Spannungschwankungen für ES ungerade, SCH ungerade, 
Emin = C”D" = CD cos EE $ D R 
K y LU = ı) gerade und ò < - a . 
an na, TE 2\2 
= 2 R cos? zy og KO ug ` A. Bürstenbreitekleineralseine halbe 
; ; TK 
Die Spannungschwankungen werden damit Stegteilung k * ERR 
an an 7 +i—b , , -= | 
1— cos PR CoS nn Der Höchstwert ist hier offenbar AB. Macht man die 
e ei, — A SE al E WS o 100 % Annahme, daß der zu einer Vielecksehne gehörige Peri- 
Sr an an T kti —b Kë pheriewinkel im gegenüberliegenden Eckpunkte durch die 
1+cos_._ eos -> - —- -— Verbindungsgeraden der Endpunkte der Spannungstrahlen 
2N K Tk in dieser Vieleckschne mit diesem gegenüberliegenden 


1778 


Eckpunkte in gleiche Teile zerlegt wird, so erhält man 
für den Spannungshöchst wert 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49 


5. Dezember 1929 


Bei der Ermittlung des Mindestwertes der Spannung 
hat man zwei Fälle zu unterscheiden, nämlich den Fall, 


daß 3 (2-1) geradzahlig, und den Fall, daß dieser 


Wert ungeradzahlig ist. Es soll zuerst der erste Fall be- 
handelt, also die Untersuchungen für ein geradzah- 


liges 5 (7 1) durchgeführt werden. 


Sn 


-~ - — 1 
Dieser Fall ist in Abb.7 gezeichnet Kan 


Der Mindestwert der Spannung tritt bei der dargestellten 
Wicklung (35 Spulen in jedem Paar der Ankerstrom- 
zweige. die in 7 Nuten untergebracht sind) zweimal in 
einer Periode der Stromwendungschwankungen auf, wie 


man aus der Abb. 8 erkennen kann. Diese Mindest- 
werte sind 
un FE ax (ie 
Low C co Ki. +i—o) 
K 
—_ DEco SIKL; 
= DE cos Kı E Se d 


Die Diazonalen CB und DE können angenähert gerechnet 
werden zu 


CB = DE = | (CE + DB) 


Mit diesen Werten findet man den Mindestwert der Span- 
nung 


ax an 2 an 
Kin = 2 R cos -57 | c08?—-—- — - - sin?’ wn | 
min ZA ZA Sn 2N 
AR (Tg . 1 
| >< CoS Kr "o + r—) Er 
i81 cos K 
; 8 N ! 2 i À ; E : D 
Abb. o Spannungsvieleck und reduziertes Schema für ungerade, Die Ungleichförmigkeit der Spannung ist daher für 
1 8 e A l (äs 
TE N 5 e -1) üngerade: ein geradzahliges 2 E — 11: 
ax ax 2 ‚an an AR (te i 
o ~> COS —— — | cos? -— -— SID’ ss 08 >,» COS e ı — D 
GER Ee? Aa, yo T D 
VAE EEGENEN E E 
bt ax an 2 un an UR (Te SEN 3 
` COS n C08 7„- ees? ane — BIL? a. | cos - COS -> S I= 
2N K t aN a a Ska Ee 
N > 9 AQIN QIN da 3 1 A 3 
SN P oa 7 2 in RT Nimmt man nun 2 Ke Së ungeradzahlix 
Sta Ä Gr A vk A Ns Vë S S 
lees SC Se? an. sp ist nach Abb.9 u. 10 der Spannungshöchstwert wie 


N 8 
Abb. 10. Spannungschwankungen für SR ungerade, 5 ungerade, 
1 (> ) , i 
Af — 1 y ungerade une S D D 
g CG bei E eg b d ai 
r 
ER SE ZA 
2 Se 


UN 
en | a? 
CoS o y E CS 
deg à 


ax 2 sin? ax Se e 
2 N An ö 2 N È 2 K K TK 


früher 


Der Spannungskleinstwert wird dagegen 


‘r LAN axr TK SE 
Emin = CD cos | o Sa ET 


K 
SS COS o y d COS? an" we 9N 
i x< cos -< T- (Sen 
S Arel 2 7 


Die Ungleichförmigkeit der Spannung wird dater für 


S 
cin ungeradzahliges 9 (7 — J|: 


T 
an EE an un | Kı: d 
= sin? -~ feos a -ecos rel biz 
s ed 2K tg‘ 2 


Ge - .100% 
SS S g : 
ax K ; 

| $ E 


(Shlup folgt.y 


6. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


1779 


RUNDSCHAU. 


Elektromaschinenbau. 


Synehronmotoren mit wandernder Erregerachse — 
Von V. A. F y nn werden in El. u. Maschinenb. Motoren be- 
schrieben, die einigen bekannten Formen von Mehrphasen- 
Induktions-Kommutatormotoren nahe verwandt sind. Der 
Läufer trägt die über Schleifringe mit dem Netz verbundene 
Dreiphasenwicklung sowie 
die Kommutatorwicklung, 
die die Erregung liefert. 
Der Ständer enthält die Er- 
regerwicklungen, die eben- 
so wie die Kommutator- 
bürsten verstellbar ange- 
ordnet sind. An zahl- 
reichen Kreisdiagrammen 
zeigt A. Fynn, wie sich 
in Abhängigkeit von der 
Lage der Drehfeldachse 
bei den verschiedenen Stel- 
lungen der Bürsten und 
Erregerwicklungen zuein- 
ander das synchronisierende Moment M, der Leistungs- 
faktor cosg und das der Läuferdurehflutung entsprechende 
Feld Şa ändern. i 


Zur Vereinfachung der immerhin noch unübersicht- 
lichen Diagramme ist die Erregerwicklung statt dreiphasig 
nur zweiphasig angenommen. Ein Kreisdiagramm sei in 
Abb. 1 vereinfacht wiedergegeben: Es stellen dar "kd das zur 
angelegten Spannung gehörige Drehfeld, zk, das Erreger- 
feld, a das Ankerfeld. yd = Ne + Sa, Das Drehmoment ist 
bei gegebenem ýa proportional der zu 7%4 senkrecht stehen- 
den Komponente von f%s. Bekanntlich ergibt sich ein 
Wechseldrehmoment mit doppelter Schlupffrequenz des 
Motors. Die Spitze von şe bewegt sich also mit doppelter 
Winkelgeschwindigkeit um Z. Die Lage des Mittelpunktes 
Z sowie der Halbmesser r des Kreises um Z sind durch 
die gegenseitige Lage der Erregerwicklungen und Bürsten 
gegeben. Aus der Lage von ya läßt sich der Leistungs- 
faktor cos entnehmen. 


In Abb. 1 liegt Z in der Richtung von ?yd, und M be- 
sitzt ebenso große positive wie negative Werte. Der 
Mittelwert von M ist dagegen positiv (Motor), wenn Z im 
Quadranten Z und JI liegt, negativ (Generator) für Z im 
Quadranten I/II und IV. Der Leistungsfaktor ändert sich 
ebenfalls mit der Lage des Drehfeldes a gegenüber den 
Frregerwicklungen. Der Motor belastet das Netz kapa- 
zitiv, wenn die Komponente von %e in Richtung ada größer 
ist als Ña, induktiv. wenn sie kleiner ist. (Val. A.Fynn. 
El. u. Maschinenb. Bd. 47, S. 25 u. 49.) Zrn. 


Geschlossene Garbe-Lahmeyer-Motoren. — Bei großen 
Motorleistungen reicht die Anbringung von Rippen am 
die beim Mantelmotor 


Gehäuse und auch 


angewandte 


Kühlmethode nicht mehr aus, um bei wirtschaftlicher Aus- 
nutzung des Materials die Verlustwärme abzuführen. Da- 
ker haben bereits im Jahre 1921 die Deutschen Elektrizi- 
tüts-Werke zu Aachen, Garbe, Lahmeyer & Co. einen 


anderen Weg mit Erfolg beschritten, der auch bei großen 
Leistungen die wirtschaftliche Verwendung ganz ge- 
schlossener Motoren gestattet. Abb.2 zeigt die erste 


e ande-Lahhmeyer + 


Zei € 
ege 


a 2 y 
Wm em ki 


| ® 
ke 1 


Abb. 3. Motor und Kühler zusammengebaut. 


Ausführung eines Motors, dessen Innenluft, ohne mit der 
Außenluft in unmittelbare Berührung zu kommen, nach 
dem sogenannten Gegenstromprinzip gekühlt 


Abb. 4 Weg der Kühlluft im Motor nach Abb. 3. 


wird. In der hohlen Grundplatte ist ein Lamellenkülller aus 
dünnwandigem Blech eingebaut. Durch einen im Innern 
des Motors befindlichen Lüfter a wird die Innenluft durch 
den Kühler getrie- 
ben, wo sie ihre 
Wärme an die Wan- 
dungen abgeben kann. 
Durch einen zweiten 
außen befindlichen 
Lüfter ce wird Außen- 
luft im Gregenstrom 
an der Außenseite 
der Lamellen b ent- 
lanzgedrückt. wo sie 
die vom inneren Luft- 
strom abgegebene 
Wärme aufnimmt und 
aus der an der An- 
triebseite offenen 
(Grundplatte ins Freie 
befördert. Da der in 
der Grundplatte un- 
tergebrachte Kühl- 
körper in staubigen ` 
Betrieben der Gefahr 
der Verschmutzung 
sehr ausgesetzt ist. 
hat die genannte Firma noch eine andere Ausführung 
durchgebildet, bei der der Kühlkörper über dem: Motor 
angeordnet ist. Bezüglich der Wirkungsweise besteht kein - 
Unterschied gegenüber der Ausführung nach Abb. 2. 


CEO 


Abb. 2. Prinzip der Gegenstromkühlung an einem geschlossenen Motor. 


1780 


Ein besonderer Vorzug der beschriebenen Ausführung 
liegt darin, daß der Motor selbst hinsichtlich seines Auf- 
baues von der normalen Ausführung nicht abweicht, und 
daß die Kühleinrichtung nachträglich an jeden auf Lager 
vorrätigen Motor angebaut werden kann. Einen Nachteil 
kann man darin erbiicken, daß Motor und Kühler kein 
geschlossenes Ganzes bilden, und daß der freiliegende 
Kühler und seine Anschlußstutzen in rauhen Betrieben 
leicht Leschädigt werden können. Die weitere Entwick- 
lung führte daher zu einem Motor, von dem Abb.3 eine 
Gesamtansicht zeigt. Motor und Kühler bilden hier ein ge- 
schlossenen, einheitliches und formschönes Ganzes, das auch 


E % 
men aoa 
- haah VRA Suse A. a 


Abb. 5 Manschette. 


die rauheste Behandlung verträgt, ohne Schaden zu neh- 
men. Der ganze Motor ist in ein oben offenes Gehäuse 
olıne mittlere Teilfuge (DRP. a.) eingebaut. Das Fehlen 
dieser Teilfuge verringert die Länge der abzudichtenden 
Flächen und gewährleistet daher einen besseren Ab- 
schluß gegen die Außenluft. Den oberen Abechluß bildet 
der durch eine kräftige Haube geschützte Kühler. Nach 
Abnehmen dieser Schutzhaube kann der Kühler bequem 
gereinigt werden. Wenn der Kühler abgehoben ist, sind 
alle Teile des Motors bequem zugänglich. Der Läufer 
läßt sich samt Ständerblechpaket und Lagerschildern nach 
oben herausnehmen. Es ist aber auch möglich, den Läufer 
allein nach der Antriebseite hin axial herauezuziehen, 
nachdem das Lagerschild der Antriebsceite entfernt ist. 
Die Kühlung erfolgt nach den gleichen Gesichtspunkten 
wie bei den in Abb. 2 dargestellten Maschinen. Der Weg 
der Innen- und Außenluft innerhalb des Kühlers ist in 
Abb.4 durch Pfeile angedeutet. Der Motor hat sich gut 
bewährt. fi 


Leitungen. 


Armatol-Mastenschutz. — Um an hölzernen Leitungs- 
nıasten die Stelle, wo der Mast das Erdreich verläßt, der ge- 
fährlichen Einwirkung von Luft und Feuchtigkeit und so- 
mit der Fäulnisbildung zu entziehen, hat die Firma Wil- 
helm Carstens G. m. b. H., Hamburg, ein Verfahren ausge- 
arbeitet, das unter dem Namen „Armatol“-Mastenschutz! 
auf den Markt kommt. Eine aus verzinktem Eisenblech her- 
gestellte Manschette (Abb.5) wird derartig um den Mast 
gelegt, daß zwischen Mast und Manschette ein Raum von 
etwa 20..25 mm verbleibt. Dieser Luftraum wird mit 
einer vorher auf Siedehitze gebrachten Isoliermasse aus- 
gegossen, wodurch ein luftdichter und feuchtigkeitsicherer 
Verschluß der gefährdeten Zone erreicht wird. Die Isolier- 
masse hält den Mast von allen fäulniserregenden Einflüs- 
sen und Fäulniserregern frei. Die Manschette ist 62cm 
lang, der Länge nach aufgeschnitten und an den Schnitt- 
flächen beiderseits mit einem Falz versehen. Die Falze 
greifen ineinander, wodurch sich die Manschette leicht 
schließen läßt. Sie wird so eingesetzt, daß nur die Hälfte 
der Manschette, also etwa 31 cm, in die Erde hineinkommt. 
Der zu schützende Mast wird also auf eine Tiefe von etwa 
31 cm freigegraben und die Manschette herumgelegt. Die 
normale Manschette hat einen Durchmesser von 240 mm 
und paßt in den meisten Fällen für den 10-m-Mast mit 
17...19 cm Zopfstärke. Für stärkere Masten wird einfach 


1 DRP. Nr. 355 050, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49 


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Abb. 6. Manschette mit Paßstück. 


Abb.8. Manschette nach Fertigstellung. 


D Dezember 1929 


cin Paßstück, je nach Stärke des Mastes, in die Falze hin- 
eingeschoben (Abb. 6). Diese Paßstücke werden in einer 
Breite von 60, 120, 180 und 240 mm geliefert. Nachdem 
die Manschette eingesetzt ist, wird die ausgehobene Erde 
rinesherum wieder eingestampft, u.zw. in der Art, daß 
der Luftraum zwischen Manschette und Mast überall gleich- 
mäßig ist. Dieser Luftraum wird jetzt mit einem beson- 
ders für diesen Zweck präparierten heißen Isoliergoudron 
auszegossen (Abb. 7). Es ist darauf zu achten. daß die 
in der Kelle befindliche Masse nicht schäumt oder brodelt, 
da sonst die Gefahr vorliegt, daß die ausgegossene Masse 
in der Manschette Blasen bildet und sich auch nach dem 


Abb. 7. Ausgießen der Manschette. 


Erkalten in der Masse Luftbläschen bilden. Man gieße da- 
her die Masse langsam ein. Es empfiehlt sich, zwei- oder 


dreimal nachzugießen, damit auf jeden Fall eine absolut 


homogene Schicht erzielt wird. Nachdem man mit dem 
Vergießen des Isoliergoudrons fertig ist, wird die Man- 
schette oben geschlossen. 
Um nun einen möglichst 
dichten und festen Ab- 
schluß und einen glat- 
ten Übergang von Man- 
schette zum Mast zu er- 
halten, damit sich ober- 
halb der Isoliermasse 
keine Feuchtigkeit an- 
sammeln kann, ist der 
obere Teil der Man- 
schette mehrfach ge- 
schlitzt, so daß einzelne 
Streifen entstehen, die 
übereinander greifen. 
Diese Streifen werden 
halsförmig an den Mast. 
gepreßt und durch eine 
Schelle festgelegt. so 
daß ein fester und glat- 
ter Abschluß erreicht 
ist und Regenwasser ab- 
laufen kann (Abb.8). 
Zur Erhöhung der Halt- 
barkeit und zum bes- 
seren Abschluß gegen 
Feuchtigkeit wird der obere Teil der Manschette, beson- 
ders der Hals, mit dem heißen Is»liergoudron nochmals 
überstrichen und die Arbeit ist fertig. 


Für die Auflösung des Isoliergoudrons empfiehlt es 
sich, einen transportablen Schmelzkessel von rd. 150 kg 
Fassungsvermögen mitzuführen, der für ungefähr einen 
Tag ausreicht. Von diesem Kochkessel bringt man die Ver- 
gußmasse in einen tragbaren Blechbehälter zu rd. 50 kg 
Inhalt, welcher von Mast zu Mast getragen wird. Die Ein- 
füllung geschieht mit einer Kelle. Die Vergußmasse ist 
langsam einzugießen, und man soll sich vor dem Schließen 
der Manschette überzeugen, ob die Masse auch nicht mehr 
nachgesackt ist. Die Vergußmasse muß bei guter Elastizi- 
tät einen möglichst hohen Tropfpunkt haben, damit die- 
selbe in der Sommerhitze nicht zu weich und im Winter 
bei niedriger Temperatur nicht spröde und rissig wird. 


Nach den gemachten Erfahrungen können 3 Mann täg- 
lich 15 ... 20 Manschetten einbauen. W.Carstens. 


m 


6. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49 


1781 


Betriebserfahrungen an 140 kV-Leitungen. — Hem- 
street berichtet über bemerkenswerte Erfahrungen an 
den in den V. S. Amerika zwischen Michigan- und Huronsee 
gelegenen 140 kV-Leitungen der Consumers Power Co. 
Diese Leitungen werden in einem Teil des Netzes mit 60, 
im anderen mit 30 Hz betrieben und sind durch einen 
15 000 kVA-Frequenzumformer in einem der Unterwerke 
miteinander gekuppelt. Sie sind als Drehstrom-Doppel- 
leitungen mit übereinander angeordneten Phasen, auf 
einigen Strecken auch als Einfachleitungen ausgeführt. 
Die Gesamtlänge der Leitungen beträgt etwa 1000 km. 
Die Zahl der Isolatoren, eine Ohio-Braß-Type, ist in den 
Hängeketten 9...10, in den Abspannketten durchweg 12 
Glieder. Erdseile und Lichtbogenschutz waren auf den 
zuerst erbauten Strecken nicht vorgesehen. Erst 1920 er- 
bielten zwei neue Strecken von etwa 100 km Lichtbogen- 
hörner. Auf einem Teil der Leitung wurden die Spitzen 
der Lichtbogenhörner auch mit Isolierkörpern zwecks Be- 
einflussung der Feldverteilung und Erhöhung der Über- 
schlagspannung der Ketten versehen. Da die Netze sehr 
unter Überschlägen zu leiden hatten, wurden klydono- 
graphische Untersuchungen und im Anschluß an die Ge- 
witterperiode 1925 außerdem sorgfältige Überprüfungen 
der im voraufgegangenen Jahr neu verlegten Strecken 
vorgenommen, wobei eine besonders dafür ausgebildete 
Mannschaft jeden Mast zu ersteigen und die Leitungen 
sowie alle Teile der Isolatoren und Mastköpfe auf Spuren 
von Überschiägen genau zu untersuchen hatte. Diese 
Überprüfung wurde, um Vergleichsunterlagen zu gewin- 
nen, später auch auf andere Leitungsteile ausgedehnt, ins- 
gesamt auf etwa 500 km. 


Die Beobachtungen ergaben, daß vorzugsweise an der 
obersten Phase Überschläge aufgetreten waren, was die 
durch Laboratoriumsversuche von Peek gefundene Tat- 
sache bestätigt, wonach die in den Netzen induzierten Blitz- 
spannungen mit der Höhe der Leitungen über dem Erd- 
boden zunehmen und zwischen 9 ... 15 kV /m liegen. Bei den 
mit Vorrichtungen zur Beeinflussung der Feldverteilung 
ausgerüsteten Strecken zeigte es sich, daß dadurch die 
Überschlagspannung der Ketten bis zu einem gewissen 
Grade erhöht werden konnte, wenn auch nicht genügend, 
um selbst den unteren Leiter völlig frei von Überschlägen 
zu halten. An den mit Lichtbogenhörnern ausgerüsteten 
Strecken sind keinerlei Zerstörungen an Leitern oder den 
übrigen Armaturen aufgetreten. Auch die Erdungsver- 
hältnisse der Leitungsmasten müssen eine besondere Rolle 
spielen, indem mit wenigen Ausnahmen die Zahl der Über- 
schläge mit dem Erdungswiderstand zu- und abnimmt. Die 
Erdungswiderstände einer nach dem Bericht am meisten 
gestörten Strecke in trockenem und sandigem Gelände 
waren sehr hoch und erreichten Höchstwerte bis 1200 Q. 
Die Annahme, daß der Lichtbogen in jeder Halbperiode 
von neuem zündet, scheint durch die Erfahrungen bei den 
Untersuchungen an den Isolatorenketten bestätigt zu wer- 
den. Die Lichtbogenspuren waren bei den mit 30 Hz be- 
triebenen Leitungen tiefer eingebrannt als bei den 60 Hz- 
Leitungen, da bei der niedrigeren Frequenz der Lichtbogen 
an ieder Stelle länger haftet. 


Eine genauere Untersuchung der Teil- und Vollüber- 
schläge an den Isolatorenketten mit und ohne Lichtbogen- 
schutz ergab, daß in praktisch 50 % der Fälle an unge- 
schützten Ketten die Kappen sämtlicher Isolatoren Brand- 
stellen zeigten. Die Teilüberschläge an Ketten mit Schutz- 
hörnern schwanken zwischen 19 und 37 % an den Gliedern 
unter dem ersten, dem Aufhängepunkt zunächst gelegenen; 
jedoch sind die Überschläge zu der Kappe des ersten Iso- 
lators zahlreicher. Brandspuren am Leitungseil wurden 
nur in 4%, an der Hängceklemme nur in 8% der fest- 
gestellten Fälle gefunden, wenn Lichtbogenhörner vorge- 
sehen waren, gegenüber 60 bzw. 48 % bei den ungeschütz- 
ten Leitungen. Aus den Untersuchungen geht weiter her- 
vor, daß ein großer Teil der Überschläge über die Iso- 
latorenkette hinweggeht und nicht nur zwischen Leiter 
und Mastkonstruktion erfolgt, ohne die Isolatorenkette zu 
berühren, wie im allgemeinen angenommen wird. Offenbar 
finden Teilüberschläge und das Anschmoren der Kappen 
im Augenblick des ersten einleitenden Überschlags statt; 
aenn der stehende Lichtbogen wird in fast allen Fällen 
von der Kette durch elektrodynamische und Wärmewir- 
kung weggetrieben. 


Vier zur Aufzeichnung von Überspannungen im Lei- 
tungsnetz der Gesellschaft verteilte Klydonographen zeig- 
ten im Zeitraum von 8 Monaten einschließlich der Ge- 
witterperiode 1925 im ganzen 567 Überspannungen vom 
1,5- bis 10fachen Wert der normalen Betriebspannung 
gegen Erde an, wobei nur Blitzüberspannungen Werte 
erreichten, die über das 5fache der Betriebspannung hin- 
ausgingen. 


Zum Schutz gegen Blitzstörunger erscheint die Ver- 
wendung langer Isolatorenketten vorteilhaft und wirt- 
schaftlich gerechtfertigt, wenn außerdem genügend Ab- 
stand von den übrigen Konstruktionsteilen gehalten wird, 
da die Blitzüberschlagspannung einer Kette mit deren 
Länge wächst. Die Verwendung von Hclzmasten soll nach 
dem Bericht in fern von der Küste gelegenen Leitungs- 
abschnitten mit geringem Nebel- und Staubvorkommen iso- 
lationstechnische Vorteile bieten, weil bei der in Amerika 
häufigen Anordnung der Leitungseile in einer Ebene in 
geringstem zulässigen Abstand vom Boden auch ohne Ver- 
wendung von Blitzseilen derartige Leitungen ziemlich frei 
von blitzstörungen sind. (J.G.Hemstreet, J. Am. Inst. 
El. Engs. Bd. 46, S. 1221.) ON. 


Apparate. 


Eine neue Art gußgekapselter Schaltanlagen. — Die 
natürliche Entwicklung im Bau gußgekapselter Schaltan- 
lagen führt zur Verwendung von Schalteinheiten immer 
größerer Schaltleistung. Es erhebt sich also die Frage, 
ob die heute üblichen Ausführungsarten solcher Anlagen 
angesichts der immer größer werdenden Beanspruchung 


Abb. 9. Senkrecht trennende gußgekapselte Schalteinheit nach 
Whitehead für 250000 kVA. 


aller tragenden Organe auch für Schalteinheiten geeignet 
sind, deren Schaltleistung erheblich über den heute noch 
normalen Werten liegt, oder ob nicht bereits von einer 
naheliegenden Grenze ab eine grundsätzliche Abkehr von 
den geltenden Konstruktionsprinzipien notwendig werden 
könnte G. E. Whitehead geht nun bei der Angabe 
einer neuen Ausführungsform von der Überlegung aus, daß 
es abwegig sei, stets die gesamten, aus Ölschalter, An- 
trieb, Relais, Meßinstrumenten und Kapselung bestehen- 
den — also keineswegs leichten — Schalteinheiten auf- 
wärts und abwärts bzw. vorwärts und rückwärts zu bce- 
wegen, um die Verbindung mit dem Sammelschienensystem 
oder die Trennung davon herbeizuführen. Er empfiehlt 
vielmehr ein grundsätzlich neues Konstruktionsprinzip, 
E sich am besten an Hand der Abb.9 u. 10 erläutern 
äßt. 

Abb. 9 zeigt eine Schalteinheit der neuen Ausführungs- 
art für 300 A bei 11 000 V mit einer Abschaltleistung von 
250000 kVA. Die Sammelschienen und die eigentliche 
Schalteinheit sind in einem kräftigen Eisenrahmengestell 
fest eingebaut, dessen Höhe 2,3 m, Breite 0,92m und Tiefe 
0,88 m betragen. Die Gesamtanordnung ist dabei aber derari, 
daß der Ölschalter nichtsdestoweniger schnell und leicht 
ausgewechselt werden kann, ohne daß es nötig wäre, die 
ganze Schalteinheit auszubauen oder weitgehend zu ent- 
manteln. Die Sammelschienen tragen drei unbewceliche 
Kontaktstäbe, welche drei aus den Dürchführungen des 
Ölschalters herausragenden, ebenfalls unbeweglichen Kon- 
taktstäben unmittelbar gegenüberstehen. 


1782 


Die Herstellung oder Trennung der Verbindung einer 
Schalteinheit mit dem Sammelschienensystem erfolgt, wie 
Abb. 10 zeigt, in einfachster Weise durch drei hülsen- 
förmige Schaltstücke, die, von je einer besonderen Iso- 
latorhülse umfangen, in einem gemeinsamen gußeisernen 
Träger angeordnet sind. Durch Betätigung eines über ein 
Kegelradgetriebe wirkenden Handrades werden die drei 
Hülsenschaltstücke, nach oben bewegt, über die Kontakt- 
stäbe der Sammel- 
schienen geschoben 
oder. nach unten be- 
wert, von diesen ab- 


1 Jsolator—} 


gezogen. f oberer 
Die Verbindung BEES 
der beweglichen Hül- Nontakr- 


senschaltstücke mit 
den  Kontaktstäben 
des Sammelschienen- 
systems erfolgt — an 
sich bereits durch 
einen hülsenartigen 
Isolator geschützt — 
in einem besonderen 
Schutzkasten (siehe 
Abb. 10), dessen Ein- 
führungsöffnungen 
zudem noch durch | ` 
selbsttätig wirkende 
und verriegelte Ver- 
schlußdeckel abge- 
schlossen werden, 
wenn die Schaltein- 
heit von den Sam- 
melschienen abge- 
trennt ist. 

Das Gewicht des 
beweglichen Teiles 
dieser Ausführungs- 
form ist so gering, 
daß sie durch ein 
Kind bedient werden 
könnte. Außerdem ist 
die Betätigung des 
Schalters durch be- 


8 selbsträrger 
1ölcherheits- 


e hhn 
VE SCH AAA 


Isola, 
geschlossen 


Abb. 10. Aufbau des Kontaktteiles einer 
; . senkrecht trennenden gußgekapselten 
SS un Schalteinheit nach W h iteh ea d. 


wegliche System noch i 

besonders sicher gestaltet. Eine sinnvolle Verriegelungs- 
einrichtung verhindert im übrigen jede falsche Schalt- 
bewegung. 

Die entscheidenden Vorzüge seines Konstruktionsvor- 
schlages faßt Whitehead schließlich folgendermaßen zu- 
sammen: Geringster Platzbedarf. Unwesentliches Gewicht 
der bewegten Teile. Keine Zahnstangen, Getriebe, Draht- 
seile, Sperrstangen, Motoren, Leitrollen oder selbstführen- 
den Zubehörteile. Keine Kompoundfüllung oder Ölisolation 
(mit Ausnahme des Ölschalters). Volle Zugänglichkeit 
zu allen Einzelteilen, einschließlich Meßinstrumenten, 
Meßleitungen, Kabelanschlüssen usw. Einfacher, aber voll- 
ständiger Schutz für die Bedienung. Schaltbrücke leicht 
zugänglich und leicht bedienbar. Vollständig in der Fabrik 
hergestellte Schalteinheiten. Geringe Errichtungskosten. 
Keine Sonderfundamente erforderlich. Geerdet, eisengekap- 
selt und ungeziefersicher. Vergrößerung und Änderungen 
der Anlage sehr einfach. Bei Reparaturen kein voiiständi- 
zes Herausnehmen der Einheit und keine völlige Ent- 
mantelung erforderlich. Ölschalter können leicht und ein- 
fach ausgewechselt, Reserveschalter in wenigen Minuten 
eingebaut werden. (The Electrician Bd. 100, S. 549.) ck. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Ein Instrument zur Messung von Induktivitäten und 
Kapazitäten. — A. Täuber-Gretler beschreibt ein In- 
duktions-Dynamometer!, mit dem innerhalb weiter Grenzen 
sowohl Induktivitäten als auch Kapazitäten auf etwa + 1 % 
genau gemessen werden können. Der erforderliche Meß- 
strom kann jedem Wechselstromnetz entnommen werden. 
Die benutzte Meßmethode beruht auf folgendem Grund- 
prinzip. _ Wird durch die Feldspule eines elektrodyna- 
mischen Instrumentes mit eisenzeschlossenem Kraftlinien- 
weg ein Wechselstrom geschickt und ist die Drehspule 
über einen Widerstand geschlossen, welcher induktiv oder 
kapazitiv wirken möge, so zeigt die Drehspule unter dem 
Einfluß der in ihr durch den Kraftfluß der Feldspule in- 
duzierten EMK bei überwierender Induktivität das Be- 


! Vel.auch A. Täuber-Gretler, Bull. SEV. Bd. 12, S. 545; ETZ 
1928, S. 185. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


5. Dezember 1929 


streben, sich in eine solche Lage zu drehen, daß der sie 
durchsetzende resultierende Kraftfluß Null ist. Die elek- 
trodynamische Kraftwirkung verschwindet, wenn sich In- 
duktivität und Kapazität im Drehspulkreis in ihrer Wir- 
kung gerade aufheben. Bei überwiegender Kapazität 
strebt die Drehspule im Gegensatz zum ersten Fall der- 


* jenigen Lage zu, in welcher sie vom größtmöglichen Kraft- 


fluß der Feldspule durchsetzt wird. Die Schaltung ist 


H 


Abb. 11. Schaltung des Induktions-Dynamometers. 


nun nach Abb. 11 so gewählt, daß die Drehspule, welche die 
Induktivität Lp besitzt, mit einer Induktivität [s und 
einem Widerstand Tœ dem eine Kapazität C parallel ge- 


schaltet ist, in Reihenschaltung liegt. (A. Täuber- 
Gretler, Bull. SEV. Bd. 19, S. 395.) Gør. 


Selbsttätige Vakuummesser für Gleichrichter. — 

Smede gibt eine Zusammenstellung der für selbst- 
tätige Vakuumregelung und -messung in Großgleichrich- 
tern in Betracht kommenden Verfahren. 

1. Diethermischen Vakuummesser beruhen 
auf der bekannten Erscheinung, daß bei stark vermin- 
dertem Luftdruck im Gefäß, wenn bereits die freie Weg- 
länge der Moleküle groß ist gegen den Abstand des Glüh- 
fadens von der Wandung, die Wärmeleitung eines Gases 
mit dem Druck stark abnimmt. Man hat deshalb durch 
die Temperaturmessung an einem mit konstanter Lei- 
stungszufuhr erwärmten Draht ein Mittel, den Gasdruck 
zu bestimmen. Die Fadentemperatur wird in der Regel auf 
100... 150° gehalten, so daß die Strahlungsverluste noch 

klein bleiben gegenüber den 
Fr] Verlusten infolge Wärmeab- 
IT 


leitung durch das Gas. Die 

Heizung mit konstantem 
Strom kann z.B. erfolgen 
durch die Reihenschaltung der 
Primärwicklung eines zesät- 
tigten und eines ungesättig- 
ten Transformators. von de- 
nen der erste etwa 110 % der 
gewünschten Spannung er- 
zeugt und der ungesättigte 
10 %. die den 110 % entgegen- 
geschaltet werden. Die Hei- 
zung kann mit Gleich- oder Wechselstrom erfolgen. Aus- 
führungen dieser Art sind auch in der ETZ bereits mehr- 
fach beschrieben worden!. 

2. Einen Ionisations-Vakuummesser erhält 
man in einfacher Weise aus einer gewöhnlichen Ver- 
stärkerröhre mit drei Elektroden. Das Gitter wird an ein 
positives Potential gelegt. Die Schaltung ist in Abb. 12 
wiedergegeben. Der Elektronenstrom zwischen dem Glüh- 
faden und dem Gitter muß konstant gehalten werden. Der 
Anodenstrom ist dann proportional dem Gasdruck in dem 
(rlasgefüß. Der große Nachteil dieses Verfahrens, das an 
sich sehr empfindlich ist, besteht darin, daß das Emis- 
sionsvermögen der Glühkathode nicht konstant bleibt und 
deshalb auch die Eichung sich dauernd ändert. 

3. Eine andere Art von Vakuummessern erhält man 
dadurch, daß man im Innern eines Glasgefäßes etwa unter 
dem Einfluß eines von außen wirkenden Drehfeldes eine 
Aluminiumtrommel rotieren läßt. Diese nimmt dann durch 
I.uftreibung eine für sich gelagerte Scheibe mit, die 
eine Feder als Gegenkruft hat. Der Drehwinkel ist ab- 
hängig von der Zähigkeit der eingeschlossenen Luft und 


LL 


iu Ir 


Abb. 12. Ionisations-Vakuum- 
messer. 


ı Vgl. z. B. ETZ 1928, S. 1512 u. 1582. 


mm ` ege: 


6. Dezember 1929 


damit vom Druck. Eine praktische Ausführung scheint 
noch nicht bekannt geworden zu sein. 


4. Sehr aussichtsvoll erscheint zur Vakuummessung 
die Tatsache, daß das Einsetzen der Glimmentladung 
bei konstanter Spannung vom Druck stark abhängig ist. 
Bei geeigneter Bemessung der Glimmröhre kann man den 
Arbeitsbereich von 1...40: 10? mm erhalten. Das plötz- 
liche Einsetzen der Glimmentladung mit zunehmendem 
Gasdruck bietet ein willkommenes Mittel, den ziemlich 
kräftigen Glimmstrom zur Einschaltung von Relais zu 
benutzen, die die Luftpumpe in Tätigkeit setzen, um das 
verschlechterte Vakuum wieder zu verbessern. (L.Smede, 
The Electric Journ. Bd. 25, S. 437.) Kith. 


Relaisgalvanometer. — Von Moll stammt der Ge- 
danke, den Ausschlag eines Galvanometers dadurch zu ver- 
größern, daß der Lichtstrahl auf ein Differentialthermo- 
element so auffällt. daß beide 
Lötstellen gleichmäßig erwärmt 
werden (ETZ 1927, S. 1774). 
Eine geringe Drehung des Spie- 
gels des Primärgalvanometers 
bewirkt dann eine ungleichmä- 
Bige Erwärmung der Lötstellen; 
der entstehende Thermostrom 
wird an einem zweiten Galvano- 
meter gemessen. Der Verfasser 
vereinigt nun Thermoelement 
und zweites Galvanometer, wie 
Abb. 13 zeigt. Die Spule des 
Relaisgalvanometers, eine ein- 
fache rechteckige Schleife aus 
Kupferdraht von 0,25 mm Dmr., 
ist am unteren Ende durch das 
Thermoelement aus zwei Kup- 
ferblechstreifen und einem Kon- 
stantanstreifen geschlossen. Bei 
einer Dicke von 20 p der Thermo- 
streifen war die Vergrößerung 
etwa 200 bei Verwendung einer 
gewöhnlichen 25kerzigen Spiraldrahtlampe. 
Z. Instrumentenk. Bd. 49, S. 114.) Br. 


B 


Abb. 13. Relaisgalvano- 
meter. 


(R. Sewie, 


Heizung. Öfen. 


Die Wirtschaftlichkeit elektrischer Widerstandsöfen. 
— Die Ermittlung der Selbstkosten (Betriebskosten) für 
Widerstandsöfen darf sich nicht auf die Ermittlung der 
Wärmekosten beschränken; es müssen vielmehr Wärme- 
kosten, Lohn und Neben- 
kosten berücksichtigt wer- 
den. Die Wärmekosten 
dienen zur Deckung der 
Nutzwärme und der Strah- 
lungsverluste. Es wird ge- 
zeigt, daß zwischen Mo- 
toren und Öfen in bezug 
auf das Verhalten im Be- 
triebe weitgehende Ähn- 
lichkeiten bestehen. Bei der 
Ermittlung der Nutzwärme 
ist die Erwärmungszeit zu 
berücksichtigen. Wie aus 
der Abb. 14 hervorgeht, er- 
folgt eine völlig gleich- 
mäßige Durchwärmung nur 
sehr langsam; je größer 
die zulässigen Temperatur- 

unterschiede zwischen 

Oberfläche und Kern des 
Gutes sind, um so höher 
darf die Übertemperatur 
des Ofens über die ver- 
langte Endtemperatur des 
Gutes gewählt werden, um 
so schneller kann die Er- 
wärmung vor sich gehen. Anderseits führt die Forde- 
rung eines vollen Temperaturausgleichs auf theoretisch 
unendlich lange Anwärmezeiten, praktisch auf sehr lange. 


Als Nebenkosten werden sämtliche nicht mit dem 
Lohn und den Stromkosten erfaßbaren Kosten zusammen- 
gefaßt. Eine stets gleiche Einteilung (Schema) für «diese 
Kosten läßt sich nicht angeben; für viele Fälle genügt die 
folgende: 

Nebenkosten am Werkstoff: Werkstoffverlust (Ab- 

brand usw.); Kosten durch Ausschuß; Nachbearbei- 
tung und \Weiterbearbeitung 


Abb. 14. Verlauf der -Temperatur- 
verteilung in einer Platte inach 
Krauß). 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


1783 


Nebenkosten am Ofen: Platzmiete, Abschreibung, Ofen- 
reparaturen, Betriebsnebenkosten. 
Allgemeine Unkosten. 


Beim Vergleich eines elektrischen Ofens mit einem 
brennstoffgefeuerten können Löhne und Nebenkosten ein- 
ander unmittelbar gegenübergestellt werden, wobei ein im 
Aufbau einem Sankeydiagramm ähnliches Schaubild nütz- 
liche Dienste leisten kann. Bei der Ermittlung der Wärme- 
kosten ist die Art der Strompreiserrechnung wichtig; es 
wäre falsch, die Stromkosten nur aus Strompreis und 
Stromverbrauch des Ofens zu ermitteln. Vielmehr muß der 
Einfluß der Verbraucher von Elektrowärme auf die übri- 
gen Stromverbraucher mit berücksichtigt werden; ge- 
schieht dies, so wird sich oft ein günstigerer Strompreis 
ergeben als ohne diese Berechnung. 

Zum Vergleich mehrerer elektrischer Öfen untereinan- 
der dienten bisher oft Angaben von Wirkungsgrad oder 
Leistungsfähigkeit. Diese Angaben sind nicht eindeutig: 
man kann beispielsweise 4 (!) Wirkungsgrade definieren, 
je nachdem, ob man die Anheizenergie berücksichtigt oder 
nicht, und je nachdem, ob man die Wärme für totes Gewicht 
als Verlust zählt oder nicht. Auch die Angabe der Lei- 
stungsfähigkeit, die oft verlangt wird, ist verfehlt; sie 
bietet keinen eindeutigen Maßstab und ist verechwommen. 
Als neuen Weg schlägt Paschkisdie Angabe der unmit- 
telbaren Kennzahlen vor (Wärmeverluste im Beharrungs- 
zustand, Speicherwärme, Anschlußwert, Zahl der beheiz- 
ten Seiten, Heizkörperbelastung [W/cm?], Heizkörperge- 
wicht). Bei einer wirtschaftlichen Betriebsführung ist auf 
Anpassung der Hilfsgeräte und der Ofenhalle an die Öfen 
zu achten. Es empfiehlt sich, einen Betriebsfahrplan auf- 
zustellen, der auf drei Grundsätzen aufgebaut sein sollte: 
gute räumliche und zeitliche Ausnutzung, Türöffnungs- 
zeiten kurz halten, kleines totes Gewicht. In einem be- 
stimmten Falle konnte z. B. durch zweckentsprechende An- 
einanderreihung der Chargen eine Stromersparnis von 
etwa 40 % erzielt werden. (Paschkis, Arch. f. Eisen- 
hüttenw. 1929, Gruppe D, Bd. 2, S. 487.) Sb. 


Installation. 


Winkelfassung der Bamberger Industrie-Gesellschaft. 
— Bei den bekannten Konstruktionen der Winkelfassung 
liegen die Anschlußkontakte im Innern des an die Wand 
festzuschraubenden Sockels; sie sind daher schwer zu- 
gänglich und schlecht an die Leitung anzuschließen. Im 
Gegensatz dazu besteht die in Abb. 15 dargestellte Fas- 
sung der Bamberger Industrie-Gesellschaft, Bamberg, aus 
zwei Teilen: dem mit 2 Steckerstiften versehenen An- 
schlußstein und dem eigentlichen Fassungskörper, der 
zwecks Herstellung einer Verbindung mit dem Anschluß- 
stein Steckerbuchsen 
besitzt. Die Kon- 
struktion ermöglicht 
eine solide, übersicht- 
liche und schnelle 
Montage und verdient 
besondere Beachtung 
bei Reklamebeleuch- 
tungen. Es genügt 
bei der Montage obi- 
ger Fassungen auf 
Leisten, den ober- 
sten sowie den unter- 
sten Anschlußkontakt 
auf der Leiste zu be- 
festigen; sämtliche übrigen Anschlußsteine brauchen nur 
unter die durchgehende Leitung geklemmt zu wer- 
den. Naclı Anschluß der Steine an die Leitungen werden 
die Winkelfassungen selbst über die Steckerstifte des 
Anschlußsteines geschoben und alsdann an der Wand bzw. 
auf der Leiste festzeschraubt. fi 


Abb. 15. Winkelfassung. 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Verkehrstechnische Verbesserungen bei der Schwebe- 
bahn Vohwinkel—Elberfeld— Barmen. — Das außcrordent- 
lich stark beanspruchte Verkehrsmittel über dem Wupper- 
tal, die Schwebebahn Vohwinkel—Elberfeldl—Barmen, be- 
fördert seit 28 Jahren! von früh bis spät die dicht drängen- 
den Menschenmassen, welche die schnellere Fortbewegung 
hemmenden engen Talstraßen meiden. Zur Anpassung 
an die gesteigerte Verkehrsdichte sieht die Verwaltung 
nunmehr den Umbau ihrer 55 Triebwagen in einer nach 
mehrjährigen Versuchen ermittelten zweckmäßigeren 
Bauart vor. Die wesentlichsten Verbesserungen betreffen 
die Sitz- und Türanordnung, die Beleuchtung und die 


ı Vgl. ETZ 192%, 5. 343. 


1784 


Entlüftung. Die alte und neue Sitzanordnung gehen 
aus Abb. 16... 18 hervor. Die Einzelsitze auf der Einsteig- 
seite hat man ganz entfernt zugunsten einer Verbreite- 
rung der Doppelsitze und eines breiteren Ganges für Steh- 
plätze und hat in der dritten Klasse am Kopfende noch 
einen 3 Personen fassenden Quersitz hinzugefügt. Die 
Gesamtzahl der nunmehr in beiden Klassen gepolsterten 
Sitze ist dabei nicht geringer geworden. Hatte man früher 
17 und 10 Sitze in der dritten bzw. zweiten Wagenklasse, 
so sind die entsprechenden Zahlen jetzt 19 und 8. 

Die Änderung der Türanordnung — im Anfang 
waren Klapptüren an den beiden äußersten Enden des 
Wagens, bei einem anderen Jahrgang ebensolche unmiittel- 
bar nebeneinander zu beiden Seiten der Klassentrennwand 
(Abb. 16) — besteht darin, daß man jetzt Schiebetüren vor- 
gesehen hat, die von 700 auf 1100 mm Öffnungsweite ver- 
breitert und vor die Mitte der jeweiligen Wagenklasse 
gelegt wurden. Den Umbau von Klapptüren in Schiebe- 


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Abb. 16. Schwebebahnwagen alte Bauart. 


fahrtrichtung — = 


Abb. 17. Schwebebahnwagen. neueste Ausführung nach dem Umbau. 


türen hatte man bereits in den letzten Jahren bei fast 
allen Wagen durchgeführt. Beim ersten Versuch ließ man 
die Türen in Taschen gleiten, beim zweiten erfolgte die 
Türbewegung in einer Kurvenbahn, d. h. die Türen be- 
fanden-sich in geöffnetem Zustand außerhalb der Kasten- 
wand, während sie nach Schließen mit der Wand bündig 
liefen. Bei der Ausführung am neuen Versuchswagen 
sind die Schiebetüren zweiteilig und laufen auf Führungs- 
bändern dauernd außerhalb des Wagens. Durch diese An- 
ordnung hat man erreicht, daß sich der Aus- und Ein- 
steigevorgang, der oft 70..80s dauerte, auf 15..20s 
kürzen ließ. Hier ist auch erstmalig die Verbindungstür 
innerhalb des Wagens zwischen den beiden Abteilen als 
Schiebetür ausgebildet. Sie kann wenn nötiz vom Schaff- 
ner verriegelt werden, um ein Durcheinanderlaufen der 
Fahrgäste der beiden Klassen beim Aus- und Einsteigen 
zu verhindern. Neu ist ferner, daß die beiden Haupt- 
türen durch ein Steuerventil zu gleicher Zeit, wahlweise 
aber auch einzeln vom Schaffner durch Preßluft 
betätigt werden, von welcher ohnehin zu Brems- 
„wecken stets Vorrat mitgeführt wird. Das St-»uerventil 
befindet sich neben der Tür innen, u.zw. nur in der 
dritten Klasse. Zur Sicherheit gegen Einklemmen sind 
die Türkanten mit Hohlgummileisten verschen. Diese 
legen sich dicht gegeneinander, sind dabei aber so nach- 
giebig, daß z. B. eine zwischen die sich schließenden Tür- 
teile gebrachte Hand nicht verletzt werden kann. Wöäh- 
rend der Fahrt werden die Türen durch Drurkluft ge- 
schlossen gehalten, außerdem aber noch rein mechanisch 
verriegelt. 


Eine Zugeinheit besteht aus zwei oder drei 
Triebwagen: in Zukunft hofft man nach Verlängerung 
sämtlicher Bahnhöfe auch Einstellung von Vierwagen- 
zügen zu ermöglichen. Der Schaffner des Vorderwagens 
ist zugleich Zugführer. Um ihm die Fahrbereitschaft der 
Hinterwagen anzuzeigen, befindet sich am vorderen Ende 
der Wagen auf der Einsteigseite eine rote Siznallampe, 
die erst erlischt, wenn die Türen beider Abteile ge- 
schlossen sind. Die erwähnte mechanische Verrierelung 
wird im Innern des Wagens durch einen Hebolzug be- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


onin 


te 700 ze 28 re Eu A 


D Dezember 1929 


wirkt. Ehe diese stattgefunden hat, zeigt eine besondere 
Signaltafel für den Fahrer ein „H“ (Halt), rot auf weißem 
Grunde, rechts von ihm angeordnet, während das „F“ 
(Fahrt)-Zeichen nach vollzogener Verriegelung an dessen 
Stelle tritt. ‚Später soll auch der Fahrschalter in diese 
Verriegelung einbezogen werden (Verhinderung der 
Stromeinschaltung durch den Fahrer bei nicht geschlos- 
senen Türen). 

Die Innenbeleuchtung besteht zur Zeit aus 
8 Lampen in der 3. Klasse und 4 Lampen in der 2., bei 
der Mehrzahl der Wagen als Deckenbeleuchtung in Grup- 
pen zu 4 Stück zusammengebaut. Jetzt hat man eine 
dritte Serie hinzugenommen und sie zu 11 bzw. 6 Einzel- 
lampen von je 25 W mit lichtstreuenden Überfanggläsern 
gleichmäßig verteilt. Da je 6 Lampen zur Serie gehören, 
ist eine achtzehnte außen als Schlußlampe angeordnet. 

Die Entlüftung brachte eine Abstellung des 
Übelstandes der Zugluft. Diesem Zweck dienen kleine 

i Fenster, die überall die Ober- 

teile der großen Seitenfenster 
bilden und um einen kleinen 
Winkelbetrag um ihre verti- 
kale Scharnierachse nach 
außen drehbar sind. So wird 
bei der Wagenbewegung die 
Luft oberhalb der Köpfe der 
sitzenden Fahrgäste abge- 
saugt. 


Anderelektrischen 
Ausrüstung wurde keine 
Änderung vorgenommen. Es 
sind zwei grundsätzlich ver- 
schiedene Bauarten vorhan- 
den. Von den 31 Wagen des 
ältesten Typs haben 16 Vor- 
derwagen besonders starke 
Fahrschalter, die den Gesamt- 
strom von 4 Motoren aufneh- 
men können. An den Trieb- 
radumfang oberhalb der Schie- 
nen ist ein Zahnkranz ge- 
schraubt, der mit dem auf der 
Motorwelle sitzenden Ritzel 
in Eingriff steht. Die vier 
Achsen eines Wagens vertei- 
len sich auf 2 Drehgestelle mit 
je einem Treib- und Laufrad. 
Bei den 24 Wagen der neueren 
Bauart (03) ist dagegen der 
Motor unter dem Schienenträger gelagert. Der Antrieb des 
Triebrades geschieht durch Kegelradübertragung. Hier er- 
folgt die Motor-Regelung durch Vielfachschützensteuerung. 
Da die Fahrschalter nur Betätigungstrom führen, sind sie 
bedeutend schwächer gehalten. Die Steuermagnetspulen 
liegen über Vorwiderständen an der Fahrleitungspannung. 


Abb. 18. Schwebebahnwagen, neueste Ausführung (Innenansicht:. 


Durch Kupplungstücke können die 16 Leitungen beliebig 
vieler gleicher Wagen miteinander verbunden werden. 
Es sind 7 Hauptstromschütze zur Schaltung der Fahr- 
widerstände, ferner ein Schütz für Serien- und 2 Schütze 
für Parallelbetrieb der Motoren vorhanden. 

Die Luftdruckbremse dient als Gebrauchsbremste. 
seltener wird eine mechanische Handbremse und für den 
Notfall die Generatorkurzschlußbremse betätigt. Arb. 


6. Dezember 1928 


Elektrisierung der Bostoner Schmalspurbahn. — Bei 
der Elektrisierung der rd. 20 km langen Vorortstrecke 
Boston—Revere Beach—Lynn für 600 V Gleichstrom ge- 
schieht die Stromzuführung durch eine Kettenoberleitung, 
einem als Verstärkungsleitung benutzten Kupfertragseil, 
das mit einer Spannweite von 90 m an Jochen aus rost- 
freiem Stahl aufgehängt ist. Die Wahl der Oberleitung 
an Stelle der dritten Schiene erfolgte mit Rücksicht auf die 
ungünstigen Schneeverhältnisse der Strecke. 


Die Stromversorgung aus dem 13 800 V - Drehstrom-. 


netz geschieht durch zwei gleich große Unterwerke mit 
je zwei 1000 kW-Einankerumformern; eins von diesen 
ist vollselbsttätig. Ferner ist ein handbedientes fahr- 
bares Unterwerk mit einem 1000 kW-Einankerumformer 
vorhanden. Die selbsttätigen Blocksignale werden mit 
2300 V Wechselstrom gespeist. Vorläufig hat man die vor- 
handenen Wagen des Dampfbetriebs beibehalten und mit 
der elektrischen Ausrüstung, je zwei 60 PS-Motoren mit 
Vielfachsteuerung, sowie mit Führerständen auf der rech- 
ten Seite jedes Wagenendes versehen. 

Zur schnelleren Abfertigung der Fahrgäste sind die 
größeren Bahnhöfe mit Passimetern ausgerüstet. Fahr- 
gäste, die nur eine Teilstrecke der Bahn innerhalb dersel- 
ben Gemeinde zurücklegen oder nur die der Bahn gehörige 
Fähre benutzen wollen, bezahlen am Passimeter den vollen 
Fahrpreis und verlangen vom Stationsbeamten einen Gut- 
schein, auf dem die Ausgabezeit vermerkt ist und der an 
der Zielstation des Fahrgastes mit einem bestimmten Be- 
trag eingelöst wird. Zwischen Winthrop Beach und Point 
Chirley betreibt die Bahn eine Zubringerlinie mit Motor- 
omnibussen. (F. N. Hollongsworth, EI. Traction 
Bd. 24, S. 559.) Gthe. 


Schienenstoß-Prüfeinrichtungen. — Zur Prüfung der 
Güte von Schienenverbindungen bei Gleichstrombahnen 
hat die Cambridge Instrument Co. verschiedene Meßein- 
richtungen durchgebildet. Verwendet wird zur Messung 
immer der Betrfebstrom, und es wird durch Aufdrücken 
eines Gestelles mit drei Prüfspitzen und zwei Millivolt- 
metern der Spannungsabfall zwischen zwei Schienen- 
stücken von je 0,50 m Länge verglichen, von denen eines 
die Stoßstelle enthält. Die älteste Form des Anzeige- 
gerätes enthielt zwei einander gegenüberliegende Prä- 
zisionsinstrumente, beide mit den Meßbereichen 0 ... 12 und 
0...60 mV umschaltbar. In einer neueren Ausführung nach 
dem Vorschlag von J. Wilson, Chefingenieur der 
Buenos Aires Western Railway, sind die beiden Millivolt- 
meter zu einem Kreuzzeigerinstrument mit einer Kurven- 
scharskala vereinigt. Das System zum Anschluß der Ver- 
gleichschiene hat den Meßbereich 0..6mV, das zum An- 
schluß des Schienenstoßes 0 ... 12 mV, beide mit einem Emp- 
findlichkeitschalter auf das Fünffache umschaltbar. Es 
sind 5 Linien gezogen für das Verhältnis 1%, 1%, 2, 2%. 3. 
Eine dritte besonders leichte Einrichtung mit den Ab- 
messungen 280 X 150 X 110 mm und 3 kg Gewicht enthält 
wieder zwei Instrumente für je + 1,5 mV nebeneinander. 
Mit diesen Instrumenten hat die gesamte Einrichtung ein 
Gewicht von nur 5,3 kg, transportfertig verpackt. 

Dem Berichterstatter fällt auf. daß bei allen drei Aus- 
führungen noch immer zwei Einzelinstrumente verwendet 
werden und nicht ein Kreuzspulinstrument, mit dem sich 
die Ablesung noch viel einfacher gestalten würde als mit 
dem Kurvenscharinstrument. Es dürfte seinen Grund 
darin haben, daß die Cambridge Instrument Co. (und auch 
die anderen englischen Firmen, mit Ausnahme von Ever- 
shed & Vignoles) noch keine Kreuzspulinstrumente bauen. 
In Deutschland hat sich die Messung mit dem Betriebstrom 
nicht eingebürgert, hier wird meist eine kräftige Hilfs- 
batterie verwendet. (The Electrician Bd. 101, S. 732.) Kith. 


Schwere dieselelektrische Lokomotiven der Kanadi- 
schen National-Eisenbahn. — Die Kanadische National- 
Eisenbahn hat eine durch ihre Größe und Leistung außer- 
gewöhnliche Lokomotive mit dieselelektrischem Antrieb 
auf der Strecke zwischen Brockeville—Belleville, Ontario 
(150 km) in Dienst gestellt. Sie besteht aus zwei kurz 
gekuppelten Einheiten mit gleicher Ausrüstung. Ihr Ge- 
samtgewicht beträgt 297 t, davon werden 218 t als Rei- 
bungsgewicht ausgenutzt. Die Achsanordnung ist 2 D 1 
+1D 2. Die Lokomotive vermag mit der für Schnellzug- 
dienst ausgelegten Zahnradübersetzung der Achsmotoren 
eine Anfahrtzugkraft von 45 t und eine Dauerzugkraft von 
19t zu entwickeln. 

Jede Lokombotivhälfte ist mit einem schnellaufenden 
Dieselmotor von 1350 PS und 800 U/min, dessen Drehzahl 
zwischen 300 und 800 U/min veränderlich ist, ausgerüstet. 
Das Anlassen der Dieselmotoren geschieht mittels einer 
Batterie, durch die der mit dem Dieselmotor gekuppelte 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


1786 


Stromerzeuger vorübergehend als Motor angetrieben wird. 
Die Ausführung der elektrischen Kraftübertragung bietet 
nichts Besonderes. Die Abgase der Dieselmotoren werden 
durch einen Wasserkessel ins Freie geführt, der ihnen 
einen Teil ihrer Wärme entzieht und gleichzeitig als 
Schalldämpfer dient. Die gewonnene Abgaswärme dient 
zur Heizung des Zuges bei geringen Kältegraden. Bei 
größerer Kälte wird ein ölgefeuerter Dampfkessel, mit 
denen jede Lokomotivhälfte ausgerüset ist, zu Hilfe ge- 
nommen. 

Auf Steigungen von 4 °/% vermag die Lokomotive Züge 
von 2800 t mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 30 km/h 
zu befördern, während auf horizontalen Strecken mit die- 
sem Zuggewicht eine Geschwindigkeit von 64,5 km/h er- 
reicht wird. i 

Die Dieselmotoren sind von der Firma W. Beardmore 
Co. in Glasgow, Schottland, geliefert, während der Lauf- 
teil der Lokomotive von der Canadian Locomotive Co. im 
Zusammenarbeiten mit den Baldwin Lokomotive-Works 
und der General Electric Co. ‘hergestellt worden ist. 
(Engg. Bd. 126, S.756 u. Railway Age Bd. 85, S. 1125.) 

BE: sb Se 


Hebezeuge und Massenförderungen. 


Handhabung schwerer Schmiedestücke unter dem Ham- 
mer. — Um Schmiedestücke von 80 .. 100t unter dem Ham- 
mer oder der Presse heben, senken und, je nachdem der 
Arbeitsvorgang es vorschreibt, hin- und herdrehen zu 
können, versehen die Forges et Ateliers de Constructions 
Electriques, Jeumont, die Laufkatze des Bedienungskrans 


E T PAn 


ee ` 
= ` 


Abb. 19. Kran für Handhabung schwerer Schmiedestücke. 


mit 3 Motoren; außer dem Fahrmotor ist ein Motor zum 
Heben und Senken des Werkstücks und ein dritter zum 
Drehen des letzteren vorhanden. Aus Abb. 19 erkennt man, 
daß die Kraft auf das Rad a durch Zahnräder e und d und 
Teleskopwelle übertragen wird; an den Enden diescre 
Welle befinden sich die Kardankupplungen b. Sowohl die 
Hub- und Senk- als auch die Drehbewegung erfolgt mit- 
tels Ketten. Zur Vermeidung von Stößen sind Federn e 
vorgesehen. Die nicht ganz einfache Übertragung mittels 
Teleskopwelle wird vermieden durch eine Ausführunz 
derselben Firma nach Abb. 20. Der Motor befindet sich hier 
nicht mehr auf der Laufkatze, sondern ist mit dem Übecr- 


1786 


setzungsgetriebe in einen Kasten eingebaut, der gehoben 
und gesenkt werden kann. Die Kapselung des Motors ist 
mit Rücksicht auf die vom Schmiedestück ausgestrahlte 


Abb. 20. Einbau des Motors für die Drehbewegung in einem heb- imd E 
senkbaren Kasten. 


Wärme der einfacheren Ausführung ohne Kapselung vor- 
re a Forges et Atel. Constr. El. Jeumont 1928, 
. 125. a. 


Fernmeldetechnik. 


Wirtschaftsbericht des deutschen Rundfunks für 1928. 
— Der Verwaltungsrat der Deutschen Reichspost ge- 
nehmigte in der Sitzung vom den Wirt- 
schaftsbericht des Rundfunk-Kommissars von 1928. Da- 
nach betrugen die Einnahmen der 10 Rundfunk-Gesell- 
schaften aus Gebührenanteilen rd. 31,5 Mill RM, aus son- 
stigen Quellen 500000 RM. Die Ausgaben aller Rund- 
funk-Gesellschaften, in denen auch die Aufwendungen 
der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft enthalten sind, bezif- 
fern sich zusammen auf 288 Mill RM. Davon entfallen 
auf: Verwaltungskosten (Gehälter und Löhne für das 
Verwaltungs- und Betriebspersonal, soziale Abgaben, 
Versicherungen, Kosten für Bereitstellung und Unterhal- 
tung der Sende- und Betriebsräume, sonstige persönliche 
und sachliche Verwaltungsausgaben) 6 Mill RM; Steuern 
1,7 Mill RM; Betriebskosten (Aufwendungen für den Be- 
trieb der 27 Rundfunk-Sender, Miete für Besprechungs- 
leitungen, Kosten für elektrische Kraft usw.) 4,8 Mill 
RM; Programmkosten (Honorare für festangestellte 
und vorübergehend beschäftigte Künstler, Schauspieler, 
Orchester- und Chormitglieder, Vortragende, musika- 
lische und literarische Lizenzen, Theaterübertragun- 
gen, Nachrichtendienste usw.) 122 Mill RM; Reichs- 
Rundfunk-Gesellschaft, Betrieb des Deutschlandsenders, 
allgemeine technische Ausgaben, Unterhaltung wissen- 
schaftlicher Institute, Werbung, Ausstellungen und dgl. 
£1 Mill RM. Die laufenden Abschreibungen erforderten 
1,7 Mill RM, an Dividenden wurden 282 000 RM (7,5 % des 
Aktienkapitals) und an Tantiemen insgesamt 114000 RM 
ausgeschüttet. Der verbleibende Rest von etwa 1,1 Mill 
RM wurde für Rückstellungen, gesetzliche Reserve und 
Vortrag auf neue Rechnung verwendet. Im Privatbesitz 
befinden sich etwa 25,5% des Aktienkapitals, während 
74,5% in den Händen der Reichspost, der Landesregie- 
rungen, Kommunen und öffentlichen ann us: 


Messungen am rückgekoppelten Widerstandsverstär- 
ker. Kompensierter Verstärker mit gerader Frequenz- 
kurve!. — Die Umkehr der Spannungsphase durch ein 
Widerstandsverstärkerelement ermöglicht die phasenrich- 
tige Rückkopplung einer zweistufigen Kaskade durch 
Ohmschen Widerstand? Abb.21 zeigt das Schaltprinzip; 
ein Endrohr, hier zu Meßzwecken als Rohrvoltmeter ge- 
schaltet, ist, ebenfalls in Widerstandskopplung, hinzuge- 
fügt. Der in bekannter Weise berechnete Verstärkungs- 
grad Va der nicht rückgekoppelten Anordnung steigt durch 


ı Auszug aus einer EE Ne der T.H. Breslau. 
? Turner, Radio-Rev. Bd. 1, S. 317. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


5. Dezember 1929 


die Rückkopplung auf das kr-fache (kp Rückkopplungs- 
Verstärkungsfaktor), wobei sich kr allgemein zu 


1 1 
kr = = —— - 
ý t= er I1-al 

Co 


ergibt; er ist die komplexe Amplitude der Grundwelle der 
an Rr (Abb. 21) rückgekoppelten, €e die der Eingangspan- 
nung. Im Idealfall des linearen und frequenzunabhängigen 
Arbeitens wird einfach: 


Rr _. en Rr T Rr 
Rn mit Rre = Int Ra, FR, Vo Ra, : 


Dies stellt indessen nur für mäßige kr bzw. (1 — a) nicht 
<1 eine brauchbare Näherung dar, da a in Wirklichkeit 
infolge der Nichtlinearität der Röhren von der Ampli- 
tude, infolge des endlichen Leitwerts der schädlichen 
Nebenschlußkapazitäten Cy und des endlichen Widerstan- 


des des Gitterblocks Cx von der Frequenz von e, abhängt. 


Ze Zeck Ge 2 


Go O EES 


wh 
En Ru 


Schaltung des rückgekoppelten Widerstandsverstärkers 
mit Rohrvoltmeter als Ausgang. 


a = 


Abb. 21. 


Im Falle konstanter Ausgangsamplitude erhält man 
die Frequenzabhängigkeit, nach der hier zunächst gefragt 
wird, allein. Die Rechnung ergibt für dieselbe: 


Ken 2: 
ro SE Les , 
R, 
 Yırtam(® u “IR. 
wobei 
2 1 = Cy Èi 
== C R, ;, E Ss 1 


also ejne Art „Resonanzkurve“; da das Gebilde indessen 
keine induktiven Elemente enthält, wird die Bezeichnung 
„Quasiresonanz“ gewählt. Sie involviert eine „Eigenfre- 


REN). MEER . Abb. 22 
3k Gg 

zeigt eine berechnete krw-Kurvenschar mit B =5,2 und 
e 6,4107, was etwa dem untersuchten Verstärker ent- 
spricht. 

Bei den Verstärkungsmessungen ist den besonderen 
Schwierigkeiten Rechnung zu tragen, die sich bei der rück- 
gekoppelten Anordnung dadurch ergeben, daß vor dem Ein- 
gang kathodenseitig der verhältnismäßig große Rückkopp- 
lungswiderstand liegt; 
die über diesen abflie- 
Benden gesamten kapa- 
zitiven Störströme der 
Eingangsapparatur ver- 
ursachen im üblichen 
Fall der Kathoden- 
erdung Störspannungen 
von solcher Größe — 
wie eine Überschlags- 
rechnung zeigt, von rd. 
1000facher Größe der 
Meßspannung —, daß 
jede Messung unmöglich 
wird. Anderseits ergibt 
sich, daß Messungen nur 
dann mit befriedigender 
Genauigkeit durchge- 
führt werden können, wenn nichtneutralisierte Gegen- 
kapazitäten von mehr als rd. 0,07 cm innerhalb der ge- 
samten Apparatur vermieden werden. Dies leistet eine 
besonders für diesen Zweck entwickelte Meßanordnung 


quenz” & = P, ein „Dekrement“ 


S 


a ap Ss ns a8 SR 


1008 1508 2000 3000 5008 7500 008 25008 
Abb. 22. Berechnete k,-@-Kurven. 


5. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49. 


1787 


mit induktiv-galvanischer Ankopplung und abgestimmtem 
neutralisierten Sekundär-Eingangskreis, bei dem gitter- 
seitig (Punkt A in Abb. 21) geerdet ist. Die Messungen 
stimmen mit der Rechnung (Abb. 22) befriedigend überein. 
Es lassen sich Rückkopplungsverstärkungen von 
stabil erreichen. 


Des weiteren wird die möglichste Beseitigung der 
Trequenzabhängigkeit für den Bereich der Telephonie- 
frequenzen angestrebt, da diese eine Ausnutzung der 
Rückkopplung oberhalb kr==9 für denselben verbietet. 
Durch Verkleinerung von ß, der praktisch keine prinzi- 
pielle Grenze gesetzt ist, läßt sich der Verstärkungsab- 
fall bei tiefen Frequenzen nach Wunsch beheben, bei 
hohen Frequenzen wäre entsprechend die schädliche Ka- 
pazität Cw zu verkleinern, wobei man jedoch praktisch 
bald zu einer Grenze kommt. Daher liegt der Versuch 
nahe, den Verstärkungsabfall bei hohen œw, der durch das 
Nacheilen von er gegen es verursacht wird, durch Ein- 
führung eines induktiven Elements Z in den jetzt kom- 
plexen Rückkopplungswiderstand Ry zu kompensieren. 
Indessen ergibt sich hier die Schwierigkeit, daß die An- 
ordnung bei der zur Kompensation erforderlichen Größe 
von L eine Hochfrequenzanfachung darstellt. Durch Ex- 
periment und Rechnung kommt man aber übereinstim- 
mend zu einer schwingungsfreien und doch noch wirk- 
samen Kompensationsanordnung mit Hilfe eines Dämp- 
fungswiderstandes R, von geeigneter Größe parallel L. 
Je nach Wahl der Parameter L und R arbeitet dann der 
Verstärker im „unter-*, „optimal-“ oder „überkompensier- 
ten“ Gebiet. Jeder Verstärker hat, wie gezeigt wird 
ein durch seine charakteristischen Konstanten Are, B 
und e eindeutig bestimmtes endliches, durch optimale 
Werte von L und R, bezeichnetes Kompensationsoptimum; 
das äußert sich so, daß z.B. bei Zulassung einer Schwan- 


ô kr 
Kr mittel 
valls Ko bei diesen Werten ein endliches Maximum er- 
reicht. 


nnd 
T 


kung innerhalb eines bestimmten Frequenzinter- 


2000 3000 $000 2300 1030 1560020000 20000 30000 


Abb. 23. k, = f (a) bei L = 12,27 mH 
und R, als Parameter. 


Abb. 24. kr flw bei L= 873mH 
und R; als Parameter. 


Abb. 23 und 24 zeigen gemessene Ayr-w-Kurven bei 
schlechterer oder besserer Anpassung. Die „natürliche 
Grenze“ wurde beim untersuchten Verstärker, wenn im 


A hd D k 
Gebiet bis w = 33 000 SS —=15% zugelassen wird, bei 
Im 


k m > 13 experimentell gefunden in befriedigender Über- 


einstimmung mit der Rechnung, während ohne Kompen- 
sation mit der gleichen Anordnung bei sonst gleichen An- 
forderungen nur der achte Teil zu erreichen war. (H. 
G.Baerwald, Arch. El. Bd. 22, H. 1, S. 81.) 


' Vor der Einführung des Tonfrequenzrufverfahrens 
für Zweidrahtverstärkerleitungen bei der Deutschen 
Reichspost. — In den Vierdrahtverstärkerleitungen des 
deutschen Fernkabelnetzes wird bereits seit einigen Jahren zum 
Anruf der Fernämter Wechselstrom von 500 Hz (Tonfrequenz- 
strom) statt des sonst üblichen Rufstroms von 25 Hz ver- 
wendet; nunmehr wird die Deutsche Reichspost indessen, 
wie W. Weinitschke erörtert, den Tonfrequenzanruf 
auch für Zweidrahtverstärkerleitungen einführen, in denen 
bisher mit 25 Hz gerufen wurde. Anlaß zu dieser Maß- 
nahme gibt die Einführung der Unterlagerungstelegraphie 
auf Fernkabeladern, die außerdem der Gesprächsvermitt- 
lung dienen. Da für letzteren Zweck die Frequenzen unter 
300 Hz entbehrlich sind, so ist dieser Frequenzbereich der 
Telegraphie überlassen, die ihrerseits Frequenzen bis zu 


- direkt 


2000 3000 3000 2588 10000 3000 22800 30000 20030 


etwa 50 Hz hinauf benötigt. Die weitere Verwendung 
des 25periodigen Rufstroms in Zweidrahtverstärkerleitungen 
würde demnach die Telegraphie auf Fernkabeladern, die 
gleichzeitig für den Sprechverkehr benutzt werden sollen, 
unmöglich machen; infolgedessen wird auch hier (in Über- 
einstimmung mit Vereinbarungen des CCI) Rufstrom von 
500 Hz verwendet werden. Die Fernämter selbst werden 
nach wie vor ebenso wie in die Teilnehmer- so auch in die 
Fernleitungen mit 25 Hz rufen, doch wird dieser Rufstrom 
vor Eintritt in die Fernleitung in 500 Hz-Strom umgesetzt, 
der beim Empfangsamt wiederum in 25 Hz-Strom zurück- 
zuverwandeln ist. j 


Da eine Ruffrequenz von 500 Hz bereits in den Über- 
tragungsbereich der Sprache fällt, so muß die Rufspannung 
etwa auf die Größenordnung der Spannung der Sprech- 
ströme herabgesetzt werden, damit störende Beeinflussung 
von Gesprächen durch Rufstrom einer benachbarten Lei- 
tung vermieden wird. Diese Verringerung der Rufspan- 
nung bedingt ausreichend empfindliche Rufempfangsein- 
richtungen, die indessen wegen der Gleichheit von Ruf- und 
Sprechspannung auch auf Sprechströme ansprechen wür- 
den, wenn nicht Maßnahmen hiergegen getroffen wären. 
Als solche dienen: Unterbrechung des 500 Hz-Rufstroms 
im Takte von 20 Hz und ferner Verwendung von Ver- 
zögerungsrelais in der Rufempfangseinrichtung, so daß 
der vom rufenden Amt gesandte Strom erst eine gewisse 
Mindestzeit: andauert, bevor die Empfangseinrichtung an- 
sprechen kann. Solche Sicherheitsmaßnahmen gegen die 
Betätigung der Rufempfangseinrichtung durch Sprech- 
ströme weist zwar schon die bisher im Vierdraht- 
betriebe benutzte Rufeinrichtung auf; dennoch war die 
einfache Übernahme dieser Rufeinrichtung auch für Zwei- 
drahtleitungen nicht möglich. Das liegt daran, daß 
beim angerufenen Endamt einer Zweidrahtleitung der 
Pegel der Rufspannung infolge der Restdämpfung weit 
niedriger liegt als beim Endamt einer Vierdrahtleitung. 
Die Rufempfangseinrichtung einer Zweidrahtleitung muß 
daher eine größere Ansprechempfindlichkeit gegenüber 
Rufströmen besitzen als bei Vierdrahtleitungen, muß aber 
gleichzeitig ebenso unempfindlich wie diese gegen Sprech- 
ströme sein. 


Diesen verschärften Bedingungen entspricht die Ton- 
frequenzrufeinrichtung von Siemens & Halske. die demnächst 
für Zweidrahtleitungen eingeführt wird. Der vom fernen 
Amt ankommende Rufstrom (500 Hz, im Takte von 
20 Hz unterbrochen) gelangt über einen Vorübertrager 
und ein Verstärkerrohr zu einem auf 500 Hz abgestimmten 
Schwingungskreis. Infolge dieser Abstimmung wirken 
nur die Schwingungen um 500 Hz auf den Gitterkreis des 
nun folgenden Gleichrichterrohrs, in dessen Änodenkreis 
daher Gleichstromstöße im Takte von 20 Hz auftreten. Sie 
wirken auf ein abgestimmtes Zungenfrequenzrelais, das 
im Anodenkreis des Gleichrichterrohrs liegt und 
nach 170 ms anspricht. Es betätigt dabei ein Verzöge- 
runssrelais, das seinerseits wiederum für die ganze Ruf- 
dauer ein ebenfalls verzögernd arbeitendes Weiterrufrelais 
einschaltet. Dieses endlich schaltet die gewöhnliche Ruf- 
stromquelle des Fernamts (25 Hz) an die Leitung zum 
Fernplatz des gerufenen Amts. Die doppelte Abstimmung 
der Rufempfangseinrichtung auf 500 Hz und auf 20 Hz 
sichert zusammen mit der beschriebenen Verzögerungs- 
relaiskette die Anordnung gegen Betätigung durch Sprech- 
ströme. 


Will eine Fernbeamtin in abgehender Richtung 
rufen, so legt sie wie üblich ihren Rufschalter um, und der 
25 Hz-Rufstrom des Fernamts wird durch Vermittlung von 
2 Relais in 500 Hz-Rufstrom umgesetzt, der im Takte von 
20 Hz in die Leitung zum fernen Amte fließt. 


Montagemäßig werden die gesamten für die Ruf- 
umsetzung in beiden Richtungen benötigten Apparate — 
4 Relais, 2 Röhren samt Zubehör — auf einer gemein- 
samen Platte untergebracht; diese Platten werden auf Ge- 
stellen befestigt, u. zw. zu je 16 bei kleinen und zu je 40 
bei großen Ämtern. Prüf- und Mithörklinken ermög- 
lichen die Überwachung der Rufumsetzer. — Es ist übri- 
gens geplant, künftig den Anruf der Zwischenämter durch 
Rufstromsendung von mehr als 7 s Dauer aufzugeben und 
dafür besondere Dienstleitungen in den Fernkabeln zu be- 
nutzen. (W. Weinitschke, Tel. u. Fernspr.-Techn. 
Bd. 18, S. 61.) Bur. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Die Phosphoreszenz im Zusammenhang mit elektri- 
schen Erscheinungen. — Die bekannte Erscheinung der 
Phosphoreszenz ist bereits von Lenard in folgender 
Weise gedeutet worden. Absorbiert ein Phosphor einge- 


1788 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


6. Dezember 1929 


strahltes Licht, so werden in ihm Elektronen abgespalten 
(Photoeffekt). Die zunächst freibeweglichen Elektronen 
werden bald im Kristallgitter eingefangen und festgehal- 
ten. Die Lichtenergie wird so in Form elektrischer Ener- 
gie aufgespeichert. Das Leuchten des Phosphors entsteht 
bei der Wiedervereinigung des Elektrons mit der positi- 
verr Ladung, entsprechend der bekannten Bohrschen Vor- 
stellung. Die Wiedervereinigung kann mit der ursprüng- 
lichen oder einer anderen positiven Ladung erfolgen. Sie 
wird eingeleitet durch die Wärmebewegung im Innern des 
Kristalle Der Phosphor leuchtet daher nicht bei tiefen 
Temperaturen, wohl aber bei Erwärmung oder bei Be- 
strahlunxz mit langwellixrem Licht. Wenn diese Vorstel- 
lung zutrifft, so müssen sich die Elektronenbewegungen 
bei der Erregung wie beim Leuchten durch direkte elek- 
trische Methoden nachweisen lassen. Dies gelingt in der 
Tat bei gut isolierenden phosphoreszenzfähigen Kristal- 
len, wenn man sie zwischen die Belegungen eines Konden- 
sators bringt, der mit einer Stromquelle und einem emp- 
findlichen Galvanometer einen Stromkreis bildet. Im 
Augenblick der Belichtung zeigt das Galvanometer einen 
Strom an, den lichtelektrischen Primärstrom. Wird die 
Belichtung unterbrochen, so hört auch bei genügend 
tiefer Temperatur des Phosphors schlagartig der Strom 
auf. Der erregte Phosphor isoliert weiterhin, da keine 
freien Elektronen vorhanden sind. Bei Erwärmung oder 
Bestrahlung mit langwelligem Licht setzt in demselben 
Augenblick, in dem der Phosphor zu leuchten beginnt, 
wieder ein Strom ein, diesmal von entgegengesetzter Rich- 
tung. Seine Intensität steigt und sinkt mit der Helligkeit 
des Phosphoreszenzlichtes. Dieser lichtelektrische Primär- 
strom erweist sich sogar als die allgemeinere Erscheinung. 
Er läßt sich bei allen Kristallen beobachten, die eine elek- 
tronenliefernde Lichtabsorption aufweisen, das sind be- 
sonders Kristalle von hoher Lichtbrechung oder künst- 
lich verfärbte Kristalle. Diese Tatsache wirft neues Licht 
auf das Wesen eines Isolators. Die isolierenden Eigen- 
schaften könnten ja entweder auf das Fehlen von freien 
Elektrizitätsatomen zurückzuführen sein oder darauf, daß 
zwar freie Elektrizitätsatome vorhanden sind, daß sie aber 


solche Hindernisse finden, daß sie im elektrischen Felde, 


keine nennenswerten Wege zurücklegen können. Die Erschei- 
nung des lichtelektrischen Primärstromes entscheidet ein- 
deutig im Sinne der ersten Annahme. Sobald man im Innern 
eines isolierenden Kristalls Elektronen durch Lichtabsorp- 
tion frei macht, können sie auch im elcktrischen Felde 
wandern. Anfangs ist dabei der Strom proportional der 
Feldstärke; das Ohmsche Gesetz gilt wie in metallischen 
Leitern. Bei hohen Feldstärken tritt aber schließlich wie 
in vielen andern Fällen elektrischer Leitung ein Sätti- 
eungstrom auf, wenn das Feld ausreicht. alle vom Licht 
abgespaltenen Elektronen zur Anode hinüberzuziehen. Der 
am längsten bekannte Vertreter lichtelektrischer Leit- 
fähigkeit, das Selen, zeigt kompliziertere Erscheinungen. 
Es ist kein Isolator mehr, sondern weist sehr merkliche 
Dunkelströme auf. Der elektrische Widerstand besonders 
mikrokristallin zusammengesetzter Präparate wird nun 
erheblich herabgesetzt, wenn man im Selen einen lichtelek- 
trischen Primärstrom fließen läßt. Der Primärstrom löst 
daher relaisartig sckundäre Ströme aus, deren Stärke die- 
jenige des Primärstromes bei weitem übertreffen kann. 
Uber haben die zahlreichen früheren Untersuchungen 
über das Selen vor der Entdeckung des lichtelektrischen 
Primärstroms so wenig eindeutige neh € geliefert. 
(R. W. Pohl, Naturwissensch. Bd. 16, S. 477.) Br. 


` Chemie. 


Vernickeln von Aluminium und Aluminiumlegierun- 
gen. — Die Aluminum Company of America ließ im Mellon 
Institute of Industrial Researeh an der Universität in 
Pittsburgh die verschiedenen Verfahren, Aluminium und 
die in der Technik verwendeten Aluminiumlegierungen 
elektrolytisch mit anderen Metallen zu überziehen, ein- 
gehend untersuchen. Im besonderen handelt es sich darum, 
Aluminium zu vernickeln. Es macht einen großen 
Unterschied, ob reines Aluminium (99,0 ... 994 % Al) oder 
welche seiner Legierungen vernickelt werden soll. Die 
erhaltenen Überzüge wurden auf ihre Haftfestigkeit ge- 
prüft, indem weiches Metall scharf gebogen, hartes Metall 
gebrochen wurde; ein schlechter Überzug blättert dabei 
ab. Um den Widerstand gegen Korrosion rasch zu unter- 
suchen, wurden die Proben zur Hälfte in eine wässerige 
Lösung von je 1% Chlornatrium und Chlorkalzium ein- 
getaucht. 

Zum Entfetten. welches jeder anderen Behandlung 
vorangebt, erwies sich eine Lösung von 22,5 g/l Natrinm- 
karbonat und 45 g/l Natriumbikarbonat bei 93 ° oder stark 
verdünnte Flußsäure (50prozentige Flußsäure mit 9 Teilen 


Wasser verdünnt) geeignet. Eine glatte Oberfläche wird 
dann in einem zyankalischen Zinkbade von folgender Zu- 
sammensetzung 5 min lang verzinkt: 


SH ea E et 
NaCN ei > 30 , 
Ammoniak (Dichte 0,90) . 33 „ 
Gelatine . . DE, E 


Es wird bei IE NR N mit einer kathodischen 
Stromdichte von 0,5 A/dm? verzinkt. Auf dieser Unterlage 
erhält man nachher schöne Niederschläge von Kupfer, Kad- 
mium oder Messing, welche gut haften und gelötet werden 
können; sie schützen aber nicht gegen Feuchtigkeit oder 
Salzlösungen. Wenn man im zyankalischen Bade verkup- 
fert und nachher 15 min lang auf 500 ° erhitzt legiert sich 
das Kupfer mit dem Aluminium, und man erhält nun 
einen viel besseren Schutz. Man kann auch nach Tra- 
vers! das Aluminium unmittelbar vernickeln und dann 
auf 240 ° erhitzen; dazu sind aber mindestens 10 h nötig. 

Am besten rauht man die Oberfläche des Aluminiums 
auf, sei es durch Anätzen oder mit dem Sandstrahlgebläse. 
Zum Anätzen pflegt man entweder eine starke mit Salz- 
säure versetzte Nickelchloridlösung (226 g/l NC: -6 H,O, 
89 cm? Salzsäure von der Dichte 1,18, 805 em? Wasser) EE 
eine schwache Lösung von Eisenchlorid oder Nickelchlorid 
oder Mangansulfat mit viel Salzsäure oder drittens ein Ge- 
misch von Salpetersäure (1,42) mit Flußsäure (50% HF) 
zu verwenden. Die Nickellösung soll frei von Kupfer sein; 
man kann diese Verunreinigung beseitigen, indem man 
Aluminiumspäne hineinwirft. Die starke Nickellösung eignet 
sich für reines Aluminium, für seine Legierungen aber im 
allgemeinen nicht, das Gemisch von Salpetersäure und 
Flußsäure besonders für Legierungen mit eutektischem Ge- 
füge. Am allgemeinsten verwendbar ist die Manganlösung; 
man taucht 15...20s ein. 

Zu dem darauffolgenden Vernickeln eignet sich fast 
jedes Nickelbad, für Gegenstände mit Vertiefungen das gut 
streuende zitronensaure von Hogaboom empfohlene 


Bad: 

l Nickelammoniumsulfat (mit 6 HO 75 g/l 
Natriumchlorid . . DEE, iy 
Natriumzitrat (mit 11 H0) . 7,5, 
Borsäure. . . . SE Ce 


Waren von großer Oberfläche müssen vorher in ein ver- 
dünntes Tauchbad länger getaucht werden. 


Das. Vernickeln von Aluminium empfiehlt sich beson- 
ders für Autoteile. '.Wenn im Gebrauch Spuren von Oxyd 
auf der Metallfläche erscheinen, so werden sie von Wind 
und Regen wieder abgewaschen, indem anscheinend das 
Aluminium passiv wird. Die Legierungen von Aluminium 
mit Silizium lassen sich leichter vernickeln als die in Ame- 
rika viel verwendete Legierung mit 8% Kupfer. (H. K. 
Work, Transact. Am. Electrochem. Soc. Bd. 53, e 361.) 

. A. 


Werkstatt und Baustoffe. 


Der Einfluß der Glasur auf die Isolatorenfestigkeit. — 
Diese in Deutschland schon seit einigen Jahren durch ver- 
schiedene Veröffentlichungen! bekannte und berücksich- 
tigte Bedeutung der Glasur von Porzellanisolatoren be- 
handelt D. H. Rowland für amerikanische Verhältnisse. 
Er gelangt dabei auf Grund von Zug- und Biezeversuchen 
an Probestäben von 2,85 X 15.2cm. die entweder ungla- 
siert oder mit verschiedenen Glasuren versehen waren. 
zu dem Ergebnis, daß die Art der Glasur einen entschei- 
denden Einfluß (von etwa 60 % nach oben bzw. ebensoviel 
nach unten gegenüber unglasiertem Porzellan) auf die 
Festigkeit ausüben kann. Die folgende Zahlentafel gibt 
im einzelnen die an je 25...30 Stäben gleicher Glasur er- 
zielten Werte mit der dabei festgestellten mittleren 
Streuung wieder: 


Mittlere 
kg Abweichung 

Dr 
Jo 
Gruppe 1 unglasiert . . . 482 Aë 
ber 2 "et eet (är g 461 36 
ee 3 590 9,35 
be n e A e "ët Ze 590 i 89 
CS u Sr et A 779 3,8 
Ar 419 | 625 
= 7 SEE 435 4,36 

= 8 schlecht assende, | 
rissige Glasur. . 174 55 

ı Am. P. 1956954. 


t E. Gerold, Mitt. Hermsd. Schomb. 1925, 5. 395. — ETZ tom 
N. 184. — HH andrek. Die Beurteilung der Glasur für Güte und Ke- 
triebssicherheit von- Porzellan- lsolatoren, Mitt. Hermsd. Schomb. 1r, 
2% 30, S. 879 u. H. 23, 8. 679. — Fachberichte der XXXI. Jahresversamm- 
lung des VDE 1926, S. 60. 


6. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


1789 


Hiernach hat jedenfalls die Beschaffenheit der Ober- 
fläche einen ganz außerordentlichen Einfluß auf die 
Festigkeit des Porzellans, besonders wenn die Oberfläche 
einer Zugspannung ausgesetzt ist. Daß es dabei auf das 
Zusammenpassen von Masse und Glasur sehr mit ankommt, 
beweist ein Vergleich der Gruppen 2 und 5. die bis auf 
einen kleinen Unterschied im Passen der Glasur ganz 
gleich waren. Spannungen in der Oberfläche müssen also 
unter allen Umständen vermieden werden, wobei schon 
Zusätze von färbenden Metalloxyden großen Einfluß aus- 
üben können. Falls die Isolatoren, wie Innenraum-Stützer 
mit Metallarmaturen versehen werden, kommt es ferner auf 
gute Druckverteilung an sowie darauf, daß an Stelle einer 
völlig starren Verbindung eine gewisse Nachgiebigkeit zur 
besseren Verteilung des Druckes auf die Oberfläche ge- 
währleistet ist. 

Möglicherweise ist auch die Erscheinung, die gelegent- 
lich als Altern des Porzellans bezeichnet worden ist, in 
einem Rissigwerden des Isolators infolge Nichtpassens der 
Glasur begründet. Jedenfalls werden die elektrischen 
Eigenschaften eines Isolators durch die Oberflächen- 
beschaffenheit nicht beeinflußt, wenn keine mitwirkende 
mechanische Belastung in Frage kommt. (D. H. Row- 
land, Gen El. Rev. Bd. 32, S. 136.) W. W. 


Verschiedenes. 


Dr.-Ing.-Promotionen an den deutschen Technischen 
Hochschulen. — Die nachfolgende Zahlentafel gibt einen 
Überblick über die im Wintersemester 1928/29 erfolgten 
Dr.-Ing.-Promotionen an 
den 11 deutschen Techni- « 
schen Hochschulen und „ 

2 Bergakademien. Zum % 

Vergleich sind in Abb. 25 S 

die betreffenden Zahlen 
prozentual ausgewertet 
und mit denen für 
deutsche Universitäten? im ` Z 
gleichen Semester zusam- 
mengestellt. Hier sind bei 
den Universitätsfakultäten 7 
zu den Juristen auch die 


Staats- und Wirtschafts- 
wissenschaftler gezählt; 
für die Technischen Hoch- EE, Kb Ss 
schulen rechnen unter „All- CS GER Š xX 
gemeine Wissenschaften“ Fet 
auch Technische Physik, 
Naturwissenschaft, Land- Abb. 25. Doktordissertationen an 


Universitäten und Technischen Hoch- 
schulen in Prozent der immatriku- 
lierten Studierenden (WH. 1928/29) 


wirtschaft u. dgl.; die Ab- 
teilung „Bauwesen“ umfaßt 
Architektur und Bauinge- 
nieurwesen; unter ,Stoff- 


i ê 
3] äl, |5 S 
5 =] P~ 
Hochschule >g 2 & E S E 
«| 3 |85 | © S 
z | |: 5 3 
ZS ià 
| | | 
1 | Kaes = 2 3 6 
Aachen’ ..... 64 233 | 397 | 324 1025 | 5 
1 1: 4, 2! 5 14 4 Z 
Berlin ....... 291 | 445 | 874 | 697 |1171 | 1079 5 057 
2| — 3 10 1 
Braunschweg . 149 1 | 125 | 185 | 146 | SCH 2 5 
1 2 
Breslau ...... 49 266 | 536 851 3 
Clausthal ..... | | 376 ` s78 | — 
= 1 — Sch a Sot ‚ge 
Danzig erde 937 411 138 290 | 54 1 830 l 
Darmstadt sa Jap a E 18 I 
a 401 | 263 304 , 236 | 545 | 769 2 518 
10 ` 2 17 16 4 = 
Dresden ...... 1195 220 287 , 266 | 907 2875 | 
Freiberg ..... | a 977 ı 4 
| 
2 14 
Hannover .... 196 | 564 | i 1166 1 926 | 5 
1 6 7 21 
Karlsruhe .... z3 | 181 | 192 106 | 277 ie 1 SC Ä 2 
oi 1 = 12 1 4 
e 881 367 628 306 1933 |4115 | 3 
2) 3 2 15° 1j]; 1 24 
Stuttgart ..... 190 337 | 303 | 212 | 243 |572 Jı857 | P 


i 35 34 | 100 ! 66 237 ` 
S ummen: Fa 5805 | 3362 11947 [24910 | 33 


® Von den beiden Zahlen ist jeweils die obere die der Dissertationen, 
die untere die der immatrikulierten Studierenden. 


1 {ber die Promotionen im W.-S. 1927/28 wurde in der ETZ 1929, 
8. 506 berichtet. 

2? Die weiteren A Universitäten blieben wegen Unvollständigkelt 
der Angaben unberücksichtigt. 


wirtschaft“ rechnen Chemie, Pharmazie, Hüttenkunde usw.; 
Maschinenbau und Elektrotechnik sind zu einer Abteilung 
zusammengefaßt. Da der Gegenüberstellung die Zahlen 
nur eines Semesters zugrunde liegen, ist sie nur beschränkt 
richtig, wird aber den wirklichen Verhältnissen wenigstens 
nahekommen. Wie Abb. 25 zeigt, liefert die medizinische 
Fakultät verhältnismäßig die meisten Dissertationen; dann 
folgt aber dem prozentualen Anteil nach bereits die Stoff- 
wirtschaft (weitaus überwiegend Chemie). Insgesamt liegt 
die Promotionshäufigkeit an den Technischen Hochschulen 
beträchtlich unter der der Universitäten. Die letzte Spalte 
der Zahlentafel nennt die Ehrenpromotionen. Hier liegt 
das Verhältnis etwas anders: Bei den Technischen Hoch- 
schulen kommen auf rd. 25000 Studierende 33 Ehren- 
promotionen, bei den Universitäten auf rd. 69000 Stu- 
dierende nur 67 Ehrenpromotionen. (Mitt. Verb. Dt. Hoclı- 
schulen Bd. 9, S. 203.) nkl. 


Neue Normblätter des DNA. — Druckereiwesen: DIN 
NAGRA 11 Korrekturzeichen und ihre Erklärung, ent- 
worfen von der Zentralkommission der Korrektoren 
Deutschlands im Verbande der Deutschen Buchdrucker. 

Bauwesen: DIN 1208 Trapsschraube für Bleitraps. — 
1250 Spurweiten für Bahngleise. 

Maschinenbau, allgemein: DIN 554 Halbblanke Sechs- 
kantmuttern. Metrisches, Whitworth- und Whitworth- 
Feingewinde. 

Bergbau: DIN BERG 10 Luftleitungen, Berieselungs- 
leitungen, Rohrendflansche. — BERG 2201 Gliederför- 
derer, Schöpfbecher-Doppelglieder, Übersicht. — BERG 
2202 Gliederförderer, Entwässerungsbecher-Doppelglieder, 
Übersicht. — BERG 2203 Gliederförderer, Vollbecher- 
Doppelglieder, Übersicht. — BERG 2204 Gliederförderer, 
Leseband-Doppelglieder, Übersicht. — BERG 2205 Glieder- 
förderer, Stückkohlenband-Doppelglieder, Übersicht. — 
BERG 2206 Gliederförderer, Kratzband-Doppelglieder, 
Übersicht. — BERG 2207 Gliederförderer, Kastenband- 
Doppelglieder, Übersicht. — BERG 2210 Blatt 1, Glieder- 
förderer, Einzelteile. — BERG 2210 Blatt 2, Gliederförde- 
rer, Einzelteile, Schöpfbecher. — BERG 2210 Blatt 3, 
Gliederförderer, Einzelteile, Entwässerungsbecher. — 
BERG 2210 Blatt A Gliederförderer, Becherkette-Einzel- 
teile, Vollbecher. 


Eisenbahnwagenbau: DIN WAN 2 Merkbuch für Aus- 
gestaltung des Teilheftes. 

Chemische Geräte: DIN DENOG 201 Einwandige 
Trockenschränke (nach Fresenius). — DENOG 202 Dop- 
pelwandige Trockenschränke für Mantelheizung. — 
DENOG 203 Trichterförmige Wasserbäder (nach Bechi) 
Kupferblech. — DENOG 204 Zylindrische Wasserbäder, 
Kupferblech. — DENOG 205 Zylindrische Wasserbäder, 
Gußeisen. — DENOG 206 Halbkugelige Wasserbäder, 
Kupferblech. — DENOG 207 Wasserbadringe, Kupfer. — 
DENOG 208 Woasserregler für Wasserbäder. — DENOG 
209 Dreifüße. — DENOG 210 Spatel, Nickel. 


Energiewirtschaft. 


Anlagekosten von Hochdruck - Dampfkraftwerken in 
den V.S. Amerika. — Der neueste Bericht der National 
Electric Light Association (Nr. 289—73), der sich mit den 
Fortschritten der Hochdruck-Dampfkraftwerke 
befaßt, ist, wie die früheren, äußerst reich an Zahlen- 
angaben und Mitteilungen über bauliche Einzelheiten. Be- 
merkenswert ist die Wandlung, die sich in den Ansichten 
über das, was Hochdruck ist, vollzogen hat. Während 
früher in diesem Rahmen über Anlagen mit 21..28 at An- 
fangsdruck berichtet wurde, enthält der vorliegende Be- 
richt keine Anlage mit weniger als 42 at; die Mehrzahl 
der behandelten Werke hat jedoch 84 at Anfangsdruck und 
darüber. Die Betriebserfahrungen sind auch im allge- 
meinen günstig. 

Vielleicht den wertvollsten Teil des vorliegenden Be- 
richtes stellt der Abschnitt dar, in dem die bisherigen Er- 
fahrungen über die Kosten von Ilochdruck-Dampfkraft- 
werken im Vergleich zu Kraftwerken mit niedrigerem An- 
fangsdruck zusammengestellt sind. Als Beispiel sei die 
nachstehende Zahlentafel wiedergegeben, die die Baufirma 
Stevens & Wood, New York, mitgeteilt hat (s. S. 17%). 
Die beiden hier miteinander verglichenen Werke sind aus- 
geführt. Das Werk Toronto ist vollständig ausgebaut mit 
vier Gruppen von je 30000 kW Nennleistung, doch ist 
zugunsten des niedrigen Dampfdrucks eine Leistung von 
4.35000 kW der Rechnung zugrunde gelegt, zumal die 
Turbinen die Belastung auch in den Sommermonaten ohne 
weiteres dauernd aushalten. Beim Deepwater-Kraftwerk 
mußten dagegen Annahmen gemacht werden, weil von den 
ursprünglich in Aussicht genommenen drei Gruppen zu je 
53000 kW Nennleistung tatsächlich nur zwei aufgestellt 


1790 


“Köstenvergleich zwischen Niederdruck- und Hochdruck- 
Dampfkraftwerk, bezogen auf 1 kW Nennleistung. 


Anlage | Toronto Deepwater 
Nennleistung . . . 2 2 2 22 e. 0.0. kw 140 000 159 000 
Anfangsdruck . . 2. 2. 2 2 2 2020. at 28 98 
Grunderwerb . . . . 2 2 22.00. . RM/kW 3,12 6,6 
SR ër e Geet S 18:58 18'88 
ohle erplatz . -. . 2 2 220. in A i 

Uferanlage `... a‘ ‘a’ ‘ť a | — 11,25 
Gründungen . .. . 2 2 22220. o 66,9 17,48 
Gebäude. . ». 2 2 2 2 en en. Sp 45,25 42,5 
Rohrleitungen (ohne Kühlwasser- 

leitungen) . . 2 2 22020 ‘l’ ii 19, 21,4 
Keæselanlage . . . : 2 2 2 2000. D 98,4 130,3 
Turbinenanlage . . . l... 22202. Së 111,5 91,1 
Elektr. Schaltanlage (nur im Kraft- 

work) . A. ve EM e Nr e e AN Vë 50,8 37,7 
Betriebsanlagen ` `, . . . 2: 2 2... An 10,2 22,53 
Kohlenförderanlage . . . -. .. Se 19,6 13,4 
Umformeranlage . . ........ x 28,1 | 27,88 
Vorversuche `... ae 5 3,11 | 2,1 

Summe . RM/kw | 482,37 | 443,90 


wurden. Statt der dritten Gruppe hat man 
dagegen beim Ausbau des Werkes eine 
Hochdruck-Vorschaltturbine eingebaut, 
die Heizdampf an verschiedene Industrie- 
anlagen abgibt. Die Rechnung ist aber 
unter der Voraussetzung durchgeführt, 
als sei das Werk auf 3:53 000 kW ausge- 
baut worden; doch sind hier die Nenn- 
leistungen der Turbinen und nicht ihre 
Dauerhöchstleistungen zugrunde gelegt, 
die bis zu 58000 kW steigen können. 
Im übrigen werden natürlich die Zah- 
len vielfach durch örtliche Umstände be- 
einflußt, so daß man sie nicht ohne wei- 
teres miteinander: vergleichen kann. Bei- 
spielsweise waren die Bodenarbeiten beim 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


6. Dezember 1929 


nen tatsächlich beinahe ausgleichen kann. Die hier mit- 
geteilten Zahlen sind an wirklich ausgeführten Werken 
ermittelt und daher besonders wertvoll. 


Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Ober- 
baurat Dipl.-Ing. H. Kyser, Weimar, hat in der Sie- 
mens-Z. als Auszug aus einem im Mitteldeutschen Be- 
zirksverband der VdEW gehaltenen Vortrag einen Auf- 
satz über Versuche mit dem Siemens-Westinghouse Im- 
pedanzrelais im Thüringenwerknetz veröffentlicht und dar- 
indie Thüringische Landeselektrizitäts- 
versorgung durch eine instruktive Karte veranschau- 
licht, die wir mit Genehmigung der Schriftleitung hier 
wiedergeben (Abb. 26). 

Der Anschlußwert der Badischen Landes- 
elektrizitätsversorgung AG. (Badenwerk). 
Karlsruhe, stieg im Geschäftsjahr 1928/29 von 126 236 
auf 145076 kW und die Zahl der im Kleinverkauf be- 
lieferten Gemeinden von 547 auf 550 mit rd. 88900 Haus- 
haltungen, wovon 78250, also 88 %, angeschlossen waren. 
Nutzbar abgegeben hat die Gesellschaft insgesamt 201,371 


aß a SEN e ` 
U, Eieleten Ke Se 
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' „Omar, Jimengy 
r ° -n aiden p- 
Toronto-Werk, dagegen die Grunderwer- ES GK N matches 
bungskosten beim Deepwater-Werk teurer. Pie Be rg 
Die großen Schwierigkeiten des Geländes VRR 


drücken sich auch in den hohen Kosten S aa 
der Gründungen des Toronto-Werkes aus. 
Vergleichbar bleiben eigentlich nur die 
Kessel- und Turbinenhauskosten, da die 
beiden Werke ziemlich gleiche V olleistung 
haben. Man erkennt, daß bei Summierung 
dieser Kosten die Niederdruckanlage doch 
noch etwas billiger als die Hochdruck- 
anlage wird. Dieser Unterschied gleicht 
sich aber fast vollständig aus, wenn man 


L Jg? 


50 kV-Leitung Thüringenwerk, 


Im ei 


G es ges 
Ka < e 


soomese 100 kV-Leitung Thürinugenwerk, 


i e ; ——:- 60 kV-Leitung Thüringenwerk, geplant, 
zu diesen Kosten noch die der Rohrleitun- geplant, = = = 100 kV-Leitung AG. Sächsische 
gen und der Kohlenförderanlagen hinzu- 3. HR V-Leilung fremd Werke 
nimmt. EEE = ` 

2 u, a -- 80 kV-Leitung Thüringenwerk, A A Dampfkraftwerk, Gaskraftwerk, 

Daß tatsächlicn die Wahl des Dampf- — 30 kV-Leitung Thüringenwerk, =æ Wasserkraftwerk, 
drucks die gesamten Anlagekosten eines Zeplant. =. "Wasserkraftwerk. geplant: 
Großkraftwerkes nur in untergeordnetem : i 

; : = em = 90 KN Leitung, fremd, e Umspannwerk, 

Maß beinflussen kann, beweisen folgende — = 100 kV-Leitung Thüringenwerk, o Umspannwerk, geplant. 


Zahlen. Bei dem für gewöhnlichen Dampf- 
druck . entworfenen Großkraftwerk der 
Edison Electric Illuminating Co. in Bos- 
ton entfallen von den gesamten Anlage- 


kosten auf 

Kessel- und Turbinengebäude . 20,9 % 
Kondensationsanlage . . . . 2...» 91 „ 

Kohlen- und Aschenförderanlage . . . 34 „ 
Bodenarbeiten . . . 2 2 2 2 202. 1,99 „, 
Versuche vor Inbetriebnahme 1,54,, 30,93% 
Kesselanlage . . - 2 2 2 2 2 0. 16,7 % 
Rohrleitungen und Isolation . . . . . 85 „ 252% 
 Turbinenanlage . . . 2. 2 2 2 2 20. 14,9 % 
Maschinenfundamente . . . . .... 1,37 ,, 16,27% 
Schaltanlage . . . 2 2 2 2 2 2 2. 12,68% 
Schaltwerkbauten `, . . . 2 2 2 20. 6,58 „, 
Hilfsanlagen . . . 2 2 2 222200 2,34 ,, 21,6 % 


Von den hier angedeuteten Hauptteilen einer solchen An- 
lage werden durch den Übergang vom Betrieb mit niedri- 
gem Dampfdruck zum Hochdruck-Dampfbetrieb in der 
Hauptsache nur die Kessel- und die Turbinenanlage ver- 
teuert, die zusammen etwa 41 % der Gesamtkosten bean- 
- spruchen. Dabei ist die Verteuerung der Turbinenanlage 
schon heute unerheblich, die der Kesselanlage gleichfalls 
nicht groß, wenn man berücksichtigt, daß der Hochdruck- 
kessel erheblich mehr Leistung zu erzeugen gestattet als 
der Niederdruckkessel von gleicher Heizflächengröße. Auf 
der anderen Seite werden beim Übergang zum Hochdruck- 
Dampfbetrieb die Baulichkeiten, die Kondensationsaflagen 
mit allem, was dazu gehört, die. zusammen fast 37 % der 
Anlagekosten beanspruchen, billiger, so daß die Ersparnis 
in diesem Gebict den Mehraufwand für Kessel und Maschi- 


mit Reservephase, 


Abb. 26. Thüringische Landeselektrizitätsversorgung. 


Mill kWh (234,389 i.V.), u.zw. 191,743 (225,087) für 
Kraft und sonstige Zwecke im Großverbrauch und 9.628 
MillkWh (9,302 i.V.) für Licht im Kleinverbrauch. Der 
sich lediglich auf die Versorgung solcher Werke, die nur 
bei günstigen Wasserverhältnissen Strom erhalten, be- 
ziehende Rückgang der Abgabe ist durch eine außer- 
ordentlich große und anhaltende Wasserklemme der 
Schwarzwaldflüsse verursacht worden, durch die sich die 
Erzeugung des Murg-Schwarzenbachwerks und der frem- 
den, auf das Netz der Berichterstatterin arbeitenden Was- 
serkräfte gegenüber dem Mittelwert um 30 % verringerte. 
Während der strengen Frostperiode konnte das Badenwerk 
infolge seiner Verbindung mit dem RWE und durch star- 
kes Abarbeiten des Schwarzenbachbeckens den mit ihrem 
Netz verbundenen Wasserkraftwerken in großem Umfan g 
Aushilfe leisten. Die Stromabgabe hat sich in dieser 
Periode um nahezu 50 % gegenüber normalen Verhält- 
nissen erhöht. Bei den Kleinverbrauchern ermäßigte sich 
der Durchschnittsverkaufspreis der Arbeit infolge bese- 
rer Ausnutzung des Mindestabnahmetarifs auf 31 Pf/kWh. 
Im August 1928 hat die Gesellschaft die Stromlieferun «x 
an die Neckarwerke AG., Eßlingen, und die Stadt Stutt- 
gart über die vom Karlsruher Schalthaus abgehende 
100 kV -Leitung aufgenommen, die an der Landesgrenze 


mit den 100 kV-Leitungen der Württemb. Landes-Elektri- 


1 Vgl. ETZ 199, S. 1743. 


5. Dezember 1929 


zitäts-AG., zusammentrifft. Sie beteiligte sich im Be- 
richtsjahr, wie bekannt, mit 37,5 % am Aktienkapital der 
von ihr mit gegründeten Schluchseewerk AG., mit 50% 
an der Badischen Kraftlieferungsgesellschaft m. b. H., 
Freiburg i. Br. und mit 0,1 Mill RM an der Westdeutschen 
Elektrizitätswirtschaft AG. Frankfurt a.M. Mit dem 
Elektrizitätswerk Mittelbaden AG., Lahr, das das Gebiet 
Öffenburg-Lahr versorgt, wurde ein Lieferungsvertrag 
geschlossen. An Stromeinnahmen erzielte die Bericht- 
erstatterin 12776419 RM (11715906 i.V.) und aus Ver- 
schiedenem 65606 RM (321921 i.V.). Der Reingewinn 
betrug 2001 426 RM (209917 i. V.) und gestattete wieder 
Ge ee von 9% Dividende auf 21 Mill RM Aktien- 
apital. 

Kurze Auslandsnachrichten. — Österreich. Die 
Oberösterreichische Wasserkraft- und Elektrizitäts-AG. 
(OWEAG) und die Elektrizitätswerke Stern & Hafferl 
AG. haben sich unter der Firma Österreichische Kraft- 
werke AG. (Deka) zusammengeschlossen. Durch die Fu- 
sionierung wird die Energiewirtschaft Oberösterreichs 
sowie eines Großteils von Salzburg vereinheitlicht und 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


1791 


eine Rationalisierung der Betriebe ermöglicht. Diese um- 
fassen jetzt in Oberösterreich das Kraftwerk Partenstein 
an der Mühl, das Rannawerk, die Werke am Gosausee und 
Gosaubach, Steeg, St. Wolfgang, Schwarzensee und Offen- 
see, die Traunwerke und die Dampfzentralen in Timelkam 
und Frankenburg, ferner die Großarlwerke im Lande 
Salzburg. — Rumänien. Verhandlungen der Elektrici- 
täts-Lieferungs-Gesellschaft, Berlin, haben zum Abschluß 
von Verträgen zwischen einem unter Führung der AEG 
stehenden Konsortium und der rumänischen Gesellschaft 
Industriile Miniere din Banat (IMBO) geführt. Man plant 
die Gründung einer rumänischen Aktiengesellschaft mit 
voraussichtlich 500 Mill Lei Kapital, in die die von der 
Regierung bereits erteilten Konzessionen für die Elek- 
trizitätsversorgung des neurumänischen Banats und eines 


Teils von Siebenbürgen sowie als Brennstoffbasis die 


Kohlengrube Rusca-Montana eingebracht werden sollen. 
Das Versorgungsgebiet umfaßt u.a. die Städte Temesvar 
und Arad, und das zunächst für 20000 kW bemessene 
nen wird entweder an der Grube oder bei Temesvar 
errichtet. 


> 


VEREINSNACHRICHTEN. 


EV 
Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft- 
stelle, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02. 


Einladung 


zur Fachsitzung für den Bau und Betrieb von Elek- 
trizitätswerken (EVE) am Dienstag, dem 10. De- ` 
zember 1929, 8h abends in der Technischen Hoch- 


schule in Charlottenburg, EB Hörsaal Nr. 301. 


Tagesordnung: 


Vortrag des Herrn Dr.-Ing. E.h. Rehmer, Direktor 
und Vorstandsmitglied der Berliner Städtische Elektrizi- 
tätswerke AG., über das Thema: 


„Die Projektierungsgrundlagen und der 
Aufbau des Kraftwerkes West der Ber- 
liner Städt Elektrizitätswerke Akt.- 
Ges.“ 

Inhaltsangabe: 

Entwicklung der Strombelastung im Berliner Netz — 
Gründe für die Auslegung des Werkes als Spitzenkraft- 
werk — Wahl der Turbinen- und Kesselgrößen, Feuerunge- 
anlage — Lageplan und Gesamtanordnung des Kraft- 
werkes — Einzelheiten aus Kessel-, Turbinen- und Schalt- 
anlage. 

Gäste willkommen! 


Nachsitzung im „Grand-Hotel am Knie“, Charlotten- 
burg, Bismarckstr. 1. 


Fachausschuß 
für den Bau und Betrieb von Elektrizitätswerken. 


Der Vorsitzende: 
Dr. Rehmer. 


Vorläufige Anzeige 


betr. 50jährizes Bestehen des Elektrotechnischen Vereins. 


Derklektrotechnische Verein,derEnde 
Dezember 1879 gegründet wordenist, wird 
infolgedessen demnächst 50 Jahre bestehen. 
Aus mehrfachen Gründen wird die Jubiläumsfeier in der 
Zeit vom 24. bis 27. Januar 1930 stattfinden. In Aussicht 
genommen ist die nachstehende „Vorläufige Fest- 
folge*: 

Freitag,den 24 Januar1930. 
a) 2 Uhr nachmittags: Festsitzung in Krolls Großem 
Festsaal, Berlin NW 40, Platz der Republik 7. 
Ansprache des Vorsitzenden mit einem kurzen 
Rückblick auf die Entwieklung der Elektrotechnik 
in den vergangenen 50 Jahren. 
Glückwünsche anderer Vereine usw. 
Ehrungen. 
b) S Uhr abends Festessen mit Ball in Krolls sämtlichen 
älen. 


Sonnabend,den25. Januar 1930. 


a) 10 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags, 3 bis 6 Uhr 
nachmittags: Technisch-wissenschaftliche Tagung im 
Langenbeck-Virchow-Haus (Großer Saal), Berlin 
NW 6, Luisenstr. 58/59, bestehend aus Vorträgen her- 
vorragender Fachmänner über elektrotechnische 
Themen von allgemeinem Interesse. 

b) Abends: Bierabend von 8 Uhr ab (Hotel wird noch 
bekanntgegeben). 

Sonntag, den 26. Januar 1930. 
Führung durch Berliner Museen. 


Montag,den 27. Januar 1930. 
Besichtigung technischer und anderer Betriebe. 


Die Einzelheiten werden später bekanntgegeben wer- 
den; die Einladungen werden rechtzeitig ergehen. 


Erscheinen des Il. Bandes der „Geschichtlichen 
Einzeldarstellungen aus der Elektrotechnik“. 


Im Mai 1928 waren die Mitglieder des Elektrotechni- 
schen Vereins und der dem Verbande Deutscher Elektro- 
techniker angeschlossenen Vereine auf die Sammlung 
„Geschichtliche Einzeldarstellungen aus der Elektrotech- 
nik“ aufmerksam gemacht worden, die der Elektrotech- 
nische Verein im Interesse der wissenschaftlichen For- 
schung und zur Förderung der Weiterbildung der Fach- 
genossen herausgibt. Dem damals erschienenen I. Band 
folgt jetzt der zweite, der eine Abhandlung des Herrn 
Dr.-Ing. E.h. Max Vogelsang enthält: 
„Geschichtliche Entwicklung der Hoch- 

spannungs-Schalttechnik“. 

Der Verfasser, der zu den Pionieren auf diesem Ge- 
biete zählt und die Entwicklung der Hochspannungs- 
Schalttechnik von den Anfängen an miterlebt hat, behan- 


- delt — auf 176 Seiten mit 252 Abbildungen — den Stoff 


von dem Geburtsjahr der Hochspannungstechnik 1886 an 
bis etwa 1914. Seine Darstellung atmet daher die Frische 
persönlichen Erlebens, ohne daß dadurch das obiektive 
Erforschen der Quellen (vor allem in- und ausländischer 
Zeitschriften und Patente) vernachlässigt worden wäre. 
Das Buch — vom Verlag Julius Springer vorzüglich aus- 
gestattet — läßt in knapper und fesselnder Darstellung 
teilnehmen an dem nie ruhenden Kampfe gegen den Kurz- 
schluß, der in der Hochspannungs-Schalttechnik ausge- 
kämpft wird, und gibt so einen Ausschnitt aus dem all- 
gemeinen Ringen um den Fortschritt in der Elektro- 
technik. 

Bei den älteren Fachgenossen wird das Buch manche 
Erinnerung an vergangene Zeiten wachrufen, für die jün- 
geren bietet sein reicher Inhalt eine wertvolle Quelle der 
Anregung und Belehrung. Das Buch stellt ein 
nettes Weihnachtsgeschenk dar. 

Für die Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins 
und der anderen dem Verbande Deutscher Elektrotech- 
niker angeschlossenen Vereine kostet das Exemplar: 

a) auf dm Subskriptionswege 
broschiert für das Inland: 11,00 RM; gebunden 11,70 RM, 

„ Ausland: 11, EN D S 11,90 „ 
einschließlich Porto und Verpackung; 


1792 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 6. Dezember 1929 


bi imBuchhandel 


broschiert für das Inland: 21,00 RM; gebunden 22,20 RM, 

i a on Ausland: 21,00 , 5 22,20 ,, 

einschließlich Porto und Verpackung; 

Wir bitten, die Bestellungen an die Gecshäftstelle des 
Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Potsdamer Str. 
118a II zu richten und gleichzeitig den Betrag einzusenden 
(Postscheckkonto klektrotechnischer Verein, Berlin 
Nr. 13302) 

Elektrotechnischer Verein. 


Der Generalsekretär: 
Dr. Schmidt. 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 


Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Feruspt.: Amt B1 Kurfürst Nr. 6862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 218 12. 


Bekanntmachung. 


Der endgültige Sonderdruck VDE 436 


„Vorschriften nebst Ausführungsregeln 
für die Errichtung von Starkstrom- 
anlagen mit Betriebspannungen unter 
1000 V, V.E.S.1./1930* 


ist fertiggestellt und kann durch die Geschäftstelle des 
VDE bezogen werden. 


Im Eigenverlag des VDE ist soeben als Sonderdruck 
VDE 468 eine Schrift, betitelt „Organisation und Entwick- 
lung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker E. V.“ er- 
schienen, die auf Verlangen von der Geschäftstelle des 
VDE, Abteilung Verlag, Berlin W 57, Potsdamer Str. 68, 
unentgeltlich abgegeben wird. 


Kommission für Freileitungen. 


Auf Grund der Einsprüche, die gegen die in der ETZ, 
Heft 40, veröffentlichten. DIN VDE-Blätter 8002 ... 8005. 
8007, 8008 und 8040 ... 8045 für Isolatoren und Isolator- 
stützen eingegangen waren, haben die betreffenden Norm- 
blattentwürfe verschiedene Änderungen erfahren. Insbe- 
sondere sind die Stützenisolatoren Reihe HD (DIN VDE 
8002) entsprechend denen der Reihen HW, VHD und VHW 
mit Scheitelrille versehen. 

Von Kappenisnlatoren (DIN VDE 8007) ist der Iso- 
lator K3 gestrichen und die Typenbezeichnung von K4 
bis K 8 entsprechend geändert. 

Von Vollkernisolatoren (DIN VDE 8008) sind die 
Maße des Isolators MK 5 teilweise geändert. Die 1min- 
Prüflastwerte sind für sämtliche Vollkernisolatoren gleich 
den 1h-Werten gesetzt. 

Auch die Isolatorstützen haben manche Vereinfachung 
erfahren. 

Mit Rücksicht auf diese und viele andere kleinere 
Änderungen wird ausdrücklich auf die im Januar 1930 er- 
seheinenden endgültigen Normblätter verwiesen, die von 
diesem Zeitpunkt ab vom Beuth-Verlag zu beziehen sind. 
Auf die Nichtverbindlichkeit der oben erwähnten DIN 


VDE-Normblattentwürfe wird hiermit ausdrücklich noch- ` 


mals hingewiesen. 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


Kommission für Hochspannungsschaltgeräte. 


Nachtrag zu don kErläuterunezender\orm- 
blätter „Innenraumisolatorenm“. 

In den Erläuterungen ETZ 1928, N. 1859 und 1885. so- 
wie ETZ 1929, S. 175 und 210, wurde nicht besonders her- 
vorzehoben. daß sich die Normung nur auf Stützer ‚und 
Wanddurchführungen für „Innenraumanlazxen“ be- 


zieht: Infolgedessen sind von verschiedenen Werken der- 
artige Isolatoren auch für Ölschalter, Transformatoren. 
Kabelendverschlüsse usw. verlangt worden. Es wird aus- 
drücklich darauf hingewiesen, daß sich die genormten 
Innenraumdurchführungen infolge ihres konstruktiven 
Aufbaus nicht ohne weiteres für ölgefüllte Apparate ver- 
wenden lassen. Um unnötigen Rückfragen vorzubeugen, 
wird deshalb gebeten, bei Bestellungen von Apparaten mit 
Öl- oder Massefüllung die Vorschrift, genormtes Porzellan 
zu verwenden, fallen zu lassen. 
Im Auftrage der Normgruppe Innenraumisolatoren. 


gez. Kesselring. 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
Berlin W 67, Kurfürstenstraße 15/16. 


Unberechtigte Benutzung des VDE-Zeichens. 


Es befinden sich Steckdosen 10 A 250 V für Aufputz- 
und Unterputzmontage mit dem VDE-Zeichen und dem 


Ursprungszeichen D im Verkehr. Vor dem Ankauf 


dieser Erzeugnisse wird gewarnt, da einer Firma, welche 
dieses Fabrikzeichen führt, die Genehmigung zur Be- 
nutzung des Verbandszeichens bisher nicht erteilt worden 
ist. Die obenerwähnten Steckdosen tragen also das Prif- 
zeichen zu Unrecht. 


Ferner wird vor dem Ankauf von Sicherungspatronen 
mit dem VDE-Zeichen und dem Ursprungszeichen Kfc 


gewarnt. Für Erzeugnisse mit diesem Fabrikzeichen hat 
die Prüfstelle des VDE die Erlaubnis zur Verwendung 
des Prüfzeichens nicht erteilt. Es liegt also bei den Pa- 
tronen gleichfalls eine unberechtigte Benutzung des VDE- 
Zeichens vor. Das vorstehend ab£ebildete Ursprungs- 
zeichen ist nicht zu verwechseln mit dem Fabrikzeichen 


E Die Firma, welche dieses letztere Zeichen führt. 


besitzt die Genehmigung zur Führung des Prüfzeichens 
für verschiedene ihrer Erzeugnisse. 


SE des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
Zimmermann. 


AEF 


Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen. 


Zuschriften mit dem Bemerk „Betrifft AEF” sind zu richten an die 
Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin N Potsdamer 
Straße 118a IL Fernspr. Amt Kurfürst 9697 


Der AEF hat die folgenden Druckschriften und Tafeln 
herausgegeben, auf die er hiermit hinweist: 

1. Die „Verhandlungen des AEF in den Jahren 1907 
bis 1927” sind im Verlage von Julius Springer erschie- 
nen und durch den Buchhandel zu beziehen. 49 S. im For- 
mat A4, Preis 5 RM. 

2.3 Wandtafeln Formelzeichen und 2 Wandtafeln Ein- 
heitszeichen auf Steifpapier im Format A1: 59,4 X 84,1 cm? 
und mit Ösen zum Aufhängen. Sie sind zu beziehen von 
der Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin 
W 35, Potsdamer Straße 118 a II, zum Preise von je 35 Pf. 
Für Verpackung und Versand sind für 1 bis 5 Tafeln 55 Pf 
beizufügen. 

3. Taschenheftehen. 15 S. im Format A6. Es enthält 
allgemeine Angaben über den AEF, alle Zeichenlisten und 
4 Sätze (ohne Erläuterungen). Es ist ebenfalls von der 
Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins zu beziehen. 
Preis (Versand inbegriffen) 1 Stück 25 Pf, 2 Stück 40 Pf, 
3 Stück 50 Pf, 4 und mehr Stück 15 Pf das Stück. 

4. Die meisten Listen und Sätze des AEF sind auch 
in Form von Normblättern erschienen. Diese sind zu be- 
ziehen vom Beuth-Verlag G. m. b. H. in Berlin SW 19. 

Strecker. 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechn. Verein Chemnitz. 12. XIT. 1929, Hör- 


saal 199 der Staatl. Akademie für Technik: Vortrag Obering.- 


Landsmann, „Der Quecksilberdampfgleichrichter" (m. 
Filmvorführung). 

Elektrotechnische Gesellschaft Hannover 10. XII. 
1929, abds. 8h, Hörsaal 42 der T. H.: Vortrag Obering. Geu- 


ter, „Schaltung, Aufbau und Wirkungsweise moderner Rund- 
fünk-Netzanschluß-Empfänger mit Kraftverstärkern“ (mit 
Lichtb. u. Gerätevorführung). 


Schleswig-Holsteinischer Elektrotechn. Verein, Kiel. 
6. XII. 1929, Aula der Universität: Vortrag Kapitänlt. a. D. 
v. Schiller, „Das Luftschiff Graf Zeppelin auf der Welt- 
fahrt“. 


