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Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
L. Jahrgang _
1929
I. Halbjahr
Berlin
Inhaltsverzeichnis.
I. Aufsätze, Rundschau und kleinere Mitteilungen
Il. Persönliches EE
HI. Literatur (Buchbesprechungen) .
(II. Halbjahr 1929)
Se
A. Sachverzeichnis.
Seite
II
XVI
XVII
IV. Vereinsnachrichten
V. Geschäftliche Mitteilungen
Seite
XIX
A A
Zeichenerklärung: * = größerer Aufsatz — Brf. = Brief an die Schriftleitung. — Lit. = Buchbesprechung. — B. = Berichtigung.
Bespr. = Besprechung.
Die Zeichen *, Det, Lit, B. und Bespr. stehen vor der Seitenzahl.
Die Umlaute La ü und ae, oe, ue sind wie die einfachen Laute a, o, u behandelt; Worte mit Umlauten sind den gleichartigen Worten
l. Aufsätze, Rundschau und
kleinere Mitteilungen.
Aachen (s.a. Unterricht).
— Stadß auf Vorposten.
bach. *957.
Absatzgestaltung s. Werbung.
Abwärme s, Wärmewirtschaft.
AEF s. Einheiten.
Aerodynamik s. Flugwesen.
Akkumulator (s.a. Lokcmotiven, Elek-
trizitätswerksbaun).
— Alkaliseher Akkumulator
benlampen. 1112.
— Amerikanischer Bleiakkumulator. 1769.
— Pas selbsttätigze Floating - Wechsel-
stirom-Latesystem. #*1TOX,
Akustik s. Technische Akustik.
Alarmanlagen s. Sigualanlagen.
Anlasser.
Von Rom-
fiir Gru-
— Noeken-Poppelfahrschalter. 1014.
Antenne s, Funkwesen.
Apparate s. Funkwesen, Heizung, MeB-
veräte, Schalter usw,
Arbeitsschulung. 1705.
Asynehronmotor s. Elektr. Maschinen.
Aufzug =. Förleranlagen, Hebezeuge,
Ausschuß s. Einheiten u. Abt. AIV,
Vereinsnachrichten.
Ausstellungen (s. a Museum).
— Deutschland und Österreich.
— Aus der Großen Deutschen Funkans-
stellung, Berlin 1929. Von W. Bur-
stvn. *1519,.
— Neutro-NetzansehluBempfinger anf der
Funkausstellung. 1888.
— A. Grüne Woche, Berlin 1930. 1493.
— Gietrichbeschau Berlin. 1597.
— Dresdner Funkausstellung 1929. 1493.
— Die Schweißtechnik auf der 5. GirBe-
rej-Fachansstellung Diisseldorf 1929.
10653.
D Gießerei-Fachausstellung Diissel-
dorf 392% Von A. Przygolde.
11708.
— Wanderausstellung „Technik im
Hein‘ (Essen). 126%.
— Ausstellung für chemisches Appa-
raiewesen, Frankfurt a. M. 1930. 1063.
— Keine Frankfurter Herbsımesse 1929.
10653.
mit einfachen Lauten nachgestellt.
Ausstellungen,
--- Internationale Ausstellung für Radio
und Sprechmaschinen, Freiburg 1929.
1063.
— VDI-Hauptversammlung in Königs-
berg und die „Lehrschau Holz“. Von
A. Przygode. 1129.
— Elektrotechnischer Messefestabend,
Leipzig. 1244.
— Zahlen von der Leipziger Messe.
1122.
— Die Leipziger Messen im Jahr 1930.
1123.
— Wiener Frühjahrsmes»® 1930.
— Ausland.
1818,
-— Eine nationale Ansstellerorganisa-
tion in Amerika. 1493.
-— Weltausstellung Antwerpen 1930.
1597.
— Atskunftstelle des Deutschen Aus-
stellungs- und Messe-Amtes auf der
Weltausstellung Antwerpen 1930, IIX.
— Die internationale Ausstellung Bar-
celona 1929. Von A. P’rzygoide
1213.
— 11. Internationale und offizielle Han-
delsmesse Briissel 1930. IRIX.
— Internationale Radioausstellung Bu-
karest 1929, 1063.
-- Internationale Ausstellung Elisabeth-
ville (Kongo) 1930. IXIS,
— Ausstellungs-Messe Nantes 1930. IRER,
-- Internationale Messe Posen 1980.
IRIS,
— Internationale Mustermesse Saloniki
1929. 1063.
Außenhandel s. Wirtsehaftspolitik.
Automohil (s. a. Bahnbau [Fahrzeuge}).
— Gleichstromdynamo für Automobil-
belenehtung. Nach A. Castel. 1339.
— Verringerung der Blendung bei
Automobilscheinwerfern. Nach J. W.
T. Walsh. 1701.
Bahnbau u. Buhnbetrieb (s. a. Lokomoti-
ven, Signalanlasgen).
— Anlagen.
— Amerika. 1128 1241. 1418
"1551. 1700. 1702. 1785.
— Barmen-Elberfeld. 1783.
— Belous—Jaca. 1376.
1529.
—_ Weiterer
Bahnbau u. Bahnbetrieb.
— Berlin. *1086. 1343. 1377. 1584.
-— Bern-Neuenburge. #I8RHL.
— Boston. 17%).
— Brasilien. 1095.
— Bulapest— Komárom. 1630.
— Tanzir 1802.
— Deutschland. 1013. #1086. 1305.
1343. 1377. 1561. 1589. 1783. 1802.
— Dresden. 1013.
— Eugland. 1857.
— Frankreich. 1376. IRI}. 1855,
— Great Northern Railway. 1418.
— Jtalien. HIX.
— Japan. 1126.
-— Kanala. 1785.
— Mettmann —Wiilfrath. 18305.
-— Motdane—Livorno. 1418,
— Moskau—Mytischtsehi. 1118,
— New York. 1128. *1551.
— Norwegen. 1411.
— Österreich. 1059. 1125. 1118. 1195.
"IT. 184.
— Paris. 181% 1855,
-— Tanlista-Bahn. 1005.
-- Rußland. 1418.
— Saalfelillen- Salzburg. 105%,
-— Salt Lake City. 1529.
— Schweiz. 1629. #1811.
— Spanien. 1173. 1218. 1376.
— NStubaithalbahn. 1418.
-—— Tokio— Kosu. 1126.
— Troyl. 1802.
—- Ungarn. 1630
— Visp— Zermatt. 1629,
— Vohwinkel, 1783.
— Wien— Baden. #1587.
— Wuppertaler Jaen, 1562. 1702.
-- Unterirdiseche elektrische Tunnelbahn
zur Aktenbeförderung in Berlin, Von
L. Traeger. *1086.
— Vberleitinzsommnibusse in
1313.
— Neubauten
Straßenbahnen.
1305.
Berlin?
der Kreis - Mettmanner
Nach A. Schiffer.
Ausbau der NStallsennell-
Groß-New-York (Indepen-
Von A. Przygode.
bahnen in
dent System).
*1551.
IV
Bahnbau u. Bahnbetrieb.
— Elektrisierung der Bostoner Schmal-
spurbahn. Nach F. N. Hollongs-
worth. 1785.
— Elektrisierung der Vorortstrecke
Moskau—Mytischtschi. 1418.
— Die Elektrisierung der Österreichi-
schen Bundesbahnen, Bericht Jan./März
1929. 1059.
—- Fortschritte der Elektrisierung der
Österreichischen Bundesbahnen. 1854.
— Die Elektrizitätswerke und elektri-
schen Bahnen Österreichs. Von (0.
Hammerer. 1493.
— Die neuere Entwicklung der Pariser
Untergrundbahnen. 1813.
— Elektrisierung der Pariser Vorort-
bahnen. 1855.
— Die erste Bahn über die Pyrenäen.
Nach Ch. Dantin. 1376.
— Eine ncue elektrische Bahnlinie in
Spanien. Nach J. Bardin u. R.
Birckel. 1173.
— Elektrische Treidelei &aın Rhein-
Rhone-Kanal. 1173.
— Die gleislose Bahn in Salt Lake
City. Nach F. D. Heiges. 1529.
— Die Elektrisierung der Bahn Visp—
Zermatt. 1629.
-— Betrieb.
— Hohe Reisegeschwindigkeiten.
G. M. Wooda. 1060.
— Neuartige Kenngrößen für elektri-
sche Zugförderung, insbesondere Stra-
Ben- und Stadtschnellbahnen. Von H.
Voigtländer. *1717.
-— Aus’dem Geschäftsbericht der Deut-
schen Reichsbahn-Gesellschaft über das
4. Geschäftsjahr 1928. 1854.
--- Verkehrazusammenschluß bei
Wuppertaler Bahnen. 1562. 1702.
— Verkehrstechnische Verbesserungen
bei der Schwebebahn Vohwinkel—
Elberfeldl—Barmen. 1783.
Nach
den
— Elektrische Zugfördernng in Eng-
land. 1857.
— Elektrisierung der Italienischen
Staatsbahnen. 1418.
-— Die Betriebsergebnisse der Paulista-
Bahn. Nach S. B. Fortenbaugh.
1095.
— 25 Jahre Stubaithalbahn. 1418.
— Elektrisierung der Ungarischen
Staatsbahnen. Nach L. v. Vere-
bély. 1630.
— Der Oberleitungsomnibus. Nach J.
Siméon. 1850.
— Fahrzeuge u. Zubehör (s. a. Loko-
motiven).
— Gelenkzug der Städtischen Straßen-
bahn Dresden. *1013
— Neue Untergrundbahnwagen für New
York. 1552.
— Die neuen Triebwagen der Wiener
Lokalbahnen Wien Baden. Von L.
Mandich. *1587.
— Triebwagen eœ. a. „Lokomotiven“.
— Neue Schwebebahnwagen. 1784.
— Zeitgemäße Einrichtungen für Mas-
senbeförderung. Nach J. C. Thirl-
wall. 1241.
— Brown-Boveri-Bahnmaterial. 1274.
— Die Kurzschlußbremse im Straßen-
bahnbetrieb. Nach H. Thoma. 1344.
— Durchgehende elektrische Zug-
heizung. Nach F. Klausner. 1125.
— Gleichstromdynamo für Znugbelcuch-
tung. Nach A. Castel. 1339.
— Oberbau, Fahrleitung.
— Öberpau der Straßenbahn Metimaun—
Wiilfrath. 1306.
— Elektrische Weichen bei der Berliner
Straßenbahn. 1377.
— Schienenstoß - Prüfeinrichtung. Nach
J. Wilson. 1785.
-- Schienenstoßprüfer. 1857.
Elektrotechnische Zeitschrift
Bahnbau u. Bahnbetrieb.
-— Kupferpanzerstahl für
Bahnen. 1584,
— Signalwesen, Verschiedenes.
— Die Hochfrequenztechnik im Dienste
der Verkehrssicherung. Nach H. Faß-
bender. 1130.
— Sigıale im Straßenbahnverkehr. 1128.
elektrische
— Optische Halte- und Fahrtsignale.
EN: «
— Tas amerikanische Wechselstrom-
Floating-Signalsystem. VonF.Scha-
per. *1768.
— Strecken-Zugleitung mit zentralen
Stellwerk. 1419.
— Verkehrsprobleme der Gegenwart.
Nach Pirath. 1130.
— Über die Messung von Erdströmen.
Von G. Rosén. *1553.
— Fernsprechstörwirkung von Gleich-
richterbahnen. Nach L. Roehmann.
1817.
— Gleisbremsen. Nach A. B. Els-
worth. 1700.
— Scheinwerferbeleuchtung von Gleis-
anlagen. Von W. Tüngethal.
*1802.
Beeinflussung s. Leitungen (Allgemei-
nes).
beleuchtung s. Glühlampe, Lichttechnik.
Benzinmotor.
— Selbsttätige benzinelektrische Licht-
anlage. Von W. Brenzel. 1342.
Bergbau (s. a. Förderanlagen, Hütten-
wesen, Maschinenantrieb).
— Notbeleuchtung der Fördermaschinen-
räume. Nach R. Brandes. 1025.
— Ölablauf für Transformatorenanlagen
unter Tage. 1405.
— Die elektrische Alkalileuchte für
Grubenbeleuchtung. Von H. Müller.
*1111.
— Elektrische Kopflampen. 1273.
Berichtigungen. 1252. 1356. 1468. 1716.
1756. 1828. 1892.
Berührungschutz s. Installationswesen.
Beton a Mast@, Freilufianlagen.
Bezugsquellenverzeichnis. 1036. 1072.
1140. 1180. 1316. 1356. 1388. 1428.
1540. 1612. 1644. 1684. 1716. 1796.
1868.
Bildtelegraphie u. Fernsehen.
— Neues Bildfunkgerät von Marconi.
Von F. Noack. *119.
— Fernseh-Sendungen in Deutschland.
1530.
— Fernsehen. Nach E. Roeßler.
1804.
Bimetall s. Meßgeräte.
Biophysik s. Physik.
Blindstrom s. Elektr. Maschinen, Lei-
stungsfaktor, Meßgceräte.
Bogenlampe a Lichttechnik.
Bohrer s. Werkstatt.
Brand.
— Feuerschutz- und Sicherheitsdienst
industrieller Unternehmen. 1308.
— Ölbrandversuche Von E. Tebbe u.
W. Groezinger. *1403.
— Elektroisolierende Feu:rlöschmittel.
Nach J. Brandl. *1806.
Bremse s. Bahnbau.
Brennstoff s. Öl,
Wärmewirtschaft.
Briefmarke zum goldenen Jubiläum der
Edison-Glühlampe. 1279.
Buchdruckpresse s. Maschinenantrieb.
Buchholz-Schutz s. Überstrom.
Bügeleisen s. Heizung.
Bürsten s. Kommutierung.
Fenerungsanlagen,
Carboloy — ein neuer Werkzeugstoff.
Nach S.L. Hoyt. 159
'hemie s. Elektrochemie, Hüttenwesen,
Öl usw.
Corox. 1096.
1929
>
Dampfkessel (s. a. Feuerungsanlagen).
— Wirtschaftlichster Dampfdruck und
Leistungsteigerung. Nach Ebel. 1350.
— Höchstdruck - Schiffskessel. Nach
Gräber. 1596.
— Zentrale Kesselbetriebs-Überwachung.
Von O. E., Vogt. *ı1l1ll.
— Betrieb und Überwachung von
Dampfkesseln.. Nach Bouffart.
1668.
— Kesselschäden durch hohe Belastungs-
wechselzabl. Nach Ulrich. 1350.
— Wasserunlauf in Dampfkesseln. Nach
E. Schmidt. 1131.
— Kesselspeisewasserreinigung. 1211.
— Einheitsverfahren zur Uniersuchung
von Kesselspeisewässern, Nach Fre-
derking. 1350.
— Ergebnisse der Untersuchung amcri-
kanischer Kesselbleche.e Nach Ul-
rich. 1350.
— Sächs. Dampfkessel - Überwachungs-
Verein, Chemnitz. 1278.
— Tagung der Dampfkessel - Über-
wachungsvereine, Stettin. Von A.
Przygode. 1350, |
Dampfturbinen.,
— Neue Großturbinen für Paris. 1416.
— Schmiertechnische Vervollkommnun-
gen uni ihre wirtschaftliche Bedeu-
tung. Nach E. Falz. 1421,
Detektor s. Funkwesen, Physik.
Dieselmotor (s.a. Lokomotiven).
— Rentabilität eines kleinen Diesel-
kraftwerkes in Peru. 1024.
— Dieselmaschinen für Bahnbetrieb.
Nach D. L. Bacon. 1209.
— 11700 PSe-Dieselmaschinen im Um-
spaunwerk Henningsdorf. Nach
Becker. 1596.
Differentialschutz s. Relais.
Draht s. Leitungen.
Drosselspule (s.a. Hochspannung).
— Betriebserfahrungen mit Drosselspu-
len zur Strombegrenzung bei der Ber-
liner Städtische Blektrizitätswerke
AG. Von G. Levi. *1181. B. 1468.
— Berechnung der durch die Windungs-
isolation hervorgerufenen Vergröße-
rung der Induktivität von eisenlosen
Drosselspulen. Von J. Hak. *1440.
— Reaktanzspulen zur Strombegrenzung.
Nach L. H. Hill. 1591.
— Stromteiler bei Gleichrichtern. Von
F. v. Kleist. 1879.
Druckerei s. Maschinenantrieb.
Druckregler s. Regelung.
Durchführung s. Isolatoren, Meßver-
fahren.
Dynamo s. Elektr. Maschinen.
Eichung s. Elcktrizitätszähler, Meßver-
fahren, Prüfeinrichtungen usw.
Einheiten (s. a Normen).
— Die physikalischen Rechnungen und
ihre Einheiten. Nach F. Bayle u.
Darrieus. 1308.
— Die photographische Lichteinheit.
1094.
— Umrechnungsfaktoren der internatio-
nalen Kerze. 1276.
— KRöntgenstrahlen-Dosiseinheit. 1276.
— Frequenzskala. 1276.
— Druckschriften und Tafeln des AEF.
1505. 1642. 1792.
Eisen (s.a. Hüttenwesen, Magnetismus,
Materialkunde, Ofen).
— Beitrag zur Ermittlung der Belast-
barkeit von Eisenwiderständen. Von
P. Hennig. *1334.
— Elektrodenpotential und Rostneigung
von Chromstählen. Nach O. Meyer
u. K. Roesch. 1349.
— Die thermische Ausdehnung von rost-
freiem Eisen. Nach P. Hidnert u.
W. T. Sweeney. 1595.
1929
Elektrische Maschinen (s. a. Anlasser,
Kommutierung, Maschinenantrieb, Meß-
verfahren, Regelung usw.).
— Allgemeines.
— Zur Frage der Hystereseverluste in
Dynamozähnen. Nach W. S. Dawi-
dow. 1559.
— Trennung der Verluste und Ermitt-
lung des Schwungmomentes elektri-
scher Maschinen mit Hilfe des Aus-
laufverfahrens.. Nach A. Engler
u. A. Zeindler. 1589.
— Windungsprobe an Spulen mit Horh-
frequenz. Nach J. L. Rylander.
1668.
— Über neuere Wicklungen a»synehroner
Wechsclstrommaschinen. Nach Ph.
Suter. 1663.
— GeschweißteStahlkonstruktionen.Na:h
E. Laßwitz. 1527.
—
— Zur Berechnung von Rippenrohr-
kühlern für elektrische Maschinen.
Nach R. Pohl. 1528.
' — Neue Regeln zur Bewertung von
elektrischen Maichinen in Schwelen.
1294.
— Bürsten s. „Kommmtierung‘“.
— Generatoren.
— Stabilität von Synchrongeneratoren.
933.
— Fortschritte im Bau von Regulier-
pol-Querfeldmaschinen. Von E. Ro-
senberg. *1188.
— Drehstromgeneratoren ohne Quzerfeld-
dämpfung als Elemente von Resonanz-
kreisen. Nach R. Willheim. 1559,
— Aus dem englischen Turbogenerato-
renbau. Von R. Pohl. *1297.
— Bürstenanfleckungen auf den Ringen
von Svnchronmaschinen. Nach M.
Perrier. 1882.
— Freiluftgenerator für ein amerikani-
sches Wasserkraftwerk. 1057.
— Die Generatoren für das Kraftwerk
Ryburg-Schwörstadt. 1127.
— Neuer 165 000 kW-Turbogenerator des
Hell-Gate-Kraftwerks. 1306.
— Vorschläge zur genauen Festlegung
und Prüfung der Leistungsgarantien
von Kreislaufküblern für Turbogene-
ratoren. Von H Kühne. *1542.
— Die Stromwendungschwankungen der
Spannung von Gleichstromerzeugern.
Von H. Sequenz. *1221. *1775.
*1807.
Gleichstrom-Hochspannungsmaschine.
Nach S. R. Bergmann. 1167.
— Gleichstromdynamos für Automobil-
und Zugbeleuchtung. Nach A. Ca-
stel. 1339.
— Die Stromversorgungsanlagen der
Deutschen Reichspost. Von Stüb-
ler. *1253. B. 1356.
— Buchholzschutz für Generatoren.
Von H Schwenkhagen. *1016.
— Die Wirkung des Buchholzschutzes
bei Generatorenschäden. Von H.
Schwenkhagen. *1649.
— Motoren (s.a. Maschinenantrieb).
— Untersuchung des Anlaufvorganges
größerer Motoren. 1277.
— Wälzlager für Elektromotoren. Von
F. Unger. *1317.
— Das magnetische Gesamtfeld bei
Drehstrommotoren im Kırzschluß und
Betrieb. Nach E. Kiibler. 1205.
— Beitrag zur Geometrie der kompen-
sierten Asynchronmaschinen. Von J.
Thieme. *1151.
— Synchronmotoren mit wandernder
Erregerachse Nach V. A. Fynn.
1779.
— Zur Theorie des Dreiphasen-Doppel-
käfigmotors mit beliebigen Leiter-
zahlen der Wicklungen. Nach A,
Brüser 109.
Elektrotechnische Zeitschrift
Elektrische Maschinen.
— Zur Theorie des Drehstrommeo:ors
mit Doppelkäfiganker. Von A. Tho-
mälen. 1272.
— Kompensationswicklung in Melır-
phasenerregermaschinen. Von A.
Heyland. Brf. 1312.
— Theoretische und experimentelle Un-
tersuchung des synchronen Reaktions-
motors. Nach E. A. Ter-Markar-
janz. 1528.
— Amerikanische
motoren mit Käfiganker. Nach E. E.
Dreese. Von L. Schüler. 1662.
— Gleichstrom - Hauptstron -Bahnmotor
niedriger Bauart. 1013.
— Gleichstrom - Wechselstrom - Triebmo-
toren der Wiener Lokalbahnen. 1587.
— Nominelle Leistung und Betriebslei-
stung von Bahnmotoren. Nach F. W.
Carter. 1665.
— BBC-Webstuhlmotoren. 1378.
— GeschlosseneGarbe-Lahmeyer-Mo'oren.
1779.
— Umformer, Phascnregler.
— Beiträge zur Theorie des synchronen
Einankerumformers unter besonderer
Berücksichtigung der Ausgleichvor-
gänge bei gleichsirom:eitigen Kurz-
schlüssen. Nach L. Dreyfus. 1058
— Neunphasen-Einankerumformer. Nach
Badham. 1415.
— Netzkupplung (mittels Motorgenc-
rators u. Induktionsumform’ rs). Von
M. Liwschitz. *1323. *1406. Brf.
1825.
— Transporiabler Phasenwandler. 1303.
Elektrizitätslehre s. Physik, Theoretische
Elektrotechnik.
Flektrizitätswerksbau u. -betrieb (s. a.
Dainpfkessel, Energiewirtschaft, Hoch-
spannung, Leitungen, Schaltanlagen,
Wärnewirtschaft, Wasserkräfte usw.).
— Anlagen (Beschreibung u. Entwurf).
-— Adamello. 1325.
— Amerika. *1024. 1057. 1097. 1166.
1271. 1306. 1337. 1371. *1429. *1435.
1448. *1624. 1631. Brf. 1889.
— Bayernwerk. *1399.
— Berlin. 1181 (B. 1468). 1699.
— — Kraftwerk West. 1699.
— Bozen. 1165.
— Bresciana. 1326.
— Bucks Creek. 1448.
— Bulgarien. *1695.
— Dänemark. *1123.
— Detroit Edison Co.
— Deutschland. *963. 1132. *1399.
1413. 159. 1685. 1699. 1790.
— England. 1093. 1351. 1380. 1423,
— Finnland. *1757.
— Frankreich. 1416. 1872.
— Genua. 1058.
— Hell Gate. 1306.
— Hengstey. 1413.
— Henningsdorf. 1596.
— Imatra. *1757,
— Irland. 1629.
— Italien. 1058. 1165. 1325. 1598, 1699.
— Kanada. *1624. 1631.
— Kardaun. 1105.
— Kurilo. 1696.
— Lighthipe-Umspannwerk.
— Long Beach. 1371.
— Longford-Kraftwerk.
— Mallnitzwerk. 1059.
— Neubeckum. *1685.
— Neusceland. 1296.
— Norwood. 1057.
— Österreich. 1059. 1215. 1493.
— Pantscharewo. 1696.
— Paris. 1416.
— Pastra. 1696.
— Peru. *1024.
1414.
1742.
1337.
1093.
1215.
Drehstrom - Aufzug- `
Elektrizitätswerksbau u. -betrieb.
— Pfalzwerke. 1132.
— Polen. 1029.
— Portugal. 1534.
— Rocky River. 1166.
— Rumänien. *1486.
— Rußland. 1097. 1296.
— Ryburg-Schwörstadt.
— Schweden. 1705.
— Schweiz. 1127. 1280. 1295.
— Shannonwerk. 1629.
— Sila (Italien). 1699.
— Southeastern Power
1127,
& Light Co.
1271.
— Stubachwerk. 1059.
— Tauernwerk. 1215.
— Thüringenwerk. 1790.
— Freilufistation aus Schleuderbetion.
Von R. Burget. *1685.
— Anlagekosten von Hochdruck-Dampf-
kraftwerken in den NR Amerika.
1789.
— Das Kraftwerk West der Berliner
Städtische Elektrizitätswerke AG. 1699.
— Stausee und Pumpspeicheranlare
Hengstey. Nach S. Spetzler. 1413.
— Diesel-Spitzenanlage im Unmspann-
werk Henningsdorf. Nach Becker.
1596.
— Das Kraftwerk Imatra.. Von A.
Alftan. #1757.
— Das Shannonwerk in Irland. 1629.
— Neue Großturbinen für Paris. 1416
— Ein Wärmekraftwerk bei Genua.
1058.
— Das Elcktrizitätswerk Kardaun bei
Bozen. 1165.
— Die elektrischen Anlagen Sila in
Süditalien. Nach F. Motti u G.
Ferrando. 1699.
— Eine amerikanische Speicherbecken-
anlage. Nach E. J. Amberg. 1166.
— Pas Bucks-Creck-Kraftwerk. 14148.
— Große Erweiterung des Long-Beach-
Dampfkraftwerkes. Nach G. A. Fle-
ming. 1371.
— Das neue Lonrford-Kraftwerk
Coventry Corporation. 1093.
— Wasserkraftwerk Norwood mit Frei-
Juftgenerator. 1057.
— Das 220kV-Lighthipe-Umspannw..ck
der Southern California Edison Co.
Nach R. B. Pollock. 1337.
— Betrieb (s.a. Hochspannung, Rechts-
pflege, Regelung, Relais, Überstrom
u. Abt. AV, Geschäftl, Mitteiiungen).
— Der Zusammenschluß großer Netze
im Lichte der Elektrizitätswirtschaft.
Von R. Frank. *963. Bespr. 1674.
— Das Verhalten elektrischer Kraft-
werke und Netze beim Zusammen-
schluß. Von R. Rüdenberg. *970.
Bespr. 1674. Brf. 1793.
— — Von H. Thoma. Brf. 1793.
— Wirkung des Zusammenschlusses gro-
Ber Netze auf ihren Betrieb. Von H.
Piloty. *985. Bespr. 1674,
— Netzkupplung. Von M.Liwschitz.
*1323. *1406. Brf. 1826.
— — Von W. Weiler. Brf. 1825.
— Mechanisches Modell der Stabilitits-
verhältnisse zwischen Maschinen und
Netzen. 984.
der
— Über das Parallelarbeiten elektri-
scher Kraftwerke, Nach J.Defreyn.
1338.
—— Der Verbundbetrieb der Southrastern
Power & Light Co. Nach C. B. Haw-
kins u W. W. Eberhardt. 1271.
— Die Vereinheitlichung von hydro-
kalorischen Verbundbetrieben. VenM.
Seidner. *1523,
— Verbesserung der Wirtschaftlichkeit
von Elektrizitätswerken durch Akku-
mulierung. Nach W. Binswanger.
Von G. v. Ammon. 1335.
VI
ee bel an
lektrizitätswerkshau u. -betrieb. :
— Über das Vermaschen von städtischen
Drehs: rom-Niederspirnungswetzen. Von
P. Wittich. *1262
— Die Wirkung von Erdsehluß- und
Ausgleichspulen auf die zegenseitise
Beeinflussung von Leitungen. Von G.
Oberdorfer. *1153.
— Betriebserfahrungen mit Drosselspu-
len zur Strombegrenzung bei der Ber-
liner Stältische Elektrizitätswerke
AG. Von G. Levi. *1181.
— Spannungsregelung bei der Detroit
Edison Company. Nach P. C. Hub-
bard. 1414.
— Reihenkapazitäten in einer Hoch-
spannungsleitung. Nach E, K. Shel-
ton. 1061.
— Allmähliches Unterspannungsetzen
von Kabeln und Transformatoren.
1093,
2 Amerikanische Elektrizitätswirtschaft.
Von J. Adolph. *1429. Bespr.
1160
— — Von G. W. Meyer. Brf, 1889,
— Die Fortschritte und die Zukunft der
Stromabnalmme des Kleinverbrauchers.
Nach D.J. Bolton. Von A G. Ar-
nold. 1351.
— Pie Vorausbestimmung des Elektrizi-
tätsbedarfs in Starkstromanlaxen. Nach
J. AM Donaldson. 1861.
— Das Jahrbuch der Verkehrsdirektion
der BEWAG für 1028, Von B. Thie r-
bach. 1214.
— Rentabilität cines
kraftwerkes in Peru. 1024
=- Der erste Jahresbericht des engli-
schen Zentralamtes. Von R.O. Ka P P.
1380,
— Betriebserfahrungen kalifornischer
Werke mit 220 KV-Notzen. Von Me-
stermann. Bespr. 1496.
— Einiluß des Verbrauchs von Elektro-
wärmestron: auf die Belastungskurve,
*1689,
== Stromabreehnungsverfahren.
Kiehne. *1237,
— Elektriz.-Großw irtschaft (s. a. Ener-
giewirtschaft).
— Aus der deutschen Elektrizitätswirt-
kleinen Diesel-
‚Von O.
schaft. 1063. 1097. 1132 1174. 1351.
1581. 1423. 1451, 1493. 1534. 1597.
1631. 1669. 1706. 1743 1790. 1862,
— Erzeugung und Verbrauch elektri-
scher Arbeit in Deutschland. 1030.
1175. 1380. 1705.
— Aus dem Geschäftsbericht der Elek-
trobank. 1818,
-- Kurze Auslandsmachrichten. 1097.
1215. 1791.
— Die Elektrizitätsversorgung Bulga-
riens. Von S. R. Owtscharo Ir.
*1695,
-- Die Entwicklung der dänischen
Elektrizitätswirtschaßg in den Jetzien
Jahren. Von J. E. Börresen.
*1123,
©- Neue Projekte des englischen Zentral-
amtes. Von R. O, Kapp. 1423.
- - Erzengung nnd Verteilung elektri-
‚scher Arbeit in Frankreich 1926.
Nach E. Genissieu 1742.
- Kanadas hydroelektrische Fortschritte
im Jahr 1928. Von G. R eglin.
"1624.
- Weiterer Ausbau kanadischer Wasser-
kriifte. 1631.
-- Die Hlektrizitätswerke und elektri-
schen Bahnen Österreichs. Von O.
Hammerer. 1193.
— Die Elektrizität in Peru. Von O.
Zobernig., *1024.
=~- Die Elektrisierungspläne Harrimans
in Polen. Von C. Poralla. 1029.
— Portugals
10
(NIR
Elektrizitätsversorgung.
B. 1468.
Elektrotechnische Zeitschrift
—
Elektrizitätswerksbau und -betrieb.
— Ans der Statistik
werke Rumäniens für 1928.
Thiess. *1486.
— Die Motorisierung der schwedischen
Industrie. Nach V. Källström.
1705.
— Die Elektrizitätswirtschaft der Schweiz
im Jahre 1927. Von C. Albrecht.
1280.
— Tarifwesen.
— Amerikanische Elektrizitätstarife. Von
H. Nissel. *1435.
— Die Scheinverbrauchsmessung ` und
ihre Bedeutung für die Elektrizitä's-
wirtschaft. Von W. Janički. *1326.
— Elekirizitätsverbrauch und Elektrizi-
Von H.
tätspreise. Von N. Schulz. *1579.
— Wärme-Licht-Kraft-Tarif. 1689. RB.
1828.
— Stromselbstkosten in großen Kraft-
werken. Nach L. W. W. Morrow.
Von A. Hamm. 1563.
— Verschiedenes.
— Verkürzung des Weges elektrischer
Arbeit in den V.S. Amerika. 1534.
— Haushalt und Elektrizitätswerk. Nach
J. Laufer. Von R. J. Pick. *1090.
— — s.a. „Heizung“,
— Neuzeitliche Kabel- und Rohrverle-
gung in Kraftwerken. Von H. Diitz-
mann. *1109.
— Selbsttätige benzinelektrische Licht-
anlage. Von W. Brenzel. 1342.
Elektrizitätszähler (s. a. Prüfänter).
— Die Scheinverbrauchsmessung nnd
ihre Bedeutung für die Elektrizitäts-
wirtschaft. Von W. Janicki. *1326.
— Ersatzschaltung für die gleichseitige
Eichung von Drehstromzählera mit
zwei Meßwerken. Von W. Beetz.
*1835,
— Fehlschaltungen und Störungen an
Drehstromzählern. Nach H. Kriz-
ner. 131.
— Hilfsmeßgerät für den Zählerkontrol-
leur. 1737.
Elektrochemie (s.a. Hütienwesen).
— Die Umstellung der norwegischen
Stiekstoffindustrie Nach Aubert.
1279.
— Befreiung der Luft von Kohlendioxyd
durch elektrolytische Überführung.
Nach H. Markert. 1348.
— Der Hochofen als galvanisches Ele-
ment. Nach W. Ruff. 1349.
— Verniekeln von Aluminium und Alu-
miniumlegierungen. Nach H. K.
Work. 1788.
Elektroindustrie (s.a. Rechtspflege, Pro-
duktionswirtschaft, Wirtschaftspolitik
n. Abt. AV, Geschäftl. Mitteilungen).
— Die internationale Elektroindustrie in
Zahlen. Von A. Friedrich. *1733.
— Die wirtschaftliche Lage der deut-
schen Elektroindustrie. Von M.
Krone. 1606.
— Aus dem Geschäftsbericht der Elek-
trobank. 1818.
— Beteiligung der Staaten und privaten
Unternehmen an der Elektrizitätsver-
sorgung Deutschlands. 968.
— Österreichs Elektroindustrie im Jahre
1928. Von E. Honigmann. *1660.
— Die Notwendigkeit planmäßirer Ab-
satzgestaltung. Von K. Engel-
mann. *1200,
Elektrokarren s. Förderanlaxen.
Elektrokultur s. Landwirtschaft.
Elektrostahl s. Hittenwesen, Ofen.
Element (s. a. Elektrochemie).
— Maschine zur Herstellung
Trockenelementen. 1522,
von
der Elektrizitäts-
1929
— e mM
Elekt rizi tits-
Wärmewirtschaft,
Energiewirtschaft (s. a.
werksbau, Öl,
Wasserkräfte).
— Die Kraftquellen der Welt. Nach H.
Quigley. Von G. Dehne 1308.
— Die Energiegewinnung der Welt.
Von G. Dehne. 1819.
— Erzeugung und Verbrauch elektri-
scher Arbeit in Deutschland. 1030.
1175. 1380. 1705.
— Vorausbestimmung des Elecktrizitäts.
bedarfs in Starkstromanlagen. Nach
J.M Donaldson. 1861.
— Die Ergebnisse der Kraftmaschinen-
statistik der gewerblichen Betri»bs-
zählung 1925. Von C. Albrecht.
*1849,
— Der Zusammenschluß großer Netze
im Lichte der Elektrizitätswirtschaft.
Von R. Frank. *963.
— Beteiligung der Staaten und privaten
Unternehmen an der Elektrizitätsver-
sorgung Deutschlands. 968.
a AmerikanischeElektrizitätswirtschaft.
Von J. Adolph. *1429. Bespr. 1460.
— — Von G. W. Meyer. Brf. 1889.
— Verkürzung des Weges elektrischer
Arbeit in den V.S. Amerika. 1534.
— Der erste Jahresbericht des engli-
schen Zentralamtes. Von R.O.Ka Dn.
1380,
— Die Elektrizitätswirtschaft der Schweiz
im Jahre 1927. Von C. Albrech t.
1280.
— Die Vereinheitlichung von hydro-
kalorischen Verbundbetrieben. V on M.
"15923:
Dampfkessel, Feuerungs-
Seidner.
Entaschung s.
anlagen.
Erdschlußspule (s.a. Hochspannung).
— Die Wirkung von Erdschluß- und
Ausgleichspulen auf die gegenseitige
Beeinflussung von Leitungen. *1153.
Eirdschlußschutz s. Relais.
Erdstrom, Erdung (s. a. Installations-
wesen).
— Die Belastbarkeit von Hochstro:n-
erdungen und verwandte Erwärmungs-
probleme. Nach W. Peters 1028.
— Ausbreitungswiderstand kurzzeitig
überlasteter Erder. Nach H. M.
Towne. 1061.
— Turbulente Eigenströme der obersten
Erdschichten. Nach H. Hunkel.
1347.
— Über die Messung von Erdströmen.
Von G. Rosén. *1553.
Fabrik s. Elektroindustrie, Produktions-
wirtschaft.
Fahrplansteuerung s, Elcktrizitätswerks-
ban (Betrieb).
Fahrzeug s. Automobil, Bahnban, Förder-
anlagen, Lokomotiven.
Fassung s. Installationswesen,
technik.
Feldbestimmung s. Elektr. Maschinen,
Hochspannung, Magnetismus,
Fernmeldeanlagen s. Bildtelegraphie,
Fernsprech-, Funk-, Telegraphenwesen,
Signalanlagen, Techn. Akustik, Lei-
tungen.
Fernmessung s. Meßverfahren.
Fernsehen s. Bildtelegraphie.
Fernsprechwesen (s. a. Funkwesen, Lei-
tungen, Techn. Akustik).
— Ferntagungen. Von P. Kasparek
u. R. Feldtkeller. *997,
— Der Weltfernsprechverkehr.
Craemer, *959,
— 5 Jahre CCI. Nach G. Valensi.
Licht-
Von P.
1173.
—- Tagung des Zwischenstaatlichen Be-
ratenden Ansschusses für den Fern-
sprechweitverkehr (CCI) in Berlin.
Von Dohmen. *1363,
— Drahtloses Gegensprechen. Von W.
Hahn. *1019,
1929
Elektrotechnische Zeitschrift
VII
Fernsprechwesen.
— Elektroakustische Übertragungsysteme
mit besonderer Berücksichtigung der
Telephonie auf weite Entfernungen
und des Klangfilms. Von F. Lü-
schen. *1603. *1728.
— Versuche mit einem neuen Pupinisie-
rıngsystem. Nach K. Höpfner.
1212.
— Die Störungen der Wellenausbreitung
durch Unregelmäßigkeiten im Aufbau
pupinisierter Leitungen. Nach A. G.
Warren. 1737.
— Flattereffekt auf pupinisierten Lei-
tungen. Nach W. Deutschmann.
1804.
— Vor der Einführung des Tonfrequenz-
Rufverfahrens für Zweidrahtverstär-
ker-Leitungen bri der Deutschen
Reichspost. Nach W.Weinitschke.
1787.
— Gestaltung des Fernleitungsnetzes für
d. Fernsprechverkehr. Nach Kölsch.
1275.
— Die Temperatur der oberen Erd-
schichten. Nach J. Schubert. 1307.
— Die Betriebsicherheit in Fernkabelan-
lagen. Nach A. Mentz. 1379.
— Kennzahl der Verzerrung. Preisauf-
gabe von K. Strecker. 1599.
— Fernsprechstörwirkung von Gleich-
richterbähnen. Nach L. Roeh-
mann. 1817.
— Cher die Beeinflussung von Fern-
sprechanlagen durch Gleichrichter.
Nach A. Zastrow. 1858.
— Das neue Fermamt Berlin. Nach
Helmdach. 1210.
— Da: alte und das neue Fernamt in
Berlin. Von F. Helmdach. *1573.
— Die Stromversorgwungsanlaeen der
Deutschen Reichspost. Von Stübler.
°1253. B. 1356.
— — Von Deutsche Telephon-
werke u Kabelindustrie AG.
Brf. 1714.
— Zettelrohrposten, Förderbänder und
Bandposten in Fernämtern. Nach
O Kuhn. *1657.
— Die Verwendnnz der RA Telephon,
technik für die Steuerung von Elek-
tropostanlagen. Von C. Beckmann
*1765.
— Köln vollständig auf SA-Betrieb um-
gestellt. 1379.
— Entwicklung des deutschen Fernkabel-
netzes 1927/28. Nach A.M entz, 1242.
— Fernsprechverbindung Deutschland—
Argentinien. 1023.
— Die Fernsprechverbindunz zwischen
Europa und Amerika. Nach E.Woll-
ner. 1840.
— Fernkabel Schweiz— Österreich. Nach
W. Trechsel u. H. Pfeuffer.
1095.
— Der Ferngesprächstarif in den V.S.
Amerika. Nach Wittiber. 1420.
— Internationale Handelskammer und
Fernsprechweitverkehr. Nach Wiehl.
1243,
— Ein internationales Fernsprechbuch.
1202.
— Pupinspulenkasten. 1530.
— Unfallmelder für Automobilstraßen.
1306.
Fernsteuerung s. Elektrizitätswerksbau,
Schaltanlagen.
Feuerlöscher s. Brand.
Feuerungsanlagen (s. a. Dampfkessel,
Wärmewirtschaft).
— Vorgang der Verbrennung von Kohle.
Nach Bleibtreu. 1304.
— Temperaturen des Wanderrostes. Nach
Deinlein. 1304.
— Fortschritte der Dampfkessel-Feuerun-
gen. Nach F. Schulte. 1304.
— Entwicklung der Vielmulden-Unter-
schubroste. 1421.
Feuerungsanlagen.
— Kohlenstaubfeuerung
Nach Koch. 1596.
— Trocknermühle fir Kohlenstaub-
feuerung. Nach M. Weiß. 1243.
Film s. Technische Akustik.
Fliehkraft (s. a. Elektr. Maschinen).
— Fliehkraftriemenscheibe und Wellen-
kupplung. 1272,
— Konstanthaltung der Drehzahl von
Maschinen für Signalzwecke. Von W.
Dornig. *1443. Brf. 1865.
— — Von J. Löffler. Brf. 1864.
— — Von K., Schöler. Brf. 1864.
Fließarbeit s. Produktionswirtschaft.
Flugwesen.
— Der augenblickliche Stand der Flug-
beleuchtung in den V. S. Amerika.
Nach P. R. Basselt, R. W. Cost,
E.A.Leinroth u. H.C.Ritchie.
1171.
— Neue Wege zur Sicherung des nächt-
lichen Luftverkehrs (Drehlinsen-Leuch-
auf Schiffen.
ten). 1739.
— Peleuchtungstechnik und Flugver-
kehr. Von der Dt. Beleuch-
tungstechn. Gesellschaft.
1853.
— Nachtflugstrecke ` Brüssel Ostende,
1854.
— Versuche mit ultrakurzen Wellen im
Flugzeurverkehr. Von H. Faßben-
der. *1389.
— Spannungen elektrischer Anlagen für
Flugzeuge (Normblatt). 1742.
Flutlicht s. Lichttechnik.
Förderanlagen (s. a. Hebezeuge).
— Unterirdische elektrische Tunnelbahn
zur Aktenbeförderunzr in Berlin. Von
L. Traeger. *1086.
— Zettelrohrposten, Förderbänder und
Bandposten in Fernämtern. Nach O.
Kuhn. *1657.
— Die Verwendung der SA-Telephon-
technik für die Steuerung von Elek-
tropostanlagen. Von C. Beckmann.
#1765.
— Rollgänge mit einzeln angetriebenen
Rollen. 1208.
— Die elektrische Getriebe - Förder-
maschine. Nach H. Hochrenuter.
1857.
— Notbelenehtung der Fördermaschinen-
räume, Nach R. Brandes. 1025.
— Elektrisch betriebene Förderwngen-
Anufschiebevrorrichtungen. Nach F.
Winterineyer. 1816,
— Elektrokarren. Stiefkinder der Gesetz-
gebung. Von H Grau. 1055.
Forschungsinstitut (s. a. Hochspannung,
Prüfämter, Unterricht).
— Das nene Elektrotechnische Institut
der T. H. Aachen. Von W. Ro-
gowski Sun",
— Forschungs-Institut fir Elektro-
wärmetechnik in Hannover. Die Kar-
marsch-Denkmiinze für Geheimrat
Kohlrausch, Hannover. 1818. 1885.
Freileitungen s. Leitungen.
Freiluftanlagen.
— Freihiftstation aus Schlenderbeton.
Von R. Burget. *1685.
— 120kV-Freiluftanlage in Finnland.
1759.
— Freiluftanlagen in Frankreich. Nach
S, Teszner. 1872.
Frequenzskala. 1276.
Funken s. Hochspannung.
Funkwesen (s. a. Bildtelegraphie, Röh-
ren, Technische Akustik).
— Anlagen. a
— Neue Funkstationen. 1667.
— Die neuen deutschen Rundfunk wellen.
1060.
— Maschinenanlage Langenberg. 1257.
— Der deutsche Kurzwellen-Rundfunk-
sender. Nach A. Semm. 1667.
Funkwesen.
— Die Fernsprechverbindung zwischen
Europa und Amerika. Nach E.W 0o11-
ner. 1840.
— Die Funkstation des neuen Schnell-
danıpfers „Bremen“, 1127.
— Das französische Funknetz. 1593,
— Radio auf italienischen Schiffen. 1238.
— Theorie.
— Schwingungen mit linearem Span-
nungsverlauf. Nach G. Frühauf.
1211.
— Erzwungene Schwingungen eines line-
aren Systems zweiter Ordnung. Nach
B. D. H. Tellegen. 1702.
— Über Schwingungen cines Oszillators
im Strahlungsfelde. Nach N. v. Kor-
shenewsky. 1804.
— Über elektromagnetische Störungen.
Nach F. Schindelhauer. 1531.
— Die Störung des elektromagnetischen
Feldes eines Senders durch Gebäude
und ähnliches. Nach S. Klinke.
1592.
— Physikalische Grundsätze für die
Unterdrückung von hochfrequ®nten
Störungen. Nach F. Conrad. 1804.
— Über die Bestimmung des günstigsten
Ausstrahlwinkels bei horizontalen An-
tennen. Nach A. Meißner und H.
Rothe. 159.
— Ungedämpfte elektrische ultrakurze
Wellen. Von K. Kohl. *1389.
— Kurze ungedämpfte elektrische Wel-
len. Nach K. Kohl, L. Berg-
mann, H. E. Hollmann, O0.
Pfetscher. 1859.
— Versuche mit ultrakurzen Wellen im
Flugzeugverkehr. Von H. Faßben-
der. *1389.
— Die Bedeutung der ultrakurzen Wel-
len für die elektrische Nachrichtentech-
nik, insbesondere die der Wellenlängen
von 1 m abwärts. Von W. Hahne-
mann. *1392.
— Über die uitrakurzen elektrischen
Wellen, die nach dem PBarkhausen-
schen Schema erzeugt sein können.
Nach G. Potapenko. 1804.
— Über eine Methode zur Erzeugung
von schr kurzen elektromagnetischen
Wellen. Nach A. Žáček. 1817.
— Über Kurzwellenempfang bei beweg-
lichen Stationen. Nach K. Krüger.
1804,
— Über neue Erscheinungen im Kon-
densatorfelde sehr schnell schwingen-
der Stromkreise. Von K. Heinrich.
#1656.
— Luftleiteranordnungen flr rotierende
Peilfunksender. Nach R. L. Smith-
Rose. 1018.
— Drahtloses Gegensprechen.
Hahn. *1019.
— Neues zur Gleichwellan-Telephonie.
Nach E. Kramer. 1804.
— Der Parallelkondensator in Frequenz-
vervielfachungs - Schaltungen. Von
Kramar. Brf. 1177.
— — VonG. Hilpert u. H.Seydel.
Brf. 1177.
— Quarz-Resonatoren. Nach G. W. N.
Cobbold u. A. E. Underdown.
1379.
— Über eine nene Art der Leistungs-
verstiirkung durch Hochfrequenz-
steuerung des Gittergleichstroms. Von
H. Plendl. 1804.
— Messungen am Tückgekoppelten
Widerstandsverstärker. Kompensierter
Verstärker mit gerader Frequenzkurve.
Nach H. G. Baerwald. 1786.
— Maschinen u. Apparate.
— Neue Telefunken-Wechselstromröhre.
1061.
— Die neue Entwicklung des Glimmer-
kondensators. Von F. Gerth u. H.
Gönningen. *1156. B. 1716.
— Neue Empfängertypen. 1519.
Von W.
VII
Elektrotechnische Zeitschrift
1928
Funkwesen.
— Neutro-Netzanschlußempfänger. 1883,
— Frequenzabhängigkeit bei Verstärker-
transformatoren. Nach K. Matthies
u. G. Ganswindt. 1489,
— Kraftverstärker. 1190. 1520.
— Der aperiodische Verstärker in der
Meßtechnik. Von M. v. Ardenne
+1617.
— Lautsprecher s. „Techn. Akustik“.
— Verschiedenes, Rundfunk.
— Aus der Großen Deutschen Funkaus-
stellung 1929. Von W. Burstyn.
*1519.
— Das Gesetz über den Weltfunkvertrag.
1270.
- — Die Hochfrequenztechnik im Dienste
der Verkehrssicherung. Nach H.Faß-
bender. 1130.
— Über die Beeinflussung des mensch-
lichen Organismus beim Arbeiten am
Kurzwellensender. Von K. Hein-
rich. *1088.
— Fernsehen in Deutschland. 1530.
— Wirtschaftsbericht des deutschen
Rundfunks für 1928. 1786.
— Das neue Berliner Funkhans. 1858.
Galvanostegie s. Elektrochemie.
Gasentladung s. Hochspannung, Physik.
Gasmotor,
— Messung der Temperaturen im Zylin-
der eines Gasmotorss. Nach A. Du-
chesne. 1375.
Gasreinigung.
— Befreiung der Luft von Kohlendioxyd
durch elektrolytische Überführung.
Nach H. Markert. 1348,
— Elektrische Gasreinigung. Nach La-
denburg. 1533.
--- Die elektrische Großgasreinigung,
Bauart Elga, in Witkowitz. Nach R.
Durrer. 1489.
Gedenktafel s. Geschichte d. Technik.
Gefährdung s. Installationswesen, Medi-
zin, Normen, Unfall.
Generator 3. Elektr. Maschinen.
Geschichte der Technik (s. a. Abt. AII,
Persönliches).
— Briefmarke zum goldenen Jubiläum
der Edison-Glühlampe. 1279.
— Die Glühlampe und ihre Erfinder.
Das Jubiläumsjahr 1929. VonFinckh.
*1708.
— Heinrich-Goebel-Feier
1349.
— Heinrich-Goebel-Feier in Springe am
Deister. 1492,
— Ehrung von Friedrich von Hefner-
Alteneck. 1451.
— Franz-Reulcaux-Feier in Berlin. 1630.
— Feier des hundertsten Geburtstages
von Franz Reuleaux. 1742.
— Fiinf Jahre CCI. Nach G. Valensi.
1173.
— 125 Jahre elektrisches Glühlicht. Von
D Duschnitz. Brf. 1101.
— Über die neuesten Fortschritte auf
dem Gebiet der Wolframdrahtlampen.
Von H. Alterthum. *1723.
— Leistungen und Fortschritte der Elek-
trotechnik im Jahre 1928. Von M.
Krone. *1604.
— Entwicklung des
voltnetzes. *963.
— Aus der Entwicklung des Druckluft-
in Hannover.
deutschen Hoch-
schalters. Von K. A. Wiedamann.
*1479.
—- Die Entwicklung der elektrischen
Fernmessung. Von G. Keinath.
*1509. Bespr. 1536.
-— „Geschichtliche Einzeldarstellungen
aus d. Elektrotechnik“. Lit. 1745, 1791.
Gesetz (8. a. Rechtspflege).
-— Österreichische Elektrizitätsgesetzze-
bung. Von E. Honigmann. *1442.
— Das Gesetz über den Weltfunkvertrag.
1270.
— EFlektrokarren.
setzgebung. Von H. Grau.
Stiefkinder der Ge-
1055
Getriebe (s. a. Maschinenantrieb).
— Reuleaux-Feier und Getriebeschau in
Berlin. 1630. 1742.
Gießerei a Maschinenantrieb.
Glas s. Isolierstoffe, Lichttechnik.
Gleichrichter.
— Neuere Untersuchungen über das be-
triebsmäßige Verhalten von Quecksil-
berdampf - Gleichrichtern. Von J. v.
Issendorff. *1079. Bespr. 1099.
— Stromteiler in Sechsphasen - Gleich-
richteranlagen. Von H Jung-
michl. *1257.
Stromteiler bei Gleichrichtern. Von
F. v. Kleist. 1879.
— Selbsttätige Vakunmmmesser für
Gleichrichter. Nach L. Smede. 1782.
— Fernsprechstörwirkung von Gleich-
richterbabnen. Nach L. Roehmann.
1817.
— Über die Beeinflussung von Fern-
sprechanlagen durch Gleichrichter.
Nach A. Zastrow. 1858.
— Gleichrichter für Postzentralen. 1254.
Brf. 1714.
— Balkite-Gleichrichter. 1769.
— Scheinwiderstand - Messungen an
Kupferoxydul-Gleichrichtern. Nach W.
Deutschmannu. W.Schottky.
1803.
„Gleichungswaage“, Eine elektromechani-
sche —. Von G. Ros6n. *1726.
Gleisbremse s. Bahnbau (Verschiedenes).
Goebel-Feier. 1349. 1492.
Glühlampe (s. a. Geschichte d. Technik,
Lichttechnik).
— Die grundlegenden Verfahren
Glühlampen-Leuchtdrahttechnik.
B. Duschnitz. *1049.
— Über die neuesten Fortschritte auf
dem Gebiet der Wolframdrahtlampen.
Von H. Alterthum. *1723.
— Temperatur und Leuchtdichte der
amerikanischen Glühlampen der neuen
Einheitsreihe. Nach W.E.Forsythe
u. EM Watson. 1026.
— Leuchtdichte und Gesamtstrahlungs-
dichte von Wolframwendeln. Nach
G. Holst, E. Lax, E. Ooster-
huis u. M. Pirani. 1664.
— Periodische Intensitätsschwankungen
der Strahlung von gasgefüllten Glüh-
lampen. Nach F. Krüger. 1805.
— Die Verdampfungsgeschwindigkeit von
der
Von
Wolfram in Gegenwart von Salz-
dämpfen. Nach H. Alterthum.
1531.
— Messung an Glühlampen mit ultra-
violettdurchlässiger Glashülle.e Nach
W. Dziobek. 1646.
— Das Düurchbrennen von elektrischen
Glühlampen. Nach G. R. Fonda.
1375.
— 125 Jahre elektrisches Glühlicht. Von
B. Duschnitz. Brf. 1101.
— Die Glühlampe und ihre Erfinder.
Von Finckh. #1708.
— Niedervoltlanpen für Reihenschal-
tung mit vorgeschaltetem Kurzschluß-
widerstand. *1885,
— Ösram-Opal-Soffitten-Lampen. 1417.
— Glühlampen mit Innenmattierunz.
1853.
— Die Bedeutung der Lichtwirtschaft
für die Glühlampenindustrie. Nach
Ch. P. Jensen. 1664.
Hammer (s. a. Werkstatt).
— Elektromagnetische Schlagwerkzenge,
insbesondere für Wechselstrom. Von
D Schiemann. *1037. Bespr.
1065, 1886. S
Handelskammer s. Fernsprechwesen.
„Haus der Technik“ s. Unterricht.
Hausgeräte s. Heizung, Installations-
wesen.
Haushaltsverbrauch s.
werksbau, Heizung.
Elektrizitäts-
Hauszentrale.
— Selbsttätige benzinelektrische Licht-
anlage. Von W. Brenzel. 1342.
Hebezeuge (s. a. Förderanlagen).
— Lagerplatzbedienung durch seitlich
verschiebbare Bockkrane. 1307.
— Dreifachkrane mit Wippausleger.
1346.
— Elektrisch betriebene Verladeanlage
der Zeche „Fürst Hardenberg“. Nach
P.Schönfeld u. L.W eiler. 1344.
— Handhabung schwerer Schmiede-
stücke unter dem Hammer. 1785.
— Amerikanische Drehstrom - Aufzug-
motoren mit Käfiganker. Nach E. E.
Dreese. Von L. Schüler. 1662.
Heizung (s. a. Ofen).
— Haushalt und
Nach J. Laufer.
#1090.
— Entwicklung der Elektrowärme in
den V.S. Amerika. Nach G. H.
Schäffer. 1375.
— Eine Sondertagung der VdEW über
elektrisches Kochen. Von B. Thier-
bach. 1665.
— Die Elektrizität als Wärmequelle im
Elektrizitätswerk.
Von R. J. Pick.
Klein- und Großküchenbetrieb. Von
E. R. Ritter. Brf. 1032.
— Die elektrische Sparküche. Von 8.
Ottenstein. *1054.
— Die elektrische Küche. Von A.
Schönberg. *1689. B. 1828.
— Erziclung einer möglichst gleichblei-
benden Temperatur bei Warmwasser-
speichern. Nach L. A. Williams.
1417.
— Belastungsverhältnisse beim elek-
trischen Herd und Heißwasserspeicher.
Nach O. Hasler. 1449.
— Elektrowärmetechnik in einem neu-
zeitlichen Warenhaus. 1620.
— Die Herstellung von elektrischen
Heizapparaten. 1450.
— Über die Einwirkung von Chrom-
nickel-Heizdrähten auf keramiscne
Wicklungsträger. Von E. Albers-
Schönberg u. M. Bichowsky.
*1837.
— Hochfrequenzspulen
zenständern zum
Blechen. 1273.
— Induktivo Erhitzung. Nach M. Bu-
net. 1702.
— Elektrische Fußgesimsheizung. Nacn
A. E. Herdener. 1692
— Durchgehende elektrische Zugheizung.
Nach F. Klausner. 1125.
— Eine neue elektrische Isolation aus
Magnesiumoxyd („Corox“). 1096.
Hochfrequenz s. Funkwesen, Ofen,
: Theoret. Elektrotechnik.
Hochofen s. Elektrochemie, Hüttenwesen,
Ofen.
Hochschule s. Forschungsinstitut, Unter-
richt u. Abt. A II, Persönliches.
Hochspannung (s. a. Isolatoren, Leitun-
gen, Physik, Überspannung, Wander-
wellen).
— Feldbestimmung u. elektrische Festi-
keit.
— Beweeungserscheinungen an Dielek-
triken unter hohen Feldern. Von A.
Gyemant. *1225.
— Über die dielektrischen Eigenschaften
des Transformator- und Schalteröles.
Von W. Keleti. Brf. 1642.
— Über den maximalen Spannungs-
gradienten in normal verseilten Drei-
leiterkabeln. Nach F. Haas. 1487.
— Unabhängiekeit der Funkenkonstant e
vom Luftdruck. Nach K. May. 1490.
— Fichung der Kugelfunkenstreeken.
Von H. Bechdoldt. #1394. Brf.
1826.
— — Von C. Stoerk u. W.Holzer.
Brf. 1826.
— Käfisfunkenstrecke.
zwischen Wal-
Arwärmen von
1397.
...
-
— Eine
— Hochleistungs - Prüffeld
— Priiftransformatoren für
1928 Elektrotechnische Zeitschrift
Hochspannung. Hüttenwesen.
— Gekreuzie Zylinder als Funken- — Normalisierern und Glühen von
strecke. Nach E. Werner. 1531. Stählen in Elektroöfen. 1530,
— Über Kippvorgänge bei Funkenent-
lalungen. Nach F. Kirschstein.
1420.
— Überschlagverzögerung an Isolatoren.
Nach E. J. Wade u. G. S. Smith.
1278.
— Durchschlagfestigkeit und dielek-
trische Verluste von Porzellan und
Hartpapier. Nach H. Handrek.
1277.
— Verluste und Durchschlagspannung
von Porzellan. *1292,
— Über den Durchschlag fester Iso-
latoren. Nach W. Werner. 1347.
— Durchschlag von ölturchtränkter
Papierisolation. Nach G A. Dmi-
triew u. A. Walther. 1421.
— Dielektrische Verluste in ölgetränk-
tem Papier. Nach E. R. Le Ghait.
1027. B. 1284.
— Zusammenhang zwischen Strom nnd
Spannung in einem Kunstharz. Nach
W.Suckow. 1531.
— Durchschlag und Verluste von Iso-
lierstoffen s. a. „Isolierstoffe“.
— Gasentladungen a. „Physik“.
— Ausgleichvorgänge u. Netzbetrieb (s.
a. Elektrizitätswerksbau [Betrieb]).
— Wanderwellen: Bildung, Fortpflan-
zung und Schutz. Nach Ch. Ledoux.
1627.
— Der gegenwärtige Stand der Blitz-
schutzfrıage. Von A. Matthias.
#1469. DBespr. 1495.
— Elektrodenkapazität und Wander-
wellengestalt. Nach M. Toepler.
1817.
— Betriebserfahrungen kalifornischer
Werke mit 220 kV-Netzen. Von
Mestermann. DBespr. 1496.
— Betricbserfahrungen an 140 kV-Lei-
tungen. Nach J. G Hemstreet.
1781.
— Ermittlung der Kurzschlußströme in
Netzen. Von A. Schwaiger. *1145.
— Verfahren zur Ermittlung von Daner-
kurzschluß-Stromstärken in Netzen.
Von W. Flade. *1761.
— Die Entwicklung des Kurzschluß-
schruzes in den 110 kV - Leitungs-
anlaren der Bavernwerk AG. Von
A. Schmolz. *1399.
— Ein neuer Weg zur Begrenzung
hoher Kurzschlußströme. Von A.
Groß. Brf. 1713.
— — Von K. Küppers. Brf. 1714..
— Rechnungsgrößen f. Hochspannungs-
anlagen. Nach H. Langrehr. 1860.
— Koronaverluste vom Standpunkt der
Wirtschaftlichkeit. Nach J. T. Lu-
signan. 188.
— Parallelbetrieb großer Netze s. „Elek-
trizitätswerksbau“ (Betrieb).
— Verschiedenes,
— Uber Lichtenbergsche Figuren. Nach
C. E. Magnusson. 1860.
transportable Prüfeinrichtung
fir die Durchschlagfestigkeit von
Transformatorenöl. Von W. R. Blu-
mer. Brf. 1069.
— — Von H. Wommelsdorf. Brf.
1069.
der AEG.
J113.
2 Mil V.
Lin,
— Erzengung von Stoßspannungen mit-
tels Treibriemens. 1860.
— Muffen und Endverschlüsse für Hoch-
spannungskabel. Von W. Birn-
ba um. *1869.
Hohlseil s. Leitungen.
Holz s. Maste.
Hüttenweren (s. a. Gasreinigung, Ofen).
— Der Hochofen als galvanisches Ele-
ment. Nach W. Ruff, 1349
— Glühversuche zur Verbesserung von
Transformatorenbleh. Nach M. v.
Moos, W. Oertel u. R. Sche-
rer. 1741.
— Vierwalzengerüst für eine elektrische
Reversier - Blechstraße. Nach J. H.
McElhinney u. H. Burr.
1345.
— Hochfrequenzspulen zwischen Wal-
zenständern zum Anwärmen von
Blechen. 1273,
— Walzenstraßen s. a „Maschinen-
antrieb‘“.
— Blockscheren mit direktem elek-
trischen Arbeitsreglerantrieb. Nach
O. Pollok. 1592.
Hysterese s. Magnetismus, Physik.
IEC s. Kongresse.
Imprägnierung s. Isolierstoffe, Hoch-
spannung, Maste, Leitungen.
Industrie a Elektroindustrie, Pro-
duktionswirtschaft, Wirtschaftspolitik
u. Abt. AV, Geschäftl. Mitteilungen.
Influenzmaschine s. Prüfeinrichtungen.
Installationswesen (s. a. Kontakt, Lei-
tungen, Schalter).
— Worauf beruht die Sicherheit der
elektrischen Anlagen?! Nach Ull-
mann. 1350.
— Neuzeitliche Kabel- und Rohrver-
legung in Kraftwerken. Von H.
Dützmann. *1109.
— Einheitliche PBefestigungsmittel fiir
Rohr- und Kabelleitungen. 1094.
— Die Elektrizität in einem neuzeit-
lichen Warenhaus. Von Pick. *1620.
— Anforderungen an Reihen-, Prüf- und
Verbindungsklemnien vom Standpunkt
des Betriebes. Von H. Dützmann.
#1285.
— Schlitz-Anschlußklemme. 1418,
— Eingeschraubte Abzwvigklemmen.
1488.
— Schalttafelklemme der Firma Elumag.
1560.
— Winkelfassung der Bamberger Indu-
strie-Gesellschaft. 1783.
— Stecker s. „Kontakte“.
— Installations-Selbstschalter a. „Schal-
ter“.
Isolator (s. a. Hochspannung, Isolier-
stoffe, Leitungen, Prüfeinrichtungen).
— UÜberschlagverzögerung an lsolatoren.
Nach E. J. Wade u. G. S. Smith.
278.
— Der Einfluß der Glasur anf die Iso-
latorenfestigkeit. Nach D. H. Row-
land. 178%.
— Porzellanisolatoren und Isolatoren-
porzellan. Nach St. Velander.
1852.
mittels
Von W. Weicker. Lit.
— Reinigung von Isolatoren
Stahlwolle. 1814.
Isolierstoffe (s. a. Hochspannung, Meß-
verfahren, Öl, Physik usw.).
— Dielektrische Werte von „Pyrex“.
Nach C. L. Dawes u. P.H. Hum-
phries 1061.
— Eine neue elektrische Tsolation aus
Magnesiumoxvd (,„Corox‘“). 1096.
— Die wichtigsten Werkstoffeigenschaf-
ten elektrotechnischen Porzellans. Nach
H. Handrek. *1202.
— Gereinigte Taserstoffisolation für
Telephonschaltdrähte Nach H. H.
Glenn u. E. B. Wood. 1349.
— Untersuchungen iiber Kitte und Ver-
gußmassen unter besonderer Berück-
sichtigunge der Verhältnisse in der
Elektrotechnik. Nach W. Nagel u.
J. Grüß Von A. Bültemann.
1349,
— Über den Durchschlag fester Iso-
latoren. Nach W. Werner 1347.
IX
Isolierstoffe.
— Untersuchungen über den Durch-
schlag und die Verluste einiger fester
Isolierstoffe (Glas, Papier, Porzel-
lan). Nach K. Halbach. 17%.
— Untersuchungen über dielektrische
Verluste bei Dauerbeanspruchung und
verschiedenen Temperaturen Von H.
W L. Brückman. *1873.
— Die scheinbare Änderung der Dielck-
trizitätskonstanten technischer Isolier-
stoffe. Nach P. Böning. 1859.
— Dielektrische Verluste in Ölgetränk-
tem Papier. Nach E. R. Le Ghait.
1027. B. 1284.
— Durchschlag von Ööldurchtränkter Pa-
pierisolation. Nach G. A. Dmi-
triew u. A. Walther. 1421.
— Durchschlagerscheinungen s. a. „Hoch-
spannung“.
— Bekanntmachung des Staatl. Material-
prüfungsanıtes über Isolierpreßmassen.
1031,
Jahresversammlung s. Kongresse und
Abt. AIV, Vereinsnachrichten.
Jubiläum (s. a. Geschichte d. Technik u.
Abt. ATI, Persönliches).
— 30jähriges Bestehen des Elektrotech-
nischen Vereins Mannheim-Ludwigs-
hafen. 1630.
— Jubiläum der technischen Lehranstal-
ten in Köln. 1742.
— 25 Jahre EV Hamburg. 1884.
— Jubiläum. 1068. 1137. 1244. 1281.
1350. 1492. 1538. 1753. 1825.
Kabel s. Leitungen.
Kälteerzeugung s. Heizung.
Kaskade s. Elektr. Maschinen.
Kathodenstrahl-Oszillograph 8.
geräte.
Kino s. Techn. Akustik.
Kitt.
— Untersuchungen über Kitte und Ver-
gußmassen unter besonderer Berück-
Meß-
sichtigung der Verhältnisse in der
Elektrotechnik. Nach W. Nagel u.
J. Grüß. Von A. Bültemann.
1349.
Klemmen (s. a. Installationswesen, Kon-
takte).
— Anforderungen an Reihen-, Prif- vnd
Verbindungsklemmen vom Standpunkt
des Betriebes. Von H. Dützmannı
*1285.
Klingel s. Signalanlagen.
Klydonograph s. Hochspannung.
Kobalt s. Materialkunde.
Kohle s. Feuerungsanlagen, Kommulie-
rung.
Kohlenstaub 8.
Dampfkessel,
Kommutierung (s. a. Elektr. Maschinen).
— Über das Schlitzen von Stromwender-
und Schleifringbürsten. Nach J. Ko-
zisok u. R. Feichtinger 1167.
— Die Stromwendungschwankungen der
Spannung von Gleichstromerzeugern.
Von H. Sequenz. *1221. *1775.
Feuerungsanlagen,
*1807.
— Eigenschaften und Merkmale von
Kohlebürsten. Nach G. M. Little.
1881.
— Bürstenanfleckungen auf den Ringen
von Synehronmaschinen. Nach M.
Perrier. 1882.
Kondensator (s. a. Funkwesen, Meßver-
fahren). j
— Die neue Entwicklung des Glimmer-
kondensators. Von F. Gerth u. H.
Gönningen. *1156. B. 1716.
— Kondensatoren zur Kompensierung
einer 33 kV-Leitnung. 1061.
— Ein Meßkondensator fiir Höchst-
spannungen, Nach H. Schering u.
R. Vieweg. 1311.
- — FTeuerschuiz-
x
Kongresse u. Jahresversammlungen (s. a.
Abt. AIV, Vereinsnachrichten).
— International.
— Internationale Elcktrotechnische Kom-
mission (IEC). Sitzungen in London,
Juli 1929. *1366.
— Teiltagungen der Internationalen
Elektrotechnischen Kommission (IEC)
in Berlin. 1742. B. 1892.
— Die Elektrizität auf der Zweiten
Weltkraftkonferenz. Von QG. Dehne.
1124.
— Zweite Weltkraftkonferenz Berlin
1930. 1818.
— Die Teiltagung der Weltkraftkonfe-
renz in Barcelona. 1491.
— — Von A. Przygode. *129.
— 3. Volltagung der Weltkraftkonferenz.
1597.
— Zwischenstaatliche Beratungen für
Fernsprechweitverkehr und Tele-
graphie (CCI und CCIT) in Berlin
1929, *1363.
— Fünf Jahre CCI Nach G. Valensi.
1173.
— Internationaler Straßenbahn- und
Kleinbahnkongreß. 1534.
— Brüsseler Konferenz üb?r inter-
nationale Normung im Bahnwesen.
1885,
— Deutschland und Österreich.
— XXXIV. Jahresversammlung des Ver-
bandes Deutscher Elektrotechniker in
Aachen. Von E. C. Zehme. *1105.
— VdaI-Hauptversammlung in Königs-
berg und die „Lehrschau Holz“. Von
A. Przygode. 1129.
— Der 5. Deutsche Physiker- und
Mathematikertag in Prag 1929. Nach
E. Lübcke. *1803.
— 17. Jahresversammlung der Deut-
schen Beleuchtungstechnischen Gesell-
schaft in Wien. Von H G, Früh-
ling. *1645.
— XII. Hauptversammlung der Deut-
schen Gesellschaft für Metallkunde.
Von A. Przygode. 1532.
-- Die 39. Hauptversammlung des Dent-
schen Wasserwirtschafts- und Wasser-
kraft-Verbandes in München. 1245.
— Eine Sondertagung der VdEW über
elektrisches Kochen. Von B. Thier-
bach. 1665.
— Kraft- und Brennstofftagung.
A. Przygode. 1596.
— Getriebe-Tagung und -Ausstellung in
Berlin. 1630.
— 2. Jahresversammlung des Deutschen
Instituts für technischeArbeitsschulung.
1705.
— Tagung der Dampfkessel - Über-
wachungsvereine, Stettin. Von A.
Przygode. 1350.
und Sicherheitsdienst
industrieller Unternehmen. 1308.
— 26. Ordentliche Mitgliederversamm-
lung des Vereins Beratender In-
genieure e. V. 1492.
— Elektrotechnischer
1244.
— Ausland.
— Vom Kongreß der Un. Naz. Fascista
Industrie Elettriche im Trentino.
1598.
— Fuel Conference, London 1928. Lit.
1492,
Konstruktion s. Elektr. Maschinen, Nor-
men, Werkstatt usw.
Kontakt (s. a. Iustallationswesen, Schal-
ter).
— Z/ungentlastung für Stecker. 1241.
— Schlitz-Anschlußklemme. 1418.
— Schalttafelklemme. 1500.
Korona a Hochspannung.
Von
Messefestabend.
Elektrotechnische Zeitschrift
Korrosion.
— Anfressungen von Transformator-
Kühlschlangen. Nach H, Eichhorn.
1062.
Kran s. Hebezeuge.
Küche s. Heizung.
Kühlanlage im Warenhaus.
— s.a. „Heizung“.
Kühler s. Elektr. Maschinen.
Kupfer s. Hüttenwesen, Leitungen und
Abt. AV, Geschäftl. Mitteilungen.
1622,
Kupplung.
— Fliehkraftriemenscheibe und Wellen-
kupplung. 1272.
Kurzschlußstrom s. Überstrom, Hoch-
spannung, Drosselspule usw.
Laboratorium s. Forschungsinstitut, Hoch-
spannung, Prüfeinrichtungen, Unter-
richt.
Ladestation s. Akkumulator, Fernsprech-
wesen, Gleichrichter.
Lager.
— Wälzlager für Elektromotoren. Von
F. Unger. *1317.
Landwirtschaft.
— Elektrizität in der Landwirtschaft.
Nach A. Petri. 1296.
— Versuche mit elektrischer Pflanzen-
belichtung. Nach O. Herbatschek.
1296.
— Elektrokultur. Nach M. Shibu-
sawa u. K. Shibata. 1562,
— Versuche zur beschleunigten Küken-
aufzucht durch Künstliche Belichtung.
1646.
Lastverteiler s.
Schaltanlagen.
Läutewerk s. Signalanlagen.
Lautsprecher s. Techn. Akustik.
Legierung s. Materialkunde.
Lehranstalt s. Unterricht.
Leistungsfaktor (s. a. El. Maschinen,
Meßgeräte).
— Der Leistungsfaktor jin
trieben der Siemenswerke. Nach G.
Schönwald u. M. Irion. 106.
— Phasenschieber s. „Elektr. Maschi-
nen“.
Leitungen (s. a. Hochspannung,
latoren, Maste).
— Allgemeines.
— Derechnung langer Wechselstromlei-
tungen auf Spannungsabfall. Von W.
Bütow. *1515.
— Berechnung der Stromwärmeverluste
in Leitern bei wechselnder Belastung.
Von G. Tenzer. *1199.
— Rechnungsgrößen f. Hochspannungs-
anlagen. Nach H. Langrehr. 1860.
— Die Wirkung von Erdschluß- und
Ausgleichspulen auf die gegensoitige
Beeinflussung von Leitungen. Von
G. Oberdorfer. *1153.
— Wechselstrom-Dreileiter-Anlagen. Brf,
1889,
— Beitrag zur allgemeinen Theorie der
elektrostatischen und elektromagneti-
schen Kopplung zwischen Starkstrom-
und Fernmeldeleitungen im stationären
Zustand. Nach OG Eggeling. 1307.
— Fernsprechstörwirkung von Gleich-
richterbahnen. Noch L. Roehmann.
1817.
— Gereinigte
Telephonschaltdrähte.
Elektrizitätswerksbau,
den Be-
Iso-
für
H. H.
Faserstoffisolation
Nach
Glenn u. E. B. Wood. 1349.
— Einheitliche Befestigungsmittel für
Rohr- und Kahbelleitunsen. 1094.
— Französisches Lastenheft für die Lie-
ferung gummiisolierter Leitungen.
1302.
— Freileitungen.
— Über die Verwendungsmöglichkeiten
von Kupferpanzerstahl in der Elektro-
technik. Von G. Dettmar. *1580.
1928
Leitungen.
— Höchstspannungs-Freileitungen (Lei.
termaterial),. Nach W. T. Taylor.
1814.
— Die elektrischen Eigenschaften von
galvanisierten Stahlleitern für Frei-
leitungen. Nach E. C. Walton. 1881.
— Berechnung des Durchhanges und der
Beanspruchung von Freileitunger.
Von E. Regli. *1557.
— Der Einfluß ungleichmäßig verteilter
Zusatzlasten auf die Durchhänge von
Freileitungen. Von K. Langhard.
*1647.
— Durchhangmesser. Von R. Heim-
berger. 1203.
— Beitrag zur Berechnung von Freilei-
tungen. Von H. Carpentier. Bri.
1682.
— — Von G. Markt. Brf. 1682.
— — Von K. Langhard. Brf. 1682.
— Reihenkapazitäten in einer Hoch-
spannungsleitung. Nach E. K. Shel-
ton. 1061.
— Betriebserfahrungen an 140 kV-Lei-
tungen. Nach J. G. Hemstrect.
1781.
— 220 kV-Leitung Kardaun—-Mailand.
Nach Palestrino. 1598.
— Bestimmungen über die Boden-Ent-
eignung beim Bau von Freileitungen
in Dänemark. 1124.
— Kabel (s.a. Fernsprech- u. Telegra-
phenwesen).
— Die Steigerung der Betriebspannung
für Kabel. Nach Pfannkuch.
1230,
— Stabilitätskurven von Höchst-
spannungskabeln. Nach V. Planer.
1302,
— Über den maximalen Spannungs-
gradienten in normal verseilten Drei-
leiterkabeln. Nach F. Haas. 1487.
— Die Prüfung papierisolierter Hoch-
spannungskabel. Nach M. Farmer.
1203.
— Die Kabelberichte der NELA. 1590.
— Materialgewichte und Trommelraum-
bedarf elektrischer Kabel. Von H.
Müller. *1771.
— Muffen und Endverschlüsse für Hoch-
spannungskabel. Von W. Birn-
baum. *1869.
— Kabeclarmaturen. (Nela-Bericht.) 1852.
-— Die Temperatur der oberen Erd-
schichten. Nach J. Schubert.
1307. |
— Verfeinerung der W. Thomsonschen
Kabeltheorie. Nach F. Pollaczek.
1859.
— Die Betriebsicherheit in Fernkabel-
anlagen. Nach A. Mentz. 1379.
— Die Störungen der Wellenausbreitung
durch Unregelmäßigkeit im Aufbau
pupinisierter Leitungen. Nach A. G.
Warren. 1737.
— Neues Pupinisierungsystem im Fern-
kabel Hannover-—-Wiedenbrück. 1242.
— Entwicklung des deutschen Fern-
kabelnetzes 1927/28. Nach A Mentz
1242.
— Fernkabel Schweiz—Österreich. Nach
W. Trechsei u. H. Pfeuffer.
1095.
Lesesaal für technische Zeitschriften und
Bücher. 1494.
Leuchtfeuer s. Fluxrwesen, Lichttechnik.
Lichtbogen s. Physik, Hochspannung.
Lichttechnik (s. a. Glühlampen, Meßver-
fahren).
— Theorie u. Messung.
— Neue Grundzüge der Beleuchtungs-
technik. Nach W. Arndt. 1646.
— Zur Messung und Beurteilung der
räumlichen Beleuchtung. Nach H.
Lingenfelser. 164b.
— Kennzeichnung der Raumbeleuchtung.
Nach L. Bloch. 1616.
1929 Elektrotechnische Zeitschrift XI
! Lichttechnik. Lichttechnik. Magnetismus,
— Über die Beeinflussung menschlicher — Verringerung der Blendung bei — Über den Barkhauseneffekt. Nach J.
Fähigkeiten und Fertigkeiten durch Automobilscheinwerfern. Nach J. W. Pfaffenberger 1858.
farbiges Licht. Nach W, Ruffer. T. Walsh. 1701. — Zur Überlagerung starker und schwa-
1239. — Die elektrische Alkalileuchte für cher Felder in magnetischen Ma-
— Temperatur und Leucktdichte der Grubenbeleuchtung. Von H. Müller terialien. Nach R. Goldschmidt.
amerikanischen Glühlampen der neuen *1111, 1805.
, Einheitsreihe.e Nach W. E. For-
í sythe u. E. M. Watson. 1026.
— Messung an Glühlampen mit ultra
violettdurchlässiger Glashülle. Nach
W. Dziobek. 1646.
— Die Ultraviolettstrahlung in mit
ultraviolettdurchlässigen Scheiben ver-
glasten Räumen. Nach J. H. Clark.
1207.
— Leuchtdichte und Gesamtstrahlungs-
dichte von Wolframwendeln. Nach
G. Holst, E. Lax, E. Ooster-
huis u. M. Pirani. 1664.
— Versuche zur Herstellung monochro-
matischen Lichts. Nach F. Skaupy.
e Cp mm zm
1805.
— Die Helligkeitsschwankungen an
selbstregelnden Gleichstrombogenlanı-
pen. Nach A. Graf. 1664.
— Einfluß der Gase im Glas auf licht-
technische Fragen. Nach M. Schirr-
mann. 1646.
— Kennzeichnung lichtstreuender Glä-
i ser. Nach L. Bloch. 1645.
i — Die optischen Eigenschaften von
Trübeläscrn und trüben Lösungen.
Nach H. Schönborn. 1645.
— Die Ausleuchtung lichtstreuender
Verglasungen. Nach H. G. Früh-
ling. 1645.
— Das Beleuchtungsglas für Gaslicht.
Nach W. Bertelsmann. 1645.
-- Die Kennzeichnung farbiger Gläser
nach der Dreifarbentheorie Nach F
K. v. Göler. 1646.
— Theorie der Brechung von Licht-
strahlenbüscheln. Nach A, Dargen-
ton. 1883,
— Die photographische Lichteiuheit.
1094,
— Umrechnungsfaktoren der inter-
nationalen Kerze. 1276.
— 17. Jahresversammlung der Dent-
schen PBeleuchtungstechnischen Gesell-
schaft in Wien. Von H. G. Früh-
ling. *16s5.
— Anwendungen.
— Straßenbeleuchtung mit Niedervolt
lampen in Reihenschaltung. Von I.
Bloch u E. Friederich *1585.
— Anleuchtunzr des Paramount Buil-
ding, New York. 1433.
— Tennisplatz-Beleuchtung. Nach Lin-
genfelser. 1208.
— Der augenblickliche Stand der Flug-
beleuchtung in den V. S. Amerika.
Nach P. R. Basselt, R. W. Cost,
E. A.Leinroth u. H.C, Ritchie.
1171.
— Neue Wege zur Sicherung des nächt-
lichen Luftverkehrs (Drehlinsen-Leuch-
ten). 1739.
— DBBeleuchtungstechnik und Flugver-
kehr. VonderDt.Beleuchtungs-
techn. Gesellschaft. 1853.
— Lecuchtfeuer der Nachtfiugstrecke
Brüssel—Ostende. 1854.
— Scheinwerferbeleuchtun von Gleis-
anlagen. Von W. Tüngethal.
21802.
— Beleuchtung eines Kirchenraumes.
Nach L. F. Klein. 1487.
— Notbeleuchtung der Fördermaschinen-
räume Nach R. Brandes. 1025.
— Die Elektrizität in einem neuzeit-
lichen Warenhaus. Ven Pick. *1620.
— FYirmenschildbeleuchtung. 1304. B.
14-49.
— Gsleichstromdynamos für Automobil-
und Zugbeleuchtung. Nach A. Cas-
te]. 1339.
— Elektrische Kopflampen. 1273,
— Versuche zur beschleunigten Kiken-
aufzucht durch künstliche Belichtung.
Nach O. Herbatschek. 1646.
— Neue Anwendungen des Lichtes in
der Heilkunde. Von H Bach. Brt.
1890.
— — Von Holtzmann.
— Verschiedenes.
— Schaltenhalter mit konzentrischer Ver-
stellbarkeit der Glühbirne. 1629.
— Ein neues Lichtinstitut (New York).
Nach A. E. Allen. 1560.
— Die Bedeutung der Lichtwirtschaft
Brf. 1890.
fir die Glühlampenindustrie. Nach
Ch. P. Jensen. 1664.
— Zur Haushalt-Lichtwerbung. 1505.
1487.
Lokomotiven u. Triebwagen (s. a. Bahn-
ban).
— Konstruktion der elektrischen Loko-
motiven und Triebwagen der Deut-
schen Reichsbahn. 1343.
— Die neuen Schnellzurlokomotiven
1D,1 der AEG und SSW für die
Deutsche Reichsbahn. Nach L. Mo-
nath. 1561.
— Berliner Stadthahnlokomotive filr
Fernziige. 1589.
— PBetriebsergebnisse amerikanischer
Umformerlokomotiven. Nach P. A.
McGee. 1418.
— Nene elektrische Schnellzugloko-
motive in Japan. 1126.
— Neue Reibungsmessungen an Schwei-
zer Vollbahnlokomotiven. Nach A. E
Müller. 1377.
— Lokomotiven der SBB mit Leicht-
metallkasten. 1629.
— Gleichstrom-Tokomotiven einer spa-
nischen Gebirgsbahn. 1173,
— Lokomotiven für spanische Bahnen.
1214.
— Betrieb der Kandö-Lokomotive. 1630.
— Lokomotive für gemischten Betrieb
(OÖberleitung bzw. Batterie). 1702,
— Französische Treidellokonotive. 1173,
— Dieselmaschinen für PBahnbetriehb.
Nach D. L. Bacon. 1209.
— Schwere dieselelekirische
motiven der kanadischen
Eisenbahn. 1785.
— Explosion einer Druckluftlokomotive.
Nach A. Sauermann. 1380.
— Die neuen Triebwagen der Wiener
Lokalbahnen Wien—Balden. Von L.
Mandich. *1587.
— Die Triebwagen der Bern-Neuenburg-
Bahn. Von A. E. Müller. *184l.
— BBC-Totmann-Sicherung. 1275.
— Nominelle . Leistung und DBetriebs-
leistung von Bahnmotoren. Nach
F. W. Carter. 1665.
— Eine selbsttätige Anfahrvorrichtung
(Sccheron). 1842.
Löschfunkenstrecke s. Physik.
Löschgeräte s. Brand.
Luftreinigung s. Gasreinigung.
Lüftung von Transformatorenkammern.
Loko-
National-
Von F. Sieber u F. Heiles.
*1623.
Magnetismus (s. a. Eisen, Meßver-
fahren).
— Elektrische Abbildung maenetischer
Wirbelfelder. Von F. Müllner.
*1321.
— Zum Gültigkeitsbereich der Ravleigh-
Jordanschen Beziehungen. Nach H.
Jordan. 1805.
— Ferromagnetische Mischkörper. Nach
W. Doebke 1805.
— Frequenzgang des Wirbelstromein-
flusses bei Übertragerblechen. Nach
W. Wolman. 1803.
— Die Permeabilität des Eisens bei
Gleichstrom-Vormagnetisierung. Nach
E. Höller. 1450.
— Die Temperaturabhängigkeit des
reınanenten Magnetismus, Nach H.
Gewecke. 1703.
— Die magnetischen Eigenschaften von
Perminvar. Nach G. W. Elmeen.
Von E. Kurz. 1128.
— Der große Elektromaznet der fran-
zösischen Akademie der Wissenschaf-
ten. Nach A. Cotton. 1851.
Maschinenantrieb (s. a. El. Maschinen,
Fliehkraft, Förderanlagen, Kupplung).
— Die Motorisierung der schwedischen
Industrie. Nach V. Källström.
1705.
— Die Ergebnisse der Kraftmaschinen-
statistik der gewerblichen Betriebs-
zählung 1925. Von C. Albrecht.
*1849.
— Rollgänge mit einzeln angetriebenen
Rollen. 1208.
— Vierwalzengerüst fiir eine elektrische
Reversier-Blechstraße. Nach J. H.
McElhinney u. W. H. Burr.
1345.
— Kraftbedarfstudien in durchlaufenden
elektrisch angetriebenen Walzen-
straßen. Nach A. Werth. 1377.
— Blockscheren mit direktem elek-
trischen Arbeitsreglerantrieb. Nach
0. Pollok. 1592.
— Elektrische Ausrüstung einer großen
Drehbank der Schieß - Defries AG.
1740,
— Elektrische Antriebe von Buchdruck-
schnellpressen. Nach H. Geiger.
1241.
— BBC-Webstuhlmotoren. 1378.
— Einzelantrieb von Transmissions-
strängen einer Mühle durch Motoren
mit Zentrifugalanlasser. Nach 8.
Hopferwieser. 1398.
— Elcktrische Antriebe in der Gießerei.
1703.
Monte (s. a. Leitungen).
— Leichte Stahlbetonmaste. 1589.
— Vorschlag zur Berechnung von Mast-
fundamenten. Von Th. Müller.
*1613.
—- Masttypen für finnische Hochvolt-
leitungen. 1760. l
— Armatol - Mastenschutz. Von W.
Carstens. 1780.
— Imprägnierung von Leitungsmasten
im eigenen Betriebe. Nach Wilson.
1815.
Materialkunde (s. a. Eisen, Isolierstoffe,
Öl, Prüfämter).
— Die wichtigsten Werkstoffeigenschaf-
ten elektrotechnischen Porzellans.
Nach H. Handrek. *1292,
— Untersuchungen über Kitte und Ver-
gußimassen unter besonderer Beriück-
sichtigung der Verhältnisse in der
Elektrotechnik. Nach W. Nagel u.
J. Grüß. Von A. Bültemann.
1349.
— Über die Verwendungsmöglichkeiten
von Kupferpanzerstahl in der Elektro-
technik. Von G. Dettmar. *1580.
— Silumin in der Elektrotechnik. 1068
XII
Materialkunde.
— Der Widerstand von Kupfer. Nach
A. Broido. 1702.
— Herstellung und Verwendung von
Leichtmetallen. Nach K. Arndt.
*1332.
— Vergütung von Legierungen. 1532.
— Carboloy — ein neuer Werkzeugstoff.
Nach S. L. Hoyt. 1595.
— Perminvar. 1128.
— Pyrex-Glas. 1061.
— Elektrodenpotential und Rostneigung
von Chromstählen. Nach O. Meyer
u. K. Roesch. 1349.
— Glüversuche zur Verbesserung von
Transformatorendbleh. Nach M. v.
Moos, W. Oertel u. R. Sche-
rer. 1741.
— Die physikalischen Eigenschaften
von elektrolytisch gereinigtem Kobalt
und seinen Eisenlegierungen. Nach
W. C. Ellis. 1531.
— Beeinflussung der Kristallstruktur
von Wolframdraht. 1723.
— Glas s. „lIsolierstoffe“, „Lichttech-
nik“,
— Vorträge der XII. Hauptversamm-
lung der Dt. Gesellschaft f. Metall-
kunde. 1532.
Mathematik Ca a Nomographie, Theorrt.
Elektrotechnik).
— Die praktische Anwendung des
Fourierschen Integrals. Nach Camp-
bell. 1741.
— Eino elektromechanische „Gleichungs-
waage“, Von G. Rosen. *1726.
Medizin (s. a. Lichttechnik, Röntgen-
strahlen).
— Über die Beeinflussung des mensch-
lichen Organismus beim Arbeiten am
Kurzwellensender. Von K. Hein-
rich. *1088.
— Neue Anwendungen des Lichtes in
der Heilkunde Von H. Bach. Brf.
1890.
— — Von Holtzmann. Brf. 1890.
Meßgeräte (s. a. Elektrizitätszähler, Meß-
verfahren).
— Elektr. u. magnet. Größen.
— Ein Instrument zur Messung von
Induktivitäten und Kapazitäten. Nach
A. Täuber-Gretler. 1782.
— Relaisgalvanometer. Nach R. Se-
wig. 1783,
— Ein Meßkondensator für Höchst-
spannungen. Nach H. Schering
u. R. Vieweg. 1341.
ee DD von H. & B.
-— Kathodenstrahl - Oszillograph mit
Lenardfenster. Nach M. Knoll. 1207.
— Einfache Lenardröhre.. Nach C. M.
Slack. 1211.
— ÖOszillographie (Westinghouse Co.).
Nach J. W. Legg. 1206.
— „Osiso“-Oszillograph. 1206.
— Kathodenstrahl - Oszillographen und
ihre Anwendung. Nach E. 8S. Lee.
1025.
— Ein- und Ausführung von Platten
und Filmen an Kathodenoszillographen
ohne Störung des Hochvakuums. Von
P. Hochhäusler. Bespr. 1175.
— Über die weitere Entwicklung der
neuen, mittels elektrostatischer Ladun-
gen schreibenden Kathodenoszillo-
graphenröhre. Nach P. Sel6nyi.
1804.
— Der Wellenstrahl-Oszillograph. Nach
J. Hartmann. 1853.
— Der verbesserte Kurvenzeichner nach
Rosa. Nach N, E. Bonn. 1738.
— Ein registrierendes Magnetometer für
technische Messungen an stark ge-
störten Orten. Nach E. Lehrer.
1560.
Elektrotechnische Zeitschrift
Meßgeräte.
— Der aperiodische Verstärker in der
Meßtechnik. Von M. v. Ardenne,
*1617.
— Meßinstrumente des Excelsior-Werks
(Leistungsfaktor-, Drehfeldzeiger, Ohm-
meter). 1272.
— Meßgeräte für Wirk- und Blind-
leistung. Von O. Zwierina, *1844.
— Ein neuer Sechsfarbenschreiber. 1301.
— Meßeinrichtungen in unbemannten
Unterwerken. Nach E. E. Pearson.
1560.
— Neue Ausführungen von Fernmeß-
anlagen. Von H Ring. Brf. 1068.
— — Von W. Stern. Brf. 1069.
— Spannungsuchgerät. Nach O. Spieß.
1701.
— Hilfsmeßgerät (Milliamperemeter) für
den Zählerkontrolleur. 1737.
— Schienenstoßprüfer. 1857.
— Selbsttätige Vakuummesser für Gleich-
richter. Nach L. Smede. 1782.
- — Meßwandler s. „Transformatoren“.
— Verschiedenes.
— Beitrag zur Erhöhung der Genauig-
keit thermoelektrischer Temperatur-
meßanlagen. Von E. Otto. 1236.
— Temperatur - Überwachungsapparat.
1664.
— Thermische Gasmengenmesser (Tho-
mas- Messer), Nach G. W. Penney
u. C. F. Fechheimer 1025.
— Elektrischer Geschwindigkeitsmesser
für Flüssigkeiten. Nach P. Dupin.
1514.
— Durchhangmesser.
berger. 1203.
Meßverfahren (s. a. MeBgeräte).
Von R. Heim-
— Eichung der Kugelfunkenstrecken.
Von H. Bechdoldt. *1394. Brf.
1826.
-— — Von C. Stoerk u W.H olzer.
Brf. 1826.
— Scheitelspannungsmessung. Von M.
Büge. 1273.
— Spannungsmessung unter Zuhilfe-
nahme von Kondensatordurchführun-
gen. Nach V. B. Jones. 1449.
— Messung kleiner Spannungen. Nach
E. Madelung. 1804.
— Steilheitsmesser für induzierte Wan-
derwellen. Nach A. Matthias. 1471.
— Einfache Kompensationsschaltung zur
Messung der Kapazität und des dielek-
. trischen Verlustwinkels. Nach W.
Geyger. 1170.
— Messung von Kapazitäten. 1277.
— Die Messung dielektrischer Verluste
. mit der Scheringschen Meßbrücke an
Hartpapier-Durchführungen und Gene-
ratoren in Anlagen. VonO.Kautz-
mann. *1401.
— Messung elektrischer Wirkwider-
stinde mit Hilfe negativer Wider-
stände. Nach H. Pauli. 1804.
— Ausführungsarten und Anwendungs-
gebiete des Linker-Meßschalters für
Wechselstrommessungen. Von B.
Duschnitz. *1228.
— Messungen am rückgekoppelten Wider-
standsverstärker. Nach H. G. Baer-
wald. 1786.
— Ein neues Verfahren zur Bestimmung
der Fehlergrößen bei MeBßwandlern.
von J. Slavík. *1360.
— Ein Meßverfahren zur Bestimmung
der sekundären Streuinduktivitiit, der
Windungsabweichung und des Leer-
laufstromes von Stromwandlern. Von
K. Gocht. _*1653.
— Untersuchungen über Monotelephone.
Nach R. Bauder u. A. Ebinger.
1560.
— Elektrische Abbildung
Wirbrlfelder. Von
*1321.
~ marnetischer
F. Müllner.
1929
Meßverfahren.
— Messung der lokalen Eisenverluste.
Nach L. u. P. Lombardi. 159.
— Messung starker magnetischer Felder
mit dem Zeemaneffekt. Nach W. C.
Michels. 159.
— Über die Messung von Erdströmen.
Von G. Rosén. *1553.
— Verfahren zur Rückstrommessung an
Gleichrichtern. 1100.
— Stroboskopische Messung des Voreil-
winkels eines Synchronmotors. 1277.
— Trennung der Verluste und Ermiit-
lung des Schwungmomentes elek-
trischer Maschinen mit Hilfe des Aus-
laufverfahrens. Nach A. Engler u.
A. Zeindler. 1589.
— Relais an 132 kV-Koudensator-Durch-
führungen. Nach H. A. P. Lang-
staff. 1701.
— Die Entwicklung der elektrischen
Fernmessung. Von G. Keinath.
. *1509. Bespr. 1536.
— Messung der Temperaturen im Zylin-
der eines Gasmotors. Nach A. Du-
chesne. 1375.
Metalle s. Eisen, Materialkunde.
Metallurgie s. Elektrochemie,
wesen.
Motor s. Dieselmotor, El. Maschinen.
Mühlen s. Maschinenantrieb.
Hütten-
Museum,
— Technologisches Gewerbe - Museum,
Wien. 1244.
— Aus dem Reichswirtschaftsmuseum in
Düsseldorf. Von Fr. Schlüter.
1884.
Musik s. Technische Akustik.
Nachrichtenverkehr s. Bildtelegraphie,
Fernsprech-, Funk-, Telegraphenwesen,
Sionalanlagen.
Netzanschluß s. Funkwesen.
Netzberechnung s. Elektrizitätswerksbau
(Betrieb), Hochspannung, Leitungen.
Netzvermaschung s. Elcktrizitätswerks-
bau (Betrieb).
Noniographie.,
— Nomogramme zur Berechnung der In-
duktivität eisenloser Drosselspulen.
1441.
— Nomogramm zur Bestimmung der
Abluftkanalmaße bei Transformatoren-
kammern. 1623.
— Nomogranme für die Bestimmung
der Abmessungen von Kabeltrommeln.
*1773.
Normen (Vorschriften, Regeln usw. des
VDE siehe besonders Abt. AIV, Ver-
einsnachrichten).
— Die neuesten Vorschriften des VDE.
*1107.
— Bemerkungen zu den „Regeln für die
Bezeichnung von Klemmen bei Maschi-
nen nebst Anlassern und Reglern so-
wie bei Transformatoren“ des VDE.
Von O. Hammerer. *1475.
— Spannungen elektrischer Anlagen für
Flugzeuge. 1742.
— Sitzungsergebnisse der Internationalen
Elektrotechnischen Kommission (IEC),
London 1929. *1366.
— Vergleich der Vorschriften verschie-
dener Länder für Transformatoren—
und Schalteröle.e. Von K. Typke.
*1524,
— Bekanntmachung tiber Isolierpreß—
massen. 1031.
— Der Widerstand von Kupfer. Nach
A. Broido. 1702.
— Vorschriften für den Strahlenschutz
in medizinischen Röntgenanlagen. Vorn
H. v. Buol. 1884.
— Briisseler Konferenz über inter-
nationale Normung im Bahnwesen.
1885.
1929
Normen.
— Prüfzeichen in Dänemark. 1123.
— Französisches Lastenheft für die Lie-
ferung gummiisolierter Leitungen.
1302.
_ Neue Regeln zur Bewertung von
an Maschinen in Schweden.
1294.
_ Neue Normblätter des DNA. 1028.
1062. 1131. 1213. 1280. 1669. 1789.
Notzgemeinschaft der Deutschen Wissen-
schaft. 1212.
Ofen (s. a. Heizung).
_ Warmbehandlung
1490.
— Elektrischer Anlaßofen für Kohlen-
stoffstahl mit Wärmeübertragung durch
in Elektroöfen.
bewegte Luft. 1311.
_ Normalisieren und Glühen von
1530.
der Gießerei-
Stählen in Elektroöfen.
— Elektrische Öfen auf
Fachausstellung. 1704.
— Die Wirtschaftlichkeit elektrischer
Widerstandsöfen. Nach Paschkis.
17183.
— Elektrisch geheizter Tunnelofen zum
Glasieren von Porzellanwaren. 1362.
— Ein Hochfrequenzofen mit rotierender
Funkenstrecke und veränderlicher
Schwingungszahl. Nach M. H. Krae-
mer. 1667.
— Hochfrequenzerzeuger für
öfen. Nach M. Dufour. 1667.
— Ein neuer Klein-Elektroofen. 1172.
` Wolfram-Zirkonoxyd-Öfen. Nach W.
M. Cohn. 1669.
— Elektrisch geheizte Öfen bei der Ford
Motor Co. Nach F. L. Faurote.
1026.
— Entwicklung der Elektrowärme in
den V. S. Amerika. Nach G. H.
Schäffer. 1375.
_ Temperatur-Überwachungsapparat für
elektrische Öfen. 1664.
Elektro-
Öl (s. a. Isolierstoffe, Schalter, Trans-
formatoren).
— Ölbrandversuche.
WwW. Groezinger.
— Durchschlagfestigkeit von Öl 1277.
— Eine transportable Prüfeinrichtung
für die Durchschlagfestirkeit von
Transformatorenöl. Von WR Blu-
mer. Brf. 1069.
— — Von H. Wommelsdorf.
1069.
— Über die dielektrischen Eigenschaften
des Transformator- und Sehalteröles.
Von W. Keleti. Bri. 1642.
— Bestimmung der Alterungsneignung
von JIsolier- und Dampfturbinenölen.
Nach A. Baader. 1422.
— Vergleich der Vorschriften verschie-
dener Länder für Transformatoren-
und Schalteröle. Von K. Typke.
#1524.
— Beta-Naphthylamin zur
rung von Transformatorenölen.
K. T ypke 1812.
Omnibus 8. Automobil, Bahnbau.
Optik s. Lichttechnik, Physik.
Meßgeräte.
Von E. Tebbe u.
*1403.
Brf.
Konservir-
Von
Osiso 8S-
Patentwesen (8. 2. Rechtspflege).
— Statistik der internationalen Waren-
zeichen 1928. Von H. Herzfeld I.
1194.
— Statistik
daa Jahr
1494.
__ WVorbenachrichtigüng iiber Gebiühren-
des Reichspatentamts_ für
1928. Von H He rzfeldl.
zahlung _ durch das Reichspatentamt.
Von H. Herzfeld I. 1065.
Zahlung patentamtlicher Gebiihren.
Von H. Herz feld I. 1065.
—
Elektrotechnische Zeitschrift
Patentwesen.
— Zahlung
patentamtlichen Verfahren.
Herzfeld I. 1820.
— Ausfertigung von Patenturkunden.
Von H. Herzfeld I. 1819.
von Anmeldegebühren im
Von H
— Die fünfjährige Präklusivfrist. Von
C. W. Stort. 1632.
— Gewerblicher Rechtschutz in Ägypten.
Von H. Herzfeld I. 1820.
— Beitritt zum Haager Abkommn
(Brasilien). Von H. Herzfeld I.
1820.
__ Fristverläng°rung in Von H.
Herzfeld I. 149.
China.
— Ausübungszwang in Kanada. Von
H. Herzfeld I. 1820.
— Gegenseitigkeit für Warenzeichen-
schutz mit Litauen. Von H. Herz-
feld I. 149.
— Änderung des Patentgesetzes in Ruß-
land. Von H. Herzfeld I. 1632.
__ Beitritt zum Haager Abkommen
(Schweiz, Belgien). Von H. Herz-
feld I. 1065. 149.
__ Neue spanische Gesetze für gewerb-
lichen Rechtsschutz. Von H. Herz-
feld I. 1632.
Perminvar. 1128.
Phasenregelung s. Elektr. Maschinen.
Physik (s. a. Hochspannung, Lichttech-
nik, Magnetismus, Röhren, Röntgen-
strahlen, Theor. Elektrotechnik, Techn.
Akustik).
— Die physikalischen Rechnungen und
ihre Einheiten. Nach F. Bayle u.
Darrieus. 1308.
— Die Grundlagen der Sommerfeldschen
FElektronentheorie der Metalle. Von
R. Samuel. *1431.
— Bestimmung der Lichtgeschwindig-
keit unter Verwendung les elektro-
optischen Kerreffektes. Nach A. Ka-
rolus u. O. Mittelstaedt. 1529.
— Messung starker magnetischer Felder
mit dem Zeemaneffekt. Nach W. C.
Michels. 1595.
— Widerstandsänderung verschiedener
Metalle in Magnetfeldern. Nach
Vilbig. 1563.
— DieVerdampfungs eschwindigkeit von
m
Wolfram in Gegenwart von Salz-
dämpfen. Nach H. Alterthum.
1531.
— Über rotempfindliche Natrium-Photo-
kathoden. Nach P. Selényi. 1805.
— Beziehungen zwischen dem normalen
lichtelektrischen Effekt und elex-
trischen Oberflüächeneizenschaften Ver-
achiedener Metalle. Nach R. Suhr-
mann. 1805.
__ Die Phosphoreszenz im Zusammen-
hang mit elektrischen Erscheinungen.
Nach R. W. Pohl. 1787.
— Über die Abhängigkeit einiger elek-
trooptischer Konstanten von Nitro-
benzol und Nitrotoluol vom Reinheits-
grale. Nach F. Hehlgans. 1805.
— Die scheinbare Änderung der Dieiek-
trizitätskonstanten technischer lsolier-
stoffe. Nach P. Böning. 1859.
` Cher die Austriftsarbeit glühelek-
{risch ausgelöster Elektronen. Nach
W. Espe. 1804.
— Die Aufbauzeit von Glimmentladnn-
gen. Nach M. Steenbeck. 1804.
— Uber Temperaturmessungen jn Queck-
silberdampf - Entladungen. Nach E.
Liübeke. 1804.
— Elektrische Messungen an langen
Liehtbogen. Nach A. v. Engel.
1804.
— Lichtbogen mit kleiner Stromdichte.
Nach J. Slepian u. E. J. Haver-
stick. 1451.
` Untersuchungen fiber den Hg-
Vakuumbogen. *10x0.
zul
Physik
— Charakteristik des Wechselstromlicht-
bogens großer Stromstärke in Luft.
1009.
— Die Temperatur des Kathodenflecks.
Von A. Gaudenzi. Brf. 1753.
— Unabhängigkeit der Funkenkonstante
vom Luftdruck. Nach K. May. 1490.
__ Gleitentladungen bei nielerem Druck.
Nach M. Iwatake. 1859.
— Über Lichtenbergsche Figuren. Nach
C. E. Magnusson. 60.
— Über neue Erscheinungen im Kon-
densatorfelde sehr schnell schwingen-
der Stromkreise. Von K. Heinrich.
*1656.
__ Über elektromagnetische Störungen.
Nach F. Schindelhauer. 1531.
— Quarz-Resonatoren. Nach G. W. N.
Cobbold u. A. E. Underdown.
1379.
__ Eine Löschfunkenstrecke
rotierenden Elektroden.
Schotzky. 1308.
— Turbulente Eigenströme der obersten
mit rasch
Nach K. F.
Erdschichten. Nach Hunkel.
1347.
— Physik der Zelle. Nach R. Fürth.
1805.
— — Nach J. Gieklhorn. 1805.
` Die thermische Ausdehnung von Tost-
freiem Eisen. Nach P. Hidnert u.
W.T. Sweeney. 1595.
— Statische Hysteresis in
lastungszyklen. Nach G.
gan. 159%.
Phys.-Techn. Reichsanstalt s. Prüfämter.
Porzellan 8. Isolierstoffe, Materialkunde.
Post s. Fernsprech-, Funk-, Tele-
graphenwesen, Förderanlagen.
Preisaufgabo von K. Strecker:
Kennzahl der Verzerrung. 1599.
leichen Be-
‚Keule-
Produktionswirtschalt (s. a. jektro-
industrie).
` Maschine zur Herstellung von
Trockenelementen. 1522.
— Arbeitsschulung. 1705.
Prüfämter.
` Bekanntmachungen über Prüfungen
und Beglaubigungen durch die elck-
trischen Prüfämter. 1057. 1202. 1695.
__ Bekanntmachungen der Prüfstelle des-
VDE (s. a. Abt. AIV, Vereinsnach-
richten). 1004. 1068. 1137. 1215.
1457. 1610. 1642. 1792. 1825. 1863.
— Bekanntmachung des Staatl. Material-
prüfungsamtes, 1031.
— Die Tätigkeit der Physikalisch-Tech-
nischen Reichsanstalt im Jahre 1928..
1276.
Prüfeinrichtungen (8. &. Hochspannung;
Meßverfahren, Normen usw.).
— Eine transportable Prüfeinriehtung
für die Durchschlagfestigkeit von
Transformatorenöl. Von W. R. Blu-
mer. Brf. 1069.
— — Von H. Wommelsdorf. Rri
1069.
` ` Hochleistungs - Prüffeld der AEG.
1118.
` ` Priftransformatoren für 2 Mill V.
1481.
— Windungsprobe an Spulen mit Hoch-
frequenz. Nach J. L Rylander.
1668.
` ` Schienenstoß - Prüfeinrichtung. Nach
J.Wilson. 1785.
— Sehienenstoßprüfer. 1857.
Pyrex. 1061.
Quecksilberdampf-Gleichrichter s. Gleich-
richter.
Quellennachweis, Technisch-wissenschaft-
licher —. 1600.
Rationalisierung S$. Produktionswirt-
schaft.
XIV
Rechtspflege
wesen),
— Ist Entgelt für die Benutzung von
Straßen durch Stromleitungen sowie
Enigelt für das ausschließliche Recht
zur Abgabe von Elektrizität abzugs-
fühige Betriebsausgabe? Von C. v. d.
Busch. 1064.
— Zur Frage des Rechts auf Licht-
reklame. Von C. v. d. Busch. 1133.
— Bewertung der Konzession, Abschrei-
bungen auf Konzessionskonto. Von
C. v. d Busch. 1133.
— Der Betriebsvertrag hinsichtlich des
Überlandnetzes eines Elektrizitätsver-
bandes gilt als Pachtvertrag. Von
C. v.d. Busch. 1381.
— Auch Einkünfte des Elektrizitäts-
werkes aus Installationen von Innen-
leitungen sind körperschaftstcuer-
pfllichtig. Von C. v. d. Busch. 1382.
— Gewerbesteuerpfliht des Elektrizi-
tätswerkes eines Provinzialverbandes.
Von C. v. d. Busch. 1381.
— Wer ist Stromabnehmer dea Elek-
trizitätswerkes, wenn die Stromabgabe
durch eine in Händen eines Dritten
befindliche Blockstation erfolgt? Von
C. v. d. Busch. 1565.
— Über die Pflicht der Flektrizitäts-
werke zur Lieferung von Reserve-
(s. a. Gesetze, Patent-
strom. Von C. v. d. Busch. 1744.
— Die Bedeutung des Verbandes Deut-
scher Elektrotechniker. Von F.
Rumpf. *1003.
Regelung (s. a. Anlasser, Heizung,
Relais).
— Regelung der Spannung und der
Leistungsverteilung beim Zusammen-
schluß von Netzen, *970.
— — s. a. „Elektrizitätswerksbau“ (Be-
trieb).
— Spannungsregelung an Generatoren
mit Hilfe von Hochvakuumröhren.
Nach N. A. J. Voorhoeve, 1059.
— Der Stufen-Induktionsrezler für die
Spannungsregelung von Transforma-
toren. Nach R. M. Field. Von
Schait. 1126.
— Spannungsregelung bei der Detroit
Edison Company. Nach P. C. Hub-
bard. 1414.
— Spannungstabilisator System Soulier.
Nach A. Soulier. 1630.
— Konstanthaltung der Drehzahl von
Maschinen für Signalzwecke. Von
W. Dornig. *1443. Brf. 1865.
— — Von J. Löffler. Brf. 1864.
— — Von K. Schöler. Brf. 1861.
Reichsanstalt s. Prüfämter.
Reise s. Studienreise.
Reklame s. Werbung.
Relais (s. a. Schaltanlagen, Überstrom).
— Relais für den Schutz von Netzkupp-
lungsleitungen. Nach L. N. Crich-
ton u. H. C. Graves. 1168.
— Die neue Form der selbsttätigen
Netzschutzrelais, Nach G. Grissin-
ger. 1209,
— Die neueste Entwicklung der selbst-
tätigen Netzrelais. Nach J. S. Par-
sons. 1239.
Selektiver Erdschlußschutz von un-
geerdeten Hochspannungsnetzen. Nach
J. V. Breisky, J. R. North u.
G. W. King. 1347.
— Einfluß der Vorbelastung von Über-
stromrelais beim Auftreten eines
Fehler-(Über-)Stromes. Von G. Lesch.
Brf. 1386.
-—- — Von H. Schulze. Brf. 1793.
— — Von B. Koetzold. Brf. 1386,
1793.
' Elektrotechnische Zeitschrift
Relais.
— Die Entwicklung des Kurzschluß-
schutzes in den 110 kV - Leitungs-
anlagen der Bayernwerk AG. Von
A. Schmolz. *1399.
— Neuerungen im Differentialschutz
von Transformatoren. Von H.
Schulze. *1191,
— Rückleistungsrelais für den Schutz
von Drehstromgeneratoren und Speise-
leitungen. Nach G. E. Taylor.
1851.
— Relais an 132 kV-Kondensator-Durch-
führungen. Nach H. A. P. Lang-
staff. 1701.
E - - Kompensationsrelais.
82.
— Relais zum Absenken der Spitzenlast
bei Kleinabnehmern. Nach W. Hol-
mes. 1851.
— Buchholzschutz s. „Überstroin“.
Resonanz s. Funkwesen, Schwingungen,
Techn. Akustik.
Röhren (s. a. Funkwesen, Meßgeräte,
Physik).
— Neue Telefunken-Wechselstromröhre.
1061.
— Einfache Lenardröhre. Nach C. M.
Slack. 1211.
— Kathodenstrahlröhren a „Meßgeräte“.
Rollgang s. Förderanlagen.
Röntgenstralilen.
— Dosiseinheit. 1276.
— Spannungstabilisator System Soulier.
Nach A. Soulier. 1630.
— Röntgen-Einrichtungen zur
stoffprüfung. 1703.
—- Elektrische Ausrüstung von Röntgen-
Werk-
apparaten. Nach L. G. H. Sars-
field. 1880.
— Bekanntmachung der Normenstello
der Deutschen Röntgen-Gesellschaft.
1884.
Sachverständige.
— Vereinigung polizeilich zugelassener
technischer Sachverständiger E. V.
1279.
Schalltechnik s Techn. Akustik.
Schaltanlagen (s. a. Elektrizitätswerks-
bau, Schalter, Sicherung).
— Freiluftstation aus Schleuderbeton.
Von R. Burget. *1685.
— Freiluftanlagen in Frankreich. Nach
S. Teszner. 1872,
— Relais an 132 kV-Kondensator-Durch-
führungen. Nach H. A. P. Lang-
staff. 1701.
— Verriegelungen als Schutz in Hoch-
spannungs - Schaltanlagen. Von H.
Rengert. *181l.
— Gußgekapselte Verteilungen in Ver-
tikal- und Horizontalanordnung. Von
K. v.d. Dunk. *1120. B. 1284.
— Eine neue Art gußgekapselter Schalt-
anlagen. Nach G. E. Whitehead.
1781.
— Anforderungen an Reihen-, Prüf-
und Verbindungsklemmen vom Stand-
punkt des Betriebes. Von H. Dütz-
mann. *1285.
— Schalttafelklemme der Firma Elumag.
1560,
Schalter (s.a. Hochspannung)
— Das Problem des Abschaltvorganges.
1009. 1074.
— Untersuchung der Abschaltvorgänge
in Schmelzsicherungen und Installa-
tions-Selbstschaltern bei Kurzschlüssen
in elektrischen Verteilungsanlagen
mit Querschnitten bis zu 6 mm? bzw.
Sicherungen bis 25 A. Von C. Pau-
lus. *1829,- *1875.
— Forschungsergebnisse über das Schal-
ten unter Öl. Nach J. Kopelio-
witsch. 1815.
1929
Schalter.
— Das Schalten großer Leistungen.
Von F. Kesselring. *1005. Bespr.
1309. Brf. 1865.
— Über die Anzahl der zur Ermittlung
der Abschaltleistung eines Ölschalters
notwendigen Versuche Nach E. B.
Wedmore, W. B. Whitney ù
C. E. R. Bruce. 1340.
— Beitrag zum Ölschalterproblem. Von
C. Cippitelli u. O. Schwenk.
*1555.
— SSW-Preßluftschalter. 1011.
— Der Preßluftschalter nach Ruppel.
1077. 1114
— Hochleistungschalter ohne Öl.
J. Biermanns. *1073.
Bespr. 1746.
— Die Entwicklung im Hochleistungs-
schalterbau (Expansionsschalter). 1448.
— Aus der Entwicklung des Druckluft-
Von
#1114,
schalters. Von K. A Wiedamann.
“1479.
— Geschichtliche Entwicklung der
Hochspannungs - Schalttechnik. Lit.
1745.
— Deion-Schalter. 1011.
— Der Deion-Schalter für Motoren. Nach
B. P. Baker u. D. Ellis 1416.
— — Von A. Cohn. Brf. 1890.
— Oszilloeramm und Mcßwerte des
Deion-Schalters. 1748.
— Widerstandschalter für große Lei-
stung. 1012.
— Wechselstrom - Schnellschalter für
12000 V. Nach T. W. McNairy.
1302.
— Ein neuer Anzapfschalter für Trans-
formatoren. Nach R. M. Field.
1851.
— Ö€lschaltkasten für
Hochspannungs-
anlagen in rauhen Betrieben. Nach
L. Kumlik. 1373.
— Schub-Trennsckalter. Von L. Kum-
lik. 1167.
— Ausführungsarten und Anwendungs-
gebiete des Linker-Meßschalters für
Wechselstrommessungen. Von B.
Duschnitz. *1228.
Schaltvorgänge s. Hochspannung, Schal-
ter, Überspannung, Theoret. Elektro-
technik.
Schiffahrt.
— Die Funkstation des neuen Schnell-
dampfers „Bremen“. 1127.
— Elektrische Treidelei am Rhein-
Rhone-Kanal. 1173.
— Kohlenstaubfeuerung
Nach Koch. 1596.
— Die elektrischen Einrichtungen auf
dem Singapore - Schwimmdock. Nach
E.T. Williame. 1860.
Schlagwerkzeug s. Hammer.
Schlagwettersicherheit s. Bergban.
Schmierung.
— Schmiertechnische Vervollkommnun-
gen und ihre wirtschaftliche Bedeu-
tung. Nach E. Falz. 1421.
Scehntzeinrichtungen s. Regelung, Relais.,
Sicherung, Überspannuug, Überstrom,
Unfall usw.
Schwachstromtechnik s. Fernsprech-
Telegraphenwesen, Meßverfahren,
gnalanlagen usw.
Schweißen.
— Gleich- oder Wechselstreom-Schwei B-
bogen? Von J. C. Fritz. Brf. 1137.
— — Von E Rosenberg. Brf.1138.
— Neuerunzen in der Schweißtechnik.
Nach Wuppermann, Sommers,
Hilpert. 1131.
— Geschweißte Stahlkonstruktionem.
Nach E. Laßwitz. 1527.
auf Schiffen.
u.
Si-
1929
ee
Schweißen.
_ Fortschritte im Bau
pol-Querfeldmaschinen.
senberg. *1188.
Schwimmdock a. Schiffahrt.
Selbstkosten 8. Flektrizitätswerksbau
(Tarifwesen).
Selektivschutz 8. Relais.
Sicherung.
_ Aufbau, Wirkungsweise
teile der Tardo-Sicherung.
Junck. *135T.
_ Untersuchung der Abschaltvorgänge
in Schmelzsicherungen und Installa-
tions-Selbstschaltern bei Kurzschlüssen
in elektrischen Verteilunzsanlagen mit
von Regulier-
Von E. Ro-
und Vor-
Von E.
Querschnitten bis zu 6 mm? bzw. Siche-
rungen bis 25 A. Von C. Paulus.
+1829. *1875.
— Streifensicherungen aus verzinntem
Kupferdraht. Nach P. D. Morgan.
1240.
Signalanlagen.
— Signale im Straßenbahnverkehr (New
York). 1128.
— Optische Halte- und Fahrtsignale.
1275.
_ Tas amerikanische Wechselstrom-
Floating-Sixnalsystem. Von F.Scha-
per. *1168.
= zentralem
Strecken-Zugleitung mit
Stellwerk. 1419.
— Unfallmelder für Automobilstraßen.
306.
— Tas „elektrische Auge“ bei der selbst-
tätigen Verkehrsregelung. 1883.
__ Konstanthaltung der Drehzahl von
Maschinen für Sirnalzwecke Von W
Dornig. *1443. : A
_ _ Von J. Löffler. Brf. 1864.
— — Von K. Scehöler.
Silumin. 1668.
Sitzungskalender. 1032. 1248. 1280.
1312. 1352. 1385. 1425. 1467. 1505.
1538. 1570. 1610. 1642. 1681. 1713.
1752. 1792. 1825. 1863. 1889.
Sonderheit.
— „Elektrotechnische Neuerungen“ für
das Frühjahrsmesseheft der ETZ. 1818.
— Fachbericht - Sonderheft des VDE.
1862. 1885.
Spannungsregelung s. Regelung.
Spannungsuchgerät. Nach O. Spieß
1701.
Speicher a. Flektrizitätswerksbau, Hei-
zung, Wasserkräfte, Wärmewirtschaft.
Stabilität von Kraftwerken u. Netzen
8. Elektrizitätswerksbau (Betrieb).
Stahl s. Eisen, Hüttenwesen, Leitungen,
Materialkunde, Ofen.
Statistik s. Bahnbau, Flektrizitätswerks-
bau, Wasserkräfte usw. U. t. AV,
Geschäftl. Mitteilungen.
Staubreinigung 38. Gasreinigung.
Steuer.
— Abschreibungen auf Konzessions-
konto. 1133.
— Gewerbestenerpflicht des Elektrizi-
tätswerkes eines Provinzialverbandes.
Von C. v. d. Busch. 1381.
— Auch Einkünfte des Elektrizitäts-
werkes aus Installationen von Innen-
leitungen sind körperschaftsteuer-
pflichtig. Von C. v. d. Busch. 1382.
Stick stolfindustrie 3. Elektrochemie.
Störung s. Leitungen, Unfall.
Straßenverkehr.
__ Unfallmelder
1306.
Das „elektrische Auge“ beider selbst-
tätigen Verkehrsregelung. 1883.
für Automobilstraßen.
—
Elektrotechnische Zeitschrift
Stromabrechnung 8. Flektrizitätswerks-
bau (Betrieb, Tarifwesen).
Stromteiler s. Gleichrichter.
Stromwärmeverlust S. Leitungen (AIl-
gemeines).
Studienreise deutscher Ingenieure durch
Österreich. 1174.
Tagung s. Kongresse.
Tarif s. Flektrizitätswerksbau.
Technische Akustik.
— Mikrophone u. dgl. für Ferntagun-
gen. *998.
— Untersuchungen über Monotelephone.
Nach R. Bauder u. A. Ebinger.
1560.
— Elektroakustische Übertragungsysteme
mit besonderer Berücksichtigung der
Telephonie auf weite Entfernungen
und des Klangfilms. Von F. Lü-
schen. *1693. *1728.
an Mikropho-
freien Schall-
ann. 1805.
__ Über die Vokale. Nach E. Gehrke
u. V. Engelhardt. 1805.
der Richtwirkung
der Stimme. F. Trendelen-
burg. 1805.
— Über Klang- und Geräuschanalysen.
Nach M. Grützmacher. 1805.
— Interferenzen durch Kolbenmembra-
nen von besonderer Form. Nach R
Stenzel. 1805.
— Anwendung der Fletscherschen Bil-
benverständlichkeits - Methode in der
drahtlosen Telephonie. Nach F. Eis-
ner. 1805.
— Unmittelbare
durch elektrische
Nach M. Brenzinger, F. Des-
sauer, L. Fleischmann. 1526.
— Zur Frage des Wirkungsgrades elek-
trodynamischer Lautsprecher. Nach H.
Neumann. 1805.
— Neue Lautsprecher 1929. 1521.
Telegraphenwesen Ca, 8. Bildtelegraphie,
Funkwesen, Leitungen, Signalanlagen).
— Der Springschreiber T28. Von E.
Beier. *1043. *1160.
— Die Stromversorgungsanlagen der
Deutschen Reichspost. Ton Stüb-
*1253. B. 1356.
— -— Von Deutsche Telephon-
werke u. KabelindustrieAdQ.
Brf. 1714.
__ Die zweite Tagung des Internatio-
nalen Beratenden Ausschusses für Te-
legraphie (CCIT) in Berlin. Von H
Steuerung der Luft
Schwingungen.
Stahl. *1361.
Telephonie 3. Fernsprechwesen, Techn.
Akustik.
Temperaturregler 8. Heizung, Ofen, Re-
gelung.
Textilbetriob 3. Maschinenantricb.
Theoretische Flektrotechnik (9. à. Hoch-
spannung, Isolierstoffe, Magnetismus,
Meßverfahren, Physik).
— KraftfiußB-Durchsetzung und Kraft-
linien-Verkettung. Nach L. Fleisch-
mann. 1027.
— Elektrische Abbildung magnetischer
Wirbelfelder. Von Müllner.
*1321.
— Hydrodynamische Behandlung hoch-
frequenter elektromagnetischer uf-
gaben. Nach M. JO Strutt. 1380.
— Verfeinerung der W. Thomsonschen
Kabeltheorie. Nach F. Pollaczek.
1859.
— Berechnung der durch die Windungs-
isolation hervorgerufenen Vergröße-
rung der Induktivität von eisenlosen
T:rosselspulen. Von J. Hak. *1440.
— Unsymmetrische Drehstromsysteme.
Von G. Hauffe. *1446.
XV
Ee
Theoretische Elektrotechnik.
— Diagramme für die Parallelschaltun
beliebiger Scheinwiderstände. Nach H.
Rukop. 1450.
— Die elektrische Leistung im allge-
meinen . Wechselstromkreis. Von
Weber. *1547. Brf. 1865.
— Schwingungen mit linearem Span-
nungsverlauf. Nach G. Frühauf.
1211.
— Erzwungene
linearen Systems
Nach B. D. H. Tellegen. 1702.
— Über neue Erscheinungen im Kon-
densatorfelde sehr schnell schwingen-
der Stromkreise. Von K. Heinrich.
*1656.
— Berechnung der Stromwärmeverluste
in Leitern bei wechselnder Belastung.
Von G. Tenzer. *119.
— Ermittlung der Kurzschlußströme in
Netzen. Von A. Schwaiger. *1145.
— Die Belastbarkeit von Hochstrom-
erdungen und verwandte Erwärmungs-
probleme. Nach W. Peters. 1023.
— Ausbreitungswiderstand kurzzeitig
überlasteter ZErder. Nah H. M.
Towne. 1061.
Tontilm s. Techn. Akustik.
Transtormatoren u. Wandler (s.a. Dros-
selspule, Magnetismus, Öl usw.).
__ Über die Flußverteilung und den
zeitlichen Verlauf der Magnetisierungs-
ströme in drei- und fünfschenkligen
Drehstromtransformatoren. Von
Stein. *1194.
__ Kurzschlußspannung und Spannungs-
abfall in Dreiwicklungs-Transforma-
toren, Stromverteilung in parallel ge-
schalteten Wicklungszweigen. Von
Schwingungen eines
zweiter Ordnung.
Falk. *1231. *1265.
— Neue Formeln für die Hauptabmes-
sungen eines Transformators, Von
H. Bucher. *1287.
— Parallelbetrieb von Transformatoren.
Von A. Zel ewski t. *1197.
— Theorie des Transformator- und Spar-
transformator-Stromkreises. Nach A.
Boyajian. 1372.
— Ersatzschaltungen für Spartransfor-
matoren und sekundär angezapfte
Transformatoren. Nach MacLeod.
1415.
— Prüftransformatoren für 2 Mill V.
1487.
vg Hochstromtransformator für Prüf-
zwecke. 1555.
— Fahrbarer Grubentransformator mit
aufgebautem Ölschalter. 1374.
__ Der Stufen-Induktionsregler für die
Spannungsregelung von Transforma-
toren. Nach M. Field. Von
Schait. 1126.
— Frequenzabhängigkeit Verstär-
kertransformatorcn, & K. Mat-
thies u. G. Ganswindt. 1489.
— Allimähliches Unterspannungseizen
von Kabeln und Transformatoren (mit
Hilfe eines transformatorischen Span-
nungsreglers). 1093.
— Windungsprobe an Spulen mit Hoch-
frequenz. Nach J. L. Rylander.
1668.
` Qlühversuche zur Verbesserun von
Transformatorenblech. Nach d v.
bei
Moos, W. Vertel u R. Sche-
rer. 1741.
— Ein neuer Anzapfschalter für Trans-
formatoren. Nach R. Field.
1851.
— Lüftung von Transformatorenkam-
mern. Von F.Sieber u. F.Heiles.
#1623.
— Zweckmäßiger Ölablauf für Trans-
formatorenanlagen. 1405
— Anfressungen VOR Transformator-
Kühlschlangen. Nach H. Eichhorn.
1062.
XVI
Transformatoren u. Wandler.
— Geschweißte Stahlkonstruktionen.
Nach E. Laßwitz. 1527.
— Differentialschutz 8. „Relais“.
— Über die Kurzschlußfestirkeit von
Stromwandlern. Von W. F. Dun-
ton. Brf. 1101.
— — Von W. Reiche. Brf. 1101.
— Ein neues Verfahren zur Bestim-
mung der Fehlergrößen bei Meß-
wandlern. Von J. Slavík. *1360.
— Ein Meßverfahren zur Bestimmung
der sekundären Streuinduktivität, der
Windungsabweichung und des Leer-
laufstromes von Stromwandlern. Von
K. Gocht. *1653.
— Einbau von Stromwandlern in Hoch-
spannungs-Ölschalter.. Nach J. C.
Rea. 1629.
— Ein neuer Spannungswandler für
Höchstspannungen. Nach A. Imhof.
1591.
— Zweistufen-Stromwandler. Nach W.
K. Dickinson u. M. S. Wilson.
1882.
— Der Kaskadentransformator mit un-
gleichmäßig verteilten Wicklungen als
Spannungswandler. Naca E. Wirz
1700.
— Neues Diagramm zur Darstellung
der Arbeitsweise von Stromtransfor-
matoren. Nach W. Janvier. 1667.
— Transportabler Phasenwandler. 1303.
Transport s. Automobil, Bahnbau, För-
deranlagen.
Treidelei s. Schiffahrt.
Triebwagen s. Lokomotiven.
Trockenelement s. Element.
Turbine s. Dampf-, Wasserturbinen.
UÜberlandzentrale a Elektrizitätswerks-
bau.
Cherspannung (s. a. Hochspannung,
Wanderwellen).
— Der gegenwärtige Stand der Blitz-
schutzfrage. Von A. Matthias.
*1469. Bespr. 1495.
— Überspannungs - Schutzanordnungen
nach Ch. Ledoux. 1627.
Überstrom (s. a. Hochspannung, Relais,
Schalter, Sicherung).
— Ermittlung der Kurzschlußströnie in
Netzen. Von A. Schwaiger. *1145.
— Verfahren zur Ermittlung ven Daner-
kurzschluß-Stromstärken in Netzen.
Von W. Flade. *1761.
— Die Entwicklung des Kurzschluß-
schutzes in den 110 kV-Leitnunesanla-
gen der Bayernwerk AG. Von A.
Schmolz. *1399.
— Einfluß der Vorbelastung von Über-
stromrelais beim Auftreten eines
Fehler- (Über-) Stromes. Von G.
Lesch. Brf. 1386.
— — Von H. Schulze.
— -- Yon B. Koetzold.
1793.
— Betriebserfahrungen mit Drosselspu-
len zur Strombegrenzung bei der Ber-
liner Städtische Elektrizitätswerke
AG. Von G. Levi. *1181. B. 1468.
— Reaktanzspulen zur Strombegrenzung.
Nach L. H. Hill. 1591. |
— Beitrag zur Ermittlung der Belast-
barkeit von Eisenwiderständen.
P. Hennig. *1334.
— Ein neuer Weg zur
hoher Kurzschlußströme.
Groß. Brf. 1713.
— — Von K. Kippers. Prf. 1711.
— Über die Kurzschlußfestiekeit von
Stromwandlern (Berechnung der
Stromkräfte). W. F. Dunton.
Brf. 1101.
— — Von W. Reiche.
Brf. 1793.
Brf. 1386,
Begrenzung
Von A.
Von
Brf. 1101.
Von :
Elektrotechnische Zeitschrift
Überstrom,
— Neuerungen im Differentialschutz von
Transformatoren. Von H. Schulze.
*1191.
— Buchholzschutz für Generatoren, Von
H. Schwenkhagen. *1016.
— Die Wirkung des Buchholzschutzes
bei Generatorenschäden. Von H.
Schwenkhagen. *1649.
Überwachungs-Verein s. Dampfkessel.
Umiformer a Elektr. Maschinen.
Unfall.
— Unfallmelder für
1306.
— Worauf beruht die
elektrischen Anlagen?
mann. 1350.
— Explosion einer Druckluftlokomotive.
Nach A, Sauermann. 1380.
— Verbesserung der Unfallziffern bei
Automobilstraßen.
Sicherheit der
Nach Ull-
der New York Edison Co. 1434,
Unterricht (s. a. Abt. AII, Persön-
liches).
— Besucherzahlen der deutschen Tech-
nischen Hochschulen. 1244.
— Dr.-Ing.Promotionen an den dent-
schen Technischen Hochschulen. 1789.
— Das neue Elcktrotechnische Institut
der Technischen Hochschule Aachen.
Von W. Rogowski. *993,
— Forschungs-Institut für Elektro-
wärınetechnik in Hannover. 1818. 1885.
— Neue Vorlesungen an der T.H. Dres-
den. 1669.
— Vorlesungen des Heinrich-Hertz-Insti-
tutes für Schwingungsforschung. 1597.
— „Haus der Technik“, Essen. 1380.
— Vertriebs-Seminar (Berlin) im Win-
terhalbjahr 1929/30. 1492.
— Technologisches Gewerbe - Museum,
Wien. 1244.
— Jubiläum der technischen Lehranstal-
ten in Köln. 1742.
— Voriragsreihen des EV s. Abt. ATV,
Vereinsnachrichten.
Unterwerk s. Elektrizitätswerksbau.
Vakuumtechnik s. Meßgeräte, Physik.
Verband s. Kongresse u. Abt. A IV, Ver-
einsnachrichten.
Verein s. Abt. A IV, Vereinsnachrichten.
Verkehr s. Automobil,
Benverkehr.
Verstärker s. Fernsprech- u. Funkwesen.
Versuchsanstalt s. Forschungsinstitut,
Prüfänıiter.
Vorausbestimmung des Elektrizitätsb>-
darfs in Starkstromanlagen. Nach
J. M. Donaldson. 1861.
Vorschriften s. Normen u. Abt. AIV,
Vereinsnachrichten.
Vorträge s. Sitzungskalender, Unterricht
u. Abt. AIV, Vereinsnachrichten.
Bahnbau, Stra-
Walzwerk s. Hütitenwesen, Maschinen-
antrieh.
Wanderwellen (a. A.
Überspannung).
— Wanderwellen: Bildung, Fortpflan-
zung und Schutz. Nach Ch.Ledoux.
1627.
— Elektrodenkapazität
wellengestalt. Nach
1817.
Wandler s. Transformatoren.
Warenhaus s. Lichttechnik.
Wärmeregler s. Hrizung,
lung.
Wärmewirtschaft (s. a. Dampfkessel,
Feuerungsanlagen, Elektrizitätswerks-
bau, Energiewirtschaft).
— Wärmewirtschaft in der
industrie. Nach v. Laßbere.
Hochspannung,
und Wander-
M. Toepler.
Ofen, Rege-
Zellstoff-
1130.
1929
Wärmewirtschaft.
— Transactions of the Fuel Conference,
London 1928. Lit. 1492.
Warmwasserspeicher s. Heizung.
Wasserkräfte (s. a. Elektrizitätswerks-
bau, Energiewirtschaft).
— Allgemeines.
— Bedeutung des Versuchswesens für
die Ausbildung der Wasserkraftwerke.
Von D. Thoma. 1245.
— Berichte über Wasserkraftwirtschaft
auf der Weltkraftkonferenz Barcelona.
*1295,
— Deutschland.
— Entwicklung und Zukunft der
bayerischen Wasserwirtschaft. Nach
K. Dantscher. 1245.
— Stausee und Pumpspeicheranlage
Hengstey. Nach 8. Spetzler. 1413.
— Ausland.
— Woasserkraftwerk mit
rator (Norwood). 1057.
— Eine amerikanische Speicherbecken-
anlage. Nach E. J. Amberg. 1166.
— Pumpspeicheranlagen. Nach W. K.
Freeman 1447.
— Das Bucks-Creek-Kraftwerk. 1448.
— Wasserkräfte Finnlands. *1757.
— Kanadas hydroelektrische Fortschritte
im Jahr 1928. Von G. Reglin.
*1624.
— Weiterer Ausbau kanadischer Was-
serkräfte. 1631.
— Wasserkräfte in Bulgarien.
— Das Shannonwerk in Irland. 1629.
— Kraftwerk Kardaun bei Bozen. 1165.
— Projekt eines Kraftwerks am Duna-
jec, Polen. 1029.
Freiluftgene-
*1695.
— Ausmutzung der Wasserkräfte der
Schweiz. Nach A. Harry. 129%.
Woasserspeicher s. Heizung.
Wasserturbinen (s. a. Wasserkräfte).
— Turbine für 36 000kVA. 1165.
Werbung (s. a. Elektrizitätswerksbar,
Lichttechnik).
— Die Notwendigkeit planmäßiger Ab-
salzgestaltung. Von K. Engel-
mann. *1200.
— Zur Frage des Rechts auf Licht-
reklame. Von C. v.d. Busch. 1133.
— Zur Haushalt-Lichtwerbung. 1305.
1487.
Werkstatt (s. a. Materialkunde).
— Elektromagnetische Schlagwerkzeuge,
insbesondere für Wechselstrom. Von
P. Schiemann. *1037. Bespr.
1065, 1886.
— Handhabung schwerer Schmicdestücke
unter dem Hammer. 1785.
— Elektrische Ausrüstung einer großen
Drehbank der ` Schief - Defries AG.
1740.
Werkstoff s. Materialkunde.
Wicklung s. Elektr. Maschinen usw.,
Prifeinrichtungen.
Widerstand (s. a. Anlasser, Meßver-
fahren).
— Beitrag zur Ermittlung der Belast-
barkeit von Eisenwiderständen. Von
P. Hennig. *1334.
— Glasierte Widerstände. 1528,
— Hochohmige Widerstände für niedere
und hohe Spannungen. Nach F. Krü -
ger. 1804,
— Kupferpanzerstahl
stände. 1585.
— Der Widerstand von Kupfer.
A. Broido. 1703.
Wirbelstrom s. Elektr. Maschinen, Trans-
formatoren usw,
Wirtschaftspolitik (s. a. Elektroindustrie
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Kahle, K. Un
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Kohlrausch, W.
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Elektrotechnische Zeitschrift
IV. Vereinsnachrichten.
Verband
Deutscher Elektrotechniker.
Kommissionen,
(E vor der Seitenzahl bedeutet „Entwurf“,
Kommission für Bahnwosen.
— Regeln f. d. Bewert. u. Prüf. von
elektr. Maschinen u. Transform. auf
Bahnfahrzeugen. 1602.
— Normblätter: El. Balınen, Freileitun-
gen: Auge u. Gabel. Nietbolzen.
Spannschlösser. E. 1383.
— Normblätter: Bremskupplung. E. 1711.
— Betr. Neufassung der Regeln f. elektr.
Bahnen. 1863.
Kommission für Benennun-
gen.
— Zusammenstellung d. PBegriffserklä-
rungen in den VDE-Arheiten. 1424.
— Stoffeinteillung d. Elektrotechnik.
1602,
Kommission für Drähte u
Kabel.
— Vorschr. f. Kupferleitungen. E. 1504.
Kommission f. Errichtungs-
u. Betriebsvorschriften.
— Vorschr. nebst Ausführungsregeln f.
d. Errichtung von Starkstromanl. mit
Betriebspannungen unter 1000 YV
(Nachtrag). 1612.
— Vorschr. nebst Ausführungsregeln f.
d. Errichtung v. Starkstromanl. mit
Betriebspannungen von 1000 V u
darüber (Nachtrag). E.1748.
— — Sonderdruck. 1863.
Kommission für Freileitun-
gen.
— Vorschr. f. Starkstrom-Freileitungen
(Nachtrag). E. 1821.
— Normbliätter: Stützen-, Kappen-, Voll-
kernisolatoren u. Isolatorstützen f.
Starkstrom - Freileitungen. E 1452.
1792.
Kommission für Handgeräte.
— Aufhebung d. Vorschr. f. elektr. Spiel-
zeug, f. elektr. Gas- u. Feneranziünder
u. f. elektr. Fanggeräte. 1885.
Kommission für Hochfre-
quenztechnik.
— Normblatt: Röhrensockel und Lehren
für Sockel und Fassung. F. 1215.
— — Rınlfınk: Betätirungsrichtung d.
Bedienungsteile E. 1352.
Kommission für Hochspan-
nungschaltgeräte,
— Nachtrag z. d. Erlänt. d. Normblätter
„Innenraumisolatoren‘“. 1792,
Kommission für Installa-
tionsmaterial,
— Leitsätze f. zweipol. Steckvorrichtun-
gen m, Schutzkontakt (Wohnungsteck-
vorricht. 250 V 10A) f. Erdung, Nul-
lung u. Schutzschaltung. E. 1030,
— Regeln u. Normen f. d. Zubehör zu
kabelähnlichen Leitungen. E. 1247.
— Normblatt: IS - Stöpsel - Schalter.
E. 1067.
— — Stopfbuchsverschraubungen.E.1248,
Kommission für Koch- u.
Heizgeräüte,
— Änderung d. Vorsehr. f. elektr. Heiz-
geräte u, Heizeinrichtungen. E. 1004.
— Vorschr. f. elektr. beheiztes Spiel-
zeug. E. 1246. 1751.
-— Sonderbestimm. f. Heizgeräte f. Haar-
behandlung. E. 1247. 1751.
— Vorschr. f. Heizgeräte f. feuerg-fähr-
dete Rüume. E. 1885.
— XNormblätter: Heißwasserspeicher u.
Badeöfen, E. 1098.
XIX
Kommission für Maschinen u.
Transformatoren.
— Regeln f. d. Liefer. u. Prüf. von Dy-
namoblechen. E. 1453.
— Regeln f. d. Bezeichnung von Klem-
men bei Maschinen nebst Anlass. u.
Reglern sowie bei Transform E. 1497.
— Bemerkungen zu den „Regeln f. d.
Bezeichn. v. Klemmen bei Masch.
nebst Anlass. u Reglern sowie bei
Transform.“ des VDE. Von O. Ham-
merer. *1475.
— Ergänzende Erläut. zu d Normblät-
tern: Bandagendrähte aus Bronze u.
Flußstahl. 1384.
— Normblatt: Elektr. Maschinen, Maß-
bezeichnungen. E. 1568.
— — Elektr. Maschinen, Formen.
E. 1600,
Unterkommission für Meß-
wandler.
— Bekanntmach. betr. Regeln f. d. Be-
wert. u. Prüf. von Meßwandlern.
1004.
Ausschüsse,
Ausschuß für Blitzableiter-
bau.
— Normblätter: Dachleitungstützen,
Schelleisen. E. 1633.
Normblätter.
Neu erschienene DIN VDE-
Normblätter. 1067. 1215. 1600.
Entwürfe von DIN VDE-
Normblättern.
— IS-Stöpsel-Schalter. 1067.
— Heißwasserspeicher, Badeöfen. 1098.
— Rundfunkgerät: Röhrensockel und
Lehren. 1215.
— Stopfbuchsverschraubungen. 1248.
— Betätigungsrichtung d. Bedienungs-
teile am Rundfunkgerät. 1352.
— El. Bahnen, Freileitungen: Auge u.
re Nietbolzen, Spannschlösser.
— Stiitzenisolatoren, Reihe HD, HW,
VHD, VHW. 1453. 1792.
— Kappenisolatoren, Reihe K. 1455.
1792.
— Vollkernisolatoren, Reihe MK. 1458.
1792
— Isolatorstülzen, gebogen u. gerade,
1459, 1792.
— EI. Maschinen: Maßbezeichnungen.
1568.
— — Formen. 1600.
— Blitzableiter: Dachleitungstützen,
Schclleisen. 1633.
— El. Bahnen: Bremskupplung. 1711.
Prüfstelle des VDE.
Unberechtigte Verwendung des VDE-
Zeichens. 1032. 1068. 1137. 1457.
1610. 1792. 1825.
Erloschene Genehmigungen. 1032, 1215.
1457.
Bekanntmachung, betr. Zusammenstel-
lung der erteilten Genehmigungen,
Firmenkennfäden usw. 1004. 1068.
1642,
Bekanntmachung, betr. Installations-
Selbstschalter. 1863.
Verschiedenes,
Die Bedeutung des Verbandes Deutscher
Elektrotechniker. Von F. Rumpf.
*1003.
Die neuesten Vorschriften des VDE.
*1107.
Neue VDE-Bestimmungen. 1136.
XXXIV. Jahresversammlung des Ver-
bandes Deutscher Elektrotechniker in
Aachen. Von E. C. Zehme. *1105.
Bericht über die XXXIV. Jahresver-
sammlung des VDE am Ro 9. Juli
1929 im Städt. Konzerthaus zu
Aachen. 1602. 1633. 1674.
XX
Übersicht über die Beschlüsse der
XXXIV. Jahresversammlung in Aachen
1929. 1134.
Rundfunkübertragung der Ansprachen
der Jahresversammlung. 1004.
Bild des Vorstandes während der
Aachener Tagung. 1382.
VDE-Mitgliedsbeitrag. 1541. 1599.
30jähriges Bestenen des Elcktrotechni-
schen Vereins Mannheim-Ludwigs-
hafen. 1630.
Internationale Elektrotechnische Kom-
mission (IEC), London 1929. *13066.
Bekanntmachungen.
-— Pilichten, Rechte und Gebühren tech-
nischer Sachverständiger vor Gericht.
1246.
— Neu erschienene VDE-Sonderdrucke.
1424. 1600. 1792. 1863.
-— VDE - Fachbericht - Sonderheft
1821. 1862. 1885.
— Mitteilungsheft des Forschungsinsti-
tutes für Elektrowärmetechnik. 1885.
— Ermäßigung für den Bezugspreis des
Technischen Literaturkalenders. 1067.
— Technisc'-wissenschaftlicher Quellen-
nachweis. 1600.
— Preisaufgabe von
1599.
— Vorträge von S. J. Davies.
1929.
K. Strecker.
1885.
Elektrotechnischer Verein.
Bekanntmachung, betr. Jubiläums-Fest-
schrift des EV. 1424. 1458
Bekanntmachung, betr. Erscheinen des
2. Bandes der „Geschichtlichen Einzel-
darstellungen aus der Elektrotechnik“.
1745. 1791.
Jahresbeitrag. 1565. 1598. 1670. 1706.
1745. 1885.
Feier anläßl. des 50jährigen Bestehens
des EV. 1791. 1820.
Lesesaal für technische
und Bücher. 1494.
Zeitschriften
Einladungen.
Festsitzung. 1706.
Außerordentliche Sitzungen. 1535. 1745.
Ordentliche Sitzungen. 1383. 1670. 1820.
Fachsitzungen. 1352. 1566. 1599. 1633.
1706. 1791.
Fest der Technik. 1494. 1566. 1599.
Sitzungsberichte.
23. X. 1928. 1099.
13. XII. 1928. 1309.
8. I. 1929. 1460.
29. I. 1929. 1495.
12. II. 1929. 1065. 1886.
24. IX. 1929. 1671.
22. X. 1929. 1707.
Vorträge.
Vortragsreihe „Funktionentheorie‘“. 1458.
1494. 1535. 1566.
Vortragsreihe „Relais- und Schutzsch.ul-
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*1019.
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der ultrakurzen Wellen für die elek-
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dere die der Wellenlängen von 1 m
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Hochhäusler, P., Ein- und Aus-
führung von Platten und Filmen am
Kathodenoszillographen ohne Störung
des Hochvakuuıns. Bespr. 1175.
Issendorff, J. v., Neuere Unter-
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Keinath, G., Die Entwicklung der
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Drosselspulen zur Strombegrenzung
bei der Berliner Städtische Elektrizi-
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Lüschen, F., Elektroakustische Über-
tragungsysieme mit besonderer Be-
rücksichtigung der Telephonie auf
weite Entfernungen und des Klang-
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Matthias, A, Der
Stand der DBlitzschutzfrage.
Bespr. 1495.
Schiemann, P., Elektromagnetische
Schlagwerkzeuge, insbesondere für
Wechselstrom. *1037. Bespr. 1065, 1886.
Stübler, Die Stromversorgungsanla-
gen der Deutschen Reichspost. *1253.
gegenwärtige
*1469.
Fremde Vereine und Verbände.
(8. a. Abt. AI, Kongresse u. Sitzungs-
kalender.)
Brennkrafttechn. Gesellschaft. 1596.
Dampfkessel - Überwach.-Verein. 1278.
1349.
Dt. Beleuchtungstechn. Gesellsch. 1645.
1853.
Dt. Gesellach. f. Metallkunde. 1532.
Dt. Inst. f. technische Arbeitsschulung.
1705.
Dt. Wasserwirtsch.- u.
band. 1245.
Internat. Elektrotechn.
Abt. A I, Kongresse.
Reichsverb. d. dt. El.-Inst.-Qew.
Verein Berat. Ing. 1492.
Verein dt. Ingenieure. 1129. 1492. 1630.
Wasserkr.-Ver-
Kommission s8.
1244.
Verein Dt. Maschinenbau-Anst. 1630.
Vereinig. d. El.-Werke. 1665.
Vereinig. poliz. zugel. techn. Sachver-
1279.
V. Geschäftliche Mitteilungen.
AEG-General Electric Co. 1179.
— Das ncue Abkommen der Allgemeinen
Elektricitäts-Gesellschaft mit der Ge-
neral Electric Co. 1220.
— Die Gründe für das Abkommen der
AEG mit der General Electric Co. 1355.
American & Foreign Power Co., Wach-
sende Bedeutung der —. .
Arbeitsgemeinschaft der Bau- und Elek-
ständiger.
trizitätsverbände im rheinisch-west-
fälischen Jndustriegebiet, Eine —.
1104.
— Technische Arbeits remeinschaft
deutschen Kabelindustrie. 1036.
Außenhandel (auch Marktverhältnisse,
Handelsabkonmmen).
— Belgien. 1508.
— Die Versorgung Britisch-Indiens mit
elektrotechnischen Erzeugnissen. 1036.
der
1929
Außenhandel.
— Deutschland 1929 (V) 1071. (VI) 1179.
(VH) 1355. (VIII) 1539. (IX) 1683.
(X) 1827.
— Deutschland (Der elektrotechnische
Spezialhandel im 1. Halbjahr 1929),
1388,
— England 1929 (V) 1036. (VT) 1140.
(VII; VIII) 1468. (IX) 1612. (X) 1868.
— Frankreich 1929 (1. Vierteljahr) 1316,
(1.Halbjahr) 1756.
— Italien. 1428.
— Kanada. 1868.
— Schweden. 1716.
— Ungarn. 1892.
— NR. Amerika 1929 (IV) 1140. (V; VI)
1572; (VII) 1644. (VIII) 1756. (VIII;
IX) 1868.
BrownBoveri & Cie. AG., Baden (Schweiz).
1252.
Elektroaktiengesellschaften, Die Bilanzen
der deutschen — vom 31. XII. 1928.
1612.
Elektrofinanz, Neue Transaktionen der
internationalen —. 1796.
Elektrogroßhandel, Der deutsche —.
1508.
Elcktroholdinggesellschalt, Eine neue —
in Brüssel. 1036.
Elektroindustrie.
— Diedeutsche Elektroindustrieim 2.Vier-
teljahr 1929. 1140; im 3. Vierteljahr
1929. 1539.
— Kanadas Elektroproduktion i. J. 1928.
1644.
— Arbeitnehmer in der nordamerikani-
schen Elektrizitätsindustrie. 1140.
— Aus der russischen Elektroindustrie.
1756.
— Zur Lage der schweizerischen Elek-
trizitätsindustrie. 1220.
Elektro-Installationsmaterialien, ZurLage
der Industrie von —. 1388.
Elektroporzellan, Deutsches — auf dem
Weltmarkt. 1316.
Frachtermäßigung für die Elektroindu-
strie. 1104.
General Electrie Co., Beteiligung der —
an der Osram G.m.b.H. 1036. 1071.
Geschäftswelt, Aus der —. 1036. 1071.
1428. 1572. 1644. 1756. 1827. 1868.
1892.
Kabelindustrie, Technische Arbeitsgemein-
schaft der deutschen —, 1036.
Kohle. 1428.
Kupferverbrauch, Der — in der nord-
amerikanischen Elektrizitätsindustrie.
1316.
— Maßnahmen zur Verringerung des —
n der russischen Elektroindustrie.
6.
Leuchtmittelindustrie, Aus der —. 1428.
Maschinenfabrik Oerlikon. 1683.
Metallpreise (2. Vierteljahr 1929) 1104.
(3. Vierteljahr 1929) 1644.
— Metallwirtschaft, Die N.-E.— im Jahr
1928. 1468.
Osram-General Electrice Co. 1036. 1071.
Österreichische Elektrizitätsgesellschaf-
ten, Ergebnisse —. 1284.
Platin. 1316.
Schwachstromindustrie, Zusammenschluß
in der deutschen —. 1572,
1388.
Vorgänge im Ausland. 1572.
| mm mm mme ge
B. Namenverzeichnis.
Die Verfasser von Büchern sind nicht in diesem Verzeichnis, sondern unter Abteilung A III des Sachverzeichnisses aufgeführt.
Persönliche Nachrichten siehe unter Abteilung A IL
Zeisehenerklärung: * = größerer Aufsatz. — Brf. = Brief an die Schriftleitung. — Lit. = Buchbesprechung. — B. = Berichtigung.
Bespr. = Besprechung. — Die Zeichen *, Brf., Lit, B. und Bespr. stehen vor der Seitenzahl.
Die Umlaute A, A ü und ae, oe, ue sind wie die einfachen Laute a, o, u behandelt; Worte mit Umlauten sind den gleichartigen Worten mit
Adolph, J., Amerikanische Elektrizi-
tätswirtschaft. *1429. Bespr. 1460.
Albers-Schönberg, E, u M.
Bichowsky, Über die Einwir-
kung von Chromnickel-Heizdrähten
anf keramische 2 Wicklungsträzcr.
*1837.
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bungen auf Konzessionskonto. 1133.
— Der Betriebsvertrag hinsichtlich des
Überlandnetzes eines Elektrizitätsver-
bandes gilt als Pachtvertrag. 1381.
— Gewerbesteuerpflicht” des Elektrizi-
tätswerzes eines Provinzialverbandes.
1381.
— Auch Einkünfte des Elektrizitä’s-
werkes aus Installationen von Innen-
leitungen sind körperschaftssteuer-
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— Gegenseitirkeit ` für Warenzeichen-
schutz mit Laun 1494.
— Nta'istik der interrztionalen Waren-
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— Peitritt zu den Haager Abkommen.
1494.
— Statistik des Reichspatentamts für
das Jahr 1928. 1494.
— Änderung des Patentgesetzes in Ruß-
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— Neue spanische Gesetze für geworb-
lichen Recht-schu:z. 1632.
— Ansferigung von Patenturkunden.
1219,
— Beitritt zum Haager Abkommen (Bra-
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957
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W9
50. Jahrgang
Berlin, 4. Juli 1929
Heft 27
Stadt auf Vorposten.
Von Dr. Rombach, Oberbürgermeister der Stadt Aachen.
Der Verband Deutscher Elektrotechniker tagt in diesem
Jahr in der Stadt Karls des Großen, dort also, wo einst
das Herz des ersten germanischen Kaiserreiches schlug, an
einer der ältesten Stätten deutscher Kultur, der in unserer
Zeit die Aufgabe erwuchs, auf äußerstem Vorposten Grenz-
wacht im Westen zu halten.
Karl, der schwert-
frohe Frankenköniz,
dem Papst Leo III. im
Jahre 800 in der Peters-
kirche zu Rom die Im-
peratorkrone aufs Haupt
setzte, wählte Aachen,
den Ort der heißen Quel-
len, zu seinem liebsten
Aufenthalt. Von hier
aus regierte er das
fränkische Weltreich,
von hier aus zog er zu
Jagd und Krieg: hier-
her berief er die gelehr-
testen Männer seiner
Zeit: hier errichtete er
den stolzen Hallenbau
der Hofburg, auf deren
Grundmauern sich das
jetzige Rathaus erhebt,
und die prächtige Pfalz-
kapelle, die heute den
Mittelbau des reliquien-
reichen Marienmünsters
hildet. In dieser Pfalz-
kapelle fand der Taten-
reiche seine letzte Ruhe-
statt. Noch steht in ihr
der schlichte Marmor-
stuhl,auf dem der mäch-
(ge Mann dem Gottes-
dienste beizuwohnen
pflegte, und der in der
Folgezeit 32 deutschen
Königen als Thronsitz
bei ihrer Krönung diente;
denn in Aachen, am
Crabe Karis des Gro-
ben, mußte gekrönt sein,
wer in Deutschland als
der wahre Herrscher
zelten wollte.
In die Zeiten Karls
zurück verlegt die Le-
«ende auch die Ent-
stehung der ältesten
Aachener Industrie, der Tuchherstellung, die sich schon
im frühen Mittelalter des besten Rufes erfreute und — im
erein mit der später aufgeblühten Messing-, Kupfer-
ud Nadelindustrie — den Grundstock zu Aachens welt-
wirtschaftlicher Bedeutung legte. Gehören die Beziehun-
zen Karls zum Aachener Webergewerbe wohl der Sage
àn, so sind seine hohen Verdienste um die Ausgestaltung
ds Badelebens unbestreitbar weschichtlicher Art. Zwar
nt er nicht der erste Entdecker der warmen Quellen —
5 on die Römer haben hier reich ausgestattete Badehallen
Ba) —,.aber er setzte doch an die Stelle bröckelnder
unen eine neue große Thermalschwimmhalle, in der er
mit seinen Söhnen und den Edlien des Landes zu baden
Das Rathaus zu Aachen.
pflegte. Mit Gewißheit darf man annchmen, daß diese
Vorliebe Karls für die Aachener Bäder nicht wenig zu
deren Ruhm beigetragen hat. Aus allen deutschen Gauen,
ja, aus aller Ilerren Länder kamen, namentlich seit Aus-
gang des Mittelalters, die Kranken nach Aachen, um hier
Linderung und Heilung zu finden, kamen aber auch die
Vertreter der „Welt, in
der man sich nicht lang-
weilt", angezogen von
den Lockungen der
Spielbank, und versuch-
ten ihr Heil in Glücks-
spielen jeder Art. Aachen,
einst das „Rom dies-
seits der Alpen”, ward
zum Monte Carlo der
Feudalzeit, und bis tief
in das 19. Jahrhundert
hinein schnarrte der
Bankhalter hier sein:
„Messieurs, faites votre
ieu!”
Das Verbot des
Glücksspiels traf Aachen
schwer. Der Fremden-
zustrom ebbte ab. Das
Badeleben drohte zu
verkümmern. Kurz vor
dem Weltkrieg ent-
schloß sich die Stadt-
verwaltung zu einer
gründlichen Erneuc-
rung und weitgreifen-
den Ausgestaltung ihrer
Kuranlagen. Mitten im
Tosen des Völkerkamp-
fes wurde das in der
Stille des alten schönen
Stadtgartens gelegene
Neue Kurhaus fertig-
gestellt. Durch eine ge-
riumige Wandelhalle
mit ihm verbunden, er-
standen das Palasthotel
„Der Quellenhof” und
das Kurmittelhaus —
alles Baulichkeiten vor-
nehmen Stils, die we-
nige ihresgleichen in
deutschen Landen haben
dürften. Auch die alten
Badehotels wurden durch-
greifender Erneuerung
unterzogen. Leider machte der unglückliche Ausgang des
Krieges die Hoffnungen zunichte, die Aachen für das
Wiederaufblühen seines Kurwesens gcehegt hatte, wie er
ja für das ganze Wirtschaftsleben der Grenzstadt
schlimmste Notzeit heraufführte.
Die „Einverleibung” des urdeutschen Kreises Eupen
durch Belgien entriß der Stadt wertvollstes Hinterland und
störte organisch gewachsene wirtschaftliche Beziehungen
auf das empfindlichste. Viele Betriebe — in den letzten
vier Jahren allein 69 — fielen der wachsenden Not zum
Opfer. Die großen Werksanlagen der Eisenhütte „Rothe
Erde“, wo früher 4...5000 Arbeiter lohnende Beschäfti-
gung fanden, sind stillgelegt und dem Abbruch verfallen.
968
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 .
4. Juli 1929
Seit Jahren hat der Aachener Bezirk die Höchstzahl an
Erwerbslosen zu verzeichnen. Die Zeiten der Sanktionen,
des Ruhrkampfes, des Separatistentreibens wirkten sich
wirtschaftlich geradezu verheerend aus. Die verhängnis-
vollste Hemmung wirtschaftlicher Wiederbelebung er-
wuchs dem Gebiet indes aus der vollkommenen Verschie-
bung der Verkehrslage. Die jetzige Frachtkostenberech-
Das Kurhaus in Aachen.
‘nung der Eisenbahn bringt große Nachteile namentlich für
die Schwerindustrie. Die Mehrinanspruchnahme des Aache-
ner Gebiets an Frachtkosten betrug im Jahre 1928 gegen-
über 1913 mindestens 40 Mill M. Die Gefahr, daß die
Aachener Wirtschaft infolgedessen aus jedem Wettbewerb
ausscheiden muß, wächst von Tag zu Tag. Als einziges
sich bald auch politisch und kulturell übel auswirken.
Aachens Lebenswille ist ungebrochen. Mit zäher Tat-
kraft hat es die Werbung für seine Heilquellen wieder
aufgenommen und darf mit den bereits erzielten Erfolgen
zufrieden sein. Wird ihm die Hilfe von Staat und Reich,
auf die es Anspruch hat, nicht versagt, so darf man sicher
sein,
daß die Arbeits- und Unternehmungsfreudigkeit
seiner Bewohner auch der großen Bedräng-
nisse Herr werden wird, unter denen es jetzt
noch zu leiden hat.
Wirtschaftlicher Niedergang des Gemein-
wesens müßte sich auf die Dauer auch auf das
Leben der Technischen Hochschule übertragen,
die Aachen seit nunmehr fast 60 Jahren in sei-
nen Mauern beherbergt, und deren kulturelle
Bedeutung weit über die Grenzen der nur fach-
wissenschaftlichen Durchbildung des techni-
schen Nachwuchses hinausgreift. Mit einer
Verkümmerung oder gar dem Absterben des
Hochschullebens wäre dem gesamten geistigen
und wirtschaftlichen Leben der Stadt ein
Schlag versetzt, dessen Schwere der Bürger
vorahnend zu fühlen vermag, und gegen den
er sich deshalb schon im voraus schärfstens
zur Wehr setzt, — das bewies vor kurzem
noch der einmütige Einspruch aller Kreise ge-
gen die drohende und immer noch nicht ganz
beseitigte Gefahr der Unterhöhlung unserer
HNochschulbelange durch den Ausbau der Uni-
versität Münster nach der ingenieurwissen-
schaftlichen Seite hin. Der Aachener Bürger
fühlt und weiß, daß die Technische Hochschule
für die Stadt auf Vorposten einen Wall deut-
scher Wissenschaft und deutschen Wesens be-
deutet. Für sie, wie für das Bad und die In-
dustrie, gilt die Forderung, die einmal aus be-
rufenem Munde erhoben wurde: „Das Aache-
ner Gebiet ist ein großer Schützengraben für
das Deutschtum. Man muß verlangen, daß unter Aufbietung
aller Kräfte und unter Opfern, die über den allgemeinen
Rahmen hinausgehen und die das deutsche Volk tragen
muß, die Not in diesem Grenzbezirk gelindert und es ihm
ermöglicht wird, im Wirtschaftskampf zu bestehen, damit
die früher blühenden und infolgedessen kulturell auch
Die Technische Hochschule Aachen
wirklich durchgreifendes Mittel zur Abwehr dieser Gefahr
erscheint weitesten Kreisen der Wirtschaft die Schaffung
eines Wasserweres zum Rhein (Aachen—Rhein-Kanal).
Sicher ist, daß Wege gefunden werden müssen, auf denen
das Aachener Gebiet zu verkehrspolitischer Gleichberechti-
gung mit der übrigen deutschen Wirtschaft gelangen kann.
Eine wirtschaftliche Versackung der Grenzlande würde
hochstehenden (Gebiete nicht zurückgedrängt werden.“ —
Tagungen, wie die des Verbandes Deutscher Elektrotech-
niker, darf man wohl als Zeichen deuten und würdigen,
daß die dieser Forderung zugrunde liegende Erkenntnis
Gemeingut des deutschen Volkes zu werden beginnt.
Dankbaren Herzens begrüßen wir den Verband darum mit
einem kräftigen:
Willkommen in Aachen!
4. Juli 1929
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959
Der Weltfernsprechverkehr*.
Entwicklung und Bedeutung für Wirtschaft und Kultur.
Von P. Craemer, Bückeburg.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Sie
hier in Aachen, zugleich aber auch im Haag, in Wien
und in Budapest versammelt sind, um mit uns zusammen
den Tag der Elektrotechnik zu begehen:
Es ist ein eigenes Gefühl für den Redner, vor seinem
geistigen Auge die Wände dieses Saales fallen zu sehen
und über weite Entfernungen hinweg zu Fachgenossen
sprechen zu dürfen, die nicht nur zuhören, wie bei Rund-
funkdarbietungen, sondern auch an unseren Beratungen
tätigen Anteil nehmen können; gleichsam als ob wir
alle in einem einzigen großen Saal versammelt wären,
dessen unermeßliche Tribüne die Rundfunkhörer Deutsch-
lands, ja Europas, bilden, denen meine Worte, durch das
vor mir stehende Mikrophon ebenfalls vermittelt wer-
den. Nichts würde uns hindern, deu Kreis der Ver-
sammlungsteilnehmer mit den bekannten technischen Mit-
teln auch auf die anderen Kontinente zu erweitern und
die Rundfunkempfänger der ganzen Welt in den Hörer-
kreis einzubeziehen.
Noch vor wenigen Jahren hätte man jeden als einen
Utopisten belächelt der sich erkühnt hätte, solche Mög-
lichkeiten ernsthaft zu erörtern.
Kann es einen augenfälligeren Beweis geben für die
erstaunlichen Fortschritte des Fernsprechwesens in der
Zeit nach dem Weltkriege?
Diesen Erfolgen — so darf man ohne Überhebung
sagen — ist in der Gegenwart auf keinem Gebiet techni-
schen Schaffens Gleichwertiges an die Seite zu stellen.
Sie geben uns Anlaß, rückwärts und vorwärts einen Blick
auf die Entwicklung zu werfen, um uns über die Be-
deutung dieser Errungenschaften für Wirtschaft und
Kultur klar zu werden.
Der Krieg ist der Vater aller Dinge, sagt ein Philo-
soph des Altertums, und mit Recht. So schr wir alle,
wir Deutsche zumal, unter dem Weltkrieg gelitten haben
und unter seinen Folgen noch leiden, jeder Techniker
weiß, welche Fortschritte wir ihm auf allen Gebieten
zu verdanken haben, Fortschritte, die nun dem fried-
lichen Schaffen zugute kommen. Die Nachrichtentechnik,
insbesondere die Fernsprechtechnik, steht dabei mit an
erster Stelle.
Um die Entwicklung des Fernsprechwesens zu ver-
stehen, 'ist es notwendig, zunächst einen kurzen Blick
auf die Wandlungen zu werfen, die sich auf dem Gebiet
des Schnellnachrichtenverkehrs überhaupt in jüngster
Zeit vollzogen haben oder in naher Zukunft zu erwarten
sind. Diese Wandlungen nötigen uns, die alten über-
kommenen Begriffe über die Bedeutung der einzelnen
Mittel des Schnellverkehrs zu überprüfen, damit wir
beurteilen können, welche Aufgabe die verschiedenen
Formen des Schnellverkelhrs zu erfüllen haben.
Die größte Umwälzung hat der Funk herbeigeführt.
Nicht dadurch, daß er die Drähte entbehrlich macht, son-
dern dadurch, daß er den Verkehr mit beweglichen Sta-
tionen ermöglicht und eine besondere Art von Nachrich-
ten, „die Streunachrichten”, an viele Empfänger gleich-
zeitig geschaffen hat, die ' früher als Einzelnachrichten
über den Drahttelegraphen liefen. Derartige Streunach-
richten sind heute durch den Funk so gang und gäbe
seworden, daß ohne sie beispielsweise ein Zeitungsnach-
richtendienst gar nicht mehr denkbar wäre. Dabei ist
die Art des Übermittelns, ob durch telesraphische Zei-
chen oder durch das gesprochene Wort, nicht sowohl cine
Frage der Technik als der Organisation und der Wirt-
schaftlichkeit. Wer hätte früher Nachrichten an alle,
d. h. an jeden auf dem weiten Erdenrund, der hören will,
für möglich gehalten? Das augent: ällieste Beispiel dieser
Umwälzung ist der Rundfunk, dessen Bedeutung, wenn
man einen Vergleich sucht, am besten noch mit der Ein-
führung der Buchdruckerkunst in Parallele zu stellen
ist. Der Funk greift an vielen Stellen in die bisherige
Domäne des Drahttelegraphen und Dralitfernsprechers ein.
® Vortrag der XXXIV. Jahresversammlung des Verbandes Deut-
scher Elektrotechniker in Aachen.
In enger Verbindung mit dem Funk steht die Bildtelegra-
phie, mit deren Hilfe Bilder und Dokumente aller Art in
Sekundenschnelle in zeircuer Wiedergabe des Originals
übermittelt werden.
Die letzte oder, vorsichtiger ausgedrückt, die nächste
Etappe des stofflosen Weit- und Weltverkehrs wird das
Fernsehen sein, ein Traum aller Zeiten, für dessen Ver-
wirklichung die technischen Mittel bereits zur Verfü-
gung stehen. Ks bedarf nur noch des glücklichen Griffs
eines Erfinders, um aus der Menge der Möglichkeiten
die geeignetste herauszufinden, und der zähen Arbeit der
Techniker, um einen Gegenstand des allgemeinen Ge-
brauchs daraus zu machen. Kein Zweifel, daß das ge-
lingen wird. Doch das Feld ist weit, und es werden wohl
Jahre vergehen, che sich die Wirkungen des Fernsehens
im Weltnachrichtenverkehr fühlbar machen werden.
Schnell-
den Kreis dieser Be-
Aber nicht nur die stofflosen Mittel des
nachrichtenverkehrs gehören in
trachtungen.
Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß ein erdgebun-
dener Kraftwagen als Einzelgefährt mehrere hundert Kilo-
meter Stundengeschwindigkeit erreicht und daß ein Flug-
zeug in wenigen Stunden von Berlin nach Wien gelangt,
so ist der Bereich, in dem noch mit Nutzen vom Telegra-
phen Gebrauch gemacht werden kann, schon wesentlich ein-
geschränkt. Wenn es aber var möglich sein wird, mit
der Rakete bei einer Anfangsgeschwindigkeit von 4000 m/s
mit zwei Zentnern Nutzlast in 1% h den atlantischen Ozean
zu überqueren, so werden die transatlantischen Kabel-
gesellschaften sich nach anderen Aufgaben umsehen müs-
sen. Dann wird es viel einfacher sein, Nachrichten in stoff-
licher Form, also als Schnellbrief, über weite Entfernungen
zu schleudern, als Buchstaben und Bilder in Ätherschwin-
gungen mit oder ohne Draht umzuwandeln und aus solchen
am Empfangsort wieder zu entwickeln.
Die noten Mittel lassen aber auch neue Bedürfnisse
entstehen und beleben den Verkehr als Ganzes in einer
Weise, daß dadurch die unvermeidlichen Verluste mehr
als wettgemacht werden. Nur bedarf es selbstverständ-
lich aufmerksamer Beobachtung, damit die nötigen Um-
stellungen rechtzeitig erfolgen und überalterte Einrich-
tungen aufgegeben werden.
Betrachtungen
Das Ergebnis dieser ist, daß der
Schnellnachrichtenverkehr, je nach dem Stande der
Technik auf den verschiedenen Gebieten, nicht mehr aus-
schließlich an die elektrische Übermittlung gebunden
ist, sondern sich in Zukunft mit großem Erfolg auch
stofflicher Mittel wird bedienen können. Denn: die Ra-
ketengeschwindigkeit von 4000 m/s ist zwar viel geringer
als die 300 000 km/s des elektrischen Funkens in der glei-
chen Zeiteinheit, aber trotzdem ausreichend für viele
Zwecke, wenn man bedenkt, daß mit dem stofflichen Mittel
gleichzeitig große Mengen befördert werden können, die
an der elektrischen Welle nur nacheinander zum Ziel ge-
angen.
Dies alles bezieht sich auf den Schnellverkehr, so-
weit er die Aufgabe hat, eine wie immer geformte 'Ein-
zelnachricht als Telegramm, als Bild, als Fernspruch,
als Schnellbrief so schleunig wie möglich dem bestimm-
ten Kimpfänger zuzuführen.
Ganz anders der Fernsprecher im Gegenseitigkeits-
verkehr.
Sein Wesen berulit darauf, daß er getrennt von ein-
ander wohnende Menschen auf die Reichweite des ge-
sprochenen Wortes zueinander bringt und einen un-
mittelbaren persönlichen Gedankenaustausch ermöglicht.
In dieser Eigenschaft kann er durch keins der anderen
Schnellnachrichtenmittel ersetzt werden, solange die
Laute der menschlichen Sprache das unersetzliche Aus-
drucksmittel unserer Gedanken und Gefühle sind. Dieser
unmittelbaren sinnlichen Wirkung ist es zuzuschreiben,
daß der Fernsprecher allen anderen Formen des Nach-
richtenverkehrs überlegen ist, daß er von den eben er-
örterten Wandlungen unberührt bleibt und daß in ihm,
980
nachdem es der Technik gelungen ist, auch die weitesten
Entfernungen zu überbrücken, unbegrenzte Entwicklungs-
möglichkeiten gegeben sind.
Vor gut 50 Jahren trat der Fernsprecher auf den
Plan. Angestaunt als ein Wunder, konnte er doch an-
fänglich nur langsam Boden gewinnen. Es mutet uns
eirentümlich an, daß es Ende der siebziger Jahre des
vorigen Jahrhunderts Schwierigkeiten machte, in Berlin
die Einrichtung eines Örtsfernsprechnetzes mit noch
nicht hundert 'Feilnehmern zustande zu bringen. Das
wurde bald anders. Die Zahl der Netze wuchs mit zu-
nchmender Schnelligkeit, und die Anschlußdichte in jedem
Netz nahm in immer mehr steigendem Maße zu. Heute
beträgt die Gesamtzahl der Fernsprechstellen auf der
bewohnten Erde schätzungsweise 33 Mill: davon ent-
fallen auf die Vereinigten Staaten von Amerika allein
20 Mill bei 153 Spreechstellen auf 1000 Einwohner. Dem-
gegenüber beträgt die Anzahl der Fernsprechstellen in
Deutschland rd. 3 Mill bei .42 auf 1000 Einwohner.
Europa zusammengefaßt weist rd. 9 Mill Spreehstellen
auf, was einer Zahl von 16 auf 1000 Einwohner entspricht.
Die Vereinigten Staaten verfügen über mehr als 60% der
Fernsprechanschlüsse der ganzen Welt. Der Anteil Euro-
pas beträst 27,5%. Asiens Anteil beläuft sich auf nur
3,2%, derjenige Ozeaniens auf 2,1% und derjenige Afrikas
gar nur auf 0,6 %.
Diese über alle Kulturländer der Erde iu größerer
oder geringerer Dichte verteilten Einzelstellen sind im
Weltfernsprechnetz zu einer stets arbeitsbereiten Ver-
kehrsmaschine verbunden, die jeder Angeschlossene nach
Belieben für sich in Betrieb setzen kann. Dieses Netz
ist zwar ein technisches Gebilde, aber es folget den Ce-
setzen organischen Wachstums. Das heißt: jede neue
Befruchtung an irgendeiner Stelle kommt dem Ganzen
zugute und jede Verkümmerune eines Teiles macht sich
im übrigen Organismus bemerkbar.
Lassen wir die Hauptabschnitte der Entwicklung in
einem kurzen Überblick an uns vorüberziehen. Nachdem
im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts durch die
Pupinsche Erfindung die Herstellung von Fernsprech-
kabeln für den Weitverkehr möglich und wirtschaftlich
geworden war, und nachdem während des Weltkrieges
durch die Einführung der Verstärkerröhre als eines
idealen Fernsprechrelais die Entfernungsschranken ge-
fallen waren, setzte der Fortschritt mit unwidersteh-
licher Kraft ein. Zuerst in der neuen Welt, die von
den unmittelbaren Schreceknissen des Krieges unberührt
blieb und deshalb schneller als wir in Europa den neuen
technischen Erkenntnissen folgen konnte Das Jahr 1915
brachte die Eröffnung der fast 5000 km langen Überland-
linie von New York nach San Franzisko. In rascher
Zeitfolge wurden die Vereinigten Staaten mit cinem
dichten Netz von Fernkabeln und oberirdischen Verstär-
kerleitungen überzogen. Heute ist das ganze weite Ge-
biet der Amerikanischen Union dem JFernsprechverkehr
erschlossen und der Fernsprecher im Orts-, Nah- und
Fernverkehr bei der ganzen Bevölkerung ein Werkzeug
des täglichen Gebrauchs geworden.
Diese Ausbreitung machte aber an den Grenzen der
Vereinigten Staaten nicht halt. Bald wurde auch Ca-
nada in den Verkehr mit einbezogen, ebenso Cuba und
neuerdings auch Mexiko, so daß jetzt ganz Nordamerika
ein geschlossenes Fernsprechnetz mit wunbeschränktenm
Verkehr zwischen allen seinen Teilen bildet, soweit os
sich nicht um ganz abseits vom Verkehr gelegene Gebiete
handelt.
Die Entwicklung in Südamerika vollzieht sich er-
klärlicherweise in einem viel lanzssameren Schrittmaß.
Das Verkehrsbedürfnis beschränkt sich vorläufir in
der Hauptsache auf die Küstenstriehe mit den Hafen-
plätzen. Die Anzahl der Fernsprechanschlüsse auf der
süldamerikanisechen Kontinentshälfte beträgt gegenwärtig
noch nicht ganz eine halbe Million. Sie ist aber mit der
fortschreitenden kulturellen Entwicklung der einzelnen
Länder in stetem Steigen begriffen und wird in erhöhtem
Maße zunehmen, wenn die jünzst anzebahnte Fingrliede-
rung Südamerikas in das Weltnetz erst wirksam gewor-
den sein wird: darauf werde ich im weiteren Verlauf
meiner Ausführungen noch zurückkommen.
Das zweite große zusammenhängende Fernsprech-
massiv der Erde ist das europäische. Noch während des
Weltkrieges setzte auch hier der Fortschritt ein. Die
Heere auf beiden Fronten schufen sich Fernsprechver-
hbindunzen über Entfernungen von Tausenden von Kilo-
metern, um die weit voneinander einzesetzten Truppen
zusammenhalten zu können. Nach dem Weltkriere galt
es, die heruntergewirtschafteten Fernsprechanlagen der
einzelnen Länder wieder aufzubauen oder, richtiger, wie-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
der erstehen zu lassen in denjenigen Formen, die der
neuen technischen Entwicklung angepaßt waren. Mit
dem Blick auf die Vereinigten Staaten bemühte man sich
in Europa so schnell wie möglich das nachzuholen, was
während des Krieges notzedrungen hatte versäumt wer-
den müssen. In England und auf dem europäischen
Festland begann ein planmäßizer Ausbau der Fern-
sprechnetze für den Weitverkehr. In den dicht bevölker-
ten und wirtschaftlich entwickelten Ländern wurden die
unzulänezlichen Freileitungen durch vieladerize und auf-
nahmefähire Fernkabelanlaren mit Verstärkereinrich-
tungen ersetzt und bei allen Planungen und Bauausfüh-
rungen von vornherein auf den Zusammenschluß der
Länder zu einem alleuropäischen Fernsprechnetz Rück-
sicht genommen.
An dieser Stelle dürfen die Verdienste nicht uner-
wähnt bleiben, die der unter der Abkürzung CC] be-
kannte Internationale Ausschuß für den Fernsprechweit-
verkehr, dessen diesjährige Taxunz gerade vor einem
Monat in Berlin stattfand, sich um den europäischen
Fernsprechverkehr erworben hat.
In der neuen Welt war die Lösung der Aufgabe —
auch abgesehen von der Unberührtheit durch den Welt-
krieg — vergleichsweise einfach. Ein weites Gebiet
urter einheitlicher Verwaltung, ein großer Stab von
Technikern, unbegrenzte Geldmittel, hochentwickelte
Versuchsanstalten und Werkstätten — alles Umstände,
die, nachdem einmal die grundlegenden Erfindungen ge-
macht waren, die Ausführung wesentlich erleichterten.
Auch die an die Vereinigten Staaten angrenzenden Län-
der ließen sich bei den bestehenden engen wirtschaft-
lichen und sonstigen Zusammenhängen ohne Schwierig-
keit an das Staatennetz anschließen. Ganz anders in
Europa. Viele einzelne Staaten mit selbständigen Nach-
richtennetzen in einem sehr voneinander abweichenden
Entwicklungesstand. Zwar in einzelnen Ländern eine
hochentwickelte Technik, die den Vergleich mit der
amerikanischen nicht zu scheuen brauchte und auch nicht
gescheut hat. Aber Mangel an Einheitlichkeit auch auf
diesem Gebiet, gegenseitiges Mißtrauen zwischen den
Völkern als Kriegsrückstand und vor allem Mangel an
Geld, um die notwendigen Versuchsanstalten und Fabri-
kationsstätten zu schaffen und die Pläne durchzuführen.
Es ist nicht zu verwunderu, daß damals von amerikani-
scher Seite der Gedanke nauftauchte. den gesamten inter-
nationalen Fernsprechverkehr in Europa in der Hand
einer übernationalen Gesellschaft zusammenzufassen.
Der Plan fand bei den europäischen Fernsprechverwal-
tungen, die ja überwiegend staatlich sind, keinen An-
klang, weil kein Land geneigt war, seine Selbständig-
keit auf diesem Gebiet aufzugeben, und weil die euro-
päischen Fachleute sich nicht vorstellen konnten, wie es
möglich sein sollte, eine Trennung zwischen dem inner-
staatlichen und dem zwischenstaatlichen Fernsprechver-
kehr eines Landes herbeizuführen. Das von den Befür-
wortern der überstaatlichen Vereinigung oft angeführte
Beispiel der internationalen Schlafwarengesellschaft er-
schien ihnen nicht überzeugend. Anderseits war es aber
auch unmöglich, jedes Land für sich vorgehen und es
darauf ankommen zu lassen, wie nachher die einzelnen
Teile der großen Verkehrsmaschine aufeinander cinge-
spielt werden Konnten.
Diese Schwierirkeiten sind durch das CCI in vor-
hildlicher Weise beseitigt worden. Sein Erfolg ist als
ein Ruhmesblatt der zesamten Elektrotechnik zu Fezeich-
nen. Mögen die Politiker mit Recht oder Unrecht eifer-
süchtig darüber wachen, daß sie für ihr Land mörlichst
viel Vorteile herausschlagen: im technischen Wettbe-
werb entscheidet nieht der Anspruch, sondern die Lei-
stung. Sachliche Zusammenarbeit ist die Grundlage des
Erfolges für das CCI. Ich glaube auch im Auslande
nicht mißverstanden zu werden, wenn ich hier aus-
spreche, daß wir Deutsche in diesem Wettbewerb nicht
schlecht abgeschnitten haben. Unsere zentrale Lage in
Europa zwingt uns auf diesem Gebiet zu besonderen An-
streneuneen. Ihnen gerecht zu werden, ist weniger ein
Verdienst als eine Pflicht gegenüber der Allgemeinheit.
Dem CCI ist es gelungen, einheitliche Regeln für
den Bau und den Betrieb des europäischen Fernsprech-
netzes zu schaffen und mit der fortschreitenden Entwick-
lung auf dem laufenden zu halten. Dank dieser seiner
Tätigkeit verfügt Europa heute über ein zusımmenhän-
sendes und in allen seinen Teilen auf einander einge-
spieltes Fernsprechnetz, das sich vom Nordkap bis zur
afrikanischen Küste und von Irland bis zum Balkan er-
streckt. Bald wird auch die Union der Sowiet-Republiken
in den Verkehr einbezogen und damit der Weg nach
Asien über Sibirien eröffnet werden. Man kann damit
ıiechnen, daß die im Bau begriffenen sibirischen Linien
4, Juli 1929
innerhalb des nächsten Jahrfünftes bis zu den Küsten
des Stillen Ozeans vorstoßen werden. Eine zweite Ver-
bindung von Europa nach Asien ist ebenfalls in Vor-
hereitung. Sie nimmt den Weg über den Balkan und
Bosporus nach der asiatischen Türkei und den anschlie-
ßenden Ländern bis nach Vorderindien. So wird allmäh-
lieh das asiatische Festland dem europäischen Fern-
sprechmassiv angegliedert werden. Dasselbe gilt von
der nordafrikanischen Küste, die von den gegenüber-
liegenden europäischen Ländern aus mit vergleichsweise
kurzen Seekabeln erreichbar ist.
Außer den beiden Hauptfernsprechmassiven Nord-
amerika und Europa nebst Sibirien, Vorderasien und
Nordafrika kommen, abgesehen von den bereits erwähnten
säidamerikanischen Küstenzonen, für den Zusammenschluß
zum Weltnetz als Gebiete mit schon entwickelten Fern-
sprechwesen noch Japan, Südafrika und Ozeanien in Be-
tracht.
Die Anzahl der Fernsprechansehlisse in Japan be-
trägt etwa 700 000; fast ein Viertel davon entfällt auf die
Hauptstadt Tokyo. Japan hat schon Fernkabellinien von
heaehtlicher Ausdehnung und ist eifrig bemüht, auch auf
diesem Gebiet sich alle technischen Fortschritte zu eigen
zu machen.
Die südafrikanische Union weist etwa 100 000 Fern-
»prechanschlüsse auf. Auch hier ist ein stetizges Wachs-
tum zu verzeichnen. Sehr gut bestellt ist es um die Ent-
wicklung des Fernsprechwesens auf dem australischen
Festland und auf Neuseeland. Das Festland zählt etwa
Su Sprechstellen. Davon entfallen auf Melbourne fast.
wo und auf Sydney 100 000. Auch Neuseeland braucht
den Vergleich mit anderen (Gebieten nicht zu scheuen:
kommt doch dort auf je 10 Einwohner ein Fernsprech-
anschluß — bei uns in Deutschland erst auf etwa 20 bis 23.
Die Gesamtzahl der Anschlüsse Neuseelands beläuft sich
auf 150 000.
Damit habe ich Ihnen die wichtigsten Teile genannt,
ms denen das Weltfernsprechnetz sich aufzubauen hat.
Wie kommt nun dieser Aufbau zustande? Fragen wir uns
zunächst einmal. ob technisch der Zusammenschluß aller
länder zu einem das ganze Erdenrund umfassenden Fern-
sprechnetz möglich ist, d.h. ob ieder Punkt des Erden-
runds mit jedem anderen verbunden werden kann. Diese
Fraxe ist zu bejahen, vorausgesetzt, daß überall die rich-
tigen Mittel, seien es Land- oder Seckabel, Freileitungen
oder Funkverbindungen, angewendet werden. Ich brauche
nur darauf hinzuweisen, daß schon Sprechverbindungen
uber 22000 km mit Erfolg durchgeführt worden sind. Ein
-lehes Gespräch verband Stockholm mit New York. wobei
lie Verbindung, um die Länge zu vergrößern, in verschie-
de nen Schleifen hin und her über den amerikanischen Kon-
‘nent geführt war. Im ganzen waren dabei 11000 km
kabel, 6000 km Freileitunz und 5000 km Funkstrecke zu-
sımmengeschaltet. Die Verständigung war so gut, daß
sich die Sprechenden au der Stimme erkennen konnten.
„Bei einem zweiten Gespräch, das sieh sogar über
sieh km erstreckte, war eine Verbindung zwisehen
Fienos Aires und Bandoeng auf Java auf dem Wege über
Ewropa hergestellt. Die Funkspreehverbindungen Buenos-
Aires—Berlin und Bandoeng—Haag waren durch eine
Fernkabelleitunz Haag—Berlin aneinandergekettet. Auch
tej diesem Gespräch wurde auf den ersten Anhieb eine
"iriedieende Verständigung erzielt.
In der halbe Erdumfang am größten Kreise, d.h. am
mator gemessen. 20 000 km beträgt, ist so der Nachweis
»thracht. daß ein Sprechverkehr auf iede Entfernung, die
wf unserem Planeten vorkommt, möglich ist.
Für die beiden Hauptfernsprechmassive Nordamerika
ind Europa nebst den beiderseits anzerliederten Gebieten
e der Zusammenschluß durch die Funkspreehverbindung
pdon— New York bereits vollzogen. Diese besteht seit
luar 1927. Die Entfernung beträgt rd. 5000 ku, Die
sanspruchnahme dieser Verbindung ist allerdings wider
Listen gering. Sie betrug im ersten Betriebsiahr tig-
Hi durchschnittlich nur 6,5 Gespräche; im zweiten Be-
'schsjahr ist sie auf 28 gestiegen. Diese mäßire Belastung
mg zum Teil auf die hohen Gebühren zurückzuführen
"Oh. Auch das durch den Zeitunterschied herbeizeführte
“sammendrängen des Verkehrs auf wenige Stunden hemmt
= Entwicklung. Fa sprechen aber auch noch andere Gründe
II Für einen lebhaften Verkehr würde die eine Verbindung
hi weitem nicht ansreichen. Nun ist es eine alte Erfah-
"nz. daß bei einem wenig aufnahmefähizren Verkehrs-
tel die Benutzung in den Anfängen steekenbleiht be-
“ders wenn noch mancherlei Unzulängliehkeiten dieses
"artieen Funkverkehrs. wie die Gefahr des Mithörens
durch Unbefugte und atmosphärische Störungen, nament-
ch im Sommer, in den Kauf genommen werden müssen.
Trotz dieses anfänglichen Stockens darf man die Entwick-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 27
961
lung mit günstigen Augen ansehen. Schon steht ein zweiter.
Funkweg als Reserve zur Verfügung, zwei weitere sollen
bald hinzukominen, so daß dann vier Gespräche gleich-
zeitig möglich scin werden. Aber damit nicht genug. In
neuester Zeit beschäftigt man sich ernsthaft mit dem Plan
eines transatlantischen Fernsprechkabels. Ich erwähne die
grundlegenden Untersuchungen von Prof. K.W. Warner
in Berlin in Verbindung mit der Firma Felten & Guil-
leaume in Köln, die dargetan haben, daß ein solehes Trans-
ozeankabel technisch und wirtschaftlich möglich ist. Auch
wissen wir, dab zwischen der großen Fernsprechgesell-
schaft in den Vereinigten Staaten und dem englischen Ge-
neral Post Office bereits Verhandlungen über die Aus-
führung einer Kabelverbindung London—New York ein-
geleitet sind. Wir können überzeugt sein, daß die Ver-
wirkliehung nicht lange auf sich warten lassen wird.
Diese Kabelverbindung wird dem Sprechverkehr zwischen
Europa und Amerika neue Entwicklungsmöglichkeiten
bieten und zusammen mit den transatlantischen Funk-
sprechwegen das Rückgrat des Weltfernsprechverkehrs
bilden, da durch sie fast 90 % aller Sprechstellen der Erde
zu einem einheitlichen Netz zusammengeschlossen werden.
Die zweite bereits bestehende Stammlinie des Welt-
fernsprechverkehrs sind die Funkverbindungen zwischen
Europa und Südamerika. Der erste Weg von Nauen. d.h.
von Berlin nach Buenos Aires ist nach einem längeren Ver-
suchsverkehr im Dezember 1928 für die Allgemeinheit
eröffnet worden. Ein anderer Funkweg führt von Brüssel
und ein weiterer von Paris nach Buenos Aires. Auch
für die Verbindung zwischen Europa und Südamerika
ist schon der Plan eines Fernsprechkabels, und zwar von
Cadiz über die Capverdischen Inseln nach Rio de Janeiro
erörtert worden. Die technischen Verhältnisse für eine
Kabelanlage von Europa nach Südamerika sind ebenso
günstig wie für eine solche nach den Vereinigten Staaten.
Auch in wirtschaftlicher Hinsicht bestehen keine unüber-
windlichen Schwierigkeiten. wenn man bedenkt, daß ein
transatlantisches Fernsprechkabel nach den Ausführungen
von Prof. Wagner außer dem Sprechstromkreis gleich-
zeitig 10 Telegraphierwege zur Verfügung stellen würde,
von denen jeder einzelne so viel leistet wie eines der
älteren Telegraphenkabel.
Die dritte unlängst eröffnete Stammlinie des Welt-
fernsprechverkehrs ist die Funkverbindung zwischen Hol-
land und der Insel Java. Sie besteht seit Januar dieses
Jahres und erfreut sich einer ziemlich regen Benutzung.
Die günstigen Erfolge mit den vorgenannten Funk-
verbindungen haben eine große Anzahl weiterer Pläne
gezeitigt, die teilweise schon verwirklicht sind oder bald
werden verwirklicht werden. So ist England im Begriff,
sich Funksprechverbindungen nach den Hauptgebieten
seines Kolonialreiches zu schaffen — abgesehen von Ka-
nada, mit dem es ja schon in Sprechverkehr steht, also
nach Britisch-Indien, nach der Südafrikanischen Union
und nach Australien. Diese Linien stehen unmittelbar
vor der Eröffnung. Frankreich hat einen efnstweilen ein-
seitigen Funksprechverkehr nach Indochina, und zwar von
Paris nach Saigon. eingerichtet. Sobald die Sendestation
in Saizon betriebsfertig sein wird, kann der Gegenseitig-
keitsverkehr stattfinden.
Von Deutschland aus sind erfolgreiche Sprechver-
suche mit Siam und mit Australien durehgeführt worden,
denen hoffentlich ein regelmäßiger Verkehr bald folgen
wird. Sprechversuche zwischen Deutschland und Süd-
afrika sowie zwischen Deutschland und Japan sind eben-
falls eingeleitet. Von den Vereinigten Staaten sind Funk-
sprechverbindungen nach Argentinien sowie nach Japan
und Australien geplant. Der Zeitpunkt der Eröffnung
aller dieser Funklinien hängt lediglich von der Bereit-
stellung der Sender und von der Abschließung der Be-
triebs- und Tarifvereinbarungen zwischen den beteilig-
ten Ländern ab.
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß mit dem Beginn
des neuen Jahrzehntes ein reich gerliedertes Funknetz
die Lücken im Weltnetz geschlossen haben wird, die mit
den Mitteln des Drahtverkehrs auf Freileitungen oder
Kabeln nicht oder noch nicht zu überbrücken waren.
Damit ist der Zusammensehluß aller Kontinente zu
einem Weltfernspreehnetz verwirklicht (Abb. 1). Gewiß
werden noch manche Schwierigkeiten, hauptsächlich finan-
zieller und orzanisatorischer Art, zu überwinden sein, ehe
der Weltfernsprechverkehr mit der selbstverständlichen Re-
gelmäßiekeit und Sicherheit vor sich gehen wird, wie wir
esam Überlandfernsprechverkehr in Europa und Amerika
gewohnt sind. Meine Zeit ist zu knapp, um auf die Ein-
zelprobleme, die mit dem jetzt beginnenden Weltfern-
sprechverkehr zusammenhängen, näher einzugehen. Es
sei nur an die Aufgabe erinnert, die vielfach verzettelten
962
Planungen zu einer
rationellen Aus-
nutzung zu vereini-
gen. Es sei hinge-
wiesen auf die durch
die Zeitunterschiede
in ostwestlicher Rich-
tung hervorgerufe-
nen Schwierigkeiten.
Es sei die in ihrer
Bedeutung für den
Weltfernsprechver-
kehr allerdings meist
überschätzte Sprach-
verschiedenheit er-
wähnt. Alle diese
Hindernisse werden
überwunden werden.
Damit schließe
ich meinen gedräng-
ten Überblick über
die Entwicklung des
Weltfernsprechver-
kehrs. Die volle Be-
deutung dieses Ver-
kehrswerkes wird
uns, weil es so schnell
geschaffen worden
ist und seine Mög-
lichkeiten infolge-
dessen noch nicht
ausgeschöpft werden,
erst nach und nach
zum Bewußtsein kom-
men.
Aber nicht die
technische Leistung
ist das wesentliche
an diesen Errungen-
schaften, sondern ihr
Wert für Wirtschaft
und Kultur der Völ-
ker des Erdkreises.
Der Weltkrieg mit
seinen Folgen hat
sie alle, Sieger und
Besiegte, auf das
schwerste erschüt-
tert. Das im Golde
schwimmende Nord-
amerika, das das
Midasschicksal er-
lebt, ist davon nicht
ausgenommen. Sie
haben im guten und
bösen einander viel
besser kennen ge-
lernt, als es im Frie-
den je möglich ge-
wesen wäre Der
Weltkrieg hat ihnen
die Überzeugung bei-
gebracht, daß sie,
mögen sie wollen
oder nicht, auf Ge-
deih und Verderb
miteinander verbun-
den sind, und daß es
unser aller Aufgabe
ist, die richtige Form
für eine Gemein-
schaftsarbeit zu fin-
den, bei der es je-
dem Volk möglich
ist, sein Eizenleben
zu wahren und doch
als ein tätiges Glied
dem Ganzen zu
nützen
Viele Kräfte auf
allen ' Gebieten des
politischen, wirtschaft-
lichen und geistigen
Lebens bemühen sich
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 4. Juli 1929
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Hauptverbindungen des Weltfernsprechnetzes.
Ab". 1.
in dieser Richtung. Außer den durch die wirtschaftliche richtungen ist ebenfalls nur ein Ausdruck dieses Ziel-
Verknüpfung gebotenen geschäftlichen Zusammenschlüs- willens. Die geplante Weltbank bezweckt Ähnliches auf
sen bilden sich Gesellschaften,
aller Art, die die Gemeinschaft
schrieben haben. Der Völkerb
Vereinigungen und Bünde finanziellem Gebiet. À , R i
sarbeit auf ihre Fahne ge- Für die erfolgreiche Arbeit aller dieser Verbände in
und mit allen seinen Ein- ihrer Vielgestaltigkeit und Buntheit ist aber das Vor-
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4. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
963
handensein eines zum mündlichen Gedankenaustausch ge-
eieneten Weltverkehrsnetzes eine unerläßliche Voraus-
setzung fruchtbrinzender Arbeit. Gewiß ist die persön-
liehe Fühlungenahme in größerem und kleinerem Kreise
unentbehrlich. Aber diese erfordert soviel Mühe und
Zeit, daß sie sich für den einzelnen nicht häufen darf,
wenn er seinem eigentlichen Wirkuneskreise, aus dem er
für die Gemeinschaftsarbeit Kraft schöpfen muß und dem
er mit ihr zu nützen hat, nicht entfremdet werden soll.
Gerade die führenden Köpfe auf allen Gebieten politi-
schen, wirtschaftlichen und geistigen Lebens empfinden
dies am allermeisten. Briefe und Telegramme sind nur
ein unzulängliches Mittel des Gedankenaustausches, weil
sie oft unter einem Zwang stehen oder zu Mißverständ-
nissen führen, die nur durch das gesprochene Wort in
Rede und Gegenrede vermieden werden.
Aber nicht nur diesen Einzelgedankenaustausch er-
mörlicht ein gut durchgebildetes Weltfernsprechnetz.
Schon haben sich neue Formen der Benutzung angebahnt,
bei denen eine Vielheit von Menschen an entfernten Orten
miteinander in Verkehr tritt. Derartige Ferntagzungen
haben schon wiederholt stattgefunden. lch erinnere an
die Veranstaltungen des Elektrotechnischen Vereins im
Jahre 1926 zwischen Berlin und Frankfurt a. O. sowie
im Januar 1929 zwischen Berlin und Breslau. Auch über
den Ozean hinweg ist bereits mit Erfolg eine Ferntagung
durchgeführt worden. So schlossen sich im Februar 1928
die Institution of Electrical Engineers in London und das
American Institute of Electrical Engineers in New York
mit Hilfe der Funksprechverbindung London—New York
zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen. Ganz ähnlich
war die Vorführung bei der Jubelfeier der Telefunken-
gesellschaft am 31. V. 1928 in den Krollschen Festsälen in
Berlin. Jeder der 300 Teilnehmer hatte einen Fernhörer
zur Hand, mit dem er die zwischen dem Festsaal und der
gleichzeitig in Buenos Aires stattfindenden Versammlung
eewechselten Reden mit anhören konnte. Auch in Austra-
lien hat in jüngster Zeit eine Ferntagung stattgefunden,
inlem zwei Versammlungen von Elektroingenieuren, die
gleichzeitig in Sydney und Melbourne abgehalten wur-
den, durch eine Fernsprechverbindung mittels Träger-
strömen in dauernder Verbindung standen.
Eins der bemerkenswertesten Beispiele dieser neuen
Verkehrsform war wohl die Aufsichtsratsitzung der
Deutschen Fernkabelgesellschaft im Dezember 1928. Die
Mitglieder des Aufsichtsrates hatten sich in Bureauräu-
men in Berlin, Köln und München versammelt und erle-
dieten eine umfangreiche Tagesordnung ohne jede Schwie-
rirckeit genau in den gleichen Formen, wie wenn sie wie
sonst in einem einzigen Raum vereinigt gewesen wären.
Unsere heutige Veranstaltung sollte ursprünglich
D D D rf EP D ~ $
auch auf die befreundeten Vereine in Zürich und Stock-
holm ausgedehnt werden. Leider hat sich dies nicht ver-
wirklichen lassen, weil die Kollegen in diesen Ländern
durch die Ferienzeit und durch eigene unverschiebbare
Feiern verhindert waren. Aber auch in der Beschränkung
auf die vier Versammlungsorte Aachen, llaag, Wien und
Budapest ist sie das erste Beispiel eines Zusainmmenwir-
kens auf breiter internationaler Grundlage in der neuen
Verkehrsform, noch erweitert durch die Finbeziehung
einer großen Wundfunkhörerschar, die uns ihr Interesse
entgegenbringt. l
Derartige Ferntagungen zwischen wenigen Personen
und zwischen mehr oder weniger umfangreichen Ver-
sammlungen werden bald alltäglich werden. Ich muß es
Ihrer Phantasie überlassen, sich auszumalen, welehe För-
derung unseres wirtschaftlichen und welche Bereicherung
unseres geistigen Lebens auf solche Weise herbeigeführt
werden kann.
Für alle Völker, besonders für uns Deutsche, hat aber
der Weltfernsprechverkehr noch eine besondere Bedeu-
tung, auf die ich zum Schluß meiner Ausführungen noch
kurz einzchen möchte. Kein Kulturvolk der Erde ist
noch so seßhaft, dal) es in seinen Sitzen und Grenzen
bleibt. Jedes Volk ist darauf angewiesen, immer wieder
wertvolle Kräfte vom heimatlichen Volkskern sich ab-
spalten und in die Ferne ziehen zu lassen. Sie dem eige-
uen Volkstum zu erhalten und nicht im fremden Gast-
volk aufgehen zu lassen, ist Pflicht des Stammvolkes.
Das ganze FEirdenrund ist übersät mit abgzesprengten Fa-
milien- und Volksteilen. Was es da bedeutet, wenn ein
Sprechverkehr mözlich ist, bei dem die vertraute Stimme
vom Mund zum Ohr geht und die lleimzebliebenen im
unmittelbaren (tedankenaustausch an des Auszewanderten
Sorgen und Nöten, aber auch an seinen Freuden und Er-
folgen teilnehmen können, bedarf keiner näheren Aus-
führung. Jedem, dem einmal über den weiten Ozean hin-
weg die vertraute Stimme ins Ohr geklungen ist, wird
es ein unvergrellliches Erlebnis sein und er wird dem
technischen Fortsehritt danken, der ihm solches geschenkt
hat. Diesen (Giefühlswerten sind die wirtschaftlichen
Werte eines über die ganze Welt möglichen Sprechver-
kehrs der Volksgenossen an die Seite zu stellen. Zu-
sammen bewirken sie, daß die in ihrer Eigenart beruhen-
den Kräfte aller Völker erhalten bleiben und ihre Lei-
stungen zum Wohl der ganzen Menschheit gesteigert
werden.
Über die Bedeutung des Weltfernsprechverkehrs ließe
sich noch vieles sagen. Ich habe mich, um Ihre Aufmerk-
samkeit nicht über Gebühr in Anspruch zu nehmen, auf
wenige Beispiele beschränken müssen. Aber Sie werden
daraus entnommen haben, daR es sich um ein Werk von
höchster nicht nur wirtschaftlicher sondern auch ideeller
Bedeutung handelt, an dem mitzuarbeiten den Elektro-
technikern aller Länder zur Freude und Ehre gereicht.
Der Zusammenschluß großer Netze im Lichte der Elektrizitätswirtschaft*.
Von Generaldirektor Dr.-Ing. ©. h. Robert Frank, Berlin.
Übersicht. Die geschichtliche Entwicklung der Hoch-
voltnetze Deutschlands wird dargestellt, und es werden die
Gründe und Bedingungen für die Fortsetzung dieser Ent-
wieklung bis zum endgültigen Zusammenschluß dieser Netze
für ganz Deutschland erörtert.
Meine Herren, wir stehen heute vor der Tatsache, daß
in ganz kurzer Zeit die Versorgungzerebiete der großen
FElektrizitätswerke Deutschlands durch Hochspannungs-
leitunzen zu einem gemeinsamen Netz zusammenge-
schlossen sein werden, zunächst zwar nur, um sich gegen-
eeitisz aushelfen und ausgleichen zu können, bis auch die
letzten technischen Schwierigkeiten, die vorerst noch einem
vollkommenen Gemeinschaftsbetrieb entgegenstehen, be-
hoben sein werden. Es ist daher anzebra-ht, einen kurzen
reschichtlichen Rückblick auf die Entstehung dieser Netze
zu werfen. Meinen Betrachtungen habe ich den Zustand
in den Jahren 1910, 1920 und 1929 zurrunde gelegt und
will Ihnen denselben an Hand einiger Bilder vor Augen
führen. Von den in Frage kommenden Spannungen kann
ich mich auf die Spannungen von 40, 60, 100 und 220 bzw.
3820 kW beschränken, da diese für unsere Betrachtungen
nur in Frage kommen.
WW enn man die Statistik der Elcektrizitätswerke in
Deutschland für 1910 durcehblättert, so findet man als da-
mals vorhandene größte Spannungen folgende:
® Vortrag der XXXIV. Jahresversammlung des Verbandes Deut-
scher Elektrotechniker in Aachen.
Zahlentafell.
| Spannung
Werk kV
1. Allgäuer El.-Ges. m. b. H., Lindenberg i. Schwaben- |
Neuburg RE DE SE a RE EEE ER as aae 25
2. Kraftübertragungswerke, Rheinfelden . . a 2 2 2 2 2. 25
3. Siemens Elektrische Betriebs A.-G., Lübeck ... 2... 30
A. Niederschles,. E.- u. Kleinbahn A.-G., Waldenburg/Schles. 30
5. Sächs. Elektr.-Lieferungsgesellschaft, Obererzgebirge . . 30
6. Ruhrtalsperrengesellschaft, Aachen . 2 2 2 2 2 2 20. 34
7. Bayerische Überlandzentrale A.-G., Haldhof i. Oberpfalz 35
8. Überlandzentrale A.-G., Belgard Bee a Se arg 43*
9. Georg v. Giesches Erben, Januw 50**
* In Ausführung begriffen.
Sg Nur für eigenen Betrieb.
Mit der Eröffnunz der Leitunz von Lauchhammer
nach Riesa am 24.1.1912, der ersten 100 kV-Leitung in
Deutschland, setzte der Bau von Hlochspannungsleitunzen
in verstärktem Maß ein. Im Anschluß an diese Leitung
kam die erste 60 kV-Leitung, nämlich die für den Zweck-
verband Gröba, in Betrieb. Es folgten die Pfalzwerke,
die im Jahre 1913/14 eine 100 kV-Leitunz bauten, die
Klektrowerke, das Badenwerk, die Sächsischen Werke, und
gleichzeitig setzte auch der Bau von 40... 60 kV-Leitungzen
der Überlandzentrale Pommern, des Märkischen E.W., der
Preußischen Kraftwerke und des RWE ein, so daß man
bereits im Jahre 1920 über eine stattliche Anzahl von Kilo-
964
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 27
4. Juli 1929
metern betricebsfertiger Hochspannungsleitungen verfügte
(Abb.1).
Die im Jahre 1920 vorhandenen bzw.
führt.
Zahlentafel Op Zusammenstellung der 100 kV-
Fernleitungen in Deutschland im Jahre 1920.
im Bau beegrif-
fenen 100 kV-Fernleitungen sind in Zahlentafel 2 aufge-
Der Bau der Hochspannungsnetze hat sich also haupt-
sächlich in den letzten zehn Jahren abgespielt, und wir
staunen heute rückblickend über die ungeheure Schnellig-
keit der Entwicklung.
In Zahlentafel 3 habe ich nun die Längen der Lei-
tungen für die verschiedenen. Spannungen der hauptsäch-
lichsten deutschen Elektrizitätswerke zusammengestellt.
Das Ergebnis ist folgendes:
Streckenlänge Zahlentafel 3. Längen der Hochspannungsleitungen
Eigentümer bzw. in km in Kilometer.
Hauptbetelligte Bezeichnung der Strecke im im
Betrieb Ausbau Jahr 1910 1920 1929
i wurf
ich. . Bitterfeld—Golpa— Berlin . 145 oa 40...60 kV 88 3071 | 8 180
a Fe — 1.203 100 kV N einfache Länge in km — 1 020 6 350
Bitterfeld— Leipzig ER = 60 200 kV == E 1512
Golpa-Magdeburg KS 86 Auf diese Leitungen arbeiten Ma-
Obertürkhelm—Niederstot- E schinenleistungen von kW 104 000 936 000 4 050 000
zingen Sé —
Săchs. 2 = ; ,
EE Großenhain —Dresden— l au. T oh Was die Zahlen der Jahre 1910 und 1920 anbelangt, so
Harlasgrün—Slberstrade . — ; 2 muß ich Ihnen leider sagen, daß es mir nicht möglich war,
ee See SE e E E ee ene 235 diese Zalılen vollständig zusammenzubekommen.
x k SAN d 8 Wenn wir die Zahlentafel 3 betrachten und uns
RWE...’ Goldenbergwerk-Osterrath . 86 | ; ee
mit Anschlußleltungen 30 Se gleichzeitig die Lage der Hlauptkraftzentren vergegen-
Grevenbroich—Reisholz . . 20 = wärtigen, so schen wir, daß eich der von Klingen-
> S G.. _ K Et R | ES £ z Ki ` RR PN
EE wee aa berg besonders in den Vordergrund getragene Gedanke,
Pfalzwerke A.-G. Mannheim—Homberg . __100 — nämlich die Kraftwerke dort zu errichten, wo die Roh-
Gesamtlänge: Strecke . 548 ı 1605 stoffe vorhanden sind, überraschend schnell durchgesetzt
Einfachstrecke . . 879 | 3115 hat. Wir sehen die kleinen Wasserkräfte Nord- und Mittel-
* Tröger, ETZ 1920, S. 905 u. 927. deutschlands und die Riesenwasserkräfte Süddeutschlands
- » àf3 Kopenhagen W |
D A NEWARK SCHWEDEN e N \L/ITAUEN
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P ~, äi e. — 110 kV
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REICH H SF f:
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A o Zur Ca GG Budapest
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Abb. 1. 30..110 kV-Leitungen im Jahre 1920.
In dem letzten Jahrzehnt nahm der Ausbau der Netze
noch größeren Umfang an, heute ist fast ganz Deutsch-
land mit einem Netz von Hochspannungsleitungen über-
zogen. Es ist mir nicht mehr möglich, Ihnen in einem
Bilde die Netze für 40..60kV und gleichzeitig die für
die höheren Spannungen zu zeigen. Ich habe deshalb in
Abb. 2 das Netz für die Spannungen von 40...60 kV, in
Abb.3 dasjenige für die höheren Spannungen dargestellt.
An den Berülirungstellen sind die Netze meist zusammen-
geschlossen, zum Teil erfolgt sogar eine dauernde Parallel-
arbeit.
gemeinsam in große Netze arbeiten. Wir sehen, wie in den
Steinkohlengebicten große Werke entstanden sind, die viel-
fach von den Riesenwerken auf der Braunkohle noch über-
troffen werden. Mit Hilfe des schon jetzt vorhandenen
Hochspannungsnetzes sind wir heute bereits in der Lage,
Ginen großen Teil der Abfallprodukte des Steinkohllen- und
Braunkohlenbergbaues sowie der Hüttenindustrie unter-
zubringen, eine Tatsache, die noch einmal recht große Be-
deutung erlangen wird.
Ich will mich nun den Zukunftsaufgaben zuwenden,
die die Elektrizitätswirtschaft uns stellt und die die Ent-
1
ri
4. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 27
985
wieklung der Leitungsnetze bestimmen werden. Die Strom-
erzeuzunz Deutschlands durch die öffentlichen Elektrizi-
tätswerke betrug in den Jahren:
1910 1920 1927 u
etwa 15 61 12,4 Mrd kWh
und wird für das Jahr 1928 mit ciwa 14,5 Mrd geschätzt.
Die Erzeugung in den gewerblichen Elektrizitätsanlagen
ist nach den Angaben des Statistischen Reichsamts etwa
ebenso hoch, so daß wir im Jahre 1928 mit einer Elektri-
zitätserzeugung von etwa 30 Mrd kWh rechnen: können.
Interessant ist die Tatsache, daß von der diesjährigen
Stromerzeugung von 30 Mrd kWh auf die öffentlichen und
vewerblichen Braunkohlen-Elektrizitätswerke! etwa ein
Drittel oder 25...30 Mill t Braunkohle gleich 15...20 %
der deutschen Braunkohlenförderung entfallen. Die sechs
erößten deutschen Braunkohlen-Elektrizilätskonzerne er-
zeugen etwa 6 Mrd kWh bei einem Verbrauch von 18 ... 20
Ich bin zwar nicht der Ansicht, daß unsere Braun-
kohlenvorräte in etwa 50 Jahren, wie dies vielfach ange-
nommen wird, erschöpft sein werden und wir deshalb ge-
nötigt sein sollten, uns nach anderen Energiequellen außer-
halb Deutschlands umzuschen, denn erstens steht uns dann
noch die Steinkohle zur Verfügung und zweitens wird der
technische Fortschritt den Verbrauch für die Kilowatt-
stunde noch ganz erheblich herabmindern. Wir können
noch sehr gut auf die Zeit zurückblicken, wo wir die zwei-
und dreifache Kohlenmenge zur Erzeugung von 1 kWh
nötig hatten. Wenn wir trotzdem im Begriffe sind, über
unsere Landesgrenzen hinauszugreifen und uns die Alpen-
wasserkräfte der Schweiz und Österreichs nutzbar zu
machen, so ist dies nur dann richtig, wenn die Bedingun-
gen des Strombezuges auch auf lange Sicht so sind, daß
den Aussichten, die der technische Fortschritt in bezug
auf die Verbilligung der Erzeugung auf heimatlicher Roh-
stoffbasis bietet, Rechnung getragen ist. Jedenfalls soll-
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Abb. 2. 40..60kV-Leitungen im Jahre 1929.
Mill t Rohkohle. Die Maschinenanlagen dieser Gesell-
schaften haben eine Leistung von rd. 2 Mill kW.
Die jährliche Zunahme an erzeugten kWh betrug in
den letzten beiden Jahren bis zu 30 % der Erzeugung des
Voriahres. Ob diese Zunahme anhalten wird, hängt von
der Wirtschaftslage Deutschlands ab, voraussichtlich wird
sie sich aber in dem Maße verringern, in welchem der
Konsum mehr und mehr saturiert wird.
Die Eigenerzeugung von elektrischem Sirom hat, wie
oben kurz angedeutet wurde, ungefähr den gleichen Um-
fang wie diejenige der öffentlichen Werke. Es ist anzu-
nehmen, daß die kigenerzeuger immer mehr dazu über-
gehen werden, ihren Strom aus dem Netz der öffentlichen
Elektrizitätswerke zu beziehen, so daß wir auch hier mit
einer beträchtlichen Steigerung für die Zukunft rechnen
können. Vor allem ist zu erwarten, daß die chemischen
Industrien in der nächsten Zeit mit größerer Nachfrage
nach Strom hervortreten werden. Sollte auch die Reichs-
hahn mehr und mehr zum elektrischen Betrieb übergehen,
so wären hierfür etwa 3..4 Mrd kWh erforderlich. Wir
werden uns also auf erhebliche Steigerungen des Strom-
bedarfes einstellen müssen.
ı A. Peucker, Braunk. 1929, H. 26.
ten wir bei der weiteren Planung unserer Leitungsnetze
auf die Aufnahme dieser großen Wasserkräfte Rücksicht
nehmen.
Sollen Kardinalfehler im Aufbau der deutschen Lei-
tungsnetze vermieden werden, so ist es schon heute not-
wendig, die IHauptleitungen eo anzulegen, daß sie später
all diesen Forderungen gewachsen sind. Ich halte cs für
unerläßlich, daß sich die verantwortlichen Leiter der
»roßen Elektrizitätskonzerne zusammensetzen, um über
die weiteren Ausbauten, sowohl was die Erzeugung anbe-
langt als auch was die Großverteilung betrifft, gemein-
schaftlich zu beraten. Insbesondere bedürfen die Trassie-
rungen unserer Hauptleitungen, die eine Art Schnellzugs-
linien in dem elektrischen Beförderungsystem darstellen,
einer gemeinschaftlichen Bearbeitung, damit auch wirk-
lich allen Anforderungen Rechnung getragen werden
kann. In der Aktiengesellschaft für deutsche Elektrizi-
tätswirtschaft, auf die. ich noch zurückkommen werde, hat
sich das geeignete Organ hierfür bereits gebildet.
Wenn wir uns nun den Verteilungsnetzen zuwenden,
die von den Höchstspannungsnetzen überdeckt werden, So
erscheint mir, abgesehen von einigen rein ländlichen Be-
zirken, wo die Freileitungen für 15...20 kV in absehbarer
Zeit die günstigste Spannung für die Mittelspannungsnetze
986
bleiben werden, die Mittelspannung von 30 kV gerecht-
fertigt. Der weitere Ausbau der 40..60 kV-Netze ist
meiner Meinung nach nicht mehr zweckmäßig und bringt
erhebliche Betriebschwierigkeiten bei der Spannungs-
regelung. Es ist nicht angängig, wie vielfach früher vor-
geschlagen wurde, die Spannungen in beliebiger Zahl
senkrecht übereinander zu lagern, da sich die Spannungs-
verluste in den Leitungen und in den Transformatoren
summieren und schon bei 3..4 übereinanderliezenden
Spannungen eine Spannungsregelunz fast unmöglich
machen. Wirtschaftlich ist die Spannung von 100 kV den
genannten Spannungen weit überlegen.
Die zu übertragenden Leistungen sind für die ver-.
schiedenen Spannungen und Querschnitte bezogen auf
cospg=1 in Zahlentafel 4 zusammengestellt. Für die
Spannungen von 60... 100 kV ist eine Doppelleitunge von
2 X3 X 120 mm?, für 220 kV eine solehe von 2X 3X 210
und 2X 3X 400 und für 380 kV von 2X 3 X 400 mm? Quer-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
mit dem Leitungsnetz der VEW und des RWE sowie naclı
dem Kraftwerk Helmstedt nach Osten und dem südlich ge-
legenen Kraftwerk Borken im Bau bzw. in der Trassie-
rung. Die Verlängerung der Leitung Ahlten—Borken
wird voraussichtlich später durch das Fulda-Kinzigtal
nach Frankfurt geführt, um dort mit der RWE-Leitung
zusammengeschlossen zu werden. Eine weitere Linie wird
wahrscheinlich von Ahlten nach Hamburg geführt, um
dort in eine 100 kV-Leitung nach Kiel überzugehen.
Auf dem Gebiete des Ausbaues höchstgespannter Lei-
tungsnetze hat zweifellos das RWE eine hervorrazende
Pionierarbeit geleistet. Wer die Entwicklung miterlebt
hat und all die Angriffe kennt, die insbesondere auch der
Schöpfer des ersten 200 000 V- Leitungsnetzes in Deutsch-
land, HerrDr.Koeppchen, hat über sich ergehen lassen
müssen, der muß den Mut und die Tatkraft anerkennen,
mit der Herr Koeppchen seine Ziele durchgesetzt hat. Es
gab damals eine ganze Anzahl unter unseren ersten Fach-
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110 kV im Beirieb od. Bau
; ———— 110 kV projektiert
J — 220 kV m Berieb od Bou
-—— un 220 kV projekhert
"UNGARN
Abb. 3. 110... 220 kV -Leitungen im Jahre 1929.
schnitt gewählt. Bei 220 kV stellt der Querschnitt von
210 mm?, bei 380 kV der von 400 mm? den kleinsten ver-
wendbaren Querschnitt wegen der Koronabildung dar.
ZJahlentafel 4 Grenzwerte der Übertragungsfähig-
keit einer Doppelleitung (nur Leitung ohne Trans-
formatoren).
Leistungsverlust
Spannung Querschnitt Be
Entfernung Leistung
kV 1 mm 0 0 1 km Ow
60 2x3x120 100 | 48000
110 & 200 81 000
220 2x3x210 i 400 28) 000
220 2x3 <4100 600 83600009
380 ei 800 | 800 000
Ich komme nun zu unserer derzeit höchsten Spannung,
der Spannung von 220 kV. Die Leitung des RWE ist be-
reits bis nach der Schweiz fertiggestellt bzw. im Bau be-
griffen. Ebenso sind die Leitungen der Preußenelektra
für dieselbe Spannung zwischen dem Umspannwerk Ahl-
ten bei Hannover nach dem Westen zum Zusammensehluß
leuten, die bedenklich den Kopf schüttelten, und doch muß
heute zugegeben werden, daß der Bau dieser ersten
220 kV-Leitung nicht verfrüht, sondern daß es die höchste
Zeit war. Es ist das Verdienst Dr. Koeppehens, dies
rechtzeitig erkannt und mit dem Ausbau des deutschen
220 kV -Netzes begonnen zu haben, und es ist ein Verdienst
unserer fabrizierenden Industrie, daß sie im Vertrauen
auf ihre Leeistungsfähigkeit ebenfalls energisch an die
Sache herangegangen ist. Jedenfalls hat uns dieses Vor-
gehen in bezug auf den Ausbau unserer Leitunzsnetze
einen bedeutenden Schritt vorangebracht.
Auch auf dem Gebiet des Nachrichtenwesens, welches
bei dem Zueammenschluß von Leitungsnetzen naturzemäß
eine sehr große Rolle spielt, werden jetzt wichtige Ver-
suche im RWE-Gebiet durchgeführt. Im allgemeinen
haben wir in unseren Netzen die leitungsgerichtete Hoch-
frequenztelephonie eingeführt. In unserem mit dem
Bayernwerk gekuppelten Netz haben wir hiermit gute
Erfahrungen gemacht, und man kann wohl ruhiz behaup-
ten, daß für einen solchen Betrieb dieses Verständizunes-
mittel notwendig ist, damit man jede beliebige Station des
Ds von der Kommandostelle aus jederzeit erreichen
ann
"e — Pe in
4. Juli 1929
Die neuerlichen Versuche werden nun auf dem Ge-
biete der Raumwellentelephonie vorgenommen. Wir haben
uns innerhalb der großen Elektrizitätsunternelimungen
darüber verständigt, daß nunmehr cin Versuch mit einer
eirenen Sendestation von 200 W, die in Essen aufgestellt
wird, vorgenommen wird. Empfanrzstationen werden Brau-
weiler und Scheibenhardt bei Karlsruhe sein. Die Ver-
hältnisse in diesen Gebieten scheinen uns auch für Raum-
wellentelephonie besonders günstig zu liegen, weil dort
ein langzestrecktes, ziemlich zerades Leitungsnetz liegt,
welches als Träger dienen soll. Zu diesem Versuch wur-
den wir durch voraufgegangene Versuche mit der Reiche-
postverwaltung veranlaßt. Es wurde dort ein Sendever-
such unternommen vom Döberitzer Sender aus nach einer
Reihe von Empfangstationen, die im südwestlichen
un
WAN KN EN N t
ec
KKI Co
Abb. 4. 220 kV-Netz für die nächsten Jahre.
Deutschland liegen, Zschornewitz, Brauweiler bei Köln,
Scheibenhardt bei Karlsruhe, Karlsfeld bei München und
Presden-Süd. Es ist unbedingt notwendig, daß vier Wellen
im Bereiche von 50..175 m für die Elektrizitätswerke
freigegeben werden, wenn wir unser Ziel des Zusammen-
schlusses weiter fördern wollen. Die nötigen Schritte
in dieser Beziehung sind eingeleitet, und wir hoffen recht
sehr, daß wir Berücksichtigung finden. Man wird bestrebt
sein müssen, das Nachrichtenwesen noch weiter auszu-
dehnen. So sind z.B. die Vorteile, die die bildliche Über-
mittlung won \Netzschaltungen bietet, leicht vorstellbar.
Alle diese Dinge werden natürlich auf weitere Zusammen-
chlüese nicht ohne Einfluß sein.
Wie sich das deutsche 220 kV-Netz endgültig gestalten
wird, ist noch nicht vorauszuschen, wenn auch das Tempo,
in welchem der Ausbau erfolgt, zunächst eher zuzunehmen
als nachzulassen scheint. Für das südliche Bayern, für
Österreich und für Ungarn liegt schon ein Entwurf vor’.
2 R. Hofbauer, Wasserwirtsch. Wien 1929, S. 181.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
967
In Abb. 4 ist dieses 220 kV-Leitungsnetz mit den oben
angeführten späteren Erweiterungen eingetragen, und
gleichzeitig sind um Hannover als Mittelpunkt Kreise gc-
schlagen, die die Entfernungen in der Luftlinie darstellen.
Aus Zahlentafel 4 geht hervor, daß für absehbare Zeit die
Spannung von 220kV für die Versorgung Deutschlands
genügen wird. Es steht aber nichts im Wege, bei weiterer
Leistungsteigerung die entfernt liegenden Wasserkräfte
durch" 380 kV-Leitungen an das Versorgungszentrum her-
anzubringen.
Wenn man die Gründe erforschen will, die zu dieser
beispiellosen Entwicklung auf dem Gebiete der Gemein-
schaftsarbeit geführt haben, so muß man sich zunächst die
“charakteristischen’ wirtschaftlichen Merkmale der Elek-
trizitätswirtschaft vor Augen halten. Wenn auch voll-
kommene Statistiken nicht
vorliegen, so wird man doch
auf Grund des vorhandenen
Materials annehmen dürfen,
daß der Stromumsatz der
Elektrizitätswerke, in Geld
gemessen, erst in drei Jahren
das Anlagekapital erreicht.
Das bedeutet, daß die Elektri-
zitätswirtschaft in besonders
hohem Maße eine kapitalinten-
sive Industrie darstellt mit
allen Problemen, die bei einer
solchen Industrie gegeben
sind. Diese Probleme seien
zunächst allgemein dahin
charakterisiert, daß in der
Elektrizitätswirtschaft in der
Zusammensetzung der Kosten
der Kapitaldienst, d. h. die
für die Reproduktion (Ab-
schreibungen) und die Ver-
zinsung des Kapitals aufzu-
wendenden Beträge, einen be-
sonders hohen Anteil dar-
stellt Es braucht daher hier
nur einmal erwähnt zu wer-
den, daß diese allgemein cha-
rakteristische Kostenzusam-
mensetzung in der Elektrizi-
tätswirtschaft von selbst zu
dem Schlusse führt, daß die
außerordentliche Steigerung
der Kapitallast der deutschen
Wirtschaft, die sich aus dem
künstlich überhöhten Zins-
niveau, das für die deutsche
ee Wirtschaft heute gilt, ergibt,
-7% > insbesondere für die deutsche
Elektrizitätswirtschaft von
außerordentlicher Bedeutung
ist.
Bekanntlich unterscheidet
sich die Elektrizität von allen
anderen Waren entscheidend
dadurch, daß der elektrische
Strom im Augenblick seines
Verbrauchs erzeugt wird, ja,
daß der Verbrauch und die
Erzeugung in einem in sich
zusammenhängenden techni-
nischen Vorgang verbunden
sind. Es ist praktisch nicht
möglich, zu erreichen, daß die
Abnalıme des elektrischen
Stromes so gleichmäßig erfolgt, daß eine volle Aus-
nutzung der Anlage und daher auch der Anlagekosten
möglich wäre. Es müssen im Gegenteil die Anlagen unter
allen Umständen für die höchste Spitze ausgebaut sein,
und ich möchte glauben, daß mit 50 % der gesamten An-
lagekosten in der Elektrizitätswirtschaft 90...95 % des
gesamten Strombedarfs gedeckt werden könnten, während
die restlichen 5...10 % Spitzenstrom allein die Aufwen-
dung von 50% Kapital notwendig machen. Es ist also
das Bestreben, die Spitzen nach Möglichkeit fortzuschaf-
fen, vollkommen verständlich. Ein geeignetes Mittel hier-
zu ist die weitestmögliche Zusammenlegung von Konsun:-
gebieten in einheitliche Netze, da die Spitzen sich um so
mehr ausgleichen, je weiter man im Zusammen-
schluß der verschiedenartigsten Industrien in den ver-
schiedenartigsten Gebieten geht. Es kommt noch hinzu,
daß durch das Tempo, in welchem die technische Entwick-
lung fortschreitet, mit den Abschreibungsätzen, die früher
angenommen wurden, nach den heutigen Auffassungen
nicht mehr auszukommen ist, und daß wir an Stelle von
868
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
Abschreibungsätzen, die zwischen 2..4% liegen, heute
wegen der schnelleren Überholung durch technische Neue-
rungen mindestens 3...5 % als Durchschnittsabschreibung
zugrunde legen müssen.
In der Tat ist es durch die Zusammenlegung von Lei-
tungsnetzen allgemein gelungen, die Benutzungstunden
erheblich heraufzudrücken. Das ist auch der Grund, wes-
halb immer mehr nach der Kupplung von Leitungsnetzen
gerufen wurde. Die Vorteile waren bekannt und lauten
hauptsächlich:
verbesserte Ausnutzung der gesamten Anlagen, insbc-
sondere durch Erhöhung der Benutzungsdauer,
Ersparnisse an Reserven durch gegenseitige Aushilfs-
lieferung,
zweckmäßiger Lastausgleich usw.
von Leistung und Arbeit nach einheitlichen Gesichts-
punkten erfolgt, über die von Zeit zu Zeit immer wieder
erneute Verständigungen herbeigeführt werden müssen,
ist ein glatter Betrieb möglich, kurz, es muß in allen
Fällen ein Taktgeber geschaffen werden, der sowohl durch
eine einzige überragende Stelle dargestellt werden kann
als auch durch eine Gruppe von Beteiligten, die für die
Durchführung eines Sinnes geworden sind. Im letzteren
Falle wird natürlich immer etwas Selbstlosigkeit und Ge-
meinschaftssinn notwendig sein, um die Meinungen auf
einen Nenner zu bringen und dauernd in einer einheit-
lichen Linie zu halten.
Bei Leitungsnetzen, die, wie ich mich mal aus-
drücken will, nur lose gekuppelt sind, ist ein Zusammen-
arbeiten, wie die Praxis erwiesen hat, durchaus nicht
schwierig und mittlerweile vollkommen normal gewor-
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Die Zahlen innerhalb der Kreise bedeuten
Aktien- bzw. Gesellschaftskapital, i. alle. in
Mill RM. Die Pfeile zeigen die Richtung
der Beteiligung, die daheistehenden Zahlen
die Höhe in Prozent an. Maligeben oe Betei-
ligungen von anderer Seite sind rechtwink-
lig umrahmt.
Abb. 5. Beteiligung der Staaten an der Elektrizitätsversorgung Deutschlands.
Alle diese Faktoren sind gecignet, die Erzeuzunge-
und Verteilungskosten erheblich herabzusetzen, und stel-
len sozusagen die Aktivseite dieses stark finanziellen
Wirtschaftsproblems dar, wohingegen die Passivseite
cigentlich zunächst etwas in den Hintergrund trat und
erst durch die Praxis recht deutlich und unangenehm be-
merkbar wurde. Es sind dies die Nachteile, die der Zu-
sammenschluß großer Netze mit eich bringt und die insbe-
sondere in den Punkten Störungshäufirkeit, Kurzscehluß-
und Frdschlußstrom, Blindstromverteilung und Span-
nungsrezelung in Erscheinung treten. Die Beseitigung
dieser Übelstände kostet, wenn sie überhaupt restlos mög-
lich ist, zum mindesten viel Geld und belastet auf der
anderen Seite die Vorteile wieder, die durch die Zu-
sammenschlüsse herbeigeführt werden. Gerade über diese
Dinge werden nachfolgend die Herren Rüdenberg*
und Piloty?° eingehend sprechen.
Außer der Lösung dieser angedeuteten außerordent-
lich wichtigen technischen Aufgaben ist es aber notwendig,
daß auch rein betrieblich eine ganz intime Gemeinschafts-
arbeit erfolgt. Nur wenn bei zusammengeschlossenen
Netzen dafür Sorge getragen wird, daß die Verteilung
‘ Rüdenberg, S. 970 dieses Heftes.
5 Piloty, S. 5 dieses Heftes.
den. Ich verstehe unter loser Kupplung solche Netzver-
bindungen, die lediglich den Zwecken dienen, sich vor-
übergehend gexsenseitig auszuhelfen und zur Reserve zu
stehen. Im Gegensatz hierzu möchte ich solche Netze,
die dauernd parallel fahren, als starr gekuppelte Netze
bezeichnen. Der Betrieb starr gekuppelter Netze erfor-
dert unbedingte Unterordnung unter ein einheitliches
Kommando. Dies ist eine Schwierigkeit, die außerordent-
lich. schwer zu bewältigen ist. Die Dinge werden sich
wohl so entwickeln, daß sich zunächst, wie dies ja auch
bisher der Gang gewesen ist, Netze zu Gemeinschafts-
gruppen zusammenschließen, und es werden dann eines
Tages diese Gruppen wieder untereinander in Verbin-
dung treten, um zum letzten Ende die gesamte deutsche
Elektrizitätswirtschaft zu einem einheitlichen Netz zu-
sammenzuschweißen. Nach der Entwicklung, wie sie
augenblicklich im Zuge ist, glaube ich, daß sich zu-
nächst in Deutschland drei oder auch vier Gruppen bil-
den werden, bis durch eine Weiterentwicklung, auch der
technischen Hilfsmittel, für den vollkommenen Zusamnıen-
schluß auch die letzte Verbindung unter diesen Gruppen
zustandegebracht werden kann.
Begünstigt wird dieser Zusammenschluß durch Kon-
zentrationsbestrebungen aus anderen Gründen, die schon
4. Juli 1929
seit langem im Gange sind und die immer mehr zu einer
Konsolidierung in der Elektrizitätswirtschaft geführt
haben. Die Abb. 5 und 6 zeigen die bedeutendsten staat-
lichen und privaten Konzerne mit ihren Beteiligungen.
Die Organisation der Zusammenarbeit großer ver-
waltungsfremder Netze sollte eigentlich von unten her-
auf begonnen werden, d.h., es müßte zuerst dafür Sorge
getragen werden, daß eine gewisse Unabhängigkeit ge-
geniber den Konsumenten erreicht wird dadurch, dal
überall an den hierzu geeigneten Stellen die Spannung
geregelt werden kann. Die Spannungsregelung spielt
überhaupt bei dem Zusammenschluß großer Netze eine
bedeutsame
Rolle. Infolgedessen ist auch dem Regel-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
969
Die bisherigen Erfahrungen auf diesem Gebiete ha-
ben jedenfalls erwiesen, daß auch Zusammenschlüsse
größten Umfangs möglich sind und daß Übelstände, die
zur Zeit vielleicht noch in dem einen oder anderen Falle
bestehen mögen, beseitigt werden können. Diese Tat-
sache berechtigt unbedingt zu der Hoffnung, daß es in
nicht allzu ferner Zeit gelingen wird, einen Zusammen-
schluß im größten Stil in Deutschland zustande zu brin-
gen, der womöglich später noch Verbindungen mit an-
deren Ländern aufzunehmen geeignet ist. Die Vorteile,
die hierdurch erreicht werden können, sind verlockend.
Wenn man bedenkt, daß die Sonne im Osten des deut-
schen Reiches im Winter erheblich früher untergeht als
Abb. 6. Beteiligung privater und gemischtwirtschaftlicher Unternehmungen an der Elektrizitätsversorgung Deutschlands.
(Bedeutung der verwendeten Zeichen wie bei Abb. 5.)
transformator ganz besondere Bedeutung beizumessen,
wobei nicht vergessen werden darf, daß noch eine Reihe
von anderen Einrichtungen getroffen werden müssen, um
überhaupt eine richtige Organisation durchzuführen.
Hierzu gehören Phasenschieber für die Blindstromver-
teilung, Kurzschlußstrombegrenzer, Isoliertransformato-
ren, Löscheinrichtungen zur Herabminderung des Erd-
schlußstromes usw. Über den Stand dieser Fragen wird,
wie bereits oben gesagt, nachfolgend durch die Herren
Rüdenberg und Piloty berichtet.
Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit zwi-
schen Netzen, die unter verschiedener Verwaltung stehen,
sind naturgemäß vernünftige Stromaustauschverträge.
Diese Verträge sollen grundsätzlich Bestimmungen über
beiderseitige Höchstleistungen enthalten. Sie sind zweck-
mäßig so zu gestalten, daß bei allen Bestimmungen eine
gewisse Bewegungsfreiheit zugelassen bleibt, die es er-
mözlicht, nach den Besonderheiten jedes einzelnen Netzes
betrieblich zu variieren. Nachteile, die der einen oder
anderen Seite durch den praktischen Betrieb entstehen,
können durch Preisfestsetzungen vollkommen ausgegli-
chen werden, nachdem uns Mittel zur genauen Messung
aller Vorgänge in ausreichendem Maße zur Verfügung
stehen.
im Westen, so ist schon auf diese Entfernung eine we-
sentliche Spitzenverschiebung zu erwarten. Wieweit sich
diese Verschiebung auswirkt, wenn ein Zusammenschluß
auch über andere Länder hinweg möglich wird, läßt sich
noch gar nicht übersehen. Würde eine solche europäi-
sche Zusammenarbeit erreicht werden, so müßte Deutsch-
land infolge seiner zentralen Lage ganz ohne Zweifel
den Mittelpunkt dieses Systems bilden und es würde
unserem Vaterland hierdurch eine bedeutsame Rolle in
der europäischen Elektrizitätswirtschaft zugewiesen sein.
Erst neuerdings haben sich die führenden deutschen
Elektrizitätsunternehmungen, die für die Fortleitung des
Stromes im Großen hauptsächlich in Frage kommen, in
der Aktiengesellschaft für deutsche Elektrizitätswirt-
schaft zusammengeschlossen. Diese Gesellschaft, in der
die Fachleute unserer Großunternehmungen zu gemein-
samer Beratung vereinigt sind, wird berufen sein, die
groen Fragen der deutschen Elektrizitätswirtschaft zur
Lösung zu bringen. Sie wird um so eher hierzu in der
Lage sein, als sie nach den Prinzipien der freien Selbst-
verwaltung geleitet wird und durch ihr Zustandekom-
men ganz ohne Zweifel jeder gesetzliche Eingriff über-
flüssig geworden ist. Ich bin überzeugt, daß auch seitens
der gesetzgebenden Körperschaften dieser Schritt zur
970
Vereinheitlichung der deutschen Elektrizitätswirtschaft
begrüßt wird, da es sich hier um eine Materie handelt,
deren Regelung durch gesetzliche Maßnahmen ohne be-
denkliche Störungen im Wirtschaftsleben unmöglich ist.
Nachdem es aber nunmehr gelungen ist, die maßgebenden
Faktoren dieses Wirtschaftsbereichs freiwillig unter
4. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
einen Hut zu bringen, dürfen wir überzeugt sein, daß die
elektrowirtschaftlichen Fragen in Deutschland durch
diese auf freier Selbtsverwaltung beruhende Körperschaft
so gelöst werden, daß wir unsere führende Rolle auf die-
GE innerhalb Europas so leicht nicht verlieren
werden.
Das Verhalten elektrischer Kraftwerke und Netze beim Zusammenschluß*.
Von Reinhold Rüdenberg, Berlin. `
Übersicht. Ausbildung von Wirkströmen und Blind-
strömen in Kupplungsleitungen. Einfluß auf die Kraftwerks-
Spannungen, Verteilung in vermaschten Netzen. Beein-
flussung durch Zusatztransformatoren. Synchronisierende
Kräfte zwischen gekuppelten Kraftwerken. Stabilität des
Zusammenarbeitens. Einfluß von Laststößen. Entfernungs-
grenzen für die Leistungsübertragung. Wellenausbreitung
auf langen Fernleitungen. Natürliche Leistungsübertragung
Gleichgewicht der Blindleistungen. Künstliche Kompensie-
rung der Blindleistung. Abhängigkeit von der Belastung.
Regelung der Spannung langer Fernleitungen. Blindleistungs-
Kompensationsrelais. Ausgleich des Ohmachen Spannungs-
abfalls. Störungen durch Entlastungsstöße. Wirkung von
Erdschlüssen und Kurzschlüssen auf die Stabilität. Hilfs-
mittel zur Verbesserung des Fernbetriebes.
Um einen guten Ausgleich zwischen Erzeugung und
Verbrauch elektrischer Energie zu erhalten und um bei
Störungen an den Leitungen oder Maschinenanlagen eine
rasch einspringende Betriebsreserve zu erlangen, pflegt
man elektrische Kraftwerke und Netze über immer grö-
Bere Entfernungen zusammenzuschließen. Dabei: treten
cine Reihe elektrischer und mechanischer Erscheinungen
auf, die bei Leistungsübertragungen über sehr große Ent-
fernungen eine entscheidende Rolle spielen. Über diese
Probleme soll im folgenden eine Übersicht gegeben werden.
1. Wirkstrom- und Blindstromverteilung
in Leitungsnetzen!
Wenn wir entsprechend Abb. 1 zwei Kraftwerke 1 und
2 miteinander durch eine Fernleitung verbinden, so kön-
nen wir in ihr nicht ganz beliebige Leistungen übertragen
Araftwerk 1| Ze
Wirk- 8 A nd z
Veıstung
Blınd- Wirk-
/eıstung
Abb. 1.
sondern es bestehen zwischen den Eigenschaften der Lei-
tung, insbesondere dem Widerstand und der Selbstinduk-
tion, der übertragenen Wirk- und Blindleistung und
schließlich der Sammelschienenspannung der Kraftwerke
an den Enden der Fernleitung ganz bestimmte Be-
ziehungen, die wir beachten müssen, wenn wir keine
Betriebsschwierigkeiten erhalten wollen. Diese Beziehun-
gen sind aus dem Vektordiagramm der Spannungen nach
Abb. 2 leicht abzulesen. Um einen Strom J mit sciner Wirk-
komponente Jw und seiner Blindkomponente AJ in der
Leitung fließen zu lassen, ist eine vektorielle Spannungs-
differenz zwischen den Stationen 1 und 2 erforderlich,
deren Größe sich nach der ÖOhmschen Spannung RJ in
Phase mit dem Strom und nach der induktiven Spannung
w LJ phasensenkrecht zum Strom richtet. Von der Kapa-
zität der Fernleitung und ihrer Wirkung auf den Strom
schen wir vorerst ab.
Für die Anschauung ist es bequem, mit der Spannungs-
differenz beider Kraftwerke nach Größe und Phase zu
reehnen. Wie aus der Ähnlichkeit der rechtwinkligen
Dreiecke in Abb. 2 hervorgeht, ist die Größendiffe-
renz der Spannungen, gemessen in Richtung der Ver-
braucherspannung Ey
AE=-RJuvtwlJs.....:...0
und die Phasendifferenz, gemessen senkrecht zur
Verbraucherspannung E},
ô E = w LJw — RAA, f (2)
* Vortrag der XXXIV. Jahresversammlung des Verbandes Devt-
scher Elektrotechniker in Aachen.
t Literaturübersicht dr R. Rüdenberg, Siemens-Z. Bd.2 S.ı.
Zur Größendifferenz der Spannungen trägt also der
Ohmsche Widerstand nur nach Maßgabe des Wirkstromes,
die Induktanz nur nach Maßgabe des Blindstromes in der
Übertragungsleitung bei, während die umgekehrten Ver-
hältnisse für die Phasendifferenz zwischen den beiden
Kraftwerksspannungen gelten. Man erkennt aus diesen
Gleichungen sofort, daßeinevölligunabhängige
Regelung der Spannungen E, und E, der
beidenKraftwerkenachihrem Zusammen-
schluß nicht mehr möglich ist, daß sich dabei
vielmehr auch die Wirk- und Blindleistungen in der
Übertragungsleitung gemäß Gl. (1) ändern und dadurch
weiterhin der Phasenwinkel zwischen den beiden Kraft-
werken gemäß Gl. (2).
Abb. 3.
Sehr häufig wünscht man die Kraftwerkspan-
nungen untereinander gleich zu halten.
Sieht man von dem relativ geringen Unterschied der Span-
nung E, und ihrer Projektion auf die Richtung E, ab, so
bedeutet dies, daß AE = 0 ist. Daraus ergibt sich für die
Fernleitung die Bedingung
R
wL
Man muß also zur Übertragung eines bestimmten Wirk-
stromes bei konstanter Spannung gleichzeitig auch einen
voreilenden Blindstrom mit übertragen, der dem Wirk-
strom proportional ist mit einem Faktor entsprechend dem
Verhältnis von Widerstand zu Induktanz der Fernleitune.
Nun pflegt dieses Verhältnis | i
= 0,1 bis 0,5 bis 1,
. a e R
bei Freileitungen SE
bei Kabeln P 1 bis 5 bis 10
zu betragen, wobei die kleineren Werte für starke, die
größeren Werte für schwache Leitungen gelten. Wäh-
rend man daher bei Freilcitungen mit einem
mäßigen zusätzlichen Blindstrom in der
Fernleitung auskommt, muß man bei Kabeln einen sehr
starken Blindstrom zwischen den Stationen zir-
kulieren lassen, wenn man ihre Spannungsgleichheit auf-
rechterhalten will. In Abb.3 sind diese Verhältnisse im
Vektordiagramm dargestellt.
Für den Fall der Spannungsgleichheit berechnet sich
die Phasendifferenz der Spannungen durch Einsetzen von
G1. (3) in Gl. (2) zu
R 3
RR, bel? d'Bei ] er (4>
4. Juli 1929
Für Freileitunzen ist der Phasenwinkel zwischen den
Kraftwerken daher im wesentlichen durch das Produkt
aus Wirkstrom und Induktanz der Leitung bestimmt. Für
Kabel dagegen wird er durch den Einfluß des überwiegen- `
den Ohmschen Widerstandes außerordentlich vergrößert
und kann so beträchtlich werden, daß die Spannun-
venbeiderKraftwerke ganz auseinander-
klappen.
Wünscht man ein unnützes Zirkulieren von Blind-
leistung zwischen den beiden Kraftwerken zu vermeiden,
so muß man entweder durch vorgeschaltete Drosselspulen
oder durch Widerstandsverminderung mit mehreren par-
allelen Kabeln den Quotienten in der Klammer von Gl. (4)
vermindern, oder man muß eine Verschiedenheit der Span-
nungsvektoren E, und E, an den Enden der Übertragungs-
leitung zulassen. Dann kann man auf eine Übertragung
von Blindstrom ganz verzichten, so daß nur die ersten
Glieder der Gl. (1) und (2) auftreten. Man schaltet zu
diesem Zweck einen rezelbaren Zusatztrans-
formator vor die Fernleitung, der die Differenzspan-
. nung liefert, und kann alsdann in allen Fällen unter
Fortfall unnützer Blindströme die Spannungen der,
Kraftwerke unabhängig voneinander re-
eeln und trotzdem stets die gewünschte: Leistungsüber-
tragung durch die Fernleitung erhalten.
Wenn man den Phasenwinkel zwischen den Sta-
tionen und damit die Spannung ô E = Q0 machen will, so
mul man nach Gl. (2) den Blindstrom auf den Wert
wL b
SE CHEN AD)
einreeeln. Damit ist natürlich ein Größenunterschied der
Spannungen verknüpft, der sich durch Einsetzen in Gl. (1)
ergibt zu a
ARA a Biel ils ] 2.0
Für Freileitunzen mit ihrer überwiegenden Induktanz
würde dies sehr große Zusatzspannungen erfordern, was
praktisch nicht durchführbar ist. Man hat daher
immer mit einem erheblichen Phasenwin-
kel zwischen den zusammengeschlosse-
nen Kraftwerken zu rechnen.
In den Kraftwerken selbst lassen sich die Wirk-
ströme durch allemige Verstellung der mecha-
nischen Leistungszufuhr zu den Kraftmaschi-
nen einstellen und regeln. Die Blindströme richten
sich im wesentlichen nach der Einstellung der
Erregung der elektrischen Maschinen. Da die er-
forderliche Erregung bei konstanter Klemmenspannung
jedoch nicht nur von den Blindströmen sondern auch
etwas von den Wirkströmen abhängt, so ist die Voraus-
bestimmung für deren genaue Einstellung nur über die
magnetische Charakteristik der Maschinen möglich.
Da jedes der beiden Kraftwerke nach Abb. 1 im allge-
meinen eine Eigenbelastunz hat und daneben noch die
Kupplunesleitung speist oder von ihr gespeist wird, so
sind diese Eigenleistungen bei der eben besprochenen Ein-
stellung der Wirk- und Blindströme in der Übertrarungs-
leitung durch die Leistungsregler der Kraftmaschine und
die Errerungsrerler der elektrischen Maschine natürlich
additiv mit zu berücksichtigen. Man erkennt schon hier,
daß sich ein gutes Reguliersystem ganz zwang-
los dadurch ergibt, daß man die Sammelschienen-
spannungen der Kraftwerke durch die
Spannungsregler der Maschinen selbst-
tätig konstant hält, daß man die durch die
Kupplungsleitung zu übertragende Lei-
stune durch Zusatztransformatoren ein-
stellt, und daß man die Leistungsregler der
Kraftmaschinen in üblicher Weise auf das Gleichege-
wicht der Drehzahl arbeiten läßt.
Sehr häufig sind entsprechend Abb.4a mehrere
Kraftwerke untereinander durch längere Aus-
zleichsleitunzen verbunden. Wir wollen dabei die Eigen-
belastung der Kraftwerke nicht mit in Betracht ziehen,
sondern denken sie uns von vornherein von der ge-
samten Lastverteilung in Abzug gebracht und betrachten
nur die zwischen den Kraftwerken strö-
menden Wirk- und Blindleistungren. Für
jede Kupplungsleitung gilt dann das Vektordiarramm der
Abb.2 und die daraus folgenden Gl. (1) und (2). Da die
\Widerstände und Selbstinduktionen aller Kupplungsleitun-
een bekannt sind, wenn sie auch unter sich ganz verschie-
den sein können, so kann man für jede gewünschte Wirk-
und Blindstromverteilung in den Leitungen, wie sie z.B.
in Abb.4b und Ae dargestellt ist, die Spannunssunter-
schiede A E und ð E bestimmen. Dies ist in Abb. 4d und e
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
971
gemäß den Gl. (1) und (2) durchgeführt. Dadurch erhält
man die unterschiedlichen Größen- und Phasendifferenzen
der Spannungen in den einzelnen Kraftwerken, die dieser
angenommenen Strom- oder Leistungsverteilung ent-
sprechen. Die Wirk- und Blindleistung jedes Kraftwerks
selbst, abgesehen von der Eigenbelastung seines Ver-
brauchsnetzes, ergibt sich stets als Differenz der
Leistungen in den benachbarten Kupp-
lungsleitungen, die in jedem Kraftwerk zusam-
menlaufen. Dabei ist natürlich auf die selbstverständ-
liche Bedingung zu achten, daß die Summe der gesamten
Wirkströme Jy und der gesamten Blindströme Jp aller
Kraftwerke, soweit sie in die Kupplungsleitungen fließen,
je für sich Null ergeben muß, also
WË A Jg Sack, ` ée E AT)
Auch hier wird man sehr vorteilhaft mit Zusatz-
transformatoren arbeiten, wenn man die aus den
Diagrammen oder den Gl. (1) und (2) sich ergebenden
Spannungsunterschiede der miteinander gekuppelten Kraft-
werke vermeiden will. Hierauf sei ausdrücklich hinge-
wiesen, weil die Ansicht vielfach verbreitet ist, man
könnte Wirk- und Blindleistung in derart zusammenge-
schlossenen Netzwerken nur durch Regelung der Kraft-
zufuhr und der Erregung beliebig verteilen. Dies gilt,
wie Abb. 4 zeigt, nur dann, wenn man die Spannungen der
Stationen frei schwanken lälit. Dies ist aber im allge-
meinen unerwünscht, es sei denn, daß man Zusatztransfor-
matoren vor die Eigenbelastung jeder Station schaltet, um
die Schwankungen an dieser Stelle auszugleichen.
a)
Wählt man die Blindströme zwischen den Stationen
nicht frei, sondern macht man sie nach Gl. (3) stets negativ
proportional den Wirkströmen in den Leitungen, so stelli
sich allerdings, wie schon oben ausgeführt, die gleiche
Spannung in allen Stationen ein, da alsdann AE nach
Col. (1) Null wird. Ilierauf soll später noch näher einge-
gangen werden.
Manchmal liert die Aufgabe so, daß die Spannun-
gen E der verschiedenen Stationen mit Rücksicht auf
deren eigenen Betrieb gegeben sind und außerdem die
Wirkströme in den Kupplunesleitungen,
die einen bestimmten Lastausgrleich ergeben sollen. Dann
kann man die Blindströme dp nieht mehr beliebig wählen,
sondern sie ergeben sich zwaneläufig aus Gl. (1). Damit
liegen dann auch die Stationsblindströme JB als Differenz
der Leitunesströme Jd fest, und man muß die Erregung der
Kraftwerke so einstellen, daß diese wirklich fließen.
Schließt man die rechte und linke Kupplunesleitung
von Abb. 4 kurz zusammen, so erhält man ein Ring-
netz, das von drei Kraftwerken gespeist
wird. Da jedoch die Spannungen am Zusammenschluß-
punkt nicht die gleichen weren so rufen die resultieren-
den Differenzspannunzen ZAE und ZA wie sie in
Abb.4 dargestellt sind, überlagerte Wirk- und
Blindströme hervor, die sich als Rineströme im
l.eitungsnetz selbst schließen und durch dessen gesamte
Widerstände und Induktanzen bestimmt werden.
972
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
Löst man die Gl. (1) und (2) nach den Wirk- und
Blindströmen auf, so erhält man
ALL WT
Je zs 0 ar (5i
TO
und
A E -— R SE
wL ;
Jb =- wypo ooo (II
dain
Man erkennt daraus, daß in Freileitungsnetzen mit über-
wierender Induktanz der überlagerte zirkulierende Blind-
strom vor allem durch die Größendifferenz ZAE, der über-
eelaxgerte Wirkstrom vor allem durch die Phasendifferenz
xX ô E gegeben ist. Diese Ströme fließen an den Kraft werks-
maschinen vorbei und verschieben daher lediglich die
Nullinien der Stromdiarramme in Abb. 4, die dadurch die
eestrichelte Lage erhalten. Die Kraftwerksströme selbst
bleiben durch den Zusammenschluß zum Ring dagegen zu-
nächst unverändert. Erst die Änderung der Spannung in
den Stationen kann durch Rückwirkunz auf die Maschinen
sekundär eine Anderung von deren Stromabgabe be-
wirken.
Da die überlaxzerten Ringströme meist
unnütze Enerzieverluste im Leitungsnetz her-
vorrufen, so wird man danach trachten, sie zu vermeiden.
Dazu stehen zwei verschiedene Wege offen. Die erste
Möglichkeit besteht darin, die eben besprochenen
Differenzspannungen am Zusammenscehlußpunkt zum Ver-
schwinden zu bringen. Dafür müssen die Spannungs-
summen von (rl. (1) und (2) im ganzen Ring zu Null wer-
den. Es muh also sein
WILH GEET Jð =0
H (om LJw-- R Jd =0
Zeiehnet man das Diagramm der Leitungsströme nieht wie
in Abb. 4 über der Streckenlänge auf, sondern stellt man
für die erste Gl. (10) die Wirkströme über dem Wider-
stand, die Blindströme über der Induktanz der Kupplungs-
leitungen dar, und für die zweite Gl. (10) entgegengesetzt,
so müssen die über- und unterschießenden Flächen der
Diagramme jeweils Null ergeben. Dies erfordert also eine
ganz bestimmte Einstellung der Ströme in den Leitungen
und damit auch der Spannungen an allen Leitungsenden
oder, Sammelschienen, die man nieht immer wird er-
reichen können.
Der zweite Weg besteht darin, die Differenzspan-
nunzen beim Zusammenschluß durch einen Zusatztrans-
formator zu kompensieren, indem man die beiden aufein-
ander senkrecht stehenden resultierenden Spannungen A E
und ôE kinstlich einführt. Zerteilt man diesen Zusatz-
transformator nach Abb.5 auf alle drei Kraftwerke, so
kann man den Ausgleich der Spannungen nieht nur insee-
samt, sondern bereits bei jeder Kupplungsleitung für sich
erzielen und wird nach dem früher Gesarten weitgehend
unabhängige in der selbständigen Spannungsrerelung der
drei Kraftwerks-Sammelschienen für sieh.
(10)
fea aan
A bbh. 5.
Ah, 6.
Wünscht man die Regelung der Wirk- und
Blindleistungz in den Auseleichsleitun-
zen vor allem für ein bestimmtes Kraftwerk durchzu-
fiihren, so genügt es unter Umständen, entsprechend Abb. 6
nur zwei Zusatztransformatoren in diesem vorzusehen,
von denen jeder die halbe Differenzspannunz von Abb. 4
aufzunehmen hat. Da die Sammelschiene dieser Station
in der Mitte beider Rereltransformatoren angeschlossen
ist, so wird deren Spannung sich beim Rereln nieht er-
hehlich ändern. Es wird vielmehr nur der Fluß der
Wirk- und Blindleistungen von der einen auf die andere
Leitung willkürlich herüberzeschoben, ohne daß sich da-
durch die Leistungs- und Blindleistunzserzeugung in den
drei Stationen selbst erheblich ändert.
Die Verteilung der Wirk- und Blind-
leistung auf die drei Kraftwerke selbst
richtet sich wieder nach der Einstellung von deren Kraft-
maschinen- und Erregerstromreglern, immer unter der
wichtigen Bedingung der Gl. (7), daß die Summe aller
Wirkströme und Blindströme für sich Null ergeben muß,
weil im Kupplungsleitungesnetz keine Energie verbraucht
wird, wenn man von Verlusten, Ladeströmen und älın-
lichen parasitären Erscheinungen zunächst absieht.
Jar T Arz z kes E
J
234
0 7 g 4
Abb. 7.
Will man die Ladeströme des Leitunzs-
netzes mit berücksichtigen, was bei längeren Hochspan-
nungsleitunzen notwendig ist, so kann man sich ihre Ver-
“teilung auf die Leitungen nach Abb.7 ganz getrennt anf-
zeichnen. Der gesamte Ladestrom ist bei einigermaßen
konstanter Spannung im Netz fest gegeben, man Kann ihn
jedoch ganz willkürlieh auf die verschiedenen Kraftwerke
verteilen. Für die Verluste ergibt sich die günstigste
Verteilung,wennjedesKraftwerkdieihm
anliezende Hälfte aller Kupplunzslei-
tungen auflädt, so daß die Ladeströme in der Mitte
der Leitungen Null sind und nach rechts und links auf
die Kraftwerke zu linear zunehmen. Sind einzelne Kraft-
werksmaschinen nicht imstande, einen entsprechenden
Ladestrom herzugeben, so muß man eine ungzünstigere
Verteilung mit vermehrten Verlusten in Kauf nehmen.
Auf alle Fälle braucht man nur diese Ladestromverteilung
nach Abb. 7 der Blindstromverteilung nach Abb. 6 zu über-
lagern, um die Gesumtverteilung der Ströme zu erhalten.
Ganz entsprechend diesen Überlerungen hat man auch
bei komplizierter vermaschten Netzen zu
verfahren. Man wird stets die Leistungen, die jedes Kraft-
werk in sein eigenes Belastungesnetz speist, absondern von
derjenigen, die es ins zekuppelte Netz speist oder von ihm
erhält. Die Summe der letzteren nach Wirk- und Blind-
strom muß notwendig Null ergeben, die beabsichtigte Ver-
teilung richtet sieh nach den gewünschten wirtschaftlichen
Effekten des Lastausgleichs. Schaltet man in jede
Kupplunesleitunge oder auch vor jede Abnahme-
stelle der Belastung einen Regeltransformator,
so ist hierdureh der sicherste Weg gegeben, durch jede
Leitung den gewollten Wirkstrom- und Blindstromaus-
eleich zu erzielen und dabei die Spannung jedes Kraft-
werksnetzes unabhängig zu regeln oder konstant halten
zu können.
2. Stabilitätvon Maschinen und Kraft-
werker’.
Wir sahen sehon früher, daß bei sehr ungünstigen
Lagen des Spannungsabfall-Dreiecks, z. B. in Abb. 3, keine
geregelte Leistungsübertragunge durch die Kupplunes-
leitung möglich ist, insbesondere wenn man die Größe der
Kraftwerksspannungen ganz oder nahezu konstant halten
will. Zahlenmäßig ist die von der Station 1 auf die
Station 2 übertragene Wirkleistung
, E»
W= E, Jw = p OEH RAA 2% (11)
wobei der Wert des Wirkstromes aus Gl. (2) eingesetzt
ist. Wir können nun den Winkel BD zwischen den
Kraftwerksspannungen nach Abb, ? einführen,
entweder durch die Beziehung
k= kE sind, (12)
AEE, =E cos®... (13)
Setzen wir den Wert der Gl. (12) in (11) ein und he-
schränken wir uns außerdem auf ungefähr größen-
gleiche Kraftwerksspannungen, so daß wir
Gl. (3) in (11) einsetzen dürfen, so erhalten wir für die
auf Kraftwerk 2 übertragene Leistung die Beziehung
oder dureh
_ FE sind `
Bee a en ER
wL
Die Kupplungsleistung hängt also nicht nur
von Widerstand und Induktanz der Leitung und vom Qua-
" Literatur vor allem im J. Am. Inst. El. Engs. seit 109%: fer
di K EN A d sf, a . . 4ie 4 Je æ a er Ne
W. Peters, ETZ 1926, S. 917. en
4. Juli 1929
drat der Spannung ab, sondern sie ist auch dem Sinus des
Phasenwinkels zwischen den Spannungsvektoren der bei-
den Stationen proportional. Erzwingen wir also durch
entsprechende Einstellung der Leistungsregler an den
Kraftmaschinen den Durchtritt einer bestimmten Lei-
stung, so stellt sich je nach Widerstand, Induktanz und
Spannungshöhe ein ganz
l bestimmtes Vektordiagramm
ğ entsprechend Abb. 3 ein,
mit einem Winkel, der
sich aus Gl. (14) nunmehr
leicht berechnen läßt.
. ans- dr, Lopp-
ben Jor: ER" Gene
a
Sé GL 10% 9% 0%
Abb. 8.
2%
In Abb.8 ist der Zusammenhang der übertragenen
Wirkleistung mit diesem Winkel dargestellt. Dabei ist
zu beachten, daß die Wirkleistung im allgemeinen die
primäre Tatsache ist und der Winkel sich danach ein-
stelit. Anfangs nimmt er proportional mit der Leistung
zu, schließlich aber wächst er sehr viel schneller, und
mehr als eine maximale Leistung
E?
W naz = LÍ 1y
w +G]
ist überhaupt nicht übertragbar. Der Winkel zwischen
den Spannungsvektoren und damit auch zwischen den Ma-
schinen in den beiden Kraftwerken wächst daher bei Er-
reichung dieser Grenzlast rapide an, die Kraftwerke
fallen außer Tritt und ihre Maschinen laufen mit ihren
Spannungsphasen durcheinander hindurch.
Wir sehen also, daß wir durch jede Leitung nureine
bestimmte maximale Leistung übertragen
können, die bei Hochspannungsleitungen mit relativ ge-
ringem Widerstand in erster Linie vom Quadrat der Span-
nung und der Induktanz der Leitung abhängt. Je länger
die Leitung ist, um so geringer ist die übertragbare Lei-
stung, wenn man nicht die Spannung entsprechend erhöht.
Man wird dabei praktisch natürlich nicht bis an den Grenz-
wert von Gl. (15) herangehen können, damit nicht bei
jeder leisen Lastschwankung die Kraftwerke
außer Tritt fallen. Rechnet man für den wirklichen Be-
trieb mit einem höchsten Winkel von # — 42°, so erhält
man ein sin ® — 0,67, so daß eine derartige Leitung nach
Abb.83 noch eine um 50 % höhere Grenzleistung besitzt.
Unter Vernachlässigung des Widerstandsgliedes er-
gibt sich der zulässige induktive Spannungs-
abfall des Wirkstromes der Leitung im Verhältnis zur
Netzspannung aus Gl. (14) zu
oaLJo_ E!sin$ Jw
E ” W E
= sin.
Im allgemeinen wird man einen Leistungsfaktor von:
100 % anstreben. Man darf dann bei einem Winkel von
® = 42° mit nicht mehr als höchstens 66 % induktivem
Ahfall arbeiten. Bedenkt man nun, daß gemäß Abb. 9
solche Fernleitungen an ihren Enden im allgemeinen
Transformatoren mit erheblicher Streuspannung, vielleicht
von 10 %, besitzen, so kommt man auf einen Betrag für
die Leitung allein von knapp 50 %.
Nun ist es aber nicht möglich, die Spannungan
den Sammelschienen derartiger Großleistungs-
übertragungen so schnell zu regeln, daß sie wäh-
rend starker Lastschwankungen oder Pendelungen abso-
lut konstant bleibt. Ganz ohne Spannungsregelung würde
der Erregerstrom der Generatoren konstant bleiben, so
daß man die gesamte Streuung und Ankerrückwirkung
der Maschinen mit in die induktive Spannung hineinrech-
nen müßte. Da diese für jeden Generator weit mehr als
25 % betragen, so bliebe für die Fernleitung fast nichts
mehr übrig. Mit guten heutigen Spannungsreglern kann
man es aber erreichen, daß zwar nicht die Klemmenspan-
nung der Maschinen, aber doch wenigstens ihr Luft-
spaltfeld einigermaßen konstant bleibt, so
daß als schwankender Teil nur die Streuspannung der
Statorwicklung zu betrachten ist, die eine Größe von etwa
12% besitzt. Berücksichtigt man dies, so bleibt für die
Fernleitung noch ein zulässiger Rest von etwa 22% in-
duktivem Spannungsabfall des Wirkstromes übrig. Dies
entspricht einem Winkel A für die Leitung allein ge-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
.. (16)
973
rechnet, von nur etwa 12bis 15°. Bei üblichen Drehstrom-
freileitungen mit einer Betriebsinduktivität von 0,4 Q/km
führt das nach Gl. (14) beispielsweise bei Übertra-
gung von 10 MW Leistung mit 200 kV Span-
nungaufeineLeitungslängevon220 km. Ohne
besondere Hilfsmittel ist es daher nicht möglich, eine der-
artige elektrische Leistung über größere Entfernungen
stabil zu übertragen. Für andere Spannungen und Leistun-
gen ist die maximale Entfernung für eine stabile Kraft-
übertragung in Zahlentafel 1 ausgerechnet, wobei für jede
Station mit 22% Streuung von Generator und Transfor-
mator gerechnet ist.
Zahlentafel 1. Drehstrom-Freileitungslängen zwischen
stabilen Kraftwerken in Kilometer.
Übertragene Leistung in MW
E in kV
10 | æ% | 5 j| 100 | %0 | sm | 1000
3) 50 25 10 — — pue
50 140 70 23 14 — -| —
100 550 | 280 | 110 55 2 1 | —
150 1250 | oo | 250 | 135 63 23 | 12
200 220 | 1100 | 40 | u | 110 52
300 5000 | 2500 | 100 | 500 | 30 | 100 | 50
400 9000 | 4500 | 1800 | 900 | 450 | 180 | 90
Die Beziehungen (14) und (15) sind die gleichen, die
man auch aus der Theorie der pendelnden Syn-
chronmaschine kennt. Sie gelten aber tatsächlich
viel allgemeiner, z. B. auch für asynchrone Generatoren,
Motoren usw. Bei Synchrongencratoren, wie sie in unse-
ren Kraftwerken vorwiegend angewandt werden, stellen
die Spannungsvektoren gleichzeitig die räumliche Lage
der rotierenden Polräder zueinander dar, wenn man die
innere Induktanz mit in œ L einbezieht.
x
Synchron-
Are?
A
h%
-7 kapoziir 0 wmduhlr 1J
Abb. 11.
Nun wissen wir aber, daß insbesondere Schenkelpolgene-
ratoren unterschiedliche Ankerreaktanz in der Längs- und
Querrichtung des llauptflusses besitzen, und daher ist die
Abhängigkeit der Leistung vom Voreilungs- oder
Pendelwinkel®# bei ihnen nicht mehr durch eine
reine Sinuskurve gegeben. In Abb. 10 ist der Unter-
schied für Zylinderläufer von Turbogeneratoren und
Schenkelpolläufer von Kolben- oder Wasserkraftmaschi-
nen dargestellt. Gleichzeitig ist dort auch die Kurve der
synchronisierenden Kräfte solcher Maschinen eingetragen,
die sich durch Differentiation der Leistungskurve ergibt
und die direkt die mechanischen Kräfte oder Dreh-
momente darstellt, die auf die Polräder von parallellau-
fenden Syncehronmaschinen wirken, um sie im Takt zu
halten. Bei Turbogeneratoren ist bereits bei 90°
Phasenwinkel keinerlei syncehronisie-
rende odertakthaltende Kraft vorhanden, bei
Schenkelpolgeneratoren erreicht die Kurve erst 10 bis 20 °
später ihren Nullwert, so da man in der Belastungs-
grenze bei diesen Maschinen etwas weiter gehen kann.
Jeder Belastung eines Synehrongenerators, sei es nun
positive oder negative Wirklast, voreilende oder nach-
eilende Blindlast, entspricht ein bestimmtes Vektordia-
gramm der Maschine und damit eine bestimmte synchro-
nisierende Leistung. Die genaue Theorie und ebenso eine
Reihe von Versuchen zeigen, daß diese takthaltende Kraft
fast nur abhängig ist von der relativen Streuspannung Kalb
der Statorwieklung, von der Streuspannung E/E des An-
kerquerfeldes, beide bezogen auf den Nennstrom, und von
dem relativen Blindstrom Jb J, den die Maschine liefert,
während der Wirkstrom nur recht gerinzen Einfluß be-
sitzt. Das Verhältnisvonsynchronisieren-
der Leistung zur tatsächlichen Wirklei-
stung ist sehr nahezu
Hoen. Lu. dk
W "ES
ETE
974
In Abb. 11 ist dies Verhältnis abhängig von der Blindbe-
lastung aufgetragen, und man erkennt, daß die synchroni-
sierenden Kräfte bei Leerlauf oder Wirkbelastung der
Maschinen den normalen Wert besitzen, daß sie bei Ab-
gabe von induktivem Strom und dementsprechender Über-
erregung der Maschine stark anwachsen, daß sie jedoch
bei Abgabe kapazitiven Stromes und Un-
tererregung des Feldes auf sehr geringe
Werte herabsinken. Da nun lange Kupplungs-
leitungen mit ihren hohen Spannungen starke kapazitive
Ströme besitzen, die von den Generatoren in den Kraft-
werken gedeckt werden müssen, so sieht man, daß deren
takthaltende Kräfte durch diese Verhältnisse stark redu-
ziert werden.
Bisher haben wir nur elektromechanische Gleichge-
wichtszustände der Leitungen und Maschinen betrachtet.
Es treten aber durch Ab- und Zuschalten von Lasten und
zahlreiche andere Betriebserscheinunzen häufig Gleich-
gewichtsstörungen auf, die wir näher verfolgen
wollen. Wenn wir eine Übertragungsleitung entsprechend
Abb. 8 mit % ihrer jeweils maximal möglichen Leistung
belasten, so wird eine langsame Zunahme der
Belastungbisdicht unter den Grenzwert
gerade noch zulässig sein. Erfolgt diese Zu-
nahme aber stoßweise, so kann sich das Polrad der Syn-
chronmaschine nicht sofort auf den neuen Zustand ecin-
stellen, seine Geschwindigkeit wird vielmehr unter dem
Einfluß des Laststoßes vergrößert oder verkleinert, bis
zu dem Augenblick, wo es den Gleichgewichtswinkel
durchschreitet. Liegt dieser beim Kulminationspunkt der
Synchronisiercharakteristik von Abb. 8, so hat die Ma-
schine eine falsche Geschwindigkeit in dem Augenblick,
wo die synchronisierenden Kräfte in Fortfall gekommen
sind, und daher überschlägt sich das Polrad und kommt
außer Tritt.
Se E
Hy Jubertritfollen 5
e
E
| Hoher
Ant
Yadıle So wingungen
Abb. 13.
Es ist daher nur zulässig, dynamisch einen
kleineren Stoß auf die Synchronmaschine
zu geben, als man nach der rein statischen Betrach-
tung erwarten würde. In Abb. 12 ist der höchste Grenz-
wert des Belastungsstoßes ermittelt. Die Maschine fährt
zunächst bei der Belastung W, mit dem Winkel D, Tritt
nun stoßweise eine Zusatzlast bis auf den Wert W, ein,
so schwingt das Polrad bis zum Gleichgewichtswinkel ®,
unter allmählicher Steigerung seiner elektromechanischen
Leistung entsprechend der Sinuskurve. Die schraffierte
Fläche stellt die Differenz zwischen der Stoßbelastung
und der von der Maschine umgesetzten Leistung, also die
in der Polradschwungmasse aufgespeicherte Arbeit dar. `
Beim Überschwingen über den Gleichgewichtswinkel ®,
wird diese vom Polrad zurückgegeben, jedoch ist dies nur
dann möglich, wenn die schraffierte Fläche oberhalb der
neuen Belastungslinie W, größer ist als unter derselben.
Andernfalls kehrt das Polrad nicht mehr zurück, sondern
füllt außer Tritt.
Es ergibt sich durch zahlenmäßige Auswertung
etlicher Fälle, daß die dynamische Stoßbela-
stung über irgendeine Vorbelastung hin-
aus nur etwa 70% der statisch möglicher-
scheinenden Belastungssteigerung ist. Je
größer die Vorbelastung war, um so geringer ist natür-
lich der zulässige Belastungsstoß im gleichen Sinne. Bei
Daucrbelastung mit 42° Phasenwinkel und % der Grenz-
leistung ist also eine allmähliche Leistungssteigerung um
höchstens 50%, dagegen eine stoßweise Mehrbelastung
von nur 35% bis zur Erreichung der Stabilitätsgrenze
Era Praktisch muß man natürlich noch darunter
eiben.
Besitzt die Synchronmaschine eine Däm pferwick-
ung, was bei Turbogeneratoren immer, bei Schenkel-
polgeneratoren häufig der Fall ist, so wird die Überschuß-
energie in den schraffierten Flächen der Abb. 12 schon
vorzeitig aufgezehrt. Das Polrad schwingt daher weniger
stark über die Gleichgewichtslage hinaus und man kann
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
einen stärkeren Belastungsstoß zulassen,
etwa 80% der
im LDänfer
s der Syn-
‚ „Umgekehrt wie die Dämpferwicklung
wirkt der Widerstand im Statorkrei
chronmaschinen auf eine Anfachunz der Schwingungen
hin. Theoretisch und durch Versuche wurde ermittelt,
daß angefachte Schwingungen auftreten, wenn das Ver-
hältnis
E ? R =—
E) œL >00
ee eX E e e
ist, wobei sich R und o
L auf die gesamte Leitungsbahn
beziehen.
‚ ‚Weiterhin können anzefachte Schwingungen auch
leicht durch die Einwirkung der Kraftmaschi-
nenregler hervorgerufen werden. Diese Geschwin-
arbeiten keineswegs momentan, sondern
eilt der anregenden Ursache um eine be-
stimmte Zeit nach, die praktisch manchmal in der Größen-
ordnung einer halben Sekunde liegt. Da nun die elek-
tromechanischen Eigenschwingungen des Polrades fast
durchweg in der Grö-
ßenordnung einer
Sekunde liegen, so
ann es vorkommen,
daß der Kraftmaschi-
nenregler jede Be-
einflussung gerade
l eine halbe Periode
der elektrischen Eigenschwingung zu spät vornimmt und
das Polrad daher zu verstärktem Schwingen anfacht.
Alle diese Erscheinungen bewirken, daß der oben be-
rechnete Grenzwert der Entfernung nach Zahlentafel 1
auf den sich elektrische Energie stabil übertragen läßt
erheblich reduziert werden muß, >
Gleichgewichtsstörungen der Kraftwerke erwartet.
man jedoch eine Reihe
nen nach Abb. 14 zur Verfügung,
dem Vorschlag von Baum! im Z
Leitung derartige ‚Zwischenstationen künstlich
7 2 d 4 5
und rüstet sie mit derart gut geregelten Maschinen aus,
ihre Spannungsvektoren
nach Abb. 15 ihre Größe auch
unter ungünstigen Umständen
möglichst aufrecht erhalten,
£, BO zerteilt man hierdurch die
gesamte induktive und Ohm-
sche Spannung längs der Lei-
tung in zahlreicheEinzelteile,
verringert dadurch den Win-
kel zwischen den unmittelbar
parallel arbeitenden elektri-
schen Maschinen auf einen
Bruchteil und kann nunmehr die Energie auf jede
beliebige Gesamtentfernung übertragen.
würde,
je zwei benachbarten Stationen mit selbständig gehaltener
Spannung den viel kleineren Winkel A. den man durch
eine angemessen große Zahl von
innerhalb der Stabilitätszrenze halten kann.
stungsfähigkeit der Maschinen
Zwischenstationen braucht an sich nicht groB zu
sein, Sie müssen nur so starr gebaut sein und so Schnell
geregelt werden, daß sie die Spannung bei allen Wechsel-
fällen unbedingt aufrecht erhalten. Dazu genügt im all-
gemeinen eine Maschinengröße von % bis % der über-
tragenen Leistung in der Fernleitung. Wirkleistung
brauchen diese Maschinen überhaupt nicht abzugeben, je-
doch läßt man sie zweckmäßigerweise Blindleistun œ auf-
nehmen oder abgeben, um die mit wechselnder Belastung
sich ändernden kapazitiven und induktiven Leistungen
der Leitung zu kompensieren und dadurch sowohl diese
wie die Endstationen von Blindleistung zu entlasten.
© F.Ollendorffu.W.Peters, Wiss. Veröff. Siem Kanz Pas S.
"FS Baum, Transact. Am. Inst. El. Engs. Bd. 40, 8. 1017.
7
4. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
975
3 Kraftübertragung durch lange Fern-
Leitungen,
Wenn wir erhebliche Energiemengen auf große Ent-
fernunz übertragen wollen, wozu nach Gl. (14) hohe
Spannung erforderlich ist, so ist es nicht mehr zulässig, >
die Kapazität der Fernleitung zu vernachlässigen. Wir
wissen nun, daß das gemeinsame Vorhandensein von
Selbstinduktion und Kapazität der Leitungen bewirkt,
daß sich Wellen auf denselben ausbreiten
können, die in Luft mit der Lichtgeschwindigkeit
+ a ... LI)
Vle
in diehteren Mengen entsprechend langsamer verlaufen,
wobei l und e die Selbstinduktion und Kapazität der Fern-
leitung für die Längeneinheit bezeichnen. Für Freileitun-
gen ist diese Geschwindigkeit rd. 300 000 km/s, für Kabel
etwa 150 000 km/s, in beiden Fällen also außerordentlich
grob.
a ı Ọ
bJ
o CZS
D>
vU =
Abb. 16
Die räumliche Form der Wellen kann allgemein ge-
nommen sehr verschiedenartig sein. Da die Geschwindig-
keit jedes Wellenteiles jedoch dieselbe ist, so stimmt
der räumliche Verlauf eines bestimmten Wellen-
systems längs der Leitung stets genau mit dem
-zeitlichen Verlauf an irgendeinem Punkt, z. B.
am Anfang der Leitung, überein. Die Wellen können im
Prinzip in jeder Richtung der Leitungserstreckung ver-
laufen, was durch die beiden Vorzeichen der Gl. (19) an-
gedeutet ist. Für jede Laufrichtung ergibt sich
aus den elektromagnetischen Grundgleichungen, daß
Spannung und Strom an jeder Stelle und zu jeder
Zeit einander proportional sind, und daß ihr
Quotient ist
Zant të a a CO
i c
Durch die Wurzel aus dem Verhältnis von Selbstinduk-
tion und Kapazität der Leitung wird also eine feste Größe
bestimmt, die man kurz als Wellenwiderstandder
Fernleitung bezeichnet. Für oberirdische Leitungs-
schleifen liegt sein Wert in der Größenordnung von 750 Q,
für Kabel von 75 Q. Der Betriebswellenwiderstand für
Drehstromleitungen hat den halben Wert dieser Zahlen.
Welches Vorzeichen das Verhältnis von Spannung zu
Strom nach Gl. (20) besitzt, hängt von der Laufrichtung
der Wellen nach Gl. (19) ab. In Abb. 16b ist für je eine
ganz willkürlich herausgegriffene vorwärtslaufende und
`~ rückwärtslaufende Wellenform auf der Fernleitung ein
Moment herausgezeichnet. Da Strom und Spannung für
die vorwärts- und rückwärtslaufenden Wellen je für sich
stets proportional sind, so sind sie notwendig gleichphasig,
d h., jede Welle überträgt lediglich Wirk-
leistung,deren Wert sich bestimmt zu
e?
Wz=zeiz=z+ťZz=+
Z EEE A.
Der Ohmsche Widerstand der Fernleitung be-
wirkt, daß jeder einzelne Punkt der Wellen während sei-
nes Laufes über die Leitungserstreckung z exponentiell
zedämpft wird nach der Beziehung
. (22)
also entsprechend dem Verhältnis des Leitungeswiderstan-
des zum Wellenwiderstand. Dies ergibt bei einer Leitung
mit O,15%km Widerstand erst nach 1000 km Freileitung
oder 100km Kabellänge einen Spannungs- und Stromver-
H Lë, Ee deiere Abee
8 Literatur und Methodik bei R. Rüdenberg, Elektrische
Schaltvorränge. Kap. 3, Verlag Julius Springer, Berlin 1926; ferner
Ch. Burger, Berechnung von Drehstrom-Kraftübertragungen, Verlag
Julius Springer, Berlin 1927.
lust von rd. 10%. Wir wollen unsere folgenden Betrach-
tungen daher zunächst unter Vernachlässigung dieser
Verluste durchführen und können die Wirkung des tat-
sächlich vorhandenen Widerstandes jederzeit durch eine
Korrektur nach Gl. (22) berücksichtigen.
Wenn wir in Abb. 16 die Spannung an der Erzeuger-
station 1 zeitlich sinusförmig variieren lassen, so pflanzt
sich jeder augenblickliche Zustand mit Lichtgeschwindig-
keit über die Leitung fort, so daß sich auf dieser räum-
liche Sinuswellen ausbilden, wie es in Abb. 16c
für drei aufeinanderfolgende Momente dargestellt ist.
Durch Übereinanderlagerung von vorwärts- und rück-
wärtslaufenden Strom-Spannungswellen können wir nun
jeden beliebigen elektromagnetischen Zustand auf der
Fernleitung darstellen. Wir können z.B. zu den vorwärts-
laufenden Sinuswellen der Abb. 16c noch rückwärts-
laufende Wellen nach Abb. 16d hinzufügen. Da die
Spannungen und Ströme dieser verschiedenen Wellen-
systeme zwar sinusförmig aber keineswegs gleichphasig
sind, so können wir damit in jedem Punkt der Leitung
beliebige Wirk- und Blindleistungen zur
Darstellung brinzen. Die gesamten Ströme und Spannun-
geu setzen sich dabei natürlich aus den 'Teilwerten aller
vorwärts- und rückwärtslaufenden Wellen zusamnıen:
e = ey + Or )
" = Ze + irj
Da wir bei jeder Fernleitung eine bestimmte Leistung,
und zwar im allgemeinen eine gewisse Wirkleistung, mög-
lichst wirtschaftlich vom einen bis zum anderen Ende
übertragen wollen, so sehen wir, daß es zweck-
mäßigist,nurdasvorwärtslaufende Wel-
lensystemzwischenderenergieerzeugen-
den Stationlundderenergieverbrauchen-
den Station 2 zu benutzen. Jedes außerdem vor-
handene rücklaufende Wellensystem wird nach Gl. (23)
einerseits dieStröme in der Leitung und damitdieÖhmschen
Stromwärmeverluste, anderseits die Spannung auf der Lei-
tung und damit die Isolationsbeanspruchung ganz unnötig
vergrößern. Da nun im vorwärtslaufenden sinusförmigen
Wellensystem nach Abb. 16c Strom und Spannung über
die ganze Leitungserstreckung und daher auch an den
Endpunkten der Leitung genau in Phase sind, so sehen
wir, daß die Forderung möglichst großer
Wirtschaftlichkeit der Übertragung die
BedingungzurFolgehat,dieLeistunenur
als Wirkleistung, also mit dem Leistungsfaktor 1
zu übertragen. Wir müssen daher Strom und
SpannungindenFEndstationen so einregeln, daß
sie dort in Phase sind. Dann vermeiden wir unnütze
Reflexionen der Wellen an den Enden mit ihrer überflüssi-
gen Beanspruchung der Leitung.