6. Dezember 1929 


Elektrotechn. Gesellschaft zu Magdeburg. a) 11. XII. 
1429, abds, 8h, Aula der Staatl. Ver. Maschinenbauschulen, 
am Krökentor 1: Vortrag Oberstudienrat Kosack, „Der 
Durchgang der Elektrizität durch Gase und seine besond. 
Anwendungen“ (anläßl. des 30jähr. Bestehens der Gesell- 
schaft). b) 14. XII. 1929, abds., Pschorrbräu: 30. Stiftungs- 
fest, verbunden mit einer Weihnachtsfeier. 


Physikalische Gesellschaft zu Berlin. 6. XII. 1929, 
nachm. 5% h, gr. Hörsaal d. Physikal. Inst. d. Universität, 
Berlin, Reichstags-Ufer 7/8: 1. Vortrag W. Bothe, „Auto- 
matische Koinzidenzzählung (m. Vorführ.). 2. Vortrag 
S. Erk, „Über die Zähigkeit fester Körper“. 


Brennkrafttechnische Gesellschaft, Berlin. 14. XII. 
1929. vorm. 10h, Plenarsitzungsaal des Vorläuf. Reichswirt- 
schaftsrates, Berlin, Bellevue-Str. 15: 12. Hauptversammlung 
nit folg. Vorträgen: 1. Dir. K. Deters, „Die Entwicklung 
der Seeschiffahrt und die Brennstoffwirtschaft“. 2. Dr. W. 
Krauß, „Das Tankproblem im Kraftwagenbetrieb“. 3. 
Prof. Th. "Ka vser, „Die wirtschaftspolitischen Folgen der 
Abtretung des ostoberschlesischen Grubengebietes an Polen“. 
Auskunft erteilt die Geschäftstelle, Berlin, Potsdamer Str. 19. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


Auszeichnungen. — Der Professor der Physik an der 
Universität Leipzig, Dr. Peter Debye, wurde zum 
Ehrenmitglied der Chemical Society, London, ernannt. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Einfluß der Vorbelastung auf das Ansprechen von Über- 
stromrelais beim Auftreten eines Fehler-(Über-)Stromes. 


Entgegen der Annahme des Herrn Obering. KOETZOLD 
Weimar. (Erwiderang auf Brief LESCH S. 1386) in seiner 
so vorbildlichen Klarstellung einer Fehlauslösung in dem 
ihm betrieblich unterstellten 50 kV-Netz vermögen gce- 
wöhnliche, d. h. lediglich auf Überstromanregung anspre- 
chende U.M.Z.-Relais die an die „lose Netzkupplung“ ge- 
stellte Anforderung nur unvollkommen zu erfüllen; trotz 
Einbau eines Wahlschutzes und trotz linstellung der 
T.M.Z.-Relais des Netzkuppelschalters auf Auslösezeiten, 
die größer sind als die bei Fehlern hinter den Netzanschluß- 
punkten A und D (s. Abb. 1.8. 1386) durch den Wahlschutz 
entsprechend den vorhandenen Impedanzen „gewählten“ 
Auslösezeiten, muß eine z. B. durch Vorbelastung sich er- 
gebende Leistungsbilanz ähnlich der gemäß Abb. 6 (S. 460) 
zum Versagen der „losen Netzkupplung” führen. Es ist 
fir den Betriebsleiter, der über die wirtschaftliche An- 
wendbarkeit der verschiedensten Schutzeinrichtungen zu 
entscheiden hat, von Interesse zu wissen, daß die von 
Herrn Dipl.-Ing. LESCH, (a 1386) zenannte Abhilfe durch 
Verwendung der Impedanzanregung für die Auslöser des 
Netzkuppelschalters sich einfach und ohne Mehrkosten 
erreichen läßt durch das in ETZ 1929, S. 157/158 beschrie- 
bene Tlniversalschutzsystem (Hersteller: Emag, Frankfurt 
a. Main). Die gleiche grundsätzliche Bedeutung wie für 
Netzkuppelsehalter besitzt die Impedanzanregung für die 
zwischen Doppelsammelschienen üblichen S.S.-Kuppelschal- 
ter, wenn dieselben, wie allgemein üblich, zugleich als Re- 
serveschalter für alle von den Sammelschienen abzweizen- 
den Streckensehalter (Abzweige verschiedener Belastbar- 
keit) verwendet werden. 


Auma/Thür., 20. IX. 1929. H. Schulze. 

Erwiderung. lùs liegt allerdings nicht außerhalb des 
Bereiches der Möglichkeit, daß unter besonderen Umstän- 
den der Netzkuppelschalter auslösen und die Netze trennen 
kann, auch ohne daß die Notwendigkeit hierzu unbedingt 
vorhanden ist. Diese Auslösungen sind jedoch für den Bce- 
trieb bedeutungslos und auch nicht als „Versager” zu be- 
trachten, da die Wiederparallelschaltung der auseinander- 
gefallenen Netze innerhalb weniger Minuten erfolgen kann, 
wie schon im Aufsatz selbst angegeben ist. Wesentlich 
aber für den beabsichtigten Erfolg ist zweifellos, daß die 
lose Netzkuppelung vor allem dann nicht versagt, wenn 
die Trennung tatsächlich erwünscht ist, und in dem ge- 
schilderten Fall hat der mehrjährige Betrieb erwiesen, daß 
die von früher übernommenen U. M. Z.-Relais ihre Aufgabe 
durchaus zufriedenstellend erfüllten. 


ı ETZ 1929, S. 459, 1386. 


_Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


1793 


Das von Herrn SCHULZE neuerdings entwickelte Uni- 
versal-Relais kann ałlerdings auch die zusätzlichen nicht 
erforderlichen Auslösungen verhindern, da zu seinem An- 
lauf außer dem Überstrom noch ein entsprechender Span- 
nungszusammeubruch eingetreten sein muß. Jedoch nicht 
die Impedanzanregung allein, dic jedes andere Impedanz- 
relais ja auch aufweist, gibt diesem Relais gegenüber dem 
nur stromabhängigen Relais für diesen Fall seinen Vor- 
teil, sondern die Möglichkeit, das Ansprechen der Relais 
zwar von der Impedanz abhängig zu machen, die Auslöse- 
zeit jedoch unabhängig hiervon fest einzustellen. Erst 
hierdurch ist es möglich, das neue Umniversalrelais für 
Netzkuppelschalter ohne Störung des Wahlschutzgrund- 
satzes in den gekuppelten Netzen selbst anzuwenden, was 
unter Umständen gegenüber der Verwendung von reinen 
Stromrelais einen gewissen Vorteil bedeuten kann. 


Weimar, den 21.X. 1929. Bernd Koetzold. 


Das Verhalten elektrischer Kraftwerke und Netze 
beim Zusammenschluß. 


Auf S. 981 der ETZ 1929 vergißt Herr Prof. RÜDEN- 
BERG anzugeben, daß die von ihm eingehend behandelte 
Frage über Störungzserscheinungen in Kraftübertragungs- 
netzen sowie die Anregung zu Schwebungsversuchen im 
Betrieb und das Resultat von Modellversuchen bereits in 
ganz ähnlicher Weise in meinem Aufsatz in der ETZ 1928, 
d 417, behandelt sind. Da über diese Dinge fast noch 
nichts bekannt ist, dürfte es für den Leser von Interesse 
sein, hierauf und auf eine ältere, von mir verfaßte Arbeit 
im Wasserkraft-Jahrbuch 1924, in welcher bereits das 


Wesentliche dieser Überlezungen angescben ist, hinzu- 
weisen. 
Karlsruhe, 31. VII. 1929. Thoma. 


Erwiderung. 


Bei dem sehr gedrängten Referat, das ich für die Ver- 
bandstagung auszuarbeiten hatte, war es mir leider nicht 
möglich, all die vielen Arbeiten zu zitieren, die sich mit 
dem einen oder anderen Teil des Themas bereits beschäf- 
tigt haben. Ich habe mich daher im allgemeinen auf suni- 
marische Literaturangaben und auf Zitate meiner direkten 
Mitarbeiter beschränken müssen. 


Berlin, 9.X. 1929. R. Rüdenbere. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Hochfrequenzmeßtechnik. Ihre wissenschaftl. 
u. prakt. Grundlagen. Von Dr.-Ing. A. Hund. 2. verm. 
u. verb. Aufl. Mit 287 Textabb., XIX u. 526 S. in gr. 8. 
Mn von Julius Springer, Berlin 1928. Preis geb. 


Daß in verhältnismäßig kurzer Zeit das Buch eine 
Neuauflage erleben konnte, ist ein Zeichen dafür, daß es 
tatsächlich seinen Platz in der Hochfrequenzmeßtcchnik 
ausfüllt, und die vorliegende Auflage, welche den Buch- 
umfang um etwa 40 % vergrößerte, wird den mit der Ent- 
wicklung der Hochfrequenztechnik gesteigerten Ansprü- 
chen an Meßmethcden und Meßgeräten in noch höherem 
Maße gerecht. Daß der Verfasser in Nordamerika lebt 
und die dort in großer Zahl erschienenen Veröffentlichun- 
gen über diesen Gegenstand benutzt hat, kann nur an- 
genehm sein, da wesentliche deutsche Fortschritte auch 
voll berücksichtigt sind. Diese Auflage enthält neu eine 
Anzahl von Röhrenvoltmetern und Spannungsteilern für 
Messungen an Verstärkern und Modulationen, den piezo- 
elektrischen Kristall als Frequenznormale, Methoden für 
Feldstärkemessungen, eine Erweiterung der Theorie lan- 
ger llorizontalantennen und ein Kapitel über Siebketten 
und ID impfungsapparate. Fine Angabe der einzelnen Ab- 
schnitte vermag einen Begriff von dem reichhaltigen Inhalt 
des vorzügzliehen Buches zu vermitteln. Selbstverständ- 
lich führt einen die Praxis auch immer vor Aufgaben, für 
die selbst diese Zusammienstellung keine auszcarbeitete 
Meßmethode angibt. Das kann aber nicht als ein Nachteil 
des Buches vermerkt werden, solange das Gebiet nicht 
abgeschlossen ist. Man wird z.B. heute Angaben über 
Messungen mit den ganz kurzen Wellen vermissen, die 
z. At. viel Interesse finden. 

Das ganze weite Gebiet der Hochfrequenztechnik ist 
in dem Buche fast lückenlos erfaßt, so daß es für jeden 
Studenten dieses Faches, Ingenieure und Physiker von 
großem Wert ist. E. Lübcke. 


1794 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 5. Dezember 1929 
Die clektrolytischen Metallnieder- manche XNeuberechnungz von Funktionen überflüssig 


i 

schläge. Lehrb. d. Galvanotechn. m. Berücks. d. Be- 
handl. d. Metalle vor u. nach d. Elektroplättieren. Von 
Dr. W. Pfanhauser. 7. Aufl. Mit 383 i. d. Text 
vedr. Abb., XIV u. 912 S. in gr. 8%. Verlag von Julius 
Springer, Berlin 1928. Preis geb. 40 RM. 

Die neue Auflage ist um 82 Seiten und 48 Abbildun- 
gen vermehrt. Kin Abschnitt über Galvanisiervorrichtun- 
gen für Großbetriebe ist eingefügt worden, in welchem 
die halb- und ganzselbsttätigen Wanderbäder be- 
schrieben werden. Diese sparen z. B. in Fahrradfabriken, 
wo täglich viele Tausend gleichartige Gegenstände ver- 
nickelt werden, Zeit und Geld. Die „Vollautomaten“ sind 
bis 50 m lang: in einer Anzahl von aneinandergereihten 
Bädern wird die Ware entfettet, vorverkupfert, ver- 
nieckelt und schließlich getrocknet, wobei immer Spülge- 
füße mit kaltem oder heißem Wasser, auch Säurebottiche, 
nich Bedarf eingeschaltet sind. Menschliche Arbeit ist 
auf das Einhänzen am Anfang und das Abnehmen am 
Ende beschränkt. An Gestängen wird die Ware mit ge- 
nau berechneter Langsamkeit durch die Bäder geführt 
und rasch zum Nachbarbade hinübergzehoben. Bei Störun- 
gen schaltet sich das Bad selber aus und eine rote Lampe 


meldet. Dem Verchromen sind statt 1 jetzt 46 Seiten 
gewidmet. Es werden die Ursachen der häufigen Miß- 


erfolge erörtert und die Wege zu ihrer Vermeidung an- 
gegeben. Sehr wichtig ist hier der Schutz des Arbeiters 
gegen die überaus stark ätzenden Dämpfe des heißen 
Chromsäurebades. 

Das reiche Buch ist gleichzeitig die beste Timpfeh- 
lung für die auf diesem Gebiete führenden Bangbein- 
Pfanhauserwerke, an deren Spitze der Verfasser steht. 

K. Arndt. 


Die symbolische Methode zur Lösune von 
Wechselstromaufraben. Einführ. in d. prakt. 
Gebrauch. Von H. Ring. 2. verm. u. verb. Aufl. mit 
50 Textabb., VIL u. 80 S. in 8%. Verlax von Julius 
Springer, Berlin 1928. Preis geh. 4,50 RM. 


Wie der Verfasser im Vorwort zur ersten Auflage 
betont, soll das vorliegende Büchlein in erster Linie dazu 
dienen, für den Gebrauch der symbolischen Methode in 
dem großen Kreis derjenigen Praktiker zu werben, welche 
nicht viel Wert auf abstrakte Theorien legen, aber 
trotzdem brauchbare Methoden zur Abkürzung der Denk- 
und Rechenarbeit jederzeit begrüßen werden. Dement- 
sprechend werden die Grundlagen des komplexen Rech- 
nens ausführlich und allzemein verständlich Schritt für 
Schritt aufgebaut und an zahlreichen praktischen Bei- 
spielen erprobt. Dem Anfänger auf diesem Gebiet wird 
die Arbeit also wesentlich erleichtert: es ist zu win- 
schen, daß das Büchlein dazu beitragen wird, manches 
von den vorhandenen größeren Werken, welche diese 
Grundlagen voraussetzen, der Allgemeinheit näherzu- 
bringen. 


Vielleicht kann bei einer neuen Auflage das Studium 
durch eine kleine Aufzabensammlung, in welcher wohl 
die Lösung selbst, nicht aber der Gang der Rechnung zu 
finden ist, noch anrezender gestaltet werden. Die Lösung 
solcher Aufgaben bildet erfahrungsgemäß eine gute Vor- 
übung für die selbsttätige Anwendung des Gelernten in 
der Praxis. 


Zudem sollte in einer solchen Einführunz noch kurz 
darauf hingewiesen werden, daß z. Z. für die symbolische 
Methode auch noch andere Schreibweisen als die vom Ver- 
fasser benutzte üblich sind. Sonst könnte es vorkommen, 
daß der Leser grundlegende Werke, wie z.B. die von 
"ränckeloder Breisig, wegen der dort verwendeten 
deutschen Buchstaben nach wie vor mit derselben Scheu 
betrachtet, obwohl er das u. U. gar nieht mehr nötig hat. 

Die Unterteilung des Buches sollte der Übersichtlich- 
keit halber so vorgenommen werden, daß, wie im ersten 
Fünftel der Seitenzahl, auch im übrigen Teil ab und zu 
ein neuer Abschnitt erscheint. Otto Mayr. 


Verzeichnis berechneter Funktiontafeln. 
Im Auftr. d. Wissenschaftl. Beirats des VdI u. mit 
Unterstützung d. Notgemeinschaft d. Dt. Wissenschaft. 
llerause. vom Institut f. anzew. Mathematik an d. Uni- 
vers. Berlin. L Teil: Besselsche, Kugel- u. 
elliptische Funktionen. Mit 30 S. in 4°. VDI- 
Verlag, Berlin 1928. Preis geh. 3,50 RM. 

Dieses Heftchen verdankt seine Ierauszabe einem 
Auftrage des Wissenschaftlichen Beirates des VdI an 
das Institut für angewandte Mathematik an der Universi- 
tät Berlin. Es erfüllt ein lange empfundenes Bedürfnis 
und wird in der Folge allen wissenschaftlich arbeitenden 
Ingenieuren ein arbeitsparender Helfer sein, indem es 


macht, die bisher an unbekauntem Orte verborgen lagen. 
Für die folgenden Teile des Tafelverzeichnisses wäre es 
vielleicht erwünscht, die nicht immer glücklich gewähl- 
ten Literaturabkürzungen auszuschreiben, da der kleine 
Mehraufwand an Platz sich durch erhöhte Übersichtlich- 
keit bezahlt macht. Das Institut für angewandte Mathe- 
matik der Universität Berlin hat sich durch diese mühe- 
volle Arbeit ein großes Verdienst erworben, für das ihm 
der Dank der wissenschaftlich arbeitenden Technik 
sicher ist. Franz Ollendorff. 


Dampfkesselfeuerungen für Braunkohle. 
Von Dipl.-Ing. E. Lenhart. Mit 65 Textabb.. IV u. 
117 S. in er. 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1928. 
Preis geh. 12 RM, geb. 13.50 RM. 

Das vorliegende Buch stellt alle für Braunkohlen- 
feuerungen in Frage kommenden Gesichtspunkte in aus- 
gezeichneter Weise dar. Es gliedert sich in einen AbD- 
schnitt über Brennstoffe und Verbrennung, in dem die 
Gewinnung der Rohbraunkohle, ihre Veredelung, die Yor- 
gänge bei der Verbrennung und die Verfahren zur Unter- 
suchung von Feuerungzen eingehend besprochen werden. 
Im zweiten Abschnitt werden die Feuerungen für Roh- 
braunkohle behandelt. Besonders beachtenswert sind 
hierbei die theoretischen Überlegungen. die der Verfasser 
einerseits über die Verbrennungsvoreänge anstellt, an- 
derseits über die bei den nicht-mechanischen Feuerungzen 
vorkommenden Störungen: Flurkoksbildung, Überschiüt- 
ten und Herausschlagzen der Flamme. Diese Untersuchun- 
een sind von einer beachtenswerten Klarheit und Ver- 
stiändlichkeit und zeigen, daß auch eine so einfache Yor- 
richtung, wie sie der Treppenrost für Rohbraunkohle 
darstellt. noch manche Verbesserung auf Grund theoreti- 
scher Erwägung gestattet. Der dritte Abschnitt behandelt 
alle Fauerunzen für veredelte Kohlen, die Verfeuerung der 
Braunkohlenbriketts und des Braunkohlenstaubes. Alle 
Abschnitte sind einheitlich gegliedert in je drei Teile, 
von denen der erste die dureh den Brennstoff gebotenen 
theoretischen Erfordernisse behandelt, der zweite an 
Hand von guten, klaren Abbildungen charakteristische 
Ausführungsformen der betr. Feuerungesbauart beschreibt, 
während der dritte eine Reihe von Betriebsergebnissen. 
belegt durch Versuchszahlen und Zusammenstellungzen 
von Betriebskosten wiedergibt. 

Das Buch kann jedem, der Feuerunersanlaren für 
Braunkohle zu projektieren oder zu entwerfen hat, bce- 
stens empfohlen werden. Wilh. Schultes, Essen. 


DerKesselbaustoff. Abriß dessen, was der Dampf- 
kessel-Cberwachungs-Ing. von der Herstellung, den 
Kirentümlichkeiten u. d. Prüfweise des Baustoffs wissen 
muß. Anläßlich eines Lehrganges auf der (ußstahl- 
fabrik der Friedr. Krupp AG. gehaltene Vorträge. Von 
Dr.-Ing. M. Moser. 3., durchees u. erg. Aufl. Mit 
143 Abb., IV u. 29 S. in 4°. Verlag von Julius Springer. 
Berlin 1928. Preis kart. 7,50 RM. 

Dieser kurze Abriß von der Herstellung, den Eigen- 
tümlichkeiten und der Prüfweise des Kesselbaustoffes 
entspricht dem Inhalt von Vorträgen, welche der Ver- 
fasser vor einem Kreise von Dampfkessel-Überwachunes- 


Ingenieuren vor einigen Jahren gehalten hat. Die Tat- 
sache, daß schon jetzt eine dritte Auflage notwendig 


wurde, zeugt von dem Wert und der Beliebtheit dieser 
kurzen aber klaren und übersichtlichen Darstellung. Die 
3. Auflage ist entsprechend den Fortschritten der Prüf- 
technik erweitert worden und enthält deshalb auch Hin- 
weise auf die Prüfung der Dauerstandfestirkeit und 
Schwinzungsfestirkeit des Stahls. Auch das alterunes- 
beständiee J-Z-Flußeisen ist in den Kreis der Betrach- 
tungen eingefügt worden. Das Buch kann denienigen 
empfohlen werden, welche in groBen Zügen mit allen den 
Kesselbaustoff berührenden Fragen vertraut werden wol- 
len. Kin umfangreicher Nachweis über das einschlägire 
Sehrifttum gibt den Wegweiser für weitergehende Unter- 
richtung. Ebel. 


Gesamm. Aufsätze d. Zeitschrift .Maschi- 
nenbau‘ Mit 169 Abb. u. 46 S. in 4°. VDI-Verlax 
G. m. b. I, Berlin 1928. Preis geh. 2,75 RM. 


Als Sonderheft unter vorstehendem Titel sind die in 
den letzten Jahrgängen der Zeitschrift „Maschinenbau“ 
erschienenen Aufsätze über die gegenwärtig in neuer 
Intwieklunz begriffenen Getriebe herausgegeben wor- 
den. Zwei Getriebearten sind in der Beziehung beson- 
ders zu nennen: Die Räder- und die Flüssirkeitsgetriebe. 
Anstoß zur Weiterbildung der ersteren gaben einerseits 


Getriebe. 


nl | 


6. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


1796 


der Werkzeugmaschinen- und der Kraftfahrzeugbau, die 
diese Getriebe als Wechselgetriebe, namentlich in Form 
von Räderkästen weitgehend anwenden, anderseits der 
Dampfturbinenbau, der Getriebe zur Übertragung sehr 
großer Leistungen verlangte Die Flüssirkeitsgetriebe 
bieten Aussicht, das steigende Bedürfnis nach Antrieben 
mit stufenloser (reschwindirkeitsänderung zu erfüllen. 
Sie bilden eine wertvolle Ergänzung der auf geringe Lei- 
stung beschränkten Reibrad- und Riementriebe, die mit 
kegeligen Trommeln oder mit Scheiben arbeiten. Das 
Heft vermittelt einen guten Überblick über den Stand 
der Bestrebungen und bietet jedem, der auf dem Gebiete 
tätig ist, reiche Anregung. Besonders wertvoll ist, daß 
ausländische Ausführungen eingehend behandelt sind. 
K utzbach behandelt zunächst die allgemeinen Grund- 
lagen der mechanischen Triebwerke, gibt wertvolle Yer- 
leichszahlen für die Abmessungen und den Raumbedarf, 
den die (Gietriebearten verlangen und weist auf die Auf- 
gaben hin, die zur Zeit auf den verschiedenen Gebieten 
der Lösung harren. Im zweiten Aufsatz bespricht er das 
von ihm angegebene zeichnerische Verfahren zur FKrmitt- 
lung der Geschwindigkeits- und Drehzahlverhältnisse 
mehrgliedriger Zahngetriebe, in einem späteren weist er 
darauf hin, daß es zweckmäßig sei, die Bestimmung der 
Übersetzung einheitlich zu regeln. 


Altmann behandelt die konstruktive Durchbildung 
eleichachsiger Stirnradgetriebe, über die Normung von 
llochleistungsseetri>ben bei Demagz— Thyssen berichten 
Wolf und Jungzkunz. Neuere Lokomotivgetriebe 
nach Ausführungen und Entwürfen der Firma Krupp be- 
handelt Oberine. R. Klein Garrard beschreibt 
sein in Deutschland von Krupp gebautes Reibradgetriebe, 
bei dem die hohen Lagerdrucke gewöhnlicher Reibräder- 
paare dadurch vermieden werden, daß die Reibräder 
samt einer Gexenrolle von einem Ring kraftschlüssi« 
umspannt werden. Aus dem Gebiete der Riementriebe 
bringt Prof. Kutzbach Versuche über die Einwirkung 
von Haftmitteln auf den Durchzuggrad. 


Die zweite Gruppe der Aufsätze über Flüssizkeits- 
getriebe leitet J. Ritter durch die Behandlung der 
Grundlagen der hydraulischen Energieumformer ein. 
Nach einer allgemeinen Erörterung ihrer Vor- und Nach- 
teile beschränkt sich der Aufsatz auf die statisch wir- 
kenden mit Kolben oder Flügeln arbeitenden Getriebe, 
die im Werkzeugmaschinen- und Kraftwagenbau zuneh- 
mende Anwendung finden. Ihre konstruktive Durchbil- 
dung, aber auch ihre kinematische Verwandtschaft unter- 
einander wird eingehend besprochen. Am Schluß sind die 
allgemeinen Gesichtspunkte für die Ausbildung der Haupt- 
teile, insbesondere der Verdrängerzellen und die Mitte] 
zur Regelung der Getriebe erörtert. Prof. Kutzbach 
stellt die allgemeinen Gesetze der Regelung stufenloser 
Umformer auf. Dr.-Ing. W. Kühn bespricht Versuche 
an einem Enor-Flüssiekeitszetriebe von 5 PS Leistung, 
das bei dieser Belastung stufenlose Drehzahländerung 
von 112...685 U/min ermöglicht, und zeigt, wie das Ge- 
triebe rechnerisch erfaßt werden kann. 


Mit einem Hinweis auf die Getriebeblätter des AWE 
und die Notwendigkeit, die Normung der Getriebe im 
Interesse wirtschaftlicher Herstellung weiter zu fördern, 
schließt das Heft. Rötscher. 


Edelzeuß. Eine Sammlung einschläg. Arbeiten. im Auf- 
trage d. Edelgzußverband (GmbH herausz. v. Dipl.- 
Ing. G. Meyersberg. 2. umeearb. u. verm. Aufl. 
von „Perlitzuß*. Mit 129 Textabb.. V u. 170 N. in gr. 8°. 
Verlag von Julius Springer, Berlin 1929. Preis kart. 
11 RM. 

Die Edelgzußverband G.m.b.H. hat das Buch in 
einer 2. Auflage neu herausgegeben. Die der ersten Auf- 
lage anhaftenden Mängel sind nach dem Vorwort zur 
2. Auflage durch Ausdehnung der Betrachtungen auch 
auf die anderen hochwertigen Gruß — also nicht nur Perlit- 
euß — erzeuzenden Verfahren beseitigt worden. In der 
Neuauflage sind die Diagramme von MaurerundKlin- 
zenstein gebührend berücksichtigt. und es könnte nun 
das Buch den Anspruch auf einige Vollständigkeit erheben, 
wenn auch das Edelzußverfahren von Corsalli Aufnahme 
gefunden hätte Dafür konnte das Rüttel- und Schüttel- 
verfahren. herausbleiben, nachdem durch Rütteln und 
Schütteln des Eisens im Vorherd eines Kupolofens das 
Eisen veredelt werden sollte. Das Corsalli-Verfahren hat 
der wissenschaftlichen Prüfung standgzehäalten und sich 
in der Praxis bewährt, während sich das Rüttel- und 
Schüttelverfahren, vorsichtig ausgedrückt, als eine grobe 
Selbsttäuschung des Erfinders herausstellte. In der jetzi- 
gen Form wird das Buch trotz der kleinen Mängel dem 
Betriebsleiter wie dem Konstrukteur und auch dem Elek- 
trotechniker viel des Interessanten bieten. M. Escher. 


Weltmontanstatistik. Herause. v. d. Preuß. 
Geolog. Landesanstalt. Die Versorgung der Weltwirt- 
schaft mit Bergwerkserzeugnissen. I. 1860 bis 1922. 
1. Teil: Kohlen, Erdöl und Salze. Von Berg- 
rat M. Meisner. Mit 132 Zahlentaf. u. 69 Abb., XII u. 
228 S. in er. 8%. 2. Teil: Erze und Nichterze. 
1. 1860 bis 1926. Von Bergrat M. Meisner. Mit 192 
Zahlentaf. u. 107 Abb., XVI u. 394 S. in er. 8°. Verlag 
Ferdinand Enke, Stuttgart 1925 u. 1929. Preis von Teil 1 
no RM, geb. 16 RM, von Teil 2 geh. 32 RM, geh. 
35 A 


Für den Gedanken einer derartigen Weltmontansta- 
tistik wurden die Vorarbeiten schon einige Jahre vor 
Kriegsbeginn aufgenommen und fanden in der von K. Fle- 
gel verfaßten „Montanstatistik des Deutschen Reiches 
1915” zunächst ihren vorläufigen Abschluß. 


Der 1. Teil des jetzt vorliegenden Werkes behandelt 
für Kohle, Erdöle und Salze den Zeitraum von 1860 bis 
1922; die Berichtzeit des 2. Teils erstreckt sich bis 1926. 
„Um den Anschluß an den ersten Teil zu gewinnen und die 
Einheitliehkeit der statistischen Linienführung zu wahren. 
haben wir“ — sagt der Verfasser im Vorwort dieses Tei- 
les — „im folgenden zunächst auch für die schon früher 
abrehandelten Bergewirtschaftszebiete die wichtigsten För- 
derziffern bis 1926 nachgetragen ... Die nächste Folge 
der Weltmontanstatistik soll die Entwieklung der Welt- 
montanindustrie von 1920 bis 1930 einheitlich behandeln. 
lhr Erscheinen darf, falls der Mitarbeiterkreis erweitert 
werden kann, bis etwa 1932 erhofft werden.“ 

So erfreulich es ist, auch eine deutsche Weltmon- 
tanstatistik zu besitzen, so muß immerhin die Frage auf- 
geworfen werden, ob es sich verantworten läßt, bei den 
heute für wissenschaftliche Arbeiten so äußerst knapp be- 
messenen Mitteln eine solche Weltstatistik in Deutsch- 
land zu bearbeiten. Steht doch hierfür, wie in dem schon 
erwähnten Vorwort dargelegt wird, der Landesanstalt nur 
ein einziger Bearbeiter zur Verfügung, dem einstweilen 
außer älterer Fachliteratur lediglich der Inhalt unserer 
Archive und vereinzelte, gelegentlich auf diplomatischem 
Were erhaltene Konsularberichte als Quellen dienten, wäh- 
rend z. B. in England und Amerika besonderen Dienst- 
stellen mit einem ganzen Stabe wirtschaftlich geschulter 
Mitarbeiter und einer großen Schar diplomatischer Helfer 
in allen Ländern die Zusammenstellung weltstatistischer 
Aufzeichnungen obliegt. Wenn auf einem wissenschaft- 
lichen Giebiet die internationale Gemeinschaftsarbeit anzu- 
streben ist, so kommt hierfür jede Weltstatistik an aller- 
erster Stelle in Betracht. Ob der Völkerbund oder eine 
andere internationale Organisation Träger der auf den ver- 
schiedensten (rebieten unbedingt notwendigen Weltstatisti- 
ken sein soll, soll hier nicht erörtert werden, die Aufgabe 
der einzelnen Länder kann m. A. aber nur darin bestehen, 
diese Weltstatistiken für möglichst weite Kreise ihrer 
Bevölkerung nutzbar zu machen. Die Betonung und Wah- 
rung dieses Standpunktes schließt natürlich keineswegs 
aus, daß, zumal eine internationale Regelung der Welt- 
statistiken noch nieht erfolgt ist, in dem vorliegenden Werk 
eine äußerst dankenswerte und wertvolle Arbeit zu be- 
grüßen ist. Der HKlektrowirtschaftler wird besonders in 
den beiden ersten Abschnitten des 1. Teiles für sein Ar- 
beitsgebiet wichtige Unterlagen in guter Vollständigkeit 
und übersichtlicher Zusammenstellung finden, da hier die 
verschiedenen Kohlenarten, das Erdöl, der Ölschieler, das 
Erdgas und Erdwachs behandelt sind; auch die ausführ- 
lichen Literaturanzaben dürften ihm gute Dienste leisten. 
Der 2. Teil bietet ihm manches Wissenswerte über die in der 
Elektrotechnik verwendeten Metalle und Isolierstoffe. 


Thierbach. 


Eingegangene Doktordissertationen: 


Kurt Klemm, Beiträge zur Kenntnis kathodischer Ab- 
scheidungsformen. T. H. Dresden 1929. 


AdolfEduard Müller, Verluste der Riementriebe bei 


Verwendung kleiner Scheiben. T. H. Dresden 1929. 
(Val-Forschungsarbeiten, H. 318.) VDI-Verlag G.m. 


b. H., Berlin. 


EricehSchäfer, Über Formverzerrungen bei Elektronen- 
röhren. T. H. Dresden 1929. 


Hans Georg Zell, Grundlagen u. Grenzen der Fließ- 
arbeit in Betrieben mit ungleichem, hochwertigem Ma- 
terial u. reicher Typenzahl. T.H. Dresden 1929. 


1796 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Neue Transaktionen der internationalen Elektrofinanz'. 
— Auch in dem nunmehr ablaufenden Jahr hat sich das 
internationale Kapital sehr lebhaft auf elektrizitätswirt- 
schaftlichem Gebiet betätigt, und wieder war es vor allem 
Belgien, dessen Presse über zahlreiche, z. T. weit in die 
Welt hineinreichende Gründungen, Kapitalserhöhungen, Zu- 
sammenschlisse usw. berichten konnte. An erster Stelle 
sei die neue Société Financière de Transports 
et d’Entreprises industrielles (Sofina) ge- 
nannt, der es gelungen sein soll, mit der sieh stark ausdeh- 
nenden American & Foreign Power Co. ein Abkommen über 
die Abgrenzung der beiderseitigen Arbeitsbereiche zu treffen. 
Auf kanadischem Gebiet, u. zw. in Toronto, hat sie zu- 
sammen mit der Compañia Hispano-Americana de Electri- 
cidad (Chade), der Schweizerischen Kreditanstalt sowie ver- 
schiedenen belgischen, amerikanischen und auch deutschen 
Banken die Canadian International Light and 
Power Investments Ltd. gegründet. Zweck dieser 
Gesellschaft, die sich bereits bedeutende Beteiligungen an 
verschiedenen Elektrizitätsunternehmungen gesichert hat. 
scheint es, wie die Frankf. Zg. annimmt, hauptsächlich zu 
sein, in Ländern mit einer gewissen industriellen Entwick- 
lung bestehende Elektrizitätswerke nach größeren Gesichts- 
punkten zusammenzufassen. Weiter wurde von der Sofina in 
Gemeinschaft mit der Banque de Bruxelles und dem Credit 
Anversois die Société Internationale d’Ener- 
gieetde Transports (Sinetra), Brüssel, errichtet, 
deren Leitung in Händen des Präsidenten der Ougree Mari- 
haye liegt. Diese Gründung, die die Beteiligung an unab- 
hängigen Elektrizitätsfirmen, aber auch an neu aufzu- 
bauenden chemischen Gesellschaften verfolgt, bringt die 
Sofina mit dem großen belgischen Hüttenkonzern Ougrée 
Marihaye in Berührung, der auch auf dem Gebiet der Elektri- 
zitätserzeugung interessiert ist. Ferner wird dadurch die Ver- 
bindung mit dem Credit du Boerenbond in Louvain verstärkt, 
der schon bei der Umgründung der Sofina mitwirkte. Be- 
kanntlich hat letztere immer in enger Fühlung mit der 
Banque de Bruxelles gearbeitet, es ist daher von 
Interesse, daß das dieser bisher gehörende Paket Sofina- 
Aktien kürzlich, wie es heißt an schweizerische, englische, 
belgische und amerikanische Banken verkauft worden ist. 
In der letzten, wegen Beschlußunfähigkeit vertagten Gene- 
ralversammlung der Sofina wies D. Heineman darauf 
hin, daß die eigenen flüssigen Mittel der Gesellschaft bei 
weitem 1 Mrd Fr überstieren und die im laufenden Ge- 
schäftsjahr erzielten Gewinne bedeutend höher seien als die 
der alten Sofina. — Eine Neuemission der früher zur Löwen- 
stein-Gruppe gehörenden Société Internationale 
d’ Energie Hydro-Electrique (Sidro) in Höhe 
von 32,5 Mill Fr ist z. T. von der Sofina übernommen wor- 
den, was ein noch engeres Zusammenarbeiten beider Kon- 
zerne erinöglicht. Die Sidro kontrolliert die Mexican Light 
& Power Co., die kürzlich mit dem Bau eines neuen Wasser- 
kraftwerks am Lerma bei Tepuxtepee in Mexiko für eine Lei- 
stung von DU 600 PS begonnen hat, die Mexico Tramways Co., 
die Société d’Electricit6 de la Région de Malmédy (Serma) 
und die Barcelona Traction, Light A Power Co. Ltd., von der 
z. Z. in Spanien ein Wasser- und ein Braunkohlenkraftwerk 
errichtet werden. — Die anfangs 1929 ins Leben gerufene 
Cie. Générale d’Entreprises Electriques et Industrielles 
(Electrobel) hat eine starke Expansionstätigkeit entwickelt 
und zunächst in Brüssel mit 55 Mill Fr die L’Immobi- 
liere Electrobel für Grundstücksgeschäfte usw. sowie 
bald nachher die Société d’Applications Indu- 
strielles des Combustibles (Applico) mit 10 Mill Fr Ka- 
pital gegründet, die nach dem Berl. Tagebl. das Verfahren der 
International Combustion Engineering Corp. (Verwertung 
von Brennstoffen usw.) ausbeutet und die dafür notwendigen 
Apparaturen herstellt. An ihr ist die Pariser Gesellschaft 
Les Foyers Automatiques beteiligt. Zwischen der Electrobel 
und der Société Financière et Commerciale de Transports 
d’Electrieit& et d'’Industries (Eleetrafin?), die sich früher 
im Antwerpener Straßenbahnbetrieb betätigte, wurde über die 
Société d’Eleetrieite de V’Escaut eine Verbindung hergestellt; 
das Kapital der Electrafina erfuhr eine entsprechende Er- 
höhung. Sodann hat sich die Eleetrobel erheblich an der 
spanischen Regadios y Energia de Valencia (Reva) inter- 
essiert, ein Unternehmen, das neben Bewässerungsanlagen 
die Erzeugung und Verteilung elektrischer Arbeit in der 
Gegend von Valeneia betreibt. Diese sowie ihre übrigen Be- 
teiligungen in Spanien zusammenzufassen, ist die Aufgabe 
der Compagnie Hispano-Belge d'’Entrepri- 
ses Electriques et Industriellen (Ilispanvbel), 


ı Vel. ETZ 1929, S. 560. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: FE. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 


einer neuen Schöpfung der Eleetrobel. die mit 400 Mill Fr ar- 
beitet und an der außerdem u. a. die Société Générale de 
Belgique, die Banque de Bruxelles und die Electrafina be- 
teiligt sind. Sie bezweckt finanzielle, komnierzielle und 
industrielle Operationen aller Art, besonders aber die Er- 
zeugung, Verteilung und Verwertung elektrischer Arbeit 
sowohl in Spanien wie in Belgien und dem übrigen Aus- 
land. — Ein neuer sehr beachtlicher Trust, der sich sowohl 
auf dem Traktionsgebiet wie in der Elektrowirtschaft be- 
tätigt, ist vor kurzem im Rahmen der Empain-Gruppe 
dureh die Fusion der Compagnie Generale de Railways et 
d’Eleetrieite, der Federation d’Entreprises de Transports et 
d’Electrieit&e und der Compagnie Belge des Chemins de Fer 
Réunis zu einem rein belgischen Unternehmen mit heute be- 
reits 250 Mill Fr entstanden. Ausländisches Kapital steht 
dieser Transaktion fern, die aber vielleicht demnächst auch 
auf die aus der Société d’Electricit@ et de Traction und der 
Compagnie Auxiliaire d’Electrieit® et de Transports soeben 
gebildeten Société de Traction et d’Electricit® (260 Mill Fr) 
übergreifen wird. — Im Zusammenhang damit sei erwähnt. 
daß die Empain-Gruppe ihre Beteiligungen an der fran- 
zösischen Elektroindustrie nach einer Meldung der Frankf. 
Zg. aus Paris dort in einer besonderen Industriebank zu- 
sammenfassen will, an deren Griindung auch ihre französi- 
sche Holdinggesellschaft, die Parisienne Electrique, teil- 
nehmen wird. Das führt uns nach Frankreich, wo im 
Sommer die Société Financière Electrique (Thomson-Hou- 
ston) die Union Financière pour 1'Industrie Electrique 
übernommen hat und die Etablissements Electro-mécaniques 
de Strasbourg durch ein Fabrikationsabkommen in nähere 
Beziehung zu der Compagnie Francaise pour 
l’Exploitation des procédés Thomson-Hou- 
ston getreten sind. Die Schaffung von Mehrstimmrechts- 
aktien bei dieser hat den Vizepräsidenten der International 
General Electrice Co. zu der Bemerkung Veranlassung ge- 
geben, daß letztere weder die Majorität des französischen 
Unternehmens besitze, noch dessen Kontrolle anstrebe. UÜbri- 
gens hat die von Thomson-Houston und der Société Alsa- 
cienne de Constructions mécaniques errichtete Alsthom mit 
Unterstützung der International General Electric Co. vor 
kurzem in Spanien die über 10 Mill Pes Kapital verfigende 
General Electrica Española gegründet. Dem Bau 
von Wasser- und Dampfkraftwerken dient in Frankreich fer- 
ner die neue Hydro-Electriquedn Midi mit 20 Mill 
Fr Aktienkapital, und eine der Frankf. Zg. zufolge unter der 
Firma „Sateco“ errichtete Gesellschaft soll sich mit der 
Elektrizitätsversorgung Mittel- und Westfrankreichs befassen; 
unter ihren Gründern figurieren auch die der Sofina nahe- 
stehenden Forces Motrices de la Truyere. — Natürlich hat 
der hier kurz besprochene Zeitabschnitt das Kapital der 
Schweiz ebenfalls nieht untätig gesehen, ist dieses Land 
doch seiner besonderen Verhältnisse und der steuerlichen 
Vergünstigung wegen, die dort Trusts und Holdinggesell- 
schaften genießen, im Lanf der Jahre neben Belgien zu einem 
weiteren Finanzierungszentrum für die internationale Elek- 
troindustrie und Elektrizitätswirtschaft geworden. Das be- 
weist neuerlich u.a. wieder die Gründung der AG. Mr olta“ 
für elektrische undindustrielle Unterneh- 
mungen, Zürich, mit 12 Mill Fr. deren Gegenstand die 
Beteiligung in irgendwelcher Form an Unternehnungen auf 
dem Gebiet der gesamten Elektrizitätsindustrie einschl. der 
Telephonie und Telegraphie usw. ist. Die Zusammensetzung 
ihres Verwaltungsrats weist auf die Teilnahme belgischen 
und italienischen Kapitals hin. 


Bezugsquellenverzeichnis. 


Frage 329: Welche Firma stellt Isoliermaterial für 
u o her, z. R. Eternit oder Syndango natu- 
relly 

Frage 330: Wer baut elektrische Ventilatoren, Type 
Wagner? , 

Frage 31: Wer fertigt Folien aus Elektrolytkupfer 
in Stärken von 0.01... 0.08 mm an? 

Frage 332: Wer stellt Kleintransformatorenbleche 
nach Maß her? 

Frage 333: Welche Firma baut das Angrick-Reeel- 
ventil mit elektrothermischer Betätigung? 

Frage 331: Welehe Firma baut Elektromotoren für 
Grammophone mit Vorrelere, insbesondere den Stehle- 
Motor mit Vorgelege und Zentrifugralregler? 


Abschluß des Heftes: 30. November 1929. 


‚Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expl. 


Zehme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H., Berlin. 


Im Eet EE durch Julius Springer, Berlin W 9. 


5. Dezember 1929 


am m ii Ee, ee Eegenen, e nee 


Wi Genee 
GE 
SEH 


‚EKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT 


BH 


er Dehnunggrebewegung 


ff” DATA 
Es wi d 


HoCKRKETHALR 


nur 
Hackethal- 
Dehnungskabel 


Dehnungs- und 
Stauchmöglichkeit 
ohne Anderung 
der Aderstruktur 
bis zu 4°/o 


g 
nat 


DRAHT-UND KABEL WERKE A.-G. 


HRNIRIOVER 


Halt: Zelewski, Parallelbetrieb v. Transform. 1797 — Tünge- 

Scheinwerferbeleucht. v. Gleisanlag. 1802 — Lübcke, 5. Dt. Physiker- 
hematikertag in Prag 18068 — Brandl, Elektroisolier. ‚Feuerlöschmittel 
Sequenz, Stromwendungsschwank. d. Spann. v. Gleichstromerzeug. 
Hmm — Rengert, Verriegelungen als Schutz in Hochsp.-Schaltanl. 
Typke, Beta-Naphthylamin z. Konserv. v. Transformatorenölen 1812. 
ndschau: Neuere Entwickl. d. Pariser Untergrundb. 1813 — Reinig. 
foren mittels Stahlwolle — Höchstspann.-Freileit. 1814 — Imprägnier. v. 
amast. im eigenen Betr. — Forschungsergebn. üb. d. Schalter unter Öl 
El, betr. Förderwagen-Aufschiebevorricht. 1816 Fernsprechstörwirk. 


—1828) 


v. Gleichrichterbahnen — Über eine Methode z. Erzeug. v. sehr kurzen elektro- 
magn. Wellen — Elektrodenkapazität u. Wanderwellengestalt 1817 — Forschungs- 
Inst. f. Elektrowärmetechnik in Hannover. Die Karmarsch-Denkmünze f. Geh. 
Rat Kohlrausch, Hannover Elektrot. Neuerungen 1818 Jahresver- 
samml, Kongresse, Ausstell. 1818 Energiewirtschaft 
1818 Gewerbl. Rechtsschutz 1819 Vereinsnachrichten 
1820 — Sitzungskalender 1825 — Persönliches 18235 — Briefe 
a. d. Schritftl.: W. Weiler |M. Liwschitz, C. Stoerk, W. Holzer | H. Bechdoldt 
1825 — Literatur :-N. Semenoff u. A. Walther, W. Braunbek, H. Loewen, 
R. Weck 1826 — Geschäftl. Mitteil. 1827. 


BET 7 50.JAHRGANG — IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9 


12. DEZEMBER 1929 


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Großtransformatoren 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 12. Dezember LI 


Leistung 10000 kVA, Spannung 105000-52500 /2 x 5250 Volt mit 4 Anzapfungen über Deckel umklemmbar 


Einheitstransformatoren 
Regel-Transformatoren wie" 


Spezialtransformatoren 
für alle Zwecke, Spannungen und Leistungen 


POGE ELEKTRICITÄTS-AKTIENGESELLSCHAFT 
CHEMNITZ 


| 
| 


1797 


Elektrotechnische Zeitsch rift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) SS? 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Besser: Berlin W 9 


50. Jahrgang 


Berlin, 12. Dezember 1929 


Heft 50 


Parallelbetrieb von Transformatoren. 
Von Dipl.-Ing. Alexander Zelewski f, Berlin. 


Übersicht. Es werden die Bedingungen für einen ein- 
wandfreien Parallelbetrieb von Transformatoren untersucht 
und Vorschläge für die vorteilhafteste Abgleichung der 
Sollwerte der Kurzschlußspannungen und für die Grenz- 
werte der zulässigen Abweichungen in den verschiedenen 
Kennmerkmalen gemacht. 


Transformatoren können bekanntlich unter gewissen 
Voraussetzungen parallelgeschaltet werden. Der Parallel- 
betrieb ist ein guter, wenn bei allen Belastungen sich die 
Last im Verhältnis zu den Nennleistungen auf die einzel- 
nen Parallelläufer verteilt und die algebraische Summe 
der Einzelbelastungen gleich der Gesamtbelastung ist. 
Die erste Bedingung sichert die einzelnen Umspanner vor 
Überlastung, die zweite die volle Belastbarkeit der 
Gruppe. Sind die Umspanner an Sammelschienen ange- 
schlossen, so hängt meistens die Güte des Parallelbetriebes 

ausschließlich von den Eigenschaften des Transformators 

ab, es sei denn, daß, besonders bei großen Stromstärken, 
die Verbindungsleitungen zu den Sammelschienen bzw. die 
in diesen eingebauten Apparate und Vorrichtungen oder 
die Spannungsabfälle in den Sammelschienen selbst gegen- 
über den Merkmalen der Parallelläufer stark in den Vor- 
dergrund treten, was jedoch im allgemeinen nicht der Fall 
zu sein pflegt. ` ` 


Praktisch ist die genaue Einhaltung dieser Bedingun- 
gen nicht möglich, besonders wenn Transformatoren ver- 
schiedenen Ursprunges oder verschiedener Leistung par- 
allelgeschaltet werden müssen. Es ist deshalb der Begriff 
des „einwandfreien“ Parallelbetriebes festgelegt worden, 
wonach diese Bedingungen mit gewissen Spielgrenzen zu 
beachten sind. Statt der Identität aller maßgebenden 
Merkmale begnügt man sich mit einer gewissen ange- 
näherten Gleichheit der einzelnen Stücke, wobei Ab- 
weichungen vom Sollwert nur innerhalb enger Grenzen 
zulässig sind. 


 Parallellauf-Bedingungen. 


Die Bedingungen für den einwandfreien Parallellauf 


1. Übereinstimmung der Übersetzungsverhältnisse und 
der Schaltgruppen, 


. Gleichheit der Kurzschlußspannungen nach Größe 
und Richtung, 


2 
3. Gleichheit der Ohmschen ESCH 
4 


. Gleichheit der Leerlaufströme nach Größe und Rich- 
tung. Auf die Verzerrung soll im folgenden nicht 
eingegangen werden. 


Diese Bedingungen sind nicht alle gleich wichtig. Am 
wichtigsten ist die meist leicht erfüllbare Bedingung 1., 
da ohne sie ein Parallellauf überhaupt unmöglich ist und 
auch kleine Abweichungen recht störend wirken. Wich- 
tig zweiter Ordnung ist die Bedingung 2., da sie nur die 
richtige Verteilung der Belastung sichert und ohne sie 
der Betrieb zwar möglich ist, jedoch durch Vollbelastung 

er Gruppe kleinere oder größere Überlastungen der ein- 
zelnen Parallelläufer eintreten können. Die übrigen Be- 

ingungen sind im allgemeinen von ganz untergcordneter 
edeutung und werden deshalb praktisch selten oder gar 
nicht beachtet. Sie bewirken in der Tat nur, daß die 
vektorielle Summe der Einzelleistunzen gleich ihrer alge- 
braischen wird und daß die Verteilung der Scheinleistun- 
gen sowohl primär als auch sekundär gleichartig erfolgt. 


Diese Bedingungen, besonders 4., sind äußerst schwer, 
wenn überhaupt, zu erfüllen, u.zw. teils aus wirtschaft- 
lichen Gründen, teils wegen der Unsicherheit in den 
Eigenschaften des verwendeten Eisenbleches. Sie beein- 
flussen jedoch, wie erwähnt, den Parallelbetrieb nur sehr 
wenig und auch große Unterschiede bedingen nur geringe 
Abweichungen von der Sollverteilung der Belastungen. 
Es genügt somit, nur die Bedingung der Gleichheit der 
Kurzschlußspannungen genauer zu untersuchen. 


Der Ersatzstromkreis. 


Ein Transformator kann rechnerisch in seiner Wir- 
kung bekanntlich durch ein einfaches Leitersystem ersetzt 
werden (Abb. 1). Zu diesem Zweck sind die Daten auf die 


Us, Un Us Ur, Us Ur 
U u VERRAT UUUUU-eU 
Usa l 
‘ 
un 
y v Yen L 
Abb. 1. Vollständiger Ersatz- Abb.2. Vereinfachter Ersatz- 
stromkreis. stromkreis. 


Übersetzung 1:1 zu reduzieren. Die transformatorische 
Wirkung des Transformators braucht alsdann nicht mehr 
beachtet zu werden. Der Ersatzstromkreis besteht aus 
zwei in Reihe geschalteten Ohmschen und induktiven 
Widerständen entsprechend den Daten des Transformators 
auf beiden Seiten der Wicklung. Die sekundären Zahlen 
erhält man aus den primär gemessenen, indem man mit 
dem Quadrat der Übersetzung multipliziert. Von der 
Mitte dieser Leiterstücke zweigt ein Nebenschluß ab, der 
die dem Leerlaufstrom entsprechenden Widerstände ent- 
hält. Um die Rechnung zu vereinfachen, kann man durch 
Multiplizieren mit der Nennstromstärke die diesen Wider- 
ständen entsprechenden Spannungsabfälle Ur,, Ur,, Us,, Us, 
Urs, Us in Volt oder in Prozent der Nennspannung er- 
mitteln; diese Größen sind natürlich Vektorgrößen und 
lassen deshalb eine einfache Vektorrechnung oder gra- 
phische Behandlung zu. 

Da, wie schon erwähnt, die sich auf den Leerlauf- 
strom, d. h. im Ersatzsystem auf den Nebenschluß beziehen- 
den Größen den Parallelbetrieb nur unwesentlich beein- 
flussen, genügt es meistens, den Transformator nur durch 
einen vereinfachten Stromkreis zu ersetzen (Abb. 2), wo 
nun Ur und us der Ohmsche bzw. induktive Bestandteil der 
Kurzschlußspannung 4, sind, die vektoriell in der kom- 


plexen Form 
uy = u, HJY 


in die Rechnung eingeführt werden kann. 


Parallelbetrieb mehrerer Transfor- 
matoren. 


Unter der meist zutreffenden Voraussetzung, daß die 
parallelgeschalteten Transformatoren gleiche Übersetzung 
und Phase haben, kann man bei Vernachlässigung des 
Einflusses der Leerlaufströme die Betriebsverhältnisse, 


besonders die Verteilung der Ströme, aus dem vereinfach- 


ten Ersatzstromkreis für mehrere Transformatoren nach 
Abb. 3 ermitteln. Es seien Up, Ugyes.. u Up, und Uge 


Me ; up die Kurzschlußspannungen, fe, iy... 


1798 


in die Nennströme, i, ig ..... lw und i, if... ‚in die 
Betriebströme, u. zw. jeweils Vektorgrößen und der ihnen 
entsprechende absolute skalare. Wert. Ferner sei d der 
gemeinsame Spannungsabfall, wenn die Gruppe voll be- 
lastet ist. 

Die Vollbelastung tritt ein, wenn der absolute Wert 
des Summenstromes gleich der algebraischen Summe der 
gleichnamigen Werte der einzelnen Nennströme ist: 


n n 
i= im lil=J im. 
1 1 


Aus der Begriffsbestimmung für die Kurzschlußspan- 
nungen und Nennströme ergibt sich sofort 


und 


Auf der rechten 
Seite dieser Gleichun- 
gen sind lauter be- 
kannte Größen, so 


daß mit ihnen die 
tatsächlichen Bela- 
stungströme nach 


Größe und Richtung 
genau ermittelt wer- 


2 Abb. 8. Ersatzstromkreis einer Transfor- 
den können. 


matorengruppe. 
Zahlenbeispiel: 4 Transformatoren laufen parallel, 
u.zw. sind 
i = 1000 kVA u,=32% un, =16% u, = 358 % 
15 = 1600 , Un = 48% Un=14% u, = 5,00 % 
i DM „ un=24% Ma zz LZ u, = 260% 
i, = 3200 „ u, = 63% urn =08% uk, = 6,35 %. 
Dann ist ¿ = 7800 kVA und u, =16+35.32, 1, = 1,4 
+3j.48, H, = 1045.24, u, — 08 +j.63, also 
D 10  _ 2; 
un, 1643.32 I N 
u _ 1600 = SÉ 
u, 1443.48” Be 
1 _ 2000 _ j 
i H A ATI 
i 3200 = WE 
(geg E re een 
n = 
> KE? 573,9 — j . 1767,2. 
(P 
1 m 
Infolgedessen 
PR 125,0 — j . 250,0 `. ; 
i = 7800 51397. 11612 7 1160,2 + j . 175,0 
Be i’ = 11733 
Mer N =). TAJA ua WEE, 
tz = 1800 5739 7.17673 128 5.406 
295,8 — 7 . 710,1 GE 
SE E Be — 2). IE Y H 
iy = 7800 5189 — 7.176738 7 3218,7 + j . 260,3 
63,5 — j . 499,9 EES 
d am [4 1.499 _ ~ un 
L = 7800 5739 — 1612 7 2078,2 — j . 394,7 
i; = 2115,3 


BE E 


7799 — j . 0,0. 
y, im = v = 78612. 


i Dieses rechnerische Verfahren kann bekanntlich durch 
ein graphisches ersetzt werden, beide geben die Teil- 
ei und den Summenstrom nach Größe und Rich- 

ung an. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


12. Dezember 1929 


Vereinfachtes Verfahren. 


Man erkennt sofort, daß, trotzdem hier ein praktisch 
wohl kaum eintretender Fall vorliegt (wegen der starken 
Abweichungen in den Kurzschlußspannungen und ihren 
Komponenten), die tatsächlichen Teilströme und der Sum- 
menstrom ganz unwesentlich von der Verteilung ab- 
weichen, die sich einstellen würde, wenn man alle Kurz- 
schlußspannungen gleichgerichtet voraussetzt, d.h. die 
Rechnung nur auf Grund der absoluten Werte dieser Grö- 
ßen durchführt. In der Tat, führt man die Rechnung un- 
bekümmert um die vektorielle Eigenschaft der Kurz- 
schlußspannungen durch, so erhält man die skalaren Glei- 
chungen 


ip 
Hr 
Ip zz: 5 im 
Zahlenbeispiel: Im früheren Zahlenbeispiel würden 
sich folgende Zahlenwerte ergeben: 
D 1000 ét ZE _ 91/.0: 
7A 3,58 = 280,9 t = 1169,1 31/, ‚09 
i _ 1600 — 81,0 
ur, -50 > 320,0 id = 1331,9 81/2 0/00 
tg _ 2000 _ Zë 51740 
un, = 3,60 = 169,2 t3 = 3201,6 5 /g /co 
i _ 3200 _ s RIO 
u =45 7 503,9 4 = 2097,4 8!/2 %00 
n 3 Zi 
` Zm — 1874,0 i = 7800,0 
1 km 
` 7800 _ ji 
und Ug = 18740 = 4,162 di 


Ein Vergleich mit den genauen Werten zeigt, daß 
dieses vereinfachte Verfahren nur sehr geringe Fehler 
(meistens unter 1%) bedingt; natürlich verschwindet auch 
die durch den Richtungsunterschied der Ströme bedingte 
Überlast der Gruppe von rd. 8°/%. Wie leicht zu beweisen, 
ist der Fehler am größten, wenn die Parallelläufer gleich- 
groß sind: er wächst mit zunehmender Phasenverschie- 
bung der Vektoren, bleibt aber auch in den praktisch un- 
günstigsten Fällen sehr gering. So entspricht einem 


Fehler von 
1% ein Phasenwinkelunterschied von 16,5 ° 
2 % TE LA LE 23 : 
3 % EE LE LA) 28 s 
4 % 9 LE 
5 % LA LE 

(vgl. Abb. 4). 


Ist 1 die Länge des größe- 
ren Vektors, y jene des klei- 
neren und z der Summenvek- 
tor, ferner s die algebraische 


Abb. 4. Fehler der Vernachlässigung 
des Phasenwinkelunterschiedes. 


Abb. 5 Fehlerdiagramm. 


Summe und ô der Fehler in Teilen dieser algebraischen 
Summe, so bestehen die Beziehungen 


2=-1+y?+2ycospg s=1l+y ds=s—z, 
wenn p der Unterschied der beiden Richtungen der Vek- 
toren 1 und y ist. 
Es ist auch 1 — ô = Z, 
dert, daß 
dd _ d 
dy 


Die Maximumbedingung for- 


Z _ 
=- Jy s7” 


12. Dezember 1929 


also 
FEIT 
weil nun aber 
zz —_y+tcospg, $% =l, 
(y+csp)ity)=1+y’+?2ycosg 


1—-y=(1—%y)cospg, 


eine Bedingung, die nur für „=1 erfüllt ist. Es folst 
hieraus, daß der Fehler am größten ist, wenn beide Vek- 
toren gleich groß sind, u.zw. unabhängig von der Pha- 
senverschiebung dieser Vektoren. Bei gleichgroßen Vek- 
toren beträgt der Fehler offenbar, da 


so folst 


oder 


y=, z? =2 4+2 cos =4 cos F, LEKT = 0085, 
Ben D ocn P 
ô= 1 — cos 5 = 2 sin ZC: 


wie ibrigens aus Abb. 5 leicht ersichtlich ist. 


Der größte überhaupt mögliche Fehler tritt für den 
praktisch unmöglichen Fall ez 90 ° auf; es ist dann 


8=2sin?22°/2 = 0,28. 


Selten wird jedoch der Phasenwinkelunterschied der 
Ströme mehr als 30...40° betragen, in den meisten prak- 
tischen Fällen ist er kleiner als 20 °, der Fehler also höch- 
stens 1%..2% und demnach vollständig zu vernach- 
lässigen. 

Die Güte des Parallellaufess von Transformatoren 
gleicher Übersetzung und Schaltart hängt somit praktisch 
nur von dem absoluten Wert der Kurzschlußspannungen 
ab. Der Parallellauf ist nur dann ein guter, d.h. die Be- 
lastungen verteilen sich genau im Verhältnis der Nenn- 
leistungen, wenn die Kurzschlußspannungen aller Par- 
allelläufer gleichgroß sind. Praktisch ist diese Gleichheit 
nicht zu erzielen, da die Transformatoren meistens un- 
gleicher Herkunft und Leistung sind. Aber auch Trans- 
formatoren gleicher Leistung, die gleichzeitig nach den 
gleichen Angaben und in derselben Werkstätte hergestellt 
wurden, weisen zuweilen größere oder kleinere Unter- 
schiede in den Kurzschlußspannungen auf, die in den Un- 
genauigkeiten der Fabrikation liegen und nicht ganz ver- 
mieden werden können. 


Spielgrenzen. 

Es ist deshalb üblich, ein Spiel für die Meßwerte der 
Kurzschlußspannung gegenüber ihrem vorgeschriebenen 
Sollwert einzuräumen. Bei gleichzeitiger Herstellung 
mehrerer Transformatoren gleicher Leistung ist es leicht, 
die Abweichungen ihrer Kurzschlußspannungen innerhalb 
enger Grenzen zu halten. Bei Transformatoren verschie- 
dener Leistung oder gar verschiedenen Ursprungs ist es 
dagegen, in Anbetracht der Unsicherheiten in der Voraus- 
berechnung, trotz längerer Erfahrungen und genauer Ab- 
wägung aller störenden Umstände meistens nur möglich, 
eine Spielgrenze von etwa +10 % zu beachten. 


Übliche Bedingungen. 

Die übliche Bedingung zur Sicherung des Parallel- 
laufes ist meistens jene der Gleichheit der Kurzschluß- 
spannungen (R.E.T./1923). In Anbetracht der unbedingten 
Notwendigkeit gewisser Spielegrenzen für die Meßwerte 
dieser Größe an dem fertigen Transformator tritt deshalb 
eine gewisse Abweichung vom Sollwert der Stromvertei- 
lung ein, die unter Umständen ganz erhebliche Überlastun- 
gen bedingen kann. 


Sind +3 die Spielgrenzen, N,, N, die Nennleistungen 
zweier Transformatoren und 4, der Sollwert ihrer Kurz- 
schlußspannungen, so ist die Lastverteilung L, bzw. L, in 
den Grenzfällen wie folgt zu berechnen: 


N 
EEN 
E eeng N , 
u, (1 ê) u, (1 Fô) 
N _ 
up (1 F ô) 
L» = (Ni + Nə) N N ‚ 
dE) GEN 
oder wenn N +M=N, 
Ni ` N. 
_ E u SR 
E wen HENEN pM 
Lt UE, (ER 1F8 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


1798 


Führt man den Begriff der Überlastungen dx, Ya durch 
die Beziehungen yz Nit, La at kg ein, so 
errechnen sich diese zu 


BS | 1 1 
1+d 178 (ENER 
yı = N} N o, Lë YzN) N, A , 
1 +ô 1 Fô (ET (bt, 
oder e 
er 


N OFONA B)’ 
N, 
e mër Se e ee 
Viet EA NA FHN: (1+8) 
Für gleichgroße Parallelläufer, Na = N, ist natürlich 
Yı ee + ð, Y> = + A 


Ist der eine Parallelläufer sehr klein, also im Grenz- 
falle N, = 0, so ist dagegen 


ar EAR 


Es kann also hier eine Überlast von 0,20/0,90 = 0,22, d.h. 
von 22 % eintreten. 


I0% 


BEN BB 
SPA a a a S 
ST TE EN Ei ES E 
— ME SES a 


BEREEE ANH 
BERERBERIEZERNZEEEBENS 
ABRRSZZEESSRERERIEES 


Abb. 6. Größt-Überlastungen bei verschiedenen Nennleistungs- 
verhältnissen. 


20 


Es wird empfohlen, ein Leistungsverhältnis von höch- 
stens 1:3 zu wählen; die höchste Überlast beträgt als- 
dann š 3 


te OU ESCHER E Ce 2—8” 


d.h. y, = 0,30/1,90 = 15,8 %, die Überlast des kleineren 
Transformators beträgt somit beinahe 16 %. Abb. 6 gibt die 


Überlast bei verschiedenen Leistungsverhältnissen v= 

.. LU l 
für den Fall, daß der kleinere Transformator die kleinst- 
zulässige und der größere die größtzulässige Kurzschluß- 
spannung hat. 


Die rechte Seite der Abb.6 bezieht sich auf den 
weniger wichtigen Fall, daß der kleinere Transformator 
die größere und der größere die kleinere Kurzschlußspan- 
nung hat. Es sei noch bemerkt, daß stets 


Y =— YY. 
Man erkennt somit, daß die Forderung der Gleichheit 
der Kurzschlußspannungen zweier Parallelläufer infolge 


des unbedingt erforderlichen Spieles in den Meßwerten 
cine Überlast bis zu 22,2 % bedingen kann. 


Abgeglichene Sollwerte. 


Wesentlich bessere Betriebsverhältnisse erreicht man, 
wenn man die Sollwerte nach einem gewissen Gesetz ab- 
gleicht derart, daß der Sollwert des kleineren Transfor- 
mators etwas größer als jener des größeren Transfor- 
mators gewählt wird, u. zw. um so größer, je kleiner der 
Parallelläufer ist. Die Überlast des Transformators mit 
der kleineren Leistung N, ist ganz allgemein und im un- 


1800 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


12. Dezember 1929 


günstigsten Fall, d.h. wenn er die kleinstmögliche und 
der Parallelläufer die größtmögliche Kurzschlußspannung 
hat, weil 


N, 
u, (1 — ô) > 
L= N —— y N = Aal +y), 
471 u 2 
Uy (1+ ô) Uk, (1 — ð) 
aus à 
u , 
yea EE 
sl un ES 
Y = WEE 
Da EN 
u, 148 S 


zu berechnen. 


Hat in der Typenreihe der Transformator mit der Lei- 
stung N die Kurzschlußspannung 4, und setzt man 


NSN, MEN, u zë, Uk, Pak 
£ 1—Ö 
so wird al S esch 
EEN 
7 ga 1— ô 
= v 
l e 1+8 F ? 


Man wähle nun e = f(v) derart, daß für v, = v, = v die 
Überlastung y, den Höchstwert erreicht, so daß für zu- 
nehmenden Leistungsunterschied die Überlast sich ver- 
ringert. Ist nun vs veränderlich und v, konstant, so ergibt 
sich durch Logarithmieren und Differentiieren 


1 Oe 1 1 1-509& 
Y ðn E WEEK 
Ei 1+8 
v 1-5 ôe, 
e 1+5 ðv 
€ l1 — ô 
VE Zéng 


Dieser Ausdruck muß für v, = v =v und g; = E} = E VCT- 
schwinden und man erhält die Bedingung 


1-5 1 € 
1+85 1_ 17 E 
Sch 1 1—ô 
v E b ar, 
vn toggle rps @til=o 
(ETH, 
also 
1-5 


v 


St SI (SC HESE 


woraus einfach 
e | 
ö e wi 
Die Integration zwecks Bestimmung der Funktion 
£ = f(v) ergibt ganz allgemein 


1-5 
e> kv ! . 
Da nun für v=1 auch e=1 wird, so ist k=1. und die 
Abrgleichungsfunktion ist einfach 
A 
-3 
EZV ! 

Für den praktischen Fall, ô= 0,10, wird 
_ en 


Die durch diese Formel bedingte Abgleichung ist in 
“Abb. 7 graphisch dargestellt. Eine Zehntelung der Leistung 
bedingt somit eine 29prozentige Vergrößerung der Kurz- 
schlußspannung, eine Drittelung eine Vergrößerung von 
13% 9. 

In Anbetracht dessen, daß die Leistungsverhältnisse 
der Transformatoren nicht beliebig zu sein pflegen, son- 
dern durch die Normung der Typenreihe gegeben sind, 
u.zw. derart, daß zwei benachbarte Transformatoren der 
Typenreihe im gleichen Leistungsverhältnis von etwa 
10,— 
y 10 = 


tion £ = 


1,259 stehen, kann man den Exponenten der Funk- 
wv 7 derart wählen, daß auch für die benachbarte 


Type die Überlast den zulässigen Höchstwert von ð % er- 
reicht. Durch diese Maßnahme erzielt man eine geringere 
Zunahme der Kurzschlußspannung. Es muß dann 


i—v (ET, 
1+5 
Re Ar i -=ð 
z+1 1— ô +1 
1+ô 
1 
sein, wenn a =vz= 10 2 = 1,258 925 gesetzt wird, d.h. 
! z+1 
z+1 gr An 10 
z+1 
oder 10 £ = 1,287 68 


x+ 1 = 1,098 147, 


woraus x = 0,098 147 (statt 0,111 111). 

Bei diesem verkleinerten Zuwachs entspricht einer 
Zehntelung der Leistung nur eine Vergrößerung von 
rd. 25 %, einer Drittelung eine solche von nur 12 % 


EAASANARTEE 
‚Eizelle 


Lë 075 QO Q% 05 02 00 090 066 
Übersetzungsverhältnis » = NN: 


Abb. 7. Abgleichungsfunktion. 


060 100 


Da es auf die haarscharfe Einhaltung der äußersten zu- 
lässigen Überlastungsgrenzen nicht ankommt und es auch 
selten vorkommen dürfte, daß die Spielgrenzen bei beiden 
Transformatoren voll erreicht werden, kann man eine 
praktisch sehr brauchbare Vorschrift aufstellen, indem 
man die Stufen der Abgleichung von ur statt von 0,023 


bis 0,028 ansteigend alle gleich nimmt, u. zw. gleich 0,025, 
d.h. 2% % der kleineren Kurzschlußspannung. 


u M veranderlch e VN, 
4,” Ur Ee(/+6) 


Fi 
EKEN HHA HH asak. == 
LINJ) SÉ SR veranderlich = A A, 
SE E 

x 


konstant 
, konstant 


Z 
EENEEERER 
z4 | || INL Se Ber E 


Abb. & Überlastung. Abgleichungstufen a = 0,0%. 


DEE (1-8) 
BEBENEPFE 


x 


ls ergäben sich dann die in Abb. 8 eingetragenen Soll- 
werte und Überlastunzen. Man erkennt, daß die höchste 
Überlast nunmehr 10 % beträgt und der größte Transfor- 
mator der stärker überlastete ist. Selbstverständlich treten 
starke Unterlastungen auf, die bis zu 32% % betragen 
können, wenn etwa der Parallelläufer zehnmal so groß ist 
wie der betrachtete; da jener aber dann nur 3% % über- 
lastet wird, so erkennt man, daß der Betrieb noch immer 
ein sehr erträglicher ist und dal auch das Parallelschalten 
eines kleineren Transformators bis zu !/ıo der Leistung 
und weniger noch immer Gewinn bringen kann. 


Man kann die Sollwerte der Kurzschlußspannungen 
einer vollständigen Typenreihe an Hand des Wertes der 
Kurzschlußspannung einer zweckmäßig gewählten mitt- 
leren Leistung nunmehr für alle Leistungen gegebener 


12. Dezember 1929 


Spannungsverhältnisse leicht durch sinngemäße Wieder- 
holung des Verfahrens ermitteln und erhält dann etwa 
die Werte der Zabhlentafel 1. 


Zahlentafel 1. Sollwerte für genormte Trans- 


formatoren. 
Abgleichungstufe der Sollwerte = 0,025. 
kVA “k kVA “k kVA | uk 
w jes ln mim en go 
160 i 4,32 DACH 1600| 3,46 (8,5 
dl EE E AECH 
» jso o| a iu BiS p 
ie E ae 
75 | 4,68 (4,1) 800 | 3,69 (3,6) | 8000| 295 
100 | 4,50 ml 1000 | 3,6 (3,6) 110000 | 2,88 


Zur Berechnung dieser Tafel wurde die Kurzschluß- 
spannung eines 1000 kVA -Transformators für 15/3,15 kV 
nach DIN 2610 gewählt, u. zw. mit 3,6 %. Wie erkenntlich, 
zeigt Zahlentafel 1 eine stärkere Abweichung von den Ab- 
stufungen der DIN 2610 und 2600 (Normwerte in Klam- 
mern). Diesen Übelstand kann man vermeiden, wenn man 
die zulässige Überlast um ein geringes vergrößert; man 
setze zu diesem Zweck das Verhältnis der Kurzschluß- 
spannungen zweier Transformatoren, die im Leistungsver- 
hältnis 10:1 stehen, statt mit 1,25 zu nur 1,15 fest und 
erhält die den DI-Normen besser angepaßte Zahlentafel 2, 
Zur Benutzung sei bemerkt, daß die Sollwerte nach der 
angenäherten Formel 


Up, = Up E= Hr, D + (ni — n)a] 


berechnet sind, wo a = 0,015 und n, — n, der Unterschied 
der Kennzahlen ist. 


Diese Formel leitet sich leicht aus der genauen 
say“ 


ab, wenn man beachtet, daß 


v=zW , 
zen 
also e—10 10 
zn 
und 10 zita 


gesetzt wird. In Anbetracht der Kleinheit von x kann der 
Ausdruck links nur wenig von der Einheit abweichen, 
d.h. a ist auch sehr klein, man kann deshalb mit großer 
Annäherung setzen 

eye il—na 

1+a 
Zahlentafel 2. Sollwerte der Kurzschlußspannungen 

einer Typenreihe. 
Abgleichungstufe der Sollwerte = 0,015. 


n ' KVA uk n kVA uk 
0 20 1000 | 3,600 (3,6 
1 21 1250 | 3,553 35) 
2 22 1600 | 3,506 (83,5) 
3 23 2 000 3,459 — 
4 24 2 500 3,412 — 
5 25 3 200 3,365 — 
6 20 4 000 3,318 — 
7 27 5 000 3,271 — 
8 28 6 400 3,224 D 
9 29 8 000 8,177 — 
10 30 10 000 3,130 — 
11 31 12 500 3,089 — 
12 160 4,032 (4,0) 32 16 000 3,049 — 
13 200 3,978 (3,9) 33 20 000 3,008 — 
14 250 8,924 (3,9) 34 25 000 2,967 — 
15 320 3,870 3,9) 35 32 000 2,926 = 
16 400 3,816 3,8) 36 40 000 2,885 — 
17 500 8,762 3,6) 37 60 000 2,844 — 
18 640 3,780 3,6) 38 64 000 2,804 — 
19 800 3,654 3,6) 39 80 000 2,763 — 
20 1000 3,600 3,6) 40 100 000 2,722 — 


Es sei bemerkt, daß auch hier die normale Kurz- 
schlußspannung des 1000 kVA-Transformators nach DIN 
2610 gewählt wurde und daß in der abgekürzten Formel 
für jede Dekade der Kennzahlen n die Kurzschlußspan- 
nung des größeren Transformators eingesetzt wurde. 

Der Unterschied der Kurzschlußspannungen zweier 
benachbarten Typen in der ersten Be d.h. zwischen 


den Kennzahlen 0 und 10 beträgt. . . . 0,062 % 
in der zweiten Dekade, Kennzahlen 10.. 20 0,054 % 
» » dritten a Se 20 ... 30 0,047 % 


30... 40 0,041 %. 


vu „ Vierten ss e 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


1801 


Ist der Unterschied der Kennzahlen der Parallelläufer 
kleiner als eine Dekade, d.h. ist das Leistungsverhältnis 
kleiner als 10, so ist es in Anbetracht der Kleinheit von a 
ohne bemerkenswerten Fehler zulässig, die Formel sinn- 
gemäß, von irgendeinem der gegebenen Sollwerte der 
Kurzschlußspannungen ausgehend, anzuwenden. Ist z.B. 
der Sollwert u,, des kleineren Transformators bekannt, so 


ergibt sich jener des größeren zu 

u = up [1 — (7, — n) a]; 
ist dagegen der Sollwert 4, des größeren bekannt, so 
ergibt sich jener des kleineren zu 

u, = Ug, [14 (01 — 2) a]. 


Die Werte des Abgleichungsfaktors e innerhalb einer 
Dekade und die zu erwartenden Unter- und Überbelastun- 
gen im ungünstigsten Falle können aus Abb. 9 entnommen 


werden. 
Gr 
In 


SS 
E a 


0 (hd GOU (LI Q 


STE 


BT 
BEETA ee a RR 
4,” a HEN 


ES 
BEER HH 
Sch EE ; S LA KE Eed 
NIJ] el N, 
PEE 
TTY 


-0% 


=w celt- el 
lr: 


Abb. 9. Überlastung. EECH a = 0,015. 


Bei Betrachtung der Ausgleichsfaktoren und Soll- 
werte einer Typenreihe erkennt man, daß die nach diesen 
Grundsätzen abgeglichenen Transformatoren sich sehr gut 
den vorhandenen Vorschriften anpassen, anderseits die 
höchste Überlastung im ungünstigsten Falle noch nicht 
11% erreicht. Es wäre deshalb vorteilhaft, die Regeln 
für den Parallellauf zweier Transformatoren wie folgt 
abzufassen. 

Die genormten Leistungen werden in steigender 
Reihenfolge geordnet und erhalten Ordnungs- oder Kenn- 
zahlen. Für Leistungen über 100 kVA ist die Reihenfolge 
eine geschlossene, darunter sind Lücken vorhanden und 
man müßte, wie Zahlentafel 2 zeigt, mit gebrochenen Kenn- 
zahlen rechnen. 

Der Parallellauf zweier Transformatoren ist dann als 
einwandfrei zu bezeichnen, wenn neben den üblichen Be- 
dingungen die Sollwerte ihrer Kurzschlußspannungen der 
Beziehung 


u, —u 
P P = 0,015 (n; — m) 
Uk 
genügen und die tatsächlichen Meßwerte nicht mehr als 
+10% 


von diesen Sollwerten abweichen. 

Die Formel gilt mit großer Annäherung, solange der 
Unterschied der Kennzahlen kleiner als 10 ist. Ist der 
Unterschied größer, so ist das Verfahren sinngemäß zu 
wiederholen. 

Statt der Formel kann die Zahlentafel 3 benutzt 
werden. 


Zahlentafel 3. Abgleichungsfaktoren. 


NN | € 


Hu — M2 | € 


SSR RN-OD 


1 1,749 


18082 


Unter der Spalte n ist der Unterschied der Kenn- oder 
Ordnungszahlen der Typenreihe der genormten Trans- 
formatoren und unter e der Faktor aufgeführt, der angibt, 
um wievielmal die Kurzschlußspannung des kleineren 
Transformators größer ist als jene des größeren Trans- 
formators. 

Laufen mehrere Transformatoren parallel, so kann im 
ungünstigsten Fall, wenn nämlich ein Transformator klei- 
nerer Leistung und mit der kleinstmöglichen Kurzschluß- 
spannung parallel geschaltet ist mit mehreren Transfor- 
matoren größerer Leistung und alle mit der größtzuläs- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


12. Dezember 1929 


sigen Kurzschlußspannung, der kleinere Transformator 
uhter Umständen eine erheblich größere Überlast über- 
nehmen müssen. Dieser Übelstand kann natürlich durch 
die Abgleichung der Sollwerte nicht behoben werden, da 
er doch am stärksten auftritt, wenn alle Transformatoren 
gleich groß sind, in einem Fall also, wo eine Abgleichung 
gar nicht in Frage kommen kann. 

Die Wahrscheinlichkeit jedoch, daß ein solcher un- 
günstiger Fall sich einstellt, ist gering und nimmt rasch 
mi zunehmende: Anzahl der parallel geschalteten Ein- 

eiten ab. 


Scheinwerferbeleuchtung von Gleisanlagen. 
Von Ing. Walter Tüngethal, Berlin. 


Übersicht. Es wird ein neuartiges Beleuchtungsystem 
auf Verschiebebahnhöfen behandelt, das — in Amerika seit 
mehreren Jahren allgemein benutzt — nun auch in Europa 
erfolgreich angewandt wird. An Hand einer deutschen An- 
lage wird das Wesentliche der Scheinwerferbeleuchtung be- 
schrieben. Die wirtschaftlichen Vorteile der Scheinwerfer- 
beleuchtung liegen in erster Linie in einer bedeutenden, bis 
zu 50 % betragenden Stromersparnis und einer besseren und 
übersichtlichen Beleuchtung. 


Die Beleuchtung von Rangierbahnhöfen ist eine 
schwierige Aufgabe, denn es gilt eine gute Beleuchtung 
zu schaffen, bei der eine gefährliche und verantwortungs- 
volle Arbeit zu leisten ist. In der Hauptsache kommt es 
darauf an, eine gute Übersicht über die Gleise zu schaf- 
fen, und gerade hierin liegt bei den ausgedehnten Gebie- 


— 


(7 


den. Diese Anlage, die ebenfalls von den SSW. ausgeführt 
wurde, umfaßt einen Bahnkörper von rd. 250 000 m? Aus- 
dehnung und etwa 2,5 km Länge. Die Beleuchtung dieser 
ausgedehnten Fläche erfolgte von drei Punkten aus, an 
denen die Scheinwerfer auf hohen Gittermasten zur Auf- 
stellung gebracht sind. Es wurden insgesamt 27 Schein- 
werfer mit je 1,5 kW-Glühlampen verwendet. Die Schein- 
werfer haben einen Spiegeldurchmesser von 35 cm und 
sind mit klaren Gläsern oder mit Streugläsern ausgerü- 
stet, je nachdem, ob langgestreckte Felder auf große Ent- 
fernung oder breite Felder auf kleine Entfernung zu be- 
leuchten waren. Der Plan Abb. 1 ermöglicht eine Über- 
sicht über den Umfang dieser Anlage und läßt erkennen, 


Ge si ` RN 
E Se SA 
aos "Al DEER Do ce sana 
et Léi 
$ Wi 


erk 


Abb. 1. Scheinwerferbeleuchtung der Gleisanlagen des Bahnhofs Troyl. 


ten, die zu beleuchten sind, die Schwierigkeit der Be- 
leuchtungsfrage. Bisher wurden zwischen den Gleisen 
viele Maste mit einzelnen Schirmleuchten aufgestellt, um 
das große Gelände möglichst gleichmäßig zu beleuchten. 
Die hierdurch erreichte gute Beleuchtung des Bodens 
bzw. des Bahnkörpers zeigte sich jedoch für den Rangier- 
betrieb als nicht besonders geeignet, da überall Klagen 
des Rangierpersonals laut wurden, daß die Beleuchtung 
nicht ausreiche, um die abrollenden Wagen oder das, was 
sich auf dem Bahnkörper bewegt, auf größere Entfer- 
nung erkennen zu können. 


Man geht deshalb heute dazu über, neben der Hori- 
zontalbeleuchtung im wesentlichen für eine gute Verti- 
kalbeleuchtung, d. h. für eine Beleuchtung der senkrecht 
stehenden Flächen zu sorgen, wodurch eine weite und 
gute Übersicht wie am Tage ermöglicht wird. Für eine 
Beleuchtung dieser Art verwendet man Scheinwerfer, und 
es sind auf diesem Gebiete bereits die besten Ergebnisse 
erzielt worden. Eine solche Beleuchtung wird schon seit 
mehreren Jahren in den V.S. Amerika auf Rangierbahn- 
höfen angewendet! und ist in letzter Zeit auch in Europa 
erfolgreich eingeführt worden. 


Wohl die ersteg Versuche mit einer Scheinwerferbe- 
leuchtung in Europa wurden im Anfang des vorigen Jah- 
res in Spanien von der Cia. de los Caminos de Hierro del 
Norte zusammen mit den Siemens-Schuckertwerken durch- 
geführt, die äußerst günstig ausfielen und die Einführung 
dieser Beleuchtungsart zur Folge hatten. Inzwischen 
sind drei weitere Bahnhöfe in Spanien durch die SSW in 
dieser Weise beleuchtet worden. Versuche auf diesem Ge- 
biete wurden in letzter Zeit auch von der französischen 
Eisenbahngesellschaft Paris-Mittelmeer angestellt und ein 
Rangierbahnhof bei Paris mit bestem Erfolge durch 
Scheinwerfer beleuchtet. Soviel bekannt ist, wird auch 
dort an eine allgemeine Einführung der Scheinwerferbe- 
leuchtung gedacht. 


Eine Scheinwerferanlage größeren Umfanges ist erst 
kürzlich von der Polnischen Eisenbahndirektion Danzig 
auf dem Rangierbahnhof Troyl in Betrieb genommen wor- 


ı ETZ 1928, S. 762. 


mit welcher Einfachheit eine Scheinwerfer-Beleuchtungs- 
anlage aufgebaut ist und wie übersichtlich die Beleuch- 
tung bei einem beiderseitigen Lichteinfall in Richtung 
der Gleise sein muß. 

Das Wesentliche einer solchen Anlage ist die richtige 
Wahl der Standorte für die Maste bzw. für die Licht- 
quellen, bei der dem Charakter der Gleis- 
anlage und auch der Lage der Stellwerke 
Rechnung zu tragen ist. Unter dieser Be- 
rücksichtigung mußten in der Anlage 
Troyl die Maste 800 bzw. 1050 m voneinan- 
der entfernt aufgestellt werden. Trotz der 
großen Abstände der Maste ist aber die 
Beleuchtung zwischen diesen vollkommen 
ausreichend, da die verwendeten SSW- 
Scheinwerfer eine ganz beträchtliche 
Lichtstärke besitzen. Die Maste haben 
eine Höhe von 30 m, die sich bei den vor- 
liegenden Verhältnissen durch Versuche 
als notwendig erwiesen hatte, um eine 
Blendung im Betriebe bei normaler Sicht 
zu vermeiden. Die Gittermaste (Abb. 2) 
sind besteigbar und haben oben eine Platt- 
form, auf der die Scheinwerfer aufgestellt 
sind. Der Stromverbrauch der gesamten 
Anlage beträgt 41,5 kW, was einem Ver- 
brauch von 0,166 W/m? entspricht. Bei 
einer Beleuchtung durch Schirmleuchten 
wird dagegen für gewöhnlich mit einem 
Verbrauch von 0,25 ... 0,3 W/m? gerechnet. 
Das für den Rangierbahnhof Troyl aufge- 
stellte Projekt nach der bisherigen Be- 
leuchtungsart hatte 147 Schirmleuchten zu 
je 500 W und ebenso viele Maste als not- 
wendig vorgesehen. Der Verbrauch hätte 
somit 73,5 KW betragen. Die Ersparnis 
infolge der Scheinwerferbeleuchtung macht also in diesem 
Falle 32kW aus, was im Laufe eines Jahres bei rd. 4000 
Brennstunden eine Ersparnis von etwa 128 000 kWh gegen- 
über der alten Beleuchtungsart bedeutet. Neben dieser be- 
deutenden Stromersparnis ist zu berücksichtigen, daß noch 
cine weitere indirckte Ersparnis dadurch auftritt, daß bei 


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Abb. 2. Schein- 
werfermast. 


12. Dezember 1929 


der Scheinwerferbeleuchtung durch den Vorteil der ein- 
gangs erwähnten Vertikalbeleuchtung eine ungleich bes- 
sere Beleuchtung als früher erzielt wird. 

Im Vordergrund des Interesses steht selbstverständ- 
lich die Kostenfrage einer solchen Scheinwerferanlage. 
Es sei deshalb noch erwähnt, daß die beschriebene Anlage 
sich sogar billiger gestellt hat, als wenn die Beleuchtung 
nach altem System mit Schirmleuchten durchgeführt wor- 
den wäre. Ferner ist zu beachten, daß die Unterhaltungs- 


Abb. 3. Rangierllahnhof Troyl. Blick von Mast JZ in Richtung auf 
Mast I. Der Lichtschein am Horizont kennzeichnet den Standort des 
Mastes 7 (vgl. Abb. ı). 


kosten einer Scheinwerferanlage geringer sein werden, 
da sämtliche Lichtquellen an wenigen Punkten zentrali- 
siert sind und dadurch die Instandhaltungsarbeiten auf 
ein Minimum an Zeitaufwand beschränkt werden. 

Die Vorteile der Scheinwerferbeleuchtung sind im 
wesentlich aus dem Vorstehenden ersichtlich. Es sei 
aber noch besonders darauf hingewiesen, daß anderseits 
auch die Betriebsicherheit des Rangierbetriebes neben der 
besseren Beleuchtung noch dadurch erhöht wird, daß 
heute zwischen den Gleisen keine Maste mehr stehen 
brauchen und daher Unfälle, zu denen die zwischen den 
Gleisen stehenden Lichtmaste häufig Anlaß gaben, nicht 
mehr auftreten können. 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 50 


1803 


Bei der intensiven Beleuchtung und den starken 
Lichtquellen des Scheinwerfer-Beleuchtungsystems sind 
eine stärkere Ausprägung der Schatten und eine gewisse 
Blendwirkung nicht zu vermeiden. Jedoch stören diese 
Erscheinungen nach Angabe des Rangierpersonals nur 
in der ersten Zeit und eine Gewöhnung an diese Beleuch- 
tung stellt sich sehr bald ein. Dies trifft besonders für 


Abb. 4 Rangierbahnhof Troyl. Blick vom Stellwerk am mittleren Mast 
in Richtung auf Mast DI Links im Vordergrund das Transformatoren- 
haus für die Beleuchtungsanlage. 


die Blendwirkung zu, da naturgemäß bei dieser neuarti- 
gen Beleuchtungseinrichtung das Personal zuerst noch 
sehr oft direkt nach oben zur Lichtquelle blickt. Im all- 
gemeinen kann man feststellen, daß die Beleuchtung sehr 
gut ist und vor allem von den Stellwerken aus der ganze 
Bahnhof übersehen und auch von den Lokomotivführern 
bei den längsten Zügen diese bis zum letzten Wagen über- 
wacht werden können. Die beiden in Abb. 3 und 4 ge- 
brachten Aufnahmen von dem beleuchteten Rangierbahn- 
hof Troyl geben die Beleuchtungsverhältnisse verhältnis- 
mäßig gut wieder, obwohl es schwer ist, eine Nachtauf- 
nahme zu erhalten, die die wirklichen Verhältnisse und 
die weitgehende Übersicht zum Ausdruck bringt. 


Der 5. Deutsche Physiker- und Mathematikertag in Prag, 15. bis 21. IX. 1929*. 


Das Programm enthielt 112 Vorträge physikalischen 
und 74 mathematischen Inhalts. Man kann also sagen, sehr 
viel des Guten. Sollen derartige Tagungen außer dem 
persönlichen Gedankenaustausch noch einen Überblick 
über den Stand der Forschung und ihrer Richtungen ge- 
ben, dann ist unbedingt eine Änderung der bisherigen 
Organisation vonnöten. Hierauf wurde auch in den Ge- 
schäftsitzungen der einzelnen Gesellschaften von verschic- 
denen Seiten mit solchem Nachdruck hingewiesen, dab 
wohl schon für die nächste Tagung eine andere Regelung 
stattfinden wird, durch die der Wirkungsgrad derartiger 
Veranstaltungen gebessert werden kann. Man könnte hicr 
so verfahren, daß über einzelne Fachgebiete große, zu- 
saminenfassende Berichte in ansprechender Form geboten 
würden, welche auch für den Nichtspezialisten die Fort- 
schritte und Ziele des betr. Gebietes klar hervortreten 
lassen. Die kleinen Vorträge könnten dann in einer grö- 
Beren Zahl Parallelsitzungen den Spezialisten Kenntnis 
und Anregungen vermitteln. Wünschenswert ist außer- 
dem die Herausgabe kurzer Inhaltsangaben vor der Ta- 
gung und eine zeitlich genau innegehaltene Folge der 
Vorträge, wie es bereits in vorbildlicher Weise auf der 
letzten Jahrestagung des VDE in Aachen durchgeführt 
war. 

Aus der Fülle des diesmal Gebotenen können hier na- 
turgemäß nur kurz die Vorträge genannt werden, welche 
in Beziehung zur Elektrotechnik stehen. Über den Rah- 
men der eigentlichen Physik hinaus ging die einleitende 
Tagung für Erkenntnisichre der exakten 


.„ ° Der Bericht über die Tagung des Vorjahres in Hamburg er- 
schien in der ETZ 1%8, S. 1814. Ss 


Wissenschaften, zu der auch die Vorträge der ge- 
meinsamen Eröffnungsitzung nach den verschiedenen Be- 
erüßungsansprachen zu rechnen sind: Th. Frank, Prag, 
Welche Bedeutung haben die gegenwärti- 
gen physikalischen Theorien für die all- 
gemeine Erkenntnislehre? R. v. Mises, Berlin, 
Kausale und statistische Gesetzmäßigkeit 
inder Physik und A. Sommerfeld, München, Einige 
grundsätzliche Bemerkungen zur Wellen- 
mechanik. Sie zeigen, wie das Ineinandergreifen der 
einzelnen Wissenschaften eine Überprüfung der gemein- 
samen Grundlagen der Physik und Philosophie bedingt. 

Aus den Vorträgen über Schwachstrom sind zu 
nennen: 

W, Deutschmann und W. Schottky, Berlin, Schein- 
widerstand-Messungen an Kupferoxydul- 
Gleichrichtern. Zur Klärung der Gleichrichter- 
wirkung zwischen Kupfer und Kupferoxydul ist zunächst 
der komplexe Widerstand nach einer Substitutionsmethode 
gemessen. Als Ersatzschema für diesen Widerstand wer- 
den zwei Kombinationen einer Kapazität mit zwei Ohm- 
schen Widerständen benutzt. Diese drei Größen zeigen 
eine große Temperaturabhängigkeit und lassen auf beson- 
dere Leitungsvorgänge in der CusO-Schicht als Ursache 
der Gleichrichtung schließen. 


W. Wolman, Berlin, Frequenzgang des Wir- 
belstromeinflusses bei Übertragerblechben. 
Der magnetische Widerstand eines Bleches steigt mit der 
Frequenz an, weil die Wirbelströme den Fluß aus dem 
Innern verdrängen. Nach Betrachtungen analog denen 
für die Stromverdrängung in Leitern ergibt sich eine be- 


1804 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 12. Dezember 1929 


liebige Phase der Induktion gegenüber der aufgedrückten 
magnetischen Spannung. Von der wirksamen Induktion 
kommt man zur wirksamen Permeabilität, die bei niedri- 
gen Frequenzen konstant und gleich der Anfangspermea- 
bilität ist und bei höheren Frequenzen abnimmt. Der 
Übergang erfolgt ziemlich rasch bei einer Grenzfrequenz, 
die für normale Bleche im Hörbereich liegt. Der Schein- 
widerstand ist unterhalb dieser Grenzfrequenz ein Kreis- 
bogen und verläuft bei höheren Frequenzen um 45° ge- 
gen den reellen Anteil geneigt. 


W. Deutschmann, Berlin, Flattereffekt auf 
pupinisiertenLeitungen. Dieser tritt auf, wenn 
man gleichzeitig Telegraphie und Telephonie über eine 
Leitung schickt. Durch Hysterese in den Pupinspulen mo- 
dulieren sich beide Ströme gegenseitig. Die Sprache wird 
im Takte der Telegraphierzeichen verändert und wird 
flatterhaft.e. Durch Verwendung von Material für den 
Spulenkern mit geringerer Hysterese und durch Verstär- 
kung des Sprechstroms gegenüber dem Telegraphierstrom 
gelingt eine weitgehende Beseitigung dieser Erscheinung. 


E. Roeßler, Berlin, Fernsehen. Mit einem be- 
schränkten Frequenzband von etwa 50..10000 Hz gelingt 
bereits praktisch ein Fernsehen. Hierbei treten besonders 
die Konturen hervor. Aus psychologischen Gründen ge- 
nügt dies bereits für einen brauchbaren Bildeindruck. 


P. Selönyi, Budapest, Über die weitere Ent- 
wicklung der neuen, mittels elektrostati- 
scher Ladungen schreibenden Kathoden- 
oszillographenröhre!, Diese erstreckt sich in 
der Hauptsache auf die Benutzung eines unterteilten 
Magnesiumbeschlages als statischer Schutz und gleich- 
zeitig als elektrostatische Ablenkungskörper für den Ka- 
thodenstrahl. Der Vortragende sprach sich ziemlich zu- 
versichtlich über die weitere Entwicklung der Röhre aus. 
— Über den Kerr-Effekt-Oszillographen. 
Die Vorführung mit Beschreibung erfclgte erst in Buda- 
pest. Durch Einschalten eines Babinetschen Kompensators 
werden die mit der Kerrzelle hervorgerufenen Helligkeits- 
schwankungen in Verschiebung von Interferenzstreifen 
senkrecht zur Filmbewegung umgesetzt. Der Oszillograph 
ist zunächst nur für niedere Frequenzen (etwa 50 Hz) 
EE da für höhere die Lichtintensität nicht aus- 
reicht. 


F. Krüger, Greifswald, Hochohmige Wider- 
stände für niedere und hohe Spannungen. 
Durch Kathodenzerstäubung werden auf Bernstein oder 
Quarz Platin- oder Goldüberzüge hergestellt, welche 
Widerstände von 10°..101?Q ergeben. Sie sind für Elek- 
trometermessungen und als Hochspannungswiderstände 
brauchbar. Nach 6...8 Wochen Alterung bleiben sie kon- 
stant. Ein Pizeinüberzug beschleunigt die Alterung. 
Sprüherscheinungen werden durch Einbetten des Wider- 
standes in Transformatorenöl in einem Pertinax- oder 
Quarzrohr vermieden. 


E. Madelung, Frankfurt a M, Messung kleiner 
Spannungen. Ein rotierender Kondensator verwan- 
delt die Gleichspannung z. B. von einem Thermoelement in 
Wechselstrom, der geeignet verstärkt werden kann. 


Aus dem Gebiet der Hochfrequenzschwin- 
gungen berichteten folgende Vorträge: 


H. Pauli, Berlin, Messung elektrischer 
Wirkwiderstände mit Hilfe negativer 
Widerstände. Einen frequenzabhängigen Widerstand 
kann man dadurch bestimmen, daß ein negativer Wider- 
stand auf ihn abgeglichen wird, der ganz oder in weiten 
Bereichen frequenzunabhängig und mit niederen Frequen- 
zen oder Gleichstrom ausgewertet ist. Das Verfahren eig- 
e sich besonders für kurze Wellen unter 100 m Wellen- 

änge. 

H. Plendi, Berlin, Über eine neue Art der 
Leistungsverstärkung durch Hochfre- 
auenzsteuerung des Gittergleichstrom:. 
Bei fremdgesteuerten Sendern kann man das vorletzte 
Rohr bedeutend kleiner bemessen, wenn keine Verstär- 
kungschaltung, sondern die bisher nur für die Modulation 
benutzte Gitter-Gleichstromsteuerung verwendet wird. 
Man kommt so zu einer etwa neunfachen Steuerleistung 
für die letzte Stufe. 


F. Conrad, Berlin, Physikalische Grund- 
sätzefür die Unterdrückung vonhochfre- 
quenten Störungen. Die Ausbildung gedämpfter 
und unzedämpfter Schwingungen wird an der Störquelle 
durch Funkenlöschung unterbunden. Die Schwing- und 
Strahlfähigkeit von Antennenkreisen wird durch kapazi- 
tive Erdung, Ernicedrigung der Eigenfrequenz und Ver- 


1 Vgl. ETZ 1928, S. 1815. 


größerung des Wirkwiderstandes vermindert. Auch kann 
man Antennengebilde in einen geerdeten Faradayschen 
Käfig einschließen. Bei elektrischer Kopplung wirkt ein 
kapazitiv symmetrischer Aufbau der Störungsauelle 
günstig. 


E. Kramer, Berlin, Neueszur Gleichwellen- 
telephonie. An einem Ort wird eine Grundfrequenz 
von Zz. B. 2500 Hz erzeugt und nach den übrigen Sende- 
orten übertragen. Durch Frequenzvervielfachung kommt 
man dann an allen Orten zu gleicher Wellenlänge, z. B. in 
Berlin und Magdeburg und Stettin zu à = 283 m. Die Mo- 
dulation wird ebenfalls niederfrequent zu jedem Sendeort 
übertragen und erst dort der Hochfrequenz überlagert. In 
den Grenzgebieten können dann wegen Nichtüberein- 
stimmens der Phase Unregelmäßigkeiten auftreten, die sich 
nur für bestimmte Orte beseitigen lassen. 


G. Potapenko, Moskau, Über die ultrakurzen 
elektrischen Wellen, die nach dem Bark- 
hausenschen Schema erzeugt sein können. 
Nach den Anschauungen von Barkhausen und Kurz 
besteht zwischen Wellenlänge und Gitterspannung Ka die 
Beziehung A? Eg = Konst. Vortragender versucht die nach 
dem genannten Verfahren erzeugten Wellen in ein Schema 
zu bringen, wobei sich noch Zwergwellen 1., 2. und 3. Ord- 
nung ergeben für Werte von Konst./4, Konst./9 und 
Konst./16, die durch Pendeln von Elektronen in homogenen 
Feldern entstehen. Bei der Röhre TKD 49 war die 
kleinste erreichbare Welle 3,5 em. Die Leistung derarti- 
ger Kurzwellen liegt bei A= 30 cm bei einigen Watt, sie 
beträgt bei à = 10 ... 30 cm etwa 1 W und bei A\=10 cm 
etwa 0,1 W. 

K. Krüger, Berlin, Über Kurzwellenempfang 
bei beweglichen Stationen. Es wird ein Zwi- 
schenkreisempfänger benutzt; die erste Überlagerungs- 
frequenz wird mittels schwingenden Quarzes in einer 
Wellenlänge von wenigen 100 m erzeugt. Erst eine zweite 
Überlagerung ergibt Tonfrequenz für Telegraphieemp- 
fang. Bei dieser Methode treten Störungen durch Er- 
schütterungen und Zündmaschinen fast ganz zurück. Mit 
nur wenigen Quarzen kann man den ganzen Wellenbereich 
überstreichen. 

N. v. Korshenewsky, Berlin, Über Schwingun- 
gen eines Oszillatorsim Strahlungsfelde. 
Bei Empfangsantennen ist die Stromverteilung eine andere 
wie bei der Senderantenne, wenn die Empfangsantenne 
nicht abgestimmt ist. Bei geeigneter Wahl des Verhalt. 
nisses zwischen Wellen- und Antennenlänge kann man 
jede beliebige Strom- und Spannungsverteilung erreichen. 
Es wird eine einfache Anweisung zur Bestimmung des 
Verlaufes angegeben. 


Aus dem Gebiet der Gasentladungen sind zu 
nennen: 

M. Steenbeck, Berlin, Die Aufbauzeit von 
Glimmentladungen. Der Zündvorgang einer 
Glimmentladung wird mit einem Braunschen Rohr aufge- 
nommen. Für die statische Entladung sind einige 10—* s 
Zeit erforderlich. Unter vergleichbaren Bedingungen ist 
diese Zündungszeit etwa der Wurzel aus dem Molekular- 
gewicht des Füllgases proportional. Bei der normalen 
Glimmentladung kann der Glimmstrom anfangs bis auf 
das 5fache des statischen Endwertes ansteigen. 


W. Espe, Berlin, Über die Austrittsarbeit 
glühelektrisch ausgelöster Elektronen. 
Die Konstanten der Richardson-Gleichung sind an Barium- 
Destillationskathoden bestimmt. Die in der Technik neuer- 
dings allgemein benutzten Destillationsverfahren werden 
angegeben. Die Elektronen-Loslösungsarbeit ist dieselbe 
wie bei sog. Pastekathoden, während die Basiskonstante A 
etwa 1000mal größer ist und einen Schluß auf größere 
GEET der Emissionszentren bei Ba-Filmen er- 
aubt. 

A, v. Engel, Berlin, Elektrische Messungen 
an langen Lichtbogen. Der Lichtbogen von 70 cm 
Länge brennt zwischen wassergekühlten Kupferelektro- 
den in einem Glas- oder Quarzrohr und ist nach Schön- 
herr und Grotrian durch Luftwirbel stabilisiert. Bei 
Strömen zwischen 0,8 und 800 A bleibt die Summe von 
Kathoden- und Anodenfall konstant. Bei etwa 500 A wird 
ein Minimum der Feldstärke von etwa 3 V/cm gefunden. 
Die Stromdichte steigt mit dem Bogenstrom an. 


E. Lübcke, Berlin, Über Temperaturmessun- 
geninQuecksilberdampf-Entladungen. Die 
Maxwellsche Verteilung der Elektronengeschwindigkeiten 
wird für große Sonden bestätigt. Die Elektronentempera- 
tur ist unabhängig von der Stromstärke, abhängig vom 
Dampfdruck und liegt zwischen 7000 und 45 000° K. Die 
Gastemperaturen sind mit Thermoelementen bestimmt, die 


12. Dezember 1929 


gleichzeitig als Langmuir-Sonden dienten. Die Gas- 
temperaturen liegen zwischen 50 und 450°C. Beide Tem- 
peraturen steigen von der Kathode zur Anode. Der Katho- 
denfall ist vom Dampfdruck abhängig, der Anodenfall 
nicht. Pyrometrische Messungen erlauben hier keinen 
Schluß auf eine Temperatur. 


Eine Reihe von Vorträgen behandelte Fragen der 
Akustik: 


F. Eisner, Berlin, Über die Anwendung der 
FletscherschenSilbenverständlichkeits- 
Methodeinder drahtlosen Telephonie. Bei 
stark gestörten Betrieben sind Prüfunzen der Leistungs- 
fähigkeit nach der bereits für gewöhnliche Telephonie 
ausgearbeiteten Methode der Aufnahme unzusammenhän- 
gender Silben von Wert. Die Messungen wurden mit der 
Siemensschen Silbentafel im Flugzeug bzw. bei durch Laut- 
sprecher nachgeahmtem Flurzeuggeräusch durchgeführt. 


H Neumann, Berlin Zur Frage des Wir- 
kunesgrades elektrodynamischer Laut- 
Sprecher Der Wirkungsgrad läßt sich durch Vergröße- 
rung der Fläche, Verkleinerung der Masse, Wahl des Leiter- 
materials und durch Steigerung der magnetischen Energie 
im Leitervolumen vergrößern. Der letztgenannte Weg 
liefert bei Benutzung flacher Magnetisierungspulen und 
Verwendung einer 10 %-Fe-Co-Legierung eine Steigerung 
der Feldstärke auf etwa 20000 Gauß und bei sonst gleichen 
Verhältnissen eine Vergrößerung des Wirkungsgrades um 
das 5fache. 


C. A. Hartmann, Berlin, Schalldruckmessun- 
gen an Mikrophonen, Telephonen und im 
freienSchallfelde. Zur Messung von Schalldrucken 
wird ein elektrostatisches Kompensationsverfahren auf das 
Hochfrequenz-Kondensatormikrophon angewandt. Die elek- 
trischen Einrichtungen für die Erzeugung der Amplitude 
und Phase der Kompensationsspannung werden beschrie- 
ben. Als Beispiel der Methode wird die Übertragungs- 
güte von Mikrophonen verschiedener Bauart, Telephonen 
und Lautsprechern angegeben. 


F. Trendelenburg, Berlin, Beitrag zur Fra ge 
der Richtwirkung der Stimme. Die Richtwir- 
kung ist für die tiefen Vokale wie „u“ gering, bei höheren 
Frequenzen (,„i“-Formant, Zischlaute) sehr beträchtlich 
und kann die Sprachverständlichkeit nennenswert beein- 
flussen. Bei der Aufnahme von Sprache mittels Mikrophons 
kann nur in einem Winkel von 2X 45° von der vorderen 


Medianebene des Sprechers aus gleichmäßige Verständlich- 


keit erwartet werden. 


E. Gehrke, Berlin, Über die Vokale (nach ge- 
meinsamen Versuchen mit V. Engelhardt). Es wird 
der Amplitudenanteil bei verschiedenen Frequenzen für die 
einzelnen Vokale bestimmt. Aus Beobachtungen von Vo- 
kalen, die auf Grammophonplatten aufgenommen sind und 
mit gewöhnlicher, der doppelten und der halben Frequenz 
ablaufen, wird geschlossen, daß zum Erfassen eines Vokals 
die absolute Tonhöhe und die relativen Tonverhältnisse 
maßgebend sind. Menschliche Vokale werden bei Frequenz- 
halbierung zu Blöktönen, während tierische Laute, Z. B. 
Hirschrufe, bei Frequenzverdoppelung als vokalartige 
Klänge erscheinen sollen. 


R. Stenzel, Berlin, InterferenzendurchKol- 
benmembranen von besonderer Form. Zur 
Kennzeichnung der Eigenschaft einer Membran gehört auch 
ihre Richtcharakteristik. Vergrößert man die Schallstärke 
durch Benutzung mehrerer nebeneinander gestellter Mem- 
branen, dann kann die Richtwirkung sehr scharf werden. 
Man vermeidet dieses durch Neigen der einzelnen Membran- 
ebenen. Bei einem schwingenden Konus tritt bei höheren 
Frequenzen Interferenz auf, welche deren Energie be- 
trächtlich herabsetzt. Berechnet man die Strahlung eines 
Körpers, der aus drei Viertelkreisflächen zusammengesetzt 
ist (Annäherung der Konusform), so ergibt sich ein Mini- 
mum bei etwa 2500 Hz und ein Maximum bei 3000 Hz in 
Übereinstimmung mit Messungen am Rice-Kellog-Laut- 
sprecher. 


M. Grützmacher, Berlin, Über Klang- und Ge- 
räuschanalyse. Die Aufnahme des Schallspektrums 
von Geräuschen läßt sich mit dem früher beschriebenen 
Gerät nicht durchführen. Die quadratischen Glieder lassen 
sich durch eine Gegentakt-Gleichrichterschaltung vermei- 
den. Als Beispiele wurden die Spektren von Zischlauten, 
Staubsaugern und Bunsenbrennern gezeigt. Eine neu ent- 
wickelte Analysiermethode. die ebenfalls mit Suchfrequenz 
arbeitet, benutzt ein Einfadenelektrometer, an dessen 
Schneiden die Suchspannung und an dessen Faden die zu 
analysierende Klangspannung angelegt wird. Die Analyse 
eines Wechselstromgemisches wurde vorgeführt. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


1805 


In das Gebiet des Magnetismus sehören folgende 
Vorträge: 


W. Doebke, Berlin. FerromagnetischeMisch- 
körper. Die wirksame Permeabilität magnetischer 
Mischkörper, bei denen ein Material körnchenweise in ein 
zweites eingebettet ist, muß zwischen zwei Grenzen liegen, 
die sich unter Benutzung der wirksamen Leitfähigkeit 
durch die Parallel- und Hintereinanderschaltung beider 
Stoffe errechnen lassen. Der richtige Wert ergibt sich 


‚durch Einfügen einer Lagerungskonstanten, welche die 


Orientierung der einzelnen Teilchen angibt. Die experi- 
mentell bestimmte wirksame Permeabilität von Masse- 
kernen stimmt mit der berechneten gut überein. 


H. Jordan, Berlin, Zum Gültigkeitsbereich 
der Rayleish-Jordanschen Beziehungen. 
Bei ferromagnetischen Stoffen steigen die Permeabilität 
und der Winkel zwischen Induktion und Feld, der Ver- 
lustwinkel, linear mit der Amplitude an. Nach Raylei gh 
enthält die Gleichung für die Hysteresisschleife außer der 
Anfangspermeabilität noch eine Hysteresiskonstante. Der 
Vortragende führt eine neue Konstante ein, welche von der 
Amplitude abhängig ist, so daß die durch sie gegebene 
Richtung nicht mehr für alle Sehleifen gleich der Anfangs- 
permeabilität ist. Ein abweichendes Verhalten wird an 
einem Material gezeigt, bei dem Permeabilität und Verluste 
für verschiedene Amplituden noch von der Reihenfoige der 
Beanspruchung abhängen, also selbst Hysterese besitzen. 


R. Goldschmidt, Berlin, Zur Überla gerung 
starker und schwacher Felder in magne- 
tischen Materialien. Für schwache Wechselfelder 
sind die Anfangspermeabilität und die Jordanschen Ver- 
lustkonstanten maßgebend. Bei Überlagerung starker 
Gleichfelder ist nach Gans die reversible Permeabilität 
von der Induktion eindeutig abhängig. Es ergeben sich 
jedoch bei Wechselstrommessungen erhebliche Abweichun- 
gen von der Eindeutigkeit der Beziehung. In Abhängigkeit 
von der Feldstärke ist die Wirbelstromverlust-Konstante 
von der Permeabilität abhängig, die Hysteresekonstante 
ansteigend und die Nachwirkungskonstante gleichbleibend. 
An zwei überlagerten Wechselfeldern werden die Bedin- 
gungen für die Verkleinerung des Flattereffektes studiert. 


Aus der großen Zahl der Vorträge über Optik seien 
hervorgehoben: 


F. Skaupy, Berlin, Versuche zur Herstel- 
lung monochromatischen Lichtes. Das durch 
ein Prisma zerlegte Licht wird durch ein System von 
parallelen Kanälen geschickt, welche mit ihren geschwärz- 
ten Wänden die unerwünschten Frequenzen absorbieren. 


P. Selenyi, Budapest, Über rotempfindliche 
Natrium-Photokathoden. Die Na-Schicht wird 
elektrolytisch in die Photozelle eingeführt und durch eben- 
falls elektrolytisch eingeführten Sauerstoff sensibilisiert. 
Man erhält eine etwa 3... 5mal größere Empfindlichkeit 
als bisher, u. zw. für den sichtbaren Spektralbereich. 


F. Krüger, Greifswald, Periodische Intensi- 
tätsschwankungen der Strahlung von 
zasgefülltenGlühlampen. Sie haben eine Periode 
von etwa 1 s und eine Amplitude von 1°/» und werden 
a Wirbel von Konvektionsströmen der Gasfüllung ge- 

eutet. 


R. Suhrmanı, Breslau, Beziehungen zwischen 
dem normalen lichtelektrischen Effekt 
undelektrischen Oberflächeneigenschaf- 
ten verschiedener Metalle. Der Photoeffekt 
ist von einer gewissen Oberflächenbedeckung des Metalls 
mit Wasserstoff abhängig. Ä i 


F. Hehlgans, Berlin, Über die Abhängigkeit 
einiger elektrooptischer Konstanten von 
Nitrobenzol und Nitrotoluol vom Rein- 
heitsgrade. Die sehr sorgfältig gereinigten Stoffe 
zeigen einen wesentlich höheren Kerreffekt als bisher be- 
kannt war und zeichnen sich durch hohe Isolation aus. 

Eine Besonderheit der Tagung war die Vortragsfolge 
über Biophysik. . 

R. Fürth, Prag, Physik der Zelle. Die elek- 
trische Struktur der Zelle wird direkt durch zwei Sonden 
bestimmt, die auf Elektrometer oder Röhrenvoltmeter 
wirken. Die Sonden sind Leiter zweiter Klasse und be- 
stehen aus Kapillaren von 0,01 mm Dmr. mit Aga-Ara und 
NaCl. Eine indirekte Methode besteht in dem Einführen 
elektrisch geladener Probekörperchen, z. B. Farbstoffe. 


J. Gicklhorn, Prag, Physik der Zelle Im 
Gegensatz zur Körperphysiologie tritt die der Zelle mehr 
in den Vordergrund, wobei die physikalischen Methoden 
mit Vorsicht auf die Biologie zu übertragen sind. Heute 
überwiegt noch die Biochemie. Als Beispiel wurde die 
Wasseraufnahme der Pflanze sehr instrukt.v behandelt. 


1806 


Außer den genannten Gebieten wurden noch die der 
Wärme, der theoretischen Physik, der Stoffphysik, Mecha- 
nik und Atomphysik behandelt. 

Im übrigen bot die schöne, alte Stadt Prag viel An- 
regendes und Sehenswertes. Ein Teil der Teilnehmer 
folgte noch einer Einladung der Stadt Karlsbad zur Be- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


12. Dezember 1929 


sichtigung der Badeanlagen und ein anderer kleinerer einer 
Einladung der Mathematischen und Physikalischen Gesell- 
schaft zu Budapest und des Ungarischen Elektrotechni- 
schen Vereins zur Besichtigung von Budapest und meh- 
rerer Fabriken für Glühlampen und Radioröhren. 

E. Lübcke. 


Elektroisolierende Feuerlöschmittel. 


Von Ing. J. Brandl, Fachlehrer und Feuerreferent, Mitarbeiter des sozialen Landesmuseums, München. 


Übersicht. Es wird versucht, die chemischen und 
physikalischen Eigenschaften der praktisch angewandten 
elektroisolierenden Feuerlöschmittel einander gegenüberzu- 
stellen. 


Die Rationalisierung erfordert, auch jeglicher Wert- 
vernichtung vorzubeugen. Daher müssen elektrotech- 
nische Betriebe Vorkehrungen für erste Feuerhilfe! 
treffen. 

Zunächst verlangen die „Leitsätze zur Bekämpfung 
von Bränden in elektrischen Anlagen und deren Nähe”, 
daß nicht nur das Löschmittel, sondern auch dessen 
Förderstoff praktisch Nichtleiter sind. Wird die Trieb- 
kohlensäure bei Gasdruckspritzen von chemischen Reak- 
tionspatronen erzeugt, so darf sich in keiner Gerätestel- 
lung die mineralische Säure mit dem Löschstoff mischen. 
Sie würde denselben sofort zum Leiter machen. Die Lösch- 
geräte und -stoffe können nach Abb. 1 geprüft werden. 
Allgemein wird eine Spannung von 150 kV in weniger 
als 2m Abstand gefährlich. Die Höhe der Überschlag- 
spannung beeinflussen u. a. der Barometerstand und die 
Luftfeuchtigkeit. Die Leitfähigkeit eines Löschstrahles 
wächst bei gleichem Stoff mit Kürze und Dichte des Strah- 
les. Letztere kann mechanisch und physikalisch geändert 
werden. Beispielsweise läßt sich das Strahlgefüge durch 
Anreichern mit CO,-Gas lichten. Ein mit letzterem und 
Natriumsulfat gesättigter Wasserstrahl eines Handfeuer- 
löschers zeigte bei 1 m Strahllänge und 125 kV Spannung 
einen Stromübergang von weniger als 0,1 mA*?. Der Quer- 
schnitt des Löschstrahles ist vom Löschstoff abhängig 
(Abb.2). Er ist bei Methylbromid am kleinsten und bei 
CO,-Schnee am größten. Die Wurfweite wächst mit der 
Viskosität und der Austrittsgeschwindigkeit des Mediums 
(Abb. 2a). 

Wir unterscheiden die Feuerlöschmittel nach dem 
Aggregatzustand, den sie beim Verlassen des Löschgerätes 
zeigen (vgl. die Zahlentafel 1). Dagegen bestimmt der 


verflüchtigen sich alle, ohne Rückstände zu hinterlassen. 
Das Entfernen des Pulvers aus Generatorwicklungen ist 
zeitraubend. 

Nun fällt unter den flüssigen Löschisolatoren Methyl- 
bromid durch seinen niedrigen Siedepunkt auf. Dasselbe 


f 
A 


£ 24 


Statisches Voltmeter ` 
Induktionsfreier Widerstand 
(5000 2, den menschlichen Kör- 
per ersetzend) 

Erdungsplatte 


a Kugel unter Spannung von e 
300 000 V gegen Erde , Í 

ò Isolatoren 

e Löschstrahl (Tetra) 

d Handgasdruckspritze (System g 
Boyce) 


Abb.1. Prüfen des Löschmittels auf Isolierfähigkeit (Versuchsanordnung 
des 8EY). 


wird aus Bromwasserstoff und Methylalkohol durch Ab- 
scheiden von Wasser gewonnen. Es ist farblos, hat äthe- 
rischen Geruch, greift keine Materialien an, ist giftrein 
und praktisch indifferent. Beim Erwärmen entwickeln 
sich CO, H,O und Bromwasserstoff im Verhältnis von 


Zahlentafel 1. Löschstoffe. 


Aus dem Gerät strömend: 


zen Bei normalem Ge- | Rück- 
Ageregatzustand 1 1 bei 2° Druck wicht | stände 

i a: ——.. der ;, nach 

Chemische | | auf 300 ° Sieden ` ` Dämp-| dem 

Formel kostet erwärmt oder 
der des un- ; spez. be S ent- Je Ge , gurke en Pe 
Es Austrittes Seführ Gew. | nötiet wi t rieren| "Gasent- = 

gerung | Auction FEAT, Gew. [gitat are, wicklung, =1 | fon 
kun. ad IRRE By Dee a Ne ar een. 

3 a 5 6 7 8 | ol up 

Ca | 

1 Methylbromid . ...... | CHBr ı flüssig GEES) Ke 18 280 | 700 | —22 | + 4,5 3 Se 

2 | Tetrachlorkohlenstoff (Tetra). CCl, | en | flüssig 2,16 200 | 450** —24 | + 76,5 | BS — 
SE i ln 

3 | Kohlensäure . . 2.2.2... CO, „ |vergasend| 0,75 , 0,83 | 200 | 960 | —79| — 782 ı 15° — 
a ne nen Ve a eE: a ————— | ———— m | 0 

j | al wie oben unter Berücksichti- 

4 | COySchne . 2 222... - he R fest | 0,45*] 0,59 Ge der sustreibenden CO, 15 | SW 

5 | Natriumbikarbonat . ... . 2NaHCO, pulvrig | pulvrig 1 | 22 | 450 1200 | — = +100 1 | Soda 
* Von der Konsistenz abhängig. ** Vgl. Abb. 8. 


Lagerzustand die Bewegungsform. Die Löschwirkung 
eines Stoffes beruht neben der Verdampfungswärme auf 
der sich entwickelnden sauerstoffabwehrenden Gasmenge; 
deren Gewicht gegenüber Luft ist ebenfalls von Einfluß. 

Sämtliche gebräuchlichen dielektrischen Löschmittel 
sind praktisch frostsicher. Mit Ausnahme der Pulver 


ı Vgl. ETZ 194, 8.806; 1925, 8. 1508; 1927, Roi — Blunk, Feuer- 
schutz 1993, S. 100. 
x Nach Versuchen der T. H. München vom 9. IL 1926. 


2,5:1:4,6. Letzterer wirkt wie alle Bromverbindungen 
organisch reizend. Die Förderung aus den Geräten er- 
folgt meist durch Stickstoff. Der spezifische Widerstand 
beträgt 3. 10° MQ*?., 


Mehr verbreitet als Methylbromid ist Tetrachlor- 
kohlenstoff. Dieser wurde 1839 entdeckt; er wird nach 


H Versuche des elektrischen Prüfamtes Hamburg vom 25. VL 1925. 
4 Vgl. ETZ 1923, S. 109, 466. 


12. Dezember 1929 


dem Kolbeschen Verfahren (1843, verbessert von A. W. 
Hofmann 1860) aus Schwefelkohlenstoff und Chlor- 
schwefel hergestellt. Seit 1900 findet Tetra im Feuer- 
löschwesen Verwendung. Er ist eine einheitliche che- 
mische, farblose Substanz von chloroformähnlichem Ge- 
ruch. Der Geschmack ist scharf, die Reaktion neutral und 
die Wirkung narkotisch. Der Ausdehnungskoeffizient bei 
20° beträgt 0,001 236. Von Tetra werden Kupfer, Eisen 
und Gummi angegriffen, dagegen Zinn, Blei, Nickel und 
Zink nicht, daher ist das Gerät vor Neufüllung auf Kor- 
rosion zu untersuchen. Der Versand erfolgt in Fässern 
oder Korbflaschen. Für Reinigungszwecke ist Tetra unter 
dem Namen Benzinoform im Handel. Bei Benetzen von 
Karbid tritt keine Gasentwicklung auf. Die sich durch 
Erwärmen bildenden Dämpfe können durch Reaktion Salz- 
säure, Chlor, CO, und unter Umständen auch Phosgen ent- 
wickeln. Daher wirken 
diese Gase bereits bei einer 
Konzentration von 0,16 g/m? 
organisch reizend (Abb. 3). 
Tetra darf somit nicht in 
größeren Mengen in schlecht 
lüftbaren Räumen ange- 
wandt werden. Um einem 
Verflüchtigen vorzubeu- 
gen,müssen dieStrahlrohre 
derGeräte gasdicht schließ- 
bar sein (nach Versuchen 
des Tetra-Ausschusses des 


IK 
IS Nr. 2, Tetra 


y 
OE Nr. 5, Pulver 

d 

© 

Q 

Kal 


RDESa Das Austreiben 
aus den Handgasdruck- N Sch 
spritzen erfolgt meist schnee 


durch Preßluft oder Koh- 
lensäure. Man rechnet mit 
20 g/l Gas. Tetrachlorkoh- 
lenstoff ergibt, auf 1cm? 
bezogen, eine Leitfähigkeit 
von weniger als 3.10”, 
der spez. Widerstand be- 
trägt 3,3 - 10° MQ. Dieses Ergebnis bietet selbst bei 100 kV ** 
Spannung und 1 m Abstand absolut sicheren Schutz. 


Unter den gasförmigen Löschisolatoren nimmt Kohlen- 
säure unbestritten den ersten Rang ein. Jedoch läßt sich 
ihre Verwendung als Gas oder Schnee nicht scharf tren- 
nen. CO, kann aus natürlichen Quellen oder Abgasen ge- 
wonnen werden. So geben Rauchgase die CO, an 10prozen- 
tire Sodalösung ab. Sodann wird das Bikarbonat durch 
Wasserdampf von 115 ° zerlegt. Gleichzeitig saugt man die 
zasförmige CO, mit einem Kompressor ab und verdichtet 
sie auf 60 atü. Hierauf erfolgt die Verflüssigung in einem 
Kondensator. Um das Gas geruchsinnlich wahrnehmbar 
zu machen, setzt man ätherische Öle, wie Wintergrün usw., 
zu. Die gesetzlichen Vorschriften fordern auf 1 kg CO, 
1.34 1 Flascheninhalt. 10% CO, in der Luft können zu 
akuten Vergiftungen führen. Verflüssigte CO, liefert 
nach dem Thompson-Jouleschen Effekt praktisch 30 ... 45 % 
Schnee. Der Rest verpufft als treibendes Gas. Die Schnee- 
ausbeute nimmt mit wachsender Außentemperatur und 
Wurfweite ab. CO, hat eine etwas höhere Dielektrizitäts- 
konstante als Luft. Bei 1m Entfernung beträgt die Über- 
schlagspannung rd. 160 kV; sie wächst bei schneeüberzoge- 
nem Pol bis 180 kV *", 

Während CO,-Schnee ähnliche physikalische Eigen- 
sc haften wie Wasserschnee besitzt, wird Natriumbikarbo- 
D Feuerschutz 1923, Nr. 2. Chem. Zg. 1925, e er ‚133. Chem. 
Zentralbl. 1924 ]. S. 1412. Z. angew. Chemie 1921, ga 


*% Nach Versuchen des EV vom 19. DI 2%. 
* Nach Versuchen von BBC. 


Abb. 2. Strahlrohrmundstücke an- 
nähernd gleichgroßer Handfeuer- 
löscher. 


Anz. Maschinenw. 1929, Nr. 89. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 50 


1807 


nat als Pulver verwendet. Dasselbe ist ein Zwischen- 
produkt der Sodafabrikation nach dem Ammoniaksodaver- 
fahren. Das weiße Pulver wird durch Zusatz einiger Vo- 
lumenprozente Ocker, Ziegelmehl oder Infusorienerde vor 
Wasseraufnehmen und damit Backen geschützt. Beim Er- 
wärmen werden H,O und CO, zu gleichen Teilen frei. Das 
Pulver haftet schlecht an vertikalen Objektflächen. Da- 
gegen saugt es Ölsümpfe auf. Im angefeuchteten Zustand 
ist das Pulver knetbar und zum Teil in Wasser löslich. 
Das Löschpulver wird meist mit Kohlensäure auf den 


Nr. 2, Tetra 


Nr. 5, Pulver 


Nr. 4, Schnee bk 5 70 


——> /aufende m 


Abb. 2a. Wurfweiten annähernd gleichgroßer Handfeuerlöscher 
(vgl. Abb. 2). 


Brandherd geblasen. Auf 1 kg Pulver werden 0,08 kg 
flüssige CO, benötigt. Dadurch wird die Löschwirkung 
des ersteren theoretisch um rd. 40 % erhöht. Ein pulver- 
fördernder Gasstrom von Kegelstumpfform ergab bei einer 
Achslänge von rd. 200 cm und einem Spitzenwinkel von 
rd. 15° gegen eine unter 50 kV Gleichspannung stehende 


0 5 70 15 20 25 30 35 90 95 50x100mImQ-5. 


Abb. 3. Spannung von Wasserdampf (------- ) und Tetra ( 
nach Versuchen der I. G. Farbenindustrie. 


) 


Platte einen Stromübergang von 0,01mA. Das Pulver be- 
sitzt geschichtet einen spez. Widerstand von 2,7. 10° MQ. 
Der pulverführende CO,-Gasstrom dagegen weist einen 
spez. Widerstand von 2,25 - 10’MQ auf. Somit ist die Pul- 
verdichte von großem Einfluß. Im elektrischen Lichtbogen 
bildet das Natriumbikarbonat eine leitende Schmelze, 
welche erstarrt wiederum zum Isolator wird’. 

Während die Beschaffung der chemischen Löschmittel 
u. a. eine Preisfrage ist, kann Sand im Kleingewerbe beste 
Dienste leisten. Dabei ist vor allem die Wasseraufnahme 
zu verhindern. Dies wird erreicht durch ausschließliches 
Verwenden eines ungefähr reiskörnigen, quarzreichen 
Materials, das man in staub- und spritzwasserdichten Be- 
hältern lagert. Sand hat unter obigen Löschstoffen die 
höchste Wärmebeständigkeit. Er bildet über dem Brand- 
herd einen gasdurchlässigen Flammenfilter, ähnlich dem 
SNE Dralitgitter einer Davyschen Sicherheits- 
ampe. 


" Nach Versuchen der PTR. vom 16. X. 1913. 


Die Stromwendungschwankungen der Spannung von Gleichstromerzeugern. 
II. Teil* 
(Wicklungen mit mehr als 2 Spulenseiten in 1 Nut). 
Von Ing. Dr. techn. Heinrich Sequenz, Wien. 
(Schluß von S. 1778.) 


B. Bürstenbreite größeralseine halbe 
Stesteilung 


DP = 


Für ein geradzahliges a (a - 
der Höchstwert der Spannung zu 
Emax = NO (Abb. 7, S. 1777, u. 8a) =2 R cos? 2 
* I. Teil: ETZ 1929, 8. 1221. 2N 


1) ergibt sich 


und der Mindestwert als Mittelwert der Projektionen der 
Sehnen JL und KM (Abb.7) auf die Bürstenverbindungs- 
linie BB oder B” B”: 

T ) 

2 "TT 


Aus der Abb.7 ersieht man, daß man für JL die Sehne 
DB und für KM die Sehne CE setzen kann. 


i e er TEF i ax — 
Emin = -5 [JL + KM) cos Krp f 


1808 


2 in? | 
Sn Ši 2N 


an T ) 
><c08 „-— - 1b — -_- — il. 
Sc 2 


Die Ungleichförmigkeit der Spannung ergibt sich 
also zu 


an san ` 
Emin = 2 R cos zen SÉ 


E an 2 
cos S ~ cos? N = 
ed, = ¢Ł PEETER SE 


9 —1) wird 
wie bei dem geradzahligen Wert die Spannung am größ- 


ten, wenn dıe Bürsten so stehen, daß ihre Verbindungs- 
linie die Symmetrielinie des Spannungsvielecks durch 


Fe 2 1 
Bei einem ungeradzahligen o 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


sin? = cos - | K -:) 
2N Kt, 2 


o el e 2 sin? ST f cos S7 
COS 5AF eost EE Bn oa es 


12. Dezember 1828 


breit als eine halbe Stegteilung ist, so kann für diese 
Vielecksehne NM also gesetzt werden: 


3 +1 
NM = op- IH a A PO DECH 2 
2 Sn 4 
> AR 
=2 R cos -pyp | cos ei A sin’ o y 
Mithin werden die Mittel- 
. 100 %9. werte 
( b— E IM+NO _No-+PW 
2 SO ne 
2 2 
an an 2 an 1 
= ee Bo na re ; SE 
=2Rcos aw [eos 2N ri sin s] SC 
l S K 


Da nun, wie schon gesagt wurde, die beiden kleinsten 
Spannungen, die in einer Periode der Stromwendungs- 


Ee GE ee a er 
re e ` - Sc 
SENT OR db Vir € Vë Sn 
U 
Vis a d ad Av AV AC A Vë Ek 
° 
t] 1! l i wi Ir 
EN li R S ri 
IW l i li i 
l ] 
) 
i 
-bt -—--— - | 
dp TK 
E mer Enz 


FL 91 


Abb. 8a. Spannungschwankungen 


en 
--„- ungerade, für 


N 
für = ungerade, 9 


1 (re ) Ki 
ol: 1 j gerade und bz 2° 


einen Eckpunkt ist. Diese größte Spannung wird dann 
z. B. durch die Strecke JK in Abb. 9 dargestellt. 


Emax = JK = 2 R cos? y 


Betrachtet man die Abb. 9 und 10a, so erkennt man, daß 
die kleinste Spannung, die durch diese Wicklung mit 


ungeradzahligem KH erzeugt wird, dargestellt 


erscheint durch die Projektion des Mittelwertes der beiden 
Vielecksehnen LM und NO auf die Bürstenverbindungs- 
linie BB oder durch die Projektion des Mittelwertes der 
Vielecksehnen NQ und PM auf die Bürstenverbindungs- 
linie B”B”. Mit großer Annäherung wird man aber diese 


Abb. 10a. Spannungschwankungen 


N 
Sg ungerade, 


2 e = 1) ungerade und b > - ——- 
2\2 2 ` 


Abb. 12. Vergleich der 
Spannungschwankungen der 
Wicklung mit denen der 
Ersatzwicklung. 


Bn 
o ` ungerade, 
TK 


schwankungen auftreten, die Projektionen dieser soeben 
errechneten Mittelwerte auf die Bürstenverbindungslinien 
BB bzw. D'D' sind, da weiter, wie aus Abb.9 u. 10a 
zu ersehen ist, diese Bürstenverbindungslinien geren 
an 


A T 
Ttk l 
(u - 4 verschoben sind, so können die Span- 


die entsprechenden Mittelwerte um den Winkel 


nungskleinstwerte wie folgt ausgedrückt werden: 


Mittelwerte anschreiben können: GE 
LM+NÖO MOL PU _—— 1 = ax [ o IR Z gan 
E GE T ENM „22, 2Reos A DOS o y "7 en EIN a y 
cos ze $ 
. e er S >x< cos E b-i) 
Da nun aber die Vieleckschne NM in Abb. 9 offenbar die- Zee K 2 
selbe ist wie die Vielecksehne CD in der gleichen Ab- K 


bildung, deren Projektion auf die unter dem Winkel 
an Tr . ; l 8 ; 
ro +i— d gegen sie geneigte Bürstenverbin- 
K ® ® D 
dungslinie der Spannungskleinstwert bei einem ungerad- 


zahligen : E — 1) und bei einer Bürste war, die weniger 


Die Schwankungen der Spannung zwischen Höchst- 
und Kleinstwert, ausgedrückt in Hundertteilen vom ln 


wert, werden daher bei einem ungeradzahligen š = _ 1) 


und einer Bürstenbreite, die größer als eine halbe Steg- 
teilung ist, 


12. Dezember 1929 


Eiektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50° 1809 

an 2 ax Ir Wir ersetzen nun diese 

| POS ex 6087 [ CON g ] cos -Fr (è a d Wicklung durch eine solche, 
KREE E 2 .100%, die die gleiche Nutenzahl in 
cos c08- + | cos? 5; — De E E einem Paar von Ankerstrom- 

9 N K IN S IN |“ Ka, Dr zweigen enthält, die aber 


Aus den Abb. 6, 8, 8a, 10 und 10a ist zu ersehen, daß 
die Frequenz der Stromwendungschwankungen der Span- 
nung bei einer Wicklung, die in einem Paar von Anker- 
stromzweigen eine ungerade Anzahl von Nuten ent- 
hält, gleich 


n ; 
= 2N en [Hz] ist. 


III. Bürstenbreite größer als eins Stegteilung 


ET E EE 


Hier bedeuten wieder b die Bürstenbreite, tẹ die Steg- 


teilung, m eine ganze Zahl und n eine beliebige ganz 
oder gebrochene Zahl. 


Abb. "1. 'Spannungsvieleck und reduziertes Schenm Tür Bürsten- 
breiten größer als eine Stegteitung. 


Die Formeln, die wir in diesem Falle erhalten wür- 
den, wären erstens recht umständlich auszurechnen; zwei- 
tens würde die Lösung der Aufgabe in viele Teilgebiete 
zerfallen, so daß die Untersuchungen langwierig werden 
würden. Wir wollen aus diesen Gründen die genaue Durch- 
rechnung aufgeben und zu einem Näherungsverfahren 
greifen. Dieses besteht in folgendem: 


Gegeben sei eine Wicklung, bei der d Spulen in 8 


Nuten in einem a von Ankerstromzweigen unterge- 
? 8 i i ; SR 
ibracht sind. 5; A Spulen gleicher Weite liegen in einer 


Re: . 8 . 
Nut nebeneinander, so daß EN Spannungstrahlen im Span- 


nungsvieleck in die gleiche Richtung zu liegen kommen. 
Das „reduzierte Schema”, das wieder in Verbindung mit 
dem Spannungsvieleck gezeichnet wird, weist a zusam- 


menfallende Stromwender mit je d Stegen auf. [In Abb. 11 
ist das Spannungsvieleck und dns „reduzierte Schema“ 
einer solchen Wicklung dargestellt G = 36, a” 12, Zn SEA 


Es wurde eine Bürste gewählt, die in der Breite 2% Steg- 
teilungen überdeckt.] 


' Spannung dargestellt durch 


statt der in der Nut 


nebeneinanderliegenden Spulen eine einzige Spule besitzt, 
so daß zwei solche Einzelspulen sich jetzt in einer Nut be- 
finden. Die EMK einer dieser Einzelspulen soll der Summe 
der EMKe der 2 nebeneinanderliegenden Spulen der er- 
setzten Wicklung gleich sein. Wir bekommen dann ein 
Spannungsvieleck, das sich mit dem früheren Spannungs- 


vieleck deckt. Nur sind die > in die gleiche Richtung 


fallenden Spannungstrahlen dieses früheren Spannungs- 
vielecks durch einen einzigen Spannungstrahl ersetzt. Das 
Ersatz-Spannungsvieleck besitzt dann a sich deckende 


Stromwender mit a Stegen. Die Teilung des Ersatzstrom- 


AN 
wenders beträgt daher J Stegteilungen des ursprüng- 


lichen Stromwenders. Die Bürstenbreite bleibt die gleiche 
(Abb. 11). 


In Abb. 12, die aus Abb. 11 abgeleitet wurde, sieht man, 
daß selbst für solch kleine Nutenzahlen in einem Anker- 


N 
stromzweigpaar Um die Spannungschwankungen 


der wirklich vorhandenen Wicklung sich von den Span- 
nungschwankungen der Ersatzwicklung der Größe nach 
nicht viel unterscheiden. Eine Rechnung lehrt, daß für 
gebräuchliche Steg-, Spulen- und Nutenzahlen, Bürsten- 
breiten und Stegteilungen die Unterschiede zwischen tat- 
sächlich auftretenden und Ersatzhöchst- und -kleinstwerten 
der Spannung in der Größenordnung von 1°/o liegen. 
Wir haben in den Formeln, die im ersten Teil abge- 
leitet wurden und die für alle möglichen Stegzahlen, die 
hier gleich den Nutenzahlen sind, und alle möglichen 
Bürstenbreiten aufgestellt wurden, die Stegzahl K durch 
die Nutenzahl N und die Stegteilung Tg durch den Wert 


Sn 
oe re zu ersetzen. 


Dann haben wir zu unterscheiden, ob die Bürstenbreite 
b= (m + >) Tg kleiner oder größer ist als der Wert 


Zre- der gleich der Stegteilung des Ersatzstromwen- 
ders ist. 


Nehmen wir zuerst den Fall an, daß 
l Se É 1 e e Sn 
a) d=(m+ la kleiner ist als a ty, 


dann können für ein y 
a) geradzahliges E 


die Spannungschwankungen nach der Formel 


1— cos Das en ee 
N =K tg 
E men a TE .100 Hie 
1 + cos ZT eos En E 
N K tg 
„an b—i ax b—i . 
berechnet werden, weil "a — = ist. 
N Sn K Tg 
2 x 


Für ein 


Di ungeradzahliges N 
und für den Fall, daß die Bürstenbreite b = (m+ +) Tk 


kleiner ist als te wird die Ungleichförmigkeit der 


ee er 22, 
1+ cos <2 cos 2 SE 
2N K Ce 


1810 


Ist aber die Bürstenbreite d= Lei Ze größer ale 


5 GN tx, so wird die Ungleichförmigkeit der Spannung 


TON = N C] Kig IN 
gibt an an an an Wo 
cos ZZ + eos o cos 750-957 

T 
da ja -Æ $ Zeg 


2 2 Kı, 2N 
Wir betrachten nun den Fall, daß 
b) die Bürstenbreite b=(m+>)tx größer 


ist als der Wert Tig 


Hier müssen wir die Bürstenbreite b = (m+ 1) tg 


ausdrücken durch (m+ -= Se tg: Damit wird 


=) 

Ee 
n’ Wei Sn ` 

m’ bedeutet hier wieder eine ganze Zahl und n’ eine ganze 

oder gebrochene Zahl. In den im ersten Teile für Bürsten- 


breiten größer als eine ganze Stegteilung abgeleiteten 
Formeln sind nun zu ersetzen: 


die Stegzahl K durch die Nutenzahl N, 


die Stegteilung re durch den Wert S In 


die ganze Zahl von Stegteilunzen m, die eine Bürste 
überdeckt, durch m’, 


der Rest der Überdeckung 1 durch Zu 
Befinden sich jetzt in einem Paar von Ankerstrom- 
zweigen eine gerade Anzahl von Nuten, ist also 
N 
a) 5 geradzahlig, 


so kann man die Spannungschwankungen nach folgender 
Formel berechnen: 


cos WAR eog Daa arte m-2wi 
N N K gar T 


max m’+1l)an Tr sn —2ni' 
cos — eg u Dan an K Kaes 
N N K Zu 


Bei einem 


100° .. 


r 


B) ungeradzahligen > 


haben wir wieder zwei Fälle zu unterscheiden: 


Im ersten Falle, in dem also ar tx kleiner als 
In 
2 
e0 


Tg ist, sind die Spannungschwankungen 


0 — 


EE a NE E a 
N Sy (m + z) cos Leg Pë —ij) n 
"on anf ,, 1 ax [Sng 4 j 
N + cos N (m + leng Kee EE -i) 


m 
cos 


1 a 
"fk größer als 


Im zweiten Falle, in dem i 


1 Sn D D 
99 ÜK ist, wird die Ungleichförmirkeit der Spannung 


n 


€ Du Z + keen 


an 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


anf ,, 1 ant, , an 
CO "A (m -+ > )— cos Dog (m+ 1) cos y Ke 


Zen, ECK an, , axı i 
cos ~-a (m + 3) + cos N (m+ 1) cos N | — 


12. Dezember 1929 


Die Frequenz der Stromwendungschwankungen der 
Spannung bei einer Wicklung, die in einem Paar von 
Ankerstromzweigen eine gerade Anzahl von Nuten ent- 
hält, ist wie früher 


wenn Yg wieder die Geschwindigkeit am Umfange des 


Stromwenders darstellt. Die Frequenz der Spannungs- 
schwankungen bei einer ungerade n Zahl von Nuten 
in einem Paar von Ankerstromzweigen ist 


f= mi T 2 N gg [H2]. 


c) Mittelwerte. 


Bei Maschinen mittlerer Größe liegt das Verhältnis 
von Nutenzahl zu Polzahl mit Rücksicht auf geräusch- 
losen Gang und schmale Wendezonen gewöhnlich zwischen 
12 und 16*°. Die Bürstenbreite bei solchen Maschinen be- 
trägt zwischen 10 und 25 mm**, die Stromwenderteilung 
etwa 7,5 mm*š und die Breite der 130lationsstege 0,6 ... 0.8 mm. 
Mit Rücksicht auf die Breite des kommutierten Spulen- 
bündels kann das Verhältnis von Stromwenderstegzahl zur 
Polzahl mit 24 ... 54 angenommen werden®. Mit diesen Wer- 
ten kann man als mittlere Werte der Spulenseitenzahl in 
einer Nut bei Maschinen mittlerer Größe 4 ... 8 Spulenseiten 
ansehen. Die Zahl der Stromwenderteilungen, die von einer 
Bürste überdeckt werden, ist etwa 2... 3. 


Bei Maschinen mittlerer Größe werden, wenn die so- 
eben angeführten Verhältnisse berücksichtigt werden, die 


Spannungschwankungen bei einem geradzahligen SC 
und für den Fall, daß die Bürstenbreite kleiner 
. l Sn 
ist als "a TK’ 
E dE + 1/3 Die . 
j . N S 

Wird aber einungeradzahliges — gewählt, so 

ist der Ungleichförmigkeitsgrad der Spannung für den 


Fall, daß die Bürstenbreite kleiner ist als 
Sn 
2 2 e: 
e 00 = + HEWER 
2 D .. D 1 Sn 
ist dagegen die Bürste breiter als e a Tě: 


8 
aber schmäler als ix, so betragen die Span- 


nungschwankungen 
| e Da = E 16%. 
Bci Bürsten, die breiter sind, als der 
Wert a Tg angibt, sind die Spannungschwankungen 


bei einem geradzahligen = fast +1% des Mittel- 


wertes. Sollen diese Spannunzschwankungen 
kleiner als % % sein, so müssen in einem 
Paar von Ankerstromzweigen mindestens 
40 Nuten voreeschen sein, wenn die vorausgzesetzten 
mittleren Verhältnisse anzenommen werden. 


2 S . N : 
Mit einem ungeradzahligen —- werden die 
Spannungschwankungen ungefähr % % des Mittelwertes, 


. ; f S 
wenn die Bürsten breiter. sind als P t, und wenn —- 7 
9 'K n” TE 


RE : 1 Sn 1 m 

Ge ist als 39 tx. Ist aber p TR größer als 
8 

o S Tg, so nähert sich der Ungleichförmigkeitsgrad 


der Spannung dem Werte % %. Sollen auch in diesem 
Falle die Spannungschwankungen kleiner 
als 4% des Mittelwertes sein, somuß ein 
Paar von Ankerstromzweigen mindestens 
59 Nuten enthalten. 


2i  R.Richter, Elektrische Maschinen 
-Å Rd. 1, S. 552. Verlag Julius Springer, Ber- 
AT lin 1924. 
e, 1000 * Wie Fußnote 3; S. 565. 
i0 : 
1 di * Wie Fußnote 3; S. 564. 
27% a ° K.Pichelmayer, Dynamobau, 
>n tK 8.117. Verlag S. Hirzel, Leipzig 1908. 


12. Dezember 1929 


Die Frequenz der Stromwendungschwankungen der 
Spannung wird bei Maschinen mittlerer Größe und mitt- 
lerer Drehzahl 

f = 620 Hz, 


wenn ein Ankerstromzweigpaar einegerade Anzahl von 
Nuten enthält, und 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 50 


1811 


f = 1240 Hz, 
wenn eine ungerade Zahl von Nuten sich in einem 
Paar von Ankerstromzweigen befindet. Dabei ist eine 
Umfangsgeschwindigkeit am Stromwender von 14 m/s vor- 
ausgesetzt’. 


1 Wie Fußnote 3; S. 563. 


Verriegelungen als Schutz in Hochspannungs-Schaltanlagen. 
Von Ing. H. Rengert, Berlin. 


Übersicht. Der Verfasser beschreibt eine von ihm ent- 
wickelte neuartige Verriegelung, welche außer größter Ein- 
fachheit und Billigkeit den Vorteil hat, ohne irgendwelche 
Änderungen zur Sperrung von Hochspannungs-Trennschal- 
tern, Ölschaltern, Niederspannungs-Ausschaltern und anderen 
Apparaten gleich gut verwendet werden zu können. 


In den Vorschriften! für die Herstellung elektrischer 
Hochspannungsanlagen der Berliner Städtische Elektrizi- 
tätswerke AG. (BEWAG) heißt es unter Abschnitt F 2b: 

„In Hochspannungs-Schaltzellen für den Anschluß von 
Transformatoren, durch die ein Hochspannungsrückstrom 
hervorgerufen werden kann, sind der Hochspannungs- 


LE 


Abb.1. Hochspannungs-Trennschalter, mittels Schloßverriegelung gesperrt. 


Trennschalter, der in jedem Falle erforderliche Nieder- 
spannungs-Hauptschalter des Transformators und die 
Gitterabschlußtür der Schaltzelle mechanisch zwangläufig 
so zu kuppeln bzw. zu verriegeln, daß eine Öffnung des 
Hochspannungs-Trennschalters erst möglich ist, nachdem 
der dazugehörige Niederspannungs-Hauptschalter des 
Transformators geöffnet wurde Erst dann darf die 
Gittertür geöffnet werden können. Der Niederspannungs- 
Hauptschalter muß außerhalb der Hochspannungs-Schalt- 
zellen angeordnet sein. Die vorbezeichneten Schutzmaß- 
nahmen müssen auch getroffen werden, wenn nur ein 
Transformator in der Anlage aufgestellt wird.” 

Ist es schon nicht leicht, diese Vorschriften unter nor- 
malen Verhältnissen zu erfüllen, so wird es fast zur Un- 
möglichkeit, wenn die einzelnen Hochspannungs-Schalt- 
zellen räumlich getrennt liegen. Die Kosten für eine nor- 
male. bekannte Gestängeverriegelung oder Kupplung 
wachsen dann beinahe im Quadrat mit der zunehmenden 
Entfernung. Ist z.B. die Ölschalterzelle im Obergeschoß, 
die Transformatorenzelle im Erdgeschoß angeordnet, so ist 
meist ein Wust von Gestängen, Kegelrädern, Exzenter- 
scheiben und Lagern erforderlich, um eine Kupplung oder 
Verriegelung von zwei Schaltern durchzuführen. Ganz 
abgesehen von den Kosten derartiger Vorrichtungen tre- 
ten die verschiedensten Nachteile und Unzulänglichkeiten 
gleich oder doch sehr bald zutage. Ein derartiger Mecha- 
nismus mit vielen Rädern, Winkelhebeln und Gestänzen 
erfordert Wartung, ist also nicht absolut zuverlässig. Die 
Kegelräder lockern sich im Laufe der Zeit auf den Wellen, 
greifen nicht mehr ineinander und machen Kupplung und 


ı Ausgabe Februar 1928. — Vgl. a. ETZ 1929, S. 924. 


Sperrung illusorisch. Der Bedienende kann sich nicht in 
jedem Falle erst genauestens über sicheres Funktionieren 
der Schaltorgane informieren, teils wegen Zeitmangels, 
teils wegen unübersichtlicher Anordnung und unsicht- 
baren Verlaufs der Gestänge. So kommt dann ein Unglück 
zustande, welches zu verhüten gerade Zweck der ganzen 
Sperrvorrichtungen ist. 

Weiter besteht die Gefahr des Versagens des Verriege- 
lungsmechanismus mittels Gestänge durch Einrosten, da 


Abb. 2. Schloßverriegelung, an einem Niederspannungs-Ausschalter 
angeordnet. 


Hochspannungsräume in der Regel zwar nicht direkt 
feucht, aber infolge der nötigen Luftventilation bestimmt 
auch niemals trocken sind. Dieser Vorgang wird weiter 
dadurch begünstigt, daß die Schaltvorgänge nicht über- 
mäßig häufig ausgeführt werden und daß ein Ölen der 
gefährdeten Stellen entweder überhaupt vergessen wird 
oder aber infolge der damit verbundenen Lebensgefahr 
durch allzuleicht mögliches Berühren von Hochspannung 
führenden Teilen nicht durchführbar ist. Dann tragen auch 
letzten Endes die kreuz und quer durch eine Hochspan- 
nungszelle führenden Gestänge einer Kupplung oder 
Sperrung nach altem Muster nicht gerade zur Übersicht- 
lichkeit der Leitungsführung und damit zum klaren Über- 
sehen der gesamten Anlage bei. 

Die Verriegelungsvorrichtung des Verfassers umgeht 
diese Mängel. Wie aus Abb. 1 u. 2 ersichtlich, besteht das 
Hauptelement der Neuerung aus einem gewöhnlichen Bas- 
kül-Kastenschloß, dessen Riegel in eine Rundstange ver- 
läuft. Diese Schubstange, deren Länge beliebig gewählt 
werden kann, greift in die Aussparung eines Flansches, 
welcher auf die Welle des zu verriegelnden Schalters auf- 
gesetzt ist. An zwei oder mehr Stellen, entsprechend der 
Länge des Gestänges, werden einfache Lagervorrichtungen 
angeordnet. Überhaupt kann der ganze Apparat so schwach 
wie nur denkbar bemessen sein, da keine Kräfte zu über- 
tragen sind. Die Montage kann so erfolgen, daß das Schloß 
entweder über, unter, rechts oder links vom Schalterantrieb 
oder sonst in einem beliebigen Winkel zur Welle des zu 
verriegelnden Schalters befestigt wird. Die Schubstange 
gleitet dann unmittelbar hinter dem Türgitter. Auf diesem 
wird ein Schließblech zur Führung des Schlüssels ange- 
bracht, mit welchem die Sperrvorrichtung betätigt wird 
(Abb. 1u. 2). ` 

Zu einer Verriegelung von z. B. Hochspannungs- 
Trennschalter und Niederspannungs-Ausschalter gehören 


1812 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


12. Dezember 1929 


zwei einzelne Sperrvorrichtungen, von welchen je eine an 
den Wellen der Schalter montiert wird. Dab:i ist es ganz 
gleichgültig, in welchem Abstand sich die beiden Hoch- 
spannungszellen voneinander befinden und ob die Schalter 
innerhalb oder außerhalb der Zellen angeordnet sind. (Für 
den Niederspannungs-Ausschalter wird von der BEWAG 
das letztere verlangt!) 

Der Vorgang der gegenseitigen Verriegelung ist fol- 
gender: Um zu vermeiden, wie schon eingangs erwähnt, 
daß in einer Anlage Hochspannungs-Rückstrom hervor- 
gerufen werden kann, indem z. B. von einem zweiten Trans- 
formator über ein Sammelschienennetz Niederspannung 
rückwärts in die Sekundärseite des Transformators ge- 
langt, diese dann primärseitig als Hochspannung zutage 
tritt und einen zufällig in den Hochspannungszellen arbei- 
tenden Menschen töten kann, muß der Niederspannungs- 
Ausschalter stets geöffnet werden, bevor der Hochspan- 
nungs-Trennschalter gezogen wird (Abb. 3 u. 4). Die 
Reihenfolge der zu betätigenden Apparate bei eingeschal- 
tetem Transformator muß also folgende sein: Ölschalter — 
Niederspannungs-Ausschalter — Trennschalter; bei ausge- 
schaltetem Transformator, also beim Einschalten: Trenn- 
schalter — Niederspannungs-Ausschalter — Ölschalter. 


Aus! Ein ! 
Hochspannung Hochspannung 
Scha Mer GESONIOSSEN, 
Schloß ofen, Schlo Gesperrt; £ 
Schlüssel shochh KT 
Tür fer, Tür versperrt, 
Wennschoffer Pa- Irennschelfer | a- J 
| SC 


Ölscholler 


SCH VEFTIeGEN 


Iransfurmelor 
aus! 


Mechanisch verriegel 
d 


Niedersp. - Nieder sp.- d 
Auschaller Be: Ausscha her. <—- 
Shaler ofen, Schaller geschiossar, 
` Schloß gesperrt Schloß ofen, 
Rüchsirom t Schlüssel gezogen, Schlüsse! steckt; 
Nieder spannung Niedersparnung 
Abb. 8. Abb. 4. 


Schematische Darstellung der Verriegelungs- und Schaltvorgänge 
bei ein- bzw. auszuschaltender Anlage. 


Durch diese Reihenfolge der Schaltvorgänge wird 
außerdem verhütet, daß der Hochspannungs-Trennschalter 
unter Last geschaltet wird, was bekanntlich große Feuer- 
erscheinungen und damit nicht selten Unglücksfälle zur 
Folge hat. Bei Verwendung der vorstehend beschrie- 
benen Verriegelungsvorrichtung ist jedoch ein derartiger 
Vorfall ausgeschlossen. Die Ein- bzw. Ausschaltvor- 
gänge wickeln sich nämlich folgendermaßen ab: Im aus- 
geschalteten Zustande einer Anlage (Abb. 3) sind Trenn- 
schalter, Ölschalter und Niederspannungs-Ausschalter ge- 
öffnet. In dem Verriegelungschloß des Trennschalters 
steckt ein Schlüssel, welcher zu beiden Sperrvorrichtun- 
gen paßt. Eine einfache Vorrichtung verhindeit 
ein Ausziehen des Schlüssels, bevor nicht der Trennschal- 
ter eingelegt ist. Erst dann kann der Schlüssel abgezo- 
gen und das Schloß am Niederspannungs-Ausschalter, wel- 
ches solange geschlossen war und damit den Schalter ver- 
riegelt hielt, geöffnet werden. Hierdurch wird die Sper- 
rung aufgehoben und das Einschalten kann erfolgen. Beide 
Brücken vom und zum Ölschalter sind geschlossen, dieser 
kann eingelegt werden. Der Transformator steht jetzt 
unter Spannung. — Solange dieser Zustand herrscht, kann 
der Schlüssel aus dem Schloß am Niederspannungs-Aus- 
schalter infolge einer bereits vorerwähnten Einrichtung 
nicht entfernt werden. Es ist also ein gewolltes oder zu- 
fälliges Ausschalten des Hochspannungs-Trennschalters 
unter Last nicht möglich (Abb. 4). 

Soll die Anlage stromlos gemacht, der Transformator 
also abgeschaltet werden, so wird der Ölschalter ausge- 
schaltet, das zugehörige Schloß am Niederspannungs-ÄAus- 


schalter geöffnet und dieser gezogen. Jetzt erst gibt dieses 
Schloß den Schlüssel frei. Nun wird das Schloß am Hoch- 
spannungs-Trennschalter geöffnet und dieser gezogen. In 
diesem Zustande verbleibt die Anlage (Abb. 3). 

So kompliziert sich die Beschreibung des Verriege- 
lungsvorganges auch auswirkt, so einfach ist die Hand- 
habung selbst. Ein Irrtum in der Reihenfolge der Schalt- 
vorgänge ist auf alle Fälle durch die bedingte Zwang- 
läufigkeit ausgeschlossen. Eine ungewollte zeitliche 
Verschiebung der Schalterbetätigungen ist ebenfalls nicht 
denkbar, da sich bei dieser neuartigen Schloßverriegelung 
weder ein Zahnrad lösen, noch ein Splint ausfallen kann. 
Wartung der Apparatur ist überhaupt nicht erforderlich. 
Einmal montiert und eingeölt, ist ein Nachfetten auf lange 
Zeit hinaus nicht mehr nötig. Dann aber läßt sich dies 
ohne die geringste Schwierigkeit durchführen, da ein Zu- 
gang von der offenen Zellentür her, also von vorn, ohne 
Behinderung oder Gefahr möglich ist. Die ganze Beschrei- 
bung des Verriegelungsvorganges auf die einfachste Form 
gebracht lautet: „Hochspannungs-Trennschal- 
ter nur ein- und ausschaltbar, wenn Nie- 
derspannungschalter ausgeschaltet ist; 
Niederspannungs-Ausschalter nur ein- 
und ausschaltbar, wenn Hochspannungs- 
Trennschalter eingeschaltet ist“ 

Im Zusammenhang sei hier noch erwähnt, daß die 
Sperrung der Gittertür der Ölschalterzelle auch bei der 
Schloßverriegelung in der normalen Weise mittels eines 
schräg nach unten geneigten Ausschnittes im Drabtgitter, 
welcher ein Öffnen der Tür nur bei gezogenem Trenn- 
schalter erlaubt, durchgeführt werden kann:(Abb. 1). 

Mit dem Vorgesagten ist das Verwendungsgebiet der 
neuen Schloßverriegelung keineswegs erschöpft. Auch 
zur gegenseitigen Sperrung von Hochspannungs-Trenn- 
schalter mit Ölschalter, von Ölschalter und Transforma- 
toren-Zellentür gowie auch von zwei Trennschaltern unter- 
einander ist sie gleich gut und zweckmäßig zu verwenden. 


Beta-Naphthylamin zur Konservierung 
von Transformatorenölen. 


Von Dr. Typke, Berlin. 


Übersicht. Beta-Naphthylamin ist nach den Versuchs- 
ergebnissen zur Konservierung von Transformatorenölen 
nicht geeignet. 


Da sich in letzter Zeit seitens der Verbraucher Inter- 
esse für Beta-Naphthylamin zur Konservierung von Trans- 
formatorenölen bemerkbar machte, wurden einige Ver- 
suche durchgeführt, um festzustellen, ob das Beta-Naph- 
thylamin wirklich konservierende Eigenschaften besitzt. Es 
wurde zunächst die Kupferverteerungszahl des Öles be- 
stimmt. Das Ergebiis war: 


Schlamm 
Vol-% 


Verteerungs- 
zahl 


Die Verteerungszahl war also etwas niedriger als 
ohne Zusatz, die Schlammbildung war dagegen erhöht. Der 
Schlamm war in üblicher Weise in der Zentrifuge be- 
stimmt worden, da sich das Beta-Naphthylamin vollständig 
im Öl gelöst hatte. 

Da es sich auch bei anderen Stoffen, z.B. Pyrogallol, 
gezeigt hatte, daß sie eine verhältnismäßig günstige An- 
fangswirkung haben, während bei längerer Einwirkung 
eine starke Verschlechterung des Öles eintritt, wurde die 
Verteerungszahl nach 600 h bestimmt. Es wurden eben- 


falls 0,5 g Beta-Naphthylamin auf 150 g Öl angewandt. 


Verteerungs- | Schlamm 
zahl | Vol-% 


Versuch 1 | 
Öl allen... 0,10 0 
Öl mit Beta-Naphthylamin 0,55 | 4 
Versuch 2 i 
Öl allein. . . 2 oo on 0,17 Ä 0 
Öl mit Beta-Naphthylamin. . . . . 0,27 2,5 


‘Das Beta-Naphthylamin beeinflußte also das Öl beson- 
0 hinsichtlich der Schlammbildung in sehr ungünstiger 
eise. 


12. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


1813 


RUNDSCHAU. 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Die neuere Entwicklung der Pariser Untergrundbah- 
nen‘. — Unser Berichterstatter schreibt uns: Die von zwei 
Gesellschaften, der Comp. du Metropolitain und der Comp. 
du Nord-Sud erbauten Pariser Untergrundbahnen um- 
fassen gegenwärtig 12 Strecken (1... 10 für den Metro und 
A und B für die Nord-Südbahn, Abb. 1) von einer gesamten 
Bahnlänge von 112,6 km mit 198 Haltestellen, wovon 15 
End-, 34 einfache und 6 doppelte Umsteigestationen sind. 
Alle Baulichkeiten, Tunnel und Grundstücke sind Eigen- 
tum der Stadt, die auch alle neuen Bauarbeiten in eigener 
Regie durchführt. Nur das feste und rollende Bahnmate- 


d, EL ‘in — 


O-—— im lou 
Gen Projekt 
nn Sfodigrenze, OUmfeormerwerk 
— — fingbohn u. Sceaux-strecke 

wen emp —ı — @l/lehlrisch berieben 


Abb. 1. Übersichtskarte der Pariser Untergrundbahn. 


rial, Einrichtungen der Umformerwerke, Leitungen usw. 
wurden von den Gesellschaften hergestellt. 

Die letzten Jahresversammlungen der beiden Gesell- 
schaften haben die seit längerer Zeit vorbereitete Fusio- 
rierung beschlossen, die in der Weise erfolgte, daß die 
Comp. du Métropolitain die Nord-Südbahn übernahm und 
künftig sämtliche Untergrundbahnstrecken betreibt. Das 
Kapital der Comp. du Metropolitain wurde infolgedessen 
von 75 auf 101,5 Mill Fr erhöht, wobei die 106 000 neuen 
Aktien zu 250 Fr den Aktionären der Nord-Südbahn zu- 
kommen. 

Die Anzahl der ausgegebenen Fahrkarten erreichte 
im Jahre 1927 527 Mill für den Metro und 86 Mill für die 
Nord-Südbahn. Für das Jahr 1928 sind diese Zahlen 536 
und 88 Mill. Die Anzahl der jährlichen Fahrkarten bleibt 
in den letzten Jahren fast unverändert oder hat sich nur 
infolge Eröffnung von neuen Strecken vergrößert, woraus 
man auf eine bereits erreichte Grenze der Verkehrskapa- 
zität schließen kann. Die Anzahl der Fahrgäste ist um 
etwa 20 % höher als die der Fahrkarten, da in den Früh- 
stunden (bis 9h) Rückfahrkarten ausgegeben werden. 
Eine Statistik über die Belastung der einzelnen Strecken 
liegt nicht vor, da Einheitsfahrkarten, die eine beliebig 
lange Verweilung auf der Bahn und eine nacheinander- 
folgende Benutzung von sämtlichen Strecken beider Ge- 
sellschaften gestatten, eingeführt sind. Einige der wich- 


ı Vgl. ETZ 1921, 8. 655; 1924, 8. 469. 


e eeeeege gn ta Wi R 
. 


tigsten Strecken (Nr. 1, 3, 4) sind zur Zeit überlastet, und 
da eine Verdichtung der Zugfolge, die 98 s auf der Strecke 
Nr. 7 erreicht, oder eine Verlängerung der Bahnsteige 
schwierig, wenn nicht unmöglich erscheint, müssen neue 
Entlastungstrecken geschaffen werden. So werden die 
beiden unter den großen Boulevards von Opera zu der 
Station République untereinander geführten Verlängerun- 
gen der Strecken Nr. 8 und 9 zur Entlastung der Strecken 
Nr.1 und 3 dienen; ebenfalls wird die neue Strecke Nr. 7 
und die geplante Verlängerung der Strecke Nr.10 den 
Verkehr in der :Nordsüdrichtung verbessern. 

Die übrigen im Bau befindlichen oder für das nächste 
Bauprogramm bestimmten Strecken sind in der Abb. 1 ein- 
getragen. Die ersteren 
umfassen etwa 18 km 
mit 28 neuen Haltestel- 
len. Die gesamte kon- 
zessionierte Bahnlänge 
beträgt 123 km für den 
Metro und 19,7 km für 
die Nord-Südbahn. 


Die seit lange be- 
strittene und zu schwe- 
ren Kompetenzverhand- 
lungen Anlaß gebende 
Verlängerung der Un- 
terg en über die 
Umwallung hinaus in 
das nähere Vorstadtge- 
biet wurde Ende 1928 
von den interessierten 
Behörden im Prinzip an- 
: genommen. Die ersten 
. Vorstadtstrecken: Ver- 
: längerung Nr. 1 bis nach 
Vincennes, Nr. 3 bis zur 
Brücke von Levallois, 
Nr. 9 bis zur Brücke von 
St. Cloud und der 
Strecke A bis nach Issy, 
in einer Gesamtlänge 
von 3 km werden näch- 
stens in den Bau ge- 
nommen (Abb. 1, Neben- 
karte). Die etwa 250 
Mill Fr. erreichenden 
Baukosten werden größ- 
tenteils von dem De- 
partement der Seine ge- 
tragen. Im weiteren 
Programm stehen bis 
35 km Untergrundbahn- 
strecken in dem Vor- 
stadtgebiet. Die Metro- 
Gesellschaft soll künftig auch die noch dampfgetriebene 
Untergrundstrecke nach Sceaux wenigstens bis zur Stadt- 
grenze übernehmen und elektrisieren. Einem noch spä- 
teren Programm scheint auch die ähnliche Übernahme und 
Elektrisierung der längs der Stadtgrenze verlaufenden 
Ringbahn (52km) anzugehören, welche zwischen Pont 
Cardinet und Auteuil (10km) schon von der Staatsbahn 
elektrisch betrieben ist, aber auch einen starken Güter- 
verkehr aufweist, so daß die Übernahme eine Reorgani- 
sation des Metrobetriebes voraussetzen müßte. 


Von den in der letzten Zeit vorgenommenen Unter- 
erund-Bauarbeiten können die Beseitigung des Tunnels von 
Batignolles und der neue Tunnel unter der Seine für die 
Strecke Nr.7 erwähnt werden. Der von der Metrostrecke 
Nr.2 überkreuzte Eisenbahntunnel von Batignolles, der 
einer Erweiterung des Bahnhofs St. Lazare im Wege stand, 
wurde durch eine dreiteilige Eisenbrücke von 44 m Länge 
ersetzt, deren Mittelteil ein ganz geschlossenes Viadukt 
für diese Strecke Nr.2 bildet, und deren Bau ohne Be- 
triebstörung durchgeführt wurde. Die Verlängerung der 
Strecke Nr. 7 benötigt die Konstruktion eines neuen 
(fünften) Tunnels unter der Seine, der als ein aus Guß- 
eisensegmenten hergestelltes 678 m langes Rohr von 
7296 mm Innendurchmesser durchgeführt ist. Außerdem 
ist dieser neue Streckenteil durch seine große Tiefe — er 
mußte unter die Hausgründungen der alten Stadtviertel 
auf den beiden Seineufern gelegt werden — bemerkenswert. 


7o 


Ki 
eis, a D 


1814 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


12. Dezember 1929 


Die bisher nur zur Deckung des Strombedarfs der 
Untergrund- und Straßenbahnen des Pariser Gebiets die- 
nenden Werke sind Ivry von 60 000 kW (Soc. d’Electr. de 
la Seine) und St. Denis von 175 000 kW (Soc. d’Electr. de 
Paris). Der Strom wird mit 10000 und 13000V den 
22 Unterwerken der Untergrundbahnen in Dreiphasen- 
kabeln geliefert. Die früher ausschließlich verwendete 
Periodenzahl von 25 wird stufenweise durch 50 ersetzt. 
Ende 1928 sind noch etwa 25 % des Strombedarfs mit 25 Hz 
geliefert worden. Die Umformerwerke sind größtenteils 
mit Einankerumformern von 750 und 1500 kW ausgerüstet; 
drei von ihnen (Nation, Louvre und St. Antoine) besitzen 
auch Quecksilberdampf-Großgleichrichter von 900 bis 
1200 kW!. Diese letzte Umformerart hat in diesem Sonder- 
falle auch den Vorteil, daß der Übergang von 25 auf 50 Hz 
olıne Leistungsverminderung durchführbar ist. In den an 
Platzmangel leidenden Unterwerken kann außerdem ein 
Ersatz der älteren Einankerumformer durch die Queck- 
silbergleichrichter eine Leistungsvergrößcrung ergeben. 
Dies gilt beispielsweise für das Werk Louvre, wo vier 
Gleichrichter von 900 kW mit Fernbetätigung aufgestellt 
wurden. Das größte Umformerwerk Opéra hat eine Lei- 
stung von 8000 kW, die Gesamtleistung aller Unterwerke 
erreicht 85 000 kW, wovon 21 000 kW für die drei Unter- 
werke der Nord-Südbahn. Sammlerbatterien sind in elf 
Unterwerken vorhanden; davon dienen sieben für die Be- 
leuchtung und vier als Pufferbatterien für das Betriebs- 
netz. Die Metrostrecken werden mit einer dritten Schiene 
bei 600 V gespeist. Auf den Nord-Südstrecken wird ein 
Dreileitersystem (Oberleitung + 600 V, dritte Schiene 
— 600 V, Gleise Nulleitung) verwendet. Für die zwei in 
dem Nord-Süd-Unterwerk Duhesme aufgestellten Queck- 
silbergleichrichter konnte deshalb die mit Rücksicht auf 
den Wirkungsgrad günstigere Sekundärspannung von 
1200 V statt 600 V gewählt werden, doch mußten denselben 
besondere Spannungsteiler (Drehumformer) von 200 kW 
Leistung zugegeben werden, die in den Betriebspausen der 
Einankerumformer dieses Unterwerkes in Betrieb gesetzt 
werden, um die Unregelmäßigkeiten der Belastung aus- 
zugleichen. 


Die neueren Triebwagen haben eine Gesamtlänge von 
14,4 m, zwei Drehgestelle von 9,2 m Drehzapfenabstand, die 
je zwei Triebmotoren von 130 kW Leistung besitzen. Meh- 
rere Steuersysteme kommen vor; das neueste ist ein elek- 
tropneumatisches mit selbsttätiger Fortschaltung. Die 
elektropneumatische Türschließvorrichtung wird von dem 
Zugbegleiter, der sich im letzten Wagen befindet, bedient; 
erst nach erfolgter Schließung kann das von demselben 
Zugbegleiter ausgegebene Abfahrtsignal ertönen. Die Züge 
sind größtenteils aus 2 Trieb- und 3 Anhängewagen zu- 
sammengestellt; der mittlere Anhängewagen ist 1., die 
übrigen sowie die Triebwagen 2. Klasse. Ein aus 5 Wagen 
bestehender Zug ist 75 m lang und kann normal etwa 
500 Personen, wovon 120 sitzend, befördern. Auf der vor- 
läufig wenig belasteten Strecke Nr. 10 verkehren einzelne 
Triebwagen, die ausnahmsweise auch ein kleines Abteil 
1. Klasse haben. 


Die Anzahl der gleichzeitig verkehrenden Züge be- 
trägt maximal 286, was einer Verkehrsleistung von 123 753 
Plätzen/h entspricht. 


Die Haltestellen sind mit für jede Fahrrichtung eigenen 
Bahnsteigen gebaut; ihre Länge, die bis jetzt 80...90 m 
beträgt, wurde auf den neuen Strecken auf 105 m gebracht, 
um die jetzige Maximallänge der Züge vergrößern zu 
können. Eine entsprechende Verlängerung älterer Bahn- 
steige auf den überlasteten Strecken ist geplant. Die 
Anzahl der mechanisch betätieten Eingangstüren auf den 
Bahnsteigen, die eine beträchtliche Personalersparnis ge- 
statten, wird stetig vergrößert. Ihr Schließmechanismus 
besteht aus einem Motor, der über eine Reibungskupplung 
und eine Zahnradübersetzung eine Schnecke betreibt, auf 
der die die Schließstange tragende Mutter sitzt, und aus 
mehreren für die Einschaltung der Anlaßwiderstände, Um- 
kehirung des Rotorstroms sowie für den Rotorkurzschluß 
am Ende der Bewegung bestimmten Kontakten. Die Fern- 
steuerung erfolgt entweder durch Druckknöpfe von dem 
Standorte des Bahnsteigschaffners aus, soweit dieser auf 
wichtigeren Bahnsteigen vorhanden ist, oder durch den 
ein- und ausfahrenden Zug selbst. Das zuerst benutzte 
Blocksystem der Metrostrecken mit normal auf „halt“ 
stehenden Signalen wird in neuerer Zeit teilweise durch ein 
„offenes“ Blocksystem ersetzt. Es werden entweder Pedal- 
kontakte mit Gleichstrom als Hilfstrom oder eine durch 
Drosselspulen bewerkstelliete Sektionierune der Gleise 
mit Wechselstrom als Hilfstrom zur Fernbetätigung der 
Blockrelais verwendet. Auf den Nord-Südbahnstrecken 


1 ETZ 1925 S. 624. 


ist ein kombiniertes Blocksystem mit drei Signalfarben 
(weiß = frei, rot = halt, grün = langsame Fahrt) ein- 
geführt. 

Zur Erleichterung der Fahrkartenausgabe sind be- 
sondere vierfache elektrisch betriebene Fahrkartendruck- 
maschinen im Gebrauch, die dem Verkaufsbeamten nach 
Bedarf die notwendige Anzahl von frisch gedruckten 
Fahrkarten jeder Art liefern. Die umständliche tägliche 
Bereitstellung von Fahrkarten, die eine Tagesnummer 
tragen, wurde damit vermieden. Fahrkartenautomaten 
wurden bis jetzt nicht verwendet. Eine Ausgangskontrolle 
besteht auf den Untergrundbahnen nicht. 


Unter den Reklameeinrichtungen kommen auch neue, 
für die Reklamebilderprojektion auf die Tunnelwände be- 
stimmte, auf der Wagendecke befestigte elektrisch be- 
triebene Automaten vor. 


In der Einrichtung der Bahnhöfe ist die größte Ein- 
fachheit eingehalten worden; ihre Ausstattung kann daher 
mit jener der neuen Berliner Untergrundbahnhöfe! nicht 
verglichen werden. Besonders die überall noch mit frei 
hängenden Glühlampen ausgeführte Beleuchtung würde 
einer Modernisierung bedürfen. Aus einem übertriebenen 
Hang am Bestehenden waren auch die neueren Wagen- 
serien den ältesten Wagen gleich ausgeführt worden; nur 
auf den Nord-Süd-Strecken sind bessere Eisenwagen im 
Betrieb. Personenaufzüge und Fahrtreppen kommen nur 
vereinzelt vor. Die Fahrkartenpreise, die in den letzten 
Jahren infolge der Frankentwertung wiederholt erhöht 
wurden’, betragen gegenwärtig 0,60 Fr für die 2., 1 Fr für 
die 1. Klasse und 0,70 Fr für die für zwei beliebige Reisen 
geltende Rückfahrkarte 2. Klasse, d. h. 9,8, 16,4 und 11,5 Pf. 


Leitungen. 


Reinigung von Isolatoren mittels Stahlwolle. — Im 
Vaca-Dixon Unterwerk UÜberschläge verursachende Staub- 
und Schmutzablagerungen auf den Hängeketten der 220 kV- 
Leitungen veranlaßten die Pacific Gas- and Electric Co., 
die Isolatoren wenigstens einmal im Jahr abzuwaschen. 
Nach verschiedenen Versuchen hat sich hierzu die Ver- 
wendung von mittelstarker Stahlwolle und Bimsstein als 
zweckmäßig erwiesen, wobei dieser mehr als Schmier- 
denn als Reinigungsmittel dent Nach dem Abwaschen 
werden die Isolatoren mit einem trockenen Tuch abge- 
rieben. Die Glasur des Porzellans soll durch die Stahl- 
wolle keineswegs zerkratzt werden, sondern es soll sich 
diese zur raschen und leichten Entfernung aller erhärteten 
Krusten als sehr geeignet ergeben haben. (El. World 
Bd. 92, S. 897.) ON. 


Höchstspannungs - Freileitungen. — Im Freileitungs- 
bau haben die Höchstspannungen zu Leiterdurchmessern 
geführt, deren zugehöriger Gesamtqauerschnitt in kei- 
nem Verhältnis zu den zu übertrargenden Strömen mehr 
steht. Die sich ergebenden hohen Seilgewichte in Verbin- 
dung mit den aus wirtschaftlichen Gründen erwünschten 
möglichst großen Mastabständen haben das Problem des 
Leiteraufbaus weiter verwickelt. Die Lösung wurde ge- 
sucht einmal in Seilen mit künstlich vermindertem Metall- 
querschnitt, dann aber auch im Ersatz des spezifisch 
schweren Kupfers durch spezifisch leichtere oder auch 
festere Metalle. So entstanden als Grenzfälle der Lösun- 
gen das Kupfer-Hohlseil und das Aluminiumseil. Dazwi- 
schen liegen Konstruktionen aus Doppelmcetall, Kupfer- 
legierungen, Aluminiumlegierungen und schließlich die 
Konstruktionen, die das Seil in einen Leitungsteil und 
einen Tragteil aufteilen. Von den letztgenannten Kon- 
struktionen hat das Stahl-Aluminium-Seil weitgehend Ver- 
wendung gefunden. Für England, das für sein im Aufbau 
begriffenes Landes-Sammelschienennetz bei 132 kV Seile 
von rd. 18 mm Dmr. benötigt, bestreitet W.T. Taylor die 
Zweckmäßicrkeit dieses Seiles. Er gründet seine Stellung- 
nahme auf die bekannte Tatsache, daß die Luftfeuchtig- 
keit in England den bei weitem größten Teil des Jahres 
wesentlich höhere Werte aufweist als auf den großen Kon- 
tinenten. Demzufolge kommen als Leitermaterial nur 
solche Metalle in Frage, die als korrosionsfest zu bezeich- 
nen sind. Galvanisierte Eisen- oder Stahldrähte sowie 
Doppelmetalldrähte scheiden also aus, Kupfer. Kadmium- 
kupfer und Aluminiumbronze bleiben verwendbar. Aber 
auch bei Verwendung der zugelassenen Baustoffe geben die 
bekannten Ilohlleiterkonstruktionen noch zu Bedenken 
Anlaß. Dagegen hat eine Neukonstruktion, der Zellen- 
leiter, den ein englisches Werk auf den Markt brinst, 


1 ETZ 1926, S. 1356. 
2? ETZ 19%, S. Bu. 


12. Dezember 1929 


einen zweckentsprechenden Aufbau, da dieser nur feuch- 
tirkeitsdichte Hohlräume aufweist. Der Zellenleiter ist 
aus Hohldrähten bzw. Röhren, die mit massiven Drähten 
untermischt sein können, aufgebaut. Die Hohldrähte sind 
vorzugsweise aus Kupfer oder Aluminiumbronze vorge- 
sehen, die massiven Drähte aus den gleichen Metallen oder 
Kadmiumkupfer. Tafel 1 zeigt einige Beispiele aus den 
vielen Kombinationsmöglichkeiten mit Angabe von Ge- 
wicht und Bruchlast. Leider sind weitere Kennzahlen noch 


Tafel. 


Außen-Dmr. in mm. 
Kupfer massiv. 


Kadmium+Kupfer 
Avf. massiv . . .. a. 12 124-12 
bat Aluminiumbronze 
massiv . ..... 6 
Kupfer hohl. .... 
Aluminiumbronze hohl 7 7 
gleichwertiger Kupfer- 
querschnitt mm? 80,6 112,9 
Gewicht /km in kg Ip 1619 2416 
Bruchlast int . ..... 7,8 12,7 


nicht gegeben. In der Iloffnung auf ihre baldige Ver- 
öffentlichung hat der Verfasser bereits die Kennzahlen für 
die verschiedensten Seilkonstruktionen in Tafeln zusam- 
mengestellt, um die Grundlage für die spätere Gegenüber- 
stellung mit dem Zellenleiter zu schaffen. (W.T. Tay- 
lor, The Electrician Bd. 102, S. 290.) Wn. 


Imprägnierung von Leitungsmasten im eigenen Be- 
triebe. — Die Frage der Leitungsmasten hat in Nordame- 
rika sich in früheren Jahren grundsätzlich von der glei- 
chen Frage in Deutschland dadurch unterschieden, daß von 
dem etwa 4 Mill Stück betragenden Jahresbedarf fast 90 % 
aus White Cedar (Thuya und Librocedrus. in Deutschland 
als Lebensbaum bekannt) gewonnen wurden; erst in den 
letzten Jahren nimmt der Verbrauch von Kiefer stark zu. 
Während die Zeder, die sehr widerstandsfähig gegen Fäul- 
nis ist, im allzemeinen keine weitere Behandlung erfordert, 
wird die Kiefer naturgemäß imprägniert. Doch ist in den 
V.S. Amerika die Zahl der Imprägnieranstalten, die hier- 
für zur Verfügung stehen. sehr gering, und sie sind sehr 
weit verstreut. Die großen Schwierigkeiten, geeignete 
Masten in imprägniertem Zustande zu erhalten, veranlaß- 
ten daher in den letzten Jahren die Consolidated Gas-Elec- 
tric Light and Power Co. zu Baltimore, sich eine eigene 
Imprägnieranlage zu schaffen. Da der Bedarf nur etwa 
10 000 Stück im Jahre ist, so schien es nicht möglich, auf 
wirtschaftlicher Basis eine Druckanlage zu errichten; man 
wählte daher eine Abart des schon länger bekannten Dop- 
peltankverfahrens. Zwei Vorratstanks wurden aufgestellt, 
einer für heißes Öl von etwa 100t Fassung und einer für 
kaltes Öl von rd. 40t. Für die Imprägnierung wurden zwei 
Tanks von 2X3X4m gebaut. Die Erwärmung des Öles 
wird nicht, wie meist üblich, durch Dampfschlangen im 
Tank bewirkt, da sich auf diesen oft dickes Öl absetzt und 
die Temperatur nicht genügend gleichmäßig zu halten ist, 
vielmehr wird das ganze Öl kontinuierlich durch einen 
besonderen Erhitzer geschickt. Die Masten werden dann 
durch einen Kran mit dem Fußende in den Tank gestellt 
und dieser bis zur geforderten Höhe mit heißem Öl gefüllt. 
Die Temperatur des heißen Öls muß der Holzart anpenn Di 
sein. Rundholz verträst höhere Temperaturen als Schnitt- 
holz. Für frische Kiefer kann man bis 105° gehen, für 
Kastanie bis 100°, für Kantholz bis 95°. Zu hohe Tempe- 
raturen bewirken Reien. Wenn auch höhere Temperatur 
die Arbeit beschleunigt, so sind doch diese Nachteile zu 
groß, so daß man sich an die oben gegebenen Grenzen hal- 
ten muß. Die Temperatur muß so lange gehalten werden, 
bis das Holz genügend durchgewärmt und die Luft in ihın 
genügend verdünnt ist; das dauert je nach der Holzart 
1..5h. Dann muß sofort das kalte Öl an Stelle des hei- 
ßen eingebracht werden. Die Temperatur des „Kalten“ Öles 
muß genügend unter der des heißen liegen, um eine starke 
Kontraktion der Luft im Holze und damit Durchtränkung 
mit Öl zu erzielen; anderseits muß sie noch genügend hoch 
sein, so daß das Öl noch ordentlich dünnflüssig ist. Als 
geeignetste Temperatur wurde etwa 40° gefunden. Das 
kalte Bad braucht nicht so lange wie das heiße zu dauern, 
muß aber mindestens 1..2h wirken. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 1815 


Es gelang, mit diesem Verfahren verhältnismäßig gute 
Durchtränkungen des Splintholzes zu erzielen. Die mitt- 
lere Aufnahme auf den Kubikmeter betrug für Douglas- 
tanne zwischen 40 und 200 ke für Kiefer 50..400 kg 
und für Roteiche 60 ... 200 kg. Wenn es nur auf die Ziffern 
ankäme, wäre das nicht einmal so schlecht, doch war die 
Durchtränkung ziemlich unregelmäßig und ungleichmäßieg. 


Noch ungünstiger wird das Bild, wenigstens vom deut- 
schen Standpunkt aus, wenn man die Kosten betrachtet. In 
der Quelle werden ziemlich genaue Angaben gemacht, und 
es läßt sich entnehmen, daß eine richtige Imprägnierarbeit 
von den meisten Druckanlagen sehr viel billiger ausgeführt 
werden konnte und auch wurde. So blieb denn als einziger 
positiver Wert für diese Betriebsart der Umstand, daß sie 
der Baltimore-Gesellschaft erlaubt, Masten aus Kiefernholz 
zu verwenden und diese zu imprägnieren in einer Gegend, 
wo bis zur nächsten für den Handel arbeitenden Imprä- 
gnieranlage mindestens 1000 km Bahnfracht zu zahlen 
waren. Die Arbeit ist ein ausgesprochener Notbehelf, weil 
im Osten der V. S. Amerika das Mastengeschäft und die 
Imprägnierung von Leitungsmasten auf ökonomischer Ba- 
sis noch nicht so entwickelt sind, daß die geforderten 10 000 
Masten jährlich zu einem genügend billigen Preise vom 
Handel geliefert werden können. (Wilson, Proc. of the 
25. Meeting of the American Wood Preservers Association 
1929, S. 109.) U. 


Apparate. 


Forschungsergebnisse über das Schalten unter Öl. — 
In einem Vortrag gelegentlich der Generalversammlung 
des SEV in Baden berichtete J. Kopeliowitsch über 
Forschungen der BBC und verglich die Ergebnisse mit 
denen früherer Arbeiten. Die Untersuchungen galten zu- 
nächst der Feststellung der Schalterarbeit bzw. des Zu- 
sammenhanges dieser mit Lichtbogenspannung und -länge. 
Von den zahlreichen Lichtbogenformeln ist keine geeignet, 
die Vorgänge bei größeren Leistungen wirklioh wieder- 
zugeben; daher ist für praktische Rechnungen die Be- 
nutzung experimentell gewonnener Charakteristiken zu 
empfehlen. Derartige, aus Oszillogrammen erhaltene Cha- 
rakteristiken zeigt z. B. Abb. 2 für zwei verschiedene 
Bogenlängen; die Abhängigkeit der Bogenlänge von der 
Abschaltspannung für gegebenen Strom zeigt Abb. 3. Letz- 


iech 
ez 


1000 2000 30004 


Abb. 2. Statische Charakteristik Abb.3. Bogenlänge und Abschalt- 

des Wechselstromlichtbogens in spannung bei konstantem Strom. 

Öl für zwei Bogenlängen. Ji sl sind Ströme wachsender 
Größe. 


tere Kurven sind ebenfalls Mittelwerte aus zahlreichen 
Versuchen. Ihr Versuch ähnelt dem der Durchschlag- 
spannung einer Funkenstrecke; der Bogen muß ja auch 
nach jedem Nulldurchgang über eine vorionisierte Gas- 
strecke hinweg neu zünden. 


Die Versuche über den Einfluß der Schaltge- 
schwindizkeit wurden mit bis zu 3000 A und 8 kV 
für jede Unterbrechungstelle durchgeführt und erhärten 
die Tatsache, daß es eine günstigste Geschwindigkeit gibt. 
Sie liegt bei 1,2...2 m/s, Abb. 4 zeigt entsprechende Kurven 
für Klotzkontakte. Eine Vergrößerung der Geschwindig- 
keit über 2 m/s beeinflußt die Lichtbogendauer praktisch 
nicht, bewirkt aber eine unerwünschte Vergrößerung des 
Schaltweges und der mechanischen Beanspruchung der be- 
weglichen Teile. Die Anwendung der Vielfachunter- 
brechung hat mit zunehmender Zahl der Unterbrechungs- 
stellen eine starke Abnahme der Lichtbogendauer und der 
entwickelten Gasmenge zur Folge. Versuche zeigten, daß 
die Bozrenlänge bei jeder Unterbrechung unabhängig von 
der Zahl der in Reihe liegenden Kontakte ist: aus Ver- 
suchen mit einer Unterbrechungstelle dürfen also auf das 
Verhalten eines Schalters mit n-facher Unterbrechung und 
n-mal größerer Abschaltleistung sichere Schlüsse gezogen 
werden, was für das Prüffeld von großer Bedeutung ist. 


Der Strom im Bogen bestimmt dessen Querschnitt und 
die Größe des Kathotdenflecks. Bei großem Strom sind in- 


a Fin Sech 


1816 


folge geringerer Abkühlung während des Nulldurchganges 
eine kleinere Zündspannung und entsprechend größere 
Bogenlänge zu erwarten. Anderseits tritt mit wachsendem 
Strom eine vergrößerte Blaswirkung auf. Beide Er- 
scheinungen wirken zusammen auf die Ausbildung eines 
Maximums der Lichtbogendauer bei einer gewissen Strom- 
stärke hin, nach dessen Überschreitung die Lichtbogen- 
dauer mit weiter wachsendem Strom infolge der quadra- 
tisch zunehmenden Blaswirkung abfällt. Die von BBC zur 
Vermeidung von Einschaltschwierigkeiten benutzten So- 
lenoidkontakte! haben, wie gezeigt wird, auch eine die 
Abschaltung begünstigende Blaswirkung. — Interessant 
sind die Messungen an Abschaltungen unter Druck 
(0... 20 kg/cm?, 25 000 kW). Sie bestätigen im allgemeinen 
die Ergebnisse Bauers? und seien hier durch Abb. 5 er- 
läutert. Eine Erhöhung des Druckes über 7 kg/cm? er- 
schwert danach den Abschaltprozeß. Der physikalische 
Zusammenhang erscheint noch nicht völlig geklärt. — Ver- 
suche mit verschiedenen Kontaktmetallen und Ölsorten 
zeigten, daß ein Einfluß auf die Lichtbogenlänge prak- 
tisch nicht vorliegt. Die Eigenfrequenz des Netzes 
beeinflußt die Abschaltung: Bei sinkender Eigenfrequenz 
wird die Abschaltung erleichtert, die Lichtbogenlänge ver- 
kleinert. Diese Wirkung konnte mit Hilfe von Parallel- 
kapazitäten zum Schalter nachgewiesen werden. Eine 
kurze Mitteilung wird auch über die Beobachtung mittel- 
frequenter, durch den Bo- 
gen bei kleinen Abschalt- 
strömen erzeugter Schwin- 
gungen gemacht, die wei- 
tere Klärung jedoch einer 
späteren Arbeit vorbe- 
halten. 


BS Ss 

EE 

EE E 
CC 30 E 


S 
Lichtbogenlänge 


Abb. 4 Abhängigkeit der Licht- 
bogenlänge, Lichtbogendauer und eege mit dem statischen 


Abb.5. Zunahme der Lichtbogen- 


Schalterarbeit von der Schalt- 
geschwindigkeit. Klotzkontakte, 
22000 kVA, 50 Hz. 


erdruck im Schalter. 2600 Aeff» 
4 kV, Zweifachunterbrechung, 
Schaltgeschwindigkeit 1,1 m/s. 


Die vom Verfasser gemachten Ausführungen über 
Gasentwicklung und Ölkolbentheorie sind teilweise schon 
in der ETZ veröffentlicht worden? Die Werte für die 
von 1 kWs entwickelte Gasmenge liegen nach früheren 
Messungen bei etwa 50 ...60 cm?. Die BBC-Versuche zeig- 
ten, daß noch höhere Werte vorkommen und daß mit zu- 
nehmender Schalterarbeit das von 1 kWs erzeugte Gas- 
volumen eine Steigerung aufweist. Die Ölkolben- 
theorie wurde durch Zeitlupenaufnahmen an einem 
Glasschalter von 90 1 Ölinhalt bestätigt?. Wegen der beob- 
achteten Einzelheiten muß auf die Originalarbeit ver- 
wiesen werden, die auch eine ganze Reihe schöner Oszillo- 
gramme enthält. Die Druckpulsationen im Schalter wur- 
den gleichzeitig mit Spannung und Strom oszillographisch 
aufgezeichnet. Schließlich behandelt der Verfasser ein- 
gehend Versuche, die über den Wert der Vielfachunter- 
brechung und der Löschkammer entscheiden sollten: auch 
hierüber sind Abbildungen usw. bereits in der ETZ ver- 
öffentlicht worden? Bei Verwendung von Löschkammern 
verlangt die schnelle Löschung auch kleiner Stromstärken 
einen engen unteren Kammerquerschnitt, der anderseits 
bei hohen Strömen zu großen Drücken führen kann. Die 
im Kammerschalter entwickelte Gasmenge ist größer als 
bei freier Abschaltung, erklärbar wohl durch die ther- 
mische Isolierung des Lichtbogens durch die Kammer. 
Wegen der im letzten Teil der Arbeit vorgenommenen 
Vergleichung der Ergebnisse der Laboratoriumsversuche 
mit denen der wenigen bekannten Schaltversuche größeren 
Maßstabes darf ebenfalls auf die ETZ-Veröffentlichung 


1 Vgl. ETZ 1928, H 681. 
? RB. Bauer, Bull. SEV Rd. 8, S. 291. 
3 Kopeliowitsch, ETZ 19%, S. 676. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


12. Dezember 1929 


verwiesen werden. Den Schluß bildet eine Betrachtung 
der Abhebeerscheinungen und ihre Bekämpfung mittels 
der Solenoidkontakte. (J.Kopeliowitsch, Bull SE\ 
Bd. 19, S. 541.) Wi. 


Bergbau und Hütte. 


Elektrisch betriebene Förderwagen - Aufschiebevor- 
richtungen. — zum Aufschieben von Förderwagen auf 
den Förderkorb verwendet man, wie F.Wintermeyer 
im „Glückauf“ mitteilt, in der Regel ständig in gleicher 
Richtung durchlaufende Motoren, weil der Vorstoßhub 
verhältnismäßig klein ist und die für jeden Hub erforder- 
liche Beschleunigung der Motor- und Getriebemassen beim 
Umkehrmotor einen nicht unerheblichen Mehraufwand an 
Energie mit sich bringt. Die Ausführung der Demag 
wurde bereits in der ETZ beschrieben!. Die Maschinen- 
fabrik Hasenclever, Düsseldorf, läßt den Motor (Abb. 6) 


= emm dp omg «> 


Liew Ze = 
Abb. 6. Förderwagen-Aufschiebevorrichtung der Maschinenfabrik 
Hasenclever. 


über ein Schneckengetriebe, die beiden Reibräder a und b 
antreiben, deren Wellen durch ein Stirnräderpaar mit- 
einander in Verbindung stehen. Die zur Bewegung des 
Seiltriebes dienende Trommel hat den inneren Reibkranz 
c, der durch Ausschwenken eines Exzenters, auf dem die 
Trommel drehbar gelagert ist, vom Steuerhebel aus mit 
den Reibrädern a bzw. b zum Eingriff gebracht werden 
kann. Durch die Hebelbewegung wird gleichzeitig eine 
Sperre betätigt, welche sich öffnet, sobald die Stoßvorrich- 
tung auf Vorlauf geschaltet ist, und sich schließt bei 
Schaltung auf Rücklauf und Stillstand. Die Rücklaufbe- 
wegung des Stößels erfolgt mit erhöhter Geschwindigkeit, 
während das Seil durch eine federnde Spindelspannvor- 
richtung dauernd in Spannung gehalten wird, so daß sich 
eine federnde Pufferung und ein elastischer Stoß ergeben. 
In einer besonderen Ausführung der Firma läuft der 
Stößelwagen nicht zwischen den Gleisen sondern dar- 
über. Der vom Wagen herabhängende Stoßhebel ist dann, 
damit der erforderliche Raum für den Wagenverkehr 
unter der Stoßvorrichtung freibleibt, in einer Führung 
auf- und abwärts beweglich. Um den Verschleiß zu ver- 
mindern sowie um eine schmutz- und staubfreie An- 
ordnung der Getriebe zu erzielen, hat die Firma das 
Reibrollengetriebe durch ein Planetenräderwerk ersetzt. 
(Abb. 7). Der Motor treibt hier über ein Schneckengetriebe: 


Abb. 7. Förderwagen-Aufschiebevorrichtung Hasenclever 
mit Planetengetriebe. 


und die Trommelwelle auf ein Sonnenrad. Mit diesem und 
mit dem in der Seiltrommel befindlichen Innenzahnkranz 
etehen Planetenräder in Eingriff, die von dem als Brems- 
scheibe ausgebildeten Planetenradträger getragen wer- 
den, Der Steuerhebel ist durch ein Kettengetriebe mit dem 
Bremshebel verbunden. Die Kraftübertragung findet 
statt, solange die Bremse angezogen ist; bei Überlastung 
gleitet der Planetenradträger unter dem Bremsrad, eo 
daß etwaige Stöße gemildert werden. Der Rücklauf des. 


t ETZ 1926, 8. 591. 


12. Dezember 1929 


Stoßwagens erfolgt durch Lüften der Bremse und gleich- 
zeitiges Andrücken des Planetenradträgers an einen 
Reibbelag des Trommelkranzes. Durch Mittelstellung des 
Bedienungshebels wird der Stillstand des Stoßvorganges 
erreicht. Gleichzeitig mit dem Auslegen des Bedienungs- 
hebels findet eine Einwirkung auf die federnden Sicher- 
heitsperren für die Förderwagen statt. 

Die Gewerkschaft Eisenhütte Westfalia, Lünen, ver- 
wendet die aus Abb. 8 ersichtliche Bauweise, wobei 
zwischen den beiden gegenläufigen geschliffenen Treib- 
rollen (a und b) aus Gußeisen einerseits und dem ge- 
schliffenen zylindrischen Reibkranz d der Aufschubtrom- 
mel anderseits eine in einer Schwinge hängende massive 
Lederrolle c vom Steuerhebel hin- und hergeschaltet wird. 
Die Aufschubtrommel vermittelt die Bewegung durch das 
Aufschubseil auf die Schubstange, die in jeder Stellung 
angehalten bzw. in gegenläufige Bewegung gebracht 
werden kann. Die Schubstange hat im Rücklauf wieder 
eine größere Geschwindigkeit als im Vorlauf. Sollte aus 
irgendeinem Umstand vor der Aufschiebevorrichtung ein 
Wagen entgleisen und gegen den Steuerhebel geworfen 
werden bzw. sich dieser zum 
Schacht hinbewegen, so läuft 
der Stößel rückwärts und 
kAnn den Wagen nicht in den. 
Schacht stürzen. Durch die 
Wahl eines hohen Reibungs- 
koeffizienten der Lederschalt- 
rolle ist nur ein geringer An- 
pressungsdruck erforderlich. 
Die Verlagerungen erhalten 
geringe spezifische Drücke 
und haben daher kaum merk- 
lichen Verschleiß. Die Leder- 
schaltrolle soll eine Lebensdauer von vielen Monaten be- 
sitzen und läßt sich in wenigen Minuten auswechseln. 


Abb. 8. Getriebe der Eisenhütte 
Westfalia. 


Abb. 9. Bauart Notbohm. 


Abb. 9 zeigt die Bauart Notbohm, bei welcher das 
Antriebseil für den Mitnehmerwagen um 2 mit den Reib- 
scheiben a und b verbundene Trommeln geschlungen ist, 
und zwischen denen die in einer Schwinge d gelagerte 
Reibrolle c liegt. Eine auf dem Schwingungszapfen be- 
findliche Kettenrolle überträgt den Antrieb auf die 


Abb. 10. Aufschiebevorrichtung mittels Umkehrmotors. 


echwingende Reibrolle, die durch Federn stets in die Mit- 
tellage gedrängt wird. Der Bedienungsmann muß bei Be- 
tätigung des Steuerhebels, mit welchem ein Bremsrahmen 
e verbunden ist, jedesmal den Federdruck überwinden. 
In der Mittellage des Steuerhebels liegen die Brems- 
echuhe an den Seiltrommeln an, während sie beim Aus- 
legen nach links oder rechts nach unten fallen. Es ist 
Vorsorge getroffen, daß bei Überschreitung der Endlagen 
des Mitnehmerwagens der Antrieb ausgerückt wird. 

Abb. 10 stellt eine Ausführung mit Umkehrmotor dar, 
die auf Schacht Königshall in Betrieb ist. Zum Antrieb 
dient ein 5 PS-Kurzechlußmotor, der auf dem nach Art 
einer Laufkatze ausgeführten, den Stößel tragenden Mit- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


Gebiet. 


1817 


nehmerwagen angeordnet ist und durch ein Schneckenge- 
triebe die vordern Lauf- und Triebrollen des Wagens an- 
treibt. Die Stromzuführung erfolgt durch ein Kabel, 
während die Steuerung durch die in der Bahn des Wagens 
an deren Endlagen angebrachten Schalthebel vorgenom- 
men wird, die den Motor um- oder ausschalten. Beim 
Auftreten von Hindernissen gleiten die Triebräder des 
Mitnehmerwagens auf der Laufbahn. (F. Winter- 
meyer, Glückauf Bd. 64, S. 1573.) Ka. 


Fernmeldetechnik. 


Fernsprechstörwirkung von Gleichrichterbahnen. — 
Wenn in Fernsprechanlagen induktive Störungen durch 
Gleichrichter-Beeinflussung auftreten, so müssen grund- 
sätzlich drei Voraussetzungen erfüllt sein: die Strromkurve 
des Gleichrichters muß eine gewisse Welligkeit haben, 
Starkstrom- und Fernsprechanlage müssen irgendwie 
elektromagnetisch gekoppelt sein und die Fernsprech- 
anlage muß eine Unsymmetrie besitzen. Dementsprechend 
untersucht Roehma n nin den ersten drei Kapiteln seiner 
Dissertation die Welligkeit und die Mittel zu ihrer Ver- 
minderung, die Kopplung zwischen Starkstrom- und 
Schwachstromsystem sowie die Unsymmetrie von Fern- 
sprechleitungen und -schaltungen!. Das vierte Kapitel be- 
handelt die Messung der Fernsprechstörwirkung von 
Gleichrichterbahnen?; der im Elektrotechnischen Verein 
gehaltene Vortrag über die Messung der Fernsprech- 
störwirkung von Starkstromanlagen? gibt, soweit er sich 
auf induktiv störende Anlagen bezieht, in kurzer Form 
den Inhalt dieses Kapitels wieder. In fünf Anlagen sind 
einige Rechnungen ausgeführt und Meßergebnisse, die im 
Gleichrichterwerk Tegel der Deutschen Reichsbahngesell- 
schaft gewonnen wurden, mitgeteilt. Ein Literaturver- 
zeichnis berücksichtigt die neueren Arbeiten auf diesem 
(L. Roehmann, Dr.-Ing.-Dissertation, T. H. 
Breslau 1928.) Sb. 


Über eine Methode zur Erzeugung von sehr kurzen 
elektromagnetischen Wellen. — In den Proc. Inst. Radio 
Eng. 1928 hat Hitedsugu Yagi eine Methode zur Erzeugung 
rascher elektrischer Schwingungen mit Hilfe des Ma- 
gnetrons veröffentlicht. Der Verfasser weist nun auf die 
tschechische Zeitschrift für Mathematik und Physik sowie 
auf ein tschechisches Patent hin, worin er dieses Verfahren 
bereits vor vier Jahren angegeben hat. Die Spule des 
Magnetrons wird dabei mit Gleichstrom beschickt; in der 
Nähe einer bestimmten kritischen Stromstärke erreichen 
bekanntlich die magnetisch abgelenkten Elektronen die 
Anode nicht mehr. In dieser Gegend ist das Magnetron 
geeignet, Schwingungen zu unterhalten. Die Wellenlänge 
soll dabei von dem angeschlossenen Schwingungskreise un- 
abhängig sein, der nur die Intensität der Schwingungen 
bestimmt; sie ist vielmehr abhängig vom Durchmesser der 
Anode, von der Anodenspannung und von der Stärke des 
Magnetfeldes. Die kürzeste erreichte Wellenlänge betrug 
29 cm bei 300 V Anodenspannung. Žáček, Jahrb. 
drahtl. Tel. Bd. 32, S. 172.) Kb. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Elektrodenkapazität und Wanderwellengestalt. — Die 
durch Widerstände oder durch Selbstinduktion verzögerte 
Entladung zwischen Metallelektroden zerfällt bekanntlich 
in einen Initialfunken und in eine Nachentladung. Ahn- 
lich gibt nun, wie nachgewiesen wird, eine geladene Dop- 
pelleitung beim Überschreiten der Zündspannung zwischen 
Metallkugeln am Leitungsanfange zunächst eine kurz- 
dauernde Entladung der Elektrodenkapazität und unmit- 
telbar nachfolgend eine länger dauernde Entladung der 
Doppelleitung. Dementsprechend zeigt die entstehende 
Wanderwelle einen steileren Buckel aus der Elektroden- 
kapazität auf einer flacheren Hauptwelle aus der Doppel- 
leitung heraus. 

Die Buckelbildung wird für Entladewellen und für 
Ladewellen untersucht. Es wird gezeigt, wie hierdurch 
die Höchstneigung der Wanderwelle, die Gestalt der Ein- 
hüllenden der Quersvannung u.a.m. beeinflußt werden. Für 
Buckelwellen hängt der Rückschluß aus der Einhüllenden, 
auch aus Messungen in einer Leitungschleife, auf die Wan- 
derwellengestalt völlig in der Luft. Insbesondere wird 
ferner auch die Bestimmung der Funkenkonstante k mit- 
tels Induktion in locker gekoppelten Drahtschleifen durch 


1 Das dritte Kapitel (erweitert) erschien auch in Tel. u. Fernspr. 
Techn. Rd. 18, S. 18. ` 

? Das vierte Kapitel wurde auch in El. Bahnen, Sonderheft 1928 
veröffentlicht. 

3 ETZ 19%, S. 424. 


1818 


Resonanz auf den Buckel stark, ja bis zur Unmöglichkeit 
erschwert. 

Da das Auftreten eines Buckels wohl nie ganz zu ver- 
meiden ist und bisher nie bewußt auf ein kleinstes Maß 
herabgedrückt wurde, so besteht für alle bisherigen Be- 
stimmungen von k aus Wanderwellen eine große Unsicher- 
heit. Eine Kritik der Auswertbarkeit älterer und vor- 
liegender Messungen des Verfassers zur Bestimmung von 
k grenzt dessen Wert zwischen 0,12 - 10? und 0,20 - 10-? 
ein. (M. Toepler, Arch. El. Bd. 21, H. 5, S. 433.) 


Verschiedenes. 


Forschungs-Institut für Elektrowärmetechnik in Han- 
nover. Die Karmarsch-Denkmünze für Geheimrat Kohl- 
rausch, Hannover. — Die Hannoversche Hochschulgemein- 
schaft hatte den Beirat des Forschungs-Instituts für Elek- 
trowärmetechnik Freitag, den 29. November 1929 zu einer 
Sitzung geladen, die von dem derzeitigen Vorsitzenden des 
VDE, Herrn Generaldirektor Dr. Krone, Dortmund, gelei- 
tet wurde, und in der unter zahlreicher Beteiligunz der 
Leiter des Instituts, Herr Prof. Dr. Dettmar, eingehend 
berichtete über die bisher durchgeführten Arbeiten (ein- 
zelbeheizte Kochgeräte und Wärmespei- 
cher) sowie über die in Gang befindlichen Untersuchun- 
gen (Kochplatten,direktundindirekt wir- 
kende Temperaturreglerund Wärmeisolie- 
rungen), von denen die Teilnehmer mit Interesse Kennt- 
nis nahmen. Prof. Dr. Dettmar berichtete dann über den 
derzeitigen Stand der von ihm mit großen Schwierigkeiten 
eingerichteten Kartei für Elektrowärmetech- 
nik, die bereits über 6000 Eintragungen verfügt. Leider 
mußte mangels genügender Geldmittel ein Teil der ange- 
fangenen Arbeiten des Forschungs-Instituts zeitweise ein- 
gestellt werden, weshalb die Aufbringung weiterer Geld- 
mittel dringend erwünscht ist. Ein Rundgang durch die im 
Kellergeschoß der Hochschule untergebrachten Instituts- 
räume konnte die Teilnehmer von dem flotten Fortgang 
der von Prof. Dr. Dettmar unter Assistenz des Dipl.-Ing. 
Backhaus und anderer Herren seit Jahresfrist an Hand 
einer großen Zahl aus der Industrie stammender Geräte 
aufgenommenen Forschungsarbeiten überzeugen. 

Hervorzuheben ist, daß über die Arbeiten des For- 
schungs-Instituts bereits zwei gedruckte Mitteilun- 
gen vorliegen, u. zw.: „Über die Einzelver- 
luste und den Wirkungsgrad direkt be- 
heizter elektrischer Kochapparate“* sowie 
„Über die Einzelverluste und den Wir- 
kungsgrad elektrischer Heißwasserspei- 
cher“, denen in Wissenschaft und Praxis weiteste Ver- 
breitung zu wünschen ist. Beide Mitteilungen sind durch 
das Forschungs-Institut zu beziehen. 

In der am nächsten Tage stattgefundenen ordentlichen 
Hauptversammlung der Hannoverschen Hoch- 
schulgemeinschaft, die von über 400 Teilnehmern 
besucht war, wurden u. a. rd. 30000 RM für Forschungs- 
und wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung gestellt 
unddieKarmarsch-Denkmünze, eine Auszeichnung 
für verdienstvolle Tätigkeit in Wissenschaft und Praxis, 
dem Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Dr.-Ing. E.h. Wilh. Kohl- 
rausch, dem Ehrenmitglied des VDE und Altmeister 
der elektrotechnischen Abteilung an der Technischen 
Hochschule, der trotz seiner 75 Jahre noch lehrend tätig 
ist, als „Meister der wissenschaftlichen und praktischen 
Elektrotechnik“ verliehen. Die Karmarsch-Denkmünze ist 
eine Medaille aus Bronze mit dem von Prof. Ebbing- 
haus modellierten Kopf des bekannten Technologen Kar- 
marsch, des Begründers und langjährigen Leiters der Vor- 
läuferin der Technischen Hochschule Hannover. 

Über die nachmittags gehaltenen Vorträge aus dem 
Gebiete „Die Deutsche Elektrowirtschaft“ 
wird an anderer Stelle besonders berichtet. Schp. 


Elektrotechnische Neuerungen. — Die in der ersten 
Märzwoche 1930 im Hause der Elektrotechnik 
zu Leipzig stattfindende Frühjahrsausstellung wird wieder 
eine Fülle von Neuerungen der elektrotechnischen Indu- 
stric aufweisen. Wer über seine Neuerungen noch nichts 
veröffentlicht hat. tut gut. einen kleinen Original- 
bericht mit Abbildungen für das Frühjahrsmesseheft 
der ETZ bis spätestens 25.1. 1930 an die Schriftlei- 
tungder ETZ,Berlin W9, Linkstraße 23/24 IV, 
zu senden. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Zweite Weltkraftkonferenz, Berlin 1930. — Die Ge- 
sehäftsführung der Zweiten Weltkraftkonferenz hat nun- 
mehr die Anmeldeformulare (Tagunesbeitrag 40 RM) und 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


12. Dezember 1929 


einen Führer für Besichtigungen von energiewirt- 
schaftlichen Anlagen in Deutschland versandt. Diese Be- 
sichtigungen gliedern sich in sieben Gruppen, von denen 
die 1. Berlin und Umgebung umfaßt, die 2. nach Westen 
und in das rheinisch-westfälische Industriegebiet, die 3. 
durch Mitteldeutschland nach Südwesten und Baden. die 4. 
durch das mitteldeutsche Braunkohlengebiet nach Bayern. 
die 5. über Sachsen und Niederschlesien nach Oberschlesien, 
die 6. nach Nordosten in Pommern und Ostpreußen, die 7. 
in das Gebiet der Hansastädte (Bremen. Hamburg, Lübeck) 
führen soll. Die Zahl der Teilnehmer kann in deren eige- 
nem Interesse für jede der vorgesehenen Besichtigunges- 
reisen nur beschränkt sein. Wir wiederholen, daß alle An- 
fragen und die Zweite Weltkraftkonferenz betreffenden 
Korrespondenzen an Weltkraft, Berlin NW 7, Ingenieur- 
nn (Telegrammadresse: Weltkraft Berlin) zu richten 
sind. 


Auskunftstelle des Deutschen Ausstellungs- und Messe- 
Amtes auf der Weltausstellung Antwerpen 1930. — Das 
Deutsche Ausstellungs- und Messe-Amt beabsichtigt. in 
Anlehnung an die Beteiligung der Hamburger und Bremer 
Wirtschaftskreise an der Antwerpener Weltausstellung 
auf dieser eine Auskunftstelle zu errichten, und bittet 
Firmen, die an einer Beteiligung Interesse haben, sich 
wegen näherer Mitteilungen umgehend mit ihm in Ver- 
bindung zu setzen. 


Internationale Ausstellung Elisabethville (Kongo) 
1930. — Aus Anlaß der Jahrhundertfeier Belgiens im Jahr 
1930 soll auch in der Kongokolonie, u. zw. in Elisabethville, 
von Mai bis Juni eine internationale Ausstellung stattfin- 
den und die Gebiete des Handels, der Industrie, der Land- 
wirtschaft sowie in einer allgemeinen Abteilung die kolo 
niale Arbeit umfassen. 


Ausstellungs-Messe Nantes 1930. — Vom 3. bis 14. IV. 
findet in Nantes eine Handelsmesse für den Westen (Foire 
Commerciale de l’Ouest) statt, u. a. mit einer Abteilung 
„Elektrizität“. Die Teilnahme ausländischer Aussteller ist 
vorgesehen. 


11. Internationale und offizielle Handelsmesse Brüssel 
1930. — Diese Messe wird vom 2. bis 16.IV. abgehalten. 
Ihre Bestimmungen sind beim Deutschen Ausstellungs- und 
Messe-Amt erhältlich. 


Internationale Messe Posen 1930. — Man will dieses 
Unternehmen vom 27. IV. bis 4. V. wiederholen. 


Wiener Frühjahrsmesse 1930. — Der Termin der Messe, 
die immer in unmittelbarem Anschluß an die Leipziger 
Messe abgehalten wird, ist auf die Zeit vom 9. bis 16. III. 
festgesetzt worden. 


Energiewirtschaft. 


Aus dem Geschäftsbericht der Elektrobank!. — Wir 
entnehmen dem Geschäftsbericht der Bank für elek- 
trische Unternehmungen, Zürich, für 1928/29 
zunächst folgende allgemeinen Bemerkungen: „Die stür- 
mische Entwicklung auf dem Gebiete der Elektrizitätswirt- 
schaft geht ohne Rücksicht auf die politischen und wirt- 
schaftlichen Schwankungen unvermindert weiter. In allen 
Ländern nimmt der Strombedarf stetig zu, und kaum ist 
ein neues Werk dem Betrieb übergeben, harren schon wie- 
der eine Reihe neuer, noch größerer Projekte der Verwirk- 
lichung. Das Vertrauen der Ingenieure und Wirtschafter 
in die großen Möglichkeiten des elektrischen Arbeits- 
gebietes scheint auch vom Kapitalanlage suchenden Publi- 
kum geteilt zu werden, denn von allen Valoren wurden 
die Elektrizitätswerte am wenigsten von den Börsenrück- 
schlägen betroffen und erfreuen sich nach wie vor großer 
Beliebtheit.“ 

Von den Beteiligungen der Elektrobank erstreckt sich 
eine in Belgien auf die im Sommer gegründete Com- 
pagnie Européenne pour Entreprises d’Electricite et d Uti- 
lité Publique (Europel), Brüssel, die, wie der Verwal- 
tungsrat sagt, in der Lage sein werde, in größerem Aus- 
maß bei der Finanzierung elektrischer und anderer Unter- 
nehmungen öffentlichen Interesses mitzuwirken. In 
Frankreich hat die Electricité de Strasbourg SA. den 
Absatz auf 121.1 Mill kWh erhöht: ihre neue Dampfzentrale 
„Port du Rhin“ wird bis 60 000 kW vergrößert. Die Forces 
Motrices du Haut-Rhin S.A., Mülhausen. lieferte 238.3 Mill 
kWh und steigert die Betriebspannung der Übertragunss- 
leitung nach Mülhausen auf 135 kV. um größere Energie- 
mengen aus den Kraftwerken Mühleberg und Grimsel be- 
ziehen zu können. Die Zentrale der Compagnie Centrale 
d'Energie Electrique, Paris. in Grand-Quevilly produzierte 
105.5 Mill kWh; ihre Filiale, die Société Algérienne 
d’Eelairage et de Force hat u.a. die Errichtung eines 


1 Vgl. ETZ 1928, S. 1857. 


sf rien m ml 


12. Dezember 1929 


großen Wärmekraftwerks im Hafen von Algier begonnen; 
um bedeutende neue Wasserkraftwerke zu bauen, wurde 
von ihr die Société des Forces Motrices d’Algerie ge- 
gründet. Außerdem hat die Compagnie Centrale zur För- 
derung einer weitgehenden Anwendung der Elektrizität 
mit befreundeten Unternehmungen die Société Centrale 
d’Applications Electriques ins Leben gerufen. Der nun- 
mehr reorganisierten Compagnie d’Electricit& Industrielle, 
Paris, ist die Konzession für ihre Hauptzentrale am Lac 
d’Oo erteilt worden, in der sie eine neue Maschinengruppe 
von 10000 kW installiert hat; die gesamte Leistung ihrer 
drei Wasserkraftanlagen wird bis 1930 60000 kW er- 
reichen. Eine weitere Ausdehnung des Unternehmens ist 
projektiert,. besonders die Vergrößerung der Anlagen in 
Marignac. Bei der Société des Forces Motrices de la Vienne, 
Paris. stieg die Jahreserzeugung um rd. 17 %: die Wasser- 
kraftanlage Jousseau ist vollendet, und die Fertigstellung 
derjenigen von St. Marc am Taurion, von dem man über- 

ies eine zweite Stufe ausbaut, wird für Anfang nächsten 
Jahres erwartet. Das Netz der Gesellschaft soll mit denen 
der Société Nantaise d’Eclairage et de Force par l’Electri- 
cité und der Compagnie du Gaz pour la France et l’Etranger 
verbunden werden. Mit diesen beiden Gesellschaften wurde 
die Société de Transport d’Energie de l’Ouest (Stello) ge- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


1819 


Charco del Cura, hat mit 16200 kW den Betrieb aufge- 
nommen, läßt sich aber erst nach Vollendung der Stau- 
mauer für die zweite Zentrale Puente Burguillo voll aus- 
nutzen. Die Regadios y Energia de Valencia S.A., Valen- 
cia, welche die Verwertung der Turia bezweckt, befindet 
sich noch im Anfang der Entwicklung. Der Aktivsaldo 
der Elektrobank betrug mit Vortrag 9 789 412 Fr (9 656 472 
i. V.), woraus wieder 10 % Dividende auf 75 Mill Fr 
Aktienkapital verteilt worden sind. 


Die Energiegewinnung der Welt. — In Abb. 11! ist 
die Menge der 1927 unmittelbar gewonnenen Energieträger 
einheitlich auf den Maßstab der Kilowattstunde gebracht. 
Die Darstellung zeigt die beherrschende Stellung der Stein- 
kohle (77% der Weltenergiegewinnung), die heute noch 
in allen Erdteilen an der Spitze sämtlicher Energieträger 
steht. Die flüssigen Brennstoffe konnten sich einen be- 
sonders starken Anteil in Amerika und in Asien sichern. 
Der Beitrag der Wasserkräfte bewegt sich in sehr be- 
scheidenen Grenzen. Selbst in Afrika, das fast die Hälfte 
aller Wasserkraftvorkommen der Welt besitzt, ist ihre 
Beteiligung an der Energiegewinnung nur äußerst gering. 
Das gleiche gilt für den Anteil der Braunkohle. Entfielen 
doch von den 1928 auf der Erde geförderten 213,5 Mill t 


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420 Mrd kWh 


GC 


5 


09 Mrd. kWh u 


Abb. 11. Die Weltenergiegewinnung 1927. 


gründet, die das restliche Verbindungstück zwischen den 
110 kV-Linien der drei Unternehmungen herstellen wird. 
Die Société des Forces Motrices de la Viennr hat sich 
ferner um neue Konzessionen an der Vienne Sup6rieure 
bemüht und sich an der Société d’Energie Electrique de la 
Moyenne Dordogne beteiligt, welch letztere aus dem Fluß 
350 000 kW zu gewinnen beabsichtigt. Das Anwachsen der 
Stromlieferung auf 727 Mill kWh hat in Italien die 
Società Adriatica di Elettricità, Venedig, veranlaßt, den 
Bau weiterer Wasserkraftwerke in Aussicht zu nehmen. 
Bekanntlich wurde von ihr mit befreundeten Gesellschaften 
die Compagnie Italo-Belge pour Entreprises d’Electriecite 
et d’Utilitt Publique geschaffen und von dieser, der 
Elektrobank usw. wiederum die oben schon genannte 
Europel, der die Berichterstatterin zahlreiche Beteili- 
gungen abgetreten hat. In Polen ist infolge der Steige- 
rung der Leistung in der Zentrale der Lodzer Elektrizi- 
tätsgesellschaft AG. deren Stromabgabe um 26 % auf 80,6 
MillkWh gewachsen; die Anlagen werden um 20 000 kW 
auf 66 000 kW erweitert. Inder Schweiz belief sich die 
Energielieferung des Kraftwerks Laufenburg auf 384 Mill 
kWh, d.s. 13 % mehr als 1927; 14,6.Mill kWh wurden von 
fremden Werken bezogen. Bei den Centralschweizerischen 
Kraftwerken, Luzern, erhöhte sich die Stromabgabe, ein- 
schließlich der angegliederten Werke Altdorf und Schwyz, 
auf 110,2 Mill kWh. Was Spanien angeht, so hat die 
Compañia Sevillana de Electricidad, Sevilla, 1928 102,8 Mill 
kWh gewonnen und die Konzession für die Erstellung 
einer Wasserkraftanlage am Viar (etwa 80 Mill kWh 
jährlich) erhalten. Der Stromverbrauch der Compañia 
Hispano-Americana de Blectrieidad S.A., Madrid, ist von 
498,8 auf 542,9 Mill kWh gewachsen; Ende 1928 betrug ihre 
Gesamtleistung 392 600 kW. Die erste der beiden Wasser- 
kraftanlagen der Saltos del Alberche, Madrid, genannt 


allein 166,2 Mill t auf Deutschland. Da die Elektrizitäts- 
gewinnung der Welt im Jahre 1927 etwa 230 Mrd kWh 
betragen haben dürfte, sind also aus den geförderten Kohle- 
und Erdölmengen sowie aus den ausgenu.zten Wasser- 
kräften nur 14 % der darin enthaltenen Energien in elek- 
trischen Strom umgewandelt worden. Dehne. 


GEWERBLICHER RECHTSSCHUTZ. 


Ausfertigung von Patenturkunden. — Durch eine 
Entscheidung der Beschwerdeabteilung II vom 30. VII. 
1929 wird der Grundsatz aufgestellt, daß über den im 
Patentgesetz vorgesehenen Fall der Ausfertigung einer 
Urkunde nach der Erteilung des Patents an den Patent- 
inhaber hinaus weitere Ausfertigungen zulässig sind, 
wenn nach Ansicht des Patentamts ein berechtigtes Inter- 
esse besteht. Ein solches wurde bisher schon bei Verlust 
der Urkunde angenommen. Im vorliegenden Fall waren 
zwei Patentinhaber in Meinungsverschiedenheiten gera- 
ten. Der eine wollte unabhängig vom andern über sei- 
nen Anteil am Patent verfügen und hatte deshalb die 
Ausfertigung einer besonderen Urkunde beantragt. Die 
Beschwerdeabteilung stellte fest, daß ihm für diese Ver- 
fügungsmöglichkeit die Ausfertigung der Patenturkunde 
von großem Nutzen sein könne, weil bei etwaigen Ver- 
handlungen über eine Verwertung des Anteils in der 
Regel die Vorlegung der Patenturkunde verlangt wird. 
Die Beschwerdeabteilung führte dann aus, daß sich Miß- 
brauch mit einer weiteren Ausfertigung der Urkunde 
nicht treiben lasse, wenn man diese in einer Weise be- 
zeishne, die das Vorhandensein einer ersten Ausfertigung 


Aus Techn. Wirtsch. (VDI-Verlag) Bd. 22, 1929 S. 288. 


1820 


ersichtlich mache. Zudem sei die Patenturkunde nicht Trä- 
gerin des Patentrechts, sondern nur Beweisurkunde für 
die Tatsache der Patenterteilung. 


Zahlung von Anmeldegebühren im patentamtlichen 
Verfahren. — Das Reichspatentamt hat kürzlich darauf 
aufmerksam gemacht, daß häufig bei der Anmeldung von 
Patenten, Gebrauchsmustern oder Warenzeichen nicht, 
wie die gesetzlichen Vorschriften vorschen, gleich- 
zeitig die tarifmäßize Gebühr eingezahlt werde. Das 
Amt sei gesetzlich nicht verpflichtet, die Abweisung der 
Anmeldung wegen Nichtzahlung der Anmeldegebülhr von 
einer vorherigen besonderen Zahlungsaufforderung ab- 
hängig zu machen (was z. Z. seine Praxis ist). In der 
bezüszlichen Mitteilung wird ferner auf die Notwendigkeit 
hingewiesen, bei allen Zahlungen für Neuanmeldungen den 
Namen des Anmelders und den Gegenstand der Anmel- 
dung, bei allen sonstigen Zahlungen das Aktenzeichen 
oder die Rollennummer anzugeben, weil sonst neben der 
Erschwerung des Geschäftszanges auch die schädliche 
Folge eintreten kann, daß bei nicht rechtzeitiger Fest- 
stellung der Zugehörigkeit der geleisteten Zahlung die 
Zurückweisung des damit verbundenen Antrags droht. 


Ausübungszwang in Kanada. — In einer Entschei- 
dung vom 26. VIII. 1929, die das Patent 252 124 betraf, hat 
der Präsident des kanadischen Patentamts folgende wich- 
tigen Grundsätze über die Handhabung des Ausübungs- 
zwangs aufgestellt: „Man kann von dem Patentinhaber 
vernünftizerweise nicht verlangen, daß er eine Fabrika- 
tion in Kanada beginnt, bevor ein genürzendes Bedürfnis 
für den Artikel vorhanden ist, um eine Basis für die Fa- 
brikation abzugeben, oder bevor er die Möglichkeit hatte, 
sein Produkt einzuführen, es den Interessenten bekannt 
zu machen und damit einen Markt dafür zu schaffen. Der 
Patentinhaber hat sich vor Ablauf der Dreijahresfrist be- 
müht, den patentierten Artikel einzuführen, und auch mit 
dem Kläger verhandelt, damit dieser den Artikel in Ka- 
nada herstellt und den Anforderungen des Gesetzes ent- 
spricht. Die Verhandlungen wurden nicht früher be- 
gonnen, weil die Nachfrage nicht einen genügenden Um- 
fang der Fabrikation gewährleistete, um diese einträg- 
lich zu gestalten. Es ist behauptet worden, daß die Wir- 
kung des Gesetzes automatisch eintritt und daß, wenn die 
Fabrikation nicht innerhalb von drei Jahren begonnen 
hat, das Patent widerrufen werden kann oder daß eine 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


12. Dezember 1929 


Zwangslizenz erteilt werden muß. Ich weigere mich, die 
§ 40 und 41 des Gesetzes so auszulegen. Patente werden 
nicht nur erteilt, um dem Patentinhaber eine Pflicht auf- 
zuerlegen, deren Erfüllung nicht immer möglich ist. Das 
Gesetz muß dem Patentinhaber ein zewisses Maß von 
Schutz geben, und er sollte nicht mit dem Verlust seines 
ausschließlichen Rechts bestraft werden, wenn die Nicht- 
ausführunz auf Umstände zurückzuführen ist. die nicht 
in seiner Macht liegen oder wo der Markt nicht darauf vor- 
bereitet ist, den patentierten Artikel aufzunchmen. Ich 
finde, daß der Patentinhaber sich zunächst bemüht hat, den 
patentierten Gegenstand auf dem kanadischen Markt ein- 
zuführen und ihn als einen sehr wünschenswerten Artikel 
bekanntzumachen, und daß er nachher versucht hat, wegen 
der Fabrikation des Gegenstandes mit den beiden Firmen 
zu verhandeln, von denen bekannt war, daß sie allein die 
richtige Einrichtung dafür besitzen.“ Aus diesen Grün- 
den kommt der Präsident zu einer Zurückweisung der 
Klage; das Urteil legt besonderen Wert auf die Bemühun- 
gen des Patentinhabers um Fabrikation seiner Erfindung 
in Kanada, selbst wenn diese Bemühungen erfolglos waren. 


Gewerblicher Rechtsschutz in Ägypten. — Bisher be- 
stand an jedem der drei gemischten Gerichte Ägyptens, 
Kairo, Alexandria und Mansourah, ein Register zur Ein- 
trazung gewerblicher Schutzrechte, so daß man, um voll- 
ständigen Schutz zu haben, drei Eintragungen benötigte. 
Nach einem Beschluß des gemischten Berufungsgerichts 
in Alexandria wird nunmehr bei ihm am 1.1. 1930 ein ein- 
ziges Register für ganz Ägypten eingerichtet, das zur Ein- 
tragung von Erfindungspatenten, Warenzeichen, literari- 
schem, künstlerischem und musikalischem Eigentum dient. 
Das vereinfacht die Erwirkung von Schutz in Ägypten 
wesentlich. 


Beitritt zu den Haager Abkommen. — Brasilien 
ist mit Wirkung vom 26. X. 1929 dem Pariser Unionsver- 
trag für den Schutz des gewerblichen Eigentums sowie 
dem Madrider Abkommen über die Unterdrückung falscher 
Herkunftsbezeichnungen und über die internationale Ein- 
Lrapung von Warenzeichen in der Fassung der Haager 
Konferenz vom 6. XI. 1925 beigetreten. 

Ferner hat Großbritannien für seine Kolonie der In- 
sen Trinidad und Tobago den Beitritt zu den ersten 
beiden Abkommen mit Wirkung vom 21. X. 1929 angezeigt. 


Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld I, Berlin. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Elektrotechnischer Verein. 
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Gescht 
stelle, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a Il, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 2697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02. 


Einladung 


zurordentlichen Sitzung am Dienstag, 
dem 17. Dezember 1929, 7% Uhr abends in 
der Technischen Hochschule zu Char- 
lottenburg, Erweiterungsbau Saal Nr. 301. 


Tagesordnung: 


1. Geschäftliche Mitteilungen. 

9%. Vortrax des Herrn Obering. Dr.-Ing. Kesselring 
über das Thema: ‚DerExpansionsschalter 
(Hochleistungschalter ohne Öl)‘. 


Inhaltsangabe: 


Das allgemeine Grundgesetz der Flüssiekeitschalter. 
Einige aus dem (Grundgesetz hervorgehende Ausfüh- 
rungsformen des Expansionsschalters. 

Die thermodynamischen Vorgänge während der Ab- 
schaltung. 

Der Löschvorgang. 

Der konstruktive Aufbau des Expansionsschalters. 
Anwendung des Grundgesetzes auf die verschiedenen 
Flüssiekeitschalter. 

Gerenüberstellung der Löschkurven des Preßluft- und 
Expansionsschalters. 


Einlaß in den Vortragsaal gegen Vor- 
zeigung der Mitgliedskarten. 


AufdenNamenausgestellteGastkarten 
werdenbei Vorausbestellunge bis 16. Dezember 
von der Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins, 
Berlin W 35, Potsdamer Straße 118a ll. ausgegeben. 


sa nv Lë De 


Nachsitzunge im „Grand-Hotel am Knie“, Char- 
lottenburg, Bismarckstr. 1. 


Elektrotechnischer Verein e. V. 
Der Vorsitzende 
K. W. Wagner. 


Vorläufige Anzeige 


betr. 50jähriges Bestehen des Elektrotechnischen Vereins. 


Derklektrotechnische Verein,derEnde 
Dezember 1879 gegründet wordenist, wird 
infolgedessen demnächst 50 Jahre bestehen. 
Aus mehrfachen Gründen wird die Jubiläumsfeier in der 
Zeit vom 24. bis 27. Januar 1930 stattfinden. In Aussicht 
ers ist die nachstehende „Vorläufige Fest- 

olge“: 


Freitag,den 24 Januar 1930. 


a) 2 Uhr nachmittags: Festsitzung in Krolls Großem 
Festsaal, Berlin NW 40, Platz der Republik 7. 


Ansprache des Vorsitzenden mit einem kurzen 
Rückblick auf die Entwicklung der Elektrotechnik 
in den vergangenen 50 Jahren. 

Glückwünsche anderer Vereine usw. 

Ehrungen. 


b) a abends Festessen mit Ball in Krolls sämtlichen 
älen. 
Sonnabend,den 25. Januar 1930. 


a) 10 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags, 3 bis 6 Uhr 
nachmittags: Technisch-wissenschaftliche Tagung im 
Lanzenbeck-Virchow-lIHaus (Großer Saal), Berlin 
NW 6, Luisenstr. 58/59, bestehend aus Vorträgen her- 
vorragender Fachmänner über elektrotechnische 

‘ Themen von allzemeinem Interesse. 

b) Abends: Bierabend von 8 Uhr ab (Hotel wird noch 

bekanntgegeben). 


_ en ege Re en 


12. Dezember 1929 


Sonntag, den 26. Januar 1930. 

Führung durch Berliner Museen. 
Montag,den 27 Januar 1930. 

Besichtigung technischer und anderer Betriebe. 

Die Einzelheiten werden später bekanntgegeben wer- 
den; die Einladungen werden rechtzeitig ergehen. 
Elektrotechnischer Verein. 
Der Generalsekretär: 
Dr. Schmidt. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Geschäftstelle: Berlin W 67, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B 1 Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


VDE-Fachbericht-Sonderheft 1929. 


Das VDE-Fachbericht-Sonderheft 1929 der XXXIV. 
Jahresversammlung des VDE in Aachen ist soeben er- 
schienen. Der Inhalt des Heftes gibt die auf der XXXIV. 
Jahresversammlung des VDE am 8. und Í. Juli 1929 in der 
Technischen Hochschule Aachen gehaltenen Fachberichte 
nebst den anschließenden Besprechungen wieder. Die 
Preise sind: 


Für Mitglieder geheftet 5,— RM, 
> gebunden . . . 6— „ 
für Nichtmitglieder geheftet 9,— , 
u gebunden . 10,— ,„ 
Versandkosten 050 , 


Bestellungen bitten wir umgehend an die Geschäftstelle 
des VDE, Berlin W 57, Potsdamer Straße 68, zu richten. 
Der Versand erfolgt sofort. 


Kommission für Freileitungen. 


Die Jahresversammlung 1929 hatte die Kommission 
bevollmächtigt, den in ETZ 1929, S. 434, 726 und 947 ver- 
öffentlichten Schlußentwurf der 

„Vorschriften für Starkstrom-Frei- 

leitungen V.S. F./1930* 


einer nochmalizgen Überprüfung zu unterziehen, um nach 
Ablauf der Einspruchsfrist noch eingezangene Anregun- 
zen gezebenenfalls bei dem endgültigen Wortlaut zu be- 
rücksichtiren sowie das Ergebnis der zur Zeit der Jah- 
resversammlung noch schwebenden Verhandlungen mit 
dem Deutschen Straßenbauverband in den endgültigen 
Wortlaut hineinzuarbeiten. 

Diese Überprüfung ist im Einvernehmen mit den An- 
tragstellern erfolgt. Außerdem ist das Ergebnis der Ver- 
handlungen mit dem Deutschen Straßenbauverband in 
&5 32 und 36 aufgenommen. 

Die Kommission hat weiter, dem Beispiel der Kom- 
mission für Errichtungs- und Betriebsvorschriften fol- 
gend, auch für die neuen V.S.F.;1930 die Trennlinie von 
1000 V eingeführt, so daß jetzt zwischen Freileitungen 
mit Betriebspannungen unter 1 kV und solchen mit Be- 
triebspannungen von 1 kV und darüber unterschieden 
wird. Die hierdurch bedingten Änderungen sind eben- 
falls in dem nachstehenden Nachtrag 3 wiedergegeben. 

Der Vorstand hat den nachstehend veröffentlichten 
Änderungen an dem Schlußentwurf in seiner am 8. No- 
vember 1929 abgehaltenen Sitzung zugestimmt, so daß 
die V.S.F./1930 mit diesen Änderungen am 1. Januar 1930 
in Kraft treten. 


Nachtrag 3 zum Schlußentwurf 


der 
„Vorschriften für den Bau von Starkstrom-Freileitungen 
V.S.F./1930*. 
Inhaltsübersicht. 


III. Freileitungen für Betriebspannungen von 1 kV 
und darüber. 


IV. Freileitungen für Betriebspannungen unter 1 kV. 


II. Begriffserklärungen. 
§ 3. 
Die Vorschrift a) erhält folgenden erweiterten Wort- 


laut: 
„a) Freileitung im Sinne dieser Vorschriften 


ist die Gesamtheit der zu einem Zug vereinigten ober- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50- 


1821 


irdischen Starkstromleitungen mit allen Einrichtungen 
zur Führung der Leitungen, also den Stützpunkten — 
wie Maste und deren Fundierung, Dachständer, Konsole 
u.dgl. —, den Leitungsträgern, Isolatoren, Leitungen 
und Erdungen.“ 


i Die Vorschrift f) erhält folgenden geänderten Wort- 
aut: 

„£) Dauerzugfestigkeit der Leitungen im 
Sinne dieser Vorschriften ist die größte statische Zug- 
spannung, die eindrähtige Leitungen oder zu Seilen 
verwendete Drähte 1 Jahr lang aushalten müssen, ehe 
sie zerreißen.“ 


Hierdurch wird an allen übrigen Stellen der Vorschriften, 
an denen das Wort „Dauerfestigkeit“ gebraucht war, 
dieses Wort abgeändert in „Dauerzugfestizkeit“. 


a Vorschrift g) erhält folgenden erweiterten Wort- 
aut: 
wël Höchstzugspannung im Sinne dieser 
Vorschriften ist die Zugspannung im tiefsten Punkt 
der Leitungen, die nach dem bei der Verlegung ge- 
wählten Durchhang weder bei —5° mit der der Be- 
rechnung zugrunde gelegten Zusatzlast noch bei — 20 ° 
ohne Zusatzlast überschritten wird.“ 


Die der Vorschrift h) angefügte Erklärung wird ge- 
strichen. 


III. Freileitungen mit Betriebspannungen von 1 kV 
und darüber. 
A. Leitungen. 


§ 4. 
Schutz gegen Berührung. Abstände von 


Gebäuden. 
Der 1. Abs. der Vorschrift c) erhält folgenden er- 
weiterten Wortlaut: 


wël Die Führung von Leitungen über Gebäude ist 
im eigentlichen Stadtgebiet tunlichst zu vermeiden; 
dieses gilt besonders für Industriebauten. in denen 
feuergefährliche Stoffe verarbeitet oder gelagert wer- 
den. Über Gebäude mit weicher Bedachung (Pappe auf 
Holzverschalung, Stroh-, Rohr-, Ret-. Schindel-, Lehm- 
schindel- u. del. Dächer) dürfen Leitungen nicht hin- 
weggeführt werden, es sei denn, daß der Abstand vom 
Dachfirst bis zur untersten Leitung mindestens 12 m 
beträgt.“ 
Die Unterabschnitte der Vorschrift c), die mit a) 
und ß) gekennzeichnet sind, erhalten folgenden Wortlaut: 

„a@) Der senkrechte Abstand zwischen den nicht 
ausgeschwungenen Leitungen und darunterliegenden 
Gebäudeteilen (Dachfirst, Oberkante der Schornsteine 
u. dgl.) muß mindestens 3 m betragen und zwar bei 
Leitungen mit Kettenisolatoren auch dann, wenn die 
unterste Leitung in einem benachbarten Feld bei 
größtem Durchliang reißt oder, wenn sie bei normaler 
Eisbelastung den Eisbehang in beiden Nachbarfeldern 
abreworfen, im Kreuzungsfeld dagegen noch festge- 
halten hat. 

B) Bei der Führung seitlich von Gebäuden oder 
Gebäudeteilen dürfen sich Leitungen, die sich leicht 
ausschalten lassen, im ungünstigsten Falle und im 
unbeschädigten Zustande festen Gebäudeteilen nicht 
auf weniger als 3 m nähern können. Alle übrigen 
Leitungen dürfen sich im ungünstigsten Falle und im 
unbeschädigten Zustande festen Gebäudeteilen nicht 
auf weniger als 5 m nähern können. 

In beiden Fällen ist das Ausschwingen der Lei- 
tungen zu berücksichtigen.“ 

8 6. 
Beschaffenheit der Leitungsdrähte und 
Leitungseile Mindestquerschnitte. 


Die Vorschrift d) wird durch folgenden, am Schluß 
anzulüzenden neuen Absatz erweitert: 
„Eindrähtige Leitungen sind nur bis 80 m Spann- 
weite zulässig (Ausnahme für Fernmeldeleitungen 
siehe $ 11).“ T 


Zulässige Zugspannungen. 

Die Vorschrift a) wird in Vorschriften a) bis c) mit 
folgendem Wortlaut aufgeteilt: 

.a) In Gegenden, in denen im allzeme!nen keine 
größere als die normale Zusatzlast [siehe $ 8b)] zu er- 
warten ist, sind folgende Höchstzugspannungen zulässig: 

bei eindrähtiren Kupferleitungen 12 kg/mm? 
bei Kupferseilen ee a re en e rad 5 
bei Aluminiumseilen . 8&8 y» 
bei Stahlaluminiumseilen, die den Bedin- 

gungen nach §§ 5 u. 6a) entsprechen, 

auf den Gesamtquerschnitt bezogen. . 11 ” 


1822 
bei Seilen aus Bronze Bz II. . 30 kg mm? 
bei eindrähtigen Leitungen aus anderen 
Werkstoffen 5%, 


bei Seilen aus anderen Werkstoffen f í 50 - 
der Dauerzugfestigkeit. 


b) Da bei großen Spannweiten die Zugspannung in 
den Aufhängepunkten der Leitungen nicht mehr vernach- 
lässigt werden darf — bei normalen Spannweiten ist der 
Zuwachs der Zugspannung gegenüber der Spannung im 
tiefsten Punkt so gering, daß er vernachlässigt werden 
kann —, darf bei einfacher normaler Zusatzlast die Zug- 
spannung an diesen Aufhängepunkten der Leitungseile die 
Höchstzugspannung nach a) um höchstens 5% über- 
schreiten. 

Da die Sicherheit der Leitungen bei auftretenden Zu- 
satzlasten mit wachsender Spannweite abnimmt, ist der 
Nachweis zu erbringen, daß bei Leitungseilen die 2-fache 
normale Zusatzlast den Werkstoff an den Aufhängee- 
punkten höchstens bis zur Dauerzugfestigkeit beansprucht. 

c) Die vorstehenden Anforderungen gelten für Lei- 
tungseile als erfüllt, cin besonderer Nachweis erübrigt sich 
also, wenn bei den unter a) festgelegten Höchstzugspan- 
nungen die in der nachstehenden Tafel I angegebenen 
(irenzspannweiten nicht überschritten werden. 

Die zulässigen Spannweiten für eindrähtige Leitungen 
sind in §§ 6 und 11 festgelegt. 

Die nachstehenden Grenzspannweiten sind nach der 
Gleichung der Kettenlinie berechnet. 


Tafell. 
Grenzspannweiten 
Si ; Stahl® 
Bronze a Sr mit Prüffestigkeit 
E | AN mini- in kgimm 
Be Seal Pz0P um | um | E erter 
m m ' m n'm mm: m|m 


} 


35 | 80) 160, 

50 (uo ag TT 
70 140| 280) 90 9 O 

85 Toi on "mie II 
120 | 810 (an 2301| 470| u en 

150 | 870 "1400| 1290| 630° Di BE 

iss |920| "ag |360 s60 | 7] 


.. * Für Stahlaluminiumseile geben die Zahlen die entsprechenden 
Seilnummern an. 
IT Grenzspannweiten für Seile aus Bronze Bz I und Bz III sowie 
für Stahlseile werden nachgetragen, sobald die eingeleiteten Versuche 
zur Bestimmung der Dauerzugfestigkeit abgeschlossen sind.” 


Die bisherigen Vorschriften b) und c) erhalten die 
Kennbuchstaben d) und e). 


§ 8. 
Durchhang. 


Tafel II und die zugehörende Fußnote 4 werden, wie 
folgt. geändert (s. nächste Spalte oben): 


§ 11. 


Fernmeldeleitungen am Gestänge von 
Starkstromleitungen. 


Dieser Paragraph erhält folgende geänderte Fassune: 

„a) Fernmeldeleitungen, die mit Starkstromleitungen 
am gleichen Gestänge geführt sind, müssen so eingerichtet 
sein, daß gefährliche Spannungen in ihnen nicht auftreten 
können, oder sie sind entsprechend der induzierten Span- 
nung wie Starkstromleitunzen zu behandeln. 

Bezüglich der Gefährdung von Fernmeldeleitungen 
durch unmittelbare Berührung mit Starkstromleitungen 
siehe SS 32 und 36. 

Fernmeldeleitungen dürfen am gleichen Gestänge nur 
unterhalb der Starkstromleitungen verlert werden. 

b) Bei Spannweiten bis 120 m wird Bronze-, Doppel- 
metall- und Stahldraht, dessen Nennlast mindestens 


350 kg beträgt, mit einem geringeren Querschnitt als ` 


10 mm? zugelassen. Im übrigen gelten für Fernmelde- 
leitungen, die mit Starkstromleitungen am gleichen Ge- 
stänge geführt sind, §§ 5 bis 8.“ 


B. Isolatoren und Zubehör. 
§ 12. 
Isolatoren. 


Die Vorschrift a) erhält folgenden geänderten Wort- 
iaut: 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


12. Dezember 1929 


„a) Für die Prüfung der Isolatoren gelten die „Leit- 
sätze für die Prüfung von Isolatoren aus keramischen 
Werkstoffen für Spannungen von 1000 V an“. Soweit die 
Isolatoren genormt sind, gelten außerdem die diesbezüg- 
lichen Normblätter DIN VDE 8002 bis 8005, 8007 und 8008. 
Noch nicht genormte Isolatoren müssen in elektrischer 
und — bei Abspannpunkten — auch in mechanischer Hin- 
sicht die gleiche Sicherheit wie die genormten Isolatoren 
bieten.“ 


Tafel Il. 