Eine zweite Bedingung, die wir den Endstationen auf-
erlegen müssen, besteht darin, daß sie das richtire
Strom-undSpannungsverhältnisvonGl. (20)
besitzen müssen, das für den einseitigen Verlauf der Wel-
len erforderlich ist. Schreiben wir dies jetzt in Effektiv-
werten E und J des sinusförmigen Stromes für vorwärts-
laufende Leistungswellen nochmals an, so muß sowohl in
den Endstationen als auch auf der ganzen Leitungs-
erstreckung sein
. (23)
E SN T
oc ëch, SCH . (24)
Die übertragene Leistung wird damit
FE? 1
Wir wollen diesen Betrag dienatürlicheLeistung
derFernleitunege nennen, weil hierbei die einfachsten
und natürlichsten Verhältnisse hinsichtlich des Leistungs-
faktors, der Fortpflanzunesrichtung, der Energie und der
Wellenreflexion an den Enden vorliegen.
Da die Wellenwiderstände aller Freileitungen unter
sich und aller Kabel unter sich nicht allzu sehr verschie-
den sind, so hängt diese natürliche Leistung fast nur
vonder Betriebsspannung ab. In Zahlentafel 2
Zahlentafel2. Natürliche Leistungen von Fern-
leituneen in MW.
E in kV Freileitung Kabel
1phasig 3 phasig 1phasig | 3phasig
30 1,2 e 24 12 24
50 3,3 6,6 33 66
100 14 27 140 270
150 30 60 300 600
200 55 110 ! 550 | 1100
300 120 240 — | —
400 210 430 — —
976
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27:
4. Juli 1929
ist für eine Reihe normaler Spannungen die natürliche
Leistung von Freileitungen mit 750 Q und Kabeln mit 750 `
Wellenwiderstand auf Grund der Gl. (25) für Ein- und
Dreiphasenstrom ausgerechnet. Da nur diese so berechneten
Leistungen eine volle Ausnutzung des Leitungskupfers und
der Leitungsisolation gewährleisten, so sieht man, daßzur
Übertragung von größeren Leistungen
von mehreren 100000 kW über einen Lei-
tungsstrang bei Freileitungen Spannun-
gen von mehreren 100 kV erforderlich
sind, während sich bei Kabeln die Spannung noch unter
100 kV hält. Dies ist ein offenbarer Vorteil von Kabel-
leitungen zur Fernübertragung. |
dito &
Shon 1
Abb. 17. Abb. 18.
Wenn man mit diesen natürlichen Leistungen der
Kraftübertragung arbeitet, so bleiben die Strom- und
Spannungswerte längs der Leiturg kon-
stant, wie es in Abb. 16c dargestellt ist. Die Empfangs-
station 2 erhält Strom und Spannung mit demselben Be-
trage, den die Sendestation in die Leitung hineinschickt.
Kapazitive Ladeströme und induktive Spannungsabfälle
vermögen den Zahlenwert der Ströme und Spannungen
nicht zu ändern. Diese kommen nur um die Laufzeit
aufder Leitung später am Leitungsende an, die sich
berechnet als Quotient von Leitungslänge a und Laufge-
schwindigkeit v. Wegen dieser Verzögerungszeit be-
sitzen die Spannungen und Ströme am Leitungsende eine
Phasenverzögerung ð gegenüber ihren Werten am Lei-
tungsanfang, die in Abb. 17 dargestellt ist. Ihr Wert
berechnet sich als Produkt von Kreisfrequenz und Ver-
“ zögerungszeit zu
A ——.
v
Dieser Phasenunterschied ist demnach direkt propor-
tional der Länge der Fernleitung a und außerdem abhän-
gig von der Frequenz w, die fast immer gegeben ist, und
der Geschwindigkeit v, dìe nur für Kabel und Freileitun-
gen unterschiedlich ist. In Zahlentafel 3 ist der Wert der
Zahlentafel 3. Phasenwinkel, relative Ladeströme
und induktive Spannungen für 50 Per/s.
400
Frelleitung....a = 10 100 200 600 | 800 | 1000 km
Kabel ....... a em 5 | 50 100 200 300 ` 400 ` 600 km
4 r | |
oa
NEGER = | 0,01 | 0,106 |! 0,21 | 0,42 | 0,63 | 0,84 1,05
Ve = | 0,6 6 12 24 36 48 60 Grad
G1. (26) sowohl im Bogenmaß als auch in Winkelgraden
für verschiedene Leitungslängen ausgerechnet.
Die allmähliche Drehung der Strom- und Spannungs-
vektoren längs der Leitung nach Abb. 17 wird durch die
induktiven Spannungen Er und die kapazitiven Ströme Je
bewirkt. Dabei steht in jedem Punkt der Leitung, wie
man aus dem Diagramm der Abb. 17 ersieht, der Ladestrom
genau senkrecht auf dem dort herrschenden Leitungesstrom
und die induktive Spannung genau senkrecht auf der dort
herrschenden Leitungsspannung.
Die Größe des gesamten Ladestromes für die Leitungs-
länge a ist
Je ZzwraE. (27)
Ersetzt man die Spannung hierin dürch ihren Wert
aus Gl. (24) für die natürliche Leistungsübertrarung und
führt die Laufgeschwindigkeit nach Gl. (19) ein, so erhält
man
Aa men Z EE SCH
w nee
Der totale Ladestrom der Fernleitung bei
ihrer natürlichen Belastung läßt sich daher aus dem natür-
lichen Belastungsstrom durch Multiplikation mit dem schon
bekannten Quotienten w a/v berechnen, und wir sehen aus
Zahlentafel 3, daß der Ladestrom für 50 Per/s bei Freilei-
tungen von 500 km bereits die Hälfte, bei solchen von
1000 km Länge den vollen Wert des natürlichen Be-
lastungsstromes der Fernleitung ausmacht.
Die induktive Spannung längs der Leitung
läßt sich ganz entsprechend berechnen zu
E, are ts (29)
und das läßt sich durch Einführen des Stromes der natür-
lichen Belastung von Gl. (24) umformen in
; c ou „
Das Verhältnis der induktiven Spannung bei natürlicher
Belastung zur Betriebsspannung ist also wiederum durch
das gleiche Verhältnis wa/v gegeben, die induktive Span-
nung beträgt bei 500km Freileitung die Hälfte, bei
1000 km Länge den vollen Wert der Arbeitsspannung der
Übertragung.
Wir sehen also, daß bei langen Fernleitungen sowohl
die induktiven Spannungen wie die Kapazitätsströme ganz
gewaltige Beträge im Vergleich zu den
Werten der übertragenen Leistung. aus-
machen, daß sie jedoch im natürlichen Betrieb der Lei-
tung weiter nicht schädlich sind und nur die TRUDE
besitzen, daß die Phasenwinkel ‚der Spannungen un
Ströme am Leitungsende denen am Leitungsanfang um
den Betrag ® nacheilen, der bei 500 km Freileitungs-
länge 30 °, bei 1000 km 60° beträgt. |
Wenn wir nun von der natürlichen Lei-
stung dieser Fernleitung abweichen und
beispielsweise bei gegebener Spannung am Erzeugerende
den Strom vermindern, so treten entsprechend der ver-
minderten Leistung nunmehr auch rücklaufende
Strom- und Spannungswellen nach Abb. 16d
auf, die das einfache Diagramm in Abb. 17 komplizierter
gestalten. Die induktive Spannung nach Gl. (29) wird
weitgehend vermindert, dagegen. bleibt der kapazitive
Ladestrom nach Gl. (27) bestehen und erzeugt in der In-
duktanz der Leitung eine Spannungserhöhung,
die z. B. bei 1000 km Leitungslänge, wo der Ladestrnm
die Größe des Belastungsstromes erreicht, den vollen Be-
trag der Spannung am Erzeugerende annimmt. Durch diese
Spannungserhöhung steigt der Ladestrom weiter und kann
somit in Wechselwirkung die Spannung auf sehr erheb-
liche Beträge steigern, was als Ferranti-Effcekt be-
kannt ist.
Vermehrt man anderseits die Belastung der Leitung
über ihren natürlichen Wert, so wird die induktive Span-
nung nach Gil. (29) erheblich vergrößert. Während sich
bei der natürlichen Belastung die Wirkungen des Lade-
stromes und der induktiven Spannung gerade das Gleich-
gewicht hielten, überwiegt jetzt die letztere und bewirkt
einen starken Abfall der Leitungsspannung
gegen das Verbraucherende hin. In Abb. 18 sind diese
Verhältnisse dargestellt. Bei Freileitungen von 500 km
Länge würde bei doppelter natürlicher Belastung die in-
duktive Spannung, die nach Zahlentafel 3 etwa 50 % be-
trägt, verdoppelt, und bei 1000 km Leitungslänge würde
sogar der volle Betrag der Betriebsspannung ale Abfall
auftreten.
Die hierdurch bedingten Spannungserhöhuneen und
Spannungsabsenkungen nach Abb. 18 sind für größere Lei-
tungslängen nach Zahlentafel 3 so bedeutend, daß man
diese nicht ohne besondere Hilfsmittel anwenden kann,
wenn man auf einen Betrieb mit konstanter Spannung in
den Endstationen Wert legt, auf den wir heute technisch
eingespielt sind. Man wird über 100 bis 200 km Lei-.
tungslänge mitihren 10 bis20 % induktiver Spannung
und kapazitivem Strom nicht hinausgehen dür-
fen, wenn man die Spannungsschwankun-
genundLadeströmeinerträzlichen Gren-
zen halten will. Wünscht man größere Entfernungen
zu überbrücken, so muß man daher die Leitungen in
einzelne Abschnitte von 100 bis 200 km Länge
unterteilen und Zwischenstationen mit besonderen
spannungshaltenden Finrichtungen vorsehen.
Diese hier errechneten maximalen Entfernungen für
durchlaufende Leitungen stehen in Übereinstimmung mit
den im vorigen Abschnitt berechneten. In der Tat spielt
der Phasenwinkel 8 zwischen Erzeuger- und Verbraucher-
spannung nach Abb. 17 auch für die Stabilität der Ma-
schinen eine ausschlaggebende Rolle. Er liegt bei 200 km
langen Leitungen nach Zahlentafel 3 genau bei den noch
zulässigen 12°, und daher können so lange Leitungen
gerade noch mit ihrer natürlichen Belastung stabil ar-
4. Juli 1929
beiten. Arbeitet man mit wesentlich verminderter Fre-
quenz, so kann man natürlich alle Entfernungen umge-
kehrt proportional der Frequenz heraufsetzen.
4. Kompensation der Blindleistung von
Hochspannungsleitungen.
Man kann das Problem der Fernleitung elektrischer
Leistung auf schr große Entfernung noch von einer an-
deren Seite betrachten. Wir hatten gesehen, daß die
Energieübertragung mit nur vorwärtslaufenden Wellen
immer dann ohne Reflexion und unter günstigsten Um-
ständen verläuft, wenn der Quotient aus Span-
nung und Strom nach Gl. (24) gleich dem
WellenwiderstandderLeitungist. Die Über-
tragung dieser natürlichen Leistung nach Gl. (25) kann
auf beliebig große Entfernungen erfolgen, nur bei Unter-
und Überschreitung der Leistung treten Schwierigkeiten
auf der Leitung auf. Wir wollen deshalb die Forderung
aufstellen, auch bei Veränderungen der übertragenen
Leistung die Bedingungsgleichung (24) oder (25) stets
aufrecht zu erhalten. Ein Weg hierfür wäre, das Ver-
hältnis E/J an den Leitungsenden auch bei variabler Lei-
stung konstant zu halten. Das führt aber zu einer Ar-
beitsweise mit veränderlicher Spannung, die dabei wie
die Wurzel aus der Leistung variieren müßte, was
für die heutige Form der elektrischen Kraftverteilung
unzweckmäßig ist. Man wird vielmehr auch bei Groß-
übertragungen zur Esparnis unnötiger Zwischenmaschi-
nen wünschen, dieSpannungamFEnergieerzeu-
serund-verbraucher konstant zu halten.
Bei dieser Forderung kann man die Bedingungsgleichung
(25) bei variabler Größe der Leistung und konstanter
Spannung nur dadurch erfüllen, daß man den Wellen-
widerstand Z der Leitung verändert und
ihn stets der jeweils übertragenen Leistung anpaßt.
Hei +S W>Wn +6
no GEET
deene ee
W< Wa -2P
W>Wn -S
Abb. 1%
Man kann dafür zur Selbstinduktion | für die Li 2-
geneinheit der Leitung Zusatzinduktanzen in
Serie hinzufügen, die nach Abb. 19a und b als Drossel-
spulen oder Kapazitäten oder auch als Blindstrommaschi-
nen irgendwelcher Art ausgeführt sein können. Dann
wird die Leitung eine totale Selbstinduktion
NEIES 2.2 ek (31)
besitzen, die je nach der Art der Zusatzinduktanz S größer
oder kleiner als die eigene Selbstinduktion (der Leitung
sein kann. Ebenso kann man auch zur eigenen Kapazität c
der Leitung Zusatzeinrichtungen in Par-
allele hinzufügen, die nach Abb. 19c und d aus Kapa-
zitäten oder Drosselspulen oder auch aus maschinellen
Blindstromerzeugern bestehen können. Die totale Kapa-
zität der Leitung ist dann
K = c4 P.
Man kann sie größer oder kleiner als ihre Eigenkapazi-
tät e machen. Hiermit wird der resultierende
Wellenwiderstand der gesamten Leitungsanord-
nung GR
E A3 IA
E e — wT -K e gë RR 8 e e (33)
und es ist nunmehr möglich, bei veränderlicher Über-
tragungsleistung W entweder A oder K stets so einzu-
stellen, daß diese Bedingungsgleichung befriedigt wird.
Eigentlich müßte man diese Kompensierungseinrich-
tungen S oder P stetig auf die Leitungslänge verteilen,
jedoch genügt es praktisch, siean einigen Punkten
längs der Leitung zu konzentrieren. Diese
dürfen aber nach Zahlentafel 3 keine allzu große Ent-
fernung besitzen, wenn man nicht innerhalb der einzelnen
Abschnitte bereits zu große Schwankungen und Abwei-
chungen vom idealen Verhalten bekommen will. Man er-
kennt die Analogie dieser Schaltungen zu denen nach
Abb. 14 und 15.
Die Regelung der Kompensierungsapparate muß nun
folgendermaßen vorgenommen werden: Überträgt man die
natürliche Leistung Wn» nach Gl. (25) über die Fernlei-
KE
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
977
tung, so kann man von allen Zusatzapparaten S und P in
Serie oder parallel zur Leitung abschen. Sinkt die
Leistung W auf kleinere Werte herab, so
muß man nach Gl. (33) die resultierende Selbstinduktion A
vergrößern, z.B. durch Einschalten von Serien-Drossel-
spulen nach Abb. 19a, oder man muß die resultierende Ka-
pazität K verkleinern, z. B. durch Einschalten von Parallel-
Drosselspulen nach Abb. 19b. Im letzteren Falle schreibt
man die Gl. (32) bequemer
A ez 1
wL’
wobei L die zur Leitung parallel liegende Selbstinduktion
für die Längeneinheit ist.
Umgekehrt muß man bei Steigerung der Lei-
stung W über die natürliche Leistung der
Fernleitung entweder die resultierende Selbstinduktion A
verkleinern, etwa durch Einschalten von Kapazitäten in
Serie zur Leitung nach Abb. 19b. Man schreibt dann an
Stelle von Gl. (31) bequemer
A= l— 1
wC’
worin C die zusätzliche Serienkapazität der Längen-
einheit bezeichnet. Oder man muß die resultierende Kapa-
zität K vergrößern, was nach Abb. 19c durch Parallel-
schaltung von Kapazitäten geschehen kann.
Um jeder Leistungsänderung folgen zu können, muß
man diese zusätzlichen Kapazitäten oder
Selbstinduktionen natürlich regelbar
machen. Das kann man entweder durch Schaltapparate
direkt bewerkstelligen, oder aber man verwendet syn-
chrone oder asynchrone Blindleistungsmaschinen, bei de-
nen man die Regelung durch Einstellung der Erregung
auf sehr bequeme Weise handhaben kann.
Man kann nach der energetischen Bedeu-
tung dieser künstlichen Mittel fragen, durch die es ge-
lingt, die gesamte Leistungsübertragung auch bei Abwei-
chung von den natürlichen Verhältnissen der Leitung
selbst wieder auf das einfache Schema der vorwärtslaufen-
den Strom- und Spannungswellen nach Abb. 16c zu brin-
gen. Dazu schreiben wir unsere Hauptgleichung (33) in
folgender Form:
ok Ei oh 9
wobei wir auf beiden Seiten die Frequenz o hinzufügen.
Diese Beziehung sagt ganz allgemein aus, daßdievon
der Spannung E abhängige Blindleistung
quer zur Leitung gleich der vom Strom J
abhängigen Blindleistung längs der Lei-
tung ist. Diese beiden Blindleistungen halten sich also
gerade das Gleichgewicht, die Leitung ist auf Blindlei-
stung voll kompensiert.
Diese Bedingung stimmt vorzüglich überein mit der
früher gefundenen, daß beim günstigsten Zustand der
Kraftübertragung die vorwärtslaufenden Strom- und
Spannungswellen nur Wirkleistung übertragen. Die
Blindleistungen sind also lediglich im gesamten Leitungs-
gebilde aufgespeichert und kommen für die Sende- und
limpfangsstationen der Energie nicht zur Wirkung. Bei
Übertragung der natürlichen Leistung kompensieren sich
die Blindleistungen der Selbstinduktion l und Kapazität e
der Leitung gegenseitig von selbst, bei größeren oder
kleineren Leistungen muß man nach Gl. (36) eine
künstliche Kompensation der Blindlei-
stungen eintreten lassen, wenn man gleichgünstige
Übertragungsverhältnisse erzielen will. Mit diesen Mit-
teln kann man im Prinzip elektrische Leistung jeder ge-
wünschten Größe auf jede beliebige Entfernung über-
tragen.
Es frast sich nun, welche Größe und Lei-
stungsfähigkeit die Kompensierungs-
mittel haben müssen, um diese vorteilhafte Wirkung
auszuüben. Für die natürliche Leistung der Leitung ist
nach Gl. (25)
Ha = E? y T e
Für die kompensierte Leitung ist die jeweilige Leistung
nach Gl. (33)
. 0 e o ÒO o 9%
K
= A E Ae ie 38
W=E V A (38)
Das Verhältnis beider ist also
wW l K
AIEE ee E S 3
Wa Ne A Hl
978
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
Betrachten wir zunächst die Parallelkompen-
sation nach Abb. 19c und d und setzen K aus Gl. (32)
ein, während A = | wird, so erhalten wir
71
Da wir mit konstanter Spannung arbeiten, so ist das Ver-
hältnis der Zusatzkompensationsleistung Wr zur natür-
lichen Kompensationsleistung We direkt gegeben durch
Wr L
We c'
Diese Kapazitätsleistung We steht aber nach Gl. (28) in
einem bestimmten Verhältnis zur übertragenen natür-
lichen Leistung, nämlich
und daher erhält man durch Kombination der letzten drei
Gleichungen für die künstlich aufzuwen-
dende Kompensationsleistung die Beziehung
Im as EA
Han (la, Gëf We
Da wir diese Leistung in Gl. (41) mit der Kapazitäts-
leistung verglichen haben, so stellt dieser letzte Ausdruck
bei positivem Wert kapazitive, bei negativem Wert induk-
tive Zusatzleistung dar. Wir sehen, daß dieselbe nur von
zwei Faktoren abhängt, nämlich vom Quotienten w alv, der
der Leitungslänge proportional ist und in Zahlentafel 3
ausgewertet ist, und vom Quadrat der jeweils übertragenen
Leistung W im Verhältnis zur natürlichen Leistung Wn.
Pieren Klammerglied der Gl. (43) ist in Abb. 20 aufge-
ragen.
Sin,
Abb. 20.
Abb. 21.
Ganz ähnlich können wir die Kompensationsleistung
bei der Serienschaltung der Abb. 19a und 19b berechnen.
Hierbei ist in Gl. (39) A nach Gl. (31) einzusetzen, wäh-
rend K=c ist. Wir erhalten daher
1 Hui
Lal, r) teg e (44)
re =
und wenn wir diesen Ausdruck in ähnlicher Weise um-
formen, so entsteht für die Serienkompensations-
leistung im Verhältnis zur natürlichen Leistung:
well) oo ©)
Bei diesem Ausdruck entsprechen positive Werte der Zu.
satzkompensationsleistung Ws induktiver Blindleistung,
und daher ist der Verlauf dieser Größe identisch mit dem
nach Gl. (43) oder Abb. 20.
Wir sehen hieraus, daß es für den Bedarf an Kompen-
sationsleistung an sich gleichgültig ist, ob wir
die Fernleitung durch Parallelschaltung
oder Serienschaltung vonBlindleistungs-
einrichtungen kompensieren und dadurch
zur Übertragung beliebiger Leistung befähigen. Beide
Methoden haben jedoch anderweitige besondere Vorteile
und Nachteile.
Aus den Beziehungen (43) und (45) und der Abb. 20
erkennen wir nun, daß man unabhängig vom speziellen
Kompensierungssystem beiLeerlauf derLeitung
stets induktiv kompensieren muß mit einem Lei-
stungsbetrage, der durch die natürliche Leistung Wn nach
Zahlentafel 2 und den Quotienten wa/v nach Zahlentafel 3
gegeben ist. Praktisch gesprochen müssen wir die Kapa-
zitäts-Blindleistung voll durch induktive Zusatzblind-
leistung kompensieren. Mit wachsender Leistungsüber-
tragung muß die induktive Kompensationsleistung mehr
und mehr vermindert werden und beim Erreichen der
natürlichen Leistungsübertragung den Nullwert durch-
schreiten. Beim weiteren Anwachsen der zu
übertragenden Leistung muß die zusätzliche Kompensa-
tionsleistung stets kapazitiv sein und entsprechend
dem parabolischen Verlauf der Kurve in Abb.20 rapide
anwachsen.
Wünscht man die übertragene Leistung nur auf das
V 2-fache der natürlichen Leistung zu steigern, so braucht
man schon eine gleichgroße Kapazitätsleistung, wie sie
bei Leerlauf induktiv erforderlich war. Bei Steigerung
der Leistung auf das V 3-fache der natürlichen Leistung
benötigt man sogar das Zweifache des eben genannten
Wertes, und will man das Doppelte der natürlichen Lei-
stung auf der Leitung übertragen, so ist der dreifache Be-
trag der Leerlauf-Kapazitätsleistung künstlich hinzu-
zufügen. Praktisch sind daher der Leistungsüber-
tragung starke Grenzen gesetzt, wenn man
keinen übermäßigen Aufwand an Kompensationsleistung
treiben will.
Es ist bei diesen Verhältnissen daher praktisch nicht
durchführbar, bei gegebener Spannung über eine einzige
Leitung beliebige Energiemengen auf große Entfernungen
zu übertragen. Man kann vielmehr nur etwa 50 % über
die natürlichen Leistungen nach Zahlentafel 2 hinaus-
gehen. Wünscht man größere Leistungen zu übertragen,
so muß man mehrere derartige Leitungenin
Parallele benutzen.
Die verschiedenen Kompensationsmittel verhalten
sich nun in ihrem Regelbereich sehr verschieden
gegenüber der Regelcharakteristik von Abb. 20. In Abb. 21
sind ihre zweckmäßigen Anwendungsbereiche eingetragen.
Drosselspulen sind natürlich nur zur induktiven
Kompensierung, also unterhalb der natürlichen Leistungs-
übertragung brauchbar. Hier stellen sie jedoch das preis-
werteste Mittel dar. Sie werden z. B. für die große 200 kV-
Fernleitung vom Rheinland bis zu den Alpen angewandt,
bei der die natürliche Leistung vorerst nicht überschritten
wird. Statische Kondensatoren sind nur im ka-
pazitiven Bereich, also zur Leistungsübertragung ober-
halb des natürlichen Maßes verwendbar, sie sind vorläufig
noch sehr teuer.
Synchronmaschinen sind sehr bequem im Er-
regerstromkreise regelbar, und zwar sowohl nach der ka-
pazitiven wie nach der induktiven Seite. Sie halten sich
im Preise auf einer mittleren Linie. Damit sie in ihrem
Felde durch Herabregeln der Erregung nicht zu schwank
und instabil werden, kann man sie im allgemeinen bei
induktivem Arbeiten nur halb so stark belasten
wie bei kapazitivem. Will man sie daher bis zur Leerlauf-
regelung herab benutzen, so muß man ihre Modellgröße
etwa gleich der doppelten Kapazitätsleistung des Netzes
ausführen. Man kann dann aber auch eine zweifache ka-
pazitive Kompensation erzielen und die Leistungsübertra-
gung bis zum V 3-fachen Wert der natürlichen Leistung
steigern.
facher Modelleistung aus, so genügt sie nach Abb. 21 zur
Regelung zwischen den Kompensationsleistungen + 0,5 und
— 1; man ergänzt sie dann für schwache Belastung zweck-
mäßigerweise durch zusätzliche Drosselspulen. Asyn-
chrone Drehfeldmaschinen mit Kommutator-
errezung können volle induktive und kapazitive Leistung
abgeben und haben dabei den Vorteil, nicht zum Pendeln
zu neigen.
Eine besonders günstige Anordnung für lange Fern-
leitungen ergibt sich, wenn man Parallel- und
Serienkompensation gemeinsam anwen-
det, und zwar derart, daß man durch feste Zusatzinduk-
tanzen nach Gl. (34) die resultierende Querkapazität der
Leitung vollständig zu Null macht und gleichzeitig durch
feste Serienkapazitäten nach Gl. (35) die resultierende
Längsinduktanz der Leitung vollständig zum Verschwin-
den brinst. Die Schaltung einer solchen Fernleitung ist
in Abb. 22 dargestellt. Für die Betriebsfrequenz w ist dann
für jede Belastung der Leitung sowohl der Ladestrom als
auch die induktive Spannung vollständig kompensiert, der
Wellenwiderstand Z nach Gl. (33) wird 0/0, also unbe-
stimmt, das Verhältnis E/J kann jeden beliebigen Wert
annehmen, so daß die Fernleitung ohne künstliche Nach-
reselunz in beliebigen lL.eistungsbereichen stets blind-
stromfrei bleibt. Alle der Wechselstromüber-
Führt man die Synchronmaschine nur mit ein- `
4, Juli 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 979
tragung spezifischen schädlichen Neben-
wirkungen sind kompensiert, sie verhält sich
daher wie eine Gleichstromübertragung, deren Betriebseigen-
schaften lediglich durch den geringfügigen Ohmschen
Widerstand bestimmt werden. Eine solche Leitung braucht
nstürlich doppelten Materialaufwand, nämlich volle Kom-
pensationsleistung sowohl für die Quer- wie für die Längs-
kompensierung. Da-
für sind aber alle
Stromstärken, Span-
nungen und Phasen-
winkel bei dieser
Leitung nivelliert.
Wenn es gelingt, den
Preis unserer Kon-
densatoren auf ein
wirtschaftlich er-
trägliches Maß zu
reduzieren, so dürf-
ten solche nivellierten Leitungen für die Fern-
übertragung noch eine große Rolle zu spielen berufen sein.
5. Spannungsregelung der Fern-
übertragung.
Mit Ausnahme der zuletzt beschriebenen nivellierten
Fernleitungen erfordern alle kompensierten Kraftüber-
tragungen eineRegelungderKompensierungs-
apparate oder -maschinen, die in den einzelnen
Unterstationen aufgestellt sind. Gemäß den Regelkurven
der Abb. 20 und 21 muß man bei veränderlicher Belastung
der Fernleitung Drosselspulen oder Kapazitäten stufen-
weise zu- oder abschalten, oder auch Syuchron- oder
Asynchronmaschinen in ihrer Erregung herauf- oder her-
unterregeln.e Wird lediglich zwischen der Anfangs- und
Endstation Wirkleistung im einen oder anderen Sinne
übertragen, so muß die Blindleistung aller Zwischen-
stationen im gleichen Takte auf- und abgeregelt werden.
Wenn man dagegen auchindenZwischenstatic-
nenEnergieausderFernleitungentnimmt
oder in sie hineinschickt, so wie es praktisch
bei Leitungen über sehr große Entfernungen meistens der
Fall ist, so muß man zur Bestimmung der Regelung die
Leitung abschnittweise betrachten, ähnlich wie es
früher an Hand von Abb. 4 geschah, und erhält dann ent-
sprechend den Teilbelastungen der einzelnen Leitungsab-
schnitte eine individuelle Regelung aller Zwischenstationen.
Es fragt sich nun, an welchem Kriterium
man erkennen kann, ob in jeder Zwischenstation
diezweckmäßigste Kompensierungsstärke der Blindleistung
eingestellt ist. Da wir an Hand von Abb. 15 bis 18 gesehen
haben, daß die günstigste Leistungsübertragung bei kon-
stanter Spannung auf der Leitung erfolgt, so ist es am ein-
fachsten, in jeder Station einen Spannungsindika-
tor anzubringen und denselben bei Abweichungen der
Spannung vom Sollwert auf eine Verstärkung oder Ab-
schwächung der Blindleistung einwirken zu lassen. In
Abb. 23 ist das Regelungsschema für eine solche Station
fernleitung
d
Spannungs=
rela
Erreger gioun
regier
Aroftmaschine Blindstrommaschine
Abb. 38.
etwas ausführlicher dargestellt. Die Sammelschienenspan-
nung wirkt über einen Wandler auf ein Spannungsrelais,
das den Regelmotor für den Erregerstromregler der Blind-
strommaschine betätigt, die ihre in die Leitung entsandte
induktive oder kapazitive Blindleistung so lange verändert,
bis die Sollspannung wieder erreicht ist. Außer dieser
Blindstrommaschine kann in der Station natürlich noch
ein großes Netz mit eigenen Generatoren und eigenen Be-
lastungen an die Fernleitung angeschlossen sein. Auch
dessen variable Blindstromentnahme aus der Leitung wird
durch diese Regelung selbsttätig mit ausgeglichen.
Dieser einfachen Kegelungsart haften aber einige
Nachteile an. Einerseits braucht man ein sehr empfind-
1 i c h es Spannungssystem, weil die Spannung sich erst beim
Hineinpumpen erheblicher Blindstrommengen in die Fern-
leitung merklich ändert, und diese könnten sonst so groß
weerden, daß sie ganz unnötige Stromwärmeverluste her-
vorrufen. Anderseits benötigt man eine erhebliche Un-
empfindlichkeit des Spannungsindikators, weil man
sonst bei der endlichen Stufengröße und endlichen Regel-
geschwindigkeit des Blindstromreglers und bei den er-
heblichen Zeitkonstanten der Wechselstrommaschinen und
ihrer Erreger ein Pumpen der gesamten Regelung ver-
meiden muß.
Schließlich wird diese Regelungsart dadurch sehr be-
hindert, daß der Überschuß oder das Manko von Blind-
leistung in einer Station nichtnurdie Spannung
dieser Station selbst beeinflußt sondern
auch die Spannung aller anderen Stationen mit verändert,
insbesondere der unmittelbaren Nachbarn, so daß auch
deren Regelung mit zum Ansprechen kommt. Die Blind-
stromregelung erfolgt daher nicht nur in der betroffenen
Station sondern auch in den Nachbarstationen mit, und
diese Überregelung muß alsdann erst wieder zurückge-
führt werden. Die Spannungsregelungen aller Stationen
der Fernübertragung sind also miteinander ziemlich eng
gekoppelt, und dieses führt zu überflüssigen Schwin-
gungen der Stationen gegeneinander, die
unter ungünstigen Umständen gar nicht mehr zur Ruhe
kommen.
Es ist daher zweckmäßiger, einen Indikator zu be-
nutzen, der die richtige Kompensierung der Leitung nicht
auf dem Umweg über die Spannung anzeigt, sondern sie
auf direktem Wege bewirkt. Dabei wird man dem Indi-
kator jeder Stationambestennurdie ihm
anliegendenLeitungsabschnittezurÜber-
wachung zuweisen, so daß die verschiedenen Zwi-
schen- und Endstationen in ihrer Regelung nicht mitein-
ander gekoppelt sind, sondern möglichst unabhängig von-
einander arbeiten. Damit fällt von vornherein jede Nei-
gung zu Kopplungsschwingungen oder zum Pumpen der
Regelanordnung vollständig fort.
Wir hatten schon früher in Gl. (36) gesehen, daß die
Fernleitung bei jeder Belastung ihren günstigsten Zustand
annimmt, wenn die gesamte spannungsabhängige Blind-
leistung quer zur Leitung der gesamten stromabhängigen
Blindleistung längs der Leitung das Gleichgewicht hält.
Dies gilt nicht nur für die gesamte Leitungserstreckung,
wenn die Leistung ganz vom einen zum anderen Ende
übertragen wird, sondern es gilt auch für jeden einzelnen
Leitungsabschnitt, wenn unterwegs Leistung zu- oder ab-
geführt wird.
„4 4%
le
è
Krafimaschine
blind stronmasohine
Abb. 24.
Wir wollen nun gemäß Abb. 24 jeder Station zum
Zwecke der Kompensierung einen rechten und linken Teil
der Fernleitung zuordnen, der etwa bis zur jeweiligen
Streckenmitte reichen möge. Dann besteht die Quer-
blindleistung auf diesem Leitungsabschnitt einer-
seits aus der Kapazitätsleistung der beiden Teile der
Fernleitung, anderseits aus der Kompensations-Blindlei-
stung der Station. Die linke Seite von Gl. (36) ist also
oKE'=Zwc„E?— EJ, eme (46)
wenn mit ës die Kapazität der Leitungsteile links und
rechts von der Station bezeichnet wird, und mit Jg sin o
der gesamte Blindstrom, den die Station in die Leitung
hineinspeist. Derselbe ist mit dem Minuszeichen ange-
setzt, sodaß er positiven Sinn besitzt, wenn er den Kapa-
zitätsstrom der Leitung kompensiert. Die Längsblind-
leistung nach der rechten Seite der Gl. (36) ist durch
die induktiven Leistungen auf den Leitungsabschnitten 1
und 2 gegeben zu
wARrzolhdt told e, (47)
Dabei werden im allgemeinen sowohl die Selbstinduktio-
nen l, und l, als auch die Ströme J, und J, in den beiden
Leitungsteilen ganz verschiedene Werte besitzen. Würde
man die Leitung nach dem Schema der Abb. 19a und b
auch durch Serienkompensation beeinflussen, so würde
ein entsprechendes Glied noch zur rechten Seite von
G1. (47) hinzutreten. Wir wollen jetzt aber nur den Fall
der Parallelkompensation weiter verfolgen.
Das Gleichgewicht der Blindleistungen auf den
Streckenabschnitten 1 und 2 erfordert nun nach Gl. (36)
980
die Gleichheit der Ausdrücke (46) und (47). DieBedin-
gungsgleichung für vollständige Kom-
pensierung ist daher
0cy„E—EJ,sng—olhLJ?—-oLhLJ?=0. e e (48)
Hiernach kann man für jede Spannung und Frequenz und
für jeden Belastungsstrom der Station, der nach rechts oder
links in die Fernleitung übertritt, errechnen, welchen Blind-
strom Jssin p die Station an die Leitung abgeben muß.
Man überträgt nun diese Berechnung
am zweckmäßigsten einem Indikator, den
man aus vier Relaiselementen aufbaut, von denen eines
als E?-Glied, zwei andere als J?-Glieder und das letzte als
EJ sin g- oder Leistungsglied geschaltet sind. In Abb. 24
ist eine solche Anordnung im Prinzip dargestellt. Die
Drehmomente der verschiedenen auf eine Achse wirkenden
Systeme werden dabei entsprechend den für jede Station
bekannten konstanten Faktoren der Gl. (48) eingestellt.
Nur wenn die Leitung sichim Blindstrom-
Gleichgewicht nach Gl. (48) befindet und
daher in ihrem Sollzustand arbeitet,
bleibt dieser Indikator in Ruhe. Andern-
falls bewegt er sich bei Überkompensation nach der einen,
bei Unterkompensation nach der anderen Seite, was zur
Verstärkung oder Schwächung des von der Station der
Leitung zugeführten Blindstromes benutzt werden kann.
In Abb. 24 ist z. B. dargestellt, wie dieser Indikator den
Motor auf Rechtslauf oder Linkslauf schaltet, der den Er-
reger einer Blindstrommaschine regelt.
Einige Regelvorgänge mögen im einzelnen betrachtet
werden. Wächst die durch die Fernleitung
strömende Leistung, so ändern sich die Ströme J,
und J, in den Leitungsabschnitten der Station und erzeugen
vergrößerten induktiven Spannungsabfall. Sofort spricht
der Indikator durch seine J?-Elemente an, setzt den Er-
regerstromregler in Tätigkeit und verkleinert die Blind-
leistung der Maschine soweit, bis der gesamte Blindstrom
Js sin ọ der Station sich um dasjenige Maß vermindert hat,
wie es die Zunahme der J?-Glieder nach Gl. (48) erfordert.
Ändert sich anderseits die Nutzlast des an die Station
angeschlossenen Belastungsnetzes und werden die
Wirkstromänderungen von der Fernleitung gedeckt, so
ändern sich die Ströme J, und J, ebenfalls und es tritt
die gleiche Wirkung auf den Indikator ein wie eben. Ändert
sich die Blindstromentnahme des Belastungsnetzes
aus der Fernleitung durch irgendwelche Umstände, so
ändert sich die Wirkung des zweiten Gliedes der Gl. (48)
im Indikator. Dadurch wird ebenfalls die Erregung der
Blindstrommaschine geändert und der gesamte Stations-
blindstrom auf den früheren Wert zurückgeführt. Ändert
sich schließlich die Spannung der Fernleitung,
so daß der Kapazitätsstrom der Leitung sich ändert, so
macht sich auch dieser Einfluß vornehmlich durch das erste
Glied der Gl. (48) im E?-Element des Indikators geltend
un ud durch Betätigung desselben sofort wieder ausge-
glichen.
Man kann daher bei diesem Regelsystem mit ganz be-
liebigen Spannungen, Wirk- und Blindströmen auf der
Fernleitung und im angeschlossenen Netz jeder Station
arbeiten und hält immer durch die selbst-
tätige Regelung des Blindleistungs-Kom-
pensationsrelais die günstigsten Bedin-
gungen für Leitung und Station ein. Die
Regelung der Kompensierung erfolgt hierbei in jedem
Leitungsabschnitt mit seiner zugehörigen Station für sich,
so daß die verschiedenen Zwischen- und Endstationen alle
vollständig unabhängig voneinander sind. Alle die schäd-
lichen Nebenwirkungen, die wir oben bei der spannungs-
a nk iren Regelung besprachen, treten daher hier nicht
mehr auf.
Da die Anordnung bei jeder beliebigen Spannung rich-
tig arbeitet, so kann man die genaue Höhe der
Übertragungsspannung noch nach ande-
ren Gesichtspunkten bestimmen. Man kann
sie beispielsweise durch den üblichen Spannungsregler
irgendeiner an die Fernleitung angeschlossenen Station
festlegen lassen. Es ist aber auch möglich, im Indikator
auf eine bestimmte Spannung hinzuwirken, wenn man z.B.
das E?-Element entsprechend dem ersten Glied der Gl. (48)
durch eine konstante Kraft ersetzt.
Da wir die der Fernleitung zugeführte Blindleistung
nicht, wie es eigentlich erforderlich wäre, gleichmäßig ver-
teilt zugeführt haben, sondern sie entsprechend Abb. 24 auf
einzelne Stationen konzentriert haben, so
wird die Spannung auf der Leitung nicht exakt konstant
bleiben, wie es für den voll kompensierten Zustand ent-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
sprechend Abb. 16c wünschenswert wäre. Die größte äußere
Blindleistungszufuhr ist nach Abb. 20 im allgemeinen bei
Leerlauf notwendig und dabei sind die Spannungs-
änderungen längs der Leitung natürlich am stärk-
sten. Da wir die Fernleitung nach Abb. 24 abschnittsweise
kompensieren, so breitet sich der Blindstrom jeder Station
nach rechts und links in die zugehörigen Leitungsteile aus
und nimmt bis zum Ende des Abschnittes linear bis auf Null
ab. Er stellt gleichzeitig den Kapazitätsstrom dar, der gleich-
mäßig quer zur Leitung heraustritt. Seine Verteilung
längs der Leitung ist in Abb. 25 b dargestellt, seine Größe
bestimmt sich z.B. für das schraffierte Dreieck abhängig
von der Leitungserstreckung z zu
Jez ucz E.
fernleitung
a)
Stationen
Ladestrom Jp
ò) —Z
ea —_i
d
Abb. 25.
Dieser Blindstrom in der Leitung erzeugt eine induk-
tive Spannung, deren Verlauf in Abb. 25c dargestellt ist
und deren Größe sich berechnet zu
CET EE SE . 60)
Setzen wir hierin Je nach Gl. (49) ein und integrieren über
die Leitungslänge a,, deren Kompensation die Station über-
nimmt, so erhalten wir
a
ABER) ade = -y (2
e 2 v
0
Darin ist der Wert der Wellengeschwindiekeit v nach
Gl. (19) eingeführt, und wir sehen, daß der Höchstwert der
relativen Spannungsänderung bei Leerlauf nur durch
das Quadrat der charakteristischen Größe wa/v bestimmt
ist, die wir in Zahlentafel 3 bereits ausgerechnet haben.
Für Stationsentfernungen von 200 km, denen eine halbe
Länge a, von 100 km entspricht, beträgt die Span-
nungsänderung daher nur %%. Da sie dem
Quadrat der Stationsentfernung proportional ist, so wäre sie
bei 400 km Abstand auch nur 2%. Zwischen den Stationen
verläuft die Spannung im übrigen parabolisch. Man er-
kennt hieraus, daß die Unterschiede der stetig verteilten oder
der in diskreten Stationen konzentrierten Kompensatoren
bei derartigen Abständen nur geringfügig sind.
Wir haben in diesem Abschnitt die Wirkung des O h m-
schen Leitungswiderstandes zunächst vernach-
lässigt. In Wirklichkeit wird in ihm aber durch den Wirk-
strom ein Spannungsabfall nach Gl. (1) verursacht, der
zu der eben besprochenen induktiven Änderung noch hinzu-
kommt. Dieser Abfall wird bei steigender Belastung der
Leitung mehr und mehr fühlbar. Wir können nun aber
nach den früheren Untersuchungen, insbesondere nach
Abb. 2, diesen Wirkstrom-Spannungsabfall
vollständig aufheben, wenn wir in der Leitung
das Fließen eines Blindstromes erzwingen, der der Größe
des Wirkstromes nach Gl. (3) negativ proportional ist. Da
der Proportionalitätsfaktor als Verhältnis vom Widerstand
zur Induktanz für große Fernleitungen nur in der Größen-
ordnung von 10 % liegt, so bringt ein solcher überlagerter
Blindstrom nur zusätzliche Stromwärmeverluste hervor
die etwa 1% von denen des Wirkstromes betragen un
daher unerheblich sind. $
In Abb. 26b ist eine beliebig angenommene Vertei-
lung des Wirkstromes in der Fernleitung und
ihren Stationen dargestellt und darunter in Abb. 26c
die Blindstromverteilung, die zur vollen Kompensation
der Ohmschen Spannungsabfälle nötig wäre. Ebenso wie
sich nun die Wirkströme J, in jeder Station als Diffe-
renz der Leitungswirkströme J,, ergeben, so setzen sich
auch die Blindströme J, der Stationen aus der Differenz
der benachbarten Leitungsblindströme J, zusammen. Um
die richtige Verteilung der Blindströme auf dem ganzen
Verlauf der Fernleitung zu erzwingen, muß man daher
Is 60
4. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
981
injederStationeinenBlindstromzuführen,
dessen Größe
R R
dp dn daer Let — Jw) =— -E dm (52)
ist, der also lediglich proportional dem Wirkstrom der
Station selbst ist. Seine Größe und Verteilung auf die
verschiedenen Zwischen- und Endstationen ist in Abb. 26 d
dargestellt. Man sieht, daß die Wirkleistung abnehmen-
den Zwischenstationen induktiven Blindstrom in die Lei-
tung entsenden müssen, während die Wirkleistung spei-
senden Endstationen induktiven Blindstrom entnehmen
müssen, oder was dasselbe ist, kapazitiven Blindstrom
in die Leitung hineinspeisen müssen.
Fernie: tung
a)
Sahonen
b)
Wırkstrom der
Blındstrom J-A Ba
c)
d) | Srationsbhndstrom -JJ |
Abb. 2%.
Schickt man in jeder Station durch Regelung
der sowieso vorhandenen Blindstromein-
richtungen dieses Maß von Blindstrom in die Fern-
leitung hinein, und zwar natürlich zusätzlich zu den
früher behandelten Blindströmen, die zur Kompensierung
der Induktivitäten und Kapazitäten der Fernleitung nötig
waren, so gleicht man dadurch auch den Ohmschen Span-
nungsabfall vollständig aus und die Spannung aller Sta-
tionen bleibt nunmehr vollständig konstant, unabhängig
von der Größe der irgendwie zwischen den Stationen über-
tragenen Wirkleistung. Es ist bemerkenswert, daß der
Proportionalitätsfaktor R/wL eine absolute Konstante der
Fernleitung ist und daher nur ein für allemal bestimmt
zu werden braucht. Natürlich kann man durch ange-
messene Verstärkung oder Schwächung dieses Faktors in
Gl. (52) eine Über- oder Unterkompensierung des Ohm-
schen Spannungsabfalles erzielen.
Es ist auf sehr einfache Weise möglich, diesen zu-
sätzlichen Blindstrom selbsttätig einzuregeln, wenn man
den vorhin beschriebenen Blindstromindikator benutzt.
Man braucht seiner Gleichgewichtsbedingung nach
Gl. (48) nur noch die zusätzliche Leistung von Gl. (52)
hinzuzufügen und erhält als vollständige Indi-
katorbedingung
OC E — Riesling — E Jç cos ọ — o l J? —
— wl J2 =0. (59)
Entweder fügt man also dem Indikator noch ein fünftes
System hinzu, das auf den richtigen Bruchteil der Wirk-
leistung der Station anspricht, oder man vereinigt das
zweite und dritte Glied von Gl. (53) zu
EJs + mar (+ + arc tg E .. . (59)
und braucht nunmehr nur dem sowieso vorhandenen
EJ sing-Element des Relais eine Phasenverschie-
bungvon wenigen Grad entsprechend dem kleinen
Verhältnis R/wL zu erteilen. Jedes Blindstrom-Kompen-
sationsrelais regelt dann die Kompensierungseinrichtung
seiner Station stets derart, daß nicht nur die natürlichen
Blindleistungen der Fernleitung sondern auch ihre Ohm-
schen Spannungsabfälle nach außen hin vollständig zum
Verschwinden gebracht werden.
Durch solche Kompensierungs- und Regelungseinrich-
tungen kann man elektrische Fernleitungen zur Über-
tragung sehr hoher Leistungen auf beliebige Entfernun-
zen geeignet machen. Dies setzt allerdings voraus, daß
dieRegelungsauberundschnellerfolgt,da
sich sonst im ersten Moment nach einer Laständerung ja
trotzdem die früher besprochenen schädlichen Erscheinun-
gen einstellen würden. Wenn man daher Synchron- oder
Asynchronmaschinen zum Kompensieren verwendet, so ist
es erforderlich, sie durch Schnellerregungsmetho-
den zu regeln. Man muß dazu die Erregermaschinen
sehr viel größer ausführen, als es zur stationären Er-
regung nötig wäre, um bei der großen Zeitkonstante der
Magnetfelder eine hoch getriebene Erregerspannung wäh-
rend der Regelperiode zur Verfügung zu haben. Die
Erregermaschine selbst wird man mit vollständig lamel-
liertem Eisenkreis ausführen, um verzögernde Wirbel-
strombildungen hintan zu halten. Man wird sie häufig
getrennt von den Hauptmaschinen antreiben, um die Tat-
sache auszunutzen, daß schnellaufende Erregermaschinen
eine viel geringere Zeitkonstante als Langsamläufer be-
sitzen. Abb. 27 stellt eine derartige in Amerika® ge-
bräuchliche Schnellerregungsschaltung dar, bei der die
Erregermaschine die drei- bis fünffache Leistung des
sonst üblichen besitzt.
Fernleifungen
Abb. 27.
Verwendet man zur Kompensierung zwischen Leer-
lauf und der natürlichen Leistung der Fernleitung Dros-
selspulen in den Stationen, so kann man sie zur
Regelung ihrer Selbstinduktion entweder mit variablem
Luftspalt ihres Eisenweges ausführen, oder man schaltet
stufenweise einzelne Spulen ein und aus,
um sie den veränderlichen Zuständen auf der Leitung an-
zupassen. Diese Zu- und Abschaltung muß dann mit mög-
lichster Geschwindigkeit erfolgen, wozu vor allem Schützen-
steuerungen geeignet sind. In Abb. 28 ist ein solches Prin-
zipschaltbild dargestellt, wie es für die oben genannte
große deutsche Fernleitung verwendet wird. Die gesamte
in den Drosselspulen untergebrachte Kompensierungs-
leistung dieser Anlage beträgt über 200 000 kVA und wird
durch die beschriebenen Blindleistungs-Kompensations-
relais ohne Eingreifen von Hand völlig selbsttätig ge-
regelt. Abb. 29 zeigt ein Bild dieses Relais. Unterteilt man
die Drosselspulen sehr stark, so kann man sich jedem Zu-
stande in der Fernleitung und auch jedem Zustande in den
Stationen mit ihren eigenen Erzeugungs- und Belastungs-
notzen sehr genau anpassen. Verwendet man grobe Stufen,
so muß man dem Relais natürlich eine angemessene Un-
empfindlichkeit erteilen, damit dasselbe beim Einschalten
oder Ausschalten einer Spule nicht sofort darauf im ent-
gegengesetzten Sinne anspricht.
6. Störungen bei der Kraftübertragung”.
Störungen und Fehler in elektrischen Anlagen kön-
nen sowohl in der Erzeugungsanlage, also vor allem in
den Kraftwerken, oder in der Verteilungsanlage, also in
den Fernleitungen und dem Verteilungsnetz, als auch beim
Verbraucher auftreten. Wir wollen hier nur die
Störungen in der Fernleitungsanlage
untersuchen, die dem Problem der Kraftübertragung auf
weite Strecken eigentümlich sind.
Wir betrachten hierfür zwei Kraftwerke, von denen
jedes mehrere Generatoren besitzt, die nach Abb. 30
durch eine lange Kupplungsleitung verbunden sind. Kraft-
werk 1 möge seine volle Leistung auf das Kraftwerk 2
übertragen. Wenn dann durch einen unglücklichen Um-
stand der Leitungsschalter im Kraftwerk 2 fällt, so daß die
Leistungsübertragung unterbrochen wird,
so geht die Fernleitung plötzlich vom Belastungszustand auf
den Leerlaufzustand über. Die Wirkströme und ihre Span-
° GA Powell, El. World Bd. 89, 8. 1061.
? Literatur vor allem im J. Am. Inst. El. Engs. seit 1920.
982
nungsabfälle fallen plötzlich fort, die Kapazitätsströme
und ihre Spannungserhöhungen bleiben bestehen und in-
folge davon wird die Spannung längs der Fernleitung ent-
sprechend der oberen Kurve der Abb. 18 gewaltig an-
steigen. Die Kapazitätsströme in der Leitung fließen
aber auch durch die Selbstinduktion der Transformatoren
und Generatoren des speisenden Kraftwerks 1 und er-
zeugen auch dort an Stelle der vorher vorhandenen in-
duktiven Abfälle sofort beträchtliche Spannungssteige-
220kV-Fernleitungen
BSG STRESS j
PES 1
Generator Zwischen- ER
reolas (j
SZ GB | SEE EE WE
Abb. 28.
rungen. Die gesamte plötzliche Spannungserhöhung am
geöffneten Leitungsende beim Kraftwerk 2 kann je nach
der Länge der Fernleitung leicht bis auf 100 % und mehr
der regulären Spannung steigen. Da nun die Kapazitäts-
ströme auch das Feld der Generatoren zu verstärken
suchen, wozu allerdings wegen der magnetischen Träg-
heit der Maschinen eine gewisse Zeit notwendig ist, so
folgtdieserersten plötzlichen Spannungs-
steigerung noch ein allmählich sich ent-
wickelnder weiterer Anstieg nach, der bei
Maschinen mit starker Ankerrückwirkung nochmals die
gleiche Größenordnung besitzen kann.
Abb. 29.
Zur Vermeidung dieser Erscheinungen ist es erfor-
derlich, die oben beschriebene Blindstromkompensation
für veränderlichen Lastzustand der Fernleitungen mit
denkbar größter Geschwindigkeit zu betätigen, oder aber
noch besser ein besonderes Gefahrrelais für
den FallstarkerSpannungssteigerung vorzu-
sehen, das alle vorhandenen induktiven Kompensationsmittel
außerhalb der gewöhnlichen Reihenfolge sofort an die Lei-
tung schaltet. Man darf damit ruhig übers Ziel hinaus-
schießen und eine Spannungssenkung hervorrufen, die ja
alsdann durch die normale Regelungstätigkeit doch wieder
ausgeglichen wird.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
Fällt der Fernleitungsschalter nicht an der Verbraucher-
sondern an der Erzeugerstation und unterbricht dort die
Energieübertragung, so wird die Fernleitung ebenfalls vom
Wirkstrom entlastet und es bleibt nur der Kapazitätsstrom
übrig. Sie wird also die gleiche Spannungssteigerung nach
Abb. 18 erleiden. In den Transformatoren und Generatoren
des Kraftwerks 2 liegen die Verhältnisse insofern etwas
günstiger, als durch den Wegfall des Belastungsstromes
keine Spannungserhöhung sondern eine gewisse Span-
nungssenkung eintritt, die von der kapazi-
tiven Erhöhung nach dem Öffnen der Lei-
tung in Abzug kommt.
Außer diesen elektrischen Vorgängen
wirken die Be- oder Entlastungsstöße auch
dynamisch auf die Kraftwerks-
maschinen ein. Wenn die Generatoren
jedes Kraftwerks unter sich gleichartig sind
und gleich belastet waren, so bekommen sie
alle den gleichen Anteil des Stoßes, ohne daß
Besonderheiten eintreten. Sind die Ma-
schinen jedoch ungleich, entweder
in ihrer Größe oder ihrer Reaktanz oder in
der Drehzahl, im Schwungmoment, in der
Art des Spannungs- und Geschwindigkeits-
reglers, oder in der Vorbelastung usw., so
reagieren sie im allgemeinen
verschieden schnell auf alle Last-
stöße. Haben wir beispielsweise einen
Dampfturbogenerator mit etwa 10 s mechani-
scher Zeitkonstante seiner Schwungmassen
und großer Leistung parallel mit einem
Schenkelpolgenerator mit etwa 3s Zeitkon-
stante und kleiner Leistung am gleichen
Ende der Fernleitung arbeiten, so wird die
letztere Maschine auf jeden Laststoß schnel-
ler reagieren und daher der ersten vor- oder
nacheilen. Gleichzeitig beeinflußt aber die
große Leistung des Turbogenerators den
kleinen Schenkelpolgenerator, so daß er eine
sehr starke Winkelverschiebung bekommen
kann und unter ungünstigen Umständen außer Tritt fällt.
Ähnliche Verhältnisse liegen beim Betriebe langer
Fernleitungen vor, wenn diebeiderseitigen Kraft-
werke sehr ungleichartig sind, oder wenn ein
Leistungsstoß stark unsymmetrisch auf die Kraftwerke
wirkt, etwa dadurch, daß eine Zwischenstation in der Nähe
eines Leitungsendes einen Laststoß liefert oder gar heraus-
fällt. Dann wird sich der Stoß im ersten Augenblick im
wesentlichen entsprechend den Induktanzen der Stromzweige
vom Ort des Leistungsstoßes bis in alle Generatoren ver:
teilen. Dadurch treten Differenzen im Voreilwinkel ® der
verschiedenen (Generatoren ein, die bei ausreichend star-
ken Stößen und ausreichender Ungleichheit der Maschinen
oder Kraftwerke untereinander zum Überschwingen des
Stabilitätswinkels führen können. Die Kraftwerke fallen
natürlich um so leichter außer Tritt, je größer ihre
Vorbelastung war, da dann nach Abb. 12 nur relativ
kleine Zusatzstöße ausgehalten werden können.
O~ -O
Aroftwerkı AMroftwerke
Abb. 30.
Fällt in einem der Kraftwerke durch irgendeinen Zu-
fall ein großer Generator heraus, so wird die
resultierende Induktanz des Kraftwerks größer und dadurch
verkleinert sich nach Gl. (14) und (15) die Kupplungs-
leistung der Fernleitung. Sie ist in Abb. 31 in Abhängig-
keit vom Phasenwinkel # dargestellt und sinkt durch die
Störung von Kurve 1 auf Kurve 2 herab. Es kann vor-
kommen, daß die Leistung, die nunmehr von den übrig-
bleibenden Generatoren übernommen werden muß, im
neuen Zustand nicht mehr stabilübertra-
gen wird, insbesondere wenn man beachtet, daß durch
den auftretenden Stoß ein zeitweises Überschwingen des
neuen Gleichgewichtszustandes erfolgen muß.
Ähnlich liegen die Verhältnisse, wenn man die Lei-
stung durch Doppelleitungen nach Abb. 32 über-
trägt und eine Teilstrecke herausfällt. Auch
dann sinkt die Kurve der Kupplungsleistung durch die In-
Juktanzvermelhrrung entsprechend Abb. 31 plötzlich herunter.
Die volle vorherige Leistung würde vielleicht im Behar-
runsszustande noch übertragen werden, dennoch können
die Kraftwerke instabil auseinanderfallen, wenn der be-
schleunigend auf die Polräder wirkende Arbeitsüberschuß
der Fläche f,, wie in Abb. 31, größer ist als die ver-
a. E E gbegemmggegbugemgmgggggenhg
bee nn u
D
seringer die Selbstinduktionsspannung ist.
4. Juli 1928
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
983
zögernd wirkende Arbeit der Fläche b An Hand eines
solchen Diagramms ist es jederzeit leicht möglich, die
verschiedenen Störungsfälle zu prüfen und zu sehen, ob
die Leistungsübertragung dabei stabil bleibt.
Bei zahlreichen
Störungen, insbeson-
dere bei Kurz-
und Erdschlüs-
sen, sinkt die Span-
nung der Generato-
ren stark herab. Da-
durch nehmen die
synchronisierenden
Kräfte zwischen den
elektrisch gekuppel-
ten Generatoren nach
Gl. (14) und (15)
quadratisch ab. Die
Grenze Emin der
Klemmenspan-
nung, bei der die
Maschinen außer á S vlt. S
Tritt fallen können,
wenn sie nicht sofort
von ihrer mechani-
schen Antriebslei-
stung entlastet werden, ergibt sich daraus bei Vernach-
lässigung des Ohmschen Widerstandes zu
OLW _]/ oLEJe_
nl Er Zee >
oder im Verhältnis zur normalen Klemmenspannung
Emin _/aLde VER
-E Tý Esin$ sin WW (56)
f " "Minut. Mimi). itan rc
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CP A heity be dee ante a! lo
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` 1: rer tappet o vier" g Dt gr ENNEN i
a iae
Abb. 38.
ie Spannungssenkung darf also um so größer sein, je
Zwei kurz
vekuppelte, parallel arbeitende Maschinen mit je 12,5 %
Streuspannung werden danach bei Belastung mit ihrem
normalen mechanischen Moment die statische Stabili-
tätsgrenze von
y
B
zrenze = 90° bei einer Spannungssenkung auf
2.12,5 %=50% erreichen.
Bei geringerer Klemmenspannung hängt es von den
esonderheiten des Falles ab, ob die Maschinen in Tritt
mit
EUBH Atern au un
RE Ké is ui
WARMEN Port. Wat Ou ET rg EEA E
WW i th (EOETEITITIET Y ephe
e gétt
lesen ana n diiio
' i iad pruik Wuer tll a Ju,
å EHM he- d Feii degt '
bleiben oder nicht. Handelt es sich um einen Generator
und einen Motor, so fallen sie natürlich auseinander. Han-
delt es sich um zwei gleichartige Generatoren, die von
gleichartigen Kraftmaschinen angetrieben und von gleich-
artigen Reglern gesteuert werden, so können sie eine
gewisse Zeit auch ohne synchronisierende Kräfte im Takt
bleiben. Da die Induktanzen der Kraftwerke und Genera-
toren beim Vorhandensein langer Fernleitungen sehr viel
größer sind als 25 %, so erkennt man, daß deren Stabili-
tätsgrenze schon bei viel geringeren Spannungssenkungen
als auf 50 % erreicht wird.
Wie groß die tatsächliche Spannungsabsenkung bei
einpoligem, zweipoligem oder dreipoligem Kurzschluß auf
der Drehstrom-Fernleitungsstrecke der Abb. 32 ist, läßt
sich nach den üblichen Methoden leicht berechnen. Tritt
eindreipoliger Kurzschluß auf einer einfachen
Leitungsstrecke nach Abb. 30 auf, so bricht die Spannung
bei metallischer Berührung vollständig auf Null zusam-
men und auch beim Auftreten von Lichtbögen in Hoch-
spannungsleitungen auf einen geringfügigen Betrag. Die
Kupplung der Kraftwerke wird hierdurch vollständig
unterbunden, sie fallen im allgemeinen sofort außer Tritt.
Beim dreipoligen Kurzschluß auf Drehstrom-Dop-
pelleitungen nach Abb.32 bleibt noch eine Kupp-
lung über die zweite Leitung bestehen, die Spannung in
den Kraftwerken sinkt nur erheblich herab. Hier muß
man zahlenmäßig nachrechnen, ob die Anlage stabil bleibt
oder nicht.
In Abb. 33 ist ein OszillogrammderLeistun-
gen zweier Synchrongeneratoren wiedergegeben, die im
gleichen Kraftwerk’? standen und im Zeitpunkt a einen drei-
poligen Kurzschluß über eine größere Induktivität erlitten.
Da sich die Spannung dabei auf etwa 30 % senkte, so fielen
die Maschinen außer Tritt und liefen, da ihre Leistungs-
regler verschiedenartig eingestellt waren, durcheinander hin-
durch. Nach Abschaltung des Kurzschlus-
ses im Zeitpunkt b, etwa nach 4 s, setzten
die vollen Kupplungskräfte wieder ein,
die Generatoren fingen sich daher unter
einigen Pendelungen. Da es sich um Tur-
. bogeneratoren mit starker Dämpferwir-
Se kung handelte, so ging das Fangen und
| Abklingen der Pendelungen sehr schnell
vor sich.
Ist der Kurzschlußnur zwei-
polig, so wird selbst bei einfachen
Kupplungsleitungen der Energiefluß zwi-
schen den Kraftwerken nicht vollständig
unterbunden, sondern die Spannung bleibt
auf der gesunden Phasenleitung zu einem
erheblichen Teil bestehen. Noch günsti-
' ger liegt der Fall beim zweipoligen Kurz-
! schluß auf Drehstrom-Doppelleitungen,
m bei denen nur die Kupplung über den
kranken Leitungsteil geschwächt wird und
die über den gesunden voll erhalten bleibt.
Da man die kurzschlußbehaftete Teil-
strecke entsprechend Abb. 32 durch auto-
matische Schutzanordnungen beiderseits
so schnell wie möglich zur Abschaltung
bringt, so treten in kurzer Folge
drei verschiedene Leistungs-
zustände auf der Leitung ein,
die durch Abb. 34 näher veranschaulicht
! werden. Kurve 1 stellt die Kupplungs-
leistung zwischen den beiden Kraft-
werken im regulären Betriebe der Lei-
tung dar. Im Augenblick des Kurzschlus-
= p ses auf der Leitung verringert sich die
Gr Sa Kupplung durch dieSpannungssenkung auf
den Wert von Kurve 2. Der Spannungswin-
kel #8 zwischen den Kraftwerken vergrö-
Bert sich daher bei konstant gehaltener
Leistung Wọ von D, auf Ba, wobei natür-
lich das mehrfach besprochene Über-
schwingen eintritt. Wird jetzt die kranke
Leitung abgeschaltet, so erhöht sich die
Kupplungsleistung wieder bis zum Wert
der Kurve 3, die durch die erhöhte Lei-
tungsinduktanz gegebenist. Der Spannungswinkelschwingt
also von der Gleichgewichtslage B, bis auf die endgültige
Gleichgewichtslage ®, zurück, was wieder unter Pendeln
vor sich geht. In Abb. 34 sind die Verhältnisse der An-
schaulichkeit halber so dargestellt, daß beide Zustands-
änderungen sich stabil verhalten, dies ist in der Praxis
aber meistens nicht der Fall.
8 DieVersuche wurden bei der A.G. Sächsische Werke durchgeführt.
984
Insbesondere kommt als ungünstiges Moment hinzu,
daß die. Generatoren bei jedem Kurzschluß
einen gewaltigen Leistungsstoß erhalten,
dessen Größe sich nach der Induktanz und auch nach dem
Widerstand der Kurzschlußbalın richtet. Es’ bleibt daher
in Wirklichkeit die Leistung Wa in Abb. 34 nicht kon-
stant, sondern sie springt während der Störung zwischen
mehreren Werten hin und her. Dadurch können die auf-
tretenden Schwingungen außerordentlich verstärkt wer-
den je nach den Zeiten, in denen sich diese Stöße folgen,
im Verhältnis zur Eigenschwingungszeit der Pendelungen.
Es kann vorkommen, daß die Kraftwerke beim Eintreten
des Kurzschlusses auf der Leitung noch synchron mitein-
ander bleiben, und daß sie erst nach erfolgtem Abschalten
Gen Kurzschlusses durch den zweiten Stoß außer Tritt
allen.
Dieser Entlastungsstoß erfolgt bei den heute üblichen
Abschaltzeiten unserer Relais und Ölschalter frühestens
nach einer halben Sekunde, und da dieses zufällig auch ge-
rade die Zeit einer Halbschwingung der freien Pendelun-
gen der meisten Synchronmaschinen ist, sotrittder
Entlastungsstoß gerade im ungünstig-
sten Moment auf und verstärkt die schwingungs-
erzeugende Wirkung des vorhergehenden Belastungs-
stoßes aufs äußerste. Im allgemeinen fallen daher unsere
Kraftwerke bei derartigen zweipoligen Kurzschlüssen
außer Tritt, wenn sie vorher erheblich vorbelastet waren.
Beim einpoligen Erdschluß sind die Erschei-
nungen prinzipiell die gleichen, wie sie eben besprochen
wurden, wenn der Sternpunkt der Anlage kurz
oder über Widerstand geerdet ist. Je nach der Größe
dieses Widerstandes und auch des Erdwiderstandes der
kranken Stelle vermindern sich die synchronisierenden
Kräfte mehr oder weniger und es treten erhebliche
Leistungsstöße auf. Die Wirkungen sind jedoch natürlich
nicht so stark wie beim zweipoligen Kurzschluß und da-
her findet man praktisch, daß die Anlagen bei diesen Stö-
rungen oft im Tritt bleiben. Ist der Sternpunkt
des Leitungssystems isoliert und sind insbesondere
Löscheinrichtungen zur Unterdrückung der Erd-
schlußströme auf der Leitung vorgesehen, so sind solche `
Störungen überhaupt ohne erheblichen Einfluß auf die Sta-
bilität der Fernübertragung.
Abb. 84.
Abb. 35.
Die Stabilitätsverhältnisse zwischen gekuppelten Ma.
schinen oder Kraftwerken lassen sich sehr anschaulich
durch ein mechanisches Modell?’ darstellen, das
. ein direktes Abbild des Vektordiagramms unserer Lei-
stungsübertragung nach Abb. 2 ist. Es wurde von der
Westinghouse-Gesellschaft in Pittsburgh ausgearbeitet
und ist in Abb. 35 dargestellt. In Analogie zu den Kraft-
wirkungen auf die Polräder der Synchronmaschinen wer-
den zwei Arme, die um eine gemeinsame Achse bewer-
lich sind, einerseits durch eine konstante Gewichtskraft
auseinandergezogen, anderseits durch eine Schraubenfeder
zusammengehalten. Das Gewicht spiegelt die übertragene
Leistung, die elastische Feder die synchronisierenden
Kräfte wieder, die Armestellendie Größe und
die gegenseitige Lageder Spannungsvek-
toren oder der Polräderinden Kraftwer-
ken dar. Man kann durch Anwendung verschiedener
Gewichte jede beliebig starke Leistungsübertragung und
auch jeden Belastungsstoß darstellen und kann durch
Benutzung verschieden elastischer Federn die Induk-
tanz der Fernleitung mit allen ihren Besonderheiten zur
Abbildung bringen. Auch die Verwendung von Doppel-
leitungen auf der Strecke oder die Abschaltung von Teil-
strecken läßt sich dabei leicht berücksichtigen. Der
Abstand jedes Federpunktes vom Drehpunkt der Hebel
spiegelt die Spannung eines entsprechenden Leitungs-
° 8.B.Griscom, The Electric Journ. Ed. 23, S. 2.0.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
punktes nach Größe und Phase wieder. Man kann daher
Kurzschlüsse mit ihrer Spannungssenkung durch Herab-
ziehen eines Federpunktes leicht zur Abbildung bringen.
Bei komplizierteren Kraftwerks- oder Netzverhältnissen
kann man mchrere derartige mechanische Modelle mit-
einander verbinden und erhält dadurch die Möglichkeit,
die Stabilitätsverhältnisse solcher Netze, deren rechneri-
sche Erfassung recht verwickelt sein würde, durch einen
einfachen Modellversuch zu prüfen.
Wir wollen zum Schlusse kurz zusammenstellen, was
für Abhilfsmittelunsgegen die Störungen
des Betriebes langer Fernleitungen zu Ge-
bote stehen. Das sicherste Mittel, instabile Erscheinun-
gen und damit Betriebsunterbrechungen zu vermeiden,
wäre natürlich die vollständige Verhinderung von Erd-
schlüssen, Kurzschlüssen und ähnlichen Störungen. Da
diese in den meisten Fällen durch atmosphärische
Vorgänge verursacht werden, so sieht man, daß eine
Klärung und Lösung der Überspannungsfrage in engstem
Zusammenhang mit unserem Problem steht. Die Wirkun-
gen der Erdschlüsse auf die Stabilitätsverhältnisse
lassen sich durch Anwendung von Löschern vollständig
beseitigen, dieses Mittel sollte man daher bei langen Hoch-
spannungsleitungen stets anwenden.
Gegen Kurzschlüsse besitzen wir solche vor-
beugenden Einrichtungen noch nicht in genügendem Maße.
Man kann ihre Wirkungen zwar durch hohe Streuung der
Maschinen und Transformatoren, durch vorgeschaltete
Kurzschlußdrosselspulen oder durch Herabregeln der Span-
nung vermindern, jedoch haben wir gesehen, daß gerade
durch Anwendung dieser Mittel die Stabilität der Kraft-
übertragung außerordentlich verringert wird. Man wird
daher eher das Gegenteil erstreben und den Kurz-
schlußströmen zugunsten einer stabilen
und betriebssicheren Leistungsübertra-
gung das Austoben gestatten müssen. Auf
alle Fälle darf man in Generatoren und Transformatoren
keine unnötig große Streuung oder Ankerrückwirkung
hineinlegen, da sonst der stabile Betrieb langer Fernlei-
a mit ihren erheblichen Induktanzen unmöglich
wird.
Durch die Spannung der Fernleitunzg werden Durch-
messer und Abstände der Phasenleitungen bestimmt, die
Induktanz und der Wellenwiderstand sind daher für die
zu überwindende Entfernung fest gegeben. Da hierdurch
iede Fernleitung eine bestimmte natürliche Leistung für
die Übertragung besitzt, die in Zahlentafel 3 dargestellt
ist, so bleibt zur Übertragung größerer Leistungen nur
die Möglichkeit, mehrere Leitungen in Par-
allele zu verwenden, falls man die Spannung nicht
wesentlich erhöhen will. Man muß dabei stets den Pha-
senwinkel zwischen den Maschinenspannungen bei voller
Belastung kontrollieren, der insgesamt den Wert von 40
bis 50° nicht überschreiten soll, wenn man ausreichende
Sicherheit gegen Stöße haben will.
Bei Übertragungen auf viele hundert Kilometer Ent-
fernung kommt man zu größeren Phasenwinkeln. Man
muß dabei Blindstrommaschinen oder -Appa-
rate von beträchtlicher Leistungsfähigkeit angemessen
auf die Strecke verteilen und die Leitung ab-
schnittsweise alle 100 bis 200 km kompensieren.
Die Blindleistung dieser Kompensatoren muß mit
großer Empfindlichkeit und hoher Ge-
schwindigkeit selbsttätig geregelt wer-
den, damit sie den Belastungsänderungen der Leitung
jederzeit folgen kann. Höchste Schnellerregung bei allen
Synehronmaschinen und rasch wirkende Leistungsregler
in den Kraftwerken stellen eine notwendige Bedingung
zur Sicherung des stabilen Betriebes dar.
Ein Herabregeln der Spannung nach Auftreten von
Kurzschlüssen, um diese zum Erlöschen zu bringen, wirft
mit ziemlicher Sicherheit die Kraftwerke außer Tritt. Es
ist vielmehr zweckmäßig, die Erregung der Ma-
schinen nach derartigen Störungen zu-
nächstheraufzuregeln, um die Kraftwerke trotz
der Kurzschlußströme starr genug zu kuppeln und in Takt
zu halten.
Die Anwendung von Asynchronmaschinenan
Stelle von Synchronmaschinen verspricht Vorteile, weil
sie sich jederzeit auf ihren Sollzustand einstellen und den-
selben nicht unter Pendelungen überschreiten.
DieSchaltzeitenderheutigenRelais so-
wie vorallem der großen Ölschalter liegen
gerade in der ungünstigen Größenordnung von einer hal-
ben Sekunde und darüber. Gelingt es, diese Zeiten auf etwa
‘Jo 8 zu verkürzen, so würde hierdurch allein schon ein
erheblicher Teil des Stabilitätsproblems gelöst sein, weil
dann die Störungen auf den Leitungen keine so starke
Wirkungen auf die Maschinen mehr ausüben können.
— men, pg $ Mm ee asai EEE Eee wg weng e ai mp EE Ee
4. Juli 1929
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986
Wirkung des Zusammenschlusses großer Netze auf ihren Betrieb*.
Von H. Piloty, Berlin.
Übersicht. Es werden die mit einer zweckmäßigen Or-
ganisation der Verteilung von Leistung und Blindleistung
auf zusammenarbeitende Kraftwerke und Netzteile zusammen-
hängenden Maßnahmen besprochen. Ansçhließend an allge-
meine Erörterungen dieser Art wird die Frage behandelt, in-
wiefern die vorgeschlagenen organisatorischen Beziehungen
zwangläufig arbeitenden Apparaten übertragen werden kön-
nen und welche grundsätzlichen Anforderungen an diese Ap-
parate zu stellen sind. Ferner wird besprochen, in welcher
Weise die Organisation des Verrechnungswesens mit techni-
schen Aufgaben des Parallelbetriebes in Verbindung steht und
ein Vorschlag für die Organisation des Verrechnungswesens
gemacht, welcher unnötige technische Aufgabestellungen ver-
meidet. Schließlich werden die für die gemeinsame Betriebs- `
führung zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel zu-
sammenfassend durchgesprochen.
Der Vortrag von Herrn Generaldirektor Dr. Frank!
hat in Ihnen sicherlich ein deutliches Bild der allgemeinen
Entwicklungsrichtung, in welcher sich die deutsche Groß-
Elektrizitätsversorgung bewegt, wacheerufen. Eine große
Zahl von Hochspannungsnetzen, verschiedenen Stromliefe-
rungsunternehmungen teils öffentlich-rechtlichen, teils
privaten Charakters, überspannt heute schon unser Vater-
land. Die einzelnen Netze dehnen sich immer mehr aus,
ihre Ausläufer nähern sich zusehends. Ihr Zusammen-
echluß, teilweise schon vollzogen, ist sicher nur noch eine
Frage der Zeit. Wenn dies einmal geschehen sein wird,
wird ein enzmaschiges Leitungsnetz mit ziemlich verteilt
gelegenen Kraftwerken ein dicht besiedeltes Kulturland
hoher Verbrauchsdichte überspannen. Es darf daher nicht
wundernehmen, wenn die technischen und wirtschaftlichen
Konsequenzen, die eine solche Entwicklung nach sich zieht,
heute im Vordergrund des Interesses stehen und beispiels-
weise die in Amerika, dem Lande des stark zentralisierten
Verbrauchs, der weiten, dünn besiedelten Flächen, der Zu-
sammenballung der Erzeugung an einzelnen natnrbegiün-
stieten Punkten, seit mehreren Jahren mit so großem Auf-
wand an Scharfsinn und Arbeit studierten Probleme der
Großkraftübertrigung auf weite Strecken trotz ihrer
hohen wissenschaftlichen Bedeutung etwas in die zweite
Linie des aktuellen Interesses zurückdrängen.
Man kann nun bei oberflächlicher Betrachtung zu der
Ansicht geführt werden, als ob durch den Prozeß des Zu-
sammenschlusses gar keine, einer Erörterung vor so
breitem Forum würdigen, neuen technischen Probleme
entstehen könnten. Vollzieht sich ein ganz ähnlicher Pro-
zeß doch schon, wenn auch in kleinerem Maßstabe, bereits
eeit Jahren innerhalb der einzelnen großen Stromliefe-
rungsunternehmungen, ohne daß es notwendig geworden
wäre, besondere technische Maßnahmen, von einigen Spe-
zialfragen abgesehen, zu treffen. Ein solches Urteil wäre
aber in der Tat irrig. Zwei Umstände dürfen nämlich nicht
übersehen werden: Einmal, daß die Betriebsführung jedes
der zusammengeschloseenen Netze auf die anderen zu-
rückwirkt, so daß mit wachsendem Zusammenschluß ein
immer verwickelteres System betrieblicher Einzelmaß-
nahmen zu reibungsfreiem Zusammenspiel zu bringen ist.
Zweitens muß man beachten, daß die Unternehmungen,
welche ihre Netze zusammenschließen, nach wie vor wirt-
schaftlich selbständige Einheiten bleiben und gezwungen
sind, ihre gegenseitigen Beziehungen durch Verträge zu
regeln, die tief in die technische Betriebsführung ein-
greifen. Jedes Unternehmen treibt ja seine eigene wirt-
schaftliche Entwicklungs- und Stromabsatzpolitik und hat
infolgedessen den Wunsch, in seinen Beziehunsen zu den
Nachbarunternehmungen mit festen, klaren Verhältnissen
rechnen zu können und möglichst von dessen Wirtschafts-
politik unabhängig zu sein. Infolze dieser beiden. Um-
stände entsteht eine Reihe von Problemen wirtschaft-
lieher und organisatorischer Art, den technischen Teil
der Stromaustauschverträge und die Organisation des ge-
meinsarmen Betriebes sowie das Verrechnunzswesen he-
treffend, welche ihrerseits wieder zur Quelle eines ver-
zweieten Stromes rein technischer Aufgaben werden.
Ich bitte daher um Nachsicht, wenn es mir erforder-
lich erscheint, auch Fragen rein wirtschaftlicher und or-
ganisatorischer Natur, welche geeignet sind, die techni-
sche Entwicklung maßgebend zu bceinflussen, zu bce-
sprechen.
Ss Vortrag der XXXIV. Jahresversammlung des Verbandes Deut-
scher Elektrotechniker in Aachen.
A Frank, 8. 98 dieses Heftes.
. Weise auf die speisenden Kraftwerke verteilt ist.
Eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigste Frage
des Gemeinschaftsbetriebs ist die einer zweckmäßigen
Organisation der Verteilung von Leistung und Blindlei-
stung auf die zusammenarbeitenden Kraftwerke und Netz-
teile in Verbindung mit der Regelung der Spannung an
den wichtigen Netzknotenpunkten. Insbesondere die rich-
tize Verteilung der Leistung berührt direkt einen Lebens-
nerv der Elektrizitätsversorgung: ihre Wirtschaftlichkeit.
Wir werden uns daher anschließend an Erörterungen über
die hierfür gegebenen grundsätzlichen Möglichkeiten mit
dieser Frage in erster Linie auseinanderzusetzen haben
und uns auch darüber Klarheit zu schaffen suchen, inwie-
fern und auf welche Weise eine Automatisierung dieses
Betriebes anzustreben ist. In zweiter Linio werden wir
uns mit den besonderen Aufgaben beschäftigen, welche
der Zusammenschluß dem Verrechnungswesen stellt, und
schließiich die für die gemeinsame Betriebsführung zur
Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel besprechen.
Freilich darf man dabei nicht vergessen, daß der Zu-
sammenschluß der großen deutschen Netze erst im Wer-
den ist und daß daher seine technischen Folgen bisher
kaum erörtert, geschweige denn in die harte Wirklichkeit
umgesetzt worden sind, so daß es sich nicht darum han-
deln kann, fertige Erzeugnisse zu beschreiben, sondern
nur darum, ein möglichst umfassendes und einheitliches,
- wenn auch subjektiv gesehenes Zukunftsbild mit rohen
Pinselstrichen zu skizzieren, mit dem Ziele, seine Grund-
linien zur Erörterung zu stellen und prinzipielle Anhalts-
punkte für die einzuschlagenden Wege der technischen
Entwicklung zu gewinnen.
Grundsätzliche Betrachtungen über Verteilung von
Leistung und Erregung auf die Kraftwerke und Ma-
schinen zusammengeschlossener Netze.
Bei der Untersuchung der Leistungsverteilung auf
parallel arbeitende Synchronmaschinen handelt es sich
um zwei grundsätzlich verschiedene Gruppen von Proble-
men, und es erscheint mir wichtig, diese beiden von vorn-
herein scharf zu trennen. Die eine betrifft die Möglich-
keit, eine Reihe von räumlich getrennten, durch Hoch-
spannungsleitungen miteinander in Verbindung stehenden
Synchronmaschinen oder ganzen Kraftwerken in stabilem
Parallelbetrieb zu halten. Es ist dies eines der ältesten
und berühmtesten Probleme der Elektrotechnik, welches
scheinbar endgültig gelöst war, in jüngster Zeit aber neu-
artig beleuchtet im Zusammenhang mit der Energieüber-
trazung über lange, hochausgenützte Fernleitungen wie-
der aktuell geworden ist. Es ist heute nicht meine Auf-
gabe, auf dieses Problem und seine praktischen Konse-
quenzen einzugehen. Im Gegensatz zu den verhältnis-
mäßig schnellen Ausgleiehvorzängen — den Pendelungen
—, die hier in Betracht gezogen werden müssen, sind aber
noch beträchtlich langsamere Änderungen des Betriebszu-
standes von Kraftwerken und Netzen von Bedeutung,
welche kontrolliert und künstlich erzeugt werden müssen,
damit die Gesamtleistung der Abnehmer in jedem Augen-
blick, sagen wir lieber in jeder Minute, in a
ies
ist der zweite eben erwähnte Fragenkomplex, und auf ihn
wollen wir nun eingehen.
Solange eine nicht allzu große Anzahl von Kraft-
werken auf ein Netz arbeitet, das einer Verwaltung unter-
steht, und solange das gewünschte Verteilungsgesetz der
Leistungen von der allereinfachsten Form ist, regelt sich
alles gewissermaßen von selbst in bekannter Weise auf
Grund der Eigenschaften der Kraftmaschinenregler. Be-
sitzen die zusammenarbeitenden Kraftwerke — von der
Verteilung der Leistungen auf die einzelnen Maschinen
wollen wir zunächst nicht reden — die Nennleistungen P,,
Pa, P} usw. und sind die Regler so eingestellt, daß bei
Vollast jeweils stationär die prozentualen Drehzahlände-
rungen An, ‚An, An, usw. eintreten, so verteilen sich alle
Belastungschwankungen bekanntlich im Verhältnis der
„Leistungszahlen” Zi, Za, Za usw. auf die Kraftwerke, wo-
bei jede Leistungszahl durch den Quotienten aus Nenn-
leistung P und Drehzahländerung definiert ist, beispiels-
weise 2,=P,/An, wie dies für den Fall von zwei pa-
rallel arbeitenden Kraftwerken in Abb.1 dargestellt ist.
Insbesondere übernimmt ein Kraftwerk mit der Drehzahl-
änderung Null, somit der Leistungszahl unendlich (ein
„Frequenzwerk”, da es starr die eingestellte Frequenz
hält), selbstverständlich innerhalb der Grenzen seiner
986
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 27
4. Juli 1929
Leistunzsfähirkeit in Zusammenarbeit mit Kraftwerken
endlicher Leistungzszahlen alle Belastungschwankungen,
und die anderen Kraftwerke fahren mit konstanter, ein-
stellbarer Leistung. Will man also zwischen drei Kraft-
werken eine Belastunzsverteilune nach Abb. 2 erzielen —
ein Kraftwerk hält Frequenz und übernimmt alle Be-
lastungschwankungen, die beiden anderen sind Grundlast-
S
P,P, Nennleistungen der Kraft-
werke
pı pz Belastungen der Kraftwerke
bei der Netzlast Pn
p'ıp’2 Belastungen d. Kraftwerke
bei der Netzlast pa
Jn; In, Drehzahländerungen
bei Nennlast
SS e
TR LAN ne
Abb. 1. Leistungsverteilung auf zwei parallel arbeitende Kraftwerke.
werke im strenesten Sinne des Wortes —, so kann man
dies vollautomatisch ohne den geringsten äußeren Ein-
griff dadurch erreichen, daß man dem Freqyuenzwerk eine
sehr kleine Drehzahländerung zuerteilt.
— > Belastung
— ONE ZE
Belastung des Kraftwerkes A (Grundlasti
ke had ke B e
[I a S 5 C Frequenz)
Abb. 2. Leistungsverteilung auf Frequenz- und Grundlastwerke.
So einfach liegt aber der Fall auch in Netzen einer
Verwaltung mit wenig Kraftwerken gewöhnlich nicht. Es
sind vielmehr erfahrungsgemäß stets eine ganze Reihe
von Eingriffen in den selbettätigen Vorgang erforderlich.
Die aus wirtschaftlichen und betriebstechnischen Gründen
gewünschte Leistungsverteilung sieht nämlich meist ganz
anders aus, als in Abb. 2 dargestellt wurde. In dem in
Abb. 3 gezeigten Fall z. B. soll das Werk A mit seiner
Volleistung Grundlast fahren. Da aber nachts die Ge-
samtlast kleiner ist, wird die Grundlast dann (Ta — T,)
reduziert. Im allgemeinen übernimmt Werk B die Fre-
quenzhaltung, und zwar
so lange, bis es vollbe-
lastet ist. Von diesem
Zeitpunkt an (T3... Ta
T... Del fährt auch
Werk B Grundlast, und
die Frequenzhaltung
geht an Werk U über.
Kurz zusammenecfaßt
heißt dies: Werk A soll
nach einem im voraus
festgelegten Fahrplan
abrzestufte Grundlast,
Werk B teils Frequenz,
teils Grundlast, Werk C
stets Frequenz fahren,
und zu diesem Zweck
sind zu den Zeitpunk-
ten T,..Ta Eingriffe
in den Rerelmechanis-
mus erforderlich, ganz abgesehen davon, daß man das
Spitzenwerk außerhalb seiner Gebrauchsdauer gewöhn-
lich noch, wenigstens teilweise, stillsetzt
Was können wir nun aus diesem Beispiel lernen?
Wir sehen, daß schon ein ganz einfacher Parallelbetrieb
dreier Werke eine erkleckliche Anzahl von Befellshand-
lungen erforderlich macht, die gegeben, übermittelt und
ausgeführt werden müssen. Wir wissen ferner, daß die
richtige Leistungzsverteilungz auf Kraftwerke wirtschaft-
lich verschiedener Art (z.B. hohe Anlarekosten, geringe
Betriebskosten beim einen, das Gegenteil beim anderen)
das wirtschaftliche Gesamtergebnis mabrebend beeinflußt.
Es ist daher kein Wunder, daß man im Zeitalter der Ra-
tionalisierung schon in den bestehenden Netzen daran
dınkt, sich zur Erzielung des gewünschten Ergebnisses
von der Unvollkommenheit des Menschen freizumachen
und den wirtschaftlichen Parallelbetrieb zu automatisie-
ren. Später werden wir auf die Art und Weise, wie dies
——> Belastung
Abb. 3 Leistungsverteilung auf die
Kraftwerke.
geschehen kann, zu sprechen kommen. Im Augenblick
wollen wir nur feststellen, dab beim Zusammenschluß
grober Netze die Anhäufung parallel arbeitender Kraft-
werke und die dadurch gewaltig steigende Anzahl von
Rerelmabnahmen, welche aufeinander abgestimmt werden
müssen, es wohl sicher erforderlich machen wird, irgend-
welche, seien es technische, seien es organisatorische Maß-
nahmen zu treffen, wenn ein planmäbiger Leistungsbe-
trieb herauskommen soll.
Das Auftreten dieser Notwendigkeit ist indessen nicht
die einzige Folzeerscheinung des Zusammenschlusses in
Hinsicht auf die Leistungsverteilune. Es genügt nicht
allein, diejenigen Mabnahmen ins Auge zu fassen, welche
deshalb notwendiz werden, weil das durch den Zusam-
menschlub entstehende Gebilde selbst wieder ein Netz,
und zwar ein solches besonders grober Ausdehnung und
mit besonders zahlreichen Kraftwerken darstellt. Es er-
ecben sich vielmehr eine Reihe neuer Aufgaben auch
daraus, daß die Netze energetisch zwar zusammenee-
schlossen werden, trotzdem aber gleichzeitig getrennte
Wirtschaftszebilde bleiben, wie ich ja schon früher an-
gedeutet hatte.
Es ist nicht meine Absicht, die Frare aufzuwerfen,
ob der technische Zusammenschluß auch durch einen wirt-
echaftlichen in dem Sinne, daß der Betrieb des Ganzen
sich durch nichts von einem Gemeinschaftsbetrieb unter-
scheidet, erzänzt werden sollte Es kann vielmehr fest-
gestellt werden, daß rein technische Gesichtspunkte, so-
weit man heute übersehen kann, einen derartig folgen-
schweren Eınzgriff nicht erforderlich machen, dab es viel-
mehr möglich ist, allen gerechitfertisten Anforderungen
wirtschaftlicher Natur technisch gerecht zu werden. Der
Wunsch nach klaren Verhältnissen beim Stromaustausch
zwischen Werken, die ihre Netze zusanmmenschlieben
wollen, äubert sieh in der Regel dadurch, dab der an der
Überzabestelle fließenden Leistung schon durch den Aus-
tauschvertraz gewisse Beschränkungen, sowohl der Größe
nach als auch nach dem zeitlichen Verlauf, auferlegt wer-
den. Darüber hinaus pflegt man sich auch noch, unter
Berücksichtirung dieser Beschränkungen, kurzfristig
über den genauen zeitlichen Verlauf der übertragenen
Leistunz zu verständigen. Kurz und gut: Für die Be-
triebsführung entsteht die Aufgabe, auf der Übergabe-
stelle einen sog. „Leistungsfahrplan“ einzuhalten. Sehen
wir nun zu, inwieweit sich dies technisch durchführen
läßt!
C) Netz
Ò Kraftwerke
x Übergabe- und
Fabrplanstelle
| Übergabestelle
Abb. 4...7. Verschiedene Formen von Gemeinschaftsnetzen.
Abb. 4 stellt zwei Netze dar, welche über eine Leitung
miteinander verbunden sind. Da es auf die innere Gestalt
der Netze nicht ankommt, sind sie durch schraffierte
Kreise dargestellt. Jedes besitzt eine Reihe von Kraft-
werken, welche durch kleine Kreise angedeutet sind. An
der dureh ein Kreuz gekennzeichneten Stelle befindet sich
die Übergabestelle, an welcher ein bestimmter Leistungs-
fahrplan eingehalten werden soll. Offenbar kann dies
dadurch erzielt werden, dab das eine Netz, beispielsweise
das Netz A, fur die Aufrechterhaltung der Frequenz sorgt,
während das andere — Netz B — durch entsprechende
Deeinflussunz seiner Kraftmaschinenrerler den Fahrplan
einhalt. Die Verteilung der Leistung auf die Kraftwerke
eines Netzes interessiert uns jetzt nur in zweiter l.inie,
kann aber in ieder gewünschten Weise erfolgen: Im takt-
haltenden Netz ist alles genau so wie in einem allein
arbeitenden Netz, wobei das andere nur die Rolle einer
positiven oder negativen, zeitlich vorgegebenen Belastung
- rm e rn
4. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
987
spielt. Im fahrplanfahrenden Netz dagegen ist ein takt-
baltendes Kraftwerk nicht vorhanden. Alle Werke haben
vielmehr entweder zeitlich unveränderliche Leistung oder
aber sie haben nach einem festen gegebenen Fahrplan zu
fahren. Damit die beiden Netze in der geschilderten Weise
zusammenarbeiten können, ist offenbar lediglich eine Ver-
einbarung darüber erforderlich, welches Netz für die Fre-
quenz und welches für den Fahrplan zu sorgen hat.
Wenn sich nun mehrere Netze zu einem Gemein-
schaftsbetrieb zusammenschließen, erhebt sich sofort die
Frage, ob man, ähnlich wie beim Zusammenschluß zweier
Netze, zu Vereinbarungen über bestimmte Leistungsfahr-
pläne an den Stobstellen gelangen kann und wie über-
haupt die Verallgemeinerung des geschiiderten Falles aus-
sieht. Abb. 5 zeigt beispielsweise vier Netze, welche stern-
förmig in der Weise zusammenhängen, daß ein Netz, das
mittlere, mit jedem der drei anderen Netze durch je eine
Leitung in Verbindung steht. Ein Blick auf die Abbildung
genügt, um deutlich zu machen, daß dieser Fall ohne
weiteres auf den der Abb. 4 zurückgeführt werden kann,
wenn Z. B. das mittlere Werk die Frequenz hält, während
die anderen Werke für die Einhaltung der drei Fahrpläne
an den in der Figur angedeuteten Stellen sorgen.
In vermaschten Netzen können indes die Verhältnisse
wesentlich anders liegen. Um für den allgemeinen Fall
Klarheit zu schaffen, ist es erforderlich, eine kleine Be-
trachtung allgemeiner Natur einzuschalten. Wir wollen
uns nämlich die Frage beantworten, an wievielen und an
welchen Stellen in einem beliebig vermaschten Gemein-
schaftsnetz überhaupt ein bestimmter Fahrplan vorge-
schrieben werden kann. Denken wir uns zu diesem Zweck
die Maschinen und Kraftwerke eines jeden der zusammen-
geschlossenen Netze zu einer einzigen Maschine vereint,
mit anderen Worten, kümmern wir uns nicht um die in-
terne Leistungsverteilung innerhalb der Netze, so er-
kennen wir zunächst, daß ein Netz Frequenz fahren muß,
während man der Gesamtleistung eines jeden der anderen
Netze in jedem Augenblick einen bestimmten Wert vor-
schreiben darf. Schließen wir also n Netze zusammen,
so sind wir in der Lage, n— 1 Fahrpläne für die Gesamt-
erzeuzung von ebensoviel Netzen aufzustellen. Es ist nun
offenbar auch möglich, an Stelle der n — 1 Netzleistungen
n — 1 Leistungen vorzuschreiben, welche an irgendwelchen
auszuwählenden Stellen des Gemeinschaftsnetzes, bei-
spielsweise an Übergabestellen, fließen.
Wir sehen also zunächst schon, daß beim Zusammen-
schluß von n Netzen höchstens an n — 1 Übergabestellen
Fahrplan vorgeschrieben werden kann. Aber auch hin-
sichtlich der Lage dieser Fahrplanstellen sind Einschrän-
kungen notwendig. Die rn — 1 Übergabeleistungen müssen
nämlich voneinander elektrisch unabhängig sein, d. h.
sie dürfen durch keine andere Bedingung als die bereits
besprochene miteinander verknüpft sein. Sehen wir uns
beispielsweise das in Abb. 6 dargestellte Netz an, in
welchem drei Teilnetze durch Dreiecksverbindungen mit-
einander verknüpft sind. Aus der ersten Bedingung, die
wir kennen gelernt haben, folgt schon, daß wir nur an
zwei Übergabestellen Leistungsfahrpläne vorschreiben
dürfen, etwa so, daß an den beiden Übergabestellen 1 und
2 bzw. die beiden Netze A und B Fahrpläne fahren, wäh-
rend das andere Werk C den Takt hält. Wenn wir nun
etwa das Netz B durch zwei getrennte Netze B, und B,
ersetzen, so haben wir nun vier Werke, und es könnten
an sich (nach der ersten Regel allein) drei Fahrpläne
vorgeschrieben werden, beispielsweise an den drei Stel-
len 1, 2, 3. Diese drei Übergabeleistungen sind indes im
Sinne der zweiten Regel nicht voneinander elektrisch un-
abhängig. Um dies zu erkennen, nehmen wir zunächst an,
daß die Dreiecksleiter unmittelbar, ohne zwischenliegende
interne Leitungen, zusamınenstoßen. Verfüzen wir nun
über zwei oder drei Leistungen in den Dreiecksleitern
und verfügen wir außerdem über die zugehörigen beiden
Blindleistungen, was wir tun dürfen, weil unsere Lei-
stunssbetrachtung von der Verteilung der Blindleistung
unabhängig sein soll, so ist der Spannungsunterschied an
den Enden des dritten Dreiecksleiters nach Größe und
Phase bestimmt und damit auch Leistung und Blindlei-
stung, welche diesen dritten Leiter durchfließen. Die letz-
tere kann also nicht unabhängig vorgeschrieben werden.
An dieser Betrachtung ändert sich nichts Wesentliches,
wenn die Dreicksleiter nicht in den drei Punkten zusam-
menstoßen sondern wenn die beiden Stellen, an welchen
zwei oder drei Dreiecksleiter in eins der Netze einmün-
den. durch interne Verbindungen miteinander verknüpft
sind. In diesem Fall würde die Vorschrift der dritten
Leistung zwar keine Unmöglichkeit, aber einen unzulässi-
gen Eingriff in die innere Leistungs- und Blindleistungs-
verteilung der Netze darstellen.
Wir können nun unsere Regel so formulieren: Hän-
gen n Einzelnetze durch beliebig vermaschte Leitungs-
gebilde miteinander zusammen, so kann an n —1 Stellen
Fahrplan gefahren werden, wobei jeder Fahrplanstelle
ein Netz, welches eben für diesen Fahrplan zu sorgen hat,
zugewiesen wird. Die Fahrplanstellen müssen aber so
liegen, daß es nicht möglich ist, ein geschlossenes Polygon
anzugeben, welches aus Verbindungsleitungen, welche
eine Fahrplanstelle enthalten, und aus Leitungen eines
der Netze besteht.
Ein Beispiel für die Anwendung dieser Regel gibt
Abb. 7, in der sechs Netze A... F zu einem Gemeinschafts-
netz zusammengeschlossen sind. In diesem Gemeinschafts-
netz sind bereits die fünf möglichen Fahrplanstellen in
richtiger Weise eingetragen und angegeben, welches Netz
für welchen Fahrplan zu sorgen hat. Das Beispiel läßt
erkennen, daß Übergabestellen übrigbleiben können, an
welchen Vorschriften über den zeitlichen Verlauf der
Leistung nicht gemacht werden können.
Bei unseren bisherigen Betrachtungen über die Lei-
stungsverteilung auf die Kraftwerke waren wir von der
Voraussetzung ausgegangen, daß dies allein durch ent-
sprechende Beeinflussung der Kraftzufuhr zu den Ar-
beitsmaschinen bzw. durch Beeinflussung der diese
steuernden Regelorgane möglich sei. Dies ist auch in der
Tat der Fall, solange man keine Rücksicht auf die sich
einstellende Spannungs- und Blindleistungsverteilung
niınmt. Von ihr müssen wir daher noch reden. Bekannt-
lich hängt die sich im Netz einstellende Spannungs- und
Blindleistungsverteilung in erster Linie von der Vertei-
lung der Erregung auf die Kraftwerke ab. Darüber hin-
aus wird die Spannungsverteilung im Netz noch durch
eine Reihe bekannter Mittel beeinflußt, von welchen regel-
bare Transformatoren und Zusatztransformatoren Bei-
spiele darstellen.
Es könnten nun in einfacher Weise die gewonnenen
Ergebnisse über die Verteilung der Leistung auf die
Kraftwerke und Maschinen auch auf die Verteilung der
Blindleistung, oder wenn man will der Erregung, auf die
Kraftwerke und Maschinen übertragen werden. Die Mög-
lichkeit einer solchen Übertragung beruht auf der be-
kannten paarweisen Analogie von Leistung und Blind-
leistung, Frequenz und Spannung, Kraftmaschinenregler
und Spannungsregler. Es hat jedoch keinen Zweck,
diesen Weg zu beschreiten, da die Verteilung der Blind-
leistung praktisch von anderen Gesichtspunkten aus be-
trachtet werden muß als diejenige der Wirkleistung. Die
Blindleistung stellt nicht wie die Wirkleistung einen un-
mittelbaren materiellen Wert dar. Ihre wirtschaftliche
Bedeutung ist mehr indirekter Natur, indem sie die Be-
lastungsfüähigkeit der Maschinen, die Spannungsregelung
im Netz und die Verluste beeinflußt. Dabei besitzen noch
für die Großkraftversorgung die ersten beiden Gesichts-
punkte die größere Bedeutung. Aus diesen Gründen
kommt es in erster Linie darauf an, an bestimmten Stel-
len des Neizes vorgeschriebene Spanhungsgrenzen einzu-
halten und die Belastungsfähigkeit der zur Erfüllung
des Fahrplanes eingesetzten Maschinen nicht zu über-
schreiten. Sind die Maschen des Netzes von beträchtlicher
Größe, so muß außerdem noch der Gesichtspunkt der
Stabilität des Parallelbetriebs der beteiligten Maschinen
beachtet werden. Um ihm Rechnung zu tragen, ist es
innerhalb eines großen Netzes zweckmäßig, an den Haupt-
stützpunkten feste und ungefähr gleichhohe Spannungen
mit llilfe von synehronen Phasenschiebern einzuhalten
(auch abzeschricbene, unwirtschaftlich gewordene Kraft-
werke, die ohne Antrieb oder nur mit kleiner Leistungs-
zufuhr fahren, sind hierfür geeignet). Im übrigen kann
die Spannungsregelung nach den bekannten, oft in der
Literatur erörterten Gesichtspunkten erfolgen.
Man kann nun den Kraftwerken hinsichtlich ihrer
Erregung verschiedene Vorschriften machen, die Auf-
rechterhaltung einer Spannung oder die Lieferung einer
vorgeschriebenen Blindleistung oder auch die Einhaltung
eines bestimmten Leistungsfaktors dem Kraftwerk über-
tragen. Schreibt man jedem Kraftwerk eine Spannung vor
und sieht man zunächst von anderen Maßnahmen für die
Spannungsrezelung ab, so ist damit die Blindlastvertei-
lung auf die Kraftwerke eindeutig bestimmt. Dabei kann
es natürlich sein, daß die geforderte Spannung nur unter
dem Einsatz einer solchen Blindleistung seitens des Kraft-
werkes gehalten werden könnte, welche es nicht zu lie-
fern imstande ist. Die Vorschriften für die Einhaltung
der Spannung dürfen also nicht ohne Berücksichtigung
der Leistungsfähigkeit der Maschinen aufgestellt werden.
Statt nun dem Kraftwerk die Einhaltung einer bestimmten
Spannung an seinen eigenen Schienen vorzuschreiben, ist
es auch möglich, ihm die Regelung der Spannung an einer
988
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
entfernten Netzstelle zu übertragen, in ähnlicher Weise
wie auch eine vorgeschriebene Leistung an einer entfern-
ten Stelle von einem Kraftwerk eingehalten werden kann.
Organisation und Automatisierung der Leistungsvertei-
lung auf die Kraftwerke im Normalbetrieb und bei Stö-
rungen.
Wir haben nun die Möglichkeiten kennengelernt,
welche hinsichtlich der Verteilung der Gesamtleistung
auf die Teilnetze bestehen. Es genügt aber nicht, bei
einer so allgemeinen Betrachtung stehen zu bleiben, es ist
vielmehr auch wünschenswert, sich darüber Klarheit zu
verschaffen, auf welche Weise die grundsätzlich als mög-
lieh erkannte planmäßige Leistungsverteilung in die
Wirklichkeit umgesetzt werden kann. Man kann daran
denken, von vornherein einen solchen Betrieb durch
mechanische Hilfsmittel zwangläufig zu gestalten, ihn zu
automatisieren. Es scheint mir jedoch richtig zu sein, an
eine solche Automatisierung erst dann heranzugehen,
wenn restlose Klarheit über die Organisationsform des
Gemeinschaftsbetriebes herrscht. Ist dies der Fall, dann
kann man damit beginnen, die menschlichen Funktionen
ganz oder teilweise durch mechanische Hilfsmittel zu er-
setzen. Bleiben wir daher zunächst bei der Frage nach
der zweckmäbigsten Organisation.
Bei der Organisation der planmäßigen Leistungsver-
teilung muß man davon ausgehen, daß ein ruhiger, stö-
rungsfreier — insbesondere pendelungsfreier — Betrieb
auch ohne irgendwelche die Leistungsverteilunz betref-
fenden Maßnahmen längere Zeit hindurch möglich sein
mub. Dies ist deshalb notwendig, damit bei irgendwelchen
Störungen des Planbetriebes keine überflüssigen Betriebs-
unterbrechuneen stattfinden. Die Aufgabe der zusätz-
lichen organisatorischen Maßnahmen ist es lediglich, in
diesen „provisorischen“ Betrieb, welcher naturgemäß den
wirtschaftlichen Erfordernissen nicht gerecht wird, so
einzugreifen, daß dies, gesehen über längere Zeiträume,
doch der Fall ist. Außerdem scheint es mir wichtig, nach
dem Minimum derartiger Mabnahmen zu suchen, damit
nicht die wirtschaftliche und betriebliche Freiheit der
einzelnen Netze unnötig beschränkt wird.
Prüfen wir daher zunächst, welche Bestimmungen
über die Leistungsverteilung die Stromaustauschverträge
zwischen den sich zusammenschließenden Netzen enthal-
ten müssen. Zu allererst müssen diejenigen Stellen des
Gemeinschaftsnetzes, an welchen die Leistung überhaupt
kontrolliert werden soll, nennen wir sie kurz „die Fahr-
planstellen“, bestimmt werden. Über ihre Anzahl und
Lage ist bereits früher das Erforderliche gesagt. Dann
missen diejenigen Bedingungen festgelegt werden, wel-
chen der zeitliche Verlauf der Leistung an den Fahrplan-
stellen unterworfen werden soll. Selbstverständlich ist es
nicht nötig, genaue Fahrpläne bis ins einzelne vertrag-
lich zu regeln. Es genügt vielmehr, genau so wie es bei
den bisherigen Zusammenschlüssen auch schon gemacht
wurde, die wichtigsten Richtlinien für die Begrenzung
der Leistung nach der einen oder anderen Richtung auf-
zustellen. Dann kann man auch zweckmäßig von vorn-
herein Richtlinien für die Lastverteilunz bei typischen,
häufig zu erwartenden Störungsfällen aufstellen. Schließ-
lich mub an dieser Stelle auch erwähnt werden (wir wer-
den später noch darauf zurückkommen), daß einschrän-
kende Bestimmungen für die Spannuneshaltung an den
Fahrplanstellen oder auch an anderen Stellen getroffen
werden können.
Derartige Bestimmungen im System der Stromans-
tauschverträze erfordern aber, daß eine Stelle geschaffen
wird, welche den Auftrag erhält, für die Durchführung
der Vertrazsbestimmungzen im einzelnen zu sorgen. Diese
Stelle ist ein Analogon zu dem bekannten Lastverteiler
der einzelnen Netze und soll daher „Zentrallastverteiler”
heißen. Schließt sieh eine grobe Anzahl von Netzen zu-
sammen, so ist es nicht unbedingt erforderlich, nur einen
einzigen solchen Zentrallastverteiler zu gründen. Es
können auch mehrere sein, die jedoch durch Nachrichten-
mattel so eng miteinander verbunden sind, daß sie als
Einheit betrachtet werden können. Zweckmäßizg wird auch
die Kompetenz des Zentrallastverteilers vertraglich ge-
regelt. Er kann seiner Aufgabe etwa dadurch gerecht
werden, daß er die täglich an den Fahrplanstellen einzu-
haltenden Fahrpläne auf Grund der sich ansammelnden
Betriebserfahrungen und unter Berücksichtizung der ver-
trazlichen Bestimmungen aufstellt. Er hat also gewisser-
maßen den Gesamtbetrieb im Rahmen der Vertragsbestim-
mungen voraus zu berechnen und demzemäß zu beein-
lussen. Die Fahrpläne, auf eine möglichst geringe An-
zahl von Typen zurückgeführt, werden an die Lastver-
teiler derjenigen Netze ausgegeben, welche an irgendeiner
Stelle Fahrplan zu fahren haben (Fahrplannetze). An
Stelle der geographischen Konfiguration, welche das ge-
meinsam betriebene Netz in energetischer Hinsicht infolge
der Gestalt der Hochspannungsleitungen besitzt, tritt also
organisatorisch grundsätzlich die Sternschaltung.
Für den Normalbetrieb ist damit hinsichtlich der Lei-
stungsverteilung die Aufgabe des Zentrallastverteilers er-
schöpft. Er hat aber auch einzugreifen, wenn sich aus
irgendeinem Grunde die Durchführung des normalen Pro-
gramms kurzzeitig nicht ermöglichen läßt. Beispielsweise
dann, wenn wichtige Verbindungsleitungen ausfallen. In
einem solchen Fall wird man den Zentrallastverteiler er-
mächtigen, takthaltende Netze und provisorische Fahr-
pläne gegebenenfalls im Ralımen der getroffenen vertrag-
lichen Abmachunz?n zu bestimmen. Beim Eintritt einer
Störung wartet der Zentrallastverteiler zunächet ab, bis
sich der Betrieb auf einen zwar stabilen aber unwirtschaft-
lichen Zustand einspielt, und greift dann mit seinen Not-
maßnahmen ein. Daß kurzzeitig auch bei beliebigen Su.
rungen stabiles Zusammenarbeiten durch die wirtschaft-
liche Organisation nicht behindert wird, kann dadurch er-
reicht werden, daß in allen Netzen, auch und insbesondere
in den Fahrplannetzen, die größeren Werke unter dem Ein-
fluß von Drehzahlreglern arbeiten, welche die Last ihrer
Charakteristik entsprechend aufeinander verteilen. Ein
großes Werk, welches normalerweise konstante Leistung
zu fahren hat, darf deshalb nicht mit konstant eingestell-
ter Leistungszufuhr und ohne Regler arbeiten. Es muß
vielmehr unter dem Ein-
fluß eines Drehzahlreglers
S S stehen, der, verhältnis-
32 3 wmäbig langsam wirkend,
H F 5% im normalen Betrieb so
IT e beeinflußt wird, daß die
Leistung im Mittel kon-
stant bleibt. Wird bei
einem solchen Werk im
Störungsfall der wirt-
i !
En schaftliche Regelmechanis-
mus plötzlich außer Tätig-
keit gesetzt, so ist das
Werk kurzzeitig zu einem
Frequenzwerk geworden
und übernimmt von der
infolge der Störung plötzlich geänderten Gesamtleistung
einen angemessenen Anteil, beteiligt sich also an der
Takthaltung.
Ein Fahrplannetz ist darauf angewiesen, daß die Fre-
auenz durch den Gemeinschaftsbetrieb gehalten wird. In
Störunesfällen, beispielsweise dann, wenn die Verbindunz
zum takthaltenden Netz abreißt, ist es möglich, daß der
Gemeinschaftsbetrieb hierzu nicht mehr in der Lage ist.
In einem solchen Fall darf der Betrieb nicht von vielleicht
nicht rechtzeitig erfolgten Anordnungen des Zentrallast-
verteilers abhängig sein. Das zweckmäßigste Kriterium
für den Eintritt eines derartigen Zustandes ist das Ab-
weichen der Frequenz vom Sollwert über die zulässige
Toleranz hinaus. Man wird daher dem internen l.astver-
tciler der Fahrplannetze die Freiheit einräumen, kurz-
zeitig nach eigenem Gutdünken zu handeln, wenn die Fre-
quenz die zugelassene Toleranz über- oder unterschreitet.
Hinsichtlich der internen Lastverteilung erfordert der
Zusammenschluß keine wesentlich neuen Maßnahmen. Der
Betrieb des takthaltenden Netzes erfolet im Prinzip genau
so, als ob das Netz für sich allein betrieben würde. Die
Fahrplanstellen spielen von seinem Standpunkt aus ledig-
lich die Rolle von Stellen positiver oder negativer Ab-
nahme. Die Betriebsführung eines Fahrplannetzes unter-
scheidet sich von derjenigen des takthaltenden Netzes nur
dadurch, daß sämtliche Kraftwerke bzw. Maschinen Grund-
last bzw. Fahrplan zu halten haben. Außerdem muß für
den bereits erwähnten Fall Voreorze getroffen werden,
daß das Netz infolge einer Störung selbst Takt halten muß.
Dies kann durch eine entsprechende Anweisung an ein
Werk genügender Größe geschehen oder auch dadurch,
daß ein solches Werk von vornherein dazu bestimmt wird,
heim Überschreiten der zulässigen Toleranz der Freanenz
die wirtschaftliche Regelung vorübergehend außer Tätig-
keit zu setzen. Es mag erwähnt werden, daß kleine Werke
auch während Störungen mit konstant eingestellter Lei-
stung weiterarbeiten können. Solche Werke benötigen
dann entweder gar keinen Drehzahlregler oder einen sog.
Begrenzungsregler, welcher selbsttätig eingreift, wenn
die Frequenz zu hoch ansteigt. Dies wird durch Abb. 8
veranschaulicht. Sinkt die Belastung plötzlich, beispiels-
weise infolge Ausfalls einer Leitung, über die Energie ab-
gegeben wurde, so steigt die Frequenz und der Regler ver-
mindert, wie es sein Soll, die Leistungszufuhr.
Wenn auch die vorstehend geschilderte Betriebsweise
der zusammengeschlossenen Netze lediglich auf organisa-
Abb.8 Leistungsverteilung zwi-
schen Netz 1 und Kraftwerk 2
mit Begrenzungsregler.
e
A Juli 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 989
torischen Maßnahmen beruht, so sind doch zu einem solchen
Betrieb eine Reihe von technischen Hilfsmitteln erforder-
lich, die besprochen werden müssen. Der Zentrallastver-
teiler muß die Einhaltung und Wirkung seiner Anordnun-
gen überwachen können. Zu diesem Zweck benötigt er zu-
mindest die Kenntnis aller derjenigen wichtigen Daten,
auf die er direkt einwirkt und von denen die von ihm zu
treffenden Maßnahmen abhängen, also insbesondere der
Leistung, Blindleistung und Spannung an den Übergabe-
stellen, insbesondere den Fahrplanstellen, sowie des Schalt-
zustands derjenigen Netzteile, von denen der Zusammen-
A d g N NN
fe, A N
s
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ON
„Ak wur
CE E ei
E E
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ef
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O Lastverteiler eines Fregueunetres —>—— Befehlsübermitt lung
O ” ” Zorte zer er /ernmessung
Ge e Meldung d Schallzustandes
O Araftwerk OR Ybor
è Generator =O f Arafiwerko
Abb. 9. Organisationsschema der Leistungsverteilung
im Gemeinschaftsnetz.
schluß abhängt. Es müssen ihm also eine ganze Reihe von
Meßgrößen auf fernmeßtechnischer Grundlage übermittelt
werden, dazu die Stellung einer Reihe wichtiger Schalter.
Zweckmäßig geschieht dies unter möglichster Benutzung
der Hochspannungsleitungen als Übertragungskanäle. Es
wird sich darüber hinaus empfehlen, den Zentrallastvertei-
ler in ähnlicher Weise auch über die wichtigsten internen
Vorgänge in den großen Netzen (Schaltzustand wichtiger
Leitungen, Leistung und Blindleistung großer Kraftwerke,
Spannungen an wichtigen Netzstellen) zu orientieren. Ähn-
liche Aufgaben bestehen innerhalb der Netze. Außerdem
muß auch der Lastverteiler eines Fahrplannetzes sowie
dasjenige Kraftwerk, welches den Fahrplan einzuhalten
nai dio Betriebsdaten an der Übergabestelle übermittelt
erhaiten.
Bet
o Se Ce ® i
a PIE IGE 12-7526),
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Netz A hält Fretjuenz Netz D fährt Fahrplan ı
„ B fährt Fahrplan 2 „ E „ e 4
w > a E? 8 w FE a e 5
Abb. 10. Fahrplan- und Übergabestellen in einem Gemeinschaftsnetz.
Berücksichtigt man alles bisher Gesagte, so kommt
man zu einem ÖOrganisationsschema, wie es in der wohl
ohne Erläuterung verstäädlichen Abb. 9 dargestellt ist.
Das Schema bezieht sich auf den Netzplan der Abb. 10.
Die gesteigerten Ansprüche an die Wirtschaftlichkeit
des Betriebe einerseits, die Vervollkommnung der Fern-
wirktechnik anderseits haben es mit sich gebracht, daß
verschiedene Werke auch ohne Bezugnahme auf ihren
künftigen Zusammenschluß mit anderen Werken ernstlich
an die Frage herangegangen sind, die Lastverteilung von
der menschlichen Geschicklichkeit unabhängig zu machen,
sie zu automatisieren. Es ist mir eine besondere Freude,
bei dieser Gelegenheit feststellen zu können, daß hier sei-
tens der deutschen Elektrizitätswerke wertvolle Pionier-
arbeit geleistet worden ist. Insbesondere ist es mir eine
angenehme Pflicht, Herrn Dir. Spennemann von den
städtischen Elektrizitätswerken Kiel zu erwähnen, dessen
Vorschläge und Gedanken zum Teil in die nachfolgenden
Ausführungen hineingearbeitet sind.
Sobald man sich über die zu treffenden organisatori-
schen Maßnahmen etwa im Sinne der bereits angestellten
Überlegungen klar geworden ist, kann man daran gehen,
ihre Durchführung ganz oder teilweise zwangläufig arbei-
tenden Apparaten zu übergeben. An die Stelle mensch-
licher Vereinbarungen und Handlungen treten also nun
Apparatefunktionen. Es scheint mir nun richtig dabei von
dem Grundsatz auszugehen, daß ohne Vorliegen besonderer
Gründe übergeordnete Beziehungen, z. B. zwischen Zen-
trallastverteiler und Unterlastverteiler, nicht weiter auto-
matisiert werden sollten wie untergeordnete, beispiele-
weise die Beziehungen zwischen Unterlastverteiler und
Kraftwerken oder Maschinen. Je weiter man nämlich in
der Richtung vom Zentrallastverteiler auf die Maschinen
fortschreitet, desto leichter übersehbar, einfacher, freier
von nicht vorauszuscehenden Umständen werden die orga-
nisatorischen Beziehungen, desto besser eignen sie sich
also für die Automatisierung.
Nach dem heutigen Stande geschieht nun die Lastver-
teilung in den größeren Werken eo, daß die Maschinen
eines Kraftwerks von der Kraftwerkswarte aus unmittel-
bar geregelt werden und daß der Lastverteiler seine An-
ordnungen an die Kraftwerksleitung mit Hilfe der Nach-
richtentechnik erteilt. Der erste Schritt einer planmäßigen
Automatisierung der Leistungsverteilung besteht nun
darin, die Maschinen mit den für den Leistungsverteilungs-
betrieb erforderlichen zusätzlichen Regeleinriehtungen zu
versehen. Von diesem Gesichtspunkt aus hat man dreierlei
Arten von Maschinen zu unterscheiden, nämlich, der Spen-
nemannschen Bezeichnungsweise folgend,
a) Frequenzmaschinen,
b) Fahrplanmaschinen,
c) Bereitschaftsmaschinen.
Die Frequenzmaschine wird von einem gewöhnlichen
Drehzahlregler gesteuert. Auch die beiden anderen Ma-
schinen besitzen Drehzahlregler. Nur ist noch ein über-
geordneter, langsamwirkender Regelmechanismus vorhan-
den, welcher bei Störungen außer Tätigkeit gesetzt wer-
den kann. Bei der Fahrplanmaschine wird der Drehzahl-
regler so beeinflußt, daß die Leistung nach einem bestimm-
ten vorgegebenen zeitlichen Fahrplan geregelt wird. Als
Ausgangsinstrument kann beispielsweise ein Wattmeter die-
nen, dessen Angaben mit dem jeweiligen Sollwert, der von
einer uhrwerksangetriebenen Kurvenscheibe abgenommen
wird, verglichen wird. Die Differenz beeinflußt den Reg-
ler. Ähnlich arbeitet auch die Bereitschaftsmaschine, nur
ist der Sollwert der Leistung stets Null, so daß die Maschine
im allgemeinen leer mitläuft und nur bei Störungen ein-
greift, nachdem der Bereitschaftsregelapparat außer Tätig-
keit gesetzt worden ist. Man kann nun sämtliche in Be-
tracht kommenden Maschinen vermittels eines einfachen
Zusatzapparates für alle drei Funktionen einrichten, so daß
von einem Betrieb auf den anderen umgeschaltet werden
kann. Betrachten wir uns beispielsweise noch einmal das
Diagramm der Abb. 3, welches die erwünschte Leistungs-
verteilung auf drei Maschinen eines Kraftwerkes darstellt.
Die erste Maschine fährt Fahrplan. Besitzt ihr Regler die
hierzu geeignete Einrichtung, so braucht auf sie überhaupt
nicht mehr eingewirkt zu werden. Die zweite Maschine
fährt teilweise Frequenz, teilweise Fahrplan. Das letztere
ist der Fall von T; ... Ta und Tı ... Ts. Sie muß also zu den
Zeiten Tə und T, vom Frequenzbetrieb auf Fahrplanbetrieb,
zu den Zeiten Ts und Ts umgekehrt umgeschaltet werden.
Die dritte Maschine endlich läuft gar nicht, sie ist Bereit-
schaftsmaschine oder Frequenzmaschine. In der Zeit kurz
vor Da, von a, T, läuft sie als Bereitschaftsmaschine und
muß zu den Zeitpunkten Tə und T, auf Frequenzbetrieb, zu
den Zeitpunkten 7s und Ts auf Bereitschaftsbetrieb umge-
schaltet werden.
Man sieht also, es sind zur Ausführung der gestellten
Aufgabe lediglich noch Umschaltungen erforderlich, welche
den Übergang zwischen den drei verschiedenen Betriebs-
arten bewirken. Sind die Maschinen eines Netzes mit der-
artigen Regeleinrichtungen versehen und wird die Um-
steuerung der Maschinen von den Kraftwerken selbständig
besorgt, so kann der Lastverteiler sich darauf beschränken,
990
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
den Kraftwerken allgemeine Anweisungen zu erteilen, bei-
spielsweise: Maschine A soll Frequenz, Maschine B Fahr-
plan Nr.37 fahren. Da diese Anordnungen nicht zahlreich
sind, eignen sie sich besonders für die Übertragung durch
einen Kommandoapparat. Häufig wird es auch zweckmäßig
sein, die Maschinen eines Kraftwerks zu einer Einheit zu-
sammenzufassen. In diesem Falle ist es zu empfehlen, zwar
das Gesamtverhalten des Kraftwerkes vorzuschreiben, die
Verteilung auf die einzelnen Maschinen aber dem Werk
eelbst zu überlassen, damit das größtmögliche Maß Se
Betriebsbeweglichkeit erreicht wird. Ist das betrachtet
Werk ein Frequenzwerk, so spielt sich alles in der ES
wohnten Weise ab.
werk, so wird man einer Maschine die Einhaltung des Fahr-
plans übertragen und ihre Regler zu diesem Zweck von
der Gesamtleistung des Kraftwerkes beeinflussen lassen.
Die Belastung der anderen Maschinen kann dann seitens
der Kraftwerksleitung beliebig eingestellt werden, wobei
nur daranf geachtet werden muß, daß die Fahrplanmaschine
nicht überlastet wird.
Bernügt man sich nicht mit diesem Stande der Auto-
matisierung, so kann man einen Schritt weitergehen und
nun die Beziehungen zwischen Lastverteiler und Kraft-
werken automatisieren. Dies kann etwa in der Weise ge-
schehen, daß der Lastverteiler mit einer Fernsteuereinrich-
tung ausgerüstet wird, die es ihm gestattet, ein beliebiges
Kraftwerk oder eine beliebige Maschine auf einen im vor-
aus bestimmten Fahrplan, auf Bereitschaft oder auf Fre-
quenzhaltunz umzuschalten. Bei Zusammenfassung der
Maschinen in einem Kraftwerk steht wieder dem Lastver-
teiler eine Maschine für die Erfüllung der von ihm gefor-
derten Aufgabe zur Verfügung, wobei die Maschine von
der Kraftwerksleitung ausgewählt werden kann. Auch hier-
bei braucht man noch nicht stehenzubleiben. Man kann
auch noch die Funktion des Lastverteilers selbst automati-
sieren, indem man die von ihm vorzunehmenden Umschal-
tungen nunmehr bei schwankender Netzlast von einem Re-
lais, welches von der Frequenz abhängt, vornehmen läßt. In
Anbetracht des heutigen Standes der Technik würde es in-
des zu weit führen, hierauf näher einzugehen.
Die vorstehend geschilderte Art, die planmäßize
Leistungsverteilung automatisch zu gestalten, trägt dem Ge-
sichtspunkt Rechnung, daß der übergeordneten Stelle, bei-
spielsweise dem Lastverteiler, nur die unbedingt erforder-
lichen Funktionen zugemutet werden sollen und daß er von
allen überflüssigen Handlungen befreit werden soll. Solche
überflüssiren Handlungen sind diejenigen, die die Kraft-
werke selbst vornehmen können, beispielsweise die Aus-
wechslung der den Fahrplänen zugeordneten Kurven-
scheiben, die Auswahl der dem Lastverteiler zur Verfügung
stehenden Maschinen usw. Pas geschilderte Verfahren setzt
daher Bedienung der Kraftwerke voraus. Aus diesem
Grunde sind noch ein paar Worte notwendig, um zu er-
läutern, was mit unbesetzten, selbsttätig betriebenen Kraft-
werken geschehen soll. Offenbar sind auch bei solchen,
genau wie bei besetzten, noch Eingriffe des L.astverteilers
erforderlich, und es hat daher keinen Zweck zu verlangen,
daß ein selbsttätiges Kraftwerk in dem Sinne automatisch
sein soll, daß es tazaus tagein selbständig ohne Eingriffe
von außen laufen und seine Funktionen erfüllen soll. Hier
ist es vielmehr zu empfehlen, gewissermaßen die Warte
eines solchen Kraftwerkes zum Lastverteiler zu verlegen,
so daß er einzelne Maschinen in Betrieb nehmen und die
Leistung auf sie verteilen kann. Zu diesem Zweck muß der
Lastverteiler auf fernmeßtechnischem Wege Kenntnis des
Belastungszustandes der von ihm zu regelnden Maschinen
erhalten und außerdem die Möglichkeit besitzen, auf den
Regelmechanismus der Maschinen einzuwirken. Die diesem
Zweck dienende Fernmelieinrichtung kann etwa so arbeiten,
daß der Lastverteiler zunächst die Verbindung mit einer ge-
wünschten Maschine herstellt und auf dieser Verbindung
die beiden in Betracht kommenden Befehle (Leistung höher,
Leistung tiefer) übermittelt. Man kann auch daran den-
ken, diese fernregelnde Tätigkeit des Lastverteilers ihrer-
seits wieder zu automatisieren. Ich glaube aber nicht, daß
sich in absehbarer Zeit ein Bedürfnis danach heraus-
stellen wird. í
Wir haben nun die Möglichkeiten für die Automatisie-
rung der Lastverteilung innerhalb der Netze genügend er-
örtert. Es bleibt noch zu besprechen, welche zusätzlichen
Aufgaben durch den Zusammenschluß mehrerer Netze ent-
stehen. Solehe zusätzlichen Aufgaben treten in denjenigen
Netzen auf, welehe an irgendeiner Stelle Fahrplan zu fah-
ren haben. Ich erinnere daran, dah der einzuhaltende
Fahrplan dem Fahrplanwerk vom Zentrallastverteiler im
Rahmen der einschlägigen Vertragsbestimmungen aufge-
geben wird. Es handelt sich nun also darum, die Einhal-
tung dieses Fahrplans zwangrläufige zu machen. Hieran hat
man zweifellos ein bedeutendes Interesse, da die Abweichun-
gen vom Sollfahrplan zu erheblichen wirtschaftlichen Kon-
Ist dagegen das Werk ein Fahrplan- -
seyuenzen für die Beteiligten führen, wenn die vertragliche
Regelung der Austauschleistungen überhaupt einen Sinn
haben soll. Die Aufgabe besteht nun darin, ein vom last-
verteiler auszuwählendes Werk abhängig von der Leistung
an einer entfernten Übergabestelle so zu steuern, daß diese
Leistung nach einem gewissen Fahrplan verläuft. Dabei
ist der einzuhaltende Fahrplan beim Lastverteiler des Fahr-
plannetzes bekannt. Die Leistung an der Übergabestelle
muß daher fernmeßtechnisch zum zuständigen Lastverteiler
gemeldet und dort mit dem fahrplanmäßigen Sollwert ver-
glichen werden. Der Lastverteiler wählt das für den Fahr-
plan verantwortliche Werk, gegebenenfalls auch das Werk
die für den Fahrplan verantwortliche Maschine aus. Es
wird eine dieser Auswahl entsprechende Verbindung
zwischen Lastverteiler und Maschine hergestellt und nun
auf dieser Verbindung auf den Regler der ausgewählten
Maschine mittels der bei dem Lastverteiler gebildeten Diffe-
renz zwischen tatsächlichem und Sollwert der Leistung
einzewirkt.
O laostrerteler
& Fohrpionstelle
O Aroltwerk
® Generator
xe o fermumschaltung
x fohrplonholtung
$ Frequerzhaltung
o Bereitschaft
Fernregelung teuer? durch
We Ditferenz zwischen
=---- fohrpionsollwert und
a ferngeress. Lesturg an
der Fatrpianste.ie
>>
ii e
Abb. 11. Automatisierung der Leistungsverteilung in einem
Fahrplannetz.
Bei der internen Fahrplansteuerunz war das Werk
dem internen Lastverteiler für den Fahrplan verantwortlich
und führte ihn selbst durch. Bei der externen Fahrplan-
steuerung tritt an die Stelle des Werkes der L.astverteiler,
welcher für die Einhaltung des Fahrplans dem Zentral-
lastverteiler gegenüber verantwortlich ist und für die
Einhaltung des Fahrplans selbst sorgt. Er hat auf diese
Weise die größere Freiheit, bei internen Unrezrelmäßig-
keiten das Fahrplanwerk zu wechseln, ohne daß dies dem
Gemeinschaftsbetrieb gegenüber in Erscheinung tritt.
Die zwangläufige Einhaltung des externen Fahrplans
läßt sich natürlich ohne Rücksicht darauf erreichen, ob im
übrigen die interne Leistungsverteilung in den Fahrplan-
netzen auf rein organisatorischer oder auf ganz oder teil-
weise automatischer Grundlage beruht. Wenn aber die auto-
matische Einhaltung des externen Fahrplans nicht durch
unbeabsichtigtes Dazwischenregeln der anderen Werke ge-
fährdet werden soll, muß die Leistungsverteilung im übri-
gen straff organisiert sein. Zweckmäßig aber ist es, wenn
auch diese zumindest in der Weise automatisch vor sich
geht, daß die Fahrpläne der einzelnen Werke durch ent-
sprechende Regler, wie früher beschrieben, zwangläufiz
eingehalten werden und nur die Umschaltung zwischen den
drei Betriebsmöglichkeiten (Fahrplan, Bereitschaft, Fre-
auenz) von land, und zwar auf Anordnung oder Eingriff
des L.astv erteilers selbst erfolgt.
Vendet man die besprochenen Regeln für die Auto-
matisierung der Leistungsverteilung zusammenfassend auf
das Beispiel der Abb.9 an, so kommt man zu dem Schema,
welches in Abb. 11 dargestellt ist.
Spannungsregelung und Blindleistungsverteilung.
Wir hatten bereits früher festgestellt, daß es bei Ver-
teilung der Erregung auf die Kraftwerke in erster Linie
darauf ankommt, dals an den wichtigsten Stellen des Netzes
die Spannung innerhalb gewisser Grenzen konstant ge-
halten wird, wobei jedoch auch darauf geachtet werden
muß, daß die hierdurch bestimmte Verteilung auf die
Kraftwerke mit der erwünschten Wirkleistungsverteilung
verträglich ist. Schließen sich nun mehrere Netze zu
einem groben Gemeinschaftshetrieb zusammen, so muß die
Erzielung einer zweckmäbigen Spannungs- und Blind-
leistungsverteilunz im (resamtnetz durch organisatorische
Maßnahmen sichergestellt werden. Dies kann etwa in der
Weise geschehen, daß jedes Netz eine Stelle des Gesanıt-
netzes (beispielsweise, aber nicht notwendigerweise, eine
Fahrplanstelle) zugewiesen erhält, an der es eine zewisse
Spannung mit gegebener Toleranz zu halten hat. Darüber
hinaus kann man den Zentrallastverteiler ermächtisen,
genaue Spannungsfahrpläne aufzustellen, welche einerseits
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4. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
991
innerhalb der vertraglich vereinbarten Toleranzen bleiben,
anderseits unter Berücksichtigung der Leistungzsfahrpläne
eine zweckmäßize Blindstromverteilung im Gesamtnetz er-
echen, Der interne Lastverteiler hat die Errezungsver-
teilung auf seine Kraftwerke mit Rücksicht auf die Ein-
haltung des geforderten Spannunesfahrplans an der ver-
einbarten Stelle sowie auf die interne Spannungs- und
Blindleistungsverteilung vorzunehmen.
Ähnlich wie bei der Leistungsverteilung ist es auch
hier möglich, den Betrieb mehr oder weniger zwaneläufig
zu gestalten. Derienige Vorgang, welcher am ersten die
Automatisierung verdient, ist auch hier die Einhaltung
derjenigen Betriebszröße, welche Gegenstand vertrag-
licher Abmachungen ist, d.h. die Einhaltung des Span-
nınesfahrplans an den festgesetzten Spannungsübergabe-
stellen. Betrachten wir ein beliebiges der zusammenge-
schlossenen Netze, welches an irgendeiner vertraglich
festgesetzten Stelle einen Spannungsfahrplan einzuhalten
hat, welcher in der oben geschilderten Weise durch den
Zentraliastverteiler festgesetzt wurde. Der L.astverteiler
unseres Netzes wählt ein Werk aus, das für die Span
nungen an der Spannunezsübergabestelle verantwortlich
gemacht werden soll. Die Spannung wird an der Über-
eabestelle gemessen, dem Lastverteiler fernmeßtechnisch
zugeführt und dort mit dem Sollwert gemäß Fahrplan ver-
rlichen. Die Differenz zwischen tatsächlichem Wert und
Sollwert wird zur Steuerung der Erregung des ausge-
wählten Werkes benutzt. Es entsteht also eine Aufgabe,
welche derjenigen bei der zwanrläufigen Steuerung einer
Cberzabeleistunz nahe verwandt ist. In beiden Fällen
muß eine Meßgröße (eine Leistung bzw. Spannune) fern-
meßtechnisch an einen anderen Ort übertragen. dort mit
dem Sollwert verglichen und die Differenz zur Steuerung
eines Rerelorgans an einem dritten Ort benutzt werden.
Die anderen Kraftwerke bzw. Maschinen des Netzes können
dabei vom Lastverteiler vorgeschriebene Blindleistungs-
fahrpläne oder auch Spannungsfahrpläne einhalten, wobei
der Lastverteiler eingreift, wenn die Spannung an wich-
tigen Netzstellen bzw. die Blindbelastung der cinzelnen
Kraftwerke nicht zufriedenstellt.
In ähnlicher Weise wie der Lastverteiler eines Lei-
stunesfahrplannetzes an seinen Fahrplan zezenüher dem
Gesamtbetrieb nur so lange gebunden ist, als ihm der Ge-
meinschaftsbetrieb die richtige Frequenz liefert, kann auch
hinsichtlich der Spannungsregelung der Lastverteiler vom
Zentrallastverteiler seiner Verpflichtung vorüberzehend
enthoben werden, wenn sich irgendwo im Gemeinschafts-
netz eine Störung ereignet, welche die Durchführung des
planmäßigen Betriebes verhindert.
Eingriffe in die Leistungs- und Blindleistungs-
verteilung im Netz bei gegebenen Kraftwerks-
leistungen und -erregungen.
I>urch die Verteilung der Leistungen und Errezungen
auf die Kraftwerke ist bekanntlich die Leistungs- und
Blindleistungsverteilung in vermaschten Netzen noch nicht
eindeutig bestimmt. Ein einfaches Beispiel hierfür zeigt
Abb. 12, in der die beiden Kraftwerke A und B, die je ein
nicht zezeichnetes Versorgungsnetz zu speisen haben, über
die beiden Leistungstränge 1 und 2 miteinander in Ver-
bindung stehen. Herrschen in den beiden Versorgungs-
netzen gegebene Belastungszustände und sind die Kraft-
maschinenregler in A und B sowie ihre Erregungen fest
eingestellt, so fließen auch durch die beiden Leitungstränge
gegebene Wirk- und Blindleistungen. Es erhebt sich nun
die Frage, durch welche Mittel man die gesamte durch
beide Leeitungstränge übertragene Leistung in einem ande-
ren als dem natürlichen Verhältnis auf die beiden Stränge
verteilen kann. Bekanntlich gelingt dies in einfacher Weise
durch Einfügen einer Zusatzspannung (z. B. mittels eines
Zusatztransformators) etwa an der durch ein Rechteck
bezeichneten Stelle. Von der Phasenlage dieser Zusatz-
spannung hängt es ab, ob stärker auf die Wirk- oder auf
die Blindleistung eingewirkt wird. Bildet die Zusatzspan-
nung mit der Netzspannung einen Winkel, der mit dem Im-
pedanzwinkel (dessen trigonometrische Tangente gleich dem
Verhältnis von Reaktanz zu Widerstand ist) übereinstimnit,
sn wirkt die Zusatzspannung (die klein gegenüber der
Netzspannung vorausgesetzt sei) ausschließlich auf die
Wirkleistungsverteilung ein. Steht die Zusatzspannunz
senkrecht auf dieser ersten ausgezeichneten Richtung, sn
ersibt sich ausschließlich Einwirkung auf die Blind-
leistung. Willkürliche Veränderung der Phasenlage einer
Zusatzspannung kann in llochspannunzsnetzen dadurch
erzielt werden, daß man zwei getrennt regelbare Zusatz-
epannunzen in Serie einführt, von denen die eine mit der
Netzspannung in Phase ist, die andere auf ihr senkrecht
steht. Zur oberflächlichen Betrachtung der mözlichen Zah-
lenwerte möge folgendes dienen:
Sind die beiden Leitunzen 1 und 2 gemäß Abb. 12 zu-
sammen 100 km lang und bestehen sie aus 100 kV-Einfach-
leitung, so verschieben 10 % Zusatzspannung etwa 30 000
kVA in dem Sinne, daß die eine Leistung um diesen Betrag
vermindert, die andere um ihn erhöht wird. Der Impedanz-
winkel einer 100 kV-Leitung beträgt 60 ... 70°, so daß eine
gewöhnliche Zusatzspannung (in Phase mit der Netzspan-
nung) vorwiegend auf die Blindleistung, eine Querzusatz-
spannung vorwiegend auf die Wirkleistung einwirkt. Die
verschobene Leistung ändert sich umgekehrt proportional
zur Leitunzslänze. Bei Doppelleitung erhält man die dop-
pelten Werte. Eingeschaltete Transformatoren verringern
die Leistunzsveränderung und vergrößern außerdem den
Impedanzwinkel.
Aus welchen Gründen kann es nun erwünscht sein,
auf die Leistungsverteilung in den Netzmaschen einzuwir-
ken? Man könnte daran denken, auf diese Weise die Ge-
samtverluste zu verkleinern. Dieser Gesichtspunkt spielt
jedoch wirtschaftlich eine verhältnismäßig geringe Rolle
und rechtfertigt daher keine besonderen, kostspielieen
Maßnahmen. Ein weiterer Grund kann aus gewissen Ver-
einbarungen der Stromliefe-
rungs- bzw. Austauschver-
träge entstehen, wie das fol-
gende Beispiel zeigen soll.
leitung? Lusak spg
Nek A letung2 Metz8
Abb. 13. Anschluß eines Ab-
nehmers an mehrere zusammen-
hängende Netze.
Abb. 12. Leistungsverteilung auf
parallele Verbindungsleitungen.
Abb. 13 zeigt ein beliefertes Netz D, welches seinen
Strom aus einem Gemeinschaftsnetz der drei Einzelnetze
A, B und C bezieht. Die Leitungen a, b und c gehören zu
den entsprechenden mit großen Buchstaben gekennzeichne-
ten Netzen. Nun ist in den Stromlieferungsverträgen,
welche paarweise zwischen A und D, B und D und C und
D abgeschlossen worden sind, die Fiktion gemacht, daß
die an den durch kleine Querstriche gekennzeichneten
Übergabestellen fließenden Leistungen von den Netzen A,
B bzw. C geliefert werden. Da aber die Tarife der drei
Strombezugsverträge verschieden sind, hat das belieferte
Netz D ein Interesse daran, zu bestimmten Zeiten die Lei-
stung vorwiegend aus der einen Leitung a, zu einer an-
deren Zeit vielleicht aus der Leitung c zu beziehen. Dieses
bedeutet aber nichts anderes, als daß die Leistungsver-
teilung im Gemeinschaftsnetz willkürlich vom belieferten
Netz D verändert werden eoll, was mit Hilfe der geschil-
derten Mittel geschehen kann. Bei dieser Gelegenh:°it
möchte ich indessen darauf hinweisen, daß die technische
Aufgabe der Leistungsverminderung im Netz in diesem
Falle durch Bestimmungen der Stromlieferungsverträze
verursacht wird, welche man mit Recht kritisieren kann.
Ich werde nämlich im nächsten Abechnitt zeigen, daß bei
einer konsequenten Organisation des Verrechnungswesens
derartige Aufgaben nicht entstehen können. Es kommt
eben darauf an, willkürliche Fiktionen, wie etwa diejenige,
daß im Fall der Abb. 13 die drei fraglichen Leistungen aus
den Kraftwerken der gleichbezeichneten Netze herrühren,
zu vermeiden.
Es scheint mir daher, als ob die in diesem Abschnitt
behandelte Aufgabe keine innere Berechtigung besitzt,
wenn man von der unvermeidlichen leistungs- bzw. blind-
leistungsverschiebenden Nebenwirkung der Spannungs-
regelunz durch Zusatztransformatoren absieht.
Technische Aufgaben des Verrechnungswesens.
Bei der Erörterung der planmäßigen Leistungsver-
teilung auf die zusammengeschlossenen Netze hatten wir
gesehen, daß zwar eine straffe Gesamtorgzanisation des
Betriebes unter dem Einsatz entsprechender technischer
Hilfsmittel, dagegen nur bescheidene Eingriffe in die Frei-
heit der vertraglichen Abmachungen, diese allerdings un-
bedingt, verlangt werden müssen. Ähnliche Eingriffe sind
auch beim Verrechnungswesen erforderlich, wenn nicht
an sich überflüssige und daher abzulehnende Aufgaben
von der Natur der im Zusammenhang mit Abb. 13 erörter-
ten entstehen sollen. Selbstverständlich werden Ausein-
andersetzunzen dieser Art mit einem Schlage gerenstands-
los, wenn die Gesellschaften, denen die sich zusammen-
schliebenden Netze gehören, auch einen wirtschaftlichen
Zusammenschluß vollziehen, derart, daß alle Abnehmer
zu denselben Bedingungen elektrieche Energie beziehen.
Getreu un<erem Programm wollen wir aber eine so radi-
992
kale Lösung nicht voraussetzen, sondern vielmehr nach
den einfachsten Hilfsmitteln suchen, durch welche Fehler
der geschilderten Art vermieden werden können.
Es ist nun möglich, daß ein konsequentes gegen-
seitires Verrechnungswesen geschaffen wird und daß
trotzdem die Werke die Freiheit der Tarifbildung bei-
behalten. Zu diesem Zweck muß man nur mit dem Vor-
urteil aufräumen, daß die rechtlichen Beziehungen zwi-
schen den Werken dem Zuge der Hochspannunesleitungen
zu folgen haben. Abb. 14a zeigt das Schema der Hoch-
spannungsverbindungen der sechs zusammengeschlossenen
Netze A... E nebst eingetragenen Verrechnunsgstellen 1... 7.
Die darunter stehende Zahlentafel zeigt, über welche Über-
gabestellen jedes einzelne der beteiligten Netze an andere
Netze Strom liefert bzw. von ihnen Strom bezieht. Zieht man
nun sämtliche Übergabestellen, welche für ein bestimmtes
Kraftwerk in Frage kommen, zu einer einzigen zusam-
men, so ist leicht einzusehen, daß am ganzen Leistungs-
austauschverkehr nicht das mindeste geändert wird, wenn
man annimmt, daß die Netze nicht so zusammengeschlossen
sind, wie es in Wirklichkeit der Fall ist, sondern durch ein
fingiertes Leitungsnetz gemäß Abb. 14b. Die an den fin-
gierten Übergabestellen a... f gelieferten bzw. bezogenen
Leistungen kann man als die von jedem Werk an den Ge-
meinschaftsbetrieb gelieferten bzw. von ihm bezogenen
Durch diesen
Kunstgriff ist die wirkliche Schaltung durch die wirt-
auffassen. Ihre Summe ergibt stets Null.
schaftliche Sternschaltung ersetzt.
Abb. 14. Wirtschaftliche Sternschaltung.
A 1,5, 7 + P, cgi Ge = + P; = + P; = Pa
B 2 ep ee es = P
C 3 == SS + P, = — => — = e
D 1,2,3,4 — P, — Pe — P, + P, beer er Fe =Pa
E 4,5, 6 ur = Kees — P, — P; + Px u = e
F 6,7 - — — — — -PR-P| =P}
umme =0
Beispiel. Es sind verschiedene Verrechnungsformen
möglich, bei denen es immer darauf ankommt, eine be-
zogene bzw. gelieferte Leistung oder Arbeit in einem an-
gemessenen Verhältnis auf die Teilnehmer umzulegen.
Eine derartige Möglichkeit sei im folgenden geschildert.
Es bezeichnen:
Xa, Xb, Xe gelieferte Leistung oder Arbeit
Xd, Xe, Xf bezogene Leistung oder Arbeit
a. P, Y Preis der Leistungs- oder Arbeitseinheit
X = Xa + Xb 4 Ae Xa+ Eet Ke Gesamstleistung od. Arbeit
_ Xa
a= y
b= ` Leistungs- oder Arbeitsanteile der liefernden Netze
Xe
EA
a+b+c=1.
Folgende Verteilung der Einkünfte und Ausgaben
wird vorgeschlagen:
D bezahlt Xa We a+ßb-+ye)
E Ae (aa+ßb+Ye)
F Xy (aa+Bb+Ye).
Alle belieferten Netze bezahlen
+ Y Ar:
Zë
Zë
zusammen: aX\a + BX»
A crhält a Ag
B e
B Ao
C Y Xec.
Alleliefernden Netzecrhaltenzusammen: a Xa + B Xo + Y Xe.
„
Zë
Die Bedeutung dieser Berechnungsweise ist die fol-
gende: Jedes belieferte Netz bezahlt die von ihm bezogene
Leistung oder Arbeit nach einem mittleren Tarif. Dieser
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
mittlere Tarif entsteht aus den Tarifen der liefernden
Netze durch Bildung des arithmetischen Mittels mu Ge-
wichten. Die Gewichte wiederum (die Zahlen a, b, ¢)
sind die Verhältniszahlen, nach welchen die einzelnen
Werke an der Gesamitleistung bzw. an der Gesamtarheit
beteiligt sind. Erhält nun jedes liefernde Netz nach seinem
eigenen Tarif bezahlt, so herrscht Übereinstimmung zwi-
schen Einnahmen und Ausgaben.
Man kann nun noch an dieser Art der Verrechnung
insofern Kritik üben, als die Gewichte, mittels derer für
jedes belieferte Netz der mittlere Tarif gebildet wird, von
ihm selbst nicht beeinflußt werden können. Dem kann
man aber dadurch entgegenwirken, daß die Gewichte
nicht auf Grund der sich wirklich ergebenden Leistungs-
und Arbeitsverteilung sondern von vornherein auf Grund
der Vorausberechnung des Betriebes, also der Fahrpläne,
an deren Festlegung die belieferten Netze beteiligt sind,
festgelegt werden. Ersichtlich ist es bei einer derartigen
Verrechnungsart für das belieferte Netz vollständig
gleichgültig, in welcher Weise sich die Leistung bei ge-
|.
ee t
-rna
IN
KEnkEhkicknunhne
rá
S
gebenen Kraftwerksleistungen im Netz verteilt. Selbst- E
verständlich können auch liefernde und belieferte Netze K
zeitweilig ihre Rollen tauschen, so daß alle oder einige zT
der Beteiligten zeitweise als Lieferer, zeitweise als Be- A
lieferte auftreten.
In ein derartiges Verrechnungsystem läßt sich auch
zwanglos die Verrechnung der Leistung und Arbeit sol-
cher Kraftwerke einfügen, welche gemeinschaftlicher Be-
sitz im übrigen wirtschaftlich unabhängiger Verwaltun-
gen sind. Ist beispielsweise ein Kraftwerk vorhanden,
welches je zur Hälfte den zwei Werken A und B gehört
und dessen Leistung und Arbeit den beiden Besitzern an-
teilig zusteht, so braucht nur der Gesamtleistung jedes der
beiden Kraftwerke der entsprechende Anteil der Leistung
des Gemeinschaftswerkes zugeschlagen werden. Zur
Durchführung des geschilderten Programms wird es wohl
zweckmäßig sein, eine Zentralverrechnungstelle beim
Zentrallastverteiler einzurichten, welche aber keine Über-
schüsse oder Fehlbeträge erzielt sondern lediglich als
Hilfsorgan des gemeinsamen Betriebes, ähnlich wie der
Zentrallastverteiler selbst, aufzufassen ist.
Entschließt man sich dazu, die gemeinsame Berech-
nung auf der beschriebenen Basis zu organisieren, so ent-
stehen wieder einige nicht uninteressante, aber ohne wei-
teres lösbare technische Aufgaben. Betrachten wir noch
einmal Abb. 14, so sehen wir, daß zunächst die Gesamt-
leistungen jedes der Teilnehmer gegenüber dem Gesamt-
betrieb unter Berücksichtigung des Vorzeichens gebildet
werden müssen. Zu diesem Zweck muß beispielsweise
innerhalb des Netzes D die Summenleistung der 4 Über-
gabestellen 1, 2, 3, 4 bei der Verrechnungstelle des
Netzes D gebildet werden. Das heißt, daß die 4 Leistungen
nach dort fernmeßtechnisch übertragen und hier summiert
werden müssen. Gegebenenfalls kann man auch daran
denken, die so ermittelten Summenleistungen (Angaben
registrierender Maximumzähler) der einzelnen Netze auch
noch zur Zentralverrechnungstelle zu übertragen. Unbe-
dingt erforderlich ist dies jedoch nicht. Es können auch
die ahzelesenen Werte nach jeder Verrechnungesperiode
schriftlich oder telephonisch übermittelt werden, wobei
der Zentralverrechnunestelle die Kontrolle zur Verfügung
steht, daß die Summe aller gleichzeitigen Leistungen oder
aller Arbeiten verschwinden muß. Entschließt man sich
jedoch zur zwangläufigen Übertragung zur Zentralver-
rechnungstelle, so kann auch noch ein Schritt weitergc-
gangen und die ganze Verrechnung zwangläufig gestaltet
werden. Es würde jedoch zu weit führen, hierauf näher
einzugehen. Sind Gemeinschaftswerke vorhanden, so müs-
sen deren Belastungen zu den beteiligten Lastverteilern
gemeldet und dort mit der festgesetzten Anteilziffer mul-
tipliziert und bei der Summenbildung berücksichtirt
werden.
Bezüglich des Charakters der zu verwendenden Fern-
meßeinriehtungen muß darauf hingewiesen werden, dab
es sich hier im Gegensatz zu den der Lastverteilung dic-
nenden Finrichtunzen um Übertrageuneseinrichtunzen han-
delt, welche die Beglaubizungsfähisckeit der Messungen
nicht beeinträchtigen dürfen. Demgemäß jst hierbei die
Forderung zu erheben, daß die Übertragungseinrichtun:
keinen zusätzlichen Fehler hervorrufen darf. llierfliür
geeignete Fernmeßeinrichtungen stehen, wenn auch teil-
weise erst im Prinzip, zur Verfügunse.
Zusammenfassung der technischen Hilfsmittel für den
Gemeinschaftsbetrieh.
Wir sind im Laufe uneerer Betrachtungen auf eine
ganze Reihe von technischen Einrichtungen gestoßen. F-
mag zur Gewinnung eines besseren Überblickes gestattet
sein, sie noch einmal vor unserem geistigen Auge vorüber-
ziehen zu laseen und noch cin wenig zu ergänzen.
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E AE Ze,
4. Juli 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 993
In erster Linie handelte es sich um fernmelde-
technische Hilfsmittel. Unter ihnen spielt die
Telephonie in ihren verschiedenen Abarten für die
Zwecke der allgemeinen Verständigung und der Befehls-
übermittlung die wichtigste Rolle. Gerade wegen seiner
Wichtigkeit erscheint es angebracht, dieses Nachrichten-
mittel soweit als irgend möglich zu entlasten. Dies kann
durch Heranziehung der Telegrapbie für die Über-
mittlung längerer Schriftsätze, Tabellen usw., zweitens
aber auch dadurch geschehen, daß man häufig wieder-
kehrende Befehle zu normalisieren sucht und ihre Über-
tragung Kommandoanlagen anvertraut. Hierfür
eignen sich beispielsweise die Befehle, welche sich auf
Inbetriebnahme von Maschinen oder Kraftwerken und den
Übergang zwischen Fahrplan-, Bereitschafts- und Fre-
quenzbetrieb beziehen, soweit diese Eingriffe nicht auto-
matisiert werden. Ein fruchtbares Gebiet eröffnet sich
ferner der Feernmeldetechnik außerdem in den Einrich-
tungen zurFernmeldungwichtigerBetriebs-
daten, beispielsweise von Schalterstellungen, sowie in
den mannigfachen Fernmeßeinrichtungen. Beide
Arten von Einrichtungen sind heute so weit durchgebildet,
daß man ihnen Aufgaben der geschilderten Art ohne wei-
teres übertragen kann. Die verhältnismäßig große Zahl
von zu übertragenden Meßwerten oder Meldungen wird
zweifellos dazu dienen, die äußerste Sparsamkeit in der
Benutzung von Übertragungskanälen walten zu lassen.
Man wird daher danach trachten, diese Verbindungskanäle
in weitestem Maße mehrfach auszunutzen, dies um so mehr,
als die Übertragungsmittel den weitaus größten Teil der
Kosten für sich beanspruchen. Insbesondere wird man
auch beim Hochfrequenzverkehr mit dem Einsatz von Trä-
gerwellen zu geizen haben.
Auf dem Gebiet der Regeleinrichtungen wird
man wohl FahrplanreglerundBereitschafts-
regler als Zusatzeinrichtungen zu den gewöhnlichen
Drehzahlreglern als normal anzusehen haben. Auch die
Steuerung von elektrischen Spannungsreglern wird man
nicht immer auf konstante Spannung, sondern häufig auch
für die Einhaltung eines Blindleistungsfahrplans oder
eines konstanten Leistungsfaktors einrichten. Fern-
regelungseinrichtungen dienen der Einhal-
tung eines gegebenen Leistungsfahrplans an einer entfern-
ten Stelle. Die Stoßerregungseinrichtungen
für Spannungshaltungswerke oder -maschinen dagegen
werden wohl bei uns die große Bedeutung, die sie in
Amerika zur Verbesserung der Stabilität gewonnen haben,
nicht erlangen, da der einphasige Erdkurzschluß in unse-
ren mit Erdschlußspulen ausgerüsteten Hochspannungs-
netzen nicht vorkommt. Automatische Kraft-
werke wird man wohl so einrichten, daß sie mit unvor-
-hergesehenen Vorfällen, insbesondere Störungen, allein
fertig werden müssen, daß ihr wirtschaftlicher Betrieb je-
doch vom Lastverteiler aus mittels Fernsteuerung sicher-
gestellt wird!.
Mit zunehmender Länge der elektrisch miteinander in
Verbindung stehenden Hochspannungsnetze und mit wach-
sender Ausdehnung der Hochspannungsleitungen wird
eine immer sorgfältigere Überwachung des Erdschluß-
kompensationszustandes, bei langen Leitungen
auch des Betriebskompensationszustandes (Kompensation
des Ladestromes) erforderlich werden. Einrichtungen, die
diesem Zwecke dienen, stehen zur Verfügung. Auch muß
erwogen werden, ob mit Rücksicht auf die mit zunehmen-
dem Erdschlußstrom steigende Schwierigkeit der Löschung
des Erdschlußlichtbogens eine elektrische Tren-
nung der Hochspannungsnetze vorgenommen
werden muß. Die bisher vorliegenden Erfahrungen der
großen mit Erdschlußspulen betriebenen deutschen 100 kV-
Netze zeigen indes, daß die entsprechende kritische Netz-
länge in absehbarer Zeit nicht erreicht wird.
Erhöhte Bedeutung gewinnt beim Zusammenschluß
der großen Netze ein prompt arbeitender Selektivschutz,
welcher nur die gestörte Leitung, diese aber in möglichst
kurzer Zeit, selbsttätig herausnimmt. Die bekannten, auf
dem Distanzprinzip beruhenden Schutzeinrichtungen
scheinen den Ansprüchen, die man in dieser Richtung ver-
nünftigerweise stellen muß, zu genügen. Eine selbsttätige
Abschaltung nur durch Erdschluß gestörter Leitungen
wird in erdschlußkompensierten Netzen nach wie vor über-
flüssig und daher schädlich sein. Schließlich mag noch
erwähnt werden, daß auch der Betrieb elektrischer
Synchron-Uhren, deren Zeiger durch kleine von
der Netzepannung betriebene Synchronmotoren angetrie-
ben werden, im ganzen vom Gemeinschaftsnetz beherrsch-
ten Gebiet möglich ist, falls ein planmäßiger Leistungs-
betrieb im Sinne unserer heutigen Betrachtungen durch-
geführt wird. In diesem Fall kann das frequenzfahrende
eler Periodenzahl mit Rücksicht auf die richtige Zeit
regeln.
Wenn wir rückschauend aus unseren Betrachtungen
das Fazit ziehen wollen, so können wir sagen, daß zwi-
schen den wirtschaftlichen, organisatorischen und techni-
schen Fragen des Zysammenschlusses ein äußerst enger
Zusammenhang besteht, welcher berücksichtigt werden
muß, und daß die Technik für .die ihrer harrenden Auf-
gaben gerüstet ist bzw. sie zum größten Teil schon gelöst
hat.
ı Vgl. den Fachbericht Meiners der diesjährigen VDE-Tagung.
Das. neue Elektrotechnische Institut der Technischen Hochschule Aachen.
l. Von W. Rogowski, Aachen.
J
Die Techniscke Hochschule Aachen besitzt seit 1897
ein Elektrotechnisches Institut. Bescheiden in seinen Ab-
messungen, genügte es bald nicht mehr den wachsenden
Anforderungen der fortschreitenden Elektrotechnik. Be-
reits 1906 bestand kein Zweifel mehr darüber, daß ein
neues Institut notwendig sei. Dieses wurde 193 bewilligt.
Der Bau mußte aber bald darauf wegen der bekannten
politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten der da-
maligen Zeit eingestellt werden. !
Erst 1925 konnte man endgültig zur Ausführung
schreiten. Sie erfolgte nunmehr in Verbindung mit einer
größeren Erweiterung der Technischen Hochschule. Diese
- erbielt nicht nur ein neues Elektrotechnisches sondern
auch ein neues Physikalisches und ein neues Feuerungs-
technisches Institut; sie konnte zugleich
ihr Maschinenlaboratorium und ihr Aero-
dynamisches Institut wesentlich ver-
| größern.
| Heute, 1929, ist der Bau des neuen
Elektrotechnischen Instituts vollendet.
Im wesentlichen hat es auch bereits seine
neue apparative Einrichtung erhalten.
Im Bauprogramm war ursprünglich
nur den allerdringendsten Bedürfnissen
Rechnung getragen. Das rührt daher, daß
die Pläne aus der Inflationszeit stammen.
Die geistige Einstellung zu Neubauten
war damals naturgemäß eine andere als
heute. Noch während des Baues konnte
man den veränderten wirtschaftlichen
Verhältnissen und dem auch inzwischen
erfolgten Fortschritt der Elektrotechnik
dadurch Rechnung tragen, daß man den
Neubau, der ursprünglich für die Gesamt-
bedürfnisse der Elektrotechnik gedacht
Abb. 1. Neues Elektrotechnisches Institut der Technischen Hochschule Aachen. war, nur dem Arbeitsgebiet des Prof.
994
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
Dr.-Ing. Rog
lagen und das zugehörige Meßwesen der Elektrotechnik
umfaßt, zuwies. Für das Arbeitsgebiet des Prof. Dr. Finzi
(elektrische Konstruktionen und Anlagen) wurde ein be-
sonderes weiteres Institut in Aussicht genommen, mit des-
sen Bau im kommenden Frühjahr begonnen w erden wird.
,
ta =n r Ze WË,
| Hochspannungs- L /
Praktikum |
g
zz B 1/4111.
ec N
bg eg e
Abb. 2.
Hauptstockwerk.
Das neue Institut will ein Lehr- und Forschungs-
institut sein. Es stehen ihm zur Verfügung:
Für Lehrzwecke: Ein großer Hörsaal mit 310,
ein kleiner Hörsaal mit 70 Sitzplätzen, ein Sammlungs-
raum für Vorlesungsapparate, eine Bibliothek, Räume für
ein Anfänger-, ein Maschinen-, ein Hochspannungs-, ein
Hochfrequenzpraktikum und eine automatische Telephon-
zentrale
Für die Forschung: Eine Reihe von Gleich-
und Drehstromaggregaten, mehrere Gleichstrom-Hoch-
spannungsmaschinen, ortsfeste Akkumulatorenbatterien,
eine Hochspannungsbatterie für 3000 V, eine Verteiler-
anlage, ein Höchstspannungslaboratorium, eine Werkstatt,
eine Anlage zur Herstellung flüssiger Luft, ein Hoch-
vakuumlaboratorium, ein chemisches Zimmer und eine
Reihe von Räumen, die jeweils für besondere Forschungs-
zwecke verwendet werden sollen.
Selbstverständlich werden die Forschungseinrichtun-
gen je nach Bedarf von Fall zu Fall Lehrzwecken nutzbar
gemacht.
Eine geschmückte Eingangshalle und ein behaglicher
Garderobenraum bringen in den Bau, in dem sonst nur Ein-
fachheit und Zweckmäßigkeit vorherrschen, einen ge-
wissen künstlerischen Einschlag.
Abb. 1 zeigt die äußere Ansicht und Abb. 2 den Schnitt
durch das Hauptstockwerk. Der umbauteRaum des Elektro-
technischen Instituts beträgt ungefähr 14 000 mi.
Einen Raum des Anfängerpraktikums zeigt Abb. 3.
Hier soll der Student kennenlernen: die Messung von
Strom, Spannung, Leistung, Arbeit und Widerständen; die
Eigenschaften der magnetischen Stoffe, die Eigenschaften
des magnetischen Kreises an elektrischen Maschinen mit
Hilfe des magnetischen Spannungsmessers; das Verhalten
des’ einfachen Wechsel- und Drehstromkreises bei Wider-
stand, Selbstinduktion und Kapazität. Auch soll er sich hier
erstmalig im Anlassen und Regeln eines Nebenschluß-
motors üben.
Ein Teil der benutzten Maschinen ist älteren Datums.
Sie wurden mit voller Absicht auch im Neubau beibehalten.
Sie zeigen die wesentlichen Teile der Maschine mit ins
Auge fallender Deutlichkeit und sollen durch den Ver-
gleich mit den neuen Maschinen des Instituts den Sinn
für die geschichtliche Entwicklung der Elektrotechnik
wecken.
Als hervorragendes Untersuchungs- und Lehrmittel
von vielseitiger Anwendungsfähigkeit sei auch noch eine
Zählereichmaschine erwähnt (ein Drehstrom- Doppelgene-
rator mit verstellbarem Stator des einen Generators, in
Abb. 3 sichtbar).
eowski, das die wissenschaftlichen Grund-
Elektrotechnisches Institut der Technischen Hochschule
Im Maschinensaal (vgl. auch Abb.5) sollen die Fort-
seschrittenen die normalen Betriebseigenschaften elektri-
scher Maschinen und Transformatoren durch eigene Mes-
sungen nachprüfen. Um gute Übersicht über sämtliche
Arbeitsplätze zu gewinnen, wurden die Übungstische an der
Läneswand angeordnet. Die Tischklappen sind aufklapp-
bar. Unter ihnen befinden sich Anlaß- und Regelwider-
stände. Die Abnahmetafeln der Verteileranlage sind unmit-
telbar in die Arbeitsplätze eingebaut.
Einige Übungsaggregate haben zwischen Motor und
Generator das von V ie w eg verbesserte Torsionsdynamo-
meter. Es gestattet die genaue Messung der einer elektri-
TN S
schen Maschine zugeführten mechanischen Leistung.
kum soll der Studierende ver-
selbst befindet sich auch eine
Aachen.
ten der Elektronenröhre als
Ein Teil der für Lehrzwecke bestimmten Generatoren
kann durch Umlegen eines Umschalters ohne weiteres von
den Übungsplätzen über die
Verteileranlage in die einzel-
nen Forschungsräume ge-
mipi
traut werden mit den Vor-
sichtsmaßregeln bei der Hand-
habung von Hochspannung,
GR mit der Messung hoher Span-
RE nungen, dem Verhalten von
Scheringbrücke, ein heute un-
entbehrliches Hilfsmittel der
Hochspannungstechnik.
Die für die Mittel- und
Hochfrequenztechnik wichti-
Verstärker, Generator und
Detektor mit ihren vielseiti-
een Anwendungsmöglichkeiten werden im Hochfrequenz-
praktikum (Abb. 4) gepflegt.
Für die Messung der Ökonomie von Lichtquellen und
schaltet werden.
Im Hochspannungsprakti-
IR, Isolierstoffen und Hochspan-
nuneskonstruktionen. Da-
sen Resonanz- und Koppeler-
scheinungen, die Eigenschaf-
der Verteilung der Strahlung bei verschiedenen Reflek-
toren steht ein besonderer Raum zur Verfügung.
Le ki Ba f Kei
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Abb. 3. Anffngerpraktikum.
Ta. > ge gf
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Zur
4. Juli 1928 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 895
Ein anderes Zimmer ist der Herstellung von elektro-
technischen Lehrfilmen vorbehalten. Der junge Elektro-
ingenieur muß viele veränderliche Vorgänge der elektri-
schen und magnetischen Größen mit seinem geistigen Auge
erfassen. Dies ist keine leichte Sache, Jeder muß einen
guten Teil seiner Studienzeit opfern, wenn er sich diese
Abb. 4. Hochfrequenzpraktikum.
Vorgänge richtig vor seiner inneren Anschauung kon-
struieren will. Wenn auch der Film nur in stark ideali-
sierten und schematisierten Darstellungen nachhelfen
kann, so steht ihm hier zweifellos ein dankbares Anwen-
Abb. 5. Maschinensaal.
dungsgebiet bevor, das wenigstens in den nächsten Jahren
in Aachen gepflegt werden soll.
Die mehr Forschungszwecken dienende Hälfte des
Maschinensaals sehen wir in Abb. 5. Mit Rücksicht auf Hoch-
spannungszwecke sind einige (für eine Hochschule) größere
Umformeraggregate Gleichstrom-Drehstrom, unter anderem
ein Aggregat von 100 kVA, zwei zu50kVA, eines zu 20 kVA
angeschafft worden. Einer von den beiden Maschinenrosten
ruht mit seinem Fundament unmittelbar auf Erde und ist
durch eine Trennfuge vom übrigen Maschinensaal isoliert,
um die Übertragung von Erschütterungen auf ihn zu ver-
meiden. Abb. 5 zeigt die in die
Seitenwände eingelassenen Ta-
feln der Starkstromverteileran-
lage. Das flache Dach der Ma-
schinenhalle soll Hochspannungs-
messungen im Freien dienen.
Großer Wert ist auf eine
leistungsfähige Werkstatt gelegt
worden. Man wird mit den vor-
handenen Einrichtungen einen gu-
ten Teil der von Fall zu Fall er-
forderlichen Lehr- und For-
schungsmittel im Institut selbst
herstellen können.
Das Höchstspannungslabora-
torium enthält zwei Fischersche
Transformatoren von je 500 kV
gegen Erde. Beide führen über
Dämpfungswiderstände zu zwei
Sammelschienen, die mit Stützern
gegen die Decke abgestützt sind.
Die Spannung zwischen den Sam-
melschienen beträgt somit máxi-
mal eine Million Volt. Eine Fun-
kenstrecke nach Rogowski, die
bequem gegen eine Kugelfunken-
strecke ausgetauscht werden
kann, befindet sich unter dem
Unterzuge an der Decke. Im ge-
nügenden Abstand davon ist noch
eine Spitzenfunkenstrecke vorge-
sehen. Die Verstellung der Fun-
kenstrecken geschieht motorisch
vom Schaltpult aus. Die Verbin-
dung von Sammelschienen und
Funkenstrecken erfolgt durch
Drahtseile mit aufgereihten Metallhohlkueeln. Die Durch-
messer von Sammelschienen und Zuführungsleitungen
sind mit Absicht groß gewählt worden, um vorzeitige
Glimmentladungen zu vermeiden. Diese mögen in man-
TTE ES
A
996 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27 4. Juli 1929
chen Fällen ohne Belang sein. Sie geben aber immer
zu unkontrollierbaren Ionenladungen Anlaß. Für wissen-
schaftliche Arbeiten ist es besser, sie von vornherein so-
weit wie möglich zu vermeiden.
Abb. 7. Wanderwellenleitung und Kathodenoszillograph.
Die Hochspannungs-Sammelschienen endigen in zwei
Isolatorketten, an denen auch schwerere und größere Kon-
etruktionsteile aufgehängt und geprüft werden können.
Der Fußboden ist frei von den beschriebenen Dauerauf-
bauten und steht somit für jeweilige Versuchseinrichtun-
gen zur Verfügung. Unter der Decke des Raumes ist noch
eine Hochspannungs-Wanderwellenleitung für 200 kV
untergebracht, die mit einer unten befindlichen Gleich-
strom-Hochspannungsquelle von 200 kV gespeist werden
kann (Stoßanlage). Eine hochgelegene Fahrbühne kann
verschoben werden, ohne daß man wesentliche Ausbauten
zu machen braucht. Man kann mit ihr bequem fast jeden
Punkt der Decke des Hochspannungsraumes erreichen.
Oberhalb des Hochspannungelaboratoriums befindet
sich der große Hörsaal. Man kann ihm Hochspannung
ohne weiteres zuführen und dort einem großen Zuschauer-
kreis gewisse Hochspannungsversuche vorführen.
Der Hochspannungeraum steht durch große Mauer-
aussparungen mit dem Schaltraum, dem Hochspannungs-
praktikum und einem hochgelegenen Zuschauergang in
Verbindung. Durch diese Maßregel kann der Experimen-
tator gefahrlos sein Schaltpult bedienen und behält doch
gute Übersicht über alle Vorgänge im Höchstspannungs-
raum. Gewisse Feinmessungen werden im benachbarten
Hochfrequenzpraktikum ausgeführt werden können unter
Benutzung der Einrichtungen des Höchstspannungsraumes.
Schließlich kann man vom Zuschauergang aus das Fun-
kenspiel der Funkenstrecken und etwaiger Prüfobjekte
gefahrlos, bequem und aus nächster Nähe beobachten.
Eine Million Volt gegen Erde ist keineswegs die
Grenze des heute technisch Möglichen. Diese dürfte zur
Zeit etwas oberhalb zwei Millionen Volt liegen. Selbst-
verständlich wird jeder Forscher wünschen, diese Grenze
auch wirklich erreichen zu können. Denn hier häufen
sich die Schwierigkeiten. Hier braucht man sozusagen
nur ein kleines Stück fortzuschreiten, um bereits in
neues unentdecktes Land zu kommen. Auch besteht ein
wesentlicher Teil technischer Arbeit darin, die bisherigen
Möglichkeitsgrenzen weiter vorzutragen. Aber selbst
bei Beschränkung auf eine Million Volt wird das Elektro-
technische Institut an allen Hauptproblemen der Hoch-
spannungstechnik mitarbeiten können. Die sichere Be-
herrschung selbst nur einer Million Volt läßt heute noch
zu wünschen übrig. Der technische Fortschritt wird da-
von abhängig sein, daß wir lernen, in diesem Gebiete
jede zur Zeit noch bestehende Schwierigkeit zu über-
winden. Viele prinzipiell wichtigen Fragen der Hoch-
spannungstechnik wird man auch mit nicht zu hohen
Spannungen bewältigen können. Wenn man das bis eine
Million Volt Faßbare wirklich anfaßt und einer vollen
Lösung zuführt, wird es einem an dankbarer Arbeit
nicht fehlen.
Das Institut wird jede erfolgversprechende Aufgabe
aufgreifen, die zu seinem Wirkungskreis gehört und die
es mit seinen geistigen und materiellen Kräften bewälti-
gen kann.
Es liegt nahe, daß es in der nächsten Zeit unter
anderem die kurzdauernden elektrischen Erscheinungen
verfolgen wird, die zu Überspannungen und zu Durch-
und Überschlägen Anlaß geben. Das alte Institut hatte
auf diesem Gebiete bahnbrechende Erfolge aufzuweisen,
und es ist natürlich, daß man sich im neuen Institut im
weiten Umfang auf diesen Aufgabenkreis eingerichtet
hat. Man findet infolgedessen in den Forschungsräumen
eine stattliche Anzahl Kaltkathodenoszillographen der in
Aachen entwickelten Bauart mit ihren zugehörigen Hoch-
spannungsquellen und Wanderwellenleitungen. Zwei sol-
cher Aufbauten gehen aus den Abb. 6 und 7 hervor. Einiges
Interesse verdient vielleicht auch die Wanderwellen-
leitung auf dem Dache des Instituts, die eine Länge von
a aufweist und mit 100 kV beschickt werden kann
Die Überspannungsforschung soll nicht nur inner-
halb sondern auch außerhalb des Instituts in elektrischen
Leitungsnetzen gepflegt werden. Zu diesem Zwecke hat
das Institut drei Registrier-Kathodenoszillographen her-
gestellt, die mit gütiger Unterstützung der Direktoren
Cremer-Chape und Mayer in den Netzen der Rhei-
nischen Bahn- und Elektrizitäts-Gesellschaft und im Netz
- des Kraftwerks Zukunft eingebaut wurden.
Viel wird vom Glühkathodenoszillographen mit sei-
ner großen Empfindlichkeit erhofft. Hier hat das alte
Institut die Vorarbeiten soweit erledigt, daß die Grenze
seiner Leistungsfähigkeit (einmalige Vorgänge von 10
bis 10” s Dauer) erreicht wurde. Es gilt jetzt, mit die-
sem Instrument eine Reihe bisher nicht genügend geklär-
ter Hochfrequenzprobleme in Angriff zu nehmen.
r b a
Abb. 8 Hochspannungs-Wanderwellenleitung auf deht Dach
des Elektrotechnischen Instituts.
Das neue Institut wird die junge Technik der Katho-
denoszillographie weiter vervollkommnen. Daß hier
wesentliche Fortschritte zu erwarten sind, haber- gewisse
Beobachtungen bereits sichergestellt. nu
Die ersten Pläne für das neue Institut stammen von
Regierungsbaurat Knopp und Prof. Rogowski. Seine
endgültige Form hat es durch Ministerialrat Dr. med. et
.—
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4. Juli 1929
phil. h. c. Schindowski erhalten. Die bautechnische
Aufgabe stellte den Architekten vor große Schwierig-
keiten. Er hatte das neue Gebäude zwei im spitzen Winkel
aufeinanderstoßenden Baufluchten und drei verschiedenen
Terrassen anzupassen. Die gefundene Lösung gliedert
sich wie eine Selbstverständlichkeit in das vorgegebene
Terrain ein und dürfte kaum übertroffen werden können.
Die Bauleitung lag in den Händen des hochbegabten
Regierungsbaumeisters Schneggenburger. Sie
war seine erste und leider letzte große Aufgabe. In der
Jugend Blüte wurde er zu unserer aller Trauer kurz vor
Vollendung des Baues von einer tückischen Krankheit
dahingerafft.
Die für Bau und Einrichtungen erforderlichen Mittel
hat der preußische Staat gestellt. Doch haben viele Fir-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
997
men dem Institut Stiftungen zugewendet oder Preisver-
günstigungen gewährt, die einer Stiftung gleichkommen.
Von großem Wert war mir die Hilfe meines un-
ermüdlichen und treuen Mitarbeiters Dr.-Ing. Fleg-
ler, der sich mit hervorragendem Geschick an den Auf-
gaben, die der Neubau mit sich brachte, beteiligt hat.
Das neue Elektrotechnische Institut Aachen stellt
sich ebenbürtig neben jedes andere Hochschulinstitut der
Welt. Es hat alles, um Lehre und Forschung pflegen zu
können, würdig dem hohen Stand der heutigen Elektro-
technik. Es hofft, mit werbender Kraft einen gewissen
Teil der studierenden Jugend nach Aachen zu ziehen und
ihr das Rüstzeug mitzugeben, das sie braucht, um die
kommenden Aufgaben in Technik, Wirtschaft und Wis-
senschaft zu bewältigen.
Ferntagungen.
(Mitteilung aus dem Zentrallaboratorium des Wernerwerkes der Siemens & Halske A. G.)
Von P. Kaspareck und
Übersicht. In der vorliegenden Arbeit werden die
Überlegungen, die zum Ausbau der Übertragungsysteme für
die nachgenannten Frerntagungen geführt haben, zusammen-
gestellt und an Hand der Versuchsergebnisse zu Richtlinien
für derartige Verbindungen ausgestaltet.
1. Einleitung.
Ferntagungen 1926 bis 1929.
In einer Fachsitzung des EV, die am 21. I. 1926 in der
Technischen Hochschule in Charlottenburg stattfand,
wurde ein Vortrag über eine Fernleitung nach einem
kleineren Saal in Frankfurt a O übertragen und den dor-
tigen Mitgliedern durch einen Großlautsprecher vermittelt.
Die an den Vortrag sich anschließende Aussprache
wurde für die Frankfurter Teilnehmer in der Weise
erledigt, daß sie durch einen gewöhnlichen im Saal
aufgestellten Fernsprecher an den in Charlottenburg
weilenden Vortragenden ihre Fragen richteten, der dann
über die Lautsprecherverbindung antwortete, so daß hier
zum ersten Male der Lautsprecher in den Dienst einer
Aussprache gestellt wurde!. In der Sitzung des Württem-
bergischen E. V. am 14. XII. 1927 wurden ein Vortrag und
die anschließende Aussprache von Stuttgart nach Biberach
bzw. umgekehrt übertragen. (Mitt. Techn. wiss. Vereine
Württemb., H. 1, Jan. 1928.) Die Aussprache geschah hier
erstmalig in beiden Richtungen mit Lautsprechern (Protos-
Zimmerlautsprecher).
Mit verbesserten Mitteln wurde eine gleiche Verbin-
dung während der außerordentlichen Sitzung des EV am
8. I. 1929 zwischen Charlottenburg und Breslau herge-
stellt, wobei während der Aussprache auch die Breslauer
Reden in Charlottenburg durch einen Großlautsprecher
allen Versammelten hörbar gemacht wurden. Es konnten
also auch hier alle in Charlottenburg und in Breslau ver-
sammelten Herren die ganze Aussprache vollständig ver-
folgen und an ihr gleichberechtigt teilnehmen, wobei z.B.
die Möglichkeit von Zwischenrufen und Beifallskund-
gebungen voll ausgenutzt wurde.
Bei einer Aufsichtsrateitzung der Deutschen Fern-
kabelgesellschaft vom 8. XII. 1928, die auf Anregung von
Herrn Ministerialdirekter Craemer als Ferntagung
stattfand, wurden eogar drei Tagungsorte, nämlich Ber-
lin, Köln und München, miteinander durch Fernleitungen
verbunden?, wobei zum ersten Male besondere Schaltun-
gen, die drei Fernleitungen zum Gegensprechverkehr zu-
sammenzuschalten gestatten, erprobt werden konnten.
Besonders wertvolle Erfahrungen auf diesem Über-
tragungsgebiet konnten auch bei den Vorführungen ge-
sammelt werden, die G. Schünemann bei seinem Vor-
trag auf der Göttinger Tagung für Rundfunkmusik am
9. V. 1928 ale Fernunterricht und Ferndirigieren zu Ge-
hör brachte. Hierbei wurde durch hochwertigste Ver-
bindungen in beiden Richtungen ein Raum in der Hoch-
schule für Musik in Charlottenburg mit dem Vortragsaal
akustisch vereinigt, so daß ein Zusammenspiel von Mu-
sikern in Göttingen und Charlottenburg ermöglicht wurde.
! ETZ 1026, 8. 985, 1481.
3 Europ. Fernspr. 1029, 8. 74. ETZ 1929, 8. 174.
a Karo. Fernspr. 1929, 8. 3. ETZ 1929, 8. 538.
‘ Der Funk 1928, 8. 153.'Jahresber. 1927/28 d. Staatl. akad. Hochsch.
L Musik in Berlin, 8. 13.
R. Feldtkeller, Berlin.
Gegenüber den vorher genannten drei Versuchen mußte
hier, den größeren Anforderungen der Musik entsprechend,
ein wesentlich breiteres Frequenzband übermittelt werden.
2. Die Aufnahme und Wiedergabe.
Mikrophone und Lautsprecher, Größe und
Anzahl, Artder Aufstellung.
Die in den verschiedenen Tagungsräumen einer Fern-
tagung zur Aufnahme und Wiedergabe der Sprache (oder
Musik) benutzten Mikrophone, Lautsprecher, Verstärker
usw. sind im allgemeinen nur der Anzahl bzw. Größe
nach verschieden. Diese richten sich nach der Anzahl der
versammelten Teilnehmer und nach der akustischen Güte
des Tagungsraumes. Der Aufbau der Schaltung sowie die
Anforderungen an die Güte der akustischen und elektri-
schen Geräte sind stets die gleichen.
Abb. 1. Großes Bandmikrophon.
Die Schallwellen werden durch ein oder besser meh-
rere Mikrophone bester Qualität aufgenommen. Bei Vor-
trägen sind die Mikrophone in der Nähe eines Redner-
pultes anzuordnen. Sie dürfen keine ausgesprochene
Richtwirkung haben, damit dem Redner zum Schreiben
an der Tafel, zur Erklärung von Lichtbildern usw. eine
gewisse Bewegungsfreiheit zugestanden werden kann,
ohne daß durch seinen abwechselnd kleineren oder größe-
ren Abstand vom Mikrophon die aufgenommene Schall-
leistung unzulässig stark schwankt.
hat sich gezeigt, daß in geschlossenen Räumen und
in einer Entfernung von wenigen Metern vom Mikrophon
selbst ein Umwenden des Redners unschädlich ist. Bei
Vorträgen im Freien muß dagegen sorgsamer darauf ge-
achtet werden, daß der Redner stets auf die Mikrophone
zugerichtet spricht. Je mehr Mikrophone man benutzt,
um so größer wird immer die Bewegungsfreiheit des
Redners werden. Um zu verhüten, daß der Redner sich
998
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
beim Sprechen allzu weit von den Mikrophonen entfernt,
ist bereits bei der ersten Übertragung von Berlin nach
Frankfurt a. O. der günstigste Standort des Redners mit
Erfolg durch eine kleine Fußmatte betont worden.
Als Mikrophone sind bei der Frankfurter Übertragung
große Bandmikrophone® (Abb. 1), bei der Übertragung
nach Breslau kleine Bandmikrophone® (Abb. 2) verwendet
worden. Bei der Ferntagung der DFKG sind hochwertige,
zur Übertragung von Sprache besonders geeignete Kohle-
mikrophone benutzt worden, von denen Abb. 3 eine Aus-
. führungsform zeigt. Neben der Wiedergabe eines hin-
reichend breiten Frequenzbandes ist die an die Mikro-
phone zu stellende Hauptanforderung die einer sehr gro-
ßen Konstanz ihres Wirkungsgrades, da die Stärke der
Ströme auf den Fernleitungen sehr genau eingeregelt
werden muß und eine Schwankung des Wirkungsgrades
der Mikrophone z.B. zum Überschreien der Verstärker-
röhren führen kann.
Abb. 2 Kleines Bandmikrophon.
Die Anzahl der Mikrophone richtet sich nach der be-
sonderen Art der Ferntagung. Ist im wesentlichen ein
Vortrag mit anschließender Aussprache zu übertragen,
so genügen etwa zwei Mikrophone, zu beiden Seiten des
Rednerpultes angeordnet. Bei einer Konferenz wird man
eine größere Anzahl von Mikrophonen auf den Konferenz-
tischen verteilen, so daß jeder Konferenzteilnehmer, ohne
seinen Platz zu verlassen, ein Mikrophon erreichen kann,
sei es, daß er es zu sich heranzieht, sei es, daß er eich dem
nächsten Mikrophon zuwendet.
Desgleichen richtet sich die
Größe und die Anzahl der zu
verwendenden Lautsprecher nach
der Art der Ferntagung und
nach der Größe des einzelnen
Tagungsraumes. Für ein mäßig
großes Zimmer genügen ein paar
auf die Tische verteilte oder an
den Wänden aufgehängte Zim-
merlautsprecher. So wurden bei
der Tagung der Deutschen Fern-
kabel-Gesellschaft im Dezember
1928 normale Protos-Lautspre-
cher benutzt. Für größere Säle
sind, je nach den akustischen
Verhältnissen, ein oder mehrere
Großlautsprecher unerläßlich,
die unter Umständen eine elek-
trische Leistung von einigen
Hundert Watt in Schalleistung
umsetzen müssen. So geschah
die Wiedergabe der Vorträge in
Frankfurt a.0. durch einen
Faltlautsprecher, in Berlin und
Breslau durch Blatthaller® und
Riffellautsprecher; die gleichen
Lautsprecher wurden auch für die Wiedergabe der Mu-
sik bei der Göttinger Tagung für Rundfunkmusik ver-
wendet (Abb. 4a und b).
Die Anordnung der Lautsprecher und der Mikrophone
muß so getroffen werden, daß die Mikrophone soweit wie
möglich im Schallschatten der Lautsprecher stehen, damit
die Kopplung zwischen dem Aufnahme- und dem Wieder-
gabekreis so klein wie möglich wird. Um dieses Ziel
leichter erreichen zu können, ist eine begrenzte Richt-
wirkung der Mikrophone und Lautsprecher erwünscht.
Andernfalls muß sie durch geeignet angebrachte Schall-
Abb. 3. Kohlemikrophon. `
5 E. Gerlach, Z. Techn. Phys. Bd. 5, S. 576.
€ H Riegger, Z. Techn. Phys. B'. 5, 8. 5,7. F. Trendelen-
burg, Siemens-Z Bd. 7. S. 141; ETZ 1927, S. 1685.
Abb. 4a. Riesenblatthaller.
schirme geschaffen werden. Besonders zu beachten sind
bei der Aufstellung die Echomöglichkeiten, die größere
glatte Flächen des Raumes bieten, sowie Schallführungen
entlang mäßig gekrümmter Flächen.
Über besondere Maßnahmen, die durch unvermeidliche
akustische Restkopplungen zwischen Lautsprecher und
euros nötig werden, wird weiter unten berichtet
werden.
Die Leitungen vom Mikrophon und zum Lautsprecher
sollen als Doppelleitungen
so geführt werden, daß
eine unmittelbare elektri-
sche Kopplung vermieden
wird und daß die etwa vor-
handenen Kraftleitungen
die Sprechströme nicht
durch Induktion stören.
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Abb. 4b. Kleine Riffelfalte
(ohne Schild).
3. Mikrophonverstärker.
Mikrophonverstärker, Frequenzband,
Verstärkung, Überwachung.
Die in der Einleitung genannten Versuche haben ge-
zeigt, daß die Übermittlung eines Frequenzbandes von
300 ... 4000 Hz ausreicht, um mit Lautsprechern eine hin-
reichende Sprechverständlichkeit in akustisch nicht beson-
ders ungünstigen Sälen zu bekommen. Für Musik wäre
ein Frequenzband von etwa 50..7000 Hz erforderlich”.
Diese Frequenzbänder müssen von den Verstärkern über-
tragen werden, mit denen die Mikrophonströme auf die-
jenige Übertragungstärke gebracht werden, mit der man
sie auf die Fernleitung schicken kann.
Verstäniung
Hr Mikrophon- „laistungs-
verstärker. Uberfreger-
gekoppelt.
Mikrophonverstërker.
r Widerstandsgekoppelf:
Frequenz
- 50 100200 500 10002000 5000 10000 Hz.
Abb. 5. Verstärkungskurven.
Hochwertige Mikrorhone geben bei eincın inneren Wi-
derstand von etwa 200 Q eine EMK von rd. 10° (V/Bar),
also eine Leistung von der Größenordnung 10 W bei
mittlerer Sprechlautstärke.. Um diese Leistung auf die
Größe der normalen Fernsprechleistungen zu bringen,
die etwa 107 W beträgt’, ist eine Leistungsverstärkung
von 10° oder e!? notwendig; dies entspricht einer linearen
Leistungsverstärkung von 60 Neper. Eine derartige Ver-
stärkung im Frequenzbereich unter 7000 Hz kann man
mit zwei bis drei Verstärkerstufen erreichen’. Eine Über-
schußverstärkung im Mikrophonverstärker im Bedarfs-
falle zur Verfügung zu haben, ist sehr erwünscht, um
auch bei besonders leiser Sprache (z. B. bei Heiserkeit
des Vortrasenden) die günstigste Leistung am Anfang
der Fernleitung erhalten zu können. .
1 Compt. rend. du Comité Consult. Int., 11. VI. 1928, 8. 74.
8 Wie Fußnote 7, S. 229.
9” B. Feldtkeller u. H. Bartels, EL Nachr. Techn. Bd. 6, 8. 87.
— -~ - `
4. Juli 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
Ob die Stufen des Mikrophonverstärkers durch Wi-
derstände oder durch Übertrager miteinander gekoppelt
sind, ist nebensächlich. Technisch ist man heute in der
Lage, auf beide Arten Verstärker mit genügend breitem
Übertragungsfrequenzband zu bauen?®; auch die Stabili-
tät ist bei beiden Kopplungsarten die gleiche. Abb. 5 zeigt
die an zwei Verstärkern der Siemens & Halske A.G. ge-
messenen Verstärkungskurven. Man erkennt, daß bei bei-
den Verstärkern der Frequenzbereich von 50 ... 10 000 liz
praktisch unverzerrt übertragen wird.
Abb. 6. Mikrophonverstärker.
Den äußeren Aufbau solcher Mikrophonverstärker
zeigen die Abb. 6 und 7. Die Meßinstrumente dienen zur
Überwachung der Batteriespannungen und der Betriebs-
ströme. Die Abbildungen zeigen ferner die Drehknöpfe,
mit denen man die Spannungsteiler zum Einstellen der
Verstärkung bedient. Um auch während der Übertragung
eine solche Regelung vornehmen zu können, muß der
Spannungsteiler ohne Stromstöße arbeiten, d.h. er muß
gegen alle Gleichspannungen durch Übertrager oder durch
Kondensatoren blockiert sein. Sein Regelbereich muß
einige Neper umfassen, wo-
bei Stufen von etwa 0.35
Neper sich als zweckmäßig
erwiesen haben; eine noch
feinere Unterteilung ist
kaum notwendig.
Die Überwachung des
Mikrophonverstärkers ge-
schieht mittels eines an
seinen Ausgang angeschal-
teten Impulsmessers!!. Ab-
bildung 8 zeigt die äußere
Ansicht des Apparates, der
mit einer einzigen Ver-
stärkerröhre arbeitet. Mit
diesem Gerät mißt man die
jeweils vom Verstärker an
die Leitung zum Fernamt
abgegebene Spitzenlei-
stung. Die Verstärkung
muß nun so eingestellt wer-
den, daß diese Leistung
einen gegebenen Höchst-
wert keinesfalls über-
schreitet, sich aber auch
von ihm nicht allzu weit
nach unten entfernt. Die-
ser Höchstwert ist dem
später zu besprechenden
Pegeldiagramm zu entneh- Abb. 7. Mikrophonverstärkergestell.
men; er wird von der
Größenordnung 10..50 mW Spitzenleistung sein und
einer mittleren Leistung von einigen Milliwatt ent-
sprechen.
Der Ausgang des Mikrophonverstärkere muß durch
einen Übertrager gebildet werden, der den inneren Wi-
derstand der letzten Röhre auf den Wert von 800 Q über-
setzt, denn auf Vorschlag des C C I in Paris!? werden alle
Fernleitungen in den Fernämtern durch Übertrager auf
einen einheitlichen Scheinwiderstandswert von 800 Q ge-
bracht, an den der Ausgang des Mikrophonverstärkers also
anzupassen ist.
» H. F. Mayer, ETZ 1927, 8. 10. — Feldtkeller u. Bartels,
wie Fußnote 9.
ı D. Thierbach, Z. Techn. Phys. Bd. 9, S. 438.
33 Vie Fußnote 7, 8. 267.
999
Um die störende Beeinflussung des Mikrophonverstär-
kers durch benachbarte stromführende Leitungen irgend-
welcher Art zu vermeiden, ist eine sorgfältige Festlegung
der Verstärkerpotentiale durch sichere und genügend wi-
derstandsfreie Erdung des Verstärkers notwendig. Meist
wird ein Pol der Heizbatterie zusammen mit den Metall-
gehäusen des Verstärkers an Erde gelegt!” Da jedoch
weder die Leitung vom Mikrophon zum Verstärker noch
die vom Verstärker zum Fernamt unsymmetrische Poten-
tiale führen darf, sind der Eingangsübertrager und der
Abb. 8 Impulsmesser.
Ausgangsübertrager zweckmäßig symmetrisch zu bauen.
Dann müssen die dem Mikrophon und der Leitung zuge-
ordneten Wicklungen ungeerdet bleiben oder dürfen nur
in ihrer Mitte geerdet werden.
4. Verzerrung der Leitungen.
Leitungsverzerrungen, Entzerrer
Die Kapazität der Leitungen. die von den Mikrovno-
nen zum Mikrophonverstärker führen, darf für den inne-
ren Widerstand der Mikrophone keine Belastung darstel-
len, andernfalls werden die für die Übertragung beson-
ders wertvollen hohen Frequenzen unterdrückt. Man
vermeidet deshalb Mikrophone mit hohem inneren Wider-
stand oder sorgt durch einen unmittelbar am Mikrophon
angebrachten Übertrager dafür, daß der innere Widerstand
auf einen zweckmäßigen Wert, etwa 200 Q, übersetzt wird.
Dann dürften bei den normalen Leitungskapazitäten selbst
Leitungslängen von einigen hundert Metern zwischen den
Mikrophonen und dem Verstärker unschädlich sein.
Dagegen ist die Verzerrung der Leitungen des Orts-
netzes, die die Tagungsräume mit den nächsten Fernäm-
tern verbinden, keineswegs zu vernachlässigen, da man
hier oft mit Längen von einigen Kilometern wird rechnen
müssen. So steigt bei einer
Übertragung über 10 km
Stadtkabel der Dämpfungs-
unterschiel im Freauenz-
bande von 300 ... 4000 Hz
auf mehr als 1 Neper, d.h.
die hohen Frequenzen wer-
den in ihrer Amplitude melır
als dreimal schwächer als
die tiefen Frequenzen. Da
solche Längen sowohl zwi-
schen dem Mikroprhonver-
Ortskabel. als auch zwischen dam
Fernamt und dem Lei-
stungsverstärker, der die Lautsprecher speist, vorkommen
können, entstehen hierdurch Verzerrungen, die die Sprache
fast unverständlich (dumpf) machen.
Man hat diese Verzerrungen mit Erfolg nach zwei
verschiedenen Methoden aufgehoben.
Werden bestimmte Leitungen des Ortsnetzes öfter für
Übertragungen von Sprache und Musik verwendet, so
lohnt es sich, besondere Entzerrerschaltungen einzubauen,
die eine der Verzerrung der Ortsverbindungsleitung ent-
gegengesetzte Verzerrung haben, also die tiefen Freauen-
zen benachteiligen, so daß sie zusammen mit der Oris-
leitung ein System mit für alle Frequenzen gleichmäßi-
gen Übertragungseizenschaften bilden.
Abb. 9 gibt das Schaltbild einer solchen Entzerrer-
schaltung wieder, Abb. 10 zeigt das zugchörige Kurven-
material. Es war die Aufgabe gestellt, für eine Musik-
übertragung über ein 15km langes Stadtkabel die Ver-
zerrung hinreichend zu kompensieren. Zu diesem Zweck
wurde die Betriebsdämpfung des Stadtkabels als Funktion
der Frequenz gemessen; für tiefe Frequenzen ist die
Dämpfung von 1,2 Neper durch den Kupferwiderstand der
3 DRP Nr, 300 143 u. 304 307.
1000
Leitung bestimmt; bereits bei 500 Hz beginnt der schäd-
liche Einfluß der Kabelkapazität, so daß die Betriebs-
dämpfung mit der Frequenz stark ansteigt und in der
Umgebung der Frequenz 10 000 Hz Werte von über 4 Ne-
per erreicht. Die Gesamtverzerrung beträgt demnach etwa
3 Neper, was einem Leistungsverhältnis von e& '3= 400
entspricht, um das die hohen Frequenzen gegenüber den
tiefen benachteiligt sind (Abb. 10, Kurve 1).
Abb. 10. Entzerrung für 15 km Ortskabel.
Der Entzerrer muß demnach die Dämpfungskurve 2
haben, also die tiefen Frequenzen stark dämpfen und die
hohen Frequenzen möglichst ungedämpft durchlassen.
Man baut ihn zweckmäßig in Form der von Steven-
son“ angegebenen Brücken-T-Schaltung. Mit diesen
Schaltungen kann man praktisch beliebige Frequenzgänge
der Dämpfungskurve herstellen, wobei der Wellenwider-
stand frequenzunabhängig bleibt. Wie an anderer Stelle!’
gezeigt ist, läßt sich der steile Abfall der Dämpfungs-
kurve in den hohen Fre-
quenzen mit einem einzi-
gen Brücken-T-Glied nicht
darstellen; es wurden des-
halb Entzerrer für die
halben Dämpfungswerte
(Kurve 3) hergestellt und
zwei derartige Entzerrer-
glieder in Kaskade ge-
schaltet, wie Abb. 10 zeigt. 68
Man erhält so eine hin-
reichende Übereinstim- Abb. 11.
mung mit der gewünschten
Dämpfungskurve, wie man am besten aus der Kurve 4
erkennt, die die Summe der Dämpfungen von Stadtkabel
und Entzerrer darstellt.
Es soll hier ausdrücklich betont werden, daß der
halbe Entzerrer nicht als Entzerrer für die halbe Kabel-
länge gelten kann, denn man muß den Frequenzgang der
Betrieb s dämpfung entzerren, die entgegen dem Vier-
pol-Übertragungsmaß nicht doppelte Werte bei der dop-
pelten Leitungslänge hat.
Der besprochene Fall, daß eine Musikübertragung
über 15km Stadtkabel vorzunehmen war, ist besonders
kraß. Die durch Addition der Dämpfungen von Ortslei-
tung und Entzerrer entstehenden Werte von 5 Neper stel-
len besondere Anforderungen an die Verstärkungshöhe
und die unverzerrt abgebbare Leistung des Mikrophon-
verstärkers, die bei der Auswahl des Verstärkers beson-
ders berücksichtigt werden müssen. Im allgemeinen lie-
gen die Verhältnisse jedoch wesentlich günstiger, so daß
man sich mit der zweiten, einfacheren, wenn auch unge-
naueren Methode der Entzerrung begnügen kann, die dar-
in besteht, daß man vor die Endröhre des Mikrophonver-
stärkers einen einfachen frequenzabhängigen Neben-
schluß legt und dadurch die Verstärkungskurve derart
verzerrt, daß ihr Frequenzgang soweit wie möglich dem
Frequenzgang der Ortsleitungsdämpfung entgegengesetzt
verläuft.
Die Ausführungsform des Entzerrers und die Art
seiner Anschaltung an die Verstärker zeigt Abb. 11. Die
Eigenschwingung des Schwingungskreises legt man in das
-j
A8 68
Schaltung des Entzerrers.
4 Stevenson, Amerik. Patent Nr. 1 606 817.
5 V, Gandtner u. G. Wohlgemuth, Wiss. Veröff. Siem-Konz.
Bd. 7, 8. 67.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 27
4. Juli 1929
Gebiet zwischen 3000 und 5000 Hz, so daß der Nebenschluß
hier den größten Scheinwiderstand hat, also am wenigsten
schwächt. Durch Verändern eines Widerstandes parallel
zu diesem Schwingungskreise kann man den Grad der Be-
vorzugung dieses hohen Frequenzbandes je nach Länge
der Ortsleitung einstellen. Der Entzerrer ist wie der
Spannungsteiler (e ol gegen die Batteriespannungen
blockiert, um eine unzulässige zusätzliche Belastung der
Anoden- oder Gitterbatterien und die damit verbundenen
Änderungen der Spannungen an der Anode und am Git-
ter sowie Schaltstöße beim Ändern des Parallelwider-
standes zu vermeiden.
lerstärkung
`
Frequenz
50 100 200 500 90002000 5000 10000 Hz ` ~-
Deet i
Abb. 12. Verstärkungskurven. —
In Abb. 12 sind einige Verstärkungskurven angedeu-
tet, die sich mit einem solchen Entzerrer einstellen lassen.
Trifft man bei der Aufnahme der Schallwellen und
bei der Zusammenschaltung der Aufnahmereräte mit der
Fernleitung die oben beschriebenen Maßnahmen, so kann
man damit rechnen, daß die Fernleitung am fernen Ende
wieder die Normalleistung von einigen Milliwatt abgeben
kann, ohne nennenswerte Verzerrungen in die Übertra-
gung hineinzubringen. Denn die Dämpfung und die Ver-
zerrung der Fernleitung sind durch die entzerrenden
Verstärker, die in Abständen von 75km oder 150 km in
sie eingeschaltet sind, aufgehoben. Über alle Eigenschaf-
ten dieser Fernleitungen und ihrer Verstärker ist an an-
deren Stellen ausführlich berichtet worden)? so daß hier
nicht darauf eingegangen zu werden braucht. Für die
Ferntagungen interessieren hauptsächlich die von den
einzelnen Leitungsarten übermittelten Frequenzbänder.
Die stark pupinisierten Leitumgen übertragen Frequen-
zen zwischen 300 und 2100 (2400) Hz, die schwach pupini-
sierten Leitungen von 300 ... 4000 Hz und die musikpupini-
sierten Phantomleitungen Frequenzen zwischen 50 und
7000 Hz. Für Ferntagungen können also nur die beiden
letzten Leitungsarten verwendet werden.
Restdämptung ;
20 ,
46 l
}
2 ‚1
8 Frequenz
? 0
800 1600 2400 3200 4000 Hz
Abb. 13. Restdämpfung einer Vierdrahtverbindung über
leichtbelastete Stammleitungen, 40 Verstärkerfelder.
Um ein Bild von der Größe der Verzerrungen zu be-
kommen, die die Sprache längs einer Fernleitung erleidet,
ist in Abb. 13 die Restdämpfung einer Vierdrahtstrecke
mit 40 Verstärkern?” wiedergegeben, die an einer Stanım-
leitung mit leichter Pupinisierung gemessen wurde. Man
erkennt, daß das für die Ferntagungen wichtige Fre-
aquenzgebiet von 300 ... 4000 Hz mit einer Verzerrung von
nur wenigen Zehntel Neper übertragen wird. Diese Lei-
tung wäre jedoch für die Übertragung von Musik un-
nen da der Musik alle tiefen Töne genommen
würden.
Das Ende der Fernleitungen ist durch eine Leitung
des Ortsnetzes mit dem Tagungsraum zu verbinden. Die
Verzerrung dieser Leitung ist bei Längen von einigen
Kilometern genau so zu beachten und auf dieselbe Weise
18 F., Lüschen, Tel. u. Fernspr. Techn. Bd. 17, 8. 125; dasclbst
weitere Literatur.
7 F. Lüschen u. H. F. Mayer, EL Nachr. Techn. Bd. 6, S. 139.
u.
4. Juli 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 27 1001
zu beseitigen „wie die Verzerrung der Leitung zwischen
Mikrophonverstärker und lernamt. Die übertragenen
Ströme gelangen also zum Tagungsraum mit einer Lei-
stung von der Größenordnung von 1 mW, und müssen
durch den Leistungsverstärker auf die Lautsprecherlei-
stung von mehreren Watt verstärkt werden.
5. Leistungsverstärker.
Leistungsverstärker, Verstärkung, ab-
gebbare Leistung, Überwachung, Ver-
zerrung.
Setzt man nicht besonders ungünstige akustische
Raumverhältnisse (günstige Nachhalldauer, geringe Saal-
geräusche) voraus, so wird man in einem mäßig großen
Zimmer mit etwa 0,3...1,0 W, in einem kleineren Saal mit
10W, in großen Sälen mit 30... 100 W unverzerrt von der
Endröhre des Leistungeverstärkers abgebbarer Wechsel-
stromleistung!® auskommen; diesen Zahlen liegen Laut-
sprecher mit gutem Wirkungsgrad zugrunde. Aus diesen
Zahlen und der Eingangsleistung von einigen Milliwatt,
die der Leistungseverstärker von der Fernleitung bekommt,
errechnet sich seine Verstärkungsziffer zu etwa 3..5
Neper.
Der Eingang des Leistungsverstärkers ist durch einen
möglichst symmetrischen Übertrager mit einem Schein-
widerstand von 800 Q zu bilden. Damit die unvermeidliche
Resonanz des Vorübertragers keine unzulässige Verzer-
rung bringt, ist der Scheinwiderstand von 800Q zweck-
mäßig durch einen Ohmschen Widerstand zu bilden, zu dem
der Vorübertrager
parallel zu schalten SE
ist. Der Scheinwider-
stand des Übertra-
gers muß dann im
gewünschten Fre-
quenzbereich größer
als 800 Q sein. Die
Primärseite des Über-
tragers darf nicht
geerdet werden.
Die von der Lei-
tung an den Lei-
stungsverstärker ab-
gegebene Leistung
muß wie die vom
Mikrophonverstärker
an die Leitung abge-
zebene Leistung
durch einen Impuüls-
messer überwacht
werden. Die Leistung
hinter dem Leistungs-
verstärker ist eben-
falls zu kontrollieren,
entweder optisch
durch einen Impuls-
messer oder besser
akustisch durch ei-
nen Kontrollautspre-
cher, den man zu den
Lautsprechern im
Tagungsraum paral-
lel schaltet und im
Verstärkerraum auf-
stellt. Hiermit kann
nicht nur die Inten-
sität sondern auch die Klanggüte der den Lautsprechern
zugeführten Leistung überwacht werden, so daß etwa auf-
tretende Verzerrungeg sofort bemerkt werden.
Der Leistungsverstärker muß wie der Mikrophonver-
stärker eine Möglichkeit enthalten, mit der man seine Ver-
stärkung in genügend feinen Stufen über einen hinreichend
großen Bereich ändern kann. Zweckmäßig ist auch hier
ein Spannungsteiler vor der Endröhre zu verwenden, der
gegen die Batteriespannungen blockiert ist, so daß man
auch während des Betriebes die Verstärkung ändern kann,
ohne daß Stromstöße auftreten, die ein lautes Knacken im
Lautsprecher hervorrufen.
Von diesem Regelwiderstand ist jedoch während des
Betriebes nur der allervorsichtigste Gebrauch zu machen.
Zeigt der Impulsmesser am Eingang des Leistungsverstär-
kers zu wenig Leistung an, so ist dieser Mangel nicht
im Leistungsverstärker zu beheben, sondern es ist zu-
nächst die Eingangsleistung am Anfang der Fernleitung
zu prüfen, also der Fehler auf den Mikrophonverstärker
oder die Fernleitung einzugrenzen und nach Möglichkeit
d
|
|
f
e
f
SE"
Abb. 14. Leistungsverstärkergestell.
An H. Bartels, El. Nachr. Techn. Bd. 6, S. 9.
dort zu beheben. Allein für den Fall, daß ein Fehler nicht
rechtzeitig gefunden werden kann, darf eine Neueinstel-
lung der Verstärkung des Leistungsverstärkers und da-
mit eine Abweichung von den aus dem Pegeldiagramm
abzulesenden Werten gestattet werden.
Den äußeren Aufbau eines Leistungsverstärker-
gestelles für 200 W unverzerrt abgebbarer Leistung zeigt
Abb. 14. Im oberen Teile befinden sich die Vorverstärker
(links) mit dem Regelwiderstand und die Endröhre
(rechts) mit den Kontrollinstrumenten für den Anoden-
strom. Darunter sind die Schalt- und Überwachungsgeräte
für die Stromversorgungsanlage angeordnet.
Si % 200 500 %000 2000 5000 Hz
Abb. 15. Das Amplitudenspektrum der Sprache.
Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, auch am Lei-
stungsverstärker einen einstellbaren Entzerrer einzu-
bauen, selbst wenn die Ortsleitung durch besondere Netz-
werke entzerrt ist. Für viele Räume ist nämlich eine ge-
wisse Betonung des Frequenzgebietes um 3000 Hz wün-
schenswert, da hierdurch mitunter die Verständlichkeit
wesentlich gehoben werden kann, wenn sie durch ungün-
stige Saalakustik, durch Nebengeräusche, die im Saal, in
den Starkstromanlagen oder den Leitungen ihre Ursachen
haben können, beeinträchtigt ist. Schaltet man den Ent-
zerrer vor die Endröhre, etwa in der in Abb. 11 ange-
gebenen Weise, so erreicht man, daß durch die relative
Betonung der Frequenzen in der Umgebung von 3000 Hz
die Endröhre nur unwesentlich stärker beansprucht wird.
Die Amplituden der in dieses Gebiet fallenden Teiltöne
sind, wie die in Abb. 15 wiedergegebene, von Crandall
und MacCenzie!? aufgenommene Kurve zeigt, wesent-
lich kleiner als die Amplituden der Teiltöne um 800 Hz
und darunter, die allein Lautstärke und Ausnutzung der
Endröhre bestimmen. Mit anderen Worten: vor der End-
röhre schwächt der Entzerrer die Frequenzen unterhalb
der Umgebung von 3000 Hz an einer Stelle, an der ihre
Leistung noch geringeren Wert hat; eine Entzerrung
hinter der Endröhre würde große Teile sehr wertvoller
Leistung vernichten und die mit gegebenem Röhrenauf-
wand zu erreichende Gesamtlautstärke in unzulässiger
Wejse herabsetzen. Jede Schwächung und Entzerrung
hinter der Leistungsröhre ist danach, gleichgültig, mit
welchen Mitteln sie herbeigeführt wird, peinlichst zu ver-
meiden”, da hiermit stets die Überschreigefahr der End-
röhre wächst und die Übertragungsqualität leidet. Eine
derartige unerwünschte Schwächung können z. B. die
Kupferverluste in den Zuleitungen vom Leistungsver-
stärker zu den Lautsprechern herbeiführen.
6. Der Verlauf des Leistungspegels.
Leistungspegellängsder Verbindung,
Projektierung, Einstellung, Über-
wachung.
Wir beschreiben den Verlauf des Leistungespezels
längs der Verbindung vom Mikrophon des einen zum Laut-
sprecher des anderen Tagungsraumes an dem einfachsten
Beispiel einer Verbindung von nur zwei Tagungsorten A
und B. Sind mehr als zwei Tagungsorte zu beteiligen, so
sind mehrere Fernleitungen durch Kunstschaltungen mit-
einander zu verbinden. Es sind mehrere solcher Kunst-
schaltungen bekanntgeworden, über die von anderer Seite
berichtet werden wird; diejenige, die bei der Ferntagung
der DFKG angewendet worden ist, ist in den genannten
Aufsätzen im Europ. Fernspr. und in der ETZ genau be-
schrieben.
Abb. 16 zeigt die wichtigsten Bestandteile einer Ver-
bindung von Tagungsräumen A und B. Der Einfachheit
19 Crandall u. Mac Cenzlie, Bell. Syst. Techn. Journ. Bd. 1,
2% DRP. Nr. 328 830.
8. 116
1002
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
halber ist die Vierdrahtgabel von der Vierdrahtleitung ab-
getrennt worden, so daß die Ortsleitungen unmittelbar mit
den ersten und letzten Vierdrahtverstärkern verbun-
den sind.
Bei der Aufstellung des Pegeldiagrammes, das unter
die Skizze der Verbindung gezeichnet ist, beginnt man
mit den Ausgangspegeln des ersten und letzten Vierdraht-
verstärkers. Diese Verstärker sind so bemessen, daß eie
bei einem Ausgangspegel von + 0,7 Neper am günstigsten
arbeiten. Bei einer Verstärkung von 2,7 Neper für den
Vierdrahtverstärker?! entspräche dies einem Pegel von
— 2,0 Neper am Ende des Ortskabels, das den Mikrophon-
verstärker mit dem Vierdrahtverstärker verbindet. Am
Anfang des Ortskabels ist dieser Pegelwert um die Dämp-
fung des Ortskabele zu erhöhen, z.B. um 0,5 Neper bei
etwa 5 km Kabellänge, so daß am Ausgang des Mikrophon-
verstärkers der Pegel — 1,5 Neper eingestellt werden muß.
Die Fernkabelverbindungen sind so eingerichtet, daß’
sie beim Pegel 0 Neper eine Maximalleistung von rd. 5 mW
Nierdiraht'streche
<
Zestseeg
Wersrärker
sl
a
dë fon fm së 5 ab be e
Milkrsphan-
Verstärker
noch unverzerrt übertragen können”. DievonD. Thier-
bach aufgenommene und in Abb. 17 wiedergegebene
Kurve zeigt die Häufigkeit der Maximalleistungen einer
Fernsprechverbindung beim Pegel 0 Neper. Bei einer ein-
fachen Fernsprechverbindung
wird diese Zuordnung der Maxi-
malleistung zum Pegel 0 Neper
von selbst durch den Wirkungs-
grad der ZB-Stationen herge-
stellt. Bei einer Ferntagung, bei
der man mit Spezialmikrophonen
und Mikrophonverstärkern ar-
beitet, muß diese Zuordnung
durch die Wahl der Verstärker
künstlich hergestellt und sorg-
fältig überwacht werden.
Be
2 4 5 6 7 mW
Abb. 17. Häufigkeit der Maximalleistungen bei Sprache.
1
Bei dem genannten Zahlenbeispiel war der Ausgangs-
pegel des Mikrophonverstärkers — 1,5 Neper. Einer Lei-
stung von 5 mW beim Pegel 0 entspricht eine Leistung von
5.e 2.15 = 025mW beim Pegel — 1,5 Neper. Der Im-
pulsmesser am Ausgang des Mikrophonverstärkers darf
also keine größeren Werte als 0,25 mW anzeigen, die Lei-
stung soll aber auch von diesem Wert nicht allzu weit
nach unten abweichen, damit das Verhältnis der Sprech-
ströme zu den Störströmen möglichst günstig bleibt.
Auf ähnliche Weise errechnet sich aus dem Pegelwert
+ 0,7 Neper am Ende der Vierdrahtleitung und der Dämp-
fung des Ortskabels von der Vierdrahtleitung bis zum
Tazungsraum der Pegelwert am Eingang des Leistungs-
verstärkers. Die diesem Werte entsprechende Maximal-
leistung ist ebenfalls durch den zum Eingang des Lei-
stungsverstärkers parallel geschalteten Impulsmesser zu
überwachen.
a H. Nottebrock u. R. Feldtkeller, Tel. u. Fernspr. Techn,
Rd. 16, 8. 307.
ss D Thierbach, Z. Techn. Phys. Bd. 9, S. 438.
Abb. 16. Pegelverlauf der Fernverbindung.
Vor den Übertragungen ist durch einen Versuch fest-
zustellen, welche Verstärkung der Mikrophonverstärker
haben muß, damit eine mittlere Sprachlautstärke vor den
` Mikrophonen am Ausgang des Mikrophonverstärkers die
gewünschte Leistung entstehen läßt. Desgleichen ist fest-
zustellen, welche Verstärkung des Leietungsverstärkers
eine genügende Sprachlautstärke im Tagungsraum ergibt,
wenn die aus dem Pegeldiagramm errechnete Normal-
leistung am Eingang des Leistungsverstärkers liegt.
Bei zu leiser oder zu lauter Sprache eines Rednere
ist im Bedarfsfalle nur die Verstärkung des Mikrophon-
verstärkers zu ändern, bis beide Impulsmesser wieder
normale Leistungen anzeigen.
7. Echoerscheinungen.
Echoerscheinungen, Selbsterregung, Maß-
nahmen zu ihrer Unterdrückung.
In jedem Tagunssraum bestehen unvermeidliche aku-
stische Kopplungen zwischen den dort aufgestellten Mi-
krophonen und L.autspre-
chern. Durch die Aufstel-
lung müssen diese Kopp-
lungen soweit wie möglich
herabgesetzt werden; der
nicht zu beseitigende Rest
gibt aber immer Anlaß zu
störenden Echo- und Rück-
kopplungserscheinungen.
Die Sprache eines Red-
ners im Tagungsraum A
wird von den Mikrophonen
aufgenommen, elektrisch
zum Tagungesraum B über-
tragen und in ihm durch
Lautsprecher wiedergege-
ben. Hier gelangt ein Teil
der Schalleistung zu den
Mikrophonen, von dort
elektrisch nach dem Ta-
gungsraum A zurück und
ruft über seine Lautspre-
cher ein Echo hervor, des-
sen Stärke und Laufzeit
mit den Eigenschaften der Verbindung stark variieren
können. Das Echo kann nun so stark sein, daß es Laut-
stärken von der Größenordnung der ursprünglichen, im
Raum A gesprochenen Schallstärke annimmt. Es wird
dann zum zweiten Male von den Mikrophonen im Raum A
merkliche Schalleistung aufgenommen, und der oben be-
schriebene Kreislauf beginnt von neuem.
Ist die akustische Kopplung zwischen den Lautspre-
chern und den Mikrophonen in beiden Tagungsräumen
‚hinreichend groß, so kann auf diese Weise eine Selbst-
erregung des gesamten Systems einsetzen, wodurch die
Anlage unbrauchbar wird. Um diese Selbsterregung sicher
zu vermeiden, hat man bei den bisherigen Anlagen von
Hand die jeweils nicht benutzte Richtung soweit ge-
schwächt, daß der Redner zwar noch bemerkte, wenn er
durch einen Ruf von der anderen Seite unterbrochen
wurde, daß Beifallskundgebungen übertragen wurden
usw., daß aber eine Selbsterregung sicher vermieden
wurde. |
Dieses Umschalten von Hand kann nur als Notbehelf
betrachtet werden; sobald Rückkopplungsperrer in geeig-
neter Form entwickelt sind, wird man dieses Ein- und
Ausschalten einer Schwächung in die jeweils nicht be-
nutzte Leitung selbsttätig durch die Sprache vornehmen
lassen, sofern wirtschaftlich nicht die Verwendung der
Umschaltung von Hand geboten erscheint.
Durch diese Maßnahmen werden auch die Echos, wel-
che ihren Weg über die Fernleitungen und die am fernen
Ende vorhandene Kopplung zwischen Lautsprecher und
Mikrophon nehmen, soweit geschwächt, daß sie unschäd-
lich leise zurückkommen. Darüber hinaus kann man die
in längeren Vierdrahtverbindungen liegenden Echosper-
rer eingeschaltet lassen, wodurch man diese Echos sicher
und vollständig unterdrückt. Es soll aber hierbei betont
werden, daß diese Echosperrer die Schwächung der Ge-
genrichtung von Hand oder durch Rückkopplungssperrer
nicht überflüssig machen, da ihre Verwendbar-
keit eine an sich pfeiffreie Verbindung bereits voraus-
setzt.
Zusammenfassung.
1. Nach kurzer Beschreibung der in den Jahren 1926
bis 1929 veranstalteten Ferntagungen werden die An-
forderungen zusammengestellt, die die Einzelteile
einer Ferntazunesverbindung zu erfüllen haben.
4. Juli 1929
2. Es sind nur hochwertige Mikrophone und Laut-
sprecher zu verwenden, deren Frequenzkurven ein
genügend breites unverzerrt übertragenes Frequenz-
band aufweisen und die den geringsten zeitlichen
Veränderungen unterworfen sind. Die Anzahl der
Mikrophone sowie die Anzahl und Größe der Laut-
sprecher und ihre Unterbringung richtet sich nach
der Tagungsart und den Eigenschaften der Ver-
sammlungsräume.
3. Die Mikrophonverstärker, die die elektrische Lei-
stung der Mikrophone verstärkt den Fernleitungen
zuführen, müssen für Sprache ein Frequenzband von
mindestens 300 ... 4000 Hz und für Musik 50 ... 7000 Hz
verstärken, die abgebbare Leistung muß einige Milli-
watt betragen. Das Arbeiten des Mikrophonverstär-
kers ist durch Impulsmesser an seinem Ausgang zu
überwachen.
4. Die Verzerrungen in den Ortskabeln, die bei ge-
wöhnlichem Sprechverkehr unschädlich sind, müssen
bei Verbindungen für eine Ferntagung wegen des
nach oben erweiterten Frequenzbandes berücksich-
tigt und durch Entzerrer beseitigt werden. Die Ver-
zerrungen der Fernkabel werden durch die entzer-
renden Fernsprechverstärker behoben.
5. Die Leistungsverstärker sind den Tagungsräumen
entsprechend mit 1..200 W unverzerrt abgebbarer
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 27
1003
Leistung zu wählen. Ihre Überwachung soll durch Im-
pulsmesser und Kontrollautsprecher geschehen. Sie
haben die gleichen Frequenzbänder wie die Mikro-
phonverstärker zu übertragen, u. U. kann eine Her-
vorhebung des Frequenzgebietes um 3000 Hz beson-
ders günstig sein. Entzerrer dürfen nie hinter der
Endröhre angewendet werden.
6. Die Darstellung des Leistungspegels längs der Ver-
bindung gibt wichtige Aufschlüsse über die Einstel-
lung der Verstärker. Die Sprechströme müssen die
Fernleitung mit bestimmter Leistung durchfließen,
die nach oben durch die Höchstleistung der Röhren
in den Fernsprechverstärkern begrenzt ist. Zu kleine
Leistung ist ebenfalls unvorteilhaft, da dann die Lei-
stung der Störgeräusche im Verhältnis zur Nutzlei-
stung nicht mehr klein bleibt. Die Leistungen am
Anfang und am Ende der Fernleitung müssen stän-
dig durch Impulsmesser überwacht werden. Der Lei-
stungsverstärker soll während der Übertragung nicht
nachgeregelt werden, zu leise oder zu laute Sprache
muß am Mikrophonverstärker ausgeglichen werden.
Die Rückkopplungen, die durch akustische Kopplun-
gen der Lautsprecher und Mikrophone zustandekom-
men, erfordern eine Schwächung der jeweils nicht
benutzten Übertragungsrichtung durch Rückkopp-
lungsperrer oder von Hand.
=]
Die Bedeutung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Von Rechtsanwalt Dr. Rumpf, Berlin.
(In Rechtsstreitizkeiten der letzten Zeit ist die recht-
liche Bedeutung der Tätigkeit des VDE wiederholt dis-
kutiert worden. Eine allgemeine Darlegung dieser Frage
wird daher von Interesse sein. D. S.)
L
Der Verband Deutscher Elektrotechniker ist der Zu-
sammenschluß der Gesamtheit der deutschen Elektrotech-
nik. Er umfaßt die Kreise der Elektrizitätswerke, der
elektrotechnischen Industrie, des Elektro-Installateurge-
werbes, der Reichsstellen, die elektrische Betriebe haben,
wie Reichspost, Reichsbahn-Gesellschaft u. a., der elektro-
technischen Wissenschaft und Schulen sowie aller Per-
sonen, die sonst noch mit der Elektrotechnik in Verbin-
dung stehen.
Als vornehmste Aufgabe ist ihm die Sorge für die
Sicherheit elektrischer Anlagen, Maschinen und Geräte
zuzefallen, die vornehmlich durch den Erlaß von Vor-
schriften und die Überwachung ihrer Finhaltung aus-
reübt wird. Die Entwicklung ist in Deutschland auf
diesem Gebiet eigenartige Wege gegangen. Es hätte
nahegelegen, auch für die Elektrotechnik den Erlaß der
technischen Vorschriften, deren Beobachtung von jedem
verlangt werden muß, der mit technischen Anlagen dieser
Art zu tun hat, in die Hände staatlicher Behörden zu
lezen, wie es z. B. für die technischen Vorschriften des
Hochbaues durch Bauordnungen geschehen ist, die mit
rechtsverbindlicher Kraft von den staatlichen Baupolizei-
behörden erlassen worden sind. In außerdeutschen Län-
dern ist dieser Weg zum Teil auch beschritten worden.
In Deutschland dagegen hat von Anfang an der VDE,
cine rein private Vereinigung ohne behördlichen Charak-
ter, die Führung auf dem Gebiet der elektrischen Sicher-
heitsvorschriften übernommen, und die Regierungen des
Reichs und der Länder haben auf eine behördliche Re-
gelung verzichtet, weil sie gesehen haben, daß in den
VDE-Vorschriften, an denen die besten Köpfe der Theorie
und Praxis Deutschlands dauernd ehrenamtlich mitwir-
ken, etwas Vorbildliches und kaum zu Übertreffendes ge-
schaffen worden ist.
Infolge dieser Entwicklung ist in Deutschland das
elektrische Sicherheitswesen eine Angelegenheit der
Selbstverwaltung geworden. Der VDE ist somit ein
Selbstverwaltungskörper, der zwar in
enger Fühlung mitdeutschen Regierungs-
stellen, aber ohne offiziellen Charakter
die zgesamtenSicherheitsvorschriften für
die deutsche Elektrotechnik erläßt.
Dafür, daß seine Arbeit objektiv und dem Streit der
Geschäftsinteressen entrückt ist, bürgt schon seine Zu-
sarmmensetzung. Außerdem wird die unbedingte Sachlich-
keit der Entscheidungen durch das Verfahren gewähr-
leistet. Die erste Instanz sind die Kommissionen, in denen
Erzeuger (elektrotechnische Industrie) und Verbraucher
(Elektrizitätswerke, Installateure, Reichsbetriebe u. a.)
gewöhnlich paritätisch vertreten sind, und zu denen auch
andere Interessenten nach Bedarf zugezogen werden. Die
Kommissionen stellen zunächst einen Entwurf auf, der
öffentlich bekanntgemacht wird. Innerhalb einer län-
geren Frist hat dann jeder, der sich für die Frage inter-
essiert, Gelegenheit, Einwendungen zu erheben und Vor-
schläge einzureichen. Das so gewonnene Material wird
verarbeitet, und der endgültig fertiggestellte Entwurf
muß dann den Vorstand, den Ausschuß und die Hauptver-
sammlung durchlaufen. Erst dann erlangt die Vorschrift
Gültigkeit und tritt an dem dafür bestimmten Tage in
Kraft. Zu dem Zustandekommen einer Bestimmung
müssen also vier nach ganz verschiedenen Gesichtspunk-
ten zusammengesetzte Instanzen zusammenwirken, und
der Öffentlichkeit ist breiteste Möglichkeit zur Mitwir-
kung geboten.
Die Objektivität des Verfahrens wird schließlich auch
dadurch dokumentiert, daß — abgesehen von den Re-
gierungstellen, die selbst elektrotechnische Betriebe
haben — staatliche Zentralstellen rein behördlichen
Charakters, wie z. B. das Reichsversicherungsamt, das
Preußische Ministerium für Handel und Gewerbe u. a.
dauernd in den Kommissionen des VDE mitarbeiten.
Die große Bedeutung der Selbstverwaltung auf dic-
sem Gebiet liegt darin, daß die Vorschriften elastisch
bleiben und sich der sprunghaften Entwicklung der Elek-
trotechnik schnell und leicht anpassen lassen. während
Sicherheitsvorschriften in Form staatlicher Rechtsnormen,
die ihrer Natur nach auf einen gewissen Dauerzustand
abzielen, unbeweglicher und weniger anpassungsfähig
sind.
II.
Selbstverständlich haben die Vorschriften des VDE
an sich keine rechtsverbindliche Kraft; trotzdem sind sie
von erheblicher rechtlicher Bedeutung. Sie stellen die
anerkannten Regeln der Technik auf ihrem Gebiet dar
und umschreiben somit den Kreis der im Verkehr er-
forderlichen Sorgfaltspflicht: Wer in bezug auf elek-
trische Anlagen und Geräte die VDE-Vorschriften beach-
tet, ist insoweit gegen den Vorwurf schuldhaften Han-
delns geschützt, während umgekehrt die Nichtbeachtung
der Vorschriften bei allen Personen, die sie kennen müs-
sen, in der Regel als Fahrlässigkeit anzusehen ist. Diese
Bedeutung wird von den deutschen Regierungen und der
deutschen Rechtsprechung allgemein anerkannt.
Dabei ist es ohne Bedeutung, ob ein einzelner eine
andere Ansicht hat als die in den VDE-Vorschriften fest-
gelegte. Solanze eine Vorschrift, die nach dem oben Ge-
1004
sagten das Produkt außerordentlich sorgfältiger Beratun-
een und Prüfungen ist, unverändert besteht, muß sie als
allgemein gültige Richtschnur angesehen werden, auf
Wer sich streng
an die VDE-Vorschriften hält, darf auf keinen Fall der
Gefahr ausgesetzt werden, daß ihm etwa auf Grund der
abweichenden Ansicht eines einzelnen Sachverständigen
die sich jeder einzelne verlassen kann.
eine Verantwortlichkeit aufgebürdet wird.
II.
Über den Erlaß der Sicherheitsvorschriften hinaus ist
es Aufgabe des VDE, über die allgemeine elektrische
Sicherheit zu wachen. Für den Nichtfachmann ist es in
den meisten Fällen so gut wie unmöglich, zu beurteilen,
ob eine elektrische Anlage oder Maschine oder ein elek-
trischer Apparat den Sicherheitsvorschriften entspricht
oder nicht. Dies gilt ganz besonders von den elektrischen
Gebrauchsgcegenständen des täglichen Lebens.
Der VDE hat daher Prüfstellen eingerichtet, die Er-
zeugnisse der elektrotechnischen Industrie untersuchen
und den vorschriftsmäßigen die Berechtigung zur Füh-
rung eines Prüfzeichens zusprechen. Dabei ist zweierlei
zu beachten.
1. Dieses Prüfzeichen bescheinigt nur die Überein-
stimmung des Apparates mit den Sicherheitsvorschriften.
Es sagt dagegen nichts aus über die Qualität, d. h. also
über Bewertungsmomente außerhalb der Sicherheit, wie
z. B. über Haltbarkeit und Lebensdauer (soweit diese
nicht mit der Frage der Sicherheit zusammenhängen),
Wirtschaftlichkeit im Stromverbrauch oder ästhetische
Belange.
2. In der Gewährung des VDE-Zeichens liegt keine
Verurteilung der nicht mit diesem Zeichen versehenen
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 27
4. Juli 1929
Gegenstände. Diese können durchaus gleichwertig sein.
Das VDE-Zeichen gibt lediglich die Gewißheit, daß
dieser Gegenstand vorschriftsmäßig ist; daraus er-
gibt sich logischerweise für die nicht geprüften Gegen-
stände lediglich der Schluß, daß eine Gewißheit für ihre
Vorschriftsmäßickeit nicht besteht: sie können den Vor-
schriften entsprechen oder auch nicht. Darüber, welche
der beiden Alternativen zutrifft, muß sich der Käufer
durch eigene Untersuchung unterrichten, während er
e beim Vorhandensein des VDE-Z.ıchens nicht nötig
at.
Die Allgemeinheit ist in hohes M-Be daran inter-
essiert, nur zuverlässige elektrisene “ ;zenstände zum
Gebrauch zu erhalten, denn andere kör a zu schweren
Schäden und Unfällen führen. Dabei ist zu berücksichti-
gen, daß dies für den Eigentümer des Gegenstandes nicht
nur dann von Nachteil ist, wenn er die Schädigung am
eigenen Leibe erleidet, sondern daß "sr “rebrauch unvor-
schriftsmäßiger elektrischer Gerät unter Umständen
auch eine zivilrechtliche und strafre: Y: liche Verantwort-
lichkeit zur Folge haben kann.
Der VDE dient also wichtigen i. 'rressen der Öffent-
lichkeit, wenn er sich bemüht, ma. ’»lhafte Geräte dem
allgemeinen Gebrauch fernzuhalter. Die Förderung ge-
schäftlicher Interessen irgendwelchc. -Art kommt dabei
nicht in Frage, das ergibt sich ars dem oben über die
Organisation des Verbandes Gesagt La wird auch hier
völlige Objektivität gewahrt. Je ù ; der sich um das
Zeichen bewirbt, hat Anspruch da: af, es zu erhalten,
wenn insbesondere die Bedingung crfüllt ist, daß der
Gegenstand den Vorschriften entspricht. Eine Bevor-
zugung einzelner ist ausgeschlossen.
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftstelle: Berlin W 67, Potsdamer Btr. 68.
Fernspr.: Amt Bi Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto "Nr. 213 12.
Bekanntmachung.
Betr. XXXIV. Jahresversammlung des VDE
in Aachen 1929.
Die gesamten Veranstaltungen der 1. Verbandsver-
sammlung am Montag, dem 8. Juli 1929, in Aachen, und
zwar die Eröffnungsansprache des Vorsitzenden, die Be-
grüßungsansprachen der Gäste, der Vortrag des Ministe-
rialdirektors i. R. Geh. Oberpostrat Dr.-Ing. E. h. Craemer
über „Der Weltfernsprechverkehr” sowie die Ansprachen
der befreundeten elektrotechnischen Vereine in Öster-
reich, Ungarn und Holland werden durch die „Deutsche
Welle“ sowie die „Westdeutsche Rundfunk A.G.” über-
tragen.
Kommission für Koch- und Heizgeräte.
Nachstehend wird ein Entwurf zu einer Änderung
des § 20 der „Vorschriften für elektrische Heizgeräte und
elektrische Heizeinrichtungen, V.E.HzZz./1925“, soweit er
sich auf Gerätedosen bezieht, bekanntgegeben.
S 20.
Erster Satz wie bisher.
Gerätedosen müssen in allen ihren Teilen die Min-
desttemperatur von 300° während 3 h aushalten, ohne
praktisch an elektrischer oder mechanischer Festigkeit
einzubüßen.
Es ist beabsichtigt, diese Änderung des § 20 in die
„Vorschriften für ‚elektrische Heizgeräte und elektrische
Heizeinrichtungen“, die zur Zeit einer Neubearbeitung
unterzogen werden, später aufzunehmen.
Einsprüche sind in doppelter Ausfertigung bis zum
1. September 1929 an die Geschäftstelle zu richten.
Für die Schriftleitung verantwortlich:
Unterkommission für Meßwandler.
Die in $ 26 der „Regeln für die Bewertung und Prü-
fung von Meßwandlern“ genannten Bestimmungen der
„Leitsätze für die Konstruktion und Prüfung von Wechsel-
strom-Hochspannungsapparaten von einschließlich 1500 V
Nennspannung aufwärts“ für die Lichtmaße und Prüf-
spannungen der Primärseite von St ımwandiern bleiben
bis auf weiteres in Kraft unbeschadet des Umstandes, daß
die genannten Leitsätze an sich am 1. Juli 1929 durch
die am gleichen Tage in Gültigkeit getretenen „Regeln
für die Konstruktion, Prüfung und Verwendung von
Wechselstrom-Hochspannungsgeräten für Schaltanlagen
R.E.H./1929“ außer Kraft gesetzt worden sind.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
chirp.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrötechniker.
Berlin W 57, Kurfürstenstraße 15/16.
I
Ef
Betrifft: Firmenkennfäden für isolierte Leitungen.
Der Firma Kabelfabrik und Drahtindustrie Aktien-
eesellschaft, Wien, ist das Recht erteilt worden, den dem
VDE gesetzlich geschützten schwarz-roten Verbandskenn-
faden in Verbindung mit einem schwarz-grün verdrilltten
Firmenkennfaden in isolierten Leitungen, welche den
Vorschriften des VDE für isolierte Leitungen in Stark-
stromanlaren entsprechen, zu verwenden sowie die ge-
schützte Bezeichnung „Codex“ neben den Typenhezeich-
nungen dieser Leitungen zu führen.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Zimmermann.
Abschluß den Heftes: 29, Juni 1%9.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
20 000 Expl.
E.C. Zehme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
MN.
m Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W
FEB MEER EEE abb aa ä RE Vi —
4. Juli 1929 ETZ 1929, Heft 27 (VDE-Hauptversammlung 1929)
LXXII
Erdungsdrosseln für Starkstrom-gefährdete Fernmeldeleitungen.
Mitteilung der AEG.
Es ist bekannt, daß Einphasen-Wechselstrom-
leitungen und unsymmetrische rehstromleitungen in
parallel verlaufenden Schwachstromleitungen Span-
nungen induzieren, die, wenn keine Schutzmaßnahmen
etroffen sind. je nach dem Abstand der Leitungen und
der Länge des Parallelverlaufs eine beträchtliche Höhe
erreichen können. Dies gilt ganz besonders bei den
Fernmeldeleitungen von Überlandzentralen und elek-
trisch betriebenen Bahnen, wo man aus mehrfachen
Gründen gezwungen ist, in unmittelbarer Nähe der
Starkstromleitungen zu bleiben; ferner auch bei den
Fernmeldekabeln des öffentlichen Verkehrs, soweit es
die örtlichen Verhältnisse nicht erlauben, außerhalb
derartiger Gefahrzonen zu bleiben.
Zum Schutz derartiger Leitungen bringt die AEG
eine Erdungsdrossel zur Anwendung (DRP. 455 108).
Abb. 1 zeigt das Prinzipschaltbild. Die ausgezogenen
Pfeile deuten die Stromrichtung der Sprechströme an,
die gestrichelten Pfeile die Stromrichtung der induzier-
ten Ströme. Die Drossel besteht aus zwei gleichen
Wicklungen auf gemeinsamem Eisenkern, die so ge-
schaltet sind, daß sich die Magnetfelder der Sprech-
ströme addieren und die der induzierten Störströme
einander aufheben. Die Störströme fließen über den
geerdeten Mittelpunkt der Drossel zur Erde ab. Diese
Starkstrom-
leitung
Fernmelde-
leitung
11767
Abb. 1.
Prinzipschaltbild der Erdungsdrosseln
Anordnung bewirkt, daß die Spannung der Aderenden
gegen Erde nach dem Ohmschen Gesetz stets festgelegt
ıst als das Produkt aus der Stromstärke des induzierten
Stromes und dem Kupferwider-
stand der Drossel. An allen anderen 000
Punkten der Leitung ist die
Spannung geringer, sofern die
Fernmeldeleitung auf der ganzen
Länge zwischen beiden Drosseln
gleichsinnig beeinflußt wird.
Die praktischen Verhältnisse bei
derartigen Anlagen liegen nun
meist so, daß relativ wenige, aber EN
entfernt liegende Teilnehmer mit-
einander verkehren sollen, die ohne
wesentliche Verzweigung entlang
der Starkstromleitung liegen. Aus
wirtschaftlichen Gründen kommen
hier V ermittlungszentralen nicht
in Frage; die Teilnehmer sind ab-
schnittsweise an die gleiche Doppel-
leitung angeschlossen und ver- 00.000
kehren mit Wähler - Anruf. Als
Rufstrom dient Wechselstrom von
etwa 16?/;3 bis 25 Per/s und etwa
100 V Spannung. Solche Anlagen
sind insbesondere für die Deutsche
Reichsbahn-Gesellschaft von der
Firma Mix u. Genest für 15 Teil-
nehmer an einer Doppelleitung ent-
wickelt worden.
Die Drosseln, die zwecks bester
Ausnutzung ihrer Schutzwirkung
Drahtdurchmesser müssen allen in Frage kommenden Be-
lastungen durch die Induktionsströme Rechnung tragen.
Unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse hat
die AEG die in Abb. 2 dargestellte Drossel entwickelt.
# 11768
Abb, 2.
Erdungsdrossel
Diese wird in Abständen von etwa 25 bis 30 km parallel
zum nächstliegenden Apparat angeschlossen. Der
Verlauf des Scheinwiderstandes bei Ruffrequenzen
ist in Abb. 3 dargestellt. Bei der Auswahl des magne-
tischen Materials ist der Umstand ausgenutzt, daß diese
hohen Scheinwiderstände bei niederen Frequenzen nur
im Bereich von etwa 60 bis 100 V erforderlich sind. Mate-
rial, Abmessungen und Wicklung wurden daher so
wählt, daß für die niederen Frequenzen der Anstieg der
Permeabilität der Feldstärke voll ausgenutzt en
onnte
Die Schutzwirkung der AEG-Drosseln erstreckt sich
nun nicht nur auf die Doppelleitungen, in die sie ein-
geschaltet sind, sondern, was besonders für Bahnanlagen
|
A
N
Wi
S
E
Ei
BE
gë
e
EEEENNELBNGENE
I NN TR
E reen v
unmittelbar parallel zu den Appa- Abb. 8. Scheinwiderstandskurve der Erdungsdrossel
raten angelegt werden, müssen da-
her so bemessen sein, daß sie sowohl für die Sprech-
ströme als auch die niederfrequenten Rufströme einen
so großen Scheinwiderstand haben, daß die Sprechver-
ständigung nicht beeinträchtigt wird und die Ruf-
ströme nicht unter die erforderliche Mindestspannung
gedämpft werden. Der Ohmsche Widerstand und der
wichtig ist, auch auf benachbarte Telegraphen- und
Signalleitungen im gleichen Kabel, da die von dem
induzierten Strom durchflossenen Leitungen als „Kom-
- pensationsleiter‘‘ wirken und so die früher vorgeschla-
‚gene kostspielige Unterbringung besonderer Kupfer-
leiter im Kabel entbehrlich machen.
LXXIV ETZ 1929, Heft 27 (VDE-Hauptversammlung 1929) 4. Juli 1929
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der Stade. Straßenbahn Dresden 1013 — Schwenkhagen, Buch- lastbarkeit v. Hochstromerd. u. verwandte Erwärmungsprobleme — Neue Norm-
t for Generatoren 1016 — Hahn, Drahtloses Gegensprechen 1019 blätter des DNA 1028 — Energiewirtschaft 1029 — Vereinsnach-
bernig, Die Elektrizität in Peru 1024. richten 1030 Sitzungskalender 1032 — Persönliches 1032
u aseH au: Toftleiteranordnungen für rotierende Peilfunksender 1018 — Brieien d Schriftleit.: Ritter 1032 — Literatur: F. Kuchen-
. Gasmengenmesser (Thomas-Messer) — Kathodenstrahloszillographen meister, K. E. Müller-Lübeck, K. Hoerner, Fr. Dietsche, M. v. Ardenne, J
gereest Notbeleucht, der Fördermaschinenräume 1025 — Tem- Tuma, G. Schmidt, L. Roth 1032 — Eingegang. Doktordissertationen 1035 —
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(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W9
50. Jahrgang
Berlin, 11.
Juli 1929 Heft 28
Das Schalten großer Leistungen*.
Von Fritz Kesselring, Berlin.
Übersicht. Durch Gegenüberstellung eines entladungs-
freien und eines entladungsbehafteten Stromkreises wird an
Hand einer hydraulischen Analogie gezeigt, daß Stromkreise
mit Entladungen sich nicht mehr geschlossen mathematisch
behandeln lassen. Daher wird das Einschaltproblem in Teil-
vorgänge aufgelöst und jeder einzeln behandelt. Die be-
kannten Messungen an stationären Lichtbogen werden durch
Messungen bei großer Stromstärke erweitert sowie die Be-
dingungen für das Erlöschen eines Wechselstromlichtbogens
abgeleitet. Die Anwendung dieser Überlegungen führte zur
Konstruktion brauchbarer Schaltstücke für Ölschalter sowie
zu vollkommen neuartigen Hochleistungs-Luftschaltern, von
denen drei verschiedene Systeme genauer beschrieben
werden.
1. Der entladungsfreie und der entladungsbehaftete
Stromkreis.
Das Verhalten entladungsfrcier elektrischer Strom-
kreise läßt sich mit Hilfe der Maxwellschen Theorie in
einer Klarheit übersehen, wie sie in der Plıysik wohl ein-
zig dasteht. Sowie jedoch Entladungen auftreten, und
dies ist gerade bei den Problemen der Hochspannungs-
und Hochleistungstechnik recht oft der Fall, versagt diese
Theorie. Man ist gezwungen, die Erkenntnisse der Elek-
tronentheorie und vor allem das Experiment hinzuzuziehen.
Um dieses eigenartige gegensätzliche Verhalten der
beiden genannten Theorien verstehen zu können, ist es
nötig, sich ganz kurz ihre Grundannahmen zu vergegen-
wärtigen. Beide Theorien gehen von der Existenz eines
elektromagnetischen Feldes aus. Die Maxwellsche
Theorie ordnet nun den beiden Grundvektoren & und 9
je eine Strömung zu, u. Zw. geschieht diese Zuordnung in
der denkbar einfachsten Weise, indem die elektrische
Strömung ie proportional der elektrischen Feldstärke Ç,
die magnetische Strömung im proportional der magneti-
schem Feldstärke H gesetzt wird:
Le = UE
İm = HAN,
Die beiden Hauptgleichungen der Maxwellschen Theorie
sagen lediglich aus, daß die beiden Strömungen nicht un-
abhängig voneinander sondern im wahrsten Sinne des
Wortes miteinander verkettet sind. Als weitere Voraus-
setzung gilt für diese Strömungen das Kontinuitätszesetz,
d. h. die Divergenz von i ist in jedem Punkt der Strö-
mung Null. Daraus geht hervor, daß die beiden Maxwell-
chen Strömungen eine vollständige Analogie zur Flüssi«-
keitsströmung unterhalb der kritischen Geschwindigkeit
aufweisen, denn auch in diesem Falle ist die Stromdichte
bzw. die Strömungszeschwindiskeit proportional dem
ruckgefälle und die Divergenz ist Null. Wesentlich für
die Universalität der Maxwellschen Theorie ist der Um-
siand, daß es nicht nötig ist, irgendwelche Annahmen über
dio Art des strömenden Mediums zu machen. Dieser grohe
Vorzug hat anderseits zur Folge, daß die Maxwellsche
Theorie bei Entladungsvorgängen versagt.
Die Elektronentheorie betrachtet es als ihre
Hauptaufgabe, die Bewegung der kleinsten elektrisch ge-
ladenen Teilchen unter dem Einfluß des elektromarneti-
schen Feldes zu ermitteln. Sie benötigt dabei noch die Ge-
setze der klassischen Mechanik, Gaskinetik und der
Wahrscheinlichkeitsrechnung. Auch im Gebiet der Elek-
PF Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 18. XTL 1928.
Dis Besprechung erscheint demnächst.
tronentheorie spricht man von einer Strömung, dem
sog. „Konvektionsstrom”, welcher unterhalb einer be-
stimmten Grenzgeschwindigkeit der bewegten Teilchen
ebenfalls das Charakteristische einer Flüssigkeitsströmung
aufweist. Bei bestimmter Geschwindigkeit erlangen jedoch
die bewegten Teilchen die Fähigkeit, durch Stoßionisation
neue Ladungsträger zu bilden, so daß die Divergenz der
Strömung dann nicht mehr Null ist.
ör
c)
U
“N
-qu s
dx
U, 9 e)
Abb. 1. Entladungsfreier und entladungsbehafteter Stromkreis.
Ich möchte Ihnen nun das Wesen des entladungs-
freien (Maxwellschen) und entladungsbehafteten (elek-
tronentheoretischen) Stromkreises an lland einer hydrau-
lischen Analogie etwas näher erläutern. In Abb. la wird
von einer Pumpe Flüssigkeit nach dem Punkte P, des
Rohres P,P} gepreßt. Der ganze Druckabfall zwischen
ne P, betrage P, — P, lat]. Dann ist das Druck-
refälle
Wu — dP _Pı—P;
p = dæ ~
Für die Strömungsgeschwindigkeit findet man im Gebiet
unterhalb der kritischen Geschwindigkeit =
v= k Pp.
Die Konstante k stellt die Leitfähigkeit des Rohres
P,P, dar und berechnet sich gemäß folgender Formel:
>
k= ia
5 2
Darin bedeutet r den Radius des Rohres und E den Zähig-
keitskoeffizienten. In Abb. 1b ist der la entsprechende
elektrische Stromkreis aufgezeichnet. Aus den dazu ge-
schriebenen Bezjehungen ist die Analogie ohne weiteres
ersichtlich.
Abb. 1c zeigt einen Flüssigkeitsstromkreis, bei dem
die Flüssigkeit aus einer halbkugelförmigen Brause mit
dem Radius @ durch Öffnungen mit dem Querschnitt F aus-
tritt und von einem darunterlierenden Teller mit dem
Radius R wieder aufgefangen wird. Die Aufgabe, die
Strömungsgeschwindigkeit v, in dem Abflußrohr des
Tellers zu bestimmen, ist nun außerordentlich viel schwie-
riger, als dies bei der Anordnung gemäß Abb. 1a der Fall
war. Eine direkte Beziehung zwischen der durch dieses
Rohr fließenden Flüssigkeitsmenge und dem Druck, den
1006
die Pumpe liefert, besteht nicht mehr, denn wie Abb.1d
zeigt. erreichen bei höherem Druck nicht mehr alle Wasser-
tröpfchen den Teller sondern ein Teil des Wassers fließt
an dem Teller vorbei, d. h. es kann sogar der Fall ein-
treten, daß mit höherem Druck die Flüssigkeitsmenge in
Dieser Fall würde einer Gas-
entladung mit fallender Charakteristik entsprechen. Wie
ist es zur Berechnung
von Da notwendig, die Bahn jedes einzelnen Wassertröpf-
chens zu ermitteln und festzustellen, ob diese Bahn noch
innerhalb des Tellers mündet oder daran vorbei geht. Die
Geschwindigkeit ist daher eine komplizierte Funktion des
Druckes, des Tellerradius, des Krümmungsradius a
ch
glaube, daß man schon an dieser einfachen Gegenüber-
stellung einer Flüssigkeitsströmung gemäß Abb. 1a und łc
erschen kann, wie außerordentlich kompliziert die Pro-
bleme der entladungsbehafteten Stromkreise sind. Ein
‚in dem sich eine Entladung,
z. B. ein Lichtbogen, befindet, bietet daher unendlich viel
größere Schwierigkeiten als die komplizierteste Anord-
Bei unseren weiteren Betrach-
tungen sind wir deshalb gezwungen, wesentliche Verein-
sehr oft werden wir nur Teil-
probleme behandeln können und müssen dieselben dann
dem Abflußrohr abnimmt.
aus Abb. le und 1d hervorgeht,
Brause, der Durchtrittsöffnungen der Brause usw.
Stromkreis gemäß Abb.1e
nung ohne Entladung.
fachungen einzuführen;
zum Teil gefühlsmäßig in das Gesamtbild einordnen.
2. Das Einschalten großer Leistungen.
Ein elektrischer Stromkreis kann sich in vier Betriebs-
zuständen befinden, nämlich: Er ist geschlossen oder
er ist offen; beide Betriebszustände fallen in das Ge-
biet der Maxwellschen Stromkreise und sollen deshalb
nicht weiter erläutert werden. Ferner: Der Stromkreis
wird geschlossen oder wird geöffnet. Bei diesen
vorübergehenden Zuständen treten im allgemeinen Ent-
ladungen auf, mit denen wir uns im folgenden näher be-
schäftigen müssen. Wir beginnen mit dem Einschalten,
u. zw. aus folgendem Grund:
Spannung
Strom
Widerstand
Abb. 2. Einschaltvorgänge.
Beim Einschalten kann bei Annäherung der Elek-
troden eine Entladung in Form eines Funkens oder Licht-
bogens entstehen. Diese Entladung wird jedoch beim Auf-
einandertreffen der Elektroden zwanesmäßig zum Erlö-
schen gebracht, falls der Strom nicht außerordentlich groß
ist, so daß dadurch Komplikationen entstehen. Daraus
folet: Die Entladung ist für den Ablauf des Einschalt-
vorganges nur von unterzeordneter Bedeutung. Ganz an-
ders liegen die Verhältnisse beim Ausschalten. denn die
Beendigung des Ausschaltvorganges hängt einzig und
allein von dem Abklingen bzw. Erlöschen des Entladungs-
vorganges ab. Der Ausschaltvorzang ist wesentlich be-
stimmt durch das Verhalten der Entladung.
In Abb. 2a...e sind fünf verschiedene Arten des Ein-
schaltens zusammengestellt. Abb. 2a entspricht dem Ein-
schalten eines Niederspannunsstromkreises. Der Wider-
stand r geht bei Berührung der Kontakte von seinem
Wert œ auf den Übergangswiderstand R zurück, die
Spannung u zwischen den Kontakten und der Strom i stei-
gen nach einer Exponentialfunktion an. Abb. 2b ist inso-
fern geändert, als die Kontaktstücke aufeinander gleiten,
wobei vorausgesetzt wird, daß die Leitfähigkeit zwischen
den Kontakten proportional ihrer Berührungsfläche sei,
woraus man für die zeitliche Abhängigkeit des Übergangs-
widerstandes das Gesetz
r= ne fl)
erhält, welches als Schaltfunktion bezeichnet wird. Der
Verlauf von Widerstand, Spannung und Strom entspricht
im wesentlichen Abb. 2a, nur sind alle Übergänge jetzt
stefig. Abb.2c zeigt die Einschaltung über eine Funken-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
dar, über die wir am besten informiert sind.
Höchstwerte der elektrischen
dere besteht direkt vor der Katode ein sehr hohes elektiri-
Der so gekennzeichneten Feldverteilung ent-
spricht die senkrecht schraffierte Verteilung
ladung.
sches Feld.
machen.
Durchbruchtehistrke von (fasen.
enthält a. S. 94 umfangreicbes Literaturverzeichnis.
11. Juli 1929
strecke. Der Widerstand der Entladung berechnet sich
nach dem Toeplerschen Gesetz zu
REN. AEN
fidt
in Abb. 2b. Das Abklingen des Stromes hängt damit zu-
sammen, daß der Kondensator sich entlädt. In den Abb. 2d
und 2 e sind schließlich Stromkreise mit Glimm- bzw. Licht-
bogenentladung angedeutet. Es wäre aber ein ganz unmög-
licher Versuch, bei diesen Stromkreisen den zeitlichen
Verlauf von u, i und r anzugeben, denn wir wissen über
die stationären Vorgänge noch derart wenig, daß es voll-
kommen unmöglich ist, Aussagen über die Ausgleichvar-
gänge im Gebiet dieser Entladungsformen zu machen. Es
sind deshalb nur die Charakteristiken dieser Entladungen
und der Verlauf des Widerstandes in Funktion des Stromes
aufgetragen. Man sieht, und dies ist für unsere weit>ren
Betrachtungen von Wichtigkeit, daß im Gebiet der Glimin-
entladunz (Abb. 2d) mit zunehmendem Strom die Span-
nung an der Entladung zunächst absinkt, dann ein Mini-
mum erreicht und über ein experimentell nur schwierig
verfolgbares (Gebiet stetig in die Liehtbogenspannung über-
geht. Der Widerstand nimmt dauernd ab und erreicht bei
Borenentladungen großer Stromstärke sehr kleine Werte.
Über die Schaltfunktion können wir nur das eine aussaren,
daß sie sicherlich von sehr vielen Größen abhängt. Neben
den elektrischen Größen werden Druck, Temperatur, Luft-
strömung, Elektrodenmaterial usw. eine ausschlaggebende
Rolle spielen.
Verzegenwärtiren wir uns die Vorgänge, welche beim
Einschalten eines Schaltgerätes vorsichzcehen, so spielen
sie sich in folgender Reihenfolge ab: Bei Annäherung der
Elektroden tritt zunächst ein Funkenüberschlag (Abb. 2c)
auf, der über eine Glimmentladung (Abb. 2d), welche
meist vollkommen verkümmert ist, in die Lichtbogen-
entladung (Abb. 2e) übergeht. Dann kommen die Schalt-
stücke zur Berührung und gleiten aneinander entlang,
welcher Vorgang Abb. 2b entspricht. Schließlich ist der
vollständige Kontaktschluß gemäß Abb.2a erreicht, d. h.
bei jedem Einschaltvorgang können die in Abb. 2 zusamınen-
gestellten Teilvorgänge auftreten, wobei sie sich im allge
meinen in der Reihenfolge: c — d — e — b — a abspielen.
Eine geschlossene mathematische Lösung des geschilderten
Einschaltvorganges, welche ausgehend von der Aufstellung
der Grundgleichung unter Berücksichtigung der Anfangs-
“und Randbedingungen das Problem löst, ist vorläufig
vollkommen aussichtslos. Wir müssen daher von dem
Hilfsmittel Gebrauch machen, die Teilvorgänge einzeln zu
diskutieren, um dann diese Teilergebnisse zu einem Ge-
samtbild zusammenzusetzen. Wenn diese Art der Betrach-
tunzsweise auch nicht vollkommen streng ist, so gestattet
sie doch, einen tieferen Einblick in den Ablauf des Ein-
echaltvorganges zu gewinnen.
Wir beginnen mit der Funkencentladung. Ihre Theorie
ist durch die Untersuchungen vonTownsendundSchu-
mann, sofern es sich um den Durchschlag von gasförmi-
gen Medien handelt, zu großer Vollkommenheit entwickelt
worden. Hingegen besteht zwischen dem auf Grund dieser
Theorie berechneten zeitlichen Verlauf einer Funken-
entladung und dem Experiment noch eine große Diskre-
panz. Die Entladungen verlaufen rund tausendmal schne!-
ler, als es die Theorie voraussagt.
H
— TO.)
u, i und r verlaufen bis zum Maximum von € ähnlich wie
Es erscheint jedoch
aussichtsreich, durch Hinzuziehung der angeregten Atom-
il
UH
H
W
d
D
verbände zur Ausbildung der Elektronenwolke beim Dutch:
schlag diese Schwierigkeit zu beseitigen.
Die Glimmentladung stellt diejenige Entladungsiorm
Spannunrs-,
Feld- und Raumladungsverteilung einer normalen Glimum-
um längs der positiven
Feldstärke &.
Die unmittelbar vor
ı Toep
der Kathode
ler, Ann. Phys. Bd. 21 (19061, S. 220.
entladung sind in Abb. 3 zusammengestellt. Man sieht, dab
die Spannung, auszehend von der Katlıode, zunächst stark
ansteigt, dann längs des Faradayschen Dunkelraumes au:
nähernd konstant bleibt,
Sänle
proportional anzusteigen.
Kurz vor der Anode zeigt sich
im allgemeinen nochmals eine größere Zunahme der
Spannung; dem Kathoden- und Anodenfall entspreche
n
Insbeson-
der Raum-
Für unsere weiteren Betrachtungen ist vor allem
die Erkenntnis von Wichtigkeit, daß sich vor der Kathode
eine große positive Raumladung befindet.
dieser Raumladung kann man folgendermaßen plausibel
liegenden
Die Entstehunz
Schumann, Ei
Verlag Julius Springer, Berlin 197
11. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
1007
Elektronen werden beschleunigt und erhalten nach
Durchlaufen einer gewissen Weglänge eine so große Ge-
schwindigkeit, daß sie durch Stoßionisation weitere Elek-
tronen abspalten. Da die Masse der so entstehenden Ionen
ungemein viel größer ist als die der Elektronen, bewegen
sich diese nur ganz langsam gegen die Kathode, d. h. es
muß tatsächlich vor der Kathode eine Wolke von Ionen
sich befinden, durch die die positive Raumladung gegeben
ist. Wir hatten an Hand der Abb.2d und e gesehen, daß
die Glimmentladung bei
Steigerung des Stromes
stetig in die Lichtbogen- u
entladung übergeht. Die- WS
sem stetigen Übergang d
folgen auch die Kurven
der Abb. 3. Die Gesamt-
spannung verringert sich,
ebenso geht der Kathoden-
fall zurük und kann
kleinste Werte bis zu etwa
12V erreichen. Der cha-
rakteristische Verlauf bleibt
jedoch der gleiche.
7
Abb. 4 Ölschalter nach
Einschalten von etwa 130 000 A.
Abb. 3. Glimmentladung. Ver-
lauf von Spannung U, Feldstärke
Œ und Raumladung o
Wir kommen nun zum Gleiten der Kontakte gemäß
Abb. 2b. Sofern es sich um kleinere Stromstärken handelt,
läßt sich dieser Vorgang mit Leichtigkeit übersehen. Hin-
gegen ist es bekannt, daß bereits die Vorgänge an Kommu-
tatoren rechnerisch sich kaum mehr übersehen lassen. Erst
neuerdings bricht sich die Auffassung Bahn, daß die bei der
Abb. 5. Kontaktabhebung durch elektrodynamische Einwirkung.
Kommutation beobachteten Schwierigkeiten zum Teil glei-
cher Art sind wie diejenigen beim Einschalten großer
Ströme. Schaltet man nämlich Ströme in der Größen-
ordnung von 50... 150 000 A ein, so zeigen sich bei Verwen-
dung normaler Schaltstücke verheerende Wirkungen. Bei
dem Ölschalter der Abb. 4 sind nach Einschalten von etwa
130 000 A die Schaltstücke und Stromverbindungsbrücken
abgebrochen, der Isolationszylinder zerstört und der Kes-
sel abgetrieben worden. Nachdem wir festgestellt hatten,
daß eine Verstärkung bzw. Vermehrung der Anzahl der
Kontaktfinger praktisch wirkungslos blicb, haben wir uns
entschlossen, den Einschaltvorgang systematisch zu unter-
suchen, wobei wir mit der elektrodynamischen Kontakt-
abhebung infolge Stromzusammendrängung im Berüh-
rungspunkt begannen. Abb. 5 zeigt links eine experimen-
telle Aufnahme der Stromverteilung in einem Schaltstück,
wobei angenommen wird, daß der Berührungspunkt der
beiden Kontakte einen Durchmesser d aufweist. Es ist
ohne weiteres klar und in der Literatur? schon vielfach
erwähnt worden, daß durch diese Stromverteilung be-
trächtliche abstoßende Kräfte hervorgerufen werden. Da
ihre Berechnung schwierig und wenig zuverlässig ist,
haben wir versucht, durch Messungen Einblick in die Ver-
hältnisse zu gewinnen. Abb. 6 zeigt die bei den Versuchen
Abb. 6 Waage zur Bestimmung der elektrodynamischen Kräfte
beim Einschaltrorgang.
verwendete Waage nebst dem Stromkreis. Die kleinen
Bügel am linken Ende des Waagebalkens tauchten
in Quecksilbernäpfe ein. Der Durchmesser der ein-
tauchenden Stifte konnte in weiten Grenzen ver-
ändert werden, ebenso das Maß a in Abb.5. Die ersten
Meßreihen wurden mit einem einzigen Bügel durchgeführt,
welcher sich entweder in der ausgezogenen oder punktier-
ten Lage befand. Vorausgesetzt ist, daß sich die Haupt-
stromschleife so schließt, daß der punktierte Bügel inner-
halb, der ausgezogene außerhalb der Schleife liegt. Dieser
Anordnung entsprechend müssen die Kräfte auf den aus-
gezogenen bzw. punktiert gezeichneten Bügel verschieden
sein, was durch die Kurven in der gleichen Strich-
art wiedergegeben wird. Man findet so z. B. bei a = 20 mm,
d=05mm und e= 10000A pro Finger eine abhebende
G: se 50g
30 60
90°
Abb. 7.
Kontaktabhebung durch Stol:.
Kraft von 9,6 kg auf den äußeren Bügel. Die Verhältnisse
ändern sich jedoch sofort grundlegend, falls man zwei
Finger gegenüber anordnet, wie dies ja bei beinahe allen
Fingerschaltstücken der Fall ist. Die Kräfte gehen dann
auf einen Bruchteil zurück, wie aus den unteren Kurven
zu ersehen ist. Bei richtiger Wahl des Maßes a ist es
sogar möglich, die abhebende Kraft vollständig zu kom-
pensieren. Macht man das Maß a noch kleiner, so werden
die Bügel bzw. die Kontaktfinger bei jeder Stromstärke
angepreßt.
Auf Grund dieser Erkenntnis wurden Versuche mit
Schaltstücken älterer Konstruktion durchgeführt, bei de-
nen die Verhältnisse so lagen, daß eine anziehende Wir-
kung der Kontaktfinger auftreten mußte. Diese Versuche
haben ergeben, daß eine Besserung auftritt. Ein einwand-
freies Einschalten war aber über den ganzen Strombereich
nicht möglich, es traten noch starke Verbrennungen ein.
Die Untersuchungen wurden unter Hinzuziehung der
Zeitlupe durchgeführt, wobei sich folgende für die Wei-
? Brühlmann, Bull. SEV Bd. 16, 8.81. — Roth, Hochspannungs-
technik, Verlag Julius Springer, Berlin om — Kopeliuvwitsch,
ETZ 1928, S. 676.
1008
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
11. Juli 1929
terentwicklung äußerst wichtigen Erscheinungen heraus-
stellten. Die Auswertung des Filmes zeigte ganz klar,
daß auch bei stromlosem Einschalten Kontaktabhebungen
auftraten, welche sich in Form schwach gedämpfter
Schwingungen bemerkbar machten. W. Estorff hat
schon wesentlich früher ähnliche Beobachtungen mit
Hilfe des Oszillographen gemacht, wobei sich zeigte, daß
auch beim Einschalten geringer Ströme eine von Null ver-
schiedene Einschaltarbeit auftrat. Von ihm stammt der
A 4 7073
Abb. 8 Kontaktabhebung durch Gasentwicklung.
Vorschlag, diese Schwingungen durch Anordnung einer
Stoß- bzw. Reibungsdämpfung zu unterdrücken. Dieser
Vorschlag war zunächst infolge konstruktiver Schwierig-
keiten kaum anwendbar erschienen, wurde jedoch wieder
aufgegriffen und führte zu einem vollen Erfolg.
100
— E
— — — — Glimmentladung
Bogenentladung
Abb. 10. Einfluß des Elektrodenabstandes ! auf
Kathodenfall U, und Gesamtspannung U (nach
Wehrli?)
Welche verheerenden Folgen die Kontaktabhebung
dureh Stoß haben kann, soll an Hand der einfachen An-
ordnung gemäß Abb. 7 erläutert werden. Der bewegliche
Kontaktstift hat zusammen mit der Traverse des Ölschal-
ters die verhältnismäßig große Masse m,, gegenüber der
die Masse m, des kugelförmigen, feststehenden Kontakt-
fingers sehr klein ist. Der Kontaktstift bewegt sich mit
einer Geschwindigkeit von 2 m/s gegen den Kontakt-
finger ma, welcher durch eine Feder mit 5 kg angepreßt
wird. Bei Annahme eines rein elastischen Stoßes wird
dem Kontaktfinzer m, beim Zusammentreffen eine An-
fangsscschwindigkeit von
Və = 2 V; cos a
erteilt. Die kinetische Energie wird in potentielle Ener-
gie, welche sich in der Kontaktfeder aufspeichert, umge-
wandelt. Aus der Gleichheit dieser beiden Energien be-
rechnet man eine Kontaktabhebung, wie sie in Abb. 7 auf-
getragen ist. Man sieht, daß bei zentrischem Stoß der be-
wegliche Kontakt bis zu 8 mm abgehoben wird, während
nur bei genau tangentialem Stoß keine Abhebung auftritt.
Dieser Fall läßt sich jedoch praktisch nie verwirklichen.
Wird die Bewegung von m, gedämpft, entweder durch
Reibung an festen oder flüssigen Körpern, so läßt sich in
3 Wehrli, Helvetica physica acta Bd. 1, 8. 323.
Abb. 11. Temperaturverteilung längs einer
Stabelektrode (nach Wehrli).
einfacher Weise erreichen, daß die Kontaktabhebung voll-
kommen verschwindet. Die Größe der Dämpfung ist der
Rechnung ohne weiteres zugänglich. "`
Bei ungedämpften Kontakten tritt jedoch noch eine
weitere Schwierigkeit hinzu. Sowie auch nur die ge-
ringste Kontaktabhebung auftritt, entsteht zwischen den
getrennten Kontakten ein Lichtbogen. Dieser Liehtbogen
erzeugt Gase, welche sich zwischen den Kontaktflächen
ausbreiten und einen bestimmten Druck auf die Kontakte
Abb. 9. Richtig bemessene Schaltstücke nach fünfmaliger
Einschaltung von Strömen bis zu 80 000 A.
ausüben. An Hand der Anordnung Abb.8 habe ich eine
einfache Rechnung durchgeführt, um die kontaktabheben-
den Kräfte infolge Gasentwicklung zu ermitteln. Dabei
wurde angenommen, daß sich der bewegliche Kontakt in
1 mm Entfernung vom feststehenden befindet. Die Ein-
schaltarbeit verläuft im wesentlichen nach einer Kosinus-
linie, die Gasmenge in heißem Zustand ist der Arbeit in
erster Annäherung proportional. Zusammen mit dem
Newtonschen Gesetz ergibt sich dann für den Ablauf des
Vorganges eine nichtlineare Differentialgleichung zweiter
Ordnung, welche man jedoch ohne große Mühe graphisch
lösen kann. Das Ergebnis ist in Abb. 8 für die dort an-
gegebenen Annahmen zusammengestellt. Man sieht, daß
sich der Kontakt zunächst kaum und, dann schneller und
schneller vom feststehenden entfernt. Die maximale ab-
hebende Kraft P erreicht einen Wert von etwa 13 kg.
2 Jom
— — — — Glimmentladung
Bogenentladung
Abb. 12. Temperatur der Kathode.
Dieser Höchstwert der Kraft wird nach 3-10 s er-
reicht. Es ist ohne weiteres klar, daß die Kontaktabhe-
bung durch Gasentwicklung sofort verschwindet, falls es
durch richtige Dämpfung der Kontaktfinger gelingt, eine
erstmalige Trennung bei der Berührung zu verhüten.
Daß die geschilderten Überlegungen richtig sind,
zeigte der Versuch mit Schaltstücken, welche elektro-
dynamisch abgeglichen und hydraulisch gedämpft waren.
Mit den in Abb. 9 zusammengestellten Kontakten wurden
fünfmal hintereinander Ströme bis zu 80000 A eingeschal-
tet, ohne daß sich dabei nennenswerter Abbrand und Gas-
entwicklung zeigten. Bei dem vielfingrigen Schaltstück
konnte überhaupt keine Spur von Abbrand mehr festge-
stellt werden, ein Ergebnis, das selbst unsere kühnsten
Erwartungen übertroffen hat.
Man könnte denken, daß nun nach vollendeter Ein-
schaltung sämtliche Schwierigkeiten überwunden sin
dies trifft jedoch nicht zu, denn man macht unter Umstän-
den die Beobachtung, daß zwar die Einschaltung an sich
einwandfrei verlaufen ist, daß jedoch ein Ausschalten des
Schalters nicht mehr möglich ist infolge Zusammenkle-
bens der Schaltstücke. Unsere Untersuchungen haben klar
gezeigt, daß es für jedes Schaltstück einen sog. Klebe-
strom gibt. Wird dieser kritische Stromwert überschrit-
ten, so schweißen die Kontakte zusammen; unterhalb
dieses Stromes lassen sie sich ohne Schwierigkeiten tren-
Po Jė n TEEN
11. Juli 1929
nen. Aus grundlegenden Untersuchungen von Holm*,
welche im Forschungslaboratorium des Siemens-Konzerns
durchgeführt wurden, geht hervor, daß diese Erscheinung
restlos aus der Spannung zwischen den Schaltstücken
beim Stromdurchzang erklärt werden kann. Holm hat
nämlich das wichtige Gesetz bewiesen, daß die Tempe-
raturverteilung in den Kontakten und die Verteilung der
elektrischen Feldstärke, abgesehen vom Maßstab, überein-
stimmen. Einer bestimmten Spannung zwischen den Kon-
takten entspricht deshalb eine bestimmte Temperatur. Das
Zusammenkleben tritt auf in dem Moment, in dem das
Material schmilzt bzw. anfängt zu sintern. Dieser Tem-
peratur entspricht eine ganz bestimmte Feldverteilung
und damit ein kritischer Spannungsabfall an der Berüh-
runestelle.
Nachdem diese Verhältnisse sich auf Grund dieser
Theorie und einer großen Zahl von Versuchen bei grober
Stromstärke geklärt haben, war es möglich, die Schalt-
stücke auch bezüglich des Klebestromes richtig zu dimen-
sionieren. Damit haben wir alle Vorgänge, welche beim
Kinschalten auftreten können, gestreift und gesehen, daß
die richtige Anwendung der Erkenntnisse zu brauchbaren
Konstruktionen geführt hat.
3. Das Ausschalten großer Leistungen.
Wir hatten bereits unter 2. erwähnt, daß der Aus-
schaltvorzang wesentlich bestimmt ist durch das Verhal-
ten der Entladung. Um den Entladungsvorzsang in einem
für das Ausschalten günstigen Sinne steuern zu können,
ist es daher erforderlich, möglichst genau den Mechanis-
mus der Entladung zu kennen. Leider sind aber die Vor-
gäinge, wie ich an Hand der Abb. 1 zu erläutern versuchte,
derart verwickelt, daß es bis heute nicht gelungen ist,
eine geschlossene Theorie der Bogenentladunz aufzu-
stellen. Immerhin sind schon Ansätze dazu vorhanden,
welehe gestatten, den Vorgang in großen Züsen zu be-
schreiben. Die Lichtbogenthevrie geht im wesentlichen
von zwei Grundzesetzen aus, nämlich dem Energiesitz
und dem Poissonschen Satz. Die sich daraus ergebenden
Schlulfolgserungen sind aber noch so unsicher, daß wir
uns nicht mit ihrer Diskussion aufhalten wollen sondern
uns gleich den durch das Experiment sicherrestellten Er-
eebnissen zuwenden.
V
1 2 3 4% s 6 7 8 828 V
Abb. 13. Charakteristik eines Wechselstromlichtbogens in Luft.
Dabei sollen zunächst einige Messungen der Physik
angeführt werden, welche sich über Strombereiche bis
zu etwa 2 A erstrecken. Im Anschluß daran erläutern
wir Messungen bei großen Strömen bis zu 10000 A. Durch
Vergleich der beiden Messungen soll geprüft werden, in-
wjeweit die Meßresultate der Physik ohne Fehler auf das
Verhalten des Lichtbogens bei großen Strömen anzewen-
det werden dürfen. Abb. 10 zeigt klar, daß sowohl im Ge-
biet der Glimm- als auch der Lichtbogenentladung der
Kathodenfall unabhängig von der Lichtbogenlänge ist,
während die Gesamtspannung aın Lichtbosen mit schr
groBer Genauigkeit proportional der Lichtbogenlüngze ist.
ben Zusammenhang zwischen Lichtboxzenspannung und
Strom hatten wir bereits an Hand der Abb.2d und e er-
läutert. Als wesentliches Ergebnis hat es sich gezeigt,
daß die Lichtbogenspannung mit zunehmendem Strom ab-
nıranmt. Abb. 11 vermittelt einen Einblick in die Tempe-
raturverteilung längs einer stabförmiren Elektrode. Der
l.ichtbogenkrater befindet sich bei der Abszisse 0, die
T'ernreratur fällt beim Eindringen in den Stab ab infolge
der Wärmeabgabe an die Umgebung. Als Temperatur
2 R. Holm u. E. Holm, Wiss. Veröfl. Siem.-Konz. Bd. 7, S. 217.
t M. Webrli, wie Fußnote &
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
1009
der Stirnfläche findet man bei 1 A Gleichstrom rd. 3100 °
abs. Weitere Messungen der Kathodentemperatur in Ab-
hängigkeit vom Strom sind in Abb. 12 zusammengestellt,
welche zeigt, daß mit zunehmendem Strom die Kathoden-
temperatur vollkommen stetig zunimmt. Auch im Ver-
lauf der Temperatur zeigt sich ein stetiger Übergang von
der Glimm- in die Lichtbozenentladune.
5A
Abb. 14. Charakteristik eines Lichtbogens in Luft, Öl und Wasser.
Die Messungen bei großer Leistung konnten vorläufig
nur bei Wechselstrom durchgeführt werden. Die Versuchs-
anordnung bestand aus einer Funkenstrecke mit stabförmi-
gen Elektroden aus Kupfer von 20 mm Stärke. Die Elek-
troden waren verschiebbar auf zwei Stützisolatoren be-
festiet. Die Lichtbogenspannung und der Strom wurden
oszillographisch gemessen. Die Genauigkeit ist deshalb
nur eine begrenzte Infolge der starken Beweglichkeit
des Lichtbogens war insbesondere die Messung der Span-
nungsverteilung längs des Lichtbosens mit außerordent-
lichen Schwicrigkeiten verbunden. Diese Kurven können
deshalb nur einen rohen Einblick in die Verhältnisse ver-
mitteln. Abb. 13, welche die Lichtbogenspannung in
Funktion des Stromes bei Lichtbogen in Luft zeigt, brinst
die erste Überraschung. Es zeigt sich, daß die Charakte-
ristik in dem Gebiet von 1000 ... 10 000 A steigend ist, nur
unterhalb von 1000 A hat sie Neigung, in fallenden Cha-
rakter überzuxehen. Dieses Resultat ist für die Beurtei-
A0 40 sn
Gem wf
H 20
Abb. 16. Lichtbogenspannung
und -länge in Luft, Ölund Wasser.
Abb. 15. Lichtbogenspannung
und -länge in Luft.
lung der Vorgänge in Schaltapparaten von größter Wich-
tigkeit, denn im Gebiet fallender Charakteristik ist die
Energie, welche im Schalter frei wird, nur in verhältnis-
mäßig geringem Maße abhängig von der Schaltleistung.
Sowie jedoch der Übergang zu konstanter bzw. steigen-
der Charakteristik erreicht wird, steist die Energie
linear bzw. quadratisch mit der Leistung an, so daß auch
die Beanspruchung in gleichem Maße wächst. Daraus er-
klärt sich das oft beobachtete enorme Ansteigen der Be-
anspruchung im Bereich der Grenzleistung. Abb. 14 ent-
hält neben der Kurve der Abb. 13 noch zwei weitere
Charakteristiken, von denen die eine in Öl, die an-
dere in Wasser aufgenommen wurde Man sicht, daß
die Charakteristiken in Flüssigkeit noch schwach fal-
lenden Charakter zeigen. Bei etwa 5 kA wird ver-
mutlich das Minimum erreicht. Die Größenordnung der
L.ichtbogenspannung stimmt mit den Werten in Luft
überein, der Minimumpunkt liest jedoch vermutlich bei
wesentlich höheren Stromwerten, was wahrscheinlich auf
die erhöhte Kühlung der Elektroden zurückzuführen ist.
Abb. 15 veranschaulicht das lineare Anwachsen der Licht-
bogenspannung in Funktion der L.ichtbogenlänze Man
sieht, daß das Gesetz der Linearität in einem Bereich von
0,15..5000 A Gültigkeit hat. Es liegen vorläufig keine
Anzeichen vor, daran zu zweifeln, daß dieses Gesetz auch
für noch wesentlich größere Ströme anwendbar ist. Eine
Gegenüberstellung der entsprechenden Messungen in Luft,
1010
Öl und Wasser enthält Abb. 16. Auch in Flüssigkeiten
nimmt die Lichtbogenspannung proportional mit der Licht-
bogenlänge zu.
Wie bereits erwähnt, war die Messung der Span-
nungsverteilung längs des Lichbogens mit außerordent-
lich großen experimentellen Schwierigkeiten verknüpft.
Einige Versuchsergebnisse an einem Lichtbogen in Luft,
Öl und Wasser sind in Abb. 17 zusammengestellt. Der
0 5 E 15
STE Luft ` — Öl
Abb. 17. Sondenmessung im Lichtbogen.
20 cm
———— Wasser
Nullpunkt der Abszisse war im Zeitpunkt der Messung
Kathode, der Punkt 20cm Anode. Ob die verhältnis-
mähig sehr großen Anodeı nspannungen tatsächlich vor-
handen sind oder auf Störungen in der Sondenmessung,
welche bekanntlich nicht besonders einwandfreie Resul-
tate ergibt, zurückzuführen sind, läßt sich, bevor weitere
Meßresultate vorliegen, nicht entscheiden. an aber
zeigt diese Kurve mit aller Deutlichkeit. Der S Jpannungs-
verlauf längs des Lichtbogens stimmt in groen Zügen
mit dein Spannungesverlauf einer Glimmentladungz gemäß
Abb. 3 überein. An den Elektroden liezen Gebiete hoher
Feldstärke, dazwischen nimmt die Spannung annähernd
proportional zu, d. h. ist die Feildstärke praktisch kon-
stant. Zum Schluß haben wir noch untersucht, welchen
Einfluß die EMK und die Frequenz der Stromquelle auf
die Lichtbozenspannung ausüben. Die Messungen sind in
den Abb. 18 und 19 zusammengestellt. Es zeigt sich, daß
—f
35 2 kV 12,5 25
Abb. 18. Licbtbogenspannung
und EMK des Stromkreises.
D Lo 50 he
Abb. 19. Lichtbogenspannung und
Frequenz.
weder die EMK noch die Frequenz einen nennenswerten
Finfluß auf die Höhe der Lichtbogenspannung ausübt.
Nach neueren Messungen scheint vor allem die Frequenz-
abhängirkeit der Lichtbogenspannung noch kleiner zu
sein, als sie nach Abb. 19 erscheint.
Zusammenfassend können wir deshalb aussaren:
Die Lichtbogencharakteristik ist im Gebiet kleiner
Ströme immer fallend, erreicht jedoch mit zunehmendem
Strom einen Minimalwert, um von da an wieder zuzunch-
men. Die Lage des Minimums hängt ab von der Form und
dem Material der Elektroden sowie von der Kühlung. In
Luft wird das Minimum der Lichtbogenspannung bei
kleineren Strömen erreicht als in Öl und Wasser. Das
Gesetz der Linearität zwischen Lichtborenspannunz und
Lichtbosenlänge ist für einen Strombereich bis zu 5000 A
in Luft, Wasser und Öl als bestätigt gefunden worden.
Die Spannungsverteilung längs eines Lichtborens cent-
spricht auch bei sehr großen Strömen in ihren Grund-
zügen der Spaunungsverteilung einer Glimmentladune.
Auch dieses Gesetz gilt für Liehtboren in Luft und in
Flüssirkeiten. Die elektromotorische Kraft des Strom-
kreises und die Änderung der Frequenz in einem Bereich
von 12,5..50Hz haben praktisch keinen Einfluß auf die
l.ichtbogenspannung. Temperaturmessungen an den Katho-
den bei großen Strömen konnten nieht durchgeführt wer-
den. Nach Messungen der Physik liegt die Temperatur
in der Größenordnung von 3500 ... 4000 ° K.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
11. Juli 1929
s
4. Die Existenzbedingungen eines Lichtbogens
und ihre Vernichtung.
Die Kenntnis des Verhaltens eines stationär brennen-
den Lichtbogens ist zwar wichtig für die Beurteilung der
Vorgänge in einem Schaltapparat, gestattet aber noch
nicht, den Vorgang in irgend einem Sinne zu steuern.
Während der Pysiker sein ganzes Bestreben darauf rich-
tet, einen möglichst stabilen, für die Messung geeigneten
Lichtbogen zu erzeugen, hat die Schaltertechnik nur den
einen Wunsch, die Stabilität zu stören, um ein frühzeiti-
ges Erlöschen zu erreichen.
Die Stabilitätsbedingungen eines Gleichstromlicht-
bogens sind durch die Arbeiten von Kaufmann und
Busch seit.langem bekannt. Verfeinerungen wurden
noch angegeben von Dällenbach®. Ein Erlöschen ist
nur dann möglich, wenn die Lichtbogencharakteristik
über die Widerstandscharakteristik des zugehörigen
Stromkreises zu liegen kommt. Man erreicht das Löschen
des Lichtbogens dadurch, daß man ihn in die Länge zieht,
was durch elektrodynamische Wirkung, magnetische und
Luftblasung erreicht werden kann. Wesentlich neue Ge-
sichtspunkte sind bis heute nicht bekannt geworden. Man
hat iedoch durch umfangreiche Versuche insbesondere die
magnetische Blasunz zu hoher Vollkommenheit ent-
wickelt. Grundlerend anders liegen die Verhältnisse beim
\Wechselstromlichtbogen, denn bei jedem Stromnnlldureh-
gang erlischt der Lichtbogen für ganz kurze Zeit. Es
hängt nun alles davon ab, ob die Bedingungen für eine
Neuzündunz vorhanden sind oder nicht. In ersterem
Falle brennt der Lichtboren weiter, im zweiten Fall bleibt
er erloschen. Beim Abschalten eines Schalters unter
Kurzschluß besteht zwischen wiederkehrender Spannung
und Strom meist eine Phasenverschiebungr von annähernd
90°, d.h., in dem Moment, in dem der Strom dureh Null
weht und dabei der L ichtbogen erlischt, tritt an den Elek-
troden die Amplitude der Spannung auf und versucht,
die Gasstrecke zwischen den Elektroden wieder in leiten-
den Zustand zu bringen. Bei rein induktivem Stromkreis
würde die Spannung in unendlich Kurzer Zeit nach dem
Erlöschen des Stromes mit ihrer vollen Höhe zwischen
den Elektroden vorhanden sein.
WI
Abb. 20. Wechselstromlichtbogen-Zündung beim Stromnulldurchgaung.
Nun sind aber rein induktive Stromkreise in Wirklich-
keit nie vorhanden. Jeder Stromkreis weist neben Induk-
tivität auch Kapazität auf und bildet daher ein schwin-
gungsfähiges System. Überschlagsrechnungen zeigen,
daß die Eigenfreruenz der in der Praxis vorkommenden
Stromkreise zwischen 100 und 10° Hz liegt. In Abb. 20 ist
ein einfacher Stromkreis mit Schalter und Kurzschluß-
stelle dargestellt. Durch die punktiert eingezeichneten
Spulen und Kondensatoren soll angedeutet werden, daß
die Leitungen mit Induktivität und Kapazität behaftet
sind. Der Lichtbogen brennt zunächst mit einer Span-
nung Ur bis zum Moment, in dem der Strom € seinen
Nullwert erreicht und der Lichtbogen erlischt. Dann be-
ginnt ein Ausgleichvorgang in Form einer Eigenzeschwin-
gung mit der Frequenz i
= BE 5 ET 4
IavLcC
welche auf die Lichtborenspannung Up’ überleitet. Up‘
ist im allgemeinen größer als Ug, da sich in der Zwi-
schenzeit die Elektroden weiter voneinander entfernt
haben. Aus Abb. 20 geht klar hervor, daß die Steil-
heit des Spannungsanstieges nach dem Stromnulldurch-
gang wesentlich bestimmt ist durch die Eigenfrequenz ~y
des Netzes. Je größer diese EFigenfrequenz ist, um 50
größer ist der Spannungsanstiegz. Die Neuzündung des
° Kaufmann, Ann. Phys. Bd. 2 190, S. 158. — Busch, Sta-
bilitäit. Labilität u. Pendelungen in d. Elektrotechnik. Verlag 8. Hirzel.