U 


Dauer Prüf- 
Eigen- Wärme- | Elastische zus tee 
Werkstoff gewicht Bann e Ce fenn keit 
: See? e : 2; eitin! in 
je keem? | eç für 1° 'a in cm’kg ke mmiki mir 


Der zur zur E u zu 


Bronze Bz Inach 


DIN VDE 83 w 1,3. 106 
Bronze Bz TI nach 2 ` 5 1 

nach DIN VDE 8,65.10 3| 1,63.10-5, 72 7.5 | Si 70 

1,3. 19 
Bä... EE Sasse et EDEN 
Aluminium.....1270.10-3 233.10-5 _1_| 12 | 18 
l. 0,56 e (RL . 

Stahlaluminium -3 5 a ` ES 
Stahl mit 40 kg/ e Wi 1 P 


A AE 


Stahl mit 70 kg/ | ] DOC 


-3 5 
mm? verzinkt , 7,8 . 10 d 1,1 . 10 1,96. 106 
Stahl mit 120 kg/ 3 —5 1 e 4 
mm? verzinkt . 8,0 D 10- 1,1 . 10 | 2,0 7 106 129 
Stahl mit 150 kg/ e sl 
mm? verzinkt .| Bi, 107°) 11.1079 -50,106 | 16) 


*“ Dauerzugfestigkeit für Bronze Bz I und Rz III sowie für Stahl 
wird nachgetragen, sobald die einge reten Versuche abgeschlossen sind. 
.. „Bis zur Bekanntgabe dieser Werte sind diese Werkstoffe mindestens 
mit 25facher Sicherheit, bezogen auf die Prüffestigkeit, zu spannen. 


Die Vorschrift d) erhält für den Unterabschnitt 2a) 
folgenden geänderten Wortlaut: 
„2. Stichprobenprüfung. 

a) Mechanische Prüfung von Stützen- 
isolatoren. Stützenisolatoren, die für Abspann- 
zwecke verwendet werden, müssen stichprobenweise 
gemäß § 9a) der unter a) genannten Leitsätze mit 
entsprechend starken eingekitteten oder eingebleiten 
Versuchstützen geprüft werden. Hierbei müssen ge- 
normte Isolatoren die in DIN VDE 8002 bis 8005 auf- 
geführten, nicht genormte Isolatoren die entsprechen- 
den Mindestbruchlasten haben.“ 

§ 13. 
Isolatorstützen und Aufhängeteile. 
Die Vorschrift a) erhält folgenden geänderten Wort- 
laut: 
„a) Für Isolatorstützen und Aufhängeteile gelten die 
gleichen Grundsätze wie für Stahlmaste und außerdem die 
Normblätter DIN VDE 8040 bis 8045.“ 


C. Gestänge. 
3. Stahlmaste. 
§ 24. 
Zulässige Spannungen. 


Abs.2 und 3 der Vorschrift c) erhalten folgende ge- 
änderte Fassung: 

„Für die verschiedenen Schlankheitsgrade von Stäben 
aus Flußstahl ist œ aus Tafel VI zu entnehmen. Zwischen- 
werte sind geradlinig einzuschalten. 

In Tafel VI bedeuten: 


8 
= = ‚wobei 2 ay 


SS 
F D 


I = das für die Berechnung in Frage kommende Träzheits- 
moment des ungreschwächten Stabes, 
F = Querschnitt des ungeschwächten Stabes, 
_ zulässige Zug- und Biegungspannung ` gu is 


DÉI D — st. 
zulässige Druckspannung nl 


— 


12. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 1823 


Ee 


Bei der Berechnung von Tafel VI sind: 


der Elastizitätsmodul Æ = 2 100 000 kg/cm? und 
die Streckgrenze ge = 2400 kg/em? 


angenommen.“ 


Die Erklärung zu der Vorschrift d) erhält folgenden 
geänderten Wortlaut: 

„Sind bei einem Gittermast aus einfachen Winkel- 
eisen die in der Abwicklung der Mastseiten in gleicher 
Höhe liegenden Streben parallel gerichtet, so kann bei 
der Berechnung der Eckstäbe das Trägheitsmoment auf 
die zu einem Winkelschenkel parallele Achse bezogen 
werden (/„ oder ly, siehe DIN 1028). Bei nicht parallel 
gerichteten Streben ist das kleinste Trägheitsmoment (Zy) 
einzusetzen (siehe Abb. 2). 


In Tafei VI wird der w-Wert für à = 140 von 4,64 
geändert in: 4,63. 


D. Besondere Bestimmungen. 


§ 32. 
Kreuzungen und Parallelführungen. 
Dieser Paragraph erhält folgende geänderte Fassung: 


„a) Wenn Freileitungen über Ortschaften, be- 
wohnte Grundstücke oder gewerbliche An- 
lagen geführt werden, müssen sie mit erhöhter Sicher- 
heit (siehe § 33) ausgeführt werden. 

An Stelle der Ausführung mit erhöhter Sicherheit 
können auch Vorrichtungen angebracht werden, die herab- 
fallende Leitungen auffangen (z.B. Schutznetze, Schutz- 
leitungen oder dgl.). Ihre Anwendung ist jedoch möglichst 
einzuschränken. 

Ferner muß Vorsorge getroffen werden, daß bei un- 
gleicher Eisbelastung der Felder oder bei Leitungsbruch 
in den Nachbarfeldern kein unzulässig großer Durchhang 
in den zu schützenden Teilen der Felder eintritt oder, 
daß der erhöhte Durchhang in seinen Folgen unschädlich 
gemacht wird. 

Schutznetze, Schutzleitungen oder dgl. müssen so ge- 
staltet oder angebracht werden, daß eine Berührung zwi- 
schen den unbeschädigten Leitungen und ihnen verhütet 
wird und, daß gerissene Leitungen von ihnen aufgefangen 
werden können. Sie müssen, wenn sie nicht geerdet wer- 
den können, entsprechend der höchsten hier vorkommen- 
den Spannung isoliert sein. Sind sie aber geerdet, so 
müssen sie für den höchsten hier möglichen Erdschluß- 
strom ausreichend bemessen sein. 

Für Gestänge, die nur für die Aufhängung von 
Sehutznetzen, Schutzleitungen oder dgl. bestimmt sind, 
gelten die Bestimmungen für die Freileitungsgestänge 
sinngemäß mit Ausnahme der Berechnung auf Verdrehen. 

b) Wenn Freileitungen verkehrsreicheFahr- 
wege kreuzen, müssen sie mit erhöhter Sicherheit (siehe 
$ 33) unter Anwendung zusätzlicher Maßnahmen ausge- 
führt werden. 


Diese Maßnahmen sind: 


1. Bei Verwendung von einfachen Holzmasten darf die 
Spannweite nicht mehr als 50 m betragen; 

2. Einfach- oder Doppel-Holzmaste dürfen nur mit be- 
sonderen Erdfüßen verwendet werden: 

3. Schalter sind an Kreuzungsmasten nicht zugelassen; 
Masttransformatorenstationen sind an den Kreuzun- 
gen zu vermeiden; 

4. Einfachketten aus Kappenisolatoren unter Erhöhung 
des Isolationswertes oder Doppelketten aus Kappen- 
oder Vollkernisolatoren ohne Erhöhung des Isola- 
tionswertes [siehe § 33c), 2] sind zulässig, wenn 
entweder die Hängeketten oben und unten mit 
Sehutzhörnern oder Schutzringen ausgerüstet sind 
oder, wenn die Befestigung der Leitungen an den 
Isolatorenketten so ausgeführt ist, daß die Ketten 


beim Reißen der Leitungen im Nachbarfeld als Ab- 
spannketten wirken können; 

5. Leitungen müssen im Kreuzungsfeld aus einem Stück 
ohne Verbindungstellen bestehen; 

6. Der nach § 4 für den normalen Zustand mit minde- 
stens 7 m vorgeschriebene Abstand der Leitungen 
von der Fahrbahn darf bei ungleicher Eisbelastung 
der Felder oder bei Leitungsbruch in den Nachbar- 
feldern nicht kleiner als 5 m werden. 


Handelt es sich aber um die Kreuzung einer ver- 
kehrsreichen Straße einer Großstadt, so 
gilt außerdem noch folgendes: 


7. Die Höchstzugspannung der Leitungen darf 75% 
derin $S7a) festgelegten Werte nicht übersteigen und 
die Spannweite muß so gewählt werden, daß die 
4-fache normale Zusatzlast [siehe $ 8b)] den Werk- 
stoff höchstens bis zur Dauerzugfestigkeit bean- 
sprucht; 

8. Stahlgittermaste müssen quadratischen Querschnitt 
haben. 

Wird eine Freileitung in einer verkehrs- 
reichen Straße einer Großstadt geführt, so sind 
die zusätzlichen Maßnahmen unter Ziffern 1 bis 3 und 
5 bis 8 anzuwenden; an Stelle von Ziffer 4 tritt jedoch 
die nachstehende Ziffer 9: 


9, Einfach-Isolatorenketten sind nicht zulässig. Anzu- 


wenden sind Doppel-Isolatorenketten ohne Erhöhung 
des Isolationswertes, die oben und unten mit Schutz- 
hörnern oder Schutzringen auszurüsten sind. 


c) Wenn sich Freileitungen verkehrsreichen 
Fahrwegen so weit nähern, daß die Entfernung der 
Maste von der Straßengrenze kleiner als die Masthöhe 
über dem Erdboden ist, so müssen die Freileitungen mit 
erhöhter Sicherheit (siehe $ 33) ausgeführt werden. Bei 
Verwendung von Einfach- oder Doppel-Holzmasten 
müssen außerdem Vorkehrungen gegen deren Umbruch 
nach der Straße zu getroffen werden. 

Als Vorkehrung gegen Umbruch der Holzmaste nach 
der Straße zu genügt z.B. die Anordnung von Streben 
an jedem vierten oder fünften Einfach- oder Doppelmast. 


d) Bei sich kreuzenden oder parallel verlaufenden 
Leitungen, die an getrenntem oder gemeinsamem Ge- 
stänge geführt sind, ist durch die Leitungsführung oder 
durch besondere Vorkehrungen dafür zu sorgen, daß Be- 
rührung oder unzulässige Annäherung der beiden Arten 
von Leitungen verhütet oder ungefährlich gemacht 
werden. 

Empfohlen wird, bei übereinander geführten 
Leitungen, die Leitungen mit der höheren Spannung oben 
und die Leitungen mit der niedrigeren Spannung unteu 
anzuordnen. 


Diese Forderungen gelten als erfüllt, wenn bei Kreu- 
zungen oder bei parallel übereinander geführten 
een die nachstehenden Bestimmungen angewendet 
werden: 


1. Bei Kreuzungen zwischen zwei Stromkreisen, die 
beide Betriebspannungen von 1 kV und darüber 
führen, müssen die Leitungen des oben liegendeu 
Stromkreises mit erhöhter Sicherheit verlegt wer- 
den, sofern keine Schutznetze oder Schutzleitungen 
verwendet sind. Zwischen den beiden sich kreuzen- 

e den Stromkreisen muß — auch bei größtem Durch- 
hang (siehe $ 8) — ein Mindestabstand von 2 m ge- 
wahrt bleiben; sind aber die Leitungen des oben 
liegenden Stromkreises mit Kettenisolatoren ausge- 
rüstet, dann darf — auch bei ungleicher Eisbe- 
lastung der Felder oder bei Leitungsbruch in den 
Nachbarfeldern — der Mindestabstand zwischen den 
Leitungen nicht kleiner als 1 cm/1 kV Betriebspan- 
nung, jedoch nicht kleiner als 0,5 m sein. 

2. Bei Kreuzungen zwischen zwei Stromkreisen, von 
denen der eine eine Betriebspannung von 1 kV und 
darüber, der andere aber eine Betriebspannung 
unter 1 kV führt, müssen die Leitungen des oben 
liegenden Stromkreises mit erhöhter Sicherheit ver- 
legt werden, sofern keine Schutznetze verwendet 
sind. Außerdem sind im Zuge der Leitungen des 
unten liegenden Stromkreises über diesen zwei 
oder mehrere geerdete, elektrisch und mechanisch 
ausreichend bemessene Schutzdrähte oder -seile an- 
zuordnen, die von den Leitungen des oben liegen- 
den Stromkreises — auch bei größtem Durchhang 
(siehe $ 8) — einen Mindestabstand von 2 m haben 
müssen. Der Nulleiter darf jedoch nicht als Schutz- 
leitung verwendet werden. 

Von der Anbringung von Schutzleitungen kann 
abzesehen werden, wenn die Höchstzugspannung der 


1824 


Leitungen des ob e n liegenden Stromkreises 75 % der 
in § 7a) festgelegten Werte nicht übersteigt und 
ihre Spannweite so gewählt wird, daß die 4-fache 
normale Zusatzlast [siehe $ 8b)] den Werkstoff 
höchstens bis zur Dauerzugfestigkeit beansprucht. In 
Gegenden,in denen nachweislich größere Zusatzlasten 
als die normale regelmäßig aufzutreten pflegen, darf 
das 4-fache der größeren Zusatzlast den Werkstoff 
höchstens bis zur Dauerzugfestigkeit beanspruchen. 

Ferner muß, wenn von der Anbringung von 
Schutzleitungen abgesehen wird, zwischen den sich 
kreuzenden Stromkreisen — auch bei größtem 
Durchhang (siehe § 8) — ein Mindestabstand von 2 m 
gewahrt bleiben; sind aber die Leitungen des oben 
liegenden Stromkreises mit Kettenisolatoren ausge- 
rüstet, dann darf — auch bei ungleicher Eisbe- 
lastung der Felder oder bei Leitungsbruch in den 
Nachbarfeldern — der Mind:stabstand nicht kleiner 
als 1,5 m sein. 

3. Bei Kreuzungen von Fernmeldeleitunzen durch 
Starkstromleitungen mit Betriebspannungen von 
1 kV und darüber gelten die Bestimmungen unter 2. 

Handelt es sich aber um Betriebsfernmeldeleitun- 
gen, bei denen Vorrichtungen angebracht sind, die 
eine Gefährdung des Bedienungspersonales bei Über- 
tritt der Spannung von 1kV und darüber auf die 
Fernmeldeleitungen ausschließen (z.B. Schutztrans- 
formatoren mit genügend hoher Isolation), so gelten 
die Bestimmungen unter 1. 


4. Bei Parallelführunz von zwei oder mehreren Strom- 
kreisen übereinander an gemeinsamem Ge- 
stänge, die Betriebspannuneen von 1 kV und darüber 
führen, muß die waagerechte Versetzung von zwei 
beliebigen Leitungen zweier Stromkreise mindestens 


Ge in Metern, betragen; sie darf jedoch nicht kleiner 


als 0,2 m sein [siehe 8 9b)]. U ist in diesem Falle 
die höhere Betriebspannung in Kilovolt. 

Ist diese waagerechte Versetzung nicht vorhan- 
den, so müssen die Leitungen der oben liegenden 
Stromkreise mit erhöhter Sicherheit verlegt werden, 
sofern keine Schutznetze verwendet sind. In diesem 
Falle muß zwischen den übereinander liegenden 
Stromkreisen — auch bei größtem Durchhang (siehe 
88) — ein Mindestabstand von 2m gewahrt bleiben; 
sind aber die Leitungen der oben liegenden Strom- 
kreise mit Kettenisolatoren ausgerüstet, dann darf 
— auch bei ungleicher Eisbelastung der Felder oder 
bei Leitunzsbruch in den Nachbarfeldern — der Min- 
destabstand zwischen den Leitungen nicht kleiner als 
l cm/1 kV Betriebspannung, jedoch nicht kleiner als 
0,5 m sein. 

5. Bei Parallelführung von zwei oder mehreren Strom- 
kreisen übercinander an gemecinsamem Ge- 
stänge, die teils eine Betriebspannung von 1 kV und 
darüber, teils aber eine Betriebspannung unter 1 kV 
führen, müssen die Leitungen der oben liegenden 
Stromkreise mit erhöhter Sicherheit verlegt werden, 
sofern keine Schutzneize verwendet sind. 

Außerdem darf die Höchstzuerspannung der Lei- 
tungen der oben liegenden Stromkreise 75% der 
in S 7a) festgelegten Werte nicht übersteigen und 
ihre Spannweite muß so gewählt werden, daß die 
4-fache normale Zusatzlast [siehe § 8b)] den Werk- 
stoff höchstens bis zur Dauerzugfestigkeit bean- 
sprucht. In Gegenden, in denen nachweislich größere 
Zusatzlasten als die normale regelmäßig aufzutreten 
pflegen, darf das 4-fache der größeren Zusatzlast den 
Werkstoff höchstens bis zur Dauerzugfestigkeit bean- 
spruchen. 

Ferner ınuß zwischen zwei übereinander 
liegenden Stromkreisen. von denen der eine eine 
Betriebspannung von 1 kV und darüber, der andere 
aber eine Betriebspannung unter 1 kV führt — auch 
bei größtem Durchhang (siche § 8) — ein Mindest- 
abstand von 2 m gewahrt bleiben; sind aber die Lei- 
tungen des o ben liegenden Stromkreises mit Ketten- 
isolatoren ausgerüstet, dann darf — auch bei un- 
gleicher Eisbelastung der Felder oder bei Leitungs- 
bruch in den Nachbarfeldern — der Mindestabstand 

nicht kleiner als 1,5 m sein. 

6. Bei Parallelführung von Fernmeldeleitungen und 

. Starkstromleitungen mit Betriebspannungen von 
1kV und darüber übereinander an gemeinsa- 
mem Gestänge gelten die Bestimmungen unter 5 
(siehe auch $ 11). 

Handelt es sich aber um Betriebsfernmeldeleitun- 
gen, bei denen Vorrichtungen angebracht sind. die 
eine Gefährdung des Bedienungspersonales bei Über- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


12. Dezember 1929 


tritt der Spannung von 1 kV und darüber auf die 
Fernmeldeleitungen ausschließen (z.B. Schutztrans- 
formatoren mit genügend hoher Isolation), so gelten 
die Bestimmungen unter 4 


e) Bei Kreuzungen mit Eisenbahnen des allgemeinen 
Verkehres mit Reichswasserstraßen und mit Fernmelde- 
leitungen der Deutschen Reichspost sowie bei Näherun- 
gen an Eisenbahnen des allgemeinen Verkehres, an Reichs- 
wasserstraßen und an Fernmeldeleitungen der Deutschen 
Reichspost gelten besondere Bestimmungen und zwar: 

1. Für Eisenbahnen des allgemeinen Verkehres: 

a) „Bahnkreuzungsvorschriften für fremde Stark- 
stromanlagen B.K. V.“ 

Di „Leitsätze für Maßnahmen an Fernmelde- und an 
Drehstromanlagen im Hinblick auf gegenseitige 
Näherungen“; 

2. Für Reichswasserstraßen: „Vorschriften 
für die Kreuzung von Reichswasserstraßen durch 
fremde Starkstromanlagen W.K.V.“; 

3. Für Fernmeldeleitungender Deutschen 
Reichspost: 

a) „Allgemeine Vorschriften für die Ausführung 
und den Betrieb neuer elektrischer Starkstrom- 
anlagen (ausschließlich der elektrischen Bahnen) 
bei Kreuzungen und Näherungen von Telegra- 
phen- und Fernsprechleitungen“; 

B) Ausführungsbestimmungen des Reichspostmini- 
sters zu den allgemeinen Vorschriften unter a); 

y) „Vorschriften für die bruchsichere Führung von 
Starkstromleitungen mit Betriebspannungen von 
1000 V und mehr“; 

ô) „Leitsätze für Maßnahmen an Fernmelde- und an 
Drehstromanlagen im Hinblick auf gegenseitige 
Näherungen“.“ 

§ 33. 


Erhöhte Sicherheit. 


Ziffer 2 der Vorschrift c) erhält folgenden abgeän- 
derten Wortlaut: 

„2. Bei Kettenisolatoren: Einfache Ketten aus 
Kappenisolatoren unter gleichzeitiger Erhöhung des 
Isolationswertes (Überschlagspannung bei Regen) 
derart, daß dieser Wert bei ‚Beiriebspannungen bis 
einschließlich 60 kV um 20 % %, über 60kV um 10 % 
höher als der niedrigste Isolationswert der gleichen 
Leitung in den anschließenden Strecken ist, oder 
Doppelketten aus Kappen- oder Vollkernisolatoren 
ohne Erhöhung des Isolationswertees.“ 


IV. Freileitungen mit Betriebspannuungen unter 1 kV. 
§ 35. 
Allgemeines. 


í e Vorschrift a) erhält folgenden geänderten Wort- 
aut: 

„a) Für Freileitungen mit Betriebspannungen unter 
1kV gelten die gleichen Bestimmungen wie für Freileitun- 
gen mit Betriebspannungen von 1kV und darüber, soweit 
diese nicht durch die folgenden Bestimmungen abgeändert 
oder aufgehoben werden.“ 

§ 36. 
Sonderbestimmungen. 

Abs. 1 der Vorschrift a) erhält folgenden geänderten 
Wortlaut: 

„a) Zu § 4a): Sind von Menschen betretene Stätten 
nur durch besondere Hilfsmittel zugänglich, so genügt 
es, an diesen Stellen oder an ihren Zugängen gut erkenn- 
bare Warnunegschilder anzubringen oder die Leitungen in 
geeigneter Weise gegen zufälliges Berühren zu schützen.“ 

Die Vorschriften e) bis g) erhalten folgenden ge- 
änderten Wortlaut: 

„e) Zu § 4e) bis g): Diese Bestimmungen finden 
keine Anwendung. 

f) Zu § 5a): Wetterfest umhüllte Leitungen sind bei 
Spannungen bis höchstens 250 V gegen Erde zulässig. 

g) Zu § 6c): Eindrähtige feuerverzinkte Stahlleitun- 
gen sind bei Spannweiten bis 80 m zulässig.“ 

Die Vorschrift h) (früher k) und die zugehörende 
Erklärung erhalten folgenden geänderten Wortlaut: 

„h) Zu § 6d): Bei Spannweiten bis zu 35m werden 
Kupferleitungen von 6 mm? Querschnitt, Leitungen aus 
Aluminiumseil von 16 mm? Querschnitt und Leitungen 
aus anderen Werkstoffen mit einer Nennlast von 223 kz 
zusclassen. 

Die Zulassung von Leitungen mit 228 kg Nennlast er- 
möglicht die Verwendung von Bronze, Doppelmetall und 
Stahl mit Querschnitten unter 6 mm?.“ 


Die bisherigen Vorschriften 1) bis n) erhalten die 
Kennbuchstaben i) bis |). 


12. Dezember 1928 


Absatz 1 der Vorschrift m (früher p) erhält folgende 
erweiterte Fassung: 

„m) Zu $ 12a): Für Betriebspannungen bis 0,5 kV 
gelten für Isolatoren DIN VDE 8001 und 8011, für Be- 
triebspannungen über 0,5 kV gelten für Isolatoren DIN 
VDE 8002 bis 8005.“ 

In Abs. 2 ist hinter „DIN VDE 8020“ einzufügen: 
„für Betriebspannungen bis 0,5 kV.“ 

Vorschrift n) (früher q) erhält folgenden geänder- 
ten Wortlaut: 

„n) Zu $ 13a): Für Betriebspannungen bis 0,5 kV 
gelten für Isolatorstützen DIN VDE 8001, 8050 und 8051 
sowie für Isolatoren RM I DIN VDE 8055 und 8056. Für 
Betriebspannungen über 0,5 kV gelten für Isolatorstützen 
DIN VDE 8040 bis 8045.“ 

Die bisherigen Vorschriften r) bis u) erhalten die 
Kennbuchstaben ol bis r). 

Die Vorschrift s) (früher v) erhält folgenden ge- 
änderten Wortlaut: 

„s) Zu $ 31: Die Bestimmungen § 31 a) bis c) finden 
für Spannungen bis höchstens 250 V gegen Erde keine An- 
wendung. 

Für das Erden der Maste gelten bei Spannungen bis 
höchstens 250 V gegen Erde die „Leitsätze für Erdungen 
und Nullung in Niederspannungsanlagen“, für Freilei- 
tungen mit Spannungen von mehr als 250 y gegen Erde 
die „Leitsätze für Schutzerdungen in Hochspannungs- 
anlagen“.“ 

Die Vorschrift t) (früher w) erhält folgenden geän- 
derten Wortlaut: 

„t) Zu § 32: Die Bestimmungen § 32a) bis ec) fin- 
den keine Anwendung. 

Bei Kreuzungen von verkehrsreichen Fahr- 
wegen sind ungetränkte Holzmaste nur mit besonderen 
Erdfüßen zulässig. 

Bei Kreuzungen von verkehrsreichen Fahr- 
wegen müssen die Leitungen im Kreuzungsfeld mm alt. 
gemeinen aus einem Stück ohne Verbindungstellen be- 
stehen. In Ausnahmefällen werden jedoch im Kreuzungs- 
feld Verbinder zugelassen. 

Von den in § 32d) angeführten Bestimmungen gelten 
nur die Ziffern 2 und 5. 

Bei Kreuzungen von Fernmeldeleitungen durch Stark- 
stromleitungen mit Spannungen bis höchstens 250 V gegen 
Erde oder bei Parallelführung von Fernmeldeleitungen 
und Starkstromleitungen mit Spannungen bis höchstens 
350 V gegen Erde genügt es, wenn die Starkstromleitun- 


SITZUNGSKALENDER. 


Dresdner Elektrotechn. Verein. 19. XII. 1929: Vortrag 
Dir. G. Gut, „Die Wärmeübertragung in der Starkstrom- 


technik“. 

Elektrotechn. Verein Düsseldorf. 19. XII. 1929, Städt. 
Tonhalle; Vortrag Prof. Dr.-Ing. J. Teichmüller, „Die 
künstl. Beleuchtung als technische und künstlerische Auf- 
gabe“. 

Thüringer Elektrotechn. Verein Erfurt. 14. XII. 1929, 
abds. 8h, Restaurant Münchner Bürgerbräu: Weihnachts- 
feier. 

Schleswig-Holsteinischer Elektrotechn. Verein, Kiel. 
21. XII. 1929: Weihnachtsfeier in Holsts Hotel. 


Elektrotechn. Gesellschaft zu Nürnberg. 13. XII. 1929, 
abds. 8h, SSW, Frauentorgraben 35: Vortrag Prof. Dr. H. 
Hahn, ' Die Sowjet-Union, ihre Entstehung, Entwicklung 
und die Frage der künftigen Wandlungsfähigkeiten in kul- 
tureller, politischer und wirtschaftlicher Beziehung“. 


Pomm. Elektrotechn. Verein, Stettin. 17. XII. 1929, abds. 
8% h, Konzerthaus: Vortrag Obering. Kröll, „Reguliertrans- 
formatoren“. 

Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft, Berlin. 13. XII. 
1929, abds. 8h, Vortragsaal der AEG-Ausstellung der Fabri- 
ken, Haus der Technik, Friedrichstr. 110/112, Eingang Licht- 
hof: Vortrag Dr.-Ing. H. Piloty, „Wesen und Bedeutung 
der Fernwirkanlagen im Kraftwerksbetrieb‘“. Eintrittskarten 
bei Abt. Technisches Vortragswesen der AEG, Berlin NW 40, 
Friedrich-Karl-Ufer 2/4. 


Physikalische Gesellschaft und Deutsche Gesellschaft 
für technische Physik, Berlin. 13. XII. 1929, abds. 73⁄4 h, 
gr. Hörsaal des Physikal. Inst. d. T. H.: 1. Vortrag E. War- 
burg, „Photolyse der Lösungen von Schwefelwasserstoff in 
Hexan u. in Wasser“ (n. gemeins. Versuchen mit W. Ru m p). 
2. Vortrag bk Herrmann, Röntgenaufnahmen an flüssigen 
Kristallen im Magnetfeld“, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


1826 


gen als isolierte Leitungen mit wetterfest getränkter Be- 
flechtung (NGAW) nach den „Vorschriften für isolierte 
Leitungen in Starkstromanlagen V. I. L.“ ausgeführt sind. 

Wenn von der Anbringung von Schutzleitungen ab- 
gesehen wird, muß bei Kreuzungen von Fernmeldeleitun- 
gen durch Starkstromleitungen mit Spannungen von mehr 
als 250 V gegen Erde oder bei Parallelführung von Fern- 
meldeleitungen und Starkstromleitungen mit Spannungen 
von mehr als 250 V gegen Erde am gleichen Gestänge — 
auch bei größtem Durchhang — ein Mindestabstand zwi- 
schen den beiden Stromkreisen von 1,5 m gewahrt bleiben. 

Handelt es sich aber um Betriebsfernmeldeleitungen, 
so finden die beiden letzten Absätze keine Anwendung. 

Von den in § 32 e), Ziffern 1a), 2, 3a) und DI an- 
geführten Bestimmungen gelten nur die Abschnitte, die 
sich auf Freileitungen mit Betriebspannungen unter 1kV 
beziehen.“ 

Verband Deutscher Elektrotechniker 
Der Generalsekretär: 


P.Schirp. 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 


Berlin W 57, Kurfürstenstraße 15/16. 


AN 


Unberechtigte Benutzung des VDE-Zeichens. 


In Heft 44 der Elektrotechnischen Zeitschrift S. 1610 
vom 31. Oktober 1929 gaben wir bekannt, daß die im Handel 
befindlichen Schraubkappen mit dem Ursprungszeichen 


(2) das VDE-Zeichen zu Unrecht tragen. Um Irrtümer 
zu vermeiden, weisen wir noch darauf hin, daß dieses Fa- 
brikzeichen nicht mit dem Firmenzeichen iden- 


tisch ist. Die Firma, welche das zuletzt angegebene Zeichen 
führt, hat die Berechtigung zur Führung des VDE- 
Zeichens für Schraubkappen erhalten. 


Prüfstelle des 
Verbandes Deutscher Elektrotechniker 
Zimmermann. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


Hochschulnachrichten. — Dr. Hans Busch, a o Prof. 
für Physik und angewandte Physik an der Universität 
Jena und Leiter der Fernmeldekabelfabrik der AEG, Ber- 
lin, wurde als Nachfolger von K. Wirtz zum o. Prof. an 
der T. H. Darmstadt ernannt. 


Jubiläum. — Am 1. XII. feierte Herr Dr. Karl Mey, 
Direktor der Osram-Gesellschaft, das 25jährige Dienst- 
jubiläum. 1904 in die AEG eingetreten, ist er seit 1909 
Leiter der Glühlampenfabrik, die von 1919 ab als „Fabrik 
A“ zum Osram-Konzern gehört. Die technische Entwick- 
lung der Fabrik vor dem Kriege war besonders gekenn- 
zeichnet durch die Einführung des gezogenen Wolfram- 
drahtes. einer amerikanischen Erfindung, und die Ent- 
wicklung der gasgefüllten Glühlampe, wodurch ein altes 
Problem gelöst wurde. Unabhängig von den Amerikanern 
und gleichzeitig mit ihnen fand man nämlich, daß eine 
(rasfüllung eine sehr viel höhere Temperatur des Leucht- 
körpers praktisch ermöglicht, wenn man den Leuchtkörper 
dicht gedrängt anordnet, am besten in Form einer Wendel. 
Dr. Mey hat die „Nitra-Lampe“ erstmalig öffentlich in 
jener historischen Sitzung des Elektrotechnischen Vereins 
am 14. Oktober 1913 vorgeführt. Nach seiner Genesung von 
einer schweren Kriegsverwundung betrieb er energisch die 
Erweiterung der Fabrikation von Empfänger-, Sende- und 
Gleichrichterröhren, für die schon vor dem Kriege die 
Coolidge- und Lieben-Röhre Vorläufer gewesen waren. 
Jetzt zählt die von Dr. Mey geleitete Fabrik als Röhren- 
fabrik wie auch als Glühlampenfabrik zu den bedeutend- 
sten der Welt. Dr. Mey ist Miteründer der D. Ges. f. 
Techn. Physik und hat große Verdienste um den: Aufbau 
der „Physikalischen Berichte“, eines verbildlichen, un- 

ersetzlich gewordenen Referatorganes für das Gesamt- 
gebiet der Physik. Im VDE war Dr. Mey en Jahre in 
der Kommission für Lichttechnik tätig. 


1826 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


12. Dezember 1929 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftleltuag und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Netzkupplung. 


Zu dem Aufsatz „Netzkupplung“* von Dr.-Ing. M. LIW- 
SCHITZ, ETZ 1929, Heft 37 und 39, habe ich folgendes zu 
bemerken: Der in Abb. 26. 27 u. 28 dargestellte Netzkupp- 
lJungsumformer Alnabru besitzt einer durch Leistungs- 
rcelais gesteuerten Thomareeler zur Einstellung der Wirk- 
leistung und einen durch cos g-Relais gesteuerten Eilregler 
zur Einstellung der Blindleistung. Ich nehme an, daß zwei 
verschiedenartige Regler mit ungleicher Regelzeit verwen- 
det worden sind, um ein gegenseitiges Pendeln zu vermei- 
den, das dadurch eintreten könnte, daß der Wirkleistungs- 
regler nicht ohne Einfluß auf die Blindleistung ist. Diese 
Anordnung ist der AEG in den deutschen Patenten 463 147 
und 468 457 geschützt. Der Ohmsche Widerstand im Sekun- 
därkreis des Vordermotors der in Abb. 22 dargestellten 
Kaskade hat wohl auch den Zweck, den Einfluß der Wirk- 
leistungsregzelung auf die Blindleistung zu verringern und 
damit die Überlastbarkeit im untersynchronen Lauf zu er- 
höhen. Diese Anordnung ist der AEG im deutschen Patent 
482 454 geschützt. 

Berlin-Niederschönhausen, 22. IX. 1929. 
W.Weiler. 
Erwiderung. 

Was den ersten Punkt der Zuschrift des Herrn WEI- 
LER betrifft, verweise ich auf die von mir zitierte Arbeit 
des Herrn Dr. SCHENKEL aus dem Siemens-Jahrbuch 
1929 „Der Netzkupplungsumformer Alnabru der norwegi- 
schen Staatsbahnen und seine elektrische Arbeitsweise“. 
Es sind dort zwei rascharbeitende Regler zur Verwendung 
gekommen. Mit Rücksicht auf Pendelungen ist es wichtig, 
daß die Eigenschwingungszahlen der beiden Regler ver- 
schieden sind. Der Widerstand im Sekundärkreis der 
Asynchronmaschine Abb. 22 hat mit der Regelung der 
Wirk- und Blindleistung nichts zu tun. Er verfolgt den 
Zweck, für den aufgehobenen Widerstand des Sekundär- 
kreises der Asyncehronmaschine Ersatz zu schaffen. Ich 
verweise auf meine Arbeit im Arch. El. Bd. 19, H. 3, S. 354, 
.Asynchronmaschinen mit vom Schlupf unabhängiger 
Wirk- und Blindleistung“. 


Berlin, 24.X. 1929. M. Liwschitz. 


——— 


Eichung von Kugelfunkenstrecken. 


Herr Dr.H. BECHDOLDT veröffentlicht in der ETZ 1929, 
S. 1394, Eichmessungen an Kugelfunkenstrecken bei sym- 
metrischer Spannungsverteilung und findet z. T. beträcht- 
liche Unterschiede zwischen seinen Meßergebnissen und 
den vom VDE herausgegebenen Normwerten (VDE 365, 
1926). Lediglich zur Klarstellung des geschichtlichen 
Zusammenhanges möchten wir eine irrtümliche Bemerkung 
über die Entstehung der in den VDE-Regeln angezogenen 
Gleichung von PEEK 
0,757 
Ua =277.11-+-. — 
( Lë 5) òD 


berichtigen (Ua ist die Durchbruchspannung in kV max, 
ö die auf 20° und 760 mm Q.-S. bezogene Luftdichte, D 
der Durchmesser, 8 die Schlagweite in cm). fi ist nämlich 
für „isolierte Anordnung“, d. h. gleich große und entgegen- 
gesetzte Potentiale an den beiden Kugeln, nicht aus Ver- 
suchen erschlossen, sondern auf Grund theoretischer Be- 
reehnungen von POISSON, PLANA, THOMSON, KIRCHHOFF, 
RUSSSLL u.a. ermittelt. Entgegen der ursprünglichen 
Erwartung, daß die Überschreitung stets desselben, 
dem untersuchten Stoff eigentümlichen Feldstärken- 
wcertes (der „Durchbruchfeldstärke*) an der Stelle 
höchster Beanspruchung zum (vollkommenen oder unvoll- 
kommenen) Durchbruch der Funkenstrecke führen müsse, 
fand man bei Umrechnung der Versuchsergebnisse mit den 
theoretischen fi-Werten, daß die beim Durchbruch auf- 
tretende größte Feldstärke Ea in hohem Maße von D und ô 
abhängig war; in weiten Bereichen blieb hingegen s fast 
ohne Einfluß. So konnte man hier (etwa zwischen gz 


0.38-VD und s=15D) Ca in möglichst guter Annähe- 
rung an die Versuchsergebnisse durch eine Rechnungs- 
formel mit den Veränderlichen D und ô wiedergeben und 
erhielt schließlich die oben angeführte Gleichung für Ua. 
Erst bei Ausdehnung der Untersuchungen auf den unsym- 
metrischen Fall (eine Kugel geerdet) ging man von den 
(auch für diese Anordnung vorliegenden) theoretisch ge- 
fundenen f-Werten ab, da sich hier ein ähnlich einfacher 


sil 
D fi 


Ausdruck für die Durchbruchspannung nicht aufstellen 
ließ. Unter Zugrundelegung der bei der isolierten Anord- 
nung gefundenen Beziehung zwischen &4 und D.A berech- 
nete PEEK aus Versuchen an Kugeln von 0,32 ...5 cm Dmr. 
Umrechnungswerte f,, die nun auch für den Fall einseitiger 
Erdung der Kugelfunkenstrecke in gewissen Grenzen eine 
Berechnung von Ud aus einer der oben stehenden Formel 
entsprechenden Gleichung ermöglichen sollten. Eine ein- 
gehendere Darlezung der Zusammenhänge haben wir an- 
läßlich von Versuchen zur Eichung der einseitig geerdeten 
Kugelfunkenstrecken gegeben’; auch dort ist als Ergebnis 
festgestellt, daß eine Zusammenfassung aller Versuchs- 
werte durch eine Gleichung, deren Bau mit den von 
TOEPLER und PEEK benutzten übereinstimmt, nicht mör- 
lich ist. 


Hochspannungslaboratorium der Technischen 
Hochschule Berlin, 21. X. 1929. 


Carl Stoerk, Wolfgang Holzer. 


Erwiderung. 


Herr Karl STOERK und Herr Wolfgang HOLZER 


gehen im vorstehenden Schreiben in der Hauptsache auf 
die Entstehung der Gleichung für 
merken, daß der Faktor 1/fi nicht durch Versuche, sondern 
durch Rechnung gefunden sei. Bei der Abfassung meiner 
Arbeit über die „Eichung der Kugelfunkenstrecken“ war 
es mir nicht möglich, die genaue Entstehung dieser Glei- 
chung festzustellen, weshalb ich auch den Zusatz machte 
„soweit festgestellt werden konnte“. Für das Ergebnis der 
Messungen selbst ist aber die Entstehung der Gleichung 
weniger wichtig, als vielmehr die Tatsache, daß auch Herr 
STOERK 
sich die Überschlagspannung zwischen 2 Kugeln nicht für 
alle Schlagweiten durch eine Formel von dem Charakter: 


Ua (As) ein und be- 


und Herr HOLZER festgestellt haben, daß 


BER) EE Dy (>) 


darstellen läßt. 


Vergleicht man die Messungen der Herren STOERK 


und HOLZER (Z. Techn. Physik 1929, S. 317) mit meinen 
Messungen (ETZ 1929, S. 1394), so sieht man, daß in 
beiden Fällen, also für geerdete und isolierte Anordnung 
die Abweichung zwischen Rechnung und Versuch für die 
verschiedenen Kugeln verschieden groß ist. 
schied besteht nur insofern. als in dem einen Fall für 
kleine Kugeln verhältnismäßig gute Übereinstimmung 
gefunden wurde, in dem anderen Fall für große Kugeln. 
Es würde in diesem Zusammenhang noch interessieren, auf 
welche Art das von den Herren STOERK und HOLZER be- 
nutzte Hochspannungsvoltmeter der Firma E. Haefely & 
Co. geeicht ist. 


Ein Unter- 


Durch die beiden Versuche steht aber fest, daß die 


durch Rechnung ermittelten Eichkurven für die verschie- 
denen Kugeln untereinander nicht übereinstimmen. 


Neu-Rössen, 2. XI. 1929. H. Bechdoldt. 


LITERATUR. 

Besprechungen. 
Die physikalischen Grundlagen der elek- 
trischen Festigkeitslehre Von N. Seme- 


noffu. A. Walther. Mit 116 Textabb., VII u. 168 S. 
in gr. 8°. Verlag v. Julius Springer, Berlin 1928. Preis 
geb. 16,50 RM. 

Das klar und übersichtlich geschriebene Buch zcrfällt 


in drei Teile: Die experimentelle Methode der Erforschung 
von elektrischen Feldern — Das Vakuum als Isolator —. 
Der Durchschlag von festen Isolatoren. 
hält neben bekannten Verfahren zur Bestimmung des elek- 
trischen Feldes auch einige neue Methoden, welche in be- 
stimmten Fällen mit Vorteil angewendet werden können. 
Allerdings darf nicht verhehlt werden, daß in neuerer Zeit 
die Kenntnis des elektrostatischen Feldes nicht mehr die 
Bedeutung hat wie früher, da man erkannt hat, daß bei 
elektrischen Entladungen im allgemeinen durch die auftre- 
tenden Raumladungen starke Feldverzerrungen auftreten. 
Im 2. Teil 
kurz dargestellt, dann die Glühemission von Elektronen 
behandelt, daran anschließend die Theorie des Vakuum- 
durchschlages, welche auch experimentell gestützt wird. 


Der 1. Teil ent- 


wird zunächst die Townsendsche Theorie 


ı 7. Techn. Phys. Bd. 10, 8. 217. 


12. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 


1827 


Die praktische Anwendung des Hochvakuums für Isolier- 
zwecke wird wahrscheinlich an den bekannten Schwierig- 
keiten der Erhaltung eines Hochvakuums scheitern. Der 
letzte Teil, welcher zwei Drittel des ganzen Buches um- 
faßt, stellt eine verdienstvolle Bereicherung der Arbeiten 
über den elektrischen Durchschlag von festen Isolatoren 
dar. Nach einer allgemeinen Betrachtung über den Strom- 
durehzang durch feste Isolatoren und die dabei auftreten- 
den dielektrischen Verluste wird die Wagnersche Wärme- 
theorie theoretisch erläutert und durch eine Reihe zum 
Teil neuer Versuchsresultate ergänzt. Es folgt eine Zu- 
sammenstellung der experimentellen Untersuchungen des 
rein elektrischen Durchschlages und anschließend seine 
Theorie, wobei, um eindeutige Verhältnisse zu haben, der 
ldurchschlag von Stoffen kristallinischer Struktur den Be- 
trachtungen zugrunde gelegt wird. Auf die neueren Unter- 
suchungen von Joffe über den Dwurchschlag dünner 
Schichten wird kurz hingewiesen. 


Infolge der klaren und gedanklich sauberen Dar- 
stellungsweise kann das Buch auch zur Einarbeitung in die 
Fragen der elektrischen Festigkeitslehre empfohlen werden. 

Kesselrine. 


DerRadio-Empfänger. Von Dr.-Ing. W.Braun- 
bek. (Die Radio-Reihe Bd.2.) 2. umgearb. u. erw. 
Aufl. Mit 34 Abb. u. 93 S. in 8%. Verlag Richard Carl 
Schmidt & Co., Berlin 1929. Preis geb. 3,50 RM. 


In den % Seiten wird in populärer Darstellung ein 
Überblick über die ganze drahtlose Empfangstechnik ge- 
geben. Ausgehend von den Grundprinzipien des Empfan- 
ges werden die verschiedenen Empfangsanordnungen, 
auch die modernsten Röhrenempfänger, behandelt. Die 
Darstellung scheint das Niveau des Laien gut zu treffen. 

A.Meißner. 


EinführungindieChemie.VonDr.H.Loewen. 
Mit 15 Textabb., 18 Aufg. nebst Lös. u. 131 S. in Si 
(Techn. Fachbücher Bd. 6, herausg. v. A. Meyer). C. 
W. Kreidel’s Verlag, München 1928. Preis kart. 2,25 RM. 


Das Büchlein ist für solche bestimmt, welche nur im 
Zahlenrechnen Vorkenntnisse haben. Für die Leser der 
ETZ kommt es kaum in Frage; sie wissen ja schon, was 
spez. Gewicht und andere einfache Begriffe bedeuten. Im 
übrigen ist das Geschick des Verfassers anzuerkennen; nur 
stört mich die Eigenbrötelei „Oxid“ statt „Oxyd“, während 
Loewen ruhig „Hydrat‘ schreibt, also dem y en sich nicht 
den Krieg erklärt hat. K. Arndt. 


Handbuch für Betriebsräte in Gemeinde- und 
Staatsbetrieben. Herausg. v. Vorst. d. Verb. d. Gemeinde- 
u. Staatsarbeiter, bearb. v. R. Weck. Mit 350 S. in 8°. 
Verlag Verb. d. Gemeinde- u. Staatsarbeiter, Berlin 
1929. Preis geb. 5 RM. 


Das Handbuch will kein Kommentar zu arbeitsrecht- 
lichen Gesetzen und Verordnungen sein, es ist auch kein 
Lehrbuch des Arbeitsrechts, in dem Meinungen verfochten 
und in wissenschaftlicher Untersuchung Aufbau und 
System des Arbeitsrechts abgehandelt werden. Es gibt zu- 
nächst einmal nur eine Zusammenstellung aller der Ge- 
setze und Verordnungen, die für die in Gemeinde- und 
Staatsbetrieben beschäftigten Arbeitnehmer gelten. Bc- 
ginnend bei den maßgeblichen Artikeln der Reichsverfas- 
sung, führt das Handbuch durch die Fülle der Gesetze und 
Verordnungen, die übersichtlich nach ihrem Sachinhalt in 
11 Abschnitten gruppiert wurden. So sind beispielsweise 
unter dem Abschnitt „Betriebsvertretung“, dem Abschnitt 
„Arbeitsvertragsrecht* oder dem Abschnitt „Arbeitszeit“ 
alle Rechtsnormen vereint, die auf diese Gebiete Bezug 
haben, auch Sonderbestimmungen für einzelne Berufsgrup- 
pen fehlen nicht. Wird es der Praktiker sicher schon be- 
grüßen, in einem Bande einmal alle arbeitsrechtlichen 
Bestimmungen vereinigt zur Hand haben zu können, so hat 
das Handbuch doch noch einen weiteren Vorteil. Zu den 
einzelnen Paragraphen der verschiedenen Gesetze und Ver- 
ordnungen sind nämlich die jeweils erxangenen höchstge- 
richtlichen Entscheidungen (Reichsarbeitsgericht, Reichs- 
gericht) bis 1928 einschl. nebst Fundstelle in ihrem das 
wesentliche wiederholenden reinen Wortlaute angegeben 
und lassen so eine zuverlässige Unterrichtung auch über 
den Stand der Rechtsprechung zu. Ein umfangreiches Sach- 
register gewährleistet schnelles Auffinden gesuchter Be- 
stimmungen. 

Man darf alles in allem wohl annehmen, daß der Prak- 
tiker gern nach diesem Handbuch greifen wird. 


v.demBusch. 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Wachsende Bedeutung der American & Foreign Power 
Co. — Da im letzten Heft der ETZ ein Abkommen der belgi- 
schen Sofina mit der American & Foreign Power 
Co über die Abgrenzung der beiderseitigen Arbeitsbereiche 
erwähnt worden ist, mögen hier nach EI. World einige An- 
gaben über diese 1919 gegründete bedeutende Holdinggesell- 
schaft Platz finden, die von der bekannten Electric Bond & 
Share Co. beherrscht wird. Dem Bericht der Gesellschaft 
über die Ende Juni abgelaufenen 12 Monate zufolge betrugen 
die Roheinnahmen der unter ihrer Kontrolle stehenden Unter- 
nehmungen allein aus der Akquisitionstätigkeit 45,554 Mill $ 
gegen 24,178 Mill $ in der entsprechenden Zeit des Vorjahres. 
Für die mit Juli abschließende gleich lange Periode ergaben 
sich 48.805 Mill $ und ein Netioertrag (vor den Abschrei- 
bungen) von 25,076 Mill $. Abgesehen von der Akquisition 
haben dieselben Unternehmungen an Roheinnahmen 59,414 
Mill $ und als Nettoertrag (wie oben) 30,642 Mill $ gebucht. 
Diese Beträge stellten sich für die 12 Monate bis Ende Juli 
auf 63,902 bzw. 32,996 Mill $, u. zw. seit Anfang 1929 einschl. 
der von dem kürzlich angekauften Kraftwerk im Shanghai 
International Settlement erzielten Einnahme. Die von der 
American & Foreign Power Co. kontrollierten Unternehmun- 
gen liefern z. Z. Licht, Kraft usw. in Kuba, Argentinien, Bra- 
silien, Chile, Mexiko, Pananıa, Guatemala, Ekuador, Kolum- 
bien, Venezuela, Kostarika und in der genannten internatio- 
nalen Niederlassung von Schanghai. Daneben laufen Er- 
werbungen und Beteiligungen in verschiedenen anderen Län- 
dern. Ende Juni erstreckte sich die Versorgung auf 693 Ge- 
meinden, von denen 670 elektrische Arbeit für Beleuchtung 
und Kraft erhielten. Die Bevölkerung des gesamten Ver- 
surgungsgebiets, einschl. Schanghai, wird auf mehr als 10,25 
Millionen geschätzt. Erhebliche Investierungen hat die Ameri- 
can & Foreign Power Co. in schnell aufblühenden Städten 
und Ortschaften Argentiniens vorgenommen, wo Zz. Z. etwa 
140 Städte und Gemeinden beliefert werden und die Rohein- 
nahmen daraus jährlich 13,5 Mill $ überschreiten. Die zu 
Beginn dieses Jahres aus dem Besitz der Whitehall Electric 
Investments Ltd. erworbenen Wasserkraftanlagen in Chile, 
die Santiago und Valparaiso speisen, produzieren heute etwa 
250 Mill kWh jährlich. d. s. 16 % mehr als inı Vorjahr. Die 
Erzeugung der Shanghai Power Co. betrug 1928 rd. 528 
Mill kWh und dürfte nach der Vergrößerung ihres Werks um 
ee kW im laufenden Jahr voraussichtlich 600 Mill kWh 
iefern. 


Aus der Geschäftswelt. —- DieSüddeutscheTele- 
fon-Apparate-, Kabel- und Drahtwerke AG, 
Nürnberg, haben 1928/29 an Fabrikations- und sonstigen Ge- 
winnen 2 144 898 RM erzielt (2137 668 i. V.) und aus dem mit 
Vortrag 346 315 RM betragenden Reingewinn (341 738 i. V.) 
wieder 10 % Dividende gezahlt. Die Kabelfabrik konnte ihre 
Einrichtungen etwa im gleichen Umsatz wie 1927/28 aus- 
nutzen, die Apparatefabrik erreichte den Vorjahresumsatz 
nicht ganz, und das an sich befriedigende Ergebnis der Röh- 
renfabrik sowie der Radioabteilung wurde durch einen, wie 
der Vorstand sagt, ungewöhnlich harten, noch nicht beende- 
ten Konkurrenzkampf beeinträchtigt. Über die Überführung 
der Abteilung Telephonapparate in die Süddeutsche Apparate- 
fabrik G. m. b. H., Nürnberg, ist in der ETZ 1929, S. 1756, 
bereits berichtet worden. 

In das Handelsregister wurden eingetragen: Kolster- 
TefagRadioG.m.b.H., Rerlin (50 000 RM): Vertrieb ins- 
besondere von Erzeugnissen der Kolster-Brandes Ltd. in Sid- 
cup, Kent, und der Telephonfabrik Berliner AG., Berlin; 
Elektro-Quick Vertriebs-Gesellschaft m.b. 
H.. Berlin (20 000 RM): Vertrieb des elektrischen Heißwasser- 
erzeugers „Quick“ und anderer elektrischer Apparate in 
Deutschland. 


Deutschlands elektrotechnischer Außenhandel!. — Im 
Oktober 1929 ist innerhalb des Tarifunterabschnitts 18 B 
die Einfuhr gegenüber dem Vormonat (6219 dz bzw. 4,167 
Mill RM) um 4294 dz (69%) und 0,155 Mill RM (4%) gestie- 
gen. Diese Zunahme betrug im Vergleich zum Oktober 1928 
2157 dz (26%) und 0,265 Mill RM (6,5%). Für die Aus- 
fuhr, die 20 235 dz Sachlieferungen im Wert von 4,962 Mill 
RM umfaßte, ergibt der Vergleich mit dem Vormonat 
(139 502 dz bzw. 48.094 Mill RM) eine Erhöhung um 24 388 dz 
(17,5 %) bzw. 11,791 Mill RM (24,5 %) und gegen den Parallel- 
monat des Vorjahres ein Mehr von 48175 dz (41,6%) und 
19,991 Mill RM (50%). In den abgelaufenen zehn Mona- 


-ten hat der Import gegenüber der gleichen Periode des Vor- 


jahres um 10 257 dz (12%) bzw. 7,494 Mill RM (21%) zuge- 
nommen und 11 713 Lichtmaschinen (16 628 i. V.), 190 328 Dy- 
namos, Elektromotoren usw. (105 586 i. V.), 4621 Bogen- usw. 
Lampen (886 i. V.), 4,549 Mill Metalldrahtlampen (4,274 i. V.) 
sowie 142 400 Kohlefaden- usw. Lampen (106 700 i. V.) nach 


Vgl. ETZ 1928, S8. 1867; 1929, S. 1683. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 50 12. Dezember 1929 


Einfuhr indz 


Ausfuhrindz 


Em Erzeugnisse Oktober Januar/Oktober Oktober Januar/Öktober 
1929 1929 1928 1929 1929 1928 
978 Lichtmaschinen und Lichtzündmaschinen für Motorfahr- 
zeuge; Anlaßmotoren für Verbrennungsmotoren .. . 204 916 1 488 501* 6 849* 5 996* 
907 Dynamomaschinen, Elektromotoren, Umformer; Trans- 
bbisg formatoren und Drosselspulen! . ee ee 6 653 32 946 | 41424 37 870*| 269 971*| 257 238* 
907 h Fertig gearbeitete Anker, Kollektoren? ..... e 422 1 988 1 374 1 863*| 16 200*| 22 814* 
908a, b | Elektrizitätssammler, deren Ersatzplatten (Elektroden) š 290 4 847 6 321 4 bü, 43 860*| 46 539* 
909 Kabel zur Leitung elektrischer Ströme, zur Verlegung in 
Wasser oder Erde geeignet. ee 543 30 080 13 671 50 250*| 493 361*| 394 612* 
910 Bogenlampen, Quecksilberdampf-, Quarz- und ähnliche 
a bis c Lampen; Gehäuse dafür mit Rasen: Bauen 
Reflektoren? . ... 2... ; EEEE 13 164 97 408 3 648* 3 987 
911 a Metallfadenlampen . .. s 22 2220000. e 316 2 138 2 052 1 480 11 164*| 10 648* 
911 b Kohlenfaden-, Nernst- und andere Glühlampen .... 18 70 50 35 351* 618* 
912 Aı Telegraphenwerke; Bestandteile davon ... 2 116 42 23 221* 177 
912 A2 Fernsprecher, Fernsprech-, Wand- und Tischstationen, Fern- 
sprechvermittelungseinrichtungen; Bestandteile davon . 28 843 497 2 268° 16611*| 12 750* 
912 As Vorrichtungen für die drahtlose Telegraphie und Tele- 
phonie; Bestandteile davon . ».. 2. 2.222200. 554 5 342 2 888 7 363*| 45 826*| 32 321° 
912 A4 Meß-, Zähl- und Registriervorrichtungen, auch in Verbin- 
dung mit Uhrwerken; Bestandteile davon . . .... 156 1 701 1 682 2 899%) 28 259*) 24 807° 
912 B Bügeleisen; Bestandteile davon . . . . 22220. — 17 16 924 6 914* 5 275 
912C Heiz-, Koch- und sonstige Wärmeapparate; Bestandteile 
EEN . 178 1746 | 9 1255 1 992* 13504*| 10 560° 
912 D Röntgenröhren; Bestandteile davon . . ... 2 21 10 24* 175* 109* 
912E Magnetzündapparate und sonstige elektrische Zündsysteme 
sowie Teile davon (ausgenommen Magnete); elektro- 
technisches Zubehör für Motorfahrzeuge . . . . . . 212 2 607 2 396 2110* 22112* 15 745° 
912 Fı Sicherungs- und Signalapparate; Läutewerke; Bestandteile 
davon ece E ne re a R 16 189 136 1403* 11 112* 9 643* 
912 F2 Vorrichtungen für Beleuchtung, Kraftübertragung, Elek- 
trolyse; Vorschalte- und Nebenschlußwiderstände; sonst. 
a. n. g. Vorrichtungen; Bestandteile davont . ... . 811 10 523 10 008 32 425* 271 069*| 259 919* 
912 F3 Vorrichtungen für ärztliche oder zahnărztliche gie 
Bestandteile davon (ausgenommen 912D) . g 41 667 795 1 265* 14850*| 13610* 
912 F4 Galvanische (auch Trocken-) Elemente, elektr. u. galva- | 
nische Batterien; Thermoelemente; Bestandteile davon . 23 324 621 10 325 61 429 46 376* 
912 F5 Isolationsrollen, -glocken, -knöpfe, Spulen, Taster, Schalter 
usw. aus Steingut, Porzellan oder Glas (ausgenommen 
TISA) u. D Se a re ee ed ag 31 192 212 6 6 6 
912 F6 Isolationsgegenstände aus " Asbest, Asbestpappe, Glimmer 
oder Mikanit für die Elektrotechnik (Schutzkasten usw.) — 66 UI 54 505* 448* 
912 F7 Isolierröhren für elektr. Leitungen aus Papier oder Pappe; 
Verbindungsstücke dafür. . . 2» x 2 2220020. : Í i 3 840 31 187*| 20 975° 
— Elektrotechnische Erzeugnisse, unvollständig angemeldet . — — — — 6 27 
„ J Menge in dz. . 10 513 97 403 | 987146 | 163 890*|1 369 174*.1 195 194* 
SE dE: (Ge 1000RM | 4322] 43497 | 936008 | A0 giel 475 220* 399 512% 
648 a Vorgepreßte Blöcke, Platten und Stangen aus Kohle für | 
elektrotechnische Zwecke . . 2 2220000. 32 | 320 375 2 299 10 651 11 543 
648 b Kohlenbürsten, Mikrophonkohlen usw.; Kohlenfäden für | 
elektr. Beleuchtungskörper oder ne auch in Verbindung 
mit Platin ......» . rn . 5 63 62 85 732* 660 
648 c Brennstifte für Bogenlampen . . ... 2.2.2... Br 179 1 422 168 582 6 526 5 874 
648 d Elektroden cri i x. 415. se a. ei ae ee 144 4 469 9 803 21 864 | 230 447 | 229 999 
733 a Porzellanisolatoren für Telegraphen- oder Fernsprech- i 
leitungen? u... Ze pie a u a A — . 180 239 8 382*, 70127*. 51 964* 
740 a Glühlampenkolben . . .. 2. 2 2 2 ‘o 14 375 305 2110 15 024 9 049 
783 © Bearbeitete Teile von elektrischen Maschinen der Nrn. | 
907 a/g und von Erzeugnissen der Nrn. 907 h/911 b aus | 
nicht schmiedbarem Gußeisen . x. 2 2.2... 0% 271 1 845 2 463 8 
799 c dagl. aus schmiedbarem Eisen `... 167 | 880 © j 
890 a Isolierter Draht aus unedlen Metallen für die Elektro- | | 
technik... 2:4. 208 EE EENS 192 | 1994 1 873 12 826*, 115 957%, 94 274* 


Deutschland gebracht. Bei der Ausfuhr ist ein Anwachsen um 
173 980 dz (14,5%) und 75,708 Mill RM (19%) festzustellen. 
Die Reparationssachlieferungen betrugen in diesem Zeitab- 
schnitt 90 435 dz im Wert von 28,876 Mill RM, und der Stück- 
zahl nach erstreckte sich der Export auf 74536 Lichtmaschi- 
nen (70551 i. V.), 597 763 Dynamos, Elektromotoren usw. 


ı Die Ausfuhr von Quecksilberumformern istin Nr.912F 2 enthalten. — 
t Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile von nieht vollständigen elek- 
trischen Maschinen. — ? Die Ausfuhr umfaßt auch Teile von Bogen- 
lampen außer Brennstiften «648c). — * Die Ausfuhr umfaßt auch Queck- 
silberumformer aus Nr. 907 bg und Isolationsgerenstände, auch aus 
Ambroid, Hartkautschuk usw.. der Nr. 912 F5 auber Isolutionsglocken 
733». — ê Einfuhr nach Be schaffenheit. — è Isolntionsglocken unter 73a, 
ande :re Waren, auch aus Ambroid, Hartkautschuk usw., unter 912 F2. — 
Die Ausfuhr umfaßt Isol: toren aller Art aus Ste ingut oder Porzellan. — 
« Für die Ausfuhr gelten die im Unterabse E 15B bei den Maschinen 
“angegebenen stat. Nro. — ® Berichtigte Zahl 
SZ Einschließlich der Reparationssaec hlieferungen. 


(495 922 i. V.), 34 038 Bogen- usw. Lampen (23102 i. V.), 
64,846 Mill Metalldrahtlampen (55,607 i. V.) und 0,980 Mill 
Kohlefaden- usw. Lampen (1,816 i. V.). Als Überschuß der 
Ausfuhr hat man 1 271 771 dz bzw. 431,723 Mill RM zu buchen 
(1108 048 dz bzw. 363.509 Mill RM i. V.). 


Berichtigung. 


In dem Aufsatz „Die elektrische Küche“, ETZ 
1929, S. 1689, muß es in der letzten Zeile der Fußnote 1 auf 
S. 1689 statt „1 RM auf 1 kW“ heißen: „1 RM auf 1 hW 
(Hektowatt)*. 


Abschluß des Heftes: 7. Dezember 1929. 
EE Aufla lage dieses Heftes 


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Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh mo in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H., Berlin. 


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Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9. 


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DIE ALTESTE ERFAHRUNG 
DIE MODERNSTE KONSTRUKTION 


halt: Paulus, Unters. d. Abschaltvorg. in Schmelzsicher. u. Install.. RBG üb. d. 4. Geschäftsjahr 1028 — Fortschr. d. Elektrisier. d ÖBB 1854 — 
fEhaltern b. Kurzschlüssen in el. Verteilungsanl. m. Querschn. bis zu 6 mm? Elektr. d. Paris. Vorortb, 1855 — EI, 'Zugförd. in England — Schienenstoß- 
licher. bis 25 A. 1829 — Beetz, Ersatzschalt, f. d. gleichzeit. Eich. v. prüfer — EL Getriebe-Fördermasch. 1857 — Das neue Berliner Funkhaus — 
tomzähl. m. zwei Meßwerken 1885 — Albers-Schönberg u. Beeinfluss. v. Fernsprechanl. durch Gleichr. — Über den Barkhauseneffekt 1858 
owsky, Üb. d. Einwirk. v. Chromnickel-Heizdräht. auf keram. Wick- — Kurze ungedämpfte el. Wellen — Verfeiner, d. W. Thomsonschen Kabeltheorie 
Weer 1887 — Müller, Triebwagen der Bern_Neuenburg-Bahn 1841 — — Scheinb. Änder. d. Dielektrizität konst. techn. Isolierst. — Gleitentlad. b. nied. 
Tina, Meßgeräte f. Wirk- u, Blindleist. 1844 — Albrecht, Ergebn. Druck 189 — Rechnungsgröß, f. Hochspannungsanl. — Über Lichtenbergsche 
itmaschinenstat, d gewerbl. Betriebszähl. 1925 1849. Fig. — Die el. Einr. a. d. Singapoore-Schwimmdock 1860 — Energiewirt- 
indschau: Fernsprechverbind. zwischen Europa u. Amerika 1849 — schaft 1861 — Vereinsnachrichten 1862 — Sitzungskalen- 
kungsomnibus 1850 — Anzapfschalter f. Transform, — Relais z. Absenk. der 1868 — Persönliches 1868 — Briefe a. d Schriftleit.: 
emast b. Kleinabnehmern — Rückleistungsrelais f. d. Schutz v. Dreh- J. Löffler, K. Schöler | W. Dornig, Kesselring, E Weber 1864 — Literatur: 
enerat. u. Speiseleit. — Groß. Elektromagnet d franz. Akad, d. Wissensch, M. Vogelsang, R. Rüdenberg, R. W. Pohl, C. Jauer, H. W. Priwin, Hütte, 
= Porzellanisolat. u. Isolatorenporz. — Kabelarmaturen 1852 — Wellen- G. Tafel, W. Hagemann 1866 — Geschäftl. Mitteilungen 1368 — 
Dezillogr. — Beleuchtungstechn. u. Flugv..x, - Glühlamp! m. Innen- Berichtigung 186. 

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Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


50. Jahrgang 


Berlin, 19. Dezember 1929 


Heft 51 


Untersuchung der Abschaltvorgänge in Schmelzsicherungen und Installations-Selbstschaltern 
bei Kurzschlüssen in elektrischen Verteilungsanlagen mit Querschnitten bis zu 6 mm? bzw. 
Sicherungen bis 25 A. 


(Im Auftrag der Unterkommission für 1.-S.-Schalter des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.) 


Von C. Paulus, Oberbaurat, München. 


Übersicht. Die theoretischen Grundlagen der Kurz- 
schlußvorgänge werden allgemein erörtert und die in elek- 
trischen Anlagen wirklich auftretenden Verhältnisse bei 
Kurzschluß an Hand von Oszillogrammen dargelegt. 


_ Über die Größe des Kurzschlußstromes, der in einer 

Verteilungsanlage zustande kommen kann, sowie über die 
Zeitdauer des Kurzschlusses bis zum Abschalten der 
Fehlerstelle vom Netz durch eine vorgeschaltete Schmelz- 
sicherung bzw. durch einen vorgeschalteten 1.-S.-Sch-ulter 
herrschen vielfach weit auseinandergehende Ansicltten. 
Der Grund hierfür ist in der Hauptsache wohl darin zu 
suchen, daß bei derartigen Betrachtungen in den weitaus 
meisten Fällen die Ergebnisse von Berechnungen, die oft nur 
überschlägiger Art sind, zugrunde gelegt werden. Da ein 
Teil der Faktoren, die die Größe des Kurzschlußstromes 
in einer Anlage bestimmen, mathematisch nicht erfaßt 
werden kann und andere Faktoren nur mit einiger An- 
näherung in die Rechnung eingesetzt werden können, lie- 
fert diese stets unzuverlässige und je nach ihrem Genauig- 
keitsgrade recht unterschiedliche Angaben über die Größe 
des zu erwartenden Kurzschlußstromes. Die Tatsache, 
daß die errechneten Kurzschlußströme stets größer aus- 
fallen als die wirklich auftretenden, führt leicht dazu, 
den Gefahren eines Kurzschlusses ungewöhnlich große 
Bedeutung zuzumessen. Man war bemüht, diese Fragen 
durch oszillographische Aufnahme der Kurzschlußvor- 
gänge in den verschiedenartigsten Leitungen möglichst 
weitgehend zu klären. Bei Verwendung von Schmelz- 
sicherungen und ]1.-S.-Schaltern als Abschaltmittel wurden 
Kurzschlußoszillogramme an einem Gleichstrom-Kraftnetz, 
an einer Gleichstrom-Lichtleitung sowie an einer Wechsel- 
strom-Verteilungsanlage aufgenommen. Die Kurzschluß- 
stellen lagen das einemal in größerer Entfernung von 
dem Unterwerk, die andern Male in dessen unmittelbarer 
Nähe. Außerdem wurden die elektrischen Konstanten der 
einzelnen Kurzschlußkreise durch Einbau verschiedener 
Zähler in weiteren Grenzen verändert. 


Um das Verhalten der Abschaltvorrichtungen auclı bei 
den höchsten Beanspruchungen kennen zu lernen, wurden 
mit ihnen im Elektrischen Prüfamt 3, München, Kurz- 
schlußversuche an einer Batterie mit etwa 550 V Spannung 
und einer Kapazität von 3000 Ah durchgeführt. Bei diesen 
Prüfungen waren die Spannung und im Zusammenhang 
damit die auftretenden Kurzschlußströme bedeutend höher 
als in normalen Hausanlagen. 

In ähnlicher Weise führte auch das Laboratorium der 
AEG-Fabrik für Installationsmaterial Kurzschlußversuche 
unter verschärften Bedingungen durch, wobei ein fremd- 
erregter Gleichstrom-Schwungradgenerator, der kurz- 
zeitig Ströme bis zu 3000 A bei einer Prüfspannung von 
550 V liefert, als Stromquelle diente. Das Verhalten der 
Batterie und des Schwungradgenerators bezüglich ihrer 
Klemmenspannungen während eines Kurzschlusses über 
eine normale 25 A-Schmelzsicherung zeigen die ÖOszillo- 
gramme Abb.1 und 2. Bei Beginn und Ende des Kurz- 
schlußvorganges treten an den Klemmen der Stromquel- 
len Überspannungen auf, deren Größe und Verlauf von 
der Induktivität und der Stromänderung in der Zeiteinheit 
abhängig sind. Die höheren Überspannungen bilden siclı 
am Generator aus, jedoch nicht in selır beträchtlicher 


Höhe, denn der Begünstigung zur Ausbildung der Über- 
spannung durch die größere Induktivität steht der durch 
die gleiche Eigenschaft verlangsamte Stromabfall ent- 
gegen (Abb.2). Die Spannungsabfälle sind in beiden Fäl- 
len unwesentlich. An dieser Stelle sei ausdrücklich be- 
merkt, daß die durchgeführten Untersuchungen sich nur 
auf geschlossene Schmelzsicherungen 6...25 A, 500 V und 
auf 1.-S.-Schalter in Stöpselform 6...15 A, 250 V Gleich- 
strom bzw. 380 V Wechselstrom erstrecken. 


re-550/> 


Le i 


Zems 


Abb. 1 u. 2 Kurzschluß-Abschaltung durch DII-Stöpsel 25 A, 500 V; 
Leitungs- und Batteriewiderstand R = 0,375 Q. 


Zunächst sei auf die theoretischen Arbeiten von Oel- 
schläger?! verwiesen. Das theoretische Kurzschlußdia- 
gramm der Abb.3 bringt den Abschaltvorgang in einer 
Schmelzsicherung bei Kurzschluß in einem Gleichstrom- 
kreis zur Darstellung. Der Kurzschlußstrom steigt wäh- 
rend der Abschmelzzeit — erster Abschnitt des Kurz- 
schlußvorganges — annähernd nach einer Exponential- 
kurve an, also anfangs rasch, später immer langsamer, und 
nähert sich, sofern die Sicherung den Stromkreis nicht 
vorher unterbricht und der Stromerzeuger den Kurz- 
schlußstrom über längere Zeit in voller Größe liefern 
kann, asymptotisch einem Höchstwert, dem dauernden 
Kurzschlußstrom Jr Die in der Sicherung entwickelte 
Stromwärme erhitzt im Verlaufe dieser Zeit die Schmelz- 
leiter auf die Schmelztemperatur. Innerhalb der nun fol- 
genden Schaltzeit brennen die Schmelzleiter durch und 
unterbrechen nach dem Erlöschen des Ausschaltlicht- 
bogens den Kurzschlußkreis. Der Strom fällt je nach 
Bauart der Sicherung mehr oder weniger steil von seinem 
Höchstwert auf den Wert Null zurück. Die Größe des 
dauernden Kurzschlußstromes ist durch die Gleichung 
Jk = EIR gegeben, wenn unter E die EMK des Strom- 
erzeugers und unter R der Ohmsche Widerstand des ge- 
samten Stromkreises einschließlich des Stromerzeugers 
verstanden werden. Die Form der Exponentialkurve hängt 
von dem Verhältnis L/R = T (Zeitkonstante) ab. Die 
EMK des Stromerzeugers und die elektrischen Konstanten 
des Kurzschlußkreises bestimmen somit die Größe des 
Kurzschlußstromes und den Verlauf des Stromanstieges. 
Maßgebend dafür, welchen Wert der durch diese Faktoren 
festgelegte Kurzschlußstrom in einer Anlage tatsächlich 
erreicht, sind die Abschaltverzögerung der eingebauten 


ı Velschläger, ETZ 1904, 8. 762. 


1830 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Si 


18. Dezember 1929 


Unterbrechungsvorrichtungen und das Verhalten des 
Stromerzeugers während des Kurzschlußvorganges. Es 
sei erwähnt, daß bei Schmelzsicherungen kleiner Nenu- 
stromstärke die Stromunterbrechung meist schon vor Ein- 
tritt des Beharrungszustandes erfolgt. 

Folgende Überlegungen sollen den Einfluß der elek- 
trischen Leitungskonstanten und der EMK darleg>n. 
Werden während des Kurzschlußvorganges die EMK 
des Stromerzeugers und die Induktivität L des Kurz- 
schlußkreises als gleichbleibend angenommen. so erfolgt 
der Stromanstieg bei verschiedenen Ohmschen 
Widerständen R nach Exponentialkurven, wie sie in 
Abb.4 dargestellt sind. All diese Kurven haben die 
gleiche Anfangsneigung gegen die Zeitachse; die Höchst- 
werte, denen sie zustreben, verhalten sich umgekehrt wie 
die Widerstände, ebenso die Zeitkonstanten T. (Nach einer 
Zeit gleich der Zeitkonstanten T ist der Kurzschlußstrom 
auf 63,2 % seines Höclistwertes angewachsen; nacht =4T 
kann vom praktischen Standpunkte aus der Höchstwert 
ais erreicht betrachtet werden |Beharrungszustand]. Der 
waagerechte Abstand zwischen Ordinatenachse und Schnitt- 
punkt der Ursprungstangente mit der Asymptote der Ex- 
ponentialkurve ist die Zeitkonstante der betreffenden Ex- 
ponentialkurve.) Für den Grenzfall R=-0 würde der 
Kurzschlußstrom nach der Einhüllenden dieser Kurven- 
schar — Ursprungstangente — zunehmen. Die Zeitkon- 
Stanten T,, Ta, T3 .... geben in diesen Fällen (R -: 0) 
auch jene Zeiten an. nach 
welchen der Kurzschluß- 
strom jeweils auf die Werte 
dk, Jkr, dk... angestiegen 
sein würde. 


E konst. L konst. R<R.<RKR, 


Abb. 3. Kurzsehħlußdiagramm. Abb. 4. Stromanstieg. 


Für verschiedene Induktivitäten L er- 
gcben sich bei Konstanz der EMK und des Ohmsehen 
Widerstandes R während der Kurzschlußzeit Scharen von 
Stromanstiegkurven nach Abb. 5. Der dauernde Kurz- 
schlußstrom J& wird in allen Fällen gleichgroß, doch wird 
er nach verschieden großen Zeiten erreicht. Mit abnehmen- 
der Induktivität verkleinert sich die Zeitkonstante; die 
Anfangsneigungen der Kurven gegen die Zeitachse wer- 
den größer, d.h. der Stromanstieg erfolgt jäher. 


t 


L< L:< Ll 
Abb. 5. Stromanstieg. 


L konst. 


E konst. R konst. 


Abh. 6. 


R konst. E> E: 


Ntromanstieg. 


Die Kurvenschar der Abb.6 zciet den Einfluß 
der EMK auf die Größe des Kurzschlußstromes und auf 
die Schnelligkeit des Stromanstieges bei gleichbleibender 
Induktivität und gleichbleibendem Ohmschen Widerstand 
während des Kurzscehlußvorgangees. Mit ‚wachsender 
EMK nimmt die Steilheit der Ursprunzstanzente gegen 
die Abszissenachse zu (T, =— Ta). Die jeweiligen Strom- 
höchstwerte stellen sieh in allen Fällen nach gleichen 
Zeiten ein (4 T,:=473). Während des Kurzschlußvor- 
ganges verläuft die an der Sicherung liegende Spannunz 
zunächst in der Nähe der Nullinie und nimmt zegen Ende 
des Stromanstiezes um einiges zu (vgl. Abb. 3). Ihre je- 
veilige Größe ist bei Vernachlässigung der Induktivität 


(= — Ldi/dd). 


und der Kapazität der Sicherung durch die Gleichung 
e = Jr definiert, wenn J den augenblicklichen Wert des 
ansteigenden Kurzschlußstroms und r den im gleichen Zeit- 
punkte vorhandenen Ohmschen Widerstand der Schmelz- 
sicherung bezeichnen. Während der Abschmelzzeit neh- 
men beide Faktoren der Gleichung zu; der Strom J nach 
einer Exponentialkurve wie oben geschildert und der Wi- 
derstand r zufolge der durch die Stromwärme bedingten 
Temperaturerhöhung der Schmelzleiter. Mit Einsetzen der 
Schaltzeit übernimmt der Ausschaltlichtbogen die Strom- 
führung in der Sicherung und erhöht ihren Widerstand 
sprunghaft. Die Spannungslinie steigt plötzlich steil an 
und geht nach vollzogener Stromunterbrechung auf den 
Spannungswert über, der nach der Kurzschlußabschaltung 
an der Unterbrechungstelle auftritt. 

Der Übergang von der Kurzschlußspannung auf die 
Netzspannung, wie er in Abb. 3 dargestellt ist, tritt in 
praktischen Fällen äußerst selten auf. Da jeder Strom- 


kreis eine gewisse Induktivität besitzt, ruft die rasche 
Feldänderung während des Stromabfalles Überspannungen 
hervor, deren Größe von der Gesamtinduktivität des Kurz- 
tromerzeugers, von der 
der 


schlußkreises einschließlich des 
Kurzschlußstromstärke und von 
schaltzeit der Schmelz- 
sicherung abhängig ist 


Dauer der Ab- 


J Kurzschlußstrom 25A! 
E Spannung am Schalter e——— ty? CH 
. ; t nms — CP 551 
Ahb.7. Abschaltung eines Kurz- 


schlusses dureh einen Installa- 
tions-Nelbstschalter. 


Abb. o Auslöseströme und Schalt- 
zeiten, 


Abb. 8. Aufnahmeschaltung und Ideal-Oszillogramm für einen 
l.-S.-Schalter. 


Das Ideal-Kurzschlußdiagramm eines 1.-S.-Schalters 
(Abb.7) weist ähnliche Strom- und Spannungsverhältnisse 
wie dasjenige einer Schmelzsicherung auf. Bemerkens- 
wert ist die mit dem Sättieungsverhältnis der Eisenteile 
zusammenhängende Spannungspitze zu Beginn des Kurz- 
schlußvorganges. Für das weitere Verhalten der am I.-S.- 
Schalter liegenden Spannung gilt sinngemäß das bei Siche- 
rungen Gesagte. In etwa der zweiten Hälfte des Strom- 
anstieges setzt die Spannungslinie plötzlich steiler und 
unregelmäßicrer ein, gleichzeitig erfolgt die Stromzunahıne 
etwas langsamer, als nach dem bisherigen Verlauf der Ex- 
ponentialkurve zu erwarten wäre. Vermutlich sind diese 
Erscheinungen mit dem mechanischen Schaltvorgang (Ver- 
ringerung des Schalterkontaktdruckes) in Verbindung zu 
bringen. Während der Schaltzeit vollzieht sich der Über- 
gang auf die Netzspannung in ähnlicher Weise wie bei einer 
Sicherung. Die Zackenbildungen in der steil aufsteigenden 
Spannungskurve sind auf den stark veränderlichen Wider- 
stand des Ausschaltlichtbogens zurückzuführen. Da dieser 
durch die Luft nur schwach gekühlt wird, kann er sich 
trotz der magnetischen Blasung über längere Zeit in der 
lL,öschkammer aufrecht erhalten; daselbst steht ihm auch 
genügend Raum zur Verfügung, um die Länge und den 


18. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


1831 


Querschnitt der ionisierten Strombahn in weiten Grenzen 
zu verändern. Im Gegensatz hierzu bedingt die starke 
Kühlwirkunge des Füllstoffes (Quarzsand) bei Sicherungen 
kurze Abschaltzeiten: der Unterbrechungeslichtbogen ist 
an eine eng begrenzte. durch die Schmelzkanäle vorge- 
»chriebene Bahn gebunden. 

Das normale Oszilloeramm eines E.-8.-Schalters gibt 
„war eindeutige Antworten auf die meisten Fragen, die 
den Abschaltvoreang betreffen, doch läßt es uns teilweise 
im unklaren darüber, wie sich die Gesamtauslösezeit auf 
die Bewerungesvorzänge der einzelnen Glieder. die das 
N\bschalten bewirken, verteilt. Aufsehluß hierüber geben 
Sonderoszillogramme. die mit der in Abb. 8a dargestellten 
Schaltanordnung an einem Sockel-Selbstschalter aufge- 
nommen wurden. Der IL-S.-Schalter liert im lauptstron- 
kreis. In Reihe mit seinen Hauptkontakten, die durch das 
Schlußstück e überbrückt werden, legt der Nebenwider- 
stand S An den Meßklemmen des Nebenwiderstandes sind 
in Reihe geschaltet der Vorwiderstand w, die Strom- 
schleife O und ein weiterer Vorwider- 
stand s. Parallel zum Widerstand w» 
liegt ein Hilfskontaktpaar A, und Kp. 


BEP e S 


+i— 
+l- +N- 


Abb. 10. Abb. 11. Abb. 12. 
Abb. 10..12. Verlegung der Meßschleifenleitung. 


Wird der L-S.-Schalter von einem Kurzschlußstrom 
durchflossen, so wird sein Anker angezogen; dieser löst 
in seiner Endlare die Sperrung von e und betätigt gleich- 
zeitig die Hilfskontakte k, und ka. die den Vorschalt- 
widerstand w, überbrücken. Während des Beginns der nun- 
mehr einsetzenden Drehung des Schlußstückes e werden die 
Kontakte k, und k, wieder geöffnet. Von diesem Zeit- 
punkt an nimmt der Widerstand w wieder an der Strom- 
führung teil. Durch diese Anordnung wird der Maßstab 
des von der Meßschleife aufzezeiehneten Kurzschluß- 
stromes in demienigen Zeitabschnitt vergrößert, den der 


Anker vom Auftreffen auf die Verklinkungz bis zu 
DÉI D DÉI . r D 
deren Lösung braucht. weil während dieses Zeitab- 


schnittes der Vorwiderstand w, durch die Ililfskontakte 
kurzgeschlossen ist. Die Oszillogramme geben also Auf- 
schluß über die drei Abschnitte des Abschaltvorganges: 
Vorhub, Lösung der Verklinkung und Löschung des Licht- 
bogens. Die Stromkurven zeigen an der Stelle der plötz- 
lichen Erhöhung des Schleifenstromes kleine überlarerte 
Schwinsungen. die von der nicht aperiodischen Dämpfung 
der Stromschleife herrühren. Das Ideal-Oszillogramın ver- 
läuft nach Abb. 8b. 

Die Oszillogeramme der Abb. 9, die mit der beschrie- 
benen Schaltanordnung aufgenommen wurden, zeigen, daß 
mit zunehmender Stromstärke die Marnetbewerung etwas 
rascher wird. Die für die übriren Vorgänge benötigten 
Zeiten verändern sich im Bereiche der mittleren ber- 
ströme nur unwesentlich; erst bei hohen Uberströmen 
(Kurzschlußströnen) macht sieh die stärkere marnetische 
YJaswirkung in einer Verkürzung der Brenndauer des Aus- 
schaltlichtbogens bemerkbar. Die Verkleinerung der Aus- 
lösezeiten bei zunehmender Stromstärke wird im wesent- 
lichen dureh die immer größer werdende Beschleunigung 
des Marnetankers verursacht. 

Bevor auf die folgenden Oszilloeramme näher einge- 
gangen wird, sollen einige Merkpunkte besprochen werden, 
die bei der oszillographischen Aufnahme besonders von 
rasch verlaufenden Auseleichsvorgängen zu beachten sind. 
Das Entstehen und Verschwinden des Kurzschlußstromes 
ruft veränderliehbe magnetische Felder hervor, die sowohl 
auf den Kurzschlußkreis selbst als auch auf benachbarte 
elektrische Schließungskreise induzierend einwirken. Von 


Bedeutung für vorliegende Betrachtungen sind lediglich 
die Vorgänge im Kurzschlußkreise selbst. Damit diese ein- 

‚andfrei oszillographisch abgebildet werden können, ist 
darauf zu achten, daß die zum Oszillographen führenden 
Meßleitunzen induktionsfrei (verdrillt) verlegt werden, 
so daß die veränderlichen Magnetfelder in ihnen keine re- 
sultierende EMK erzeugen können. Diese Forderung ist 
besonders für die Stromschleife von größter Wichtigkeit, 
da ihr Meßkreis einen viel geringeren Widerstand aufweist 
als derienige der Spannungschleife mit dazwischen gce- 
schalteten Widerständen. Daß der Oszillograph bei man- 
gelhaft verlegter Meßschleifenleitung ein unrichtizes Kur- 
venbild für den Kurzschlußvorgang aufzeichnen kann, soll 
an folgenden Beispielen gezeigt werden. Abb. 10 stellt den 
wirklichen Stromverlauf bei Kurzschluß über eine 25 A- 
Sicherung dar. Die zur Öszillographenschleife führende 
Meßleitunz war in diesem Falle induktionsfrei bis an den 
im Kurzschlußkreis liegenden Nebenwiderstand geführt. 
Der Meßstrom wird das getreue Abbild des Kurzschluß- 
stromes, da in dem Meßskreis nur die an den Klemmen des 
Nebenwiderstandes auftretende Spannung wirksam ist. 
Bildet die MeBleitung in der Nähe des Nebenwiderstandes 
eine Schleife, so wird diese von einem veränderliehen 
Flusse durchsetzt und es entsteht als Darstellung des Kurz- 
schlußvorganges über eine 25 A-Schmelzsicherung ein 
Oszillogramm nach Abb. 11. Wird die Schleife am Neben- 
widerstand um 180 ° gedreht, ohne daß die Anschlußklem- 
men der Meßschleife vertauscht werden, so zeichnet diese 
le Kurzschlußvorgzang als 
Kurvenzug, wie er in Abb. 12 zur 
Darstellung gebracht ist. (Die Meß- 
leituneschleife am Nebenwiderstand 
ist bei Aufnahme der Oszillorramıne 
Abb. 11 und 12 absichtlich groß g-- 
wählt. Kleine Schleifen rufen ent- 
Ja i kleinere Wirkungen her- 
„Vor. 


d 
! 
| 


Abb. 14. Abb. 15. 


Abb. 14 u. 15. Durch Meßschleifenleitung 
gefälschter und wirklicher Kurzschluß- 
verlauf. 


reg geg geen 100-0. 


Abb. 13. Vorgänge in 
der MeBleitungschleife. 


Zur Erklärung dieser Vorgänge diene folgendes: Der 
Kurzschlußstrom Jk verzweigt sich im Punkte 7 (Abb. 13) in 
die zwei Teilströme Js und Jm. Das stark veränderliche 
Feld © des Stromes Js durchsetzt die Schleife am Neben- 
widerstand und induziert. in ihr eine EMK e = — w d ®/dt, 
wenn w die Winduneszahl und d®Pdt die Flußände- 
rung in der Zeiteinheit bedeuten. Betrachtet man den 
Teil 7-2, den die Schleife der Meßleitunz mit dem Kurz- 
schlußkreis gemeinsam hat, so ist die Richtung des indu- 
zierten Stromes i und des Kurzschlußstromes Js dureh 
Abb. 13 wiedergegeben. Es ist zu beachten, daß die Dar- 
stellung nicht maßstabretreu ist; der Strom Js hat die 
Größenordnung von einigen hundert Ampere, während der 
Induktionsstrom i nur etwa 50..100 mA beträst. Wäh- 
rend des Stromanstieres ist im Nebenwiderstand 7 dem 
Strom Js entgegengesetzt und während des Stromabfalles 
eleichgzeriehtet. Der eigentliche, durch den Spannungs- 
abfall am Nebenwiderstand bedingte Meßstrom Jm ist dem 
Strome Js dauernd entgegengeriehtet. Er verläuft nach 
der Kurve Jm in Abb. 13. Sein llöchstwert beträgt etwa 
100...150 mA. Die Überlagerung der Kurven € und Jm 
ergibt den in dem Teile 7-2 fließenden resultierenden MeR- 
strom, der ein Oszilloeramm nach Abb. 11 aufzeichnet, da 
die Richtungen von 7 und Jm auch im Meßschleifenkreis 
in derselben Weise wie im Teil 1-2 beibehalten werden. 
Wird die Schleife um 180° gedreht, ohne daß die Meß- 
schleifenklemmen vertauscht werden, so dreht sich in der 
Schleife am Nebenwiderstand der Pfeil von Jm bei gleich- 
bleibenden Pfeilen von Cum. Die Meßschfeife zeichnet 
damit ein Oszillogeramm nach Abb. 12. 

An Hand dieser Überlegungen ist licht nachzuweisen, 
daß bei unsachzemäßer Verlegung der Meßschleifenleitung 
ein Oszilloeramm nach Abb. 14 zustandekommen kann, 
während in Wirklichkeit der Kurzschlußverlauf durch 
Abb. 15 dargestellt wird. 

Es sei bemerkt, daß die Verlegungsart der Meßschlei- 
fenleitung praktisch keinen Einfluß auf den wirklichen 


1832 


Kurzschlußvorgang hat, sondern nur auf seine oszillo- 
graphische Abbildung. Wenn der Aufbau des Nebenwider- 
standes keine induktionsfreie Anordnung der Oszillo- 
graphen-Meßleitung ermöglicht, so kann die induzierende 
Wirkung der Hauptstromleitung auf die Meßleitung bei 
Versuchsanordnungen dadurch fast aufgehoben werden, 
daß die Hauptstromleitung bifilar verlegt wird, wie aus 
Abb. 16 und 17 ersichtlich ist. Oszillogramm Abb. 16 ist 


PETE A/B 
KI sh D 


Abb. 16. 


Abb. 16..18. Einfluß der Verlegung der Meßschleifenleitung auf das 
Kurzschluß-Oszillogramm. 


dadurch erhalten, daß eine in sich geschlossene schleifen- 
förmige Meßleitung der induzierenden Einwirkung einer 
Hauptstromschleife beim Kurzschluß einer 10 A-Schmelz- 
sicherung ausgesetzt worden ist; die genannte Einwirkung 
ist nach Öszillogramm Abb. 17 durch bifilare Anordnung 
der Hauptstromleitung fast beseitigt. Aus Oszillogramm 
Abb. 18 ist zu ersehen, daß durch induktionsfreie Anord- 
nung sowohl der Haupt- als auch der Meßleitung Neben- 
wirkungen durch Induktion auf die Meßleitung vermieden 
sind. Hierzu wird bemerkt, daß die Empfindlichkeit der 
Induktions-Meßschleife (Strom i) auf etwa das Sechsfache 
der Kurzschlußstrom-Meßschleife (Strom Jm) gesteigert 
war. Ein geringes Überschwingen des Lichtzeigers unter 
die Nullinie kann selbstverständlich auch als Folge un- 
eenügender Dämpfung der Meßschleife auftreten. 


se: 


Abb. 19. Abb. 20. 


Abb. 19 u. 20. Einschaltstrom einer Nitraphotlampe bei verschiedenen 
Schaltern. 


In manchen Oszillogrammen tritt an Stelle der erwar- 
teten zusammenhängend verlaufenden Stromanstiegkurve 
eine solche mit zackenförmig ausgebildeten Schwankungen, 
für deren Zustandekommen — sofern es sich nicht um das 
Oszillogramm einer Schmelzsicherung mit mehreren paral- 
lelen Stromzweigen handelt — keine eindeutige Erklärung 
im Zusammenhang mit dem Kurzschlußvorganeg gefun- 
den werden kann. Die Vermutung liegt nahe, daß irgend- 
ein unsicherer Kontakt des Kurzschlußkreises die Ursache 
dieser Erscheinung bildet. Versuche bestätigten, daß der- 
artige Stromschwankungen durch den Schalter, der zum 
Schließen des Stromkreises verwendet wird, verursacht 
werden können, wenn unmittelbar nach dem Einschalten 
seine Kontakte vibrieren oder wenn die Kontaktgabe wäh- 
rend des Einschaltvorganges unsicher erfolgt, wie dies 
bei Hebelschaltern, namentlich bei zweipoligen, oft der Fall 
ist. Die recht verschiedenartig aussehenden Oszillogramme 
Abb. 19 und 20 stellen denselben Vorgang dar: Einschalt- 
strom einer Nitraphotlampe: im Falle 19 wurde ein schnell- 
wirkender Schalter mit Fernbetätigung und federnden 
Flachkontakten, im Falle 20 ein normaler einpoliger Dreh- 
schalter als Stromschlüssel verwendet. 

Im Anschluß an diese Betrachtungen sollen die fol- 
genden ÖOszillogramme über den zeitlichen Verlauf und 
über die Größe der Kurzschlußspannungen und der Kurz- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


19. Dezember 1929 


schlußströme, die in Kraft- und Lichtanlagen. wirklich auf- 
treten, Aufschluß geben. Zur Aufnahme diente ein Uni- 
versal-Schleifenoszillograph der Siemens & Halske AG. 
Die Strom-Meßschleife lag an einem Abzweigwiderstand, 
der in Reihe mit dem Kurzschlußkreis geschaltet war. 
Die Kurzschlußspannung wurde an den Klemmen der je- 
weiligen Unterbrechungsvorrichtung gemessen. 


Die erste Reihe der Oszillogramme wurde am 230 V- 
Gleichstrom-Kraftnetz des Versuchsraumes 1 im Elektri- 
schen Prüfamt 3 in München aufgenommen. Die von den 
Sammelschienen des Kraftwerkes bis an den Prüfstand 
führende Leitung (vgl. Schaltbild der Tafel A), die mit 
dem dazwischengeschalteten Aron-Pendelzähler und den 
verschiedenen Sicherungen einen Ohmschen Widerstand 
von insgesamt 0,16 Q und eine Induktivität von etwa 
0,75 mH besitzt, ist fest verlegt und blieb bei sämtlichen 
Versuchen unverändert. Vor der Kurzschlußstelle wurden 
für die einzelnen Versuche Zähler mit verschiedenen 
Widerständen und verschiedenen Induktivitäten eingebaut, 
wodurch eine Veränderung der elektrischen Konstanten 
des Kurzschlußkreises in weiterem Bereich ermöglicht 
wurde. Als Abschaltmittel dienten bei der Versuchsreihe I 
normale D II-Stöpsel 2... 25 A, 500 V der SSW, bei der Ver- 
suchsreihe II Elfa-Druckknopf-Selbstschalter mit ther- 
misch - elektromagnetischer Auslösung 6..15 A, 250 V 
Gleichstrom bzw. 380 V Wechselstrom, der AEG. 


2 > 3m 6 mm? = 0,0182 V 
2 x 25 A-Sich. = 0,0200 „ 
2 > 3 m6 mm? = 0,0182 „ 
Drehschalter = 0.0050 „ 
Zähler = 0140 n 
2 ~ 6 A-Elfa = 0120 „ 
06 m 15 mm? = (0150 „ 
2x 5m 15mm?! = 0,1 .. 
(iesamtwiderstand: 0,.'464 Q 
E- mV 
GH R 0,446 
b Jg = 50 A 


HHHH 


SS aw a Bas SA 


- J4% A 


Abb. 21. Zur Errechnung eines 
Kurzschlußstromes. 


Die Oszillogramme zeigen somit die Kurzschlußver- 
hältnisse bei Gleichstrom in Stromkreisen gleicher Ver- 
legungsart, die hinsichtlich ihrer elektrischen Konstanten 
verschieden sind. Es ist zu beachten, daß die Kurzschluß- 
stelle in unmittelbarer Nähe des speisenden Unterwerkes 
gelegen ist. Tafel A enthält die ermittelten Meßergebnisse 
und die näheren Angaben über die Zusammensetzung des 
Kurzschlußkreises. Ein Vergleich der Versuche 1 und 3 
(Versuchsreihe I) läßt den Einfluß des Ohmschen Wider- 
standes auf den Kurzschlußvorgang erkennen. In der Lei- 
tung mit dem kleineren Ohmschen Widerstand (1) stellen 
sich die höheren Stromwerte ein; im Zusammenhange da- 
mit werden die Abschmelzzeiten kleiner, da gleichen Siche- 
rungen ungefähr gleiche Wärmemengen zugeführt werden 
müssen, sofern die Wärmeabgabe unberücksichtigt bleibt, 
wie dies wegen der Kürze der Abschmelzzeiten zulässig ist. 


Die beiden Stromkreise 1 und 2 (Tafel A, Versuchs- 
reihe I) unterscheiden sich im wesentlichen nur durch die 
Verschiedenheit ihrer Induktivitäten; ihre Ohmschen Wi- 
derstände sind angenähert gleich. Die größere Zeitkon- 
stande T der Leitung 2 verursacht einen flacheren Strom- 
anstiege und kleinere Kurzschlußströme bei größeren Ab- 
schmelzzeiten. Noch deutlicher bringen die Beispiele 4 
(Versuchsreihe I) die Einwirkung der höheren Gesamt- 
induktivität auf den Kurzschlußvorgang zum Ausdruck. 
Bezüglich der Überspannungen, die während der Schalt- 
zeit auftreten, werden im allgemeinen die vorausgeschick- 
ten Betrachtungen bestätigt (unter sonst gleichen Bedin- 
gungen nehmen die ÜIberspannungen in stark induktiven 
Stromkreisen höhere Werte an als in solchen mit geringer 
Selbstinduktion.e In gleichartigen Leitungen ergeben 
höhere Ströme und kürzere Abschaltzeiten größere Über- 
spannungen.) 


Die in der Tafel zusammengestellten Werte sind keine 
Mittel- sondern Kinzelwerte. Es liest in der Natur der 
Sache, daß bei diesen Einzelwerten Abweichungen von den 
erwarteten Werten auftreten können, weil die durch die 
Fabrikation bedingten unvermeidbaren Verschiedenheiten 
der Schmelzstöpsel gleicher Nennstromstärke und Bauart 
voll zur Auswirkung gelangen. Bereits eingangs wurde er- 


19. Dezember 1928 


Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 51 


1833 


Tafel A. Oszillographische Kurzschlußaufnahmen bei 230 V Gleichstrom. 


a a Kraftwerk d 2 Streif.-Sich. g 2 Leitg. NGA k Zähler 
è c de h; kt b 2 Streif-Sich. e Arom-Pendelz. 16 mm?in 23 mm- l Kurzschlußstelle 
e 2 Einl.-Gummi- 200 A Rohr, 2x5m 1 DU-Stöps. bzw. 
op Bleikab. 72 D1I-Stöpsel h 2 DIII-Stöpsel 1 Elfa-Automat 
f 2x 1%mm?,2 x 72m 60 A, 600 V i NBA 2x25 mm!, 2x4 m 


Versuchsreihe I: DII-Stöpsel 500 V. 


2A 
Zusammensetzung des Kurzschluß- 0,57 2 kalt 
stromkreises 
Kurz- | ur: Über nor. Zeit- 


schluß- span- dauer bis, 


zum Ab- 
> Te? schmel- 


u 
Amp. Volt 110008ek. 


1. Leitgn. + Hauptzkller D + DIN Stopsel 0,162 


Elektrolytzähler 5 A 20 V 
Zählerinduktivität > 


..—.o 009% + eg 


0 


2 Leiten. + Hauptzubler + DIII-Stöpsel 0,162 
Ahler 10 A 220 V 


DEET 010 y 


ZAhlerinduktivität == 0.6 mH 


3. Leitgn. + Hauptzähler + DIII-Stöpsel 0,162 
Ah-Zähler 3A 20 V 


Zählerinduktivität = 0 


Par IE ve ur ur ur u SE Er Se ae ee u 


La 


Leitgn. 3 EE eg 


* Wh Zähler 5A 2% 
Zählerinduktivität == 25 mH 


............e 


La 


[0552 


Kurzschluß über einen D II-Stöpsel 500 V für 


A A 6A ` 10 A 15 A 25 
0,095 2 bei 0,05 2 bei 0,027 2 bei 0,019 2 bei 0,009 4 bei 
nenne rom, Nennstrom, Nennstrom, Nennstrom, Nennstrom, 
0,38 2 beim 0,2 2 beim 0,11 & beim 0,076 2 beim | 0,088 Q beim 
Abschmelzen| Abschmelzen | Abschmelzen | Abschmeizen | Abschmelzen 
Tala kelataa tele, aoda 
eisjelels a)E Säle s|2lE|s ä 
= a S = e S p = S = e S se S 
: © H E H S H S Za © 
GRISlIelglëueiguzlëigi lä) S 
90 |176 | 0,5 |133 | 280: 0,8 | 295| 370 1,6 | 445| 400| 2,3 ` 650| 3,9 


396] 1090 


543| 980 


89 | 800 2,5 | 159 4,55] 233| 1010 315| 910 13,75 


Versuchsreihe II: Elfa-L-S.-Schalter 250 V (thermisch-elektromagnetische Auslösung). 


| 


2 A 
Zusammensetzung des Kurzschluß- z e Fa; 
ý ` 7 . e Kurz- | ber- Zi It- el 
stromkreises Ischluß- span- dauer bis 
| strom | nung Sot GE 
BR chmel- 
Jk Ei ü spore 
Amp. \ olt t 1000Sek. 
| 5. Leiten. + e d gg 
Elektrolytzähler 5 A 20V ....... +...» 


Ser 


Zählerinduktivität = 0 


DIII-Stöpsel 0,162 


On 


6. Leiten. + Hauptzähler 
Wh-Zähler 10 A 220 V 


DIII-Stöpsel 0,162 | 
Zählerinduktivität = 0.6 mH | 


7. Leitgn. + Hauptzähler + DIII-Stöpsel 0,162 
Ah-Zähler 3A O Y aaen see 0.43 .. 
Zählerinduktivität = 0 0,592] 

8. Leiten. Hauptzähler +DIII-Stöpsel 0,162 
Wh-Zähler 5 A 320 V ee 0,39 
Zählerinduktivität = 25 mH 0,55 9| 

9. Leitgn. Hauptzähler + D III- Stöpsel 0,162 
Wh- Zäühle RAY Lexgeniegng eer? 0.89 „n 
Zusätzl. Widerstand (induktionsfrei) 1,35 n 
Zählerinduktivität — 25 mH D. 90 Q| 


Kurzschluß über einen Elfa-I.-S.-Schalter für 


d A 6 A (0,11 DO 10 A (0,05 Q) 15 A (0.08 Q) 15 A 
A|: “|; |. |, a 
sS|aAIg IS | 2A IE |S | RA | EIS | 2 | EIS |n 
„ = < p e < | Ee - d | > = <> — 
BEI FH SEES IE JH ER AEG BE - 
E 147| 2,85! 252 DI 3 t00 147| 3,1 500| 110! 3,3 
168| 156| 2,8 190| 138 3.1 272 162 3,4 315| 1065| 3,3 
128| 156| 2,7 124| 95 3,1 300| 240 3,1 
zusätzl. Wider- 
stand 0.66 Q, 
insgesamt 1,259 
86] 138 4 137 192 4,9 129| 144 4,6 


wähnt, daß errechnete Kurzschlußströme stets größer aus- 
fallen als die wirklich auftretenden und daß die Berech- 
nung je nach dem Grade ihrer Genauigkeit recht unter- 
schiedliche Angaben liefern kann. 

Das Rechenbeispiel der Abb. 21 soll zunächst Aufschluß 
darüber geben, wie der dauernde Kurzschlußstrom in 
einer Anlage berechnet werden kann. Für die Stromkreise 
der Versuchsreihe I (Tafel A) wurden verschiedene Wege 
zur Ermittlung dieses Stromwertes eingeschlagen; die er- 
haltenen Ergebnisse sind in den Abb. 22...24 zeichnerisch 
zur Darstellung gebracht. Für unsere Betrachtungen 
kommt die vor der Kurzschlußstelle liegende Schmelz- 
sicherung in Frage; sie stellt das schwächste Glied des 
Stromkreises dar (vgl. Schaltbild der Tafel A) und hat 
die Aufgabe, bei Kurzschluß die Fehlerstelle vom Netze zu 


trennen. Derücksichtigt man bei der Berechnung des dauern- 
den Kurzschlußstromes neben den übrigen Widerständen 
des Kurzschlußkreises ihren Abschmelz- bzw. Nennlast- 
widerstand, so ergeben sich hier je nach Nennstromstärke 
der verwendeten Sicherung verschieden große Widerstände 
R’ bzw. R” und damit auch verschieden große Ströme J’ 
bzw. J”. In den Abb. 22...24 sind diese Werte als Ordi- 
naten über den zugehörigen Abschmelzwiderständen re 
der Sicherungen als Abszissen aufgetragen. Die Indices 1; 
2, 3,... beziehen sich auf die einzelnen Versuche, Bei voll- 
kommener Vernachlässigung des Sicherungswiderstandes 
stellt R” den Gesamtwiderstand der Leitung einschließlich 
der Zähler und Vorsicherungen dar. Er ist als solcher für 
jeden Versuch gleichbleibend. Der zugehörige Strom ist 
mit J” bezeichnet. Die oszillographisch ermittelten Kurz- 


1834 


schlußströme Js sind in die Abbildungen gleichfalls ein- 
gezeichnet. 

Aus diesen Darstellungen geht hervor, daß der tat- 
sächliche Kurzschlußstrom Js in allen Fällen unterhalb 
der berechneten gleichbleibenden Höchstwerte J’, J”, J” 
bleibt. Die größte Annäherung an die wirklichen Verhält- 
nisse wird erreicht, wenn bei der Berechnung der Ab- 
schmelzwiderstand der Sicherung berücksichtigt wird 
(J). Wird der Widerstand der Sicherung vollkommen 
außer acht gelassen, so werden die Abweichungen am 
größten (J). 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


19. Dezember 1929 


Widerstand des Kurzschlußkreises) werden nur selten er- 
reicht, da die Stromunterbrechung zufolge der geringen 
Kurzschlußträgheit der Schmelzsicherungen meist schon 
vor Eintritt des Beharrungszustandes einsetzt. 

4. Die Abweichungen der Rechenergebnisse nehmen 
mit abnehmender Nennstromstärke der Sicherungen zu. 

Beachtenswert ist die Gegenüberstellung der Abb. 25 
mit den Oszillogrammen Abb. 3. Da der hohe Widerstand 
des Kurzschlußkreises beim Versuch 3 nur einen verhält- 
nismäßig kleinen Strom zustandekommen läßt, erreichen 
die Exponentialkurven der 25- und 20 A-Patronen ihren 


Abb. 28. 


Abb. 22...24. Ströme und Abschmelzwiderstände (zu Tafel A, Versuchsreihe D. 


Welche Ur3achen bedingen nun die Unstimmigkeit der 
Rechnung? Zunächst treten unbekannte Kontaktüber- 
gangswiderstände auf. Ferner bleiben der Leitungswider- 
stand von der Anschlußstelle bis zum Stromerzeuger, das 
Verhalten des Stromerzeugers bei Kurzschluß und sein 
Eigenwiderstand, die Speisekabelvorbelastung, die Wider- 
standszunahme des Kurzschlußkreises, namentlich der ver- 
hältnismäßig schwach bemessenen Vorsicherungen infolge 
der Temperaturerhöhung u.a.m. unberücksichtigt. Es ist 
anzunehmen, daß für ein und dieselbe Anlage die Summe 
dieser rechnerisch nicht bzw. schwer erfaßbaren Faktoren 
keinen allzu großen Schwankungen unterworfen ist. Sie 
müßte somit als ein annähernd konstantes Korrektionsglied 
in die Rechnung eingesetzt werden können, d. h. die Wider- 
standslinien der Abb. 22...24 wären um eine gewisse 
Strecke in Richtung der zunehmenden ÖOrdinaten parallel 
zu verschieben. 

Die fiktiven Gesamtwiderstände des Kurzschluß- 
kreises, die vorhanden sein müßten, damit die Rechnung 
die wirklichen Kurzschlußströme Js als dauernde Höchst- 
werte ergeben würde, verlaufen aber nach den Schau- 
linien Re, also keineswegs parallel zu den in Frage kom- 
menden Schaulinien R’. Außer den zuvor genannten Fak- 
toren müssen demnach noch andere Umstände für die Größe 
des Kurzschlußstromes mitbestimmend sein. Aufschluß 
darüber geben die Oszillogramme. Aus diesen geht her- 
vor, daß in den meisten Fällen die Stromunterbrechung 
einsetzt, bevor der Kurzschlußstrom seinen durch die elek- 
trischen Konstanten des Kurzschlußkreises bestimmten 
dauernden Höchstwert erreicht hat. Die Ursache hierfür 
ist die geringe Kurzschlußträgheit der Sicherungen. Die 
Unterschiede zwischen den wirklich auftretenden Kurz- 
schlußströmen und den jeweils möglichen dauernden 
Höchstwerten werden um so beträchtlicher, je kleiner die 
Sicherung bezüglich ihrer Nennstromstärke bemessen ist. 


Zusammenfassend gilt demnach für das Verhältnis 
Rechnung zur Wirklichkeit: 


1. Die Vernachlässigung oder die ungenügende Berück- 
sichtigung einzelner Widerstände des Kurzschlußkreises 
(Sicherungen, Zähler usw.) bedingt unterschiedliche 
Rechenergebnisse. 

2. Da verschiedene Faktoren rechnerisch überhaupt 
nicht (Kontaktübergangswiderstände) bzw. nur annähernd 
erfaßt werden können (Verhalten der Stromerzeuger, Ka- 
belvorbelastungen, Widerstandserhöhung der Leitungen 
und der Apparate), liefert selbst die genauest durch- 
geführte Rechnung zu hohe Werte für die dauernden 
Kurzschlußströme. 

. Auch die möglichen dauernden Kurzschlußströme 
(bestimmt durch die Spannung des Stromerzeugers wäh- 
rend des Kurzschlusses und den tatsächlich vorhandenen 


dauernden Höchstwert. Die 10 A-Patrone schaltet kurz vor 
diesem Zeitpunkt ab, die übrigen noch kleineren Schmelz- 
stöpsel lösen dagegen wesentlich früher aus. In Überein- 
stimmung damit verläuft die Kurve Ke im Bereiche der 
ersten drei Schmelzstöpsel angenähert parallel mit R’; die 
senkrechten Abstände von R’ sind vermutlich ein Maß für 
die bei der Rechnung nicht berücksichtigten Faktoren. 


J| ee 2994 300 09 


t nms 700 0,1 


0 0 


Abb. 2. L-S.-Schalter. Ver- 
such 5, Reihe IL Tafel A. 


Abb. 5. Kurzschlußverlauf für 
25 A-Stöpsel in verschiedenen 
Stromkreisen. 


Nach den früheren Betrachtungen müssen in Strom- 
kreisen mit gleichgroßen Ohmschen Widerständen gleich- 
große dauernde Kurzschlußströme zustandekommen, auch 
wenn die Induktivitäten verschieden groß sind. Die Oszillo- 
gramme 1 und 2 der Versuchsreihe I ergeben aber, daß in 
derartigen Anlagen die wirklich auftretenden Kurzschluß- 
ströme ungleiche Werte annehmen. Diese Erscheinung 
steht im Zusammenhang mit der Steilheit des Strom- 
anstieges. In Abb. 25 sind die Oszillogramme der 25 A- 
Schmelzstöpsel der beiden Stromkreise zusammengezeich- 
net. Da jeder dieser Sicherungen während der Erwär- 
mungszeit ungefähr gleiche Wärmemengen zugeführt 
werden müssen, ist es ohne weiteres ersichtlich, daß bei 
Verwendung kurzschlußschneller Abschaltglieder der 
Stromwert in der Leitung mit der kleineren Zeitkonstante 
(1) den höheren Betrag annehmen muß. Bliebe der Kurz- 
echluß bis zur Erreichung des Beharrungszustandes in 
beiden Fällen bestehen, dann würden auch die oszillo- 
graphisch gemessenen Ströme gleichgroß ausfallen. 


bw 


19. Dezember 1929 


Die Tatsache, daß die Kurzschlußströme in einer An- 
lage nicht auf den durch die Rechnung ermittelten dauern- 
den Höchstwert ansteigen, besteht auch für die unter- 
suchten Installations-Selbstschalter. In Abb.26 sind die 
Verhältnisse für den Versuch 5 der Versuchsreihe II 
(Tafel A) zeichnerisch dargestellt; R” bedeutet den Ohm- 
schen Widerstand des Kurzschlußkreises, R’ denjenigen des 
Kurzschlußkreises einschließlich des Selbstschalter-Wider- 
standes. Die zugehörigen dauernden Höchstwerte J” und J’ 
liegen bedeutend höher als die oszillographisch gemessenen 
Kurzschlußströme Ja. Da auch die 1.-S.-Schalter den Kurz- 
schluß vor Eintritt des Beharrungszustandes abschalten 
und ihre Kurzschlußschnelligkeit mit kleiner werdender 
Nennstromstärke zunimmt, weist der Kurvenzug Ke des 
fiktiven Gesamtwiderstandes ähnlichen Verlauf wie bei 
Abschmelzsicherungen auf. (Flache Kuppen in einigen der 
aufgenommenen, hier nicht wiedergegebenen Oszillogram- 
men werden durch die Widerstandserhöhung, die als Folge 
der abnehmenden Kontaktpressung während des letzten 
Abschnittes des mechanischen Schaltvorganges auftritt, 
verursacht, sind also keine dauernden Höchstwerte.) 

Die Einflüsse des Ohmschen Widerstandes und der 
Induktivität auf die Gestaltung der Exponentialkurven, 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


1836 


nach denen der Stromanstieg vor sich geht, sind die- 
selben wie früher. Im allgemeinen werden die Kurz- 
schlußströme in derselben Anlage mit 1.-S.-Schaltern etwas 
kleiner (ausgenommen die 6 A-I.-S.-Schalter), außerdem 
geben ihre größeren Schaltzeiten Anlaß zu geringeren 
Überspannungen. 

Bei Schmelzsicherungen ändern sich die Abschmelz- 
zeiten sehr stark mit den elektrischen Konstanten der zu 
sichernden Stromkreise; im Gegensatz hierzu sind die 
entsprechenden Zeiten bei 1.-S.-Schaltern fast unabhängig 
davon (Versuchsreihe II, Tafel A). Diese Erscheinung 
beruht darauf, daß Sicherungen ansprechen, sobald der 
Kurzschlußstrom eine bestimmte Wärmemenge entwickelt 
hat. Diese ist für Schmelzstöpsel gleicher Nennstromstärke 
angenähert gleichbleibend. Bei Automaten setzt nach Ein- 
tritt der magnetischen Sättigung (J = 80...100 A) der 
mechanische Schaltvorgang ein. Der Kurzschlußstrom 
kann wohl die Magnetankerbewegung noch etwas beein- 
flussen, dagegen kaum noch die übrigen Vorgänge (Lösung 
der Schaltersperrung, Schalterbewegung bis zur Kontakt- 
trennung). Selbstschalter gleicher Nennstromstärke wir- 
ken somit mit annähernd gleichbleibenden mechanischen 
Schaltzeiten. (Schluß folgt.) 


Ersatzschaltung für die gleichseitige Eichung von Drehstromzählern mit zwei Meßwerken. 
Von Dipl.-Ing. Wilhelm Beetz, Nürnberg. 


Übersicht, Es wird eine Ersatzschaltung für die 
Eichung von Dreileiter-Drehstromzählern angegeben, welche 
genau die gleichen Eichwerte ergibt wie die Aron-Schal- 
tung, vorausgesetzt, daß bei beiden Meßwerken die innere 
Phasenverschiebung richtig eingestellt ist und beide Meß- 
werke genau gleiche Zugkraft haben. Für die Ersatzschal- 
tung ist dreiphasige Spannung, aber nur einphasiger Strom 
erforderlich. Die Verwendung eines Normalzählers ist der 
Eichung mit einem Wattmeter vorzuziehen, weil sie eine 
genauere Abgleichung der Zugkräfte beider Meßwerke des 
zu eichenden Zählers ermöglicht. 


1928 beschrieb Doericht!ein Verfahren zur gleich- 
seitigen Prüfung von Drehstromzählern mit zwei Meß- 
werken, bei welchem die Spannungspulen wie in der Aron- 
Schaltung an den verketteten Spannungen Ers und Ers 
liegen, während die in Reihe geschalteten Stromspulen von 
einem Strom durchflossen werden, der bei cos ọ =1 (im 
Drehstromnetz) in die Richtung OS gebracht wird ent- 
sprechend Abb. 1. Während jedoch in der Aron-Schaltung 
das vom Strom der Phase R durchflossene Meßwerk 1 an 
ERS, das vom Strom der Phase T durchflossene Meßwerk 2 
an ETs liegt, vertauscht Doericht die Spannungen in 
der Absicht, bei der Prüfung genau dieselben Vor- und 
Nacheilungsverhältnisse zu erhalten wie bei normalem 
Betrieb. 

Wie nun mittlerweile durchgeführte Untersuchungen 
gezeigt haben, ist diese Vertauschung der Spannungen 
nicht angebracht. Es zeigt sich vielmehr, daß gerade da- 
durch, besonders bei Zählern mit zwei Meßwerken auf 
einer Scheibe, die gegenseitige Beeinflussung der Meß- 
werke Unterschiede zwischen der Ersatzschaltung und der 
Aron-Schaltung bedingt, und darauf ist vermutlich auch 
der Fehlerunterschied von 4 % bei einer bestimmten Type 
zurückzuführen, von der Doericht später spricht? und für 
den er keine weitere Erklärung angibt. Ferner liegt darin 
auch der Grund, weshalb das Verfahren auf bestimmte 
Zählertypen, deren Verhalten man kennt, beschränkt ist. 
Vertauscht man aber die Spannungen nicht so ergeben 
sich genau die gleichen Eichwerte wie bei der Aron-Schal- 
tung, vorausgesetzt daß bei beiden Meßwerken die innere 
Phasenverschiebung richtig eingestellt ist und daß beide 
Meßwerke genau gleiche Zugkraft haben. Die Schaltung 
entspricht dann Abb. 2; die Meßwerke haben gegenüber 
der Aron-Schaltung einfach ihre Rollen vertauscht, in 
System 1 eilt bei cos = 1 (bezogen auf das Drehstrom- 
netz) der Strom der Spannung um 30 ° vor, bei System 2 
nach, während dies bei der Aron-Schaltung umgekehrt ist. 

Bei dem Normalzähler müssen natürlich die beiden er- 
wähnten Bedingungen besonders genau erfüllt sein, damit 
er in der Ersatzschaltung die gleichen Fehler zeigt wie 
in der Aron-Schaltung. Man wird ihn deshalb in beiden 


Schaltungen messen, um sich von seiner richtigen Einstel- 


lung zu überzeugen. Statt des Normalzählers könnte auch 


ı C,Doericht, ETZ 1928, H 180. 
28 C.Doericht, ETZ 1%8, 8. 1136. 


ein Wattmeter verwendet werden, dessen Spannungspulen 
man zweckmäßig an die Phasenspannung Eos legt mit 
Hilfe des bekannten Nullpunktwiderstandes, den S&H 
für solche Zwecke baut. Bei cos ọ = 1 sind dann Strom- 
und Spannung am Wattmeter in Phase. — Die Angaben des 
Wattmeters ergeben mit 3 multipliziert die Drehstrom- 
leistung bei gleichseitiger Belastung. 


Ju prüfender Zähler Normalzöhler 


Abb. 2. Ersatzschaltung mit 
Normalzähler. 


Abb. 1. Diagramm der Prüfschaltung 
bei cos p=1. 


Die Eichung mit dem Normalzähler hat aber große 
Vorteile vor der Verwendung des Wattmeters. Der zu 
eichende Zähler wird ja auch einseitig mit dem Normal- 
zähler bei cos% =1 und bei Phasenverschiebung ver- 
glichen und dabei ergibt sich von selbst eine genau gleiche 
Einstellung der Zugkräfte beider Meßwerke, weil ja die 
Meßwerke des Normalzählers gleiche Zugkräfte haben. 
Ungenauigkeiten in der Frequenz haben dabei keine 
nachteilige Wirkung und die Temperaturverhältnisse 
sind bei beiden Zählern die gleichen, weil die Strom- 
spulen beider vom gleichen Strom durchflossen werden. 
Verwendet man aber ein Wattmeter, so kann man die 
Meßwerke nur auf eine der folgenden Arten auf gleiche 
Zugkräfte einstellen: Entweder man schaltet die Strom- 
spulen gegeneinander, legt die Spannungspule an ein 
und dieselbe Spannung und stellt bei cospg=1 den 
Zähler auf Stillstand ein; dieses übliche Verfahren ist 
wegen der störenden Reibung und Leertriebe ungenau; 
oder aber man stellt nacheinander jedes Meßwerk bei 
gleicher Leistung auf gleiche Drehzahl ein. Auf diese 
Weise hat man aber auch keine Gewähr für große Ge- 
nauigkeit, weil die Genauigkeit des Wattmeters, Ablese- 
fehler, Freauenz- und Temperaturfehler in die Messung 
eingehen. Die Eichung mit dem Normalzähler ist also 
unbedingt vorzuziehen, wenn nicht als einzig richtig anzu- 
sprechen. 

Der Einfluß falscher Phasen- und Zugkraftabgleichung 
auf die Angaben des Zählers in der Aron- und in der Er- 
satzschaltung ergibt sich aus folgenden Formeln, deren 
Ableitung hier zu weit führen würde’. 


® Die Bea theoretische Untersuchung dieser, Verhältnisse 
wurde _ von Nützelberger durchgeführt, der die Ergebnisse 
durch Versuche auch bestätigt hat. 


1836 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


19. Dezember 1929 


Fall 1. Beide Meßwerke haben gleiche Zugkraft. 
Meßwerk 1 hat jedoch eine Fehlverschiebung von d,, Meß- 
werk 2 eine solche von ð, Dieser Winkel ist bei Überver- 
schiebung positiv zu nehmen, d. h. wenn der Spannungsfluß 
der Spannung um 90°-+5 nacheilt (unter der Voraus- 
setzung, daß der Stromfluß in Phase mit dem Strom ist), 
bei Unterverschiebung (90° — ô) ist ô negativ. Der Feh- 
ler A infolge dieser Fehlverschiebung A ist dann 


in der Aron-Schaltung: 
a = (sind, — sin ô) + 50 tg ọ (sin 8, + sin ô) [Po], 


in der Ersatzschaltung: 


50 

Ae = —— 

y3 

Wir erkennen aus diesen Gleichungen folgende inter- 

cessante Tatsachen: Wenn beide Meßwerke gleiche Fehl- 

verschiebung haben, also beide Über- oder beide Unter- 
verschiebung, A, = d, = ð, so ist 


Aa = åo = 100 tg ọ sin ô [° a 


Der Fehler in beiden Schaltungen gegenüber richtig ein- 
gestellten Meßwerken nimmt mit wachsendem ọ stark zu. 
Der Unterschied zwischen der Aron- und der Ersatzschal- 
tung ist aber Null; 

A = Aa — ^e = Q. 


Wenn beide Meßwerke gleichgroße, aber entgegen- 
gesetzte Fehlverschiebung haben, also eines Über-, das 


(sin ö, — sin ö,) + 50 tge o (sin ô, Bä sin ö,) [0 ol- 


andere Unterverschiebung, ð = — ð, = ò, so ist 
Aa = 100 sinô und Ae = z100 sin A. 
v3 y3 


Der Unterschied zwischen den beiden Schaltungen ist 
jetzt 


- sin ô. 


v3 


Er ist. von ọ unabhängig. Hat endlich Meßwerk / eine 
Fchlverschiebung ô,, während 2 genau richtig eingestellt 
ist, ô — 0, so wird der Unterschied 


100 
AZA — ^e = — = sind. 
a v3 


Hat z. B. Meßwerk 1 eine Überverschiebung von ô, = + 1°, 
während ô, =0 ist, so wird der Unterschied zwischen der 
Aron- und der Ersatzschaltung 


UR 
Az- 
y3 


u.zw. zeigt der Zähler, wenn er in der Ersatzschaltung 
geeicht ist, in der Aron-Schaltung 1% zuviel an, unab- 
hängig von o Nun bedeutet eine Fehlverschiebung von 
1° schon einen sehr großen Fehler in der Abgleichung 
der inneren Phasenverschiebung, denn bei der einseitigen 
sichung verursacht dieser Fehlwinkel bei cos =(05 
bereits einen Fehler von 3 %, bei cos ọ = 0,25 einen solchen 
von 6,8%. Solche Fehler wird man natürlich bei der 
einseitigen Eichung nicht zulassen. Stellt man aber ein- 
seitig bei co3 ọ = 0,5 auf 0,5 % genau gegenüber cos ọ = 1 
ein, so ist ö nur 10 Min. Dieser Fehlwinkel des Meß- 
werkes 1 erzeugt aber nur einen Fehlerunterschied von 


sin 1° = 10%, 


Aa = Ae = sin 10’ = 0,17 Bio, 


Daraus folgt, daß infolge falscher Phasenabgleichung 
kein wesentlicher Unterschied zwischen der Ersatz- und 
der Aronschaltung zu befürchten ist. Wichtiger ist je- 
doch die Zugkraftabgleichung: 


Fall 2. Beide Meßwerke sind richtig auf innere 
Phasenverschiebung abgeglichen. Meßwerk 1 hat jedoch 
ein um p% kleineres Drehmoment als Meßwerk 2, d.h. 


D, Du (1 — dl Dann ist der Fehler infolge dieser Un- 
gleichheit der Zugkräfte 

in der Aron-Schaltung: 

10 D,-D, 
RUF L teelod 


Aa 


in der Ersatzschaltung: 


100 D, - D 
= HD ée Lol 
e y3 D D, g o [ol 


Der Unterschied zwischen beiden Schaltungen wird 


an: on D.D 
Az =) - 722 I, 0; . 


Der Fehlerunterschied zwischen Aron- und Ersatzschal- 
tung infolge ungleicher Zugkräfte nimmt also mit wach- 
sendem op stark zu. Bei nacheilendem Strom ist @ positiv. 
Ist z.B. die Zugkraft des Meßwerkes 1 um 1% kleiner 
als die von 2, sò ist 


Az 200 D, — 0,9 D, 
ai Kä 1,99 D: 


Bei cos ọ = 1 ergibt sich kein Unterschied zwischen bei- 
den Schaltungen, bei cos = 0,5 wird aber der Unter- 
schied A= 1%. Der Zähler zeigt in der Ersatzschaltung 
bereits 1 % weniger als in der Aron-Schaltung, wenn die 
Zugkräfte nur um 1% verschieden sind. Diese Ab- 
gleichung muß also möglichst genau vorgenommen wer- 
den, was, wie wir oben gesehen haben, am besten bei der 
einseitigen Eichung mittels des Normalzählers geschieht. 

Es bleibt nun noch übrig zu beweisen, daß die von Doe- 
richt vorgeschlagene Umpolung der Spannungspulen für 
die Ersatzschaltung von Nachteil ist. Wir können dreier- 
lei Arten der gegenseitigen Beeinflussung zweier diame- 
tral gegenüber liegender Meßwerke unterscheiden (auch 
wenn diese nicht auf einer Scheibe sitzen, können die Pe- 
einflussungen auftreten, wenn auch in schwächerem 
Maße): 

1. Das Zusammenwirken der beiden 
Spannungsflüsse. — Abb. 3 zeigt eine Ferraris- 
Scheibe mit zwei Meßwerken. Die Spannungsflüsse ®g, 
und dés, durchsetzen die Scheibe einmal, wobei wir die 
angedeutete Richtung als positiv bezeichnen wollen, die 
Stromflüsse dr, und ër, je zweimal, wie dies in der Regel 
der Fall ist. 


tg ẹ = 0,6 tg ọ [Yo]. 


"spe 


Abb. 3. Zählerscheibe mit 
2 Meßwerken. 


Abb. 4 Lage der Vektoren bei 
cos p = 1 in der Aron- und Ersatz- 
schaltung. 


Abb. 4 zeigt die Lage der Vektoren bei der Aron- und 
bei der Ersatzschaltung. Die Spannungspulen sind in bei- 
den Fällen an A, = Ers bzw. E= ETS angeschlossen. Der 
Fluß ës, eilt ®x, nach, was eine Kraft von ®x, nach ës, 
zur Folge hat. Wenn nun die Verbindunsslinie der Schwer- 
punkte beider Spannungsflüsse nicht genau durch die 
Achse geht, sondern einen Abstand a von ihr hat, so er- 
zeugt diese Kraft ein Drehmoment, welches sich natürlich 
bei Vertauschung der Spannungen umkehrt. Nimmt man 
daher diese Maßnahme vor, so muß die Ersatzschaltung Ab- 
weichungen gegenüber der Aron-Schaltung zeigen, u. zw. 
besonders bei kleiner Belastung, weil dann das Dreh- 
moment der beiden Spannungsflüsse prozentual groß wird. 


2. Das Zusammenwirken der Strom- 
flüsse eines Meßwerkes mit dem Span- 
nungsfluß des anderen. — Um diesen Fall ver- 
stehen zu können, müssen wir uns die Verhältnisse bei 
der einseitigen Eichung etwas genauer ansehen. Wenn 
z.B. Meßwerk 1 auf innere Phasenverschiebung einge- 
stellt wird, so daß es bei cos ọ = 0,5 die halbe Drehzahl 
zeigt wie bei cos ọ — 1, so wird von selbst die Wirkung 
des Spannungsflusses von Meßwerk 2 mit berücksichtigt, 
denn dessen Spannungspule_ ist dë bei der einseitigen 
Eichung an seine Spannung E= ETS angeschlossen. Für 
unsere Betrachtungen können wir, wie oben schon be- 
merkt, annehmen, daß der Stromfluß dér in Phase mit 
dem Strom /ı ist. Wenn nun der Spannungsfluß ®x, nicht 
vorhanden wäre, wie bei einem Einphasenzähler, so würde 


s emeng Vom 


— 


18. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


1837 


man die Phasenregelung so einstellen, daß dr, der Span- 
nung E, um 90° nacheilt. Die Wirkung von br, können 
wir uns nun so vorstellen, als ob dr, nicht vorhanden 
wäre, dafür aber ein kleiner Bruchteil von PE,„,s®r,, an 
der Stelle von dr, wäre, gewissermaßen dem dër, über- 
lagert, u.zw. von entgegengesetzier Richtung wie ®E,, 
denn die Kraft, die von dër nach Or, gerichtet ist, be- 
wirkt ein entgegengesetztes Drehmoment wie die nach 
cimem phasengleichen Fluß an der Stelle E, gerichtete 
Kraft. 

Der resultierende gedachte Fluß an der Stelle des 
Spannungspoles 1, welcher die Wirkung von ®E, mit be- 
rücksichtigt, ist P’zx,, und dieser Fluß eilt Æ, um 90° nach, 
wenn Meßwerk 1 auf Phase abgeglichen wurde Wir 
stellen also bei der einseitigen Eichung im Meßwerk 1 
keine genaue %°-Verschiebung zwischen Spannung E, 
und Fluß de, ein, sondern eine kleine Unterverschiebung. 
In entsprechender Weise stellen wir bei Meßwerk 2 eine 
kleine Überverschiebung ein, machen also den Winkel 
zwischen Æ, und Ge, größer als 9U° und berücksichtigen 
so von selbst die Wirkung des gegenüberliegenden Span- 
nungsflusses dr. Jedes Meßwerk ist also so abge-' 
glichen, als ob die gegenüberliegende Spannungspule nicht 
da wäre und das Meßwerk selbst genau 90 ° Verschiebung 
hätte. (Abweichungen in der Lage des Spannungsflusses 
gegenüber dieser richtigen inneren Phasenverschiebung 
sind Fehlwinkel A deren Einfluß durch die oben erwähn- 
teır Gleichungen gegeben ist.) 

Nun wollen wir aber einmal in der Ersatzschaltung 
die Spannungen vertauschen und schließen Meßwerk 1 an 

‚TS an, wie Abb. 5 zeigt. Die Phasenregelung von 1 
wurde bei der einseitigen Eichung auf Unterverschiebung 
eingestellt, wie wir sahen. Der Winkel zwischen E, und 
de, ist kleiner als 90°. Meßwerk 2, welches Überverschie- 
bung hat, liegt an Ers. ®x, eilt E, um mehr als 90 ° nach. 
Berücksichtigen wir wieder die Wirkung des gegenüber- 
liegenden Spannungsflusses in jedem Meßwerk durch Bil- 
dung der ideellen Flüsse ®z, und ®'z, so schen wir, daß 
jetzt der Stromfluß dér bei cosp =1 mit ie, einem zu klei- 
nen, mit ®’g, einen zu großen Winkel bildet. Diese Winkel 
müßten ja, wie Abb. 4 zeigt, genau 60° bzw. 120° sein, 


weichen aber jetzt davon ab. Die bei der einseitizcen 
Phaseneichung eingestellten Abweichungen von der 90°- 
Verschiebung machen sich jetzt doppelt in fehlerhafter 
Weise bemerkbar und 
die Wirkung ist die- 
selbe, die wir oben 
bei dem Einfluß eines 
Fehlwinkels gesehen 
haben. Meßwerk 1 
hat jetzt einfach eine 
Yehlverschiebung 
— A. Meßwerk 2 eine 
solche von +ô und 
es ergibt sich eine 
von der Phasenver- 
schiebung  unab- 
hängige Differenz 
zwischen der Aron- 
und der Ersatzschal- 
tung. Wir dürfen deshalb auch aus diesem Grunde die 
Spannungen nicht vertauschen. 


T d 


Abb. 5. Ersatzschaltung bei Vertauschung 
der Spannungen, cosg = 1. 


3. Das Zusammenwirken der Strom- 
flüsse eines Meßwerkes mit denen des 
anderen. — Diese Wechselwirkung sei nur der Voll- 


ständigskeit halber erwähnt. Merkliche Fehler entstehen 
durch diese Einflüsse nicht. In der Ersatzschaltung treten 
überhaupt keine Kräfte auf, weil ja die Stromflüsse pha- 
sengleich sind. In der Aron-Schaltung heben sich die 
Triebe auf, wenigstens bei symmetrischer Montage. Sitzen 
die Eisen unsymmetrisch zur Achse, so können allerdings 
Kräfte auftreten, die aber kaum wesentlich sind, zumal 
die Stromflüsse überhaupt gering sind. 


Wir kommen also zu dem Schlußergebnis: Die Ersatz- 
schaltung nach Abb. 1 und 2 liefert bei jeder Phasen- 
verschiebung einwandfrei innerhalb der Meßgenauigkeit 
die gleichen Meßwerte wie die Aron-Schaltung. Eine Ver- 
tauschung der Spannungspulen darf nicht vorgenommen 
werden. Die Hauptsache ist Abgleichung auf genau 
gleiche Zugkräfte beider Meßwerke und gute Phasenab- 
gleichung bei der einseitigen Belastung. 


Über die Einwirkung von Chromnickel-Heizdrähten auf keramische Wicklungsträger. 
(Mitteilung aus dem Zentral-Laboratorium der Steatit-Maguesia AG. Berlin-Pankow.) 


Von E. Albers-Schönberg und M. Bichowsky, Berlin. 


Übersicht. Die bekannten Zerstörungserscheinungen 
an Heizdrähten und ihren keramischen Haltekörpern wer- 
den durch absichtliche Herstellung ungünstiger Betriebs- 
bedingungen und Beobachtung der Durchbrennvorgänge 
studiert. Das Auftreten farbiger Niederschläge und Schmelz- 
flecke wird chemisch und elektrisch aufgeklärt. Es er- 
geben sich zum Teil überraschende Tatsachen, wie die rein 
thermische Bildung von Chromsäureanhydrid an der Ober- 
fläche des glühenden Chromnickeldrahtes und die Wande- 
rung des Oxydnebels im elektrischen Felde. 


Die überwiegende Menge aller Elektrowärmegeräte 
enthält als Heizquelle Widerstandsdrähte oder -bänder aus 
einer Legierung von Chrom und Nickel oder von Chrom, 
Nickel und Eisen. Als Aufhängekörper dienen in einigen 
Fällen Glimmerscheiben, in weitaus größerer Menge je- 
doch keramische Preßteile. Die Anwendung des kerami- 
sehen Baustoffes erlaubt eine große Manniefaltizkeit der 
Form und gewährleistet dabei eine ausreichende Feuer- 
festigkeit. 

Aus der Elektrowärmeindustrie werden jedoch im- 
mer wieder Klagen laut, daß solche Heizkörper unter 
eigentümlichen Erscheinungen und in ganz unberechen- 
barer Weise durchbrennen. In der Regel wird der kera- 
mische Baustoff dafür verantwortlich gemacht. Es hat 
sich die Meinung gebildet, daß er durch elektrolytische 
Zersetzung den Heizdraht angreift oder infolge ungenü- 
gender Isolierfähigkeit in der Hitze elektrische Durch- 
schläge zuläßt. Das Auftreten farbizer Abscheidungen 
auf den keramischen Körpern wird mit ihrer angeblichen 
elektrolytischen Zersetzbarkeit in Beziehung gebracht. 
Auf Grund dieser Vorstellung wurde auf die ]Isolierfähig- 
keit des Materials bei hoher Temperatur großer Wert ge- 
legt und man meinte einen um so zuverlässigeren Bau- 
stoff zu erhalten, je kleiner die in der Hitze durch den 
Körper selbst fließenden Nebenschlußströme sind. 


Tatsächlich liegen die Verhältnisse jedoch viel ver- 

wickelter. Man bedenke, daß hier Gemische von Silikaten 
und feuerfesten Oxyden, also Körpern, die in der Hitze teil- 
weise elektrolytisch, teilweise elektronisch leiten, in Be- 
rührung stehen mit glühenden Metallen, die ihrerseits bei 
der hohen Temperatur leitende Oxydkrusten bilden und 
abstoßen. Demgegenüber ist es auffallend, daß die Durch- 
brennerscheinungen auf keramischen Trarkörpern ganz 
verschiedener Zusammensctzung fast gleichartig verlau- 
fen. Daneben zeigt die Messung der Isolationswiderstände 
verschiedener Materialien, daß die in der Elektrowärmce- 
technik bestbewährten keramischen Körper durchaus 
nicht immer die höchstisolierenden sind. 
In der Überzeugung, daß die hier zu lösende techni- 
sche Aufgabe nicht allein durch den Vergleich von Leit- 
fähigkeitszahlen und eine entsprechende Auswahl der ke- 
ramischen Rohstoffe zu erfüllen sei, haben die Verfasser 
eine eingehende Untersuchung der Zerstörungsvorgänge 
selbst vorgenommen. Es gelang, die in der Praxis be- 
kannten Erscheinungen im Laboratorium willkürlich her- 
beizuführen und in ihren Einzelheiten zu studieren. 


I 


Wird ein Heizkörper, z.B. eine Heizsonnenspule, die 
längere Zeit gearbeitet hat, ausgebaut, so findet man oft 
farbige Niederschläge auf der Oberfläche des keramischen 
Trägers, die der Form des Heizdrahtes schattenbildartig 
folgen. Die Farbe dieser Niederschläge ist braun oder 
bräunlich-grün. Daneben findet man bisweilen in der Um- 
gebung dieser Schattenbilder diffuse Niederschläge von 
zitronengelber Farbe. Der erste Teil der Untersuchung 
beschäftigte sich mit der Frage, ob ein Zusammenhang 
zwischen der Eigenleitfähigkeit des keramischen Mate- 
rials und diesen farbigen Abscheidungen bestehe. 

Die chemische Analyse ergab folgendes: 

Die gelben Niederschläge enthalten Chromsäureanhy- 
drid, Cr O,, oder eines der möglichen Hydrate dieses Oxy- 


1838 


des. Die Anwesenheit von Cr O,”-Ionen wird leicht durch 
Silbernitrat nachgewiesen. Es bildet sich das rote Silber- 
chromat Ag, CrO,. Die Jodkaliumstärke-Reaktion (Aus- 
scheidung von freiem Jod) und die Reaktion mit schwef- 
liger Säure (Bildung von grünem Cr, O,) gelingt eben- 
falls. Erhitzt man solche Niederschläge auf über 250 °, so 
verschwindet die gelbe Farbe durch Verdampfung und 
Zersetzung des Chromsäureanhydrids. Nickel und Eisen 
sind in Form ihrer Oxyde ebenfalls in den gelben Nieder- 
schlägen vorhanden, wenn auch nur in sehr kleinen Men- 
gen. Nickel läßt sich mit Dimethylglyoxim und Eisen 
durch die bekannte Rotfärbung mit Ammonrhodanid nach- 
weisen. Die braunen und bräunlich-grünen Niederschläge 
bestehen aus Nickel-, Chrom- und Eisenoxyd. Man könnte 
annehmen, daß das mit dem Chromsäureanhydrid gleich- 
zeitig gebildete Nickeloxyd sich mit diesem zu Nickel- 
chromat vereinigt. Dieser Körper ist bis fast 500° be- 
ständig. Da unsere gelben Niederschläge oberhalb 250 ° 
vollständig verdampfen oder durch Zersetzung verschwin- 
den, müssen wir schließen, daß die Chromsäure gar nicht 
oder nur zum geringsten Teil mit Nickel verbunden ist. 
Die Reaktion auf Eisen gelingt nur nach vorheriger Be- 
handlung mit konzentrierter Säure, ein Zeichen dafür, daß 
das Eisen im Niederschlage als wasserunlösliches Fe,O, 
vorliegt und ebenfalls nicht an Chromsäure gebunden ist. 
Es war nun zu prüfen, ob diese farbigen Abschei- 
dungen durch ein Zusammenwirken von keramischem 
Stoff und Heizdraht entstehen, d. h. ob der keramische 
Körper in irgendeiner Form die Oxydation der Draht- 
metalle bewirkt oder fördert. Legt man ein Stück Chrom- 
nickeldraht auf eine weiße keramische Unterlage und läßt 
den Draht stark glühen, so hinterbleiben an den Stellen 
unmittelbarer Berührung die bekannten braunen und 
ringsherum die gelben Niederschläge. Es fällt dabei auf, 
daß die zelben Niederschläge sich bisweilen über die An- 
sehlußenden des glühenden Heizdrahtes hinaus erstrecken, 
also bis in ein Gebiet, wo elektrolytische Wirkungen im 
Körper nicht mehr ausgelöst werden können. Ob der 
keramische Körper überhaupt eine Rolle bei der Bildung 
dieser Niederschläge spielt, ließ sich nun in sehr einfacher 
Weise durch die folgende Versuchsanordnung klären. 
Ein glühender Chromnickeldraht wurde frei durch 
die Luft gespannt. Eine keramische Platte wurde in 1 mm 
Entfernung vom Draht aufgestellt. 
Jede unmittelbare Berührung war 
ausgeschlossen. Nach wenigen Mi- 
nuten trug die Platte ein gelbes 
diffuses „Schattenbild“ des Drahtes. 
Wir haben weiter die Temperatur- 
bedingungen der Niederschlagsbil- 
dung untersucht. Die niedrigste 
Temperatur, bei welcher wir gut 
nachweisbare Chromsäure erhiel- 
ten, betrug 900°. Bei 1 mm Plat- 
tenabstand und einstündiger Er- 
hitzung wurde der qualitative Nach- 
weis mit Silbernitrat deutlich. Mit 
der Steigerung der Temperatur 
wächst die Geschwindigkeit sehr 
rasch. Bei 1100... 1150 ° erhält man 
bereits in 2 min breite gelbe 
Streifen auf der Auffangplatte. In 
der Mitte des gelben Streifens aber 
findet man in der Regel einen dunk- 
leren Strich von der beschriebenen 


bräunlichen Farbe. In einem wei- T at, + 
teren Versuch haben wir statt der 
keramischen eine Auffangplatte aus Abb. 1. Schaltung zum 


Silber verwendet. Der Chromsäure- 
beschlag war auch in diesem Falle 
nachweisbar. Damit war der Be- 
weis erbracht, daß der keramische 
Stoff an der Bildung der farbigen 
Niederschläge gar nicht beteiligt ist, sondern nur als Auf- 
fänger für die Oxydationsprodukte des Drahtes wirkt. 

Oberhalb 900° ist der Chromnickeldraht ein kräf- 
tiger Ozonbildner. Das Ozon ist in der Nähe des glühen- 
den Drahtes deutlich zu riechen. Auch chemisch ist es 
unschwer nachzuweisen. Spannt man den glühenden 
Draht in ein Glasrohr ein und läßt die Luft in langsamem 
Strome an dem Draht vorbei und über ein Filtrierpapier 
mit Arnoldschem Reagens! streichen, so erhält man eine 
deutliche Violettfärbung. Es liegt nahe, die Bildung des 
sechswertigen Chromoxydes mit der Anwesenheit des 
Ozons in Zusammenhang zu bringen. 

Der Gesamtvorgang ist vermutlich dieser: Der 
glühende Draht verdampft. Die austretenden Atome wer- 


Nachweis der Polarität 
des Chromsäureanhydrid- 
Dampfes. 


ı Eine alkoholische Lösung von 'Tetramothyldiaminodiphenyl- 
metban. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


19. Dezember 1929 


den in der den Draht umgebenden ozonreichen Lufthülle 
oxydiert. Es entsteht in der kühleren Umgebung ein 
sehr fein zerteilter Oxydnebel und dieser scheidet sich 
auf den nächstliegenden festen Körpern ab. Für das 
Zustandekommen des gelben Beschlages ist es notwendig, 
daß relativ kühle Auffangflächen in der Nähe des Drahtes 
vorhanden sind. Ist die Temperatur der Auffangplatte 
schon über 250° gestiegen, so zersetzt sich das sechs- 
wertige zu dreiwertigem Chromoxyd, und es entstehen 
die dunklen Beschläge. Ob alles dreiwertige Chromoxyd, 
welches auf dem keramischen Körper gefunden wird, auf 
em Umwege über das Chromsäureanhydrid gebildet wird 
oder ob Chromoxyd auch unmittelbar entsteht, konnten 
wir bei unserer Versuchsanordnung nicht entscheiden. 
Auf porösen Platten bilden sich die gelben Beschläge 
reichlicher als auf dichten. Anscheinend bietet das poröse 
Material infolge seiner geringeren Wärmeleitung kühlere 
Auffangflächen, besonders an den Rändern des Körpers. 


Abb. 2. Versuchsaufbau zum Nachweis der Polarität des dampfförmigen 
Chromsäureanhydrids. 


Werden die erwähnten Glühversuche mit Gleich- 
strom ausgeführt, so zeigt sich überraschenderweise, daß 
der gelbe Niederschlag am negativen Pol stärker er- 
scheint als am positiven. Ließe sich nicht so leicht der 
Nachweis erbringen, daß die gesamte Chromsäurebildung 
von der keramischen Unterlage überhaupt unabhängig 
ist, so hätte schon diese Bevorzugung des negativen Pols 
die Annahme einer elektrolytischen Herkunft des Nieder- 
schlages unwahrscheinlich gemacht; denn sowohl das Chrom- 
säure-Ion als auch der zur elektrolytischen Oxydation des 
Drahtmetalls notwendige Sauerstoff könnten bei Elektro- 
lyse nur am positiven Pol erscheinen. Man ist zu der 
Annahme gezwungen, daß der Oxydnebel positive La- 
dung trägt und im elektrischen Felde wandert. Zum 
objektiven Nachweis dieser Erscheinung trafen wir eine 
Versuchsanordnung, die in Abb.1 schematisch und in 
Abb. 2 im Photogramm dargestellt ist. a ist eine poröse 
Platte aus keramischem Material, b ein Gefäß mit Wasser. 
Die Platte a wird mit Wasser durchgefeuchtet und mit dem 
unteren Rande in das Wasser des Gefäßes eingetaucht. Der 
Chromnickeldraht c führt in etwa 1 mm Entfernung an der 
Platte vorüber, ohne sie zu berühren; er ist mit Wechsel- 
strom beheizt. Der eine Pol einer 1000 V-Gleichspan- 
nungsquelle wird auf den Draht c gelegt, der andere in 
das Wasser eingetaucht. Die gesamte Platte a ist da- 
durch gegenüber dem Glühdraht geladen Es wurde nun 
bei gleicher Glühzeit und gleichem Abstand zwischen 
Platte und Draht geprüft, ob je nach der Polarität der 
Platte die Chromsäure-Niederschläge stärker oder schwä- 
cher ausfielen. Das Ergebnis zeigt die Abb. 3. Zu beiden 
Versuchen wurde die gleiche Platte benutzt. Die Quer- 
striche auf der Platte sind die durch Silbernitrat in 
Silberchromat übergeführten Chromsäure-Niederschläre. 
Das Ergebnis war in allen Fällen das gleiche. Der Nieder- 
schlag war stets um ein mehrfaches reichlicher, wenn die 
Auffangplatte gegenüber dem Draht negativ geladen war. 
Eine gewisse, wenn auch geringe Menge gelangte aber 
auch bei der umgekehrten Ladung auf die Platte. 


Dieser Befund einer vorwiegend positiven Ladung 
des dampfförmigen Chromsäureanhydrids ist über- 
raschend, aber physikalisch nicht unwahrscheinlich. Es 
ist z. B. bekannt, daß im dampfförmigen Kadmiumjodid 
bei etwa 200° positiv geladene Kadmiumjodid-Ionen und 
freie Elektronen entstehen und eine elektrische Leitfähisz- 


SÉ € Wegen KN Seet 


19. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


1839 


keit des Dampfes bewirken? In unserem Falle, wo wir 
annehmen, daß metallisches Chrom bei hoher Temperatur 
durch Ozon oxydiert wird, ist die Abspaltung eines Elek- 
trons aus den entstehenden Oxydmolekülen ein ener- 
getisch gut begründbarer Vorgang. 


Es wurden auch Versuche unternommen, Chromsäure- 
dämpfe, die durch schwaches Erhitzen von Chromsäure- 
anhydrid erzeugt wurden, im elektrischen Felde abzu- 
scheiden. Diese Versuche sind insofern fehlgeschlagen, 
als keinerlei Polarität zu finden war. Um geladene 
Chromsäuremoleküle zu erhalten, ist es offenbar not- 
wendig, die Chromsäure erst durch chemische Einwir- 
kung frisch zu bilden. 


Nachdem die Herkunft der farbigen Ablagerungen 
auf den Heizkörpern geklärt war, erhob sich die Frage, 
welche Wirkung diese Stoffe ausüben und ob sie mittel- 
bar oder unmittelbar die Zerstörung des Gerätes herbei- 
führen oder beschleunigen. Die Metalloxyde sind als 
starke Flußmittel bekannt. Es war zu prüfen, ob die hier 
auftretenden Oxyde bei der maximalen Betriebstempera- 
tur mit dem keramischen Körper reagieren. Zu diesem 
Zweck wurden verschiedene Plättchen aus solchen kera- 
mischen Materialien, die heute in der Elektro-Wärmetech- 


Abb.3. Chromsäureanhydrid-Niederschläge auf 
einer keramischen Platte, sichtbar gemacht 
durch Auftropfen von Silbernitrat. 


nik Anwendung finden, mit Chromoxyd, Nickeloxyd und 
einer Mischung beider Oxyde bedeckt und im elektrischen 
Ofen bis 1000 ° erhitzt. Nach dieser Behandlung ließ sich 
das Oxyd in allen Fällen sauber wieder vom Träger her- 
unterwischen; es hatte keine Reaktion stattgefunden. 


E 


Alle oben ausgeführten Untersuchungen ergaben in- 
sofern eine negative Antwort, als keine der beobachteten 
Erscheinungen sich als eigentliche Gefahrenquelle für das 
gesamte Gerät erwies. Nur ein gewisser Verlust an 
Drahtmaterial durch Oxydation wird deutlich. Es ver- 
blieb jetzt die Aufgabe, die in der Praxis oft beobachteten 
Vernichtungserscheinungen der Heizkörper selbst zu re- 
produzieren’. 


Die Prüfung durchgebrannter Heizspulen, die mit 
Wendeldrahtschlanzen versehen waren, förderte in eini- 
gen Fällen Drahtstücke zutage, an welchen zwei benach- 
barte Windungen durch einen metallischen Regulus fest 
miteinander verschmolzen waren. Es war deutlich zu 
sehen, daß sich hier an der Stelle eines Windungschlusses 
das Metall vorübergehend verflüssirt hatte. An einzelnen 
Punkten hatte der Draht also eine unzulässig hohe Tem- 
peratur von wenigstens 1250° erreicht. Es ist aber nicht 
ausgeschlossen, daß die Temperatur noch viel höher war, 
denn die Schmelzpunkte der Chromnickeldrähte reichen 
bis über 1400 ° hinauf. Es wurde nun geprüft, auf welche 
Weise an diesen Punkten die hohe Temperatur zustande 
gekommen war. Stellt man in einer freiliegenden Heiz- 
drahtwicklung absichtlich einige Windungschlüsse her, 
so sieht man diese Stellen deutlich heller glühen als den 
übrigen Draht. Der Nebenschlußstrom von Windung zu 
Windung kann zwar infolge des Übergangswiderstandes 
und der geringen Spannungsdifferenz nur von geringer 
Leistung sein, doch ist diese auf einen so kleinen Lei- 
tungsabschnitt konzentriert, daß die Temperatur diejenige 
des frei glühenden Drahtes um mehrere hundert Grad über- 
treffen kann. An diesen Stellen setzt nun eine deutlich 


2 G.C. Schmidt u. R. Walter, Über die Elektrizitätsleitung 
von Salzdämpfen. Ann. Phys. Bd. 72, S. 565: 
3 Das folgende nach Versuchen von E. Zakarias. 


Abb.4. Verzunderung eines Heiz- 
drahtes an der Stelle eines Win- 
dungschlusses. 


wahrnehmbare fortschreitende Verzunderung des Drahtes 
ein. Es kommt schließlich zum Durchbrand. Ein kleiner 
Lichtbogen bildet sich aus und der Draht wird unter 
gleichzeitiger Oxydation geschmolzen. Nun kann zweier- 
lei eintreten: das schmelzende Metall kann mit der Nach- 
barwindung Kontakt erhalten und den Unterbruch da- 
durch aufheben; die Stelle kühlt sich wieder ab und der 
Widerstand ist weiter betriebsfähig. Andernfalls schreitet 
die Verzunderung weiter fort. Es bilden sich Oxyde von 
Nickel, Chrom und Eisen, die in der Hitze leiten und ein 
rasches Erlöschen des Lichtbogens verhindern. Jetzt 
wird die Hitze so groß, daß die Oxyde mit der Unterlage 
reagieren und eine dunkelgefärbte Schlacke bilden. Dabei 
frißt sich das schmelzende Gemisch in die Oberfläche des 
keramischen Trägers ein. Nach dem schließlichen Er- 
löschen erhält man Stücke mit tief eingeschmolzenen 
schwarzen Flecken, die sich bisweilen, wenn es sich um 
dünnwandige Rohre handelt, durch die ganze Wand des 
Rohres quer hindurch erstrecken. Abb.4 zeigt die Ver- 


Abb. 5. Metallregulus an der Durchbrand- 
stelle eines elektrischen Widerstandofens 


D 


zunderung eines Drahtes an der Stelle eines Windungs- 
schlusses. Die Abb.5 zeigt ein Stück Oxydschlacke aus 
einem durchgebrannten 7 kW-Widerstandsofen. Man sieht 
deutlich inmitten der Schlacke einen Regulus aus ge- 
schmolzenem Chromnickel liegen. 


u LEE ` mm RER 


Be.yartbs 


Abb. 6 Verzunderung eines verdrillten Drahtes. 


un, „ELLE. M 


In ähnlich katastrophaler Weise wie die Windungs- 
schlüsse wirken sich verdrillte Stellen aus, wo der Draht 
zur streckenweisen Verstärkung des leitenden Quer- 
schnitts verdoppelt ist und sich zwischen zwei benach- 
barten Stellen ein Spannungsunterschied ausbilden kann. 
Abb. 6 zeigt eine solche Verdrillungstelle, wo der Draht 
bereits auf den halben Querschnitt abgezundert ist. Die 
Bildung der schwarz gefärbten Oxydschlacken wird auf 
allen keramischen Materialien beobachtet, sowohl auf 
silikathaltigen als auch auf rein basischen Massen, auch 
auf reinem Quarz. Auf porösen Stoffen dehnen sich die 
Flecke allerdings weiter in die Tiefe aus als auf dichten; 
vermutlich weil die Oxyde auf jenen eine größere rea- 
eierende Oberfläche vorfinden und die Hohlräume in der 
Schmelzhitze zusammenfallen (Abb.7). 


Die Entstehung der schwarzen Oxydflecke kann im 
Laboratorium sehr leicht willkürlich herbeigeführt wer- 
den. Man läßt den Strom über zwei sich berührende 
Chromnickeldrahtspitzen, die sich auf der Oberfläche des 
keramischen Körpers befinden, hindurchgehen und zündet 
durch Auseinanderziehen der Drähte einen punktförmigen 
Liehtbogen. Sofort beginnen die Drahtspitzen zu schmel- 
zen und zu verbrennen, und unter lebhaftem Sprühen ent- 


1840 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


19. Dezember 1929 


steht eine weißglühende Rinne von leitenden Oxyden, die 
sich in die Unterlage mehr und mehr einfrißt. 


Nicht nur Windungschlüsse und verdrillte Stellen 
sind Gefahrenquellen für den Heizwiderstand, sondern 
überhaupt alle Stellen, an denen. der Draht durch Knickung 
oder sonstige mechanische Beanspruchung geschwächt 
ist. Man erkennt solche Stellen immer daran, daß sie 
deutlich heller glühen als der übrige Draht. 


III. 


Die keramischen Isolierstoffe erleiden bekanntlich mit 
steigender Temperatur einen steil verlaufenden Abfall 
ihrer Isolierfähigkeit. In Ohm gemessen beträgt dieser 
Abfall zwischen 0 und 300° etwa 3 Größenordnungen, 
zwischen 300 und 1000° etwa 4 Größenordnungen. Bei 
hohen Betriebstemperaturen kann also ein merklicher 
Nebenschlußstrom durch den keramischen Heizkörper hin- 
durchfließen. Die Auffassung, daß durch die elektrische 
Leitfähigkeit in der Hitze die Möglichkeit zum Durch- 
schlag gegeben sei, ist in den hier behandelten Fällen in- 
folge der niedrigen Spannungen unzutreffend. Versuchs- 
weise wurden einige keramische Heizträgermassen in 
Form von 3 mm starken Plättchen bei 1000 ° einer Span- 
uung von 1000 V Wechselstrom ausgesetzt. Ein vollkom- 
men stetiger Stromfiuß war zu beobachten. Durchschlag 
erfolgte in keinem Falle. Bei einem Teil dieser Versuche 
un die Plättchen mit Chrom- und Nickeloxydschichten 

edeckt. 


Abb. 7. Durchbrennfieck mit geschmolzenen Metallkügelchen im 
Wicklungsträger einer Kochplatte. 


Wir können als allgemeines Ergebnis der oben mit- 
geteilten Versuche folgendes herausstellen: 


Die bekannten und oft bemängelten Durchbrände von 
Heizkörpern nehmen vom Draht her ihren Ausgang. 
Heizdrähte müssen offenbar viel schonender und sorg- 
tältiger behandelt werden, als dies im allgemeinen ge- 
schieht. Die so häufig auftretenden farbigen Niederschläge, 
die ohne chemische oder elektrochemische Mitwirkung des 
keramischen Stoffes entstehen, können jeweils als Beweis 
dienen, daß eine Überhitzung stattzefunden hat. Wo es 
auf die Gewinnung strahlender Wärme ankommt, sollte 
man sich mit einer Glühtemperatur von 900° unbedingt 
begnügen und überall da, wo nur dunkle Wärme gebraucht 
wird, niedrig glühende Drähte oder Bänder verwenden. 
Tritt bei einem Durchbrande des Heizdrahtes ein Licht- 
bogen auf, so wird der keramische Träger durch die Ein- 
wirkung der Oxyde mit zerstört. Die Eigenleitfähigk>eit 
des keramischen Baustoffes ist von viel geringerer Be- 
deutung als bisher angenommen wurde. Die bisher ge- 
messenen Leitfähigkeitszahlen sind schon darum sehr 
schwer auszuwerten, weil man noch nicht weiß, wie groß 
der Anteil an elektrolytischer und an Elektronenleitung 
in diesen keramischen Stoffen ist. 


Dem Keramiker bleibt nach wie vor die Aufgabe, eine 
für jeden verlangten Zweck geeignete temperatur- 


wechselbeständige Masse zu liefern, die bei der 
vorgeschriebenen Beanspruchung nicht reit. Dabei ist 
zu bedenken, daß die Temperaturwechselbeständigkeit 
einerseits eine Materialfrage, anderseits aber auch eine 
Konstruktionsfrage ist, also in schwierigen Fällen ein 
eingehendes Zusammenarbeiten zwischen Konstrukteur 
und Keramiker verlangt. Daß die Formgebung des kera- 
mischen Teiles vielfach von ausschlaggebender Bedeutung 
für die Haltbarkeit ist, soll hier nochmals erwähnt wer- 
den. Es wird vermutlich niemals eine einzige vollkom- 
mene keramische Masse geben, die sich für alle Formen 
von Heizdrahtträgern eignet, sondern eine Mehrzahl, die 
den einzelnen Konstruktionsformen angepaßt ist. 


Die ere Weed ger, zwischen Europa 
und Amerika. 


E. Wollner berichtet! eingehend über die ganze 
Entwicklung der drahtlosen Überseetelephonie-Verbin- 
dung. Die Versuche haben fast 12 Jahre (1915 bis 1927) 
gedauert und gutes Beobachtungsmaterial ergeben. Die 
gesammelten Unterlagen über Empfangs- und Störungs- 
verhältnisse sind graphisch wiedergegeben. Die Vertei- 
lung der günstigen Empfangszeiten über Tag und Nacht 
und die durchschnittlichen Änderungen im Laufe eines 
Jahres sind hieraus gut zu erkennen. 


Die Vorteile der Einseitenband-Modulation werden 
beschrieben und die verschiedenen Kombinationen der 
hierbei angewendeten Gegentaktmodulation mathematisch 
erläutert. Die erforderlichen Siebketten, die als Ultraband- 
filter (Kondensatorleitung) und Infrabandfilter (Drossel- 
kette) bezeichnet sind, sind eingehend beschrieben. Es 
folgen dann Angaben über die Verstärkeranlage, die End- 
stufen (Hochfrequenz-Hochleistungsverstärker) und zuge- 
hörige Lautstärkemesser. Bei der Beschreibung der Kraft- 
anlage wird erwähnt, daß die Heizmaschinen nach Vor- 
schriften der englischen Postverwaltung gebaut wurden. 
Während in England Maschinen für die Anodenspannung 
Verwendung finden, werden in Amerika hierfür Transfer- 
matoren und Gleichrichterröhren angewendet. 


‘Über die Sendeantenne in Rugby wird nur mitgeteilt, 
daß diese 2km lang ist und aus 8 Drähten besteht (Acht- 
eckanordnung). Die Masten sind 270m hoch. Für den 
Richtempfang sind drei „Beverage-Antennen“ in Betrieb, 
jede ist als Doppelleitung ausgebildet und hat eine Länge 
von 5,23 km, der Abstand der parallelen Antennen- 
anordnungen beträgt 3,1 km. Die Zusammenschaltung 
ist ein kompliziertes Gebilde, das aus vielen Kompensa- 
tionsgliedern und Leitungsnachbildungen mit Differen- 
tialübertragern besteht. Die Empfangseinrichtung für 
die Einseitenband-Demodulation besteht aus Hochfrequenz- 
verstärkern mit Zwischenfrequenzstufen. Hinter Sieb- 
ketten erfolgt eine weitere Verstärkung, bei der die 
Trägerfrequenz wieder zugesetzt wird (Audionstufe). 
Daran schließt sich eine Hochfrequenz-Drosselkette, ein 
Niederfrequenzverstärker und eine Kondensatorleitung; 
der Frequenzbereich für die Sprache beträgt 250 ... 3000 Hz. 


Für die Verbindung und Üherwachung der drahtlosen 
Strecken mit den Fernsprechnetzen ir England und 
Amerika sind Gabelstellen mit besonderen Lautstärke- 
messern vorgesehen. Die Überwachunesbeamten haben 
die Schwankungen durch die Empfangsverhältnisse und 
Teilnehmerdämpfungen (zur Ansteuerung des Senders) 
nachzuregeln. Zur Messung der drahtlosen Strecke dient 
beiderseits ein Hilfsoszillator mit f = 1500 Hz. 

Die Geräte zur Beseitigung der Echo- und Pfeifer- 
erscheinungen werden nur erwähnt mit einem Hinweis 
auf die besprochenen Schaltungen in der El. Nachr. "Techn? 


Die Untersuchung der ganzen Verbindung geschieht 
folgendermaßen: Zunächst wird der Pegel auf sämtlichen 
Drahtwegen mit 1500 Hz gemessen. dann erfolgt eine 
weitere Prüfung mit 1500 Hz von Gabelstelle zu Gabel- 
stelle in beiden Richtungen. Auf den Drahtwegen soll 
der Verlust gleich Null sein, auf dem Funkwege etwa 
10 Dezibel (1,2 Neper). Nach Einstellung der Verbindung 
wird nur an den Gabelstellen nachgeregelt. 

Ein großes Pegelschaubild gibt die Pegelstände auf 
dem gesamten Wege der Verbindung zwischen den eng- 
lischen und amerikanischen Fernämtern wieder. Kir. 


ı E.Wollner, El. Nachr. GE Bd. 5 S. 489. 
2? El. Nachr. Techn. Bd. 5 5 


— un > u a 


19. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


Die Triebwagen der Bern-Neuenburg-Bahn. 
Von Dipl.-Ing. A. E. Müller, Genf. 


Übersicht. Kurze Beschreibung der 1440 PS-Motor- 
wagen der Bern-Neuenburg-Bahn. — Bemerkenswerte Ein- 
zelheiten. — Erste Betriebsergebnisse. 


Allgemeines. 


Im Netz der schweizerischen Privatbahnen ist im 
Frühjahr 1928 die durch die Berner Alpenbahn-Gesell- 
schaft verwaltete Bern-Neuenburg-Bahn dem elektrischen 
Betrieb übergeben worden. Die 43 km lange Strecke 
Bern—Neuenburg bildet ein wichtiges Zwischenstück der 
Linie Paris—Bern—Loetschberg—Mailand. Die durch- 
schnittliche Neigung der Strecke beträgt 7°/o und die 
Höchstneigung 18°/o; rd. 10 km liegen in Neigungen über 
15°/o. Mangels eigener Triebfahrzeuge wurde der elek- 
trische Betrieb vorerst mit 
Lokomotiven der Bernischen 
Dekretsbahnen! und von den 
SBB leihweise abgegebenen 
Triebwagen durchgeführt. An 
neuen Triebfahrzeugen be- 
stellte die Bahnverwaltung 
im Februar 1928 6 Personen- 
und Gepäcktriebwagen, wo- 
von 5 Stück der Bern-Neuen- 
burg-Bahn und 1 Stück der 
Loetschbergbahn zugeteilt 
wurden. Diese Triebwagen 
sind in den Monaten März/Juni 
1929 zur Ablieferung gelangt. 
- Die Herstellung der Trieb- 
gestelle sämtlicher Wagen 
erfolgte durch die Schweiz. 
Lokomotivfabrik Winterthur 
und der Bau aller Wagen- 
kasten durch die Schweiz. In- 
dustrie-Gesellschaft Neuhau- 
sen. Die Projektierung und 
Ausführung der elektrischen 
‚Ausrüstung wurde für je 3 
Triebwagen den Sécheron- 
Werken AG., Genf, und der 
Maschinenfabrik Oerlikon 
übertragen. Für die Lieferun- 
gen war vorgeschrieben, daß 
die mechanischen und wagen- 
baulichen Teile genau gleich 
gestaltet werden, mit Aus- 
nahme der Einzelheiten für 
die Aufhängung der Motoren 
und die Anordnung der Apparate und Transformatoren. 
Für die elektrischen Ausrüstungen wurde verlangt, daß 
dieselben in der Formgebung und in der Montage so ähn- 
lich als möglich ausfallen, damit dem Bahnpersonal die 
Überwachung erleichtert wird. Im nachstehenden werden 
die Triebwagen der Lieferung „Secheron-Winterthur-Neu- 
hausen“ beschrieben. 


Hauptangaben. 


EENEG, e E usa he W re BO a dE 1 435 mm 
Ganso LANZO: DEE PUTOL un a e re Ee RN A e 20 900 mm 
EN A e AER et o A Aë o i 3 000 mm 
TTT, a. ee en ee re eege 13 600 mm 
Achsstand der Drehgestelle. . . . 2 2 2 2 2 20. 2700 u. 3300 mm 
Ebbe" 8 e Ne ona le rer. ee 1 040 mm 
gege 3 8 Je 1 A8 TE EK e ei TEE e 850 mm 
gf u. AE ee ee ae A A 1:3,86 
Gewicht des mechanischen und wagenbaulichen Teiles . . .. 45t 
Gewicht der elektrischen Ausrüstung . . 2 2 2 2 2 2 20. 28,6 t 
Gewicht der Ausrüstung (Personal, Sand, Öl) `, 0,4 t 
Tara des betriebsfertigen Wagens . . 2 22m rn ru. 74t 
N es > e ae Re AE e AN Ela éi A 59,5 t 
Nutzlast (Personen und Gepäck) . . 2 2220 m nv u. rd. 5t 
Normale Fahrgeschwindigkeit. . . 2 2 220 in rn 50 km/h 
Höchstgeschwindickelb . . . . . . 0 0 4 u 0 0 a0 a ae 90 km/h 
Stundenzugkraft am Radumfang . . . 2 a. cc u or nn 7760 kg 
Dauerzugkraft am Radumfang . . . . 220 0 0 u u nr ru. 6140 kg 
Anfahrzugkraft am Radumfang . . . 2 oo u rn 12 500 kg 
Stundenleistung am Radumfang bei 50 km/h . ...... 1440 PS 
Dauerleistung am Radumfang 00 BIN ae a A 1140 PS 
N A SEE ae, ei 15 000 V 
BEE ee E EEN EEN a eg Lë Hz 
Erwårmungsvorschriften 4 A ESA IK IR vera aa R 


Die Gesamtanordnung des Triebwagens ist aus Abb. 1 
und 2 ersichtlich. 


1 ETZ 1985, S. 1101 


R u on e d = u: 
Kr Bien 7 ‚aa N e de 
Së: au be a iA 4 


Wagenteil. 


Der Wagenteil umfaßt den in Holzbau mit äußerem 
Eisenblechüberzug hergestellten Kasten mit Unterrahmen 
sowie ein zweiachsiges und ein dreiachsiges Drehgestell. 
Die Abstützung des Kastens auf die Triebgestelle erfolgt 
mittels Kugelzapfen und seitlicher Gleitplatten. Er glie- 
dert sich in zwei abgeschlossene Führerstände mit je einer 
Uebergangs- und zwei seitlichen Eingangstüren, ein Ge- 
päckabteil von etwa 10 m? Ladefläche, einen Maschinen- 
raum, zwei durch einen breiten Mitteneingang erreichbare 
Personenabteile 3. Klasse mit je 20 Sitzplätzen und ein 
Klosett. Der über dem dreiachsigen Triebgestell angeord- 
nete Maschinenraum enthält den Stufentransformator, den 
Hauptschalter, die Hüpferbatterie mit den zur Steuerung 


eh Gë: bh OG 
y AE ANE 
K TE 


A 
SE 


Abb. 1. Triebwagen der Bern-Neuenburg-Bahn, Schnellzug. 


zehörenden Überschalt-Drosselspulen, einen Motor-Venti- 
lator-Ölpumpensatz, einen Transformator-Ölkühler und 
verschiedene Kleinapparate. Abb.3 zeigt den Maschinen- 
raum bei weggenommenem Dachstück. Im Gepäckraum 
sind über dem zweiachsigen Triebgestell ein Motorventila- 
tor mit angekuppeltem Grleichstromgenerator und ein 
Transformator-Ölkühler eingebaut. Der Kastenunterrah- 
men, in welchem die Kabel- und Kühlluftkanäle, Druckluft- 
und Ölkühlleitungen verlegt sind, besteht aus U-Eisen- 
Längsträgern mit Sprengwerk und Querversteifungen. 


Die Drehgestelle sind mit Blechrahmen ausgeführt 
und für die Aufnahme von je zwei 360 PS-Motoren ausge- 
bildet. Beim zweiachsigen Gestell ruht die Kugelzapfen- 
pfanne mit den seitlichen Kastenabstützlagern auf einem 
Pincette-Federsystem, während beim dreiachsigen Gestell 
die Drehpfanne mit den seitlichen Stützlarern fest im 
Rahmen gelagert ist. Die Drehgestellrahmen sind mittels 
Blatt- und Schraubenfedern auf die Triebachsen abge- 
stützt. Die federnde Abstützung der Triebmotoren erfolgt 
nach der bei den SBB-Triebwagen bewährten Anordnung 
mit Gummiplatten?. Abb. 4 zeigt das dreiachsige Dreh- 
gestell mit Einzelheiten über die Motorabstützung. 


Die Triebräder jedes Drehgestelles sind beiderseits 
mit Bremsklötzen versehen. Die Luftbremse ist eine 
Doppelbremse (selbsttät. Schnellbremse u. Regulierbremse) 
System Westinghouse; außerdem kann mit der Hand- 
spindelbremse von jedem Führerstand aus das zugehörige 
Triebgestell gebremst werden. 


El. Bahnen, Bd. 5, S. 23. 


1842 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Si 19. Dezember 1929 


Elektrische Ausrüstung. Eu 


Die Anordnung der elektrischen 
Maschinen und Apparate ist aus 
Abb.2 ersichtlich. Der Stufen- 
transformator ist als Öltrans- 
formator in Sparschaltung ausge- 
führt. Die Kühlung des erwärmten 
Öles erfolgt in zwei Röhrenkühlern, 
welche von der angesaugten Kühl- 
luft der Triebmotoren-Ventilatoren 
durchströmt werden. Der äußere 
Ölumlauf wird durch eine Zentri- 
fugalpumpe bewirkt. Die Transfor- 
mator-Sekundärwicklung besitzt 6 
Anzapfungen für die Spannungs- 
regelung der Triebmotoren. 


DieMotorensind als 6polige, 
kompensierte, künstlich gekühlte 
Einphasen-Reihenschlußmotoren mit 
Wendepolen und Nebenschluß ge- 
baut. Die auf den Radumfang be- 
zogene Stundenleistung eines Mo- 
tors beträgt 360 PS bei 50 km/h. Die 
Drehmomentübertragung erfolgt bei- 
derseits über zweiteilige Zahnräder 
mit Federung nach Abb. 5. 


Die Motorsteuerung er- 
folgt nach der Anordnung der Se- 
cheron-Werke durch elektro-pneu- 
matisch betätigte Einzelschalter. 
Es sind 11 Anfahr- und Regelungs- 
stufen vorhanden. Die Steuerung 
kann von Hand oder selbsttätig be- 
trieben werden. Die Vorbereitung 
für den einen oder anderen Betrieb 
erfolgt durch Umstellen eines He- 
bels auf der Deckplatte des Fahr- 
schalters (Abb.6). Das Prinzip der 
selbsttätigen Anfahrvorrichtung be- 
steht darin, daß der Führer die 
Fahrkurbel beim Anfahren unmit- 
telbar in die der gewünschten 
Fahrgeschwindigkeit entsprechende 
Stellung bringen kann. Der Fahr- 
schalter hat zu diesem Zweck zwi- 
schen der Fahrkurbel und der 
Steuerwalze eine Federkupplung 
(Spiralfeder), die bei der Drehung 
der Kurbel gespannt wird und das 
stufenweise Nachlaufen der Steuer- 
walze solange bewirkt, bis diese in 
der gleichen Stellung steht wie die 
Fahrkurbel. Die Steuerwalze ihrer- 
seits vermittelt durch Schließen und 
Öffnen der Steuerstromkreise der 
Stufenhüpfer die verschiedenen An- 
fahrschaltungen. Damit ein zu 
rasches Aufschalten und die damit 
verbundene Überlastung der Mo- 
toren verhindert wird, ist in den 
Stromkreis des erwähnten Schalt- 
apparates ein Strombegrenzungs- 
relais (Beschleunigungsrelais) ein- 
geschaltet, welches durch Steuern 
eines Klinkenwerkes das Weiter- 
schalten der Steuerwalze so lange 
verhindert, bis der Motorenstrom 
nach dem anfänglichen Stromstoß 
auf einen bestimmten einstellbaren 
Wert zurückgesunken et Der 
Schaltvorgang ist an Hand der 
Abb. 6 folgender: Nachdem die Fahr- 
kurbel in die gewünschte Endstel- 
lung verbracht ist, wird der Sperr- 
magnet 5 über die Kontaktstücke 7 
und die Schleifkontakte & von der 
Akkumulatorenbatterie aus erregt. 
Der Kern des Sperrmagneten wird 
dadurch angehoben und der Sperr- 
riegel 4 entriegelt. Die freigegebene 
Rastenscheibe 3 und die damit fest 
verbundene Steuerwalze 1 drehen 
sich unter dem Einfluß der ge- 
spannten Spiralfeder um eine Stufe 
vorwärts. Ist die Steuerwalze in 
Stellung 1 ‚angelangt. so wird sie durch das Klinken- magneten ein Schnappschalter betätigt wird, der den 
werk arretiert, indem durch das Anheben des Sperr- Stromkreis des Sperrmagneten am Ende des Hubes unter- 


17 Ohmscher Hilfspolshunt 


16 Akkumulatorenbatterie 
18 Revisionsklappen 


Schalttafel 


18 Transformator-Ölkühler 
15 Handluftpumpe 


14 


10 Ventilatormotor 
11 Ölumlaufpumpe 
12 Gleichstromgenerator 


| 


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Abb, 2. Triebwagen der Bern-Neuenburg-Bahn. 


8 Kompressormotor 


7 Fahrschalter 
9 Ventilator 


2 


zu“ u 


Z——— > 
en 


5 Weoendeschalter 


4 Hüpferbatterie 
6 Triebmotor 


LINKIN 


1 Stromabnehmer 
2 Hauptschalter 
3 Stufentransformator 


19. Dezember 1929 


bricht. Durch die Stromunterbrechung fällt der Magnet- 
kern unter dem Einfluß einer Zugfeder zurück, wodurch 
der Schnappschalter den Stromkreis des Sperrmagncten 


1 Trennmesser 3 Stufentransformator 
2 Hauptschalter 4 Hüpferbatterie 
5 Ohmscher Hilfspolshunt 


Abb. 3. Maschinenraum über dem dreiachsigen Drehgestell. 


| # u #3 
D een. `, 
e \ 


jr A 


1 Zweiteiliges Zahnrad mit Federung 
2 Motorabstützung dureh Gummipuffer 


Abb. 4. 


Dreiachsiges Drehgestell. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Si 


. men worden. 


1843 


wiederum schließt und das System zum Weiterschalten 
bereitstellt. Das Weiterschalten setzt in der vorbeschrie- 
benen Weise ein, solange der Motorenstrom den eingestell- 
ten Schaltstrom des Beschleunigungsrelais nicht über- 
schreitet. Das Zurückführen der Steuerwalze in die Null- 
stellung geschieht zwangläufig durch einen Anschlag an 
der Fahrkurbel. 


Da die Triebwagen für einmännige Bedienung vor- 
gesehen sind, ist vor jedem Führertisch ein Pedalschal- 
ter mit gedämpfter Kontaktschließvorrichtung angebracht, 
der, wenn nicht vom Führer niedergetreten (Umfallen 
bei Unwohlsein), die Auslösung des Hauptschalters be- 
wirkt und durch die Erregung eines Notbremsventils die 
Druckluftbremse in Tätigkeit setzt. Damit dem Führer 
doch die Möglichkeit geboten ist, von seinem Standort 
rechts sich auf die linke Führerstandseite zu begeben, ist 
im linken Führertisch ein Druckknopf mit pneumatischer 
Dämpfung angebracht. Die Auslösczeit des Pedal- und 


1 Blattfedergehäuse 3 Mittelstück des Lamellenpaketes 
la (iehäusehälfte 4 
2 Federlamellen 


Führungslasche 
5 Mitnehmernabe 


Abb. 5. Zweiteiliges Zahnrad mit Federung. 


Druckknopfschalters beträgt etwa 6s. Um ferner den 
Verschiebedienst von dieser Sicherheitsvorrichtung unab- 
hängig zu machen, ist der ÄAuslösestromkreis über einen 
von der Geschwindigkeitsmesserwelle aus angetriebenen 
Zentrifugalschalter geführt, der die Sicherheitsvorrich- 
tung erst bei etwa 15 km/h betriebsbereit stellt. 


Die elektro-pneumatischen Wendeschalter sind 
als Walzenschalter ausgebildet und je im Führertisch 
links untergebracht. 


Die Nebenbetriebe sind an die 220 V-Transformator- 
Anzapfung angeschlossen. Die Zugheizung erfolgt mit 
1000 V. 


Die beschriebenen Triebwagen sind unmittelbar nach 
ihrer Ablieferung in den fahrplanmäßigen Dienst genom- 
Der Lauf der Wagen ist bis zur Höchst- 
geschwindigkeit von 90 km/h sehr ruhig; Schlingerbewe- 
gungen treten nicht auf. Das selbsttätige Anfahren er- 


1844 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


19. Dezember 1929 


nn Terre A 


BD es. E 


s Rastenscheibe 
4 Sperriegel 


1 Steuerwalze 
2? Handrad 


5 Sperrmagnet 
6 Umschalter „Hand“, „Automat“ 


-3 
63 
cht 
d 
NK 
f; 
af 


7 Kontaktringe 
8 Schleifkontakte 


Abb. 6. Fahrschalter mit selbsttätiger Anfahrvorrichtung. 


folgt stoßfrei, die hohe Beschleunigung ist bemerkenswert. 
Der Triebwagen allein wird in der Waagerechten inner- 
halb 25 s auf 60 km/h beschleunigt, was einer mittleren An- 


fahrbeschleunigung von 0,66 m/s? entspricht; mit 200 t An- 
hängelast erreicht er 62 km/h in 95 s (Pa = 0,18 m/s?). 


Meßgeräte für Wirk- und Blindleistung. 


Von Dipl.-Ing. Otto Zwierina, Wien. 


Übersicht. Es wird der Aufbau des Norma-Präzi- 
eions-Wirk- und -Blindleistungsmessers beschrieben und der 
Einfluß der Temperatur und Frequenz auf die Anzeigen fest- 
gestellt. Drehstrom-Wirk- und -Blindleistungsmesser mit 
2 Meßwerken sind speziell für Drehstrom ohne Nulleiter be- 
stimmt. Für besondere Fälle sind Meßgeräte mit mehreren 
Spannungsmeßbereichen von Vorteil. Schaltbilder erläutern 


den Gebrauch eines derartigen Meßgerätes in Ein- und 
Mehrphasenanlagen. 
Die Definition von Leistungsgrößen in Ein- und 


Mehrphasenanlagen bereitet die größten Schwierigkeiten 
in der Wechselstromtechnik, da es einzig und allein für die 
Wirkleistung möglich ist, einen relativ einfachen, 
physikalisch begründeten Ausdruck aufzustellen und diese 
Leistung auch tatsächlich mit einem Leistungsmesser zu 
messen, während für die Blind- und Scheinleistung ledig- 
lich mathematische Definitionen ohne allgemeine physi- 
kalische Bedeutung zugrunde gelegt wurden, um über- 
haupt eine Möglichkeit zu erhalten, einen Einblick in die 
Belastungsverhältnisse zu gewinnen; daß diese mathe- 
matischen Definitionen mit den tatsächlichen Verhält- 
nissen in gewissem -Widerspruch stehen, wurde bereits 
ausführlich erörtert!. Trotzdem also die Anzeigen der 
Blindleistungsmesser einer physikalischen Grundlage ent- 
behren, stellt diese Art der Messung doch den einzig mög- 
lichen Weg dar, eine Betriebskontrolle der Anlage be- 
züglich der Belastungsverhältnisse durchzuführen, denn 
Blindlasten vermindern die Leistungsfähigkeit von Kraft- 
werken. verhindern die volle Ausnutzung von Übertra- 
gungsleitungen und nehmen daher immer mehr Einfluß 
auf die Tarifbildung derart, daß Zuschläge zum Wirk- 


leistungsverbrauch erhoben werden, um für diese Nach- 


ı ZB. von E.W eber, El. u. Maschinenb. Bd. 47, 8. 277. ETZ 1929, 
8. 1547 u. 1865. 


teile eine Entschädigung zu erhalten; es wurden Blind- 
leistungsmaschinen und Kondensatorbatterien an geeig- 
neten Punkten größerer Netze in Betrieb gesetzt, um Über- 
tragungsleitungen und Kraftwerke von der Blindlast zum 
Teil zu befreien und einen wirtschaftlicheren Betrieb zu 
ermöglichen; inwieweit solche Anlagen den angestrebten 
Zweck erfüllen, ist an anderer Stelle bereits behandelt 
worden!. Es war daher naheliegend, bei größeren Ver- 
brauchern und an verschiedenen Stellen der Netze und 
Übertragungsleitungen Meßeinrichtungen einzubauen, 
welche die Kenntnis der vorhandenen Blindleistung ver- 
mitteln. Im Eichraum und im Netz waren deshalb Meß- 
geräte notwendig, welche in rascher und sicherer Weise 
cine Kontrolle ermöglichen und die im folgenden näher 
untersucht werden sollen. 


Die üblichen Schaltungen für die Messung der Blind- 
leistung ergeben Spannungen, welche gegenüber den bei 
der Wirkleistungsmessung verwendeten um 90° phasen- 
verschoben sind; wird nun diese Phasenverschiebung 
künstlich im Meßgerät selbst hergestellt und dasselbe zur 
Verwendung als Wirk- und Blindleistungsmesser er- 
weitert, so kann sowohl die Wirkleistung als auch die 
Blindleistung nach einfachem Umlegen eines aufgebauten 
Schalters gemessen werden, ohne irgendwelche äußere 
Schaltungsänderungen vornehmen zu müssen. Dieser Um- 
stand gewinnt ganz besonders bei ambulanten Messungen 
an Wert. Aber auch den Entwurf von Zählerprüfeinrich- 
tungen beeinflussen derartige kombinierte Meßgeräte ganz 
bedeutend, indem das Umschaltorgan für die Wahl der 
bei der Blindleistungsmessung notwendigen Phasen- und 
Sternspannungen und die speziellen Vorwiderstände der 
Leistungsmesser überflüssig werden. Diese Meßgeräte 
setzen auch alle vorhandenen Zählerprüfeinrichtungen in- 
stand, Blind- und Scheinverbrauchmessungen durchführen 
zu können. 


18. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Si 


1845 


Aufbau des Wirk- und Blindleistungs- 
messers. 


Der Strompfad der Meßgeräte erhält einen bis vier 
Strommeßbereiche, welche je nach der Kombination der- 
selben durch geeignete-Schaltorgane? wie Dreh- und Klem- 
mıenschalter ohne Unterbrechung des Stromkreises umge- 
schaltet werden können, ein Vorteil, der sich insbesondere 
beim Gebrauch von Stromwandlern auswirkt. Für Zähler- 
prüfeinrichtungen eignet sich vorzugsweise die Meß- 
bereich - Kombination 0,5/1,5/5/15 A", während für den 
Wandleranschluß je nach Art und Belastung derselben 
Strommeßbereiche wie 1,25/2,5/5 A bzw. 0,5/1/2,5/5 AT vor- 
zuziehen sind, welche außerdem zwangläufig ohne Unter- 
brechung umgeschaltet werden können. Der Spannungs- 
pfad der Meßgeräte erhält nur einen Meßbereich von 100 
bis 150 V zum Gebrauch mit Spannungswandlern; nur in 
besonderen Fällen für Zählereichzwecke kann ein zweiter 
Meßbereich vorgesehen werden. 


Das Meßgerät Abb. 1 wird wie ein normaler Wirk- 
leistungsmesser angeschlossen und kann je nach der Stel- 
lung des doppelten Umschalters am Klemmbrett zur Wirk- 
oder Blindleistungsmessung ohne Änderung der äußeren 
Schaltung verwendet werden; ein Drehschalter ermöglicht 
die zwangläufige Wahl des benötigten Strommeßbereiches. 


Das fast aperiodisch 
gedämpfte Meßwerk 
ist elektrodynamisch 
und eisenlos in be- 
kannter Ausführung 
für Präzisionsinstru- 
mente. Der Strom im 
Spannungspfad be- 
trägt jedoch nicht 
wie üblich 30 mA, 
sondern rd. 50 mA 
für Vollausschlag. 
Der doppelte Um- 
schalter im Span- 
nungspfad des Meß- 
gerätes ermöglicht in 
der einen Stellung 
die Wirkleistungs- 
messung, wobei der 
induktions- und ka- 
pazitätsfreie Vor- 
widerstand verwen- 
det wird, während in 
der zweiten Stellung 
bei der Blindleistungs- 
messung eine Kunst- 
schaltung den Strom 
in der Drehspule gegenüber der aufgedrückten Klemmen- 
spannung mit Hilfe von Drosselspulen und Justierwider- 
ständen um 90° bei der Eichperiodenzahl verschiebt. 


Abb. 1. Norma-Präzisions-Wirk- und -Blind- 
leistungsmesser mit Drehschalter für drei 
Strommeßbereiche. 


Einfluß der Frequenz auf die Anzeigen 
des Blindleistungsmessers. 


Die Anzeigen des Meßgerätes als Blindleistungs- 
messer sind von der Periodenzahl abhängig. Das Zeit- 
integral über E J sing wird nach A. Reiter 


_[ Rn 1 1 5 
"le dose m: | ap- 


Darin bedeuten K eine Instrumentenkonstante, ge den 


jeweiligen Ausschlag des Meßgerätes als Blindleistungs- 
messer, R den induktions- und kapazitätsfreien Wirkwider- 
stand des Spannungspfades in der Wirkleistungschaltung, 
Rn den Scheinwiderstand des Spannungspfades bei der 
Periodenzahl n, 9 +E den Phasenwinkel des Drehspul- 
stromes gegenüber der aufgedrückten Spannung bei der 
Periodenzahl n und g den Phasenwinkel der Belastung. 


Für den praktischen Gebrauch ist jedoch diese Ab- 
hängigkeit der Instrumentenanzeigen von der Frequenz 
in der Blindleistungschaltung in erster Annäherung mit 
genügender Genauigkeit linear anzunehmen, u. zw. derart, 
daß der größeren Periodenzahl der kleinere Ausschlag 
entspricht. Sowohl für die Wirk- als auch für die Blind- 
leistungsmessung ist lediglich eine Skala vorgesehen, und 
bei der Abgleichungsperiodenzahl f ist die Skalenkonstante 
K gemeinsam. Ist die bei der Messung vorhandene Perio- 
denzahl f von der Eichperiodenzahl f nur wenig verschie- 


3 J.Schalkhammer,El. u. Maschinenb. Bd. 42, S. 428. 
» CL Zwierina, Elektro-Journ. Bd. 9, H 83. 
* O.ZAwierina, El. u. Maschinenb. Bd. 47, S. 787. 

5 A. Keiter, El. u. Maschinenb. Bd. 45, S. 497. 


den, so errechnet sich die neue Skalenkonstante für die 
Blindleistungsmessung in einfacher Weise zu 


D A = Volt x Amp. t 
Ks = f K; K= Anzahl d. Teilstriche ` 


1 Teilstrich = Kp’ Blindwatt. 


Auf die Skalenkonstante bei der Wirkleistungs- 
messung hat die geänderte Periodenzahl PH keinen Einfluß. 
Die Annahme der linearen Abhängigkeit der Skalenkon- 
stante beim Blindleistungsmesser verursacht für den prak- 
tischen Gebrauch bei einer geringen Periodenänderung, 
bezogen auf die Abgleichungsperiodenzahl, Fehler, welche 
noch innerhalb der Fehlergrenzen des Meßgerätes liegen. 

Es liegt im Wesen des Meßgerätes, daß durch Vor- 
schalten getrennter Vorwiderstände eine Meßbereich- 
erweiterung nur für den Wirkleistungsmesser möglich 
ist, doch fällt dieser Umstand kaum ins Gewicht, da ein 

Gebrauch mit Wandlern im 
Pe t allgemeinen vorgesehen wurde; 
le wan | at lediglich bei Gleichstrommes- 
Tr AR K sungen und bei der Überprü- 
Be t fung des Leistungsmessers 
mit Gleichstrom ist mit be- 
sonderer Sorgfalt darauf zu 
achten, daß das Meßgerät als 
Abb.2. Prinzipschaltnug des 
Spannungspfades des Blind- 
leistungsmessers. 


Blindleistungsmesser nur einen 
sehr geringen Ohmschen Wi- 
derstand besitzt und daher in 
dieser Stellung des Umschal- 
ters nicht benutzt werden 
darf. Ist hingegen die Kunstschaltung mit Kondensatoren 
aufgebaut, so wird der Gleichstromwiderstand praktisch 
unendlich. 


Einfluß der Temperatur auf die Anzeigen 
des Blindleistungsmessers. 


Sowohl die Drehspule als auch die Drosselspule im 
Spannungspfad des Blindleistungsmessers werden aus 
einem temperaturabhängigen Material wie Aluminium 
bzw. Kupfer verfertiet und verändern ihren Ohmschen 
Widerstand mit der Temperatur. Da nun diese Wider- 
stände an der Justierung des Winkels von 90° zwischen 
Drehspulenstrom und Spannung bestimmend teilnehmen, 
bedeutet ihre Änderung in erster Linie eine Abänderung 
des Winkels von 90°. Für die folgende Untersuchung soll 
eine konstante Periodenzahl vorausgesetzt werden. Im 
Prinzipschaltbild Abb.2 und im Vektordiagramm Abb. 3 
bedeuten 7i, ra, o Lu, o Ly die Ohmschen einschließlich der 
Verlustwiderstände und die induktiven Widerstände der 
Drosselspulen, rr, o Lo die analogen Werte für die Dreh- 


spule, ry den Temperaturwiderstand®, r, den induktions- 
und kapazitätsfreien Justierwiderstand, 7, iJ, ip, Zo und 
ip die Zeitwerte der Ströme, er gr und e die Zeitwerte 


der Spannungen und endlich ® das Hauptfeld der Strom- 
spulen. Aus dem Diagramm Abb. 3 geht ohne weiteres 
hervor, daß durch richtige Wahl des Justierwiderstandes 
rr bzw. des Stromes ¿y der Drehspulenstrom in’ gegenüber 


der Spannung e bei einer bestimmten Periodenzahl um 90 ° 
zeitlich verschoben werden kann. 


Abb.3. Vektordiagramm für den Spannungs- 
pfad des Blindleistungsmessers. 


- Zur Vereinfachung sollen für den resultierenden 
Widerstand ` 
EE DEE 
e (pn tTr? to Lp rp trr 
und für die resultierende Selbstinduktion des Drehspulen- 
kreises mit Temperaturnebenwiderstand der Wert 
| o Lp Tr 
(ro +rr +o Lp? 
in die Rechnung eingeführt werden. 
€ R.Kühnel, El. u. Maschinenb. Bd. 45, S. 245. 


w Lp = 


1846 


Vom Zeitwert des sinusförmigen Wethselstromes 
ip=Ipsnot ........Ö® 
ausgehend, ergeben sich nun eine Reihe von Gleichungen, 


welche nach einigen Umformungen den Temperatureinfluß 
erkennen lassen. Der Zeitwert der Teilspannung g und 


der Gesamtspannung e an den Klemmen lautet nun: 


d? 
. e D hd 


; di ; 
ezint Ay ti., D a ée ia ar e a ad e (3) 
wenn für den Summenwert 
Lp + L; = L» 


d 
gesetzt wurde. Die Selbstinduktion der Drehspule Lp 
kann jedoch wegen ihres geringen \Wertes gegenüber den 
Selbstinduktionswerten der beiden Drosselspulen vernach- 
lässigt werden, so daß die bisher streng richtigen Glei- 
chungen mit genügender Annäherung durch die Gleich- 
setzung der Selbstinduktionen 


bel. L, 

und die Voraussetzung gleicher Widerstände 
rzn Zr 

bedeutend vereinfacht werden können. 


Die notwendigen großen Selbstinduktionen L, und La 
werden durch eisengeschlossene Drosselspulen erzielt, 
welche allerdings einen von der Sättigung im geringen 
Maße abhängigen veränderlichen Wert besitzen; sorg- 
fältige Auswahl des verwendeten Eisens und günstiger 
Aufbau der Eisenkörper vermindern diesen Fehler inner- 
halb des notwendigen Spannungsbereiches auf ein prak- 
tisch unbedeutendes Maß. Die beiden Gleichungen (2) 
und (3) setzen eine Kunstschaltung mit Drosselspulen 
voraus; wird diese jedoch mittels Kapazitäten hergestellt, 
so gehen die Gleichungen sinngemäß über in: 


dip . 
es =i,r,=iprpt+tLlp ers +i finat (2a) 
1 


zer 


a idt+i,r,. (3a) 


Verschiedener Vorteile wegen werden diese Meßgeräte 
meist mit Drosselspulen ausgeführt, und diese Aus- 
führungsart soll auch für das Weitere vorausgesetzt 
werden. 


Führt man nun weiter den eigentlichen Drehspulen- 
strom ip in die Rechnung ein, so gilt 


. è? e. E 4 In ES e A, 
mit Benutzung der Stromverzweirnngsieleichung 


erhält man schließlich für die Klemmenspannung in Ab- 
hängigkeit vom Drehspulenstrom die Beziehung: 


i : din di 
, ` (2b) 
e 
ai tLelp coswt-. 


Ip +k) 


re 


SE 


[sinw t (12 LZrretrrnttvrn-oi Lä 
+cosof(r,+t?2r,+2r)oL)]. (3b) 


Die Kotangente des Phasenwinkels n zwischen dem 
Strom in der Drelispule čp und der Klemmenspannung e 
gibt nun zweckmäßig einen Überblick über das Verhalten 
des Meßgerätes bei geänderter Temperatur und wird aus 
D (3b) erhalten, da der Zeitwert der Spannung auch 
durch 


e=Esin(wt+n)=E(sinwfcosn+tcoswftsinn), 


dargestellt werden kann: 
Cité ttrrotrtst Do 
oL(2r+2r,-+1 rel 


Ist nun das Meßgerät bei der Eichperiodenzahl auf 
n=W° zwischen ip und e abzerlichen, so wird etzn=(, 


w? Z2 
ctg n = 


(4) 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51 


19. Dezember 1 929 


und daraus folgt der Blindwiderstand der Drosselspule 
zu 
”+2rr,+rry+tt, rn -eD=0 \ 
oL=|rr2rr,+rrp4+?ytp I 


Das Ergebnis (5) liefert in einfachster Weise aus den 
Widerstandsdaten des fertigen Instrumentes die Blind- 
widerstände der Drosselspulen, und demnach sind sämt- 
liche Glieder des Ausdruckes (4) bekannt. 

Bisher wurden alle Ohmschen Widerstände als kon- 
stante Werte angeschen, welche Annahme nun fallen ge- 
lassen wird; eine angenommene Temperaturänderung t, 
durch die umgebende Luft verursacht, verändert bei einem 
Temperaturkoveffizienten a % einen temperaturabhängiren 
Widerstand oe um den Betrag a to. Alstemperaturabhängige 
Widerstände sind in Abb. 2 ry‘ und damit rp, rn und ra bzw. 
r anzusehen. Setzt man den Temperaturfaktor 1+ at = ß 
so wird der Widerstand rp folgendermaßen dargestellt, 


da rr einen Manganinwiderstand bedeutet: 


(5) 


Brp T T 
D Brp- ‘+17 


Damit wird bei einer Temperatur t, welche von der Eich- 
temperatur an gerechnet wurde, die Kotangente zu 


B?r’+2Brr,+(ßBr+r,)) Be DT un 
cte = — — — —, (6) 


oL(2Br+2ry+ 


wobei allerdings der geringfügige Einfluß der Änderung 
des Gesamtstromes im Spannungspfad durch die veränder- 
ten Widerstände vernachlässigt wurde. Durch die Ver- 
änderung der temperaturabhängigen Widerstände wird 
der Winkel n, von 90° verschieden und dementsprechend 


die Anzeige des Meßgerätes je nach der Art der Belastung 
kleiner oder größer als der Sollwert. Setzt man nun das 
Komplement des Winkels ng 


%W°— n, = § 


und folgt der Abhandlung von A. Keiter’, wobei mit 
90 ° — E = ne der Verzögerungswinkel des Stromes des 


Spannungspfades gegen die Meßspannung, jedoch bei der 
Abgleichungsperiodenzahl nur durch die Temperaturein- 
flüsse verursacht, bezeichnet wird, so folgt mit den Be- 
zeichnungen dieser Abhandlung für die Blindleistung 


1 1 4 
"lang ep ës KEEN, (v) 
tg o 


Auch hier kann wegen der Kleinheit des Winkels E der 
Korrektionsfaktor auf 


vereinfacht werden. Aus dem Aufbau des Korrektionsfak- 
tors geht ohne weiteres hervor, daß der Einfluß der Tem- 
peratur erst bei kleinen Winkeln ọ, also kleinen Zeiger- 
ausschläzen feststellbar sein wird. Für ausgeführte Meb- 
geräte ergeben sich rechnungsmäßig für den Winkel ne 
bzw. E bei einer äußeren Temperaturänderung von t = 10° 
die Werte 


ctg n, = 0,0036 ne = 8N Zu E = 13% 


und für den Korrektionsfaktor 
1 


1+ 0, OUG 
tg 

Ergebnisse, die mit den Versuchsergebnissen sehr gut 
übereinstimmen und außerdem die geringe Bedeutung des 
Erwärmungsfehlers erkennen lassen. Erhält die Dreh- 
spule keinen Temperaturwiderstand parallel geschaltet, so 
errechnet man fast dieselben Resultate, der Fehlwinkel & 
steigt lediglich um etwa eine halbe Minute. In analoger 
Weise äußert sich die Eirenerwärmung des Instrumentes 
auf seine Anzeigen; der Wattverbrauch der beiden Dros- 
selhälften ist aber außerordentlich niedrig gehalten und 
liegt in der Größenordnug von 0,5 W, während die Dreh- 
spule 0,2 W verbraucht. Diese äußerst sorgfältige Dimen- 


x o= —— 


° Wie Fußnote 5 


19. Dezember 19298 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


1847 


sionierung in Verbindung mit geeigneten Wärmeschutz- 
maßnahmen gegen den Vorwiderstand des Wirkleistungs- 
messers schließt einen feststellbaren Einfluß der Eigen- 
erwärmung auf die Anzeigen des Meßgerätes fast voll- 
ständig aus. 

Bisher wurde gänzlich davon abgesehen, daß die in 
dynamische Leistungsmesser üblicherweise eingebauten 
Temperaturschaltungen die mit der Temperatur ebenfalls 
veränderliche Federrichtkraft ausgleichen. Ihre Wir- 
kungsweise beruht darauf, daß bei Wirkleistungsmessern 
der Gesamtstrom Ze im Spannungspfad auch bei Verände- 


rungen des Drehspulenwiderstandes rr infolge Tempera- 
nämlich um 0,1 % 


turänderungen nur im geringen Maße, 
bis 0,2% seine Größe verändert. Auch in der Blindlei- 
stungschaltung wirkt die Temperaturschaltung bei Tem- 
peratursteigerungen um ungefähr denselben Betrag aus- 
schlagvermindernd, um den durch die Änderung der Feder- 
elastizität bei höheren Temperaturen die Richtkraft klei- 
ner wird. 

Nach Umformung der Gl. (3b) erhält man den Ef- 
fektivwert des Drehspulenstromes Jr, wenn man die Zeit- 


form der Gleichung berücksichtigt, zu 


E 


d 


IA 


(?+2rr,+rr,y tr, -®DPP+(2r+2r,+ 0, nein 


Gl. (5) setzt aber den ersten Klammerausdruck unter 
der Wurzel in Gl. (8) für die Abgleichungsperiodenzahl 
gleich Null, so daß für die Änderung des Stromes lp’ in 


der Drehspule lediglich der zweite Ausdruck Bedeutung 


erhält. Dieser, in andere Form gebracht 
(+k 
SC L (@r+2r,+rp)w?L? 
2r+r 
= (#2 49) ei L2(1-4%k)3 
J 


r+rp 


J 
absoluten Größe des Justierwiderstandes ry nur wenige 


Prozente des Gesamtwiderstandes ausmacht; dieser Bruch 
enthält ausschließlich die „temperaturabhängigen Wider- 
stände, so daß eine um 10° veränderte Außentemperatur 
den Drehspulenstrom um kaum 0,1 % beeinflußt. Damit 
erweist sich aber die volle Wirksamkeit dar Temperatur- 
Schaltung auch bei Blindleistungsmessungen. Eingehende 
und sorgfältige Versuche sowie Prüfscheine staatlicher 
Kontrollbehörden bestätigen die Richtigkeit. 


Aufbau des Drehstrom-Wirk- und -Blind- 
leistungsmessers. 


Drehstrom-Wirkleistungsmesser sind schon seit gerau- 
mer Zeit bekannt und durch den Aufbau zweier dynamo- 
metrischer Systeme auf einer gemeinsamen Achse bzw. 
durch zwei in geeigneter Weise gekuppelte Meßwerke 
charakterisiert, welche die Anzeigen in zwei verschiede- 
nen Phasen eines Drehstromes addieren. Ihre Vorteile 
äußern sich in erster Linie in der Unmöglichkeit von Irr- 
tümern bei der Bestimmung der Gesamtleistung aus den 
beiden Instrumentenangaben, was besonders bei den epi- 
ter beschriebenen Blindleistungsmessungen die Durchfüh- 
rung einer derartigen Messung ganz wesentlich verein- 
facht, ferner in dem vereinfachten und übersichtlichen An- 
schluß und für Zählereichzwecke in der bequemen Ein- 
stellung eines bestimmten, mittleren Leistungsfaktors. 


Der Aufbau derartiger Drehztrom-Leistungsmesser 
birgt einige Schwierigkeiten in sich, deren größte sicher- 
lich die vorhandene größere Beeinflussung der beiden 
Systeme aufeinander bedeutet. Dieser Übelstand tritt 
allerdings vorwiegend bei Systemen mit gemeinsamer 
Achse auf, die aber gerade für Präzisionsansführungen 
in Betracht kommen, da bandgzekuppelte Meßwerke sich 
hierfür weniger eignen. Die Größe dieser Beeinflussun- 
gen ist nun in erster Linie durch die räumlichen Dimen- 
sionen des Meßgerätes bedingt, die über ein gewisses hand- 
liches Maß nicht hinausgehen sollen; es soll hier nur er- 
wähnt werden, daß mit Hilfe einer Kunstschaltung® im 
Spannungskreis diese Beeinflussungen der Systeme auf- 
einander in den Instrumentenanzeigen korrigiert werden 
können. Eine weitere Schwierigkeit bei der EBichung 
dieser Meßgeräte liegt in der Verschiedenheit der Skalen- 
charakteristik der beiden auf gemeinsamer Achse sitzen- 


läßt weiter erkennen, daß der Bruch wegen der 


° H. Sack. ETZ 1907, S. 268. 


den oder mechanisch gekuppelten Meßwerke, die darin 
ihren Ausdruck findet, daß bei der mechanischen Addition 
der Ausschläge der zwei Meßwerke bei gleichem Summen- 
endwert, aber bei verschiedenen Einzelwerten der Sum- 
manden nicht dieselbe Anzeige des Meßgerätes erreicht 
wird. Auf die Größe des Einflusses dieser Fehler auf die 
Anzeigen des Meßgerätes näher einzugehen, würde zu 
weit führen, tatsächlich machen sie oft bei handelsüblichen 
Erzeugnissen mehrere Prozent vom Skalenendwert aus. 

Durch verschiedene Maßnahmen lassen sich diese Feh- 
ler derart beschränken, daß heutige Meßgeräte dieser Art 
(Abb.4) nun selbst als Feininstrumente ausgeführt wer- 
den können, deren Gütefaktor dem normaler, einsystemiger 
Leistungsmesser nicht nachsteht. Das Vermeiden des Ska- 
lenfehlers, also das Erzielen eines vollständig überein- 
stimmenden Verlaufes der Skalen beider Systeme, ist eine 
rein fabrikationstechnische Frage, die durch entsprechende 
präzise Arbeitsmethoden und Einrichtungen gelöst wer- 
den kann, wie die Herstellung von Präzisionsinstrumen- 
ten beweist. Die gegenseitige Beeinflussung der beiden 
Systeme, die, wie bereits erwähnt, bei Wirkleistungs- 
messern in einfacher Weise berichtigt werden kann, be- 
reitet bei Blindleistungsmessern einige Schwierigkeit, da 
ein gleichwirkender Korrek- 
tions - Scheinwiderstand vor 
dem gemeinsamen Phasen- 
anschluß der Spannungspfade 
außer seiner bestimmten 
Größe auch einen genauen 
Phasenwinkel besitzen muß und daher seiner praktischen 
Verwendung bedeutende Hindernisse in den Weg stellt. 
Es wurde daher ein anderer Weg beschritten, um die ge- 
genseitige Beeinflussung durch geeignete Abschirmung 
der beiden Systeme zu vermeiden, ohne daß die dabei ver- 
scndeten Eisenmengen einen feststellbaren Einfluß auf 
T Anzeige der im übrigen eisenlosen Dynamometer er- 
geben. 

Die Schaltung eines kombinierten Drehstrom-Wirk- 
und -Blindleistungsmessers nach Abb.5 läßt die zwang- 
läufige Umschaltung von der Wirkleistungsmessung auf 
die Blindleistungsmessung erkennen. Der volle Spannungs- 
betrag, der zwischen der Drehspule und dem Feld auftritt, 
ist bedeutungslos, da durch den vorgesehenen Wandler- 
anschluß kaum mehr als 150 V Spannungsdifferenz auf- 
treten. anderseits durch stärkere Bemessung der Isolation 
der Meßwerkteile gegeneinander ein Überschlag ausge- 
schlossen erscheint. Der Einfluß von Temperatur, Fre- 
auenz, Spannung, Fehlwinkeln von Meßwandlern ist von 
derselben Größenordnung wie bei den Einphasen-Leistungs- 

messern, nur die Be- 
rücksichtigung die- 
ser Fehler für sehr 
genaue Messungen 
stößt infolge der Un- 
Kenntnis der Be- 
lastungen der einzel- 
nen Systeme durch 
die mechanische Ad- 
dition auf Schwierig- 
keiten. Der geringe 
Betrag dieser Fehler 
an sich, der bei tech- 
nischen Messungen 

ohne wesentliche 
Einbuße an Meßee- 
nauigkeit ihre Ver- 
nachlässigung be- 
gründet, charakteri- 
siert dieses Meßgerät 
auch wegen seiner 

schalttechnischen 
Vorteile und beque- 
men AÄblesbarkeit als 
für ambulante Mes- 
sungen im Netz be- 
sonders geeignet, da die vielen möglichen Meßfehler mit 
zwei Leistungsmessern bei einiger geringer Vorsicht un- 
möglich sind. 


(8) 


Abb.4. Norma-Präzisions-Drehstrom-Wirk- 

und -Blindieistungsmesser mit Klemmen- 

schalter für 2 Strommeßbereiche und mit 
2 Meßwerken. 


Wirk- und Blindleistungsmesser mit 
mehreren Spannungsmeßbereichen. 


Für manche Messungen wird es von Vorteil sein, mit 
mehreren Spannungsmeßbereichen ohne Spannungswand- 
ler auch in .der Blindleistungschaltung arbeiten zu kön- 
nen. In der Abb. 6 ist die Prinzipschaltung eines derartigen 
Meßgerätes wiedergegeben, das für drei Spannungen im 
Verhältnis 1:2:4, beispielsweise 110/220/440 V, vorge- 
sehen wurde. So wie bei Wirkleistungsmessern durch Vor- 
schalten Ohmscher Widerstände die höheren Spannungs- 


1848 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51 


19. Dezember 1929 


meßber»iche’erzielt werden, kommen hier Drosselspulen 
und Justierwiderstände, die in gecigneter Weise zuge- 
schaltet werden, zur Anwendung, um die höheren Meß- 
bereiche zu erhalten. 


Messung der Wirk- und Blindleistung. 


Die Messung der Blindleistung in Ein- und Mehrpha- 
senanlagen mit den beschriebenen Meßgeräten ist im we- 
sentlichen gleich der der Wirkleistung, lediglich die 


Sitrompfad R j 

J Logan) Wirkleistung Phase R 
E 
o E 


d tl) Blindleistung PhaseT 
Sirompfod 


Abb. 6. Innenschaltung eines kombinierten Drehstrom-Wirk- und 
-Blindieistungsmessers. 
D Fela H v 
J OO 
E 


10000 


Justierwiderstäng Umschalfer 


Abb.6. Innenschaltung eines kombinierten Wirk- und Blindleistungs- 
messers mit mehreren Spannungsmeßbereichen. 


Feststellung der Art der Blindleistung bereitet anfänglich 
einige Schwierigkeit. In den Abb. und 8 wurde versucht, 
zwei Belastungsfälle im Einphasennetz für induktive und 
kapazitive Belastung darzustellen; E soll der Spannungs- 
vektor, J der Stromvektor, ?p der Vektor für den: Strom 
im Spannungspfad_des Meßgerätes als Wirkleistungs- 
messer und j?n als Blindleistungsmesser sein. Nach Abb. 7 


entspricht einer induktiven Belastung ein positiver Aus- 


E EI 


NS TR 2 S EA TNS 
KR WM Vie AN 
Léi P 
ip ” 
jin 8 Fu 8 


Abb. 7. Diagramm für induktive 
Belastung. 


Abb. 8. Diagramm für kapazitive 
Belastung. 


schlag des Blindleistungsmessers, da der Phasenwinkel 
zwischen J und jip kleiner als 90° ist, während für kapa- 


zitive Belastung die Ausschlagrichtung des Meßgerätes 
als Blindleistungsmesser negativ wird. Ist die Richtung 
der Energielieferung der bisher angenommenen entgegen- 
gesetzt, so wird auch die Ausschlagrichtung der Leistungs- 
messer umgekehrt; die vorhergehende Wirkleistungs- 
messung bestimmt erst die Art der Belastung. Die geome- 
trische Addition der Wirk- und Blindleistung zur Schein- 
leistung ist ebenfalls aus den Abb. 7 und 8 ersichtlich, 
wird jedoch im praktischen Gebrauch mit Hilfe eines No- 
mogrammes vorgenommen. 

Weiter soll noch eine Leistungsmessung in Dreipha- 
senanlagen ohne Nulleiter nach der Zwei-Leistungsmesser- 
Methode kurz behandelt werden. Der weitaus häufigste 
Fall wird die indirekte Leistungsmessung mit Strom- und 
Spannungswandlern sein, die deshalb in Abb, 9 wiederze- 
geben wurde. Unter Voraussetzung einer ungefähr glei- 
chen induktiven Belastung, wie sie häufig anzutreffen ist, 
erhält man ein Vektorbild nach Abb. 10. Die Anzeige des 


ee in Phase R als Wirkleistungsmesser ist 
ur 
We=Kkayp= ErgIr cos (ErrJR), 


als Blindleistungsmesser bei der Eichperiodenzahl durch 
Br kan = ErgrI Rr cos [90° + (ErpYR)] 
= — Brs/e sin (ErrJR) 
definiert; während also der Ausschlag ger positiv, d. h. in 


die Skala hinein erfolgt, ist gor negativ und kann erst 


nach Verdrehen des Stromwenders im Spannungskreis ab- 
gelesen werden. In Phase BR zeigt der Wirkleistungs- 
messer 


Ws = k aws = Erg Jg cos (Ers Js) 
und der Blindleistungsmesser 
Bs = kaps = Ers Js cos [90° — ( Ers Js)] 
= Eps Jssin (Erg Js) 
an, u. zw. sind beide Werte positiv. Es braucht wohl nicht 


weiter bewiesen zu werden, daß die Summierung der Lei- 
stungsanzeigen der beiden Meßgeräte in Phase R und S 


Abb.9. Anschlußschaltung zur Leistungsmessung in Dreiphasenanlagen 
ohne Nulleiter. 


Abb. 10. Belastungsdiagramm. 


auch bei der Blindleistung sinngemäß Anwendung findet. 
Wenn in k auch das Übersetzungsverhältnis der zugehöri- 
gen Wandler Berücksichtigung findet, wird die gesamte 
Drehstrom-Wirkleistung 


W=W,+W, 
und die gesamte Drehstrom-Blindleistung 
B=—B,+ Bo. 


B ist in dem in Abb. 10 dargestellten Fall positiv, da 
augenscheinlich Bg > Be: einer positiven Blindleistung B 


bei einer positiven Wirkleistung und richtig angeschlosse- 
nen Instrumenten entspricht aber eine induktive Belastung 
der Anlage; die Wirkleistungsmessung bestimmt auch hier 
erst die Art der gemessenen Blindleistung. 

Die beiden besprochenen Beispiele lassen erkennen, 
daß bei einem bestimmten, für die praktischen Messungen 
festgelegten Schema beim Anschluß der Leistungsmesser 
auch die Ergebnisse zwangläufig ohne weitere Überle- 
gung ausgewertet werden können, so daß die Messung mit 
Hilfe derartiger kombinierter Meßgeräte keine wesentlich 
größere Vorsicht beansprucht als mit einfachen Wirklei- 
stungsmessern. 


19. Dezember 1928 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51 


1849 


Die Ergebnisse der Kraftmaschinenstatistik 
der gewerblichen Betriebszählung 1925. 


Nach den Ergebnissen der amtlichen Statistik! wurden 
1925 an stationären Kraftmaschinen im Gewerbe er- 
mittelt: 


Nenn- 
Maschinen Zahl der leistun 
Betriebe | Maschinen] 1000 P 


Primärkraftmaschinen . . 110 079 | 179 987 


Elektromotoren und Elektrowerk- 


Wenger. s Gei ics e de ae e EI 423 820 11731 169 15 317 
Elektrogeneratoren. . . . .. . 27 841) 44 554 13 3065 
Maschinenumformer . . . .. . 10 467 20 752 3 004 


Da 485 000 Betriebe, d. s. 13,9 % aller vorhandenen Ge- 
werbebetriebe Kraftmaschinen überhaupt verwenden. wird 
die benötigte Energie bei etwa 10 % aller Kraftbetriebe 
sowohl von der Primärkraftmaschine als auch vom Elek- 
tromotor geliefert. Seit 1907, dem Jahr der vorletzten 
Kraftmaschinenerhebung, hat sich die installierte Primär- 
kraftmaschinenleistung von 83 auf rd. 22MillPS, die 
Leistung der Elektromotoren von 2 auf 15.3 Mill PS erhöht. 
Zahl und Leistung der Primärkraftmaschinen 
zeigt folgende Aufstellung: 


Nenn- 
Primärkraftmaschinen we % leistung % 
Dampfturbinen . ..... 4399 | 2,4 |9652 630 | 44,2 
Kolbendampfmaschinen. . . 83 186 | 46,2 |8 104 620 | 37,2 
Wasserturbinen . . . .. . 17 712 9,8 |1 825 806 8,4 
Gaskraftmaschinen 14 037 7,9 11260 013 | 5,8 
Schwerölmotoren . . .. . 12 071 6,7 650 625 3,0 
Wasserräder . . ..... 27 358 | 15,3 182 440 0,8 
Leichtölmotoren . . . . . . 12 681 7,0 | 109688 ı 0,5 
Windmotoren `... 8543 4,7 30 042 | 0,1 


Danach entfallen 486 % aller Primärkraftmaschinen und 
81,4 % der gesamten Primärleistung auf Dampfmaschinen. 


Von der primären Leistung aller Wind-, Wasser- und 
Wärmekraftmaschinen (21,8Mill PS) dienen 30,7% zum 
unmittelbaren Antrieb von Arbeitsmaschinen, 42,9% zum 
Antrieb elektrischer Stromerzeuger und 26,4% als Re- 
serve. Für die wichtigsten Gewerbegruppen sind die Zif- 
fern der Primärkraftmaschinenleistung und deren Verwen- 
dung in Zahlentafel 1 zusammengestellt. 


In Elektrizitätserzeugungsanlagen wurden 4378 Pri- 
märkraftmaschinen mit einer Leistungsfähigkeit von 
6,02 Mill PS gezählt; das entspricht 31 % der gesamten Pri- 
märkraftmaschinenleistung. Es folgen der Bergbau mit 
16,4 %, Eisen- und Metallgewinnung mit 6,9 %. 


Der Bergbau, einschließlich der kombinierten Betriebe, 
ferner die Industrie der Steine und Erden, das Holz- und 
Schnitzstoffgewerbe, das Nahrungs- und Genußmittelge- 
werbe und das Baugewerbe verwenden die Leistung größ- 
tenteils unmittelbar zum Antrieb von Arbeitsmaschinen. 
Dagegen dient die Primärkraftmaschinenleistung vorwie- 
gend der Gewinnung elektrischer Arbeit in den Betrieben 


ı Wirtsch. u. Stat. Bd. 9, 1929, S. 398, 570. 


r 


der öffentlichen Elektrizitätsversorgung, im Maschinen- 
und Fahrzeugbau, in der chemischen und der elektrotech- 
nischen Industrie. Auf Reserveleistung entfallen bei letz- 
terer 34,9 %, Maschinen- und Fahrzeugindustrie 32,6 %, 
beim Bergbau 28,6 % und in den Betrieben der Elektrizi- 
täts-, Gas- und Wassergewinnung 28,3 %. 


Mit 4,7 Mill PS verfügen die Werke der Elektrizitäts- 
versorgung über 50,4 % der gesamten primärmotorischen 
Leistung zum Antrieb von Stromerzeugern; 12,4 % entfal- 
len auf die Eigenanlagen des Bergbaus und 10,3 % auf die 
Großeisenindustrie einschließlich der kombinierten Werke. 


Installiert waren von der gesamten 


Dampfturbinenleistung: 49,2 % in den Elektrizitätserzeu- 
gungsanlagen, 17,2% im Bergbau, 11,1 % in der chemi- 
en an (einschließlich der kombinierten 

erke); 


Kolbendampfmaschinenleistung: 22,5% im Bergbau, je 
10,6 % in der Textilindustrie und im Nahrungsmittel- 
gewerbe, 6,2% in der Industrie der Steine und Erden, 
6% in der Eisen- und Metallgewinnung; 


Wasserturbinenleistung: 49,7% in den Elektrizitäts- 
erzeugungsanlagen, 10,8% in der Papierindustrie, 
9,8% in der Eisen- und Metallgewinnung, 9,1% im 
Nahrungsmittelgewerbe; 


Gaskraftmaschinenleistung: 40,3% in der Großeisen- 
industrie, 27,5 % in deren kombinierten Werken, 7,1% 
im Steinkohlenbergbau. 


Zahl und Leistung der Stromerzeuger nach der 
Art ihrer Antriebsmaschinen sind aus Abb. 1 und folgender 
Übersicht zu erschen: 


Die elektrischen Stromerzeuger nach der Art ihrer Antriebsmaschinen 1925 | 


Von den Stromerzeugern wurden angetrieben mit: 
Gaskraftmaschinen 
Dampfturbin 


Windmotoren u. 
Wasserrädern en Schwer-u.Leicht® 
] ölmotoren 


Í ` ` e 8 e 
| Wasserturbmen Kolbendampfmaschinen 


rt tr tr 
-a ++ 
ee 


b-i TG en u \ 


4 4 


Zahl der Leistung | 
Antriebsmaschinen Strom- e, |der Strom: o 
erzeuger 


"Te | 


Dampfturbinen . ..... 6.2 62,3 
Kolbendampfmaschinen. . . 60,2 11063 121 | 15,7 
Wasserturbinen . . .... 20,7 890 690 | 13,2 
Gaskraftmaschinen 4,4 | 401247 | 5,9 
Schwerölmotoren . .... 9,3 180 498 2,7 
Wasserräder . . 2. ... 8,7 12912 | 0,2 
Leichtölmotoren . . . . . » 1,3 2 887 

Windmotoren . . x. 2...» 0,2 684 


1. Die Primärkraftmaschinen in den wichtigsten Wärme-, Wasser- und 
Windkraftmaschinen verwendenden Betrieben. 


Davon dienen in 1000 PS 


Zahl der Nenn- 
Gewerbegruppen leistung zum Antrieb von 
Betriebe Maschinen Arbeits- Strom- als Reserve 
1000 PS maschinen erzeugern 
Elektrizitäts-, Gas-, Wassergewinnung . . . . . 3 899 10 314 6 777 153 4 706 1918 
Bergbau... u a wa a wa et 1143 10 311 3 594 1 587 978 1029 
Eisen- und Metallgewinnung . e 1 004 3 066 1518 544 600 374 
Nahrungsmittelgewerbe . . .». ». » 2 2.2...» 46835 ., 62 907 1 468 764 266 440 
Textilindustrie . . » © 2 2 2 2 2 0 0 2 000. 4 623 | 7 260 1219 580 441 198 
Chemische Industrie . . . . 2 2 2 22.220. 1 747 | 4 620 1119 264 464 391 
Papierindustrie und Vervielfältigungsgewerbe 2 242 4 941 881 376 324 181 
Maschinen-, Apparate-, Fahrzeugbau . . .... 4 154 6 700 684 167 294 223 
Mit Bergbau kombinierte Werke. . e.. .... 78 1 269 672 279 189 204 
Industrie der Steine und Erden . . . . .... 6 787 9 333 627 405 128 94 
Holz- und Schnitzstoffgewerbe . . . . 2... 16 509 19 968 590 431 107 52 
Verkehrswesen . . a.. 2 2 2 2 ee re. 0... 1 651 8 903 367 151 129 87 
Baugewerbe . . . 2 2 2 2 rn ren. 4 164 8 801 310 243 31 36 
Herstellung von Eisen-, Stahl-, Metallwaren . . . 3 861 | 5 000 210 89 75 46 
Elektroindustrie, Feinmechanik, Optik . . . . . 64; 953 201 13 97 | gl 


1850 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit Si 19. Dezember 1929 


Somit wurden 78 % der Generatorenleistung durch Dampf- Von den 210 293 Elektromotoren des Nahrungsmittelgewer- 
kraftmaschinen, 13,4 % durch Wasserkraftmaschinen und bes befanden sich DR 100 in Bäckereien und 55 100 in Flei- 
86% durch Verbrennungskraftmaschinen angetrieben. schereien. 


2. Die elektrischen Stromerzeuger nach der Art ihrer Antriebsmaschinen 
in den wichtigsten Gewerbegruppen. 


Nennleistung der Generatoren in 1000 kW, 


Zahl der Gesamte Davon angetrieben durch 
Nenn- Reserve- 
Gewerbegruppen Ve É Kolben- | Gaskraft- 
. Ma- leistung | leistung | Dampf- dampf- | Wasser- 
Betriebe . f p ; ma- 
schinen turbinen ma- turbinen hi 
1000kW | 1000kW schinen ne 


Elektrizitäts-, Gas-, Wassergewinnung . . . .. 2 206 | 5 305 4 693 1 367 2 627 95 624,9 14,1 
Bergbau. a w 2 2: 8 we a8 a e A 604 1485 1194 476 570 86 5,4 43,0 
Eisen- und Metallgewinnung . . . ...... 494 1161 631 197 130 26 80,3 192,2 
Chemische Industrie . . . . 2 2 2 2 2000. 816 1 564 570 236 228 70 23,1 11,3 
Textilindustrie . . . . 2 2 2 2 2 02. 2 796 4 339 435 97 101 174 46,3 0,5 
Mit Eisen- und Metallgewerbe komb. Werke . . 222 | 663 408 148 126 | 22 4,8 105,2 
Maschinen-, Apparate-, Fahrzeugbau . . . . . 1791 | 3173 353 136 72 | 108 6,4 6,2 
Papierindustrie und Vervielfältigungsgewerbe . . | 1191 2 244 352 103 139 70 25,9 5,3 
Nahrungsmittelgewerbe . .. 2. 2 2 2200. 7 991 10 175 329 127 39 114 25,9 2,5 
Mit Bergbau kombinierte Werke ....... 70 244 239 101 114 11 1,2 11,6 
Verkehrswesen `... 416 | 1 486 143 49 55 16 | 12,8 3,2 
Elektroindustrie, Feinmechanik, Optik 357 647 136 64 49 14 | 2,5 1,3 


Die Zahlentafel 2 zeigt für die wichtigsten Gewerbe- 
gruppen die Anzahl der Betriebe und Maschinen und unter- 
scheidet ferner die installierte Leistung, nach Abzug der 
Reserveleistung, nach der Art der Antriebsmaschine. 
Von der gesamten fast 10 MillkW betragenden Nennlei- 
stung der Stromerzeuger waren rd. 4,7 Mill kW im Elektri- 
zitäts-, Gas- und Wassergewerbe installiert; 29,1 % davon 
dienten als Reserve. Ferner sind wichtige Selbsterzeuger 
elektrischer Arbeit der Bergbau, die Eisen- und Metallindu- 
strie und die chemische Industrie. Mit Ausnahme der Groß- 
eisenindustrie einschl. kombinierter Werke, wo die Gas- 
kraftmaschine etwa in gleichem Maße Verwendung findet 
wie die Dampfturbine, dient in diesen Großbetrieben vor- 
wiegend die Dampfturbine als Antriebsmaschine für Strom- 
erzeuger. Dagegen ist in den zahlreichen kleinen und mitt- 
leren Betrieben des Bekleidungs- und Nahrungsmittelge- 
werbes die Kolbendampfmaschine als Antriebsmaschine zur 
Stromerzeugung verbreitet, während die Wasserkraft in 
dieser Beziehung außer in der Elektrizitätsversorgung nur 
in der Eisen- und Metallgewinnung Süd- und Mitteldeutsch- 
lands und in geringerem Maße in der Textilindustrie eine 
Rolle spielt. 


6178 Gewerbebetriebe gaben elektrische Arbeit ab, 
u. zw. 5468 an fremde Verbraucher und 710 an eigene Nie- 
derlassungen. 

Die Leistung der 20752 Drehumformer betrug 
23 Mill kW; von dieser Leistung entfielen auf Elektri- 
zitäts-, Gas- und Wasserversorgung 0,7%, Eisen- und 
Metallgewinnung 0,357, Bergbau 0,207, Verkehrswesen 
0,153, chemische Industrie 0,141 Mill kw. 

Nach der Statistik wurden in Deutschland 1 657 486 
Elektromotoren mit einer Gesamtleistung von 
11,4 Mill kW (je Motor durchschnittlich 6,9kW) und 73 683 
Elektrowerkzeuge mit 153 684 kW festgestellt. Da- 
von entfielen auf die wichtigeren Gewerbegruppen: 


Rund 392 000 Betriebe bezogen den Strom ausschließ- 
lich von fremden Werken, rd. 9400 ausschließlich aus 
Selbsterzeugeranlagen, und rd. 5700 verwandten teils 


selbsterzeugten, teils bezogenen Strom. 
Dr. C. Albrecht. 


Der Oberleitungsomnibus. 


Der Aachener Straßenbahndirektor J. Siméon be- 
richtet! über seine Studien, die er über gleislose Bahnen, 
d.h. elektrische Omnibusse mit Oberleitung, gemacht hat, 
wobei er voranstellt, daß die elektrischen Straßenbahnen 
durchaus nicht ihre Berechtigung verloren hätten, wie von 
manchen Seiten behauptet wird, daß aber die derzeitige 
Ausbildung der 30jährigen „Gleislosen“ in gewissen Fällen 
ihre Vorzüge habe. In erster Linie sei die gleislose elek- 
trische Straßenbahn da bevorzugt, wo in kleineren und 
mittleren Straßenbahnen Gleise und Wagen erneuert wer- 
den müssen, das hohe Kapital für die Gleisanlage nicht 
aufgebracht werden kann und der Verkehr nicht ausreicht. 
um eine Straßenbahn wirtschaftlich zu machen. Die an- 
geführten vorkriegszeitlichen Anlagen stellen allerdings 
nur einen kleinen Anteil der Vorgänger dar. 


Die Verwaltungen der 16 Anlagen in England, von 
denen Verfasser die Anlagen in Ipswich, Birmingham, 
Southend, York, Oldham und Wolverhampton besuchte, 
sprechen sich durchweg lobend über den Betrieb aus? 
Weiter werden die Anlage in Groningen (100000 Ein- 
wohner) in Holland und Kopenhagen-Hollerup erwähnt 
und beschrieben. Auch das Urteil des Wolverhamptoner? 
Direktor Silvers wird hervorgehoben, das sich auf 


Zahl der an Zahl le 2% jährige Betriebserfahrungen stützt. Silvers ist in jeder 

eistung| der der Hinsicht mit dem Oberleitungs-Kraftwagenbetrieb zufrie- 

Gewerbegruppen Be- | Elektro) Elektro- | Elektro- EE den, nicht allein als Ersatz für alte Straßenbahnen, sondern 
triebe motoren | Fotoren werk- | zeuge auch als Ersatz für Benzin-Autobuslinien, u. zw. wegen der 

1000kW| zeuge |ioookw unvergleichlich höheren Wirtschaftlichkeit. Auch York 


Bergbau (mit komb. 
Werken). . .... 

Eisen- und Metallge- 
winnung (mit komb. 


4 168 


2 869: 131 550 4 809 


(England) hat einen 6jährigen zufriedenstellenden Betrieb 
hinter sich. Die früheren Mißerfolge der gleislosen Bahn 
werden auf die mangelhafte Straßenbeschaffenheit, auf 
den noch nicht auf der Höhe stehenden Wagenbau und die 
fehlende elastische Bereifung zurückgeführt. Die ersten 
gleislosen Bahnen in Deutschland liefen im Rheinland und 


Werken)... een Westfalen. Erfreulich wirkt am Schluß die von einem 
nn. Apparate- 20 061| 177 619 17690  Straßenbahndir>ktor in Holland geäußerte Ermahnung, die 
N es Se swerbe | 118 987| 210 293 1 309 das offizielle niederländische Organ der Lokal- und 
ch oT Ee A019) 09.435 1385 Straßenbahnen bringt: „Der Trolleybus ist unseres Er- 
T FE NEUSTE 90. 374| 174 613 zen achtens ein Betriebsmittel, von welchem jeder Straßen- 

extilindustrio . . . „| 4 bahnfachmann Kenntnis nehmen muß.“ M. S. 

Papierind. und Verviel- 

fältigungsgewerbe . . | 13 227| 96 710 1211 nu 
Holz- und Schnitzstoff- ı CH mooi EE Bd. 46, S. £62. 

gewerbe . . .... 71 922 143 402 1 529 = LÉI rä De 
Industrie der Steine und | ; 

und Erden 9 639; 43 12 565 
Verkehrswesen . . .. 4 154; 83 440 6 505 
Elektroindustrie, Fein- 

mechanik, Optik . . | 10 370i 107 771 4 029 


19. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Si 


1861 


RUNDSCHAU. 


Apparate. 


Ein neuer Anzapfschalter für Transformatoren. — 
Von der Westinghouse Electric & Mfg. Co. ist ein Schalter 
für die Anzapfungen von Transformatoren besonders 
hoher Betriebspannungen entwickelt worden. Zur Herab- 
setzung der elektrischen Feldstärke an der Oberfläche 
der spannungführenden Teile wurde auf eine ausreichende 
Abrundung der festen und beweglichen Kontakte Wert 
gelegt. Abb. 1a zeigt eine Ausführung für eine Betriebs- 


Abb. 1b. Anzapfschalter 
beim Umschalten. 


Abb. 1a. Anzapfschalter für 
Transformatoren. 


spannung von 132 kV. Die mit den Anzapfungen der 
Oberspannungswicklung verbundenen festen Kontakte b 
sind als Bolzen ausgebildet, die im Kreise angeordnet und 
zwischen zwei parallelen Isolierplatten a befestigt sind. 
Die beweglichen Kontakte bestehen aus zwei halbkreis- 
förmigen, abgerundeten starren Bügeln c, die gemeinsam 
zwei benachbarte Bolzen elektrisch miteinander verbinden. 
Sie sind unter Zwischenschaltung einer Feder e so mit der 
zentralen Schalterachse f verbunden, daß sie fest gegen die 
Kentaktbolzen zepreßt werden und beim Umschalten 
sprungweise von Stufe zu Stufe schnellen (Abb. 1b). Ein 
Hängenbleiben in einer Zwischenstellung ist also auch bei 
ungeschickter Bedienung ausgeschlossen. Derartige Schal- 
ter haben im Prüffeld mehr als 1 Mill Umschaltungen ohne 
den geringsten Schaden überstanden. (R. M. Field, 
The Electric Journ. Bd. 25, S. 555.) R.K. - 


Relais zum Absenken der Spitzenlast bei Kleinabneh- 
mern. — In einem Vortrag vor der Institution of Electri- 
cal Engineers in London behandelte W. Holmes die 
Maßnahmen, die darauf hinauslaufen, die Erzeugerkraft- 
werke den ganzen Tag über möglichst gleichmäßig zu be- 
lasten, um dadurch die Kosten der Zentrale und des Ver- 
teilungsnetzes für die abgegebene Einheit möglichst gering 
zu halten. Ursprünglich waren die Preise für Lichtstrom 
mit Rücksicht auf die sehr schlechte Ausnutzung des in- 
vestierten Kapitals sehr hoch. Der erste Schritt war der, 
Strom für Motoren und Koch- und Heizgeräte wesentlich 
billiger abzugeben. Besonders niedrig wurde der 
Tarif für Warmwasserapparate gehalten, weil 
diese die günstigste Lastkurve haben. Die be- 
auemste Verrechnungsart war die, die auf einer 
Jahresquote für die angeschlossene Leistung be- 
ruhte. sie ist aber nur für kleine Wasserkraft- 
anlagen zweckmäßig; auch der Einbau gewöhn- 
licher Strombegrenzer erwies sich als unzweck- 
mäßig, weil er die Konsumenten davon abhält. 
neue Apparate zu beschaffen. Alle neueren Tarife 
gehen darauf hinaus, den Verbraucher zum Konsum 
außerhalb der Spitzenlast anzuregen. Von diesem 
Gesichtspunkte aus sind auch die verschiedenen 
Arten von Dappeltarifzahlen geschaffen worden. 
Ein äußerst wirksames Mittel zur Hebung der Be- 
lastung außerhalb der Lichtzeiten ist der Einbau 
von Heißwasserspeichern und Speicher-Kochappa- 
raten. Der Vorschlag des Verfassers geht nun da- 
hin, für diese Apparate nicht einen besonderen 
Tarif zu geben und sie die vollen 24 h eingeschaltet 
zu lassen, sondern sie durch ein geeignetes Re- 
lais im Bedarfsfalle dann einzuschalten, wenn der übrige 
Verbrauch klein ist, und sie abzuschalten, wenn der Ge- 
samtverbrauch eine gewisse Grenze überschritten hat. Auf 
diese Weise kann man einen sehr hohen Anschlußwert 
von Koch- und Heizapparaten zulassen, ohne befürchten 
zu müssen, daß sie zur Zeit der Spitzenlast eingeschaltet 


sind, und ohne daß es nötig wäre, sie über besondere 
Zähler anzuschließen. Als Beispiel dafür, was man mit 
weitgehender Anwendung von Speicherapparaten er- 
zielen kann, wird die Belastungskurve der Stadt Basel 
gegeben, bei der im Jahre 1927 der Belastungsfaktor 


erzeugte Kilowattstunden X 100 


maximale Spitze im Jahr 
den Wert 57,4 % erreicht hat. 


Es werden neun verschiedene derartige Relais beschrie- 
ben, insbesondere zwei Ausführungen der Ferranti Co. für 
Gleichstrom und für Wechselstrom; bei beiden erfolgt die 
Stromunterbrechung durch eine gasgefüllte Quecksilber- 
schaltröhre, die durch einen Elektromagneten bzw. das 
Triebwerk eines Motorzählers gekippt wird. Der Ver- 
brauch dieser Apparate ist rd. 1W, sie sind etwa im Ver- 
hältnis 1:3 bis 1:8 einschaltbar für Nennstromstärken, 
beginnend mit 1,25 A bis zu 20 A. (W.Holmes, J. Inst. 
El. Engs. London Bd. 67, S. 296.) Kth. 


Rückleistungsrelais für den Schutz von Drehstrom- 
generatoren und Speiseleitungen. — Ein Aufsatz von 
Taylor befaßt sich mit dem -Verhalten von Rücklei- 
stungs-Wechselstromrelais, wie sie zum Schutz von Gene- 
ratoren und von parallelen Leitungen verwendet werden. 
Er zeigt das verschiedene Verhalten, wie es durch ver- 
schiedenartigen Anschluß bedingt ist, ferner, in übersicht- 
licher Weise durch Schaltbilder, Vektordiagramme und 
Kurvendarstellungen ergänzt, wie die unvermeidlichen 
Fehlschaltungen bei jeder Art des Anschlusses zustande 
kommen. Schließlich wird dargelegt, wie man zu einem 
Rückleistungsrelais kommt, das bei vorwärtsfließender 
Leistung nie eine Fehlschaltung gibt, und das bei jedem 
Zustandekommen von Rückleistung sicher arbeitet. Für 
den Generatorschutz erhält man die günstigste Schaltung, 
wenn die Spannungspulen der drei Relais zwischen Lei- 
tung und Erde geschaltet werden, für den Schutz paralleler 
Leitungen aber zwischen Leitung und voreilende Phase. 
(G. E. Taylor, J. Inst. El. Engs. London Bd. 66, S 
1148.) Kth. 


Der große Elektromagnet der französischen Akademie 
der Wissenschaften. — Für die Untersuchung physikali- 
scher Vorgänge in sehr starken Magnetfeldern hat die 
Akademie der Wissenschaften in Paris einen Elektro- 
magneten erbauen lassen, der vor kurzem fertig wurde 
und von seinem Erbauer, A. Cotton, beschrieben wor- 
den ist. Die ETZ konnte in den letzten Jahren bereits 
zweimal über Versuche zur Erzeugung besonders starker 
Magnetfelder berichten?, indessen handelte es sich damals 
um die kurzzeitige Erzeugung höchster Feldstärken in 
kleinem Raum, während der Magnet von Cotton ein star- 
kes, langdauerndes Feld großen Querschnittes liefern soll. 
Die zu erwartenden Erscheinungen wurden vorher an 


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Abb. 2. Großer Elektromagnet für Versuchszwecke. 
Modellen studiert und ergaben folgende Erkenntnisse für 
den Bau eines sehr großen Elektromagneten: 


1. Günstig sind kurze Kerne; die Form des Kernes hat 
nur geringen Einfluß. 


ı Wall, ETZ 1977, S. 1297; Kapitza, ETZ 192%, S. 1168. 


1852 


2. Der Querschnitt des Schlußjoches und etwa vorhan- 
dene geringe Luftstrecken im magnetischen Kreis 
haben einen nur geringen Einfluß auf die erreichte 
Feldstärke. 


Eine WVorausberechnung des Feldes ist natürlich 
schwierig und streng nicht möglich; sie geht am besten 
von dem direkten Spulenfeld in der Achse aus. — Für 
den mechanischen Aufbau mußte möglichst völlige Sym- 
metrie gewahrt werden, damit die unvermeidlichen Ver- 
schiebungen der Teile die Koaxialität nicht gefährden 
können. Der eigentliche Träger des ganzen Systems ist ein 
käfigartiger Rahmen, dessen Gesamtlänge einschl. der aus 
Abb. 2 ersichtlichen, über ihn hinausragenden Teile etwa 
6,3 m beträgt; ganze Höhe etwa 2,75 m. Der Käfig ist aus 
vier horizontalen Stahlgußbalken M und zwei Gußeisen- 
rahmen C zusammengesetzt. Auf den unteren Längsbalken 
gleiten zwei vertikale Säulen D, die die Kerne und Wick- 
lungen tragen. Die mit dem obenerwähnten Ergebnis 2. in 
Widerspruch stehende starke Ausführung der Schlußjoche 
war vor allem durch die Rücksicht auf die sonst entstehen- 
den Streufelder in der Umgebung des Magneten bedingt. 
Die Kerne R aus besonders weichem Stahlguß sind kegel- 
stumpfförmig und längs ihrer Achse durchbohrt. In der 
Bohrung liegen drei konzentrische Rohre O, P, Q, die 
durch ein Handrad U verschoben werden können und der 
Einstellung der Polschuhe G und H dienen. Die in H 
sitzenden eigentlichen Polendstücke sind auswechselbar 
und bestehen aus Ferrokobalt (250 bzw. 60 mm Dmr.). 
Der Luftraum zwischen den gegenüberstehenden Pol- 
enden kann zwischen 750 mm und 3 mm eingestellt 
werden. Die Verschiebung der Magnetschlitten geschieht 
durch je vier Schraubenspindeln L, die für eine Gesamt- 
kraft von über 100 t berechnet sind. Ihr Antrieb erfolgt 
über Schneckenvorgelege durch zwei weitgehend regel- 
bare Motoren A. 


Die abnehmbaren Spulen S sind auf einen Bronze- 
kasten mit Aluminiumflanschen aufgebracht und werden 
von den Bolzen F getragen. Die Wicklung besteht aus 
Kupferrohr von quadratischem Querschnitt (15,5 mm Sei- 
tenlänge) mit abgerundeten Kanten, das von Wasser durch- 
strömt werden kann; Gesamtkupferzewicht 8,6 t bei 1250 
Windungen. Die einzelnen Spulenscheiben wurden wie 
für große Transformatoren hergestellt und für 10000 V 
isoliert. Die Stromstärke beträgt gewöhnlich 400 A bei 
240 V, d.h. rd. 100 kW und 1250 - 400 = 500 000 AW. Ins- 
gesamt wurden 105 tt Eisen, 9t Kupfer und 6t weitere Ma- 
terialien verbaut. 


Über die erreichbaren Felder liegen erst wenige Mes- 
sungen vor. Nach einer von der Ähnlichkeit der Felder 
ähnlicher Magnete und den Versuchsdaten des Modells 
ausgehenden Rechnung ist in dem zylindrischen Raum 
zwischen Ferrokobalt-Polschuhenden von 4 cm Dmr. bei 
2 cm Polabstand ein Feld von 46100 Gauß zu erwarten. 
Ein Versuch lieferte in guter Übereinstimmung mit dieser 
Rechnung 46400 Gauß. Durch im Luftraum angeordnete 
Hilfspulen hofft man, in kleinen Räumen noch erheblich 
höhere Feldstärken zu erzielen. (A. Cotton,Rev. Gen. 
de UEL Bd. 24, S. 317.) Wi. 


Leitungen. 


Porzellanisolatoren und Isolatorenporzellan. — In 
einer für die ganze Isolatorenfraze außerordentlich be- 
deutsamen Arbeit behandelt Sten Velander!, der lange 
Jahre als Oberingenieur bei der Sydsvenska Kraftaktie- 
belaget tätig war und seit 1928 Professor an der Techni- 
schen Hochschule zu Stockholm ist, das Problem der Riß- 
bildung. von Hochspannunesisolatoren. Seine Unter- 
suchungen erstrecken sich hauptsächlich auf die bei der 
Sydsvenska Kraftaktiebolaget in den Jahren 1913 ... 1915 
für 40 und 50 kV Betriebspannung eingebauten Stützen- 
isolatoren, die an der Westküste Südschwedens außer- 
ordentlich unter Salzstürmen und deren Folgen zu leiden 
haben. Auf Grund sehr sorgfältig geführter statistischer 
Unterlagen konnte Velander lläufigrkeitskurven für die 
Ausfälle aufstellen, die genau mit den Forderungen der 
Wahrscheinlichkeitsreehnung übereinstimmen. Hieraus 
war es weiter möglich, für alle den gleichen Betriebs- 
verhältnissen unterworfene Isolatoren eine mittlere Le- 
bensdauer von beispielsweise 4,7 oder 7,4 oder 10,3 Jahren 
abzuleiten. Im Gegensatz zu der bisher üblichen An- 
schauung vertritt dabei Velander den Standpunkt, daß die 
Rilsbildung, die sich bei gekitteten Isolatoren bekanntlich 


! „Porzellanisolatoren und I]Isolatorenporzel- 
lan“, Nr. % der von der Königlichen Akademie der Ingenieurwissen- 
schaften in Stockholm herausgegebenen Arbeiten, von Sten Velan- 
der. 12 Textabb.. 538. Kommissiunsverlag von Julius Springer, Berlin. 
Preis geh. 325 RM. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


19. Dezember 1929 


in feinen Sprüngen, zunächst auf dem Kopf der Isolato- 
ren bemerkbar macht, ausschließlich oder doch hauptsäch- 
lich auf dauernde mechanische Einwirkungen ver- 
schiedenster Art, also auf molekulare Ermüdungserschei- 
nungen zurückzuführen ist. Unter diesen kommen die ver- 
schiedensten, von kurzzeitigen Vibrationen überlagerten 
und sich zu einer konstanten mechanischen Grundbean- 
spruchung addierenden mechanischen und thermischen Be- 
anspruchungen in Frage. Der Treibwirkung des Zemen- 
tes, wie auch inneren Materialspannungen im Porzellan 
selbst mißt der Verfasser dagegen nur eine untergeord- 
nete Bedeutung für die Rißbildung bei. 