Leipzig 1913. — Dällenbach, Phys. Z Bd. 77. S. 101.
11. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
1011
Lichtbogens hängt nun einzig und allein davon ab, ob es
der ansteigenden Spannung innerhalb der Zeit ť möglich
ist, das Gasgemisch wieder in leitenden Zustand zu über-
führen. Diese Erkenntnis ist von äußerster Wichtigkeit
für die Beurteilung von Hochleistungsversuchen im Prüf-
feld. Bei der Prüffeldanordnung ist im allgemeinen die
Induktivität nicht sehr groß und die Kapazität außer-
ordentlich klein, was eine sehr hohe Eigenfrequenz be-
dingt. Im Netz wird die Induktivität immer in gleicher
Größenordnung, die Kapazität ebenso sicher immer viel
größer sein, d. h. die Bedingungen für das Erlöschen des
Lichtbogens sind im Netz infolge der kleineren Eigen-
frequenz ganz bedeutend günstiger. Daraus erklärt sich,
warum Ölschalter, welche im Prüffeld bei Leistungen von
50..70MVA zerstört werden, im Netz an Stellen, an
denen sicherlich über
100 MYA Abschaltlei-
vs“
= stung auftritt, cinwand-
frei arbeiten.
Abb. 21. Sperrspannung U,
an der Unterbrechungstelle
und Spannungsanstieg du/dt
(nach Slepian).
Abb. 24. Löschkammer und Quer-
stromkammer.
Ich möchte nun im nachstehenden einige Versuche kurz
erläutern, welche die Schaffung eines Hochleietungs-
Luftschalters ohne Öl zum Ziel haben.
Ee
UU
nu.
ANAY
POIJILILILAALLLS
D
\ STERN
Abb. 2. Defon-Breaker.
Wir beeinnen dabei mit dem Deion-Breaker
von Westinghouse’, welcher seine Entstehuug den
Überlegungen von Slepian verdankt. Slepian hat durch
theoretische und experimentelle Untersuchungen gefunden,
daß die der Kathode unmittelbar vorgelagerte Gasschicht
in außerordentlich kurzer Zeit ihre Leitfähigkeit verliert.
Dies erscheint plausibel, denn nach Abb.3 herrscht an
dieser Stelle ein relativ hohes Feld, welches die positiven
und negativen Ladungsträger in außerordentlich kurzer
Zeit trennt und zur Entladung an der Kathode bzw. zur
Wiedervereinigung im Gebiet der positiven Raumladung
führt. Wir haben geschen, daß die Neuzündung wesentlich
abhängig ist von dem Spannungsanstieg nach dem Strom-
nulldurchgang. Untersucht man nun experimentell, welche
Spannung man an eine Funkenstrecke im Moment des Er-
löschens des Lichtbogens anlegen kann, wobei der Span-
nungsanstieg variiert wird, so findet man eine Abhängig-
keit gemäß Abb. 21. Daraus geht hervor, daß eine wieder-
kehrende Spannung bis zu 200 V praktisch bei beliebiger
Höhe des Spannungsanstieges nicht mehr zur Neuzündung
führt, während Spannungen von 400 und 600 V schon bei
Spannungsanstiegen von etwa bh. 10. 10° V/s zur Neuzün-
dung ausreichen. Diese Feststellung steht in Überein-
stimmung mit der Erfahrung, wonach Luftschalter bis zu
200V kaum Schwierigkeiten bieten, während Luftschalter
’ ETZ 1929, 8. 686.
für 500 und 1500 V, wie sie bei Bahnanlagen gebräuchlich
sind, bereits ganz erhebliche Schwierigkeiten bereiten.
Der geniale Gedanke von Slepian besteht nun darin, durch
Zwischenschalten von Platten in die Bahn des Lichtbogens
weitere künstliche Kathoden zu schaffen, in deren unmit-
telbarer Umgebung jeweils eine nach außerordentlich kur-
zer Zeit nicht leitende Schicht entsteht. Dadurch wird der
Spannungsbereich der Apparate entsprechend erhöht. Bei
einer Platte zwischen den Elektroden wird eine zulässige
wiederkehrende Spannung von etwa 350 V erreicht, bei
zwei Platten erreicht man 500 V usw. Der prinzipielle
Aufbau eines Luftschalters ist in Abb. 22 dargestellt. Der
Lichtbogen wird durch ein Blasfeld in ein Plattensystem
hineingetrieben, in welchem er durch ein radial gerichte-
tes Magnetfeld zur Rotation gezwungen wird. Dies hat
den Zweck, einem Abbrand der Platten vorzubeugen. Mit
einem derartigen Schalter sind bei 12kV Schaltleistungen
bis zu 400 MVA einwandfrei bewältigt worden.
In den letzten Jahren hat man sich an verschiedenen
Stellen mit dem Problem des Vakuumschalters?
beschäftigt. Der Vakuumschalter beruht darauf, daß eine
Stromleitung nur dann möglich ist, wenn genügend La-
dungsträger zur Verfügung stehen. Erzeugt man ein
Vakuum in der Gößenordnung von 10*...10° mm He,
so kann man darin einen Stromkreis praktisch ohne
Entladung unterbrechen. Die wenigen Atome, welche in
der Umgebung der Elektroden noch vorhanden sind, wer-
den vielleicht gespalten, die entstehenden Ladungsträger
genügen aber bei weitem nicht, um eine Stromübertragung
nennenswerter Größe zu
vermitteln. Der Versuch
zeigt, daß man einwandfrei
Ströme bis zu 3000 A bei
wiederkehrenden Spannun-
gen in der Größe.aordnung
von 5000 V unterbrechen
kann. Steigert man die
Leistung noch weiter, so
treten zunächst Entladun-
gen auf, welche dann bald
zur Zerstörung des Vaku-
umschalters führen. Diese
Erscheinung kann vermut-
lich folgendermaßen er-
klärt werden. Die Trennung
der Schaltstücke ist nicht
momentan möglich sondern
ihr geht ein Zustand ver-
minderten Kontaktdruckes
voran. Während dieser Zeit
ist der Übergangswider-
stand wesentlich höher, und
die Übergangsfläche wird
bei großem Strom auf hohe
Temperatur erhitzt, so
daß Gase aus den Metallen
austreten oder, falls die-
sem vorgebeugt wurde, das
Metall selbst verdampft.
Sowie aber eine Verdamp-
fung auftritt, sind die Vor-
bedingungen für den Va-
kuumschalter, nämlich der
Mangel an Ladungsträgern,
nicht mehr erfüllt, und ‚lie
Abb. 23. SSW-Preßluftschalter.
Möglichkeit, daß der Licht-
bogen stehen bleibt, ist ge-
geben. Es scheint deshalb,
daß der Vakuumschalter
vorläufig nicht berufen ist,
als Hochleistungschalter zu
dienen. Seiner Einführung würde auch die an sich recht
schwierige Haltung eines Hochvakuums entgegenstehen.
Verhältnismäßig günstige Resultate haben wir in neue-
ster Zeit mit Schaltern erreicht, bei denen die Licht-
bogenlöschung durch Preßluft hervorgerufen
` wird. Bei diesen Schaltern nimmt man an, daß die ioni-
sierten Gase, welche sich im Moment des Stromnulldurch-
gangs zwischen den Elektroden befinden, durch einen Luft-
strom schr hoher Geschwindigkeit (bis zu 700 m/s) aus dem
Bereich der Elektroden gespült werden, so daß zwischen
diesen Elektroden nach sehr kurzer Zeit ein Medium hoher
Durchschlagfestigkeit sich befindet. Eine Versuchsanordnung
eines derartigen Preßluftschalters, mit der Drehstromlei-
stungen bis zu 400 MVA abgeschaltet wurden, zeigt Abb. 23.
Das bekannteste Mittel zur Löschung eines Licht-
bogens besteht darin, die Unterbrechungstellen unter Öl
wv ETZ 1927. 8. 436.
anzuordnen. Wenn man sich aber
eigentlich unter Öl die Unterbrech
durchführen läßt als in Luft, ‚so bleib
klare Antwort schuldig,
wirkung des Öles, die anderen auf di
zurück. Eine befriedigende Erklärung li
nicht vor.
a 02 0906081
Lichtbogendauer —+— Licht
Abb. 25. Einfluß des freien Querschnit
Auf Grund von Rechnungen
neuen Hochleistungsprüffeldes h
ufgabe gestellt i
öschkammern sorgfältig
etzes von 1000
und objektiv
2 4 € pr %
..... Überdruck im Schalter
bogenlänge
tes F einer Lösch
erdruck.
erscheint es m
beim Abtreiben eines Kes-
ibe des Glasschalters
Klärung der geschilderten
Forschung
Siemens-Konzerns eingehende eXperime
kaum überschen lassen, falls
man nicht umfangreiche Hilfsmittel zur eXperimentellen
Erforschung zur Verfügung hat. i
beim Scl
Dabei hat sich gezeigt, daß das Verhalten der
mer auf dem Reißbrett zu entwickeln.
für jede Betriebspannung große Versuchs
um schließlich die günstigste Form der K
sind einige Messungen zus
wobei als Abszisge die Ringfläche zwischen Bodenöffnung
den. In Abb. 25
—___
° ETZ 1997, o 1278.
der konstruktiven Durch-
ist. Nach unseren Ver-
‚ eine Löschkam- ze : ;
Es sind vielmehr Schalten leerlaufender Leitungen die Vielfachunterbre.
erien notwendig,
ammer zu fin-
ammengestellt,
Hz die Lö-
kammer auf Lichtbogen
öglich, daß
fläche F = zu wählen ist, um g
dimensioniert, so kann anderseits gesagt werden,
jedoch zur Löse
hinweisen, welche z. Z. im Hochleistungsprüffelq d
eingebaut wird. as Prinzip dieser Anordnung
darauf, den Schaltvorgang in einen Regelvorgang
wandeln und die dabei auftretende Energie in eine
ser Abbildung geht hervor, daß bei 6kV eine Relativ-
Eu nn
a EEE TE En EEE EEE TEE e
nn
en ER
daß die
uf bil ligste
umzu-
m Ge-
pat
O
es
Cé
fäß aufzunehmen, welches dafür besonders geeignet ist. In Zeitdauer des Regelvorgange Auf-
Abb. % ist links ein normaler Vorstufenschalter angedeu- au des Apparates ist es gelungen, den ganzen Vorgang
tet, rechts mit diesem verbunden ein regelbarer Flüssig- auf %..%8 zusammenzuziehen, daraus folgt, daß man
keitswiderstand. Derselbe ist zwischen Haupt- und Vor- mit verhältnismäßig kleinem Flüssigkeitswiderstand
kontakt angeschlossen. Der Einschaltvorgang vollzieht enorme Ströme schalten kann. Befinden sich in einer An-
sich nun folgendermaßen: Der Hauptschalter linke wird lage mehrere Schalter, so kann durch Legen einer Hilfs-
auf die Vorstufe geschaltet, der regelbare Widerstand än- sammelschiene ein regelbarer Widerstand für sämtliche
dert sich in diesem Moment von hohem Widerstand auf eingebauten Hauptschalter verwendet werden, wie dies
kleinen Widerstand durch Eintauchen der beweglichen aus Abb.26 klar ersichtlich ist. Den Aufbau eines der-
Elektrode, dann werden die Hauptkontakte geschlossen. artigen regelbaren Widerstandes zeigt Abb. 27. Dieser
Beim Ausschalten vollzieht sich der Vorgang in umge- Widerstand wird zZ. Z. im Hochleistungsprüffeld der SSW
kehrter Reihenfolge. Die im Widerstand freiwerdende eingebaut, die Vorversuche haben gezeigt, daß er mit
Energie hängt neben dem Strom vor allen Dingen von der Strömen bis zu 60 000 A einwandfrei arbeitet.
nn
Gelenkzug der Städtischen Straßenbahn Dresden.
Der Gelenkzug oder D-Wagen (Durchgangswagen) verbunden eind. Die Langträger der Endwagen werden
der Städtischen Straßenbahn Dresden ist das letzte Glied gegen unzulässige Formänderungen durch ein Spreng-
im Entwicklungsgang des Straßenbahnwagenbaues. Der werk ausgesteift.
Entwurf für diese Wagengattung wurde in längerer ein- Das Kastengerippe ist nach einer dem ausführen-
vehender gemeinsamer Durcharbeitung mit der Städtischen den Werk geschützten Sonderbauart „Hohlsäule Bauart
Straßenbahn Dresden von der Christoph & Unmack A.G., Niesky“ hergestellt. Die Kastensäulen bestehen aus U-
Abb. 1. Zusammenstellung des Gelenkwagenzuges System Niesky-Sachsenwerk.
Niesky (O.-S.), aufgestellt. Der Gelenkwagenzus besteht föürmig gebogenen Blechen, deren
aus zwei Triebwageneinheiten und einem von diesen ge- Flanschen durch einzenietete Winkel
tragenen Mittelteil (Abb. 1). Durch diese Anordnung ergibt verstärkt sind. Der Obergurt und die
aich der Vorteil, daß die Grundteile des Zuges zweiachsige Zwischengurte bestehen ebenfalls aus
Triebwsgeneinheiten in üblicher Bauart darstellen, die fiir gepreßten Blechgurten. Die Falten-
sich vollkommen betriebefähig eind, während der Mittelteil baig-Stirnwände der Endwagen und
die Kupplung zwischen diesen beiden Endwagen ersetzt. des Mittelteils sind als reine Blech-
Infolge der Längeneinteilung des Zuges wird der In den wände ausgeführt und enthalten gleichzeitig die Schutz-
Gleiskrümmungen zur Verfügung stehende Lichtraum taschen für die Faltenbälge. Das Dach ist als Tonnendach
weitestgehend ausgenutzt, da beim Einfahren in die Gleis- mit hölzernen, eisenbewehrten Spriegeln ausgeführt und
bogen der Mittelteil nach außen bis an die Grenze des mit wasserdichtem Segeltuch nach teichsbahnvorschrift
Lichtraumaquerschnittes ausgeschwenkt wird. eingedeckt.
Die Raumeinteilung des Zuges weist zwei große Ah-
teile zu je 30 Sitzplätzen und je 6 Stehplätzen, ein Mittel-
teil zu 30 Stehplätzen und zwei Vorbaufen Zu je 8 Steh- rk Er:
plätzen auf. Der Mittelteil ist mit seinem über das Kopf- "E A "es
stück hinaus verlängerten Langträger im Gelenkkopfstück e ZE a
der Endwagen unter Zwischenschaltung von Abfederungen
gelagert. Die Führung der Teile in der waagerechten Ebene ZC
erfolgt durch einen Gelenkbolzen, welcher in einer all- Fr BAT
seitig drehbaren Bronzebuchse geführt ist. Diese Anord- A BEE
nung der Gelenkverbindung weist folgende Vorteile auf. N d "oe P
Der Mittelteil ist durch die seitliche Übertragung der N
Lasten sehr gut gegen Querschwankungen gesichert. Das
eigentliche Gelenk hat nur die Gelenkkräfte, keine lot-
rechten Belastungen ZU übertragen und kann eich aus
diesem Grunde sehr leicht einstellen. Die Übertragung
der lotrechten Lasten durch abgefederte Rollenlager auf
Gleitbahnen, welche im Endwagen liegen, bewirkt eine
vollkommene Abbremsung der vielfach beobachteten Abb. 2 Glei
Schlingerbewegungen der Zweiwagenzüge. Die Endwagen u
SEN als int een ohne Laufgesieü E
eführt. Die e infolge der Gleisuneben eiten werden Di | i á
durch eine doppelte Abfederung, bestehend aus einer Blatt- holz = ee Kung den Im a
ler und hinzugeschalteten Schraubenfedern in Dreipunkt- führung, im Mittelteil und auf den Vorbauten in natur-
ee CEET Weeer ferngebalten, 60. daß ein sehr heller Ausführung. Die Innendecke ist als Steinpappen-
higer Gang des Wagens gewährleistet ist. decke ausgeführt. Die Wandbekleidung unterhalb der
Das Untergestell des gesamten Wagenzuges besteht DBrüstung besteht aus dunkelbraunem Triolin. In jedem
aus Wealzeisenquerschnitten, welche durch kräftige Kno- Abteil eind auf jeder Wagenseite zwei Fensterfelder mit
tenplatten und Streben Zu einem biegungsfesten Rahmen Schiebefenstern ausgerüstet. Sämtliche Fenster sind in
"a t >
EEN au» Be...
chstrom-Hauptstrom-Bahnmotor niedriger Bauart.
|
1014 Elektrotechnische 11. Juli 1929
Zeitschrift 1929 Heft 28
Metallrahmen eingefaßt. Oberhalb der Fenster befinden bei der Reichsbahn, aus zwei übereinanderliegenden Eisen-
sich mit Eisblumenglas versehene Lüftungsklappen. Die blechpl i ä
Lüftung wird ergänzt durch je drei Flettnerlüften auf ausstattung sind in verchromtem Rotguß hergestellt,
dem Dach der Hauptabteile. Die Sitze sind als Rindleder- i i j
rung der Bremswirkung ist ferner wie üblich eine Sand-
streuvorrichtung eingebaut, die sowohl elektromagne-
tätig beim Einschalten der Gefahrbremsstufen des Fahr-
i Schalters sowie beim Einschalten des Schienenbrems-
Stromes.
Zur Kenntlichmachung des Fahrzieles sind über den
Führerständen Richtungs- und Nummernschildkästen Bau-
; art Christoph & Unmack mit nach unten herausziehbaren
Schildhaltern für die Streckenbezeichnung eingebaut.
Die elektrische Ausrüstung des Zuges wurde vom
Sachsenwerk, Licht- und Kraft-A. G., Niedersedlitz, ge-
liefert. Sie ist für direkte Steuerung der Motoren entwor-
fen. Bedingungszemäß sollten beide Triebwagen von Jedem
der beiden an den Stirnseiten des Zuges aufgestellten Fahr-
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ka"
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den ganzen Zug erforderlich. Sie sind in einem an der
Wagendecke hierzu vorgesehenen Kabelkanal verlegt und
Jede der vier Achsen des Zuges wird von einem neu-
zeitlichen, mit Eigenlüftung und Rollenlagern ausge-
statteten, normalen Hauptstrommotor der Tatzenlagertype
angetrieben. Die Stundenleistung jedes Motors beträgt
S 33 kW bei 550 V Gleichstrom und 800 U/min. Obgleich der
Abb. 3. Nocken-Doppelfahrschalter. Triebraddurchmesser nur 650 mm beträgt, ist es gelungen,
die Bauhöhe des Motors e niedrig zu halten, daß einer.
Polstersitze ausgeführt. Für die Quersitze sind Leicht- seits betriebsichere Abstände zwischen Schienen und Mo-
metall-Sitzwangen vorgesehen worden. Sämtliche Schiebe- tor und anderseits zwischen Motor und Unterkante des
türen sind auf Dowald-Kugelrollenlaufführungen gelagert, Wagenfußbodens erzielt wurden (Abb. 2).
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Abb. A Abwicklung des Nocken-Dopj
'elfahrschalters und Ausw ertung der Schaltung für einzelne Fahrschalterstellungen.
ie zweiflügeligen mit einer Kupplungsvorrichtung zum Als Gebra
leichzeitigen Öffnen beider Flügel ausgerüstet, Die schlußbremsung gewählt. Im Interesse der unbedingten
Faltenbälge sind als Lederbälge mit Segeltuchüberzug etriebsicherheit dieser Bremsung sind zwei voneinander
hergestellt. Die Übergangsbrücke besteht, ähnlich wie unabhänei
11. Juli 1929
dem je zwei Motoren eines Wagens auf je einen getrennten
Satz Bremswiderstände arbeiten. Dadurch ist die Gewähr
gegeben, daß bei Versagen eines Motors die Bremsung
nur für die Hälfte des Wagenzuges wirkungslos wird,
während bei Vorhandensein eines einzigen Bremsstrom-
kreises, auf den sämtliche vier Motoren arbeiten, die
Kurzsehlußbremsung in einem solchen Falle vollkommen
versagen würde.
Abb. 5 Aul’enansicht des Gelenkwagenzuges System Niesky-Sachsenwerk.
Um die eingangs erwähnte Bedingung der direkten
Steuerung von vier Bahnmotoren verhältnismäßig großer
Leistung und eine betriebsichere, voneinander unabhängige
Kurzschlußbremsung beider Triebwagen von einem Steuer-
schalter aus erzielen zu können, war es nötig, einerseils
für jede Motorgruppe einen besonderen Satz Anfahr-, Re-
selungs- und Bremswiderstände und anderseits Doppelfahr-
schalter zu verwenden, d. h. Fahrschalter, welche aus zwei
zwanzläufixz miteinander betätigten Walzen bestehen
Abb. 6 Innenansicht des Gelenkwagenzuges System
Niesky-Sachsenwerk.
(Abb.3). Damit die Betätigung dieser Fahrschalter in der
Nr Weise durch Kurbel bzw. Handrad bei ungefähr
gleicher Kraftaufwendung ermöglicht wurde, wie sie bei
den normalen Straßenbahnwagen vorhanden ist, mußte der
Fahrschalter als Nockenfahrschalter ausgebildet und durch
Anwendung besonderer Mittel auf leichte Betätigungsmög-
lichkeit großer Wert gelegt werden. Das ist tatsächlich auch
vollkommen erreicht worden. Die Fahrschalter sind im
übrigen so ausgebildet, daß von jedem Fahrschalter aus
nicht nur der ganze Zug, also alle vier Motoren vorwärts
und rückwärts gefahren und betriebsmäßig im Kurzschluß
gebremst werden kann, sondern daß genau die gleichen
Manöver wahlweise mit einem der beiden Wagen sowohl
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
1015
in gekuppeltem als auch in entkuppeltem Zustande aus-
führbar sind. Abb. 4 zeigt die Abwicklung des Nocken-
Doppelfahrschalters und die Fahrschalterstellungen.
Außerdem ist eine Gefahrbremsung als Schienenbrem-
sung, bestehend aus vier Magneten System Jores, verwendet
worden, durch die die Bremsverzögerung im Gefahrfalle
verdoppelt und damit die Betriebsicherheit des Zuzes we-
sentlich erhöht wird. Die Betätigung der Schienenbremse,
welche durch Frisch-
strom gespeist wird, er-
folet durch neben den
Fahrschaltern angeord-
nete Schienenbrems-
schalter. Die bequem
zu betätigenden Schie-
nenbremsschalter füh-
ren den einzelnen Schie-
nenbremsmagenet-Grup-
pen den Frischstrom
derart zu, daß jeweils
die Magnete des Endwa-
gens zuerst ansprechen,
wodurch eine Stauchung
des Zuges vermieden
wird. Ferner sind die
Schalter so ausgebildet,
daß die Magnete, falls
erforderlich, durch Be-
tätigung besonderer
Sandstreumagnete ge-
sandet werden kön-
nen. Diese Magnete
sind mit Frischstrom-
wicklung versehen, während die in der letzten Kurz-
schlußĝbremsstellung in Tätigkeit tretenden Sandstreu-
magnete nur für den Motorenkurzschlußstrom bemessen
sind. Die Anordnung ist so getroffen, daß während der
Betätigung des Schienenbremsschalters eine Frischstrom-
slocke ertönt, um zu verhindern, daß die Magnete unab-
E längere Zeit von Frischstrom durchflossen
werden.
Die übrigen Apparate der elektrischen Ausrüstung
wie auf den Wagendächern montierte Anfahr-, Regelungs-
und Bremswiderstände, die Stromabnehmer mit den Schleif-
stücken System Fischer, die Blitzableiter, Automaten so-
wie die Beleuchtungs- und Heizungseinrichtung und die
akustische Signalglocke für Schwachstrom eind in nor-
maler Ausführung verwendet worden.
Die Hauptabmessungen des Wagens sind:
länge über Stirnwandblech . 23 156 mm
Länge über ES e Éier, er e - 24166 ,,
Länge des Sitzabteils . . GENEE 730 ,,
Länge des Mitteleinstieges. . © 2 2 2 220. 4 000
Länge der Vorbauten . . . 2. 2. 2 2 nn nn. 1928 ,,
Größte Wagenbreite . . der var A een A 2200 „
Breite über Seitenwandblee ho. REIN 2116 ,,
Höhe O. K. Wagendach iber O. K. si E EH 3150 „
Höhe O. K. Wagenfußboden über O. K.S... 700 „o
Höhe der ersten Trittstufe . . . et 395 „
Höhe der zweiten AU ee 305 .„
Spurweite . . ; e DR A a ve S a 1448 ,,
Laufkreisdurchmeaser | > 22002. 650 „,
Achsstand . . 3500 ,,
‚ntfernung der Gelenkpunkte von Mitte Achsatand 4000 ,,
Entfernung der beiden Gelenkpunkte ..... 4000 „
Gewicht des betriebsfertigen Zuges. . . . . . . 28 000 kg
Gewicht der elektrischen Ausrüstung . 2... 7 000 ,,
Anzahl der Sitzplatze. e, 60 ,,
Anzahl der Stehplätze . . 2 2 2 2 2 nn nn 58 „
Gesamtplatzzahl `, 118 „
Der Gelenkzuz in der dargestellten Ausführung hat
sich im Betrieb gut bewährt. Vor allem zeichnet sich der
Zug durch einen außerordentlich ruhigen Lauf auch in
den Gleiskrümmungen aus. Der wesentliche Vorteil der
(relenkzüge liegt einmal in der vorzüglichen Anpassungs-
fähigkeit an den Spitzenverkehr durch die Möglichkeit,
die beiden Zughälften in ihrer Belastung auszugleichen,
anderseits durch die Möglichkeit, bei Strecken mit größe-
ren Hlaltestellenabständen (Schnell- und Außenbahnen)
an Schaffnern sparen zu können. Die Linienführung und
das Aussehen des Zuges werden allen zu stellenden Aa-
forderungen gerecht (Abb. 5). Besonders hervorzu-
heben ist die gute Raumwirkung im Innern des Zuges
durch die großen Wagenabteile, welche einen ungehin-
derten Durchblick auf große Längen gewähren (Abb. 6).
1016
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
11. Juli 1929
Buchholzschutz für Generatoren.
Von Dr. H. Schwenkhagen, Kassel.
Übersicht. Es wird ein neuartiger Fehlerschutz für
elektrische Generatoren beschrieben, seine Wirkungsweise er-
läutert und Näheres über seinen konstruktiven Aufbau mit-
geteilt. Versuche im Laboratorium und im praktischen Be-
trieb haben seine Unempfindlichkeit gegen äußere Beeinflus-
sungen erwiesen. Die beschriebenen Vorversuche über seine
Empfindlichkeit bei wirklichen Generatorfehlern haben gün-
stige Ergebnisse gezeitigt.
Mit der Einführung des Buchholzschutzes für Trans-
formatoren? hat die Elektrotechnik zum erstenmal den Weg
verlassen, den sie bis dahin für den Schutz elektrischer
Hochspannungsapparate für einzig gangbar hielt. Sie hat
hierbei darauf verzichtet, die Schwankungen von Strom,
Spannung oder Leistung, die im Fehlerfalle auftreten, als
Hauptmerkmal für das Vorhandensein eines Fehlers anzu-
sehen. Statt dessen wird als Kriterium für den nicht ord-
nungsmäßigen Zustand des zu schützenden Apparates das
Vorhandensein von Zersetzungstoffen des Isoliermaterials
benutzt. Die Praxis hat erwiesen, daß es bei Benutzung
dieses Prinzips möglich ist, ein Schutzeystem zu cent-
wickeln, das allen bestehenden elektrischen Systemen an
Einfachheit und Betriebsicherheit wie auch Empfindlich-
keit und Selektivität mindestens gleichkommt. Es hat sich
überraschenderweise ergeben, daß die Ausnutzung einer
his dahin unliebsamen und lästigen Begleiterscheinung
jeder Störung den auf alle anderen scheinbar primären
Vorgänge begründeten Schutzarten überlegen war. Bei
der guten praktischen Bewährung dieses Systems im Be-
triebe für flüssigkeitsisolierte elektrische Apparate mußte
der Gedanke naheliegen, den Grundgedanken des Buch-
holzschutzsystems auch auf nichtflüssigkeitsisolierte Appa-
rate, insbesondere Generatoren, anzuwenden. Die Beschrei-
bung eines für diese Zweoke entwickelten Apparates soll
im folgenden gegeben werden.
Es liegt im Betrieb des soeben geschilderten wie
aller anderen Systeme, daß kein danach ausgebildeter
Apparat die Fähigkeit besitzt, die Entstehung von Fehlern
in elektrischen Apparaten grundsätzlich zu verhindern.
Sein Schutzwert kann stets nur darin liegen, im Augen-
blick der Entwicklung eines inneren Fehlers so recht-
zeitig anzusprechen, daß durch die frühzeitige Einleitung
von Gegenmaßnahmen die Ausbreitung der Zerstörung
auf die der Störungstelle benachbarten Teile in den engsten
Grenzen gehalten werden kann. Aufgabe des Schutzappa-
rates ist also nicht die Verhütung von Fehlern sondern
die Eingrenzung des Schadenumfanges auf ein Minimum
durch Abschaltung der Energiezufuhr zur Fehlerstelle,
Betätigung von Löscheinrichtungen usw. Im Gegensatz
zu allen anderen Systemen elektrischer Art besitzt aber
der Fehlerschutz durch Zersetzungstoffe den Vorzug, daß
er mit Sicherheit nur bei wirklichen Fehlern arbeitet und
Fehlauslösungen bei ihm ausgeschlossen sind, die sich sonst
kaum mit absoluter Sicherheit vermeiden lassen.
Für den Bestand der Wicklung eines elektrischen
Generators sind alle diejenigen Fehler gefährlich, die eine
große Wärmeentwiecklung an der Fehlerstelle oder an
anderen vom Fehlerstrom durchflossenen Teilen mit sich
bringen. Bei jeder derartigen Erwärmung findet nun eine
Zersetzung von Isoliermaterial statt, die man trotz der
starken Luftzufulhr, die eine Oxydation begünstigt, am
besten als Destillation bezeichnet. In den von der Kühl-
luft fortgespülten Zersetzungsteilen finden sich die typi-
schen Destillationsprodukte organischen Materials: Wasser-
stoff, feste und flüssige Kohlenwasserstoffe, Kohlenoxyd
und unverbrannter Kohlenstoff. Es wäre nun z. B. denk-
bar, die Wechselwirkung zwischen dem Wasserstoffgehalt
der (Greneratorenabluft und katalytischen Stoffen, beispiels-
weise Platin, zur Einleitung der Schutzfunktion auszu-
nutzen. Auch der osmotische Druck, das Wärmeleitver-
mögen, das spezifische Gewicht, die Durchsichtigkeit oder
chemische Reaktionen der Zersetzungstoffe ließen sich für
diese Zwecke verwenden. Der Versuch hat jedoch gezeigt,
daß die im folgenden beschriebene Einrichtung allen an-
deren denkbaren Ausbildungsformen bei weitem überlegen
ist hinsichtlich der Empfindlichkeit und Zuverlässigkeit
des Ansprechens.
In Abb. 1 ist schematisch die Konstruktion eines sol-
chen Apparates dargestellt, der das Absorptionsvermögen
der festen und tropfenförmigen Zersetzungsbestandteile
! ETZ 1928, S. 1357.
der Abluft für Wärmestrahlung ausnutzt. Ein kreisrundes
Rohr ist durch eine Trennwand in zwei Kammern geteilt,
von denen die eine als Vergleichskammer dient, während
der zweiten ein Teil der Generatorabluft durch einen der
beiden Stutzen zugeführt wird; durch den anderen Stutzen
wird dieser Teilstrom — im allgemeinen sind das nur
wenige Prozent der Gesamtluftmenge — wieder in den
Hauptluftstrom zurückgeleitet. Der an einem Ende das
Rohr abschließende Hohlspiegel sammelt die von einer
Wärmestrahlquelle ausgehenden Wärmestrahlen und wirft
sie annähernd parallel durch die beiden Kammern hindurch
auf den am anderen Rohrende in einem abgeschlossenen
Gehäuse untergebrachten Wärmeempfänger, der dazu be-
stimmt ist, die Unterschiede der Wärmezustrahlung in die
für die Betätigung eines Relais erforderlichen elektrischen
Ströme umzusetzen.
Abb. 1. Schematische Darstellung des Buchholz-Generatorenschutzes.
‚ Als Wärmestrahlquelle wird in diesem Apparat
eine Glühlampe mit einer Systemgröße von 11 X 12mm
benutzt, die bei ihrer Nennspannung von 110V eine
Energieaufnahme von 500 W hat. Da es in diesem Ap-
parat nicht auf die Lichtausbeute der Lampe ankommt,
sondern nur ihre Wärmestrahlung benutzt wird, kann man
die Lampe mit einer Leistung von nur etwa 300 W be-
treiben und dadurch die Lebensdauer auf das für die
praktische Verwendbarkeit der Apparatur erforderliche
Maß heraufsetzen. Der Hohlspiegel hat bei 15 cm Brenn-
weite 23cm Dmr., also ein Öffnungsverhältnis von 1 : 0,6.
Lier verwendete Spiegel ist rückseitig versilbert, so daß
sein Reflexionsvermögen dauernd unverändert bleibt.
Abh. 2. „Wärmeempfänger.
Das wichtigste Glied des Apparates ist endlich der
Wärmeempfänger, den Abb. 2 in seiner praktischen
Ausführung zeigt. Er besteht aus 3 mm breiten Rein-
nickelbändern von tho mm Stärke, die in zwei
Ebenen derart angeordnet sind, daß eine geschlossene
Fläche von zweimal 54 X % mm Größe entsteht. Je nach
der Menge der von beiden Kammern durchgelassenen
Wärmestrahlung, die von je einer dieser beiden Flächen
aufgenommen und zu rd. 65 % absorbiert wird, verändert
sich die Temperatur der Nickelbänder. Die Temperatur-
schwankungen folgen dabei den Schwankungen der
Wärmestrahlung praktisch unverzögert wegen der ge-
ringen Dicke der Einzelbänder. Die Einzelbänder jeder
Wärmeempfangsfläche sind elektrisch in Reihe geschal-
tet und ergeben so einen Widerstand, dessen Größe eich
wegen des hohen Temperaturkoeffizienten von Reinnickel
(0,006) der \WVärmestrahlung entsprechend verändert.
Elektrotechnische Zeitschrüt 1929 Heit 28 1017
11. Juli 1929
Diese beiden Widerstände bilden nach Abb. 3 zusammen Energiezufuhr zu der wärmestrahlenden Lampe und da-
mit zwei ebensogroßen temperaturunabhängigen Wider- mit auch die Wärmeausstrahlung. Von diesen Änderun-
stinden aus Konstantan eine Wheatstonesche Brücke; das gen werden jedoch beide Empfängerwiderstände in glei-
im Brückenzweig selbst liegende Drehspulrelais kann bei cher Weise betroffen; das Gleichgewicht der Brücke
Verwendung einer Gleichspannung von im Mittel 14 bleibt erhalten. Auch jede Spannungsänderung an der
an der Brücke so widerstandsfähig ausgebildet werden, Brücke selbst bleibt einflußlos, da die Brücke im Nor-
daß es allen betriebsmäßigen Ansprüchen hinsichtlich malzustand stromlos ist. Derartige Änderungen bewirken
I'nempfindlichkeit gegen Erschütterungen und Sicherheit Mur eine Veränderung der Empfindlichkeit, nicht aber
der Kontaktgabe vollständig genügt. eine Störung der Gleichgewichtslage.
Solange sich in beiden Kammern des Apparates, dessen
praktische Ausbildung Abb. 4 wiedergibt, Luft von gleichem 110 Volt
Absorptionsvermögen befindet, erhalten die beiden Wider- ER
stünde des Empfängers gleiche zugestrahlte Wärmemen-
ven, nehmen infolgedessen gleiche Temperaturen an un
besitzen also auch gleichen elektrischen Widerstand. Die i l
Brücke ist im Gleichgewicht, das Relais stromlos. Ge- Ad Auslösung
langt nun in die in Abb. 1 untenliegende von der Abluft
durchströmte Kammer Luft, die Rauchbestandteile ent-
H D og
D St, e a
—— D
— EE mm a EE Ce
Etgen
nn ee
strahlung dieser Kammer ab, der
zugehörige Empfängerwiderstand
wird kälter und kleiner, das Re- =
lais erhält Strom und schließt
bei Überschreitung eines ein-
stellbaren Mindestwertes den
Kontakt für ein Hilfsrelais Ka
(Abb. 5), das seinerseits mittels Abb.3. Prinzipielle Schaltung Abb. 6& Schaltbild des Generatorschutzes.
eines Quecksilberkontaktes, der des Wärmeempfängers.
eine Schaltleistung Von 1 / S e
einwandfrei bewältigt, den Generatorschalter, den Ent- e E orsuche Ip. Ton den GE 2
e d ar S : \ i : gigke C
regungschallen „u Löscheinrichtung, "7" W arnungsignal Spannungsverhältnissen tatsächlich vorhanden ist, und
i : daß die konstruktive Gestaltung der Einkapselung der
Empfängerwiderstände auch eine genügende Unabhängig-
keit des Gerätes von der Temperatur der durch die eine
Kammer streichenden Generatorabluft garantiert. Bei
diesen Versuchen konnte gleichzeitig ermittelt werden,
ob die erforderliche Unabhängigkeit des Apparates vom
Feuchtigkeits- und Fremdgasgehalt der Abluft vorhanden
ist. Eine merkliche Verschiebung des Brückengleich-
gewichts konnte weder bei Veränderungen der Luftfeuch-
tigkeit zwischen 0 und 100 % noch bei starken Beimen-
gungen Von Wasserstoff oder Kohlensäure festgestellt
werden. Diese Versuche über die Unempfindlichkeit der
neuen Generatorschutzeinrichtung sind in vollem Um-
die bisher an dem
seit etwa zwei Mona 00 kW-Maschine an-
geschlossenen App it werden konnten.
Abb. 4. Äufere Ansicht des Buchholz-Generatorschutzes.
Es liegt in der Natur der soeben beschriebenen
Sehutzeinrichtung, daß sie vollständig unabhängig ist
von allen Vorgängen im äußeren Stromkreis des zu
schützenden Generators, denn sie hängt ja mit seinem
Stromkreis in keiner Weise zusammen. Sie wird auch |
von äußeren Kurzschlüssen der Maschine unbeeinflußt
Abb. 5 Zwischenrelais f&r die Steuerung der (jeneratorschalter.
bleiben, solange dabei nicht die \Wicklung auf Tempe-
raturen aufgeheizt wird, die über der Zersetzungstem-
peratur der Isolierstoffe liegen. Induktive Beeinflus-
sungen durch den Stoßkurzschlußstrom sind, soweit sie Auch über die Empfindlichkeit des Apparates bei
Abb. 7. Einbau des Schutzes bei einer kreislaufgekühlten Maschine.
von dessen Wechselstromkomponente herrühren, völlig Generatorfehlern liegen schon einige Versucheergebnisse
unschädlich, da die Apparatur an Gleichstrom ange- vor. Wenn es bisher auch noch nicht möglich war, der-
schlossen wird und das Relais nur mit Gleichstrom be- artige Versuche mit betriebsmäßig eingeleiteten wirk-
us Be on u denk ore Beeinflussung durch lichen Fehlern auszuführen — solche Versuche sollen
an leichstromg 1° es Sto kurzschlußstromes ist jedoch in Kürze stattfinden? —, so gestatten die bisherigen
durch Verlegung der Zuleitung als verdrilltes Kabel mit Versuche doch schon einige Rückschlüsse auf die Be-
Meiallmanto} er so klein zu halten, daß sie auf das triebsbrauchbarkeit. Sie wurden in der Art ausgeführt,
serät ohne jeden Einfluß bleibt. daß in den Kühlluftstrom des Generators besondere DD:
Aber auch von Spannungsänderuneen des Strom- len mit normaler Wieklungsisolation eingebracht wur-
kreises, an den der Apparat selbst nach Abb. 6 ange-
schlossen ist, ist er weitgehend unabhängig. Bei Span- ı Derartige Versuche haben in der Zwischenzeit bereits statt-
nungschwankungen in diesem Kreis ändert sich zwar die gefunden. Über ihr Ergebnis wird in Kürze berichtet werden.
1018
den; diese Spulen wurden dann ähnlich
wie ihrer Beanspruchung im
Falle eines
schlusses entspricht.
Kantenlänge.
so lange belastet, bis der Apparat die zehnfache Rauch-
Iıchte
Befund
SC
d
`
|
|
|
A
Abb. 8. Einbau des Schutzes in der Kaltluftkammer eines kreislauf-
gekühlten 10000 kW-Generators.
länger ertragen haben, ohne vollständig zerstört zu wer-
en. Die Verlustenergie betrug bei diesem Versuch
etwa Ta fie der Generatornennleistunz.
wurde auch bei einer freiaus-
blasenden Wasserkraftmaschine von 17500 kVAL
ausgeführt, die 50 m?/s Kühlluft verbrauchte. Die Spule
hatte bei diesen Versuchen etwa 7 der Abmess
e also entsprechend 1 %
der Generatorleistung, ergab sich die
die zur Auslösung erforderlich
Die Spule hat dabei diese Belastung ohne schwere Zer-
störung minutenlang ertragen.
Apparat vorzüglich geeignet ist, Generatoren beim Ein-
treten von Windungschluß zu schützen. Daß er mit der
i it auch beim Auftreten eineg Phasen-
kurzschlusseg innerhalb der Maschine arbeiten wird, be-
g. Sein Schutzbereich
umfaßt aber nicht nur die Wicklung des S
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
hoch belastet,
Vindungs- upfindlichkeitsgrenze des Gerätes überschrei . Bei
.D. wurde dieser Versuch bei
einer 7 KVA-Wasserkraftmaschine mit Kreislaufküh-
ieser Beanspruchung war die Spulenisolation zwar
man schließen
onnte, die Spule würde die Belastung noch wesentlich
11. Juli 1929
kungsweige von der Art und Be
Ist der Erdschluß rein metallisch, ohne daß eine E
icklung, so ist damit unvermeidlich
auchentwicklung und damit das Ansprechen des A
rates verbunden.
Abb. 7 zeigt schematisch den Einbau des Apparates an
einer kreielaufgekühlten Maschine mit Axialkühlung. In
ezug auf den Luftweg ist dabei, man sieht, der Appa-
eine
Ppa-
menge, die für den A
en enerator zurückkehrt, ist praktise
Die praktische Ausführung des Einbaues zeigt Abb. 8
am Beispiel einer kreislaufgekühlten 10 000 k i
Seweitet ist. Aus dem Austrittstutzen. de
atoren einen
Gebiete des Fehler-
Luftleiteranordnungen für rotierende Peilfunksender.
Unter verschiedenen Vereinfachungen stellt Smith-
R oset die Gleichungen für das magnetische Feld auf für
den einfachen Rahmen, für zwei in einem be
lich sein können. Sie sind dadurch bedingt, daß dieN
des Peilzeichens sich verschieben bzw.
rahmensystem mehrfach auftreten.
ergibt sich ein Empfangsminimum, wenn die Ebene
Antennenpaares senkrecht zur Richtung Seng D
Zer Steht. Dieses Minimum wird durch nachts auftrete
Reflexionen nicht beeinflußt, auch treten keine
inima auf.
cienetsten. Anschließend folgt der R
sion über di
Section stattgefunden hat.
U" RL. Smi th-Rose, J. Inst. E1. Engs. London., Bd. GR S
—
- 2%.
San
ll. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
1018
Drahtloses Gegensprechen.
(Mitteilung aus dem Reichspostzentralamt [Telegraphentechnisches Reichsamt])
Von Postrat Dipl.-Ing. W. Hahn, Berlin.
Übersicht. Nach Erwähnung früherer, vom Reichspost-
zeutralamt gemeinsam mit den Fachfirmen ausgeführter Ver-
suche mit drahtlosem Gegensprechen werden die grundsätz-
lichen Schaltungen sowie die bei dem Anschluß von Fern-
sprechleitungen erforderlichen Maßnahmen erörtert, wobei
auf die Doppel- und einfachbetätigten Rückkopplungsperrer
besonders eingegangen wird. Über die auf der Versuchs-
strecke Berlin— Hamburg unter Benutzung kurzer Wellen
ausgeführten Stabilitätsmessungen und über die beobachteten
Schwunderscheinungen innerhalb des Sprachfrequenzbandes
werden Mitteilungen gemacht. Die Einrichtungen für den
Fernsprechverkehr Deutschland— Argentinien und die auf
dieser Strecke angestellten Versuche werden beschrieben.
Den Schluß der Arbeit bildet ein Ausblick auf die weitere
Entwicklung des drahtlosen Gegensprechens.
1. Definition und Anwendungszebiete des
drahtlosen Gegensprechens.
Unter „drahtlosem Gegensprechen” wird eine Fern-
sprechbetriebsart verstanden, bei der die Übertragung der
Sprache zum Teil auf drahtlosem Wege erfolgt und bei
der die Anlage so eingerichtet ist, daß — wie bei dem
—
yema pas
wot D
w em
\
\_
|
|
N. Berlin = R
IN Zmpfangsstalon E
k Vermittlungsstelle ; X
; IR
Teilnehmep &
; ren
Telephonie-
sender
Königswusterhausen
Abb. 1. Gegensprechversuche Berlin—Kopenhagen.
normalen Fernsprechverkehr über Leitungen — jeder-
zeit eine Unterbrechung des Sprechers durch den an-
derer Teilnehmer möglich ist. Dies setzt voraus, daß beide
Teilnehmer mit je einem Sender und je einem Empfänger
in Verbindung stehen müssen.
Das drahtlose Gegensprechen kommt überall da in
Frage, wo es sich darum handelt, eine Fernsprechverbin-
dung herzustellen zwischen solchen Orten, die nicht durch
Leitungen miteinander verbunden werden können, also in
erster Linie zwischen beweglichen Sprechstellen, z. B.
Schiffen, Luftfahrzeugen untereinander sowie zwischen
omsfesten Stationen und. solchen Fahrzeugen. Ferner
kommt das drahtlose Gegensprechen in Betracht zwischen
ortsfesten Stationen, die aus technischen oder wirtschaft-
lichen Gründen nicht durch Fernsprechleitungen miteinan-
di verbunden werden können, also z.B. im Überseever-
ehr.
Vom Reichspostzentralamt (TRA) wurden schon im
Jahre 1919 zum Teil in Gemeinschaft mit den Fachfirmen
Versuche auf diesem Gebiet begonnen. Auf diese Versuche
sei kurz eingegangen. Im Jahre 1920 wurden gemeinsam
mit Telefunken Gegensprechversuche zwischen der Marine-
funkstelle Warnemünde und dem dänischen Fährschiff
„Prinsesse Alexandrine“ durchgeführt. Schwierigkeiten
zeigten sich auf der Landstation, da es hier nicht in aus-
reichendem Maße gelungen war, den Empfänger von den
störenden Beeinflussungen des Senders freizumachen. Der
für Wechselstromheizung und Anodengleichrichtung ge-
baute Landsender hatte eine Leistung von etwa 800 W
und stand in unmittelbarer Nähe vom Empfänger. Der
Schiffsender, der nur einige Watt Leistung hatte, störte
den Bordempfänger nicht.
Abb. 2. Gegensprechanlage der Hauptfunkstelle Norddeich.
Im nächsten Jahre wurden Gegensprechversuche zwi-
schen Berlin und der dänischen Station Lingby aufgenom-
men. Für die Versuche standen Lichtbogensender der
Firma C. Lorenz A.G. zur Verfügung. Der Sender auf
deutscherSeite war auf der Hauptfunkstelle Königswuster-
hausen untergebracht. Die zugehörige Empfangsanlage
befand sich im Laboratorium des Reichspostzentralamts in
der Neuen Friedrichstraße, wo auch der Übergang auf das
Fernsprechnetz vorgenommen wurde. Die Gesamtanord-
nung zeigt Abb. 1. Der Sender in Königswusterhausen
arbeitete auf 4000 m, der dänische Sender auf 3500 m. Zur
Verbindung der drahtlosen Geräte mit den Fernspreclıh-
netzen dienten gewöhnliche Gabeln. Auf beiden Seiten
konnten Anschlüsse an das lFernsprechnetz mit Erfolg
durchgeführt werden.
À, ——
Mikrophon Aender Empfänger Telephon
se,
Telephon Empfänger sender Mikrophon
Abb. 3. Elektrisch und akustisch getrennte Wege.
In den Jahren 1924 und 1925 wurden wiederum Ver-
suche mit Schiffen in See („Albert Ballin“, „Columbus”
u.a.) ausgeführt!. Als Landstation wurde die Hauptfunk-
stelle Norddeich herangezogen Die lLandsendewelle be-
trug 2300 m, die Schiffsendewelle 1800 m. Die Anordnung
in Norddeich zeigt schematisch Abb. 2. Bei den Versuchen
machte es anfangs Schwierigkeiten, den Bordempfänger in
ausreichendem Maße vor den Störungen durch den Bord-
sender zu schützen. Es konnte deshalb bei der ersten Ver-
suchsreihe an Bord nur im Wechselverkehr gearbeitet
werden, d. h. während des Empfangs an Bord mußte der
Sender abgeschaltet werden. Bei den späteren Versuchen
gelang es, den Bordempfänger so auszugestalten, daß er
nicht mehr durch den Bordsender gestört wurde. Es war
nunmehr möglich, auch an Bord in Gegensprechverkehr
zu arbeiten.
Auf die ncueren Gegensprechversuche mit kurzen
Wellen wird später eingegangen werden.
LW Iabhn, Der Fernsprechverkehr mit Schiffen in See, Jahr-
buch für das gesamte Funkwesen, 2. Jahrg. 1926; Der Funk 1924, S. 173;
El. Nachr. Techn. Bd. 3, 5. 100.
1020
2. Die:
Antenne jeweils an den Sender oder an de
Elektrisch und akustisch
n Empfänger Gen
getrennte angeschlossen wird. Vom Reichspostzentralamt wurde jm e
ege. Einseitiger u nd doppelseitj ger Jahre 1925 zur Verständigung zwischen zwei Kabeldamp-
Fernsprech netzanschluß Fe rnsprechen ern eine im Wechselverkehr arbeitende drahtlose Fern
im Wechsel verkehr mit Umschaltu ngen. Sprechanlage eingerichtet?, Es wurde hier
r ; s s g l , Diese Anlage hat gut
ängen für beide Sprechrichtungen a an setzt jedoch voraus, da
regung) oder tretenden Personen über die Eigenart de
durch Echo auftreten können. Derartige A
nlagen laesen unterrichtet sind. Er eignet sich nicht für Sprechstellen
Sich jedoch nur in besonderen Fällen einrichten. des öffentlichen Verkehre,
Aa 3. Lange und kurze Wellen. Verschiedene
d und gleiche Wellenlängen für beide Rich.
tungen. `
Mikrophon Für den drahtlosen Gegensprechverkehr ist
große Rolle hinsichtlich der zu überbrückenden Entfer-
Teilnehmer i
ü Fernsprechverkehr dieselben
Wellenlängen benutzen, die sich für den drahtlosen Tele
Teleohon F 5 £Taphiebetrieb als die geeignetsten erwiesen haben. Für
; ! ürzere Entfernungen, z. B. für den Flußmündungsver
Abb. A Einseitiger Fernsprechnetzanschlu®. i
m vorgesehen.
ellenlängen nicht
, die zum sendern bereits so stark besetzt ist, daß |
eiteres mit dem Neueinzurichtende
ischen Störungen zu leiden
äßig, da alle die vom hat, bereiten bei kurzen Wellen die Schwunderscheinungen
mpfänger aufgenommenen Störun i oppelzeichen* Empfangschwierigkeiten.
derselben Seite wieder ausgestrahlt werden und Störungen Bei Benutzu 7 Ä
auf der Gegenseite hervorrufen, Bei de i
agung der Sprache in Frage 4 Maßnahmen zur Beseitigung von Rück.
ommt, so ist es nötig, um Echoerscheinungen auf der kopplung und Echo.
Gegenseite zu vermeiden, Echosperren? auf der mit den Echos perren. F a .
ernsprechncetz in Verbindung stehenden S betätigteRüc kkopplungs per
Wir haben Schon gesehen,
Anschluß der drahtlosen Strecke an das Fer
besondere Maßnahmen getroffen werden müssen, um Rück-
kopplung und damit Pfeifen zu vermeiden. Die Verbin-
dung des Senders und des Empfängers jeder Se;
also nicht unmittelbar mit dem j
ungen vorgeschen
werden. Die einfachste Anordnung ist der Gabelabgleich
c iese Anordnung wird benutzt
g im Sprechverkehr über Lei
Abb. 5. Doppelseitiger Fernsprechnetzanschlun. d
Te
Vierdrahtleitungen mit Zweidrahtleitungen.
Besondere Maßnahmen müssen getroff
auf beiden Seiten Anschlüsse an das Fer
Schwankungen der
ämpfune zu rechnen. Diese Schwanku
ers groß bei kurzen Wellenlängen dureh Schwunderschei-
und Empfänger mit dem Fernsprech- nungen (Fading). Es dürfte also eine normale Gabel für
ist ni ängig, da wegen der vor- eine Kurzwellenverbindu
handenen Rückkopplung sofort ein
ng ohne weiteres nicht aus-
feifen auftreten reichen, um Rückkopplung zu v A .
würde. Man muß also in diesem Fall i
g ermeiden
miner für einen "on Siemens & Halske ist eine Anordnung ent wickelt
Abgleich sorgen. worden, die eine Kompensation der durch Fading hervor-
on gerufenen Störungen bezweckt. Die Einrichtung ist so
getroffen, daß neben der Sprache ein konstanter Ton von
Umschalter 1 Umschalter 2 etwa 2750 Hz, der oberhalb des Sprachfrequenzband es liegt,
Empfänger 1 Empfänger 2 ausgestrahlt wird (vgl. Abb. 7). Auf der ‚mpfangseite der
sender? Sender 2 egenstation ist durch Gitterpotentialverlagerune bis zu
Telephon 1 Telephone einem gewissen rad ein Ausgleich der Schwundersch A.
nungen möglich, Diese Kompensation vonS&H Kann in
Mikrophon 1. Mikrophon 2 "erbindung mit einer normalen Gabe] arbeiten.
Abb. 6. Anlage für Wechsel serkehr. Auf ganz anderem Prinzip beruhen die Rückkopp] ungs-
S ` Einrichtung ist hierbei ganz all
. Die vorher genannten Anordnungen waren alle für durch die Sprachlaute selbst mit Hilfe be
einen Gegensprechbetrieh geeignet. E S tungen möglichst trägheitslos Umschaltungen voregenom-
einfachung kann man erzielen, wenn die ‚Anlagen für men werden, derart daß e 7
Wechselbetrieb eingerichtet werden Der Wechselbet mpfänger zum Leitungsnetz oder vo s
edingt jedoch, daß jedesmal Umschaltungen von Hören = =
auf Sprechen und umgekehrt auf beid 3 W. Hahn, Kleine drahtlos f S
es S S . i e Ferns rechanl fü Se
‚nommen werden müssen. Abb. 6 zeigt schematisch eine De. Schiffahrt 1925, S. 408. : üi T pema
für W echselverkehr cingerichtete Anlage, bei der die t EQuäcku.H Mögel. Hörbarkeitsgrenzen und g@ünstiesıe
rege Verkehrszeiten bei Kurzwellen auf den einzelnen Überseeli
"H Mayer u. Nottebro ck, Echosperrer für Fernsprechver- N 3. 54:
bindungen, Siemens-Z. Bd. 6S
nien, EA.
Nachr. techn. Bd. 5, S. 542, Doppel- und Mehrfachzeichen Lei K urz-
. 446. wellen, El. Nachr. Techn. Bd. 6, $. 45.
-
11. Juli 1929
Sender durchgeschaltet ist, während der andere für die
Zeit unterbrochen wird. Auf diese Rückkopplungeperrer
soll im nachstehenden näher eingegangen werden,
5. Doppelbetätigte Rückkopplungsperrer.
Bei der Telephonieverbindung Nordamerika— England?
werden solche doppelbetätisten Rückkopplungsperrer an-
gewendet.
Bei dieser Verbindung, die am 7. 1. 1927 eröffnet
worden ist, wird für beide Richtungen das gleiche
Frequenzband (die mittlere Wellenlänge beträgt etwa
A000 m) benutzt. Es wird hier beim Besprechen des Sen-
ders nur das eine Seitenband ausgestrahlt, während das
andere Seitenband und die Trägerwelle unterdrückt wer-
den. Dies wird dadurch erreicht, daß unter Zuhilfenahme
von zwei verschiedenen Hilfsfrequenzen und geeigneter
Siebketten den Verstärkerkreisen der letzten Stufen des
Senders nur ein Sprachband von 58,5 ... 61,5 kHz (5130 bis
4870 m) zugeführt wird. Eine nähere Beschreibung der
Senderanlage ist u. a. in einem Referat in der ETZ und in
der El. Nachr. Techn. erschienen? Auf der lkmpfangs-
seite ist es — um die Sprache aufnehmen zu können —
erforderlich, entsprechende Hilfsfrequenzen dem Emp-
fünger zuzuführen und geeignete Siebkreise einzuschalten.
Regelfrequenz-
Generator
Gleichrichte
Abb. 7. Fadingregelung.
Hierdurch wird das dem Sender zugeführte
frequenzband wiederliergestellt.
Da bei dieser Verbindung mit der gleichen Wellen-
länge für beide Richtungen gearbeitet wird, sind zur Ver-
meidung von Rückkopplung besondere Maßnahmen er-
forderlich. Betrachten wir zuerst nur die eine Seite der
Verbindung (vgl. Abb.5), so haben wir hier einen Strom-
kreis: Sender S,, Verbindungsleitung, Anechlußpunkt an
die Fernsprechleitung P,, Verbindungsleitung, Empfänger
E,. Wäre keine besondere Maßnahme getroffen, so würden
die vom Sender S, ausgehenden Sprachschwingungen auch
von dem Empfänger E, derselben Seite aufgenommen wer-
den und zu einer Rückkopplung führen. Um dies zu ver-
meiden, muß nun dafür gesorgt werden, daß zu den Zeiten,
während welcher der Sender besprochen wird, also Schwin-
eungen ausstrahlt, der auf derselben Seite befindliche
Empfänger von der Leitung abgetrennt wird.
Dieses Abschalten des Senders bzw. des Empfängers
geschieht nun mit Hilfe von Rückkopplungsperrern, die
von der Sprache gesteuert werden. Auf der amerikani-
schen Seite werden mechanische Relais benutzt, während
auf der englischen Seite Röhrenanordnungen vorgesehen
sind, die nach dem Prinzip der Gitterpotentialverlaeerung
arbeiten. Die Wirkungsweise dieser Geräte ist im Grunde
genommen die gleiche In Abb.8 ist das Schema eines
seclehen Rückkopplungsperrers dargestellt. Im Ruhe-
zustand, d.h. wenn keiner der beiden Teilnehmer spricht,
ist der Empfänger mit der Leitung L verbunden, während
der Senderstromkreis, d. h, die Verbindung zwischen Sen-
der und Leitung gesperrt ist. Nimmt nun der Empfänger
Zeichen auf, so gelangt die Sprache über Verstärker EV,
Punkt E, Verstärker VE und Gabel G über Leitung L zum
Teilnehmer T. Wegen des unvollkommenen Gabelabgleichs
geht ein Teil der Sprache über den Punkt S zum Ver-
stärker V und könnte den Sendeverstärker SV öffnen. Um
dies zu vermeiden, wird vom Punkt E aus abzezweigt und
ein Teil der Sprache nach Gleichriehtunz (GE) dem Ver-
stärker V zugeführt, wodurch dieser außer Betrieb ge-
setzt wird und keine Öffnung des Sendeverstärkers SV
bewirken kann.
Soll nun von der Leitung L aus über den Sender ge-
sprochen werden, so wird zuerst ein Teil der Sprache vom
Punkt S abgezweigt, über den Verstärker V geleitet und
mittels des Gleichrichters GS gleichgerichtet. Diese gleich-
gerichtete Spannung dient nun dazu, dem Verstärker EV
im Empfangstromkreis eine so große negative Vorspan-
nung zu geben (durch Gitterpotentialverlagerung), daß
Sprach-
"HD Arnold u. L. Espenschied, J. Am. Inst. El. Engs.
Bd. 42, S.815. — L. Espenschie C.N. Anderson u. A.Beiley.
El. Commun. 1925, 8.7; Post Off. El. Engs. J. Bd. 20, 8.51; Bell syst. techn.
Journ. Bd. 6 S. 736. — E. Wollner, El. Nachr. Techn. Bd. 5 N. 489. —
K.W.Waterson, Bell. syst. techn. Journ. Bd. 7, 8. 187. - O. B. Black-
well, Bell syst. techn. Journ. Bd. 7, S. 168.
° ETZ 1923, 8. 712; El. Nachr. Techn. Bd. 5, S. 489.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
1021
dieser gesperrt wird. Außerdem gelangt ein Teil der
gleichgerichteten Spannung zu dem Verstärker SV des
Sendestromkreises, dem eine so große positive Vorspan-
nung zugeführt wird, daß er dadurch betriebsbereit wird.
Die von der Leitung über S kommenden Sprachlaute wer-
den dann verstärkt dem Sender zugeführt.
Die eben geschilderte Anordnung bezieht sich auf die
Anlage des General Post Office in London, bei der mit
(sitterpotentialverlagerung gearbeitet wird. Bei der An-
lage in Amerika werden mechanische Relais benutzt, mit
denen mit Hilfe des gleichgerichteten Hilfstromes mecha-
nische Umschaltungen bewirkt werden. Die Arbeitsweise
ist aber sonst genau die gleiche wie bei der beschriebenen
englischen Anlage.
Man kann solche Schaltgeräte, bei denen sowohl von
der Empfang- wie von der Sendeseite aus Steuervorrich-
tungen betätigt werden,alsdoppelbetätigteRück-
—
Sender SV
Abb. 8 Doppelbetätigter Rückkopplungsperrer.
kopplungsperrer bezeichnen. Fine solche Doppel-
betätigung ist notwendig, wenn für beide Sprechrichtungen
die gleiche Wellenlänge benutzt wird. Auch bei Verwen-
dung verschiedener Wellen ist diese verhältnismäßig kom-
plizierte Schaltung nötig, wenn im Ruhezustand der Emp-
fangsweg geöffnet und der Sendeweg gesperrt sein soll.
6 Einfachbetätigte Rückkopplungs-
sperrer.
Arbeitet man bei einer drahtlosen Gegensprechanlage
mit verschiedenen Wellenlängen für beide Richtungen, so
kann man eine wesentlich einfachere Schaltung anwenden,
wenn im Ruhezustand nicht der Senderverstärker sondern
der Empfangsverstärker gesperrt ist. In diesem Fall
braucht der Rückkopplungsperrer nur von einer Seite aus
betätigt zu werden, u. zw. von der Empfangseite aus.
Man kann solche Rückkopplungsperrer alseinfachbe-
tätigte Rückkopplungsperrer bezeichnen. Im
Reichspostzentralamt ist ein solcher Rückkopplungsperrer’
entwickelt worden. Seine grundsätzliche Schaltung zeigt
Abb.9. Im Ruhezustand, d. h. wenn keiner der beiden Teil-
Aender Ab
Abb. 9. Einfachbetätigter Rückkopplungsperrer.
nehmer spricht, ist bei dieser Anordnung der Sendestrom-
kreis betriebebereit, während der Empfangstromkreis ge-
sperrt ist. Spricht nun der Teilnehmer T, so gelangt seine
Sprache über die Leitung L und den Sendeverstärker SV
zum Sender, ohne daß an dem Ruhezustand irgend etwas
geändert wird. Nimmt dagegen der Empfänger Sprache
auf, so muß. die Verbindung zwischen Empfänger und Teil-
nehmer, die, wie wir gesehen haben, gesperrt ist, erst ge-
öffnet werden. Dies geschieht dadurch, daß ein Teil der
Sprache in Punkt E abgezweirt urd über einen Ver-
stärker V einem Gleichrichter GE zugeführt wird, der
seinerseits sowohl mit dem Empfangsverstärker EV als
auch mit dem Sendeverstärker SY in Verbindung steht.
`" WHahnun H. Warncke, Ein neuer Rückkopp:ungssperrer
El. Nachr. Techn. Bd. 5, S. 522.
1022 Elektrotechnische
nun eine Öffnung des Empfangsverstärkere EV und gleich-
Auch gegenüber der Anordnung mit Gitterpotentialver.
lagerung haben die Magnetronröhren den Vorzug, daß zwi-
wicklung. Von diesen Wicklungen dient die Ruhewicklung
zur Erzeugung einer konstanten Vormagnetisjerung, die
so eingestellt wird, daß die im Sendestromkre; liegende
öhre (SV in Abb. 9) ihre betriebsmäßig erforderliche
erstärkung hat. Dies entspricht also dem Ruhezustand,
Die Einrichtung ist also sọ getroffen, daß die von der
Leitung zum Sender gelangenden Ströme nur den Sender
beeinflussen können, ohne sonstige Schaltvorgänge zu be-
wirken.
Schaltvorgänge werden erst bewirkt, sobald der Emp-
fänger Sprache aufnimmt. lese Zeichen gelangen über
die Empfangsmagnetronröhre (entspr. EV in Abb. 9) zur
Leitung L erst dana, wenn dieser Weg geöffnet worden ist.
iese Magnetronröhre hat nämlich im Ruhezustand eine
tung L, jedoch. nicht zum Sender S; sie können also nicht
wieder ausgestrahlt werden.
burg und Berlin—Buenos Aires.
Vom Reichspostzentralamt wurde in Gemeinschaft mit
den Firmen Siemens & Halske und Telefunken eine Ver-
suchsanlage geschaffen. mit der weitere Versuche auf dem
Gebiet des drahtlosen Gegensprechens durchgeführt wer-
en sollen. Neben der Untersuchung der durch die Be-
nutzung von kurzen Wellen auftretenden Erscheinungen
waren die für den Anschluß des Ferneprechnetzes not-
Altengamme in der Nähe von Bergedorf untergebracht.
ie entsprechende Empfangsanlage auf der Berliner Seite
befindet sich auf dem Gelände der Telefunken-Gesellschaft
in Geltow bei Potsdam. Neben dieser Empfangsanlage wird
auch zeitweise ein Empfänger im Reichspostzentralamt in
erlin-Tempelhof herangezogen.
auf der Berliner Seite zeitweise im ns A Trostzentralamt,
ke A.G.
Anfangs wurde mit Wellen zwischen 30 und 35 m ge-
arbeitet. Es hatte sich jedoch bald gezeigt, daß die
schwunderscheinungen auf diesem Wellenbereich für die
'orlierende Versuchstrecke außerordentlich störend zu-
age traten, so daß es nötig wurde, die Wellenlänge zu erT-
öhen. Nach mehrmaligem Wechsel der Wellenlänge wurde
i ellenlängen
m 70 und 75 m ausgeführt. Auch auf diesen Wellen
reten noch starke Schwunderscheinungen auf.
” (t. Kette, Der Kurzwellensender „AFK“ in Döberitz, Tel. u.
28.
Fnspr.-Techn. Bad. 17, S. 305. Ref.: ETZ 1929, S
Zeitschrift 1929 Heft 28 11. Juli 1999 H
Der erste Teil der Versuche bezog sich auf Stabilitäts- F
messungen der drahtlosen Verbindungen. Es wurde hier RS
sowohl mit als auch ohne Fadingregelung von Siemens ;
& Halske gearbeitet. Diese Fadingregelung, die bereits
ordnung getroffen:
Sender und Empfänger jeder Seite wurden unter Zu-
Schaltun. einer regelbaren Dämpfung miteinander ver-
Hamburg eingeschaltet werden mußte, um die Rückkopp-
ung zu verhindern, als wenn mit dieser Regelung ge-
arbeitet wurde. Abb. 10 zeigt diese Ergebnisse als Mittel-
Ke
g
e D
S Lë
60 V
N ;
N ;
S ag
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| 20
077 OR EEE e e ee 8
— Dämpfungsänderung auf der Hamburger Seife
Abb. 10. Stabilitätsmessungen.
wert aus zwei Versuchstagen. Auf der Ordinate ist an- y
die Abszisse die entsprechenden, jeweils eingestellte
Dämpfungswerte in Hamburg zeigt. Die Dämpfung in
Berlin wurde auf 3 Neper konstant gehalten. Wie die
urven zeigen, ist der unstabile Bereich etwa 3 Neper
mit Regelung und etwa 8 Neper ohne Regelung.
SÉ
/ 0,25
|
|
|
1-05
—+— 70
25
ge vm OS.,
E ees SE
ET 20- 10° H£
Abb 11. Schwunderscheinungen innerhalb des Sprachfrequenzbandes.
Interessante Beobachtungen sind gemacht worden hin-
Sichtlich der innerhalb des Sprachfrequenzbandes auf-
tretenen Schwunderscheinungen (selektives Fadina).
Abb. 11 zeigt die oszillographische Aufnahme der für
12h 30 min aufgenommen: Dauer einer Messung 4... D s.
Wie zu ersehen ist, ist von einer gewissen Regelmi Qi g.
keit nicht die Rede. Die Dämpfung der einzelnen Froe-
ll. Juli 1929
quenzen ist sehr verschieden. Es erklärt sich hieraus
die bei der Telephonie mit kurzen Wellen öfter beob-
achtete vorübergehende Unklarheit in der Sprache, ohne
daß dabei die Gesamtlautstärke der Sprache schwankt.
Dies rührt eben von den die einzelnen Sprachfrequenzen
verschieden beeinflussenden Schwunderscheinungen und
Interferenzen her.
Außer diesen Untersuchungen wurden mit Rückkopp-
lungsperrern Versuche aufgenommen. Diese Versuche so-
wie die Arbeiten zur weiteren Durchbildung dieser Geräte
sind noch nicht abgeschlossen.
Nachdem bereits im Sommer 1927 erfolgreich Sprache
von Berlin nach Buenos Aires übertragen werden konnte,
wurden im Frühjahr 1928 von Telefunken Gegensprech-
versuche zwischen diesen beiden Städten begonnen. Diese
Versuche wurden dann unter Mitwirkung des Reichspost-
zentralamts fortgeführt und zu einem gewissen Abschluß
gebracht. Da sich gezeigt hat, daß diese Verbindung für
den öffentlichen Verkehr geeignet ist, konnte dieser am
10. XII. 1928 eröffnet werden?
Auf deutscher Seite wird vorerst zur Übertragung der
Sprache ein Versuchsender auf der Großfunkstelle Nauen
benutzt. Zum Empfang der von Buenos Aires kommenden
Sprache dient cine Empfangsanlage auf dem Gelände der
Transradio-Gesellschaft in Geltow bei Potsdam. In Argen-
tinien befindet sich der Gegensender auf der Großfunk-
stelle Monte Grande der Transradio Argentina (25 km von
Buenos Aires entfernt), der Empfänger auf der Empfangs-
anlage in Villa Elisa (vgl. Abb. 12).
Abb. 12. Fernsprechverbindung Deutschland Argentinien.
Beide Sender sind von Telefunken gebaut, besitzen
Kristallsteuerung und in der letzten Kaskade wasserge-
kühlte Röhren. Sie stehen in Verbindung mit Strahlwer-
fern, die zur Vermeidung einer rückwärtigen Strahlung
mit Reflektoren versehen sind. Auch für die Empfänger
sind auf beiden Seiten ähnlich gebaute Strahlwerfer-
antennen vorhanden. Die Wellenlänge des Nauener Sen-
ders beträgt 14,83 m, die des argentinischen Senders
15,02 m.
Auf argentinischer Seite sind Sender und Empfänger
durch Leitungen mit der Betriebszentrale der Transradio
Argentina in Buenos Aires verbunden, wo sich die Sprech-
stelle für das Publikum befindet. Telephon und Mikro-
phon sind nicht miteinander verbunden, es besteht also
auf dieser Seite z. Z. noch eine offene Schaltung. Auf
deutscher Seite ist dagegen der Anschluß an das Fern-
sprechnetz bereits durchgeführt. Die Gabelstelle befindet
s K.Höpfner. Neue pauk iorneprechy e bindungen Europ. Fernspr.
1783, H. 9, S. 159. Ref.: ETZ 1928, 8. 1310. — W. H Der Fernsprech-
verkehr Teutse -hlanıl Argentinien, Die Be on. S.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
1023
sich in dem neuen Berliner Verstärkeramt in der Winter-
feldtstraße, von wo aue über das Fernamt der Anschluß
zu den Teilnehmern hergestellt wird. An der Gabelstelle
ist vorerst eine gewöhnliche Gabel mit Leitungsnachbil-
dung vorgesehen, die einerseits an das Fernsprechnetz,
anderseits über Leitungen mit dem Sender und dem Emp-
fänger in Verbindung steht. Da auf der Gegenseite in
Argentinien keine elektrische oder akustische Verbindung
zwischen Sender- und Empfängerkreis besteht, ist eine
Rückkopplung — auch bei ungünstigem Abgleich der
Gabel — nicht möglich, ein Pfeifen kann also nicht auf-
treten.
Anders steht es nun aber mit dem Echo, da auf der
langen Strecke von 12000 km der Lauf der drahtlosen
Wellen bereits eine merkbare Zeit erfordert. Spricht der
Teilnehmer in Buenos Aires, so wird ein Teil seiner
Sprache wegen des unvollkommenen Gabelabgleichs auf
der Gegenseite über den Sender in Nauen wieder ausge-
stıahlt, wodurch er seine eigene Sprache mit einer ge-
wissen Verzögerung wieder hört. Dieses Echo tritt auf
nach einer Zeit von etwa !/ız s, entsprechend einer Weg-
strecke von etwa 24 000 km. Das Echo ist für den Betrieb
sehr störend, da der Sprecher den Eindruck hat, als würde
er dauernd von der Gegenseite unterbrochen. Es iet des-
halb nötig, an der Gabelstelle Echosperren vorzusehen.
Zeit
TRILI IIA AADEL
re GE E
september November
Abb. 18. ARE Berlin—Buenos Aires.
Vor Eröffnung des Betriebes wurde eine längere Ver-
suchsreihe aufgenommen, um zu ermitteln, welches hin-
sichtlich der drahtlosen Übertragung die günstigete Ver-
kehrszeit ist, und ferner, wieviel Gespräche trotz der noch
vorhandenen Störungen durch Fading als brauchbar an-
gesehen werden können. In Abb.13 ist für die Monate
September bis November 1928 die jeweilige Versuchszeit
angegeben. Die Zeit, während der eine gute Verständigung
zwischen Berlin und Buenos Aires möglich war, ist durch
senkrechte Striche dargestellt. Die oben abgebildete Kurve
zeigt den Prozentsatz von der gesamten Versuchszeit an,
bei der beiderseitig gut verstanden werden konnte.
Die für den Fernsprechverkehr angesetzte Betriebs-
zeit ist 15 ... 18h. Diese Zeit iet für die Übertragung günstig
und liegt für Buenos Aires ganz, für Berlin teilweise
innerhalb der Geschäftezeit. Der Zeitunterschied zwischen
Buenos Aires und Berlin beträgt etwa fünf Stunden.
8. Ausblick auf weitere Entwicklung des
drahtlosen Gegensprechens. Wellenlänge.
Fadingkompensation. Unterdrückung der
Trägerwelle Geheimtelephonie. Gleich-
zeitige Telegraphie und Telephonie mit
einem Sender.
Es ist bereits darauf hingewiesen worden, daß infolge
der starken Besetzung des Bereichs der langen Wellen für
die drahtlose Telegraphie diese Wellen tür neu einzu-
richtende Gegensprechanlagen nicht mehr in Frage kom-
men. Für Fernsprechdienste auf große Entfernungen
bleiben daher nur die kurzen Wellen übrig, die sich ja,
wie die Telegraphie zeigt, für große Entfernungen be-
sonders eignen.
Ein großer Übelstand der kurzen Wellen sind die
Schwunderscheinungen (Fading). Es ist daher besonderes
Augenmerk zu richten auf die weitere Durchbildung von
Schaltanordnungen und sonstige Mittel, mit denen die durch
Fading hervorgerufenen Störungen beseitigt oder wesent-
lich verringert werden können.
Sollte infolge der Verbreitung der drahtlosen Tele-
graphie und Telephonie auch auf dem Gebiet der kurzen
Wellen ein Wellenmangel eintreten, so kann man auch hier
1024 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 11. Juli 199 .
zu einer Verschmälerun requenzbandes übergehen, Das Zählersystem ist nur in den größeren Städten anzu-
. man kann die „urzwellentelephoniesender so bauen, treffen. Ortschaften bis zu 3000 Ei
Trägerwelle und das andere Seitenband unterdrückt halten ihren Strom von in der Ortschaft selbst errichteten
werden. Dieselkraftwerken, die jedoch nur in den Nachtstunden in
Diese Art von Telephonie würde gleichzeitig das Mit- Betrieb sind. Hier kostet der Strom für die 25 W-Glüh-
hören durch Unbefugte erschweren. Es wird sich auf die lampe als Einheit 4 RM/Monsat. Für Kochzwecke wird
auer wohl nicht durchführen lassen, das drahtlose Fern- verhältnismäßig wenig Strom abgegeben, für Heizzwecke
Sprechen in der bisherigen Form aufrechtzuerhalten. Es kommt ein Absatz wegen der klimatischen Verhältnisse
wird nötig sein, Maßnahmen zu ergreifen, die Sprache 50 des Landes nicht in Betracht. Als Stromart steht in den
zur Ausstrahlung zu bringen, daß x mit den gewöhnlichen Städten hauptsächlich Drehstrom zu 50 Hz, in den Ort-
Im Interesse der Wirtschaftlichkeit wäre noch zu Kleinere Gutshöfe erwerben in letzter Zeit häufig diesel.
prüfen, inwieweit der gleiche Sender sowohl für Tele- elektrische Maschinensätze von 2..5kW Leistung. Ge-
graphie als auch für Telephonie gleichzeitig benutzt wer- ` schlossene Stromlieferungsgesellschaften zur Versorgung
Überlagerungstelegraphie) betrieben wird. wohl noch auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen,
Vorarbeiten und Versuche auf diesen für die Weiter. welche sich aus den wirtschaftlichen und landeseigentüm-
entwicklung des drahtlosen Gegensprechens wichtigen Ge- lichen Verhältnissen ergeben. Mehr Erfolg dürfte in
ieten sind bereits aufgenommen worden. dieser Beziehung den einzelnen privaten Unternehmen
a TE richtungen lassen sich außerordentlich wirtschaftlich er-
Die Elektrizität in Peru. stellen und betreiben. o gibt die folgende Zahlentafe]
Von Otto Zobernig, Hda. Chucarapi. für ein hier errichtetes kleines Dieselkraftwerk eine
Übersicht der Rentabilität. Es ist nur während der Nacht
Durch das Fortschreiten der kulturellen Entwicklung (12 Arbeitstunden täglich) in Betrieb und hat weder
im allgemeinen und durch die wirtschaftlichen Zusammen- einen Reservemaschinensatz noch Akkumulatoren. Der
hänge ist für Peru als Teil des Südamerikanischen verhältnismäßig niedere Anschaffungswert wurde durch
Festlandes der Stand der Elektrizitätswirtschaft gekenn- die günstige zentrale Lage der gesamten Anordnung er-
zeichnet. Bei etwa 5 Mill Einwohnern und einem Land- reicht. Bis zu einer installierten Leistung von 50 PS
ausmaß von zweiundeinhalbmal der territorialen Größe ist jedes elektrische Kraftwerk laut Gesetz steuerfrei
des Deutschen Reiches stellt Peru mit Seinen reichen Bo- und nicht zu irgendwelchen sonstigen Abgaben an die
enschätzen und dem dauernd zunehmenden Durchgangs- Gemeinde u. dgl. verpflichtet. Der Stromlieferungsver-
verkehr nach dem Innern des Festlandes einen wirtschaft- trag wurde mit der Gemeinde als Vertreterin der Be-
lich bedeutungsvollen Staatskomplex dar. Beeinflußt völkerung abgeschlossen.
gische Eigenindustrie und eine anscheinend tatkräftige A. Einnahmen
Stromabsatz für 1000 Brennstellen
zu je 25 W bei einem Strompreis
at
bis nach dem W eltkriege auf das peruanische Wirtschafts- Tee für Straßenbeleush. > 200 RM
lcben fast ausschließlich ausüben konnten, hat sich teil- tung 4kW zu QO9 RM jel W,Monat 4320
weise zugunsten europäischer Länder gewandelt, ein Er- = TI
folg, der wohl hauptsächlich dem Umstande zu danken Summe der Einnahmen en... 47520 RM
ist, daß fortschreitende Technik und einsetzende Propa-
ganda mehr als ehedem Hand in Hand gingen und so der B. Ausgaben
2) Direkte Ausgaben:
möglichen Beteiligung an der Einfuhr nach Peru von 1. Rückzahlung des Anlagekapi- a
seiten Deutschlands, Englands, Frankreichs und der nordi- tals beiöjähriger Amortisation 6 000 RM
schen europäischen Länder wie auch der Schweiz schon 2. \ EE des Anlagekapi- ANN
erreicht, so daß in der Zukunft weiterhin gesteigerte und tals zu 10 % er ee E 5,
zielbewußte Arbeit zu leisten bleibt. Im besonderen sind 3. Betriebsmittel für 50 PS-Die- |
es Westinghouse, die General Electrice Co. und die SSW, _ selmotor, u. zw. Betriebstoff
die hierzulande ihre elektrotechnischen Erzeugnisse ab- zu 0,10 RM, Betricbsö] zu BR
setzen konnten. Auf dem Gebiet der Wasserkraftmaschi- 0,64 RM/kg . . © tn 9800 „
nen treten J. M. Voith und italienische Firmen häufig 4. U'nterhaltungskosten, Putz- u.
als Hersteller hervor. Wärmekraftanlagen zur Erzeu- Schmiermittel rn 2000 „,
“ung elektrischer Energie arbeiten zum großen Teil mit 5. Gehalt des Verwalters .- . 500 ,
Dieselmotoren, da die Brennstoffpreise als sehr günstig 6. öhne . . . . ee e OU —
Tur die Verwertung gelten können. Hier behaupten wieder ‘“ Bureauhaltung | ` 100 „
amerikanische, englische und deutsche Fabrikate das 8. ersicherung und Repräsen-
Feld. Die Erzeugung und der Verbrauch elektrischer tation ..... ee 2000 „
Arbeit sind wegen der Eigenart der ländlichen Siedlungs- b) Indirekte Ausgaben:
verhältnisse mengenmäßig noch sehr gering. Die wenigen e i
Städte des Landes besitzen meist Wasserkraftwerke und 2 W ertabschreibung auf Bau-
decken ihren Spitzenbedarf durch Wärmekraft. Haupt- ten, installierte Maschinen
sächlich wird der abgegebene Strom für Beleuchtungs- und Materialien . ` a 2000 5; LEERE
zwecke verwendet. Zuckerfabriken, Reismühlen und Summe der Ausgaben . . . 000 ...30500 RM
Minenbetriebe als die fast allein vorhandenen Industrien Sonach jährlicher Reingewinn . ` ©. 17 020 ee
decken ihren Bedarf mit eigenen Anlagen. Staat und Ge- i S
meinden sind als kommunale Einheiten an der Strom- Alle Elektrizität erzeugcnden Unternehmungen des
erzeugung und -lieferung gar nicht beteiligt. Der Ein- Landes sind in finanzieller Hinsicht äußerst rentabel.
fluß, den die Behörden auf die Errichtung elektrischer Auf besonders gute architektonische Bauweise u. del.
Kraftanlagen ausüben, beschränkt sich auf die Erteilung wird keinerlei Wert gelegt, leider aber auch in bezug auf
der Baubewilligung und auf die geringe Besteuerung Betriebsicherheit bei der Errichtung von solchen An-
dieser Betriehe. Wohl bestehen hinsichtlich der tech- lagen wenig Rücksicht genommen. Ebenso ist das ge.
nischen Durchführung von Kraftwerksbauten sogen. Er- samte beschäftigte Personal durchgehends ungeschult und
richtungsvorschriften, etwa nach einem italienischen nicht Zuverlässig, Es bleibt dem ‚eıngewanderten aus-
Muster, doch beweisen durchweg alle bestehenden An- ländischen Techniker vorbehalten, diesen Mängeln gegen-
lagen einerseits das geringe Interesse, das man diesen Be- über tatkräftigst Stellung zu nehmen.
Stimmungen entgegenbringt, und anderseits die fehlende Elektrische Bahnen besitzt das Land z. Z. noch nicht
Kontrolle durch den Staat. Die Strompreise schwanken mit Ausnahme der Triebwagen in den Städten Lima und
je Kilowattstunde zwischen 32 und 80 Pf für Lichtstrom. Arequipa. Die Hauptstadt Lima mit heute etwa 0,3 Mill
PR get) Së
emgeet No
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| 11. Juli 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 1026
nd der schw
Einwohnern hat auch in elektrischer Hinsicht in den Fehlens von Sendestationen U eren atmosphä-
letzten Jahren bedeutende Verbesserungen erfahren durch rischen Störungen unentwickelt. Wohi besitzen einzelne
die planmäßig durchgeführte Modernisierung der Stadt, Wohlhabende gute Empfangsapparate, doch bedeuten die
die Errichtung von Villenvierteln an der Peripherie und angeführten Hindernisse heute noch eine Zu bedeutende
durch hinzugekommen, rasch aufblühende Kleinindustrie. Hemmung für die schnellere Entwicklung dieses Zweiges.
In einem Stadtteile wurde sogar bereits mit der Verkabe- Zusammenfassend kann man nach jahrelangen Beob-
lung begonnen. achtungen und Studien sagen, daß das Land mit ernstem
Für den Telegraphen- und Fernsprechverkehr be- Willen entsprechend seiner heutigen Kultur und seiner
stehen durchweg nur veraltete und mangelhaft organi- wirtschaftlichen Bedeutung die durchgreifenden und ein-
sierte Zentralen. Auch diese Einrichtungen befinden schneidenden Erfolge der Elektrotechnik zu erkennen
sich ausschließlich in privatem Besitz. Für den Tele- und zu verwerten sucht. Das deutsche Erzeugnis ist auf
«raphenverkehr dient auch ein Seekabel, das, einer dem besten Wege, sich auch in Peru seinen verdienten
U.S. A.-Gesellschaft gehörend, längs der Küste von Tru- Platz zu erobern, und durch fortgesetzte und gesteigerte
jillo bis Ilo finanziell mit gutem Erfolg arbeitet. Einige Propaganda kann das Ansehen, das Deutschland heute
Funkstationen versehen den Empfangsdienst für den hierzulande besitzt, nutzbringend für beide Teile wachsen
Schiffsverkehr. Die drahtlose Telephonie ist wegen des und wertvolle Beziehungen schaffen. `
aen a Ze
RUNDSCHAU.
Metßgeräte und Meßverfahren. stimmen, bei den kleinen dauert es bis zu 10 min. (G. W.
, Penney u. ‚F.Fechheimer, "Am, Inst. EL Engs.
Thermische Gasmengenmesser (Thomas-Messer). _ Bd.47, 5.181.) Kth.
r thermische nad wurde zuerst von
omas entwickelt un wird deshalb gewöhnlich als Tho- K . :
; ; } A s athodenstrabloszillographen und ihre Anwendung.
mas-Messer bezeichnet. Die Wirkungsweise des Instru- __ In ausführlicher Weise berichtet S. L e e zunächst über
mentes beruht darauf, daß die Gastemperatur erhöht, diese . . : :
K i g 5 Rn die Geschichte und die Entwicklung des Kathodenstrahl-
Temporaturzunahng 5 eg un a oezillographen mit kalter Kathode und Glühkathode. Aus-
Wärme bei konstantem Dru ak genau kennt, 80 an EL gehend von dem Dufour-Oszillographen hat die GEC einen
das Gasgewicht das in der Zeit sinheit "liebt daraü Oszillographen entwickelt, der den Bedürfnissen der Be-
Se rechnen Ja be Get 0 m triebsforschung angepaßt ist. Die Einrichtung ist fahr-
nen., an aber am Gasvotumen meist par und besteht aus zwei Teilen, der Kathodenröhre mit
ne interessiert ist als am Gasgewicht, so Kann man auf dem konstruktiv verbundenen Zubehör und der Vakuum-
olumen umrechnen, wenn man den Druck und die Tem- vorpumpe und dem Synchronschalter zur Einleitung des
peratur kennt. In der praktischen Ausführung wird das aufzunehmenden Vorgange3 Das Gesamtgewicht ist
Gas elektrisch geheizt. Die Temperaturzunahme wird rd. 300 kg. die Grundfläche 2X3 m, der Verbrauch 4 kW
gemessen entweder mit zwei Widerstandsthermometern in bei 110 v 60 Hz. Die Spannungsempfindlichkeit ist
Brückenschaltung, die vor und hinter dem Heizkörper 200 V/cm ei Erzeugung des Kathodenstrahles mit 60 kV
angeordnet sind, oder mit Vielfach-Thermoelementen zwischen Anode und Kathode. Die maximale Ablenkung
(einer Thermosäule). ist +5cm. Spannungen bis 1000 V können direkt ange-
legt werden. Die elektromagnetische Ablenkungsemp-
findlichkeit ist 120 A.-W.lecm, gleichfalls bei 60 kV. Mit den
Spulen selbst können Ströme von einigen Milliampere
(alles Scheitelwerte) bis zu einigen 1000 A oszillogra-
phiert werden, darüber werden Nebenwiderstände ver-
wendet. Die Aufzeichnung erfolgt auf einem Filmstreifen
für sechs Aufnahmen, die Fortschaltung durch einen ein-
geschliffenen Drehknopf. Für niedrigere Frequenzen
wird ein bewegter Film mit 50 cm Länge verwendet. Die
bei diesem Oszillographen verwendete Hilfsfrequenz' kann
von 20 ... 1000 kHz geändert werden.
Der Aufsatz bringt neun schöne Aufnahmen mit
diesem Oszillographen. Dem Berichterstatter scheint, da
die Leistungsfähigkeit des Original-Dufour-Oszillo-
eraphen nicht überboten worden ist und daß sich die
Verbesserungen im wesentlichen auf leichte Handhabung
und die transportable Anordnung beziehen. Sicher ist es
aber, daß die Leistungen des unter der Leitung von
Rogowskian der T. H. Aachen entstandenen Kathoden-
strahloszillographen bei weitem nicht erreicht worden
4
Abb. 1. Schaltung des Thomas-Gasmesser8.
: Eine ne von Penney und Fechheimer gesellschaft für Höchstspannungsanlagen entwickelten
nimmt auf die letztere Art der Temperaturmessuns Be- fällt vor allem auf, daß die Zeitablenkung bei den deut-
zug und schildert die damit bei der Westinghouse Com- schen Apparaten sehr viel eleganter gelöst ist. Wenu
pany gemachten Erfahrungen. T Bei der normalen Aus- aber aus dem GEC-Oszillographen noch nicht das Letzte
führung (Abb. 1) sind der Heizkörper und die mit ihm ver- herausgeholt worden ist, 80 ermöglicht er doch For-
bundene Meßeinrichtung in einem Gehäuse aus Holz, bei schungen in dem Gebiete der dem Schleifenoszillographen
den kleinsten Modellen aus Glimmer, eingebaut, das noch verschlossenen hochfrequenten Schwingungen, und er hat
durch Korkplatten thermisch isoliert wird. Die Tempe- vor den anderen Oszillographen den Vorteil, daß er jetzt
ratursteigerung beträgt nicht mehr als 5° über die Um- schon käuflich ist. (E.S. Lee, Gen. El. Rev. Bd. 31, S. 404.)
zebungstemperalur, der Wärmeverlust an die Umgebung ` Kth.
ist vernachlässigbar klein. Der Heizkörper besteht aus
Drahtspiralen, die über den Querschnitt gespannt werden. Beleuchtung.
Seine eigene Übertemperatur beträgt nicht mehr als 50°, ` ,
um die Strahlungsverluste auf das Gehäuse klein zu hal- Notbeleuchtung der Fördermaschinenräume. "Für
ten. Die Zahl der Thermoelemente beträgt 16 oder mehr, Fördermaschinenräume ist von der Bergbehörde eine Not-
die gleichmäßig über den Querschnitt verteilt werden. Bei beleuchtung vorgeschrieben, die beim Versagen der Haupt-
95 Elementen mit je 40 V° C erhält man für 2° Tempe- lichtleitung in Tätigkeit treten muß. Die Fuchsgrube in
Taturzunahme 2 mV. Die wichtigsten Fehlerquellen sind Waldenburg hat daher in den Stromkreis der Hauptbeleuch-
die ungleichmäßige Erwärmung des Gases, ungleiche Ge- tung a (Abb.2) einen Magnet b geschaltet. Solange die
schwindigkeit und Wärmeverluste, weniger bedeutsam ist Magnetspule stromdurchflossen ist, wird der Kern c ange-
die thermische Trägheit, die Änderung der spezifischen hoben, beim Versagen der Beleuchtung tritt eine Unter-
Wärme und Feuchtigkeit. Die Trägheit nimmt mit stei- brechung des Stromkreises ein, SO daß der Eisenkern durch
gender Größe des Gaemessers ab; bei großen Modellen
kann man die Temperaturdifferenz schon nach 1 min be- Vgl. Keinath, Mefgeräte, 3. Aufl. Bd. 1, S. 421.
1026
sein Gewicht aus der Spule fällt und über den Quecksilber-
kontakt d die Notbeleuchtung e einschaltet. Der
Hebelschafter f gestattet, eine zwangläufige Verbindung
der Haupt- und Notbeleuch-
tung, so daß beide gleich-
zeitig entweder ein- oder
ausgeschaltet sind. Als
Kraftquelle ist für Förder-
maschinen mit Gleichstrom-
antrieb die Erregermaschine
des Ilgner-Umformers ver-
wendbar, weil bei Störungen
im Drehstromnetz der Umfor-
mer durch die im Schwung-
rad aufgespeicherte Ener-
gie noch etwa 20 ...30 min
lang eine genügende hohe
Drehzahl hat, um eine
ausreichende Spannung für
die Raumbeleuchtung zu .----- See 2i
gewährleisten. Bei Dampf- i "aa"
oder Drehstromantrieb dient ji" Ge
als Kraftquelle eine beson- 7% £rregermaschne
: oder Ahhumuia!orenbaterie
dere Batterie. (R. Bran- Wë e x E ES Mi Pre
des, Glückauf Bd. 65, ee E
S. 509.) y maschinenräume.
Temperatur und Leuchtdichte der amerikanischen Glüh-
lampen der neuen Einheitsreihe. — Die neue Einheitsreihe
der Mazda-Lamp:n, welche, wie auch bei uns in Deutsch-
land, eine größere Anzahl der früheren Lampentypen er-
setzen soll, wird durch elektrische Glühlampen gebildet,
bei denen auch bei den Vakuumlampen der Wolframglüh-
draht nicht mehr geradfädig ausgespannt sondern in Wen-
delform angeordnet ist, und bei denen der Glaskolben
nicht außen sondern auf der Innenseite mattiert ist. Die
Reihe besteht aus den Größen 15, 25, 40, 50, 60 und
100 W. W. E. Forsythe und E. M. Watson von der
General Electric Company geben einen Überblick über
die Vorzüge, welche diese neuen Lampen gegenüber den
früheren auszeichnen.
Bei den Vakuumlampen scheint zunächst mit der
Anordnung des Leuchtdrahtes in Wendelform eine Ver-
schlechterung der Lichtausbeute verbunden zu sein. In-
folge der Strahlungschwärzung wird nämlich bei glei-
cher Temperatur des Leuchtdrahtes bei einem zu einer
Wendel gewickelten Draht eine kleinere Lichtmenge aus-
vcstrahlt als wenn der Draht gerade ausgespannt wäre,
denn zum Teil werden sich Drahtabschnitte überdecken,
während anderseits ein Teil des ausgestrahlten Lichtes
Reflexionen an Wolframoberflächen erleidet und aus dem
Innern der Wendel kommt (Strahlungschwärzung), wo-
durch aber die für die Lichtausbeute günstige Selektivi-
tät der Wolframstrahlung herabgedrückt wird. Andere
linflüsse rufen dagegen eine Erhöhung der Lichtaus-
beute hervor, welche diese Nachteile überkompensieren.
Zunächst ist bei gleicher Glühtemperatur die Verdamp-
fung des Wolframs kleiner und damit
die Lebensdauer bei der Wendelform
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
11. Juli 1929
Lichtverluste gegenüber einer Klarglaslampe bei einer
Außenmattierung etwa 5...10% betragen, gehen sie bei
der Innenmattierung auf etwa 1% zurück. Die Leucht-
dichte der hellsten Stelle der mattierten Lampe beträgt
etwa den 50. Teil der Leuchtdichte des Glühfadens.
|
| Spezi- | Maximale | Leucht-
fische Maximale; Leucht- | dichte des
Lichtaus- Tempera-| dichte der Glühfadens
Watt" Type | Beute In turinabe.| mattierten | der klaren
| Graden Lampe Lampe
| 'HLm/W HK/cm? ` Hiem
| , ?
Einheits- : 15 Vakuum 9,55 2475 4,5 238
reihe | 25 | u 10,5 2510 5,0 272
der |, $ 11,3 2545 61 1 308
Mazda- ` 60 Gasgefüllt 11,65 ` 2660 10,0 476
Lampen 60 = 12,55 2695 10,5 543
von 115 V | 100 Si 14,9 2755 13,9 665
Vorstehende Zahlentafel gibt die Lichtausbeuten,
die absoluten Temperaturen des Leuchtdrahtes, die
Leuchtdichten der hellsten Stellen der mattierten Lam-
pen und die Leuchtdichten des Glühfadens bei den klaren
Lampen. (W. E. Forsytheu. E. M. Watson, Gen.
Fl. Rev. Bd. 31, S. 532.) Schb.
Heizung. Öfen.
Elektrisch geheizte Öfen bei der Ford Motor Co. —
Bei der Ford Motor Co. befindet sich wahrscheinlich die
größte Gruppe von elektrisch geheizten Öfen in einem
Gebäude. Im ganzen sind 115 Öfen in Betrieb mit einem
Gesamtstromverbrauch von 20 000 kW, von denen 68 Öfen
zur Anfertigung von Federn, 28 Stück für Schmiede-
stücke und 11’ Öfen für andere Zwecke dienen.
Drehstrom von 13200 V wird in das Gebäude ein-
eeführt und in zwei Verteilungstationen auf 220 bzw.
440 V umeeformt. In den 76 Öfen der Federnschmiede
können 6000 hintere Federn und 12000 vordere Federn
für den neuen Fordwagen in zwei 8h-Schichten ange-
fertigt ‘werden.
Die Widerstände bestehen aus Nickelchrom in den
Öfen, in denen die Temperatur 810° nicht übersteigt.
In einigen der Öfen sind Kästen aus einer Karbidzusam-
mensetzungz verwendet, die mit gemahlenem Kohlenstoff
gefüllt sind. Andere sind mit Globar-Widerständen aus-
gerüstet, einem nichtmetallischen Widerstand, welcher
Siliziumkarbid im Aussehen ähnlich ist. Die Wider-
stände aus Metallbändern für Temperaturen bis zu
1037 ° aus 80 % Ni und 20 % Cr befinden sich schon ein
Jahr ohne bemerkbaren Verschleiß an Querschnitt in Be-
trieb. Die Globar-Widerstände eignen sich besonders für
Schmiedeöfen für Temperaturen von 1230 ...1270°. Sie
halten 1000 ... 1200 h aus. Die 28 Öfen der Schmiede ver-
brauchen 7732kW. Die Widerstände haben einen Durch-
messer von rd. 32 mm und sind 700 mm lang. In jedem Ofen
befinden sich 27 Heizelemente, die auf 1 Ofen 337 kW bei
220 V verbrauchen. Diese Öfen, Abb. 3, sind außen 2,45 m
-rößer als bei gerade ausgcespanntem
Draht, es kann also bei gleicher
Lebensdauer des Leuchtkörpers die
Wendelform auf höherer Temperatur
gehalten werden. Bei der Anordnung
in Wendelform können ferner die
kleinen Halter zur Befestigung des
Drahtes, welche eine beträchtliche
Wärmeableitung an den Berührungs-
stellen und damit eine Temperaturver-
minderung des Drahtes zur Folge
haben, von etwa 10 Stück bei den Lang-
drahtlampen auf etwa 3 Stück bei den | pa
Wendellampen herabgesetzt werden, besen
wodurch sich ein Gewinn an Licht-
ausbeute von etwa 3% ergibt. Ferner [
kann infolge der gegenseitigen An-
strahlung der einzelnen Wendelab-
schnitte bei gleichen Werten von Tem-
peratur und Energieverbrauch ein dickerer Draht gewählt
werden. Mit der Anordnung in Wendelform kann schließ-
lich die gesamte Lampengröße kleiner gehalten werden,
was beim Versand der Lampen cine große Rolle spielt.
Zur Herabsetzung der für das menschliche Auge schäd-
lichen starken Leuchtdichte werden die Lampen mattiert,
wobei dann noch dadurch ein Lichtgewinn erzielt wer-
den kann, daß die Lampen nicht auf der Außenseite son-
dern auf der Innenseite mattiert werden. Während die
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KEN
Abb. 3. Elektrischer Öfen zur Anfertigung von Federn.
breit, 1,2 m tief und 2,8 m hoch; durch die Ausmaue-
rung wird eine Heizkammer von 1,68m Breite, 560 mm
Tiefe und 575 mm Höhe geschaffen. In dem Ofen können
450 kg/h Stahl auf 1225° erwärmt werden.
Die Widerstandsöfen mit eingebauten Kästen. Abb. 4.
dienen zum Erwärmen von 905kg Stahl stündlich auf
1225 ° bei einem Stromverbrauch von nicht über 400 kWit.
Eingesetzt werden Knüppel von 65 X 65mm und 215 mm
Länge. Die Öfen sind außen 3,66m lang und 2,13 m
11. Juli 1929
abhebbar. Die Heizelemente be-
einem mit Deckel versehenen Kasten aus Si-
Graphit gefüllt ist. Der
Ofen und ist an
den Enden mit passenden Stromverbindungen versehen.
befinden sich bei den Fordwerken noch
Öfen zum Härten der Kurbelwel-
len sowie andere i Zwecke. īm
Walzwerk werden zwei elektrisch geheizte kontinuier-
tiche Öfen zum Wärmen von Knüppeln benutzt, die 400
bzw. 300 kW verbrauchen und mit einer Temperatur von
1095 ° betrieben werden. Sechs andere Schmiedeöfen mit
breit.
stehen aus
liziumkarbid,
Kasten erstreckt sich durch den ganzen
HL
en
Abb. 4 Elektrischer Ofen zur Erwärmung von Stahiknü
einem Gesamtstromverbrauch von 2700 kW und zwei
kontinuierliche Härteöfen von je 300 kW vervollständi-
ven die Einrichtung im Walzwerk.
Alle Öfen sind mit Thermoelementen zur Kontrolle
der Temperatur versehen. Die Vorteile der elektrisch
geheizten Öfen bestehen darin, daß sie wenig Raum be-
anspruchen und einen sehr sauberen Betrieb gestatten.
Der Arbeiter kann dicht am Ofen stehen, ohne durch
ausstrahlende Hitze belästigt zu werden. Bei der Ford
Co. sind alle Öfen außen mit Aluminiumfarbe angestri-
chen, wodurch die Ausstrahlung verringert wird. ^ L.
Faurote, The Iron Age Bd. 122, S. 73.) IU.
Elektrotechnik.
Kraftfluß-Durchsetzung und Kraftlinien-Verkettung.
— Bei der Behandlung der Frage der Streuung bei in-
duktiv verketteten Kreisen ist es nötig, die beiden Be-
griffe Kraftfluß und Kraftlinie wohl voneinander zu unterT-
Physik und theoretische
scheiden. Bei zwei Stromkreisen 1 und 2, in denen im
gleichen Zeitpunkt die Ströme J, und Ja fließen, ist der
Flvß, der die Kreise durchsetzt, gegeben durch
9, = S rot KE + Sin He
Tip T2 p
ci dp
Tip
Fi
+= f| (lan,
2p
F:
wenn Tip und rg, die Abstände des Punktes p von den
Volumenelement d T, und dt, bezeichnen und d fa und dis
die F'lächenelemente der von den Kurven 1 und 2 begrenz-
ten Flächen F, und F, sind. In der üblichen Darstellung
schreibt man die beiden Flüsse in der Form
Liüi+Mb=Pı, Li+ Mi=.
Sollen die Flüsse unterteilt werden, SO daß sie einen ge-
meinschaftlichen Teil und jeweils einen zu i, bzw. ZU ia
proportionalen Teil enthalten, SO kommt man Zu folgen-
dem Gleichungsystem:
Lü+Mi,=®+4 u,
Lit Mi=zð+Bh.
Dieses System besitzt unendlich viele Lösungen, was im
Widerspruch damit zu stehen scheint, daß es sicherlich
Kraftlinien gibt, die nur den einen oder anderen Stromkreis
umschlingen. Der Widerspruch löst sich aber, wenn man
auf die Definition der Kraftlinien zurückgeht, die besagt,
daß z.B. für axialsymmetrische Felder dyldr = ByulBx
sein muß. Aus dieser Differentialgleichune folgt, daß die
Kraftlinien, gleichviel ob sie nun mit einem oder beiden
Stromkreisen verkettet sind, von den Strömen in beiden
Kreisen abbängen. RL Fleischmann, Arch. El. Bd. 21,
S. 312.)
—
Dielektrische Verluste in ölgetränktem Papier.
LeGobhait hat mit Hilfe statischer Kondensatoren an ver-
schiedenen ölgetränkten Papiersorten Messungen angestellt
Die das ölgetränkte Papier enthaltenden K
densatoren waren zum Schutz gegen äußere Einflüsse
völlig gekapselt. Zur Messung Kondensator in
Reihe mit einer einstellbaren Induktivität, einem Lei-
stungs- und einem Stromzeiger und einem Widerstand
an die Wechselspannung gelegt; durch Abstimmung &
Resonanz wurden eine sinusförmige Kurve und cos =
erzielt. Die Verluste in der Induktivität waren für jede
Einstellung durch vorherige Eichung ermittelt; sie wur-
den samt den Verlusten in den el.
instrumenten von der Wattmeter-
ablesung subtrahiert, und man er-
hielt so die Verluste im Konden-
sator. Bei niedrigen Frequenzen
lagen 12 Kondensatoren ZU je
__ parallel und diese beiden Gruppen
=, in Reihe. Abb.5 zeigt cosg in Ab-
| hängigkeit von der Feldstärke nach
Messung an einem Kondensator, der
zehn Lagen von 0,029 mm starkem
Papier (70 % Baumwolle, 30 %
Holzfaser) enthielt; nach Trock-
nung im Vakuum bei 125° war die
Tränkung mit "Transformatorenöl
vorgenommen. Beachtlich ist die
cos g-Abnahme mit steigender Feld-
stärke, die starke Frequenzabhängigkeit und der charak-
teristische Verlauf der Kurve d für 60 Hz. welcher ober-
halb von etwa 4000 V/mm konstant wird, d. h. unabhängig
von der Dicke des Dielektrikums.
Ne BANZEERAREER
a A OOOHHH
UGSEREEMSERE
Weg
ppein.
d 60 Hz
Abhängigkeit von der Feldstärke bei Raumtemperatur.
a 5 Hz b 10 Hz e 2% Hz
Abb.5. cos g in
Zum näheren Studium der sog. V-Kurven (cos@ =
T | Temp.) ) fanden Versuche mit Temperaturen zwischen
— 15° und + 100 ° statt. Ein Beispiel gibt Abb. 6. Kurve A
Š
s
S
Š
a
Bias
e
EN
e
~
am
Temperatur
Abb. 6. V-Kurven bei verschiedenen Tränkungsölen.
mit reinem Paraffinöl getränkten Kon-
B und C zu Naphthaölen mit verschic-
ungesättigtem Kohlenwasserstoff; die
einem mit Xylol getränkten
Zahlentafel 1 angegebenen
gehört zu einem
densator, Kurven
denen Anteilen an
Spannung war die gleiche. An
Kondensator wurden die in
cos g-Werte erhalten:
1028
Zahlentafel 1.
bei — 10 0 +10 + 20°
0,0093 0,0105 0,0142 0,0205 [bei 3540 V/mm
0,007 0,008 0,01 0,014 d e
0,0968 0,0078 0,0093 0,012 ‚ 1180 „
Hier steigt cos stark mit der Temperatur, der Einfluß
der Feldstärke ist merklich: je höher diese, um so flacher
die Kurve.
Bezüglich der Bedeutung der Papiersorte wurde fest-
gestellt, daß unter sonst gleichen Bedingungen einerseits
für Papier aus 70% Baumwolle +30% Holzfaser und
anderseits für Leinenpapier bei 10° cos ọ = 0,004, bei 70 °
cos @ = 0,0068 bzw. 0,006 und bei 100° cos œ = 0,016 bzw.
0,01 war, d.h. grobe Papierstruktur bedingt höhere Ver-
luste. Abb.7 zeigt Messungen an zwei verschieden lange
und bei verschiedenen Temperaturen getrockneten Kon-
densatoren sonst gleicher Art. Der Einfluß von Feuchtig-
keitsresten zeigt sich bei Kurve A deutlich, nimmt aber
bei hohen Temperaturen stark ab. Für einige Temperatur-
werte zeigt Zahlentafel 2, wie der cosp vor und nach
der Tränkung und Trocknung verläuft (bei der Feldstärke
4330 V/mm). P
Zahlentafel 2.
cos @ bei 0
(oe
Vor jedem Trocknen `... 0,03 — —
nach 16 h Trocknen im Vakuum (75°) |0,007 ' 0,0095 _ =
vn weiteren 24 h Trocknen im Vakuum !
(25N 4.25 u u EE 0,0045 | 0,0037 | 0,0028 | 0,0028
vn Tränkung im Vakuum SE Raum-
temperatur `, . .... 0,0026 0,0015 | 0,0028
: 0,0023 |
Aus einem stilen Anstieg des cosp zwischen 0 und 20°
wird eine schwache Abnahme.
A BEBZERZEZUNEF|
HH 47
WS
RS
V
A
7
Z
géi?
74
CNOT
II INS
SE
8085 a
EE
EE
80 99 100°
70 2% 30 40 50 60 M
Temperatur
A Trocknung 6 Tage bis 55 ° B Trocknung 3 Tage bis 100°
Abb. 7. Feuchtigkeitseinfluß auf die V-Kurven bei 3540 V/mm und 60 Hz
Die von P. Dunsheath ausgesprochene Ansicht,
daß sich die V-Kurve aus einer mit der Temperatur stei-
genden (ß-) und einer fallenden (a-) Komponente zusam-
mensetzt, greift Le Ghait zur theoretischen Deutung der
Kurven von Abb.7 auf. Danach sind für die Kurven A
und B die ß-Komponenten gleich, die a-Komponente ist je-
doch bei A größer. Daraus folgt, daß a von dem Feuchtig-
keitsgehalt im Papier abhängt und daß die hiervon her-
rührenden dielektrischen Verluste mit wachsender Tem-
peratur abnehmen. Die in der vorstehenden Zahlentafel
zum Ausdruck gebrachte Versuchsreihe bestätigt diese
Schlüsse. Weitere theoretische Erwägungen führen zu der
Ansicht, daß die steigende ß-Komponente teils auf die
Papiertemperatur, teils auf dielektrische Verluste zufolge
von anomalen, d. h. nicht dem Olımschen Gesetz gehorchen-
den, in den Öleinschlüssen zwischen den Papierfasern ent-
stehenden Strömen zurückzuführen ist. (E.R.LeGhait,
The Electric Journ. Bd. 26, S. 187.) Eg.
Hochspannungstechnik.
Die Belastbarkeit von Hochstromerdungen und ver-
wandte Erwärmungsprobleme. — Nach Aufstellung der
Grundgesetze der Wärmebewegung im elektrischen Strö-
mungsfeld und Zusammenstellung der zur Verfügung
stehenden mathematischen Lösungsmethoden werden die
Temperaturfelder von Erdungen zur Bestimmung ihrer
Belastbarkeit berechnet. Es wird zunächst der stationäre
Zustand untersucht, und hierbei werden die verschiedenen
Elektrodenformen und Kühlverhältnisse: die Elektroden-
kühlung, die Erdoberflächenkühlung und Strahlung, in
ihrer Wirkung auf die Stromerwärmung miteinander ver-
glichen. Es ergibt sich, daß die höchstzulässige Erdungs-
spannung, mit der eine Elektrode mit Rücksicht auf die
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
11. Juli 1929
Bodenerwärmung stationär betrieben werden kann, unab-
hängig von der Elektrodenform im einzelnen ist und durch
Kühlung von etwa 150 bis auf 350 V erhöht werden kann.
Bei Dauerbelastung muß daher der Erdwiderstand um so
kleiner sein, je größer die Stromaufnahme ist, was auf
große Abmessungen bzw. Parallelschaltung von Einzel-
elektroden führt. Auf Erdoberflächenkühlwirkung ist im
allgemeinen nicht zu rechnen. Die stationären Grenz-
ströme sind sehr gering, entsprechend der sehr kleinen
Wärmeleitfähigkeit des Bodens.
Die Belastungsfähigkeit hängt daher lediglich bei vor-
übergehenden kurzen Belastungen von der hohen Wärne-
kapazität des Erdreiches (Wassergehalt) ab, die einen
Strombelag der Elektrodenfläche von 100 A/m? einige Mi-
nuten lang aufnimmt, ohne daß das Wasser herausdampft
und somit die Stromführung unterbrochen wird. Die Unter-
suchung des thermischen Ausgleichvorganges ergibt den
Temperaturgang nach Ein- und Abschalten des Erdstromes.
Aus dem Erwärmungsvorgang ersielit man, daß mit einer
merklichen Wärmeabströmung erst nach einigen 100 h
Einschaltdauer gerechnet werden kann. Auch die Elek-
trodenkühlung wird daher erst nach entsprechend langer
Belastungszeit wirksam, da ihr Kühlstrom nur langsam in
der Heizzone vorrückt und das Temperaturmaximum nach
außen in seine stationäre Zone schiebt.
Es werden Mittel zur Erhöhung der Belastungsfähig-
keit von Erdern angegeben. Die Stabilitätsuntersuchung
ergibt, daß eine gleichmäßige Stromverteilung an der Elek-
trodenfläche erstrebt werden soll, was zugleich der Bedin-
gung geringsten Widerstandes bei gegebener Fläche ent-
spricht. Weitere Anwendungen der Rechnungen, z.B. zur
Ermittlung der Kontakterwärmung bei Schaltern, der Er-
wärmung von Maschinen u. a., sind angeführt. Auch hier
regelt sich der Temperaturanstieg im allgemeinen nach
einem komplizierteren als dem logarithmischen Gesetz.
(W. Peters, Dissertation T. H. Berlin 1928.) Sb.
Verschiedenes.
Neue Normblätter des DNA. — Eisenbahnwagenbau:
DIN Vornorm WAN 572 (Auswahl aus Din Vornorm
2140) Flußstahlrohre, Gasrohre. — WAN 511 Blatt 3,
Sonder-Formstahl, Abmessungen, Gewichte.
Lokomotivbau: DIN LON 103 Vierkante und Vier-
kantlöcher nach DIN 79. — LON 2138 Große Waschluke
mit Pilz, Zusammenstellung. — LON 2139 Große Wasch-
luke mit Pilz, Einzelteile. — LON 3226 Selbstschluß-
Wasserstandanzeiger, Hahngriffe. — LON 5010 Kolben-
ringe, Überstreifringe. — LON 6201 Kesselbekleidung,
Übersicht.
Grundnormen, Allgemeines: DIN 1510 Kreisscheiben
für schreibende Meßgeräte.
Bauwesen: DIN 1915 Versetzbare Einzelgaragen,
Abmessungen, Beschaffenheit, Standort. — 1031 I- und
U-Profile für Stahlskelettbau, Abmessungen und stati-
sche Werte.
Eisenbahnwesen: DIN 1564 Rohrverbindungstücke,
Muffen, Übergangsmuffen. — 1565 Rohrverbindungs-
stücke, Nippel, Übergangsnippel. — 1566 Rohrverbin-
dungstücke, Doppelnippel, Übergangsdoppelnippel. —
1567 Rohrverbindungstücke, T-Stücke, Übergangs-T-
Stiicke. — 1568 Rohrverbindungstücke, Kreuz-Stücke. —
1569 Rohrverbindungstücke, Winkel-Stücke, Hosen-
Stücke. — 1585 Bügelgriffe, stehend, gerade, schräg.
Nähmaschinen: DIN 5301 Blatt 1 und 2, Nähmaschi-
nen-Zubehör. — 5302 Blatt 1 und 2, Nähmaschinen-Möbel,
Beschlagteile.. — 5303 Nähmaschinen-Nadeln (Nadel-
system 705). — 5304 Nähmaschinen-Möbel, Tischplatten.
Bergbau: DIN BERG 1252 Blatt 1 und 2, Drahtseile
für Bergwerksbetrieb, Flachseile.. — BERG 1253 Draht-
seile für Bergwerksbetrieb, Drahtlitzen und Drahtseile
für Hammersignale. — BERG 2491 Elektrische Gruben-
bahnen, 900 mm Spurweite, Bremsklötze, Zusammenstel-
lung. — BERG 2492 Elektrische Grubenbahnen, 900 mm
Spurweite, Bremsschuhhalter, Einzelteile. — BERG 2493
Elektrische Grubenbahnen, 900 mm Spurweite, Brems-
schuh mit Ansatz. — BERG 2494 Elektrische Grubenbah-
nen, 900 mm Spurweite, Bremsschuh ohne Ansatz, Ein-
zelteile.
Chemische Geräte: DIN DENOG 48 Meßkolben mit
glattem Hals.
Krankenhauswesen: DIN Vornorm FANOK 4 Kran-
ken-Nachttisch, Geltungsdauer der „Vornorm bis Ende
April 1930. — FANOK 5 Eiserner Stuhl für Kranken-
anstalten, Geltungsdauer der Vornorm bis Ende Dezem-
ber 1930. — FANOK 7 Liegestuhl, Geltungsdauer der
Vornorm bis Ende Dezember 1930.
Textilindustrie: DIN TEX 4514 Kettbaumscheiben
aus Stahlblech mit Klemmuffe. — TEX 4650 Picker für
LL Juli 1929
leichte Oberschlagstühle. — TEX 4700 Wechselkarten
für gewöhnliche 6schützige Revolverwebstühle. — TEX
4701 Wechselkarten für 6schützige Revolver-Übersprin-
gerwebstühle. — TEX 2 Harnischschnur. — TEX 4507
Kettbäiume aus nahtlosem Flußstahlrohr. — TEX 4530
Wechselräder für mechanische Webstühle, Konstruk-
tionsblatt. — TEX 4531 Schaltrad für mechanische W eb-
stühle, Konstruktionsblatt.
Hauswirtschaft: DIN 2011 Normaldosen für Gemüse-
konserven. — 2012 Normaldosen für Obstkonserven. —
3013 Dosen für Gurkenkonserven.
Kraftfahrbau: DIN Vornorm KrK 663 Anschluß für
Zentralschmierung an Fahrgestellen. — KrL 216 Felgen-
profillehren für Wulstfelgen für Krafträder nach DIN
Vornorm KrW 123. — KrM113 Geschlitzte Scheiben,
Ventilschaftenden. — KrM 114 Geteilte Kegelstücke,
Ventilschaftenden.
Energiewirtschaft.
Die Elektrisierungspläne Harrimans in Polen. — In
enger Anlehnung an den vom polnischen Ministerium für
öffentliche Arbeiten entworfenen Elektrisierungsplan?
schreitet das erste große Projekt seiner Verwirklichung
entgegen. Es handelt sich um eine Elektrisierungskonzes-
sion. die der Firma W. A. Harriman & Co., Inc., New
York, erteilt werden soll. Wie aus Kreisen, die der polni-
schen Regierung nahestehen, verlautet, ist die Erteilung
der Konzession an die Harriman-Gruppe zur Errichtung
und Betriebsführnng von Elektrizitätswerken und Legung
eines Leitungsnetzes. das das Gebiet von sechs Woiwod-
schaften ganz, beziehungsweise teilweise umfaßt. bereits
erundsätzlich entschieden. Die Unterzeichnung des Kon-
zessionsvertrages soll, wie es heißt, schon Mitte August
erfolgen.
Inzwischen wird gemäß Art. 1 des polnischen Elektri-
sierunrsgesetzes vom 16. V. 1922? in den einzelnen, von der
Konzession berührten Woiwodschaften ein sog. Ermitt-
lunesverfahren durchgeführt werden, um die Zulässigkeit
und Zweckmäßigkeit der der Harriman-Gruppe zu gewäh-
renden Berechtigungen zu prüfen sowie strittige Fragen
aufzuklären und eventuelle Forderungen dritter Personen
auf eütlichem Wege zu befriedigen. Die Ermittlungen. die
in öffentlichen Verhandlungen stattfinden, werden zweifel-
los viel interessantes Material liefern, das eine eingehende
Orientierung darüber gestatten wird, in welchem Maße die
Elektrisierunespläne Harrimans mit den Interessen der
polnischen Unternehmungen kollidieren könnten und
welche Vorteile sie dem Lande bringen werden. Irgend-
welche Einwände, Vorbehalte und Forderungen in bezug
auf die der Harriman-Gruppe zu gewährenden Berechti-
gungen bei den Ermittlungsterminen können, wie von in-
formierter Seite versichert wird, nur eine Abänderung
dieser oder jener Einzelheit des Konzessionsentwurfes her-
hbeiführen, aber auf die Gewährung oder Nichtgewährung
der Konzession an Harriman keinen Einfluß haben.
Das Konzessionsgebiet (Abb. 8) umfaßt eine Viertel
des gesamten Territoriums der Republik Polen mit einer
Bevölkerungsziffer von etwa 10 Mill Einwohnern. Die auf
60 Jahre begrenzte Konzessionsdauer wird nach den Richt-
linien des Ministers für öffentliche Arbeiten in zwei Ab-
schnitte zerlegt. In den ersten zehn Jahren der Konzession
ist der Umfang der Investitionen genau umrissen. Das hier-
zu aufzuwendende Kapital wird mit 25 Mill $ angegeben.
Das Investitionsprogramm für die zweite. sich auf 50 Jahre
verteilende Etappe sieht einen Kapitalaufwand von etwa 80
bis 100 Mill $ vor.
Im Verlauf der ersten zehn Jahre der Konzession ver-
pflichtet sich die Firma W. A. Harriman & Co., Inc., ein
Wasserkraftwerk am Dunajec in der Nähe des
Städtchens Roznöw mit einer Höchstleistung von 90 000 PS
samt einem Staubecken zu erbauen. Die anfängliche Lei-
stung will man während der ersten Jahre auf mindestens
40 000 PS bringen. Gleichzeitig mit dem Bau dieses Kraft-
werke soll der Fluß Dunajec bis zur Einmündung in die
Weichsel reguliert werden. Die Errichtung dicses Wasser-
kraftwerks wird vom polnischen Ministerium für öffent-
liche Arbeiten als wichtigste Vorbedingung gestellt, u. zw.
mit Rücksicht auf die ungewöhnlich große Bedeutung, die
diesem Projekt zukommt. Angesichts der ungünstigen na-
türlichen Bedingungen des Dunajec, die die Rentabilität
des Werks wesentlich herabsetzen, kann dessen Errich-
tung und Ausnutzung sich nur dann bezahlt machen, wenn
es mit einem anderen großen Wärmeelektrizitätswerk ver-
bunden wird. Daher sieht das Elektrisierungsprojekt
Harrimans den Bau einer zweiten großen Zentrale als
WärmekraftwerkimDombrowaerKohlen-
Br Vgl. hierzu ETZ 1928, S. 1633.
2 Vgl. ETZ 1922, S. 129.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
1029
revier vor, dessen Leistung 0,1 Mill PS überschreiten
soll. Außerdem ist beabsichtigt, die Reserven der in dem
Konzessionsgebiet schon bestehenden Elektrizitätswerke
zu verwerten.
Da auf dem Gebiet der Woiwodschaft Schlesien das
polnische Elektrizitätsgesetz vom Jahre 1922 nicht ver-
pflichtet, ist dieser Gebietsteil von der Konzession aus-
geschlossen worden. Ungeachtet dessen wurde dem Harri-
man-Konzern aber die Verpflichtung auferlegt, die große
Überlandzentrale in Chorzow (Ostoberschlesien), die sich
noch in deutschem Besitz befindet, zu erwerben.
Im Verlauf der ersten fünf Jahre des Konzessions-
vertrages hat die Harriman-Gruppe eine elektrische
Hochspannungsleitung für über 100kV und in
einer Länge von etwa 120 km vom Dombrowaer Kohlen-
revier zum Wasserkraftwerk am Dunajec, ferner Horch-
=
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7 700 km
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72 Grenzen des Konzessionsgebieles
= Wärme - und Wasserkroftwerke
© 0
Voraussichliiche künftige Kraftwerke
Hochsponnungsleitung über 100 kV
=-— —— Mögliche Vorienten dieser Leitung
Voraussichtlicher Leilungsousbou'
Abb. & Das Elektrisierungsnetz nach dem Harriman-Projekt.
spannungslinien nach den Industrierevieren von Kielce,
Radom und Lodz sowie Verbindungslinien zu den ein-
zelnen, im Konzessionsgebiet befindlichen Elektrizitäts-
werken zu legen, um eine enge Zusammenarbeit zwischen
den künftigen und den bestehenden öffentlichen und pri-
vaten Werken zu gewährleisten und eine gemeinsame Re-
serve zu schaffen. Die innerhalb des Konzessionsbereiches
liegenden großen städtischen Elektrizitätswerke, die Über-
landzentralen in Sierza Wodna, Pruszköw usw. sowie die
privaten Elektrizitätswerke in den oben genannten Indu-
striebezirken behalten ungeschmälert ihre früher erwor-
benen Konzessionsrechte bei. Der Plan der engen Zu-
sammenarbeit wird also auf der Grundlage freiwilliger
Vereinbarungen durchgeführt mit dem Zweck, die gemein-
samen Exploitationskosten zu verringern und sich bei
eventueller Unterbrechung der Stromzufuhr gegenseitig zu
unterstützen. Eine ähnliche Zusammenarbeit mit der Iar-
riman-Gruppe strebt. wie verlautet. ein gemischtes pol-
nisch-ausländisches Konsortium an, das sich bei der Regie-
rung um eine Konzession für die Elektrisierung Pomme-
rellens, der ehemaligen Provinz Posen und desjenigen Teils
von Kongreßpolen bemüht, der von der Harriman-Konzes-
sion nicht umfaßt wird. Außer dicsen Investitionen hat
sich die Konzessionärin verpflichtet, alle Ortschaften mit
1030
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
11. Juli 1928
einer Bevölkerung von über 3000 Einwohner, sofern diese
noch nicht elektrisiert sind, durch provisorische Elektrizi-
tätswerke mit Licht und Kraft zu versorgen.
Die Maximaltarife, die im Vertragsentwurf vorgesehen
sind, werden um 15 bis 40 % unter den Sätzen liegen, die
bei den bisherigen Konzessionen festgesetzt worden sind,
mit Ausnahme des Dombrowaer Kohlenreviers, wo die
neuen Tarife etwa auf dem Niveau der bisher geltenden
Sätze verbleiben. Alle elektrischen Anlagen und Werke in
dem ganzen Konzessionsgebiet gelten als ein Elektrizi-
tätsunternehmen. Im übrigen lehnen sich die Bedingungen
des Konzessionsvertrages eng an das Muster der ausgear-
beiteten Entwürfe für Konzessionserteilungen an, aber mit
einer Erweiterung dahingehend, daß eine besondere Kom-
mission von Sachverständigen zu bilden ist, deren Vor-
sitzender — falls sich die Parteien über dessen Person
nicht einigen sollten — vom Präsidenten des Obersten Ge-
richts in Warschau ernannt wird. Der Kompetenz dieser
Kommission würden alle Streitfragen unterliegen, die sich
aus dem Konzessionsvertrag zwischen der W. A. Harri-
man & Co. Inc. und der polnischen Regierung ergeben,
jedoch unter Ausschluß solcher Differenzen. die die Kündi-
gung und den vorzeitigen Auskauf der Konzession be-
treffen.
Alle durehzuführenden Investitionen unterliegen der
Kontrolle des Finanzministeriums und des Ministeriums
für öffentliche Arbeiten. Die Konzessionärin ist ver-
ptlichtet, diesen vierteljährlich eine Aufstellung der aus-
rcführten Arbeiten und des künftigen Investitionspro-
gramms zur Bestätigung einzureichen. Der Konzessions-
vertrag verliert seine Gültigkeit, wenn die vorgesehenen
Investitionen nicht genau nach den Richtlinien des aus-
eearbeiteten Programms durchgeführt werden‘.
Dr. C. Poralla.
ı Für die Rentabilität der von Harriman geplanten Anlagen ist
seine Beteiligung bei Giesche durch die American Silesian Corp. und
an der polnisch-oberschlesischen Eisenindustrie (Bismarckhütte, Laura-
hütte) durch die Consolidated Silesian Steel Corp. von Bedeutung. D.S.
Erzeugung und Verbrauch elektrischer Arbeit in
Deutschland? — DieErzeugung der vom Statistischen
Reichsamt erfaßten 122 Elektrizitätswerke war im April
1929 um 7,7 Mill kWh geringer als im März, aber um
250,3 Mill kWh (24%) größer als im gleichen Monat des
Vorjahres. Auch arbeitstäglich zeigt sich bei 51,968 Mill
kWh gegenüber dem März (52.274 Mill kWh) ein Rück-
gang, u.zw. um 0,306 Mill kWh, und im Vergleich zum
April 1928 (45,604 Mill kWh) eine Zunahme, die 6,364 Mill
kWh (14%) ausmachte. Der Anschlußwertder von
103 Werken versorgten gewerblichen Abnehmer ist im
März mit 4,335 Mill kW gegen den Vormonat (4,303 Mill
kW) um 32000 kW und gegen den Parallelmonat von 1928
(4,039 Mill kW) um 0,296 Mill kW (7%) gewachsen. Ebenso
weist der Verbrauch dieser Abnehmer eine Steigerung
auf, u. zw. gegenüber dem Februar um 10,3 Mill kWh (2 %)
und gegen den März 1928 um 26,1 Mill kWh (5 %). Letz-
tere betrug arbeitstäglich bei 20,390 Mill kWh Konsum
(17,916 i. V.) 2,474 Mill kWh. während sich im Vergleich
zum Februar (20,813 Mill kWh) eine Abnahme um 0,123
Mill kWh (2%) ergibt.
Von 122 Elektrizi-
tätswerken selbst
erzeugte Mill kWh
Anschlußwert und Verbrauch der
von 108 Elektrizitätswerken direckt
belieferten gewerblichen Abnehmer
Ar- a 1
x Ee
0- | beits- An- i 'erbraue
ins- arbeits- schluf- Gesamt u > Egger
nat | tage f verbrauch Ss E e
gesamt |täglich | wert k z% |*= LER
Mil kW| Mill kWh | 27 245;
A% z
1929 1928| 1929 ` 1928 |1929 1928|1929:1928| 1929 | 1928 |1929 1928|
1929 1928
| |
| |
26 26 | 1413,6 1238,91] 56,5 47.6 43! 4,0
I. 540.0 | 476,1 208 18.348 Aë
T. |24, 25 | 12900 11204534, 451) 4340| 4905 4584| 208 18.3118 As
IM. | 25 | 97 1160,9[52,3 443| Ai 4,0 5008 483.7 | 20,4 17.9147 A4
iv. |:5 23112902 10891520 46) o ail . 5. 190] A
Vgl. ETZ 1929, S. on
VEREINSNACHRICHTEN.
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
Kommission für Installationsmaterial.
Die Kommission für Installationsmaterial hat einen
Entwurf zu
„Leitsätze für zweipolige Steckvorrichtungen mit
Schutzkontakt (Wohnungsteckvorrichtungen 250 V
10A) für Erdung, Nullung und Schutzschaltung”
aufgestellt, der nachstehend bekanntgegeben wird.
Einsprüche sind in zweifacher Ausfertigung bis zum
1. Oktober 1929 an die Geschäftstelle zu richten.
Entwurf.
Leitsätze für zweipolige Steckvorrichtungen mit Schutz-
kontakt (Wohnungsteckvorricehtungen 250 V 10 A) für
Erdung, Nullung und Schutzschaltung.
§ 1.
Die Leitsätze treten am 1. Januar 1930 in Kraft.
§ 2.
Steckdosen mit Schutzkontakt sind dazu bestimmt,
die Gehäuse ortsveränderlicher Stromverbraucher zu
erden, nullen oder an eine Schutzleitung anzuschließen.
§ 3.
Für zweipolige Steckvorrichtungen mit Schutzkon-
takt gelten außer den nachstehenden Bestimmungen die
Vorschriften für Stecekvorrichtungen 10 A 250 V., die in den
Së 1 bis 13 und 30 bis 45 der „Vorschriften, Regeln und
Normen für die Konstruktion und Prüfung von Installa-
tionsmaterial bis 750 V Nennspannung, K.P.1l.“ enthalten
sind.
§ 4,
Die Steekvorrichtungen sollen für mindestens
und 10 A gebaut sein.
2530 V
Steckdosen mit Schutzkontakt sollen so eingerichtet
sein, daß Stecker ohne Schutzkontakt in ihnen nicht ver-
wendet werden können.
Das Einführen des Schutzkontaktes in die Leitungs-
kontakte muß unmöglich sein.
Die Verbindung der Schutzkontakte soll hergestelit
sein, bevor sich die Polkontakte berühren. Sie sollen
über Schleifkontakte geschlossen werden.
Die Anschlußklemme für den Schutzleiter der Dose
soll für mindestens 2,5 mm?, die Anschlußklemme für den
Schutzleiter des Steckers für mindestens 1,5 mm? bemes-
sen sein.
Schutzkontakte brauchen keine Isolierabdeckung zu
haben. Die Schutzkontakte sollen für mindestens 10 A
Stromdurchzang bemessen sein.
Schutzkontakte an der Dose sollen federnd, am
Stecker nichtfedernd ausgeführt sein.
Die Anschlußklemme für den Schutzleiter der Dose
soll im Innern liegen.
Der Anschluß für die Zuleitung soll
kenntlich gemacht sein.
als solcher
87.
Die Prüfung der Isolation nach § 39 der K.P.\I. ist
auf die Prüfung der Schutzkontakte gegenüber den span-
nungsführenden Teilen auszudehnen.
Prüfungen nach § 40 der K.P.I. sind auf die Erwär-
mung der Schutzkontaktteile auszudehnen.
Zur Prüfung der mechanischen Haltbarkeit der
Steckvorrichtung ist der Stecker ohne Strombelastunz
1000-mal vollständig ein- und auszuführen.
Die Prüfung nach § 41 der K.P.I. ist dahin zu erzän-
zen, daß der 1.25-fache Nennstrom bei der Nennspannın"
durch einen Pol und durch den Schutzkontakt geleitet
und im Gebrauchszustand sowie in der Gebrauchslage
des Prüflings 20-mal ausgeschaltet wird, wobei ein dauern-
der Lichtbogen nicht auftreten darf.
Verband Deutscher Elektrotechniker e. V.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
(Bekanntmachung der Prüfstelle des VDE s. S. 1022.)
11. Juli 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 1031
Staatliches Materialprüfungsamt.
Berlin-Dahlem, Unter den Eichen 87. Fernspr.: Amt Breitenbach (Gk) 2751.
Bekanntmachung über Isolierpreßmassen.
Der regelmäßigen Überwachung durch das Staatliche
Materialprüfungsamt unterliegen die in folgender Tabelle
zusammengestellten Isolierpreßmassen, die gemäß den
Bekanntmachungen des Zentralverbandes der deutschen
———
elektrotechnischen Industrie. Untergruppe IV der Fach-
gruppe 19 (ETZ Bd. 49, 1928, Heft 29, S. 1094) und der
Technischen Vereinigung von Fabrikanten gummifreier
a E. V. (ETZ Bd. 49, 1928, Heft 29, S. 1097) typi-
siert sind.
Die beiden früheren vom Amt bekanntgegebenen Listen
Ir Bd. 49, 1928, Heft 29, S. 1096 und Bd. 50, 1929, Heft 1,
S. 37) werden hiermit ungültig.
Berlin-Dahlem, den 21. VI. 1929.
Der Präsident des Staatlichen Matcrialprüfungsamtes.
In Vertretung:
Herzbere.
f
Kenn-Nr. Type
Firma ana ea e Euer Senn EHRE:
zeichen 3 | 0 ' 1 2 ' 3 4 7 8 ı X
' |
Gebr. Adt, Aktiengesellschaft, Ensheim | 36 > $ = a. 7 — Awstralit F — 0000-000. Australit
(Saargebiet) | | i
AEG, Fabrik für Isolier- und 38 Tenacit : Tenacit Tenacit Tenacit Tenacit Tenacit Tenacit A
Preßmaterial, Hennig:dorf b. Berlin Type 8 Ä — | Type 1 Type 2 — Type + Type . Type 8 | Type x
Tenacit ©
i ; H Type A
Aronwerk > Elektrizitäts- Gesellschaft 35 — Aronit 0 | — Aronit 2 — | Geen ' — | Aronit 8 ' _
m. b. H., Beri ı-Charlottenburg ,
Ernst Verger e S qo Klerspe-Bhf. 53 Isolit S — | = | Sé Ee St = lsolit7 | = | er
e 1 l
Bayerische e Er 67 Bezeg S Bezeg 0 | — | — = | E | SE | < SN
Gesellschaft, ürnberg
Bergmann- Elektricităts-Werke, Aktien- 29 Fulgurit $ Fulgurit o Fulgurit 1 Fulgurit 2 Fulgurit 3 = Fulgurit 7 : == un
gesellschaft, Werke Rosenthal, Berlin- Fulgurit
Rosenthal | ‚ Spezial 2 7 | d
Gebr. Berker, Schalksmühle i. Westf. 80 Isolier- |
pauzer ur = = 1 — = = —
Bezet-Werk Hermann Buchholz, Berlin- 7G Bewerit 3 — = ee > m = Re Korg
Neukölln |
Bisterfeld & Stolting, Radevormwald 70 Werkstoff Werkstoff | — = -— 2 _- gg i ==
(Rhid.) Type S , Type 0 | | Ä !
Robert Bosch A.-G., Abt. Bosch- 55 [Resiform S Resiform 0 — | — 2 er > ne =
Metallwerk, Feuerbach b. Stuttgart
Ernst Bremicker, Kierspe-Bhtf. i. Westf. 61 Toledoit S se | 2 Se = dE | E | SR Ze
Dr. Deisting & Co., G. m. b. H., 39 Isolier- == | — Isolierstoff — D — = —
Kierspe i. Westf. stahl | Type 2 | | |
Deutsche Philips Gesellschaft m.b.H.,| 58 SEO | PM 1 | — Z— Ges SE EE
Berlin W 35 i | | | l
Deutsche Xylolith-Platten-Fabrik Otto 77 — | = = en | = u A == er Xylolith-
Sening & Co., G. m. b. H., Freital 1- Ä Ä | Asbest-
Lresien | | S eg
Ee Fabrik G. m. b. H., 22 Bebrit $ = |! Bebrit 1 | Rulit 2 — Do ' Bebrit 7 — Dos
ra H.-N. | ; | | | i
Ellinger & Geissler, Dorfhain (Bez. 54 Elgæit ` Elgesit Elgesit ` ` = | = GE — — Sr es
Dresden) Nr. 2 Nr. 1 Nr.3 ı |
August Füllgrabe & Co., Kassel 63 Fatamin | _ — _ — | Ben | — — | s=
Wilhelm Geiger, Geseilschaft mit be- 71 Geigerit | i — | = — i — — SC —
schrånkter Haftung, Lüdenscheid | | | | li. es
Christian Geyer, Nürnberg 83 — ' Norit — Norit — en | — Norit ` —
| Type 0 | | Type 2 | | | Type 8 |
Paul Hochköpper & Cou, Lüdenscheid 87 Hocolit = — | == — TES l _ , = MN
Isola Werke A.-G., Birkesdorf b. Düren 40 Durax II Durax I — | => ' Fermit I | a | _ | Luxit Fermit II
(Rheinland) | | |
Jenalit-Gesellschaft mit beschränkter 69 Jenalit B 5 Jenalit B 4 — | — | — | = Ä = | er Zu
Haftung, Jena | | |
Julius Klein, Coburg 60 a po ee T za ee — Ze S o
Leopold Kostal, Lüdenscheid i. Westf. 72 Poldit Se = | = = — as — —
Hugo Krieger & Faudt, Berlin SW 68 78 Hakalit a — | — l — | Hakalit 3! — | == = =
Linden & Co., G. m. b. H., Lüdenscheid 79 Linölit ue | Gg Es = — Se =s —
H. Mende & Co., Dresden-N. 56 Me .delith S Mendelith, 0 — — | SC € GS | — | — ==
Gebrü ler Merten, Gummersbach (Rhld.) 24 Merit 8 | Ss — Merit 2 Merit 3 | — ç ' — Merit 8 —
Mix & Genest Aktiengesellschaft, Berlin- 68 Mixit S Mixit 0 — — — — D l — —
Schöneberg | | |
Müller & Ros, Coburg 66 en A | Rott | — a W i oa
Preßstoffwerk Schöppenstedt au 81 Roderit Roderit | — Kokri — | = -— Redet V —
| |
Schnake, Schöppensted XXX XN | XXV
Preßwerk A.-G., Essen 45 Thesit | — — Thesit Nr. í — = l _ — =
supra | | ' | |
PreBwerk Königstein G. m. b. H. 65 König- ; König- | — — — _ | — —
Königstein a. Elbe stein 8 | stein 0 | | | |
Wilh. Quante, Elberteld 73 Wekulit 8 — SES = = | = ee = ee
Kheinisch- Westfälische Sprengstoff- 43 Trolit- Trolit- i — ee 24 Gummonli Gummon; — Gummon Gummen
E an dfabrik, Spezial I Spezial II | ı Gummon25 12 | 180 C
roisdo ez. Köln | i | |
H. Römmiler Aktien-Gesellschaft, 32 Hares C | — | Hares C | Resistan Resistan | — | Heliosit A | Heliosit D Resistan
Spremberg N.-L. Spezial ' Spezial F | rotbraun Type 3 | , Heliosit B E
| Resistan Spezial |
| | heil | |
Scckelmann & Co., Lüdenscheid 59 Seat 8) — | = = TE = Ei a
estf. ,
i |
Siemens-Schuckertwerke A.-G. Ver- 34 Eshalit E76 Eshalit E74 Eshalit E87 Eshallt E59 — | Eshallt Eshalit E81 — ' Eshallt
triebsabteilung Gummiwerk (VG), 'Eshalit E95: E6l ı ' E90
Berlin- Siemensstadt (Gartenfeld) | i | |
Soldin & Co., Berlin NO 43 49 Esconit 8 ` _ _ = Esconit 3 ` - ‚ Esconit 7 — —
wer a N enk & 75 Solith S — — Solith 4a | Solith 50 | — — — ==
etzinger), Sonneberg L Solith 37 | l
Süddeutsche Arsen 5 ee 25 — Ricolit — Ricolit Ricolit | Ricolit Ricoiit = Ricolit =
Freiburg i. Br. | Type 0 | Type 2 Type 3 | Type 4 | Type 7 | Type 8 `
1032 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28 11. Juli 1929
Kenn-Nr.
Firma d. Firma Type
L Schutz-| "= =” IT | = | Gees
zeichen sl o | a | 2 3 a| 7 8 x
e ' Ä
Synthaform, G. m. b. H., Berlin- 74 s — | Se Rö 2 En = BER | =
Lichterfelde- West l |
Paul Teich, Berlin O 27 82 Teasit S | Teasit 0 — — — — — oo
Dr. Helnr. Traun & Söhne vormals 21 Formolit 3 Formolit 0 | Formolit — Formolit 3 — — 7
Harburger Gummi-Kamm Co., i
Hamburg | |
Gebr. Vedder, Schalksmühle i. Westf. 84 Preß-Stoff — ' = _ —
Type S | |
Billt S — i Bilit 1 Bilit 2 Bilit 3 — — —
Vereinigte elektrotechnische Fabriken 23
F. W. Busch & Gebr. Jacger
Aktiengesellschaft, Lüdenscheid
Vereinigte Isolatorenwerke Aktienge- 31
sellschaft, Berlin-Pankow
Gebr. Vollinerhaus, Kierspe-Bahnhof 50 Volimerit S — |
i. Westi.
— i —
Ambroin S ` Ambroin 0, Ambroin 1 ee 2 | Margolit 3 d 7 ‚ Ambroin 8 | —
|
Dowal 27 | Dowal 21 | Dowal 451 -
|
| ;
Vollmerit 8 —
i
Wacker & Doerr Söhne G. m. b. H., 62 — — Dowal 2 | — —
Nieder-Ramstadt bei Darmstadt | |
Winkel & Schulte, Herscheld i. Westf. 51 HerschelitS — : — Herschelit 7 — —
Erich Wippermann, Halver i. Westi. 46 Permanit $ — — — — . Permanit 8 Žž —
Wolff & Co., Walsrode 33 Kiwitan S Kiwitan 1 | Kiwitan 2 | Klwitan 3 — — — | —
Zang, Schaumberger & Co., Neuscs b. 47 — | — | — Antiflam- — — Zaschalit — —
Coburg (Bayern) i mit extra , |
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Berlin W 57, Kurfürstenstraße 15/16.
Bekanntmachung.
Es besteht Veranlassung, erneut darauf hinzuweisen,
daß bei allen Erzeugnissen, welche das VDE-Prüfzeichen
aber kein Ursprungszeichen tragen, ein Mißbrauch des
VDE-Zeichens vorliegt.
Jede Firma, welche die Genchmizung zur Verwendung
des VDE-Zeichens für ihre Erzeugnisse erhalten hat, ist
verpflichtet, auf den mit diesem Zeichen versehenen Appa-
raten auch ihr der VDE-Prüfstelle bekanntgegebeues Wa-
renzeichen anzubringen.
Es wird gebeten, solche Erzeugnisse, welche zwar das
VDE-Zeichen aber nicht das Warenzeichen (Ursprungs-
zeichen) des Herstellers tragen, beim Einkauf zurückzu-
weisen und der VDE-Prüfstelle möglichst unter Beibrin-
gung der erforderlichen Unterlagen Mitteilung zu machen,
Dan sie gegen den Vertrieb solcher Waren einschreiten
ann.
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechn. Verein des rhein.-westf. Industrie-
bezirks, Essen. 27. VII. 1929, Restaurant „Parkhaus“ in
Bochum: Sommerfest.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Lesuerkreis erbeten.)
H. Usener 1. — Am 18. VI. d. J. verschied nach
kurzer Krankheit Dr. Hans Usener geboren am
31. XII. 1872 als Sohn des Geheimrats Prof. Dr. phil. Her-
mann Usener in Bonn. Dr. Usener studierte zunächst
Medizin, um sich später dem Studium der Physik zu wid-
men, und hat nach einigen Assistentenjaliıren Anfang
dieses Jahrhunderts seine praktische Tätigkeit im Tor-
pedolaboratorium der Kaiserlichen Marine begonnen. Von
dert kam er als technischer Physiker zur Firma Neufeldt
& Kuhnke, wo er bald Mitinhaber wurde und in steter
intensiver Arbeit den Grundstein für die technisch-
wissenschaftlichen Arbeiten dieser Firma legte. Insbe-
sondere entstammen seinen Arbeiten die Fernzeiger-An-
lagen sowie die vielen für die Kaiserliche Marine ent-
wickelten Spezialeinrichtunzeen der Firma Neufeldt
& Kuhnke. Es sei auch noch auf sein Werk „Der Kreisel
als Richtungsweiser” hingewiesen.
Dr. Usener besaß eine außerordentlich tiefe Geistes-
und Herzensbildung. Er hat seine Umgebung und beson-
ders auch seine engeren Mitarbeiter auf allen Gebieten
In Zweifelsfällen gibt die VDE-Prüfstelle jederzeit be-
reitwilliest Auskunft darüber, ob für ein Erzeugnis die
Prüfzeichengenehmigung erteilt worden ist oder nicht.
Die der Firma Albert Joebges, Berlin, scinerzeit
erteilten Genehmigungen zur Benutzung des VDE-Zei-
chens für
Gleichstrom-Klingelreduktoren (Traductor)
Type Tgi 2, Tgi 1, prim. Spannung 110 u. 220 V
und für
Spannungsteiler für Wechselstrom, Type Tw,
sind gestrichen worden, da obige Firma erloschen ist.
Die der Firma August Haenchen, Eltville/Rh., am
7. VIII. 1925 erteilte Genehmigung zur Führung des VDE-
Zeichens für D-Patronen 6, 10, 15, 20 und 25 A, 500 V ist
am 13. VI. 1929 gestrichen worden, da die von der VDE-
Prüfstelle vorgenommenen Kontrollprüfungen ergaben,
daß die Patronen den VDE-Bestimmunzen nicht ent-
sprachen.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Zimmermann.
des menschlichen Geistes und des praktischen Lebens be-
fruchtet und hinterläßt eine große Zahl trauernder Fach-
kollegen. Er wird in aller Erinnerung dauernd fort-
leben.
Auszeichnungen. — Auf der 68. Hauptversammlung
des VDI in Königsberg wurde dem ord. Prof. der Uni-
versität Göttingen Dr. phil. Dr.-Ing. E. h. Ludwig
Prandtl die goldene Grashof-Denkmünze, die höchste
Auszeichnung des Vereins, verliehen. Von Prandtls wissen-
schaftlichen Arbeiten besitzen die Untersuchungen über
die Grenzschicht- und Tragflüseltheorie besondere Bedeu-
tung für die Luftfahrt: die für den Bau von Dampf- und
(sasturbinen wichtige Frage der Ausströmung unter hohem
Druck wurde von ihm theoretisch und experimentell klar-
gestellt, seine Forschungen in der Elastizitäts- und Festig-
keitslehre vermittelten bedeutsame Erkenntnisse für den
Eisen- und Maschinenbau. Prof. Prandtl ist schließlich
Begründer und Leiter der mit dem Kaäiser-Wilhelm-In-
stitut für Strömungsforschung verbundenen Aerodynami-
schen Versuchsanstalt in Göttingen.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkelt.)
Die Elektrizität als Wärmequelle im Klein- und Groß-
küchenbetrieb.
Im Journal für das Gas- und Wasserfach, H. 3,
Jahrgang 1928, wollen die Berliner Städt. Gaswerke fest-
stellen, daß meine über die Wahl von Gas für die Küche
an — EE — Sigi a EEE a EEE Er Afen
11. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
1033
der neuen Luneenheilstätte Buch in meinem Vortrag! ge-
machten Angaben nicht den Tatsachen entsprechen. Sie
sagen dort ferner, dal die von mir weiterhin gemachten
Angaben über einen Druck des Aufsichtsrates auf die
BEWAG über die Propagandaabgrenzung ebenfalls nicht
den Tatsachen entsprächen.
Ich habe auf diese Auslassunsen bisher nicht geant-
wortet, weil bezüglich der Küche in Buch die Richtig-
keit der von mir gemachten Angaben selbst aus Jen
Darlerungen der Gaswerke zu erkennen war und weil
anderseits mir trotz vollen Wissens der Vorgänge kein
Material zur Verfügung stand, um meine Angaben bce-
zürlich des Fingreifens des Aufsichtsrates und der Ver-
handlungen zwischen BEWAG und den Städt. Gaswerken
beweisen zu können. Als mir dann vor einigen Monaten
das Material zuging, glaubte ich auf ein Eingehen ver-
zichten zu können, weil das Thema nicht mehr ak-
tuell war.
Wie mir mitgeteilt wird, haben aber einige Leiter
von Elektrizitäts- und Gaswerken, die immer wieder das
Bedürfnis fühlen, berechtigte Abwehrmaßnahmen der
Elektroindustrie gegen Übergriffe der Gastechnik zu
kritisieren oder zu unterdrücken, aus meinem Schweigen
falsche Schlüsse gezogen. Ich sehe mich daher veranlaßt,
folgendes festzustellen:
Die Berliner Städt. Gaswerke behaupten, daß eine
Einwendung der zuständigen ärztlichen Stellen aus hy-
eienischen Gründen gegen die Anwendung von Gas in
der Küche der Lungenheilstätte Buch ihnen nicht be-
kanntgeworden sei. Sie sagen damit aber nicht, daß
sie in Wirklichkeit nicht erfolgt ist. Die städtischen
Akten bezüglich Ausstattung der Küche für Buch ent-
halten das betreffende Gutachten. Es dürfte den Städt.
Gaswerken nicht schwer fallen, sich hierüber Klarheit
zu verschaffen.
Für die Wahl der elektrischen Küche sprach neben
den hygienischen Gründen auch die größere Wirtschaft-
lichkeit. Diese ist ohne weitere Nachprüfung schon aus
folgender Überlegung gegeben: Während der Heizperiode,
also an mindestens 200 Tagen im Jahr, wird benötigte
Energie aus Zwischendampf hergestellt. Die reinen
Selbstkosten liegen also innerhalb von Bruchteilen eines
Pfennigs. In dieser Zeit sollte aber auch Überschuß-
energie in das Netz der BEWAG abgegeben werden. Wäh-
rend der warmen Jahreszeit, also an etwa 165 Tagen,
sollte der Strom dem Netz der BEWAG entnommen werden.
Die Verrechnung aus Lieferung und Entnahmen sollte
auf der Basis von 3 Pf erfolgen. Unter Berücksichti-
gung der erwähnten Selbstkosten ergibt sich hieraus,
daß die Kosten je kWh für die Lungenheilstätte Buch
in der Größenordnung von etwa 1..1% Pf gelegen
hätten. Für Gas wurden demgegenüber 10 Pf/m? ver-
langt. Selbst wenn man den als falsch nachgewiesenen
Äquivalenzwerten der Gastechnik für Gas und Elektri-
zität folgen würde, ergäbe sich schon hierans größeres
wirtschaftliches Übergewicht der elektrischen Küche.
Nun hat man eben aus hygienischen Gründen — die
architektonischen Bedenken wegen der Ableitung der
Gase bestehen nur in der Phantasie der Gaswerke —
von vornherein eine direkt beheizte Gasküche abgelehnt
und verwendet Gas zur Beheizung von in Kellern auf-
gestellten Dampfkesseln, aus denen man dann Dampf in
die Küche leitet und dort Dampfkochkessel damit beheizt.
Dieser verlustreiche thermische Umweg steigert die Un-
wirtschaftlichkeit sehr erheblich. Die Gaswerke geben
diesen Umweg zwar zu, behaupten aber, daß damit wirt-
schaftliche Nachteile nicht verknüpft seien, weil der
Wirkungsgrad der dampfbcheizten Kessel höher sei als
der direkt mit Gasfeuerung betriebener isolierter Kessel.
Diese bewußte und für jeden technisch gebildeten
Leser kenntliche Irreführung war mit ein Grund, der
mir eine Antwort als überflüssig erscheinen ließ.
Mit der Wirtschaftlichkeit direkt beheizter isolierter
Gaskochkessel ist nicht nur die Wirtschaftlichkeit des
Dampfkessels zu vergleichen, sondern es sind auch die
Verluste in den Rohrleitungen und in den dampfbeheiz-
ten Kochtöpfen sowie die Verluste, die sich aus der
schwereren Regelbarkeit und schwereren Anpassungs-
fähigkeit aus dem Betrieb ergeben, zu berücksichtigen.
Sollten dies die Städt. Gaswerke und diejenigen Herren,
die eine Entzegnung von mir für erforderlich hielten, etwa
nicht wissen?
Die Berliner Städt. Gaswerke sagen: „Anordnungen
des Magistrats oder des Aufsichtsrates über die Propa-
gandaabgrenzung sind nicht ergangen.“
Die Berliner Städt. Gaswerke scheinen eine beson-
dere Betonung auf die Worte „Anordnungen“ und „Auf-
ı ETZ 1928, 8. 1029.
sichtsrat” zu legen. Sie wollen offenbar sagen, daß
aktenmäßig belegte Verfügungen auf Grund ordnungs-
mäßiger Aufsichtsratsbeschlüsse nicht ergangen sind.
Was habe ich denn aber behauptet?
In meinem Vortrag „Die Elektrizität als Wärme-
quelle im Klein- und Großküchenbetrieb“ habe ich an-
geführt: „Zu erwähnen ist leider, daß seitens des ge-
meinsamen Aufsichtsrates der BEWAG und der Gaswerke
die Propagierung der elektrischen Küche mehr oder we-
niger verblümt untersagt worden ist.“
Es kann wohl kaum deutlicher zum Ausdruck ge-
bracht werden, daß eben dieses Verbot in einer Form
erfolgt ist, die aktenmäßig nicht so belegt werden kann,
daß z.B. die Industrie ihre berechtigten Interessen durch
ein offenes Vorgehen wahren kann. Der Verlauf der
Einwirkung des Aufsichtsrates ergibt sich aus folgendem:
Die Vorstände der beiden Gesellschaften sind durch
ein oder mehrere Aufsichtsratsmitzlieder veranlaßt wor-
den, eine gemeinsame Kommission zu bilden, in der die
Abgrenzung der Propaganda festgelegt werden sollte,
und es ist ausdrücklich darauf hingewiesen worden, daß
insbesondere das Gebiet der Wärmeerzeugung dem Gas
verbleiben solle.
ls ich von diesen Verhandlungen Kenntnis erhielt,
habe ich eben in meinem Vortrag im Elektrotechnischen
Verein am 1. I. 1928 auf dieses Vorgehen des Auf-
sichtsrates der beiden städtischen Werke, wie vorhin an-
zeführt, hingewiesen, und die Städt. Gaswerke haben es
daraufhin und insbesondere weil sich die Tagespresse
dieser Angelegenheit bemächtigte, offenkundig vorge-
zogen — ob mit oder ohne Druck von oben, sei dahin-
gestellt —, einen brieflichen Vorschlag der BEWAG bezüg-
lich einer Werbungsteilung nicht mehr zu beantworten und
damit die Angelegenheit vorläufig einschlafen zu lassen.
Wie angesichts dieser Tatsachen die Berliner Städt.
Gaswerke die Verantwortung für ihr „Dementi“ mora-
lisch übernehmen zu können glauben, ist mir und wohl
auch den weitesten Kreisen unverständlich.
Die damals vorgesehenen Stützungsmaßnahmen für
die Gaswerke sind im übrigen leider nicht in der Ver-
senkung verschwunden, sie sind erst kürzlich wieder in
dem wirtschaftlich unsinnigen Plan einer Verschmelzung
beider Unternehmungen in vergröbertem Umfange auf-
getaucht.
Es ist dringend erforderlich, daß die Elektrotechnik
diesen Bestrebungen die größte Aufmerksamkeit schenkt,
da sie andernfalls eines schönen Tages vor vollendete Tat-
Sachen gestellt werden dürfte.
Was der Steuerzahler und der Konsument von der
„Liebe“ der Berliner städtischen Behörden zur Gastechnik
zu erwarten haben, wird am besten durch folgende Tat-
sachen illustriert, über die ich gern von seiten der ver-
amtwortlichen Stellen etwas Näheres hören möchte:
Die vorerwähnten gasbeheizten Dampfkessel in Buch
sind so groß ausgefallen, daß die baulichen Abmessungen
des Kellers nachträglich oder während des Baues gegen-
über dem Vorprojekt erheblich geändert werden mußten.
Es ergab sich die Notwendigkeit, die Fundamente für die
Dampfkessel erheblich unter den Grundwasserspiegel zu
.senken. Die Fertigstellung der Lungenheilstätte Buch ist
hierdurch um Monate verzögert und die Baukosten sind um
eine scechsstellige Summe erhöht worden.
Wer trägt die Verantwortung für diese Maßnahmen
und wer bringt das Kunststück fertig, die wirtschaftlich
hygienische oder sonstige Zwecekmäßigkei dieser Ver-
schleuderung von öffentlichen Geldern zu erweisen?
Für die vorerwähnten Herren mit den zwei Scelen in
ihrer Brust bietet sich die Gelegenheit, durch Unter-
stützung meiner Bitte um Aufklärung bei den ihnen nahe-
stehenden Herren der Berliner Städtischen Gaswerke nun
auch mal die bei ihnen etwas stiefmütterlich ausgebildete
elektrische Scele sprechen zu lassen.
Berlin, 6. III. 1929. Ritter.
LITERATUR.
Besprechungen.
Stromdiebstähle in Gleich- und Wechsel-
strom-Anlagen. Prakt. Anleit. zu deren Erken-
nung u. Verhinderung v. Inge. F. Kuchenmeister.
Mit 46 Fig. u. 90 S. in 8°. Verlag Friedrich Otto Mül-
ler, Altenburg Thür. 1929. Preis kart. 3,60 RM, geb.
4,60 RM.
Das Buch zerfällt in drei Teile; die beiden ersten
Teile sind der Entwendung elektrischer Energie vor
bzw. an dem Zähler gewidmet und umfassen insgesamt
1034
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
11. Juli 1929
nur 18 Seiten, wovon etwa die Hälfte auf beschreibenden
Text entfällt, der übrige Raum ist mit — zum Teil
übertrieben groß gestalteten — Abbildungen ausgefüllt.
Stofflich enthalten diese beiden kurzen Teile Beschrei-
bungen von in Fachkreisen bekannten groben Ein-
griffen in das Eigentum der Elcktrizitätswerke, und dar-
auf bezogen mag die Bemerkung des Verfassers im Vor-
wort hinsichtlich eigener Erfahrungswerte zu Recht be-
stehen. Der dritte Teil „Entwendung elektrischer Ener-
gie nach dem Zähler“ hat 56 Seiten und nimmt somit
mehr als den dreifachen Raum der beiden anderen Teile
zusammengenommen in Anspruch. Dieser eigentliche
Hauptteil, welcher es erst ermöglicht hat, der Veröffent-
lichung einen Umfang zu geben, die ihr Erscheinen in
Buchform erklärt, ist von Anfang biszu Ende dem
Buche: „Verschleierung der Angaben von Elektrizitäts-
zählern und Abhilfe“ von Prof. Dr.-Ing. A. Gelder-
mann! entnommen worden. Kuchenmeister hat sich
nicht nur in der Entwicklung Schritt für Schritt den Auf-
bau des letztgenannten Buches zu eigen gemacht; er hat
auch, der Bequemlichkeit halber, ganze Absätze wörtlich
oder mit ganz geringfügigen Abänderunzen lediglich
sprachlichen Charakters übernommen. Nicht einen
neuen Fall hat K. gebracht, sondern er hat sich aus-
schließlich damit begnügt, die in dem Buch „Verschleie-
rung” aufgeführten Fälle in derselben Reihenfolge zu
bringen, wobei er die ersten sechs Fälle ununterbrochen
hintereinander aufmarschieren läßt, um nach Übersprin-
gen von Fall 7 wieder lückenlos Fall 8, 9, 10, 11 zu über-
nehmen; von da ab bringt er die Fälle 17...21, 24, 25, 31,
33..44, 49, 50, 53, 55, 69, 70, 78, 80. Diese 38 Fälle aus
dem Buch „Verschleierung” bilden das gesamte im
dritten Teil gebrachte Material!
Der Text von K. enthält an manchen Stellen Unklar-
heiten und Irrtümer, was sich auf Nachschreiben ohne
Verständnis durch Vergleich mit dem Original Mer,
schleierung” offensichtlich zurückführen läßt. Die For-
meln sind durchweg — und zwar ohne jede Buchstaben-
änderung — richtig abgeschrieben worden. K. hat sogar
die Mühe gescheut, ein Zahlenbeispiel aus dem Buch
„verschleierung” zur Illustrierung der Verluste der
Flektrizitätswerke umzurechnen, und er hat es vorge-
zozen. nicht nur den Text, sondern auch die jeweili-
gen Zahlenwerte (z. B. cos ọ = 0,174, Energiceentnalme
3,16 kWh) beizubehalten. — Was die Abbildungen anbe-
trifft, so hat sich K. seine Arbeit ebenfalls recht bequem gc-
macht; das Vektordiagramm (Fig. 19) ist eine etwas ver-
größerte, sonst aber getreue Nachbildung der centspre-
chenden Abb. 10 aus dem Buch „Verschleierung”; sogar
die in solchen Darstellungen stets willkürlich gelegene
Zeitlinie hat genau dieselbe Richtung. — Die letzten
sechs Schemata sind nicht allein sinngemäß — wie die
vorhergehenden — übernommen, sondern sie stellen eine
nur unnötig vergrößerte, sonst auch äußerlich ganz gleiche
Abzeichnung dar; die zutage tretende Raumverschwen-
dung (die drei letzten Schemata füllen sogar je eine
ganze Seite aus; im Original dagegen weniger als eine
halbe Seite) muß dem Beweggrund zugeschrieben werden,
die Seitenzahl so mühelos wie irgendmöglich zu erhöhen.
Daß das kleine Buch auch noch an drei Stellen (S. 5,
36, 89) für ein und dieselbe Firma der Reklame dienstbar
gemacht wird, sei schließlich nebenbei erwähnt.
Winkler.
Der Qucecksilberdampf-(Gleichrichter.
Bd.2: Konstruktive Grundlagen. Von K, E.
Müller-Lübeck. Mit 340 Textabb., 4 Taf., VI u.
350 S. in gr. 8. Verlag Julius Springer, Berlin 1929.
Preis geb, 42 RM.
Nach dem Vorwort des Verfassers soll das Buch an
die einführenden theoretischen Erörterungen des ersten
Bandes anknüpfen und von den verschiedenen Kennlinien
ausgehend zuerst die Berechnungserundlagen des Gleich-
richters behandeln. Im ersten Abschnitt sind die Ar-
beiten von Dällenbach und Gerecke, von
Demontvigenier und das Buch von Prince
und Vogdes „Principles of mercury are rectifiers
and their circuits“ zusammen mit eigenen Unter-
suchungen des Verfassers zu einem Ganzen verarbeitet
worden. Der zweite Abschnitt behandelt die eogenannte
Welliekeit des gleichzeriehteten Stromes. Es werden
Näherungsformeln für die Berechnung der Strompulsatio-
nen sowie die Kathoden- und Saurdrosse] abgeleitet. Es
folgen drei weitere Berechnungsabechnitte über die Trans-
formatorleistungen, den Leistungesfaktor des Gleichrich-
? Verlag Julius Springer, Berlin 1923.
ters, seinen Kurzschlußstrom und die Berechnung von
Gleichrichteranlagem Die zweite Hälfte des Buches brinet
konstruktive und schalttechnische Dinge, nämlich der
sechste Abschnitt die Konstruktion des Vakuumgefäßes,
der siebente die Ausführung von Gleichrichteranlagen,
der achte die für die Großgleichrichter so wichtigen
Schnellschalter und der letzte eine Beschreibung der
größten Gleichrichteranlage der Welt, der Gleichrichter-
anlage der Berliner Stadt, Ring- und Vorortbahnen.
Seinem Charakter und seinen Aufgaben entsprechend
setzt das Buch vollständige Vertrautheit mit der techni-
schen Mathematik voraus, deren gründliche Handhabung
dem Verfasser offenbar Freude macht. Die Darstellung
ist klar und übersichtlich. Das sehr reichliche Bild-
material ist mit großer Sorgfalt und ohne Parteinahme
ausgewählt. Die äußere Ausstattung des Buches ist die-
jenige, die den Werken des Springerechen Verlages ihren
Weltruf verschafft hat. Güntherschulze.
Grundzüge der Starkstromtechnik. Fir
Unterricht u. Praxis. Von Dr.-Ing K. Hoerner.
2. durchges. u. erw. Aufl. Mit 347 Textabb., zahlr.
Beien, V u. 209 S. in 4°. Verlag von Julius Springer,
Berlin 1928. Preis geh. 7 RM, geb. 820 RM.
Einteilung und Inhalt des Buches sind im wesent-
lichen die gleichen geblieben wie bei der vor fünf Jahren
erschienenen 1. Auflage. Neu aufgenommen wurde ein
kurzes Kapitel über elektrische Beleuchtung, enthaltend
die Grundbegriffe der Beleuchtung und Lichtmessung,
das Wesentlichste über Bauart und Eigenschaften der
Lampen und eine praktische Anleitung zur Bestimmung
von Beleuchtungsanlagen. Das Kapital über elektrische
Maschinen wurde ergänzt durch Aufnahme der Ermitt-
lung des Wirkungsgrades, ferner wurden im Abschnitt
über Drehstromkommutatormaschinen neu aufgenommen
die Nebenschlußmaschinen, Frequenzwandler, Drehstram-
erregermaschinen und kompensierte Motoren. Vielleicht
wäre es zweckmäßig, den Abschnitt über die Eigenschif-
ten des Kommutators als Frequenzwandler an die Spitze
der Behandlung der Drehstromkommutatormaschinen zu
stellen, der Unterschied der verschiedenen Bauarten der
Nebenschlußmotoren träte dann klarer hervor. Auch ein
Hinweis auf die asynchronen Generatoren wäre hier wohl
am Platze.
Das Buch zeichnet sich zunächst durch seine ganz
elementare aber doch streng wissenschaftliche \ermitt-
lung der physikalischen Tatsachen und deren Anwendung
zum Verständnis aller Teile der Starkstromanlagen aus.
Ganz besonderer Wert ist auf klare Erfassung der Grund-
begriffe gelegt, bei deren Erläuterung mit Vorteil von
dem zedanklichen Experiment in Form von vorgeführten
Messungen Gebrauch gemacht wird und das Anschauungs-
vermögen durch Heranziehung analoger Beziehungen bei
bekannten mechanischen Erscheinungen unterstützt wirt.
Als weiterer Vorzug des Buches muß es bezeichnet
werden, daß es nicht nur das Verständnis für die Er-
scheinungen vermittelt sondern auch Schritt Tur Schritt
an zahlreichen Beispielen die Anwendung zeigt und da-
durch das Gefühl für die Größenverhältnisse und die
Sicherheit für die praktische Anwendung erzieht. Die
Rechnung mit Verhältniszahlen, die z.B. bei der Berech-
nung der Regelung von Maschinen und ähnlichen Auf-
gaben verwendet wird, ist für den Lernenden sicher ein
vorzügliches Mittel, in die praktischen Verhältnisse ein-
zudringen. So wird das Buch sich auch in der neuen
Auflage als ausgezeichneter Führer für den elementaren
Unterricht und für die Praxis erweisen.
Fraenckel.
Innerantenne und Rahmenantenne. Von
Fr. Dietsche, 2., verb. u. erweit. Aufl. Mit 90 Text-
abb., IV u. 110 S. in 8%. (Bibl. d. Radio-Amateurs, bor:
ausge. von Dr. E. Nesper, Bd.15.) Verlag von Julius
Springer, Berlin 1927. Preis kart. 3,30 RM.
Bei der Steigerung der Energie der Rundfunksend“r
kann man am Senderorte mit Innen- oder Rahmenantennen
einen guten Ortsempfang erzielen, mit Röhrenzeräten auch
einen guten Fernempfang. Über die Konstruktionsgrund-
lagen derartiger Antennen und ihrer Ausführungen er:
hält man sehr zweckmäßige Angaben durch das vor-
liegende Buch. Ein Vergleich der verschiedenen An-
tennenarten wird zum mindesten in der Großstadt zu-
ungunsten der Außenantenne ausfallen. Aber auch für
das flache Land wird sie zu entbehren sein und die Be-
nutzung der Innen- oder Rahmenantennen zur Beseitigung
der häufig unschönen Aulsenantennen führen.
Lübeke.
11. Juli 19298
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
1035
Moderne Empfangsschaltungen. Eine Zusam-
menstell. d. bewährtest. Empf.-Typen. Von M. v. Ar-
denne. Mit 21 Schaltzeichn. u. 43 S. in 8°. Verlag Roth-
gießer & Diesing A.-G., Berlin 1929. Preis geh. 1,50 RM.
Der Verfasser stellt in 21 Schaltungen eine Reihe
charakteristischer Empfängertypen vom einfachen Rück-
kopplungsaudion mit Gittergleichrichtung bis zum moder-
nen Schirmgitterröhren- und Netzempfänger zusammen.
Die Broschüre ist als eine Ergänzung des bereits vor
Jahren erschienenen Büchleins „Des Funkbastlers er-
probte Schaltungen“! gedacht und wie dieses in erster
Linie dem Funkfreund gewidmet. Dem ernsten Konstruk-
teur vermag sie verhältnismäßig wenig neue Erkennt-
nisse und Anregungen zu vermitteln, da nahezu alle
Schaltungen schon bekannt und vorveröffentlicht sind
sowie — was eigentlich ausschlaggebend ist — zu einem
Teil ausgesprochene Spezialröhren benötigen, von denen
heute noch nicht endgültig feststeht, ob sie, wenigstens
in der heutigen Ausführung, Standardtypen bleiben. Wenn
auch eine kritische Betrachtung sämtlicher Schaltungen
im Rahmen dieser Besprechung nicht ermöglicht werden
kann, so sei immerhin auf zwei Punkte hingewiesen. Die
zur Darstellung gebrachten Schirmgitterröhren-Emp-
fangschaltungen dürften in dieser Form den Durch-
schnittsbastler wenig befriedigen. Wie bereits von an-
derer Seite? bemerkt wurde, lassen sich Leistung und
Stabilisierung gegenüber der hier gegebenen Anordnung
durch geringfügige zusätzliche Maßnahmen erheblich
steigern. Der zweite Punkt betrifft die sogenannten
Mehrfachröhren-Empfänger, als dessen hochwertigster
Repräsentant in Abb. 15 der bekannte 9-Röhren-Loewe-
Rahmen-Fernempfänger wiedergegeben ist. Wenn auch
die bewußt durch Beschränkung in den Abstimmitteln
herbeigeführte und durch Mangel an innerer Selektivität
erkaufte Klangreinheit des Empfanges besticht, so zeigt
sich dennoch, daß nicht immer und überall dieses Prinzip,
das vielleicht ebenso als Extrem anzusprechen ist wie
das gegensätzliche, den transformatorisch gekoppelten
Überlagerungsempfängern in ihren Spielarten zugrunde
liegende, restlos befriedigt. Hoffen wir, daß der zwar
schon recht oft von dem Verfasser beschriebene, leider
aber noch nicht im Handel erhältliche abgeschirmte Spe-
zialrahmen sowohl die weniger oder mehr enttäuschten
zu einem anderen Urteil über die Mehrfachröliren-Emp-
fänzer bekehrt als auch die die Einfachheit der Schaltung
und Bedienung komplizierenden Zusatzmaßnahmen entbehr-
lich macht. Wenn bei einer Neubearbeitung die Broschüre
mit einer ergänzenden Übersicht über die bedeutenderen,
auch von anderer Seite veröffentlichten praktischen Er-
fahrungen und kritischen Mitteilungen hinsichtlich der für
den heutigen Empfängerbau wichtigeren Schaltungen er-
sänzt würde, könnte der Wert der vorliegenden, besonders
für den fortgeschritteneren und kritikbefähigten Bastler
immerhin empfehlens- und lesenswerten Broschüre erheb-
lich gesteigert und diese damit zu weiterer Bedeutung
gebracht werden. Hammerer.
Physikalische Grundlagen der Wellen-
telegraphie und -Telephonie. Von Prof.
Dr. J. Tuma. Mit 140 Textabb. u. 184 S. in 8°. Verlag
von H. Bechhold, Frankfurt a.M. 1926. Preis kart.
3,90 RM, geb. 480 RM.
In fünf Kapiteln: Elektrostatik, stationäre Elektrizi-
tätsströmung, Gesetze des veränderlichen Magnetismus und
Stromes, elektrische Schwingungen und elektrische Wellen,
werden in strenger und übersichtlicher Weise die physi-
kalischen Grundlagen der Funktechnik gegeben. Man
findet hier alles vor, was aus der Elektrizitätslehre für
das Verständnis der elektrischen Schwinzungzen notwendig
ist. Durch zahlreiche kleine Abbildungen erläuterte Ver-
suche geben ein gutes Bild der Grundlagen auch dem, der
diese Versuche selbst bisher nicht gesehen oder durch-
geführt hat. Die Angabe der Dimensionen in den Glei-
chungen erleichtert eine rechnerische Behandlung. Von
der Elektronenröhre und ihrer vielseitigen Anwendung
wird zugunsten anderer Darstellungen derselben Samm-
lung nur das physikalisch Grundsätzliche genannt. Das
Buch kann jedem empfohlen werden, der sich ernsthaft
mit den Grundlagen der elektrischen Wellentelegraphie
beschäftigen will. Lübceke.
Beleuchtungskörper - Stilkunde. Von Dr.
Gerhard Schmidt Mit 136 Abb. u. 2448. in 8°. Union
Deutsche Verlarszesellschaft, Zweigniederlassung Ber-
lin 1928. Preis kart. 14 RM.
! Besprechung siehe ETZ 1925 Seite 249.
2 Der Deutsche Rundfunk 19%, S. 2632 sowie Funkbastler 1928, `
8.630.
Über die leuchttechnische Entwicklung des Leuchters
und der Lampe kann man sich leicht und an verschiedenen
Stellen unterrichten, es gibt auch Sammelwerke über die
Gestaltung der Lichtträger zu den verschiedenen Zeiten.
Es fehlte aber bisher an einer zusammenfassenden Dar-
stellung, die den Beleuchtungskörper künstlerisch in
innerem Zusammenhalt mit der allgemeinen Kulturent-
wicklung brachte. Diese Lücke wird von dem Verfasser
ausgefüllt. Als ausgezeichneter Kenner der Stilformen
und mitten im Getriebe der Beleuchtungskörper-Erzeugung
stehend, zeigt er klassische Beispiele von Lichtträgern aus
alten Zeiten, und daneben ordnet er neuere Erzeugnisse ein,
die in mustergültiger Weise alte Formen den Bedürfnissen
der neuen Leuchtmittel anpaßten. In eleganter Form der
Darstellung belebt er zugleich das gegebene Bild. So zeirt
er der Praxis den Weg für mustergültige Arbeit. Beson-
ders gut gelungen ist ihm das in den Abschnitten, die die
Stilformen von der Renaissance bis zur Gegenwart be-
handeln.
Das Handbuch ist deshalb ein wertvolles Hilfsmittel
für die Praxis, das dem Beleuchtungskörper-Fabrikanten
und dem Handel beste Dienste leisten wird, solange der
Lichtträger, der Beleuchtungskörper noch nicht entbehrt
werden kann. Aber der Verfasser sieht auch deutlich die
weitere Entwicklung, den Ablösungzsprozeß des Lichtes von
dem Lichtträger. Die Kerze, die Gaslampe brauchten not-
wendig den Beleuchtungskörper zur Erhellung des
Raumes. Dem elektrischen Lichte wird der Lichtträger als
solcher nicht mehr gerecht. Wir wollen beleuchten, ohne
daß der körperliche Zusammenhang zwischen Lichtquelle
und erzielter Beleuchtung bewußt wird; deshalb wird die
neue Beleuchtungskunst den Lichtträger ganz entbehren
können, das Licht als solches wird zu einem Bestandteile
der Architektur. Dieser notwendig kommende Entwick-
lungschritt wird von dem Verfasser wenigstens ange-
deutet. H. Lux.
Dampfturbinen. Berechnung und Kon-
struktion. Von Prof. Dr.-Ing. L.Roth. Mit 61 Abb.,
VI u. 103 S. in gr. 8°. Verlag R. Oldenbourg, München
u. Berlin 1929, Preis geh. 6 RM.
Ein Buch für Studierende und alle, die die Wirkungs-
weise und den Aufbau der Dampfturbinen noch nicht oder
nur schr oberflächlich kennen und die sich auf bequeme
Weise mit dem Gegenstand etwas näher bekannt machen
wollen. Der Text umfaßt nur 103 Seiten, und man ist
sicher, nicht durch überflüssiges Beiwerk abgelenkt zu
werden. Der Verfasser behandelt die Dampfturbinen in
der herkömmlichen Reihenfolge: Gleichdruckturbinen,
Überdruckturbinen; sodann folgen besondere Abschnitte
über die Konstruktion und die erforderlichen Festigkeits-
berechnungen. Der Verfasser hat die Theorie von der
Verringerung der Reibungsverluste in den Schaufeln bei
kleinen Dampfgeschwindigkeiten übernommen, diese wird
jedoch mit guter Begründung angefochten und dürfte in
einem Lehrbuch noch nicht am Platze sein. Bei der Be-
rechnung der Überdruckturbinen stört die Annahme, daß
die Austrittsgeschwindigkeit aus der Laufschaufel voll
ausgenutzt wird, während die aus der Leitschaufel den
Faktor $ = 0,95 erhält; aus Symmetrierründen müßte in
beiden Fällen mit dem gleichen Verlust gerechnet wer-
den. Auch ist es nicht richtig, daß der Größenwert der
Schaufelverluste die gegenseitige Lage von n; und y/co
nicht beeinflußt (S. 47). Zinzen.
Eingegangene Doktordissertationen.
Gustav Dulman, Beitrag zur Frage der Druckregelung an
Fördermaschinenbremsen unter besonderer Berücksichti-
gung der Bremsdruckregler. T. H. Berlin 1928. (S. A. aus
Z. Berg-, Hütten- u. Salinenw. im Preuß. Staate 1928.
4. Heft.)
Richard Kappev, Aufgaben des Architekten bei der Ge-
staltnng innerstädtischer Schnellbahnhöfe T. H. Berlin
1928.
Hans Kietz, Messung der Schalldurchlässigkeit mit Hilfe
des Hitzdrahtmikrophons. T. H. Hannover 1928. (S. A.
aus Phys. Z. 1929, 6. Heft.)
Hans Laur, Die Anwendung der Umschlags-Elektroden bei
der potentiometrischen Maßanalyse. Die potentiometrische
Bestimmung des Kaliums. T. H. Dresden 1929.
Rudolf Gerhard Lohrmann, Zur Beurteilung von Eisen-
kernen in der Schwachstromtechnik. T. H. Dresden 1929.
(S. A. aus Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Bd. 7, 2. Heft.)
1036
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 28
11. Juli 1929
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Beteiligung der General Electric Co. an der Osram
G. m. b. H. — Die Tagespresse bringt folgende für die Glüh-
lampenindustrie sehr bedeutungsvolle Mitteilung:
„Die Osram-Gesellschaft und die ihr nahe-
stehenden Firmen AEG, Siemens & Halske und Koppel &
Co. haben mit der General Electric Co. in New York
einen Vertrag geschlossen, durch den eine Verständigung
über eine enge Zusammenarbeit sowohl auf techni-
schem wie auf kaufmännischem Gebiet erzielt worden ist.
Gleichzeitig hat sich die General Electric Co. mit einem An-
teil von etwa 16 % am Geschäft der Osram beteiligt. In die
Verwaltung der Osram treten für die General Electric ein:
der Vorsitzende des Verwaltungsrates dieser Gesellschaft
Owen Young und der Präsident Gerard Sw ope, ferner
der Präsident der International General Electric Co. Clark
Minor. Jakob Goldschmidt (Darmstädter und Natio-
nalbank), der bereits der Verwaltung angehört, übernimmt
die Vertretung der Interessen der General Electric Co. im
Arbeitsausschuß der Osram-Gesellschaft.“
Dazu sei vorläufig nur darauf hingewiesen, daß an der
Kommanditeinlage der Osram G. m. b. H. von 38 Mill RM
Siemens & Halske und die AEG je mit 40%, die Firma
Koppel & Co. mit 20 % beteiligt sind und nunmehr alle drei
Gesellschaften diesen Quoten entsprechend Osram-Anteile
der General Electric Co. überlassen haben.
Die Versorgung Britisch-Indiens mit elektrotechni-
schen Erzeugnissen!. — ach den Wertangaben der El.
Review? ist die Einfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse
nach Britisch-Indien, die während der letzten fünf Jahre
durchschnittlich je 4 Mill £ betragen haben soll, im Wirt-
schaftsjahr 1927/23 gegen das vorhergehende bei Genera-
toren, Transformatoren und der Gruppe „andere elektrische
Maschinen“ merklich gesunken, im übrigen aber größtenteils
gewachsen. England hatte wieder die Führung, und nächst
ihm waren auch die V.S. Amerika teilweise erheblich an
der Versorgung beteiligt. Daneben lieferte Italien Ventila-
toren und Holland besonders Glühlampen. Die Zufuhren
Deutschlands betrugen u. a. bei nicht näher bezeichne-
ten Maschinen 460 000, bei Ventilatoren 550 000, bei Glüh-
lampen 214 000, bei Batterien 248 000, bei Beleuchtungszube-
hör 257 000 und bei sonstigen elektrischen Waren und Appa-
raten 610 000 Rup’.
| Änd
1927/28 | 1926/27 “naerung
Erzeugnisse | CAE
1000 Rup?
| |
Turbogeneratoren:ätze `... 180 771 — 591
Generatoren. . . . 2. 2 2... 3810 | 4942 . — 1132
Transformatoren . 1160 | 2304 — 1144
Elektromotoren . 3540 | 2935 , + 605
Kontroll- und Schaltvorrichtungen 3650 | 3240 | + 410
Andere elektrische Maschinen . 7670 | 8744 | — 1074
Akkumulatoren und Batterien 3320 ; 2687 + 633
Starkstromschalttafeln . 500 409 + 9
Elektrizitätszähler . . . . . 669 651 + 118
Elektr. ventilatoren . . 3390 | 3187 + 203
Glüh- und andere elcktr. Lampen 3535 | 3164 | + 371
Beleuchtungszubehör.. . . ; 1555 | 1506 + 49
Elektromedizinische Apparate . 186 | 176, + 10
Isolierte Drähte und Kabel. . | 6869 , 5961 | + 908
Fernmelleleitungen . . . 2.2.2.2... 732, 97 — 5
Fernmeld apparate . g 587 i 477: + 110
Sonstige elektrische Erzeugnisse. 4674 3625 + 1049
Englands elektrotechnischer Außenhandel’. — Er hat
im Mai 1929, wie die Zahlentafel erkennen läßt, durchweg
nöhere Werte ergeben, u. zw. ist die Einfuhr im Vergleich
zum April (543 237 £) um 75448 £ (14%) und gegen den
Parallelmonat von 1928 um 150 672 £ (32 95) gestiegen. Die
Ausfuhr war gegenüber dem Vormonat (1 674 234 £)
um 176010 £ (10,5%) und im Vergleich zum Mai 1928 um
250 994 £ (16%) größer. In den abgelaufenen fünf Mo-
naten ist, verglichen mit der gleichen Periode des Vor-
jahres, der Import um 350 057 £ (14%) und der Export um
171 277 £ (2%) gewachsen. Der Ausfuhrüberschuß betrug
5132978 £ (5311758 i. V.).
L Verl. ETZ 1927, S. 7.
IT Bd, 104, 19%. H ROI.
3 1 Rupie- 1. EI "Ni
4 The Electrician Bd. 102, 1929, S. 761. Vgl. ETZ 1929, S. 848.
Einfuhr in £
, Ausfuhrin£
Erzeugnisse u Arne Men en
1928
1929 | 108 1929 |
Mai
Maschinen ..... 184 128 | 147128 561 356) 6: 6 569
Waren u. Apparate 434 557 | 320885 ! 1288883] 992 681
618635 | 468013 | 1850 244| 1569 250
Januar/Mai
Maschinen ..... 757 342 | 741697 | 2733 171| 2 843 528
Waren u. Apparate 2 083 515 |1 749 103 | 5 240 664| 4 959 030
2 840 857 2499 800 00 | 7 973 835| 7 802 558
Technische Arbeitsgemeinschaft der deutschen Kabel-
industrie. — Die große Mehrzahl aller deutschen Werke, die
elektrische Leitungen und Kabel] herstellen, dar-
unter alle führenden Fabriken dieser Industrie, sind zu einer
Technischen Arbeitsgemeinschaft zusammen-
getreten, deren Ziel die Wahrnehmung und Förderung tech-
nischer Gemeinschaftsarbeit auf dem Gebiet der Draht- und
Kabelindustrie in weitestem Umfang sein soll. Das Bedürf-
nis, technische Fragen durch die Gesamtheit der Industrie
bearbeiten und vertreten zu können, war bei den großen Auf-
gaben, die die Entwicklung der Kabelindustrie und ihre enge
Verknüpfung mit anderen Gebieten der Elektrotechnik mit
sich bringen, schon seit langer Zeit immer stärker hervor-
getreten. Die Forschungsarbeit der einzelnen Werke bleibt
auch bei dieser Organisation unberührt. Die Geschäftsfüh-
rung der Arbeitsgemeinschaft (Berlin SW 61, Tempelhofer
Ufer 11) hat Direktor Dr. R. A pt, Berlin, übernommen.
Eine neue Elektroholdinggesellschaft in Brüssel. —
Das von der belgischen Hauptstadt ausgehende Netz inter-
nationaler elektrofinanzieller Beziehungen ist soeben durch
die Gründung der Compagnie Européenne pour
Entreprises. d’Electricit6 et d’Utilite
Publique („Europel“) um eine sehr beachtliche
Masche erweitert worden. An der Gründung der zunächst
mit 500 Mill belg. Fr ausgestatteten neuen Holdinggesell-
schaft, die die Beteiligung an allen Arten industrieller Ge-
schäfte, namentlich die finanzielle Mitarbeit auf dem Gebiet
der Elektrizität bezweckt, waren besonders die Bank für
elektrische Unternehmungen in Zürich und die durch die
Compagnie Italo-Belge pour Entreprises d’Electricit6 et
d’ Utilité Publique in Brüssel vertretene Società Adriatica di
Elettricità, Venedig, beteiligt. Außerdem haben die Bobo,
die anfangs dieses Jahres errichtete Electrobel!, das Finanz-
institut der Solvay-Gruppe Sinabel und eine beträchtliche
Anzahl belgischer und ausländischer Banken mitgewirkt. An
der Spitze des Verwaltungsrats steht Graf Volpi, der Prä-
sident der Società Adriatica, die, 1905 gegründet, ein Kapital
von 250 Mill Lire besitzt, etwa 16 um den nördlichen Teil
der Adria gelagerte Bezirke mit elektrischer Arbeit versorgt
(rd. 800 Mill. kWh jährlich) und in ihren Anlagen über rd.
0,27 Mill kW verfügt. Dem Ausbau letzterer dürfte in erster
Linie die Tätigkeit der „Europel“ und der Anschluß an den
Sofina-Trust gelten.
Aus der Geschäftswelt. — DieBayerischenElek-
trieitäts-Werke, München, haben 1928, dem 30. Ge-
schäftsjahr, ihren Fabrikationsumsatz trotz des Konjunktur-
rückganges steigern, dabei aber infolge des übermäßigen
Wettbewerbs auskömmliche Preise nicht erzielen können. Sie
erwarten von Verbesserungen der Fabrikationseinrichtungen
und -methoden eine Verbilligung der Selbstkosten. Bei ihren
Rlektrizitätswerken ist der Anschlußwert um 10%, die
Stromabgabe um 9% gewachsen; die Bau- und Installations-
abteilung war gut beschäftigt. So wurde ein Rohgewinn von
1456 083 RM (1378337 i. V.) und ein Reingewinn von
287 407 RM (263 170 i. V.) erzielt, aus dem wieder 6 % Dirvi-
dende auf 4 Mill RM Aktienkapital zur Verteilung gelangten.
1 Vgl. ETZ 1929, S. 500.
Bezugsquellenverzeichnis.
Die Anfragen sind an die Schriftleitung der ETZ,
Berlin W 9, Linkstr. 23/24, zu richten. Anfragen
ohne Rückporto bleiben unbeantwortet.
i „Frage 305: Wer stellt Lagerschilde für Motoren
er?
weens
Abschluß des Heftes: 6. Juli 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expl.
e nn |
Für die Schriftleitung verkntwortlich: E. C. Ze h m e in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9,
- m reg. a Oo
L AE Ze E E
u éi
RENE WW
9.1908
ELEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
BAMPFTURBINEN
3-gehäusige Kondensaflonsturbine, 44 000 kW, 1500 U/min
(5) SIEMENS-SCHUCKERT
€:
Schiemann, Elektromagnet, Schlagwerkzeuge, insbes. für
1057 — Beier, Der | Springschreiber T28 1043 — Dusch-
grundlegenden Verfahren der Glühlampen-Leuchtdrahttechnik 1049
j msteim, Die elektr. Sparküche 1054 — Grau, Elektrokarren 1055
SE. Mitt. Nr. 273 1057.
schau: "` Wasserkraftwerk m.
Seeerk -bel Genua — Beiträge z.
~
1057 -— Ein
Einanker
Freiluftgenerator
Theorie d,
synchr,
= enter bes. Berücksichtigung‘ d. Ausgleichvorgänge bei gleichstrom-
ren 10585 — Spannufgereg. an Generatoren mit Hilfe v. Hoch-
J Die Elektrislier. der Österreich. Bundesbahnen 1059 — Hohe
zeiten — Die neuen deutschen Rundfunkwellen 1060 — Neue
E
„u
e e H
Cp
Teiefunken-Wechselstromröhte — Reihenkapazitäten in einer Hochspannung!
leitung — Dielektr. Werte von „Pyrex“ — Ausbreitungswiderstand kurzzeit|
überlastet. Erder 1061 — Anfressungen v. Transformator-Kühlschlangen -
Neue Normblätter des DNA 1062 — Jahresversammlungen, Koi
gresse, Ausstellungen 1063 — Energiewirtschaft 1063 -
Rechtspflege 1064 — Gewerbl. Rechtsschutz 1065 — Ver
einsnachrichten 1065 — Persönliches 1068 —Briefe a |
Schriftleit.: H. Ring IW Stern, W. R. Blumer} H. Wommelsdorf 1068 -
Literatur: M. Walter, H. Göpper, E. Nesper, A. Berliner, F. Auerbac
u. W. Hort, F. Klein 1069 — Geschäftl, Mitteilungen 171 -
Bezugsquellenverzelchnis 1072.
750. JAHRGANG — IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN WW
18. JULI 192
I Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 18. Juli 1929
Bari]
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ESELLSCHAFT-BE
Der kleinste Stromwandler
mit dem großen Meßbereich
WESTON
Miniatur - Stromwandier
Verwendbar für Messungen
von 0,2 bis 200 Ampere
Man verlange Preisblatt S. 539
Mod. 539
Generalvertrleb
lh Nat, Größe »
Gewicht etwa 1,2 ko Ciel erem askin
BERLIN-SCHÖNEBERG
1037
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
50. Jahrgang
Berlin, 18. Juli 1929
Heft 29
Elektromagnetische Schlagwerkzeuge, insbesondere für Wechselstrom*.
Von Paul Schiemann, Berat. Ing., Berlin.
Übersicht. Nach Beschreibung des Anwendungsgebie-
tes elektrischer Schlagwerkzeuge wird ein Überblick über
die Systeme elektromagnetischer Schlagwerkzeuge gegeben.
Ein Gleichstromhammer größerer Schlagleistung wird ge-
zeigt. Da von den vielen Systemen fast nur diejenigen für
Einphasenwechselstrom verwendet worden sind, wird die
Entwicklung der elektromagnetischen Wechselstromhämmer
bis zur Gegenwart näher beschrieben. Die meisten dieser
Hämmer bestehen aus einem einfachen oder doppelten Elek-
tromagneten mit vorgeschaltetem Gleichrichter, eine Feder
bewirkt oder beschleunigt die eine Bewegungsrichtung des
Kolbens. Die Schlagzahl ist hier gleich der Frequenz, also
3000 i. d. Min. bei 50 Hz. Eine gute elektromagnetische
und schwingungstechnische Durchbildung hat — besonders
für die Steinindustrie geeignet — der Wechselstrommagnet
ohne Gleichrichter in dem Bewi-Hammer erhalten. Die
Schlagzahl ohne Gleichrichter ist gleich der doppelten Fre-
quenz, also 6000 i. d. Min. bei 50 Hz. Angaben über die
frühere Verwendung großer transportabler Hämmer und
die jetzige Anwendung von Handhämmern werden gemacht.
Berechnungsgrundlagen für elektromagnetische Hammer
werden angegeben.
Der Handhammer ist wohl das erste Werkzeug,
welches die Menschen in Benutzung nahmen. Auch heute
ist der Hammer fast in jedem Gewerbe, besonders bei der
Bearbeitung von Baumaterial, wie Gestein und Metall, ja
in jedem Haushalt in allgemeiner Benutzung. Die Leistung
des mit Menschenkraft betätigten Hammers ist gering, da
sowohl die Schlagzahl als auch die Schlarkraft sehr be-
grenzt sind und leicht Ermüdung eintritt, selhst wenn nur
geringe mechanische Leistung bei einer dem Menschen be-
quemen Schlagzahl erzeugt wird. Seit Jahrzehnten wer-
den deshalb nicht nur stationäre Schmicdehäinmer und
stoßend oder schlagend arbeitende transportable Gestein-
bohrmaschinen, sondern auch große und kleine Hand-
hämmer mechanisch betrieben. Zum Antrieb der mecha-
nischen Schlagwerkzeuge wird bisher noch hauptsächlich
Preßluft benutzt, erst in den letzten Jahren ist auch mit
mehrfacher Einführung elektrischer Schlagwerkzeuge be-
gonnen worden, wenn von den elektrischen Gesteinbohr-
maschinen, welche es seit Jahrzehnten gibt, abgesehen
wird. Bei den stationären Schmiedehämmern finden seit
längerer Zeit Dampf, Preßluft und Elektrizität Ver-
wendung.
I. Anwendungsgebiete.
Die Größe des Anwendungsgebietes mechanischer
Schlagwerkzeuge zeigt folgende Einteilung in 12 Gruppen.
1l. Miniaturhämmer, insbesondere für Gravierarbeiten.
2. Abklopfer für Kesselstein, Farbe u. dgl.
3. Vibratoren zum Erschüttern von Fornikasten und
Röhren.
4. Kleine Handhämmer für Marmor, Beton, Sandstein,
Zement usw.
5. Mittlere Meißelhämmer für Metall und hartes Gestein,
wie Granit.
Handhämmer für schwere Meißel-,
leichte Nietarbeiten.
Niethämmer für mittlere und für große Nieten.
Stampfer für Sand, Beton u. dgl.
Aufhauhämmer zum Aufhauen von Asphalt und Beton,
z. B. von Straßendecken.
Verstemm- und
en E
* Nach einem im Elektrotechnischen Verein am 12.11. 1929 gehal-
tenen Vortrag. Besprechung 8. 1065 dieses Heftes.
10. Bohrhämmer und Gleisstopfhämmer, also Handhämmer
für Gesteinbohrungen, welche nicht mit den kleineren
Hämmern ausgeführt werden, sowie zum Stopfen der
Eisenbahngleise.
11. Gesteinbohrmaschinen: a) Als Hammermaschinen,
b) als Stoßbohrmaschinen ausgeführt. a) und b) ar-
beiten an einer transportablen Spannsäule oder am
Freigestell, während Werkzeuge nach Gruppe 1. bis 10.
frei gehalten werden.
12. Schmiedehämmer.
Gesteinbohrmaschinen und Schmiedehämmer gehören
schon zu den Maschinen; da sie jedoch in gleicher Weise
wie die Schlagwerkzeuge arbeiten, sind sie hier genannt
worden.
Da eine weitere Unterteilung der zwölf Arten elek-
trischer Schlagwerkzeuge nach Größen-, System- und kon-
struktiven Unterschieden erfolgt, ist die Zahl der elek-
trischen Schlagwerkzeug-Typen bereits sehr groß, ob-
gleich sich noch nicht alle Arten, insbesondere nicht die
Stampfer und die schweren Niethämmer, eingeführt haben.
Auf dem Umwege über Preßluft können natürlich auch
diese durch Elektrizität betrieben werden. Dieser noch
oft benutzte Weg ist aber ziemlich teuer, da Elektromotor,
Kompressor und Preßluftwerkzeug nicht nur große An-
schaffungskosten sondern infolge des schlechten Wir-
kungserades der Preßluftwerkzeuge auch großen Strom-
verbrauch erfordern.
Obgleich die Preßluft-Gesteinbohrmaschinen etwa das
Zehnfache an Energie verbrauchen wie die elektrischen
Stoßbohrmaschinen gleicher Leistung, beherrscht die Preß-
luft dort, wo sehr viele Schlagwerkzceuge verwendet wer-
den, besonders in Bergwerken, noch das Feld. Im Ruhr-
bergbau werden bisher keine elektrischen Handhämmer
benutzt und die an Spannsäule arbeitenden elektrischen
Motorstoßbohrinaschinen wohl nur wenig. Das Versetzen
der an Spannsäule arbeitenden Maschinen soll in dem
Nebengestzin zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Welche
Mengen an Handhämmern im Bergbau in Frage kommen,
geht daraus hervor, daß nach H. Müller! im Ruhrbezirk
75000 Preßluft-Schlagwerkzeuge arbeiten.
II. Lösungen für die Konstruktion elektrischer
Schlagwerkzeuge.
Zwei grundverschiedene Lösungen sind im Prinzip für
die Konstruktion elektrischer Schlagwerkzeuge möglich.
1. Elektromotor-Schlagwerkzeuge.
Von der rotierenden Bewegung eines Elektromotors
ausgehend, wird die schlagende Bewegung durch mecha-
nische Umwandlung der rotierenden erzeust. Diese Um-
wandlung erfolgt 7. B. dureh Kurbeltrieb mit einem Feder-
werk zwischen Kurbel und Kolben, durch Kurven- oder
Nockentrieb oder als Schleuderhammer durch gelenkig an-
gebrachte rotierende Kolben. Falls der Elektromotor sich
nicht direkt an oder in dem Schlagwerkzeug befindet, wird
die Bewegung durch biegsame Welle oder auch dureh Luft-
schläuche mit schwingender Luftsäule von dem transpor-
tablen Elektromotor zu dem in der Hand gehaltenen Schlag-
werkzeug übertragen. Schla@xwerkzeuge mit rotierendem,
besonders mit anzebnutem Elektromotor sind zwar auch
im Handel, ausführlich soll jedoch nur folgende zweite Art
elektrischer Schlagwerkzeuge beschrieben werden.
l ı H. Müller., ETZ mem, S. 585. — A. Gärtner, Glückauf Pd. 63,
S. 477, 513, ferner Bruch, S. 525.
1038 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 18. Juli 1929
2. Elektromagnetische Schlagwerkzeuge.
Bei diesen wird die hin- und hergehende Bewegung
des Schlagkolbens direkt durch elektromagnetische Kräfte
erzeugt. In drei Richtungen, nach Stromart, nach Art der
Elektromagnete und nach der magnetischen Kraftwirkunvg,
sind verschiedene Ausführungsarten zu unterscheiden.
Als wichtigster Vorteil der elektromagnetischen Schau:
werkzeuge kann ihre große Einfachheit gegenüber den
Elektromotor-Schlagwerkzeugen bezeichnet werden.
a) Nach der Stromart unterscheidet man: Elektro-
magnetische Schlagwerkzeuge 1. für Gleichstrom, 2. für
Einphasenwechselstrom, 3. für Mehrphasenwechselstrom,
4. für gleichzeitig benutzten Gleich- und Wechselstrom.
Elektromagnetische Schlagwerkzeuge für Mehrphasen-
wechselstrom sind fast nicht, solche für Gleich- und
Wechselstrom nicht mehr in Verwendung, deshalb sind
Schlagwerkzeuge für diese beiden Stromarten nicht näher
beschrieben worden. Elektromagnetische Schlagwerk-
zeuge für Einphasenwechselstrom gibt cs sowohl derart,
daß der ganze Wechselstrom als Wechselstrom benutzt
wird, als auch derart, daß dem Wechselstromnetz jede
Halbwelle, jede zweite oder jede vierte Halbwelle als
Gleichstromstoß entnommen wird. Letzteres System (von
L. Schüler) wird allerdings nicht mehr geliefert. Ab-
SAU:
V Vorhubspulle R Riückhubspule St Stufeneinschalter
Abb. ı. Gleichstromhammer von P. Schiemann. steuerung des Gleichstromhamners
gesehen von dem Bewi-Hammer, bei dem die Spule von
Wechselstrom durchflossen wird, erhalten die Magnete der
Wechselstromhämmer nur gleichgerichtete Stromstöße.
b) Nach der Art der Elektromagnete sind zu unter-
scheiden: Elektromagnetische Schlagwerkzeuge 1. mit
Hufeisenmagnet, 2. mit Solenoid oder Solenoiden. Bei
Solenoid-Schlagwerkzeugen taucht der Anker, welcher
gewöhnlich gleichzeitig als Schlagkolben dient, in eine
oder mehrere Spulen (Solenoide) ein. Diese Ausführung
wird auch als Topfmagenet bezeichnet, da die Spulen zweck-
mäßig mit Eisen umgeben werden. Auch die Bezeichnung
Solenoidmotor-Schlagwerkzeug kommt vor. Elektro-
magnetische Schlagwerkzeuge als motorlose zu bezeichnen,
was ebenfalls vorkommt, erscheint mir unzweckmäßig, da
die Solenoide oder die Hufeisenmagnete nebst Anker als
Motoren für direkte Erzeugung der hin- und hergehenden
Bewegung wirken,
c) Nach der Art der Wirkung der elektromagnetischen
Kräfte unterscheidet man folgende Ausführungsarten:
1. Der Magnetismus wirkt nur in Richtung des Kolbenvor-
hubes, während der Rückhub durch Federkraft bewirkt
wird. 2. Der Magnetismus wirkt nur in Richtung des
Kolbenrückhubes gegen eine Feder, welche den Vorhub
bewirkt. 3. Der Maenetismus wirkt abwechselnd in
beiden Richtungen der Kolbenbewegung. Federkräfte wer-
den hierbei entweder nicht oder in Richtung des Vorhubes
benutzt, um die magnetischen Rückhubkräfte für den Vor-
hub nutzbar zu machen, oder es werden auch Federn für
beide Bewegungsrichtungen verwendet, um dadurch die
Schlagzahl zu vergrößern. Auch bei einseitig wirkenden
magnetischen Kräften kommen Federn für beide Dewe-
gungsrichtungen vor, so daß der Kolben zwischen Federn
hin- und herschwingt. 4. gibt es Systeme elektromaeneti-
scher Hämmer, bei welchen sich das magnetische Feld
gleitend verschiebt und den geradlinig bewerbaren Anker
mitnimmt, ähnlich wie der Anker des Drehstrommotors von
dem magnetischen Drehfeld mitgenommen wird. Dieses
System mit schwinzsendem Magnetfeld, welches keine Topf-
magnete, keine ausgeprägten Pole sondern cine Reihe
von Spulen besitzt, welche nacheinander von elektrischem
Strom durchflossen werden, ist von dem Verfasser als
Lanshnbhammer ausprobiert worden. Auch N. S. Ja-
polsky und S A. Press benutzen ein System mit
gleitendem Marnetfeld’. Weitere Erwähnung dieser
? SE Ei 122, S. 31, ferner Transact. South Afrivan Inst. EL
Engs. 1926, S
Systeme, welche wohl nur wenig, z. B. für stationäre
Schmiedehämmer, verwendet werden, erfolgt nicht.
Bei obiger Aufzählung wurden im allgemeinen nur
solche konstruktiven Lösungen berücksichtigt, welche im
Handel sind oder im Handel waren, sonst hätten sich noch
weitere Systeme angeben lassen, z. B. nach Art der polari-
sicrten Wecker, der Wechselstromwecker, arbeitende elek-
trische Hämmer. Auch verschiedene Arten der Kühlung
ließen sich aufzählen. Diese sind aber im allgemeinen nur
versuchsweise ausgeführt worden, bei den im Handel be-
findlichen Konstruktionen begnügt man sich mit der nor-
malen Abkühlung.
III. Beschreibung einzelner Konstruktionen elektro-
magnetischer Schlagwerkzeuge.
1. Elektromagnetische Hämmer für
leichstrom
Von den für Gleichstrom vorgeschlagenen elektro-
ınagnetischen Hämmern ist wohl nur derjenige des Ver-
fassers zur praktischen Durchbildung gelangt. Da der
Hammer jedoch noch nicht im Handel ist, möge nur eine
kurze Beschreibung folgen. Bei diesem System? (D.R.P.
162 570 und Auslandspatente, weitere Verbesserungen sind
zum D.R. P. angemeldet worden) wird eine Selbststeue-
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L 6 Luftlöcher Abb. 1a. Schaltung der Selbst-
rung benutzt, welche den Gleichstrom abwechselnd auf
eine Vorhub- und auf eine Rückhubspule schaltet. Bei
jeder Schlagzahl, welche durch einen Vorschaltwiderstand
während des Arbeitens geregelt werden kann, arbeitet der
Hammer infolge der Selbststeuerung mit mechanischer
Resonanz. Für die Vermeidung starker Funkenbildung
gibt es verschiedene Mittel, wie Kondensatoren und Wider-
stände parallel zur Funken- oder Schaltstrecke. Am
besten bewährte sich die hier benutzte vielfache Unter-
teilung der Spulen und stufenweiser gegenseitiger Aus-
tausch der Vorhub- und der Rückhubspule am Ende ed
Hubes. Bei dem 6,1kg schweren Hammer wurde zehn-
fache Unterteilung der Spulen benutzt, bei 70 mm Kolben-
hub und 15 mm Schaltweg der Selbststeuerung. Der Strom-
verbrauch betrug rd. 100...300 W bei bis zu etwa 10
Schlägen in der Minute mit 0,45 kg Kolbengewicht. Abb. |
zeigt die Konstruktion des 6,1 kg-Hammers, Der den Strom
schaltende Schleppschieber bewegt sich hier im Innern der
Kontakte. Bei älteren Ausführungen bewegte sich der
Stromvermittler außerhalb auf ringförmigen Kontakten,
SCH réi einem Stabe aufgereiht waren. Siehe auch Patent-
schrift.
2. Elektromaegnetische Schlagzwerkzeugrt
für Einphasenwechselstrom.
Nur Systeme dieser Art befinden sich wohl z. Z. im
Handel, u.zw. als Solenoidhammer mit einer oder mit
„wei Spulen sowie als elektromagnetischer Hammer mit
einem Hufeisenmagneten. Bevor jedoch diese Typen be-
schrieben werden, mögen ältere Systeme erwähnt werden,
welche teilweise bis zu 15 Jahren sich in vielfacher Ver-
wendung befanden.
a) Ältere Konstruktionen.
A.Solenoid-Gesteinbohrmaschinenfür
Spezial-Wechselstrommaschinen — Die
ersten elektrischen Schlagwerkzeuge, welche Verwendung
fanden, waren Solenoid-Gesteinbohrmaschinen. In Berg-
w erken, Tunnelbauten und Steinbrüchen fanden diese zur
stoßenden Bohrung der Sprenglöcher in hartem Gestein
vielfache Verwendung. Die erste elektrische Gesteinbohr-
anlage in Europa wurde im Jahre 1892 von der Union
E. G. in Ungarn nach dem System Depoele (Abb.2) aus-
eeführt. Die Anlage wurde nach fünf Jahren ununter-
3 Z. VDI Bd. 49, S. 1768 (Patentsehriftenauszug).
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18. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 29
1039
brochenen Betriebes durch eine größere ersetzt. Das Ge-
wieht des Depoele-Bohrers betrug 152 kg. Später wurde
aufdasSystem Marvin übergegangen, in Amerika durch
die Thomson-Houston-Compagnie, in Deutschland durch
die Union E. G., in England durch Sandicroft Foundry Co.
Der Marvin-Bohrer war ebenfalls eine Solenoid-Stoßbohr-
maschine und wog in der Ausführung der Union nur
92 kg. Bei dem Marvin-System wurde einer Spezial-
maschine Wechselstrom von 6,6 Hz entnommen. Durch
einen an der Wechselstrommaschine angeordneten Strom-
teiler nach Art der rotierenden Gleichrichter wurde eine
Abb. 2. Depoele-Hammer für Gleich- und Wechselstrom.
Halbwelle in die Vorhubspule und eine Halbwelle in die
Rückhubspule geleitet. Den langsamen Wechselstrom ent-
nahm man zunächst Gleichstrommaschinen mit rotieren-
den Bürsten. Später wurde durch einen besonderen Kom-
mutator, bei welchem die neutralen Punkte entsprechend
umliefen, erreicht, daß auch die Wechselstrombürsten
feststehen konnten. Der Stromverbrauch des Marvin-
Union-Stoßbohrers Type H (92 kg) betrug 2,5 kW,
cos = 0,8. Der Hub konnte bis 170 mm gesteigert werden.
Die Spulen waren recht vollkommen im Gegensatz zu dem
nicht lamellierten Kolben. Da Flach- oder Quadratkupfer-
draht durch zwischengelegte Glimmerstreifen isoliert
wurde, konnten die Spulen die hohe im Betriebe ent-
Srromteiler
Abb. 3 Schaltung des Marvin-Hammers
nebst Stromerzeuger.
stehende Temperatur aushalten. Z. B. haben zwei Spulen
nach E. Heubach*® das Stoßen von 4014 Bohrlöchern
mit zusammen 4000 m Gesamtlänge überdauert.
Abb. 3 zeigt die Marvinsche Schaltung des Strom-
erzeugers nebst einem Hammer. Da diese Spezial-Strom-
erzeuger bis 125 kW (mit 4 und 6 Polen) angefertigt
wurden, konnten viele Hämmer angeschlossen werden. Die
Wechselstrombürsten C-B ın Abb. 3 rotieren mit den
Schleifringen des Stromteilers. Von dem einen Schleif-
ring ist nur eine Hälfte mit einer Wechselstrombürste (B)
verbunden worden. Die Umschaltung des Stromes von
der einen Hammerspule auf die andere erfolgt natürlich
bei Stromlosigkeit, so daß Funkenbildung vermieden
wurde. Wie der Schnitt (Abb. 4) zeigt, waren in den
Marvin-Hämmern zwei reichlich lange Spulen vorhanden,
von welchen der Kolben aus massivem Eisen hin- und
hergezogen wurde An beiden Enden des Eisenkolbens
befanden sich eingeschraubte Verlängerungen aus Bronze.
Ein Sperrad bewirkte, daß bei jedem Rückwärtsgang des
Kolbens letzterer um "le, Umdrehung gedreht und dadurch
der Stoßhohrer versetzt wurde, so daß die Schneide nicht
in dieselbe Kerbe traf.
Obgleich der Wirkungsgrad dieser Hämmer bereits
besser war als derjenige der Depoele-Hämmer mit drei
Spulen (eine für Gleichstrom, wie bei dem alten Siemens-
Sulenoidhammer), war die Erwärmung infolge fehlender
Eisenlamellierung bei Kolben und Mantel sowie infolge
der geringen Schlagzahl von 400 i. d. Minute so groß, daß
cin Dauerbetrieb nicht möglich war und der Transport
von Ort zu Ort beeinträchtigt wurde. Trotzdem kann man
es als unnötig bezeichnen, daß die Fabrikation der So-
lenoid-Stoßbohrmaschinen aufgegeben wurde, nachdem
dieselben besonders im Erzabbau und beim Bau der Jung-
a Heubach, Bolenoid-Styfbohrer fürhartes Gestein. Z. VDI Bd. 45,
S. 192. 8. a Brinkmann, Die Stofsteinbohrer mit elektr. Antriebe.
El. Kraftb. u. Bahnen 1907, 8. 441.
fraubahn insgesamt etwa 15 Jahre gute Dienste geleistet
hatten. Natürlich hätte die Maschine verbessert werden
müssen. Daß der Wirkungsgrad der Solenoid-Stoßbohr-
maschine erheblich verbessert werden konnte, geht auch
aus Versuchen hervor, welche der Verfasser 1907 bei den
SSW anstellte. Der Stromverbrauch der SSW-Solenoid-
Stoßbohrmaschine, einer hauptsächlich wohl von Meiß-
ner angegebenen Konstruktion, betrug bei 500 Schlägen
nur noch etwa 1kW. Für Dauerbetrieb, der aber im Erz-
abbau nicht notwendig ist, wurde die Maschine jedoch
noch zu warm. Die Leistung war mindestens dieselbe
wie diejenige der SSW-Motorstoßbohrmaschine, des Hoff-
mann-Meißnerschen Federhammers mit 1 PS-Elektromotor
bei etwa gleichem Stromverbrauch. Die SSW-Solenoid-
Stoßbohrmaschine ist meines Wissens nicht in den Han-
del gekommen, vermutlich weil die SSW damals von der
Kurbelstoßbohrmaschine mit biegsamer Welle zu der
Kurbelstoßbohrmaschine (Federhammer) mit angebautem
Elektromotor übergingen, was eine Verbesserung bedeu-
tete. Wenn auch das Solenoidsystem neben den Motor-
stoßbohrmaschinen auf dem Markte geblieben wäre, hätten
die elektrischen Gesteinbohrmaschinen während ihrer
etwa 40jährigen Verwendung der Preßluft vielleicht
einen weniger bescheidenen Teil abgerungen als es jetzt
der Fall ist.
Es sei hier gleich darauf hingewiesen, daß ein
neuerer Hammer, der später beschriebene Syntron-Ham-
mer, wie der Marvin-Hammer arbeitet. Als Handhammer
arbeitet der Syntron-Hammer jedoch mit viel größerer
Schlagzahl. Es wird Wechselstrom von 20 und 25 Hz, bei
den kleineren Hämmern sogar von 50 und 60 Hz benutzt,
so daß die Schlagzahl 1200, 1500, 3000 und 3600 i. d. Min.
beträgt.
und die Rückhubspule erfolgt
durch Röhrengleichrichter.
Die Verteilung der Halbwellen in die Vorhub-
beim Syntron-Hammer
Abb. 4. Schnitt durch den Marvin-Hammer.
B. Solenoid-Schlagwerkzeug mitelek-
trolytischem Gleichrichter. — Im Jahre 1911
wurde ein nach den Angaben des Verfassers angefertigtes
elektromagnetisches Schlagwerkzeug für Wechselstrom,
welches als Abklopfer für Kesselstein, Farbe u. dgl. aus-
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Abb. 5 Wechselstrom-Schlagwerkzeug von P. Schiemann.
geführt worden war, im Thüringer Elektrotechnischen
Verein, Erfurt, gelegentlich einer in Ilmenau stattfinden-
den Sitzung durch P. Schiemann vorgeführt und er-
läutert. Wie Abb.5 zeigt, bestand diese Erstausführung
eines elektromagnetischen Wechselstrom-Schlagwerkzeu-
ges, welches mit dem Netzstrom arbeitete, aus einer von
Eisen umgebenen Spule, in deren Innenraum der Eisen-
kolben durch jeden Stromstoß gezogen wurde. Die Rück-
1040
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 29
18. Juli 1929
bewegung des Ankers erfolgte in der stromlosen Zeit
durch eine Zugfeder. Der mit dem Werkzeug in Serie
seschaltete Gleichrichter war ein elektrolytischer. Der
Hammerkopf des Kolbens war aus unmagnetisierbarem
Stahl angefertigt. Der Kolben war massiv aber mit
Schlitzen versehen, es wurden jedoch auch Versuche mit
lamelliertem Kolben angestellt, wie bei meinem Gleich-
stromhammer. Die Spule, eine Emaille-Kupferdraht-
spule, war wasserdicht angeordnet, so daß das Werkzeug
in Kühlwasser getaucht werden konnte; bei normalem
Dauerbetrieb war dies jedoch nicht notwendig. Versuchs-
weise wurde auch mit Wechselstrom von 50 Iiz ohne vor-
ecschalteten Gleichrichter gearbeitet. Die Schlagzahl
stieg hierbei natürlich von 3000 i. d. Min. auf 6000. Die
Leistung war aber ohne Gleichrichter erheblich geringer
als mit Gleichrichter. Der Stromverbrauch des 3 kg
schweren Werkzeuges betrug bei Anwendung des Gleich-
richters 110 W in warmem Zustande bei Dauerbetrich.
Abb. 6 Wechselstronhammer
von L. Schüler.
Das Werkzeug wurde nicht in den Handel gebracht,
denn mit dem allerdings etwas weniger betriebsicheren
Gleichstromhammer hatte ich größere Schlagleistung er-
zielt. Für Kesselstein-Abklopfer sollte ferner, wie Dir.
Wunder, Erfurt, gelegentlich der Diskussion mitteilte,
kein wesentlicher Bedarf sein. Versuchsweise wurde das
Werkzeug damals auch mit Gleichstromstößen betricben,
welche einem Quecksilberunterbrecher mit Kurbeltrieb
entnomnien wurden. Obgleich gleiche Schlagzahl und
etwa entsprechende Stromzeit eingestellt wurden, war die
erzielte Schlagkraft bei gleicher Erwärmung erheblich
geringer als bei Wechselstrom mit vorgeschaltetem Gleich-
richter. Der Grund hierfür dürfte in stärkerer Wirbel-
strombildung durch die rechteckige Stromkurve zu suchen
sein.
Abb. 7. Oszillogramm des Schüler-
Hammers.
C. Solenoid-Handhammermit rotieren-
dem Gleichrichter — Im Jahre 1914 wurden im
Berliner Elektrotechnischen Verein durch Obering. L.
Schüler nach seinen Angaben angefertigte elektro-
magnetische Handhämmer vorgeführt und erläutert, welche
ebenfalls durch Stromstöße betrieben wurden, die einem
Wechselstromnetz entnommen wurden. Der elektromagne-
tisch vorgeschleuderte Kolben wurde ebenfalls durch eine
Federkraft zurückbewegt, der Gleichrichter war ein ro-
tierender. Die Schlagzahl betrug 1000 i.d. Min. bei 50 Hz,
da ein sechspoligerSynchronmotor benutzt wurde, welcher
bei jeder Umdrehung den Strom einmal einschaltete. In
seinem amerikanischen Patent, welches August 1912
angemeldet wurde, hat Schüler auch den elektrolytischen
(rleichrichter vorgesehen. In Deutschland wurde ein um-
fangreiches Patent wohl nicht erteilt. Abb. 6 zeigt einen
Schnitt durch den von der Firma Dr. Max Levy fabrizier-
ten Schülerschen Solenoidhammer, welcher sich einige
Zeit im Handel befand. Wie zu erkennen, ist der Kolben
um cinen Zapfen drehbar gelagert, was die Reibung ver-
mindert. Der remanente Magnetismus wurde dadurch
vermieden, daß der Strom erst ausgeschaltet wurde, wenn
er etwas in entgegengesetzter Richtung floß. Das Dia-
gramm Abb. 7 zeigt eine oszillographische Aufnahme
von Strom und Spannung, wobei der Kolben mit Rück-
prall arbeitet, also hartes Material gemeißelt wird?.
b) Neuere,im Handel befindliche elektro-
magnetische Hämmer.
A. Syntron-Solenoid-Schlagwerkzeuge
mit Röhrengleichrichter. — Abb. 8 zeigt einen
amerikanischen Hammer, einen elektromagnctischen Hand-
5 L Schüler, ETZ 1914, S. 565 u. 660.
hammer der Syntron Company in Pittsburgh. im Schnitt.
Es sind zwei Spulen oder Topfmagnete vorhanden, also
wie bei den oben beschriebenen Solenoid-Gesteinbohr-
maschinen und den Gleichstromhämmern eine Vorhub-
und eine Rückhubspule. Der im Innern der Spulen durch
die abwechselnd wirkende Vorhub- und Rückhubspule
hin- und herbewegte Kolben schlägt vorn gegen den
Meißel und hinten gegen eine Feder. Der verwendete
Strom ist Einphasenwcchselstrom, welcher entweder den
G Püchse zur Aufnahme des
Werkzeugs
H Rückprallfeder
I Führungsbüchsen
A und B Magnetspulen
C Stahlkolben (JIammerbär)
D Werkzeug
E zylindrische Büchse
F Schalter
Abb.8. Wechselstromhammer mit zwei Spulen der Syntron Company.
Netz oder einem benzinelektrischen Satz entnommen wird.
Durch Vorschaltung von Röhrengleichrichtern wird er-
reicht, daB immer die Halbwellen der einen Richtung
des Wechselstromes in die Vorhubspule und die Halb-
wellen der anderen Richtung in die Rückhubspule fließen.
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Abb. 9. Schnitt durch Syntron-Hammer für
Abbau und Gesteinbohrung.
Die bei den verschiedenen Syntron-Schlagwerkzeugtypen
verwendete Wechselstromfrequenz beträgt 60, 50, 30, 25
und 20 Hz. Die größte Schlagzahl ist also 3600 i. d. Min.
bei der in Amerika verwendeten Netzfrequenz von 60 Hz.
Das Gewicht des kleinsten Syntron-Hammers ist zu 4 kg,
Abb.10. Syntron-Hammer
mit (sleichrichter.
der Stromverbrauch desselben zu 125 W angegeben. Syn-
tron-Hämmer werden auch zum Gesteinbohren, die grö-
ßeren Hammer besonders zum Gleisstopfen, sowie zum
Nieten benutzt. Abb. 9 zeigt einen Syntron-Handhammer:
die Abbildung läßt erkennen, daß der Kolbenhub kleiner
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18. Juli 1929
als der Kolbendurchmesser ist und daß der Hammer mit
Kühlrippen versehen ist. Für den kurzen, der hohen
Schlagzahl entsprechenden Hub sowie für die Erzielung
eines kurzen Kolbens ist der magnetische Luftspalt in
den Spulen zwischen Eisenbuchsen eingeschnürt worden.
Abb. 10 zeigt noch eine Type des kompletten Syntron-
Hammers. Der Stöpsel Z wird in Halter E gesteckt, das
nicht ganz gezeichnete Werkzeug T, z. B. ein Meißel,
wird in die Fünrungsbüchse gesteckt und mit der Schneide
zegen das zu bearbeitende Material gepreßt. Jetzt wird
auf den Schalter TS zedrückt und der Arbeitsvorgang
beginnt, letzteres jedoch nur, wenn das Werkzeug richtig
in der Führungsbüchse steckt und einen Gegenhalt am
Werkstück hat. Die Frequenz des Wechselstromes darf
his5 % von der für den Syntron-Hammer vorgeschriebenen
abweichen, die Spannung bis 10 %. Es ist ein Vorteil die-
ser Hämmer, daß dieselben besonders einfach sind und
nur einen beweglichen Teil haben, was im Gegensatz zu
den Hämmern mit rotierendem Elektromotor bei allen im
nn befindlichen elektromagnetischen Hämmern der
"all ist.
e-
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Abb. 11. Elektromagnetischer Hammer der Bewi G. m. b. H.
B. Bewi-Hämmer. — Dieser elektromagnetische
Handhammer wird von der Societa Italiana Milangili
Brevetti Invenzioni, Turin, fabriziert®. Abb. 11 zeigt eine
Ansicht dieses Hammers, während Abb. 12 eine andere
Type dieses Hammers im Schnitt darstellt. Das Werk-
zeug, z.B. der Meißel, wird mit der einen Hand und
der in Abb. 11 und 12 sichtbare Griff mit der anderen Hand
sehalten. In dieser äußeren Handhabung unterscheiden
sich die elektrischen Hämmer nicht von den Preßluft-
werkzeugen. Am Griff des elektrischen Hammers hbe-
findet sich ein Druckschalter zur bequemen Ein- und Aus-
schaltung des Stromes, wie sich am Griff des Druckluft-
hammers das Arbeitsventil befindet.
Abb. 12. Schnitt durch einen Bewi-Hammer.
Wie Abb.12 erkennen läßt, ist nur ein einzelner
kurzer, gedrungener Topfmagnet vorhanden, nämlich ein
Solenoid, welches außen und innen von lamelliertem Eisen
umgeben ist. Der kurze, Kräftige lamellierte Kolben hat
vorn und hinten massive Ansätze und bewegt sich durch
die magnetischen Kräfte zwischen zwei Druckfedern auf
den hinten angeordneten festen Kern zu. Der durch die
wechselnden magnetischen Kräfte schwingende Kolben
schlägt also, von der hinteren Feder abprallend, gegen das
flache, in Abb. 12 sichtbare Ende des Werkzeuges, z.B.
cines Meißels oder Stemmeisens. Die magnetischen Kräfte
des Einphasenwechselstrom-Magnr»ten wechseln mit dem
elektrischen Strom unabhängig von der Stromrichtung
zwischen Null und einem Maximalwert.
Da im allgemeinen bei uns mit 50periodigem Wechecl-
strom gearbeitet wird, ist die Schlagzahl dieses Hammers
600 d Min., denn beide Halbwellen des Wechselstromes
werden ja benutzt. Der Hub sowie der Luftspalt betragen
‚* Vertrieb, in den deuts:hen Sprachgebie’en sowie in Skandi-
navien durch die Berliner Elektro-Werkzeug- und Industriebedarf G.
m. b. H. Berlin NW 87, Zinzend ırfstrafe 6.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 29
1041
infolge der äußerst hohen Schagzahl nur einige Millimeter,
wie auch Abb. 12 erkennen läßt. Durchmesser und Ge-
wicht des Kolbens sind relativ groß bei den einzelnen
Typen. Durch eine am Griff in der Mitte des Hammers
hervortretende Schraube können Luftspalt und Hub des
Magneten verändert und damit die Schlagkraft des Ham-
mers geregelt werden. Der Griff ist nach Lösung einer
Schraube abklappbar, so daß der Hanımer leicht geöffnet
und der Kolben herausgenommen werden kann. Es werden
vier Typen dieses Bewi-Hammers angefertigt. Das Ge-
wicht der Hämmer beträgt 1,6 ... 6,1 kg, der Stromverbrauch
50 W bei der kleinsten und 250 W bei der größten Type.
Außerdem wird neuerdings noch eine Type E mit Gleich-
richter fabriziert, bei welcher die Schlagzahl an Wechsel-
strom mit 50 lz natürlich 3000 i.d. Min. beträgt.
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A.
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Vibrator
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A Kontra- A Schwinger
mutter B Arretierungschraube
B Mutter C Kontaktstellschraube
IV C Gehäuse- D Arretierungschraube
schrauben E Federstellschraube
' D Splint F Federhebel
E Unterlagscheiben G Federn
F Feder H fixer Kontakt
G Federkanal J Auswechselbarer Kontakt
H Hubdistanz K Magnetspulen
J Stößelfläche L Magnetkörper
K Erdleitungskontakt M Rahmen (Support)
L Bohrfutter N lsolierplatte
M Meil:el
N Anker
O Magnetspulen Abb. 13. Thauma-Hammer
P Magnetkörper mit Vibrator für Wechsel-
R Kontaktknopf strom.
S Stößel
Folgende Zahlentafel enthält genauere Angaben über
die einzelnen Typen des Bewi-Hammers,
Elektrische Bewi-Handhämmer.
RT Durch- 3 Encrgie-
Type Gewicht | messer | Länge | \erbrauch
rd. kg mn | mm rd. W
A 1.6 6e i 1% | 5
B 3.5 WI 290) | 100
C 5.2 100 | 29 | Au
k 6.1 120 | 2% 250
: = Ss | =
Verwendung finden diese elektrischen Hämmer haupt-
sächlich dort, wo leichteste Schläge bei höchster Schlagzahl
gebraucht werden, wie bei der Bearbeitung von Marmor,
Zement und anderem natürlichen oder künstlichen Ge-
stein. Besonders dort füllen diese Werkzeuge eine Lücke
aus, wo die Verwendung von Preßluftwerkzeugen infolge
der hohen Anschaffungskosten der Preßluftanlage nicht
in Frage kommt. Diese Werkzeuge, welche bereits in
2000 Betrieben verwendet werden, finden auch in der Me-
tallbearbeitunz Anwendung sowie für Gesteinbohrungen.
Nachstehend folgen noch Angaben über die Spangzewichte,
welche in einer Minute bei Marmor und bei Eisen mit den
Bewi-Hämmern entfernt werden können.
Mit Type A Marmor 5 g/min Eisen 4 g/min
gg KAN B KA 15 KA) LU 7 KA)
ve eg C eg 215 og eg 11 ag
KA) KA D KA 250 KA KA 13 KA
C. Thauma-Hämmer — Auch der Thauma-
Hammer der „Thauma, Fabrik elektrischer Hämmer”,
Wien VI, ist ein elektromagnetiseher Hammer für Wech-
1042
selstrom. Derselbe besteht aus zwei Teilen, dem eigent-
lichen elektrischen Hammer (Abb.13 links) und dem Vi-
brator oder Unterbrecher (Abb. 13 rechts). Auch dieses
Schlagwerkzeug arbeitet so, daß ein Elektromagnetanker
durch Stromstöße vorbewegt und durch eine Feder zurück-
bewegt wird. Der erste Teil, der Hammer, besteht haupt-
sächlich aus einem Hufeisen-Elektromagneten, an dessen
Ankermitte ein Schlagkolben aus Stahl befestigt ist. Durch
die der Elektromagnetwicklung zugeführten Stromstöße
werden der Anker und damit auch der Schlagkolben zur
Ausführung der Schläge auf das Werkzeug, z.B. auf den
in die Führungsbüchse gesteckten Meißel, vorbewegt. Der
Rückhub von Kolben und Anker erfolgt durch die Feder
G, welche bei jedem Vorhube etwas zusammengedrückt
wird. Hinten zwischen Kolben und Gehäuse befindet sich
noch eine Druckfeder F, welche den Rückhub elastisch
abbremst, also einen Rückstoß verhindert. Die durch Aus-
führung des Elektromagneten als Hufeisen entstehende
kurze, flache Form des Hammers macht denselben beson-
ders handlich. Außerdem macht bei dieser Form die Her-
stellung des Magnetkör-
pers sowie des Ankers
aus Fisenblechen keine
Schwierigkeiten. Daß
die Streuung etwas
S größer wird als bei dem
Solenoid mit in densel-
Abb. 14. Thauma-Hammer.
ben eintauchendem Kern dürfte unwesentlich sein. Die
bei dem Thauma-Hammer vorhandenen zwei wirksamen
Luftspalte verdoppeln ja die magnetische Zugkraft.
Der Unterbrecher oder Vibrator des Thauma-Hammers
wird durch Steckkontakte sowohl mit dem Wechselstrom-
netz als auch mit dem Hammer leitend verbunden und in
der Nähe des Arbeitsplatzes an die Wand gehängt. Dieser
auf einer Schieferplatte montierte Unterbrecher arbeitet
ähnlich einem schwingenden Gleichrichter, jedoch so, daß
nur eine Halbwelle des Wechselstromes durch den Elektro-
magneten des Hammers fließt. Wird also Wechselstrom
von 50 Hz benutzt, wie es in Deutschland meistens der
Fall ist, so wird der Elektromagnet in jeder Sekunde
50mal stromlos. Bei jeder Stromlosigkeit werden Anker
und Schlagkolben durch die Feder G zurückbewegt, um
durch jeden Stromstoß elektromagnetisch vorgeschleudert
zu werden. Die Schlagzahl ist somit 3000 i. d. Min. bei
50periodigem Wechselstrom. Mit dieser hohen Schlagzahl
können selbst kleinste und leichteste Schlagwerkzeuge vor-
teilhaft betrieben werden, welche besonders für die Be-
arbeitung von Gestein, wie Marmor, Muschelkalk, Sand-
stein, Diabas und Kunststein, erforderlich sind. Auch
Schriften und Gravierungen in Granit sind mit diesen elek-
trischen Werkzeugen leicht ausführbar. Nicht nur die An-
strengung der Erzeugung der mechanischen Arbeit cent-
fällt, auch die Meißelführung ist bei dem elektrischen
Hammer viel genauer als bei Handarbeit. Deshalb sind
von den Thauma-Hämmern bereits rd. 4000 Stück zur
vollen Zufriedenheit der Kundschaft im Betriebe. Thauma
fabriziert fünf verschieden große Hammertypen von 0,9
bis 5,6 kg Gewicht bei 30...400 W Stromverbrauch für
Wechselstromspannungen von 110..260 V. Die folgende
Zahlentafel enthält nähere Angaben über Thauma-Hämmer.
Gewicht und Wattverbrauch der Thauma-Hämmer.
Gewicht in kg `
Type ——- Weatt-
r: kompl. verbrauch
| Hammer | Vibrator -verpackt rbrau
1 0,9 — | 1.5 30
5 1.2 15 AN 50
10 25 Lë | 6.0 100
om 56 28 | 119 400
40 in Vorbereitung
Die beiden kleinsten Thauma-Hämmer werden ohne Griff
angefertigt, weil der Rumpf als Griff dient. Abb. 14 zeigt
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
HAAAT
A bb. 15. Flacheisen und Zahneisen für elektrische Hämmer.
18. Juli 1929
die Verwendung der größeren Typen, welche mit Griff
hergestellt werden. Zur bequemen Ein- und Ausschaltung
befindet sich am Griff ein Druckschalter, bei den Typen 1
und 5 befindet sich der Schalter am Gehäuse. Abb. 15 zeigt
einige Werkzeuge, welche bei Steinmetz- und Bildhauer-
arbeiten durch Einführung in die vordere Hülse des elek-
trischen Schlagwerkzeuges benutzt werden. Es sind dies
Spitzeisen, Nuteisen, Flacheisen, Zahneisen, Stockeisen
und Stockrolle. Auch zu Bohrungen in jeder Art Gestein
werden die elektrischen Hämmer mit Vorteil benutzt, er-
reicht man doch bei einiger Übung mit den Thauma-Hän-
mern zumindest das Vierfache der Handarbeit. Die sekund-
liche Schlagleistung der Type 15, welche 3,5 kg wiegt, be-
trägt z.B. nach einem Gutachten der Versuchsanstalt für
Werkzeuge (und Elektrotechnik) des Technologischen Ge-
werbemuseums in Wien 1,9 mkg. Abb.16 zeigt verschie-
dene Arten von Gesteinbohrern, welche in elektrischen
Schlagwerkzeugen benutzt werden. Der an den Bohrern
erkennbare seitliche Arm dient zum Hin- und Herdrehen,
zum Versetzen des Bohrers von Hand; bei großen mecha-
nischen Bohrern, z. B. den elektrischen Gesteinbohrmaschi-
nen, erfolgt auch das Versetzen mechanisch. Natürlich
können die elektrischen Schlagwerkzeuge noch zu vielen
bisher nicht genannten Arbeiten benutzt werden, so zur
Bearbeitung von Holz und Metall, zum Stampfen und Rut.
teln von Sand und Beton. Besondere Erwähnung mögen
noch die Installationsarbeiten finden, bei welchen oft
Abb. 16. Gesteinbohrer für
elektrische Hämmer.
Löcher durch Mauerwerk zu bohren und Nuten zu schla
gen sind.
Ist ein Gleichstromnetz vorhanden, so lassen sich eben-
falls Wocchselstrom-Schlagwerkzeuge verwenden, wi:
Abb. 17 an einem Thauma-Hammer bei Installationsarbeiten
Fan PR ” ` RN
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Abb. 17. Wechselstromhammer mit Einankerumformer an Gleichstrom.
zeigt, da durch einen kleinen Einankerumformer der
Wechselstrom aus Gleichstrom erzeugt werden kann.
In Amerika haben sich nach meiner Ansicht elektri-
sche Schlagwerkzcuge nicht nur infolge des viel größeren
Absatzgebietes mehr eingeführt als bei uns, besonders
wichtig ist auch, daß man sich in Amerika im Gegensatz
zu Deutschland entschlossen hat, sehr schwere elektrische
18. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
1043
Hämmer anzufertigen. Nach EI. Railway Journ.” beträgt das
Gewicht der Syntron-Gleisstopf-Type 56 Ib, eine andere ame-
rikanische Firma fertigt Elektromotor-Schlagwerkzeuge
bis 75 lb an (1 lb = 453,6 g). Auch die Preßluft-Schlag-
werkzeuge waren bereits in vielfacher Verwendung, bevor
dieselben die heutige Vollkommenheit erreicht hatten.
Selbst hängend fanden dieselben infolge ihres anfangs sehr
groben Gewichtes Verwendung. Für viele Arbeiten darf
das elektrische Schlagwerkzeug, besonders wenn das
Werkzeug gestützt wird, wie es z.B. bei dem Aufhauen
von Asphalt und bei dem Stampfen von Beton und Sand
der Fall ist, schwerer als das Prebluftwerkzeug gleicher
Leistung sein, Dieses darf um so mehr der Fall sein, als
nicht nur die elektrische Energie besonders leicht zu haben
ist, sondern auch die Energievergeudung der Preßluft-
werkzeuge sehr groß ist. Auch bei neuen Preßluftwerk-
zeugen ist die Energzievergeudune derart groß, dab sie ein
Vielfaches der von elektrischen Schlagwwerkzeugen glei-
cher Leistung benötigten Energie verbrauchen.
IV. Berechnungsgrundlagen für elektromagnetische
Schlagwerkzeuge.
Die Berechnunz eines elektromagnctischen Hammers
kann wie die eines Elektromarneten erfolgen. Bei Berech-
nung der Erwärmung ist natürlich von dem gesamten
Stromverbrauch derjenige Teil in Abzug zu bringen, wel-
cher in mechanische Arbeit umgewandelt wird. Dieser
Betrag ist besonders bei den kleinen elektrischen Häm-
mern noch gering, so ergibt die Nachrechnung eines im
Handel befindlichen Hammers mit 160 W Stromverbrauch,
an dem die mechanische Leistung 1,9 mke/s von einer
Prüfanstalt ermittelt wurde, den Wirkungsgrad 11,7 %.
Infolge der großen Vielseitigkeit der konstruktiven
Lösungen und noch mehr der Lösungsmöglichkeiten sind
trotz der großen Anstrengungen, welche von vielen Seiten
erfolgten, Fortschritte zu erwarten, u.a. auch durch
schwingungestechnische Erfahrungen.
Für die Vorausberechnung der mechanischen Arbeit
eines Elektromagnet-Ankerhubes gibt es zwei Wege:
1. Mchrfache Anwendung der Maxwellschen Zugkraft-
formel für die verschiedenen Ankerstellungen und
an der Arbeitsleistung der einzelnen Hub-
teile.
2. Summarische Berechnung der mechanischen Arbeit
eines Ankerhubes, insbesondere durch die Formel:
Am ei 051 Iz (dd, — di 103 [mkg]
(I konstante elektrische Stromstärke in Ampere, 2 Zahl
der Windungen, ®, magnetischer Induktionsfluß am An-
fang, ®, am Ende des Ankerhubes).
Wie bei Anwendung der Maxwellschen Formel verein-
fachende Annahmen gemacht werden missen, ist auch die
obige Formel für die summarische mechanische Arbeit
eines Ankerhubes nur mit vereinfachenden Annahmen aus
” El. Railway Journ. Bd. 69, S. 89; s. a. ETZ 1977, S. 1817.
dem Gesetz von der Erhaltung der Energie abgeleitet wor-
den’, nämlich: Annahme eines geradlinigen Verlaufes sämt-
licher Magnetisierungskurven des gesamten Elektromagne-
ten (mit Luftspalt) bei allen Ankerstellungen. Dies ist
annähernd der Fall, wenn die Magnetisierung nur bis zur
Eisensättigung geht. Ferner ist die Formel für Am mit
Vernachlässigung der Streuung und schließlich mit An-
nahme konstanter elektrischer Stromstärke aufgestellt,
welch letzteres nur bei Gleichstrom und bei langsamer
Ankerbewegung der Fall ist. Natürlich kann in den meisten
praktischen Fällen mit dieser Formel ohne Einfuhrung
eines Erfahrungskoeffizienten nur ein Überschlagswert
ermittelt werden.
Die Ergebnisse der Berechnung der mechanischen Ar-
beit nach der Maxwellschen Formel sowie nach der sum-
marischen Formel, welch letztere speziell für elektro-
magnetische Schlagwerkzeuge abgeleitet wurde, sind mehr-
fach mit Messungen verglichen worden®. Beide Rechnungs-
arten, besonders die Maxwellsche, geben im allgemeinen
kleinere Werte als durch Messung festgestellt wurde. Nach
P. Kalisch? gibt die Maxwellsche Formel die Zurkräfte
sogar so klein an, daß die wahren Kräfte bis zu 400 %
größer als die errechneten sind.
Nachtrag bei Korrektur: Wie mir aus
Amerika mitgeteilt wurde, soll der Marvin-Hammer in
Amerika noch durch The Marvin Electric Rock Drill Com-
pany, Bingehampton N. J., fabriziert werden. — Bei Syn-
tron-Hämmern großer Leistung, welche nach einem
südafrikanischen Journal? bei etwa 20 kg Gewicht
3000 W verbrauchen, wird Kühlluft durch den Hammer ge-
blasen. Die Luft wird einem Gebläse entnommen, welches
sich in dem Gleichrichterkasten befindet, und durch einen
Luftschlauch dem Hammer zugeführt. Dieses System
wurde vor 23 Jahren vorgeschlagen, erschien damals je-
doch nicht einfach genug. — Vielleicht bildet später der
Trockengleichrichter eine weitere Verbesserung der elek-
tromaznctischen Hämmer, wenn Trockengleichrichter ge-
nügend preiswert mit genügender Leistung geliefert wer-
den können. In Amerika sollen Trockengleichrichter be-
reits für elektrische Hämmer verwendet werden, bei uns
wohl noch nicht. — Für die Überlassung von Informations-
material möchte ich noch bestens danken: Der Schriftleitung
der ETZ, Herrn W.A.Vivian, Camborne (England), Herrn
Müller in Fa. Bewi, Berlin NW 87, Herrn Schöngut
in Fa. Thauma, Wien. Ob letztere Firma noch besteht, ent-
zieht sich meiner Kenntnis, da Reflektanten kürzlich auf
Anfragen keine Antwort erhielten.
8 P.Schiemann, Die mechanische Arbeitsleistung von Hub-
magneten nach dem Gesetze von der Erhaltung der Energie, 2. f. Elekt.
Waien 1905, S. HL Siehe auch: F. Emde, ETZ 198 S. 819; P. Scehie-
mann, EL u. Maschinenb. Bd. 31, 8.1: LSehüler, ETZ 1913, S. 611
HS K. Euler, Untersuchung eines Zusatzmagneten für Gleich!
strom, Verlag Julius Springer, Berlin 1911; P. Kaliseh, Beiträge zur
Berechnung der Zugkraft von Elektromagneten, Verlag Julius Springer,
Berlin 1913.
0 South African Min. and Engg. Journ. 1928, S. 695.
Der Springschreiber T 28.
Von E. Beier, Berlin.
Übersicht. Die Deutsche Reichspost hat den Spring-
schreiber T 28 als Telegraphenapparat in Nebentelegraphen-
anlagen zugelassen und macht im eigenen Betriebe mit ihm
in größerem Umfange Versuche, um festzustellen, ob er sich
auch für den öffentlichen Telegraphendienst eignet. Seine
Arbeits- und Bedienungsweise sind trotz seiner Leistung
von etwa 7 Zeichen/s sehr einfach, so daß bei Verwendung
dieses Apparates Personalkosten erspart werden könnten.
Die Arbeitsweise des Springschreibers T 28 wird kurz be-
schrieben.
Die ETZ brachte bereits eine Beschreibung des Creed-
Sprinzschreibers!. Meine Aufgabe soll es heute sein, den
Sprinzschreiber T28 zu beschreiben.
Der Sprinzschreiber T28 ist der Teletype Modell 14
der Morkrum-Kleinschmidt Gesellschaft in Chicago: er
ist wie der Creed-Springschreiber ein Gehsteh- tStart-
Stop-) Apparat und arbeitet mit einem Fünferalphahbet.
Von der genannten Firma hat die C. Lorenz Aktienzesell-
schaft in Berlin-Tempelhof die Patente und das Recht er-
worben, die Apparate in Deutschland herzustellen.
Es sei zuerst noch einmal die Arbeitsweise dieser
Apparatgattung beschrieben. Jedem Fünferzeichen geht
ein besonderer Stromschritt — der Anlaufschritt — voran,
1 ETZ 192X, 8. %1. vS ?
der die Kupplung des Empfangsteiles des Apparates mit
dem Antriebsmotor während der Übermittlung eines Fün-
ferzeichens bewirkt. Nach Beendigung der Übermitt-
lung des Zeichens folgt ebenfalls ein besonderer Strom-
schritt — der Sperrschritt —, der die Kupplung des Emp-
fangsteiles mit dem Antriebsmotor aufhebt und den
Empfangsteil wieder in Ruhe bringt. Es besteht dem-
nach jedes Zeichen aus sieben Stromschritten. Diese
Arbeitsweise hat den Vorteil, daß kein Jdauernder Gleich-
lauf zwischen Sender und Empfänger bestehen muß, son-
dern es genügt eine annähernd gleiche Umdrehungszahl
der Antriebsmotoren, weil nach Beendigung einer Um-
drehung die Nullstellung wieder eingenommen wird und
eine einzetretene Verzögerung oder Beschleunigung sich
zu der der weiteren Umdrehungen nicht addieren kann.
Der Abdruck der ankommenden Zeichen geschieht
beim Tetetype wie bei einer Schreibmaschine mit Typen-.
hebeln, die mit Hilfe eines einfachen Elektromasneten
rein mechanisch auszrewählt werden, auf einen Papier-
streifen (Streifendrucker) oder auf Blätter (Blatt-
drucker). Beim Creed-Springschreiber wird für den Ab-
druck dagegen ein Typenrad benutzt, dessen Stellung
ebenfalls mittels eines Elektromaeneten mechanisch aus-
gewählt wird. Die abgehenden Zeichen werden mit
Hilfe eines Tastenwerkes gebildet, das dem einer Schreib-
maschine ähnelt. Die vom Tastenwerk gebildeten Zeichen-
1044
bilder gehen entweder unmittelbar in die Leitung (Hand-
sender) oder sie werden in einem Papierstreifen als Loch-
bild gespeichert (Streifenlocher). Die Benutzung von
Streifenlochern erfordert besondere Streifensender, die
die Lochbilder uurch Hebel abfühlen und entsprechend
den Lochbildern Stromstöße in die Leitung senden. Der
Handsender ist mit dem Empfänger auf einer gemein-
samen Grundplatte vereinigt.
Während der Creed-Springschreiber seine Zeichen-
bilder aus negativen und positiven Stromstößen gleicher
Länge bildet, wird beim Springschreiber T28 nur eine
Stromrichtung benutzt. Die andere Stromrichtung wird
durch Stromlosizkeit ersetzt, so daß das Alphabet des
Springschreibers T28 aus „Strom”- und „Kein-Strom”-
Schritten besteht. Dementsprechend kann beim Spring-
schreiber T 28 für die Aufnahme der Zeichen ein gewöhn-
licher Elektromagnet benutzt werden, während der
Doppelstrom beim Creed-Springschreiber die Verwendung
eines polarisierten Elektromazneten erforderlich macht.
Die Strombilder des Springschreibers T 28 sind in Abb. 2
wiedergegeben.
Abb. 1. Springschreiber T 28 (geschlossen).
Der Handsender.
Der Handsender besteht aus einem dreireihigen
Tustenwerk, dessen Tastenhebel entsprechend dem Fünfer-
a bezeichnet sind (Abb. 1), und einem Kontaktgeber
bb. 3).
Unter dem Tastenwerk liegen — durch die Verwen-
dung des Fünferalphabets bedingt — fünf Wählschienen
(Abb.4), flache auf hohe Kante gesetzte Stahlschienen,
die rechtwinklig zu den Tastenhebeln stehen und über
die ganze Breite des Tastenwerks verlaufen.
Jede dieser Wählschienen hat an ihrem oberen
Rande eine Anzahl dreieckiger Einschnitte, die ent-
sprechend den Zeichenbildern des Fünfcralphabets ange-
ordnet sind. Die Schienen ruhen an beiden Enden auf
Walzen, so daß sie leicht seitlich bewegt werden können.
Wird eine Taste gedrückt, so legt sich der untere Rand
des Tastenhebels auf die schiefen Ebenen der Einschnitte
der fünf Wählschienen. Durch den weiteren Druck
des Tastenhebels auf die schiefen Ebenen werden je nach
der Richtung der schiefen Ebenen die Wählschienen ent-
weder nach rechts oder links verschoben.
Jede Wählschiene trägt an ihrem linken Ende in
einem Ausschnitt einen senkrecht stehenden und mit zwei
Rasten an seinem oberen Ende versehenen zweiarmigen
Hebel, der als Sperrklinke wirkt. Bewegt sich die
Wählschiene nach links, so geht der obere Arm der
Sperrklinke nach rechts und umgekehrt. Jede Sperr-
klinke steuert mit einer Nase an ihrem oberen Ende
cinen in seinem Scheitelpunkt drehbar gelagerten winkel-
förmigen Kontakthebel, dessen senkrechter Arm in eine
hakenförmige Nase ausläuft und dessen wagercechter Arm
einen Nocken trägt. Neben diesen Kontakthebeln befindet
sich ein sechster Kontakthebel, der von keiner Sperr-
klinke beeinflußt wird. Innerhalb des lHakens jedes
Kontakthebels liegen die oberen Enden der längeren
Federn des Federnpaares der sechs Sendekontakte. Die
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18. Juli 1929
sechs Sendekontakte sind parallel geschaltet. Während
der Ruhe sind die ersten fünf (von vorn gesehen) ge-
öffnet, während der hinterste geschlossen ist und Strom
in die Leitung sendet. Mit diesen Einrichtungen ist es
bereits möglich, das Zeichenbild zu speichern. Es ist
nun noch erforderlich, die Einheiten des Zeichenbildes
nacheinander in die Leitung zu senden. Diesem Zwecke
dient eine über den wagerechten Schenkeln der Kontakt-
hebel liegende Achse mit sechs Nutenscheiben a, deren
Nuten auf sechs Siebentel des
Schritt Kreisumfanges nacheinander ver-
7234#35 teilt sind. Diese Achse kann mit
llilfe einer allen Tastenhebeln
gemeinsamen, drehbar eelager-
ten U-Schiene mit einer sich
immer drehenden Antriebsachse
— der Senderachse — für die
Dauer einer Umdrehung zekup-
pelt werden. Beim Niederdrücken
einer Taste bewegt die U-Schient
die Ausrückklinke I (Abb. 5)
nach vorn, die ihrerseits mit
einem Häkchen eine winkelfür-
mige Zwischenklinke mitnimmt.
NK D rm E ta E TLIN RSL SE ar CAER Se
Orein Strom eöffnerer Kontakt)
Strom (geschlossener Kontakt)
x) Mg Glockenzeichen
Abb. 2. Alphabet des Spring-
schreibers T 28.
a Nutenscheibe d Bügelfeder
b Kontakthebel e Sperrklinke
c Sendekontakte f Sperrbügel
g Fntriegelungsdaumen
Abb. 3. Kontaktgeber.
Die Zwischenklinke hebt durch ihre Bewegung den
Entkuppler von der Sperrnase des Zahnrades c, das auf
der Achse der Nutenscheiben des Kontaktzebers_ sitzt.
Die Kupplungsfeder drückt nun das Zahnrad II(c) mit seinen
Zähnen gegen die Zähne des Zahnrades I (e) der Sender-
achse, wodurch die XNutenscheibenachse mitgenommen
a Nutenscheibe
b Kontakthebel
c Sendekontakt
d Wählschiene
e Sperrklinke
f Tastenhebel
Abb. A Wählschienen.
wird. Die Senderachse wird über ein Zahnradvorgelexe
von einem Motor angetrieben, der dem Sender- sowie
Empfängerteil des Apparates gemeinsam ist. Die Aus-
rückklinke schiebt sich mit ihrer schiefen Ebene bei der
weiteren Bewegung nach vorn gegen eine exzentrische
Schraube. Diese Klinke wird nach unten gedrückt. Ihre
Nasce gibt die Zwischenklinke frei, die dadurch mit dem
Entkuppler in ihre Ruhelage zurückkehren kann. Der
lintkuppler schleift nun wieder auf dem Rande des ange-
triebenen Zahnrades, bis er den Nocken trifft, der mittels
seiner schiefen Ebene das Rad II vom Rad I abdrängt
und so die Entkupplung der beiden Achsen wieder herbei-
e m EE EE EEN, TEEN, ge
Leg, E nt nn EE mm
i
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führt. Diese Einrichtung macht den Kupplungsvorgang
unabhängig von der Zeitdauer des Tastendruckes. Zum
Festlegen der fünf Sperrklinken und zum Sperren des
Tastenwerkes während einer Umdrehung des Kontakt-
gebers dient ein Sperrbügel f (Abb.3), der bei Anlauf der
Kontaktgeberachse durch den Entriegelungsdaumen frei-
gegeben wird und sich entweder auf die linken oder rechten
Rasten der Sperrklinken legt. Am Schluß der Umdrehung
wird der Sperrbügel durch den Entriegelungsdaumen
wieder aus den Rasten gehoben, so daß die Sperrklinken
fur die Speicherung des nächsten Zeichens bereitstehen.
g Entkuppler,
b Kupplungsfeder h Sperrnase
i
k
a Kontaktgeber
e Rad II Zwischenklinke
d Zahnradkupplung untere exzentrische Schraube
e Rad I l Ausrückklinke
f Senderachse m Gemeinsame UY-Schiene
Abb. 5 Kupplung des Kontaktgebers. `
Das Senden eines Zeichens erfolgt nun so: Ange-
nammen, es soll der Buchstabe E übermittelt werden. Die
edrückte Taste bewegt mittels ihres Hebels und den
schiefen Ebenen an den Wählschienen die 1. Wähl-
schiene nach links und die Schienen 2...5 nach rechts.
Das obere Ende der Sperrklinke 1 legt sich nach rechts,
während die anderen Sperrklinken nach links gehen. Die
Nasen der Sperrklinken 2...5 legen sich dabei auf die
waarerechten Arme ihrer Kontaktliebel und halten sie fest.
Die gemeinsame U-Schiene ist inzwischen soweit nach
unten bewegt worden, daß der Entkuppler von der
schiefen Ebene des Nockens des Zahnrades II gehoben
und die Kontaktgeberachse mit der Senderachse gzekuppelt
worden ist. Die Kontaktgeberachse nimmt nun an der Um-
drehung der Senderachse teil. Der Sperrbügel f (Abb. 3)
gleitet jetzt vom Entriegelunesdaumen und fällt infolge
der ihn nach unten ziehenden Bügelfeder in die Rasten der
Sperrklinken und legt sie für diese Umdrehung fest.
Da der Apparat als Springschreiber arbeitet, so geht,
wie bereits anfangs erwähnt, jedem Zeichen ein Anlauf-
schritt voraus und ein Sperrschritt folgt dem Zeichen.
Diese Schritte werden durch den hinteren Kontakthehel
xesandt, der dementsprechend von seiner Nutenscheibe
sesteuert wird. Sobald sich die Kontaktgeberachse zu
drehen beginnt, wird der Nocken dieses Kontakthebels
aus der Nut gedrückt, die hakenförmige Nase öffnet da-
durch den Kontakt. Diese Nutenscheibe sitzt so auf der
Achse, daß sich zwischen dem Ende ihrer Nut und dem
Anfang der Nute der folgenden Scheibe 1 das siebente
Siebentel des Kreisumfanges befindet, währenddessen
der Kontakt unterbrochen bleibt und kein Strom in die
Leitung gesandt wird. Dieser Schritt ist der Anlauf-
schritt. Die Kontaktgeberachse hat sich inzwischen so
weit gedreht, daß in die Nute der Scheibe 1 der Nocken
res Kontakthebels, der ja nicht durch seine Sperrklinke
festgehalten wird, fallen kann. Die Kraft der langen
Feder des Sendekontaktes kann sich nun auswirken und
zicht mit Hilfe der hakenförmigen Nase den Nocken des
waagerechten Schenkels in die Nut der Nutenscheibe. Da-
bei gelangt die lange Feder bis zu ihrer Gegenfeder.
Per Kontakt wird geschlossen und Strom in die Leitung
xesandt. Bei der weiteren Drehung der Kontaktgeber-
ichse bewegen sich, da die Sperrklinken 2...5 mit ihren
Haken ihre Kontakthebel festhalten, die Nuten der dazu-
gehörigen Nutenszheiben an den Nocken der waagerechten
Schenkel ihrer Kontakthebel vorbei. Die Kontakte 2...5
bleiben also offen, und es wird während dieser Zeit, die
derjenigen der letzten vier Stromschritte des Fünfer-
zeichens entspricht, kein Strom in die Leitung gesandt.
Nun tritt der Entkuppler wieder in Tätigkeit. Er drückt
das Zahnrad II aus den Zähnen des Rades I, wodurch
der Kontaktgeber wieder in Ruhe kommt. Jetzt liegt der
Nocken des letzten Kontakthebels der Nut der zuge-
hörigen Nutenscheibe gegenüber. Die lange Feder zieht
mittels der hakenförmigen Nase den Nocken in die Nute
der Nutenscheibe, legt sich dabei gegen ihre Gegenfeder
und schließt den Kontakt. Der Sperrstromschritt wird
in die Leitung gesandt.
DerEmpfänger (Streifendrucker).
Der Empfänger (Abb.6) besteht aus einem gewöhn-
lichen Elektromagneten — dem Empfangsmagneten —
mit Verteiler — die Wähldaumenbuchse —, einem Über-
Abb. 6. Springschreiber T28 (offen).
setzerteil und der von dem mit dem Sender gemeinsamen
Motor angetriebenen Hauptachse. Der Empfänger über-
setzt die vom Sender ankommenden Fünferzeichen in
Druckzeichen. Er benutzt dazu den Magneten, der die
Stromstöße aufnimmt, mit Hilfe des kleinen Verteilers
und der Wählschienen (Abb. 6, a und b) mechanisch das
Zeichen auswählt und es bis zum Eingang des letzten
Stromstoßes des Fünferzeichens aufspeichert. Dann wird
das Zeichen mittels eines einfachen Werkes durch Typen-
hebel c mechanisch auf einen Papierstreifen d abgedruckt.
Dieses Werk besorgt außerdem den Papiervorschub, den
Farbbandtransport, die Umschaltung des Farbbandes, den
Wechsel von Buchstaben auf Zeichen und umgekehrt.
Auslöseklinke
Zwischenhebel
Stift
Sperrklinke
Sperrarm
Empfangsverteiler
Hauptachse
Wähldaumen
Empfangsmagnet
Magnetanker
za ran Bo ER
Abh. 7. Wfhlmechanismus des
Empfängers.
In der Ruhe
durch den Sperrstrom angezogen.
so fällt infolge der Stromlosigkeit während des Anlauf-
schrittes der Anker ab. Der Anker bewegt dabei zuerst
einen Stift (Abb.7), der mit Hilfe eines Zwischenhebels
ist der Anker des Empfangsmagneten
Geht ein Zeichen ein,
und der Auslöseklinke die Sperrklinke freigibt. Die
Sperrklinke hielt so lange den Sperrarm, der zusammen
mit einem kleinen Empfangsverteiler auf der durch ein
Schneckengetriebe angetriebenen Hauptachse sitzt und
mit dieser durch Reibung gekuppelt ist. Der Verteiler
besitzt fünf Wähldaumen, daher auch Wähldaumenbuchse
genannt, für die Auswahl des Zeichens und einen
sechsten, der den Abdruck des Zeichens bewirkt. Die
Wähldaumen sind von dem zweiten bis zum sechsten
Siebentel des Umfanges der Verteilerachse versetzt unter-
einander angeordnet. In das erste und letzte Siebentel
fällt die Arbeit des Sperrarmes und des sechsten
Daumens. Im Bereiche der Wähldaumen liegen fünf
Steuerhebel (Abb.8), das sind Winkelhebel, deren einer
Arm eine Klaue hat. Jede Klaue dient als Lager für den
Knauf eines schwertförmigen Hebels — das Schwert —,
der mit seiner Spitze einen T-förmigen Hebel — den
T -Hebel — bewegen kann. Der Drehpunkt desT-Hebels
1046
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liegt im Schnittpunkt des senkrechten Schenkels mit dem
waagerechten Schenkel. Der senkrechte Schenkel des
T-Hebels ruht in einem Ausschnitt der Wählschiene f.
Die Wählschienen sind um ein geringes leicht ver-
schiebbar. Hat die Sperrklinke den Sperrarm freige-
geben, so nehmen die Wähldaumen infolge der Reibungs-
kupplung an der Bewegung der Achse teil und schieben
die Steuerhebel beiseite. Diese reißen mit ihren Klauen
die Schwerter zurück und bringen sie in den Bereich der
Knauf
Steuerhebel
Spannfeder
Schwertansatz
Schwert
Wählschiene
T-Hebel
Wähldaumen
d Empfangsmazruet
S o rn D E o man
k Magnetanker
l Ankerfortsatz
m Abreil;feder
Abb. 8. Zeichenwähler.
beiden Nasen des Ankerfortsatzes. Ist der Anker des
Magneten — zur Zeit des Einrückens eines Wähldaumens
in den Steuerhebel — angezogen, so liegt die rechte
Nase des Ankerfortsatzes in der Bahn des rechten
Schwertansatzes. Dadurch, daß die Klaue das Schwert
nach hinten zieht, stößt der rechte Schwertansatz gegen
die rechte Nase des Ankerfortsatzes und die Spitze des
Schwertes wird nach links gedreht. Sobald der Wähl-
daumen aus dem Steuerhebel gleitet, wirkt die Spannfeder,
Angetricbenes Zahnrad
Wähldanmenbuchse
Zahnradkupplung
Antriebszahnrad
6. Daumen
Kur plungsfeder
Hauptachse
Druckachsensperrer
ZS D La D ANISA
Kupplungs-Stopparın
ef,
KE
A
Í
d
1
N
Druckdaumen
IN.
u ar
Schneckengetricbe
Abb. 9. Druckachse.
D j
mana aN
die den Steuerhebel wieder in seine Ruhelage bringt. Da-
hei stößt die Spitze des Schwertes gegen den linken Schen-
kel des Querbalkens des T-Hebels. Der senkrechte Arm
wacht eine Bewegung nach rechts und nimmt dabei die
Wöählschiene nach rechts mit. Ist der Anker des Magneten
dagegen losgelassen, so stößt bei der Rückwärtsbewegung
des Steuerhebels der linke Schwertansatz gegen die linke
Nase des Ankerfortsatzes. Die Spitze des Schwertes dreht
sich nach rechts und etößt beim Schnellen des Steuerhebels
in seine Ruhelage gegen den rechten Schenkel des Quer-
balkens des T-Ilebels, Der senkrechte Schenkel des T-
Hebels bewegt die Wählsclhiene nach links, das angekom-
mene Zeichen wird auf diese Art gespeichert. Damit durch
die Stöße des Schwertes gegen den Ankerfortsatz dessen
Stellung nicht beeinflußt wird, hält ihn eine Klinke in jeder
der durch das Zeichen gegebenen Stellungen fest. Die
Klinke wird von einer genuteten Scheibe auf der Emp-
füngerverteilerachse gesteuert.
Die Wählschienen befinden sich vor dem Verteiler-
mechanismus. Es sind genutete, halbkreisförmixr ange-
ordnete Schienen, die von den T-Hebeln so verschoben
werden können, daß für die vor den Schienen stehenden
Zugstäbe eine durchgehende Einfallnut gebildet wird. Für
jeden Buchstaben sowie für Zahlen- und Buchstabenblank.
ist ein Zugstab vorgesehen. Die Zugstäbe tragen an ihrem
oberen Ende eine Nase und am unteren Ende eine kurze
Zahnstange. Die Zugstäbe sind oben und unten in einem
Einschnitt von zwei halbkreisförmigen Segmenten gelagert
und werden von Federn nach hinten gezogen. In den Ein-
schnitten können sie sowohl von unten nach oben als auch
von vorn naclı hinten bewegt werden. Das untere Segment
dient gleichzeitig als Lager für die Typenhebel, die mit
ihrem am unteren Ende befindlichen halbkreisförmicen
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a E a BC ge š T 8 E? i
a Angetriebenes Zabn-
rad
ò Zugstab
c Zahnradkupplung
d Antriebszahnrad
e 6. Daumen
Kupplungsfeder
n Druckfeder
o Typenhebel
p Auslöseschiene
q Druckbügel
r Druckbügelkolben
s Druckhebel
t Friktionskupplung
g Hauptachse
A Druckachsen-
sperrer
i Sperrarm
k Druckdaumen
I Schneekengetriebe
m Wählschienen
Abb. 10. Empfangs- und Druckmechanismus.
Zahnkranz in der Zahnstange des Zugstabes ruhen. Am
oberen Ende trägt jeder Hebel als Type den ihm nach dem
Fünferalphabet zukommenden Buchstaben und die ihm zu-
kommende Ziffer oder das Zeichen. Ein besonderer Zug-
stab, der in Einschnitte am rechten Ende der Wählschienen
füllt, hält diese in ihrer durch den Wählvorgang gegebenen
Stellung fest. ;
Farbband
Papierstreifen
á SA
Druckrolle
d Vorschubrolle
Abb. 11. Streifenführung
Haben dic fünf Wähldaumen das Zeichen gespeichert,
so tritt der sechste Daumen des kleinen Empfängerver-
teilers in Tätigkeit (Abb. 9). Er stößt gegen den neben der
Hauptachse gelagerten Druckachsensperrer. Dieser be-
wirkt den Abdruck des aufgenommenen Zeichens, indem er
den lose auf der Hauptachse sitzenden Exzenter — den
Druckdaumen — mittels einer Zahnradkupplung — An-
triebszahnrad und anzetriebenes Zahnrad — mit der Haupt-
achse kuppelt (Abb. 10). Der Exzenter nimmt an der Be-
wegung der Hauptachse teil. Auf dem Exzenter ruht durch
die Kraft der Druckfeder die Rolle des senkrechten Schen-
kels des Druckhebels. In der Ruhe liegt die Rolle auf
dem höchsten Punkt des Exzenters. Dreht sich der Ex-
zenter, so gibt die Abflachung Raum und die Rolle folgt
infolge der Kraft der Druckfeder. Der waagercchte Sehen-
kel, der in einem Ausschnitt des Druckbügelkolbens rubt,
macht eine senkrechte Bewegung und schleudert den
Druckbügelkolben mit dem Druckbügel nach oben. Die
Rolle gleitet dann auf die Erhöhung des Exzenters und
zieht mittels des Druckhebels den Druckbügelkolben wie-
der nach unten. Der Druckbügel gleitet bei seiner Auf-
wärtsbewerung an den schiefen Ebenen der Zugstäbe vor-
bei und läßt sie sich gegen die fünf Wählschienen legen.
Der in die von den Wählschienen gebildete Nut einfallende
|
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Zugstab gelangt mit seiner Nase dabei in den Bereich
des Druekbügels und wird von ihm mitgerissen. Die Zahn-
stange am unteren Ende des Zugstabes nimmt mittels des
Zahnkranzes am Typenhebel diesen mit und gibt ihm eine
Bewegung nach vorn. Der Typenhebel gelangt mit seinem
äußersten Ende, der Type, bis auf das über die Druck-
walze laufende Papier und druckt so die Type ab. Stößt
der Zugstab mit der schiefen Ebene oberhalb der Nase
gegen die Auslöseschiene, so wird die Nase des Zugstabes
vom Druckbügel zeschoben. Die Feder kann ihn wiest
nach unten ziehen, und die Zahnstange bringt den Typen-
hebel wieder in seine senkrechte Ruhelage. Bei seiner
Ahwärtsbewegung stößt der Druckbügel den eingefallenen
Zugstab aus der Einfallnut und brinst mit Hilfe der schie-
fen Ebenen der Zugstäbe diese von den Wählschienen frei.
[| "mie
Em
a
a Druckbügel d Vorschubrad
b Druckbügelkolben
e Druckrolle
g Druckrollengetriebe
e Vorschubklinke A Vorschubhebel
J Vorschubachse i Vorschubfeder
Abb. 12. Streifenvorschub.
Der Empfang und der Abdruck eines Zeichens ge-
stalten sich folgendermaßen: Es werde z.B. das Fünfer-
zeichen für den Buchstaben E empfangen. Der dem Zeichen
vorangehende Anlaufschritt — ein Kein-Strom-Schritt —
läßt den Anker des Magneten abfallen (Abb. 7). Der Anker
drückt zunächst mit dem Stift gegen den einen Schenkel des
Zwischenhebels, der mit seinem anderen Schenkel die Aus-
löseklinke nach unten drückt, wodurch die Sperrklinke den
Sperrarm freigibt. Die \Wähldaumenbuchse — der Emp-
c Druckrolle
d Wechselhebel
a Zugstab für Figurenwechsel
ò Sperrung
Abb. 13. Ziffern- und Zeichenwechse!.
fängerverteiler — nimmt nun infolge der Reibungskupp-
lung an der Umdrehung der Hauptachse teil. Das Fünfer-
zeichen des Buchstabens E besteht aus einem Stromschritt
und vier Kein-Strom-Schritten. Beim Empfang des ersten
Schrittes des Fünferzeichens — also des Stromschrittes —
rückt der Wähldaumen 1 in den Steuerhebel 1. Das Schwert 1
wird zurückgezogen und gelangt, da der Anker angezogen
it, mit seinem rechten Ansatz gegen den rechten Anker-
forteatz. Das Schwert dreht sich in scinem Lager in der
Klaue des Steuerhebels nach links. Beim Zurückschnellen
des Steuerhebels stößt die Spitze des Schwertes gegen den
linken Arm des Querbalkens des T-Hebele. Der senkrechte
Schenkel des T-Hebels bewegt die Wählschiene 1 nach rechts.
Beim Eintreffen des zweiten Schrittes des Fünferzeichens
— des Kein-Strom-Schrittes — gleitet der zweite Wähl-
daumen in den zweiten Steuerhebel, der das zweite Schwert
mit seiner Klaue zurückzieht. Der linke Schwertansatz
kommt dabei, weil ja der Anker des Empfangsmagneten
losgelassen ist, in den Bereich des linken Ankerfortsatzes.
Das Schwert wird durch den crhaltenen Stoß nach rechts
gedreht und stößt mit seiner Spitze beim Zurückschnellen
des Steuerhebele gegen den rechten Arm des Querbalkens
des T-Hebels. Der senkrechte Schenkel des T -Hebels
schiebt die zweite Wählschiene nach links. Da die folgen-
den drei Schritte ebenfalls Kein-Strom-Schritte sind, wer-
den durch die T-Hebel 3, 4 und 5 die Wählschienen 3, 4
a Zugstab für Buchstaben wechsel d Wechselhebel
ò Zughebel e Sperrung
e Druckrolle / Spannfeder
Abb. 14. Buchstabenwechsel.
und 5 nach links geschoben. Das Zeichen ist gespeichert.
Es folgt nun der Abdruck. Der sechste Daumen betätigt
den Druckachsensperrer und bewirkt dadurch die Kupp-
lung des Druckdaumens mit der Hauptachse. Der Exzenter
läuft um. Der Druckbügel wird in der vorher beschrie-
benen Weise gehoben. Die Zugstäbe legen sich infolge
ihrer schiefen Ebenen bis auf den E-Zugstab gegen die
Wählschienen. Der E-Zugstab fällt dagegen bis in die
von den Wählschienen gebildete Nut. Seine Nase legt sich
auf den Druckbügel, der ihn nun mit nach oben reißt, Die
Zahnstange des Zuegstabes läßt bei dessen Aufwärtsbewe-
gung den Typenhebel auf das Papier der Druckwalze
schlagen. Das Zeichen ist abgedruckt. Die Auslöseschiene
bringt nun die Nase des Zugstabes wieder aus dem Bereich
des Druckbügels. Der Zugstab wird von seiner Feder nach
unten gezogen und dadurch der Typenhebel wieder in seine
senkrechte Ruhestellung gebracht. Bei seiner Abwärts-
bewegung bringt dann der Druckbügel die übrigen Zug-
stäbe von den Wählschienen frei.
Abb. 11 zeigt die Vorschubeinrichtung für den Druck-
streifen. Der Streifen läuft über die Druckrolle und wird
mit Hilfe der Vorschubrolle, die durch eine Feder gegen
die Druckrolle gedrückt wird, vorwärts bewegt. Sobald
der Druckbügel aufwärts gcht, bewegt der Druckbügel-
kolben die Vorschubklinke mit Hilfe des Vorschubhebels
abwärts (Abb. 12). Geht nun der Druckbügel nach unten,
so dreht die Vorschubfeder das Vorschubrad um einen
Zahn weiter. Diese Bewegung wird der Druckrolle durch
das Druckrollengetriebe mitgeteilt, so daß der Streifen
während jeder Bewegung des Vorschubrades um eine
Zeichenbreite vorwärts bewegt wird.
Durch den Papiervorschub wird die Streifenrolle ab-
gewickelt, die auf einem Dorn an der rechten Seite des
Apparates sitzt. Auf dem Umfange der Rolle liegt mit
Federkraft ein Hebel, der von einem bestimmten Durch-
messer der Streifenrolle ab eine Klinke in den Bereich
einer Nase der Senderachse bringt. Diese Nase nimmt eine
Klinke mit und läßt dadurch einen Klöppel gegen eine
Glocke schlagen. Dieses Zeichen mahnt daran, daß die
Streifenrolle erneuert werden muß.
Für den Empfang von Buchstaben oder Ziffern und
Zeichen werden Wechselzugstäbe verwendet, die im
1048
Gegensatz zu den anderen Zugstäben unten Haken haben.
- Beim Abdruck von Buchstaben befindet sich die Druckrolle
in der hinteren Stellung. Wird der Zugstab für den
Zeichenwechsel gewählt und aufwärts gezogen, so dreht
der Haken den Wechselhebel des Zugstabes für Zeichen-
wechsel um seinen Drehpunkt, die Sperrung der Druck-
rolle wird aufgehoben und eine Feder reißt sie nach vorn
(Abb. 13). Die nun zu druckenden Zeichen sind Zeichen
des oberen Typenfeldes, also Ziffern oder Zeichen. Wird
darauf der Zugstab für Buchstabenwechsel gewählt, so
zieht dieser mit Hilfe des Wechselhebels und des Zughebels
die Druckrolle nach hinten (Abb. 14). Die Sperrung rechte
der Druckrolle (Abb. 13) hält diese in dieser Lage fest.
Bandvorschubachse
Bandvorschubklinke
Bandvorschubrad
Sperrklinke
Druckbügelkolben
Bandvorschubhebel
Bandvorschubfeder
Bandspulenachse
Sa a m A A SR
leit een S
TE ator Ahh, 15. BRandvorschub.
di: UN bk
SÉISSEN
Dee
ul, e
"io
Alle jetzt zu druckenden Zeichen stammen aus dem
unteren Typenfeld, sind also Buchstaben.
Für das Zeichen J sind zwei Zugstäbe vorgesehen, die
unten je einen Ansatz haben, die bis zur Grundplatte
reichen. Den Ansätzen gegenüber befindet eich ein dreh-
barer Sperrhebel e (Abb. 14). Durch Umschalten der
Druckwalze beim Wechsel wird dieser Sperrhebel bewegt.
Er legt sich entweder vor den einen oder den anderen An-
satz und behindert dadurch die Zugstäbe an der Bewegung
um ihren Unterstützungspunkt. Es kann also je nach Stel-
lung der Druckwalze immer nur ein Zugstab in die Ein-
fallnut der Wählschienen fallen. Bei der Einstellung der
Druckwalze auf Buchstaben wird der Zugstab des Buch-
stabens J freigegeben. Der andere Zugstab, der nur bei der
Ziffern- oder Zeichenstellung der Druckwalze frei ist,
nimmt bei Aufwärtsbewegung durch einen an seiner hin-
teren Seite sitzenden Sporn den Klöppel einer Glocke mit,
der beim Loelassen infolge der Kraft einer Feder gegen
eine Glockenschale schnellt. Die Glocke wird zur Über-
mittlung von Zeichen mit verabredeter Bedeutung für
den Verkehr auf der Leitung benutzt.
g Bandwechselhebel
h Banuspulenachse
i Bandspule (Farbbanılı
k Bandwechselarm i
U Bandwechsel
Bandvorschubachse
Niet
Kegelrädergetriebe
Farbband
Bandwechselbügel
Bandwechselklinke
N RI Gë
Abb. 16. Bandumschaltung vor der Umschaltung nach rechts.
Durch jede Betätigung des Druckbügelkolbens wird
das Farbband vorwärts bewegt. Während seiner Aufwärts-
bewegung dreht der Druckbügelkolben den Bandvorschub-
hebel (Abb. 15) um seinen Drehpunkt und bewegt die Band-
vorschubklinke b und somit die Bandvorschubachse a
mittels des Bandvorschubrades e vorwärts. Sobald der
Druckbügelkolben sich abwärts bewegt, zieht die Band-
vorschubfeder die Bandvorschubklinke b nach rückwärts
und bringt sie in eine neue Eingriffstellung. Die Band-
vorschubachse teilt die Bewegung mittels Kerelradge-
triebes der Bandspulenachse mit. Die Bandvorschubachse
kann sich sowohl von links nach rechts bewegen als auch
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 29
18. Juli 1829
sich drehen. Sie besitzt an ihren Enden Kegelräder. Ist
die Achse nach links geschoben, so greift das linke
Kegelrad in das Kegelrad der linken Bandspulenachse h
(Abb. 16). Liegt die Bandvorschubachse dagegen rechts,
so greift ihr rechtes Kegelrad in das Kegelrad der rechten
Bandspulenachse h (Abb. 17). Die Bandvorschubklinke
bewegt also je nach der Stellung der Bandvorschubach:e
entweder die linke oder die rechte Bandspulenachse. Die
Umschaltung der Bandvorschubachse von rechts nach links
oder umgekehrt erfolgt mittels zweier Nieten durch das
Farbband selbst, u. zw. wird die Bandvorschubachse nach
rechts bewegt, wenn die rechte Bandspule, dagegen nach
links, wenn die linke Bandspule abgelaufen ist.
Abb. 16 zeigt uns das linke Kegelrädergetriebe in
Tätigkeit, Durch den Bandvorschub läuft das Farbband
von rechts nach links. Die linke Spule wickelt also
auf. Kurz vor dem Ende des Bandes befindet sich ein Niet
im Bande, der durch seine Bewegung von rechts nach linke
den Bandwechsel nach unten zieht. Diese Bewegung wird
dem Bandwechselarm mitgeteilt, der seinerseits die Band-
wechselklinke nach links schiebt (Abb. 17) und sie in die
Bahn der rechten Nase des Bandwechselbügels bringt.
Durch die Abwärtsbewegung des Druckbügelkolbens wird
nun die Bandwechselklinke nach unten gezogen. Dadurch
bewegt der Winkelhebel — der Bandwechselhebel —, an
dessen einem Schenkel die Wechselklinke drehbar be-
festigt ist, mit seinem anderen Schenkel die Bandvor-
schubachse nach rechts. Abb. 17 zeigt, wie dadurch das
rechte Kegelradgetriebe in Tätigkeit gesetzt wird. Die
Bandvorschubeinrichtung dreht nunmehr die rechte Band-
spule zum Aufwickeln des Bandes, das sich nun von link:
nach rechts bewegt. Es wird also von der linken Bandspule
abgewickelt, u. zw. so lange, bis der Niet am anderen Ende
des Farbbandes den linken Bandwechselarm betätigt und
den Farbbandvorschub wieder umkehrt.
og. wiein Abb. 16
o Rechtes Kegelradgetriebe
Abb. 17. Bandumschaltung im Augenblick der Umschaltung nach rech,
Der Anlauf- und der Sperrstromschritt bewirken, dab
der Empfänger sich im Gleichlauf mit dem Sender befindet,
wonach die Stromstöße des Fünferzeichens des Sender:
vom Empfänger in richtiger Zeitfolge aufgenommen, gr:
speichert und in Buchstaben oder Zeichen umgesetzt wer-
den können. Der Anlaufschritt läßt den Anker des Emp
fangsmagneten, wie wir früher schon gesehen haben, ab-
schnellen und dadurch die Auslösung des Empfängers her-
beiführen. Der Empfangsverteiler dreht sich. Seine Ge-
schwindigkeit ist so bemessen, daß, wenn durch den Sen-
derverteiler der erste Stromschritt des Fünferzeichens
ausgzesandt wird, der Empfangsverteiler in die passende
Empfangstellung gelangt ist. Wird vom Senderverteiler
der zweite Stromschritt des Fünferzeichens ausgesandt,
so muß der Empfangsverteiler die passende Empfangs-
stellung eingenommen haben usw. Am Ende der Un-
drehung des Senderverteilers wird durch die Aussendung
des Sperrschrittes der Anker des Empfangsmagneten an-
gezogen und der Empfängerverteiler wird durch die
Sperrklinke angehalten. Der Empfängerverteiler dreht sich
8% schneller als die Senderverteilerachse, ist aber so ge-
baut, daß der Abstand der Stellung zum Empfang de:
ersten Stromschrittes von der Stellung zum Empfang de
zweiten Stromschrittes 8% größer ist als der Abstand
zwischen den gleichen Stellungen des Senderverteiler:,
in denen er den ersten und den zweiten Stromschritt sen-
den kann.
Wenn sich also ein Punkt des Umfanges der Sender-
verteilerachse um 25 mm bewegt hat, um von der Stel-
lung „erster Stromschritt” in die Stellung „zweiter Strom-
schritt” zu gelangen, muß sich ein Punkt des Umfanges
der Empfängerverteilerachse um 27 mm — also um 8%
mehr — bewegt haben, um in die entsprechende Stellung
zu gelangen. Die IüÜmpfängerverteilerachse dreht sich
außerdem um 8% schneller, so daß sie den um 8% län-
geren Weg in derselben Zeit zurücklegt wie die Sender-
18. Juli 1929
verteilerachse ihren kürzeren Weg. Beide Achsen kom-
men demnach zu gleicher Zeit von der ersten in die
zweite Stellung. Diese Unterschiede sind erforderlich,
weil es nicht möglich ist, miteinander arbeitende Appa-
rate auf völlig gleicher Geschwindigkeit zu erhalten.
Der Empfänger könnte noch in der Empfangstellung
für den ersten Stromschritt eines Zeichens sein,
während der Sender bereits den zweiten Stromschritt
sendet. Dadurch aber, daß der Empfänger gegenüber dem
Sender etwas voreilt, wird vermieden, daß die mitein-
ander arbeitenden Apparate während des Umlaufs für ein
Zeichen außer Gleichlauf kommen. Hat der Empfänger-
verteiler seinen Umlauf beendet, so kommt er durch den
Sperrschritt des Senders in Ruhe, bis ihn ein neuer An-
laufschritt wieder auslöst. Eingetretene Unrerzelmäßig-
keiten beim Umlauf werden während der Zeit des Sperr-
schrittes ausgeglichen und durch das gleichzeitige An-
laufen des Senders und des Empfängers infolge des An-
laufschrittes vernichtet, so daß sie sich nicht addieren
können.
Um Sender und Empfänger bei gleicher Geschwindig-
keit zu erhalten, besitzt der Anker des Motors einen
Regler (Abb. 18). Ein Gewichtsarm ist mit seinem
federnden Ende an einem Bock befestigt, während das
freie Ende einen Kontakt trägt, der in der Ruhe durch
eine Feder — die Spannfeder — gegen einen zweiten an
einem Bock befindlichen Kontakt gezögen wird. Die
Spannung der Spannfeder kann mittels der Einstellscheibe
verändert werden. Bei laufendem Motor überwindet die
Fliehkraft des Gewichtsarmes die Spannung der Spann-
feder. Der Kontakt öffnet sich, wodurch ein Widerstand
in den Motorstromkreis geschaltet wird, der eine Ver-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
1049
minderung der Motorgeschwindigkeit bewirkt. Die Span-
nung der Feder überwindet nun wieder die Fliehkraft
des Gewichtsarmes. Der Kontakt schließt eich, und der
Widerstand wird kurzgeschlossen. Die Geschwindigkeit
des Motors nimmt wieder zu. Das Schließen und Öffnen
des Kontaktes hält die
Motorzeschwindigkeit
dauernd auf dem Wert,
der durch die Spannung
der Spannfeder gegeben
worden ist. Die Ein-
stellscheibe ragt mit
ihrem Umfange, der eine
Lederwulst trägt, aus
dem Gehäuse des Reg-
lers heraus. Die Ein-
stellung der Spannfeder
auf ihren richtigen
Wert wird am laufenden
Apparat vorgenommen.