Als wichtigste Gegenmaßnahme sieht Velander, da 
elektrische Kräfte nach allgemeiner Überzeugung für 
die ganze Frage bedeutungslos sind, die Verwendung 
eines mechanisch hochwertigen Porzellans an, das 
eine besonders hohe Zug- und Biegefestigkeit besitzen 
müsse, während die elektrische Durchschlagefestigkeit von 
geringerer Bedeutung sei. Zum Beweis hierfür hat Ve- 
lander eine Reihe von Festigkeitsuntersuchunzen durch- 
geführt, indem er aus den Mänteln ausgewechselter Isola- 
toren Probestäbe aussägte und deren Festigkeit ver- 
gleichsweise untersuchte. Hierbei ergab sich, daß Isola- 
toren mit der grölten spezifischen Festigkeit (Biege- 
festigkeit bis 6 kg/mm?) auch im Betriebe die größte Le- 
bensdauer (von etwa 16 Jahren) haben, wobei sich auch 
der bekannte Einfluß der Glasur bestätigt fand. 


So richtig zweifellos diese Forderungen Velanders 
sind (wesentliche Verbesserungen in der Richtung eines 
mechanisch widerstandsfähigeren Porzellans lassen ja auch 
die neueren Erzeugnisse der größten deutschen Porzellan- 
fabriken deutlich erkennen), so dürfte doch die Erklä- 
rung der Rißbildung zementgekitteter Isolatoren allein 
durch Ermüdungsserscheinungen infolge mechani- 
scher Kräfte wenigstens in Deutschland zunächst auf 
gewisse Zweifel stoßen. Die Frage der Ermüdung von 
Porzellan ist ja gerade hier schon früher in verneinendem 
Sinne erörtert worden, zumal sich Porzellan mit seiner 
nach bisherigen Untersuchungen bis zum Bruch völlig 
proportionalen Dehnung anders verhält, als andere, der 
Ermüdung unterliegende Stoffe, wie die Metalle. Als 
maßgebend für die bei diesen auftretende Ermüdung wird 
ja hauptsächlich ihr „plastisches“ Verhalten vor dem 
Bruche (bleibende Formänderung) angesehen, eine Er- 
scheinung, die bei Porzellan, wenigstens bei den bisheri- 
gen, allerdings meist kurzzeitigen Belastungen nicht be- 
obachtet worden ist. Velander weist zwar auf die Mö:r- 
lichkeit bleibender Formänderungen unter der Einwir- 
kung von Dauerbelastungen bei Glas hin und leitet daraus 
ein ähnliches Verhalten von Porzellan bei entsprechend 
langer Beanspruchungsdauer ab, jedoch sind diese Unter- 
suchungen von anderer Seite bisher nicht bestätigt. 

Gestützt wird die in Deutschland demgegenüber meist 
vertretene Ansicht, daß die Ursache der Rißbildung von 
zementgekitteten Porzellanisolatoren im Zement und 
dessen vom Porzellan verschiedener Ausdehnung bei Er- 
wärmung und Feuchtiekeitsaufnahme sowie in einer 
durch mechanische Umbildung verursachten Volumenzu- 
nahme zu suchen ist, durch die Tatsache, daß an eintei- 
ligen wie auch an zusammengehanften mehrteiligen Iso- 
latoren wohl noch nie derartige feine Risse beobachtet 
worden sind. 

Eine endgültige Entscheidung über die Richtigkeit 
der verschiedenen Anschauungen kann jedoch wohl nur 
auf Grund weiterer Materialprüfungen von Porzellan und 
an Hand längerer Betricebserfahrungen an nicht gekitte- 
ten Isolatoren getroffen werden. 

Wie dem auch sei, gebührt dem Verfasser das un- 
bestrittene Verdienst, zum ersten Male eine streng wissen- 
schaftliche Behandlung sorgfältig gesammelter Betriebe- 
unterlagen vorgenommen und auf die außerordentliche 
Bedeutung der Matcrialfrage für Porzellanisolatoren in 
mechanischer Hinsicht hingewiesen zu haben. 

W.Weicker. 


Kabelarmaturen. — Die National Electrie Light A sso- 
ciation gibt in einem Jahresbericht des Underground 
Systems Committee einen Überblick über die im Jahre 
1927/28 erzielten Fortschritte beim Bau von Kabelmuffen, 
-endversehlüssen und anderem Zubehör zwar für alle 
heute üblichen Spannungen, dabei sind indes nur die 
amerikanischen Firmen und Pirelli berücksichtigt. Es 
handelt sich in dem Bericht um eine für den Kabelkon- 
strukteur wertvolle Zusammenstellung der im Laufe der 
letzten Zeit erreichten Fortschritte, auf die Einzelheiten 
konstruktiver Art bei Muffen und Endverschlüssen kann 
nicht eingegangen werden, da über diese laufend in der 
Literatur wie auch in der Rundschau der ETZ berichtet 


EEE p Å. m 
amme A a- 


19. Dezember 1929 


wurde. Zu beachten ist, daß Verbindungstellen für Drei- 
fachkabel, welehe im Durchmesser nur wenig über den- 
jenizen des Kabels selbst hinausgehen, für Spannungen bis 
20 kV hergestellt werden; solche Muffen werden auch für 
Niederspannungskabel mit zwei konzentrischen Leitern 
hohen Querschnittes verwendet. 

Für ölzefüllte Kabel sind drei verschiedene Arten von 
Tanks zur Aufrechterhaltung eines gewissen Öldrucks im 
Kabel im Gebrauch. Eine Ausführungsform besteht aus 
einem völlig geschlossenen, etwa bis zu einem Drittel mit 
Öl gefüllten Gefäß; bei Ausdehnung der Tränkmasse im 
Kabel wird die im Gefäß über dem Öl befindliche Luft kom- 
priiniert und umgekehrt. Ein einziger Tank versorgt bei 
Drehstromanlagen alle drei Phasen gemeinsam, zur Iso- 
lierung der Muffen gegen Erde befinden sich in den Öl- 
leitungen Isoliermuffen. Nach Inbetriebsetzung wird die 
ganze Anlage mit 1,76 kg/cm? während 5 min geprüft. Im 
Betrieb wurden Schwankungen zwischen 0,5 kg/cm? Uber- 
druck und 254 mm Hg Vakuum im Öltankluftraum gce- 
messen. Von derartigen Ölgefäßen sind über 1000 Stick in 
66 KV-Anlaren anstandslos im Betrieb, woraus geschlossen 
werden darf. daß die Gefahr des Eintritts von Luft in das 
Kabel aus dem Luftraum im Tank praktisch nicht vorhan- 
den ist. Ein anderer Typ von Öldruckregelern besteht aus 
einem zusammendrückbaren Gefäß, dessen Ausdehnung 
sich die Kraft eines Gewichtes oder einer Feder entgegen- 
setzt. Vorteilhaft ist hierbei. daß bei einem Leck in der 
Anlage durch ausfließendes Öl das Eindringen von Wasser 
verhindert wird. Durch Verschieben eines am Hebelarm 
wirkenden Gewichtes läßt sich der Druck zwischen 0,35 
und 0,7 kg/cm? regeln. Bei einer dritten Form befindet. 
eich das Öl in einem geschlossenen Tank und umgibt eine 
Reihe von luftdicht verschlossenen Kammern, welche bei 
Überdruck zusammengedrückt werden, bei Entlastung sich 
wieder ausdehnen. ` 

Ausführlich sind die Mitteilungen über zahlreiche 
Untersuchungen verschiedener Firmen gchalten, welche 
die Wanderung des Öls im Kabel in Abhängigkeit von topo- 
graphischen Bedingungen sowie von den Erwärmungs- und 
Abkühlunesprozessen zum Gegenstand haben: die viel- 
seitigen Ergebnisse sind in einer Reihe von Diagrammen 
niedergelegt. 

Der Abschnitt über die Bedeutung der Bleimantelver- 
luste und "ihre Bekämpfung bringt wirtschaftliche Er- 
wägungen über die dabei erforderlichen zusätzlichen Auf- 
wendungen für Isoliermuffen, Verbindungsleitungen usw., 
deren Ergebnis die Feststellung ist, daß die Mehrkosten 
in spätestens drei Jahren amortisiert sind. So hat man 
denn auch in Amerika schon in großem Umfange mit dem 
Einbau von Isoliermuffen begonnen und gute Erfahrungen 
damit gemacht. Die Isolierung wird entweder durch an 
beiden Enden des Muffengehäuses einzeschraubte Bakelit- 
ringe bewirkt, oder das Muffengchäuse ist in der Mitte 
quer zur Längsachse geteilt, und diese beiden Teile sind 
durch einen gegossenen Bakelitring fest miteinander ver- 
einiet. Festiekeitsprüfunegen unter betriebsmäßigen Be- 
dingungen haben in jeder Hinsicht befriedigt. Am Schluß 
wird auf die verschiedenen Verfahren des Verbindens und 
Erdens der Bleimäntel und auf das Einschalten von im 
Mittelpunkt geerdeten Reaktanzen mit bei Vollaststrom ge- 
süttietem Eisenkern kurz eingegangen. (Serial Report Un- 
derground Syst. Comm. Nat. El. Light Assoc. Nr. 278—107.) 

En. 


Meßgeräte und Meßverfahren. 


Der Wellenstrahl-Oszillograph. — In der ETZ 1928, 
S. 1224, wurde von A. Güntherschulze der Wellen- 
strahl-Gleichrichter, eine Konstruktion von J. Hartmann, 
beschrieben. Letzterer gibt im Engg. nochmals eine Be- 
schreibung dieses Prinzips, der Vorarbeiten und einiger 
weiterer Anwendungen, z. B. als Unterbrecher für Induk- 
toren, als Relais und Regler und als Oszilloeraph. Der Wellen- 
strahl-Oszillograph beruht auf folgender Überlegung: Wird 
die Schleuderbewegung des Quecksilberstrahles durch einen 
Strom der Form i=f(t) hervorgerufen, so gilt für einen 
Augenblick ¢ für die entstehende Welle die Beziehung 


y=rcxf (:— e? worin c eine Konstante bedeutet und v 


die Strahlegeschwindiekeit (vgl. Abh.3). Die gleiche Be- 
ziehung gilt auch für die Bewegung des Schnittpunktes des 
Strahles mit einer zu seiner Richtung senkrechten Ebene. 
Zwischen dieser Bewegung und dem Stromverlauf besteht 
lediglich eine Phasenverschiebung von zim. 

Das Bild eines Stückchens des Quecksilberstrahles wird 
nun durch das Linsensystem L und den Schlitz C auf einen 
beweeten Film bzw. eine fallende Platte A zeworfen, auf der 
sich dann der Wellenzug des Stromes abbildet. Die Licht- 
auelle, eine Bozenlampe, kann hinter dem Strahl stehen, so 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51 


1853 


daß dessen Schatten abgebildet wird; sie kann auch seit- 
lich aufgestellt werden, dann erfolgt die Abbildung durch 
das von dem glänzenden Quecksilber reflektierte Licht. Die 
Strahldicke beträgt im Wellenstrahl-Oszillographen 0,1 mm, 
die Geschwindigkeit 6 m/s, die Strahllänge etwa 6 mm. Die 
erhaltenen Öszillogramme sind nicht ganz so gut wie bei 
einem Schleifenoszillographen; Strom- und Spannungs- 
empfindlichkeit sind etwa gleich. Einen großen Vorteil be- 


Abb. 3. Prinzip des Wellenstrahl-Oszillographen. 


Abb. 4. Wiedergabe eines Oszillogramms. 


sitzt der Wellenstrahl-Oszillograph vor dem Schleifen- 
oszillographen in seiner größeren Unempfindlichkeit, z. B. 
gegen Kurzschluß, und diese Eigenschaft läßt ihn be- 
sonders für Messungen des praktischen Betriebes geeignet 
erscheinen. Abb. 4 ist die Wiedergabe des Oszillogrammes 
eines hochfrequenten Wellenzuges, das im reflektierten 
Licht mit dem Wellenstrahl-Öszillographen aufgenommen 
wurde (J. Hartmann, Engg. Bd. 126, S.345.) Wi. 


Beleuchtung. 


Beleuchtungstechnik und Flugverkehr. — Der Flug- 
verkehr von Land zu Land wird in Zukunft immer mehr 
auf die Ausnutzung der Nachtstunden angewiesen sein. 
Internationale Zusammenarbeit ist daher auf dem Gebiete 
der Befeuerung der Fluzstrecken und Flughäfen ganz be- 
sonders notwendig. Die Internationale Beleuchtungskom- 
mission, der die Vertreter der an der Beleuchtungstechnik 
interessierten Gesellschaften von zwölf Kulturländern an- 
gehören, hat daher zur Bearbeitung der Fragen der Flug- 
verkehrsbeleuchtung einen Unterausschuß gegründet, der 
die einschlägigen Probleme vom beleuchtungstechnischen 
Standpunkte aus behandeln soll. Der Ausschuß hat bereits 
im Juli dieses Jahres in London eine erste Besprechung 
veranstaltet und Richtlinien für ein Arbeitsprogramm auf- 
gestellt, das alle Fragen der Flugzeugbeleuchtung, der 
Flugstrecken- und der Flughafenbefeuerung umfaßt. 


Zum deutschen Sachbearbeiter ernannte die Deutsche 
Beleuchtungstechnische Gesellschaft Herrn Dr. Fritz 
Born, Berlin-Neutempelhof, Burgherrenstraße 5. Es 
wird gebeten, Anfragen, Anregungen und Vorschläge an 
ihn zu richten. of 


Glühlampen mit Innenmattierung. — Bisher war bei 
den mattierten Glühlampen die Mattierung außen ange- 
bracht. Das hatte den Nachteil, daß sich auf der rauhen 
äußeren Oberfläche Staub und Schmutz ansetzten, wo- 
durch die Lichtausstrahlunge der Lampen immer mehr 
behindert wurde. Es kommen jetzt Glühlampen, z. B. 
Osram- und Tungzsramlampen. mit Innenmattierung auf 
den Markt. Sie lassen sich besser reinigen als Lampen 
mit rauher Außenoberfläche, sehen schöner aus und über- 
treffen auch in lichttechnischer Hinsicht die außenmat- 


1854 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


19. Dezember 1929 


tierten Lampen, weil die Lichtverteilung gleichmäßiger 
ist und die Markierung des Leuchtdrahtes als heller Fleck 
auf der Kolbenfläche weniger in Erscheinung tritt. y 


Nachtfliugstrecke Brüssel—Ostende. — Der Nachtflug- 
verkehr erhöht die Wirtschaftlichkeit einer Flugstrecke 
ganz wesentlich. Von der großen kontinentalen Linie 
Mosekau—Königsberg—Berlin—Köln—Ostende— London ist 
das Stück Königsberg—Berlin—Hannover bereits für 


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Abb. 5. Leuchtfeuer. 


Nachtflugverkehr eingerichtet. Kürzlich kam auch die 
belgische Strecke Brüssel—Ostende in Betrieb, vorläufig 
nur für Postbeförderung. Eines der zwölf auf dieser 
letzteren Strecke errichteten Leuchtfeuer auf 20 m hohem 
Eisenmast zeigt Abb.5. Die Streckenbefeuerung sowie die 
Beleuchtungsanlagen der Endflughäfen wurden von der 
AEG geliefert und eingebaut. fi 


Bahnen und Fahrzeuge. 


Aus dem Geschäftsbericht der Deutschen Reichsbahn- 
Gesellschaft über das 4. Geschäftsjahr 1928. — Am Ende 
des Berichtsjahres wurden 12% km Fernstrecken und 
225 km Stadt- und Vorortstrecken, d s. zusammen 2.8 % 
der Gesamtstreckenlänge des Reichsbahnnetzes (im Vor- 
jahre 2.3 %) elektrisch betrieben. Neu aufgenommen wurde 
im Jahre 1928 der elektrische Betrieb auf 174km Fern- 
bahnen, u. zw. den Strecken 

Rosı'nheim—Freilassing, 

Breslau—Königszelt, 

Kohlfurt—Lauban, 

Lauban—Marklissa 


und einer kurzen Güterbahn in München, ferner auf 113 km 
Stadt- und Vorortstrecken, u.zw. den folgenden Linien 
der Berliner Stadt- und Ringbahn nebst anschließenden 
Vorortbahnen 


Potsdam—Stadtbahn— Erkner, mit den Abzweiguneen 
Wannsee—Stahnsdorf Reichsbahn und Charlotten- 
burg —Spandau-West sowie 

Kaulsdorf—Stadtbahn— Südring— Warschauer Straße 
bzw. Grünau. 


Im Anfang des Berichtsjahres waren im Ausbau für die 
elektrische Zugförderung 325 km Fern- und Vorortstrek- 
ken. Im Laufe des Jahres wurden die sämtlichen Strecken 
bis auf die kurze Berliner Strecke Jungfernheide—Sie- 
mensstadt— Gartenfeld fertiggestellt. Auf einigen Berliner 
Linien konnte indessen der elektrische Betrieb in Erman- 
gelung der erforderlichen Triebwagenzüge noch nicht auf- 
genommen werden. 

Im Reichsbahnkraftwerk Altona wurde ein neuer 
Rahnmaschinensatz für 10 000 kW Dauerleistung in Betrieb 
genommen: das Kraftwerk Mittelsteine i. Schl. erhielt einen 
neuen Drehstrom-Turbosatz für eine Dauerleistung von 
6400 kW, ferner wurde eine neue Dampfturbine von 


4000 kW Dauerleistung als Ersatz zum Antrieb eines vor- 
handenen Einphasenstrom-Generators aufgestellt. Im 
Kraftwerk Eitting der Mittleren Isar AG., an der die 
Reichsbahn beteiligt ist, wird ein zweiter Bahnmaschinen- 
satz von 8400 kW Dauerleistung eingebaut. Der Bau des 
von derselben Gesellschaft errichteten Kraftwerkes Pfrom- 
bach, das unterste der Isarkraftwerke, wurde weiter- 
geführt. 

Die bayerische 110 kV-Fernleitung vom Walcheneee- 
Kraftwerk nach dem Unterwerk Rosenheim wurde in Be- 
trieb genommen, ebenso ihre Fortsetzung nach Traunstein, 
jedoch vorläufig nur mit einer Spannung von 15kV. Für 
die Strecke Breslau—Königszelt wurde die vom Unterwerk 
Nıeder-Salzbrunn bis Mettkau errichtete 80 kV-Fernleitung 
vorerst mit 15 kV in Betrieb gesetzt. 

In Bayern kam das Unterwerk Rosenheim in Betrieb. 
Das Unterwerk Traunstein. dessen 100 kV-Teil als Frei- 
luftanlage ausgeführt wird, befindet sich im Bau. Beim 
Unterwerk Niedersalzbrunn wurde eine 80 kV -Schaltstelle 
(Freiluftanlage) errichtet. Für den Betrieb der Berliner 
Stadt-, Ring- und Vorortbahn wurden die beiden Haupt- 
schaltwerke Halensee und Markgrafendamm in Betrieb ge- 
nommen. Außerdem wurden 8 Großgleichrichterwerke und 
19 ferngesteuerte Kleingleichrichterwerke dem Betriebe 
übergeben. Die 12 Kleingleichrichterwerke des Nordrings 
wurden betriebsbereit gemacht. 

Ende 1928 besaß die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft 
347 elektrische Lokomotiven (14% von 24481 Stück des 
Gesamt-Lokomotivbestandes) gegenüber 316 (1,3% von 
24 895 Stück des Gesamt-Lokomotivbestandes im Jahre 
1927). Die Zahl der Triebwagen mit Oberleitung und 
Stromschiene betrug 678 gegen 341 im Vorjahre. 

Die erreichten Betriebsleistungen der elektrischen Io- 
komotiven betrugen 17 256 000 Lok.-km, das sind 1.63 % 
der insgesamt im Jahre 1928 geleisteten 1 061 938 000 Lok. 
km (im Jahre 1927 waren es 14 717000 bzw. 1,45 % der 
insgesamt geleisteten 1017407000 Lok.-km). 

Von den geleisteten Lok.-km der elektrischen Lokomo- 
tiven entfallen auf Nutz-km im Jahre 1928 14 439 000 
(2.21 %) gegen 12232000 (1,99%) in 1927. Die Zahl der 
Nutz-km der elektrischen Triebwagen hob sich von 7 701 000 
(1,26 %) auf 12 154 000 (1,86 %). 

Die 1927 bestellten Wechselstrom-Trieb- u. Steuer- 
wagen für die bayerischen und mitteldeutschen Strecken 
wurden in Betrieb genommen. Nicht restlos erfolgte da- 
gegen die Anlieferung der ebenfalls im Vorjahr bestellten 
elektrischen Lokomotiven. Für die Berliner Nordstrecken 
wurden 40 Trieb- und 40 Steuerwagen und für die bereits 
elektrisch betriebenen Linien der Berliner Stadt- und Ring- 
bahn nebst Anschlußstrecken 287 Trieb- und 287 Steuer- 
wagen dem Betrieb übergeben. Bestellt wurden 5 elektri- 
sche Schnellzug-Lokomotiven für die schlesischen Gebiregs- 
bahnen, ferner 160 Trieb-, 85 Steuer- und 80 Beiwagen für 
die Berliner Bahnen rowie 4 Fahrleitungs-Untersuchunes- 
wagen für die mit Wechselstrom-Fahrleitung ausgerüste- 
ten Strecken. 

Die elektrischen Signal- und Sicherungsanlagen sind 
an vielen Stellen verbessert und ergänzt worden. Die Aus- 
rüstung von Bahnlinien mit elektrischer Streckenblockung 
wurde weiter fortgesetzt. Für die bestehenden Strecken- 
blockanlagen wurden Schutzmaßnahmen gegen betriebs- 
störende Starkstromeinflüsse getroffen. Auf der Berliner 
Stadtbahn ist mit Rücksicht auf die besonders dichte Zug- 
folge im Anschluß an die Elektrisierung ein neues selbst- 
tätig wirkendes Signalsystem eingeführt worden. Es wer- 
den hierfür neuartige Lichttagessignale mit Doppellicht 
verwendet. wodurch die Signalanlagen wesentlich an Klar- 
heit und Übersicht gewonnen haben. 

Die Hauptsignale der Berliner Stadtbahn und einiger 
Vorortstrecken sowie der Hamburger Stadtbahn sind mit 
sogenannten Fahrsperren zur Verhütung des Überfahrens 
der Haltesignale ausgerüstet worden. Die Versuche, solche 
Zugbeeinflussungs-Einrichtungen auch für den Fernbahn- 
betrieb zu entwickeln, sind weitergeführt worden. Neuer- 
dings werden auch Versuche mit einer Zugbeeinflusung 
durch Lichtstrahlen angestellt. 

Zur Verbesserung des Fernsprechnetzes wurden 35 
Selbstanschlußämter als Ersatz für unzureichende Hand- 
ämter eingerichtet. Auf einigen Strecken wurden unter 
Verwendung von Lautsprechern und Lausch-Mikrophonen 
neuartige Fernsprecheinrichtungen für Zugleitungszwecke 
geschaffen, die auch Fernkonferenzen un. ES 


Fortschritte der Elektrisierung der Österreichischen 
Bundesbahnen!. — Laut dem soeben erschienenen Bericht 
der Direktion der ÖBB für das zweite Quartal 1929 gehen 
die Arbeiten im Mallnitz- wie Stubachwerk 


1 ETZ 1929, 8. 1059. 


——  . 


19. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Si 


1855 


ihrem Ende entgegen. Das Krufthaus des Mallnitzwerkes 
ist bis auf Kleinigkeiten fertiggestellt, die Räumungs- 
arbeiten schreiten fort. Die Hilfsturbine, die Bahnturbinen 
und sämtliche elektrischen Einrichtungen befinden sich im 
Probebetrieb. 

Im Stubachwerk-Krafthaus sind noch Nacharbeiten im 
Gange: ein Kraftwagenschuppen samt Werkstätte und Ma- 
gazin sind im Bau. Am 22. und 23. V. wurde die gesamte 
Kraftwerksanlage technisch-polizeilich geprüft und was- 
serrechtlich kollaudiert. An der Hauptrohrleitung wurden 
Kälteschutzbauten begonnen, eine Hilfsturbine (Nr. 3) neu 
bestellt, die Umgestaltung einer anderen (Nr.2) auf grö- 
Bere Leistung in Auftrag gegeben. 


Der Bau der Unterwerke geht seinem Ende entgegen. 
Umspannwerke und Schaltanlagen wurden dem Betrieb 
übergeben, Schlußprüfungen durchgeführt, die Beseiti- 
gung einiger Mängel veranlaßt, Wohnhäuser für Bedien- 
stete vollendet, so daß die Lieferanten z T. von der Haf- 
tung entbunden werden 
konnten. Solche Unter- 


werke befinden sich in le 
Wald a. Arlberg, DL 
Hall i. Tirol, Ma- 
trei, Kitzbühel, ad 
Saalfelden Pd j 
Schwarzach-St. / E 
Veit und Golling, Ist Gen bin 


dazu kommt die Schalt- 
stelle Bruck-Fusch. V Æ 


fi 


stadtgebiet welches sich bis zu den Städten Mantes 
(58 km), Dourdan (60 km), Etampes (56 km), Melun 
(54 km) usw. erstreckt, in Betracht, so entfallen auf die 
gesamte Bahnlänge von rd. 1300 km nur 180 km (14 %), 
die elektrisch betrieben sind. 


Die das westliche Vorstadtgebiet bedienenden Staats- 
linien gehen von den Bahnhöfen St. Lazare, Invalides und 
Montparnasse aus (Abb.6). Nachdem im Jahre 1900 auf 
der Strecke Invalides— Versailles der elektrische Betrieb 
teilweise eingeführt wurde, wurde die vollständige Elek- 
trisierung nach dem Kriege aufgenommen mit dem Haupt- 
zweck, nicht Ersparnisse zu erzielen (eine eigene Wasser- 
energie steht nicht zur Verfügung), sondern hauptsächlich 
einen verstärkten Betrieb und eine bequemere Richtungs- 
änderung der Züge in den Endbahnhöfen zu ermöglichen 
und sonstige wertvolle Vorzüge des elektrischen Betriebs 
auszunutzen. Die jährliche Steigerung des Personenver- 
kehrs erreicht für die Vorortbahnen etwa 2..3%; in den 


SS 
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Colomägs Vi; SY. Denis 50 
IL E et 
A N 


Von Saalfelden bis 
Wörgl, wo die Bahn 
zur bayerischen Grenze 
bei Kufstein ab- 
zweigt, sind alle ber- 
tragungs- und Fahrlei- 
tungsanlagen sowie die 
bahneigenen, wie Bun- 
des - Schwachstromanla- 
gen im Betrieb. An den 
Cbertragungsleitungen 
Golling—Schwar- 
zach—St. Veit— 
Lend— Bruck- 
Fusch, ebenso Lend 
—Böckstein— 
Mallnitz ist alles 
bis auf Kleinigkeiten, 
z. B. Anstrich an einigen 
Stellen usw., fertig; 
auch das Hochspannungs- 
kabel im Tauerntunnel 
ist verlegt. Das gleiche 
gilt von den Fahrlei- 
tungsanlagen von Sa lz- 
b u r g-Personenbahnhof 
bis Zell a. See. Die 
Verkabelung der bahn- 


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æ Aroftwerke OUmsponm-u.Schaltwerke DI 

© Umformerwerke E S 
—--— HAhV-frei-u.60KkV-Mobelleitung o 5 70 


un Stadtgrenze 
Abb. 6. Übersichtskarte des Pariser Vorortbahnnetzes. 


eigenen Schwachstrom- 

leitungen ist ebenfalls beendet, nur an der Montage der 
Inneneinrichtungen und der Umschaltung der Blockappa- 
rate wird noch gearbeitet. 

Folgende Triebfahrzeuge wurden im letzten 
Quartal abgeliefert: 6 Tal-Schnellzugslokomotiven 1 Do 1, 
Reihe 1670 (z. Z. im Probebetrieb), 15 schwere Güterzugs- 
lokomotiven E Reihe 1280 und die letzten zwei Verschub- 
Lokomotiven D Reihe 1070-100. Die übrigen noch aus- 
stehenden Triebfahrzeuge weisen die programmgemäßen 
Baufortschritte auf. Schließlich wurden in Salzburg die 
Arbeiten an den Zugförderungsarbeiten im Werkstätten- 
gebäude und Lokomotivschuppen fortgesetzt. Der Arbeiter- 
stand bei den Kraftanlagen betrug im Mittel nicht ganz 
200; die Geldausgaben von April bis Juni 1. J. beliefen sich 
für die Neuanlagen auf rd. 6,602 Mill S, für die Triebfahr- 
zeuge auf 0,067 Mill S, zusammen also auf rd. 6,669 nn S. 

gn. 


Elektrisierung der Pariser Vorortbahnen. — Unser 
Sonderberichterstatter schreibt uns: Von den vier Bahn- 
gesellschaften, welche ungefähr zwei Drittel des Pariser 
Vorortbahnnetzes betreiben, hatte nur eine, die Paris- 
Orléans-Bahn, den elektrischen Zugbetrieb auf ihrem Netz- 
teile eingeführt. Dagegen ist der der Staatsbahn ange- 
hörige und der wichtigste Teil des Vorortbahnnetzes im 
engeren Vorstadtgebiet fast vollständig elektrisiert. In 
diesem engeren Vorstadtgebiet, das sich auf einen Halb- 
messer von 15...25 km erstreckt, erreicht die Elektrisierung 
einen verhältnismäßig hohen Anteil des gesamten Netzes, 
d. h. von der Bahnlänge von rd. 500 km sind 120 km oder 
24 % elektrisch betrieben. Nimmt man das „weite“ Vor- 


verkehrstarken Stunden hat der Bahnhof St. Lazare über 
30 000 Personen/h abzufertigen, die anderen Bahnhöfe 
15 000 ... 20 000. Dabei gestatten die örtlichen Verhältnisse 
auf den in der inneren Stadt liegenden Bahnhöfen keine 
bequeme Verlängerung oder Vermehrung der Bahnsteige, 
so daß der elektrische Betrieb ein vorzügliches Mittel 
war, der drohenden Verstopfung der Bahnhöfe abzuhelfen. 
Die Anzahl der täglich ein- und abfahrenden Züge konnte 
auf St. Lazare nach erfolgter Elektrisierung von nur 
12 Bahnsteigen von 450 auf 700 gesteigert werden; in 
verkehrstarken Perioden gehen hier 44 elektrische Züge 
in einer Stunde ab. Ein elektrischer Zug verweilt nur 
4 min am Bahnsteig des Endbahnhofs, was nur die Ver- 
wendung der neuen Betriebsmittel mit breiten, mechanisch 
betätigten Türen, besonders aber die Möglichkeit der so- 
fortigen Richtungsänderung des Zuges gestattet. Außer- 
dem wurde das Zusammen- und Auseinandersetzen der aus 
mehreren Zugeinheiten bestehenden Züge in den Abzweig- 
stationen ermöglicht. Für die weitere Betriebsverstär- 
kung wird am St. Lazare wahrscheinlich nur die Anord- 
nung eines Untergrundbahnhofes übrig bleiben (vorläufig 
sind 8 elektrisierte Untergrundbahnsteige geplant). 


Die in dem Staatsbahnnetze elektrisierten Strecken 
sind: St. Lazare— Versailles und St. Lazare—St. Germain, 
Pont Cardinet— Auteuil (Teil der engeren Pariser Ring- 
bahn), Puteau--Issy und Invalides—Versailles, mit zu- 
sammen 90 km Bahnlänge. Die Energieversorgung erfolgt 
noch durch die zwei alten bahneigenen Kraftwerke Nan- 
terre und Moulineaux (beide zu je 4 X 5000 kW), die der 
Union d’Electrieit&e (U. E.) vermietet sind, den Strom von 
25 Hz bei 15 kV einem die 19 Bahnunterwerke verbinden 


1856 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


19. Dezember 1929 


den Kabelnetz liefern und auch auf das Hauptnetz der U. E. 
(Werke Gennevilliers und Vitry) mittels Periodenumfor- 
mer angeschlossen sind. Jedes Bahnumformerwerk hat 
3..4 Einankerumformer von 1000 kW, 750/650 V; die Um- 
formerwerke Pont Cardinet und Asnières besitzen solche 
von 1500 kW. jenes in Meudon-Val-Fleury hat auch Queck- 
silberdampf-Großgleichrichter von 1000 kW.. Die für die 
Stromzufuhr unter 600 V verwendete dritte Schiene war 
in ihrer älteren Ausführung zur Stromabnahme von unten 
eingerichtet. Für die neueren Strecken wurde eine Stron- 
abnahme von oben gewählt (Kraftrichtung des Strom- 
abnehmers nach unten gerichtet). Diese neue Type der 
dritten Schiene wiegt 76 kg/m, hat einen Querschnitt von 
9500 mm? und einen Widerstand von 0,012 Q/km. Die 11 
oder 18 m langen Schienen sind zusammengeschweißt, auf 
Basaltisolatoren und Holzunterlagen gelegt, durch eine 
Holzbekleidung geschützt und auf je 200 m mit Dilatations- 
stücken versehen. 

Auf der Strecke Invalides— Versailles werden zur Be- 
förderung der Züge elektrische Lokomotiven B-B!, auf 
den übrigen Vorortbahnstrecken nur Triebwagen ver- 
wendet. Die erste Serie von zweimotorisen Triebwagen 
zu 470 PS Leistung ist seit 1912 im Betrieb; eine zweite 
Serie mit vier Motoren zu je 120 kW folgte im Jahre 1921. 
Die neueste (vierte) Serie von 95 Triebwagen hat zwei 
Dreheestelle mit je zwei ganzgeschlossenen Motoren von 
120 kW Dauerleistung, die mittels Zahnradübersetzung die 
1100 mm-Triebräder antreiben. Die Gesamtlänge des Trieb- 
wagens ist 19 920 mm, Breite des \Wagenkastens 2950 mm, 
Achsenabstand der Drehgestelle 3000 mm. Abstand ihrer 
Drehpunkte 12460 mm. Die Maximalzeschwindigkeit be- 
trägt 75 km/h mit geschwächtem, 65 km/h mit vollem 
Felde. Die Steuerung ist eine elektropneumatische mit 
selbsttätiger Fortschaltung. Die Hauptkurbel der Steuer- 
walze hat demnach nur drei Stellungen (Reihen-, Parallel- 
und vollständige Reihenschaltung für langsame Fahrt in 
den Bahnhöfen). Der Triebwagen hat außer der Führer- 
kabine ein Gepäckabteil, welches auch Fahrgäste auf- 
nehmen kann, ein Raucher- und ein Nichtraucherabteil 
2. Klasse mit zusammen 82 Sitz- und 100 Stehplätzen. 
Sein Gewicht ist 57t (312 kg/Platz). Zu jedem Trieb- 
wagen gehört ein Anhängewagen, beide bilden eine Zug- 
einheit; die Abmessungen und das äußere Aussehen der 
Anhängewagen sind dieselben wie die der Triebwaren. 
Eine kleine Führerkabine befindet sich am Rückende der 
Zureinheit. Der Anhängewagen hat ein Abteil 1. und eins 
2. Klasse mit zusammen 90 Sitz- und 97 Stehplätzen und 
wiegt 37t (188 kg/Platz). Innenseitig haben die zusammen- 
gehörigen Trieb- und Anhängewagen eine gewöhnliche 
Handkupplung; die beiden Enden jeder Zugeinheit sind 
mit selbsttätigen Wagenkupplungen System Boirault ver- 
sehen. Zur Heizung jedes Wagens dienen 30 Heizkörper 
von je 480 W. Die Betätigung der Schiebetüren erfolgt 
pneumatisch. Ende 1928 waren 39 Lokomotiven und 190 
Triebwagen im Dienst; für die Unterhaltung der elektri- 
schen Betriebsmittel dient das große Ausbesserungswerk 
in La Garenne’. 

Die Elektrisierung der der Paris-Orlcans-Bahnzesell- 
schaft angehörigen Vorortstrecken (Paris—Brétigny 36 km, 
Bretieny—Dourdan 24 km, Bretigny—Etampes 20 km und 
Choisy—Orly 4km) ist mehr im Rahmen der allgemeinen 
Vlektrisierung dieser Gesellschaft zu betrachten? Nach 
der Elektrisierung des Untergrundbahnhofs Orsay (1900) 
und nach der Einführung einiger elektrischer Züge bis 
nach Juvisy (23 km im Jahre 1904) wuıde im Jahre 1925 
mit der allgemeinen Elektrisierung begonnen. Zur Energie- 
erzeugung wurden oder werden künftig die 450 km ent- 
fernten Wasserkraftwerke Eguzon (50 000 kW, 58 m Ge- 
fälle), Coindre (25 000 kW, 120 m), La Cellette (25 000 kW, 
42 und 80 m) und Verncjoux (60 000 kW, 60 m) im Zen- 
tralmassiv erbaut. Der Strom wird durch eine 150 kV- 
Leitung in das Umspannwerk Chevilly bei Paris geführt 
(Abb. 1), hier auf 60 und 90 kV herabtransformiert, um mit 
dieser Spannung die Bahnumformerwerke zu speisen. Che- 
villy ist außerdem durch eine 60 kV-Einphasenkabelleitung 
(150 mm?) mit den obengenannten Werken der U.E. ver: 
bunden, hat Einphasentransformatoren von je 8333 kVA, 
ist auch mit Synchronkondensatoren 15 000 kVA, 6000V, 
600 U/min ausgerüstet und für einen späteren Ausbau bis 
200 000 kVA und 220 kV vorgesehen. Die auf den Vorort- 
strecken 15, auf den Hauptstrecken 25 km voneinander ent- 
fernten Umformerwerke haben Einankerumformer von 
1000 kW, 550/750 V, 600 U/min, die zu zwei in Reihe ge- 
schaltet die Betriebspannung 1500 V ergeben und eine ein- 
stündige Überlastung mit 1500 kW sowie eine dreiminutige 
mit 3000 kW ertragen. Die Dreiphasenluft-Transformato- 


ı ETZ 1927. 8. 1154; 1928, S. 1072. 
2 ETZ 1927, 8. 1468. 
3 ETZ 1920, S. 957; 1926, 8. 1301; 1927, S. 20. 


ren haben je 2100 kW-Leistung. Die beiden ersten Um- 
formerwerke, Austerlitz und Ablon, werden jedoch direkt 
von Vitry aus mit 13000 V (Einphasenkabel) gespeist und 
haben eine Leistung von 8000 kW. 


Auf allen Vorortstrecken der P.-O.-Bahn wird die dritte 
Schiene verwendet; es wurde wie bei den Staatsbahnen 
Stromabnahme von oben gewählt. Die Schiene hat einen 
Querschnitt von 5400 mm?, einen Widerstand 0,022 Q/km 
und wiegt 42 kg/m. Die auch für die Hauptlinienzüge 
dienenden Strecken sind außerdem mit Öberleitung ausge- 
rüstet. Auf der bis nach Orléans viergleisizen Strecke sind 
die dritten Schienen einzeln isoliert (+ Pol), die als Rück- 
leitunz dienenden Gleise alle gekuppelt. Alle 7 km ist jede 
dritte Schiene sektioniert, alle 3,5 km ist eine elektrische 
Verbindung der parallel verlaufenden Schienen vorge- 
sehen. Von jedem Umformerwerk ist eine größere Anzahl 
von Schaltern zu betätigen. Um eine allzu große Anzahl 
von Hilfsleitungen zu vermeiden, wurde ein den selbst- 
tätigen Fernsprechanlagen entnommenes Selektionssystem 
zur Fernbetätigung verwendet. Es ist gelungen, mit vier 
Hilfsleitungen bis 93 Schalter zu betätigen. In jedem Um- 
formerwerk ist auf einem Schema die Lage jedes zuzehöri- 
zen Schalters wiedergegeben. Im Notfalle können die 
Schalter von kleinen, je 300 m auf der Strecke anzeordne- 
ten Schaltkästen aus betätigt werden. 


Ende 1928 waren 220 Lokomotiven! und 93 Trieb- 
wagen auf den P.-O.-Strecken im Betrieb. Der Strombedarf 
erreichte 123 Mill kWh, wovon 60 % die obengenannten 
Wasserkraftwerke lieferten. Für die Vorortstrecken wer- 
den ausnahmslos besondere, aus einem Trieb- und zwei An- 
hängewagen bestehende Zugeinheiten verwendet, die bis zu 
drei zusammengekuppelt werden können. Die mit zwei 
Drehgestellen versehenen Triebwagen haben vier Motoren 
zu 140 kW Dauer- und 182 kW Stundenleistung, die, auf 
750V gewickelt, zu zweien in Reihe geschaltet sind und 
über Zahnradübersetzung 70:21 die 1100 mm-Triebräder 
antreiben. Bei 45 kmih liefern sie 5920 kz Zugkraft ein- 
stündiz, oder bei 51,5 km/h 3980 kg in Dauerbetrieb. Ein 
Motorgenerator von 3,6 kW liefert bei 72 V den Hilfstrom 
für die Relais der elektropneumatischen Steuerorgane und 
für die Beleuchtung; der Kompressor hat 9 kW Leistung. 
Die Stromabnehmer für die dritte Schiene sowie die 
Scherenabncehmer sind pneumatisch betätigt. Die Gesamt- 
länge des Triebwagens ist 21 100 mm, die Länge des Wagen- 
kastens 19900 mm, sein Gewicht 61 t. Die Steuerung ist 
mit selbsttätieer Fortschaltung mit drei Relais versehen, 
so daß der Führer nur eine Vorwärts- und Rückfahrtkur- 
bel und eine Hauptkurbel mit fünf Stellungen zu bedienen 
hat. Diese fünf Stellungen sind: Fahrt in Reihenschaltung, 
Selbsttätires Anfahren in Reihenschaltung, Fahrt mit ge- 
schwächtem Feld in Reihenschaltung, dgl. in Parallelscha!- 
tung und selbsttätiges Anfahren bis zum schwächsten Feld 
in Parallelschaltung. Alle Hilfsmaschinen sind mit Druck- 
knopffernsteuerung versehen. Nicht benutzte Führerka- 
binen eines mehrgliedrigen Zuges können auch Fahrgäste 
aufnehmen. 

Von den Anhängewagen ist der mittlere 1. und 
2. Klasse, der zweite ist wie der Triebwagen 3. Klasse. 
Ein aus zwei Zug>inheiten gebildeter Zug wiert bei 127 m 
Länge 266 t und kann 950 Fahrgäste, davon 550 sitzend. 
aufnehmen (280 kze/Platz). Ein aus drei Zugeinheiten be- 
stehender Zug hat 190 m Länge, wiegt 400 t und nimmt 
1465 Fahrgäste (825 sitzend) auf (271 ke/Platz). Die elek- 
trische Verbindung des Zuges erfolgt durch ein 7adrizes 
Kabel für den Hilfstrom der Steuerung, ein 13adriges Ka- 
bel für die Hilfsmaschinen und eine 1500 V-Heizleitunge: 
zwei Druckluftleitungen verbinden die Steuerorgane und 
die Druckluftbehälter der Triebwagen. 


Die bisherigen Erfolge der teilweisen Elektrisierung 
der Pariser Vorortbahnen können, was die Leistungserhö- 
hung der Bahnhöfe, die Vergrößerung der Betriebsze- 
schwindirkeit und die Bequemlichkeit anbelangt. als be- 
friedigend bezeichnet werden. Nur die Unterhaltungsko- 
sten scheinen die Erwartung etwas zu überschreiten. In 
nächster Zukunft sollen die übrigbleibenden Staatslinien 
bis nach Argenteuil und St. Nom-La Breteche elektrisiert 
werden; für die aus Montparnasse ausgehenden Strecken 
erwartet man die endgültige Entscheidung über die Er- 
weiterung oder Verlegung dieses Bahnhofes. Nach der vor- 
genommenen Fusionierung der beiden, die Untergrund- 
bahnen in der inneren Stadt betreibenden Gesellschaften 
(Métropolitain und Nord-Sud) soll von denselben die 
Strecke Sceaux—Limours tibernommen und auf elektri- 
schen Betrieb eingerichtet werden. Voraussichtlich wer- 
den dann die Vorortstrecken der Paris-Lyon-Marseille- 
Bahngesellschaft, welche im Gegensatz zu der P.-O.- und 
Staatsbahn nicht von Paris aus, sondern auf ihren Alpen- 


ETZ 1928, S. 1072. 


18. Dezember 1929 ` 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51 


1857 


strecken mit der Elektrisierung begonnen hat, an die 

Reihe kommen, wogegen mit einer Elektrisierung der Nord- 

und Oststrecken noch lange nicht gerechnet werden kann. 
—ık. 


Elektrische Zugförderung in England. Der Bericht des 
englischen Verkehrsministeriums über den Verlauf des 
Jahres 1928 im Eisenbahnwesen von Großbritannien ent- 
hält auch Angaben über die elektrische Zugförderung. Da- 
nach findet in England auf 203km Streckenlänge aus- 
schließlich elektrischer Betrieb statt, während auf Strecken 
von 691 km Länge neben elektrisch gezogenen auch Dampf- 
züge verkehren. Im ganzen sind 2397 km Gleis für elek- 
trischen Betrieb ausgerüstet. Die Bahnen, auf denen aus- 
schließlich elektrisch gefahren wird, sind im wesentlichen 
die Londoner Untergrundbahnen, während unter denjeni- 
gen mit gemischtem Verkehr die Südbahn, alle anderen 
weit hinter sich lassend, an erster Stelle steht. Bei ihr 
sind 385 km Strecke mit dritter Schiene zur Stromzufüh- 
rung ausgestattet, und erst in weitem Abstand folgt die 
London- und Nordostbahn mit 79 km. Die letztgenannte 
Eisenbahn, die Metropolitan und die Metropolitan District- 
Eisenbahn besitzen zusammen 40 elektrische Lokomotiven, 
im übrigen findet der Betrieb mit Triebwagen statt, von 
denen 2182 vorhanden sind. Die Zahl der Anhänger, die 
ausschließlich für elektrischen Betrieb verwendet werden, 
also ohne die Wagen, die aus der Zeit des reinen Dampf- 
betriebs herrühren, aber in elektrische Züge eingestellt 
werden, beträgt 2750. Auch hier steht die Südbahn mit 
‘20 Triebwagen und 754 Anhängern an erster Stelle, wenn 
man ihr die Londoner Untergrundbahnen einzeln gegen- 
überstellt. Faßt man jedoch die vier Untergrundbahnen, 
die vereinigt die sogenannte Untergrundgruppe bilden, mit 
der Metropolitan-Eisenbahn zusammen, so ergibt sich ein 
Bestand von 970 Trieb- und 1084 Beiwagen, die den Lon- 
doner Schnellverkehr bedienen. Die elektrischen Lokomo- 
tiven haben im Jahre 1928 1240100 km, die Triebwagen 
ee km geleistet. (Zg. V. Dt. Eisenb.-Verw. Bd. 69 
S. ; 


Schienenstoßprüfer. — Da das Oberbergamt Dortmund 
im Hinblick auf die den Schießbetrieb gefährdenden Streu- 
ströme wiederholt auf die planmäßige Überwachung der 
Schienenstöße hingewiesen hat, lag Bedarf an einem ge- 
eigneten Gerät vor, das die Messung des Schienenstoß- 
Widerstandes mit dem Betriebstrom möglichst einfach und 
rasch gestattet. Die Elektroapparate 
baut daher eine aus Abb.7 ersichtliche Einrichtung, die 


Abb. 7. Schienenstoßprüfer. 


nach dem Spannungsabfallverfahren arbeitet. Ein Gestell 
ist mit zwei zwischen 0,7 und 1,2m verschiebbaren Stahl- 
schneiden versehen, deren einwandfreie Anpressung an 
den Schienenkopf der in der Gestellmitte angebrachte 
Tritt ermöglicht. Man stellt zunächst die Schneiden auf 
ein Zehntel der Länge der verlegten Einzelschienen, also 
z. B. bei 8m-Schienen auf 80 cm Entfernung ein. Nachdem 
dann die Strecke gegebenenfalls durch künstliche Be- 
lastung unter Strom gesetzt ist, wird der Ausschlag an 
dem an die Schneiden angeschlossenen Drehspul-Millivolt- 


ı ETZ 1921, 8. 488; 1927, 8. 1899, 1576, 1776; 1928, 8. 1072. 


G. m. b. H., Eesen. 


meter abgelesen und hiermit der Ausschlag am Schienvn- 
stoß verglichen. Das Gewicht des Schneidengestells be- 
trägt 3,4 kg, das des Millivoltmeters 1,4 kg. Ka. 


Bergbau und Hütte. 


Die elektrische Getriebe-Fördermaschine. — Der An- 
trieb über Zahnradvorgelege ist bei größeren Förder- 
maschinen für Hauptschächte bisher wenig zur Anwen- 
dung gekommen. Die Gründe hierfür liegen in der für 
kleinere Fördermaschinen üblichen Ausführung der Zahn- 
räder, deren Übertragung auf Fördermaschinen größerer 
Leistung zu Mißerfolgen führen muß. Die Zahnräder 
kleiner Maschinen werden in der Regel nach einem Form- 
verfahren hergestellt, wobei das Fräsen mit Hilfe des 
Fingerfräsers am häufigsten angewendet wird. Die durch 


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Abb. 8. Getriebefördermaschine mit gesondert gelagertem Getriebe. 


dieses ungenaue Herstellungsverfahren verursachten Tei- 
lungs- und Flankenfehler führen zu zusätzlichen Beschleu- 
nigungsdrücken, die Schwingungserscheinungen auslösen, 
die außer zu einer unangenehmen Geräuschbildung zu 
Überbeanspruchungen des Materials und damit zu Flanken- 
abnutzungen und zu Zahnbrüchen führen können. Eine 
Verzahnung ohne diese Fehler kann nur nach dem Ab- 
wälzverfahren hergestellt werden. Im Getriebebau 
am üblichsten ist die Herstellung der Verzahnung mit 
Hilfe eines Schneckenfräsers, wobei das zu bearbeitende 
Zahnrad sich gleichlaufend fortbewegt, so daß keinerlei 
Schaltbewegungen erforderlich sind. Um einen einwand- 
freien Lauf zu erzielen, ist es erforderlich, daß das Rad, 
das einteilig auszuführen ist, genau senkrecht auf der 
Radachse steht. Dies ist nur erreichbar, wenn die Welle 
in das Rad eingezogen und der Radkörper vor dem Schnei- 
den der Zähne nach den bereits fertig bearbeiteten Lauf- 
flächen der Welle ausgerichtet wird. Dadurch wird be- 
dingt, daß das Rad eine Welle für sich erhalten muß, die 
mit der Welle der Fördermaschine durch eine Kupplung 
zu verbinden ist. 

Um die Durchbiegung der Getriebewellen so gering 
wie nur irgend möglich zu halten, müssen die Lager ganz 
dicht an Rad und Ritzel herangerückt werden. Bei För- 
dermaschinen ist dabei besonders zu beachten, daß das 
Rad nicht unter dem Einfluß des Seilzuges schief gestellt 
wird. Eine Schrägstellung stört den einwandfreien Ein- 
griff und macht ruhigen Lauf unmöglich. Infolgedessen 
ist eine Lagerung der Hauptwelle, die das Treibmittel, 
Koepescheibe usw. und das Rad trägt, in zwei Lagern 
unzulässig. Am besten ist die Lagerung in vier Lagern 
derart, daß das Rad und das 'Treibmittel je zwischen zwei 
Lagern laufen und sowohl das Rad als auch das Treib- 
mittel je eine Welle für sich erhalten, die durch eine starre 
Flanschkupplung miteinander verbunden werden. Selbst- 
verständlich soll auch das Ritzel zwischen zwei Lagern 
laufen. Diese Anordnung macht es möglich, fertige Ge- 
triebe zu verwenden, wie sie von den Getriebefirmen her- 
gestellt werden. Die Anordnung der Lager unmittelbar 
neben den Rädern führt zwangläufig dazu, die Lager mit 
dem Getriebegehäuse zusammenzubauen. Dies ergibt eine 


1858 


Ausführung nach der Abb. 8, die eine Getriebeförder- 
maschine nach einem Entwurf der Demag und der SSW 
darstellt. 

Ein Vergleich der Preise einer Reihe von Getrieben 
mit den dazugehörigen Motoren hat ergeben, daß sich eine 
Steigerung der Übersetzung über 9 : 1 bis 10 : 1 nicht lohnt. 
Die Kurven der Abb.9 zeigen, wie sich der Preis für das 
Getriebe allein und für das Getriebe und Motor mit dem 
Übersetzungsverhältnis ändert. Selbstverständlich ist die 
Ausführung mit hochwertigen Getrieben teurer als mit 
gewöhnlichen Zahnrädern. Trotzdem ist die Wirtschaft- 
lichkeit der Getriebefördermaschine gegeben. Die Kosten 
für das Getriebe und den Motor betragen bei kleineren 
Drehmomenten etwa 70..75% der Kosten des langsam- 
laufenden Motors für unmittelbaren Antrieb und bei grö- 
Beren Drehmomenten etwa 77 ... 83 %. 


Ss IAT 
110 W WER Abb. 9. Abhängigkeit des 
100 m mE pl Preises für das Getriebe 


allein (A)und für Getriebe 
mit Motor (B) vom Über 
setzungsverhbältnis. 


6 789 


—e 


0 1 12:1 


Der Energieverbrauch wird durch den Getriebeantrieb 
nicht ungünstig beeinflußt. Mit erstklassigen Getrieben 
wird ein Wirkungsgrad von 97...99 % erreicht. Da außer- 
dem der Wirkungsgrad der schnellaufenden Motoren besser 
ist als der der Langsamläufer, so wird der Gesamtwir- 
kungsgrad der Getriebeanlage nicht ungünstiger als der 
der unmittelbar angetriebenen, er kann sogar besser wer- 
den. (H.Hochreuter,El.i.Bergb. Bd. 4, S. 101 u. 127.) 


Sb. 
Fernmeldetechnik. 


Das neue Berliner Funkhaus. — Das neue Funkhaus, 
dessen Grundsteinlegung am 29. V. d.J. feierlich began- 
gen wurde, wird an der Masurenallee in Charlottenburg 
von der Reichs-Rundfunk-Geselischaft und der Funk- 
Stunde AG. gemeinsam erbaut. Der Entwurf des Ge- 


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Abb. 10. Das neue Berliner Funkhaus (Entwurfskizze). 


bäudes (Abb. 10) stammt von Prof. H. Poelzig. Der 
Neubau wird die Büroräume dreier Gesellschaften, a 
Reichs-Rundfunk-Gesellschaft, der Funk-Stunde AG. 

der Deutsche Welle GmbH enthalten, ferner Sende- 
räume, ein Rundfunkmuseum und die technische Abteilung 
der Reichs- Rundfunk-Gesellschaft. Der Sendung wird ein 
großer Sendesaal von etwa 40 X 21 m dienen, ferner zwei 
mittelgroße Säle und zahlreiche kleine, letztere besonders 
für Versuchszwecke. nkl 


Über die Beeinflussung von Fernsprechanlagen durch 
Gleichrichter. — Durch induktive Einwirkung des Wellen- 
stromes, der bei mit Gleichrichtern betriebenen Bahnen 
dem Gleichstrom überlagert ist, entstehen Störgeräusche. 
Ihre Stärke hängt im allgemeinen von der Symmetrie der 
Fernsprechleitung gegen Erde und gegen die beeinflussende 
Leitung ab. Um die Geräusche auf den als zulässig erach- 
teten Wert von 5mV (Geräuschspannung herabzudrücken, 
genügt eine Symmetrierung der Fernsprechleitung durch 
häufiges Kreuzen in vielen Fällen nicht. In solchen Fällen 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51 


‚19. Dezember 1929 


kann nur Verkabelung der Leitung Abhilfe bringen; bei 
neuzeitlichen Fernsprechkabeln kann immer eine aus- 
reichende Symmetrie erreicht werden, auch läßt sich durch 
besondere Ausbildung des Kabelmantels eine sehr hohe 
Schutzwirkung erreichen. Durch Abschluß solcher sym- 
metrischer Kabeladerpaare durch Ringübertrager wird 
eine Abtrennung von etwa unsymmetrischen Amtsteilen 
erreicht und damit vermieden, daß durch die Ämter Stö- 
rungen verursacht werden. Dies ist jedoch nur im Fern- 
verkehr möglich. Dagegen ist es nicht zu vermeiden, im 
Ortsverkehr oder Verbindungsverkehr Leitungen unsym- 
metrisch zu betreiben. A. Zastrow bespricht einige 
Fälle, in denen im Ortsverkehr unsymmetrische Schal- 
tungen notwendig sind. Bei der Verwendung von Zen- 
tralbatterien zur Speisung der Sprechstellenmikrophone 
muß die Amtsbatterie aus Betriebsgründen zur Durch- 
führung der zahlreichen Signalisierungsvorgänge geerdet 
werden. Die infolge der Erdung fließenden Ströme ver- 
ursachen bei nicht vollständig gleichen Scheinwider- 
ständen der Leitungszweige Spannungsdifferenzen, die 
sich als Störspannungen auswirken. Solche Unterschiede 
sind bei der Massenherstellung der Relais nicht ganz zu 
vermeiden. Auch Kontaktwiderstände spielen u. U. eine 
Rolle Am ungünstigsten liegen die Verhältnisse bei den 
eingehend besprochenen Nebenstellenanlagen der Reiclıs- 
post. Hier erfolgt die Mikrophonspeisung mit Gleich- 
strom vom Amt für die Hauptstelle über einen Leitungs- 
zweig und Erde, für die Nebenstellen über den zweiten 
Zweig und Erde. Für Gleichstrom werden beide Lei- 
tungswege durch Kondensatoren voneinander getrennt, 
die für den beeinflussenden Wechselstrom sehr starke 
Unsymmetrien bedeuten. Die Unsymmetrie solcher 
Schaltungen ist sehr groß, bis zu 30%. Abhilfe bringen 
besondere Drosseln im Erdkreis oder 3. Leitung statt 
der Erde als Rückleitung. Weitere Unsymmetrien kom- 
men beim Verbindungsverkehr und Selbstanschlußverkehr 
verschiedener Ämter vor. Auch bei der Automatisierung 
des Fernverkehrs kommen Beeinflussungen vor, deren Be- 
seitirung erhebliche Mittel erfordert. Die meisten Stö- 
rungen treten in großen Städten auf, in denen auszedehnte 
Straßenbahnnetze die Teilnehmer- und Amtsverbindunrs- 
leitungen, insbesondere die Leitungen zu den Teilnehmer- 
nebenstellen beeinflussen. (A. Zastrow, Elektrizitäts- 
wirtsch. Bd. 28, S. 35.) Bda. 


Physik und theoretische Elektrotechnik. 


Über den Barkhauseneffekt. — Als Barkhauseneffekt 
bezeichnet man bekanntlich die Erscheinung, daß ein 
ferromagnetisches Material in einem stetig wachsenden 
Felde unstetize Zunahmen der Induktion zeigt, die man 


durch gleichzeitiges Umklappen einzelner 
Gruppen von Elementarmagneten deutet. 


Wie sich diese Effekte auf die Hysteresis- 
schleife verteilen, wurde von Pfaffen- 
berger quantitativ untersucht. Das stetig 
sich ändernde Feld wurde durch langsames 
Nähern der Materialprobe an einen groben 
Elektromaeneten erreicht; eine Spule auf der 
Probe erlaubte eine Vormagnctisierunz, 
durch die die Probe auf jeden gewünschten 
Punkt der Hysteresisschleife gebracht wer- 
den konnte. Die Induktionsänderungren wur- 
den an einer zweiten Spule durch die indu- 
zierten Spannungsimpulse gemessen, die nach 
800 ... 10 0facher Verstärkung mit einem 
Saitenzalvanometer photographisch regi- 
striert wurden. Die Zahl der Impulse erwies 
sich als abhängig von der Geschwindigkeit 
der Feldänderung; die Summe der Amplituden dagegen war 
für eine bestimmte Feldänderungz von der Geschwindigkeit 
unabhängig. Im wesentlichen drängen sich die Effekte 
auf die steilen Teile der Hysteresiskurve zusammen, doch 
scheint keine einfache Beziehung zwischen dem Bark- 
hauseneffekt und den Wärmeverlusten zu bestehen. Im- 
merhin zeigt die Verteilung der Effekte große Ähnlich- 
keit mit der Verteilung der Wärmeentwicklung, so dab 
für verschiedene Stellen derselben Magnetisierungskurve 
ein Zusammenhang bestehen kann. Bei verschiedenem 
Material. z.B. hartem und weichem Nickel, zeigt dagegen 
das weichere Material unter Umständen den größeren 
Barkhauseneffekt. Der Verfasser untersucht ferner die 
mittlere räumliche Ausdehnung des Gebiets, in dem die 
Molekularmaenete gleichzeitig umklappen. Mit Hilfe ma- 
kroskopisch künstlich nachsebildeter Effekte wurde als 
Länge eines Kohärenzgebietes etwa 3mm gefunden, ein 
Wert. der wesentlich größer ist als die von anderen 
Autoren gefundenen Lingen. (J. Pfaffenbereger. 

Ann. Phys. Bd. 87, S. 737.) Br. 


tegt 


18. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


1859 


Kurze ungedämpfte elektrische Wellen. — Sehr kurze 
elektrische Wellen bis zur Größenordnung von 1 m lassen 
sich experimentell in der Rückkopplungsschaltung ver- 
wirklichen. Darüber hinaus ist es bekanntlich Bark- 
hausen und Kurz gelungen, den Wellenbereich zu er- 
weitern, indem sie an das Gitter eine hohe positive Span- 
nung, an die Anode dagegen negative Spannung legten. 
Die Verhältnisse in der Schaltung von Barkhausen und 
Kurz sind noch keineswegs geklärt. Während Barkhausen 
und Kurz finden, daß der äußere Kreis keinen Einfluß auf 
die Frequenz hat, haben Gill und Morell bei ihren Ver- 
suchen eine Abhängigkeit von den äußeren Leitungsfüh- 
rungen festgestellt. Mit der Untersuchung dieser Fragen 
befassen sich eine Reihe von Arbeiten. K. Kohl eelingt 
es, auch nach der Rückkopplungschaltung kürzere Wellen 
zu erhalten. Er geht dazu von der Kühn-Huthschen Schal- 
tung aus, die zur Rückkopplung die innere Gitter-Anoden- 
kapazität benutzt. Durch Verkürzung der Zuleitungen und 
Verkleinerung der Gitter- und Anodenlänge gelingt es ihm, 
bei Anodenspannuneen bis 760 V und Anodenströmen bis 
zu 40 mA ungedämpfte elektrische Wellen bis zu einer 
Wellenlänge von etwa 60 cm zu erregen. Beim Übergang 
zur Gitterschaltung von Barkhausen-Kurz konnte er eine 
Kurzwellenröhre konstruieren, die bei 600 V Gitterspan- 
nung und 20 mA Gitterstrom Wellen mit meßtechnisch aus- 
reichender Energie bis zu einer Wellenlänge von 30 cm er- 
zeugt. Anode und Gitter sind zwei 5 mm lange Spiralen 
mit ie 5 Windungen, deren etwa 20 mm lange Haltstreben 
die Selbstinduktion bilden. Zum Schließen des Schwin- 
gungskreises ist ein kleiner Platten-Glimmerkondensator 
in das Vakuum eingebaut. Für die Wirkungsweise der 
beiden Schaltungen entwickelt Kohl eine Theorie, wonach 
für den Fall, daß die Elektronenlaufzeit in der Röhre von 
der Größenordnung der erzeugten Schwingung wird, die 
Röhre einen negativen Widerstand erhält. Dieser kommt 
dadurch zustande, daß die nicht mehr stationäre Elcktro- 
nenbeweeune durch Influenzwirkung Energie an den zu 
errezenden Schwinzungskreis abgibt. Die Röhre besitzt 
also für extrem kurze Wellen eine wesentlich andere Art 
der Schwingungserzeugung als für lange Wellen. 

Auch L. Bergmann konstruiert einen Kurzwellen- 
erzeuger nach der Rückkopplungschaltung, der die Wellen- 
länge von einigen Metern kontinuierlich bis zu etwa 82cm 
zu ändern gestattet. Er benutzt die Dreipunktschaltung 
und die von der Compagnie des Campes, Paris. unter der 
Bezeichnung TMC hergestellte Röhre, bei der Gitter- und 
Anodenausführungen getrennt von der Heizleitung auf der 
anderen Seite aus der Röhre münden. 

Die Frage, wie sich die Differenzen in den Versuchen 
von Barkhausen und Kurz einerseits, Gill und Morell 
anderseits erklären, untersucht eingehend H. E. Holl- 
mann. Er findet vier verschiedene Frequenzbereiche. 
Herrschen zwischen den Elektroden stationäre Brems- 
felder, so treten Elektronenschwingungen auf, deren Fre- 
quenz allgemein mit wachsender Feldstärke zunimmt. Aus 
den Spannungen und Röhrenabmessungen lassen sich die 
Wellenlängen berechnen, u. zw. unter der Voraussetzung, 
daß die Elektronen um das Gitter herumpendeln: Bark- 
hausen-Kurz-Schwingungen. Liest an den Röhrencelek- 
troden ein elektrisches Schwingungsystem. so werden die 
Gleichfelder von Wechselfeldern überlagert. Dies führt 
zu einer Steigerung der Elektronenfrequenz, und es findet 
ein Aufschaukelprozeß statt, der mit der Eigenfrequenz 
des Schwingungsystems seinen Endzustand erreicht: Gill- 
Morell-Schwingungen. Zwischen beiden Schwingungs- 
formen herrscht ein Gebiet stetigen Übergangs, wo die 
Frequenz weder der Eizenwelle des Schwingungsystems 
noch den Gesetzen von Barkhausen—Kurz folgt. Bei eng- 
maschigem Gitter können bei den PBarkhausen-Kurz- 
Schwingungen solche höherer Frequenz auftreten, die sich 
nicht mehr im Anode-Kathoderaum, sondern ausschließ- 
lich im Anode-Gitterraum abspielen. Von diesen Elck- 
tronenschwinzuneen höherer Frequenz lassen sich 
wiederum Gill-Morell-Schwingungen höherer Frequenz an- 
regen. Die erforderliche hohe Abstimmung des Elek- 
trodensystems wird durch Erregung in der Halbwelle er- 
halten. So konnten mit verhältnismäßig großen Elek- 
troden von 18mm Außendurchmesser Wellen unter 20 cm 
Länge und von beträchtlicher Energie erhalten werden, 
wobei der ganze hochfrequente Schaltungsaufbau ins Va- 
kuum eingeschlossen war. H. E. Hollmann beschreibt auch 
einen Kurzwellenerzeuger, der die von Bergmann be- 
nutzte TMC-Röhre verwendet. Durch Abstimmung eines 
äußeren Schwingungsystems unter entsprechender Er- 
höhung der Betriebspannung läßt sich mit ihm die Wellen- 
länge bis auf 36cm stetig verringern. Außerdem treten 
Schwingungen auf, deren Frequenzbereich etwa eine Ok- 
tave höher liegt, und die durch Abstimmung der Gitter- 
leitung verstärkt werden können. Die kürzeste in diesem 
Bereich noch meßbare Welle betrug 13,2 cm. 


Eine Theorie der Gill-Morell-Schwingungen entwickelt 
endlich O. Pfetscher, der auch von einer Influenz- 
wirkung der in der Röhre bewegten Elektronen ausgeht 
und den Einfluß der Dämpfung sowie die Abhängigkeit 
der Wellenlänge von der Gitterspannung abschätzt. 
(K. Kohl, Ann. Phys. Bd. 85, S. 1. — L. Bergmann, 
Ann. Phys. Bd. 85, S. 961. — H. E. Hollmann, Ann. 
Phys. Bd. 86, S. 129 und 1062. — O. Pfetscher, Phys. 
Z. Bd. 29, S. 449.) Br. 


Verfeinerung der W. Thomsonschen Kabeltheorie. — 
Von W. Thomson sind Einschaltstrom und Einschalt- 
spannung für ein induktivitätsfreies Kabel berechnet wor- 
den. Die Einschwingvorgänge für ein induktives Kabel 
weichen um so weniger von den Vorgängen auf dem äqui- 
valenten Thomsonkabel ab, je kleiner die Induktivität ist. 
Der Verfasser entwickelt nun für kleine Werte der Selbst- 
induktion PIC a. an und Einschaltspannung nach 
Potenzen vonA= TRO (L, R, C Induktivität, Widerstand, 
Kapazität der Längeneinheit, ! Länge). 


= 18 = Ai 
dü X Ep fi væn= Ir V, (x, £. 
7-0 »=0 


(= asymptotisch gleich) 


Die entstehenden Reihen sind semikonvergente Reihen, 
d.h. es sind divergierende Reihen, deren erste Glieder 
für hinreichend kleines A die Funktionen bis auf einen 
Fehler von der Größenordnung An darstellen. Für die 
Koeffizienten Jy und Vy werden Reihenentwicklungen an- 
gegeben, für die auf die Arbeit selbst verwiesen werden 
muß. Genauer untersucht wird der Fall des Einschaltens 
einer Gleichspannung. (F. Pollaczek, Z. Techn. Phys. 
Bd. 9, S. 265.) Br. 


Die scheinbare Änderung der Dielektrizitätskon- 
stanten technischer Isolierstoffe. — Böning geht von 
der Vorstellung aus, daß die Leitung in Isolierstoffen 
elektrolytischer Natur sei, und daß an der Grenze zweier 
Medien, von denen das eine Ionen enthält, ein Teil der- 
selben adsorbiert werde‘. Die adsorbierten Ionen binden 
zu ihrer Neutralisation freie Ionen, die in einem Felde 
hinreichender Stärke abwandern, so daß die adsorbierten 
Ionen dann ortsfeste Raumladungen bilden. Daraus leitet 
er eine Abhängigkeit der Dielektrizitätskonstanten e von 
der Spannung U ab, die durch folgenden Ausdruck dar- 
gestellt wird: 

Pt dad q 
GET UF 2 d. 


Darin bedeuten d die Dicke, F die Fläche des Dielektri- 
kums und q eine Konstante, welche die Zahl der Ionen- 
ladungen in einer Schicht von der Dicke 1 und der Fläche 
F angibt. Die Prüfung an einer Messung von v. Hoor 
zeigt gute Übereinstimmung im Bereich mittlerer Feld- 
stärken (5500... 100 000 V/cm). Auch für kleine Feld- 
stärken läßt sich Übereinstimmung erzielen, wenn der 
Ausdruck in folgender Weise erweitert wird 


set (1 — e`’ Hi, 
(P. Böning, Z. Techn. Phys. Bd. 9, S. 212.) Br. 


Hochspannungstechnik. 


Gleitentladungen bei niederem Druck. — Untersucht 
man die Gleitentladungen, die sich in der Grenzschicht 
zwischen einem festen Dielektrikum und der Luft voll- 
zichen, bei allmählich vermindertem Druck, so zeigt sich, 
daß bei einem gewissen kritischen Druck der Gleitüber- 
schlag aufhört und in einen Luftüberschlag übergeht, der 
sich nicht mehr an die Oberfläche des Dielektrikums ge- 
bunden hält. Die Untersuchungen wurden von M. Iwa- 
take an Porzellan, Glas, Glimmer, Ilartgummi und 
Bakelit vorgenommen. Die Spannung lieferte ein Trans- 
formator 50 Hz, der Luftdruck wurde von 760 bis zu 
5mm Heg erniedrigt. Das Dielektrikum war in Form eines 
Kreiszylinders zwischen Plattenelektroden eingespannt, 
oder es wurden auf das ebene Dielektrikum Elektroden 
aufgesetzt. Als Beispiel der Versuchsergebnisse diene 
Abb. 11; auch die Kurven für den Luftdurchbruch sind ge- 
strichelt eingetragen. Man sicht, wie die Kurve der 


ı Vgl. a. ETZ 1928, S. 1193 u. 1690. 


1860 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


19. Dezember 1929 


Gleitspannungen bei Erreichen eines gewissen kleinen 
Druckes in die Luftkurve einmündet. Bei abnehmendem 
Druck nimmt zwar die Festigkeit des Gleitüberschlag- 
weges allmählich ab, jedoch nicht so stark wie die Festig- 
keit der benachbarten Luft, so daß bei Erreichen des 
Grenzdruckes der Überschlag sich von der festen Ober- 
fläche löst. Die nähere Untersuchung des Druckgebietes 


Spannung 


05 700 200 300 «00 500 600 700 800 mmhg 
Druck 


Gleitüberschlag —— — Luftdurchschlag Temperatur 18...20° 


Abb. 11. Gleitüberschlagspannung, abhängig vom Druck, für verschiedene 
Elektrodenabstände. 


zwischen kritischem Druck und lat lieferte das Gesetz: 
die Oberflächen-Überschlagspannung ist proportional dem 
Produkt von Gleitlänge und Gasdruck. Für Drucke 
unterhalb des kritischen Druckes gilt das Paschensche 
Gesetz. (M. Iwatake, J. Inst. El. Engs. Japan 1928, 
S. 1148.) nkl 


Rechnungsgrößen für Hochspannungsanlagen. — Für 
die Berechnung der Betriebsverhältnisse von Hochepan- 
nungsanlagen im Regel- und Störungsfalle ist eine ganze 
Reihe von Formeln und Betriebsdaten notwendig, die sich 
zum Teil verstreut in der Literatur finden, zum Teil bis- 
lang noch nicht veröffentlicht worden sind. Derartige Rech- 
nungen erforderten daher häufig umfangreiche Hilfsrech- 
nungen oder bereiteten dadurch Schwierigkeiten. Um diese 
zu beheben, hat sich H Langrehr der mühevollen Auf- 
gabe unterzogen, alle benötigten Angaben zusammenzu- 
stellen, sie kurvenmäßig festzulegen und den Rechnungs- 
gang, notfalls durch Beispiele, so zu erläutern, daß auch 
dem weniger Geübten die Berechnung möglich wird. Die 
diesbezüglichen Aufsätze des Verfassers! wurden er- 
weitert und von der AEG in einem Sonderdruck zusammen- 
gefaßt. Naturgemäß ergibt die Rechnung, sobald Angaben 
über Kabel und Maschinen aufgenommen werden, nur an- 
genäherte, dem zeitweiligen Stande der Technik ent- 
sprechende Werte, die indessen dem praktischen Bedürfnis 
völlig genügen: zudem sind die Fehlergrenzen von Fall 
zu Fall angegeben. 

Die Behandlung der Freileitungen erstreckt sich auf 
eine Reihe von heute üblichen Mastbildern. In zahlreichen 
Kurventafeln sind Werte für Kapazität, induktiven und 
Ohmschen Widerstand, u. zw. für den normalen und den 
gcstörten Zustand der Leitung aufgeführt. Der Schutz- 
wert von Erdseilen wird nach W. Petersen behandelt, 
für den betriebswichtigen Fall einer Doppelleitune mit ein- 
seitigem Betrieb werden Kurven für die Kapazitätsände- 
rungen mitgeteilt. Ebenso wird die Berechnung von gegen- 
seitigen Beeinflussungen durch Kurven erleichtert. Die 
Rechnungsunterlagen für Freileitungen finden ihren Ab- 
schluß durch Kurven, die die Ermittlung der Anfangspan- 
nung und der Strahlungsverluste erlauben. Es folgen dann 
die für Kabelleitungen nötigen Werte, und s-hließlich 
werden für Maschinen und Transformatoren mittlere, auf 
prozentuale Werte bezogene Kennlinien gegeben. Der 
letzte Abschnitt behandelt die dynamischen und thermi- 
schen Wirkungen von Kurzschlußströmen, gleichfalls 
unter Benutzung von Kurven. Sämtliche erforderlichen 
Formeln sind in einer besonderen Abteilung zusammen- 
gestellt. — Die beiden Aufsätze in der vorliegenden Zu- 
sımmenfassung bilden ein vorzügliches Hilfsmittel so- 
wohl für die Projektierung als auch für die betriebliche 
Überwachung von Hochspannungsanlagen. (H. Lang- 
rehr, AEG-Sonderdruck, Nov. 1923.) nkl 


! AEG-Mitt. 1927, S. 452; 1928, S. 277. 


Über Lichtenbergsche Figuren. — Mit dem Zweck, 
Entstehung und Eigenschaften der Lichtenbergschen 
Figuren weiter zu klären, hat C. E. Magnusson eine 
Reihe von Untersuchungen begonnen, die z. Z. noch fort- 
geführt werden. Als Spannungsauelle dient ein „Riemen- 
generator“! nach Abb. 12, der bei einer Riemengeschwin- 
digkeit von rd. 25 m/s steile Stoßspannungswellen bis zu 
100 kV lieferte. Es wurden zuerst eine Reihe photogra- 
phischer Platten auf ihre Empfindlichkeit für die Wieder- 
gabe der Figuren geprüft; als bestgeeignete Sorte erwies 


Bpierbelegte Stoh- 


Abb. 12. Erzeugung von Stoßspannungen mittels Treibriemens. 


sich die Lumière-Sigma-Platte (deutsche Sorten wurden 
nicht geprüft). Die weitere Frage, ob Elektronen oder 
Ionen für die Entstehung der Figuren verantwortlich sind, 
glaubt der Verfasser dahin beantworten zu können, daß 
mindestens den ersten Anstoß eine Bewegung von Blek- 
tronen bildet, u.zw. an den beiden Polen in entgegen- 
gesetzter Richtung. Auch die äußere Betrachtung der 
Figuren verschiedener Polarität macht vorstehende An- 
nahme glaubhaft, zumal bei Berücksichtigung der hohen 
Ausbreitungsgeschwindigkeit der Figuren. Besondere 
Untersuchungen in dieser Richtung hat jedoch der Ver- 
fasser nicht angestellt. Durch einige Versuche wurde je- 
doch festgestellt, daß die Figuren auf der photographi- 
schen Platte auf dem Umweg über ihre Lichterzeugung 
entstehen. Sie breiten sich ferner in der Grenzschicht Luft- 
Dielektrikum aus, was sich auch nachweisen läßt, wenn 
man, die Spitzenelektrode auf ein auf der Plattenschicht 
liegendes Öltröpfchen aufsetzt. Bei Verringerung des 
Luftdrucks wächst der Durchmesser der Figuren stark an: 
zumal die positiven Figuren ändern ihr Aussehen sehr, sie 


werden zu einheitlichen Flecken, ohne die sonst charak- . 


teristische feine Verästelung. Ein Gesetz für den Zu- 
sammenhang zwischen Figurengröße und Luftdruck 
konnte noch nicht einwandfrei ermittelt werden. Die Ver- 
suche hierüber werden fortgesetzt. (C. E. Magnusson, 
J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 47, S. 828.) Wi. 


Verschiedenes. 


Die elektrischen Einrichtungen auf dem Singapore- 
Schwimmdock. Das Schwimmdock von Singapore besitzt 
eine Hebekraft von 50000 t. Es ist 260,8 m lang, 52,5 m 
breit und, vom Ponton-Deck aus gemessen, 15,2m hoch. 
Zu seiner Herstellung waren nicht weniger als 20000 t 
Stahl und 3 500 000 Nieten nötig. Es wurde in 12 Monaten 
fertiggestellt und, in 2 Abschnitten zerlegt, nach Singa- 
pore geschafft. 

Die elektrische Anlage des Docks betreibt alle Ein- 
richtungen einer Bauwerft, so daß das Dock in der Lage 
ist, die Dock- und Reparaturarbeiten in weitestgehendem 
Umfange selbständig auszuführen. Die obersten Auf- 
bauten enthalten Werkstätten, Kraftanlagen und Aufent- 
haltsräume für die Besatzung. Das Dock mußte der Ab- 
laufschwierigkeiten wegen in sieben Abschnitten erbaut 
werden, die aber gleichzeitig als Einzeldocks Verwendung 
finden können. Diese Tatsache gestaltete die elektrische 
Installation schwierig. An elektrisch angetriebenen ma- 
schinellen Anlagen befinden sich an Bord: Die Pumpen- 
anlage zum Docken, Feuerlöschen und Lenzen des Fahr- 
zeugs, die Ventilationsanlage, außerdem Winden, Krane, 
Haupt- und Hilfsluftkompressoren, die Werkstattmaschinen, 
die Eisbereitungsanlagen, sowie die Schweiß- und Licht- 
anlage; hinzukommen noch Einrichtungen für die ver- 
schiedensten Zwecke wie Laden von Batterien beim 
Docken von Unterseebooten, Telephonanlagen usw. 

Bei der Stromverteilung mußte der Hauptforderung 
Genüge getan werden, daß jeder Einzelabschnitt des Docks 
von dem Hauptteil abgetrennt und im übrigbleibenden Teil 
des Docks gedockt werden könnte. Diese Forderung macht 
es notwendig, das Dock so einzurichten, daß es in zwei 
Teile mit ganz selbstständigen Stromerzeugungs- und Ver- 
teilungsanlagen zerlegt werden kann, die in zwei Dock- 


1 Vgl. Ugrimoff, Der Treibriemen als Hochspannungs-(Heich- 
stromerzeuger. ETZ 1925, 8.1297. 


19. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


1861 


abschnitten untergebracht sind. Es war der Strombedarf 
für folgende Fälle vorzusehen: 

a) Ein Schiff wird eingedockt. Hierbei werden 1542 WPS 
an Pumpenleistung etwa 4h lang benötigt und ein 
geringer Kraftbedarf für Winden, Beleuchtung usw. 
Diese starke Inanspruchnahme der Pumpenanlage 
tritt nur wenige Stunden im Jahre ein. , 

b) Ein Schiff befindet sich im Dock in Reparatur. Hier- 
bei ist die Hauptpumpenanlage außer Betrieb, dafür 
sind alle anderen Maschinen im Gange, die Tag und 
Nacht Strom verbrauchen. Dieser Zustand wird viele 
Stunden im Jahre vorhanden sein. 

c) Es befindet sich kein Schiff im Dock. In diesem Falle 
werden in der üblichen Arbeitszeit Instandhaltungs- 
arbeiten am Dock selbst ausgeführt, während in der 
übrigen Zeit nur Strom für Beleuchtungs- und Lüf- 
tungszwecke gebraucht wird. 

Um diesen verschiedenartigen Anforderungen zu ent- 
sprechen wurden eingebaut: 

drei 1000 kV A-Dreiphasen-Turbogeneratoren, 

zwei 500 kW-Wechselstrom-Gleichstrom-Umformer, für 

1000/220 V, 
ein 250 kW-Dieselgleichstromgenerator für 220 V, 
ein 36 kW-Dieselgleichstromgenerator für 220 V. 


a Deck g Rohr für Frischlufteintritt 
b Rohr f. Zuleitung h wasserdichte Packung 
c Dämpfungscheiben i Scharnier 
d Platte zum Abschirmen der k Rahmen 
ärme l Kittfuge : 
e Rohr zur Warmluftabführung m1000 W-Lampe mit Gas- 


f innere Dockwan füllung 
Abb. 13. 1000 W-Lampe in wasserdichter Kapselung. 


Zwei von den drei Dampfanlagen sind im Betriebe, 
wenn, wie im Falle a, die 7 Hauptpumpen laufen, die mit 
Wechselstrom betrieben werden. Die dritte Dampfanlage 
dient als Reserve oder zur Lieferung des Wechselstroms 
für eine der beiden oder beide 1000 V-Synchronmotoren, die 
die Gleichstromgeneratoren für 500 kW, 220 V, antreiben. 
Letztere liefern den Strom für alle Anlagen mit Ausnahme 
der Hauptpumpen. Wenn das Dock wie im Falle c nicht 
zum Docken benutzt wird, sondern die Dampfanlagen außer 
Betrieb sind, wird der Strombedarf in der Arbeitszeit von 
dem 250 kW-Dieselgenerator und außerhalb dieser Zeit 
vom 36 kW-Dieselgenerator geliefert. 

Der Dampf wird in 4 Jarrow-Kesseln mit Ölfeuerung 
erzeugt, die stündlich 9100 kg Dampf von 16,5 kg/cm’? 
liefern. Die Turbinen sind für 3000 U/min und einen 
Dampfdruck von 14,7 kg/cm?, cin Vakuum von 87,5 % und 
eine Kühlwassertemperatur von 32° berechnet und mit je 
einer 1000 kVA-Dynamo gekuppelt. Die Oberflächenkon- 
densatoren sind in einem getrennten Raume unmittelbar 
unter den Turbinen aufgestellt. Die drei 1000 kV A-Gene- 
ratoren sind für 3000 U/min, Dreiphasen-Wechselstrom von 
50 Hz und 1020 V zwischen den Phasen konstruiert. Der 
mit einer 220 V-Gleichstromdynamo gekuppelte 250 kW- 
Dieselmotor hat 6 Zylinder, ist einfachwirkend und ar- 
beitet im Viertakt mit 375 U/min. 

Zur Schaltung der Wechselstromanlage sind 2 Schalt- 
tafeln, für die Gleichstromanlagen 4 Schalttafeln vor- 
handen. Es ergibt sich dies aus den räumlichen Verhält- 


nissen. Für die gesamte elektrische Anlage sind etwa 
150 km Kabel verlegt, die für die 220 V-Gleichstromanlage 
aus einem mit Gummi isolierten und mit Blei umpreßten 
Finzeldraht und für die Wechselstromanlage aus drei mit 
Papier isolierten und Blei umpreßten und bewehrten Lei- 
tern bestehen. 

Die Hauptpumpen sind an das 1000 V-Wechselstrom- 
netz und die anderen Pumpen an das 220 V-Gleichstrom- 
netz angeschlossen; nur die Haupt- und Hilfswasserzirku- 
lationspumpen für die Kesselanlage haben Dampf-, die an- 
deren alle elektrischen Antrieb. Im ganzen sind 7 Haupt- 
Lenzpumpen vorhanden; von diesen können drei mit je 
530 PS-Motoren etwa 100 t/min Wasser abführen, zwei mit 
180 PS-Motoren etwa 665t/min Wasser und zwei mit 
94 PS-Motoren etwa 33t/min Wasser. Zur Frischwasser- 
bereitung dient eine Pumpe, die etwa 4,5 m?/min Wasser 
fördert. Für Feuerlösch- und Lenzzwecke sind 4 Pumpen 
vorgesehen. 

Zur Ventilation des Docks sind 54 Lüfter aufgestellt, 
die zusammen 99,73 PS als Antriebskraft benötigen. 3 Luft- 
kompressoren liefern die an Bord benötigte Preßluft mit 
einem Druck von 8 kegl/em‘®. l 

Es sind 8 Winden an Bord, die elektrisch oder von 
Hand bedient werden und eine Last bis zu 16t heben kön- 
nen; dazu kommen vier 4 t-Krane, wovon je zwei auf jeder 
Dockseite stehen. 

Die Werkstatt ist außerordentlich reich ausgestattet. 
Die Hauptantriebswelle wird von einem 15 PS- und einem 
5 PS-Motor angetrieben und betreibt 3 Drehbänke, 4 Bohr- 
maschinen verschiedener Art, eine Säge- und eine Schleif- 
maschine. Außerdem sind noch eine Gewindedrehbank, 
ein Gebläse für die Kupferschmiede und eine Holzsäge 
yor anien; die mit elektrischem Einzelantrieb versehen 
sind. 

Die Beleuchtungsanlage zerfällt in zwei Teile, den 
zur Beleuchtung des Dockinneren selbst und den zur Be- 
leuchtung beim Ein- und Ausdocken von Schiffen sowie 
von Dockarbeiten in der Nacht. Die Dockräume sind in 
der sonst üblichen Art beleuchtet. Zur Beleuchtung der 
beiden oberen Seitendecks dienen 24 Stück 300 W-Lampen 
an 3m hohen Masten. Die beiden Innenseiten des Docks 
werden von 2 X 20 Stück 1000 W-Lampen erleuchtet, die 
wasserdicht eingekapselt sind (Abb. 1). : 

An sonstigen elektrischen Einrichtungen an Bord ver- 
dient noch die umfangreiche Telephonanlage sowie die 
elektro-pneumatische Einrichtung: zur Betätigung der 
Dockventile vom Stande des Dockmeisters aus der Erwäh- 
nung, a Williams, ). Inst. El. Engs. London, Bd. 67, 

. 317. rt. 


Energiewirtschaft. 


Die Vorausbestimmung des Elektrizitätsbedarfs in 
Starkstromanlagen. — J. M.Donaldson führt in einem 
Aufsatz, der sich an eine entsprechende Untersuchung von 
J. G. H i n e s über Fernsprechsysteme anschließt, eingangs 
aus, daß zwar die Arbeiten zur Ergründung der zukünfti- 
gen Entwicklung beider Gebiete — Stark- und Schwach- 
strom — von großem gegenseitigen Interesse seien, aber 
im übrigen zwischen ihnen nicht viel mehr Gemeinsames 
bestehe, als daß beide mit elektrischem Strom arbeiten und 
der Bequemlichkeit des Publikums dienen, ohne, wie die 
Wasserversorgung, das Prädikat absoluter Lebensnotwen- 
digkeit beanspruchen zu können (? D.S.). Das Vertei- 
lungsystem bilde allerdings auch hier den springenden 
Punkt der ganzen Frage, die aber so vielgestaltig sei, daß 
man allgemeine Regeln und Formeln nicht aufstellen 
könne. Die künftige Entwicklung lasse sich nur durch 
systematische Statistik, wie z.B. durch das Aneinander- 
reihen der Belastungsgebirge mehrerer Jahre, schätzen, 
woraus man mit einiger Wahrscheinlichkeit eine die zu 
Bus leude Beanspruchung kennzeichnende Kurve ableiten 

Öönne. 


Der Verfasser unterscheidet nach seinen Erhebungen 


drei Hauptklassen von Konsumzentren: 


1. Beleuchtungsgebiete allein: 18 kVA je 1000 Yards 
(914 m) Straßenlänge mit 145 Anschlüssen, also durch- 
schnittlich 120 W/Haus, 


2. Gebiete mit Beleuchtung und anderweitiger Strom- 
benutzung (Kochen, Heizen usw.): Die reine Beleuch- 
tung erfordert in dieser Klasse Werte, die sich kaum 
von 1. unterscheiden, nämlich 16 kVA je 1000 Yards 
mit 40 Anschlüssen und im Durchschnitt 400 W/Haus, 


3. Geschäftslädengebiete: 290 kV A je 1000 Yards Straßen- 
länge mit 185 Anschlüssen von im Mittel 1430 W. Die 
Höchstziffern waren je 550 kVA für 220 Anschlüsse 
und die niedrigsten je 140 kVA bei 140 Abnehmern, 


1862 


und zerlegt danach das Problem, die künftige Zunahme des 
Verbrauchs zu schätzen, in folgende drei Teile: 


a) das Verteilungsystem, soweit es mit dem Verbraucher 
in Berührung kommt, 


b) die Speiseleitungen von den Kraftquellen zu den Ver- 
teilungsystemen, 


c) die Erweiterungen des oder der Kraftwerke. 


Donaldson empfiehlt als Niederspannuneskabel armierte 
Vierleiterkabel von etwa 64,5 mm? im Umkreis von 180 bis 
270 m von der Transformatorenstation und den gleichen 
Kupferquerschnitt auch für die Speiseleitungen (am besten 
11000 V). Reserve besser als durch Doppelkabel durch 
Zwischenverbindungen (Ring). Bei den Kraftwerken sei 
leider die Erweiterung bisher meist durch Verdoppelung 
der Leistung des schon vorhandenen Maschinensatzes er- 
folgt, z.B. in einem Werk von zunächst 1500 kW mit ie 
einem Generator von 3000, 6000, 12500 kW auf 23000 kW. 
In Rücksicht auf Reserve dürfe man diese Anlage aber nur 
bis 10500 kW belasten, während bei 4 - 6000 Einheiten von 
zusammen 24000 kW die Betriebsleistung des Werks auf 
18000 kW ansteige. Daher empfehle es sich, mit gleichen 
Typen zu erweitern, wo Fremdstromreserve nicht zur Ver- 
fügung stehe. (J. M. Donaldson, J. Inst. El. Engs. 
London Bd. 67, 1929, S. 619. In dieser Nr. 389 findet sich 
auch der Aufsatz von J. G. Hines auf S. 594.) Gch. 


Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft'. — Die 
Stromabgabe der HamburgischenElectricitäts- 
Werke AG. ist im Jahr 1928/29, an dessen Ende der An- 
schlußwert 535 111 kW erreichte (473 396 i. V.), von 307,813 
auf 360,036 Mill kWh, also um 17 % gestiegen, u. zw. bei 
den Großverbrauchern von 207,060 auf 252.420 Mill kWh, 
eine Zunahme um 22 %, die wegen der dreimonatigen Ar- 
beitsunterbrechung auf den Werften und der allgemeinen 
Wirtschaftslage merklich geringer war als im Vorjahr 
(30%), obwohl zahlreiche Großbetriebe neu angeschlossen 
worden sind. Die Gesellschaft, deren in den Kraftwerken 
eingebaute Maschinenleistung 161500 kW ausmachte, hat 
die Stromumformungs- und -verteilungsanlagen der Stadt 
Wandsbek erworben, von dieser für 30 Jahre die aus- 
schließliche Konzession zur Benutzung der öffentlichen 
Straßen für die Stromverteilung erhalten, als Gegen- 
leistung 3 Mill RM sowie eine kapitalisierte Konzessions- 
abgabe von 2 Mill RM gezahlt und die Anlagen an die 
ihr gehörende Stromversorgung Wandsbek G.m.b.H. ver- 
pachtet. Ferner erwarb sie den Anteil der Firma Rud. 
Otto Meyer an der Fernheizwerk Hamburg G. m.b. H., 
brachte diese zur Liquidation und betreibt nunmehr die 
Fernheizung (Anschlußwert jetzt 62 Mill WE) als Teil 
ihres Gesamtunternehmens selbst. Nach Fertigstellung der 
in Arbeit befindlichen Erweiterungen werden drei der 
ältesten Kraftwerke für die Wärmeversorgung in Ver- 
bindung mit der Elektrizitätslieferung ausgenutzt sein. 
Mit der Preußischen Elektrizitäts-AG. ist ein freund- 
schaftliches Übereinkommen dahin getroffen worden, daß 
diese bis auf weiteres erhebliche Strommengen von der 
Berichterstatterin bezieht. Künftig sollen auch die den 
Nordwestdeutschen Kraftwerken AG. gehörenden Elektri- 
zitätswerke der Überlandzentrale Lübeck und von Har- 
burg-Wilhelmsburg den über die gegenwärtige Leistungs- 
fähigkeit hinausgehenden Strombedarf bei den HEW 
decken. Diese haben überdies mit dem Elektricitätswerk 
Unterelbe AG., Altona, ein freundschaftliches Verhältnis 
zwecks gegenseitiger Aushilfe angebahnt und dürften in 
absehbarer Zeit nicht unbeträchtlich an der allgemeinen 
deutschen Elektrizitätsversorzung teilnehmen. Ihre Be- 
triebseinnahmen bzw. Überschüsse betrugen 51 139 155 RM 
(45 379922 i. V.) und der Reingewinn 16168088 RM 
(13181337 i.V.). Hieraus zahlte die Berichterstatterin 
auf 88 Mill RM Stammaktienkapital wieder 10 % Dividende. 


- =æ —— —— 


1 Vgl. ETZ 1929, 8. 1818. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


19. Dezember 1929 


Beim Großkraftwerk Mannheim AG. ist der 
Stromverkauf 1928/29 von 176,593 auf 195,194 Mill kWh 
und die Eigenerzeugung von 135,865 auf 165,500 Mill kWh 
gewachsen. Die Höchstabgabe betrug 45 000 kW. Infolge 
Verteuerung der Kohlen und der dauernden Erhöhung der 
Löhne (seit 1924 um etwa 70%) sind die Verkaufspreise 
zum erstenmal gestiegen (die steuerliche Belastung be- 
trug 0,14 Pf je verkaufte Kilowattstunde). Die neue Hoch- 
druckanlage ist im Berichtsjahr z. T. in Betrieb gekommen. 
An Geschäftserträgnissen und sonstigen Einnahmen hat 
die Gesellschaft 1 644 032 RM gebucht (1101 861 i. V.): der 
Reinzewinn betrug 256 428 RM (195 720 i. V.) und die Divi- 
dende wieder 7% auf nunmehr 4 Mill RM Stammaktien- 
kapital, das jetzt auf 6 Mill RM erhöht worden ist. Da 
sich die Neckar-AG. und das Badenwerk an dieser Kapi- 
talserhöhung nicht beteiligten, haben sich die Quoten der- 
art geändert, daß die Stadt Mannheim und die Pfalzwerke 
nunmehr je 36.75 %, das Badenwerk 17,33% und die 
Neckar-AG. 9,17 % besitzen. 

Die erhebliche und nachhaltige Notlage der Landwirt- 
schaft hat den Stromabsatz und das Installationszeschäft 
des Kraftwerks Thüringen AG. Gispersleben, 
1928/29 ungünstig beeinflußt, doch ist ersterer in Industrie 
und Kleingewerbe gestiegen. Der weiteren und stärkeren 
Einführung von Koch- und Heizstrom stehen alle Ab- 
nehmergruppen der Berichterstatterin, auch auf dem 
Lande. durchaus sympathisch gegenüber, die Entwicklung 
wird jedoch z. Z. durch die Geldknappheit stark gehemmt. 
Die nutzbare Jahresabgabe hat rd. 20 Mill kWh erreicht, 
war aber nur um 5% größer als im Vorjahr. Von Juni 
bis einschl. August 1928 ist der eigene Dampfbetrieb der 
Gesellschaft probeweise stillgelegt und ihr Strombedarf 
vom Thürinzenwerk, Weimar, gedeckt worden. Am Ende 
des Berichtsiahres bezogen 360 Städte, Gemeinden und 
Gutsbezirke mit einem Anschlußwert von über 60 000 kW 
sowie 11 Großabncehmer Elektrizität von der Berichter- 
statterin. die aus Betrieb, Installationen und an Zinsen 
4001817 RM vereinnahmte (3962081 i.V.). Bei 731 242 
RM Reinsewinn (842 961 i. V.) kamen wieder 10% Divi- 
dende auf 6,960 Mill RM Stammaktienkapital zur Ver- 
teilung. 

Der Strombezue des KraftwerksRheinau AG. 
Mannheim, war 1928/29 mit 45,818 Mill kWh um 31% 
größer als im Vorjahr (44,418 Mill kWh). Die Jahres- 
höchstlast ist um 1,9% auf 10570 kW (10370 i. V.) und 
deren Benutzungsdauer auf 4335 h (4283 i. V.) gestiegen. 
Nutzbar abgegeben wurden 43.346 Mill kWh (41.625 i. V.), 
wovon 30,953 Mill kWh (31.082 LVI auf Großabnehmer 
für Licht und Kraft entfielen. Der Stromverlust zwi- 
schen dieser Lieferung und der an den Sammelschienen 
des Großkraftwerks gemessenen Bezugsmenee stellte sich 
auf 5.4 % (63 i.V.). Die Versorgung der Haushaltunzen 
hat im Berichtsjahr um 23 % zugenommen, und der Jah- 
resverbrauch an Haushaltstrom ist seit Einführung des 
Haushalttarifs (1925), der 1928 in einen Grundgebühren- 
(Zimmerzahl-)Tarif umgewandelt wurde, von 11.1 auf 
24,7 kWh je Kopf der Bevölkerung gewachsen. 54 % der 
Abnehmer, die 80 % des für Haushaltungen zur Verfügunz 
gestellten Stroms benutzen. haben den Grundgebührentarif 
gewählt. Der Betriebsüberschuß betrug 976282 RM 
(554 833 i. V.), der Gewinn 447804 RM (408895 i. V.) und 
die Dividende wieder 8% auf 4 Mill RM Aktienkapital. 

Aus dem Geschäftsbericht der Thüringischen 
Elektrizitäts- u. Gas-Werke AG. Apolda, für 
1928/29 echt hervor. daß beim Elektrizitätswerk Apolda 
der Anschlußwert zwar um rd. 470 kW gestiegen, die nutz- 
bare Stromabgzabe gegenüber dem Vorjahr aber nicht ge- 
wachsen ist. Die Leistung der beiden Unterwerke I und II 
ist auf 720 bzw. 900 kW gebracht worden. Der An- 
schlußwert der Elektrizitätsversoreunz Geraberz hat um 
130 kW, ihre nutzbare Stromlieferung um rd. 20 % zuge- 
nommen; die Elektrizitätsversorgunz Langewiesen weist 
eine Erhöhung der letzteren um 15 % und des Anschluß- 
wertes um fast 13 % auf. 


VEREINSNACHRICHTEN. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 


Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernspr.: Amt B 1 Kurfürst Nr. 5862—64. 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


VDE-Fachbericht-Sonderheft 1929. 


Das VDE-Fachbericht-Sonderheft 1929 der XXXIV. 
Jahresversammlung des VDE in Aachen ist soeben er- 
schienen. Der Inhalt des Heftes gibt die auf der XXXIV. 
Jahresversammlung des VDE am 8. und 9. Juli 1929 in der 


Technischen Hochschule Aachen gehaltenen Fachberichte 
nebst den anschließenden Besprechungen wieder. Die 
Preise sind: 
Für Mitglieder geheftet 5,— RM, 
gebunden . . . 6— „ 


für Nichtmitglieder geheftet H. » 
7 e gebunden . 10, — ,„ 
Versandkosten š 0,50 „ 


Bestellungen bitten wir umgehend an die Geschäftstelle 
des VDE, Berlin W 57, Potsdamer Straße 68, zu richten. 
Der Versand erfolgt sofort. 


19. Dezember 1929 


Kommission für Bahnwesen. 


Die Jahresversammlung 1929 hatte die Kommission 
bzw. die bei dieser bestehende Unterkommission „Bahn- 
motoren“ beauftragt, im Anschluß an die Neufassungen der 
K.E.M./1930 und der R.E.T./1930 eine Neufassung für die 
R.E.B./1930 aufzustellen, diese der Allgemeinheit bekannt- 
zugeben und nach sachgemäßer Bearbeitung der aus den 
Kreisen der Allgemeinheit eingegangenen Äußerungen dem 
Vorstande zur Verabschiedung und Inkraftsetzung mit dem 
1. Januar 1930 vorzulegen. 


Die Kommission bzw. ihre obengenannte Unterkommis- 
sion hat den ihr durch die Jahresversammlung 1929 er- 
teilten Auftrag ordnungsgemäß ausgeführt und das Ergeb- 
nis ihrer Beratungen dem Vorstande vorgelegt. Der Vor- 
stand hat in seiner Sitzung vom 10. Dezember 1929 diese 
Neufassung der R.E.B./1930 angenommen und sie mit dem 
1. Januar 1930 in Kraft gesetzt. 


Aus Platzmangel in dem laufenden Jahrgang der ETZ 
kann eine Veröffentlichung des am 1. Januar 1930 in Kraft 


tretenden Wortlautes erst Anfang 1930 in der ETZ er-. 


folgen. 


Kommission für Errichtungs- und Betriebs- 
vorschriften. 


Neue Errichtungsvorschriften. 


Der endgültige Sonderdruck VDE 437 


„Vorschriften nebst Ausführungsregeln 

für die Errichtung von Starkstromanla- 

gen mit Betriebspannungen von 1000 V und 
darüber V.E.S. 2.11930* 


ist fertiggestellt und kann von der Geschäftstelle des 
VDE, Berlin W 57, Potsdamer Str. 68, bezogen werden. 

Wir weisen nochmal darauf hin, daß auch der end- 
gültige Sonderdruck VDE 436 


„Vorschriften nebst Ausführungsregeln 
für die Errichtung von Starkstromanla- 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51 


1863 


gen mit Betriebspannungen unter 1000 V, 
V.E.S. 1./1930“ 
durch die Geschäftstelle des VDE bezogen werden kann. 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P.Schirp. 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
Berlin W 87, Kurfürstenstraße 18/16. 


d 


Betr.: Installations-Selbstschalter. 


Die Stöpsel-Installations-Selbstschalter der Firma 
Stotz G. m. b. H., Fabrik elektrotechn. Spezialartikel, 
Mannheim-Neckarau, für 2, 4 und 6 A, 250 V Gleichstrom, 
380 V Wechselstrom, mit elektromagnetischer Auslösung 
und durch Erwärmung beeinflußter Auslöseverzögerung, 
mit Druckknopfauslöser bzw. als Ausschalter verwendbar, 
entsprechen lt. Gutachten.des Elektrischen Prüfamtes 3 
in München den neuen am 1. VII. 1930 in Kraft tretenden 
Leitsätzen des VDE für Installations-Selbstschalter. 
(Sonderdruck VDE 445, ETZ 1929, S. 405, 731 und 1135.) 


Die Prüfung erfolgte im Oktober 1929. 


Für Installations-Selbstschalter wird bekanntlich die 
Genehmigung zur Benutzung des VDE-Zeichens noch 
nicht erteilt. Es können aber Installations-Selbstschalter, 
welche It. Gutachten des Elektrischen Prüfamtes 3 in 
München den oben erwähnten Leitsätzen entsprechen, von 
den Elektrizitätswerken ebenso zugelassen werden wie 
andere Aparate, deren Verbandsmäßigkeit von der VDE- 
Prüfstelle durch Erteilung der Genehmigung zur Führung 
des VDE-Zeichens anerkannt worden ist. Die VDE-Prüf- 
stelle gibt die vom Elektrischen Prüfamt 3 mit günstigem 
Erfolg geprüften Apparate jeweils in der ETZ bekannt. 


Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 
Zimmermann. 


SITZUNGSKALENDER. 


Elektrotechn. Gesellschaft Hannover. 18. I. 1930, 734 b, 
Wirtschaftsräume der Stadthalle: Winterfest. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


F. Blau A 


Am 5. XII. 1929 entschlief nach längerer Krankheit 
Herr Dr. Fritz Blau, dessen Name eng mit der Ent- 
wicklung der modernen Beleuchtungstechnik, insbesondere 
der elektrischen Glühlampe, verknüpft ist. 
storbenen hat die deutsche Technik einen ihrer geistigen 
Führer verloren, dessen hervorragende intellektuelle und 
menschliche Eigenschaften ihm die unbegrenzte Hochach- 
tung und Verehrung aller, die ihn kannten, sichern. 


Dr. Blau wurde am 5. IV. 1865 in Wien geboren, stu- 
dierte nach Absolvierung des Staatsgymnasiums daselbst 
und promovierte 1886. Zunächst als Assistent am Chemi- 
schen Laboratorium unter der Leitung Liebens und 
dann von Bahrs, habilitierte er sich dann als Privat- 
dozent an der Universität Wien. In dieser Zeit beschäftigte 
er sich hauptsächlich mit Fragen der organischen Chemie, 
vor allem der Verbrennungsanalyse, und der Erforschung 
des Nikotins. Ein Jahr Studium bei Bayer am Chemischen 
Laboratorium in München unterbrach diese Universitäts- 
jahre. Mit glühlampentechnischen Problemen wurde Dr. 
Blau zuerst als Berater der Wiener Glühlampenfabrik 
Watt betraut. Seit dem Jahre 1902, als er in die Auer- 
gesellschaft, Berlin, eintrat, widmete er seine ganze 
Lebensarbeit der Entwicklung der Mctallfadenglühlampe 
und deren patentrechtlichem Schutz. 

Jede der Entwicklungstufen der Metallfadenglüh- 
lampe, von der Osmiumlampe bis zur gasgefüllten Wol- 
framglühlampe, sah Herrn Dr. Blau an der ersten Stelle. 


Mit dem Ver- 


Schon in der alten Auergesellschaft Mitglied des Vor- 
standes, übernahm Herr Dr. Blau bei der Zusammen- 
fassung der drei führenden deutschen Glühlampenwerke 


F. Blau f. 


zur Firma Osram als Berater die gesamte wissenschaft- 
liche Leitung des Konzerns, Richtung gebend und den Weg 
weisend für eine große Zahl neuer Arbeiten, die nicht nur 
die Osramlampen allein sondern das gesamte Gebiet der 
elektrischen Beleuchtung überhaupt betreffen. ` ` 


1864 


Jeder Äußerlichkeit abhold, fast ängstlich bemüht, nie 
in den Vordergrund gerückt zu werden. konnte Herr Dr. 
Blau es trotzdem nicht verhindern, daß sein Name über 
den engeren Fachkreis hinaus einen großen Ruf erlangte. 
Die Technische Hochschule Karlsrulie ernannte ihn zu 
ihrem Ehrenbürger, die Technische Hochschule Breslau 
zu ihrem Ehrendoktor. Das Lichttechnische Institut der 
Hochschule Karlsruhe wählte ihn zum Präsidenten seines 
Kuratoriums. 


Von seinem umfangreichen Wirken und dem großen 
Einfluß, den er auf wissenschaftliche Arbeiten im Osram- 
Konzern gehabt hat, gibt das Sonderheft der Zeitschrift 
für Technische Physik, das zu seinem 60. Geburtstag er- 
. schienen ist, Rechenschaft. (Literatur: Z. f. Techn. Phys. 
Bd. 6, Nr. 7a.) 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftieiltung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Konstanthaltung der Drehzahl von Maschinen für 
Signalzwecke. 


Herr Dr. DORNIG behauptet (ETZ 1929, S. 1443), daß 
die Durehbiegung der Maschinenwelle infolge unvermeild- 
licher Unbalanz das Funktionieren der Kontakte einleitet. 
Er fügt dieser Erklärung der Wirkungsweise des Reglers 
auch hinzu, daß die Schwerkraft bei horizontal gelagerter 
Welle, die durch die Erschütterungen gegebene „Regel- 
mäßigkeit” verschieben kann. Dazu ist zu bemerken, daß 
wohl die Einwirkung der Schwerkraft bei Reglern dieser 


Art bei horizontaler Welle genau definiert ist, nicht aber - 


die Einwirkungen der Unbalanz, die selbst bei gleich aus- 
geführten Maschinen verschieden sein werden, so daß bei 
Funktionieren des einen Reglers in Verbindung mit einer 
Maschine auf ein gleich gutes Funktionieren desselben 
Reglers auf einer anderen Maschine nicht mit Sicherheit 
gerechnet werden kann, wie dies mit Benutzung der 
Schwerkraft zur Auslösung des Rerelvorganzes bestimmt 
der Fall ist. Auch zeigt eine überschlägige Nachrechnung 
der Unbalanz in den üblichen Grenzen, daß diese nur 
Bruchteile der Schwerkraftwirkung zur Folge hat. 


Es ist also wohl denkbar, daß bei den Versuchen von 
Herrn Dr. DORNIG trotz Heranziehung einer beliebigen 
Maschine hierzu ausnahmsweise bei senkrechter Welle 
günstige Verhältnisse bestanden haben, die jedoch kaum 
in allen Fällen zu realisieren sein dürften, wenn der Ein- 
fluß der Schwerkraft ausgeschaltet ist. 


Berlin, 7. X. 1929. Josef Löffler. 


Bei oberflächlicher Betrachtung des Regelvorgangs 
muß es den Anschein haben, als ob die Schwerkraft 
gegenüber den sehr großen Fliehkräften bedeutungslos 
sei. Eine kleine Rechnung beweist aber sofort das Ge- 
xzenteil: Herr Dr. DORNIG gibt in seiner Arbeit in 
ETZ 1929, S. 1443, die Genauigkeit seiner Regelung mit 
0,1% an, d. h. die Drehzahl ändert sich z. B. von 3000 
auf 3003 U/min. Dieser Drehizahländerung entspricht eine 
Fliehkraftänderung AC =G, wobei G das wirk- 
same Feder- und Kontaktgewicht ist, und der in die Rech- 
nung eingeführte Kontaktabstand von 5 em an dem bei 
den Untersuchungen benutzten Dornig-Rezler gemessen 
wurde. Die Schwerkraft dagegen wırkt mit der Größe 
+ G, nämlich oben öffnend und unten schließend; sie ist 
also bei dieser garantierten Regelgenauizkeit doppelt so 
groß wie die Fliehkraftänderung. 


Die von Herrn Pr. DORNIG veröffentlichten Oszillo- 
eramme bei horizontaler und vertikaler Welle habe ich 
bei eigenen Versuchen wiederholt im Oszillographen be- 
obaehtet. Die in Abb. 1 dargestellten drei Oszillosramme 
wurden von mir vor mehreren Monaten bei einem mit 
Schmidtschem Drehzahlregler ausgerüsteten Motor bei 
horizontaler Welle aufgenonmen, wobei nur eine Reg- 
lerfeder arbeitete. Bei den späteren Untersuchungen wur- 
den keine Oszillogramme mehr aufgenommen, weil in- 
zwischen das unten beschriebene neue Beobachtunesver- 
fahren entwickelt worden war, das durch seine größere 
Einfachheit das ÖOszillographieren ersparte. Die obere 
Kurve dieser Oszillogramme in Abb. 1 zeist den über den 
Kontakt fließenden Iterlerstrom, der die durch die 
Schwerkraft hervorgerufene Regelmäßigkeit im Takte 
der Umdrehung viel deutlicher erkennen läßt als die ent- 
sprechenden Abb. 7...9 bei Herrn Dr. DORNIO, obgleich 
das durch die Reglerabmessuneen und die Drehzahl von 
n — 3000 U/min gegebene Verhältnis der Schwerkraft zur 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


18. Dezember 1929 


Fliehkraft nur 1: 1100 betrug gegenüber 1:500 bei dem 
oben angeführten Dornig-Regler. Die gleichzeitig mit- 
aufgenommene Zeitmarke der unteren Kurve zeigt den 
Durchgang der Feder durch die untere Hälfte an, wo der 
Kontaktschluß erfolgen muß. 


Für die Zeitmarke wurde bei jeder Umdrehung ein- 
mal Kontakt gemacht; das Oszillogramm enthält jedoch 
zwei aufeinander folgende Spitzen, die durch Prellungen 
beim Schließen des Kontaktes entstehen. Genau so dürf- 
ten die von Herrn Dr. DORNIG in der Abb. 7a besonders 
hervorgehobenen „Zwillingstöße“ entstanden sein, so daß 
man eher von einer Verwischung der durch die Schwer- 
kraft erzeugten Regelmäßigkeit durch die Kontakt- 
prellungen als von einer Störung des Taktes der 
Schüttelschwingungen durch die Schwerkraft sprechen 


kann. 
w -i A oa ER 
‚Raglerstrom bei Beginn Ger Regulierung. 
poo ao P aP v s. d a 
iX am EISEN © eege dm O d: > © re dëi 
Ballinie ` 
i ° d - 8 
KE 
Soituarke 
Bag) eratzen bei mittlerer Regulierung. 
è P ai p poe . Ae . s, 
Games e . TE Gi © EEE me en © eem 
Bulliete 
v A , 
TEED > AEE > EERE E EED E EEE 
Zcitmerte 


s m o g pem pff e SE e 
a5 —— am O a dë EEE emp > e ng 
Bulliste 


Abb. 1. Regelvrorgang beim Schmidtschen Drehzahlregler unter 
Wirkung der Schwerkraft. 


Bei meinen Versuchen, die ich sowohl mit dem 
Schmidtschen Regler als auch mit einem Conz-Motor mit 
Dornig-Regler durchgeführt habe, wurde der Regelvor- 
gang auf folgende Weise sichtbar gemacht. Parallel zum 
Reglerkontakt ist ein durch Hochfrequenz gespeistes He- 
liumröhrchen geschaltet, das mit dem Regler umläuft. 
Dieses leuchtet, wenn der Kontakt offen ist, und erlischt 
bei Kontaktschluß, und ermöglicht so dauernd eine ein- 
fache und zuverlässige Beobachtung der Regelung in 
allen Einzelheiten. Bei beiden Reglern läßt sich auf diese 
Weise ganz einwandfrei erkennen. daß bei horizon- 
taler Welle der Kontakt auf der oberen Hälfte des 


Weges offen ist, während er unten schließt. Wird die 
Maschine während des Laufens aufgerichtet. so bleibt 


dieses Bild bis zu einer Neigung von 60° gegen die Ho- 
rizontale erhalten, und es geht erst dann in eine mehr 
oder weniger wilde Regelung über. Daraus kann man 
erkennen, daß die Wirkung der Schwerkraft so groß ist, 
daß schon die Hälfte davon für die Erzeugung der Regel- 
mäßigkeit des Regelvorgangs ausreicht. 

Die von lIerrn Dr. DORNIG bei vertikaler Welle 
erzielte Regelmäßigkeit im Rhythmus von 3 U/min konnte 
ich bei keiner der Versuchsmaschinen erreichen. Daß bei 
konstanter Spannung und Leistung des Umformers 
die Kontaktschlüsse — wie Herr Dr. DORNIG schreibt — 
regelmäßig sein können (nicht müssen), sei zugegeben: 
der Regler soll ja aber gerade dann in Wirksamkeit 
treten, wenn sich Spannung und Leistung ändern. 

Die Regelmäßigkeit des Regelvorgangs, von der die 
Genauigkeit der Regelung abhängt, läßt sich durch 
Schüttelschwingungen nicht dauernd aufrecht erhalten. 
während die ständige gleichbleibende Einwirkung der 
Schwerkraft, die Herr Dr. DORNIG auch zugibt, ein ganz 


19. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51 


1865 


regelmäßiges Regeln gewährleistet. Hivraus ergibt sich 
also, daß man die größere Regelgenauigkeit bei voller 
Ausnutzung der Schwerkraft crreichen kann. 
Berlin-Ruhleben, 28. X. 1929. 
Kurt Schöler. 
Erwiderung. 


Die Untersuchungen der Herren SCHÖLER und LÖFF- 
LER beweisen, daß man auch andere Regler als die meinen 
bauen kann. Es wird von mir nicht bestritten werden, daß 
man ein entsprechend bemrssenes und eingespanntes bieg- 
sames Metallstück wesentlich als Exzenter arbeiten lassen 
kann. Es ist dann auch zu verstehen, wenn damit „eine 
mehr oder weniger wilde Regelung“ eintritt. — Im Gegen- 
satz dazu arbeitet meine Regelung aber sehr gut, wie meine 
Aufnahmen zeigen. Das wird auch von allen Seiten be- 
stätigt, die auch die Konkurrenzregler genau kennen. 
Meine veröffentlichten Oszillogramme sind nicht, wie Uert 
LÖFFLER meint, Zufallswerte, sondern stellen den nur 
wenig veränderlichen Durchschnitt dar. 

Bei dieser Gelegenheit möchte 
ich auf die Arbeit von E. GIEBE 
„Ein empfindlicher Tourenregler für 
Elektromotoren“ schon aus dem Jahre 
1909, H. 7, in der Z. Instrumentenk. 
hinweisen, um der immer wieder- 
kehrenden Darstellung der Wir- 
kung der Schwerkraft als neue Er- 
kenntnis ein Ende zu machen. S. 209, 
2. Absatz daselbst sagt E. GIEBE: 


Abb. 2. Ansicht des anläßlich des 
Vortrags gezeigten Preßluftschalters. 


„Auf das Gewicht wirkt nun aber noch eine andere 
periodisch wirkende Kraft, die bei der Aufstellung der 
Gleichung 1) zunächst vernachlässigt ist. Es ist die 
Schwerkraft. Da die Achse des Apparates horizontal an- 
geordnet ist, so wirkt die Schwerkraft auf das Gewicht 
während einer halben Umdrehung im Sinne der Federkraft, 
während der folgenden halben Umdrehung im Sinne der 
Zentrifugalkraft. Statt Gleichung 1) haben wir also zu 
schreiben .......... (G1. 2) 
Da aber der Mittelwert... .. über eine Periode, d. h. eine 
Umdrehung, Null ist, so bleibt trotzdem die an die einfache 
Gl. 1) geknüpfte Diskussion im wesentlichen richtig, aus- 
genommen den Fall der Resonanz. Die wechselnde Wir- 
kung der Schwerkraft hat nur Schwingungen um die 
Gleichgewichtslage zur Folge, deren Frequenz gleich der 
Tourenzahl des Motors ist. Diese Schwingungen können im 
Falle @a=0 dauernd nur dann bestehen, wenn gleichzeitig 
die Kontakte betätigt werden, wodurch jedesmal, und zwar 


in allen drei Fällen a Zo cin der Schwerkraft entgegen- 


wirkender Impuls gegeben wird...“ 
Berlin-Dahlem, 6. XI. 1929 


W.Dornig. 


Das Schalten großer Leistungen. 


Die AEG bittet mich um Klarstellung der in der Ver- 
öffentlichung (ETZ 1929, S. 1011) gemachten Angaben 
über Preßluftschalter der SSW, da dieselben nach ihrer 
Ansicht in Widerspruch mit den mündlich anläßlich des 
Vortrages gemachten Aussagen stehen. 

1. Als höchste einphasige Abschaltleistung des in 
Abb.2 dargestellten Preßluftschalters gab ich währ:nd 
des Vortrages 100...140 MVA an, wobei sich die höhere 


Schaltleistung auf eine Betriebspannung von 30 kV be- 
zieht. In der Niederschrift wurden, um einen einheitlichen 
Vergleich der untersuchten Schalter zu ermöglichen, alle 
Schaltleistungen dreiphasiz angegeben und somit für den 
Preßluftschalter bei 30 kV 400 MVA eingesetzt. Zur Zeit 
des Vortrages lagen dreiphasige Versuche mit Preßluft- 
schaltern noch nicht vor. Die Verhältniszahl 3. die zu- 
nächst im Widerspruch steht mit der von BRÜHLMANN 
stammenden Angabe, wonach die dreipolige Leistung nur 
doppelt so groß ist, wurde auf Grund zahlreicher Ver- 
suche gefunden!. Abb.3 zeigt zwei Oszillogramme, von 
denen das eine mit einem dreipoligen, das andere mit einem 
einpoligen Schalter bei sonst gleichen Verhältnissen auf- 
genommen wurde Das Verhältnis der Schaltleistungen 
beträgt 2,95. Der Unterschied zwischen gesprochenem 
Wort und Veröffentlichung besteht also lediglich darin, 
daß im einen Fall die cinphasige, im anderen Fall die drei- 
phasige Schaltleistung angegcben wurde. 

2. Richtig ist dagegen der Vorwurf. daß anläßlich des 
Vortrages der Preßluftschalter gemäß Abb. 2 gezeigt 


Seet = & š eng — — -= e 


— 9. el 


\ SE Li 
ENK V Wh! i i , 
lët HRH 
:\) GEA Aer 
2 77,4 


Einpoliger Versuch: Wiederkehrende Spannung 11,2 kV 
Dreipoliget Versuch: Wiederkehrende Phasenspannung, Mittelwert 105 kV 


Abb. 3. Oszillographische Aufnahme des Abschaltvorganges bei ein- und dreipoligem Betrieb eines 


Preßluftschalters. 


wurde. während aus patentrechtlichen Gründen die Ver- 
öffentlichung der runden. in der Niederschrift abgebildeten 
Form unterblieb. Dieses Versehen erklärt sich wie folgt: 
Nach Angabe der Schriftleitung der ETZ fehlte in 
meinem Manuskript die Abb. 23. Da ich mich zur Zeit 
der Drucklegung in Rußland aufhielt, wurde das fehlende 
Bild von der Lichtbildregistratur meiner Abteilung ange- 
fordert, welche in Unkenntnis der Sachlage den Schalter 
in runder Form weitergab. Ich bemerkte das Versehen 
erst so kurz vor der Drucklegung des Heftes, daß eine 
Auswechselung technisch nicht mehr möglich war. 


Berlin, 9. XII. 1929. Kesselring. 


Die elektrische Leistung im allgemeinen Wechsel- 
stromkreis’. 


Herr Dr. MAASS hat mich dankenswerterweise auf 
einen Irrtum in der genannten Arbeit aufmerksam ge- 
macht. Aus der Gl. (17) für die elektrische Leistung als 
Augenblickswert läßt sich wohl der Mittelwert Gl. (18) 
erschen, nicht aber die sog. „Blindleistung“. Die Gl]. (19) 
ist unrichtig, an ihre Stelle muß 

Np = U” r -— U'I“ (19) 
treten. Man gewinnt diesen Ausdruck aus dem Diagramm 
Abb. 4, indem man zunächst 


U (Isin) = U(r cos y — I” sin y) 


1 Der theoretische Beweis für dio Gültigkeit der Verhältnis- 
zahl 3 erscheint Anfang 1980 in der ETZ. 
2? E. Weber, ETZ 1929, 8. 1547. 