Zu diesem Zwecke be-
finden sich rechts vom
Regler auf dem Motor-
gehäuse eine Wippe und
links vom Regler eine
starke Feder, die auf
der Grundplatte be-
festigt ist. Bringt man durch Druck die Wippe oder die
Feder in den Bereich der umlaufenden Einstellscheibe, so
wird diese bei jeder Umdrehung des Reglers in der einen
oder anderen Richtung gedreht.
(Schluß folgt.)
c Gewichtsarm
d Einstellscheibe
Abb. 18. Geschwindigkeitsregler.
a Kontakt
ò Spannfeder
Die grundlegenden Verfahren der Glühlampen-Leuchtdrahttechnik.
Von Ing. B. Duschnitz, Berlin.
Nachdem man zu Beginn dieses Jahrhunderts erkannt
hatte, daß Wolfram der geeignetste Werkstoff zur Her-
stellung von Glühlampenleuchtkörpern vorstellt, fand
man nach langjährigen Bemühungen schließlich zwei ver-
schiedene Wege, auf denen es gelang, bei Zimmertempe-
ratur biegsame Leuchtkörper aus Wolfram fabrikations-
mäßig herzustellen. Diese beiden Verfahren sind das
"oolidge-Verfahren und das Pintsch-Ver-
fahren. Es soll nun im folgenden gezeigt werden, wie
sich diese beiden Verfahren ursprünglich gestalteten und
welche Wandlung sie im Laufe der Zeit erfuhren. Beide
behielten ihre grundlegende Bedeutung.
I. Coolidge-Verfahren.
Das Coolidge-Verfahren bildet den Gegenstand des
D. R. P. 269 498, welches auf Grund mehrerer amerikani-
scher Patentanmeldungen des Urhebers des Verfahrens,
Dr. William D. Coolidge in Schenectady, seitens der
Allgemeinen Elektrieitäts-Gesellschaft in Berlin am 6.X.
1910 zur Anmeldung kam und im Jahre 1914 schließlich
auch erteilt wurde. Danach wird das Verfahren wie folgt
ausgeführt:
Zunächst wird ein zusammenhänzender Wolfram-
körper hergestellt, der der weiteren mechanischen Bear-
beitung unterworfen werden kann. Um verhältnismäßig
«robkörniges Wolframpulver zu gewinnen, wird das Wolf-
ramoxyd auf hohe Temperatur erhitzt, etwa 1000° und
larüber, u. zw. für etwa 5 h in einem zuecedeckten
Schmelztiezel im Gasofen. Hierdurch wird das Wolfram-
oxyd gröber im Gefüge und viel dichter. Das so gewon-
aene Wolframoxyd kann in einem Quarzrolir der Reduk-
uon mittels Wasserstoff unterworfen werden. Hierzu
dient z. B. ein Quarzrohr von 4cm Innendurchmesser und
13m Länge, welches mit Wolframoxyd vollgefüllt wird.
Um den Durchgang des Wasserstoffs durch das Rohr zu
sichern, kann man einen dünnen Stab durch das vollge-
füllte Rohr schieben und ihn dann zurückziehen, so daß
“ın kleiner Hohlraum freibleibt, welcher im oberen Teil
der Füllung dicht an der Innenwand des Rohres liegt.
lann wird reiner, trockener Wasserstoff während 5... 15h
“ler noch länger durch das Rohr geleitet, während es
von außen durch Gasbrenner oder durch andere Mittel auf
1lı9)...1300° erhitzt wird. Hierbei wird die Wolfram-
“xyd-Füllunz allmählich durch den Wasserstoff reduziert,
wobei sich Wasserdampf bildet, der durch die Oxydmasse
"‘ndurch diffundiert und so bewirkt, daß das Wolfram-
trioxyd nicht unmittelbar zu Metall reduziert wird son-
dern zu einem zwischenliegenden niedrigeren Oxyd. Es
erfolet so eine fortschreitende Umwandlung“des gelben
Wolframtrioxyds in das blaue, dann in das braune, hierauf
in das schwarze Oxyd und schließlich in das Wolfram-
metall selbst. Während dieser fortschreitenden Umwand-
lung werden die Oxydkristalle, besonders im braunen Zu-
stande, größer, so daß die angestrebte grobkörnige Be-
schaffenheit des Ausgangsmaterials schon allein hierdurch,
also ohne vorheriges Glühen des Oxyds im Schmelztiegel,
erhalten wird. Durch diesen Reduktionsprozeß wird das
Wolfram in gepulverter Form und gut reduziert erhalten,
wobei die Teilchen verhältnismäßig groß sind und eine
große Dichte besitzen. Das so gewonnene grobkörnige
Wolframpulver soll sich später insbesondere dadurch vor-
teilhaft erweisen, daß es die Herstellung poröser Stäbe
gestattet, deren Poren bei der Beseitigung der letzten
Reste von Verunreinigungen fördernd mithelfen.
Das Wolframpulver wird ohne Zusatz einee Binde-
mittels in einer Form einem hohen Druck unterworfen.
Die Form kann aus Gußstahl bestehen, soll hochpoliert. sein
und wird mit einer Mischung von Terpentingeist und ge-
kochtem Leinsamenöl einzeölt. Der anzuwendende Druck
muß groß genug sein, um genügend feste Stücke zu erhal-
ten, die man handhaben kann, jedoch nicht so groß, daß
sich in den gepreßten Stähben Sprünge bilden, was an den
Ecken und Kanten leicht eintreten kann. Um ebenfalls
Sprünge im Preßprodukt zu vermeiden, muß die Festig-
keit der Form so hoch bemessen werden, daß sie während
der Druckanwendung keine Deformation erleidet. Die
Abmessungen der Stäbe sollen ‚zweckmäßig sein: 20cm
Länge bei einem quadratischen Querschnitt von 10 mm
Seitenlänge. Wenn die Stäbe aus der Form genommen
werden, besitzen sie gerade genug Festiskeit, um zusam-
menzuhalten. Sie werden dann in einen mit Gas geheizten
Eisenrohrofen gesetzt, durch welchen Wasserstoff strömt.
Zweckmäßig sollen sie in Eisenschiffehen eingeschlossen
und in Quarzpulver eingepackt werden. Die Erhitzung
von aus sehr feinem Wolframpulver hergestellten Stäben
der genannten Größe erfolgt bei etwa 1200° und wird
dureh ungefähr 2 h fortgesetzt. Hierbei destilliert das
Schmieröl, der Kohlenstoffrest wird durch den Wasser-
stoffstrom beseitigt, die Stäbe schrumpfen zusammen und
werden viel fester. Hierauf werden die Wolframstäbe lot-
recht in einer großen, mit Wasserstoff gefüllten Flasche
befestigt, und es wird hier ein Wechselstrom von etwa
1400 A durch sie geleitet. Dies wird durch 10 min oder
länger fortgesetzt. Am Ende der Erhitzung ist es zweck-
mäßig, nicht den gesamten Strom plötzlich auszuschalten
sondern ihn in Zeitabständen von etwa Gmin allmählich
zu schwächen, damit die Stäbe langsam auskühlen. Wäh-
rend des Stromdurchganges von 1400 A befinden sich die
1050
Stäbe auf glänzender Weißzlut und sintern zu dichten,
harten Körpern, die bei der Normal-Zimmertemperatur
noch zerbrechlich sind.
Nach diesem Glühprozeß folet die mechanische PBe-
arbeitunz der Wolframstäbe, wodurch sie ihre Sprödig-
keit verlieren und solche physikalischen Eigenschaften
annehmen, daß sie bei Zimmertemperatur duktil sind.
Diese Bearbeitung wird durch }Hämmern erreicht. Zu die-
sem Zwecke wird der in beschriebener Weise gesinterte
Wolframstab zunächst in einem Porzellanrohrofen durch
einen stromdurchflossenen Platindraht elektrisch erhitzt,
während gleichzeitig ein Wasserstoffstrom durch das
Ofenrohr geleitet wird. Der Stab wird auf etwa 1300 °
erhitzt, dann aus dem Ofen herausgenommen und, wäh-
rend er noch heiß ist, in das Hammer- oder Schlagwerk
eineeführt. Einen wesentlichen Bestandteil dieses Ham-
merwerks bilden die Hämmerhalbedüsen, d. h. zwei Dia-
manten mit Einsehnitten, die durch Aufeinanderlegen eine
ganze Düse ergeben. Die FEinschnittflächen bilden also die
Hämmer-Arbeitsflächen, indem die Halbdüsen in rascher
Folge einander genähert und wieder voneinander entfernt
werden. Doch dürfen die eerenüberlierenden Diamant-
oberflächen während des Betriebes des Schlagwerks nicht
miteinander in Berührung kommen, da sich sonst leicht
Sprünge bilden und Splitter absprinzen können. Um dies
zu vermeiden, befestigt man die Halbdüse in dem sie
tragenden Stahlblock mittels Silberlots, und nachdem die
den Einschnitt enthaltende Oberfläche des Diamanten in
gleicher Ebene mit dem Stahlblock abgeschliffen worden
ist, preßt man den Diamanten unter Anwendung hydrauli-
schen Drucks unter diese Ebene nieder, wobei das Silber-
lot etwas nachgibt. Dadurch wird ein Luftspalt zwischen
den beiden geeenübrerliezenden Diamanthalbdiüsen ge-
schaffen und somit ihre direkte Berührung verhindert.
Vorzügliche Ergebnisse lieferten die unter dem Namen
Carbonado bekannten Diamanten, doch wurden auch voll-
ständig aus Stahl gefertigte Halbdüsenpaare als gut ge-
eignet befunden.
Zwischen die beiden sich ständig und abwechselnd
einander nähernden und voneinander entfernenden Halb-
düsen wird der gesinterte und im Porzellanrohrofen elü-
hend gemachte Wolframstab eingeführt und so im heißen
Zustande mittels der Halbdüsen geħämmert. Nachdem der
Querschnitt etwas verringert worden ist, ist es vorteilhaft,
den Ofen unmittelbar vor dem Hammerwerk aufzustellen,
so daß der nun verlängerte und im Querschnitt verringerte
Wolframstab unmittelbar in das Schlagwerk emeeführt
werden kann, ohne zu sehr abzukühlen, bevor er der
Wirkung der Hämmerdüsen unterworfen wird. Mittels
eines Rohres wird ein Wasserstoffstrom in das Innere des
Ofens und in den Raum zwischen den Hämmerdüsen ge-
leitet. Die Arbeitsflächen der Düsen sollen kurz sein,
damit sie dem Wolfram nicht zuviel Wärme entziehen.
Auch soll der Stab genügend rasch durch das Hammer-
werk hindurehzeführt werden, so daß dirses nicht zwei
Schläge auf dieselbe Stelle ausübt, da jeder Schlag den
hiervon unmittelbar betroffenen Teil des Wolframs ab-
kühlt, dasselbe iedoch im gegenwärtigen Zustande noch
nieht kalt gehämmert werden kann. Bei jedesmalizem
Durehgang durch das Schlagwerk kann der Stahdureh-
messer um ctwa 4% verringert werden, jedoch wur-
den auch größere Stufen erfolgreich angewandt. Der
Wolframstab vom quadratischen Querschnitt 10 X 10 mm
geht nach dieser wiederholten stufenweisen Hämmerung
spätestens nach Verringerung seines Durchmessers auf
etwa 15 mm in den duktilen Zustand über, so daß
er bei Zimmertemperatur gebogen und weiter bearbeitet
werden kann. Es wurde gefunden, daß die Struktur des
Wolframstabes durch den Hämmerprozeß so verändert
wird, daß er, entzweigebrochen, lange, in der Länesrich-
tung verlaufende Fasern zeigt, während der zesinterte
Stab ursprünglich kristallinische Struktur besaß.
Nach dem Ilämmern bis zu einem passenden Dureh-
messer wird die Bearbeitung durch Zichen dureh Diamant-
disen beendet. Bei Benutzung des 10 mm dicken gesinterten
Wolframstabes als Ausgangskörper ist es zweckmäßig,
mit dem Ziehprozeß bei 0,9 mm Dmr. zu beginnen.
Obwohl dann das Material bei Zimmertemperatur duktil
und zähe ist, so wird doch der Ziehprozeß durch Erhitzen
der Düsen erleichtert. Dies kann auf elektrischem Were
oder dureh Gasflammen bewerkstelligt werden, z. B. mit-
tels eines um die Düsenfassungz herum angeordneten Ring-
brenners, so daß dessen Stichflammen die Disenfassung
umspülen. Bevor der Wolframdralit in die Düse eintritt,
wird er durch einen Schlitz eines zylindrischen Stabes
geführt, welcher gleichfalls mittels Gasflammen erhitzt
wird. Auf diese Weise wird der Draht erwärni, bevor
er die Diamantdiüse erreicht. Die zum Ziehen des Drahtes
dienende Ziehklemme wird ebenfalls mittels einer Gas-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 29
18. Juli 1929
flamme erhitzt. Zur Verminderung des Verschleißes der
Ziehtdüse muß diese geschmiert werden, ebenso der in die
Düse eintretende Wolframdraht. Hierzu ist besonders
eine im Handel erhältliche Graphitschmiere geeignet,
die aus einer Suspension von entflocktem Achesongraphit
in Wasser besteht.
Zwecks Einführung des Wolframdrahtes in die Pise
wird dieser zugespitzt, u. zw. erfolgt dies bei stärkeren
Drähten durch Eintauchen der Drahtenden in £zrschmo!-
zenes Kaliumnitrit, bei schwächeren Drähten durch Ein-
tauchen in eine starke Lösung von Kaliumzyanid und Hin-
durehsendung eines elektrischen Stromes dureh die Drähte
in solcher Richtung, dab sie zur Anode werden.
Die beim Ziehen aufeinanderfolzend zu benutzenden
Düsen dürfen sich nur sehr wenig im Durchmesser von-
einander unterscheiden. Die Temperatur soll beim Ziehen
zwischen 0,65 und 0,45 mm oni... GOUD, sodann bis zu
0,25 mm 500° und sehließhieh 400° betragen. Mit fort
schreitendem Ziehprozeß wird der Wolframdraht immer
mehr geschmeidig, bis er bei etwa 0,1 mm in jedem Sinn
duktil ist und durch Düsen gezogen werden kann, die
nicht über Zimmertemperatur erhitzt sind, obwohl da:
Zichen bei erhöhter Temperatur stets vorzuziehen ist. Der
als Endergebnis der wiederholten, stetig fortschreitenden
mechanischen Bearbeitung gewonnene Wolframdraht ist
nicht nur bei gewöhnlicher Temperatur geschmeidig und
duktil sondern auch fest und zähe, so daß die Zugfestiz-
keit in einzelnen untersuchten Fällen 420... 460 ke'nm’
betrug. Der Draht ist ferner unmarnetisch.
Am 9. II. 1922 eng das genannte deutsche Patent,
dessen Gegenstand das Coolidze-Verfahren bildet, aus den.
Besitz der Allgemeinen Elektrieitäts-Gesellschaft in Berlir
in das Eigentum der aus den Drahtlampenwerken der AEG,
der Siemens & Halske A. G. sowie der Auergzesellschaft im
Jahre 1919 gebildeten Osram G. m. b. H. Kommandit-Ges»l-
schaft in Berlin über. Ein von dieser Seite stammendsr
Bericht! schildert den Stand des Coolidze-Verfahrens in
Jahre 1920 wie folgt: Das Jahr 1913 brachte den gewal-
tizen Fortschritt, den gezogenen Wolframdraht. Pure!
einen Kunstgriff gelang es auch hier, das spröde Mol
schließlich zu bändigen. Auch die Fabrikation des on
zozenen Wolframdrahtes geht von dem metallischen Woli-
ramıpulver aus. Von diesem Pulver füllt man eine abge-
worene Dosis in eine Preßform und bringt diese unter
eine hydraulische Presse. Unter einem Druck von etwa
2000 ke (diese Angabe ist irrtümlich, siehe weiter unten!
wird hier das Pulver zusammengepreßt, und es entstelt
ein reiner Wolfram-Preßling, der aber noch derart emp-
findlich und bräcklig ist, daß er eben nur zusammenhilt.
Man glüht diesen Preßlinze deshalb zunächst im Ofen in
einer Wasserstoff-Atmosphäre und bringt ihn dann an die
beiden Zuleitungen einer Stromquelle und erhitzt ihn mii-
tels der Stromwärme auf hellste Weißelut (etwa 2500).
Bei dieser Temperatur sintern die Teilchen des Wolfram-
pulvers, welche durch den Preßdruck bereits nahe zu:
sammenzadrückt worden waren, zusammen. Der Preßlin:
schrumpft ganz bedeutend und gewinnt beträchtlich an
Haltbarkeit und Widerstand-fähirkeit. Man kann es jetz!
unternehmen, ihn in hellelühendem Zustande weiter zu
bearbeiten, u. zw. erfolgt die nächste Bearbeitunz
durch Hämmerung in besonderen Hämmermaschinen. Ier
Preßlinz wird auf Weißelut erhitzt, mit der Zange zefab!
und in die Hämmermaschine geschoben. Diese bearbeitet
den Preßline mit mehreren tausend Schlägen in der
Minute, streckt ihn dabei in die Länge und bringt die b>
reits zusammeneesinterten Teilchen in noch engeren Zu:
sammenhang. Dies Hämmern mit dazwischen immer wieder
erfoleendem Glühen wird als Grobhämmern und weiter al:
Feinhämmern fortgesetzt, bis aus dem kurzen dicken Preh-
ling schließlich ein Draht von anderthalb Millimeter Durch:
messer entstanden ist. Während dieser Bearbeitung hit
aber die Festiekeit und Duktilität des Metalls so zuge-
nommen, daß man es für die weitere Bearbeitung nun nich:
mehr auf helle Glut zu bringen braucht sondern daß ein?
Erwärmung auf ein paar hundert Grad genügt. So geht
man Jetzt vom Hämmern zum Ziehen über und zieht den
Wolframdraht unter Vorwärmune in Gasflammen durch
immer engere Ziehsteine. Der Draht wird vor jeder neun
Zugoperation mit dem vorderen Ende in eine Säure zetaurtt,
um ihm auf diese Weise eine Spitze anzuätzen, dawn
dureh den Ziehstein gefädelt und von der Ziehmaschine
seiner ganzen Länge nach in gleichmäßizem Zug durch
den Ziehstein geholt. So geht das Ziehen ebenfalls Schritt
um Schritt weiter, vom Grobzug zum Feinzug, bis der
Draht je nach Lampenrattung schließlich auf einen Durch-
messer von einem Hundertstet Millimeter, d.h. den vierten
Teil der Stärke eines feinen Frauenhaares, ausgezogen ist.
! Licht u. Lampe Bd.9, S. 99,
18. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 29 E
1051
Der so zewonnene Draht hat nun alle Sprödigkeit verloren.
Er ist biezsam und sehr widerstandsfähir. An einem gc-
zoxeenen Wolframdraht von einem hundertstel Millimeter
Durchmesser kann man 30 g aufhängen, bevor er reißt. Die
Festirkeit des gezogenen Wolframs beträgt rd. 40 000
ken und ist doppelt so groß als diejenige des besten
Stahles, Obwohl die hier geschilderte Herstellung des
Wolframdrahtes ein Vorgang ist, der sich hinsichtlich der
Kompliziertheit der Gewinnung des Wollastondrahtes be-
quem an die Seite stellt, ist diese Herstellung doch derart
technisch und fabrikatorisch durchrebildet worden und es
sind für jeden einzelnen Arbeitsvorzang derartig hoch ent-
wiekelte Spezialmaschinen geschaffen worden, daß die
ganze Herstellung sich überaus schnell, sicher und wirt-
schaftlich vollzieht. Im Zeitraum einer knappen Stunde
wird ein Wolframpreßlinz von etwa 15 em Länge und
1 em? Querschnitt mit Hilfe dieser Einriehtungen in einen
feinen Wolframdraht von rd. 15 km Länge verwandelt,
der etwa Stoff für 253000 Lampen enthält, und sorgfältig
geprüft und aufrespult kommt dieser Draht nun als Roh-
material in die eigentliche Lampenfabrikation.
Am 31. III. 1925 wurde das Coolidge-Verfahren in
einem Vortrage von Dr. A. Wegener im Osram-Licht-
haus wie folgt geschildert: Reines Wolframmetallpulver
von geeigneter Kornbeschaffenheit wird unter einer
hydraulischen Presse in Stahlformen mittels sehr hohen
Druckes zu einem Stab verdichtet, z. B. ist fir'das Pressen
eines Stabes von 200 mm Länge und einem Querschnitt von
5X5mm ein Druck von etwa 20 000 kg oder 20t erforder-
lich. Dieser Druck entspricht dem Gewicht zweier normal
bheladener Güterwagen. Der gepreßte Stab, der zunächst
noch höchst zerbrechlich ist, wird auf einer geeigneten
Unterlage in einem indifferenten Gase soweit erhitzt, daß
er durch Aneinandersintern der einzelnen Metallkörner
eine gewisse Festigkeit erlangt. Hiernach erhitzt man den
Stab wiederum in einer indifferenten Gasatmosphäre unter
einem geeigneten Rezipienten mittels hindurchzeleiteten
elektrischen Stromes auf hellste Weißelut. Es sind hierzu
je nach der Dicke des Stabes bis zu 5000 oder 10 000 A er-
forderlich. Der so gewonnene metallisch aussehende Stab
wird nun nach dem D.R.P. 269 498 (Coolidge-Verfahren)
wiederholt andauernd mechanisch bearbeitet, u. zw. zu-
nächst bei ziemlich hoher Temperatur, bis man schließ-
lich zu einem bei gewöhnlicher Temperatur biegsamen und
ziehbaren Draht gelangt. In den ersten Stufen der mecha-
nischen Bearbeitung wird der Stab durch Hämmermas=chi-
nen oder Walzen geführt, in den späteren durch Ziehsteine.
Die Häimmermaschine beruht im Prinzip darauf, daß durch
die Drehung des Innenteils der Maschine zwei Profil-
hummer durch einen Kranz von Stahlrollen gegen die
Mitte gedrückt und im nächsten Augenblick infolge der
Zentrifusalkraft auseinandergeschleudert werden. Wenn
zB zehn solcher Rollen vorhanden sind, so schlagen die
Hämmerbacken bei einer Umdrehung also zehnmal zu-
sammen. Läßt man den inneren Teil der Maschine mit
den Hämmern sich z.B. mit einer Geschwindigkeit von
bw) Limin drehen, so würden also 6000 Schläge in der
Minute ausgeführt werden. Die sehr hoch erhitzten
Wolframstäbe werden in diese Profilhimmer eingeführt
und jedesmal auf den dem Hämmerprofil entsprechenden
Durchmesser verjüngt. Der Walz- oder Tlämmerprozeß
wird zweekmälsiez bis zu einem Durchmesser von unzefähr
i mm angewandt und darauf der Draht durch Ziehsteine
weitereezogen, Um den Draht in die Ziehsteine einfädeln
zu können, muß er angespitzt werden. Da dies infolge
der Härte des Wolframs mechanisch nieht ganz einfach
zu erreichen ist, so führt man das Anspitzen auf chemi-
shem Wege aus, indem man zZ. B. das etwas erhitzte Draht-
ende einen Augenblick in zeschmolzenes Natriumnitrit
eintaucht. Das Wolfram wird schr lebhaft von dem Nitrit
gelöst, teilweise sogar unter Feuererscheinung, und man
hat auf die bequemste und schnellste Weise den Draht an-
eespitzt. Ein anderer Weg ist der, daß man den Wolfram-
draht einen Augenblick als Anode in ein elektrolvtisches
Bad einer wässerigen Natriumnitritlösung eintaucht. Auch
hierbei erzielt man schnell einen gut anzespitzten Draht.
Da, wie bereits erwähnt, Wolfram ein sehr hartes Metall
Ist, so wird der Draht zur Schonung der Ziehwerkzeuge
mit einem Schmiermittel, z.B. mit einer Aufschlämmung
von feinstem Graphit in Öl oder Wasser benetzt. Ebenso
balingt es die Härte des Wolframs, daß für Ziehwerkzeuge
ım allgemeinen nicht wie bei weicheren Vrähten Zieheisen
verwendet werden können sondern härtere Materialien
ntig sind. Es kommen also in erster Linie Diamanten in
Frage. Wegen der verhältnismäßig hohen Kosten, zumal
der größeren Diamanten, und wegen der zeitweise vor-
haändenen Beschaffungschwierigkeiten, besonders während
? A. Wegener, Die Herstellung der Osram-Lampen. Osram
G.m.b.H. Berlin 1977.
des Krieges, hat man zum Teil Ersatzmaterialien, z.B.
Rubine, herangezogen. Gut bewährt haben sich auch ge-
wisse Mectallegierungen oder Metallkarbide, z. B. eine
Legierung von Wolfram, Fisen und Kohlenstoff oder
Wolframkarbid. Auch Karborund (Siliziumkarbid) ist
vorgeschlagen worden. Bei den Ziehsteinen für dünne
Drähte, bei denen der Materialpreis des erforderlichen
kleinen Diamanten keine allzu große Rule spielt, zumal
‚selbstverständlich nur Sorten Verwendung finden, die als
Schmucksteine nicht in Frage kommen und deshalb bil-
liger sind, ist man im allgemeinen bei der Verwendung
von Diamanten gebliehen. Wenn man nämlich bedenkt,
daß der dünnste für Glühlampen benötizte Wolframdraht
einen Durehmesser von ungefähr 0,01 mm hat, so leuchtet
es ein, daß der Arbeitsaufwand, der erforderlich ist, um
eine derartig feine Bohrung herzustellen, wesentlich kost-
spielizger ist als das Rohmaterial. Wenn man weiter be-
denkt, daß bei derartig dünnen Drähten die Veränderung
des Drahtdurchmessers um einige tausendstel Millimeter
bereits einen Draht und somit eine Gliihlampe von ver-
schiedenem Stromverbrauch und infolgedessen auch an-
derer Liichtleistung gibt, so wird es klar, daß das härteste
Material, in diesem Falle also Diamant, am zweckmäßig-
sten für die Ziehsteine verwendet wird, damit der ur-
sprünzliche Durehmesser der Bohrung möglichst lange
erhalten bleibt und möglichst viel Draht für eine bestimmte
Lampensorte dureh einen Zielstein gezogen werden
kann. Selbstverständlich ist das Bohren von Diamanten,
zumal der feinsten Durchmesser, eine larzwierizge Arbeit.
Der Ausdruck „Bohren” ist nieht ganz zutreffend. Es
ist natürlich nicht möglich, einen Diamanten einfach zu
durchbohren, sondern es handelt sich um ein ganz all-
mähliches Durchschleifen, indem man in einer zunächst
mit einem anderen Diamanten in den Ziehstein hinein-
eeschliffenen kleinen Versenkung Stahlnadeln rotieren
läßt, an deren Spitze sich in Öl aufgzeschlänmmter Diamant-
staub befindet. Das „Bohren“ eines feinen Ziehdiamanten
dauert tagelang, unter Umständen sogar wochenlane. Naeh-
dem die Bohrung fertiggestellt ist, muß sie noch auf Hoch-
glanz poliert werden. Der Diamant ist mittels Messing in
eine Eisenfassung zepreßt und der Zichkanal des Dia-
manten im Fassungsmaterial entsprechend erweitert. Das
Polieren der Zichbohrung erfolgt mittels Schleifnadeln.
Um den Leuchtkörper für eine Wolframdrahtlampe von
15 W, 220 V herzustellen, muß der bis auf 1 mm schäm-
merte Draht durch eine sehr große Anzahl von Ziehsteinen
ganz allmählich veriüngt werden. Einen Begriff von der
erforderlichen Zicharbeit macht man sich, wenn man sich
vorstellt, daß ein Wolframdraht, der bei 1 mm Dmr. eine
Länge von etwa 4 m hat, bei 0,01 mm Dmr. auf eine Länge
von 40 000 m oder 40 km verlängert ist. Da ein Kilometer
eines derartig dünnen Drahtes nur etwa 1,5 g wiegt, so
ergibt sich, daß 1 kg des Drahtes der Entfernung von
rd. 700 km, d.h. ungefähr der Luftlinie Berlin—Budapest
entsprieht. — Der so hergestellte Wolframdraht wird nun
für luftleere Langdrahtlampen verwendbar gemacht, in-
dem man ihn auf Lehren wickelt und auf diesen unter
einem Rezipienten in einer indifferenten Gasatmosphäre
elüht. Durch diesen Glühprozeß wird der Draht gesäubert
und gleichzeitig erhält er die für das Bespannen des
L.euehtdrahtträgers in der Lampe benötigte Form. Für
Wendeldrahtlampen wird der durch einen ähnlichen Glüh-
proze gereiniete Wolframdraht auf Metalldorne von ge-
eienetem Durehmesser schraubenförmig aufgewickelt. Der
Metalldorn wird aus der Wolframwendel herausgezorzen
bzw. dureh chemische Mittel herauseelöst, nachdem vorher
die Wendeln für die einzelnen lL.ampeutypen auf ganz he-
stimmte Längen geschnitten sind: dann ist der Leucht-
körper für eine Wendeldrahtlampe fertig. Schließlich
seien noch einige Abmessungen von Wolframleuchtkörpern
der Osramlampen genannt: Die der glattfädigen Vakuum-
lampen für 110 V und 10 W sind 0,016 mm dick und 360 mm
lang, die Leuchtdrähte der gleichen Lampentype für 220 V
und 40 W sind dagegen 0,025 mm dick und 861 mm lang.
Luftleere Wendeldrahtlampen erfordern größere Leucht-
drahtabmessungen als luftleere glattfädire Lampen, und
zwar ist bei 110 V und 25 W ein 0,0305 mm dicker Draht
von 485 mm Drahtlängze bei 61 mm Wendellänge in An-
wendung, während für 220 V und 40 W der 0,0266 mm dicke
Leuchtdraht 9837 mm lang ist und die Wendel eine Länge
von 87 mm besitzt. Gasgefüllte Wendeldrahtlampen be-
dınzen dagegen wegen der größeren spezifischen Bean-
spruchung geringere Leuchtkörperabmessungen, u. Zw.
beträgt bei der letzteren Type für 20W V und 40 W bei
gleichem Prahtdurechmesser von 0,0226 mm die Leucht-
drahtlänge nur 580 mm, die Wendellänge nur 62 mm. Für
gasgefüllio Wendeldrahtlampen, die für 110 V und 200 W
bestimmt sind, kommt ein 660 mm langer und 0,11 mm
starker Wolframdraht bei 64 mm Wendellänge zur An-
wendung.
1052 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 18. Juli 1929
Diese Beschreibung im Verein mit der vorigen Dar-
stellung gibt ein anschauliches Gesamtbild über die heutige
Ausführung des Coolidge-Verfahrens und lehrt weiter, daß
die Grundlagen unverändert geblieben sind: Erzeugmmg
eines zusammenhängzenden Stabes aus Wolframpulver, Sin-
tern dieses Stabes, Hämmern des Sinterstabes, Ziehen des
echämmerten Stabes, bis ein bei Zimmertemperatur bieg-
samer Wolframdraht erhalten wird. Wegener berichtigt
die in der Veröffentlichunz vom Jahre 1920 zu findende
Angabe betreffend den Preßdruck zur Hervorbrinwung
der Stäbe dahingehend, daß derselbe nicht 2000 kg sondern
20000 kg beträgt. Es ist dies derse!be Druck, den bereits
die Firma Pieper in ihrer Patentschrift \r.138468 im
Jahre 1898 zum Erzeugen von Wolfram-Thoriumstäben
genannt hat. Dagegen hat Stimmelmavr?° im Jahre
1908 zur Erzeugung von Wolframstäben aus Wolfram-
pulver, ebenfalls unter Fortlassung jeglichen Bindeniittels,
einen Druck von 50 000 kg für notwendig befunden, wobei
die Stäbe 170 mm lang, 9 mm hoch und 6 mm breit waren.
Während man aber nach A. Wegener bei der Her-
stellung der Stäbe von reinem Wolframpulver ausgeht,
ist aus einer Schilderung der Osramlampe durch W. Köh-
lert ersichtlich, daß dies nicht der Fall sein darf, soll
das Endprodukt allen Anforderungen gerecht werden.
Diese Schilderung besagt nämlich ua: „Beim Übergang
vom Faden zum gezogenen Wolframdralit erhielt man in
dem ungebrannten Material einen durchaus gleichmäßigen
Körper. Die grobkörnige kristallinische Struktur ist durch
den Zicehvorgang vollkommen überwunden und an ihre
Stelle eine reine Ziehstruktur getreten. Beim Brennen
des Drahtes tritt jedoch auch hier wiederum eine dentliche
Rekristallisation ein, die mit zunehmender Brennzeit
wächst und dieselben Nachteile in sich schließt, wie sie der
Wolframfaden zeigte, wenn auch die Größe der sich bil-
denden Kristalle bedeutend kleiner ist als bei dem ge-
brannten Wolframfaden. Das Bestreben des Glühlanpen-
technikers mußte es also sein, ein solehes Drahtmaterial
zu erhalten, das eine möglichst geringe Rekristallisation
aufweist. um dadurch eine recht zroße Festirkeit zu er-
zielen. Es war daher ein großer Fortschritt, als es gelang,
durch Zusätze, vor allem Thoroxyd, diese unerwünschte
Rekristallisation auf ein ganz geringes Maß zurückzu-
drängen.”
Um also den Wolframdraht im Gebrauch als Leucht-
körper dauerhafter zu machen, hat es sich als erforderlich
erwicsen, dem Ausgangsmaterial die Rekristallisation ver-
zögernde Zusätze hinzuzufügen. Bemerkt muß jedoch wer-
den, daß dieser Weg keinesfalls eine Errungenschaft der
Neuzeit ist, vielmehr ist derselbe bereits im Jahre 1906 von
der Westinghouse Metallfaden-Glühlampenfabrik G. m.
b. H. in Wien beschritten und in der österreichischen
Patentschrift Nr. 41247 angegeben worden. Die Ent-
deckung der Firma Westinghouse, daß ein Thoroxvdzusatz
die Rekristallisation des Wolframfadens wesentlich zu ver-
zögern vermag, ist sodann auch von Coolidge bei seinem
Verfahren verwertet worden, was in seinem amerikani-
schen Patent Nr. 1082923 vom 19. VI. 1912 zum Ausdruck
kommt; allerdings geschalı dies erst nach Anmeldung des
diesbezüglichen deutschen Patentes Nr. 269 498, welches
vom 6.X.1910 datiert. Die Wirkung des Thoroxvds im
gezogenen Wolframdraht wird so erklärt, daß es sieh mit
seinen Teilchen zwischen die Wolframfasern legt und auf
diese Weise rein mechanisch die unter Zerfall der Faser-
struktur vor sich zehende Entstehung neuer Kristalle oder
das Wachsen schon vorhandener auf Kosten ihrer Nach-
barn verhindert.
II. Pintsch-Verfahren.
Das zweite Verfahren, mit dessen Hilfe man ebenfalls
bei Zimmertemperatur biersame Wolframleuchtkörper
fabrikationsmäßig herzustellen in die Lage kam, ist das
Pintsch-Verfahren. Dasselbe bildet den Gegenstand des
D.R.P. 291 994 vom 16. X. 1913, erteilt im Jahre 1916. Um
dieses Verfahren dem Verständnis näherzubringen, sei zu-
nächst das folgende aus der Patentschrift angeführt: „Die
Darstellung von Glühkörpern aus Wolfram unter Hin-
zufürung von Oxyden nach dem gebräuchlichen Spritz-
verfahren ist an sich bekannt und bildet nieht den Gegen-
stand der Erfindung. Geht man beispielsweise von einem
Gemenge von pulverförmieem Wolframmetall mit bis zu
4% Thoriumoxyd aus, stellt hieraus durch Pressen mit
oder ohne Zuhilfenahme eines Bindemittels Fäden her un!
sintert diese mittels hindurchzesandten elektrischen Stro-
mes oder mittels einer äußeren Wärmequelle nach dem
? A.Stimmelmayr, Über die Darstellung und Untersuchung
von regulinischein Wolframmetall. München 199.
4 Köhler, Die Osram Lampe, Osram Lichtheft B7.
° IM. Alterthum, Wolfram. Verlag Friedr. Vieweg & Sohn A.G.,
Brauoschweig 1025.
gebräuchlichen Formierverfahren, so zeigt es sich, daß
derartige Glühkörper nach ihrer Fertigstellung aus ein-
zelnen großen Kristallaggregaten aufgebaut sind. Bei dem
gebräuchlichen Formiervorgang hat man es nämlich gar
nicht in der Hand, das kristallinische Gefüge des ent-
stehenden Glühkörpers zu bestimmen. Es entstehen hier-
bei nämlich an vielen Punkten gleichzeitig Kristallkeime,
welche so lange weiterwachsen, bis sie auf gleichzeitig sich
bildende andere Kristalle stoßen. Ätzt man solche Glüh-
körper, z.B. mit chemischen Reagenzien, oberflächlich an,
so kann man leicht erkennen, daß sie aus einzelnen pris-
matischen Kristallsäulen bestehen, deren Achse im all-
gemeinen parallel zur Längsrichtung des Drahites verläuft.
Wir haben nun gefunden, daß die einzelnen Kristallindivi-
duen selbst biegesam und vollkommen duktil sind. An den-
Jentgen Stellen jedoch, wo zwei derartige Einzelkristall»
einanderstoßen, ist der Draht brüchig, und diese
Brüchigrkeit nimmt im Laufe der Zeit, insbesondere bei
hoher Erhitzung, noch wesentlich zu. Diese brüchigen
Stellen innerhalb des Drahtes sind beispielsweise hei seiner
Verwendung als Glühkörper von elektrischen Glühlampen
überaus nachteilig, weil der Draht gerade an diesen Stellen
durch die Einwirkung stärkerer mechanischer Spannungen
und Stöße sehr leicht bricht.“
Aus dieser Schilderung der Patentinhaberin, der Julius
Pintsch A. G. in Berlin, geht also zunächst hervor, dab cs
bereits vorher bekannt war, auf dem Wege des Spritzver-
fahrens biegesame Wolframfäden mit Thoroxydzusatz her-
zustellen. Über derartige Fäden mit besonders guten
Eigenschaften berichtete z.B. Arthur Müller® sehr ein-
gehend und wiederholt, kurz vorher weniger ausführlich
H Erb”. Auch fanden solche Fäden, Duktilfäden genannt,
in einem Referat von B.Monasch°® Erwähnung, während
sie im Laufe der VDE-Jahresversammlung vom Jahre 1913
einzchend erörtert wurden®.
Die oben angeführte Schilderung der Firma Pintsch,
welcher alle diese Veröffentlichungen vorausgingen, be-
sagt nun, daß diese Fäden stellenweise spröde waren und
aus in Sich biegsamen Kristallsäulen bestanden, deren B»
grenzung die spröden Stellen bildeten. Solche Fäden hat
später W. Böttger! öffentlich vorgeführt und die An-
gaben der Firma Pintsch bestätigt. In welcher Weise die
Auswertung der erwähnten metallographischen Studien
hei der Firma Pintsch erfolgte, wird in der Patentschrift
wie folgt geschildert: „Gelingt es, den Draht in seinen
ganzen (Querschnitt und in seiner ganzen Länge aus
einem einzigen Kristallindividuum herzustellen, so kann
bei einem derartigen Körper eine nachträgliche Struktur-
veränderung sich nicht mehr vollziehen, da der bereits
gebildete Kristall, welcher die stabilste Form der Materie
darstellt, den ganzen Körper ausfüllt, so daß für nach-
trägliche Kristallvergrößerungen und Verschiebungen
kein Raum mehr gegeben ist. Der Körper ist mit andere,
Worten hierdurch gleich bei seiner Entstehung in den
Zustand der beständigsten Strukturform gebracht worden.
Sorgfältige Beobachtungen und Untersuchungen haben
ergeben, daß es tatsächlich gelingt, Metalldrähte so her-
zustellen, daß sie in ihrem ganzen Volumen, und zwar
auch bei beträchtlichen Längenabmessungen, aus einem
einzigen Kristallindividuum bestehen. Wir haben nun ge-
funden, daß dieses Verfahren insbesondere in jenen kat
len leicht zum Ziele führt, wo man es mit Stoffen zu tun
hat, die die natürliche Neirung besitzen, in großkristalli-
nischen Strukturen sich zu bilden. Das Verfahren, wel-
ches den Gegenstand der Erfindung bildet, geht davon
aus, daß man die auf irgendeine Weise hergestellten
fadenförmigen Gebilde mit einer bestimmten Geschwin-
digkeit durch eine kurze Zone sehr hoher Temperatur
führt. Die Geschwindigkeit, mit welcher der Draht durch
die Stelle der höchsten krhitzung geführt wird, muß,
wenn ein langer Kristall erhalten werden soll, jedenfalls
gleich oder geringer sein als diejenige Geschwindigkeit,
mit welcher der entstehende Kristall zu wachsen vermag.
Werden diese Maßnahmen befolgt, so wächst der in der
heißesten Zone entstehende, den ganzen Querschnitt aus-
füllende Kristall unter Auflösung der nachfolgenden in
dem Maße weiter, wie sich der Draht weiterbewert.”
In dieser Schilderung ist somit das Pintsch- Verfahren
in seinen Grundzügen beschrieben. Über die praktische
Durehführung desselben machte die Firma Pintsch die
folgenden Angaben: Man geht so vor, daß der aus den
oben angegebenen Stoffen durch Pressen erhaltene Faden
zunächst bis zur Sinterung erhitzt wird, um ihm eine ge-
nügende Haltbarkeit zu geben. Hierauf führt man diesen
Draht durch eine gemäß den oben dargelegten Gesichts-
A. Müller, Helios Rd. 19, S. 37 u. SM.
IH. Erb, El. Anz. Bd. %9, S. 1244.
Monasch. ETZ 1913, 5. 649.
ETZ 1913, S. 955.
W. Böttger, Z. Elektrochemie Bd. 23, S. 121.
sch A
gen
oe E
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18. Juli 1929
punkten konstruierte Heizvorrichtung, welche z. B. in fol-
gender Weise angeordnet ist. Zwei Metallplatten sind in
der Mitte mit sehr feinen Bohrungen versehen, die durch
Quecksilberdichtungen verschlossen sind. Beide Platten
sind dureh einen Glaszylinder isoliert miteinander ver-
bunden. Es sind ferner Zuführungsrohre vorgesehen, um
in dem Raum eine indifferente Atmosphäre zu schaffen.
In dem Apparat befindet sich eine Spirale aus Wolfram-
draht, die nur aus wenigen Windungen besteht. Sie kann
durch Strom auf hellste Weißglut erhitzt werden. Der
Draht wird durch die Bohrung der einen Platte, durch
die Spirale und dann durch die andere Platte geführt. Die
beiden Platten stehen mit einer Stromquelle in Verbin-
dung, so daß auch der Faden durch Vermittlung des
Wuecksilbers durch Strom erhitzt werden kann. Man
schickt nun durch den Faden so viel Strom, daß seine
Temperatur unter der Temperatur bleibt, bei der eine
Kristallisation mit meßbarer Geschwindigkeit eintritt,
und erhitzt die Spirale zur höchsten Weißglut. Der Faden
wird mit einer Geschwindigkeit, die experimentell zu be-
stimmen ist und von der Temperatur der heißesten Stelle
abhängig ist, durch den Apparat hindurchgezogen.
In einer Reihe von Zusatzpatenten gab die Firma
Pintsch sodann verschiedene Apparate zur Durchführung
ihres Verfahrens an. Ferner führte Böttger an bereits
genannter Stelle"! eine für die Fabrikation bestimmte
Apparatur im Bilde vor. Geh. Reg.-Rat Hentschel,
der der patentamtlichen Kommission angehörte, deren
Aufgabe es war, das Pintsch-Verfahren im Betriebe zu
besichtigen, berichtete, daß die erste Apparatur schr roh
nnd verwickelt war. Die sodann vervollkommnete Appa-
ratur beschrieb Hentschel im Jahre 1917 und berichtete
über ihre Arbeitsweise wie folgt: Der aus der Wolfram-
Thoroxyd-Paste in Stärken von 0,02...0,2 mm gespritzte
Faden wird in dem Apparat durch eine Wolframspirale
von wenigen Windungen von unten nach oben mit einer
Geschwindigkeit von etwa 2% m/h hindurchzezogen. Die
Spirale wird durch den elektrischen Strom auf hellste
Weißrlut zu Temperaturen von 2400 ... 260090 gebracht.
Auch der Faden selbst kann zur Vorwärmung durch un-
mittelbare Stromleitung oder durch eine um ihn herum
liegende, mit ihrer Spitze gegen die kleine Heizspirale
gerichtete kerelförmige Spirale erhitzt werden. Dabei
wird der Faden zunächst gesintert, wodurch er dichter
und fester wird. Darauf kommt er in der Mitte der
kleinen Heizspirale in die heißeste Zone, in welcher die
Kristallisationstemperatur herrscht. Der erste hier von
unten her eintretende kleinste Kristall fängt nun an, ent-
vegen der Bewegungsrichtung des Fadens zu wachsen. Da
der Faden sich mit der Wachstumsgeschwindigkeit des
Kristalls oder mit einer etwas geringeren Geschwindig-
keit nach oben fortbewegt, so wächst der Kristall an die-
ser Stelle dauernd weiter, solange die Temperatur und
die Fadenbewegung dieselben bleiben. Es entsteht da-
durch ein aus einem einzigen Längskristalle bestehender
Wolframfaden von beliebiger Länge. Zur Verhinderung
von Oxydation vollzieht sich der ganze Vorgang in einer
indifferenten Atmosphäre. Der Kristallisationsapparat
tragt oben eine mittels Laufwerks angetriebene Haspel-
vorriehtung für die fertigen Fäden und unten Fadenteller
zur Zuführung der in Einkristalle zu verwandelnden
Fäden. Zur Erhöhung der Leistung werden durch jeden
Apparat 8 Fäden auf einmal gezogen. Jeder Faden be-
findet sich auf einem besonderen Teller. Dabei muß Vor-
kehrung getroffen werden, daß sich die Drähte an der
heißesten Stelle nicht berühren, da sie sonst leicht zu-
sammenfritten oder zusammenschweißen können. Zur Er-
hitzuınz der 8 Drähte an der heißesten Stelle ist keine
mebhar größere Wärmemenge erforderlich als bei einem
Lrahte. Jeder Faden ist in einer solchen Länge gespritzt,
als einer Tagcsleistung des Kristallisationsapparates ent-
sprieht. Der Apparat wird also bei Beginn der Arbeit
einzerichtet und angestellt und läuft ununterbrochen bis
zum Schlusse der tärlichen Arbeitszeit. Die fertigen Kri-
tallfädden werden ohne weitere Bearbeitung in die Ge-
brauchslängen zerteilt und auf das Glühlampenzestell
ur weiteren Herstellung der Glühlampe gebracht".
Vergleicht man nun die beiden Verfahren und ihre
Ergebnisse miteinander, so ergibt sich das folgende Bild.
Trotz der zahlreichen Arbeitsgänge und der erforder-
lichen kostspieligen, im hohen Maße dem Verschleiß unter-
worfenen Apparatur des Coolidge-Verfahrens stellt sich
u Wie Fufnote 10.
? Hentschel, Ann. Gew. u. Baue. Bd. 8), S. 183,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
1053
der gezogene Wolframdraht wesentlich billiger in der
Herstellung als der gespritzte Pintsch-Einkristallfaden.
Denn nach obigem vermag selbst der vervollkommnete,
acht Fäden gleichzeitig erzeuzende Kristallisationsappa-
rat zufolge der für die Einkristallbildung benötigten
schneckenartigen Verschiebungsgeschwindigzkeit von 2% m/h
nur 160 m biegsamen Wolframfaden zu liefern. Dagezen
erhält man aus einem Wolframpreßling von etwa 15 cm
Länge und 1 em? Querschnitt im Zeitraum einer knappen
Stunde biegsamen Wolframdraht von 15 km Länge. Wollte
man diese große Produktion des Coolidge-Verfahrens mit
Hilfe des Pintsch-Verfahrens erzielen, so wären dazu
‘50 Kristallisationsapparate erforderlich, wobei voraus-
gesetzt ist, daß jeder Apparat gleichzeitig acht Fäden in
den Einkristallzustand umwandelt. Dies erklärt also die
Tatsache, daß sieh im Handel die Pintschfäden wesentlich
teurer stellen als gezogene Wolframdrähte.
Die Zugfestigkeit des Coolidzedrahtes beträgt, wie
erwähnt, rd. 400 kge/mm?, u. zw. ist sie bei feinst aus-
gezogenen Drähten etwas größer, bei diekeren Drähten
etwas kleiner als dieser Mittelwert. Die Zugfestigkeit des
Pintschfadens wurde von O. Schaller, der in Gemein-
schaft mit H. Orbig und Elstner das Pintsch-Ver-
fahren schuf, zu 164 kg/mm? angerzeben!®. Dech beträgt
sie nach M. Polanyi nur etwa 108 ke/mm?. Allerdings
konnte dieser Wert nach sechsmaligem Ziehen des Pintsch-
fadens bei Dunkelrotgzlut durch Diamantziehsteine bis auf
156 kg/mm? zesteizert werden, welcher Wert nach dem
Ausglühen auf etwa 120 kg/mm? fiel'?. Bemerkt sei hier,
daß die Firma Pintsch das Ausziehen des Einkristallfadens
sich durch ein Zusatzpatent besonders schützen ließ. Doch
zeigte es sich, daß man nur wenige Ziehstufen anwenden
kann, ohne die Einkristallstruktur zu zerstören. Auf
diesem Wege ließe sich also die Produktion nur unwesent-
lich steigern.
Somit ist der Coolidgredraht billiger und auch zug-
fester als der Pintschfaden. Es fragt sich daher, welche
Vorteile das Pintsch-Verfahren überhaupt zu bieten ver-
mag Nach vergleichenden Untersuchungen der Prüfstelle
der wirtschaftlichen Vereinigung von Flektrizitätswerken,
deren Ergebnisse Dir. Ely'°’ vom Elektrizitätswerk in
Nürnberg veröffentlichte. zeigten Lampen mit Pintsch-
fäden sehr vorteilhafte Eigenschaften. Noch nach 1950
Prennstunden war der Pintschfaden so fest, daß man nach
Öffnen der Lampe das ganze Lampengestell an ihm auf-
hängen konnte, während die Leuchtdrähte der übrigen
Lampen schon nach verhältnismäßig wenig Brennstunden
spröde und brüchig wurden. Auch die Schwärzung der
mit Pintschfäden versehenen Lampen fiel wesentlich ge-
ringer aus als bei den mit dem Coolidgedraht ausgerüsteten
Lampen’. Die Biegsamkeit und Stoßfestiekeit des Pintsch-
fadens hält somit beim Gebrauch in der Glühlampe wesent-
lich länger an als die des Coolidgedrahtes. Zugleich geht
aber aus diesen Untersuchungen auch hervor, daß man es
im Jahre 1916 noch nicht verstand, die die Rekristalli-
sation wesentlich verzögernde Eigenschaft des Thoroxyds
beim Coolidge-Verfahren richtig zu verwerten. Dies ge-
lang vielmehr erst später, und durch die hierauf abzielen-
den Arbeiten ist es schließlich gelungen, den gezogenen
Wolframdraht derart in der Qualität zu verbessern, daß
sich selbst die Firma Pintsch veranlaßt sah, bei ihren
normalen Lampen das Coolidge-Verfahren anzuwenden.
Über diese Arbeiten, bei denen auch die bei Entstehung
und Anwendung des Pintsch-Verfahrens gemachten Ent-
deckungen und gesammelten Erfahrungen vorteilhaft ver-
wertet wurden, wäre besonders zu berichten. Dennoch
wird auch das Pintsch-Verfahren in seiner ursprünglichen
Form weiter ausgeübt, ja, es ist für manche Zwecke un-
ersetzbar, wo es nämlich darauf ankommt, den Leucht-
körper mit möglichst wenigen Haltern zu stützen. Dies
ist z.B. der Fall bei sehr lichtstarken Projiektionslampen,
worüber Jaedicke gelegentlich der Tagung der Dt.
Beleuchtungstechn. Ges. am 1.X.1927 in Hamburg be-
richtete!®. Denn der Pintschfaden, der bei Zimmertempera-
tur überaus geschmeidig und biegsam ist, hat die merk-
würdige Eigenschaft, bei Leuchttenmperatur starr zu sein,
worauf an genannter Stelle bereits früher Böttger hin-
wies. Bei den vorhin erwähnten Arbeiten der Neuzeit,
deren Findzie] die Schaffung eines möglichst durchhang-
freien Wendelleuchtkörpers war, wurde auch diese Ent-
deekunz der Firma Pintsch mitverwertet.
3 0), Schaller, Z. angew. Chemie Rd. 30, S. 71.
u M. Polanyi, Z. Elektrochemie Bd. 38, S. 16. l
5 Ely, Mitt. Y. EL W. Bd. 15, S. 263 u. 309, Z. angew, Chemie
Bd. 39, S. 71. i
8 Jaedicke, Licht u. Lampe Bd. 17, S. 177.
1054
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
18. Juli 1929
Die elektrische Sparküche.
Von Dr. Ing. S. Ottenstein, Nürnberg.
Übersicht. Es wird ein neuer elektrischer Kochherd
beschrieben, der auf Grund des Studiums der Dämpf- und
Kochvorgänge entstanden ist, mit dem Erfolg, daß er einer-
seits seine Arbeiten mit geringerem Stromverbrauch leistet
als die bisher üblichen elektrischen Herde, und daß ander-
seits der Bedienung die Überwachung erleichtert und bei
vielen Speisebereitungen ganz erspart wird. Der Herd ist
ein Sparherd und ein selbsttätiger Herd zu gleicher Zeit.
Die Einfachheit und die Gefahrlosigkeit, welche mit
der Bedienung des elektrischen Herdes verbunden sind,
haben diesem bereits heute viele Freunde zugeführt. In
Haushaltungen, besonders in Siedlungen ist auch in
Deutschland bereits eine anschnliche Zahl von elektri-
schen Kochherden aufgestellt worden. Der hauptsächliche
Einwand, dem man gelegentlich immer wieder begegnet,
ist der, daß die Betriebskosten im Verhältnis zu anderen
Feuerungen bedeutender sind. Das Bestreben der Kon-
strukteure geht infolgedessen dahin, durch gceignete An-
ordnungen den Stromverbrauch zu vermindern. Wesent-
liches ist hierbei nur durch Beeinflussung der Fortkoch-
periode zu erreichen.
Die bekannte regelbare Kochplatte hat gemäß der
üblichen Serien-Parallel-Schaltung eine Fortkochstufe
von 1:4 der Vollastleistung, d. i. zum Beispiel bei einer
Platte von 180 mm Dmr., 1200 W, eine Stufe von 300 W.
Es ist heute schon bekannt, daß diese Fortkochstufe zu
hoch ist. Versuche haben ergeben, daß bei günstigen
Verhältnissen, d. i. ebener Topfboden und blankes neues
Geschirr, etwa 150 W als Fortkochleistung genügen wür-
den. Mit Rücksicht darauf, daß dieser Idealtopf im Ge-
brauch nicht immer vorhanden ist, und mit Rücksicht auf
Spannungsunterschreitungen am Gebrauchsort ist es
zweckmäßig, die Fortkochstufe mit 225 W zu normieren.
Um den Stromverbrauch für das Fortkochen zu ver-
mindern, sind Konstrukteure dazu übergegangen, Koch-
stellen und Kochgut mit einer Haube abzudecken; hier-
bei wird durch einen selbsttätigen Schalter der Strom ab-
geschaltet, wenn eine gewisse Kochraum-Temperatur er-
reicht ist. Nach dieser Methode wird natürlich die
Fortkochleistung auf ein sehr geringes Maß herabgesetzt,
nämlich auf denjenigen Betrag, der erforderlich war, die
Kochraumtemperatur zu erzeugen Die Methode hat
jedoch einen Nachteil. Wenn auch die Haube gut wärme-
isoliert ist, so ergibt sich doch nach Abschaltung des
Stromes ein zu rascher Temperaturabfall. Die Speisen
werden wohl warm gehalten aber nicht ınit Sicherheit
durchgekocht. Ein Nachheizen wird erforderlich; häufig
auch bei Uebereinanderschichten der Kochtöpfe ein Um-
stellen derselben, um auch den Inhalt der zurückgeblicbe-
nen oberen Töpfe fertigzukochen.
Diesem Nachteil versucht ein Vorschlag zu begegnen,
der die Fortkochstufe unter der Haube zeitlich mittels
einer Schaltuhr begrenzt. Diese Methode ergibt nicht die
günstigste Fortkochleistung, da sie sich nicht dem Wärme-
bedarf anpaßt sondern empirisch eingestellt wird. Ver-
suche genannter Art sind einerseits teilweise mit elektrisch
beheizten Kochkisten, anderseits auch mit der Bratröhre
durchgeführt worden. Die Bratröhre als Sparherd, mit
oder ohne Schaltung verwendet, löst die Aufgabe ebenfalls
nicht. Bei ihr liegt der Hauptnachteil in der Ankoch-
periode, bei welcher durch ungünstige Wärmeübertragunz
nicht der hohe Wirkungsgrad der Kochplatte erzielt wird.
Um mit der Bratröhre auf günstige Stromverbrauchszahlen
zu kommen, sind Erfahrungen und für den praktischen
Betrieb schwer durchführbare Einstellungen der Hleizstu-
fen erforderlich.
Die genannten Mängel und Nachteile führen zu der
Lösung des mit Haube versehenen temperaturgesteuerten
Sparherdes. Bei diesem Herd werden die Kochgefäße
durch Kochplatten beheizt, über die Kochgefäße wird die
Wärmeschutzhaube gestülpt. In die Herdplatte ist ein
Temperaturregler eingebaut, der die Temperatur des
Kochraumes auf gewünschter Höhe hält. Eine solche
Kombination benötigt als Fortkochleistung diejenige
Menge, welche der Größe und Beschaffenheit der Hau-
benoberfläche sowie deren Temperatur entspricht, unab-
hängig von der Menge des eingestellten Kochgutes. Der
Temperaturregler wird somit die Stromaufnahme der
Kochplatte auf dasjenige Maß beschränken, welches der
Wärmeabgabe der Haube entspricht. Er ist also derart
zu entwerfen, daß er die günstigste Kochtemperatur,
‚Methode der selbsttätige Kochbetrieb gegeben.
welche bekanntlich um einiges unter der Siedetemperatur
liegt, aufrecht erhält.
Mit dieser Methode ist einerseits das Minimum an
Fortkochleistung erreicht, anderseits wird gegenüber
Kochplatten mit frei aufgestellten Töpfen auch die An-
kochleistung etwas günstiger liegen, da ja auch schon
in der Anheizperiode die Wärmeverluste des Kochgefäßes
vermindert werden. Zugleich ist aber auch mit di'ser
Da dem
Kochgut nicht mehr Wärme zugeführt wird als zur Er-
haltung der Temperatur nötig ist, so findet ein Über-
kochen und Verdampfen nicht statt. Die Zeitdauer i:t
durch die Bedürfnisse des Kochgutes gegeben, sie lieet,
je nach der Zusammenstellung einer Mahlzeit, bei etwı
2..4h, kann aber, da ja die Wärmezufulhr gesteuert ist,
unbedenklich über das erforderliche Maß verlängert wer-
den. Es wird dann nur ein allerdings geringer Mehrver-
brauch an Fortkochleistung entstehen. Die Betätigung
des Kochs beschränkt sich auf Einstellen und Bedecktn
der Kochtöpfe und die Einschaltung sowie nach abgelau-
fcnem Kochvorgang auf die Ausschaltung und Entnehmei
der Kochtöpfe mit den fertigbereiteten Speisen. Abb.l
Abb. 1.
Sparherd geschlossen.
zeigt einen Sparherd, der auf Grund dieser Überlegungen
entworfen ist. Der Herd, der für eine Mahlzeit für
23... D Personen genügt, besitzt 2 Kochplatten von je
650 W mit eingebautem Wärmeregler, eine Kochfläche von
280 X 460mm. Die Aluminiumhaube hat die äußeren
Maße von 350 X 530 X 260 mm. Der Regler ist derart ein-
gestellt, daß er bei etwa 90...95° Kochraumtemperatur
stevert. Versuche haben ergeben, daß dieser Herd mit
1300 W Anschluß in der Stunde rd. 0,15 kWh Fortkoeh-
verbrauch hat. Mit diesem Verbrauch können 6...8!
Wasser auf Siedetemperatur oder auf einem geringen Be-
trag darunter erhalten werden. Auf die Leistung b»
zogen, ist das 150 W für die genannte Menge oder etwa
20 W/l, gegenüber nahezu 80... 100 W/l, die auf der üb-
lichen Kochplatte verbraucht werden.
Ks bleibt noch die Frage zu prüfen, in welcher Form
die Fortkochenergie dem Herd zugeführt wird. Es gibt
zwei Wege: Entweder es werden regelbare Kochplatten
verwendet, bei welchen nach Ablauf der Ankochperiode
die Fortkochleistung eingeschaltet und diese durch den
Regler gesteuert wird, oder es wird eine unregelbare
Kochplatte verwendet und deren volle Leistung dureh
den Regler gesteuert. In der thermischen Wirkung un-
terscheiden sich die beiden Methoden nur in der Häufig-
keit und Zeitdauer der Schaltungen, in der Wärmewir-
kung besteht kcin Unterschied.
Bei dem in Abb. 1 gezeigten Sparherd ist die zweite
Methode gewählt mit Rücksicht darauf, daß Konstruktion
und Aufbau bei den unregelbaren Kochplatten wesent-
lich vereinfacht und verbilligt sind. Konstruktiv ast
zu dem abgebildeten Herd noch zu bemerken, daß dir
Kochplatten in die Herdplatte direkt eingebaut sind. Für
diesen Aufbau war maßgebend, daß die Heizwicklung der
Kochplatten absolut gesichert werden muß gegen die
Dampfatmosphäre les Kochraumes. Es ist schwierig,
bei einer aufgesetzten Kochplatte diese Sicherung in
vollem Maße zu erreichen. Die Heizstellen sind nicht er-
höht, sie liegen in der Ebene der Herdplatte; ihre Lage
ist durch eingezossene Rillen gekennzeichnet. Diese An-
18. Juli 1929
ordnung verfolgt den Zweck, daß die Bedienung bei der
Topfverwendung unbehindert ist. Allerdings wird die
höchste Wirtschaftlichkeit erreicht, wenn die Töpfe die
Kochstellen bedecken.
Mit dem darzestellten Sparherd sind die Aufgaben
des Kochens und Dämpfens in der Küche gelöst. Damit
sind aber die Arbeitsmöglichkeiten nicht erschöpft. Wird
die Haube von dem Sparherd abgehoben, so entsteht ein
gewöhnlicher Kochherd, bei dem der Temperaturregler
gegen Anbrennen schützt (Abb.2). Da dieKochstellen einzeln
Abb. 2. Sparheri offen.
geschaltet werden können, ist jede der beiden Kochplatten
für sich verwendbar, z. B. für je 1..21 Wasser für
Kaffee, Tee usw., für Soßenbereitung, Setzeier, Bratkar-
toffeln, Schnitzel usw. Ferner ist die Möglichkeit gegeben,
Pfannenbraten, wie Rinderbraten, Sauerbraten u. dgl. zu
bereiten. Für die Bratarbeiten, die hohe Temperaturen
fordern, wie englisches Roastbeef, Geflügel, Kalbsbraten
usw., bildet die Bratröhre die Ergänzung der elektrischen
Küche. Diese Gerichte gelingen in der Bratröhre besser,
besonders dann, wenn auf die Kruste Wert gelegt wird.
Abb. 3. Sparherd mit Bratrohr.
Für eine Bratröhre, die naturgemäß auch die Back-
arbeiten mit zu übernehmen hat, stehen der elektrischen
Küche heute geeignete Konstruktionen in genügender
Zahl, so vor allem im Carnifix zur Verfügung (Abb.3).
Nachdem in vorstehendem die Gedanken wiedergege-
ben sind, die zum Aufbau des Sparherdes geführt haben,
interessieren noch die Ergebnisse der Versuche, die auf
dem Wege bis zum Ziel durchgeführt worden sind.
Eine Normalmahlzeit für 3..4 Personen wie folgt
wurde nach verschiedenen Methoden bereitet:
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
1055
pe: rd. 0,25 kg Ochsenfleisch, 0,5 kg Knochen,
1,25 1 Wasser, Salz und sonstige Zutaten.
Gemüse: rd. 1 kg Rotkraut (fein geschnitten),
rd. 0,06 kg Butter, Gewürz.
Kartoffeln: rd. 1kg (geschält und gewaschen),
0,11 Wasser, Salz.
1. Auf dem Zwei-Stellen-Herd mit 2 Platten
von je 1200 W und einer Fortkochstufe von 225 W.
Die Fortkochzeit betrug 2h:
Ankochen mit 2x 1200 W rd.15 min rd.0,6 kWh
Fortkochen = 5
2x 225 „_ „n 2h „09 „
rd.
Gesamtbetrag . .. .. 2.2... 2l,h rd.15kWh.
2. In der Bratröhre Carnifix:
Ankochen mit 750W (Stufe II) 1h20 min rd.10k\Wh
Fortkochen „ 20 „( „ bb 2h „0A „
Gesamtbetrag . . . . . . rd. 3!/,h rd. 1,4kWh.
A. In der Bratröhre mit der Kochplatte
kombiniert:
Die Speisen wurden in obiger Reihenfolge auf der
Kochplatte angekocht und dann in die vorgewärmte
Bratröhre eingeschoben; durch das häufige Öffnen
ergaben sich Verluste.
Ankochen mit 1260 W 27 min rd. 0,54 kWh
Anwärmen der
Bratröhre 1000 ,„ (Stufe 111) 10 - o OIT -y
Fortkochen in
d. Bratröhre 200, ( „ D 3h „ 0,60 ,,
Gesamtbetrag... rd. 3/,h rd. 1,31 kWh.
4. In der elektrischen Kochkiste:
Ankochen mit 700 W 35 min rd. 041 kWh
Nachkochen „ 700 , , ,, Dä - e, eh, -y
Gesamtbetrag ...... rd 4h rd. 0,80 kWh.
Das Nachkochen war hier erforderlich, da mit der
Ankochzeit allein keine der Speisen gar war.
Die Reihenfolge der Speisen war beim Anheizen, von
unten nach oben: Gemüse, Suppe, Kartoffeln. Beim
Nachkochen wurde die Reihenfolge entsprechend dem
zurückgebliebenen Kochstadium geändert.
5. Im Sparherd: 2 Kochplatten von je 650 W und
Wärmeregler:
Ankochen mit 1300 W
selbsttätig gesteuertes Fort-
20 min rd. 0,43 kWh
kochen . . . .. 2 2 2 20. 18 ,, „039 „
Gesamtbetrag . . . 2 222.0. 3h rd. 0,82 kWh.
Sämtliche Versuche waren so abgestellt, daß die
Speisen vollkommen gar waren. Geschmacklich waren
keine Unterschiede festzustellen.
Es stellt sich somit das Ergebnis wie folgt zusammen:
Kochherd 1,5 kWh
Bratröhre . . 14 „
Kochplatte mit Bratröhre 1,31 „
Kochkiste . . . . 0,80 „
Sparherd 0,82 „
Hieraus ist zu ersehen, daß der Sparherd gegenüber
dem Kochherd und der Bratröhre eine etwa 40prozentigze
Verbesserung der Wirtschaftlichkeit ergeben hat. Man
kann auf Grund der Versuche, die im übrigen wiederholt
durchgeführt wurden und wiederholbar sind, sagen, daß
für die vorliegende Mahlzeit ein Stromverbrauch von
0,8 ... 0,85 kWh das Optimum darstellt.
Auch mit der Kochkiste lassen sich diese Zahlen er-
reichen, allerdings ist hierbei eine besondere Geschick-
lichkeit Voraussetzung, der gegenüber die vollkommen
selbsttätige Arbeit des Sparherdes bei den Versuchen be-
sonders hervortrat.
Elektrokarren.
Stiefkinder der Gesetzgebung.
Von Staatsanwaltschaftsrat Grau, Berlin,
Syndikus des Automobilelubs von Deutschland.
. Die gesetzlichen Bestimmungen des Kraftfahrwesens
sind im allgemeinen auf Personen- und Lastwagen zuge-
schnitten. Diese Beschränkung auf gewisse Fahrzeug-
typen trägt den Nachteil in sich, daß die gesetzliche Rege-
lung sich für Sonderfahrzeuge, wie sie der Bedarf der
Wirtschaft nach und nach hat entstehen lassen, nicht
immer als zweckmäßig erweist. So ist beispielsweise der
H
1056
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 29
18. Juli 1929
Lieferwagen grundsätzlich den Anordnungen über
den Lastwagen unterworfen, obwohl sein Gewicht und
seine Bauart es rechtfertigen würden, bei seiner Bewer-
tung nicht den Gesichtspunkt der Lastenbeförderung in
den Vordergrund zu stellen, ihn vielmehr verkehrstech-
nisch wie einen Personenwagen zu behandeln.
Wenn die Vorschriften über die Beschaffenheit, Aus-
rüstunze und Zulassung von Kraftfahrzeugen den Zweck
verfolgen, die Verkehrsicherheit nicht durch unsachzge-
mäß gebaute oder gehandhabte Fahrzeuge zu beeinträchti-
zen, so ergibt sich damit aus wirtschaftlichen Erwägungen
die Notwendigkeit, für den Verkehr solcher Fahrzeuge, bei
denen die erwähnte Befürchtung ebensowenig besteht wie
die einer übermäßigen Abnutzung des Straßenbelags, Er-
leichterungen zu gewähren. In Erkenntnis dieser Notwen-
digkeit und zwecks Förderung der Verwendung von Nutz-
fahrzeugen hat man beispielsweise die Zuxrmaschinen von
gewissen für andere Fahrzeuge geltenden Vorschriften be-
freit.
Zu den Fahrzeugen, die sich dieses Wohlwollens des
Gesetzgebers nicht erfreuen, gehören die Elektrokar-
ren. Noch der Verordnung über Kraftfahrzeuzverkehr
vom 16. III. 1928 unbekannt, finden sie zum erstenmal Er-
wähnunz in der Verordnung vom 13. VII. 1928. Hervor-
gerufen war diese gesetzueberische Maßnahme dadurch,
daß die in $ 3, Abs. 2 der Verordnung über Kraftfahrzeug-
verkehr vom 16. III. 1928 getroffene Anordnung, wonach
Kraftfahrzeuge, deren betriebsfertiges Eigengewicht! 3 t
nicht übersteigt, mit Luftreifen versehen sein müssen, so-
wohl bei den Herstellern wie bei den Benutzern von Elek-
trokarren scharfe Kritik gefunden hatte. Das einzige Ent-
£gerenkommen, zu dem diese Kritik den Gesetzgeber ver-
anlaßte, bestand in einer in Artikel III der Verordnung
von 13. VII. 1928 enthaltenen Anordnung, durch die bei
Elektrokarren, die vor dem 1. I. 1929 zum Verkehr zurelas-
sen sind und deren betriebsfertires Eigengewicht 1,75 t
nicht übersteigt, die Verwendung gewöhnlicher oder hoch-
elastischer Vollzummireifen an Stelle von Luftreifen bis
zum 1. I. 1933 für zulässig erklärt wurde. Eine weitere
Erleichterung wurde durch die Verordnung über Kraft-
fahrzeugverkehr vom 27. IV. 1929 geschaffen, durch die
dem § 36a der Verordnung vom 16. III. 1928 in der Neu-
fassung vom 13. VII. 1928 folgender Absatz 3 hinzugefügt
wurde:
„Für Elektrokarren, deren betriebsfertiges Eigen-
gewicht 1,75 t nicht übersteigt, ist auf Antrag des Eigen-
tümers die Benutzung hochelastischer Vollgummireifen
an Stelle von Luftreifen zu genehmigen, sofern der Elek-
trokarren überwiegend auf nicht öffentlichen Wegen be-
nutzt werden soll. Über den Antrag entscheidet die
höhere Verwaltungsbehörde. Die Genehmigung ist un-
ter Vorbehalt jederzeitigen Widerrufs zu erteilen und in
die Zulassungsbescheinigung einzutragen.”
Auch dieses äußerste Entzegenkommen, zu dem sich das
Reichsverkehrsministerium bereitzefunden hat, vermag die
Unzuträglichkeiten nicht zu beseitigen, die der gesetzlichen
Behandlung der Elektrokarren anhaften und ihrer weiteren
Verbreitung entgegenstehen. Die Bedenken richten sich
vor allem gegen die Grundsätze, nach denen die Berech-
nung des „betriebsfertiren Eigengzewichts” erfolgt. In Zif-
fer VIII der Anweisung über die Prüfung von Kraftfahr-
zeugen findet sich für das Eigengewicht folzende Begriffs-
bestimmung:
„Als Eigengewicht gilt das Gewicht des betriebsferti-
een Fahrzeugs mit gefüllten Betriebstoffbehältern, bei
elektrisch angetriebenen Fahrzeugen mit Akkumulato-
renbatterie; Aufbauten, Signalinstrumente, DBeleuch-
tunzseinrichtungen und etwa vorhandene Windschutz-
scheiben, Kotflügel und Trittbretter sind mitzuwären.“
Wenn die Beeriffsbestimmung mangels einer Ausnahme-
vorschrift auch auf Elektrokarren Anwendung findet, so
darf doch die besondere Erwähnung der „Aufbauten“
nicht dazu führen, diese bei Elektrokarren ebenso zu be-
handeln wie bei anderen Kraftfahrzeugen. Schon die Auf-
zählungz von Zubehörteilen, Siernalinstrumenten, Beleuch-
tungseinriehtungen, Windschutzscheiben usw. läßt erken-
nen, daß der Gesetzgeber die Möglichkeit, die Zubehör-
teile der Giewichtsberechnung zu entziehen, hat verhin-
dern wollen. Nicht dagegen haben solche Einrichtungen
getroffen werden sollen, deren gelegentliche Ver-
wendung das Gewicht des Fahrzeugs beeinflußt. Nun
kann es schon vom sprachlichen Standpunkt aus ebenso
wenig einem Zweifel unterliegen, daß ein Karren, eine auf
Rädern laufende Plattform, ein betriehsfertizes Fahrzeug
ist, wie daß das Chassis eines Personenwagens erst durch
) Val. ETZ ı . 1265.
die Karosserie zu einem solchen wird. Es kommt hinzu,
daß es in Wesen der Elektrokarren liegt, für die verschie-
denartigsten Zwecke verwendet zu werden, daß gerade in
dieser Möglichkeit ihre wirtschaftliche Bedeutung liegt,
und daß die Industrie diesem Umstande Rechnung getra-
gen hat, indem sie bei der Herstellung eines Karrens die
Verwendung verschiedener Aufbauten vorsieht. Ein we-
sentlicher Unterschied gegenüber anderen Kraftfahrzen-
gen liegt endlich darin, daß die Verbindung der Aufbauten
mit dem Karren eine ganz lockere, ebenso leicht herzu-
stellende wie zu lösende, ist, und daß es — im Gegensatz
zu der starren Verbindung etwa der Karosserie mit dem
Chassis bei Personenwagen — nur ganz einfacher Hand-
griffe bedarf, um die Aufbauten anzubringen oder zu ent-
fernen. Berücksichtigt man dieses Verhältnis der Aufbauten
zum Karren, so wird man die Aufbauten nicht anders
behandeln können als Nutzlas ten, die unter Umstän-
den in stärkere Verbindung mit dem Karren gebracht
werden können als die Aufbauten selbst. Welchen Unter-
schied sollte es machen, ob etwa eine dem Umfang der
Plattform des Karrens genau angepaßte Kiste mitzefiührt
wird oder ein Aufbau aus llolzwänden mit gleichem Ge-
wicht vorhanden ist! Die Anwendung der gesetzlichen Be-
eriffsbestimmung in der hier kritisierten Form bietet ve:
radezu einen Anreiz dazu, Elektrokarren bei ihrer Zu-
lassung mit den leichtesten der vorhandenen Aufbauten
zu versehen, um dann im Betrieb wesentlich schwerere
Aufbauten zu verwenden, eine Umgehung des Gesetzes, die
dem (iesetzwzeber nicht erwünscht sein kann.
Wird die bisherige Praxis beibehalten,
Erleichterungen, die das (resetz den Elektrokarren ein-
geräumt hat, auf dem Papier. Elektrokarren, deren be-
triebsfertires Eigengewicht einschließlich der Aufbauten
1,75 t nicht übersteigt, gibt es nicht. An diese Gewichts-
grenze aber ist nicht nur die Berechtigunz zur Be-
nutzung von Vollzeummireifen, sondern auch
die Befreiung vom Erwerb des Führerscheins
gebunden. Soweit daher hinsichtlich der Auslegung der
Ziffer VIII der Prüfungsanweisung überhaupt Zweifel
bestehen können, bedarf es einer Klarstellung nach der
Richtung, daß bei der Feststellung des Eigengewichtes
von Elektrokarren Aufbauten nicht mitzuwägen sind. Es
soll hier unerörtert bleiben, ob selbst dann nicht die Ge-
wichtserenze von 1,75 t zu niedrig bemessen ist; prakti-
sche Bedeutung gewinnen die vom Gesetzgeber gewährten
Erleichterungen jedenfalls erst dann, wenn Aufbauten
nicht mitzewogen werden, die Karren daher nach Bedarf
mit verschiedenen Aufbauten verwendet werden können.
Ein Interesse an dieser Handhabung der gesetzlichen
Vorschriften besteht einmal im Hinblick auf die Befrei-
unge vom Führerscheinzwang. Offenbar er-
achtet der Gesetzireber durch die Verwendung von Fahr-
zeugen, die eine bestimmte Gewichtszrenze überschreiten,
den Verkehr als stärker gefährdet wie durch andere Fahr-
zeuze. Dann aber ist für die Vermeidung von Verkehrs-
unfällen nieht das betriebsfertige Eigengewicht maßgebend,
sondern Eigengewicht und Nutzlast. Nur das Gesaintgewicht
also, d. h. Eigengewicht und Nutzlast, ist geeignet, die Ab-
sicht des Gesetzgebers zu verwirklichen: das Gewicht des
Fahrzeugs allein ist für die Beurteilung der Frage, ob es
eines berufenen Führers bedarf, nicht entscheidend. Wenn
man bedenkt, wie geringe Anforderungen die Bedienun?
eines Wlektrokarrens an den Führer stellt, so wird man
die verkehrstechnische Unmöglichkeit erkennen, die Füh-
rerschieinfreiheit beispielsweise davon abhängig zu machen,
daß eine auf einem Karren befindliche Winde nicht mit
diesem durch einige Schrauben verbunden ist, in welchem
Falle sie als zum betriebsferticen Eigengewicht gehörender
Aufbau das Gewicht des Karrens auf mehr als 1,75 t er-
höhen kann, sondern als Werkzeug befördert wird, in wel-
chem Falle sie als Nutzlast anzusehen ist.
Vor allem aber ist es die Auswirkung der gesetzlichen
Regelung auf die Bereifung, die mit Recht den Wider-
spruch der Hersteller und Verbraucher hervorruft. So-
fern Aufbauten bei Feststellung des betriebsfertizen Eigen-
gewichts mitzuwären sind, wird für die überwiegende Zahl
der Elektrokarren die Berechtigung an Stelle von Luft-
reifen mit Vollzummireifen versehen zu sein, nicht in
Frage kommen. Gerade die Verwendung von Vollgummi-
reifen aber ist es, die die so vielseitige und darum von
der Wirtschaft erstrebte Benutzung der Elektrokarren be-
günstiet. Wenngleich Klektrokarren überwiegend in gro-
ßen Fabrikbetrieben gebraucht werden, also innerhalb ge-
schlossener Grenzen laufen, so hat sich doch die Notwen-
digkeit ergeben, sie auch über öffentliche Straßen zu lei-
ten, dies ganz besonders in Fabriken, deren Gelände von
Verkehrstraßen durchsehnitten wird. Nun wird durch
die Verwendung von Luftreifen nicht nur die Wendiz-
so stehen die
18. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
10567
ums ale nn ee un a mul m aid alfa u un Sn na E a a a a ae
keit der Karren beeinträchtigt, die sie zu einem besonders
wertvollen Verkehrsmittel für den Innenbetrieb macht,
Luftreifen sind vielmehr auch mit Rücksicht auf die Art
ihrer Verwendung in Fabrikbetrieben, wo Stahlspäne,
Eisenteile, glühende Metallteile am Boden liegen, in viel
höherem Maße Beschädigungen ausgesetzt als Vollgummi-
reifen. Der Vorschlag, im Innenbetrieb andere Karren zu
verwenden als auf den Verkehrstraßen, ist vom wirt-
schaftlichen Standpunkt aus undurchführbar, weil, wie
schon ausgeführt, gerade die vielseitige Verwendungsmög-
lichkeit der Elektrokarren sie zu einem der Wirtschaft so
erwünschten Kleinfahrzeug macht.
Diesen wirtschaftlichen Gesichtspunkt läßt die Ge-
setzgebung unberücksichtigt, wenn sie für Elektrokarren
die Verwendung von Vollgummireifen erschwert. Der Ein-
wand der Straßenabnutzung ist angesichts der geringen
Geschwindigkeit der Elektrokarren, die 15 km kaum über-
steigt, um so weniger stichhaltig, als Elektrokarren infolge
ihrer Bauart nur auf gut befestigten Straßen fahren und,
durch ihren Aktionsradius behindert, nur kurze Strecken
zurücklegen können.
Es ist daher bedauerlich, daß die Verordnung vom
277. IV. 1929 die Vergünstigung der Benutzung von Voll-
gummireifen nicht nur auf solche Elektrokarren beschränkt
hat, deren betriebsfertiges Eigengewicht 1,75 t nicht über-
steigt, sondern sie uch davon abhängig gemacht hat, daß
die Karren überwiegend auf nicht öffentlichen Wegen be-
nutzt werden sollen. Man hat sich offenbar nicht der Er-
kenntnis verschlossen, daß man vollgummibereifte Elektro-
karren nicht ganz von der Straße verbannen kann, sich
aber nicht überwinden können, derartigen Karren, sofern
ihr Eigengewicht 1,75 t nicht übersteigt, grundsätzlich die
Straße freizugeben. Mit der Kompromißlösung, nach der
die überwiegende Benutzungsart entscheidet, ist keinem
der Beteiligten gedient. Die vielseitige Verwendung der
Karren wird eine Nachprüfung der Frage, ob sie überwie-
gend auf nicht öffentlichen Wegen benutzt werden, un-
möglich machen und den Verwaltungsbehörden eine Hand-
habe bieten, Anträge auf Benutzung von Vollgummireifen
abzulehnen. Wenn infolge der Festsetzung eines Höchst-
gewichtes der Kreis der Elektrokarren, die auf die Ver-
günstigung Anspruch erheben können, an sich schon klein
ist, so sollte man ihn mit dem Erfordernis überwiegender
Verwendung außerhalb öffentlicher Wege nicht noch enger
ziehen. Der Entwicklung dieser Art von Kleinfahrzeugen
sollte man kein Hindernis in den Weg legen. Darüber hin-
aus aber verdient die Forderung der Wirtschaft nach
einer lleraufsetzung des betriebsfertigen Eigengewichts
auf 2 t ebenso ernste Beachtung wie der Vorschlag, Auf-
bauten bei der Berechnung des betriebsfertigen Eigenge-
wichts nicht zu berücksichtigen, sie vielmehr als Nutzlast
anzusehen.
Mitteilungen der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt.
Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen
durch die elektrischen Prüfämter.
Nr. 273.
Auf Grund des § 9 des Gesetzes vom 1. VI. 1898, be-
treffend die elektrischen Maßeinheiten, ist dem Sächsisch-
Thüringischen Dampfkessel-Revisions-Verein zu Halle
a. S. die Genehmigung erteilt worden, als Elektrisches
Prüfamt 9 amtliche Prüfungen von Elektrizitätszählern
und Meßapparaten auszuführen, und zwar
ZEN f bis 100 A, 500 V im Amt,
mit Gleichstrom \ bis 1500 A, 1500 V am Betriebsort,
mit Wechsel- und f bis 80 A, 500 V im Amt,
Drehstrom \ bis 5000 A, 6000 V am Betriebsort.
(Verfügung des Reichsministers des Innern vom 27. IV.
1929, Reichsministerialblatt Nr. 18, 1929.)
Berlin-Charlottenburg, den 29. V. 1929.
Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Paschen.
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Wasserkraftwerk mit Freiluftgenerator. —'Ein Beispiel
für die Bestrebungen der Amerikaner, die Kosten der Ge-
bäude für die Kraftwerke möglichst herabzusetzen?, gibt
di BES LAN Zr Lo
eine Ausführung der Carolina Power and Light Co., deren
Kraftwerk Norwood durch Abb. 1 im Schnitt dargestellt
ist. Über dem möglichst tief gelegten Flur hat man als
I Vgl. ETZ 152%, H 867.
Fundament für die Generatoren Betonzylinder errichtet,
u.zw. gerade so hoch, als es die an den Zylinder sich an-
schließenden überdachten Betriebs- und Kontrollräume ge-
statten. Für die letzteren Räume wurde eine leichte Eisen-
hbetonkonstruktion verwendct. Auf dem Betonzylinder sitzt
a Deckel
b Deckelaufzug
e Kühlluftführung mit cin-
gebautem Filter
d Kkontrollraum
e Leitungskanäle
Öltanks
g Sammelschienenraum
h Betriebsraum
$ Haupt- und Hilfstransfor-
matoren
1% t-Kran
Lufteintritt
75 t-Flaschenzug für Schütze
175 t-Schraubenwinde
Schütze
Abb. 1. Wasserkraftwerk
mit Freiluftgenerator.
der Generator, umgeben von einem Blechgehäuse, durch
das die Kalt- bzw. Warmluft zu- und abeeleitet wird. In
dem Kaltluftkanal ist noch ein Filter eingebaut. Das
Blechgehäuse wird nach oben hin durch einen Deckel ab-
geschlossen, der bei Stillstand des Betriebes durch einen
Kran nach oben gezogen werden kann, so daß das Gie-
häuse geschlossen ist. Der für die Montage und aus Be-
triebsrücksichten erforderliche Kran läuft mit seiner
1058 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 18. Juli 1929
einen Schiene auf dem Flur, während die andere Schiene
ML u a der Staumauer verlegt ist. Links neben dem Kran sind
ÉIER EK E EE SC? er ie Haupt- und Hilfstransformatoren im Freien aufgestellt.
| RE J Das Werk enthält einen Generator von 18000 kW und
Sei N zwei Generatoren von 22000 kW; eine Erweiterung durch
i eine 22 000 kW-Einheit ist vorgesehen. Wenn man die Ge-
AK
Weise ausgeführt hätte, so wäre ein Hochbau mit einer
Grundfläche von rd. 2400 m? erforderlich gewesen. (El.
World Bd. 93, S. 344.) Ka.
Ein Wärmekraftwerk bei Genua. — Die oberitalie-
nische Elektrizitätsgesellschaft Edison errichtete mit
ihren Zweiggesellschaften zwischen Genua und Sampier-
nischen Kraftbedarf einspringen soll. Anfänglich wurden
53 125kW installiert, der Endausbau ist mit 131 250 kW
geplant. Die Dampferzeugung erfolgt in 4 Borsig-Hoch-
druck-Röhrenkesseln (Endausbau 10) von je 1900 m? Heiz-
fläche. Stundenleistung normal 37 kg/m? (maximal 60 kr)
Dampf. Dampfdruck 33 at, Dampftemperatur 400°. Die
Feuerung ist System Taylor der American Engineering
Co Philadelphia, von der die schweren Teile in Italien
fabriziert sind. Man rechnet mit einem Kohlenverbrauclı
von maximal 1200 kg/h bei 7500 kcal. Die Feuerung hat
Ventilatorzug.
Das Kraftwerk liegt unmittelbar am Meere. Die mit
den Schiffen ankommende Kohle kann auf einem Lager-
platz, den Krane und Greifer bestreichen, in einer Menge
von 25000 t gelagert werden. Der Kohlentransport
in die Silos von 5000 t Fassungsvermögen geschieht
durch Becher- und Bandförderung mit einer Stundenlei-
stung von 1401.
Vorläufig werden 2 Turbogeneratoren, Fabrikat
Brown, Boveri & Cie., von je 23000 kW und einer von
3125 kW aufgestellt (Endausbau 5 bzw. 2), 8500 V,
3000 U/min, 42..50Hz. Kühlung durch Meerwasser. Die
2 Transformatoren (Comp. Gen. di Elettricità, Mailand,
Endausbau 5) von 28600 EVA haben eine Übersetzung
von 8500/58 000-60 000-62 000/133 000 V und werden von
Brown, Boveri, Mailand, geliefert. Abb. 2 zeigt den Längs-
schnitt des Kraftwerkes, das im Mai 1928 nach rd. 1%-
jähriger Bauzeit in Betrieb kam. Hz
ne
$
P r ` p
a ` e
EE
TT)
bei Genua (Längsschnitt).
(Ch
k
SE SA
Elektromaschinenbau.
<
WZ
Beiträge zur Theorie des synchronen Einanker-
umformers unter besonderer Berücksichtigung der Aus-
gleichvorgänge bei gleichstromseitigen Kurzschlüssen. —
Die Untersuchung der Ausgleichvorgänge bei stoßweiser
Belastung von Einankerumformern wird unter Vernach-
I8 lässigung aller Ohmschen Widerstände mit Ausnahme des
Widerstandes des Gleichstromnetzes durchgeführt. Hier-
für ergibt sich als wichtigste Gleichung der Drehstrom-
seite:
DST ETC
KE
N /
| d
`
ri Á
š
A
e
"ane Lsi +N Oe ae SE
Darin bedeuten:
re:
E Amplitude der Netzspannung,
w Kreisfrequenz,
a Winkel (in el. Graden), um den die Rotationsspan-
nung des Hanptfeldes dem Netzspannungsvektor
rmekraftwerk der El.-Ges. Edison
voreilt,
L, Induktivität \ der Querfeldkomponente der Dreh-
ö Strom í stromamperewindungen,
Gegeninduktivität der Querfeldlkomponenten der
E Gleich- und Drehstromamperewindungen,
‘ Momentanwert des Gleichstromes.
Q Gegeninduktivität der Qnerfeldlkomponenten der
Dämpfer- und Drehstromamperewindungen,
(o Strom der Querfeldkomponente der Dämpferampere-
windungen.
Wi
Da
S «
nt ee E Me
H
D
D
\bb. 2.
Erfolgt der gleichstromseitige Kurzschluß bei Leer-
lauf mit richtiger Erregung, en ist vor dem Kurzsehluß
a—0, i —0, i=0. Ohne Querfelddämpfung wäre dainn
zu Anfang des Ausgleiehvorganges
Fé N”
H L,
Der Wechselstrom würde also während der ersten Periode
des Kurzschlusses ebenso schnell ansteigen wie der Gleich-
strom, und er würde zu dicsem in demselben Verhältnis
stehen wie der Sekundärstrom zum Primärstrom eines
(sekundär) kurzgeschlossenen Transformators. Wäre
rr, (2a)
bäude für die drei Maschineneinheiten in der üblichen
ad Ei bn it
darena ein großes Wärmekraftwerk, das in der wasser- 4
kraftarmen Zeit mit der Energielieferung im oberitalie-
18. Juli 1929
dieses Ühersetzungsverhältnis xə gleich dem Übersetzunzs-
verhältnis
> dé
to _
— = — Am
dr
der Ströme bei stationärer Belastung des Einankerumfor-
mers, so würde auf den Anker überhaupt kein Moment
ausgeübt werden. Infolge der Streuung und der ausge-
prägten Pole ist jedoch Xm > xx, Es ergibt sich daher ein
Moment entsprechend dem Differenzstrom
A EE i DCH = X),
der zur Ausbalancierung der Amperewindungen fchlt.
Doch ist dieses Moment bei kleiner Transformatorstreu-
ung nicht sehr groß.
Dieses verhältnismäßig gute Gleichgewicht der Am-
perewindungen wird durch die Querfelddämpfung voll-
kommen zerstört. Beim Umformer mit Querfelddämpfung
wird nämlich der primäre Stoß der Gleichstromampere-
windungen durch zwei Sekundärkreise, die Wechselstrom-
wicklung und die Dämpferwicklung, aufgefangen, wie dies
Gl. (1) ausdrückt. Für a = 0 ist jetzt
( dé dE
+ en 1- i. (2b)
Nach den Gesetzen für Transformatoren mit drei Wick-
lungen überträgt sich der primäre Stromstoß i auf die
beiden Sekundärkreise im umgekehrten Verhältnis der
Streuungen, welche diese Stromkreise gegeneinander be-
sitzen. Nun hat gewöhnlich die Querfelddämpfung eine
viel kleinere Streuung gegen die Drehstromankerwicklung
als umgekehrt die Drehstromseite gegen die Querfeld-
dämpfung. Denn in die Streuung der Drehstromseite geht
die Kurzschlußreaktanz des Transformators ein, für
welche man im allgemeinen mit Rücksicht auf die Regel-
barkeit der Grleichstromspannung einen ziemlich hohen
Wert vorschreibt. Die Folge ist, daß der Stromstoß der
Gleichstromseite hauptsächlich von der Querfelddämpfung
und nur zum geringen Teil von der Drehstromseite auf-
gefangen wird. Es fließt also viel weniger Leistung aus
dem Drehstromnetz nach als auf der Gleichstromseite ver-
braucht wird, und die Differenz muß der lebendigen Kraft
der rotierenden Massen entnommen werden. Die hierdurch
ausgelösten Ausgleichvorgänge, die Schwingung des
Gleichstroms und die Stabilitätsgrenze des Umformers bei
Schutz durch Schnellschalter oder durch gewöhnliche selbst-
tätige Übersetromschalter werden berechnet. (L. Drey-
fus, Arch. El. Bd. 21, S. 35.)
Apparate.
Spannungsregelung an Generatoren mit Hilfe von
Hochvakuumröhren. — Es werden einige Schaltungen
mit Zweielektrodenröhren beschrieben, welche sich zur
praktischen Verwendung für die Spannungsregelung an
Gleichstrom- und Wechselstromgeneratoren eignen. Die
Röhren befinden sich entweder in Reihenschaltung oder
in Parallelschaltung zur Feldwicklung des Hauptgenera-
tors oder der Erregermaschine, und die Regelung findet
statt, indem die Glühdrahttemperatur von der Klemmen-
spannung oder von der Generatorbelastung beeinflußt
wird. Es wird auseinandergesetzt, daß bei der Beein-
flussung der Glühdrabttemperatur durch die Generator-
belastung die erforderliche Röhrenenergie im allgemei-
nen viel niedriger ist, als wenn die Glühdrahttemperatur
nur von der Generatorspannung abhängig gemacht ist.
Als für die Praxis am meisten in Betracht kommende
Schaltung wird diejenige empfohlen, welche für den Fall
eines Wechselstromgenerators im Prinzip in Abb.3 dar-
gestellt ist und bei der eine Anzahl parallelgeschalteter
Zweielektrodenröhren, die je mit einer entsprechenden
Signallampe versehen sind, im Ncebenschluß der Feld-
wicklung des Generators oder des Erregers liegt, wobei
ein gemeinsamer Widerstand den Zweielektrodenröhren
und der Feldwicklung vorgeschaltet ist und der Heizstrom
der Zweielektrodenröhren im wesentlichen von der Ge-
neratorbelastung beeinflußt wird. Folgende Vorteile
dieser Schaltung werden genannt:
1. In erster Linie hat man es in der Hand, mit Hilfe
eines Lampensatzes so zu regeln, daß die Generator-
spannung bis zur Vollbelastung infolge der Zunahme der
Erregung konstant bleibt, daß aber bei starker Zunahme
der Belastung über Vollbelastung, z. B. im Falle eines
Kurzschlusses, die Erregung stark abnimmt und der Kurz-
schlußstrom somit verringert wird. Ein besonderer Kurz-
.„ schlußregler, wie er z. Z. oft angewendet wird, kann also
bei dieser Schaltung entbehrt werden.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
1059
2. Es kann nicht nur auf konstante Generatorspan-
nung sondern auch auf mit der Belastung ansteigende
Spannung geregelt werden. Auch eignet sich die Schaltung
für Regelung auf konstanten Strom oder auf starken
Spannungsabfall oberhalb einer gewissen Belastung (elek-
trisches Schweißen, Betrieb von elektrischen Bogen-
öfen usw.).
3. Die Lebensdauer der Röhren kann groß sein, Bei
Regelung auf konstante Spannung müssen die Röhren bei
Vollbelastung ihre kleinste Emission geben und, weil man
im allgemeinen annehmen kann, daß ein Generator in
Durchschnitt mindestens halb belastet ist, folgt hieraus,
daß die Belastung der Röhren im Durchschnitt gering und
demzufolge ihre Lebensdauer groß ist.
4. Daß mehrere Zweielektrodenröhren parallel ge-
schaltet sind, hat den Vorteil einer großen Betriebesicher-
heit. Man kann die Schaltung so einrichten, daß bei Ver-
sagen einer Röhre die anderen Röhren selbsttätig etwas
mehr Strom durchlassen und so der gesamte Röhrenstrom
unzeändert bleibt. Die Signallampen, welche z.B. in den
Glühstromkreisen angeordnet sind, zeigen sofort das Ver-
sagen einer Röhre an.
Abb. 3. Schaltung einer Spannungsregler-Vorrichtung mit Zwei-
elektrodenröhre bei einem Wechselstromgenerator.
Weiter kann man die Betriebsicherheit dadurch er-
höhen, daß man zu jeder Zweielektrodenröhre eine Ersatz-
röhre parallel schaltet, die normal nicht oder nur wenig
emittiert, während bei Versagen der erstgenannten Röhre
der Betrieb der Ersatzröhre sofort und selbsttätig ein-
tritt. Bei Regelung auf konstante Spannung ist die er.
forderliche Röhrenenergie bei der genannten Schaltung
von der Größenordnung der Energie, welche das Feld bei
Vollbelastung verbraucht.
Es werden ferner zwei Regelungsanlagen mit Zwei-
elektrodenröhren dargestellt und beschrieben, welche im
Betrieb der N. V. Philips’ Gloeilampenfabrieken in Eind-
hoven (Holland) mit gutem Erfolg praktische Anwendung
gefunden haben. Schließlich wird ein Vergleich zwischen
Regelung durch Elektronenröhren in der beschriebenen
Schaltung und Regelung durch elektromechanische
Schnellregler getroffen, u. zw. mit Hinsicht auf folgende
Punkte: Regelungsgenauigkeit — Betriebsicherheit —
Regelungsgeschwindigkeit — den durch die Regelung her-
beigeführten besonderen Energieverlust — Anpassungs-
möglichkeit an vorhandene Maschinen. (N. A. J. Voor-
hoeve, Arch. El. Bd. 21, S. 228.)
Bahnen und Fahrzeuge.
Die Elektrisierung der Österreichischen Bundesbahnen,
Bericht Jan./März 19291. — Nach dem offiziellen Bericht
Januar/März 1929 hinderte die andauernde außerordent-
liche Kälte des verflossenen Winters auch die Fertig-
stellung der Arbeiten bei der Elektrisierung der Strecke
Saalfelden—Salzburg Im Mallnitzer wie
Stubachwerk mußte man sich auf Arbeiten innerhalb
der Gebäude, kleinere Nacharbeiten in den Stollen, Zufüh-
rung elektrischer und mechanischer Einrichtungen, Räu-
mungen, Abtransporte u. dgl. beschränken. In dem erstge-
nannten Werke wurde der Zusammenbau der Bahntur-
binen nahezu vollendet, der erste Generator fertiggestellt,
mit dem Zusammenbau des zweiten begonnen. Die beiden
Umspanner wurden auf den Freiluftstand gebracht. Die
6 kV- und die 55 kV-Schaltanlagen sind ebenfalls fast
vollendet. Im Stubachwerk setzte man den ersten Hilfs-
maschinensatz in Betrieb, ebenso einen Drehstromgene-
rator, der für den zweiten Satz bestimmt ist. Die beiden
restlichen Sätze und die Schaltanlage konnte man unter
Spannung setzen und einem vierwöchigen Probebetrieb
unterziehen, der tadellos ausfiel, so daß das ganze Kraft-
werk Ende Februar der Bundesbahndirektion Innsbruck
übergeben und seitdem in die übrigen Stromlieferungs-
anlagen eingeschaltet werden konnte. Auch die verschie-
ı Vgl. ETZ 1929, S. 824.
1080
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
denen Unterwerke gehen ihrer Vollendung entgegen. Es
handelt sich um Wald am Arlberg, Wörgl, Kitzbühel,
Saalfelden, Schwarzach - St. Veit, Golling und die Schalt-
stellen Vorder-Stubach und Bruck-Fusch. Auf der Linie
Saalfelden—Wörgl sind die gesamten Ubertragungs- und
Bearbeitungsanlagen betriebsfertig. Nur an einer Umge-
staltung der Blockapparate und der bahneigenen Schwach-
stromanlagen wird noch gearbeitet, während die dem
Bunde gehörigen bereits betriebsfertig sind. Aber auch
auf der letzten Strecke Saalfelden—Salzburg sind die
Bauarbeiten weit fortgeschritten, ein großer Teil der
Maste aufgestellt oder wenigstens angeliefert, die Fahr-
leitungsanlagen der freien Strecken, die Ausrüstung der
meisten Bahnhöfe vollendet. Die Verlegung des 60 kV-
Kabels durch den Tauerntunnel ist eingeleitet, und auch
die meisten Bahnhöfe besitzen schon die fertige Aus-
rüstung. Ausgenommen hiervon sind Salzburg (Personen-
bahnhof), Bischofshofen und Zell a. See. Was die Trieb-
fahrzeuge anlangt, so erhöhte sich die Anzahl der abge-
lieferten Talschnellzuglokomotiven um vier Stück: fünf-
zehn Stück sind bereits im Betrieb, zehn Stück noch
rückständig, Güterzuglokomotiven wurden insgesamt
zweiundzwanzig Stück bestellt, von denen zwölf Stück
fertig sind. Von den Verschublokomotiven wurden drei
abgeliefert, es fehlen noch zwei. Die Einführung elek-
trischer Zugheizung wurde gefördert, die am Hauptbahn-
hof Innsbruck errichtete vorläufige Anlage zum elek-
trischen Vorheizen der Züge wurde übernommen. Im
1. Quartal betrug der Aufwand an Kosten rd. 5,7 Mill S
für Neuanlagen, 2,7 Mill S für Lokomotiven. Es ist mit Be-
stimmtheit zu erwarten, daß im Laufe des Sommers der elek-
trische Betrieb auf der ganzen Strecke aufgenommen wer-
den wird, so daß man von Salzburg an auf der Westbahn bis
zur deutschen, schweizerischen und italienischen Grenze
ununterbrochen wird elektrisch fahren können. Hoen.
Hohe Reisegeschwindigkeiten. — G. M. W o od s zeigt
in einer Abhandlung einige Wege, die zu einer Erhöhung
der Reisegeschwindigkeit bei Straßenbahnen führen; wie
überall zwingt die Wettbewerbsfähigkeit mit anderen Be-
förderungsmitteln dazu, diese Frage eingehend zu stu-
dieren. Daß man dabei in Amerika zu ähnlichen, ja glei-
chen Ergebnissen kommt wie bei uns, braucht nicht weiter
zu verwundern. Nacheinander werden ale Mittel zur Er-
höhung der Reisegeschwindigkeit angeführt und ihre Wir-
kung kurvenmäßig dargestellt:
Herabsetzung der Zahl der Haltestellen (gleichbedeu-
tend mit Erhöhung der mittleren Haltestellenentfernung) —
Verkürzung des Haltestellenaufenthaltes — Erhöhung der
Fahrspannung, sofern dadurch keine Überschlagsgefahr
am Motor entsteht — Erhöhung der Anfahrbeschleunigung
und Bremsverzögerung — Herabsetzung des Triebwagen-
gewichtes und Verkleinerung des Übersetzungsverhält-
nisses.
Alle diese Mittel bieten nichts eigentlich Neues.
Bemerkenswert aber ist die Mitteilung, daß der der Unter-
suchung zugrunde gelegte Triebwagen mit einem ur-
sprünglichen Gewicht von rd. 18t mit 4 Motoren von je
50 PS ausgerüstet ist und daher als „much over-motored“
bezeichnet wird, hätten doch für bisherige Fahrtverhält-
nisse je 35 PS ausgereicht. Diese Überdimensionierung ließ
eine weitere Verkleinerung des Übersetzungesverhältnieses
zu, so daß die Beharrungsgeschwindigkeit nach Anwen-
dung aller genannten Mittel etwa 76 km/h beträgt gegen-
über einem früheren Wert von etwa 41km/h. Die den
Untersuchungen beigefügte Abb. 4 zeigt deutlich den Ein-
fluß der mit kleinem Übersetzungsverhältnis gepaarten
Überdimensionierung der Motoren. Wie die eingezeich-
neten Fahrdiagramme beweisen, wird dadurch erreicht,
daß die konstante Anfahrbeschleunigung bis zu erheblich
höherer Fahrgeschwindigkeit durchgehalten wird als
früher, und daß bei der betr. Stationsentfernung die
erreichbare Höchstgeschwindigkeit (Beharrungszeschwin-
digkeit) bei weitem nicht erreicht wird. Die Abschal-
tung der Motoren erfolgt also zu einem Zeitpunkt, wo die
Beschleunigung im Vergleich zu früher noch erhebliche
Größe hat. Eine Überdimensionierung der Fahrmotoren
und deren Ausnutzung (hinsichtlich Erwärmung) durch
weitestgehende Verkleinerung des Überscetzungsverhält-
nisses ist also als das Mittel anzuschen, das zu einer
erheblichen Vergrößerung der Reisegeschwindirkeit
führt, wenn die anderen genannten Wege bereits be-
schritten sind und eine Steigerung nicht mehr ermög-
lichen. Diese Erkenntnis ist wohl für die Allgemeinheit
völlig neu, für den Fachmann aber eigentlich nur die
Folge systematischer Überlegung. Ob es sich lohnt, der-
artig überdimensionierte Motoren einzubauen, die bei
entsprechender Ausnutzung zwar eine hohe Reise-
18. Juli 1929
geschwindigkeit, dafür aber nicht nur höhere Strom-
spitzen beim Anfahren sondern auch höheren Watt-
stundenverbrauch ergeben, ist eine Frage, die der Ver-
kehrswirtschaftler entscheiden mag. Der Einfluß der
einzeln angeführten Mittel auf die Reisegeschwindigkeit
ist in Zahlentafel 1 wiedergegeben:
Zahlentafeli. Einfluß einer Änderung der Betriebs-
verhältnisse auf die Reisegeschwindigkeit:
Ursprüngliche Verhältnisse bel 230 m Haltestellen-
entfernung . . a. 0 ee 15,3 km/h = rd. 100 oi
Verkürzung der Haltezeit von 10 aut 78 .... 16,1 „ = we 105 %
Erhöhung der Fahrspannung von 500 auf 550 V 16.3 » = vw 106.52%
Verkleinerung des Übersetzungsverhältnisses von
e E Te EN EENEG 166 „ = „ 108,5%
E EL E 20,4 „= p 133 %
auf lit EECHER REENEN 209 „ = „ 136 %
21,7 „ = ,„ 142 20
— > Amp — Geschwindigkeit U
a Ursprüngliche Betriebsverhältnisse
bd Mit den in der Zahlentafel ı aufgeführten Änderungen
Abb. 4 Geschwindigkeits- und Stromverlauf in Abhängigkeit von
der Zeit.
Galt es bei uns bisher, die Reisezeit im wesentlichen
durch Erhöhung von Anfahrbeschleunigung und Brems-
verzögerung herabzusetzen, vielleicht auch noch durch
Verkleinerung des Übersetzungsverhältnisses und Her-
absetzung des Wagengewichtes, so war man doch stets
ängstlich bestrebt, mit einem möglichst kleinen, leichten
Motor auszukommen und möglichst kleinen Wattstunden-
verbrauch zu erreichen; ein vielleicht etwas zu reich-
lich bemessener Motor wurde nur mit Rücksicht auf län-
gere Lebensdauer geschätzt aber selten ausgenutzt: so
schien es denn, als ob es kein brauchbares Mittel mehr
gäbe, die Reisegeschwindigkeit zu erhöhen, es sei denn,
daß man sich bei Stadt- und Untergrundbahnen dazu ent.
schloß, die Zahl der Triebwagen im Zuge zu erhöhen.
Entschließt man sich nun, die Motorleistung um 50 % und
mehr zu erhöhen und gleichzeitig das Übersetzungsver-
hältnis soweit herabzusetzen, daß der Motor hinsichtlich
Erwärmung ausgenutzt wird, so wird eine Steigerung der
Reisegeschwindigkeit die Folge sein, die man auf anderem
Wege nicht mehr würde erreichen können. (G. M.
Woods, El. Railw. Journ. Bd. 73, S.237.) Hot
Fernmeldetechnik.
Die neuen deutschen Rundfunkwellen. — Am 30. V].
trat im Rundfunk nunmehr endgültige die neue Wellenver-
teilung nach den Beschlüssen der Prager Funkkonferenz
in Kraft. Da in Prag die Wellen im wesentlichen nur nach
Ländern verteilt worden sind, waren vor endgültiger Zu-
teilung der für den deutschen Runfunk in Betracht
kommenden Wellen auf die einzelnen Sender zunächst noch
verschiedene Ermittlungen nötig, die jetzt abgeschlossen
sind. Die deutschen Hauptsender werden vom 30. VI.
ab auf folgenden Wellen betrieben: |
1835 kHz 1635 m Deutschlandsender 92%3kHz 325 m Gleiwitz
563 533 i 1
S e München 085 „ 276 „ Königsberg i. Tr.
65 „473 „ Langenberg 1157 „ 29 „ Leipzig
716 „ AR, Berlin 1188 „ 353 „ Rreslau
770 ə 3% „ Frankfurt aM. 1256 „ 23% „ Nürnberg
RO „ 372, Hamburg 1319 „ 27 „ Köln
833 è 2, Stuttgart
Für die deutschen Zwischensender sind fol-
gende Wellen vorgeschen:
527 kHz 572 m Freiburg i. Pr. 1058 kHz 283 m Berlin O, Stettin.
Din „n 560 „ Augsburg- Han- Magdehurg
nover 1112 „ 270. Kaiserslautern
62 „ 453, Aachen — (Danzig) 1220 „ 245 „ Kiel — Kassel
887 „ Ei, Bremen 1283
a EM, Münster i. W.
91 „ 319. Dresden 1373 „
218 „ Flensburg
18. Juli 1929
Wie ersichtlich, ist es bei der Verteilung der Einzel-
wellen möglich gewesen, den Deutschlandsender sowie die
Sender München, Langenberg, Gleiwitz, Königsberg i. Pr.
und Nürnberg annähernd auf ihren bisherigen Wellen zu
lassen. Die Verlegung des Berliner Senders aus seiner
Nähe von Langenberg entspricht einem dringenden Be-
dürfnis. Was den Deutschlandsender betrifft, so ist mehr-
fach der Wunsch hervorgetreten, ihn von Daventry und
Radio Paris wegzuverlegen. Da Deutschland sich nicht
des Vorteils begeben kann, in dem Langwellenbereich, der
ausschließlich für den Rundfunk bestimmt ist (1550 bis
1875 m), an günstiger Stelle untergebracht zu sein, so ist
dieser Wunsch nicht erfüllbar. In Prag ist aber erreicht
worden, daß zwischen diesen drei Sendern wenigstens
9,5 kHz liegen und daß derGroßsender Charkow, der bisher
nahe dem Deutschlandsender arbeitete, verlegt wird. Kleine
Abänderungen der oben mitgeteilten Wellenlängen sind
voraussichtlich noch zu erwarten. MRG
Neue Telefunken-Wechselstromröhre. — Zur Vervoll-
ständigung der Reihe der indirekt geheizten Telefunken-
Röhren: REN 1104 als Anfangstufe, RENS 1204 als
Schirmgitter-Hochfrequenzröhre, KEN 1004 als Wider-
standsverstärker, REN 2204 als Lautsprecherstufe, bringt
Telefunken unter der Typenbezeichnung REN 804 eine
speziell als Audion geeignete indirekt geheizte Röhre
heraus. Die REN 804 zeichnet sich durch eine ganz außer-
gewöhnliche Steilheit von 2,3 mA/V aus. Damit ist eine
sehr erhebliche Verstärkung verbunden, so daß durch die
Verwendung dieser Röhre speziell auch für Fernempfang
eine Leistungsteigerung erzielt werden kann. Aus den
nachstehenden Daten ist ersichtlich, daß die REN 304 auch
in Hochfrequenzstufen und bei sachgemäßer Berücksich-
tigung des großen Verstärkungsfaktors auch in der er-
sten Niederfrequenzstufe verwendet werden kann.
Heizspannuınn ..... 38.4 V Stellheit `, . . 2... 2,3 mA/V
` Hesskon: Be ea E 1,1 A Innerer Widerstand 7 Q
Anodenspannung . . . . 40..200V Emission ....... 40 mA.
fi
Hochspannungstechnik.
Reihenkapazitäten in einer Hochspannungsleitung. —
Die New York Power and Light Corporation hat im Früh-
jahr 1928 bei Ballston eine neuartige Anlage, bestehend aus
Reihenkapazitäten zur Kompensation der Leitungsinduk-
tivität, in Betrieb genommen, die wegen ihrer vorteilhaften
Betriebsergebnisse Beachtung verdient. In einer Dreh-
stromleitung für 33 kV ist in jede Phase je eine Kapazität
von 110 mF mit einer Durchgangsleistung von 415 kVA,
132 A bei 60 Hz und Vollast eingeschaltet. Damit ließ sich
der Belastunestrom auf 67 A gegenüber bisher 33 A stei-
gern; zugleich erhöhte sich die Spannung in Ballston, wel-
ches zwischen dem Kraftwerk Spier Falls und der Ab-
nahmestelle Amsterdam liegt, erheblich. Bei völliger Kom-
pensation der Leitungsinduktivität werden Kurzschluß-
ströme nur durch den ÖOhmschen Leitungswiderstand und
die Systemreaktanzen begrenzt. Jede der für 415 kVA und
3170 V bemessenen Kapazitätseinheiten ist in der für Stark-
stromkondensatoren bekannten Weise aus Elementen auf-
gebaut, mit ölgetränktem Papier isoliert, in Kästen einge-
schlossen und gegen Erde für 33 kV isoliert. Die Ölkästen
stehen im Freien. Die außerordentlich geringen Verluste
betragen je Phase 750 W bei Vollast.
Bei einem Kurzschluß auf der Lastseite würde der
Kondensator an die Netzspannung gelegt; um das zu ver-
meiden, ist eine Spezialfunkenstrecke mit halbkugelförmi-
gen Elektroden entwickelt, welche starke Kurzschlußlicht-
bogen bewältigen kann; diese Funkenstrecke ist zusammen
mit einem kräftigen Blasmagneten auf dem Tankdeckel
untergebracht. Die Funkenstrecke spricht an, wenn der
normale Spannungsabfall an dem Kondensator um 50 %
überschritten wird; durch Stromrelais wird ein Schnell-
schalter ausgelöst, welcher innerhalb von etwa 0,01 s
einen Nebenschluß für den Kurzschlußstrom herstellt. So-
bald der normale Netzstrom wieder fließt, schaltet der
Schnellschalter den Kondensator wieder betriebsfähig. Ein
vom normalen Strom im Kondensator und von der nor-
malen Spannung an ihm abhängiges Impedanzrelais be-
tätist im Fall eines Durchschlags im Kondensator eben-
falls den Schnellschalter, der dann alle drei Kondensator-
einheiten kurzschließt. Bei Versuchen zur Prüfung der
Wirksamkeit der Schutzvorrichtung mit Kurzschlußströ-
men bis zu 10 000 A bewährte sich diese in vollem Umfange.
Die mit derartigen Reihenkondensatoren erreichbaren
betriebstechnischen Vorteile — Steigerung des normalen
Belastungstromes, neue Regelungsmöglichkeiten der Span-
nung — dürften in Zukunft von großer Bedeutung für die
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
1061
weitere Vervollkommnung der Wechselstromkraftüber-
tragung werden. (E. K. Shelton, Gen. El. Rev. Bd. 31,
S. 432.) Eg. `
Dielektrische Werte von „Pyrex“. — Pyrex ist eine
besonders hitzebeständige, hauptsächlich für Labora-
toriumsgeräte verwendete amerikanische Glassorte. An der
Harvard-Universität war bereits beobachtet worden, daß
der Leistungsfaktor und die Kapazität von Pyrex sich
wesentlich weniger mit der Temperatur änderten als bei
gewöhnlichem Glas. Es wurden deshalb an einer Platte aus
Pyrex A, das für chemische Gefäße bestimmt ist, Messun-
gen vorgenommen. Die Platte war 20,3 cm im Quadrat und
14,1 mm dick. Beide Oberflächen wurden sorgfältig ver-
silbert und ein Ring mit 1,6 mm radialer Breite aus dem
Silberbelag geschnitten. Dies ergab eine Elektrode mit
113 om? Fläche und den Scohutzring. Die Prüfung erfolgte
in einer Hochspannungsbrücke nach Abb. 5. Cı ist der Luft-
Normalkondensator mit 0,12 nF Kapazität. Rs bringt die
Schirmung des Normalkondensators und des Vibrationsgal-
vanometers G auf das
gleiche Potential wie die
Niederspannungselektrode
des Luftkondensators. Cs»
ist der Prüfling, R, und
die Primärwicklung des
Variometers M liegen in
Reihe mit ihm und bilden
den andern Arm der
Brücke. R, bringt den
Schirmring der Nieder-
spannungselektrode von
C, auf dasselbe Potential
wie die Elektrode. Die Ver-
suche wurden alle mit
DEN oder 3,54 kV/cm durch-
geführt für Temperaturen
von 14...71° und Freaqauen-
zen von 15...85 Hz. Sie erstreckten sich auf Bestimmung
der Verluste, des Leistungsfaktors und der Dielektrizi-
tätskonstante. Es ergab sich folgendes:
1. Die Dielektrizitätskonstante nimmt im Temperatur-
bereich von 10...71° linear zu von etwa 4,83 ... 5,02.
Bei hoher Temperatur steigt sie rascher als linear.
Sie nimmt mit steigender Frequenz etwas ab, z. B. bei
14° von 4,85 bei 20 Hz auf 4,83 bei 80 Hz.
2. Der Leistungsfaktor nimmt mit der Temperatur rasch
zu, Z. B. bei 60 Hz von 41-10? bei 10° auf 7,0 bei
41°, 16,0 bei 70°. Mit steigender Frequenz nimmt
er ab, z. B. bei 59° von 16-10 bei 20 Hz auf
11,3. 10? bei 85 Hz.
3. Die Leistungsverluste (p W/cm?) nehmen proportional
der Frequenz zu. Die Versuche ergeben aber das
merkwürdige Resultat, daß die Verluste bei der Fre-
quenz Null noch positiv bleiben. Die Verlustmessung
bei Gleichspannung konnte mangels ausreichend emp-
findlicher Apparate nicht ausgeführt werden.
Das Material erscheint geeignet als Bezugsnormale
Abb. 5. Schaltung zur Verlust-
messung an Glasscheiben.
bei der Prüfung weniger vollkommener Dielektrika.
(C.L. Dawesu.P. Il. Humphries, El. World Bd. 91,
S. 1331.) Kth.
Ausbreitungswiderstand kurzzeitig überlasteter Erder.
— Bei der Bemessung und Prüfung von Erdern in Stark-
stromanlagen setzt man ein homogenes Erdreich voraus,
das eine definierte Ohmsche Leitfähigkeit besitzt. Man
kann auf Grund dieser Annahme die Erdleitfähigkeit rück-
wärts aus Strom- und Spannungsmessung mit Gleichstrom
oder technischem Wechselstrom bestimmen. Da der Erd-
boden körnige Struktur aufweist, ist zu erwarten, daß er
bei hohen elektrischen Feldstärken dem Ohmschen Ge-
setz nicht mehr gehorcht sondern seine Leitfähigkeit dann
stark anwächst (man denke an das Verhalten von Silit-
stäben). Fine derartige Eigenschaft des Erdbodens besitzt
beträchtliches technisches Interesse für die Beurteilung
von Überspannungs-Schutzapparaten; denndiese leiten wäh-
rend des Funkenüberzanges kurzzeitig recht starkeStröme
von mehreren hundert Ampere zur Erde ab. Diese Frage
wurde seitens der General Electric Company durch Katho- `
denstrahl-Oszillogramme geklärt. Mittels einer Stoßappara-
tur wurde der in Abb. 6 dargestellte Spannungstoß erzeugt,
welcher auf die Erdung direkt einwirkte. Der Widerstand
wurde aus oszillographisch aufgenommenen Strom-Span-
nungscharaktcristiken bestimmt. In Abb. 7 ist der typische
Verlauf einer solchen Kurve wiedergegeben. Man erkennt,
daß die bei einem konstanten Widerstand eindeutig fest-
liegende Gerade hier in eine Schleife auseinandergezogen
1062
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
18. Juli 1929
wird, deren oberer Ast beim Stromanstiez durchlaufen
wird, während der untere dem Absinken des Stromes ent-
spricht. Der für jede Spannung wirksame Widerstand er-
gibt sich aus der zugehörigen Neigung der Charakteristik.
Man findet anfangs praktisch mit der üblichen Nieder-
frequenzmessung übereinstimmende Werte: dagegen nimmt
der Widerstand dann, wie zu erwarten, rasch ab und be-
sitzt beim Maximalwert des Stromes nur noch etwa 50 bis
80% seines Anfangswertes; beim Zurückzehen des Stromes
sinkt dieser Wert noch weiterhin ab. Die Ursache für die
erhebliche Widerstandsreduktion wird in kleinen Funken
und Lichtbogen erkannt, welche beim Auftreten hoher
20
kV
Sirom
O 100 200 300 wps
Ahh. 6 Zeitlicher Verlauf der
Prüfspannung für Erdungs-
messungen.
Abb. 7. Typischer Verlauf der
Strom-Spannungs-Charakteristik
eines Erders. Aufnahme mit
Kathodenstrahl-Oszillograph.
Spannungeswerte (bis zu rd. 30 kV) am Erder zwischen
den einzelnen Körnern des Erdbodens überspringen und
hierdurch einen innizen Kontakt zwischen ihnen herbei-
fiihren. Allerdings sind die Einzelheiten dieses Vorganges
noch nicht geklärt, und es wäre falsch anzunehmen, daß
die Widerstandsreduktion dem Höchstwert der Stoßspan-
nung proportional ist. Obwohl auf Grund der Kathoden-
strahl-Oszillogeramme die Erniedrigung des Widerstandes
feststeht, ist die Größenordnung des Fffektes zu gering,
um daraufhin den statischen Erdwiderstand von Über-
spannungs-Schutzapparaten höher zu bemessen als es mit
Rücksicht auf seine dynamische Wirksamkeit notwendig
ist. — Leider hat man es versäumt, Kontrollversuche mit
hohen Strömen niedriger Frequenz zu machen, so daß es
nicht möglich ist, den Einfluß der Feldstärke von dem
Einfluß der Frequenz zu trennen; doch scheint es, als ob
es sich um einen überwiegenden Feldeffekt handelt. (H. M.
Towne, Gen. El. Rev. Bd. 31, S. 605.) Oldff.
. Allgemeiner Maschinenbau.
Anfressungen von Transformator-kKühlschlangen. —
An wassergekühlten Transformator-Kühlschlangen, ihrem
Traggerüst, den gußeisernen Wasser-Zu- und -Abflußroh-
ren und den Kühlgruben-Besteigsprossen treten manchmal
trotz guten Anstrichs oder Feuerverzinkung allmählich
bedrohliche Anfressungen auf. Wird nicht wirksame Ab-
hilfe geschaffen, so führen die Anfressunzen mit der Zeit
unbedingt zu empfindlichen Betriebstörungen und verur-
sachen beträchtliche Instandsetzunsskosten. Anstriche
helfen nicht immer, weil der Leinölfarbfilm durchlässig
ist und außerdem von alkalischen Lösungen verseift
wird, so daß der Film runzelix und leicht abziehbar wird.
Am besten wäre noch säurefreie Tecerfarbe. Die Erneue-
rung des Anstriches ist aber umständlich und langwierig,
da peinliches Entrosten und Säubern der Flächen voraus-
gehen muß: auch muß man auf vollkommenes Erhärten
sowohl des Grund- wie auch des Deckanstriches achten:
meist müssen zu diesem Zweck die Schlangen der Reihe
nach ausgebaut und wieder eingesetzt werden. Man hat
daher nach anderen Mitteln gesucht und sich zu diesem
Zweck mit der Ursache der Zerstörungen näher be-
schäftigt, als welehe man Elektrolyse gefunden hat. Wäh-
rend man früher das Rosten für einen rein chemischen
Vorgang hielt, sicht man neuerdings darin zunächst einen
elektrolytischen Prozeß. Eisen in feuchter Luft bei gleich-
hleibender Temperatur rostet beispielsweise nicht son-
dern erst wenn bei Rücksang der Temperatur der Wasser-
dampf auf dem Metall kondensiert. Die Wasserhaut wirkt
dann als Elektrolyt und das Eisen sendet in den Elektro-
lyten Kationen aus, während der Elektrolyt an das Eisen
Anionen abgibt. Es kommt somit zu einer negativen Auf-
ladung des Eisens und zur Bildung von elektrisch neutra-
lem Wasserstoff neben Ferrohydroxyd. Die Voraussetzung
hierfür, daß der Lösungsdruck des Eisens größer, das
heißt sein Spannungswert im lilektrolyten unedler ist als
der des Wasserstoffs, trifft bei den meisten technischen
Wassern zu. Der Vorgang würde bald ins Gleichgewicht
und zum Stillstand gebracht werden durch den osmoti-
schen Gegendruek der in Lösung gerangenen Ionen, wenn
nun nicht das eigentliche Rosten auftreten würde. Durch
den Sauerstoff der Lösung geht nämlich das Ferrohydro-
xyd in Ferrihydroxyd, in den sogenannten Rost über. Das
letztere fällt, weil im Wasser unlöslich, aus, so daß die
Lösung nicht mehr gesättigt ist. Infolze des Sinkens des
osmotischen Gexzendruckes gehen neuerdings Eisenionen
in Lösung, und das Spiel setzt sich solange fort wie
Sauerstoff vorhanden ist. Die Erfahrung, daß Erhöhung
der Temperatur sowie Bewegung der Lösung den Zerstö-
runesvorgang fördern, wurde durch Versuche bestätiet.
Aus dieser Auffassung des Vorzanges ergibt sich ohne
weiteres ein Gegenmittel. Wenn Eisen in einem Elektro-
lyten mit einem anderen Metall in Berührung steht, so
wird je nach der Stellung der Metalle in der elektrischen
Spannungsreihe zueinander entweder das Eisen oder das
andere Metall angegriffen. Wählt man folglich aus der
Spannungesreihe ein zu Eisen unedleres Metall heraus, so
kann man erreichen, daß statt des Eisens das andere Me-
tall in Lösung geht. Hiermit ist der Schutz des Eisens ge-
geben. Als unedleres Metall kommen in Frage Magnesium,
Mangan und Zink, praktisch nur letzteres. Feuerverzin-
kung ist nun durchweg nicht zu empfehlen, weil sieh an
der Grenzfläche das Zink mit dem Eisen zu FeZn, leziert,
das ein edleres Potential hat als das Eisen. Die über
dieser Verbindung liegende Zinkschicht hat dagegen ein
erheblich unedleres Potential sowohl zu der Legierung
als auch zum Eisen. Aus diesem Grunde würde das Eisen
nur Solange vor dem Rosten bewahrt bleiben, als das Zink
bzw. das FeZn, noch in dichter Schicht aufliert. Zink
wird aber von den meisten Wassern infolge ihres Gehaltes
an freier Kohlensäure, Chloriden, Nitraten und Sulfaten
allmählich aufgelöst.
e Distanzbrettchen
b Zinkplatte
a Kühlschlange
Abb. & Anbringung von Zinkplatten an Kühlschlangen.
Man ordnet daher am besten gemäß Abb. 8 Zinkplatten
an, die man zwischen den Kühlschlanzen einhängt und
iede davon einmal leitend mit der dazugehörenden Schlange
verbindet. Durch Brettchen verhindert man im übrigen
eine weitere Berührung der beiden Metalle. Die Werte,
die man an einem Zn-Fe-Element mißt, licgen in der Grö-
Senordnung von etwa 0,2 V und 0,01 A. Der Verbrauch
an Zink ist ganz geringfügig und spielt gegenüber den
auf diese Weise vermiedenen Reparaturen und Betriebs-
störungen gar keine Rolle Die erforderliche Fläche an
Schutzmetall (etwa 20 % der zu schützenden Fläche) kann
auch leicht so untergebracht werden, daß die Zinkplatten
während des Betriebes bequem gereinigt und auszewech-
selt werden können. (MH. Eichhorn, Elcktrizitätswirtsch.
Bd. 27, S. 457.) Ka.
Verschiedenes.
Neue Normblätter des DNA. — Rohrleitungen: DIN
2432 Gußeiserne Muffendruckrohre für Nenndruck 1%,
Betriebsdruck: W 10. — 2437 Gußeisenmuffen für Nenn-
druck 10, Betriebsdruck: W 10, Konstruktionsblatt.
Pauwesen: DIN 1058 Ausführungsbestimmungeen zu
den Grundlagen für die Berechnung der Standfestigkeit
hoher, freistehender Schornsteine DIN 1056.
Hauswirtschaft: DIN 4561 Metallbetten, Innenmaße. —
4562 Ilolzrahmenmatratzen, Aubenmabe. — 5110 Zylin-
drische Honiegläser.
Kraftfahrbau: DIN KrV 405 Stoßfänger, Ausführung,
Lage und Hauptabmessungsen. — Vornorm KrW 550 Lenk-
radkränze, Profile, Finzerrillen.
18. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
1063
eg
Textilindustrie: DIN TEX 301 Kartenschnur. — TEX
4651 Picker für Jutewebstühle.
Eisenbahnwesen: DIN 1554 Rohe Radreifen für Voll-
spurbahn-Fahrzeuge. — 1555 Rohe Radreifen für Schmal-
spurbahn-Fahrzeuge. — 1556 Rohe Radreifen mit schwa-
chem Spurkranz für Industriebahn-Fahrzeuge. — 1557
Rohe Radreifen mit verstärktem Spurkranz für Industrie-
bahn-Fahrzeuge.
Phototechnik: DIN 4504 Kopierrahmen, Einlagemaße,
Einlegebretter. — 4505 Trockenplatten, Abmessungen.
Bergbau: DIN Vornorm BERG 2471 Elektrische
Grubenbahnen 900 mm Spurweite, Zugvorrichtung mit
500 mm Pufferhöhe für Lokomotiven, Zusammenstellung.
— Vornorm BERG 2472 Elektrische Grubenbahnen 900 mm
Spurweite, Stoßvorrichtung mit 500 mm Pufferhöhe für
Lokomotiven, Zusammenstellung. — Vornorm BERG 2474
Elektrische Grubenbahnen 900 mm Spurweite, Zugvorrich-
tung mit 500 mm Pufferhöhe, Zuggabel, Scheibe, Zug-
stanze — Vornorm BERG 2475 Elektrische Grubenbahnen
900 mm Spurweite, Zugvorrichtung für 500 mm Puffer-
höhe, Zughaken. — Vornorm BERG 2476 Elektrische
Grubenbahnen 900 mm Spurweite, Zugvorrichtung für
500 mm Pufferhöhe, Zugbrücke, Kupplungsbüzel. — Vor-
norm BERG 2477 Elektrische Grubenbahnen 900 mm Spur-
weite, Stoßvorrichtung für 500 mm Pufferhöhe, Puffer-
bohle, Anschlußmaße. — Vornorm BERG 2478 Elektrische
Grubenbahnen 900 mm Spurweite, Stoßvorrichtung für
500 mm Pufferhöhe, Pufferstange, Scheibe, Pufferstangen-
führung.
Materialprüfungen: DIN DVM 2125 Teerdachpappen,
einseitig besandet. — DVM 2126 Nackte Teerpappen. —
DVM 2127 Tränkmassen für nackte Teerpappen.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Keine Frankfurter Herbstmesse 1929. — Nach einem
Beschluß des Aufsichtsrats der Messe- und Ausstellung
G. m. b. H., Frankfurt a. M., findet, wie die Ind. Handelszeg.
berichtet, in diesem Jahr die Herbstmesse nicht
statt; für 1930 soll die Veranstaltung geeigneter Fach-
messen und Fachausstellungen ins Auge gefaßt werden.
Internationale Ausstellung für Radio und Sprech-
maschinen, Freiburg 1929. — Zu der vom 7. bis 15. IX.
stattfindenden Ausstellung werden alle Ilersteller-, Han-
dels- und Verkaufsfirmen von Radioapparaten und -zubehör
sowie von Sprechmaschinen, ferner staatliche Unterneh-
mungen aller Länder, Sendestellen für dralitlose Tele-
eraphie, Rundspruch, Telephotographie, Funkpeilung und
die internationalen Fachanstalten zugelassen. Die An-
meldung ist bei dem Sekretariat der Ausstellung (Frei-
burg, Postfach 68) bis zum 15. VII. einzureichen.
Internationale Radioausstellung Bukarest 1929.
Dieses hier schon mehrfach erwähnte Unternehmen! soll
Gei neueren Mitteilungen in der Zeit vom 1./20. IX. statt-
inden.
Internationale Mustermesse Saloniki 1929. — Der
Reichswirtschaftsminister hat nach einer Mit-
teilung des Deutschen Ausstellungs- und Messe-Amtes Ver-
anlassung genommen, das Interesse der deutschen Ge-
schäftswelt auf dieses Unternehmen! zu lenken, das scit
mehreren Jahren mit steigendem Erfolg abgehalten werde.
Der Minister ist der Auffassung, daß auch deutscherseits
der Versuch gemacht werden müßte, die Messe in Saloniki
mehr als bisher zur Ausbreitung der Handelsbeziehungen
auf dem Balkan zu benutzen, und bittet, zu erwägen, ob
sieh die deutschen Firmen, die sich an der Messe beteiligen
wollen, nicht zueinergemeinsamen Ausstellung
in einem deutschen Pavillon vereinigen könn-
ten. Er möchte glauben, daß die zur Beschickung erfor-
derlichen. im Vergleich zu der anderer Ausstellungen ge-
ringen Mittel in Anbetracht der Tatsache nicht gescheut
werden sollten, daß das stärkere Erscheinen Deutschlands’
auf der Messe ein nicht zu unterschätzendes Propaganda-
mittel für die deutsche Wirtschaft auf dem gesamten Bal-
kan sein werde. '
Die Schweißtechnik auf der 5. Gießereifachausstellung
Düsseldorf 1929. — Die vom Verein Deutscher Eisengieße-
reien, Grießereiverband, vom A bis 22. IX. in den großen
Ausstellungshallen der Stadt Düsseldurf vorgesehene Aus-
stellung wird auch eine besondere schweißtechni-
sche Abteilung umfassen, u. zw. eine „lebende Schau“,
also mit Vorführungen, an der sich die junge schweiß-
technische Industrie fast vollzählig beteiligt. Nähere Aus-
kunft erteilt Dr.-Ing. H. Neese, Berlin-Zehlendorf 1.
3 Ygl. ETZ 19%, S. 826.
Ausstellung für chemisches Apparatewesen, Frank-
furt a.M. 1930. — Die Achema VI findet vom 10. bis
22. VI. 1930 in Frankfurt a. M. statt.
Energiewirtschaft.
Der Leistungsfaktor in den Betrieben der Siemens-
werke. — G.Schönwald und
M. Irion berichten über
die Maßnahmen, um den Leistungsfaktor der Siemens-
werke so zu verbessern, daß je nach den vorliegenden
Stromlieferungsverträgen ein wirtschaftliches Optimum
erreicht wurde.
ENZZRIBS
KRGRAISRSRSE
RESRSESRISRERR
AAAS
GER
-Bli basser 1 WW
TT wm Binatang h GC
BRRRIEREEEER
S NO NNI «567
Mittag
Abb.6. Die Leistung in kW und BkW
wird durch das Registrierinstrument
gleichzeitig eingezeichnet. Eine Blind-
leistung von 0,75 kW bzw 05 kW
(gestrichelt eingezeichnet) entspräche
einem Leistungsfaktor von 0,8 bzw. 0,9.
Es wird gezeigt (Abb.6), wie sich für
die Werke in Siemeus-
stadt ein Leistungsfak- .
tor von im Mittel 0,9
dadurch erzielen ließ,
daß der schlechte Lei-
stungsfaktor zahlrei-
eher Kleinstmotoren
durch Aufstellung von
Gleichrichtern, Einan-
ker- und übererregten
Kaskadenumformern an
anderen Stellen kom-
pensiert werden konnte.
Die Kurven wurden mit
einem rTegistrierenden
Meßgerät aufgenommen,
dessen Schreibfeder ab-
wechselnd Wirk- und
Blindleistung einzeich-
net. In der Abb. 6 sind
die Blindleistungen für
0,3 und 0,9 Leistungs-
faktor gestrichelt ein-
getragen; und man sieht
sinnfällig, zu welchen
Tageszeiten die Blind-
leistung besser oder
schlechter ist, als einem
Leistungsfaktor von 0,9
entspricht.
Es wird dann ferner
an Hand eines Schau-
bildes (Abb. 7) gezeigt,
wie es möglich war, in
dem Metallwerk der Sie-
mens-Schuckertwerke in
Gartenfeld dessen Gesamtleistungsfaktor dadurch zu ver-
bessern, daß die Antriebsmotoren der Walzstraßen kom-
pensiert wurden.
Schließlich besprechen die Verfasser noch die Maß-
nahmen, die in den nicht Berliner Siemens-Schuckertwer-
ken getroffen wurden, um dort den Leistungsfaktor zu
verbessern. Wieweit er wirtschaftlich verbessert werden
Abb. 7. Leistungsfaktor
in einem Metallwalzwerk
(e: Leistungsfaktor des
Werkes
sation; b u. a: Leistungs-
ohne Kompen-
faktor nach dem ersten
und nach den endgültigen
Ausbau der Kompen-
sierung.
soll, hängt von den Stromlieferungsverträgen ab. Die Lei-
stungsfaktorklausel erscheint entweder in der Arbeitsge-
bühr oder in der Leistungsgebühr oder in beiden.
Unter
Berücksichtigung der Stromlieferungsverträge wird die
Abschreibung der Anschaffungskosten der Leistungsver-
besserungseinrichtungen in den verschiedenen Werken er-
örtert; sie ist je nach dem Stromlieferungsvertrag in sie-
ben Monaten bis zwei Jahren erreicht worden. (Siemens-Z.
Bd. 8, 1928, 5. 678.) Sch.
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Das
Rheinisch-W
estfälische Elektrizitäts-.
werk A.G., Essen, liefert seit dem 1. VII. seinen Ab-.
pehmern auf Antrag die Elektrizität für die nur im Pri-
vathaushalt zur Verwendung kommenden Apparate (Wär-.
megeräte, Staubsauger, Bohner, Waschmaschinen, Küchen-
1 Vgl. ETZ 1920, S. 945.
1064
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
18. Juli 1928
motoren usw.) zu einem etwa dem halben Kraftstrom-
satz entsprechenden Vorzugspreis, der in Gemeinden
ohne Finanzaufschlag z. Z. 8 Pf, in solchen mit 15%
inanzaufschlag 9 Pf/kWh beträgt. Von diesem neuen
Haushalttarif kann aber ein Konsument, der in Verbin-
dung mit seinem Haushalt ein Geschäft oder eine Land-
wirtschaft betreibt und den Strom durch einen gemein-
samen Zähler bezieht, nur Gebrauch machen, wenn die
bezüglichen Installationen getrennt und an besondere
Zähler angeschlossen werden. Für Beleuchtung bleibt
der bisherige Tarif mit 33'!/s bzw. 38'!/s Pf/kWh in allen
Gemeinden bestehen; Beleuchtungskörper diirfen an den
Haushaltungszähler nicht angeschlossen werden. Eine
weitere Vereünstirunz zenießen Abnehmer, die durch An-
schluß von Elcktrowärmezeräten jährlich mindestens
1000 kWh zum Haushalttarif verbrauchen, dadurch, daß
ihnen der nach dem Lichtzähler gemessene Lichtstrom
während der Monate April bis September nur zu dem nor-
malen Kraftstrompreis, d.h. z. Z. mit 15% PI/kWh in Ge-
meinden ohne Finanzaufschlag und zu 18/3 Pf in solchen
mit Finanzaufschlag berechnet wird. Für die Bereit-
haltung eines besonderen -Haushaltungszählers erhebt die
(iesellsehaft eine monatliche Gebühr von 50 Pf. Auber-
dem können die Abnehmer die Kosten für Installationen
und Kochzeräte nach einer Anzahlung von 19% in 18
gleichen Monatsraten abtraren. Zur Deckung der Ver
waltungsunkosten, Zinsen, Ausfälle usw. wird auf die Ver-
kaufspreise einschl. Anzahlung ein Aufschlag von 5% er-
hoben.
Im Geschäftsbericht 1928 weist die Gesellschaft
für elektrische Unternehmungen, Berlin,
auf den im genannten Jahr eingetretenen fühlbaren Rück-
schlag im wirtschaftlichen Leben Deutschlands hin, den
man auch daraus erschen könne, daß der Zuwachs der
Stromlieferunz ihrer über ganz Deutschland verteilten
llektrizitätswerke gegen das Vorjahr von 27,5 % in 1927
auf rd. 135% zefallen sei. Wenn die Gesamtabrabe in
der deutschen Elektrizitätswirtschaft für das Berichtsjahr
nach ihren eigenen Zahlen einzeschätzt werde, dürfe man
mit rd. 15 Mrd kWh und etwa 225 kWh je Kopf der dureh
öffentliche Elektrizitätswerke versorerten Einwohner rech-
nen. Ein Vergleich mit den V. S. Amerika zeige, daß
uns demnach in Deutschland noch gewaltige Aufgaben auf
elektrizitätswirtschaftlichem Gebiet bevorständen, die aber
nur dann gelöst werden könnten, wenn neben der Be-
hebung außen- und innenpolitischer Schwieriekeiten auch
in der Elektrowirtschaft die Erkenntnis von der unbe-
dingten Notwendigkeit. der Zusammenfassung und Verein-
heitlichung Platz greife. Beteiligungen an dem ber-
nahmekonsortium für junge Chade-Aktien und der be-
kannten Sofina-Transaktion! hat die Gesellschaft nebst
einem kleinen Besitz an ausländischen Aktien mit Nutzen
veräußert; sie ist z. Z. mit Vorarbeiten für einige größere
ausländische Projekte beschäftigt, vermochte aber am
Schluß des Geschäftsjahres noch nicht zu sagen, ob sich
diese verwirklichen werden. Die nutzbare Stromabgabe
der Elektrizitätswerke und Straßenbahnen, an denen sie
beteiligt ist, betrug ohne Polnisch-Oberschlesien 3074,968
Mill kWh. Aus laufenden Erträgen ergaben sich 10 105 609
RM (8343 948 i. V.), aus Effektenverkäufen 1025 876 RM
Gewinn. Bei einem erzielten Reingewinn von 6 473 950 RM
(6 216 372 i. V.) wurden wieder 10 % Dividende auf nun-
mehr 55,289 Mill RM ausgeschüttet (Gesamtaktienkapital
5,01 Mil RM). Wie in der (t. V. bemerkt wurde, gehört
die Gesellschaft dem Garantiekonsortium der Chade ent-
sprechend ihrer aktienmäßizen Beteilizung weiter an, da-
gegen ist sie aus dem s. Z. gegründeten Sofina-Syndikat
ausgetreten, weil sie bei ihrem geringen, nunmehr ver-
äußerten Besitz an Anteilen auf dieses und seine Geschäfte
keinen Einfluß ausüben konnte. Eine aktienmäßire Ver-
bindung mit der Sofina besteht daher nicht mehr.
Die durchschnittlich gute weitere Entwicklung ihrer
Beteilieuneen im Creschäftsiahr 1928/29 und die Auswir-
kung der in den letzten Jahren im eigenen Betrieb wie
bei den Tochterzesellschaften durchgeführten Umstellun-
gen und Rationalisierunzen haben der Elektrizitäts-
A.G.vormalsSchuekert& Co. Nürnberg, gestattet,
bei einem Reinzewinn von 6523180 RM (4637839 LN
auf 50590 Mill RM dazu berechtietes Stammaktienkapital
11% Dividende zu verteilen (8% i.V.). Da über die
einzelnen Beteilizunzen des Unternehmens an dieser Stelle
größtenteils gesondert berichtet wurde bzw. wird, sei nur
erwähnt, daß die kleinen Fabrikationsbetriebe, die Beldam-
Werke. Maschinen- und Apparatefabrik A. G., die Beton-
Schleuderwerke A.G. und besonders die „Noris“ Zünd-
Licht A. G., sämtlich in Nürnberg, gegen das Vorjahr er-
höhte Umsätze zu verzeichnen hatten. Die zusammen mit
! Vgl. ETZ 1928, S. 1632, 1663.
S&H 1926 gegründete Süddeutsche Polizeiruf- und Zeit
dienst G. m. b. H., Nürnberg, betreibt z. Z. mit gutem Erfolg
Polizeiruf- und Uhrenanlagen in verschiedenen süddeut-
schen Städten. Der (Geschäftseewinn der Berichterstat.
terin betrug 7756597 RM (5509727 1.V.), das Gesamt-
aktienkapital 60 Mill RM. In der G. V. wurde auf das Über-
einkommen mit der Elektrische Lieht- und Kraft-Anlazen
A. G.. Berlin, hingewiesen! und festgestellt, daß die Ent-
wicklung der Beteiligungen im laufenden Jahr, soweit sich
die Ergebnisse bisher übersehen ließen, den Verhältnissen
entsprechend noch immer befriedige.
Die Gesehäftserträgnisse der Elektra, A.G.. Dres-
den, betrugen 1928 mit Zinsen 2 379 675 RM (2 482 7% i.V.)
und der Reinzewinn 1915 239 RM (1909 438 i. V.). Hieraus
hat die Gesellschaft wieder 12 % Dividende auf 15 MiNI RM
Aktienkapital zur Verteilung gebracht. Die Verwaltung
glaubt auch weiterhin mit einer günstigen und «leiehmäßi-
gen Entwicklung der Elektra rechnen zu können.
Bei allen Unternehmungen der Allgemeinen
Lokalbahn- und Kraftwerke-A.C., Berlin,
haben Stromabsatz und Verkehr 1928 weiter, u. zw. teil-
weise beträchtlich zugenommen, doch sind die Mehrein-
nahmen größtenteils durch das im Verhältnis noch stär-
kere Anwachsen der Betriebskosten auferezehrt worden.
Aus Anlagen und Beteilie.ınzen wurden 3707118 IM
(3832322 i. V.), an Zinsen und sonstigem 1045 956 RM
(710 972 i. V.) eingenommen. Der Reinzewinn von 2 506 313
RM (2 104 516 i. V.) gestattete wieder 12% Dividende auf
nunmehr 18 Mill RM Stammaktienkapital.
RECHTSPFLEGE.
Ist Entgelt für die Benntzung von Straßen durch
Stromleitungen sowie Entgelt für das ausschließliche
Recht zur Abgabe von Elektrizität abzugsfähige Betriebs-
ausgabe? — Ein Wlektrizitätswerk bezahlt an die Gemein-
den des von ihm mit Licht- und Kraftstrom belieferten Be
zirkes eine bestimmte Abgabe dafür, daß ihm das Recht
eingeräumt wurde, über Straßen, Were und Plätze die
Sıromleituneen zu führen und als einziges Unternehmen
in diesem Bezirke zur Abgabe von Elektrizität ermächtizt
zu sein. Bei Berechnung des Gewerbesteuersolls stellte
sich das Werk auf den Standpunkt, daß dieses an die G>-
meinden geleistete Entgelt „abzugefähige Betriebsaus-
gabe“ sej und folglich abgesetzt werden müsse. Der Ge-
werbesteuerberufungsausschuß verneinte die Abzugs-
fähigkeit unter Hinweis auf § 5 Abs. II der Gewerbesteuer-
verordnung. Das zur Entscheidung angerufene OV G. be-
kannte sich mit Urteil v. 23. X. 1928$ — VHI G. St. 2. 98 —
zu folgender Auffassung: Der Vertrag, dureh den dem
Werke die Benutzung von Straßen, Wegen und Plätzen
zur Leitungsführung eingeräumt ist, stellt sich als ein
Miet- oder Pachtvertrag dar. Die Überlassung des zur
Stromführung erforderlichen Raumes in Straßen und auf
Plätzen hat im übrigen auch das RG. in mehreren Ent-
echeidungen als den möglichen Gegenstand eines Miet- oder
Pachtvertrages bezeichnet (RG-Entsch. Bd. 97, S. 18, 22:
Bd. 108, S. 204). Demgemäß ist das Entgelt für das Straßen-
benutzunesrecht Miet- oder Pachtzins. Da nach § 5 Ahs. II
GewStVdg. solche Ausgaben nicht zu den abzues-
fähigen Betriebsausgaben gehören, können sie bei Be-
rechnung des (Grewerbesteuersolls auch nicht abzesetzt
werden. Dagegen ist eine vertragliche Abgabe, die dafür
bezahlt wird, daß dem Werk das ausschließliche Recht zur
Abgabe von Elektrizität im Bezirke der Gemeinden von
diesen eingeräumt wurde, nicht Miet- oder Pachtzins,
denn es fehlt diesem Vertragsverhältnis jedes Kriterium
eines Miet- oder Pachtvertrages. Das Entgelt für ein
solches Ausschließlichkeitsrecht ist als abzugsfihige Be-
triebsausgabe anzusprechen, da diese Ausgabe zu keiner
der unter & 5 GewStVdg. aufgeführten, ausdrücklich als
nicht abzuesfähie bezeichneten Betriebsausgaben wehört.
Damit war die strittire Rechtsfrare grundsätzlich beant-
wortet. In dem praktischen Fall lag aber insofern eine
weitere Schwierigkeit, weil die von dem Werke zu zah-
lende Abgabe eine Gesamtabgzabe war, also die Höhe der
Abgabe für das Benutzungsrecht und die für das Aus-
schließliehkeitsreeht nicht einzeln nannte. Bei Berechnung
der einzelnen Abgabe ist nach Auffassung des OVG. zu
berücksichtigen, daß durch die Einräumung eines derarti-
gen Ausschließlichkeitsrechtes sich die Gemeinden des
Rechtes begeben haben, ihre Straßen und Plätze anderweit
an Eiektrizitätswerke für Anlage eines Leitungsnetzes zu
vermieten. Dr. jur. C.v.demBusch.
t Vgl. hierzu ETZ 1928, S. 1800.
18. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
1066
GEWERBLICHER RECHTSSCHUTZ.
Zahlung patentamtlicher Gebühren. — Durch eine im
Dt. Reichsanz. 1929, Nr. 98 veröffentlichte Bestimmung
des Präsidenten des Reichspatentamts vom 23. IV. 1929
wird der Barzahlung einer an das Reichspatentamt zu ent-
richtenden Gebühr außer den bisher üblichen Wegen
auch noch der Eingang des Auftrags bei der Reichshanpt-
kasse zu einer durch Buchausrzleich vorzunehmenden Gut-
schrift für die Kasse des Reichspatentamts gleichgestellt.
Diese Möglichkeit zur rechtzeitiren Wahrung von Zah-
lunesfristen dürfte i. a. wohl keine große Bedeutung
haben, immerhin aber als Erweiterung der bisherigen
Zahlungsmögrlichkeiten angenehm empfunden werden.
Vorbenachrichtigung über Gebührenzahlung durch
das Reichspatentamt. — Bekanntlich erläßt das Reichs-
patentamt, wenn die Jahres- bzw. Erneuerungszebühren
für Patente, (Gebrauchsmuster und Warenzeichen nicht
rechtzeitig einzezahlt werden, eine einzeschriebene Mit-
teilung, wonach die Zahlung nur noch innerhalb eines
Monats mit Strafzuschlax erfolgen kann. Seit 1926 ist
das Amt in Rücksicht auf die schwierize wirtschaftliche
Lage dazu übergegangen, vor dieser die letzte Frist in
Gang setzenden Benachrichtigung eine Zwischennachricht
abzusenden, dureh welche die Empfänger auf die in Aus-
sicht stehende endgültige Benachrichtigung hingewiesen
werden mit dem Bemerken, daß deren Absendung noch
einige Zeit hinauszeschoben werden könne, wenn um-
gehend triftiee Gründe dafür beigebracht werden können.
Das Reichspatentamt hat diese Zwischennachricht seit
dem 1. VII. 1927 für Gebrauchsmuster und Warenzeichen
nicht mehr erlassen, da es sich ergab, daß ein Bedürfnis
dafür nicht bestand. Die Erfahrung hat inswischen, wie
eine Mitteilung des Präsidenten des Reichspatentamts
vom 14. V. 1929 angibt, gezeigt, daß auch bei Patenten für
dieses weitgehende Entgegenkommen der Behörde kein
Bedürfnis mehr besteht. Es ist danach von der Vergün-
stirung in den letzten Jahren so wenig Gebrauch gem>«t+t
worden, daß das Reichspatentamt sich mit diesen Zwi-
schennachrichten nicht mehr befassen möchte. Sie fallen
daher auch für Patente seit dem 1. VI. 1929 weg, so daß
in Zukunft nur noch die unmittelbar die letzte Monats-
frist in Lauf setzende Nachrieht zugestellt wird. Da-
gegen steht es den Patentinhabern frei, die Verzögerung
dieser Nachricht von sieh aus zu beantragen. Der Präsi-
dent sagt bei rechtzeitigem Eingang der Gesuche wohl-
wollende Berücksichtirung zu. Diesem Antrage müßte
dann Beweismaterial für das Unvermögen, alsbald die
erforderlichen Mittel zu beschaffen, beigefügt werden.
Beitritt der Schweiz zum Haager Abkommen. — Die
Schweiz ist dem Pariser Unionsvertrage in der Fassung
des Haager Abkommens vom 6. XI. 1925 mit Wirkung
vom 15. VI. 1929 beigetreten. Durch ein Bundesgesetz
sind diejenigen Änderungen der schweizerischen Gesetze
vorgenommen worden, die sich durch das Iaager Abkom-
men ergeben.
Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld I, Berlin.
VEREINSNACHRICHTEN.
EV
Elektrotechnischer Verein.
(Einzetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
velle. Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 2697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02.
Fachsitzung
für Elektromaschinenbau (EVM) am 12. Februar 1929,
in der Technischen Hochschule zu Charlottenburg.
Besprechung des Vortrags
des Herrn Oberingenieur Schiemann:
„Elektromagnetische Schlagwerkzeuge“.
Vorsitz: Herr Obering. Schüler.
Nach Eröffnung der Sitzung hält Herr Oberingenieur
Schiemann den Vortrag!, an den sich folgende Be-
eprechung anschließt:
Vorsitzender: Da ich auf dem vom IIerrn Vortraxzen-
den behandelten Gebiete früher selbst gearbeitet habe, so
möchte ich den Vortrag in einigen Punkten ergänzen. Der
geschichtliche Überblick des Herrn Vortragenden war
sehr interessant: vielleicht hätte er noch etwas weiter
zurückgreifen können. Als älteste elektromaznetische
Hämmer hat er die von DEPOELE und MARVIN erwähnt.
Ich darf daran erinnern, daß WERNER SIEMENS bereits
irn Jahre 1879 ein Patent auf einen elektrischen Hammer
zenommen hat, der eigentlich nicht sehr stark von den
späteren Konstruktionen abwich. Dieser Hammer gehörte
zu der Kategorie der Hämmer, die mit Gleichstrom und
Wechselstrom arbeiten. Ein Eisenkern wurde durch eine
mit Gleichstrom erregte Spule polarisiert. Zwei weitere
Spulen — oben und unten je eine — wurden mit Wechsel-
strom gespeist, so daß der Kern abwechselnd nach der
einen und anderen Seite gezogen wurde.
Aus den Ausführungen des Herrn Vortraxenden ging
nicht ganz klar hervor, weshalb der Hammer von Marvin
Dicht in der gewünschten Weise funktionieren konnte. Es
wurde bei diesem Hammer ein synchron rotieremler Kom-
mutator benutzt, der jeder der beiden Spulen während der
Dauer einer Spannungshalbwelle Strom zuführte. Marvin
hatte offenbar nicht erkannt, daß wegen der Selbstinduk-
tion der Spule der Ablauf einer Stromhalbwelle mehr Zeit
—
- —
1 SR 1097 dieses Heftes.
in Anspruch nimmt als die Dauer einer Spannuneshalb-
welle: aus diesem Grunde konnte bei seiner Einrichtung
eine funkenfreie Stromunterbreehune nicht erzielt werden
Die Erkenntnis dieser Tatsache bildete die Grundlage
meines im Jahre 1911 angemeldeten Patentes. Ich ver-
wendete damals ebenfalls einen synchron umlaufenden
Unterhrecher, benutzte aher Kontakte von solcher Länge,
daß die Mammerspule während der ganzen Dauer einer
Stromhalbwelle eingeschaltet war. Auch die Verwendung
von Ventilröhren, beispielsweise Quecksilberdampfeleich-
richtern, wurde in meinem Patent bereits erwähnt. Durch
ein solches Ventil wird natürlich selbsttätig ein Stromstoß
von genügender Dauer bewirkt. Nach diesem Prinzip
arbeitet auch der vom Herrn Vortragenden beschriebene
amerikanische Syntron- Hammer.
Die Hauptschwieriekeit, die bei elektromaenetischen
Hämmern auftritt, ist die, daß es praktisch nicht möglich
ist, bei größeren Schlagstärken den Kern des Elektr»-
magneten, also den Hammerbär, zu lamellieren: infolge-
dessen hat man hohe Wirbelstronverluste, Feh habe
seinerzeit, als ich meinen Hammer baute, versucht, den
Wirkungsgrad genau zu berechnen: der Herr Vortragende
hat das auch erwähnt. Ich kam dabei auf Wirkungserade
in der Größenordnung von einigen 60 %. Diese Wirkungs-
grade wären auch erreicht worden, wenn ich nicht den
Wirbelstromverlust im Hammerbär der Einfachheit halber
vernachlässigt hätte. Diese Vernachlässigung führte da-
zu, daß der Wirkungsgrad nicht 60 % sondern nur etwa
20 % betrug. Ich hahe dann alle möglichen Konstruktio-
nen versucht, um einen lamellierten Schlaskolben zu
bauen. Sie haben auch so lange gut gehalten, als der
Hammer noch keine erhebliche Schlarleistung hatte. Als
es mir aber gelang, eine erhöhte Schlagleistung zu er-
zielen, ging auch der Kolben entzwei. Der Thauma-
Hammer, den der Vortraxende erwähnte, hat allerdings
einen lamellierten Kolben: ich glaube aber nicht, daß mit
ihm schon erhebliche Schlagleistunzen erreicht wurden.
Der Syntron-THammer besitzt einen massiven Kol-
ben und begnügt sich dementsprechend auch mit einem ver-
hältnismäßigz niedrigen Wirkungsgrad. Nun spielt ja der
Wirkungsgrad an sich keine erhebliche Rolle Man hat
als Konkurrenz den Luftdruckhammer, dessen Wirkungs-
grad in der Größenordnung von 10 % liegt. Der schlechte
Wirkungsgrad bewirkt aber, daß der Hammer sehr schnell
warm wird, so daß man ihn echon nach wenigen Minuten
nieht mehr anfassen kann. Beim Syntron-Hammer wird
dies dadurch vermieden, daß Luft durch den Hammer ge-
blasen wird, um ihn zu kühlen. In dem einen Bilde sahen
wir einen dicken Schlauch, der den Kasten mit dem Ham-
mer verband. In diesem Schlauch befindet sich nieht nur
die Leitung, sondern es wird auch ein kräftiger Luftstrom
1066
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
18. Juli 1929
Anrch ihn hindurchzehlasen. In dem Kasten befindet sich
nicht nur der Röhrenzleichriehter sondern anch ein elek-
trisch betriebene: Gebläse. Man kann nicht gerade be-
hanpten, daf die Lösung sehr elegant ist: aber es geht,
und der Erfolz ist da.
Herr Wibel: Neben den elektromaznetischen Häm-
mern und den Drucklufihämmern gibht es nech eine Zwi-
schentrpe, die allerdings aueh mit Luft arbeitet, aber nich!
mit Prehinft. Sie hat einen Wirkunz=zrad, der immerhin
artiehlich ginstieer ist a's der der Preklnffhämmer, So
dap man, wenn man die Wirxunz-crade miteinander ver-
vjeicht, wieder zu anderen Vergieichadaten kommt.
Vorsitzender: Sie meinen den Fein-Hammer,d:r
mit einer Ssenwinzenden Lnft-anle arbeitet. Der erste
Hammer dieser Art wurde von Ingersoll in Amerika
gemacht: jetzt fertivet sie Fein an. Per zewöähnliche Pres-
lufthammer hat de -halb einen so schlechten Wirkungsgrad,
weil die Luft komprimiert wird und -ich dabei erwärmt.
Bei der schwinzenden Luftsänle fallt dieser Verlust fort.
E=- kommen aber andere ‘Schwierigkeiten hinzu, die mon
er-t kennen lernt, wenn man sich mit diesem Hammer
naher beschäftiet. Sehr hoch i-t der Wirkungsgrad auch
nicht.
Herr Bissehop: Alle bisher bekannten elektremarne-
tischen Hämmer sind hauptsächtieh an der zu hohen E>-
w.ıurmunz, die bereits nach wenigen Petriehsminuten aif-
tritt, gescheitert. Selhst das Durchhlasen von Kühlluft
mittels eines durch Motor angetriebenen Ventilators hat
es nech nicht ermörlicht. eine längere, pausenlinse Be-
triebszeit zu erreichen. Fin fur den praktischen Betrieb
brauchbarer Hammer muß mindestens eine halbe Stunde
arbeiten können, ohne so warm zu werden, daß man ibn
nieht mehr anfassen kann. Fs zenüzt nicht, wenn die vom
VDE zueelassenen Temperaturen von 50° eingehalten
werden. Sie ergaben bei 20° Lufttemperatur eine Hammer-
temperatur von 70°, bei der schon ein Anfassen ohne
Handschuhe unmöglich ist. Im Höchstfalle sind vielleicht
41° am Gehäise zulässie. Der vom Herrn Vortrarenden
erwähnte Sintron-Häammer mit 30 kg Gewicht ist, soweit
mir bekannt ist, ein Spezialapparat zum Schienenstopfen,
der bei der Arbeit nicht getragen zu werden braucht.
Vorsitzender: Ich kann wohl sagen, daß mein Hammer,
der von der Firma Pr. Max Levy seinerzeit gebaut wurde,
eizentlich sehr gut gearbeitet hat. Man konnte immerhin
etwa eine halbe Stunde ununterbrochen mit ihm arbeiten,
ohne daß er zu heiß wurde. Es haben sieh auch viele für
ihn interessiert und Hämmer zur Probe bestellt. Das
waren aber hauptsächlich größere Firmen, die auch l’ruck-
lufthämmer benutzten. Nach einizen Wochen sandten sie
den Probehammer zurück mit dem Bemerken, daß die
Preßlufthämmer bei gleichem Gewicht mehr leisteten. Das
ist richtig: es wird wohl noch sehr lange dauern, bis die
elektrischen Hämmer bei gleichem Gewicht dasselbe lei-
sten wie die Preblufthämmer. Man muß nämlich bedenken,
daß die Preßlufthämmer die Energie bereits in mecha-
nischer Form erhalten, während der elektromarnetieche
Hammer erst die elektrische Energie in mechanische
Energie umwandeln mub.
Herr Müller: Ich vertreibe die Bewi-Himmor seit
etwa drei Jahren und habe fe-tzestellt, daß sie zn Anfang
für den Dauerbetrieb nicht geeignet waren, weil sie sich zì
schnell erwärmten. Wir haben aber dieses Problem ge-
löst, indem wir mit der Leistung etwas heruntereezanzen
sind und das Gehäuse, das außen herum angebracht war.
wegeelassen haben. Wir haben dadurch den Hammer für
den Dauerbetrieb verwendbar gemacht. Tr kann ohne
Unterhbrechunz 10 h und länger arbeiten, ohne daß die Er-
wärmunz unerträglich wird.
Hinsichtlich der Schlaewirkunz ist zu sagen, daß wir
5 Gröben liefern: eine 6. Größe wird vielleicht in einigen
Monaten auf den Markt kommen. Ich glaube ganz be-
stimmt, dab man mit diesem Hammer Nietleistunezen bis
zu einem Durchme=-<er von 15 mm erreichen Kann: denn
mit der D Gröbe kann man ohne weiteres 5 mm starke
Nieten im Dauerbetrieh schlagen, Das Gewicht des leich-
testen Hammers beträgt 1 kr und das des schwersten —
Gröbe3 — 53 kze. Die 6. Type wird ein Gewicht von etwa
1o kr haben. Jedenfails arbeiten die Hämmer sehr et.
Wenn die Kunden mit dem Hammer nicht zufrieden sind,
dann aus dem Grunde, weil eie von dem elektrischen
Hammer dasselbe verlangen wie von einem Preßluft-
hammer. Aber für viele Arbeiten hat sich der Hammer
bestens bewährt. Vor allen Dingen hat er dank seiner ein-
fachen Bauart eine sehr lange Lebensdauer. leh habe
zb Hämmer geliefert, die schon zwei Jahre in Betrieb
sind, ohne dab eine Reparatur inzwischen erforderlieh ge-
worden ist. Im übrigen sind die einzelnen Teile sehr leicht
auswechselbar.
Herr Bissehop: Die ausliegend»n Pruck=s-hriften des
B-wi-Hammers lassen erkennen, wie weit die Leistungen
elektrischer Hammer noch hinter denjenigen von Preßluft-
hämmern zuriickbleiben. Herr MÜLLFR gab an, daß der
Grotte Bewi-Hammer *.3 kg wiegt. Nach der in der Druck-
schrift enthaltenen Tabelle hai dieser Hammer hei
Schmirdeeisen eine Spanleistunze von 20 e Ein gleich
schwerer Preßbinffnammer hat aber hei 6 at eine Span-
leistung von schätzunz<sweise 160...190 g: diese Leistung
ist für den Betriensmann allein maßzehend. Nach der er-
nannten Leistung des Bewi-Hammers kann man schätzen,
daß er einen Niet ven 6 mm Dmr. schlazen wird. Der
gleich schwere Preßsinfhammer schlägt dagegen ein-
wandfrei Niete von 23 mm I’mr. Diese Beispiele zeigen
zur Geniige, welche Fortschritte der Elektrohammer noch
machen muß.
_ Herr Müller: Ich zebe zu, dab die Hämmer für schwere
Nijetarbeiten noch nieht entwickelt sind: zum Gußpntzen,
F.ntzraten und für andere leichte Arbeiten werden die
Hämmer jedach auch in der Eisenindustrie benutzt. Pe-
sonders viel werden die Bewi-Hämmer in der Steinindustrie
verwendet. In die-er lest man nicht so zrobes Gewicht
anf einen kräftigen Schlar: denn hei der Bearbeitung ven
Marmor, besonders der scharfen Kanten, die nicht aus-
brechen dürfen, lest man mehr Wert aaf einen weichen
Schlag und eine hohe Schlarzahl. Daß die Hammer trotz-
dem gunt arbeiten, beweisen die ständigen Nachbestellungen
und Referenzen.
Herr Wibel: Ich möchte dazu erwähnen, daß beim
Fein-Hammer die kleinste Pistele nur 0,6 ke wiegt, wäh-
rend die kleinere Type des elektramaznetischen Hammer:
schon 1 kg wiegt.
Herr Stäblein: Eine prinzipielle Schwierirkeit beim
elektrischen Hammer scheint mir darin zu liegen, dab er
infolge der Period»nzahl 50 gezwungen ist, mit einer sehr
hohen Schlazzahl zu arbeiten. Der Unterschied im Ver-
halten gegenüber sprödem und verhältnismäbßiz elastischem
Material beruht vermutlich darin, daß der Meißel eine
elektrischen Hammers infolge der hohen Schlarzahl nur
eine verhältnismabie kleine Energie pro Schlag auf-
speichert, die unter Umständen nicht genügt, das Material
so zu gestalten, daß eine bleibende Formänderung erzielt
wird. Anders dagegen ist es beim spröden Material, bei
Marmor und Gestein. — Dann möchte ich noch fragen, wie
der Wirkungsgrad eines solchen Schlagwerkzeures bé-
stimmt worden ist. Ich stelle mir eine einwandfreie Be-
etiimmung verhältnismäßig schwierig vor.
Vorsitzender: Sie haben vollkommen recht: Die
Schwierizkeit beim elektrischen Hammer liest darin, dab
die Energie eines Schlares verhältnismäßig gering ist,
was auch durch grobe Schlazzahı nicht ausgeglichen wer-
den kann. Ich habe schon seinerzeit versucht, die Schlar-
zahl zu verringern, indem ich durch den mechanischen
Kontaktapparat nicht nur einen sondern mehrere Pol
wechsel unterdrückt habe. Sie eagten, glaube ich, ich hätte
einen vierpolizen Motor genommen: in Wirklichkeit hae
ich aber einen sechspolizen Motor genommen, so daß ich
nur mit 1000 Schlägen i.d. Min. gearbeitet habe, was un-
eefähr der Schlazzahl von Preßlufthämmern entspri-ht.
Die Energie jede- Schlases wurde dadurch aber nicht
we=-entlieh größer: ich erreichte nur den Vorteil, dab ir-
folge der geringeren Schlarzahl die Erwärmung kleiner
war. Die Syntron Compagnie arbeitet bei stärkeren Ham:
mern mit einer geringeren Periodenzahl, mit 25, zum Teil
sogar mit 15 Hz. Dies bedingt aber die Verwendung b-
sonderer Maschinen, man muß auf den direkten Anschlub
an die Lichtleitunz verzichten.
Die Messung des Wirkunzserades ist natürlich nicht
ganz einfach. Sie geschieht in der Weise, daß man dr
Geschwindigkeit des Hammerbärs beobachtet, am besten
wird am Hammerbär ein Spiegel angebrachi; ein Licht-
zeizer schreibt auf lichtempfindlichem Papier, so daß man
die Enlzeschwindirkeit aus der Kurve ersehen kann. Der
Mr:
Wirkungsgrad ergibt sich dann aus der Nutzenergie "a
und der zugeführten elektrischen Energie.
Vortragender: Der Hammer von WERNER SIEMENS ist
mir bekannt, ich halte das System sogar für sehr gut, der
Hammer ist jedoch konstruktiv nicht eut durchrebildrt
worden. Meines Wissens ist von den SSW bisher kein
elektromarnetischer Hammer in den Handel gebrach’ wor-
den. In Vorträgen und Aufsätzen hat man bieher fast
immer nur ein System behandelt. Heute ist wohl zum
an ii EEE a o a
18. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
erstenmal versucht worden, einen Überblick über die wich-
tirsten Systeme zu geben. Herr Obering. SCHÜLER
meinte, es wäre nicht möglich, derart rotierende Gleich-
richter ohne Funkenbildung herzustellen. Hierzu kann
ich sagen, daß sie nach der Literatur, die ich zu meinem
Aufsatze in der ETZ (S. 1037 dieses Heftes) angegeben
habe, funkenlos gearbeitet haben.
Vorsitzender: Sie haben mich mißverstanden. Ich
meinte, wenn der rotierende Kontakt aus einem in der Mitte
geteilten Schleifring besteht, so müssen Funken entstehen.
Wenn aber das Kontaktsegment einen Bogen von mehr als
130 ° bedeckt, so kann man erreichen, daß der Stromkreis
in dem Augenblick unterbrochen wird, in dem der Strom
verschwindet.
Vortragender: Eine Schleifrinzverlängerung über
180° war bei den Marvin- und den SSW-Maschinen nicht
notwendig, weil sie nicht im Spannungesnullpunkt, wie der
Schülerhammer, sondern etwa im Spannungsmaximum ein-
schalteten. Den SSW-Teilstromerzeuger für Versuche an
elektrischen Hämmern habe ich oft ganz funkenlos arbeiten
sehen. Das Mißverstchen ist auf Ihrer Seite.
Die Lamellierung des Kolbens ist bei richtiger Kon-
struktion möglich, für große Leistungen liegen allerdings
Erfahrungen über Dauerbetrieb noch nicht vor. Für die
Steinbearbeitung hat sich die Kolbenlamellierung des Bewi-
Hammers sehr gut im Dauerbetrieb bewährt. Ähnlich ver-
hält es sich mit der Kühlung. Für große Leistungen, wie
sie die Metallbearbeitung erfordert, wird man wohl eine
künstliche Kühlung anwenden müssen. Für cie Stein-
bearheitune hat sich kürstliche Kühlung nicht erforderlich
gezeigt, wie der Bewi-Hammer erkennen läßt.
Zu den Ausführungen des Herrn STÄRLEIN erwähne
ich zustimmend, daß es allerdings leichter ist, eine hohe
Schlarzahl zu erreichen als eine Schlagstärke, die einen
kräftizen Metallspan nimmt. Hierzu muß der Hub nicht
zu klein sein. Es ist zu beachten, daß bei unverändertem
Hub und Kolbengzewicht die mechanische Leistung mit der
dritten Potenz der Schlagzahl wächst, die Spanbildung
noch schneller.
Elektrotechnischer Verein:
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftstelle: Berlin W 67, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Bi Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 218 12.
Bekanntmachung.
Betr. Ermäßigung für den Bezugspreis des Technischen
Literaturkalenders.
Unter Bezugnahme auf unsere Veröffentlichung in
Heft 20, S.735 der ETZ, machen wir darauf aufmerksam,
daß die seinerzeit unseren Mitgliedern einzeräumte Be-
zuespreisermäßigung auf den Technischen Literatur-
kalender (herausgegeben von Dr. P. Otto unter Befür-
wortung durch den Deutschen Verband Technisch-Wissen-
sehaftlicher Ver>ine) von 24 RM auf 20 RM noch bis zum
31. Dezember 1929 verlängert worden ist. Bestellungen
sind an unsere Geschäftstelle zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker e. V.
Der Generalsekretär:
I.V. Zimmermann.
Kommission für Installationsmaterial.
Nachstehend wird der zu dem Schlußentwurf der
„Leitsätze für Installations-Selbstschalter” gehörende
Normblattentwurf
DIN VDE 9500 IS-Stöpsel-Schalter
6 bis 15 A 250 V
bekanntgegeben.
Einsprüche sind in doppelter Ausfertigung bis zum
1. September 1929 an die Geschäftstelle zu richten.
Noch nicht endgültig
IS-Stöpsel-Schalter
6 bis 15 A 250 V Entwurf 1
Elektrotechnik VDE
Maße in mm
45%
329
Größtmaß
S
g
Q
$
V
N
Edison-Gewinde E 27 nach DIN VDE 400
Paßschraube für 6 bis 15 A nach DIN VDE 9360
IS-Stöpsel-Schalter müssen den „Vorschriften für die Kon-
struktion und Prüfung von Installationsmaterial‘“ des VDE
entsprechen.
Juli 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
Neu erschienene Normblätter.
Folgende DIN VDE-Normblätter sind neu erschienen:
DIN VDE 4 Januar 1929. Abstufung von Stromstärken
, bei Elektrizitätzählern.
DIN VDE 1507 April 1929. Rundfunkgerät. Röhrensockel
mit 6 und 7 Stiften. Zuordnung der Stifte
zu den Elektroden.
DIN VDE 3130 Juli 1929. Elektrische Bahnen. Schienen-
verbinder für Feld- und Grubenbahnen.
DIN VDE 3142 Juni 1929. Elektrische Bahnen. Fahrdraht-
klemmen für Rillen-Fahrdraht Ri. Ge-
windebolzen-Aufhängune.
Juni 1929. Elektrische Bahnen. Fahrdraht-
klemmen für Rund-Fahrdrabt Ru. Ge-
windebolzen-Aufhlängung.
DIN VDE 3170 Juni 1929. Elektrische Bahnen. Schnallen-
Isolatoren. Betriebspannung bis 750 V.
Juni 1929. Elektrische Bahnen. Sattel-
Isolatoren.
Juni 1929. Elektrische Bahnen. Sattel- und
Schnallen-Isolatoren. Verbindungschrau-
ben.
DIN VDE 3175 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen-
stromabnehmer für elektrische Gruben-
bahnen von 900 mim Sp irweite. Übersicht.
DIN VDE 3177 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen-
stromabneh:ner für elektrische Gruben-
bahnen von 900 mm Spurweite. Spitzwink-
lige Rohrfassung.
DIN VDE 3178 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen-
stromabnehmer für elektrische Gruben-
bahnen von 900 mm Spurweite. Stumpf-
winklize Rohrfassung.
DIN VDE 3143
DIN VDE 3171
DIN VDE 3172
1068
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
18. Juli 1929
DIN VDE 3179 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen-
stromabnehmer für elektrische Gruben-
bahnen von 900 mm Spurweite. Mittleres
Gelenk.
DIN VDE 3180 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen-
stromabnehmer für elektrische Gruben-
bahnen von 900 mm Spurweite. Obere Rohr-
fassung.
DIN VDE 3181 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzer-
stromabnehmer für elektrische Gruben-
bahnen von 900 mm Spurweite. Isolier-
stück.
DEN VDE 3182 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen-
stromabnehmer für elektrische Gruben-
bahnen von 900 mm Spurweite. Oberes
Gelenk.
DIN VDE 3184 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen-
stromabnehmer für elektrische Gruben-
bahnen von 900 mm Spurweite. Walzen.
DIN VDE 3185 August 1929. Elektrische Bahnen. Walzen-
stromabnehmer für elektrische Gruben-
bahnen von 900 mm Spurweite. Führungs-
muffe.
DIN VDE 9351 Juni 1929. L -Sicherung - Schraubstöpsel
6 bis 60 A 500 V und Zubehör.
DIN VDE 9398 April 1929. Sicherungs-Patronen 250 V für
Steckdosen nach DIN VDE 9402.
DIN VDE 9651 Juli 1929. Fassung für Röhrenlampen mit
beiderseitirem Sockel nach DIN VDE 9650
(Soffittenlampen). Berührungschutzlehre.
DIN VDE 9652 Juli 1929. Fassung für Röhrenlampen mit
beiderseitigem Sockel nach DIN VDE 9650
(Soffittenlampen). Tiefen- und Weiten-
lehren.
Alle Anfragen bezüglich Lieferung und Versand der
Normblätter sind an die Beuth-Verlag G. m. b. H., Berlin
S 14, Dresdener Straße 97, zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker e.V.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
Auszeichnungen. — Die T.H. Aachen hat dem Geh.
Regierungsrat a. D. Herman Sehlüpmann, stellver-
tretenden Vorsitzenden der Osram (r. m. b. H. in Berlin, in
Anerkennung seiner hervorragenden technischen und wirt-
schaftlichen Verdienste um die deutsche Glühlampenindu-
strie und die tatkräftire Förderung ihrer wissenschaft-
lichen Bestrebungen die Würde eines Dr.-Ing. E.h. ver-
liehen.
Jubiläum. — Am 20. VII. d.J. feiert Dir. Dipl.-Ing.
Henry Gottschalk, Aronwerke Elektrizitätsgesell-
schaft m. b. H., das 2djährize Dienstjiubiläum. Er trat im
Jahre 1904 in die damalige, noch von Prof. H. Aron
geleitete Firma H. Aron Klektrizitätszählerfabrik ein,
war zuerst als Konstrukteur, Laboratoriums- und Patent-
ingenieur, später als Betriebsingonicur tätig und stieg
nach wenigen Jahren zum Geschäftsführer auf. Naeh
dem Tode Arons übernahm er die technische Leitung
der Firma, an deren Aufstieg und weiteren Entwicklung
er einen großen Anteil hat. Viele Neuerungen im Zähler-
bau, insbesondere Spezialkonstruktionen, und in der Radio-
technik sind ihm zu danken. Er gehört u.z. zur Zeit dem
Präsidium des Verbandes der Funkindustrie an, dessen
Interessen er auch in zahlreichen Kommissionen vertritt.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Neue Ausführungen von Fernmeßanlagen.
Unter obiger Überschrift veröffentlichte Herr Dipl.-
Ing. W. STERN in der ETZ 1929, S. 351°, eine neue
* Siehe auch ETZ 198, S. 2,2 u. 1326
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Berlin W 57, Kurfürstenstraße 15/16.
Betr.: Unberechtigte Verwendung des VDE-Zeichens.
Urteil!
Das Amtsgericht Kirchenlamitz erkennt in dor
Privatklagesache des Verbandes Deutscher Elektrote-h-
niker e.V. in Berlin gegen Rudolf Zapf. Fabrikant in
Marktleuthen, wegen eines fortzesetzten Vergehens nach
§ 14 Abs. II des Gesetzes zum Schutz der Warenbezeich-
nungen in der öffentlichen Sitzung vom 2. Mai 1929 auf
Grund der Hauptverhandlung vom 25. April 1929 zu Recht:
1. Rudolf Zapf, geboren am 27. Oktober 1889 in
Schönbach, prot., verh., Fabrikant in Marktleuthen, ist
schuldig eines fortzesetzten Verschens gegen § 14 Abs. II
des Gesetzes zum Schutze der Warenbezeiechnungen und
wird deshalb in eine Geldstrafe von zwanzig Mark,
umgewandelt für den Fall der Uneinbrinzlichkeit in eine
Grefänenisstrafe von zwei Taxen, sowie in die Kosten des
Verfahrens einschließlich der dem Privatkläger erwach-
senen notwendigen Auslagen verurteilt.
2. Zugleich wird dem Privatkläger die Befugnis zu-
gesprochen, die Verurteilung auf Kosten des Angeklagten
innerhalb vier Wochen nach Rechtskraft des Urteils durch
einmalige Einrückung der Urteilsformel in der „Elektro-
technischen Zeitschrift” öffentlich bekanntzumachen.
Bekanntmachung.
Die Prüfstelle hat einen Nachtrag nach dem Stande
vom 1. V11.1929 zu der „Zusammenstellung der erteilten
Genehmigungen zur Benutzung des VDE-Zeichens sowie
der zugewiesenen Firmenkennfäden nach dem Stande vom
1. 1. 1929” herausgegeben.
Wir machen darauf aufmerksam, daß dieser Nachtrag
gegen Einsendung des Portos kostenlos abgegeben wird.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Zimmermann.
Methode zur Messung großer Leistungen oder Ströme
auf weite Entfernungen. Der Grundgedanke der besehrie-
benen Meßmethode ist der, große Ströme oder Leistungen
über Leitungen geringen Querschnitis fernzumessen unter
Benutzung einer kleinen Melidynamo, deren Gleichspan-
nung sich proportional mit der fernzumessenden Strom-
stärke oder Leistung ändert. Genau derselbe Grund-
gedanke ist zuerst von mir im Jahre 1929 in der ETZ,
S. 97, veröffentlicht worden und durch Patent Nr. 326 338
geschützt gewesen, was Herrn Dipl.-Ing. W. STERN leider
unbekannt gewesen zu sein scheint. Alle die Vorteile der
Fernmessung mittels Gleichstrom, die Herr W. STERN
ins Feld führt, sind mir s. Z. wohl bewußt gewesen, ebenso
etwaige Erweiterungesmörlichkeiten meines Grundredan-
kens, zumal auch von mir schon damals die praktische Aus
führung meines Meßsystems nach der Art der Motorzähler
gedacht war. Der Schlußsatz meiner Patentbeschreihbung
lautete: „Das ganze MeBaggregat kann ähnlich den Motor-
zählern ausgeführt und bequem in dem Gehäuse eines
solchen untergebracht werden.”
Jedenfalls kann nun an der Tatsache, daß auch bei
meiner Meßeinrichtung der Schwerpunkt darauf ruht, die
sich ändernde Gleielispannung einer kleinen Melsdyname
zur Fernmessung zu benutzen, dureh keinerlei Einwände
gcrüttelt werden.
Angeblich andere bezügliche Patente sind mir unbe-
kannt. Mit der Patentsehrift allein liegt auch noch keines-
wegs eine prioritätsichernde Veröffentlichung einer Neu-
heit vor, wie 2. B. bei meinem eigenen nachmaligen
Patente Nr, 400 3201 Deshalb habe ich auch, um mir die
Priorität zu wahren, nicht bloß das Patent auf die Fern-
messungz genommen sondern die Neuheit derselben in der
allbekannten ETZ ausführlich beschrieben, d h. veröffent-
licht. Auch habe ich den Grundgedanken der neuen Fern-
messung schon im Jahre 1913 ausgesprochen, was von der
damals unterriehteten Seite bestätigt werden könnte..
Hamburg, 16. IH. 1929, Hugo Ring.
18. Juli 1928
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
1069
Erwiderung.
Nachdem ich Gelegenheit genommen habe, die Aus-
führungen des Herrn RING durchzulesen, möchte ich ihm
zunächst mitteilen, daß der Gedanke, große Ströme unter
Benutzung einer kleinen Meßdynamo fernzumessen, gar
nicht von ihm zuerst veröffentlicht worden ist, wie er in
seiner obigen Zuschrift behauptet. Außerdem hat Herr
RING den Grundgedanken der von mir beschriebenen
Meßmethode nicht richtig erfaßt. Die Grundlage des
Telewatt-Systems ist, wie bereits in der ETZ 1928, 5. 282
angegeben, eine Umformervorrichtung und nicht
die kleine Meislynamo, wie Herr RING annimmt. Dann
möchte ich aber Herrn RING sagen, daß auch die Be-
nutzung einer kleinen Meßdynamo an sich zu Fern-
meßbzwecken gar nicht von ihm zuerst veröffentlicht wor-
den ist, wie er in seiner obigen Zuschrift behauptet.
Veröffentlichunsen über die Benutzung einer kleinen
Meßdynamo zu obigen Zwecken sind auch schon früher
erfolgt. Ich verweise hier besonders auf die Patent-
schrift Nr. 314604 von Hartmann & Braun, die im Juli
1918 angemeldet und im Oktober 1919 ausgegeben worden
ist. Darin wird fast dieselbe Einrichtung wie die von
Herrn RING angegebene beschrieben. Auch hier wird
mit konstanter Umdrchungsgeschwindierkeit der Anker
einer Meßdynamo gedreht, wobei das magnetische Feld
der Meßdynamo direkt durch das Kraftlinienfeld des
Starkstromleiters gebildet wird, während bei Herrn RING
eine besondere Shuntleitung und Kompoundwicklung not-
wendig sind.
Weiter gibt Herr RING an, daß der von ihm angeb-
lich zuerst veröffentlichte Grundgedanke durch sein
Patent geschützt gewesen sei; auch diese Behauptung
entspricht nicht den Tatsachen, denn durch das Patent
von Herrn RING wurde lediglich eine um die Magnet-
wicklung der Meßdynamo gelerte Kompoundwicklung ge-
schützt. Die von mir beschriebenen Fernmeßanlasen
nach dem Telewatt-System unterscheiden sich so wesent-
lich von der von Herrn RING beschriebenen Einrichtung,
daß es mir unverständlich ist, wieso Herr RING hier
Vergleiche ziehen will. Dies ist um so verwunderlicher,
al bereits in der ETZ vom Jahre 1920 Herr E. BESAG
auf die Ausführungen des Herrn RING einging! und ihm
bewies, daß Herr RING bei seiner Gleichstrom-Fernmes-
sung der Zuhilfenahme von Wechselstrom nicht auszu-
weichen vermochte.
Bekanntlich arbeiten nun die Telewattanlagen nach
dem Umformerprinzip, also ohne Zuhilfenahme
von Hilfströmen, und die Drehzahl der Meßdynamo
ändert sich direkt mit der Meßeröße, während bei Herrn
RING die Meßdynamo mit einer konstanten Drehzahl
angetrieben werden und die Einwirkung der Meßerröße
durch eine besondere Kompoundwicklung an der Meß-
dynamo direkt erfolgen muß. Herr RING benötirt also
zur Fernmessung von Gleichströmen einen Wechselstrom-
motor. Der Gedanke der Fernmessung nach dem Um-
formerprinzip, also ohne Zuhilfenahme fremder Strom-
quellen, ist durch die Durehbildung des Telewatt-Systems
meines Wissens jedenfalls zum erstenmal in größerem
Umfangs in die Praxis eingeführt worden.
Zum Schluß möchte ich auch nicht unterlassen, darauf
zufmerksam zu machen, daß Herr RING wohl irrtüm-
licherweise den Schlußsatz seiner Patentbeschreibung
sicht zanz vollständig wiedergegeben hat. In dem mir
vorliegenden gedruckten Exemplar seiner Patentschrift
heißt es ausdrücklich wörtlich: „Das ganze MeßBaggregat
samt der Gegen-Kompoundwieklunzs kann
usw. usw.“ Gerade das Wort „Gezen-Kompoundwicklung”
iat aber wichtig und charakterisiert das Verfahren des
Herrn RING ebenso wie der Patentanspruch, in dem es
heißt „gekennzeichnet durch eine um die Magnetwieklung
der Mebßdynamo gelegte Kompoundwicklung”. Aus dem
Wort „Geren-Kompoundwieklung“ ist nämlich sofort er-
sichtlich, daß der Grundgedanke des Herrn RING mit
dem Telewattsystem überhaupt nichts zu tun hat.
Charlottenburg, 11. IV. 1929.
Walter Stern.
Fine transportable Prüfeinrichtung für die Durchschlag-
festigkeit von Transformatorenöl.
Dr. H. WOMMELSDORF bringt in seinem Aufsatz anf
S.305 der ETZ 1929 den größten Teil der Mitteilung der
norwegischen Ölkommission? über Versuche mit der In-
fiuenzmaschine für Ölprüfung. Als derjenige der norwe-
sischen ÖOlkomniission, der die Versuche mit der Influenz-
ı E Besag, ETZ 19%. S. 8.
2? El. Tidsskrift 1928, S. 325.
maschine durchgeführt hat, möchte ich im Anschluß an
den Aufsatz von Dr. WOMMELSDORF noch folgendes fest-
stellen:
Durch die Versuche in Oslo (seit Anfang 1926) und
später in Darmstadt (Prof. PETERSEN) wurde festge-
stellt, daß die Influenzmaschine brauchbar war. Wir
erstrebten aber, wie ich in Oslo 1927 auf der Versamm-
lung der norwegischen Elcktrizitätswerke auch mitge-
teilt habe, nicht etwa die Ausbildung einer Präzisions-
methode sondern die Schaffung eines möglichst ein-
fachen Meßverfahrens, das — wie das vorliegende — für
die Anforderungen der Praxis genügend genaue Werte
ergibt, wozu noch zu bemerken ist, dal ja auch die Meb-
methoden mit den bisher bekannten stationären Weelisel-
stromapparaten, deren stark schwankende Meßwerte ja
bekannt sind und eben durch die Natur der Öle selber
verursacht werden, ebenso wenig als Präzisionsmethoden
bezeichnet werden können. Wir dachten hier eine Aus-
rüstungz besonders für die kleinen Elcktrizitätswerke ge-
schaffen zu haben, deren Ausgabenetat die Anschaffung
der teuren stationären Ausrüstungen nicht gestattet.
Später ist aber der Anwendungsbereich der Ausrüstung
indem dıe Translormatorenfabriken
ihre Reisemonteure mit der neugeschaflenen Apparatur
ausgerüstet haben. Die Fabriken haben sich zu dieser
Anschaffung entschlossen in der Erkenntnis, daß viel
Zeit und Mühe erspart werden kann, wenn die Monteure
am Montareplatz selbst den Austrocknungsprozeß des
Öls verfolgen können.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einen Vorteil
des neuen Prüfverfahrens erwähnen, nämlich, daß dureh
das Prüfen mit Influenzmaschine das Prüföl nicht wäh-
rend des Versuches ausgetrocknet wird. Das Öl wird
höchstens während des YPrülens etwas gereinigt. Bei
Wechselstromprülung von Öl tritt dagegen cine gewisse
Austrocknung des Öles während des Versuches cin, was
besonders bei Prüfung von fcuchtem Öl auffällt.
Oslo, 27. Ill. 1929. W.R. Blumer.
Erwiderung. Die Angaben des Herrn BLUMER, Oslo,
werden durch die Erfahrungen der ausführenden Firma
in Deutschland bestätigt, jedoch ist dazu zu bemerken,
daß bei den deutschen Fabriken von Transformatoren,
ferner bei Ölgesellschaften, auch das Bedürfnis nach
einer etwas größeren Apparatur hervorgetreten ist. Wäh-
rend sich das Interesse der Elektrizitätswerke lediglich
darauf beschränkt, ihr Transformatorenöl daraufhin zu
kontrollieren, ob dessen Durchschlagfestiekeit den Ver-
bandsvorschriften entspricht, d.h. 80 bzw. 125kVicm
nicht unterschreitet, besteht bei den Fabriken vielfach
der Wunsch, bei neuen Transformatoren oder neuem Füll-
öl auch den ziffernmäßigen Wert höherer Durchschlag-
festigkeiten ermitteln zu können. Da die auf S. 305 be-
schriebene Apparatur Messungen nur bis zu 233 kV/cm
Maxiimnalwert bzw. bis zu einem entsprechenden Effektiv-
wert von 164,7kV/cem gestattet, genügt sie zwar den
Ansprüchen der Elcktrizitätswerke, nicht aber in solchen
Fällen denen der Transformatorenfabriken und Ölgesell-
schaften. Aus diesem Grunde wurde von der ausführen-
den Firma, der Berliner Elektros-Ges., Berlin-Schönebere,
noch eine etwas größere Apparatur zusammengestellt,
die gleichfalls in einem llandkoffer untergebracht ist.
Da dieser nur eine Größe von 40 X 40 X 24 cm und ein
Gewicht von rd. 10 kg besitzt, ist er ebenfalls noch hand-
lich genug, um auf die Reise mitgenommen zu werden.
Diese Apparatur enthält außer einer größeren Kon-
densatormaschine ein zweites Meßkugelpaar, wodurch
eine größere Meßgenauigkeit erzielt wird, als wenn der
gesamte beträchtliche Spannungsbereich mit einem Kugel-
paar geprüft werden müßte. Mit dieser Tinrichtung:
erweitert worden,
lassen sich Durchschlarfestirkeiten bis zu 385 kV/em
Maximalwert (entsprechend einem FEffektivwert von
272 kV/em) messen. Außerdem besitzt die in dieser Appa-
ratur enthaltene Kondensatormaschine cine fast doppelt
so grobe Stromstärke.
Berlin-Schöneberg, 12. V. 1929
Dr. H. Wommelsdorf, Dipl.-Ing.
LITERATUR.
Besprechungen.
Scelektivschutzanla-
gen nach dem Impedanzprinzip. Von Öberine M.
Walter. Mit 27 Abb, u. 56 S. in 8°. Rom-Verlag,
R. O. Mittelbach, Charlottenburg 1928. Preis geb. 4 RM.
Der Zusammenschluß von Leitungsnetzen zu immer
größeren geschlossenen Versorrungegebieten hat in den
Projektierung von
1070 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 18. Juli 1929
letzten Jahren solche Fortschritte gemacht, daß das Pro-
blem des Selektivschutzes nunmehr auch für weitere
Kreise aktuell wurde. Demgemäß erklärt sich aueh das
Pedürfnis nach einem Wegweiser zur Proiektierung
dieser Schutzeinrichtunzen, der es, von der letzten defi-
nitiven Festlegung der Einzelheiten abgesehen, überflüssig
machen soll, den Spezialisten zu Rate zu zichen. In
diesem Sinne stellt das Büchlein von Oberingenieur
Walter eine berrüßenswerte Neuerscheinung dar. Aus-
eehend von allgemeinen Bemerkungen über die Proiek-
(erung von Selektivschutzanlagen naeh: dem Impedanz-
prinzip (z.B. zwei- oder dreipolige Ausrüstung, Wahl des
Ansprechsystems usw.) werden die wichtigsten Regeln
zur Ermittlung der Stoß- und Dauerkurzschlußströme in
Drehstromnetzen angegeben sowie Unterlagen zur Be-
stimmung des Erdschlußstromes mitgeteilt. Besonders
instruktiv sind die numerisch durcehzerechneten Beispiele
der Ausrüstung eines Netzes mit Impedanzrelais und der
Ermittlung der thermischen und «dynamischen Bean-
spruchung bei Kurzschluß. Schließlich wird noch ein
übersichtlicher Fragebogen für die Projektierung des
Selektivschutzes von Leitungsnetzen angegeben. Schon
aus dieser kurzen Inhaltsübersicht ist zu ersehen, daß das
vorliezende Büchlein sicher weiten Kreisen willkommen
sein dürfte. Freilich wird der theoretisch stärker inter-
essierte Ingenieur an manchen Stellen Hinweise auf tiefer-
xchende Probleme vermissen, auf die einzugehen zum
Teil sehr verlockend wäre. Anecheinend hat sich aber
der Verfasser abeichtlich größte Beschränkung auferlegt,
um den Charakter eines übersichtlichen Nachschlagebüch-
leins nieht zu verletzen. Gauster.
Bau und Einrichtung elektrischer Licht-
und Kraft-Verteilungsanlagen. Von Dipl.-
Ing. H. Göppä@r. (System Karnack-Hachfeld. Her-
ausge, von Dipl.-Ing. E. Vollhardt.) 1. Aufl. Mit
zahlr. Textabb., XII u. 157 S. in 8°. Verlag von Bon-
neß & Hachfeld, Potsdam u. Leipzig 1927, Preis geh.
5,40 RM.
Das Buch stellt Unterrichtsbriefe über die Leitungen
und ihre Verlegung, die Melseinrichtungen. die Schalt-,
Überstromschutz- und Überspannungschutz-Einrichtunzen
sowie die Projektierung und Ausführung der Anlagen
dar. Den Abhandlungen eind Zusammenfassungeen, Fra-
gen für den Unterrichtenden und Aufgaben für den Schü-
ler angefügt. Der Inhalt stützt sich in erfreulicher
Weise auf die Vorschriften des VDE, deren grundlegende
Bedeutung stark hervortritt. Soweit bei der gedräneten
Kürze möglich, wird das Wichtigste anschaulich wieder-
gegeben, so daß die Schrift für den beabsichtigten Zweck
empfohlen werden kann.
Da die Behandlung von Hochspannungsanlagen in
dieser Form heute kaum noch möglich ist, sollte erwogen
werden, ob man sich in Zukunft nicht besser auf die
vom VDE neu geschaffene Grenze (unter 1000 V) be-
schränken und den gewonnenen Raum zum Ausbau dieses
(iebietes benutzen sollte R. Zaudv.
Meßtechnik für Radio-Amateure. Von Dr.
HL Nesper. (Bibl. d. Radio-Amateurs Bd.1.) 4. be-
deutend erweiterte Aufl. mit 110 Textabh., IX u. 120 S.
A Verlag von Julius Springer, Berlin 1928. Preis
4 RM.
Das Heft ist gegenüber den früheren Auflagen derart
umerearbeitet worden, daß die Kapitel heißen: Meßappa-
rate, Prüfanordnungen, wichtigste Meßechaltungen und
Messungen an Empfängern. Den Fortschritten der Radio-
teehrik ist weitgehend Rechnung getragen. Auch für die
Umarbeitung gilt das über die erste Auflage Gesarte. Das
Heft gehört tatsächlich in die Hand icdes Radioamateurs.
Lübeke.
Lehrbuch der Physik in elementarer Dar-
stellung. Von Dr.-Ing. E. h., Dr. phil. A. Berliner.
4. Aufl. Mit 802 Abb., V u. 658 S. in 8°. Verlag Julius
Springer, Berlin 1928. Preis geb. 19,80 RM.
Nach recht kurzer Zeit ist eine Neuauflage dieses Lehr-
buchs nötig geworden; dies zeigt, daß seine Hervorholunz
ans der Vergessenheit durch die 3. Auflage berechtiet war.
In der Tat hat sieh das Werk schnell einen Leserkreis er-
worben, der einesteils aus den Studierenden besteht, andern-
teils aus Vertretern von Gebieten, die der Physik benachbart
sind oder aus einem Spezialteil der Physik erwachsen, wo
die meisten technischen Fächer. Und die Beliebtheit des
Buches ist durchaus berechtigt; es ist erstaunlich, wie
reichhaltig es ist bei vollkommener Wahrung des elemen-
taren Charakters. Dies ist dem logischen Aufbau und
dem weiten Umfang des Gesichtskreises zu danken, vor
allem aber — ich möchte sagen der Warmherziekeit, welche
der Verfasser jeder einzelnen physikalischen Erkenntnis
enteeeenbringt. Der Schriftleiter der „Naturwissenschaf-
ten“ hat vielleicht einen weiteren Kreis von Forschern, die
ihm die neuen Erkenntnisse aus erster Hand vermitteln,
als sonst jemand; er fühlt auch mehr als irgendein pro-
duktiver Fachgelehrter, der sich mehr oder weniger ein-
enzen muß, die Fäden, welche von einem Teil der Physik
zu den andern Teilen, zu den Nachbarwissenschaften, zur
Technik führen; er bekommt auch unmittelbar die Haupt-
richtungen der Interessen, welche die Zeit beherrschen, zu
spüren; — das alles nämlich dann, wenn er, wie Arnold
Berliner, von dem steten Bestreben nach iener Universali-
tät erfüllt ist, welche die Grundgedanken der notwendiger-
weise sich erweiternden und auseinanderstrebenden Einzel-
wissenschaften wieder zu sammeln und in das Blickfeld
der gesamten naturwissenschaftlichen Welt zu rücken
sucht. Dies aber ist wohl der beste Geist, aus dem ein ele-
u Lehrbuch für Erwachsene geschrieben werden
cann.
Über die Stoffeinteilunz braucht hier nicht berichtet zu
werden, denn sie ist die gleiche geblieben wie in der
3. Auflage. Im einzelnen ist viel Neues hinzugekommen,
die Beispiele aus der Technik sind vermehrt worden. Neue
Abechnitte sind u. a. über Coriolisbewegung, Kreisel, Kri-
stallstruktur, Astrophysik und Geophysik eingeführt wor-
den; einigen ersten Fachgelehrten dankt der Verfasser in
der Vorrede für Verbesserunzen und Ergänzungen. Der
Referent möchte noch als besonders dankenswert — auch
im Hinblick auf Leser aus der Technik — die ausführliche,
systematische und durchaus nceuzeitliche Darstellung der
Mechanik hervorheben, die sonst oft die Physiker nicht
recht zu fesseln vermag und daher zu leicht stiefmütterlich
behandelt wird. L. Hopf, Aachen.
Handbuch der physikalischen und techni-
schen Mechanik. Von Prof. Dr. F. Auerbach
u. Prof. Dr. W. Hort. Pd. 6, Lief. 2. Mit 737 Abb.,
XVIII u. 457 S. in gr. 8°. Verlag Joh. Ambrosius Barth,
abe 1928. Preis geh. 50 RM. Subskriptionspreis
4 AN,
In dem neuen „Handbuch“ ist zu den bisherigen enzy-
klopädischen Zusammenfassungen der Mechanik eine neue
mehr technisch gerichtete Ergänzung erstanden, wie sie
durch die weitausgreifenden Anwendungen der Mechanik
in der Technik notwendig wurde.
Alle Artikel des vorliegenden Bandes beschäftigen sich
mit der Bewegung der Luft bzw. von Gasen und Dämpfen
und deren technischer Anwendung. Einem verhältnismäßig
selten behandelten Thema begegnen wir im ersten Aufsatz
von Prof. Flügel über Windräder. Hier sieht man,
wie die Methoden der Aeromechanik, speziell der Pro-
pellertheorie, auch diese so alten und nützlichen Motoren
recht weitzchend verbessert haben.
Vom gleichen Verfasser (Flügel) stammen die Auf-
sätze über Dampf- und Gasturbinen, welche in ihrem Ge-
samtaufbau nach den verschiedenen im Laufe der Zeit ent-
standenen Systemen übersichtlich und an guten Bildern
beschrieben werden. Auf die Regelung und die wichtig-
sten Hilfseinrichtunzen wird ebenso eingegangen wie
auch auf die hier besonders interessanten verschiedenen
Betriebsbedinzungen. Den Hauptinhalt bilden naturgemäß
die strömunges- und wärmelechnischen Grundlagen, nach
denen dann der Vorgang bei Berechnung und Entwurf von
Dampfturbinen recht eingehend auseinandergesetzt ist.
Bei den Gasturbinen konnten natürlich solche
Betriebserfahrungen noch keine Rolle spielen, dafür ist
hier Wert auf Betrachtung der Möglichkeiten und Aus-
sichten der Gasturbinen gelegt. Die schon vielfach gut be-
währten Abgasturbinen finden gebührende Würdigung,
aber auch einige Versuchshauten (llolzwarthturbine )
werden kurz gestreift.
In dem Sesel- und Rotorschiffahrt betitei-
ten Aufsatz von Croseck ist man chrlich erstaunt, zu
sehen, wieviel schöne und interessante Dinge sich von den
Segelschiffen erzählen lassen, wieviel die Aerodynamik
hier noch zu sagen hat, und welche Fortschritte sich bei
einer rationellen Verbesserung des Segels mit anderem
Konstruktionsmaterial und neuen Konstruktionsprinzipien
vielleicht noch erreichen lassen werden.
Die weitere Aufsatzreihe von Everling und von
Fuchs stellt (auf 183 Seiten!) eine sehr vollständize
Acrfomechanik dar, wie sie als Einführung zur Flug-
18. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 29
1071
technik kaum besser und ausführlicher geschrieben wer-
den könnte. Man findet in Everlings Artikeln: Luft-
kräfte an Fahrzeugen, Dynamische Luftfahrt (Mechanik
des Flugzeugs) und Statische Luftfahrt (Mechanik der Bal-
lcne), nicht bloß die eingehende Behandlung der Theorie
sondern auch ausführliche Angaben über praktische Rech-
nungsverfahren sowie das Wichtigste aus der Anwendung
auf Flugzeuge und Luftschiffe. Es kann wohl gesagt
werden, daß die neueren Theorien, welche in ihrer Aus-
gestaltung in der Praxis den großen Aufschwung der Flug-
technik veranlaßt haben, in einer ihre Tragweite klar zum
Ausdruck bringenden Weise wiedergegeben sind. Ohne
auf Einzelheiten einzugehen, möge der Hinweis genügen,
daß zu dem mehr als 70 Karitel umfassenden Stoff ziem-
lich vollständige Literaturhinweise mitgeteilt und zum
großen Teil auch mitverarbeitet worden sin.
Parallel dazu behandelt Fuchs das iu der Ilaunt-
sache theoretische Kapitel über die Berechnung
von Luftkräften mit funktionentheoreti-
schen Methoden. Die Verwendung dieser mathema-
tischen Ansätze für die in der Flugtechnik auftretenden
Luftkräfte ist bekanntlich von grundsätzlicher Bedeutung.
In ein auch weiten technischen Kreisen wenig be-
kanntes Gebiet führt Dr. Wagner (Dresden), der die
pneumatische Förderung beschreibt und an
Rechnung und Versuch die Bewegung kleiner Körper
im Luftstrom nachweist. Die gefundenen Gesetze ver-
dienen unser Interesse auch deswegen, weil sie eine ver-
hältnismäßig leicht durch das Experiment zu prüfende An-
wendung der Gesetze der Punktmechanik und der Aero-
dynamik darstellen.
Das Verdichten und Verdünnen von
Gasen behandelt Seliemann unter Berücksichtigung
der dabei in erster Linie wichtigen wärmetechnischen Ge-
setze. Die Beschreibung der Kompressoren für Kolben-
oder rotierenden Betrieb und für Strahlpumpen ist recht
ausführlich gehalten.
In einem Schlußartikel faßt Prof. Dr. W. Hort
die Energieumsetzung in den Kolbenkraft-
maschinen zusammen und führt deren Gesetze an Bei-
spielen noch einmal in ihrem Aufbau vor, zeigt auch die
Verwendung der üblichen Diagramme. Wertvoll ist die
Übersieht — auch die der geschichtlichen Entwicklung —
und der stete Hinweis auf die in jeder einzelnen Maschinen-
gattung erreichbare Ausnutzung der Brennstoffe.
Zusammenfassend wird man gern zugeben können, daß
die Anforderungen, welche man billigerweise an ein solches
Handbuch stellen kann: Orientierung über die Grundlagen
und über die wesentlichsten Anwendungen, bemerkens-
werte Fragen und Einzelheiten, auch sehr vollständige
Literaturangaben, in diesem „Handbuch“ recht gut erfüllt
sind. A. Pröll.
Elementarmathematikvomhöheren Stand-
punkteaus. Von F. Klein. 3. Aufl. 3. Bd: Prä-
zisions- und Approximationsmathemaı-
tik. Ausgearb. v. C. H. Müller. Mit 156 Abb. X u.
233 S. in er. 8°. (Grundliehren der mathemat. Wissen-
schaft. ir Einzeldarstell., herausgeg. von R. Courant.
Bd. 16.) Verlaz von Julius Springer, Berlin 1928. Preis
geh. 13,50 RM, geb. 15 RM.
Von den Kleinschen Vorlesungen über Elementar-
mathematik ist nun auch der dritte Band im Druck erschie-
nen. Für das, was über die prinzipielle Bedeutung dieses
durch Klarheit der Darstellung und Weite des philosophi-
schen Gesichtspunkts hervorragenden Werkes zu sagen
ist, dürfen wir auf unsere früher erschienene Besprechung
der ersten Bände verweisen!. Der dritte Band behandelt
vor allem das Verhältnis von theoretischer und praktischer
(zeoinetrie und ordnet sich dadurch zugleich den Klein-
` achen Bestrebungen ein, die Mathematik aus der Isolation
einer rein theoretischen Wissenschaft zu befreien und das
Interesse für ihre Anwendungen zu erwecken. Auch
dieses Mal sei den Herausgebern Dank ausgesprochen, daß
sie die früher nur in autographierter Form erschienene n
Vorlesungen des großen Göttinger Mathematikers nun-
mehr dem Kreis der weiteren Öffentlichkeit zugänglich
gemacht haben: gibt es doch wenige Lehrbücher der Mathe-
matik, die sich mit der Kleinschen Darstellungskunst mes-
sen können. Hans Reichenbach.
t ETZ 1926, 8.038.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Osram-General Electrice Co. — Nach Informationen der
Frankf. Zg. zerfällt das in der ETZ 1929, S. 1036 genannte
Abkommen der Osram G. m.b. H. und der ihr nahestehen-
den Firmen mit der General Electric Co., Schenec-
tady, in zwei praktisch zusammenhängende Verträge, einen
zwischen Osram und der General Electric über Patent-
austausch und Gebieisabgrenzungen und einen,
den Siemens, die AEG und Koppel mit den Amerikanern über
deren schon erwähnte finanzielle Beteiligung ge-
schlossen haben. Durch ersteren werde die schon seit 1921
bestehende, der deutschen Gruppe hauptsächlich Deutsch-
land und Österreich reservierende Vereinbarung umgestaltet
und das Arbeitsgebiet der Osram G. m.b. H. in Mittel- und
Osteuropa wesentlich erweitert. Besonders gehöre jetzt auch
Italien zu deren Versorgungsgebiet, während Westeuropa
allerdings nicht in Frage komme, weil die General Electric
Co. dort, speziellin Frankreich, England und Holland, bereits
anderweitige Beziehungen unterhalte. Die Frankf. Zg. weist
weiter auf die Verbindung des amerikanischen Unternehmens
bzw. der International General Electric Co. mit der in bemer-
kenswerter Ausdehnung begriffenen Philips’ Glüh-
lampenfabriken A.G., Eindhoven, hin. Letztere und
Osram hätten, äußerlich noch getrennt, vor kurzem in Schwe-
den Glühlampenfabriken erworben, und neuerdings wäre eine
Verständigung zwischen ihnen auf italienischem Gebiet zu-
standegekommen. Von den internationalen Unternehmungen
der holländischen Gesellschaft sei diejenige in Italien anschei-
nend zum größten Teil an Osram abgegeben worden!. Falls,
wie man vermuten könnte, die Dinge von Eindhoven aus ihren
Ausgang genommen hätten, so würde das zu der Annahme
führen, daß es sich in erster Linie um eine Vertiefung und
eine quasi amerikanische Erweiterung des Glühlampenkar-
tells handle. und es könnte daher sein, daß die General Elec-
tric Co. in Verfolg ihrer auf alle Gebiete und nach allen Rich-
tungen vorstoßenden Export- und Expansionspolitik nun das
Ziel verfolge, zunächst einen Pfeiler des Weltgeschäfts, den
Glühlampenabsatz, international zu regulieren. In Südame-
rika, im fernen Osten und in Rußland böten sich iiberall und
für das gesamte Arbeitsgebiet viele weitere Anknüpfungs-
punkte. Auf deutscher Seite, so heißt es dann mit Bezug auf
die Vertretung der amerikanischen Interessen im Arbeitsaus-
schuß der Osram, werde man jedenfalls erwarten, daß diese
neueste amerikanische Invasion auf das Finanzielle beschränkt
bleiben möge, und die Frankf. Zg. betont bei dieser Gelegen-
heit. daß in bezug auf das eigentliche elektrotechnische Ge-
schaft in Deutschland und auf dem Weltmarkt eine hoch-
gradige Schonungsbedürftigkeit der deutschen sozusagen ex-
portpflichtigen Industrie bestehe. Vielleicht habe man jin
solehem Zusammenhang die Methoden und Ausmaße dieser
Hereinziehung der General Electrie Co. in den Osram-Kon-
zern sogar als eine Präventivmaßnahme anzusehen, wn eine
wirkliche Auseinandersetzung zwischen der deutschen Groß-
elektrotechnik und der amerikanischen Vormacht zu verhüten.
Aus der Gesechäftswelt. — Einer in London errichteten
tesellschaft „Protos - Electric haben die Siemens-
SchuckertwerkeA.G.nach dem Berl. Börs.-Conr. Lizenz
zum Verkauf elektrischer „Protos“-Erzeugnisse erteilt. —
Nach derselben Quelle ist von der Filiale Solpee der All-
gemeinen Elektricitäts-Gesellschaft durch
Vermittlung der Société Financière Luxembourgoise pour le
Commerce et V’Industrie in Luxemburg eine Tochtergesell-
schaft Fleetromat mit 1 Mill Fr Kapital gegrindet worden,
die fir die Landeselektrisierung das erforderliche Material
liefern soll.
Deutschlands ` elektrstechnischer Außenhandel”. —
Innerhalb des Tarifunterabschnitts 18B ist im Mai 1929
die Einfuhr gegen den Vormonat (12403 dz bzw. 4,223
Mill RM) um 11531 dz (93%) und 1,7 Mill RM (40%) ge-
stiegen, dagegen zeigte die Ausfuhr im Vergleich zum
April (146 903 dz bzw. 50,183 Mill RM) eine Verringerung
um 7611 dz (5%) und 5,426 Mill RM (11%). In dein Mai-
export waren an Reparationssachlieferungen 6134 dz im
Wert von 3.031 Mill RM inbegriffen. Für die abgelaufenen
fünf Monate ergibt sich gegenüber der gleichen Zeit
von 1928 bei der Einfuhr eine Zunahme um 14 842 dz (35 %)
bzw. 3,905 Mil RM (22%). Bezogen wurden in dieser
Periode vom ae 6642 Lichtmasehinen (11 193 i. V.),
67156 Dynamos, Elektromotoren usw. (51515 i. V.), 1750
Bogen- usw. Lampen (366 i. V.), 1,984 Mill Metalldraht-
lampen (1,758 i. V.) und 21800 Kohlefaden- usw. Lampen
(23500 i. V.). Die Ausfuhr war um 87359 dz (15,6 %) und
! Die Frankf. Zt. berichtete später an anderer Stelle, daß die
Philips-Gruppe der Osram-Gesellschaft 85°, ihrer Beteilieung an der
1910 gegründeten italienischen Soc. Elettrica Centrale in Parma über-
lassen n abe: die restlichen 12”. seien noch in Händen von Philips.
® Vgl. ETZ 198, S. 1067; 1929, N, 879,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29
18. Juli 1929
Einfuhr in dz Ausfuhr in ds
Ge Erzeugnisse Mai Januar/Mai Mai Januar/Mai
1929 | 1929 | 1928 1929 1929 1928
907 a Lichtmaschinen und Lichtzündmaschinen für Motorfahr-
zeuge; Anlaßmotoren für Verbrennungsmotoren . . . . 25 461 1 064 1 084* 3 681* 2 514*
907 Dynamomaschinen, Elektromotoren, Umformer; Trans-
b bis g formatoren und Drosselspulen!. . e 2 890 13 876 19 719 21 221* | 125 954* | 137 176*
807 h Fertig gearbeitete Anker, Kollektoren? . . ... 2... 286 685 291 1 528* 8 095* | 13 363*
908 a,b| Elektrizitätssammler, deren Ersatzplatten (Elektroden) . . 731 2 806 3 017 4 140* | 20. 191* | 21597*
909 Kabel zur Leitung elektrischer Ströme, zur Verlegung in
Wasser oder Erde geeignet . . . » 2 2 2 2 2 2 2.0. 16 912 26 341 7197 61 483* | 238 479* | 164 446*
210 Bogenlampen, Quecksilberdampf-, Quarz- und ähnliche
a bis e Lampen; Gehäuse dafür mit Glasglocken; Scheinwerfer,
Reflektoren? . ge we Sr een 20 69 44 316 2 090* 1597
91l a Metallfadenlampen . `... l 160 878 859 791* 4 675* 4 708*
911 b Kohlenfaden-, Nernst- und andere Glühlampen . .... — 14 15 47 183* T8
912 Aı | Telegraphenwerke; Bestandteile davon . ........ 4 51 13 40 152* 105
912 A3) Fernsprecher, Fernsprech-, Wand- und Tischstationen, Fern-
sprechvermittelungseinrichtungen; Bestandteile davon . 46 243 242 1 722* 7 658* 6 042*
912 A8| Vorrichtungen für die drahtlose Telegraphie und Tele-
phonie; Bestandteile davon . . . . 2 2 22200. 513 2519 1585 3 389 21 493* | 16 445*
912A4| Meß-, Zähl- und Registriervorrichtungen, auch in Verbin-
dung mit Uhrwerken; Bestandteile davon ...... 206 868 907 2 778* | 14469* | 11970*
912 B Bügeleisen; Bestandteile davon . . ... 2 2 2 22.2. — 13 14 769 2 802 2 555
912 C Heiz-, Kooh- und sonstige Wärmeapparate; Bestandteile
davon. = 2... E ea e, Be E lg 206 813 472 1 100* 6 174* 4 795°
912D Röntgenröhren; Bestandteile davon . . . .. 2 2.2 .. 4 10 4 14* 81* 50
912E Magnetzündapparate und sonstige elektrische Zündsysteme
sowie Teile davon (ausgenommen Magnete); elektro-
technisches Zubehör für Motorfahrzeuge . . ..... 318 1 275 1 298 2 474* | 10 990* 6 561°
912 EI | Sicherungs- und Signalapparate; Läutewerke; Bestandteile
davon ..... Be a ee A a a a en aS 21 77 90 994* 4 985* 4 337°
912 F2 | Vorrichtungen für Beleuchtung, Kraftübertragung, Elek-
trolyse; Vorschalte- und Nebenschlußwiderstände; sonst.
a. n. g. Vorrichtungen; Bestandteile davon! . . ... . 1 258 5 726 5041 27 317* | 128 905* | 125 624*
912 F8 | Vorrichtungen für ärztliche oder zahnärztliche Zwecke;
Bestandteile davon (ausgenommen 912D) . ..... 182 326 275 1 320* 7 645* 6 946°
912F4 | Galvanische (auch Trocken-) Elemente, elektr. u. galva-
nische Batterien; Thermoelemente; Bestandteile davon 41 218 276 3 518 25 891 19 392
912 F5 | Isolationsrollen, -glocken, -knöpfe, Spulen, Taster, Schalter
usw. aus Steingut, Porzellan oder Glas (ausgenommen
TBB) rn u 2 EEN 111 139 121 6 6 6
912 F6 | Isolationsgegenstände aus Asbest, Asbestpappe, Glimmer
oder Mikanit für die Elektrotechnik (Schutzkasten usw.) — 27 49 48* 265* 219*
912 F7 | Isolierröhren für elektr. Leitungen aus Papier oder Pappe;
Verbindungsstücke dafürð . . . . 2.2.2 useen ae’ ; ; 3 198% | 12 363* 9 028°
— Elektrotechnische Erzeugnisse, unvollständig angemeldet . — — — l 3 17
e Í . J Menge in dz . 23 934 57 435 42 593 | 139 292* | 647 224* | 559 865*
Summe von Tarifunterabschnitt 18B: | Werk in 1000 RM | 5 923 | 21 900 | 17995 | 44757* | 226 579* | 796 026°
648 a Vorgepreßte Blöcke, Platten und Stangen aus Kohle für
elektrotechnische Zwecke . . . ». 22 2 2 2 200 0. 39 156 217 939 5 848 4 595
648 b Kohlenbürsten, Mikrophonkohlen usw.; Kohlenfäden für
elektr. Beleuchtungskörper oder dgl., auch in Verbindung
mit Platin éi a ur 28 su E a ar ar ee A a a 5 32 24 98* 338* 333
648 e Brennstifte für Bogenlampen . . . . s 2 2 2 2 020. 259 547 18 765 3 661 3 434
648 d Elektroden #2... = Dr ande aa a aan 574 3 092 5 744 24 524 |114022 | 100 072
733 a Porzellanisolatoren für Telegraphen- oder Fernsprech-
Jeitungen t s un. a a a ee ee 5 178 87 7 193* | 28 070* | 24 010*
740 a Glüblampenkolben . . . . 22 2 2 2 2 2 2 een. 33 96 129 1 596 7 207 4 224
783 0 Bearbeitete Teile von elektrischen Maschinen der Nrn.
907 ajg und von Erzeugniseen der Nep, 907 h/911 b aus `
nicht schmiedbarem Gußeisen . . . . » 2 ses e e’ 160 651 1 100 ? e 8 8
799 o dsgl. aus schmiedbarem Eisen . e 31 254 426
890 a Isolierter Draht aus unedlen Metallen für die Elektro-
technik 4.0 air We E A A G 237 1 096 898 11 346* | 56 765* | 48 vo?
36,553 Mill RM (19%) größer, enthielt 61 398 dz Repara-
tionssachlieferungen im Wert von 20,368 Mill RM und um-
faßte mit diesen 38170 Lichtmaschinen (32999 i. V.),
291 012 Dynamos, Elektromotoren usw. (248087 i. V.),
18 042 Bogen- usw. Lampen (8757 i. V.), 24,011 Mill Metall-
drahtlampen (21,988 i. V.) und 0,521 Mill Kohlefaden- usw.
Lampen (0,985 i. NA Ihr Überschuß stellte sich auf
ı Die Ausfuhr von Quecksilberumformern Ist In Nr. 912 F 2 enthalten.
— ! Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile von nicht vollständigen elektrischen
Maschinen. — ® Die Ausfuhr umfaßt auch Teile von Bogenlampen außer
Brennstiften (6486). — * Die Ausfuhr umfaßt auch Quecksilberumformer
aus Nr. 907 b/g und Isolationsgegenstände, auch aus Ambroid, Hartkautschuk
usw. der Nr. 912 F 5 außer Isolationsglocken (733 a). — 5 Einfuhr nach Be-
schaffenhelt. — 8 Isolationsglocken unter 733 a, andere Waren, auch aus
Ambroid, Hartkautschuk usw., unter 912 F 2. — 7 Die Ausfuhr umfaßt
Isolatoren aller Art aus Steingut oder Porzellan. — ® Für die Ausfuhr gelten
die im Unterabechnitt 18 B bei den Maschinen angegebenen stat. Nro. —
$ Einschließlich der Reparationssachlieferungen.
589 789 dz bzw. 204,679 Mill RM (517272 dz bzw. 172,031
Mill RM i. V.).
Bezugsquellenverzeichnis.
Die Anfragen sind an die Schriftleitung der ETZ
Berlin W9, Linkstr. 23/24, zu richten. Anfragen
ohne Rückporto bleiben unbeantwortet.
Frage306: Wer ist Hersteller des von Ing. Zocher
und Dr. Sperling erfundenen elektromedizinischen
Apparates „Ionisator”? °
Abschluß des Heftes: 13. Juli 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expl.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9.
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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 29 XXXV
Elektrohubkarren und ihre Verwendung.
Mitteilung der AEG.
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Das Werkstattförderwesen wird in fast allen Be- setzungen nicht überall posedon sind, die Maiagv e SC
trieben als wesentliches Glied im ProduktionsprozeßB von Hubkarren aber doch erwünscht ist, hat die A E
erkannt und ihm die notwendige Beachtung geschenkt. eine hydraulisch-meehanische Hubvorrichtung
Auch die niehtindustriellen Betriebe erkennen die entwickelt, die in Abb. 2 dargestellt ist und auf jeden,
Bedeutung des Förderwesens für die Rentabilität des normalerweise mit fester Platiform zu liefernden Elek-
Unternehmens und widmen daher seiner Re reg. trokarren aufgebaut werden kann. Das Heben der Wi
ößte Aufmerksamkeit. In allen diesen Betrieben wir Plattform erfolgt hier durch Betätigung einer Hand- Gg
ie Mechanisierung des Förder- el
wesens durch Verwendung von |
Elektrokarren beschleunigt, wo-
durch schon ungeahnte Erfolge er-
d?
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TZ E
Gei
Der zuerst zur Einführung ge-
langte Elektrokarren war derjenige
mit fester Plattform, der von der
AEG in verschiedenen Bauarten
für eine Tragfähigkeit bis zu 2500 kg
hergestellt wird und sich in den
verschiedensten Betriebszweigen
bestens bewährt hat.
Bei sorgsamer Betriebsüber-
wachung zeigt sich in vielen Fällen,
daß trotz an sich großer Wirtschaft-
lichkeit des Betriebes die Ausnut-
zung des Karrens als Fördermittel
verhältnismäßig gering war, da er
dureh lange Zeit beanspruchende
© Be- und Entladung nur geringe
Fahrleistungen vollbringen konnte.
Um. daher die Rentabilität des
Elektrokarrenbetriebes noch weiter
zu steigern, entwickelte die AE G
den in Abb. 1 gezeigten Elektro-
asarre rÀ a” E an
orm dieses Fahrzeuges wird durch ges KS
Bet Käenne eines Hubschalters élek- Abb. 2. AEG -Elektrokarren e än mit EEN Hubvorriehtung
trisch gehoben und gesenkt und in |
ihrenEndstellungen selbsttätig still- À ; |
gesetzt. Bei diesem Hubkarren wird nicht seine eigene pumpe oder durch ein mittels Druckknopfes gesteuertes,
lattform beladen, sondern besondere, mit Füßen ver- elektrisch angetriebenes Pumpenaggregat. Um bei
sehene Ladebänke, die der Karren unterfahren und ungleichmäßiger Belastung der Plattform ein gleich- Ä
Aufnehmen kann. Die Gestaltung der Ladebänke muß mäßiges Heben zu erzielen, ist ein Ausgleichgestänge }
entsprechend dem Verwendungszweck -erfolgen. Es zwischen Rahmen und Plattform eingebaut. Das
Senken erfolgt nach Öffnen eines
Rücklaufventiles selbsttätig. 7
Bei der Gestaltung der Lade-
bänke für diese Elektrokarrenbau-
art ist auf die Federung des Fahr-
zeuges bei Fahrt auf unebenen
Wegen Rücksicht zu nehmen.
Infolge der weichen Abfederung
kann trotz der großen Hubhöhe von
115 mm ein Aufstoßen der Füße
möglich sein, und es empfiehlt sich
in diesem Falle die Anbringung um-
legbarer Beine an der Ladebhank.
Die Mehrleistung eines mit Hub-
vorriehtung ausgerüsteten Elektro-
karrens gegenüber einem solehen
mit fester Plattform ist mit 40 bis
50%, festgestellt worden. Auf diese
e i y Weise wird mit einer geringeren An-
aE sel zahl von Karren die gleiche Leistung
| vollbracht; die Beschaffung der er-
forderlichen Ladebänke fällt da-
gegen nicht sehr ins Gewicht. Diese
Tatsache ist kürzlich in einem Eisen-
bahnausbesserungswerk festgestellt
worden. Genaue Ermittlungen
haben dort ergeben, daß hydrauli-
sche Hubvorriehtungen auf Elektro-
karren gegenüber allen anderen Aus-
Er * führungsarten in der Beschaffung
Bann eine einfache Plattform sein, aber auch Kasten- um etwa 11 000.— RM. billiger waren. ‘Unter Berück-
Müge muldenförmige oder sonstige Aufbauten sind siehtigung der oben genannten Mehrleistung bei Ver-
verwendbar. IT Mi A wendung von Hubkarren sollte daher diese Fahrzeugart
Die Benutzung des in Abb. 1 gezeigten Elektrohub- überall da benutzt werden, wo eine Möglichkeit hierfür
SF gt wegen der kleinen Lenkräder das besteht. Passende Banarten kann die A E G für alle
nsein guter Fahrwege. Da diese Voraus- Tragfähigkeiten ab Lager liefern.
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= Abb. 1. AEG -Elektrohubkarren EH 1504 für 1500 kg Tragkraft.
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Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
50. Jahrgang
Berlin, 25. Juli 1929
Heft 30
Hochleistungschalter ohne O1”.
Von J. Biermanns, Berlin.
Übersicht. Trotzdem die elektrotechnische Industrie
heute Ölschalter auf den Markt bringt, die Abschaltleistungen
von 1 Mill kVA und mehr mit Sicherheit beherrschen, lassen
sich durch irgendwelche unglücklichen Zufälle bedingte Öl-
schalterexplosionen nicht unbedingt verhindern. Der der
AEG gelungenen Entwicklung eines Preßluftschalters, dessen
Frinzip von Prof. Ruppel angegeben wurde, kommt in-
folgedessen größte Bedeutung zu. Nach einer kritischen Be-
trachtung des Abschaltvorganges werden Aufbau und. Wir:
kungsweise des Preßluftschalters beschrieben und Versuchs-
ergebnisse mitgeteilt. Endlich werden nähere Einzelheiten
eires auf Grund dieser Versuche entwickelten dreipoligen
Preßluftschalters der Reihe 10 gegeben, der eine Abschalt-
leistung von 500000kVA mit Sicherheit beherrscht. Eine
kurze Beschreibung des Hochleistungs-Versuchsfeldes der
AEG beschließt die Arbeit.
1. Das Gefahrenproblem des Ölschalters.
Wir verfügen heute über Ölschalterkonstruktionen,
welche die höchsten in unseren großen elektrischen An-
lagen auftretenden und aus anderen Gründen zulässigen
Kurzschlußleistungen mit Sicherheit beherrschen. Als Bei-
spiel ist in Abb. 1 ein einpoliges Element cines Dreikessel-
Hochleistungsölschalters der AEG für eine Betriebspan-
nung von 30 kV dargestellt, für den eine Abschaltleistung
von 15 Mill kVA garantiert wird. Daß der Ölschalter die
garantierte Abschaltleistung auch mit Sicherheit be-
herrscht, konnte im neuen Hochleistungs-Prüffeld der
AEG nachgewiesen werden. Abb. 2 zeigt das Oszillogramın
eines Abschaltversuches, bei dem das Schalterelement nach
amerikanischer Definition eine Leistung von 800 000 kV A
zu unterbrechen hatte. Wie die im Anschluß an die Unter-
schrift mitgeteilten Versuchsergebnisse erkennen lassen,
hat der Schalter diese Leistung, die, auf den dreipoliren
Satz umgerechnet, 1,6 Mill kVA ergibt, geradezu spielend
bewältigt.
An sich gibt also der Ölschalter bezüglich der Beherr-
schung großer Schaltleistungen heute kein ungelöstes
Problem mehr auf; trotzdem bietet er auch heute noch
oder, besser gesagt, seiner stärkeren Ausführung wegen
heute noch mehr als früher ein ernstes (tefahrenproblem.
Selbst bei der besten Konstruktion, bei Verwendung besten
Materials und bei bester Überwachung im Betriebe muß
immer einmal mit dem Versagen irgrendeines Teiles eines
Ölschalters gerechnet werden, sei es, daß ein Isolations-
stück den gestellten Anforderungen nicht standhält, sei
es, daß irgendein Teil des Antriebsmechanismus bricht
oder daß eine Klemmung eintritt. Wenn dieses Versagen
zeitlich mit dem Auftreten eines schweren Kurzschlusses
zusammentrifft, so wird man in diesen Fällen mit dem
Auftreten eines Stehlichtbogens im Schalterinnern rech-
nen müssen, also mit einem Liichtbogen, der während einer
längeren Zeit bestehen bleibt. In diesem Falle werden
zanz ungeheure Energiebeträge im Innern des Schalters
in Wärme umgesetzt, die das Öl verdampfen und zer-
setzen und zu einer äußerst rasch verlaufenden Druck-
steigerung im Schalterinnern führen. Auspufföffnungen,
auch wenn sie noch so reichlich bemessen sind, bieten hier
keinen unbedingten Schutz gegen einen zu hohen Druck-
anstieg, denn, wie in Abb. 3 dargestellt, bildet sich zu-
nächst einmal in der Umgebung des Lichtbogens eine Gas-
blase, die das Öl nach dem Deckel zu verdrängt, wo dieses
die Auspufföffnungen zunächst verstopft. Der Druck muß
infolgedessen sehr bald im Schalterinnern bis zu einer
solchen Größe ansteigen, daß das Gehäuse an irgendeiner
* Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 8. V. 1929.
Stelle nachgibt. Der dann offen brennende Stehlichtbozen
entzündet das Öl und führt so zu dem mit Recht von den
Betriebsleitern über alles gefürchteten Ölschalterbrand.
Abb. 1. AEG-Hochleistungs-Ölschalter für 0 kV, 15 Mill kVA Abschalt-
leistung.
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Von einem Schalterpol unterbrochene Leistung: 2 < 12700 V x 30500 A
= 800 000 kVA, folglich dreipolige Abschaltleistung 1,6 Mil kVA. Licht-
bogendauer: 25.10 ? s. Überdruck im Schalter: 58 kg em’.
Abb.2. Abschaltversuch am Schalter Abb. 1 in Kunstschaltung.
Wenn sich die bei dieser Gelegenheit aus dem Schalter-
innern ausströmenden Zersetzungsgase, nachdem sie sich
mit der in der Ölschalterzelle eingeschlossenen Luft ver-
mischt haben, entzünden, können Explosionserscheinungen
mit schweren Gebändeschäden hinzutreten.
1074
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
25. Juli 1929
Um dem Leser eine zahlenmäßige Vorstellung von den
sich hier abwickelnden Erscheinungen zu geben, wollen
wir als Beispiel den oben gezeigten Hochleistungs-Öl-
schalter wählen. Bei der Unterbrechung seiner garan-
tierten Abschaltleistung, die bei 30 000 V eine Stromstärke
von 30000 A ergibt, trete irgendeine Hemmung im Schalt-
mechanismus auf, die zu einem Stehenbleiben des Unter-
brechungslichtbogens führt. Wir schätzen niedrig, wenn
wir diesem Lichtbogen eine Spannung von 3000 V zuordnen,
entsprechend einer im Schalter in Wärme umgesetzten
Leistung von 90000 kW. Unter Benutzung bekannter
Koeffizienten errechnet sich mit dieser Leistung eine durch
Ölzersetzung und Verdampfung entwickelte Gasmenge von
9000 l/s, wenn wir das Volumen auf normale Temperatur
beziehen, und von 24 000 l/s, wenn wir eine Gastemperatur
von im Mittel 500° zugrunde legen. Bedeutet V das Luft-
volumen zwischen Ölspiegel und Schalterdeckel, p den
jeweils im Schalter herrschenden Überdruck, so wird von
der in der Zeiteinheit entwickelten Gasmenge Q ein An-
teil 9, = V SCH im Schalterinnern aufgespeichert, wäh-
rend ein Anteil Q, = p F v die aus der Auspufföffnung von
Durchtrittsquerschnitt F mit der Geschwindigkeit v aus-
strömende Ölmenge ersetzt. u ist noch die Ausflußziffer,
die wir bei den hier in Frage kommenden Formen mit 0,6
einsetzen können. Die Geschwindigkeit s des ausströmen-
den Öles ist endlich v HE. wo ọ die spezifische Dichte
des Öles ist. Durch Gleichsetzen von Q = Q, + Q, ergibt
sich dann eine einfache Beziehung zur Berechnung des
Druckanstieges im Schalter, die beispielsweise zu einem
ne im Schalter auftretenden Überdruckes von
= NN: „.
= wE d führt.
Für unser Beispiel erhalten wir, wenn wir noch
V = 100 | = 10 em’, F = 180 em? (d = 15 cm) und
o = 0,92 . 10— setzen, womit wir einen Schalter mit großem
Luftraum über dem Ölspiegel charakterisieren, die durch
Abb. 4 dargestellte zeitliche Drucksteigerung. Wie man
P max
416123
Abh. A Durch einen Stehlichtbogen in
einem Ölschalter mit Auspuffung ver-
ursachter Druckanstieg.
Abh. 3. Stehlichtbogen in
einem Öschalter.
sieht, ist längstens jos nach Eintritt des Unfalles das
Schaltergehäuse, das gerade noch einen Überdruck von
25 at vertragen dürfte, bis zur Grenze seiner Festigkeit
beansprucht, und längstens nach dieser Zeit ist die Kata-
strophe zu erwarten.
Trotz aller im Ölschalterbau erzielten Erfolge haben
somit die Bestrebungen, Hochspannungschalter ohne brenn-
bare oder explosible Löschmittel zu entwickeln, in keiner
Weise an Bedeutung verloren. In klarer Erkenntnis dieser
Sachlage hat Ilerr Dr. Rehmer vor etwa zwei Jahren
demienisen die Verleihung einer Art Rettunssmedaille in
Aussicht gestellt, der einen guten, nicht brennbaren und
nicht explosiblen Schalter bringen würde. Ich bin heute
gekommen, um diese Medaille für Herrn Prof. Ruppel
zu beanspruchen.
2. Das elektrische Problem des Abschalt-
vorganges.
Bevor ich indes zur Begründung meines Antrazcs
schreite, muß ich Sie bitten, vorher noch einige allgemeine
Ausführungen anzuhören.
Im Gegensatz zur Gleichstromschaltung spielt bei der
Unterbrechung eines Wechselstromes der Widerstand des
Unterbrechunrslichtbosens für den Schaltvorzang selbst
keine wesentliche Rolle. Die Unterbrechung des Strom-
kreises erfolgt in einem jener Augenblicke, in denen der
Strom betriebsmäßir die Nullinie durchläuft, in denen
offenbar besonders günstige Vorbedingungen für das Er-
löschen des Lichtbogens gegeben sind. Die Lichtboren
spannung ist somit im allgemeinen klein im Verhältnis
zu der im zu schaltenden Stromkreis wirkenden EMK, und
der Strom wird demgemäß durch den Lichtbogenwiderstand
nicht nennenswert bezüglich Größe, Kurvenform und
Phasenlage beeinflußt.
Das ÖOszillogramm der Abschaltung eines Kurz-
schlusses sieht bei einem Drehstromgenerator mit einer
Dämpferwicklung auf dem Induktor und auch bei einem
Generator ohne Dämpferwicklung, jedoch mit massiven
Polen, praktisch also bei allen Drehstromgeneratoren so
aus, wie es in Abb.5 schematisch dargestellt ist. Der ab-
Abb. 5 Oszillogramm des
H18125 Abschaltvorganges bei einem
Ölschalter.
wiederkehrende
Spannung.
zuschaltende Strom verläuft auch in seiner letzten Halb-
welle noch nach einer Sinusfunktion, die Spannung zeigt
während des Abschaltvorganges den bekannten Verlauf
der Lichtbogenspannung und scheint nach erfolgter Unter-
brechung von dem verhältnismäßig niedrigen Wert der
Liichtbogenspannung plötzlich auf ihren Scheitelwert zu
springen, wie dies bei induktiven Stromkreisen ja längst
bekannt ist. Die sogenannte wiederkehrende Spannung
scheint somit, nachdem der Strom die Nullinie erreicht hat,
in unendlich kurzer Zeit in ihrer vollen Höhe zu er-
scheinen. Ich sage: scheint, denn dieses Verhalten der
wiederkehrenden Spannung wird nur durch die Unvoll-
kommenheit normaler Öszillographen vorgetäuscht, wie
man sofort bei Untersuchung des Abschaltvorganges mit-
tels eines Kathodenstrahl-Oszillographen feststellen würde
Das Oszillogramm der wiederkehrenden Spannung würde
bei einem Kathodenstrahl-OÖszillographen das in Abb. 6 über-
416127
C
Abb.6. Zeitlicher Verlauf der wieder- Abb. 7. Kapazitätsbehafteter
kehrenden Spannung beim kapazi- Kurzschlußkreis.
tätsbehafteten Kurzschlulskreis.
trieben dargestellte Aussehen besitzen, d.h. die wieder-
kehrende Spannung springt nicht unvermittelt, also in un-
endlich kurzer Zeit auf ihren Scheitelwert sondern sie
schwingt sich in Form einer gedämpften hochfrequenten
Sinusschwingung auf ihren quasistationären Wert ein, wo-
bei sie kurzzeitig diesen Wert fast um 100 % überschreitet.
Die Erklärung für dieses Verhalten der wiederkehrenden
Spannung, das man bei Anwesenheit größerer Netzkapazi-
täten übrigens auch mit dem gewöhnlichen Oszillographen
nachweisen kann!, wird durch die Abb.7 gegeben. Jeder
elektrische Stromkreis, sei es nun eine Generator- oder
eine Transformatorwicklung oder eine Leitung, ist außer
mit Selbstinduktion auch mit einer gewissen Kapazität
behaftet, bildet somit ein schwingungsfähiges System, das
durch die nach der Unterbrechung plötzlich in Erschei-
nung tretende Generator-EMK zu Eigenschwingungen an-
geregt wird. Indem nun diese Eigenschwingungen sich
der wiederkehrenden Spannung überlagern, entsteht ihr
durch die Abb. 6 gezeigter zeitlicher Verlauf.
Diese Tatsache ist nun von ausschlaggebender Bedeutung
für den Löschvorgang eines Wechselstromschalters. Wäh-
rend nämlich bei unendlich schnellem Wiedererscheinen
der Spannung die Wechselstromschaltung sich in nichts
von der Gleichstromschaltung unterscheiden würde, steht
jetzt nach dem Verschwinden des Stromes eine gewisse
durch Abb. 6 definierte Zeit r zur Verfügung, nach deren
Ablauf die wiederkehrende Spannung erst ihren auasi-
stationären Scheitelwert erreicht. Während des größten
Teiles dieser Zeit ist die Schaltstrecke also strom- und
fast spannunsslos, und diese Zeit ist ihr somit zur Wieder-
gewinnung ihrer dielektrischen Festigkeit gegeben. Dem-
gegenüber spielt die vorübergehende Erhöhung der für die
Rückzündung des Lichtborens verfügbaren Spannung auf
fast den doppelten Wert keine praktische Rolle.
ı W, Petersen, Die Transformatorenschäden in Golpa. ETZ
1922, S. 1218.
25. Juli 1928
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
1075
Für die Rückkehrzeit t läßt sich nun eine feste untere
Grenze angeben, die im allgemeinen nur in einem einzigen,
später zu erörternden Falle unterschritten wird. Als Maß
für t benutzen wir die Eigenschwingungszahl v des ge-
samten, diesseits des den Kurzschluß unterbrechenden
Schalters liegenden, elektrisch zusammenhängenden Netz-
rebildes, mit der t durch folgende Beziehung verbunden
ist:
1 LK ir
iy T9 VLC.
Handelt es sich wie bei Generatoren, Transformatoren
und Leitungen um gleichmäßig verteilte Induktivitäten L
und Kapazitäten C, so ist unter der Wurzel der eben ge-
echriebenen Gleichung der Faktor 0,4 einzuführen. Die
Zahlentafel 1 zeigt cine Zusammenstellung der hier inter-
essierenden elektrischen Daten von Turbogeneratoren der
verschiedensten Leistung und einer Betriebspannung von
6300 V. Es ist interessant, zu sehen, wie wenig die elek-
trische Eigenschwingungszahl der Statorwicklung eines
Turbogenerators sich mit der Leistung ändert. Die Rück-
kehrzeit der wiederkehrenden Spannung schwankt sonach
bei Turbogeneratoren nur zwischen 9,5 und 14 us und kann
im Mittel zu t = 10 us angenommen werden. Langsam-
läufer werden wegen ihrer verhältnismäßig geringen Kapa-
zität kleinere Eigenschwingungszahlen und damit größere
Rückkehrzeiten aufweisen.
Zahlentafel 1. Elektrische Eigenschwingungszahlen
der Wicklungen von Generatoren für 6300 V
T=
i
lv = E
RER | | 1 | NN
EC sell GEN ı Kapazität ns on yos LC. vos LC
kVA , U/min mH/Phase u F;/Phase ' Hz | us
600 | 3000 | 31,6 | 0,005 | 1,6 | 19 000 13
6750! „ 2,2 | 0,086 ı 1,9 | 18000 14
8120 |»: 156 | 0,1 | 1,56) 20000 12,5
10000 | » ; L3 | 0,12 |156| 20000 12,5
25000 | » i 0,75 0,13 |1,0 | 25000 10
32000 | » | 05 | 0,22 | 1,1 | 24000 10,5
40000 | „ ; 04 0,22 | 0,88) 26.000 9,5
50000 ; 1500 0,29 | 04 |13 | 22000 | 115
65000 | „ 008 0,46 LI
|
or
Lë
Wii
TN
TN
Im allgemeinen werden sich zwischen Generatoren
und Schaltern noch Transformatoren befinden. Während
des Kurzschlusses teilt sich die Generator-EMK auf Gene-
rator und Transformator im Verhältnis ihrer Streuinduk-
tivitäten auf. Überwiegt die des Transformators, so ist der
Verlauf des Anstieges der wiederkehrenden Spannung in
der Hauptsache von den Eigenschaften des Transformators
abhängig. Unter dieser Voraussetzung können der Zahlen-
tafel 2, die die elektrischen Daten einer willkürlich ge-
Zahlentafel 2. Elektrische Eigenschwingungszahlen
der Wicklungen von Transformatoren.
i | ıv =. LEE
|
: S - Streu- ' 5 1 on
Leistg. nung fk, SCHER ‚ Kapazität Er any 08 LC | EM LC
kVA KN 9% H/Phase , #aF/Phase | Hz ! us
|
30 000 | 100 7,7! 0,11 | 0,0036 4 12500 | 2
15 000 | 100 |8,3| 0,49 | 0,0024 | 4,6 | 11700 | 21
3500| 60 |5,9 0,21 | 0,0015 | 3,15| 14000 18
100| 15 A0 0,28 | 0,001 128 , 15000 | 17
15 | 10 13,3 0,7 ' 0,001 7 | 9 500 | 26
troffenen Auswahl von Transformatoren enthält, die Rück-
kehrzeiten t entnommen werden. Wir schen auch hier
wieder, daß das Produkt LC in einem weiten Leistungs-
und Spannungsbereich verhältnismäßig kleinen Schwan-
kungen unterworfen ist und daß die Rückkehrzeit t bei
Transformatoren etwa doppelt so groß wie bei Generatoren
ist und im Mittel etwa 20 us beträgt. Überwiert entgegen
der eben gemachten Annahme die Transformatorstreu-
induktivität jene des Generators nicht mehr, so werden
sich die Rückkehrzeiten etwas erhöhen.
Die Generatoren bzw. Transformatoren arbeiten im
allgemeinen auf elektrische Verteilungsnetze, deren Ka-
pazität ihre eigene um ein Vielfaches übertrifft. Die Netz-
Kapazität verringert nun, wie ein Blick auf Abb.8 er-
kennen läßt, die Eigenschwingungszahl des der Abbildung
zu entnehmenden Schwingungskreises ganz wesentlich; die
Eigenschwingungszahl größerer Netze kann auf wenige
hundert Hertz sinken, entsprechend einer Rückkehrzeit t
bis zu 1000 us. Wir sind somit zu dem Ergebnis gekommen,
daß in praktischen Fällen die Rückkehrzeit t der wieder-
Kehrenden Spannung zwischen 10 und 1000 us liegen kann.
Es gibt allerdings, wie wir gleich sehen werden, eine Aus-
nahme von dieser Regel.
In neuzeitlichen Verteilungsanlagen, insbesondere in
Kabelnetzen, wird heute in steigendem Maße zur Verrin-
serung der Kurzschlußströme von den sogenannten Strom-
beerenzungsreaktanzen Gebrauch gemacht. Meist liegen
diese in den einzelnen von den Sammelschienen abgehen-
den Kabeln, wobei die Drosselspule, wie in Abb.9 dar-
gestellt, von der Sammel-
schiene aus gesehen vor
oder hinter dem Schalter
liegen kann. Beide Anord-
nungen sind bezüglich der
SE
416128
o 00000 A 16129
Abb. 8& Generator und Netz-
kapazität.
Abb. 9. Anordnung von Strom-
begrenzungs-Drosselspulen.
nach der Unterbrechung an den Schalterkontakten wieder-
kehrenden Spannung gleichwertig. Die während des Kurz-
schlusses an der Drosselspule herrschende Spannung ver-
schwindet nämlich bei der Unterbrechung des Kurzschlus-
ses mit einer nur von ihren elektrischen Eigenschaften ab-
hängigen Geschwindigkeit, und dieser Spannungsanteil er-
scheint als eine Komponente der wiederkehrenden Span-
nung an den Schalterkontakten. Die Drosselspulenindukti-
vität ist meist groß im Vergleich zu der der Generatoren.
An der Drosselspule liegt im Kurzschluß also fast die
ganze Spannung, so daß der zeitliche Verlauf der wieder-
kehrenden Spannung fast ausschließlich durch die Eigen-
schwingungszahl der Strombegrenzungs-Drosselspule be-
stimmt wird. Diese liegt infolge ihrer kleinen Kapazität
aber in der Größenordnung von einigen hunderttausenil
Hertz, die Rückkehrzeit t hat somit die Größenordnung
von wenigen Mikrosekunden. Strombegrenzungs-Drossel-
spulen beschleunigen somit den Anstieg der wiederkchren-
den Spannung ganz wesentlich, und diese ihre Eigenschaft
muß hinsichtlich der Beeinflussung des Unterbrechungs-
vorganges eines Schalters sorgfältig beobachtet werden.
3. Das physikalische Problem des
Abschaltvorganges.
Nach erfolgter Trennung der Kontakte eines elek-
trischen Hochspannungschalters wird der Stromfluß, wie
wir gesehen haben, im allgemeinen zunächst noch über
einen Lichtbogen aufrechterhalten. Erst nach dem Er-
löschen dieses Lichtbogens ist die Öffnung des Strom-
kreises vollzogen. Da bei Wechselstrom während jeder
Halbperiode die Stromstärke einmal Null wird, muß der
Liichtbogen, sofern er mehrere Halbperioden andauert,
jedesmal nachdem der Strom die Nullinie erreicht hat,
wieder neu gezündet werden. Das in Abb. 10 wiederge-
Abb. 10. Abschaltung von Wechselstrom.
gebene Oszillogramm läßt diese Neuzündung des Licht-
bogens nach jeder Halbperiode deutlich erkennen, der
Strom bleibt nach Erreichen der Nullinie bis zur eingetrete-
nen Neuzündung kurzzeitig auf Null liegen. Die Span-
nung springt in dieser Zeit auf den für die Neuzündung
erforderlichen Wert. Der Lichtbogen wird erst dann end-
gültig erlöschen, wenn die Höhe bzw. die Anstiegge-
schwindigkeit der sogenannten wiederkehrenden Span-
nung nicht mehr zur Neuzündung ausreicht. Dies wird
dann der Fall sein, wenn die Regenerierung der durch
den Lichtbogen der letzten Halbperiode in einen Zu-
stand vorzüglicher Leitfähigkeit versetzten Schaltstrecke
1076
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
25. Juli 1929
schneller erfolgt als der Anstieg der Spannung. Die Zeit,
die zur Regenerierung der Schaltstrecke zur Verfügung
steht, haben wir durch die Betrachtungen des vorgehen-
den Abschnittes kennengelernt. Es ist jene Rückkehr-
zeit t, die im allzemeinen mindestens 10yus beträgt.
Um die physikalischen Vorgänge, die sich während
dieser Zeit t auf der Schaltstrecke abspielen und die zur
Wiederkehr ihrer dielektrischen Festigkeit führen, ver-
stehen zu können, ist es notwendig, zunächst kurz auf das
Wesen des elektrischen Lichtborens einzugehen. Wir
können hier leider noch keine fertize Theorie bringen
sondern können nur über zum Teil noch heftixz umstrittene
Hypothesen und persönliche Ansichten refericren.
Die folgend.»n Ausführungen werden sich zwar, da
der Wechselstrom-Liehtboren noch kaum erforscht ist, in
erster Linie auf den Gleichstromlichtbosen beziehen, wir
können jedoch runig annehmen, daß kein prinzipieller
Unterschied zwischen der Physik des Gleichstrom- und
der des Wechselstromlichtbogens besteht, denn die Ände-
rungsgesehwindirkeit des technischen Wechselstromes ist
klein im Verhältnis zu jener Geschwindigkeit, mit der die
nunmehr zu betrachtenden Erscheinungen ablaufen
Die Grundbedingung für die Existenz eines Licht-
bogens ist eine hohe Temperatur des Fußpunktes auf der
Kathode. Die dort herrschende Siedetemperatur des Ka-
tlıodenmaterials ist als Sitz der Elektronenemission die
Ursache der lonisation vor der Kathode. Daß die Zahl
der von der glühenden Kathode emittierten Ionen genirt,
um die auf dem Kathodenfleck zu beobachtenden Strom-
dichten zu erklären, zeigt Abb. 11, die für Wolfram die
nach der Richardsonschen Gleichung berechnete Elek-
tronenstromstärke als Funktion der absoluten Temperatur
wiedergibt. Da im Lichtboren herrschender hoher Druck
oder Siedeverzug die Siedetemperatur bis auf 4500 ° oder
mehr ansteigen lassen können, sind Stromdichten bis
15 000 A/cm? und mehr durch die Temperaturemission zu
erklären.
Die emittierten Glühelektronen fallen durch den Ka-
thodenfall und werden genügend beschleunigt, um die auf
hoher Temperatur befindliche Gasstrecke, die unter Um-
ständen noch heißer als die Kathode sein kann, zu ioni-
sieren. Dadurch wird einmal eine genügende Leitfähigkeit
der Gassäule bedingt, dann werden aber auch diejenigen
positiven [onen erzeugt, die vor der Kathode gebraucht
werden, um ein allzu starkes Anwachsen der nerativen
Raumladung zu verhindern. Im anderen Falle würde
sich nämlich sehr bald vor die Kathode eine dichte Wolke
negativer Elektronen la-
gern, die jedes Hindureh-
kommen weiterer Elektro- e..,®
nen verhindern würde. id
ce © © © +
e ee
ee
Det he
300 + Volk
200
100
E A ee a 416138
Abb. 11.
Kathodentemperatur
dichte fürWolfram nach Richardson.
Abb. 12 Zustand der Schalt-
strecke während des Strom-
tlusses.
Zusammenhang zwischen
und Strom-
Die Geschwindigkeit der Elektronen ist in der Gas-
säule zu gering, als dab sie beim Auftreffen mit dieser
Geschwindirkeit auf die Anode imstande wären, aus dieser
die benötigte Zahl von Ionen herauszuschlaren. Es ent-
steht deshalb zunächst vor der Anode ein Fehlbetragz von
Kationen durch das Werwandern und es bildet sich vor
der Anode eine negative Raumladung, die solange an-
wächst, bis die Beschleunigung der ankommenden Elek-
tronen durch den so entstehenden Anodenfall für die
‘Schaffung der nötigen Zahl der positiven [onen groß
genug geworden ist. Bei hoher Anodentemperatur kann
allerdings die Glühemission für ausreichenden Ionen-
nachschub sorgen, und diese ist wohl dafür verantwort-
‚lieh zu machen, daß manche Forscher sogar negativen
Anodenfall festgestellt haben.
Die Geschwindigkeit der positiven Ionen ist ihrer
gegenüber den freien negativen Elektronen großen Masse
wegen etwa 400mal geringer als die der negativen Elek-
tronen. Wir können uns sonach, wie in Abb. 12 darge-
stellt, die Lichtbozensäule als ein Raumgitter positiver
l.adungsträger vorstellen, das von den negativen Elek-
tronen mit verhältnismäßig großer Geschwindigkeit
durchstoßen wird. Die positiven Ionen tragen nichts
Wesentliches zum Stromtransport bei, sie werden in erster
Linie zur Herstellung der richtigen Raumladungsvertei-
lung gebraucht.
Abb. 12 zeigt auch das Spannunzsgefälie in einem
zwischen u Ren in Luft brennenden Lichtbo-
gen. DerS pannungsprung vor der Kathode, der sogenannte
Kathodenfall, ist eine von der Stromstärke unabhängige
und nur vom Kathodeninaterial bzw. von dem den Licht-
bogen tragenden Gas abhängige Konstante, die man als
eine lonisierunges- oder Anregungspannung ansprechen
kann. Daraus, daß der Kathodenfall auch die Heraus-
S’rom
ut? Kë
x
az
F ALAN
LichHöcgen-SPARTUNg
X16146
Abb. 13. Strom- und Spannungskurve eines Wechselstrom-Lichtbogens.
lösung der Elektronen aus dem Kathodenmaterial zu be-
sorgen hat, erklärt es sich, daß die Größe des Kathoden-
falles außerdem noch stark von den Külllungsverhält-
nissen der Kathode abhängig ist. Am groten wird der
Kathodenfall bei Lichtbogen mit sogenannter kalter Ka-
thode, worunter Lichtbogren mit schnell über die bah
denoberfläche hinweg wanderndem Fußpunkt verstanden
werden, bei denen die Kathode nur in äußerst dünnen
Schichten erhitzt wird. Fur kalte Kupferelektroden in
Luft beträgt der Kathodenfall z.B. 250 V, während er
bei heißer Kathode auf wenige Volt heruntersinkt. Der-
gegenüber ist der Auodenfall keine Konstante. Wenn er
auch, wie die Betrachtung der vor der Anode sich ab-
spielenden physikalischen Vorgänge zeigte, von Haus aus
eine lIonisierungspannung ist, so ist doch zu bedenken, dab
die Elektronen bereits mit einer gewissen (sesch windig-
keit vor der Anode ankommen und dab sich der Anoden-
fall um einen entsprechenden Betrag verringert. Im all-
gemeinen ist der Anodenfall klein gegenüber dem Katho-
denfall. Für das Spannungsgelfälle im eigentlichen Licht-
bogen lassen sich keine allgemeinen Werte angeben, vs
hängt ganz von den besonderen Verhältnissen der Schalt-
strecke, von der Kühlung usw. ab. Man kann nur soviel
sagen, daß das Spannungsgcfälle im Lichtbogen in wei-
ten Grenzen unabhängig von der Stromstärke ist, worauf
schon die bekannte dureh das Oszilloeramm "Abb, 13
gezeigte Rechteckform der Spannunzskurve eines Wech-
selstromlichtborens hinweist. Die Höhe der Lichtboren-
spannung ist, wie bereits früher erwähnt, bei Wechsel-
stromschaltung im allgemeinen klein im Verhältnis zur
EMK des zu schaltenden Stromkreises.
Die Temperatur des Kathodenfleckes ist durch die
Sielletemperatur des Kathodenmaterials unter den herr-
schenden Umständen gegeben, und durch diese Tempera-
tur ist nach Abb. 11 auch die Stromdichte auf dem hatho-
denfleck festgelegt. Die Ausdehnung des Kathodenfleckes
und damit auch der Querschnitt der Liehtbogensäule wer-
den sonach bei Wechselstrom ebenso wie die Stromstärke
nach einer Sinusfunktion schwanken, nennenswerte Hpyste-
reris ist, wie eine überschlägliche Berechnung der Ab-
kühlungsgesehwindigkeit des Kathodenfleckes bzw. der
Gassäule Zeigt, nicht zu erwarten. Beim Stromdurchgans
dureh Null, währenddessen beim Wechselstrom-Lichtdboren
allein eine Löschung zu erwarten ist, sind Kathodenfleck
und Gassäule somit nur von geringer Ausdehnung.
Betrachten wir nun, um zum eigentlichen Löschvor-
gang überzuzehen, die Verhältnisse, die sich unmittelbar
nach dem Nulldurchgang des Stromes einstellen Die
Stromstärke wird zunächst Null bleiben. Ferner wird
die an. der Schaltstrecke herrschende Lichtbogenspannung
2 während einer gewissen Zeit, die etwas kleiner als
t, also das etwa 10 us im Minimum ist, bestehen bleiben,
und endlich besteht auch zunächst noch die durch die
Raumladungsverhältnisse des vorher bestandenen Licht-
bogens gegebene Potentialverteilung, die durch den Ka-
thoden- und Anodenfall gekennzeichnet ist. Die Tempe-
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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
1077
ratur der Elektroden — wir betrachten der Einfachheit
halber einen Lichtbogen mit kalten Elektroden — und
die der Gassäule sind in rascher Abnahme begriffen. Der
Nachschub neuer Elektronen von der Kathode her kommt
zum Stillstand, während die zwischen den Elektroden
befindlichen Elektronen und lonen den elektrischen Feld-
kräften sowohl als auch ihrer gugenseitigen Kraitwir-
kung ausgesetzt sind. Da die Beweglichkeit der positi-
ven Ionen, wie bereits festgestellt, nur gering ist, können
wir sie auch weiterhin in erster Annäherung als im freien
Raum feststehend betrachten. Die negativen Ionen, die
freie Elektronen sind, werden dagegen unter dem Einfluß
des Kathodenfalles rasch von der Kathode entfernt, vor
dieser eine dementsprechend schnell wachsende positive
Raumladung zurücklassend, wie dies in Abb. 14 darge-
stellt ist. Diese Raumladung hat zur Foige, daß sich das
auf der Schaltstrecke herrschende Spannungsgefälle, wie
in Abb. 14 ebenfalls dargestellt, mehr und mehr nach der
Kathode zu zusammendrängt. Eine Rückzündung des
Lichtbogens durch die wiederkelirende Spannung wird
dann unmöglich sein, wenn die Durchschlagfestirkeit
des vor der Kathode befindlichen ionisierten Gases
schneller zunimmt als das an irgendeiner Stelle dort herr-
schende maximale Spannungsgefällee Die Durchschlag-
festigkeit nimmt aber in dem Maße zu, wie die Ioni-
sationsdichte als Folge einer durch die Abkühlung er-
möglichten Rückbildung der Ionen abnimmt. Dabei kommt
zum Teil eine gegenseitige Wiedervereinirung der posi-
tiven und negativen Ionen in Betracht, zum Teil wer-
den die vor den Elektro-
den befindlichen Ionen von
Geen diesen wieder absorbiert
_ 202620 + werden.
e ee
Ceiee
O O oO
AL wë
Kc
LGE Abb. 15. Wiederkehr der dielek-
trischeu Festigkeit einer kurzen
Schaltstrecke mit kalten Elek-
troden nach J. Slepian.
Abb. 14. Zustand der Schaltstrecke
kurz nach der Unterbrechung.
J. S. Slepian? hat für eine kurze Schaltstrecke
und kalte Elektroden die Wiederherstellungsgeschwindie-
keit ihrer dielektrischen Festigkeit bestimmt und unter
plausiblen Annahmen auch theoretisch begründet und
kommt zu dem durch Abb.15 dargestellten Zusammen-
hang zwischen Zeit und wiederkehrender Durchschlag-
festigkeit. Man sieht, daß sich vor der Kathode offenbar
unter dem Einfluß der sofort einsetzenden Absorption der
positiven lonen zwar fast augenblicklich eine Schicht mit
einer Durchschlagfestizkeit von etwa 250 V bildet, daß
aber die übrige Schaltstrecke einige hundert Mikrosekun-
den braucht, um ihre Durchschlagfestirkeit zum wesent-
lichen Teil zurückzugewinnen.
Die vereinfachenden Annahmen der Slepianschen
Theorie treffen für den Unterbrechungslichtboren im ÖL-
schalter sicherlich nicht zu. Der Durchmesser der Licht-
bozensäule ist mindestens zur Nullzeit des Stromes klein
iin Vergleich zu ihrer Länge. Die Elektroden werden
ferner, da die siedende Metallschicht unter dem Licht-
bogenfußpunkt eine endliehe Dicke hat, im allgemeinen
länger nachglühen und demzufolge länzer Ionen emittieren
als vorstehend angenommen wurde. Der Angriff auf die
l.ichtbogensäule wird demgemäß mehr von ihrer seit-
lichen Begrenzungsfläche her erfolgen, indem die Rück-
bildung der Ionen durch die dort eintretende Abkühlung
in die Wege geleitet wird, bzw. indem die zu Konden-
sationskernen werdenden Ionen von dem Kühlmittel ab-
sorbiert werden.
Da hier bei der Bestimmung der Zeit, die die Berei
nigung der Schaltstrecke in Anspruch nimmt, die Theorie
versagt, so wurde versucht, mittels des I;xperimentes in
möglichst einfacher Weise hierüber näheren Aufschluß
zu gewinnen. Zu dem Zwecke nahmen wir Abschaltver-
suche mit Ölschaltern vor, bei denen durch ständiges Ver-
erößern der Kapazität von parallel zu den Generator-
klemmen geschalteten Kondensatoren die Rürkkehrzeit t
der wiederkelirenden Spannung allmählich gesteigert
3 Siehe zB. J. S.Slepian, Theory of the Deion Circuit Breaker.
J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 48, S. 93. Ref.: ETZ 1929, S. 686.
wurde. Eine čünstige Beeinflussung des Abschaltvor-
ganges wird offenbar erst dann eintreten, wenn die Rück-
kehrzeit t gleich oder größer als diejenige Zeitspanne
geworden ist, die die Schaltstrecke zu ihrer Rexunerir-
rung benötigt. Man kann dann umgekehrt aus der Höhe
jener Rückkehrzeit auf die zur Rezenerierung der Schalt-
strecke benötigte Zeitdauer schließen.
In Abb. 16, die sich auf einpolige Abschaltversuche
normalen Ölschalter
mit 7500V, OJIZ an einem der
00 000
OD
100 us
Abb. 16. Einfluß der Netzkapazität auf die Lichtbsgendauer bei
einem Ölschalter.
Reihe 10 mit zweifacher Unterbrechung je Phase be-
zieht, zeigt die linke Seite Kurven, die die Zunahme der
in Halbperioden (0,01 s) gemessenen Lichtbogendauer mit
der unterbrochencen Leistung angeben. Die verschiedenen
Kurven beziehen sich auf verschiedene Eigenschwin-
gungszahlen des aus Generator- bzw. Drosselspulen-In-
duktivität und Parallelkapazität bestehenden Sch win-
eungskreises. Aus dieser Kurvenschar wurde nun die
ausgzezogene Kurve auf der rechten Scite der Abb. 16
gewonnen, die für eine jeweilig abgeschaltete Leistung
von 15000 kVA die Lichtbogendauer als Funktion der
Rückkehrzeit tr festlegt. Die weiterhin eingezeichnete
gestrichelte Kurve stamınt aus einer anderen Versuchs-
reihe mit höherer Spannung und kleinerer Leistung.
Beide Kurven zeigen übereinstimmend, daß bei einem Öl-
schalter mehrere hundert Mikrosekunden zur Regenerie-
rung der Schaltstrecke erforderlich sind, ein Ergebnis, das
mit dem der. Slepianschen Arbeiten, soweit die Schalt-
strecke selbst in Frage kommt, in guter Übereinstimmung
steht.
Die vorhergehenden Entwicklungen haben uns damit
die wichtige Erkenntnis vermittelt, daß bei den üblichen
Schaltern, wenn nicht sehr große XNetzkapazitäten in
Frage kommen, die Regencrierungszeit der Schaltstrecke
um ein Vielfaches größer ist als die Rückkehrzeit t der
wiederkehrenden Spannung. Daraus erklärt sich die
verhältnismäßig große Lichtbogendauer bei den gebräuch-
lichen lIlochspannungs-Wechselstroinschaltern.
4. Der Preßluftschalter.
Bei den üblichen Schaltern, insbesondere beim norma-
len Ölschalter, ist der zwischen den Ausschaltkontakten
"brennende Lichtbogen mehr oder wenizer sich selbst
überlassen. Die Schaltstücke werden mit einer verhält-
nismäßig geringen Geschwindigkeit voneinander entfernt
und es wird auf diese Weise der Unterbreehungslicht-
bogen so lange verlängert, bis nach Ablauf irgendeiner
Halbperiode die zu seiner Neuzündung zur Verfügung
stehende Spannung nicht mehr ausreicht. Der Ausschalt-
vorzang solcher Schalter erstreckt sich bei größeren Lei-
stungen über eine ganze Anzahl von Halbperioden, was
unnötig starke Abnutzung der Kontakte, unnötige Ver-
schlechterung des Öles und unnötig starke Beanspru-
chung des ganzen Schaltzerätes bedeutet. Daß dem-
gegenüber die Konstruktion eines Schalters, bei dem ein
gewaltsamer Eingriff in den Mechanismus des Licht-
bogens vorgenommen wird, einen großen Fortschritt be-
deuten kann, liegt auf der Hand.
Hier setzt nun der Vorschlag von Prof. Ruppelein,
den Unterbrechungslichtbogen in besonderer Weise durch
einen kräftigen Preßluftstrahl auszublasen und so den
Ausschaltvorgang bei der ersten sich bietenden Gelegen-
heit gewaltsam zu beenden. Diese Gelegenheit ist der
Zeitpunkt, in dem nach erfolgter Kontakttrennung der zu
unterbrechende Wechselstrom das erste Mal die Null-
linie erreicht. Daß die Vorbedinzungen für die Errei-
chung dieses Zieles während des Nulldurchganges des
Stromes nicht ungünstig sind, haben unsere früher ange-
stellten Betrachtungen gezeigt. Die glühenden Fußpunkte
des Lichtbogens haben in diesem Zeitpunkt nur einen
1078
sehr geringen Durchmesser, der Lichtbogen selbst ist
nur dünn, und während einer gewissen Zeit qt, die im Mini-
mum 10 us beträgt, ist die Schaltstrecke strom- und an-
nähernd spannungslos. Wenn es gelingt, während dieser
Zeit, die bis zum Erscheinen der Zündspannung vergeht,
die Schaltstrecke von den zwischen ihr verbliebenen Ionen
zu reinigen und den Nachschub der von den nachglühen-
den Elektroden gelieferten Ionen in ungefährliche Bahnen
zu lenken, so ist das erstrebte Ziel erreicht.
Elektrischer Arsschluß
IR
[es
Ss;
IN:
Le ` ee
Freßijtzufuhr `
` Jür Einschaltung K16133
Abb. 17. Prinzipielle Skizze des Prefiluftschalters.
WEEEEETEECTE EE e
Der Vorschlag, den Unterbrechungslichtbogen mittels
eines Preßluftstrahles zu löschen, ist an sich nicht neu.
Daß dieser Vorschlag bis jetzt noch nie zu praktisch
brauchbaren Lösungen geführt hatte, ist nur dadurch
zu erklären, daß diese mit untauglichen Mitteln versucht
worden sind.
Die wichtigste konstruktive Forderung — und hier:
setzen die Vorschläge von Prof. Ruppel ein — die an einen
Preßluftschalter zu stellen ist, ist zunächst eine derartig
symmetrische Anordnung der Kontakte zum ausströmen-
418135
Abb. 18. Luftströmung bei verschie-
denen Stellungen des beweglichen
Kontaktes.
den Luftstrahl, daß dem Unterbrechungslichtbogen ein
Ausweichen nach irgendeiner Richtung unmöglich ge-
macht ist. Ferner soll wenigstens einer der beiden
Lichtbogenfußpunkte im Bereiche einer möglichst hohen
Geschwindigkeit des ausströmenden Luftstrahles sein.
Aus diesen Gründen kam für die wesentlichen Teile des
Schalters von vornherein nur die runde Form in Frage,
der feste Kontakt wurde als den beweglichen Kontakt
ımhüllende Düse ausgebildet, wie in der prinzipiellen
Skizze Abb. 17 gezeigt. In der Einschaltstellung schließt
der als Druckkontakt ausgebildete bewegliche Kontakt,
indem er sich gegen eine rinseförmige Arbeitsfläche des
festen Kontaktes legt, die Ausströmöffnung ab. Die
Schaltbewegung des Kontaktes wird durch einen Kolben
eingeleitet. Dadurch, daß beim Ausschalten sowohl der
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
Der chef eng ie °°°
erhandener: Jonen bei a.&c und o enigerechen den de
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Abb. 19. Löschvorgang beim Prefluftschalter
bei Stromstärken von 10..20 000 A.
25. Juli 1929
Blasraum als auch der Ausschaltzylinder vom selben
Ventil aus mit Druckluft gespeist werden, wird im Ver-
ein mit einer vom Luftdruck abhängigen Verriegelung
erreicht, daß mit absoluter Zwangläufigkeit der Schal-
ter nur beim Vorhandensein eines genügenden Blasdruckes
auslösen kann. Die gewählte Anordnung bietet folgende
wesentlichen Vorteile:
1. Einer der beiden Fußpunkte des Unterbrechungs-
lichtbogens befindet sich zwangsweise im Bereiche
hoher Strömungsgeschwindigkeit der Blasluft.
2. Der ausströmende Luftstrahl kann durch zweck-
mäßige Wahl der Düsenform so geführt werden,
daß die aus der Schaltstrecke herausgeblasenen
Ionen und insbesondere auch die von der nachglü-
henden Spitze des bewegten Kontaktes emittierten
Ionen nicht zur Berührung mit der Gegenelektrode
kommen.
3. Der bewegte Kontakt wird in ein Gebiet hohen Luft-
druckes hineingezogen, wo die durch die Pressung
proportional mit dieser erhöhte Durchschlagfestig-
keit un Schaltstrecke gegen Rückzündung ver-
riegelt.
Um die geschilderten Vorteile voll ausnutzen zu kön-
nen, waren der Formgebung der Kontakte sowohl als auch
der der Austrittsdüse ganz besondere Aufmerksamkeit zu
widmen. Eine günstige Form ergibt zunächst eine hohe
Strömungsgeschwindigkeit der Blasluft, und daß hohe
Strömungsgeschwindigkeit von ausschlaggebender Bedeu-
tung für den Löschvorgang ist, läßt Abb. 18 erkennen.
Auf dieser sind drei verschiedene Stellungen des beweg-
lichen Kontaktes während seiner Ausschaltbewegung dar-
gestellt. Es ist klar, daß bei jeder dieser Stellungen ganz
verschiedene Strömungsverhältnisse an der Spitze des
beweglichen Kontaktes gegeben sind und daß beim unter-
sten Bild die höchste Strömungsgeschwindigkeit an der
Kontaktspitze zu erwarten ist. Zahlreiche Abschaltver-
suche ergaben, daß bei einer Stellung des Kontaktes nach
Abb. 18c weitaus die günstigsten Löschbedingungen ge-
geben waren.
Eine günstige Formgebung der Kontakte vermeidet
aber auch unnötige Wirbelbildungen im ausströmenden
Luftstrahl und ermöglicht so überhaupt erst den Fort-
transport der von der Spitze des beweglichen Kontaktes
dir Iranstirhe.
Abb. 20. Luftgeschwindigkeiten in der
Kontakttulpe.
emittierten Ionen, ohne daß diese die feste Gegenelek-
trode erreichen. Nur so ist eine Neuzündung des Licht-
bogens nach erfolgtem Nulldurchgang des Stromes mit
Sicherheit zu verhindern.
Abb. 19 zeigt, wie wir uns auf Grund unserer bis-
herigen Untersuchungen den Löschvorgang am Preßluft-
schalter vorzustellen haben. Wir sahen früher, daß Licht-
bogenquerschnitt und Fußpunkt des Lichtbogens zur Null-
zeit des Stromes nur klein sind, eine Tatsache, die im zwei-
ten Teilbild der Abb. 19 zur Darstellung gebracht ist. Die
Verhältnisse sind hier nur insofern übertrieben gezeich-
net, als die Luftgeschwindigkeit gegenüber der Ande-
rungseeschwindigekeit des 50periodigen Wechselstromes
zu klein anzenommnen wurde, was sich aus Zeichnerischen
Gründen nicht vermeiden ließ.
25. Juli 1929-
Das dritte Teilbild zeigt den Zustand der eben voll-
endeten Unterbrechung, die sich demnach folgender-
maßen abspielt: Die Lichtbogensäule wird von der aus-
strömenden Preßluft in Form eines schlanken, spitz zu-
laufenden Kegels von der Spitze des bewegten Kontak-
tes abgehoben. Die noch kurze Zeit nachglühende Spitze
sendet zwar noch Ionen aus, die aber wegen ihrer ge-
ringeren Geschwindigkeit und der Luftwirbel an der ab-
eestumpften Kontaktspitze hinter der sich schnell ent-
fernenden Keegelspitze zurückbleiben. Am festen Gegen-
kontakt, wo der Lichtbogen dem Luftstrom ausweichen
konnte und wo sich sein Fußpunkt infolgedessen in einer
Zone verhältnismäßig geringer Luftgeschwindigkeit be-
findet, wird zu dieser Zeit die Lichtbozensäule noch an-
haften. Die Unterbrechung spielt sich also nur in unmit-
telbarer Emeebung der Spitze des bewegten Kontaktes
ab und ist dann als gelungen Zu betrachten, wenn — vom
Nulllurchgang des Stromes ab gerechnet — nach der
Rückkehrzeit t der wiederkehrenden Spannung der Ab-
stand a groß genuz geworden ist, um bei dem herrschen-
den Luftdruck von dieser nicht mehr durchgeschlagen zu
werden. Da die hier herrschenden Durcehschlazrverhält-
nisse denen zwischen zwei Spitzen ähneln, erklärt sich
das Fehlen aller Polaritätserscheinungen bei der darge-
stellten Schalteranordnunge. Wir schen aber jetzt auch
ein, daß in erster Linie das Material der Spitze des be-
wegten Kontaktes den Abschaltvorgang beeinflußt.
In Abb. 20 zeigt Kurve 1 die bei richtiger Form-
eebung der Ausströmdüse zu erwartende höchste Luft-
geschwindigkeit als Funktion des aufzewendeten Blas-
druckes, wobei Luft von normaler Temperatur voraus-
gesetzt ist. Mit dieser Temperatur kann, wie noch ge-
zeigt werden wird, zur Zeit des Nulldurchganges des
Stromes gerechnet werden. Sofern mit einem Luftdruck
von mindestens 5 at gearbeitet wird, beträgt, wie die
Kurve zeigt, die am Düsenende zu erwartende höchste
Geschwindigkeit etwa 500 m/s, an der Spitze des beweg-
ten Kontaktes kann sie zu etwa 300 m/s anzenommen
werden. Auf der anderen Seite wurde im Forschungs-
institut der AEG die auf einer Wegstrecke von 1 cm zu
erwartende mittlere Austrittsgeschwindigkeit der von
einem glühenden Metall emittierten Ionen zu
$
v = 0,023 * [m/s]
ermittelt, wo E die längs jener Wegstrecke herrschende
Feldstärke in V/cm und p der dort herrschende Luft-
druck in kg/cm? sind. Diese Formel ergibt für unsere
Verhältnisse mit etwa © = 10 000 V/cm und p = 10 kg/cm?
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 30
1079
eine Wanderungsgeschwindigkeit der lonen von nur
23 m/s, deren geringer Wert sich dadurch erklärt, daß
die aus dem Metall freiwerdenden Glühelektronen sich
infolge der großen Gasdichte schr schnell an größere
Molcekülkomplexe anlagern. Damit ist aber unsere vor-
hin gemachte Voraussetzung bewiesen, daß die Eigen-
geschwindigkeit der von der nachglühenden Kontakt-
spitze aussesandten Ionen klein ist im Vergleich zur
Luftgeschwindigkeit an dieser Stelle, und daß es infolge-
dessen gelingen muß, die Ionen in der gewünschten Rich-
tung fortzublasen.
Nehmen wir, um ein Beispiel zu betrachten, einen
Schalter für 15kV PBetriebspannung mit einer Unter-
brechungstelle je Phase an, der mit einem Luftdruck
von lOat betrieben werde. Die Rückkehrzeit der wieder-
Abb. 21. Einfluß der Netzkapazität auf die Liehtbogendauer beim
Prebluftschalter.
kehrenden Spannung sei 10 us. Bei einer Luftgeschwin-
digkeit von 300 m/s an der Kontaktspitze stellt sich in
dieser Zeit zwischen dieser und dem Ende des fortgeblase-
nen Lichtbogens ein Abstand a=3mm ein, der bei
dem Druck von 10 at gerade noch einer Spannung von
23kV widersteht. Das Ergebnis dieser kleinen Rechnung
steht in guter Übereinstimmung mit dem Ergebnis von
Versuchen, wie Abb. 21 zeigt. In dieser ist aus der links
dargestellten Kurvenschar rechts die an einem Preßluft-
schalter ermittelte Abhängigkeit der Lichtbogendauer von
der Rückkehrzeit t der wiederkehrenden Spannung her-
ausgezogen. Man kann sich durch einen Blick auf die so
erhaltene Kurve leicht davon überzeugen, daß der Preß-
luftschalter nicht mehr als etwa 10 us zur Rezenerierung
seiner Schaltstrecke benötigt, wobei zu berücksichtigen
ist, daß die der Abb. 21 zugrundeliegenden Versuche mit
7500 V und einem Blasdruck von nur 2,5 at ausgeführt
wurden. (Schluß folgt.)
Neuere Untersuchungen über das betriebsmäßigeVerhalten von Quecksilberdampf-Gleichrichtern”.
| Von J. v. Issendorft, Berlin.
Übersicht. Die Forschungsergebnisse der letzten Jahre
haben unsere Kenntnis von dem Mechanismus des Strom-
überganes zwischen den Elektroden des Quecksilberdampf-
Gleichrichters zu einem gewissen Abschluß gebracht. Nach
einem Überblick über die physikalischen Vorgänge beim
Stromtransport im Hg-Dampf geringer Dichte wird über
zwei im Dynamowerk der SSW benutzte Untersuchungs-
methoden und deren für die Betriebsicherheit der Gleich-
richter außerordentlich wichtige Ergebnisse berichtet. Es
wird das Vorhandensein von Restladungen in den Anoden-
Furen während der stromlosen Phase nachgewiesen, die
sich dureh Nachleuchten und durch Anodenrickströme kenn-
zeichnen, ferner über Maßnahmen zu ihrer schnelleren Be-
seitirung berichtet. Zum Schluß wird die Anwendung dieser
Ergebnisse auf das Rückzündungsproblem behandel? und
dargelegt, daß der Quecksilberdampf-Gleichrichter, vor allem
der Großgleichrichter, in ein neues Entwicklungsstadium gce-
treten ist, welches neben erheblicher Steigerung der Be-
triebsicherheit die Erreichung der höchsten zur Zeit wirt-
schaftlichen Umformerleistungen in Aussicht stellt.
Der Quecksilberdampf-Gleichriehter wird gewöhnlich
als ein elektrisches Ventil dargestellt, dessen Strom-
Anrchlässigkeit in einer Richtung durch die Fähigkeit der
Kathode zur unbegrenzten Elektronenemission gegeben ist,
wahrend die Stromsperrung in der entgerenzesetzten
FKichtung auf der Unfähigkeit der Anode zur Elektronen-
emission beruht. Naturgemäß hat man also die Vorgänge
SZ Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 23. X. 1928.
B-sprechung a. 8.1099 dieses Heftes.
an den Elektroden selbst studiert und durch die Vervoll-
kommnung der Konstruktion, namentlich der Anoden, die
Gleichrichterleistung zu steigern gesucht. Entsprechend
wurde auch in der Literatur den Elektroden die llaupt-
aufmerksamkeit gewidmet. Man hat sich z.B. sehr viel
Mühe gezchen, die Spannungsabfälle an diesen zu ermit-
teln, ohne allerdings die Vorgänge in der Entladungsbahn
genügend zu kennen, die zunächst wenig experimentelle
Angriffspunkte zu bieten schienen. Erst durch die Mes-
sung der Gehäuseströme am (Ciroßerleichrichter wurden
dann von Schenkel und Schottky'!neue Wege zu
erfolgreicher Forschungsarbeit gewiesen, die uns jetzt
weitgehende Klarheit über die Wirkungsweise des Gleich-
richters gebracht hat. Unter anderem ist entdeckt wor-
den, daß die zu Potentialmessungsen im Lichtboren bisher
benutzten metallischen Sonden ganz beträchtliche Polari-
sationserscheinungen aufwiesen. Demgemäß sind alle
älteren Spannungsabfallmessungzen an den Elektroden
fehlerhaft und haben die aufzewandte Mühe nicht ge-
lohnt. Dieses Beispiel möge Ihnen zeigen, wie wichtig die
Untersuchungen der Vorgänge gerade im Entladunesraum
selbst sind, und ich habe es deshalb als meine Aufgabe
angesehen, Ihnen eine zusammenfassende Darstellung
von den Ergebnissen dieser Untersuchungen zu bringen,
die sich recht eut zu einem anschaulichen Bild zusam-
menfüzren lassen. Hiermit ist eine gewisse Vernachläs-
sigung der Vorgänge an den Elektroden selbst verbunden,
die ich mir im Ilinblick auf das anfangs Gesagte erlauben
1 M. Schenkelu. W. Schottky, Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Bd. ?
S. 252 (1922).
1080
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
| 25. Juli 1929
zu können glaube; erst zum Schluß wird dann als Fol-
gerung aus den gewonnenen Erkenntnissen die Beeinflus-
sung der Anode von der Entladungesbahn aus behandelt,
um daraus wirksame Mittel zur Vermeidung von Rück-
zündungen zu gewinnen.
I.
Betrachten wir die Entladungsbahn des Quecksilber-
bogens im Glasgleichrichter, so unterscheiden wir be-
kanntlich einen dunkleren Teil über der Kathode, der den
auf der Hg-Oberfläche herumtanzenden Kathodenfleck
umgibt, ferner meist einen helleren Teil an den Anoden,
etwa in Form einer Flamme, dic sich gern an Vertiefun-
gen der Anode ansetzt, und dazwischen einen gleichmäßig
leuchtenden Teil, der die Anodenarme in ihrer ganzen
Länge ausfüllt. Dieser Teil, die sog. positive Säule,
wird uns zunächst beschäftigen
In der positiven Säule unterscheiden wir Elektronen,
positive Ionen und neutrale Quecksilberatome. Von den
Eigenschaften der Elektronen interessiert vor allem, daß
die Zusammenstöße mit Hg-Atomen bei kleinen Geschwin-
diekeiten vollkommen elastisch, bei hohen Geschwindig-
keiten teils elastisch, teils lichtanregend und ionisierend
sind. Die Ionen können wir uns einfach als Atome vor-
stellen, in deren äußerer Elektronenschale ein Elektron
fehlt, so daß die positive Kernladung um eine Ladungs-
einheit überwiegt. Das Ion ist dadurch an Masse und
Ausdehnung nicht merklich kleiner geworden als das
neutrale Atom und möge sich auch, soweit es nicht durch
äußere Felder beeinflußt wird, ganz nach den gas-
kinetischen Gesetzen bewegen, d.h. vollkommen elastische
Stöße mit den neutralen Atomen ausführen. Alle anderen
Komplikationen, z.B. die Bildung von Molekülen oder
Molekülgruppen positiver oder negativer Ladung sowie
das Vorhandensein der langlebigen angeregten Atom-
zustände, die mehr oder weniger hypothetischer Natur
sind, ferner auch die Entstehung mehrwertizer Ionen,
können wir hier durchaus vernachlässigen. Sie sind —
wir können sagen: glücklicherweise — zur anschaulichen
Erklärung der zu betrachtenden Vorgänge überflüssig.
Da wir es nun mit drei in ihrem Verhalten recht gut
bekannten Teilchenarten zu tun haben, könnten wir an-
nehmen, daß diese drei einfach wie ein Gasgemisch zu
behandeln seien, besonders nachdem erkannt worden war,
daß eine Wiedervereinigung der Elektronen und Ionen im
freien Raum und reinen Hg-Dampf gar nicht oder in ver-
schwindend geringem Maße erfolgt’. Dieses Verhalten
wird wohl am besten durch einen astronomischen Ver-
gleich plausibel, indem man sich die Ionen als Sonnen, die
Elektronen als Kometen vorstellt. Nur unter besonders
günstigen Bedingungen wird das Einfanzen eines Ko-
meten zu dauerndem Verbleib in einem der Sonnen-
systeme erfolgen können.
Indessen zeigt sich die zunächst überraschende Ab-
weichung vom normalen Gasgemisch hauptsächlich darin,
daß die drei trotz ihrer innizen Durchdrinzung unter dem
Einfluß des elektrischen Feldes keineswegs die gleiche
Temperatur haben? sondern einen ganz erheblichen Un-
terschied aufweisen. Die Temperatur der Elektronen liegt
nämlich normalerweise? zwischen 10 000 und 30 000°, die
der Atome wird größenordnungesmäßiz etwa 1000° bec-
tragen, und die am schwierigsten zu bestimmende. der
Ionen, wird zwischen diesen Extremen wahrscheinlich
näher der unteren Grenze anzunehmen sein. Von Tem-
pceraturen za sprechen, die an sieh nur die unzeorilneten
molekularen Bewegungszustände kennzeichnen, ist man
hier berechtigt, weil, wie wir später sehen werden, die
unzeordnete Bewegung auch der Elektronen einer bce-
stimmten (Gesetzmäßirkeit folgt. Die unzeordnete Ge-
schwindickeit der Ladungsträger ist natürlich von deren
mittlerer Fortschreitungsgeschwindiekeit in Richtung des
elektrischen Feldes wohl zu unterscheiden, die bei den
zur Anode wandernden Elektronen wegen ihrer größeren
Beweglichkeit etwa 400mal größer ist als bei den ent-
gegengesetzt wandernden Ionen. Praktisch trazen also
die Elektronen den gesamten Strom, die Ionen sind eigent-
lich nur zur Raumladungeskompensation da und müssen
daher die Entladungsbahn in gleicher Dichte erfüllen wie
die Elektronen, um unbegrenzt hohe Entladungsströme
zu ermöglichen. Wichtig ist noch, daß die ungzeordnete
Geschwindigkeit der Elektronen im Mittel erheblich
erößer als ihre mittlere Fortschreitungszeschwindirkeit
ist. Läßt man nämlich Elektronen aus der positiven Säule
durch einen Spalt in Nebenräume treten, so findet man,
daß die auszetretenen keine Richtung bevorzugen und
sich nach allen Seiten gleichmäßig verteilen.
2? R. Seeliger, Phya 7. Bd. 30. S. 329 (1929.
3 R, See liger, Phys. Z. Bd. 15, 8.780 (1914).
l. Langmuir, Phys. Rev. Bd. 23, S. 109 (1924).
Eine auffallende Wirkung der hohen Temperatur des
Elektronengases ist die negative Aufladung aller festen
Körper, die sich in der Nachbarschaft der positiven Säule
befinden, also der Gefäßwände, Schutzrohre und Sonden
aller Art, gleichgültig, ob sie aus leitendem oder nicht-
leitendem Material bestehen. Diese Wirkung wird leicht
verständlich, wenn man bedenkt, daß die Moleküle eines
heißen Gases nicht nur mit größerer Geschwindigkeit
sondern auch häufiger die Wand treffen als die cines
kalten. Da wir es nun bei den Elektronen mit einem
sehr heißen Gase zu tun haben, so muß deren Stoßzalıl
diejenige der Ionen weit übersteigen und an der Wand
eine negative Aufladung hervorrufen. Gleichwohl steigt
das negative Wandpotential nicht ins Ungemessene; denn
das vor der Wand entstehende elektrische Feld bremst
die Elektronen und beschleunigt die Ionen, bis sie in
gleicher Zahl eintreffen und nun das Wandpotential sich
nicht mehr ändert. Damit ist ein Gleichgewichtszustand
erreicht. Diejenigen Elektronen, deren Geschwindirkeits-
komponente senkrecht zur Wand einen dem jeweiligen
Wandpotential entsprechenden Grenzwert unterschreitet,
müssen dann vor Erreichung der Wand wieder umkehren
und in die Entladungsbahn gewissermaßen zurückfallen.
Diese Überlegung gibt uns bereits ein einfaches
Mittel an die Hand, die sog. Geschwindigkeitsverteilunx
festzustellen, nämlich die Zahl derjenigen Elektronen zu
ermitteln, die ein bestimmtes Gegenpotential noch zu
überwinden vermögen. Man braucht nur eine Sonde an
eine variable Gleichspannung zu legen und den Strom zu
messen, den sie aufnimmt. Es ergibt sich die bekannte
Charakteristik? das Sonden-
Abb. 1, die als Abszisse
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Abb. 1. Charakteristik einer Zylindersonde im Hg-Vakuuın-Bogen.
potential, als Ordinate den Sondenstrom zeigt. Als Null-
punkt der Darstellung ist hier das Potential der isolierten
Sonde gewählt, das man z.B. mit einem statischen Volt-
meter gegen einen beliebigen Punkt des äußeren Gleich-
stromkreises ermitteln kann. Bei negativen Sondenpoten-
tinlen erhalten wir einen annähernd konstanten lonen-
strom (hier nach unten gezeichnet) dessen Sättigunes-
charakter später erklärt wird. Da sich dieser Ionenstronı
auch dem bei steigendem Potential beginnenden Plek-
tronenstrom überlagern muß — jedenfalls bis zu einem
noch unbekannten positiven Potentialwert dieser Dar-
stellung —, so können wir ihn einfach dadurch elimi-
nieren, daß wir die Abszissenachse um den Sättirunes-
betrag des Ionenstromes tiefer legen, wie striehpunktiert
anzegceben ist. Man erkennt nun, daß der Eiektronensirs»m
sich. anscheinend nach einer Exponentialfunktion mit der
Spannung ändert, und der Gedanke liegt nahe, diesen
Strom jetzt in logarithmischem Maßstab darzustellen®, wie
es in dem darunter gezeichneten Schaubild geschehen ist.
Überraschenderweise ergibt sich eine Gerade über einen
Bereich von etwa 15 V (wenn eine genügend kleine Sonde
benutzt wurde) und damit ein schr schöner Beweis für
die sog. Maxwellsche Geschwindirkeitsverteilune der
Elektronen, die eine solche Abhängigkeit aus mathema-
tischen Gründen fordert. Aus der Steigung dieser Ge-
raden lesen wir eine mittlere Voltzeschwindigkeit”
von
1,9V oder auch die Temperatur der Elektronen ab uni
5 Wie Fufnote 1.
€ ]. Langmuir u. H. Mott Smith jr., Gen. El. Rev. Bi. »7
S. d (1924). — J. v. Issendorff, Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Bd. 4, S| ı>2|
(1925
e Dieses Geschwindigkeitsmaß entspricht etwa dem Ausdruck
„Geschwindigkeitshöhe‘ der Hy4dromechanik.
“u
25. Juli 1928
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 30
1081
erhalten den hohen Betrag von 22000° abs. bei der im
vorliegenden Falle verhältnismäßig geringen Dampfdichte.
Der in der linearen Darstellung zu hoch anwachsende
Strom ist in der halblogarithmischen noch für höhere po-
sitive Potentiale fortgesetzt und zeigt einen unvermit-
telten Übergang zu einem Sättigungswert, der sich aller-
dings im Gegensatz zum lonenstrom nur über wenige
Volt erstreckt, weil sehr bald die Stoßionisation einsetzt
und die Sonde zur selbständigen Anode wird. Der aus-
geprägte Knickpunkt hat eine besondere Bedeutung, er
hezeichnet das wahre Potential des Lichtbogens am Ort
der Sonde. Alle, auch die langsamsten Elektronen, ver-
mögen in diesem Falle die Sonde zu erreichen, und eine
weitere Erhöhung des Sondenpotentials kann die Zahl der
ankommenden Elektronen dann nur durch zusätzliche
Ionisation noch schwach vermehren. Wir sehen hier, daß
das wahre Potential des Sondenorts noch um 11,5 V höher
iiegt als das Potential der isolierten Sonde. Diese große
Differenz sinkt allerdings mit steigendem Dampfdruck
und ist bei normalem Betriebsdampfdruck nur etwa halb
so groß, so daß man hier mit Sondenaufladungen von
4...6 Y rechnen kann.
In Abb. 2 ist die Potentialverteilung im Längsschnitt
einer einfachen Hg-Dampf-Entladungsröhre in räumlich
rerspektivischer Darstellung gezeichnet. Die äußeren
Abb. 2 Räumliche Potentialdarstellung über dem Längsschnitt
einer Entladungsröhre.
Umrisse sind aus den gestrichelten Äaquipotentiallinien
zu erkennen, die hier zugleich Höhenlinien sind. Das
Kathodenpotential ist willkürlich mit Null bezeichnet.
Eine stärker gezeichnete Linie gibt das Potential der
köhrenwand an, das ungefähr dem Messungsergebnis der
alten Sondenmethode entspricht und einen Kathodenfall
von 5,3V sowie einen Anodenfall von rd. 6,5 Y ent-
nehmen läßt. Tatsächlich steigt das wahre Potential der
Entladungsbahn noch beträchtlich höher an, über dem
Kathodenfleck fast senkrecht auf über 10V und in der
Umgebung der Anode so weit, daß nur 1..2V Differenz
als Anodenfall übrigbleiben. Diese Verschiebung der
Werte muß als relativ sehr beträchtlich bezeichnet wer-
den. Die hier benutzte räumliche Darstellung gibt auch
ein recht anschauliches Bild der Bewegung der Ladungs-
träger, die in Richtung des Feldes,
also senkrecht zu den Äquipotential-
linien beschleunigt werden. Die
Fortschreitungsrichtung der Ionen
wird dann etwa diejenige von Ku-
geln sein, die, auf den Körper ge-
legt, an ihm herabrollen (z. B. längs
der strichpunktierten Linien), wäh-
rend man zur Betrachtung der Elek-
tronenbewegung die Figur auf den
Kopf stellen muß und sich eine Zahl
leichter Bälle im Innern des Kör-
pers herabtanzend vorzustellen hat,
von denen ein kleiner Teil bis zur
Randlinie_ (Röhrenwandpotential)
hinauf zu springen vermag. Dieser
Teil neutralisiert die dort ankom-
menden Jonen und bedeutet einen f |
Verlust, der durch Neubildung von e bei
Trägern in der positiven Säule wie-
der ausgeglichen werden muß.
Für den Übergang der Ladungsträger auf feste Ma-
terie ict noch ein weiterer Umstand von Bedeutung: das
fast unvermeidliche Auftreten von einhüllenden Raum-
ladungsschichten. Nimmt eine negative Sonde nur Ionen,
eine positive Sonde nur Elektronen auf, so ist bis zu
Kathode Wal Zë
Abb. 3. Darstellung der Feldverteilung in einem Anodenarm durch Trickfilm (Ausschnitt).
einer gewissen Entfernung von ihrer Oberfläche nur die
eine Trägerart vorhanden, deren Einzelteilchen diese
Strecke natürlich nicht momentan sondern in einer end-
lichen Zeitspanne durchlaufen. Während deg Durch-
gangs erzeugen diese Träger gemeinsam eine Raum-
ladungsschicht, die man sich wohl am einfachsten als den
einen Belag eines Kondensators vorstellen kann, welcher
mit dem Lichtbogen in leitender Verbindung steht, wäh-
rend die Sondenoberfläche den anderen Belag bildet. Man
erkennt dann ohne weiteres, daß dieser Kondensator auf
die volle Sondenspannung aufgeladen ist und diese infolge-
dessen in ihrer elektrostatischen Einwirkung auf den
Lichtbogen kompensiert. Bei einer Änderung der Sonden-
spannung ändert sich die Dicke der Raumladungsschicht,
die auch Childschicht? genannt wird, in dem Maße, daß
die neue Zahl der darin enthaltenen Träger gerade den
dieser Spannung entsprechenden Ladungszustand des
ideellen Kondensators herstellt. Die noch außerhalb be-
findlichen Träger werden also nur daun gewissermaßen
eingefangen, wenn sie zufällig durch ihre spontane Eigen-
bewegung an die Schichtgrenze gelangen, wodurch sich
ohne weiteres der Sättigungscharakter des Trägerstromes
ergibt, den wir für beide Trägerarten in der Darstellung
Abb. 1 erkennen, wenn auch noch dadurch einge-
schränkt, daß die äußere Begrenzungsfläche der Schicht
hier, wie bei vielen Sondenformen, mit der Schichtdicke
anwächst. Durch rechnerische Korrektur dieses Ein-
flusses läßt sich der walıre Sättigungscharakter jedoch
sehr schön bestätigen’. i
Da wir das Potential +11,5 V der Darstellung als
das wahre Potential des Sondenortes erkannt haben, so
wird es verständlich, daß bei allen niederen Potential-
werten, namentlich auch im Falle der isolierten Sonde,
positive Raumladungsschichten vorgelagert sein müssen,
die die von der Sonde ausgehenden Kraftlinien bereits in
geringer Entfernung „absättigen“. Derselbe Effekt muß
auch an sämtlichen Wänden und Flächen eines Gleich-
richters auftreten, ausgenommen an den geraden strom-
führenden Anoden, die allein positives Potential gegen-
über dem Lichtbogen besitzen. Höhe positive Sonden-
potentiale sind nicht zu verwirklichen, da die Sonden
zu Anoden werden, alle negativen werden durch Ionen-
schichten unwirksam. Die wichtigste Folgerung aus
dieser Erkenntnis ist aber, daß es so gut wie unmöglich
ist, mit Hilfe von künstlich angelegten elektrostatischen
Feldern einen bestehenden Lichtbogen zu steuern oder
zu löschen. Die Felder reichen bei den normalen Be-
lastungsströmen nur Bruchteile von Millimetern in die Ent-
ladung hinein und sind in größerer Entfernung ganz wir-
kungslos. Es ist interessant, festzustellen, daß manche
Patentanmeldungen auf der Unkenntnis dieser Verhält-
nisse beruhen und daher wertlos sind.
Von ganz besonderem Interesse ist der Feldverlauf
vor den Anoden in der Sperrphase. Hier können sich po-
sitive Raumladungsschichten natürlich nur dann ausbilden,
falls der vorgelagerte Raum ionisiert ist. Ein solcher
Zustand ist aber dann möglich, wenn nach Erlöschen des
Anodenstromes die in der Entladungsbahn vorhandenen
Ionen eine merkliche Zeit (> 1ms) gebrauchen, um zu
den Wänden zu diffundieren. Tatsächlich konnte fest-
gcstellt werden, daß im voll belasteten Gleichrichter die
Dampfdichte groß genug ist, um die Wanddiffusion der
AMothode
Ionen und der elektrostatisch an diese gefesselten Elek-
tronen so zu verlangsamen, daß sich merkliche Abkling-
8 C. D. Child, Phys. Rev. Bd. 32, S. 498 (1911).
°’ I. Langmuir, Gen. El. Rev. Bd. 26, 8. 371 (1923).
1082
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
25. Juli 1929
zeiten der lIonisation ergeben. Wir haben die in der Sperr-
phase noch nachweisbaren Ladungsträger einfach „Rest-
ladungen“ genannt. Die Restladungen sind die eigentliche
Ursache der schon seit längerer Zeit bekannten Rück-
ströme, die bei Quecksilberdampf-Gleichrichtern aller
Spannungen im genügend warmen Zustand auftreten. Mit
dem Abklingen der Restladungen infolge ihrer Diffusion
zur Wand ist zugleich ein Anwachsen der positiven
Raumladunssschicht an dieser und an den jetzt negativen
Gleichrichteranoden verbunden, da die Kraftlinien natür-
lich um so weiter reichen, je weniger Ionen für ihre Ab-
sättigung zur Verfügung stehen. Um den steten Wechsel
der Feldverteilunge im Laufe der Wechselstromperioden:
verständlich machen zu können, werde ieh jetzt einen
Trickfilm zeigen, in dem das Wandern von Äquipotential-
linien im Längsschnitt eines Anodenarmes als besonders
anschauliche Darstellungsform gzewählt worden ist.
(Abb. 3 enthält Einzelbilder dieses Trickfilmes, auf denen
die 100 V - Linien stark, die + 10 V - Linien schwach ge-
zeichnet sind.)
Von besonderer Bedeutung für das Studium der Vor-
gänge im Hg-Dampf-Gleichrichter ist die Tatsache, daß
die bisher besprochenen Entladungsformen sich durch
ihre verschiedene Lichtemission für das Auge deutlich
unterscheiden. Auf die noch recht unsicheren Theorien
dieses Leuchtens möchte ich hier nicht eingehen sondern
mich auf die Beschreibung der Beobachtungen beschrän-
ken. Die positive Säule leuchtet, soweit sie von Wänden
genügend nahe umgeben ist, in dem bekannten weiß-bläu-
lichen Licht. In den Schichten positiver Raumladung
dagegen ist das Leuchten kaum wahrzunehmen, diese er-
scheinen völlig dunkel und heben sich daher in Abb. 4
Ahh, A Raumladungsbildung um eine Zylindersonde im Gleichstrom-
lichtbogen bei — 500, — 200, — 115, 0 und +10 V.
deutlich ab, die eine in axialer Richtung gesehene Zylin-
dersonde in einem schwachen Lichtbogen von 0,15 A zeigt.
Bemerkenswert ist die Schärfe der Begrenzung nach der
positiven Säule zu, die schr an die nahe verwandte Form
des Saumes des Hittorfschen oder Kathodendunkelraumes
einer Glimmentladung erinnert. Bei Verminderung der
negativen Sondenspannung, die jeweils angegeben ist,
schen wir den Dunkelraum schmaler werden. Wir haben
es hier mit derselben Sonde zu tun, von der ich Ihnen zu
Anfanz die Charakteristik gezeigt habe, nur mit dem
Unterschied, daß jetzt die wahren Potentialwerte, be-
zogen auf den Sondenort, angegeben sind. Im Fall der
isolierten Sonde, also bei — 11,5 V, ist der Dunkelraum
zwar verwaschen, aber noch deutlich zu erkennen. Erst
beim Potential Null, wo die Sonde den vollen Elektronen-
sättirungesstrom aufnimmt, ist er verschwunden. Die Sonde
scheint hier die Entladung überhaupt nicht zu stören.
Dann aber zeigt die Sonde bei positivem Potential einen
Lichtsaum, der die Elektronenraumladung anzeigt. Hier
tritt infolge der Erhöhung der Eklektronenzeschwindie-
keit eine vermehrte Stoßionisation ein. Das Sondenpoten-
tial läßt sich nun nur unwesentlich weiter steigern, weil
wegen der Durchbrechung der Raumladung durch die an-
schwellende Stobionisation die Stabilität der Raumladung
aufhört. Dann wird die Sonde unter geringem Spannungs-
rückeane zur selbständigen Anode und zeigt das normale
Aussehen einer solchen.
Noch eine Leuchterscheinung ist bei IIz-Gleiehrich-
tern auffällig, die des in die Kondensräume einströmen-
den Dampfes. welcher rötlich-violett erscheint. Genau
dieselbe Leucehtfarbe fanden wir in den Armen eines voll
belasteten Glasegleichrichters während der Sperrphase.
Hierzu benutzten wir eine Schlitzscheibe — auch stro-
boskopische Scheibe genannt —, die durch einen Asyn-
chronmotor von geringem Schlupf angetrieben wurde.
Nun ist einwandfrei festgestellt worden, daß der rötlich
leuchtende He Dampf ionisiert ist und daß das Leuchten
erlischt, wenn die Ladungsträger durch elektrische Fel-
der entfernt werden’®. Es hat sich aber gleichzeitige ge-
zeigt, daß an der negativen Platte wieder die dunkle
Ionenraumladungsschicht entsteht, die eine Ablenkung
zur positiven Platte hin vortäuscht!! und das Feld zu-
nächst nicht durchdringen läßt. Magnetische Felder
haben einen kaum wahrzunehmenden Einfluß auf den
ionisiertten Dampf, sie zwingen die Ladungsträrer zu
Kreisbahnen und bewirken daher mehr eine Wirbel-
bewegung. Dagegen haben Dampfströmungen einen sehr
starken Einfluß, die den ionisierten Dampf einfach fort-
blasen, weil er durch keine inneren Feldkräfte festge-
halten wird!?. Eingelegte Flächen aus beliebigem Material
laden sich ähnlich wie in der positiven Säule negativ auf
und umgeben sich daher mit Dunkelschichten, die mit
der Verarmung der Restladungen rasch anwachsen. Aus
dem beschriebenen Verhalten des nachleuchtenden Damp-
fes erkennen wir, daß die Beobachtung durch die stro-
boskopische Scheibe ein einfaches Mittel darstellt, die
Restladunsen in den Armen des Glasgleichrichters nach-
zuweisen und die Maßnahmen zu ihrer schnelleren Be-
seitigune zu prüfen. Auch Filmaufnahmen durch die
Schlitzscheibe hindurch sind uns gelungen; man gewinnt
dadurch eine Zeitlupendarstellung, die sich durch eine
besonders hohe Bildzahl von etwa 5000... 8000 Aufnah-
men in der Sekunde auszeichnet”.
Den theoretischen Teil meines Vortrages möchte ich
jetzt mit einigen energetischen Bemerkungen zum Ab-
schluß bringen. Bekanntlich ist zur Ablösung eines
Elektrons von einem Ilg-Atom im freien Raum die sog.
Ionisierungsarbeit von 10,38 V nötig. An festen Körpern
ist die Bindung minder fest, man hat an den schweren
Metallen Ablösearbeiten von der Größenordnung 4 V ge-
funden. Zweifellos müssen bei der Rückkehr des Elek-
trons die entsprechenden Energien wieder frei werden,
die z.B. für Nickel- und Molybdän-Elektroden als Elek-
tronen-Eintrittsarbeiten experimentell nachgewiesen wer-
den konnten“. Wie verhalten sich nun die Energien,
wenn wie im normalen Falle sich ein Ion und ein Elek-
tron erst an der Wand, z. B. an einem Hg-Tröpfchen, das
dort haftet, wiedervereinigen, wo sie zu verschiedenen
Zeiten eintreffen mögen. Läßt man zufällige kinetische
Energien unberücksichtigt, so muß die Summe der Ein-
trittsarbeiten @, und @_ ebenso groß sein wie die
Summe derjenigen Energien, die bei räumlicher Wieder-
vereinigung und Kondensation des gebildeten neutralen
Atoms an dem Tröpfchen frei würden, die V; und L ge-
nannt sein mögen;
9,+9_=Vi+L"W.
Die Größen dieser Gleichung sind mit Ausnahme der
Eintrittsarbeit der Ionen dureh Messungen sichergestellt.
Für oe. verlangt die Gleichung danach einen Betrag von
7,1 Voltäquivalenten, der jedoch noch keine experimentelle
Bestätigung finden konnte'®. Es ergaben sich nämlich da-
für beträchtlich kleinere Werte von der Größenordnunz
1 V, allerdings unter Verhältnissen, die relativ sehr grobe
Fehlerquellen bedingten. Da außerdem ein vermuteter
Effekt der Abstrahlung von fast der gesamten Neutrali-
sierungsenergie!” der Ionen noch nicht beobachtet worden
ist'® und auch physikalisch nicht fest genug begründet
erscheint, dürfte ein zwingender Grund für eine von
Compton vorgeschlagene Modifikation der angezxebe-
nen Gleichung noch nicht vorliegen.
Besonders wichtig ist die Kenntnis der Eintritts-
arbeiten für die Berechnung der Energieverhältnisse an
den Elektroden. An den Anoden des Gleichrichters macht
diese keine Schwierigkeiten, um so mehr aber an der
Kathode, wo der Strom gleichzeitig von austretenden
Elektronen und eintretenden lonen in noch unbekanntem
Verhältnis getragen wird. Die Energiebilanz der Bogen-
0 W, S. Rayleigh, Proc. Roy. Soc. Bd. 108, S. 262 (1925).
u 7, Stark, Ann. Phys. Bd. 14, S. 506 (1904).
12 vw Schottky u. J. v. Issendorff, Z. Phys. Bd. 31, S. 163 (1923).
13 Solche Fiime wurden bereits gelegentlich der VDE-Jahresver-
sammlung 1923 in Berlin vorgeführt. Vgl. M. Schenkel, ETZ 1928, S. 1522.
H J. v.Issendorff, Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Bd. #4, S. 124 (1925)
bzw. C. C. van Voorhis, Phys. Rev. Bd. 30, S. 818 (1927).
su \W,.Schottky,Ann. Phys. Bd. 62, S. 143 (1920, —W. Schottky
u. J. v. Issendorff, Z. Phys. Bd. 26, S. 85 (1924).
16 C.C. van Voorhis, wle Fußnote 14. `
1? K. T. Compton u. C. C. van Voorhis, Proc. Nat. Ac. Sc.
. 30, S. 330 (1927).
= 7 Ae nn Journ. Phys. et Chim. Bd. 7, S. 369 (1926). — F.
M. Penning, Physica Bd. 8, S. 13 (1928).
25. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
1083
kathode ist daher ein interessantes Gebiet der heutigen
Forschungstätigkeit.
Die Behauptung, daß die Wiedervereinigung von
Ionen und Elektronen nur an festen Wänden eintritt, wird
einerseits durch die Rechnung gestützt, die auf dieser
Grundlage!’ annähernd zu dem richtigen Ergebnis führt,
daß das Spannunzsgefälle der positiven Säule in einem
kreiszylindrischen Rohr sich umgekehrt proportional zum
Rohrdurchmesser verhält”, anderseits durch den Befund,
daß durch eingelegte, zur Lichtbogenachse parallele Flä-
chen die lonisation schneller zum Abklingen gebracht
(Wes?
3
£
y
Hi
3:
E
DN
Abb. 5. Übergang des normalen Leuchteng in das Nachleuchten.
wird als im freien Raum. Nur eine Frage bleibt dann un-
geklärt, warum nämlich der Restladungen enthaltende
Dampf trotz fehlender räumlicher Wiedervereinigung
leuchtet. Jedenfalls gilt die ausgesprochene Bchauptung
nicht völlig streng, und es können sich vielleicht 1% oder
weniger der vorhandenen Träger im freien Raum neutra-
lisieren, wobei genügend Strahlungsenergie frei würde,
ohne daß die soeben angeführten Argumente dadurch ihre
Beweiskraft einbüßen. Mit diesen energetischen Betrach-
tungen steht auch in gutem Einklang, daß trotz des hellen
Leuchtens der Säule die mittlere Temperatur des Dampfes,
die mit dem Entladungsstrom ansteigt, die Größenordnung
von 1000 ° normalerweise nicht zu überschreiten braucht,
da fast alle Ionisierungsencergie direkt zu den Wänden
transportiert wird”.
Zur Vervollständigung der Kenntnis der für das
Nachleuchten notwendigen Bedingungen sei noch die
interessante Entdeckung mitgeteilt, daß das weißliche
Leuchten in das rötliche nicht stetig übergeht sondern
daß einen Augenblick anscheinend vollkommene Licht-
losigkeit herrscht?, wie Abb. 5 zeigt. Absichtlich ist hier
der photographische Apparat von der Schlitzscheibe ent-
fernt aufgestellt, so daß man den Gleichrichterarm nicht
einheitlich als Momentaufnahme sieht, sondern die oberen
Teile des Armes sind zeitlich vor den unteren Teilen
aufgenommen, ganz entsprechend der Belichtungsweise
einer Schlitzverschlußkamera.
gestellt worden, daß die Bilder das Ende der Stromdurch-
eangszeit und den Anfang der Sperrzeit umfassen. Beide
Phasen werden getrennt durch einen dunklen Streifen,
dessen Breite hiernach knapp einen Bogengrad beträgt,
was 10*s entspricht. Da wir schon wissen, daß das
rötliche Leuchten im Feldgebiet der positiven Raum-
ladung nicht gefunden wurde, so müssen wir schließen,
daß auch hier ein elektrisches Feld das Leuchten ver-
hindert, u. zw. kann es nur das durch die positive
Anode erzeugte sein, welches kurz vor dem Erlöschen so
schwach geworden ist, daß keine Stoßionisation oder An-
regung mehr erfolgt, also auch das diese begleitende
weiße Leuchten aufgehört hat. Die in weniger als 10° s
erfolgende Spannungsumkehr der Anode gestattet wohl
19 W, Schottky, Phys. Z. Bd. 25, S. 342 (1924).
20 A.CGüntherschulze, Z. Phys. Bd.41, 8.718; Bd. 42, S. 763 (1927).
TL Eigene Messungen des Verf. Vgl. a. R. Seeligeru. H. Straebler,
Phva. Z. Bd. 28, S. B94 (1927).
2 Anmerkung bei der Korrektur: Nachträglich wurde
festgestellt, daß der gleiche Effekt bereits auf anderem Wege gefunden
worden ist: Lucy Hayner, Phys. Rev. Bd. 26, S. 364 (1925).
Der Apparat ist so auf-
keine andere Erklärung. Die Schlitzbreite muß natürlich
genügend klein sein, sonst verschwindet der Dunkel-
effekt durch Verwischung.
Sie sehen, meine Herren, daß das Bild, das man sich
heute von den Vorgängen in der positiven Säule des
Hg-Bogens machen kann, in einigermaßen befriedigender
Weise abgeschlossen erscheint. Ich kann nun dazu über-
gehen, Ihnen einige der neueren Untersuchungsergebnisse
an betriebsmäßig belasteten Gleichrichtern vorzuführen,
deren Deutung auf Grund des bisher Gesagten keine
Schwierigkeiten bereiten wird.
IL
Das Auftreten der Restladungen nach ‘der Strom-
durchgangsphase hat sich als einer der wichtigsten Vor-
gänge im Quecksilberdampf-Gleichrichter herausgestellt.
Gerade die Tatsache, daß die damit zusammenhängenden
Effekte im Vollastgebiet rapid anwachsen, legt den Ge-
danken nahe, daß die Belastungsgrenze in engem Zu-
sammenhang mit den Restladungen stehen muß. Das Ver-
halten der Restladungen und die Wirkungsweise einzel-
ner Mittel zu ihrer Bekämpfung läßt sich an Hand eines
Filmes beschreiben, der in der bereits erwähnten Weise
aufgenommen worden ist. Zum Beweis für die Berech-
tigung dieser beobachtenden Untersuchungsmethode und
als Ergänzung werde ich anschließend noch einige Oszillo-
gramme bringen, die den Rückstrom an einer Anode in
der Sperrphase direkt zeigen. Einzelne typische Bilder
aus den letzten Teilen des Films”, die den Einfluß der
Überlastung bei höherer Spannung erkennen lassen, wer-
den nachstehend besprochen.
Abb. 6 zeigt den oberen Teil des Anodenarmes eines
kleinen Glasgleichrichters für 15 A in der Stromdurch-
gangsphase. Alle übrigen Teile des Gleichrichters sind
verdeckt, um die Leuchterscheinungen ungestört beob-
achten zu können. Die Lage der Anode ist allerdings nur
beim Stromdurchgang deutlich zu erkennen. Abb. 7 ver-
anschaulicht den Beginn der Glimmentladung an dersel-
ben Anode in der Sperrphase bei einer Belastung von 15 A,
100 V. Bei der hier vorliegenden Dampfdichte ist der
Hittorfsche Dunkelraum noch so ausgedehnt, daß das
negative Glimmlicht sich nur über den Rillen der ge-
rippten Anode an der Glaswand ausbilden kann. Bei
Überlastung des Gleichrichters mit 20 A, 700 V sehen
wir dann in Abb. 8 die ganze Anode vom Glimmlicht
umhüllt; ein Zeichen, daß die Dampfdichte noch beträcht-
lich weiter angestiegen ist, die nach einer bekannten
Regel der Dicke des Kathodendunkelraumes ungefähr
umgekehrt proportional ist. Auch nach Abschaltung der
Gleichstrombelastung bleibt die Glimmentladung noch
etwa eine Minute lang bestehen, d.h. solange der Dampf-
druck hoch genug bleibt.
Abb. 6 Stromführende Gleichrichter-
anode.
Abb. 7. Beginnende Glimm-
entladung an der Anode.
Mit der letztgenannten Belastung ist bereits die Rück-
zündungsgrenze erreicht. Mehrfach traten Rückzündungen
an der beobachteten Anode auf, sie wurden aber durch vor-
geschaltete Widerstände absichtlich begrenzt, um die Auf-
nahmen nicht zu stören. Eine derartig kurz aufzuckende
Lichterscheinung wurde auch so günstig vom Film erfaßt,
daß man, wie Abb. 9 zeigt, den Ansatzpunkt der Rückzün-
dung ungefähr erkennen kann.
Nach einer Methode, die in ähnlicher Weise vor länge-
rer ZeitvonGüntherschulze* benutzt wurde, haben
3 Die bereits in der ETZ 1928, S. 1523, veröifentlichten Bilder
aus den ersten Teilen des Filmes sind dort verschentlich auf den Kopf gestellt.
“u G. Schulze, ETZ 1910, S. 28.
1084
wir im Laboratorium Oszillogranme des Anodenrückstro-
mes aufnehmen können. Dieser ist an sich verschwindend
klein, nämlich 10° ... 10°mal geringer als der Vorwärtsstrom.
Bedient man sich eines Hilfsgleichrichters nach dem Schalt-
bild Abb. 10, so wird der hohe Vorwärtsstrom durch die-
sen abgeleitet, während der Rückstrom seinen Weg durch
ihn dann nicht finden kann, wenn er sich in genügend kal-
tem Zustand befindet. Die parallel zum Hilfsgleichrichter
liegende Oszillographenschleife zeigt also im durchlässigen
Stadium nur dessen Spannungsabfall an, im Sperrstadium
Alb, 9. Ansatz des Rückzündungs-
Lichtbogens.
Abb. 8 Voll ausgebildete
Glimmentladung.
aber den gesamten Rückstrom des warmen Hauptgleichrich-
ters. Durch Einschalten des Hilfsgleichrichters kurz vor
dem Öszillographieren konnten wir, wie sich feststellen
ließ, ausreichende Fehlerfreiheit erzielen. Abb. 11 zeigt
den Verlauf des Rückstromes bei einem Glasgleichrichter,
der mit Vollast eingeschaltet wurde. Der nach 15 min
schon fast voll ausgebildete Rückstrom ist 5 s nach dem
Einschalten gerade erst zu erkennen und fehlt % s nach
dem Einschalten noch völlig. Auf diesem ersten Teilbild
sieht man nur die nicht ganz zu vermeidenden induktiven
und kapazitiven Einflüsse, die aber wesentlich kleiner als
der voll ausgebildete Rückstrom sind. In Abb. 12 erkennen
wir die Abhängigkeit des Rückstromes von der Gleichrich-
terbelastung im Dauerzustand: wir haben hier ein Anstei-
gen der Maximalwerte etwa mit der 3. Potenz der Gleich-
strombelastung zu verzeichnen in guter Übereinstimmung
mit dem mitgeteilten Verhalten des Nachleuchtens im
Anodenarm.
Die Wirkung eingelegster Flächen vor den Anoden wird
durch Abb. 13 veranschaulicht; die starke Spitze des Rück-
stromes bei freier Strombahn wird hier etwa auf den dritten
Teil vermindert. Ganz entsprechend wirkt das Durchblasen
von neutralem Hg-Dampf aus einem erhitzten Ansatzrohr
durch den Anodenarm quer vor der Anode in ein gekühltes
Ansatzrohr hinein, wie Abb. 14 zeigt, jedoch ergab sich,
daß diese Wirkung nur bei niederer Gleichrichterspannung,
etwa bis 220 V, eintritt. Wegen der Dampfdruckerhöhung
kann nämlich bei höherer Grieichrichterspannuns die
Glimmentladung sich so stark ausbilden, daß sie sich wie
in Abb. 15 deutlich als Buckel im Rückstromoszillogramm,
u.zw. in der Mitte der Sperrperiode, d.h. im negativen
Spannungsmaximum, aus-
prägt. Infolgedessen
wird man, um die
(rlimmentladung zu ver-
meiden, bei höheren
Gleichrichterspannungen
auf die zusätzliche Er-
zeugung neutralen Damp-
fes verzichten müssen.
Dagegen kann man aber
zusätzliche Kondensa-
tionsflächen in allen
Fällen verwenden, wenn
man sie so anordnet, dab
der vergiftete Dampf,
der von der Kathode
heranströmt, von den Anoden abgelenkt wird. Eine recht
erfolgreiche Anwendung fand diese Erkenntnis am Glas-
gleichrichter. In der gleichzeitigen Anwendung einer
zweckmäßigen Dampfstromführung mit dem Einbau ionen-
absorbierender Flächen in die Anodenstrombahnen haben
wir auch beim Großgleichrichter das Mittel an der Hand,
die Rückströme und deren Abklingzeiten in ausreichen-
dem Maße zu reduzieren.
X Milfsgleichrichter
Versuchsgleichrichter
Abb. 10. Schaltbild für Rückstrom-
Oszillogramme.
II.
N Der letzte Teil dieses Vortrages soll nun der wichtigen
Frage gewidmet sein: In welchem Zusammenhang stehen
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
25. Juli 1929
die mitgeteilten Untersuchungsergebnisse mit dem Rückzün-
dungsproblem? Als Ursache einer Rückzündung ist schon
verschiedenes genannt und manches Mittel zu deren Ver-
hinderunz angegeben worden. Trotzdem kommen immer
noch Rückzündungen vor und bilden immer noch die Be-
lastungsgrenze eines Gleichrichters, während bei anderen
Abb. 11. Abhängigkeit des Rückstromes Jg von der Telastungsdauer.
elektrischen Maschinen die Leistung im allgemeinen durch
die Erwärmung bezrenzt wird.
Als Rückzündung wird das momentan eintretende
völlige Versagen der Ventilwirkung bezeichnet. Sie ent-
spricht in ihrer Wirkung dem Rundfeuer eines Einanker-
umformers, d. h. einem dreh- und'gleichstromseitigen Kurz-
schluß. Phy sikalisch ist sie dadurch gekennzeichnet, daß
zunächst eine Anode an einer kleinen Stelle ihrer Ober-
fläche die Fähigkeit zur unbegrenzten Elektronenemission
erlangt. Diese Stelle ist nichts anderes als der kathodische
Brennfleck einer Bogenentladung.
Auf welche Weise hat sich diese im verkehrten Sinne
fließende Bogenentladung entwickeln können? Mit dieser
Frage bin ich bei einem Thema angelangt, das an dieser
Stelle bereits im Februar durch Ierrn Seeliger” behan-
delt worden ist, und dessen Ergebnisse und Folgerungen
auch für das Rückzündungsproblem von großem Wert sind.
Wir hörten, daß ein Lichtbogen, der nicht durch voraus-
gchenden Elektrodenkontakt „gezogen“ ist, sieh aus der
(Grlimmentladung entwickelt, die wieder aus einer Townsend-
Entladung entstanden ist. Zur Illustration kann ich Ihnen
diesen Vorgang in einem Trickfilm künstlich verlangsamt
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0A [Voltmelersiram)
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Rückstrom-Ampl.
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Abb. 12. Abhängigkeit des Rückstromes vcm Belastungsstrom. .
vorführen, den ich der Anregung und Unterstützung von
Herrn Seeliger verdanke. (Abb. 16 enthält Einzelbild»-
dieses Trickfilmes: Im oberen Teil des Bildes wird durch
einen wandernden Punkt die Stromspannunsscharakteristik
einer vollständigen Entladung gezeichnet, deren Abszisse
nach einem besonderen Maßstab unterteilt ist, so daß man
den Stromverlauf über viele Zehnerpotenzen verfolgen kann.
Darunter ist ein Entladungsrohr skizziert, in dem der
Potentialverlauf zwischen den Elektroden während des gan-
zen Eintwicklungsvorganges in Gestalt einer veränderlichen
D R. Seeliger, ETZ 1928, S. 853.
25. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
1086
Skala eingetragen ist. Diese folgt genau den Bewegungen
des Punktes im oberen Bildteil. Gleichzeitig wird die Be-
nennung der jeweiligen Entladungsform angegeben.)
Die Townsendentladung zu Anfanz scheint die Auf-
gabe zu haben, die Entladungsbahn vorzuionisieren. Im
C leichrichter haben wir dagegen, wie das vorgeführte Ma-
terial Ihnen beweisen sollte, bereits eine Vorionisierung in
(restalt der KRestladunzen, also wird die Townsend-
entladung, die an sich auch nicht raumladunzsbeschwert
ist, hier ausscheiden. Aus den abklinzenden Restladungen
kann eine stabile Glimmentladung sich aber ohne weiteres
entwickeln, wie uns das Oszilloeramm bewiesen hat, wenn
nur der Dampfdruck genügend hoch ist.
A
Abb. 13. Verminderung des Kückstromes durch Restladungsabsorption.
Schwierigkeiten macht dagegen die Erklärung des
Überzangs von der Glimmentladung zum Bogen. Dieser
ist nämlich an reinen Graphit- oder Eisenkathoden künst-
lich nur bei Spannungen zu erreichen, die wesentlich höher
als die normalen Gleichrichterspannungen sind, selbst bei
heller Kotglut der betreffenden Glimmkathode. Anderseits
können Rückzündungen schon eintreten, ohne daß auch
nur andeutungsweise eine stabile Glimmentladung vorhan-
den gewesen wäre, deren Stromstärke bei ansteigender
Spannung gemäß der vorgeführten Charakteristik hätte zu-
nehmen müssen. Für die Entwicklung einer solehen Rück-
zindunz muß daher noch eine notwendige Bedingung er-
fullt werden, nämlich die Anwesenheit eines katalrtisch
wirkenden Stoffes in Berührung mit der Elektrodenober-
fläche. Als Rückzünduneskatalysatoren sind in erster
Linie Alkalien, alkalische Erden und Stoffe zu nennen, die
diese enthalten, wie Glas, Asbest u. a. Ferner ist flüssiges
He als gefährlicher Stoff erkannt, aber auch das Anoden-
ınaterial selbst, wenn es in pulverig losem Zustand die
Anode bedeckt, als Folge der Zerstäubung, die in den
Sperrphasen durch den Anprall positiver Ionen entsteht.
Bedenkt man, welcher Beanspruchung das Anodenmaterial
hierdurch ausgesetzt ist, wenn die schweren Heg-lonen wie
Abb. 14. Fortblasen der Restlidungen bei niederer Spannung.
40 km/s Geschwindigkeit auf dessen
so wird die Zerstäubungserscheinung
Allerdings ist das Vorhandensein der
Geschosse mit 20...
Oberfläche prallen,
leicht verständlich.
eenannten gefährlichen Stoffe allein auch keine hin-
reichende Bedingung für die Auslösung einer Rückzün-
dung, denn der Gleichrichterbetrieb wird sogar bei kiinst-
lieh übertriebener derartiger Verschmutzung nicht völlig
gestört sondern es wird nur die Strombelastunzserenze
mehr oder weniger stark herabgesetzt.
Obgleich über den Mechanismus der Bildung des katho-
dischen Brennflecks noch wenig bekannt ist, steht doch
fest, daß die Verunreinigungen in der Sperrzeit erst zur
Elektronenemission anzeregt werden müssen, und das
kann, da die Temperatur der Anoden und die vorhandene
Ultraviolettbestrahlung normalerweise nicht ausreichen,
nur durch Ionenstoß, d. h. bei Vorhandensein von Rürk-
strom irgendwelcher Art geschehen. Wie hoch dieser Rück-
strom im einzelnen Fall ansteigen darf, ist allerdings nicht
bekannt: im Gegenteil ist nach der Erfahrung anzunehmen,
daß es eigentliche kritische Werte nicht gibt, daß vielmehr
der Zufall eine gewisse Rolle spielt. Das wird un =o
plausibler, wenn man bedenkt, daß der Rückstrom nicht
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Abb. 15. Blaswirkung bei höherer Spannung, (ilimmentladung.
nur durch die Restladunsen im Anodenrohr allein bedin:t
ist sondern durch Strömungen und gelegentliche Dampf-
druckwellen noch unrezelmälsize Zusätze erhält.
Man kann nun grundsätzlich zwei Hauptarten von
Rückzündungen unterscheiden, wenn man von dem Sonder-
fall des Anspritzens einer heißen Anode mit Hg absicht:
Erstens die Überlastungsrückzündung des Gleichrichters
im sauberen, gut entzasten Zustande und zweitens die
schon behandelte Verunreinigungsrückzündung. Die erstere
tritt bei wesentlich höherer Belastung ein als die zweite,
d. h. bei so hohen Dampfdrücken, daß sich in den Sperr-
phasen bereits die Glimmentladung stabil entwickeln kann.
Aus dieser kann sich, wie der letzte Film gezeigt hat, bei
Überschreitung eines Spannungzshöchstwertes, der auch
vom Dampfdruck abhängt, der Bozen entwickeln. TImimer-
hin ist zu vermuten, daß auch hier gefährliche Stoffe, die
vielleicht in sehr feiner Verteilung vorhanden sind, eine
gewisse Rolle spielen, da sie in weit stärkerem Maße als
die Dampfdrucksteizerung den kritischen Spannunzshöchst-
wert herabsetzen können.
Enfadunrgspo
Entadungsirem Ampere —»
WEN,
£ o
Guer? x
le u 100 200 300 e 300 600 700 800 $ amsa
MÉ /]
Enttadungstrom Ampere —» Entadungstrom Ampere —
dq H
~
AO U 200 SI 000 208 600 Le Nonga d o 60 Anade
Abb. 16. Entwicklung der Eogenentladung.
Bei der zweiten Rückzündungsart, deren Belastungs-
grenze wesentlich tiefer liegt, kommt es im allgemeinen
nicht zur Ausbildung der stabilen Glimmentladung, weil
die Dampf- oder Gasdichte nicht ausreicht. Dann ist
nämlich der littorfsche Punkelraum so ausgedehnt, das
seine Dicke die Größenordnung des Anodenrohrdurchmes-
sers erreicht hat, wodurch die Trägernachlieferung, die an
einer Glimmkathode immer im Gleichgewicht sein muß, gc-
stört ist. Die Rückzündunz setzt dann ohne erkennbaren
1088
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
25. Juli 1929
Anlaufvorgang unmittelbar im Laufe der Sperrphase ein.
Diese Art findet man zuweilen bei Gleichrichtern, die län-
gere Zeit im Betrieb waren; sie ist eine ausgesprochene
Alterserscheinung und wird oft von den Zerstäubungs-
teilchen verursacht, die zur Anodenoberfläche zurückge-
kehrt sind, oder auch von Fremdkörperchen, die infolge
ihrer negativen Aufladung in der Stromphase zur Anode
befördert wurden”. Daraus erklärt sich, daß ein Groß-
gleichrichter älterer Ausführung, der auf dem Prüfstand
noch hoch überlastbar war, nachher im Betrieb bei Strö-
men, die unter der Nennstromstärke lagen, Rückzündun-
gen haben konnte. Bei Glasgleichrichtern mit ihrem ein-
fachen, sauberen Aufbau tritt dieses Nachlassen im all-
gemeinen nicht ein.
Welches sind nun die Mittel, die das Altern des Groß-
gleichrichters, d. h. die ungünstige Veränderung der Ano-
den, zu verhindern geeignet sind? Es sind die hier bereits
eingehend behandelten Mittel zur Verringerung des Rück-
stromes, nämlich niederer Dampfdruck, Dampfstromfüh-
rung durch geeignete Anordnung der Kühlflächen und
ionenabsorbierende Flächen, deren Nutzen also hier als
indirekt zu bezeichnen ist. Da man nämlich durch diese
Mittel jetzt erreicht hat, den Rückstroın auf einen geringen
ss Dällenbach, Gerecke u. Stoll, Phys. Z. Bd. 26, 8. 10 (1925).
Bruchteil zu reduzieren, wie die Oszillogramme Ihnen zei-
gen sollten, so ist es damit gelungen, die schädlichen Ver-
änderungen, die durch die Zerstäubungserscheinungen ent-
stehen, entsprechend zu verlangsamen und die Lebens-
dauer der Gleichrichter auf ein Vielfaches zu erhöhen. Die
Verringerung des Rückstromes hat aber auch einen direk-
ten Nutzen durch die verminderte Reizung der katalyti-
schen Stellen gebracht, wie sich aus der wesentlichen Stei-
gerung der Belastbarkeit der Gleichrichter auf dem Prüf-
stand ergeben hat. Dieser Nutzen war um so mehr aus-
schlaggebend, je größer die Typen der eisernen Quce:k-
silberdampf-Gleichrichter ausgelegt wurden; denn mit der
Vergrößerung aller Abmessungen mußten auch der Ein
fluß der Restladungen und die Stabilität der Glimment-
ladung zunehmen.
Nur durch die Beherrschung der genannten Mittel ist
es also möglich gewesen, die bis vor wenigen Jahren noch
als Grenze angesehene Typenstromstärke von etwa 2000 A
wesentlich zu überschreiten. Heute erscheint diese Grenze
auf mehr als den zehinfachen Wert hinausgerückt, so daß
die begründete Aussicht besteht, mit einer Einheit des
Quecksilberdampf-Gleichrichters die höchsten zur Zeit von
der Wirtschaft benötigten Umformerleistungen zu be-
wältigen.
Unterirdische elektrische Tunnelbahn zur Aktenbeförderung in Berlin.
Von Dr.-Ing. L. Traeger, Berlin.
Übersicht. In dem neuen Gebäudekomplex der OPD.
Berlin dient eine neuartige elektrische Tunnelbahn zur Be-
förderung des Aktenmaterials zwischen den weit voneinander
entfernten Aktenaufzügen in verschiedenen Gebäuden. Zwei
Aktenaufzüge sind durch ihre Wirkungsweise besonders für
die Aktenverteilung eingerichtet. Die elektrische Tunnelbahn
arbeitet in den Stationen direkt mit Schrägaufzügen zusam-
men. Ausführung, Schaltung und Wirkungsweise der Anlage
und der Förderwagen sind eingehend beschrieben. Auf die Be-
deutung der elektrischen Tunnelbahnen neben den pneumati-
schen Stadtrohrpostanlagen ist hingewiesen.
In dem neuen großen Gebäudekomplex der Oberpost-
direktion Berlin am Bahnhof Witzleben wurde auf eine
schnelle und wirtschaftliche Beförderung des umfangrei-
chen Aktenmaterials Be-
dacht genommen. Das SZ Bas
/ Umlaufaufzu:
reine Botensystem, das e Umlaufaufzug
teilweise heute noch in LB à S
alten Geschäftsbetrieben ARTENAUTZUG I 50 rg H"
zu finden ist, würde bei /ragkraft - az
den hier vorliegenden x ~ g“
Iktend g Le
Entfernungen zu kost Aktenboden 7 Ke <>
a er
spielixg und zu langsam $ gl J
arbeiten. Eine Rohrpost- Ja 3»
anlage, wie sie in den 3 A 2
meisten Verwaltungs- Jia KR
gebäuden, z. B. jetzt Tg: ST
auch im neuen Gebäude "Ke E UA
des Reichspostzentral- ‚Re Tr Haup"”
wett" d la i flia
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Bauteil P Se „ahn I
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Innenarchitektur des ganzen Bauvs nicht beeinträchtigt
wurde.
Man schuf für den ganzen Gebäudekomplex 3 Zentra-
len, von denen aus die Verteilung der sämtlichen Akten
vorgenommen wird. Abb. 1 zeigt eine echematische Skizze,
aus der die Arbeitsweise des Fördersystems zu ersehen ist.
Die drei erwähnten Zentralen bilden die Hauptverteilungs-
stelle A und die beiden Umladestellen B und C. Zur Ver-
teilung und zum Einsammeln der Akten der verschiedenen
Stockwerke dient in der Hauptverteilungstelle ein Um-
laufaufzug und in den übrigen Umladestellen besondere
Ak fenaulzug ZA Ad Ag
CN Jw
KL ei? /raakraf
Aktenboden 7 ` GC
Registratur 6 | d
Abb. 1. Prinzipschema der Aktenförderanlagen im neuen Gebäudekomplex der OPD. Berlin.
amtes in Berlin-Tempelhof eingerichtet wird, hat auf jeden
Fall den Vorzug größerer Schnelligkeit und einer weit-
gehenden Verteilung der Akten!, aber sie genügte hier nicht
der Forderung, auclı umfangreiche Aktenbündel und nicht
nur dünne Schnellhefter zu befördern. Es mußte deshalb
eine mechanische Förderanlaze gewählt werden, u. zw. ent-
schied man sich für eine Förderungsweise, durch die die
ı 1.Traeger, Glas. Ann. Bd. 102, S. 29 u. 81.
Aktenaufzüze. Diese letzteren enthalten eine dreiteili:re
Kabine, die durch drei einzelne Türen verschlossen ist. In
jedem Kabinenfach ist eine kleine elektromotorisch ange-
triebene Rollbahn, die in der betreffenden Station den In-
halt selbsttätig seitlich aus dem Aufzugschacht auf eine
Schwerkraftrollbahhn schiebt. Die besondere Wirkungs-
weise dieser Aufzüge liegt darin, daß die Kabine selbst-
tätig nacheinander in drei Stockwerken entlädt, also ent-
weder nacheinander im 1., 2. und 3. Stock oder im 4.,5. und
rn mmm, o gege mme,
25. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
1087
6. Stock. Der Beamte in der Umladestelle kann aleo mit
einer Sendung gleichzeitig Akten nach 3 verschiedenen
Stockwerken verteilen.
Das Wesentliche der ganzen Aufgabe vom fördertech-
nischen Standpunkt lag nun aber in einer wirtschaftlichen
Fördereinrichtung, mit der das Aktenmaterial von einer
VERS
en
— u
Abb. 2 Die Anordnung des Schrägaufzuges an den Enden der Tunnelhahn.
dieser Zentralen zu der ziemlich weit entfernten anderen
Zentrale gesendet wird. Hierfür wurde die im folgenden
etwas näher beschriebene elektrische Tunnelbahn ausge-
führt, die in dieser Art vorher noch nicht bekannt war und
sich inzwischen bereits als eine sehr zweckmäßige Lösung
erwiesen hat.
— I u ou ocean
Abb. 3. Aufbau des elektrischen Aktenförderwagens.
Wie aus Abb. 1 zu ersehen ist, wurde in diesem Fall
je eine Tunnelbahnverbindung von der llauptverteilungs-
stelle zu den Umladestellen B und C eingerichtet, eo daß
Sendungen von C nach B oder umgekehrt in A umgeladen
werden müssen. Die Tunnels haben jeder eine Länge von
etwa 70 m und einen lichten Querschnitt von 650X750 mm.
Die Wände bestehen aus 150 mm starkem Eisenbeton, die
Sohle und die Decke sind 200 mnı stark. Wie Abb. 1 zeigt,
Sponnworrrhtung
laufen beide Kanäle zunächst nebeneinander unter dem
zweiten Hof, worauf dann der Tunnel zur Umladestelle C
unter dem Keller des Zwischengebäudes in den ersten Hof
abbiegt. Die Oberkante der beiden Tunnels liegt ziemlich
dicht unter der Hoffläche. Infolge der Unterführung des
Zwischengebäudes mußte der Kanal für die Tunnelbahn Z
auf beiden Seiten des Gebäudes eine Steigung von 5 % er-
halten. Zur Revision der Tunnelstrecke sind mehrere Ein-
steigeschächte vorgesehen, davon einer an der Gabelung
der beiden Kanäle tief genug, um hier gleichzeitig von
unten an die Tunnelbahnwagen heranzukönnen Die
Schächte sind mit doppelten
eisernen Türen wasserdicht
abgeschlossen,und ebenso sind
natürlich die Kanalwände
gegen Eindringen von Feuch-
tigkeit sehr gut isoliert. Als
Gleis ist normales Feldbahn-
gleis mit 400 mm Spurweite
‘ auf Eichenholzschwellen ver-
legt, die mit Steinschrauben
auf der Tunnelsohle befestigt
sind.: Neben dem Gleis liegen
für die Stromzuführung zum
Förderwagenmotor 3 Profil-
kupferdrähte mit 65 mm? Querschnitt, deren Halter isoliert
auf den Schwellen montiert sind.
Um an den Enden des Tunnels den Förderwagen auf
die Fußbodenhöhe der Verteilungstelle zu heben bzw. um
ihn von dort aus auf die Tunnelsohle zu senken, sind hier
Schrägaufzüge angeordnet, deren Gleise direkt in das des
Mitnehmer-Anschlag
JSpurmeife =-VOO______
Tunnels übergehen (vgl. Abb.2).
Die Aufzüge sind als Kettenauf-
züge mit Mitnehmern ausgebil-
det. In zwei parallel laufenden
Gallschen Gelenkketten sind
Spezialglieder eingesetzt, die die
Mitnehmer und seitlich einge-
baute Laufrollen tragen. Die
Führung der Kette durch Rol-
len, die in U-Eisen laufen, ist
erforderlich, um einen Durch-
hang der Kette und ein damit
verbundenes Abrutschen der
Kettenmitnehmer von dem Mit-
nehmer des Wagens zu verhüten.
Der Antricb erfolgt durch einen
Drehstrommotor mit Kurz-
schlußanker von etwa % PS
Leistung, der direkt mit einem
Schneckenradvorgelere gekup-
pelt ist, von dem aus mittels
Rollenkette die obere Kettenrad-
achse angetrieben wird. Die Fördergeschwindigkeit des
Aufzuges ist 0,5 m/s. Durch einen Bremsmagneten, der
auf eine Bremstrommel auf der Motorachse wirkt, wird
ein genaucs Anhalten des Förderwagens in der Station er-
zielt. Der ganze Antriebsmaschinensatz ist neben dem Auf-
zug in einer kleinen Grube angeordnet, die durch eine Rif-
felblechplatte abgedeckt ist, so daß er von der Station aus
jederzeit leicht zugänglich ist und kontrolliert werden
1088
kann. Die andere Kettenradachse des Schrägaufzuges an
der Tunnelmündung ist verstellbar, so daß die Kette von
hier aus nachgespannt werden kann. Der gesamte Schräg-
aufzug innerhalb der Station ist zum Schutz mit einem
Rohrgeländer umgeben, das an der Bedienungstelle eine
einfache Schiebetür mit Sicherheitskontakten besitzt.
Der Förderwagzen (Abb. 3) ist sehr stabil durchechbildet
worden. Er besteht aus einem V-Eisen-Untergestell mit ein-
gebauten normalen Kugelstehlagern für die Laufradwellen,
von denen eine angetrieben wird. Die Laufräder sind zur
Geräuschdämpfung mit einer Novotextbandage verschen
worden. Als Antriebsmaschine ist ein Drelistrom-Kurz-
schlußankermotor von !/s PS Leistung und 3000 U/min ein-
gebaut, der unmittelbar auf ein Schneokengetriebe arbeitet,
durch das die Drehzahl auf 375 U/min übersetzt wird. Die
weitere Kraftübertragung zu den Rädern erfolgt über ein
Zahnradvorgelege, durch das die Drehzahl auf 187,5 U/min
herabgesetzt wird. Zwischen dem letzten Zahnrad und der
Radachse ist eine Reibungskupplung angeordnet, die vor
dem Übergang des Förderwagens vom Tunnel auf den
Schrägaufzug selbsttätig mittels Steuerhebels und Gleit-
kurve ausgekuppelt wird, um das Mitziehen der Wagen-
antriebsmaschine durch den Aufzug zu vermeiden. Wie
aus der Zeichnung Abb. 3 zu ersehen ist, wurde der ganze
Antrieb auf dem einen Ende des Untergestells unterge-
bracht, um in der Mitte einen möglichst großen Laderaum
zu erhalten. Die hiermit verbundene Verlegung des
Schwerpunktes machte einan Gewichtsausgleich an dem
anderen Ende des Wagens erforderlich. Beide Wagen-
enden sind mit entsprechenden Blechkappen abgedeckt, um
Eindringen von Staub und Schmutz zu vermeiden. An der
Unterseite des Wagengestelles ist in der Mitte der An-
schlag für die Aufzugkettenmitnehmer federnd und somit
stoßfdämpfend angebracht. Die Mitnehmer der Schräganıf-
züre sind klappbar, eo daß der mit geringer Geschwindig-
keit auf den Aufzug überrehende Waren ohne weiteres
einige Mitnehmer überfahren kann, bis die kinetische
Energie verbraucht ist: erst dann wird er vom ersten hinter
ihm liegenden Mitnehmer des Aufzures mitgenommen. Um
den Wagen auf den Aufzug zurückzuliolen, besitzt die
Kette einen festen Mitnehmer, der den Wagen auf die
schräge Ebene schiebt. Außerdem befinden sich am Wagen-
gestell die drei echwenkbaren Rollenstromabnehmer und
auf der anderen Seite ein Umschalter für den Wagenmotor,
der an jeder Endstelle der Förderstrecke selbsttätig um-
gelegt wird und dadurch die Stromzuführungen für die
neue Fahrtrichtung umschaltet. Der Laderaum besteht aus
einem verschließbaren eichenen Kasten, der einen lichten
Du ent: von 450 X 330 mm und eine Tiefe von 350 mm
esitzt.
Die elektrische Schaltung der Anlage sei im folgenden
Kurz zueammen mit der Fahrt eines Wagens verfolgt. Um
den Wagen be- oder entladen zu können, muß in der Station
die Schiebetür geöffnet werden, Hierbei wird durch den
Türkontakt in der Gegenstation eine „Besetzt“-Lampe zum
Aufleuchten gebracht und gleichzeitig die Steuerung der
gesamten Anlage gesperrt, um ein Wegholen des Wagens
von der anderen Station während dieser Zeit unmöglich zu
machen. Nach dem Beladen und Schließen des Förder-
behälters und Schließen der Schiebetür wird die Sperrung
aufzehoben und der Druckknopf „Senden“ gedrückt. Hier-
durch wird ein Schütz für den Motor des Schrägaufzuges
eingeschaltet, der über einen Streeckenkontakt am Tunnel-
eingang Haltestrom erhält. Der feste Mitnehmer der Auf-
zugskette faßt hinter den Anschlag am Förderwagen und
zieht ihn abwärts. Beim Ablauf des Wagens von der Kette
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25. Juli 1929
passiert er eine Gleitschiene, die die Kupplung zwischen
Getriebe und Radachse wieder einrückt, und die dreiStrom-
abnehmer, die bisher auf spannungslosen Führungschienen
gelaufen haben, gehen auf die ständig unter Spannung
stehenden Stromschienen über. Durch eine am Wagen-
kasten anzebaute Stellkurve wird hierbei ferner der vor-
her erwähnte Streckenkontakt umgelegt, wodurch der
Haltestrom des Motorschützes unterbrochen wird und der
Kettenantrieb zum Stillstand kommt. Der Wagen erreicht
auf der Fahrt im Tunnel eine Geschwindigkeit von rund
2 m/s. Etwa 5 m vor dem Schrägaufzug der Gegznstation
betätigt der Wagen einen Streckenkontakt, der über ein
Schütz einmal den Schrägaufzug in Betrieb setzt und
gleichzeitig die letzten 2 m von zwei Stromschienen ab-
schaltet und ihnen über Widerstände Gegenstrom ent-
sprechend etwa 150 V zuführt. Der ankommende Wagen
wird also stark gebremst und läuft daher mit erheblich
geminderter Geschwindigkeit auf die bereits aufwärts
laufende Kette, wobei er, wie bereits erwähnt, einige Mit-
nehmer überfährt, bis er dann von einem solchen mit-
genommen wird. Kurz vor dem Schrägaufzug wird ferner
ein Streckenschalter betätigt, von dem ein Zeitschalter
eingeschaltet wird, der die Leitung für die Druckknopf-
steuerung auf eine bestimmte eingcetellte Zeit unterbricht.
Am Ende des Schrägaufzuzes werden der erwähnte Motor-
umschalter am Wagen selbst und ein weiterer Strecken-
schalter umgeschaltet. Durch den letzten wird einmal das
Aufwärtsschütz des Schrägaufzuges abgeschaltet und zwei-
tens einem Relais Haltestrom gegeben, durch das auf der
Absendestation die Lampe „Ankunft“ eingeschaltet wird.
Der Haltestrom dieses Relais geht über den Türkontakt
der Empfangsstation, so daß erst beim Öffnen der Tür das
Ankunftsignal erlischt. In dem Augenblick leuchtet dafür
die Lampe „Besetzt“ auf. Durch den vorher erwähnten
Zeitschalter wird verhüfet, daß der Förderwagen von der
anderen Station etwa zurückgeholt wird, bevor der Wagen
angekommen und die Tür geöffnet ist. Erst wenn die
Schiebetür nach erfolgter Entladung geschloesen wird, ist
die Anlage wieder betriebsbereit und der Wagen kann
von beiden Stationen aus durch die Druckknöpfe „Holen“
und „Senden“ gesteuert werden.
Die Anlage wurde von der Abteilung Rohrpost-
und Förderanlagen der Deutsche Telephonwerke und
Kabelindustrie A.G. ausgeführt. Wenn man hierzu noch
die Tatsache berücksichtigt, daß in Amerika die ein-
zreen noch bestehenden Rohrpostanlagen für den Trans-
port von Briefbeuteln und Paketen nach Ablauf der Ver-
träge in diesem Jahre wegen ihrer Unwirtschaftlich-
keit auch stillgesetzt werden sollen und in London in
letzter Zeit für diese Zwecke auch bereits eine unter-
irdische Bahn ausgeführt ist?, darf man wohl sagen, daß
für Pakete und große Sendungen die Tunnelbalhın den Vor-
zuz hat, während für Brief- und Telegrammverkehr die
Rohrpostanlagen mit kleineren Durchmessern zweckent-
sprechender sind. Letztere bieten neben der etwa zehnmal
so großen Fördergeschwindigkeit besonders den großen
Vorteil geringerer Anlagekosten und geringerer Betriebs-
kosten unter Berücksichtigung von Instandhaltung
und Bedienung. Da für den Verkehr der Bürohäuser,
Banken und überhaupt für den gesamten Geschäftsverkehr
einer Stadt der Brief- und Telegrammverkelr natürlich
die größere Bedeutung besitzt, werden die Stadtrohrpost-
anlagen allerdings stets zahlreicher und umfangreicher
sein, wie ja auch die in letzter Zeit erbauten Anlagen
dieser Art im In- und Auslande beweisen.
2 R.Gretsch. ETZ 1928, S. 1837.
Über die Beeinflussung des menschlichen Organismus beim Arbeiten am Kurzwellensender*
Von Dr.-Ing. K. Heinrich, Wismar (Ostsee).
Übersicht. Auf Grund von Meldungen iiber gesundheit-
liche Störungen hei Arbeiten mit dem Kurzwellensender wur-
den Versuche angestellt, die die Ursachen zu ergründen
suchten. Die Wirkungen des magnetischen und des elektri-
schen Feldes wurden untersucht. Es zeigte sich, daß das ma-
genetische Feld kaum nachweisbare Einflüsse ausübt, wäh-
rend das Feld zwischen den Kondensatorbelägen eines
Schwingungskreises erhebliche biologische Wirkungen aus-
üht. Messungen über Gestalt und Verteilung innerhalb der
Platten wurden ausgeführt und die Ergebnisse graphisch
dargestellt. Ferner wird der Röntgeneffekt untersucht, der
an zwei Röhren nachgewiesen werden konnte. Schließlich
werden noch beobachtete Einflüsse der Kurzwellen auf einen
Wünschelrutengänger erwähnt. Die Versuche wurden im
El. Institut der städt. Ing.-Akademie Wismar ausgefiihrt.
In letzter Zeit mehren sich besonders aus Amerika
die Berichte über Beobachtungen von Gesundheitsstörungen
beim Arbeiten mit dem Kurzwellensender!. Da diese Be-
richte ohne Angabe der Röhrenleistungen erfolgen, sich
aber beinahe auzschließlich auf Amateure beziehen,
dürften Röhrenleistungeen bis höchstens 300 W in Frage
kommen. Kinzehende Untersuehungen liegen nicht vor,
* Eingegangen 2. IV. 1920,
ı Herr Dr. med. Schliephake, Jena.
Liebenswürtdierkeit. dem Verfasser mitzuteilen, dat die sog. ame erika-
nischen Meldungen auf seine Vorträge und Veröffentlichungen in
medizinischen Schriften (vgl. Fußnote 2 zurückzuführen sind. Bemerkt
sei, daß die Arbeiten des Verfassers völlig getrennt aber beinahe
völlig gleichzeitig mit den Untersuchungen des Herrn Dr. Schliephake
erfolgten.
hatte unterdessen die
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die Vermutungen drehen sich immer nur um die „Hoch-
frequenzströme” als des Schadens Ursache.
An einem Kurzwellensender mit einem Glühkathoden-
rohr als Generator treten ebenso wie in jedem anderen
Schwingungskreis mit Röhrengenerator drei Größen auf,
die über den eigentlichen Kreis hinaus mehr oder weniger
weit in die Umgebung dringen:
a) das magnetische Wechselfeld,
b) das elektrieche Wechselfeld,
c) die von dem Glühfaden bei der Emission ausgehende
Strahlung.
Auf welche dieser drei Größen spricht nun der
menschliche Organismus an? — Die im folgenden be-
schriebenen Versuche, die der Verfasser anstellte, sollen
sowohl zur Klärung beitragen als auch besonders Anstoß
zu weiteren, eingehenderen Forschungen geben, als sie
dem Verfasser infolge beschränkter Mittel möglich waren.
Als Kurzwellen seien Wellenlängen von A = 100 m ver-
standen.
Für die Untersuchungen wurden zwei Sender benutzt.
Abb.1 zeigt den Sender für ìà = 44 m, der mit einem
Kurzwellensender für A = A4 m.
Abb. 1.
kristallgesteuerten Vorkreis arbeitet. Der Hauptschwing-
kreis besteht aus dem Kondensator C und der Selbet-
induktionsspule L; durch letztere ist induktiv ein zweiter
Kreis LC angekoppelt. Die Kapazität C’ besteht aus
einem Plattenpaar, das axial verstellt werden kann. In
Abb. 2 ist ein Sender für A\=4..2 m dargestellt. Der
Hauptschwingkreis, der hier i
nur aus dem Drahtbügel L be-
steht, kann durch eine aus
zwei axial verstellbaren Plat-
ten bestehende Kapazität C
erweitert werden. An den
Kreis ist ein zweiter Kreis
L, €’ induktiv gekoppelt,
‚dessen Kapazität © eben-
so wie die Kapazität C aus-
gebildet ist. Die Wellenlän-
xen wurden an einem ange-
koppelten Lechersystem je-
weils bestimmt. Die Schwing-
ströme J wurden ın Abb. 1
und 2 in gleicher Höhe gehalten, soweit die Messungen
mit Stromwandlern überhaupt zuverlässig sind. Die bei-
den verwendeten Schwingrohre arbeiteten mit je 0,200 A
Anodenstrom.
A
e
Abb. 2. Kurzwellensender
für å — 4...2 m.
a) Die Wirkungen des magnetischen
Wechselfeldes.
= 44m (Abb. 1). — In die Spule L wurden Reagenz-
vläser eingeführt, in denen als Beobachtungsmaterial
Fliegen, Spinnen, Mäuse usw. eingesperrt waren. Nach
10 min Beeinflussung konnten, soweit es dem Verfasser
als Nichtmediziner möglich war, Veränderungen nicht
festgestellt werden. Am Unterarm des Verfassers konnten
nach 20 min Einwirkung ebenfalls keine Wirkungen beob-
achtet werden.
==4..2m (Abb. 2). — Tier kamen dieselben Ergeb-
nisse: doch kann hier eine Täuschung vorliegen, da ja der
Schwinzkreis nur eine halbe Windung beträgt.
Bei diesen Versuchen stand zu erwarten, daß die Lebe-
wesen als Leiter wirken und demgemäß in ihnen Wirbel-
strome gebildet würden, die zum mindesten temperatur-
-teieernd wirken müßten. Die Ergebnisse zeigen jedoch
keine Igeeinflussung der Lebewesen, so daß von hier aus
kaum gesundheitliche Störungen ausgehen können.
b) Die Wirkungen des elektrischen
Wechselfeldee.
A = 44 m (Abb.1). — Die Reagenzgläser wurden der
Heihe nach mit Fliegen usw. als Inhalt zwischen die Be-
Lige des Kondensators C’ gebracht. Die Platten waren
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dicht an das jeweilige Reagenzglas herangeschoben. Beim
Einschalten wurden Fliegen, Mücken usw. sehr lebhaft,
nach 10 min Einwirkung trat eine sichtliche Ermattung
ein, die aber, als die Tiere in die Sonne gebracht wurden,
bald wieder wich. Eine Maus und ein Molch reagierten
nur sehr schwach, soweit die erhöhte Lebhaftigkeit dar-
auf zurückzuführen war.
»=4..2 m (Abb.2). — Die Reagenzgläser wurden
zwischen die Platten des Kondensators gebracht. Beim
Einechalten trat bei Fliegen, Mücken usw. fast augen-
blicklich starke Gliederkontraktion und nach etwa 3 s
der Tod ein. Eine Maus begann lebhaft zu springen, nach
etwa 20 s krümmte sie sich und war tot. Dasselbe Ver-
halten zeigte ein Molch?. Diese Beobachtungen führten
zum Ersatz der Tiere durch Flüssigkeiten, Wasser und
Öl. Eine bestimmte Anzahl Kubikzentimeter der Flüssig-
keit wurde in einem Reagenzglas zwischen die dicht ange-
schobenen Platten des Kondensators gebracht. Nach einer
bestimmten Zeit begann die Flüssigkeit zu kochen. Durch
Vergrößerung des Plattenabstandes wurde die Kochzeit
verlängert. Es wurden Temperaturmessungen in Ab-
hängigkeit von Zeit und Plattenabstand angestellt. Als
Meßinstrument diente ein Quecksilberthermometer. Die
Ergebniese waren recht unzuverlässig, da durch das Ein-
tauchen des Thermometers in die Flüssigkeit ja ein zweiter
Stoff der Einwirkung mit ausgesetzt wurde. dessen ein-
getauchtes Volumen im Verhältnis zum Flüssigkeits-
volumen groß war. Das Quecksilberthermometer wurde
durch Thermoelemente ersetzt, die in die Reagenzgläser
eingeschmolzen wurden. Diese Messungen waren aber
ebenso unzuverlässig. da trotz Verdrillung der Meßdrähte
doch Induktionen auftraten, die das Meßinstrument ganz
erheblich beeinflußten. Erst die Ummantelung mit Blei
brachte Besserung. Alle diese Messungen wurden wesent-
lich verbessert. als als Thermometer ein Weingeistthermo-
meter verwendet wurde, dessen Flüssigkeit zu-
gleichauch diezuuntersuchende Flüssigkeit war’.
Es wurde nur am Sender Abb. 2 untersucht. Die
Untersuchungen, die ehemals zwischen den Zusatzplatten
C stattfanden, wurden später ausschließlich in dem an
zekoppelten Kreis zwischen den Platten C’ ausgeführt.
Es wurde zunächst die Abhängigkeit der in dem Platten-
raum in Wärme umgesetzten Leistung L vom Platten-
abstand k bestimmt. Das Thermometer wurde dabei stets
mit Hilfe von eingeschobenen Crlasplattenlehren so ge-
stellt, daß sein Abstand d von der linken Kondensator-
Unter
Konstanthaltung des Anodenstromes wurde nun für jeden
einzelnen Plattenabstand die Zeit bestimmt, in der die
Temperatur T um eine bestimmte, aber stets dieselbe Grad-
zahl (T — T, = 25° — 15°) stieg. Da das Inhaltsvolumen
der Thermometerkugel konstant ist, kann für T,—T,
= konst., wenn Tz — T, keine sehr große Zahl ergibt,
platte gleich dem halben Plattenabstand o war.
1
L=c i
gesetzt werden, so daß die durch Ablesungen bestimmte
Funktion t = f (k)4a -ko Sofort umgewertet und als
ETAPE
dargestellt werden kann.
Abb. 3 zeigt das Ergebnis, Dabei wurde einmal Luft
und einmal Glas — durch Einschieben gleichmäßig ver-
teilter Glasstreifen zwischen die Kondensatorplatten und
die Kugel — als Dielektrikum verwendet. Sodann wurde
die Kugel dicht an eine Kondensatorplatte herangeschoben,
ohne sie jedoch zu berühren, und die Messungen wieder-
holt. Die Ergebnisee sind dieselben, gleichgültig, an
welcher der beiden Platten die Kugel anliegt. Anschließend
wurden Messungen über die Leistungsverteilung zwischen
den Platten ausgeführt. Dazu wurde ein fester Platten-
abstand k = konst. hergestellt und die Thermometerkugel
in diesem Abstandsgebiet jeweils um den Abstand d von
einer — in Abb. 4 der linken — Platte entfernt. Die da-
bei zustande gekommene Funktion t = f (d) für 7,—T,
== konst.. k = konst. ist in Abb. 4 graphisch dargestellt.
Letzten Endes wurde auch bei k = konst., d = konst. die
Kugel in der Plattenebene verschoben. Dabei ergab sich
an allen Stellen innerhalb des Plattendurchmessers stets
? Vgl. E.Schliephake, Die biologische Wirkung im elektr.
Hochfrequenzfelde. Verhandl. d. Dt. Kongresses für innere Medizin.
XI. Kongreh. Verlag Bergmann, München. — Biologische Wirkunırs-
weise ultrakurzer elektrischer Wellen. Die medizin. Welt, Normenverlax
Berlin. — ETZ 19%, S. 57%. `
3 In letzter Zeit werden mit Vorteil Thermometer mit Kircherol-
füllung verwendet.
1090
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
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derselbe Wert. Ragte jedoch die Kugel nur um 1 mm über
den Plattenrand hinaus, so sank die Leistung auf den etwa
zehnten Teil und verschwand meßbar völlig, als die Kugel
voll über den Plattenrand hinausragte. Wurde jedoch
Glas als Dielektrikum benutzt, so verschwand die Meß-
möglichkeit erst, nachdem die Kugel um 1,5 mm vom
Plattenrande abstand. Für Luft als Dielektrikum scheint
demnach das Feld zwischen den Platten ein geschlossener
Zylinder mit dem Plattendurchmesser zu sein. Mittels
a a DE EE
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LEE E EA EC EE, 0 N
— Abstand k
S
3
S
S
3
IT. Kugel stets im Abstand d = 2
= —' — Kugel stets an die linke Platte angelegt
(derselbe Verlauf auch beim Anliegen an der rechten Platte)
Abb. 3. Leistungen bei Änderung des Plattenabstandes.
eines in ein mit 0,2 em? Wasser gefülltes Glasröhrchen
eingeführten Thermoclementes und eines hochempfind-
lichen Meßinstrumentes wurde im Abstand von l cm vom
Plattenrand der etwa 150. Teil der Leistung bestimmt wie
in der Platienebenenmitte. Zwischen der von den Platten
abgegrenzten Ebene wurden Unterschiede nicht fest-
gestellt.
Sind die biologischen Erscheinungen nun auf Sirah-
lungen oder auf das Woechselfeld zurückzuführen? Es
scheinen tatsächlich Strahlungen vorzuliegen. Die Kurve
Abb. 4 zeigt deutlich das Nachlassen der Leistung mit zu-
— leistung l
012345 E Së Sg ges EC Oe ege GC GO S Damm
—> Abstond d
Abb. 4 Leistungen bei Verschiebung des Thermometers im Feld bei
konstantem Plattenabstand.
nehmendem Abstand d der Kugel bei konstantem Platten-
abstand. Wäre es nur die Wirkung des Wechselfeldes,
k
so müßte ja in der Plattenmitte d = o eine starke Aus-
bauchung doe Feldes nachweisbar sein, da doch offenbar
dort die Dichte stark zurückgeht. Aber auch an dieser
Stelle sind merkliche Nachweise über den Plattenrand
hinaus nicht festzustellen gewesen. Ebenso konnte auf
den Rückseiten der Platten keine Einwirkung auf die
Thermometerflüssigkeit festgestellt werden. Unmittel-
bare Berührung wurde, um den Diathermieeffekt zu ver-
meiden, nicht herbeigeführt. Die Methode mit dem Wein-
geistthermometer wurde noch verwendet, um die Dielek-
` der Zeiten tı, ta ..
trizitätskonstanten E verschiedener Isolierstoffe zu be-
stimmen. Ist die Zeit £z für Luft (k = konst., d = konst.,
T, —T, = konet.) festgestellt, so verhalten sich die Dielek-
trizitätskonstanten &,, £23, . . . wie die reziproken Werte
‚die für die Temperatursteigerung
Ta — T, = konst. verwendet werden.
c) Die Wirkungen der vom emittierenden
lühfaden ausgehenden Strahlung.
Es wurden an zwei Klarglasröhren Versuche ange-
stellt, u. zw.
1. Rohr mit parallelen Plattenanoden,
2. dgl. mit Zylinderanode.
Der Anodenstrom betrug bei beiden Rohren 0,2 A.
Im Abstand von 15 cm von der Rohrachse wurden je für
die beiden Rohre völlig lichtdicht abgeschlossene photo-
graphische Platten 1 min lang in mittlerer Anoden
blechhöhe um das Rohr herumbewegt. Die Platten waren
mit einem Bleibuchstaben (L) bedeckt. Bei nicht emit-
tierendem Faden wurden in beiden Fällen Vergleichs-
aufnahmen vorgenommen. Beim Rohr mit offenen, paral-
lelen Anodenblechen zeigte sich unabhängig von der
Wellenlänge nach 1 min ein stark ausgeprägter Röntgen-
effekt; das L war vollkommen deutlich zu erkennen. Beim
Rohr mit Zylinderanode trat bei zwei Platten kein Effekt
auf; nur bei der dritten Platte, die absichtlich oben etwa
unter 60° zur Rohrachse gehalten worden war, zeigte
sich ein zwar schwacher aber deutlicher Effekt. Es sei
aber ausdrücklich betont, daß die Versuche, da weitere
Rohre nicht zur Verfügung standen, nur an zwei Rohren
ausgeführt wurden.
Schließlich sei noch eine Erscheinung geschildert,
die wiederholt beobachtet wurde. Ein sog. Wünschelruten-
gänger, der vor einer Versammlung in der Nähe des 44 m-
Senders seine Versuche vorführte, versagte, wenn er
unter der Antenne arbeitete, sobald der Sender gab. In
der Nähe der Antenneneinführung wurde der Wünschel-
rutengänger sehr unruhig und sprach zeitweise auf den
Gebetakt an, ohne daß er den Sender sah noch das Geben
hören konnte. Diese Erecheinung, die, da sie mehrere
Male beobachtet wurde, kaum zufällig sein kann, ließe
den Schluß zu, daß die unterirdischen Wasserläufe usw.,
die der Quellensucher feststellt, ähnliche Wirkungen aus-
üben müssen wie das zwischen den Kondensatorbelägen
herrschende elektrische Feld. Nur wird dieses Feld kein
Wechselfeld sein, da der Quellensucher nur so lange an-
spricht, ale er sich bewegt, und um so stärker, je schneller
er sich bewegt.
Haushalt und Elektrizitätswerk*.
„DerMannhatsichseine Arbeitinallen
Berufen durch die Hilfe der Elektrizität
erleichtert. Die Frau darf für ihre Haus-
arbeitdie gleiche Entlastung fordern.“
Zur Erfüllung dieser Forderung bedarf es künftig
der verständnisvollen Zusammenarbeit von Industrie und
Elektrizitätswerken mit den Hausfrauenorganisationen.
Vergleichsversuche zeigen zahlenmäßig. daß durch die Be-
nutzung elektrischer Hilfsgeräte im Haushalt nicht nur
die Arbeitsleistung und Arbeitsgüte wesentlich erhöht
werden kann, sondern daß auch die körperliche Anstren-
gung gegenüber der Handarbeit viel geringer ist. So
führt die Benutzung des elektrischen Küchenmotors zu
einer Ersparnis von vier Fünfteln der bei den entsnrechen-
den Handmaschinen aufzuwendenden Zeit. Beim Waschen
mit der elektrischen Waschmaschine ergibt sich das in
Abb. 1 dargestellte Vergleichsbild. Die reinen Handzei-
ten verhalten sich sogar wie 1:5, wobei noch zu berück-
sichtigen ist, daß die elektrische Waschmaschine fast
ohne Anstrengung bedient wird, während die Wasch-
arbeit von Hand besonders ungünstige Arbeitsbedingun-
een aufweist. Die technologische Überlegenheit z. B. des
Schleudervorganges wird gekennzeichnet durch die Tat-
sache, daß nur etwa halb so viel Restwasser verbleibt
wie beim Handwringen. Die Gesamtzeit des Maschinen-
waschens beträgt nur etwa die Hälfte des Zeitbedarfes
für die Handwäscherei. Ähnlich liegen die Verhält-
nisse bei der Bügelmaschine im Vergleich zum Hand-
bügeln (Abb. 2). In ähnlicher Weise kann die Ver-
wendung elektrischer Geräte im Haushalt auch auf
anderen Gebieten entscheidende Verbesserungen ermöx-
lichen, und der Standpunkt, elektrische Geräte als
* Unter Benutzung eines im Siemens-Jahrbuch 1929, 8. 545, unter
gleichem Titel erschienenen Aufsatzes von Julius Lau fer
25. Juli 1929
Luxus anzusehen, wird bald der Vergangenheit ange-
hören, etwa ebenso wie die Gabel, die noch im 16. Jahr-
hundert nur an vereinzelten fürstlichen Höfen als Parade-
stück zu finden war, sehr schnell vom Luxusgegenstand
zum allgemeinen Gebrauchsartikel geworden ist. Für die
Einstellung zu den elektrischen Geräten ist auch das Er-
gebnis einer Umfrage interessant, die gezeigt hat, daß
„Mangel an Aufklärung” in folgenden Prozentzahlen der
Grund für die Nichtanschaffung der betreffenden Ge-
räte war:
bei Heizkissen . . . . ..
„ Heißluftduschen . . . . 482 „
„ Wasserkochern 473 u
„ Strahlungsöfen u a 533 ,;
„ Brat- und Backröhren . 46,8 „
„ Bügeleisen . . . . 14,0 „
Aus der heute vielfach noch nicht überwundenen Ge-
wohnheit heraus, den Elektrohausrat mit „luxuriösen“
Augen anzusehen, werden die
Kosten der Anschaffung und
des Gebrauches solcher Hel-
fer im Haushalt meist über-
schätzt. Eine interessante,
von Laufer veröffentlichte
Zahlentafel zeigt, daß selbst
bei bescheidenem Einkommen
für eine ganz große Anzahl
von Geräten Anschaffung und
Betrieb erschwinglich sind,
u. zw. auch im ungünstigsten
Falle, d. h. bei Lichtstrom-
preisen. In derselben Arbeit
wird zur Frage des elektri-
schen Kochens awf eine Unter-
suchung verwiesen, die über
die Erfahrungen mit einer
elektrischen Brat- und Back-
röhre berichtet. Eine Woche
lang wurden für eine fünf-
köpfige Familie die Mittag-
essen in einer solchen Brat-
und Backröhre hergestellt
'
|
1049 Trockemwäsche in rund 175 Min.» 2514.55 Min:
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
und für insgesamt 38 Por-
tionen 10,9 kWh verbraucht,
d. s. 0,282 kWh/Portion. Da-
nach kann also schon bei ver-
hältnismäßig reichlichen Koch-
strompreisen elektrisch ge-
kocht werden.
Maßgebend für die Zu-
kunft der elektrischen Küche im
Haushalt werden die Strom-
tarifesein. Eine ganze An-
zahl von Geräten kann auch
noch bei Strompreisen zwi-
schen 30 und 50 Pf wirtschaft-
lich benutzt werden, ebenso
wie das Licht an sich diesen
Strompreis verträgt. Durch
die Anwendung von Grund-
zebührentarifen mit niedrigen
a Maschine mit Wäsche füllen,
‚ Ausschleudern des Einweichwas-
sers,V b Seifenwasser einfüllen,
c Maschine einschalten und Wa-
schen, d Ausschalten, öffnen,
Wäsche packen zum Schleudern,
e Ausschleudern des Selfenwassers
unter gleichzeitigem Ablassen der
Seifenlauge, f Spülwasser zu-
leiten, Warm- und Kaltspülen,
g Wäsche packen zum Schleudern,
h Schleudern, i Auspacken.
Abb. 1. Zeitvergleich für das
Waschen von Hand und mit elek-
trischer Waschmaschine.
Arbeitspreisen von 10...16
Pf/kWh wird aber die Möglichkeit, elektrische Geräte
zu benutzen, wesentlich erweitert. Die Aufteilung des
Strompreises in einen Leistungspreis, der unabhängig
von den verbrauchten Kilowattstunden erhoben wird, und
einen Arbeitspreis je Kilowattstunde hat an vielen Orten
die Benutzung der Elektrizität für Haushaltszwecke we-
sentlich erhöht. Auch die Nachtstundentarife mit Strom-
preisen zwischen 5 und 8 Pf/kWh ergeben weitere Ver-
besserungsmöglichkeiten für die Hauswirtschaft durch
Anwendung elektrischer Waschapparate und Heißwasser-
speicher.
Bemerkenswert ist die Tatsache, daß bereits eine
groBe Anzahl gewerblicher Speisebetriebe (von den
SSW sind z.B. allein über 50 elektrische Großküchen einge-
richtet worden) zum elektrischen Kochbetrieb übergegan-
zen ist. Grundsätzlich wichtig ist jetzt, daß die moder-
nen Baumeister und Architekten die weitere Entwicklung
des Haushalts bei Neuwohnungen und bei der Moderni-
sierung alter Häuser durch reichlich bemessene Installa-
tionen vorbereiten und fördern.
Über die besonderen Vorzüge des elektrischen Be-
triebes für den Haushalt braucht im einzelnen heute
kaum mehr gesprochen zu werden, es ist fast ein allge-
meiner Glaube geworden, daß uns die Freiheit im häus-
lichen Leben von der Elektrotechnik winkt. Für das Licht
1091
und einige andere Zwecke wäre an sich ein Strom-
preis von 50 Pf/kWh noch tragbar, das Licht, allein be-
trachtet, erfordert auch eine solche Strompreishöhe, weil
die kurze Lichtspitze besonders beim Klein- und Kleinst-
konsumenten den Werken dementsprechende Kosten ver-
S
Handbetrieb
EEB Maschinenbetrieb
N
IE
IN
NN
N
N
NN
SS
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NIN
Kl
SC
PS
NN
NN
Bes
E
SE
. Graphische Darstellung der Bügelzeiten vei Hand-
und Maschinenbetrieb.
ursacht. Für den Großkonsum im Haushalt (Kochen
und Heißwasserbereitung) können die Elektrizitätswerke
nur dann gegenüber den anderen Energieformen (Gas,
Kohle) eine umfangreiche Verwendung erwarten, wenn
für Kochzwecke Strompreise von 10...12 Pf, für die Heiß-
wasserbereitung solche von 6..8 Pf/kWh eingeräumt
werden. Es ergibt sich daraus die Frage, ob diese (er-
zielbaren) Strompreise für die Werke den Haushalts-
sroßkonsum überhaupt reizvoll erscheinen lassen.
0
E EE RER BER
SRERERHRI TAS
BEE Ze BE nn
In a
BERENS
berg EE
WISS A BEE
OHBZEEESEERNE
6 8 10 1⁄2 mM 15 18 20 22 23h’
d
2%% Za
a Kochstrombelastung von 100 Herden, b Heißwasserspeicherstrom-
belastung von 100 Speichern, c = a + b Gesamtbelastung durch
100 Herde und Heißwasserspelcher.
Abb. 3. Koch- und Heißwassersj.eicherbelastung eines amerikanischen
Stadtnetzes (Spokane) für 100 Haushaltungen mit Elektroherden und
Helßwasserspeichern, Durchschnittliche Anschlußwerte je Herd 7,14 kW,
je Speicher 0,814 kW.
Ein umfassender und gründlicher Bericht der ameri-
kanischen National Electric Light Association (NELA)
kommt zu folgender Feststellung: „Das Ergebnis
der Untersuchung (der Frage des elektrischen
Kochens und Heißwasserbereitens) istgünstig. Der
Anschluß elektrischer Herde ist ein gutes
Geschäft für die Elektrizitätswerke,
wenn sie durch geeignete Tarife Herdan-
schlüsse ermöglichen. Die Einnahmen —
bezogen auf das investierte Kapital —
1092
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
25. Juli 1929
liegen höher als bei irgendeinem ande-
ren Stromverbraucher einschließlich Be-
leuchtung.”
Maßgebend für die Beurteilung jeder Art von Ab-
nehmern und auch jeder Art von Strombenutzung ist die
Frage, wie diese die Jahresbelastungspitze ausnutzen.
In Abb.3 ist die Belastungskurve eines amerikanischen
Stadtnetzes mit 100 elektrisierten Haushaltungen (Ko-
chen und Heißwasserbereitung) gegeben. Die Gesamt-
kurve weist eine jährliche Belastungsdaner der Mittags-
spitze in Höhe von 6750 h, der Abendspitze in Höhe von
5300 h auf. Das sind sehr hohe Belastungsdauern, die
z.B. weit über der durchschnittlichen Belastungsdauer
aller deutschen Elektrizitätswerke zusammen (in den
letzten Jahren rd. 2500 h) liegen; allerdings ist ein sehr
hoher Warmwasserbedarf dabei vorausgesetzt (200 1 Was-
ser von 85° täglich).
Man soll mit der traditionellen Furcht brechen, daß
die Kochbelastung z.T. mit der Lichtspitze zusammen-
fallen könnte und dies ruhig voraussetzen, wie das auch
die Untersuchungen in Amcrika und anderen Orten er-
geben haben. Es kommt auch gar nicht darauf an, ob
die Kochbelastung die Spitze erhöht, wenn sie sich ihrer
Natur nach nur rentiert. Mit anderen Worten, wenn die
Belastungskurve des elektrischen Kochens im Haushalt
für alle Haushaltungen zusammen eine vernünftige Be-
lastunesdauer ergibt, so rentiert sich die Kochstromab-
gabe eben.
In diesem Zusammenhang ist es interessant, daß der
Anteil des einzelnen Herdes am Maximum um so kleiner
wird, ie größer die Zahl der angeschlossenen Herde ist.
Bei einem durchschnittlichen Herdanschlußwert von
7,14 KW hat sich aus der Kurve a nach Abb. 3 z.B. ergeben,
daß jeder Herd bei
40 Herden mit 1,0 kW
250 H H 0.80 H
500 o w o oy
5000 e „ 0,0 „
am Maximum teilnimmt. Ähnliche Untersuchungen in
der Schweiz und in Norwegen zeigen, daß — ziemlich
unabhängig von der Größe des Anschlußwertes — bei
größeren Herdezahlen jeder Herd ungefälir einen Spitzen-
anteil von 0,7..0,8kW erzeugt, trotzdem der einzelne
Herd für sich irgendwann einmal eine Spitze in der Höhe
seines vollen Anschlußwertes haben kann. Es ist dies
die Folge des Belastungsausrleiches zwischen den einzel-
nen Anschlüssen.
Die aussichtsreichste Kombination für die elektrische
Stromversorgung des Haushalts ist die gemeinsame Auf-
stellung von Elektroherd und Warmwasserspeicher. Nach
einem in Abb. 4 wiederzezebenen Schema läßt sieh die
Abb. 4. Schema einer Um-
schalteeinrichtung zur Be-
Kochstrom
Beleuchtungstrom einflussung des Heißwasser-
speicherstromkreiees durch
den Licht- und Kochstrom
(es genügt eine Schaltuhr
für mehrere z. B. fünf An-
ol schlüsse).
HEIBWaSSEr - Speicher-
Strom
Schaltung der Beleuchtungs-, Koch- und Heißwasser-
Stromkreise so einrichten, daß der 24 h-Speicher. sobald
gekocht oder beleuchtet wird, ausgeschaltet wird. Da-
dureh erfährt die Belastungeskurve des einzelnen Abneh-
mers, vor allem aber die Gesamtbelastungeskurve aller
Haushaltunzen zusammen, eine wesentliche Verbesse-
rung. Die Wirkung einer solehen Umschaltunsseinrich-
tung auf die Belastungeskurve nach Abh.3 ist in Abb.)
wiedergege ben, und es zeigt sich, daß diese Belastunes-
kurve eine Belastungsdauer für die Mittagspitze von 8200,
für die Abendspitze von 000 h cergäbe, allerdings bei
reichlicher Warmwasserversorgzung. Setzt man die Warm-
wassermengze auf die Hälfte herab, so ist die Kurve nicht
mehr ganz so ausgeglichen (Abb.6), aber doch noch sehr
günstig, weist sie doch eine Belastungesdauer für die Mit-
tagspitze von 6300, für die Abendspitze von 4750 h auf.
Je nachdem, ob das Werk seine sonstige Belastungspitze
am Mittag ode ram Abend hat und zu welchem Zeitpunkt
diese eintritt, wären also aus den wiederzerebenen Koch-
strombelastungskurven die tariflichen Konsequenzen für
den Einzelfall zu ziehen.
Das Ergebnis der Untersuchungen an Kochstrombe-
lastungen (amerikanischer. norwegischer und deutscher
Kurven) zeigt, daß die Kochstrombelastung tatsächlich
eine günstigere Charakteristik annehmen kann als
die bisherigen Kurven der Elektrizitätswerke. Das-
selbe haben auch Miller veranlaßten
die von O. v.
A
I
A
UI
UC
tt Tale,
DEET WE CRT E
EE
A E 8 e 122 m É B 20 22 ZuüUhn
10
A
a Kochstrombelastung von 100 Herden (nach Abb. 3), b, theoretische
Belastung von 100 HeiBwasserspeichern ohne Umschalteeinrichtung (aus
Abb. 3 abgeleitet), b; Belastung von 100 Heißwasserspeichern mit U mschalte-
einrichtung (zur Berücksichtigung der ausfallenden“ Speicherbelastung ist
angenommen. daß der Anschlußwert der Speicher entsprechend erhöht ist),
ce Spitzen dei Gesamtbelastungskurve (nach Abb. 3) ohne Umschalt-
einrichtung, c, Gesamtbelastungskurve bel Verwendung der Umschalteein’
richtung nach Abb. 4.
Abb. 5. Theoretische Gesamtbelastungskurve durch 100 Herde und Heiß-
wasserspeicher bei Verwendung einer Umschalteeinrichtung gemäß Abb. 4
(aus Abb. 3 entwickelt).
Untersuchungen in Schweinfurt erzeben, und Schön-
berg kommt nach diesen Feststellungen zu der Folge-
rung, daß die Aufnahme der Kochstromversorgunz be-
sonders für dünnbesiedelte Gebiete, Siedlungen, Villen-
Wohnviertel und ländliche Versorgungstrecken den Elek-
trizitätswerken wesentliche Vorteile bietet.
=
RES ES EES
EE
u 2 4 8 W 12 MM %6 "8 20 22 Uhr
Abb. 6. Theoretische Gesamtbelastungskurve durch 100 Herde und Heiß-
wasserspeicher bei Verwendnng einer Umschalteelnrichtung geräß Abb. 4,
jedoch für den Fall, daß die Heißwasserspeicher nur den halben Anschlu-
wert gegenüber Abb. 3 haben.
Vielfach wird die Frage der Elektrisierung des Haus-
halts ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der reinen
Wärmekosten behandelt, und der Streit zwischen Gas mu
Elektrizität wird damit auf ein Gebiet zu schieben ver-
sucht, wo allgemein gültige Vergleiche durchaus nieht
zu ziehen sind. Das ProblemeudesHhlaushaltsist
kein Kalorien- und Wärmekostenproblem,
sondern eine Frage der Lebenshaltune,
‚cesamtwirtschaftlichkeit und Annehn-
lichkeit. Erst wenn diese Größen, welche teilweise. wie
die Zeitersparnis der Hausfrau und die Arbeitsentlastun:,
zahlenmäßig schwer zu erfassen sind, gleichfalls berück-
siehtiet werden, kann ein Vergleich als riettiz angesehen
werden. Die Fragestellung bezüglich der Elektrisierun:z
on eege eege, . ` egen, R i E mg, e a O n O i A. wg,
25. Juli 1929
des Haushalts und der Küche muß vielmehr dahingehen,
ob die Kosten des elektrischen Betriebes an sich er-
schwingelich sind: gewisse Mehrausgaben in tragbaren
Grenzen wird der Verbraucher für die Vorteile der Elek-
trizität willig in Kauf nehmen.
In diesem Sinne sind oben die Strompreisgrenzen für
die einzelnen Verwendungsarten der Elektrizität genannt.
Der Wege, diese Strompreislage tarifmäßig zu schaffen,
gibt es viele. Laufer hat in drei Tafeln die hauvtsäch-
lichen 'Tarifformen zusammengestellt, das Installations-
scheina und die erforderlichen Apparate wiedergegeben
und auch das Preisverhältnis gegenüber der Installation
mit einem einfachen kleinen Woechselstromzähler ausge-
rechnet. Für die einzelnen Tarifarten wird die Auswir-
kung für das Elektrizitätswerk und für den Verbraucher
erörtert sowie auch die Werbewirkung, d.h. der Anreiz
für Mehrverbrauch bzw. Mehranschluß analysiert. Die Zusaın-
menstellung umfalst die hauptsächlichen Zählertarife, d. h. Ver-
re-hnunzsarten allein nach den verbrauchten Kilowattstunden,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 30
1093
die Grundgebührentarife und die heute sehr in den Hinter-
grund getretenen Pauschaltarife. Die größte Werbe-
wirkung wird den reinen Zählertarifen mit getrennter
Verrechnung für die verschiedenen Verwendungszwecke
des Stromes (Licht, Kochen, Heißwasserbereitung) zu-
geschrieben, und diese Verrechnungsart dürfte auch dem
Werk die besten statistischen Unterlagen dafür liefern,
welche Strompreise für die einzelnen Verwendungs-
zwecke angemessen und tragbar sind. Eine ähnlich gute
Werbewirkung, wenn auch nicht eine so gute Übersicht-
lichkeit für die Bewertung der einzelnen Absatzfälle, ver-
spricht die Anwendung von zweckmäßig gestalteten
Grundgebührentarifen. Alle die Tarife, welche in irgend-
einem Sinne Erziehungstendenzen gegenüber dem Ver-
braucher enthalten, können nicht ganz gut geheißen wer-
den, und es dürfte nicht zweckmäßig sein, durch ein-
schränkende Maßnahmen für den Verbraucher das stärk-
ste Argument für die Elektrizitätsbenutzung, ihre An-
nehmlichkeit, abzuschwächen. Richard J. Pick.
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Allmähliches Unterspannungsetzen von Kabeln und
Transformatoren. — Fällt in Hochspannungsnetzen in-
folge eines Defektes wie Erdschluß, Kurzschluß oder Ka-
beldurchschlag ein Ölschalter, so ist es üblich, nach Ver-
lauf einiger Zeit die abzetrennten Netzteile wieder cin-
zuschalten. Wenn in diesem Augenblick der Defekt noch
besteht, wird der Schalter sowohl durch den Einschalt-
vorzanz als auch durch das erneute Abschalten schwer
beansprucht: ebenso kann ein anfangs noch kleiner Schaden
durch die dynamischen Wirkungen dieser Vorgänge erh»b-
lich vergrößert werden. Man vermeidet das Einschalten
auf bestehenden Fehler
mit seinen gefährlichen
Folzeerscheinungen, wenn
man den abreschalteten
\:tzteil erst allmählich
wieder unter Spannung
setzt und ihn hierbei auf
normale Stromaufnahme
kontrolliert. Um kostspie-
live Apparate oder gar
Sondermaschinen hierfür
zu sparen, legen die Ate-
liers de Constructions
Hleetriques de Charleroi
den zu prüfenden Anlage-
teil an eine Hilfssammel-
schiene, welehe von der
Hauptsammelschiene zu-
nachst durch einen Reihen-
transformator nach Abb. 1
vetrennt ist; dieser Trans-
formator ist niederspan-
nunsseitiz mit rezelbaren Widerständen belastet und be-
laßt also am Prüfobiekt nach Malsrabe des meßbaren Prüf-
stromes einen ebenfalls meßbaren Anteil der Spannung, bis
beirn Kurzschluß des Rerelwiderstandes die volle Netz-
spannung an den Klemmen des Prüfobiekts liegt. Diese
Anordnung hat allerdings den Nachteil, daß z. B. kurze Ka-
belstrecken nur einen kleinen Strom aufnehmen und ihnen
deshalb praktisch auch bei voll eingeschaltetem Regel-
widerstande sogleich die gesamte Netzspannung aufge-
drückt wird. Man vermeidet dies durch Anschalten einer
passend bemessenen Ohmschen Vorbelastungz nach
Abb. 1, die z.B. "le." der größten zu überprüfenden
Kichtleistung verzehrt. Durch diese Maßnahme wird
rjeichzeitig die Gefahr der Resonanz zwischen der Kapa-
zität eines etwa zu prüfenden Kabele und der Streuinduk-
tion des Reihentransformators behoben, da die freien
Schwingungen dieses Kreises stark gedämpft werden. Er-
zibt nun die Prüfung, daß der Defekt nur vorübergehen-
der Natur war, so kann man ohne Synchronisiermaßnah-
men das Prüfobjekt zunächst an die kauptsammelschiene
-chalten und dann von der llilfssammelschiene samt der
P’rufapparatur trennen. Die Kosten einer solchen Prüf-
apparatur richten sich hauptsächlich nach der verlangten
Prüfleistung und der Prüfdauer, für welche der Reihen-
transformator zu bemessen ist; man wird sie in vielen
Fällen auf sich nehmen, weil dadurch die Betriebssicher-
heit der Anlage erhöht wird. (Rev. Atel. Charleroi 1923,
Ss, 76.) Oldff.
Houpfsammelschieber
Transf
Zuprufende
Leitung
Abb. 1. Transformatorischer Span-
nungsregler für Prüfzwecke
Das neue Longford-Kraftwerk der Coventry Corpo-
ration. — Am 31. X. 1928 ist das neue Longford-Kraftwerk
in Betrieb gesetzt worden, das sehr günstig am Oxford-
kanal gelegen ist, so daß die Kohle nicht nur auf dem
Bahnwege sondern auch zu Schiff heranzebracht werden
kann. Die Gebäude bestehen aus Eisenkonstruktion mit
Steinausfüllunze. Die Kohlen werden aus den Leichtern
mit Greifern entladen und dann zunächst gewogen. Mit
Becherförderbändern gelangt die Kohle dann in die im
Kesselhaus gelegenen Bunker oder auf den Lagerplatz.
Die Leistung der Kohlenförderung beträgt 50 t stündlich.
Im Kesselhaus sind acht Kessel, System Stirling, mit je
891,3 m? Tleizfläche in zwei Reihen untergebracht. In
jeder Reihe steht ein Kessel zur Reserve. In jedem Kessel
können 27240 kg Wasser stündlich verdampft werden.
Das Speisewasser tritt mit ungefähr 100° in den Rauchras-
vorwärmer und verläßt ihn mit 150°. Der Dampfdruck
beträgt 22,8 at, die Überhitzung 371°. Die Kessel werden
mit Unterwind betrieben, jeder Kessel besitzt zwei Wan-
derroste mit einer (resamtrostfläche von 285 m? Jeder
der beiden bisher aufrestellten Turbinensätze besteht aus
einer Zweikammerturbine mit einem Generator von
20 000 kW bei 3000 U/min. Der Generator erzeugt 6600 V
Drehstrom. Der Strom wird zur Verteilung an die ver-
schiedenen Unterwerke auf 33 000 V umeeformt. Die Tur-
binen haben insgesamt 21 Stufen und sind mit Zwillines-
kondensatoren versehen, die bei 65830 kg stündlichem
Dampfverbrauch ein Vakuum von 1 at aufrechterhalten.
Die Kühlfläche beträgt 2013,8 m”. (Iron and Coal Trad.
Rev. Bd. 117, S. 608.) II
Elektromaschinenbav.
Zur Theorie des Dreiphasen-Doppelkäfigmotors mit
beliebigen Leeiterzahlen der Wieklungen. — Eine Abhand-
lung über den allgemeinen Doppelkäfizmotor mit belie-
bieen Leiterzahlen der einzelnen Wicklungen ist bis jetzt
in der Literatur nicht bekannt geworden. A.Brüser hat
sich die Aufgabe gestellt, die Ortskurven der Ströme der
drei Wieklungen dieses Motors zu berechnen. Die für alle
drei Stromkreise gültige Vektorgleichung ist auf folgende
Form gebracht:
Ü ad+bf Un af -bd
dean Ti w dein
Für den primären Strom (J = J;,) bedeutet:
a = Q? Q3 — S? Ox;
b = s [e (1 +0) + es (1 + o]
d= Qi 0:03 — 8 (Q3 O12 + 03 613) — $? Q1 Ox;
f= Adot se [es (1409 + 0»(1+ 0) — s0 0.54 0,03),
Für die sekundären Ströme haben die Glieder d und f
die gleiehen Werte wie für den Strom Jı; a und b sind
jedoch hiervon verschieden. l
Es ist für den auf den Ständer reduzierten Strom
Wao DÉI "Te
SE Ja der äußeren Wicklung
]
KEE TR dr zm — sp,
DÉI w 3 D P ose D D D
für den Strom er Jader inneren Käfigwicklung gilt analog
]
azs°0,, D=Z—sQ..
1094
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
25. Juli 1928
‚ Im vorstehenden bezieht sich der Index 1 auf die, über die photographische Lichteinheit die größten Mei-
primäre Wicklung, der Index 2 auf die sekundäre äußere *», nungsverschiedenheiten. Die Größe der auf das Auge
Wicklung und der Index 3 auf die sekundäre innere Wick-
lung. Weiter bedeuten
U, effektive Klemmenspannung einer Phase der
primären Wicklung,
di, Ja, Ja Ströme einer Phase,
E Fee
= Schlüpfung,
nı
Lii, Læ, Lz Reaktanzen einer Phase in Ohm, bezogen auf
die primäre Frequenz,
Ohmsche Widerstände einer Phase,
Streureaktanzen einer Phase in Ohm, bezogen
auf die primäre Frequenz,
fu, Ta, T3
X o Tan Tga
o ni zu en en
l e E 2 ES en
du Ta Tr
Tis = T. g _ Tyo
gu -, Q= Ze Ou "e
x ES x
o2 =0, +02 +010, 0i; = 0, + 03 + 0103, Oz = 0, + 03 +0203.
Sind die Koeffizienten eines Motors bekannt, so können
punktweise die Ortskurven für die Ströme der drei Wick-
lungen berechnet werden.
Amp 3
2545 70
U, = 380 VOH A TE a 08
UE
COS i 4 g
SE 20 COS Y-Areıs g:
7
Abb. 2. Ortskurre des primären Motorstromes (s=0..1).
In das Stromdiagramm des Primärstromes (Abb. 2)
ist im Leerlaufpunkte noch die Drehmomentenlinie ein-
getragen, Der Winkel, in dem diese Gerade die imaginäre
Achse schneidet, wird ermittelt aus
Di cos? Po
—?
ey =; CH Se Sen
Ui COS Po 8in®“ —
f Ti Hi
darin bedeutet
SÉ
ok
dE
Q» = arc tg
Gil
e und x. sind die Koordinaten des Leerlaufpunktes
(s—=0). Wird in die bizirkulare Quartik für den primären
Strom (z.B. durch die drei berechneten Punkte s = 0, 0,05,
0,1) der Schmiegungskreis gezeichnet, so kann für kleine
Schlüpfungen mit Hilfe der Drehmomentenlinie die Schlupf-
gerade angegeben werden.
In Abb. 3 wird der Einfluß des Ohmschen Widerstan-
des des Außenkäfigs gezeigt. Wird bei sonst unveränder-
lichen Koeffizienten der Widerstandskoeffizient des Außen-
käfigs über einen bestimmten Wert hinaus vergrößert, so
wird das Anzugrsmoment des Motors kleiner, und es treten
die bekannten Einsattelungen in der Ortskurve des Pri-
märstromes auf. Diese Erscheinung wird begleitet von
einer Verschlechterung des Leitungsfaktors im Betrieb. —
Versuche, die an einem Doppelkäfigmotor der Heemaf vor-
genommen wurden, zeigen sehr gute Übereinstimmung mit
der Thenrie. (A.Brüser, Arch. El. Bd. 21, S. 289.)
Beleuchtung.
Die photographische Lichteinheit. — Während die Ein-
heit für die Lichtstärke der Beleuchtungstechnik in den
einzelnen Staaten genau festgelegt iet, herrschten bisher
wirkenden Helligkeit ist hierbei nicht ausschlaggebend,
da die spektralen Empfindlichkeitskurven des Auges und
der photographischen Emulsionen eehr stark voneinander
abweichen. Selbst das Tageslicht von wohl definierter
Helligkeit kann nicht als photographische Lichteinheit
herangezogen werden, da auch die spektrale Energiever-
teilung des Tageslichtes die größten Verschiedenheiten
aufweist. Auf dem internationalen Kongreß für Photo-
graphie im Juli 1928 wurde folgender Vorschlag angenom-
men, vorbehaltlich der endgültigen Genehmigung der ein-
zelnen nationalen Kongresse.
Die photographische Einheit der Intensität der Sen-
sitometrie negativer Emulsionen besitzt ein grau strahlender
Körper von einer Farbtemperatur von 2360 ° absoluter Tem-
peratur (also etwa unsere Wolfram-Vakuumlampen) bei
einer Helligkeit von einer internationalen Kerze, nachdem
seine Strahlung nachstehende Flüssigkeitsfilter passiert hat.
Das Filter besteht aus einer Doppelkuvette von jedes-
mal 1 cm lichter Weite (+ 0,05 mm), hergestellt aus drei
Platten eines Borosilikat-Kronglases („= 1,51) von 2,5 mm
Dicke. Die Zusammensetzung der Flüssigkeiten für die bei-
den je 1 cm starken Kuvettenhälften ist folgende:
Lösung A.
Kupfersulfat (CuSO, + 5 H20) . 3,707g
Mannit (C,H,(OH),) er 3,707 g
Pyridin (GERN) °... . 30,0 em
Dest. Wasser aufgefüllt auf . 1000,0 cm?
U, -380 Volt & Motor kon
-9,Kreis(s-1)
(9; 0,0274)
IMOGQINËr mega:
%WAmp 0 10 20 30 “o Ai Amo
Abb. 3 Ortskurven des Primärstromes bei verschiedenen
Ohmschen Widerständen der äuferen Käfigwicklung.
Lösung B.
Kobaltammoniumsulfat (CoSO,(NH,),SO, + 6H,0) 26,827 g
Kupfersulfat (CuSsO, +5H,0) . s.. 2... 27,180 g
Schwefelsäure (spez. Gew. 1,835) . 10.0 cm’
Dest. Wasser aufgefüllt auf. . . . . . 1000,0 cm?
(Journ. Opt. Soc. Am. (Supplement) Bd. 17, 5. 13.) ER
ceno.
Installation.
Einheitliche Befestigungsmittel für Rohr- und Kabel-
leitungen. — Die Verschiedenartigkeit des Streckenaus-
baues in Bergwerksbetrieben unter Tage, bei welchem
teils Mauerwerk teils Stempel aus Holz oder Eisen, recht
oft auch sämtliche drei Ausbauarten nebeneinander Ver-
wendung finden, bereitet der ordnungsmäßigen Befesti-
gung von Rohr- und Kabellcitungen viele Schwierigkei-
ten. In vielen Fällen, insbesondere beim eisernen
Streckenausbau, müssen die Befestigungsmittel für d:e
Kabel usw., den besonderen Verhältnissen Rechnung
tragend, von Fall zu Fall angefertigt werden, ein Um-
stand, welcher stets erhebliche Kosten verursacht. Ire
Ausführung der bisher üblichen Befestigungsmittel, wie
Kabelklemmen, KRohrschellen und Rohrhaken, wirkt
sich außerdem noch besonders nachteilig dann aus, wenn
Kabel- oder Rohrleitungen aus abgebauten Strecken aus
gebaut und an anderen Betriebspunkten erneut eingebaut
werden sollen. In den weitaus meisten Fällen sind die
Schrauben der Rohrschellen oder der Kabelklemmen in
der feuchten Grubenluft stark verrostet, so daß ein Lösen
der Schellen nur durch Durchkreuzen der Muttern mit
Hammer und Meißel möglich ist. Sind Rohrhaken zur
Befestigung benutzt worden, so müssen diese Haken eben-
falls unter Zuhilfenahme von Hammer und Meißel auf-
Macbeth, ETZ 1928 S. 1444,
25. Juli 1929
gebogen werden. In beiden Fällen werden stets die Kabel
oder Rohre erheblich beschädigt, wodurch kostspielige Re-
paraturen verursacht werden können. Auch sind die in
jedem Falle beschädigten Befestigungsmittel nur selten
erneut zu verwenden.
Abb. 4. Abb. 4a.
Die von der Firma Nelken & Co., Essen, heraus-
gebrachten Hilfsmittel! zur Befestigung von Kabel- und
Rohrleitungen unter Tage gestatten nicht allein, auf ein-
ZZ SE
GE
Y
f
FE
9 u VE G em
Abb. 5. Abb. 6.
fachste Weise die Befestigung ohne Beschädigung der
Kabel und Rohre oder des Befestigungsmittels zu lösen,
sondern ermöglichen auch eine wiederholte Benutzung der
Befestigungsmittel. Die Abb. 4...8 veranschaulichen die
Befestigungsmittel und
deren vielseitige Ver-
wendungsmöglichkeit.
Abb. 4 und 4a stellen
Einschlagdorne in fla-
cher und runder Form
zur Befestigung von
Stahlpanzer-Isolierroh-
ren, Kabelleitungen usw.
dar, die sich zum Ein-
treiben in Holzstempel
und Mauerfugen eignen.
Zur Kabel- und Rohr-
montage bei cisernem
Streckenausbau lassen
sich Befestigungsdorne
in Verbindung mit Schie-
i nenfußklammern gemäß
Abb. 5 und Kabel- und Rohrtragehaken in Verbindung mit
einer Schienenkopfklammer (Abb. 6) verwenden. Die in
Abb. 7 und 7a abgebildeten Kombinations- und Kabeltrag-
haken können durch gegenseitige Befestigung entweder
Abb. 7.
Abb. 8.
Abb. 8a.
durch Verschraubung oder durch Aufhängung zu einem
stets erweiterungsfähigen Kabelregister für die Aufnahme
einer beliebigen Anzahl von Kabeln oder Rohren ergänzt
ı DRP. angem. u. DRGM.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
1095
werden. Abb. 8 und 8a stellen Schienenfußklammern ver-
schiedener Ausführung dar, welche zu Erdungszwecken
nach dem E.-System?! Anwendung finden können. fi
Bahnen und Fahrzeuge.
Die Betriebsergebnisse der Paulista-Bahn. — Die Bahn-
linie von Jundiahy nach Rincao der Paulista-Bahn in Bra-
silien hat eine Länge von 286 km und eine Spurweite von
1,6 m. Da ein Teil der Strecke von Jundiahy nach Cam-
pinas doppelgleisig ist, so beträgt die einfache Gleislänge
330 km. Im elektrischen Betrieb (Gleichstrom 3000 V)
stand während 1925/1926 nur die 53 km lange Teilstrecke
von Jundiahy nach Boa Vista, die rd. 100 Gleis-km um-
faßt. Die im Betrieb des elektrischen Streckenabschnittes
gegenüber der mit Dampf betriebenen Hauptstrecke während
einer dreijährigen Betriebszeit erzielten Ersparnisse stim-
nıen mit den seinerzeit geschätzten recht gut überein. Die
jährliche Zahl der Zug-km beträgt 3 353 793 für die Dampf-
strecke und 812626 für die elektrisierte Strecke. Der
t km erfordert bei Dampfbetrieb am Tender 3,02 kg Kohle
welcher Wert 1 kWh an den Gleichstromausführungen der
Unterwerke entspricht. Die Arbeit von 1 t Kohle kann
nach den Erfahrungen der Paulista-Bahn auch von 9,4 m?
Brennholz geleistet werden. Es entspricht. somit 1 m? Holz
am Tender 35 kWh. Für Heizöl wurde auf Grund der Ver-
suche in den V.S. Amerika festgestellt, daß 1 t Kohle
rd. 645 1 Öl entsprechen. Einem Barrel Öl (159 1) auf
dem Tender der Lokomotive entsprechen somit SO kWh an
den Gleichstromausführungen bzw. 97 kWh an den Hoch-
spannungseinführungen der Unterwerke, da der mittlere
jährliche Wirkungsgrad der Unterwerke 82,5% beträgt.
Der Preis der Kohle betrug für die drei Jahre 1923/1926
im Mittel 61,80 RM. Der fehlende Heizwert der Kohle wird
mit 6000 kcal geschätzt, wenn für das Öl ein solcher von
9800 kcal angenommen werden kann; für das Holz wird der
Preis mit 4,55 RM/m? als Mittelwert für die dreijährige
Periode angegeben. Der vertraglich festliegende Preis
der von einem Woasserkraftwerk gelieferten Arbeit be-
trägt, an der Hochspannungseinführung der Unterwerke
gemessen, 2,06 Pf/kWh.
Die vergleichenden Betriebskosten für den Dampf- und
elektrischen Betrieb je Zug-km sind in Zahlentafel 1 zu-
sammengestellt.
Zahlentafell.
Dampfbetrieb Elektr. Betrieb
RM
Lokomotiv- und Zugpersonal 0,3540 0,2405
Brennstoffe (Kohle, Holz) . . 1,6200
Elektrische Energie . . . . . 0,3250
Schmiermittel . . . .... 0,0254 0,0137
Putzstoffe usw... . . . 2... 0,0886 0,0854
Ausbesserung der Lokomotiven 0,1688 0,1590
Unterwerke . . . 2. 22 .. 0,0667
Fahrleltung . . .. 2... 0,0233
Hochspannungsleitung .. . 0,0196
Gesamt `... | 2,450 0,913
Ersparnis beim elektrischen Betrieb je Zug-km. . 1,346 RM
oder in % des Dampfbetriebes . . . 2. 2 2 2... 59,6%
Diese Ersparnis gegenüber dem Dampfbetrieb_ er-
scheint auf den ersten Augenblick außergewöhnlich hoch.
In dieser vergleichenden Gegenüberstellung der Betriebe-
kosten müssen jedoch nach Ansicht des Berichterstatters,
wie sonst allgemein üblich, der Kapitaldienst, die Tilgung
und die Erneuerungsrücklagen berücksichtigt werden;
dann werden die gesamten Betriebskosten für das Zug-km
bei beiden Betriebsarten wesentlich größer und die pro-
zentualen Ersparnisse geringer werden. Der absolute
Wert der Ersparungen hingegen dürfte sich nur wenig
ändern, Bei diesem Vergleich ist noch zu beachten, daß
der elektrische Betrieb nur rd. ein Viertel des Umfanges
des Dampfbetriebes hat, weshalb nach Angabe S.B. For-
tenbaughs die Ersparnisse eher eine Vergrößerung als
eine Verminderung erfahren dürften.
Der Grund, weshalb in Brasilien so günstige Betriebs-
ergebnisse für die Hauptbahnelektrisierung erzielt wur-
den, liegt im wesentlichen in den hohen Kohlenpreisen und
dem niedrigen Preis der Kilowattstunde (S.B.Forten-
baugh, Gen. El. Rev. Bd. 30, S. 595.) Wt.
Fernmeldetechnik.
Fernkabel Schweiz—Österreich. — Das Ende Februar
1928 in Betrieb genommene Fernkabel St. Gallen—Linz ist
ein wichtiges Verbindungstück zwischen dem Westen und
t DRP.
1096
dem Osten. Es ermöglicht nicht nur, die unzureichenden
Fernsprechverbindungen zwischen der Schweiz und
Österreich mit dem Verkehrsbedarf in Einklang zu
bringen, sondern es bildet bis auf weiteres auch den
kürzesten Verbindungsweg zwischen Südfrankreich,
Spanien, Portugal und Oberitalien einerseits und den
Ländern im Südosten Europas anderseits. Das Kabel
setzt sich zusammen aus der 23kın langen, nach dem
Western -System gebauten schweizerischen Strecke
St. Gallen—Oberriet mit 72 Vierern und 1 Kernpaar (ein-
schließlich der Leitungen für den innerschweizerischen
Bedarf) und der nach dem in Deutschland üblichen Ver-
fahren gebauten 468 km langen österreichischen Strecke
Oberriet—Linz mit 50 ‚Vierern, darunter 1 Kernvierer.
Die Kernadern haben einen besonderen Bleimantel. Von
den 50 durchgehenden Vierern bestehen 7 Vierer aus
1,4 mm, die übrigen 43 Vierer aus 0,9 mm starken Adern;
auf der Schweizer Strecke sind alle Vierer, auf der öster-
reichischen zunächst nur 28 Vierer teils mittelstark teils
leicht pupinisiert. Verstärkerämter befinden sich in
Bludenz, Landeck, Innsbruck, Wörgl, Salzburg und
Vöcklabruck.
Die elektrischen Eigenschaften der schweizerischen
Kabelstrecke werden durch die folgenden Ergebnisse der
Abnahmemessungen gekennzeichnet:
Mittlere Dämpfungswerte bei œ = 5000:
bei starker Belastung für die 1,4 mm-Stammleitungen 0,009 61
A mm-Viererleitungen 0
H H „ DI LN
Sé dë s CHE 0, 9 mm-Stammleitungen 0,017 49
= e S » on 0,9 mm-Viererleitungen 0,017 87
„ schwacher ,, » s 0,9 mm-Stammleitungen 0,030 20
Si ké » » 0,9 mm-Viererleitungen 0,027 63
Die Ge der Kabel zur Verminderung des
Neben- und Übersprechens ist nach dem Verfahren der
Western Electr. Co. in bekannter Weise durchgeführt,
wobei die einzelnen acht Längen einer Spulenfeldlänge
schon in der Fabrik bestimmt und entsprechend den
elektrischen Werten eingereiht wurden. Die Neben-
sprechwerte der Vierer (Vierer auf Vierer) betragen im
Minimum 8,9. Von den gemessenen 2556 Werten liegen 118
unter 9,9, 627 zwischen 10,0 und 10,9 und 1811 über 10,9. Die
Nebensprechwerte der Vierdraht-Vierer-Hin- und -Rück-
leitungen liegen’ alle über 11, gemessen mit der Kreis-
frequenz 500. Die
Mittelwerte für das
Nebensprechen in den
einzelnen Vierern
liegen in allen Fäl-
len über 10,1 für o
= 5000 und über 9,3
für œw — 12 000. Der
geringste Wert für
as (regennebenspr»-
chen wurde bei w
= 5000 mit 93 ge-
messen. Die Mittel-
werte liegensämtlieh
über 10,0, unter Zu-
zählung der Dämp-
fungswerte der be-
treffenden Kabel- e
adern über 10,45 bzw.
10,74 für die extra
leichten Vierer. Von
den Abnahmeer:ieb-
nissen der Messungen
für die österreichische Kabelstrecke geben die Kurven der
Abb. 9 und 10 ein Bild.
Die Ausgleicharbeiten wurden auf der österreichi-
schen Seite in der Weise ausgeführt. daß man das be-
währte Prinzip des glatt durchgeschalteten Vierers, das
durch den Kondensatorausgleich ermöglicht wird, in das
Prinzip des „elektrisch glatt geschalteten“ Vierers ab-
änderte. Dabei bleibt einerseits der Vorteil gewahrt, daß
jedem Vierer andauernd die beiden gleichen Vierer be-
nachbart bleiben, wodurch die größten Nebenviererkopp-
lungen mit einem Schlage durch Zusatzkondensatoren be-
seitirt werden können: anderseits können aber im Vierer
selbst durch Vertauschen (Kreuzen) der Adern im Paar
und der Paare im Vierer noch mannigfaltire Möglich-
keiten nach Bedarf zur Verbesserung solcher Unsvm-
metrien ausgenutzt werden, die durch Kondensntoren
nicht oder nur unzweckmäßig ausgeglichen werden
können. Als solche sind besonders die Widerstandsdiife-
renzen in den Paaren, die Erdkapazitätsdifferenzen in
den Paaren und Vierern, die Stamm-Selbstinduktions-
differenzen der Spulen und schließlich die für das Gegen-
vebensprechen in Betracht kommenden elektromaeneti-
schen Kopplungen zrößerer Abschnitte eines Verstärker-
500 7000 1500 2000 2500 3000 Hz
=
Alba Leitungsdämpfung im Verstärkerfeld
Innsbruck Wörgl.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
2b. Juli 1929
feldes zu erwähnen. Als Kreuzungstellen sind Konden-
satormuffen und Pupinpunkte benutzt worden.
Besondere Maßnahmen waren für die Verstärker-
felder Salzburg— Wörgl und Bludenz—St. Gallen erforder-
lich. Für das Verstärkerfeld Salzburg— Wörgl, das eine
außergewöhnliche Länge von 100,96 km aufweist, mußten,
um die Dämpfung
dieses Abschnittes in
den zulässigen Gren-
zen zu halten, die
Drahtdurchmesser auf
1,5 mm bzw. 1,0 mm
erhöht werden. Trotz-
dem wurden die Be-
triebskapazitäten auf
den gleichen Werten
wie bei den üpbri-
gen Strecken, u. zw.
auf 355/585 puF für
die starken Adern
und auf 335/540 out
für die schwachen
Adern gehalten. Auf
diese Art war es
möglich, auch die
Pupinisierung dieser
Strecke in der glei-
chen Weise durchzu-
führen wie auf den
übrigen abgeschlos-
senen österreichischen
A I Li 7 ZS 73 MW
Abb. 10. Häufigkeitssumme der Neben- a a
sprech- und Gegennebensprechdämpfun- für “die s a
r
gen im Verstärkerfeld Innsbruck— Wörgl. 50/20 mH für die
leichte und 9,4 mH
(Vierer) für die sog. „Musik“-Pupinisierung; s = 2000 mì.
Abweichend von dem normalen Aufbau mußte ferner
das Teilstück Bludenz—Oberriet hergestellt werden mit
Rücksicht auf den Übergang vom Siemens- auf das
Westernsystem. Zu diesem Zweck wurde das im übrigen
nach dem Westernsystem aufgebaute Schweizerkabel
St. Gallen—Oberriet mit den gleichen Betriebskapazitäten
wie das österreichische Kabel hergestellt. Hingegen er-
folgte die Pupinisierung des ganzen Verstärkerfeldes
Bludenz—St. Gallen mit Spulen nach dem Westernsy stem
von 177/63 mH für normale, 44/20 mH für leichte und
155mH (Stamm) für die „Musik“-Pupinisierung mit
einem Spulenabstand s=1820 m. Obwohl im übrigen,
namentlich hinsichtlich des Ausgleichs, für jede der beiden
Hälften des Verstärkerfeldes die Methoden des zuge-
hörigen Systems in Anwendung kamen, ist die erzielte
Gleichmäßigkeit dieses kombinierten Verstärkerfelles
und die Übereinstimmung hinsichtlich Grenzfrequenz und
Frequenzabhängigkeit mit den übrigen Feldern be-
merkenswert gut. (W. Trechsel u H Pfeuffer,
Europ. Fernspr. 1929, S. 28.) Bkm.
Werkstatt und Baustoffe.
Eine neue elektrische Isolation aus Magnesiumoxyd
(„Corox“). — Die Westinghouse El. & Mfg. Co. macht
in der Presse Mitteilung über ein neues Verfahren, die
Heizdrähte, wie sie in Heizelementen der Öfen und vor
allen Dingen der Gegenstände des täglichen Gebrauch:
benutzt werden, zu isolieren. Der Heizdraht, der wie üb-
lich aus einer hochschmelzenden Legierung mit einem
hohen elektrischen Widerstand besteht, wird mit Magne-
siumband bewickelt und das Ganze in ein Kupferröhrchen
gebracht. Durch das Rohr wird dann Wasserdampf von
hohem Druck und von hoher Temperatur gepreßt, wodurch
das Maenesiumband zu Maznesiumoxyd oxydiert wird. In-
folge seiner Bildungsbedinzungen unter erhöhtem Druck
und in Gegenwart von Wasserdampf entsteht ein harter,
dichter, marmorähnlicher Magnesiumoxydkörper, der den
Draht sowohl elektrisch als auch mechanisch schützt. Das
Kupferrohr kann eine beliebige Form haben und kann in
einer beliebigen Weise montiert werden. Ein solches Heiz-
element ist beinahe unzerstörbar. Die Lebensdauer soll
um 200...300 % die der bisherigen Konstruktionen Obert:
steigen und der Nutzeffekt um 10 % günstiger sein, das
letztere, weil die Wärmeleitfähigkeit des Magnesiumoxyds
der angegebenen Beschaffenheit bei gleicher elektrischer
Isolationsfähirkeit besser als die der bisher üblichen
Stoffe sein soll.
Der Grundgedanke des von dem Norweger Ch. B.
Backer erfundenen Verfahrens ist ungemein bestech»nd
25. Juli 1928
und physikalisch einleuchtend. Wenn die Schwierigkeiten
der praktischen Durchführung überwunden sind, wie es
bereits der Fall sein soll, kann es, vorausgesetzt, daß es
auch wirtschaftlich lebensfähig ist, eine breite Anwendung
in der Technik der elektrischen Widerstandsheizung fin-
den. (Westinsh. Techn. Press Serv. Nr. A 8077.) Msg.
Energiewirtschaft.
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Mit
eroßer Befriedigung darf die deutsche Elektrizitätswirt-
schaft die Worte vermerken, mit denen Ministerialdirektor
Dr. H. Staudinger den VDE im Auftrag der Reichs-
und der preußischen Staatsregierung bei der Aachener
Tagung begrüßt hat, indem er — wir zitieren die Ind.
Handelszge. — u. a. ausführte, daß der Zusammen-
schlußderdeutschenGroßerzeugunegs-und
Verteilunesunternehmungen nunmehr nach
dem Eintritt auch der westdeutschen Gesellschaften in die
A.G. für deutsche Elektrizitätswirtschaft im Wege
freier Vereinbarung vollzogen und damit
eine Organisation vollendet sei, die eine wirklich um-
fassende Rationalisierung der Großerzeugunge und Groß-
verteilung im gesamten deutschen Wirtschaftsgebiet er-
mögliche. Auf dieser Grundlage erhoffe die Staatsregic-
rung eine fruchtbare Arbeit, so daß der viel er-
örterte Weg einer gesetzlichen Regelung
auf diesem Gebiet endgültig entbehrlich
zeworden sei.
Der preußische Landtag hat einen Antrag des Handels-
ministeriums genehmigt, durch den das Kapital der Preu-
Gischen Elektrizitäts-ÄA.G. Berlin, das erst im
Frühjahr um 20 Mill RM erhöht worden war, weiter auf
110 Mill RM gebracht wird, u. zw. zudem Zweck, sich Ver-
sareungsunternehmungen anzugliedern. die bisher Kom-
munalverbänden gehörten. Wie die Ind. Handelszg.schreibt,
will die Preag dabei versuchen, durch Zusammenarbeit mit
solehen auch ihrerseits unmittelbar an den letzten Ver-
Lraucher heranzukommen, d h. weitere Verteilungsanlagen
zu erwerben, u.zw. gegen Preag-Aktien, von denen nun-
mehr ein Teil (bis zu 26 %) an Kommunen und Kommunal-
serbände gegeben werden darf. Im Zusammenhang damit
istan die Gründung der Hannoverschen Stromversorgungs-
A. G. zu erinnern?, die sich nunmehr mit der Überlandwerk
Braunschweig G. m. b. H. zu der „Hannover- Braun-
schweigischen Stromversorgungs-A.G.“,
Hannover, einer Tochtergesellschaft der Preag, vereinigt.
Ähnliche Schritte in dieser Richtung sind auch in den
beiden andern Arbeitsblocks der Preag geplant. Als
(rundgedanken der Transaktion hat man den Wunsch an-
zusehen, aus kleineren, unwirtschaftlichen kommunalen
Versorgungsgebieten größere Einheiten zu bilden, die ge-
statten, alle technischen Fortschritte in der Erzeugung wie
in der Verteilung elektrischer Arbeit zu verwerten und
eine den Interessen der Abnehmer günstigere Preispolitik
zu treiben.
Von unbedeutenden Ausnahmen abgesehen, ist der
Stromverbrauch im Arbeitsbereich der Thüringer
Gasgesellschaft, Leipzig, 1928 erfreulich gewachsen
aber, wie die Gesellschaft in ihrem Geschäftsbericht be-
merkt, in Deutschland, auf den Kopf der Bevölkerung
bezogen. noch außerordentlich steigerungsfähig, da er
heute mit etwa 200 kWh noch nicht ganz ein Drittel des
Konsums in den V.S. Amerika umfasse. Die Verwaltung
äußert sich auch über die „Steuersubvention” der öffent-
lichen Hand, bei deren Diskussion man nach ihrer An-
sicht an der wichtigen Tatsache vorüberzche, daß auch
heute noch in Deutschland z. B. die Hälfte der Stromerzeu-
gung in eigenen Anlagen der Verbraucher erfolge. Von
einem „Monopol“ der Produktion durch die eine oder an-
dere Seite könne also keinesfalls die Rede sein. Im Inter-
esse der Strombezicher solle der freie Wettbewerb der
Lieferer unbedingt gewährleistet werden, und es sei des-
halb von größter Bedeutung, daß die öffentliche Hand
dureh das Steuervorrecht nicht von vornherein. u. zw. in
diesem Fall auch zum Nachteil der Bezieher, bevorzugt
werde. Die Gesellschaft hat, da die Elektrokühlune auch
in Deutschland in starker Aufnahme begriffen ist, im Be-
richtsjahr die „Kelvinator“ Elektro-Kühlanlazen A. G.,
Leipzig, gegründet, die durch Verwendung unbedingt be-
triebsicherer Anlagen Haushalt und Gewerbe die hygieni-
schen und wirtschaftlichen Vorteile der Elektrokühlung
nutzbar machen will.
ı Vgl. ETZ 19%, S. 1063.
2? Vgl. ETZ 19%, S. 725.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
1097
Die Innwerk, Bayerische Aluminium-
A.G., München, hat 1928 519,684 Mill kWh erzeugt, d.s.
1,557 Mill kWh mehr als 1927 (512,127 Mill kWh).
Bei der Elektricitätswerk Crottorf A.G.
ist der Anschlußwert 1928 auf 14 060 kW gestiegen (13 425
i. V.), wovon 10557 auf Motoren und Apparate, 3503 kW
auf Glühlampen entfielen. Nutzbar abgegeben wurden 3,686
Mill kWh (3,450 i. V.) und davon 1,260 für Licht, d. s. 5,6 %
mehr als im Vorjahr, und 2,426 Mill kWh für Kraft (Stei-
gerung 7,5%). Mit Wasser sind diesmal nur 496 235 kWh
gewonnen worden (624 344 i. V.). Obwohl die Gesellschaft
von Jahresbeginn an den über das Jahr 1927 hinauszehen-
den Lichtstromverbrauch nur mit 40 Pf und den Klein-
kraftstromverbrauch mit 25 Pf berechnet hat, erhöhten
sich die Stromeinnahmen von 962 888 auf 990 276 RM; dazu
kamen an Einnahmen aus Zählermicte, Installationen,
Zinsen usw. 134956 RM (123227 i.V.). Bei 369498 RM
Reingewinn (341 965 i. V.) wurden auf 4,8 Mill RM Aktien-
kapital 7 % Dividende verteilt (6,5 % i. V.).
Der gesamte Anschlußwert der Neckarwerke
A. G., Eßlingen a. N., ohne die Enzgauwerke, betrug Ende
1928 128903 kW (110985 i. V.) und der der Enzgauwerke
G. m. b. H. 26522 kW (24 693 i. V.). Der Strombezug vom
Badenwerk wurde mit 10 000 kVA Daucrlieferung aufge-
nommen. Das auf 30 Jahre gepachtete Kraftwerk der
Neckar-A.G., Stuttgart, bei Obereßlingen (etwa 1500 kVA)
dürfte inzwischen dem Betrieb übergeben worden sein.
Erzeugt und von auswärtigen Werken bezogen wurden
130,101 Mill kWh (102,805 i. V.) und nutzbar abgegeben
105,017 Mill kWh (80,579 i.V.), so daß sich für Eigen-
verbrauch und Verlust rd. 19 % ergeben (22% i.V.). Die
höchste Tageslieferung betrug 503 848 kWh (434 030 i. V.)
und die höchste Momentanbelastunz 38300 kW (33500
i. V.). Als Betriebsgewinn werden 5 711278 RM (5 626 747
i. V.) und als Überschuß 2 144459 RM (1649570 i. V.) ge-
nannt. Hieraus hat die Gesellschaft auf nunmehr 20 Mill
RM Aktienkapital wieder 9% Dividende gezahlt.
Das Elektrizitätswerk Sachsen-Anhalt
A.G., Halle a.d. Saale, konnte 1928 307 Mill kWh abzeben
(279 i.V.). Die 100 kV-Doppelleitung von Groß-Kayna
nach Oberröblingen und das hier errichtete Umspannwerk
sind, vorläufig mit 50 kV, in Betrieb genommen worden
und dienen der Belieferung des Überlandwerks Bretleben
der Laandelektrizität G. m. b. H., Halle. Das zur Deckung
der Wintarspitze benutzte Kraftwerk Groß-Kayna wird
Mitte des laufenden Jahres um 20 000 kVA erweitert sein,
stend aber wieder von Anfang April bis Ende September
still. Die grundlegende Überholung des Eicktrizitätswerks
Bitterfeld nähert sich ihrem Abschluß. Mit den Vorarbeiten
für eine die Stromversorgung der Nordaltmark sichernde
50 kV-Leitung von Weferlingen nach Salzwedel ist be-
gonnen worden. Ein in ihrem Zuge liegendes Umspann-
werk bei Cunrau soll die Überlandwerke Gardelegen, Salz-
wedel und Weferlingen versorgen, welch letzteres der Be-
richtetstatterin die 50 kV-Doppelleitung vom Kraftwerk
Harbke bis Weferlingen übereienet hat. Nach Kündigung
der Belieferung seitens des Überlandwerks Liebenwerda
wird dessen Gebiet nunmehr aus den Anlagen der Lauch-
hammer A.G. gespeist. Die Betriebserträgnisse stellten
sich auf 4 497 690 RM (4 256 350 i. V.) und die Einnahmen
aus Beteiligungen und Verschiedenem auf 198249 RM
(166 618 i. V.). Bei 761279 RM Reingewinn (715 499 i. V.)
kamen wieder 8% Dividende auf $ Mill RM Aktienkapital
zur Verteilung.
Kurze Auslandsnachrichten. — V.S. Amerika. Nach
Mitteilung der El. World sind unter der Kontrolle des
Bankhauses J. P. Morgan & Co. die Buffalo, Niagara &
Eastern Power Corp., die an den Niararafällen und im
Westen des Staates New York mit einem Vermögen von
mehr als 221 Mill $ arbeitet, die Northeastern Power Corp.,
deren Tätiekeitsbereich im Norden New Yorks zwischen
dem St. Lawrence und dem Mohawktal liegt (131 Mill $),
und die das große Industriegebiet um Schenectady versor-
gende Mohawk-Hudson Power Corp. (über 97 Mill $) unter
dem Präsidium von Ray P. Stevens zur Niagara-Iudson
Power Corporation (rd. 500 Mill $) zusammenzreschlossen
worden. Die Eintragung erfolgte in Albany (New York). —
Rußland (UdSSR). Der Rat der Volkskommissare hat in
bezug auf den Fünfjahresplan 1928/33 verordnet, daß die
Elektrisierung des Bezirks Nishnij-Nowgorod im Einklang
mit den neuen Projekten für die dortigen Industriebauten
fortgesetzt, für das Knsnetzkirevier außer der Überland-
zentrale ein zweites Elektrizitätswerk entworfen und für
die Elektrisierung des Transportwesens nicht weniger als
60 Mill Rbl reserviert werden sollen.
1088 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30 25. Juli 1929
VEREINSNACHRICHTEN.
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B 1 Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
Kommission für Koch- und Heizgeräte.
Die Kommission für Koch- und Heizgeräte hatte im
Juli 1927 ein Normblatt DIN VDE 4900 „Heißwasser-
Noch nicht endgültig
Heißwasserspeicher
Wandspeicher
DIN
Entwurf 1
Elektrotechnik | VDE 4902
Maße in mm
Für 30, 50 und 80 1 Nenniuhalt
Prüfdruck für Auslauf- und Überlaufspeicher 3 kg/cm?
Prüfdruck für Hochdruckspeicher = 2 x Weasserleitungs-
druck, mindestens aber 12 kg/cm?
Wasser - Ablauf
Wasser -Zulauf
Fuß vergrößert
Eug
Nenninhalt ist die Wassermenge, für die das Gerät gebaut ist.
Nutzinhalt ist die Wassermenge, die dem Gerät als Ablauf-
speicher betriebsmäßig entnommen werden kann.
Der Nutzinhalt darf den Nenninhalt um 3 % überschreiten,
jedoch nicht kleiner sein als dieser.
Wasser-Zulauf und -Ablauf sind an den Stutzen durch aufge-
gossene oder eingeprägte Pfeile deutlich zu kennzeichnen.
Gewinde: Whitworth-Rohrgewinde nach DIN 259
Die Ausführung muß den „Vorschriften für elektrische Heiz-
geräte und elektrische Heizeinrichtungen“ des VDE ent-
sprechen.
Juli 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E. V.
speicher und Badeöfen für 1 kg/cm? Betriebsdruck“ her-
ausgegeben, das jedoch, wie sich inzwischen herausgestellt
hat, den praktischen Bedürfnissen nicht in vollem Maße
Rechnung trägt.
Infolgedessen soll dieses Normblatt aufgeteilt werden,
und zwar in ein Normblatt
DIN VDE 492 lleißwasserspeicher, Wandspeicher und
DIN VDE 4903 Ileißwasserspeicher und Badeöfen, stehend.
Die Entwürfe zu diesen beiden Ersatzblättern werden
nachstehend bekanntgegeben.
Noch nicht endgültig
Heißwasserspeicher u. Badeöfen
stehend
DIN
Entwurf 1
Elektrotechnik | VDE 4903
Maße in nfm
Für 120 1 Nenninhalt
Prüfdruck für Auslauf- und Überlaufspeicher 3 kg/cm?
Prüfdruck, für Hochdruckspeicher = 2 x Wasserleitungs-
druck, mindestens aber 12 kg/cm?
Badeofen
Stehender Heißwasserspeicher
00
R W”
Maltwasser- Zulauf
22
Nenninhalt ist die Wassermenge, für die das Gerät gebaut ist.
Nutzinhalt ist die Wassermenge, die dem Gerät als Ablauf-
speicl er betriebsmäßig entnommen werden kann.
Der Nutzinhalt darf den Nenninhalt um 3% überschreiten,
jedoch nicht kleiner sein als dieser.
Wasser-Zulauf und -Ablauf sind an den Stutzen durch aufge-
gossene oder eingeprägte Pfeile deutlich zu kennzeichnen.
Gewinde: Whitworth-Rohrgewinde nach DIN 259
Die Ausführung muß den „Vorschriften für elektrische Heiz-
geräte und elektrische Heizeinrichtungen‘“‘ des VDE ent-
sprechen.
Juli 1929
Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
Einsprüche sind in zweifacher Ausfertigung bis zum
1. IX. 1929 an die Geschäftstelle zu richten.
Nach, Genchmigung und endgültiger Fertigstellung
dieser beiden Normblätter wird das bisherige Normblati
DIN VDE 4900 als ungültig erklärt werden.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
25. Juli 1929
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschrifteu an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschätt-
stelle. Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst
\r. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02.
Nachtrag
zum Sitzungsbericht vom 23. Oktober 1928!.
Besprechung des Vortrags’
des Herrn Dr. von Issendorff:
„Neuere Untersuchungen über das betriebsmäßige
Verhalten von Quecksilberdampf-Gleichrichtern“.
Vorsitz: Herr Professor Matthias.
Herr G. W. Müller: Ich möchte im Anschluß an die
Ausführungen des Herrn Vortragenden einige Ergebnisse
und Erfahrungen meiner Arbeiten, die sich in ähnlicher
Richtung bewegten, mit Hilfe einiger Lichtbilder schil-
dern. Wenn diese Ergebnisse auch nicht vollständig mit
denen des Herrn Vortragenden übereinstimmen, so sind
doch mit ähnlichen Mitteln vorzügliche Ergebnisse er-
reicht und im Betriebe bereits praktisch erprobt worden.
Ich habe meine Arbeiten an Glasgleichrichtern ausge-
führt und erreicht, daß praktisch keine Rückzündungen
mehr entstehen, u. zw. in mehrjähriger Beobachtung
an Glaskörpern, die serienmäßig, also einheitlich herge-
stellt waren. Beispielsweise wurden in einer Anlage nach
etwa 10000h Dauerbetrieb keine Rückzündungen be-
merkt, obwohl der Gleichrichter jeden Tag mehrere
Stunden mit Vollast arbeitete.
Um Ihnen einige Ergebnisse zu erklären, sind in
Abb. 1 zwei Formen von Anodenoberarmen gezeigt. Schon
vor einigen Jahren
habe ich festgestellt,
daß z. B. der blinde
Raum oberhalb der
Graphitanode ein
ausschlaggebender
Faktor für dieRück-
zündungsfreiheit ist.
Ich habe zuerst em-
pirisch versucht, die
Kondensation ober-
halb der Anode zu
vermeiden, indem ich
wärmestauende Mit-
tel auf den Arm setzte, wie die rechte Hälfte der
Abb. 1 zeigt. Es gelang mir auch, die Rückzündung bei
bestimmten Gleichrichtern ganz zu beseitigen, aber es ge-
lang nicht bei allen Belastungsarten. Infolgedessen wur-
P
7
H
’
A
2
A
A
A
A
H
Z
NAANA LARANE BANANANA
Abb. 1. Anodenarmformen.
Abb. 2. Gleichrichterkolben.
den die Versuche in der Richtung fortgesetzt, daß die
Arme eng gehalten wurden (links in Abb. 1), so daß der
l linde Raum nahezu tot wurde. Es zeigte sich, daß die
Stauung über der Anode eine zu große Raumladung an
der Anode verhindert. Dadurch wird, entsprechend den
Ausführungen des Herrn Vortragenden, die Raumladung
in dem Sinne beeinflußt, daß die Rückströme ein Minimum
werden. Durch entsprechende Näherung der Anode an
ı ETZ 1928, S. 16%.
2 S 1079 dieses Heftes.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
1099
das Glas gelang es dann tatsächlich, daß der blinde
Raum unschädlich wurde; die Rückströme wurden so
klein, daß Rückzündungen praktisch nicht mehr eintraten.
Die Temperatur des Glases wird allerdings sehr hoch,
doch das von der AEG verwendete Schottsche Hartzlas
gestattet die Annäherung ohne Schaden.
In Abb.2 ist links ein Glaskörper mit den aufge-
setzten wärmcestauenden Mitteln gezeigt und rechts ein
Glaskörper mit enggeschnürten Oberarmen, bei denen der
blinde Raum ein Minimum ist. Das rechte Bild ist dem-
nach das endgültige Resultat der Versuchsreihe.
Abb. 3. Gleichrichterkolben.
Ein weiteres Versuchsergebnis zeigt die Glasgefäß-
konstruktion in Abb.3. Das Gefäß rechts zeigt z. B. einen
Hochspannungskolben, der unten Armfortsätze des Unter-
armes besitzt. Ein solcher Glaskörper wurde von der
AEG bereits im Jahre 1922 für höhere Spannungen herge-
stellt, er hat dieselbe Bedeutung, die der Herr Vor-
tragende erklärte, u.zw. entsteht durch den Armfort-
satz ein Kondensationsraum vor den Anoden, der den
Quecksilberdampf von den Anoden fortsaugt, um hier die
Raumladung zu vermindern. Doch habe ich festgestellt,
daß der Armfortsatz nicht die günstige Wirkung besitzt
wie der verengte Oberarm in Abb.2. In Verbindung mit
einem entsprechend langen Oberarm, wie Abb. 3 zeigt, ver-
hindert der Armfortsatz die Rückzündungen besonders
bei höheren Spannungen. Die kugelartige Erweiterung in
den Armen hat mit den Rückzündungen unmittelbar
nichts zu tun, sie erhöht die Lebensdauer bei den hohen
Spannungen, weil hier-
bei die Graphitanoden
verhältnismäßig schnell
verdampfen und eine
leitende Schicht in den
dünnen Armen bilden,
wodurch Kriechwege in
der Glaswand möglich
sind. Durch die Kugel
konnte die Lebensdauer
der Glaskörper um ein
Mehrfaches gesteigert
werden. Ganz beson-
ders bei Glaskörpern
mit Flüssigkeitskühlung,
z. B. Ölkühlung, haben
sich die enggeschnürten
Arme bewährt. So zeigt Abb. 3 links einen Glaskörper,
der 150 A bei Luftkühlung und 500 A bei Ölkühlung leistet
und in dieser Form schon mehrjährig bei ständig hoher
Last in Betrieb ist.
In Abb. 4 ist eine Belastungskurve für einen großen
luftgekühlten Glaskörper gezeigt. Dieser Glaskörper
besitzt eng geschnürte Arme. Es wurden bei 1700 V
Gleichspannung mehrere Tage Dauerbelastungen bis
850 A, im Durchschnitt 250 ... 300 A, erprobt. Der Glas-
körper hat rückzündungsfrei unterhalb der rechten Kurve
gearbeitet. Aus Sicherheitsgründen wird die Belastung
für Elektrizitätswerke nur pis zur linken Kurve zuge-
lassen. Spitzen wurden jedoch bei der Prüfung bis zu
1000 kW entsprechend 500 A bei 2000 V erreicht.
Eng an diese Versuche schließen sich die Rückstrom-
messungen an. Hierbei bin ich noch einen Schritt
weitergegangzen, als der Vortragende in seinen Bildern
zeigte. Ich habe nicht nur das Schalten vermieden son-
dern auch noch den geringen Rückstrom mit einer Ver-
stärkerröhre verstärkt, wie sie in der Radiotechnik hin-
reichend bekannt ist, u.zw. so, daß am Öszilloxrraphen
Zugelassene Werte Si
A
SE
`N
\
N
0 100 200 300 vo SO0OA
Gleichstrom =
Abb. 4 Rückzündungskurve.
Gleıchspannung ->
Ui
S
Q
1100
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
25. Juli 1928
bei schr gut ausgepumpten Gefäßen noch ein sehr hoher
Ausschlag festgestellt werden konnte. llierzu wurde ein
erößeres Ventil, in Abb.5 der Hilfsgleichrichter, und ein
kleines Ventil, die Telefunkenröhre RGN 1503, verwendet.
Der Hilfsgleichrichter führt nur den Plusstrom und sperrt
den Rückstrom infolge seiner Ventilwirkung. Die Röhre
1503 führt in der Plusrichtung den Rückstrom und
schließt in der Minusrichtung den Arbeitsstrom ab. Die
Einschaltung des Hilfsgleichrichters in den Hauptstrom-
Netz NN
Abb. & Meßschaltung.
kreis der Anoden beeinflußt bei den Messungen den
Anodenstrom nur um rd. 5%, so daß also die Messung
genau genug ist, um sie als Kriterium für den Belastungs-
zustand zu benutzen. Der Strom der Röhre 1503 wurde
dann in einer Verstärkerröhre um ein Vielfaches ver-
stärkt und in die Oszillographenschleife geleitet. Es ist mit
dieser Schaltung sogar möglich, den Strom vor der
Schleife mit einem Milliamperemeter (A, in Abb. 5) abzu-
lesen. Durch diese Meßmethoden gelang es, einen sehr
klar gezeichneten Rückstrom im Oszillographen festzu-
legen, wie Abb.6 zeigt.
Abb. 6. Rückstrom eines Drehstrom-Gleichrichters.
Die untere Kurve zeigt den Rückstrom im kalten Zu-
stand des Glaskörpers. Man sicht an der Differenz
zwischen dem nicdrigsten und zweitniedrigsten Strich,
daß der Strom im warmen Zustand des Glaskörpers etwa
um den dreifachen Betrag gegen den kalten Zustand ge-
stiegen ist. Diese Methode gestattet die genaueste Fest-
legung von Verunreinigungen im Glaskörper und irgend-
welche Beeinflussungen von Armform durch Feldbilder
u. dgl, wie sie von mir in den vorigen Bildern be-
schrieben und auch von dem Herrn Vortragenden in ver-
schiedenen Formen erwähnt sind. Im großen und ganzen
stimmen die Kurven der Rückströme mit den Messungen
des Herrn Vortragenden überein, denn sie sind ebenfalls
im Anfang, also gleich nach dem Verlöschen der Arbeits-
anode, sehr hoch und gehen im Verlauf etwa einer halben
Arbeitsperiode auf Null herunter. Die Spitze in Abb. 6
oben entsteht durch den Löschvorgang des Hilfsgleich-
ıichters, Abb.5, und ist von untergeordneter Bedeutung
für das Kriterium der Messung.
Ich hoffe gezeigt zu haben, daß bei den Glasgleich-
riehtern weit mehr als bei Eisengleichrichtern die Mög-
lichkeit besteht, die Rückzündungen zu beherrschen. Es
treten praktisch keine Rückzündungen mehr ein. Wenn sol-
che tatsächlich eintreten, z.B. bei Überspannungserschei-
nungen aus dem Hochspannungsnetz, bei falscher oder zu
geringer Kühlung des Glasgleichrichtergefäßes, bei Span-
nungsprüngen infolge von Schaltvorgängen u. del. mehr,
sind stets außenliegende Umstände vorhanden, doch lassen
sich solche Unregelmäßigkeiten einer Anlage meist ver-
meiden. (Beifall.)
Vorsitzender: Ich danke Herrn MÜLLER für seine
erzänzenden Ausführungen und bitte um weitere Wort-
meldungen.
Herr Lenz: Ich wollte den Ilerrn Vortragenden
fragen, wie die Metallfläche, die er in den Arm einbringt,
um die Entionisierung der Gasstrecke zu beschleunigen,
den Spannungsabfall während des Betriebs beeinflußt.
Vortragender: Der Spannungsabfall während des Be-
triebes wird kaum merklich herabgesetzt. Man kann natür-
lich die eingelexzten Flächen verschieden bemessen, erzielt
aber echon bei Flächenausdehnungen, die den Lichtbogen
selbst nicht merklich stören, eine ausreichende Löschung
der Ionisation im Anodenrohr.
Herr Lenz: Ich habe bei den mit dor von Herrn MÜLLER
chen gezeigten Meßanordnung gemachten Versuchen für
den Rückstrom als Funktion der Belastungstromstärke
einen ganz ähnlichen Verlauf erhalten wie der Herr Vor-
tragende. Ich glaube aber gefunden zu haben, daß bei
wesetlich höherer Stromstärke die Rückstromkurve wie-
der weniger steil ansteigt. Ich bitte den Herrn Vortragen-
den, mitzuteilen, ob er die gleiche Beobachtung gemacht hat.
Vortragender: Diesen Effekt haben wir nicht beob-
achtet. Wir benutzten keine Verstärkerröhre, um etwaige
Fehlerquellen zu vermeiden, und waren daher auf eine
Meßschleife angewiesen, die noch auf Ströme von 0,1 mA
reagiert. Eine solche Schleife hat aber eine zu geringe
Eigenfrequenz, um feinere Unterschiede der Steilheit des
Rückstromanstieges erkennen zu lassen.
Herr Hochhäusler: Es wäre interessant zu erfahren,
bei welcher Periodenzahl der Zeitlupenfilm aufgenommen
worden ist. Der Herr Vortragende sagte, daß er 5000 Bil-
der in der Minute aufgenommen hat. Ich weiß nicht, ob
das bei 50 Hz oder bei einer niedrigeren Frequenz geschah.
Bei 50 Hz scheint es mir zum mindesten zweifelhaft, ob
man diese Vorgänge noch so klar sieht, wie wir es in dem
Film gesehen haben. Ich wollte fragen, ob der Film viel-
leicht eo aufgenommen worden ist, wie es die strobosko-
pische Zeichnung darstellt, nämlich mit einer Schlitz-
scheibe. Das Quecksilber macht in dem Film ziemlich hef-
tie Bewegungen, beinahe so sehr wie im wirklichen
Gleichrichter. Er müßte doch langsamere Bewegungen
ausführen. Auch die Drehung des Ventilators läßt darauf
schließen, daß eine Schlitzscheibe benutzt worden ist.
Vortragender: Ich glaube, es ist Ihnen entgangen, daß
wir tatsächlich die stroboskopische Scheibe benutzt haben,
wie ich ausdrücklich gesagt habe. Dadurch ist an Stelle
der normalen eine künstliche Zeitlupendarstellung ge-
wonnen worden, da die Vorgänge in den einzelnen
Perioden genügend übereinstimmen. Wir haben auch die
normale Zeitlupe probiert, doch reicht deren Bildzahl heute
bei weitem noch nicht aus, um die Vorgänge innerhalb
einer Wechselstromperiode deutlich genug wiederzugeben.
zn sind wir zu der stroboskopischen Methode zurück-
gekehrt.
Herr G. W. Müller: Der Herr Vortragende hat im
Anfang seiner Ausführungen von Sondenmessungen ze-
Sprochen Es wäre interessant zu erfahren, welche Re-
deutung diese Sondenmessungen heute besitzen, denn sie
wurden in den letzten Jahren oft angezweifelt. So hat sie
z.B. Herr Prof. GÜNTHERSCHULZE verschiedentlich kri-
tisch beurteilt. Ich möchte den Herrn Vortragenden daher
fragen, ob bei den gezeigten Kurven und Meßdaten Kor-
rekturen angewendet sind und in welcher Weise die Ge-
wißheit besteht, daß die Zahlen angenähert den Vor-
gängen entsprechen, die in der Gasstrecke vorhanden sind.
Eine gute Kontrolle der Richtigkeit der Sondenmessungen
ist z. B. die Summierung der Teilmessungen im Lichtbogen-
weg im Vergleich mit dem Gesamtspannungsabfall zwi-
schen Anode und Kathode des Gleichrichters.
Vortragender: Die Sondenmessungen sind in Überein-
stimmung mit der von LANGMUIR benutzten Methode an-
gestellt worden, die wir gleichzeitig gefunden haben. Je-
doch ist uns LANGMUIR mit der Veröffentlichung zuvor-
gekommen. Besondere Feinheiten wurden hier natürlich
I a ea tn
eege me nen 5 EEE
25. Juli 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
1101
füortzelassen, denn es handelte sich in erster Linie darum,
die Grundzüge der Sundenmeßmethode zu erklären, die
durchaus feststehen. Wichtig ist, dab die Sonde sehr klein
eehalten wird, um keine Störung des Entladungsvorgangs
durch den Sondenstrom selbst zu bekommen. Im vorliegen-
den Falle habe ich absichtlich eine größere Zylindersonde
gewählt, weil ich dann im Lichtbild die daran auftretenden
Raumladungschiechten deutlich zeigen wollte und es nüiz-
lich erschien, einheitliches Material zu bringen. Tierm
liegt also eine wenn auch unbedeutende Vernachlässigung.
Herr Güntherschulze: Ich möchte hierzu bemerken,
dab sich meine Kritik immer nur gegen die alte Sonden-
messung gewandt hat, nicht aber gegen die neuere Methode
von ISSENDORFF und LANGMUIR.
Herr Höpp: lch möchte den Herrn Vortragenden bitten,
einige Zahlen zu nennen, damit man einen Überblick dar-
über gewinnen kann, wie sich die neueren Methoden zur
Verhinderung der Rückzündung auszewirkt haben. Es er-
seheint nützlich, einmal einen Vergleich zu ziehen. Um
wieviel Prozent konnte der Rickzündungstrom erhöht
werden, wenn die erwähnten Mittel praktisch angewandt
wurden?
Vortragender: Die gewonnenen Versuchsresultate sind
bei den einzelnen Typen verschieden ausgefallen. Man
kann jedoch sagen, daß die Strombelastung der Gleich-
richter durch die genannten Schutzmittel ungefähr ver-
doppelt worden ist. Hierbei handelt es sich in erster Linie
um (rroßrleichrichten. Ob es bei Glasrleichrichtern mög-
lich ist, ionenabsorbierende Flächen anzuwenden, erscheint
noch zweifelhaft, da alle zusätzlichen Teile, die man
schwer entgasen kann, das Vakuum in unerwünschter
Weise verschlechtern. Die wichtigste Wirkung dieser
Schutzmittel ist die Verlängerung der Lebensdauer der
Großsleichrichter. In diesem Punkte sind die Erfahrungen
aber noch nicht abgeschlossen.
Elektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär.
Dr. Schmidt.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
Auszeichnungen. — Die Preußische Akademie der
Wissenschaften hat dem Rundfunkkommissar Staalssekre-
tär a. D. Dr.-Ing. Hans Bredow in Würdigung seiner
Verdienste um die tatkräftize Förderung der technischen
Wissenschaften durch die Gründung der Heinrich-Hertz-
(Gesellschaft und des Instituts für Schwinzungsforschung
die Goldene Leibniz-Medaille verliehen. — Dem Generaldir.
der Deutschen Ton- und Steinzeugwerke A.G. Berlin,
Nicolaus Jungeblut wurde von der T. H. Hannover
für seine Verdienste um die Förderung der Steinzeuzindu-
strie, insbesondere um die technisch-wissenschaftliche Ent-
wicklung ihrer Arbeitsmethoden und Massen sowie der
Anwendbarkeit ihrer Erzeugnisse die Würde eines Dr.-Ing.
E.h. verliehen.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Über die Kurzschlußfestigkeit von Stromwandlern.
Aus dem Vortrag von Herrn W. REICHE! scheint her-
vorzugehen, daß man meine rechnerischen Untersuchun-
zen über Stromkräfte noch nicht bemerkt hat. „La Revue
Generale de VElectricite“ brachte am 12. V. 1928 eine volle
Übersetzung meiner von „The Journal of Scientifie Instru-
ments“ iin November 1927 herausgegebenen Arbeit. Dort
stellte ich Formeln über die bei irgendeiner Anordnung
von geraden Leitern auszeübten Stromkräfte auf. Für zwei
parallele gleich lange Leiter gilt die Formel
en hio co) (y 1 ) erh Ge
worin P [kg] die Kraft, I [A] den Strom, h die Länge der
Leiter und a ihren Achsenahstand bedeuten. Tier kann
das Verhältnis irgendeinen Wert haben, auch mit A
viel erößer oder viel kleiner als a.
Wenn h nicht kleiner als 4a ist, so können wir
Formel (1) durch
ZE ' vrh
= 201 (oo) E 1] EEN
ersetzen, aber nicht durch die von Herrn REICHE ange-
«bene Formel j
Zb
P-20 (
10 0C0)] u
Das — 1 in meiner Formel (2) sollte nicht weggelassen
werden, da es keine zusätzliche Schwierigkeit in die Be-
rechnung einführt und bedeutende Fehler oft verhindert.
In meiner Arbeit habe ich nur die elektromaznetiselen
tss-Einheiten verwendet. Die darin angegebenen Werte
für Kräfte müssen deshalb mit Lu. Irch multipliziert
werden, wenn die Ströme in Ampere eingesetzt sind und
die Kräfte in Kilogramm gesucht werden.
Manchester, 17. XII. 1928.
W.F.Dunton.
ı ETZ 1928, S. 1772.
Erwiderung. Beide Formeln, sowohl die von mir
zitierte als die von Herrn W. F. DUNTON genannte, sind
Näherungsformeln. Für das vorliegende Anwendungs-
gebiet, nämlich für die Berechnung der abstoßenden
Kräfte zwischen Stromwandlereinführungen, sind beide
gleich gut anwendbar. Betragen z.B. bei einem Topf-
stromwandler für GOEN Betriebspannung die Länge der
Einführungen 600 mm und ihr Abstand 6 mm, so ist der
Unterschied in den Ergebnissen beider Formeln nur 1%.
In Anbetracht der sonstigen Vernachlässirzungen und an-
eesichts der Unsicherheit in der Ermittlung des Kurz-
schluiistromes genügt hier die einfachere Formel.
Dresden, 12. V. 1929. W. Reiche.
125 Jahre elektrisches Glühlicht.
Auf die meinen Aufsatz! betreffende Zuschrift des
INerrn WINKLER? erwidere ich: Es ist zutreffend, daß
MARUM und PFAFF 1801 Fisendrähte elektrisch zur Rot-
glut brachten? Da sich aber Fisendraht in Luft nicht
zur Weißelut bringen läßt, ohne sofort zu verbrennen,
kam es mir für die geschichtliche Entwicklung des Glüh-
lichts einzig auf den grundlegenden Versuch Davys mit
Platindraht an. Denn Platindraht läßt sich stun-
denlang in Luft in Weißglut erhalten, wobei derselbe
lebhaftes Licht ausstrahlt, so daß man dabei schen und
folglich von Glühlieht sprechen kann. Hätte ich die Ge-
schiehte der Plätteisen, Heizsonnen u. del. behandelt, so
wäre es notwendig gewesen, auf die Marum-Pfaffschen
Tisendrahtelübversuche einzugehen. Da ich mir jedoch
die Darstellung der Geschichte des Glühliehts zur Auf-
gabe stellte, ging ich vom Davyschen Platindrahtver-
such aus, um nicht noch weiter zurückgreifen zu müssen.
Denn zur Geschichte der Glühwirkung gehörte die An-
gabe, daß sie DAVY bereits 1800 beschrieben hat? und
daß KINNERSLEY, FRANKLIN und PRIESTLEY Eisendrähte
usw. mit dem Strome Leydener Batterien sogar schon
1761 ... 1767 zum Glühen und zum Schmelzen brachten’.
BDerlin-Friedenau, 7. V. 1929.
Ing. B. Duschnitz.
LITERATUR.
Besprechungen.
H:]lfshuch für die Elektrotechnik. Unt. Mit-
wirk. namhaft. Fachgen. bearb. u. heraus. v. Dr. K.
Strecker. 10., umeearb. Aufl: Schwachstrom-
ausgabe (Fernmeldetechnik). Mit 1057 Abb., XXII u.
1137 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1928.
Preis zeb. 42 RM.
Ganz richtig sagt der Herausgeber dieses ausgezeich-
neten Sammelwerkes, daß diese zehnte Auflage eirentlich
1! B.Duschnitz, ETZ 192%, S. 1111.
3 G.H. Winkler. ETZ 19%, S. 518.
3 M.v.Marumu. Pfaff, Gilb. Ann. Phys. 1802, Bd. 10, S. 121.
1 H. Davy, Gilb. Ann. Phys. 1801. Bd. 7, S. 127.
5 J. Priestley, The History und Presint State of Electricity,
London 1767, 5. 184, 362, 427, 457.
1102
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
25. Juli 1929
eine erste Auflage darstellt. Bei der vor 30 Jahren erschie-
nenen ersten Auflage des zu bescheiden als „Hilfebuch“ be-
zeichneten Werkes waren Starkstrom- und Schwachstrom-
abteilung vereinist, wobei letztere einschließlich der Meß-
kunde Ile des ganzen Umfanzes ausmachte. Bei diesem
Brauche ist es geblieben, bis bei der Herstellung der neun-
ten Auflage (1921) sich die Unmöglichkeit ergab, die
außerordentlich anzcewachsene Schwachstromteehnik mit
der Starkstromtechnik in einem Bande unterzubringen.
Die neunte Auflaze erschien, von dem mitaufgenom-
menen Funkwesen abzeschen, ohne Schwachetromteil,
der nun bei der zehnten Aufiare erstmalig als beson-
derer Band zedruckt ist. Der allgemeine Teil stimmt mit
dem der Starkstromauseabe im wesentlichen überein,
jedoch treten an die Stelle der Messungen an elektrischen
Maschinen und Anlagen die Messungen an Telegraphen-
und Fernsprechanlaxen und -apparaten.
In 1506 Artikeln gibt das Buch ein durch die vielen
ausgezeichneten Abbildungen vorzüglich vervollständie-
tes sehr umfassendes Bild der mit beispielloser Schnellig-
keit anwachsenden Schwachstromtechnik. Nicht wenirer
als 57 Autoren besten Rufes haben das gewaltize Material
zusammengetragen, und es bedeutet ein großes Verdienst
des Herausgebers, diese Einzelarbeiten zu einem Ganzen
zusammengefügt zu haben, das fast so einheitlich wirkt,
als sei es von einem Einzelnen verfaßt. Es braucht kaum
gesagt zu werden, daß es einen solchen Verfasser nicht
gibt und nicht geben kann, da ein Einzelner das behandelte
Gebiet unmöglich mehr beherrschen kann.
Das Buch enthält im allgemeinen Teil die Hauptab-
schnitte: Allgemeine Hilfsmittel, elektrische Meßkunde:;
im eigentliche Schwachstromteil: Gleichstrom und Nieder-
frequenz, Hochfrequenz, die Telezraphenleitung, Telegra-
phie auf Leitungen, Fernsprechwesen, Sonderzcbiete des
Fernmeldewesens und Funkwesens. Der Abschnitt Fern-
sprechwesen nimmt mit % des Gesamtumfanzes den ver-
hältnismäßig größten Teil des Buches ein und wird damit
der überragenden Bedeutung dieses Zweiges der Schwach-
stromtechnik gerecht.
Wie eingehend die Einzelzebiete behandelt werden,
ersieht man aus der Unterteilung dieses Absehnittes:
Grundfragen der Fernsprechtechnik, Verstärkertechnik,
eroße Fernsprechverstärkerämter, kleine Verstärker-
ämter, die Schnurverstärkereinrichtungen, Theorie und
Aufbau des Telephons — und 17 weitere Unterabschnitte,
unter denen der Teil: Selbstanschlußämter allein 125 Sei-
ten mit 108 Artikeln einnimmt. Aus der Aufzählung ergibt
sich schon, wie eingehend der Stoff theoretisch und prak-
tisch abgehandelt wird. Der Schaltunssingenieur, der
Konstrukteur und der Theoretiker werden reiche An-
regung aus dem Buche schöpfen, wenn nicht für ihr engstes
Spezialfach, so doch für die angrenzenden Gebiete, die auf
andere Weise dem stark spezialisierten Ingenieur immer
schwerer erreichbar werden.
Es ist selbstverständlich, daß das Werk kein „Lehr-
buch” sein kann. Dennoch gehört es m. E. auch in die Biblio-
thek jedes Studierenden der Fernmeldetechnik, so knapp
sie auch hei den heutigen schwierigen Verhältnissen und so
gering leider heute auch die Meinung für Bücheranechaf-
fung bei unseren Studenten sein mag, Gerade für die weit-
verzweigte Schwachstromtechnik ist ein solches zusam-
menfassendes Werk von unschätzbarem Werte.
Wo das Buch nicht selbst Auskunft gibt, ermöglichen
eingehende Quellenangaben das Aufsuchen der weiter-
gehenden Literaturstellen und ÖOririnalarbeiten.
Die Ausstattung des trotz seiner großen Seitenzahl
noch durchaus handlichen Buches ist die gleich hervor-
ragende, wie sie von früheren Auflagen her bekannt ist,
und erfüllt alle berechtigten Wünsche.
Eine ins einzelne gehende Kritik könnte m. E. nur
durch eine Reihe von Referenten erfolgen, ich sche daher
davon ab. Ich glaube nicht, daß sie Wesentliches zu be-
anstanden finden würden. Beckmann, Hannover.
DieElektrizitätundihre Anwendungen. Von
Prof. Dr L. Graetz. 23., neubearb. Aufl. Mit 739 Abb.,
XVI u. 818 S. in gr. 8°. Verlag von J. Engelhorns Nachf.,
Stuttgart 1928. Preis geb. 16,50 RM.
Das Buch hat sich, wie schon die hohe Auf-
larenzilfer beweist, einen recht weiten Leserkreis zu
schaffen verstanden. Dieser Erfolg ist der Fähigkeit des
Verfassers zu anschaulicher und nie ermüdender Darstel-
lung des physikalischen Geschehens zu verdanken, unter-
stützt durch gute buchtechnische Ausstattung und über-
sichtliche, dem Verständnis des Lesers anzepaßte Abhil-
dungen, die zwar in einigen Fällen in der vorliegenden Auf-
lage etwas überaltert anmuten. Die 23. Auflage ist durch
neue Zusätze dem Stande des Wissens angepaßt worden;
weniger wichtige Stellen wurden fortzelassen, andere er-
heblich gekürzt, so daß sich der Umfang des Buches erhalten
hat. Neu aufgenommen wurden an besonders den Elektro-
techniker interessierenden Gebieten die Kettenleiter, die
physikalischen Ursachen des Blindstromes, Skineffekt, Mes-
sung hoher Spannungen, Lichttechnik und -reklame, Hoch-
spannungsanlazeı, elektrische Fernbahnen und viele Ein-
zelheiten der Funktechnik. Das oben bezüglich der Abhil-
dungen Gesagte gilt auch für die den 2. Teil des Buche:
bildenden technischen Gebiete, wenn auch zahlreiche Ab-
bildunzen ausgewechselt wurden und neuzeitliche Kon-
struktionsforinen zeigen. Der sich mit den Hochspannungz:s-
anlagen befassende Abschnitt hätte angesichts der großen
wirtschaftlichen Bedeutung dieser Fragen etwas umfanz-
reicher ausfallen dürfen: ein Ausgleich fände sich z. B.
durch Kürzung des Abschnittes über Bogenlampen, deren
technische Bedeutung doch nur mehr gering ist. Bei Be-
sprechung der Lichtreklame vermißt man die Neonröhren:
ferner werden Kathodenstrahloszillograph, Klydonograph
und bei der Lenardröhre deren technische Vervollkomm-
nung dureh Coolidge nicht erwähnt, die als Beispiele wich-
ticerer Neuerungen herauseerriffen seien. Das sind in-
dessen nur geringfügige Beanstandungen, die mit dem
hohen Wert des Buches als wirklich brauchbare Einfüh-
rung in das Gebiet der Elektrizitätslehre nichts zu tun
haben. Das Werk verdient daher eine warme Empfehlung,
besonders auch für die an der Elektrotechnik interessierte
Jugend, die wohl bisher schon einen recht beträchtlichen
Teil der Leserschaft gestellt hat. G. H. Winkler.
Protection contre les effets nuisibles de
l'électricité. Von F. G. de Nerville und A.
Hardy. Mit 282 Abb. u. 860 S. in gr. Hi Verlag Li-
brairie J. B. Bailliċre et Fils, Paris 1928. Preis geh.
125 Fr., geb. 137 Fr.
Die Verfasser untersuchen und beschreiben in dem
umfangreichen Werk die verschiedenen durch elektrischen
Strom hervorzerufenen Schäden, die sich als Unfälle, al:
Korrosionen usw. darstellen. Sie weisen besonders auf
mangelhafte elektrische Anlagen hin und auf Störungen
durch unfachmännische Eingriffe.
In jedem Kapitel werden zunächst die Art und Ursache
der Unfälle und der Störungen untersucht und dann auf
die Mittel zu ihrer Vermeidung oder zur Verhinderung
größerer Auswirkung der Schäden hingewiesen. Soweit die
Finwirkune des elektrischen Stromes auf den menschlichen
Körper behandelt wird, folzen die Verfasser den Ansichten
von Jellinek und erwähnen die von diesem gefundenen
mikroskopischen Veränderungen im Rücekenmark und ver-
länserten Mark: sie erwähnen die von Jellinek behanptete
verschiedenartize Wirkung, ob iemand auf den Stromein-
bruch vorbereitet ist oder nicht, ebenso daß schlafende Men-
schen weniger gefährdet sind. Es wird angenommen, daß
der elektrische Tod sowohl dureh Herzstillstand als auch
Atmunestillstand eintritt, daß letzterer aber durch künst-
liche Beatmung behoben werden kann. Zu den Wieder-
belebungsversuchen wird, da diese von Hand zu «r-
müdend sind, die Anwendung eines Apparates empfohlen,
was aber zweifellos zu Mißerfoleen führen mub.
Zu verwerfen ist unbedingt die Empfehlung. den Ver-
unzlückten zunächst an einen gut belüfteten Ort zu brin-
een, denn durch diese Verzöuerung wird ein Erfolg der
Wiederbelebungsversuche verhindert. Zuzustimmen ist der
Anweisung, die Wiederbelebungzsversuche durch Schlazen
auf die Brust mit feuchten Tüchern oder mit den Händen
zu unterstützen.
Einzehend werden die Blitzwirkunsen behandelt und
die verschiedenen Theorien besprochen, und hierbei werden
Angaben gemacht über die zweckmäßigesten Anordnungen
der Blitzableiter an Gebäuden, in Freileitunsen usw. Fer-
ner werden die verschiedenen Überspannungsschutzeinrich-
tungen erläutert.
Ebenso ausführlich werden die Bestimmung über die
Führung von Starkstromleitunzen in der Nähe von Post-
und Teleeraphenanlagen und der Übertritt von Hochspan-
nung auf Nicderspannungs- und Telephonanlazen be-
handelt.
Es werden dann Vorschriften gegeben über das Ar-
beiten an Hlochspannunesleitunren, dabei auch der Zipp-
sche Anzeiger erwähnt, ohne daß der Name Zipps ge-
nannt wird. Viel verbreitet scheint in Frankreich noch der
Fanebürel zu sein, wenn auch der Sicherheitsaufhänzun?
der Vorzug gegeben wird. Außerdem werden aber auch
Schutznetze noch jn weitzchendem Maße in dem Buche be-
handelt.
Einen großen Umfang nehmen in dem Buch die Störun-
gen durch Bahnanlagen, insbesondere durch varabundie-
rende Ströme ein. Unter den Abwehrmaßnahmen werden
auch die deutschen Vorschläge, insbesondere die von
25. Juli 1929
\Michalke erwähnt. Die Verbindung der Schienen mit
unterirdisch verlegten Rohren ist verboten; diese müssen,
sofern sie nicht einen isolierenden Überzug haben, minde-
stens in 70 em Abstand von den Schienen verlegt werden.
Auf die Verluste in den Schienenverbindern sowie die Ver-
luste in den Schienen selbst innerhalb und außerhalb der
Städte wird besonders eingegangen.
Angefügt sind den Ausführungen die sämtlichen fran-
zösischen Gesetze, wie über die Konzessionierung elektri-
scher Anlagen, ferner die Eisenbahn- und Postkreuzungs-
vorschriften, Weeekreuzungsvorschriften usw. sowie die
Errichtungsvorschriften.
Das Buch gibt einen guten Überblick über die in
Frankreich getroffenen Schutzmaßnahmen bei der Her-
stellung elektrischer Anlagen und über die hierfür in Frage
kommenden Gesetze und Vorschriften. Für das Studium
der französischen Verhältnisse und für einen Vergleich
mit den deutschen dürfte das Buch sehr willkommen sein.
Alvensleben.
Die Wellen, die Schwingungen und die
Naturkräfte. Von Prof. Dr.-Ing. Eh Max. Möl-
ler. 2. bis 4. Teil, 2. Lief.: Die elastische Welle
sowie Elektrizitätund Magnetismusals
Erscheinungsformen von Wellen und
~ Schwingungen. Mit 68 Textabb., XI u. 136 S. in 8°.
Verlag von Friedr. Vieweg & Solın A. G., Braunschweig
1927. Preis kart. 5 RM.
Der Inhalt gliedert sich in: Wesen und Arten der
Schwingungen und Wellen sowie deren mechanische Be-
ziehungen. Des Verfassers Auffassung zur Mechanik der
elektrischen und magnetischen Vorgänge sowie Zustände,
eine Übersichtsdarstellung, auszewählte ergänzende Ein-
zelheiten. — Das Buch ist das Ergebnis einer 52jährigen
Arbeit eines Bauingenieurs, „einzelne Ergebnisse der Ex-
perimentalforschung unter Auswertung der Mechanik zu-
einander in Beziehung zu setzen“. Sie sind „ausschließ-
lich auf dem spekulativ theoretischen Were gewonnen“.
„Hypothesen liegen ihnen nicht zugrunde.” Lübcke.
Jahrbuch der Hafenbautechnischen Ge-
sellschaft Bd. 10, 1927. Mit 283 Abb., 5 farb. Tafeln
bzw. Textblättern u. 222 S. in 2°. VDI-Verlag G. m.b. H.,
Berlin 1928. Preis geb. 30 RM, f. VDI-Mitgl. 27 RM.
Der 10. Bd. des Jahrbuches der Hafenbautechnischen
Gesellechaft zerfällt in drei Teile. Auf den geschäftlichen
Absehnitt folgen die Vorträge, welche sich mit der
Steinkohle als Unischlagsgut des rheinisch-westfälischen
Industriegebietes befassen, Den Schluß bilden Beiträge
über verschiedene Hafenanlagen, Verladeanlagen, Lager-
häueer, Schiffahrts- und Eisenbahnweee. Wenn Skal-
weit darauf hinweist, daß das Klingenberg-Werk sich
nicht scheue, seine Kohlen von dem 500 km entfernten Ober-
schlesien und dem Ruhrgebiet zu beziehen, und zu dem
Ergebnis kommt, daß sich der Versand auf Bahn- und
Wasserstraßen weiterhin in aufsteigender Linie beweren
wird, so bemerkte Rehmer dazu, daß es mit den heuti-
een Fahrzeugen der Binnenschiffahrt nicht möglich sei,
ein Werk wie Rummelsburg zweckmälsir zu beliefern. So-
lange man nicht eine neue Kahnform gefunden habe, um
auch Masseneiüter zweckmäßig zu befördern, sei man
auf den Großraumeüterzuxz angewiesen. Obgleich in den
Beschreibungen der Hafenanlagen der wasserbautechni-
sche Inhalt vorherrscht, so sind darin doch auch zahlreiche
Ansführuneen von elektrisch betriebenen Krananlagen,
Kohlenkippern usw. beschrieben. Interessant ist eine im
Hafen von Vlaardingen aufgestellte Verladebrücke mit
Lasfkatze, deren Speisunz durch Schwungradumformer
mit Schlupfregelung erfolgt. Hier wird der Elektrotech-
niker besonders angezogen durch die Gründe, welehe für
die Widerstandschaltung und gegen das Leonardsystem
sprechen. Von Schwachstromanlagen verdient ein elektri-
sches Stellwerk zur Sicherung und Überwachung des Zug-
verkehrs der Hafenbetriebszesellschaft Wanne-lHerne m.
b H. Beachtung. Alles in allem ein Werk, das dem Tech-
"iker auf vielen Gebieten Anregungen gibt.
W. Kraska.
Das Deutsche Preßrecht. Von Dr. K. Häntz-
schel. (Die Preßgesetze des Erdballs, herausg. von
Bruns-Häntzschel, Bd. 1.) Mit XXII u. 106 S.
in 8°. Verlag Georg Stilke, Berlin 1928. Preis geh. 5 RM,
geb. 6 RM.
Das Preßrecht Großbritanniens Von M.
Wolff. (Die Preßzesetze des Erdballs, herausz. von
Bruns-Häntzschel, Bd. 2) Mit XIII u. 80 S. in
=. Verlag Georg Stilke, Berlin 1928. Preis geh. 4 RM,
geb. 5 RM.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
1103
Dr. K. Häntzschel, eine anerkannte Autorität
auf dem Gebiete des Preßrechts, hat seinem bekannten
Kommentar zum RPG binnen Jahresfrist eine — aller-
dings erheblich knapper angelegte — systematische Dar-
stellung folgen lassen. Das Buch bildet den 1. Band eines
Unternehmens „Die Preßgesetze des Erdballs“, das von
dem Institut für ausländisches öffentliches Recht und
Völkerrecht in Berlin und der Fédération Internationale
des Journalistes herausgegeben wird. Die Sammlung
will eine zusammenfassende Darstellung des Preßrechts
aller Kulturstaaten geben. Sie soll aus 2 Teilen bestehen:
der 1. Teil, zu dem die bisher erschienenen, hier anzezeir-
ten Bände gehören, wird Einführungen in das Preßrecht
des betr. Landes sowie den Wortlaut der geltenden Preß-
gesetze und sonstigen preßrechtlich bedeutsamen Einzel-
vorschriften enthalten, der 2. Teil dagegen die einzelnen
preßrechtlichen Probleme rechtsvergleichend erörtern.
Diesem Plan entspricht die Anlage der Arbeit Häntzschels.
Der Verfasser gibt zunächst auf 79 S. eine geschickte und
klare Einführung in das geltende deutsche Preßrecht.
Hierbei werden Literatur und Rechtsprechung zwar be-
rücksichtigt, abweichende Ansichten vielfach erwähnt,
einzehendere Berründungen der eigenen Meinung sowie
geschichtliche und rechtsvergleichende Bemerkungen je-
doch im allgemeinen nicht gegeben. Es war das hier
auch nicht unbedingt erforderlich, weil die gebotenen Zi-
tate und vor allem das ausführliche Literaturverzeichnis
(S. XII/XV) dem Leser ein selbständiges Weiterarbeiten
ermöglichen. Auf S. 80/102 folgt dann ein Abdruck des
RPG, des Schund- und Schmutzgesetzes und vieler anderer
für die Handhabung und das Verständnis des Preßrechts
unentbehrlicher Vorschriften. Dankenswert ist auch die
auf S. XVIIUXXTI befindliche „Tafel des Deutschen
Preß- und Zeitungsrechts“. — Ein Eingehen auf Einzel-
heiten muß ich mir hier versagen; meine Stellungnahme
zu den vom Verfasser vertretenen Ansichten findet sieh
in meiner Darstellung des Preßrechts. Die vorliegende
Arbeit Häntzschels gibt mir keine Veranlassung, diese
Stellungnahme zu ändern.
Das Jahr 1928 hat eine empfindliche Lücke in der
dentschen Preßrechtsliteratur ausgefüllt: es hat uns zwei
vorzügliche systematische Darstellungen des englischen
Preßrechts gebracht: neben dem Buch von Hans Par-
dey, Das Recht der englischen Presse, die vorliegende
Schrift, die als 2. Band der oben angezeigten Sammlung
erschienen ist. Die Verfasserin gibt einen reichhaltigen
und anschauliehen Überblick über die englische Recht-
sprechung in Preßsachen: in einem Anhang fügt sie die
wichtigsten Sonderezesetze in Übersetzung an. Ein eigent-
liches Sonderrecht der Presse kennt England
nach Ansicht der Verfasserin freilich nieht (a. A. Par-
dey); zwar trüäfen viele Begriffe des Common Law in
ihrer Auswirkung hauptsächlich die Presse, trotzdem
liege aber die Anerkennung eines eigentlichen, dem kon-
tinentalen entsprechenden Sonderrechts nicht im Geiste
des englischen Rechts (S. 4 u. 22). Das eilt auch für den
Grundbegriff des Preßrechts, den Begriff der Preßfrei-
heit: auch diese ist „nieht größer und nicht kleiner als
die Freiheit jedes Untertans der Königin“, heißt es in
einer Gerichtsentscheidunz aus dem Jahre 1900 (S. 2).
Finen Hauptteil der Schrift nimmt die Darstellung des
Liibelrechts ein (S. 7/25), aus der insbesondere die Aus-
führungen über „fair comment” (S. 22ff) interessante
Parallelen zu unserem RB 193 StGB. liefern. Öffentliche
Anklagen wegen Preßbeleidigunz sind selten, weit häufi-
ger ist die Zivilklare auf Schadensersatz (8.8, 27/8).
Fin Zwang zur Benennung eines verantwortlichen Re-
dakteurs besteht nicht (S. 33), ebensowenig ein allge-
meiner Berichtieungszwane (S. 38). Fin Hinweis auf
die sonstigen recht einschneidenden Abweichungen des
enelischen Rechts von dem deutschen RPG ist leider un-
möriich. Dem Interessenten kann nur die Lektüre der
auch dem Nichtjuristen durchaus verständlichen Schrift
empfohlen werden. Prof. Dr. Mannheim, Berlin.
Eingegangene Doktordissertationen.
Robert Mundt, Ermüdungsbruch und zulässige Belastung
von Wälzquerlagern. T. H. Berlin 1929. VDI-Verlag.
Berlin. (S A. aus Z. VDI Bd. 73, 2. Heft.)
Julius Alexander Neumann. Festigkeiten der elektrischen
Punktschweißung. T. H. Berlin 1928.
Wilhelm Peters, Über die Belastungsfähigkeit von Hoch-
stromerdungen und verwandte starkstromtechnische Er-
wärmungsprobleme. T. H. Berlin 1928.
Bruno Reiter, Untersuchungen über die Abhängigkeit der
Meßgenauigkeit von der künstlichen Beleuchtung. T. H.
Dresden 1929.
1104
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Frachtermäßigung für die Elektroindustrie. — Wie
wir der Ind. Handelszg.! entnehmen, ist seit dem 8. VII.
auf der Deutschen Reichsbahn für Dynamos, Elektromotoren,
Umformer, Transformatoren, sämtlich zusammengesetzt oder
zerlegt, im Einzelgewicht bis zu 5 t je Stück, elektrische
Apparate und Zubehörteile, Schaltvorrichtungen, isolierte
Kupferdrähte, Kabel und Zubehör sowie für Waren aus Kup-
fer und Messing der Ausnahmetarif K133 in Anwen-
dung, aber an die Auflieferung einer Mindestmenge von
3500 t durch einen Versender in 12 aufeinander folgenden
Monaten gebunden. Er sieht Sätze für Stückgut, 5, 10 und
15 t-Ladungen vor, gilt für Frachtstückgut jedoch nur bei
Auflieferung von mindestens 2 t mit einem Frachtbrief oder
bei Frachtzahlung für dieses Gewicht. Bei der Rückerstat-
tung wird auch der 5prozentige Zuschlag für die Beförderung
in gedeckten Wagen vergütet.
Eine Arbeitsgemeinschaft der Bau- und Elektrizitäts-
verbände im rheinisch-westfälischen Industriegebiet. —
Um den Erfordernissen, die sich aus der dauernd zunehmen-
den Verwendung von elektrischem Strom ergeben, im Bau-
wesen vorausschauend Rechnung zu tragen, haben sich
meherere größere Verbände und Organisationen zu einer Ar-
beitsgemeinschaft zusamınengeschlossen. Dieser gehören
u. a. an: die Lichttechnische Gesellschaft für Rheinland und
Westfalen, die Vereinigung der Elektrizitätswerke E. V., der
Elektrotechnische Verein für das rheinisch-westfälische Indu-
striegebiet, der Elektrotechnische Verein in Düsseldorf so-
wie der Reichsverband des deutschen Elektro-Installateur-
gewerbes. Auch der VDI wird sich, wie Elgawe mitteilt,
voraussichtlich anschließen.
Metallpreise im 2. Vierteljahr 1929. — Die Preisent-
wicklung der Hauptmetalle war im vorigen Vierteljahr ge-
kennzeichnet durch den starken Kurseinbruch zu Anfang
April, der der allgemeinen Metallhausse unter Führung des
Kupfers folgte. Auf dem niedrigeren Kursniveau waren dann
die. Preisschwankungen verhältnismäßig gering. Eine Ge-
genüberstellung der amtlichen Londoner Monatsdurchschnitts-
preise in £/ton ergibt das folgende Bild:
Monat Kupfer | Blei | Zink Zinn
| f
März . 89.4.41 | 258.214 27.1.0 | 220.17.41;
April... | 81.2.74) 24.15.167 . 26.15.21; | 206.19.73/-
Mai 15.2.6 23.18.1 18/ 1 | 26.14.66 || f 197.12.88 1
Juni . . 714.79, 23.13.10, 264.33, | 200.5.93/
Die Bewegung der Metallpreise im einzelnen geht aus
Abb. 1 hervor. Sehr in die Augen fallen die starken Schwan-
kungen des Zinnpreises, der einen besonders kräftigen Rück-
schlag erfuhr.
folgendermaßen:
Preisindexziffer der Metallwirtschaft.
Die deutsche Preisindexziffer stellte sieh
1909/13 = 100 . IV. . V.
Gesamtindexziffer 126,9 | 125.0 125,6
|
Be an A u ige Ee 128,5 127,9
Blei. . 2222202. 151,6 i 142,2 148,4
Zink . 2... 108,8 | 108,8 106.8
Zinn ..... 111,8 107,6 108.0
Aluminium 132,0 | 132,0, 132.0
Nickel 107,7 0 1077 ` 107,7
Antimon ...... 126,3 | 1114 100.9
Die Kupfer weltproduktion hat sich im zweiten Vier-
teljahr 1929 auf dem im März erreichten hohen Stande ge-
halten. Im März wurden nach den Berechnungen des Ameri-
can Bureau of Metal Statistics zum erstenmal über 190 000 sh.
tons Kupfer erzeugt; die Gewinnung stellte sich nach den
Berechnungen derselben Stelle im April auf 196 800 tons und
im Mai auf 193100 tons. Die Kupfervorräte haben in der
Berichtszeit wesentlich zugenommen. Während sie insge-
samt (Raffinadekupfer) in Nord- und Südamerika am 1. IV.
noch rd. 53 000 tons betrugen, bezifferten sie sich am 1. VI.
bereits auf 70400 tons. Die Entwicklung zeigt, daß die
Spannungen, die den Kupfermarkt im ersten Vierteljahr 1929
auszeichneten, wesentlich nachgelassen haben. Die Erweite-
terung der Weltkupfererzeugung (durchschnittliche Welt-
fagesgewinnung 1927: 4642 tons, 1928: 5236 tons und in den
ersten fünf Monaten 1929: 6149 tons) ist inzwischen in so
starkem Maße eingetreten, daß sich führende amerikanische
Knpferkonzerne bereits zu Produktionseinschränkungen ver-
anlaßt gesehen haben. — Auch die Welt b | e i produktion war
I 1929, Nr. 159.
t Vgl. ETZ 19%, S. 664.
ET
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 30
25. Juli 1929
mit 5203 tons durchschnittlicher Tagesleistung in dem ersten
fünf Monaten des laufenden Jahres höher als im Mittel des
Jahres 1928 (4976 tons). Die Vorräte an raffiniertem Blei
in den V. 8. Amerika und Mexiko stiegen von rd. 39 100 tona
am 1. IV. auf rd. 51 700 tons am 1. VI.; in Großbritannien
haben sie in der gleichen Zeit etwas abgenommen. Eine
Einigung über die Bildung eines internationalen Bleikartells
kaın, wie zu erwarten war, nicht zustande, so daß bis auf
weiteres die Durchführung gemeinsamer statistischer Ar-
beiten allein bestehen bleibt. In den V.S. Amerika wur-
den in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres rd.
85 900 tons Blei zur Herstellung von Kabeln und 36 600 tons
SI. BJERE E/. TESRUR ORJI E/V. RIED. SOIT. YIT. AGR Sp LORSE
Abb. 1. Metallpreise im 2. Vierteljahr 1929.
Aluminium: 48,99%, Blöcke und Barren -- Elektrolyrtkupfer: Delnotiz
Berlin — Zinn: per Kasse — Zink: nahe Sichten — Blei: nabe Sichten —
Quecksilber: in £/Flasche zu 70920 lbs.
zur Fertigung von Batterien verwendet. — Die Weltzink-
produktion war nach den Berechnungen des Americau
Bureau of Metal Statistics in den ersten fünf Monaten noch
etwas höher als 1928; die durchschnittliche Tagesgewinnung
stiex von rd. 4300 auf rd. 4400 tons. Trotz dieser Zunahme
haben die Vorräte abgenommen, u.zw. in den V.S. Amerika
von rd. 38 000 tons am 1. IV. auf rd. 33 800 tons am 1. VI.
Die Weltvorräte fielen im Laufe des Monats April von
76 000 auf 72100 tons. — Der Zinn markt wurde auch im
2. Vierteljahr durch die wechselvollen, unkontrollierbaren
Nachrichten über eine internationale Verständigung der Pro-
duzenten entscheidend beeinflußt. Wenn auch die Gründung
der British American Tin Co. im Sinne einer Zusammen-
fassung der Kräfte aufgefaßt werden kann, so scheint doch
die Bildung eines internationalen Kartells wenigstens noch
nicht spruchreif zu sein. Hg.
Abschluß des Heftes: 20. Juli 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expl.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh m e in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9.
Kee:
E EE RE
SC ERENNERT OT TER]
Höchste Kürzschlußfestigkeit durch
vielfache Abstützung in Beton
gelagerter Leiter
Große Isolationsfestigkeit durch
große Isolationsabstände und
Asbestumwicklung
E E ma Ya
E
|
Hohe thermische Kurzschlußsicher-
heit durch reichlich bemes-
senen Leiterquerschnitt
N
Sprungwellenschutz durch parallel
geschalteten Ohm'schen
Widerstand (System Campos)
= XXXIV. Jahresversamml, des VDE in Aachen 11065 — Die v. Transformatoren 1126 — Die Generatoren für das Kraftwerk Ryburg-Schwör-
u Vorsch t des VDE 1107 — Dützmann, Neuzeitl, Kabel- u. Rohr- stado — Die Funkstation des neuen Schnelldampfers `. Bremen" 1127 — Signale
frkrtte. 1109 — Müller, Die el. Alkalileuchte f. Grubenbeleucht. im Straßenbahnverkehr — Die magnet, Eigenschaften v, Perminvar 1128 — VDI-
SBiermanns, Hochleistungschalteer ohne Öl (Schluß) 1114 — Hauptversamml. in Königsberg u. die „Lehrschau Holz“ 1129 — Neue Norm-
Uik, Gußgekapselte Vorteil. in Vertikal- u. Horizontalanordn, 1120 — blätter des DNA 1131 — Energiewirtschaft 1182 — Rechtspflege
sen, Entwicki. d. dänischen Elektrizitätswirtsch. in dem letzten 1133 — Vereinsnachrichten ad — Persönliches 1897 —
— Dehne, Die Elektrizität auf der Zweiten Weltkraftkonferenz Briefea.d.Schriftleit.: I. C, Fritz/[E. Rosenberg 1137 — Literatur:
. H Greinächer, N. V. Sidgwick, C. Ehlers, H. Geiger u. K. Scheel, R. Stumper,
a Chau: Durchgehende el. Zugheiz,. 1125 — Neue el; Schnellzug- W. Schüle, A, Harnack, AEG, W. Pockrandt 1138 — Geschätftl, Mit-
ma Japao — Der Stufen Induktionsregler für die Spannungsregelung teilungen 1140 — Bezugsquellenverzeichn. 1140.
RT 7 50. JAHRGANG / IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9
1. AUGUST 1929
I © > ` ` Elektrofechnische Zeitschrift 1929 Heit 31 1.August 1929
SCHAFFTIN SEKUNDEN DIE ARBEITVON STUNDEN
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Zentralbüro: Wien HIT. Stelzhamergasse 4 / Werke: Wien und Ferlach
kKabelwerke, Gummiwerke, Walzwerke, Drahtzugwerke, Isolierrohriabrik
Bleikabel
für Stark- und Schwachstrom
Hochstspannungs-
kabel
„H“ glimm- und strahlungsfrei
(Patent Nr. 288 446)
„SO“ mit erhöhter Strombelastbarkeit und
erhöhter Flexibilität (Patent Nr. 461 765)
g
Isolierte
Leitungsdrähite
Kabel und Schnüre
Blanke
Kupferdrähte
und -seile `
h
DI
Kabel-
Garnituren
Isolierrohre
sami Zubehör
I
1106
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
50. Jahrgang
Berlin, 1. August 1929
Heft 31
XXXIV. Jahresversammlung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker in Aachen.
Für die diesjährige Jahresversammlung des Verban-
des Deutscher Elektrotechniker war auf der vorjährigen
Tagung in Berlin die alte Kaiserstndt Aachen gewählt
worden, wo bisher eine Jahresversammlung noch nicht
stattgefunden hatte und die Einweihung eines neuen Elek-
trotechnischen Instituts an der Technischen Hochschule
bevorstand. Zwei Gründe waren es, die diesmal der Tagung
ein besonderes Interesse eintrugen, einmal das im Vorder-
grund der heutigen Elektrizitätsversorgung stehende
Thema der Vorträze über den wirtschaftlichen und tech-
nischen Zusammenschluß großer Elcektrizitätsnetze und so-
dann die Ausgestaltung eines Teiles der Tagung zu einer
Ferntagung. Zu gleicher Stunde wie die deutschen Elek-
trotechniker in Aachen hatten sich die befreundeten Fach-
vereine im Haag, in Wien und Budapest zu Sitzungen ver-
sammelt, um sowohl aus der Ferne die Vorträge in Aachen
anzuhören als auch ihrerseits dahin zu sprechen. Wenn-
gleich derartige Ferntagungen bisher schon hier und da
veranstaltet worden waren, so war es doch hier das erste
Mal, daß in Mitteleuropa eine Ferntagung in derartig
sroßem Umfange durchgeführt wurde Die Anregung
hierzu ging von Herrn Ministerialdirektor Dr. Craemer
aus, der die jetzt in Aachen getroffenen Einrichtungen
Ende vorigen Jahres schon bei einer Aufsichtsratsitzung
der Deutschen Fernkabelgesellschaft erproben ließ, wobei
die Taxungsorte Berlin, München und Köln durch Fern-
leittungen im Gegenspreehverkehr untereinander verbunden
waren. Die Kabelleitungen waren für die Aachener Fern-
tagung von den Postverwaltungen der einzelnen Länder
bereitwillizst zur Verfügung gestellt worden und liefen
von den Versammlungsorten mit je einer Doppelader für
Lautsprecher und Mikrophone in Berlin als Knotenpunkt
zusammen. Die einzelnen Verbindungen hatten eine Länge
von durchschnittlich 900 km und waren mit je 12... 14 Zwi-
schenverstärkern ausgerüstet!. Die Organisation des Lei-
tungsdienstes wurde von der Deutschen Reichspost in Zu-
sammenarbeit mit den Postverwaltungen Hollands, Öster-
reichs und Ungarns durchgeführt, während die Mikro-
phone, Lautsprecher, Verstärker usw. von der Firma Sic-
mens & Halske bereitgestellt wurden. Um den Kreis der
Zuhörer noch mehr zu erweitern, wurden Ansprachen und
Vorträge auf den Deutschlandsender Königeswusterhausen
und den Sender Langenberg im Rheinland übertragen.
Den Hauptverhandlungen gingen wie üblich Sonder-
sitzungen des Vorstandes und des Ausschusses des Ver-
bandes voraus, denen am Sonntag, dem 7. Juli, nachmittags,
eine Begrüßung des Vorstandes und des Ausschusses durch
den Oberbürgermeister von Aachen, Herrn Dr. Rom-
bach, im Kaisersaale des Rathauses folgte. Das Stadt-
oberhaupt hieß die Gäste in den Mauern der alten Kaiser-
pfalz herzlich willkommen und wies auf die Vergangen-
heit Aachens hin, das einst der Mittelpunkt des großen
germanischen Weltreiches war und in seinen Mauern Jahr-
hunderte hindurch große Kongresse sah, auf denen Welt-
geschichte gemacht wurde. An die Begrüßung schloß sich
eine sachkundige Führung durch den Kaisersaal und die
berühmte Schatzkammer.
Den Auftakt zur Jahresversammlunz bildete am
Abend des Sonntags die in den festlich geschmückten Sälen
des Städtischen Konzertliauses veranstaltete Begrüßung
aller Teilnehmer durch die Stadt als Gastezeberin und den
Örtsausschuß. Oberbürgermeister Dr. Rombach eröff-
nete den Abend durch ein Hoch auf das deutsche Vater-
land und übermittelte dann den Erschienenen ein herz-
liches Willkommen im Namen der Stadtverwaltung und
Bürgerschaft. Diese wüßten dem Verbande Deutscher
Elektrotechniker Dank dafür, daß er durch sein Kommen
ı Über die Einrichtungen solcher Übertragungen ist im einzelnen
in einem Aufsatz der Festnummer der ETZ zur Aachener Taxung be-
richtetjworden (ETZ 1929, H. 997).
die Welt daran erinnere, daß in Aachen, auf des Reiches
westlichstem Vorposten, hohe volkswirtschaftliche \Verte
zu heben und zu hegen seien. Das Wort von der Schicksals-
verbundenbheit aller Deutschen sei mehr als ein Wort: es
bedeute die Summe unserer wirtschaftlichen, kulturellen
und politischen Erfahrungen seit Jahrhunderten und na-
mentlich während des letzten Jahrzehnts, es sei das Leit-
wort, das uns voranleuchte bei dem hemmungsvollen Auf-
stieg zur wirtschaftlichen Wiedergesundung. Der Vor-
sitzende des Elektrotechnischen Vereins Aachen, Herr
ÖOberpostdirektor Petzel, begrüßte die Gäste im Namen
dieses Vereins und bat sie, neben der ernsten Berufsarbeit
auch ein Auge für die Schönheit der Stadt zu haben.
Der 1. Vorsitzende des Verbandes, Generaldirektor
Dr. Krone, dankte namens des Verbandes für die Gast-
freundschaft der Stadt Aachen und die große Arbeit des
Ortsvereins, die dieser durch die Vorbereitungen der
Tagung gehabt habe. Die Stadt Aachen sei unter den
zahlreichen Einladungen der Städte einmütig zum dies-
jährigen Tagungsort gewählt worden. Wie in der Schatz-
kammer des Karlsmünsters am Glanze des Schreines
Karls des Großen auch nicht ein Edelstein fehlen dürfe,
so könne man in der deutschen Schatzkammer den Edel-
stein Aachen nicht missen. Ein jeder Einzelne müsse dahin
wirken, dieser Stadt zu helfen, daß sie wieder die Stelle
einnehme, die ihre Tradition und der Gewerbefleiß ihrer
Bürger verdienen. Die zündende Rede klang aus in ein
Hoch auf die Stadt Aachen, ihr Oberhaupt und ihre Bürger-
schaft.
Der Begrüßungsabend nahm einen scht harmonischen
und anregenden Verlauf. Er wurde später durch zwei Ge-
sangsvorträge des Hammerquartetts und die Darstellung
eines stark humoristischen, elektrotechnischen „Vorspiels
im Himmel” von Dr. W. H ermanns in Aachen belebt,
die einen lauten Beifall auslösten.
Am Montag, dem 8. Juli, wurde die 1. Verbands-
versammlung im Städtischen Konzerthaus vom
1. Vorsitzenden des Verbandes, Herrn Generaldirektor
Dr. M. Krone, eröffnet. Redner gab naeh Begrüßung
der Gäste und der an dieser lerntagung teilnehmenden
befreundeten auswärtigen Vercine im laag, in Wien und
Budapest einen Rückblick auf die Fortschritte der Elek-
trotechnik im letzten Geschäftsjiahre Er erwähnte zu-
erst die erfolgreichen physikalischen Arbeiten über Elek-
tronen und ihre technischen Anwendungen. Die Fern-
meldetechnik konnte im vergangenen Jahre wichtige
Fortschritte verzeichnen. Redner wies hier u. a. auf
die Erforschung der kurzen Wellen und deren zahlreiche
technischen Anwendungen, Einführung der Tonfrequenz-
wahl in den Fernverkehr, die Verbesserungen im Fern-
kabelbetrieb, die Bildtelegraphie, das Eisenbahnsiche-
rungswesen hin. In der Hlektrizitätsversorgzung sind
die Fortschritte in der wärmeteehnischen Betriebsiber-
wachung zu erwähnen. Der Zusammenschluß der Leitungs-
netze hat bzgl. der Spitzendeckung zu Besserungen ge-
führt, dagegen, wie die Vorträge der Tagung Zeigen, an-
dere technische Fragen in die Erscheinung treten lassen.
Durch die immer engere Verbindung der Großkraftwerke
untereinander und die im Zusammenhang damit erfolgte
Gründung der „A.G. für Deutsche Klektrizitätswirtschaft.
Berlin“ wird der Ausbau eines Höchstspannungsnetzes
für ganz Deutschland immer mehr zur Tatsache, wobei
man dem Fortfall der Überland-Hochspannunesleitunzen,
wie die im vergangenen Berichtsiahre mit 110 kV. Span-
nung in Betrieb genommenen ersten ölgefüllten Hoch-
spannungskabel bei Nürnberg zeigen, ein gut Stück näher
gekommen sei. Mit dem Ausbau der UÜberlandnetze hat
sich auch die Elektrizitätsverwendunge in den verschie-
denen Industrien und in der Landwirtschaft gehoben.
Die an der Preispolitik der Elektrizitätswerke hierbei ge-
1106
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1. August 1929
übte Kritik sei indes nicht immer gerechtfertigt, da diese
Unternehmen so ziemlich die einzigen in Deutschland
seien, die ihre Verkaufspreise auf der Vorkriegshölhe ge-
halten, ja vielfach schon darunter gesenkt haben. Die wirt-
schaftliche Lage der elektrotechnischen Industrie ist von
dem seit Beginn des Vorjahres zu verzeichnenden Kon-
junkturrückgang beeinflußt worden. Kapitalmangel, zu
hohe Steuer- und sonstige Belastungen, zu niedrige Ein-
fuhrzölle und andere Faktoren gestalten das allgemeine
deutsche Wirtschaftsleben und die mit ihm eng zusam-
menhängende Lage der elektrotechnischen Industrie nicht
günstig.
An diese Ausführungen des Verbandsvorsitzenden,
die im Wortlaut an anderer Stelle zur Veröffentlichung
kommen werden, schlossen sich Begrüßungsansprachen,
u.zw. vom Oberbürgermeister Herrn Dr. Rombach für
die Stadt Aachen, Herrn Ministerialdirektor Dr. Stau-
dinger, Berlin, für die Reichs-, Staats- und sonstigen
Behörden, von dem Rektor der Technischen Hochschule
Aachen, Herrn Prof. Hoff. für die Technischen Hoch-
‘schulen und wissenschaftlichen Institute und von Staats-
minister a. D. Dr. Wendorff, Berlin, für die befreun-
deten inländischen Verbände und Vereine. Hiervon fanden
die Ausführungen des Herrn Dr. Staudinger vom
Preußischen Handelsministerium eine besondere Beach-
tung; Redner bezeichnete die Jahresversammlung des Ver-
bandes als einen historischen Moment in der Geschichte der
Elektrizitätsversorgung. Der Zusammenschluß der deut-
schen Großerzeugunes- und Verteilunesunternehmuneen
in der Aktieneesellschaft für Deutsche Elektrizitätswirt-
schaft ermögliche eine wirklich umfassende Rationali-
sierung der Großerzeugung und Großverteilung im ge-
samten deutschen Wirtschaftsgebiet. Er kam aus volks-
wirtschaftlicher Erkenntnis im Wege freier Vereinbarung
zustande. Auf dieser Grundlage erhoffe die Staatsrezie-
rung eine fruchtbare Arbeit, so daß der viel erörterte
Weg einer gesetzlichen Regelung auf diesem Gebiet end-
gültig entbehrlich geworden sei. Der Verband Deutscher
Elektrotechniker habe sich ein großes Verdienst damit
erworben, daß er den größten Teil seiner diesiährirzen
Tagung neben dem Austausch technischer Erfahrungen
der Erörterung der Fragen der elektrizitätswirtschaft-
lichen Zusammenarbeit gewidmet habe.
Der hierauf folgende Vortrag des Herrn Min.-Dir.
Dr. Craemer über den „Weltfernsprechverkehr” fügte
sich in den Rahmen der als Ferntagung veranstalteten
Sitzung vorzüglich ein. Der Vortrag ist hier schon zur
Veröffentlichung gekommen’, und es kann deshalb davon
abgesehen werden, aus seinem abgerundeten, reichhaltigen
Inhalt Einzelheiten herauszugreifen.
Nunmehr kamen die an der Ferntagung beteiligten
auswärtigen Vereine, die an ihrem Ort zu gleicher Zeit
Versammlungen abhielten. zum Wort. Es war schon im
bisherigen Verlauf der Sitzung ein guter Empfang an
diesen Stellen im Haag, in Wien und in Budapest fest-
gestellt worden; das gleiche konnte nun in Aachen für
die Gegenrichtungen gesagt werden, so daß der groß-
angelegte Versuch als vollkommen geglückt anzusehen ist.
Während der Reden der auswärtigen Teilnehmer er-
schienen deren Bilder auf einem Lichtbildschirm des
Aachener Versammlunesraumes, wodurch der Eindruck
der durch den Lautsprecher vernommenen Reden wesent-
lich unterstützt wurde. Als erster Redner sprach Direktor
Beekman, den Haag, vom Königlich Holländischen In-
stitut, Abteilung für Elektrotechnik. Er beglückwünschte
die deutsche Wissenschaft und Technik zu der erfolg-
reichen Veranstaltung dieser ersten großzügieen Fern-
tagung und benutzte die Gelegenheit. die ihm bekannten
Teilnehmer in Deutschland, Österreich und Ungarn herz-
lichst zu begrüßen. Nach ihm sprach im Namen des im
Festsaale des Österreichischen Inzenieur- und Archi-
tektenvereins tagenden Elektrotechnischen Vereins Wien
Herr Hofrat Prof. Dr. Reithoffer, indem er gleich-
falls der historischen Bedeutung dieser Ferntagung ge-
dachte und die herzlichsten Wünsche der österreichischen
Volksgenossen für die weitere Entwicklung der deutschen
Elcktrotechnik zum Ausdruck brachte, mit der Zuversicht,
daß es trotz hemmender wirtschaftlicher Belastung deut-
scher Tatkraft gelingen möchte, weiter zu forschen und
zu schaffen. Mit besonders klarer Stimme kam endlich der
Altmeister der Elektrotechnik, Herr Prof. Karl Ziper-
nowsky, Budapest, zu Gehör, der als Vorsitzender
des Ungarischen Elektrotechnischen Vereins die Grüße
desselben übermittelte und erklärte, daß die Folgen dieser
durch die Ferntagung neu erstehenden Möglichkeiten für
eine friedliche Zusammenarbeit der Völker heute noch
kaum abzuschen seien.
® ETZ 1929, S. 959.
Diese Teilnahme der viele hundert Kilometer ent-
fernten Fachgenossen an der Tagung bildete für alle An-
wesenden ein starkes Erlebnis, das die Versammlung noch
lange in seinem Banne hielt.
Mit einem Bericht des Generalsekretärs des Verban-
des, Herrn Direktor Schirp, über die Arbeiten des Ver-
bandes seit der letzten Jahresversammlung? und mit son-
stigen geschäftlichen Verhandlungen schloß die erste Ver-
bandsversammlung. Als Ort der nächsten Jahresversamm-
lung im Jahre 1931 wurde Frankfurt a.M. bestimmt. Mit
lautem Beifall wurde von der Versammlung die Würdi-
gung der großen Verdienste des langjährigen Vorsitzenden
des Ausschusses für Errichtungs- und Betriebsvorschrif-
ten, Herrn Geh. Rat Dr. C. L. Weber, durch Ernennung
zum Ehrenmitglied des Verbandes aufgenom-
men. Am Nachmittage hielt nach Vorführung des neuen
Elektrotechnischen Instituts der Technischen Hochschule
dessen Vorsteher Herr Prof. Dr. Rogowski im Großen
Hörsaale dieses Instituts, der damit seiner Bestimmung
übergeben wurde, einen Experimentalvortrag über „Ka-
thodenoszillograph und Überspannungen“. Die Zuhörer
füllten den Saal bis auf den letzten Platz, um die Ausfüh-
rungen des durch seine Pionierarbeiten auf dem behandel-
ten Gebiet bekannten Fachmanns mit gespannter Aufinerk-
samkeit und großem Beifall entgegenzunehmen. Weiter
wurden an diesem Nachmittag in der Technischen Hoch-
schule mehrere Fachberichte aus verschiedenen Sonder-
gebieten der Elektrotechnik erstattet, an die sich lebhafte
Erörterungen anschlossen; auch wurden noch mehrere an-
dere technische Besichtigungen unternommen.
Am Abend des 8. Juli versammelten sich die Teil-
nehmer mit ihren Damen zu einem gemeinsamen Essen in
den Räumen des Neuen Kurhauses. Hierbei trat die starke
Beteiligung an der Jahresversammlung besonders in Er-
scheinung. Der Verbandsvorsitzende sprach, allzeit ein
Meister der Rede, zu Herzen gehende Begrüßungsworte,
und Herr Oberpostdirektionspräsident Conradi hielt
eine durch musikalische Interpretationen überaus reizvoll
gestaltete Daanenrede. Nach dem Essen fand unter Leitung
von Frl. Waly Haacke eine flotte Tanzvorführung
„Synchronismustafel bei Tage und bei Mitternacht“ statt.
Der Abend verlief als gesellschaftlicher Höhepunkt der
Tagung in sehr gehobener Stimmung und echt rheinischem
Frohsinn.
Die 2. Verbandsversammlung war ausschließ-
lich dem Hauptthema der Tagung, d.h. den technischen,
wirtschaftlichen und organisatorischen Fragen beim Zu-
sammenschluß großer Versorgungsnetze gewidmet. Dr.
Frank, Generaldirektor der Preußischen Elektrizitäts-
A.G., behandelte das Thema „Zusummenschluß großer
Netze im Lichte der Elektrizitätswirtschaft“*. Dieser Zu-
sammenschluß werde durch Senkung der Belastungspitzen
die Ausnutzung der Anlagen und Reserven erhöhen. Vor-
aussetzung hierbei seien richtige Anlage der Hauptleitun-
gen und vernünftige Stromaustauschverträge. die bei Fest-
setzung beiderseitiger NHöchstleistungen den Einzelanlaxen
gewisse Bewerungsfreiheiten lassen. Hand in Hand
damit sei das für den Zusammenschluß wichtige Nach-
Tiehbtenwesen zu fördern. Redner glaube, daß über die
Zusammenschlußbewegung innerhalb Deutschlands hinaus
auch eine Zusammenarbeit innerhalb Europas in Frage
kommen könne, wobei Deutschland entsprechend seiner
geographischen Lage zum Mittelpunkt des Systems wer-
den könnte.
Hierauf sprachen Herr Prof. Dr. Rüdenbere über
das „Verhalten der Kraftwerke und Netze beim Zusam-
menschluß“ und Herr Obering. Dr. Piloty über die
„Wirkungen des Zusammenschlusses auf den Betrieb“.
Auf diese inhaltsreichen und bedeutenden Vorträge kann
hier nicht weiter eingegangen werden; es sei lediglich
auf deren Veröffentlichung in der Festschrift? verwiesen.
An alle drei Vorträge knüpfte sich eine durch die vor-
gcrückte Zeit leider beeinträchtiete Erörterung, an der
sich u.a. die Herren Prof. Dr. Petersen, Generaldirek-
tor Dr. Jahncke, Baurat Direktor Rachel und Ober-
ing. Hammerer beteiligten. Der Nachmittag des
9. Juli war weiteren Besichtigungen sowie Fachberichten
in der Technischen Hochschule gewidmet. Über die sämt-
lichen Fachberichte wird später in gewohnter Weise ein
zusammenfassender Eixenbericht herausgercben werden.
Pen Abend beschloß ein Gartenfest mit Feuerwerk im
Kurpark des Neuen Kurhauses.
Den Abschluß der Jahresversammlung bildeten am
Mittwoch, dem 10. Juli, Ausflüge in die Eiffel, wobei u.a.
die historisch bedeutsame Urfftalsperre besichtigt wurde.
Zehme.
8 ETZ 1929, S. 812, 874, 1107. 1134.
t ETZ Véi S] wl
5 ETZ 1929, H. 970 bzw. 9%.
1. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 3i
1107
Die neuesten Vorschriften des VDE.
Von allen Arbeiten, die von der Jahresversammlung
des VDE 1929 in Aachen angenommen sind, wird wohl
das größte Interesse den neuen „Errichtungsvorschriften“
entgerengebracht, da bekanntlich diese Vorschriften die
EE für alle Bestimmungen sind, die der VDE auf-
stellt.
Die Errichtungsvorschriften, die bisher für alle vor-
kommenden Betriebspannungen von Starkstromanlagen gal-
ten, sind jetzt in zwei Teile zerlegt. wobei als Trennungs-
linie zwischen den beiden Teilen 1000 V festgelegt wurde.
Anlagen mit Betriebspannunzen unter 1000 V unter-
liegen künftig den „Vorschriften nebst Ausfüh-
rungsrezeln für die Errichtung von Stark-
stromanlagen mit Betriebspannungen un-
ter 100 V., V.E.S.1”; Anlagen mit Betriebspannungen
von 1000 V und darüber den „Vorschriften
nebst Ausführungsregeln für die Errich-
tung von Starkstromanlagen mit Betrieb-
spannungen von 1000 V und darüber, V.E.S.2“.
In die V.E.S. 1 sind die bisherigen „Leitsätze für die
Errichtung elektrischer Starkstromanlagen in der Land-
wirtschaft“ hineingearbeitet, so daß diese Leitsätze außer
Kraft gesetzt werden konnten.
Aus den V.E.S.1 sei besonders auf $ 3 hingewiesen,
der die Bestimmungen über Schutzmaßnahmen gegen zu-
fällige Berührung und zu hohe Berührungspannungen in
neuer Fassung enthält, die als die wichtigsten Forderun-
gen, die der VDE überhaupt an elektrische Anlagen und
deren Zubehör stellt, anzusehen sind.
Die V.E.S.2, die das Gebiet der Hochspannungsanlagen
umfassen, sind vollständig neu aufgebaut worden.
Die beiden neuen vorerwähnten Arbeiten erstrecken
sich nur auf die Errichtung elektrischer Starkstrom-
anlagen. Die bisherige Fassung der „Betiebsvorschriften”
mußte daher, da sie früher den Errichtungsvorschriften an-
gefuer war, als selbständige Arbeit aufgestellt werden. In
dieser Fassung, dier die Jahresversammlung angenommen
hat, sind einige geringfügige Änderungen, die bereits seit
längerer Zeit als notwendig befunden waren, vorge-
nommen.
In der neuen Fassung der „Vorschriften für
die Ausführung schlagwettergeschützter
elektrischer Maschinen, Transformatoren
und Geräte” sind für die einzelnen Schutzarten (druck-
feste Kapselung, Plattenschutzkapselung und Ölkapselung)
Maßangaben aufgenommen worden, da es sich herausge-
stellt hat, daß in den namhaftesten ausländischen Vor-
schriften derartige Angaben enthalten sind. Die Vorschrif-
ten gelten für alle Maschinen, Transformatoren und Ge-
räte, die in schlagwettergefährdeten Grubenräumen Ver-
wendung finden sollen und deren Herstellung nach dem
1. Juli 1929 begonnen wird.
Für die immer mehr in Aufnahme kommenden Leucht-
röhrenanlagen, für die bisher keine Sonderbestimmungen
ın den Errichtungsvorschriften enthalten waren, gelten
jetzt die von der ‚Jahresversammlung angenommenen „Re-
selnfürdie Errichtung von Leuchtröhren-
anlagen“ Diese Leuchtröhrenanlagen, die mit Span-
nungen von 1000 V und darüber auf der Oberspannungseite
hetrieben werden, dienen für Beleuchtungs- oder Reklame-
zwecke. Der Lichterzeuger besteht ganz oder zum Teil
aus elektrischen (rasentladungsröhren, die eine Edelgas-
füllung — Neon, Argon und Helium — oder eine andere
(rasfüllung, wie Stickstoff, Kohlensäure und Wasserstoff,
haben. Die Regeln für diese Anlagen umfassen die beson-
deren Maßnahmen in bezug auf den Berührungschutz, fer-
ner Sonderbestimmungen für die Transformatoren und
l’rosselspulen, Schalteinrichtungen und Leitungen.
Außerdem hat die Jahresversammlung die in Zusam-
menarbeit mit der Deutschen Rönteen-Gesellschaft auf-
sestellten „Vorschriften für den Hochspan-
nuneschutzinmedizinischenRöntgenanla-
zen“ angenommen. Hinsichtlich ihrer Bauart werden in
den Vorschriften vier Klassen von Röntgenanlaxen unter-
schieden. Die neue Arbeit enthält Bau- und Betriebsvor-
schriften, die den besonderen Anforderungen der meldizini-
schen Röntgenanlagen Rechnung tragen. Die Deutsche
Röntgen-Gesellschaft hat ebenfalls ihre Zustimmung zu
diesen Vorschriften gegeben.
Eine geringfügige Änderung der „Leitsätze für
Spannungsucher bis 750 V“ wurde vorgenommen,
die sich darauf erstreckt, daß an Stelle der als Zuleitung
bisher vorgeschriebenen Hochspannungschnur Gummi-
schlauchleituneen treten. u. zw. für Spannungen bis 250 V
gegen Erde NMH- und für Spannungen von mehr als
250 V gegen Erde NSH Leitungen.
Eine völlige Neubearbeitung weisen die von der Jahres-
versammlung angenommenen „Vorschriften für
Starkstrom-Freileitungen, V.S.F.“ gegenüber
der bisherigen Fassung auf. Besonders sind die neuen
einheitlichen Bestimmungen über die zulässigen Be-
anspruchungen für Maste und über Abstände der Freilei-
tungen von Gebäuden zu erwähnen. Eine Änderung er-
fuhren ferner die Bestimmungen über Holzmaste; darüber
hinaus erhalten die Vorschriften erstmalig Bestimmungen
über Rostschutz, über die Berechnung der Maste auf Ver-
drehen und für Eisenbetonmaste.
Aus den verschiedenen Änderungen der „Vor-
schriften für isolierte Leitungenin Stark-
stromanlagen, V.Il.L.“ sind besonders die Bestim-
mungen über kabelähnliche Leitungen (Rohrdrähte und
Bleimantelleitungen) hervorzuheben.
Von besonderer Bedeutung und großer Wichtigkeit bei
diesen Leitungen ist die Ausführung der den Bleimantel
umgebenden Schutzhülle, die den Zweck erfüllen muß, den
Bleimantel gegen alle Angriffe wirksam zu schützen. In
dem neuen Text der Vorschriften ist daher eine chemische
Prüfung der Umhüllung vorgesehen, bei der die Umhüllung
dem Einfluß von Säuren, Alkalien und Oxydationsmiitteln
ausgesetzt wird. In den Bestimmungen für Rohrdrähte
und Bleimantelleitungen ist die Frage des Schutzleiters neu
geregelt. Es sei ferner darauf aufmerksam gemacht, daß
die Vorschriften für die leichten Anschlußleitungen (NHH-
Leitung) außer Kraft gesetzt sind, da für diese Leitungen
ein Bedürfnis nicht mehr vorliegt. Ferner sind die Prüf-
bestimmungen für die Fassungsadern und Pendelschnüre
verschärft worden, indem jetzt statt der Prüfung im trocke-
nen Zustand eine Prüfung nach halbstündigem Liegen in
Wasser vorgeschrieben ist.
Der bisherige Titel der „Normen für umhüllte Leitun-
gen“ ist in „Vorschriften für umhüllte Lei-
tungen“ geändert und im Text selbst sind einige unbe-
deutende Änderungen vorgenommen.
Im Jahre 1924 war ein Entwurf zu „Leitsätze für In-
stallations-Selbstschalter” veröffentlicht worden. Auf Grund
der in der Zwischenzeit gemachten Erfahrungen ist eine
neue Fassung der „Leitsätze für Installations-
Selbstschalter” aufgestellt, die von der Jahresver-
sammlung angenommen worden ist. Die Prüfbestimmungen
in diesen Leitsätzen erstrecken sich zunächst auf 250 und
380 V und bis 15 A. Unterschieden werden Sockel- und
Stöpsel-I.S.-Schalter. Letztere sollen so gebaut sein, daß
sie für 250 V Gleichstrom und auch für 380 V Wechsel-
strom verwendbar sind. Für höhere Spannungen sind 1.S.-
Schalter in Stöpselform nicht zulässig. Für die Verwen-
dung von 1.S.-Schaltern ist die Angabe wichtig, daß sie in
der Hauptsache an Stelle von Stromkreis-Schmelzsicherun-
gen bis 25 A in Verteilungsanlagen sowie in Hausinstalla-
tionen und nur hinter Vorsicherungen (Schmelzsicherun-
gen oder Selbstschalter) benutzt werden sollen.
Die Prüfungen erstrecken sich auf Auslösestrom,
Schaltleistung, Kurzschluß, Isolation, Erwärmung, mecha-
nische Haltbarkeit, Dauerbelastung und Trägheit.
Durch die Annahme der neuen „Vorschriften, Regeln
und Normen für die Konstruktion und Prüfung von Instal-
lationsmaterial bis 750 V Nennspannung, K.P.I.” durch die
Jahresversammlung 1928 war es notwendig geworden, die
„Vorschriften für Geräte-Einbauschalter”
einer Neubearbeitung zu unterziehen. Die neuen Vorschrif-
ten umfassen d i e Geräte-Einbauschalter — d.h. Ausschal-
ter und Umschalter bis einschließlich 6 A bei 250 V oder
bei einer niedrigeren Spannung solche bis 1500 W —, die
zum mechanisch festen Einbau in ein Gerät, durch den die
spannungführenden Teile des Schalters der zufälligen Be-
rührung entzogen werden, bestimmt sind. Als kleinste zu-
lässige Stromstärke ist 0,25 A vorgeschen. Die Vorschrif-
ten umfassen ferner Angaben über Kriech- und Luft-
strecken, Kontakte, Betätigungsteile, Isolation, Berührung-
schutz, Abdeckungen, Leitungsanschlüsse und Aufschrif-
ten; als Prüfbestimmungen sind Isolationsprobe, Erwär-
mungsprobe, Prüfung der mechanischen und elektrischen
Haltbarkeit und der Wärmesicherheit vorgesehen.
Auf dem Gebiet der Handgeräte selbst wurden Zu-
satzbestimmungen zu den „Vorschriften
für die elektrische Ausrüstung von Steh-
1108
lampen” angenommen, die sich auf Leuchtkörper sowie
Flüssigkeitsverdunster und ähnliche Geräte
(z. B. Parfümverdunster, Rauchverzehrer, Luftverbesserer)
beziehen.
In die „Vorschriften für Geräte mit
Kleinstmotoren*“ wurden Zusätze aufgenommen.
Hervorzuheben ist, daß als Kleinstmotor im Sinne der „Vor-
schriften für Geräte mit Kleinstmotoren” ein Elektromotor
mit einer Nennleistung bis 500 W einschließlich gilt.
Den „Vorschriften für Geräte mit Kleinstmotoren” sind
neu angefügt die Zusatzbestimmungen für Geräte mit bieg-
'samer Welle (wie z. B. Haarschneidemaschinen, Scher-
maschinen, Viehputzmaschinen) sowie Zusatzbestimmun-
sen für Haarschneidemaschinen, angetrieben durch einen
Kleinstmotor im Handstück bzw. mit magnetischem An-
trieb.
Schließlich hat noch die Kommission für Elektrowerk-
zeuze einige Änderungen der von ihr herausgegebenen „R e-
geln für die Bewertung und Prüfung von
Handbohrmaschinen, Hand- und Support-
schleifmaschinen und Schleif- und Polier-
maschinen“ der Jahresversammlung vorgelegt.
Hauptsächlich handelt es sich bei diesen Änderungen
um Bestimmungen über die Zuführungsleitung und den
Anschluß des Schutzleiters. Bei den Hand. und Support-
schleifinaschinen wird neuerdings eine Kapselung gefor-
dert, sofern bei Ventilierung der Maschine der Luftstrom
m Innern blanke spannungführende Teile überstreichen
cann.
SÉ Auf dem Gebiet der Hochfrequenztechnik bestanden
isher:
Vorschriften für Wechselstrom-Netzanschlußgeräte,
Vorschriften für Gleichstrom-Netzanschlußgeräte,
EEN für Gleichstrom-Netzanschluß-Empfänger
un
Vorschriften für Verbindungsgeräte.
Diese Arbeiten sind jetzt durch die von der Jahresversamm-
lung. angenommenen „Vorschriften für Rund-
funkgeräte, die mit Starkstromanlagen
(-netzen) in Verbindung stehen“ ersetzt, da
unter diese Vorschriften alle Rundfunkgeräte fallen, die
zum Anschluß an Starkstromanlagen bestimmt sind, ferner
solche, die dauernd oder zeitweise angeschlossen sind. Sie
gelten somit für alle Empfangsanlagen und einzelnen Ge-
räte für Rundfunk, insbesondere Netzanschlußempfänger-
und -verstärker, Verbindungs- und Schallgeräte.
Als Rundfunkgeräte gelten auch Batterien und Batte-
rieladeeinrichtungen zur Speisung von Rundfunkempfangs-
seräten, wenn nicht mit Sicherheit ausgeschlossen ist, daß
sie gleichzeitig mit dem Starkstromnetz und mit dem sonsti-
gen Rundfunkgerät, auch nur einpolig, verbunden sind.
Außer den gemeinsamen Bestimmungen über Berih-
rungschutz, Aufschriften usw. sind für die einzelnen Ge-
räteeattungen Einzelbestimmungen herausgegeben. Die
Prüfbestimmuneen sehen eine Prüfung auf Feuchtigkeits-
aufnahme, Isolierfestigkeit und Wärmesicherheit vor.
Auf Grund zahlreicher Wünsche aus den Kreisen der
Rundfunkteilnehmer wurden Änderungen der „Regeln
für den Bau und die Prüfung von Hochfre-
quenz-Heilgeräten”, die durch die Jahresversamm-
lung 1928 angenommen waren, aufgestellt. In diesen Ände-
rungen werden die durch die Heilgeräte hervorgerufenen
Störungen des Funkempfanees behandelt, und es wird ge-
fordert, daß die Geräte, die immer mehr in Aufnahme kom-
ınen, so beschaffen sein müssen, daß durch ihren Betrieb
die Störungen benachbarter Funkempfänger unter beson-
ders angegebenen Grenzwerten bleiben. Hierfür ist ein be-
sonderes Prüfverfahren vorgesehen.
Verschiedene Arbeiten der Internationalen Elektro-
technischen Commission bedingten es u. a, daß die „Re-
eeln für die Bewertung und Prüfung von
Transformatoren, R.E.T.“ und „Regeln fürdie
Bewertung und Prüfune von elektrischen
Maschinen, R.E.M.” einer Neubearbeitung unterzogen
werden mußten. Bei dieser Bearbeitung sind noch verschie-
dene weitere Änderungen, die durch vorgenommene Ände-
rungen anderer Verbandsarbeiten bedingt waren, berück-
sichtigt. Besonders zu erwähnen ist, daß die Bestimmungen
über die Prüfspannungen und die Erwärmung gegenüber
dem bisherigen Text kleinere Abweichungen aufweisen.
Die Kommission für Isolierstoffe hat im Jahre 1914
„vorsehriften für die Prüfung elektrischer Isolierstoffe“
aufgestellt, die in den folgenden Jahren jedoch mehrfachen
Änderungen unterzogen werden mußten. Als Hauptanwen-
dunsszebiet für diese Bestimmungen hat man die lsolier-
preßstoffe im Auge gehabt. Inzwischen ist die Zahl der
Arten von Isolierstoffen, für die ein Bedürfnis nach Fest-
legung von Prüfbestimmungen besteht, gestiegen; auch
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1. August 1929
haben sich neue Prüfmethoden eingebürgert. Es sind daher
dem jetzigen Stand der Technik Rechnung tragend für die
Prüfung der Eigenschaften elektrischer Isolierstoffe neue
Bestimmungen aufgestellt und „Leitsätze für die
Bestimmung elektrischer Eigenschaften
von festen Isolierstoffen“ herausgegeben. Hier
ist zum erstenmal der Versuch gemacht worden, in um-
fassender Weise die elektrischen Prüfmethoden für
die Prüfung elektrischer Isolierstoffe zu vereinheitlichen
und festzulegen. Die Arbeiten für die Aufstellung von
Prüfmethoden für die mechanischen Eigenschaften
sind noch nicht abgeschlossen.
Natürlich sind nicht alle Prüfungsverfahren auf jede
Art von Isolierstoff anzuwenden. Die Auswahl, welche
Methoden anzuwenden sind, bleibt — soweit nicht Bestim-
mungen für einzelne Isolierstoffarten bestehen — dem Er-
messen des einzelnen überlassen. Aus den Leitsätzen ist
besonders zu erwähnen, daß Prüfungen an Isolierstoffen
ohne Vorbehandlung oder nach bestimmter Vorbehand-
lung vorgesehen sind. Als Vorbehandlung elt u. a. eine
mechanische Bearbeitung, Einwirkung von Wärme, Feuch-
tigkeit, Chemikalien u. del.
Die wichtigsten Arten der Prüfungen sind: Ober-
flächenwiderstand, Widerstand im Innern, Durchzangs-
widerstand, Stromdurchganzsprobe mittels Glimmlampe,
Spitzentasterprobe, Spannungserwärmungsprobe, Durch-
EE und Festlegung der dielektrischen Ver-
uste
Die neuen „Leitsätze fürdieLieferung und
Prüfung von Tafelpreßspan”“ gelten für Preb-
span aus Tafeln. Hinsichtlich der Zusammensetzung des
Preßspans sind bestimmte Forderungen aufgestellt. Auch
wird gefordert, daß der Tafelpreßspan lufttrocken (höch-
stens 8% Feuchtirkeitsgehalt) geliefert wird.
In den Prüfbestimmungen sind Zugversuche und Falz-
versuche vorgesehen; hinsichtlich der elektrischen Eigen-
schaften sind Angaben über Durchschlagsversuche und den
Isolationswiderstand in den neuen Leitsätzen enthalten.
Die Jahresversammlung 1928 hatte die vom Ausschuf
für den elektrischen Sicherheitsgrad aufgestellten „Leit-
sätze für die Prüfung von Isolatoren für
Spannungen von 1000 V an” angenommen.
Die bisher in diesen Lieitsätzen enthaltenen Priflast-
werte sind jetzt in die Arbeiten der Kommission fir Freri-
leitunzen übernommen. Durch diese Maßnahme mußten
die „Leitsätze für die Prüfung von Isolatoren für Span-
nungen von 1000 V an“ neu bearbeitet werden. Die nene
Fassung, die weitere sachliche Änderungen nicht erfah-
ren hat, wurde von der Jahresversammlung angenommen.
Ferner wurden die neu aufgestellten „Leitsätze
fürdie Prüfunxzder Stoffeizenschaftenke-
ramischer Isolierteile für Nennspannun-
eenunter 1000 V” angenommen. Diese Leitsätze behan-
deln nieht die Prüfung fertiger Installationsteile, son-
dern lediglich die Prüfung des Werkstoffes an sich.
Unter die Bestimmungen dieser Leitsätze fallen hauptsäch-
lich: Porzellane, Steatit, Sreekstein, Steinzeug und ihre
Abarten. Die Prüfungen erstrecken sich auf die Leit- und
Saugfähiekeit, für die wahlweise zwei Methoden angegeben
sind: die Stromdurchgangsprobe mittels Glimmlampe un!
die Spitzentasterprobe.
Die neuen „Leitsätze für die Bewertung
und Prüfung von Fiberals Isolierstoff” zel-
ten für ungetränkte Fiber (Vulkanfiber und Leatheraid).
In den Prüfbestimmunsen wird u. a. verlanst, dab
Fiber keine leitenden Einschlüsse (Metallspäne oder del.)
enthält. Ferner werden Mindestangaben für den Isolations-
widerstand gemacht.
Für Elektrolackpappe sind ebenfalls Leitsätze
neu herausgegeben.
Als „Elektrolackpappe”“ sind saugfähize, möglichst
holzfreie Pappen zu verstehen, die mit trocknenden Ölen
imprägniert und mit isolierenden Grundfarben und Isolier-
lack auf der Öberfläche überzogen und durch Ofentrock-
nung fertiggestellt sind. Die Prüfbestimmunzen hierfür
umfassen: Feuchtirkeitsprüfung, Prüfung der Wärme-
festiskeit (100°), Elastizitätsprüfung, Scherprüfunz,
Schaltfeuersicherheit und Glutsicherheit, Oberflächenisvia-
tion und VDurchschlagfestirkeit.
Die Kommission für lsolierstoffe hat ferner der Jah-
resversanmımlung „Leitsätze für die Bewertung
und Prüfung von Holzals Isolierstoff“ vor-
geleet. Sie gelten für Holz, in dem die Faserstruktur des
Naturholzes erhalten geblieben ist, also nicht für Werk-
stoffe aus Holzmehl. Holz kann als Isolierstoff Verwen-
dung finden: einmal als Träger spannungführender Teile,
wobei das Holz mit Elektroden in Berührung steht, die
dauernd oder zeitweise die volle Betriebspannung oder einen
L August 1929
bestimmten Teil davon führen, ferner in Reihe mit anderen
festen Isolierstoffen und schließlich als Trennwand. Die
Prüfbestimmungen erstrecken sich auf die Anwendung des
Holzes in Luft und in festen oder flüssigen Isoliermitteln.
Für die als Isolierstoff in der Elektrotechnik sehr
wichtigen Glimmererzeugnisse gelten die neuen „Leit-
sätze für die Prüfung von Glimmererzeug-
nissen“. Besonders behandelt werden in diesen Leit-
sitzen die Mikanit-Faserstofferzeugnisse und Glimmer-Fa-
serstofferzeugnisse.
Mikanit ist eine Verbindung von Spaltglimmer mit
einem geringen Zusatz von Bindemitteln. Der Spaltglim-
mer wird aus Blockglimmer durch Spalten in feine und
feinste Lagen erzeugt.
Mikanit-Erzeugnisse sind Kommutator-Mikanit, Heiz-
u Form-Mikanit, Hartform-Mikanit, Flexibel-Mi-
anit.
Mikanit-Faserstoff-Erzeugnisse, bestehend aus einer
Faserstoffschicht als Träger und einer Schicht Flexibel-
Mikanit sowie gegebenenfalls aus einer Faserstoffdeck-
schicht, sind Mikanit-Papier, Mikanit-Leinen, Mikanit-Ba-
tist, Mikanit-Seide.
Die Glimmer-Faserstoff- Erzeugnisse bestehen aus Fa-
serstofflagen, die nur mit einer einzigen Lage dünnen
Spaltglimmers unter Verwendung eines Bindemittels be-
deckt sind und nur selten auf der anderen Seite eine zweite
Faserstofflage erhalten. (Glimmer-Papier, Glimmer-Batist,
Glimmer-Seide, Glimmer-Lacktuch, Glimmer-Asbest.) Eine
Sonderart des Glimmer-Papiers ist das Mikafolium.
Die Leitsätze enthalten u. a. Angaben über Wärme-
probe und Spannungsprüfung sowie über den Glimmer-
schalt, spezifisches Gewicht und Toleranzen für die nor-
malen Dicken.
Der Geltungsbereich der weiterhin vorgelegten „Leit-
sätze für die Prüfung von natürlichen Ge-
steinen“ erstreckt sich auf Marmor und Schiefer ein-
schließlich verwandter Gesteine, wie sogenannter belgischer
Granit, Solnhofer Kalkstein; die seltener gebrauchten Ge-
steine, wie Serpentin und echter Granit, sind ausgenommen.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 1108
Da Marmor und Schiefer in der Hauptsache als Grund-
. platten für Apparate verwendet werden, so ist auf die Ver-
wendung in dieser Form in den Leitsätzen besonders Rück-
sicht genommen worden.
Die Prüfung von natürlichen Gesteinen auf ihre Eig-
nung als elektrisches Isoliermaterial erfolgt nach nach-
stehenden Gesichtspunkten: Biegefestigkeit, Wasserauf-
nahme, Wärmebeständigkeit und Durchgangswiderstand.
Für Kabelvergußmassen sind bereits durch die Jahres-
versammlung 1927 Vorschriften angenommen. Für andere
Vergußmassen, die zur Verwendung in Geräten unter
1000 V Nennspannung dienen, gelten die neuen „Leit-
sätze für die Prüfung von Vergußmassen
für Geräte unter 100 V Nennspannung“. Diese
Vergußmassen sollen folgende Eigenschaften haben:
Elektrische Isolierfähigkeit bei den betriebsmäßig vor-
a NENNEN Temperaturen der vergossenen Metall-
teile,
Feuchtigkeitsicherheit soweit, daß auch beim Gebrauch
der vergossenen Geräte in feuchten Räumen die Iso-
lierfähigkeit der Vergußmasse praktisch nicht herab-
gesetzt wird,
Wärmebeständigkeit insoweit, daß ein Ausfließen der
Vergußmasse bei erhöhter Raumtemperatur unter be-
triebsmäßiger Erwärmung nicht stattfinden kann.
Die Leitsätze geben an, wie Nachprüfungen dieser drei zu
fordernden Eigenschaften durchzuführen sind.
Zu erwähnen sind noch die von der Jahresversamm-
_ lung angenommenen „Leitsätze für die Erzeu-
gung bestimmter Luftfeuchtigkeit zur
Prüfung elektrischer Isolierstoffe”. Sie be-
ziehen sich auf die Vorbehandlung elektrischer Isolier-
stoffe, deren Prüfung nach Lagerung bei bestimmter
Feuchtigkeit vorgenommen werden soll; sie enthalten fer-
ner Angaben über die zu diesen Versuchen notwendigen
Hygrostaten, über Erzeugung und Überwachung der Luft-
feuchtigkeit und über Lagerung und Behandlung der zu
prüfenden Teile. A. M
Neuzeitliche Kabel- und Rohrverlegung in Kraftwerken.
Von Obering. TI. Dützmann, Karlsruhe.
Übersicht. Nachdem zunächst die allgemeinen Ge-
sichtspunkte besprochen werden, welche bei Kabel- und
Kohrverlegung in Gebäuden zu berücksichtigen sind, wird
nach einem kurzen Überblick über die bekannten Befesti-
gungsmittel ein auf Grund von Beiriebserfahrungen der
Badischen Landeselektrizitätsversorgung A.-G., Karlsruhe,
entwickeltes Verlegungsystem (D. R. P.) beschrieben, welches
durch seine gedrängte und zweckmäßige Anordnung tech-
nische Vorteile gegenüber bekannten Steen bietet und
die Montage und Demontage von Kabel- und Rolhranlagen
wesentlich erleichtert und wirtschaftlicher gestaltet.
Es ist eine bekannte Tatsache, daß bei der Projcktie-
rung von Kraft- und Umspannwerken die Verlegung der
Verbindungsleitungen, insbesondere der Niederspannungs-
kabel, immer noch vernachlässigt wird. Dies ist auch ver-
ständlich, wenn man in Betracht zi>ht, daß die Festlegung
aller Einzelheiten des Meß-, Signal-, Überwachungs- und
Sicherunzswesens bei dem Tempo der heutigen Bauweise
erst im Laufe der Bauausführung vollständig geklärt wer-
den kann. Es ist dılıer nicht verwunderlich, wenn die bei
der Projektierung für Kabel und Rohrleitungen vorgzesehe-
nen Kanäle und Gerüste sich bald als viel zu knapp er-
weisen. Ferner bedingt die gerade im letzten Jahrzehnt in
Erscheinung tretende starke Entwicklung solcher Werke
dauernde Änderungen und Erweiterungen der Kabelanla-
een, welche unmöglich vorausgesehen und berücksichtigt
werden können. Da aber hierdurch hervorgerufene bau-
liche Veränderungen meistens mit großen Kosten und Be-
triebserschwerungen verknüpft sind, liegen die Verhält-
nisse bei älteren Bauten noch viel schwieriger als bei Neu-
anlagen.
Bei Verlegung der Leitungen, beispielsweise in Ka-
nälen, Schächten, an Decken, Wänden und Gerüsten, treten
überall Schwierigkeiten hinsichtlich der Unterbringung
der Kabel und Rohre auf, wenn auf übersichtliche Ver-
legung und leichte Änderungsmöglichkeit Wert gelegt
wird. Die bekannten Verlegungsysteme weisen alle neben
gewissen Vorteilen Nachteile auf, deren Beseitigung in
weiten Kreisen als dringendes Bedürfnis empfunden wird.
DadieArtderKabelverlegunginerster Linie
durch die Befestigungsmittel bedingt ist, müssen
an ein in technischer und wirtschaftlicher Beziehung be-
friedigendes Verlegungsystem folgende Forderungen ge-
stellt werden:
1. Gedrängte Verlegungsmöglichkeit.
2. Weitgehende Anpassungsfühigkeit an gegebene Platz-
verhältnisse in bezug auf horizontale und vertikale
Anordnung, z.B. Verlegung an Decken, Wänden, in
Schächten usw.
3. Leichte Auswechselbarkeit.
4. Weitgehende Übersichtlichkeit und Zugänglichkeit,
5. Große Stabilität gegen axiale Zugbeanspruchung bei
vertikaler Verlegung (in Schächten).
6. Große Umschließungsflächen der Schellen zwecks
Schonung der Kabel, besondere bei unarmiertem Kabel.
1. Einfache, zeitsparende Montage unter Vermeidung von
jeglichen Anpassungsarbeiten am Montaseort.
8. Normalisierung der Schellen und Beschränkung auf
wenige Größen bei Kabeln verschiedenen Durchmes-
sers unter Gewährleistung sicherer Befestigung.
9. Billige und einfache Herstellung in Massenfabrikation.
Es soll nunmehr untersucht werden, inwieweit die bis-
her gebräuchliclhsten Befestigungsmittel diesen Anforde-
rungen genügen. Man kann im allgemeinen bei den be-
kannten Ausführungen eine Bügelform und eine
Klauenform unterscheiden. Die älteste Bügelform ist
wohl die aus der Installation bekannte K ram pe (Abb.1),
welche eine billige, einfache Befestigung ermöglicht. Aus
dem Bedürfnis heraus, die befestigten Leitungen wieder
leslösen zu können, entwickelte eich dann wohl die weit-
verbreitete Form der Rohrschelle (Abb. 2), welche
durch die Schraub-Dübelbefestigung dieser Anforderung
entsprach, dann aber auch wegen der bandartigen Ausbil-
dung den Vorteil bot, daß sie den spezifischen Flächen-
1110
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1. August 1929
druck verringerte und dadurch die Sicherheit der Befesti-
ung erhöhte. Dementsprechend konnte die der Rohrechelle .
Abb.2) nachgebildete, gewöhnlich kräftiger ausgeführte
Kabelschelle (Abb.3) auch in großen Kabelvertei-
Abb. 3.
Abb. 1.
Abb. 2.
lungen, wo die Schellen mittels Schrauben auf Leisten aus
Profileisen befestigt werden, weitgehend Eingang finden.
Um den Nachteil des großen Raumbedarfs dieser Schellen
bei Verlegung mehrerer Kabel nebeneinander (nach
Abb. 4) wenigstens teilweise wettzumachen, wurde im wei-
teren die Verlegung vielfach nach Abb.5 durchgeführt.
Abb. 4.
Dieser Verlegungsart haftet jedoch noch der Mangel an,
daß bei Entfernung eines Kabels die benachbarten Kabel
ebenfalls entfernt, zum mindesten gelöst werden missen.
Außerdem müssen die Schellen dem jeweiligen Kabeldurch-
messer ziemlich genau angepaßt eein, was jedoch die L.a-
gerhaltung erschwert. Vielfach wird die Verlegung des-
halb wenig kunstgerecht unter Umwicklung der Kabel mit
Pappe so durchgeführt, daß die Haltefähigkeit der Schel-
len einigermaßen gesichert ist. Die Montage dieser Schel-
len bedingt zudem viele unwirtschaftliche Anpassungs-
arbeiten an der Baustelle durch den Einbau der Befesti-
gzungsdübel oder bei Montage auf Profileieen durch das
Verbohren der Befestigungslöcher.
Andere Lösungen stellen die Bügelformen nach Abb. 6
u. 7 dar, welche mehrere Kabel unter einem Bügel vereini-
E Oe Ge N SÉ EEN VIE TIL
ES
Abb. 7.
gen. llierbei müssen die Kabel jedoch möglichst gleichen
Durchmesser haben, da sonst leicht Beschädigungen, beson-
ders bei nicht eisenarmicrtem Bleikabel, vorkommen können
und die Befestigung der dünneren Kabel nicht einwandfrei
ist. Diese Schellen müssen außerdem wegen ihrer verschie-
denen Abmessungen vom Montagepersonal anOrt und Stelle
hergestellt und verbohrt werden, was mit einer flotten
Montage unvereinbar ist und als vollkommen unwirtschaft-
‚lich bezeichnet werden muß. Bei Änderungen der Kabel-
verlegung haben sie zudem dieselben Nachteile wie die
Schellen der Abb. 4 u.5 und sind bezüglich der Haltefestig-
keit noch unzuverlässiger, besonders bei vertikaler Ver-
legung der Kabel.
KON
ZEN
Alb. 8.
Einen gewissen Fortsehritt in bezug auf leichtere Mon-
tage stellt die Bügelform nach Abb. 8 dar, da bei der-
selben die zeitraubenden, unwirtschaftlichen Bohrarbei-
ten am Montageort wegfallen. Die Befestigung erfolgt
durch Einlıaken einer besonderen Hakenschraube in den
Profilträger. Im übrigen weist sie jedoch dieselben
Nachteile wie die vorerwähnten Bügelformen auf. Bei
Verlegung starker Kabel, insbesondere von Hochspan-
nungskabeln, sind die vorbeschriebenen Schellen schon
hinsichtlich ihrer großen spezifischen Flächenpressunz
und leichten Beschädigungsmösglichkeit des Bleimantels zu
verwerfen. Dieser Gesichtspunkt ist besonders bei der
Verlegung der metallisierten Starkstromkabel (Patent
Höchstädter u.a.) zu beachten, da hier bekanntlich
geringe Verletzungen der dünnen Metallfolie leicht zu
schweren Betriebstörungen Veranlassung geben können.
Die auch im Gas- und Wasserfach bekannte Klauen-
form (Abb.9 u. 10) hat von vornherein das Bestreben,
einen möglichst großen Teil des Rohr- bzw. Kabelumfanges
zu umschließen und so die Nachteile vorbeschriebener Bü-
gelformen, welche nur einen kleinen Sektor des Kabels um-
fassen (Abb. 12 u. 13), zu vermeiden.
Die Klauenform wird daher für Hochspannungskabel
vorteilhaft verwendet, wobei dieSchellen natürlich sorgfäl-
tig dem Kabeldurchmesser angepaßt sein müssen, weshalb
dieselben meistens an der Baustelle hergestellt werden.
r BE
H
en Me
CN
7 STI ©
f E
in
Abb. 13. Abb. 11.
Für die Verlegung mehrerer paralleler Kabel kommt die
selbe wegen der Befestigungschwierigkeiten aus wirt-
echaftlichen Gründen sowie mit Rücksicht auf den groben
Raumbedarf nicht in Betracht.
Um bei möglichst geringem Raumbedarf die oben er-
wähnten Befestigungschwierigkeiten der Klauenform zu
umechen, ist in letzter Zeit eine Klauenform nach Abb. 11
zur Anwendung gekommen, wobei die Befestigung in ähn-
licher Weise wie nach Abb. 8 mittels eines Hakens am Pro-
fileisen erfolgt. Zur Erreichung einer sicheren Umschlie-
ßungsfläche bedingt diese Ausführungsart allerdings eine
große Anzahl von Schellentypen, die dem jeweiligen Ka-
beldurchmesser ziemlich genau angepaßt sein müssen. Des-
halb erscheint es zweckmäßig, bei Verwendung dieser
Schellenart auf die Verlegung von Einheitskabeln gleichen
Durchmessers überzugehen, was allerdings in bezug au
die wirtschaftliche Ausnutzung der Kabel einige Opfer er-
fordert. Für Verlegen an Wänden und in Schächten scheint
diese Befestigungsart nicht schr zweckmäßig zu sein, da
die Stabilität der Schellenart in dieser Lage nur zering
ist. Auch die Auswechselung der einzelnen Kabel bereite!
bei der starren kurzen Klauenform bei dichter Verlegung
Schwierigkeiten.
Alle vorerwähnten Gesichtspunkte sind bei der nach-
folgend beschriebenen, patentierten Kabelschelle System
Badenwerk berücksichtigt worden. Die mehrjährigen Er-
falırungen, die in ausgedehnten Kabelverteilungsanlagen
mit der Schelle gemacht worden eind, haben alle Erwartun-
gen weitgehend erfüllt. Infolge ihrer sinnreichen Kon-
struktion ist die Schelle dazu berufen, in allen vorkommen-
den Fällen ein vollwertiges Befestigungsmittel für Kabel
und Rohrleitungen aller Art zu werden. Die Schelle be-
steht aus einem in Keilform gebogenen, elastischen Band-
eisen, das an der vorderen Seite klauenförmig ausgebildet
iet. Die Schellen werden zwischen zwei Trägereisen,
welche U- oder Winkelform haben können, hochkantig £e-
lagert. Zum Fixieren derselben dient ein an der Keilspitze
einzesteckter llaltestift, welcher sich hakenförmig auf den
Flansch des Profileisens stützt. Durch Verwendung von
Hakenstiften verschiedener Stärke ist es möglich, Schellen
gleicher Type für Kabel verschiedenen Durelimeesers zu
verwenden, wobei der Umfassungswinkel im wesentlichen
unverändert bleibt, Die Schelle gestattet es, Kabel in g€-
drängtester Anordnung (Abb.14) zu verlegen, da die
Einbringung eines Kabels dank der Elastizität des keil-
1. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1113
förmigen Schellenbandes durch Öffnen der Klaue ohne
weiteres möglich ist. Durch Anziehen der vorderen Ver-
schlußschraube preßt sich das zwischen den Profileisen
locker gelagerte, durch den Stift fixierte Band gegen das
Kabel und drückt dieses zugleich gegen das Profileisen,
wodurch eine außerordentlich eichere Befestigung erzielt
wird. Es ist hiernach einleuchtend, daß die Schelle für jede
Befestigungslage (horizontale, vertikale usw.) gleichgut
geeignet ist. Die Entfernung einzelner Kabel kann ohne
Lösung benachbarter Kabel durch einfache Entfernung der
Verschlußschrauben der zugehörigen Schellen in kürzester
Zeit erfolgen. In bezug auf Übersichtlichkeit und Zugäng-
lichkeit sowie Bezeichnungsmöglichkeit der Kabel wird
diese Verlegungsart weitgehenden Anforderungen gerecht.
Das bei vertikaler Verlegung (in Schächten und an Wän-
den) hochkantig auf Biegung beanspruchte Schellenband
hat gerade in dieser Lage sein größtes Widerstandsmoment
und weist somit in dieser besonders beanspruchten Lage
große Stabilität gegen axiale Zugbeanspruchung auf.
Wirtschaftlich bedeutsam ist neben der einfachen und
billigen Herstellung in Massenfabrikation (unter Vermei-
lung jeglicher Nachbearbeitung am Montageort) die Mög-
lichkeit der Beschränkung auf wenige genormte Größen
infolge der weitgehenden Anpassungsfähigkeit der Schelle
an die verschiedensten Kabeldurchmesser. Diese Anpas-
sungsfähigkeit ist gegeben, einerseits infolge weitgehender
Regelung durch Verwendung von Haltestiften verschiede-
ner Stärke, anderseits durch die vordere Verschluß-
schraube. Als erheblicher Vorteil muß die zeitsparende
Montage gebucht werden, die unter Vermeidungjeg-
licher Bohr- und sonstiger Anpassungs-
arbeiten am Montageort durchgeführt werden
kann. Ein Vergleich mit den vorerwähnten älteren Schel-
lenarten zeigt auch die Überlegenheit der neuen Schelle in
bezug auf die Schonung der Kabel, da bei gleichem Druck
die spezifische Flächenpressung infolge des erheblich grö-
Beren Umschließungswinkel ent-
sprechend geringer ist. Wie aus
den Abb. 12, 13 u. 15 ersichtlich
ist, beträgt der Umfassungs-
winkel bei Bügelschellen je nach
der Sorgfalt der Montage % bis
Abb. 15. 180°, während derselbe bei der
neuen Schelle (Abb. 16) rd. 240 °
beträgt. Die spezifische Flächenpressung ist somit bei
der beschriebenen Schelle um mindestens 35 % geringer
als bei der Bügelschelle. |
In älteren, erweiterungsbedürftigen Anlagen, wo mit
besonders ungünstizen Platzverhältnissen zu rechnen ist,
kann die nach Abb. 17 ausgebildete Schelle es ermöglichen,
auf dem gleichen Raum die doppelte Kabelanzahl wie mit
der Schelle Abb. 14 unterzubringen, ohne daß hierdurch
die vorerwähnten Vorteile in bezug auf Haltefähigkeit und
Übersichtlichkeit verlorengehen (Abb. 18).
Abh. 18.
°
In bezug auf die Wirtschaftlichkeit der Schelle sind
Abb. 16. Abb. 17.
folgende Gesichtspunkte maßgebend: Bei Anwendung
dieser Schellen können auf dem gleichen Raum 100 ... 200 %
mehr Kabel verlegt werden als bei den älteren bisher ge-
bräuchlichen Anordnungen. Die Herstellungskosten der
Schellen sind wegen der einfachen Fabrikation als Massen-
stanzartikel und durch die Verwendung nur einer Ver-
schlußschraube geringer als bei den bekannten Ausfüh-
rungen. Die Ersparnisse an Montagekosten können gegen-
über der Montage von älteren gebräuchlichen Schellen-
typen mit 50...80 % bewertet werden. Die Schelle bietet
neben den vorerwähnten technischen besonders dort erheb-
liche wirtschaftliche Vorteile, wo größere Mengen an Ka-
beln oder Rohrleitungen verlegt werden, wie dieses in Zen-
tralen und Umspannwerken, bei Untergrundbahnen, auf
Kriegs- und Handelschiffen, in Telephon- und Rohrpost-
zentralen, in neuzeitlichen Dampfkessel- und Heizungs-
anlagen, in Bergwerken usw. der Fall ist.
Die elektrische Alkalileuchte für Grubenbeleuchtung.
Von Dipl.-Ing. H. Müller, Zwickau.
Übersicht. Es wird eine Beschreibung der neuzeit-
lichen, tragbaren elektrischen Grubenleuchte gegeben, deren
Stromquelle der von der Firma Friemann & Wolf, G. m.
b. H., Zwickau i. Sa., gebaute Nickel-Kadmium-Sammler ist.
In den Grubenbetrieben, welche unter Tage liegen,
ist besonders in Schlagwettergruben die Beleuchtungs-
frage eine der wichtigsten. Tragbare elektrische Leuch-
ten haben im Bergbau eine immer mehr waclısende Be-
deutung erlangt, nicht nur wegen ihrer besseren Leucht-
kraft, sondern sie sind auch wegen ihrer Sicherheit und
Wirtschaftlichkeit unentbehrlich geworden. Heutzutage
wird die elektrische Grubenleuchte nicht nur für beson-
dere Arbeiten oder an Arbeitsplätzen, an denen viel Licht
erforderlich ist, benutzt, sondern man ist seit langer Zeit
dazu übergegangen, auch die Belezschaften mit elektri-
chem Geleucht auszurüsten. Es gibt zwei Ilaupttypen
von tragbaren elektrischen Grubenleuchten: solche, die
der Bergmann mit der Hand tragen muß, die Handlampe,
und solche, die er sich an seiner Kleidung befestigt, die
Kopfleuchte. Der innere Aufbau beider Arten ist genau
der gleiche, nur die Gestaltung der äußeren Form ist
zweckentsprechend eine andere (Abb. 1u.6).
<
Abb. 1. Wolfsche Alkali-Koj-flampe Type 830.
1112 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 l. August 1929
A. Gehäuse. Oxydationsstufe übergeht. Die negative Elektrode besteht
Die Hauptteile einer neuzeitlichen elektrischen Gru- aus Kadmium mit geringer Beimengung von Quecksilber;
benleuchte sind das Gehäuse, die Stromquelle und die letzteres dient nur zur Erhöhung der Leitfähigkeit des an
Glühlampe nebst Zubehör (Schaltein-
richtung, Tragvorrichtung). Das aus
starkem Stahlblech hergestellte Gehäuse
besteht aus Unter- und Oberteil. Der
Unterteil dient zur Aufnahme des Akku-
mulators, während der bei den Hand-
leuchten durch Verschraubung, bei deu
Kopfleuchten durch Schlauchkabel mit
demselben verbundene obere Teil zur
Aufnahme der Glühlampe und der dazu-
gehörigen Schaltvorrichtungen dient.
Um gegen die Beanspruchungen des
Grubenbetriebes durch Stöße, Steinfall
Reinnickelstreifen:
1 gewalzt
2 perforiert
3 pastiert und ge-
faltet
zum Pressen fertig
gepreßter Kuchen Abb. 4 Leuchtentopf mit ausgebautem Plattensatz.
Rahmen für 5
fertige Plus Elek-
„2, mn
trode
und für sich schlechtleiten-
den Kadmiums. Bei der
Ladung wird das Kad-
miumgemisch zu Metall
reduziert. Bei der Ent-
ladung erfolgt für beide
Elektroden der chemische
Vorgang in umgekehrter
Richtung. Eine Veran-
8 4 5 6 ? schaulichung der chemi-
Abb. 2 Fabrikationsgang einer positiven Elektrode. schen Vorgänge ergibt
sich in folgender Form:
usw. genügend ee... ru en. ere
häuse, und ganz besonders der Unterteil kräftig gebaut : ung hb
sein. Entsprechenderweise ist entweder eine Verstärkung Cd + Niz Os + 3 H,0 Entladung Cd (OH), +2 Ni (OH),
in Form eines Stutzens oder von eingeprägten Rippen an- R
gebracht. Sicheren Schutz gegen Verrosten und Ein-
wirkung säurehaltiger Grubengewässer bietet der
Kadmiumüberzug des Stahlblechs. Durch den be-
kannten Magnetverschluß wird in der Grube ein
Öffnen der Leuchte verhindert. Als Tragvorrich-
tung dient bei den Handleuchten der am Oberteil
angebrachte Traghaken, bei den Kopfleuchten ein
Leibriemen für den Unterteil, eine Bergmannsmütze
für den Obertail oder das Kopfstück. Als Strom-
quelle für tragbare elektrische Grubenleuchten fin-
den Blei- und alkalische Akkumulatoren Verwen-
dung, von denen der von der Firma Friemann &
Wolf G. m. b. H., Zwickau (Sa.), auf den Markt
gebrachte alkalische Nickel-Kadmium-Sammler, der
sich auch als Stromquelle für Kesselbeleuchtung,
Feuerrohr-, Schaffner-, Zugschluß-, Weichenleuchten
ns SECH im folgenden kurz besprochen wer-
en soll.
EZEIZSEZLLITZZZE
ATAT NTT
BER
BENTEZILLEITIIZE
WR ER EE ES SS KEIER SS DS EES D
1, 2, 5, 6 wie in Abb, 2
3 Mittelstreifen, gewellt Abb. 5. Lade- und Entladecharakteristik eines alkalischen Sammlers.
gefalzt
$ eg
7 fertige Minus-Elektrode |
3 4 5 6 7
Abb. 3. Fabrikationsgang einer negativen Elektrode.
am
ei
a
RES
WS
am
SE
E
SE
WS
||
BS
KA
Bei dem Lade- bzw. Entladeprozeß geht
eine Wasserzersetzung nebenher, indem
Sauer- und Wasserstoff gebildet werden,
die als Knallgas entweichen, wodurch
sich im Laufe der Zeit die Dichte des
lölektrolyten erhöht.
Als Elektrolyt dient chemisch reine
Kalilauge von 25 ° Bé, die in der Zelle bei
den chemischen Vorgängen nur als Strom-
leiter wirkt. Die richtige Zusammen-
setzung der Lauge und deren Dichte sind
von wescntlichem Einfluß auf die Leistung
der Zelle. Infolge der durch die erwähnte
Wasserzersetzung dichter und weniger
B. Akkumulator. ‚werdenden Lauge muß zur Erhaltung eines Flüssig-
Für die positive Elektrode wird Nickeloxydulhydrat, keitstandes von 8..10 mm über den Oberrand der
Ni(OH), verwendet, das bei der Ladung in eine höhere" Elektroden stark verdünnte Kalilauge von Zeit zu Zeit
1. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 1113
nachgefüllt werden. — Mit Hilfe eines Kontrollapparates
läßt sich bei geschlossenem Akkumulator sehr leicht fest- 1,3
stellen, ob der Laugestand den Vorschriften entspricht.
Auch das Nachfüllen geht selbsttätig vor sich. Eine in
Die elektromotorische Kraft einer Zelle beträgt etwa
V. Der Spannungsverlauf bei der Ladung und Ent-
ladung ist aus den Schaulinien der Abb. 5 ersichtlich,
welche die Stromstärke in Funktion der Betriebstunden
\
Schutzglas
Glühlampe
Kontaktscheibe
Magmetrverschluß ' Bän = T
Füllverschluß RIX
Hartgunmi-Abdichtungs-
deckel
7 Andruckrine
8 Plus- und Minus-Elektr»-
densatz
9 Mantelisolation
10 Fußklammer
it Federpol
12 Unterteil
an o Ge IO m
Abb. 6 Alkalilampe mit Nickel-Kadmium-Elektroden.
das- Füllwerkzeug eingeschaltete Signallampe glüht auf,
sobald der richtige Laugestand wieder erreicht ist.
Als Träger der wirksamen Masse werden sehr dünn
ausgewalzte und perforierte (aufgerauhte) Nickelbänder
benutzt. Die positive Masse, das Nickeloxydulhydrat,
wird als Paste auf diese Bänder aufgetragen,
eingefaltet und eingetrocknet. Die negative
Masse, das Kadmium-Gemisch, wird dagegen
als feines Pulver zwischen zwei gefaltetce
Nickelbänder eingetragen. Unter starkem
Druck zu3sammengepreßt, ergeben diese mit
der wirksamen Masse versehenen Nickelbänder
rechteckige metallische Kuchen. In Nickel-
rahmen eingelegt, bilden diese Kuchen starre,
widerstandsfähige Platten!. Durch Einpressen
und Verschweißen der Kuchen mit dem Rahmen
erhält die Masse in sich und mit dem Ralımen
guten Kontakt. (Abb.2 und 3.)
Die so hergestellten Platten werden in
einem aus starkem Stahlblech mit Kadmium-
Überzug hergestellten Zweizellengefäß, dem so-
genannten Leuchtentopf (Leuchtenunterteil)
eingebaut (Abb. 4). i
In dem Hartgummi-Abschlußdeckel für den
Leuchtentopf sind die Pole für zwei hinterein-
arder geschaltete Zellen luftdicht einvulkani-
siert. Der Zusammenbau der Platten zu Platten-
sätzen erfolgt an den aus dem Abschlußdeckel
hervorstehenden Polzapfen. Die Anzahl und
Größe der Platten richtet sich nach der ver-
lansten Leistung. Die Isolation der positiven
und negativen Platten gegeneinander und des
gesamten Plattensatzes gegen das Zellengefäß
besteht aus besonders behandeltem Hartgummi.
In dem Deckel befinden sich außerdem die mit
flüssigkeitsdichten Ventilen versehenen Füll-
öffnungen der beiden Zellen, die während der
Ladung geschlossen bleiben. Zum Zwecke
einer guten Abdichtung des Deckels gegen den
Leuchtentopf ist auf die untere Seite dei
Deckels Weichgummi aufvulkanisiert. Der
Abdichtungsdruck erfolgt je nach Form des
Leuchtentopfes durch einen Gewindering oder
durch Andruckhebel mit Schraube. Diese von
der Firma Friemann & Wolf gewählte Kon-
‚sruktion gestattet ein leichtes Öffnen des alkalischen Akku-
mulators zu Reparatur- oder Reinigungszwecken. Die Vor-
züge dieser Konstruktion gegenüber den verschweißten
Zellen brauchen nicht besonders erwähnt zu werden.
ı DRP._238 232,241 732, 241 733, 242.047, 250 385, 252 707.
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Abb. 7. Leuchtenoberteil mit Bruchsicherung.
wiedergibt. Sie beziehen sich auf die Wolfsche Arbeiter-
Handleuchte Type 950/00, welche normal 8,5 h mit 4 A ge-
laden wird und eine 16stündige Entladung mit 1,35 A
Entladestrom erreicht.
Starke Überladungen nach völliger Entladung scha-
den dem alkalischen Sammler auch bei dauerndem Vor-
kommen nicht viel. Als geladen gilt eine Zelle, wenn die
Spannung 1,3 V beträgt und bei Belastung nicht augen-
blicklich sinkt. Als normal entladen gilt die Zelle, wenn
die Klemmenspannung auf 1,1 V gesunken ist. Andere
Merkmale für Beendigung der Ladung und Entladung be-
Abb. 8. Graphische Darstellung der Lichtstärke einer elektrischen Handleuchte.
stehen nicht. Laugetemperaturen über +50° in den
Zellen sind zu vermeiden, weil dadurch die Leistung und
bei öfteren Wiederholungen auch die Lebensdauer der
Zelle leidet.
Die zusammengedrängte Konstruktion der elektri-
schen Grubenleuchte und die dementsprechend kleinen
1114
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1. August 1929
Abmessungen des Akkumulators üben einen wesentlichen
Einfluß auf seinen Wirkungsgrad aus. Derselbe ist unter
diesen Verhältnissen in Amperestunden gemessen etwa
65 %. S
C.ZusammenbauundßBedienung.
Die Stromübertragung vom Akkumulator zur Glüh-
lampe erfolgt durch stark gefederte Pole, die auf den in
einer Hartgummischeibe einvulkanisierten Kontakten
schleifen. Mit diesen zentrisch angeordneten Kontakt-
lamellen ist die Glühlampenfassung bzw. der Glühlampen-
federpol verbunden. Die genannte Anordnung dieser Strom-
übertragung liegt gut geschützt im Oberteil der Lampe
und verhindert ein Verschmutzen durch Kohlenstaub oder
eine Oxydation gänzlich (Abb. 6).
Das Einschalten erfolgt durch Anschrauben
des Lampenunterteils an den Oberteil, u. zw,
solange, bis die Pole des Akkumulators festen
Kontakt mit der Kontaktscheibe geben. Im
Augenblick der richtigen Schaltstellung springt
der Magnetverschluß ein und verhindert so ein
Ausschalten der Lampe durch den Arbeiter in
der Grube.
Als Glühkörper finden Iuftleere oder auch
xasgefüllte Glühlampen mit Swan- oder Edison-
fassung Verwendung. Der Stromverbrauch
schwankt je nach Größe der Lampe in den
Grenzen von 0,3..15 A. Zum Schutze der
Glühlampe dient eine aus starkem Glas be-
stehende Glasglocke, die ihrerseits wiederum
durch Schutzstäbe und Deckel geschützt ist.
Zur Erhöhung der Schlagwettersicherheit bei
Zertrümmerung der Schutzglasglecke wird oft
eine selbsttätige Stromunterbrechung ange-
bracht. Letztere wird durch Kurzschluß und
Abschmelzen einer im Stromkreis angebrachten
Sicherung im Augenblick der Zertrimmerung
der Schutzglasglocke dadurch hervorgerufen, daß
eine zweite unter Federdruck stehende Glasglocke sich
nach oben bewegen kann. Die Anordnung der Schaltein-
richtung ist in Abb.7 dargestellt. Für die Konstruktion
der Kopfleuchte gilt dasselbe, nur daß die Anordnung der
selbsttätigen Ausschalteinrichtung sich der Form der Kopf-
leuchte anpaßt.
Einer der Hauptvorzüge der elektrischen Gruben-
leuchte und ganz besonders derjenigen mit alkalischem
Akkumulator gegenüber der früher verwendeten Benzin
Fadenglühlampe 2,6 V, 1,6..0,6 A
Sicherheitsleuchte ist die große Lichtstärke. Sauerstoff-
verbrauch und Wärmeentwicklung finden nicht statt. Die
Leuchtkraft der elektrischen Handleuchte, die noch vor
kurzem kaum 1,5 HK erreichte, ist in allerletzter Zeit um
über 100 % gesteigert worden (Abb. 8).
D. Vorzüge der Kopfleuchte
Einer Verbesserungsmöglichkeit in der Gruben-
beleuchtung durch die Kopfleuchte, die in Amerika und
anderen Ländern die größte Verbreitung gefunden hat,
ist in Deutschland noch nicht die genügende Aufmerksan-
keit geschenkt worden. Eine Kopfleuchte mit einer Glüh-
lampe von 1 HK gibt z. B. auf eine Entfernung von 1 m eine
fast dreimal so große Beleuchtungstärke wie eine Hand-
leuchte von derselben Kerzenstärke auf eine Tintfernunz
gasgefüllte Glühlamper2,6,V, 135 A
Abb. 9. Graphische Darstellung der Lichtstärke einer Kopfleuchte.
von 1% m. Die Vorteile der Kopfleuclite für die Strecken-
arbeiter, Spezial-Grubenarbeiter und Retiungskolonnen er-
geben sich durch die große Leuchtkraft und Bewegungs-
freiheit, da beim Arbeiten das Licht sich stets mit dem
Träger der Lampe bewest, welcher beide Hände zur Arbeit
frei hat. Noch erwähnenswert ist der Fortfall jeglicher
Schattenbildung und Blendmöglichkeit. Die Lichtstärke
u r des Lichtes sind aus Abb. 9 er-
sichtlich.
Hochleistungschalter ohne OI*.
Von J. Biermanns, Berlin.
(Schluß von S. 1079.)
Die Temperatur der ausströmenden Luft ist natur-
gemäß entsprechend den Schwankungen der Stromstärke
innerhalb einer Halbperiode großen Änderungen unter-
worfen. Die im Unterbrechungslichtbogen in Wärme um-
gesetzte Energie beträgt bei der Unterbrechung großer
Leistungen viele tausend KW, und es ist klar, daß ein wc-
sentlicher Teil dieser Energie zur Erhitzung der Blasluft
verwendet wird. Überschlägliche Berechnungen haben
gezeigt, daß die verfügbare Energie bei weitem ausreicht,
um die ausströmende Luft während des Strommaximums
auf Lichtbogentemperatur zu bringen, und daß die Tempe-
ratur der ausströmenden Luft fast trägheitslos den durch
den periodischen Verlauf der Stromstärke gegebenen
Energieschwankungen folgt. Wir können dies gut an den
Abb. 22 und 23 verfolgen, welche für zwei typische Fälle
für den in einer Halbperiode sich abspielenden Unter-
brechungsvorgang den zeitlichen Verlauf der Strom-
stärke, der Lichtbogenspannung, des Lichtbogenwider-
standes und der Temperatur der ausströmenden Luft wie-
dergeben. Abb. 22 bezieht sich auf die Unterbrechung
einer Stromstärke von etwa 7000 Aeff bei einem Druck
der Preßluft von 5,5 at. Die entsprechenden Werte sind
bei Abb. 23 12500 Aeffund 15 at. Durch die Tempera-
tursteigerung erhöht sich naturgemäß die Geschwindig-
keit der ausströmenden Luft, u. zw., wie Abb. 20 zeigt, auf
annähernd 2500 m/s. Maßgebend für den Löschvorgang
bleibt indes nach wie vor die Luftgeschwindiekeit zur
Nullzeit des Stromes, während der, wie Abb. 22 und 23
zeigen, die Lufttemperatur ihren normalen Wert besitzt
* Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen;Yerein®am 28. Vi,
und demzufolge eine Strömungsgeschwindigkeit von etwa
500 m/s ergibt, sofern mit einem Druck von mindestens
5 at gearbeitet wird.
Man wird sich nunmehr fragen, wieweit die Höhe des
für die Lichtbogenlöschung verwendeten Luftdruckes die
maximal erreichbare Schaltleistung beeinflußt. Wenn
man Abb. 20 betrachtet, könnte man geneigt sein, anzu-
nehmen, daß eine Erhöhung des Luftdruckes über 5 at
hinaus keinerlei Gewinn mehr verspricht. Dem steht in-
des die Tatsache gegenüber, daß die Durchschlagsfestig-
keit von Gasen bekanntlich etwa proportional mit dem
Druck ansteigt, je höher also der Luftdruck gewählt
wird, einer um so höheren wiederkehrenden Spannung
` wird die Schaltstrecke nach der Unterbrechung wider-
stehen können. U. E. treten jedoch die beiden eben an-
geführten Gesichtspunkte gegenüber einem dritten an Be-
deutung zurück, und dies ist die Frage nach der Höhe
des im Lichtbogen auftretenden Gegendruckes. Es ist ja
ohne weiteres einzusehen, daß die in den Abb. 22 und 3
dargestellte innerhalb iaa s sich abspielende Temperatur-
steigerung der Luft auf fast 5000° von einer gewaltigen
Volumenvergrößerung des im Bereiche des Lichtbogens
befindlichen Luftquantums begleitet ist. Daraus erklärt
sich auch die Steigerung der Austrittsgeschwindigkeit
der Luft aus der Düse von 500 auf 2500 m/s. Nun darf
aber nicht vergessen werden, daß diese Geschwindigkeits-
Steigerung eine entsprechende nach rückwärts gerichtete
Reaktionskraft auslöst. Das ist eben der vom Lichtbogen
erzeugte Gegendruck. Wenn dieser Gegendruck die Grö-
Benordnung des Blasdruckes erreicht, so wird der ganze
Löschvorganz empfindlich gestört werden, da die Strö-
1. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1116
mungsgeschwindigkeit der Luft in der Umgebung der
Spitze des bewegten Kontaktes verringert wird. Aus den
angeführten Gründen geht jedenfalls hervor, daß mit zu-
nehmendem Druck der Blasluft sowohl die unterbrochene
Spannung als auch die unterbrochene Stromstärke wachsen,
ohne daß sich jedoch heute schon ein einfaches Gesetz
über den Zusammenhang dieser Größen angeben ließe.
20000 + Amp.
40.000
Spannung
Wicerstand Qato
Temperatur
Abb. 22.
Die Wahl des Löschmittels scheint nicht von aus-
schlaggebendem Einfluß auf die Leistung des Schalters
zu sein. Direkte Schaltversuche haben wohl gezeigt, daß
zwischen atmosphärischer Luft und reinem Stickstoff
kein merklicher Unterschied besteht. Auch die Verwen-
dung von Gasen, die zur Bildung schwerer Molekülkom-
plexe befähigt sind, scheint keinen nennenswerten Gewinn
zu versprechen, da schon bei Luft die Eigengeschwindig-
keit der von der glühenden Elektrode emittierten Ionen
so gering ist, daß sie gegenüber der Strömungsgeschwin-
digkeit des Löschgases keine Rolle spielt.
Es kann nicht meine Absicht sein, hier einen auch
nur einigermaßen erschöpfenden Überblick über die zahl-
reichen mit dem Preßluftschalter ausgeführten Abschalt-
versuche zu geben. Ich begnüge mich nachstehend mit
der Wiedergabe einer einzelnen Versuchsreihe (Zahlen-
tafel 3), die an einem einpoligen, mit einer einzigen Unter-
Spannung
Widerstand
Temperatur
Abb. 23.