1866 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


19. Dezember 1929 


setzt und nun , 
U cos y = U” 


U siny = U 
einführt. Damit wird Gl. (23) jetzt wirklich der richtige 
Ausdruck für die komplexe Darstellung der Lei- 
stung. es ist 
No = Re (R T) N='m(UN. .. (24) 


Der von STEINMETZ eingeführte Symbolismus 
ist also richtig und nicht, wie in der Arbeit be- 
hauptet wurde, unrichtig. 
Daß sich die Blindlei- 
stung aus dem allgemei- 
nen Schwingungsaus- 
druck für die Leistung 
gar nieht bzw. nur in ge- 
künstelter Form und 
nieht zwangläufig (man 
mul bereits wissen, was 
man von gleichbereehtie- 
ten Gliedern als Blind- 
leistung auswählen will) 
ergibt, scheint mir ein 
erneuter Beweis dafür, 
daß sie ihre Existenz der 
Beziehung Gl (D der 
obizen Arbeit verdankt 
und erst nachträglich physikalische Gründe für ihre Ein- 
führung gesucht wurden. 

Nachsatz. — Herr Dr. G. HAUFFE und Herr Dr. 
A. THOMÄLEN haben in Briefen ebenfalls festgestellt, daß 
bezüglich der Definition der Blindleistung dureh Gl. (19) 
der obigen Arbeit ein Irrtum meinerseits vorliegen müsse. 
Ich habe diesen oben berichtiet. Ferner hat Herr Dr. 
G. HAUFFE auf zwei Schreibfehler aufmerksam gemacht, 


Abb. A 


es muß natürlich in Gl. (3) heißen tg q = und nicht 


umgekehrt, und in Gl. (5) erhält das letzte Glied nega- 
tives und nicht positives Vorzeichen. 


Berlin, 31. X. 1929. E. Weber. 


LITERATUR. 


Besprechungen. 


Geschichtliehe Einzeldarstellungren aus 
der Elektrotechnik. Herausge. vom Elektrotech- 
nischen Verein E.V. Bd. 2: Die geschichtliche Entwick- 
lung der Hochspannungs-Schalttechnik. Von Dr.-Ing. 
M. Vogelsang. Mit 252 Textabb.. VII u. 176 S. in 
vr. R. Verlag Julius Springer, Berlin 1929. Preis geh. 
21 RM, geb. 22,20 RM, f. Mitgl. geh. 11 RM, geb. 11,70 RM. 


„Was mich reizte beim Beginn dieser recht schwie- 
riven und zeitraubenden Arbeit, das war die Überlerune. 
ein geschichtlich nützliches Buch zu schreiben. denn ich 
hatte die bisherige Entwieklune ja selbst miterlebt und 
hatte auch tätig an ihr teilgenommen. Nun aber, nachdem 
sich das Alter bei mir bereits gemeldet hat. ist es leicht 
zu übersehen. daß in nicht allzu ferner Zeit niemand mehr 
da sein wird. der über diese interessanten ersten Abschnitte 
der Hochspannunes-Schalttechnik aus eigener Anschauung 
berichten kann. So habe ich denn auch nicht versucht, 
dem Buche den Stempel der völlig objektiven Bericht- 
erstattunez aufzudrücken, sondern bin der gelegentlichen 
Darstellung meiner persönlichen Empfindungen und An- 
sichten während dieser FEntwiekluneszeit nicht ausge- 
wichen.“ N 

Dies sagt Vogelsang im Vorwort des interessanten 
Buches, das auf 176 Seiten die Entwicklung der Tloch- 
spannungschalter und Sicherungen vom Jahr 1887 bis un- 
vefähr 1912 schildert. Der Quecksilberschalter von Blathv, 
der zuerst in einem Kraftwerk in Rom angewendet wurde 
und dureh 20 Jahre zufriedenstellende Dienste geleistet 
hat. die Hörnerschalter. die Ölschalter werden in flüssiger, 
stilistisch schöner Darstellungzsweise behandelt, durch sehr 
gutes Abbildunesnmiaterial illustriert, und es werden in 
objektiver Weise die Verdienste der verschiedenen Elsk- 
triker an der Entwicklung der Schalter zeschildert. Das 
Kapitel von der Erfindung der Ölschalter spricht von den 
„drei Erfindunesherden” England, Schweiz und Amerika, 
in denen die Erfindung des Ölschalters der allgemeinen 
praktischen Verwendung cntgegenreifte. Es wird dar- 
gestellt, wie Ferranti schon im Jahr 1891 eine Ölsicherung 
erfand, bei der der Lichtbogen wohl in der Luft entstand, 


aber durch das Öl gelöscht wurde, und wie Ferranti dieser 
Sicherung im Jahr 1895 einen Ölschalter folgen ließ. Nie- 
mand nahm von dieser Arbeit ernsthaft Notiz. „Ferranti 
machte damals so ziemlich alles anders als die anderen 
kKlektriker, er natte seine besonderen Maschinen, Meß- 
instrumente, Kabel, mochte er also auch seine besonderen 
Schalter machen.“ So meint Vogelsang, daß man C. E. L. 
Brown mit Recht den Ruhmestitel als Erfinder des Öl- 
schalters belassen könne. weil er wenigstens in Europa 
zuerst Apparate hergestellt hat. bei denen die Unter- 
brechung völlig unter Öl erfolgt. aber auch das Verdienst 
von E. M. Hewlett, Inzeuieur der General Electrie Com- 
pany wird gewürdigt. Vogelsang schildert. wie lange der 
Ölschalter gebraucht hat. um sich einzuführen, wie aus 
dem unberechtirten Mißtrauen ein unberechtiet großes 
Vertrauen in ihn sieh entwickelte, dann durch Perioden 
des Versazens gestört wurde. die mit der starken Ver- 
erößerunz der Kraftwerksleistunzen Zusammenhinzen. 
kr besprieht die zroße Verbesserung, die dureh richtire 
Ausbildung der Isolatoren entstanden, zeigt. daß die be- 
deutende Erfindung der Kondensatordurehführung dureh 
R. Nagel bei SSW im Jahr 1905 so wenig gewürdigt wurd-». 
daß keine Auslandspatente genommen wurden. und daß 
die Formungz der Porzellandurehführungzen durch Kuhl- 
mann Groben Einfluß auf die Betriebsicherheit gewann. 
Die Rohrsicherunsen, Hörnersicherungen (Ölschläzer) und 
Hörnerschalter finden ihre Würdigung. ebenso wie die 
kohrschalter und die kurzlebiren Rollenschalter und 
Wasserschalter, die bisher nur eine Episode in der Ent- 
wicklung der Schalteinrichtunzen waren. 


Seine eigene Mitwirkung in der Entwicklung dieses 
Gebietes bringt Vogelsang in zurüekhaltender. unaufdrine- 
licher Art. Es ist erfreulich. daß er seine Arbeit nicht 
nach seinem ersten Plan nur bis zur Zeit führte, wo Jr 
Ölschalter alleemeine Geltung gefunden hat. sondern bis 
in die Zeit vor dem Kriege. 


Eine wünschenswerte Bereicherung des auszezeich- 
neten Buches wäre ein alphabetisches Namen- und Sach- 
register. Es wäre gut, wenn der Elektroteechnische Verein 
solche Register nicht nur bei späteren Auflagen dieses 
Buches sondern auch bei künftigen Bänden der geschicht- 
lichen Einzeldarstellungzen anfertigen ließe, weil dadureh 
der Gebrauchswert der Bände als Nachschlarsebücher be- 
deutend erhöht wird. E. Rosenbere. 


Relais und Scehutzschaltunrenin elektri- 
schen Kraftwerken und Netzen. Vorträge. 
veranstaltet durch den Elektrotechnischen Verein E. V. 
zu Berlin. in Gemeinschaft mit dem Außeninstitut der 
Technischen Hochsehule zu Berlin. Herausz. v. Prof. 
Dr.-Ing. R. Rüdenberg. Mit 336 Textabb.. VHI u. 
281 S. mer Hi Verlag Julius Springer. Berlin 192%. 
Preis ech. 25.50 RM. 


Der Elektrotechnische Verein und das Außeninstitut 
der Technischen Hochschule Berlin haben eine Reihe her- 
vorragzender Fachmänner zur Abhaltung von Vorträgen 
über das genannte Thema gewonnen. Diese Vorträge wur- 
den in dankenswerter Weise von Professor Rüdenber: 
herausgegeben. so daß ihr Inhalt über den Teilnehmerkreis 
der Vorträge hinaus der Allgemeinheit übermittelt wird. 
Die Konzentration der Energieerzeugung in großen Kraft- 
werken, der Zusammenschluß großer Kraftwerke durch 
Kupplungesleitungen und die Notwendigkeit. zwischen den 
Nochspannungsleitunzen und den Verbrauchernetzen ein 
oder mehrere Mittelspannunesnetze schalten zu müssen. 
haben zu einer großen Vielfältigkeit der Betriebsmörlich- 
keiten und zu einer Vererrößerung der Gefahren der Uber- 
lastung einzelner Teile dureh Überstrom und Kurzschluß 
geführt. Zur sicheren Beherrschung solcher Betriebe diec- 
nen die Relais- und Schutzschaltungen, die ihrer Bedeutung 
entsprechend zu den wichtigsten Bestandteilen unserer 
Hochspannungesanlaren gehören. Durch die sieben Vor- 
träge erhält man ein auszezeichnetes Bild über die Arten 
der auftretenden Betriebstörungen und über den Stand der 
heutigen Technik des Überstromschutzes. Besonders zu 
riihmen ist bei allen Vorträgen die klare Aufgzabestellunz 
über den zu behandelnden Stoff und der systematische Auf- 
bau der ganzen Vortragsreihe. Auf dieses Buch als bisher 
einziges Lehrbuch der Relaistechnik muß heute jeder zu- 
rückereifen. der sich in dieses Gebiet einarbeiten will. Dem 
Wunsche des Herausgebers. den Entwurf des Relais- 
schutzes auf die gleiche sichere theoretische Grundlage zu 
stellen, wie man es bei den anderen Zweigen der Elektro- 
technik gewöhnt ist. kann man nur beipflichten. Bisher 
hat man die Relaisanlaren meist zu einer gegebenen oder 
nach anderen Rücksichten gebauten Leitungsanlare ent- 
worfen. Man wird wohl in Zukunft dazu übergehen 


19. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51 


1867 


müssen. schon beim Bau der Leitungsanlage mehr als 
. D D x es de, 

bisher auf den einzurichtenden Überstromschutz Rücksicht 

zu nehmen. Schwaiger. 


EinführungindieFlektrizitätslehre. Von 
Prof. Dr.-Ing. E. h. R. W. Pohl. 2, verb. Aufl. Mit 393 
Abb., darunter 20 entlehnte. VII u. 259 S. mä Verlag 
Julius Springer, Berlin 1929. Preis geb. 13,80 RM. 


Erfreulicherweise kann die erst vor kurzem in den 
Spalten dieser Zeitschrift besprochene! ausgezeichnete 
Einführung in die Elektrizitätslchre von Pohl schon jetzt 
in 2. Auflage erscheinen. Abgesehen von einem hübschen 
Versuch zur Elektrizitätsleitung der Metalle und einem 
neu einzeschobenen kurzen Abschnitt über die von M. 
Wien beobachteten Abweichungen vom Ohmschen Gesetz 
bei hochkonzeutrierten Klektrolyten sind in der neuen 
Auflage nur Einzelheiten geändert, darunter auch kleine 
Ungenauigkeiten, die bei der ersten Auflage mit Recht 
beanstandet worden waren (z.B. S.11). Das Buch hat 
sich gerade auch bei den Elektrotechnikern wegen seiner 
hervorragenden Plastik und Anschäaulichkeit schon so eut 
einreführt, daß es unnötig ist, seine Vorzüge von neuem 
aufzuzählen. Die 2. Auflage wird ihren Weg sicher ebenso 
rasch machen wie die erste Hoffen wir, daß der Ver- 
fasser trotz seiner im Vorwort Zur ersten Auflage ein- 
sestandenen (aber nicht ganz elaubhaften) Schwerfällirz- 
keit im Schreiben bald auch die in Aussieht gestellten 
weiteren Bände herausbrinsen wird. d Wallot. 


Kurzwellen-Bastelgeräte. VonC.Jauer. Mit 
44 Abh. u. 48 S. in er. 8%. Verlag Rothgiesser & Diesing 
A G., Berlin 1928, Preis geh. 1,50 RM. 


Das Büchlein bringt nach einem einleitenden Abschnitt 
über den Begriff „kurze Wellen“ drei Bauanweisungen für 
Empfänger, die alle so ziemlich dieselbe Schaltung haben, 
nämlich ein induktiv rückzekoppeltes Audion: die beiden 
letzten Ausführungen haben eine kapazitive Feinstellung 
der Rüekkopplung nach Leitbäuser. Andere Schaltun- 
gen sind nicht erwähnt, obwohl sie für die Praxis Bedeu- 
tung haben. Ein weiterer Abschnitt befaßt sich mit der 
Selbstherstellung von Kurzwellenspulen. der letzte bringt 
die Anschaltunz von Tonfrequenzverstärkern. Die Bilder 
und Beschreibungen sind klar und anschaulich, und der ge- 
schickte Bastler wird mit Erfolg danach bauen. Die Schal- 
tungen entsprechen den Normen, die Einheitszeichen nicht 
immer, So muß es z.B. heißen: mA für Milliampere; pF 
für Mikrofarad. Die Sprache ist ganz auf den Bastler ein- 
gestellt. Mühlbrett. 


Kurzwellen-Verkehr. Ein Handbuch für den 
Amateur nach dem Stande vom 1.T. 1929. Von H. W. 
Priwin. Mit 788. inkl. 8% Verlag Rothgiesser & Die- 
sing A Ge, Berlin 1928, Preis geh. 1,30 RM. 

Dieses Büchlein bildet eine gute Eneänzung zu dem 
chen besprochenen von Jager, da esdie Verkehrsregeln, 
Organisation usw. enthält. Natürlich wird es den Wunsch 
weeken, selbst einen Sender betreiben zu dürfen, dem wohl 
auch in Deutschland die Behörden bald entsprechen 
dürften. Mühlbretit. 


„Hütte“ des Inzernieurs Taschenbuch. ITerausg. v. Aka- 
demischen Verein Hütte, E. V. in Berlin. 25. neubearb. 
Auflage, 3. Bd. Mit zahlr. Abb., XX u. 1203 S. in kl. 8°. 
Verlag v. Wilh. Ernst & Sohn, Berlin 1928. Preis in 
Leinen geb. 16,50 RM. in Leder geb. 18,60 RM. 

Der 3. Band der Hütte hat in der 25. Auflage eine 
gründliche Umarbeitune und Ergänzung erfahren. Er be- 
handelt wie bisher das Bauinzenieurwesen und die gesamte 
Eisenbahnteehnik. Gegenüber der vorigen Auflage ist in 
der Stoffverteilunz insofern eine Änderung eingetreten, 
als die Vermessunzskunde aus dem 3. Band herausgzenom- 
men und in den 1. verlegt, die Ausführungen über städti- 
sche Bahnen vom 2. in den 3. Band übernommen wurden. 
Die Abschnitte über Erd- und Tunnelbau, Garagenbau und 
die Kapitel über Eisenbahnsicherungsanlagen, elektrische 
Vollbahnen. Öllokomotiven und Eisenbahnwerkstätten sind 
neu. Unter Wasserkraftanlaren wurde ein Aufsatz über 
die so wichtige Wasserspeicherung durch Pumpen ein- 
gefügt. Wertvoll sind zahlreiche Hinweise über die in 
den letzten Jahren erbauten Wasserkraftanlagen und Fal- 
sperren. Im Eisenbahnabschnitt, dem besser der zum Bau- 
inzenienrwesen gehörige Brückenbau hätte voran- 
gestellt werden können, wurden neben den bautechni- 
schen Kapiteln auch die maschinentechnischen Ausführun- 
gen im Interesse der einheitlichen Darstellung dieses Ge- 
bietes noch in etwas erweiterten Umfang als bisher be- 


ETZ 1927, S. 1392. S 


rücksichtigt. Der neuen Bearbeitung liegt der Stand der 
Normung vom Herbst 1927 zugrunde, und viele neue amt- 
liche und nichtamtliche Bestimmungen wurden aufgenom- 
men, so daß der Band seinen Zweck als Taschenbuch des 
Inzenieurs auch im neuen Gewande erfüllen wird. 


W. Kraska. 


Die Hebezeuge. Von Prof. Dipl.-Ing. G. Tafel. 
1. Tei: Entwurf von Winden und Kranen. 
Mit 251 Textabb. u. 184 S. in kl. 88. 2. Teil: Förder- 
mittel im Betrieb. Mit 150 Handskizzen u. 143 S. 
in kl. 8°. (Sammi. Göschen Bd. 414 u. 417.) Verlag von 
Walter de Gruyter & Co., Berlin u. Leipzig 1928. Preis 
jedes Bandes geb. 1,50 RM. 


Der in der Sammlung Göschen erschienene Teilband I 
behandelt den Entwurf von Winden und Kranen dadurch, 
daß deren grundsätzliche Anordnung und Wirkung mittels 
ecdrängrter Texterklärungeen und Bildskizzen auch dem 
Nichtfachmann leichtverständlich vorgeführt werden. Der 
Nachteil indes so kleinformatiger Bücher, daß die not-. 
wendige Verkleinerung auch der Abbildungen diese leicht 
undeutlich und verschmiert werden läßt, muß auch vor- 
liegenden Falls mehrfach in Kauf genommen werden 
(Fig. 11, 13, 78, 100 u. a.). Bei dem „hydraulischen Antrieb 
mit geradliniger Antriebkraft* (5. 8) wäre auch der 
pneumatische als gleichartig zu erwähnen. Der II. Band 
behandelt die betriebliche Eignung der verschiedenen För- 
dermittel für die verschiedenartiren Förderaufraben und 
örtlichen Verhältnisse. Die bildliche Darstellung ist in 
eizenartiger Weise dureh Handskizzen vorgenommen, die 
das Wesentliche größtenteils recht anschaulich hervor- 
treten lassen — soweit auch hier wieder eine zu starke 
Verkleinerung oder zu skizzenhafte Behandlung dies 
nicht verhindert. Im großen und ganzen können die Werk- 
chen Interessenten als belehrend und brauchbar durchaus 
empfohlen werden. Michenfelder. 


Textilwirtschaft. Von W. Hagemann. (Jeder- 
manns Bücherei: Abt. Sozial- u. Wirtschaftswissenseh. 
Herausg. v. Fr. Glum). Mit 124 S. in 8°. Verlag von 
Ferdinand Hirt, Breslau 1928. Preis geb. 3,50 RM. 


Es ist außerordentlich schwierig, über die gesamte 
Textilwirtschaft einen genauen Überblick zu geben, ins- 
besondere über die deutsche Textilwirtschaft einschließlich 
Textilbekleidunges- und -handelsgewerbe und außerdem die 
deutsche Textilwirtschaft mit der des Auslandes zu ver- 
gleichen. Der Verfasser hat nun in obigem Büchlein auf 
Grund der ihm für die Jahre 1925 bzw. 1926 zur Ver- 
fügung stehenden Zahlen diese Aufgabe übersichtlich ge- 
löst. In der Einleitung ist ein kurzer Überblick über die 
Geschichte der internationalen Textilwirtschaft enthalten, 
im 1. Abschnitt das Wesentlichste über die Textilroh- 
stoffe. vu. zw. ihre Gewinnung, Tigenschaften, Welterzeu- 
gung und Weltverhrauch. Der 2. Abschnitt schildert die 
wirtschaftliche Bedeutung und den Aufbau der deutschen 
Textilwirtschaft und bringt u. a. über Betriebe, Arbeiter 
(etwa 1196 120, davon 52% weiblich), Standortverhält- 
nisse, Kartelle usw. und umgesetzte Jahreswerte (6,07 Mrd 


RM), Außenhandel und Absatzländer genaue Zahlen- 
angaben. 


Der 3. Abschnitt ist insbesondere für den Elektro- 
ingenieur, der sich mit dem Antrieb der Textil- 
maschinen befalt. der wichtigste und behandelt in ge- 
nügend ausführlicher Form die Einzelzweige der deutschen 
Textilwirtschaft. In übersichtlichen Zahlentafeln ist die 
Verteilung der Textilindustrie auf Betriebe, Personen, 
Außenhandel je nach Rohstoff zusammengestellt und An- 
gaben über die Größe der Anlagen, Spindelzahlen (Welt- 


spindelzahl etwa 183 Mill), Webstühle (Weltstückzahl 
etwa 4 Mill) gegeben und mit dem Auslande wiederum 


verglichen.  Textilveredlungs- und -bekleidungsindustrie 
sind kurz gestreift und ebenso der Textileroß- und -einzel- 
handel. Der Abschluß bringt die Textilwirtschaft der 
übrigen europäischen Länder, eine Zeittafel wichtiger Be- 
gebenheiten und Literaturübersichht. 

Wie aus obigem hervorgeht. kann das preiswerte 
Büchlein allen denen angelegentlich empfohlen werden, die 
sich schnell bezüglich dieser Wirtschaftsfragen unter- 
richten wollen. Trotz der Schwierigkeit, daß die meisten 
Gebiete ineinandergreifen und Wiederholungen leicht vor- 
kommen können, ist die Zusammenstellung übersichtlich 
und in klarer, packender Form durchgeführt und auler- 
dem in den vielen Tafeln wertvolles, lehrreiches und sonst 
unzugrängliches Zahlenmaterial enthalten. 

Mühlens. 


1868 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51 


19. Dezember 1929 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Der elektrotechnische Außenhandel Kanadas. — Die 
in der ETZ kürzlich geschilderte Eniwicklung Kanadas auf 
elektrizitätswirtschaftlichem Gebiet kommt auch im Wachsen 
seiner Einfuhr elektrotechnischer Vorrichtungen zum Aus- 
druck, die 1928/29 dem Wert nach z. T. sehr erheblich gegen 
das Vorjahr zugenommen hat. EI Review! gibt für alle 
Apparate (ohne Staubsauger) 26.775 Mill $ an, d.s. 7,731 
Mill $ mehr als 1927/28 (19,044 Mill $), und spezifiziert im 
übrigen den Import gemäß folgender Übersicht: 


1928.29 | 1927,28 | Anderung 

Erzeugnisse EE N 

1000 $ 
! 

Dynamos und Generatoren . . . | 1557 | 1329 | + 228 
Selbständige Beleuchtungssätze . . 93 54 ı + 39 
Transformatoren . . » 2 eà. 483 275 + 208 
Akkumulatoren und Batterien . . 722 68 + 4l 
Widerstände, Kontroller usw. . . 756 566 ı + 190 
Schalttafeln, Schalter usw. Sr 1613 1420 "rr 19 
Blitzableiter, Drosselspulen usw. . 80 ` 58. + 22 
Elektrizitätszähler . . . ... 408 347 ' + 6l 
Motoren . s... e | 4306 | 2964 +1342 
Ventilatoren `, . 2 22200. 138 1177, + 2 
Staubsauger . . 2 sos 2.0. 172 > 181 KE 9 
Heiz- und Kochapparate . . .. 384 | 251 © + Di 
Glühlampen . . SR are 190 320 — 130 
Bogenlampen . . s 2 2.2. 29 49 — 20 
Beleuchtungszubehör . . ... 1 103 814 | + 289 
Ausschalter Fassungen, Stecker usw. 647 555 + 92 
Zündvorrichtungen Magnetos . 1 109 748 | + 361 
Telegrapheninstrumente . . . . 493 207 ' + 286 
Funkröhren u. Radiogerät . . . | 5939 | 3701 ! +2238 
Fernsprecher . . . 2 2... | 1855 873 | + 982 
Andere elektrische Vorrichtungen . | 4870 | 3715 +1155 
Isolierte Kupferdrähte und Kabel . 757 | 497 | + 260 


Diese zeigt, daß mit Ausnahme von Staubsaugern, Glüh- und 
Bogenlampen die Einfuhr durchweg gestiegen ist, u. zw. 
bei Elektromotoren um 1,342 Mill $, bei Funkgerät um 2,238 
Mill $ und bei nicht näher bezeichneten elektrischen Vorrich- 
tungen um 1,155 Mill $. Hauptlieferant waren, wie bisher, die 
V.S. Amerika, denen England folgt. Mit kleineren Werten 
haben sich Japan, Schweden, Holland und die Schweiz be- 
teiligt. Auch die Ausfuhr ist, wie nachstehende Übersicht 
erkennen läßt, 


1928/29 | 1927/28 Anderung 
Erzeugnisse g. V. 


Dynamos, Generatoren, Motoren . 51 26 + 25 
Heiz- und Kochapparate .. ... 653 576 = 7 
Staubsauger . . . 2.2.2.2... 40 35 + E 
Zändvorrichtungen, Magnetos . . . 450 433 + 17 
Batterien, Telegraphen- und Fern- | 

sprechapparate . . ...... 627 | 371 + 256 
Andere elektrische Vorrichtungen . 610 | 443 + 167 


wertlich gewachsen und betrug nach der genannten Quelle 
für alle Apparate (ohne Staubsauger) 2,401 Mill $ oder 0,55: 
Mill $ mehr als im Vorjahr (1,849 Mill &). Unter den Bestim- 
mungsländern figuriert für Heiz- und Kochapparate besonders 
Neuseeland, auf das auch der größte Exportwert von Bat- 
terien, Telegraphen- und Fernsprechapparaten entfiel; ein 
beträchtlicher Teil dieser Erzeugnisse ging überdies nach 
Brasilien. Zündsysteme hat Kanada vorwiegend nach Eng- 
land und Australien, nicht näher bezeichnete Vorrichtungen 
außer in diese beiden Länder wiederum nach Neuseeland und 
vor allem nach Mexiko gesandt. 


Englands elektroteehnischer Außenhandel? — Im O k- 
tober 1929 ist, wie die Zahlentafel zeigt, die Einfuhr 
gegenüber dem Vormonat (782931 £) um 224492 £ (rd. 
289) und im Vergleich zum Oktober 1928 um 356 625 £ 
(35%) gewachsen. Für die Ausfuhr ergibt sich gegen 
den September (1330 540 £) eine Steigerung um 595 040 £ 
(45 %) und, verglichen mit dem Parallelmonat des Vorjahres, 
um 380 458 £ (fast 25%). Während der abgelaufenen zehn 
Monate hat der Import gegenüber der gleichen Periode 
von 1928 um 1433 605 £ (28%) und der Export um 747190 £ 
(5%) zugenommen. Sein Überschuß betrug 9405 064 £ 
(10 091 479 i. V.). 


1 Bd. 105, 1929, S. 537. REN: 
2 The Electrician, Bd. 103, 1929, S. 613. Vel. ETZ 19%, S. 1612. 


f Einfuhrins Ausfuhrin£ 
Erzeugnisse E, Be ee S 
1929 | 198 1929 1928 


| Oktober 
Maschinen . .... 193 454 153 324 551 037| 561 734 
Waren u. Apparate E 813 969 | 497 474 1 374 543; 983 338 


1007423 650 798 | 1925 580| 1545 122 


Januar/Oktober 
Maschinen 1 541 285 | 1437 061 | 5 245 384| 5 539 470 
Waren u. Apparate . 65.049 429 3 720 048 10 750 204 9 709 118 


6 590 714 | 5 157 109 |15 995 778,15 248 588 


Elektrotechnischer Außenhandel der V. S. Amerika, 
— Die Einfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse betrug im 
August 1929 insgesamt 229188 $, wovon 132 037 $ auf 
Kohlefadenlampen, 14699 $ auf Metalldraht- und andere 
Lampen, 43 632 $ auf nicht näher bezeichnete Maschinen und 
Teile solcher, 18843 $ auf desgl. elektrische Apparate, 
12 209 $ auf Funk- und Radiogerät, 2964 $ auf elektromedi- 
zinische Vorrichtungen und 2599 $ auf Telegraphenapparate 
entfielen. An Kohlefadenlampen hat die Union rd. 4,486 
Mill Stück, u.zw. hauptsächlich aus Japan (0,222 Mill auch 
aus Deutschland) bezogen, an Metalldrahtlampen rd. 0,618 
Mill Stück, u. zw. wiederum meist aus Japan. An der Einfuhr 
elektrischer Maschinen waren dem Wert nach besonders 
Deutschland sowie die Schweiz und am Import von Apparaten 
Schweden, England und Deutschland beteiligt. Letztere beiden 
Länder haben auch im wesentlichen das Funk- und Radiogerät 
sowie Telegraphenapparate geliefert. 

Die Ausfuhr elektrischer Maschinen, Apparate und 
Zubehörteile hatte im September 1929 einen Wert von 
13116 894 $, d.s. 5 715 921 $ oder 77 % mehr als im gleichen 
Monat des Vorjahres. Diese bemerkenswerte Steigerung ver- 
teilte sich auf fast alle Warengruppen, betraf aber besonders 
Gleichstrom- und große Wechselstromgeneratoren, Akkumu- 
latoren, teilweise auch Transformatoren, ferner Schalter und 
Sicherungen über 10 A, Meß- und andere Instrumente, kleinste 
und stationäre Motoren bis 200 PS, Teile von Motoren, Ven- 
tilatoren, Metalldrahtlampen, verschiedene Haushaltmaschinen, 


Radiogerät (bei Empfängern ist der Wert um fast 719 000 $ 


gewachsen), Fernsprechvorrichtungen, Eisenbahnsignale und 
nicht näher bezeichnete elektrische Apparate Der Export 
von isoliertem Leitungsmaterial aus Kupfer und Bahnmoto- 
ren hat gegen den September 1928 abgenommen. Nach Ka- 
nada ging wieder nahezu ein Drittel dieser Lieferungen, die, 
soweit sie den europäischen Kontinent erreichten, rd. 2,459 
Mill $ und nach Asien, Afrika und Ozeanien rd. 3,720 Mill $ 
betrugen. 


Aus der Geschäftswelt. — Als besonders wichtige Er- 
eignisse im Geschäftsjahr 1928/29 bezeichnet die Elek- 
trische Licht- und Kraftanlagen AG., Berlin, 
den Aktienaustausch mit der Siemens & Halske AG. und 
den Freundschaftsvertrag mit der Elektrizitäts-AG. vorm. 
Schuckert & Co. Durch ersteren wird besonders der wirt- 
schaftliche Zweck verfolgt, die Berichterstatterin unter Aus- 
nutzung ihrer Wesensart als Trust- und Finanzierungsgesell- 
schaft elektrischer Anlagen und Unternehmungen weiter aus- 
zubauen, speziell bei Geschäften, deren Durchführung zum 
gemeinsamen Nutzen zweckmäßig erscheiut, letzterer gilt 
dem Austausch von Erfahrungen und gemeinsamer Durch- 
führung von Geschäften. Die Elektrizitätswerke, an denen die 
Elka beteiligt ist, haben sich erfreulich weiter entwickelt, 
dagegen litten einzelne der ihr nahestehenden Fabrikations- 
unternehmungen unter der Ungunst der allgemeinen Wirt- 
schaftslage. Der Gewinn aus Wertpapieren usw. betrug 
3051337 RM (2603 745 i. V.) und der Reingewinn 2481 851 
RM (1 986 609 i. V.). Hieraus kamen wieder 10% Dividende 
auf 22,5 Mill RM dazu berechtigtes Stammaktienkapital zur 
Verteilung. 


R 2 EL World, Bd. 94, 1929, S. 959, 1057. Vgl. ETZ 1928, S. 1836 ; 1929 
. 1756. | 


Bezugsquellenverzeichnis. 
Frage 335: Wer stellt Gummon-Dachständerein- 
führungen her? 


Frage 33: Wer stellt Aluminiumdrähte von 
2..3mm Dmr. mit Oxydisolation her? 


Abschluß des Heftes: 13. Dezember 1929. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19 000 Expl. 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m, b. H., Berlin. ë 
À lm Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9. 


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Inhalt: Birnbaum, Muffen u. Endverschlüsse f. Hochspannungs- selbsttät. Verkehrsregelung 


— Theorie d. Brech. v Lichtstrahlenbüscheln — 


1569 — Brückman, Untersuch. üb. diel. Verluste b. Dauerbean- Neutro-Netzanschlußempfänger 1883 — 25 Jahre E. V. Hamburg — Aus d. Reichs- 
i u. verschied. Temperaturen 1873 — Paulus, Unters. d. Abschaltvorg. wirtschaftsmuseum in Düsseldorf — Normenstelle d. Dt. Röntgen-Gesellsch. 
Behmelzsicher. u. Install.-Selbstschaltern b. Kurzschlüssen in el. Verteilungs- . 1884 —-Jahresversamml, Kongresse, Ausstell. 1885 — Ver- 
m. Querschn. bis zu 6 mm? bzw. Sicher. bis 25 A (Schluß) 1875 einsnachrichten 1885 — Sitzungskalender 1889 — Persön 
fundschau: Freiluftanl. in Frankreich 1872 — Stromteiler b. Gleich- liches 1889 — Briefe a. d Schriftleit.: G. W. Meyer, A. Cohn, 
en — EL Ausrüst. v. Röntgenapp. 1880 — EI. Eigenschaften v. galvanis. H. Bach / Holtzmann 1889 — Literatur: M. Planck, P Mastandrea, L. Page, 
Blleitern f. Freileit. — Koronaverl. v. Standpunkt. d. Wirtschaftlichkk. — 0. M. Müller, H. Büssing, Millenets Patent-Tabelle, O. Graf, F. Ephraim 1891 — 
ensch. u. Merkmale v. Kohlebürsten 1881 Bürstenanfleck. auf d. Ringen Eingegang. Doktordiss. 1892 — Geschäftl. Mitteil 1592 — 
Bynchronmasch, — Zweistufen-Stromwandler 1852 — Das „el. Auge“ b..d. Berichtigung 1892. 


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Elektrotechnische Zeitschrift 


(Zentralblatt für Elektrotechnik) | 
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894 


Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9 


50. Jahrgang 


Berlin, 26. Dezember 1929 


Heft 52 


Muffen und Endverschlüsse für Hochspannungskabel*. 


Von Obering Dr. Birnbaum, Duisburg. 


Übersicht. Verschiedene Konstruktionen von Muffen 
und Endverschlüssen für Kabel hoher Spannungen bis 100 kV 
und Einzelheiten ihrer Herstellung werden beschrieben. 


Aufbau, Herstellung und Betrieb neuzeitlicher Hoch- 
spannungskabel bieten eine große Anzahl interessanter 
Probleme. Ebenso wichtig wie die Kabel selbst sind aber 
auch ohne Zweifel ihre Garnituren: Muffen und Endver- 
schlüsse. Gewisse Schwierigkeiten, die diese Zubehör- 
teile bieten, liegen bekanntlich darin, daß sie oft unter 
ungünstigsten Arbeitsbedingungen in die Kabelstrecke ein- 
gebaut werden müssen und daß es daher nicht möglich 
ist, sie fabrikationsmäßig mit gleicher Sorgfalt wie die 
Kabel herzustellen. 

Die Zahl der Muffen in einem Netz läßt sich 
natürlich durch Anfertigung möglichst großer Kabel- 
längen verringern. Diesem Wunsch der Verbraucher sind 
die Kabelwerke schon soweit nachgekommen, daß ein 
Werk heute in der Lage ist, recht große Längen zu fabri- 
zieren, Längen, deren Verlegung infolge der großen 
Gewichte manchmal erhebliche Schwierigkeiten bietet 
und nur unter besonderen Bedingungen möglich ist. 
Unter allen Umständen ist es jedoch erforderlich, die 
Garnituren in ihrer Konstruktion und Herstellung so 
durchzubilden, daß ihnen der Charakter einer „schwachen 
Stelle‘ genommen wird, den man ihnen heute oft nach 
sagt. 

Im folgenden sollen einige zweckmäßige Konstruk- 
tionen für Muffen und Endverschlüsse von Kabeln 
höherer Spannung in verschiedener Ausführung sowie 
Einzelheiten ihrer Herstellung beschrieben werden. 


X 


Abb. ı. Herstellung einer Wickelmufle für 60 kV. 


Abb. 1 zeigt die Herstellung einer Wickelmuffe in 
einem metallisierten Drehstromkabel 3 X 120 mm?, 60 kV. 
Die Adern sind an den Verbindungstellen ohne Schloß 
miteinander verlötet. Dabei werden die einzelnen Drähte 
der Litze stufenförmig abgesetzt und ineinander gefügt. 
Im Bilde trägt die unterste Ader noch ihre gesamte 
Papierisolation, nachdem die Metallisierung entfernt ist. 
Bei der oberen Ader ist die Herstellung des Konus zu 
sehen: Am rechten Ende beginnend, wird ein dünnes 
mit Gewichten beschwertes Drähtchen um die isolierte 
Ader geschlungen und von der Lötstelle beginnend Lage 
für Lage der Papierisolation abgewickelt, bis jedes Pa- 
pierband am Dralıt abreißt. Dabei wird gleichzeitig das 
Drähtchen nach jeder Papierlage um ein entsprechen- 
des kleines Stück nach links verschoben, so daß die Pa- 
pierbewicklung zum Schluß konusförmig abgesetzt ist, 
wie es die mittlere Ader im Bilde zeigt. Vielfach setzt 
man in den Muffen das Isoliermaterial stufenförmig ab. 
Ohne Zweifel kürzt dies die Herstellungszeit der Muffe. 


"7 Nach einem Vortrag. gehalten in Köln am ©. IV. 1929 vor der 
Studiengesellschaft für Höchstspannungsanlagen. Eingeg. 14. X. 1929. 


Versuche haben jedoch gezeigt, daß die Bewicklung des 
stufenförmig abgesetzten Isolationsmaterials schwieriger 
ist als die eines Konus. Dies wirkt sich natürlich auf die 
Spannungsfestigkeit aus. Die Steigung des Konus beträgt 
3..5 %. Es hat sich gezeigt, daß sie genügt, um cine 
ausreichende Spannungsfestigkeit zu erhalten. Der Raum 
des Konus wird hierauf der ganzen Länge nach mit einer 
sorgfältig und ganz fest aufgebrachten Papierbewick- 
lung versehen, deren Gesamtdurchmesser wesentlich grö- 
Ber ist als der Durchmesser der ursprünglichen isolierten 
Ader. An beiden Seiten setzt man die Verstärkung wie- 
der konusförmig ab — allerdings mit größerer Stei- 


gung — und bewickelt das Ganze im Anschluß an die 
Metallisierung der Ader erst mit Zinn- oder Bleifolie, 
darüber fest mit imprägniertem Nesselband. 


Abb. 2. Wickelinuffe für 60 kV. 


Für Muffen mittlerer Spannung, also bis etwa 40 kV, 
werden die Drähte des Leiters in eine flache Hülse aus 
gut leitendem Metall eingelötet. Es sei bemerkt, daß die 
Verwendung solcher flacher Hülsen mit Öffnungen für 
das Löten die Herstellung der Verbindung wohl verein- 
facht, jedoch ist die darauf folgende Bewicklung 


Abb. 3. Vakuumfüllung der Bleimuffe. 


schwieriger als bei einem vollkommen glatten Leiter. 
(rerade die innersten, dem Leiter zunächst befindlichen 
Papierlagen erfordern bei Kabeln höherer Betriebspan- 
nung wegen der höheren Beanspruchung besondere Auf- 
merksamkeit. Die mechanische Festigkeit und gute elek- 
trische Leitfähigkeit einer sachgemäß ausgeführten Löt- 
stelle ohne Schloß steht außer Frage und ist zudem 
praktisch untersucht worden. 


Abb. 2 zeigt in der untersten Ader die fertige metal- 
lisierte Wickelstelle, die obere Ader enthält die schloß- 
Icse Verbindung, die mittlere den beiderseits abgesetzten 
inneren Konus. Es ist noch zu erwähnen, daß vor Ver- 
bindung der Adern die Einzelteile der Bleimuffe, be- 
stehend aus einem Bleirohr und zwei Abschlußtrichitern, 


1870 


auf das Kabel aufgeschoben werden. Sie sind im Bilde 
teilweise zu sehen. Bei einer Muffe für 60 kV beträgt 
die Länge des Konus etwa 400 mm, die Länge der fer- 
tigen Bleimuffe 1840 mm. Verbindungstellen bei Kabeln 
höherer Spannung, z. B. 100 kV, werden nach den gleichen 
Grundsätzen hergestellt. 


Nachdem das Bleigehäuse montiert und mit dem Blei- 
mantel verlötet ist, werden alle Hohlräume der Muffe 
unter Vakuum mit heißer Kabelimprägniermasse ausge- 
füllt. Die Ausführung der Vakuumfüllung zeigt Abb. 3. 
Auf einen in die Bleimuffe eingelöteten Nippel wird ein 
Aufsatz aufgeschraubt, der einen Druckmesser sowie die 
Zuleitungen zur Vakuumpumpe und zum Massegefäl 
(hinter der Muffe) trägt. Die Vakuumpumpe wird mit 
Benzinmotor angetrieben. Die Bleimuffe aus Hartblei 
ist so durchgebildet, daß sie dabei dem atmosphärischen 
Überdruck standhält. Zum Schluß erhält die Muffe noeh 
ein Schutzgehäuse aus Gußeisen. Die Gesamtlänge der 
fertigen Muffe beträgt 2,3 m. 


1285 - — 


ee 


Hartpapierisolatoren Porzellanisolatoren 


Abb. 4. Endverschlüsse für 5 kV. 


Über die Endverschlüsse ist im allgemeinen 
zu sagen, daß ihre Herstellung einfacher ist als die der 
Muffen. Schwierigkeiten bereitet höchstens die Metalli- 
sierung der Adern, für die ja ein besonderer Abschluß 
gefunden werden muß!. Hierbei haben sich Wickel- 
keulen mit Konus und Sprühring gut bewährt. Bei 
Innenraum-kndverschlüssen kann man mit 
Vcrteil statt der Porzellanisolatoren solche aus ba keli- 
siertem Hartpapier verwenden. Porzellanisola- 


Abb. 6 Dreifach-Endverschluß 
für 5 kV-H-Kahel. 


Abb. 5. Einfach-End- 
verschluß für H-Kabel. 


toren sind ja mit vielen Nachteilen behaftet: sie sind 
zerbrechlich, schwer, daher schlecht zu montieren, teuer, 
benötigen bei der Beschaffung lange Lieferfristen usw. 
Isolatoren aus bakelisiertem Hartpapier sind frei von 
diesen Nachteilen und besitzen darüber hinaus in die 
Augen springende Vorteile. Wegen ihres geringen Ge- 
wichtes können nämlich zunächst die Gußteile kleiner 
gehalten werden. Abb. 4 stellt vergleichsweise zwei End- 
verschlüsse für H-Kabel mit Porzellan- und Hartpapier- 


ı Ygl. Löbner, Arch. El. Bd. 17, S. 152. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


26. Dezember 1928 


isolatoren für 25 kV nebeneinander dar. Der Größenunter- 
schied sowohl der Gußteile als auch der ganzen Endrver- 
schlüsse ist in die Augen fallend. Für den links abee- 
bildeten Endverschluß mit Hartpapier konnte ein für 
6..12kV normalisierter Gußteil (Typ F3) verwendet 
werden. Dieser Gußteil ist allseitig geschlossen und ein- 
teilig; er gewährt daher bei einer etwaigen Vakuum- 
füllung noch besondere Vorteile durch seine Dichtigkeit. 


Abb. 7. Einleiter-Endverschluß für 150 kV. 


Die Verkleinerung der Abmessungen wird auch durch 
die Tatsache ermöglicht, daß sich die einzelnen Adern des 
H-Kabels aus dem Verband des Kabels lösen lassen, ohne 
daß an den elektrischen Feldverhältnissen eine Änderung 
eintritt. Im Gußgehäuse des Endverschlusses wird ledig- 
lich eine Aufteilung der Adern des Kabels vorgenommen: 
der Abschluß der Metallisierung sitzt, wie gleich noch 
£ezeigt werden soll, im Isolator selbst. 


Abb. 8& Horizontal-Endverschluß für 150 kV Gleichstrom’. 


Bei Endverschlüssen für H-Kabel wird man das 
Innere des Isolators so geräumig halten, daß man den 
Metallisierungsabschluß darin unterbringen kann. Abb.) 
zeigt das Innere eines Einleiter-Endverschlusses für 
metallisierte Kabel mit Hartpapierisolatoren. Die Metal- 
lisierung wird bis zum Sprühschutzring auf der Wickel- 
keule geführt und endet also im Innern des Isolators 
oberhalb des Gußteiles (um dies zu veranschaulicher. 
ist in der schematischen Abb. 5 die Keule besonders hoch 
gesetzt). Durch diese Maßnahme wird die Stelle, wo die 
Ader aus dem Gußgehäuse in den Isolatorraum übertritt, 
elektrisch stark entlastet und fast feldfrei. Bei anderen 
Endverschlüssen ist es notwendig, an dieser Stelle einen 
Durehführungsisolator zu verwenden, der die Ader zen- 
trisch führt. Dies geht aus Abb. 6 deutlich hervor, die 
eine frühere Konstruktion eines Endverschlusses für 25 kV 
wiedergibt (vgl. Abb. 4, rechts). Die Metallisierung 
der Kinzeladern endet hier mit einem Sprühschutztrichter 
im Innern des verhältnismäßig großen Gußgehäuses. Da 
die Ader von da ab keine Metallisierung mehr trägt. 
müssen Durchführungsisolatoren verwendet werden, die 
weit in das Gußgchäuse hineinragen und die Ader 
zentrisch im Flansch führen. Hier liegt also an der 
Stelle, wo die Ader im Isolator aus dem Gußgehäuse 
tritt, zwischen Ader und Befestizungsflansch des Isola- 
tors die Phasenspannung. Bei der neuen Konstruktion 
ecmäß Abb. 5 ist jedoch diese Stelle praktisch feldfrei. 
daher spielt es auch gar keine Rolle. ob die Ader im 
Flansch zentrisch verläuft oder nicht. Für die elektri- 
sche Sicherheit würde es sogar gar nichts ausmachen, 
wenn die metallisierte Aderoberfläche den inneren Flansclı 
berühren würde. Abb. 7 zeigt das Innere eines in dieser 
Art ausgeführten horizontalen Einleiter-Endversehlusses 


26. Dezember 1929 


an einem kürzlich für eine Gleichrichteranlage geliefer- 
ten 150 kV-Kabel. Aus räumlichen Gründen mußte der 
Endverschluß waagerecht befestigt werden. Zwei Rohre 
aus bakelisiertem Hartpapier tragen von der Decke aus 
den Endisolator (Abb. 8). Am linken Ende ist der Ein- 
füllstutzen für die Füllmasse sichtbar. Das Kabel selbst 
ist dadurch bemerkenswert, daß es einen nach Art eines 
konzentrischen Kabels geteilten Leiter besitzt, der hoch- 
EES den Heizstrom für die Gleichrichterröhren 
rt. 


Abb. 10. Innenraum-Endverschluß 
für 60 kV. 


Abb. o Dreifach-End- 
verschluß für 60 kV. 


Gegen die Verwendung von bakelisiertem Hartpapier 
sind oft Einwände erhoben worden, sie sind jedoch gegen- 
standslos, nachdem die Praxis die vollkommen einwand- 
freie Brauchbarkeit von 
Stützern und Durchführungen 
aus Hartpapier für Höchst- 
spannungsanlagen erwiesen 
hat. Statistiken beweisen so- 
gar, daß die Zahl der Defekte 
und Störungen bei Hartpapier- 
isolatoren nur einen Bruchteil 
derer bei Porzellan beträgt. 
Vorausgesetzt wird natürlich 
Hartpapier von einwandfreier 
Beschaffenheit. 


Freiluft-Endverschluß 
für 60 kV. 


Abb. 11. 


Abb. 12. Wickelkeule im 
Endverschluß für 100 kV. 


Bei einem Endverschluß für H-Kabel von 60 kV mit 
Isolatoren aus Hartpapier beträgt die Höhe des Gußteiles 
(ohne Stativ) nur 46 cm (Abb.9). Den Einbau der zu- 
bereiteten Kabelspitzen in das Gußgehäuse bei einem 
60 KV -Kabel zeigt Abb. 10: mittlere Ader ohne, linke Ader 
mit Isolator, rechte mit Isolator und Sprühschutzkappe. 
Abb. 11 gibt einen Freiluft-Endverschluß für gleiche Span- 
nung wieder. Bei den H-Kabeln läßt sich, wie schon oben 
gesagt, jede Ader aus dem Verbande des Kabels lösen; 
diese Eigenschaft ermöglicht die Konstruktion von so- 
genannten Dreifach-Endverschlüssen, wie sie auch von 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52 


` nach 


1871 


anderer Seite? vorgeschlagen sind: Das Dreileiterkabel 
wird bis zu einer Aufteilungsmuffe aus Blei geführt, die 
drei metallisierten Einzeladern laufen von da getrennt 
bis zu Einleiter-Endverschlüssen. Geschützt sind die Adern 
durch übergeschobene und angelötete Bleirohre. Nach der 
Montage werden alle Hohlräume der Endverschlüsse, Rohre 
und Aufteilungsmuffe durch Vakuum mit heißer Kabel- 
imprägniermasse gefüllt. Die Vorteile dieser Art End- 
verschlüsse für höhere Spannungen liegen darin, daß man 
jede Phase für sich dorthin führen und endigen lassen 
kann, wo es gerade die örtlichen Verhältnisse bedingen. 
Man kommt mit dei Stück Einleiter-Endverschlüssen aus, 
spart das große Gußgehäuse und Füllmasse. | 


Abb. 13. Bleimuffe für Dreimantelkabel. 
A 


Die Wickelkeule im Endverschluß einer Phase eines 
Drehstromsystems von 100 kV ist in Abb. 12 wieder- 
gegeben. Die Keule ist 350 mm lang und 100 mm dick. 
Neben der Spitze steht der Isolator mit Sprühschutzkappen, 
der aufgesetzt wird. 


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Abb. 14. Dreimantelkabel mit Endverschlüssen in einer Freiluft- 
station für 60 kV. 


Neuerdings gewinnen Kabel mit bleiumpreßten Einzel- 
adern (Dreimantelkabel) immer mehr an Bedeutung. Die 
zusätzlichen Bleimantelverluste sind hier zwar etwas 
höher als bei normalen Kabeln, man nimmt sie aber gern 
in Kauf gegenüber den Vorteilen dieses Kabeltyps: Da 
das Kabel aus drei Einleiter-Bleikabeln verseilt ist, hat es 
große Biegsamkeit; es läßt sich ferner in großen Längen 
herstellen und bietet bei Anwendung der Metallisierung 
Höchstädter die gleichen Vorteile wie die 
H-Kabel, d. h. geringe dielektrische Verluste, Ionisierungs- 
freiheit, Stabilität im Betriebe, höhere Belastbarkeit. Die 
Muffen für solche Kabel werden in der Form ausgebildet, 
wie sie Abb. 13 zeigt: Die drei einzelnen Bleimäntel der 
Adern enden in Ansatzstutzen einer gemeinsamen Blei- 
muffe, die die drei metallisierten Verbindungstellen um- 
schließt. Die Verbindungstellen selbst werden hergestellt 
wie oben beschrieben (vgl. Abb. 1 u. 2). Die Anwendung 
eines gemeinsamen Bleigehäuses für alle drei Adern hat 
den Vorteil, daß nach der Montage alle drei Adern gleich- 
zeitig in einem Prozeß mit Vakuum zur Imprägnierung 
behandelt werden können. Die Bleimuffe erhält ein in 
Abb. 13 nicht dargestelltes eisernes Gußgehäuse, das der 
Muffe einen stabilen mechanischen Schutz gibt. Bei den 
Endverschlüssen von Dreimantelkabeln ist ein mit Isolier- 
masse gefülltes Gehäuse nicht nötig. Man ist in der Lage, 
jedes der drei Einzelkabel mit einem Einleiter-Endver- 
schluß abzuschließen, der sich ja durch seine symmetrische 
Einfachheit auszeichnet. Abb. 14 zeigt den Abschluß eines 
für eine Freiluftstation gelieferten Dreimantelkabels für 


2 Vgl. DRGM. 954566 der AEG, siehe a. ETZ 1923, 8. 297. 


BERG e ml dep mm Dar ft. ME ae ER 


1872 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


26. Dezember 1929 


60 kV: Abb. 15 gibt den Zusammenbau unterhalb der Sam- 
melschienen der zugehörigen Innenraum-Endverschlüsse 
wieder, die aus offenen Tragrahmen? mit Einleiter-Endver- 
schlüssen bestehen. (Durch Belastungsversuche wurde 
übrigens dargetan, daß Gußeisen als Material für diese 
Endverschlüsse bis zur mittleren Stromstärke von 150 bis 
200 A unbedenklich verwendet werden kann. Bei höheren 
Stromstärken erhält der Tragrahmen zur Befestigung der 
Isolatoren Einsätze aus unmagnetischem Material.) 


Abh. 15. Innenraum-Endverschlüsse für Dreimantelkabel für 60 kV. 


Vielfach ist es zweckmäßig, die Adern des Kabels je 
nach den örtlichen Verhältnissen einzeln enden zu lassen, 
so daß man sie nach Wunsch montieren kann, in anderen 
Fällen ist es angebracht. als Endverschluß des ganzen 
Kabels eine konstruktive Einheit zu besitzen. Beiden An- 
forderungen genügt der kombinierte Abschluß eines 
Kabels mit bleiumpreßten kinzeladern (Abb. 16). Er be- 
steht aus einem Trag- 
rahmen mit abnehm- 
baren Einleiter-Endver- 
schlüssen. Einmal läßt 
er sich als Ganzes ver- 
wenden. wie ces die 
rechte Hälfte des Bildes 
zeigt, anderseits lassen 
sich die abnehmbaren 
Einzelendverschlüsse so 
montieren, wie es den 


örtlichen Bedingungen 
entspricht. Diesen Kon- Abb.1& Kombinierter Abschluß für 
struktionen sind fol- Dreimantelkabel. 


gende Vorteile eigen- 

tümlich: geringes Gewicht. daher leichte Montage, gerin- 
ger Platzbedarf, Übersichtlichkeit. kleiner Bedarf an Ver- 
wußmasse. 

Über die Prüfungen. die man an Neukonstruk- 
tionen von Garnituren vornehmen wird, sei zum Schluß 
noch folgendes gesagt. Die Anforderungen. die an die 
Garnituren gestellt werden, müssen die gleichen sein wie 
bei dem Kabel selbst. für das sie bestimmt sind. Bei einer 
Spannungsprüfung sollen sie also mindestens die gleiche 
Spannunegsfestigkeit wie das Kabel selbst besitzen. Probe- 
weise fertiggestellte Garnituren werden zunächst also 
auf Spannungsfestigekeit geprüft. Bei den Endver- 
schlüssen wird die Spannung mehrere Male bis zum 
Überschlag gesteigert, ohne daß sich Schäden ergeben 
dürfen Ein gutes Kriterium für Muffen geben die 
dielektrischen Verluste. Obgleich die zusätzlichen Watt- 
verluste der einzelnen Muffe auf eine größere Kabellänge 
wenig ausmachen und kaum von den eigentlichen Kabel- 
verlusten zu trennen sind, so liefert doch die Verlust- 
kurve, aufgenommen an kurzen Kabelstücken mit einge- 
bauter Muffe, ein gutes Bild über den Zustand der Muffe, 
weiter aber auch über die Arbeitsweise und die Eignung 
des jeweiligen Monteurs. 


3 Vgl. ETZ 19%, 8. 310. 


Kine scharfe Prüfung, die den Betriebsverhältnissen 
recht nahe kommt und sich mit verhältnismäßig einfachen 
Mitteln durchführen läßt, besteht in periodisch abwech- 
selnder Strom- und Spannungsbelastung. Das Kabel wird 
mit seinen Garnituren zunächst mehrere Stunden mit dem 
höchstzulässigen Strom belastet, bis es vollkommen durch- 
gewärmt ist, und hierauf mit der 1,5-... 2fachen Betriebs- 
spannung bis zur vollkommenen Wiederabkühlung ge- 
spannt. was ebenfalls mehrere Stunden in Anspruch nimmt. 
Kann diese Prüfung neben den bereits erwähnten mehrere 
Tage lang ohne Fehler durchgeführt werden, so darf man 
von der Güte aller Teile überzeugt sein. 


Der Einbau der Garnituren auf der Strecke fordert 
naturgemäß ein sehr gut ausgebildetes Monteurpersonal. 
wenn nicht eine ganze verlegte Kabelstrecke wegen un- 
sachgzemäßer Montage der Garnituren gefährdet sein soll. 
(Neuerdings gehen die Bestrebungen dahin, die mensch, 
liche Handarbeit bei der Muffenherstellung dureh rein ma- 
schinelle Methoden überflüssig zu machen.) 


Beiläufixr sei bemerkt, daß aus diesem Grunde die AG. 
Kabelwerk Duisburg ihren Prüffeldern eine Monteur- 
schule angegliedert hat, in der die Streckenmonteure 
mit den neuesten Arbeitsmethoden vertraut gemacht wer- 
den, die zur Herstellung von hochwertigen Verbindungen 
in Muffen üblich geworden sind. Nach erfolgter Unter- 
weisung werden in der Schule von den Monteuren Probe- 
muffen in Kabelstücke eingebaut und Eindverschlüsse an- 
gebracht, die nach Fertigstellung den oben geschilderten 
Prüfungen unterzogen werden. Für die Streckenmontage 
werden schließlich nur solehe Monteure gewählt, die die 
ihnen aufgegebenen Probemontagen — mehrere Muffen 
und Endverschlüsse verschiedenen Typs — einwandfrei 
ausgeführt haben. 


Freiiuftaniagen in Frankreich. 


Man war im Jahre 1921 in Frankreich noch der 
Meinung, daß Freiluftanlaxgen bei Spannungen unter 
100 kV nicht in Frage kämen. Jedoch schon im 


Jahre 1923 verwendete man auf Grund der amerikani- 
schen Praxis Freiluftanlagen mit Spannungen bis 33 kV. 
Im Jahre 1925 benutzte man die Freiluftanlagen jedoch 
schon bei Spannungen von 15 und 5 kV. S. Teszner! 
beschreibt die Anlage Bully-les Mines, die mit den eben 
erwähnten Spannungen seit dem Jahre 1925 mit gutem 
Erfolge arbeitet. Obwohl für die Apparate auf der AEN, 
Seite Konstruktionen Verwendung fanden, die sonst bei 
Betriebspannungen von 33 kV benutzt werden, ergab sich 
doch bei der -Anwendung einer Freiluftanlage noch eine 
Ersparnis von 10% gegenüber einer Gebäudestation. Der 
Gesamtaufbau dieser Freiluftanlage bietet an sich nichts 
Neues, denn es handelt sieh um einen Hechbau mit Gitter- 
masten, der in Deutschland nur in Ausnahmefällen ge- 
baut wird. Die Trennschalter z. B. sitzen in einer Hoi: 
von 6..10m. Die Sammelschienen sowie die übrigen 
Verteilungsleitungen sind aus Kupferrohr hergestellt. 


Der Verfasser weist darauf hin, daß infolge der guten 
Erfahrungen, die man in Frankreich allgemein mit den 
Freiluftanlagen gesammelt hat, auch in tropischen Gegen- 
den derartige Konstruktionen verwendet werden. iz 
Frankreich werden fast ausnahmslos die Freiluftanlageu 
in zwei oder drei Stockwerken über der Erde ausgeführ:. 
Verfasser weist auch auf die deutschen Anlagen hin, die 
in ihrem Gesamtaufbau, namentlich hinsichtlich der 
Kisenkonstruktionen, viel ruhiger wirken als die franzö- 
sischen und amerikanischen Bauarten. Um diese Tatsaechr 
zu zeigen, werden in dem Artikel die Freiluftanlagen in 
(tößnitz und Wildau im Querschnitt gezeigt’. 

Zum Schluß beschreibt der Verfasser noch die grobe 
Freiluftanlage „La Neuveville”“ bei Nancy, die in der be- 


kannten Hochbauweise mit Gitterträgern ausgeführt 
wurde. Sie arbeitet mit einer Spannung von 120/65 ki 


und hat eine Grundfläche von 220-47m. Die Sammel- 
schienenverbindungzen sind aus Stahlröhren hergestellt 
und die schweren Apparate wie Transformatoren und ol. 
schalter sind in der üblichen Weise auf Betonsockeln 
montiert. Der Verfasser erwähnt auch noch die in Ir, 
lien ausgeführten Freiluftanlagen, über die ein Dach ge- 
setzt wurde, und bemerkt dazu, daß man in Frankreich 
von diesen Konstruktionen abschen würde. 

Die klare, sachliche und objektive Darstellung des 
Verfassers ist anerkennenswert. Pr. 


1 Génie eivil Bd. 94, 8. 1. 
2 Vgl. ETZ 1928. N. 382. 


26. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


1873 


Untersuchungen über dielektrische Verluste bei Dauerbeanspruchung und verschiedenen 
Temperaturen. 


(Mitteilung aus dem Hochspannungslaboratorium der Technischen Hochschule in Delft.) 


Von H. W. L. Brückman, Delft (Holland). 


Übersicht. Es wird ein Apparat zur Untersuchung 
dielektrischer Verluste bei verschiedenen Druck- und Tem- 
peraturverhältnissen beschrieben. Weiter wird über Ver- 
suche berichtet, die mit diesem Apparat an Gummi und Öl 
unter Abschluß von Luft oder Sauerstoff ausgeführt wurden, 
und es wird versucht, für die wahrgenommenen Erscheinun- 
gen eine Erklärung zu geben. Zwischen den bei Kabelisolier- 
ölen gefundenen Eigenschaften und bekannten Betriebs- 
unfällen im Kabel wird ein Zusammenhang herzustellen ver- 
sucht. 


L 


Noch immer ist das Bedürfnis nach einem unter ver- 
schiedenen Betriebszuständen widerstandsfähigen Isolier- 
stoff nicht endgültig befriedigt und es ist also sehr nötig, 
die Eigenschaften der Isolierstoffe noch eingehender zu 
untersuchen, als es bis jetzt der Fall war. Hierzu wäre 
in erster Linie zu bemerken, daß man nicht nur bei Um- 
vebungstemperatur untersuchen soll, sondern daß auch für 
höhere Temperaturen, mindestens bis 100°, bekannt sein 
muß, wie sich die isolierenden Eigenschaften der Stoffe 
ändern. Weiter ist der große Einfluß der umgebenden 
Atmosphäre zu beachten. 


Abh. 1. 


Kessel für dielektrische Verlust- 
messungen (geschlossen). 


Will man sich auf Untersuchungen der Ilsolierfähigkeit 
durch dielektrische Verlustmessungen beschränken, Su 
braucht man einen in ein geschlossenes Gefäß eingebauten 
Kondensator. Um auch die dielektrischen Umstände so ein- 
ach und übersichtlich wie möglich zu machen und die 
physikalischen Erscheinungen nicht durch Nebendinge zu 
trüben. ist es weiter nötig. die Untersuchungen in einem 
homogenen Felde vorzunehmen (planparallele Konden- 
. satorbeläge). Meist werden die dielektrischen Verluste in 
einer Wechselstrombrücke untersucht. Obgleich auch bei 
den vorliegenden Untersuchungen diesem Wege gefolgt 
wurde, darf nicht unerwähnt bleiben, daß in vielen Fällen 
dieses Verfahren unnötig umständlich ist; eine gewöhn- 
liche Isolationsmessung, aber in demselben elektrischen 
Felde, ist öfters genau so aufschlußreich und, wenn man 
hochgespannten Gleichstrom zur Verfügung hat, wegen 
der Verwendungzsmöglichkeit von Drehspulgalvanometern 
einfacher und genauer. Im Laufe des Aufsatzes wird 
noch darauf zurückzekommen. 

Das benutzte Kondensatorgefäß ist in Abb. 1 und 2 
geschlossen und geöffnet dargestellt. Der Kessel ist 
druckfest für 20 at und hat verschiedene Durchfüh- 
rungen, eine oben sichtbare für die Einführung von 
Spannungen bis zu 50 kV in den Kessel, weiter 
unten eine ebenfalls schr gut isolierte, durch die der 


Abh. 2. Kessel flir dielektrische Verlust- 
messunken, geöffnet, mit Kondensator. 


untere Kondensatorbelag mit der Meßeinrichtung ver- 
bunden werden kann. Weitere Durchführungen dienen 
der Stromzuführung an die Heizspirale und der Tempe- 
raturmessung mittels Thermoelemente. Der Kessel kann 
mit in Vakuum getrockneten Ölen oder mit Gasen unter 
Druck gefüllt oder aber auch evakuiert werden. Von den 
beiden planparallelen Flächen des Kondensators kann die 
obere durch Mikrometerschrauben auf einen gewissen 
Abstand von der unteren eingestellt werden. Der untere 
Belag ist nach Price ausgeführt, d. h. der mittlere Teil 
(12 em Dmr.) ist zu der Meßeinrichtung geführt und 
der Rand kann geerdet oder auch auf das Potential 
des Vibrationsgalvanometers gebracht werden. Da eine 
mögliche Erwärmung des Isolierstoffes durch das elek- 
trische Feld selbst und durch Stromwärme möglichst wenig 
Temperatursteizerung im Kondensator erzeugen soll, ist 
die Wärmekapazität der aus diekem Messing bestehenden 
Beläge groß gewählt und für gute Wärmeabfuhr durch 
Konvektion und Strahlung Sorge getragen worden. 


Als Isolierstoff für Meßkondensator und Kessel wur- 
den verschiedene Stoffe versucht, wobei sich wieder die 
Notwendigkeit der auszuführenden Untersuchungen da- 
dureh ergab, daß nach längerer oder kürzerer Zeit das 
Gerät durch Durchschläge oder 
durch allmählich entstehende Leck- 
widerstände unbrauchbar wurde. 
Letztere Fehler sind insofern bce- 
sonders unangenehm, als sie die 
Meßergebnisse nur fälschen, nicht 
aber die Messung an sich unmöglich 
machen. Im allgemeinen war daher 
unsere erste Erfahrung, daß es ein 
wirklich brauchbares Material für 


Abb. 3. Dielektrische Verluste von 
wasserhaltigem Öl. 


Hochspannung von 30 ... 50 kV/cm. einen Druck von einigen 
Atmosphären und Temperaturen bis 120° nicht gibt; zum 
Schluß waren alle anderen 1solierstoffe aus dem Kessel 
wieder verschwunden außer Porzellan und Quarz, deren 
Bearbeitbarkeit nicht eben bewundernswert ist. 


IL 


Zuerst seien einige Untersuchungen an Gummi 
und Gutta erwähnt. Gummiplatten von 2...5 mm Dicke, 
wie sie für isolierte Drähte Anwendung finden, wurden 
in den Apparat gebracht, dieser evakuiert und durch 


Phosphorpentoxyd getrockneter Stickstoff von einigen 
Atmosphären Druck in den Kessel gelassen. Anfänglich 


werden dann in Feldern von 10...30 kV/cm für den tg ô 
Werte gefunden, die für die Hochspannungstechnik sehr 
zufriedenstellend sind, aber schon nach einigen Stunden 
beginnen die Werte zu steigen und nach einigen Tagen 
unter Spannung muß in allen Fällen ausgeschaltet wer- 
den, weil die Verluste derart angewachsen sind, daß ent- 
weder der speisende Hochspannungstransformator über- 
lastet wird oder auch trotz der großen Wärmekapazität 
und zuten Wärmeabfuhr des Kondensators die Tempera- 
tur nicht mehr konstant zu halten ist. Öffnet man nun 
die Apparatur und untersucht nach dem ersten Ansteiren 


1874 


des Verlustwinkels das Material, so kann man unter dem 
Mikroskop oder nach längerer Spannungsbeanspruchung 
mit bloßem Auge in und auf dem Isolierstoff, der anfäng- 
lich weißgrau ist, braune Flecke wahrnehmen. Hat man 
den Versuch länger dauern lassen, so sieht man, daß 
unter dem Einfluß des Feldes das Gummi seine chemische 
Zusammensetzung offenbar völlig geändert hat. Es sieht 
aus, als ob ein Verrottungsprozeß in dem Material statt- 
gefunden habe, die kranken Stellen sind nicht mehr fest, 
das Gummi ist dort mehr oder weniger flüssig geworden 
wie Pech. Es ist deutlich, daß man auf diese Weise den 
sich bei einem Durchschlag abspielenden Vorgang auf 
halbem Wege unterbricht, denn der ganze Durchbruch- 
prozeß geht jetzt allmählich vor sich; wenn das Gummi 
im Kondensator derart verändert worden ist, was je nach 
Qualität. in wenigen Stunden oder Tagen der Fall sein 
kann, isoliert es wohl noch, aber nicht mehr wie im An- 
fang wie ein Hochspannungsmaterial, sondern eher wie 
Holz oder Fiber. Der Versuch lehrte oder vielmehr be- 
stätigte also zwei Tatsachen: Gummi ist für Hochspan- 
nung unbrauchbar und Luft oder Sauerstoff spielen hier- 
bei nicht die Rolle, die man ihnen gewöhnlich beimißt, 
denn dieser Versuch war ja unter vollständigem Ab- 
schluß von Luft und Sauerstoff aus- 

geführt. Wir werden weiter unten 
noch Gelegenheit haben, auf die che- 
mische Wirksamkeit des elektri- 
schen Feldes zurückzukommen. 


Abb. A Dielektrische Verluste von diek- 
Hüissigem in und dünntlüssigem (8 Öl. 


III. 


Merkwürdig sind auch die Erscheinungen bei der 
Untersuchung von Ölen. Schon Möllinger hat in 
seiner Dissertation darauf hingewiesen!, daß die Verluste 
mit der Zeit abnehmen (Abb. 3). Tatsächlich können 
die Verluste (tg 8) von einigen Prozenten bis zu einigen 
Promille abnehmen, wenn man nicht sehr sorgfältig ge- 
trocknetes Öl anwendet. Dann wird die anfänglich große 
Arbeitsaufnahme des Isoliermaterials dazu verwendet, 
die Wasserteilchen nach den Elektroden wandern zu 
lassen, wofür in dem dickflüssigen Öl natürlich Reibungs- 
arbeit erforderlich ist. Es läßt sich auch feststellen, daß 
der Ruhezustand später eintritt, wenn das Öl dickflüssirer 
ist; ist aber das Öl so dick, daß Bewegung nicht mehr 
möglich ist, so tritt der Ruhezustand ebenfalls schon nach 
kurzer Zeit wie bei sehr dünnflüssigen Ölen ein. Aber 
auch wenn das Öl mehr oder weniger vollständig trocken 
ist, verzeht doch noch immer eine gewisse Zeit (je nach- 
dem Minuten, Stunden, auch wohl Tage, wenn das Öl 
stark verunreinigt ist, z.B. durch Fasern). während wel- 
cher die Verluste sich stark ändern: auch diese Ande- 
rungen können dem mechanischen Arbeitsverbrauch durch 
innere Reibung der sich im Felde einstellenden Teilchen 
mit verschiedener Dielektrizitätskonstante zugeschrie- 
ben werden (Abb. 4). 

Daß Viskosität und innere Reibung hier eine Rolle 
spielen, sogar eine ausschlaggebende, wenn man nicht 
aufpaßt und nicht mit genügender Geduld auf den Be- 
harrungszustand wartet, kann man auch bei Verlust- 
messungen bei verschiedenen Temperaturen bemerken. 
Bei sinkender Temperatur müssen der Theorie nach die 
Verluste Kleiner werden, also tgd sinken (Abb. 5), aber 
oft wird man bemerken, daß tz A bei fallender Tempera- 
tur steigt, nur weil durch Viskositätsänderunz die innere 
Reibung steigt, und je ungleichmäßiger das Feld oder je in- 
homogener das Öl ist, je mehr Verlustwinkel und Viskosi- 
tät zusammenhängen, um so mehr sind die zefundenen 
Werte bei verschiedener Frequenz und bei Gleichstrom 
verschieden. 

Man kann dieses Phänomen mit dem Isolationszustand 
eines sich einstellenden Elektrometers vergleichen. 
Ist das Klektrometer, das wir mit sehr guter Isolation 
voraussetzen, in Ruhe, so messen wir tgd=0, ist aber 


ı Möllinger, Dissertation T. H. Darmstadt 192%. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


26. Dezember 1929 


der Zeiger in Bewegung, so wird durch das Meßsystem 
Arbeit aufgenommen und wir werden für Le A während 
der Bewegung einen größeren Wert finden. Durch dieses 
Beispiel erklärt sich auch, daß bei Spannungsänderung 
von neuem eine Inkonstanz beginnt, bis sich das neue 
Gleichgewicht eingestellt hat. Diese Gleichgewichtslage 
kann auf verschiedene Weise erreicht werden; die An- 
fangskurve für tgô ist also kaum reproduzierbar und 
auch für verschiedene Frequenzen verschieden. Der End- 
wert aber, der im Beharrungszustand auftritt, ist immer 
auf denselben Isolationswert zurückzuführen, den man 
auch bei Gleichstrom nach dem Erreichen eines konstanten 
Ausschlages des Galvanometers mißt (Abb.6). 

Aus dem Vorhergehenden kommt man also zu folgen- 
dem Schluß. Die Arbeitsverluste, die man dielektrische 
Verluste nennt, kann man in zwei Gruppen einteilen, 
u. gw: 

1. Transiente oder vorübergehende Verluste, das sind 
Arbeitsaufnahmen im Dielektrikum, die vornehmlich 
davon herrühren, daß die elektrische Energie sich 
leicht in andere Energieformen umwandelt (mecha- 
nische Arbeit, Wärme, potentielle Energie im 
Schwerkraftfelde). Diese Verluste sind von der 


tg d LIU lg R 
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Abb. 5.1[Dielektrische Verluste bei rer 
schiedenen“ Temperaturen (Einfluß der 
Viskositätsänderung). 


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PHHH 
Lige CES 
ATELIER, 


40 


Abb. 6. Dielektrische [Verluste bei ver- 

schiedenen Temperaturen Endwerte und 

die aus tg ô berechneten Werte für den 
Widerstand». 


Frequenz abhängig und ziemlich harmlos, jedoch 
mindern sie den Wert der VerluStbestimmung als 
Qualitätsmessune. Auch Umwandlungen in chemi- 
sche Energie können auftreten; sie führen zur Zer- 
störung des Materials. NW 

2. Stationäre oder Widerstandsverluste, das sind rein 
Joulesche Verluste, die von der Frequenz bis zu 
sehr großen Periodenzahlen unabhängig sind. Maß- 
gebend für die Qualität des Isolierstoffes sind sie 
nur dann, wenn unter den erstgenannten Verlusten 
keine chemischen Umwandlungen vorkommen. 


IV. 


Die auf diese Weise gemessenen Größen — bei 
Gleichstrommessung als Isolationswiderstand, bei Wech- 
selstrommessung als dielektrischer Verlust (tg) be- 
zeichnet — sind für die Qualitätsbestimmung nur wenig 
brauchbar. Bei an sich guten Isolierstoffen ist es kaum 
möglich, auf diese Weise brauchbare Qualitäten von den 
weniger brauchbaren zu unterscheiden. Die Unterschiede 
kommen vielmehr erst zutage, wenn man die Messung auf 
höhere Temperaturen ausdehnt. 

Man kann Stoffe aussuchen, die alle bei 10...20° 
einen Verlustwinkel von nicht mehr als 2...5% haben. 
d.h. bei denen der Wattstrom nur 2...5 Tausendstel des 
Verschiebungstromes beträgt; schon bei 40° kann aber 
dann das eine Material einen Wattstrom gleich dem Ver- 
schiebungstrom, die anderen einen zweimal so großen 
Wert haben, während bei einem dritten teö nur 5% 
ist. Man kann dann Zustände erreichen (bei Kabel- 
isolierölen z. B. bei 110...120°), bei denen der Isolier- 
widerstand so klein wird, etwa 10° Q/mm/cm?°, daß die 
eizene Joulesche Wärme im Material genügt oder sogar 
schon zu groß ist, um die Wärmeverluste des Apparates 
zu decken. Dann heizt also die Spannung den Isolierstoff 
von selbst und es folgt mehr oder weniger schnell ein 
Durchschlag, weil ein labiler Zustand eingetreten ist. 
Auf diese Weise kann man Öl, das erst auf etwa 120 ° an- 
xewärmt ist, in ein paar Tagen durchschlagen, da durch 
die Hochspannungsauelle in das Öl etwa 10 W geliefert 
werden (10 kV, 10’Q Widerstand des Kondensators). 
Auch kann man durch Erwärmung die chemische Zu- 
sımmensetzung der Isolierstoffe ändern; bei der Abküh- 
lung treten dann nicht wieder dieselben niedrigen Werte 
wie zuvor auf und diese Tatsache ist für die Qualitäts- 


26. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


1876 


bestimmung sehr wichtig. Damit erklärt es sich auch, daß 
ein Kabel unter Betriebspannung, das einmal durch Über- 
lastung oder sonstwie eine zu hohe Temperatur bekommen 
hat, durch Selbstheizung des Isolierstoffes erst längere 
Zeit nach dem Auftreten der Belastung durchschlägt. 


V. 


Es wird klar sein, daß bei dem Vorhergehenden 
Gas- oder Luft- oder Vakuumblasen im Isolierstoff gar 
keine Rolle zu spielen brauchen. Doch ist es, besonders 
bei Kabelisolierstoffen, sehr interessant, auch den Ein- 
fluß der eingeschlossenen Gase zu untersuchen. Ist das 
Gas atmosphärische Luft, so tritt eine fortwährende 
Wasserabsorption ein. Dann nehmen also allmählich die 
Verluste zu und ein Durchschlag ist unabwendbar. Aber 
auch Gasabsorption kann schädlich sein, und sogar, wenn 
gar kein Sauerstoff anwesend ist und sich nur inerte Gase 
im Isolieröl befinden, kann man beobachten, daß die Ver- 
luste durch im Öl gelöstes Gas steigen. Evakuiert man 
dann den Kessel wieder und läßt von neuem Stickstoff 
zu, so sind die Verluste wieder kleiner geworden und 
die Zunahme beginnt von neuem. Diese Lösung von 


Gasen in verschiedenen Ölen ist allerdings unangenehm, ` 
viel unangenehmer ist aber noch die indirekte Folge, 
daß durch das Lösen in dem Raum, in dem sich das Gas 
zwischen den Isolierstoffen befand, der Gasdruck und 
dann die dielektrische Festigkeit abgenommen haben. Die 
Löslichkeit ist auch sehr von der Temperatur abhängig; 
bei hoher Temperatur wird zwar weniger Gas gelöst, 
aber durch die dann größere Flüssigkeit der Öle werden 
die Gase tiefer in den Isolierstoff eindringen, da sie leich- 
ter diffundieren können. Nach längerer Zeit, denn auch 
diese Lösung geht langsam vor sich, kann in den luft- 
leeren Blasen, die vorher Gas enthielten, Ionisation statt- 
finden; außerdem ist schon in der Umgebung der Blasen 
das Isoliermaterial durch die gelösten Gase schlechter ge- 
worden und hier entstehen dann „hot spots“, verbrannte 
oder jedenfalls verkohlte Stellen, und schließlich folgt der 
Durchschlag, wenn nicht schon vorher, gewarnt durch die 
Zunahme der Verluste, das Kabel außer Betrieb ge- 
nommen wurde. Ein solcher Durchschlag kommt aber nur 
für den „plötzlich“, der sich nicht durch regelmäßige Ver- 
lust- oder Isolationsmessung bei Betriebspannung davon 
überzeugt hat, daß diese Größen normal geblieben sind. 


Untersuchung der Abschaltvorgänge in Schmelzsicherungen und Installations-Selbstschaltern 
bei Kurzschlüssen in elektrischen Verteilungsanlagen mit Querschnitten bis zu 6 mm? bzw. 
Sicherungen bis 25 A. 

_ (Im Auftrag der Unterkommission für I.-S.-Schalter des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.) 


Von C. Paulus, Oberbaurat, München. 
(Schluß von S. 1835.) 


Die Oszillogramme der Kurzschlußversuche 9... 12 
(Tafel B) wurden vom Elektrischen Prüfamt 3 Mün- 
chen in einer Gleichstrom-Hausinstallation (großes Schul- 
gebäude) mit 234 V Spannung aufgenommen. Die Steig- 


und Verteilungsleitung vom Hausanschluß bis zum Unter- 
zähler hatte einschl. der dazwischengeschalteten Apparate 
einen Ohmschen Widerstand von 0,11Q und eine Induk- 
tivität von etwa 1,5 mH. Die Versuche wurden mit Unter- 


TafelB. Oszillographische Kurzschlußaufnahmen bei 234V Gleichstromin ciner 
ausinstallation. 


a Straßenverteil.-Kabel 

db Hausanschluß 2DIV- 
Stöpsel 100/500 

e 2<165 m NGA 70 mm? 
1.21solierr.3mmDmr. 

d e Is. F. 100 A, 
220 V. 2 


e Hebelschalter k Abzweigklemme 
1. Obergeschoß 


fe 2 Dz IV, 80/500 2 Dz III, 35/500 


l 
2x NGA 70 3 
g i. Ken Duck 23 Dar. m Unterzähler. 4 m NGA 


6 mm 
h Abs weige mme Erd- n Doc oder Elfa- 


25 m NGA escho a Automa 
35 mm? in 2 Isolierr. i 6m NGA 70 mm?in o 1 m NGA 15 mm! 
23 mm Dr. 2 Isolierr. 3 mm Dmr. p Kurzschlußstelle 


Versuchsreihe I: DII-Stöpsel 500 V. 
Kurzschluß über einen D 


er 10 A 15 A 


6A 
‚027 2 b. Nennstrombelastung 0,0199 b. Nennstrombelastung 


0,05 Q bei Nennstrombelastung ; ‘ 
_0,2 Q beim Abschmelzen _0,11 H beim Abschmelzen 0,076 9 beim Abschmelzen 


-Stöpsel für 


Zusammensetzung 


des Kurzschlußstromkreises Kurs | Über Zeitdauer | 
schluß- | span- his zum 
strom nung . Abschmelzen 
dk Amp. | Ey Volt | t/1000 Sek. |Jg Amp.! Ey Volt !t/1000Sek.! J, Amp. Ee Volt t/10008ek. 


Unterzähler-Induktivität = 1,5 mH 


10. Hauptitgn. + Hauptzħhler + DIV-Patr.. 0,0557 Q 
Verteilungsleitungen + D III-Stöpsel 0O54 n 


Long] 


Ohne Unterzähler 


Versuchsreihe II: Elfa-Il-S.-Schalter 250 V (thermisch-elektromagnetische Auslösung). 


Zusammensetzung 


Kurzschluß über einen Elfa-]l.-8.-Schalter für 
6 A (0,11 D 


10 A (0,05 9ı 15 A (0,08 9) 


des Kurzschlußstromkreises Beeler? e aus: | 
strom nung | Abschmelzen 
dr Amp. | Ex Volt| 1/1000 Sek. j| Jọ Amp. | Ee Volt |t,1000Sek.| Jọ Amp. | Ee Volt |t/1000Sek. 
| | 
11. Hauptltgn. + Hauptzähler + DIV-Patr.. 0,5579 
Verteilungsleitungen + DIIl-Stöpsel.. . 0,054 „ 
Wh-Unterzähler 5 A 220 V. .... ._ II ` se Geo Se 157 260 4,3 ia 250 4,6 
Unterzähler-Induktivität = 15 mH 167 146 4,4 
200 8,7 
12. Hauptltgn. + Hauptzähler + DTV-Patr.. 0,0557 0 266 
Verteilungsleitungen + D Ill-Stöpsel. . 0,054 „ S > = 275 150 3,1 er 200 8,4 
2,2 7 


Done j| 178 140 


Ohne Unterzähler 


1876 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


26. Dezember 1929 


Tafel C. Oszilllographische Kurzschluß 


aufnahmen bei 285 und 565 V Gleichstrom 


aus einer Batterie von 3000 Ah Kapazität (einstündig). 


a) Kurzschluß über DII-Stöpse 


I für 4, 6, 10, 15 und 25 A 500 V. 


13 14 
| | i Prüfspannung 385 V Gleichstrom Prüfspannung 565 V Gleich- 
Wider- a b) strom 
stand | "ei O o SC = = 7 Ee e 
N beim z = Dr Ge ` KE ve Bee | ` N i SS Eer | d x 
enn- a ETZ EN en SE E EN EZZ] eS ZN 
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e -S N Weg G KE LEE soem me E wees D Se P Rég S = nd 
des D Stöpsels Le 7 CS S e E | ze E + ET ZE ET | zZ zl Le SE | = u er GG w E 
zo | x SR i x =. 
Amp. | Ohm | Ohm Ohm | Amp. Amp. Ohm Ohm | Anıp. QO A 
| Nach den geltenden 
4 0,30 0,55 0,85 Kurzschluß-Prütbestim- 
| mungen für geschlossene 
Schmelzsicherungen bis 
6 0,20 0,55 0,75 2 A m der er Side 
es urzsc rom- 
kreises bei Gleichstrom 
550 V auf 0,375 Q ab 
10 OI [0,55 0,66 SE E ga neue 
beträgt daher: 
15 ' 0,076 | 0,55 | 0.026 gunn | c25 Eed 1466 A ohne Be: 
„4 
25 0,045 | 0,55 | 0,595 0,425 670 ege eier desStöp- 


b) Kurzschluß über Elfa L-S.-Schalter für 6, 10, 15 


15 


Prüfspannung 35 V (Gileiehstrom 


| a) b) 
Q ' Z. ' da t ii Z. U - Dë ` © 
Wider- || 2% FTT 1 I'L E i 
Nenn- Së Dr E = =x z%23 ZJESZ = e e 
tand zes 2:8 e See ÆTT SS E LE SE 
strom Fan Ei. 3277 SE 22 DIET SER s E EE 
KENE EESt 27 =" oe Ont ES ze e 
| SET: E ek Se SG e Ee E Ee ei rs Bemerkungen 
- Ee Be EZ Zá e eS 24201 53 ză 
| SE gSa] {E SES zias 2223, tZ Bis 
Séier 3258| EZ Ste |595: 33%% Eë 2:2 
ief LESE Eya] SE | Yes |LED szw. ZE 35% 
es Elfa- ELE SS WS E: Ges =. zu Lem ENS= i =. 
L-S.-Schalters #25 252% < | ~à mE 3z% Eo "SS 
di O2 a ež ZS = Již 
Amp. | Ohm | Ohm Ohm , Amp. | Amp. | Ohm Ohm Amp. Amp. 
| Nach den zur Zeit der Untemuchung gültigen Prüfbestimmun- 
| 22 a ` gen d. Leitsätze f. I.-S.-Schalter bis 15 A 250 V sind 1.-S.- 
6 Olt Van 0,66 432 380 | 0.38 0.49 581 Schalter nach $ 30 d. Vorschr. f. d. K. u. Pr. v. Inst. zu prüfen 
d £ a , , , bei 275 V Gleichstrom, wobei der Kurzschlußstrom 500 A 
10 0,05 0,55 0,60 46 480 0,38 0,43 663 betragen soll. Für die Einstellung ist daher der Widerstand 
i _ S - des Kurzschlußstromkreises ausschlieLlich 1.-8.-Sch.-Wider- 
15 '0,03 | 055 0,58 492 497 0,38 0,41 695 635 275 
stand auf 500 = 0,55 9 al zuzleichen. 


zähler vor der Kurzschlußstelle (R = 0,36 Q, L = 3 mH) 
und ohne Unterzähler (R = 0,11 Q, L— 1,5 mll) sowohl 
mit D 1I-Stöpseln als auch mit Elfa-1.-S.-Schaltern durch- 
veführt. Der Hausanschluß steht über eine etwa 1km 
lange Kabelleitunz mit einem Unterwerk in Verbindung 
(Schaltbild der Tafel B). 

Die Meßerzebnisse, die nebst den zugehörigen nähe- 
ren Angaben in der Tafel B zusammengestellt sind, brin- 
gen zum Ausdruck, daß bei kleineren Ohmschen Wider- 
ständen und geringeren Induktivitäten die Kurzschluß- 
ströme größer, die Überspannungen dagegen kleiner 
werden. Die Abschmelz- bzw. Stromanstiegzeiten nehmen 
vleichfalls ab, u. zw. bei Sicherungen verhältnismäßig viel 
mehr als bei I.-S.-Schaltern. Bei gleicher Netzspannung 
nehmen die Kurzschlußströme trotz des kleineren Wider- 
standes der Hausinstallation teilweise niedrigere Werte 
an als bei den früheren Versuchen 1...8. Die Ursache 
hierfür ist die vollkommene Vernachlässigung des Wider- 
standes der Kabelleitung vom Hlausanschluß bis zum 
Unterwerk bei der Aufstellung der obigen Widerstands- 
werte. Außerden wirken die mit der Kabelvorbelastun« 
zusammenhängzenden Spannungsabfälle und die Kontakt- 
überzaneswiderstände der vielen Zwischenelieder strom- 
beerenzend. Da die Abschaltunz des Kurzschlusses in 
den meisten Fällen vor Eintritt des Beharrungszustandes 
erfolgt. bedingt auch der langsame Stromanstier kleinere 
Kurzschlußströme. Über das Verhältnis der Rechnunge zur 
Wirklichkeit geben die Abb. 27 ...30 Aufschluß.: Die Be- 
zeichnungen sind die gleichen wie früher. Die wirklichen 
Kurzschlußströme bleiben stets unterhalb der errechne- 
ten: die Rechnunge wird um so genauer. je kleiner die ver- 


nachlässigten Widerstände im Verhältnis zu den berück- 
sichtigten sind. 


Die Kurzschlußversuche 13...15 wurden im Siche- 
rungsprüfraum des Elektrischen Prüfamtes 3 München 
an einer Pufferbatterie von 3000 Ah Kapazität durch- 
veführt. u.zw. über D II-Stöpsel bei 285 V Spannung und 
einem Leitungs- und Batteriewiderstand von 0,55 bzw. 
0.38 Q, ferner über D II-Stöpsel nach 8 30 der VDE-Prüf- 
vorschriften bei 565 V Spannung und einem Kurzschluß- 
stromkreis-Widerstand ausschl. Stöpselwiderstan! von 
0.38 Q. endlich über Elfa-Druckknopf-l.-S.-Schalter ent- 
sprechend den Prüfbestimmungen der Leitsätze für 1.-S.- 
Schalter bei 285 V Spannung und einem Leitungs- und Bat- 
teriewiderstand von 0.55 bzw. 0.38 Q. Den T.-S.-Schaltern 
war bei diesen Prüfungen keine Vorsicherung vorgeschaltet. 


Die Meßergzebnisse sind in Tafel C zusammengestellt. 
Nach der Cberlegung treten bei wleichbleibender Netz- 
spannung in Kurzschlußstronkreisen mit kleineren Ohm- 
schen Widerständen größere Kurzschlußströme auf als in 
solehen mit größeren Ohmsehen Widerständen. Die Er- 
gebnisse der Versuchsreihe 13 (Sicherungen) stehen z. T. 
in Widerspruch zu diesen Betrachtungen. deren Richtig- 
keit dureh die Versuche 15 (I.-S.-Schalter) sowie auch 
durch sämtliche früheren Versuche bestätigt wird. 


Ein Vergleich der Versuchsreihen 13 und 14 läßt den 
Einfluß. den die Netzspannung bei gleichbleibendem Wider- 
stand des Kurzsehlußstromkreises auf den Kurzschlußver- 
gang ausübt. erkennen. In dem vom VDE vorgeschriebenen 
Kurz<chlußstromkreis treten bei der vorgeschriebenen 


26. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


1877 


Prüfspannung bedeutend höhere Kurzschlußströme auf 
als in normalen Hausanlagen bei den üblichen Netzspan- 
nungen. Die Prüfung stellt somit höhere Anforderungen 
an die Kurzschlußsicherheit der Schmelzsicherungen als 
die Anwendung. Trotz der kurzen Schaltzeit treten wäh- 
rend der Stromunterbrechung zufolge der geringen In- 
duktivität des Stromkreises verhältnismäßig kleine Über- 
spannuneen auf. 


Abb. 28 
Abb. 27 ... 30. 


Abb. 30. 


Versuchsergebnisse zu Tafel R. 


Bei der Versuchsreihe 15 waren Elfa-Druckknopf- 
l.-S.-Schalter als Stromunterbrecher in die Kurzschluß- 
stromkreise eingebaut. Die kleineren Widerstände der 
l.-5.-Schalter und ihre etwas größeren Stromanstiegzeiten 
lassen höhere Kurzschlußströme zustande kommen als 
Sicherungen gleicher Nennstromstärke. Während der Schalt- 
zeit treten Überspannungen nicht auf. Auch die Selbst- 
schalter werden bei dieser Prüfung bedeutend höher bean- 
sprucht als bei ihrer Verwendung in Verteilungsanlagen. 
Die Kurzschlußversuche 16, 17 und 18 wurden im Labo- 
ratorium der AEG mit normalen zweiteiligen E 2-Siche- 
rungen 6...25 A, 500 V, Bauart AEG bei einer Prüfspan- 
nung von 550 Y und einem Kurzschlußstromkreis-Wider- 
stand ausschließlich des Sicherungswiderstandes von 0.47 Q 
vend mit Elfa-Druckknopf-]1.-S.-Schaltern 6...15 A bei 275 V 
’rüfspannung und einem Maschinen- und Leituneswider- 
stand von 0.7 bzw. 0.47 Q durchgeführt. Der als Strom- 
quelle dienende fremd erregte Gleichstrom-Schwungrad- 
generator stand über einen einstellbaren Metallwiderstand 
mit der Kurzschlußstelle in Verbindung. Auch diese Pri- 
funzen stellen verschärfte Anforderungen an die Kurz- 
schlußsicherheit der Abschaltglieder und unterscheiden 
sich hauptsächlich dadureh von den entsprechenden Ver- 
suchen des Prüfamtos 3 München. daß der Masehinen-Kurz- 
schlußstromkreis höhere Induktivität besitzt als der Bat- 
terie-Kurzschlußstromkreis. Die ermittelten Versuchs- 
werte sind in Tafel D zusammengestellt. 

Die auftretenden Kurzschlußströme bleiben in allen 
Fällen unterhalb der rechnerisch ermittelten dauernden 
Höchstwerte. Die Stromunterbrechung setzt stets vor 
Kintritt des Beharrungszustandes ein. und erzeugt in dem 
induktiven Kurzschlußstromkreis (L = 1.02 mil) hohe 
Überspannungen. Mit kleiner werdender XNennstron:- 
stärke wird sowohl bei Sicherungen als auch bei Selbst- 


schaltern die Kurzschlußschnellirkeit größer. Ein Ver- 
rleich der Versuehe 17 und 18 zeigt wieder, daß die 


Tafel D Kurzschlußversuche mit Sicherungen und LS. 
Schaltern bei 550 bezw. 275 V Prüfspannung 
(Schwungradgenerator). 


Nenn- | Widerstand des _ | Strom- 
strom- | Kurzschlußstrom- Errech- En an- |Schale- Größte 
stärke kreises neter i stiegs- | zeit ber- 
der Ab- en Kurz- gemesse-| zeit t span- 
schalt- | ausschl. einschl. |scniuß- ner Kurz- a nung 
vorrich- an de strom Saure in bé EN E 
Soe GA 
tung schaltvorricht, | Amp.‘ Amp. ı Sek. Sek. S] Volt 
Versuch 16. E.-Sicherungen, 2teilig, 00 V. 

6 0,47 | 0,67 820 | 380 | 0,88 0,37 650 
10 0,47 0,58 950 480 | 1,2 0,46 673 
15 0,47 ; 0546 | 1007 | 680 ' 1,52 | 0,51 | 1040 
20 | 0,47 | 0,53 1035 690 | 1,85 ı 0,74 | 1465 
25 | 0,47 0,515 1068 810 2,56 0,77 1190 

Versuch 17. Elfa-I.-S.-Schalter 250 V G1., 380 V W. 

6 0,70 0,81 340) 240 | 2,5 | 26 280 
10 | 0,70 | 0,75 | 367 | 258 3,08 50 180 
15 0,70 0,73 377. 302 | 3,35 | 9,70.. 55 

Versuch 18. 

6 0,47 0,58 475 285 2,60 4,75 | 90 
10 0,47 0,52 530 330 | 2,98 | 5,60 110 
15 0,47 0,50 550 360 3,30 10,4 96 


Stromanstiegzeiten bei Selbstschaltern fast unabhängig 
von den elektrischen Konstanten des Stromkreises sind. 
Die Oszillogramme der Selbstschalter zeigen in der Strom- 
kurve drei kennzeichnende Knickungen. Der erste Knick 
tritt auf, wenn die Eisenteile des Selbstschalters magne- 
tisch gesättigt sind, der zweite, wenn die Verklinkung des 
Schalters gelöst wird, und der dritte, wenn die Schalter- 
kontakte sich trennen und der Ausschaltlichtbogen zu 
entstehen beginnt. Jeder Stromänderung entspricht eine 
plötzliche Spannungsänderung. 


Strom und Spannung eines 6 A-Kleinselbstschalters bei Kurz- 
schluß auf 05 2 bei 190 V, 50 Hz. 


Abb. 31. 


Nach den bisherigen Versuchsergebnissen läßt sich 
über das Verhalten der betrachteten Abschaltglieder bei 
Kurzschlüssen in Verteilungsanlagen allgemein folgendes 
sagen: 

In Anlagen, in denen der Kurzschlußstrom rasch auf 
hohe Werte ansteigen kann, sprechen Schmelzsicherungen 
schneller an als 1.-S.-Schalter. Treten in einer Anlage 
nur geringe Kurzschlußströme auf oder erfolgt der Strom- 
anstieg langsam auf nicht zu hohe Werte (kleinere Haus- 
anlagen), so setzt die Stromunterbrechung bei beiden Ab- 


schaltvorrichtungen ungefähr gleich schnell ein, der 
Selbstschalter kann sogar im Vorteil sein. Schmelz- 


sicherungen gleicher Nennstromstärke erfordern bis zum 
Ansprechen ungefähr gleichgroße Abschmelz-Wärme- 
mengen. Selbstschalter wirken mit annähernd gleichbleiben- 
den mechanischen Schaltzeiten. Die Abschaltzeiten fallen 
bei Schmelzsicherungen stets kleiner aus als bei T1.-N8.- 
Schaltern. Schmelzsicherungen verursachen aus diesem 
Grunde höhere Abschaltüberspannungen. Die Kurzschluß- 
ströme sind bei Selbstschaltern (ausgenommen solche für 
6 A) meist kleiner als bei Sicherungen gleicher Nennstrom- 
stärke. 

Zum Schluß sollen noch die Kurzschlußverhältnisse 
in Wechselstromanlagen einer Betrachtung unterzogen 
werden. Die hierüber vorliegenden Messungen sind zwar 
nicht mit den gleichen Abschaltvorriehtungen und auch 
nicht unter ebenso planmäßiger Änderung der Versuchs- 
bedingungen vorgenommen worden wie die Gleichstrom- 
versuche: trotzdem geben sie gewisse Anhaltspunkte und 
einen Überblick. Allgemein ist über die Abschaltung von 
Kurzschlüssen in Wechselstromanlagen durch Installa- 
tions-Selbstschalter folgendes zu sagen: 

Je nach dem Zeitpunkt, in dem der Kurzschluß cin- 
setzt, gestaltet sich der Stromverlauf verschieden, u. zw. 
ist zwischen zwei Grenzfällen zu unterscheiden, inner- 
halb deren alle überhaupt möglichen Fälle liegen: 

1. Der Kurzschluß setzt beim Nulldurchganz der Span- 
nung ein, 

2. der Kurzschluß setzt bei dem Höchstbetraze der Span- 
nung ein. 

Von den beiden Oszilloeramınen der Abb. 31 stellt das 
linke den Fall 1., das rechte den Fall 2. dar. Im Falle 1 


1878 


ist der Strom J, sofern nur Ohmscher Widerstand im 
Kreise liegt, mit der Betriebspannung E phasengleich, 
wenigstens so lange, bis der Lichtbogen einsetzt. In dem 
vorliegenden Falle hat der Lichtbogen nur sehr kurze 
Zeit gedauert, weil der Strom beim Nulldurchgang 
unterbrochen worden ist. Enthält der Kurzschlußstrom- 
kreis auch Selbstinduktion, so erfolgt der Stromanstieg um 
so flacher, je größer die Zeitkonstante L/R des Kurzschluß- 
stromkreises ist; Stromhöchstbetrag und Nulldurchgang 
bleiben nach Erreichung des ersten Stromhöchstbetrages 
entsprechend hinter demjenigen der Spannung zurück. Im 
Falle 2. steigt der Strom ähnlich an, wie oben für Gleich- 
strom beschrieben, nur mit dem Unterschied, daß während 
des Stromanstieges sich bereits die Spannung gemäß dem 
abfallenden Aste der Sinuslinie senkt und daher der Strom- 
höchstbetrag den Wert, der dem Spannungshöchstbetrag 
entspricht, nicht erreicht. Zu beachten ist selbstverständ- 
lich, daß als Spannung in beiden Fällen die Augenblicks- 
werte einzusetzen sind, für die Kurzschlußstromspitze 


also der Höchstwert, d. h. das V 2fache des Effektivwertes. 


SH mm 


2m Ae Vam? - Ann? 
Ya 350m = 
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Í Taa E- Pr Erapechet 
EES R | um 25mm? 
1 Bage Lom Litze 15mm è 
e | 
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Hl 
E- Kë 2 inge 
nt TNurzechhußstelle 
15m Litre Gesi 25A Scherung 


Abb. 32. Anordnung der Kurzschlußversuche in der Lichtanlage eines 
Bürohauses mit Kleinselbstschaltern. 


Was die Höhe der Stromspitze anbelangt, so würde 
diese, wenn tatsächlich nur ÖOhmscher Widerstand im 
Kreise wäre, in den Fällen 1. und 2. gleich sein, weil dann 
im Falle 2. der Stromanstieg senkrecht verlaufen würde. 
Da jedoch der Kurzschlußstromkreis immer Selbstinduk- 


Im Kurzschlußstromkreis 1 Sicherung 35 A 


ı Kleinselbstschalter 6 A 2 Kleinselbstschalter 6 A 
Abb. 33. Kurzschluß im Erdgeschoß eines Bürohauses nach Abb. 392. 


tion enthält, so ist der Stromanstieg zwar sehr steil, aber 
nicht senkrecht und die Spitze daher, wie erwähnt, nicht 
ganz so hoch wie im Falle 1. In den Oszillogrammen be- 
tragen die Stromspitzen 358 A gegenüber 340 A. Außer 
dem Kurzschlußstrom J ist in diesen Oszillogrammen die 
Betriebspannung E (gestrichelt) sowie der Spannungs- 
abfall Es über den LS Schalter aufgezeichnet. 

Die Kurzschlußversuche der Abb. 31 ... 34 fanden in der 
Lichtanlage eines Bürohauses bei einer Betriebspannung 
von 1% V bei 50 Hz statt. Der Leitungsplan und die Ver- 
suchsanordnung gehen aus Abb. 32 hervor. Im Erdgeschoß 
wurden bei Kurzschlüssen (ohne Dämpfungswiderstand) 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


26. Dezember 1929 


höchste Stromstärken von 408 und 411 A erreicht, wenn 
ein 1.-S.-Schalter im Kreise lag. Waren zwei I.S 
Schalter vorhanden wie in einer regelrechten zweipolig 
gesicherten Anlage, so erreichte der Strom infolge der zu- 
sätzlichen Impedanz der Spule des zweiten Selbstschalters 
nur 364 bzw. 368 A. Bei Kurzschlüssen im 2. Stock hat die 
Stromspitze 384 bzw. 400 A bei einem [I.-S.-Schalter, 318 
bzw. 338 A bei zwei I.-S.-Schaltern betragen. Dic in den 
Oszillogrammen Abb. 33 und 34 als flache Sinuslinie 
sichtbare Grundbelastung des Stromkreises hat im allge- 
meinen eine andere Phasenverschiebung gegenüber der 
Betriebspannung als der Kurzschlußstrom. 


Zn m 


42 vn! em 
= 


\ 7 Di 


| 
igw 


TEL UL k 
Abb. 34. Kurzschluß im 2. Stockwerk eines Bürohauses nach Abb. e 


Obwohl der berechenbare Widerstand der Kurzschluß- 
stromkreise von dem in Abb. 21 angenommenen Wert von 
etwa 0,45 O nicht allzu verschieden ist, sind die Stromwerte 
im allgemeinen größer als die in den Gleichstromanlagen. 
Der Hauptgrund hierfür liegt, wie schon erwähnt, darin, 
daß eben als wirksame Spannung bei diesen rasch ver- 
laufenden Vorgängen nicht die effektive, sondern die 


Scheitelspannung (also das YV 2 fache der effektiven) ein- 
zusetzen ist. Diesem Umstand ist in den Vorschriften da- 
durch Rechnung getragen, daß nicht ein bestimmter Kurz- 
schlußprüfstrom, sondern ein bestimmter Begrenzung>- 
widerstand vorgeschrieben ist. 

Vorliegende Ausführungen lassen erkennen, daß im 
allgemeinen die Gefahren eines Kurzschlusses bedeutend 
überschätzt werden, weil die strombegrenzend wirkenden 
Einflüsse einer Anlage und der dazugehörigen Abschalt- 
glieder meist nicht in nähere Betrachtung gezogen werden. 
Diese Einflüsse sind, wie noch einmal wiederholt werden 
soll, folgende: 


1. Abschmelzwiderstand der Sicherungen bzw. Wider- 
stand der 1.-S.-Schalter. 

2. Unbekannte und rechnerisch nicht erfaßbare Kontakt- 
übergangswiderstände. 

3. Leitungswiderstand von der Anschlußstelle bis zum 
Kraftwerk. 

4. Eigenwiderstand und Verhalten der Stromquelle bei 
Kurzschluß. 

5. Unbekannte Speisekabel-V orbelastungen. 

6. Widerstandszunahme des Kurzschlußstromkreises, 
namentlich der verhältnismäßig schwach bemessenen 
Vorsicherungen infolge der Temperaturerhöhung. 

7. Kurzschlußschnelligkeit der Sicherungen und Selbst- 
schalter (Stromunterbrechung erfolgt vor Eintritt 
des Beharrungszustandes). 


Die Kurzschlußleistungen, die laut Priüfvorschriften 
des VDE von Sicherungen? und ]1.-S.-Schaltern? einwand- 
frei geschaltet werden müssen (s. Bemerkungen Tafel C), 
übertreffen in ihren Größen bei weitem diejenigen, die 
bei der praktischen Verwendung der Abschaltvorrichtun- 
gen in Verteilungstromkreisen in der Regel tatsächlich 
auftreten. Das bestehende Prüfverfahren bietet somit 
weitgehende Gewähr dafür, daß die nach den VDE-Leit- 
sätzen hergestellten Sicherungen und 1.-S.-Schalter die vom 
Elektrischen Prüfamt 3 geprüft und als einwandfrei be- 
funden wurden, in allen Fällen den Anforderungen des 
Gebrauchs genügen. 

Über das Verhalten der Schmelzsicherungen und 1.-S.- 
Schalter bei kleineren Überströmen, die nicht mehr als Kurz- 
schlußströme bezeichnet werden, soll eine besondere Ab- 
handlung berichten. Außerdem ist als Fortsetzung die Un- 
tersuchung der Kurzschlußverhältnisse in großen Indu- 
strieanlagen geplant. Das behandelte Gebiet (Verteilungs- 
anlagen bis zu 6mm?) wurde mit Rücksicht auf die I.-S. 
Schalter herausgegriffen, um einige Unklarheiten in Kom- 
missionsfragen zu beseitigen. 


2 ETZ 1998. S. 830. 
3 ETZ 199. S. 733. 


286. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


RUNDSCHAU. 


Apparate. 


Stromteiler bei Gleichriehtern. — In der ETZ 1929, 
S. 1257, bespricht Dr. Jungmichl die Anwendung und 
Wirkungsweise von sogenannten Stromteilern an Gleich- 
richtern. Es wird manchen Leser interessieren, wie die Er- 
findung der Stromteiler zustande kam. 

Der sekundäre Teil eines Transformators, der in 
Stern geschaltet sechsphasig auf einen Gleichrichter ar- 
beitet, liefert cinen Anodenstrom, der im allgemeinen nicht 
länger als !/s Periode dauert, nur bei ganz niedrigen Span- 
nungen dauert die Stromlieferung für jede Anode längere 
Zeit, was an den zur Spannung verhältnismäßig hohen 


Spannungsabfällen in 
S 


Anodenstrom als Funk- 
tion der Zeit, gemessen 
in Sechsteln der Pe- 
riode, reduziert auf die 
erste und dritte Harmo- 
nisehe. Diese unvoll- 
kommene Darstellung 
zeigt schon den großen 
Einfluß der dritten 
Harmonischen auf Be- 
vsrenzung der Stromab- 
gabe zu !/se der ganzen 
Periode. Bei dieser Form 
des Anodenstromes sind 
der Transformator und der Gleichrichter relativ ungünstig 
belastet. Günstiger werden die Verhältnisse, wenn die 
Stromform sich mehr der Sinuskurve nähert. 

Die Aufgabe bestand also darin, eine Vorrichtung zu 
schaffen, die die dritte Harmonische unterdrückt, ohne die 
erste wesentlich zu beeinflussen. Dieses Ziel wurde er- 
reicht durch magnetische Verkettung der einzelnen Pha- 
sen in Verbindung mit Kurzschlußverbindunsen, die die 
erste, fünfte usw. Harmonische über Eisenkerne der ma- 
netischen Verkettungen ohne induktive Drosselung hin- 
durchlassen, während die dritte und deren ganze Viel- 
fache darin abgedrosselt werden. Abb. 2 zeigt eine solche 


~. 


den Transformatorpha- 
sen und im Lichtbogen 
\ wg Ge 
\ / \ / 
l NaS 


liegt. Abb. 1 zeigt den 
Abb. 1. 


Abb. 2. 


Schaltung; in derselben bedeutet der mittlere Kreis das 
Gleichrichtergefäß mit 6 Anoden, der dicke Punkt in der 
Mitte ist die Kathode. Von den Anoden geht es nach 
außen über die Stromteilerdrosseln zu den sechs sekun- 
dären Phasen des Haupttransformators. Der äußerste 
Kreis bildet den Nullpunkt des Transformators, gleich- 
zeitig den negativen Pol des Gleichstromnetzes. Die sechs 
Eisenkerne der Stromteiler sind durch gestrichelte Linien 
innerhalb der Stromteilerspulen angedeutet. Wie aus 
Abb. 2 ersichtlich, ist jede Phase in den Stromteilern so 
gespalten, daß ihre Teilwieklungen auf verschiedenen und 


mit der benachbarten Phase auf demselben Eisenkern 
liegen, u. zw. so, daß sich die beiden auf einem Kern 
liegenden Spulen für gleichsinnig zu den Anoden fließenie 
Ströme in ihrer Magnetisierung entgegenwirken, während 
Ströme, die in entzerengesetzten Richtungen fließen, d.h. 


Abh. 3. 


in Richtung zur Anode und von ihr fort, das Eisen in 
gleichem Sinne magnetisieren, also gedrosselt werden. In 
Abb. 1 gibt die ausgezogene Linie annähernd den Strom 
einer Anode ohne Stromteiler wieder. Benachbarte Ano- 
den führen um zeitlich 60 7 verschobene Ströme. Da die 


Zu den Anoden 
1 2 3 4 5 6 


Abb.4. Schaltbild des Transformators mit darüberliegendem Stromteiler. 


erste Harmonische innerhalb 180° in gleicher Richtung 
Strom geben könnte, kann man schließen, daß diese Har- 
inonische durch die Eisenkerne keine Drosselung erfahren 
wird, während die dritte, die alle 60 ° ihre Richtung wech- 
zelt, in den zwei Spulen auf gemeinschaftlichem Kern in 
gleicher Richtung maenetisiert, gedrosselt wird. Bei rich- 
tiger Bemessung der Winduneszahlen auf den Stronteiler- 
kernen, entsprechend der Spannung der dritten Harmoni- 


1880 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


26. Dezember 1929 


schen, kann dieselbe im Anodenstrom und in der Transfor- 
matorwicklung ganz zum Verschwinden gebracht werden; 
Oszillogramme in oben erwähntem Aufsatz zeigen dies auch 
deutlich. 

In Abb. 3 sind Stromteiler vor den Nullpunkt des 
Transformators geschaltet. Theoretisch unterscheidet 
sich diese Schaltung nicht wesentlich von der nach Abb. 2, 
wohl aber praktisch hauptsächlich dadurch, daß die 
Wicklung nur für die kleine Spannung der dritten Har- 
monischen isoliert zu werden braucht. In Abb. 3 sind die 
6 Eisenkerne der Stramteiler auch gestrichelt angedeutet. 
Da man sicher ist, daß nie zwei um 180° verschobene 
Phasen gleichzeitig Strom geben, so kann man je zwei 
vscrenüberliegende Eisenkerne zu einem vereinigen; da- 
bei ist darauf zu achten, daß jede Spule einer benachbar- 
ten und der gegenüberliegenden Phase auf ein und dem- 
selben Kern sich magnetisch entgegenarbeiten. Eine wei- 
tere Vereinfachung der Stromteiler kann man erreichen, 
wenn man sich vergegenwärtigt, daß in den’ Kernen der 
Stromteiler lediglich ein Feld der dreifachen Perioden- 
zahl mit seinen ganzen Vielfachen auftritt, da die erste 
Harmonische im Felde durch vorhandene Kurzschlüsse 
unmöglich gemacht worden ist. Die sechs Felder drei- 
facher Periodenzahl haben alle gleiche Phase, man kann 
sie demnach leicht auf einen dreisäuligen Kern zusammen- 
legen, wie in Abb. 4 und 5 schematisch angedeutet ist. 


Zu den Anoden 
60093 


2005 


) 
A > da 


Abb. 5. Schaltbild des mit dem Stromteiler vereinigten Transformators. 


Diese Anordnung crlaubt, bei Erhöhung des Transforma- 
torkessels mit Leichtigkeit die Stromteiler mit dem Haupt- 
transformator zusammenzubauen. In Abb. 4 ist der Strom- 
teilerkern, gesondert bewickelt, auf das Transformator- 
joch gesetzt und dort befestigt gedacht. In Abb. 5 ist der 
Stromteiler mit dem Haupttransformator aus einem Stück 
hergestellt. Beide Bauarten haben den Vorteil, die zahl- 
reichen Verbindungsleitungen möglichst kurz gestalten 
und den Transformatorkessel mit der normalen Klem- 
menzahl ausführen zu können. Da die dreisäulige An- 
ordnung der Stromteiler bei gleichem Kupferaufwand 
gegenüber der dreikernigen Bauart kürzere Eisenwege 
besitzt, wird der Magnetisierungstrom kleiner, was eine 
Verkleinerung des sogen. kritischen Stromes in der 
Spannungscharakteristik und kleinere Eisenverluste be- 
deutet. Zweckmäßig ist es, dem mittleren Schaft den 
doppelten Querschnitt zu geben, da in diesem Fall die Sym- 
ınetrie am größten ist, natürlich ist die Windungszahl auf 
dem mittleren Schaft nur halb so groß wie auf den beiden 
seitlichen Schäften zu wählen. 

Man könnte in der Vereinfachung noch weiter gehen 
und die sechs bzw. drei Eisenkerne der Stromteiler in 
einem vereinigen. Ich halte aber die Verkettung der Ein- 
zelphasen für besser, weil man sicher ist, daß zwei be- 
nachbarte Phasen gleiche Ströme gleichzeitig führen, was 
beim Arbeiten von Mehrphasensystemen auf einem Kern 
nicht in dem Maße der Fall zu sein braucht, z.B. im Falle 
von Verschiedenheiten in den Phasen des Transformators 
oder des Lichtbogens. F. Baron Kleist. 


Elektrische Ausrüstung von Röntgenapparaten. — 
Nach der nunmehr fast vollständigen Verdrängung der 
alten gasgefüllten Röntgenröhre mit kalter Kathode durch 
die Hochvakuumröhre mit Glühkathode sind die elektri- 
schen Ansprüche hauptsächlich durch deren Eigenart ge- 
geben. Als Spaunungsquellen kommen lediglich der früher 
ausschließlich benutzte Funkeninduktor und der 
Hochspannungstransformator mit geschlossenem Eisenkern 
in Frage, dessen Einführung anfänglich verschiedene 
Schwierigkeiten bot. Heute werden Funkeninduktoren nur 
noch bei etwa 5 % der im Betrieb befindlichen Anlagen 
und außerdem in besonderer Ausführung lediglich für 
Spezialzwecke, z. B. zum Erreichen besonders hoher 
Scheitelspannungen verwendet. Einen Fortschritt bedeutet 
die Wilsonsche Konstruktion eines leicht transportablen 
Funkeninduktors (100kV bei 15 mA), der einen mit der 
Primärspule in Reihe geschalteten zusätzlichen Schwin- 
gungskreis zur Unterdrückung des Unterbrechungsfun- 
kens besitzt. Der Spannungstoß in der unerwünschten 
Richtung ist so klein, daß sich die Verwendung einer 
Ventilröhre erübrigt. Bei einem neuerdings auf dem Markt 
erschienenen deutschen Funkeninduktorium betragen die 
Außenabmessungen nur 47 X 35 X 22 cm bei 28 kg Gewicht 
(100 kV bei 1 mA). Bezüglich der Normung der 
Transformatoren lassen sich noch keine endgiül- 
tigen Entscheidungen treffen, da die Entwicklung des Ge- 
bietes noch nicht abgeschlossen ist. Es handelt sich meist 
um EBinphasentransformatoren mit sehr hohem Über- 
setzungsverhältnis. Die günstigste Form des Eisenkerns 
ist je nach den vorliegenden Erdungsverhältnissen ver- 
schieden, ebenso die beste Anordnung der Sekundärwick- 
lung, welche von der primären durch eine geerdete Metall- 
wand getrennt sein soll. Die Spannungsregelung erfolgt 
am besten mittels an der Primärwicklung liegenden Spar- 
transformators. Für die Sekundärwicklung empfehlen sich, 
insbesondere für hohe Spannungen, die aus dem Funken- 
induktorbau übernommenen Wachsspulen nach Miller, 
welche bei Einhaltung gewisser Vorsichtsmaßregeln (u.a. 
Vakuumtrocknung bei 105 °, sorgfältige Lackierung) ent- 
gegen vielfach verbreiteten andersartigen Meinungen aus- 
gezeichnete Resultate ergeben. Ein im Rad. Res. Dep. 
Woolwich gebauter Röntgentransformator für 200 kV bei 
10 mA hat folgende Abmessungen: Höhe einschl. Isolatoren 
110 cm, Grundfläche 110 X 58 cm. Da sich die Durchschlag- 
spannung zwischen zwei Windungslagen einer Sekundär- 
spule nicht genau errechnen läßt, kann sie durch eigens 
für diesen Zweck gewickelte Versuchspulen, bei denen 
je eine Windungslage mit einem Pol des Prüftransforma- 
tors verbunden wird, in Abhängigkeit von der Bean- 
spruchungszeit experimentell ermittelt werden. Für Be- 
anspruchungszeiten über 100 s ergeben sich je nach Dicke 
und vorheriger Austrocknung der Zwischenlage Durch- 
schlagspannungen bis zu 30 kV (Doppelschicht 0,73 mm ge- 
trocknetes wachsgetränktes Papier). Die Isolation der 
auf dem höchsten Potential befindlichen Windungen ist 
etwa auf das Zehnfache gegenüber der normalen verstärkt. 
Der Temperaturanstieg in den wachsgetränkten Spulen er- 
folgt langsam; der Endwert, welcher selbst bei starker 
Pelastung nicht mehr als 10 ... 15 ° Übertemperatur beträgt, 
wird erst nach rd. 3 h erreicht. Die fertigen Spulen werden 
ınit Röntgenstrahlen durchleuchtet, da es ab und zu vor- 
kommt, daß noch während des Imprägnierens einzelne 
Drahtwindungen aus der Spule heraustreten und später 
Durchschläge verursachen. Als Transformator-Durch- 
führung hat sich besonders eine einfache Type bewährt, 
welche aus einem zylindrischen Metallstück als Leiter und 
übereinandergeschobenen, nach der Mitte zu immer kürzer 
werdenden konzentrischen Hartgummirohren besteht. Die 
Gesamtlänge einer solchen Durchführung für 140 kV be- 
trägt 90 cm. Die Hartgummioberfläche zeigt trotz Ver- 
färbung auch nach Jahren keine merkliche Isolations- 
abnahme. Die Leistung der Heiztransformatoren 
für die Glühfäden beträgt meist etwa 100 VA; das Haupt- 
augenmerk muß auch hier auf gute Isolation und auf die 
Vermeidung von dünnen Luft-, Öl- oder Feuchtigkeits- 
schichten zwischen Primär- und Sekundärwicklung gelegt 
werden. Solche Transformatoren lassen sich mit offenem 
oder mit geschlossenem Eisenkern herstellen. Die ersteren 
sind meist luftisoliert, die letzteren, in England und Ame- 
rika fast ausschließlich gebaut, werden fast nur mit Öl- 
isolation verwendet. Die Isolation der Sekundärspule eines 
in Woolwich für 100 kV Betriebspannung entwickelten 
Heiztransformators besteht aus konzentrisch eng anliegend 
ineinandergeschobenen Hartgummirohren, deren Länge mit 
zunehmendem Durchmesser abnimmt, so daß ein Zylinder 
mit von beiden Enden her zunehmender Wandstärke ent- 
steht. Auf die Mitte des Zylinders ist ein Hartgummiring 
mit einer mit Metallfolie belegten Nut aufgepreßt, welche 
die Sekundärwicklung enthält. Das Ganze sitzt nebst 
Eisenkern in einem Ölkessel, auf dessen Durchführung die 


RER wu “D „ui N 12 gie 


26. Dezember 19298 


Ventilröhre direkt aufgeschraubt werden kann (ähnliche 
Ausführungen sind auch in Deutschland bereits im 
Handel). 

Die zur Gleichrichtung meist verwendeten Glüh- 
ventile stellen sich zwar wegen des hohen Anschaf- 
fungspreises und beschränkter: Lebensdauer teuer, werden 
aber infolge des ruhigen und funkenfreien Betriebs (Fort- 
fall beweglicher Teile) in den meisten Fällen dem mecha- 
nischen Gleichrichter vorgezogen. Eine Ausführung des 
letzteren mit Drehscheibe wurde in Woolwich bis 320 kV 
entwickelt; höhere Spannungen lassen sich durch in Öl 
umlaufende Konstruktionen beherrschen, die sich aber bis 
jetzt noch im Versuchstadium befinden. Wichtig ist die 
Messung von Strom und Spannung an der Röntgenröhre. 
Erstere erfolgt‘gewöhnlich durch Drehspuleninstrument mit 
parallel geschaltetem Kondensator in der Hochspannungs- 
leitung, letztere mittels Funkenstrecke, welche wegen 
ihrer Einfachheit durch die bisher gebauten direkt zeigen- 
den Voltmeter noch nicht verdrängt werden konnte. 

Der die Röntgenröhre durchfließende Strom wird gc- 
regelt durch Änderung der Glühkathodenheizung (primär 
über Drossel und Widerstand), außerdem ist auf mög- 
lichste Konstanz der Netzspannung zu achten (Tirill- 
Regler). Sehr bewährt hat sich in England ein Regler 
nach Kearsley, bei welchem die Regelung des Heiz- 
stromkreises durch den Gesamtröhrenstrom erfolgt. Als 
Stromzuführungen bewähren sich am besten leichte 
Metallröhren oder Hochspannungskabel. Um bei ortsbeweg- 
lichen Apparaturen Gewichts- und Raumersparnis zu er- 
zielen, wurde bereits 1925 von Coolidge die Röntgen- 
röhre mit dem Hochspannungstransformator in einem ge- 
meinsamen Ölgefäß vereinigt. Neuerdings ist im R.R.D. 
Woolwich ein ähnlicher Apparat gebaut worden, dessen 
Ölgefäß bei 110kV und 10 mA (mit eingebauten Gleich- 
richterröhren) nur 80 cm hoch ist (bei einer Grundfläche 
von 90 X70 cm?). Eine größere, ebenfalls dort gebaute 
ertsbewegliche Apparatur mit mechanischem Gleichrichter 
und weitgehender Regelungsmöglichkeit, elektrisch und 
gegen Strahlung vollständig abgeschirmt, leistet 200 kV 
bei 10 mA und hat eine Grundfläche von 2,70 X 1,50 m bei 
1 m Höhe. (L. G.H. Sarsfield, J. Inst. El. Engs., Lon- 
don, Bd. 67, S. 437.) Kn. 


Leitungen. 