Abb. 2 u. 23. Physikalische Größen des Unterbrechungslichtbogens während einer Halbperiode.
reihe wurden z. B. bei 10000 V, 27000 A, entsprechend
‘0000 kVA abgeschaltet. Eine weitere Steigerung der
Abschaltleistung ließen die z. Z. der Ausführung der Ver-
suche vorhandenen Betriebsmittel nicht zu. Der Schalter
selbst war jedenfalls, wie ein Blick auf die erzielte Licht-
bogendauer zeigt, noch lange nicht an der Grenze seiner
Leistungsfähigkeit, wobei die abgeschaltete Leistung
immerhin, auf den dreipoligen Satz umgerechnet, schon
540000 kVA betrug. Zweifache Unterbrechung jeder
Phase, wie sie jeder Ölschalter besitzt, würde die be-
herrschte Leistung ohne weiteres verdoppeln, so daß
jedenfalls mit gutem Gewissen behauptet werden kann,
daß der von der AEG entwickelte Preß-
luftschalter heute schon die Leistungs-
erenze von 1 Mill kVA mit Sicherheit
überschreitet.
- Abb. 24. Oszillogramme des Abschaltvorganges
i beim Preßluftschalter.
Die Abb.24 zeigt drei typische Oszillogramme des
Abschaltvorganges. Diese lassen erkennen, daß sich die
Lichtbogendauer sehr nach dem Zeitpunkte richtet, in
welchem die Trennung der Kontakte erfolgt, und daß,
wenn dieser Zeitpunkt günstig zum betriebsmäßigen Null-
durchgang des Stromes liegt, die Unterbrechung fast licht-
bogenfrei erfolgt. In keinem Falle ist jedoch die Licht-
bogendauer bei dem gewählten Blasdruck von 15 at größer
als eine Halbperiode.
Um die Zustandsänderungen der eigentlichen Schalt-
strecke während des Abschaltvorganges genauer unter-
suchen zu können, wurden Zeitlupenaufnahmen durch
einen in die Schaltkammer geschnittenen Schlitz hin-
durch vorgenommen. Es wurden in einer Halbperiode zehn
Aufnahmen gemacht, so daß also auf jede Tausendstel-
sekunde eine Aufnahme entfällt. In Abb.25 sind drei
typische Aufnahmen gezeigt, die sich auf Unterbrechung
Zahlentafel3. An einem einpoligen Schalterelement ausgeführte Abschaltversuchsreihe.
| | | Strom bei abge-
| usser er- ` Wieder- Lichtbogen-| wurde der
Vers. Blas- Guter? Keukane Fe den Be a kehrende poaae. dauern Kurzschluß R k
Nr. | medium einerPhase | Generators | prechung | Spannung | Leistung [alb- abgeschal- emerkungen
| atü o pn kVA perioden tet?
| | |
l ` Preßluft | 5,5 0 200 8 000 9 600 77 000 1,5 ja
2 PA Sa Ra 280 10 000 11 800 118 000 2,5 i
3 u 15 e | 260 10 000 11 800 118 000 1 ve
4 | D S éë 380 11 200 13 000 151 000 0,5 sš
5 | oe gp ep | 480 12 800 15 100 201 000 1 d
6 e 2 e 580 15 400 16 800 256 000 1 S
7 600 15 600 17 000 265 000 l Aë Nur wenig Abbrand. Kon-
takte noch brauchbar. (S.
Eh
hbrechungstelle ausgerüsteten Schalterelement für 15 kV
Betriebspannung (Reihe 20 der R.E.H.) in ununterbrochener
Folge ausgeführt wurde. Der Blasdruck wurde im Laufe
der Versuche von 5,5 auf 15 at gesteigert, die abgesch \l-
tete Leistung nach deutscher Definition gerechnet von
77000 kVA auf 265 000 kVA. Bei einer anderen Versuchs-
| Photographie Abb. 27.)
bei Stromdurcehgang durch Null, also mit sehr kurzer
Lichtbogendauer, dann auf eine Lichtbogendauer von einer
Halbperiode und endlich auf eine Lichtbogendauer von
drei Halbperioden beziehen. Bei der letzteren Aufnahme
wurde die Lichtbogendauer künstlich vergrößert, um
zeigen zu können, daß zwar bezüglich der Lichtstärke
SEE ER ED ee AER E a" -T T ZE
1116 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1. August 1929
eine deutliche Polaritätserscheinung besteht, obwohl eine
solche sich bezüglich des eigentlichen Unterbrechungsvor-
ganges nicht nachweisen ließ. Die Bilder lassen deutlich
den geringen Querschnitt der Lichtbogensäule und des
Lichtbogen-Fußpunktes in den Momenten erkennen, in
denen sich der Strom in der Nähe der Nullinie befindet.
TIT
N ee
Abb... Zeitlupenaufnahmen des Unterbrechungsvorganges.
Abb. 2. Bei Abschaltung von 250000 kVA ausgestoßene Feuersäule.
Abb.26 zeigt eine während des Abschaltens aufge-
nommene Photographie des Schalters und läßt erkennen,
daß die ausgestoßene Lichtbogensäule keine übermäßig
große Länge besitzt. In Abb. 27 sind nebeneinander ein
neuer Kontakt und derjenige Kontakt aufgenommen, der
die ganze in der Zahlen-
tafel 3 wiedergegebene
Versuchsreihe mitge-
macht hat. Man sieht,
daß nach der doch ge-
wiß schweren Bean-
spruchung des Schalters,
der Kontaktabbrand
sehr mäßig ist. Bei
einem Ölschalter wür-
den jedenfalls die Kon-
takte sich in einem ganz
wesentlich schlechteren
Zustand befinden.
Wenn man den Schal-
ter offen ausblasen
läßt, ist das von ihm |
verursachte (Geräusch K 16157
ziemlich beträchtlich
und geeignet, ahnungs-
los des Weges kom-
mende Mitbürger erheb-
lich aus der Ruhe zu
bringen. Das Geräusch
läßt sich indes fast vollständig beseitigen, wenn man die
Ausströmdüse des Schalters unter Verwendung eines
zweckmäßig geformten Anschlußstückes in einen Schorn-
stein münden läßt. Da man die Verbrennungsrückstände
des Lichtbogens ohnehin nicht in den Schaltraum blasen
kann, ist diese Maßregel von vornherein erforderlich.
. Abh. 7. Schalterkontakt vor und
nach Durchführung der Versuchs-
reihe nach Zablentafel 3.
Von einigen Seiten wurde das Bedenken geäußert,
daß der Preßluftschalter beim Abschalten leerlaufender
Transformatoren infolge seiner energischen Löschwirkung
(zu großes dd t) zu hohen Überspannungen führen könnte.
Abb. 28, die das Oszillogramm des Abschaltvorganges eines
1000 kVA-Transformators mittels Preßluftschalters zeigt,
beweist, daß die geäußerten Bedenken gegenstandslos sind,
das gezeigte Oszillogramm bringt von allen Aufnahmen
die höchste Überspannung und läßt erkennen, daß diese
nicht höher als bei jedem Ölschalter ausfällt. Das Ab-
schalten rein kapazitiver Kreise zeitigte keinerlei erkenn-
bare Überspannungen, es trat auch in keinem Falle eine
A —
j
K16147
e
Abb. 28. Abschaltung eines leerlaufenden Transformators, 1250 kVA,
6240/225 V mit Preßluftschalter.
Rückzündung des Unterbrechungslichtbogens unter dem
Einfluß der auf der Kapazität liegen bleibenden Ladung auf.
Auf Grund der ausgeführten Versuche wurde zunächst
ein dreipoliger Preßluftschalter der Reihe 10 entwickelt,
dessen Aufbau Abb.29 schematisch darstellt. Der drei-
Abb. 29. Schematische Darstellung des dreipoligen Preßluftschalters
für 15 kV Betriebspannung.
polige Satz baut sich auf einem allen drei Phasen gemein-
samen runden Luftkessel auf, der die für einen Aus- un
Einschaltvorgang benötigte Luftmenge liefern kann. Die
Zuleitung zu der Blaskammer ist, um Druckverluste zu
vermeiden, kurz und weit, ebenso hat das Ausschaltventil
einen reichlichen Durchtrittsquerschnitt. Die eigent-
liche Schaltkammer ist schräg unter einem Winkel von
45° angeordnet, um sowohl mit der ausgestoßenen Luft
als auch mit den Stromzuleitungen bequem nach allen
Richtungen abgehen zu können. Die Ausströmdüse wii
mittels eines sich konisch erweiternden keramischen Kör-
pers mit einem ins Freie führenden, aus normalem Bau-
material hergestellten Schornstein verbunden. Der die
Aus- und Einschaltung besorgende Schaltzylinder ist allen
drei Phasen gemeinsam, die vielleicht etwas umständlich
anmutende Verbindung zwischen Schaltzylinder und be
weglichem Kontakt mittels Drehachse und Gestänge er-
L August 1928 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 1117
wies sich als konstruktiv am zweckmäßigsten. Abb. 30
zeigt nebeneinander gestellt die äußeren Abmessungen
des Preßluftschalters im Vergleich zu denen eines ent-
sprechenden Ölschalters der Reihe 10. Man sieht, daß der
|
Abh. 90. Vergleich des Raumbedarfs eines Ölschalters und eines
Preßluftschalters.
Preßluftschalter sich in jede für den entsprechenden Öl-
schalter bestimmte Schalterzelle einbauen läßt. Abb. 31
endlich gibt die äußere Ansicht eines ausgeführten Preß-
Abb. 31. Dreipoliger Preßluftschalter Reihe 10, 600 A.
luftschalters der Reihe 10, der für Betriebspannungen bis
15 kV verwendbar ist und Abschaltleistungen bis 500 000
kVA mit Sicherheit beherrscht.
Da beim Preßluftschalter infolge Fehlens brennbarer
Substanzen keine Feuer- bzw. Explosionsgefahr besteht,
kann sein Einbau in eine Schaltanlage wesentlich zwang-
loser erfolgen als wir dies bei Ölschaltern gewohnt sind.
Die verhältnismäßig schweren Abschlußwände zwischen
Ölschalterzelle und Schaltanlage können wesentlich leich-
ter gehalten werden, die Zelleneinteilung wird man wegen
der Möglichkeit gefahrlosen Arbeitens bei unter Spannung
stehenden Nachbarfeldern zweckmäßig beibehalten. Man ist
auch insofern wesentlich ungebundencr, als die Preßluft-
schalterzelle, wie dies heute bei Ölschaltern allgemein ver-
langt wird, nicht ins Freie zu führen braucht. Endlich fal-
len die recht kostspieligen Ölabflußleitungen und Ölsam-
melgruben fort. Statt dessen wird lediglich ein ins Freie
führender, zur Wegleitung der ausgeblasenen Preßluft
dienender Schornstein benötigt. Abb. 32, die nebeneinander
e
AA ||
H e oe eege Si kee
Abb. 32. Querschnitt durch eine Hochspannungsanlage bei
Verwendung von Luftschaltern und Ölschaltern.
gestellt zwei einander entsprechende Schaltanlagen dar-
stellt, von denen die eine mit Ölschaltern, die andere mit
Preßluftschaltern ausgerüstet ist, läßt erkennen, daß eine
nicht unwesentliche Raumersparnis durch die Verwendung
des Preßluftschalters ermöglicht ist und daß ferner der
Einbau des Schornsteins keine Schwierigkeiten bereitet.
Es sei noch bemerkt, daß alle beweglichen, in gewissen
Zeitabständen eine Kontrolle erfordernden Teile des Drei.
luftschalters vorn liegen und vom Bedienungsgang aus,
von dem aus eine Tür in die Schalterzelle führt, bequem
zugänglich sind. Nach dem Bedienungsgange zu kann der
nt im Falle größerer Reparaturen herausgefahren
werden.
Es sei nochmals betont, daß die Beibehaltung der
Schalterzellen nur mit Rücksicht auf den Schutz gegen
Spannungsberührung des die Schalter revidierenden Per-
Abb. 33. Alter Kurzschlußgenerator. Kurzschlußabschaltleistung
150 000 kVA.
sonals erfolgt ist. Auch im Falle des Versagens cines
Preßluftschalters, also beim Stehenbleiben des Unter-
brechungslichtbogens sind keincrlei äußerlich bemerk-
baren Erscheinungen zu befürchten, es erfolgt lediglich
ein verstärkter Ausstoß von Metalldämpfen aus der Aus-
strömdüse, die durch den Schornstein gefahrlos ins Freie
hinausgeblasen werden.
Es wurde schon darauf hingewiesen, daß jeder Preß-
luftschalter einen Luftbehälter, der für einen Schaltzyklus
ausreicht, besitzt. Es erübrigt sich lediglich noch die
ec Ka e WAR e E en Ehr E Kate ae E CECR
tn m i E
1118 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 31
l. August 19%
Bereitstellung eines für die ganze Schaltanlage gemein-
samen Kompressors, der verhältnismäßig klein gehalten
werden kann, da die Vorratsbehälter der einzelnen Schalter
als gegenseitige Reserve dienen. Durch Rückschlagklappen
wird man sie allerdings zweckmäßig gegen eine zu starke
Entleerung bei einem Hängenbleiben des Ventils irgend-
eines Schalters schützen. Es gibt heute sehr betrieb-
sichere, wenig Raum beanspruchende und preiswerte Kom-
pressoren, die mit einer selbsttätigen Einrichtung ver-
sehen sind, die sie nur solange in Betrieb hält als ein
Ortung Oschtographen Shotusch
Abb. 34. Neue Kurzschluß-Versuchsanlage der AEG.
Nachschub von Preßluft gebraucht wird. Für Drücke von
6..8at, die für Schalter mittlerer Leistung ausreichen,
werden einstufige Kompressoren, für Drücke bis 15 at,
die für die größten in Frage kommenden Leistungen aus-
reichen, werden zweistufige Kompressoren gebraucht.
Man kann sagen, daß die gegenüber einem normalen
Ölschalter etwas höheren Anschaffungskosten des Preß-
luftschalters durch Ersparnisse an Gebäudekosten leicht
ausgeglichen werden können. Die Kontrolle des Öles nach
Kurzschlüssen und die Auswechselung desselben wird
ebenfalls vermieden.
5. Beschreibung des Hochleistungs-Prüf-
feldesder AEG.
Die AEG hat bereits vor fast 20 Jahren die Beden-
tung des Besitzes einer eigenen Versuchsanlage für Hoch-
leistungs- und llochstromprüfungen erkannt und aus die-
ser Erkenntnis die nötigen Schlußfolgerungen gezogen.
So entstand damals eine Kurzschluß-Versuchsanlage, die
erstmalig vor 13 Jahren in der ETZ? beschrieben wurde.
Hier sei nur in Abb. 33 ein Blick auf den Maschinensatz
dieser Anlage gegeben, der aus einem Drehstromgenera-
tor mit einer normalen Leistung von 15000kVA bei
500 U/min mit zugehörigem Antriebs- und Anwurfmotor
besteht. Der Generator ergab Drehstromkurzschluß-Ab-
schaltleistungen bis 150 000 kVA, die zur damaligen Zeit
weitaus genügend waren, um die meisten der vorhande-
nen Ölschalterkonstruktionen, insbesondere bei Anwen-
dung der Kunstschaltung, bis zur Zerstörung zu prüfen.
Diese Kurzschluß-Versuchsanlage blieb lange Jahre hin-
durch die einzige ihrer Art in der ganzen Welt.
In dem Maße wie die Entwicklung elektrischer An-
lagen Schalter immer größerer Leistungsfähigkeit be-
dingte, wuchsen die von der Praxis verlangten Abschalt-
leistungen der Versuchsanlage mit der Zeit hoffnungslos
über den Kopf. Um weiterhin sich an der Entwicklung
der Schalter maßgebend beteiligen zu können, die nun
cinmal nur auf der Grundlage großzügiger Kurzschluß-
versuche möglich ist, mußte die AEG sich zu einer ganz
2 G. Stern und J.Biermanns, Ölschaltversuche. ETZ 1916
S. 617 u. 635. Beschreibung der Versuchsanlage auf S. 636.
wesentlichen Vergrößerung ihrer alten Kurzschluß-Ver-
suchsanlage entschließen. In Ausführung dieses Ent-
schlusses wurde vor etwa 1% Jahren mit einer ganz
wesentlichen Erweiterung des Versuchsfeldes und mit
der Aufstellung eines Drehstromgenerators von solcher
Leistung begonnen, daß die nunmehr zur Verfügung
stehende Abschaltleistung auf etwa 1 Mill kVA gesteigert
werden kann.
Abb. 34 zeigt einen Grundriß der ganzen Versuchs-
anlage mit Maschinen, Beobachtungs- und Versuchsraum
ai
`
Abb, 35. Neuer Kurzschlußgenerator, 1500 U/min, 50 Hz. Kurzschluk-
abschaltleistung 1 Mill kVA.
sowie den für schwere Schaltversuche bestimmten Ver-
suchsgruben. Der in Abb. 35 dargestellte Generator ist
als Schnelläufer mit einer minutlichen Umdrehungszabl
von 1500 ausgeführt. Seine Streureaktanz konnte durc
besondere Wicklungsanordnung so klein gehalten werden,
daß or eine Einschaltstoßleistung von etwa 2,5 Mill kV4
ergibt. Er wird von einem Antriebsmotor mit einer
normalen Leistung von 1100 KW angetrieben, der jedoch
Abb. oe Neuer Kurzschluißigenerator, Antriebseite.
so überlasibar ist, daß der Generator in 20 min vom
Stillstand auf volle Umdrehungszahl gebracht werden
kann. Die Lagerreibung der Ruhe wird mittels eines
Anwurfmotors mit Zahnradvorgelege überwunden, de!
gleichzeitig die Erregermaschine antreibt. Abb. 36 gibt
einen Blick auf den Maschinensatz von der Antriebseite
aus. Die Spannung des Generators die normal 13000
l. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 31
1119
beträgt, kann mittels eines auf Abb.36 im Hintergrund
zu sehenden Transformators mit einer aus acht getrenn-
ten Wicklungsgruppen bestehenden Sekundärwicklung
durch entsprechende Parallel- oder Reihenschaltung die-
ser Gruppen auf alle zwischen 15000 und 125000 V lie-
genden Reihenspannungen erhöht werden, so daß jeder
zu untersuchende Schalter mit seiner richtigen Spannung
geprüft werden kann. Da der Transformator (Abb. 37),
auf seine normale Leistung von 100 000 kVA bezogen, nur
Abb. 37. Transformator, Nennleistung 100 000 kVA, Kurzschluß-
‘spannung 3%» Sekundärspannung 15..135 kV in 8 Stufen.
eine Kurzschlußspannung von etwa 3% besitzt, drosselt
er die Kurzschlußleistung des Generators nur wenig her-
unter. Eine Reihe von zwischen Generator und Trans-
formator liegenden, mit Anzapfungen versehenen Strom-
hesrenzungs-Drosselspulen gestattet, die Kurzschlußlei-
stung bei gleichbleibender Spannung in Stufen von je
20% zu verändern.
Abb. 38. Alter Versuchsraum.
‚ Abb. 38 gibt einen Blick in den alten Versuchsraum
wieder, in dem auch heute noch Abschaltversuche bis zu
einer Leistung von etwa 300 000 kVA ausgeführt werden.
. Abb. 39 gibt einen Anblick der schwer armierten
Versuchsgruben, die für Kurzschlußversuche mit größe-
ren Leistungen benutzt werden. Die Beobachtung der
Versuchschalter erfolgt durch Spiegel aus ungefährlicher
Entfernung. a
Abb. 40 endlich gibt einen Anblick des Kommando-
und Öszillographenraumes. Selbstverständlich ist in der
neuen Anlage die Möglichkeit vorgesehen, den alten und
den neuen Generator parallelzuschalten, so daß gleich-
zeitig auch noch interessante Versuche über Stabilitäts-
erscheinungen und ähnliches ausgeführt werden können.
In der eben beschriebenen Versuchsanlage wurden
die zur Entwicklung des Preßluftschalters führenden Ver-
suche ausgeführt.
Abb. 39. Ölschalter-Versuchsanlage, Versuchstände. In der Mitte
Einschaltapparat. Beobachtung durch Spiegel.
6.Schlußwort.
Zum Schluß verbleibt mir die angenehme Pflicht,
Herrn Prof. Ruppel dafür zu danken, daß er uns Ge-
lezenheit zu so angenehmer Zusammenarbeit gab. Die
Entwicklung und Durchbildung des betriebsfertigen
Schalters, wie Sie ihn im Lichtbild gesehen haben, hat
der aufopferungsvollen Tätigkeit aller meiner daran be-
IN `
u
Abb. 40. Kurzschluß-Versuchsanlage, Meß- und Schaltraum.
teiligten Mitarbeiter bedurft, denen es in verhältnismäßig
kurzer Zeit gelungen ist, einen doch auf vollkommen
neuer Grundlage zu entwickelnden Schaltapparat von der
Ihnen vorgeführten Leistungsfähigkeit zu schaffen. Auch
ihnen sei an dieser Stelle gedankt. Es wäre vermessen,
jetzt schon in diesem hier gezeigten Schalter die endgül-
tige Lösung des explosionssicheren Wechselstrom-Hoch-
leistungschalters sehen zu wollen. Es wird dazu noch
einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Elektri-
zitätswerken bedürfen, denn die Erfahrungen der Praxis
werden letzten Endes die letzte und nicht die leichteste
Prüfung des Schalters bilden müssen.
1120 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
Gußgekapseite Verteilungen in Vertikal- und Horizontalanordnung‘.
Von Dr. K. von der Dunk, Frankfurt a.M.
1. August 1929
Übersicht. Der Aufsatz enthält eine Beschreibung der
Anordnung gekapselter Verteilungsanlagen mit absenkbaren
Doppelölschaltern (Vertikalanordnung) und solcher mit aus-
fahrbaren Ölschaltern (Horizontalanordnung).
Trotz der guten Erfahrungen, die man schon seit
langem mit gekapselten Hochspannungsverteilungen in in-
dustriellen Betrieben gemacht hat, wird für größere An-
lagen doch die offene Bauweise bevorzugt. Der Platz-
Abb. 1. Gekapselte Verteilung in Vertikalanordnung, betriebsfertig und
mit abgesenktem Ölschalter. (Schraffierte Teile mit Masse vergossen,)
mangel, der sich besonders in städtischen Netzen fühlbar
macht (Bau neuer Unterwerke bzw. Erweiterung bestehen-
der Anlagen) hat jedoch dazu geführt, im Schaltanlagen-
ner A.G. gebaut werden, sollen diesem Bedürfnis ent-
sprechen und vorwiegend dort Verwendung finden, wo nur
Abb. 2 Rückseite eines Ölschalterfeldes. Ölschalter abgesenkt,
Zellentüren geöffnet.
Spannungswandier Relaiskasten
Aufbau |
” F
= BER |
7) E Ba =
I T i ` CR
\
Kabelendver -|
Schluß mit
Strromwandier|
ES -= =
|| I Motoranfriebe Ge
LG ep ` ` $ 1230 IS} o u EE m 1230 k 7239
50 60 60
Kabelanschlußfeld Trennschalterfeld Oelschalterfeld Oelschalterfeld mit Oelschalterfeid mit
Spannungswandiern. Motoranhieben `
Schaltbild zu Abb. 3.
bau neue Wege zu gehen. Die nachstehend beschriebenen
gußgekapselten Verteilungen, die von der Voigt & Haeff-
* 8. a. Brohst, ETZ 19%, H 185 sowie Büchner, VDE-
Fachberichte 1928, S. 59.
Abb. 3 Aufbau und Maße der verschiedenen Ausführungen
von Verteilungsfeldern in Vertikalanordnung.
beschränkter Platz zur Verfügung steht und onbedingt
Betriebssicherheit verlangt wird.
Der grundsätzliche Aufbau der gekapselten Vertei-
lung (Ölschalterfeld) entspricht einer Schaltanlage mit
Doppelsammelschienensystem und wird durch einen senk-
recht nach unten ausfahrbaren Doppelölschalter gekenn-
zeichnet. Dieser ist in eine aus starkem Eisenblech un
Winkeleisen bestehende Zelle eingebaut (Abb. 1). Die Zelle
trägt oben, in zwei rechteckige Kasten gebettet, die mit
Masse vergossenen Sammelschienensysteme, auf der Vor-
derseite einen Kabelendverchluß mit zwei Stromwandlern
und einem Strommesser, daneben ein Gehäuse mit zwei
Überstromrelais (Stromwandlerauslösung) und zwei we-
Le
1. August 1929
tere Gehäuse für Signalkontakte. In die Zelle hinein
ragen nach unten die becherförmigen Durchführungen mit
den Steckerstiften für die beiden Sammelschienensysteme
und den Kabelendverschluß. Diesen entsprechen neun als
Steckvorrichtungen ausgebildete Durchführungen des Dop-
pelölechalters, deren äußere Gruppen zu den beiden Sam-
melschienensystemen führen, während die mittlere Gruppe
die Verbindung mit dem Kabelendverschluß herstellt.
Der Doppelölschal-
ter enthält zwei ge-
trennt arbeitende Öl-
schalter. Er hat also
zwei Traversen, zwei
Schlösser und zwei Aus-
lösespringer und ermög-
licht ein völlig unabhän-
giges Schalten seiner
beiden Teile. Auch ein
Umschalten von einem
Sammelschienensysten
auf das andere läßt sich
durch zwei Schaltbewe-
gungen so schnell ausführen, daß die Spannung nur einen
kurzen Augenblick unterbrochen wird. Durch eine ein-
fache Verriegelung kann der eine Schalter nur eingelegt
werden, wenn der andere ausgeschaltet ist.
Der Doppelölschalter ruht auf einer Bühne, die dureh
einen Kurbelantrieb gehoben wird (Abb. 2). Durch Rollen
erhält er eine Führung an besonderen Führungsleisten der
Zellentüren, wobei ein als Anzeigevorrichtung ausgebil-
deter Riegel ein Öffnen der Türen bei hochgekurbeltem
Schalter unmöglich macht. Durch eine andere ebenso ein-
fache Verriegelung ist ein Herablassen der Schalterbühne
und damit ein Öffnen der Steckkontakte unter Last verhin-
dert, wenn einer der beiden Schalterteile eingeschaltet ist.
Die Fingerkontakte sind für 350 A bemessen. Die Hart-
papiertraversen werden durch Öldämpfungspuffer in ihrer
Bewegung aufgefangen. Die Schalter werden über Strom-
wandler und Überstromrelaie durch die Springer zur Aus-
lösung gebracht.
Abh. 4° Ölschalterfeld in Vertikalanordnung mit Motorantrieben
zur Fernsteuerung.
Das Aneinanderreilien mehrerer Einheiten geschieht
durch trennmesscrartiges Jmeinanderstecken und Ver-
schrauben der Sammelschienen. Die zwischen den Sanımel-
schienenkasten benachbarter Felder freiliegenden Teile
EECHER werden durch Schutzhauben abge-
eckt.
Im Verfolg der gleichen Konstruktionsgrundsätze
wurde als Ergänzung der Ölschalterfelder ein Trenn-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
Abb.6. Gekapselte Verteilung
1121
schalterfeld geschaffen, welches zwei dreipolige
Trennschalter für max. 1000 A enthält. Die Betätigung
erfolgt in gleicher Weise bei gegenseitiger Verriegelung
wie bei dem Doppelölschalter. Zum Anschluß der Kabel
bei den meist in Frage kommenden höheren Stromstärken
dient weiter ein Kabelanschlußfeld. In einer ge-
schlossenen Anlage kann ein Ölschalterfeld einen Span-
nungswandleraufbau erhalten, um Verrechnungszähler an-
schließen zu können (Abb. 3 und 4).
Abb. 5. Eilffeldrige gekapselte Verteilung. Links Kabelanschlufifeld,
rechts Ölschalterfeld mit Motorantrieben.
Die beschriebenen Anlagen sind für Reihe 10 verwend-
bar. Die Prüfspannung beträgt entsprechend den VDE-
Vorschriften 42 kV, die Überschlagspannung bei normaler
Frequenz für den Ölschalter 55kV, für den gefüllten
Sammelschienenkasten 75kV. Bei Stoßspannungen erga-
ben sich für den Ölschalter
Überschlagswerte von 120 kV
max. und für den Sammel-
schienenkasten 134 kV max.
Die Abschaltleistung der Öl-
schalter beträgt etwa 120 000
kVA.
Die Ölschalter sind für
350 A bemessen, die Sammel-
schienen dagegen für 1000 A.
Die bei dieser Maximal-
-belastung auftretende Erwär-
mung bleibt weit hinter der
höchstzulässigen zurück, so
daß man unbedenklich eine
groe Anzahl Felder mit
Maximalbelastung nebenein-
anderreihen kann, ohne Ge-
fahr zu laufen, daß die Sam-
melschienen zu warm werden
(Abb. 5).
Zu erwähnen ist weiter,
daß in Zusammenarbeit mit
der Berliner Städtische Elek-
trizitätswerke A.G. noch eine
andere Ausführungeart von gekapselten Verteilungen ent-
wickelt wurde, die nach dem Reyrolle-System horizontal
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INN
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in Einheitsausführung (Hori-
zontalanorunung), Ölschalter
eingefahren. (Schraffierte
Teile mit Masse vergossen).
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Schaltbild zu
Abb. 7.
Abb. 7. Gekapselte Verteilung in Horizontal-
anordnung, Ölschalter ausgefahren.
ausfahrbare Ölschalter besitzt. Ein Aufbau des Ölschalters
trägt die becherförmigen Steckkontakte, welche beim Em-
fahren die Verbindung mit den Sammelschienen herstellen.
1122
Auf der Vorderseite dieses Aufbaues sitzen außerdem die
Instrumente. Ein zweiter, kleinerer Aufbau verbindet mit
dem Kabelendverschluß (Abb.6). Die Becherisolatoren an
den Sammelschienenkasten und dem Kabelendverschluß
sind mit gußeisernen Schutzhülsen umgeben und werden
beim Ausfahren des Ölschaltere durch mechanisch ge-
Abb. 8. Seitenansicht der gekapselten Verteilung bei eingefahrenem
Ölschalter. Unteres Sammelschienensytem unter Spannung.
steuerte Abdeckklappen gegen Berührung geschützt
(Abb.9). Das Ein- und Ausfahren des Ölschalters ge-
schieht mit zwei auf den Fahrschienen befestigten Zahn-
stangen und der am Ölschalterdeckel angebrachten Welle
mit Zahnrädern und Ratsche.
Die Verbindung der Sammelechienen mit dem Ölschal-
ter wird durch auswechselbare Steckkontakte hergestellt, -
die in die Becherisolatoren eingeschraubt sind. Soll bei
einem Doppelsammelschienensystem eine Umschaltung
vorgenommen werden, so sind zunächst die Ölschalter aus-
zuschalten und auszufahren und dann die Steckkontakte
z. B. aus den oberen Isolatoren herauszuschrauben und in
die unteren einzusctzen (Abb.7). Dabei treten aus demi
Deckel des Aufbaues
Stifte hervor und kenn-
zeichnen das gewählte
Sammelschienensystein
(Abb. 8).
Durch eine Verrie-
gelung mit der Fahr-
bahn ist ein Einschalten
des Ölschalters nur in
ein- oder ausgefahrener
Stellung möglich.
Die Verwen-
dungsgebiete für
die gekapselten Vertei-
lungen sind wohl zahl-
reicher als man an-
nimmt. Die Übersicht-
lichkeit und Betriebs-
sicherheit, dazu die cin-
fache Ortsmontage und
leichte Erweiterungs-
möglichkeit machen sie
für größere industrielle Betriebe, wie Hütten- und
Walzwerke, chemische Fabriken, Bergwerke, auch unter
Tage, sehr geeignet. Auch für Unterstationen in städti-
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1200 -
Deere
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
L August 1929
schen Netzen, für die oft nur sehr beschränkter Platz zur
Verfügung steht, werden sich die Verteilungen einführen.
Die Aufstellung kann an irgendeiner beliebigen Stelle, in
Abb., 9. Teilansicht bei ausgefahrenem Ölschalter. Abdeckklappen
der Becherisolatoren hochgehoben.
Kellern oder Höfen, erfolgen. Die höheren Kosten des ge-
kapselten Schaltmaterials dürften eich dabei zumindest
durch die Ersparnisse an Baukosten und Platzmiete aus-
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Abb. 10. Vergleich zwischen dem Platzbedarf der offenen Bauweise einer 10 kV-Verteilung
und einer gekapselten Anlage in Vertikalanordnung.
gleichen. Den Unterschied zwischen den benötigten Räu-
men für eine offene Verteilung und die Vertikalanordnung
der gekapselten Anlage zeigt Abb. 10,
1. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1123
Die Entwicklung der dänischen Elektrizitätswirtschaft in den letzten Jahren.
Von Johs. E. Börresen, Kopenhagen.
In der ETZ 1926, S. 1458, habe ich die Elektrizitäts-
versorgung Dänemarks geschildert und will nunmehr
über deren weitere Entwicklung in den letzten Jahren
Auskunft geben.
Laut der zuletzt veröffentlichten Statistik für 1926/27
hat sich die Anzahl der Stadt- und Überlandzentralen
(126 Werke) seit 1924/25 nicht geändert, während die
der Landzentralen eine Verringerung von 353 auf 333
zeigt. Dieser Rückgang ist auf die Stilllegung und Um-
bildung einiger Landzentralen zu Transformatorstativ-
nen von Überlandzentralen zurückzuführen.
Seit 1924/25 ist die Maschinenleistung von
etwa 176000 auf etwa 225000 kW gewachsen. Diese
grobe Steigerung erklärt sich hauptsächlich aus der Er-
weiterung um 5 Dampfturbinen von insgesamt 36 900 kW,
von denen zwei mit zusammen 34 600 kW in Kopenhagen
installiert worden sind. Die gesamte Leistungsfähigkeit
beträgt jetzt 263000 kW. Die Elektrizitätserzeugung war
1926/27 etwa 422 Mill kWh, der Verbrauch von Brenn-
material 176000 t Kohle und Koks, 33000 t Brennöl,
420000 m? Gas und % t Torf.
Die Gesamtlänge der Verteilungsleitungen
erreichte 36 000 km; hiervon sind 7700 km Gleichstrom-
und 28300 km Wechselstromleitungen. An Leitungen für
hochgespannten Wechselstrom (2..50kV) bestehen 9400
Kilometer.
Das gesamte Kapital der Elektrizitätswerke wird
auf 414 Mill Kr geschätzt, wovon 88 Mill Kr auf die
Hauptstadt entfallen. Den Gesamtbetrag der Abschrei-
bungen veranschlast man auf 114 Mill Kr, so daß das
ecbuchte Baukapital etwa 300 Mill Kr beträgt. Die Ein-
nahmen der Stadt- und Überlandzentralen stellten sich
auf 84,7 Mill Kr, u. zw. auf 40,8 für Licht, 17,8 für ge-
wöhnlichen Kraftverbrauch, 6,3 für speziellen Verbrauch
(einschl. der Straßenbeleuchtung und Straßenbahnen)
und auf 8,5 Mill Kr aus festen Abgaben und Zählermiete.
Die Betriebskosten betrugen 36,8 und der Ka-
pitaldienst (Verzinsung und Tilgung) 25,8 Mill Kr. Von
dem Reingewinn — 26,5 MillKr — wurden 12,7 Mill
Kronen für Zuweisungen, Neubauten u. dgl. verwendet.
In den letzten Jahren sind bei mehreren Werken
besondere Haushaltungstarife eingeführt worden, die i. a.
aus einer festen, nach der Größe der Wohnung des Ver-
brauchers berechneten Gebühr nebst einem niedrigen Ki-
lowattstundenpreis bestehen. Außerdem werden in aus-
xedehntem Maße spezielle Tarife für landwirtschaftliche
Zwecke verwendet, y. zw. so, daß sich die festen Abga-
ben nach der Anzahl der installierten PS, dem Steuer-
wert des Eigentums bzw. der Tonne Hartkorn! oder nach
einer Kombination mehrerer dieser Größen bemessen.
Das Beispiel eines solchen Tarifs sei hier angegeben:
3 Motoren
Licht in der Landwirtschaft
0,40 Kr kWh 0,20 Kr/kWh
jährliche Abgaben:
1,00 Kr je Brennstelle
1,00 Kr je 1000 Kr Steuerwert
des Eigentums
0,48 Kr je Tonne Land?)
0,72 Kr je 1000 Kr Steuer-
wert des Eigentums
6,00 Kr je Tonne Hartkorn
4,80 Kr je install. PS
Das in dem früheren Aufsatz erwähnte Zusam-
menarbeiten zwischen den Werken ist weiter ent-
wickelt worden; u. a. ist eine 50 kV-Verbindung zwi-
schen Südostseelands Elektrizitäts A.G. und Nyköbing-
a gebaut. (Vgl. den Elektrisierungsplan, ETZ 1926,
5. 1459.)
Auf dem Gebiete der Elektrizitätsgesetz-
cebung hat man neuerdings einige Änderungen durch-
geführt, deren Besprechung in diesem Zusammenhang
von Interesse sein dürfte: Das im Jahre 1907 erlassene
Gesetz, betr. elektrische Hochepannungsanlagen, bildet
die Grundlage für die staatliche Überwachung dänischer
clektrischer Betriebe, und im Anschluß an dieses Gesetz
besteht eine ständige Elektrizitätskommission, die ein
Reglement ausgearbeitet hat, in dem Vorschriften für
! Ertrags- und Ausnutzungswert des Grund und Bodens.
? ı Tonne Land = 055 ha.
Errichtung und Betrieb elektrischer Hochspannungsan-
lagen erteilt werden. Es enthält ausführliche Regeln
für Bau und Betrieb der Leitungsanlagen und gibt eben-
falls Vorschriften in bezug auf das bei elektrischen In-
stallationen zu verwendende Material. Die. letzte Er-
neuerung dieses Reglements datiert von Anfang 1924,
aber verschiedene Umstände haben seitdem der Vereini-
gung dänischer Elcktrizitätswerke Anlaß gegeben, sich
mit der Frage der Abänderung in gewissen Punkten zu
beschäftigen. Es ist nunmehr gelungen, eine Gesetzes-
änderung durchgeführt zu bekommen, die im wesent-
lichen die Wünsche der Vereinigung nach Verbesserung
des Gesetzes und des Reglements erfüllt. Die Änderun-
gen beziehen sich auf folgende Punkte:
a) Material für elektrische Installa-
tionen. Gleich bei Gründung des Vereins wurden die
auf Normalisierung des elektrischen Materials hinzielen-
den Arbeiten aufgenommen und zu diesem Zweck ein
Ausschuß ernannt mit der Aufgabe, festzustellen, wel-
chen Erfordernissen elektrisches Material genügen muß,
um vom „Danske Elektricitetsvaerkers Forening“ (Verein
dänischer Elektrizitätswerke) anerkannt zu werden.
Gleichzeitig wurde der Aus-
schuß beauftragt, das von
Fabrikanten . zwecks Errei-
chung der Approbation einge-
sandte Material zu unter-
suchen und letztere zu ertei-
len, falls es den gestellten An-
forderungen genügte — An-
forderungen, die sich natür-
lich mit den Vorschriften der
Elcktrizitätskommission im
Einklang befanden. Als der
Ausschuß die Ausarbeitung
der Vorschriften beendigt
hatte, beschloß der Verein,
daß genehmigtes Material mit
einem besonderen Zeichen,
Abb. 1, zu versehen sei, was
seit Anfang dieses Jahres nun
auch geschieht.
Ferner haben die meisten dem D.E.F. als Mitglieder
angeschlossenen Elektrizitätswerke beschlossen, zu ver-
langen, daß in ihren Installationen nur das von dem
Verein approbierte Material zu verwenden ist.
Diese Regeln genügten jedoch nicht, um zu verhin-
dern, daß auch fernerhin noch nicht den Forderungen
der Elektrizitätskommission entsprechendes Installations-
material zur Anwendung kam, und da es sich gerade in
der letzten Zeit gezeigt hat, daß ein Teil des Materials,
hauptsächlich Sicherungen, verkauft worden ist, welcher
eine gewisse Feuersgefahr bot, wandte der Verein sich
an das Ministerium für öffentliche Arbeiten, das im
Frühjahr 1928 im Ilochspannungsstromgesetz eine Ände-
rung durchführte, wonach das Ministerium ermächtigt
wurde, den Verkauf solcher Maschinen und Apparate zu
verbieten, deren Anwendung den Bestimmungen des
Reglements widerspricht und die, was Niederspannungs-
material betrifft, nicht mit dem Approbationszeichen
cines vom Ministerium anerkannten Prüfungsausschusses
versehen sind. Gleichzeitig hat das Ministerium bis auf
weiteres den vom Verein ernannten Ausschuß als den
öffentlichen Prüfungsausschuß anerkanrt, und im Zu-
sammenarbeiten zwischen diesem und dem Ministerium
wird jetzt bekanntgegeben werden, welche Materialien
hierzulande nicht verkauft werden dürfen, wenn sie nicht
mit dem Zeichen des Vereins versehen sind.
b) Radioanlagen. Es war unvermeidlich, daß
die starke Entwicklung auf dem Gebiet des Radios den
Elektrizitätswerken verschiedene Schwierigkeiten berei-
tete, teils in bezug auf das Anbringen der Antennen in
gefährlicher Nähe der Leitungen der Elektrizitätswerke,
teils hinsichtlich der in direkte Verbindung mit dem
Lichtnetz gebrachten Empfänger. Diese letzteren An-
lagen, die auch von dem Ausschuß des Vereins unter-
sucht und approbiert werden, haben wegen der hohen
Spannung, der man nach und nach in solchen Anlagen
begegnet, zu einer Reihe neuer Bestimmungen angerext,
die recht scharfe Anforderungen an die Ausführung der
Empfänger stellen. Um die notwendige Befugnis zur
GODKENDT
AF
DANSKE
EL.VERKERS
o FORENING ọo
Abb. 1.
1124
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
L August 1929
Kontrolle solcher Radioanlagen zu erreichen, hat das
Elektrizitätsgesetz vom Jahre 1907 einen Zusatz bekom-
men, der das Ministerium für öffentliche Arbeiten er-
mächtigt, Vorschriften für Sicherheitsmaßnahmen zu er-
teilen, die bei Errichtung und Betrieb von Anlagen,
welche sich in gefährlicher Nähe von Hochspannungslei-
tungen befinden oder mit ihnen in Verbindung stehen,
beobachtet werden müssen.
c) Enteignung von Grund und Boden
beim Bau elektrischer Hochspannungs-
leitungen. In dem von der Elektrizitätskommission
erlassenen Reglement befinden sich einige Bestimmun-
een darüber, wie sich die Elektrizitätswerke zu verhal-
ten haben, falls nicht im Wege der allgemeinen Verein-
barung Einigkeit mit den Besitzern des Grund und Bo-
dens, über den eine neue Hochspannungssleitung zu füh-
ren ist und auf dem deshalb Masten zu errichten sind,
erzielt werden kann. Diese Bestimmungen haben jedoch
im Laufe der Zeit zu großer Unzufriedenheit Anlaß ge-
geben, da ihnen gewisse Mängel anhafteten, die es einen
Grundstücksbesitzer ermöglichten, dem Elcektrizitätswerk
Schwierigkeiten zu bereiten. Wo eine Einigung nicht zu
erzielen war, mußte der Fall durch ein Schiedsgericht, .
zu dem jede der Parteien ihren Schiedsrichter zu wählen
hatte, erledigt werden. Im Gesetz fand sich keine Ver-
pflichtung für den Grundstücksbesitzer, diese Wahl inner-
halb einer bestimmten Frist zu treffen, und die eine Par-
tei hatte es deshalb in der Hand, die Anzelerenheit in
die Länge zu ziehen. Da gleichzeitig bei Beginn der
Verhandlungen seitens des Elektrizitätswerks eine Sicher-
heit zu stellen war, konnte eine Verzögerung zur Folge
haben, daß das Werk bedeutende Summen als Garantie-
kapital festlegen mußte. Ferner brachten die Regeln,
betr. Wahl eines Obmannes des Schiedsgerichts, es mit
sich, daß die einzelnen Fälle auf gänzlich verschiedenen
Grundlagen und auch recht willkürlich behandelt wurden,
so daß die Entschädigungen für Errichtung eines einzelnen
Mastes zwischen 0 und 350 Kr schwanken konnten.
Die Elektrizität auf der Zweiten Weltkraftkonferenz.
Die Zweite Weltkraftkonferenz, die vom
15. bis 25. VI. 1930 in Berlin stattfindet und schon heute in
immer wachsendem Maß die Öffentlichkeit des In- und Aus-
landes beschäftigt, hat soeben eine kleine Druckschrift
herausgebracht. welche ein umfassendes Bild der Wege
und Ziele der Weltkraftkonferenz im allgemeinen und be-
sonders der Leitgedanken und Organisation der zweiten
Vollversammlung gibt. Danach ist das große Gebiet der
Energieversorgung, den hauptsächlichsten Energieträgern
entsprechend, in 12 Fachgruppen unterteilt. Eine Reihe
von Fachausschüssen hat während des letzten Winters die
wichtigsten auf den einzelnen energiewirtschaftlichen Ge-
bieten in Betracht kommenden Fragen formuliert, die für
die nächstjährige Tagung behandelnswert erscheinen. An
dieser Stelle interessieren besonders diejenigen, welche
mit der Elektrizität zusammenhängen, und daher sei
über die Arbeiten dieses Fachausschusses und seiner
Untergruppen „Elektrizitätserzeugeung“, „-verteilung”“ und
„„verwendung” folgendes mitgeteilt:
Auf dem Gebiet der Elektrizitätserzeuegune
erscheint cine internationale Erörterung der Gesichts-
punkte, die heute für die Wahl und Aufteilung der An-
triebskraft in groBen Stromversorgeunesanlagen maßgebend
sind, von äußerstem Interesse. Obwohl die Weltkraftkon-
ferenz sich größtenteils mit der wirtschaftlichen Seite der
Iinergieversorgung beschäftigen soll, hat man auch rein
konstruktiven Themen, wie den Grenzbedineungen für
Generatoren und Transformatoren, der Abgleichung der
elektrischen Festigkeit auf dem ganzen Wege, den der
Strom vom Generator bis zum Verbrauchsapparat nimmt,
Beachtung geschenkt.
Das hervorstechendste Thema der Gruppe Elek-
trizitätsverteilung lautet: „Die technische und
wirtschaftliche Beherrschung des Energieflusses in ein-
fach und mehrfach gekuppelten Netzen.“ In engem Zu-
sammenhang damit stehen Fragen der Störung in Netzen
und ihrer Behebung und der Erdung. Auf dem Gebiet der
Höchstspannungsleituneen käme u.a. ein Vergleich der
Wirtschaftlichkeit von Freileitungen und Kabeln in Frare.
Neuzeitliche Schaltanlaxen für Großleistungen interessie-
ren unter besonderer Berücksichtigung der Kostenfraze.
Ein Kapitel, dem sowohl im In- wie im Auslande sehr
starke Beachtung geschenkt wird, ist das der selbsttätieen
und der ferngesteuerten Kraft- und Nebenwerke und der
Der Verein ernannte nun vor etwa zwei Jahren einen
besonderen Ausschuß zur Behandlung dieser Fragen,
und dieser hat einen Gesetzesänderungsvorschlag ausee-
arbeitet, der dem Ministerium für Öffentliche Arbeiten
unterbreitet wurde. Auf Grund dieses Vorschlages sind
einige Änderungen des Elektrizitätsgesetzes von 1%7
im Frühjahr 1928 durchgeführt worden, die die Haupt-
schwierigkeiten bei Enteignungsverfahren beseitigten.
Im Gegensatz zu früher sind beide Parteien jetzt ver-
pflichtet, ihren Schiedsrichter innerhalb einer Frist von
8 Tagen zu ernennen, und für das Amt des Obmannes
wurden durch jedes der beiden Landgerichte des Landes
für eine Amtszeit von jeweils fünf Jahren drei Personen
bezeichnet. Von diesen beauftragt das Ministerium einen
oder mehrere, um innerhalb seines vom Ministerium
festgesetzten Distriktes als Obmann zu fungieren. Vor-
aussichtlich wird hierdurch eine größere Gleichmäßir-
keit bei Festsetzung der den Grundstücksbesitzern für
das Recht zur Errichtung von Masten und zum Ziehen
von Drähten zu gewährenden Entschädigungen erzielt
werden. Bei den Gescetzesänderungen hat man gleich-
zeitig den Elektrizitätswerken ein Passierrecht unter
den Leitungen bei notwendigen Prüfungs- und Instand-
haltungsarbeiten eingeräumt, auf das sie sich vordem
nicht berufen konnten, falls ein Grundstücksbesitzer
dem Werk den Zutritt zu einem auf seinem Grundstück
stehenden Mast verbieten wollte. Durch die erwähnten
Änderungen hat dəs Flektrizitätsgesetz von 1907 ganz
wesentliche Verbesserungen erfahren, und namentlich
in bezug auf die Approbierung von elektrischem Ma-
terial dürfte es sich in der nächsten Zukunft zeigen, dab
das so vervollkommnete Gesetz eine ausgezeichnete
Grundlage für das in hohem Grade nutzbringende Be-
streben bilden wird, elektrische Installationen so gut
wie möglich auszuführen, so daß der höchste Grad von
Sicherheit bei der Elektrizitätslieferung und außerdem
die größtmögliche B>grenzung von Feuers- und Lebens-
gefahr bei den clektrischen Anlagen erzielt wird.
Einrichtungen zur Nachrichtenübermittlung, zur Fern-
messung und Fernsteuerung. Eine Frage, die immer noch
brennend genug ist, auf der Zweiten Weltkraftkonferenz
behandelt zu werden, ist die Beeinflussung der Fernmelde-
leitungen und -einrichtungen durch Starkstrom.
In der Elektrizitätsverwendung wurden
als am wichtigsten die neuesten Anwendunesformen der
Elektrizität im Haushalt und in der Landwirtschaft be-
trachtet. Da die bisherigen Weltkraftkonferenzen sich
sehr eingehend mit der Erzeugung und teilweise auch
schon mit der Verteilung der Kraft befaßt haben,
soll die Berliner Tagung der Verteilung und namentlich
der Verwendung der Energie gewidmet sein. So kan
der Fachausschuß zu einer ziemlich eingehenden Unter-
teilung dieser Gebiete. In gleichem Sinne wurde auch die
Verwendung der Elektrizität in der Industrie behandelt
und dabei ebenfalls die neuere Entwicklung im Bereich
der Elektrowärme und der Elektrochemie berücksichtigt.
Bei der Lichtwirtschaft interessiert namentlich die Pro-
duktionsteigerung durch zweckmäßige Ausgestaltung der
Beleuehtung, bei den elektrischen Bahnen in erster Linie
die Frage der Sicherheit, sodann einiges Konstruktive im
Bau elektrischer Lokomotiven.
Letzten Endes hängt die ganze Wirtschaftlichkeit der
Elektrizitätswerke von einem geregelten Absatz des Stro-
mes ab. Vorträge über den Einfluß der elektrischen Ver-
brauchsgeräte auf das Belastungarebirge, die Form der
Tarife und die Verbreitungsmöglichkeit elektrischer Appa-
rate unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Verhält-
nisse eines Landes sowie der Lebensbedürfnisse und ge:
wohnbeiten seiner Bewohner sind daher geeignet, die Elek-
trizitätswirtschaft im internationalen Gedankenaustausch
auf den bisher beschrittenen Wegen ein gutes Stück ver-
wärts zu bringen.
Soweit die Arbeiten der Fachausschüsse, deren Erzeb-
nis einen anschaulichen Querschnitt durch die aktuellsten
Fragen der modernen Energiewirtschaft gibt und in meh-
reren Sprachen an die bedeutendsten Fachkreise des Aus-
landes versandt wurde, um von vornherein einen einheit-
lichen Zug in die Konferenz zu bringen. Hinsichtlich der
von Deutschland einzureichenden Berichte haben die be-
rufenen Spitzenverbände und Körperschaften es übernom-
men, für die Auswahl der Themen, Ernennung der Re-
ferenten und die Einreichung selbst Sorge zu tragen.
Dr. Gerhard Dehne.
1. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1125
RUNDSCHAU.
Heizung. Öfen.
Durchgehende elektrische Zugheizung. — Die Öster-
reichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben die elektrische
Zugheizung nur mit 1000 V Heizkörperspannung ein-
zurichten brauchen, da die Anschlußländer Deutschland,
Schweiz und Ungarn ebenfalls diese Einrichtung verwen-
den. Größtes Gewicht wurde auf einfache Installation ge-
legt, um dadurch nicht nur die Wartung, sondern nament-
lich auch die Bedienung im Betriebe von den einfach-
sten Kräften durchführen zu können. Die Einrichtung
entspricht in allen Teilen den Bestimmungen des Vereins
Deutscher Eisenbahnverwaltungen und des Internationalen
Eisenbahnverbandes.
Durchgreifende Leitung und Kupplung.
Die durchgreifende Leitung führt auf jedem Wagen von
einer Kupplungsdose der einen Wagenbrust zur Kupp-
lungsdose auf der anderen Brust; sie besteht aus grob-
litzigem Kabel von 185 mm? Kupferquerschnitt. Die Ver-
bindung von Dose und Kabelhalter (auf jeder Wagenbrust
ein Kabelhalter) wird durch das feinlitzige ‚(jede Litze
0,25 mm?) Kupplungskabel vom selben Querschnitt her-
gestellt. Beide Kabel sind verlegt in Gasrohren von
33 mm LW. welche an dem Untergestellträger mittels
Schellen befestigt sind. Die Kupplungsdose befindet sich
auf der Seite der gewölbten Puffer, Kabelhalter auf der-
jenigen der flachen Seite. Der freie Teil der Kupplungs-
kabel (1350 mm lang) trägt am Ende den Stecker und ist
mit dem Erdungskabel von 25 mm? Querschnitt, welches
Aobelholter ouf Seite
der Machen Puffer
Abb. 1. Anordnung der Kupplungseinrichtung.
die Erdung des Steckers zum Kabelhalter vorsieht, in einen
Lederschlauch eingenäht (Abb. 1). Die Blinddose wird
rechts vom Puffer (gegen die Wagenstirne gesehen) an-
gebracht, der untere Rand 1,5 m von S.O. entfernt, und
dient zur Aufnahme des Steckers, wenn die Heizung nicht
gebraucht wird. Die Kupplungsteile sind von den Österr.
Brown, Boveri-Werken geliefert werden.
Von einer der beiden Kupplungsdosen führt die Zu-
leitung erst zur Hauptsicherufig, welche am Langträger
in einem gußeisernen Kasten befestigt ist, von dort zum
Hauptschalter im Wageninnern; sie besteht aus einem
Kabel von 10 mm? Kupferquerschnitt und liegt in Gas-
robren von 13 mm 1.W.
Hauptschalter und Stromkreissiche-
rungen. Der Hauptschalter im Wageninnern wird grund-
eätzlich im W’agendurchgang in der Nähe der Eingangstür
und in möglichster Nähe der Hauptsicherung, jedoch nur
für zwei Stellungen, „ein“ und „aus“, verwendet. Mehr
als drei Stromkreise werden nicht ausgeführt, und sind
Hauptschalter und Sicherungen in einem gußeisernen
Kasten untergebracht, dessen Tür nur dann geöffnet wer-
den kann, wenn der Hauptschalter, zu dem ein kleines
Hauptschalttürchen führt, auf „aus“ steht. Aufschriften
oberhalb der Sicherungen geben eindeutig an, für welche
Stromkreise dieselben bestimmt sind („Großes Abteil”,
„Abteile 1. Klasse” usw.). Bei Wagen mit nur einem
Stromkreis (Dienstwagen) vertritt der Abteilungschalter
den Hauptschalter. Als Haupt- und Stromkreissicherungen
sind Einheitsicherungen der AEG-Union in Verwendung.
InnenleiterundAbteilungschalter. Von
den Stromkreissicherungen sind die Leitungen, bestehend
aus isoliertem Kabel von 2,5 mm? Querschnitt, verlegt in
überlapptem Peschelrohr von 18 mm 1. W., bei Nichtregel-
barkeit direkt, bei Regelbarkeit über den Abteilungschal-
ter, den nebeneinander geschalteten Heizkörpern zuge-
führt. Die Heizung ist in jedem Raum regelbar, mit Aus-
nahme von Abort, Gepäckräumen und Gang; in jedem Raum
wird ein, wenn der ganze Wagen aus einem Raum be-
steht, werden zwei Abteilschalter angebracht. Ein Abteil-
schalter hat drei Stellungen: warn, halbwarm und kalt,
mittels denen eine Regelung der Heizleistung des Abteiles
durch Nebeneinandcerschalten der möglichst in die Hälfte
geteilten Heizkörpergruppe vorgenommen werden kann.
Schutzerdung. Schutzerdungen sind bei allen
Metallteilen und metallischen Schutzeinrichtungen (Heiz-
körperverschalungen, Schaltern, Rohren) angebracht. Alle
Leitungen für die Schutzerdungen sind blanke Kupfer-
kabel von 2X5 mm? Kupferquerschnitt; sie sind außen
an den Peschelrohren verlegt und gemeinsam mit diesen
angeschellt.e Die Erdungen werden zu einer bei der
Wagenwand angebrachten eisernen Erdungschiene ge-
führt von mindestens 5X 30 mm? Querschnitt. Diese
Erdungschiene wird dreimal zu dem Langträger geerdet,
u.zw. mit je vier blanken Kupferlitzen von je 5 mm
Kupferquerschnitt.
Abb. 2b. Heizkörper mit einer Heizleistung von 500 W.
Heizkörper. Die Heizkörper (Abb.2) sind von
der Elektro-Heizungstechnik in Wien hergestellt, u. zw.
mit einer Leistung von 1000 oder 700 W, doch sind beide
Leistungstypen vollkommen gleich und untereinander
umtauschbar. Der Widerstandsdraht ist auf Schambotte-
rchre gewickelt, die ihrerseits wieder auf gußeisernen,
mit kittlosen Isolatoren versehenen Böcken gelagert
sind; durch Anordnung einer Stromrückführschiene eind
alle Anschlüsse auf einer Heizkörperseite möglich. Dic
längste Anheizzeit beträgt 1..125 h. Für den Nahver-
kehr wird eine Leistung von 180 W/m? verwendet, für
den Fern- und Übergangsverkehr, entsprechend den Vor-
schriften des Internationalen Eisenbahnverbandes, eine
solche von 200 W/m’. Die Heizkörper sind in den Ab-
teilungen möglichst unter den Sitzen, im Gang unterm
1126
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1. August 1929
Dampfheizrohr und in den Aborten unter dem Wasser-
behälter untergebracht, gegen außen gut isoliert und
mit Schutzverkleidungen versehen.
Anschriften. Alle Wagen, welche mit einer
durchgehenden elektrischen Heizeinrichtung mit 1000 V
Heizkörperspannung versehen sind, sind durch ein hoch-
gestelltes h gekennzeichnet, z.B. ABah, Degh usw.
Prüfung Alle neuen, erstmaligen Einrich-
tungen werden 1 min lang mit 5600 V Wechselstromspan-
nung geprüft. Nach jeder wesentlichen Ausbesserung und
nach jeder Hauptuntersuchung, mindestens aber vor jeder
Inbetriebsetzung nach längerem Stillstande (also auch
vor Beginn des Heizabschnittes) wird eine Prüfung ge-
mäß den internationalen Vereinbarungen, nur mit einer
Woechselssromprüfspannung von 2500 V 5 min lang oder
mit einer solchen von 3000 V 1 min lang geprüft. Gleich-
zeitig mit der Spannungsprüfung wird eine Dauerheizung
% h lang und eine Prüfung der Schutzerdung durch-
geführt.
Betriebsvorschriften. Die Heizungskupp-
lungen dürfen nur im etromlosen Zustand gekuppelt und
eelöst werden und erst nach Einlegen bzw. Lösen der
Schraubenkupplung; es ist stets darauf zu achten, daß
cin llerunterhängen des Steckers vermieden wird und
bei etwaigem Nichtgebrauch in die Blinddose kommt. Die
Bahnhofsbediensteten dürfen nur die Wagen unterein-
ander kuppeln, die zuletzt auszuführende Kupplung zwi-
echen Lokomotive und Schlußwagen darf nur durch den
Maschinenbegleiter gekuppelt werden; den Auftrag hierzu
erteilt der Wagenuntersucher, in solchen Bahnhöfen, wo
keiner vorhanden ist, der Zugführer. Hauptschalter,
Stromkreissicherungen sind so übersichtlich beim Eingang
angebracht und so gut bezeichnet, daß auch unzeschultes
Personal bei Gefahr sofort eine Ausschaltung vornehmen
kann. (F Klausner, Organ Fortschr. Kisenbahnwes.
Bd. 83, S.396.) Ktw.
Bahnen und Fahrzeuge.
Neue elektrische Schnellzuglokomotive in Japan. —
In Japan sind neuerdings 7 Schnellzuglokomotiven von
der Firma Kawasaki Dockyard mit drei anderen Firmen
zusammen erbaut worden. Sie sind für die 160 km lange
Strecke Tokio—Kosu bestimmt. Die Lokomotive hat sechs
Treibachsen und an den Enden 1 bzw. 2 Laufachsen
(Abb. 3). Sie soll imstande sein, einen Zug von 500 bis
Eed
KE
EE DR 0 e K- l E 1, VE AS 01
-7200 --
20000
tätigt. Den Steuerstrom liefert ein Motorrzenerator von
1500/100 V, 2 kW dauernd. Zum Schutz gegen Über-
lastung ist ein Schnellschalter der GE-Type vorgesehen.
Hauptdaten der Lokomotive:
RUE un a el 1057 mm
gesamte Länge über Puffer 280 mm
Achsstand. . ...: 2 2 2 20. 4400 mm
Treibrad. . . . 222 2 2 2 20.0 1:5) mm
Laufrad: . ea ae 940 mm
esamte Breite . . 22222... 810 mm
Sıundenleistunz . 2 22 2.2... 1355) kW
Geschwindigkeit dabei... . . 45 kmh
maximale Geschwindigkeit. . . c0 kwh
esamtes Lokomotivgewicht .. 10st
Ketzspannung. .. - 2 2.2.2.0. 1500 V
(El. Railw. Journ. Bd. 72, S. 1119.) Tbr.
Elektromaschinenbau.
Der Stufen-Induktionsregler für die Spannungsrege-
lung von Transformatoren. — Es besteht beim Betriebe
elektrischer Anlagen manchmal das Bedürfnis, die Span-
nung von unter Last stehenden Transformatoren zu ver-
ändern, Die Transformatorenwicklungen erhalten in sol-
chen Fällen Anzapfungen, die mittels Schalteinrichtungen
entsprechend dem gewünschten Spannungszustand an das
Netz zu- und abgeschaltet werden müssen. Hierbei ergehen
sich eine verhältnismäßig große Zahl von Hilfschaltern
sowie eine eprunghafte Spannungsrezelung. Wo diese
beiden Nachteile mög-
lichst vermieden wer-
den sollen, empfiehlt
sich die Anwendung
des Stufen-Induktions-
reglers. Die Wir-
kungsweise der Kom-
bination, gebildet aus
dem Transformator
und dem Stufen-In-
duktionsre:ler, möge
an Hand der Abb.4
kurz erläutert wer-
den. Der Induktions-
regler ist nieht unmittelbar, sondern über einen Hilfs-
transformator, welcher sekundärseitig eine Doppelwick-
lung besitzt, mit dem eigentlichen Transformator verbun-
den. Im Nullzustand der Einrichtung sind die Schalter 1
und A geschlossen. Wird der Induktionsregler aus seiner
Nullage verdreht, dann wird durch die Wicklung M des
Trennschalter. Ri pi
ams eD
Induktionsregkt n cb.
Zur Erregung ; Ei a
T Wechselschalter
Jerie- ee
(sekundarseitig mit Doppel- Wicklung)
Abb. 4.
1200: Sieg 2520 7880
Abb. 3. Japanische Schnellzuglokomotirve.
00 t auf 10 len Steizung fortzubewegen und bei 1350 V
auf eine Geschwindigkeit von 50 km/h zu bringen. Sie
ist ausgerüstet mit 6 fremdeelüfteten Tatzlagermotoren
mit Zahnradübersetzung, wobei das große Rad gefedert
ist. Zwei Motoren zu je 675 V sind dauernd in Reihe ge-
schaltet. Die Schaltung ie Motoren ist folgende: alle
sechs Motoren in Reihe mit 12 Widerstandstufen, drei
Motoren in Reihe und beide Gruppen parallel mit acht
\Widerstandstufen, zuletzt zwei Motoren dauernd in Reihe
und drei Gruppen parallel mit weiteren acht Widerstand-
stufen. Außerdem sind zwei Feldschwächungestellungen
vorhanden. Die Steuerung wird elektropneumatisch be-
Hilfstransformators an die Anzapfung 1 eine Spannung
gebracht, die sich dureh kontinuierliches Anwachsen aus-
zeichnet. Ist der Höchstwert dieser Zusatzspannung er-
reicht, dann werden die Schalter 2 und B geschlossen und
die Schalter 1 und A geöffnet, was ohne weiteres zulässig
ist, weil die resultierende? Spannung der Wicklungen M
und N des Hilfstransformators gleich der Spannung zwi-
schen den Anzapfunzen 1 und 2 ist. Da die in den Wick-
lungen M und N induzierten Spannungen praktisch gleich
eroß sind, bleibt die Linienspannung bei der Durchfüh-
rung der eben genannten Schaltermanipulationen unver-
ändert. Indem man nun den Induktionsregler so verdreht,
l. August 1929
daß die Zusatzspannung der Wicklung N abnimmt, beginnt
die Linienspannung kontinuierlich bis auf den Wert der
Spannung der Anzapfung 2 zu steigen. Durch die so be-
schriebene Methode ist es möglich, eine Spannungs-
variation, wie sie in der Abb.5 zur Darstellung gebracht
wird, zu erreichen.
Die Westinghouse Electric & Mfg. Co., welche diese
Spannungsregeleinrichtung baut, montiert den Stufen-
induktionsregler an dem Leistungstransformator und
erreicht so ein einheitliches Gebilde. Normalerweise be-
sitzt die Schalterbetätigung einen Motorantrieb, und die
praktische Ausführung des Schemas ist derart, daß mit
LeilungSspannung
S40 720 900 W80 71260 1440?
Abb. 5.
360
Hilfe eines Steuerschalters die Spannungsregelung auf das
einfachste durchgeführt werden kann. (R.M. Field, The
Electric Journ. Bd. 26, S. 351.) Schait.
Die Generatoren für das Kraftwerk Ryburg-Schwör-
stadt. — Das zur Zeit am Oberrhein in Bau befindliche
Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt wird vier langsam lau-
fende Vertikalgeneratoren von je 32500 kVA Leistung
erhalten, welche von einer aus den Firmen Brown, Bo-
veri & Cie, A.G. Mannheim-Käfertal und der A.G.
En
Tier?
Ce
sé
H
AO O
e ee
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
"ët T
er
1127
7
Brown, Boveri & Cie., Baden/Schweiz gebildeten Arbeits-
gemeinschaft gebaut werden. In den Werkstätten der
beiden Firmen werden je zwei dieser Maschinen herge-
stellt. Diese Generatoren sind hinsichtlich ihrer Ab-
messungen und Gewichte die größten bisher in Europa
gebauten Maschinen dieser Art, und nur in einigen weni-
aee ralerkeD Amerikas laufen Maschinen ähnlicher
röße. zZ
Jeder der vier Generatoren hat eine Normalleistung
von 32500 kVA bei einem Leistungsfaktor von 0,7, einer
Spannung von 10500 V, einer Periodenzahl von 50 Hz
und einer Drehzahl von 75 U/min. Die Maschinen können
jedoch dauernd eine Leistung von 35 000 kVA bei cos ọ =
0,7 übererregt abgeben, wobei die Erwärmung, die nach
den REM zulässigen Temperaturen um nicht mehr als
5° überschreiten darf. Die genannten Leistungen müs-
sen innerhalb eines Spannungsregelungsbereiches von
10500 V+6% abgegeben werden. Als Phasenschieber
bei cos ọ = 0 übererregt leisten die Maschinen 28 000 kVA,
bei cosọ =0 untererregt beträgt ihre Leistung noch
23500 kVA.
Die Generatoren werden in geschlossener Bauart
(Abb. 6), mit vertikaler Flanschwelle zur unmittelharen
Kupplung mit Kaplanturbinen ausgeführt. Der Durch-
messer des.an der Welle angeschmiedeten Kupplungs
flansches beträgt 2 m. Mit Rücksicht auf den Bahntrans-
port wird das Polrad in acht Teile unterteilt, u.zw. be-
steht es aus zwei übereinander liegenden Rädern, die je-
weils diametral in vier Teile geteilt sind. Der Durch-
messer des Polrades beträgt 9,4 m.
Die Rotoren werden in den Werkstätten einer Schleu-
derprobe bei der Durchbrenndrehzahl von 185 U/min unter-
zogen, so daß die größte Gewähr für die Güte des Mate-
rials geboten ist. Das im Rotor eines Generators unter-
gebrachte Schwungmoment beträgt 12500 tm? bei einem
Gesamtgewicht des Rotors von etwa 250 t.
Die Generatoren erhalten je einen oberen und unte-
ren Tragstern, welche die beiden Führungslager aufneh-
men. Der obere Tragstern, der zugleich das Spurlager
trägt, ist zur Aufnahme einer Gesamtbelastung von Wt
bemessen. Das gußeiserne Statorechäuse besteht aus acht
Teilen und ruht auf einem ebenfalls achtteiligen Funda-
mentring. Der äußere Durchmesser eines Generators cein-
schließlich der Blechverschalung für die Luftführung be-
trägt rd. 13 m. Die Gesamthöhe eines Generators, gce-
messen von Unterkante Kupplungsflansch bis zum oberen
Rand der Hilfserregermaschine, beträgt rd. 9 m.
Die Erregung erfolgt durch unmittelbar auf den obe-
ren'Tragstern bzw. auf das Spurlagergehäuse aufgebaute
Erregermaschinen, welche wie die Generatoren mit
75 U/min laufen. Um eine stabile Regelung auch bei ka-
pazitiven Belastungen zu ermöglichen, sind außerdem
Hilfserregermaschinen vorhanden, die auf die Haupt-
erregermaschinen aufgebaut sind. Die Erregermaschinen
bzw. die Hilfserreger sind so bemessen, daß eine hohe
Regelungsgeschwindigkeit
gewährleistet ist.
Die Inbetriebnahme der
beiden ersten Maschinen
soll bereits im Herbst des
Š Jahres 1930, die der beiden
= folgenden Maschinen im
Herbst des Jahres 1931
stattfinden. fi
>=
Fernmeldetechnik.
Die Funkstationdesneuen
Schnelldampfers „Bremen“.
— Die gesamte Funkein-
richtung des Passagier-
dampfers „Bremen” wurde
— von der Telefunken-Go-
sellschaft, Berlin, geliefert
TES
ei
>
KA AAANKKNAKMA MI
DNANKNAKKMAKAME?
und wird von der Deut-
schen Betriebsgescllschaft
für drahtlose Telegraphie
„Debeg” eingerichtet und
betrieben. Zur Abwick-
lung des Haupttelegramm-
verkehrs ist ein normaler
Telefunken - Röhrensendter
von rd. 3 kW Antennen-
SS
[3]
IN
N
N
N
Abb. 6 Dreiphasen-Generator B.
leistung für den Wellen-
bereich von 500 ... 3000 m
eingebaut worden, wäh-
rend ein Kurzwellensender
von 700 W Leistung mit
N
1128.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1. August 1929
cinem Wellenbereich von 13..105m zur Überbrückung
sehr großer Entfernung dient. Für den Nahverkehr be-
findet sich im Hauptfunkraum noch ein weiterer Lo:
moduliert arbeitender Röhrensender von rd. 250 W Lei-
stung für den Wellcnbereich von 175 und 600 ... 800 m.
Als Behelf für den Fall von Betriebstörungen der elek-
trischen Bordzentrale ist außerdem ein Tonfunkensender
vorhanden, dessen Betriebstrom aus einer Akkumulatoren-
batterie entnommen wird.
Die Empfangsanlage der „Bremen“ besteht aus 7 Emp-
fängern, wovon einer zur Aufnahme der Schnelltelegraphie
dient und zwei weitere für den Kurzwellenverkehr be-
stimmt sind. Ein Gerät ist dauernd auf die Welle 600 m
eingestellt und empfängt lediglich S.O.S.-Rufe Die
übrigen Empfänger sind die bekannten Telefunken-Drei-
kreisempfänger mit einem Wellenbereich von 120 bis
25000 m. Die umfangreiche Antennenanlage für Sender
und Empfänger ist teils zwischen zwei 170 m auseinander-
stehenden Masten, teils zwischen den beiden Schornsteinen
des Dampfers verspannt.
Schließlich ist es auch auf der „Bremen” wie auf
vielen anderen Schiffen möglich, mit Hilfe eines Tele-
funken-Bordpeilers jederzeit den Standpunkt des Schiffes
zu bestimmen. Sieben Funkoffiziere bilden die Besetzung
dieser mustergültigen Anlage. of
Signale im Straßenbahnverkehr. — Die gleichzeitige
Steuerung mehrerer Verkehrsignale und ihr Einfluß auf
die Abwicklung des Straßenbahnverkehrs wurde in New
York für den Verkehr im Zuge der 14. Straße untersucht,
Ver dem
Einscholten der Signor
nach Osten t6
noch wesen A
Nach dam 1. Rotlicht?
noch Osten
nach Wossen g
Wach dem 8. Rotlicht
noch Osten m
nach Westen Zë
Zahlentafell.
l | Tatsfichliche Verzögerung durch | Bemerkun-
Tageszeit
Fahrzeit in 8 die Verkehrssignale KN
| n. Osten D. Westen | n. Osten |n. Westen |
6.8 VE 8!/2 | A OI | Keine
| Signale
H .. 99 Q 16 | 12... 17% 2.6, | A lie Spitzen-
verkehr
90 „17 12... 18 12 .. 19 2.9, | 3%, gie
17 m19 j 14 0.18 |15...19 4.7 16 Oil Bpitzen-
| | verkehr
9.2 | 8.18 We 15 1.5 Mi 8 Wechsel-
| | zeit auf
1% bzw.
l | 55 8 Ben
| | dert
befahren müßten, ist aber nach den Beobachtungen zu
hoch. Es kommen nur 4...5 Wagen in Frage. Wenn man
also mit 4,4 Wagen auf 1 Signalwechsel rechnet, sind 24 Sig-
nalwechsel/h erforderlich. Das führt, ohne das Verhältnis
2:1 für die Freizeit in nordsüdlicher und westöstlicher
Richtung zu ändern, zu einer Wechselzeit von 1508, d. h.
50s für den Durchgangsverkchr in der 14. Straße. Auf
Grund der Beobachtungen erscheint dieser Vorschlag, der
für beide Richtungen die gleiche Freizeit/h vorsieht, eine
brauchbare Lösung zu geben, denn abgeschen von der un-
terschiedlichen Verkehrsdichte der einzelnen Querstraßen
zeigt es sich, daß die bisherige Freizeit von 140s für den
Querverkehr recht ungleich ausgenutzt wird. Die Zahl
der je 20s die Kreuzung befalırenden Fahrzeuge nimmt
nach etwa 60...80s nach dem Signalwechsel wesentlich ab,
Nach dam 3. Rotlicht E E E WE E BE WE E ee EES
nach Osten 33
nach Westen 25
Nach dem a Rottier ı\ NL _ LU e UL de L
noch Osten 28
nach Westen A
Nach dem 6. Rotlicht Jl Jl eeaeee eM I UI LI S SU U IL
noch Osten 30
mach Westen E SH Il II l f Inr ff lí l f IF
broadway
Nach dem € Roflicht _| | jl j | j l (Lil JI j l f l IL
nech Osten 31
mael Moara - no RENG D Eeer KKH í Ir
Af Universitöls- SM rg 3.5/r L Aë 2 Aë:
Patz Platz
Abb. 7. Einfluß der Verkehrssignale auf den Straßenbahnverkehr.
u. zw. für den Abschnitt zwischen der 1. und der 8. Straße. so daß die Abkürzung der jedesmaligen Freizeit — ohne
Die Signalordnung zeigt Abb.7. Bei der 2. Straße sind Änderung der Gesamtfreizeit/h — möglich erscheint, ohne
für den Durchgangsverkehr 60 s Signalzeit und für daß Verkehrstockungen eintreten werden. (El. Railway
den Querverkehr 120 s vorgesehen mit 5 s Dunkelzeit Journ. Bd. 73, S. 386.) Spi.
bei jedem Wechsel. Alle übrigen Signale zeigen 135 s
rotes und 75s grünes Licht und eind ebenfalls bei jedem
Wechsel 5s dunkel. Die gleichzeitige Steuerung der Sig-
nale erfolgt nicht zwangsläufig, sondern ist durch sicht-
und hörbare Zeichen zwischen den einzelnen Bedienungs-
stellen sichergestellt.
Der Einfluß der Aufenthalte infolge der Verkehrs-
sienale geht aus Zahlentafel 1 hervor. Abb.7 läßt eben-
falls erkennen, daß die Zahl der auf dem beobachteten Ab-
schnitt fahrenden Straßenbahnzüge sich von 32 vor der
Sienaleinschaltung auf 61 nach dem 6. roten Licht erhöht.
Fahrplanmäßig haben in 1h 103 Wagen die 14. Straße
zu durchfahren, während zwischen 17 und 1856 an der
Kreuzung der 4. Straße nur 78 Wagen gezählt wurden.
(ue Ilöchstzahl der bei einem Sirenalwechsel die Kreuzung
befahrenden Wagen betruz 8, die Mindestzahl 3, im Mittel 5.
Um bei der augenblieklichen Anordnung von 16 Signal-
wechseln in der Stunde 103 Wagen zu befördern, mülsten
jeweils 6,4 Wagen die Kreuzung befahren. Die Zahl von
6..7 Wagen, die also bei jedem Freizeichen die Kreuzung
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Die magnetischen Eigenschaften von Perminvar. —
G. W. Elmen berichtet über eingehende Untersuchun-
gen an einer Gruppe von Bisen-Nickel-Kobalt-Legierun-
gen, die er wegen ihres außergewöhnlichen magnetischen
Verhaltens als „Perminvar“ bezeichnet. Diese Material-
gruppe zeist sehr geringe Hysteresisverluste und bis zu
ziemlich hohen Feldstärken eine konstante Permeabilität,
die um ein mehrfaches größer ist als bei Weicheisen.
Auch der eigenartige Verlauf der Hysteresiskurven, die
cine Einschnürung in der Mitte aufweisen, kennzeich-
net Perminvar als ein Metall von wesentlich neuen magne-
tischen Eigenschaften.
Auf Grund systematischer Legierungsversuche, bei
denen alle drei Komponenten von 10:10 % variiert
wurden, sowie durch magnetische Meßreihen hat Elmen
den Legierungsbereich, der die charakteristischen Eigen-
l. August 1929
schaften von Perminvar zeigt, genau abgegrenzt und in
Dreieckskoordinaten dargestellt.
Außer der prozentualen Zusammensetzung ist die
Wärmebehandlung der Legierung von grundlegendem
Einfluß auf ihre magnetischen Eigenschaften. Zur syste-
matischen Untersuchung dieser Abhüngigkeit wurde eine
Legierung gewählt, die wegen ihrer besonders hohen An-
fangspermeabilität von hervorragender Bedeutung für
die Praxis ist. Ihre Zusammensetzung ist 45 % Ni, 25 %
Co, 30 % Fe.
Für die magnetischen Messungen wurde das Material
in dünne Bänder von 3X 0,15mm Stärke gezogen und
gewalzt, wobei es wegen der beim Ziehen entstehenden
Sprödigkeit mehrfach einer Wärmebehandlung unter-
worfen werden mußte. Für einen Probekörper wurden
rd. 9m Band auf einen Ring von etwa 7,5 em Innendurch-
messer gewickelt. Die Drahtenden wurden verschweißt
und die durch besondere Maßnahmen vor Oxydation ge-
schützten Versuchskörper im elektrischen Ofen 1h lang
auf 1000 ° erhitzt und anschließend im Ofen selbst binnen
l0 h auf Zimmertemperatur abgekühlt. (Abkühlungsge-
schwindigkeit zwischen 700 und 400° 1,5 °/min.) Ein
Ring wurde nach dieser Behandlung unmittelbar unter-
sucht (vergütet), ein zweiter weitere 15 min auf 600 ° er-
hitzt und dann auf einer Kupferplatte rasch abgekühlt
(zehärtet); ein dritter Ring wurde noch 24 h bei 425°
nachgeglüht.
rh
0 7 2 3 y
Abh. 8& Permeabilitätskurven für Perminvar (45% Ni, 5°, Co, 32%% Fe)
Durch das Nachglühen bei 25° wird zwar die An-
fanespermeabilität etwas verkleinert, der Bereich kon-
stanter Permeabilität aber gegenüber dem normal ver-
süteten Material noch vergrößert. Dagegen geht diese
charakteristische Eigenschaft durch den Härteprozeß
schon bei relativ kleinen
Feldstärken verloren (vgl.
Abb.8 und 9). Parallel zu
dieser Erscheinung zeigt
Abb.9 fiir das gehärtete Ma-
terial schon bei kleinen maxi-
nalen Feldstärken deutliche
liysteresisverluste, während
fir das geglühte Material
noch bei einer maximalen In-
duktion von 800 Gauß die
Hysteresisschleiffe in eine
gerade Linie zusammenfällt,
d.h. noch keine meßbaren
Verluste liefert.
‚ Den großen Unterschied
Im magnetischen Verhalten
dieser beiden Zustandsfor-
men derselben Legierung er-
klärt Elmen aus der Tat-
sache, daß bei einer Tem-
peratur von 500° ein Um-
wandlunzspunkt der Legie-
rung liegt. Er nimmt an, daß 4 Gehärtet
2 Material oberhalb des B Hei 425° nachgeglüht (45°, Ni,
‚Inwandlungspunktes eine 2507 Co, 33%, Fe)
homogene feste Lösung bil- en :
det, die bei fallender Tempe- Abb. 9. Ayalere sisnchielien für
ratur gesättiet wird und am Kern invar,
mwandlungspunkt in ein
Gemisch zweier fester Lösungen von verschiedener Kon-
zeutration zerfällt. Die Änderung der Permeabilität läuft
in der Tat mit der Gefügeänderung des Materials par-
allel, und gleichzeitig erfährt der Charakter der Hyste-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 11298
resisschleife eine grundlegende Änderung. Während näm-
lich die Hoysteresisschleife des gehärteten Materials den
normalen Verlauf hat, d.h. ihre größte Breite beim
Schnitt mit der H-Achse zeigt, tritt bei hohen Feld-
stärken eine starke Einschnürung der Schleife auf, wenn
dieselbe Legierung bei niederer Temperatur stabilisiert
wurde. Diese Erscheinung weist darauf hin, daß es sich
hier nicht mehr um ein homogenes magnetisches Material
handelt. Schon 1920 wurden von Gumlich! an einem
kombinierten magnetischen Kreis, bestehend aus einem
magnetisch harten und einem parallel geschalteten wei-
chen Material, ähnliche Verzerrungen der Hysteresis-
schleife festgestellt, die durch einfache Überlagerung
zweier Schleifen zustandekommen. Die außerordentlich
kleinen Hysteresisverluste bei kleinen Feldstärken lassen
darauf schließen, daß die eine Komponente des Perminvar
ein Material von extrem geringen Verlusten gegenüber
allen heute bekannten Metallen sein muß. Auch die beob-
achtete Veränderung des elektrischen Widerstandes mit
der Wärmebehandlung steht im Einklang mit der Theorie
Elmens von der Entmischung der homogenen Lösung.
Von der Reihe eigenartiger Hysteresiskurven, die bei
der Variierung der Zusammensetzung der Legierung zu-
standekommen, gibt Abb. 10 einen charakteristischen Ein-
Hysteresisschleife 918 für Per-
minvar mit 21 Die Ni, 68,5% Co,
10,5% Fe
Abb. 10.
Hysteresisschleife 857 ftir Per-
minvar mit 60% Ni, 15%% Co,
5% Fe
2 0 2 4H G
druck. Kurve 918 stellt eine Legierung aus rd. 21% Ni,
685% Co und 10,5% Fe dar; Kurve 857 eine solche aus
rd. 60% Ni, 15% Co und 25 % Fe, beide Legierungen in
normal vergütetem Zustand.
Nach Ansicht Elmens besitzen die Perminvarlegierun-
gen große Bedeutung für die Kabeltechnik. Wenn sich
auch der zu kleine elektrische Widerstand durch einen
geringen Molybdänzusatz auf brauchbare Werte erhöhen
läßt, so scheint dem Berichter doch fraglich zu sein, ob
die größere Konstanz der Anfangspermeabilität für die
I'raxis von so großer Bedeutung ist, daß sie den Nachteil
der relativ kleinen Werte dieser Anfangspermeabilität
überwiegt. (G. W. Elmen, Bell syst. techn. Journ. Bd. 8,
S. 21.) E. Kurz, Stuttgart.
Verschiedenes.
ValI-Hauptversammlung in Königsberg und die „Lehr-
schau Holz’. — Seine diesjährige Hauptversammlung hielt
der Verein deutscher Ingenieure vom 22...24. VI. in
Königsberg i. Pr. ab. Ihr war am 21. VI. ein Besuch der
T. H. Danzig voraufgegangen, um diese in einem Festakt
in Verbindung mit der Deutschen Gesellschaft für Bau-
ingenieurwesen zu ihrem 25jährigren Bestehen zu beglück-
wünschen. An den Festakt in Danzig schloß sich eine
„verkehrstagung” unter dem Vorsitz von Geh. Baurat
Prof. Dr.-Ing. de Thierry und Öbering. Dipl.-Ing.
Wolff, Hamburg. Es ist das erstemal, daß der VdI die
Erörterung von Verkehrsfragen in das Programm der
Hauptversammlung aufgenommen hat, und nach den Aus-
führungen von Wolff dürfte die Bildung einer Fach-
gruppe „Verkehrswesen“ beim Vdl in Aussicht genommen
sein. Das Verkehrswesen sei mit dem ganzen Wirtschafts-
leben auf das engste verbunden, in dem die Ingenieurarbeit
zunehmend an Bedeutung gewinnt. Bei den Verkehrsmit-
teln trete diese vornehmlich bei der Gestaltung der Falır-
zeuze in Erscheinung, die heute im Hinblick auf Technik
und Kosten wichtiger als der Verkehrsweg sind.
Auf die Gemeinschaftsarbeit zwischen Verkehrs-
wissenschaftler und Ingenieur zu einer vorausschauenden
Entwicklung des gesamten Verkehrswesens wies auch
1 E.Gumlich, Arch. El, Bd. 9, S. 153.
` Bericht über die vorjährige Hauptversammlung: ETZ 1928,
S. 1054. — Über die Verleihung der Grashof-Denkmünze gelegentlich der
Ui Een Hauptversammlung wurde bereits in der ETZ 19%, S. 1032
erichtet.
1130
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
L August 1929
Prof. Dr.-Ing. Pirath, Stuttgart, in seinem Vortrage
„Verkehrsprobleme der Gegenwart” hin. Diese haben sich
allmählich aus dem Bedürfnis nach schnellerem Verkehr
und durch die Zunahme des Verkehrs seit der Vorkriegs-
zeit in allen Ländern entwickelt. Eine starke Dynamik
haben im Verkehrswesen die Belebung der Landstraße
durch den Kraftwagen, der Transport von Energiemengen
in veredeltem Zustand mittels Leitungen und die Verwen-
dung des Luftweges für den Weltluft- und den Nach-
richtenverkehr erzeugt. Die alten Verkehrsmittel Schiff-
fahrt und Eisenbahn wurden zum Teil ihrer vielfach vor-
handenen Monopolstellung beraubt und sahen sich ver-
anlaßt, ihre Betriebe zu rationalisieren, um den Verkehr
für die Lebensfähigkeit ihrer Anlagen zu behalten. Die
neuen Verkehrsmittel verursachten eine „Individualisie-
rung“ des Verkehrs, die wegen der zahlreichen am Ver-
kehr beteiligten Verkehrsmittel vielfach mit Unrecht als
Zersplitterung und demnach ungesunde Entwicklung an-
gesehen wird. Zur Beurteilung dieses Prozesses, in dessen
Entwicklung wir uns befinden, wurde auf die baulichen,
verkehrs- und betriebswirtschaftlichen Grundlagen der
einzelnen Verkehrsmittel, auf das Verkehrsaufkommen
nach Art und Richtung des Verkehrsbedürfnisses, auf die
Erfüllung des Verkehrsbedürfnisses durch das zweck-
mäßigste Verkehrsmittel. auf die Zusammenarbeit der
Verkehrsmittel und auf die ständige Forschung über die
im technischen Fortschritt und im Wandel des Verkehrs-
bedürfnisses liegende Dynamik in der Erledigung der
Verkehrsarbeit eingezangen. Bei den neuen Verkehrsmit-
teln sind die Anlagzekosten für den Weg gegenüber den
alten auf hergerichteter Bahn gesenkt, die für die Fahr-
zeuge erheblich gestiegen. Früher war für das erforder-
liche Kapital der Weg maßgebend, heute sind es die Fahr-
zeuge. So sei die Mitwirkung des Maschineningenieurs bei
den neuen Verkehrsmitteln sehr wichtig. Beim Kraft-
bedarf der Verkehrsmittel ist der Kraftbedarf bei den
Flugzeugen bezosen auf 1 Brutto-tkm, gegenüber dem bei
den anderen Verkehrsmitteln sehr groß. In der Reisezeit
und Reisezeitersparnis folgen sich Schiffahrt — Eisenbahn
— Flugzeug. Die Zeitersparnis der schnelleren Verkehrs-
mittel wirkt sich erst bei großen Entfernungen günstig aus.
Die Ausnutzung des Laderaums hängt bei allen Verkehrs-
mitteln von Angebot und Nachfrage ab. Verkehrsmittel mit
hohem Anteil an veränderlichen Kosten sind wirtschaft-
lich besonders anpassungsfähig. Die festen Kostenanteile
betragen bei den Eisenbahnen 61 %, bei der Schiffahrt
44 %, beim Kraftwagen 43 %, beim Flugzeug 50 %. Bei
dem Bestreben nach Erhöhung der Schnelligkeit wird
heute keine Absenkung der Betriebskosten erzielt. Die
Vorzüge der neuen Verkehrsmittel sind nicht derart her-
vorstechend, daß die alten verdrängt werden. Doch be-
stehe ein zälıer Kampf. Eine Planwirtschaft im Sinne der
Zuweisung des Verkehrs an das gceignetste Verkehrs-
mittel komme nicht in Frage, da es eine ungesunde Zwanzs-
bewirtschaftung von wirtschaftlichen Energien bedeuten
würde. Wohl aber seien gesunde Wettbewerbserundlagen
zu schaffen, die in weitzehender und gleichmäßizer
Deckung der Ausgaben durch Einnahmen bestehen. Die
Verkehrsaufteilung in Wertisrkeitsgruppen werde weiter
verfeinert werden müssen, um dann für jede das geeig-
netste Verkehrsmittel zu wählen. Die Abgrenzung der
Gruppen sei noch nicht abzuschen, und für gleiche Ver-
kehrszonen werden sich alte wie neue Verkehrsmittel
interessieren. Hierin liege das Verkehrsproblem der Neu-
zeit. Grundsatz werde immer bleiben, daß stets das Ver-
kehrsmittel mit dem größten Nutzen je nach dem Verkehrs-
bedürfnis zu wählen ist. Die Wahl der Verkehrsmittel
müsse den Interessenten überlassen bleiben. In fast allen
Ländern stelle der Protektionismus der öffentlichen Hand
die Verkehrsmittel unter ungleiche betriebswirtschaftliche
Bedingungen. Eine öffentliche Unterstützung hielt der
Vortragende für erlaubt, doch solle kein Wettbewerb un-
terstützt werden, wie es beim Kraftwagen gegenüber der
Eisenbahn immer noch erfolgt. Der Staat müsse dafür
sorgen, daß im Verkehrswesen angelegtes Kapital soweit.
als möglich ausgenutzt wird. In den Jahren 1913 bis 1927
habe der Verkehr unter erheblicher Verschiebung in der
Arbeitsverteilung auf die Verkehrsmittel zugenommen. In
dieser Zeit seien die Fernleitungen zum Transport hoch-
wertirer Güter entstanden, die im Jahre 1913 1,5 Mill t
betrugen und 1927 auf 11,7 Mill t gestiegen waren. Von
der Gesamtmenge im Güterverkehr der FKisenbahnen und
der Seeschiffahrt entfallen 76 bzw. 80 % auf geringwertige,
19,5 bzw. 18,5 % auf mittelwertige und 4,5 bzw. 15 % auf
hochwertige Güter. Eine weitere Spezialisierung der
Verkehrsarbeit werde folgen, und regionale und wirt-
schaftliche Zusammenarbeit der Verkehrsmittel sei er-
forderlich. Bei Eisenbahn und Kraftwagen sei die
Übernahme hochwertiger Güter technisch zu vervoll-
kommnen und besser zu organisieren. Das Kraft-
wagenliniennetz und das FEisenbahnnetz seien heute
schon in Amerika und Deutschland gleich. Scharfer Wett-
bewerb müsse im eigenen Interesse der Verkehrsunter-
nehmen vermieden werden. Die Wirtschaftlichkeit der
Eisenbahnen habe erheblich zugenommen, um höchste Lei-
stung mit dem geringsten Aufwand zu erzielen. Wichtig
sei eine möglichst vielseitige Ausnutzung des Personals.
Hochwertige Güter mit 60 RM/kg und Postsendungen wür-
den sich dem Luftverkehr zuwenden. Die sich für die Be-
förderung von Briefen, Gepäck und hochwertigem Gut er-
gebenden Verkehrsströme der Welt wurden im Bilde ge-
zeigt. Der Hauptstrom wird über den Atlantischen Ozean
zwischen Europa und Nordamerika erfolgen; er ist
beiden Richtungen wegen der gleichen Wirtschaftstruktur
der Länder gleich. Wirtschaftliche und politische Verhält-
nisse werden den internationalen Luftverkehr vortreiben.
Den zweiten Vortrag auf dieser Tagung hielt Pro-
fessor Dr.-Ing. Faßbender, Berlin, über ‚Die Hoch-
frequenztechnik im Dienste der Verkehrssicherung”.
Drahtlose Stationen kamen zunächst auf Schiffen zu
ihrer Sicherheit und zur Übermittlung von Witterunes-
nachrichten in Frage. Dann kam das Flugzeug, dem
die letzten Witterunesnachrichten zu seiner Siche-
rung drahtlos übermittelt werden müssen, wie seine
Peilung, als Fremd- oder Eigenpeilung, je nachdem die
Peilung von Fremden oder vom Flugzeug selbst vorge-
nommen wird. IlIeutize Peilempfänger lassen die Standort-
bestimmunge zu. In den allerletzten Monaten ist mit der
Einführung des Rahmen-Eirenpeilers mit Einknopf-Ab-
stimmung ein großer Fortschritt erzielt worden. Dieser
dient auch als Betriebsempfänger. Außerhalb der Flug-
zeugzelle befindet sieh eine drehbare Rahmenantenne, im
Innern derselben der Peilempfänger. Beim sog. Zielfluz
befindet sich im anzufliegenden Hafen ein drahtloser Sen-
der, die sog. Funkbake, die in bestimmten Zeitabständen
oder auf Anforderung die Peilzeichen sendet. Der Rah-
men wird senkrecht zur Längsachse des Flugzeuges ein-
gestellt und der Kurs so gewählt, daß das Empfang:
minimum stets in die Fluezeuglängsachse fällt. Mit der
Einführung der drahtlosen Peilung in der Luftfahrt kön-
nen jetzt auch Flüge bei schlechtem Wetter ohne Boden-
sicht ausgeführt werden.
Um auf dem Gebiet der Schiffahrt dem Schiff bei un-
sichtigem Wetter einen sicheren Weg zu ermöglichen, sind
verschiedene Verfahren ausgcbildet worden. Eine letzte
Methode benutzt die ultraroten Strahlen, die eine sehr viel
bessere Durchleuchtungsfähigkeit für Nebel als die dem
menschlichen Auge sichtbaren Strahlen besitzen. Es ist
möglich, Scheinwerfer zu konstruieren, die solche Wellen-
länıen aussenden und ein Sirnalisieren durch den Nebel
gestatten. Mit derartigen, besonders konstruierten Schein-
werfern läßt sich der Horizont ableuchten; treffen hierbei
die Strahlen auf einen Gegenstand, so werden sie zum
Teil reflektiert und lassen sich trotz verminderter Inten-
sität mit den vom Bildfunk her bekannten photoelektri-
schen Zellen noch nachweisen. Mit der Photozelle winl
ein Summer verbunden, so daß die Strahlen auch akustisch
wahrnehmbar sind. In dieser Art kann ein Zusammenstf
zweier Schiffe im dichten Nebel verhindert werden. Im
Kriege wären die Strahlen geeignet, die Vernebelung von
Kampfeinheiten unwirksam zu machen.
Auf dem Gebiet der Verkehrssicherung im Eisenbahn-
wesen wurde auf die Fortschritte hingewiesen, die in den
Verfahren zur selbsttätigen Bremsung von Zügen beim
Überfahren von Haltesienalen erzielt werden. In der Aus-
sprache wurden Versuche von Telefunken zur Anwendunz
der Hochfrequenz in der Rangiertechnik erwähnt. Um div
Befehle des Rangiermeisters vom festen Standort an da:
Personal zu übermitteln, wurde lIIochfrequenz-Telephonie
auf einer Leitung von 2 km Länge, unter der die mit An-
tenne und Empfänger ausgestatteten Lokomotiven fahren,
verwendet. Durch Pfeifen gibt der Lokomotivführer br-
kannt, daß er die Befehle richtig verstanden hat. Bei zwei
Lokomotiven im Rangierbetrieb können indessen Irrtümer
auftreten, auch macht die Anlage der Leitung Schwierig-
keit. Man hat neuerdings Versuche mit kurzen Wellen von
3m Länge aufgenommen, bei denen gegenseitig gesprochen
werden kann.
Auf der Fachsitzunge „Wärmeteehnik“ gab Dr.-Ing.
von Laßberg, München. einen Überblick über die
„wärmewirtschaft in der Zellstoffindustrie”. Mehrere
neue Einrichtungen zur weiteren Verringerung des Ver-
brauchs an Fabrikationsdampf, wie die Vertikaltrocken-
partien, das Fidalzo-Trockensystem, die Thorne-Schäl-
maschine, die Verwertung der in den Schwaden enthal-
tenen Wärme, wurden beschrieben und betont, daß mit der
Verrinzerunz des Dampfverbrauchs der auf die Einheit der
erzeugten Ware bezogene Kraftbedarf steige, was beim
Entwurf der Kessel- und Maschinenanlazen wohl zu berück-
1. August 1929
sichtigen sei, um spätere Betriebsschwierigkeiten zu ver-
meiden. Den 2. Vortrag hielt Prof. Dr.-Ing. E.Schmidt,
Danzig, mit dem Thema „Versuche über den Wasserumlauf
in Dampfkesseln“, die auch in den hierzu geschaffenen Ein-
richtungen gezeigt wurden. Auf Grund dieser entwickelte
er scine Theorie des Wasserumlaufs, welche die Relativ-
zeschwindigkeit des Dampfes gegen das Wasser in der
Gemischsäule und die Selbstverdampfung berücksichtigt,
was bei bisherigen Theorien nicht erfolgte. In der Aus-
sprache wurden Mitteilungen zu Versuchen der SSW zur
Selbstverdampfung und Wasserumlauf in stehenden Ruths-
Speichern gemacht, wie solche im Charlottenburger Werk
der BEWAG zur Aufstellung gelangen. Diese Versuche
wurden in gläsernen Gefäßen ausgeführt und im Film
festgehalten. Durch die Selbstverdampfung bei der Ent-
ladung treten derartige Erschütterungen auf, daß Trichter
in die Behälter eingehängt werden mußten, um den Wasser-
umlauf zu regeln.
In der von Oberbaurat Füchsel, Berlin, geleiteten
Fachsitzung „Schweißtechnik“ berichtete Dr. Wupper-
mann, Schlebusch, über die zunehmende Bedeutung der
„Stumpfschweißung im Abschmelzverfahren und ihre An-
wendungsmöglichkeiten im Schiffbau”, die aber auch für
den allgemeinen Maschinenbau an Stelle der Feuer-
schweißung vorliegen. Versuche an Querschnitten bis zu
10 000 mm? sind ausgeführt worden, in denen bei richtiger
Ausführung und Behandlung der Schweißung 100 % der
Ursprungsfestigkeit und ein hoher Prozentsatz der Kon-
traktion und Dehnung der ursprünglichen Werte erreicht
wurden. Reparaturen lassen sich mit elektrischer Schwei-
Rung billiger, sicherer und schneller ausführen als mit der
F’euerschweißung. Durch eingehende metallurgische For-
schung ist es nach dem Vortrag Dr. Sommers, Düssel-
dorf, „Fortschritte in der Verwendung hochwertiger
Schweißdrähte“”, gelungen, für jedes Spezialgebiet die ge-
eignetsten Schweißdrähte zur Verfügung zu stellen. Vom
Stahlwerk Böhler wird unter der Bezeichnung „B Elite“
ein Draht erzeugt. der die nicht metallischen Einschlüsse
in der Mitte des Drahites konzentriert. Die aus ihm her-
gestellte Schweiße ist warm schmiedbar und warm ver-
windbar. Der Draht kann wie ein umhüllter Draht für
Wechselstrom benutzt werden. Auch für mit Chrom und
Kupfer legierte Hochbaustähle sind Schweißelektroden
geschaffen worden, die sich der höheren Streckgrenze uad
Festigkeit dieser Werkstoffe anpassen und am Minuspol
angeschlossen werden können. Ein hochprozentiger Man-
eanstahldraht („Böhler BM”) ohne Ummantelung läßt sich
autogen und elektrisch für Verbindungs- und Auftrag-
schweißungen verwenden. Nach Ausführungen von Prof.
Dr.-Ing. Hilpert, Charlottenburg, sind „neueste Unter-
suchungen des Werkstoffüberganges im Schweißlicht-
bogen“ mit einem von Thun erfundenen Aufnahmever-
fahren auseeführt worden. Dies erfaßt den Materialüber-
gang als Schattenriß, wobei etwa 2400 Bilder in der Se-
kunde festgehalten werden konnten, und gleichzeitig die
zugehörigen Oszilloeramme der Schweißspannung und
-stromstärke aufgenommen wurden. Der Werkstoffüber-
zang erfolet vornehmlich als faden- oder pilzförmiger
Tropfen; die Übergangsdauer beträgt 1/7... 1/200 s. Unter-
suchungen über das Zeitverhältnis von Lichtbogendauer
und Tropfendauer ergaben einen günstigsten Wert von
2,22 bei 18 V und 180 A. Bei diesen Strom- und Spannungs-
werten wurde zugleich cine höchste sekundliche Tropfen-
zahl von 31 erreicht.
Die Vorträge auf den Fachsitzungen in Königsberg
waren auf den Werkstoff „Holz“ eingestellt, der auf der
Werkstoffschau 1926 nicht behandelt werden konnte. Hier-
mit war eine „Lehrschau Holz“! im Hause der Technik
auf der Ostmesse verbunden, die vom VdI zusammen mit
dem Deutschen Forstverein und anderen führenden Fach-
verbänden veranstaltet war. Holzforschung und Holzver-
wendung waren hier in ausgezeichneter Weise zur Schau
gestellt. Unter Beteiligung der Deutschen Reichsbahn-
Gesellschaft wurden zur Verwendung von Holz im Eisen-
bahn-Oberbau Holzschwellen für verschiedene Bauarten in
verschiedenen Ausführungen, Sicherungen gegen Reißen,
Geräte usw. gezeigt. Von den Dübelwerken, Berlin, war-
den Schwellen mit Dübeln, Hohlpflöcken, Pappelholzplat-
ten, Aufsattelunesplatten, Maschinen und Werkzeuge vor-
geführt. Wirtschaftliche Angaben zur Verwendung mit
Steinkohlenteeröl nach Reichsbahnvorschrift (System Rü-
Ping) imprägnierter Holzschwellen ließen erkennen, daß
fir den Kilometer normalspuriges Gleis 1044 RM jährlich
erspart werden können. Zur Konservierung von Holz-
masten durch Sublimat mittels Kyanisierung ist neuerdings
die Druckkyanisierung und die Diakyanisierung getreten.
Bei diesen Verfahren dringt das Sublimat tiefer in das Holz
1 Vgl. ETZ 19299, 8. €56.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 31
1131
ein. Muffenholzrohre und kontinuierliche Holzrohre, die
an der Verwendungstelle aus einzelnen Dauben, Spann-
ringen und Kleinmaterial zusammengebaut werden, finden
zunehmende Verwendung als Holzrohr-Druckleitungen bei
Wasserkraftanlagen. Gezeigt wurde die Förchenbach-
leitung des Kraftwerks der Woendelsteinbahn (Bayr... Al-
pen) von 800 mm Dmr., 1050 m Länge und 8 atü. Das
Speicherkraftwerk Mittweida hat eine Leitung von 1250 mm
Dmr. und max. 35 atü. Die Leitungen schmiegen sich
allen Gelände-Unebenheiten leicht an. Des weiteren wurde
die Eignung des Holzcs für den Bau von Antennenmasten
gezeigt. In Königsberg stehen 80m hohe, in Holzfach-
werk erbaute Funktürme. In München wurden zwei in
Eisen erbaute Antennentürme von 70 m Höhe durch gleich-
hohe Holztürme ersetzt. Der Wirkungsgrad der Antenne
wuchs von etwa 20 % auf 62%. Die vielseitige Verwen-
dung im Personenwagenbau wurde von der Deutschen
Reichsbahn-Gesellschaft an einem zweiachsigen Einheits-
Personenwagen II. Kl. eiserner Bauart in verschiedenen
Arbeitstadien gezeigt. Beachtenswert ist hierbei die
weitgchende Verwendung von Sperrholzplatten. In der
Abteilung „Holz im Apparatebau” hatte die Siemens &
Halske A.-G. Einzelteile zum Holzgehäuse eines Apparates,
ein aus holzhaltigem Preßstoff hergestelltes Apparate-
gehäuse u. dgl. zur Schau gestellt.
Der Lehrschau Holz hatte der Fachausschuß „Ver-
trieb“ beim Val seine Wanderschau „Der Vertriebsingre-
nieur” angereiht, die vornehmlich auf einschlägige Fra-
gen in den verschiedenen Zweigen der Holzindustrie ein-
gestellt war. In der von Dr.-Ing. Litz geleiteten Sitzung
„Vvertriebstechnik” berichtete Ziviling. Bader über die
Arbeiten im verflossenen Jahre, Dr.-Ing. Reitinger,
Berlin, sprach über Saisonschwankungen und Vertriebs-
planung, Dr.-Ing. Weiken, Berlin, über Verpackungs-
und Versandkosten und deren Anteil am Warenpreis. Die-
ser beträgt heute 3...5 % des Verkaufspreises und läßt
sich durch zweckmäßige Wahl der Verpackung senken.
Der Einfluß der Beförderungstarife ist hierbei weitgehend
zu berücksichtigen. Aus der Erkenntnis, daß ein Einblick
in die rechnungsmäßigen Vorgänge der Herstellung und
des Vertriebs für den Ingenieur um so weniger entbehrlich
ist, je bedeutender die Werte sind, die täglich zu und aus
den Betrieben der Industrie fließen, hatte der VdI zum
ersten Male im Ralımen seiner Tagung eine besondere
Fachsitzung „Industrielles Rechnungswesen” unter dem
Vorsitz von Prof. Meyenberg, Braunschweig, an-
gesetzt. Dr.-Ing. Sommer, Köln, sprach über „Grund-
züge der Plankostenrechnung”, Dr. Schnutenhaus,
Berlin, über „Analyse der Vertriebskosten”. Die Plan-
kostenrechnung ist eine Verbindung der Arbeitsplatz-
kostenberechnung mit der Jahresstundenrechnung und er-
ınöglicht, Störungen durch plötzliche Wertanforderungen
und die Einflüsse des wechselnden Beschäftigungsgrades
in der Rechnung zu berücksichtigen, um einen Gleichklanı
der sachlichen und wertrechnerischen Vorgänge zu er-
zielen. Hierbei werden die Erfahrungen und Ergebnisse
zurückliegender Perioden verwendet, um für den kommen-
den Zeitraum Betriebs- und Wertverlauf im voraus fest-
zulegen. Aus dem 2. Vortrag ging hervor, daß eine durch
genauere Gliederung ermöglichte Kostenzurechnung dann
besonders wichtig ist, wenn in einem Unternehmen mehrere
unterschiedliche Erzeugnisse hergestellt werden.
A.Przygode.
Neue Normblätter des DNA. — Eisenbahnwagenbau:
DIN WAN 511 Blatt 2, Sonder-Formstahl, gewalzt, Abmes-
sungen, Gewichte.
Fleischereimaschinen: DIN VDF 1 Fleisch-Schneid-
maschinen 82 ... 300, Messerzapfen, Anschlußmaße. — VDF 2
Fleisch-Schneidmaschinen Bi... 300, Gehäusekopfbohrune.
— VDF 3 Fleisch-Schneidmaschinen 82... 300, Messer, dop-
pelschneidig mit Bund. — VDF 4 Fleisch-Schneidmaschinen
82 ... 300, Messer, einschneidig mit Bund. — VDF 5 Fleisch-
Schneidmaschinen 82... 300, Lochscheiben für Messer mit
Bund. — YDF 6 Fleisch-Schneidmaschinen 82... 300, Mes-
ser, doppelschneidig ohne Bund. — VDF 7 Fleisch-Schneid-
maschinen 82... 300, Messer, einschneidig ohne Bund. —
VDF8 Fleisch-Schneidmaschinen 82... 300, Lochscheiben
für Messer ohne Bund. — VDF 9 Fleisch-Schneidmaschinen
82 ... 300, Einlegringe. — VDF 10 Fleisch-Schneidmaschinen
&2 ... 300, Zusammenstellung der Schneidsätze, Beispiele.
Landwirtschaft: DIN LAND 302 Mähmaschinen, Finger
für Grasmäher, Normalschnitt. — LAND 303 Mähmaschi-
nen, Fingerplatte für Finger nach DIN LAND 302 und 352.
— LAND 306 Mähmaschinen, Reibeplatte für Grasmäher,
Normalschnitt.
Luftfahrt:
Auswahl.
DIN Vornorm L12 Metrische Gewinde,
1132
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1. August 1929
Energiewirtschaft.
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Unser
kurzer Bericht über die Kapitalserhöhung der Preußi-
schen Elektrizitäts-A.G. und ihre Gründe findet
eine wichtige Ergänzung in folgenden Ausführungen des
Amtl. Preuß. Pressedienstes: „Verfolgt man den stürmi-
schen Entwicklungsgang der deutschen Elektrowirtschaft
in seinen einzelnen Etappen, so findet man folgende Stu-
fonreihe: Versorgungsanlagen für einzelne Häuser — für
Häuserblöcke — für Gemeinden — technische Lösung der
Fernübertragung und Bau von Überlandzentralen —
schließlich Großkraftwerke, die unmittelbar auf der Ener-
giequelle errichtet sind und den höchsten Typ wirtschaft-
licher Stromproduktion darstellen. Großkraftwerke sind
in der Lage, in einem weitgespannten Versorgungsgebiet
die Grundbelastung an Strom zu liefern und mittels der
modernen Hochspannungsleitungen zu verteilen. Ihre
Funktionen finden eine Ergänzung in den Spitzenkraft-
werken, die in den Zeiten des stärksten Strombedarfes mit
eingreifen.
So stellt sich das elektrowirtschaftliche Schema dar.
Die Wirklichkeit sieht allerdings anders aus. Wohl fin-
den wir die modernsten Typen von Großkraftwerken, aber
das Stromnetz als Ganzes erreicht durchaus nicht ein Ni-
veau, das technisch diesen Großkraftwerken entspricht.
Wie bei allem historisch Gewordenen finden wir in der
Stromwirtschaft nebeneinander Entwicklungstypen, die
ganz verschiedenen Epochen angehören. Vielfach halten
Produktionsanlagen und Verteilungsnetze von Kommunen
oder kommunalen Verbänden, die zur Zeit ihres Baues
einen sehr rationellen Typ darstellten, inzwischen aber
mit der technischen Entwicklung nicht Schritt gehalten
haben, die Versorgungsgebiete, für die sie geschaffen wur-
den, weiter besetzt. So finden wir in den meisten Gegen-
den Deutschlands eine Zersplitterung der Stromversor-
gung in eine Unzahl kleinerer Netze, von denen jedes nach
eigenem kLrmesgen sich weiter entwickelte Bemühungen
zur Zusammenfassung der Versorgungsgebiete zu Einhei-
ten von einer solchen Größe, die dem technischen Fort-
schritt der Stromproduktion und -verteilung entspricht,
stoßen vielfach auf keine geringeren Schwierigkeiten wie
die Versuche einer Verwaltungsreform.
Der Plan, das deutsche Versorgungsnetz in Überein-
stimmung mit dem elektrotechnischen Fortschritt zu bringen
— jener Plan, den Klingenberg schon vor dem Kriege
verwirklichen wollte, ist infolge der wirtschaftlichen Ent-
wicklung der Nachkriegszeit heute in großem Stile nicht
mehr durchzuführen. An seine Stelle muß das Bemühen
treten, eine Rationalisierung von innen heraus zu schaffen,
indem man kleinere, unwirtschaftliche Betriebe mit grö-
ßeren zusammenfaßt, benachbarte Betriebe miteinander
kuppelt und so allmählich zu größeren Einheiten kommt.
Diese Frage der elektrowirtschaftlichen Verwaltungsreform
nicht durch äußere Vorschriften, sondern als Selbstverwal-
tungsakt zu lösen, ist der Sinn der Maßnahmen, die der
Preußische Staat innerhalb seines wichtigsten elektrowirt-
schaftlichen Arbeitsgebietes jetzt durch sein Organ, die
` Preußische Elektrizitäts-A.G. eingeleitet hat. Die ge
nannte Gesellschaft hat durch den Landtag die Genehnmi-
gung erhalten, einen Teil ihres Aktienkapitals, und zwar
bis zu 26 %, an Kommunalverbände im Austausch gegen
deren Elektro-Versorgungsnetze zu überlassen. Es bietet
sich hierdurch für die Kommunen bzw. kommunalen Ver-
bände die Möglichkeit, in eine Gemeinschaftsarbeit mit
dem Preußischen Staat einzutreten, der in seinem großen
Hauptversorgungsgebiet, das von der Nordsee bis zum
Main reicht, leistungsfähige Großkraftwerke auf eigener
Kohlen- und Wasserkraftbasis ausgebaut hat. Solche Ge-
meinschaftsarbeit ist geeignet, zu der im allgemein-wirt-
schaftlichen Interesse dringend erforderlichen Vereinheit-
lichung und Vergrößerung der Versorgungsgebiete zu
führen, ferner die Investitionspolitik, die bisher in den
vielen kleinen Netzen zersplittert wird, nach einheitlichen
Grundsätzen für das Gesamtgebict zu disponieren. Für die
Sicherung der Stromverbraucherinteressen sind besondere
Kautelen vorgesehen worden. Es besteht nicht nur die
Möglichkeit, eine qualifizierte Minorität des Aktienkapi-
tals der Preußischen Elektrizitäts-A.G. in kommunalen
Besitz zu überführen, sonderns es sollen weiter innerhalb
der preußischen Interessensphäre regionale Unter-Gesell-
schaften gebildet werden, deren Aufsichtsratsmajorität aus
Vertretern kommunaler Verbände bestehen wird. Für die
kommunale Wirtschaft im Arbeitsgebiet der Preußischen
Elektrizitäts-A.G. bietet sich also die Möglichkeit, eigene
neue Investitionen für den Bau oder die Erweiterung von
Kraftwerken zu vermeiden, damit dem schwierigen kom-
munalen Kreditproblem auszuweichen und ohne finanziel-
les Risiko den Anschluß an die Einergie-Großwirtschaft zu
ı YgL ETZ 199, S. 1097.
finden. Die Überlandwerk Braunschweig G. m. b. H., die
die Verteilungsnetze in den braunschweigischen Kreisen
ne hat von dieser Möglichkeit bereits Gebrauch ge-
macht.”
Dipl.-Ing. G. Lesch erläutert in einer Abhandlung
über den Neubau des Umspannwerks Ludwigshafen der
Pfalzwerke A.G. dessen wichtige Lage durch eine
in Abb. 11 wiedergegebene Skizze, die sehr anschaulich
das Entstehen einer Hauptaustauschstelle elektrischer
Arbeit bei Mannheim-Ludwigshafen und ihre Verbindun-
gen zeigt. Hier treffen sich die Interessengebiete der
badischen Landesversorgung und des RWE, hier erfolgt
die wirtschaftliche Kopplung der Wasserkräfte des Ober-
rheins, des Schwarzwaldes und der bayerischen Werke,
demnächst auch der Vorarlberger Alpen mit der ther-
mischen Energie des rheinischen Braunkohlenbeckens,
über den Wasserweg des Rheins greift durch die Anlagen
des Großkraftwerks Mannheim die Steinkohle des Ruhr-
gebiets ein, und nunmelır soll auch die bayerische Rhein-
yon dem neuen Umspannwerk aus elektrische Arbeit
erhalten.
Steinkohle
Bayern
Oberrhein
Schwarzwald
Abh. 11. Die Energieaustausch- und Übergabestelle am
Zusammenfluß von Rhein und Neckar.
Über die Erweiterung des von den Vereinigten
Elektrizitätswerken Westfalen G. m. b. H,
Dortmund, versorgten Gebiets ist in letzter Zeit an dieser
Stelle mehrfach referiert worden. Der Geschäftsbericht
für 1928 weist zusammenfassend auf den Erwerb des Kreis-
clektrizitätswerks Arnsberg und der Geschäftsanteile der
G. m. b. H. Elektrizitätswerk Bestwig, Meschede, Finnen-
trop, des Elektrizitätsverbandes Büren-Brilon G. m. b. H. und
des Kommunalen Überlandwerks Wittgenstein G. m. b. H.
hin. Außerdem haben die Städte Winterberg und Nieder-
marsberg ihre Werke sowie neuerdings die Gemeinden
Datteln, Südlohn und Heiden ihre Stromnetze auf die Be-
richterstatterin übertragen. Innerhalb des alten Arbeits-
bereichs ist bekanntlich die unmittelbare Versorgung der
Stadt Recklinghausen an die VEW übergegangen, die auch
die Eigenregie in verschiedenen Bezirken des früheren
Landkreises Dortmund sowie in den Städten Arnsberg,
Neheim, Brilon, Werne a.d. Lippe usw. erwarben. Mit der
Preußischen Elektrizitäts-A. G. wurde, wie schon früher
im Westen mit dem RWE und der Kemag, nunmehr gegen
Osten ein Demarkationsabkommen getroffen. Hinsicht-
lich der Westdeutschen Elektrizitätswirtschaft A. G. bzw.
der A.G. für deutsche Elektrizitätswirtschaft vgl. man
die in der ETZ 1929, S. 725, schon wiedergegebenen Äuße-
rungen der Verwaltung. Das Gersteinwerk wurde auf
92 800 kW gebracht, und die Erweiterung des mit der Stadt
Barmen betriebenen Gemeinschaftswerks Hattingen auf
10C 500 kW steht bevor. Ferner hat die Gesellschaft eine
Reihe von’ Wasserkräften im Sauerland übernommen und
außer der Ruhrwasserkraft am Hohenstein in Witten
(jährlich rd. 7 Mill kWh) noch mehrere Wasserkräfte
und -berechtigungen an diesem Fluß erworben, so daß ihr
ı BBC-Nachr. Bd. 16, 1929, 8. 67.
l. August 1929
z. Z. 18 Wasserkraftwerke mit insgesamt 15430 kW zur
Verfügung stehen. Mit dem Bau der Hochspannungs-
leitung vom Gersteinwerk nach Hannover, die künftig
eine erhebliche Bedeutung für eine einheitliche deutsche
Verbundwirtschaft gewinnen wird und daher gleich als
20 kV-Doppelleitung angelegt werden soll, wurde be-
gonnen. Nach einer Verständigung mit dem RWE will
man sie gemeinsam zum Zweck des Anschlusses nach
Westen über die jetzigen und künftigen Wasserspeicher
an der Ruhr bis zu dem schon bestehenden Anschluß an
das RWE-Hochspannungsnetz beim Gemeinschaftswerk
Hattingen weiterführen. Am Ende des Berichtsjahras
standen den VEW in den vier Kraftwerken Dortmund,
Kruckel, Gersteinwerk und Gemeinschaftswerk 233 100 kW
Generatorenleistung zur Verfügung, die, wenn die Lei-
stung des letzteren zur Hälfte gerechnet wird, mit 15 430
kW der Wasserkraftwerke und 35 000 kW fremder Kraft-
quellen insgesamt 245 780 kW ergeben (188580 i. V.). Er-
zeugt und bezogen wurden 1928 im ganzen 528,253 Mill
kWh (431,129 i. V.), wovon 31,238 auf die Wasserkraft-
werke und 85,589 Mill kWh auf Bezug aus den eigenen
Zechenanlagen und von fremden Werken entfielen. Bei
238543 kW Anschlußwert der Kleinabnehmer (155 860
i. V.) und 215 327 kW für Großabnehmer bereitzuhalten-
der Leistung (190 010 i. Y.) hat die Gesellschaft an Klein-
abnehmer 43,697, an Großabnehmer 388513 Mill kWh,
d. s. 432,210 Mill kWh im Versorgungsgebiet, und außer-
dem 18,349 Mill kWh an benachbarte Elektrizitätswerke
abgegeben; die nutzbare Gesamtlieferung betrug mithin
40,559 Mill kWh, d. s. rd. 23% mehr als im Vorjahr
(367,114 Mill kWh). Die Einnahmen daraus sind auf
47093417 RM (einschl. der Zählergebühren 39 849 499
i. V.), der Reingewinn auf 7 818785 RM (6 804 719 i. V.) ge-
stiegen. Bei 60 Mill RM Stammkapital, das auf 75 Mill RM
erhöht N kamen als Dividende 8% zur Verteilung
(%1.V.).
wf
RECHTSPFLEGE.
Zur Frage des Rechts auf Lichtreklame. — Ein Ber-
liner Geschäftsinhaber ließ an seinem in der Leipziger
Straße gelegenen Geschäftshause mit polizeilicher Ge-
nehmigung eine Lichtreklameanlage anbringen. Sie steht
senkrecht zur Hausseite und ragt in einer Breite von un-
gefähr 1,20 m über den Bürgersteig der im Eigentum der
Stadt Berlin stehenden Straße hin. Die Anlage beginnt
über der Decke des zweiten Stockwerkes in einer Höhe
von etwa 10 m über der Straße und steigt etwa bis zur
Decke des vierten Stockwerkes auf.
Die Stadt Berlin erachtete sich nun als Eigentümerin
des Straßenlandes zur Untersagung dieser sich über ihr
Eigentum erstreckenden Anlage für befugt und wollte sie
nur gegen Erlegung einer jährlich zu zahlenden Gebühr
ecstatten. Der Geschäftsinhaber beantragte Feststellung,
daß die Stadt Berlin nicht berechtigt sei, eine Beseitigung
der Lichtreklameanlage zu verlangen oder die Gestattung
von der Bezahlung einer Gebühr abhängig zu machen.
Das LG. entsprach der Feststellungsklage, das KG.
wies sie ab, jedoch stellte das RG. mit Urteil vom 16. II.
1929 — V. 40/28 — das erstinstanzliche Urteil wieder her.
Wenn auch die Gründe, die zu dieser grundsätzlichen
Entscheidung des RG. geführt haben, sich im wesentlichen
aus einer Auslegung der in Betracht kommenden wege-
rechtlichen Bestiinmungen herleiten, also über die Berech-
tieung des Anliegers an einer öffentlichen Straße zur
Unterhaltung von Lichtreklameanlagen im Luftraum über
dem Bürgersteiz Auskunft geben, so ist doch das Ergebnis
des Rechtsstreites für die Elektrotechnik von keinesweus
minderer Bedeutung. Es ist einleuchtend, daß eine Be-
stätigung des Urteils des KG., das dem Straßeneigentiimer
im vorliegenden Falle ein Verbietungsrecht zugesteht, in
der Folge Anlaß zu Einschränkungen und technischen
Umgestaltungen auf dem Gebiete der Lichtreklame über-
haupt gegeben haben würde. Aus den umfangreichen Ent-
scheidungsgründen ist folgendes mitteilenswert und hier
von Belang.
Das Recht des Eigentümers eines Grundstücks (Stadt
Berlin) erstreckt sich gemäß § 905 BGB. auch auf den
Raum über der Oberfläche, doch kann der Eigentümer
Einwirkungen nicht verbieten, die in solcher Höhe vor-
Zenommen werden, daß er an ihrer Ausschließung kein In-
teresse hat. Während das LG. das Vorliegen eines solchen
Interesses verneinte, damit der Feststellunesklage statt-
geben konnte, war das KG. der Auffassung, daß die ganze
Anlage sehr wohl in die Interessensphäre der FEigentime-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 |
1133
rin eingreife und daß ein Interesse an der Verbietung dic-
ses Eingriffs sich schon daraus ergebe, daß sie, die Eigen-
tümerin, den Luftraum durch Vermietung (Erlegung einer
Gebühr) ausnutzen wolle. Letzteres Interesse genügt nach
Auffassung des RG. allerdings nicht, um ein Verbietungs-
recht zu begründen, aber die ganze Lichtreklameanlage sei
doch in ihren Größenverhältnissen keineswegs unbeacht-
lich und die Entfernung der Anlage von der Straßenober-
fläche keineswegs so groß, daß aus diesem Grunde die
Straßeneigentümerin sie ohne weiteres gestatten müßte.
Wohl aber müsse die Betrachtung der Sache aus dem Ge-
sichtspunkt der sich gegen den Straßeneigentümer aus der
Widmung der Straße für den öffentlichen Verkehr er-
gebenden Beschränkung zu einem für den klagenden Ge-
schäftsinhaber günstigem Ergebnis führen.
Die Straße hat auch den aus dem geschäftlichen Ver-
kehr der Anliegr erwachsenen Bedürfnissen zu genügen.
Dazu gehören Ankündigungen an das Publikum. Solche
haben stets in den Luftraum der Straße hinein stattgefun-
den, in ihrer Art wechselnd je nach den Zeitverhältnissen.
Verkehr und Technik haben sie auf die Lichtreklame
hin entwickelt. Ein Eingriff in den Straßenkörper, wie
z. Z. beim Legen von Straßenbahnschienen und Kabeln,
findet dabei nicht statt. Die von dem klagenden Geschäfts-
inhaber ausgeübte Lichtreklame entspricht auch, ihrer Art
und ihrem Umfang nach, der neuzeitlichen Entwicklung
des geschäftlichen Verkehrs, wie er sich in der Öffent-
lichkeit auf der Straße abspielt, sie ist insbesondere auch
dem Verkehr nicht hinderlich und steht mit den sonsti-
gen Zwecken der Straße nicht in Widerstreit. Der Stra-
Beneigentümer muß deswegen die sich aus der Ausübung
solcher Befugnis ergebende Beschränkung seines Privat-
eigentums als Ausfluß des Gemeingebrauchs dulden. Ein
Eigentumsfreiheitsanspruch steht folglich der beklagten
EE gegenüber der Lichtreklameanlage
nicht zu. :
Bewertung der Konzession, Abschreibungen auf Kon-
zessionskonto. — Einer Elektrizitätsgesellschaft ist eine
bis 1973 laufende Alleinberechtigung der Stromlieferung
für den Bezirk eines Kommunalverbandes verliehen wor-
den. Da die Gesellschaft für den Erwerb dieser Berechti-
gung Aufwendungen gemacht hatte, wurden diese auf Kon-
zessionskonto gebucht und auf dieses Konto im folgenden
Steuerjahre 2% abgeschrieben. Die Berechtigung einer
solchen Abschreibung überhaupt bestritt das Finanzamt
und versagte die Absetzung, weil eine Absetzung wegen
Abnutzung nach § 16 Abs. 3 EinkStG. nicht zulässig und
der gemeine Wert der Berechtigung im Steuerabschnitt
nicht gesunken sei. `
Das Finanzgericht hat die Absetzung zugelassen, weil
der gemeine Wert der Berechtigung sich im Laufe der
Jahre bis 1973 verzehren werde. Die alljährliche Neufest-
stellung des gemeinen Wertes würde alljährlich die sehr
schwierige Arbeit der Neubewertung der Konzession er-
fordern, eine Arbeit, die überaus unsichere Schätzungen
bedinge und die Quelle endloser Rechtsstreitigkeiten sein
würde. Die Berücksichtigung der praktischen wirtschaft-
lichen Gesichtspunkte verlange eine gleichmäßig auf die
ganze Konzessionsdauer verteilte Abschreibung. Der ein-
gesetzte Betrag könne als der nach den Aufwendungen zu-
treffende Wert, berechnet nach dem Stande des Tages der
Konzessionserteilung, angesehen werden.
Der RFH. nahm zu dieser vom Finanzgericht entschie-
denen Frage keine Stellung, da er rechtliche Bedenken ge-
gen die Berechnung des Konzessionswertes hatte. Beide
Vorinstanzen gehen nämlich davon aus, daß die in den Bi-
lanzen erscheinenden Werte den gemeinen Wert der Kon-
zession enthalten. Auch die streitige Absetzung von 2 %
ist berechnet von dem Betrage, mit dem die Konzession in
die Goldmarkeröffnungsbilanz eingestellt wurde und der
den „gemeinen Wert” nach Ansicht der Parteien darstellt.
Nach Auffassung des RFH. widerspricht eine derartige Be
wertung den zwingenden Vorschriften des $ 107 Abs. 2S. 2
EinkStG. Nach diesen Vorschriften ist nicht von dem in
die Goldmarkeröffnungsbilanz eingestellten Werte auszu-
gehen, sondern von % des für den Stichtag dieser Bilanz
errechneten fiktiven Anschaffungs- oder Herstellungsprei-
ses. Die Vorschriften enthalten also nicht Regeln über die
Berechnung des gemeinen Wertes, sondern des als An-
schaffungspreis zu behandelnden Wertes. Damit
sind aber auclı die dem Zeitlauf bis zur Erledigung der
Konzession entsprechenden Absetzungen als solche für Ab-
nutzung vom Anschaffungspreiss ohne weiteres zu-
lässig. (Entsch. d. RED v. 5. III. 1929 — IA 454/28.)
Dr. jur. C.v.demBusch.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1. August 1929
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B 1 Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 218 12.
Übersicht über die Beschlüsse der XXXIV. Jahres-
versammlung in Aachen 1929.
Nachstehend sind die von der Jahresversamiunlung in
Aachen gefaßten Beschlüsse zusammengestellt:
Ehrenmitgliedschaft.
Dem langjährigen Vorsitzenden der Kommission für
Errichtungs- und Betriebsvorschriften und verdienten Her-
ausgeber der Erläuterungen zu diesen Vorschriften, Herrn
Geh. Regierungsrat Dr. C. L. Weber, Berlin, wurde die
Eihrenmitgliedschaft des VDE verliehen.
Vorstand.
Wiedergewählt wurden, und zwar auf zwei Jahre, die
Herren Brauns, Dettmar, Köttxzen, Krone,
Mayer, Montanus, Petersen, de Thierry und
Wechmann sowie auf ein Jahr Herr Sarfert.
Die Wiederwahl des Herrn Krone erfolgte unter
besonderer Begründung.
Zum Vorsitzenden wurde auf zwei
gewählt Herr Krone +
Zum 1. stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden wurde
Herr Petersen auf die Dauer von zwei Jahren wieder-
gewählt.
Ausschuß.
Die ausscheidenden Herren Craemer, Hissink,
Orlich, Roos, Ruppel, Schering, Sieg,
Vogelsang, Voigt Wernerund Wölcke wurden
auf zwei Jahre wiedergewählt.
Zum Revisor der Kassenführung des VDE wurde an
Stelle des ausscheidenden Herrn Dr. Max Levy Herr Dir.
Froese, Berlin, gewählt.
Ort der nächsten Jahresversammlune.
Beschlossen wurde mit Rücksicht auf die 1930 in
Berlin stattfindende Weltkraftkonferenz sowie die zeit-
lich daran anschließende IEC-Tagxung in Skandinavien im
Jahre 1930 lediglich eine Vorstands- und Ausschußsitzung
in Berlin abzuhalten.
Als Ort für die Abhaltung der nächsten Jahresver-
sammlung im Jahre 1931 wurde die Stadt Frankfurt a. M.
bestimmt mit Rücksicht auf das 50jährize Bestehen der
Elektrotechnischen Gesellschaft zu Frankfurt. Sie soll in
der zweiten Junihälfte stattfinden.
Beitragsfestsetzung.
Für das Jahr 1930 bleiben die für 1929 festgesetzten
Bestimmungen bezüglich der Mitgliederbeiträge unverändert
bestehen.
Jahre wieder-
Satzungsänderungen.
Es wurden folgende Änderungen beschlossen:
II. Zweck.
8 3.
Dieser Paragraph erhält folgenden Zusatz:
„Ausgeschlossen sind Erwerbs- oder sonstige eigen-
wirtschaftliche Zwecke, vielmehr soll der Verband ledig-
lich dem gemeinen Besten auf dem Gebiete der elektro-
technischen Wissenschaften dienen.”
III. Mitgliedschaft.
86.
Dieser Paragraph erhält folxenden Zusatz:
„Kein Mitglied hat während seiner Zugehörigkeit
zum Verband oder nach seinem Ausscheiden Ansprüche
an das Verbandsvermözen oder auf Auszahlung von
Gewinnen oder auf ähnliche Vermögensvorteile, auch
nicht auf Rückzahlung von Einlagen oder sonstigen
Beiträgen.“
X. Jahresversammlune.
§ 33.
Dieser Paragraph erhält folgenden Zusatz:
„Bei Auflösung des Verbandes muß das vorhan-
dene Vermögen ausschließlich gemeinnützigen Zwecken
auf elektrotechnisch-wissenschaftlichem Gebiete zuge-
führt werden, insbesondere auch durch Überweisung
an gemeinnützige Körperschaften; jede Zuwendung von
Vermögen oder Vermögensvorteilen an Mitglieder des
Verbandes ist ausgeschlossen.”
Bevollmächtigungen des Vorstandes.
A. Der Vorstand wird ermächtigt, mit dem 1. Januar
1930 folgende nochmal zu überprüfende sowie z. Zt. noch
nicht endgültig fertiggestellte Kommissionsarbeiten in
Kraft bzw. die hierdurch ersetzten Arbeiten mit dem
1. Januar außer Kraft zu setzen:
1. Kommission für Errichtungs- und Be-
triebsvorschriften.
Genehmigung des Ergebnisses der Überarbei-
tung der „Vorschriften nebst Ausfüh-
runesrereln für die Errichtung von
StarkstromanlagenmitBetriebspan-
nungen unter 1000 V, V.SE. 1.1930” und
der „Vorschriften nebst Ausfüh-
runesregeln für die Errichtung von
Starkstromanlagzen mit Betriebs-
spannungen von 1000 Y und darüber
V. E. S. 2.111930“.
2. Kommission für Freileitungen.
Genehmigung des Ergebnisses der Überarbei-
tung der „Vorschriften für Stark-
strom-Freileitungen \.S.F.]1930“.
Hierzu gilt das gleiche wie das vorstehend zu Ab-
satz 1 Gesagte.
3. Kommission für Bahnwesen.
a) Neufassung der „Regeln für die Bewer-
tung und Prüfung von elektrischen
Bahnmotoren und sonstigen Maschi-
nenund Transformatoren auf Trieb-
fahrzeugen R.E.B./1930.
Eine Veröffentlichung über den Entwurf erscheint in
Kürze in der ETZ.
b) Außerkraftsetzungz der „Regeln für die Be-
wertung und Prüfung von elektri-
schen Bahnmotoren und sonstigen
Maschinen und Transformatoren auf
Triebfahrzeugen R.E.B./1925". Gültig ab
1. Januar 1925, angenommen durch die Jahresver-
sammlung 1924, mit dem 1. Januar 1930, Sonder-
druck VDE 29%.
4 Kommission für Koch- und Heizxzeräte.
a) Vorschriften für elektrisch beheiz-
tes Spielzeug.
b) SonderbestimmungenfürHeizgeräte
für Haarbehandlung (Anhang 2 zu den
„Vorschriften für elektrische Heizgeräte und elek-
trische Heizeinrichtungen V.E.Hz./1925“):
Die Entwürfe werden in Kürze in der ETZ ver-
öffentlicht.
5. Großer Steckerausschuß.
Leitsätze für zweipolige Steckvor-
richtungen mit Schutzkontakt (Woh-
nunxzsteekvorriehtungen 250 V 10 A)
für Erdung, Nullung und Schutz-
schaltunzg.
Der Entwurf wird in
öffentlicht.
© DINVDE-Normblätter.
Ferner wird der Vorstand ermächtigt, bis zur
Jahresversammlung 1930 die endgültig fertigge-
gestellten Nurmblätter für die Drucklerung frei-
zugeben.
B. Vorstand und Ausschuß werden mit Rücksicht dar-
auf, daß 1930 keine Jahresversammlung stattfindet, er-
mächtigt, die der Jahresversammlung satzungsgemäß zu-
stehenden Entscheidungen über Verabschiedung und
Außerkraftsetzung von Verbandsarbeiten, über Fest-
setzung des Jahresbeitrages, über evtl. Satzungsänderun-
gen, die durch die Satzungskommission vorgelegt werden,
1930 selbst zu treffen.
Kürze in der ETZ ver-
1. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 31
11365
Kommissionsarbeiten.
Die nachstehend aufgeführten Bestimmungen sind von
der Jahresversammlung mit der Maßgabe angenommen,
daß bei einigen dieser Arbeiten geringfügige Änderungen
auf Grund nachträglich eingegangener Einsprüche vorge-
nommen werden dürfen, die in die von diesen Arbeiten
herauszugebenden Sonderdrucke aufgenommen werden
sollen:
1.
Kommission für Errichtungs- und Be-
triebsvorschriften.
a) Vorschriften nebst Ausführungs-
regeln fürdie Errichtung von Stark-
stromanlagen mit Betriebspannun-
gen unter 1000 VY, V.E.S.1./1930!. Gültig ab
1. Januar 1930.
Der Wortlaut war angekündigt bzw. veröffentlicht in
ETZ 1923, S. 1379 und 1417; 1929, S. 541 und 872.
b) Vorschriften nebst Ausführungs-
regeln für die Errichtung von
Starkstromanlagen mit Betrieb-
spannungen von 1000 V und darüber
V. E. S. 2./1930°. Gültig ab 1. Januar 1930.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1928, S. 1344;
1929, S. 581, 692 und 950.
c) Vorschriften nebst Ausführungs-
regeln für den Betrieb von Stark-
stromanlagen V.B.S./1929. Gültig ab 1. Juli
1929.
Der Wortlaut war angekündigt bzw. veröffentlicht in
ETZ 1928, S. 1379 und 1417; 1929, S. 512 und 873.
d) Vorschriften für die Ausführung
schlagwettergeschützter elektri-
scher Maschinen, Transformatoren
und Geräte. Gültig ab 1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1928, S. 1760;
1929, S. 473 und 873.
e) Regeln für die Errichtung von
Pe a Gültig ab 1. Januar
1930.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 138
und 624.
f) Vorschriften fürden Hochspannung-
schutz in medizinischen Röntgen-
anlagen. Gültig ab 1. Januar 1930.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1928, S. 990
und 1056; 1929, S. 31 und 626.
g) Änderung von § 15 der „Leitsätze für
Spannungsucher bis 750V“ vom 1. April
1927. Gültig ab 1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 874.
h) Außerkraftsetzung nachstehender Arbeiten:
Vorschriften fürdieErrichtung und
den Betrieb elektrischer Stark-
stromanlagen nebst Ausführungs-
regeln. Gültig ab 1. Juli 1924, angenommen
durch die außerordentliche Ausschußsitzung vom
30. August 1923, und zwar:
Abschnitt I. Errichtungsvorschriften
mit dem 1. Januar 1930 (einschließlich der ab
1. Juli 1928 gültigen Änderungen), Sonderdruck
VDE 370;
Abschnitt II. Betriebsvorschriften mit
dem 1. Juli 1929, Sonderdruck VDE 370;
Leitsätze für die Errichtung elek-
trischer Starkstromanlagen in der
Landwirtschaft. Gültig ab 1. Januar 1926,
angenommen durch den Vorstand im November
1925, mit dem 1. Januar 1930, Sonderdruck VDE 346,
Abschnitt A;
Vorschriften für N Ausführung
von Schlagwetter-Schutzvorrich-
tungen an alekirischon Maschinen,
Transformatoren und Apparaten.
Gültig ab 1. Januar 1926, angenommen durch den
Vorstand im Oktober 1925, mit dem 1. Juli 1929,
Sonderdruck VDE 370.
2 Kommission für Maschinen und Trans-
e e
formatoren.
a) Regeln für die Bewertung und Prü-
fung von elektrischen Maschinen
R. E. M./1930. Gültig ab 1. Januar 1930.
! Siebe die Revollmächtigungen für den Vorstand.
n
Der Wortlaut war angekündigt bzw. veröffentlicht in
ETZ 1928, S. 591 und 630; 1929, S. 829 und 951.
b) Regeln für die Bewertung und Prü-
fung von Transformatoren R. E. T./1930.
Gültig ab 1. Januar 1930.
Der Wortlaut war angekündigt bzw. veröffentlicht in
ETZ 1928, S. 591 und 630; 1929, S. 794 und 952.
c) Außerkraftsetzung nachstehender Arbeiten:
Regeln für die Bewertung und Prü-
fung elektrischer Maschinen R.E.M.
1923. Gültig ab 1. Januar 1923, angenommen durch
die Jahresversammlung 1922, mit dem 1. Januar
1930, Sonderdruck VDE 288;
Regeln für die Bewertung und Prü-
fung von Transformatoren R. E. T./1923.
Gültig ab 1. Januar 1923, angenommen durch die
Jahresversammlung 1922, mit dem 1. Januar 1930,
Sonderdruck VDE 319.
Kommission für Elektrowerkzeuge.
a) Änderung der „Regeln für die Bewer-
tung und Prüfung von Handbohr-
ma chinen“ vom 1. Juli 1927. Gültig ab 1. Juli
1
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929,
und 793.
b) Änderung der „Regeln für die Bewer-
tung und Prüfung von Schleif- und
Poliermaschinen“ vom 1. Juli 1927. Gültig
ab 1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 398
und 793.
c) Änderung der „Regeln für die Bewer-
tung und Prüfung von Hand- und
Supportschleifmaschinen“ vom 1. Ja-
nuar 1926. Gültig ab 1. Juli 1929.
Del Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 398
und 793.
S. 398
. Kommission für Freileitungen.
a) Vorschriften für Starkstrom-Frei-
ee V.S.F./1930%°. Gültig ab 1. Januar
1930.
Der Wortlaut war angekündigt bzw. veröffentlicht in
Ke Lie 5. 1056, 1090 und 1132; 1929, S. 434, 726
un 4
b) Außerkraftsetzung der „Vorschriften für
Starkstrom-Freileitungen”. Gültig ub
1. Oktober 1923, angenommen durch die Jahresver-
sammlungen 1921 und 1922 sowie durch die außer-
ordentliche Ausschußsitzung vom 30. August 1923,
mit dem 1. Januar 1930 (einschließlich der nach dem
1. Oktober 1923 in Kraft gesetzten Änderungen),
Sonderdrucke VDE 368 und 368 a bis c.
Kommission für Drähte und Kabel.
a) Änderungen der ab 1. Januar 1928 gültigen „Vor-
schriften für isolierte Leitungenin
Starkstromanlagen V. L L./1930“. Gültig
ab. 1. Januar 1930.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 248
und 766.
b) Vorschriften für umhüllte Leitun
gen. Gültig ab 1. Juli 1930.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 251.
c) Außerkraftsetzung der „Normen für um-
hüllte Leitungen”. Gültig ab 1. Oktober
1924, angenommen durch die Jahresversammlung
1924, mit dem 1. Juli 1930, Sonderdruck VDE 308.
KommissionfürlInstallationsmaterial.
Leitsätze für Installations-Selbst-
schalter. Gültig ab 1. Juli 1930.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 405
und 731.
Kommission für Hochfrequenztechnik.
a) Vorschriften für Rundfunkgeräte,
die mit Starkstromanlagen (-netzen)
in Verbindung stehen. Gültig ab 1. Juli
1929
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1928, S. 1795;
1929, S. 403.
2 Siehe Fußnote 1.
1136
b) Änderungen der „Regeln für den Bau und
Prüfung von Hochfrequenz-Heil-
geräten“ vom 1. Juli 1928. Gültig ab 1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 658
und 949.
c) Außerkraftsetzung nachstehender Arbeiten:
VorschriftenfürWechselstrom-Netz-
anschlußgeräte. Gültig ab 1. April 1927, an-
genommen durch den Vorstand im Februar 1927,
mit dem 1. Juli 1929, Sonderdruck VDE 383;
Vorschriften für Gleichstrom-Netz>-
anschlußgeräte. Gültig af 1. Juli 1927, an-
genommen durch die Jahresversammlung 1927, mit
dem 1. Juli 1929, Sonderdruck VDE 394;
Vorschriften für Gleichstrom-Netz-
anschluß-Empfänger Gültig ab 1. Juli
1927, angenommen durch die Jahresversammlung
1927, mit dem 1. Juli 1929, Sonderdruck VDE 395;
VorschriftenfürVerbindungsgeräte.
Gültig ab 1. Oktober 1925, angenommen durch die
Jahresversammlung 1925, mit dem 1. Juli 1929, Son-
derdruck VDE 410.
Kommission für Isolierstoffe.
a) LeitsätzefürdieLieferungundPrü-
fungvonPreßspan. Gültig ab 1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 360,
und 726.
b) Leitsätze für die Prüfung der Stoff-
eigenschaften keramischer Isolier-
teilefürNennspannungenunter10WV.
Gültig ab 1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1928, S. 630;
1929, S. 362 und 766.
c) Leitsätze fürdieBewertungundPrü-
fungvonFiberalsIsolierstoff. Gültig
ab 1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 363
und 765.
d) Leitsätze für die Bestimmung elek-
trischer Eigenschaften von festen
lsolierstoffen. Gültig ab 1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 364
und 912.
e) LeitsätzefürdieErzeugungbestimin-
ter Luftfeuchtigkeit zur Prüfung
elektrischer Isolierstoffe. Gültig ab
1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 368
und 946.
f) Leitsätze für die Prüfung von Elek-
trolackpappe. Gültig ab 1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 368
und 911.
g) Leitsätze für die Prüfung von Ver-
geußmassen für Geräte unter 1000 V
Nennspannung. Gültig ab 1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 369
und 911.
h) LeitsätzefürdieBewertungundPrü-
fung von Holz als Isolierstoff. Gültig
ab 1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 216
und 728.
i) Leitsätze für die Prüfung von Glim-
mererzeugnissen. Gültig ab 1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 586
und 912.
k) Leitsätze fürdie Prüfunzvonnatür
lichenGesteinen. Gültig ab 1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 729
und 946.
KommissionfürHandgeräte.
a) Änderung der ab 1. Januar 1927 gültigen „Vor-
schriftenfürHandgerätemitKleinst-
motoren V.G.K.M./1930" Gültig ab 1. Januar
1930.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 399,
472 und 793.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
L August 1929
b) Vorschriften für Geräte-Einbau-
schalterfürSpannungenbis250V. Gül-
tig ab 1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 399
und 794.
c) Zusatz zu den ab 1. Juli 1930 gültigen „Vor-
schriften für die elektrische Aus-
rüstung von Stehlampen“ betr. Rauchver-
zehrer u. dgl. Gültig ab 1. Juli 1930.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 400.
d) Außerkraftsetzung der „Vorsehriften für
Handgeräte-kinbauschalter”. Gültig
ab 1. Juli 1926, angenommen durch die Jahresver-
sammlung 1925, mit dem 1. Juli 1929, Sonderdruck
VDE 339,
Ausschuß für den elektrischen Sicher-
heitsgrad.
a) Leitsätze für diePrüfung von Isola-
toren aus keramischen Werkstoffen
für Spannungen von 1000 V an. Gültig ab
1. Juli 1929.
Der Wortlaut war veröffentlicht in ETZ 1929, S. 400.
b) Außerkraftsetzung der „Leitsätze für die
Prüfung von Isolatoren aus kerami-
schen Werkstoffen für Spannungen
von 1000 V an”. Gültig ab 1. Juli 1928, anzenom-
men durch die Jahresversammlung 1928, mit dem
1. Juli 1929 (Sonderdruck VDE 419).
10.
Neue VDE-Bestimmungen.
Am 1. Juli 1929 traten folgende Bestimmungen in
Kraft:
Vorschriften nebst Ausführungsregeln für den Be
trieb von Starkstromanlagen, VBs/1929.
Vorschriften für die Ausführung schlagwettergeschütz-
ter elektrischer Maschinen, Transformatoren und Geräte.
(Diese Vorschriften gelten für Maschinen, Transforma-
toren und Geräte, deren Herstellung nach dem 1. Juli 1929
begonnen wird.)
Änderung des § 15 der „Leitsätze für Spannungsucher
bis 750 V“.
SS 2 und 8 der „Regeln für die Bewertung und Pri-
fung von Handbohrmaschinen“.
SS 2 und 14 der „Regeln für die Bewertung und Pri-
fung von Schleif- und Poliermaschinen“.
SS 2, 6 und 10 der „Regeln für die Bewertung und
Prüfung von Hand- und Supportschleifmaschinen“.
Vorschriften für Rundfunkgeräte, die mit Starkstrom-
anlazen (-netzen) in Verbindung stehen. (Mit Rücksicht
auf die Verarbeitung vorhandener Werkstoffvorräte und
die Räumung von Laxgervorräten wird eine Übergangsfrist
bis zum 1. Juli 1930 eingeräumt.)
Änderungen der „Regeln für den Bau und die Prü-
fung von llochfrequenz-Heilgeräten“ (SS 14 und 17).
Leitsätze für die Lieferung und Prüfung von Tafel-
prefßispan. j
Leitsätze für die Prüfung der Stoffeigenschaften kera-
mischer Ilsolierteile für Nennspannungsen unter 1000 V.
Leitsätze für die Bewertung und Prüfung von Fiber
aus Isolierstoff.
Leitsätze für die Bestimmung elektrischer
schaften von festen Isolierstoffen.
Leitsätze für die Erzeugung bestimmter Luftfeuchti:r-
keit zur Prüfung elektrischer Ilsolierstoffe.
Leitsätze für die Prüfung von Elektrolackpapne.
Leitsätze für die Prüfung von Vergußmassen für Ge-
räte unter 1000 V Nennspannung.
Leitsätze für die Bewertung und Prüfung von Holz
als Isolierstoff.
Leitsätze für die Prüfung von Glimmererzeugenissen.
Leitsätze für die Prüfung von natürlichen Gesteinen.
Vorschriften für Geräte-Einbauschalter für Spannun-
von bis 250 V.
Leitsätze für die Prüfung von Isolatoren aus kerami-
schen Werkstoffen für Spannungen von 1000 V an.
Leitsätze für Fassungen zu Röhrenlampen mit beider-
seitizem Sockel nach DIN VDE 9650 (Soffittenlampen).
Regeln für die Konstruktion, Prüfung und Verwendun:z
von Wechselstrom - Hochspannungsgeräten für Schalt-
anlagen, R.E.H./1929.
Eigen-
1. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1137
Außerdem tritt $ 35 der „Vorschriften, Regeln und
Normen für die Konstruktion und Prüfung von Installa-
tionsmaterial bis 750 V Nennspannung, K.P.I.“, der die
Ausführung der Zugentlastung an Steckern behandelt, am
1. Juli 1929 in Kraft.
Verband Deutscher Elektrotechniker e.V.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Berlin W 57, Kurfürstenstraße 15/16.
Betr.: Unberechtigte Verwendung des VDE-Zeichens.
In der Privatklagesache
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker e. V., Berlin,
gegen i
den Ingenieur Christian Drees zu Hannover-Vinnhorst
wegen Verletzung des § 14 Abs.2 des Warenzeichen-
gesctzes hat die III. kleine Strafkammer des Landgerichts
in Hannover am 12. Februar 1929 für Recht erkannt:
Das angefochtene Urteil wird aufgehoben. — Der
Angeklagte wird wegen Vergehens gegen $ 14 Abs.2
des Warenzeichengesetzes zu 50.— (fünfzig) RM, ersatz-
weise 5 Tagen Gefängnis und in die Kosten des Ver-
fahrens verurteilt.
An den im Besitz des Angeklagten befindlichen
Sicherungspatronen über GA mit dem Fabrikzeichen
des Angeklagten ist das Warenzeichen VDE zu besei-
tigen oder die Patronen sind zu vernichten.
Ferner wird dem Privatkläger die Befugnis zu-
erkannt, diese Verurteilung auf Kosten des Angeklag-
ten binnen 4 Wochen nach Rechtskraft dieses Urteils
in der „Elektrotechnischen Zeitschrift” (Verlag J.
Springer, Berlin) und in dem „Elektrotechnischen An-
zeiger”, Berlin, einmal zu veröffentlichen.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Zimmermann.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
Auszeichnungen. — Durch Erlaß des preußischen
Staatsministeriums vom 19. Vl.d.J. ist der o Prof. für
Wasserbau an der T.H. Berlin, Dr.-Ing. Dr. techn. h. c.
Adolf Ludin zum ordentlichen Mitglied der Akademie
des Bauwesens ernannt worden. — Von der T.H. München
wurde Dr. Heinrich von Buol, Direktor der Siemens &
Halske A.G., in Anerkennung seiner Verdienste um die
Entwicklung der elektrischen Meßinstrumente zum Dr.-
Ing. E.h. ernannt.
Jubiläum. — Herr Richard Wernicke, Vorstand
der Berliner Geschäftstelle der Hartmann & Braun A.G.
konnte am 1. VINL. auf eine fünfundzwanzigjährige Tätig-
keit im Dienste der genannten Firma zurückblicken.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Gleich- oder Wechselstrom-Schweißbogen ?
Zu den Äußerungen des Herrn Dr. ROSENBERG
(ETZ 1929, S. 210) möchte ich folgendes ausführen:
Als Schweißfachmann, der sich seit 15 Jahren mit
der Gleichstrom- und eeit ihrer Entstehung auch mit der
Wechselstromschweißung befaßt, habe ich gefunden, daß
ein Schweißer, der mit einem guten Wechselstromgerät zu
arbeiten versteht, im allgemeinen ebenso gute Arbeit
leistet, was Festigkeit der Naht anlangt, wie sein Kollege
mit einer guten Gleichstromquelle. Hinsichtlich der
Dichte ist die Gleichstromnaht vielfach überlegen. Ich
weiß aus Erfahrung, wie schwierig es ist, Gleichstrom-
schweißer auf Wechselstrom umzustellen. Ich gebe zu,
daß es für Anfänger im allgemeinen leichter ist, mit
Gleichstrom gute Schweißungen zu erzielen, aber nicht
mit billigen Blankdrähten, sondern er so gut wie der
reübte Schweißer erzielen dieses nur mit guten blanken
lektroden, deren Preis nicht viel geringer ist als der um-
hüllter Elektroden, die ja bei Wechselstrom gebräuchlich,
aber nicht unbedingt notwendig sind. Es gibt namhafte
Firmen, die Gleichstromschweißgerät verkaufen, dabei
aber auch Elektroden, und die selbst schr gut geleitete
Schweißereien unterhalten. Diese empfehlen gleichfalls
bei Gleichstrom zur Erzielung von Qualitätschweißungen
nur umhüllte Elektroden (nicht zu verwechseln mit
den teuren ummantelten Elektroden für Sonder-
zwecke). Die bei Wechselstrom gebräuchlichen Zünd-
Spannungen schwanken zwischen 60 und 80 V, die Bogen-
Spannungen zwischen 18 und 20V (nicht 14V). Daraus
ergibt sich für den Einphasentransformator ein durch-
schnittlicher Leistungsfaktor von 0,3. Dieser einen
schlechten elektrischen Eigenschaft stehen aber so viel
gute gegenüber beim Vergleich mit einem Gleichstrom-
maschinensatz (Motorgenerator), daß ich dem Transfor-
nator, wenn ich nicht aus einem besonderen Grunde den
Gleichstrom haben muß, den Vorzug gebe. Es gibt Fälle,
wo die Gleichstromdynamo unbedingt erforderlich ist, z. B.
bei den Schweißautomaten oder bei der Kohlebogen-
Schweißung oder wenn man die Wärmeunterschiede der
verschiedenen Pole verwerten will; es gibt aber ander-
seits auch Fälle, wo man den Wechselstrombogen bevor-
zugt, z. B. bei der atomaren Wasserstoffschweißung, bei
der Verwendung gewisser ummantelter Elektroden, oder
bei der Verschweißung von Nickellegierungen. In Amerika
baut man aus diesem Grunde Maschinen, die sowohl Gleich-
strom- wie Wechselstromschweißbogen liefern (Dualare).
Als besondere Vorzüge des Transformators gegenüber
dem Motorgenerator möchte ich folgende nennen:
1. Elektrische: Der Wirkungsgrad des Transforma-
tors liegt meist an oder über 0,9, der des Umformers bei
0,5 (es gibt solche mit n=0,33). Der Leerlaufverlust
des Transformators ist meist etwa 1/10 des eines Umformere
gleicher Größe (150...200 W gegenüber 15..25kW für
ein 200 A-Gerät) ; dieser Vorteil ist wichtig, da bis zu 50 %
Leerlauf in Schweißbetrieben vorkommen.
2. Mechanische: Der Transformator ist ruhend, von
einfachster Bauweise und Schaltung, er kann ölgekühlt
und wasserdicht, ohne bewegliche, dem Verschleiß unter-
worfene Teile, gebaut werden und ist dann dem rauhesten
Betrieb gewachsen und bedarf keinerlei Wartung.
3. Wirtschaftliche: Preis Raumbedarf und Gewicht.
sind etwa ein Drittel so groß als bei einem Umformer
gleicher Leistung. Dies gilt alles für eine Schweißstelle;
handelt es sich aber um mehr- oder vielstellige Schweiß-
ausrüstungen, so verschieben sich die Vorteile noch viel
mehr zugunsten des Wechselstromes, da man nur einen
IIaupttransformator und für jeden Schweißplatz eine
regelbare Drossel benötigt (siehe Techn. Zentralbl., Fach-
heft der Schweißtechnik, Frühjahrsausgabe 1928, Techno-
logischer Verlag, Berlin-Halensce, mein Aufsatz: „Mehr-
stellige Schweißanlagen”).
Um nun den schlechten Leistungsfaktor zu be-
heben, bedient man sich des Phasenschiebers, u. zw.
bei Einzelschweißstellen des Kleinkondensators (siehe
ETZ, H. 10 vom 8. III. 1928, mein Aufsatz: „Der Klein-
kondensator in der Schweißtechnik“, S. 398/99, und
„nchmelzschweißung”, Hanseatische Verlagsanstalt Ham-
burg, H. 1 u. 4, 1927), bei vielstelligen Anlagen des rotic-
renden Phasenkompensators. Durch Parallelschaltung
z.B. eines 150 A-Schweißtransformators mit einem etwa
8 BKW-Kleinkondensator hat man ein Gerät, das man be-
quem an jeden Hausanschluß von etwa 35..4kW an-
schließen kann (es sind nur z wei Leiter nötig, zurNot
zwischen Null- und Außenleiter), während ein Umformer
gleicher Leistung einen Drehstromanschluß (drei Leiter
nötig) von 6..8 KVA benötigst, der das Vorhandensein
eines Kraftanschlusses zur Voraussetzung hat, der aber
bei vielen Außenmontageschweißungen nicht vorhanden ist.
In solchen Fällen müßte man bei Gleichstrom zum benzin-
elektrischen Maschinensatz greifen, wodurch die Schweiß-
arbeit sofort das 3- bis 4fache kosten würde. Die durch
den Anschluß eines solchen kompensierten Wechselstrom-
gerätes hervorgerufene unsymmetrische Belastung des
Drehstromniederspannungsnetzes kann geduldet werden,
da solche Unsymmctrien in jedem Netz auch durch Licht-
betrieb vorkommen. Ein Einphasentransformator mit
Kondensator stellt sich aber hinsichtlich Preis, Raum-
bedarf und Gewicht noch immer viel günstiger als ein
gleich großer Umformer, dabei hat der Kondensator, z. B.
Bauart der Firma Meirowsky & Co., A. G., Porz a. Rh. bei
Köln, ebenfalls die vorhin erwähnten mechanischen Vor-
züge, ist also dem rauhesten Betrieb gewachsen.
Köln-Kalk, 23. IV. 1929. J.C. Fritz.
1138
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
1. August 1928
Erwiderung.
Herr FRITZ führt einige Punkte an, die für Wechsel-
stromschweißung sprechen. Es sind darüber recht ver-
schiedene Standpunkte geltend gemacht worden. Es sei
zugestanden, daß ein sehr guter Schweißer bei Verwen-
dung von ummantelten Elektroden mit Wechselstrom
manche Arbeiten ebensogut ausführen kann wie ein
Dutzendschweißer, der mit gewöhnlichen, blanken Dräh-
ten von einer Gleichstromquelle aus schweißt. Bei Gleich-
stromschweißung ist ein Mann in wenigen Tagen so weit
abgerichtet, daß er verwendbare Arbeit leistet, und dies
ist von der größten Wichtigkeit, weil Werke, die sich
die Vorteile der Schweißung zunutze machen, ständig
neue Schweißer brauchen. Für gewisse Arbeiten ist
Gleichstrom, aueh nach Meinung von Herrn FRITZ, unbe-
dingt erforderlich.
Beim Wirkungsgrad ist es von Wichtigkeit. wieviel
Wattstunden und wieviel Arbeitszeit für 1 kg gleich tief
verschweißten Materials gebraucht werden, und da stel-
len sich die Ziffern anders als die von Herrn FRITZ an-
geführten Wirkungsgradziffern. Im übrigen ist der Wir-
kungsgrad des Elin-Umformers für 200 A höher als 0,55
und der Leerlaufverbrauch nur 1kW.
Nicht einverstanden erklären kann ich mich mit dem
Vorschlag von Herrn FRITZ, einen 150 A-Schweißtrans-
formator mit einem Kleinkondensatar für 8 BkW an
einen Hausanschluß von etwa 35kW bis 4kW anzu-
schließen. Eine solehe Anordnung wäre nur verwendbar
mit einem zuverlässigen, selbsttätisen Schalter, der den
Kondensatorkreis jedesmal im selben Moment unter-
bricht, als der Lichtbogen abreißt und den Kondensator-
kreis sofort wieder schließt. wenn Strom durch die
Elektroden fließt. Eine Schweißwerkstatt wird sich nicht
leicht einen solchen Schalter aufbürden lassen. Läßt man
ihn weg, so ist bei jedem Abreißen des Lichtbogens eine
Belastung des Netzes mit 8 BkW vorhanden. also die
doppelte zulässige Belastung. Die Spannungstörungen
sind genau so groß, wie wenn der Kondensator nicht vor-
handen wäre, denn beim Abreißen des Lichtbogens ruft
der Kondensatorstrom eine Steigerung der Spannung
in seiner Phase hervor, und die jetzt entstehende Span-
nung wird durch die induktiven 10 kVA, die im Momente
der Berührung der Elektroden fließen, um ebensoviel
Volt herabgedrückt, als die normale Spannung, wenn kein
Kondensator vorhanden ist.
Ein rotierender Phasenkondensator wird gewiß nicht
billiger kommen als ein Umformer, und es wird wohl
niemand, der eine rotierende Maschine aufstellen muß,
anstatt der Gleichstrom-Schweißmaschine einen Phasen-
kompensator wählen.
Weiz, 16. IV. 1929. E. Rosenberg.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Verwertung der freien Elektronen
(Elektronentechnik). Von Prof. Dr.H.Greinacher.
Mit 35 Textabb. u. 38 S. in 8°. Verlag von Paul Haupt.
Bern u. Leipzig 1927. Preis geh. 1,80 RM.
Das Heft ist eine Erweiterung einer akademischen
Rede. Wie die glüh- und lichtelektrisch ausgelösten und
in den Kathodenstrahlen vorhandenen freien Elektronen
technisch benutzt werden, ist systematisch dargestellt.
Einige Stichworte genügen zur Kennzeichnung des Um-
fangs: Zweielektrodenröhre, Dreiclektrode, Kathoden-
strahloszillographen und -ofen, Ionen- und Elektron»n-
Röntgenröhren, Photozelle. Das Heft gibt schnell einen
guten Überblick über das Gebiet in gut populärer Form.
übcke.
The electronic theory of valency. Von N.
V.Sidgwick. Mit XI u. 310 5. in gr. 8°. Verlag Ox-
ford University Press, London 1927. Preis geb. 15 sh.
Das Buch behandelt in zusammenfassender Darstel-
lung die Lehre von der Molekülbildung, wie sie sich aus
der modernen Atomphysik entwickelt hat. Die Darstellung
folgt den Theorien, die besonders die amerikanische
Schule, von G. N. Lewis inauguriert, entwickelt hat und
zu deren Ausbau der Verfasser wesentlich beitrug. Ob
diese Theorie nicht durch die jüngste Entwicklung der
Quantentheorie in wesentlichen Grundzügen überholt wor-
den ist, kann hier niclıt erörtert werden. Aber innerhalb
dieses Rahmens hat uns Sidgwick mit dem Werk eine
meisterhafte Darstellung geschenkt, die wohl geeignet ist,
der neuen Disziplin der Atomchemie auch dort Eingang
zu verschaffen, wo man ihrer Entwicklung nur wider-
strebend folgt. Vornehmlich ist die umfassende und breite
Darstellung zu rühmen, die nicht nur das Verständnis
auch schwieriger Prozesse erzwingt, sondern die auch die
atomphysikalische Betrachtungsweise auf Vorgänge an-
zuwenden lehrt, die bereits über den Rahmen der Atom-
chemie hinaus tief in das Gebiet der ursprünglichen phy-
sikalischen Chemie hineinführen. So werden nicht nur
die Probleme der modernen Valenzlehre behandelt, die
polare, die unpolare und die koordinative Bindung, son-
dern auch Problemen, wie der Lösung und Hpydratation,
dem Magnetismus der Moleküle, der Stereochemie und den
komplizierten organischen Molekülen sind besondere Ka-
pitel gewidmet, deren Darstellung stets auf den Ergeb-
nissen der Quantentheorie des Atombaus fußt. So kann
das Werk mit als eines der besten allen denen empfohlen
werden, die sich mit den Problemen dieser jüngsten Wis-
senschaft, sei es lernend, sei es sich weiter bildend, zu
beschäftigen wünschen. Erfreulich ist der verhältnis-
mäßig geringe Preis des 310 Seiten starken Werkes.
Samuel.
Schmiermittel und ihre richtige Verwen-
dung. Ein Hilfsbuch bei der Auswahl u. Beurteilung
eines geeign. Schmiermittels f. Maschinenbesitzer, Be-
tricbsleiter, Einkäufer und Ölhändler. Von e
C. Ehlers. Mit 4 Diagr. im Text, VI u. 112 S.
gr. 8%. Verlag von Otto Spamer, Leipzig 1928. Preis
geh. 8 RM, geb. 10 RM.
Wie aus der Vorrede ersichtlich, wendet sich die
Schrift an einen Leserkreis, der sich zum größten Teil
vom Standpunkt der Öltechnik aus Nichtfachleuten zu-
sımmensetzt. In einem solchen Kreis praktisch verwert-
bare Kenntnisse über Schmiermittel und deren Verwen-
dung zu verbreiten, ist eine schwierige, volkswirtschaft-
lich bedeutsame Aufgabe, der sich der Verfasser mit Er-
folg hingegeben hat, wenn auch einige seiner Ausfüh-
rungen eine Revision vertragen.
Ein Verdienst des Verfassers ist es, daß er bei dem
Kapitel „Öleinkauf“ die Frage nach der Herkunft
des Öles in den Vordergrund stellt. Eine Rangordnung
nach der Provenienz zu schaffen, dürfte jedoch für die
hochwertigen Qualitäten der russischen und pennsylva-
nischen Öle nicht möglich sein, selbst bei weitgehender
Spezialisierung des V erwendungszweckes. (Die auf S. 38
gegebene Rangordnung ist bei Nr. 5 u. 6 nicht im Einklang
mit der Tabelle S.39.) Die Frage nach der Provenienz
hat jedoch ihre Berechtigung, insbesondere heutzutage, wo
der Ölhandel durch die Ölpolitik des einen oder anderen
Ölmagnaten, die nicht immer auf sachlichen Gründen be-
ruht, beeinflußt wird!.
Ein anderes wichtiges Kriterium, das von dem Ver
fasser bei Ölen für Verbrennungsmotoren gefordert wird,
ist die Teerzahl, da man sich hierdurch ein Bild machen
kann, ob das Öl der hohen Wärmebeanspruchung auf die
Dauer standhält.
Das Kapitel „Viskosität“ muß bei einer Neuauflage
revidiert werden. Eine kleine Tabelle, wie z. B. in den
„Richtlinien für den Einkauf und Prüfung von Schmier-
mitteln” N. 72, ist sicher für den Laien zweckmäßiger als
die vier Diagramme. Auch das Kapitel „Schmiervorgang“
kann einige Verbesserungen vertragen.
Daß alle Ölprüfmaschinen zu verwerfen sind,
dürfte wohl zu viel gesagt sein. Es kommt darauf an,
welchen Versuchen sie dienen sollen und wie sie kon-
struiert sind. Vergleichsversuche lassen sich vielfach
leichter und billiger an einer zweckmäßig kon-
un Prüfmaschine durchführen als im Betrieb
selbst.
Sehr beherzigenswert ist der Hinweis S. 45, daß ein
einzige Betriebstörung die durch Verwendung billigen
Öls erzielten Ersparnisse illusorisch macht. Die Bemet-
kung S. 47, daß Dampfzylinderöle nicht nach der Visko-
sität bei 100 ° beurteilt werden dürfen, ist richtig: daß
aber aus der Viskosität bei 150° nichts anderes zu er-
schen ist, als bei 100°, muß erst auf Grund von Ver-
suchen erwiesen werden. Man sollte bei Zylinderölen die
Meßtemperatur so hoch wie möglich treiben.
1 So hat der englische Ölmagnat Sir Henry Deterding sogar den
Vertrieb der im Bestand seines Konzerns befindlichen russischen Öle auf
längere Zeit unterbunden, ala „Repressalie’' gegen die Sowjet- Regierung,
die seine unberechtigte Forderung auf Entschädigung enteigneter Besitzer
von Ölfeldern abgelehnt hat. Geschäftstüchtige Verkaufsorgane des Konzerns
lieferten dann an eine Reederei statt des an Jieser Stelle bewährten russischen
Öles ein Öl anderer Provenienz, das Betriebstörungen verursachte, die
beinahe elne Katastrophe herbeigeführt hätten. Die Frage der Besteller
nach der Provenienz hätte dieses Geschäft von vornherein unmöglich gemacht
nn EE EEggfenggell
1. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Hert 3i
1139
Alles in allem stellt die Arbeit ein für den eingangs
genannten Leserkreis nützliches Buch dar, dessen prak-
tischen Wert die obigen Ausstellungen kaum mindern
dürften. Sie wurden gemacht, um bei weiteren Auflagen,
die dem Buch zu wünschen sind, berücksichtigt zu werden.
Georg Duffing.
Handbuch der Physik. Herausg. v. H. Geiger
und K. Scheel. Bd. 18: Geometrische Optik,
optische Konstante, optische Instru-
mente. Bearb. v. mehr. Fachgen., redigiert v. H.
Konen. Mit 688 Textabb., XX u. 865 S. in gr.8°. Ver-
lag von Julius Springer, Berlin 1927. Preis geh. 72 RM,
geb. T440 RM.
Der umfangreiche, von den Fachleuten des Zeiß-
werks bearbeitete Band umfaßt die ganze geometrische
Optik. einschließlich eines Kapitels (H. Keßler) über
optische Konstanten (d. h. Bestimmung des Brechungs-
index) und eines Kapitels (F. Jentzsch) über das Ver-
hältnis von geometrischer Strahlenoptik zu physikalischer
Wellenoptik. — Wie es bei der Erfahrung und Sach-
kenntnis der Bearbeiter nicht anders zu erwarten ist,
birgt das Buch eine Fülle wertvollen Materials, auf das
im einzelnen hier einzugehen nicht möglich ist. Daß aber
der Gegenstand vielleicht doch nicht ganz gleichmäßig
nach allen wünschenswerten Richtungen hin behandelt
worden ist, zeigt sich an der sehr untergeordneten Rolle,
dir die auf den optischen Potentialen (Eikonalen) be-
ruhenden Methoden in dieser Darstellung spielen. Viel-
leicht wäre durch stärkere Berücksichtigung dieser Me-
thoden die von Jentzsch bedauerte „etwas isolierte Stel-
lung der geometrischen Optik im Gesamtgebäude der
Optik“ zu vermeiden gewesen. Alles in allem wird man
aber Bd. 18 des Handbuchs als imposantes Werk an-
erkennen und begrüßen. P. P. Ewald, Stuttgart.
Die Chemie der Bau- und Betriebsstoffe
des Dampfkesselwesens. Von Dipl.-Ing. R.
Stumper, Mit 101 Textabb., XI u. 309 S. in gr. 8°. Ver-
lag von Julius Springer, Berlin 1928. Preis geb. 24 RM.
Der Verfasser hat in dem vorliegenden Werk in zu-
sanımenfassender Darstellung das gesamte Gebiet der
D’ampfkesselchemie in eingehender Weise behandelt. Das
Buch erschien gerade in der Zeit des Überganges der
Energiewirtschaft zum Höchstdruckdampf, wo sich der
Chemiker, der Konstrukteur und der Betriebsmann völlig
veränderten Verhältnissen im Dampfkesselwesen gegen-
über sahen. Stumper hat diesen beteiligten Personen
in seinem Werk nicht nur ein Handbuch, sondern wegen
seiner gemeinfaßlichen Darstellung auch ein Nachschlage-
werk geschenkt, das seine Bestimmung in Dampfkessel-
kreisen nicht verfellen wird.
In der Einleitung streift der Verfasser kurz die
Grundbegriffe des Dampfkesselbetricbes, die verschiedenen
RKesselbauarten sowie die für Leistunesversuche gebräuch-
lichen Kennworte. Der 1. Teil umfaßt die verschiedenen
Bau- und Werkstoffe, deren chemische, metallographische
und Festigkeitseigenschaften. Der 2. Teil behandelt die
verschiedenen Brennstoffe und das Speisewasser sowie
seine Verunreinigungen. Im 3. Teil wird das Verhalten
der Betriebstoffe im Dampfkessel und im A Teil das Ver-
halten der Kesselbaustoffe im Betrieb erörtert. Der letzte
Teil gibt über die so überaus wichtige Frage der Kessel-
speisewasseraufbcereitung Aufschluß.
Zusammenfassend ist zu bemerken, daß das von Stum-
per herausgegebene Buch eine wertvolle Neuerscheinung
auf dein Gebiete des Dampfkesselwesens bedeute, das
sicher in den beteiligten Kreisen weitgehende Beachtung
{finden wird. Dr.-Ing. Lauber
Leitfaden der Technischen Wärmemecha-
nik. Kurzes Lelirb. d. Mechanik d. Gase u. Dämpfe u.d.
mechan. Wärmelehre. Von Prof. Dipl.-Ing. W.Schüle.
5., verm. u. verb. Aufl. mit 132 Textfie., 6 Taf., VIII u.
323 S. in gr.8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1928.
Preis geh. 7,50 RM, geb. 9 RM.
Dieses kurze Lehrbuch der Thermodynamik, haupt-
särhlich für den Selbstunterricht bestimmt und nur be-
scheidene mathematische Vorkenntnisse erfordernd, hat
sich offenbar gut eingeführt und verdient seine Beliebt-
heit. Denn der Anfänger und nicht nur dieser findet hier
fast alles Wichtige über das Verhalten der Gase und
Dämpfe im Ruhezustand, bei der Bewegung und in der
Maschine.
Die neue Auflage ist durch einen Hauptteil über
Dampfbetrieb und Dampfwirtschaft (28 Seiten) erweitert
und bereichert worden. In der ihm eigenen klaren Dar-
stellungsweise behandelt Schüle hier die einzelnen Teil-
wirkungsgrade der Dampfmaschine, die gleichzeitige
Lieferung von mechanischer Energie und Wärme und die
verschiedenen Arten der Dampfmaschine Auch die Vor-
züge des Hochdruckdampfes werden kurz auseinanderge-
setzt. Ein Satz des Vorwortes betont, daß nur das Wich-
tigste von den wichtigsten Verfahren gebracht werden
konnte. Vielleicht findet sich in einer späteren Auflage
auch noch Platz, um die eine oder andere Herstellungs-
art von IlIochdruckdampf zu charakterisieren. Ein be-
sonderer didaktischer Wert scheint mir in dem Benson-
verfahren zu liegen; von dem geistreichen Umweg um
den kritischen Punkt etwas zu erfahren, würde sicher
auch viele Anfänger interessieren. Max Jakob.
Angewandte Differential- und Integral-
rechnung. Eine Einführung in die Grundgedanken
neuzeitl. Math. m. bes. Berücks. techn.-physikal. "Anwend.
(Bd.1 der „Studienbücher der Math., der Naturwiss. u.
d. Technik”, herausg. v. Dr. Georg Wolff.) Von Prof.
Dr. A. Harnack. Mit 76 Fig. im Text, VII u. 265 N.
in 8°. Verlag Otto Salle, Berlin 1928. Preis geb. 10 RM.
Das Buch geht bis zu den Differentialgleichungen
erster und zweiter Ordnung. Es kommt den Bedürfnissen
der Praxis entzegen, indem es Wert darauf legt, weniger
systematische Strenge als Verständlichkeit zu beobachten
und die Anwendbarkeit der Begriffe und Sätze darzutun.
Die Grundbegriffe erfahren eine ausführliche und neu-
zeitliche Darstellung; sämtlichen prinzipiellen Erörterun-
gen sind technisch-physikalische Anwendungsbeispiele,
auch numerische, von mehr allgemeiner Bedeutung hin-
zugefügt. Bei der elementaren und anschaulichen Fassung
nur grundlegende Kenntnisse aus den Gebicten der Tri-
gonometrie und analytischen Geometrie voraussetzend
und von mäßirem Umfang, wird diese Einführung in die
Infinitesimalreehnung dem angehenden Praktiker von
Nutzen sein; aber auch den höheren Allgemeinschulen
wird sie zu mancher Anregung für die Zwecke der
Übung und Anwendung verhelfen. Fender.
25 Jahre AEG-Dampfturbinen. Herause. v. d.
Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft,
Berlin. Mit 191 Abb., IV u. 1325. in 4°. VDI-Verlag
G. m. b. H., Berlin 1928. Preis kart. 5 RM.
Die Tatsache, daß die AEG im Jahre 1903 den Bau
von Dampfturbinen aufgenommen hatte, gab Veranlassung
zur Herausgabe der vorliegenden Festschrift, die einen
Überblick über die Entwicklung und den gegenwärtizen
Stand des Dampfturbinenbaues der AEG gestattet. Der
Leser erhält daneben einen Begriff vom Umfang der Werk-
stätten, Arbeitsmaschinen und Prüfeinrichtungen sowie
von der Forschungsarbeit und den Versuchseinrichtungen,
soweit sie für den Dampfturbinenbau in Frage kommen.
Endlich wird auch ein Einblick in die von Klingen-
berg geschaffene Organisation für den Bau von Kraft-
werken gegeben. Dem Forscher, Konstrukteur, Werk-
stattstechniker und Betriebsmann wird das Studium der
Schrift nützlich sein und für sein Tätigkeitszebiet manehe
Anregung bieten. W. Kraska.
Mechanische Technologie für Maschinen-
techniker (Spanlose Formung). Von Dr.-Ing. W.
Pockrandt. Mit 263 Textabb., VII u. 292 S. in gr. 8°.
Verlag Julius Springer, Berlin 1929. Preis geh. 13 RM,
geb. 14,50 RM. |
Das Buch eoll ausschließlich für den Maschinentechni-
ker bestimmt sein: demzufolge ist, wie der Verfasser selbst
angibt, nur das Wichtigste aus dem ganzen Gebiete der me-
chanischen Technologie berücksichtigt. Gleichzeitig sollte
mit dieser weisen Beschränkung der Umfang und Preis des
Buches in mäßigen Grenzen gehalten werden. Im großen
und ganzen ist es dem Verfasser auch gelungen, das We-
sentlichste für den Maschineningenieur zusammenzutragen.
Die Gliederung des Inhaltes in Stoffkunde, in Formen und
Gießen, in Schmieden und verwandte Arbeiten, in Nieten,
Löten, Schweißen, Schneiden und in Warmbehandlung des
Stahles ist zweckmäßig und erleichtert die Information. Is
ist ganz selbstverständlich, daß bei dem gedrängten Inhalt
manches nur angedeutet werden konnte; andernteils geben
aber die Hinweise auf die entsprechende Literatur für den-
jenigen genürenden Aufschluß, der sieh eingehender mit
dem einen oder anderen Kapitel befassen will.
Ludwie
1140
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
L August 1929
LIND
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Die deutsche Elektroindustrie im 2. Vierteljahr 1929'.
— Im Bericht der Industrie- und Handelskammer zu Berlin
wird das 2. Quartal folgendermaßen charakterisiert: Die
Beschäftigung wie auch der Eingang an neuen Bestellun-
gen dürften sich etwa auf gleicher Höhe wie in den voran-
gegangenen Monaten gehalten haben. Es hätten noch zahl-
reichere und günstigere Geschäfte abgeschlossen ‚werden
können, wenn nicht die Kapitalknappheit ein Hin-
dernis gebildet hätte, das aber noch stärker als bisher in
Erscheinung getreten ist. Auch bei den zum Abschluß ge-
kommenen Geschäften machte sich dies dadurch geltend,
daß von den Abnehmern noch längere Zahlungsfristen ver-
langt wurden als bisher. Die Preise waren nach wie vor
stark gedrückt, was um so empfindlicher empfunden
wurde, als die in den letzten Monaten erfolgte Steigerung
der Material-, insbesondere der Kupferpreise und auch eine
weitere Erhöhung der Löhne das Geschäft noch mehr als bis-
her erschwerten. Daß sich die Lage der Wirtschaft i. a. noch
nicht gebessert hat, spricht sich insbesondere auch darin
aus, daß gerade mittlere und kleinere Anlagen immer noch
in geringerem Umfang bestellt werden. Den Ausgleich
brachten einzelne größere Aufträge des In- und Auslandes.
Anderseits haben die Bestellungen aus der Privatkundsch.ft
auf Haushaltsapparate und auf Erzeugnisse der Fernmelde-
technik eher etwas zugenommen. Der Eingang von Bestel-
lungen ans den verschiedenen Zweigen der Industrie war nicht
einheitlich. Die etwas gebesserten Verhältnisse bei der Stein-
kohlenindustrie im Westen haben noch nicht in erheblichem
Maße zu größeren Aufträgen geführt. Immerhin schweben,
wie auch auf den oberschlesischen Gruben, Projekte verschie-
dener Größe auf Förderanlagen, Kraftwerkserweiterungen
usw., die für die kommende Zeit Abschlüsse erwarten lassen.
Besser war der Bestellungseingang aus der Braunkohlen- und
der Kaliindustrie, die ihre maschinellen Anlagen verschiedent-
lich erweitert haben. In der Maschinen- und der chemischen
Industrie machte sich eine leichte Besserung des Geschäfts
geltend. In der Metallwaren-, der Textil- und in der Leder-
warenindustrie blieb die Lage unverändert. Das letztere gilt
auch für das Geschäft auf dem gesamten Gebiet der elektri-
schen Bahnen. Der Einnahmerückgang bei der Reichsbahn
legte dieser weitgehende Zurückhaltung auf. Die Reichspost
hat eine Anzahl größerer Aufträge auf Selbstanschlußämter
erteilt, und es ist zu hoffen, daß die z. Z. noch mäßigen Ab-
rufungen demnächst entsprechende Erhöhungen erfabren wer-
den. Auf dem Fernsprechgebiet hat auch im übrigen der Auf-
Bed zugenommen. Das Ausland erteilte verschiedene
größere Aufträge, und aus der Privatkundschaft kam leb-
haftere Nachfrage nach kleinen Hand- und Selbstanschluß-
anlagen. Die Betriebe der Meßtechnik waren im allgemeinen
befriedigend beschäftigt, sowohl in bezug auf Schalttafel-
instrumente wie auf Laboratoriumsapparate. Natürlich haben
die weiteren Steigerungen der Löhne die Lage hinsichtlich
des Wettbewerbs auf dem Weltmarkt verschärft.
Englands elektrotechnischer Außenhadel”. — Die für
J u ni-1929 entworfene Zahlentafel zeigt, daß die Einfuhr
gegen den Vormonat (618685 £) um 3463 £ und im Ver-
gleich zum Parallelmonat des Vorjahres um 147544 £
(31%) gewachsen, die Ausfuhr dagegen gegenüber dem
Mai (1850244 £) um 466492 £ (25%) und, verglichen
mit dem Juni 1928, um 191199 £ (12%) zurückgegangen
ist. Für das abgelaufene Halbjahr ergibt ein Ver-
gleich mit demselben Zeitabschnitt von 1928 bei der Einfuhr
eine Zunahme um 497 601 £ (17%) und beim Export eine
Rinfuhrin £ Ausfuhrin £
Erzeugnisse — - -— —— —
1929 | 1928 1929 | 1928
Juni
Maschinen ..... 136 995 | 134794 496 898 613 263
Waren u. Apparate . | 485243 | 339810 | 856854 961688
622 148 | 4746C4 | 1383752! 1574951
Januar/Juni
Maschinen ..... S94 247 | 876491 | 3 230069! 3 456791
Waren u. Apparate . |2 568 758 |2 083 913 | 6127518, 5920718
3463 005 296544 | 9 367 587| 9 377509
Verringerung um 19922 £. Der Ausfuhrüberschuß betrug
am Ende der sechs Monate 5894 582 £ (6412105 £ i. NA.
Nach El. Review entfielen von den 496898 £ Ma-
schinenexport im Juni 132385 £ auf Europa (77 834
ı Yel ETZ 19, S. &
32.
t The Electrician Bd. 193, 1929, S. 83. Vel. ETZ 1929, S. 1036.
i. V.), 103540 auf Britisch-Indien (155 755 i. V.), 71 954 £
auf Australien (96 554 i. V.) und 41206 £ auf Südafrika
(32 980 i. V.). Im 1. Halbjahr ist die Ausfuhr von Maschinen
nach Südamerika gegen die gleiche Periode des Vorjahres
um mehr als 50% gefallen, die nach Europa aber um etwa
20% und der Export nach Südafrika um über 16% ge
wachsen.
Arbeitnehmer in der nordamerikanischen Elektrizi-
tätsindnustrie. — Die Zeitschriften El. World und El. Mer-
chandising haben vor kurzem wieder einmal den Versuch ge-
macht, die Zahl der in der Elektrizitätsindustrie der V. 8.
Amerika Beschäftigten festzustellen, und sind bei, wie El.
World sagt, vorsichtiger Schätzung, zu folgenden Ziffern ge-
kommen:
Licht- und Kraftgesellschaften . . . . . . 290 000
Fabrizierende Elektroindustrie 250 000
Installateurgewerbe . ee . 200 000
Elektrotechnischer Kleinhandel 150 000
Desgl. Zwischen- und Großhandel 50 000
Verschiedene Betriebe g 10 000
950 000
Rechnet man dazu das mit elektrotechnischen Arbeiten
im Bahnbetrieb befaßte und das Personal, welches mehr als
2,5 Mill Motoren (etwa 28 Mill PS) und die rd. 7 Mill kW
leistenden Kraftwerke der Industrie sowie andere Privatan-
lagen zu bedienen hat, so dürfte die Gesamtzahl sicher eine
Million überschreiten. Außerdem wären dann ncch für das
elektrische Nachrichtenwesen (Telegraphie und Telephonie)
rd. 475 000 Arbeitnehmer und für den Rundfunk etwa 309)
bis 4000 Techniker anzusetzen.
Elektrotechnischer Außenhandel der V.S. Amerika, —
El. World hat für den April 1929 wieder Angaben mitge-
teilt, denen zufolge die Ausfuhr elektrischer Maschinen,
Apparate und Zubehörteile einen Wert von 12221805 $
hatte, d. s. 3615 985 $ bzw. 42% mehr als im gleichen Mo-
nat des Vorjahres (8 605 820 $). Die Zunahme betraf haupt-
sächlich Blinklampenbatterien, größere Schalter und Siche-
rungen, Blitzableiter, Drosselspulen u. dgl., stationäre Elek-
tromotoren bis 200 PS und Teile von Motoren, ferner Venti-
latoren, Blinklampen, Waschmaschinen für den Haushalt,
Radiogeräte, Telegraphen- und Fernsprechapparate, Zünd-
systeme, nicht besonders genannte elektrische Vorrichtun-
gen (+ 972886 $) und isoliertes Leitungsmaterial aus
Kupfer. Der Wert der exportierten Kühlsätze erreichte
1365 492 $. Die Lieferungen der Union betrugen im Be-
richtsmonat nach Europa 2810617 $ (England: 1 082304 $,
Frankreich: 345 528 $, Deutschland: 247589 $), nach der
westlichen Halbkugel 6568875 $ (Kanada: 3 346 458 $,
Argentinien: 782266 $) und nach Asien, Afrika und (sei:
nien 2 842 313 $ (Australien: 669 971 $, China: 337832 $,
Japan: 321 445 $).
Der Wert der von den V.S. Amerika imersten Vier-
teljahr 1929 eingeführten elektrotechnischen Wa-
ren? stellte sich nach El. World’? auf 570131 $. Hieran
waren die vorwiegend importierten Erzeugnisse wie folgt
beteiligt:
Erzeugnisse Einfuhrwert
$
Maschinen und Teile solcher . . . . . 81 270
Apparate und Teile solcher . .... 183 787
Kohlefadenlampen . . . . 2 2 2 2.. 249 239
Funk- und Radivapparate . . .... 34 671
Elektromedizinische Vorrichtungen 10 588
Auf die wichtigsten Bezugsländer entfielen nachstehende
Anteile: Japan 182306. Schweden 144803, Deutschland
126 916, Österreich 43579, England 39928 und Frankreich
15 067 $.
ı El. World, Bd. 94, 19%, S. 40. Vgl. ETZ 1928, S. 1356: 1929, S 819.
® Vgl. ETZ 19%, S. 92.
3 Rd. 93, 1920, S: 1263
Bezugsquellenverzeichnis.
. Frage 307: Wer fertigt für Zugkettenfassungen
I{etten an, die It. VDE-Vorschriften mit Isolierzwischen-
stück verschen sind?
Abschluß des Heftes: 2. Juli 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expi.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9, ,
1. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31
Anwendung von Schnellreglern (System Tirrill).:
Mitteilung der AEG.
Die Fortschritte im Bau von Großkraftwerken und
auf dem Gebiete der automatischen Regelung sowie
das Zusammenarbeiten der Schnellregler und verschie-
dener Kraftwerke untereinander bedingten einen
eigenen Schnellregler für jeden Generator. .
Da die Regler-Apparaturen zur Beobachtung einen
bestimmten Platz erfordern, so vermehrt sich durch
diese neue Forderung sowie durch die Notwendigkeit
eines Parallelarbeitens der Regler untereinander die
Anzahl der Schaltfelder. Dadurch wird ein größerer
Kommandoraum oder Warte erforderlich, was wie-
derum eine Erhöhung der Anlagekosten nach sich
zieht. Während man früher die Regler in
unmittelbarer Nähe der Schalttafel und
Meßinstrumente anordnen mußte, ist es
heute möglich, die Regler an beliebiger
Stellein derSchaltanlage unterzubringen.
Als Mittel dient die Anwendung einer der AEG vor
Jahren unter DRP 295 957 geschützten Einrichtung.
Diese ermöglicht nicht nur eine Verringerung der An-
lagekosten, sondern auch eine bessere Ausnutzung des
Kommandoraumes. Die in Frage kommende Einrich-
tung besteht aus einer zusätzlichen Vorrichtung, die
über eine Stromquelle, eine Signallampe oder ein son-
stiges Zeichen steuert, das zweckentsprechend an der
Bedienungsschalttafel angebracht wird. (Abb. 1.)
Bei _Neulieferung findet hierfür ein besonderes
Relais-Kontaktpaar Verwendung. Bei älteren Aus-
führungen oder Reglern, bei denen ein besonderes
Relais-Kontaktpaar nicht mehr verfügbar ist, kann
ausnahmsweise eine Zusatz-Kontaktvorrichtung an
einem der schwingenden Relaisanker angebracht wer-
den (Abb. 2); sie führt die gleichen Bewegungen aus
e
19977a
Tr = Trennschalter,
U, V, W = Phasenbezeichnungen,
W, = Spannungsspule,
W, = SE
Er = Zusatz-
B = Betätigungs-Stromquelle,
HSt = Hilfsstromwandler, _
J = Meßinstrumente, Relais usw,
NR= Nebenschlußregler,
Oe = Oelschalter,
RW = Regulierbarer Vorwider-
stan 3
SE = Steckeinrichtung; bzw. Kontaktvorrieh-
St = Stromwandler, tung.
Abb. ı. Prinzipielle Schaltung des Schnellreglers mit Zusatz-
Kontaktvorrichtung.
tung,
xyz - Begrenzungsanschläge
wie die Arbeitsrelaiskontakte am Regler-Differential-
relais. Diese Eigenschaft wird ausgenutzt und für
Betätigung der Si ER verwendet. Es ist bekannt,
daß der Nebenschlußrez er der Erregermaschine von
den Relaiskontakten periodisch beeinflußt wird. Die
ontaktvorrich- |
Leitungen vom Nebenschlußregler zum Schnellregler
werden durch einen Schalter oder Stecker unterbrochen.
Letztgenannte Einrichtung dient zum Ein- und Aus-
Abb.2. Spannungsschnellregler der Form TAF4
mit Zusatz-Kontaktvorrichtung, ausreichend für
Turbogeneratoren bis zu einer Leistung von
85.000 kVA. i
schalten des Schnellreglers gemäß der jedem Apparat
beigefügten Bedienungsvorschrift nur mit dem Zusatz,
daß hierbei die SE beobachtet wird, welche
die Bewegungen und Stellungen der Relaiskontakte
erkennbar macht. Signallampe mit Schalter, Steck-
einrichtung, und regulierbarer Vorwiderstand müssen
zweckmäßig unmittelbar an der Bedienungsstelle des
Nebenschlußregulators bzw. zugehörigen Schaltappa-
rates des Generators angeordnet werden, damit die
Bedienung des Reglers durch die gleiche Hilfskraft
erfolgen kann, die auch die übrigen Wertungen in der
Schaltanlage vorzunehmen hat.
Die beschriebene Zusatzeinrichtung ist in letzter
Zeit in fast allen von der AEG errichteten Großkraft-
werken zur Ausführung gekommen und hat sich als
sehr vorteilhaft erwiesen.
Der Parallelbetrieb der Schnellregler untereinander
bringt nicht nur den Vorteil einer durchgreifenden
sicheren Spannungsreglung, sondern auch eine bessere
Verteilung der Blindströme. |
Es ist notwendig, zum Zweck der Stabilisierung
die Stromspule am Wecheelstromeystem jeden Schnell-
reglers hierfür nutzbar zu machen.
Der Anschluß erfolgt entweder über einen Hilfs-
stromwandler ‚„HSt‘“, der vom 5 A-Sekundärkreis
des normalen Generator-Stromwandlers gespeist wird,
oder über nur einen Generator-Spezial-Stromwandler.
Für die Fern-Einstellung der zu regelnden Grund-
spannung jeden Generators und damit auch des
Leistungsfaktors dient ein feinstufig regulierbarer Vor-
widerstand „RW“, `
Ferner besteht die Möglichkeit, durch Anordnung
weiterer Behelfsmittel die Veränderung der Generator-
spannung vom Generatorstrom abhängig zu machen. *)
Schnellregler nach dem Tirrill-System bewähren
sich seit 30 Jahren mit besten Erfolgen in der Praxis.
Die Einrichtungen sind auf Grund reicher Erfah-
rungen verbessert und das Anwendungsgebiet ist nicht
nur in bezug auf die Regelung, sondern auch in bezug
auf die Begrenzung verschiedener elektrischer Ein-
heiten ausgedehnt worden.
*) s. AEQ-Mitteilungen 1929 Heft 3 8. ei
XXXIII
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 31 1. August if 29
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ber T 38 (Schluß) 1160. Leit: Kramer | Gg. Hilpert, H. Seydel 1177 — Literatur: H, Geige
undschau: Das Elektrizitätswerk Kardaun bei Bozen 1165 — Eine K. Scheel, W. Becker, J. Körner 1177 — Eingegang. Doktordissertationen
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Elektrotechnische Zeitschrift
| (Zentralblatt für Elektrotechnik) |
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W9
50. Jahrgang
Berlin, 8. August 1929
Heft 32
Zentrale Kesselbetriebs-Überwachung.
Von ÖOberingenieur Otto E. Vogt, Altona-Bahrenfeld.
Übersicht. Ausgehend von früheren Versuchen, den
Dampfkessel- und Feuerungsbetrieb wirtschaftlicher zu ge-
stalten, wird nachgewiesen, wie man durch zentrale Anord-
nung einschlägiger Anzeigeinstrumente in einer Kessel-
warte die Wirtschaftlichkeit des Dampfkessel- und Feue-
rungsbetriebes heben kann. Ferner wird gezeigt, daß zur
Sicherung des Betriebes zweckmäßig auch von einer der-
artigen Kesselwarte aus die Abriegelung ganzer plötzlich
defekt werdender Rohrstränge in wenigen Sekunden zu be-
wirken ist,
Es ist allgemein bekannt, daß in früheren, insbeson-
dere in den Vorkriegsjahren, den Kesselbetrieben nicht die
Aufrnerksamkeit zugewendet wurde, die ihnen eigentlich
gebührte. Man beenügte sich im allgemeinen damit, ein-
mal die Kessel so in Ordnung zu halten, daß sie den be-
hördlichen Vorschriften entsprachen, und zum andern da-
nach zu trachten, unter Anwendung aller möglichen und
unmöglichen Mittel den Kesselsteinansatz in Trommeln und
Rohren zu vermindern bzw. zu vermeiden. Um die wirt-
schaftliche Seite kümmerte man sich weniger, Brennstoff
stand vollauf zu verhältnismäßig billigen Preisen zur Ver-
fügung; die Hauptsache war, daß man Dampf machen
konnte, und wenn der Schornstein ordentlich qualmte, dann
war das ein Beweis dafür, daß der Betrieb ging. Infolge-
dessen war ein Dampfkessel, abgesehen von den Speise-
und Dampfentnahme-Einrichtungen, auch nur mit den In-
strumenten und Apparaten ausgerüstet, die aus Gründen
der Betriebsicherheit gesetzlich vorgeschrieben waren
bzw. und u. zw. Manometer, Wasserstand und Sicherheits-
ventil.
Vereinzelte größere Betriebe haben selbstverständlich
auch schon in den Vorkriegzsjahren auf die Verbren-
nungsvorgänge in ihren Kesseln ihr Augenmerk ge-
richtet und mehr oder weniger oft und lange die Feuerun-
gen beobachtet, Teınperaturmessungen vorgenommen und
die Abgase untersucht. Den Einbau von augenblicklich
anzeigzenden oder gar fortlaufend aufschreibenden Instru-
menten kannte man nicht oder hielt man für überflüssig
oder wegen zu hoher Anschaffungs- und Wartungskosten
für nicht wirtschaftlich. Erst die Not: die Kohlenknappheit
und die steigenden Kohlenpreise in den Kriegs- und Nach-
kriegsjahren führten zu der Erkenntnis, daß mit unserm
Brennmaterial Raubwirtschaft getrieben wurde Man er-
kannte die Notwendigkeit, auch den Feuerungsbetrieb mehr
als früher auf seine Wirtschaftlichkeit hin zu studieren,
und fand dann heraus, daß es nicht genügte, nur bei Ab-
nahmeversuchen oder von Zeit zu Zeit Kontrollmessun-
gen an Kesseln und ihren Feuerungen vorzunehmen, son-
dern daß es unbedingt notwendig sei, aus den Anzeige-
werten fest eingebauter Instrumente jederzeit das Arbeiten
eines Kessels oder einer Feuerung zu erkennen.
Diese Instrumente wurden anfangs an den einzelnen
Meßstellen selbst oder in unmittelbarer Nähe derselben an-
gebracht. Für den lleizer oder Kesselwärter, der nun nach
den Anzeigewerten der Instrumente seinen Kessel bedienen
bzw. seine Feuerführung danach einrichten sollte, hatte
diese Instrumentenanordnung den Nachteil, daß er dureh
die Beobachtung der Instrumente viel zu oft von seinem
eigentlichen Bedienungstand vor dem Kessel entfernt
wurde. insbesondere bei der Bedienung mehrerer Kessel
viele Wege machen mußte, die ihn ermüdeten und, wenn er
sich nicht beobachtet wußte oder glaubte, ihn vernnla Bien,
die regelmäßige Beobachtung der Instrumente zu unter-
lassen.
Diesen offensichtlichen Mangel in der Anordnung der
Instrumente behob man dadurch, daß man die Instrumente
als Fernanzeigeinstrument ausbildete so, daß
die eigentliche Meßeinrichtung an der örtlichen Metistelle
des Kessels eingebaut, dagegen das Anzeieeinstrument an
geeigneter Stelle in der Nähe des Heizerstandes — sei es
am Kessel selbst, sei es an einer Stütze oder Säule — an-
gebraucht wurde. So zeigen neuere Kesselanlazen vor je-
dem Kessel eine Instrumententafel, auf der übersichtlich
für den Kesselwärter die von seiten des Betriebes für not-
wendig erachteten Instrumente angebracht sind, z. B. Ma-
nometer, Dampfmengenanzeiger, Speisewassermengzen-Än-
zeiger, Dampftemperatur-Anzeiger, Rauchgastemperäattr-
Anzeiger, Zugmesser, CO,-Anzeiger, CO + H,-Anzeiger.
Nun ist ein einigermaßen intelligenter Keeselwärter, vor-
ausgesetzt, daß er von seinem Betriebsführer oder Betriebs
leiter ordnungsgemäß belehrt worden ist, in der Lage, mit
einem Blick auf die Instrumententafel zu sehen, ob sein
Kessel — sei es hinsichtlich Dampfleistung, sei es hinsicht-
lich Verbrennungsvorgänge — richtig arbeitet. Die Praxis
hat jedoch gezeigt, daß trotz einer solchen übersichtlichen
Anordnung der Instrumente nicht das erreicht wird, was
man erreichen will, nämlich einen dauernd den jeweiligen
Belastungen entsprechenden gleichmäßigen, richtigen Kes-
selbetrieb. Dies liegt darin begründet, daß sich der Heizer
oder Kesselwärter nur so lange bemüht, nach den Anzeige-
werten der Instrumente richtig zu fahren, als er sich von
dem auf seinem Kontrollzang befindlichen Betriebsleiter
oder einem anderen Aufsichtsbeamten beobachtet glaubt. In
der übrigen Zeit seines Dienstes läßt vielfach der Heizer
sich gehen, und der Kessel arbeitet dann so, wie er früher
auch ohne Anzeigeinstrumente gearbeitet hat, d. h. die
Dampfleistung schwankt und damit auch der Dampfdruck,
das Feuer brennt unregelmäßig, der COg-Gehalt der Abgase
sinkt, der CO-Cehalt steigt, usw., die Verbrennung wird
höchst unvollkommen, die Abzastemperaturen werden zu
hoch; alles in allem: die wirtschaftliche Ausnutzung des
Kessels und des Brennstoffes sinkt.
Der Unvollkommenheit dieses Zustandes glaubte man
dadurch begegnen zu können, daß man neben augenblick-
lich anzeigzenden Instrumenten auch noch Schreib-
instrumente beschaffte, die fortlaufend auf einem Pa-
pierstreifen die Leistunzswerte des Kessels und der Feue-
rung so aufzeichnen, daß aus den verschiedenen Kurven
die einzelnen Arbeitsphasen des Kessels z. B. über einen
Zeitraum von 24h genau ersichtlich sind. Der Betriebsleiter
ist somit in der Lage, sich ein vollkommenes Bild über das
Arbeiten eines jeden Kessels seines Betriebes während
einer beliebigen Betriebszeit zu machen. An lland der Kur-
ven kann der Betriebsleiter ferner den Heizer oder Kessel-
wärter auf Fehler oder Nachlässigrkeiten in seiner Feuer-
führung oder Kesselbedienung aufmerksam machen und
ihn zur Rede stellen. „Allerdings meistens erst nach Ab-
lauf von 24 h, sobald der Betriebsleiter die Schreibstreifen
zu Gesicht bekommen und durehstudiert hat. Aber auch
dann noch wird der zur Rede gestellte Heizer oder Kessel-
wärter, wie die Erfahrung lehrt, versuchen, ein Verschul-
den seinerseits in Abrede zu stellen: er wird sogar behaup-
ten, der Schreibapparat habe nicht richtig gearbeitet oder
versart. Also auch in diesem Falle werden Differenzen
zwischen dem Betriebsleiter und seinem Arbeitspersonal
immer wieder vorkommen.
Wie wertvoll aber in anderer Hinsicht Schreibinstru-
mente werden können, zeigt folgender Fall:
In der hinteren Trommel eines Steilrohr-Dampfkes-
sels war eine größere Anzahl Rohreinwalzstellen undicht
1142
geworden. Da der Kessel noch in der Garantiezeit war,
führte die Kessellieferantin das Undichtwerden der Ein-
walzstellen auf Wassermangzel in der ÖObertrommel zu-
rück. Dieser Wassermangel hätte aber nur eintreten
können
1. infolge Aussetzens der Speisung und
2. durch Absenken des Wasserspiegels wegen Störun-
gen im Wasserumlauf.
Dieses bestritt die Kessellieferantin, weil sie dann zu
einem Umbau des Kessels und zur kostenlosen Ersatz-
lieferung und Instandsetzung der Rohreinwalzstellen als
schuldiger Teil verpflichtet war.
Jenes aber bestritt die Betriebsleitung, da sie durch
Vorlage der Schreibstreifen über die Kesselspeisung ein-
wandfrei nachweisen konnte, daß die Speisung bei dem
betr. Kessel niemals versagt hatte.
Man sieht, die Schreibapparate sind wohl wertvoll
und auch erforderlich für die Betriebsüberwachung, ins-
besondere in der Richtung, daß man jederzeit feststellen
kann, ob die einzelnen Kessel richtig gearbeitet haben
oder wann und wo irgendein Fehler aufgetreten ist. Da-
gegen bilden sie noch keine vollkommene Handhabe, den
Heizer augenblicklich in seiner Tätigkeit unmittelbar zu
beeinflussen. Man hat mit mehr oder weniger Erfolg ver-
sucht, durch einen ÖOberheizer bzgl. richtiger Feuerfüh-
rung usw. unmittelbar auf den Heizer einzuwirken. Dies
mag gehen, solange die Kesselanlage aus nur einer gerin-
gen Anzahl Kessel kleiner oder mittlerer Größe besteht,
die eine verhältnismäßig kleine Grundfläche einnimmt,
so daß es dem Oberheizer möglich ist, von einer bestimm-
ten Stelle aus die Instrumente auf den Instrumententafeln
sämtlicher Kessel noch deutlich zu erkennen und seine An-
weisungen an die Heizer zu geben.
Ein Erfolg wird aber auch in diesem Falle davon ab-
hängen, daß der Oberheizer nicht noch solche Obliegen-
heiten zu erfüllen hat, die ihn zu oft seinen Beobachtungs-
stand zu verlassen zwingen. Es leuchtet jedoch ein, daß
diese Art der Überwachung der einzelnen Heizer bei grö-
Beren Kesselanlagen nicht mehr ausreichend sein kann,
auch wenn mehrere Öberheizer für den Überwachungs-
dienst herangezogen werden. In diesem Falle wird wie-
derum die Verständigung der Oberheizer untereinander
unzureichend sein, und in vielen Fällen dürfte es an einer
einheitlichen PBefehlsübermittlung an die Öberheizer
fehlen, insbesondere, wenn mehrere Kesselhäuser in Frage
kommen. Geht man davon aus, daß z.B. bei einem Kraft-
werk die jeweiligen Leistungen bei dem Betriebsleiter bzw.
in der Haupt-Kommandozentrale (Schaltbühne, Schaltraum)
angefordert und daß von hier aus die Leistungsanforde-
rungen an den Maschinenbetrieb weitergegeben bzw. die
Leistungen auf die einzelnen Primärmaschinen verteilt
werden, so ist es doch folgerichtig, die Leistungsanforde-
rungen — sei es in kW elektrischer Leistung, sei es in t
Dampf — auch an eine zentrale Kommandostelle für den
]ampfkesselbetrieb weiterzuleiten. Hierbei ist es ganz
gleich, ob diese zentrale Kommandostelle für den Kessel-
betrieb — im folgenden „Kesselwarte“ genannt — für
ein Kesselhaus oder mehrere Kesselhäuser eingerichtet
wird. Die Kesselwarte muß und wird in der Lage sein,
nicht nur die von der elektrischen Kommandozentrale
(Schaltraum, Schaltbühne) angeforderten Dampfmengen
auf die Kesselhäuser und die einzelnen Kessel zu vertei-
len sondern auch die einzelnen Kessel auf Leistung und
richtiges Arbeiten zu überwachen und ohne irgcpdeine
Zwischenperson durch unmittelbare Einwir-
kungaufdenHeizerfür ein wirtschaftliches Arbei-
ten der einzelnen Kessel zu sorgen.
Welche Einrichtungen sind nun erforderlich, damit
die Kesselwarte diese Aufgabe erfüllen kann?
Um das aurenblickliche Arbeiten eines jeden Kessels
von der Kesselwarte aus beobachten zu können, sind im
allgemeinen nur die augenblicklich anzeizenden Instru-
nıente erforderlich, die auch für den Heizer zur Bedie-
nung seines Kessels auf der Instrumententafel vor dem
Kessel angebracht sind. Um ferner dem einzelnen Heizer
von der Kesselwarte aus Anweisungen geben zu können,
muß eine Verständigungsmögrlichkeit zwischen Kessel-
warte und dem einzelnen Heizer durch optische Signale,
Telephon oder del. geschaffen werden.
Die Anordnung der augenblicklich anzeigenden In-
strumente muß natürlich so getroffen werden, daß sie der
den Kesselbetricb leitende in der Kesselwarte postierte
Beamte von seinem Platz oder Standort aus jederzeit leicht
überblicken und die Anzeizewerte erkennen kann.
Das Wesen der elektrischen Fernmessung darf woll
im allgemeinen als bekannt vorausgesetzt werden!. Über
den Aufbau und die Wirkungsweise der Meß-, Geber- und
t Vgl. z. B. ETZ 1928. S. 145, 282, 1226.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
8. August 1929
Empfangsapparate geben ja die Druckschriften der ein-
srhlägigen Fabrikationsfirmen ausführliche Auskunft.
Hervorgehoben sei jedoch, daß man die früher übliche
Art der Fernmessung, d. i. die Vornahme der Messung an
einer von dem Meßobjekt entfernten Stelle, aufgibt bzw.
aufgegeben hat. Man ist dazu übergegangen, durch ein
am Meßobjekt selbst eingebautes Instrument, das als
C-eberinstrument ausgebildet wird, die Messung vorzu-
nehmen und den Wert der Messung auf eine beliebige Ent-
fernung auf das Empfangsinstrument zu übertragen.
Selbstverständlich ist es unbedingtes Erfordernis, daß
die jeweilig angezeigten Werte der korrespondierenden
Instrumente auf der Instrumententafel vor dem Kessel
und in der Kesselwarte genau übereinstimmen. Dies wird
am besten dadurch erreicht, daß die beiden korrespon-
dierenden Instrumente ihren Impuls von einer gemein-
samen Meßstelle erhalten, an den gleichen Geber ange-
schlossen und gleichzeitig gemeinsam ezceicht sind.
Die Vorteile der Kesselwarte sind in erster Linie in
folgendem zu erblicken:
eder Heizer weiß sich in der Bedienung und Feuer-
führung der ihm anvertraut:s:ı Kessel unter ständiger,
augenblicklich sich auswirkender Aufsicht. Weicht
irgendein Kessel in seinem Arbeiten von den vorge-
schriebenen Richtlinien ab, so wird dies sofort in der
Kesselwarte bemerkt und der Heizer umgehend direkt
darauf aufmerksam gemacht. Es braucht nicht immer
schlechter Wille von seiten des Heizers vorzuliegen,
wenn bei aus irgendeinem Grunde sinkender Feuer-
oder Dampfleistung usw. der Heizer nicht pünktlich ein-
greift. Ein Heizer kann naturgemäß, wenn er mehrere
Kessel zu bedienen hat, nicht immer jedes Instrument
eines jeden Kessels im Auge behalten, und wenn er von
den: einen Kessel gerade in Anspruch genommen ist, kann
er es nicht bemerken, wenn zu gleicher Zeit bei einem
andern Kessel irgendwie Abweichungen vom Fahrplan
auftreten. Er wird dies erst später merken, wenn der
Arheitsfehler schon größer geworden ist oder der ver-
schlechterte Zustand schon länger gedauert hat. Wenn
aber die Kesselwarte unmittelbar, nachdem sich die Ab-
weichung vom Fahrplan zeigt, den Heizer direkt darauf
sufmerksam macht, so kann sich der Fehler durch sofor-
tiges Eingreifen des Heizers nicht nur nicht auswachsen
sondern wird sofort behoben. Insofern bedeutet die
Kesselwarte daher auch eine Unterstützung des Heizers,
u. zw. in wesentlich wirksamerem Maße als z.B. durch
einen Oberheizer.
Durch das schnelle unmittelbare Einwirken der Kes-
selwarte auf den Heizer wird erzielt:
1. daß die Dampferzeugung der einzelnen Kessel in
den vorgeschriebenen Mengen gleichmäßiger gehalten
wird; es kann also nicht vorkommen, daß bei einer An-
zahl Kessel von gleicher Größe und Leistung bei gleichem
Brennmaterial die einzelnen Kessel mit erheblich unter-
schiedlichen Anteilen zur Gesamtdampferzeugung heran-
gezogen werden;
2. daß übermäßige Schwankungen im Dampfdruck
vermieden werden; es wird möglich sein, gleichmäßige
Belastungsverhältnisse vorausgesetzt, die Druckschwan-
kungen in den Grenzen von 3% und weniger zu halten,
während sonst gut geführte Betriebe mit Mindest-Dampf-
druckschwankungen von 6 %, andere sogar mit Druck-
schwankungen bis zu 14 % arbeiten;
3. daß der Verbrennungsprozeß in den einzelnen
Kesselfeuerungen gleichmäßig auf wirtschaftlicher Höhe
gehalten wird; es wird nicht mehr vorkommen, daß Ab-
gase des einzelnen Kessels, wie auch der Kessel unterein-
ander, z. B. unterschiedlichen CO,-Gehalt von 8... bis 12 %
Auen und erhebliche Mengen an Unverbranntem ent-
alten.
Es muß ohne weiteres einleuchten, daß durch eine
zentrale Kesselbetriebsführung (Kesselwarte) ein gleich-
mäßiger Betrieb und dadurch eine Verbesserung des mitt-
en Betriebswirkungsgrades einer Kesselanlage erzielt
wir
Man wird nun die Frage der Anlagekosten für eine
derartige Einrichtung aufwerfen und daran die weitere
Frage knüpfen, ob sich die Anlagekosten bezahlt machen.
Hier ist zunächst zu sagen, daß die Anlagekosten nicht
zu der Größe der Kesselheizfläche in irgendeinem Ver-
hältnis stehen. Ob ein Kessel z. B. 400 oder 800 oder
1200 m? Heizfläche hat, ist für die Anzahl der Instrumente
gleichgültig, denn im allgemeinen werden für seine Be-
triebsüberwachunz in dem einen wie in dem andern Falle
dieselben Instrumente in Frage kommen, so daß man
sagen kann, die Einrichtungskosten sind für jede Kessel-
grüße ziemlich gleich. Die Höhe der Anlagekosten richtet
sich auch danach, ob man bei größeren Kesseln mit z. B.
8. August 1929
2 Wanderrostbahnen oder mit sehr breiten Feuerräumen
den CO,„-Gehalt oder den Zug nur an einer Stelle oder an
mehreren Stellen messen will, ob man sich damit begnügt,
nur die Endtemperaturen der Rauchgase vor Augen zu
haben und an den übrigen Stellen eines oder mehrerer Kes-
sel die Rauchgastemperaturen nur auf einem Instrument
durch eine Umschalttastatur anzeigen zu lassen. Die Höhe
der Anlagekosten richtet sich ferner nach der Lage der
Kesselwarte bzw. nach der Entfernung der einzelnen
Kessel von ihr.
Im allgemeinen kann als Anhalt dienen, daß die Ein-
richtung einer zentralen Kesselbetriebsüberwachung, die
z. B. für jeden Kessel aus CO,-Anzeige, Dampfmengen-
Anzeige, Dampftemperatur-Anzeige, Zug-Anzeige, Rauch-
gastemperatur-Änzeige, Speisewassertemperatur-Anzeige
hirter den Rauchgasvorwärmern, Signalanlage besteht,
einschließlich Leitungsmaterial und Montage sich auf etwa
3200 ... 2700 RM für einen Kessel stellen wird. Hierbei sind
die Kosten für die Anlage und Herrichtung eines Raumes
für die Kesselwarte außer acht gelassen, da, wie nachher
noch gezeigt werden wird, dieser Raum auch noch zur
nn anderer Instrumente und Einrichtungen dienen
soll.
Was nun die zweite Frage nach dem Bezahltmachen
der Anlagekosten anbelangt, so diene folgendes Beispiel
ale Antwort:
In einem Werk betrug innerhalb 24 h die Gesamt-
Dampferzeugung 2 390 000 kg oder bei einer Speisewasser-
temperatur von 54° und einem Wärmeinhalt des erzeug-
ten Dampfes von 770 WE/kg die gesamte von den Kesseln
nutzbar abgegebene Wärmemenge 1711 240 000 WE. Diese
Wärmemenge verteilte sich mit etwa 101 861 000 WE/h auf
12 Taresstunden und mit etwa «0742000 WE/h auf 12
Nachtstunden. Der Kohlenverbrauch betrug für die ge-
samte Zeit von 24 h 294,3t bei einem Heizwert der Kohle
von 7400 WE/kg. Hieraus berechnet sich ein mittlerer
Kesselbetriebswirkungsgrad von 786 %.' Dies ist bei
Kesselgerößen von etwa 8000 m? Heizfläche mit Wander-
rostfeuerung bei jeweils über 12h laufender absolut kon-
stänter Dampfmen:renanforderung zu wenig, zumal sonst
hei normalen Betriebsversuchen bei Normallast von etwa
37..40kz Dampf/m? Heizfläche mit denselben Kesseln
Wirkungsgrade von 8&5 % und mehr erzielt wurden. Pei
richtiger Feuerführung muß der mittlere Betriebswir-
kungserad um mindestens 2..3% höher liegen, was un-
bedinet durch eine zentrale Kesselbetriebsüberwachung
erzielt werden kann. Das bedeutet aber eine Kohlen-
ersparnis von 7,4... 10,7t oder bei einem Kohlenpreis von
21,50 RM/t 159...230 RM in 24h oder bei 330 Arbeits-
tagen 5240 ..75%0 RM im Jahr. Für diese Dampf-
mengenerzeugung standen 4 Betriebskessel und 1 Reserve-
kessel zur Verfügung. Hierfür würde also die Instru-
menteneinrichtung der Kesselwarte bei den vorgenannten
Anlagekosten insgesamt 11 000... 13 500 RM kosten, denen
eine jährliche Kohlenersparnis von 52000 .. 75000 RM
gezenübersteht. Die Verhältnisse können natürlich auch
anders liegen; erzielt man aber auch nur eine Verbesse-
rung des mittleren Kesselbetriebs-Wirkungsgrades von
1 25, so wird im vorerwähnten Falle immer noch eine
Kohlenersparnis von 3,9 t/Tag oder 27670 RM/Jahr als
Gewinn zu buchen sein.
Diese überschlägliche Rechnung zeigt, daß aller Wahr-
scheinlichkeit nach in den meisten mittleren und sicher
in allen Großbetrieben eine zentrale Kesselbetriebsüber-
wachung sich nicht nur bezahlt machen sondern auch we-
sentliche Ersparnisse an Kohle einbringen wird. Immerhin
muß jeder einzelne Fall untersucht werden, auch darauf
hin, ob nicht unter Umständen die Besetzung einer Kessel-
warte eine Erhöhung der Personalausgaben bedingt, ohne
an anderer Stelle eine entsprechende Verminderung zu
erzielen. Auf keinen Fall sollte man aber bei Neuanlagen
den Gedanken der zentralen Kesselbetriebs-Überwachung .
außer acht lassen.
Wenn nun auch für die zentrale Kesselbetriebsfüh-
rung nur eine verhältnismäßig geringe Anzalıl von In-
strumenten mit erschwinglichen Anlagekosten voll-
kommen ausreicht, so will und kann der Betriebsleiter
oder die Betriebskontrolle nicht auf gewisse Schreib-
instrumente verzichten, die jederzeit für einen beliebigen
abzelaufenen Zeitabschnitt eine Nachprüfung der Lei-
stungen des Kesselbetriebs gestatten. Es ist bereits vor-
her darauf hingewiesen worden, wie erwünscht und wert-
voll eine derartige Nachprüfung ist und werden kann.
Daher findet man auch in jedem einigermaßen neuzeit-
lichen Betriebe derartige Instrumente. Hat man in jeder
elektrischen Schaltanlage oder jedem Schaltraum nicht
auch die augenblicklich anzeigenden mit den Schreib- und
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
1143
Zählinstrumenten räumlich vereint? Was liegt näher, als
in der gleichen Weise auch sämtliche für die Kessel-
betriebs-Überwachung notwendigen oder gewünschten In-
strumente in einem Raum: der Kesselwarte, unterzubrin-
gen, als da sind: Schreib- oder Zählinstrumente für
Dampf-, Speisewasser- und selbst für Kohlemessungen,
Schreibinstrumente für die Temperaturen des Dampfes,
des Speisewassers und der Rauchgase, des Zuges und CO,-
Gehalte der Rauchgase usw. Es ist doch ohne Zweifel
zweckmäßiger, diese Instrumente anstatt an jedem Kessel
oder an irgendeiner Stelle des Kesselhauses in einem für
sich abgeschlossenen Raum unterzubringen, wo sie vor
dem Staub des Kesselhauses, Erschütterungen und unbe-
fugten Eingriffen geschützt sind. Bei richtiger Durch-
bildung der Instrumente und zweckmäßiger Anordnung
der Gesamtanlage sind für diese Schreib- und Zählinstru-
mente keine besonderen Meßstellen und Geberapparate
notwendig, da sie an dieselben Meßstellen und Geber-
apparate angeschlossen werden können, die für die korre-
spondierenden, augenblicklich anzeigenden Instrumente
auf den Kessel-Instrumententafeln bzw. der zentralen
E vorzusehen sind (vgl. S. 1142, r. Sp.
. Abs.).
Messel I
Leitung a Séi
Leitung b <
Abb. 1.
Rohrstrang-Abriegelung.
In dem Raum der Kesselwarte läßt sich noch eine
weitere Einrichtung unterbringen, die für die Sicherung
des Dampfbetriebes von großer Bedeutung ist.
Solange es Dampfkesselbetriebe gibt, kennt man
auch die Gefahren, die durch Rohrbrüche entstehen:
dureh unglaublich schnelles Ausströmen des Kessel-
inhaltes Ausglühen und Verbrennen der Kesselrohre
usw., sofern nicht sofort das Feuer entfernt werden
kann;
durch Unterdampfsetzen des Kesselhauses Verwir-
rung und Verbrühen des Kesselhauspersonals;
unangenehme Betriebsunterbrechung usw.
Man hat diesen Gefahren dadurch zu begegnen ver-
sucht, daß man selbsttätig wirkende Rohrbruchventile
hinter dem Dampfrchrnetz eingebaut hat, u. zw. je nach-
dem, wie die Rohrbruchventile gewartet und geprüft
wurden und je nachdem, ob gleichmäßige Dampfentnahme
erfolgte oder erhebliche plötzliche Dampfmengenschwan-
kungen auftraten, mit mehr, weniger oder gar keinem
Erfolg. Jedenfalls ist es vorgekommen und kommt trotz
ganz vorzüglicher Ventilkonstruktionen noch heute vor,
daß Rohrbruchventile nicht anspringen, wenn sie an-
springen sollen und umeekehrt. In beiden Fällen sind
aber Betriebstörungen unausbleiblich. Inwieweit in solchen
Füllen doch noch ein Konstruktionsfehler im Ventil oder
ein Wartungsfehler vorliegt, oder ob das Fehlarbeiten in
den betrieblichen Verhältnissen begründet liegt, soll hier
nicht erörtert werden. Selbsttätig wirkende Rohrbruch-
ventile können einem Betriebsleiter wohl ein gewisses
Beruhigungsgefühl geben, aber unzureichend sind sie
immerhin und in erhöhtem Maße bei den heute zur An-
wendung kommenden hohen Drücken, Temperaturen und
Geschwindigkeiten. Das Bestreben muß dahin gehen, bei
auftretenden Rohrbrüchen den betr. Rohrstrang in mög-
lichst kurzer Zeit zwangläufig abzuriegeln. Dies dürfte
am zweckmäßigsten durch ferngesteuerte Ventile oder
Schieber geschehen. Brüche im unter Druck stehenden
Rohrnetz lassen sich leicht durch Inanspruchnahme des
mehr oder weniger plötzlich auftretenden Druckabfalles
als Impulsgeber akustisch oder optisch augenblicklich an-
zeigen. Sollte nicht die Kesselwarte der zeeignetste Raum
fur Empfanznahme etwaiger Rohrbruchmeldungen und
für die Bedienung der Fernsteuereinrichtung der bei
Rohrbrüchen zu Schließenden Ventile und Schieber sein?
In der Kesselwarte wird durch ein Bild das zu
sichernde Dampfrohrnetz dargestellt, u. zw. wird dabei
die Offen- oder Schlußstellung der deutlich gekennzeich-
neten Absperrorgzane in ähnlicher Weise wie bei elek-
trischen Schaltern, angezeigt. Der Aufsichts- oder Be-
dienungsbeamte der Keeselwarte hat daher stets vor
Augen, welche Rohrleitungen in oder außer Betrieb sind.
Jede Leitung, für welche die Möglichkeit der Abriegelung
durch Fernsteuerung vorgesehen wird, wird ferner durch
1144
8. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32
eine Lampe bezeichnet, die z. B. augenblicklich aufleuch-
tet, wenn die betr. Leitung durch Rohrbruch gestört wor-
den ist. Durch Drehen eines einzigen Schalters ist es
dann dem DBedienungsbeamten möglich, sämtliche Ab-
sperrorgane zur AÄbriegelung der betr. Rohrleitung zu
schließen. Die Anzahl der Absperrorgane spielt hierbei
keine Rolle. Nach Abb.1 sind z.B. 6 Kessel I... VI je
an eine Doppelleitung angeschlossen (Leitung a und bh).
Zwischen den Kesseln (Überhitzern) und den Wasser-
abscheidern Wa und Wọ befinden sich nur die Dampf-
entnahmeventile und das Ventil vor jedem Woasserab-
scheider. Im Falle eines Rohrbruches, sei es in Leitung a,
sei es in Leitung b, sind demnach 6+1=7 Absperr-
organe zu schließen, was nach den bisherigen Feststel-
lungen je nach der Größe des lichten Durchmessers der
‚\bsperrorgane in 4..10s zu bewerkstelligen ist.
Es braucht natürlich nicht besonders hervorgehoben
zu werden, daß auch Einrichtungen getroffen werden
müssen, die es ermöglichen, nicht nur jedes einzelne Ven-
til für sich allein zum Abschluß zu brinzen sondern auch
die Anlage in allen ihren Teilen auf ihr Intaktsein zu
prüfen.
Diese Art des Schutzes gegen die Gefahren von
Dampfrohrbrüchen gewährt m. E. größere Sicherheit als
selbsttätig wirkende Rohrbruchventile Hierbei dürften
die Anlagekosien entweder gar niclıt oder nur unwesent-
lich höher sein, zumal die normalen Abschlußorgane hin-
ter den Kesseln bzw. Überhitzern und vor den Wasser-
abscheidern für die geschilderte zwangläufige Abriegelung
der Rohrstränge entsprechend
ausgebildet werden Können, so
daß ein Mehr von Abschluß-
organen nicht erforderlich wird.
Was nun die Kostenfrare
einer derartigen in einer Kessel-
warte vereinigten Gesamt-
anlage anbetrifft, so werden
manchem Werksleiter nach Aus-
arbeitunz eines Projektes die
Anlagekosten anfänglich hoch er-
scheinen. Vergegenwärtiet man
sich aber, daß in jedem Kessel-
betrieb bestimmte Arten von
Schreib- und Zählinstrumenten
unbedingt nötig sind (vgl. S. 1143,
r. Sp. oben) und daß zur Be-
gegnung der aus Dampfrohr-
brüchen entstehenden Gefahren
ebenfalls Einrichtungen zu tref-
fen sind, so bedeutet die Unter-
bringung dieser Schreib- und
Zählinstrumente sowie Einrich-
tungen in der Kesselwarte tat-
sächlich nur eine anderweitige
örtliche Anbringung, die auf die
Anlagekosten an sich nur wenig
Einfluß hat. An eigentlichen
Mehrkosten würden für die zen-
trale Kesselbetriebsüberwachung
nur die auf S. 1143, 1. Sp., 2. Abs.,
angeführten Anlagekosten für
die augenblicklich anzeigenden
Instrumente und Einrichtungen
der Kesselwarte anzusehen sein.
Hinzu kommen noch gewisse
Ausstattungskosten der Kessel-
warte, die mehr oder weniger hoch sind, je nachdem der
eine oder andere Werksleiter melır oder weniger Wert auf
innere Raumausbildung und Ausstattung legt.
bb. 2 zeigt eine llälfte einer im vorstehenden gce-
kennzeichneten Kesselwarte: im Vordergrund ein Schreib-
tisch fir den Bedienungsbeamten, auf dem Schreibtisch
das Dampfrohrleitungschema mit Signallampen und ver-
deckten Drehschaltern für die Ventilfernsteuerung; gce-
radeaus im Hintergrund die augenblicklich anzeigenden
Instrumente für die Kesselbetriebsführung und rechts die
Schreib- und Zählinstrumente.
Zum Schluß ein Wort über die Einstellung des Be-
triebspersonals gegenüber Neuerungen.
Jeder, der mit Einführung von Neuerungen im Be-
(riche, sei es auf dem Gebiete des Keosselbetriebes, sei es
a 2 nn PN Te ug er un Sa ;
ad i; E 7 ZEN N a A De GDA a
f e FRE i JE
auf dem Gebiete des Maschinenbetriebes, zu tun gehaht
hat, wird die Erfahrung gemacht haben, daß das Persona!
fast ausnahmslos mehr oder weniger den Neuerungen
feindlich gegenübersteht, einmal aus Unkenntnis über den
Wert und Zweck einer Neuerung und zum andern aus
Furcht, der eine oder andere könne seine Stellung ver-
lieren, weil die Neuerung eine Ersparnis an Personal be-
zwecken könne. Ja selbst die führenden oder Aufeichts-
beamten eines Betriebes stehen oft einer Neuerung ab-
lehnend gegenüber, weil vielleicht die Neuerung nicht von
ihnen selbst stammt oder weil sie sich nicht der Mühe unter-
zichen können oder wollen, eine Neuerung eingehend zu stu-
dieren und zu versuchen mit ihr zu arbeiten. Viele Kessel-
und Maschinen-Betriebeleute lehnen eine Neuerung rund-
weg ab, weil irgendwie mit elektrischer Kraftübertragung
gearbeitet wird. Sie sagen, das System der elektrischen
Kraftübertragung weise so viele Versagerquellen auf,
daß ihnen nur eine rein mechanische Kraftübertragung
betriebsicher erscheine. Sie hängen am alten und können
sich von dem erprobten Hergebrachten, trotzdem auch hier
Versager auftreten, nicht trennen. Natürlich soll und kann
man nicht auf jede Neuerung, die auf den Markt gebracht
wird, schwören, aber man soll sie auch nicht von vorn-
herein ohne triftige Gründe ablehnen. Warum soll man
nicht eine Neuerung, die nach reiflicher Überlegung
zweckmäßig und genügend betriebsicher erscheint, mal
einbauen und ausprobieren? Erstklassige Lieferfirmen,
die an sich schon in ihren Werkstätten soweit wie irgend
möglioh Neuerungen ausprobieren, ehe sie solche auf den
Markt bringen, kommen dem Abnehmer soweit entgegen,
a
Abb. 2. Kesselwarte.
daß eie sich zu einem proheweisen BKinbau bereit erklären,
so daß das Risiko auf seiten des Abnehmers nur sehr gce-
ring oder gleich Null ist. Es muß das Bestreber eines
Werkleiters sein, sich sein Werks- und Arbeitspersonal
so zu ziehen, daß sich jeder einzelne mit Interesse dem
Ausprobieren einer Neuerung hingibt und irgendwie sich
zeigende Fehler zu finden und durch Verbesserungen zu
beheben versucht. Der Zweck der Einführung von Neue-
rungen in unsere Kraftwerke liegt heute weniger in der
Ersparnis an Personal, denn da gibt es in unseren neuzeit-
lichen Großkraftwerken nicht mehr viel zu sparen. als viel-
mehr in der Ersparnis an Betriebsmitteln, wie Kohle, Öl
u. del, und in der Vermeidung von Wärmeverlusten
irgendwelcher Art.
D —-
8. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
1145
Ermittlung der Kurzschlußströme in Netzen.
Von A. Schwaiger, München. F
Übersicht. Es wird eine neue Methode zur Berechnung
und Darstellung der Kurzschlußströme in Hochvoltnetzen
angegeben, welche gestattet, die Charakteristiken der Ma-
schinen und die Kapazität der Leitungen zu berücksichtigen.
1. Allgemeines.
Die Bedeutung der Kurzschlußströme für den Be-
trieb von Großkraftwerken ist bekannt. Zur Eindämmung
ihrer schädlichen Wirkungen gibt es verschiedene Mittel,
deren Anwendung eine möglichst genaue Kenntnis der
Größe und Verteilung dieser Ströme im Netz und auf
die Kraftwerke voraussetzt.
Bei der Berechnung der Kurzschlußströme in großen
Anlagen sind bisher eine Reihe einschränkender An-
nahmen nötig gewesen. Arbeiten mehrere Kraftwerke
mit Maschinen verschiedener Charakteristiken und Lei-
stungen auf das Netz, dann hat man sich in der Weise
beholfen, daß man für alle Kraftwerke eine gleiche mitt-
lere Charakteristik annimmt, oder daß man das Netz an
geeigneten Stellen so aufschneidet, daß jedes Kraftwerk
nur einen gewissen Teil des Netzes speist. Ferner hat man
bisher den Einfluß der Kapazitäten der Leitungen vernach-
lassigt. Das ist zulässig, wenn der Kurzschluß ganz in der
Nähe des Kraftwerkes auftritt; denn in diesem Falle fällt
die Spannung beim Kurzschluß meist so stark ab, daß die
kapazitiven Ströme vernachlässigbar klein sind. Liegt
aber der Kurzschluß an einer von den Kraftwerken weit
entfernten Stelle, dann sinkt die Spannung meist nur
wenig; hier können die kapazitiven Ströme nicht mehr
vernachlässigt werden, sie ändern das Bild der Strom-
verteilung wesentlich, ganz besonders bei werkabelten
Hochspannungsnetzen. Im folgenden soll gezeigt werden,
wie man die Kurzschlußströme in vermaschten
Netzen, auf welche beliebig viele Kraftwerke
arbeiten, unter Berücksichtigung aller Maschinencharak-
teristiken mit und ohne Vernachlässigung der kapazitiven
Ströme berechnen kann.
Es ist bekannt, daß solche Rechnungen mit Hilfe der
Kirchhoffschen Gesetze durchgeführt werden müssen.
Diese Rechnungen sind in der bisher bekannten Form je-
doch für die Praxis wenig geeignet; bei stark vermasch-
ten Netzen führt diese Methode zu fast uferlosen Rechnun-
gen. Durch Anwendung der vom Verfasser angegebenen
eraphischen Methode kann man aber diese umständlichen
Rechnungen umschen; zudem liefert diese Methode sofort
ein übersichtliches Bild über die Stromverteilung, da der
Kurzschlußstrom in jedem Leitungstrang im Diagramm
dargestellt ist. Es handelt sich aber bei diesen Darlegun-
gen nicht darum, die graphische Methode an sich zu er-
läutern und auseinanderzusetzen; dies ist bereits in
früheren Veröffentlichungen des Verfassers geschehen,
auf die hier verwiesen Seil Was im folgenden neu ist,
wird der kundige Leser leicht herausfinden.
Im folgenden soll nur der dreiphasixe Dauerkurz-
schluß behandelt werden; der Ohmsche Widerstand der
Leitungen wird, wie üblich, vernachlässigt. Auf bekannte
Besonderheiten, wie Stoßkurzschlußstrom, Einschaltvor-
zänge, zwei- und einphasigen Kurzschluß, wird nicht ein-
gegangen. Bestimmte numerische Werte sind den folgen-
den Diagrammen nicht zugrunde gelegt. Es können na-
türlich nicht alle Fälle vermaschter
sprochen werden; es werden vielmehr nur typische Fälle
herauszegriffen. Im allgemeinen sind die Hochspannungs-
netze, und um solche kann es sich hier nur handeln, nicht
sehr stark vermascht, jedenfalls solche nicht, deren Ent-
wurf auf sorgfältige Rechnungen gegründet ist.
Netze hier be-
2. Die Charakteristiken.
Bei der gewöhnlichen Leitungsnetzberechnung nimmt
man an, daß die Spannung im Kraftwerk bei allen Be-
lastunzen konstant bleibt bzw. so eingestellt wird, daß
alle Speisepunkte im Netz gleiche Spannungen besitzen.
Diese Annahme erleichtert die Durchrecehnung der Netze
außerordentlich. Die Kurzschlußströme verursachen aber
als reine Blindströme eine so große Ankerrückwirkung
in den Generatoren, daß man die Spannungen der Kraft-
werke nicht mehr als konstant annehmen kann. Bei der
ı Schwaiger, ETZ 19%. H 2277. — Graphische Berechnung von
Leitungen, als Manuskript gedruckt.
Kurzschlußstram-Berechnung muß man also die Charak-
teristiken der Generatoren berücksichtigen.
Die Belastungscharakteristik des Genera-
tors bei reiner Blindlast ist in Abb. 1 durch die Kurve B
dargestellt. Dürfte man die Eisensättigung vernachlässigen
(Annalıme konstanter synchroner Reaktanz), dann erhielte
man für die Belastungscharakteristik die Gerade A. Mit
dieser wollen wir uns zunächst beschäftigen. Wir können
uns diese Charakteristik in folgender Weise entstanden
denken. Der Generator möge eine vom Strom unabhängige,
also einestarre Spannung U, erzeugen. Unmittelbar an
die Klemmen des Generators sei eine Reaktanz Į geschaltet,
deren Größe so gewählt sei, daß ihr Spannungsabfall ab-
hängig vom Strom durch die Gerade I (Abb. 1) darge-
Abb. 1. Belastungscharakteristik des Generators bei rein
induktiver RBlindlast.
stellt wird. Die Spannung hinter den Klemmen dieser
Reaktanz abhängig vom Strom wird dann durch die Ge-
rade A dargestellt. Dies ist aber die Belastungscharak-
teristik des Generators. Damit haben wir das Zustande-
kommen der Belastungscharakteristik A durch Annahme
einer starren Generatorspannung U, und durch Ein-
führung einer Reaktanz I ersetzt. Man sieht, daß die Ge-
raden A und Z die beiden Diagonalen eines Rechteckes
bilden.
Soll der Einfluß der Eisensättigung auf die Be-
lastungscharakteristik berücksichtigt werden (synchrone
Reaktanz nicht konstant), dann geht man am besten so
vor: Man schätzt zunächst den beim Kurzschluß an irgend-
einer Stelle des Netzes zu erwartenden Kurzschlußstrom
der Maschine, beispielsweise zu Jı [A]. Durch den hier-
zu gehörenden Punkt U, der Belastungscharakteristik
legt man die Gerade A,, die man ebenso, wie vorher A,
als die Belastungscharakteristik des Generators ansieht.
Diese Charakteristik ersetzt man wie vorher durch die
starre Maschinenspannung U, und eine der Maschine vor-
geschaltete Reaktanz, deren Spannungsabfall durch die
Gerade I1 dargestellt wird. Erhält man bei der noch zu
beschreibenden Konstruktion des Kurzschlußdiagrammes
einen Generatorstrom Ja, d. h. also, hat man das erstemal
den Strom nicht richtig erraten, dann wiederholt man mit
der Geraden I2 von neuem die Konstruktion des Kurz-
schlußdiagrammes. Man kann sich auf diese Weise immer
mehr dem wahren Kurzschlußstrom nähern. Das Ver-
fahren erscheint auf den ersten Blick langwierig; da
aber, wie noch gezeigt werden wird, das Entwerfen der
Diagramme für den Kurzschlußstrom eine einfache Sache
ist, kommt man rasch zum Ziel. Am besten ist es, gleich-
zeitig mehrere Diagramme unter Annahme von Strömen
Jı, Ja. Ja zu entwerfen. Gewöhnlich muß die Berechnung
der Kurzschlußströme unter verschiedenen Bedingungen
erfolgen, beispielsweise unter Annahme des lecrlaufen-
den oder vollbelasteten Generators; man hat dann eben
die entsprechenden Charakteristiken B (Abb. 1) der Rech-
nung zugrunde zu legen.
Arbeiten mehrere Generatoren parallel auf die
Sammelschienen, so denkt man sich diese ersetzt durch
einen einzigen großen Generator, dem man eine solche
Belastungscharakteristik zuerteilt, wie sie die parallel
1146
arbeitenden Generatoren besitzen. Man geht dabei so vor,
daß man allen Generatoren eine starre Spannung U, zu-
schreibt und annimmt, vor jeden Generator sei eine Re-
aktanz geschaltet, deren Spannungsabfälle durch Gerade
TI... dargestellt sind. Alle diese Reaktanzen der Ge-
neratoren des Kraftwerkes sind dann parallel geschaltet
und können durch eine einzige Reaktanz ersetzt werden.
Dies ist in Abb. 2 für beispielsweise 2 Generatoren dar-
Uo
—>J
Abb. 2. Ersatzreaktanz von 2 Generatoren.
gestellt. P und I” stellen die Spannungsabfälle in den
Reaktanzen dar, die man sich den beiden Generatoren
vorgeschaltet denkt. Da sie als parallel geschaltet an-
zunehmen sind, addieren sich ihre Ströme; deshalb sind
sie nebeneinander gezeichnet. Sie können ersetzt werden
durch die Wirkung einer einzigen Reaktanz, deren Span-
nungsabfall abhängig vom Strom durch die Gerade I
dargestellt ist. So kann man also für alle Generatoren
eines Kraftwerkes eine einzige Charakteristik ermitteln,
und wir werden in Zukunft nur mehr von den Charakte-
ristiken ganzer Kraftwerke sprechen.
0 —> J
Abb. 3. Ersatzreaktanz von 2 Generatoren mit Transformatoren.
In neuzeitlichen Kraftwerken arbeiten die Genera-
toren nicht direkt auf die Sammelschienen sondern über
Transformatoren, u. zw. gehört meist zu jeder Maschine
ein Transformator. Man ersetzt bekanntlich die Wirkung
des Transformators im Kurzschluß durch eine Reaktanz,
deren Größe in bekannter Weise berechnet wird. In dem
hier angenommenen Fall ist also in Reihe mit der Gene-
ratorreaktanz eine weitere Reaktanz geschaltet. Wie man
in diesem Fall die Charakteristik des ganzen Kraftwerkes
erhält, ist in Abb. 3 für ein Kraftwerk mit 2 Generatoren
und 2 Transformatoren dargestellt; dabei ist der (aller-
dings seltenere) Fall angenommen, daß die Gencratoren
verschiedene Klemmenspannungeen liefern, die Transfor-
matoren also bei gleicher Sammelschienenspannung ver-
schiedene Übersetzungsverhältnisse besitzen. I’ und I”
stellen die Ersatzreaktanzen der beiden Generatoren mit
den Spannungen U, und Uo” dar. Hinter den Generator
I’ ist ein Transformator mit der Ersatzreaktanz 1 ge-
schaltet; da diese Reaktanz vom gleichen Strome durch-
flossen wird wie die Generator-Ersatzreaktanz, ist im Dia-
gramm das Rechteck zur Geraden I’ nicht neben sondern
über I’ mit derselben Basisbreite gezeichnet. Das gleiche
gilt für den zweiten Generator und Transformator. Da
beide Sätze parallel geschaltet sind, sind ihre Diagramme
nebeneinander angeordnet. Die Gerade I (gestrichelt) stellt
dann den Spannungsabfall der Krsatzreaktanz für das
ganze Kraftwerk dar und die Gerade A (strichpunktiert)
die Kraftwerkcharakteristik. Natürlich kann hierbei die
synchrone Reaktanz als konstant oder als nicht konstant
angenommen Sein.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32
8. August 1929
3. Kapazitätsfreie Netze.
Die Berechnung der Kurzschlußströme in offenen ein-
fachen und in offenen verzweigten Netzen ist so einfach,
daß auf deren Behandlung hier verzichtet werden kann.
Wir wollen uns sogleich den geschlossenen Leitungsnetzen
zuwenden. In Abb. 4 ist ein Leitungsring dargestellt;
dieser kann in den Punkten a, b, c und d von den Kraft-
werken A, B, C und D über die Leitungen 1, 2, 3 bzw. 4
gespeist werden. An der Stelle k liege der Kurzschlutß.
Die Reaktanzen der Maschinen und Leitungen sind ge-
geben. Es sollen nun verschiedene Fälle behandelt werden.
Abb. A Leitungs-
ring.
1. Das Kraftwerk A speist allein den Ring, die
übrigen seien abgeschaltet. Im Punkt a teilt sich dann
der von A gelieferte Kurzschlußstrom in zwei Teile, der
eine Teil fließt über die Leitung 5, der andere über die
Leitungen 6..9 zu k. Beim Entwurf des Diagrammıes
geht man So vor. Man wählt für den noch unbekannten
Strom des Kraftwerkes A eine beliebige Strecke Af
(Abb. 5) auf der Abszissenachse. Dieser Strom durch-
l fließt die in Reihe
A"? A geschalteten Reak-
tanzen I des Kraft-
werkes und 1 der
Speiseleitung. Fur
diese Reaktanzen kann
z man die Ersatzreak-
tanz 1 leicht berech-
| nen. Man sucht nun
00% X
; den Spannungsabfall
in dieser Ersatzreak-
tanz, wenn sie vom
angenommenen Kurz-
schlußstrom durch-
flossen wird. Zu
diesem Zweck trägt
man von A aus die
Gerade TI unter einem
A A der Reaktanz ent-
>J sprechenden Winkel
gegen die Abszisscn-
achse auf und erhält
den Spannungsabfall
Aa. Dieser numcrisch allerdings noch nicht bekannte
Spannungsabfall herrscht vom Kraftwerk bis zum Knoten-
punkt a.
Die beiden Ringteile führen verschiedene Ströme, ihre
Summe muß aber gleich AA’ sein. Diese Ströme müssen
deshalb nebeneinander gezeichnet werden, sie sind in der
Abb. 5 mit aa” und oo bezeichnet. Da in beiden Ring-
teilen derselbe Spannungsabfall herrscht, müssen die zu
diesen Ringteilen gehörigen Rechtecke gleiche Höhen be
sitzen. Damit ist das Kurzschlußdiagramm gewonnen.
Man sieht, zu jedem Leiter gehört im Diagramm ein
Rechteck, und alle Rechtecke zusammen bilden wieder
ein großes Rechteck. Die Diagonale dieses Rechteckes
(gestrichelt) stellt die Ersatzreaktanz der ganzen An:
lage dar.
Es sind nunmehr die numerischen Werte der Ströme
zu bestimmen. Die Höhe Ak des großen resultierenden
Rechteckes stellt den gesamten Spannungsabfall vom Ge
nerator bis zur Kurzschlußstelle dar, und dieser beträzt
100 %, ist also gleich der Spannung U,. Die resultierende
Reaktanz der ganzen Anlage ist ebenfalls bekannt, al»
kann man den gesamten Kurzschlußstrom sofort angeben
und hat damit den Maßstab für die Strecke AA’ gewonnen.
Mit diesem Maßstab mißt man auch die Strecken aa” und
Abb. 5. Diagraınm für Leitungsring.
mit 1 Kraftwerk.
IR rap D Ge
8. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
1147
a’a; damit sind die Ströme in allen Leitern gewonnen. Da
der Maßstab der Ordinatenachse auch bekannt ist, kann
man die Spannung in jedem Punkt des Netzes angeben.
Will man berücksichtigen, daß die synchrone Re-
aktanz des Kraftwerkes nicht konstant ist, dann muß man
jetzt vergleichen, ob der Stram AA’ mit dem überein-
stimmt, den man zur Bestimmung der Reaktanz I ge-
schätzt hat. Ergibt die Konstruktion einen anderen Strom,
dann wiederholt man das Diagramm mit einer anderen
Neigung der Geraden I. Dies ist im vorliegenden Fall
sehr einfach; die oberen beiden Rechtecke läßt man un-
verändert und verschiebt nur die Abszissenachse parallel
zu sich selbst nach oben oder unten, je nachdem ob die
Neigung der Geraden /1 kleiner oder größer werden soll.
Dann hat man von neuem den Maßstab des Diagrammes
zu berechnen und damit ist die Aufgabe gelöst.
Abb. 6a. Abb. 6b.
Abb. 6 Diagramme für Leitungsring mit 2 Kraftwerken.
2. Die Kraftwerke A und B speisen den Ring. Je
nach den numerischen Werten der Reaktanzen sind drei
verschiedene Kurzschlußdiagramme möglich; zwei von
diesen sind in den Abb. 6a und b dargestellt. Beim dritten
möglichen Diagramm verschwindet das Rechteck 6, d.h.
im Leiter 6 fließt bei Kurzschluß kein Strom. Das ist der
Fall, wenn gewisse Symmetrien vorhanden sind. Beim
Entwurf des Diagrammes stellt sich natürlich das für
einen vorliegenden Fall geltende zwangläufig ein.
Abb. 8a.
Abb. 8. Diagramme für Leitungsring mit 8 Kraftwerken.
Abb. 8b.
Die Kurzschlußstelle wird jetzt also von zwei Kraft-
werken gespeist, und die Summe ihrer Ströme ist gleich
dem gesamten Kurzschlußstrom in k. Für beide Kraft-
werke wurden verschiedene Charakteristiken angenom-
men; man sieht also, daß bei diesem Verfahren der Kurz-
schlußstrom-Berechnung irgendwelche Schwierigkeiten da-
durch nicht entstehen. ;
Im besonderen sei noch folgendes erwähnt. Ob das
Kraftwerk A die Kurzschlußstelle k auch über die Lei-
tungen 6 und 7...9 speist, oder ob das Kraftwerk B auch
über die Leitungen 6 und 5 auf den Kurzschlußpunkt arbei-
tet, entscheidet die Lage des Rechteckes 6. In Abb. 6a
teilt sich der Strom des Kraftwerkes B offenbar in 2 Teile;
der eine Teil fließt über 6 zur Kurzschlußstelle, nachdem
er sich im Punkt a zuerst mit dem Strom des Kraftwer-
kes A vereinigt hat. Der andere Teil fließt über die
Leitungen 7...9 zur Kurzschlußstelle. Im Falle der Gül-
tigkeit des Diagrammes 6b ist es offenbar umgekehrt.
Man wird zugeben, daß keine der bekannten Kurzschluß-
strom-Berechnungen das Resultat in so übersichtlicher
Form darstellt wie diese Diagramme. Je verwickelter
das Netz ist, um so deutlicher tritt dieser Vorteil der
graphischen Methode in Erscheinung.
Nach der Schaltung der Abb. 7 arbeiten zwei Gene-
ratoren A und B auf die Sammelschienen a und b, welche
durch die Drosselspule 6 gekuppelt sind. Von den Sam-
melschienen gehen zwei Speiseleitungen zu einer Unter-
station US; auf einer dieser Speiseleitungen liegt der
Kurzschluß k. Diese Anordnung
führt zu den gleichen Diagram-
men, wie sie in Abb. 6a und b
dargestellt sind. Um den Ver-
gleich zu erleichtern, sind in
Abb. 7 die Bezeichnungen ent-
sprechend gewählt.
3. Die Kraftwerke A, B und
C speisen den Ring. Die Zahl der
möglichen Diagramme ist hier
noch größer; zwei hiervon sind
in Abb. 8a und b dargestellt.
Man sieht, daß durch die Lage
der Rechtecke 6 und 7 die ver-
schiedenen Fälle bedingt sind.
Deren Lage entscheidet, ob ein
Kraftwerk den Kurzschluß nur
über einen Ringteil oder über
beide Ringteile, d.h. von zwei
Seiten speist. Es kann auch eines
dieser Rechtecke verschwinden; dies besagt dann, daß die
betreffende Leitung beim Kurzschluß stromlos ist.
4. Alle Kraftwerke speisen auf das Netz. Aus der
großen Mannigfaltigkeit der möglichen Fälle ist in
Abb. 9 nur ein Fall gezeichnet.
Abb. 7. Kraftwerk mit
Unterstation.
4. Kapazitive Netze.
Wie bereits erwähnt wurde, können die kapazitiven
Ströme in Netzen mit langen Leitungen, besonders wenn
sie verkabelt sind, beim Kurzschluß nicht mehr vernach-
lässigt werden. Durch sie wird die ganze Stromvertei-
lung verzerrt. Für den Schutz der Netze ergeben sich
wesentlich andere Forderungen; denn durch die kapazi-
tiven Ströme tritt eine Verkleinerung der Ströme ein in
Abb. 9. Diagramm für Leitungsring mit
4 Kraftwerken.
Richtung von der Kurzschlußstelle nach den Kraftwer-
ken. Bisher hat man den Einfluß der kapazitiven
Ströme beim Kurzschluß vernachlässigt; die graphische
Methode gestattet, sie genau zu berücksichtigen, ohne
daß dadurch die Konstruktion der Diagramme wesentlich
erschwert wird.
Der Verfasser hat bei einer anderen Gelegenheit ge-
zeigt, daß man auch in rein kapazitiven Netzen die
Strom- und Spannungsverteilung durch „Leitungsgitter”,
wie wir sie im 3. Teil kennen gelernt haben, darstellen
kann. Das ist auch einleuchtend; denn auch für einen
Kondensator wird der Zusammenhang zwischen Lade-
strom und Spannung durch eine lineare Beziehung dar-
gestellt. Da nun in einem Stromkreis mit Induktivitäten
und hierzu parallel geschalteten Kapazitäten die zugehö-
rigen Ströme in Opposition stehen, können sie algebraisch
subtrahiert werden, und deshalb ist ihre Darstellung
durch ein Leitungsgitter möglich.
Dies soll an einem einfachen Beispiel gezeigt wer-
den. An die Klemmen a und a” seien eine induktive und
1148
eine kapazitive Reaktanz in Parallelschaltung ange-
schlossen. Nach Abb. 10 ist der Spannungsabfall in der
Induktivität durch die Gerade I’ in bekannter Weise dar-
gestellt. Wäre hierzu eine Induktivität parallel geschal-
tet, so müßte sie im Diagramm eingetragen werden, wie
die gestrichelte Gerade 2 zeigt; die Ströme in den beiden
Reaktanzen würden sich addieren, zu den Klemmen a und
a” seien eine induktive und eine kapazitive Reaktanz in
Nach Abb. 10
Paralleischaltung angeschlossen. ist der
Led Led æ
Abb. 10. Induktivität und Kapazität parallel.
Spannungsabfall in der Induktivität durch die Gerade T
in bekannter Weise dargestellt. Wäre hierzu eine In-
duktivität parallel geschaltet, so müßte sie im Diagramm
eingetragen werden, wie die gestrichelte Gerade 2 zeigt;
die Ströme in den beiden Reaktanzen würden sich addie-
ren, zu den Klemmen a und a” müßte also ein Strom
gleich der Summe dieser beiden Ströme zugeführt wer-
den. Ist aber der Kondensator K parallel geschaltet,
dann muß die Gerade Ka von a” aus nach links aufgetra-
gen werden; der kapazitive Strom oo wird also von aa”
subtrahiert. Zu den Klemmen der Parallelschaltung
braucht nur mehr der Strom aa’ zugeführt werden. Offen-
bar wirkt die ganze Anordnung wie eine resultierende
Reaktanz 1. Läßt man die Kapazität immer größer wer-
den, dann wird schließlich der resultierende Strom gleich
Null (Fall der Resonanz) oder gar negativ; dann geht
die Neigung der Geraden 1 nach der anderen Seite, die
ganze Anordnung wirkt kapazitiv. Man sieht, daß man
durch dieses Diagramm zugleich Aufschluß über eine
etwaige Resonanzgefahr bei Kurzschluß erhält.
Abb. 11. Diagramm für kapazitiven Leitungsring mit 1 Kraftwerk.
Ts soll nun zum praktischen Fall der Ringleitung
übergegangen werden. Man berechnet die Kapazitäten der
einzelnen Leitungen und nimmt diese entweder als in der
Mitte eines Leitungstranges konzentriert an, oder man
verteilt sie auf die beiden benachbarten Knotenpunkte.
Im folgenden soll die letztzenannte FErsatzschaltung ge-
wählt werden. Die Kapazitäten sind in Abb. 4 einge-
zeichnet.
1. Das Kraftwerk A arbeitet auf den Ring. Man kann
die Konstruktion des Diagrammes wieder beim Kraftwerk
beginnen. Es soll hier zur Abwechslung der andere Weg
eingeschlagen werden, uämlich wir beginnen die Kon-
struktion mit der Kurzschlußstelle (Abb. 11). Die Lel-
tungen 5 und 6...9 sind parallel geschaltet, besitzen also
den gleichen Spannungsabfall. Wir nehmen für beide
Leitungen eine beliebige Strecke kk” als gemeinsamen
Strom an und zeichnen die zu beiden Ringteilen gehörl-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
8. August 1929
gen Rechtecke mit den Diagonalen 5 und 6...9. Es ergibt
sich dann das Rechteck akk”a”. Die Kapazität Ra ist
hierzu parallel geschaltet, da die Kurzschlußstelle ent-
weder aus Symmetriegründen oder, weil der Kurzschluß
zugleich Erdschluß ist, das Potential Null zegen Erde
hat. Deshalb ist die Gerade Ka von a” aus nach links
oben eingetragen.
Durch die Leitung 1 fließt jetzt also nicht mehr der
ganze Kurzschlußstrom sondern nur mehr der Strom au“.
Man trägt nun von a’ aus die Gerade 1 bis zum Schnitt-
punkt mit der Ordinatenachse ein und erhält den Punkt /
und das zu 1 gehörige Rechteck. Durch die Reaktanz l
fließt aber nicht der ganze Strom II”, sondern der um
den Kapazitätsstrom T'I” verkleinerte Strom, der von der
Kapazität KA herrührt. Dabei ist zu beachten, daß an
diesem Kondensator die Spannung kl liegt. Durch die
Reaktanz des Kraftwerkes fließt also der Strom II’. Vom
Punkt I trägt man die Gerade TI nach links unten auf
und erhält den Schnittpunkt A mit der Ordinatenachse.
Durch diesen Punkt legt man die Abszissenachse für das
ganze Kurzschlußstrom sondern nur mehr der Strom og.
liefernde Strom, der kleiner ist als der Kurzschlußstrom
an der Stelle k. Die gestrichelte Gerade stellt wieder
die Ersatzreaktanz für den ganzen Stromkreis dar, mit
deren Hilfe man die Maßstäbe gewinnt.
Abb. 12. Diagramm für kapazitiven Leitungsring mit 2 Kraftwerken.
2. Die Kraftwerke A und B speisen den Ring. Diesen
Fall zeigt Abb. 12; eine weitere Erklärung hierzu ist
wohl nicht mehr notwendig. Auf die Wiedergabe weite
rer Diagramme wird verzichtet, da etwas Neues nicht
mehr hinzukommt.
5.Schluß.
Die resultierende Reaktanz einer ganzen Anlage
wurde in den Diagrammen durch die Diagonale des alle
kleinen Rechtecke einschließenden großen KRechtecke:
dargestellt. Die andere Diagonale dieses Rechtecke:
können wir als die Belastungscharakteristik der ganzen
Anlage bezogen auf den Kurzschlußpunkt k auffassen
(Abb. 1, Gerade A), d. h. wenn ein Generator eine syn-
chrone Reaktanz gleich der resultierenden Reaktanz der
ganzen Anlage hätte, würde er eine Belastungscharakte-
ristik aufweisen, welche durch die genannte Diagonale
dargestellt ist.
Sind zwei große Überlandwerke miteinander gekup-
pelt und will man die Kurzschlußströme im eigenen Werk
ermitteln, so muß die Charakteristik des fremden Wer-
kes bezogen auf die Kupplungstelle bekannt sein. Diese
Charakteristik kann man sich in folgender Weise ver-
schaffen. Man entnimmt aus dem fremden Werk einen
reinen Blindstrom und beobachtet Strom und Spannung
an der Kupplungstelle. Auch aus dem Verhalten de:
Selektivschutzes und der Spannungsabfall-Anzeiger, die
an der Kupplungstelle eingebaut sind, kann man Punkte
der Belastungscharakteristiken gewinnen, wenn sie wäh-
rend eines Kurzschlusses im eigenen Netz beobachtet
werden können.
8. August 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 1149
Die oben angegebenen Kurzschlußdiagramme können Es soll noch kurz angegeben werden, wie man die
natürlich beliebig vermehrt werden, die Anwendung der Kurzschlußdiagramme entwirft. Entweder kann man den
eraphischen Methode ist nicht auf Ringnetze beschränkt. Weg des Probierens gehen, der relativ rasch zum Ziele
Freilich, je mehr verknotet und vermascht ein Netz ist, führt. Das richtige Diagramm liegt dann vor, wenn alle
um so mehr Arbeit bereitet die Aufstellung der Dia- Rechtecke ein großes geschlossenes Rechteck ergeben.
eramme. Man kann sich sogar Netze denken, welchen die Ein anderer Weg ist der, daß man ein Modell mit Federn
sraphische Methode, soweit sie bis jetzt ausgearbeitet ist, baut, ähnlich wie es der Verfasser für rein kapazitive
nicht mehr gewachsen ist. Solche Netze sind dann aller- Stromkreise vorgeschlagen hat Hier ergibt sich das
dings auch rechnerisch nicht mehr einfach zu erfassen. Resultat auf rein mechanischem Wege, ohne jede Rech-
stößt man in der Praxis auf ein solches Netz, dann kann nung. Das Modell arbeitet also wie eine Rechenmaschine.
man mit Sicherheit sagen, daß diese Anlage nur nach Wer sich aber mit der Leitungsberechnung nach dem
dem „Gefühl“ entworfen, aber keinesfalls berechnet graphischen Verfahren vertraut gemacht hat, benutzt am
wurde. Aber nicht um die Frage, ob ein Netz berechenbar besten die von Hering? angegebene Methode der geo-
ist oder nicht, handelt es sich, sondern darum, daß der metrischen Örter, welche zwangläufig auf das richtige
Betrieb solcher Anlagen unübersichtliche und unkontrol- Diagramm führt. Diese Methode ist leicht zu erweitern
lierbare Verhältnisse schafft und der Aufbau eines klaren auf Netze, die Induktivität und Kapazität gleichzeitig be-
ee E Se a en, nn sitzen.
sichtlichen Anlagen können die örungen bei ürz- oe, : inc
schlüssen und Überlastungen auf ein Mindestmaß herab- Spring BER Wal KOT EE 27 Verlag Juline
gedrückt werden; das ist der springende Punkt. F Hering, ElektroJourn. Bd. 7, 8. 17.
Deutschlands elektrotechnischer Außenhandel.
Von Dr.-Ing. G. Becker, Berlin.
Seit dem letzten ausführlicheren Bericht! über die ging in außereuropäische Länder. An erster Stelle unter
Entwicklung des deutschen elektrotechnischen Außen- den Abnehmern deutscher Elektroerzeugnisse steht Ruß-
handels sind vier Jahre verflossen. Daher dürfte eine Be- land mit rd. 50 Mill RM Einfuhr. Rußland hatte auch vor
trachtung des neucsten Standes am Platze sein. dem Kriege den ersten Platz inne, fiel aber nach dem
Kriege stark ab, um allmählich wieder die Führung zu
übernehmen. Dicht hinter Rußland folgen die Niederlande,
die mehrere Jahre hindurclı die Führung hatten, und in
ziemlich weitem Abstand Großbritannien, Italien und die
übrigen europäischen Staaten.
Zwischen 1924 und 1928 liegen die Abschlüsse von
Handelsverträgen Deutschlands mit einer größeren Anzahl
von Staaten. Nach einigen dieser Staaten hat die Elektro-
ausfuhr Deutschlands aus diesem Grunde zugenommen.
Bei den übrigen ist eine solche Wir-
Mill RM kung nicht recht feststellbar.
Außerordentlich unbefriedigend ist
die Ausfuhr nach den meisten außer-
europäischen Märkten. Dies wird
besonders deutlich, wenn man den
Wert der gelieferten Erzeugnisse auf
die Einwohnerzahl bezieht, wie es in
Abb. 3 geschehen ist. Es ist ersichtlich
daß der Wert je Einwohner in den
außereuropäischen Erdteilen weit un-
ter 1 RM liegt. Auch die großen euro-
päischen Staaten weisen Werte unter
1 RM auf. Die höchsten Werte zeigen
Danzig und das Saargebiet, was bei
ılem ganz und gar deutschen Charakter
dieser Gebiete natürlich ist.
ı Memel. 2 Litauen. 3 Estland. 4 Bulgarien. 5 Portugal. 6 Luxemburg.
7 Griechenland. 8 Irland. 9 Lettland. 10 Danzig. 11 Saargebiet. 'ı3 Süd- 40
slawien. 18 Ungarn. 14 Belgien. 15 Spanien. 16 Rumänien. 17 Nor-
wegen. 18 Dänemark. 19 Schweiz. 20 Finnland. 27 Polen. 22 Frankreich.
2: Tschechoslowakai. 2; Österreich. 25 Schweden. 26 Italien. 27 Groß-
britannien. 23 Niederlande. 29 Rußland. 3o Sonstige.
Abb. 1. Deutschlands elektrotechnische Ausfuhr 1928 nach Ländern.
Gesamtwert 536,1 Mill RM.
Während die gesamte elektroteennische Ausfuhr
der wichtigeren Ausfuhrländer von etwa 657 Mill RM im
Jahre 1913 auf rd. 1750 Mill RM im Jahre 1928 gestiegen n peot da o e E a eE
ist, sich also — unter Berücksichtigung der erhöhten Preis- Eu E S ECKE 25 ZF a SS BS Gg T S
lage — mindestens verdoppelt hat, liegt die Elektroausfuhr Ze B oS SS Se Dä w EB ES SS Z E
Deutschlands mit 536,1 Mill RM, ebenfalls bei Berücksichti- SR a Se E Ek së Sa SS SS SA 5
d S S z Ve ec E X kel =o e Z D D: = E = © e um = ©
gung der veränderten Preisverhältnisse, knapp 20 % höher BEE e ESS Gs 3383 3:3 a S 2.2
als 1913. Gegenüber der Ansfuhr von 1924 von 290,6 Mill -2 5$ Er s Er S SE = 2
RM bedeutet der Wert des Jahres 1928 allerdings einen er- SR E E 5 5% Se S A H ZS
freulichen Fortschritt. Sp. ASS Aë ZS = pA È
D ` ii e . H Ki EA E ER e
Einen Überblick über die Verteilung der Elektroans- Ee Sa së ES E SE S ZS E =
fuhr Deutschlands nach Bestimmungsländern und Waren- Se ZEL ES ZS GE ES © a =
a ? : : 378 9 sin EE D Q ©
zruppen gewähren die Abb. 1 und 2. Sie sind auf Grund E SA SS hf = &
der Zahlen der amtlichen Statistik? zusammengestellt. > 3 e d A w D Ge e
l Was die Verteilang nac h Ländern betrifft, so zeigt Abb. 2. Deutschlands elektrotechnische Ausfuhr 1928
ein Blick auf die Abb. 1 die überragende Stellung Europas. nach Erzeiienssen;
Mehr als 75% der Ausfuhr blieben in Europa, der Rest
RB l Die Betrachtung der Ausfulır nach Warengrup-
: Monache Nachwöiße über den auswärtigen Handel Deutsch- PEN, > Abb. 2, lehrt. daß die Gruppen: Vorrichtungen
lands, herausgegeb. vom Statistischen Reichsamt. für Beleuchtung und Kraftübertragung (d. s. in der Haurt-
1150 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 8. August 1929
sache Schalter, Rezler, Sicherungen usw.) sowie Maschi-
nen und Transformatoren die Führung haben. Wichtige
Posten sind ferner: Kabel und Leitungen sowie Vorrich-
tungen für drahtlose Nachrichtenübermittlung. Ihre Aus-
fuhr ist sprunghaft gestiegen. Wenig oder garnicht
gestiegen ist die Ausfuhr von Kohlen, Elementen, Akku-
mulatoren und Isolatoren. Bei den übrigen Gruppen war
die Entwicklung normal.
Die Werte der deutschen elektrotechnischen Ausfuhr
in den ersten 6 Monaten des laufenden Jahres 1929 sind
folgende: 54,8; 45,7; 43,6; 55; 49,5 und 47,1 Mill RM. Dies
ergibt einen Monatsdurch-
EE schnitt von rd. 49,5 Mill RM,
A Amerika der etwas höher ist als der-
(A Australien jenige des Vorjahres.
|_| Portugal Wenn auch unsere Aus-
Bulgarien fuhr in den letzten Jahren er-
Ruflland freuliche Fortschritte gemacht
Frankreich hat, so ist sie doch im Ver-
gleich mit dem gesamten elek-
trotechnischen ? Welthandel,
; wie eingangs bereits ange-
kn deutet, nicht befriedigend.
GEES Deutschland steht zwar, wie
Kat Zahlentafel 1 erkennen läßt,
re an der Spitze der Elektro-
Italien — exportländer, ist aber in sei-
Großbritannien nem Anteil an der Gesamt-
Sj anien
Polen
Ungarn elektroausfuhr der Welt ge-
Irlan.i genüber 1913 noch stark im
Estland Rückstand. Im Jahre 1913 be-
Tschechoslowakei trug unser Anteil an der Ge-
Belgien samtausfuhr fast 50%, im
Lettland Jahre 1928 dagegen nur ctwa
„ Österreich 30%.
Memel
Schweiz
057 2 d 4.56 7 8 I 20 N
; AM/Einwohner
Ahb. 8. Einfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse aus Deutschland
1928 in RM Einwchner.
Zahlentafel 1. Elektrotechnische Ausfuhr der
wichtigsten Ausfuhrländer.
Deutschland! | 356,3 | 26,7 |390,8 26,5 |441,2 27,9 ! 536,1 | 30,6
V. S. Amerika? | 349,0 | 26,1 | 398,7 | 27,0 | 430,8 | 27,2 | 465,1 26,5
Großbritannien’ | 356,9 | 26,7 | 391,5 | 26,5 | 380,2 ' 24,0 | 375,5 21,3
Frankreich’ ... | 82,0| 61| 96,2 65| 620] 3,9| 69,0) 3,9
Schweden? .... | 40,2! 3,0 vil 3,1 | 60,8 3,9| ? eten 3,4
Schweiz? ..... 46,1! 3,5| 45,0! 3,1) 52,6 3,3| 60,3| 3,4
Österreich! .... | 34,8! 26| 34.6 23| 37.1! 24| ?etwa 2,3
Niederlande: .. | 52,5 A 49,2 3,3| 69,1] 4,4|102,6| 5,8
Belgien’ ...... 180, Léi 247. 1,7| 478| 3,0| ? etwa 2,8
| | | | etwa |
Insgesamt .. |1335,8 100,0 1475,8 100,0 .1581,6 100,0.1750,0.100,0
1 Amtliche Statistik. — 3 El. Review.— 2 The Electrician.— ! Rev.
Gen. de DEL -- ° Elektroindustrie. — © El. Market.
Auch mit Rücksicht auf Deutschlands gesamte Han-
delsbilanz ist der Wert der Elektroausfuhr zurückge-
blieben. Deutschland hat in den Nachkriegsjahren ein
ungeheures Defizit in seiner Handelsbilanz aufzuweisen
das beispielsweise 1928 rd. 2 Mrd, 1927 sogar 3,4 Mrd RM
betrug. Es muß unser Bestreben sein, dies Passivum nicht
nur zum Verschwinden zu bringen, sondern darüber hin-
aus einen Ausfuhrüberschuß zu erzielen, um die Repara-
tionen leisten zu können. Unter den Erzeugnissen, die für
die Ausfuhr besonders geeignet sind, nehmen diejenigen
der Elektrotechnik einen hervorragenden Platz ein, da
diese eine Verfeinerungsindustrie höchsten Grades ist. In
den Werten der elektrotechnischen Waren ist ein erheb-
licher Prozentsatz menschlicher Arbeit enthalten, und da
wir Deutsche in der Hauptsache nur unsere Arbeitskraft
zu vergeben haben, müßten die Verfeinerungsindustrien
noch mehr als bisher zur Ausfuhrsteigerung herangezogen
werden. R
Anderseits stößt aber die Ausfuhr deutscher Fertig-
waren in vielen Ländern auf die größten Hindernisse und
Erschwerungen, teils in Form außerordentlich hoher
Zölle, die die einzelnen Gegenstände unnötig verteuern
und den Absatz erschweren, teils in Form verwaltungs-
protektionistischer Maßnahmen, die die Verwendung deut-
scher Erzeugnisse manchmal geradezu ausschließen.
KS. Amerika
Niederlande Y soargebiet
ed E l Abb. 4. Deutschlands elek-
trotechnische Einfuhr 19%
nach Ländern.
Gesamtwert 492 Mill RM.
Schweden G e
Belgien \ Frankreich
Ungorn
Deutschlands elektrotechnische Einfuhr ist seit
1924 außerordentlich stark gestiegen, u.zw. von etwa
95 Mill RM auf 492 Mill RM im Jahre 1928, d. i. unter
Berücksichtigung der verschiedenen Preislage etwa das
3%-fache. Die hauptsächlichsten Herkunftsländer (vgl.
Abb. 4) sind Holland und die V.S. Amerika, in größe-
rem Abstand folgen das Saargebiet, die Schweiz und
Österreich. Die bedeutendsten Warengruppen (vgl.
MIRM
15
70
5
Sonstiges
Glühlampen
Magnetzünder
Akkumulatoren
elektrotechnische Kohlen
apparate
elektromedizinische Apparate
und Kraftübertragung
Apparate fürdrahtloseTelephonie
Mefiinstrumente und Zähler
und Telegraphie
Kabel und isolierte Leitungen
aschinen und Transformatoren
Fernsprech- und Telegraphen-
Vorrichtungen für Beleuchtung
M
Abb. 5. Deutschlands elektrotechnische Einfuhr 1928 nach Erzeugnissen.
Abb. 5) sind Maschinen, Starkstromapparate und Vor-
richtungen für drahtlose Fernmeldung (Rundfunk). Die
starke Steigerung der Einfuhr, deren Wert im Jahre
1913 etwa 4 % desjenigen der Ausfuhr, 1928 dagegen 10 %
betrug, dürfte zum großen Teil auf den mangelhaften
Zollschutz zurückzuführen sein.
In Zahlentafel 2 sind die aus den jeweiligen Zoll-
sätzen sich ergebenden Zollbelastungen in Prozent vom
Preise für einige wichtige Länder und Elektroerzeug-
Zahlentafel 2. Zollbelastung elektrotechnischer Erzeur-
nisse in Dia vom Preise (Zollschutz) in Deutschland und
im Ausland 1928.
Maschinen Telephon-
Gand una Trans- AKE OM Fabel vnd und Tele
orma- apparate N grapben-
toren I? Leitungen E aterial
Deutschland 4 tis 8 6 bis 15 6 bis 12 4 bis 8
Belgien ....... 1.422 4 A8 7 „15 BR. D
Frankreich 10 , 30 6 „3l 10 „35 |15 „ 2
Großbritannien | z.T.33!1,% | z.T.33t3% | z.T.3313%, | z.T.33!3°%
v.W. vW. v.W f
Italien ....... 12 bis 55 3 bis 34 | 14 bis 44 4 bis 22
Polen ........ 23 ,„120| 55 „ 175 | 30 ,„ 80 BS 30
Schweiz....... 8 „10 5, „ 20/7 „27 3. H
Spanien....... 9 db 4 „ %8 |55 „65 |13 „ 5
53
Tschecho-
slowakei .... | 15 „ 60 8 „ 9% |36 „65 | 10 „ 59
Ungarn ...... 12 „70 |40 „ 88 |15 „60 jll „ 234
V. S. Amerika . | 30% v. W. |40% v. W. | 35% v. W. | 40% v. W.
8. August 1929
nisse zusammengestellt. Man ersieht ohne weiteres, daß
die Zollbelastung bzw. der Zollschutz in Deutschland
weitaus am geringsten und viel zu niedrig ist.
Wenn man versuchen will, sich ein ungefähres Bild
von der weiteren Entwicklung des elektrotechnischen
Außenhandels zu machen, so wird man die Möglichkeiten
der Elektrisierung der Welt und damit des Bedarfs an
Stark- und Schwachstromeinrichtungen aller Art zu-
vrundelegen müssen. Hierbei möge der gegenwärtige
Bedarf je Einwohner in Deutschland, das aber durchaus
nicht an erster Stelle steht, als Norm dienen. Die elektro-
technische Produktion Deutschlands kann für das Jahr
1928 auf etwa 2,5 Mrd RM geschätzt werden. Wird hier-
zu der Wert der Einfuhr hinzugefügt und derjenige der
Ausfuhr abgezogen, so ergibt sich ein Jahresbedarf von
rd. 2 Mrd RM insgesamt oder von 32 RM je Einwohner.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
1151
Die gesamte Elektroproduktion der Welt betrug nach
einer Schätzung des Zentralverbandes der deutschen elek-
trotechnischen Industrie im Jahre 1925 rd. 12 Mrd RM,
wobei zu berücksichtigen ist, daß hiervon mehr als die
Hälfte auf die Vereinigten Staaten entfällt, in denen die
Preislage viel höher als in Deutschland und den übri-
gen europäischen Ländern ist. Bei einer Bevölkerungs-
zahl der Erde von etwa 2 Mrd Menschen ergibt sich also
ein durchschnittlicher Verbrauch von 5 oder 6 RM je
Kopf, ein Wert, der weit unter dem deutschen und noch
vie! weiter unter dem Durchschnittswert der V.S. Ame-
rika und einiger anderer Länder liegt. Wenn es gelingt,
das menschliche Bedürfnis nach elektrotechnischen Gü-
tern zu mehren bzw. zu wecken, müßte sich die elektro-
technische Produktion in allen Ländern beträchtlich stei-
gern lassen.
Beitrag zur Geometrie der kompensierten Asynchronmaschinen.
Von Johannes Thieme, Dresden.
Übersicht. Aus der Geometrie des Kreisdiagrammes
werden die Beziehungen zwischen den Leerlaufdaten des
kompensierten Motors und der bei einer gegebenen Last
maximal erreichbaren voreilenden Phasenverschiebung in
einer den praktischen Bedürfnissen des Projekteurs und
Prüffeldingenieurs angepaßten Form entwickelt.
Die kompensierten Asynchronmotoren! haben seit
ihrer Einführung im Jahre 1923 in einem Umfang Ein-
gang in die Betriebe der stromerzeugenden Werke, der
Industrie und der Landwirtschaft gefunden, den wohl auch
die größten Optimisten nicht vermutet hatten. Trotz-der
in den ersten Jahren noch zu leistenden Entwicklungs-
arbeit und trotz heftiger Gegenwehr konkurrierender
Firmen setzte eine lebhafte Nachfrage nach diesen Ma-
schinen ein, die durch das starke Bedürfnis nach Herab-
setzung der Betriebskosten und die ausgezeichneten Er-
folge, die der kompensierte Motor ale Mittel zur Befriedi-
gung dieses Bedürfnisses hatte, wohl begründet war.
Heute, wo fast überall Tarife in Kraft sind, die den Lei-
stungsfaktor einer Anlage bei der Festsetzung des Strom-
preises berücksichtigen, steht die Frage nach Mitteln zur
cos g-Verbesserung mehr als je im Vordergrund, und im
zleichen Maße ist die Bedeutung des kompensierten Motors
für die Wirtschaft gestiegen. Jeder Betriebsleiter ist
heutzutage gezwungen, bei Veränderungen oder Erweite-
rungen seines Betriebes an den Leistungsfaktor zu denken
und die Anwendung kompensierter Motoren in Erwägung
zu ziehen.
Die Bedeutung dieses Motors beruht ja neben seinen
guten Betriebseigenschaften gerade auf seiner vielseitigen
Verwendbarkeit. Durch entsprechende Einstellung der
Bürsten besteht die Möglichkeit, dieselbe Maschine ent-
weder mit voller Last bei cos ọ = 1 zu benutzen oder bei
Teillast mit jedem beliebigen voreilenden cos bis zum
reinen Phasenschieberbetrieb. Diese vielseitige Verwend-
barkeit schafft nun ein Bedürfnis nach Kenntnis der ver-
schiedenen Ausnutzungsmöglichkeiten eines bestimmten
Motors. Oft wird der Projekteur oder auch der Prüffeld-
ingenieur vor die Frage gestellt, ob ein Motor, dessen
Leerlaufdaten bekannt sind, bei einer vorgeschriebenen
elastung noch einen bestimmten cos erreichen kann,
oder das Problem kann auch so liegen, daß es gilt, den
voreilenden Leerstrom des Motore zu ermitteln. bei dem
die Maschine noch eine bestimmte maximale Voreilung
hei gegebener Wirklast erreicht. Besteht die Möglichkeit,
die Maschine zu belasten, so kann man ihre Eigenschaften
durch direkte Messungen ermitteln. Meist stehen aber nur
die Leerlaufdaten zur Verfügung. .
Es erleichtert unsere Aufgabe sehr, daß auch für den
kompensierten Asynchronmotor? das Kreisdiagramm gilt.
Betrachtet man freilich die sich aus der exakten Herleitung
esselben? ergebenden Konstruktionen, so erscheint es
zweifelhaft, zu für die Praxis genügend einfachen Be-
ziehungen zu kommen. Nun hat aber echon lange vor den
genannten Verfassern T. Schmitz* nachgewiesen, dal
es bei Einführung einiger Vereinfachungen möglich ist,
zu einer außerordentlich einfachen Konstruktion des
Kreisdiagramms für den kompensierten Motor. zu ge-
langen. Das Wesentlichste daran ist, daß der geo-
metrische Ort des Mittelpunktes aller möglichen Kreise
1 Ygl ETZ Sonderheft 1923, 8.46; Hartwagner, ETZ1 S. 1353.
Vgl. ETZ 1904, 8. 801. ý =
Riegel u. Labus, El. u. Maschinenb. Bd. 43, S. 91 u 1205;
EL u. Maschinenl. Bd. 41, 8. 745.
2
A
Ka
wieder auf einem Kreis liegt (im exakten Diagramm ist
dieser Ort eine Ellipse), dessen Durchmesser (Jo + Jmax)
ist, wobei Ja den Magnetisierungstrom und Jmax den maxi-
malen voreilenden Leerlaufstrom bedeuten (Abb. 1).
€
Abb 1. Kreisdiagramm eines kompensierten Motors bei verschiedenen
Bürstenstellungen.
In Abb. 2 stellt der Kreis K, den geometrischen Ort
des Primärstromes bei Einstellung der Bürsten auf maxi-
male Voreilung dar. Bei P, soll die Maschine ihre Höchst-
leistung bei einer voreilenden Phasenverschiebung ọ ab-
geben. Dieser Punkt sei immer dadurch gekennzeichnet,
d
Abb. 2. Kreis- und Vektordiegramm bel cos p ~ 1 und bel maximaler
voreilender Phasenverschiebung.
daß die Strecke PPa das ist der Sekundärstrom. nicht
größer oder nur unwesentlich größer ist als die Strecke
Pai, wobei Ph, den Magnetisierungstrom, P; die größt-
mögliche Wirklast bei cos ọ = 1 darstellt. Die eingezeich-
neten Strecken bedeuten also folgendes:
OP, = Jmax maximaler voreilender Leerlaufstrom,
OP = Jip Primärstrom bei einer voreilenden Phasen-
verschiebung 9%,
OP, =Jki ideeller Kurzechlußstrom,
OP; = Jo Magnetisierungstrom,
OP; hu Primărstrom bei cos ọ = 1,
PPs =J Sekundärstrom bei einer voreilenden
Phasenverschiebung o bezogen auf pri-
märe Windungszahl,
PP: Aa Sekundärstrom bei cos = 1, bezogen auf
primäre Windungszahl.
1152
Um zum Ziele zu gelangen, müssen wir nun die Frage
so stellen: Wie groß muß die Strecke OP, = Jmax sein,
damit bei gegebenem Jki und gegebener Wirkleistung noch
eine bestimmte voreilende Phasenverschiebung @ erreicht
wird? Die Frage ist offenbar beantwortet, sobald die
Koordinaten des Punktes P, als des Kreismittelpunktes
für die gewünschte Charakteristik bestimmt sind. Zu
diesem Zwecke stellen wir die Gleichungen der beiden
Geraden g, und g, auf (Abb. 2). Der Schnittpunkt von ge
mit der Abszissenachse ist der Mittelpunkt des Kreises,
auf dem der gewünschte Lastpunkt P, liegen soll.
Die Gerade g, hat die SEN
Zi
y—-y = re ZG X), o (1)
die Mittelsenkrechte: eg
T — Lı
f — Bal e 2
yY — Y; = Y, — y: ( 3) (2)
Die Koordinaten der benutzten Punkte heißen, in elektri-
schen Größen ausgedrückt:
Pi: x = — Jmax
SEN ? SEET E (3)
Dar Y, entspricht dem aufgenommenen Wirkstrom des
P
Motors. Dieser ist, wenn P die vorgenommene Leistungs-
1
reduktion, verglichen mit der Leistung bei cos ọ = 1, und
N
ne die Verschlechterung des Wirkungsgrades, verglichen
mit dem bei cos ọ = 1, darstellen:
r
Y= pP = deg CC (4)
Lı = — C Jutge p
P3: 2, = e en
7 E EE (5)
Ys =-
P,: = dk
2 " V. pa ean En (6)
y=0
Setzt man diese Werte in die Gleichungen der Geraden
ein, so folgt für gou:
_ — Gu _ NM:
y = Jaico T IE): - A. (7)
und für ga:
— Cu Ikita tge o LE
2 C du 2
RH Ch te ọ ES Zu Je? — Gu tg? p
CJi = = E 2cJı " (9)
Setzt man y = 0, so Ze
ERC dE — 02 J..2 te?
gpI dd Je? (10)
2 (Ski + C Jii tg p)
Dieses ist also die Abszisse des Mittelpunktes für den
Kreis größter Voreilung. Um daraus die Abszisse des
Punktes P,, also die maximale Kompensation zu finden,
müssen wir setzen:
OP, = Jmax = Jki — 2 x. (11)
Ersetzen wir noch den Kurzschlußstrom Jki durch
NEE, ce; kn (12)
so wird TEEN 4 d
n(eteptckhtgp+tc
Jmax = a er eig (13)
Diese Gleichung ist allgemein gültig für jeden be-
liebigen.cos@. Betrachtet man den häufig vorkommenden
Fall cos ọ = 0,9, so vereinfacht sich (13) mit ce = 0,86 zu
04k +09
Jmax = Li
BE EE
Für cos = 1 erhält man weiterhin mit e =
Beziehung:
1 die einfache
Sc du E
Jmax = er? Ser Air E A SE Lë (15)
, ` Diese Gleichung kann auch in der Form
du? = Jki Jmax ee ee eer der A (16)
geschrieben werden, in der sie besonders anschaulich ist,
weil sie, wie man aus Abb. 2 leicht erkennt, der mathema-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
8. August 1929
tische Ausdruck einer bekannten geometrischen Be-
ziehung ist.
Für den praktischen Gebrauch wurde noch eine
weitere Vereinfachung getroffen, indem Jmax in Abhängig-
keit von Jun durch die Beziehung
Jmax = p Jı (Ou
E und p als Funktion von k dargestellt wurde
Es gibt noch eine andere Fragestellung, die in der
Praxis häufig vorkommt, nämlich: Welche größte Wirk-
und Blindkomponente kann man einem Motor von ge-
gebener maximaler Kompensation Jmax gleichzeitig ent-
nehmen? Wie man aus dem Diagramm Abb.2 ersieht,
führt die Primärwicklung bei cospg=1 den größten
Strom (Jı). Bei zu-
nehmender Phasenver-
schiebung im voreilen-
den Sinne ist man ge-
zwungen, den Primär-
strom (Jig) soweit zu
verkleinern, daß der
Sekundärstrom (J2Y’) in
zulässigen Grenzen bleiht.
Aus diesem Grunde geht
die Wirkleistung zu-
rück. Es gilt also, den
Belastungspunkt zu fin-
den, bei dem die Sekun-
E z IZ Z Sg g á därwicklung bei größt-
—e f= möglicher Blind- und
gi Wirkleistung der Ma-
schine gerade noch ihren
Normalstrom führt bzw.
den höchsten Strom, den
man aus thermischen
Gründen noch zulassen
kann. Dieser Punkt ist
offenbar der Schnitt-
punkt der beiden Kreise K, und K, (Abb.4). Sind die
Koordinaten dieses Punktes bekannt, so kann vorerwähnte
Frage beantwortet werden.
Abb. 3. Hat ein kompensierter Motor ein
ideelles Kurzschlußverhältnis X, so muß
der maximale voreilende Leerlaufstrom
mindestens p Jı Amp. betragen, damit
noch der gewünschte cos o erreicht wird.
Abb. 4. Die maximale Phasenverschicbung ist durch den zulässigen
Sekundärstrom Jap begrenzt.
Der Radius des Kreises K, ist gleich dem Sekundär-
strom däe, Die Kreisgleichung lautet also:
Ki: (x — daf H Y =Je?. ..:.... (18)
Der E Sei verläuft auf dem Kreise
SÉ (2 * SES +y I A me), (19)
Bringt man beide Kreise zum Schnitt, so ergeben sich als
Koordinaten des Schnittpunktes:
J? — Jki Jmax_
= = Zär GE a = Blindkomponente; . (20>
y = VJ2y? — (x + Jo)? = Wirkkomponente; EI
ee y gell
CO ZE e ée lie wën Ain éi re Ce m
Zahlenbeispiele.e Nunmehr soll die Anwendung der
Ergebnisse an Hand einiger Zahlenbeispiele erläutert
werden. Von einer Maschine seien folgende Daten be-
kannt:
Höchstzulässiger Primärstrom Ju = 100 A
Sekundärstrom Je =125 „
Magnetisierungstrom ; n > n
maximale Kompensation im Leerlauf . Jmax = BU,
Kurzschlußverhältnis ....... SH = 4.
8. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
1153
1. Reicht diese Maschine für cos ọ = 0,9 kap. aus?
Aus der Kurve Abb.3 geht hervor. daß für k=4
p= 0,57 wird, d.h. die Maschine muß mindestens Jmax
=0,57 Jı = 57A voreilenden Leeerlaufstrom haben. Da
sie S0 A hat, reicht sie also aus.
3, Reicht die Maschine für cos @ = 0,75 kap. bei 35 %
Leistungsreduktion aus? (e = 0,65.)
Nach Gl. (13) gilt die Bedingung:
100 (0,65? . 0,88? + 0,65 . 4 . 0,88 +0,65”) _
= £+ 0,65. 0,88 =
Die Maechine reicht also auch dafür aus.
3. Für welche zrößte Blind- und Wirkleistung reicht
die Maschine überhaupt aus?
Nach Gl. (20) dürfen betragen:
Die Blindkomponente
125? — 40? — 4100.80 _, n
ZZ wa en
die Wirkkomponente = a (9 A0 = 49 A,
en u A — 0,9.
y 419? +- 75:
Die Gleichungen sagen zunächst nur aus, daß die Ma-
schine höchstens mit V 49 + 75°A bei cosp= 0,55 aus
thermischen Gründen belastet werden darf. Ob sie aber
elektrisch für eine so grobe Voreilung ausreicht, ist eine
andere Fra:xe, die mit Hilfe der Gl. (13) beantwortet wer-
den mub. Voraussetzung ist nämlich, daß die Kompensa-
tionsspannung groß genug ist, um einen voreilenden Leer-
laufstroin von mindestens
100 1 0,492.1,512 + 0,19.4.1,51+ 0,1%)
4+ 0,49. 1,50
zu erzeugen. Da diese Maschine gerade maximal 80 A
blindstrom erzeugt, reicht sie also noch aus.
4. Welche Blindleistung darf die Maschine als leer-
laufender Phasens:hieber abgeben?
Wieviel die Maschine auf Grund ihrer Kompensatione-
spannung Blindleistung erzeugen kann, ist uns schon be-
Konnt Wir müssen aber noch fragen, ob dabei nicht die
Sekundärwieklung thermisch überlastet wird. Ein Blick
auf Abb. 4 zeigt, daß es sich darum handelt, den Schnitt-
punkt des Kreises K, mit der Abszissenachse zu finden.
"Das Resultat ist ohne weiteres abzulesen:
Re Ju— Jay |
x = 10 — 125 = (—) 85 f?
Jmax =
60 A.
der coso
na = = (—) IA
(23)
Bei diesem Primärstrome würde also für die Sekundär-
wicklung die Erwärmungsgrenze liegen; die Maschine ist
aber gar nicht in der Lage, einen so hohen Strom ins Netz
zu drücken.
Um zu diesen einfachen Beziehungen zu gelangen,
waren natürlich eine Anzahl Vernachlässizungen nötig,
ohne daß jedoch die Brauchbarkeit der Ergebnisse für die
Praxis beeinträchtigt wurde. Es liegen alle Kreismittel-
punkte auf der Abszissenachse, und die Phasenverschie-
bung der Leerlaufströme wurde zu 90° angenommen. Wo
vom Kurzschlußstrom die Rede ist, ist immer der ideelle
gemeint. Es ändert sich das Resultat aber sehr wenig,
wenn man mit dem wirklichen Kurzschlußstrom rechnet.
Bei größeren Maschinen, und nur um solche handelt es
sich hier, ist ja der Unterschied zwischen ideellem und
wirklichem Kurzechlußstrom sehr gering. Man kann auch
die kleine Korrektur
einführen.
Bei der Anwendung der Gleichungen kann es ferner
vorkommen, daß man gezwungen ist, den Faktor
e — fen
P, Np
zu schätzen. Dies geschicht unter der Annahme, daß die
Verluste der Maschine bei allen Einstellungen der Bür-
stenbrücke konstant bleiben. Z.B. habe ein 300 kW-Motor
eiren Wirkungsgrad bei cos =1 von 3%. Wie wird
der Faktor c für eine 30prozentize Wirkleistungsverwmin-
derung bei gleichzeitiger Heraufsetzungz der Blindleistung?
Die Verluste des Motors betragen also 22,5 kW, womit
= IO 100 = 90,59
em
wird und
210.93 un
30.5
Die genauen Verluste für den betreffenden Be-
lastungsfall, wie sie für die Rentabilitätsbereehnung ge-
braucht werden, lassen sich, wie in einer früheren Arbeit
des Verfassers? gezeigt wurde, durch eine einfache Mes-
sung an der leerlaufenden Maschine ermitteln,
Von einiger Wichtigkeit ist endlich noch, daß für J ax
immer die der betriebswarmen Maschine entsprechenden
Werte cinzesetzt werden, da dieser Wert sich ziemlich
stark mit der Temperatur der Scekundärwieklung ändert.
* ETZ 1928, S. ou
Die Wirkung von Erdschluß- und Ausgleichspulen auf die gegenseitige Beeinflussung
von Leitungen.
Von Privatdozent Dr. G. Oberdorfer, Wien.
Übersicht. Herr Dr. Boll! veröffentlichte in der ETZ
unter obigem Titel eine Arbeit über die genannten Er-
scheinungen, wobei eine graphische, in kartesischen Ko-
ordinaten durchgeführte und eine rechnerische Behandlung
des Problems vorgenommen wurden. Die bei den heute
üblichen Netzen mit erheblichen Leitungslängen außerordent-
liche Wichtigkeit der einschlägigen Fragen läßt es wün-
schenswert erscheinen, die genaue Lösung auch in der Form
eines Vektordiagrammes herbeizuführen, aus dem die bei Ein-
stellung verschiedener Abstimmungen in der gesunden Lei-
tung induzierten Spannungen der Größe und Richtung nach
direkt abgelesen werden können. Ein derartiges Vektordia-
gramm wird abgeleitet und die Richtigkeit desselben an einem
numerischen Beispiel überprüft.
I. Ableitung der Spannungsgleichung.
Die von Boll in der ETZ! veröffentlichte wert-
volle Arbeit befaßt sich mit der Ermittlung der von
einer erdgeschlossenen Leitung auf eine parallellaufende
gesunde Leitung übertragenen Spannungsverlagerung,
wenn die Abstimmung der Erdschluß. und Ausgleich-
spulen geändert wird. Die Lösung wird auf graphischem
und rechnerischem Wege erhalten. Während die im kar-
tesischen Koordinatensystem durchgeführte graphische
Ermittlung nur für überschlägige Berechnungen bei Ver-
nachlässigung der durch die Verluste hervorgerufenen
Dämpfung verwendet wurde, sind bei der genauen rechne-
1 Boll. ETZ 19%, S. 1640.
rischen Bestimmung diese Größen voll berücksichtigt
worden. Es wäre nun von außerordentlichem Vorteil,
wenn man auch die genaue Ermittlung graphisch, u.zw.
mit Hilfe eines Vektordiagrammes durchführen würde.
Benutzt man hierzu die von Bloch? eingeführte Orts-
kurventheorie, so wird man leicht zu einem Kreisdia-
gramm geführt, das im folgenden als Ergänzung zur ein-
gangs erwähnten Arbeit besprochen werden soll.
Als Ausgangspunkt der
Rechnung sei das von Boll
gebrachte Ersatzschaltbild?,
das der Übersichtlichkeit
halber nebenstehend noclı-
mals gezeichnet ist(Abb.1),
gewählt. Um für die Ab-
leitung der Spannungsglei-
chungen in der Vorzeichen-
gebung festzuliegen, sind
die positiven Spannungs
und Strompfeile eingetra-
gen. Die Rechnung wird
in der komplexen Form
durchgeführt, wobei die
gerichteten Größen entweder durch ihre reellen und ima-
ginären Komponenten oder durch entsprechende deutsche
Ersatzschaltbild.
Abb. 1.
2? 0. Bloch, Die Ortskurven der graphischen Wechselstromtech-
nik. Verlag Rascher & Cie. Zürich 1912.
ETZ 1928, S. 1643, Abb. 11.
1154
Elektrotechnische Zeitschriit 1929.Heit 32
H August 1929
EENEG
Buchstaben bezeichnet werden sollen. Man kann dann
sofort die beiden Spannungsgleichungen
&—-37 r - —&=0
Ro + Jo L +jo Cnr
GE r ; SS
B, ER Jol, +joC
ablesen, aus denen nach Eliminieren von q
Bat Tate
&=6, _—— 7 ——-—
1 1 1 D 3
Ria R., j w Lu m Ciz JO La f (1)
folgt. Führt man nun, dem Vorgange Bolls folgend, die
Verstimmungsmaße
1
—( C 9
e Llo KEE (2)
12 — om Ca S
1
e — DL
E = oL, EISEN (3)
2 (A) C3
ein, so wird schließlich
1 :
Rn — Ep jw Cig
Wach" 1 SSC (4)
RT — £2 J W Cia — E2 J ot
Diese Gleichung entspricht der Formel (8) im Aufsatz
Bolls, mit dem Unterschied, daß hier der Vektorcharakter
der Teilgrößen beibehalten ist.
II.. Allgemeine Ableitung der Diagrammgrößen.
Setzt man in der Gl. (4) ©, = E,, d. h., legt man den
Spannungsvektor €, in die reelle Achse, so entspricht sie
der allgemeinen Form
og Atp%
~ ECE+pDdD+rE
mit den Parametern p und r. Dies ist die Gleichung einer
Kreisschar, für deren Ermittlung am besten vom rezi-
proken Wert
1 1 .
GLnpnkrië E (a; + p) ie Co ejo C,
EG Th 1 BEE =
DP. — £p jO Cio
ausgegangen wird. Hierin bedeutet
E herzen e
Bio Ze Eja J W Ci?
cinen Kreis durch den Ursprung, der bekanntlich durch
Inversion der Geraden
entsteht, derart, daß vorerst das Spicgelbild der Geraden
bezüglich der reellen Achse gesucht und auf der Normalen
zu diesem der reziproke Wert ihres Abstandes vom Ur-
sprung als Kreisdurchmesser aufgetragen wird. Die
Strahlen vom Ursprung an die einzelnen Punkte der ge-
spiezelten Geraden (in der Folge Bezifferungstrahlen ge-
nannt) liefern dann im Schnitt mit der Kreisperipherie die
Bezifferung des Kreises. Die Normale der Geraden (6a)
ist rcell und hat die Größe = Der Kreismittelpunkt
H
Du
liegt daher im Punkt 2
Um nun den Einfluß des Zählers in Gl. (5) festzu-
stellen, führen wir die Division aus und erhalten naeh
erfolgter Ordnung: .
i 1 1 ; ; 1
(- Ep jœ Ci + Ra T Po £,7 0 ad (- Ep jo Cig + z)
I
lk, o R /Jntz .. (7)
1 ;
Ri — £ j W Ci
Hieraus ist sofort zu ersehen, daß alle Kreise durch den
Punkt +1 gehen müssen, da der zweite und dritte Sum-
mand für es =œ verschwindet. Die Kreisschar Sg muß
daner ebenfalls einen Punkt gemeinsam haben, der wegen
i = 1 mit dem vorher gekennzeichneten zusammenfällt.
Der zweite Summand der Gl. (7) sagt aus, daß der Kreis
1
nach (6) auf das „fache zu vergrößern ist. Sein Mittel-
R
punkt erliielte damit die Lage SCH E welcher Wert.
gleichzeitig den Halbmesser dieses Kreises vorstellt. Wird
der erste Suminand der Gl]. (7) berücksichtigt, so ist dieser
We noeh um + 1 zu versehieben. Der Mittelpunkt kommt
ann nac
zu liegen.
‚Der dritte Summand der Gl. (7) fordert die Multi-
plikation des Kreises (6) mit — £ j w Ca. Da dieser Faktor
mit £, parametrisch veränderlich ist, entsteht für jeden
Wert von e£, ein neuer Kreis, insgesamt also eine Kreis-
schar. Wo liegen nun die Mittelpunkte dieser Kreisschar?
Offenbar auf einer Geraden parallel zur imaginären Achse,
da der Faktor rein imaginär ist und daher den Mittel-
punktsvektor des Kreises (6) für alle Werte von £, um
EE e Für e=0 ist der früher gefundene
Punkt Zee 1? bereits ein Punkt der Mittelpunktsxera-
den, so daß diese selbst durch diesen Punkt normal auf
ae Achse gezogen werden könnte. Ihre Gleichung
autet also
2R,+ Rn
2R,
Zu
— tj w C3 o
Die Mittelpunktsgerade ist dann die Symmetrale der Schar,
und es entspricht dem vorhin erhaltenen gemeinsamen
Punkt 1 noch ein zweiter symmetrisch gelegener, gemein-
samer Punkt
Ro _ Rat
re ~
der also ebenfalls auf der reellen Achse liegt. Für die-
invertierte Kreisschar bleiben gemeinsame Kreispunkte
wieder gemeinsam, so daß für diese bereits die zwei
Punkte
R,
R+ Rı:
vorliezen. Die Symmetrale dieser beiden Punkte ist dann
die endgültige Mittelpunktsgerade. Sie ist natürlich wieder
parallel zur imaginären Achse und geht durch den Punkt
1 und
R,
1H RiR _ Set Ro S
2 = + ko
Die e,-Teilung auf ihr ergibt sich aus dem Verhältnis
2 R+ Ro
o CoR ZR+ Riad oC RoR. 9
2 2m, +R, 2 Reti 8
2 R
für s, = 1 und ist für positive € nach oben abzutragen.
Damit können bereits die e,-Kreise gezeichnet werden,
und es erübrigt sich nur mehr, die Linien für es = konst.
zu finden. In der Gl. (7) erhält man für jedes &,, eine Ge-
rade, inszesamt also eine Geradenschar. Jede Gerade gibt
invertiert einen Kreis durch den Ursprung. Die e,,-Linien
bilden also eine Kreissehar durch den Ursprung. Zu ihrer
Ermittlung geht man am besten wieder von der Beziehung
(7) aus, die auch in der Form
geschrieben werden kann. Der zweite Summand der
rechten Seite besagt, daß die Gerade
1
BR) w Ca
8. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
1156
mit jedem Wert des Kreises
T
Ris 7
drehzustrecken ist. Anstatt dessen kaun das Produkt auch
umgekehrt als Drehstreckung des Kreises durch einen aus-
gezeichneten Wert der Geraden aufgefaßt werden. Wählt
man hierfür die Normale durch den Ursprung auf die Ge-
rade, im vorliegeaden Fall also den Vektor Br so ergibt
sich eine äußerst einfache Darstellungsweiee. Vorerst
erhält man den neuen Kreis
1
E CC
R, mJelı - 5%
mit der Bezifferungsgeraden K)
1 ;
RS O
+ w%
-W Jo
J
de
Abb. 2. Ortskurvendiagramm für LG in Abhängigkeit
ven den Verstimmungsma’en Eu und £z
Die durch diesen Kreis gefundenen Vektoren aus dem
Ursprung sind nun die Normalen zu den Geraden der Schar
(10). Die Geraden selbst müssen dann als Normale im
Halbkreis durch den dem Ursprung diametral gegenüber-
liegenden Punkt
1 1 _ Rs
R, 1 TR
Ju
sehen. Verschiebt man der Gl. (10) entsprechend den
Kreis und damit die Geradenschar um + 1, so erhält man
schließlich als Träger der letzteren den Punkt
R> e R, + Ri
Ire
Die Kreisschar, die durch Inversion der Geradenschar ent-
steht, hat dann den gemeinsamen Punkt
R,
R+ Re’
der mit dem bereits für die e,-Kreisschar gefundenen
Träger identisch ist. Wir kennen nun bereits zwei ge-
meinsame Punkte der &,,-Kreisschar, den Ursprung und
R
den Punkt ne Die Mittelpunkte der e,,-Kreise
müssen also auf der Symmetralen dieser beiden Punkte
jegen.
Für die Bezifferung erhielten wir bereits die Ge-
rade (11) für den Fußpunktskreis. Die Mittelpunkte der
£ı>-Kreise müssen aber auf den zu den Bezifferungstrahlen
M
spiegelbildlich gelegenen Strahlen liegen, so daß die posi-
tiven £, nach abwärts aufzutragen sind. Die Größe des
DIES für £, = 1 ergibt sich dann aus dem Ver-
ältnis
R,
2 (+ Ria) _ o Cis Rg R
Dep 1 T 2 Bastel
Ris
12
also im Verhältni a kleiner als der entsprechende
2
Abschnitt der e,-Mittelpunktsgeraden.
Es Vo
-79 Fr
seen =
>
I
T,
IA
f MTA a / La
ITIN =
KL, RT AM N -H Yo
UM DRK TE N
p d ee
N LOSE Si
di -3%
0,5 %o
IG véi S
KN
Abb. 3. Vergrößertes Teildiagramm für den Bereich der kleineren G;.
+2%o
Damit sind alle Größen für die Konstruktion des Dia-
grammes ermittelt. Dividiert man noch die entsprechenden
Werte durch 100, um die Verstimmungen in Prozenten ein-
setzen zu können, und vergrößert man alle Werte auf das
E,-fache, damit man direkt ©, erhält, so kann die Ermitt-
lung des Diagramms nach folgenden Regeln erfolgen:
1. Berechnung der Punkte
S AR } 1 T und B (E,),
Ri R,
2. Konstruktion der Symmetrale S, der Punkte O und A,
3. Konstruktion der Symmetrale S, der Punkte A und B,
4. Abtragen des e,»-Maßstabes auf S, nach abwärts mit
der Einheitsgröße
Ki oC RuR_ ei _1
10 2 Ret 10 2 1 17
Ra Jr
. Abtragen des e3-Maßstabes auf S} nach aufwärts mit
der Einheitsgröße |
E, w Cy
100 2
..
w!
Reb _ E; w Co o 1 a
Roa+R: 10 2 1 Aueh ;
Ro" KR
Damit können die Kreise, die ja alle durch den
Punkt A gehen, bereits gezeichnet werden.
1156
III Zahlenbeispiel.
Als Zahlenbeispiel sei dasselbe gewählt, das Boll in
seiner Arbeit bringt. Dort war im besonderen
IN: Berne 1 ` ER
E = ny k\ Ce —06.10 6Q
w Cia = 29,5 . 10—66 Q— 1 KO Er
ot, =460.10-5 0-1 EES
0,6
Der Punkt A liegt also im Abstand dite = 2,08 kV
vom Ursprung entfernt, der Punkt B in der Entfernung
57,7 kV. Auf der ER S, ist für 1% Verstim-
g 1: Si
mung der Wert 0,5177 - = (0,513, auf der Symmetralen
230
Sa der Wert 0,577. 166 ~ 8 aufzutragen.
Das Diagramm ist in Abb. 2 entworfen, wobei, um die
Übersicht nicht zu stören, nur einige der Kreise für ru
und €, eingetragen sind. Zur Überprüfung an Hand der
Arbeit Bolls sind die Werte für Comax bei abzeschalteter
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
8. August 1929
Ausgrleichdrossel und ein Zwischenwert für £, = — 50%
und &e=+5% eingezeichnet. Hierbei ist jedoch zu be-
achten, daß bei abgeschalteter Ausgleichdrossel auch
R3 = œ zu Setzen ist, so daß entweder der erhaltene Dia-
16,
erammwert auf das "ue fache zu vereröbern oder besser
noch, wie auch in Ahb.2 angegeben, überhaupt der Orts-
kreis für abzeschaltete Ausgleichdrossel eingetragen wird.
Für kleine Werte von E, empfiehlt es sich, eine Tafel
in kleinerem Maßstab herzustellen, wie es etwa die Abh. 3
zeigt. Es sind dort auch Ablesungskreise für die Ermitt-
lung des absoluten Wertes von €, eingetragen, u. zw.
nicht für E, direkt, sondern für das wichtigere Verhältnis
4)
29 100’
zur Phasenspannung des Systems 2 in Prozenten. Das Dia-
gramm ist ferner durch einen cosg@-Ablesekreis sowie
einen Maßstab zur direkten Ablesung der Werte von E,
ergänzt. Zum Vergleich ist wieder die größte Spannung
eingetragen, die bei einer Resonanzahstimmung der Aus-
rleichdrossel mit der Erdschlufispule auftreten kann, wenn
die Ausgleichdrossel um 5 % verstimmt ist.
das ist das Verhältnis der induzierten Spannung
‚ Die neue Entwicklung des Glimmerkondensators.
(Mitteilung aus den Laboratorien der C. Lorenz Aktiengesellschaft. Berlin.)
Von Dr. F. Gerth und Ing. H. Gönningen, Berlin.
Übersicht. Nach einem kurzen historischen Rückblick
wird die neuere Entwicklung des Glinmnerkondensators ins-
besondere für die Verwendung in der Hochfrequenztechnik
dargestellt. Es wird gezeigt, daß bei gutem Glimmer die
hochfrequente Belastbarkeit nicht durch die elektrische
Durchschlagfestigkeit sondern dureh den Sprühbeginn und
die Erwärmung durch dielektrische Verluste begrenzt ist.
Die auf Grund der gewonnenen Erkenntnisse entwickelten
Bauformen werden beschrieben.
Die neuere Entwicklung der llochfrequenztechnik,
insbesondere die umfangreiche Einführung der unzedämpf-
ten Wellen, stellte an die Kondensatoren der Schwing-
kreise die Forderung sehr niedriger dielektrischer Ver-
luste. Als Dielektrikum für diese Kondensatoren kamen im
wesentlichen Luft bzw. Preßluft, Öl, Glas und Glimmer in
Frage. Die Luftkondensatoren bekamen außerordentlich
grobe Abmessungen. Die Preßluft-Kondensatoren waren
im Preis verhältnismäßig hoch, außerdem erforderten sie
besondere Wartung. Die Kondensatoren mit Glas als Di-
elektrikum schieden frühzeitig wegen zu hoher Verluste
aus. Auch die mit Öl gefüllten Plattenkondensatoren muß-
ten ihres hohen Herstellungspreises und ihrer großen Ab- -
messungen wegen verlassen werden, dazu kam noch, daß
die dielektrischen Verluste von dem wechselnden Wasser-
gehalt des Öles abhängig sind und damit einen großen Un-
sicherheitsfaktor bilden.
Heute wird in der Hochfrequenzsendertechnik fast aus-
schließlich der Glimmerkondensator verwendet. Seine
dielektrischen Verluste betragen 0,16 bis 0,20 W/kVA
(logarithmisches Dekrement 0,0005 ... 0,0006). Derartig
geringe Verluste sind selbst mit Luftkondensatoren nur
schwer zu erreichen!, da bei diesen die Verluste der Isola-
toren und der Oberflächen der Platten, die immer mit Staub
und Feuchtigkeit belegt. sind, schon recht erheblich ins Ge-
wicht fallen. Von den festen leolationsstoffen weist ledig-
lich der Quarz noch etwas niedrigere Verluste auf. Sie
wurden von Witmann (USA) und Telefunken (Berlin)
zu 0,1 bzw. 0,12 W/kVA gemessen.
Die erste deutsche Firma auf dem Gebiete der draht-
losen Telegraphie, welche die vorzüsglichen Eigenschaften
des Glimmers als Dielektrikum besonders für Sende-
kondensatoren erkannte, war wohl die C. Lorenz A.G.
die die ersten ungedämpften Sendestationen (nach
dem Poulsensystem) in größerem Maße in die F.T.-Praxis
einführte. In den Jahren 1907 und 1909 wurden hierfür
bei Lorenz, hauptsächlich durech W. Hahnemann und
L. Adelmann, die ersten Glimmerkondensatoren ent-
wickelt und in eine konstruktive Form gebracht, die in
dieser Ausführung für die verschiedenen Zwecke der
dralitlosen Nachrichtentechnik und als Bauelemente für
Scott,H.W.Bousmannu. R. R. Benedict. J. Am.
ı J. A.
Inst. El. Engs. Bd. 47. S. äi, siehe auch ETZ 199, S. 576.
Sender bis zu den größten Leistungen angewendet wurde
(Abb. 1).
Während des Krieges wurde der Glimmerkondensator
in Deutschland von dem Glaskondensator verdrängt, da
Glimmer als Auslandsprodukt micht mehr zu erhalten war.
In dieser Zeit hat im Auslande vor allem Dubilier wei-
tere Fortschritte in der Entwicklung des Glimmerkonden-
sators gemacht. Nach dem Kriege eroberte sich der Glim-
merkondensator auch in Deutschland ein immer größeres
Anwendungsgebiet, so daß sich die Notwendigkeit heraus-
stellte, ihn konstruktiv den neuen Bedürfnissen der mittler-
weile weit vorgeschrittenen Sendertechnik mit ungedämpf-
ten Schwingungen in möglichst vollkommener Weise anzu-
passen. Die in dieser Richtung bei der C. Lorenz A.G.
angestellten Untersuchungen und die daraus erhaltenen
Ergebnisse sollen im folgenden näher beschrieben werden.
Zunächst wurde versucht, die Verringerung der Ver-
luste und damit die Erhöhung der Belastungsfähirkeit
durch möglichst vollständige Entfernung der Luft inner-
halb des Kondensators und Ausfüllung der Zwiseltenräume
mit Paraffin oder ähnlichen Stoffen zu erreichen. Es ent-
stand im Verlauf dieser Versuche die Form K G 01, die in
Abb. 2 dargestellt ist. Diese Ausführungsform zeigte zwar
eine Verbesserung gegenüber der ursprünglichen, ergab
aber noch nicht die erwartete Güte. Infolgedessen wurde
nunmehr das Verhalten des Glimmers bei Belastung mit
ungcdämpften Hochfrequenzschwingungen nach den ver-
schiedenen Richtungen hin eingehend untersucht.
Physikalische Untersuchung.
Wechselstrom-Kondensatoren.
Es muß unterschieden werden zwischen Kondensato-
ren für Gleichstrom und Wechselstrom. Zunächst seien
die Eigenarten des Wechselstrom - Kondensators be-
schrieben.
Sprühverluste. Von der Erkenntnis ausgehend,
daß ein Sprühen oder Glimmen der im Kondensator enthal-
tenen Luftteilchen bei betriebsmäßiger Belastung unbe-
dingt vermieden werden muß, wenn der Kondensator eine
unbeschränkte Lebensdauer haben soll, wurde zunächst
die Abhängigkeit des Sprühens von verschiedenen Fakto-
ren näher untersucht.
Abb. 3 zeigt einen Durchschnitt durch den Kondensa-
tor. Bei der sehr hohen Dielektrizitätskonstante des Glim-
mers (€e =rd. 7) werden alle im elektrischen Feld liegenden
Luftteilchen unverhältnismäßig hoch belastet und neigen
demzufolge sehr leicht zum Sprühen. Da die größte Feld-
stärke an den Rändern der Belegung, an dem in der Abbil-
dung mit K bezeichneten Punkt, vorhanden ist, so wird an
dieser Stelle das Sprühen (Kantensprühen) immer vor
dem Sprühen der zwischen Elektroden und Dielektrikum
8. August 1929
liegenden Luftschicht (Flächensprühen) eintreten. Zu-
nächst mußte deshalb die Spannung, bei welcher die Ränder
anfangen zu sprühen (Sprühspannung) in Abhängigkeit
von der Glimmerstärke, bestimmt werden. Zu diesem
Zwecke wurde ein kleiner Kondensator mit Druckplatten
aus Glas gebaut (Abb. 4), bei dem das Sprühen in der
Dunkelkammer sehr leicht beobachtet werden konnte. Wie
zu erwarten war, zeigte sich, daß die Sprühspannung nicht
proportional mit der Glimmerstärke steigt. In Abb. 5 stellt
Kurve I schematisch das Ergebnis dieser Untersuchung dar.
Aus dieser Kurve geht hervor, daß die spezifische
Spannungsbelastung bis zum Einsetzen des Sprühens mit
abnehmender Glimmerstärke ansteigt (Kurve II). Da die
Leistung proportional dem Quadrate der Spannung steigt,
ist der Leistungsanstieg mit abnehmender Glimmerstärke
entsprechend steiler (Kurve I/II). Die Sprühspannung
zeigte sich innerhalb des untersuchten Frequenzbereiches
(500 ... 300 000 Hz) von der Frequenz praktisch unabhän-
gig, nur die Leuchterscheinung war bei höherer Frequenz
intensiver, so daß dabei infolge der größeren Sprühver-
luste eine weit schnellere Erwärmung ein-
trat. Es ergaben sien die in Abb. 6 schema-
tisch dargestel:ıen Beziehungen. Oberhalb
der Sprühgrenze treten also zu den rein
dielektrischen Verlusten noch die Sprüh-
verluste hinzu.
Abb. 1.
Glimmerkondensator aus dem Jahre 197.
Fettung. Es liegt nun nahe, die Sprühgrenze da-
durch hinaufzusetzen, daß man nach sorgfältiger Entfer-
nung der zwischen den Kondensatorbelegungen befind-
lichen Luftreste den Kondensator mit einer Flüssigkeit
oder erstarrenden Vergußmasse aus Paraffin oder paraf-
finähnlichen Stoffen tränkt; es hat sich dabei aber heraus-
stellt, daß es trotz Anwendung hohen Vakuums praktisch
unmöglich ist, die Luft vollkommen zu entfernen (z. B.
l,ufteinschlüsse innerhalb des Glimmers). Die noch ver-
bleibenden Luftreste fangen intensiv an zu glimmen, ins-
hrsondere bei höherer Periodenzahl, sobald ihre Sprüh-
spannung überschritten wird, wodurch das Vergußmittel
allmählich zersetzt wird und nach einer größeren oder ge-
ringeren Zeitspanne die Zeretörung des Kondensators ein-
tritt. Es ist deshalb auch nicht angebracht, bei gefetteten
Kondensatoren mit der Prüfspannung weit über die Be-
trtebspannung hinauszugehen, weil damit die Sprühgrenze
überschritten werden kann, wodurch, wie vorher erwähnt,
die Vergußmasse infolge Bildung von Zerfallprodukten
(Koblenstoffe) verändert wird und Ansatzpunkte für wei-
tere fortlaufende Zerstörung auch bei späterer normaler
Telastung geschaffen werden. Bei dem ungzefetteten Kon-
densator ist es dagegen ohne weiteres möglich, eine Iloch-
frequenz-Prüfspannung von dem zwei- bis dreifachen Wert
der Betriebspannung in Anwendung zu bringen.
DielektrischeVerluste. Nach der vollständigen
Ausschaltung der Sprühverluste auf Grund der vorstehen-
den Untersuchung konnte dazu übergegangen werden, die
Verluste im Dielektrikum selbst zu ermitteln. Die Messun-
zen erfolgten mittels Ölkalorimeters, und die Verluste von
nicht gefetteten Kondensatoren wurden damit anfangs zu
etwa 1LW/kVA bestimmt. Später zeigte sich jedoch, daß
eine Fehlmessung gemacht worden war und daß die Verluste
tatsächlich 5... 6mal geringer waren. Die Ursache war das
Eindringen des Kalorimeteröles zwischen die Belegungen
des Kondensators, wobei die geringen Feuchtigkeitsreste
dieses Öles hinreichten, um die Verluste derartig zu er-
höhen. Für die Messung im Ölkalorimeter war es deshalb
erforderlich, die Kondensatoren zu fetten, wobei allerdings
zunächst festzustellen war, daß durch das Fetten keine zu-
sätzlichen Verluste entstanden. Als Fett wurde eine Masse
zewählt, deren Hauptbestandteil Paraffin war. Sie mußte
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
Abb. 2. Vakuumgefetteter Glimmerkonden-
sator aus dem Jahre 1925.
11567
bei Zimmertemperatur fest sein und durfte beim Erstarren
keine Schwundrisse bilden. Eine Vergleichsmessung zwi-
schen einem gefetteten und einem ungefetteten Kondensa-
tor, wobei die Übertemperatur bei gleicher Belastung in
Luft bestimmt wurde, ergab nun, daß die beiden Konden-
satoren völlig gleiche Güte besaßen. An den gefetteten
Kondensatoren wurden dann im Kalorimeter bei 20° Raum-
temperatur die Verluste zu 0,16 ... 0,2 W/kVA ermittelt?.
Die Verluste zeigten sich in weiten Grenzen von der
Frequenz praktisch unabhängig, ebenso von der geringen
Temperaturschwankung, wie sie im Betriebe vorkam, und
von der Höhe der angewendeten Pressung.
Dagegen spielt die Art des Glimmers eine ausschlag-
gebende Rolle. Die Verlustziffer von 0,16 W ist bei
klarem Bernsteinglimmer, sogenanntem Rubyglimmer,
gemessen worden; schlechterer Rubyglimmer hatte bis
0,2W. Die Verluste waren um so höher, je mehr Flecken
der Glimmer enthielt, während ein Einfluß der Luft-
einschlüsse (unterhalb der Sprühgrenze natürlich) nicht
Ly
Pa
ar
fe, TEE ER
EE
RETTEN TTT
EAAtrode
Abb. 3.
Abb. 4. V ersuchskondensator mit
Druckplatten aus Glas.
festgestellt werden konnte. Klarer Kaliglimmer (Mus-
kowit), leicht grünlich, hatte 0,8 W, dunkelbrauner und
stark fleckiger Glimmer derselben Art etwa 4 W, fast
schwarzer Magnesia-Eisen-Glimmer zeigte etwa 8 W. Für
die Hochfrequenz-Kondensatoren kommt natürlich nur der
beste fleckenfreie Rubyglimmer in Frage. Auf Luftfrei-
heit des Glimmers brauchte kein Wert gelegt zu werden.
we „y 8
$ È
| $
A È snimerkare
Abb. 5.
In erster Annäherung kann man sagen, daß sich die
Verluste wie folgt ergeben:
ver, GËTT GET
Aus den Versuchen geht hervor, daß die Verluste der
Glimmerkondensatoren bei Verwendung in Hochfreqauenz-
Schwingungskreisen gegenüber den bestenfalls in den
Spulen erreichbaren derartig niedrig sind,. daß eine
weitere Herabsetzung der Kondensatorverluste von keinem
größeren praktischen Nutzen melır sein dürfte.
Leitungsverluste. Je höher die Frequenz
wird und je größer die Glimmerplatte ist, um so größer
wird bei gegebener Stärke des Dielektrikums und gleich-
bleibender Spannung der in die Belegungen fließende
Strom. Um die Leitungsverluste in den Elektroden möz-
2 Dieselben Verluste, hat Coursey gemessen: „Electrical Cone
densers” S. 123. London, Verlag von Pitman & Sons.
8. August 1929
1158 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
lichst niedrig zu halten, wurde auf die K u p f e r belegun-
gen der ersten Ausführungsform wieder zurückgegriffen,
nachdem zwischendurch Elektroden aus Zinnfolie verwen-
det wurden (KG01). Außerdem wurde durch Verkleinc-
rung der Glimmerscheiben auf die Hälfte derjenigen der
früheren Form die Stromstärke je Belegung ebenfalls er-
heblich vermindert. |
Gleichstrom-Kondensatoren.
Ganz anders liegen die Verhältnisse bei Glimmer-
kondensatoren für Gleichspannung.
Sprühverluste. Bei reiner Gleichspannung
tritt am Glimmerkondensator kein Sprühen der Luft auf.
Leistungsbegrenzung. Die Verluste des
Glimmerkondensators hängen nach den eben genannten
Gleichungen also nur von der Belastung desselben in
kVA ab. Wenn im Betriebe eine gewisse Übertemperatur
nicht überschritten werden soll, so erhält man bei jeder
Bauform hierdurch einen Grenzwert für die Leistung.
Welche Grenze zuerst erreicht wird, die Sprühgrenze
oder die Leistungsgrenze, hängt von der Glimmerstärke
und der Frequenz ab.
In Abb.7 ist bei 10? die Leistungsgrenze durch Er-
wärmung angenommen worden. Die drei Kurven geben
bei 0,05, 0,1 und 0,2mm Glimmerstärke die mögliche
weistung an, welche sich aus der Frequenz und der
Sprühgrenze ergibt. Wo diese Kurven unterhalb der
Leistungsgrenze liegen, ist die Sprühgrenze allein maß-
gebeud für die mögliche Belastung des Kondensators, wo
sie oberhalb der Leistungsgrenze liegen, die Leistungs-
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Abb. 7.
- — 53:
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Abb. 8. Glimmerkondensator neuester Abb. 9.
Form für 10 kVA.
grenze; die Sprühgrenze wird dann also nicht mehr cr-
reicht und liegt zur Betriebspannunz um so höher, je
höher die Frequenz ist. Aus Abb.7 ist weiterhin ersicht-
lich, daß es bei niedrigen Frequenzen vorteilhafter ist,
dünnen Glimmer zu verwenden, daß bei höheren dagegen
der stärkere keinerlei Nachteile mehr bringt.
Spannungsdurchschlag. Bei einwandfreiem
Glimmer liegt die Durchschlagspannung des Glimmers
immer so hoch, daß sie für die Leistungsbegzrenzung des
Kondensators nicht in Frage kommt. (Vgl. die Versuche
vonGrünwald?.)
Zusammenfassend kann man also sagen, daß die
Leistungsfähigkeit des Glimmerkondensators für Wechsel-
selstrom bei Verwendung von einwandfreiem Glimmer be-
grenzt ist:
1. durch die Sprühspannung,
2. durch die Leistung in kVA,
3. durch die Leitfähigkeit der Elektroden.
3 Grünwald, Arch. El. Bd. 12, 8.79
Glimmerkondensator bei
(limmerkandensator auf kitt-
losem Stützer.
Das Sprühen setzt immer eine Wattleistung voraus, die
bei dem hohen Isolationswiderstand des Glimmers bei
Gleichspannungsbelastung nicht zur Verfügung steht.
Dies steht im Gegensatz zu den reinen Luftkonden-
satoren, bei denen die Luft durch Ionisation leitend wird,
so daß auch bei Gleichstrom ein Energieverbrauch und
damit auch ein Sprühen auftreten kann. Da beim
Gleichspannung kein Sprühen
erfolgt, kann man mit der Spannung erheblich höher
gehen als bei Wechselspannung. Auch in Verbindung
ınit einer Wechselspannung ist die Gleichspannung ohne
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Abb. 10. Zwischenkreis eines Senders».
Einfluß auf den Beginn des Sprühens; es gilt auch hier-
für die Kurve Z der Abb.5.
Gleitfunken. Bei einer Erhöhung der Spannung
tritt dann aber ein Gleitfunkenübersch!ag ein, der sehr
schnell zur Zerstörung des Kondensaturs führt. Um den
Kriechweg für den Gleitfunker zu verschließen, ist es
heim Gleichspannungskondensator deshalb sehr zweck-
mäßig, ihn mit einer Vergußmasse zu tränken.
Kurzschlußgefahr. Die nach den ersten Ver-
suchen gehegten Erwartungen auf eine außerordentlich
hohe Gleichspannungs-Belastungsfähigkeit gingen jedoch
nicht in Erfüllung. Es gelang wohl, eine aus zwei
Blättern zusammenzgesetzte Glimmerschicht von 0,06 mm
auf 10000 V aufzuladen (170kV/mm!), aber schon bei
einer Aufladung ınit nur 5kV trat bei einer Entladung
durch Kurzschluß in jedem Fall der Durchschlag
ein. (Vgl. die Versuche von Grünwald.) Es erweckt den
Anschein, als wenn es sich dabei um ein regelrechtes Zer-
brechen oder Zerschlagen des Glimmers handelte.
Verluste. Da dielektrische Verluste bei Gleich-
spannung nicht auftreten können, bleiben nur die reinen
1159
8. August 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
Leitungsverluste durch den Isolationsetrom übrig. Diese Möglichkeit, jede einzelne Gruppe anzuschließen und so
sind aber so gering, daß sie für den Kondensator keiner- auch bei großem Wellenbereich deg Senders mit einer
lei Bedeutung haben. Kondensatoreinheit auszukommen.
Leitungsverluste. Bei Blockkondensatoren, Eine noch kleinere Type steht im Rundkondensator
die beiden Belastungsarten gleichzeitig ausgesetzt sind, zur Verfügung (KGR 26). In Abb. 12 sind verschiedene
insbesondere bei
Kurzwellensendern, können starke Ausführungsformen dargestellt, die sowohl für Wecheel-
Wechselströme den Kondensator durchfließen, SO daß strombelastung als auch für Gleichstromblockierung (bis
anch hier die Leitfähigkeit der Elektroden in Betracht 5KkV Prüfspannung) gebaut werden. Die Hochfrequenz-
leistung diesen Type ist ungefähr 3 kVA. Der Durchmesser
beträgt nur 30 mm.
gezogen werden muß.
Zusammenfassend ergibt sich, daß beim Gleichspan-
nungs-Kondensator ganz andere Gesichtspunkte maß-
gebend sind ale beim Wechselspannungs-Kondensator,
und dieser demzufolge auch einen ganz anderen Aufbau
erhalten muß, worauf weiter unten noch eingegangen
werden soll.
Konstruktion.
Die aus den physikalischen Untersuchungen ge-
wonnenen Erkenntnisse zeigten, daß der Kondensator in
seiner bisherigen Form (Abb. 1 und 2) erheblich abge-
ändert werden mußte. Bei den alten Ausführungen
waren die Glimmerblätter zu groß, damit der Preis zu
hoch und die Kühlfähigkeit zu gering. Die Glimmer-
stärke der alten Kondensatoren, insbesondere des Kon-
densators nach Abb. 1, war mit 0,2 mm auch zu groß, so daß
der Sprühgrenze wegen für die niedrigeren Frequenzen
eine nur geringe Belastung desselben möglich war.
Die auf Grund der Untersuchungen Ende 1925 Abb. ı1. Kleinerer Glimmerkonden- Abb. 13. Eingebauter Glimmer-
herausgebrachte Kondensatorform KG I/25 (Abb. 8) be- sator, insbesondere für Flugzeug- kondensator für Gleich-
steht in der Regel aus einer großen Anzahl in Reihen ge- sender, für 12 kVA. spannung.
schalteter Gruppen. Die Zahl .der erforderlichen
Gruppen hängt en. in erster Linie von E Betriebs-
NC e een ee Diese erg = Abb. 13 zeigt einen gefetteten und eingebauten Kon-
den Kondensator an jeder Gruppe anzuzapfen und bequem densator für Gleichspannung (5kV Prüfepannung). Hier-
Yen A efonkondensator zu verwonden, Es AE bei brauchte onf die KE
Dr Rn: bei Sendern 9. Dier De keine Verluste auftreten können und die etwaige Wechsel-
` stromkomponente nur bei Kurzwellensendern zu berück-
Ein Abgleichen des fertigen Kondensators ist aller- sichtigen ist.
dings nur noch durch Veränderung der Gruppenzahl
möglich. Es hat sich aber gezeigt, daß bei sorgfältiger
Prüfung und Fertigung der Sollwert mit +5% Genauig-
keit gut innegebalten werden kann. Der Kondensator
besitzt eine größere Zahl Kühlfahnen, wodurch die Kühl-
fähigkeit in Luft um das Fünffache gesteigert werden
konnte, so daß die Kondensatortype® bei einer Übertempe-
ratur. von etwa 95° eine Belastung von 100kVA auf-
nehmen kann. Er leidet aber erst Schaden bei 180 °, d. h.
- bei der Temperatur, bei der das Lötzinn schmilzt. Wenn
keine zusätzlichen Sprühverluste auftreten, d. h. bei
kürzeren, WA Bei würde dere sr, ele P unge
ähr elastung, d. N. ei der 2,dfachen etriebs- .
spannung eintreten. Hieraus geht hervor, daß die Be- Abb. 12. Ausführungsformen von Rundkondensatoren für 3 kVA.
triebsicherheit hinsichtlich der normalen Leistung sehr
groß ist. Ein Durcehschlag ist auch unwahrscheinlich, da, |
wie bereits erwähnt, die Prüfspannung das 2... lache Es bleibt noch zu erwähnen, daß eine Reihe anderer
der Betriebspannung beträgt. Da det Glimmer selbst Formen von Kondensatoren für besondere Zwecke nach
durch längeres Sprühen keine merkbaren Veränderungen den hier dargelegten Gesichtspunkten entwickelt worden
erleidet, kann der Kondensator auch ein längeres sind, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll,
Überschreiten der Sprühspannung im Betrieb vertragen, weil sie keine wesentlichen Abweichungen von den be-
ohne Schaden zu erleiden. schriebenen Formen enthalten.
Als Endisolation ist Steatit gewählt worden, das sich Für den heutigen Stand der Technik kann die Ent-
hierfür sehr gut bewährt hat. Erst bei sehr kurzen i
wicklung der Glimmerkondensatoren 1n der Hauptsache
Wellen und dementsprechend sehr kleinen Kapazitäten als abgeschlossen
müssen die Steatitplatten durch Glimmerpakete (Aus- nenen, Erfahrungen W } l
schußglimmer) ersetzt werden. Für die meisten Ver- auf ein neues großes Entwicklungsgebiet, auf die Kon-
wendungszwecke reicht die Isolation des Kondensators densatoren mit Papierstoff als Dielektrikum, so daß auch
gegen Körper aus. Müssen die Kondensatoreinheiten in bei diesen gewisse Grenzen für die Verwendungsmög-
lichkeit bestimmt werden konnten. Da bei dem Glimmer-
Serie geschaltet werden, 80 kann der Einzelkondensator
kondensator wegen der Sprühgrenze die Belastungsfähig-
auf einen eigens hierfür ausgeführten kittlosen Stütziso- nde! ,
t werden (Abb. 9). keit in KVA proportional der Periodenzahl abnimmt
: : N : e (Abb. 7), also der spezifische Preis für 1 kVA sich ent-
BR zeigt eine a es grod Be sprechend erhöht, läßt sich eine bestimmte Grenzfrequenz
ders zusammengebaut. Die offene Bauart gestattet hier g
sehr einfache Schaltverbindungen und leichte Anpassung ee De au en ee: WW Es
an die zur Verfügung stehenden Raumverbältnisse. kurrieren beginn. iese Grenzirequenz iegt nach den
jetzigen Erfahrungen bei ungefähr 20000 Hz (15 000 m
Dem Bedürfnis entsprechend, kleinere hochwertige Wellenlänge). Je weiter die Periodenzahl unterhalb dieser
Kondensatoren Zu verwenden, wurde weiterhin die Form Grenzfrequenz liegt, um 80 vorteilhafter wird die Anwen-
KG I 27 (Abb. 11) entwickelt, die sich fast nur in der dung des Papierkondensatore. Über den Entwicklungs-
Größe von der vorhergehenden unterscheidet. Auch bei gang des letzteren soll in einem späteren Aufsatz berichtet
dieser in Kleinsendern viel verwendeten Form besteht die werden.
1160
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
8. August 1929
Der Springschreiber T 28.
Von E. Beier, Berlin.
(Schluß von S. 1049.)
Das Einstellen und Nachprüfen der Geschwindigkeit
wird nach dem Stroboskopverfahren vorgenommen.
Diesem Zwecke dienen ein abwechselnd mit schwarzen
und weißen Feldern versehener Ring am Reglergehäuse
und eine Stimmgabel, die an ihren Zinkenenden je ein
kleines Blech mit einem Schlitz trägt. Die Felder wer-
den bei schwingender Stimmgabel und umlaufendem Mo-
tor durch den kleinen Schlitz beobachtet. Erscheinen die
Felder stillstehend, so ist die Geschwindigkeit richtig.
widerstand
Derriebsstellee
Abb. 19. Zusammenschalten von zwei Springschreibern.
Detriebsstelle 1
Bewegen sich dagegen die Felder nach vorn oder hinten,
so ist die Motorgeschwindigkeit mit Hilfe der Wippe
oder der Feder zu ändern, bis die Felder stillstehend er-
scheinen. Dabei ist besonders darauf zu achten, daß die
Felder auch bei der halben und doppelten Geschwindig-
keit stillstehend erscheinen.
Jendekomtaktebd'5
TE
DS ie
Anker AR ST: ed s
ENT) E
Ze el L Hemmen am
Empfang- ——— T X Empföngerteil
DOE! Kurzschluß
- feder
E Ek ;
Zog D Furzschlun $ Lee GR
el Kee
Stecker zur
Anschluß”
ose NZDS Ge
Stecker zur
Anschluf-
Anschlußklemmen für Storkstrom dose ¿827
lung wird die Stellschraube gelöst und der Einstellhebel
während des Empfangs der Zeichen RY zum Nullpunkt
der Skala hin bewegt, bis der Apparat aufhört, fehler-
frei RY zu drucken. Die Stellung des Hebels ist zu
merken, dann wird der Einstellhebel gegen 120° bewegt,
bis der Apparat ebenfalls aufhört, RY fehlerfrei wieder-
zugeben. Därauf wird der Einstellhebel in die Mitte
der beiden Grenzen gestellt und die Stellschraube fest-
gezogen. Nach dieser Einstellung ist die Spannung der
Abb. 21. Zusammenschalten von zwei Springschreibern zum gleich-
zeitigen Geben und Empfangen.
Ankerfeder des Empfangsmagneten zu ändern. Zuerst
wird die Gegenmutter der Spannschraube gelöst und dann
die Spannung der Feder erhöht, bis der Apparat aufhört,
fehlerfrei RY zu drucken. Darauf wird die Spannung
der Ankerfeder soweit vermindert, bis der Apparat eben-
falls aufhört, RY fehlerfrei wiederzugeben. Dabei sind
die Drehungen der Spannschraube zu zählen. Danach ist
die Spannung der Feder um die Hälfte der Umdrehungen
zu erhöhen. Die so gefundene Einstellung ist das gün-
Anschlußklemmen für Starkstrom
Stecker zur
ei WNAnschlußdose
Bee 2827
Ötecker zur
Anschlußdose
NZUS 9
S TI = Anschlußklernmen
E 153 für
eeng GEN bügel | | iga Schwachstrom
Empfangs- J! | L-
magnet Ja
urzschlußfeder
| | tEmofüngertei
d
L
faum für lastenwerk
fraste
Abb. 21. Innenschaltung des Springschreibers T 28.
Für den einwandfreien Empfang ist erforderlich, daß
das Anlaufen der Empfängerverteilerachse und das Be-
tätigen des Wählmechanismus in ein bestimmtes Zeitver-
hältnis zucinander gebracht werden. Zu diesem Zwecke
können die früher beschriebene Auslöseklinke und die
Sperrklinke, die auf einem gemeinsamen Rahmen sitzen,
mit Hilfe eines Einstellhebels um 120° gedreht werden,
wodurch der Abstand zwischen dem Zeitpunkte des An-
laufens der Empfängerverteilerachse und der Betätizung
der Steuerhebel verändert wird. Über dem Wählmecha-
nismus befindet sich eine Skala, an der die Einstellung
des Hebels abgelesen werden kann. Eine Stellschraube
dient zum Festlegen des Einstellhebels. Die Einstellung
wird bei laufendem Apparat vorgenommen. Zur Einstel-
stieste Zeitverhältnis zwischen dem Zeitpunkt des An-
laufens der Empfängerverteilerachse und dem Zeitpunkt
der Betätigung des Wählmechanismus, was die Vorbedin-
gung für einen einwandfreien Empfang ist.
Abb. 19 zeigt das schematische Schaltbild einer Pri-
vatanlage mit zwei Springschreibern, die wechselweise
arbeiten. Der Telegraphierstrom ist dem Gleichstrom-
netz entnommen. Dabei sind die Leitungswiderstände
durch Regelwiderstände so zu bemessen, daß 60...70 mA
in der Leitung fließen. In Wechselstromnetzen kann der
Tclegraphierstrom nicht dem Netze entnommen werden,
es muß vielmehr in diesem Falle eine besondere Gleich-
stromquell® (Sammlerbatterie, Gleichrichter oder Um-
former) benutzt werden. Abb. 20 veranschaulicht sche-
ti 8. August 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 1161
matisch das gleichzeitige Geben und Empfangen mit dem- dadurch der Stromkreis des Motors unterbrochen wird. Bei
selben Apparat auf zwei Leitungen und Erde. Während Stromlosigkeit auf der Leitung wird die Blatifeder h durch
bei der Schaltung nach Abb. 19 der eigene Empfünger die Nase g freigegeben. Die Kraft der Feder f wirkt
einen Mitlesestreifen liefert, ist das bei dieser Schaltung sich aus und hebt mittels der Wippe das’ Zahnrad e aus
nicht der Fall. Abb. 21 zeigt dann noch die Innenschal- dem Trieb. Eine Spiralfeder k dreht nun das Zahnrad c
tung des Springschreibers mit Nebenschlußmotor für schnell in seine Ruhestellung zurück. Der Quecksilber-
110V Gleichstrom; für Anschluß an 110 V Wechselstrom kontakt i fällt wieder in die Waagereclhte, und das Queck-
wird der Anker des Hauptstrommotors an die Empfänger- silber schließt den Stromkreis für den Motor. Beim Geben
klemmen 3 und 4 gelegt, während das Feld an 3 und 6 wird durch das wiederholte Abfallen des Ankers das Zahn-
angeschlossen wird. rad c dauernd aus dem Bereich des Zahntriebes gezogen,
so daß der Dorn e in seiner Ruhestellung bleibt. Um den
Strom auf der Leitung bei stehenden Motoren zum Zwecke
L) 2 der Einschaltung der Motoren unterbrechen zu können,
r ist ein besonderer Druckknopf links vom Tastenwerk vor-
gesehen, durch dea die Leitung unterbrochen werden kann.
Die neueren Einrichtungen haben statt des Quecksilber-
kontaktes Wolframkontakte.
Damit beim Gegcnsprech- und Richtungsbetrieb diese
Einrichtung ebenfalls benutzt werden kann, bewegt beim
Geben der Sperrbügel des Kontaktgebers mit seiner
Nase | einen Doppelhebel m, der die Wippe im Sinne des
Ankers des Empfangsmagneten betätigt. Die Nase l des
Sperrbügels drückt weiter auf einen Hebel n, der für
die Dauer eines Umlaufs der Kontaktgeberachse die
Schubstange o mit ihrer Stellschräube p gegen den Anker
drückt, so daß beim Geben bei Einfachbetrieb das Ar-
beiten des Empfangsmechanismus unterbunden wird, wo-
durch der Mitlesestreifen wegfällt.e Bei Leitungen mit
Gegensprech- oder Richtungsbetrieb wird die Stell-
schraube p soweit zurückgenommen, daß sie nicht in den
Bereich des Ankers gelangen kann; sie würde sonst beim
Geben den Empfang des Druckstreifens mit den Zeichen
des fernen Amtes unterbinden.
Abl.22 Selbsttätiger Motor-Ein- und -Ausschalter (von hinten gesehen‘.
Der Apparat kann mit einer Einrichtung ausgerüstet a 6. Sucher
werden, die den Motor beim Eingang des ersten Zeichens b Sucher
ee ap DE nen. nie a einschaltet und e Sucherfüße
nach einer längeren Ruhe au er Leitung — etwa iarmi
36..40s8 — den Motor selbsttätig wieder abschaltet. Bei ` ee SC
Anwendung dieser Einrichtung ist es möglich, Nachrich- Kombi
ten emtgegenzunehmen, ohne daß der Antriebsmotor Ss
dauernd läuft und ohne daß der Apparat dauernd besetzt g Kopf
ist. Die Einrichtung befindet sich hinter der Sender- h Fuß
achse und unterhalb des Empfangsmagneten. Die Sender-
achse trägt an ihrem Ende eine Spindel a, die ein Zahn-
rad b treibt (Abb. 22 u. 23). Auf der Achse dieses
Abb. 24. Druckmechanismus
des Teletype Modell 11.
Die Leistung des Apparates läßt sich durch Verwen-
dung von Ringen mit anderer Feldeinteilung ändern. So
gibt ein Ring mit 10 Feldern eine Leistung von rd. 6 Zei-
chen/s und ein solcher mit 9 Feldern eine Leistung von
rd. 7 Zeichen/s. Diese Leistung wird aber bei Handsen-
dung nicht immer erreicht, weil sie von der Geschick-
lichkeit des Gebers, den Pausen für die Nebenarbeiten
und der Leserlichkeit des Textes abhängig ist. Ist man
gozwungen, die Leistung einer Leitung zu erhöhen, so muß
man diese Abhängigkeit durch Benutzung eines Loch-
streifens vermeiden. Der Lochstreifen wird ganz un-
abhängig von der Leitung auf einem oder mehreren
Tastenlochern hergestellt und die Zeichen mit einem beson-
deren Streifensender in die Leitung gesandt.
Der Vorgänger des Springschreibers T 28 ist der Te-
letype Modell 11, der noch vielfach im Auslande benutzt
wird (Abb. 24). Der Empfangsteil dieses Modells ist im
Gegensatz zum Springschreiber T 28 eine Weiterentwick-
lung des Baudot-Übersctzers unter Hinzufügung des Or-
gans, das den Empfangsteil mit dem Antriebsmotor beim
Abb. 23. Selbsttätiger Motor-Ein- und -Ausschalter Eintreffen des Anlaufschrittes kuppelt und beim Eingang
(von der Seite gesehen). des Sperrschrittes wieder entkuppelt.e Der Sendeteil
gleicht dem des Springschreibers T28. Die ankommen-
i den Schritte des Fünferzeichens steuern, nachdem durch
Rades befindet sich ein Zahntrieb, in den ein zweites den Anlaufschritt der Empfangsteil my dem Antriebs-
Zahnrad e je nach der Stellung der Wippe d, in der cs motor gekuppelt worden ist, mittels fünf Steuermagneten
sein Lager hat, greift. Das Zahnrad e trägt einen Dorn e fünf Sucher, deren Füße in einem Kombinator liegen.
Der eine Schenkel der Wippe d wird durch die Feder f Dieser besteht aus zwei Scheiben, der Ruhe- und der Ar-
nach unten gezogen, so daß das im anderen Schenkel heitscheibe, die beide am Umfang entsprechend den Fün-
xelagerte Zahnrad c aus dem Eingriffsbereich des kleinen ferzeichen Vertiefungen haben. Die fünf Sucherfüße
Zahntriebes kommt. Bei angezogenem Anker des Emp- liegen in der Ruhe in der Ruhescheibe. Die Sucher sind
fıngsmagneten hält die Nase g des Ankers mittels der mit ihren Köpfen derart gegeneinander gelegt, daß ein
Blattfeder h die Wippe so, daß das Zahnrad c von dem Sucherfuß nur dann in eine unter ihm befindliche Ver-
ZJahntrieb mitgenommen wird. Der Dorn e des Zahnrades tiefung des Kombinators eindringen kann, wenn auch zu-
c hebt beim Umlauf einen Quecksilberkontakt iso weitaus gleich die übrigen Füße Vertiefungen unter sich vor-
der Waagerechten, daß der Quecksilberspiegel abreißt und finden, wenn sich also alle fünf Füße gleichzeitig senken
1 162
können. Die Ruhescheibe weist aber nirgends mehr als
vier Vertiefungen in ununterbrochener Reihenfolge hin-
tereinander auf. Es werden daher, um den Sucherfüßen
an einer bestimmten Stelle des Kombinators ein Senken
zu ermöglichen, einige oder sämtliche Sucherfüße vor-
übergehend auf die Arbeitscheibe befördert werden
müssen. Dies besorgen die ankommenden Zeichen. Im-
mer diejenigen Sucherfüße werden in die Arbeitscheibe
geschoben, deren Magnete Strom erhalten haben. Für
jedes Fünferzeichen gibt es nur eine Stelle auf dem Kom-
binator, wo sich unter allen fünf Füßen Vertiefungen be-
finden. An der Bewegung der Sucher nimmt ein sechster
Sucher teil, der aber keinen Fuß besitzt sondern einen
Auslösehebel trägt. Dieser Hebel schlägt beim Einfallen
der fünf Sucherfüße in die Vertiefungen mittels eines
zweiarmigen llebels die Druckrolle gegen das mit dem
Kombinator umlaufende Typenrad. Die Lage der Buch-
staben auf dem Typenrad entspricht der Lage der Ver-
tiefungen auf dem Kombinator, so daß beim Einfall der
Füße das gewählte Zeichen durch Anschlagen der Druck-
rolle mit dem Papierstreifen gegen das Typenrad abge-
druckt wird. Auf dem Wege des Kombinators in die
Ruhestellung werden die Sucherfüße durch eine kleine
Gleitbahn im Kombinator wieder auf die Ruhescheibe ge-
bracht. Der Sperrschritt entkuppelt nun den Empfangs-
teil. Der Apparat ist zur Aufnahme eines neuen Zeichens
bereit. Der Linienstrom dieses Apparates beträgt wie
beim Springschreiber T28 60 mA. Seine Leistung ist je-
doch nur 40 Wörter/min. Wegen dieser geringen Lei-
stung ist er durch das Modell 14 ersetzt worden.
DerStreifenlocher.
Die Einrichtung des Streifenlochers geht aus den
Abb. 25 und 26 hervor. Er besteht aus einem Tastenwerk
von 31 Tasten, die an ihrem einen Ende gelagert sind und
ctwa in der Mitte einen Kamm a tragen (Abb. 26). Die
Abh. Oe
Streifenlocher.
Zähne dieses Kammes entsprechen dem umgekehrten
T.ochbild des zu stanzenden Buchstabens. Die gedrückte
Taste b drückt mittels der Zähne ihres Kammes die ent-
sprechenden U-förmigen Schienen c nieder, wovon sechs
unterhalb der Tasten liegen. Jede U-förmige Schiene
trägt an einem Ende einen senkrechten Ansatz d mit
einem Lager für einen zweiarmigen Hebel e Infolge
des Niederdrückens der Taste weichen die entsprechenden
senkrechten Ansätze der U-förmigen Schienen aus und
nehmen die zweiarmigen Hebel mit. Demzufolge gehen
deren vordere Enden nach rechts und ziehen die ange-
lenkten Wählerstifte f weg, die zwischen dem Hammer g
einerseits und den Stanzstempeln h anderseits liegen.
Bei weiterem Niedergehen der angeschlagenen Taste
weicht auch der senkrechte Ansatz der sechsten Schiene
soweit aus, daß der Kontakt ! geschlossen und dadurch
der Stanzelektromagnet betätigt wird. Letzterer zieht
seinen Anker an und treibt mittels des Hammers g die-
jenigen Lochstempel h, vor denen die Wählerstifte f in
Arbeitstellung liegen, und den dritten Stanzstempel, der
das Führungsloch herstellt, durch den Streifen i. Der
rückkehrende Anker schaltet mit llilfe der Klinke k den
Streifen i um eine Zeichenbreite weiter. Bei Verwen-
dung der Streifenlocher in Verbindung mit Blattsclırei-
bern, die später beschrieben werden, gewährleisten eine
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32
8. August 1929
Zählvorrichtung und eine rote Signallampe, daß zu den
richtigen Zeiten — eine Zeile des Blattdruckers falst
etwa 65 Buchstaben — die Zeichen für die Zeilenschal-
tung und den Wagenrücklauf gestanzt werden. Außer-
dem ist eine Einrichtung zum Auslöschen falsch ange-
schlagener Buchstaben vorgesehen. Sie besteht aus einem
Hebel, mit dem der Streifen schrittweise rückwärts bewegt
werden und so die gestanzten Zeichen von neuem vor.
die Stanzstifte gebracht werden können. Die falschen
[77
I
129 58
Abb. 26. Streifenlocher (schematische Darstellung).
Zeichen werden dann mit einer Lochgruppe, die aus fünf
Löchern besteht, überstanzt und dann die richtigen Zeichen
wiederholt. Da diese Lochgruppe auf dem Druckstreifen
keine sichtbare Wirkung hinterläßt, ist die Irrung auf
kürzeste Weise gelöscht.
DerStreıfensender.
Der Streifensender (Abb.27) bestelıt aus einem An-
triebsmotor und einem Verteiler, der die Stromstöße des
Fünferzeichens mit dem vorangeliıenden Anlaufschritt und
Streifensender.
Abb. 27.
dem nachfolgenden Sperrschritt nacheinander in die Lei-
tung sendet. Der Antriebsmotor besitzt einen Regler mi!
einem durch schwarze und weiße Felder unterteilten Ring
zum Jöinstellen der Geschwindigkeit mit der Stimmgabel,
wie ihn der Springschreiber besitzt. Der Verteiler wird
durch den Motor angetrieben und besteht aus einer Walze
mit sechs Nuten. In diesen Nuten liegen sechs waagerecht?
Hebel, die mit Hilfe von Winkelhebeln den Sendekontakt
stcuern (Abb. 28). Findet der waagerechte Arm des Winkel-
hebels a in dem durch ein Vorschubrad schrittweise vorbei-
laufenden Streifen ein Loch, so fällt seine Nase infolge der
Kraft der Feder b in das Loch. Der senkrechte Arm de:
Hebels a gleitet von dem linken Ansatz des waagerechten
Hebels e Die Nase d fällt in die Vertiefung der Nut de:
Verteilers e Dabei hebt der rechte Ansatz des Hebels c
den linken Schenkel des zweiarmigen Kontakthebels f und
unterbricht dadurch den Kontakt g. Findet die Nase de:
8. August 1929
Hebels a dagegen kein Loch im Sendestreifen, so bleibt der
senkrechte Schenkel des Hebels a auf dem linken Ansatz
des Hebels c liegen. Der Kontakt g bleibt in Ruhe. Es
fließt Strom während dieser Zeit in die Leitung.
Der Anlaufschritt wird durch den dritten waagerechten
Hebel gezeben, der keinen Winkelhebel besitzt. Beim Um-
lauf des Verteilers fällt zuerst die Nase dieses Hebels in
die Vertiefung der Nut. Der rechte Ansatz legt sich gegen
den Kontakthebel f und
öffnet den Kontakt o Der
Stromkreis wird für die
Dauer des Verbleibens der
Nase in der Vertiefung der
Nut — das erste Siebentel
der Umdrehung — unter-
brochen. Dann folgen nach-
einander die fünf Strom-
stöße nach Stellung der
Abfühlhebel bis zum sech-
sten Siebentel. Während
des siebenten Siebentels
bleiben die Kontaktlievel
in Ruhe, weil in diesem Teil des Verteilers keine Vertie-
fungen in den Nuten sind. Es fließt Strom — der Sperr-
strom — in die Leitung.
Mit Hilfe eines Hebels kann der Hebel h, der mit dem
dritten waagerechten Hebel ce in Verbindung steht, in den
Bereich des gezahnten Rades i gebracht und so ein Zeichen
mit für den Betrieb verabredeter Bedeutung in einfacher
Weise über die Leitung gegeben werden.
Abb. 38.
tische Darstellung).
Abb. 2. Streifensender ncuer Art (geschlossen.
Der Stanzstreifen läuft vom Tastenlocher unter einem
Hebel hinweg unmittelbar in den Sender. Wird der Stanz-
streifen infolge Stockungen bei der Stanzarbeit zwischen
dem Sender und dem Tastenlocher durch den Sender ge-
spannt, so hebt der Streifen diesen Hebel und schaltet den
Vorschub des Streifens so ab, daß während der Zeit vom
zweiten zum siebenten Siebentel Dauerstrom in die Lei-
tung fließt, der den Empfänger auf dem fernen Amt durch-
Luft, ohne eine Wirkung auf dem Druckmechanismus zu
hinterlassen. In Verbindung mit dem Streifensender wird
von dem Springschreiber nur der Empfangsteil ver-
wendet, der zu diesem Zwecke eine besondere Grundplatte
ohne den Raum für das Tastenwerk erhalten hat. Dieser
reine Empfänger kann auch in solchen Verbindungen be-
nutzt werden, in denen von einer Stelle aus in nur einer
Richtung einer oder mehreren Stellen Nachrichten über-
mittelt werden eollen.
Die Morkrum-Kleinschmidt-Geeellschaft hat neuer-
dirgs einen Streifensender herausgebracht (Abb. 29 u. 30),
der in Verbindung mit einem Bürstenverteiler (Abb. 31)
arbeitet und bei Hinzufügung noch einer Scheibe für den
Springschreiberbetrieb auf verlängerten Kanälen einer
Mehrfachverbindung verwendet werden kann. Der
Streifensender besteht aus einem starken Elektromagne-
ten a (Abb.30) und einem Abfühlwerk. Der Elektro-
magnet bewegt durch seine Kraft mittels einer Klinke
und eines Steigrades das Papiervorschubrädchen b, das
den Lochstreifen an fünf Abfühlhebeln c vorbeiführt, die
auf Winkelhebeln sitzen. Der Elektromagnet hebt außer-
dem die Abfühlhebel aus den Löchern des Streifens und
läßt sie nach dem Vorschub wieder in die Löcher des
Streifense einfallen, sofern sie solche vorfinden. Im andern
Falle legen sie sich gegen den Streifen. Die andern
Schenkel der Winkelhebel tragen Kontaktfedern, die zwi-
schen zwei Kontaktschienen e spielen, wovon eine mit dem
positiven Pol (Trennbatterie) und die andere mit dem
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
Streifensender (schema-
1163
negativen Pol (Zeichenbatterie) der Linienbatterie ver-
bunden ist. Diejenigen Kontaktzungen, deren Abfühlhebel
Löcher im Streifen vorgefunden haben, legen sich gegen
die obere Schiene, die mit dem negativen Pol verbunden
ist, und führen Zeichensirom, während die andern an der
unteren Schiene liegen bleiben und Trennstrom führen.
Bei Springschreiberbetrieb wird die Zeichenbatterie-
schiene nicht mit Batterie verbunden. Die Kontaktzungen
Abb. 39.” Streifensender neuer Art (offen),
sind mit fünf Segmenten der Scheibe des Bürstenverteilers
verbunden. Der Bürstenverteiler setzt durch ein Segment
dem vom Streifensender erhaltenen Fünferzeichen den An-
laufschritt voraus und beschließt es durch ein weiteres
Segment mit dem Sperrschritt. Zum Senden des Streifens
wird durch eine besondere Taste der Anlaufmagnet
(Abb. 31) unter Strom gesetzt. Der Anker des Anlaufma-
< ` Af Ter Du
sets >
e CA
Abb. 31. Verteiler für Streifensender neuer Art.
eneten hielt bisher die Verteilerachse e fest, die durch
Friktion mit der Achse des Antriebmotors gekuppelt ist.
Wird der Anker angezogen, so gibt er die Verteilerachse
frei und läßt das Büstenpaar d umlaufen. Dabei sendst
das Bürstenpaar über das Anlaufsegment und den Vollring
des Verteilers den Anlaufschritt in die Leitung. Zu gleicher
Zeit erhält der Vorschubmagnet des Streifensenders einen
Stromstoß und schiebt mit Hilfe des Vorschubrades den
Streifen um ein Führungsloch weiter. Die fünf Kontakt-
zungen geben nun über die fünf folgenden Segmente der
Verteilerscheibe und das Bürstenpaar die durch den Loch-
streifen gegebenen Stromstöße in die Leitung. Dann folgt
selbsttätig der Sperrschritt, und so eetzt sich das Spiel
weiter fort, bis der Stromkreis des Anlaufmagneten b beim
Ende des Streifens unterbrochen wird. Die Relais a sind
für den Geh-Steh-Betrieb auf verlängerten Kanälen bei
Mehrfachbetrieb erforderlich.
1164
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32
8. August 1929
Der Blattdrucker.
Den Forderungen der Presse und der größeren Bank-
und Handelsunternehnien nach Empfängern, bei denen die
Wiedergabe der Nachricht in Druckschrift auf einem fort-
laufenden breiten Papierbande, unter Umständen sogar mit
bis zu 14 Durchschlägen erfolgt, so daß die Nachricht
gleich zum weiteren Verwendungszweck fertig ist, wird
durch den Blattdrucker entsprochen. Der Blattdrucker
arbeitet ebenfalls nach dem Geh-Steh-Prinzip und besitzt
zum Senden eine gleiche Einrichtung wie der Streifen-
drucker. Abb. 32 zeigt einen Blattdrucker in Verbindung
Abb. 2. Blattdrucker.
mit einem Handsender. Für Leitungen, in denen nur emp-
fangen wird, werden Apparate ohne Handsender benutzt.
Die Arbeitsweise des Empfängers des Blattdruckers gleicht
im Prinzip fast der des Streifendruckers, was Druck und
Bandvorschub anbelangt. Der Empfansrsmechanismus ist
dagegen anders. Die Arbeitsweise des Empfangsmecha-
niemus sei hier kurz angedeutet.
a Steuerhebel
b Anker
c Wählmagnet
d Stiftwalze
Abb. 33. Empfangsmechanis-
mus des Blattdruckers.
Der Empfangsmagnet betätigt einen Anker, der den
vom Motor angetriebenen Empfängerverteiler steuert
(Abb. 33). Der Empfängerverteiler besteht aus einer
Knpplungsachse — Empfängerverteilerachse —, wie sie
ähnlich der Streifendrucker besitzt, und einer seitlich ver-
schiebbaren Stiftwalze auf der Achse (Abb. 33). Die Stift-
walze wird unmittelbar von dem Anker des Empfangs-
magneten gesteuert und. macht für jedes Fünferzeichen
cine Umdrehung. Sie läuft durch den ankommenden An-
laufschritt an. Die Bewegung der Stiftwalze muß während
der Dauer des Fünferzeichens in Gleichlauf mit dem
Senderverteiler des sendenden Apparates sein. Ist der
Anker des lEimpfangsmagneten angezogen, so wird die
Stiftwalze nach rechts bewegt und der Stift, der sich dem
Steuerhebel der Wählschiene gegenüber befindet, nimmt
den Steuerhebel mit (Abb. 33). Ist der Anker abgcefallen,
so wird die Stiftwalze nach links verschoben, und der Stift
der Stiftwalze gleitet an dem Steuerhebel vorbei. Die
Wählschienen werden je nach der Stellung der Steuerhebel
durch Federn verschoben und durch Sperrklinken ver-
riezelt. In den von den Wählschienen gebildeten Ein-
schnitt fällt nun der entsprechende Zugstab, der Druck-
mechanismus wird betätigt. Der Typenhebel schlägt ge-
gen die Schreibwalze. Der Wahl und der Druckmecha-
nismus entsprechen bis auf den einfacheren Empfänger-
verteiler dem des Streifendruckers, nur sind die Wahl.
schienen nicht halbkreisförmig angeordnet sondern sie
licgen mit ihren Einschnitten nach oben in einer waage-
rechten Ebene. Dementsprechend liegen auch die Zug-
stäbe waagerecht. Diese Anordnung mußte gewählt wer-
den, weil der Blattdrucker für den Abdruck der Zeichen
und den Papiervorschub einen Schlitten mit einer Schreib-
walze wie die Schreibmaschine besitzt, der sich im hinte-
ren oberen Teil des Empfängers befindet. Der Vorschub
des Papiers beim Empfang — aleo von rechts nach links —
geschieht mit Hilfe von Hebeln durch den Druckbügel. Bei
der Vorwärtsbewegung des Schlittense wird eine Spiral-
feder gespannt, deren Sperrung durch einen besonderen
Zugstab beim Druck der Taste für die Wagenrückführung
aufgehoben wird und den Schlitten unter Weiterschaltung
einer Zeile durch den Druckbügel wieder in die Anfangs-
stellung zurückführt. Bei Weiterschaltung einer Zeile
allein, was ebenfalls nach Drücken der entsprechenden
Taste durch einen besonderen Zugstab geschieht, wird die
Sperrung der Spiralfeder nicht aufgehoben, sondern der
Druckbügel dreht nur mit Hilfe von Hebeln, einer Klinke
und einem Steigrade die Schreibwalze um eine Zeile weiter.
Nach dem Abdruck des Zeichens werden die verschobenen
Wählschienen durch eine Rückstellschiene wieder entrie-
gelt und folgen einem besonderen Hebel in die Ruhestel-
lung. Den Wechsel von Buchstaben auf Zahlen und umge-
kehrt nehmen zwei Zugstäbe vor, die nach Drücken der ent-
sprechenden Tasten in Tätigkeit treten und den Schlitten
entweder heben oder senken. Es kann so das obere cder
das untere Feld jeder Type gedruckt werden.
Motor
Empfangsmagnet
Zugstab
Kontakt ı
Kontakt 2
Schiene
wa AaS
Abb. 34. Ein-und Ausschalten
des Motors am Blattdrucker.
Der Blattdrucker kann durch ein Einschalt- und Aus-
schaltzeichen vom Sender aus in Gang oder außer Betrieb
gesetzt werden. Am Schluß einer Übermittlung wird die
Zäahlentaste gedrückt. Der Zugstab für den Zahlenwech-
sel verschiebt eine zu den Wählschienen parallel verlan-
fende Schiene, die die Einfallnut für den Zugstab einer
weißen Taste freigibt. Wird nun die weiße Taste gedrückt,
so fällt ihr Zugstab in die Nut. Der Zugstab wird nach
vorn gerissen und öffnet mittels eines Hebels und einer
weiteren Schiene den Kontakt 2 für den Motorstromkreis
(Abb. 34). Diese Schiene wird durch eine Nase am Anker
des Empfangsmagneten gesperrt und am Zurückschnellen
verhindert. Durch Unterbrechung des Dauerstromes au
der Leitung durch eine besondere Taste fällt der Anker des
Empfangsmagneten ab, die Sperrung der zuletzt erwähnten
Schiene wird aufgehoben, Sie folgt der Kraft einer Feder,
der federnde Kontakt 2 schließt sich, und der Apparat läuft
an. Zur Erhaltung gleicher Geschwindigkeiten der beiden
Antriebsmotoren der Gegenämter besitzen die Motoren wie
beim Streifendrucker Fliehkraftregler. Die Einstellung
der Geschwindigkeit geschieht beim Blattdrucker ent-
weder mit Hilfe eines Stroboskops, oder ein Umdrehung:-
zählwerk wird durch Niederdrücken mit einer Achse ge
kuppelt. Mittels ciner Stoppuhr werden die Umdrehungen
dieser Achse während eines vereinbarten Zeitabschnittes
(Ca, % oder ganze Minute) gezählt und der Regler so lange
verändert — wie beim Streifendrucker —, bis der Um-
drehungszähler die vereinbarte Zahl von Umdrehungen an-
gibt. Die Leistung des Blattdruckers beträgt etwa 450 Zei-
cehen/min.
IR
r.
4
i:
L
t Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
la Das Elektrizitätswerk Kardaun bei Bozen. — Das
“l Werk soll die Wasser des Eisack, der auf dem Brenner
° entspringt und Zuflüsse aus dem Puster-, Ampezzo- und
£! sonstigen Seitentälern hat, ausnutzen. Es handelt sich
j hierbei um ein Niederschlagsgzebiet von ungefähr 3350 km?
Xi (Abb.1). Aus dem Flusse werden minutlich 80 m? abge-
“= zweigt, indem bei Ponte all’ Isarco (Waidbruck) ein Stau-
f | # Ponte all'Isarco
I / Sonder i Gardeng
Am ` Mi <| bopi
5
KJ
â
2565
weg = IM o 1723 4km
— x en tl
Hardaun
/Araftwerk)
Abb. 1. Lageplan des Staudammes und des Kraftwerkes Kardaun
damm errichtet wurde. Das Kraftwerk befindet sich bei
Cardano. Das Gefälle beträgt 160 m; das Staubecken ver-
mag 290 000 m? zu fassen. Das Wasser wird in einem
Tunnel von 36 m? Querschnitt, einer Länge von 16 km und
einem Gefälle von 0,75 m/km dem Sammelbecken von
60 000 m?” Fassungsvermögen zugeführt (Abb. 2).
Zum Kraftwerk führen sechs Druckrohre. Fünf von
2,%0/2,50 m Dmr. sind bestimmt für die Maschinen von
50 Hz, eins mit gleichmäßigem Durchmesser von 2,50 m
für die Anlage von 16% Hz. Die Druckrohre sind bis zu
einer Druckhöhe von 120 m vernietet, über 120 m ge-
schweißt und gepanzert. Sie sind an drei Punkten ver-
ankert, und hier befindet sich je ein Expansionsflansch.
Die Anlagefür 42 und 50 Hz. — Jedes Druck-
rohr speist eine Generatorgruppe über ein Venturirohr
zur Messung der Wassermenge und ein Kugelventil. Die
Turbinen sind Franeisturbinen (der Soc. per Costruzioni
Meccaniche Riva di Milano) mit stehender Achse. Jede
Turbine ist für ein Nutzgefälle von 155 m und eine
Wassermenge von 25 m?/s gebaut. An der Turbinenwelle
beträgt die Leistung 33 750 kW bei 252... 300 U/min. Das
Schaufelrad hat einen äußeren Durchmesser von 2,60 m
d
S xi $
$ S ò Tunnel — Gefälle 075 Zo
g S & Länge 14500. m
ZS ka 3 2 D
ER N
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o
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8. August 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32 1165
e
RUNDSCHAU.
Die Gesamthöhe eines Generators über dem Fußboden ist »
T m, der äußere Durchmesser ebenfalls 7 m. Das Gesamt-
gewicht betragt rd. 300t. Das GD? des Rotors rd.
1 000 000 kg/m°.
Abb. 3. Schnitt durch das Turbinenmodell von 36 00 kV A
der Firma Soe. Riva, Mailand.
Die Drelistromtransformatoren von 36 000 kVA sind
Freilufttypen mit Ölkreislaufkühlung. Die Transformatoren
sind direkt an die Generatoren ohne Zwischenschalter an-
geschlossen. Primär sind sie in Dreieck, sekundär in Stern
geschaltet. Das Über-
setzungsverhältnis ist
11 000/260 000 V. Der Null-
punkt ist herausgeführt,
um auch geerdet werden
zu können. Jedoch sind
die Wandler so gebaut,
i daß sie auch mit isolier-
SIA 377 tem Nullpunkt betrieben
= worden, können. we soll
sich daher um die erste
Druckrohre Konstruktion der Welt
handeln, bei der mit 260 kV
ein Betrieb mit isoliertem
Nullpunkt möglich ist.
; Aer eher ohne SL?
27, anlage beträgt etwa 168t,
yam davon entfallen auf das Öl
57t. Die Höhe beträgt ein-
N ad ‚Die
250 m l M. EES schließlich der Isolatoren
Abb. 2. Profil der Anlage.
und ist aus einem Stück in Bronze (800 kg) gegossen
(Abb. 3). Die Generatoren wurden zum Teil von der
Comp. Gen. di Elettricità di Milano, zum Teil vom Tecno-
masio Italiano Brown Boveri, Mailand, geliefert und leisten
je 36000 kV A bei 252/300 U/min und 42/50 Hz. Die Span-
nung ist regelbar von 9500 bis 11 000 V. Die Stromerzeuger
haben doppelte Erregermaschinen auf der gleichen Achse.
10m. Abb. 4 zeigt den
Transformator als Modell.
Der Anschluß an die
Summelschienen erfolgt durch einpolige Ölschalter mit
einer Schaltleistung von 2 000 000 kVA. Das Gewicht eines
dreipoligen Satzes beträgt 98t, davon 68t für das Öl.
Vom Kraftwerk Cardano wird eine 220 kV-Leitung
nach Cislago bei Mailand (300 km) führen. Bei 50 Hz be-
trägt die Ladeleistung rd. 26000 kVA bei 190000 V ent-
sprechend 80 A bei cosg =0 voreilend. Auch die Trans-
1166
formatoren sind von der Comp. Gen. di Elettricità sowie
von Brown Boveri geliefert.
Die Hochspannungsleitung besteht aus lIohlseil (Stahl-
Aluminium) entsprechend einem Kupferauerschnitt von
200 mm?.
Ve EK E d yy F: i ~ `
A Js d A
P L4 = u
ee, KA
Per Bi 4. A
LEITER
Abb. 4 Modell eines der Transformatoren von 36000 kVA, 11.260 kV
der Teenomasio Brown Boveri, Mailand.
Die Anlage für 16% Hz. — Das Druckrohr für
diese Anlage verzweigt sich vor dem Maschinenraum in
drei Arme, um drei Gruppen zu speisen. Auch hier sind
Venturimesser und Kugelventile eingebaut. Infolge des
niedrigen Verhältnisses zwischen mittlerer und größter
last (1:7) konnte man keine Franeisturbinen verwenden
sondern wählte Peltonräder mit Mehrfachdüsen. Vier Düsen
für die beiden Turbinen De Pretto E. W., Schio und fünf
Diisen für die Turbine von Franco Tosi, Legnano. Bei den
Turbinen von De Pretto wird eine der Strahldüsen je nach
der Last selbsttätig geöffnet. Bei der Tosi-Turbine ge-
schicht die Regelung aller Strahldüsen gleichmäßig. Die
Daten der Turbinen sind:
Wassermenge `... 9000 1/8
Nutzgefälle `... 0. 144...152 m
Inn. wessen e ap 250
Leistung EN 0 11000 kW
( 80%, bei tl’. Last
Wirkungsgrad ........22202020. N 85%, u "a Last
80% mt d Last.
Auf der stehenden Welle sitzt ein Generator vollkom-
men geschlossener Bauart mit Luftkühlung und nur einer
Erregermaschine. Die Daten jedes Generators sind:
Leistung 9000 kVA, überlastbar bis 13 500 ek
Klemmenspannung I u
A
Periodenzahl
Wirkungsgrad 0,97 bei Voullast und cos p = 0,75.
U/min
In einer Freiluftstation werden die 4000 V auf 66 000 V
transformiert. Jeder Freilufttransformator leistet 8700kVA
und hat Kreislauf-Ölkühlung. Der Drelistrom von 16% Hz
wird zum Betriebe der Brennerbahn dienen.
Das Maschinenhaus hat eine Länge von 120 m, eine
Breite von 13 m und eine Höhe von 17 m.
Da alle Gruppen zusammen rd. 200 000 kW leisten,
wird die Jahreserzeugung etwa % Mrd kWh betragen,
von denen die Brennerbahn 25 Mill verbrauchen wird. Der
übrige Teil wird in der Lombardei und Piemont verteilt.
Die Arbeiten begannen Ende 1925. (L’Elettroteenica Bd. 14,
5. 933.) Rtz.
...— 0 0 000er.“
age 01 0,0000‘
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
8. August 1929
Eine amerikanische Speicherbeckenanlage. Bei
der von der Connecticut Light & Power Co. erbauten
Pumpenspeicheranlage Rocky River haben eine Reihe
von besonders günstigen Umständen die Ausnutzung von
einem bei derlei Anlagen außerordentlich niedrig zu
nennenden Gefälle ermöglicht. Das Kraftwerk liegt am
Housatonic River und nutzt zum Teil das Wasser eines
Seitenflusses, des Rocky River, teils das aus dem Housa-
tonic River selbst aufgespeicherie Wasser aus. Zu diesem
Zwecke wurde der Rocky River durch einen 1,6 km ober-
halb dessen Mündung eingebauten Damm aufgestaut und
hierdurch cin Stausee von 16km Länge und 2,8 km größter
Breite mit 21,5 km? Fläche gewonnen, der bei 93m Ab-
serkung 166 Mimi nutzbaren Speichereinhalt aufweist.
Das Rohgefälle beträgt je nach dem Wasserspiegelstand
im Stausce 63...72,3m. Da das Niederschlagsgebiet des
Rocky River selbst nur rd. 45 Mill m? im Jahre liefert, muß
die fehlende Menge aus dem Housatonic River aufgepumpt
werden, wozu aus den an das Gesamtnetz angeschlossenen
Dampfanlagen bezogene Kraft verwendet wird. Ein weite-
rer Vorteil ergibt sich aus dem Umstand, daß in der unter-
halb am Housatonic River gelegenen 22,5 m Gefälle aus-
nutzenden Anlage in Stevenson das aufgepumpte Wasser
gleichfalls ausgenutzt wird, wodurch der Gesamtwirkunes>-
grad der Pumpenspeicherung sich von 61 % auf 79 % ver-
bessert.
Eine zweite Wasserkraftanlage oberhalb des Pumpen-
speicherwerkes besteht in Bulls Bridge, die gleichfalls den
Housatonic River ausnutzt und das Gesamtnetz speist.
d'SS IP h
Oh
Abb. 5 Jahresdauerlinien der Leistung der Werke Bulls Rridge
und Stevenson.
Die Wassermengendauerlinien, umgerechnet in elek-
trische Leistung, zeigt Abb. 5, in der beide Anlagen, Bull:
Bridge und Stevenson, bereits zusammengefaßt sind. Au:
denselben errechnet sich die zur Aufbesserung auf eine
während des Jahres durchgängig vorhandene Mindestlei-
stung von 11000 kW notwendige Kraftmenge zu 39,9 Mill
kWh im Jahre niedrigster Wasserführung bzw. 9,5 Mill
kWh in einem Jahr mit höchster und 22,3 Mill kWh in einem
solchen mit mittlerer Wasserführung. Hiervon sind von
der Rocky-River-Anlage selbst nur 17,4 Mill kWh zu leisten,
wogegen der Rest in der Stevenson-Anlage zusätzlich ge-
wonnen wird. Der Woasserwirtschaftsplan für ein Jahr
mittlerer Wasserführung hat demgemäß folgenden Auf-
bau. Die Gesamtleistung von 17,4 Mill kWh, die auf Rocky
River entfällt, entspricht einer Wassermenge von
114 Mill m?; die Jahresabflußmenge des Rocky River stellt
sich auf 45 Mill m’, wovon 24 Mill als zu einer Zeit, wo
in Stevenson die volle Ausbaumenge vorhanden ist, ab-
fließend nur durch die Speicherung überhaupt ausnutzbar
sind. Der Rest von 69 Mill m? muß aufgepumpt werden:
hiervon entfallen wiederum 33 Mill m? auf ohne Speich-
rung nicht verwertbares Überwasser des Housatonic River.
Eine noch wertvollere Verwendung ist natürlich im Be-
reiche des Gesamtnetzes möglich, wenn das Speicherwass‘r
für reine Spitzendeckung verwendet wird.
Die wasserbaulichen Anlagen umfassen außer dem be
reits erwähnten
langen zum eigentlichen Entnahmebauwerk fuhrenden
offenen Oberwasserkanal, das Entnahmebauwerk selbst
und die Druckrohrleitung, deren oberer rd. 1 km langer
Teil als hölzerne Leitung mit 0,5 % Gefälle und 4,5 m Dmr.
ausgeführt ist; am Ende des Holzrohres ist ein Puffer-
turm angeordnet, von wo die eiserne Druckleitung mit
von 4,1 auf 3,5 m abnehmendem Dmr. zum zur Zeit einen
30 000 kVA-Generator und 2 je 8100 PS-Pumpen enthalten-
den Maschinenhaus führt. Das Maschinenhaus kann für
die Aufnahme einer zweiten 30 000 kV A-Generatorgrupp'
erweitert werden, im. Falle deren Aufstellung auch eine
zweite Druckrohrleitung verlegt werden muß, zu deren
Einbindung die notwendigen Paßstücke bereits jetzt ein-
Staudamm und Speicherbecken den 1km |
= fiir dë, a
8. August 1929
gebaut wurden. Abb. 6 zeigt den Querschnitt des Ma-
schinenhauses im jetzigen Ausbau. Jede Pumpe fördert
m/s und wird von einem Drehstromsynchronmotor für
13200 V, 7900 kVA, 60 Hz, 327 U/min angetrieben. Die Mo-
toren sind für Betrieb mit 0,8 voreilendem Leistungs-
faktor eingerichtet. Der Generator erzeugt Drehstrom von
13900 V, der in einer Freiluftstation auf 66kV hinauf-
transformiert und in das allgemeine Verteilungsnetz ge-
liefert wird. Der Generator ist mit unmittelbar aufge-
hauter Erregermaschine ausgerüstet, wogegen die Mo-
| ee
un Ke e es
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Së 980809;
[I u ı I I 5 I)
Domm om
T
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Ten
Schnitt durch das Maschinenhaus, Rocky River.
Abb. 6.
toren ihren Erregerstrom aus zwei Motorgeneratorgrup-
pen empfangen, welche im Notfalle auch Erregerstrom für
den Generator abgeben können. Der für den Pumpenbetrieb
benötigte Strom wind aus dem Netz über den bei Strom-
ahgabe mit dem Generator zusammengeschalteten Trans-
formator bezogen, der auf der Unterspannungsseite mit
den für das Anlassen der Pumpenmotoren notwendigen
Anzapfungen ausgestattet ist und beim Pumpenbetrieb vom
(renerator, mit dem er im en eine Betriebseinheit
bildet, abgetrennt wird. (E. J. Amberg, EI. World
Bd. 91, S. 959.) Bp.
Elektromaschinenbau.
Gleichstrom-Hochspannungsmaschine. — S.R.Berg-
mann beschreibt eine Maschine, über welche bereits
in dieser Zeitschrift berichtet wurde!. Die Maschinen
sind unterdessen bis zu 150 kW und 15 000 V ausgeführt
worden. Eine Änderung in der Konstruktion der Ma-
schine seit der vorgenannten Veröffentlichung hat nur
insofern stattgefunden, als die Statornuten durch Pakete
von weichem Eisendraht, welche durch ein Isoliermittel
zusammengehalten werden, geschlossen sind. Die er
staunlich hohe Spannung und Leistung der Maschine sind
einerseits zurückzuführen auf die Verwendung der be-
kannten Kompensationswicklung im Stator, wie sie Déri
vorgeschlagen hat und wie sie für Gleichstrom-Turbo-
generatoren allgemein angewandt wird, außerdem offen-
bar auf eine außergewöhnlich gute fabrikationsmäßize
Ausführung durch die Erbauerin der Maschine, die Gene-
ral Electric Co. (S.R.Bergmann,Gen. El. Rev. Bd. 31,
S. 596.) Schrb.
Cber das Schlitzen von Stromwender- und Schleifring-
bürsten. — Bei Maschinen mit dauernd aufliezenden
Schleifringbürsten und auch bei Stromwendern ist es
wichtig, daß die Bürsten dauernd einen innigen Kontakt
mit der Schleiffläche herstellen. Als sehr erfolgreich hat
sich in dieser Beziehung das Schlitzen der Lauffläche von
Schleifring- und Stromwenderbürsten (SSW-Patent DRP.
223 165) gezeigt. Durch das Schlitzen werden einerseits
die Abkühlungsverhältnisse der Bürste verbessert, ander-
seits wird dadurch die rasche Beseitigung von abgerissenen
1! ETZ. 194, S. 582.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
1167
Bürsten-, Schleifring- oder Stromwenderteilchen ermög-
licht. Ein weiterer Vorteil scheint darin zu liegen, daß
die unter der Bürste durch die unvermeidlichen kleinen
Lichtbogen entstehenden Gase leichter entweichen können.
Messungen der Übergangspannung von Bürsten mit ver
schiedenen Laufflächen an Turboschleifringen zeigten den
Vorteil des Schlitzens der Bürstenlauffläche (Abb.7). Die
Versuche wurden an Stahlringen bei 65 m/s Umfangs-
für + und -Bürsıen
Le
0 2 4 &
% RB
© Übergangspanung
8 LA 7
Stromdichte in Am:
Abb. 7. Übergangspannung bei verschiedenen Bürstenlaufflächen
Ringumfangsgeschwindigkeit: 65 ms, Bürstenmarke Nr. 22.
geschwindigkeit durchgeführt. Die Ringe wurden mit je
einem Halter und zwei Elektrographitbürsten besetzt. Die
Ergebnisse sind in Abb. 7 zusammengestellt. Ein weiterer
bemerkenswerter Vorteil des Schlitzens besteht noch dar-
in, daß diese Bürsten erfahrungsgemäß schnell einlaufen,
was besonders bei schlecht zugänglichen Bürsten und bei
betriebsmäßigem Auswechseln von Bürsten sehr wichtig
ist. (J. Kozisek u. R. Feichtinger, Siemens-Z.
Bd. 9, S. 206.) Sb.
Apparate.
Schub-Trennschalter. — Bei der Auslegung von Kabel-
zellen, besonders in großstädtischen Unterwerken, er-
wachsen vielfach räumliche Schwierigkeiten infolge Be-
rücksichtigung des vorschriftsmäßigen Spannungsabstan-
des, der auch für das ausgeschaltete Messer des Trenn-
schalters eingehalten
werden muß. Es ergibt
sich daraus eine größere
Bemessung der Kabel-
zelle, als mit Rücksicht
auf den Kabelendver-
schluß erforderlich
wäre. Bei Zellen für
Einzelkabel wird die
Tiefe ungünstig beein-
flußt, bei Zellen für
zwei Kabel die Zellen-
1- breite. Dies kann unter
Umständen zu ganz
beträchtlichen Raum-
schwierigkeiten führen.
Man denke nur z.B. an
Zellentür
RP ‚den
GT + „wci einander gegen-
Di BA Ze überstehende Zellenrei-
für Einzelkabel.
Z hen
7 Würden für die Abmes-
CH sungen der Zellen nur
f diegeschlossenen Trenn-
schalter in Betracht ge-
zogen werden, so ergäbe
sich bei Reihe 20 eine
Ersparnis von nahezu
% m, genauer 2. 21,5 em
nach Abb. 8, die für den
Bedienungsgzang zur
Verfügung stünden. Bei
Verwendung von Zellen
für je zwei Kabel würde
die Ersparnis für jede Zelle in der Breite diesen Betrag
annehmen, so daß im gleichen Raume rd. 30 % mehr Zellen
untergebracht werden können.
Um diesen Übelstand zu beseitigen, hat das Sachsen-
werk eine neuartige Trennschaltertype, den sogenannten
Schub-Trennschalter, entwickelt (DRP. angem.),
bei dem die Bewegung des eigentlichen Schaltelementes in
der Leitungsrichtung, also axial erfolgt. Hierfür steht im
Abb. 8. Raumersparnis bei Zelle für Ein-
zelkabel-Schub-Trennschalter gegen-
über normalem Trennschalter,"Reihe 20.
1188
allgemeinen genügend Platz zur Veıfügung, so daß irgend-
welche Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dieser Kon-
struktionsart nicht zu erwarten sind. Abb.9 zeigt einen
solchen dreipoligen Schub-Trennschalter. Er besteht aus
einem kräftigen Flußeisenrahmen, der die Anschluß-
isolatoren trägt. Diese sind für den vorliezenden Zweck
meist als Stützer ausgebildet, tragen die erforderlichen Lei-
tungsanschlußstücke und sehen bis 600 A Nennstrom die
Verwendung konzentrischer Klemmen vor. Die eine Iso-
latorenreihe besitzt federnde Kontakte, u. zw. gelangen
z.2. die beim Sachsenwerk seit langem gebräuchlichen
Ölschalter-Fingerkontakte zur Verwendung, die sich an
einen leicht konisch gehaltenen Gegenkontakt weich und
federnd gleichmäßig anschmiegen und eine einwandfreie
Kontaktgabe verbürgen. Die Gegenkontakte sind dafür als
messerartize Steckkontakte ausgebildet.
Abb.9. Schub-Trennschalter offen. Reihe 10,
6w A Nenustrom.
Zwischen den beiden Reihen von Anschlußisolatoren
ist im Rahmen eine beiderseits mit Vierkantwellenstumpf
versehene durchgehende Welle gelagert, die also walıl-
weise von jeder der beiden Seiten aus betätigt werden
kann. Auf dieser Welle sind drei Stützer befestigt, in
deren Kontaktträgern die vorhin erwähnten Gegenkontakte
gelenkig gelagert sind. Sie bestehen aus Messing und sind
mit den Klemmen der feststehenden Stützerreihe durch
weiche, flexible Kupferlitzenseile verbunden. Diese be-
stehen aus feinsten Kupferfäden und sind innerhalb zweier
übereinander verschiebbarer, geschlitzter Stahlrohre
untergebracht (Abb. 10). Von den beiden Stahlrohren ist
das weitere (äußere) mit dem gelenkig gelagerten Kon-
taktstück der beweglichen Isolatoren fest verbunden. Das
engere, innen gelegene Stahlrohr ist mit seinem entgegen-
gesetzten Ende in den Kontaktträgern der feststehenden
Isolatorenreihe gelenkig befestigt. Wenn nun die beweg-
lichen Stützer in Richtung der [eitungsführung ge-
schwenkt werden, so kommen die Schalterkontakte mit-
einander in oder außer Eingriff. Hierbei verschiebt sich
das äußere, axial bewegliche Stahlrohr teleskopartig gegen
das innere, und die spiralartig verbundenen Litzenscile
a schieben sich enger zusammen oder weiter ausein-
ander.
Die Trennschalterwelle trägt beiderseits kräftige
Segmente (Abb. 9), die zusammen mit genau einstell-
baren Endanschlägen am Rahmen selbst die Schalt-
bewegung in beiden Richtungen sicher begrenzen und die
Isolatoren vor der Aufnahme harter Schläge schützen. Die
beiden ineinander gleitenden Stahlrohre sind durch die
Kupferlitzenseile von der Stromführung praktisch voll-
kommen entlastet, so daß irgendwelche unzulässige Er-
wärmungen an den Gleitflächen nicht auftreten können.
Diese Schub-Trennschalter, die u.a. für die Berliner
Elcktrizitätswerke A.G. laufend gebaut werden, werden
z. Z. einschließlich Reihe 20 und bis 600 A Nennstrom aus-
geführt!. L. Kumlik.
! Eine vereinfachte Konstruktion der Schub-Trennschalter ist in
den Sachseuwerk-Mitt. 1929, H. 1, beschrieben.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
Abb. 10.
8. August 1929
Relais für den Schutz von Netzkuppelungsleitungen.
— Die Verbindüngsleitungen zwischen großen Kraftwer-
ken legen dem Relaisschutz besonders sehwere Bedingun-
gen auf, wenn es sich um ganz große Kraftwerke handelt.
An die Relais sind folgende Anforderungen zu
stellen:
Die Hauptbedingung ist schnelle Klärung des Fehlers.
Es werden’ dadurch unnötige Branderscheinungen ver-
mieden, anderseits verhindert, daß das ganze System un-
stabil wird. Daher ist der Schutz durch abhängige Strom-
zeitrelais nicht wünschenswert, wenn er auch manchmal
nötig oder ausreichend ist. Die gesamte Anordnung mul:
eine Freizügigkeit in der Handhabung des Netzes ge-
statten. Der Schutz muß auch vollkommen sein, wenn
irgendein Anlagenteil außer Betrieb genommen ist, und
soll ohne Änderung der Relaiseinstellung bestehen blei-
Schub-Trennschalter geschlessen. GW A Nennstroni.
ben, wenn eine große Leistungscinheit außer Betrieb ge-
nommen wird. Das anfänglich gewählte Schutzsystem
soll unbegrenzte Ausdehnung ohne Umänderungen des
Schutzes gestatten. Es soll auf Kupplungsleitungen
zwischen den Netzen befriedigend arbeiten, ohne daß zu
eroße Änderungen an dem vorhandenen Schutzsystem der
zu speisenden Netze vorzunehmen sind. Das Schutz-
system muß gegen Sammelschienenfehler schützen. Fer-
ner muß ein Rückversicherungschutz vorgesehen werden,
womit gemeint ist, daß das Schutzsystem den Fehler.
wenn auch etwas später, abschaltet, wenn der Ölschalter,
der eigentlich abschalten soll, gestört ist. Der Einfach-
heit halber sollen der Sammelschienenschutz und der
Rückversicherungschutz mit denselben Mitteln erreicht
werden. Spannungswandler sind möglichst zu vermeiden,
nicht nur wegen der Kosten sondern wegen der Zufällig-
keiten, die sie in die Anlage hereintragen. Billigekeit beim
Schutzsystem ist zwar erwünscht: da jedoch Hochspan-
nungsleitungen verhältnismäßig teuer sind, und die
Schutzsysteme andere Ausgaben an Hochspannungsaus-
rüstung sparen, ist doch die beste Sparsamkeit, wenn man
das ganze Obiekt betrachtet, ein teures Schutzsystem.
Um die Bedürfnisse der neuen Kupplungsleitung ’n
zu befriedigen, wurden neue Wege der Anwendung der
üblichen Relais gefunden und auch ganz neue Relais ge-
schaffen, nämlich
zum Schutz gegen Kurzschluß:
1. Impedanzrelais für geringere
stärke,
2. Fehlerüberstrom- und Unterspannungsrelais:
zum Schutz gegen Erdschluß:
3. unabhängig verzögerte Richtungsrelais mit Pha-
senkompensation im Spannungskreis,
4. unabhängig verzögerte Stromrichtungsrelais,
5. abhängig verzögerte Stromrichtungsrelais,
6. abhängig verzögerte Richtungsrelais mit Phasen-
kompensation im Spannungskreis.
Die Anwendung der neuen Methoden und Mittel soll
im folgenden unter kurzer Bezugnahme auf die schon ge-
bräuchlichen Methoden beschrieben werden.
Ansprechstrom-
EI
8. August 1929
Schutz gegen Kurzschluß zwischen
zwei Phasen. — Die Natur der Hochspannungs-Kupp-
lungsleitungen ist derart, daß jedes Relaissystem Schwie-
rigkeiten in der Erfüllung der oben genannten Bedingun-
gen macht. Der Zweck der Kupplungsleitungen ist im all-
gemeinen der Energieaustausch, und vielerlei Ursachen
können periodische Änderungen in der Lage der gekup-
pelten Kraftwerke hervorbringen. Diese Änderungen kön-
nen täglich auftreten, entsprechend den Belastungsbedin-
gungen, oder mit der Jahreszeit, entsprechend der verfüg-
baren Generatorleistung. Der Erfolg ist eine Änderung
der Größe des Fehlerstromes, nicht nur entsprechend der
Änderung der insgesamt sich in Betrieb befindenden Ma-
schinenleistung sondern auch in der Änderung der Lage
der Generatorleistung im Netz. Es ist daher ganz be-
gereiflich, daß an einigen Netzpunkten der Fehlerstrom
manchmal unter gewissen Umständen kleiner ist als der
ncrmale Betriebstrom.
H
‚a ® ER
d
e
1 Ölschalter 9 Überspann.-Sicherung
10 Hilfsleitungen
11 Isolierstromwandler
5 Alarınschiene
2 Stromwandler 6 Differentialrelais
$ Auslösespule 7 Ausgleichwiderstand
+4 Hochsp.-Leitung 8 Erdschlußrelais
Abb. 11. Ausgeglichener Hilfsleiterschutz mit Differentialrelais.
Hilfsleitungschutz. — Um einen Fehler in
kürzester Zeit abzuschalten, liegt theoretisch wenigstens
wahrscheinlich die beste Lösung beim Differentialschutz
für Sammelschienen und beim Schutz mittels Hilfsleitun-
gen. Abb. 11 zeigt ein Hilfsleitersystem, das einige Vorteile
bietet. Es ist dies ein Stromverlaufschema, bei dem die
von den Wandlern verlangte Leistung relativ klein ist.
Eine Unterbrechung in den Hilfsleitungen bringt die Re-
lais zum Ansprechen, ob es nun Fehler innerhalb oder
außerhalb des Abschnitts sind. Die Schaltung ist insofern
neu, als 4 Ausgleichwiderstände anstatt 3 angeordnet
sınd mit dem Erfolg, daß der Ausgleich bestehen bleibt
ohne Rücksicht darauf, ob der Fehler zwischen zwei Pha-
sen oder zwischen einer Phase und Erde vorliegt. Man kann
dadurch mit Erdschlußrelais niedriger Stromeinstellung
arbeiten und so die Empfindlichkeit des Schutzes erhöhen.
Obgleich die Hilfsleiterschaltungen für Schutzsysteme sich
dem Ideal sehr nähern, wird ihre Anwendung durch die
Schwierigkeit der Herstellung und Instandhaltung dieser
Hilfsleitungen doch auf sehr kurze Leitungen beschränkt
Die periodischen Untersuchungen, die bei allen Schutz-
schaltungen nötig sind, sind bei dieser Schaltung ziemlich
verwickelt. Ein weiterer Nachteil ist, daß für den Rüek-
versicherungschutz ein weiterer Satz Relais verwendet
werden muß.
Der Schutz für parallele Leitungen. —
Die günstige Charakteristik des in Abb. 11 verwendeten
selektiv wirkenden Differentialrelais macht es für den
Schutz von zwei parallelen Leitungen geeignet, wenn diese
an beiden Enden Stromquellen haben. Das Relais löst den
Schalter bei Ungleichheit der Ströme in beiden Leitungen
aus, u. zw. in der l.eitung, in der der stärkere Strom
fließt. Ist nur eine Leitung in Betrieb, so wird gewöhn-
lich das Differentialrelais unwirksam gemacht und dafür
ein anderes Relais in Tätigkeit gesetzt. Die Differential-
relais werden daher gewöhnlich zusammen mit Überstrom
cder Überstromrelais mit Richtungswirkung angewendet, wo-
bei die Differentialrelais bei Einphasenbetrieb unwirksam
gemacht werden. Die anderen Relais für den Rückversiche-
rungschutz dienen gleichzeitig als Schutz gegen Sammel-
schienenfehler. Der Schutz von Parallelleitungen nähert
sich also dem Schutz mit Hilfsleitungen, solange die Lei-
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 32
1169
tungefi parallel betrieben werden. Ist nur eine Leitung in
Betrieb, so steigen die Auslösezeiten, da eine selektive Staf-
felung einsetzen muß. Da bei vielen Betriebszuständen eine
weitere Stromquelle rückwärts auf den Fehler arbeitet,
muß bei Betrieb auf einer Leitung der Rückversicherungs-
schutz Richtungswirkung haben. Für diesen Fall sind über
Kreuz geschaltete Überstrom- oder Richtungsrelais an-
wendbar. Eine Schaltung dieser Art zeigt Abb. 12. Jedes
TER
7 T
1 Auslöserichtung des Relais 5 Relais, auf lange Zeit und
2 Spannungswandler hohen Strom eingestellt
3 Auslösespule 6 Relais, auf kurze Zeit und
4 Hilfskontakte niedrigen Strom eingestellt
Abb. 12. Schutz für zwei parallele Leitungen 7 und IT.
Relais besteht aus einem Richtungselement und einem
Überstromelement. Die Kontakte beider liegen in Reihen-
schaltung. Die gemeinsamen Punkte der beiden Kontakte
werden an eine besondere Klemme gelegt. Die Richtungs-
elemente beider Relaissätze arbeiten praktisch momentan:
Das Überstromrelais in dem einen Satz erhält eine kurze
Zeiteinstellung bei niedriger Stromstärke, während das
andere eine Einstellung auf lange Zeit bei hoher Strom-
stärke erhält. Abb. 13 zeigt das Schema der Auslösestrom-
7 Ölschalter-Hilfskontakte
Kontakte der Richtungsrelais
Überstrom-Kontakt'
Stromrelais für kurze Zeit und niedrigen
Strom
5 Ölschalter-Hilfskontakt
d Auslösespulen
5 Abb. 13. Auslösestronkreis aus Abb. 12.
nn nn m
l
3J
4
kreise. Der Nachteil dieser Gleichgewichtschutzarten, die
den Fehler schnell herausschalten, ist, daß sie keinen Rück-
versicherungschutz oder Sammelschienenschutz ermög-
lichen, ohne daß besondere Relais hierfür angeordnet wer-
den. Außerdem steigt die Auslösezeit bei Betrieb mit einer
Leitung, wenn auf dieser ein Fehler vorkommt. Die Über-
kreuzverbindungen sind schwierig, desgleichen die Prü-
fung und die Kontrolle Hinzu kommt, daß die Richtungs-
relais einen Spannungsanschluß verlangen. Dieser Nach-
teil ist jedoch nicht schwerwiegend, da Spannungswandler
meist vorhanden sind.
Impedanzrelais. — Das Anordnen dieser Relais
befriedigt viele der Forderungen, die für den Betrieb von
Kupplungsleitungen aufgestellt wurden. Besonders ist es
richtig, daß eine zusätzliche Vermaschung die Auslösezei-
ten nicht heraufsetzt noch das Relais die Schutzsysteme und
die Ausbildung des Netzes beeinflußt. Die Auslösezeiten
addieren sich nicht. Sammelschienenschutz, schnelle Aus-
lösung und der Schutz von Einfachleitungen sind gesichert.
Bei Einfach- oder Doppelleitungen löst das Impedanzrelais
ebenso schnell aus wie das Differentialrelais, wenn der
Fehler nahe an den Leitungsenden sitzt. Liegt der Fehler in
der Mitte eines Abschnitts, so wird der Fehler in 0,4s im
Mittel geklärt. Unter guten Betätigungsbedinzungen klärt
das Differentialrelais im allgemeinen etwas schneller. An-
derseits aber arbeitet das Impedanzrelais gleicherweise, ob
es eine Einfach- oder Doppelleitung ist, und ist auch unab-
1170
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
8. August 1929
hängig von anderen Arbeitsbedingungen. Abb. 14 zeigt das
typische Impedanzrelais-Schaltbild. Wird es in dieser
Weise angewendet, schützt das Relais nur gegen Kurz-
schlüsse zwischen den Phasen, jedoch nur in geringerem
Maße gegen Fehler Phase gegen Erde. Das Anwenden von
Spannung beim Impedanzrelais ist ein Nachteil, über den
hinwegzukommen ist, wie früher schon erwähnt; man muß
Spannungswandler anwenden. Über eine andere Methode,
ohne Spannungswandler die korrekte Spannung für die Re-
lais zu erhalten, wird berichtet.
5 Richtungsrelais
6 Aların
3 (tHleichstromkontakte
4 Hilfspule
1 Auslöserichtung
2 Auslösespule
Abb. 14. Impedanzschutz gegen Kurzschluß.
Die Arbeitsweise der Relais bei Feh-
lern mit geringer Stromstärke — Um die
Relais in ihrer Arbeitsweise den Bedingungen der Kuppel-
leitungen anzupassen, müssen sie bei Fehlerströmen arbei-
ten, die kleiner als die Vollastströme sind. Um diese Bedin-
gung zu erfüllen, ist eine Vorrichtung zum Entdecken von
Fehlern entwickelt worden; sie besteht aus einem Unter-
spannungs- und einem Überstromelement in jeder Phase.
Die Kontakte dieser Elemente, zwei für jede Phase, im gan-
zen sechs, sind parallel geschaltet, so daß jede Bedingung,
sei es Unterspannung oder Überstrom, die Relaiskontakte
schließt. Das Überstromelement wird so eingestellt, daß
es bei 125 % Vollaststrom anspricht. Diese Stromrelais
sprechen also nur an, wenn starke Kurzschlußströme flie-
ßen. Die Unterspannungsrelais werden auf rd. 75% der
Nennspannung eingestellt. Beide Relais sind einstellbar.
Abb. 15 zeigt eine Schaltung für diese Einrichtung zum Er-
Ölschalter
Widerstand
Unterspannungsrelais
Überstromrelais
Auslösekontakt
Impedanzrelais
yo Eh a urn m
zum Kurzschluh der
Stromspulen der Relais
in den anderen Phasen
8 Hilfsrelais
Abb. 15.
Impedanzrelaisschutz,
wenn der Ansprechstrom
kleiner ist als der Voll-
Stromlauf für
laststrom.
kennen des Fehlers. Bei dieser Schaltung ist das Arbeiten
des Leitungschutzrelais bei starker Belastung verhindert,
da die Stromspulen kurzgeschlossen sind. Die Anrezunes-
relais schließen, wenn sie stromlos werden, durch die Ge-
zenkontakte des Hilfsrelais das Leitunesrelais kurz. Die
Fehlerbedingungen auf der Leitung lassen die Kontakte
eines oder mehrerer Anrezungsrelais sich schließen, sie
erregen das Hilfsrelais, und dieses hebt den Kurzschluß des
Impedanzrelais auf, das dann zu arbeiten beginnt. Damit
fangen alle Impedanzrelais an zu arbeiten und klären den
Fehler in der üblichen Weise. Sie erhalten eine 1 A-Wick-
lung und werden an 5 A-Wandler angeschlossen. Der Vor-
teil dieser Schaltung ist weiter der, daß unter bestimmten
Betriebsbedingungen durch den Kurzschluß der Wicklung
die Last vom Stromwandler fortgenommen wird.
Relais für Fehler Phase gegen Erde. —
Die Vorteile dieser Relais sind:
a) Erdschlußrelais sprechen auf Restströme an und kön-
nen daher eine empfindlichere Einstellung bekommen
als die Kurzschlußrelais.
b) Diese empfindliche Einstellung ist nötig, da die
Größe der Erdschlußströme unter die Kurzschluß-
ströme gesenkt werden kann, entweder durch Ein-
fügen einer Impedanz in die Nullpunktleitung der
Transformatoren oder durch einen Widerstand an der
Fehlerstelle selbst oder durch den hohen Erdwider-
a. der Stromwege auf der Rückkehr zum Null-
punkt.
c) Ein großer Prozentsatz von Fehlern auf Übertra-
gungsleitungen verursacht das Auftreten von Erd-
schlußströmen. Da nun diese Erdschluß-Reststrom-
relais sehr schnell arbeiten, wächst die Geschwindiz-
‚keit, mit der ein großer Prozentsatz von Fehlern ge-
klärt wird.
d) Wird ein solches Relais verwendet, so wirkt es in Be-
SC auf Kurzschlüsse als Rückversicherungs-
Schutz.
e) Bei gewissen Netzarten ist ein Überstromreststron:-
Zeitrelais anwendbar, da das dem Fehler am nächsten
liegende am schnellsten arbeitet.
Die Verteilung der Erdschlußströme.
— Die Verfasser gehen dann auf die Verteilung der Erd-
schlußströme im Netz ein, befassen sich dabei aber haupt-
sächlich mit den Vorgängen in fest oder über Widerstände
geerdeten Netzen, geben verschiedene Schaltungen der Erd-
schlußzeitrelais an und beleuchten ihre Vorteile. Da solche
Netze bei uns bisher nicht vorhanden sind, soll auf die
Wiedergabe dieser Erörterungen verzichtet werden.
Die gesamte Arbeit gibt eine gute Übersicht über die
Entwicklung der Schutzsysteme in Amerika. Sie haben
sich anscheinend auf gesunder Basis unter Anfügen an da:
Hergebrachte weiter entwickelt. Die Zusammenfassung
zeigt, daß man in Amerika jetzt vor denselben Schwieriz-
keiten steht wie wir in Europa, und es bleibt abzuwarten,
zu welchem Erfolg die neu eingeschlagenen Wege führen.
(L. N. Crichton u H. C. Graves, J. Am. Inst. El.
Engs. Bd. 47, S. 143.) M. Schl.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Einfache Kompensationsschaltung zur Messung der
Kapazität und des dielektrischen Verlustwinkels. —
W. Geyger hat in früheren Arbeiten! ein einfaches
Kompensationsmeßverfahren angegeben, welches ermör-
licht, Kapazität und dielektrischen Verlustwinkel von Kon-
densatoren und Kabeln ohne Zuhilfenahme eines Ver-
gleichskondensators zu messen. Die hierzu benutzte Kom-
pensationsschaltung, bei der ein eisenfreier Transformator
(Lufttransformator) zur Darstellung eines Phasenwinkels
von %° verwendet wird, stellt eine Stromverzweigung
dar, deren Zweigströme bei abgeglichener Meßanordnunz
um 90° in der Phase gegeneinander verschoben sind. Die
primäre Spule des Lufttransformators ist in den ersten,
einen Induktivitätsvariator enthaltenden Zweig (Spulen-
zweig) einzeschaltet, während die sekundäre Spule über das
Nullinstrument an einen im zweiten, das Meßobjekt (Kon-
densator oder Kabel) enthaltenden Zweig (Kondensator-
zweier) liegenden Kompensationswiderstand angeschlossen
ist. Die Verwendung des im Spulenzweigz vorgesehenen,
zur Phiasenabgleichung dienenden Induktivitätsvariators
kann, besonders wenn kurz hintereinander Verlustwinkel
von sehr verschiedener Größe gemessen werden sollen,
zu Unbequemlichkeiten und unter Umständen (z. B. bei
der Messung verhältnismäßig großer Verlustwinkel od?r,
wenn bei höheren Betriebspannungen gemessen werden
soll) zu erheblichen experimentellen Schwierigkeiten
führen. Im Anschluß an die genannten Arbeiten wird
vom Verfasser neuerdings gezeigt, wie in solchen Fällen
durch geeignete Abänderung der beschriebenen Kompen-
sationsschaltung Verbesserungen erzielt werden können.
In Abb. 16 ist die abzeänderte Schaltung dargestellt.
Wie bei der ursprünglichen Meßanordnung ist die primäre
Spule S’ des Lufttransformators in den Spulenzweig der
Stromverzweigung eingeschaltet, während die sekundäre
Spule S” über das Nullinstrument N an einen im Konden-
1 W. Geyger., Arch. El. Bd. 12, S. 370 (ETZ mon S. 1006): Bd. 14.
S. 5600 (ETZ 1925, N. 1492).
8. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
1171
satorzweig liegenden Kompensationswiderstand r ange-
schlossen ist. Der Spulenzweig enthält jedoch' an Stelle
des bei der ursprünglichen Anordnung erforderlichen In-
duktivitätsvariators einen zur Phasenabgleichung dienen-
den Kondensator C von veränderbarer Kapazität sowie
einen zur Erzielung günstigster Phasenverhältnisse vor-
gesehenen festen Hilfskondensator Ck und setzt sich in
der aus Abb. 16 ersichtlichen Weise aus den drei Zweigen
r e A
a
Ss” 0000000 7
dd),
D
Abb. 16. Kompensationsschaltung zur Messung der Kapazität und des
dielektrischen Verlustwinkels.
1. 2, 3 zusammen. Nach Abgleichung der Meßanordnung
läßt sich die Kapazität des Meßobjektes aus der gegen-
seitiren Induktivität des Lufttransformators, dem gesam-
ten Ohmschen Widerstand des Spulenzweiges und dem
Widerstandswert des Kompensationswiderstandes berech-
nen. Der dielektrische Verlustwinkel ô bzw. der zur
Kennzeichnung der dielektrischen Energieverluste allge-
mein gebräuchliche Wert tg ô ergibt sich bei geeigneter
Wahl der Versuchsverhältnisse aus der Gleichung:
tg ô Konst C.
Wird für C ein Dekaden-Kurbelkondensator benutzt und
werden die Widerstandswerte des Spulenzweiges ent-
sprechend der jeweilig benutzten Frequenz bemessen, so
ergibt — ähnlich wie bei der Hochspannungsmeßbrücke
nich Schering! — die Ablesung am Dekadenkonden-
sator in Mikrofarad, geteilt durch 10, unmittelbar den
Wert tg. Selbstverständlich können die Widerstands-
werte des Spulenzweiges auch so bemessen werden, daß
der Verlustwinkel ô am Kondensator C direkt in Winkel-
‘minuten abgelesen werden kann. (W. Geyger, Arch.
LI Bd. 21, H. 6, S. 259.)
Beleuchtung.
Der augenblickliche Stand der Flugbeleuchtung in
den V. S. Amerika. — Eine ausführliche Übersicht über
den augenblicklichen Stand der vielseitigen Beleuch-
tunerseinricehtungen im amerikanischen Fluzwesen? geben
uns Basselt, Cost, Leinroth und Ritchie.
Zur Kennzeichnung der Flugstrecken dienen die
l.euchtfeuer. Die größten Feuer sind in Abständen von
etwa 300 km augeordnet. Sie bestehen aus Hochintensi-
täts-Scheinwerfern von 91,5cm Dmr. bei einer Reich-
weite von etwa 150 km. Zwischen diesen liegen in Ab-
stäinden von etwa 30 km Scheinwerfer von 2000000 HK
und einer Reichweite von 30...45 km. In Abständen von
4,5 km befinden sich Azetylen-Blinkfeuer von 1000 HK
und einer Reichweite von 3..45 km. An Stelle der
L.ichtbogenscheinwerfer finden neuerdings auch Blink-
geräte mit elektrischen 100 W-Glühlampen Anwendung,
welche versilberte Glas-Parabolspiexel von 61 em Dmr.
verwenden und eine größte Lichtstärke von 2 000 000 HK
liefern. Sie besitzen selbsttätige Auswechselvorrich-
tungen, um beim Dwurchbrennen einer Lampe eine
Ersatzlampe in die richtige Lage zu bringen. Einer
dieser Regler arbeitet in der Weise, daß durch die bren-
nende Lampe ein Thermostat bestrahlt wird. welcher
infolge dieser Erwärmung einen Kontakt geöffnet hält,
diesen aber schließt und damit die Wechselvorrichtung
in Tätigkeit setzt, sobald infolge Durchbrennens einer
Lampe die Bestrahlung aufhört. Der Lichtkegel der
beschriebenen Scheinwerfer bestrahlt den Winkel zwi-
schen der Horizontalen und 4% °. Das Blinken wird
durch Rotation des Leuchtsystems crreicht, u. zw. finden
6 U/min statt. Aufgestellt sind die Anlagen auf 15,6 m
hohen Türmen. In einsamen und wenig zugänglichen
ı Vel.zB.Semm, Arch. El. Bd.9, 8.30 (ETZ 19%. 8. 715).
2 Über deutsche Einrichtungen vgl. ETZ 1928, S. 104 u. 1497.
®
Gegenden werden die Lampen selbsttätig geschaltet. Die
Schaltung besorgt hierbei das Tageslicht oder das
Sonnenlicht selbst, indem für den Schaltvorgaug der
Ausdehnungsunterschied zweier Metallzylinder benutzt
wird, von denen der eine poliert und gegen die Be-
strahlung geschützt ist, während der andere geschwärzt
und der Strahlung des Tageslichtes ausgesetzt ist. Für
die Zwecke ganz bestimmter Zeichengebung sind 1500 W-
Scheinwerfer in Gebrauch, welche nach oben hin mit
2500 HK, dagegen zwischen der Horizontalen und 6° Er-
hebung durch Verwendung von Fresnel-Optik mit
11 000 HK strahlen. Das Blinken wird hierbei nicht durch
Rotation erreicht, sondern die Feuer können beliebig ein-
und ausgeschaltet werden. Von Interesse sind auch die
„auf Kurs“-Feuer (On-Course Lights), das sind fest-
stehende 500 W-Scheinwerfer mit einer Streuung in der
Horizontalen von 40°, welche in Richtung der großen
Blinkfeuer aufgestellt sind und im gleichen Schema wie
diese ein- und ausgeschaltet werden. Das Licht der
kleinen Feuer kann nur dann gesehen werden. wenn sich
der Pilot annähernd in der vorgezeichneten Flugstrecke
befindet, während er außerhalb derselben nur die großen
Blinkfeuer wahrnehmen kann. Das Blinkschema dieser
Feuer kann auch eine bestimmte Nummer bezeichnen
oder auch die Flugstrecke angeben in Gegenden, in denen
sich zwei Flugstreeken kreuzen.
Bei Zwischenlandungsplätzen neben gro-
ßen Leuchtfeuern werden die Grenzen durch 15... 2) W-
Lampen gekennzeichnet, welche unter wetterfesten
Glocken in Gu... Om Abetand in 1,20 m Höhe angebracht
sind. Sie können wie die großen Feuer selbsttätig gc-
schaltet werden. Steht kein elektrischer Strom zur Ver-
fügung, so werden dauernd brennende Azetylenleuch-
ten verwendet. Die Windrichtungsanzeiger werden hier
gewöhnlich durch Flutlichtscheinwerfer beleuchtet. In
der Nähe befindliche gefährliche Hindernisse werden
durch rote Lichter gekennzeichnet, wenn sie höher als
30 m sind.
Auf Flugplätzen werden die verschiedensten,
oben bereits beschriebenen Blinkfeuer verwendet. Mit-
unter werden auch vertikal an Stahltürmen befestigte
Neonröhren verwendet, welche bei einer Sichtweite von
30 km eine Energie von 36 kW verbrauchen. Die Platz-
erenzen werden wieder durch in Abständen von 60 bis
90m unter wetterfesten Armaturen brennende Glüh-
lampen gekennzeichnet. Sie werden entweder durch be-
sondere Zuleitungskabel direkt mit der Netzspannung
gespeist oder auch in Serienschaltung verwendet, wobei
beim Durchbrennen einer Lampe diese selbsttätig kurz-
geschlossen wird, damit die übrigen Lampen weiter-
brennen. Die Lampen sind an 90cm hohen Masten an-
gebracht, welche wegen der erforderlichen guten Tages-
sichtbarkeit weiß oder gelb gestrichen sind. Die gün-
stieste Ankunftseite für den Flieger wird durch grüne
Lichter markiert. Hindernisse werden wieder durch
rotes Licht bezeichnet, sehr hohe Hindernisse auch durch
Blinkliehter mit einer Blinkfolge von 60... 100 Wechseln
in der Minute, auch können sie durch Flutlichtschein-
werfer angeleuchtet werden, wobei jedoch eine Blendung
des Piloten auf jeden Fall vermieden werden muß. Die
Schätzung der Höhe beim Landen soll dem Piloten durch
ein Anleuchten der Dächer der Flugzeugschuppen er-
leichtert werden, wobei besonders die linden der Dächer
stark angeleuchtet werden sollen. Die Scheinwerfer sind
hierbei etwa 3m oberhalb des Daches befestigt. Die
Windrichtungsanzeiger werden zum Teil durch eine
innerhalb des Anzeigers angebrachte 100 W-Lampe be-
leuchtet oder auch durch 4 Stück 100 W-Lampen, welche
in emaillierten Eisenreflektoren je an den Enden eines
horizontalen Kreuzes 1,8m oberhalb des Anzeigers be-
festigt sind. Die größte Bedeutung besitzt die Beleuch-
tung des Flugplatzes selbst, welche gleichmäßig, ge-
nürend stark, schattenlos und blendungsfrei sein soll.
Inter normalen Sichtverhältnissen soll in der Horizon
talen eine mittlere Beleuchtungstärke von 3Lux hin-
reichend sein, die Schattenlosigkeit muß durch eine ge:
nügend hohe Aufhängung erreicht und die Blendungs-
freiheit durch eine sehr scharfe Abgrenzung des Licht-
kegels nach oben hin erzielt werden. Bei diesen Be-
leuchtungsanlagen muß zwischen einem zentralisierten
und einem dezentralisierten System unterschieden wer-
den. Bei ersterem sind die Lichtquellen an einer Stelle
vereinigt. Man verwendet beispielsweise eine Leuchte
mit einer etwa 90 cm hohen Fresnel-Optik, welche in der
Horizontalen einen Ausstrahlungswinkel von 180 °, in der
Vertikalen dagegen nur von lisa, Oo besitzt, wobei die
obere Grenze sehr scharf abgeschnitten ist; genügende
1172
&
Ausleuchtung bei günstigem Wetter bis zu 750m, Auf-
stellungshöhe 1,5...4,5 m. Die Lichtquelle besteht ent-
weder in einem Hochintensitätslichtbogen von 150 A oder
in einer 10 kW-Glühlampe, u. U. mit Kugelreflektor. Eine
Glühlampe gibt allerdings geringeres und in der Ver-
tikalen stärker gestreutes Licht. Andere Anlagen be-
nutzen auch 45 cm-Parabolspiegel mit einem 55 A-Licht-
bogen, dessen Licht durch eine optische Anordnung in
der Horizontalen um 80°, in der Vertikalen um nur 3°
gestreut wird. Zwei solche Scheinwerfer, welche leicht
in allen Richtungen gedreht werden können, werden
stets nebeneinander aufgestellt, so daß sich ihre Licht-
kegel etwas überlappen. Bei starkem Nebel kann durch
Entfernen der vorgeschalteten Optik ein Lichtkegel von
30 000 000 HK erzeugt werden.
Bei unebenem Gelände wird das dezentralisierte
System bevorzugt, bei welchem kleinere Einheiten an
den Rändern des Flugplatzes Aufstellung finden. Bei
einer Ausführung werden z. B. in Abständen von 75m
Parabolspiegel von 61 cm Dmr. mit 1000 W- bis
2500 W-Lampen verwendet, deren Licht in der Horizon-
talen um 20° oder auch 48°, in der Vertikalen um 3°
gestreut wird. Bei einer anderen Ausführung stehen die
Einheiten 250...300 m auseinander, die Streuung in der
Horizontalen beträgt nur 20°. Je nach der Landungs-
richtung sind hierbei nur die eine oder die andere Seite
der Leuchten eingeschaltet. Eine weitere Ausführung
benutzt sphärische Reflektoren und Fresnel-Optik von
20,3cm Höhe und 15,2cm Radius, welche in der Horizon-
talen um 120 ° streuen, ferner Lampen bis zu 1500 W. Be-
stimmte Richtungen des Lichtes können durch Blenden
ausgeblendet werden. Für die Bestimmung von Wolken-
höhen sind 30,5...46 cm - Parabol-
Scheinwerfer in Gebrauch, welche
unter 45° die Wolken anstrahlen.
geg: De: Sr
Schema des Klein-Elektro-
ofens.
Abb. 17.
Auch die Leuchten der Flugzeuge selbst
sind von Wichtigkeit. Die roten und die grünen Posi-
tionslichter sind ziemlich an den Enden der Flügel an-
gebracht, das weiße Licht am Ende des Schwanzes. Die
Leuchten bestehen aus stromlinienförmigen Zelluloid-
körpern, in deren Innerem Lampen von 12V und 21 HK
angebracht sind. Das weiße Schwanzlicht strahlt nach
hinten mit einem Öffnungswinkel von 140°, während die
roten und grünen Seitenlichter von der Flugrichtung aus
je 110° nach den betreffenden Seiten strahlen. Um bei
der Landung das Gelände vom Flugzeug aus beleuchten
zu können, sind an den Flügelenden 23 cem-Parabolspiegzel
mit Glühlampen von 12V und 35 A angebracht, welche
in der maximalen Ausstrahlungsrichtung des Schein-
werfers 250000 HK ergeben. Die Spiegel sind in strom-
linienförmigen Armaturen eingebaut und können durch
den Piloten auch um kleine Beträge gedreht werden. Um
den Luftwiderstand möglichst herabzusetzen, sind diese
Armaturen auch zuweilen direkt in den Flügel einge-
baut und werden im Gebrauchsfälle aus den Öffnungen
herausgesenkt. Für besondere Fälle werden auch Signal-
lichter mitgeführt. (P. R. Basscelt, R. W. Cost,
F. A.Leinrothu. H.C. Ritchie, Transact. Ill. Engg.
Soc. Bd. 22, S. 979.) Schb.
Heizung. Öfen.
Ein neuer Klein-Elektroofen. — Die Beheizung der
Elektroöfen erfolgt in der Hauptsache entweder nach den
Heroult- oder nach dem Stassanosystem. Bei dem Ofen
des ersten Systems, dem reinen Lichtbogenofen, nimmt der
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
8. August 1929
Strom seinen Weg von einer Elektrode durch Schlacke—
Bad—Schlacke zur anderen Elektrode. Dem Stassanoofen.
einem Strahlungsofen, dient als Heizquelle der Lichtbogen,
der sich zwischen den Enden von Elektroden bildet, die
schräg in den Ofen hineinragen. Abb.1 gibt das Schema
des neuen Demag-Klein-Elektroofens, der mil
beiden Beheizungsarten arbeiten kann. Durch Verstellung
des Neigungswinkels der Elektroden, die während des Ofen-
ganges durch Drehen eines Handrades bewirkt werden
kann, wird die Lichtbogenbeheizung (ausgezogene Stelluns
der Elektroden in Abb. 17) oder die Strahlungsbeheizung
(punktierte Elektrodenstellung) ermöglicht. Diese Ausfüh-
rungsweise verleiht diesem Elektroofen die Vorteile beider
Ofenbauarten und vermeidet ihre Nachteile. Da die metall-
urgischen Wirkungen der unmittelbaren und mittelbaren
Lichtbogenbeheizung nicht ganz gleich sind, also bei glei-
chem eingebrachten Gut einen verschiedenen Einfluß auf
die Zusammensetzung des erschmolzenen Guts ausüben,
sind diese Öfen als Versuchsöfen in Edelstahlwerken usw.
zur Ermittlung neuer Stallsorten von hohem Wert.
Sie bieten jedoch auch für gewöhnliche Schmelzungen
wirtschaftliche Vorteile, da es möglich ist, bei festem Ein-
satz für den Beginn des Ofenganges die zum Einschmelzen
bequemere Beheizung durch die strahlende Wärme des
Lichtbogens zu wählen. In dem Strahlungsofen brennt
nämlich der Lichtbogen ziemlich ruhig, da er fast unab-
hängig vom Schmelzpunkt ist, und es wird sehr selten
und dann nur eine geringe Verstellung der Elektroden er-
forderlich. Die unmittelbare Lichtbogenbeheizung nach dem
Heroultsystem dagegen erfordert infolge des Zusammen-
stürzens des festen Einsatzgutes während des größten Teils
der Einschmelzzeit ein dauerndes Nachstellen der Elektro-
Si e
< Ke
m
INJA
T
Abb. 18. 300 kg Klein-Elektroofen mit hydraulischer Elektroden-Regelvorrichtung.
den und erschwert die Bedienung des Ofens. Bei kleineren
Elektroöfen wird nämlich für die Verstellung der lölektro-
den in Richtung ihrer Achsen meist Handsteuerung ange-
wandt, da cine selbsttätige elektrische Regelung wegen ihrer
verhältnismäßig hohen Kosten sich verbietet. Dazu kommt
noch der weitere Vorteil des Strahlungsofens, daß Be-
lastungstöße im Netz bei dieser Beheizungsart bedeutend
seltener und in geringerer Höhe auftreten.
Den bekannten Nachteil des Strahlungsofens, daß nacıı
vollständigem Einschmelzen des Einsatzes der freischwe-
bende Lichtbogen bei einer längeren Verfeinerungsdauer
des Einsatzes, wie sie besonders für Stahl in Frage kommt,
die Ofenauskleidung stark angreift, wird dadurch vermie-
den, daß zum unmittelbaren Lichtbogenbetrieb übergegan-
gen wird, sobald sich in der Mitte des Ofens unter den Elek-
troden ein flüssiges Bad gebildet hat. Da hierbei die Licht-
bogen nach außen geblasen werden, schmilzt. nunmehr auch
das am Ofenrande sitzende noch feste Gut sehr rasch her-
unter. Die beschriebene Ofenbauart vermeidet überdies die
Fehler der üblichen Stassanoöfen, bei denen die Elektroden
durch die Seitenwände in den Ofen eintreten, wodurch die
Haltbarkeit der Ausmauerung ungünstig beeinflußt wird.
Die Elektroden sind durch den Deckel geführt, dessen Ge-
wölbe durch den Lichtbogen wohl am stärksten angegriffen
wird, jedoch auch am leichtesten ausgewechselt werden
kann. Bei dem unmittelbaren Lichtbogenbetrieb kann wäh-
rend der Verfeinerung die Hitze auf das Bad bzw. die
Schlackendecke konzentriert, die Lichtbogenwärme also in
viel höherem Maße ausgenutzt werden als beim Strahlung--
betrieb, also mit einem höheren Wirkungsgrad der Behei-
zung gearbeitet werden. Beim Verstellen des Neigung:-
Ki
8. August 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32 | 1173
winkels der Elektroden ist darauf geachtet, daß sie an der
Durchtrittstelle durch den Deckel nur eine geringe s»it-
liche Verschiebung erfährt. Die Öffnung kann deshalb im
Kühlring sehr klein gehalten werden, und da die Elektrode
an dieser Stelle von einer dichten Asbestpackung umgeben
ist, deren Passung kugelig auf dem Kühlring aufliegt, wird
ein praktisch dichter Abschluß erreicht. Um Verschiebun-
gen des Kühlrings folgen zu können, ist auch die Elektro-
denklemme an ihrem Tragarm kugelig gelagert. Die Elek-
troden müssen wegen Abbrandes außerdem noch die stets
erforderliche Regelbewegzung in Richtung ihrer Achsen zu-
lassen. Diese Regelung erfolgt entweder von Hand durch
Handräder mit Spindeln oder durch hydraulische Stell-
zylinder (Abb. 18), die mittels Ventile von Hand gesteuert
und mit Leitungswasser von gewöhnlichem Druck beauf-
schlagt werden, oder elektrisch mittels Motor- und Spindel-
antriebs. Itt.
Bahnen und Fahrzeuge.
Eine neue elektrische Bahnlinie in Spanien. Die Berg-
werks- und Hüttengesellschaft von Peñarroya hat zur
Verbindung der beiden getrennten Hälften ihres Eisen-
bahnnetzes und zur Verkürzung der für sie besonders
wichtigen Strecke von Puertollano nach Peñarroya eine
neue 54,8 km lange Strecke quer durch das Gebirge aus-
gebaut. Ebenso wie das übrige Netz der Gesellschaft, das
sowohl eigenen als auch öffentlichen Verkehrszwecken
dient, hat die neue Strecke 1m Spurweite. Wegen der
hohen Steigungen bis zu 35°/o kam nur elektrischer Be-
trieb in Frage. Die Stromversorgung geschieht durch
zwei Unterwerke, welche ihrerseits von zwei gekuppelten
Kraftwerken aus mit Drehstrom von 70kV, 50Hz ver-
sorgt werden. Die Fahrdrahtspannung beträgt 3000 V
Gleichstrom. Die sehr kräftigen Lokomotiven haben zwei
dreiachsize Drehgestelle und sind mit Einzelantrieb aus-
gerüstet. Ihre Hauptdaten sind die folgenden:
Dienstgewicht . . . 2. 2 2 22220. 66 t
Lange über Puffer. . . . . 2 22020. 14,88 m
Anzahl der Motoren . . . » 2 2 2 20. 6
Stundenleistung einen Motors . . . . . . 143 PS
Gesamtzugkraft bei Stundenleistung `, . . 7200 kg
Geschwindigkeit bel Stundenleistung . . . 32,2 km/h
Triebraddurchmesser . . . 2 220.0. 1,2 m.
Je drei Motoren sind dauernd in Serie geschaltet, so daß
jeder derselben eine Spannung von 1000 V erhält. (J. Bar-
din u. R. Birckel, Bull. Soc. Alsac. 1928, S. 67.)
v. Str.
Elektrische Treidelei am Rhein-Rhone-Kanal. — Der
Kanal ist in den letzten Jahren für das Befahren mit 280 t-
Kähnen (vor dem Krieg 150t) eingerichtet worden. Bei
dieser Gelegenheit wurde auch die Einführung elcktri-
scher Lokomotiv-Treidelei geplant. Für die Strecken
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Abb. 19. Treidellokomotive.
Straßburg —Mülhausen—Hüningen mit Abzweigung nach
Colmar (insgesamt 145km) wird die Elektrisierung z. 2.
ausgeführt. Die Spurweite wurde zu 600 mm gewählt. Der
Betrieb der Lokomotiven erfolgt durch Gleichstrom von
GW) V, der in acht Gleichrichteranlagen erzeugt wird. Die
Leistung der Lokomotive (Abb. 19) ist 16,5 kW, das Dienst-
gewicht 6000 kg. Die erforderlichen Zugkräfte von
ADO ... 1000 kg werden bei einer Fahrgeschwindigkeit von
36km/h ausgeübt. Die gesamte Anlage wird von der
AEG, Berlin, ausgeführt. (Schweiz. Bauzg. Bd. 93, S. 9.) Hd.
Fernmeldetechnik.
Fünf Jahre CCI. — Im Juni dieses Jahres hat der
Zwischenstaatliche Beratende Ausschuß für den Fern-
sprechweitverkehr (Comité consultatif international des
communications téléphoniques à grande distance — CCI)
seine alljährliche Tagung abgehalten, für die dieses Mal
Berlin als Tagungsort ausersehen war. Aus Anlaß dieser
Tagung gibt der Europ. Fernspr. aus der Feder des Gene-
ralsekretärs des CCI, Georges V alens i, einen Rückblick
auf die bisherige Wirksamkeit des CCI. Sie hat erst vor
fünf Jahren begonnen, aber trotz dieser kurzen Frist sind
die Erfolge groß. Wenn der internationale Fernsprech-
-© verkehr, der vor dem Kriege über schwache Anfänge nicht
hinausgekommen und im Kriege ganz abgerissen war, sich
in den letzten fünf Jahren in überraschendem Maße ent-
wickelt und neben den übrigen Formen des geschäftlichen
Nachrichtenverkehrs immer mehr eingebürgert hat, so ist
das neben der Tätigkeit der nationalen Fernsprechverwal-
tungen in erster Linie der Arbeit des CCI zu danken, der
durch die Schaffung einheitlicher Richtlinien für die tech-
nische Ausführung und den Betrieb der Fernsprechanlagen
die Grundlage für diese Entwicklung geschaffen hat. Va-
lensi stellt diese Entwicklung von Stufe zu Stufe dar, und
es ist von Interesse, zu verfolgen, wie die Arbeiten des
CCI und die aus ihnen sich ergebenden „Empfehlungen“,
die sich anfangs auf allgemeine Grundsätze beschränkten,
immer weitere und immer speziellere Gebiete des Betriebs
und der Technik ergriffen haben.
Der CCI ist im Frühjahr 1924 auf einer Zusammen
kunft der Vertreter von 19 europäischen Ländern gegrün-
wet worden. im Jahre 1925 wurde er auf der Welttelegra-
phenkonferenz von Paris als ständiges Organ des Welt-
telegraphenvereins anerkanut und mit der Bearbeitung
aller technischen und Betriebsfragen betraut, während dem
internationalen Büro des Welttelegraphenvereins in Bern
die Vorbereitung der amtlichen Weltkonferenzen blieb. Die
Weltkonferenzen entscheiden darüber, ob die Vorschläge
des CCI, nachdem sie praktisch erprobt sind, als allgemein
verbindliche Vorschriften herausgegeben werden sollen.
Dem CCI wurde es überlassen, sein Büro selbst zu wählen,
seine Geschäftsordnung selbst aufzustellen und selbst sein
Arbeitsverfahren zu bestimmen. In Ausübung dieser Be-
fugnis hat es sich auf seiner Tagung im Jahre 1926 in drei
Organe gegliedert, die Vollversammlung, die Berichteraus-
schüsse und das Generalsekretariat.
Die Vollversammlung tritt alljährlich zusammen; sie
berät über die Vorschläge der Berichterausschüsse und
stimmt über sie ab. Die angenommenen Vorschläge wer-
den den Mitgliederverwaltungen als „Empfehlungen“ des
CCI bekanntgegeben. Ferner bestimmt die Vollversanmm-
lung über die Fragen, die aie Beriehterausschüsse bis zur
nächsten Vollversammlung zu bearbeiten haben. Die Be-
richterausschüsse prüfen die ihnen zugewiesenen Fragen
unter Leitung eines Hauptberichters, den sie selbst wählen
und der sie nach Bedarf zusammenberuft. Als Unterlagen
stehen ihnen die Erfahrungen und das Material aller
lernsprechverwaltungen und alle sonst zugänglichen
Quellen zur Verfügung. Das Generalsckretariat unter-
- stützt die Berichterausschüsse bei der Beschaffung des
Materials, sammelt und ordnet ihre Berichte, teilt sie den
dem CCI angeschlossenen Verwaltungen mit und bereitet
die nächste Vollversammlung vor. Diese sehr bewegliche
Organisation hat sich außerordentlich bewährt. Sie bietet
die Möglichkeit, für die den Berichterausschüssen zu-
gewiesenen Untersuchungen die bewährtesten Fachtecli-
niker aller Verwaltungen heranzuziehen und dadurch zu-
verlässige Gewähr für sachkundige und erschöpfende Pru-
fung der Fragen zu geben.
Die drei ersten \ ollversammlungen des CCI haben in
den Jahren 1924, 1925 und 1926 in Paris, die vierte 1927
in Como und die fünfte 1928 wieder in Paris stattgefunden.
Aus den bearbeiteten Fragengebieten mögen die folgenden
hervorgehoben werden:
Schutz der Fernsprechanlagen gegen Starkstromeinflüsse;
Definition, Maß, zulässiger Grenzwert der Störwirkung, Ab-
hängigkeit der Störwirkung von Betriebs- und Schutzmab-
nahmen.
Schutz der Fernsprechkabel gegen Korrosion.
Fernsprechübertragung auf Leitungen, Übertragungs-
maß, Vereinheitlichung der Fernsprecheinrichtungen für
den Weitverkehr, Bedingungen für pupinisierte Fernkabel
einschließlich der Verstärker.
Schaffung von Normal-Eichgeräten zur Bestimmung des
Übertragungsmaßes. i
Überwachung und Unterhaltung der internationalen
Leitungen, Meßeinrichtungen, Meßvorschriften und Mei-
verfahren für diesen Zweck.
1174
e
Gemeinsame Kantang von Kabeln für Fernsprecher
und Telegraph.
"Regelung des Betriebs auf den internationalen Fern-
sprechleitungen, Bedingungen für die Benutzung der Fern-
sprecheinrichtungen durch die Teilnehmer, Maßnahmen zur
Erleichterung und Förderung des Fernsprechverkehrs,
Fernsprechtarife, Abrechnung zwischen den Verwaltungen,
Statistiken über den Fernsprechverkehr.
Angliederung des Funkfernsprechens
fernsprechen.
Die Tätigkeit des CCI hat in weitem Umfang auch
zur Zusammenarbeit mit anderen inter-
nationalen Organisationen der Elektrotechnik
geführt, mit deren Arbeitszgebieten sich Berührungspunkte
ergaben, z. B. dem Internationalen Verband der Eisen-
bahnen, der Internationalen Konferenz der Elektrizitäts-
werke, dem Internationalen Elektrotechnischen Ausschuß,
dem Zwischenstaatlichen Gemischten Ausschuß für Ver-
suche über den Schutz der Fernsprechleitungen, dem Inter-
nationalen Telegraphenausschuß (CCIT), dem Internatio-
nalen Verband der Straßenbahnen und Kleinbahnen, dem
Weltrundfunkverein und der Internationalen Handelskam-
mer. Die Fragen, die dabei erörtert wurden, betrafen u.a.
den Schutz der Fernsprechanlagen gegen Starkstrom-
einflüsse, die Übertragung von Rundfunksendungen auf
zwischenstaatlichen Fernsprechleitungen, die Wahl einer
Übertragungseinheit, die Herausgabe internationaler tech-
nischer Wörterbücher, die Annahme einheitlicher graphi-
scher Symbole für Schaltungszeichnungen, die elektro-
lytischen Korrosionen an unterirdischen Rölırenanlagen,
die Wünsche der Fernsprechbenutzer in bezug auf den
internationalen Fernsprechdienst, die Mitbenutzung der
Fernsprechleitungen für Telegraphie und Bildtelegraphie.
Auf der Vollversammlung in Como 1927 ‘wurde die
an das Draht-
Schaffung von zwei vollkommen gleichen Ureich-
kreisen als Normalmaß zur Bestimmung der Über-
tragungsgüte von Fernsprechstromkreisen beschlossen.
Einer von den Ureichkreisen ist für Europa, der andere
für Amerika bestimmt. Die American Telegraph & Tele-
phone Co. hat die Apparate hergestellt und die für
Europa bestimmte Ausführung dem CCI als Geschenk an-
geboten. Das CCI hat den Ureichkreis in den ihm von der
französischen Regierung überlassenen Räumen des
Museums für Kunst und Gewerbe in Paris, Rue St. Mar-
tin 292, aufgestellt.
Einen Überblick über die allmähliche Ausdehnung der
Mitgliedschaft am CCI auf die Staaten Europas bietet die
nachstehende Zusammenstellung: Es sind beigetreten:
1924: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frank-
reich, Großbritannien, Italien, Lettland, Luxem-
burg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen,
Schweden, Schweiz, Spanien, Südslawien,
Tschechoslowakei, Ungarn;
1925: Estland, Litauen;
1926: Mozambique, Portugal, Rumänien, Sowjetrepu-
bliken;
1928: Albanien;
1929: Danzig. (G. Valensi, Europ. Fernspr. 1929,
S. 103.) Bkm.
Verschiedenes.
Studienreise deutscher Ingenieure durch Österreich.
— Auch in diesem Jahre! veranstaltet die Deutsch-öster-
BE e Reisevereinigung „Nord-Süd“ eine „Erholungs-
und Studienreise deutscher Ingenieure durch Österreich“,
bei der die Teilnehmer neben den Schönheiten des Landes
auch eine Reihe von Werken der Technik kennen lernen
werden. Die Reise beginnt am 28. VIII. mit einer Dampfer-
fahrt von Passau naclı Wien (Technisches Museum, Donau-
kraftwerk). Im weiteren Verlauf führt die Reise über
folgende Orte: Payerbach-Reichenau — Semmerinz —
Graz (Stauwerk Pernegg) — Leoben — Erzberg (Eisen-
erz-Tag- und -Tiefbau) — Radstadt — Mallnitz (Elektrizi-
tätswerke) — Großglockner — Heiligenblut — Lienz —
Cortina d’Ampezzo — Bozen — Eisacktal — Brenner —
Innsbruck (Bergbahn) — Zell am See — St. Johann —
Salzburg. Die Reise endet am 10. IX. mittags in Salzbure.
Dic Fahrten werden in ihren schönsten Teilen in Autos
zurückgelegt; die zu besichtigenden technischen Werke
sind oben in Klammern genannt worden.
Die Vereinigung veranstaltet außerdem zwei weitere
Reisen, deren erste vom 3. bis 17. IX. durch Österreich und
ı Die Reise 1928 wurde in der ETZ 1928, S. 956 angekündigt.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32
8. August 1929
Südtirol, die zweite vom 3. bis 19. IX. nach Bosnien, Dal-
matien und Montenegro führt. Die Anmeldungen zur Ín-
senieurreise sind bis 1. VIII. an die genannte Vereinigung,
Graz, Radetzkystraße 1, zu richten. Von dieser Stelle
können auch ausführliche Prospekte einzefordert werden.
Energiewirtschaft.
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Trotz
des Abflauens der Beschäftizunz im Industriegebiet wäh-
rend des zweiten Halbjahres hat der Stromverkauf der
KraftübertragunzrswerkeRheinfelden 193
den von 1927 um etwa 10 % übertroffen. Die Beteiligung
an dem Schluchseewerk mit 75% des Aktienkapitals
(14 Mill RM) gibt der Berichterstatterin, die 7500 kW be-
ziehen muß, die Möglichkeit, ihre Abfallkräfte besser zu
verwerten und den zu gewissen Jahreszeiten oder Tages-
stunden eintretenden Kraftmangel zu ergänzen. Der Be-
triebsüberschuß betrug 4 232 942 RM (4 202200 i. V.) und
die Einnahme aus Verschiedenem 308834 RM (119412
i. Ni Bei 1 456 642 RM Reinzewinn (1451 540 i. V.) kamen
auf 12 MiN RM Aktienkapital wieder 10% Dividende zur
Verteilung.
Das Großkraftwerk Württemberg A.G,
Heilbronn a. N., hat 1928 rd. 25,5 Mill kWh abgegeben
(16,4 i. V.), und zwar 9,6 an das Kraftwerk Altwürttem-
berg A.G., 89 an den Gemeindeverband Überlandwerk
Hohenlohe-Öhringen, 2 an die Württ. Sammelschienen-
A.G. und 3,9 Mill kWh an die Neckar A.G. zwecks Weiter-
leitung an das Elektrizitätswerk Heilbronn; vertrazsgemäh
kostenlos erhielt letztere Gesellschaft 0,5 Mill kWh. Im
Dampfkraftwerk wurden 13,4 Mill kWh (3,8 i. V.) und in
dem gepachteten Wasserkraftwerk Kochendorf (Ausnut-
zungsfaktor 61 % gegen 42% i.V.) 12,8 Mill kWh (134
i. V.) erzeugt. Der Betriebsüberschuß betrug 450 416 RM
(347 792 i. V.) und der Reingewinn mit Vortrag 78348 RM
(2927 i. V.); er wurde vorgetragen. Das Aktienkapital von
2,9 Mill RM hat sich nicht geändert.
Der Gesamtanschlußwert des Kraftwerks Alt-
württemberg A.G., Beihingen, ist 1928 von 331419
auf 36 953 kW gestiegen, wobei der Zugang an Heiz- und
Kochapparaten allein rd. 1000 kW ausmachte. Erzeugt
wurden in Pleidelsheim infolge der schlechten Wasser-
Seel des Neckars diesmal nur 12,6 Mill kWh D
der Strombezug hat sich daher von 3,8 auf 112
vu ` kWh erhöht. Die nutzbare Stromabzabe betrug
16,5 Mill kWh, d. s. 36 % mehr als im Vorjahr (12.1
Mill kWh). Dazu kamen 4,5 Mill kWh vertragsmäßire
Lieferung an die Stadt Stuttgart, so daß sich die Gesamt-
abgabe auf rd. 21 Mill kWh belief (18,6 i. V.). Eine neue
60 kV-Leitung zur Verbindung der Dampfzentrale des
Großkraftwerks Württemberg mit Pleidelsheim befindet
sich im Bau. Betrieb und Installation haben 1 841519 RM
Überschuß ergeben (1729 802 i. V.); aus 626 060 RM Rein-
Gewinn (625 072 i. V.) verteilte die Gesellschaft auf un-
EE 84 Mill RM Aktienkapital wieder 7% Divi-
ende.
Im Licht- und Kraftunternelimen der Koblenzer
Straßenbahn - Gesellschaft wurden 1928 an
Lichtstrom 6,553 Mill kWh (6,083 i. V.) und an Kraftstrom
16,123 Mill kWh (18,002 i.V.) nutzbar abzegeben. Der
Rückgang bei letzterem war eine Folge der, wie der Be-
richt sagt, hoffentlich vorübergehenden Betriebseinschrän-
kungen hauptsächlich im Zinkbergbau und in der Basalt,
und Tonindustrie des Westerwaldes. Stromabgabe und
Meßgebühren erbrachten 4 588 638 RM (4 293 276 i. V.) und
verschiedene Einnahmen des Unternehmens 150021 KM
(93133 i. V.). Der Reinzewinn stellte sich für diesen
Betriebsteil auf 1495060 RM (1368378 i. V.).
Die Stromerzeugung der Grube Leopold A.G. ist
1928 von 41,905 auf 45,7% Mill kWh gestiegen.
Infolge der außerordentlich verminderten Woasserfülı-
rung in den Sommermonaten ist die nutzbare Stromabgabe
der Werrakraftwerke A. G., Weimar, 1928 von
4,135 Mill kWh i.V. um 17,6% auf 3,610 Mill kWh zu-
rück£egangeen. Gleichwohl konnte der Gesellschaft bei
147956 RM Einnahmen (177122 i. V.) und einem Über-
schuß mit Vortrag von 43 752 RM (43 623 i. V.) wieder 3 %
Dividende auf 1,260 Mill RM Aktienkapital zahlen.
Der Stromnbsatz des Großkraftwerks Fran-
ken A.G., Nürnberg, ist 1928 von 145,2 auf 169 Mill kWh
gewachsen, d. h. um 16,4 %. Trotzdem hat sich die mat:
male Beanspruchung der Anlagen um 2,8% verringert,
eine Verbesserung der Ausnutzung, die dem günstigen
! Vgl. ETZ 1929. S. 1132.
-m ën mmm
8. August 1929
Einfluß des Grundgzebührentarifs zugeschrieben wird. Das
seit August 1928 betriebene 100 kV-Kabel ermöglicht es,
den unter dieser Spannung vom Kachletwerk kommenden
Strom über eine unterirdische Kabelstrecke von 9,6 km
unmittelbar dem industriereichen Osten Nürnbergs zuzu-
führen und erst dort im Umspannwerk Tullnau auf 20 kV
Verteilungsspannung herabzusetzen, so daß das Nürnbr-
ger Gebiet nunmehr von zwei Seiten aus versorgt wird.
Nach der im März 1928 erfolgten Übernahme des Karchlet-
betriebs durch die Betriebsgemeinschaft Kachlet-Franken
G. m. b. H. ist der bezügliche Vertrag voll in Wirksamkeit
getreten, und in dessen Ergänzung wurde mit der Rhein-
Main-Donau A.G. eine Vereinbarung getroffen, die insbe-
sondere das Verbleiben des Wasserkraftwerks Viereth in
der Betriebszemeinschaft und die Stromverrechnung zwi-
schen letzterer und der Berichterstatterin nach einem
Grundrebührentarif betrifft. Als Betriebsüberschuß haben
sich 2605 888 RM (2110284 i. V.) und als Reingewinn
ohne Vortrag 665201 RM (671447 i. V.) ergeben. Die
auf 7 Mill. RM Stammaktienkapital entfallende Dividende
betrug wieder 9%.
Stromverkaufsgeschäft und Installationsunisatz haben
sich 1923 bei der A.G. Körting’sElectriecitäts-
Werke, Berlin, gegen das Vorjahr gehoben, doch mußten
die Strompreise im Zusammenhang mit der Konzessions-
verlänzerung eines der größeren Werke erheblich gesenkt
werden. In die Reihe dieser ist Jahnsbach eingetreten. Bei
1232220 RM Betriebseinnahmen und Installationseewinn
{11835680 i. V.) betrug der Reinzewinn 204076 RM
(204167 i. V.) und die Dividende wieder 8% auf 25
Mill RM Stammaktienkapital.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
1175
Erzeugung und Verbrauch elektrischer Arbeit in
Deutschland!. — Die Erzeugung der 122 Elektrizi-
tätswerke war im Mai 1929 um 3,2 Mill kWh größer als
im Vormonat und übertraf die des Mai 1928 um 218,7
Mill kWh (20%). Arbeitstärlich betrug die Zunahme
bzw. 0,127 und 8.715 Mill kWh. Der Anschlußwert
der von 103 Werken versorgten gewerblichen Abnehmer
ist im April gegen den März um 1000 kW und gegen
den gleichen Monat von 1928 um 0,271 Mill kW (rd. 7%)
gewachsen. Der Verbrauch dieser Konsumenten weist
gegen den Vormonat eine Erhöhung um 13 Mill kWh und
gegen den April 1928 um 75 Mill kWh (17%) auf: arbeits-
täglich ergibt der Vergleich eine Erhöhung um 53 000 kWh
bzw. 1,481 Mill kWh.
Von 12% Elektrizi-
tätswerken selbst
erzeugte Mill kWh
Anschlußwert und Verbrauch der
von 108 Elektrizitätswerken direkt
belieferten gewerblichen Abnehmer
arbeitstägzlicher
Mo- Ans Verbrauch
E E Gesamt- |_ $
schluf- -£ |> ,
nat R verbrauch => |% =»
gesamt täglich | W s S a cg [žE
Mill kw| Mill kWh | Sei |Sar s
m SÉ c
ee e
L 2% 2% | 14436 12389 emt 47,6 1. 40| 540.0 47611 20,8 18.3|4,8 146
24 1280,0 112641534 45,1] 43 A0) 405 4584| 20,8 18.3148 46
HI | 35 27 | 1306,9, (alt 443| 4,3 | 4,0| 5098 483,7 | 20.4: 17,9] 47 | 4.4
IV 25 23 | 19,1 ‚104801520 456) 43 41| 5115 4365| 20,5 19.0147 A7
25 3511323 10836! 521 433| . 4 443,7 177| . 143
t Ygl. ETZ 1929, S. 1030.
VEREINSNACHRICHTEN.
EV
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
stelle, Berlin W35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02.
Besprechung des Vortrags'
des Herrn Dipl.-Ing. P. Hochhäusler:
„Ein- und Ausführung von Platten und Filmen
an "Kathodenoszillographen ohne Störung des Hoch-
vakuums“.
Vorsitz: Herr Ministerialdirektor Arendt.
Nach den Besrüßungsworten des Herrn Vorsitzenden
zeibt zunächst Herr Prof. A. Matthias nachstehende
Linleitung:
Herr Matthias: „Mit Rücksicht auf den ausführlichen
Vortraz des Herrn HOCHHÄUSLER wird es Ihnen wohl
anzenehm sein, wenn ich mich auf einige grundsätzliche
Erörterungen beschränke.
Der Kathodenoszillograph, ein neuzeitliches Gerät zur
Aufzeichnung des Verlaufs außerordentlich schneller elek-
trischer Vorgänge, hat sich bekanntlich aus der Braun-
schen Röhre entwickelt, die besonders zur Untersuchung
elektrischer Schwingungen von ZENNECK viel verwendet
worden ist.
Der Schritt, der die Weiterentwicklung so kräftig an-
stieß, daß man sich berechtigt sah, dem Ding einen neuen
Namen zu geben, war der Übergang zur Innenaufnahme:
damit ist gemeint das Hineinbrinzen photograplischer
Flatten oder Filme in den Vakuumraum. Fine dahin-
«chende Anregung findet sich schon in der älteren deut-
schen Literatur. Die erste praktische Ausführung eines
derartigen Apparates stammt von DUFOUR.
Nun war die Voraussetzung für wesentlich größere
Schreibgzeschwinrdigkeiten gegeben, und damit war der An-
wendungsbereich der ursprünglichen Braunschen Röhre
vanz wesentlich erweitert.
Wenn auch die Dichtungsfragen bei dem verwendeten
Iochvakuum für die Experimentatoren im ersten Augen-
blıck die Hauptschwierigkeit dargestellt haben mögen, so
wurden diese doch allmählich beherrscht. Dagegen trat
eine Fülle neuer Probleme in den Vordergrund, die durch
die Erweiterung des Anwendunesbereichs und die Steige-
rung der Anforderungen an Leistungsfähigkeit bedingt
ı ETZ 199, 8. 86.
wurden. So setzte eine eifrige Weiterarbeit in verschie-
denen Richtungen ein. In Deutschland sind daran beteiligt:
ROGOWSKI und seine Mitarbeiter an der T.H. Aachen;
GABOR, der zuerst im Laboratorium des Herrn Geheimrat
ÖRLICH an der T. H. Berlin gearbeitet hat, anschließend
bei der Studiengesellschaft für Hochspannungsanlagen.
Die Arbeiten der letztgenannten Stelle wurden später vom
Hochspannungslaboratorium der T. H. Berlin weiterge-
führt. Dort ist eine Reihe systematischer Entwicklungs-
arbeiten im Gange, bei denen ich mich der eifrigen Mit-
arbeit einiger Herren, insbesondere des Herrn Dr. KNOLL,
erfreue. In Schweden arbeitet seit einer Reihe von Jahren
NORINDER auf diesem Gebiet, in der Schweiz seit etwa
zwei Jahren auch BERGER beim Schweizerischen Elektro-
technischen Verein.
Auf die Fülle der interessanten Probleme und Ar-
beiten soll jedoch heute nicht umfassend eingegangen wer-
den. Auch ist nicht etwa beabsichtigt, den heutigen Stand
der Arbeiten unseres Hochspannungslaboratoriums zusam-
menzufassen.
Vielmehr soll heute von einer ganz bestimmten Frage
ausgegangen werden, nämlich dem Ein- und Ausbrinzen
von Platten und Filmen in den Vakuumraum ohne Be-
triebsunterbrechung. Es war von Anfang an sehr hem-
mend, daß zu diesem Ein- und Ausbringen das Vakuum
jedesmal zerstört werden mußte. Es wurden allgemein
Schliffe verwendet, die hochvakuumdicht gehalten wer-
den mußten. Das ist durchaus möglich und hat auch allen
an der Entwicklung Beteiligten bald keine Schwierigkeiten
mehr gemacht. Es war ja auch nicht die einzige vakuum-
technische Schwierigkeit, die in der ersten Entwicklungs-
zeit zu überwinden war. Auf die etwas verschiedenen kon-
struktiven Lösungen soll hier nicht eingegangen werden.
J.ästiz war hauptsächlich der Zeitverlust, der beim
Plattenwechsel und der anschließenden Wiederherstellun;
des Vakuums eintrat. Im Zusammenhang damit war auch
der Wechsel zwischen Hochvakuum und Luftfüllunz
störend.
` Es ist daher nicht verwunderlich, daß man trotz der
offenkundieren Vorteile der Innenaufnahme nicht nach-
gelassen hat, auch auf verschiedenen anderen Wegen, bei
denen die Platte nicht in das Hochvakuum gebracht wer-
den muß, weiter zu entwickeln, und daß man dabei schon
sehr bemerkenswerte Erfolge erreicht hat. Obschon an der
TU Berlin ebenfalls Arbeiten in einer derartigen Rich-
tung im Gange sind? so soll doch auch dieses Gebiet
hier heute nicht behandelt werden. Jeder Fortsehritt,
sei es auf dem Gebiet der Innenaufnahme oder der
! Knoll,
Z. Techn. Phys. Bd. 10, S. 28.
1176
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
8. August 1929
SEET EE
Vermeidung derselben, kann nur mit Freuden begrüßt
werden. Es liegt mir fern, mich abschließend für die eine
oder andere Richtung auszusprechen, zumal die technischen
Fortschritte noch so sehr im Fluß sind.
Es soll aber heute gezeigt werden, daß das Hinein-
und Herausbrinzen von Platten und Filmen bei Innen-
aufnahmen tatsächlich ohne Betriebsunterbrechung in
schneller Folge möglich ist. Dieses Sondergebicet, auf dem
wohl bisher ausschließlich bei uns systematisch gearbeitet
worden ist, ist soweit gefördert, daß es sich wohl lohnt,
darüber ausführlich zu berichten.“
Hierauf hält IIerr Dipl.-Ing. Hochhäusler seinen
Vortrag, der in der ETZ 1929, S. 860, veröffentlicht ist.
Vorsitzender: Ich danke den beiden Herren Vortragen-
den, Herrn Prof. MATTHIAS und Dipl.-Ing. HOCHHÄUSLER,
für ihre außerordentlich interessanten Ausführungen, die
vielen von uns sicherlich einen Einblick in einen erheb-
lichen Fortschritt gewährt haben. Ehe wir uns den Os-
zillographen in seiner Wirkung vorführen lassen, möchte
ich Sie bitten, Fragen an die Herren Vortragenden zu
richten, um weitere Aufschlüsse zu bekommen.
Herr Tamm: Ich bitte den Herrn Vortragenden um
Auskunft darüber, welchen Vorteil die Influenzmaschine
gegenüber der Glühkathodengleichrichtung hat. Bei der
Glühkathodengleichriehtung kann man nämlich beliebig
konstante Spannungen erzielen, während eine Influenz-
maschine mit Riemenantrieb, wie mir scheint, diese Kon-
stanz nicht gewährleistet. Für Konzentrierung, Ablen-
kung usw. ist die Spannung am Entladungsrohr, nicht der
Strom in ihm maßgebend. — Dann würde mich inter-
essieren, zu erfahren, welche Zeitmaßstäbe die beiden Os-
zillogramme hatten, die die Spannung an einer Funken-
strecke bzw. Strom in einem Funken wiedergaben.
Herr Hochhäusler: Die Influenzmaschine haben wir
deshalb gewählt, weil sich ihr innerer — schr hoher —
Widerstand leicht dem inneren Widerstande des Ent-
ladungsrohres anpaßt. Wenn man sehr schnelle Vorgänge
aufnehmen will, dann ist, wie ich schon erwähnte, eine
Gleichspannunssanlage, bestehend aus Transformator,
(GHeichrichterröhre und Kondensator, besser am Platze.
Dem Kathodenstrahl kann man eine größere Intensität
verleihen, und man kann mit größerer Geschwindigkeit
schreiben.
Die Zeitdauer des Vorganges bei den Oszillogrammen
(Abb. Una und b) betrug 3-10 s bei dem oberen und
etwa 5-10 s bei dem unteren Oszillogramm. Tier sollte
auch keine besonders schnelle Schwingung gezeigt werden
sondern nur die Art, in der der Öszillograph funktioniert.
Natürlich kann man mit ihm auch wesentlich schnellere
Schwingungen aufnehmen, auch in Verbindung mit der
Influenzmaschine. Bei den letzten Oszillogrammen
(Abb. 12) handelt es sich um Wellenlängen von 2000 bzw.
960 m. Die Aufnahme des ersten (12a) erfolgte noch mit
der Influenzmaschine. Erst bei der letzten (12b) wurde
eine Glühkathodengleichrichtung angewandt.
Herr Scheller: Liegt ein besonderer Grund vor, den
Filmvorrat in das Vakuum zu bringen?
Herr Hochhäusler: Ja. Herr Prof. MATTHIAS hat
insbesondere darauf hingewiesen, daß ein möglichst gro-
ßer Filmvorrat im Vakuum vorhanden sein soll. Der
Film gibt nämlich viel leichter Gase ab als Platten. Man
muß deshalb den Filmvorrat vertrocknen und entzasen.
Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, den Film in das
Hochvakuum oder wenigstens in ein Vorvakuumn zu
bringen.
Herr Matthias: Ich will ergänzend bemerken, daß
es sehr gut möglich ist, den Film auf der einen Seite hin-
ein und auf der anderen Seite wieder herauszubringen.
Wir sind seinerzeit mit Rücksicht auf die Gewitterauf-
nahmen von einem recht großen Filmvorrat (300 m) aus-
gegangen. Der Apparat ist von HOCHHÄUSLER um die
Jahreswende 1926/27 konstruiert worden und sollte für die
bevorstehende Gewitterperiode in Betrieb genommen wer-
den. Um nicht Zeit zu verlieren und sicher zu gehen,
haben wir uns schnell entschlossen, nur die Filmeinfüh-
rung zu benutzen.
Herr Hochhäusler: Ich möchte noch bemerken, daß
ich gleichzeitig Versuche unternommen habe, wobei ich
den Film von außen durch das Quecksilberrohr in das
Vakuum hineingeführt und auf demselben Wege wieder
hinauseeführt habe. Auch hierbei zeigte sich keine Stö-
rung des Vakuums und auch keine Veränderung des
Films durch das Quecksilber. Ich habe mit dem Film
nachher gute Landschaftsaufnahmen machen können.
Herr Schmalz: Mich würde interessieren, wie die
Aufnahmen in der Gewitterstation praktisch gemacht
werden. Von einer kontinuierlichen Aufnahme kann man
doch wohl nicht reden, da ich jedesmal die Spannung zur
Ablenkung einschalten muß. Ich kann also immer nur
kurze Momente erfassen. Wie fasse ich nun den Augen-
blick, der mich interessiert, also den Blitz?
Herr Matthias: Das Problem, den richtigen Zeitpunkt
zu erwischen, ist eine Technik für sich, die in dem Kipp-
relais enthalten ist. Hierüber verweise ich auf die Ar-
beiten GABORS. Die Frage ging wohl auch dahin, wie man
auf dem fortlaufenden Film den ganzen Vorgang aufneh-
men kann. Der Filmstreifen läuft langsam mit einer ge-
wissen Vorschubgeschwindigkeit.e. Wenn ein Vorgang
kommt, wird der Strahl gewissermaßen aus einem Ver-
steck plötzlich herausgeschleudert und auf der Achse, auf
der sich zufällig der Film bewegt. mit einer bestimmten
Geschwindigkeit in der Längsrichtung vorwärtsgescho-
ben. Senkrecht dazu wird der Vorgang aufgeschrieben.
Wenn der Vorgang zu Ende ist, wird der Strahl verdeckt
zurückgeschoben und verschwindet in seinem Versteck.
Meist besteht nun der Bhtz aus einer Reihe von Vorgän-
gen, die einige hundertstel Sekunden auseinanderliegen.
Bei dem zweiten Vorgang ist also der Apparat wieder be-
triebsbereit.e. Wenn man Glück hat, ist das Band schon
um mehrere Zentimeter weitergelaufen. Immerhin kanu
man auch schon bei einigen Millimetern das Ende des
ersten und den Anfang des zweiten Vorgangs sehr gut
feststellen.
Herr Meyer: Mich interessiert zu erfahren, ob eine
Vorrichtung getroffen ist, durch die verhindert wird, daß
der Film etwas Quecksilber in den Hochvakuumraum mit
hineinnimmt.
Herr Hochhäusler: Ich hatte gesagt, daß ein Oszillo-
graph, bei dem der Film durch das Quecksilber hindurch
in den Hochvakuumraum eingeführt wird, noch nicht aus-
geführt ist, daß ich aber Vorversuche in dieser Richtung
bereits unternommen habe. Dabei hat sich herausgestellt,
daß geringe Mengen des Quecksilbers in das Innere des
Vakuumraumes gelangen. Die Oberfläche des Quecksil-
berrohres ist selbstverständlich schmal gehalten. Wenn
man den Öszillographen abschließen würde, dann würde
sich im Öszillographen der Quecksilberdampfdruck ein-
stellen, so daß sich der Kathodenstrahl nicht mehr recht
ausbilden könnte. Aber die Hochvakuumpumpe muß so
leistungsfähig sein, daß der Gasdruck im Hochvakuum-
raum unter dem Partialdruck des Quecksilberdampfes
liegt. Dann schadet die geringe Menge Quecksilber nicht
mehr. Bei dem ausgeführten Oszillographen ist auch ver-
hindert, daß das Quecksilber in das Entladerohr gelangen
kann. Das verdampfende Quccksilber wird sofort von
der Pumpe abgeführt. Eine Störung des Vakuums tritt
also nicht ein.“
Hierauf führt Herr Dipl.-Ing. Hochhäusler den
Öszillographen vor.
Mit Worten des Dankes an den Vortragenden und die
Diskussionsredner schließt der Vorsitzende die Sitzunz.
Elektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär.
Dr. Schmidt.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
Auszeichnungen. — Von der T. H. Danzig wurden zum
Dr.-Ing. E.h. ernannt: Der Präsident des Reichspostzen-
tralamtes in Berlin August Kruekow in Anerkennung
hervorragender Verdienste auf dem Gebiete der Fern-
meldetechnik, insbesondere um die technische Entwicklung
und Ausgestaltung des Selbstanschlußbetriebes, ferner der
Direktor der Siemens & Halske A. G. Dr. phil. h. e. Fritz
Lüschen in Anerkennung seiner hervorragenden Ver-
dienste um die Entwicklung der technischen Elektro-
Akustik, der Fernsprech- und Telegraphentechnik. — Dem
Direktor der Siemens-Schuckertwerke A.G. Hermmın
Tonncmacher, Berlin, wurde von der T. II. Hannover
in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die
Entwicklung und Förderung des Kraftmaschinen- und
Kraftwerkbaus die Würde eines Dr.-Ing. E.h. verliehen.
Direktor Tonnemacher ist Leiter der Abteilung zur Er-
richtung maschineller Kraftwerke der SSW und konnte
vor kurzem sein 35lähriges Dienstjubiläum feiern. Viele
Wasser- und Dampfkraftwerke verdanken ihre Entstehung
seiner Initiative. |
—- a
8. August 1929
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der
Schriftleituag und ohne deren Verbindlichkeit.)
Der Parallelkondensator in Frequenzvervielfachungs-
Schaltungen.
Dua in der Arbeit von HILPERT und SEYDEL in der
ETZ 1929, S. 149 wiederzegebene Schaltbild AN, 7) stellt
eine kapazitive Ankopplungz des Sekundärkreises vor, wie
aus einem vervollständirten Prinzipschema (Abb. 1) zu
entnehmen ist. Gegenüber der üblichen Schaltungsweise
(Abb. 2), bei welcher der Sekundärkreis induktiv ange-
koppelt ist, kann daher bei entsprechender Dimensionie-
rung kein wesentlicher
Unterschied bezüglich Kur-
venform der Sekundär-
kreisschwingung und ab-
regebener Leistung zu
erzielen sein, vielmehr
bietet die indukfive An-
kopplung dureh ihre leichte
Veränderlichkeit einen gro-
ben Vorteil. Maßrebend
fur die Dimensionierung
des Stoßkreises ist vor
allem die Größe der Induk-
tivität des gesättigten
Wandlers, die „Frequenz-
wandlerstreuung”, die we-
sentlieh niedriger gehalten
werden muß, als sie in der
Arbeit angegeben und auch
dort aus Abb. 3...6 zu ent-
nehmen ist. Es ist dann ohne
weiteres möglich, bei aus-
reichender Größe der Kopp-
lunzspule die Stofikreis-
kapazität OU groß zu hal-
ten (etwa 5:1 gerenüber
Abb. 2.
der Primärkreiskapazität
Ur bei Verneunfachung) Ca Ca ~ m
und durch entsprechende ER
Ausführung des Sekundär- Abb. 3.
kreises eine Siebwirkung
vorzunehmen. (Verringerung der Dämpfung durch Ver-
-rößerungz des Verhältnisses Lyry Crp Symmetrierung mit
Sperrkreis usw.)
Sollte aber aus irgendeinem Grunde kapazitive An-
kopplung des Sekundärkreises vorteilhaft erscheinen, z.B.
weren räumlicher Verkleinerung von Sendern großer Lei-
stung, womit gleichzeitige Verringerung der Raumkapazität
des Stoßkreises verbunden ist, so muß diese Ankopplung
durch Spannungsteilerse "haltung nach Abb. 3 vorgenommen
werden. Denn für genügend lose Ankopplung müßte nach
der vorzeschlagenen Schaltung (Abb.1) Our sehr klein
und damit Ze sehr zeroß werden, die Spannung dieser zwei
Bestimmungstücke somit sehr hoch werden, was für Raum-
kapazıtät und eventuell Spuleneizenschwinzung ungünstig
werden kann.
Bedauerliceherweise ist eine Vergleiehsmessung des
Nebenwellenyerhältnisses mit und ohne Parallelkonden-
sator nicht ausgeführt worden, denn der verhältnismäßig
zerinze Unterschied des Abklinzens der Amplituden des
Sekundärstromes in Abb. 11 u. 12 des Aufsatzes (auf 12%
ohne, auf ca. 30% mit Parallelkondensator), der wahr-
wheinlich auch auf zu feste Ankopplunz zurückzuführen
ist, Jäßt die Behauptung des Verschwindens des breiten
Frequenzbandes bis auf nur eine Nebenwelle in der an-
zezebenen Schaltung ohne jede Siebmittel zweifelhaft er-
scheinen.
Berlin, 14. V. 1929. Kramar.
Erwiderung.
1. Die Schaltung Abb. 1 ist nicht zleichbedeutend mit
der Schaltung Abb.2. Während nämlich in Abb.2 der
Antennenkreis, der Zwischenkreis und der direkt mit dem
Frenuenztransformator verbundene Sekunedärkreis (mit
dem Kondensator Or auf eine bestimmte, ungerade
höhere Harmonische der Maschinenfrequenz abgestimmt
ein müssen, hat in Abb. 1 das System Parallelkondensator-
kreis und Sekundärkreis zwei verschiedene, aber
bei bestimmter Antennenfrequenz ebenfalls genau festge-
legte Frequenzen. Nur so kann nämlich die „entdämp-
fende“ Wirkung des Parallelkondensators voll zur Wir-
kung kommen.
2. Weil gewöhnlich die durch den Parallelkondensator
hauptsächlich bestimmte Frequenz diejenige ist, welche
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32
1177
niedriger (und zwar erheblich) als die Antennenfrequenz
ist, kann der Parallelkondensator verhältnismäßig groß
' sein und seine aussiebende Wirkung ausüben.
3. Streuinduktivität desWandlers dürfte bei der hier
benutzten Anordnung kaum in Frage kommen, da der Fre-
quenzwandler als Toroid ausgebildet und vollkomme n
gleichmäßig bewickelt ist.
4. Die Spannungsteilerschaltung, welche Herr KRA-
MAR anführt, ergibt keine Leistungsänderung in der
Antenne, auf keinen Fall eine Verbesserung. Die Be-
fürchtung bzgl. der Eigenkapazität der Sekundärkreis-
spule ist wegen ihrer verhältnismäßig geringen Größe
bei dem hier benutzten hohen Vervielfachungsgrad prak-
tisch kaum vorhanden.
5. Bezüglich des Abklingens der Amplituden des
Sekundärkreisstromes innerhalb einer Maschinenhalb-
periode ist zu bemerken, daß bei Einschaltung eines Par-
allelkondensators die Amplituden nieht, wie Herr KRAMAR
angibt, auf 30 % ihres Höchstwertes absinken, sondern nur
auf etwa 50%, wie auch aus der Abb. 12 unserer Arbeit
hervorgeht. Bei gleicher Leistung ist der Abfall der
Amplituden des Sekundärkreisstromes ohne Benutzung
eines Parallelkondensators dagegen etwa 88%, der Am-
plitudenwert sinkt dann also bis auf etwa 12 % ab.
6. Aus einem Vergleich der Amplitudenbegrenzungs-
kurvenmitundohne Parallelkondensator (Abb. 10 unse-
rer Arbeit) ist schon ohne Fouriersche Analyse deutlich zu
erkennen, daß die Zall und Größe der von der Antennen-
frequenz abweichenden höheren Harmonischen der Ma-
schinenfrequenz im Sekundärkreis kleiner ist, weng ein
passender Parallelkondensator eingeschaltet wird.
Breslau, 24. V. 1929.
ge. Hilpert. H Seydel.
LITERATUR.
Besprechungen.
Handbuch der Physik. Herause. v. H. Geiger
u. K. Scheel. Bd. 3: Mathematische Hilfs-
mittel in der Physik. Redie. v. IL. Thirrie.
Mit 138 Abb., XIV u. 647 S. in gr. 8°. Verlag von Julius
Springer, Berlin 1928. Preis geh. 57 IM; geb. 59,50 RM.
Man hat es für nötig gehalten, dem großen Sammel-
werk „Handbuch der Physik“, das das physi-
kalische Wissen im Zusammenhanzxe zur Darstellung brin-
gen soll, einen Band einzufügen, der den „Mathematischen
Hilfsmitteln in der Physik“ gewidmet ist. Die Heraus-
geber des Handbuches sowohl als auch der Bandredakteur
Herr H. Thirring werden sich bewußt gewesen sein,
wie schwierig und gleichwohl umdlankbar die Aufgabe
sein mußte. Der zur Verfügung der Bearbeiter zu stel-
lende Raum konnte nur ein beschränkter sein. Dem-
gegenüber ist die Stoffmenze eine ungeheure, denn es
gibt doch kaum Gebiete der Mathematik, die überhaupt
keine Anwendung in der Physik finden. Die Entwick-
lang der Analysis war ja gorade nicht zum wenigsten da-
durch bedingt, daß es galt, für die exakte quantitative Be-
handlung physikalischer Fragen geeignete Denkmittel zu
schaffen. Anderseits braucht man nur daran zu ocr-
innern, daß die Relativitätstheorie große Gebiete abstrak-
ter geometrischer Forschung in den Gesichtskreis des
Physikers gerückt hat, und die Entwicklung der Atom-
theorie die Heranziehung von manchen Kapiteln der li-
nearen Algebra und der Theorie der alzebraischen For-
men notwendig macht. Schließlich erfordert die Not-
wendiekeit, die Ergebnisse praktischer Messungen eben-
sowohl wie die der theoretischen Spekulation bis zu ge-
nauen zahlenmäßigen Angaben auszuwerten, ein Bin-
gehen auf die mathematische Exekutive, die soz. prak-
tische Mathematik. Man sieht, wie schwer die Aufgabe
des Redakteurs sein mußte, als es galt, den Rahmen rich-
tig abzustecken, den Stoff so auszuwählen, daß nichte
Wesentliches fehlt, und anderseits Dinge beiseite gelassen
werden, die, mögen sie auch an einzelnen Stellen der
Physik auftreten, doch für ihr Gresamtgehiet von geringe-
rer Wichtigkeit sind. Nicht geringer war die Schwierig-
keit, als es galt, die allgemeinen Richtlinien festzulegen,
die den Verfassern der einzelnen Abschnitte für ihre
Darstellung die Were weisen sollten. Bei der Wahl der
Grundlagen, auf denen man aufbauen wollte, Konnte es
zweifelhaft sein, ob man die Infinitesimalree hnung als
bekannt voraussetzen oder sie mit aufnehmen sollte. Der
Redakteur hat sich für die Aufnahme E und
damit den Stoff so abgegrenzt, daß alles, was zur Hoch-
schulausbildung zu gehören pflegt , in dem Buche seine
1178
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
8. August 1929
Stätte hat. Des weiteren war die Frage offen. wie man
den Stoff darbieten sollte. Sollte man rein die mathe-
matischen Tatsachen zusammenstellen, ohne ihre Be-
ziehungen zu den physikalischen Fragen, zu denen sie ge-
hören, zu berühren, oder sollte man gerade von den physi-
kalischen Problemen aus sich den Zugang zu ihrer ma-
thematischen Formulierung suchen, wofür die geschicht-
liche Entwicklung die schönsten Beispiele zahlreich dar-
bietet. Wohl der Gedanke, daß dieses Letztere ja in den
vielen Bänden des Handbuches genügend aufgezeigt werde,
hat den Redakteur bestimmt, sich für die Wahl des
ersten Weges zu entscheiden. Damit ist auch bereits
gesagt, daß dem Werke jede pädagogische Zielsetzung
fernliegt. Jeder, der auf den Gedanken käme, sich mit
Hilfe dieses Bandes mathematische Kenntnisse anzueiz-
nen, würde bald in Verzweiflung geraten. Ja, es erscheint
mir fraglich, ob es einem Physiker mit einer durchschnitt-
lichen mathematischen Bildung leicht fallen würde, sich
an Hand eines Artikels des Buches in ein Sondereebiet,
das ihm fremd ist, einzuarbeiten. Der Redakteur und die
Verfasser haben den Sinn ihrer Darstellung wohl viel-
mehr darin gesehen, unter Verzicht auf alle phyeika-
lischen Beispiele ein Nachschlagewerk zu schaffen, in
dem sich ein Physiker, der ein mathematisches Gebiet im
ganzen kennt, über Einzelheiten, die ihm entfallen sind,
rasch Rat holen kann.
Der Inhalt des Bandes gliedert sich, wie man leicht
auch ohne daß es ausdrücklich hervorgehoben ist, erkennen
kann, in drei Hauptteile. Die ersten vier Kapitel, die 180
Seiten umfassen und von A. Duschek herrühren, be-
handeln die Gebiete, die das Hochschulstudium einzuleiten
pflegen. Es mag zur Kennzeichnung des gewählten Stand-
punktes angeführt sein, daß die Darstellung der Infinitesi-
malrechnung mit den Axiomen der Mengenlehre einsetzt.
Vielleicht berührt es einen Leser dann eigentümlich — ist
aber natürlich im Wesen eines Handbuches wohl begründet
— wenigeSeiten später eine Zusammenstellung der Formeln
der elementaren Trigonometrie zu finden. Hat man sich
an dieses Nebeneinander ganz elementarer und verhältnis-
mäßig schwieriger Dinge gewöhnt, so wird man nicht
zögern, das Geschick des Verfassers für eine vollständige
Darbietung und übersichtliche Anordnung seines Stoffes
anzuerkennen. Neben der Infinitesimalrechnung behandelt
er aus der Algebra die Lehre von den Determinanten und
Matrizen, die linearen Gleichungen und die quadratischen
Formen, die für die Kristallphysik wichtige elementare
Gruppentheorie und streift kurz die Theorie der algebrai-
schen Gleichungen, deren numerische Auflösung nicht ver-
gessen wird. Weiter hat er in zwei Kapiteln die Geometrie
einschl. der Differentialzgenometrie dargestellt, wobei auch
Liniengeometrie, nichteuklidische Geometrie und Topologie
eingeordnet sind.
Die Kapitel 5...11, die das Mittelstück bilden, stam-
men von Th. Radakovic und J. Lense, sie behandeln
die wichtigsten Gebiete der Analysis. Ihre Darstellung
war wohl am schwierigsten, weil die Fülle des Stoffes hier
jeden Rahmen zu sprengen droht. So wird man auch bei
aller Anerkennung des gewählten Standpunktes in man-
chen Dingen anderer Meinung als die Verfasser sein kön-
nen. Vielleicht wäre hier eine engere Bezuennlime auf
wirkliche physikalische Probleme für die Darstellung
von Vorteil gewesen und würde auch zu einer etwas
anderen Auswahl des Stoffes geführt haben. Hier folgt
einem Abschnitt über Vektor- und Tensorreehnung mit
den Erweiterungen, wie sie die Entwicklung der Relativi-
tätstheorie notwendig gemacht hat, eine Darstellung der
Funktionentheorie, hui der neben der ausführlichen Be-
handlung der elliptischen Funktionen die etwas stief-
mütterliche Behandlung der konformen Abbildung auf-
fällt. Wohl allzuknapp sind die beiden Abschnitte über
die Reihenentwicklungsen der mathematischen Physik und
die Integralgleichungen geraten, die zusamınen nur 20
Seiten umfassen. Den beiden Abschnitten über gewöhnliche
und partielle Differentialzlleichunzen folet schließlich eine
Darstellung der Variationsrechnung, bei der neben der
klassischen Theorie auch die neuen direkten Methoden auf-
gezeigt werden.
Den Ubergzanz vom Mittelstück zum letzten Teil bildet
der besonders wertvolle, ausführlicher gehaltene Artikel
von F. Zernike über Wahrscheinlichkeitsrechnung und
mathematische Statistik, der etwa 80 Seiten umfaßt. Wenn
er naturgemäß auch nicht zur Einführung eines An-
fünzers in das Gebiet geeignet ist, so wird doch jeder
Leser mit einer gewissen Kenntnis des Gebietes sich über
die Vervollkommningen, die durch neuere Forschungen er-
reicht sind, in bester Weise unterrichten können. Die
letzten drei Kapitel, im Umfange von etwa 150 Seiten sind
von K. Mader verfaßt. Sie umfassen die als praktische
Mathematik bezeichneten Disziplinen der Auscleichsrech-
nung, des graphischen und numerischen Rechnens. Diese
Abschnitte werden dem praktisch tätigen Physiker be-
sonders willkommen sein, da die behandelten Gebiete aucl
heute wohl noch nicht an allen Universitäten die für den
Praktiker notwendige Pflege erfahren. Rühmend hervor-
gehoben werden missen noch das 12 engbedruckte Seiten
umfassende Sachregister sowie die bekannt gute Ausstat-
tung des Springerschen Verlages.
Man hat wohl die Frage aufgeworfen, ob die mannie-
fachen enzyklopädischen Unternehmen von heute die müh-
same Arbeit, die sie verlangen, lohnen werden. Wünschen
wir den Mitarbeitern an diesem Bande, daß ihre Leistung
vielen die Mühe langwierigen Suchens ersparen möge.
G. Prange.
Handbuch der Physik. Von H. Geigeru K.
Scheel. Bd. 6 Mechanik der elastischen
Körper, redigiert von R. Grammel. Mit 2% Abb.,
XII u. 632 S. in gr. 8°. Verlag Julius Springer, Berlin
1928. Preis geh. 56 RM, geb. 58,60 RM.
Der Inhalt dieses Buches hat fast noch größere Be-
deutung für die heutige Technik als Bd. V. Kap. 1,
Physikalische Grundlagen der Elastomechanik von A.
Busemann u. O. Föppl, befaßt sich mit den Festir-
keitseigenschaften der Baustoffe und bezüglichen Ver-
suchen. Man erkennt die Fülle der bisher geleisteten Ar-
beit und ersieht, was alles noch der Aufklärung und Er-
ledigung harrt. In Ziffer 6, 18, 22, 24 ist auf die Bedeu-
tung der Vererbungsmechanik hingewiesen; der Name
V.Volterra, der hiermit eng verknüpft ist, findet sich
nirgends. Kap 2, Mathematische Elastizitätstheorie von
E. Trefftz, gibt eine ausgezeichnete Übersicht über
die allgemeinen Probleme auch als Grundlage für die
beiden folgenden Kapital. Kap. 3 enthält die Elasto-
statik von J.W.Geckeler. Es wird wohl kaum ein
Gebiet dieses Zweiges geben, das hier nicht angeschnitten .
nn ma
ist, so daß der Ingenieur, der sich heute ganz intensiv `
mit dieser Sache befassen muß, eine wertvolle Übersich
erhält. Kap. 4, Elastokinetik von F. Pfeiffer, wl
met einen Abschnitt den fortschreitenden Wellen in un
endlich ausgedehnten elastischen Medien, den Rest den
Schwingungen von allseitig begrenzten elastischen Systc-
men: Saite, Stab, Membran, Platten, Schalen, Kugeln ong
Zylindern. Genau wie der Inhalt von Kap. 3 sind auch
die hier behandelten Disziplinen für den Techniker un-
entbehrliches Hilfsmittel; die übersichtliche Anordnun:
der schwierigen Materie wird ihm die Durchdringung in
hohem Maße erleichtern. Die Elastizitätstheorie aniso-
troper Körper von J. W. Geckeler (Kap. 5) hat trot:
seiner Bedeutung für die theoretische Physik vorläufi:
kaum Verwendung in der Technik gefunden. Plastizitä!
und Erddruck von A. Nädai (Kap. 6) bildet eine not-
wendipe Ergänzung der vorhergehenden Kapitel, namen!-
lieh mit Rücksicht auf die Erscheinung des Fließens beir
Bruch. Der Stoß von Th. Pöschl (Kap. 7) gibt ein
ausführliche Diskussion aller hierher gehörigen Fragen
und läßt erkennen, welche Schwierigkeiten noch zu über-
winden sind, bis eine technischen Ansprüchen genügend”
Sicherheit bei Beschreibüng der Vorgänge erreicht ist.
Den Schluß bildet eine Besprechung experimenteller
Methoden. Das 8. Kap. Seismik von G, Angenheister
gibt eine Übersicht über die Theorie der seismischen In-
strumente, Theorie der Errdbebenwellen und diesbezür-
liche Beobachtungen. Die klare Darstellung dürfte allze-
meines Interesse beanspruchen. Die Zahlentafeln des Ar-
hangs werden bei Anwendungen wertvolle Dienste leisten
Der ganze Band, der in der glücklichen Auswahl des
Stoffes und der Darstellung auch die geschickte Hand der
Redaktion erkennen läßt, reiht sich in jeder Beziehung
würdig dem bereits besprochenen Band V an und gii
mit diesem zusammen eine Übersicht über das gesamtt
Gebiet der Mechanik fester Körper, die sich in der wissen-
schaftlichen und technischen Welt nur Freunde schaffen
wird. Druck und Ausstattung sind vorzüglich wie bri
Band V. Georg Duffin«e.
Untersuchungen zur Quantentheorie. Ven
L. de Broglie. Übers v. Dr. W. Becker Mitt
Textahb. u. 88 S. in 8%. Akademische Verlagszesellschaf:
m. b. H., Leipzig 1927. Preis kart. 5,80 RM.
Das große Interesse, das seit dem Auftreten der Quan-
tenınechanik den einschlägigen Veröffentlichungen zuge
wandt worden ist, hat zu einem Neudruck mancher ihrer
grundlegenden Abhandlungen geführt. Unter diesen Neu-
drucken verdient die Arbeit deBrogliesaus den Am:
nales de Physique 10, III, besonderes Interesse, ist duch
de Broglie der eigentliche Begründer wellenmechanischer
Vorstellungen in der Iynamik des Elektrons gewesen
8. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
1179
\achdem seine Ideen dann durch die Wellenmechanik
Schrödingers einen ungeahnten Ausbau gefunden ha-
ben, ist es vor allem für den deutschen Physiker, der diese
Gedanken zumeist nur aus der fertisen Form der Schrö-
dingerschen Theorie kennt, von ganz besonderem Wert, den
ursprünglichen Entwurf de Broglies kennenzulernen.
Einer historischen Einleitung folgen Kapitel über die Pha-
senwelle, das Maupertuissche und das Fermatsche Prinzip,
die quantentheoretischen Stabilitätsbedingungen der Bah-
nen, Quantisierung der gleichzeitigen Bewegungen zweier
elektrischen Zentren, die Lichtquanten, die Streuung der
X- und y-Strahlen, die statistische Mechanik und die Quan-
tentheorie. Der deutschen Ausgabe ist von de Broglie ein
französisch geschriebenes Vorwort vorangesetzt worden,
in dem er die weitere Entwicklung seiner Ideen in der
Quantenmechanik Schrödingers und Heisenberegs kurz
skizziert. Sein Urteil über diese Entwicklung möge mit
seinen eigenen Worten wiedergegeben werden: „la Dyna-
mique de Newton et la theorie des Ondes de Fresnel sont
venues se rejoindre et cette synthèse d'une grande beauté
intellectuelle nous a fait pénétrer au coeur même de la
question des quanta et a ouvert à la Physique théorique
dimmenses horizons nouveaux.“
Hans Reichenbach
Sveriges Elektricitetsverksindustri. Min-
nesskrift vid Svenska Elektricitetsverksföreningens
25 Ars Jubileum. Von J. Körner. Mit zahlr. Abb. u.
160 S. in 4°. Stockholm 1928. Preis 5 Kr.
Die schwedische Vereinigung der Elektrizitätswerke
hat im September 1928 ihr 25jähriges Jubiläum gefeiert
und aus diesem Anlaß diese Festschrift veröffentlicht.
Das Vorwort erinnert daran, wie die Elektrotechnik im
Laufe von 100 Jahren aus einem unbedeutenden Keim zu
einem der wichtigsten Hilfsmittel der Menschheit ent-
wickelt wurde, u. zw. nicht geradlinig, sondern in einem
Tempo, das man am besten durch Exponentialfunktionen
ausdrückt. Namentlich die Forschritte in der elektrischen
Fernübertragung und die darauf gegründete Stromversor-
sung haben sich in den jüngsten 25 Jahren entwickelt.
Die Kraftquellen Schwedens ließen sich dank der Elek-
trotechnik zu einem bedeutenden Nationalvermögen auf-
werten, dessen Ausnutzung und Verwaltung zu pflegen
ist. Diese Aufgabe liegt der Elektrizitätswerksindustrie
in erster Linie ob, wozu allerdings das Verständnis der
Allgemeinheit und der Behörden erwünscht ist. Zur För-
derung dieses Gedankens hat der Verfasser sich die Auf-
zabe gestellt, den Werdegang der Elektrizitätswerksindu-
strie und deren Zukunftsaussichten in allgemeinverständ-
licher Form zu erörtern. Wenngleich die Schrift sich
eigentlich nur an die schwedischen Interessenten wendet,
kann sie doch denjenigen empfohlen werden, welche sich
rasch über die einschlägigen Fragen unterrichten wollen,
und die graphischen Darstellungen machen vielfach den
Inhalt auch für den mit der Sprache nicht vertrauten
Leser durchaus verständlich. Halden.
Eingegangene Doktordissertationen.
Gottfried Rose, Die Durchlässigkeit von Glas für ultra-
violettes Licht. T. H. Dresden 1929.
Herbert Draeger, Einfluß der Abrundung beim Ziehen
von Hohlkörpern aus dünnen Blechen. T.H. Dresden
1929. VDI-Verlag GmbH, Berlin.
Alfred Mann, Untersuchungen von Räumnadeln mit
verschiedenen Schnittwinkeln und Fasenbreiten. T.H.
Dresden 1929. VDI-Verlag GmbH, Berlin.
Artur Mayer, Die magnetischen Verhältnisse an
schraubenförmigen Eisenkörpern. T.H. Stuttgart 1927.
Kurt Mütze, Die Festigkeit der Schraubenverbindung in
Abhängigkeit von der Gewindetoleranz. T.H. Dresden
1929. Verlag Bauer & Schaurte, Rheinische Schrauben- u.
Mutternfabr., Neuß a Rh.
Karl Niemeyer, Über die Messung kleiner Kapazitäts-
änderungen mittels ungedämpfter elektrischer Schwingun-
gen. T.H. Hannover 1929. Universitätsverlag Robert
Noske, Borna-Leipzig.
Bruno Reiter, Untersuchungen über die Abhängigkeit
der MeßBgenauigkeit von der künstlichen Beleuchtung.
T.H. Dresden 1929.
Horst Teichmann, Über die Höchstgeschwindigkeit
lichtelektrischer Elektronen im selektiven Empfindlich-
keitsbereich des Kaliums. T.H. Dresden 1929. Verlag
Jobann Ambrosius Barth, Leipzig.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
AEG-General Electric Co. — Nach Informationen der
Frankf. Zg. schweben zwischen diesen beiden Gesellschaften
seit einiger Zeit Verhandlungen mit dem Zweck, die Gene-
ral Electric Co. in stärkerem MnBß als bisher an der
Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft zu
interessieren und gleichzeitig durch neue Verträge auf tech-
nischem und wirtschaftlichem Gebiet eine Wahrung und Stär-
kung der deutschen Belange und ihre bessere Einschaltung in
internationaler Beziehung zu erreichen!. Wenn, so sagt die
genannte Zeitung, die Verhandlungen programmäßig ver-
laufen, dürfte man schon bald mit einer Kapitalerhö-
hung der AEG zu rechnen haben, bei der die General Elec-
tric zu ihrem bereits im freien Markt erworbenen Besitz
einen beachtlichen Betrag neuer AEQG-Aktien zu übernehmen
hätte. Dieser Notiz hat die Frankf. Zg. sodann eine weitere
Ausführung folgen lassen?, in der sie bemerkt, daß die
seit längerer Zeit beobachteten Ankäufe von AEG-Aktien
teils als Vorbereitung, teils als Begleitmusik der schweben-
den Verhandlungen gelten dürften, die auf eine engere
Verbindung zwischen den beiden von alters her befreun-
deten Gruppen hinzielen. Was auf amerikanischer Seite
als Leitmotiv für diese Verstärkung der schon vor-
handenen Beziehungen gelten könnte, lasse sich viel-
leicht folgendermaßen umschreiben: „Die General Electric
steht in einer Periode stärkster Kraftentfaltung. Gleich-
zeitig mit der Vollendung ihrer riesigen Anlagen in Schenec-
tady hat sie ihre Absatzorganisation auf dem nordamerikani-
schen Kontinent ausgebaut, sich aber in dem gleichen, für die
industrielle Entwicklung drüben typischen Tempo auch Stütz-
punkte für das Auslandsgeschäft geschaffen, teils in eigenen
Gründungen, teils in Form von Beteiligungen. Dafür gab es
zwei Gebiete: das noch recht unerschlossene Mittel- und Süd-
amerika und anderseits Europa. Unter Einsatz gewaltiger
Mittel aus Neuemissionen und Gewinnen ist es ihr z.B. in
Siidamerika gelungen, im Wettlauf mit europäischen Kon-
kurrenten überall dort Fuß zu fassen, wo sie Aussichten für
die Verwertung ihrer zahlreichen, vielseitigen Patente er-
kannte. Ihre Finanzkraft und ihre Monopolstellung im Tech-
nischen hat sie frühzeitig auch in Europa erfolgreich ein-
gesetzt. Verträge und Kapitalbeteiligungen sicherten ihr
Einfluß in fast allen bedeutenden Staaten. Ein ganzes Netz
von Verträgen und Kapitalbeziehungen geht also von den
V.S. Amerika aus; an seiner Verdichtung wird laufend ge-
arbeitet. Ist dadurch schon die Möglichkeit häufigen Zu-
sammentreffens im Wettbewerb gegeben, so mag gerade im
Falle AEG noch etwas Besonderes mitspielen: die deutsche
Gesellschaft besitzt auf Grund jahrelanger praktischer Eigen-
betätigung reiche Erfahrung im Ostgeschäft, besonders
mit Rußland. Und wenn auch die General Electric die be-
kannten Abinachungen mit dem Starkstromtrust der UdSSR?
selbständig getroffen hat, so ist es doch durchaus wahrschein-
lich, daß sie zu deren Abwicklung einer erfahrenen Hand
nicht entraten kann. Auch die Harrimanschen Konzessionen
in Polen? und starke Initiative französischen Kapitals auf
dem Balkan mögen Anlaß geben, sich über die Zukunfts-
chancen dieser Märkte zu unterhalten. Wie das im einzelnen
erfolgen soll, ob durch Ausdehnung der laufenden Patent-
verträge auf diese Länder, ob durch Abgrenzung der beider-
seitigen Interessensphären, ob durch Preisvereinbarungen,
ob durch gemeinsame Expansion oder wie auch immer, das
wird sich über kurz oder lang zeigen. Jedenfalls ist für die
Ausdehnungsbestrebungen der General Electric vor allem in
Mittel- und Osteuropa die AEG der historisch gegebene
Helfer.“
Inzwischen sind die Verhandlungen beider Gesellschaften
bereits zum Abschluß gekommen, und die AEG hat soeben
deren Ergebnis in einem ausführlichen Kommuniqu6 ver-
öffentlicht, das wir im nächsten Heft dem Leser mitteilen
werden. Die International General Electric Co. erwirbt da-
nach 30 Mill RM Stammaktien der AEG.
Deutschlands elektrotechnischer Außenhandel’. — Dem
Monatlichen Nachweis für Juni 1929 zufolge hat sich inner-
halb des Tarifunterabschnitts 18 B die Einfuhr gegen den
Vormonat (23 934 dz bzw. 5,923 Mill RM) um 15 496 dz (65 %)
und 1,567 Mill RM (26 %) verringert. Ebenso zeigt die Aus-
fuhr gegenüber dem Mai (139 292 dz bzw. 44,757 Mill RM)
eine Abnahme um 9948 dz (7%) bzw. 2,426 Mill RM (5%);
sie weist an Reparationssachlieferungen 993 dz im Wert von
0,479 Mill RM auf. Während deserstenHalbjahroes ist,
verglichen mit der gleichen Periode des Vorjahres, die Ein-
fuhr um 13 936 dz (27%) und 4,477 Mill RM (20 %) gestiegen,
und der Stückzahl nach ergeben sich für sie 7711 Licht-
Vgl. hierzu auch ETZ 1929, S. 1971.
1729, Nr. 554.
Vgl. ETZ 192%, 8. 735.
Val. ETZ 1929, S. 1029.
Vgl. ETZ 1928. S. 1283; 1929, S. 1071.
(r 9 O fe
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 32 8. August 1929
Einfuhr in dz Ausfuhr indz
1
Nr Erzeugnisse Juni Januar/Juni Juni | Januar:Juni
1929 1929 | 1998 wm len ë | e
907 a Lichtmaschinen und Lichtzündmaschinen für Motorfahr-
zeuge; Anlaßmotoren für Verbrennungsmotoren . . . . 101 562 1 167 575* 4 256* | 3215*
907- Dynamomaschinen, Elektromotoren, Umformer; Trans-
b bis g formatoren und Drosselspulen!. . . .. 222.020. 3 395 17 271 24 073 | 24 566* | 150 520* 159 924°
907 h Fertig gearbeitete Anker, Kollektoren? . . . ...... 523 1 208 467 1 817* 9912% 15582*
908 a,b| Elektrizitätssammler, deren Ersatzplatten (Elektroden) . 414 3 220 3613 4357* | 24 548% | 25 745°
909 Kabel zur Leitung elektrischer Ströme, zur Verlegung in |
Wasser oder Erde geeignet . . » 2 2: sss ooe 1 351 27 692 8 835 49 789% | 288 268* 208 571*
A10 Bogenlampen, Quecksilberdampf-, Quarz- "und ähnliche
a bis o Lampen; Gehäuse dafür mit Glasglocken; Gelee
Reflektoren? . . x. x... 0... m EEN ENN S 18 87 63 328 2 418° 1 873
9lla Metallfadenlampen e äi A ee ee e er G 207 1085 | 1 009 1 095* 5 770* 5 607°
9ll b Kohlenfaden-, Nernst- und andere Glühlampen . .... 7 21 i 23 27 210* 415
912 Aı Telegraphenwerke; Bestandteile davon . . . 23 74 | 22 16 167* 112
912 A2| Fernsprecher, Fernsprech-, Wand- und Tischstationen, Fern- |
sprechvermittelungseinrichtungen; Bestandteile davon . 132 375 255 1 569* 9 227* 7 616°
912 A8| Vorrichtungen für die drahtlose Telegraphie und Tele- |
` phonie; Bestandteile davon . . . 2.2.2 222200. 538 3057 : 1780 3428 | 24021* | 18793*
912 A&4| Meß-, Zähl- und Registriervorrichtungen, auch in Verbin-
dung mit Uhrwerken; Bestandteile davon . . .'. . - 148 1 016 1 130 2437* | 16 906* | 14 735*
912 B Bügeleisen; Bestandteile davon . . . 2. 2 2 2 2 0... — 13 14 865 3 667* 3 065
912 C Heiz-, Koch- und sonstige Wärmeapparate; Bestandteile
davon o a eoe ee e e a 204 1017 701 L 080* 7 254° 5 729°
912 D Röntgenröhren; Bestandteile davon . 2 2.2.2.2... 2 12 5 15 y7* 62
912 E Magnetzündapparate und sonstige elektrische Zündsysteme
sowie Teile davon (ausgenommen Magnete); elektro-
technisches Zubehör für Motorfahrzeuge . . . 269 1544 1 551 1 750* | 12 740* 8 204°
912 Fı | Sicherungs- und Signalapparate; Läutewerke; Bestandteile |
davon u rn ee e E 19 96 91 1 159 6 144° REN
912 F2 | Vorrichtungen für Beleuchtung, Kraftübertragung, Elek- |
trolyse; Vorschalte- und Nebenschlußwiderstände; sonst.
a. n. g. Vorrichtungen; Bestandteile davont . . ... . 982 6 708 | 6 320 24 674* | 153 579* | 151 592*
912 F8 | Vorrichtungen für ärztliche oder zahnärztliche Zwecke;
Bestandteile davon (ausgenommen 912D) . . .... 64 390 Ä 308 1528 9 173* 8 205*
912F4 | Galvanische (auch Trocken-) Elemente, elektr. u. galva-
nische Batterien; Thermoelemente; Bestandteile davon 32 2350 308 4 944 30 835 23 019
912 F5 | Isolationsrollen, -glocken, -knöpfe, Spulen, Taster, Schalter |
usw. aus Steingut, Porzellan oder Glas (ausgenommen
DSak car a ee E Eee 4 143 ; 133 E 6 6
912 F6 | Isolationsgegenstände aus Asbest, Asbestpappe, Glimmer
oder Mikanit für die Elektrotechnik (Schutzkasten usw.) 5 32 69 35* 300* 250*
912 F7 | Isolierröhren für elektr. Leitungen aus Papier oder Pappe;
Verbindungsstücke dafüd.. . . .... ; e 3 287 15 650* | 11 165
— Elektrotechnische Erzeugnisse, unvollständig angemeldet . — — | — 3 6 21
; i , f Menge in dz . 8438 | 65873 | 51937 |129344* |776 568* |678 775*
Punime von: Tariiuntersbeohniut I8 B; (e? in 1000 RM | 4356 | 26256 | 21779 | 42 331* | 268910" 228 397°
648 a Vorgepreßte Blöcke, Platten und Stangen aus Kohle für
. elektrotechnische Zwecke . . . 2 2 2 2 rer 0 0. 28 184 238 427 6 275 6 273
648 b Kohlenbürsten, Mikrophonkohlen usw.; Kohlenfäden für
elektr. Beleuchtungskörper oder dgl. 3 auch in Verbindung
mit Platin . s s s e an ee ee , 6 38 28 80 418* 409
648 o Brennstifte für en ae . 78 625 24 705 4 366 3 937
648 d Elektroden... = 4.2.0 4.8.0.2 E E a 493 3 585 6 673 25 316 |139 338 | 126 260
733 a Porzellanisolatoren für Telegraphen- oder EE
Jeitungen? . . 2. 2 2 2 2 0 0 0 0. ee e — 178 87 6 528* | 34 598* | 28 700°
740 a Glühlampenkolben RR d ee rei a gt een e ge ep 39 135 157 1 516 8 723 5 174
183 o Bearbeitete Teile von elektrischen Maschinen der Nrn.
907 a/g und von Erzeugnissen der Nrn. 907 h/911 b aus l
nicht schmiedbarem Gußeisen . ee 230 881 1512 | e 8 8
799 e dsgl. aus schmiedbarem Eisen . . 99 353 438 |)
890 a Isolierter Draht aus unedlen Metallen für die Elektro-
technik `, ..... . a ee EE S 155 1 251 1 055 11 723 68 488% | 57 440°
maschinen (12134 i.V.), 86778 Dynamos, Elektromotoren faßte mit letzteren 44817 Lichtmaschinen (dv 279 i. Vo.
usw. (65 304 i. V.), 2739 Bogen- usw. Lampen (373 i. V.),
2.434 Mill Metalldrahtlampen (2,064 i. V.) und 34 800 Kohle-
faden- usw. Lampen (48 900 i. V.). Der Export zeigt eben-
falls eine Zunahme, u. zw. um 97 790 dz (14 %) bzw. wertli>h
um 40,513 Mill RM (18%); er enthielt an Reparationssach-
lieferungen 64 342 dz im Wert von 21,014 Mill RM und um-
I Die Ausfuhr von Quecksilberumformern ist in Nr. 212 F 2 enthalten.
? Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile von nicht vollständigen elektrischen
Maschinen. — > Die Ausfuhr umfaßt auch Teile von Bowenlampen außer
Brennsti t n (648c). — * Die Ausfuhr umfaßt auch Quecksilberumformer
aus Nr. 907 big und Tsolationszegenstände, auch ana Ambroid, Hartkautschuk
344 558 Dynamos, Elektromotoren usw. (289 023 i. V.), 2121»
Bogen- usw. Lampen (10 501 i. V.), 29,807 Mill Metalldraht-
lampen (26,786 i. V.) und 0,583 Mill Kohlefaden- usw. Lampen
(1,112 i. V.). Sein UÜberschuß betrug 710695 dz bzw.
242,654 Mill RM (626 841 dz bzw. 206,618 Mill RM i. V.).
u———
Bezugsquellenverzeichnis.
Frage 308: Wer stellt die „Ulma”-Schalttafelklermme
her?
usw. der Nr. 912 F 5 außer Isolationsglocken (733a). — ° Einfuhr nach Be- Abschluß des Heftes: 3. Auzust 1929.
schaffen tt. -- ® Isolationsglocken unter 733 a, andere Waren, auch aus E
Xmbroid, Hartkautschuk usw., unter 912 F2. —-—" Die Ausfuhr umfaßt
Isolatoren aller Art aus Steingut oder Porzellan. — H Für die Ausfuhr gelten Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
die im Unterabschnitt 18 B bei den Maschinen angegebenen stat. Nru. —
S Einschließlich der Reparationssachlieferungen.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Ze
19000 Expl.
hme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9,
August 1929
Die Rolle als Stromabnehmer wird immer mehr
verlassen; auch der gewöhnliche Lyrabügel ent-
„A spricht nicht mehr den heutigen Betriebserfordernissen,
$ an seine Stelle ist der stets nach beiden Richtungen
„į fahrbereite Scherenstromabnehmer getreten, der
„Lt die zuverlässigste, wirtschaftlichste und betriebs-
sicherste Stromabnahme vermittelt.
Von einem Scherenstromabnehmer, der allen neu-
zeitlichen Anforderungen entspricht, verlangt man:
Leichtes Gewicht, keine höhere Dachbelastung als
beim alten einfachen Lyrabügel,
niedrige Anschaffungskosten,
Verwendungsmöglichkeit vom
leichtesten bis zum schwersten |"
Schleifstück jeden Systems,
gleichmäßigen und leicht ver-
stellbaren Anpressungsdruck
in allen Hubstellungen,
oßen Hubbereich,
lachlage in der Tiefstellung
(etwa 285 mm über Dachbohle),
wichtig bei Unterführungen,
Fahrtrichtungswechsel ohne Be-
dienung, »
große Steifheit der Schere trotz
geringen Gewichtes,
Hochempfindliche, kugelgelager-
te Wippe (Oberbügel),
Fußgestell auf Kugellager,
leichte Zerlegbarkeit,
einfache und zweckmäßige Form,
äußerste Beschränkung der Wartung,
gefälliges Aussehen,
geringen Platzbedarf und einfachste Befestigung auf
dem Wagendach.
Der AEG-Ambeck-Scherenstromabnehmer
‘erfüllt alle diese Bedingungen.
3
—
PP Zwez
_
ZE
Abb. 1.
AEG - Ambec: - Scherenstromabnehmer bei normaler Fahrdrahtlage:
Das Gewicht des Scherenstromabnehmers beträgt
ausschließlich Schleifstück nur etwa 87 kg, die Dach-
belastung wird also nicht höher als beim einfachen
IL,yrabügel der bisherigen Art.
Durch das geringe Gewicht und die einfache
und zweckmäßige Form des Scherenstromabnehmers
sind die Anschaffungskosten verhältnismäßig niedrig,
was für eine allgemeine Einführung des "Strom.
abnehmers von großer Wichtigkeit ist.
Von wesentlicher Bedeutung ist ferner die Mög-
lichkeit, beim AEG - Ambeck - Scherenettomabnch.
mer Schleifstücke jeden Systems zu verwenden.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 32
emmmer? : a
= mach ne
AEG-Ambeck-Scherenstromabnehmer für elektrisch betriebene Fahrzeuge.
Mitteilung der AEG.
Um Rundfunkstörungen zu beseitigen, war es be-
kanntlich vor einiger Zeit erforderlich, von der Ver-
wendung der früher üblichen Aluminium-Schleif-
stücke abzugehen und dafür Breitflächige Schleif-
stücke aus Messing oder Eisen einzuführen. Sie,
die sogenannten Radio-Sparbügel, weisen natürlich
ein höheres Gewicht auf, als die Aluminium-Schleif-
stücke, so daß sie nicht ohne weiteres zusammen
mit den Lyrabügeln benutzt werden konnten;
beim AEG-Ambeck-Scherenstromabnehmer ist das
gaer Ze a ve r] muy, i
L- U an zm
TOAN Wm Á
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Abb. 2. AEG-Ambeck-Scherenstromabnehmer bei tiefster Fahrdrahtlage.
aber ohne weiteres möglich. Der Anpressungsdruck
des Schleifstückes an den Fahrdraht, der ım all-
gemeinen 5 bis 6 kg betragen soll, ist bei dem neuen
Scherenstromabnehmer gleichmäßig und leicht ver-
stellbar. Der Hubbereich ist außerordentlich groß, da
die Steighöhe 2700 mm und die tiefste Lage etwa
285 mm beträgt. Es können also mit dem AEG-
Ambeck-Stromabnehmer sehr niedrige Unterführungen
durchfahren werden, ohne daß die Gefahr besteht, daß
ein für die Schleifstücke schädlicher, übermäßig hoher
Anpressungsdruck an den Fahrdraht stattfindet und
ein Wiederaufrichten des Stromabnehmers in Frage
gestellt ist.
Bei der heutigen, fast allgemein zu beobachtenden
starken Besetzung der Straßenbahnwagen und der
dadurch bedingten Inanspruchnahme der Schaffner ist `
es sehr vorteilhaft, daß sich das Bahnpersonal während
des Betriebes nicht um den Stromabnehmer zu be-
kümmern hat. Auch bei Fahrtrichtungswechsel, der
bisher ein Drehen des Lyrabügels um 180° oder zum
mindesten eine gewisse Bedienung der nicht dreh-
baren Bügel erforderte, arbeitet der Scherenstrom-
abnehmer vollständig selbsttätig.
Das weitestgehende Zusammenfassen aller Bau-
elemente und die besonders beachtenswerte Ge-
staltung des Scherenober- und -unterteiles geben dem
Stromabnehmer eine außerordentliche Steifheit und
Standsicherheit. Der Oberbügel (Wippe), der eine
Kugellagerung erhalten hat, ist hochempfindlich und
folgt Unebenheiten in der Fahrleitung, ohne daß sich
Bene Stöße auf die Schere in nennenswertem
aße übertragen.
Die Lagerungen der Achsen an den Lagerböcken
bestehen aus Pendelkugellagern, so daß eino Lager-
verspannung beim Verschrauben der Fußwinkel auf
den Dachbefestigungsbohlen nicht eintreten kann.
Die Wartung des AIEG-Ambeck-Scherenstrom-
abnehmers erfordert nur schr geringen Zeitaufwand.
Das Schmieren erfolgt durch Schmiernippel, die
an allen wichtigen Schmierstellen eingeschraubt sind.
Mit Hilfe einer Überdruckpresse werdeu die Schmier-
ge mit Fett versorgt.
ie Pendelkugellager in den Lagerböcken sind in
Vaseline eingesetzt und mit Lederdichtung versehen,
so daß ein weiteres Schmieren überflüssig ist.
Berücksichtigt man schließlich noch das sehr ge-
fällige Aussehen, den geringen Platzbedarf und die
einfache Befestigung auf dem Wagendach, so kann
wohl gesagt werden, daß der AEG-Ambeck-Scheren-
stromabnehmer allen Anforderungen entspricht, denen
ein wirklich brauchbarer Scherenstromabnehmer ge-
recht werden muß.
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XXXVIII
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Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W9
50. Jahrgang
Berlin, 15. August 1929
Heft 3
Betriebserfahrungen mit Drosselspulen zur Strombegrenzung
bei der Berliner Städtische Elektrizitätswerke A G.”.
Von Dr.-Ing. Gustav Levi, Berlin.
Übersicht. Schwierigkeiten in der Beherrschung der
großen Kurzschlußleistung im BEWAG-Netz bei Parallel-
schaltung der Kabel machten die Einführung der Gruppen-
schaltung und den Einbau von Drosselspulen notwendig. Es
werden nach Erläuterung der Begriffsbestimmungen die ver-
schiedenen Spulenkonstruktionen beschrieben und die Er-
fahrungen mitgeteilt, die sich beim Betrieb dieser Spulen
ergaben. Die Betriebserfahrungen führten zur Festlegung
allgemeiner Lieferungs- und Prüfbestimmungen.
1. Vorwort.
Nach der Amerikareise der Herren Dir. Dr. Reh-
mer und Dr. Rühle von der BEWAG wurden ein-
gehende Untersuchungen der Gruppenschaltung,
Aroftwerke
2OkV-Nefz
Niederspon Verbrauchernelz
Abb. 1. Gruppenschaltung des BEWAG-Netzes.
die jetzt in Berlin eingeführt ist, angestellt, um den
Einfluß von Drosselspulen auf die Größe der auftreten-
den Kurzschlußleistung in diesem Netz festzustellen. „Die
Untersuchung zeigte, daß es möglich ist, in dem Netz-
gebilde, das hier kurz nochmals erläutert werden soll
(Abb. 1), die maximal mögliche Kurzschlußleistung un-
abhängig von der Größe des Netzes eindeutig zu be-
stimmen.
Der Kurzschlußstrom bei einem Fehler in einem
30 kV-Kabel ist bestimmt durch die Reaktanz in den bei-
den Zuleitungskabeln und durch einen geringen Rück-
strom, der von dem Unterspannungsnetz über die Trans-
formatoren der Kurzschlußstelle zugeführt wird. Die
maximale Kurzschlußleistung ergibt sich, wenn man bei
der Kurzschlußstrombereehnung mit starrer Sammel-
schienenspannunz rechnet. Die weitere Entwicklung des
Netzes kann bei diesem Netzbild eine Steigerung der
Kurzschlußleistung hinter den Drosselspulen nicht mehr
nach sich ziehen. Es ist hierdurch die maximale Abschalt-
leistung der Ölschalter einwandfrei zu bestimmen, mit
denen die Anlage ausgebaut werden muß.
Die Einschaltung der Drosselspule in der Schalt-
anlage ist in verschiedener Art möglich, u. zw. (Abb. 2):
Erste Anordnung: Sammelschiene, Ölschalter, Drossel-
spule, Kabel.
* Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 5. III. 1929.
| Stromrichtung |
Abb.2. Schaltmöglichkeit von Drosselspulen.
Zweite Anordnung: Sammelschiene, Drosselspule, Öl-
schalter, Kabel.
Diese beiden Anordnungen sind verschieden zu be-
werten. Rechnet man bei der 1. Anordnung mit einer
absoluten Sicherheit der Drosselspule, so ist es möglich,
den Ölschalter entsprechend der verringerten Kurzschluß-
leistung auszulegen. Rechnet man jedoch damit, daß
auch ein Defekt an der Drosselspule oder zwischen Öl-
schalter und Drosselspule möglich ist, so ist man ge-
zwungen, den Ölschalter vor der Drosselspule für die
Leistung auszulegen, die dann auftritt, wenn die Drossel-
spule defekt wird, um eine Gefährdung des Schalters zu
vermeiden. Die 2. Anordnung rechnet mit einer unbeding-
ten Sicherheit der Spulen. Das Defektwerden einer Spule
bedeutet für diese Anordnung einen Sammelschienenkurz-
X Spannung am Ölschalter
5-5. Spannung-
He
Spannung am Ölschalter
5-5 Spannung
Abb.3. Spannungsverhältnisse am Ölschalter
bei verschiedener Prosselspulenanordnung.
schluß, der die gesamte Anlage außer Betrieb setzt. Da
bei dieser Anordnung der Ölschalter nicht mehr mit dem
größeren Kurzschlußstrom belastet wird, kann man ihn für
die durch die vorgeschaltete Drosselspule bedingte Lei-
stung auslegen.
Von der wirtschaftlichen Seite betrachtet ergibt die
erste Anordnung folgende Gesichtspunkte: Die Verwen-
dung von Ölschaltern entsprechend der verkleinerten
Kurzschlußleistung würde eine wesentliche Verringerung
der Anlagekosten bedeuten. Da jedoch der Ölschalter für
die gesamte Kurzschlußleistunz ausgelegt werden muß, ist
dieser wirtschaftliche Vorteil nicht zu erzielen, es ist
dann nur mit einer Beruhigung des Betriebes gegenüber
Anlagen ohne Drosselspulen zu rechnen, die im wesent-
lichen darin besteht, daß bei einem Fehler in einem Ab-
zweig die Spannungsabsenkung im Netz nur einen Bruch-
teil des Wertes erreicht, den sie erreichen würde, wenn
die Drosselspule nicht vorgeschaltet ist. Die üblen
Folgen weitgehender Spannungsabsenkungen im Netz
sind bekannt.
Die zweite Anordnung weist von selbst auf Verwen-
dung von Ölschaltern für kleinere Abschaltleistung hin,
da ja beim Defekt einer Spule nicht mehr der Abzweig-
schalter die Abschaltung des Schadens zu übernehmen hat
sondern der Zuleitungschalter zur Sammelschiene, in
diesem Fall der Ölschalter des Transformators. Es würde
sich also für vorliegende Anordnung folgendes System
ergeben: Die Abzweigschalter sind für verringerte Kurz-
A
1182
schlußleistung zu bemessen, der Transformatorenschalter
für die maximal mögliche Kurzschlußleistung, die dann
auftritt, wenn sich ein Sammelschienenkurzschluß enz.
wickelt hat. Beim Schadhaftwerden einer Drosselspule
in der zweiten Anordnung
ist immer mit dem Heraus-
fallen einer gesamten Sam-
melschienengruppe zu rech-
nen, bei der ersten Anord-
nung nur dann, wenn der
Ölschalter versagt.
Ein weiterer Vorteil
der zweiten Anordnung ist
noch folgender (Abb. 3):
Bei einem Kurzschluß in
einem Abzweig tritt der
größte Spannungsanstieg
an der Spule selbst auf. Der
Ölschalter liegt in der er-
wähnten Anordnung auf
der Seite der Spule, auf der
die geringe Spannung ist,
so daß die Bedingungen,
unter denen der Ölschalter gegenüber der ersten Anord-
nung zu schalten hat, viel leichter sind.
Trotz der erwähnten Vorteile hat sich bisher nie-
mand dazu entschließen können, eine Anlage nach der
zweiten Anordnung auszuführen, ebensowenig konnte
man sich bisher entschließen, bei Anordnung der Drossel-
spule hinter dem Ölschalter, Schalter mit der verkleiner-
ten Abschaltleistung einzubauen, da die Drosselspule in
der bisherigen Ausführung noch ein derartig unsicherer
Abb. A Kräfteverteilung in einer
Reaktanzspule.
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Kescech, JL 7777777,
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ANANASLI LLL LLALL LLLA S
KNAAAANNNNNNNANNNNNKNANAANA?
KNNNNKNKNNKMAAANNSKNKNKNKNANAA
Zë O T E,
Abb. 5 Zylinderspule.
Apparat ist, daß die Verantwortung für diese beiden An-
ordnungen augenblicklich noch von niemand übernommen
werden kann. Es ist jedoch ersichtlich, daß die zweite
Anordnung derartig bedeutende wirtschaftliche und be-
triebliche Vorteile mit sich bringt, daß danach zu streben
ist, die Spulen mit einem Sicherheitsgrad, der dem der
Sammelschienen entspricht, zu bauen.
2. Begriffsbestimmungen.
In der Starkstromtechnik kann im wesentlichen
zwischen zwei Drosselspulen-Bauarten unterschieden
werden. Die erste Bauart ist die Schutzdrossel-
spule für Apparate, die zweite Bauart ist die
Srombegrenzungspule. Nur die letzte Bauart
soll hier näher behandelt werden. Im allgemeinen er-
folgt die Kennzeichnung der Strombegrenzungspulen
nach dem prozentualen Spannungsabfall bei einem be-
stimmten Strom, bezogen auf die verkettete Netzspan-
nung. Diese Angabe ist außerordentlich bequem zur
Kennzeichnung der Spulen. Insbesondere ist die Bestim-
mung des Verhältnisses Normalstrom zu Kurzschluß-
strom ohne weiteres hieraus ersichtlich. Für die Be-
rechnung ergibt jedoch diese Angabe gewisse Unbequem-
lichkeiten. Es hat sich daher in der letzten Zeit der
Brauch herausgebildet, den induktiven Widerstand einer
Spule in Ohm anzugeben, da hierbei eine weitere Bezeich-
nung der Drosselspule nicht mehr erforderlich wird,
während bei der Angabe des prozentualen Spannungs-
abfalls gleichzeitig der Normalstrom der Spule und die
Netzspannung mit angegeben werden müssen.
Eine Drosselspule ist durch folgende Werte gekenn-
zeichnet:
1. Dauerstrom,
2. Überlaststrom nach diesem Dauerstrom für eine be-
stimmte Zeit,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
Abb. 6. Scheibenspulen.
15. August 1929
Kurzschlußstrom nach Dauerstrom und Überlast-
strom für eine bestimmte Zeit,
maximale Übertemperatur nach Dauerstrom und
darauf folgendem Überlast- und Kurzschlußstrom,
induktiver Widerstand,
Betriebspannung.
Ein Maß für die Größe einer Spule gibt noch die An-
gabe der Eigenleistung in kVA, definiert durch das Pro-
dukt Normalstrom mal Reaktanzspannung bei diesem
Strom. Ergeben die Forderungen der Bemessung einer
Spule in bezug auf Überlaststrom und Kurzschlußstrom
andere Kupferqauerschnitte als durch den Dauerstrom be-
dingt, so erhält man eine Spule. deren tatsächlicher
Normalstrom höher liegt als der geforderte. Es ist daher
gut, diese drei Werte in Übereinstimmung miteinander
zu bringen.
Für die Bemessung einerDrosselspule ist
im wesentlichen das Verhältnis Normalstrom zu Kurz-
schlußstrom maßgebend. Hiernach hat sich der mecha-
nische Aufbau der Spule zu richten. Für den Normal-
strom ist ein bestimmter Kupferquerschnitt erforderlich.
Dieser Querschnitt ist einmal in bezug auf Kurzschluß-
strom und Kurzschlußdauer thermisch zu kontrollieren,
dann aber auch auf die dynamische Widerstandfähigkeit
im Kurzschlußfall. Es ist nicht ratsam, eine Drossel-
spule einzubauen, die eine geringere Reaktanz als 5%
hat, d. h. ein Verhältnis Normalstrom zu Kurzschlu}-
strom, das größer als 1:20 ist. Die Beanspruchung der
Spulen unter 5% Reaktanz ist so hoch, daß besondere
Vorsichtsmaßregeln bei der Konstruktion anzuwenden
Seet, o p
] 00000
: 900000
o = 00000
000 ı 00000
Abb. 7. Seilspulen.
sind.
Betrieb in bezug auf Spannungshaltung nur eine Spule
mit einer Reaktanz <5 % verwendet werden kann, so hat
man es in der Hand, eine Drosselspule für einen größeren
Normalstrom zu wählen und hierdurch bessere Verhält-
nisse zu schaffen.
Ergibt sich durch die Berechnung, daß zu dem
Beispiel: Einer Drosselspule für 150A, 3% Reak-
tanz entspricht in bezug auf Spannungshaltung eine
Spule für 250 A, 5% Reaktanz.. Baut man die 250 A-
Spule ein, so hat man wohl etwas mehr an Kapital auf-
zuwenden, vermeidet aber die Nachteile einer Spule mit
3% Reaktanz.
Auf die Berechnung von Drosselspulen soll hier nicht
näher eingegangen werden. Es ist noch auf einige Ar-
beiten zu verweisen, besonders auf die von Buchholz!
(VDE-Tagung 1927), in der eine Berechnungsmethode
der Kräfte innerhalb der Spule angegeben wird. Gleich-
zeitig wurden von Buchholz Versuche an einer Modell-
spule gemacht, die die Formveränderung der Leiter beim
Kurzschluß zeigen. Abb. 4 zeigt die Verteilung der
Kräfte auf die einzelnen Leiter im Schnitt eines Spulen-
paketes. Es ist zu erschen, daß sich ein Kraftzentrum
innerhalb des Spulenpaketes bildet, nach dem die ein-
zelnen Leiter hingezosen werden. Die resultierenden
Kräfte der äußeren Leiter zeigen nach innen, die Kräfte
der inneren Leiter nach außen.
Aus den Werten, die die Berechnung ergibt, ist die
theoretische Bemessung der Abstützungen feststellbar,
auch ihre Anzahl. Nicht zu vernachlässigen ist die Ver-
ringerung der Festigkeit der einzelnen Leiter durch die
Erwärmung im Kurzschlußfall.e. Durch die Erwärmung
wird das für den Bau der Spule angewandte Hartkupfer
! Buchholz, VDE-Fachber. 1927, 8. 10.
15. August 1929
weich und macht die Spule unbrauchbar, wenn bei der
Auslegung der Abstützungen hierauf nicht Rücksicht ge-
nommen wurde. Die Kräfte innerhalb der Spule variieren
mit der Frequenz, so daß eine dauernd wechselnde Be-
lastung der Abstützungen auftritt. Die Wicklung häm-
mert gegen diese. Es besteht bei loser Wicklung die Ge-
fahr, daß die Abstützungen zerschlagen werden.
Abb. 8. Beton-Drosselspule. Ahb. 9. Drosselspule; Betonkern,
Messingzugstangen.
Weiter soll auf Arbeiten von Kropff? und von
Gramisch und Hak? hingewiesen werden. Die Ma-
terialausnutzung einer Spule ist eine Funktion der
Spulenform. Die günstigste Form ist die quadratische.
ee Form ergibt dementsprechend auch den günstigsten
reis.
3. Konstruktionen.
I. Allgemeiner Aufbau.
Die vorliegende Betrachtung erstreckt sich nur auf
Luftdrosselspulen ohne Eisen. Für die
Strombegrenzung kommen Öldrosselspulen mit Eisen
nieht in Betracht. Der Preis für diese Spulen ist das
3- bis 5fache desjenigen der Luftdrosselspulen. Die Ge-
wichte und die Maße derselben sind auch ein Mehrfaches
HLLLLLD LLLLL LL
HUEL LELLLLELI ALLL LLLLLLII
HL UA LLILLILI UL LLLLLLL
HIEL LL LL LL LE HL LLLLLLLU
Abb. 10. Drosselspulen mit Porzellanabstützung und Porzellan-
zugstangen.
der Luftspulen, so daß aus wirtschaftlichen Gründen beim
Bau einer Anlage diese Spulen von Anfang an schon nicht
in Frage kommen. Unter anderem wurde der Vorschlag
gemacht, Spulen aus einadrigem Bleikabel aufzubauen.
Derartige Lösungen sind jedoch aus verschiedenen Grün-
den nicht möglich.
Die Grundformen der Drosselspulen sind:
a) Zylinderspulen,
b) Scheibenspulen,
c) Seilspulen.
2 Kropff, Siemens-Z. 198, Nr. 1. 8. 14.
nu: 3 oriee u Hak, El. u. Maschinenb. 1928, H. 5, 8. 105 u.
I 8.249.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
1183
a) Zylinderspulen. — Diese Spule (Abb. 5) ist
aus mehreren Zylindern aufgebaut, die übereinander-
geschoben werden. Die Verbindung der Zylinder unter-
einander geschieht oben und unten. Der Nachteil dieser
Bauart ist, daß die Teile der Spule, die ziemlich hohe
Spannungen gegeneinander haben (2E.), nicht allzuweit
voneinander entfernt sind, daß bei wirtschaftlicher Bau-
art große Entfernungen hierfür nur schwer zu schaffen
a Isolierte metallische
Spannbolzen
b Spannbolzen aus Glim-
mer, Porzellau u.&.(ohne
Metalleinlage)
Abb. 11. Überschlags-
spannungen längs der
Oberfläche.
O 100 200 J00 W00 SE 600 700 800 300 1000
U -Werschlogeeg er mm
sind und daher die Spule an diesen Stellen gefährdet ist.
Fabrikatorisch ist die Spule einfach herzustellen. Bei
mäßigen Beanspruchungen steht ihrer Verwendung nichts
im Wege.
b) Scheibenspulen. — Die Scheibenspule (Ab- -
bildung 6) wird aus mehreren, im allgemeinen aus
Flachkupfer gewickelten Scheiben zusammengesetzt. Die
Verbindung der Scheiben untereinander geschieht ab-
wechselnd innen und außen. Es ist hierbei durch Ver-
wendung einer größeren Anzahl Scheiben möglich, die
Spannung zwischen denselben (2 Es) an den der Verbin-
dung abgekehrten Stellen weitestgehend zu unterteilen.
Werden die Scheiben schräg gewickelt, so kann man die
Stellen, die miteinander verbunden werden, nahe an-
einander legen, die Teile, die Spannung gegeneinander
führen, ohne Vergrößerung der Bauhöhe der Spule aus-
einanderrücken. Diese Spulenbauart ist für größte Be-
anspruchungen anwendbar.
I ee 0004 a ër
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ET el u etaetetet aert et?
O
d
2)
Abh. 12. Drosselspule mit
Scheibenwicklung.
Abb. 13. Drosselspule mit Seil-
wicklung und Betonpreßplatten.
(Abb.7) wer-
Es ist nicht
c) Seilspulen. — Die Seilspuleu
den aus einem einzigen Seil hergestellt.
notwendig, innerhalb der Spule irgendwelche Verbin-
dungen herzustellen. Diese Verbindungstellen bedeuten
immer, wenn sie nicht einwandfrei hergestellt werden,
eine Gefahr. In der Anordnung der einzelnen Lagen un-
terscheiden sich diese Spulen nicht von den Scheiben-
spulen. Die Seilspulen sind für größte Beanspruchungen
verwendbar. Es ist jedoch auch auf eine Erscheinung zu
achten, die noch besonders zu betrachten ist.
II. Bauarten.
Die Betonspule (Abb.8) gehört zur Kategorie c)
(Seilspulen). Die Abstützung der einzelnen Lagen und
Windungen gegeneinander wird hier aus Beton herge-
stellt, der besonders gealtert wird, um ihn vor Verände-
rungen zu schützen. Diese Betonsäulen werden um die
Leiter gegossen. Der Abstand der einzelnen Windungen
1184
ist dann fixiert. Fine Veränderung der Lage ist nicht
möglich. Diese Art der Abstützung ist als druckfrei zu
bezeichnen. Fine Beobachtung der Festigkeit der Ver-
spannung erübrigt sich daher. Die Isolationsfähigkeit
des Betons ist bei geeigneter Behandlung als ausreichend
zu betrachten, ebenso die mechanische Festigkeit, da Zug-
beanspruchungen nicht in Frage kommen. Als Nachteil
ist das große Gewicht der Spulen zu erwälınen.
Eine Spule anderer Bauart (Abb.9) ist um einen Be-
tonring aufgebaut. Diese Bauart gehört zur Kate-
gorie b) (Scheibenspulen). Die Abstützunz der Lagen
und Windungen gegeneinander wird mit Zementasbest
durchgeführt. Die Verspannung erfolgt durch Messing-
holzen, die mit Mikanit umpreßt sind, und durch Preß-
stücke aus Messing. Die einzelnen Scheiben sind aus
Abb. 14. Drosselspulenanordnung
für 30 kV, 125,250 A.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33
Abb. 15. Drosselspulenanordnung für 39 kV,
19.250 A. Abstützung nach oben aus unmagneti-
15. August 1929
und bei steigender Spannung ab. Bei Spulen mit Metall-
zugstangen ist daher das Maß der zu erreichenden Span-
nungsicherheit durch die umpreßten Metallbolzen be-
grenzt. Bei Spannbolzen aus Isolierstoff nimmt die
Überschlagspannung nach Kurve b zu. Es ist bieraus
ersichtlich, daß mit dieser Anordnung größere Sicher-
heitsgrade zu erreichen sind. Als Abstützmaterial wird
bei diesen Spulen Porzellan oder Steatit verwendet. Die
Metallteile werden mit den Eingangs- und Ausgangs-
windungen verbunden und so auf gleichem Potential wie
diese gehalten, um Aufladungen und hierdurch einge-
leitete Überschläge zu verhindern. Als Nachteil ist auch
wieder die geschichtete Bauart zu betrachten. Die
Spulen müssen von Zeit zu Zeit und besonders nach
nachzezogen werden.
jedem überstandenen Kurzschluß
Abb. 17. 39 kV-Spule, Überschlag zwischen
zwei Lagen.
schem Material (Austenitguß).
Flachkupfer gewickelt. Die Verbindung erfolgt durch
Verschweißen. Als Nachteil dieser Bauart ist der zu
nennen, der jeder geschichteten Spule anhaftet, daß mit
der Zeit durch das Schwinden der Abstützteile die Wick-
lung lose wird und die Spule dann nachgespannt werden
muß. Besonders groß ist die Lockerung der Wicklung
nach einer Beanspruchung der Spulen im Kurzschluß.
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Abb. 16.. 30 kV-Drosselspule nach Phasenkurzschluf.
Eine dritte Bauart (Abb. 10) zeiet als Besonderheit
die Ausbildung der Spannbolzen aus kerami-
schem Material. Bei riehtiger Anfertigung der Bol-
zen und richtiger Beanspruchung sind dieselben mit
einem Zug von rd. 4t zu beanspruchen, dies ergibt schon
bei vier Spannbolzen einen erreichbaren Preßdruck von
16t. Die Herstellung der Spannbolzen aus Isolations-
material erfolgt aus folgendem Grund: Die Überschlag-
spannung eines umpreßten Mctallbolzens, der nach einer
in Abb. 11 angegebenen Art beansprucht wird, nimmt
nach Kurve a zu. Der prozentuale Wert der Überschlare-
spannung nimmt bei steigender Länge des Isolierstoffes
Die vierte Bauart (Abb. 12) bietet nach Betrachtung
der vorher gezeigten Konstruktionen nichts besonders
Neues. Die Spule ist als Scheibenspule mil
schrägen Scheiben aufgebaut. Als Abstützungs-
material kommt Steatit zur Anwendung, oft auch Por-
zellan oder Holz. Verspannt ist die Spule mit umpreßten
Messingbolzen und Preßplatten aus Messing. Nachspannen
der Spulen ist notwendig.
Die fünfte Bauart (Abb. 13) ist aus Seilaufge-
haut. Die Abstützungen bestehen aus Porzellan, die
Spannbolzen aus umpreßten Messingbolzen. Als Beson-
derheit sind die Preßplatten zu erwähnen. Dieselben
sind aus Beton hergestellt. Gefaßt werden sie durch ent-
sprechend gebogene U-Eisen, die an einer Stelle aufge-
schlitzt sind. Es hat sich herausgestellt, dab eine beson-
ders hohe Erwärmung dieser Eisen nicht eintritt. Zu
beachten ist, daß die Trennfugen der oberen und unteren
Ringe übereinander stehen müssen, da sonst eine Kurz-
schlußwindung gebildet wird, die zu Schwierigkeiten
führt. Auch hier ist eine Nachspannungsmöglichkeit vor-
zuschen. Auf eine gute Lüftung ist zu achten, da die
Platten leicht zu Wärmestauungen Veranlassung geben.
IJI.
Da im allgemeinen die Grundfläche für die Aufstel-
lung der Spulen sehr beschränkt ist, besteht meistens die
Notwendigkeit, die Spulen übereinander aufzubauen
(Abb. 14). Es ist ratsam, den Durchmesser des Stützer-
kreises so groß zu wählen, daß eine genügende Stabilität
gewährleistet ist. Bei eisernen Pfeilern in der Nähe und
bei Aufstellung mehrerer Spulensätze nebeneinander ist
es ratsam, eine Abstützung der Spulen gegen die Wände
und evtl. gegen die Decke vorzusehen, um ein Umkippen
zu vermeiden (Abb. 15). Wenn möglich, sollen die Spulen
nebeneinander im Dreieck angeordnet aufgestellt werden.
Eine gegenseitige Abstützung ist auch dann vorzuschen.
Einbauarten.
4. Betriebserfahrungen.
Nach den vorangegangenen mehr theoretisch-kon-
struktiven Betrachtungen soll im folgenden auf die Be-
triebserfahrunzen mit einigen dieser Spulen eingegangen
werden. Es soll zuerst eine Konstruktion für 30 kV Be-
triebspannungz besprochen werden. Zu erwähnen ist, daß
bei der Konstruktion dieser Spulen noch keinerlei Er-
em. Sg
mm tn a ëmge mme,
15. August 1929
fahrungen vorlagen. Die Konstruktion wurde daher nach
rein theoretischen Erwägungen durchgebildet.
Bei der BEWAG bestand der Wunsch, die Spulen
ohne jedes brennbare Material zu bauen, da sonst bei
Schäden größere Brände befürchtet wurden. Die Bean-
spruchunzen waren jedoch größer als man vorausgeschen
hatte. Abb. 16 zeigt eine zerstörte Drosselspule Die
Zerstörung ist so stark, daß die Fehlerursachen nicht
mehr zu erkennen sind. Der Fehler hat durch das Über-
einanderstellen der Spulen noch zu einem Phasenkurz-
schluß Veranlassung gegeben. Hierauf ist die große Zer-
störung im wesentlichen zurückzuführen. Aus dem Bild
ist ersichtlich, daß die Wicklung sehr stark verbrannt ist,
die Spannbolzen sind vollkommen zerstört und die Isola-
toren sind zerplatzt.
Abb. 18.
Abb. 18 und 19. 30 kV-Spule mit Windungschluß,.
Der Fehler in Abb. 17 ist geringer. Das Bild zeigt
einen Ausschnitt aus einer Spule. Der Kurzschluß, der
diesen Schaden hervorrief, war ein rein metallischer, durch
einen Schaltfehler verursacht. Auf den Abstützungen hatte
sich Staub abgelagert, so daß die im Kurzschluß zwischen
den Lagen auftretende Spannung einen Lichtbogen verur-
suchen konnte, der das Kupfer zum Schmelzen brachte.
Mesh. Tef Gro Spule SOhY-Nebel Ölach.
l z Murzschluß
Aurzschlußanor drung
I Z X
Ölsch. Ölsch Ölscoh.
Abb. %. Schaltung zur Drosselspulenprüfung.
Abb. 13 zeigt einen durch seine Eigenart bemerkens-
werten Fehler, der bisher noch nicht wieder beobachtet
wurde. Die 4. und 6. Lage von unten sind hochkant nach
der 5. Lage hin durchgebogen, außerdem sind die äußeren
Windungen nach innen gezogen. Der Schaden ist wohl auf
einen Windungschluß, durch das Zusammenschlagen der
Leiter verursacht, zurückzuführen. Ein Windungschluß
zieht in einer Spule immer die Auslösung außerordentlich
Grober Kräfte nach sich. Der Defekt ist ohne größere
Liehtbogenbildung verlaufen. Es sind nur wenige Schmelz-
rerlen an der 2. Windung der A Lage zu erkennen. Abb. 19
zeigt eine Gesamtaufnahme der betreffenden Spule. Es ist
zu erkennen, daß die A und 6. Lage über den gesamten
Umfang der Spule in Mitleidenschaft gezogen sind. Man
kann besonders hieraus den Schluß ziehen, daß eine Kurz-
schlußwindung die Ursache dieses Fehlers war.
Zur Erforschung der Ursachen dieser Fehler wurden
einzehende Versuche durchgeführt. Von einer Maschine
aus wurde über einen Transformator, Ölschalter und eine
Drosselspule ein etwa 12km langes 30kV-Kabel unter
Spannung gesetzt. Es wurden zuerst Versuche mit Zu- und
Abschalten des unbelasteten Kabels durchgeführt, dann
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33
Abb. 19.
1186
wurden über einen Ölschalter Erdschlüsse, ein-, zwei- und
dreiphasige Kurzschlüsse mit verminderter Spannung ein-
geleitet. Bei diesen Versuchen wurden oszillographisch
und mit Funkenstrecken die Spannung längs der Spule, die
Lagenspannungen und die sonst noch in Betracht kommen-
den Werte ermittelt. Abb. 20 zeigt die Versuchschaltunz.
Die Kurzschlüsse waren teils metallisch, zum größten Teil
jedoch Lichtbogenkurzschlüsse. Es kam nicht darauf
an, die Kräftewirkungen an den Spulen zu studieren, nur
die Spannungsverhältnisse sollten klar erkannt werden.
Es zeigten sich hierbei an der Spule Spannungen, die das
Doppelte der Phasenspannung erreichten. Parallel ge-
schaltete Widerstände setzen diese Spannungen zwischen
Anfang und Ende einer Phase um ein Wesentliches her-
ab (Abb. 21). Es zeigte sich weiter, daß mit blanken Lei-
tern eine betriebsichere Spule wirtschaftlich nicht zu
bauen ist. Es wurde daher beschlossen, nur noch Spulen
mit isolierten Windungen einzubauen. Die untersuchten
Spulen erhielten daher nachträglich eine gute Isolation
EDr
ES DË T r
1 Leerlauf 2 Kurzschluf, 3phas.
$ Erdschluß 4 Kurzschluf‘, 2phas.
Abb. 21. Überspannug längs der
Drossel im Verhältnis zur Phasenspan-
nung, abhängig vom Parallelwider-
stand (Kurzschluß mit r = 50 Q).
der Windungen und verstärkte Abstützungen. Bisher sind
Fehler an diesen Spulen nicht mehr vorgekommen.
Das Oszillogramm Abb. 22 zeigt noch die Netzspan-
nung Ep», den Ladestrom Jo und die Spannung an der
Drosselspule Epr, u. zw. bei unbelastetem Kabel. Ob-
wohl die Maschine nicht voll erregt ist — die Spannung
an den Klemmen des Transformators war rd. 25000V.
Abb. 22. Drosselspulenspannung (Ep,) bei Speisung eines
unbelasteten Kabels.
anstatt normal 30000 V — und der Transformator nur
eine Sättigung von 13000 Gauß bei Normalspannung hat,
ist der Ladestrom schon stark verzerrt. Die Spannung
an der Spule besteht fast nur aus höheren llarmonischen.
Die Grundwelle tritt vollkommen zurück. Die Möglich-
keit einer Resonanz ist vorhanden. So hat sich auch bei
den Versuchen gezeigt, daß die Spannung an der Spule
regelmäßig bei Fehlern eine Frequenz in der Größen-
ordnung 1500... 2500 Us aufweist. Hieraus sind wohl
in erster Linie die hohen Spannungen an der Spule, durch
diese höhere Frequenz verursacht, und manche Defekte zu
erklären. Es ist daher wesentlich, daß die Prüfung der
Spulen auch mit Frequenzen in dieser Größenordnung
durchgeführt wird.
Eine besondere Erscheinung ist noch zu erwähnen.
Die Drosselspulenzellen sind durch eiserne Gittertüren
abgeschlossen (Abb.23). Die massiven Eisenteile, die
in der IIöhe der Mitte einer Phase liegen, werden im nor-
malen Betrieb warm. Im Kurzschluß einer Spule er-
eignete es sich, daß die Schrauben bei a abzeschert wur-
1186
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
15. August 1929
den und die Tür samt Anschlageisen an die Spule flog.
Die Isolation der Spulen verhütete weitere Folgen. In
einem anderen Fall ging die Erhitzung so weit, daß
die Tür im Schloß verschweißte und die Öffnung der Zelle
gewaltsam erfolgen mußte.
Vor der allgemeinen Einführung der Drosselspulen
in das Netz der BEWAG war es erforderlich, zwei ab-
gehende Kabel, die einen 30 kV-Abnehmer speisten, mit
Drosselspulen zu versehen. Da es sich Spezial-
kabel handelte, wurden
die Spulen auch mit
Spezialadern gewickelt
und hierdurch mit in
den Schutzbereich ein-
bezogen. Diese Kon-
struktion erwies sich
als unrichtig, da sehr
bald zwischen den Teil-
leitern Schlüsse auf-
traten, die den Schutz
zum Ansprechen brach-
ten. Die Drosselspulen
(Abb. 24) sind als Zy-
linderspulen gewickelt.
Die Abstützung besteht
aus Holz. Bei einem
Kurzschluß in dem be-
treffenden Kabel wurde
die Spule schadhaft. Die
Deformation erfolgte in
der Richtung der Kräfte,
die schon vorher ange-
geben wurde. Das Spu-
lenpaket hat sich in sich
zusammengezogen. Die
äußeren Windungen sind
um
Schrauben bei a abgeschert,
Tür in die Zelle gezogen
Abb. 23. Betriebstörung durch die
nach innen gezogen. eiserne Tür einer Drosselspulenzelle.
Gleichzeitig fand ein
Überschlag statt, der
die Eingangswindung abschmorte Es zeigte sich hier
wieder die bereits vorher erwähnte schwache Stelle der
Zylinderdrosselspulen.
Abb. 24. Schaden an einer älteren 30 kV-Drossel-
spule.
Oft überbrückt man die Spulen mit einem Wider-
stand nach dem Campospatent (Abb. 25). Der Wider-
standswert nimmt bei dem gewählten Material mit zuneh-
mender Spannung sehr stark ab, so daß durch den Wider-
stand selbst im Kurzschluß ein großer Strom fließt. Ist
der Widerstand nicht richtig bemessen, so zerplatzt er.
Die Erscheinungen, die den in Abb. 25 gezeigten Schaden
verursachten, sind wohl auf die schlechten Übergänge
von der Fassung zum Widerstandsmaterial zu suchen. Es
zeigte sich bei der Prüfung einer Spule mit Gleichstrom-
stoß, daß sich von dem Ende des Kupferüberzugs an bei-
den Enden zum Widerstand kleine Funken bilden. Es
besteht die Möglichkeit, daß diese Funken die Zerstörung
einleiten.
Nachdem mehrere durch die Widerstände verursachte
Schäden aufgetreten waren, wurden an sämtlichen Spulen
die Widerstände abmontiert. Es soll hierdurch nicht die
Widerstandsüberbrückung als abgetan gelten. Es steht
Abb. 35. Widerstandsdefekt an einer
3 kV-Spule (hierdurch Erdschlul:).
fest, daß die Überbrückung wesentliche Vorteile bringt.
Es sind ausschließlich Materialfragen, denen hier nach-
zugehen ist. — Obwohl die Widerstände entfernt waren,
schlug eine Spule zwischen den Klemmen über (Abb. 26),
ohne daß die Ursache des Fehlers festgestellt werden
konnte. Die Wicklung ist vollkommen intakt. Es be-
steht die Vermutung, daß der Überschlag durch Spritzen
der Anschlußstellen eingeleitet wurde.
Versuche, die mit einem neuen \Viderstandsmaterial
vorgenommen wurden, ergaben die in den beiden Kurven
der Abb.27 dargestellten Resultate. Die Prüfung wurde
mit Grleichstromstoß entsprechend dem angegebenen
KV
28 Orsssel sine Widearsland
260
240
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Brossel mit Widerstand
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s0 me AV Erreger Spannung
Abb. 27. Spannungsverhältnisse an einer Drosselspule mit Parallel-
widerstand.
L ae 3 +0 so
Schaltbild durchgeführt. Es ist ersichtlich, daß die Längs-
beanspruchung der Drosselspule durch diese Parallel-
widerstände stark herabgesetzt wird. Das hier geprüfte
Material scheint den Ansprüchen zu genügen.
Der Schaden, der an einer 6kV-Drosselspule auftrat,
ist besonders interessant, da sich an der Spule gleich-
zeitig mehrere Fehlerursachen besonders deutlich zeig-
ten. Abb. 28 zeigt die zerstörte Spule. Besonders be-
merkenswert ist neben der großen Zerstörung das schon
vorher erwähnte Sintern der Spule im Kurzschluß. Zwi-
schen den oberen Preßstücken und den obersten Por-
Abb. 26. Überschlag zwischen Anfang
und Ende an einer Spule ohne Parallel-
widerstand.
zellanabstützungen ist ein Zwischenraum zu sehen, der
etwa 10mm groß ist. Die einzelnen Drähte der ver-
brannten Kupferseile sind stark auseinandergetrieben.
Dies ist wahrscheinlich auf die dynamischen Wirkungen
des Kurzschlußstromes zurückzuführen. Die Zeit, in der
diese große Zerstörung vor sich ging, ist aus den Auf-
zeichnungen eines schnellaufenden Registriervoltmeters
ersichtlich. Der gesamte Vorgang dauerte 1,25 s.
An einer anderen Stelle dieses Spulensatzes (Abb. 29)
war zu erkennen, daß durch zu geringe Abstützung der
Windungen ein Aneinanderschlagen dieser stattgefunden
hat. Bei a ist eine derartige Schmorstelle zu erkennen.
Auf eine andere besonders interessante Stelle ist noch
hinzuweisen (Abb. 30). Es zeigt sich allgemein bei Seilen,
daß bei großen Strömen Überschläge zwischen blank auf-
einanderliegenden Teilen dieser Seile auftreten. Diese
Erscheinung ist schon mehrfach beobachtet worden. Die
Ursache ist wahrscheinlich in der Stromverdrängung
O VE, GEHEN EEE GE = "© VE NE GES 0
15. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
1187
innerhalb des Leiters zu suchen. Bisher konnte diese
Erscheinung noch nicht geklärt werden. Auf Abb.30 ist
eine drrartige Stelle zu sehen.
Abb. 8. Windungsüberschlag an einer 6 kV-Spule.
An den in Abb.31 gezeigten 30 kV-Spulen ist äußer-
lich nichts zu erkennen. Bei der Inbetriebsetzung der
Spulen machte sich ein starkes Glimmgeräusch bemerk-
bar. Selbst im Dunkeln war nichts zu sehen. Es konnte
festgestellt werden, daß dieses Glimmen auf die Ent-
ladung ungesteuerter Metallteile zurückzuführen ist.
Seitdem diese Teile an Spannung liegen, ist die Er-
Abb. 29. 6 kV-Spule mit zusammengeschlagenen Windungen
(zu wenig Abstützungen).
scheinung verschwunden. — Nach einem Kurzschluß, den
die Spulen zu überstehen hatten, zeigte sich, daß Kitt
aus den Kittstellen der Stützer herausgefallen war. Man
führte dies auf ein Hüpfen der Spulen im Kurzschluß
zurück. Es scheint jedoch vielmehr daran zu liegen, daß
der Durchmesser des Stützerkreises zwischen den Spulen
zu klein ist und hierdurch das ganze System in sich
elastisch ist. Durch das Schwingen des Systems kann
dann ein Lösen des Kittes erfolgen.
5. Lieferungs- und Prüfbedingungen.
Die Schäden führten zu einer Reihe von Erkennt-
nissen, die zu bestimmten Forderungen für die Konstruk-
tion und Prüfung führten. Es muß hierbei erwähnt
werden, daß die Bedingungen nur auf Drosselspulen an-
zuwenden sind, die schweren Beanspruchungen standzu-
halten haben. Kommen weniger stark beanspruchte
Spulen in Betracht, so würden diese Forderungen zu un-
nötig teueren Konstruktionen führen.
Die Bedingungen lauten:
I. Elektrische Bedingungen.
Die Isolation der Phasen gegeneinander hat den
R.E.H./1928 zu entsprechen. Die Spulen sollen beriglich
Überschlag so bemessen sein, daß zwischen Anfang und
Ende der Wicklung die vierfache verkettete Spannung
dauernd bestehen kann. Diese Prüfung ist, da sie mit
50 Hz nicht durchzuführen ist, mit höherer Frequenz vor-
zunehmen. Überschläge dürfen’ an keiner Stelle statt-
finden. Beide Spulenenden sind als Eingangswindungen
zu betrachten. Die Spulen sind ferner mit einer Stoß-
spannung vom vierfachen Amplitudenwert der verketteten
Spannung zu prüfen. Die Spannungsicherheit darf durch
angesammelten Staub nicht verringert werden. Der Lei-
ter ist so auszubilden, daß die zusätzlichen Verluste auf
ein Minumum beschränkt werden. Wird ein Seil ver-
wendet, so darf im Kurzschlußfall möglichst keine Licht-
6
Abb. 30. Lichtbogenspuren
an Teilleitern eines Kupfer-
seils (unter Isolation).
bogenbildung zwischen den Teilleitern auftreten. Bei
dieser Anordnung etwa entstehende Metalldämpfe dürfen
nicht nach außen dringen können, um eine lonisierun«s
der Luft zu vermeiden. Sämtliche Metallteile der Spule
sind elektrisch zu steuern. Die Ableitungen sind so aus-
u daß ein Spritzen im Kurzschluß nicht auftreten
ann.
II. Mechanische Bedingungen.
Der Aufbau der Spulen soll im allgemeinen überein-
ander erfolgen können. Es ist darauf zu achten, daß
ein Sintern der Spulen durch Druck oder Erschütterung
nicht eintritt. Die einzelnen Lagen müsse so fest und
sicher aufeinandergepreßt sein, daß ein Nachspannen
nicht erforderlich wird. Die Verwendung von umprels
ten Metallbolzen als Verspannung ist auf jeden Fall un-
zulässig. Es sind Spannbolzen aus nicht brennbarem
Isolierstoff zu verwenden. Die Übergänge von einer
Lage zur anderen sind mit besonderer Sorgfalt zu behan-
deln. Lötstellen mit Weichlot sind nicht zulässig. Alle
Verbindungen müssen verschweißt oder hart verlötet
werden. Scharfe Ecken sind zu vermeiden. Die Ab-
leitungsfahnen sind mechanisch einwandfrei zu befestigen.
Sämtliche Gewindemut-
tern sind mit zuverläs-
sigen Sicherungen zu
versehen. Abstützun-
gen nach den Wänden
und der Decke sind vor-
zusehen. Der Vollast-,
Überlast-, Dauerkurz-
schluß- und der Stoß-
kurzschlußstrom dürfen
keinerlei Deformation
der Spulen zur Folge
haben.
Spannung:30 kV
Strom 190/250 A
Induktiver Widerstand 35 2
Abstützung: Steatit
Zugbolzen: Hartpapier
Wicklung: Scheiben, Flach-
kupfer.
Abb. 31. Drosselspulen.
Ill. Thermische Bedingungen.
Bei übereinander angeordneten Spulen muß für be-
sonders gute Durchlüftung Sorge getragen werden. Die
Übertemperatur von 150° ist ein Höchstwert, der an
keiner Stelle überschritten werden soll Die Übertempe-
ratur ist zu bestimmen nach vorangegangener Dauer-
belastung mit dem Nennstrom, darauffolgender einstündi-
ger Überlast und daran anschließender Beanspruchung
durch Dauerkurzschlußstrom 20 s lang. Das Isolier-
material darf bei den geforderten Höchsttemperaturen
keine nachteilige Veränderung erleiden, insbesondere
darf ein Verdampfen nicht stattfinden. Das Isolier-
material darf sich auch durch den Einfluß der Luft nicht
verändern. Als zusätzliche thermische und dynamische
Beanspruchung müssen die Spulen ferner einen Stoßkurz-
schlußstrom von mindestens dem 2,5fachen Amplituden-
wert des Dauerkurzschlußstroms aushalten können.
Die beste Spule wird bei schlechtem Einbau ver-
sagen, wenn die Montage nicht besonders sorgfältig vor-
genommen wird. Besonders ist auf die Anschlüsse zu
achten. Auch hier ist das von Roth als bester Über-
spannungschutz bezeichnete Werkzeug — der Schrauben-
schlüssel — ein unentbehrliches Hilfsmittel.
1188
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
15. August 1929
Fortschritte im Bau von Regulierpol-Querfeldmaschinen.
Von Dr. E. Rosenberg, Weiz (Steiermark).
Übersicht. Die „Rosenbergdynamo“ mit Regulierpolen
wurde für Stromstärken von 10...800 A entwickelt, die klei-
neren Typen für Speisung von Kinolampen, die größten für
Warmschweißung und maschinelle Schweißung mit Kohle-
lichtbogen. Bei Hinzufügung einer schwachen Nebenschluß-
zur überwiegenden Reihenschlußwicklung werden die Kino-
maschinen auch für Akkumulatorenladung geeignet. Grö-
Bere Schweißdynamos erhalten eine „Dünndrahtwicklung“,
die, zwischen die Hauptwicklung geschachtelt, den erreich-
baren Strom herabsetzt und den inneren Widerstand der Ma-
schine so vergrößert, daß bei dünnen Drahtelektroden der-
selbe innere Spannungsabfall erreicht wird wie bei dicken.
Die Regulierpole werden als Rotationskörper mit Kurven-
umgrenzung ausgeführt, so daß die Stromabnahme der Ver-
schraubung proportional wird. Das Maschinengehäuse ist
als längliche Stahltrommel mit stählerner Lagerplatte zur
Aufnahme des Wälzlagers ausgebildet.
Einleitung.
Für diejenigen, denen die Literatur über die Quer-
felddynamo! nicht geläufig ist, will ich in wenigen Sät-
zen das Prinzip der Maschine darstellen, u. zw. in etwas
anderer Art als bisher.
deren Hauptpole keinerlei
Wenn man bei einer Wendepol-
maschine, Magnetwicklung
wë
Abb. 1. Elektrische Verbindungen und Schnitt durch das Magnetfeld.
tragen, auf dem Kommutator in der Mitte zwischen den
normalen Bürsten kurzgeschlossene Hilfsbürsten arbrin‘rt,
so wird durch den remanenten Magnetismus der Wende-
pole im Anker ein Strom erzeugt, der durch die Hilfs-
bürsten fließt und ein Feld schafft, das seinen Weg duren
die Hauptpole und das Magnetioch nimmt. Dadurch ent-
steht zwischen den Hauptbürsten eine Spannung. Schließt
man den Stromkreis durch Anker, Wendepolspulen und
einen äußeren Widerstand, so wird zuerst bei kleinem
Strom die \Wendepolspule die Ankerrückwirkung über-
wiegen und ein kräftigeres Wendepolfeld schaffen, das
seinerseits zwischen den Hilfsbürsten einen stärkeren
Ausgleichstrom, dadurch ein stärkeres Feld in der Rich-
tung der Hauptpole und so eine stärkere Svannung erzeugt.
Von einer gewissen llöhe des Stromes aber wird infolge
der Sättigung des Wendepols und der eintretenden Streu-
ung der Überschuß des Wendepolfeldes immer geringer
werden, so daß der Strom zwischen den H -tsbürster ura
damit die Spannung sinkt. Bei äußerem Kurzschluß ent-
steht ein ganz bestimmter Strom. Wenn man einen Teil
des Eisens im Wendepol herausschraubbar macht, so kann
man den bei Kurzschluß erreichbaren Strom auf ein be-
liebig kleines Maß herunterdrücken und so die Maschine
für variablen Nutzstrom einstellen. In der praktischen
Ausführung werden die Hauptpole und das Joch der nor-
1 ETZ 1928, 8.43. — E.Rosenberg, Die Gleichstrom-Querfeld-
maschine. Verlag Julius Springer, Berlin 1928.
malen Maschine durch zwei stark ausgebildete Polschuhe
ersetzt (Abb. 1), die an der Stelle, wo die Hilfsbürsten
angebracht sind, eine feldfreie Zone ergeben und an der
Stelle, wo die Hauptbürsten sich befinden, bei Maschinen
für kleine Stromstärke eine Aussparung, bei Maschinen
für große Stromstärke oder Spannung einen richtigen
Wendepol zeigen. Hinter dem Polschuh beim et = ı ver
mit Reihenschlußerregung versehene Pol mit ausschraub-
barem Einsatzstück.
Zum Antrieb der Maschinen beim Anschluß an Dreh-
stromnetze dienen Robaxmotoren (Motoren mit geschweiß-
ten Läuferkäfigen und angebautem Stern-Dreieck-Schal-
ter), gleichgültig ob es sich um Umformer für 1 kW oder
40 kW handelt. Der Anlaufstrom der Motoren in Stern-
schaltung ist nicht größer als der eines Schleifringmotors,
und die Elcktrizitätswerke haben mit diesen Motoren, die
bei Drittellast einen Leistungsfaktor von 0.9 und denselben
Wirkungsgrad ergeben wie bei Vollast, die beste Erfah-
rung gemacht.
Im Jahre 1928 wurde eine ganze Typenreihe von Re-
gulierpol-Querfeldmaschinen (Rosenbergmaschinen?) nach
einheitlichen Konstruktionsgrundsätzen und über ein
weites Anwendungsgebiet hin entwickelt. Verschiedene
Größen dieser Typenreihe sind in Abb. 2 zu sehen. Die
Abb. 2. Regulierpol-Querfeldmaschinen (Rosenbergmaschinen:
für Stromstärken von 10.0 A.
kleinsten für Stromstärken von 10 A aufwärts dienen für
Kinobetrieb, die größten für Stromstärke bis 800 A für
Warmschweißung und für den Betrieb selbsttätiger
Schweißmaschinen mit Kohlelichtbogen. Die Konstruk-
tionsgrundsätze wurden bei der ganzen Typenreihe cin-
heitlich durchgeführt.
Kinomaschinen.
Die Verwendung der Regulierpol-Querfeldmaschine
bringt für den Operateur den großen Vorteil, daß die
Vorschalt- und Regelwiderstände entfallen, daß die ein-
mal eingestellte Stromstärke selbsttätig unabhängig von
der Längenänderung des Lichtbogens praktisch konstant
bleibt und daß er sich auch um die Spannung nicht zu
bekümmern braucht, weil sie sich selbsttätig der Länge
des Lichtbogens anpaßt. Es kann deshalb auch das Volt-
meter entfallen und der Betrieb ist der denkbar einfach-
ste. Die Lampe brennt sehr ruhig und stetig. Durch den
Wegfall der Vorschaltwiderstände verbessert sich auch
der Wirkungsgrad. Die Leistungsaufnahme des Kinoum-
formers sinkt dadurch auch so sehr, daß bei den üblichen
Stromtarifen die Anschaffunzskosten des Kinosttrzes in
kurzer Zeit durch die Stromersparnis amortisiert wer-
den. Es werden Maschinen für 10...100 A für Lichtspiel-
theater gebaut. Handelt es sich um den Betrieb einer
einzelnen Lampe, so genügt die einmalige Einstellung
des Stromes mittels des Regulierpoles. Bei Kinos, in
denen die Stromstärke stark verändert werden muß, weil
abwechselnd farbige Filme, Schwarz-Weiß-Filme und fest-
stehende Glasbilder zu durchleuchten sind, kann die Ver-
stellung des Regulierpoles von der Kabine des Opera-
teurs aus je nach der Entfernung der Maschine von der
Kabine entweder durch Kettenübertragung oder durch
einen kleinen Antriebsmotor mit Schneckenvorgelege er-
folgen.
In manchen kleinen Lichtspieltheatern werden die
Kinomaschinen auch verwendet, um Akkumulatoren für
? Patente angemeldet und erteilt.
16. August 1929
die Notbeleuchtung zu speisen. Solche Maschinen erhalten
außer den Reihenschlußspulen auch schwache Neben-
schlußspulen. Die Strom-Spannungs-Kennlinien einer sol-
chen Kompound-Kinodynamo sind in Abb.3 für verschie-
dene Einstellungen des Regulierpoles gegeben, während
Abb. 4 die Charakteristik für eine reine Reihenschluß-
(ESRRSSS
AD ERNE
NANESE
22 A A
2 2 mm a V ei d E 282 2 %
Abb. 3 Strom-Spannungs-Kenn- Abb. A Strom-Spannungs-Kenn-
linien bei Kompounderregung. linien bei Serienerregung.
maschine mit etwas verschiedener Ankerdrahtzahl zeigt.
Inder Nähe des Normalstromes ist der Unterschied in der
Charakteristik unmerklich, bei Unterbrechung des äuße-
ren Stromkreises aber, wenn der Strom sich dem Werte
Null nähert, steigt die Spannung der Kompoundmaschine,
während die der Reihenschlußmaschine wieder sinkt. Ein
Nebenschlußregler wird nicht verwendet. Die Batterie
kann entweder in Pausen des Kinobetriebes oder unter
Umständen in Reihe mit der Lampe geladen werden.
Schweißmaschinen.
Für bestimmte Schweißungen kommen auch die klei-
nen Maschinen in Betracht, die eigentlich als Kinodyna-
mos entwickelt wurden. Hierher gehört die Blei-
schweißung. Bleiblech wird mittels dünner Kohle-
elektrode mit kleinem Strom geschweißt, u. zw. einfacher,
billiger und schneller als im Wasserstoffgebläse. Schwa-
che Eisenbleche von 1..2 mm Stärke werden eben-
falls mit kleinen Strömen von 50..100 A mittels Eisen-
elektrode von Hand geschweißt. Dabei ist kein Um-
Abb.5. Schaltbild einer Schweifß-
maschine mit Dünn- und Dick-
drahtwicklung. Dünndrahtwick-
lung überbrückt bei Verwendung
starker Eisendrahtelektroden.
bördeln der Eisenbleche erforderlich. Bei umgebördelten
Blechen kann mit großem Vorteil die selbsttätige Kohle-
lichtbogenschweißung verwendet werden. Bei dieser
wurde durch Steigerung der Stromstärke die Möglichkeit
einer hohen Schweißgeschwindigkeit erzielt. Die selbst-
tätige Kohlelichtbogenschweißung erlaubt deshalb schon
bei Verwendung von dünnen Blechen die Benutzung der
sonst allgemein für Handschweißung üblichen Maschinen-
zrößen für eine Stromstärke von 200 ... 300 A und erfor-
dert für die Schweißung sehr starker Bleche Stromerzeu-
ger, die dauernd 300...600 A liefern. Die hohe Strom-
stärke wurde in viellen Fällen durch die Parallelschal-
tung zweier Maschinen gewonnen, doch werden auch Ein-
zelmaschinen für so große Stromstärken ausgeführt.
In Werkstätten, die nicht dauernd eine Maschine für
die gleiche Arbeit verwenden, ergibt sich dann der
Wunsch, große Maschinen auch für Handschweißung zu
verwenden. Dies bringt ein neucs Problem mit sich. Be-
kanntlich entsteht durch den Kurzschluß, mit dem jeder
Schweißprozeß beginnt, ein Momentanstrom, der vom
Dauerkurzschlußstrom für die gleiche Einstellung ver-
schieden ist. Bei Kurzschluß von Drehstrommaschinen
entsteht bekanntlich ein Momentanstrom, der den 5- bis 10-
fachen Wert des Dauerkurzschlußstromes erreicht. Fast
ahnlich große Werte werden auch von Schweißmaschi-
nen berichtet, deren Hauptfeld durch eine Nebenschluß-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
1189
und fremderregte Wicklung erzeugt wird, denn bei plötz-
lichem Kurzschluß muß die vorhandene Leerlaufspannung
einen Momentanstrom erzeugen, der das Feld plötzlich
vernichten will. Durch transformatorische Wirkung aber
wird der Nebenschlußstrom dann plötzlich verstärkt, so
daß der Momentanstrom recht hohe Werte annehmen
muß. Beim Kohlelichtbogen tritt der Kurzschluß nur zu
Beginn des Schweißens ein. Bei der Drahtschweißung
entstehen, wie die oszillographischen Aufnahmen von
Bung?’ und die Filmaufnahmen von Hilpert und
Thun? gezeigt haben, in jeder Sekunde viele Tropfen
Abb. & Rrücke geöffnet bei Verwendung
der Dünndrabtwicklung.
unter Kurzschließung des Lichtbogens, so daß hier nie-
mals der Dauerzustand eines Gleichstromes sondern ein
stetiges Schwingen des Stromes mit großen Amplituden
erreicht wird. Ein gegebener Widerstand des Stromkrei-
ses dämpft die Schwingungen um so weniger, je geringer
der mittlere Strom ist, auf den eine Maschine eingestellt
ist. Die Spannung des Eisenlichtbogens bleibt ja in der
Größenordnung von 20 V, gleichgültig ob man mit star-
kem oder schwachem Draht schweißt. Ein Maschinen-
widerstand, der bei dem vollen Strom einen gewissen
Spannungsabfall gibt, wird bei dem vierten Teil des
Stromes nur den vierten Teil des Ohmschen Spannungs-
abfalles ergeben. Die absolute Größe der Stromschwan-
kung bleibt bei zleichzehaltenem Widerstand die gleiche,
wird daher bei kleinerem mittleren Strom prozentual viel
stärker fühlbar werden. Deshalb empfehlen viele Erzeu-
ger von Schweißmaschinen, beim Schweißen mit dünneren
Drähten einen Widerstand vorzuschalten, auch dort, wo
ein solcher beim Schweißen mit dicken Drähten entbehrt
werden kann. Maschinen, die an und für sich Vorschalt-
widerstände nötig haben, müssen beim Schweißen mit
dünneren Drähten größere Vorschaltwiderstände erhalten.
UI
za
Abb. 7. Kurvenregulierpol und Polschub mit Wendepol.
Bei der reihenschlußerregten Querfeldmaschine lie-
gen die Verhältnisse günstiger als bei Nebenschlußma-
schinen, weil der Widerstand der Reihenschlußwicklung
selbst als zusätzlicher Beruhigungswiderstand dient und
weil der Strom in der Reihenschlußwicklung zwangläufig
gesteuert wird, so daß die transformatorische Wirkung
nicht wie bei Nebenschlußwicklung aufkommen kann,
ferner weil die Leerlaufspannung eine geringere ist als
bei allen sonst üblichen Maschinen. Der Momentanwert
der Stromschwankung ist daher bei dieser Maschine viel
kleiner, aber er ist fast unabhängig von der Stellung
des Regulierpoles, ist daher auch hier beim Schweißen
dünner Drähte prozentual größer als beim Schweißen
dicker Drähte. Bei den Maschinen für große Strom-
stärke wurde nun eine neue Einrichtung geschaffen?, die
den inneren Widerstand der Maschine beim Schweißen
dünner Drähte auf den geeigneten Wert bringt und
äußere Widerstände entbehrlich macht. Die Magnetspu-
len sind Spiralen aus hochkantig gewickeltem Flachkup-
fer. Zwischen sie wird, isoliert von den Windungen der
Hauptspirale, eine Spirale aus Kupferfolie eingelegt,
deren Windungen so verbunden sind, daß die gesamte
wirksame Windungszahl kleiner ist als die der Haupt-
wicklung. Haupt- und gegenwirkende „Dünndrahtwick-
° Bung, El. u. Maschinenb. Rd. 46, 8. 490.
+ Hilpertu. Thun, ETZ 19%, S. 576.
5 Patent angemeldet.
1190 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 15. August 1929
lung“ sind hintereinander geschaltet (Abb.5). Bei Ver-
wendung dicker Drähte wird die Dünndrahtwicklung über-
brückt, beim Schweißen mit dünneren Drähten wird die
Brücke geöffnet (Abb. 6). In letzterem Falle ist wegen der
geringeren wirksamen Windungszahl der Höchstwert des
Stromes auf einen solchen Wert reduziert, daß er die
Kupferfolie nicht übermäßig erwärmt. Die Kupferfolie
gibt ihre Wärme an die wegen des geringen Stromes
selbst kalt bleibende Hauptspirale ab. Der Spannungs-
abfall in der gesamten Maschine ist dadurch auf den
gleichen prozentualen Wert gebracht, den er bei einer
für den kleinen Strom gebauten Maschine hätte, ein äuße-
rer Widerstand ist entbehrlich, und es erfolgt keine Über-
lastung der Dünndrahtwicklung. Wird ein größerer
Strom gebraucht als der, für den die Dünndrahtwicklung
bestimmt ist, so wird die Brücke in Abb. 5 zwangsweise
j l kurzgeschlossen. Die Dünn-
D drahtwicklung wird bei Ma-
3 dä schinen für einen Nenn-
3 AON strom yo mehr als 250 A
SNERIBESRHERTER verwendet.
aan BESSERE
® See
y
Regukerung
Abb. 8. Regelung des Stromes Abb. 9. Regelung des Stromes
bei Verwendung der Dickdraht- bei Verwendung der Dünndraht-
wicklung. wicklung.
Kurvenregulierpol®.