Die elektrischen Eigenschaften von galvanisierten 
Stahlleitern für Freileitungen. — Die genaue rechnerische 
Ermittlung des „Verlustwiderstandes“ von Stahlleitungen 
ist wegen der Stromabhängigkeit der Permeabilität un- 
möglich. Ebensowenig läßt sich die „innere Selbstinduk- 
tivität“ solcher Leiter hinreichend genau berechnen, da 
auch dieser vom im Leiterinnern verlaufenden Teil des 
Feldes herrührende Selbstinduktionsanteil von der längs 
des Leiterradius verschiedenen Permeabilität abhängt. Bei 
paramagnetischen Leitern kann die innere Selbstinduktivi- 
tät die äußere weit übertreffen. Für dıe Praxis sind somit 
experimentell ermittelte Verlustwiderstände und Induk- 
tivitäten von Stahl- bzw. Eisenleitern von großem Wert. 
E. C. Walton untersucht in einer Arbeit: 


1. hartgezogenen, galvnanisierten Stahl, 

2. wie 1, jedoch beim Galvanisieren geglüht, 

3. hochwertig leitenden Qualitätsstahl, hartzezogen 
und galvanisiert, 

4. wie 3., jedoch beim Galvanisieren geglüht. 


Es wurden von jeder Probe stets ein massiver Leiter und 
je ein Seil verschiedener größerer Querschnitte unter- 
sucht. Zur magnetischen Messung wurden die Proben in 
Solenoidform gebracht und eine kleine Prüfspule, die mit 
einem ballistischen Galvanometer verbunden war, auf dem 
Solenoid verschoben. Der Galvanometerausschlag im Zu- 
sammenhang mit den bekannten Abmessungen der Prüf- 
spule gab zusammengehörixge Werte von B und H Die um- 
fangreichen Ergebnisse der Messungen sind in Gestalt von 
B/H- und y/H-Kurven sowie durch Hystereseschleifen 
wiedergeseben. Die Messungen umfaßten den effektiven 
Wechselstromwiderstand, die innere Keaktanz bei 50 Hz, 
den Gleichstromwiderstand bei denselben Stromwerten und 
den Temperaturanstieg über Raumtemperatur beim höch- 
sten Stromwert und 50 Hz. Außerdem sind in Zahlentafeln 
sämtliche mechanischen und chemischen Größen, die im 
Zusammenhang von Interesse sind, angegeben. Bei der 
Fülle der Messungsergzebnisse ist ein Eingehen auf Einzel- 
heiten hier nicht möglich. Beim Messen des Wechselstrom- 
widerstandes und der Induktivität lagen die Prüfstücke in 
einer langen U-förmigen Schleife. Es wurde besonders 
Wert darauf gelegt, den Einfluß des gegenseitigen Ab- 
standes der beiden Seiten der Schleife festzustellen. Bei 
verhältnismäßig enger Nachbarschaft beider Leiter erzeugt 
das äußere Magnetfeld des einen Leiters in dem andern 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


1881 


Wirbelströme, welche die Stromverteilung in diesem Leiter 
beeinflussen. Mit abnehmendem Abstand stiegen aber der 
effektive Wechselstromwiderstand und die innere induk- 
tive Reaktanz nur wenig, selbst dann, wenn beide Leiter 
nur durch eine Papierlage voneinander getrennt waren; 
es kam somit auf die Wahl eines bestimmten Abstandes bei 
den Messungen nicht an. Die weiten Bereiche, in denen 
die gemessenen Größen bei den verschiedenen Materialien 
schwanken, erweisen die Notwendigkeit derartiger ausge- 
dehnter experimenteller Untersuchungen. In Übereinstim- 
mung mit der Erfahrung an nicht magnetischen Leitern 
wächst das Verhältnis des effektiven Wechselstromwider- 
standes zum Gleichstromwiderstand bei konstanter Strom- 
stärke proportional mit der Frequenz. Im Anhang wird 
eine Methode zur Messung des Leistungsfaktors angegeben, 
wenn dieser nahe bei 1 liegt. Der Vorteil der beschrie- 
benen Methode ist der, daß nur zwei Wattmeterablesungen 
statt der Ablesung dreier Instrumente nötig sind. (E. C. 
Walton, J Inst. El. Engs., London, Bd. 66, S. 1065.) Eg. 


Koronaverluste vom Standpunkt der Wirtschaftlich- 
keit. — Während sich die sonstigen Leitungsverluste hin- 
reichend genau vorausberechnen lassen, ist das bei den 
Koronaverlusten noch nicht der Fall. Die bekannte Formel 
von Peek mit quadratischem Verlauf der Verluste in Ab- 
hängigkeit von der Spannung gilt nur für die sogenannte 
„volle Korona“, nicht dagegen für den darunter liegenden 
Bereich nahe der normalen Betriebspannung. Hier hängt 
die Ausbildung der Korona von verschiedenen Faktoren ab, 
von der Witterung, vom Feuchtigkeitszchalt der Luft und 
nach Untersuchungen von Wilkins an den 220 kV-Lei- 
tungen des Pit River! auch von chemischen Einflüssen 
(Leitermaterial). Auch Ablagerungen auf der Leiter- 
oberfläche und das Lebensalter der Anlage spielen eine 
Rolle. Befriedigende Abschätzungen der tatsächlich zu 
erwartenden Verluste sind also bisher nicht möglich. Bei 
der genannten Pit-River-Leitung handelt es sich z. B. um 
Verluste im Werte von etwa 100 000 $ im Normalbetrieb; 
bei Sturm muß man nach Peek etwa 20% zuschlagen. 
Während J. P. Jollyman fordert, daß die Korona- 
verluste ein Viertel der Ohmschen Verluste nicht über- 
schreiten sollen und danach der Leiterdurchmesser zu 
wählen ist, meinen Ryan und Peek, der Leiter sei so 
zu bemessen, daß bei gutem Wetter die Koronaverluste 
vernachlässigbar klein ausfallen. Durch Summierung bei- 
der Verlustarten auf graphischem Wege erhält man die 
Spannung, bei der die Gesamtverluste ein Minimum aus- 
machen, u. zw. für eine bestimmte Übertragungsleistung; 
nach Wilkins erweist sich der Bereich des Minimums als 
ziemlich ausgeprägt. 

In Anbetracht der wirtschaftlichen Tragweite einer 
genaueren Kenntnis der Zusammenhänge zwischen den Ko- 
ronaverlusten und sämtlichen dabei mitsprechenden Fak- 
toren plant das neue Harris J. Ryan-Laboratorium in Stan- 
ford großzügige Untersuchungen des ganzen hier in Be- 
tracht kommenden Fragenkomplexes. Dabei soll das in 
letzter Zeit weiterentwickelte Hochspannungswattmeter 
verwendet werden, womit man die durch Transformatoren- 
verluste hineinkommenden Fehler vermeiden will. Die ge- 
planten Messungen haben auch für die weitere Klärung der 
Beeinflussunzsvorgänge an Fernmeldestromkreisen große 
Bedeutung, da mit zunehmender Korona Oberschwingun- 
gen verstärkt in die Erscheinung treten: auch die Nach- 
richtenübermittlung durch Rundfunk und Trägerfrequen- 
zen wird dadurch beeinträchtigt. (J.T. Lusignan, El. 
World Bd. 92, S. 405.) Eg. 


Elektromaschinenbau. 


Eigenschaften und Merkmale von Kohlebürsten. — Es 
ist eine bekannte Tatsache, daß Bürsten, die auf einer 
Maschine zufriedenstellend laufen, auf einer anderen Ma- 
schine mit gleicher Betriebscharakteristik vollständig ver- 
sagen. Dies zwingt den Konstrukteur, die zur Verwen- 
dung gelangenden Bürsten eingehend zu prüfen. Die ge- 
bräuchlichen Prüfmethoden beschränken sich auf die Kon- 
trolle von Härte, Reibungeskoeffizient, Überganespannung 
und elektrischem Widerstand. Außer diesen Daten sind 
jedoch noch eine ganze Reihe charakteristischer Merkmale 
von Bedeutung, die die Stromabnahmc- und Kommutier- 
fähigkeit einer Bürste beeinflussen. Wesentlich ist vor 
allem die Überwachung und Kontrolle des Herstellungs- 
prozesses, und man sagt nicht mit Unrecht, daß das Wissen 
und Können des Bürstenfabrikanten von der Art seiner 
für die Bürstenherstellung erforderlichen Prüfeinrichtung 
abhängt. 

VerschiedenephysikalischeEigenschaften 
der Bürsten lassen sich auf einfache Art und Weise prüfen. 


! ETZ 1925, S. 967. 


1882 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


26. Dezember 1929 


Für die Bestimmung der Wärmeleitfähiege- 
keit empfiehlt sich zu messen, in welcher Zeiteinheit ein? 
Bürste Wärme von einem kleinen Stück heißen Kupfers 
abführt, das mit ihm in Kontakt gebracht wird. Allge- 
mein schwanken die von verschiedenen Bürstensorten er- 
haltenen Werte mit dem elektrischen Widerstand dersel- 
ben. Die Porosität kann man feststellen, indem man 
ein bestimmtes Luftvolumen unter gleichem Druck oder 
Saugen durch die Poren der Bürste treibt. Dieser Ver- 
such gibt allerdings nur Angaben, wie die Poren mitein- 
ander verbunden sind, und nicht über den Rauminbhalt der- 
selben. Bürsten mit großem Porenraum haben oft einen 
sehr geringen L.uftdurehlaß. andere sind wieder wie ein 
Sieb. Dieser Versueh ist wichtig, denn die Bürste soll in 
der Lage sein, sich von der Luftschicht, die sich oft zwi- 
sehen Konmutatoroberfläche und Bürste befindet, zu bce- 
freien, weil diese einen guten Kontakt verhindert. 

Festiekeitsbestimmune. Die am meisten an- 
ecwandte Methode ist die Bruchprobe von Vrobestücken 
durch Gewichtsbelastune. Diese Messung ist zwar hin- 
reichend zenau. zeigt jedoch nicht die hinzukommende Ein- 
wirkung von Schlägen. Viel genauere Resultate gibt cin 
Stoßprüfer, bei dem ein Kueelgewicht mit Spitze auf einen 
Probewürfel fällt. Die Zahl der Kugelschläge, die not- 
wendig ist, um das Probestück zu brechen, dient als Meß- 
stab der Festigkeit. Die Genauigkeit dieser Methode 
wurde vielfach bestätigt. Die Untersuchung der Kälte-, 
Wärme- und Feuchtiekeitseinwirkung auf die Festierk»it 
der Bürste zeigte nur geringe Unterschiede, während der 
Einfluß von Sceluft (Bürsten von Schiffsmaschinen) er- 
hebliche Festirkeitsschwankungen brachte. 

Die Untersuchungdercehemischenfiegeı- 
schaften des Materials ist von Bedeutung, da alle 
Bürsten außer der Kohle auch Beimengungen enthalten, 
die z. T. erwünscht und auch unerwünscht sind, je nach- 
dem, ob sie den Kommutator säubern oder angreifen. Die 
Menge und Art dieser Zusätze kann man dureh Glühen 
einer Musterbürste und Prüfung der Asche, die dureh ihre 
Farbe den Ursprunzstoff kennzeichnet, bestimmen. Sehr 
wichtig ist die Ermittlung von Verunreinigungen, denn 
es wurde festgestellt, daß oft schon e % einer gewissen 
Unreinheit genügt, die Eigenschaften einer Bürste zu ver- 
ändern. Viele Beimengungzen werden erst durch die Fin- 
wirkung des elektrischen Stromes wirksam, andere sind 
wieder die Ursache elektrolytischer Vorgänge. Viele 
Bürsten enthalten etwas Eisen (hartes Gußeisen oder hoch 
kohlehaltigen Stahl). Da dieses wahrscheinlich das Haupt- 
schleifmittel einer Bürste ist, wird eine Untersuchung der- 
selben auf Eisengehalt durch die Maznetprobe sehr er- 
wünscht sein. 

Die Lebensdauer einer Bürste hängt nicht 
allein von der elektrischen Beanspruchung der Maschine 
ab sondern auch von den Betriebsverhältnissen und der 
Behandlung der Bürsten und des Kommutators. 


Außer den bereits beschriebenen Meßmethoden und 
Apparaten wurden verschiedene Spezialmaschinen zur 
Untersuchung der Bürsten entwickelt: 

1. ein Apparat zur Untersuchung des Stromlaufes (Seg- 
ment — Bürste — Scezment), 

2. eine Maschine zum Studium des Verhaltens der Licht- 
borenbildunz bei verschiedenen Bürstensorten, 

3. eine Spezial-Bürstenversuchsinaschine, welche Unter- 
schiede in der Kommutierung angibt, 

4. eine Maschine. die die Neigung einer Bürste zum 

Bröckeln angibt, 

5. eine Maschine zur Messung der Festigkeit einer 

Bürste, dem Seitenverschleiß zu widerstehen, und 
6. eine Schleifringversuchsvorrichtung. 


Verschiedene Arbeiten mit den erwähnten Apparaten 
haben bereits viel Licht in das verwickelte Problem der 
bürstenfrage gebracht. (G.M. Little, The Electr. Journ. 
Bd. 26, S. 194.) Fto. 


Bürstenanfleckungen auf den Ringen von Synehrou- 
maschinen. — Es ist eine bekannte Kirscheinung, daß an 
den mit Wechselstrom gespeisten Schleifringen von Syn- 
ehronmaschinen, insbesondere Kinankerumformern, häufig 
unangenehme Fleckenbildunzen auftreten, die die Strom- 
abnahme sehr stören und zur Funkenbildung Veranlas- 
sung geben. Abb. 6 zeigt das Aussehen derartiger An- 
fleckunsen. Praktisch glatte Flächen der Rinzoberfläche 
werden dureh trübe, nach einer Richtung ganz scharf ab- 
zerrenzte Flecke unterbrochen. 

M. Perrier befaßt sich mit den elektrischen Ur- 
sachen dieser Erscheinung. kr nimmt an, daß sie nur 
dann auftritt, wenn stets dieselbe Ringstelle Anode bzw. 
Kathode wird. Unter dieser Voraussetzung stellt er vin- 
fache rechnerische Untersuchungen darüber an, welche Be- 


dingungen bezüglich der Bürstenzahl bzw. des Bürsten- 
abstandes vorhanden sein müssen, um die Erscheinung ein- 
zuleiten. Die Fleckenbildung ist danach im wesentlichen 
von der Polpaarzahl der Maschine und von der Bürsten- 
teilung abhängig. Durch richtige Wahl der Bürstenzahl 
bzw. des Bürstenabstandes läßt sich diese Erscheinung in 
jedem Falle restlos beseitigen, was an Hand einiger cha- 
rakteristischer Fälle mit 1, 2 und n Bürsten klargelegt 


Abb. 6. Fleckenbildung auf einem Synchronmaschinen-Schleifring. 


wird. Aus den mitgeteilten Formeln folgt. daß die Flecken- 
bildung bei Maschinen mit zroßer Polpaarzahl bei wei- 
tem seltener in die Erscheinung tritt als bei solchen mit 
geringer. Die Fleckenbildung zeigt naturgemäß ein Maxi- 
mum, wenn das Strommaximum ständig dieselbe Ring- 
stelle trifft, was bei Synchronmaschinen leichter auf- 
treten kann als bei Maschinen mit geringer Schlüpfung. 
(M. Perrier., Rev. Gen. de VEI. Bd. 25, S. 1009.) Po 


Metßgeräte und Meßverfahren. 


ZJweistufen-Stromwandler. — Bei der Verrechnung 
elektrischer Arbeit ist die Erreichung hoher Genauigkeit 
sehr wichtig. kum Fehler von 0,1% in der Leistungs- 
messung hätte während des Jahres 1927 in den V.S. 
Amerika 75 Mill kWh entsprochen. Eine erhebliche 
Fehlerquelle bringt der Stromwandler insbesondere dann, 
wenn man aus Sieherheitseründen auf den Stabwandler 
zurückgreifen will. Die Genauigkeit eines Stromwand- 
lers üblicher Bauweise ist ungefähr proportional dem 
Quadrat der Amperewindungen. Es ist deshalb klar, daß 
der Fehler eines 150 A-Stabwandlers bei einer gegebenen 
Belastung ungefähr 100mal so groß sein wird als der 
eines Topfwandlers üblicher Bauweise mit 1500 AW. Wo 
also Zählung mit hoher Genauigkeit erwünscht ist, kann 
man die gewöhnlichen Stabwandler erst bei Stromstärken 
von etwa 1000 A verwenden. Es sind schon verschiedene 
Vorschläge gemacht worden. die Genauigkeit zu erhöhen: 
der beste ist wohl die Verwendung des Zweistufen- 
Stromwandlers!. Die letzte Entwicklung dieser Trans- 
formatoren hat es möglich zemacht, den Strom so genau 
zu messen, wie man es bisher für vollkommen unmöglich 
gehalten hatte. Der Zweistufen-Stromwandler besteht 
aus zwei Kernen, jeder mit einem Primär- und Sekundär- 
leiter, aber mit einer Zusatz- oder Tertiärwicklung auf 
dem zweiten Kern, die ähnlich ist wie die Sekundär- 
wicklung. Diese Tertiärwicklung hat den Zweck, den 
Zähler mit einem Strom zu speisen, der sehr nahe gleich 
und in Phase mit dem ist, der zur Erregung des Kernes 
der ersten Stufe notwendig ist. Seine Funktion kann also 
deshalb wie eine reine korrektive Kapazität aufrefaßt 
werden, sie macht den Stromfehler und den Fehlwinkel 
nahezu zu Null. Der Zweistufenwandler korrigiert zu- 
folge der eigenartiren Schaltung gewissermaßen seine 
eigenen Fehler bei allen Bedingungen der Bürde, der 
Frequenz und der Strombelastune. Wenn es möglich 
wäre, die zweite Stufe ohne Verluste herzustellen, so 
könnte der gesamte AW-Verlust bei der ersten Stufe 
wieder zurückzewonnen werden. und man würde einen 
vollkommenen Transformator erhalten. Das ist selbsi- 
verständlich unmöglich; um aber die Fehler so klein wie 
möglich zu halten, ist es wünschenswert, die Bürde auf 
dieser zweiten Stufe gering zu halten und einen Nickel- 
eisenkern zu verwenden. Diese Legierung hat besonders 
kleine Verluste und sehr hohe Anfangspermeabilität, sie 
ist deshalb besonders für diesen Zweck gecignet. 

Bei der Verwendung des Zweistufenprinzips bei 
Schienen- und Stabwandlern kann ein Transformator ge- 
schaffen werden, der bei mäßigen Kosten schr genau ist, 
selbst bei niedrigem Primärstrom. Die Kurven AbD. T ...9 
zeigen die Verbesserung von Stabwandlern durch Ver- 
wendung des Zweistufenprinzips. Für niedrige Spannun- 
gen kann der Transformatorkern über ein isoliertes Ka- 
bel geschoben werden, oder der Primärleiter kann in den 
Transformator eingebaut werden. 

Der zu verwendende Zähler 
rung insofern, als er zwei Stromwicklungen hat. 


ist eine Sondernusfüh- 
Die 


1 Keinath. Meßgeräte 3. Aufl. Bd. I S. 497. 


26. Dezember 1928 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


eine Wicklung ist vorgesehen für die Hauptsekundär- 
wicklung, die andere Wicklung für die Tertiärwicklung 
des Stromwandlers. Man könnte auf den ersten Blick 
glauben, daß der Zweistufenwandler in Verbindung mit 
einem Spezialzähler zu kompliziert sei, um unter nor- 
malen Verhältnissen berücksichtigt zu werden. Das ist 
aber keineswegs der Fall; denn die Möglichkeit, einen 
Sıabwandler zu verwenden, rechtfertigt ohne weiteres 
die Sonderkosten für den Wandler und den Zähler sowie 
die anormale Prüfung. Selbstverständlich müssen ge- 
wisse Regeln beim Einbau beachtet werden, die abwei- 
chend sind von denen, die üblicherweise gelten, z.B. ist 
es notwendig, den Zähler auf Drehsinn zu prüfen sowohl 
mit der Sekundär- als mit der Tertiärwicklung. In eini- 
gen besonderen Fällen kann man auch einen normalen 


einstufig — — — zweistufig 
100 A, 15kV, 60 Hz 238/19 VA, cosß-=1 


Abb. 7. Stabwandler als Ein- und Zweistufenwandler. 


150 AA 73kV, 60 Hz, 23/19 VA, 


Abb. 8. Stabwandler als Ein- und Zweistufenwandler. 


cos Bel 


110 kV, 
Abb. 9. Zweistufen-Stabwandler bei verschieden hoher Sekundärbürde. 


150 A, eo Hz, A 2x23519VYA, B66VA, C 193/6VA 


Zähler an Stelle einer Sonderausführung verwenden, 
u. zw. iet dies möglich bei einer neuen Anordnung, die 
von Brooks vom Bureau of Standards entwickelt wor- 
den ist; es wird dabei aber etwas an Genauigkeit ge- 
opfert. Es hat den Anschein, daß es möglich sein wird, 
späterhin normale Zähler zum Anschluß des Zweistufen- 
Stromwandlers zu verwenden. 


Die Eigenschaften des Zweistufen-Stromwandlers 
können wie folgt zusammengefaßt werden: 


1. Man erhält bei gleicher Stromstärke wesentlich 
höhere Genauigkeit als mit irgendeiner anderen bis- 
her bekannten Type. Das bezieht sich besonders auf 
die Stabtype. 


2. Um den vollen Vorteil des Geet Stromwind: 
lers zu erreichen, muß man einen Spezialzähler ver- 
wenden, obgleich auch mit einem normalen Zähler 
befriedigende Resultate erhalten werden Können. 


3. Der Einbau und die Prüfung des Zweistufen-Strom- 
wandlers und des Zählers erfordern etwas mehr 
Sorgfalt. 


4. Man kann bis herab zu Stromstärken von 100 A Ver- 
rechnungszähler anschließen. 


5. Um die besten Resultate zu erhalten, muß bei jeder 
Installation besonders darauf geachtet werden, daß 
die Zweistufenanordnung in der günstigsten Weise 
benutzt wird. (W.K. Diekinsonu.M.S. Wil- 

- 30n, Gen. El. Rev. Bd. 31, S. 656.) Kith. 


1883 


Beleuchtung. 


Das „elektrische Auge“ bei der selbsttätigen Ver- 
kehrsregelung. — Die Regelung des Verkehrs an Straßen- 
kreuzungen durch Lichtsignale geschieht gewöhnlich in 
der Weise, daß die Lichtsignale in einem gewissen Zyklus 
selbsttätig gegeben werden. Um nun bei Straßenkreuzun- 
gen einer Hauptverkehrstraße unnötige Verzögerungen 
zu vermeiden, ist in Pittsburgh, V.S. Amerika, eine neu- 
artige selbsttätige Anlage versuchsweise in Betrieb ge- 
nommen worden. Bei dieser Anlage ist die Hauptver- 
kehrstraße ununterbrochen für den Verkehr freigegeben 
und eine Umschaltung der Signale für die freie Fahrt 
der Querstraße erfolgt nur dann für kurze Zeit, wenn 
sich auf dieser Querstraße ein Fahrzeug der Straßenkreu- 
zung nähert. Diese Umschaltungen erfolgen selbsttätig 
bei Annäherung eines Fahrzeuges auf folgende Weise. 
Eine an geeigneter Stelle angebrachte Lichtquelle wirft 
ihr Licht auf eine Photozelle. Gelangt ein Fahrzeug in 
den Strahlengang und wirft somit einen Schatten auf die 
Photozelle, so wird die Umschaltung ausgelöst. Nähere 
Angaben werden nicht gegeben. (Westinghouse Techn. 
Press Service A-8733.) Schb. 


Theorie der Brechung von Lichtstrahlenbüscheln. — 
Eine Arbeit von Dargenton stellt eine theoretische 
Betrachtung dar über die Brechung von Lichtstrahlen 
beim Übergang von einem Medium zum andern und über 
die relative Leuchtdichte in den verschiedenen Medien. 
Die Anwendung der allgemeinen Gesetze über die 
Brechung eines Lichtstrahles führt zu einer einfachen Be- 
ziehung zwischen dem Raumwinkel eines konischen Licht- 
bündels im ersten Medium und dem Querschnitt dieses 
Bündels nach der Brechung einerseits und den entsprechen- 
den Elementen eines Lichtbündels, das aus dem zweiten 
Medium kommt, anderseits. Die Anwendung der Ergeb- 
nisse liefert eine allgemeine Darstellung des Zusammen- 
hanges zwischen den Leuchtdichten eines Lichtstrahles in 
den verschiedenen Medien „gines optischen Systems. (A. 
on Rev. d’Optique theor. et instrum. Bd. 8. 

1 


Fernmeldetechnik. 


Neutro - Netzanschlußempfänger. — Das neue 
Vierröhren - Schirmgitter - Neutrogerät 
der Siemens & Halske A.-G. für Netzanschluß, das auf 
der Funkausstellung dieses Jahres! erstmalig gezeigt 
wurde, arbeitet mit einer Schirmgitterröhre in der Hoch- 
frequenzstufe, einer Audionröhre und zwei Niederfre- 
quenzstufen (Abb. 10). Die Schirmgitterröhre (1204), 


Abh. 10. Vierröhren-Schirmgitter-Neutrogerät geöffnet. Links eine 
Schirmgitterröhre und eine gepanzerte Hochfrequenzabstimmung, 
rechts der Netzanschlußteil. 


deren Durchgriff von 0,2 % eine sehr hohe Verstärkung 
erzielen läßt, ist durch einen Kupfermantel gegen das 
übrige Gerät abgeschirmt, so daß keine störenden Kopp- 
lungen auftreten können. Als besonderes Kennzeichen 
des Gerätes ist hervorzuheben, daß der gesamte Wellen- 
bereich von 200 bis 2000 m ohne Spulenwechsel oder 
Umschaltung erfaßt wird und daß der Grad der Verstär- 
kung sowie die Selektivität über den ganzen Wellenbe- 
reich konstant bleiben. Erreicht ist das dadurch, daß die 


ı ETZ 1929, S. 1519 


1884 


Abstimmung der Hochfrequenzstufe durch ein Kugelva- 
riometer und einen mit diesem gekuppelten Drehkonden- 
sator erfolgt; Selbstinduktion und Kapazität der Schwin- 
vuneskreise werden also gleichzeitig geändert. Der Au- 
dionkreis wird in gleicher Weise abgestimmt. Das Gerät 
wird mit nur geringen Änderungen entweder für eine 
Endröhre RE 134 oder 604 geliefert, von denen sich die 
„weitgenannte Ausführung für den Anschluß mehrerer 
lautsprecher eignet. Die Netzanschluß-Einrichtung ent- 
Lält eine Zweiwege-Gleichrichtersehaltung. Bemerken#=- 
wert ist die Bauart des Transformators. Dieser hat näm- 
lich eine Anzahl Anzuapfungen, die durch Aufschrauben 
verschiedener Schaltplättchen so verbunden werden, daß 
der gleiche Transformator für die gebräuchlichsten Netz- 
spannungen zwischen 100 und 250 V zu benutzen ist. 
Diese Ausführung bedeutet vor allem für die Fabrikation 
und Lagerhaltung eine bedeutende Erleichterung, wirki 
sich jedoch auch für den Benutzer bei Wohnungswechsel 
u. dgl. günstig aus. Fine in den Primärkreis eingebaute 
Thermosicherung verhütet Beschädigungen in den Sekun- 
därkreisen, die etwa durch Spaanungschwankungen im 
Netz entstehen können. Die Sicherung hat eine große 
Würmeträgheit, spricht also z. B. bei unschädlichen kur- 
zen Spannungspitzen noch nicht an und kann mehrmals 
benutzt werden. Die Anpassung für die Antenne ist ste- 
tig veränderlich ausgeführt, so daß also der Antennen- 
steeker nicht umgesteckt zu werden braucht. Bemerkt sei 
noch. daß der Netzstrom beim Anheben des Deckels aus- 
geschaltet wird. 


Alb. 11. Fünfröhren-Neutrogerät für Netzanschluß (Siemens & Halske:. 


Ähnliche Konstruktionserundsätze wie bci diesem 
Vierröhren-Schiimgitterzerät wurden bei einem Fünf- 
röhren-Neutroxgerät für Netzanschluß befolgt 
(Abb. 8). das mit zwei Hochfrequenzstufen in Neutrodyn- 
schaltung, einem Audion mit Rückk»opplung und zwei 
Niederfrequenzstufen arbeitet. Auch bei diesem Gerät 
sind die einzelnen Spulensätze zur Vermeidung von Kopp- 
lungen gepanzert sowie Audion, Niederfrequenz- und 
Hochfrequenzstufen in besonders abgeschirmten Teilen 
des Gehäuses untergebracht. Für die Benutzung des Ge- 
rites erweist es sich als besonders angenehm, daß die 
einmal ermittelte Einstellung auf eine bestimmte Welle 
dauernd Gültigkeit hat: man kann also den elmmal erfabß- 
ten Sender auf der mit. einem Papierstreifen versehenen 
Abstimmtrommel vermerken und findet ihn immer wieder 
an der gleichen Stelle. Der Ubergang von 200... 600 m auf 
Gun). 1000 m erfolgt durch Betätigen eines im Innern an- 
,rachten Schalters:; der Kasten kann nur nach richtig er- 
foleter Umschaltung geschlossen werden. Auch bei diesem 
Gerät wird die Anodenspannung dureh Öffnen des Peckels 
abgeschaltet. Das Gerät wird sowohl mit Widerstands- 
als auch mit Transformatorenverstärkung geliefert. Der 
\etzansehlußteil ist genau wie beim Vierröhren-Schirm- 
vittergerät ausgeführt. Zu erwähnen wäre noch. dal — 
wie übrigens bei allen Siemens-Rundfunkempfängern — 
der Niederfrequenzteil mittels entsprechender Anzapfun- 
een (Steckbuchsen) auch für sieh benutzt werden kann, 
um z. B. mittels eines Tenabnehmers Sehallplatten wieder- 
weben zu können. Jkl. 


Verschiedenes. 


25 Jahre EV Hamburg. — Der .Llektrotechnische Ver- 
ein in Hamburg“ beging Sonnabend. den 7. November 1929. 
unter dem Vorsitz von Herrn Oberinzenieur Jena und 
unter zahlreicher Beteiligung seiner Mitglieder sowie einer 
eroßen Zahl von Ehrenzästen,. Behörden. Instituten. Kör- 
perschaften und berufsverwandten Vereinen im „Lübschen 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


26. Dezember 1929 


Baum“ sein 25. Stiftungsfest durch einen Herrenabend. 
Namens der Gründer hielt Herr Direktor Kurt Mertens 
die Festrede, in der er in launiger Weise die Elektrotechnik 
zur Zeit der Gründung des Elektrotechnischen Vereins und 
daran anschließend die Entwicklung der Elektrotechnik in 
den letzten 50 Jahren schilderte. Als Vertreter des Not, 
bandes Deutscher Elektrotechniker“ gedachte Herr Gene- 
ralsekretär Schirp der bisherigen erfolgreichen Tätig- 
keit des EV in Hamburg nach innen und außen und über- 
mittelte auch im Namen sämtlicher Ehrengäste dem Ge- 
burtstagskinde die wohlgemeintesten Wünsche. Nach dem 
gemeinsamen Essen folgte die gelungene Aufführung eines 
zweiaktigen eigens zu dieser Feier von einem Mitgliede des 
EV in Hamburg verfaßten Festspieles zu Ehren des deut- 
schen Erfinders der Glühlampe. Ileinrich Goebel, darge- 
stellt von Angehörigen der „Technischen Staatslehranstal- 
ten“. In ungezwungener Tafelrunde blieb man noch lange 
zusammen. Der erfolgreiche Verlauf des 25. Jubiläums 
läßt eine weitere, gedeihliche Entwicklung des EV in Ham- 
burg erhoffen. Eine von Herrn Zivil-Ingenieur M. Volek- 
mar verfaßte Festschrift des EV in Hamburg fand wegen 
ihres Inhaltes und ihrer Ausführung allseitigen Beifall. 
Schp. 


Aus dem Reichswirtschaftsmuseum in Düsseldorf. — 
Das Reichswirtschaftsmuseum ist auf Anre- 
gung des Schöpfers des Deutschen Museums in München 
O. v. Miller gegründet worden. der wertvolles und 
wichtiges Material der „Ausstellung Ciesolei von 1926“ er- 
halten wissen wollte. Es wurde 1928 von der Stadt Düssel- 
dorf der Öffentlichkeit übergeben. will die Erkenntnisse 
der Gesellschafts- und Wirtschaftskunde veranschaulichen 
und vertiefen und hat neben der Unterstützung des Reiches 
auch das lebhafte Interesse der rheinisch-westfälischen Iu- 
dustrie gefunden. Das Museum weist z. Z. folgende Abtei- 
lungen auf: Bevölkerungswesen, Bilder aus der Geschichte 
der menschlichen Arbeit. die Stellung der Ehe- und Ilaus- 
frau im Wandel der Zeiten, Internationale Arbeitsfürsor:ıe. 
Stahl und Eisen. Verkehr. die deutsche Rationalisierunes- 
bewegung. Verwaltungesreform, die Nahrungsmittelversor- 
gung Deutschlands (Landwirtschaft). Die Methoden der 
Darstellung sind vorzüglich. Bild. Licht, Farbe und Be- 
wegung die charakteristischen Elemente dieser modernen 
Ausstellungsteehnik. 


Das Fernmeldewesen finden wir in der Abtei- 
lung Verkehr. Hier gibt eine farbige. sehr interessante 
Bildtafel die Zahl der einzelnen Nachrichtenmittel nach 
Prozenten an. Von je 100 Nachrichten entfallen auf die 
einzelnen Nachrichtenmittel in: 


Te'!egramme Ferngespräche Briefe. 
Postkarten 
d CG ei 
England Eo om w a 20 TR 
Schweiz ës, "A 29 vi 
Frankreich . . . 2 30 HR 
Deutschland 1 30 60 
Rußland ee, H3 35 
Schweden I vU 29 


Nach einer weiteren Bildtafel kommen auf 100 Einwoh- 
ner in San Franzisko 31 Fernsprechstellen, in Stockholm 
28. in New York 24, in Kopenhagen 16, in Zürich 13. in 
Frankfurt a. M. 12. in Hamburg-Altona 11. in Berlin 10. in 
München. Köln und Paris 8 in London 7. in Brüssel. Rot- 
terdam und Tokio 6. in Düsseldorf 5. in Warschau. Moska. 
und Rom 3. In einer Übersicht über die Zahl der Fern- 
sprechanschlüsse in den einzelnen Ländern ie 100 Einwoh- 
per steht Deutschland an sechster Stelle. Wertvoll ist das 
Modell des europäischen Fernkabelnetzes. das dureh den 
Druck auf einen Schaltknopf lebendig wird. Zuerst blitzen 
die Hauptstädte der versehiedenen Länder auf. dann leuch- 
ten Neonröhrchen (4500 V). die zunächst das deutsche 
Fernkabelnetz. dann die Auslandsverbindungen und zuletzt 
die Verbindungen des gesamten europäischen Fernkabel- 
netzes zeigen. 

Die Abteilung .„HKlektrizität“ 
sich z. Z. in der Umgestaltung. 


des Museums befindet 
Fr.Schlüter. 


Normenstelle der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. — 
Der in der ETZ 1929. S. 722. veröffentlichte Vorschlag 2 
der „Vorschriften für den Strahlenschutz in medizinischen 
Röntzenanlarzen*, dessen Kinspruehsfrist am 1. VIII. 192% 
abgelaufen war, wurde von der Arbeitsgruppe II Strah- 
lenschut7“ der vorgenannten Normenstelle in ihrer amı 
12. XI. 1929 statterefundenen 6. Sitzung auf Grund der ein- 
gegangenen Winsprüche noch teilweise abgeändert. 


26. Dezember 1929 


Der endgültige und von dem Ausschuß der Deutschen 
Röntzen-Gesellschaft eebillizte Wortlaut wird im Beuth- 
Verlag als Normblatt DIN RÖNT 2 herausgegeben. 

Berlin-Siemensstadt,. den 12. XII. 1929. 
IH. v. Buol. 


Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen. 


Brüsseler Konferenz über internationale Normung im 
Bahnwesen. — Im November 1929 hat in Brüssel eine Kon- 
ferenz stattgefunden mit dem Zweck, eine Vereinheit- 
liehunz der im Gange befindlichen Normungsarbeiten der 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


1885 


großen Verbände auf dem Gebiete des Bahnwesens anzu- 
streben. An der Konferenz waren beteiligt: Die Inter- 
nationale Elektrotechnische Kommission, die Union Inter- 
nationale de Tramways und die Union Internationale de 
Chemins de Fer. Den Vorsitz führte Prof. C. Feldmann: 
Deutschland war durch Reichsbahndir. Dr. W. Wech- 
mann vertreten. Es wurde eine vorläufige Übereinkunft 
getroffen dahingehend, daß aus Vertretern der genannten 
Verbände und der Industrie ein „Committee Mixte on Elec- 
tric Traction Equipment“ gebildet wird, welches gemein- 
sam mit der IEC Normunesvorschläge entwerfen und zur 
Stellungnahme an die Verbände weiterleiten soll. nkl 


VEREINSNACHRICHTEN. 


VDE 
Verband Deutscher Elektrotechniker. 


(Eingetragener Verein.) 


Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68. 
Fernepr.: Amt R1 Kurfürst Nr. 5862—64 
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12. 


Bekanntmachung. 


Auf Veranlassung des Deutschen Verbandes technisch- 
J. Davies vom Kings College. London. am Dienstag. 
J. Davies vom King's College in London am Dienstag. 
dem 14. Januar 1930. über: 

The most important English Power Stations 
und am Donnerstag. dem 16. Januar 1930. über: 
The Consumption of Energy in England. 

Die Vorträge sind mit Lichtbildern und beginnen urn 
18 Uhr in der Aula der Technischen Hochschule Berlin. 
Eintrittskarten A 1 RM durch die Geschäftstelle des Deut- 
schen Verbandes technisch-wissenschaftlicher Vereine (In- 
eenieurhaus). 


VDE-Fachbericht-Sonderheft 1929. 


Das VDE-Fachbericht-Sonderheft : 1929 der XXXIV. 
Jahresversammlung des VDE in Aachen ist soeben er- 
schienen. Der Inhalt des Heftes gibt die auf der XXXIV. 
Jahresversammlung des VDE am 8. und 9. Juli 1929 in der 
Technischen Hochschule Aachen gehaltenen Fachberichte 
nebst den anschließenden Besprechungen wieder. Die 
Preise sind: 


Für Mitglieder geheftet . . . 5,— RM, 
gebunden . . . 6— „ 


für Nichtmitglieder geheftet . 9,— „ 
é Ge gebunden . . 10,— , 
Versandkosten . . . 2... 0,50 „ 


Bestellungen bitten wir umgehend an die Geschäftstelle 
des VDE, Berlin W 57, Potsdamer Straße 68, zu richten. 
Der Versand erfolgt sofort. 


Kommission für Koch- und Heizgeräte. 


Es wird nachstehend ein Entwurf zu 


Vorschriften für lleizeeräte für 
feuergzefährdete Räume 


bekanntgegeben, der zunächst als Anhang 3 zu den A ur: 
schriften für elektrische Heizzeräte und elektrische Heiz- 
einriehtungen. V. B. Hz./1925* erscheinen soll und später 
in dem neuen Ent wnrf der Vorschriften für Elektrowärme- 
geräte, der zur Zeit von der Kommission für Koch- und 
Heizzeräte beraten wird, aufgenommen werden soll. 

Einspriche sind in zweifacher Ausfertigung bis zum 
1. März 1930 an die Geschäftstelle des VDE zu richten. 


Anhang 3 


zu den „Vorschriften für elektrische Heizgeräte 
und elektrische Heizeinrichtungen, V.E.Hz./1925* 
Heizgeräte für feuergefährdete Räume. 


„Elektrisch beheizte Geräte für feuerzefährdete Be- 
triebstätten und Lagerräume müssen so ausgeführt sein. 
daß kein Greräteteil. der mit brennbaren Stoffen in Berüh- 
rung kommen kann (bei 20° Lufttemperatur). eine höhere 
Temperatur als 200 ? annimmt.“ 


Kommission für Handgeräte. 


Die Kommission für Handgeräte hat beschlossen, die 

„vorsehriften für elektrisches Spiel- 
Zou", 

„Vorschriften für elektrische Gas- und 
Feueranzünder“ 


sowie die 


„vorschriften 
geräte“ 
aufzuheben. da der neue Wortlaut des $ 15 der ..Vor- 
schriften nebst Ausführungsreeeln für die Errichtung von 
Starkstromanlagen mit Betriebspannungen unter 1000 V. 
V.E.S.1/1930“ Sonderbestimmungen für derartige Geräte- 

arten überflüssig macht. 

Der Jahresversammlunsz 1930 wird ein Antrag auf 
Außerkraftsetzung der vorgenannten drei Arbeiten vor- 
gelegt werden. 


für elektrische Fanz- 


Forschungsinstitut für Elektrowärmetechnik 
an der Technischen Hochschule zu Hannover. 


Als zweite Mitteilunz des Forschungsinstituts für 
Elektrowärmetechnik ist das Heft 2 
„Über die Einzelverluste und den Wir- 
kuneserad elektrischer Heißwasser- 
speicher“ 
(von Dipl.-Ing. Karl Backhaus) erschienen. 

Das Heft ist zum Preise von 3,50 RM (Auslandsendunz 
rer Einschreiben gegen Grebührenberechnung) vom „For- 
schungsinstitut für Elektrowärmetechnik an der Techni- 
sehen Hochschule Hannover“ zu beziehen (Postscheck 
konto Hannover 34 946). 


Verband Deutscher Elektrotechniker. 
Der Generalsekretär: 
P. Schirp. 


EV 
Elektrotechnischer Verein. 


(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.) 


Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft- 
stelle. Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst 
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02. 


Mitgliedsbeitrag für 1930. 


Nach der Satzung ist der Mitgliedsbeitrag bis 15. No- 
vember für das darauffolgende Vereinsjahr zu bezahlen. 
Ungeachtet dieser Bestimmung und ungeachtet der wieder- 
holten Ersuchen um Entrichtung des Miteliedsbeitrages für 
1930 haben viele Mitglieder den Beitrag noch nicht bezahlt. 
Im eigenen Interesse werden die Mitzlieder nochmals er- 
sucht, den Mitgliedsbeitrag für 1930 tun- 
lichst umgehend einzusenden. Er beträgt für 
persönliche Mitglieder 3000 RM. für Jung- 
mitglieder 1500 RM. Die körperschaftlichen 
Mitglieder sind über die Höhe des Beitrags mittels 
besonderen Schreibens unterrichtet worden. 

(Postscheekkonto: Elektrotechnischer Verein, Berlin 
Nr. 13 302). 


1886 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52 


26. Dezember 1929 


Nachtrag 
zum Bericht über die Fachsitzung' 
tür Elektromaschinenbau (EVM) am 12. Februar 1929 
in der Technischen Hochschule zu Charlottenburg. 


Besprechung des Vortrags 


des Herrn Obering. Schiemann: 


„Elektromagnetische Schlagwerkzeuge, insbesondere 
für Wechselstrom.“ 


Vorsitz: Herr Obering. Schüler. 
Nachträglich schriftlich eingegangene Äußerungen. 


Herr M. Bernhardt, Stuttgart: In Heft 29 der ETZ 
1929 ist im Anschluß an einen sehr beachtenswerten Vor- 
trag des Herrn PAUL SCHIEMANN, Berlin hinsichtlich einer 
allgemeinen Besprechung über verschiedene elektromagne- 
tische Schlagwerkzeuge berichtet worden, was mich ver- 
anlaßt, als Konstrukteur des abgebildeten elektropneu- 
matischen „MB“-Kleinaggregats (Abb. 1) ebenfalls Stel- 
lung zur Sache zu nehmen. Von einzelnen Diskussions- 
rednern wird auf den schlechten Wirkungsgrad von Preß- 
luftwerkzeugen hingewiesen, gleichzeitig aber deren hohe 
Leistungsfähigkeit durchaus nicht bestritten. Für den 
wirtschaftlichen Erfolg ist nun — vom Stand- 
punkt des Benutzers aus gesehen — jedenfalls der Wert 
der geleisteten positiven Arbeit, gemessen am Gesamtauf- 
wand, den irgendein Betriebsmittel erfordert, ausschlag- 
zebend. Gerade aber hier haben manche elektromagneti- 
schen Schlagwerkzeuge versagen müssen, weil zum Auf- 
wand, den derartige Apparate erfordern, nicht nur die 
Kosten der Energieumwandlung gehören, sondern auch 
keineswegs zu vernachlässigende Reparaturen sowie 
Zeitverluste, z. B. durch Kühlung oder zu lang- 
sames Herunterbringen eines Meißelspans oder der- 
gleichen, ganz abgesehen davon, daß eine moderne 
Preßluftpistole bestimmter Schlagleistung in mkg hin- 
sichtlich des Gewichts jeden Rein-Elektrohammer schlagen 
dürfte. In den letzten Jahren aber sind bezüglich Rück- 
gangs im Preßluftverbrauch, bezogen auf die Schlagener- 
gie, erhebliche Fortschritte erzielt worden, so daß auch der 
technische Wirkungsgrad im Gegensatz zur Ansicht des 
Herrn SCHÜLER Berlin, heute sicher wesentlich höher als 
10 %, selbst bei Kleinaggregaten, liegt. bei welchen sich 
raschlaufende Motoren von etwa 3000 U/min bei bestmög- 
lichem Wirkungsgrad verwenden lassen. Im tibrigen blei- 
ben hierbei Schlauch und Hammer kalt. Die Erwärmung 
konzentriert sich vielmehr hauptsächlich auf die Zylinder- 
wandung des Kompressors und kann bei gut gebautenKlein- 
kompressoren durch geeignete Kiihlungsmethoden gut ab- 
retührt werden, ohne daß es dabei der sogenannten Durch- 
flußkühlung. wie solche bei stationären Anlagen üblich 
ist, bedarf. Der technische Wirkungsgrad läßt sich beim 
„M B"-Preoßluft-Einwerkzeugsystem weiter heben, wenn 
man den Luftdruck der jeweils auszuführenden Arbeit 
anpaßt, z.B. genügen beim Kaltnieten bei Benutzung der 
Standardpistnle zwischen 5...8 mm vollkommen 4 ...5 ati. 

Neben gewissenhafter Herstellung der einzelnen Teile 
und Betriebsicherheit ist beim NM B“-Agegregat Haupt- 
wert auf ruhigen Gang, geringsten Platzbedarf sowie 
handliche Bedienung gelegt worden, so daß nur 1...2 Mann 
für jeweils anfallende größere Arbeiten nötig sind. Außer 
Nieten, Meißeln, Stemmen, Stampfen kann man die im 
Druck beliebig regulierbare Preßluft ohne weiteres für 
F'arbspritzzwecke, Sandstrahlgebläse, Löt- und Reini- 
eungszwecke, für Steinbearbeitung, für Nagelapparate 
und selbst für Feuerlöschzwecke nutzbar machen, ferner 
kann der Motor nach Abschaltung des Luftverdichters für 
Schleif-, Polier-, Bürst- und vor allem Bohrarbeiten mit- 
tels biegsamer Welle herangezogen werden, so daß er 
speziell den Bedürfnissen der Reparaturwerkstätten, wie 
solche bei großen Werken allgemein heute üblich sind, 
entspricht. Neben gedrungener, übersichtlicher Bauart 
ist in erster Linie der Gesamtschwerpunkt der fahrbaren 
Anlage möglichst tief gelegt und daher der Stand der 
Maschine bei vorhandener solider Bremsvorrichtung auch 


so daß der durchschnittliche Gesamtwirkungsgrad unter 
Berücksichtigung eines automatisch wirkenden, sofort 
beliebig einstellbaren Schnell-Luftdruckregu- 
lators, ferner kurzer, reichlich bemessener drosselfreier 
Luftwege bei solidester Werkstättenarbeit einen Höchst- 
wert der Wirtschaftlichkeit ergibt. 

Die sonst als sehr störend empfundenen vorstehenden 
Schenkel des Transportkarrens sind umlegbar angeordnet, 
und es wird auf diese Weise, ganz abgesehen von größerer 
Zugänglichkeit, ganz wesentlich an Platz gespart. Sänt- 
liche Konstruktionsteile und Werkzeuge sind übersicht- 
lich sowie aus bestgeeigneten Materialien hergestellt und 
leicht auswechselbar; die Schlauchkupplungen sind zurver- 
lässig dichtend. 

Die auf Grund langjähriger Erfahrung konstruierten 
handlichen leichten Pistolen besitzen geringen Rückschlag, 
keinerlei Erwärmung, arbeiten hingegen mit sanften An- 
anenchläßen und außergewöhnlich geringem Luftver- 

rauch. 


— 


ne 


Abt. 1. 


| Elektropneumatisches „MB"-Kleinaggregat. 


Im Gegensatz zu langsam schlagenden Wechselluft- 
hämmern treten beim schnellschlagenden „M B“-Hammer 
keine kraftverzehrende Erhitzung und vorzeitige Zerstö- 
rung der Schläuche, deren Länge auch nicht wie bei 
ersterem System eng begrenzt ist, ein, vielmehr können 
Schläuche von 10m Länge und mehr unbedenklich Ver- 
wendung finden. Auch der Stromverbrauch entspricht der 
jeweiligen Luftdruckhöhe und ist in der Arbeitspause 
verhältnismäßig gering, so daß auch der durchschnitt- 
liche Kraftaufwand gering ausfällt und ohne Abstellung 
infolgedessen durchgearbeitet werden kann. Der Regu- 
lierbereich beträgt 2...6 atü. Mit 1 Standard-Pistole können 
die gangbarsten Konstruktionsnietenstärken von 10 bis 
22mm ohne Wechsel geschlagen bzw. die verschieden- 
artigsten Preßluftapparate dem jeweils erforderlichen 
Luftdruck angepaßt werden. 

Maximal, d. h. bei voller Leistung: von 0,5 m? ange- 
saugter Luft bei 6 atü, werden 3,5 kW verbraucht, bei Leer- 
lauf, aber im Betrieb befindlicher Pumpe, 1,5 kW, somit 
durchschnittlich 2,5 kW. so daß die Stunde Niet- oder 
Meißelarbeit bei einem Preis von 0,25 RM für die Kilo- 
wattstunde rd. 0,63 RM an elektrischer Energie erfordert. 
ein Aufwand, den heute ieder Unternehmer gern zahlen 
dürfte, wenn damit z.B. 75...100 Warmnieten von 13 bis 
22 mm Dmr. in der Stunde geschlagen werden können. 


Herr H. Fein, Stuttgart (brieflih): In der Dis- 
kussion über den Vortrag des Herrn PAUL SCHIEMANN, 
„Klektromagnetische Schlagwerkzeuge, insbesondere für 
Wechselstrom” gibt der Herr Vorsitzende auf eine An- 
frage des Herrn WIBFL über Wechsellufthämmer eine 
Erklärung ab. die den Anschein erweckt, als ob der Fein- 
Hammer im Prinzip mit dem Ingersoll-Hammer identisch 
sei. 
Vorsitzenden erwähnte Ausführung eines Ingersoll-Zwei- 
schlauchhammers arbeitete mit etwa 3 atü, wobei der 
Druck abwechselnd durch die beiden Schläuche auf die 
vordere und hintere Seite des Schlagkolbens einwirkte, 


Dies ist durchaus nicht der Fall, denn die von dem 


eg, 


bei länger andauernder Arbeit ein absolut sicherer. Gute 
Auswuchtung der Schwungmassen unter Ausgleich der 
im Luftverdichter auftretenden Kräfte gewährleistet da- 
bei ruhigen Gang. Sowohl der reichlich bemessene Spe- 
zial-Kugellagermotor, als auch der mit Original-Wasser- 
Luft-Zylinderkühlung und Patentsaugluftfiltern ver- 
sehene Ventilverdichter, welcher ebenfalls in allen bewer- 
lichen Teilen Wälzlagerung aufweist, sind staubsicher 
geschlossen und mit elastischem Original-,M B“-Antrieb, 
sowie mit eingebautem Schaltwalzenanlasser versehen, 


1 ETZ 19%, H. 1065. 
t ETZ 19%, 8.1097. 


ohne daß Unterdruck zur Bewegung des Schlagkolbens 
herangezogen wurde. Beim Fein-Hammer wird dagegen 
der Schlagkolben durch etwa 1,2 atü vorgeschleudert und 
durch etwa 0,4 atü wieder vom Pumpenkolben zurückge- 
zogen. 

Die Ansicht, daß der Fein-Hammer nach demselben 
Prinzip wie die Drucklufthämmer arbeite, ist sehr ver- 
breitet; es scheint daher im Anschluß an diesen inter- 
essanten Vortrag auch zweckmäßig, einige Ausführungen 
über Entwicklung, Prinzip, Leistung und Wirkungsgrad 
der Wechsellufthämmer, insbesondere des Fein-Hammers 
zu geben, zumal auch in der Diskussion der Wirkungs- 


26. Dezember 1929 


grad der elektropneumatischen Hämmer als nicht hoch 
bezeichnet wurde. 

Einen kleinen Einschlauch-Hammer (Abb. 2), der durch 
eine schwingende Luftsäule betrieben wurde, ließ sich 
im Jahre 1882 ein Berliner Zahnarzt namens TELSCHOW 
für Zahnplombierarbeiten patentieren, dem derselbe bis 
1892 noch drei Patente folgen ließ, worunter auch ein 


4 Hommer 


Pumpe 


Abb. 2. Einschlauch-Hammer. 


Zweischlauch-Hammer enthalten war. Dann folgten wei- 
tere Patente auf Ein- und Zweischlauch-Wechsellufthäm- 
mer (Abb.3) durch die Zahnärzte A. PELHAM und R. ROOT 


Abb. 3. Zweischlauch-Hammer. 


in Plymouth (1896) und Gg. ASMUSSEN, Hamburg 
(1904), ferner durch Siegmund SCHUCKERT (1900) und in 
Frankreich durch den Franzosen TURPIN im Jahre 1906. 
Im Jahre 1911 griff BERNER, Nürnberg, der aus dem Groß- 
lufthammerbau hervorgegangen war, diese Konstruktion 
wieder auf und schuf mit Emil FEIN, Stuttgart, einen 
neuen patentierten elektropneumatischen Hammer, der 
unter dem Namen „Fein-Hammer“ die größte Verbreitung 
und beste Bewährung gefunden hat. 


Pistole Schlauch Pumpe Ausrück- Motor 
2 Niefen-u Meißeln Vorrichtung 
| 
Schnitt A-B $ 


D 
b 

2 

se 

pm SCH 
N 
p 
- 

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Orro TYY 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52 


1887 


pistole, die den Überdruck hinter dem Schlagkolben im 
Schlagpunkt entweichen lassen (Abb. 4), wird ein rascher 
Wechsel von Überdruck zu Unterdruck herbeigeführt. 
Diese Anordnung ergibt einen ausgezeichneten Wirkungs- 
grad, der dadurch erhöht wird, daß der Pumpenhub beim 
Hin- und Rückgang 
für die Schlagkolben- 
bewegung ausge- 
nutzt ist. 


Die Ersfausfüh- 
rung der Maschine 
aus dem Jahre 1913 
war noch am Kollek- 
torlager des Motors 
mit vertikaler Welle 
aufgehängt (Abb. 5). 


Heute wird eine 
solche elektropneu- 
matische Anlage auf 
einem zweirädrigen, 
leicht beweglichen 
Karren aufgebaut 


doch kann die Beför- 
derung der Anlage 
‚ infolge des geringen 
Gewichts von 100 bis 
160 kg auch an einem 
Kranhaken oder durch 
ein Traggestell er- 
folgen. Durch Dre- 
hen des Anlaßhebels 
wird die Maschine in 
Betrieb gesetzt und ebenso wieder ausgeschaltet (Abb. 6). 


Die Unterhaltung und Wartung beschränkt sich auf 
Schmieren mit der Ölkanne und zeitweise Reinigung. 


Abb. 5: Erstausführung des Fein-Hammers 
m fe — =- REN 
‚vom Jahre 1913. 


Schleif- 
Apparat 


Bohr - 
Apparaf 


Biegsome 
Welle 


Abb. 6& Fein-Hammer-Anlage im Schnitt. 


Die schwingende Luftsäule dieses Hammers wird in 
einer durch Elektro- oder Verbrennungsmotor angetrie- 
benen Luftpumpe erzeugt, die ihre einzelnen Schwingun- 


Überlauf im Hammer 


Schlouch 


Hommer 


Pumpe 
Abb. A Wechsellufthammer (Patent Berner). 


gen durch einen Schlauch in das Schlagwerkzeug über- 
leitet und dort den Schlagkolben auf- und abbewegt. 
Durch Anbringen von Überlaufklappen an der Schlag- 


Bei den Einschlauchhämmern treten in der Pumpe 
Drücke von 0,5 at Unterdruck bis 1,4 atü auf, in der Pistole 
Drücke von 0,4 at Unterdruck bis 1,7 atü. 

Das Schaubild des Hammers und der Pumpe (Abb. 7 
und 8) zeigt Weg- und Druckverlauf dieser Anordnung 
mit Überlaufklappen. Kurz vor dem Schlagpunkt tritt, 
wie im Schaubild deutlich sichtbar, die größte Beschleu- 
nigung auf, während sich der Überdruck rasch in Unter- 
druck verwandelt, so daß nirgends schlaghemmende Ver- 
zögerungen und Auswirkungen auftreten. Das allmäh- 
liche Umkcehren in der hinteren Kolbenstellung (im 
Schaubild als deutliche Rundung sichtbar) gibt die Er- 
klärung dafür, daß der Arbeiter beim Bedienen der Pi- 
stole fast keinen Rückschlag empfindet. Erzeugt wird 
dieses allmähliche Umkehren durch ein im hinteren 
Hammerteil wirkendes Luftpolster. 


1888 


Die Endgeschwindigrkeiten der Schlagzkolben bewegen 
sich je nach der Größe des Hubes zwischen 7.5 und 13 m/s, 
die Schlagkraft je nach der Größe des Hammers zwischen 
1,0 und 7,0 mkg/Schlag oder 600 und 4000 mkg/min, bei den 
kleinen Pistolen für Bildhauerzwecke zwischen 0,005 und 


0,75 mkg/Schlax oder zwischen 3 und 450 mkg/min. Die 
Bestimmung der Endgesehwindigkeit Ve geschieht aus 
der Tangente an den Schlagweg im Schlagpunkt. Die 


Wucht des Schlages (Schlagstärke) Ne in mkg errechnet 
sich aus der Bezichung Se = % m Ve’, wobei Ve die End- 
xeschwindigkeit in m/s und m die Masse der bewegten 


Teile 2. a darstellen. Die Schlagzahl der Pistolen 
d 9,81 


licgt zwischen 560 und 600 Schlägen/min und wird 
zwangsläufig durch die Motordrehzahl bestimmt. 

Der Wirkungsgrad der Anlage läßt sich durch Ver- 
wleich der vom Motor aufgenommenen Energie mit der 
Schlagstärke des Hammers bestimmen, und man 

‘erhält je nach Anschluß verschieden großer 
Pistolen an den Pumpen Wirkungsgrade von 
23...28 %, wogegen bei Preßluftanlagen Ge- 
samtwirkungsgrade von nur 7...11% errech- 
net werden. (Vgl. Werkstattstechn. 1925 
Heft 5 und 1926 Heft 8/18.) Es lassen sich mit 
dem Fein-Hammer alle Schlagarbeiten in der 
Metall- und Gesteinsbearbeitungz von den fein- 
sten Bildhauerarbeiten bis zu den schwersten 
Konstruktionsnieten (mit 28mm Schaftdurch- ' 
messer) ausführen (Abb. 9). Auch können noch 
Arbeiten der Drehbewegung durch Anschluß 
einer biegsamen Welle durchgeführt werden. 
In der .„Werkstattstechnik“' macht LUDWIG 
in einer Abhandlung über .„.Beitrax zur wirt- 
schaftlichen Spanabhebung“ interessante An- 
gaben über Spanleistungen von Preßluft- und 
elektrischen Hämmern. Im folgenden sind diese 
Angaben mit Leistungen des Bewi-lJammers 
nach Angaben in der ETZ 1929 H. 29 und mit 
denen des Fein-Hammers zusammengestellt. so 
daß sich ein Überblick über Leistung und Wirkungsgrad- 
verhältnisse von Preßluft-. elektrischen und elektropneu- 
matischen Hämmern bilden läßt. 


Hub e 


Vergleichstafel über Meißelleistungen. 


Pure 


E "ës kb, Ze 
ke 4 e e so = 
l % ; A] E re 
Art und Größe des Schlag- et) SZ EE TEE A 
werkzeuges KI AE GE, gsm eg 
z% 3 355 588 $ 
i = Se Æ n2 
Angaben nach Ludwig, gYerkstattstechn. 1925, 8. 756. 
Preßlufthammer 2,2 at... 6,6 1500, 30 22 | 0,88 
Preßlufthammer 5,5 at... 6,6 4925 70 533 0,65 
Wechselstromhammer mit Elektro- 
MOLOF a re ehr 4,3 270 9 4 0,885 
tleichstromhammer mit Elektromotor 4,3 300 | 16 8,7 1,75 
Wechselstrom-Magnethammer........ 5,3 300 14| 55 11 
Gleichstrom-Magnethammer ......... 8,6 ` 336 | 18 15,6 2,8 
kleiner Hammer mit Universalmotor.. 9,6 ı 720, 35 133 2,75 
großer Hammer mit Universalmotor.. 20 , 1200 43 49 2,45 


Angaben nach Schiemann, ETZ 1929, Seite 1041. 
Bewi-elektromagnetische Handhämmer. 


BEWE A een 1,6 | 50 | keine 4 4,8 
ir Beer 3,5 100 ' An- 7 4,2 
Ee GENEE 5,2 | 200 ı gaben 1l 3,3 
Ba a a a ee ir ame 6,1: 250; „ 14 3,4 


Angaben nach H Fein mit dem Fein-Hammer. (Anschliff der Melßel- 
Schmierung Stauffer- 


schneide 30...60°, Neigung beim Meißeln 8... 12°, 
fett, Material Eisen von 35... 45 kg/mm? Druckfentigkeit. Die Zahlenangaben 
sind Mittelwerte aus 3..5 Einzelversuchen.) 


Kleine Fein-Hammer- Anlage: 


Kleinpistole, sehr leicht .......2...... 0,7 325 d 6 1,11 
OT EE 1,0 365 16 17 2,8 
mittelgroßB `... A 1,4 395 23 46,5 7,18 

Große Fein-IHammer-Anlage. 

MeiBelpistolen, leicht ...........2.... 4,5 1530 58 753 2 R5 
mittel oseon ee 6.4 , 1535 60 63 2,46 
SCHWER Eet eh daer nE 8,8 1610 100 108 4,05 
sehr schwer `, ER 11,2 2005 126 166 5,0 


Man sieht aus der Wirkungsgrad-Kennziffer kz/kWh, 
daß die Wirkungsgradverhältnisse der elektropneumati- 
schen Hämmer nicbt ungünstiger als die der elektrischen 
Hämmer sind. Je nach Anschluß einer größeren oder 
kleineren Pistole an die Fein-IHammer-Pumpe liegen die 
Werte sogar wesentlich günstiger, 


Fir grobe Leistungen, insbesondere zur Erzielung 
eines kräftigen Schlages, sind bei Wechsellufthämmern 
auch Anordnungen mit zwei Schläuchen üblich, wobei ent- 


aan S. 753. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


26. Dezember 1929 


sprechend den zweistufigen Kompressoren auf beiden 
Pumpenkolbenseiten gedrückt wird. Der Kolbenrückhub 
wird hierbei zum Zurücksaugen des Schlagkolbens im Ge- 
gensatz zu der erwähnten Ingersoll-Ausführung mit her- 
angezogen. 

Die Zweischlauch-Hämmer werden als schwere Ge- | 
stein-Stoßbohrmaschinen für Bohrtiefen bis zu 6 m ee i 
baut, wobei die Dreh- bzw. Bohrerumsetzung durch Dral- A 
nuten im Schlagkolben erfolgt. Die Ausführung erfolst | 
dabei entweder im engen Verfolg der schwingenden Luft- 
säule mit Drücken bis max. 2,5 atü ohne Ventile und 
Kühlung oder in Anlehnung an Preßluft mit Drücken 
bis 3,5 atü unter Anordnung von Windkessel und Cher. 
druckventil. Im äußeren Auf- und Zusammenbau be- 
stehen dagegen wenig Unterschiede. Der Motor ist durch 
ein Vorgelege mit dem Zweizylinderkompressor verbun- 
den und die ganze Anlage in cinem vierrädrigen auf Schie- 


Lage der Emlaßschhte. 
5% se 


Abb. 7. Weg- und Druckwegdiagramm einer Fein-Hammer-V’istole. 


nen fahrbaren Karren befestigt. Die Bohrmaschine selbst 
ist auf einem Säulenfuß in Schienen zelagert und mit 
Vorsehub versehen. 

Auch Gleisstopfmaschinen zum Unterstopfen des Stopf- 
gutes bei Eisenbahnschwellen werden mit schwingenden 
Luftsäulen, gewöhnlich nach dem Zweischlauchhammer- 
prinzip gebaut. Der Antrieb der Luftpumpe erfolgt durch 
kleine Verbrennungesmotoren, die so gebaut sein müssen, 
daß sie bei ihrer Benutzung neben oder zwischen den 
Gleisen nicht über das Profil emporragen. Die Kolben 
des Verbrennungsmotors und des Luftverdichters werden 
dabei von derselben Kurbelstange gleichzeitig betätigt, 
so daß die Hubzahl des Verbrennungsmotors gleich der 
Hubzahl des Verdichters ist. Die ganzen Stopfmaschinen 
sind gewöhnlich auf Kufen angeordnet, so daß sie beim 
Stopfen leicht von Schwelle zu Schwelle nachgezoxen 
werden Können. 


[-823cm? BF 


Abb. & Pumpendiagramm. 


Zum Schluß sei noch auf einen Punkt hingewiesen, 
der ebenfalls bei der Besprechung in der ETZ von Herrn 
BISCHOP und dem Vortragenden beleuchtet wurde. FE- 
ist dies das große Gewicht und die rasche Abnutzung 
rein elektrischer Schlagwerkzeuge bei größeren Leistun- 
gen. ls ist anzunehmen, daß diese deshalb auf leichtere 
Leistungen der Steinbearbeitung beschränkt bleiben wer- 
den, denn es wird schwer möglich sein, einen genüzen! 
leichten Elektroniethammer über 10 mm Nietleistunı zu 
bauen, da ein solcher den hierbei auftretenden Beanspru- 
chungen an das Material nie lange standhalten kann. 

Zum Beweis sei angeführt, daß selbst die zehärte- 
ten Schlagkolben, Döpper und Meißel aus bestem Stahl 
und bei einfachster Form den ermüdenden Schlaxbe:in- 
spruchungen nicht immer standhalten können und oft 
nach kurzer Zeit zerspringen, und es ist nicht zu erwar- 
ten, daß empfindliche elektrische Teile. wie Wieklungen. 
Kontakte u. dgl.. die in die elektrischen Hämmer ein- 
gebaut werden müssen, ähnliche Beanspruchungen auszu- 
halten in der Lage sind. Dies bestätigt auch der Urm- 
stand, daß bisher nur elektrische Hammer für kleinere 
Schlawleistunzen in den Handel kamen. 


e 


26. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


1889 


Herr Sehüler: Hs ist sehr erfreulich, daß die Aus- 
sprache im Elektrotechnischen Verein Herrn FEIN veran- 
laßt hat, der Öffentlichkeit nähere Angaben über die 
Wirkungsweise des Fein-Hammers zu machen, was bisher 
meines Wissens nicht geschehen ist. Was nun meine von 
Herrn FEIN zitierte Bemerkung in der EV-Sitzung be- 
trifft, so habe ich selbstverständlich nicht gesagt, daß 
der Fein-Hammer mit dem Ingersoll-Hammer iden- 
tisch sei, sondern nur, daß er auf demselben Grundprin- 
zip beruhe, was doch auch zweifellos richtig ist. Beide 


Hämmer arbeiten mit schwingender Luftsäule, im Gegen- 


Abb. o Fein-Hammer beim Nieten im Schiffbau. 


satz zu den sonst gebräuchlichen Luftdruckhämmern, bei 
denen sich der zugeführte Luftstrom stets in gleicher 
Richtung bewegt. 


Herr FEIN sagt nun, der Unterschied seines Hammers 
xegenüber dem Ingersoll-Hammer bestehe darin, daß letz- 
terer mit zwei Schläuchen arbeitet (also doppeltwirkend 
ist), während der Fein-Hammer nur einen Schlauch be- 


SITZUNGSKALENDER. 


Deutscher Verband technisch-wissenschaftlicher Ver- 
eine, Berlin. 14. u. 16. I. 1930, abds. 6h, Aula der T.H 
Berlin: Vortrag Prof. Sidney J. Davies (King's College, 
London) „The most important english power stations“. Ein- 
trittskarten zu 1 RM sind bei der Geschäftstelle: Ingenieur- 
haus, Friedrich-Ebertstr. 27, zu haben. 


PERSÖNLICHES. 


(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.) 


R. Kratochwil Ak — Am 13. XII. d. J. starb unerwartet 
Herr Ingenieur Robert Kratochwil, Direktor der 
Elektrizitäts- und Straßenbahn-Gesellschaft, Linz. Der 
Verstorbene war mit unermüdlichem Fleiß und glänzenden 
organisatorischen Fähigkeiten, gepaart mit reichstem Wis- 
sen auf allen Gebieten, hervorragend an der Entwicklung 
seiner Gesellschaft tätig. Alle, denen es vergönnt war, dem 
Verstorbenen nahe zu treten und seinen liebenswürdigen 
Charakter sowie seine Herzensgüte kennen zu lernen, wer- 
den aufrichtig um ihn trauern. Die ETZ verliert in dem 
Verstorbenen einen fleißigen und erfahrenen Mitarbeiter. 


BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG. 


(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der 
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.) 


Amerikanische Elektrizitätswirtschaft. 


Mit Bezug auf den Hinweis von Dr.-Ing. J. ADOLPH 
in seinem interessanten Vortrag (ETZ 1929, N. 1429) hin- 
siehtlich der Verbreitung der Wechselstrom-Drei- 
leiter-Edisonschaltunx „drüben“ und auf die 
daran knüpfende Bemerkung von Oberin. SCHÜLER wird 
es bier vielleicht interessieren, daß mir ein schon vom 23. V. 


sitzt und dementsprechend abwechselnd Druck- oder Saug- 
luft erhält. Dies wäre ja nun an sich noch kein schr 
wesentlicher Unterschied, und anderseits sagt Herr FEIN 
much am Schlusse seiner Ausführungen, daß seine Firma 
für große Leistungen ebenfalls zwei Schläuche benutze. 
Es geht also aus den Ausführungen des Herrn FEIN 
eigentlich nicht mit voller Klarheit hervor, worin der 
grundsätzliche Unterschied des Fein-Hammers gc- 
genüber dem Ingersoll-Hammer besteht. 

Herr Schiemann als Vortragender: Ich begrüße es, daß 
durch Herrn BERNHARDT und besonders durch Herrn FEIN 
Leistungen von Preßlufthämmern und von 
Wechsellufthämmern angegeben und mit den- 
jenigen von elektromagnetischen sowie von 
klektromotorhämmern verglichen sind. Infolge 
der Anwendung des transportablen Elektr»- 
motors kann man obige Hämmer ja auch als 
elektrische Hämmer bezeichnen. In der sehr 
übersichtlichen Tabelle Herrn FEINs muß es 
wohl statt Gleichstrom-Magnethammer „größe- 
rer Wechselstrom-Magnethammer“ heißen, da 
Herr LUDWIG in Werkstattstechn. 1925 keinen 
(tleichstrom-Magnethammer anführt. Wie mir 
scheint, wird durch die Überlaufklappen am 
Fein-Hammer in Verbindung mit Einlaß- 
schlitzen an der Luftpumpe die unzulässige Er- 
wärmung des Wechselluftsystems beseitigt, da 
nicht immer dieselbe Luft komprimiert wird. 
Energie wird hierdurch zwar nicht direkt ge- 
spart, aber die Arbeitsweise wird durch die 
Überlaufklappen auch verbessert, da der Kolben 
ohne Gegenkraft auf das Werkzeug schlägt und 
durch Abprallen den Rückhub beginnt. Wie man 
früher auch die Haltbarkeit kleiner elektrischer 
Schlagwerkzeuge für unmöglich hielt, während 
diese jetzt in vielen Ländern gebraucht werden. 
so wird man später auch in Deutschland wohl 
große rein elektrische Schlagwerkzeuge ver- 
wenden. Die Motor-Stoßbohrmaschine, welche seit bald 40 
Jahren in Deutschland fabriziert wird, kann man schon zu 
den großen rein elektrischen Schlagwerkzeugen rechnen, 
wenn sie auch an Spannsäule oder Freigestell arbeitet. 


Elektrotechnischer Verein. 
Der Generalsekretär: 
Dr. Schmidt. 


1897 datiertes DRP. Nr. 96 824 betreffend eine Wechsel- 
xtrom-Mehrleiteranlage mit Ausgleichtransformatoren ver- 
liehen wurde. Das Prinzip des Ausgleiches von Spannungs- 
ungleichheiten in den beiden Netzhälften bei diesem Wech- 
selstrom-Mehrleitersystem ist unschwer aus der Wieder- 
gabe von Abb. 1 dieser Patentschrift zu erkennen, welche 
ein entsprechendes Dreileitersystem darstellt. Zu damali- 
ger Zeit konnte ich in Deutschland, da man dort vor 30 Jah- 
ren in intensivster Weise mit der Errichtung von Dreh- 
stromwerken bzw. mit dem Umbau der bestehenden 
Werke auf reinen Drehstrom beschäftigt war, mit dieser 


a 


G Hochspannungs-Wechselstromquelle 

P Abtransformator mit Primärwieklung p und Sekundärwieklung a 

a und d Außenleiter des Dreileitersystems 

o Mittelleiter des Dreileitersystems, der von der Mitte der Sekundär- 
wicklung des Abtransformators abzweigt 

I ungleiche Belastung der beiden Netzhälften 

Ti und Te Ausgleichtransformatoren mit Wieklungen w, und wes, 


Abb. 1. Weehselstrom-Dreileiter-Anlage mit Ausgleichtransformatoren 
nach DRP. % 824. 


Erfindung keine besonderen Erfolge erzielen. Um so mehr 
war ich bei meiner später erfolgten Übersiedlung nach 
den V.S. Amerika überrascht, dort eine große Zahl von 
Wechselstromnetzen vorzufinden, bei deren sekundären 
Verteilungsanlagen fast ausschließlich solche Mehrleiter- 
anlagen benutzt wurden. Die große Verbreitung derartiger 
Verteilungsnetze daselbst ist übrigens auch darauf zu- 
rückzuführen,) daß man dort der Einführung des aus 
FKuropa herüber gekommenen Drehstromsystems vor 
30 Jahren zunächst noch abwartend und zögernd gegen- 


1890 


überstand. Leider hatte ich es damals unterlassen, auch 
in den V.S. Amerika ein Patent auf meine Erfindung zu 
nehmen. 

Ich möchte durch diese Ausführungen die Feststellung 
von SCHÜLER in der Wechselrede zum Vortrage ADOLPH 
— daß die Wechselstrom-Dreileiterschaltung bzw. die sog. 
„Edison*-Schaltung bei Transformatoren auch in Europa 
schon seit geraumer Zeit bekannt war — hiermit unter- 
streichen. 


Bodenbach a.d.Elbe, 8.X. 1929. 
Gustav W. Meyer. 


Deion-Schalter für Motoren. 


Das Prinzip der Lichtbogenlöschung des Deion- 
Schalters für Motoren der Westinghouse Co., über das in 
dieser Zeitschrift berichtet worden ist!, ist nicht neu, wie 
es den Anschein haben könnte, sondern bereits im Jahre 
1912 auf Grund der Angaben von DUOLIVO- DOBRUWOLSKI 
der AEG geschützt worden. Das inzwischen abgelaufene 
Patent trägt die Nr. 266 745. In diesem Patent ist nicht 
nur unter Schutz gestellt, daß der Lichtbogen durch eine 
Reihe von senkrecht zu ihm stehenden Querwänden aus 
elektrisch leitendem Material unterteilt wird, sondern es 
ist auch schon das Prinzip angegeben — welches die 
Westinghouse Co. vor allen Dingen bei dem Deion-Schalter 
für Hochspannung benutzt — die Zahl der Querwände so zu 
bemessen, daß das Spannungsgefälle für die einzelnen Teil- 
lichtbogen unterhalb der Lichtbogen-Minimalspannung 
liegt. Anspruch 1 der Patentschrift lautet folgender- 
maßen: 
„Einrichtung zur Beschränkung des bei Unterbrechung 
eines elektrischen Stromkreises entstehenden-Lichtbogens; da= 
durch gekennzeichnet, daß die erste Unterbrechung an einer 
beschränkten Anzahl Elektroden stattfindet und der dabei ent- 
stehende Lichtbogen in eine größere Anzahl feststehender lei- 
tender Querwände hineingeleitet wird, deren Zahl so bemessen 
ist, daß der Lichtbogen in so viele Teile zerlegt wird, daß das 
Gefälle für den einzelnen Teil derjenigen Minimalspannung 
entspricht, bei welcher ein Lichtbogen nicht mehr bestehen 
kann.“ a i i 


i Abb. 2 
aus dem DRP. 266745. 


Ein Vergleich der Abb. 6 und 7 auf S. 1416 des ETZ- 
Berichtes mit den hier beigegebenen Abb. 1 und 2 dieser 
Patentschrift läßt noch deutlicher erkennen, daß die An- 
ordnungen sich nur in unwesentlichen Einzelheiten unter- 
scheiden. 

In Abb. 1 sind die metallischen Querwände oberhalb 
der Unterbrechungstelle zu sehen. Abb. 2 zeigt die gleiche 
Form der Wände wie beim Deion-Schalter mit Einkerbun- 
gen, die gemäß der Patentschrift den Zweck haben, den 
Lichtbogen in der Mitte zu halten. 


AEG Fabrik für Schaltgeräte. 


Berlin, 1. X. 1929. Dr. Alfred Cohn. 


Neue Anwendungen des Lichtes in der Heilkunde. 


Die Äußerungen von Prof. Dr. F. HOLTZMANN 
Karlsruhe, und der Diskussionsredner (vgl. ETZ 1929, 
S. 927) sind m. E. in einigen Punkten richtigzustellen. 
Es wird gesagt, daß bei Überdosierung bestrahlten 
Ergosterins und bestrahlter Milch — mit der Hanauer 
Quarzlampe bestrahlt — Giftwirkungen eintraten. Das 
trifft nur für das bestrahlte Ergosterinpräparat Vigantol 
zu, wenn die Tagesdosis von 1...2 mg iiberschritten wird, 
niemals aber für bestrahlte Milch, weil Milch an sich nicht 
überbestrahlt werden kann, denn die Vitaminwirkung 
haftet nur an deren bescheidenem Fettgehalt, auch bewirkt 
Überbestrahlung ein Wiederzurückgehen der Vitamin- 


ı ETZ 1929, 8. 1416. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


- reiche Lampe, die ein Lichterythem als Beweis 


26. Dezember 1929 


anreicherung. Außerdem ist der Mensch oder Säugling 
nicht imstande, über ein gewisses Quantum hinausgehende 
Mengen Milch zu sich zu nehmen. 

Ferner wurde in der Diskussion wieder der Kohlen- 
bogenlampe und auch der neuen Vitalux-Glühlampe das 
Wort geredet, weil deren Spektrum dem der Sonne näher 
steht. Ein Vergleich dieser Lampen mit der Natursonne 
ist schon deshalb abwegig, weil Heilungen mit der Natur- 
sonne nur durch wochen- und monatelange Kuren bei täg- 
lich stundenlangem Aufenthalt in der Sonne möglich sind, 
was bei Bestrahlungen mit diesen künstlichen Lichtquellen 
nicht durchführbar ist. Soweit die Wirkung der ultra- 
violetten Strahlen in Frage kommt, sind diese beiden Lam- 
pen unbrauchbar, weil sie viel zu wenig Ultraviolett 
liefern. Es eignet sich dazu nur eine ar diesen Strahlen 
guter 
Ultraviolettwirkung erzeugt. Von allen bis jetzt be- 
kannten Lampen ist das in einer für Behandlung ange- 
messenen Zeit nur mit der Hanauer Quarzlampe zu er- 
zielen. Sie bewirkt eg Lichterythem in 3..5min, die 
Vitaluxlampe dagegen erst nach stundenlanger Bestrah- 
lung, während die Höchstdauer der Bestrahlung mit der 
Quarzlampe bei einer Bestrahlungskur nur 20 ... 30 min be- 
trägt. Da der nackte Körper bestrahlt werden muß, sind 
SE Es Bestrahlungen ambulant an sich nicht durch- 
ührbar. 


Von einer Gefährlichkeit der Quarzlampe kann nicht 
die Rede sein. Dauerschädigungen wie durch Röntgen- 
strahlen sind selbst bei größter Fahrlässigkeit vollkommen 
ausgeschlossen, da die ultravioletten Strahlen höchstens 
3% mm in die Haut eindringen. Schlimmstenfalls kann nur 
eine oberflächliche Hautverbrennung, die in wenigen 
Tagen ohne Narbenbildung abheilt, ähnlich wie beim 
Gletscherbrand eintreten. Sogenannte Schälkuren durch 
intensive Ultraviolettbestrahlungen bewirken sogar er- 
fahrungsgemäß eine bedeutende Verbesserung der Haut. 

Selbstverständlich muß die Quarzlampenbestrahlung 
bei Kranken dem Arzt anvertraut bleiben, aber als Kräfti- 
gungs- und Erfrischungsmittel bei Gesunden kann sie 
unter Beobachtung der vorgeschriebenen Bestrahlungs- 
abstände und -zeiten ohne Bedenken zur Selbstbestrahlung 
verwendet werden und ist zu den hygienischen Maßnahmen 
zu rechnen wie Luft-, Sonnenbäder und Wasseranwendun- 
gen der verschiedensten Art. Bekannte Lichtforscher wie 
THEDNING, HILL, EIDINOW, DONNELLY fordern deshalb 
regelmäßige Ultraviolettdusche für jeden berufstätigen 
Stadtmenschen, und die Zeit wird nicht mehr fern sein, 
wo sie wie eine Badeeinrichtung in jedes bessere Haus, 
jede Schule und jede Fabrik gehört. Aber dazu eignet 
sich nur eine an ultravioletten Strahlen reiche Lampe wie 
die Hanauer Quarzlampe. 

Dresden— Weißer Hirsch, 21. X. 1929. 


Geh. San.-Rat Dr. Hugo Bach. 
Erwiderung. 


Auf vorliegende Bemerkungen cerwidere ich: Mein 
kurzer Hinweis auf die Möglichkeit der Giftwirkung be- 
strahlter Milch gründet sich auf einen Aufsatz von REYHER 
und WALKHOFF in der Münchener Med. Wochenschr. 1928. 
1928, S. 1071. Genannte Autoren prüften die Wirkung 
ultraviolett bestrahlter Milch auf den tierischen Organis- 
mus und fanden Bilutzerfall und toxische Nephrose. 
Für eine Behandlung durch Ultraviolettstrahlen halte 
auch ich die Quarzlampe in erster Linie geeignet. 

Karlsruhe, 25. XI. 1929. 
Prof.Dr. Holtzmann. 


LITERATUR. 
Besprechungen. 


kinführung in die Theorie der Elektrizi- 
tät und des Magnetismus. Von Prof. Dr. M. 
Planck. (Einführung in die theoretische Physik, 
Bd. 3.) 2. Ausg. Mit 12 Fig., VII u. 206 S. in 8°. Ver- 
GE CH S. Hirzel, Leipzig 1928. Preis geh. 6 RM, geb. 


Die 1. Auflage ist von F. Emde in umfassender Weise 
ensprechend der Bedeutung P la n c k s besprochen worden?®. 
Es bleibt dem Referenten der 2. Auflage nur festzustellen, 
daß die Anlage des Buches dieselbe geblieben ist. Inter- 
essant ist, wie ein führender Physiker die Grundbegriffe 
und die Hauptgleichungen der Maxwellschen Theorie ent- 


26. Dezember 1928 


die elektrische und die magnetische Energiedichte sowie 
für die Energieströmung gestellt, u. zw. ohne jede Ablei- 
tung; es wird nur gesagt, daß alle Folgerungen mit der Er- 
fahrung übereinstimmen. Aus jenen Ausdrücken folgen 
dann die Maxwellschen Gleichungen rein mathematisch. Es 
muß bezweifelt werden, daß dieses — allerdings schnell zum 
Ziele führende — Verfahren imstande ist, ein anschau- 
liches Bild von den beiden Feldstärken und vom Inhalt 
der beiden Maxwellschen Gesetze zu vermitteln. Aus die- 
sem Grunde glaubt der Referent nicht, daß das Buch zur 
Einführung für Ingenieure geeignet ist. Wem aber die 
Anfangsgründe bekannt sind, der wird aus dem nicht um- 
fangreichen Buche manche Anregung schöpfen. 


In § 21 fällt auf, daß zwar die von Maxwell stam- 
menden Kapazitätsgleichungen, in denen die Kapazitäts- 
koeffizienten und die negativen Teilkapazitäten! (die In- 
duktionskoeffizienten) auftreten, angegeben sind, aber 
nicht die in erster Linie brauchbare Gleichungsform, in 
der nur die positiven Teilkapazitäten vorkommen. 


Die Gleichungen des Buches sind im Gaußschen Maß- 
svstem angeschrieben. Es wird wohl ein Wunsch bleiben, 
daß eine neue Auflage sich dem vom AEF empfohlenen 
elektrotechnischen Maßsystem anschließen möge, in dem 
die überwiegende Mehrzahl der Meßinstrumente geeicht 
ist, mit denen ja auch die Physiker arbeiten. EES 


La fabbricazione dei conduttori elettrici 
isolati in gomma ed il macchinario rela- 
tivo. Von Ing. P. Mastandrea. Mit 130 Abb., 14 
Tab., XI u. 423 S. in kl. 8. Verlag Ulrico Hoepli, Mai- 
land 1929. Preis geb. 18 Lire. 


Das Buch stellt eine volkstümlich gehaltene Beschrei- 
bung der Fabrikation der mit Kautschuk isolierten elektri- 
schen Leitungen dar. Das Material ist der fortschreitenden 
Herstellung entsprechend übersichtlich gegliedert, der Vor- 
trag klar und das Verständnis wird durch gute Abbildun- 
ven von Maschinen, darunter zahlreiche deutsche Erzeug- 
nisse, erleichtert. Nur bei der Bleipresse erfährt die deut- 
sche Industrie eine ungerechte Behandlung: neben drei 
Abbildungen stehender Pressen amerikanischen Ursprungs 
(darunter zwei Aufnahmen derselben Presse) ist im Buch 
nur eine deutsche Presse, u. zw. die liegende Huber-Presse 
der Fried. Krupp-Grusonwerk AG. abgebildet; dabei wird 
auf die Überlegenheit der stehenden Presse hingewiesen, 
aber die hochwertige stehende Presse der genannten Firma 
nicht einmal erwähnt. 

Da, wie der Verfasser im Vorwort angibt, ein ähn- 
liches Buch in der italienischen Literatur bis jetzt gefehlt 
hat, ist die fleißize Arbeit gewiß verdienstvoll; es muß 
aber gesagt werden. daß das Buch sich weniger zum Ge- 
brauch in der Werkstatt eignet als zur Information von 
Lesern, die sich für diesen Zweig der Industrie interessie- 
ren, ohne darin selbst technisch tätig zu sein. Die das Buch 
tüllenden zahlreichen technischen Einzelheiten sind zröß- 
tenteils anschauliche Schilderungen, aber weder theoreti- 
sche Erklärungen noch praktische Anleitungen. Für den 
deutschen Leser bietet das Buch gegenüber dem ausge- 
zeichfleten Buch von M. Wachter (Die Fabrikation der 
CGummidrähte und Kabel“, Berlin 1911), dem der Verfasser 
33 Abbildungen ohne Quellenangabe entlehnt hat, bis auf 
die Beschreibung und Abbildung einiger neuer Maschinen, 
wenig Besonderes. M. Klein. 


Introduction to theoretical Physies. Von 
Prof. Leigh Page. Mit 201 Fig., X u. 587 S. in 8°. Ver- 
lag D van Nostrand Company, Inc., New York 1928. 
Preis geb. 6,50 Dollar. 


Bei dem heutigen Stand der physikalischen Forschung 
ist die Abfassung einer allen Ansprüchen gerecht werden- 
den Einführung in die theoretische Physik eine unzewöhn- 
lich schwierige Aufgabe. Die Gedankengänge sowohl der 
klassischen Physik als auch der älteren Quantentheorice 
sind einerseits für den Lernenden und den Forscher upr- 
entbehrlich, anderseits ist man sich darüber klar, daß 
die Begriffsbildungen dieser Disziplinen nur mit starken 
Einschränkungen brauchbar sind und gerade in ihren 
(irundlagen einer tiefgehenden Revision in derjenigen 
Richtung bedürfen, welche durch die Quantenmechanik vor- 
gezeichnet ist. 


Die vorliegende, für Studierende bestimmte Einfüh- 
rung in die theoretische Physik führt den Leser gerade 
bis zu den Anfängen der Bohrschen Quantentheorie und 
der speziellen Relativitätstheorie. Naturgemäß bildet die 


1 8.42 Zeile 17 muß es wohl statt „positiv genommen“ entweder 
„absolut genommen“ oder „negativ genommen” heißen. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52 


1891 


klassische Physik den Hauptgegenstand des Buches, wel- 
ches dementsprechend eingeteilt ist in Dynamik, Hydro- 
dynamik, Thermodynamik, Elektromagnetismus und 
Optik. Zu Anfang findet sich noch eine kurze Einleitung 
in die ganze Vektorrechnung. Die Darstellung ist von 
einer erfreulichen Anschaulichkeit und immer so gehal- 
ten, daß der Kontakt mit dem Experiment und den An- 
wendungen niemals verloren wird. Zahlreiche instruk- 
tive Abbildungen und Übungsaufgaben tragen wesentlich 
dazu bei, daß große Teile des Buches in pädagogischer 
Hinsicht als vorbildlich bezeichnet werden dürften. In 
besonderem Maße eilt das von dem Abschnitt über Elek- 
tromagnetismus. Eine Einschränkung dieses Lobes ist 
allerdings erforderlich im Hinblick auf die Thermodyna- 
mik, deren Darstellung leider nicht das Niveau und die 
Anschaulichkeit der übrigen Abschnitte besitzt. Der Be- 
griff „adiabatische Veränderungen“ wird auf S. 250 defi- 
niert durch „keine Wärmezufuhr” und auf S. 258 durch 
„Keine Entropie-Änderung“. Die Darstellung der Kelvin- 
schen Temperaturskala auf S. 253/54 ist schlechthin un- 
verständlich. Die thermodynamischen Eigenschaften der 
Hohlraumstrahlung werden fast ganz ignoriert. Zu S. 461 
sei bemerkt, daß die experimentelle Bestätigung der For- 
meln für die longitudinale und transversale Masse der 
Elektronen keinen Beweis für die elektromagnetische Na- 
tur der Masse liefert, da diese Formeln für jeden Massen- 
punkt gelten müssen. 


Trotz dieser Ausstellungen im einzelnen kann das 
Buch als Ganzes dem Studierenden als Einführunz wärm- 
stens empfohlen werden. Der Dozent und der Lehrer 
werden sowohl in der ganzen Darstellung des Stoffes als 
auch aus den beigegebenen Aufgaben viele Anregungen 
für die Ausgestaltung des eigenen Unterrichts finden. 


R. Becker. 


Gewindeschneiden. Von Oberine. O. M. Müller. 
(Werkstattbücher, herausg. v. E. Simon, H. 1) 
2. verm. u. verb. Aufl. Mit 167 Fig. im Text u. 49 S. in 
gr. 8°. Verlag Julius Springer, Berlin 1928. Preis 
kart. 2 RM. 


Das Heft erscheint bereits in zweiter Auflage, der 
beste Beweis dafür, daß die erste Anklang gefunden hat. 
Einige Stellen sind gekürzt, andere dafür auf den neuesten 
Stand der Gewindeschneidtechnik gebracht worden. Der 
Verfasser erläutert zunächst die Grundlagen, Entstehung 
der Schraubenlinie, die verschiedenen Gewindeformen usw. 
und sodann die Schneidstähle für Außen- und Innen- 
gewinde. Nach dieser Einleitung wird das Gewindeschnei- 
den auf der Drehbank ausführlich besprochen, soweit es 
der Raum des Heftes gestattet, beginnend mit dem Aus- 
richten des Stahles unter Zugrundelegung der hierfür ge- 
brauchten neuesten Lehren. Bei den Supporten zum Schnei- 
den kegeliger Gewinde hätte vielleicht auch auf die Ge- 
windeschneidvorrichtungen für Bohrrohre hingewiesen 
werden können, die in neuerer Zeit größere Bedeutung 
gewonnen haben und teilweise so eingerichtet sind, daß 
mit ihnen Gewinde geschnitten werden können. deren Stei- 
gung entweder parallel der Achse oder parallel der Kegel- 
scite gemessen werden kann. Neu hinzugekommen ist das 
Gewindeschneiden nach dem Abwälzverfahren mit einem 
sich drehenden und gleichzeitig in der Längsachse des 
Werkstückes fortschreitenden zahnradartigen Werkzeuge. 
Die Schraubenschneidmaschinen oder Schraubenautomaten 
sind, sicherlich wegen des zu geringen zur Verfügung ge- 
stellten Raumes, nicht behandelt worden. Dafür sind aber 
neu hinzugenommen die selbstöffnenden Gewindeschneid- 
köpfe und vor allen Dingen ein neuer Abschnitt über das 
Gewindefräsen. Das Heft bringt auf geringem Raume 
einen sehr guten Überblick über dieses wichtige und um- 
fangreiche Gebiet und müßte eigentlich jeden Techniker 
interessieren, auf welchem Sonderfachgebiete er auch 
arbeiten mag. Witt, Berlin. 


Heinrich Büssing und sein Werk. Herause. 
anläßlich des 25jähr. Bestehens v. d. Firma Automobil- 
werke H. Büssing AG, Braunschweig 1928. Mit 262 
Textabb. u. 92 S. in 4°. 


In einem stattlichen Bande gediegenster Bild- und 
Buchdruckkunst wird hier der Öffentlichkeit ein Ab- 
schnitt aus der Geschichte der deutschen Automobilindu- 
strie geboten. Als der bereits 60jährige Eisenbahninee- 
nieur Heinrich Büssing sich im Jahre 1903 dem Kraft- 
wagen zuwandte. waren dessen Bauformen noch in jeder 
Beziehung im Fluß. Aber kaum eingelebt in den neuen 
Aufgabenkreis wurde er bald zum Führer. Die vorlie- 
gende Denkschrift enthält die Neuschöpfungen Büssings in 
zahlreichen Bildern, Konstruktionszeiehnungen und Bce- 
schreibungen. W. A. Th. Müller-Neuhanus. 


1892 


MillenetsPatent-Tabelle (Wandkarte). 14. Aufl. 
Carl Heymanns Verlag, Berlin 1929. Preis 6 RM. 


Die Tabelle enthält für 23 Länder Angaben über Art 
der Patente, Anmelder, Vorprüfung, Prioritätsbeanspru- 
chung, Anmeldeerfordernisse, amtliche Anmeldegebühren, 
Erteilungsgebühren, Höchstdauer, Fälligkeit und Höhe der 
Jahresgebühren bzw. Nachfristen hierfür und über Aus- 
übungspflicht in sehr knappen Stichworten. Der Wert der 
Arbeit liegt hauptsächlich darin, daß diese Angaben durch 
Neuauflage in kurzen Zeiträumen immer auf dem Laufen- 
den gehalten werden können. Auf Grund dieses letzten 
Standes ermöglicht die Tabelle eine erste, allerdings nur 
sehr knappe Information. Sie wird deshalb wohl nur für 
Sachkundige in Frage kommen und zweckmäßig in Ver- 
bindung mit ausführlicherem Material zu benutzen sein. 

H.Herzfeld]. 


Die Dauerfestigkeit der Werkstoffe und 
der Konstruktionselemente. Von Q. Graf. 
Mit 166 Abb. i. Text, VIII u. 131 S. in 8°. Verlag Julius 
Springer, Berlin 1929. Preis geh. 14 RM, geb. 15,50 RM. 


Die Vielheit der heute dem Konstrukteur zur Ver- 
fügung stehenden Werkstoffe erfordert die Entwicklung 
von Prüfverfahren, die das Verhalten der Werkstoffe im 
Betriebe zeigen, um bei der Schätzung der zulässigen Be- 
anspruchungen bei voller Ausnutzung des Werkstoffes der 
Betriebsicherheit Genüge leisten zu können. Unter diesen 
Prüfverfahren kann die Ermittlung der Dauerfestigkeit 
als das wichtigste angesehen werden. O. Graf gibt in 
seinem Buch einen Überblick über den heutigen Stand 
unserer Kenntnis der Dauerfestigkeit.e An dem wich- 
tigsten Baustoff des Maschinenbaus, dem Stahl, werden 
die Grundbegriffe der verschiedenen Arten der Dauer- 
festiekeit (Zug, Druck, Biegung und Verdrehung) und 
ihre Beziehungen zu den anderen Werkstoffeigenschaften 
erläutert; des weiteren werden die Eigenschaften von 
Stahlguß, Gußeisen, den wichtigsten Nichteisenmetallen 
sowie von Beton, Holz und Glas bei Dauerbeanspruchung 
gezeigt. Gestützt auf eigene Versuche und langjährige 
Erfahrungen hat der Verfasser das Werk, das durch zahl- 
reiche Hinweise auf das Schrifttum ergänzt ist, in erster 
Linie für den Werkstoffverbraucher geschrieben und gibt 
dem Konstrukteur und dem Studierenden eine Fülle von 
Belehrung und Anregung. Auch der Werkstoffachmann 
wird diese klar geschriebene Einführung in das Gebiet der 
Prüfung auf Dauerfestigkeit dankbar begrüßen und mit 
Vorteil benutzen können. Fr.Schwerdtfeger. 


Chemische Valenz- und Bindungslichre 
(Handbuch der allgemeinen Chemie Bd. 6). Von Prof. 
F. Ephraim. Mit 108 Abb., VIH u. 366 S. in 8. Aka- 
demische Verlagszes. m. b. H., Leipzig 1928. Preis kart. 
31 RM, geb. 33 RM. 


Nachdem in dieser Zeitschrift bereits mehrfach anf 
Werke hingewiesen wurde, die die Gegenstände der 
Atomchemie behandeln, d.h. die Ableitung der chemi- 
schen Eigenschaften der Stoffe aus der Konstitution 
ihrer Atome, begrüßen wir es ganz besonders, nunmehr 
das vorliegende Werk anzeigen zu können. Es unter- 
scheidet sich von allen anderen dadurch, daß es dieses 
Gebiet nicht systematisch, sondern historisch darstellt. 
Ausgehend von der ersten Erkenntnis des Valenzbegrif- 
fes, führt es über die Anfänge der Elektronentheorie der 
Valenz bis zu den letzten Ergebnissen der Wissenschaft. 
Der Elektrovalenz, der unpolaren Bindung, dem Wertig- 
keitswechsel, den Molekülverbindungen u. a. sind ams- 
führliche Kapitel gewidmet. Besonders reizvoll wird die 
Darstellung bei der Besprechung der Gegenstände, um 
deren Erforschung sich der Autor selbst wesentliche Ver- 
dienste erworben hat. Der historische Gang, den die 
Wissenschaft genommen hat, war von Umwegen nicht 
frei, aber, wie man schon häufig beobachtet hat, ist doch 
die historische Darstellung gleichzeitig auch eine in 
pädagogischer Hinsicht besonders wertvolle; denn der 
Gang der Entwicklung war nicht völlig willkürlich, son- 
dern führt automatisch von den leichteren zu den schwe- 
reren Problemen. Anderseits ist das Werk nicht nur 
als Lehrbuch zu empfehlen, sondern es stellt auch in 
überaus erfreulicher Weise den Zusammenhang zwischen 
der gerade jetzt in eine Periode des stürmischen Fort- 
schreitens eingetretenen Forschung mit den früheren 
Eintwicklungstufen der Wissenschaft wieder her. Und 
das ist in mannizfacher Beziehung ein besonderes Ver- 
dienst. R. Samuel. 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


26. Dezember 1929 


GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN. 


Ungarns elektroteehnischer Außenhandel!. — Nach dem 
von Geh. Rat Dr. Gratz herausgegebenen Ungarischen 
Wirtschafts-Jahrbuch 1929? betrug der Wert der Einfuhr 
elektrischer Maschinen und Apparate 1928 20,640 Mill Pengö, 
hat also gegen das Vorjahr (12,623 Mill Pengö) um rd. 8 Mill 
Pengö oder 63,5 % zugenommen. An diesem Import waren 
Deutschland mit 11,909 Mill Pengö (5,809 i. V.) bzw. fast 
58%, Österreich mit 3,886 Mill Pengö, d.h. rd. 19%, und 
außerdem besonders die Niederlande (rd. 10%) und die 
Schweiz (3,7%) beteiligt. Die Ausfuhr stellte sich dem 
Wert nach auf 18,510 Mill Pengö (15,660 i.V.), ist mithin 
gegen die des Jahres 1927 um rd. 3 Mill Pengö bzw. 18% 
gewachsen und verteilte sich mit 2,685 Mill Pengö (14,5 %) 
auf Deutschland und mit etwas geringeren Werten auf 
Südslawien und Rumänien, während Waren im Wert von 
durchschnittlich je etwa 1,3 Mill Pengö nach Italien, Brasilien, 
Österreich und Polen gingen. Im einzelnen sind die Mengen 
(dz) des ungarischen Elektroaußenhandels aus der unten 
folgenden, nach Angaben der El. Review? zusammengestellten 
Übersicht zu ersehen. Der Import weist gegen das Vorjahr 
mit Ausnahme von Meß- und Signalapparaten, Glühlampen, 
Isolierrohren und Leitungschutz durchweg eine Steigerung 
auf, u.zw. bei Dynamos, Motoren usw. um 1183 dz, bei Tele- 
graphen- und Fernsprechapparaten um 858 dz sowie bei Wider- 
ständen um 1054 dz. Hauptlieferanten waren Deutschland 
und Österreich, mit kleineren Mengen haben sich u.a. Italien, 
die Schweiz, Schweden und Holland beteiligt. Die Ausfuhr ist, 
von Akkumulatoren und Batterien sowie von Telegrıphen- 
und Fernsprechapparaten abgesehen, wie schon bemerkt, 
ebenfalls gewachsen, u.zw. bei Dynamos, Motoren usw. um 
2081 dz. bei Glühlampen um 2574 dz. Von diesen ging ein 
großer Teli nach Deutschland, Brasilien und Rumänien; Dy- 
namos, Motoren usw. hat Ungarn besonders an Italien, Süd- 
slawien, Österreich und ebenfalls nach Rumänien exportiert. 


Einfuhr Ausfuhr 
Erzeugnisse dz 
1928 | 1927 
| 
Dynamos, Motoren, Transformatoren | 8451| 7 268|15 420 13 339 
Akkumulatoren, Batterien und Teile 
solcher . .. 0... NEE 790 524| 275 262 
Anlasser, Regulierwiderstände usw. | 4950 3896| 1730 1557 
Meß- und Signalapparate. . . . . 85 120 + 20 
Elektrizitätszähler . . . . ... . 320 248| 1440 1125 
Glühlampen . .. 2.2.2.2... 400 475112210 956 
Bogenlampen . . . . 2... .. 228, 162| — — 
Heiz. und Kochvorrichtungen. . . 170 163| — — 
Isolierrohre, Leitungschutz . . . . 430 655| 335 277 
Telegraphen- u. Fernsprechapparate | 1740 5832| 1800 2 139 


Aus der Geschäftswelt. — In das Handelsregister wur- 
den eingetragen: Werkeder Stadt Halle AG., Halle 
a. S. (12 Mill RM): Betrieb der städtischen Werke, darunter 
des Elektrizitätswerks, und Versorgung des Stadtgebiets 
Halle und anderer Gebiete mit Elektrizität usw., Betrieb 
einer elektrischen Straßenbahn in Halle; Eltax-Bat- 
terie G.m.b.H., Berlin (20 00 RM): Herstellung und Ver- 
trieb der als „Eltax-Batterie® bekannten Trockenbatterien 
aller Art und verwandter Artikel; „Mefas“, Fabrika- 
tion elektrotechnischer Erzeugnisse G. m. 
b. H., Berlin (20000 RM): Herstellung und Vertrieb elektro- 
technischer Gegenstände im In- und Ausland, insbesondere 
die Ausnutzung der von O. Lentz zum Patentschutz angemel- 
deten Mehrfachschmelzsicherung. 


ı 
5 Rd. 105 1999, H >12. 


Berichtigung. 


In der Rundschau-Mitteilung 
der Internationalen Elektrotechnischen 
Kommission (IEC) in Berlin“, ETZ 19%. 
S. 1742, ist nicht angegeben worden, daß auch die 
Tschechoslowakei an den Beratungen teilnahm. Die vier 
tschechoslowakischen Delegierten waren die Herren: Inc. 
A. Seifert. Ing. F. Jachym, Ing. G. Slavik und 
e N E el. Der Leiter der Delegation war Herr Ing. 
A.Seifert. 


Abschluß. des Heftes: 19. Dezember 1929. 


Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes 
19000 Expl. 


„Teiltagungen 


Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H., Berlin. 
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9. 


Ra, ENEE, Ee, EE, EE EEN, msn a 


26. Dezember 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


Man verlange unseren Katalog: 
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2 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52 


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26. Dezember 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 3 


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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52 


26. Dezember 1929 


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sind heute noch vielfach die Grundlage der Be- 
triebsführung der Kesselhäuser. Ihr Wert liegt in 


der genauen, oft in jahrzehntelanger Arbeit er- 
worbenen Vertrautheit mit den örtlichen Verhält- 
nissen. Sie bedürfen aber einer Ergänzung durch 
Kenntnisse, die nicht im einzelnen Betrieb ge- 


wonnen werden können. Nur wenige Fachleute 


kennen sich in allen Ruhrkohlensorten aus; aber 
gerade in der Mannigfaltigkeit nach Arten und 
Sorten, der Möglichkeit, allen örtlichen Eigenhei- 
ten entsprechen zu können, liegt ein großer Vor- 
zug der Ruhrkohle neben hohem Heizwert und 
geringem Asche- und Wassergehalt. 


Die wärmetechnischen Abteilungen des Kohlen- ` 


Syndikats und seiner Handelsgesellschaften stehen 
Ihnen mit ihren umfangreichen Sondererfahrungen 
kostenlos zur Verfügung. 


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26. Dezember 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


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6 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 26. Dezember 1929 


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28.Dezember 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52 7 


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8 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52 26. Dezember 1929 


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26. Dezember 1928 . Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 H 


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26. Dezember 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 11 


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34 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 26. Dezember 1929 


Verwenden Sie an Stelle von Schleifringmotoren Dreinutmotoren | 


Der große Vorteil dieser Motoren besteht darin, daß das entwickelte Drehmoment vom Stillstand aus nur anfangs 
ein wenig abnimmt und dann bis zu Si der Drehzahl nahezu konstant bleibt. Normale Doppelkäfigankermotoren 
weisen meist einen beträchtlichen Rückgang des entwickelten Drehmomentes innerhalb der ersten Hälfte des 
Anlaufes auf. Das Gegendrehmoment, das der Motor während des ganzen Anlaufs zu überwinden vermag, ent- 
scheidet ‘aber nicht das Stillstandsmoment, sondern das kleinste im Anlauf entwickelte Drehmoment. Dieses 
liegt bei normalen Doppelkäfigankermotoren erheblich unter dem Stillstandsmoment, während es gerade beim 


Dreinutmotor 


außerordentlich hoch ist. Der Anlauf gegen große Lastmomente mit zulässigen Anlaß-Spitzenströmen ist ein Problem 
der Überschaltströme. Doppelkäfigankermotoren entwickeln wohl im Stillstand ein großes Anzugsmoment bei 
1,6-fachem Nennstrom, ergeben aber beim Überschalten von Stern auf Dreieck einen unzulässigen Stromstoß, wenn 
mehr als Halblast vorhanden ist. Beim Dreinutmotor wird ein vierstufiger Spezial-Sterndreieckschalter verwendet. 
Dadurch erzielt man nicht nur das große Stillstandemoment mit 1,6-fachem Nennstrom, wozu ein normaler Stern- 
dreieckschalter genügen würde, sondern man kann gegen große Lastmomente anlaufen, ohne unzulässige Stromstöße 
beim Überschalten hervorzurufen. 


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26. Dezember 1929 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


AEG-Doppel-Kranmotor für Drehstrom-Hubwerke. 


Mitteilung der AEG. E 


Seit Beginn des elektrischen Kranbaues hat man 
mit Recht den Vorteil des Gleichstrom- Reihenschluß- 
motors gerühmt, leichtere Lasten schneller und den 
leeren Haken doppelt so schnell zu heben wie die 
Vollast. Heute ist Drehstrom viel stärker verbreitet 
als Gleichstrom und der Wunsch, auch bei Drehstrom 
die Geschwindigkeit zu steigern, wurde dringender. 
Dem Versuch, dies durch Einphasen- und Drehstron:- 
Kommutatormotoren mit Reihenschluß-Charakteristik 
zu erreichen, war ein dauernder Erfolg nicht beschieden, 
weil diese Motoren sehr viel teurer als Drehstrom- 
Asynchronmotoren sind. Dabei wirkt sich die Ge- 
schwindigkeitssteigerung nicht einmal genügend aus, 
weil das Ankerschwungmoment sehr groß ausfällt. 
Außerdem ist die Bauart dieser Motoren nicht einfaclı 
und der Kommutator mit seinen zahlreichen Bürsten 
erfordert sorgfältigste Wartung bei hohen Unterhal- 
tungskosten. Die AEG hat es deshalb vorgezogen, 
den einfachen, betriebssicheren Drehstrom-Asynchron- 
motor weiter auszubilden und schuf im ‚Doppel- 
Kranmotor‘‘ einen polumschaltbaren Motor, der in 
bezug auf Geschwindigkeitssteigerung sogar noch den 
Gleichstrom-Reihenschlußmotor übertrifft. Denn mit 
dem Doppel-Kranmotor kann die Halblast doppelt so 
schnell, mit dem Gleichstrom-Reihenschlußmotor da- 
gegen nur um etwa 30 bis 40 %, schneller gehoben werden 
als die Vollast. Die Mehrkosten des Doppel-Kran- 
motors fallen gegenüber seinen Vorteilen nicht in die 
Wagschale. Die AEG hat auf den neuen Motor und 
seine Steuerung Patente angemeldet. 

bb. 1 zeigt den Doppel-Kranmotor DNKYV in 
offener Bauart. Er hat, wie der normale Asynchron- 
motor, nur drei Schleifringe, weist jedoch zwei ge- 
trennte Wicklungen im Ständer und Läufer ct, Die 
beiden Wicklungen erzeugen die gleiche Leistung bei 
verschiedenen Drehzahlen. Die Ständerwicklung mit 
hoher Polzahl für langsamen Gang arbeitet zusammen 
mit einer Schleifringwicklung im Läufer, die zweite 
Ständerwicklung mit geringer Polzahl für schnellen 
Gang mit einer Läufer-Kurzschlußwicklung. Für 
kleinere Leistungen wird der Doppel-Kranmotor für 
750 und 1500 U/min, für größere Leistungen von etwa 
50 PS ab für 600 und 1000 synchrone U/min ausgeführt. 

Fast jedes Hubwerk hat nicht nur Transport- 
arbeit bei frei beweglicher Last, sondern auch Ma- 
növrierarbeit bei kleiner Geschwindigkeit zu leisten, 
. und die Vollastgeschwindigkeit kann nicht beliebig 

gesteigert werden, weil sie eine Funktion der von dem 
Kran verlangten Manövrierfähigkeit ist. Wird z. B. 


Abh. ı. 


Doppel-Kraumotor DNKV. 


bei einem Gießereikran eine Vollasthubgeschwindigkeit 
von 3 m/min wesentlich überschritten, so läßt sich ein 
ganz langsames Anheben durch das Steuergerät nicht. 
mehr herbeiführen. Bei Hafen-Stückgutkranen sollte 
die Vollast-Hubgeschwindigkeit in der Regel nicht 
srößer als 36 bis 44 m gewählt werden, um ein genügend 
angsamer Anheben vorsichtig zu behandelnder Güter 
und innerhalb der Schiffsluke zu erreichen. 

Bei Benutzung eines Doppel-Kranmotors wird die 
Vollastgeschwindigkeit, wie f 


isher, entsprechend dem 


Verwendungszweck und der erforderlichen Manövrier- 
fähigkeit gewählt. Das Steuergerät (Abb. 2) schaltet 
zuerst die Wicklung mit hoher Polzahl ein und steigert 
die Motordrehzahl durch allmähliches Kurzschließen 
der Widerstände von Null bis zur Vollastgeschwindig- 
keit, die auf dem vorletzten Kontakt erreicht wird. 
Bei Lasten bis zur Halblast wird durch Überschalten 
auf den letzten Kontakt die Schleifringwicklung ab- 
| geschaltet und -die Kurz- 
schlußwioklung angeschlos- 
sen, wodurch sich die Ge- 
schwindigkeit in kürzester 
Zeit (etwa 11, s.) auf das 
Doppelte bzw. bei der Dreh- 
zahl Kombination 600/1000 
auf das 1,66fache steigert. 
Der Vorteil des Doppel-Kran- 
' motors besteht also darin, 
die Manövrierarbeit langsam, 
die Transportarbeit der frei 
beweglichen Last jedoch 
schnell ausführen zu können, 
ohne daß gegenüber dem Nor- 
malmotor die Anschlußlei- 
stung des Motors erhöht und 
die Steuerwalze mit größe- 
rer eier ei beansprucht 
werden. Da bei der größten 
Zahl der Hebezeuge leichtere 
Lasten viel häufiger sind als 
die schwere Last und selbst 
beim Arbeiten mit der Voll- 
last auf dem halben Wege 
mit dem leeren Geschirr 
earbeitet wird, so ist die 
Steigerung der Förderleistung durch den Doppel- 
Kranmotor beträchtlich. 


Der Doppel-Kranmotor weist ferner den Vorteil 
eines geringeren Stromverbrauchs auf: Weil der 
Führer schnell die doppelte Geschwindigkeit erreichen 
kann, gewöhnt er sich, die mit der Schleifringwicklung 
erreichbare normale Drehzahl möglichst voll auszu- 
nutzen, d.h. weniger mit vorgeschalteten Anlaß- 
widerständen zu arbeiten. Außerdem ist die zum 
Beschleunigen von der normalen auf. die doppelte 
Geschwindigkeit aufzuwendende Energie verhältnis. 
mäßig gering. Beim Senken durchziehender Lasten 
tritt eine doppelt, bzw. 1,66mal so große Energie- 
liückgewinnung wie beim normalen Motor ein. Auch 
der Leistungsfaktor cos ® ist im Bereich der hohen 
(reschwindigkeiten wesentlich günstiger als bei dem 
normalen Schleifringmotor. 


Doppel - Kranmotoren finden vorteilhaft Ver- 
wendung bei den Hubwerken von Hafen - Stückgut-. 
kranen, Greiferkranen (in der Drehzahl-Kombination: 
600/1000), Werftkranen, Kübelkranen in Gaswerken, 
Fallwerkskranen in Hüttenwerken, Kabelkranen, über- 
haupt bei Kranen, bei denen eine möglichst große 
Förderleistung erzielt werden soll Bei gegebener 
Förderleistung wird sich mitunter auch eine Herab- 
setzung der Vollastgeschwindigkeit und des Anschluß- 
wertes als zweckmaßig erweisen. in weiteres An- 
wendungsgebiet bilden Hubwerke Gießereikranen. 
Hier lassen sich durch Benutznug des Doppel-Kran- 
motors ohne Beeinträchtigung der Feinregelung sehr 
beträchtliche Mehrleistungen durch das schnellere 
Arbeiten nach Beendigung der Fosmereiarbeit erzielen. 
Dies gilt auch für Montage- und Werkstättenkrane. 


Mit dem Doppel-Kranmotor wurde also ein Motor 
einfachster Bauart für Drehstrom geschaffen, der 
gegenüber dem normalen Motor die Vorteile einer 
beträchtlichen Steigerung des Arbeitstempos, ohne 
Beeinträchtigung der Manövrierfähigkeit und ohne 
Erhöhung des Anschlußwertes, und eines geringeren 
Stromverbrauches aufweist. Altere Krananlagen 
können durch den Einbau des Doppel-Kranmotors in 
ihrer Leistungsfähigkeit gesteigert werden. 


Abb. 2. Steuerwalze mit Un- 

tersteuerung in Sonderaus- 

führung für Doppel -Kran- 
motoren. 


37 


38 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52 26. Dezember 1929 


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lauf, Zeugnisabschriften und Gehalts- 
ansprüchen erbeten unter E. 9542 an 
die Anz.-Abt. der ETZ, Berlin W 9, erb. 


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haltsansprüchen und Angabe über 
Sprachkenntnisse unter E 9569 a. d. 
Anz.-Abt. d. ETZ, Berlin W9, erbet. 


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sitzen und die deutsche und rumänische Sprache 
beherrschen. (Ungarische Sprachkenntnisse er- 
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Lebenslauf, Zeugnisabschriften, Lichtbild und 
Gehaltsansprüchen erbeten unter E. 9588 an 
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Fortsetzung auf Seite 44. 


44 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52 26. Dezember 1929 ` 


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nung von Präzisions-, Millivolt- u. Ampère- 
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schreiber), Bau u. Berechn, optisch. Instr., 
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Fachzeitschr., Ausarbeit. v. Proj. u. Angebot. 
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Fortsetzung auf Seite IE. 


26. Dezember 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Helt 52 | 46 


der kontinuierlichen Ölreinigung 
eines verschmutzten Transformators mit dem- 


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46 


Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 


26. Dezember 1929 


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Kreisanzeiger Iser- 
lohn i. Westf. [9579] 


Fachliteratur 15183) 


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300°C, 14,5 qm Rostfläche, Keilmann u. Völ- 
ker, Treppenrost 2teilig für Rohbraunkohle, 
einschl. aller Armat., Rußbläser u. Rohrleitg. 
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1929 in Betrieb gewesen und können jederzeit 
an Ort und Stelle besichtigt werden. Demon- 
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Fabr. Bergmann, Type KDO 250/6, Lehrlauf- 
spannung 5250/220 V, Strom 27,5/656 Amp., 
Anzapfspannung 5000/220, 4750/220 V, Anzapf- 
strom 28,9/656, 30,4/656 Amp., Periode f=50, 
Sckaltart A, Kurzschlußspg. 3,81%. 6 Öl- 
schalter, Fabr. Bergm., Type DH 100/2 
Prüfsp., 30000 V Nennsp., 200 Amp., dauernd. 
Kurzschlußstrom 6000, 2000, 1000, bei Nennsp. 
3000, 6000, 15 000. 8 max. Zeitrelaiäs für 
vorstehende Ölschalter. 21 einpol. Trennsch,, 
200 Amp., 6000 V. 2 Spannungswandler, 
5000/110 V. 2 Stromwandliler, 150/5 Amp. 
2 Stromwandier, 50/5 Amp. 1 Dreh- 
stromzähler, SSW, Modell D 7, 5000/100, 
3 X 150/5 Amp. 1 desgi., Bergmann, Form 
BDU 3, 5000/110, 3 X 50/5 Amp, 15 Stützer 
5000 V. — Sämtliche Apparate aus bestem 
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im Betrieb, Transformat., Kupferwicklung. 
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worden. daher z. B. die 
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wünschten Weise Erfolg bringen. 


daß sie in der ge- 


Buchhandlung, Leipzig3. | Frankfurt A.-G. (Hefrag), Wölfersheim (Überhessen). 


Bei der Schriftieitung der „ETZ“ 
| eingegangen: 


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Wie koche ich elektrisch mit Prometheus- 
Geräten? Prometheus-Kochbuch für die elektrische 
Küche. Oktober 1929, Preis 0,50 RM. Für Bezicher von 
Prometheus-Geräten kostenlos. 


[Die Firma Prometheus, Elektrische Geräte und Heiz- 
einrichtungen G. m. b. H., Frankfurt a. M., hat anläßlich der 
Internationalen Kochkunst-Ausstellung ein Kochbuch her- 
ausgegeben, das hauptsächlich die Unterschiede zwischen 
dem Kochen in der flammenbeheizten und der elektrischen 
Küche behandelt. Man wird an Hand von Beispielen dar- 
über unterrichtet, daß sich durch die gleichmäßige, milde 
Wärme der elektrischen Heizung Vereinfachungen und Ver- 
besserungen in den einzelnen Koch- und Braiweisen ergeben, 
die eine weitgehende Arbeitserleichterung, Fettersparnis und 
bessere Ausnutzung des Kochguts ermöglichen.] 


Achter Bericht der Notgemeinschaft der 
Deutschen Wissenschaft, Berlin, umfassend ihre 
Tätigkeit vom 1. IV. 1928 bis zum 31. III. 1929. Mit 
209 S. in 8°. 

Mitteilungen aus dem Telegraphentechni- 
schen Reichsamt Bd. 14. Mit zahlr. Abb. u. 320 S. 
in 2. Zu bez. dch. die Weidmannsche Buchhdlg., Berlin 
SW 68, 1929. Preis kart. 12 RM. 


Sonderdrucke. 


Wolfram. Von E. Lax u. M. Pirani. Aus Gehl- 
hoff, Lehrbuch der technischen Physik, Bd. 3. Verlag 
Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1929. 

Temperaturstrahlung fester Körper. Von 


E. Lax u. M. Pirani. Aus Geiger-Scheel, Hand- 
buch der Physik, Bd. 21. Verlag Julius Springer, Berlin 
1929. Des 

10 Jahre Steinzeug. Von F. Singer. Aus dem 
Buch „Zehn Jahre deutsche Keramik 1919—1929“. Verlag 
Keramische Rundschau, Berlin NW 21. 


Zeitschriften. 

Archiv-für Elektrotechnik, 1929, Bd. XXIII, H. 2. 
enthält folgende Arbeiten: Steidinger, Induktivität, 
Energie und Stromkraft von Sammelschienen. — Ollen- 
dorff, Zur qualitativen Theorie gesättigter Eisendros- 
seln. III. Teil. Kurvenverzerrung durch hochgesätligte 
Transformatoren. — Dreyfus, Konstruktion und Re- 
rechnung der Dämpferanordnung des synchronen Einanker- 
umformers unter besonderer Berücksichtigung der Aus- 
gleichvorgänge bei gleichstromseitigen Kurzschlüssen. — 

‘Schiller, Über die induktive Beeinflussung von 
Schwachstromleitungen durch Starkströme — Franck, 
Das Minimum der Durchbruchfeldstärke und des Verhätt- 
nisses von Anfangsspannungen und Durchbruchfeldstärken 
bei Kugelelektroden. — Schammel, Das Stromdia- 
gramm der Synchronmaschine mit ausgeprägten Polen in 
symbolischer Behandlung. — Imhof, Zur Entwicklun gs- 
geschichte elektrostatischer Hochspannungsvoltmeter. 


| 


26. Dezember 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 47 


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a Paumwollarähfe Ledionspulen und £ 
= pe un S , T; ` = 
an u Radiozubehörfelle = 
= Schwachsfrom-. |. Omax 1 = 
= drähfe die orfsveränderliche Steckdose = 
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ergeben gegenüber Antrieben durch Vorgelege beträchtliche 
Ersparnisse an Anschaffungs- und Betriebskosten; die Erspar- 
nisse beim Leistungsverbrauch betragen bis 20°,,, können sich 
jedoch je nach den Betriebsv rerhältnissen noch weiter erhöhen, 
Sie sparen an Baukosten Spannrollen ermöglichen kurze 
Achsenabstände u. senkrecht übereinander angeordnete Trans- 
missionen, wodurch die zu bebauenden Grundflächen klein 
gehalten werden. Beste Ausnutzung des nicht überanstrerg- 
ten Riemens, da bei Verwendung von Spannrollen die, sonst 
üblichen unkontrollierbaren hohen Vorspannungen wegfallen. 
Verringerung der Lagerbelastung um etwa DO. 


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Vielstahldrehbänken 

Revolverdrehbänken für Futter- und Stangenarbeiten 
Lauf-Thoma-Flüssigskeitsgetrieben 


Magdeburger Werkzeugmaschinen: Fabrik A.-G. 
Magdeburg 


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Für den Anzeigenteil verantwortlich F.Luckhardt, Berlin SO36 — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H., ët i 


Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W — Druck von HS Hermanu G. m. b. H., Berlin BW 1 
Hierzu Beilagen von Cobra, Holzverkaufsgesellschaft m. b. H., Leipzig Cl — Gea-Lufttühler-Gesellschaft m. b. H- 
Bochum. 


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