Der Regulierpol besteht bekanntlich aus einem becher-
ähnlichen Körper, innerhalb dessen ein eisernes Einsatz-
stück verschraubt werden kann. Der Becher wird jetzt
als Rotationskörper mit einer besonderen Kurve als br:
zeugenden ausgeführt (Abb. 7), so daß seine Wandstärke
Abb. 10. Fahrbarer Schweifsatz RF 67 für 200 A mit Drehstrommotor.
am Bechergrund stark ist und sich dann nach außen wie der
Eiffelturm verjüngt. Dadurch ist es möglich, den magne-
tischen Widerstand fast genau proportional der Längs-
verschiebung des Pinsatzstückes zu gestalten, so daß eine
Verschraubung des Kinsatzstückes um cin bestimmtes
€ Patent angemeldet.
Längenmaß einer gleichmäßigen Abnahme der eingestell-
ten Stromstärke entspricht. Abb. 8 zeigt das Resultat
für die Dickdrahtwicklung, Abb. 9 für die Dünndrakt-
wicklung.
Konstruktive Ausführung.
Bei der Maschine sind keine gußeisernen Lagerschil-
der verwendet, so daß auch bei der rohen Behandlung,
denen Schweißmaschinen in Bergwerken, beim Aufbringen
an Bord von Schiffen u. dgl. ausgesetzt sind, Brüche nicht
mehr vorkommen. Das Gehäuse ist als Trommel ausge-
bildet; gegen seinen Flansch wird die stählerne Lager-
platte geschraubt, die das Wälzlager enthält. Belüftet
wird die Maschine durch einen auf der Kupplungseite an-
gebauten Fächer, der die Luft durch das Maschinenge-
häuse gegen den Kommutator zu treibt; sowohl die
Längsnähte der Trommel als auch die Rundnähte, die die
Trommel mit den Flanschen verbinden, werden durch
maschinelle Schweißung hergestellt. Die Trommelform,
die zuerst für diese Schweißmaschinen entwickelt wurde,
wird von der „ELIN“ Aktiengesellschaft für elektrische
Industrie seitdem auch für Drehstromgeneratoren und
Motoren verwendet. Sowohl bei Kino- als auch Schweiß-
umformern erhält die Querfeldmaschine im allgemeinen
nur ein Außenlager und einen Kupplungsflansch, so daß
sie an jedem beliebigen zweilagerigen Motor angekuppelt
werden kann. Bei einem der häufigst verwendeten nor-
malen Werkstatt-Schweißumformer werden Stromerzeu-
ger und Motor auf gemeinsamer Welle mit nur zwei La-
gern insgesamt zusammengebaut (Abb. 10). Die Räder
sind durch maschinelle Schweißung hergestellt, die
Grundplatte ebenfalls geschweißt. Von der Konstruktion,
wie sie in der ETZ 1928, S. 43, beschrieben wurde, sind
500 Maschinen in erfolgreichem Betrieb. Von den Stahl-
konstruktionen mit den soeben beschriebenen Verbesse-
rungen sind nahezu 300 Schweißmaschinen in Betrich,
eine große Zahl von Schweißmaschinen und Kinomaschi-
nen ist in den Werkstätten der „ELIN“ in Fabrikation.
Ein neuer Kraftverstärker.
Während bisher der Rundfunk sich mehr oder weniger
auf die einzelnen Privathaushalte beschränkte, hat man
neuerdings erkannt, daß er auch für größere Gaststätten
eine bequeme und unabhängige Möglichkeit bietet, Unter-
haltung für die Gäste zu schaffen. Es entsteht hier div
Aufgabe, von einer zentralen Empfangsanlage aus auf eine
größere Anzahl von einzelnen Lautsprechern, die auf die
verschiedenen Räume verteilt sind, die Rundfunkmusik zu
übertragen. Besonders willkommen ist es noch, wenn ma!
sich von den Zufälligkeiten des Programms der einzelnen
Sender unabhängig macht dadurch. daß man Schallplatten-
nıusik elektrisch verstärkt über die gleiche Lautsprecher-
anlage verteilt. Da für die ausreichende lautstarke
Wiedergabe für eine größere Anzahl Lautsprecher die
Energie normaler Rundfunkempfänger nicht ausreicht,
muß man für solche Zwecke cine besondere Kraftver-
stärker-Endstufe hinter dı-
Empfangsgerät schalten.
Der kürzlich herausgt-
kommene Kraftverstärkrr
Telefunken KV 11 stellt
eine solche Endstufe gr:
ßerer Leistung dar (unver
8 Mn zerrtte Ausgangsleistun®
GE etwa 3 W). Der Kraftver-
HH GO stärker KV 11 kann an Je-
GM den normalen Lautsprecher
EEH Co Empfänger angeschlossen
SEH SS werden und gestattet dann
ausreichende Aussteuerun®
einer größeren Anzahl von
Lautsprechern (z. B. bis zu
net 8 Arcophonen). Der Kraft-
Abb. 1. Telefunken-Kraftverstärker Verstärker ist mit emer
KV 1l. leistungsfähigen Kraftver-
stärkerröhre Telefunken
RV 218 ausgerüstet und
entnimmt alle erforderlichen Spannungen aus dem Wechsel‘
strom-Liichtnetz. Zur Gleichrichtung dienen zwei in Sot
geschaltete Gleichrichterröhren RGN 1503. fi
e m mm —
sd wes Ko ech
15. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
1191
Neuerungen im Differentialschutz von Transformatoren.
Von Dr.-Ing. Hermann Schulze, Auma.
Übersicht. Die Anwendung des Differentialschutzes
von Transformatoren stößt in den bisher bekannt geworde-
nen Ausführungsformen auf Schwierigkeiten, wenn es sich
darum handelt, Umspanner bzw. Umspannergruppen mit
stetig veränderlichem Übersetzungsverhältnis (Drehregler,
Schubtransformatoren, Leistungstransformatoren in Verbin-
dung mit solchen) zu schützen. Nachstehend werden sowohl
für den Differentialstromschutz als auch für den Differential-
wattschutz Ausführungsformen angegeben, welche sich auch
zum Schutz von Transformatoren mit stetig yeranderliehein
Übersetzungsverhältnis eignen.
Die mit zunehmender Steigerung der Zentralen-
und damit der Übertragungsleistungen der Fortleitungs-
anlagen in immer größerem Ausmaße in den Großum-
spannern je Einheit zu investierenden Anlagewerte reclıt-
fertigen die Arbeit, die auf die weitere Durchbildung der
an sich schon zu so be-
achtlicher Vollkommen-
heit entwickelten Trans-
formatoren -Schutzeinrich-
tungen! verwendet wird.
Der Schutz größerer
Transformatoren, der ziem-
lich einheitlich geworden
ist, wird gegenwärtig
außer durch den so uni-
versell wirkenden Buch-
holz-Schutz? in der Haupt-
sache durch den sowohl
auf reinem Stromvergleich als auch Leistungsvergleich
beruhenden Differentialschutz? bewirkt.
Bei dem Differentialschutz, der, genau wie der Buch-
holzscehutz, beim Parallelbeirieb mehrerer Umspanner die
selektive Abschaltung des von einer Störung betroffenen
bewirkt, u.zw. sowohl bei dem — zwecks Berücksich-
tigung des Transformatoren-Leerlaufstromes — auf etwa
27% Fehlerstrom abgestimmten Differentialstromschutz
(Abb. 1) als auch bei dem zur Überwachung der Eisen-
verluste (Schutz gegen Eisenbrand) üblichen Differential-
wattschutz, müssen die Meßwandler außer durch ihre
Sehaltung die durch die innere Schaltung der Umspanner
bedingte Phasenverschiebung zwischen Primär- und Se-
kundärströmen bzw. -spannungen auch das evtl. durch
Anzapfungen usw, veränderliche Übersetzungsverhältnis
der Umspanner berücksichtigen. Die letztzenannte For-
derung vermögen die bisher bekanntzewordenen Ausfüh-
rungsformen des Differentialschutzes nur dann zu er-
füllen, wenn das Transformatoren-Übersetzungsverhältnis
stufenweise veränderlich ist, z. B. durch Anzapfungen der
Leistungs- oder Zusatzumspanner (Verwendung zusätz-
licher Abgleichwandler mit entsprechenden Anzapfıun-
gen), nicht aber bei stetig veränderlichem Über-
setzungsverhältnis, wie dies z. B. durch die Verwendung
von Drehreglern und Schubtransformatoren gegeben ist.
Zur Überwindung dieser Schwierigkeiten bei der Ver-
wendung des Differentialschutzes werden Ausführunes-
formen von nachstehend beschriebenem grundsätzlichen
Aufbau vorgeschlagen.
Abb. 1. Grundsätzliche Schaltung
des Differentialstromschutzes für
Transformatoren.
1. Differentialstromschutz.
Die „Differenzbildung” der Ströme erfolst bei dem
neuartigen*, z.B. nach dem Waagebalkenprinzip dureh-
gebildeten Differentialstromrelais nicht, wie bei den bis-
her entwickelten Ausführungsformen (s. Abb. 1), auf
elektrischem sondern auf mechanischem Wege: die Pri-
mär- und Sekundärströme werden zwei Stromspulen zu-
geführt, deren bewegliche Systeme bzw. Kerne auf die
beiden Hebelarme eines Waagebalkens wirken und bei
gesundem Transformator die mit zwei Kontakten zur Öl-
schalterauslösung versehene Relaisanordnung im Gleich-
vewichtszustand halten (Abb. 2). Selbstverständlich
können an Stelle der auf einen Waagebalken wirkenden
zwei Kerne auch zwei In entgegengesetzter Richtung auf
eine gemeinsame Welle arbeitende Dreheisen-Stromrelais
verwendet werden. Auf konstruktive Einzelheiten der
verschiedenen Ausführungsformen soll jedoch, da es sich
1 ETZ 198, S. 22 EI u. Maschinenb. Bd. 46, 8.7
2? ETZ on 8.1257: VDE- Pe nE ht- Bouderheli en S. 27.
3 Kuhlmann, Areh; El. Bd. 1. 5.119; Siemens-Z. Bd. 6, 8.79.
4 DRP. angem.
hier nur um Überlegungen grundsätzlicher Art handelt,
nicht weiter eingegangen werden.
Die Größe des bei veränderlicher Umspannerüberset-
zung abzugleichenden Differenzdrehmomentes DJ: — Hire
(Abb.3) der beiden Stromsysteme wird bestimmt durch
a) das jeweils eingestellte Transformatoren-Über-
setzunzsverhältnis (Regelbereich) und
b) den jeweiligen Belastungszustand des Umspanners.
J, Dy vd J
J J
Er b
b Welle d. Ferraris-Syst. z.
c Kontakte z.
a Waagebalken-Differentialstromrelais
Erzeug. d. Regelbereich- u. Belastungs - Korrektur
Ölschalterauslösung.
Abb. 2. Schema des Differentialstromrelais für Transformatoren mit
stetig veränderlichem Übersetzungsverhältnis.
Das Abgleichen des Waagebalkenrelais umfaßt demzu-
folgo eine Regelbereich- und eine Belastungskorrektur.
Das hierzu für gesunden Transformator nach der Be-
ziehung > D = Dj, —- Ds — De = 0 erforderliche Abgleich-
moment DK muß proportional sein dem Produkt Ja. AE
wobei die Differenz AE der primären und sekundären
EMKK ein Maß für den durch die Umspannerübersetzung
Yu Last
Së,
S S
$ Š
D d
Q Q
Regelbereich —> De Fé
| H Lost
E Abb. 3. Drehm menten -Schema
$ für ein Relais gemäß Abb. 2.
PN 7
S Dy -D; -Dy = %2 Jy vollast z sE
Regelbereich —
bestimmten jeweils eingestellten Regelbereich ist. Die
Bildung des Abgleichdrehmomentes Dg und seine Ein-
fügung in die Relaisanordnung wird nach folgenden
grundsätzlichen Überlegungen bewirkt:
a) Die Differenz der EMKe AE ereibt sich mit hin-
reichender Genauigkeit aus der Differenzschaltung
(Abb. 4) der auf Primär- und Sekundärseite des Um-
spanners bzw. der Umspannergruppe vorhandenen
Spannungswandler, wobei die induktiven Spannungs-
abfälle der Transformatoren — die bei den neuzeit-
lichen „weichen“ Großtransformatoren im Vergleich
zu den induktiven Abfällen schr kleinen Ohmschen
Spannungsabfälle können vernachlässigt werden —
z.B. nach Abb.4. die zu diesem Zweck kleine Zwischen-
wandler vorsielit, eliminiert werden können. Die in
1192
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
15. August 1929
den Sekundärkreisen der Stromwandler zwecks „Ab-
bildung“ der induktiven Transformatoren-Span-
nungsabfälle vorhandenen induktiven Widerstände
(Abb.4) sind zwecks Anpassung der Relais an die
bei den verschiedenen Transformatoren verschiede-
nen Reaktanzen mit entsprechend feinstufigen An-
zapfungen auszurüsten. In Drehstromanlagen ist
bei der Differenzschaltung der Spannungswandler
die innere Schaltung der Drelistromumspanner, am
einfachsten durch entsprechende Schaltung der
Zwischenwandler, zu berücksichtigen und demzu-
folge sinngemäß bei Drehreglern nur die Ausfüh-
rung als Doppeldrehtransfermator zu verwenden.
BEER Z. Relais
E
=
2. Scheinverbrauch System
mt |
AË 3
IM -g
3 j
a Zwischenwandler b Induktive Widerstände c Drebeisen-Stromrelais
mit Quecksilber-Kipprelais
Abb.4 Grundsätzliche Schaltung eines hochempfindlichen Differential-
stromrelais für eine Einphasen-Transformatorengruppe.
Di Das Abgleichdrchmoment D,ist zweckmäßigerweisc
stets nur nach einer Richtung hin, im vorliegenden
Beispiel (Abb. 3) im Sinne der Unterstützung von
Dn, zu entwickeln. Aus diesem Grunde ist das Ver-
hältnis der Strom- und Spannungswandlerübersetzur-
gen so zu wählen, daß die Abgleichwirkung Null
für den Fall DJ, = Dt nicht bei einem Mittelwert
sondern einem der Endwerte, dem oberen oder untc-
ren der stetig veränderlichen Umspannerübersetzung,
eintritt.
y) Das Abgleichdrehmoment Dg muß unabhängig von
der inneren Phasenverschiebung des Umspanners,
d.h. der Phasenverschiebung von Js und AE, stats
proportional sein dem Produkt J-A E. Es wird des-
halb zweckmäßigerweise mittels Ferraris-Systemen
in Scheinverbrauchszähler-Anordnung erzeugt, deren
Strom- und Spannungsysteme mit J, bzw. AE ge
speist werden. Bei Differentialstromrelais für Um-
spanner mit Energietransport in nur einer Richtung
können als Scheinverbrauchzähler alle bekannten
Systeme, z.B. mit Überholungsgetriebe (AEG),
Kugelgetriebe (SSW) usw., verwendet werden, deren
der Größe J, AE proportionale Umdrehungszahlen
ın em diesem proportionales Drehmoment D g umgc-
formt werden durch eine nach Art der z.B. im
Tachometerbau usw. üblichen Wirbelstromkupplung;
um die durch den umlaufenden Scheinverbrauchzäh-
ler bewegten Massen klein zu halten, sind die die
Wirbelströme bei Umlauf des Scheinverbrauchzäh-
lers erzeugenden kleinen Vauermagnete auf die
Scheibe zu setzen, welche das erzeugte Abgleichdren-
moment Dg mittels Spiralfeder usw. im Sinne der
Unterstützung von Ds, auf die Waagebalkenanord-
nung überträgt. Bei Differentialstromrelais für Um-
spanner mit gleichzeitigem Auf- und Abspannbetrieb
muß die Erzeugung der Abgleichdrehmomente D g
durch stillstehende Scheinverbrauch - Ferraris-
Systeme (Kugelgetriebe von SSW usw.) erfolgen,
damit die bei Umkehr der Drehrichtung des Schein-
verbrauchsystems unvermeidliche Unterbrechung in
A CR: Möllinger, Wirkungsweise der Motorzähler und Mei.
wandler, 8.165. Verlag Julius Springer, Ber.in 1925.
e? Abgleichwirkung so kurz wie nur irgend mög-
ich ist.
ô) Das Einstellen des Waagebalkenrelais auf den je-
weils in Frage kommenden Transformatorleerlauf-
strom zum Zwecke der Ansprechverhinderung im
Leerlauf wird mittels zweier in ihrer Vorspannunr
veränderlicher Federn (Abb. 2) bewirkt, die dem
a gleichzeitig die erforderliche Stabilität ver-
eihen
Infolge der mechanischen Differenzbildung der
Ströme besteht selbstverständlich die Möglichkeit,
den Schutz empfindlicher als auf etwa 20% des
Nennstromes einzustellen; das erfordert Ansprecı:-
verhinderung des Relais in den Zeiten vom erfolg.en
Einlegen des den Transformator unter Spannung
setzenden Schalters auf der einen Seite bis zum Ein-
lezen dee die Belastung zuschaltenden Schalters auf
der anderen Seite sowie für die betriebsmäßig vor-
kommenden Fälle des völligen Wegbleibens der Beu-
lastung. Die dadurch bedingte Ansprechverhind+-
rung des hochempfindlich eingestellten Differential-
stromschutzes läßt sich selbsttätig einfach erzielen,
z. B. durch Zuschalten des Gleichstromauslösekrei-
ses auf das Relais mittels zweier Quecksilber-Kipp-
relais, welche durch auf Primär- und Sekundärseite
des Umspanners vorhandene, auf geringste Be-
lastung ansprechende hochempfindliche Dreheisen-
Stromrelais (Abb. 4) gesteuert werden.
Der hochempfindliche Differentialstromschutz bietet
für den Betrieb, namentlich bei der Versorgung großer,
gegen Störungen sehr empfindlicher Verbrauchsgebiete,
wie Großstädte, Landessammelschienen usw., wichtige
Vorteile. Als Beispiel hierfür sei nur der Vorteil ei.
wähnt, beim Parallelbetrieb mehrerer Umspanner, der ja
für die Versorgung vorstehend genannter Verbraucher
08 Leistungs TPE Schub-Irk
TRE E iE:
Abb. 5. Grundsätzliche Schaltung eines wattmetrischen Differential-
schutzrelais für eine Einphasen-Transformatorengruppe.
durch die dadurch erst mögliche Bereitstellung betriebs-
bereiter Reserve unerläßliche Voraussetzung ist®, den
von einer Störung betroffenen Umspanner sofort im aller-
ersten Stadium der Zerstörung selektiv abschalten und
damit — neben größtmöglicher Beschränkung der Zer-
störung — den Abnehmer gegen die Folgen dieser unver-
meidlichen Störung wie Spannungsabsenkung usw. wei-
‚testzehend schützen zu können.
2. Differentialwattschutz’”.
Ein von der BEWAG entwickelter Differentialwatit-
schutz zur Überwachung der Eisenverluste von Trans-
formatoren mit stetig veränderlichem Übersetzungsver-
ë Ve‘. aE.Rühle, El. u. Maschinenb. Bd. As, S. 09.
= Vg. z. B. Siemens-Z. Bd. 6 N. 275.
15. August 1929
hältnis besteht im Prinzip aus 2 an Primär- und Sekun-
därseite angeschlossenen Leistungsmesser-Systemen, die
ihre in entgegengesetzten Richtungen wirkenden Dreh-
momente auf eine gemeinsame Welle abgeben. Dieses
Schutzsystem, das die Differenz der Leistungen ebenfalls
auf mechanischem Wege bildet, besitzt alle Vorteile der
bekannt gewordenen Ausführungsformen, welche die Dif-
ferentialschaltung elektrisch im sekundären Stromwand-
lerkreis bewirken.
Das wattmetrische Differentialschutzrelais hat im
allgemeinen — im Gegensatz zum Differentialstromschutz
— bei einer durch Eisenbrand usw. hervorgerufenen Er-
höhung der Eisenverluste nicht die sofortige Abschaltung
des betr. Umspanners sondern lediglich die Signalisie-
rung dieser Störungserscheinung zu bewirken: es ge-
nügt, den betreffenden Transformator erst dann von Hand
abzuschalten, nachdem ein entsprechender Reservetrans-
formator zugeschaltet worden ist. Aus diesem Grund
eignet sich als Schutz von Umspannern mit stetig ver-
änderlichem Übersetzungsverhältnis außer dem vorstehend
erwähnten auch ein nachstehend näher beschriebenes, in
seinen Konstruktionselementen dem Zählerbau entnom-
menes wattmetrisches Differentialschutz-Relais nach dem
Ferraris-Prinzip®.
Dieses Relais (Abb.5) besteht in der Hauptsache aus
2 durch ein Planetenradgetriebe miteinander verbundenen
Zählersystemen. Auf das eine System arbeiten, in ent-
gegengesetzten Richtungen wirkend, die zu einander ge-
hörigen Primär- und Sekundär-Spannungen und -Ströme
in Wirkverbrauchschaltung sowie — zwecke Eliminie-
rung der Stromwärmeverluste — zwei J?-Glieder: das
resultierende Gesamtdrehmoment dieses Systems ist als-
dann stets ein Maß für die vom Umspanner zur Deckung
€ DRP. angem.
Neues Bildfunkgerät von Marconi.
Von Dr. F. Noack, Berlin.
Marconi hat vor kurzem ein neues Bildfunkgerät
fertiggestellt. Das Gerät kommt in der Hauptsache für die
Übertragung von Pressebildern, im besonderen aber von
in Betracht.
Pressenachrichten Wie die beigegebene
1 Glühlampe 2? Öffnung in der Schutzhaube $, innerhalb welcher sich
eine rotierende Lochscheibe befindet 4 Mikroskop, welches den Licht-
strahl in die hohle Achse des Senders leitet 5 feststehende Bildwalze
6 Kasten mit Photozelle 13 Antriebsmotor
Abb. 1. Marconi-Bildfunksender,
Übertragungsprobe (Abb. 4) zeigt, sind die übertragenen
Nachrichten durchaus leserlich, allerdings nicht so scharf,
wie beispielsweise beim Telefunken-Karolussystem. Mar-
coni gibt an, daß zur Übertragung von zwei Bildern
von 20 X 25 om weniger als 20 min nötig seien. Wie die
Abb.1...3 zeigen, ist das Gerät in der Bedienung sehr
einfach gehalten, so daß es in der Hand des nicht absolut
Elektrotechnische Zeitschrift i929 Heft 33
1183
seiner Eisenverluste beanspruchte Wirkleistung. Das
andere System trägt ein Zeitglied, u. zw. einen Zähler,
der die Eigenschaft besitzt, zwischen 60 und 130 % der
Nennspannung mit konstanter Drehzahl zu laufen. Die
Kreuzwelle des Planetenradgetrieves schließt nach einer
bestimmten Umdrehungszahl einen Schnappkontakt zur
Betätigung eines Signals zur Meldung von Eisenbrand.
Alle weiteren Einzelheiten der grundsätzlichen Anord-
nung läßt das Schema der Abb.5 erkennen.
Ein besonderer Vorteil dieses wattmetrischen Diffe-
rentialschutzrelais beruht darin, daß es aus zwei ständig
umlaufenden Zählern besteht und sich deshalb sehr ein-
fach betriebsmäßig überwachen läßt. Bei Leistungstrans-
formatoren in Drehstromanlagen braucht die etwa vor-
handene Phasenverschiebung zwischen Primär- und Se-
kundär-Spannungen und -Strömen nicht durch besondere
Schaltung der Meßwandler bzw. Verwendung zusätzliche:
Zwischenwandler eliminiert zu werden; beı Drehreglern
kann aus demselben Grunde die Ausführung als Einfach-
Drehtransformator verwendet werden. Durch Hinzufügen
eines Zählwerkes zum Zeitglied (Betriebstunden) läßt
sich das Relais gleichzeitig als Zeitzähler verwenden. Es
ist zweckmäßig, auch das andere System mit einem Zähl-
werk (kWh) auszurüsten, dessen Angaben der Leerlaufs-
verluste in kWh, dividiert durch die vom Zeitglied regi-
strierten Betriebstunden, in entsprechend großen Ablese-
perioden schon die geringste Veränderung der Eisenver-
luste erkennen lassen. In der Form gemäß Abb.5 eignet
sich das Relais zum Schutz von Umspannern, die mit
Iönergietransport in nur einer Richtung, d.h. im Auf-
oder Abspannbetrieb arbeiten (z.B. Kraftwerks-Umspan-
ner). Für Transformatoren mit gleichzeitigem Auf- und
Abspannbetrieb sind 2 Relais vorzusehen, deren Leer-
NEE EN mit Rücklaufhemmungen ar-
eiten. i
fachlich vorgebildeten Beamten durchaus zu gebrauchen
ist. Das neue Gerät unterscheidet sich in mannigfacher
Hinsicht von den Systemen anderer Firmen.
Es hat mit dem System der Firma Telefunken (Karo-
lust) in elektrischer Hinsicht manches gemeinsam, doch
ist der Aufbau von diesem verschieden. Die Abb. 1 zeigt
den Sender, Abb. 2 das Einlegen des abzutastenden Bildes,
Abb. 3 den Empfänger. In Abb. 1 bedeutet 1 die Glüh-
= —
-
rm
—
{ 8
d ri "P
d
` NI A ` FE i
"Ach
t
5 Bildwalze
Abb. 2. Einlegen des abzutastenden Bildes in die Bildwalze.
lampe, welche zur Erzeugung des zur Abtastung der Bil-
der benutzten Lichtstrahles dient. Der von der Glüh-
lampe kommende Lichtstrahl durchwandert zunächst die
Öffnung 2 in einer Haube 3, welche im Innern eine Loch-
scheibe trägt. Dadurch wird der Lichtstrahl in bestimm-
tem Rhythmus unterbrochen, und wir erhalten später als
Bildstrom einen Wechselstrom. Der von der Öffnung 2
kommende Lichtstrahl wird nun von einem Mikroskop 4
aufgefangen. Das Bemerkenswerte ist nun, daß der Licht-
1 ETZ 199, 8. 744.
1194
strahl vom Mikroskop 4 durch die Achse der Bildwalze
des Senders geschickt wird, welche hohl ist. Am (im Bilde)
linken Ende des Senders, da, wo das Bild auf die Bild-
walze gespannt wird, befindet sich in der Achse ein Pris-
ma, welches den Lichtstrahl auf die Bildwalze wirft. Das
Prisma wandert in der Richtung der Bildwalzenachse, so
daß der Lichtstrahl das Bild in Schraubenform abtastet,
aber von der Innenseite der Bildwalze, also anders als
bei den sonst bekannten Systemen. 5 ist die Bildwalze.
Das Bild wird mittels einer Klappe über diese Walze ge-
spannt. Es dreht sich nicht selbst, vielmehr dreht sich
nur das Prisma mit der Achse im Innern der Bildwalze.
Die Klappe schließt gleichzeitig alle Lichtstrahlen ab.
Diese Methode hat den Vorteil, daß die Bedienung des
7 Gehäuse mit Glühlampe 8 u. 10 Tuben mit Nikolschem Prisma
9 Kerrzelle 11 Empfängerbildwalze 12 Antriebsmotor
Abb. 8 Marconi-Bildfunkempfäünger.
Gerätes besonders einfach ist. Das vom Bild reflektierte
Licht wird überdies wiederum über ein Prisma in der
Verlängerung der Achse weitergeleitet in einen Kasten 6,
in welchem sich die Photozelle befindet. Die Photozelle
rotiert demnach nicht mit, sondern bleibt feststehen. Hinter
dem Kasten 6 befindet sich ein Gestell, auf dem Verstär-
ker montiert sind. Hinter dem Sender befindet sich die
Hauptschalttafel.
Der Empfänger (Abb. 3) sieht ganz ähnlich aus wie
der Sender. Er unterscheidet sich vom Sender dadurch,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
15. August 1929
daß der in das Gerät hineingeschickte Lichtstrahl zuvor
eine Kerrzelle, System Telefunken-Karolus, passieren
muß, die dazu da ist, den Lichtstrahl im Rhythmus der
Bildströme zu modulieren. 7 ist eine Glühlampe, welche
zur Erzeugung des Aufzeichnungslichtstrahls dient. Der
von der Glühlampe kommende Strahl durchwandert einen
Tubus 8, in dem sich ein Nikolsches Prisma befindet. 9
stellt die Kerrzelle dar, das eigentliche Steuerorgan, 10
ist wieder ein Tubus mit einem Nikolschen Prisma. Die
Tuben 8 und 10 werden so justiert, daß der von der
Glühlampe kommende, den Tubus 8, Kerrzelle 9, Tubus 10
durchlaufende Lichtstrahl genau in die hohle Achse des
Empfängers hineingeleitet wird. Wie beim Sender befin-
det sich unter der Empfangswalze 11 in der Achse wieder
ein Prisma, das den
Lichtstrahl nach oben
auf die Walze wirft.
Die Kerrzelle löscht zu-
sammen mit den beiden
e head the London orchestra
AR ag gho i Aal maremas WE
ee SCT, her
ghied (ba seemingly sinnis za4lo
ra Ga The muai “es carried Nikolschen Prismen im
Eher Wi rag Di Nas Tubus & und 16 den
iles a den. Lichtstrahl mehr oder
weniger aus, je nach
der Größe der an ihr
liegenden Spannung.
Die Spannung wird der
Kerrzelle über Verstär-
ker vom Funkempfänger
her zugeführt. Ueber
die Bildwalze wird das
zur Aufzeichnung die-
nende photographische
Papier gespannt. Die
Empfängerbildwalze 11
MORGAN AND YOUNG
SAL WITH ADVISERS.
Business Questions Only to Be'
En
= ROTE:
Studied, Says Young as Rep- areny a een
KAL e enderDild-
aralions Experts Depart. walze 5; also auch hier
ist die Bedienung ein-
fach. Sowohl beim Sen-
der, als auch beim Emp-
fänger bedeutet 12 den
Antriebsmotor. Die
Abb. 4 zeigt eine Schrift-
probe, einen Ausschnitt aus einer amerikanischen Zei-
tung, wie er mittels Kurzwellensenders drahtlos von Ame-
rika nach England gesandt wurde.
Im übrigen stimmt das neue Gerät mit anderen hoch-
wertigen Bildfunkgeräten überein, denn es werden
Stimmgabeln zur Synchronisierung verwendet. Diese
Stimmgabeln erzeugen sowohl auf der Sender- wie auf der
Empfängerseite den gleichen elektrischen Wechselstrom,
en. Synchronwicklung des Antriebsmotors zugeführt
wir
Abb. 4. Mittels Kurzwellen auf dem
Marconi-Bildfunkgerft von New York
nach England übertragener Zeitungs-
ausschnitt.
Über die Fiußverteilung und den zeitlichen Verlauf der Magnetisierungströme in drei- und
fünfschenkligen Drehstromtransformatoren.
Von Dr.-Ing. G. Stein, Berlin.
Übersicht. Es ist ‚bekannt, daß die Verzerrung der
Magnetisierungströme eines Drehstromtransformators in-
folge der Eisensättigung und des Spannungsabfalles in dem
betreffenden Leitungsnetz recht lästige Oberwellen in den
Spannungskurven dieses Netzes zur Folge haben kann. Der
vorliegende Aufsatz unternimmt es, eine Methode zur Vor-
ausberechnung des zeitlichen Verlaufes jener Magnetisie-
rungströme unter Zugrundelegung von sinusförmigen Klem-
menspannungen für den drei- wie für den fünfschenkligen
Drehstromtransformator zu entwickeln. Bei dem letztern
wird auch ein einfacher Weg zur Bestimmung der Flußver-
teilung in Jochen und Hilfsjochen angegeben. Durchge-
rechnete Beispiele werden mit Meßergebnissen aus dem Ver-
suchslaboratorium der AEG-Transformatorenfabrik ver-
glichen.
Zur Berechnung der elektromagnetischen Verhältnisse
beim Leerlauf von drei- und fünfschenkligen Drehstrom-
transformatoren fehlen heute noch vielfach einfache, in
der Praxis verwendbare Methoden. Die folgende Unter-
suchung macht es sich zur Aufgabe, diese Lücken auszu-
füllen.. Sie geht im wesentlichen von den vereinfachten
Annahmen aus, daß die Schenkelflüsse eich unter Ver-
nachläseigung des im Vergleich zu ihnen kleinen Joch-
streuflusses!’ nur über die Eisenwege schließen, und daß
man mit gewissen Mittelwerten der magnetischen Span-
nung rechnen kann. Eine Verfeinerung dieser Voraus-
setzungen ist nach Bedarf jederzeit möglich?. ;
1. Der Dreischenkeltransformator.
Hier ist mit den drei Schenkelflüssen ®,, ®,, ®; die
gesamte Flußverteilung in einfacher Weise gegeben, da
die Flüsse ®, und ®, der beiden äußeren Schenkel gleich-
zeitig auch durch die zugehörigen Jochteile gehen müssen
(s. Abb:1*und 3). Außerdem sind diese drei Flüsse für
den Fall bekannt, daß der Transformator durch die sin»s-
förmigen Drehstromspannungen:
E\=Ecosut;
E, = E cos (œ £+ 120°); e, (1)
E, = E cos (w t + 240°)
ı BS Fr. Ollendorff: Studien über das Jochfeld von Transforma-
toren. Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Bd. 7, S. 33.
3 Vgl. St. Bergmann: Über die Bestimmung der Verzweigungs-
punkte eines hyperelliptischen Integrals aus seinen Periodizitätsmodaln
mit Anwendungen auf die Theorie des Transformators. Mathemat. Z. Bd. 19,
8.8; — ders.: Über die Berechnung des magnetischen Feldes in einem Ein-
hasentransformator. Z. ang. Math. u. Mech. Bd. 5, 8. 319. — G. Stein:
otentialtheoretische Untersuchung über Magnetfelder in Transformatoren
und über ihre EE spez. bel Zylinderwicklung. Z. ang.
Math. u. Mech. Bd. 9, 23.
15. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33
1185
dE EE a E EE T
erregt wird, wobei œ die Winkelgeschwindigkeit der Vek-
(ren im Kreisdiagramm, t die Zeit angibt. Dann folgt
nämlich bei Dreieckechaltung (Abb.1):
®,=®sinwt;
®, = È sin (w t + 120°);
®, = ® sin (œ t + 240°).
Bei Sternechaltung (Abb. 3) anderseite wird bekanntlich:
ZE E const Esinot;
®, — ®, = const E sin (o t + 120°); .. . (8)
di — ®, = const E sin (œ t + 240°);
D+H’ +D S0 .....:... (4)
(Kirchhoffsches Gesetz der Flüsse), woraus sich
1 =
®, = —---: const E cos w t
1 y3
I ae (5)
®,= — ®cos(w t + 120°);
d, = — P cos (wt-+ 240°)
ergibt. Mit diesen Angaben läßt sich der zeitliche Ver-
lauf der Magnetisierungströme folgendermaßen ermitteln:
Bei Dreieckschaltung (Abb.1) versteht man
unter Jh, Ja, Js die verketteten Ströme, unter ù, is, is die
der drei Phasen und
unter n die Windungs-
zahl einer Phase.
Zur weiteren Rech-
nung dient das Er-
ı, Satzschema Abb. 2.
Hier bezeichnet der
=— Ọcoswt; |
Buchstabe M die
magnetischen Span-
a
$, f,
M, n
EZE
E ZS
Abb. 1.
Schema eines Zweischenkel-
transformators für Dreieckschaltung.
Abh. 2. Ersatzschema
eines Dreischenkel-
transformators.
nungen im Eisen rings um ein Luftgebiet, welche dort
durch einen stromdurchflossenen Draht & dargestellt wer-
den können. Daneben geben M,, Mı, M, die Teilepan-
Abb. 3. Schema eines Dreischenkeltrans-
formators für Sternschaltung.
nungen an, d. h. die Linienintegrale der magnetischen
Feldstärke zwischen den Knotenpunkten a und b, wobei
der Weg jeweils über den durch die Indices 1, 2, 3 ge-
kennzeichneten Schenkel zu wählen ist (siehe Abb.1, 2
und 3). M und M werden in Amperewindungen gemessen.
Die R lassen eich als Funktionen Ur (éi des betreffenden
Flusses ® in üblicher Weise aus der Gleichstrommaeneti-
eierungekurve des Eisens und den Transformatorab-
- aus Symmetriegründen T (2) = Vt; (3),
messungen ermitteln, wobei das Ergebnis zweckmäßig
graphisch in Kurvenform oder in Zahlentafeln dargestellt
wird. Als Gleichstrommagnetisierungskurve wähle man
die Hysteresisschleife oder ihre jungfräuliche Kurve, je
nachdem welche Genauigkeit erzielt werden soll. Auch
muß der Einfluß der Bolzenlöcher in Schenkeln und
Jochen mit berücksichtigt werden. Ferner bilden wir auf
Grund des Durchflutungsgesetzes:
MZM- Mg = n a—i)end); |
M =M; — M, = n (iz — i) = n Jz; m a (6)
M; = NR, — M = n (i; — iə) = n Jz. |
Die M sind demgemäß gleich dem Produkt aus der Win-
dungszahl n und den verketteten Strömen J. Bei Bestim-
mung ihres zeitlichen Verlaufes ist zunächst aus Gl. (2)
für jedes w£ der Wert des betreffenden ® und mittels der
Magnetisierungskurve M (®) auch M (w £) gegeben. M (w t)
erhält also die bekannte Form einer Einphasenwechsel-
strom-Magnetisierungskurve®. Deshalb setzen sich die
M(wt)=nJ(ot) der Gl. (6) jeweils aus zwei Einphasen-
magnetisierungskurven zusammen, welche gleich den zu-
gehörigen ® (w t) um 120° gegeneinander verschoben sind,
und besitzen so zwei Maxima. Ferner wird (vgl. a. Abb. 4)
d. h. DM (% t)
= M, (wt +120°). Unter der Voraussetzung von (2) hat
ihre Fourierentwicklung bekanntlich die Form:
M (w t) = A, sin (w t + 120°) + 4; sin 3 (œ € + 120°)
+ 4; sin 5 (w t + 120°) +...
+ B, cos (œw t + 120°) + B; cos 3 (w t + 120°)
+ B; cos 5 (œ t+ 120°) + ...;
DM, (w t) A sin (w t -+ 240°) + 4; sin 3 (w t + 240°)
+ A; sin 5 (œw t + 240°) Lt.
+ B, cos (w t + 240°) + B; cos 3 (w t + 240°)
+ B; cos 5 (œ t + 240°) +...
Deshalb enthält
M (0 t) = n Ji = D (w £) — My (w t£)
= A, [sin (œ £ + 120°) — sin (w £ + 240°)]
+ A, [sin 5 (œ t + 120°) — sin 5 (w t + 240°) +...
+ B, [cos (œw £ + 120°) — cos (w t -+ 240°)]
+ B; [cos 5 (w t + 120°) — cos 5 (œ +240°))-F...
die durch 3 teilbaren Oberwellen nicht. Dient nun außer-
dem als Gleichstrommagnetisierungskurve die jungfräu-
liche Kurve, so kommen in diesen Entwicklungen die
Kosinusglieder zum Fortfall, und es besitzen die M und
mit ihnen M, eine symmetrische Halbperiode, d.h. es wird
z. B. auf Grund von (1): ı (w t) = — M, (— wit) und
DM (w t + 120°) = — M, (— o t) bzw. M; (w t) = —NR, (— v t);
daraus wiederum folgt nach (6): M(o% £) = o (— wt
—-M,(-o0)=M,(-ob); M(wt) und M (wt) sind also
AN
A E e
bettel ben
Abb. 4 Errechneter zeitlicher Verlauf der magnetischen Spannungen(bei Dreieckschaltung
eines Dreischenkeltransformators.
der Form nach einander gleich. Ihre Halbperiode weist
aber eine unsymmetrische Gestalt auf. Daher kommt es,
daß die Phasenverschiebungen zwischen den M- bzw.
J-Kurven von 120° verschieden sind.
Bei Sternschaltung (Abb.3) gelte das gleiche
Ersatzschema Abb. 2 wie bei Dreieckschaltung. Die Ströme
3 8. Arnold, Die Wechselstromtechnik Bd. 2, S.9.
1196
i in den drei Phasen genügen alsdann den Gl. (6) und
nach dem Kirchhoffschen Gesetz der Beziehung:
ititi A e An (7)
Letztere besteht übrigens nach den einleitend gemachten
Voraussetzungen auch für die Phasenströme i bei Drei-
eckschaltung, da sich in ihrem geschlossenen Stromkreise
in keiner Richtung ein Strom überlagern kann. Die
Phasenströme i bei Dreieck- und Sternschaltung sind
also dann einander gleich. Aus (6) und (7) erhält man
für siet:
n d == Te ae] zn ae,
e 2 Ma — (M, +M di — d.
n 13, =
errechnet — — — gemessen
—-— aus den gemessenen Strömen der Sternschaltung konstruiert
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
15. August 1929
graphische Messung die Wechselstromkurven J (œt) bei
Dreieckschaltung bekannt, 90 lassen sich aus ihnen mittels
der Beziehung (8) die Stromkurven für die entsprechende
Sternschaltung konstruieren (s. Abb.4). Anderseits sind
aus den i (ot) -Kurven der Sternschaltung die J (w t)-
Kurven der Dreieckschaltung auf Grund von (6) darstell-
bar (s. Abb.6).
Als Beispiel diene ein 21500 kVA-Transformator der
AEG mit n = 117 Windungen in jeder Phase. Als maximale
Schenkelsättigung wurde für die Rechnung 15000 Gauß
zugrunde gelegt. In Abb.4 sind aus den W(wt)-Kurven
die M(wt)-Kurven ermittelt. Abb.5 zeigt die errechneten
und oszillographisch gemessenen Kurven der Dreieck-
schaltung, Abb.6 die der Sternsechaltung. Bei der letzt-
genannten sind die gemessenen Kurven nicht so stark ver-
zerrt wie die errechneten. Infolge der Jochstreuflüsse
nämlich ist Gl. (4) nicht streng erfüllt, und es wird ein
Teil der durch die Eisensättigung bedingten Verzerrung
auch durch die Flußzeitkurven übernommen. Das kommt
weiterhin dadurch zum Ausdruck, daß die aus
den gemessenen Strömen der Sternschaltung
konstruierten J-Kurven der Dreieckschaltunz
in Abb. 5 flacher verlaufen als die durch Rech-
nung und Messung direkt ermittelten.
Abb. 7. Schema eines Fünfschenkeltransformators
für Dreieckschaltung.
Abb. 5. Strom-Zeit-Kurven bei Dreieckschaltung eines Dreischenkeltransformators,
errechnet
= — — gemessen
Abb. 6. Strom-Zeit-Kurven bei Sternschaltung eines Dreischenkeltransformators.
Die i-Kurven setzen sich demgemäß aus drei um 120°
gegeneinander verschobenen Einphasenwechselstrom-
Magnetisierungekurven zusammen, enthalten also im all-
gemeinen 3 Maxima. Nach einer analogen Schlußweise wie
bei Dreieckschaltung und unter Zugrundelegung einer
jungfräuliohen Magnetisierungskurve besitzen ti, eine sym-
metrische, Ge und f, eine unsymmetrische Halbperiode so-
wie eine von 120° verschiedene gegenseitige Phasenver-
schiebung, wobei i (œ t) =1,(— w t) zu setzen ist. Alle drei
Kurven enthalten jedoch auch die durch 3 teilbaren Ober-
wellen. Sind schließlich durch Rechnung oder oszillo-
4 Vgl. Arnold, Die Wechselstromtechnik Bd. 2, 8. 93.
a
em SÉ
aere
es wë
es GE
SS
s am
Abb. & Schema eines Fünfschenkeltransformators
für Sternschaltung.
2. Der Fünfschenkeltransformator.
Wesentlich komplizierter ale bei den dreischenkligen
liegen die Verhältnisse bei den fünfschenkligen Trans
formatoren. Zwar ist hier bei Dreieckschaltung mit den
sinusförmigen Erregerspannungen Gl. (1) der zeitliche
Verlauf der Flüsee in den drei mittleren Schenkeln durch
die Gl. (2) gegeben. Die Joche und Hilfsjoohe — gemeint
sind die beiden äußeren Schenkel — besitzen dagegen eine
Flußverteilung, welche von ihren jeweiligen magnetischen
Widerständen abhängig ist, d.h. von ihren R (®).Kurven.
Sie ist bereits von Küchler und Stallmann®, von
$ Vgl. Küchler u. Stallmann, Feldkurven und Verluste des fünf-
schenkligen Großtransformatorenkernes, ETZ 1927, 8. 314.
15. August 1929
Klein*® und anderen ermittelt worden, welche aber ent-
weder die vereinfachende Annahme zeitlich konstanter
Permeabilität machten oder sich sehr langwieriger Rech-
nungsmethoden bedienten. Bei Sternschaltung wiederum
ist auch die Flußverteilung auf die mittleren Schenkel
unbekannt.
Et
Abb. 9. Ersatzschema eines Fünfschenkeltransformators.
Für Dreieckschaltung (Abb. 7) wie für Sternschaltung
(Abb. 8) gilt m. ein gleiches Ersatzschema Abb. 9. Da-
nach sn et Pa r die Flüsse in den drei Mittelschenkeln,
du und e der Joche, und ®ıv die der beiden
ee Bt en Ri M, a, Ma Mı, My, Mm, Mıv
die entsprechenden magnetischen Spannungen darstellen.
Unter ihnen verstehe man die Linienintegrale der magne-
tischen Feldstärke in Amperewindungen zwischen den
Knotenpunkten a, b, c, d, e und f (Abb. 7, 8 und 9), wobei
der Weg jeweils über die durch die Indices 1, 2, 3, I, II, III
und IV gekennzeichneten Schenkel und Joche zu wählen
ist. Da ein Magnetfeld quellenfrei sein muß, so konnten
+80
NEBEN
u :
S
KH g
errechnet — — — — gemessen.
Abb. 11.
hierbei die Flüsse und mit ihnen die Spannungen in den
beiden WVerbindungsjochen zweier Schenkel einander
gleichgesetzt werden. Aus demselben Grunde bildet man:
Di + D+ D +9 + Pr =. (9)
Ferner bezeichnen M,, M}, M,. M, und Ma die magneti-
E Umlaufspannungen der fünf Luftgebiete. So wird
Z
Dir të +2 Ny (Pu) +2 Nm (Pr — ite (Dıv) = Ma u
Außerdem findet man auf Grund des Kirchhoffschen Ge-
setzes der Flüsse:
di = n - Pu;
an,
d, = dn — Pi.
Bei Dreieckschaltung gilt nun insbesondere
nach Gl. (2):
ek ZE ek SEU (12)
Die magnetische ERR im fünfschenkligen
ETZ 1923, S. 1015
. oe òo è ù +%
€ Klein,
Transformatorenkern,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33
S
N
Fluf-Zeit-Kurven bei Drcieckschalt ung enes Fünfschenkeltransformatcrs-
woraus sich mit Hilfe von Gl. (9)
iv — — dr (13)
Die Flüsse in den Hilfsjochen sind also dann in
ergibt.
jedem Augenblick einander gleich. Aus den Formeln (10),
(11) und (13) folgt nunmehr:
DMI (P1) + Wind LGL fir (ën — P)=0.
(14)
Abb. 10. Nomographische Darstellung der Flußverteilung
im Fünfschenkeltransformator.
Da wiederum die M(®) auf Grund der Magnetisiemings-
kurve des Eisenbleches, d.h. der Hyeteresiseschleife oder
ihrer jungfräulichen Kurve und der Konstruktionsdaten
des Transformators in graphischer und tabel-
larischer Darstellung bekannt sind, so wird
der Fluß ®j der beiden Hilfsjoche nach (14)
eine Funktion der beiden Schenkelflüsse
aus {2), aber unabhängig von den magneti-
schen Widerständen der drei Mittelschenkel.
Weiterhin sind auch die übrigen Jochflüsse
und Spannungen durch die Flüsse der drei
Mittelschenkel eindeutig bestimmt. Die Be-
ziehung (14) läßt sich anderseits durch ein
Nomogramm aus drei parallelen Skalen von
gleichem, gegenseitigem Abstande a dar
/
Abb. 12. Spannungskurven an einem Schenkel, Joch
und Hilfsjoch des Fünfschenkeltransformators.
stellen, wobei auf den beiden äußeren Skalen die Werte
von Mı (®ı) und Mty (im) in einem geeigneten Maß-
stabe sowie auf der mittleren im halben Maßstabe und in
entgegengesetzter Richtung jene von Wir (Š) aufgetragen
sind (Abb. 10). Ihre Nullpunkte liegen auf der gleichen
Abezissenachse z. Neben WM werden die zugehörigen
Werte ® aus den entsprechenden Magnetisierungskurven
M (P) eingetragen wobei im allgemeinen aus Symmetrie-
gründen y und d in aus ein und derselben Jochmagneti-
sierungskurve Dt;(P;) entnommen werden können. Die
beiden äußeren Skalen sind in diesem Falle einander
gleich. Betrachtet man in dem so konstruierten Nomo-
gramm drei auf einer unter dem Winkel a gegen die
x-Achse liegenden Geraden G befindliche Werte Wr, tu
und Mii, so ist unter Berücksichtigung der Maßstäbe:
M AR
ru + 2 Cal — Dim
tga = - =
j a a
und somit Gl. (14) erfüllt. Die Gerade G wird in bekannter
Weise mittels eines Zwirnsfadens dargestellt, welchen
1198
man dergestalt über das Nomogramm legt, daß überall
auf den drei Skalen von 0 bzw. von + ®, und — ®, aus
gemessen derselbe Fluß dn erscheint. Auf diese Weise
erhält man aus den Schenkelflüssen den zugehörigen Fluß
dr und kann in derselben E gleichzeitig die
entsprechenden Werte von D ki Zi. Am, Pu, ëm auf
Skalen ablesen. Da ® ® auf Grund von (2)
als Funktionen von ot worgegoben sind, so kennen wir jetzt
den zeitlichen Verlauf aller Flüsse ® (w t) und der Teil-
spannungen M (wt). Anderseits gilt nach dem Durch-
flutungsgesetz:
nJ,=n—-)=M+M=-M—- NM +2Mı; \
n Jy = n (h — i) = M, = Mı— M, +2 din:
n J3 = n (ii — ù) = Ms SM — MR + 2 Mir . |
(15)
75000
—> L mor InGauss
150
0 00
%0000 75000
errechnet
+50
— — — — gemessen
Abb. 18. Induktion im Joch und Hilfsjoch des
Fünfschenkeltransformators. S
S IN
Die J bedeuten hier wieder die verketteten, |
die i die Phasenströme der Dreieckströme, -50
während n die Windungszahl einer Phase be-
zeichnet. Die Rechnung vereinfacht sich mei-
stens nos insofern, als auch die Schenkelspan-
nungen M,, Mı, M, bei gleichen Abmessungen
der drei Schenkel aus ein und derselben Schen- Ma
kelmagnetisierungskurve ie (el entnommen
werden können.
Als Beispiel sei ein 100000 kVA-Trans-
formator der AEG mit n = 90 Windungen/Phase
durchgerechnet, u. zw. im wesentlichen bei
14 650 Gauß maximaler Schenkelsättigung. Als
Gleichstrom- Magnetisierungskurve diene wieder
die jungfräuliche Kurve. Abb. 11 zeigt dann die Fluß-
kurven für Joche und Hilfsjoche. Der Fluß ®, ist zum
Vergleich mit eingezeichnet. Außerdem wurde im
Versuchslaboratorium der AEG -Transformatorenfabrik
eine Vergleichsmessun ung angestellt, indem man die Span-
nungskurven kr und En von auf Jochen und Hilfsjochen
angeordneten Hilfswicklungen und die Spannungskurve
E, an dem entsprechenden Mittelschenkel oszillographisch
aufnahm (Abb. 12) und dann mittels Planimeter integrierte.
Das Ergebnis ist in Abb. 11 mit eingetragen. Dort fallen,
was naturgemäß stets annähernd zutrifft, die extremen
Werte von ®, und ®, mit denen von Käl zusammen, so daß
dieser Fluß in einer Halbperiode zwei gleichgroße Maxima
besitzt, ein Resultat, das übrigens bereits von Küchler und
Stallmann? angegeben worden ist. Eine analoge Tendenz
zeigen die gleichgeformten Kurven dën (w t) = ğu (— wi),
de ren Gipfel denen von ®, und d, bzw. von ®, und ®,
1 8. Fußnote 5.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33
d'Sach
e Zut
IN S
15. August 1929
nahezu phasengleich sein müssen. Man findet demgemäß
die Extremen von dn, dn und dm im a e amm für
einen maximalen Schenkelfluß ®, mar Z- B- aus
und $, = ®; = — 5 ® max: Deshalb liefert bei der Berech-
nung der Hyseteresisverluste eine einzige Nomogramm-
ablesung die zu einer vorgegebenen maximalen Schenkel-
eättigung H. mar gehörenden extremen Induktionen in den
Jochen (B;max) und Hilfsjochen (Bimar). Auf diesem
Wege sind z.B. in Abb. 13 die Werte von B; max Und Bi max
in Abhängigkeit von B, max eingezeichnet und mit den Meß-
ergebnissen verglichen. Diese liegen gleichwie in Abb. 11
etwas tiefer als die errechneten Werte, eine Erscheinung,
die auf den Einfluß der Streuflüsse zurückzuführen ist.
Abb. 14. Errechnete Strom-Zeit-Kurven bei Dreieckschaltung
eines Fünfschenkeltransformators.
SEIIZNEBE.S
"TP
Abb. 15. Errechnete Strom-Zeit-Kurven bei Sternschaltung
eines Fünfschenkeltransformators.
Ferner zeigt die Stromverteilung der Dreieckechaltung
des fünfschenkligen Transformators nach. der Gl. (15) den-
selben Charakter wie die entsprechenden Formeln (6)
beim dreischenkligen. Unter Berücksichtigung der an-
gegebenen Phasengleichheit der Extrema in den Fluß-
kurven müssen deshalb für jene Schaltung auch die Strom-
Zeit-Kurven beider Bauarten einen analogen Verlauf be-
sitzen. Demgemäß weisen die J (w t)-Kurven unseres Bei-
spiels in Abb. 14 je zwei extreme Werte auf oder ihr Yer-
Gg Sc wenigstens eine analoge Tendenz (vgl. auch
Bei Sternschaltung (s. Abb.8, in welcher die
Tertiärwicklung zunächst unberücksichtigt bleibe) gilt
für die Phasenströme i,, iz, fa die Formel (7). Anderseits
folgt auf Grund des Durchflutungsgesetzes ähnlich wie in
den Gleichungen (15):
15. August 1929
und so: f
n i = NR — (Mı +2 Ny);
n ia = Ma — Mı v ;
n is = M; — Mı;
d. h. aber unter Berücksichtigung von 7.):
DM ($1) + M ($2) + M; D3)
= 2 Mı (SD +2 My të Lire (Pry). (17)
Die Flußverteilung in Jochen und Hilfsjochen ist somit
hier auch von den magnetischen Widerständen der Mittel-
schenkel ahhängig. Der Transformator werde außerdem
wieder durch die sinusförmigen Spannungen der Glei-
chungen (1) erregt, so daß auch die Gleichungen (3) Gel-
tung haben. Mittels der Formeln (3), (10), (11) und (17)
ist nunmehr die gesamte Flußverteilung in Schenkeln,
Jochen und Hilfsjochen gegeben. Ihre Ermittlung dürfte
jedoch eine sehr komplizierte Rechnung erforderlich
machen. Außerdem ist diese Verteilung infolge des etwas
unsymmetrischen Charakters der zugehörigen Sternpunkt-
spannung, Z. B. beim Anschluß einer Petersenepule, bis-
weilen unerwünscht.
Deshalb wird in manchen Ausführungen mittels einer
in Dreieck geschalteten Tertiärwicklung, welche in Abb. 7
mit eingezeichnet ist, die Beziehung der Gl. (12) erzwun-
gen, wobei wieder unter Voraussetzung von (1) auch die
Formeln (3) Geltung haben. In der Tertiärwicklung
fließe ein Ausgleichstrom jo. Die Flüsse der drei
mittleren Schenkel genügen unter der Voraussetzung von
(3) und (12) ähnlich wie bei Dreieckschaltung den Glei-
chungen (5), die Flußverteilung in Jochen und Hilfsjochen
also wieder den Beziehungen (13) und (14). Sie hat dem-
nach auch dieselbe Form wie bei Dreieckschaltung (vel.
Abb. 11). Außerdem folgen hier nach dem Durchflutungs-
Berechnung der Stromwärmeverluste in Leitern
bei wechselnder Belastung.
Von Dr.-Ing. Georg Tenzer, Budapest.
Übersicht. Verfasser beschreibt eine von ihm ent-
wickelte vereinfachte Methode zur Bestimmung des quadra-
tischen Mittelwertes.
Bei der zur Zeit aktuellen Ausbreitung der Elektri-
zitätsversorgung von Gemeinden und Landstrichen ist es
für die Planung zur Feststellung der Rentabilität
von Wichtigkeit, die im Leitungsnetz auftretenden Ver-
luste zu kennen. Die Berechnung der Stromwärmever-
012345078 IWT 21I MI 6 17 19 202122. 23 24%
—>
Stromlastkurve J2-Kurve
Abb. ı. Bestimmung des quadratischen Mittelwertes in rechtwinkligen
Koordinaten durch punktweises Quadrieren der Stromlastkurve.
luste auf Grund eines Belastungsdiagrammes ist umständ-
lich und zeitraubend, wenn man dieselben für einen län-
seren Zeitraum summieren soll. In diesem Falle muß ein
auadratischer Mittelwert berechnet werden, indem man
die gegebene Stromlastkurve punktweise quadriert und
aus der so erhaltenen Kurve den Mittelwert durch Plani-
metrieren berechnet. In Abb.1 ist die Berechnung des
auadratischen Mittelwertes auf diese Art durchgeführt.
Der so erhaltene Mittelwert beträgt V 10 800 — 104 A.
Viel einfacher gestaltet sich die Berechnung, wenn
die Stromlastkurve statt in rechtwinkligen Koordinaten
in einem Polarsystem aufgetragen wird. Der quadratische
Elektrotechnische Zeitschrift i929 Heft 33
1199
gesetz einerseits wieder die Gleichungen (15), anderseits
z.T. mittele einer kleinen ung:
n (i + ia) = Mı + Git — Nm) ;
n (i2 + ia) = M + Mı ; | (18)
n (iz + ia) = Mga — Mı .
(7), (15) und (18) liefern nunmehr:
Mı +M + 2 + Mm Im
n ia =
ER _2M -M;+-M)+2 Mm— Mu) ` ,(J—Jo),
Se a a DE
ni, = RO FM) LED Mi ns ).\ (19)
E GT e
die Kurven der Dreieck- und Sternschaltung mit Tertiär-
wicklung sind also beim fünfschenkligen Transformator
in gleicher Weise aus einander konstruierbar wie beim
dreischenkligen [vgl. Gl. (6) u. (8)], während die Phasen-
ströme i beider Schaltungen sich um 2a unterscheiden.
Bei Dreieckschaltung anderseits besitzen ja beide Trans-
formatorentypen die analog geformten Stromkurven mit
zwei Maxima. Deshalb und auch, weil die Gleichungen
(19) ähnlich gebaut sind wie die Gleichungen (8), müssen
die Stromkurven der Sternschaltung bei fünfschenkligen
Transformatoren qualitativ gleich geformt sein wie bei
dreischenkligen und genau wie diese drei Maxima besitzen.
Diese Tendenz läßt sich in den enteprechenden Strom-
Kurven unseres Beispiels (s. Abb. 15) ganz deutlich fest-
stellen.
re
Mittelwert ist durch |J?|mitteı = V- H J?dt bestimmt,
1 T
die von der Kurve eingeschlossene Fläche ist F= 5 J?dt;
wird daher T =2x gemacht, so wird der quadratische
F
Mittelwert |J?mitteı = az VE. Die Fläche
EN
Ka
IS
I
12
Ta
Abb. 2 Bestimmung des quadratischen Mittelwertes
in Polarkoordinaten.
muß daher planimetriert werden, durch x dividiert ergibt
sie das Quadrat des quadratischen Mittelwertes. In Abb. 2
ist die Berechnung auf diese Art durchgeführt, der so
erhaltene Mittelwert beträgt V 10600 — 103 A. Die Diffe-
renz ist auf die Unstetigkeit der Kurve zurückzuführen.
1200
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33
16. August 1929
Die Notwendigkeit planmäßiger Absatzgestaltung.
Von Ing.-Kaufmann K. Engelmann, Heidelberg.
Übersicht. Durch die Rationalisierung des Produk-
tionsapparates werden Erzeugung, Absatz und Rentabilität
stark voneinander abhängig. Bei mangelndem Absatz sinkt
die Rentabilität außerordentlich schnell. Es ergab sich da-
‚her die Notwendigkeit, auch die Absatzbemühungen, die
vorerst in den Kreis der Rationalisierungsmaßnahmen nicht
einbezogen waren, zentral planmäßig vorbereiten und lei-
ten zu lassen. Neben einem allgemeinen Überblick über
veraltete und neuzeitliche Verkaufsmaßnahmen werden be-
sondere Hinweise zur planmäßigen und erfolgreichen Ab-
satzgestaltung elektrotechnischer Massenartikel gegeben.
Die wirtschaftliche Bedeutung eines Betriebes beruht
einerseits auf der Höhe seines Umsatzes und anderseits
auf der Höhe des erzielten Gewinnes. Das Streben vor-
wärtszerichteter Unternehmungen ist demnach darauf ein-
gestellt, Umsatz und Gewinn in größtmöglichem Maße zu
steigern. Bis vor kurzem noch ging man hierzu nur einen
Weg: Man rationalisierte die Erzeugung, ermäßigte da-
durch die Erstellungskosten bis an die Grenze des Mög-
lichen und hoffte, daß durch das stark verbilligte Produkt
selbst Umsatz und Gewinn wachsen würden. Dieses trat
jedoch in dem erwarteten Maße nicht ein. Man hatte nicht
in Rechnung gezogen, daß durch den rationalisierten und
besonders durch den auf Fließarbeit eingestellten Produk-
tionsapparat Erzeugung, Absatz und Rentabilität stark
voneinander abhängig wurden. Das Volumen der Produk-
tion war starr geworden. Man mußte bei mangelndem Ab-
satz entweder den Produktionsapparat unausgenutzt lassen
oder auf Lager arbeiten. Beide Maßnahmen senken die
Rentabilität außerordentlich schnell. Die Verbillieung der
Produktion allein hat also zu dem angestrebten Ziel nicht
geführt. Man hat vielmehr erkannt, daß geschäftliche Pla-
nungen nicht von der Erzeugung sondern vom Absatz aus
zu beginnen haben. Dessen Möglichkeit, Höhe und Stei-
gerungsfähigkeit sind zu ermitteln, bevor an die Erzeu-
gung herangegangen werden kann. Das Problem des Ab-
satzes ist also dringender als das der Erzeugung gewor-
den, eine Entwicklung, die sich in gleicher Weise vor
einigen Jahren in den V. S. Amerika vollzog.
In der elektrotechnischen Industrie ist die Notwendig-
keit planmäßigen Absatzes bisher noch nicht so stark zu-
tage getreten wie bei anderen Industrien. Infolge des
unerhörten Siegeszuges der Elektrizität konnte die elek-
trotechnische Industrie lange Zeit sozusagen aus dem
Vollen schöpfen und mit ständiger Erweiterung ihres Ab-
satzes durch neue Anwendungsmöglichkeiten und Ver-
tiefung der Elektrizitätsversorgung rechnen. Dieses gilt
heute nicht mehr in vollem Maße. Viele elektrotechnische
Erzeugnisse sind zu Massenartikeln rationalisierter Pro-
duktionsapparate geworden. Die Rentabilität der diese
Artikel erzeugenden und vertreibenden Firmen ist von der
Absatzmöglichkeit genau so abhängig geworden, wie es
bei den Firmen der älteren Industrie schon geraume Zeit
der Fall ist. Damit liegen neue Aufgaben auch für den
Elektroingenieur auf dem Gebiet der Absatztechnik.
Wie wurde und wie wird heute noch großenteils ver-
kauft? Das Hauptgewicht bei den Verkaufsmaßnahmen
wurde auf die persönliche Werbung durch den Reisever-
treter gelegt. Auf dessen persönliche Qualitäten und Be-
ziehungen zu den Verbrauchern verließ man sich. Der
Reisevertreter hatte alle Absatzmößlichkeiten zu ermitteln
und auszuschöpfen. Man stellte daher möglichst „Verkaufs-
kanonen“ ein und wies jeder ein bestimmtes Arbeitsgebiet
zu. in dem, völlig unbceinflußt vom Unternehmer, zu
arbeiten war. Dann wurde auf den Eingang der großen
Bestellungen gehofft und gewartet. Der Unternehmer war
ganz inder Hand des Reisevertreters. Er hatte Unterlagen
über die tatsächlichen Verhältnisse und Umsatzmögzlich-
keiten gar nicht oder in so geringem Maße, daß sie ihm
keine Handhabe zu einem richtigen Eingreifen sein konn-
ten. Ein Einfluß auf Grund erkannter Tatsachen war ihm
nicht möglich. Er wurde, wollte er vorwärts. zum reinen
„Lreiber”“, ging hierbei naturgemäß oft von falschen Vor-
aussetzungen aus und übersah, daß dem Vertreter dieses
nicht verborgen bleiben konnte. So führte das „Treiben
ohne Führung” meistens nur dazu, dab der Vertreter den
Interessen des Geschäfts gegenüber gleichgültig wurde
und sein Hauptaugenmerk darauf richtete, daß die Kunden
des Unternehmers möglichst schnell zu „seinen“ Kunden
wurden. Wurde ihm das Treiben des Unternehmers zu
lästig, dann ging er zu einem anderen, „nahm seine Kunden
mit“ und verkaufte diesen die Artikel seiner neuen Firma.
Es unterstand tatsächlich nicht nur der reine Provisions-
vertreter sondern auch der fest angestellte nur in ganz
kleinem Maße der Leitung des Unternehmens. Dessen
wirksamer Einfluß war ganz gering. Es bestand in der
Verkaufsabteilung des Unternehmens ein Gefühl der Un-
sicherheit, ein Nichterkennen der tatsächlichen Verhält-
nisse, der Erfolgsmöglichkeiten, u. zw. im krassen Gegen-
satz zu den Ergebnissen, die die Lehren der wirtschaft-
lichen Betriebsführung den Fabrikationsabteilungen schon
lange gebracht hatten. Hier hatte man rationalisiert, also
die Ertriebswucht gesteigert und dadurch auch die Ertrags-
wucht vergrößert. Ebenso hatte man die Ertragswucht
durch die kommerzielle Rationalisierunz, also durch die
vernunftgemäße Gestaltung der Verwaltung und Finan-
zierung des Unternehmens gehoben.
Es lag nahe, die durch die vergrößerte und starre
Erzeugung notwendig gewordene Erhöhung des Absatzes
ebenfalls planmäßig zu gestalten und mit dem mindesten
Aufwand anzustreben. Damit trat neben die Rationalisie-
rung der Erzeugung und der Verwaltung die des Absatzes.
Eine Planung ist nur möglich nach dem Erkennen.
Es müssen daher alle Verhältnisse, die den Absatz be-
rühren, dargelegt werden. Erst dann ist die Möglichkeit
gegeben, sie richtig auszunutzen. Sie geben auch eine volle
Sicherheit in der Einsetzung und Behandlung der Reise-
vertreter, die nunmehr den Charakter des außenstehenden,
schwer richtig zu beurteilenden Mitarbeiters verlieren und
deren Aufgaben dann in den Rahmen bestimmter Erfolgs-
anstrebungen eingefügt werden können.
Welche wichtigsten Tatsachen bedürfen nun einer ge-
nauen Darlegung? Die Beantwortung dieser Frage kann
nicht für alle Erzeugnisse gleich sein. Sie richtet sich
nach der Eigenart des abzusetzenden Artikels und der des
Verbrauchers. Für die planmäßige Absatzgestaltung elek-
aller Massenartikel ist in der Hauptsache zu er-
mitteln:
1. Absatzmöglichkeit im ganzen Arbeits-
gebiet
Absatzmöglichkeit in jedem Reisever- getrennt
treterbezirk nach
erzielter Gesamtabsatz Waren-
erzielter Absatz in jedem Reisevertreter- gruppen,
2
3
4.
bezirk
5. erzielter Absatz bei jedem Kunden
6. erzielter Absatz in jeder Warengruppe,
7. Anzahl und Art der Verbrauchergruppen,
8 un der Verbraucher in jedem Reisevertreter-
ezirk,
9. Anzahl der Kunden in jedem Reisevertreterbezirk,
10. Anzahl der Sollkunden in jedem Reisevertreterbezirk,
11. Verhältnis von Kunden zu Verbrauchern in jedem
Reisevertreterbezirk,
12. Anzahl der neugewonnenen Kunden in jedem Reise-
vertreterbezirk,
13. an der Kundenbesuche in jedem Reisevertreter-
ezirk,
14. Anzahl der Kundenbesuche je Tag in jedem Reiserver-
treterbezirk,
15. Anzahl der durchschnittlich ausgeführten Besuche je
Auftrag in jedem Reisevertreterbezirk,
16. Anzahl der Angebote, Anzahl der hierauf an die eigene
Unternehmung und an die Konkurrenz vergebenen
Aufträge,
17. Unkostenfaktor für jeden Reisevertreter in Prozent
des erzielten Umsatzes.
In welcher Form, durch welche Einrichtung die Fest-
legung derartiger Unterlagen geschieht, ist so lange
gleichgültig, wie sie schnell, sicher und billig zur Hand
sind. Alle Hilfsmittel hierzu sind selbstverständlich nur
Mittel zum Zweck und nicht Zweck an sich. Sind die
Unterlagen ermittelt, was ja durch zweckmäßige Hilfs-
mittel so geschehen soll, daß sie immer die augenblicklich
bestehenden Verhältnisse darstellen, dann ist es möglich,
immer das Richtige zu tun.
Die Verkaufsmörlichkeit ist auf Grund einer genauen
Marktanalyse zu ermitteln. Hierbei werden auch
15. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33
1201
die für die. Abnahme in Frage kommenden Verbraucher-
gruppen und Verbraucher festgelegt. Der eigene Gesamt-
unsatz, der Umsatz je Reisevertreter und Kunde, betrach-
tet nach Warengruppen und verglichen mit gleichen Zeit-
abschnitten, ergeben die Möglichkeit, bei fallendem oder
ungenügendem Umsatz rechtzeitig einzugreifen. Auf
Grund der Verkaufsmöglichkeit können gerechte Soll-
umsätze für die Reisevertreter festgesetzt werden. Das
Mehr- oder Mindererreichen oder das Überschreiten dieser
ergibt eine gerechte Übersicht über den Verkaufserfolg
und so ein klares Mittel zur Erfolgsverbesserung. Sach-
lich vorgelegten, unbestreitbar richtigen Tatsachen kann
sich auch der weniger einsichtige Vertreter nicht ent-
ziehen. Er weiß, daß er richtig beurteilt wird und keine
Ausflüchte machen kann sondern erfolgreich arbeiten
muß. Das gleiche geht aus der Betrachtung der Anzahl
der Verbraucher je Reisevertreterbezirk, der Anzahl der
Kunden je Reisevertreterbezirk, der Anzahl der Sollkun-
den je Reisevertreterbezirk und des Verhältnisses von
Kunden zu Verbrauchern hervor. Sind z. B. in einem Reise-
vertreterbezirk 400 Verbraucher und davon nur 10 % Kun-
den, dann steht unweigerlich fest, daß dieser Anteil wesent-
lich erhöht werden muß. Die Verkaufsleitung sieht ja
täglich, welche Verbraucher noch nicht gekauft haben: sie
kann Aufklärung hierüber verlangen. helfend eingreifen,
immer wieder allseitig Rechenschaft fordern und das End-
ziel. alle Verbraucher über Teilkunden, die nur einzelne
Artikel kaufen, zu Vollkunden zu machen, die alle Artikel
der Unternehmung beziehen, im Auge behalten. Das monat-
liche Steigen oder Fallen des prozentualen Verhältnisses
von Verbrauchern zu Kunden ergibt ein untrügliches Bild
vom Arbeiten der Verkaufsabteilung. Über die Richtigkeit
der Größe eines einem Reisevertreter zugewiesenen Bezir-
kes ‚ergibt die Anzahl der zu bearbeitenden Verbraucher
sowie die mögliche Besuchsanzahl je Tag ein genaues Bild.
Wenn davon ausgegangen wird, daß z. B. die wichtigsten
Verbraucher alle vier Wochen, die weniger wichtigen als
besondere Bearbeitungsklassen in längeren, aber auch je-
weils festgelegten Zeitabschnitten zu besuchen sind, dann
ergibt eine bestimmte Verbraucheranzahl ein größtmög-
liches Gebiet. das nicht überschritten werden darf, falls
nicht ein Teil der Verbraucher unbearbeitet bleiben soll.
Die Bearbeitung der Reisevertreterbezirke nach bestimm-
ten Reiseplänen, Besuchsvoranzeigen in Form von Werbe-
briefen, Festlegung der ausgeführten Besuche und deren
Bestätigung durch immer wechselnde Werbebriefe fügen
auch den Außendienst des Reisevertreters in einen vorher
festgelegten Absatzplan ein. Weiter führt dieses dazu,
daß alle Verbraucher mit der Unternehmung enge Fühlung
bekommen und, die gewonnenen Kunden nicht nur Kunden
des Reisevertreters werden, ein Vorteil, der außerordent-
lich wichtig ist, wenn man bedenkt. was die Kundschaft
für die Unternehmung bedeutet. Die Durchschnittsbesuchse-
anzahl je Auftrag gibt ein sehr treffendes Bild über die
Geschicklichkeit und Beeinflussungskraft des Reisever-
treters. Je kleiner die Besuchsanzahl je Auftrag ist, desto
größer ist seine Verkaufskunst. Besonders wichtig ist die
Betrachtung des Ergebnisses der Angebotsverfolgune. Der
Verbraucher, der ein Angebot verlangt, hat im Augenblick
Bedarf. Er ist also zwecks Erzielung eines Verkaufserfol-
zes bevorzugt zu bearbeiten. Der strebsame Reisevertreter
wird ‚demnach alles daran setzen, diese sichere Verkaufs-
möglichkeit für sich auszuwerten. Ein Vergleich zwischen
den der eigenen Unternehmung und den der Konkurrenz
erteilten Aufträgen ergibt über die Erfolgskraft des Reise-
vertreters sicheren Aufschluß. Die Festlegung eines Un-
kostenfaktors für jeden Reisevertreter ist selbstverständ-
lich unbedingt erforderlich. Dieses ergibt sich schon dar-
aus, daß vom Gesamtbruttonutzen nur ein bestimmter Teil
für die persönliche Werbung aufgewendet werden darf.
l Alle vorstehenden Untersuchungen und Erfolgsergeb-
msse müssen auch dem Reisevertreter für seinen Bezirk
zur Kenntnis gegeben werden. Er steht so vor unleugbaren
Tatsachen, nach denen er sich zu richten hat. Sein persön-
liches W ohlergehen hängt von ihnen ab, und er weiß, daß
er, wenn er keine Erfolge erzielt, am falschen Platze ist.
Alles Erkennen, alle Kontrollmaßnahmen, alles Drän-
gen wird aber nicht zu den größtmöglichen Verkaufs-
erfolgen führen, solange der Verkaufsorganisation die
lebendige Kraft der freudigen Mitarbeit jedes einzelnen
fehlt. Das Problem der Absatzförderung ist also von innen
heraus zur Lösung zu bringen. Nur dann, wenn es der Ver-
kaufsleitung gelingt, allen Mitarbeitern Schwung und Ver-
kaufsbegeisterung zu geben, sie mitzureißen zur Hergabe
allerletzter Kraft, wird die Verkaufsorganisation zu einer
kraftvollen Waffe im Konkurrenzkampf. Die persönliche
Leistungsfähigkeit, das persönliche Wollen zum Leisten
ist zu fördern. Den Mitarbeitern sind von der Verkaufs-
leitung sorgfältig ausgewählte Hilfsmittel in die Hand zu
geben. Durch Hinweise auf die besondere Leistungsfähig-
keit der eigenen Unternehmung, Schilderung von Schwä-
chen der Konkurrenz, Besprechung von Verkaufsfehlern
und Übermittlung von Anregungen aller Art ist unaus-
gesetzt nach einer größeren Erfoleskraft des einzelnen
Mitarbeiters zu streben. Regelmäßige, gut vorbereitete
Konferenzen müssen Gelegenheit zu persönlichem Gedan-
kenaustausch geben. Die Reisevertreter erhalten anch
praktische Anleitung draußen bei der Kundschaft selbst.
In die Planung der Absatzgestaltung sind ferner die
Werbemaßnahmen und der „Dienst am Kunden“ einzu-
fügen. Bei Unternehmungen mit eigener Werbeabteilunz
sollte auf engstes Zusammenarbeiten mit der Verkaufsab-
teilung hingewirkt werden. Der Leiter der Werbeabtei
lung sollte sehr gute Kenntnisse von der Absatztechnik
haben. Es dürfte dann für manche Unternehmungen zweck-
mäßig sein, die Hauptarbeiten der planmäßigen Absatz-
gestaltung zentral durch die Werbeabteilung ausführen
und auswerten zu lassen. Deren Ziel ist doch kein anderes
als das der Verkaufsabteilung. Beide wollen den Absatz
steigern. Es wird daher oft von besonderem Vorteil sein,
wenn die Kunst der Werbung mit der der Absatztechnik
in einer Abteilung eng miteinander verbunden ist.
Alle Maßnahmen im Geschäftsleben, die darauf hinaus-
laufen, den Interessen des Kunden zu dienen, sein wirt-
schaftliches und persönliches Wohlergehen zu fördern,
sind ebenfalls Faktoren, die zur planmäßigen Absatzge-
staltung gehören. Sie sind unter dem Sammelbegriff
„Dienst am Kunden“ bekannt, zuerst in den V. S. Ame
rika bewußt und systematisch mit großem Erfolg an-
gewandt worden, heute aber auch in Deutschland als ein
wichtiges Glied planmäßiger Absatzgestaltung gewürdigt.
Viele Züge der vorstehenden Ausführungen sind all-
gemeiner Natur und nicht nur für den Absatz elektrotech-
nischer Erzeugnisse gültig. Aber doch ist es nicht möglich,
diesen so vorzubereiten, wie es bei den Gegenständen des
täglichen Bedarfs geschieht. Wenn auch der letzte Käufer
elektrotechnischer Massenartikel Laie in fachtechnischen
Sinne ist und bleiben muß, so handelt es sich bei den ab-
zusetzenden Gegenständen doch um hochwertige Erzeug-
nisse mit ausgesprochen technischen Qualitäten, die dem
Verständnis der Käufer nicht unmittelbar nahe gebracht
werden können. Infolgedessen bleibt für die elektrotech-
nische Industrie die Werbung bei jenen Kreisen notwendig,
die die Belieferung des letzten Käufers in der Hand haben,
ihm die praktische Anweisung für die Handhabung der
elektrischen Apparate geben und sozusagen das Technische
daran in eine dem Laien verständliche Sprache übersetzen
müssen. Die Propaganda beim Zwischenhandel hat also
die Aufgabe, dem Händler die notwendigen Instruktionen
für diese Tätigkeit zu geben und ihn die rein technischen
Vorteile des angebotenen Gegenstandes wissen zu lassen,
damit er seinerseits in der Lage ist, seinen Kunden ent-
sprechend zu informieren. Hieraus ergibt sich schon, daß
für die Wahl der Absatztechnik die technische Seite des
zu propagierenden Artikels von Bedeutung ist. Ausschlag-
gebend wird diese aber, wenn man berücksichtigt, daß nur
ein kleiner Teil der gesamten elektrotechnischen Produk-
tion in die Hände von Laien gelangt. Der überwiegende
Rest findet seinen Absatz bei einem Kundenkreis, der sich
aus Ganz- oder Halbfachkundigen zusammensetzt. Man
wird daher immer die technischen Eigenschaften in den
Vordergrund rücken und die Absatzgestaltung hiernach
wählen müssen. Auch die persönliche Werbung hat sich
hierauf ganz einzustellen. Das fachtechnische Wissen des
Verkäufers und sein Orientiertsein über alle Neuerschei-
nungen, Neukonstruktionen usw. müssen vor seinem ver
kaufstechnischen Können stehen. Der fachmännische Ver-
braucher wird sich unter keinen Umständen von einem
fachunkundigen Verkäufer — und sei er als solcher der
bestgeschulte — willig leiten lassen. Sein Hauptinteresse
ist naturgemäß immer auf das Fachliche des angebotenen
Erzeugnisses gerichtet. Von diesem Standpunkt aus emp-
füngt er den Verkäufer, und er lehnt erfahrungsgemäß alle
Verkaufsbemühungen mißtrauisch und verärgert ab, so-
bald er merkt, daß der Anbietende zu geringe Fachkennt-
nisse besitzt. Hieran ändern selbst die hervorragendsten
Verkäufereigenschaften nichts. So berichtet der Werbe-
fachmann und Verkaufsorganisator O. Weilandineinem
seiner Bücher, daß von einer elektrotechnischen Firma
neu eingestellte Vertreter, die bisher mit ganz außer-
ordentlich großem Erfolg Schreibmaschinen verkauft hat-
ten, beim Verkauf elektrotechnischen Materials völlig ver-
sagten. Von der Western Electric Co. ist es bekannt, daß
sie vorzugsweise Hochschultechniker anzuwerben trachtet
und hierzu in vielen Studentenzeitungen die Vorzüge eines
Vertreterpostens bei ihr schildert. Die National Cash Re-
gister Co. gibt ihren Facharbeitern: in Abendschulen Ge-
legenheit, sich zu Verkäufern auszubilden und bei Eig-
1202
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
15. August 1929
nung als solche zu betätigen. Also auch hier hat man die
Erfahrung gemacht, daß beim Verkauf technischer Erzeug-
nisse die Grundlage des Erfolges möglichst weitgehende
Vertrautheit mit dem Fach ist. In der Broschüre der
„Gesfürel“ „Amerikanische Propaganda” wird darauf hin-
gewiesen, daß die Elektrizitätswerke in den V. S. Ame-
rika als Leiter der Propaganda- und Verkaufsabteilun-
gen fast durchweg Ingenieure anstellen.
Zweifellos wird auch in Deutschland der Techniker
beim Verkaufen technischer Erzeugnisse wesentlich bes-
sere Erfolge als der Kaufmann erzielen. Voraussetzung
hierfür ist natürlich, daß beide in der Verkaufstechnik
gleiche Schulung, gleiche Liebe zur Verkaufstätigkeit und
auch die gleiche Eignung für diese haben. Der Vertreter
muß sich in die Interessen, in die Sorgen seines Kunden
voll einfühlen, und falls der Kunde, voll Vertrauen zu den
fachlichen Fähigkeiten des Vertreters einer technischen
Unternehmung, Rat wünscht, diesen gewissenhaft geben
können. Er muß auch die Vorzüge der von ihm angebotenen
Erzeugnisse mit äußerster Überzeugung auseinander zu
setzen vermögen. Dies alles wird sicher dem technisch
voll geschulten Verkäufer weitaus besser gelingen als dem
weniger fachlich Orientierten. Es dürfte sich auch im all-
gemeinen der Techniker der Forderung nach systemati-
schen Verfahren innerhalb des gesamten Verkaufsprozcs-
ses williger anpassen, da er auf Grund der ihm anerzoge-
nen, stark überlegenden Arbeitsweise für alles Plangemäße
mehr Verständnis haben wird als der nur kaufmännisch
Ausgebildete. Es ist aber noch ein Schritt weiter zu gehen.
Nicht der „einmal technisch“ geschulte Vertreter wird auf
besondere Verkaufserfolge hoffen dürfen, sondern der
„stets am besten technisch” unterrichtete Verkäufer. Es
besteht also die Notwendigkeit für den Erfolg anstrebenden
Vertreter, alle Neuerungen in seinem Fach rechtzeitig und
gründlich zur Kenntnis zu nehmen. Ein derartiges Wissen
wird immer in weitem Maße der Verkaufsarbeit zugute
kommen. Es stellt beim Verbraucher willkommene An-
knüpfungspunkte dar und führt ihn von vornherein in eine
für Verhandlungen geneigte Stimmung, in der dann vom
geschickten Verkäufer leichter ein Kaufentschluß erzielt
werden kann. Aber nicht nur dem persönlichen Verkaufs-
mittler werden in dieser Weise wesentliche Vorteile. Auch
die schriftliche Werbung z.B. wird durch geschickte Ver-
flechtung des Zieltextes mit der Erklärung allgemein
interessierender technischer Neuerungen den Verbraucher
. zum Lesen des gesamten Textes führen und ihn damit der
Beeinflussung durch den Zieltext unterwerfen.
Es kann dem gesamten, mit dem Verkauf elektrotech-
nischer Erzeugnisse beschäftigten Kreise nicht dringend
genug empfohlen werden, sich ernstlich mit der techni-
schen Seite der Ware zu beschäftigen und über den techni-
schen Fortschritt orientiert zu halten. Die deutsche Elek-
troindustrie besitzt inder ETZ ein Organ, das wegen seiner
zahlreichen wichtige Neukonstruktionen, Erfindungen
usw. beschreibenden Aufsätze und Rundschauartikel hier-
zu besonders geeignet erscheint.
Wirtschaftlichste Erzeugung und Verwaltung und da-
durch gute, preiswerte Ware, planmäßige Absatzgestal-
tung, lebendige, begeisterungsvolle Verkaufsarbeit, unter-
stützt durch eine die Absatztechnik berücksichtigende
Werbung, und Eingehen auf die Interessen der Kundschaft
vermögen auch unabhängig von der jeweiligen Wirt-
schaftslage Erfolge zu bringen. Am schnellsten, sichersten
und im größten Maße jedoch werden diese zu erreichen
sein, wenn es auch noch gelingt, zwischen Unternehmung
und Verbraucher ein Verhältnis zu schaffen, dessen Grund-
lage uneingeschränktes Vertrauen zur Unternehmung ist.
Hierauf hat sich also auch die planmäßige Absatzgestal-
tung ohne jeden Vorbehalt einzustellen.
Ein internationales Fernsprechbuch.
Aminternationalen Fernsprechdienstnehmenz. 2.26 Län-
der Europas teil. Es gibt aber noch kein internationales Ver-
zeichnis, aus dem derjenige, der einen Teilnehmer im Ausland
anrufen will, dessen Fernsprechnummer ersehen kop».
Wenn daher z.B. ein Teilnehmer in Berlin ein Hotel in
Paris anrufen will, dessen Anschlußnummer er nicht
kennt, so kann er cs bei der Gesprächsanmeldung nur
nach dem Namen und der Lage bezeichnen. Die Ermitt-
lung der Anschlußnummer muß erst beim Amt vorgenom-
men werden, wodurch Zeit verloren geht und die Bereit-
stellung der Gesprächsverbindung verzögert wird. Um
diese Schwierigkeiten zu belieben, hat ein dänisches Kon-
sortium die Herausgabe eines internationalen Fernsprech-
buches (Annuaire Téléphonique International — ATI)
übernommen!. Da von den 8000000 Fernsprechteilneh-
ı M. Gredstedt, Europ. Fernspr. 1929, 8. 125.
mern Europas nur ein verhältnismäßig geringer Teil am
Auslandsverkehr beteiligt ist, werden die Brauchbarkeit
und der Preis des Buches wesentlich davon abhängen, daß
nur die wirklich am Auslandsdienst interessierten Teil-
nehmer aufgenommen werden. Die Auswahl dieser Teil-
nehmer bietet natürlich erhebliche Schwierigkeiten. Das
Konsortium sucht sie dadurch zu umgehen, daß es Ein-
tragungen nur gegen Zahlung einer Gebühr aufnimmt,
nn das Buch aber unentgeltlich an alle Eingetragenen
iefert.
Das Buch soll nach Branchen eingeteilt werden,
innerhalb der Branchen nach Ländern und innerhalb der
Länder nach Städten. Als Leitsprache dient Französisch,
das die amtliche Sprache des Welttelegraphenvereins ist:
das Branchenverzeichnis wird außerdem in deutsch und
englisch aufgestellt. Ein dienstlicher Teil soll über Ge-
sprächsregeln und Gebühren Auskunft geben. Bkm.
Mitteilungen
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen
durch die elektrischen Prüfämter'.
Nr. 274.
Auf Grund des $ 10 des Gesetzes vom 1. VI. 1898, be-
treffend die elektrischen Maßeinheiten, werden folgende
Stromwandlerformen dem untenstehenden, beglaubigungs-
fähigen Systeme eingereiht.
Zusatz zu System ig V Stromwandler für einphasigen
Wechselstrom, die Formen AE3, AE6, AE12, AE24, AE35,
AE3m, AE6m AE12m, AE24m, AE35m und AB3i betreffend,
hergestellt von den Siemens-Schuckertwerken A.G. in
Nürnberg.
Berlin-Charlottenburg, den 15. VI. 1929.
Der Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Paschen.
Beschreibung.
Zusatz zu System EA,
Stromwandler für einphasigen Wechselstrom, die Formen
AE3, AE6, AE12, AE24, AE35, AE3m, AE6m, AE12m,
AE24m, AE35m und AE3i betreffend, hergestellt von den
Siemens-Schuckertwerken A.G. in Nürnberg.
Sämtliche unter der Bezeichnung FA zur Beglaubi-
gung zugelassenen Stromwandler können für die Frequen-
zen 45...55 Hz auch für eine
sekundäre Nennstromstärke
von 1 oder 10 A ausgeführ:
und beglaubigt werden. Bei
der sekundären Nennstrom-
stärke von 1A beträgt die
Nennbürde 15 Q und bei
der sekundären Nennstrom-
stärke von 10 A 0,15 Q. —
Die Stromwandier AE12.
AE12m, AE24 und AE24m
des Systems können auch
al
Abb. 1.
primär umschaltbar für zwei
Nennstromstärken, die im Ver-
hältnis 1 : 2 stehen, ausgeführt
und in dieser Ausführung be-
glaubigt werden. Die Primär-
wicklung dieser Stromwandler
‚ist in zwei Abteilungen unter-
teilt, die hintereinander oder
parallel geschaltet werden.
Die Umschaltung wird mittels
zweier Laschen, die an den
Stromzuführungen angebracht
sind, vorgenommen (s. Abb. 1).
Im übrigen unterscheidet sich
die konstruktive Ausführun:
nicht von derjenigen der nor-
malen Stromwandler. Die um-
schaltbaren Stromwandler kön-
nen für Nennstromstärken bis 150/300 A beglaubigt werden.
t Reichsministerialblatt 19.9. S. 385.
15. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
1203
RUNDSCHAU.
Leitungen.
Durchhangmesser. — Der Durchhangmesser Küppers!
ist besonders geeignet, Durchhänge von Freileitungen, die
bisher nach den verschiedensten Methoden mit Meßlatten
und photographischer Aufnahme bestimmt wurden, mit
außerordentlich hoher Genauigkeit zu messen. Dem
Durchhangmesser Küppers liegen die Ähnlichkeitsätze der
ebenen Geometrie zugrunde Die einzige Bedingung für
die Aufstellung des Gerätes ist das Senkrechtstehen der
Meßschenkelebene zur Freileitungstrassse.. Auf einem
horizontalen, mit Millimeterteilung versehenen Entfer-
nungsmaßstab wird ein Höhenmaßstab mit Millimeter-
teilung in einer der tatsächlichen Entfernung des Stand-
ortes bis zur Leitungstrasse proportionalen Entferung ein-
gestellt. Mit dem Fernrohr ist zwangläufig ein Richtungs-
lineal gekuppelt, das sich entsprechend dem Erhebungs-
winkel des Fernrohres vor den Skalenwerten des Höhen-
maßstabes bewegt (Abb. 1). Werden feste Punkte anvisiert,
Abb. 1.
so können die Erhöhungen direkt_als Höhenwerte abge-
lesen werden. Die Strecke F’ = OU’ wird am Instrument
dargestellt durch den Differenzbetrag f = (or — u'z). Die
Konstruktion ist so durchgeführt, daß bei Schwenken des
Fernrohres bei jedem Erhebungswinkel unter sich par-
allele Ebenen bestrichen werden, so daß sich die Werte F’
ergeben. Der wirkliche Durchhang ergibt sich durch
Multiplikation mit einem Korrektionsfaktor, der den Nei-
gungswinkel der Verbindungslinie der Aufhängepunkte
gegenüber der Horizontalen enthält. Dieser Neigungs-
us a wird am Instrument an einer Gradskala abge-
esen.
Außer der Bestimmung der Durchhänge ist noch die
Messung von Bodenentfernungen und gegenseitigen Ab-
ständen‘ sich kreuzender Leitungen leicht durchführbar.
Mit diesem Gerät ist die Möglichkeit gegeben, eine unter
Spannung stehende Freileitung jederzeit in bequemer
Weise nachkontrollieren und damit auf vorhandene Zug-
spannungen nachprüfen zu können.
Dipl.-Ing. R. Heimberger.
Die Prüfung papierisolierter Hochspannungskabel. —
Die Prüfung von Hochspannungskabeln ist schlechthin eine
Prüfung von Isolationsmaterial. Dieses Material spielt
wohl im gesamten Elektromaschinenbau eine Rolle, nir-
gends tritt es jedoch so in den Vordergrund wie in der
Kabeltechnik. Wenn in den Transformatoren an den Enden
einer Kabelleitung aus drei Einleiterkabeln für 60 kV und
15 km Länge nur wenige Quadratmeter Isolationsmaterial
durch die Spannung beansprucht werden, so lassen sich in
den Kabeln selbst leicht 6000 m? nachweisen, die ständig
einer Spannung von 35 kV widerstehen müssen. Trotz
dieses enormen Verbrauchs an Isolierstoff sind unsere
Kenntnisse über die elektrischen Vorgänge in ihm nur sehr
unsicher und daher Prüfvorschriften, die mit hundertpro»-
zentiger Sicherheit die Güte des Kabeldielektrikums fest-
stellen lassen, nicht in unsere Hand gegeben. Das gilt ins-
besondere für die Bewertung der Höchstspannungskabel,
DS a von der Askania-Werke A G., Bambergwerk, Berlin-
Friedenau. DRP. Nr. 364 62.
bei denen aus wirtschaftlichen Gründen die Beanspruchung
des Dielektrikums bis an die Grenze des Erreichbaren ge-
trieben werden muß. Für Kabel mittlerer Spannung sind
in den einzelnen Ländern bereits Prüfvorschriften fest-
gelegt, doch bilden diese mit ihrer großen Verschiedenheit
nur eine Illustrierung der bestehenden Unsicherheit. F.M.
Farmer entwickelt nun ein interessantes Bild des Stan-
des dieser Prüfungen in Amerika, das er als Oberingenieur
des New-Yorker el. Prüflaboratoriums sich in umfassender
Weise hat machen können; denn durch seine Tätigkeit als
Abnahmebeamter standen ihm die Prüfergebnisse der ver-
schiedensten Fabrikate zur Verfügung. Eine Zusammen-
stellung solcher Prüfergebnisse zeigt Abb. 2, u. zw.
Lé R
N
WAN ele
NSS
NN As
> AS
N RT rer
II
e ww A i,
TsolafionswiderSt.ın Megohm/Meile
ech
Hersteller
Obere Linie. Höchstwert jeder Lieferung
Untere Linie: Niedrigster Wert jeder Lieferung.
Abb. 2. Isolationswiderstand von 13...15 kV-Kabeln. Gemessen 1925.
handelt es sich hier um Isolationswiderstandswerte, die
an einer großen Reihe von Kabeln aus sechs verschiedenen
Kabelwerken gemessen wurden. Bei der Beurteilung dieser
Meßreihe ist zu beachten, daß wir über den Zusammenhang
zwischen der Höhe des Isolationswiderstandes und der
Güte des Kabeldielektrikums völlig im unklaren sind. Un-
abhängig hiervon wird man aber das Fabrikat A als das
beste bezeichnen müssen, da es die gleichmäßigsten Werte
zeigt, während der Fabrikant B seine Fabrikation nicht
in der Hand zu haben scheint.
Bei der Spannungsprüfung lassen sich im wesentlichen
drei Arten von Prüfungen unterscheiden:
a) die Prüfung aller Kabellängen einer Lieferung mit
einer in Beziehung zur Betriebspannung stehenden
Prüfspannung,
b) die Prüfung der momentanen Durchschlagfestigkeit
an einem kurzen Kabelstück,
c) die Prüfung der Abhängigkeit der Durcnschlagfestig-
keit von der Zeit durch eine Meßreihe (Zeit-Durch-
schlagkurve).
8
4 nen emm nen an am am
l
b “adunan A
] ss
Abb. 3 Durchschlag-Kennlinien schwacher Punkte eines Kabels.
Das Ziel der Prüfung a) ist, gröbere Fehler in den
Kabellängen aufzudecken. Sie soll also eine relativ ein-
fache Aufgabe lösen, und doch sind die Grundlagen dieser
Prüfung nicht so einfach zu finden. Farmer zeigt dies
sehr geschickt an der Abb.3. ke seien A, B, C die Zeit-
Durchschlag-Charakteristiken irgendwelcher schwacher
Punkte eines Kabels für eine Betriebspannungz M. Eine
Prüfspannung a, angelegt während der Zeit z, würde nur
den Fehler A, in der Zeit y auch den Fehler C zum Durch-
schlag bringen, erst eine Prüflspannung b würde den letzten
1204
Fehler B, dessen Zeit-Durchschlagskurve zwar noch ober-
halb der Betriebspannung liegt, der den Sicherheitsgrad des
Kabels aber in unerwünschter Weise herabsetzt, ausson-
dern. Die weiteren Kurven D und E stellen die Zeit-Durch-
schlagkurven zweier an sich fehlerloser, in der Güte ihres
Dielektrikums jedoch verschiedener Kabellängen dar. Da
die flachere Kurve E die günstigere ist, würde die Prüf-
spannung b auch erst in der Zeit y die Auswahl treffen.
Dieses Kurvenschema zeigt deutlich die Schwierigkeit
einer sicheren Beantwortung der Frage nach der Prüfzeit
und Prüfspannung. Die Frage ist so alt wie die Kabel-
fabrikation selbst. Sie ist in den verschiedenen Ländern
verschieden beantwortet worden, ohne daß aber diese Ant-
worten als endgültig betrachtet werden. Die Prüfung selbst
ist wichtig, da nur sie neben der uns noch wenig besagen-
den Isolationswiderstandsmessung gestattet, Einblick in
das gesamte Isolationsmaterial einer umfangreichen Kabel-
lieferung zu nehmen. Alle übrigen Messungen können nur,
entweder infolge ihrer Dauer oder Kostspieligkeit an einer
beschränkten Anzahl von Längen, oder aber, weil sie den
Prüfling zerstören, nur an kurzen Probestücken vorge-
nommen werden. Zu den letzteren gehören die Prüfungen
b) und ei,
Die Prüfung b) soll eine Unterlage geben für den
Sicherheitsgrad, den das Kabel annähernd gegen momen-
tane Überspannungen besitzt. In Wirklichkeit wird der
gefundene Durchschlagwert an einem Stück von rd 5 m
niemals den Durchschlagwert für die ganze Kabellänge,
wende für eine ganze Lieferung darstellen, doch sind
bertragungen bei einwandfreier Fabrikation in gewissen
Grenzen zulässig. Farmer kann nun, an dieser Prüfung
gemessen, von einer günstigen Entwicklung der ameri-
kanischen Kabel berichten. Er gründet sein Urteil auf
die in der Zahlentafel 1 zusammengestellten Durchschlag-
zahlen, die in der Tat die sehr überraschende Steigerung
der spezifischen Durchschlagfestigkeit von 20 % in einem
Jahr zeigen.
Zahlentafell.
mittlere Durchschlagspannung Zuwachs
in Volt/mil*! in %
LIL | LIM 1 Mittel gegen 1923
1923 210 291 283 287 z=
1924 290 284 296°? 3,1%?
1925 106 354 357 855 23,7
LIL = Leiter/Leiter L/M = Leiter/Bleimantel
* 1 mil = 0,0254 mm.
Si Im Original finden sich die fehlerhaften Angaben 306 bzw. 66.
Die Prüfung c), die Feststellung der Zeit-Durchschlag-
kurve, ist nach neueren Erkenntnissen besonders hoch zu
werten. Leider ist sie aber so umfangreich und kost-
spielig, daß sie wenig Aussicht hat, allgemeine Abnahme-
prüfung zu werden. Zu ihrer Durchführung wird eine
Anzahl Kabelstücke mit gestaffelt herabgesetzien Prüf-
spannungen zum Durchschlag gebracht und so die Span-
nung gesucht, die das Kabel eine unmeßbar lange Zeit
auszuhalten imstande ist. Auch aus dieser Prüfung steht
Farmer umfangreiches Material zur Verfügung, doch
reicht dieses noch nicht aus, Bestimmungen über den zu-
zulassenden Grenzwert der Dauerspannung zu treffen, die,
in Beziehung zur Betriebspannung gebracht, den eigent-
lichen Sicherheitsfaktor eines Kabels bestimmen würde.
Aus den an 30 Dreileiterkabeln für verschiedene Betriebs-
spannungen gewonnenen Resultaten scheint hervorzu-
gehen, daß die Grenzspannung bei einer Maximalbean-
spruchung von 150 ... 160°V/mil (rd. 6000 V/mm) liegt. Für
Einleiterkabel hat sich trotz Prüfung von 44 Kabeln ein
ähnlicher angenäherter Wert noch nicht feststellen lassen.
Bedeutung könnte vielleicht eine Gesetzmäßigkeit er-
langen, die aus den Kurvenbildern hervorzugehen scheint,
nämlich daß sowohl bei Ein- wie auch bei Dreileiterkabeln
bei höheren Spannungsgradienten die Lebensdauer der
Kabel im umgekehrten Verhältnis zur siebenten Potenz
des maximalen Spannungsgradienten steht.
Während die Durchschlagsprüfungen im allgemeinen
nur ein Bild von den Eigenschaften eines fertigen Kabels
geben, kann die Messung der dielektrischen Verluste als
Wegweiser bei der Fortentwicklung der Fabrikation
dienen. Nach einer Durchschlagepidemie um das Jahr 1920
hat man in Amerika den Wert niedriger Verlustziffern
erkannt und in der Folge die mittleren Verluste bei 30 kV-
Kabeln von 5,2 auf 2, bei 13 kV-Kabeln von 3 auf 0,7 W/m
herabsetzen können. Eine Zusammenstellung von Lei-
stungsfaktormessungen an Kabeln verschiedener Herkunft
gibt Abb. 4 wieder. Hinsichtlich der Gleichmäßigkeit der
Werte steht, wie in Abb. 2, Fabrikat A an erster Stelle,
während C und F besonders ungleichmäßig liegen. Vom
Standpunkt der niedrigsten Verluste ist allerdings Fabri-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33
15. August 1929
kat E als bestes zu bewerten. Über die angewandten Meß-
methoden ist nichts ausgesagt, und Farmer glaubt, daß
eine solche auch nicht festgelegt zu werden braucht. Da-
gegen schlägt er vor, ein Vergleichsnormal festzulegen,
cas ur in Deutschland allgemein bekannten Minosflasche
ähnelt.
Befremden muß die Stellung, die Farmer der soz.
Ionisationsprüfung gegenüber einnimmt. Einmal trennt er
sie von der Verlustmessung, obgleich sie doch nur ihre
logische Erweiterung ist, dann aber lehnt er sie überhaupt
ab, da er ihr keinen eigentlichen Sinn zusprechen kann.
In Amerika wird diese Prüfung so vorgenommen, daß die
Änderung des Leistungsfaktors bei einem mittleren Span-
nungsgradienten von 20 V/mil und 100 V/mil festgestellt
wird. Beispielsweise soll naeh den Vorschriften der Ass.
of Edison Illuminating Co. vom November 1924 diese Ände-
rung bei Dreileiterkabeln 2%, bei Einleiterkabeln 1 %
nicht übersteigen. Farmer fragt nun, warum diese engen
Grenzen und nicht z.B. die doppelten Werte zugelassen
sein sollten, und besteht auf der Ablehnung dieser Prüfung
mit der Begründung, daß jeder Erhöhung der Herstellung>-
kosten, die die Einhaltung dieser Grenzen zur Folge haben
muß, ein reeller Gewinn gegenübergestellt werden müßte.
Es sei hier festgestellt, daß die europäische Kabeltechnik
gerade in der Unterdrückung jeder Ionisationserscheinung
in Hochspannungskabeln ihre vornehmste Aufgabe sieht
III
- Së
Së `
Leistungsfaktor
SS
kANhhch EI
LEE NSS
N
See
Ni Set
ANL See
DK
E ANN
N
>
N
E MH
Hersteller
Obere Linie: Leistungsfaktor bei Betriebspannung und 80°
Untere Linie: w e = = 2°.
Abb. A Leistungsfaktor von 13..15 kV-Kabeln. Gemessen 1925.
Im weiteren Gegensatz zur kontinentalen Praxis steht
Farmers Auffassung von der Wichtigkeit der Biege-
prüfung. Die Prüfung, bei der ein Kabestück mehrere
Male um einen in Beziehung zu seinem eigenen Durch-
messer stehenden Durchmesser in verschiedener Richtung
gebogen und dann einer Spannungsprüfune unterworfen
wird, ist in die amerikanischen Prüfvorschriften seit etwa
acht Jahren aufg:nommen worden und hat zu einer
höheren Flexibilität der Kabelpapiere bzw. Kabel geführt.
Dieses Ergebnis zeigt nur, daß die Kabel sich mit ge
ringerer Sorgfalt verlegen lassen und hat nur sekundäre
Bedeutung. Der Berichter sieht in dieser Prüfung keinen
besonderen Weg zu einer Fortentwicklung des Kabel-
dielektrikums,
Bei den Rohstoffprüfungen befaßt sich der Verfasser ein-
gehender mit einer Stabilitätsprüfung der Imprägniermasse.
Hierbei wird ein Film der Masse zwischen zwei Glas-
platten gebracht, die ihrerseits mit Hilfe von Metallbelägen
an die Pole einer Spannungsquelle angeschlossen werden.
In der Zeit von 72 h soll die Masse bei einer Spannung,
die sie mit 600 V/mil beansprucht, keine Veränderung
zeigen, die auf die Bildung des in seiner Zusammensetzung
noch unbekannten wachsähnlichen Produktes „X“ schließen
läßt. Dieses Produkt ist in den ersten amerikanischen
Hochspannungskabeln, die mit Mineralöl getränkt wurden,
beobachtet worden, u. zw. stets in der Nähe oder direkt
an den Stellen von Durchschlägen!. Farmer zeigt Auf-
nahmen eines Prüfmusters vor und nach der Spannungs-
beanspruchung.
Die Veröffentlichung ist leider nur ein, wenn auch
ziemlich umfangreicher, Auszug aus einem Vortrag. Sie
ist darum besonders interessant, als sie Angaben aus der
amerikanischen Kabelpraxis bringt, die von einem nicht
der Industrie angehörenden Manne stammen und die daber
als besonders objektiv zu werten sind (M. Farmer,
J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 45, S.454.), Wn.
ı J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 44, S. 141. Referate in ETZ 195, 8. Di
und 1929, S. 235.
16. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33
1205
Elektromaschinenbau.
Das magnetische Gesamtfeld bei Drehstrommotoren im
Kurzschluß und Betrieb. — E. Kübler gibt ein graphi-
eches Verfahren an zur Vorausberechnung magnetischer
Gesamtfelder von Drehstrommotoren auf der Grundlage
der einfachen elektromagnetischen Grundgesetze, des
Durchflutungsgesetzes, des Satzes von der Quellenfreiheit
der magnetischen Induktion und des Induktionsgesetzes.
Die Untersuchungen erstrecken sich auf den Fall des theo-
retischen Kurzschlusses und auf die verschiedenen Be-
triebszustände für Motoren mit Dreiphasenanker und für
Motoren mit Käfiganker. Anhangweise wird ein Verfahren
angegeben, wie man aus dem magnetischen Gesamtfeld die .
Umfangskraft und damit das Drehmoment der Maschine
ermitteln kann. Entgegen dem üblichen Brauch werden hier
die magnetischen Gesamtfelder aus einer gewählten Strom-
verteilung berechnet. Es ist nicht zu erwarten, daß das
magnetische Feld der ersten Durchflutungswahl schon den
gewünschten edingungen des Induktionsgesetzes ent-
spricht; man wird daher die richtigen Verhältnisse durch
Interpolieren finden müssen. Das Verfahren hat natür-
lich nur praktischen Wert, wenn schon wenige, höchstens
zwei oder drei Versuche zum Ziel führen, und dies ist in
der Tat möglich.
Es wird zuerst die Grundaufgabe behandelt: Berech-
nung eines magnetischen Gesamtfeldes für eine gegebene
Drehstromverteilung in Ständer und Läufer. Nach dem
Durchflutungsgesetz werden zunächst die magnetischen
Spannungen am Luftspalt und zwischen den Nutwänden
bestimmt unter der Voraussetzung Up, =œ. Aus den
magnetischen Spannungen und Leitwerten lassen sich die
Induktionsflüsse in der Luft berechnen. Schließlich werden
Abb. 5 Käfigankermotor. Flufbild bei Stillstand (R = 0).
diese Induktionsflüsse in der Luft quellenfrei in das Eisen
fortgesetzt, um das (esamtfeld der Induktion 3 zu erhal-
ten. Aus dem Gesamtfeld entnimmt man dann die Spulen-
flüsse der einzelnen Phasen durch einfaches Aufaddieren
der Windungsflüsse.
Bei der Vorausberechnung magnetischer Gesamtfelder
von Drehstrommotoren muß man sich zuerst über die Vor-
schriften klar werden, die auf Grund des Induktions-
Zesetzes für die Spulenflüsse der einzelnen Phasen be-
stehen. Es wird besonders hervorgehoben, daß bei Dauer-
kurzschluß und bei Dauerbetrieb von Drehstrommotoren
keine Vorschriften über die räumliche Verteilung des
magnetischen Gesamtfeldes bestehen, sondern einzig und
allein über den Höchstwert und den zeitlichen Verlauf der
Spulenflüsse. Für theoretischen Dauerkurzschluß (R,=0,
Re — 0 ist:
19%,=0 für jede kurzgeschlossene Läuferwicklung
n jedem Augenblick. Bei Motoren mit Dreiphasenanker
zilt diese Vorschrift für die ganzen Phasen und nicht für
jede einzelne Windung. Bei Motoren mit Käfiganker da-
Segen ist sie für jeden einzelnen Umlauf im Läuferkupfer
zu erfüllen. gip ,
.1
2. Ys mar = Taf Maxwell.
ai Ge Betrieb, wenn der Motor ein Drehmoment abgeben
„i
1. Yk>0, Yg um 4 Periode gegen den Läuferstrom
verfrüht;
U.108
2. Tong = Faf Maxwell.
Auf Grund dieser Vorschriften werden Kurzschlußfel-
der für Motoren mit Dreiphasenanker folgen-
dermaßen berechnet: Der Läufer stehe so, daß die Nutgrup-
pen der Ständer- und Läuferphasen einander decken. Man
wählt eine augenblickliche Drehstromverteilung mit belie-
Abbé Schleifringankermotor. Flußbild bei theoretischem Kurzschluß
(ð; = 0).
bigem Betrag für reine Kompensation der Durchflutungen
s=--8,- Dann wird der Läufer verdreht in die Stellung,
für die man das Kurzechlußfeld zu berechnen wünscht, und
gleichzeitig wird die zeitliche Phase der Läuferströme mut.
gedreht, so daß die Augenblickswerte der Läuferströme
sich neu einstellen. Mit dieser Durchflutungsverteilung be-
rechnet man das Gesamtfeld im Läufer und entnimmt dar-
aus die Spulenflüsse Wẹ. Dann wiederholt man dieselbe
Berechnung für eine zweite Stromverteilung, die man aus
der ersten erhält durch Hinzufügen einer mit den Ständer-
strömen phasengleichen kleinen Zusatzdurchflutung im
Ständer. Durch Interpolieren ergibt sich die richtige Zu-
satzdurchflutung, bei welcher ¥p=0 wird. Mit dieser
richtigen Zusatzdurchflutung endlich wird das magnetische
Gesamtfeld im Ständer und Läufer berechnet. Das Ver-
hältnis der Werte Y s max aus der Spannungsbedingung und
aus der endgültigen Feldverteilung gibt die Zahl an, mit
der man Ströme und Flüsse des berechneten Feldes erwei-
tern muß, um das gewünschte Kurzschlußfeld zu erhalten.
Die Kurzschlußströme für die verschiedenen Läuferstellun-
gen sind keineswegs gleichgraß.
Bei der Berechnung eines Kurzschlußfeldes für Mo-
toren mit Käfiganker (Abb.5) geht man von einer
beliebigen Drehstromverteilung im Ständer aus. Man be-
stimmt das magnetische Feld im Luftspalt in einem ersten
WEN
2 Wi.
Ji
1
WU
us
H
HN
zu
Abb. 7. Käfigankermotor. Flußbild bei Betrieb.
Versuch derart, daß der in einen Läuferzahnkopf eintre-
tende Induktionsfluß an demselben Zahnkopf wieder aus-
tritt. Aus den magnetischen Spannungen am Luftspalt er-
geben sich die augenblicklichen Ströme in den Läufernuten.
In einem zweiten Versuch werden die magnetischen Span-
nungen am Luftspalt korrigiert, indem man die Induktions-
flüsee durch die Läufernuten neu zu verketien versucht,
|
1206
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33
15. August 1929
entsprechend der Bedingung Yp = 0 für jeden Läuferstab.
Die Werte Ws, „ax aus der Spannungsbedingung und aus
Gesamtfeld dieses zweiten Versuches werden in bekannter
Weise zur Berechnung der Kurzschlußströme verwendet.
Ahb.6 zeigt die Flußverteilung für einen Schleifring-
ankermotor.
Magnetische Gesamtfelder bei Betrieb
(Abb. 7) für Motoren beiderlei Art werden nach folgendem
Verfahren ermittelt: Man geht von einer typischen Dreh-
stromverteilung für theoretischen Kurzschluß aus und über-
lagert im Ständer eine Maenetisierungsdurchflutung, die um
4% Periode zeitlich und räumlich gegen die Ständerströme
versetzt ist. Die aus dem entstehenden Gesamtfeld eni-
nommenen Spulenflüsse Ys max und Y werden so er-
Gi
weitert, daß Ys nax = Hr
induktivem Wege das Heylandsche Kreisdiagramm ge-
funden.
Anhangweise wird kurz ein Verfahren beschrieben für
die Berechnung der Umfangskraft aus einem magne-
tischen Gesamtfeld.e Man denkt sich die Ströme des Ge-
samtfeldes durch Gleichstrom erzeugt und auf ihrem Be-
trag konstant festgehalten. Aus der Zunahme oder Ab-
nahme der magnetischen Energie im Luftspalt bei einer
kleinen Verrückung des Läufers erhält man die Umfangs-
a. aWldz. (E. Kübler, Arch. EI. Rd. 21, H.4,
S. 407.
Rmax
sich einstellt. So wurde aıf
Melßgeräte und Meßverfahren.
Oszillographie. — Unter dieser Überschrift bringt J.
W. Legg in einer Artikelreihe die Entwicklung des Os-
zillographen der Westinghouse El. Co. Die Beschreibung
beginnt mit einer geschichtlichen Entwicklung des Os-
zillographen und hebt dann die vielseitige Anwendung der
Oszillographie, auch weit außerhalb des rein elektrischen
Gebietes, hervor. Es werden in der Reihenfolge ihrer ge-
schichtlichen Entstehung kritisch betrachtet die Oszillo-
graphtypen mit beweglichem Eisensystem, mit einem be-
weglichen Leiter (Saitengalvanometer-Prinzip), mit be-
weglicher Spule bzw. Schleife und ferner der Kathoden-
Oszillograph, der elektrostatische und der Heizdraht-Os-
zillograph. Anschließend wird die unterschiedliche Art
der Aufzeichnung bzw. Sichtbarmachung mittels Licht-
und Schattenmarke und die Art der üblichen Lichtquellen
besprochen.
N,S perman. Magnet
Silberbandschleife
Elfenbeinträger
Anschlufklemmen
versilberter Spiegel
Spannrolle
J Spannfeder der Schleife
Abb. 8& Prinzipbild des Meß-
schleifen-Galvanometers zum
Oszillographen.
a A a = BR
Bei dem neuen Westinghouse-Öszillographen ist das
Schleifenprinzip verwendet mit dem bekannten Aufbau
(Abb. 8), jedoch ist dabei bemerkenswert, daß die Oszillo-
graphen-Galvanometer außerordentlich kleine Abmessun-
gen erhalten haben, und zur Kennzeichnung sei aus den
späteren Abhandlungen vorausgenommen, daß der nach
den Polen verjüngt zulaufende, außen kreisförmige per-
manente Magnet einen Durchmesser von etwa 50 mm und
eine Höhe von etwa 15 mm besitzt. Die kleinen Ab-
messungen der Schleifengalvanometer treten besonders
bei dem gedrungenen Aufbau der später beschriebenen
Vielfachapparate, die bis zu neun Meßschleifen erhalten,
in Erscheinung. Als Lichtquelle dient eine eng ge-
wickelte Spiraldraht-Glühlampe, Durchmesser der Win-
dungen 2,5 mm, Höhe der Windungen 4 mm, mit starkem
Glühfaden, die für die Aufnahme besonders schnell ver-
laufender Vorgänge mit Überspannung beansprucht wird.
Die Überlastung erfolgt dabei zur Schonung der Lampe
selbsttätig bei der Betätigung des übrigen Schaltwerkes
und nur für den Augenblick der Aufnahme. Das op-
tische System des ÖOszillographen ist das im allgemeinen
übliche und besteht, in der Richtung des Lichtweges auf-
geführt, aus Lichtquelle, Spalt, Meßsystemspiegel, Zy-
linderlinse, rotierendem Spiegel oder photographischer
Trommel. Zur Verkürzung des Aufbaus sind noch Pris-
men eingeschaltet.
Der Oszillograph der Westinghouse Co. führt den
Namen „Osiso“, abgeleitet aus den Worten: Oscillation
instantaneous, scope, optical efficiency. Bei der Kon-
struktion galt als besondere Richtlinie, einen kleinen,
leicht transportablen Apparat zu schaffen, welcher auch
ausreichende Aufzeichnungen in der Hand eines unge-
schulten Operateurs liefert, und nach Mitteilung des Ver-
fassers unterscheidet sich der neue Apparat von den bis-
her bekannten hinsichtlich Einfachheit in der Bedienung
und in den Abmessungen etwa wie die Rollfilm-Kodak-
kamera von einer alten potographischen Kamera mit
nasser Photoplatte. Der „Osiso“ wird in gleichen äußeren
Abmessungen 16 X 26 X 22 cm mit 4 verschiedenen Ein-
richtungen versehen, u. zw. 1. mit einem Meßschleifen-
Element, nur zur Betrachtung von Wechselstromkurven
und ähnlichen elektrischen Vorgängen, 2. mit zwei Meß-
schleifen-Elementen, sowohl für Betrachtung wie auch
für photographische Aufzeichnung, 3. mit einem Meb-
schleifen-Element zur Betrachtung von Schwingungsvor-
gängen und zur Darstellung des gesprochenen Wortes
zum Unterricht und beim Lesen für Taube, A mit 2 Meß-
schleifen-Elementen zur selbsttätigen Aufnahme von
Schwingungsvorgängen in Kraftmaschinen u. del.
e dreipoliger Schalter für 6fache Um-
schaltung der Mefßschleife
f Klemmen zum wählbaren Anschluß der
eingebauten Widerstände
Abb. 9. Rechte Seitenansicht des „Osiso“.
a rotierender Spiegel
b Motor für a
c Kontakteinrichtung
Abb. 9 gibt die rechte Seitenansicht und Abb. 10 den
inneren Aufbau des Apparates mit einem Meßschleifen-
Element. Die linke Seite des Apparates trägt ähnlich der
rechten einen Klemmensatz und daneben noch die Ein-
satzplatte für die Glühlampe und deren Anschlußklemmen
sowie eine Horizontal-Spalteinstellung zum Abblenden des
Lichtzeigers. Die linksseitige Klemmenanordnung dient
zur Schaltung der eingebauten Widerstände für Spannun-
gen von 0,25..250 V. .Die rechtsseitige Klemmenanord-
nung führt zu einem Satz kleinerer Widerstände als Vor-
und Nebenschlüsse für die Aufnahme von Stromkurven.
Das Schleifengalvanometer ist in der Abb. 10 links unten
angeordnet und in Abb. 11 in % natürlicher Größe gezeigt.
Die Meßschleife hat einen Widerstand von 1Q und veiut
bei 0,12 A einen Ausschlag von 25 mm am Ende des Licht-
zeigers. Derin den Abb. 8u. 9 rechts unten sichtbare Dreh-
schalter ist dreipolig für 6 Stellungen eingerichtet und
dient zum Einschalten der Meßschleife in 6 verschiedene
Stromkreise unter Benutzung der in den Apparat einge-
Se und mit den Kliemmsätzen schaltbaren Wider-
stände.
Zur gleichzeitigen Beobachtung von zwei verschiede-
nen Wechselströmen mit einem Schleifengalvanometer
dient der in Abb. 8 an der Welle des rotierenden Spiegels
sitzende Bürstenschalter, der in Übereinstimmung mit dem
rotierenden Spiegel die Meßschleife abwechselnd ein-
schaltet. Bei 60 Hz erscheint das Lichtbild noch ruhig, bei
25 Hz wird es flackernd.
Als Lichtquellen für den „Osiso“ dienen Spezial-Spi-
rallampen für % und 2A und 4 V. Diese % A-Lampe
genügt, um bei Überlastung noch Oszillogramme aufzu-
15. August 1929
zeichnen bei einer Filmgeschwindigkeit von 250 mm in
0,05 ....0,1 s und bei Normalspannung für direkte Betrach-
tung im verdunkelten Raum. Die 2 A-Lampe also 8 W-
Lampe liefert hellere und schärferen Linien als die üb-
lichen Bogenlampen mit 15 A und 110 V. Die photogra-
phische Aufnahme erfolgt auf Filmstreifen von 8 cm
Breite und entweder in einem rotierenden Filmhalter mit
einer Filmlänge von 3 X 37 cm oder in einem Langfilm-
halter mit einer ablaufenden Filmlänge von 1,5 oder 2,5 m.
Beide Filmhalter sind für Tageslichtladung ähnlich der
Ladung einer Rollfilmkamera eingerichtet und werden an
das Gehäuse des „Osiso“ angesetzt. Im Langfilmhalter
erfolgt die Aufzeichnung über die ganze Länge ohne
Unterbrechung, während im rotierenden Filmhalter die
Aufnahmelänge 37 cm beträgt, die jedoch dreimal umge-
spannt werden kann, etwa wie beim Wechsel in der ge-
wöhnlichen Rollfilmkassette. Der rotierende Filmhalter
betätigt gleichzeitig noch selbsttätig die Einschaltung der
Lampe mit Überspannung für den Augenblick der Auf-
nahme. Im Langfilmhalter ist die Filmgeschwindigkeit
durch Zahnradübertragung herabgesetzt.
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a Schleifengalrano- d Zylinderlinse eingebaute Wider-
meter e dreipol Umschalter stände
db Lampengehäuse mit 6 Stellungen h verstellbarer
(e, es Lichtspalte J Klemmen für e Horizontalschlitz
Abb. 10. Schnittzeichnung des „Osiso“.
a Magnet (Gewicht 85 g)
ò Meßschleife (Silberband
0,18 x 0.018 mm)
e Spiegel (1,7 x 04x 0,1mm)
d Spannfeder
e Aufsatz als Träger für d und zum
Einfüllen von Öl zur Schleifen-
dämpfung
f Anschlußklemmen
Abb. 11. „Osiso*-Galvanometer mit horizontaler Schleife Gi, nat. Gr.).
Der „Osiso“ mit 2 Meßschleifen besitzt die gleiche
Abmessung wie der Apparat nach Abb. 8 mit einer Meß-
schleife. Die beiden Meßschleifen-Systeme sind im Ap-
parat nebeneinander angeordnet und die Spiegel der bei-
den Systeme werden von derselben Lampe über je ein
Prisma bestrahlt. Der weitere Aufbau entspricht dem
Apparat mit einer Meßschleife. — Eingehend wird noch
auf den einfachen Aufbau der Apparatur und des Schalt-
zubehörs bei Verwendung des „Osiso“ für die Aufnahme
der menschlichen Sprache, ferner bei der Erforschung des
Erdinnern bei Explosionen, die Ermittlung von Erschütte-
rungen oder sonstiger mechanischer Vorgänge bei Ma-
schinen, Automobilen, Dampfturbinen u. dgl. hingewiesen.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 1207
Eine besondere Abhandlung beschäftigt sich mit dem
Gebrauch des Oszillographen für die Sichtbarmachung und
Aufzeichnung der Musik und der menschlichen Sprache
zum Zwecke des Studiums wie auch der Ablesung durch
Taube. Es werden die verschiedenen Einflüsse, die bei
der bildlichen Darstellung der Sprache diese beeinflussen
und in der Sprache selbst sowie in den Aufnahmeappa-
raten liegen, behandelt. Die für die Untersuchung er-
forderlichen Schaltungen werden angegeben und sehr
schöne Oszillogramme über die einzelnen Sprachelemente
sowie über vollständige Worte sind beigefügt. Über die
Verwendung des „Osisophonoskop‘“ (Sprachschreiber) bei
der Lehrtätigkeit für taube Kinder und Erwachsene und
über den erfolgreichen Gebrauch des Apparates im „Zen-
tralinstitut für Taube“ in Amerika wird berichtet.
Der Konstrukteur des „Osiso“ hat sich, wie bereits
einleitend betont, bemüht, den Apparat nicht nur beson-
ders handlich zu gestalten, sondern auch die Bedienung
durch geeignetes Schaltzubehör so zu vereinfachen, daß
auch bei wenig geschulter Bedienung mit dem Apparat
gute Aufnahmen und Vorführungen möglich sind, auch
dann, wenn in rascher Folge verschiedenartige Vorgänge
gezeigt werden sollen. Als Beispiel wird die Aufnahme
von 6 verschiedenen Vorgängen mit besonders charakte-
ristischen Erscheinungen in unmittelbarer Zeitfolge be-
schrieben, wobei lediglich die Umschaltung des „Osiso“
durch Betätigung des bereits erwähnten dreipoligen
Sechsfachumschalters mit 6 Stellungen erfolgt. Schal-
tung und Kurvenverlauf sind abgebildet und erläutert
für: Anlauf eines Indaktions-Motors, Laden einer Batterie
mit Wechselstrom und Gleichrichter, Strom und Spannung
bei verschiedener Motorbelastung, Kondensatorladung
über eine Reaktanz, Musik und Sprache, Kondensator-
strom im Wechselstromkreis. (J. W. Legg, The Elec-
trie Journ. Bd. 24, S. 267, 293, 341, 397, 455.) Scho.
Kathodenstrahl-Oszillograph mit Lenardfenster. —
M. Knoll hat Versuche unternommen, die Kathoden-
strahlröhre zur Aufzeichnung von Oszillogrammen auf
außerhalb der Röhre befindlichen Platten nutzbar zu
machen? Bei den Versuchen wurde eine Röhre ohne Vor-
ablenkung benutzt, in die ein Lenardfenster von 10 cm
Dmr. eingesetzt war, bestehend aus Aluminiumfolie von
0,011 mm Stärke mit einem Stützgitter aue 1,5 mm starkem
Stahlblech. In dieses Stahlblech wurden eng aneinander
Löcher von 1 mm Dmr. gebohrt, so daß die Lochflächen
etwa 30 % der Schreibfläche bildeten. Das Gitter wird auf
der Innenseite mit Leuchtmasse belegt, so daß die Schwin-
gung während der Aufnahme beobachtet werden kann.
Eine Steigerung der Empfindlichkeit bei noch dünneren
Folien könnte nach einem Vorschlag von A. Matthias
dadurch erreicht werden, daß man Platten bzw. Filme in
ein vor dem Fenster gelegenes Vorvakuum einbringt. Daß
die Streuung der Elektronen in der Folie bzw. die ent-
stehende Röntgenstrahlung keinen nennenswerten Ein-
fluß auf die Schärfe der Bilder ausübt, konnte durch Auf-
nahmen im Vakuum, bei denen über der Platte eine gleich-
starke Aluminiumfolie lag, nachgewiesen werden. Das
Verfahren erscheint u. U. geeignet, die Herstellung von
der Pumpe abgeschmolzener Osezillographenröhren vorzu-
nehmen? Die Brauchbarkeit der Methode an sich wurde
bisher bis zu Schreibgeschwindigkeiten von 1,4 km/s be-
stätigt; bis zu 4 km/s war gute subjektive Beobachtung
mittels eines von außen angelegten Fluoreszenzschirmes
möglich. (M. Knoll, Z. Techn. Phys, Bd. 10, S. 28.)
nki
Beleuchtung.
Die Ultraviolettstrahlung in mit ultraviolettdurch-
lässigen Scheiben verglasten Räumen. — Die steigende
Verwendung der Ultraviolett- (U.V.-) Strahlung in der
Strahlentherapie und die günstigen Erfolge, welche auf
allen solchen Gebieten mit dieser Strahlung erzielt worden
sind, bei denen es sich um die Förderung biologischer Pro-
zesse handelt, haben auch auf glastechnischem und be-
leuchtungstechnischem Gebiete in den letzten Jahren zu
einer großen Anzahl wichtiger Untersuchungen Anlaß ge-
geben. Wenn auch an dem großen Nutzen einer U.V.-Be-
strahlung und damit der Wichtigkeit guter U.V.-durch-
lässiger Abschlußstoffe, z. B. Fensterscheiben, überall
dort nicht gezweifelt werden kann, wo es eich um eine
direkte Sonnenbestrahlung handelt, also beispielsweise bei
der Sonne ausgesetzten Liegehallen von Krankenhäusern,
bei der Tierzüchtung, bei Gewächshäusern usw., so wird
die Verwendung durch eine nicht ganz einwandfreie Re-
ı Vgl. a. ETZ 1929, 8. 860.
"ne von der Pumpe abgeschmolzene l,enardröhre wir a. S. 1211
dieses Heftes beschrieben.
klame oft auch da propagiert, wo der Nutzen sehr zweifel-
haft erscheinen muß, wodurch derartige Stoffe aber leicht
in Mißkredit gebracht werden können.
In Räumen, in denen wegen der Blendungsgefahr die
sich darin aufhaltenden Personen eich nicht der direkten
Sonnenstrahlung aussetzen können, z. B. Büros, Schul-
zimmern usw., und welche daher sehr oft nach Norden ge-
legen sind, kom:nt selbst bei U.V.-durchlässigen Fenster-
echeiben nur eine sehr geringe U.V.-Intensität in Frage.
Eine Überschlagsrechnung ist von J. H. Clark angestellt
worden. Nach seinen Messungen beträgt die Beleuchtungs-
stärke durch den Nordhimmel in der Mitte eines Schul-
zimmers nur etwa jw derjenigen im Freien. Wird die
Durchlässigkeit des U.V.-durchlässigen Fensterglases in
dem therapeutisch wichtigen Gebiet zwischen 290 und
320 ma zu 30 % angenommen, so ergibt sich in der Raum-
mitte nur jaa der U.V.-Himmelstrahlung, und da diese
nur etwa !/s derjenigen der Sonnenstrahlung beträgt, so
verhält sich die U.V.-Strahlung der Zimmerstrahlung zu
derjenigen der Sonnenstrahlung nur wie 1:600. Ein
Aufenthalt von nur einer einzigen Minute in der Sonne im
Freien würde demnach einem 10-stündigen Aufenthalt in
dem mit U.V.-durchlässigen Fensterglas versehenen
Raum entsprechen, wobei noch die nicht zutreffende Vor-
aussetzung einer gleichbleibenden Sonnenstrahlung wäh-
rend dieser 10 Stunden gemacht ist, eo daß nach Meinung
des Verfassers ein nur kurzer Aufenthalt in der Mittag-
sonne einen viel größeren Nutzen bringt als die Verwen-
dung solcher Fenstergläser. Wenn dieser Schluß auch be-
rechtigt erscheinen mag, so können wir indessen heute
noch nicht sagen, ob nicht etwa eine’schwache, aber lange
andauernde U.V.-Bestrahlung doch von Nutzen sein kann,
und ob nicht durch die schwache U.V.-Bestrahlung der
Zimmerluft uns heute noch unbekannte Vorgänge ausge-
löst werden, welche für die Lebensvorgänge von Wichtig-
keit sein können. (J. H. Clark, Science Pd. 68, e ee
chb.
Tennisplatz - Beleuchtung. — Die Beleuchtung von
Tennisplätzen während einiger Abendstunden würde die
Ausnutzung der Spielflächen steigern und auch manchem
Berufstätigen überhaupt erst die Möglichkeit zur Aus-
übung dieses Sports gewähren. Freilich muß eine solche
Anlage nicht nur in spieltechnischer sondern auch in wirt-
schaftlicher Hinsicht befriedigend sein; diesen beiden Er-
fordernissen genügt offenbar die von Ing. Lingenfel-
ser vom ÖOsram-Lichthaus entworfene Anlage auf dem:
Platz der Sportlichen Vereinigung „Osram“, Berlin, die
am 11. VII. der Presse im Betrieb gezeigt wurde. Über dem
Spielfeld sind in 8 m Höhe neun Tiefstrahler so verteilt,
daß drei über dem Netz, je zwei über der Grundlinie und
je einer am Auslauf aufgehängt sind. Die an der Grund-
linie angebrachten Leuchten hängen 1 m hinter derselben,
um zu verhindern, daß der Spieler beim Aufschlag in die
Lampen sehen kann. Der Gesamtstromverbrauch der An-
lage beträgt 8 kW; für Berliner Verhältnisse betragen also
die Stromkosten für die Spielstunde rd. 1,75 RM. nkl
Bergbau und Hütte.
Rollgänge mit einzeln angetriebenen Rollen. — Die
Rollen der Rollgänge werden meist durch Kegelräder an-
getrieben in der Weise, daß das Kegelrad jeder Rolle mit
einem meistens gleichgroßen Rad auf einer neben dem
Rollgang laufenden, alle Rollen antreibenden Welle im
Eingriff steht. Die dadurch auftretenden axialen Drücke
wirken ungünstig auf die Lagerung ein: ferner ist der
Verschleiß in Kegelradgetrieben hocl, und bei auftreten-
den Stößen durch das Walzgut ergeben sich hohe Bean-
Elektrorolle im Schnitt.
Abb. 12.
spruchungen der Zähne und Lagerstellen. Ein weiterer
Nachteil ist die meist mangelhafte Schmierung. Aus
diesem Grunde hat die Demag, Duisburg, einen elek-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
15. August 1929
trischen Einzelantrieb ausgeführt, bei welchem eich die
Rolle um eine feststehende Achse b (Abb. 12) dreht. Auf
dem einen Ende der Achse sitzt das Lagerstück c, das
N‘
III
ontage der Elektro-
rolle,
nn ne rn — . nen ` naaa
Abb. 14. Demontage des Motors.
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TT
%
Abb. 16. Rollgangskurre.
mit einer Bohrung für den halsartizen Teil e des Motors/
versehen ist, um den letzteren nach dem Einschieben
durch zwei Klappschrauben 9 befestigen zu können.
Der Antrieb der Rolle erfolgt durch ein Zahnradvorge-
lege mit Eisenverzahnung,
das in der mit Fett gefüll-
ten Ringkammer h läuft.
Das etwa durch die La-
byrinthdichtungen austre-
tende Fett wird aus einer
zweiten Kammer i ersetzt,
die durch enge Kanäle und
einen Ringspalt mit der
äußeren Kammer h und der
inneren Kammer k für die
Schmierung des Rollen-
lagers in Verbindung steht:
der Schmierstopfen l dient
zur Nachfüllung von Fett.
Das Lager auf der anderen
Rollenseite besitzt die
Ringkammer m, die durch den Stopfen n nachgefüllt wird.
Abb. 13 zeigt eine Wippe mit Elektrorollen zum Vorgerüst
eines Drahtwalzwerka.
m ` ge
16. August 1929
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 33
1209
Im Gegensatz zur alten Rollgangsbauart bietet der elek-
trische Einzelantrieb den Vorteil größerer Einfachheit,
Betriebsicherheit und Sauberkeit. Etwaige Stöße werden
ohne Gefahr von Brüchen aufgefangen, da die Masse der
beweglichen Teile des Antriebes gering ist und der Mo-
torläufer ohne Gefahr für den Betrieb vor- oder nachzu-
eilen vermag. Als Motor wird im allgemeinen ein ein-
facher Kurzschlußläufer mit üblicher Drehzahl verwen-
det: durch eeine seitliche Anordnung ist er gegen die
Wärme des Walzgutes geschützt. Die Leistung des Mo-
Abb. 17. Übereinander verlegte Rollgänge.
tors für den in Abb. 12 dargestellten Antrieb beträgt 1,5 PS.
Wie Abb. 14 und 15 erkennen lassen, ist die Auswechselung
des Motors bzw. der Rolle leicht vorzunehmen. Abb. 16
zeigt einen an einen Ofen angeschlossenen Roilgang,
dessen Rollen zwar der hohen Temperatur der aus dem
Ofen kommenden glühenden Blöcke ausgesetzt sind, der
Motor durch seine seitliche Anordnung aber dagegen ge-
schützt ist. Auch erkennt man, daß Verlegung der Rollen
in Kurven und, wie aus Abb. 17 ersichtlich, ein Ansteigen
möglich ist, so daß die Rollgänge sogar übereinander
montiert werden können. (Demag-Nachr. Bd. 3, S. 44) Ka.
Bahnen und Fahrzeuge.
Dieselmaschinen für Bahnbetrieb. — lu Vergleich
mit der Dampfmaschine sind die hauptsächlichen Mängel
des Dieselmotors: er bedarf zum Anlauf einer fremden
Kraft, seine Zugkraft ist abhängig von der Drehzahl, nur
bei voller Drehzahl entwickelt er die volle Kraft; es fehlt
die natürliche Anpassung an das Anfahren mit wechseln-
der Nutzlast, Beschleunigung und Steigungen.
Bei einem Vergleich der verschiedenen Kraftüber-
tragungsysteme vom Dieselmotor auf die Laufräder
steht das dieselelektrische System an erster
Stelle. Der Dieselmotor treibt stets mit voller Drehzahl
einen Generator, der seinerseits nach Bedarf geregelt wird
und den Strom für elektrische Triebmotoren liefert. Man
hat, um an Gewicht und Kosten zu sparen, an Stelle des
elektrischen Generators eine Ölpumpe und an Stelle der
elektrischen Triebmotoren Ölmotoren gesetzt. Die in
Österreich und Deutschland vorliegenden Ausführungen
lassen es fraglich erscheinen, ob Leistungen von mehr als
300 PS mit diesem System zu bewältigen sind. Ein Ver-
such für Südamerika mit 600 PS ist im Gange. Vom
Dieselmotor erzeugte Druckluft, welche normalen Loko-
motiv-Zylindern zugeführt wird, ergibt zu große Um-
setzungsverluste. Günstiger wird die Sache, wenn man
der erzeugten Druckluft vor ihrer Arbeitsleistung die in
den Abgasen des Dieselmotors enthaltene Wärme zuführt.
Die Kitson-Still-Maschine vereinigt Dampf-
und Dieselbetrieb. Der in einem ölgefeuerten Kessel er-
zeugte Dampf dient zum Anfahren und als Zusatzkraft.
Das Kesselwasser durchströmt auch die Zylindermäntel
des Dieselmotors. Bei voller Fahrt heizen die Abgase des
Dieselmotors den Dampfkessel. Theoretisch ergibt diese
Kombination eine gute Brennstoffausnutzung, der jedoch
eine bedenklich verwickelte Einrichtung gegenübersteht.
Mehr Interesse beansprucht das System mit Kupp-
lungs- und Zahnradgetricbe. Die unmittelbare
Nachahmung der verschiedenen „Gänge“ beim Automobil
ist jedoch wegen der ungleich größeren Massenkräfte nicht
möglich. Grundsatz ist der konstante Eingriff aller zusam-
mengehörigen Räderpaare. Verschiebbare Klauen oder Rei-
bungskupplungen sorgen für das Übergehen von Gang zu
(sang. Reibungskupplungen sind vorzusehen, weil sie
die schädlichen Stoß- und Mahlwirkungen besser unter-
drücken. Die Russische Staatsbahn und die Boston- und
Maine-Bahn haben solche Lokomotiven in Auftrag ge-
geben. Hierbei hat man die Kegelräder unmittelbar an
die Kurbelwelle des Dieselmotors gelegt, um sie mit
hoher Drehzahl und geringer Umfangskraft laufen lassen
zu können. Die Wellen des Stufengetriebes liegen parallel
zu den Laufachsen des Fahrzeugs. Die Friktions-
scheiben der einzelnen Stufen sind auf kurzen Wellen-
stümpfen montiert und daher leicht auswechselbar. Die
an den Friktionsscheiben auftretende Reibungswärme: ist
gleich dem Unterschied der lebendigen Kraft von einem
stationären Zustand zum anderen. Die Wärme ist zu
groß, als daß jede einzelne Friktionskupplung groß genug
bemessen werden könnte, um sie gefahrlos aufzunehmen.
Man hat daher außerdem eine Hauptkupplung eingeführt,
welche diese Aufgabe zu erfüllen hat und entsprechend
bemessen ist. Trotz allem verlangt das Manövrieren mit
der Getriebelokomotive eine große Geschicklichkeit.
Die Diesellokomotive liegt im Anschaffungspreis hoch,
im Brennstoffverbrauch niedrig. Sie macht sich nur dort
bezahlt, wo sie möglichst im Dauerbetrieb arbeiten kann.
Eine Reihe von Anwendungsgebieten wird ihr zufallen,
welche zwischen dem Dampfbetrieb und dem elektrischen
Betrieb liegen. Als Nachteil wird es immer empfunden
werden, daß die Zugkraftlinie, abhängig von der Ge-
schwindigkeit, eine absatzweise gestufte und nicht eine
kontinuierliche ist, wie bei der Dampfmaschine und beim
Elektromotor.
Anfang 1928 war in den V. S. Amerika als größter Diezel-
Bahnmotor ein solcher von 3000 PS in Erprobung. — Ge-
gcenüber ciner Dampflokomotive, welche 60...70 kg/PS
wiegt, ist man bei Diesellokomotiven bisher nicht unter
80 ke/Ps heruntergekommen und hält sogar 90 kg/PS für
zulässig. — Der Preis von 1% ... 200 $/PS bei der Diesel-
lokomotive gegen 75 $/PS bei Dampflokomotiven erscheint
sehr hoch. — Auf der Boston- und Maine-Bahn glaubt man
im Betriebe mit 40 Pf/km auszukommen, bei 90... 92 %
Getriebewirkungsgrad bis zu den Treibrädern.
Das Motorgewicht allein hat man im Laufe der Zeit
von 25 auf etwa 10 kg/PS ermäßigt. Weiteres Herab-
drücken erscheint unwirtschaftlich. Dagegen sollte man
das Gewicht des Fahrzeugs verringern, indem der Loko-
motivrahmen mit Hauptteilen des Motors konstruktiv zu
einer Einheit gemacht wird. In diesem Bestreben wett-
eifern deutsche und amerikanische Fabriken. (D. L. Ba-
con, Railway Age Bd. 84, S. 635.) Sdm.
Apparate.
Die neue Form der selbsttätigen Netzschutzrelais. —
Es handelt sich um Einrichtungen zum Betriebe von Trans-
formatoren, die vermaschte Niederspannungstadtnetze
8 Hilfskontakt
9 Auslösespule
10 Stromwandler
11 Leistungstransformator
4 Phasenrelais
5 Endkontakte
6 Sicherungen
7 Prüfschalter
1 Netzkupplungs-
reiais
2 Auslösen
3 Schließen
Abb. 18. Netzkupplungschalter mit Motorantrieb für Vicrleiter-
Drehstromsystem in Sternschaltung.
speisen. Der Betrieb von Transformatoren, die primär
und sekundär über das Netz parallel geschaltet sind, hat
viele Vorteile, bringt jedoch, wenn ein Fehler im Netz ver-
liegt, mancherlei Komplikationen. Fin guter Betrieb eines
1210
so geschalteten Netzes verlangt die Entwicklung einer
Automatik für den Schutz wie auch für die Schalter solcher
Transformatoren. Was man von solchen Apparaten ver-
langt, ist etwa folgendes: Sie sollen die Transformatoren
vom Netz abtrennen, wenn eine Rückleistung eintritt, auch
dann, wenn diese nur die Größe der Magnetisierungs-
leistung des Transformators hat. Die Schalter dürfen
nicht öffnen, wenn die Energierichtung die richtige ist:
wenn die Schalter geöffnet haben, sollen sie sich auch
selbsttätig wieder schließen, wenn die Phasenlage und die
Spannung derart sind, daß die Energie wieder in das Netz
hineinfließen würde.
Während die Apparate ursprünglich für Vierleiter-
Drehstromnetze für 60 Hz mit geerdetem Nullpunkt im
Primärnetz und sterngeschaltetem Sekundärnetz gebaut
waren, können sie bei nur geringer Umänderung für drei-
eekgeschaltete Sekundärnetze verwendet werden, wobei
der Mittelpunkt einer Phase geerdet ist. Ebenso können
sie für ungeerdete, in Stern geschaltete Netze, wie auch
für 50 Hz-Netze verwendet werden. Abb. 18 zeigt eine der
spezifischen Schaltungen. Der ganze Apparat ist auf einer
Hartgummiasbesttafel montiert, die Relais und Kontroll-
apparate auf einer drehbaren Platte vor dem Schalter. Der
Schalter selbst hat eine besondere Konstruktion, um ihn
der durch die Einkapselung bedingten höheren Tempe-
ratur anzupassen. Die üblichen Kupferbürsten-Druck-
kontakte wurden nicht verwendct, sondern Silberplatten-
kontakte, die unter besonders hohem Druck stehen. Es
wurden Schalter für 500, 800, 1200 A bei 220 V gebaut.
Bei der Kurzschlußprüfung wurde bis 25 000 A, 220 V ge-
gangen. Mit Normalstrom wurde 500mal im Abstand von
1 min geschaltet. Das Gehäuse ist wasserdicht gebaut bis
rd. 4,5 at. Die Schalterkontakte haben Abbrennkontakte
aus Kupfer; Löschkammern oder Marnetzebläse sind ver-
mieden, der Antriebsmechanismus hat Freiauslösung. Das
Anwenden von Silberkontakten reduziert die Abmessungen
und das Gewicht des Schalters, was an vielen Einhaustellen
angenehm ist. Da Silberoxyde bessere Leiter sind als
Kupferoxyde, brauchen die Schalter nicht so oft gereinigt
zu werden, doch muß jede übermäßige Ansammlung von
Schmutz vermieden werden.
Der Schalter kann vom Netz und vom Transformator
abgetrennt werden, ohne die Kabel abzunehmen. In den
Apparat sind Zinksicherungen eingebaut, weil diese bei
geringerer Temperatur schmelzen als Kupfersicherunsen
und näher an der Nennstromstärke ansprechen. Außer-
dem geben sie beim Ausblasen weniger Ursache zu Stö-
rungen. Die Schalter selbst können Motor- oder Magnet-
antrieb haben. Die Auslösung kann eine Neberschluß-
oder Unterspannungsauslösung sein. Die Unterspannungs-
auslösung ist da vorzuziehen, wo kurze Spannungsenken
im Netz unter 15 % der Normalspannung nicht vorkommen,
da bei einer Nullspannungsauslösung die Einrichtung
immer auslöst, wenn ein Rückstromkurzsehluß vorkommt,
mögen die Spannungsverhältnisse sein wie sie wollen. Wo
jedoch solche Spannungsenken bis 15 % Nennspannung
oder gar bis Null herab vorkommen, ist die Stromaus-
lösung vorzuziehen, weil die Schalter dann eingeschaltet
bleiben. Die beste Anordnung ist die, bei der die beiden
Auslösearten je zur Hälfte im Netz einzebaut werden,
weil die Unterspannungsauslösung auf jeden Fall bei einem
Fehler im Speisekabel ausschaltet. Ob Motorantrieb oder
Magenetantrieb verwendet wird, ist Geschmacksache. Es
ist zwar richtig, daß der Motorantrieb komplizierter ist,
anderseits arbeitet er doch aber weicher und braucht nicht
so viel Strom. Es folgt nun eine genaue Beschreibung
des Antriebes. Die Relaisanordnunz besteht aus einem
Snolieen Hauptrelais und einem zweiten Relais zum Be-
stimmen der Phasenlage, Letzteres Relais verhindert
auch gleichzeitig das Pumpen des Sehalters. Avußerdem’ist
eine Prüfeinriehtunz vorgesehen, die sehr einfach zu be-
dienen ist: ihre nähere Beschreibung erübriet sich. Ferner
befindet sich im Apparat noch eine Zählvorrichtung, die
die Zahl der Auslösungen festlegt.
Die ganze Einrichtung, umfassend Relais, Schalter,
Sicherungen und Prüfeinrichtung, ist kompendiös und
schwer gebaut, der Deckel kann. nach beiden Seiten ge-
öffnet werden und trägt zwei Schaugläser. Er kann noch
durch ein Mauerloch von rd. 90 em Dmr., in unterirdische
Stationen eingebracht werden. Die Herstellung solcher
Schalter befriedigt sicher viele Bedürfnisse des Betriebes
vermaschter Verteilunesnetze und dürfte sich auch bald
in Deutschland einführen. Nach anderen Aufsätzen über
solche Schalter scheinen sie in Amerika schon in größerer
Stückzahl in befriedixendem Betriebe zu sein. Über die
Bauweise und Theorie selbst soll in Kürze berichtet wer-
den. (G, Grissinger, The Electrice Journ. Bd. 24,
S. 583.) M. Schl.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33
15. August 1929
Fernmeldetechnik.
Das neue Fernamt Berlin!. — Die Unzulänglichkeit der
Räume und der technischen Einrichtung für den Fern-
betrieb im alten Fernamt in der Französischen Straße in
Berlin stellte die Deutsche Reichspost schon bald nach dem
Kriege vor die Aufgabe, ein neues Fernamt einzurichten.
Dabei war Wert darauf zu legen, daß die Einrichtung den
Verkehrszuwachs für etwa 20 Jahre aufnehmen konnte.
Da zur Zeit der Planung der neuen Fernamtseinrichtunz
etwa 600 Fernleitungen im Fernamt amtendigend betrie-
ben wurden, kam in Frage, Räume mit einer Aufnahme-
fähigkeit für etwa 3000 ... 4000 Leitungen bereitzustellen.
Die Ermittlungen wegen geeigneter Unterbringung des ver-
größerten Fernamts führten zu dem Erwerb des Grund-
stücks Winterfeldtstraße 28/30, auf dem unter sorgfältiger
und vorausschauender Berücksichtigung aller Bedürfnisse
des Fernbetriebs ein neues. eigenes Fernamtszebäude er-
richtet wurde. Das Gebäude ist nach den Entwürfen von
Baurat Dr. Kuhlow und unter seiner Leitung herge-
stell. Die technischen Einrichtungen des neuen Fernamts
stammen von der Firma Zwietusch & Co. und der Firma
Siemens & Halske A.G. Der Betrieb in den neuen Räumen
ist am 18. V. 1929 aufgenommen worden.
In dem Gebäude sind 12 große Betriebsäle vor-
geschen, von denen einer für das Meldeamt, drei für den
Fernverkehr, einer fir den Schnellverkehr und einer für
die Betriebsüberwachung in Benutzung genommen sind.
Sechs Säle, die später zur Fernamtserweiterung dienen
sollen, sind zur Zeit dem Postscheckamt zur Verfügung
gestellt. Die Säle gehen durch zwei Stockwerke hindurch.
In der Höhe der zwischenliezenden Geschosse sind Empa-
ren angebracht, die in sehr zweckmäßiger Weise zur Auf-
nahme solcher technischen Einrichtungen und Dienststel-
len dienen, die nicht am eigentlichen Ferndienst teilneh-
men aber in unmittelbarer Verbindung mit ihm stehen, wie
Rohrposten, Verteilerstellen, Auskunftstellen, Klinken-
umschalter, Meßeinrichtunzen usw. In jedem der drei vor-
erst in Betrieb genommenen Fernsäle sind 190 Tages- und
38 Sammelplätze beschaltbar. Die Arbeitsplätze sind ein-
fache Tische, die, soweit es Tazesplätze sind, keine Klin-
ken und Stöpsel sondern nur Tasten haben. Jede Fern-
leitunz führt über die Kontakte von sechs Tasten, über
Anrufzeichen zu einem Schalter zum Anschalten der
Sprechgzarnitur. Die Fernvermittlungsleitungzen und die
ernvermittlunsesplätze bei den Ortsämtern werden von dem
Arbeitsplatz über Wähler erreicht und ebenfalls iiber
Tasten angeschaltet. u. zw. hat jeder Arbeitsplatz sechs
Ausgangsmöglichkeiten. Durch ruck der entsprechen-
den Taste wird die Verbindung zwischen Fernvermittlungs-
leitung und Fernleitunz hergestellt.
Die Leitungen, in denen die Teilnehmer die Fernze-
spräche anmelden. führen von den Ortsämtern über Vor-
wähler und Mischwähler zu den Meldeplätzen des Fern-
amts, so daß beim Stöpseln der Leitung im Ortsamt der
Teilnehmer einen freien Meldeplatz erreicht. Die Melde-
plätze sind an Tischen untergebracht, die nur eine Anruf-
lampe, einen Abfrareschalter und eine Freimeldetaste ent-
halten. Anrufe, die über die Wähler keinen freien Ar-
beitsplatz erreichen können. laufen auf ein Wartefeld auf,
das durch Aufleuchten der Lampen anzeigt, daß mehr An-
rufe eingehen als Arbeitsplätze frei sind. Beim Freiwer-
den eines Arbeitsplatzes werden die im Wartefeld stehe:-
den Anrufe selbsttätig auf den Arbeitsplatz geschaltet. Um
erkennen zu können, ob noch Wählerausgänge frei sind,
ist an die ersten (Hruppenwähler des Meldeamts ein Strom-
zeizer angeschlossen, der anzeigt, wieviel Wähler besetzt
sind. Ein zweiter Stromzeiger zeigt an, wieviel Arbeits-
plätze eingeschaltet sind. Aus dem Unterschied der An-
zeigen beider Instrumente kann ersehen werden, ob es er-
forderlich ist, mehr Plätze im Meldeamt in Betrieb zu neh-
men. Die an den Meldeplätzen aufgenommenen Ge-
sprächsanmeldeblätter werden durch eine Bandpost (rollen-
des Band) zu einem Verteilerplatz auf der Empore des
Meldesaals geführt. Hier werden die Zettel durch Beam-
tinnen in Saueluft-Rohrpostrohren nach den betreffenden
Fernsälen verschickt.
Die über Berlin weiterzehenden Fernverbindungen
werden mit Hilfe besonderer Durchgangschränke
ausgeführt. Einzerichtet sind zur Zeit sechs Durchganzs-
schränke mit 90 Schnurverstärkern und ein Durchganzgs-
schrank für unverstärkten Verkehr. Der Durchganes-
schrank für verstärkten Verkehr hat eine Einheitschnur
ı Kin ausführlicher Bericht über das alte und neue Fernamt er-
scheint demnächst in der ETZ (Wiedergabe des Vortrags von Helm-
dach im Elektroteehnischen Verein). -
15. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 1211
erhalten, die es ermöglicht, Zweidraht- und Zweidrahtlei-
tungen, Zweidraht- und Vierdrahtleitungen sowie Vier-
draht- und Vierdrahtleitungen mit derselben Schnur zu ver-
binden. Das Schnurpaar enthält Verlängerunssleitungen
und Dämpfungsglieder, Schnurverstärker und Übertrager,
die je nach der Verbindungsart selbsttätig ein- oder ausge-
schaltet werden. Das Vielfachfeld der Durchgraneschränke
faßt 1200 Fernleitungen, von denen zur Zeit 600 beschaltet
sind, u. zw. hat jede Fernleitung zwei Klinken und ein
Besetztzeichen. Das Besetztzeichen gibt an, ob die Lei-
tung am Fernplatz durch ein Gespräch am Ort besetzt ist;
durch Antippen der Klinke erhält die Durchgangsbeamtin
ein akustisches Zeichen, ob die Leitung fernbesetzt ist oder
eine Verbindung in Vorbereitung liezt. Die Platzbeamtin
am Fernplatz erhält an einer Besetztlampe, die jeder Fern-
leitung zugeordnet ist, durch Flackern der Lampe ein Zei-
chen, daß die Fernleitung zu einem Durchgangsgzespräch
benötigt wird. Das Flackerzeichen geht in ruhiges Leuchten
über, wenn die Leitung für die Durchgangsverbindung durch-
geschaltet ist. Die Durchzanrsplatzbeamtin wird vom Fern-
platz aus iiber eine Fernvermittlungstaste angewählt und
erfährt beim Abfragen von der Fernplatzbeamtin die Klin-
kennummern der zu verbindenden Leitungen. Sie prüft die
Klinken dieser Leitungen auf Besetzt- oder Freisein, gibt
der Fernplatzbeamtin Bescheid und stellt danach die Ver-
bindung her. Wenn die beiden Fernleituneen für die
Durchszangsverbindung an den Abtrennrelais durchzeschal-
tet werden, erhält die Durchrangsplatzbeamtin ein Flacker-
zeichen, das sie zum Regeln des Verstärkers auffordert.
Nach Einregeln des Verstärkers erlischt dieses Zeichen und
leuchtet erst auf, wenn die Beamtin am Fernplatz durch
Druck einer besonderen Flackertaste die Durchzangsbeam-
tin auffordert, in die Verbindung einzutreten und nachzu-
regeln.
Das Verstärkeramt enthält 160 Vierdrahtver-
stärker und 60 Zweidrahtverstärker für die iiber Berlın
weitergeführten Kabelleitungen und für die Vierdrahtlei-
tungen. An Meßeinrichtunzen sind vorgesehen:
Vier Gleichstrommeßstellen, acht Wechselstrommeß-
echränke. Die Wechselstrommeßschränke sind eingerich-
tet zur Messung von Betriebsdämpfungen, zur Pegel-
messung, Messung des Pfeifpunktes, Messung des Neben-
sprechens und Geräuschmessungen. Die Messungen
können an allen Schränken mit verschiedenen Fre-
quenzen ausgeführt werden. An den Gleichstrommeß-
stellen sind Universalmeßinstrumente für Widerstands-
messunzen und Gleichzewichtsprüfunzen sowie Eichleitun-
ven für Pämpfunzsprüfungzen vorgesehen. Die Fernver-
mittlunzsleitunzen werden an einem besonderen Prüf-
schrank mit Eichleitung auf Dämpfung gemessen.
Der zum Betriebe der Wähler, Lampen, Verstärker
usw. benötizte Gleichstrom wird verschiedenen Samm-
lerbatterien entnommen. Es sind aufgestellt zwei
12 V-Batterien mit je 8350 Ah Kapazität als lleizbatterien
für die Verstärker. Zwei 24 V-Batterien mit 1410 Ah als
ZB für Mikrophone und Lampensignale, zwei 60 V-Batte-
rien mit 6256 Ah für den Betrieb der Wähler, zwei Batte-
rien mit 230 V und 218 Ah als Anndenbatterie det Verstär-
ker, außerdem noch zahlreiche kleine Sammler für Meß-,
Prüf- und Telerraphierzwecke. Zum Laden dieser Samm-
ler dienen sechs Drehstrom-Üileichstromumformer verschie-
dener Leistung, ein Quecksilberdampf-Gleichrichter und
ein Drehstromumformer für Anodenstrom. Der Vrehstrom
wird geliefert aus einer Turbine des Kraftwerks: als Er-
satz dient der Strom des Städtischen Netzes, der mit 6000 V
in das Gebände eingeführt und über Transformatoren ab-
venommen wird.
Fiir das zahlreiche Personal, das in dem Gebäude
tätiz ist, stehen Erholunesräume mit einfacher aber
ansprechender Ausstattung, ein Turnsaal für gymnastische
Übunzen, Dachzärten zum Ergehen oder Ruhen in frischer
Luft und eine Brausebadanlare zur Verfügung. Er-
frischunzsräume mit vorgelagerten Dachgarten und sehr
gut auszestatteter Kücheneinriehtung, deren Kessel auch
durch Abdampf vom Kraftwerk aus gespeist werden, er-
möglichen dem Personal die Einnahme mitzebrachter oder
im Amt herrestellter Mahlzeiten. Ferner ist in jedem
Geschoß, in dem Betriebsäle untergebracht sind, ein Kran-
kenzimmner eingerichtet, außerdem im sechsten Geschoß
zwei besondere. röker eingerichtete Krankenzimmer mit
Badeanlage und etwa zehn Betten. Der Krankenversor-
zunesdienst wird durch zwei im Krankenpfleredienst aus-
gebildete Krankenschwestern wahrgenommen.
Im Fernamt münden acht Fernkabel mit insgesamt rd.
2000 Srrechkreisen. Betrieben werden im Amt etwa 1100
amtendizende Fernleitungen, durchgeführt sind 40 Fern-
DBurchranzsleitungen und 44 an Private vermietete Fern-
verbindungen. An Fernvermittlungsleitunzen sind vor-
handen 3000, an Meldeleitunzen 500 und an Schnellver-
kehrsleitungen 100. Ausgeführt werden im Monat
ankommend . . . . 820000 Ferngespräche
abzehend . . . . . 650.000 e
im Durchgang . . . 9000 de
Die Zahl der Schnellverkehrsgespräche beträst im Mo-
nat rd. 500 000. Das Personal besteht aus rd. 1500 weib-
lichen und 200 männlichen Kräften. (Helmdach, Europ.
Fernspr. 1929, S. 143.) Bkm.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Schwingungen mit linearem Spannungsverlauf. —
Schaltungen zur Erzeugung von Schwingungen mit
linearem Spannungsverlauf beruhen fast stets auf
der Aufladung eines Kondensators mit dem Sättigungs-
strom einer Ventilröhre Die in Abb. 19 gezeigte
d
AH
G P ~
ei og da
Hl
I
Abb. 19. Schaltung zur Erzeugung linearer Schwingungen.
Schaltung arbeitet ebenfalls nach diesem Grundprinzip,
besitzt aber das wesentliche Merkmal, daß sie eine
freie Schwingung vom Charakter der Kippschwingun-
gen darstellt. Die Verstärkerröhren S, und S, laden und
entladen abwechselnd den Kondensator C. Die Umsteue-
rung erfolgt durch den Ladestrom selbst, indem durch
den Spannungsabfall an den Widerständen R, bzw. R, die
Gitter der Röhren abwechselnd negativ gemacht werden
An Hand eines ÖOszillogramms werden der Verlauf des
Emissionsstromes der einen Röhre und die erzielte Drei-
eckschwingung am Kondensator gezeigt. Die Frequenz
der Schwingung ist durch Veränderung des Drehkonden-
sators C frei einstellbar und gibt bis 100000 Hz noch
einen gut linearen Schwinzungsverlauf. (G. Frühauf,
Arch. El. Bd. 21, H.5, S. 471.)
Einfache Lenardröhre. — Die Lenardröhre, die das
Austreten von Kathodenstrahlen aus der evakuierten
Röhre in den freien Luftraum gestattet, besitzt bekanntli:h
zu diesem Zweck ein „Fenster“ aus dünner Metallfolie. Die
Röhren sind kostspielig und empfindlich, das Arbeiten mit
ihnen verlangt besondere Erfahrungen und Vorrichtungen.
Es sei hier z.B an die leistungsfähige Neukonstruktion
vonCoolidrzeterinnert. Die Westinghouse Lamp Com-
pany, Bloomfield, N. Y., stellt nun neuerdings eine Röhre
her, die von C. M. Slack angegeben wurde: sie ist billiz,
widerstandsfähig, kann mit einer gewöhnlichen Rönteen-
ausrüstunz betrieben werden und benötigt keine Luft-
pumpe. Das Fenster der neuen Röhre besteht aus dünnem
Glas (< 12,7 u), es vermag dank seiner Formgebung ohne
weitere Versteifung die auftretende Beanspruchung aus-
zuhalten. Die Herstellung geschicht derart, daß der Glas-
bläser ein Kölhehen aus diinnem Spezialgelas an seinem
Ende hoch erhitzt, kurz die Luft ansaugt und dadurch
eine halbkugelire Vorwölbung des Glases nach innen be-
wirkt. Dieser Kolben wird sodann an eine größere, mit
Elektroden auszerüstete Röhre angzesehmolzen, das Ganze
wird evakuiert und abgzeschmolzen. Die Westinghouse
Lamp Cy. hat derartige Röhren einer Reihe von Physikern
und Chemikern für ihre Untersuchungen und die Erpro-
bung der Röhre zur Verfügung gestellt. (Westinghouse
Teehn. Press Service, Nr. A—8691.) Wi.
Allgemeiner Maschinenbau.
Kesselspeisewasserreinigung. — Der Geschäftsbericht.
1928 des Württembergischen Revisions-Vereins enthält
u.a. Mitteilungen über die sachremäße Aufbereitunz des
Kesselspeisewassers. Es wird darauf hingewiesen, daß in
der richtigen und gewissenhaften Ausführung der ein-
fachen Prüfungen des zereinigten Wassers auf Härte und
l! Lübeke, ETZ 1927, S. 686
— m
1212
Alkalität die ganze Kunst der Wasserreinigung liege.
Auch im kleinsten Betriebe sei es möglich, die zum sach-
eemäßen Betrieb einer Woasserreinieung unerläßlichen
Untersuchungen selbst auszuführen. An selbsttätiee Rei-
niger, die mit Zusätzen von Chemikalien, sei es nun Kalk
und Soda oder Soda allein, etwa mit Rückführung von
Kesselwasser in den Woasserreinirer arbeiten, seien fol-
gende Forderungen zu stellen:
1. Der Fassungsraum des Misch- und Klärbehälte:s
soll mindestens das Doppelte des stündlichen Bedarfs an
Speisewasser betragen.
2. Die Durchflußgeschwindigkeit durch den als voll
angenommenen Querschnitt des Misch- und Klärbehälters
soll kleiner als 1 mm/s sein. Bei Neuanlagen sollte die
Durcehflußgeschwindigkeit nicht größer als 0,5 mm/s be-
messen werden, bei kalter Reinigung aber höchstens
0,3 mm/s betragen. i
3. Der obere Durchmesser des Kalksättigers muß so
gewählt werden, daß die AbfluRgesehwindigkeit des
Kalkwassers, bezogen auf die größte erforderliche Kalk-
wassermenge und die Oberfläche des Wasserspiegels im
Kalksättiger, nicht mehr als 0,1 mm/s beträgt. Wenn in
den Kalk-Soda-Reiniger gleichzeitig auch ein Teil des
Kesselwassers zurückgeführt wird, kann der Kalksättiger
entsprechend dem Gehalt des rückzeführten Kesselwassers
an Ätzalkalien kleiner bemessen werden. Ein Kalksättirer
ist überflüssig, wenn der Gehalt eines Rohwassers an
Karbonathärte, Magnesia und freier Kohlensäure nicht zu
hoch und die Nichtkarbonat-Härtebildner nicht in allzu
groBen Mengen vorhanden seien. In solchen Fällen genügt
die Wasserreinirung bzw. Enthärtunz nur durch Zusatz
von Soda sowie durch Rückführung von Kesselwasser in
den Wasserreiniger.
Die Filter werden am besten außerhalb des Wasser-
‘reinigers als Kiesfilter angeordnet und mit einer Einrich-
tung zur mechanischen Auswaschung und Spülung ver-
schen, damit jederzeit eine Filterreinieunz ohne Unter-
brechung der Wasserreinigung möglich ist. Ka.
Verschiedenes.
Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft. — Wie
bekannt, droht der Notgemeinschaft der Deutschen Wissen-
schaft die Verkürzung der ihr bisher vom Reiche gewährten
Mittel um 1 Mill RM infolge der wegen der ungünstigen
Geldlage des Reiches in Aussicht genommenen Sparmaßnah-
men. Wenn auch die allergrößte Sparsamkeit bei den öffent-
lichen Mitteln in der jetzigen Lage unbedingt erforderlich
ist, so sollten doch die für die Zwecke der Wissenschalt
vorgesehenen, ohnehin viel zu knappen Mittel nicht noch wei-
ter eingeschränkt werden. Die durch eine Verkümmerung
der Wissenschaft für das Volksganze entstehenden Nachteile
wiegen unvergleichlich viel schwerer, als die durch die be-
absichtigte Einsparung von Forschungsmitteln erreichte ver-
hältnismäßig recht geringe Entlastung des Reichshaushalts.
Von solchen Gedankengängen ausgehend hat die Preußische
Akademie der Wissenschaften der Reichsregierung und dem
Reichstage die folgende Denkschrift übermittelt; die übrigen
deutschen Akademien haben gleichlautende oder ähnliche
Kundgebungen beschlossen. Erklärungen der Zustimmung
zu dem Vorgehen der Akademien können sowohl von Einzel-
personen als auch von wissenschaftlichen Vereinigungen an
das Büro der Preußischen Akademie der Wissenschaften,
erlin NW 7, Unter den Linden 38, gerichtet werden. Die
Notgemeinschaft hat auch die technische Forschung in er-
heblichem Umfang unterstützt. Der Schritt der Akademien
kann daher von seiten der Technik auf volle Zustimmung
rechnen.
Denkschrift der Preußis
der Wissens
chen Akademie
schaften.
Als mit dem Ausgang des Weltkrieges zugleich die
Vernichtung unserer Währung über uns hereinbrach und
in der furchtbaren Zeit der Inflation alle schöpferische Be-
tätieung unseres Volkes mit dem Erstiekungstode bedroht
erschien, ist es der deutschen Wissensehaft gelungen, dureh
(ıriindung der XNotgemeinschaft der Deutschen Wissen-
schaft im Jahre 1921 ihre Leistungsfähigkeit und Schaf-
fenskraft lebendiz zu erhalten und andauernd weiter zu
steigern. Über alle Schranken der Gliedstaaten und über
alle Gegensätze sei es der Parteien. sei es der Sonderinter-
essen hinweg hat die Notremeinschaft alle wissenschaft-
lichen Forscher unseres gesamten Volkes, welchem Einzel-
gebiet ihre Arbeit auch angehören mag, zu tatkräftixer
Zusammenarbeit zusammengeschlossen und hat fortdau-
ernd nicht nur durch Beschaffung der unentbehrlichen Ar-
beitsinittel und durch Druckunterstützung die erfolgreiche
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
15. August 1929
Fortführung der Arbeit der einzelnen Gelehrten und In-
stitute ermöglicht, sondern alsbald auch die großen Ges-
samtaufgaben, die überall gestellt sind, angreifen und ihre
Bearbeitung in die Wege leiten und unterstützen können.
Die Organisation beruht durchweg auf dem Grundsatz der
Selbstverwaltung und der freiwilligen Mitarbeit aller als
führend anerkannten Persönlichkeiten. Die Neuwahlen der
"achausschüsse, die in diesem Januar stattgefunden haben
und bei denen über 4500 Stimmen abgegeben worden sind
— darunter 998 von Gelehrten, die nicht einer der Hoch-
schulen oder Akademien angehören — haben erwiesen, dıb
diese Organisation allgemein als sachentsprechend und
leistungsfähig anerkannt ist und sind dadurch, daß nahezu
alle bisherigen Farhvertreter in geheimer Wahl mit weit
überwiegender Majorität wiedergewählt sind, zugleich zn
einem glänzenden Vertrauensvotum für diese geworden.
Welehe Bedeutung der deutschen Wissenschaft für die
Erhaltung des geistigen Lebens und der Schaffenskraft
Deutschlands und seine Stellung im Wettbewerb der Natio-
nen zukommt, ist in allen Schichten unseres Volkes aner-
kannt und ganz lebendig. Tief empfundene Dankbarkeit
schulden wir den Kultusministerien und Finanzverwal-
tungen der Länder, die auch in der schwersten Zeit überall
geholfen haben, soweit ihre durch die politische und wirt-
schaftliche Lage nur zu sehr beschränkten Mittel es irgend
eestatteten. Für die Notgremeinschaft aber, die den Auf-
gaben des gesamten Deutschland dient, gebührt dieser
Dank vor allem dem deutschen Reichstag und der deut-
schen Reichsrerierung, die in voller nahezu beispielloser
Einmütigrkeit aller Parteien immer wieder tatkräftig ge-
holfen und dureh Gewährung einer jährlichen Unterstüt-
zung von acht Millionen die Durchführung dieser idealen
Aufgaben ermöglicht haben.
Um so schwerer muß die gesamte deutsche Wissen-
schaft es empfinden, daß jetzt, entgegen den früher gege-
benen Zusagen, dieser Betrag um eine Million gekürzt wer-
den soll. Denn wenn auch seit dem Aufhören der Inflation
die wirtschaftlichen Verhältnisse wieder stabiler geworden
sind, so ist doch in den Kosten der Lebenshaltung bei allen
privaten und öffentlichen Betrieben keine Erleichterung,
sondern im Gegenteil vielfach eine bedeutende Erschwe-
rung zurückgeblieben. Die Notlage der Gegenwart fordert
freilich Opfer von uns allen: aber verhängnisvoll wäre es,
wenn durch solche Opfer mehr preiszegeben als gewonnen
wird. Man redet wohl von unproduktiven Ausgaben. Aber
in Wirklichkeit sind die Ausgaben für wissenschaftliche
Arbeit so produktiv wie keine andern und zahlen die Aus-
lagen mit überreichen Zinsen zurück. Die ununterbrochene
wissenschaftliche Arbeit und die systematische, von um-
fassenden Gesichtspunkten beherrschte Ausbildung. welehe
unsere Hochschulen und Institute gewähren. haben die
Grundlage geschaffen, auf der die stetig aufsteigende gei-
stige und materielle Entwicklung Deutschlands im letz* sn
Jahrhundert und seine Stellung in der Welt beruht; und
der Tätigkeit der Notgemeinschaft ist es zu danken, daß
diese Arbeit auch durch die schlimnisten Zeiten hindureh
ungestört hat fortreführt und weiter gesteigert werden
können. Wir dürfen es mit Stolz aussprechen. daß die
Kräfte dafür in reichem Maße vorhanden sind und daß es
auch in der Gegenwart nicht an einem leistungsfähigen
Nachwuchs fehlt. der mit echt deutschem Idealismus in
freier wissenschaftlicher Arbeit auf allen Gebieten seine
Lebensaufgrabe erblickt. Es kommt hinzu, daß es, dank der
wissenschaftlichen Schulung und Organisation und dank
der Anspruchslosizkeit, mit der der deutsche Gelehrte ins
Leben tritt. uns möglich ist. mit weit geringeren Mitteln
das gleiche und mehr zu leisten als manche andere mit
viel reicherer materieller Ausrüstung.
Die Notgcemeinschaft hat es möglich gemacht. alle
wissenschaftlich bedeutenden Zeitschriften dauernd am
Leben zu erhalten, den Instituten und Laboratorien das
unentbehrlichste Arbeitsmaterial, den großen Bibliotheken
die Literatur des Auslandes zu beschaffen. die Veröffent-
lichung zahlreicher wissenschaftlicher Werke zu ermör-
lichen und weiter große wissenschaftliche Arbeiten in An-
griff zunehmen, vor allem, wo es sich um ein harmonisches
ZAusammenarbeiten mehrerer Wissenschaftsgebiete han-
delt, in deren Mitte meist die großen neuen Probleme lie-
gen. So auf den Gebieten der Metallforschung, der Hygiene
und Volkswohlfahrt, der Tuberkulose, der Krebsforschunvg.
der Geophysik, der Erforschung der Atmosphäre und der
Strömungen des Luftraumes und ebenso z. B. auf dem der
Schädlinesbekämpfung. Weiter gehört hierher die durch
die Meteorexpedition mit glänzendem Erfolge durchge-
führte Tiefseeforschung auf dem Atlantischen Ozean, die
von seiner gesamten Südhälfte ein völlig neues Bild er-
geben hat; ferner die in Verbindung mit der Regierung
der Union der Sowjetrepubliken im letzten Jahre ausge-
führte kartographische und ethnographische Erforschung
16. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
1213
des Pamir-Gebietes. Dazu kommt die im lezten Jahre be-
zonnene systematische Bearbeitung der deutschen Volks-
kunde. Ferner die Ausgrabungen auf deutschem Boden,
woes gilt, durch umsichtig geleitete Erforschung der über-
reichen Aufschlüsse, die der Erdboden birgt, schrittweise
vordrinzend zu einem lebensvollen Gesamtbild der Ge-
schichte der deutschen Lande von den Anfängen mensch-
licher Besiedlung dureh die germanische und römische Zeit
bis zur Epoche der Völkerwanderung und der Karolinger
zu gelangen. Daneben treten dann die Ausgrabungen im
Bereich der griechisch-römisehen Kultur und Vorderasiens,
wo Deutschland sich früher so erfolgreich betätigt hat.
Durch diese Wirksamkeit ist erreicht worden, die
Stellung Deutschlands im Kreise der Kulturvölker unge-
schmälert zu erhalten und weiter zu kräftigen. Der von
feindlicher Seite gemachte Versuch, die deutsche Wissen-
«haft auszuschalten und zu ersticken, ist in sich völlig
zusammenzebroehen, ihre Bedeutung und Unentbehrlich-
keit allzemein anerkannt. Wie jetzt die Stellung der deut-
schen Wissenschaft gewürdigt wird, haben die grolßsen
Jahrhundertfeiern der letzten Zeit aller Welt anschaulich
gezeigt, die der Geographischen Gesellschaft im letzen
Jahre, die des deutschen Archäologischen Instituts vor
wenigen Wochen. Von allen Regierungen, Instituten und
eelehrten Gesellschaften der gesamten Kulturwelt sind die
hervorrawrendsten Vertreter der betreffenden Gebiete ent-
sandt worden, um die Feier in herzlicher Gemeinschaft
mit uns zu begehen und ihr dadurch einen glänzenden Er-
folg zu bereiten.
Jetzt. ist nun die Fortführung der Arbeiten der Not-
emeinschaft durch die beabsichtigte Verkürzung ihrer
Mittel schhwer gefährdet; sie würde gezwungen sein, meh-
rere der angebahnten Unternehmungen und ebenso z. B.
die Unterstützung der Bibliotheken und der Druck werke
teils ganz aufzugeben, teils wesentlich zu verkürzen. Mehr-
fach ist die Ansicht ausgesprochen worden, das sei ja alles
ganz gut, aber die gegenwärtige Lage zwinge zu äußer-
ster Beschränkung der Ausgaben. Da könne man allenfalls
solehen Unternehmungen Unterstützung gewähren, die
unmittelbaren praktischen Gewinn bringen, wie auf den
Gebieten der Industrie und Technik, der Chemie, der Me-
dizin und Hygiene; alles andere dagegen müsse ganz zu-
rücktreten. Diese Auffassung kann nicht nachdrücklich
genug bekämpft werden. Sie beruht auf völliger Verken-
nunz des Wesens der Wissenschaft. Alle Wissenschaft
bedarf, wenn sie gedeihen und fortschreiten soll, der freien
Bewegung und der Verfolgung der Ziele, die sie selbst
stellt; werden ihr nach materiellen, rein praktischen Cie-
sichtspunkten, die außerhalb ihrer liegen, die Aufgaben
erstellt und damit zugleich Grenzen gesetzt, so muß sie
verkümmern und kann dann auch die Ergebnisse nicht
bringen, die man in kurzsiehtiger Befangenheit von ihr
erhofft. Aus demselben Grunde ist aueh die Berücksichti-
zung der Geisteswissenschaften und ihrer Probleme und
Aufgaben gar nicht zu entbehren. Die Naturwissenschaf-
ten und die Greisteswissenschaften bilden eine große Ein-
heit und müssen sich gegenseitig befruchten. Nur aus ihrer
organischen Verbindung kann das erwachsen, was wir
alle als höchstes Ziel für unser Volk erstreben: eine ein-
heitliche Greisteskultur, die in ununterbrochener geistiger
Bewegung immer größeren Aufgaben und immer höheren
Zielen entzezenwächst.
Daher darf auch die Fortführung der Ausgrabungen
im Inlande wie im Auslande nicht unterbrochen werden,
wenn wir nicht selbst unsere Kultur untergraben und da-
mit unsere Betätigung und Bewerungsfreiheit auf dem-
Jenizen Gebiet aufgeben wollen, auf dem auch in unserer
cezenwärtigen Lage keine Macht von außen imstande ist,
sie zu hemmen und einzuschnüren, auf dem der freien
Wmsenschaftlichen Arbeit. Man hört wohl, durch solche
Tätigkeit im Auslande würden unsere beschränkten Mittel
ia fremde Länder hinausgegeben, obne daß sie uns etwas
einbrinzen. Wer aber erfährt, wie von allen Seiten immer
von neuem die dringende Aufforderung an uns gelangt,
unsere Tätigkeit wieder aufzunehmen und fortzuführen
und uns alle Wege dafür geebnet werden, aus den Kultur-
ländern der Mittelmeerwelt, aus dem gesamten Orient, aus
den weiten Gebieten der Sowjetrepubliken, der wird emp-
finden, daß wir hier gar nicht zurücktreten können, olme
auf unsere Stellung in der Kulturwelt zu verzichten und
freiwillig auszuscneiden aus dem Kreise der großen, mit
uns den gleichen Zielen zustrebenden Nationen. Dabei
handelt es sich durchweg um durchaus bescheidene Be-
träge, deren Ersparung den sonstigen Ausgaben gegenüber
Far nicht in Betracht kommen kann und mit denen wir, wie
schon erwähnt, doch große Aufgaben durehzuführen im-
Stande sind. Völlig irrig ist auch die Behauptung, daß sie
Materiell keinen Gewinn bringen. Wer auch nur einen
flüchtigen Einblick in diese Gebiete gewonnen hat, erfährt
auf Schritt und Tritt, was es bedeutet, daß deutsche Ge- `
lehrte bier Namen und Ansehen des deutschen Volkes
lebendig erhalten und die deutsche Wissenschaft durch-
weg eine hochgeachtete Stellung gewonnen hat. Das bringt
in all diesen Ländern und Völkern unmittelbar und mittel-
bar auch unserem Handel und unserer Industrie reichen
Gewinn. wenn er sich auch in bestimmten Ziffern nicht
ausdrücken läßt.
So richtet die Preußische Akademie der Wissenschaf-
ten an Reichstag und Reichsrexierung das dringende Ge-
such, die geplante Verkürzung der Mittel abzulehnen oder
ınindestens durch Gewährung eines Nachtragsetats wieder
auszugleichen. Zugleich aber wenden wir uns an alle deat-
schen Akademien, an die Hochschulen und an jeden einzel-
nen Gelehrten mit der Bitte, dieses Gesuch zu unterstützen
und einmütig für die ungeschwächte Erhaltung der der
Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft gewährten
Mittel ihre Stimme zu erheben.
Berlin, im Mai 1929. of
Neue Normblätter des DNA. — Phototechnik:
DIN 4507 Filmpack, Abmessungen, Konstruktionsblatt.
Stoffe: DIN 1081 Feuerfeste Baustoffe, feuerfeste
Steine, ganze Steine, Dreiviertelsteine, Ausgleichplättchen.
Kraftfahrbau: DIN KrM 313 Lichtmaschinen, Nenn
durchmesser, Einbauarten, Antriebsarten, Richtlinien.
Lokomotivbau: DIN LON 4319 Radreifen mit ze-
schwächtem Spurkranz und ohne Spurkranz der Vollspur-
bahn-Fahrzeuzge, Fertieprofil. — LON 6304 Schilder für
Handräder. — LON 71W1 Bremsklotz 36 X 350 für Voll-
spurlokomotiven. — LON 7102 Bremsklötze 40 X 300,
40 X 400, 45 X 450 für Vollspurlokomotiven. — LON 7103
Bremsklotz 50 X 500 für Vollspurlokomotiven.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Die internationale Ausstellung Barcelona 1929. —
Bereits vor dem Weltkrieg hatte die Stadt Barcelona eine
Elektrizitäts-Ausstellung geplant, die jetzt mit der grob-
zügig angelegten Internationalen Ausstellung ihre Ver-
wirklichung gefunden hat. Mit dieser Ausstellung trägt
die größte und bedeutendste Handels- und Fabrikstadt
Spaniens ihrem Wunsche Rechnung, sich die vielseitigen
und dauernden Fortschritte der Neuzeit anzueignen. Der
nach der Stadt zu liegende Abhang des am Meere gelege-
nen Montiuichbergzes wurde in einen herrlichen Park mit
einer Fläche von 1,183 Mill m? gewandelt, in dem mäch-
tize Paläste und zahlreiche Pavillons mit insgesamt
260 000 m? bebauter Fläche die Erzeugnisse Spaniens und
die aus etwa 30 Staaten der Welt, soweit sie für die Be-
dürfnisse Spaniens in Frage kommen, beherbergen. Die
Baukosten der Ausstellung werden zu 100 Mill RM ange-
geben. Sie umfaßt die drei Hauptgruppen: „Kunst in
Spanien”, „Sport“ und „Industrie“.
Der Einladung der spanischen Regierung ist auch
Deutsehland gelolet, um ein Zeugnis für die freundschaft-
lichen Beziehungen zwischen beiden Völkern abzulegen
und dem spanischen Volk einen Einblick in den Stand
deutscher Arbeit zu ermöglichen. Der Güteraustausch
zwischen beiden Ländern hat seit dem Kriegsabsehlul zu-
genommen und wird weiter gefördert werden, nachdem
Spanien den deutschen Waren seit Beginn dieses Jahres
restlose Meistberünstizung zugestanden hat. Hierbei
spielt die deutsche Ausfuhr von Maschinen und elektro-
technischen Erzeugnissen eine grobe Rolle. Entsprechend
hat Deutschland die Austellung beschickt. Die deutschen
Gruppen in den verschiedenen VPalästen, wie Elektrizitäts-
und Kraftbetriebspalast, Verkehrspalast, Textilpalast,
Landwirtschaftspalast, Meridionalpalast usw., umfassen
etwa 16000 mi Ausstellunzsfläche mit etwa 300 Aus-
stellern. Die deutsehe Großelektrizitätsindustrie, wie
ABG, SSW, AFA, BBC (Mannheim) usw., hat vornehm-
lich dureh ihre spanischen Vertretungen ausgestellt. In
einem besonderen Pavillon haben ferner die Elektrowerke
A.G. die Preußische Elektrizitäts-A.G. und die Berliner
Städtische Wlektrizitätswerke A.G. Darstellungen der
Hlektrizitätsversorzung aus deutschen Braunkohlen-,
Steinkohlen- und Wasserkraftwerken dargeboten, womit
die deutsche Verbundelektrizitätswirtschaft und das ra-
tionelle Zusammenarbeiten der verschiedenen Energie-
quellen veranschaulicht wird. Auch wird firürlich die
Verwendung der Elektrizität dureh die einzelnen deut-
schen Verbrauchsgruppen dargestellt. In vielfacher Hin-
sieht kann diese Schau als Vorbild bei dem weiteren Aus-
bau der Elektrizitätsversoreung Spaniens dienen, dessen
Regierung vor kurzem ein Dekret erlassen hat, wonach
ein großes Nationalverteilungesnetz gebildet werden sol)
1214
Die Ausstellung läßt erkennen, daß sich die spanische
Elektrizitätsindustrie noch in der Entwicklung befindet.
Die elektrotechnischen Erzeugnisse, wenn auch in spani-
schen Fabriken hergestellt, sind fremdländischen Ur-
sprungs. Dies tritt auch bei den Antriebsmitteln für
Eisenbahnen und Straßenbahnen in Erscheinung. Zwei
von der Compania Eukaldina, Bilbao, und der Norte-Bil-
bao hergestellte elektrische Lokomotiven der Bauart
2-F-2 und 1-F-1 zeigen elektrische Ausrüstungen der
Oerlikon-Madrid und der Socicdad Espanola de Electrici-
dad Brown, Boveri-Madrid.. Die Tranvias Barcelona
haben zu ihrem neuen elektrischen vierachsigen Straßen-
bahnwagen mit Mitteleinstieg einen neuzeitlichen AEG-
Motor US 253 mit 34kW, 820 n, 550 V ausgelegt. Ausge-
stellte Tageslichtsignale für Fernbahnen sind amerikani-
schen Ursprungs. In der französischen Gruppe „Les
transports francais“ im Verkehrspalast ist das Modell
(!/;o nat. Gr.) einer elektrischen Lokomotive der Gesell-
schaft Paris—Orleans mit 4 Motoren für 1500 V Gleich-
strom zu schen, die 1926 in Betrieb gestellt wurde. Die
Daten der Maschine sind: 4200 PS, 17200 kg Zugkraft,
129,950 t Gewicht, Bauanordnung 2-B + B-2. Sie zieht
auf ebener Strecke 650 t bei 110 km/h Geschwindiskeit.
Auch das italienische Verkehrsministerium ist mit ver-
schiedenen Modellen seiner Fernbahnanlagen vertreten.
Die meisten Bahnen werden mit J)rehstrom betrieben.
Die Strecke Naples—Foggia ist neuerdings für Gleich-
strom mit 3000 V am Fahrdraht eingerichtet. Zum Um-
fang des elektrischen Betriebes werden für das Jahr 1929
folgende Angaben gemacht: 1618 km Strecke mit 3084 km
Gleis, 605 Lokomotiven, Länge der Fernleitungslinien
3000 km. Im Jahre 1928 wurden im elektrischen Betrieb
10 Mrd/tkm geleistet und hierzu 330 Mill/kWh verbraucht.
Durch Verwendung hydroelektrischer Energie für den
Bahnbetrieb wurden im Jahre 1928 520000 t Kohle er-
spart.
Viel Sorgfalt ist auf die deutsche Werkzeusmaschi-
nenschau im Elektrizitäts- und Kraftbetriebspalast ver-
wendet worden, womit auch der Elektromotor als An-
triebsmaschine in mannigfacher neuzeitlicher Durchbil-
dung zur vollen Geltung kommt. Zum ersten Male sicht
man hier eine M.A.N.-Gegenlauf-Dampfturbine mit
links- und rechtsseitigem Drehstromgenerator für eine
Gesamtleistung von 20000 kW bei 3000 U/min, System
Ljungström, im Modell. Die Turbine hat radiale Dampf-
einströmung ohne feststehenden Leitapparat. Die beiden
Schaufelsysteme laufen in entgegengesetzter Richtung
um, so daß zwei Stromerzeuger erforderlich sind, die aber
elektrisch eine Einheit bilden.
Die Wirkungen neuzeitlicher elektrischer Beleuch-
tungstechnik in eicenartigen Beleuchtunsskörpern wie
im prächtigen Farbenspiel der Wasserkünste sind auf
der vom Eingang der Ausstellung zum National-Palast
emporführenden Avenida de America in höchst voll-
kommener Weise ausgewertet. Der Palast selbst wird
durch Flutlicht beleuchtet. Die umfangreichen Einrich-
tungen zur selbsttätigen Lichtschaltung für die Beleuch-
tung der Avenida sind von Westinghouse geliefert. An
der Stromlieferung ist ein G.M. A.-Sechszylinder-Vier-
takt-Dieselmotor mit Druckölsteuerung der Ventile von
620 PS Dauerleistung bei 250 U/min der Waggon- und
Maschinenbau A.G. Görlitz beteiligt, der mit einer
420 kW-Drehstromdynamo der Heemaf-Hängelo (Holland)
unmittelbar gekuppelt ist und im Pavillon der Electric
Supplies Co. steht. Przyegode.
Energiewirtschaft.
Das Jahrbuch der Verkehrsdirektion der BEWAG für
1928'. — Die Nutzabgabe. d.h. die verkauften Kilowatt-
stunden, hat im Jahre 1928 zum erstenmal eine Mil-
lia rde überschritten; es wurden 1,098 Mrd kWh ver-
kauft, die Steigerung gegenüber dem Vorjahre betrug
20,28%. Die Zunahme der Jahreshöchstbelastunz war
etwas geringer, nämlich 19,63%. Von einer Berechnung
der Benutzungsdauer nimmt der Jahresbericht Abstand
und hebt hervor, wie vorsichtig man bei der Feststellung
dieses Wertes sein muß. Hätte man z.B. im vorliegen-
den Fall die Jahresarbeit in Kilowattstunden durch die
Höchstleistunz in Kilowatt geteilt. so würde man ein
durchaus falsches Bild erhalten haben; denn abeeschen
davon, daß die Arbeit beim Abnehmer, die Leistung aber
in Kraftwerk festgestellt sind, haben zwei Großabnehmer
— die Reichsbahn und das Elektrizitätswerk Südwest —
im Jahre 1928 nur während eines halben und eines viertel
Jahres Strom bezogen, sie treten also mit ihrer Höchst-
1 Veröffentlichungen der BEWAG II, Bd. 8 Vgl. ETZ 192R, S. 1857.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
15. August 1929
belastung voll, mit ihrer Arbeitsentnahme aber nur zum
kleinen Teil in diesem Jahre in die Erscheinung.
Recht günstig ausgewirkt hat sich der Nacht-
stromtarif; denn von der gesamten Stromabgabe ent-
fallen 14,03 % auf ihn gegen 12,59 im Vorjahr. Am stärk-
sten war der Verkauf von Strom nach dem Nachttarif an
die industriellen und gewerblichen Großabnehmer. Hier
betrug er 30,62% (28,35 i.V.) der gesamten Abgabe an
diese Abnehmergruppe.
Ersieht man aus diesen Zahlen, daß der Gedanke,
durch möglichst umfangreichen Stromverbrauch während
der Nacht oder doch außerhalb der sog. Spitzenzeiten
sich selbst den Strompreis zu verbilligen, dank der regen
Aufklärungsarbeit der Verwaltung den Abnehmern all-
mählich in Fleisch und Blut überzugcehen beginnt, so er-
scheint eine Werbung für reinen „Sommera beatz“
nunmehr an der Zeit zu sein. Denn ebenso wie während
der Nachtstunden ist die Ausnutzung der Maschinen der
Kraftwerke und auch der Leitungsnetze während der
Sommermonate äußerst schlecht; das beweist ein Blick
auf das Belastungszebirge, wie es die Abb.2 auf S. 5
des Buches bzw. die beiden Abb. 53, 8.79, und 7, S. 12,
zeigen.
Aus den verschiedenen Zahlen, Übersichten und Kur-
ven des Buches lassen sich noch folgende interessanten
Ergebnisse errechnen:
Von den rd. 1,1 Mrd kWh entfielen
auf Niederspannungs-Abnehmer . . 0,401 Mrd kWh,
auf Hochspannungs- (Groß-) Abnehmer 0,496 s
auf Verkehrsunternehmungen 0,201 „ Ge
1,098 Mrd kWh.
Die Anzahl der Kleinabnehmer betrug im Jahres-
durchschnitt 641000, die der Großabnehmer, einschl. Ver-
kehrsunternehmungen, 652. Die Kleinabnehmer verbrauch-
ten im Durchschnitt 580 kWh, die Großabnehmer 1 069 000
kWh/Jahr und Abnehmer. Der Anschlußwert der öffent-
lichen Straßenbeleuchtung betrug im Jahresmittel 2231
kW, der Stromverbrauch 7,1 Mill kWh, die Benutzunes-
dauer des Anschlußwertes mithin rd. 3200 h und die durch-
schnittliche Größe einer Straßenlampe rd. 195 W.
Zur näheren Untersuchung lichttechnischer
Probleme, im besonderen der Fragen nach der wirt:
schaftlich günstigsten Straßenbeleuchtung hat die BEW AG
im Berichtsjahr ein lichttechnisches Laboratorium ve
schaffen, das auch Untersuchungen über Gas- und elek-
trische Straßenbeleuchtung anstellen soll. Gemeinsam
mit einer Magistratskommission wurden für die Straßen-
beleuchtung Normen festgesetzt, u. zw.:
.
Sonderklasse, z. B. Potsdamer Platz .... 20 Lux
Klasse I „» „ Leipziger Straße .. 10..15 ,
„ H „ » Bellealliancestraße .. . 5..10
„ HI A „ Kleine Geschäftstraßen `, 2...5 ,
ae IV » „» Wohnstraßen mit
Straßenbahn und stär-
kerem Verkehr .. .. 05.. 2 „
HG, „ „ Wohnstraßen mit gerin-
gem Verkehr . .... 01..05 -
Innerhalb der einzelnen Klassen sind noch 3...5 Abstu
funzen vorgesehen.
Die Zunahme der Anschlüsse war im Berichtsjahr
sehr bedeutend. Für Kleinabnehmer wurden nicht we-
niger als 7074 neue Hausanschlüsse hergestellt und rd.
142800 Zähler neu aufgehängt, woraus folgt, daß ieder
Hausanschluß etwa 20 Abnehmer umfaßt. Der Anschluß-
wert der Hochspannungs-(Groß-) Abnehmer konnte durch
120 Erweiterungen und 115 Neuanschlüsse um 36 800 kVA
erhöht werden.
Besondere Erwähnung verdient, daß es im Berichts-
jahr gelang, die deutsche Industriewerke A.G., Berlin-
Sanda welche bisher ihren Strom in eigener Anlage eT-
zeugten, als Abnehmer zu gewinnen; sie wurden mit einer
Gesamtleistung von etwa 8500 kW an das städtische Netz
angeschlossen, ihr Stromverbrauch wird etwa 25 Mill kWh
betragen. Ferner ist der Anschluß des kürzlich eröffneten
Warenhauses Karstadt am Hermannplatz in Neukölln mit
etwa 5000 kVA hervorzuheben und darin besonders dessen
ganz elektrisch eingerichtete Küche mit einem Anschluß-
wert von etwa 800 kVA.
Auch sonst hat der Elektrowärmeabs
Fortschritte gemacht. Einige neue Elektroverzütunes-
öfen wurden aufgestellt. Praktische Versuche erbrachten
den Nachweis, daß für die Form- und Kerntrocknung in
Gießereien die Elektrizität bei Verwendung von Nacht-
strom durchaus konkurrenzfähig ist. Ein weiteres An-
wendunesgebiet der Elektrowärme verspricht die Boden-
beheizung in der Landwirtschaft zur Förderung des
atz gute
15. August 1929
Wachstums der Pflanzen zu werden; umfangreiche Ver-
suche naclı dieser Richtung sind eingeleitet, ihr Ergebnis
muß jedoch noch abgewartet werden.
Schließlich hat die BEWAG, um die manniefaltigeun
Sondergebiete der Elektrizitätsanwendung planmäßig zu
studieren, ein „Bureau für Sonderaufgaben“ eingerichtet.
Thierbach.
Kurze Auslandsnaehrichten. — Österreich. Da
die behördliche Bewilligung zur Vornahme der techni-
schen Vorarbeiten für das Tauernwerk! nunmehr erteilt
worden ist, kann mit diesen begonnen werden. Es handelt
sich dabei zunächst um die Anlage eines Barackenlarers
fur 120 Arbeiter, die Bohrung eines 35 m tiefen Schachtes
am Moserboden, den Bau eines der Hangkanäle in 2000 m
Höhe am Fochettkopf usw. Die hierfür notwendige elck-
ı Vgl. ETZ 359.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
1216
trische Arbeit soll in einer Hilfszentrale von 150 kW an
der Kapruner Ache gewonnen werden. Bei der Kom-
missionierung hatten die verschiedensten Interessenten
Einwendungen erhoben, darunter Vertreter der Landwirt-
schaft und Fischerei, die Aluminium-Industrie A. G. in
Lend, Vertreter von Bad und Hof Gastein und schließlich
auch die Bundesbahnen mit Rücksicht auf eine mögliche
Schädigung des Stubachkraftwerks. — Das Kraftwerk der
Österreichischen Bundesbahnen in Mallnitz am Südabhang
der Hohen Tauern, das die rd. 320 m betragende Gefäll-
stufe des Mallnitzbaches zwischen Lassach und Ober-
vellach ausnutzt, ist am 18. VII dem Betrieb übergeben
worden. Zwei Turbinen zu je 5000 PS haben den Dienst
aufgenommen; diese Leistung wird nach Vollausbau ver-
doppelt sein. Die Zentrale dient als Grundbelastungs-
anlage und wird mit dem Speicherspitzendeckungswerk
der Bundesbahnen im Stubachtal zusammenarbeiten. Hogn.
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftstelle: Berlin W 67. Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
Kommission für Hochfrequenztechnik.
Die Normgruppe „Rundfunk“ beim Zentralverband
der deutschen elektrotec hnischen Industrie gibt nach-
stehend einen Entwurf 1 zu dem Normblatt
DIN VDE 1506 „Rundfunkgerät. Röhren-
sockel mit 6 und 7Stiften und Lehren
für Sockel und Fassung”
bekannt.
Einsprüche gegen diesen Entwurf sind in doppelter
Ausfertigung bis zum 1. Oktober 1929 an die Geschäft-
stelle des VDE zu richten.
(Normblatt-Entwurf DIN VDE 15065 siehe Seite 1216.)
Neu erschienene Normblätter.
Folxende DIN VDE-Normblätter sind neu erschienen:
Rundfunkgerät.
DIN VDE 1501 Juli 1929. Röhrensockel mit 4 Stiften und
Lehren für Sockel und Fassung.
DIN VDE 1504 Juli 1929. Röhrensockel mit 5 Stiften und
Lehren für Sockel und Fassung.
StützerfürInnenräume.
Gruppe A (kleinste Umbruchkraft P = 375 kg).
DIN VDE 8100 Bl.ı Juli 1929. Zusammenstellung.
DIN VDE8100 Bl.2 Juli 1929. Isolatoren.
DIN VDE 8100 Bl.3 Juli 1929. Kappen und Sockel.
Gruppe B (kleinste Umbruchkraft P = 750 kg).
DIN VDE 8101 Bl. 1 Juli 1929. Zusammenstellung.
DIN VDE 8101 BLO Juli 1929. Isolatoren.
DIN VDE 8101 Bl.3 Juli 1929. Kappen und Sockel.
Gruppe C (kleinste Umbruchkraft P = 1250 kg).
DIN VDE 8102 Bl. 1 Juli 1929. Zusammenstellung.
DIN VDE 8102 Bl.2 Juli 1929. Isolatoren.
DIN VDE 8102 Bl. 3 = 1929. Kappen und Sockel.
Gruppen A, Bund C.
DIN VDE 8103 Juli 1929. Abschlußteller.
DurchführungenfürI/nnenräume.
Gruppe B Reihe 1 bis 20 (kleinste Umbruchkraft
P = 750 kg).
DIN VDE 8104 Bl.1 Juli 1929. Zusammenstellung.
DIN VDE 8104 Bl.2 Juli 1929. Isolatoren.
DIN VDE 8104 Bl.3 Juli 1929. Kappen und Flansche.
Gruppe B Reihe 30 und 45 (kleinste Umbruchkraft
P = 750 kg).
DIN VDE 8105 Bl.1 Juli 1929. Zusammenstellung.
DIN VDE 8105 BIO Juli 1929. Isolatoren.
Gruppe B (kleinste Umbruchkraft P = 750 ke).
DIN VDE 8105 Bl.3 Juli 1929. Kappe und Flansch
Reihe 30.
DIN VDE 8105 BL A Juli 1929. Kappe und Flanschı
Reihe 45.
Gruppe C (kleinste Umbruchkraft P = 1250 kg).
DIN VDE 8106 Bl. 1 Juli 1929. Zusammenstellung.
DIN VDE 8106 Bl.2 Juli 1929. Isolatoren.
DIN VDE 8106 Bl.3 Juli 1929. Kappen und Flansche.
Gruppe B (kleinste Umbruchkraft P = 750 kg).
DIN VDE 8107 Bl. 1 Juli 1929. Bolzen.
Gruppe C (kleinste Umbruchkraft P = 1250 ke).
DIN VDE 8107 BL 2 Juli 1929, Bolzen und Zentrierstücke.
Stützerund Durchführungen.
DIN VDE 8108 Juli 1929. Riffelunge.
Alle Anfragen bezüglich Lieferung und Versand der
Normblätter sind an die Beuth-Verlag G.m.b.H., Berlin
S14, Dresdener Str. 97, zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Eiektrotechniker.
Berlin W 57, Kurfürstenstrahe 15/16.
Bekanntmachung.
Die der Firma Simala-Elektro-Gesellschaft m. b. II.,
Weimar, a Z. erteilte Genehmigung zur Führung des
VDE-Zeichens für ihre 6 A-Sicherungen ist gestrichen
worden, da die Firma trotz mehrmaliger Mahnung die von
ihr zu entrichtende jährliche Anerkennungsgebühr nicht
gezahlt hat.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Zimmermann.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
Auer v. Welsbach 7. — Am 4. VIII. ist Dr. Karl Frei-
herr Auer von Welsbach kurz vor Vollendung
seines 71. Lebensjahres an den Folgen einer Marenkrank-
heit gestorben. Wir behalten uns vor, auf die Verdienste
des Verstorbenen um die Elektrotechnik, die bereits an-
läblich seines 70. Geburtstages in der ETZ 1928, S. 1424,
anzedeutet wurden, nochmals zurückzukommen.
R. Seifert 1. — Am 28. VII. d. J. starb Richard Sei-
fert im 68. Lebensjahre, der Begründer der Firma Richard
Seifert & Co, Hamburg. Der Verstorbene hat sich in
den Arbeiten seine r Firma auf den Gebieten Feinmechanik,
Elektrotechnik und Röntsentechnik besondere Ve rdienste
erworben und war Mitbegründer und Ehrenmitglied des
EES des deutschen Elcktro-Installateur-Ge-
werbes.
Auszeichnungen. — Von der T. H. Berlin wurde der
technische Direktor der Deutsche Telephonwerke u. Kabel-
1218 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33 15. August 1 929
Koch nicat endgü tiq —
e DIN
Rundfunkgerät
Röhrensockel mit 6 und 7 Stiften und Lehren für Sockel und Fassung Entwurf 1
Elektrotechn:k VDE 1506
Maße in mm
Sockel
MaßBlehre für den Sockel
Kanten gerundet Sockel und Fassung müssen in der Mitte
zwischen den Stiften I und 2 (s.
DIN VDE 1507) eine vertiefte fühl-
bare Marke haben.
NG Th
E Beim Sockel ist diese Marke auf der Zy-
ee linderaußenseite und bei der Fassung
an geeigneter Stelle anzubringen.
Der zentrale Stift kann — wenn nicht
benötigt — fortfallen.
In der Fassung kann statt des zentralen
Anschlusses ein Loch vorgesehen
ein.
Zuordnung der Stifte zu den Elektroden
siehe DIN VDE 1507.
1) Das Abmal: entspricht der Lehre gW = g 1
und gilt für den nicht geschlitzten Stift
auf seiner ganzen Länge. Schlitzen
oder sonstige Federung der Stifte nicht
erforderlich, da Fassung mit federnden
Kontakten vorgeschrieben.
Fassung
Maßlehre für die Fassung mit federnden Kontakten
Kontaktlehre für die Fassung
SL
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N,
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(AA
WA
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Q
a
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AA
A
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d
k A
LU
25-005
Abstandsmaße wie bei der MaBlehre für die Fassung.
Bei eingeführter Lehre müssen die 6 bzw. 7 Federn
der Fassung kurzgeschlossen sein.
August 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E. V.
15. August 1929
industrie A. G. Erwin Neuhold zum Dr.-Ing. E. h. er-
nannt in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste
als Schaltungsteehniker auf dem Gebiete des Ämterbaus
im allgemeinen und der Entwicklung der Selbstanschluß-
technik im besonderen. — Die Institution of Civil Engi-
neers, London, hat Herrn Andre Blondel in Anerken-
nung seiner zahlreichen wertvollen Arbeiten auf dem Ge-
biete der Elektrotechnik die goldene Kelvin-Medaille ver-
lichen. A. Blondel ist Präsident des Redaktionskomit6s
der Rev. Gen. de FEl und Mitglied der Pariser Akademie
der Wissenschaften. Die bekannteste seiner Leistunzen
durfte die Erfindung des OÖszillographen sein; das Haupt-
gewicht seiner Arbeiten liegt jedoch auf dem Gebiet der
theoretischen Beherrschung der Elektrotechnik.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Entwicklung der elektrischen Loko-
motiven und Triebwagen. Unter besonderer
Berücks. Österreichs. Von fng. PF, X.Saurau. 3, neu-
bearb. u. bedeut. erw. Aufl. Mit 1 Tab., 78 Abb. u. 144 S.
in 8°. Buchverlag „Vienna“ Rudolf Jamnig, Wien 1928.
Preis geh. 4,60, geb. 5,60 RM.
Der Verfasser unternimmt es, mit dem vorliegenden
Buch in begrenztem Umfang auf rd. 14t Seiten einen
Überblick über die geschichtliche und die mechanisch-elek-
irische Entwicklung des elektrischen Balnbhetriebes im all-
zemeinen und in Österreich im besonderen sowie über die
Bauarten der elektrischen Lokomotiven und Triebwagen
in Österreich zu geben. Die Notwendigkeit der Heraus-
gabe einer dritten Auflage nach kurzer Zeit beweist, dab
nieht nur die Aufgabe, die sieh der Verfasser gestellt hat,
richtig ist, sondern die vorliegende Arbeit auch einem Be-
dürfnis entsprochen hat. Diese Frfoige verdankt das Buch
seiner knappen, von Theorie freien Darstellung; es er-
weckt deswegen nieht nur bei den Beamten der Eisenbahn-
hetriehbe, für welche es eigentlich bestimmt ist, sondern
auch bei dem aubßenstehenden Laien das Interesse für die
neue Betriebsform. Zahlreiche eut gewählte, leider zum
Teil schlecht wiedergerebene Abbildungen veranschau-
lichen den Text und geben eine bildliche Darstellung der
Entwicklung der Triebfahrzeuge.
Die vorliegende dritte Auflage hat im Vergleich zur
zweiten an dieser Stelle S. 1585 ETZ 1927 besprochenen
eine bedeutende Erweiterung des Stoffes sowie des Bild-
materials erfahren. Insbesondere wurde der Entwicklung
des Gleichstroms in dieser Auflage eine größere Beach-
tung geschenkt sowie auch das Drehstrom- und das Spalt-
plasensystem gebührend erwähnt. Des weiteren kommen
als neue Kapitel einerseits die Fahrzeuge der gleislosen
Bahnen, anderseits die Fortschritte der elektrischen Zug-
förderung in fast allen Ländern der Welt hinzu. Doch ver-
mibt man in der vorliegenden Auflage immer noch die in
der obenerwähnten Besprechung gewünschten Lokomotiv-
schaltunzschemata der hauptsächlich verwendeten Strom-
systeme, Ebenso würden Skizzen, welehe die verschiedenen
Triebwerkausrüstungen veranscehaulichen, wesentlich zum
Verständnis dieses für dei Laien meist räumlich nicht
leicht zu erfassenden Teiles der mechanischen Ausrüstung
beitragen und den Text ergänzen.
Die an verschiedenen Stellen des Buches vom Verfasser
"äußerte Ansicht, daß bei der Nutzbremsungz die Strom-
ersparnisse ausschlaggebend sind, bedarf insofern einer
tichtiestellung, als heute immer mehr die rein bremstech-
nischen Vorteile, wie erhöhte Betriebsicherheit durch Vor-
handensein einer weiteren Bremse, Verringerung des Ver-
schleißes der Bremsklötze sowie Abnutzung der Radreifen
in den Vordergrund treten. Bei der Besprechung der ALG-
l.skomotive Type (ia) der D.R.B. sowie bei derienigen der
Seccheron-Lokomotive Type 1Co-Col der Lötschbergbahn
weist der Verfasser auf die günstigen Gewichte der beiden
Lokomotiven hin und bezeichnet die erstere als leichteste
Wechselstromlokomotive. Man vergleiche nun in dieser
beziehung den Aufsatz in Elektrische Bahnen 1928, N. 281
und 378. Man ersieht daraus, daß solche Zahlen einen nur
rohen Vergleich zulassen, insofern es sie h nieht um Loko-
motiven für ganz genau gleic he Betriebsverhältnisse han-
delt. Bei der Beschreibung der Triebwerke wäre der An-
trieb mit zwei gegenüberliegenden Motoren und dazwischen
befintlichem Übertragunesinechanismus der Linke Hof-
mann Lauchhammer A.G. bzw. Beremann-Werke sowie
derjenige der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinen-
fabrik Winterthur erwähnenswert.
Dureh die gleichzeitige Behandlung der elektrischen
Ausrüstung für Gleich- und Wechselstrom-Lokomotiven
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33
1217
sind Unklarheiten entstanden. So schreibt der Verfasser,
daß bei Gleichstrom der Motor seine Spannung von der
Mitte der Schaltdrosselspule erhält, so daß der Motor den
Mittelwert der Spannung beim Schalten von Stufe zu Stufe
bekommt. Zu erwähnen wäre ebenfalls, daß die Wider-
standshbremsunz (welehe übrigens nieht identisch ist mit
der Kurzsehlußbremsung) nicht nur bei Gleichstrom, son-
dern auch bei Wechselstrom - Fahrzeugen (C-C - Lok.
Reihe 401 Rh.B., E-Lok. Reihe 1080.100 Ö.B.B., B.-B.-Lok.
Reihe 1170 Ö.B.B., LB-B1-Lok. Reihe 12 303 S.B.B., 1C,-Col-
Lok. Reihe 201 B.L.S.) angewendet wird. Die Bezeichnung
auf 8.55, Dreh- oder Zusatztransformator, ist nicht an-
gängige, indem diese Gleichstellung mit dem auf 8.65 er-
wähnten Zusatztransformator zu Unstimmigkeiten führt.
Die erwähnte versuchsweise Anordnung eines Elektro-
dampfkessels im Gepäckwagen zur Heizung des Zuges
bei den Schweizerischen Bundesbahnen ist durch die
direkte, vom Lokomotivtransformator aus gespeiste
Widerstandsheizung in den Wagen überholt worden.
In den Kapiteln über die Fortschritte der elektrischen
Zueförderung ist zu erwähnen, daß in den V.S. Amerika
die Länge von 2300 km für elektrisierte Vollbalınen als
zu klein angesehen werden muß, Ferner reicht heute der
elektrische Betrieb der Paulista-Bahn in Brasilien von
Jundiahy bis Rio Claro; gegenwärtig wird an der Fort-
setzung der TElektrisierunz bis Rincao gearbeitet. Bei der
Besprechung von Japan wurde der teilweise Ausbau auf
elektrischen Betrieb der Shinyetsu-Linie (Usui-Paß) so-
wie auch derjenige der Chuo-Linie nicht erwähnt. Auf
der Strecke Meester-Cornelis bis Tandjong Priok auf
Java stehen nieht nur Lokomotiven schweizerischer, son-
dern auch solehe holländiseher und deutscher Herkunft
im Betrieb. Bei der Besprechung der elektrischen Zug-
förderung in Österreich ist bei Triest-Opeina richtizzu-
stellen, daß in diesem Frühiahr die Zahnrad- in eine Seil-
balınstrecke umgebaut wurde.
Die obigen Ausführungen können weeleitend für
eine Neuauflage sein, wobei auch gleichzeitig der Wunsch
berücksichtigt sein möge, bei der Besprechung der elek-
trischen Ausrüstung der Triebfahrzeure eine klarere Tren-
nung zwischen Motorwasen und Lokomotive einerseits
und zwischen der elektrischen Ausrüstung für Gleich-
und Wechselstrom anderseits anzastreben. Bei Beachtung
der gemachten Anregungen vermag dann das Buch auch
den Spezialisten auf dem Bahnzrebiet zu interessieren.
Theod. Tschopp.
Galyanometer für Gleich- und
Von Dr. ©. Werner Mit 93 Abb,
208 S. in er. 8%. Verlag von Walter
Berlin 1928. Preis geh. 13 RM, geh.
Empfindliche
Wechselstrom.
17 Tab., VII u.
de Gruyter & Co,
14 RM.
Nach der Einführung zu dem Buche will der Verfasser
die für die richtige Auswahl und erfolrreiche Verwendung
hochempfindlicher Galvanometer erforderlichen Kennt-
nisse vermitteln und versucht einen Überbliek der wich-
tirsten Melßsprinzipien und Konstruktions-Richtlinien sowie
der vorliegenden Ausführungsformen zu geben. Bin reich-
liches Literaturverzeichnis unterstützt die theoretischen
Abhandlungen.
Das Buch behandelt die Prehspul-, DPrehmagnet- und
Saitengalvanometer, ferner die Galvanometer für Wechsel-
strom sowie die Zusatz- und Hilfseinriehtungen und
Schaltungen für den Gebrauch der Instrumente. Ju aber
eine ähnliche Arbeit bisher nicht vorliert, so wird damit
eine Lücke ausgefüllt, und die mit einer erstmaligen Be-
arbeitung verbundenen Mängel werden die Nützliehkeit
des Buches nieht mindern. Der beschreibende Teil ist
etwas zu kurz gekommen, wenn man den Zweck des Buches
besonders beachtet: auch darf nieht unbemerkt bleiben,
daß vieles noch zu berichtigen und zu ergänzen ist und
der Verfasser nieht immer die neuesten Typen der vor-
liegenden Ausführungen im Bild und Text bringt. So ist
unter anderm Abb. 140 S. 66 des kleinen Spierrel-Galvano-
meters von S& H lange überholt, und die vom Referenten
nicht nur bei diesem Gralvanometer vor Jahren eingeführte
thermokraftfreie Anordnung des Torsionskopfes ist auch
in der Beschreibung nicht erwähnt, obgleich gerade den
störenden Thermokräften ein besonderes Kapital gewidmet
ist. Auch Hinweise werden vermißt, wie z. B. auf die
leider fast unvermeidliche Nullpunktverstellunz bei Be-
tätirung des magnetischen Nebensehlusses N. 56; ferner
das erforderliche Vermeiden starker Stromstöße bei balli-
stischen Ausschlägen S. 53. Eine Eichung mit direkter
Stromentnahme aus dem Norinalelement S. 192 ist nicht
empfehlenswert, denn abgesehen von der Schädierung des
Klementes darf der innere Widerstand, 200... 500 Q, nicht
unbeachet bleiben. Die Ausführungen hinsichtlich der
1218
Selbstinduktion bei ballistischen Messungen, S. 78, decken
sich nicht mit den praktischen Erfahrungen. Bei Hin-
weisen im Text auf an anderer Stelle befindliche Tabellen
ist es für ein Nachschlagebuch wichtig, die Seitenzahl bei-
zufügen. Im Kapitel „Schutzeinrichtungen“ gegen mecha-
nische Störungen, S. 183, fehlt Hinweis auf eine Arbeit
von Hagen (P.T.R.) über die Verbesserung der Aufhän-
gung der Panzergalvanometer. Durch vollständige Aus-
schaltung jeder Eigenschwingung innerhalb der Aufhän-
gung gelanst die Juliussche Anordnung erst voll zur
Wirkung. Der feste Einbau des Drehspulinstrumentes in
Abb. 89 entspricht diesen Erfahrungen. Bei den Neben-
schlüssen, S. 169...176, fehlt ein Hinweis, daß die Neben-
schließung temperaturabhängig wird, wenn der Tempe--
raturkoeffizient der Galvanometerspulen nicht durch tem-
peraturfreie Widerstände gedrückt ist oder die Neben-
schlüsse aus dem zleichen Material wie die Galvanometer-
spulen gefertigt sind (Drehmarnet-Galvanomet-r). Die un-
eingeschränkte Empfehlung des einfachen Nebenschlusses
für Brücken und Kompensationsschaltungen bedarf der
Berichtigung. Die Zeichnungen besitzen z.T. recht flüch-
tigen Charakter und können, wie z.B. auf S. 127, den Text
kaum wesentlich ergänzen. Die Schaltskizzen lassen häu-
fig hinreichende Beschriftung oder Bezifferung und ein-
heitliche Bezeichnung vermissen. Das Einsctzen falscher
Abbildungen, wie 92b, hätte vermieden werden sollen,
ebenso wie falsche Bezeichnungen in Abb. 81. Recht
interessant ist unter anderem das Schaulinienbild Abb. 93
über Frequenzbereich und Empfindlichkeit der behandel-
ten Instrumente. Aber auch hier wären erklärende Hin-
weise für die Bezeichnungen wie z.B. „Si= Normalemp-
findlichkeit s. S. 54” u. del. recht zweckmäßig, um den
Zweck des Buches zu erfüllen. Schöne.
Die Elektronenröhre,. Ihre Theorie und ihre
praktische Anwendung in Empfangs- und Verstärker-
schaltung. Von A.Forstmannu.Dr. ESchramm.
(Radio-Reihe Bd. 24.) Mit einem Geleitwort von
E. Reisz, 197 Textabb. u. 238 S. in 8°. Verlag von
EN Carl Schmidt & Co., Berlin 1927. Preis geb.
AN
Ein ausgezeichnetes Buch, welches vielfach ausführ-
licher als in den bekannten wissenschaftlichen Werken in
die Theorie der Elektronenröhre und die Schaltung der
Röhre als Verstärker und Gleichrichter einführt. An
Hand zahlreicher Diagramme wird das Verhalten der
Röhren mit Wolfram-, Oxyd- und thorierten Wolfram-
kathoden klargestellt. Einzelheiten der Fabrikation wer-
den in Wort und Bild behandelt. Der Abschnitt: die Röhre
als Schaltelement in Nieder- und lHochfrequenz- und Lei-
stungs-Verstärkern und in Gleichrichtern gibt den Ver-
fassern Gelegenheit, zahlenmäßige Zusammenhänge zwi-
schen allen in Frage kommenden elektrischen Größen
aufzustellen. Das Kapitel über die praktische Anwendung
der Röhre ist kürzer gehalten und bildet eine gute Ergän-
zung der theoretischen Betrachtungen. Das Schwinzaudion
und der Überlagerungsempfang sind hier ausgenommen
und sollen in einem besonderen Band erscheinen, Der In-
halt und die Ausstattung des Buches sind gleieh gut. Das
Buch kann in jeder Beziehung empfohlen werden.
Lübcke.
Bauelemente der Feinmechanik. Von ©.
Richter u. Dipl.-Ing. R. v. Voß. Mit 1 Beitrag zu
dem Abschnitt „Zahngetriebe"“ v. M. Fölmer. Mit
1852 Abb. u. 36 Taf. VIII u. 576 8. in gr. 8°. VDI-Ver-
en 1929. Preis geb. 29 RM, f. Val-Mitglieder
6 X
Für den Elektrotechniker ist beim Entwerfen von
Maschinen und Geräten aller Art nicht nur der rein elek-
trische Teil von Bedeutung, sondern in gleichem Maße
der mechanische, der die Gestaltung und Fertigung bhe-
trifft. Als Grundlage für die Gestaltung von Maschinen
dienen bekanntlich die Maschinenelemente. Für die Ge-
staltung kleinerer Geräte, wie sie beim Ban von Tele-
graphen-, Fernsprech- und Rundfunkgeräten, Fernsprech-
ämtern, Fernmelde- und Kontrollgeräten, Signalgeräten
für Eisenbahnen, Schiffe und Bergwerke, elektrischen
Uhren, den zahlreichen elektrisehen Mels-, Registrier- und
Anzeigegeräten, elektro-medizinischen Geräten, Glüh- und
Bogenlampen, Schaltern, Sicherungen usw. vorkommt,
sind die Maschinenelemente jedoch meist nicht verwend-
bar. Hier handelt es sich vielmehr um einen Teil des
großen Gebictes der Feinmechanik, dessen Bauelemente
von denen des Maschinenbaues mehr oder weniger ab-
weichen und die ihr eigenes besonderes Gepräre, haupt-
sächlich unter dem Einfluß der Massenfertigung, erhal-
ten haben.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 33
15. August 19%
Ein Werk, das diese „Bauelemente der Feinmechanik“
zusammenfalst und alle die weitausgedehnten und ver-
schiedenartigen Zweige der feinmechanischen Industrie
auf mechanischem, elektrischem und optischem Gebiet in
gleicher Weise berücksichtigt, hat es bisher nicht ge-
geben. Daß erst heute ein derartiges Werk erscheint,
dürfte ein Beweis für die Schwierigkeit der Aufgabe sein.
Um so mehr ist es zu begrüßen, daß in diesem Werk die
Sammlung und Ordnung dieser Elemente so vollständig
durchgefülirt ist, daß es für den Ingenieur der Fein-
mechanik in ähnlicher Weise grundlegend ist wie seiner-
zeit die Werke von Reuleaux und Bach für den In-
senieur des Maschinenbaues. Das Fehlen eines solchen
Werkes wurde um so schwerer empfunden, als es sich
hier um Erzeugnisse handelt, die hoch veredelt und daher
u die deutsche Wirtschaft von besonderer Bedeutung
sind.
Nach einer kurzen Übersicht über die Werkstoffe der
Feinmechanik, darunter über die Isolierstoffe und Isolier-
preßstoffe, werden den festen und lösbaren Verbindun-
gen umfangreiche Kapitel gewidmet. Verschweißungen,
Verpressungen, Versickungen, Verbördelungen, Eip-
bettungen u. dgl. stellen feste Verbindungen dar, wie
sie der Maschinenbau nicht kennt. Ebenso sind die lös-
baren Verbindungen durch den Wegfall nennenswerter
Kräfte und Geschwindigkeiten anders gestaltet, und auch
die bewegten Verbindungen, die Lagerungen und Füh-
rungen, sind schon durch den meist verlangten Wegfall
ieder Schmierung in ganz besonderer Art ausgebildet.
Die weiteren Kapitel enthalten unter der Bezeichnung
„Triebmittel” zunächst die Speicher (Gewichte und Fe-
dern), die Leiter (außer Bedienungsmitteln die Achsen
und Wellen) und die Getriebe als Reibgetriebe, Zahn-
getriebe, Zugmittelgetriebe, Schraubengetriebe und Hebel-
und Kurbelzetriebe, denen sich die Schaltwerke an-
schließen. Unter „Regelwerken” sind dann als Fest.
stellungen” die Bremsen, Rastwerke, Verriegelungen und
Gesperre zusammeneefaßt, und als „Geschwindizkeits-
regler“ findet man die schon im Prinzip von den Reg-
lern des Maschinenbaues abweichenden Bremsreeler und
Hemmregler und schließlich die Dämpfungen.
Ein besonderer Vorzug dieses Werkes liegt darin,
daß es nicht nur eine klare übersichtliche Einteilung des
weitverzweigten Gebietes, sondern an den Stellen, wo es
möglich ist, auch eine rechnerische Behandlung bringt,
so daß der Konstrukteur nicht mehr wie bisher nur auf
Erfahrungswerte angewiesen ist. Er ist jetzt beispiels-
weise in der Lage, die besonderen Verhältnisse bei den
Spitzenlagerungen und Federn elektrischer Meßreräte,
den Geschwindigkeitsreelern für Relais und Laufwerke,
den Dämpfungen bei Meßgeräten usw. rechnerisch zu
überprüfen. Zum Verständnis tragen ganz besonders die
äußerst zahlreichen, musterzrültig hergestellten Zeichnun-
een bei, die Beispiele aus den verschiedensten Gebieten
der feinmechanischen Technik bringen. Dadurch ist ins-
besondere dem Konstrukteur elektrotechnischer Geräte
Gelegenheit gegeben, gut durchgebildete Bauelemente aus
anderen Industriezweigen zu übernehmen, die ihm sonst
schwerlich zugänglich sein würden.
So haben die Verfasser für die gesamte deutsche fein-
mechanische Industrie im weitesten Sinne das Fundament
geschaffen, das für die weitere wissenschaftliche Er-
fassung der feinmeehanischen Technik und ihre Auf-
nahme als Unterrichtsfach für Schulen Voraussetzunz
war. Träst einmal die wissenschaftliche Behandlung
dieses Gebietes ähnliche Früchte, wie dies in der Chemie
und in der Elektrotechnik der Fall ist, so wird immer
ein wesentlicher Teil dieses Verdienstes auf die Verfasser
dieses grundlegenden Werkes zurückzuführen sein.
Kniehahn.
Werkstoffprüfung (Metalle). Von Prof. Dr.-Ing.
P.Riebensahm und Dr.-Ing. L..Traeger. (Werk-
stattbücher, herause. v. E. Simon, H. 34) Mit XV Fig.
i. Text u. 68 S. in 8%. Verlag von Julius Springer, Berlin
1928. Preis geh. 2 RM.
Das Buch soll dem Konstrukteur und Betriebsinze-
nieur einen Überblick über die grundlegenden Unter-
suchungsverfahren der Werkstoffprüfung geben. Es ist
in 3 Abteilungen gegliedert, von denen die Untersuchung
der mechanischen Eigenschaften der Metalle den Haupt-
inhalt des Buches bildet, während in den beiden anderen
Abteilungen die metallorraphische und die Röntgeenunter-
suchung nur verhältnismäßig kurz behandelt sind. An der
Hand klarer Abbildungen werden nacheinander die ver-
schiedenen statischen und dynamisehen Untersuchunzen
behandelt, auch die Universalprüfmaschine von Lose n -
hausen für Druck-, Zug- und Biegzunesbeanspruchunz i-t
nicht vergessen. Während diese Untersuchungen zur Ibe-
Ach
16. August 1929
stimmung der Widerstände dienen, die die Werkstoffe bei
den verschiedensten Beanspruchungen zu leisten imstande
sind, wird durch die im Anschluß hieran besprochenen
technologischen Prüfungen das Verhalten der Werkstoffe
unter verschiedenen äulseren Verhältnissen, im kalten und
warmen Zustande beobachtet. Bei der großen Wichtigkeit
der Werkstoffprüfungen für den neuzeitlichen Maschinen-
bau und dem Umfange, den dieses Gebiet in den letzten
Jahrzehnten angenommen hat, ist das Erscheinen eines
solchen tleftes, das das Wichtigste hierüber in gedräng-
ter Form vermittelt, nur zu begrüßen. Witt.
Rostfreie Stähle. Berecht. dt. Bearb. d. Schriit
„Stainless Iron and Steel“ v.J.H.G.Monypennyin
Sheffield. Von Dr.-Ing. H Schäfer. Mit 122 Textabb.,
VHI u. 342 S. in 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin
1928. Preis geb. 27 RM.
Schäferhat der stahlerzeugenden und -verbrauchen-
der Industrie bereits mehrere wertvolle Bücher geschenkt,
nämlich zwei Übersetzungen von Büchern des bekannten
englischen Metallurgen Brearly, Die Werkzeugstähle
und ihre Wärmebehandlung, das wohl in keiner deutschen
Werkstätte fehlt, und Die KEinsatzhärtung von Eisen und
Stahl, gleichfalls von Brearly, und ein selbst verfaßtes:
Die Konstruktionsstähle und ihre Wärmebehandlung. Mit
der vorliegenden Übersetzung Rostfreie Stähle
wird ein Gebiet bearbeitet, dem unzweifelhaft eine große
Zukunft, man möchte sagen die Zukunft der Stahlerzeu-
gung bevorsteht. Man wird sich fragen, warum Schäfer so
gern zur Übersetzung englischer Bücher greift. Das Vor-
wort gibt darüber keinen Aufschluß. Ein so ausführliches
deutsches Buch über den Gegenstand allein gibt es zur
Zeit nicht. Die wertvollen deutschen Arbeiten finden sich
nur Schwer zugänglich in den Zeitschriften verstreut.
Schäfer hat sie in der Übersetzung mitverarbeitet und
im Literaturnachweis aufgeführt, und hat damit die Ein-
seitirkeit des englischen Originals ausgeglichen. Er hätte
aber gerade so gut ein selbständiges Buch schreiben können.
Es bleibt also eine offene Frage, ob ihn die einfache, an-
schauliche englische Schreibweise, die auch jedem Leser
geiallen wird, anzog, oder ob er damit betonen wollte, daß
die Engländer immer noch in der Erzeuzung von legierten
Stählen an der Spitze marschieren. Die Behandlung der
metallurgischen Grundlagen ist etwas abweichend von der
hierzulande üblichen, was dem Ingenieur, der das Buch
zur Wiederauffrischung und Ergänzung der etwas ver-
blaßten Kenntnisse zur Hand nimmt, nur willkommen sein
kann. Sie ist aber auch dem Verständnis des weniger me-
tallurgisch gebildeten Verbrauchers angepaßt, der sich
heute mit der Beschreibung der Herstellung, Behandlung
und Verwendung der rostfreien Stähle allein nicht mehr
begnügen darf, sondern sich in die thermischen Vorgänge
hei der Erzeugung und Verarbeitung vertiefen muß. —
Über rostfreies Gußeisen ist in dem Buche leider nichts
zu finden, auch fehlt ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis.
M. Escher.
Metallographie. Von Prof. Dr. Guertler. Bd.2:
Die Eigenschaften der Metalle und ihrer Legierungen.
2. Teil: Physikalische Metallkunde 7. Abschn. Die
thermische Leitfähigkeit. Von Dr. A.
Schulze. 2. Lief Mit 83 Textabb., 1 Anh., AIT u.
317 S. in 8°, Verlag von Gobrüder Borntraeger, Berlin
1927. Preis geh. 13,40 RM.
Mit der an ihm gewohnten musterhaften Sorgfalt und
Klarheit ordnet der Verfasser den recht lückenhaften
Stoff in 4 Kapiteln, je nachdem die behandelten Legierun-
gen aus zwei Bestandteilen zusammengesetzt sind, die
sich im festen (kristallisierten) Zustande nicht oder voll-
ständig oder begrenzt mischen oder chemisch verbinden.
Im 5. Kapitel behandelt er den wichtigen Sonderfall, daß
der eine Bestandteil nur wenig vom anderen enthält (ver-
dunnte Lösungen). Im 6. Kapitel erörtert er die Legie-
rungen aus drei und mehr Metallen (Aluminiumlegierun-
gen, Bronzen usw.). Es folgen kleine Kapitel über Oxyde,
Sulfide, Chloride, gepreßte Pulver, Einfluß von Tempera-
tur, Druck und Verformung auf das Wärmeleitvermögen
usw.
Trotzdem das genaue Messen der Wärmeleitfähigkeit
weit schwieriger ist als das der elektrischen Leitfähigkeit,
ist doch, wie das Heft zeigt, ein guter Grundstock vor-
handen, auf den sich auch einige theoretische Folgerun-
gen aufbauen lassen. K. Arndt.
Heimtechnik. Von Dr.-Ing. L.Schultheiß. Ein-
führungswort v. Geh. Rat Prof. Ch. Prinz. Mit 127
Abb., 23 Zahlentaf., X u. 158 S. in gr. 8%. Verlag R. Olden-
bourg, München u. Berlin 1929. Preis kart. 8,50 RM.
-Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
1219
Das Buch füllt zweifellos eine schon lange bestehende
Lücke aus, indem es sich vom Standpunkt des Technikers
mit den Fragen der lHeimtechnik auseinandersetzt. Er-
freulicherweise geht es über den Rahmen der bloßen Be-
schreibung unzählizer, meist bekannter Geräte und Ma-
schinen weit hinaus und versucht die Kenntnisse zu
schaffen, die zu einer kritischen Beurteilung von Wirt-
schaftlichkeit und Zweckmäßigkeit technischer Haus-
einrichtungen nötig sind. Unterstützt durch gute Bilder
und viele übersichtliche Diagramme behandelt Schult-
heiß nach einem kurzen Hinweis auf die Grund-
züge wissenschaftlicher Betriebsführung
im Haushalt die Frage der zweckmäßigsten
Raumanordnung und -ausnutzung. Besonde-
res Augenmerk schenkt er naturgemäß der techni-
schen Einrichtung der Küche. Daß schließlich
in übersichtlicher Form dieReinigungder Wäsche
besprochen wird, ist allgemein zu begrüßen, zumal bisher
über diesen wichtigen Zweig der Hauswirtschaft leider
auch in Fachkreisen noch recht wenig Klarheit herrscht.
Den Elektrotechniker interessiert es am meisten, wie
sich der Verfasser mit den Fragen der Elektrizität im
Haushalt, und zumal der Elektrowärme, auseinandersetzt.
Ohne sich allzusehr auf eine eingehende Beschreibung der
einzelnen Gerätetypen einzulassen, versucht er möglichst
obiektiv, die Vorteile des elektrischen Kochens und der
elektrischen Heißwasserbereitung ins rechte Licht zu
rücken. Ob man ihm allerdings bei allen Wirtschaftlich-
keitsberechnungen folgen kann, erscheint fraglich. Wenn
dabei z. B. mit irgendeinem beliebigen kWh-Preis gerechnet
wird, so sollte dieser doch für alle Rechnungen gleich an-
genommen werden. Daß Schultheiß einmal mit 17 Pf und
dann mit 18 PfjkWh rechnet (S. 123), scheint nicht recht
begründet. Wird überhaupt ein derartiger Mittelpreis an-
genommen, dann wäre wohl der in Berlin allgemein üb-
liche von 16 Pf am Platze gewesen. Für die Untersuchung
über das Kochen dürfte sich aber bei der Einführung eines
Preises von 10 Pf/kWh, wie er heute in größeren elektri-
schen Siedlungen für Kochstrom meist gewährt wird, ein
klarerer Überblick über die tatsächlichen Verhältnisse er-
geben. Das gleiche gilt auch für die Gaspreise. Warum
wählt der Verfasser hier den extrem niedrigen Preis von
15 Pf/m?? Daß dadurch natürlich die Energiekosten an
Allgemeingültigkeit verlieren, liegt auf der Hand. Auch
sonst stellt Schultheiß die Vergleiche auf eine für die
Elektrizität eher zu ungünstige Basis. Ein Wirkungs-
grad von Kochplatten von 50% (S. 69) oder 55% (S. 46)
ist zweifellos für neuzeitliche Hochleistungsplatten
zu niedrig, wie ja auch die vom Verfasser selbst ange-
stellten Versuche, die einen Wirkungsgrad von 90 % er-
gaben, beweisen. Selbst wenn man die zur Erhitzung der
Kochplatten benötigte Wärmemenge berücksichtigt, er-
geben sich bei Verwendung geeigneter Kochgeschirre Wir-
kungserade von etwa 70%. Wenn dann anderseits
der Wirkungsgrad von Gaslheißwassererzeugern mit
90 % angegeben wird, so erscheint dies, besonders beim
Kochbetrieb, wobei sehr häufig kleine Wassermengen ent-
nommen werden, reichlich hoch. Auch beim Vergleich der
kKlektrokühlschränke mit den Fisschränken kommen
erstere etwas zu schlecht weg. Die Anschaffungskosten
sind reichlich hoch angenommen (es gibt heute gute Ab-
sorptionssehränke für etwa 700 RM und Kompressions-
schränke für 800 ..1000 RM). Auch kann beim Absorp-
tionsschrank angenommen werden, daß die Beheizungszeit
in die Nachtstunden mit entsprechend niedrigen Tarifen
füllt. Daß bei Kompressionsschränken noch 30 h für Be-
dienung (gegenüber 50 h beim Eisschrank) benötigt wer-
den, ist unerklärlich, da derartige Schränke doch meist
vollselbsttätig arbeiten und demnach keinerlei Bedienung
heanspruchen, während anderseits die zeitraubende Eis-
füllunz ja hinreichend bekannt ist.
Diese kleinen Ausstellungen, die bei einer zweiten
Auflage leicht berücksichtigt werden können, sollen aber
den Wert des ausgezeichneten Buches keineswegs schmä-
lern. Ts gibt nicht nur dem Fabrikanten von Heiz-, Koch-
und Haushaltzeräten manche Anregung, sondern sollte
auch bei keinem Werbeingenieur fehlen. Ebenso werden
Techniker, Installateure und Ilaushaltungschulen das
Buch nutzbringend verwerten können. Auch den projek-
tierenden Ingenieuren und Architekten vermag es gute
Dienste zu leisten. Nach dieser Richtung hin kann bei
einer zweiten Auflage noch besonders durch die Behand-
lung der Frage zweckmäßieer und hinreichender Installa-
tion, die ja gewissermaßen voraussetzende Bedingung für
eine umfangreiche Benutzung elektrischer Geräte ist,
manche Anregung gegeben werden.
Mörtzsch.
1220
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Das neue Abkommen der Allgemeinen Elektrieitäts-
Gesellschaft mit der General Electrie Co.! — Zwischen der
AEG und der International General Electric
Co. als Trägerin der Auslandsinteressen der General Electric
Co. New York, ist ein Plan der Zusammenarbeit vereinbart
worden, der alle Teile der Welt umfaßt. Es ist bekannt, daß
zwischen der AEG und der General Electrie Co. seit mehr als
25 Jahren freundschaftliche Beziehungen bestehen, die im
wesentlichen auf einem Patent- und Erfahrungsanstausch be-
ruhen. Diese Abkommen, die durch den Krieg unterbrochen
und bald nach diesem wieder erneuert wurden, haben sich für
beide Firmen als so wertvoll erwiesen, daß sich der Wunsch
nach deren Ausbau und Vertiefung ergeben hat. Die in
Aussicht genommene Weiterentwicklung der Zusammenarbeit
bezweckt auch eine Verstärkung der freundschaftlichen Be-
ziehungen zu den nationalen Starkstrom-Fabrikations-Unter-
nehmungen in den. Hauptindustrieländern Europas, die mit
der International General Eleetrie Co. und der AEG im Ver-
tragsverhältnis stehen. Im Zusammenhang mit der Änderung
des Abkommens wird eine Kapitalheteiligung der Internatio-
nal General Electrie Co. an der AEG eintreten. Die Inter-
national General Electric Co. erwirbt nominal 30 Mill RM
Stammaktien der AEG mit Dividendenberechtigung zur
Hälfte vom 1. X. 1929, zur anderen Hälfte vom 1. IV. 1930
ab zu einem Kurse von 200 %. Ein Teil der hierfür cr-
forderlichen Aktien soll durch eine Kapitalerhöhung, der
andere durch in Stammaktien umgewandelte Vorzugsaktien
der AEG beschafft werden. Zu diesem Zweck * wird den
Besitzern von Vorzugsaktien der AEG Lit. A und Lit. B
seitens der Berliner Handels-Gesellschaft im Namen eines
Bankenkonsortiums ein Umtausch in S!ammaktien der Ge-
sellschaft derart angeboten, daß sie für den Nennbetrag der
Vorzugsaktien Stammaktien im halben Nennbetrag sowie
eine Barzahlung von 20% auf den Nennbetrag der Vorzugs-
aktien erhalten. Der Vorzugsaktionär behält seinen Divi-
dendenschein für das gegenwärtige Geschäftsjahr 1928/29
und erhält Stammaktien mit Pividendenberechtigung ab
1. X. 1929. Deimgemäß werden für je nom. 600 RM Vorzugs-
aktien mit Dividendenberechtigung ab 1. X. 1929 nom. 300 RM
Stammaktien der AEG mit Dividendenberechtigung ab 1. X.
1929 nebst einem bar auszuzahlenden Betrag von 120 RM ge-
währt. Die Kosten und die Börsenumsatzsteuer gehen zu
Lasten des Bankenkonsortiums. Die vom Bankenkonsortium
eingetauschten Vorzugsaktien werden gegen Zahlung von
mindestens 30% des Nennwerts in Stammaktien umgewan-
delt. Diese umiewandelten Stammaktien sollen, soweit sie
nicht zur Befriedigung der Ansprüche der Vorzugsaktionäre
verwendet werden, der I. G. E. überlassen werden. Zwecks
Durchführung dieser Transaktion haben Aufsichtsrat und
Vorstand der AEG folgenden Beschluß gefaßt: Die auf den
27. VIII. einzuberufende außerordentliche Generalversamm-
lung soll der Verwaltung die Ermächtigung erteilen, das
Aktienkapital der AEG von 186,250 Mill RM um bis zu nom.
23,750 Mill RM zu erhöhen. Die Satzung soll dahin ergänzt
werden, daß die Vorzugsaktien durch Beschluß der General-
versammlung mit Zustimmung der Inhaber der umzuwan-
delnden Vorzugsaktien in Stammaktien umgewandelt werden
können. Von der Ermächtigung zur Schaffung der neuen
Aktien soll nur insoweit Gebrauch gemacht werden, als
dieses zur Durchführung der vorstehend geschilderten Trans-
aktion erforderlich ist.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 33
15. August 1929
trizität befassen, waren das ganze Jahr 1928 voll be-
schäftigt, so daß eine große Anzahl von Arbeitern und
anderen Hilfskräften neu eingestellt werden konnte. Alleı-
dings wird über die außerordentlich niedrigen Preise ge-
klagt. Die Schweiz ist mit 75% ihrer Produktion auf den
Weltmarkt angewiesen, und die Konkurrenz nimmt immer
mehr zu. Die Bestellungen der Bundesbahnen lassen nach.
da ein großer Teil der Strecken bereits elektrisiert ist. Ge-
klagt wird auch über die Verkürzung der Lieferfristen, die
zur Erhöhung der Unkosten zwingt. Aussichten für die näch-
sten Jahre bieten sich im Auslande, hauptsächlich in Su.
amerika, Italien, Frankreich und Spanien. Man hat sich be-
reits durch die befreundeten Großbanken um Konzessionen
fir Wasserkraftausnutzung in diesen Ländern beworben, und
neu gegründet wurden elektrische Holding-Gesellschaften:
die Schweizerisch-Amerikanische Elektrizitäts-Gesellschait
in Zürich (Kapital 92 Mill Fr), die Schweizerisch-Argentini-
sche Elektrizitäts-Gesellschaft in Basel (Kapital 10 Mili
Pes), wozu Expansionen der Trust-Gesellschaften und Kapi-
tulserhöhungen auf diesem Gebiete kommen.
Trotz verschärfter ausländischer Konkurrenz zeigt der
Inlandsmarkt eine gesteigerte Aufnahmefähigkeit fü:
elektrotechnische Erzeugnisse. Die Verwendung elektrischer
Kraft für industrielle Zwecke, für Beleuchtung und für den
Haushalt nimmt zu Die Produktion elektrischer Energie
aus Wasserkräften betrug im vergangenen Jahre rd. 5 Mrd
kWh, wovon etwas über 1 Mrd, also rd. 20%, ausgeführt
wurden. Der Kohlenimport der Schweiz (Steinkohle, Kohs
und Briketts) hatte 1928 einen Wert von 130 Mill Fr. Die für
das Inland mit Wasserkraft gewonnenen 4 Mrd kWh würden
bei Herstellung aus Kohle eine Mehreinfuhr im Werte von
120 Mill Fr erfordern. Das ergibt ein sehr günstiges Ver-
hältnis, welehes beim Ausbau weiterer Kraftwerke, die ge-
plant sind, zur Aktivierung der Handelsbilanz reichlich bei-
tragen wird.
DieEinfuhr elektrischer Erzeugnisse betrug im Jahre
1928 26.8 Mill Fr, also 6,7 Mill Fr mehr als im Vorjahrr.
hauptsächlich Telephon- und Telegraphenapparate, sonstig-
Instrumente. Dynamomaschinen, Glühlampen, Isolatoren.
Elektroden, Kabel. Deutschland hat 60% der Dynam-
maschinen geliefert (daneben lieferten Holland und Frank:
reich), ferner 58% der elektrischen Apparate und Instru-
mente (England 31 %), von den Glühlampen 50 % ee
30 %), an Telephon- und Telegraphenapparaten 55 % (27%
Holland), Akkumulatoren 50% (Frankreich 25 %), Porzel-
lanisolatoren 90% «früher hauptsächlich aus Dänemark.
Elektroden 95% (früher aus den Vereinigten Staaten).
Die Ausfuhr ist im Jahre 1928 auf 80 Mill Fr ge-
stiegen, 17 Mill Fr mehr als im Vorjahre. Davon sind 36 Mill
Dynamomaschinen und 30 Mill Instrumente und Apparate.
Für Glühlampen, Telephone, Kabel usw. bleiben also nur
noch 14 Mill. Hauptabsatzgebiet ist Spanien geworden; es
nahm 30 % der Dynamomaschinen, 25 % von den Instrumen-
ten und Apparaten. Glühlampen bezieht hauptsächlich Hol-
land. Elektrische Lokomotiven gingen viel nach Spanier.
Angesichts der steigenden Verwendung elektrischer Kraft
in allen Ländern der Erde erscheinen die Aussichten für den
schweizerischen Export auch weiterhin günstig.“
Im einzelnen ergibt sich der schweizerische Außenhan-
del mit besonders wichtigen elektrotechnischen Erzeugnissen
aus folgender, dem Bull. SEV 1929, Nr. 7, entnommenen
Übersicht für die Jahre 1927/28:
Erzeugnisse
FEinfuhr
Mengen in iiz
SE
Wert in In Fr _ Mengen i in in A Wert i in 10m Er
1928 1928 1977
g | 1927 In | 1927
Dynamomaschinen E OT a a a e a aa 5 669,3 37722 3 518.1 2 404,3 |122 372,7 | 87 761,4 | 36 364,3 | 28 444.4
Kontroll-, Zähl-, Meßinstrumente EEN 376,4 320,9 676,1 647,1 | 12 651,8 ; 10 653,3 | 16 696,2 | 13 214.8
Apparate für angewandte Elektrizität . 6 823,4 | 5604,2 | 5016,2 | 4158,8 | 18 198,6 | 17 089,3 | 13 824,4 | 14 320.9
Glühlampensockel . . 1 181,0 866,1 3 481,9 2 447,7 1 878,4 1473,2 | 3 579,3 2 993.7
Kochherde für elektrothermische Betriebe 136,6 69,8 63,5 22,9 4 979,5 2 962,2 1 925,2 1 234.9
Bügeleisen desel. PET R o a evi 55,2 41,8 23.4 | 18,1 1 448,1 1 178,4 467,6 73.8
Elektrische Lokomotive en... a ne — 33.5 —- 11,2 | 12 951,9 5 367,0 5 672.0 2 216,2
Telephon- und Tele graphe napparate ; 3 495,2 | 2 663,9 | 6973.1 | 5001,7 816,7 579,9 | 1812,5 959.1
Isolierröhren . . 2 2 2 2 2 2 2 2 22. 28,7 28,0 4,0 3,4 246,3 102,7 21,2 DN
Porzellanisolatoren . 2 2 2 2 2 2 2 200... 11 919,1 9 091.1 1 821.5 1 400.5 340,0 599,7 89,0 79,8
Isolierte Kabel und Drähte . . . 2.2 2 2.. 2 080,2 1 731,6 763,6 | 601,8 2 361,5 2 358,9 1 475,1 1 393,1
Zur Tage der schweizerischen Flektrizitätsindustrie.
— Die Ind. Handelszg.? entwirft folgendes Bild zur Lage, in
der sich die schweizerische Elektrizitätsindustrie befindet:
„Alle Unternehmungen, die sieh in der Schweiz mit Elek-
1 Val. } ETZ H S. 1179.
2 149, Nr. 150.
Abschluß des Heftes: 10. August 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expli.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Ze
hme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9.
d. Spann. v. Gleich-
Dielektriken
Sequenz, Stromverwendungschwank.
Weg 1221 — Gyemant, Bewegungserscheinungen an
Peder 1225 — Duschnitz, Ausführungsarten u. Anwendungs-
m Tinker-Meßschalters f. Wechselstrommess, 1228 — Falk, Kurz-
u. Spannungsabfall In Dreiwicklungs-Transf,, Stromverteilung In
Beschalt. Wicklungszweigen 1231 — Otto, Beitr. z. Erhöh. d. Genauigk.
Kir. Temperaturmeßanl. 1236 — Kiehne, Stromabrechnungsverfah-
nR
=
Uschau: Steigerung d Betriebspannung f. Kabel 1230 — Radio
Schiffen 12338 — Die neueste Entwickl. der selbsttät. Netzrelais —
A, menschl. Fähigk. u. Fertigk. durch farbiges Licht 1239 — Streifen-
SEP | 2.1929:
sicherungen aus verzinntem Kupferdraht 1240 — Zugentlastung für Stecker —
Zeitgemäße Einricht. f. Massenbeförd. — EI, Antr. v. Buchdruckschnellpressen
1241 — Versuche mit ein. neuen Pupinisierungssystem — Entwickl. d. dt, Fern-
kabelnetzes 1927/28 1242 — Internat, Handelskammer u. Fernsprechweitverkehr —
Trocknermühle f. Kohlenstaubfeuerg. 1243 — Besucherzahlen der dt. Techn,
Hochsch, — Elektrot, Messefestabend — Technol. Gewerbe-Museum, Wien 1244
— Energiewirtschaft 1245 — Vereinsnachrichten 1246 —
Literatur: F. Kesselring, H. Krause,
Foerster, F. Kohlrausch, Meyers
1252 — Berichti-
Sitzungskalender 1248 —
Reichsverb. d. Automobilind., F. Münzinger, E.
Lexikon 1249 — Geschäftl, Mitteilungen
gung 1252.
750.JAHRGANG / IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9
22. AUGUST 1929
"ZE |
|
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 22. August 1929 |
UL BLEIMACID
| E Zä ı VERLEGUI
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ME CHEM. BETRIEBEN
PS KELLEREIEN,
ek Ge WÄSCHEREIEN.
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|
|
1
|
1221
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
50. Jahrgang
Berlin, 22. August 1929
Heft 34
Die Stromwendungschwankungen der Spannung von Gleichstromerzeugern.
Von Ing. Dr. techn. Heinrich Sequenz, Wien.
Übersicht. Mit Hilfe einer Wicklungsdarstellung, die
in einer Verbindung des Spannungsvieleckes mit dem von
Arnold angegebenen „reduzierten Schema‘ besteht, werden
Formeln für die Ungleichförmigkeit der Spannung, die
durch den Stromwender bei den Gleichstromerzeugern her-
vorgerufen wird, abgeleitet. Untersucht werden nur Wick-
lungen, bei denen die Stegzahl gleich der Nutenzahl und
die Stegzahl ganzzahlig durch die Paarzahl der Anker-
stromzweige teilbar ist.
I. Begründung der Arbeit.
Die Gleichstrommaschine hat in letzter Zeit sowohl
ala Erzeuger des hochgespannten Stremes zur Speisung
der Anoden von Röhrensendern im «drahtlosen Verkehr!
als auch im Fernsprechverkehr als Stromquclle neben
einer Batterie? Verwendung gefunden.
In beiden Fällen muß auf besondere Reinheit der
Gleichspannung, auf ein Freiscin der Spannung von
Oberwellen geachtet werden.
Es mangelt nun nicht an Arbeiten, die sich mit den
Grundsätzen beschäftigen, nach denen eine Gleichstrom-
maschine gebaut werden muß, damit sie möglichst ober-
wellenfrei arbeitet. Doch wird einerseits der Einfluß
der Spannungschwankungen, die durch den Stromwender
hervorgerufen werden, damit abgetan, daß man sagt, er
sei bei genügend großer Stegzahl vernachlässigbar klein,
anderseits werden diese Spannungschwankungen aber in
der Weise untersucht, wie es von Arnold-la Cour
in der „Gleichstrommaschine” geschah*®, die jedoch irrtüm-
lich ist und zu Formeln für die Ungleichförmigkeit führt,
die nicht gelten können. Aus all den angeführten Gründen
soll dieser Aufsatz versuchen, einen Einblick in die Ver-
hältnisse zu gewähren, die die Spannungschwankungen
EES welche vom Stromwender hervorgerufen
werden.
II. Darstellung der Wicklung.
Die folgenden Untersuchungen werden mit Hilfe
einer Wicklungsdarstellung ausgeführt werden, die in
einer Verbindung des Spannungsvieleckes mit dem von
Arnold angegebenen „reduzierten Schema” besteht. Diese
Wicklungsdarstellung wurde von mir in der ETZ 1928,
S. 1217, beschrieben, als die „Symmetriebedin
zungen für Gleichstromankerwicklun-
zen” behandelt wurden. Sie ist wohl ohne weiteres
verständlich. Nur ist dabei zu beachten, daß das
2a-polige reduzierte Schema von Arnold in ein zwei-
poliges verwandelt wurde, so daß die Zahl der Umläufe
der Ringwicklung die gleiche wird wie die Zahl der Um-
läufe des Spannungsvieleckes. Aus dem einen Strom-
wender des Arnoldschen Wicklungsbildes werden a Strom-
wender. Spannungsvieleck, Ringwicklung
und Stromwender haben also a Umläufe.
a ist dabei die Paarzahl der Ankerstromzweige.
3 E. Rappel, „Gleichstrom-Hochspannungsmaschinen als Anoden-
PP. az 1927, 8. 1285 PATAN
S ; S
® K.Hammers, „Oberwelienfreler Gleichstromgenerator‘ (Telephon-
maschine).
Arbeiten aus dem KElektrotechnischen Institut der Technischen
Hochsehule Aachen Bd. 2 (1926/27), Berlin 1928.
Verlag von Julius Springer.
® e. Fußnote 1 u. 2. Dipl.-Ing. Pederzani, „Gleichstrom-Hoch-
spannu Generatoren”. El. u. nenb. 1926, 8. 627. — R. Rüden-
berg, De uß der Zähne und Nuten auf die Wirkungsweise der Dynamo-
anker“. El. u. Maschinenb. 1907, 8. 599.
d Arnold. Ia Cour, „Die Gileichstrommaschine“ Bd. 1, $S. 200,
Berlin 1919, Verlag von Jullus Springer.
III. Spannungschwankungen.
Es mögen hier nur jene Wicklungen behandelt wer-
den, für welche die Stegzahl K durch die Paar-
zahl der Ankerstromzweige ganzzahlig
teilbar ist. In diesem Falle decken sich die a Umläufe
des Spannungsvielecks, und alle Umläufe haben die gleiche
Auch die a Umläufe des auf zwei
Pole bezogenen reduzierten Schemas decken sich, da jedes
Seitenzahl, nämlich Ge
Polpaar des Arnoldschen Schemas 2 Spulen enthält. Da
außerdem die Bürstenpaare symmetrisch zu den Stegen
liegen, so können auch die a Stromwender zusammen-
gelegt werden.
Abb. 1. K. geradzahlig.
Von diesen Wicklungen sollen außerdem nur die mit
gleicher Nuten- und Stegzahl untersucht werden; also
nor solche, bei denen in einer Nut zwei Spulenseiten
iegen.
Die Ableitung der Formeln für die Spannungschwan-
kungen bei Wicklungen mit mehr als zwei Spulenseiten in
einer Nut und jener für Wicklungen, bei denen die Spulen-
und Nutenzahl nicht durch die Paarzahl der Ankerzweige
ganzzahlig teilbar ist, würde diesen Aufsatz ungemein
erweitern und soll aus diesem Grunde einer späteren Ar-
beit vorbehalten bleiben.
1. Bürstenbreite < Stegteilung (b<t,).
K d
a) SE geradzahlig.
Der Höchstwert der Spannung tritt augen-
scheinlich dann auf, wenn die Bürstenmitten mit den
Stegmitten zusammenfallen. Dieser Höchstwert ist dann
gleich dem Durchmesser des Spannungsvielecks, also 2 R,
wenn R den Halbmesser bedeutet.
Der Kleinstwert der Spannung wird da-
gegen auftreten, wenn die Bürsten die in der Abb. 1 ge-
zeichnete Lage zum Anker haben, d.h. wenn die Spulen
1222
S, und Sa beginnen kurzgeschlossen zu werden, denn dann
ist die Spannung aller Ankerstromzweige die Projektion
der Vielecksehnen AB oder CD auf die Bürstenverbin-
dungslinie. Und diese Projektion ist am kleinsten, wenn
der Winkel zwischen den Sehnen AB oder CD und der
Bürstenverbindungslinie am größten ist; was aber bei der
gezeichneten Bürstenstellung, wie man deutlich sieht, der
Fall ist. Der Kleinstwert der Spannung wird mit
— 8
Be?
d
ET E EC
bk? 2a 1 Sr?
d
b-i
2x 2.
K w’
a
und -AB = 2 Rsinßĝ;
DE
#B=2Reinßcosy=2Rcos mme SCH
d d
wenn i die Stärke des Isolationssteges bedeutet.
Die Spannungschwankung in Hundertteilen
Mittelwert wird
_ |, 2 R- AB
vom
e0 = + ——— .100°/
: 2R+AB >
an ax (b—ì)
1 — cos —> C08 er ———
K K Ti
=, an ax (b— 1) 100°
1 + cos —- cos - „- —. —-
K K Ti
Diese Spannungschwankung nähert sich dem Höchstwert,
wenn die Bürstenbreite b dem Werte t +2 zustrebt:
an
tg? A
DAMES . 100 0/0
ax
2+ te g
d i TE: a ax
Da "wv Im allgemeinen klein ist, kann man für tg K
axr
angenähert K setzen. Damit wird
a? rn? a? n?\?2 a? ı2\3
re, de —+....|-10%
ep
eu = +
493
=t Bi "in,
) a
Zu beachten sind bei den Spannungsch wankungen
aber nicht nur ihre Größe sondern auch ihre Frequenz.
In Abb.2, die aus der Abb.1 abgeleitet wurde, sind die
Spannungschwankungen dargestellt. Die Wellendauer ist
T
‘T= -E [s]
Uk
die Frequenz
v
= E [Hz].
Tk
Die Umfangsgeschwindigkeit des Stromwenders
schwankt bei Maschinen mittlerer Größe zwischen 10 und
20 m/s*®. Die Stromwenderteilung beträgt etwa 7,5 mm.
Mit diesen Werten wird die Frequenz der Spannungs-
sclhwankungen
100C0 ... 20000
E ES oGpGo TU.
[2 15 = 1331 ... 2662 [Hz].
Sollen die Spannungschwankungen nicht % % über-
H .. H HM ` .
sehreiten, so müssen bei geradzahligem SS mindestens
+$ Die auftretenden Spannungschwankungen sind also doppelt so
groß wie die von Arnold-la Courinihrem Buche „Die Gleichstrominaschine‘
auf den $. 200 u. 201 nach der Formel
an
1 — cos ——
K
czt an . 100% = + 100 tg? 5 dE h.
Tom e Ka
berechneten.
ze R. Richter, ‚Elektrische Maschinen‘, Bd. 1, 8. 563 bis 565.
Berlin 1924, Verlag von Julius Springer.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34
22. August 1929
31 Sp ulen oder Stromwenderstege in einem Ankerstron-
zweigpaar vorhanden sein’.
b) A ungeradzahlig. (Abb. 3.)
a) Bürstenbreite < halbe Stegleitune
` Der Höchstwert der Spannung tritt selbstver-
ständlich bei der Bürstenstellung B,B, auf und beträgt
K 1
= . 1122 a
AB=2Rsin 5 K Fo
a
= en
= 2Rcosy,,.
Der Kleinstwert der Spannung ist der Mittel-
wert aus den Projektionen von AB und AC auf die Bur-
stenverbindungslinie B, B, oder, wie man sich leicht über-
zeugen kann, die Projektion von AD auf die Bürsten-
verbindungslinie, mithin also mit
b—i
EE 2
A %
«u
AD = 2 R cog? S7 re
deeg u
Die Spannungschwankungen in Hundertteilen vom Mittel-
wert werden damit
De an ar b—i
c 8 o g °08 K rn
Ed 10%
jr cos &7 = |
T N
Bei Annäherung der Bürstenbreite an | SE
nähern sich die Spannungschwankungen einem Höchst- |
werte
Tk
o `
Hier ist der Höchstwert der Spannung
FA AE Jan,
EF = 2 R cos TK
bei der Bürstenstellung B,B, und der Kleinstwert
B) Bürstenbreite >
EG cos(a—y)+ HK cos (a — y)
2
bei der Bürstenstellung Bı Bı; mit a = SF also
»b—T, —?2i
ax ax an k
2 R cos ac co8 K cos K 57,
Die Spannungschwankungen in Hundertteilen vom
Mittelwert sind
cos ER _ eos IE cop eeh Met A
ua A 2 K K K ZT, En
€ = + — — — — — — „10
2K K A 2T,
Dem Höchstwert streben die Spannungschwankunzen
zu, wenn sich die Bürstenbreite dem Werte (1, +)
nähert. Er beträgt
1- fo
a Geh
e= + an ‚100% = + tg? 57.1000, = erch di
Long e (>)
Die Spannungschwankungen streben
bei Annäherung der Bürstenbreite b an
den Wert (tk +) bei ungeradzahligem S
? Arnold. In Cour errechnen für diesen Fall nach ihrer Formel
22 Spulen.
22. August 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 1223
einem Höchstwerte zu, der nur halb so Mit den mittleren Werten für v, von 10...20 m/s und
für t; von 7,5 mm wird die Frequenz
f = 2662 ... 5324 [Hz].
In den Abb.4 und 5 sind die Spannungschwankungen
im Verhältnis zum Mittelwerte der Spannung vergrößert
gezeichnet worden.
groß ist, als wenn a gerade wäre".
Tib Tr i_b e
KK RA: é 7 F
IA -f | 2 1 ne de —>
Kc h 1 e I 2
' i i zt Wu ui I
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BEER BERN K El
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Bes erden | N RR.
ihr | |
a ei oi
Do gi os oio I
we f] i
om E
i I U N | ! ! !
odia
Ir" Së
K S P S
Abb. 2 ae: adzahlig. Abb. 4. K ungeradzahlig, ò < e Abb. 5. z ungeradzahlig, ò > Sa
Sollen die Spannungschwankungen bei einer Bür-
stenbreite, die gleich der halben Steg-
teilung ist, 4 % nicht überschreiten, so müssen in
einem Ankerstromzweigpaar mindestens
16 Spulen vorhanden sein.
Ist die Breite einer Bürste gleich einer
Stegteilung, dann muß man mindestens 22 Spulen
in einem Ankerstromzweigpaare ausführen,
damit der Ungleichförmigkeitsgrad der Spannung nicht
größer als Ae % wird”.
2. Bürstenbreite > Stegteilung
bb zl
a) = geradzahlig. (Abb. 6.)
a) m geradzahlieg.
Abb. 8 xK ungeradzahlig.
Aus den Abb. A und 5 ist zu erkennen, daß die Fre-
quenz der Spannungschwankungen bei einem ungerad-
zähligen a doppelt so groß ist als bei geradzahligem =
® Arnold-la Cour errechneten die Spannungschwankungen bei
ungeradzahligem ad zu
a
62
e!, + (X a De
a)
und kamen zu dem Schluß, daß „die Spann hwankung einer Gleichstrom- K S
maschine, herrührend von der Nut , «mal kleiner ist, wenn man eine un- Abb. & = geradzahlig.
e Anzahl Nuten anstatt der hstliegenden geraden Nutenzahl pro
olpaar (im reduzierten Schema) wählt‘.
° siehe Fußnote 1. 30 Bel Arnold-la Cour werden 11 Spulen vorgeschlagen.
1224
Der Höchstwert der Spannung ist hier offenbar
K
e e Wës 22 (« = man
Fre o — m =2 R cos "ve,
a
wenn R wieder den Halbmesser des dem Vieleck um-
schriebenen Kreises und m die Zahl der durch eine
Bekanntlich
schwankt diese Zahl der kurzgeschlossenen Spulen zwi-
Bürste kurzgeschlossenen Spulen bedeuten.
schen m und (m + 1)
B,B
die Bürstenverbindungslinie.
nung wird daher mit.
K
e ee E . 1 2n CR
ED = AF =2 R sin S "K È gé
a
(m+1anr an T— ni
D GEW
gleich 2 R cos n
SS
k
Die Spannungschwankungen in Hundertteilen vom
Mittelwert sind in diesem Falle
MAR am Lon an Ty — ni
gMAR_ gg EEDAN ao k
en a E nn in
& = PEN Sé dés Se
p n (m+1jaxn an „.—nı
cos —- - + 08 — 008 -pi "ee
Für m =Q und b = Tą geht diese Formel in die
für eine Bürstenbreite < Stegteilung abgeleitete über.
B) mungeradzahlig
Daß hier für die Spannungschwankungen sich die
gleichen Formeln ergeben wie bei geradzahligem m, sieht
man deutlich aus der Zeichnung: Bei der Bürstenstellung
B.B, tritt der Höchstwert der Spannung auf, bei der
Bürstenstellung B,B, der Kleinstwert.
b)
ge ungeradzahlig. (Abb. 7.)
Abb. 7. -
K ;
a ungeradzahlig.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34
Der Kleinstwert, der bei der _Bürstenstellung
auftritt, ist die Projektion von ED oder AF auf
Der Kleinstwert der Span-
22. August 1829
Spannungen, die durch die Vielecksehnen AB und CD
dargestellt sind.
AB =2 R cos mn
2K K
rn — Gamma
CD=2Rcos | K 5K
AB+0D ` ax amy
ge =2Rcos5 y C08 K
Der Kleinstwert der Spannung tritt bei der Bür-
stenstellung B,B, auf und ist der Mittelwert aus den Pro-
jektionen der Vielecksehnen AB und CE auf die Bürsten-
verbindungslinie oder die Projektion von FG auf die Bur,
stenverbindungslinie, FG = AB cos; mit AB=2R cos
GC + rn und ô= £” wird
<IEKT K SC
— ax amx ax
FG = 2 R cos Kt K CoS Ak
Der Kleinstwert der Spannung ist dann
FG cos y = 2 R cos B
tr) og 11 pr
KEE A S 2 K Ti
Ce
GE
K. geradzahlig ts
S ungeradzahlig
—— m gerade m gerade
dE m ungerade aoak a k
n 2
Tk Tk
n 2
Abb. 8.
Die Spannungschwankungen in Teilen vom Hundert
des Mittelwertes werden mit diesen Höchst- und Kleinst-
werten
amx an(l +2 m) anty — ni
cos - „Te —o p E na |
dck Zn arit im ana, ni Oo
cos - z7 ra an
1 Tk
B) Er Se Ze
Der Höchstwert der Spannung, der auftritt, wenn
die Bürsten die Lage B,B, einnehmen, ist die Projektion
der Vieleckschnen LE oder HK auf die Verbindungslinie
der Bürstenmitten, also dargestellt durch die Strecke MN.
MN=2Rcos
ax amI an
co8 5 Ce"
KT K ) 05%
Der Kleinstwert der Spannung tritt bei der Bür-
stenstellung B,B, ein. Er_ist der Mittelwert der Projek-
tionen der Viclecksehnen LE und AK auf die Bürstenver-
bindungslinie, also
g (LE + AK) cos y’.
Daher wird der Kleinstwert der Spannung
an an an an ax t
2 R cos SK cos COS
K' K aE K RN
, Die Spannungschwankungen in Teilen vom Hundert
a) m geradzahlig. des Mittelwertes werden
1 T : $
es k arn(1-+2m) ax(1 +m) an 27, —nı, — 2ni
A) n D < EC cos ER Ree cos 7 —
Be k
DerHöchstwert der Spannung E= { ee E De WEE EA E
tritt bei der Bürstenstellung B,B, cos EE s T cos SCH £ T cos = _ ee Sue
auf und ist der Mittelwert aus den | 2K A K
znı,
Tu rt
22. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34
1226
B) m ungeradzahlie.
Man kann sich leicht davon überzeugen, daß die For-
ıneln, die für die Spannungschwankungen bei geradzah-
ligem m abgeleitet wurden, auch für ein ungeradzahliges
m gelten.
f K
Die Spannungschwankungen bei geradzahligem = sind
in Abb. 8a dargestellt, u.zw. bezieht sich das Vollaus-
vezogene auf ein geradzahliges m und das Gestrichelte
auf ein ungeradzahliges m. Abb.8b zeigt die Spannungs-
schwankungen für ein ungeradzahliges SCH und geradzah-
liges m. Wieder sieht man, daß die Frequenz der Span-
nungschwankungen bei einem ungeradzahligen T doppelt
, f K
so groß ist wie bei geradzahligem a
Bei Maschinen mittlerer Größe ist das Verhältniz
Nutenzahl zu Polzahl gewöhnlich 12... 16*'"!. Da in der bis-
her durchgeführten Untersuchung die Stegzahl gleich der
Nutenzahl angenommen wurde, so kann geschrieben werden
K au a
a
wenn Wicklungen vorausgesetzt werden, die ebenso-
viele Ankerstromzweige wie Pole haben.
Die Bürstenbreite beträgt im Durchschnitt bei Ma-
schinen mittlerer Größe etwa 2..3 Stromwenderteilun-
gen; damit wird
m = 2 oder 3.
Die Breite der Isolationsstege beträgt gewöhnlich
1,8... 0,8 mm! Die Stromwenderteilung liegt bei etwa
‚5 mm.
Wählt man zum Beispiel die Stegteilung 7,5 mm, die
Isolationsstegbreite 0,7 mm, die Bürstenbreite 20 mm, d. i.
m=2undn = n so erhält man für die Spannungschwan-
m R. Richter en rache Maschinen“ Bd. 1, 8. 552.
D wie Fußnote 11, 8.
K
kungen bei einem ge 24 Stege auf 1 Ankerstromzweig-
paar
e€ = + 2,36 0/0.
ee . ee e e K
Für dieselben Verhältnisse und ein ungerades za yon
25 Stegen auf 1 Ankerstromzweigpaar werden die Span-
nungschwankungen
ES 1,14 Din,
also nur etwa die Hälfte derjenigen, die bei einem
nächstliegenden geraden F auftreieni?,
= , : K
Führt man die Rechnung für ein ungerades a yon
31 Spulen in einem Ankerzweigpaar durch, so werden die
Spannungschwankungen
EE 0,725 0/0,
während für das nächstliegende gerade = von 32 Spulen
auf 1 Ankerzweigpaar die EE E EE wieder
etwa doppelt so groß, nämlich
E = + 1,320,
werden. Aus diesen Rechnungen erkennt man auch, daß
für die gewöhnlichen Verhältnisse von Stegzahl zu Anker-
strom-Zweigpaarzahl die Spannungschwankungen größer
als jo % sind. Sollen sie kleiner als 3% % sein, so
muß ein Ankerzweigpaar mindestens 39 Spulen
enthalten. Diese Zahl gilt für cin ungeradzahliges SE
Ke g K .
Sollen dagegen bei einem geradzahligen a die Span-
nungschwankungen kleiner als % % sein, so müssen in
einem Ankerstromzweigpaarmindestens52 Spulen
vorhanden sein. Bei diesen Zahlen sind die im vorstehen-
den angegebenen Mittelwerte für m, n, Isolationsstegbreite
i und Stegteilung T, vorausgesetzt.
13 s Arnold-la Cour, S. 201, und E. Rappel, ETZ 1927, 8. 1288.
Bewegungserscheinungen an Dielektriken unter hohen Feldern”.
Von A. Gyemant, Berlin.
Übersicht. In hohen Feldern kann in Isolatoren durch
vier Ursachen eine Bewegung zustande kommen: durch
dielektrische Wirkung, durch Verschiebung von Doppel-
schichten, durch Bewegung von Raumladungen und durch
mechanische Kraftwirkung. Die vier Fälle werden einzeln
behandelt und an Hand von Beispielen aus der Praxis
erklärt.
Im folgenden soll von den Bewegungserscheinungen,
welche in Dielektriken unter hohen Feldern auftreten, die
Rede sein, u.zw. sollen ausdrücklich jene Bewegungen
betrachtet werden, welche infolge der hohen Felder auf-
treten, jene dagegen, welche zwar in hohen Feldern jedoch
aus einem anderen Grunde sich einstellen, von der Be-
trachtung ausgeschlossen werden. Diese Einschränkung
ist schon deshalb notwendig, damit unser Stoff keinen
übermäßigen Umfang annimmt. Wir werden sehen, daß
es in der Tat solche Bewegungen gibt; zum Schluß soll
auf einen solchen Fall etwas näher eingegangen werden.
Um Übersicht in das Gebiet zu bekommen, scien vier
Gruppen von Bewegungen unterschieden. Zunächst kön-
nen wir alle Fälle in zwei Hauptgruppen einteilen, indem
wir direkte oder elektrische und indirekte oder mechani-
sche Bewegungen unterscheiden. Unter direkter Bewe-
gung verstehen wir solche, bei welcher die elektrische
Kraft unmittelbar an dem Diclektrikum angreift, das die
Verschiebung erfährt, die treibende Kraft ist also hier
elektrischer Natur. Bei der indirekten Bewegung erfährt
die elektrische Energie zunächst eine Umwandlung in ıne-
chanische, so daß auf das Dielektrikum, welches bewegt
wird, unmittelbar eine mechanische Kraft einwirkt. Wohl-
SC? ist aber letztere ihrerseits eine Folge des hohen
eldes
> Habilitationsvortrag an der T. H Berlin.
Die erste Hauptgruppe sei wiederum in drei Unter-
gruppen eingeteilt, u.zw. je nach dem elektrischen Zu-
stand des Dielektrikums. Ist dieses elektrisch vollkommen
neutral, dann haben wir es offenbar mit einer rein dielek-
trischen Kraftwirkung zu tun. Die erste Gruppe sei des-
halb die dielektrische Verschiebung genannt.
Ist das Dielektrikum zweitens äußerlich neutral, inner-
lich jedoch teilweise mit getrennten Ladungen behaftet,
denn kann eine Verschiebung der beiden Ladungsträger
gegeneinander stattfinden. Solche Trennungen bezeichnet
man üblicherweise als Doppelschichten, die Bewegung sei
deshalb als Verschiebung von Doppelschich-
ten bezeichnet. Ist drittens das Dielektrikum auch schon
äußerlich mit einer überschüssigen Ladung versehen, so
haben wir eine wahre Ladung vor uns, an welcher die elek-
trische Kraft angreift und das Dielektrikum einfach mit-
bewegt. Dicse dritte Gruppe sei daher Bewegung
durch Raumladungen genannt. Als vierte Gruppe
kommt endlich die vorhin als mechanische Kraft-
wirkung unterschiedene Hauptgruppe hinzu. Diese
vier umfassen unserer Ansicht nach alle hierher gehöri-
gen Fälle. Wir wollen sie im folgenden der Reihe nach
nn und jede an einigen praktischen Beispielen er-
äutern.
1. Dielektrische Verschiebung.
Die erste Gruppe war die dielektrische Verschiebung.
Sie beruht darauf, daß jedes Dielektrikum im ungleich-
mäßigen Felde eine Kraftwirkung erfährt, welche für die
Volumeneinheit durch
wer,
Se 2
gegeben ist (x Elektrisierungeszahl, & Feldstärke). Die
einzige Bedingung für das Zustandekommen des Effektes
ist die Ungleichförmigkeit des Feldes. Diese ist in der
v6?
1226
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34
22. August 1929
Praxis meistens vorhanden, so daß derlei Bewegungen
recht häufig auftreten werden. Recht bequem und quanti-
tativ läßt sich die Erscheinung an einer von uns beschrie-
benen Versuchsanordnung? untersuchen. Sie besteht in der
Hauptsache aus einer metallischen Kugel, welche über
einem Ölspiegel angebracht ist. Die zweite Elektrode be-
findet sich inner- oder unterhalb des Öles in Plattenform.
Einfacher aber ist es, dieselbe ganz fortzulassen und ge-
wissermaßen ins Unendliche zu verlegen. Liegen die
Wände des Raumes mindestens 2m von der isolierten An-
ordnung entfernt, so kann die Feldstärke daselbst in erster
Näherung als von der Wandentfernung unabhängig be-
trachtet werden.
Man legt zweckmäßig Wechselspannung an die Kugel,
um den Effekt möglichst rein zu erhalten, und findet dann
eine Erhebung des Spiegels unterhalb der Kugel. Bei wei-
terer Spannungserhöhung bildet sich eine Säule aus,
welche an der Kugel haftet; das Volumen der Säule nimmt
mit der Spannung zu. Dieses Hochkriechen des Öles an
spannungführenden Metallteilen wird übrigens auch sonst
vielfach in Hochspannungs-Laboratorien beobachtet. Um
die Untersuchung quantitativ zu gestalten, stülpt man
etwa eine Glasglocke über die Kugel und verbindet den
unterhalb befindlichen Luftraum mit einem empfindlichen
Manometer. Die hochzezosene Flüssigkeit komprimiert
die Luft, und die Druckzunahme ist am Manometer ables-
bar. Der zu erwartende Effekt konnte theoretisch auf
Grund der Annahme abgeleitet werden, daß die Schwere
des Öles einerseits durch die elektrische Kraft, anderseits
durch den Druck der stark zekrümmten Oberfläche kom-
pensiert wird. Es ergab sich für die Druckzunahme mit
der Spannung V:
Ap=kV?,
wo k von den Dimensionen der Anordnung und den Kon-
stanten des Öles in bestimmter Weise abhängt. Die Ver-
suche bestätigten sowohl die quadratische Abhängigkeit
von der Spannung als auch die Größe der Konstanten. —
Die beschriebene Anordnung ließe auch einige praktische
Anwendungen zu, so insbesondere als direktes Hochspan-
nungsvoltmeter, ferner als Überspannungsrelais. Ihre
beiden Vorteile sind: erstens die relative Kleinheit der
Apparatur: mit einer Kugel von 6 cm Dmr. läßt sich die
Spannung bis etwa 90 kV steigern; zweitens, daß unmit-
telbare Messung oder Regelung von der Hochspannuneseite
her möglich ist, ohne daß die Übertragung auf die Nieder-
spannungseite elektrisch auch nur die geringsten Schwie-
rigkeiten bereiten würde, denn die Übertragung erfolgt
mittels des Luftschlauches.
Als zweites Beispiel dieser Gruppe sei die Ablagerung
von Schmutzteilchen an Isolatoren in der Nähe von Hoch-
spannungsklemmen usw. erwähnt. Die in der Luft suspen-
dierten Teilchen wandern infolge ihrer höheren Dielcektri-
zitätskonstante nach Orten höherer Feldstärke hin und
bedecken auf diese Weise die Isolatoroberflächen. Auf
diese Erscheinung sind vielfach Überschläge, z.B. in Öl-
schaltern, zurückzuführen, wenngleich sie auch reflek-
tierte Wanderwellen als Ursache haben können.
Ein drittes Beispiel bildet der elektrische Durchschlag
feuchten Transformatorenöles. In solchem ist das Wasser
in Form kleiner Kugeln als Emulsion vorhanden. Diesel-
ben werden nun erstens in das Feld zwischen die Elektro-
den hineingezogen, zweitens werden sie sich daselbst
strecken. Der Grund für die Streekung ist rein dielektri-
scher Natur: die Polarisation der Tropfen nimmt mit der
Streekung zu. Wir konnten den Grad der Streckung be-
rechnen? und erhielten einen bestimmten Zusammenhang
zwischen angelegter Feldstärke und stattgehabter Strek-
kung. Erreicht letztere einen so hohen Grad, daß Funken-
übergang zwischen benachbarten Tropfen stattfindet, so
kommt der Durchschlag zustande. Auf diese Weise war
es möglich, den Zusammenhang zwischen Feuchtiskeits-
gehalt bzw. Dichte der Tropfen und Durchschlagfeldstärke
zu berechnen. Dieser Zusammenhang ist früher von
Friese? (seitdem auch von anderen) untersucht wor-
den. Er fand mit zunehmender Feuchtigkeit zuerst eine
rasche, dann langsame Abnahme der Festigkeit. Die von
ihm gefundene Kurve konnte von der Theorie gut wieder-
gegeben werden.
2. Verschiebung von Doppelschichten.
Diese zweite Gruppe erfordert zunächst das Auftreten
von Doppelschichten im Dielektrikum. Solche kommen
überall dort zustande, wo zwei Phasen aneinander grenzen.
Nie haben im allgemeinen zwei Ursachen. Wrstens eine
1 (vemant, Wiss. Veröff. Siem. -Konz. Bd. 5, 8. 55.
t Gyemant., Z. Phys. Bd. 33, N. 789. `
3 Friese, Wiss. Veröff. Siem. Kon Bd. 1, S. 41.
thermodynamische: Die Verteilung der beiden Ionenarten
zwischen den beiden Phasen ist eine ungleiche, so daß
Gleichgewicht nur durch Auftreten eines Phasengrenz-
potentials bestehen kann. Zweitens aber werden durch
Adsorption an der Grenze einzelne Ionen angereichert, so
daß auch aus diesem Grunde Doppelschichten entstehen
können. Infolge der Trennung der Ladungen wird ein
angelegtes elektrisches Feld die beiden Phasen gegenein-
ander verschieben. Ist eine Phase in Form von kleinen
Teilchen in der anderen beweglich, so wandern letztere,
und die Erscheinung heißt Kataphorese Ist eine der
Phasen in Form eines Maschenwerkes vorhanden und die
andere in den Maschen enthalten, so wird letztere durch
das Netzwerk durchgepreßt: dies ist die Endosmose.
Quantitativ werden sie durch die Helmholtzsche Gleichung
beherrscht, wonach die Verschiebungsgeschwindigkeit
Ede
nenn,
aan
wo € die angelegte Kraft, & den Potentialsprung zwischen
beiden Phasen, € die Dielektrizitätskonstante und n die
Zähigkeit jener der beiden Phasen, in welcher der räum-
lich zu denkende Potentialsprung stattfindet, bedeuten.
Die notwendigen Bedingungen für das Zustandekommen
dieser Bewegung sind also: 1. eine mehrphasige Zusam-
mensetzung des Dielektrikums, wobei die Grenzflächen in
Richtung der Kraftlinien angeordnet sein müssen; 2. das
Vorhandensein von Ionen überhaupt, m. a. W. eine endliche
Ableitung des Isolators, was meistens durch Spuren von
Wasser bewirkt wird; 3. die Anlegung eines Gleichfeldes,
da in Weclhiselfeldern nur eine Schwingung der Belegun-
gen, jedoch keine endliche Ortsveränderung stattfindet.
Als Beispiel für die Kataphorese mögen Ver-
suche des Verfassers erwähnt werden, in welchen eine
Emulsion von Wasser in isolierenden organischen Flüssig-
keiten untersucht wurde*. Die beobachteten Bewegungen
waren durchweg gering wegen der Kleinheit des aangeleg-
ten Feldes. In Hochspannungsfeldern erhalten sie aber der
obigen Formel gemäß eine viel größere Geschwindigkeit.
Ferner läßt sich die Verschiebung an in Transformatoren- -
öl vorhandenen kleinen Teilchen, wie Fasern usw., mikro-
skopisch gut beobachten, besonders dann, wenn das Öl
nicht zu trocken ist. Diese Wanderung wird auch vielfach
zur Reinigung des Öles angewendet (so z. B. von Drae-
ger’); sorgt man dafür, daß das angelegte Feld die
Festigkeit nicht überschreitet, so werden die Fasern
wirksam herausgezogen und die nachher gemessene Festig-
keit erweist sich wesentlich höher.
Ein Beispiel, in dem die Endosmose zur Wirkung
gelangt, bildet der elektrische Widerstand faseriger lso-
latoren. Evershed® fand, daß derselbe mit steigender
Spannung abnimmt, u.zw. etwa nach der Formel
R= a g
YV
wo k eine Konstante und n =? ist. Der Grund hierfür liegt
in folgendem. Die faserigen Isolierstoffe enthalten stets
ein kapillares System, in welchem Luft und Feuchtigkeit
enthalten sind. Die Luftblasen sind von einer dünnen
Wasserhaut umgeben, deren Dicke für den Isolationswider-
stand des Systems maßgebend ist. Legt man ein elektri-
sches Feld an, so wandert das Wasser, da es gegen die
Fasern positiv geladen ist, nach der Kathode und drängt
sich von der Anode her in die dünne Wasserhaut hinein.
wobei also letztere eine Verdickung erfährt. Dement-
sprechend sinkt der elektrische Widerstand. Nach Ab-
schalten der Spannung nimmt die Luftblase allmählich ihre
frühere Gestalt ein. Evershed konnte diese Erscheinung
an künstlichen, aus Glaskapillaren bestehenden Modellen
direkt unter dem Mikroskop beobachten.
3. Bewegung durch Raumladungen.
Wir gehen zur dritten Gruppe über, zur Bewegung
von mit wahrer Ladung behafteten Isolatoren. Sie erfor-
dert zunächst die Aufladung des Dielektrikums durch das
hohe Feld. Diese Aufladung geschieht rein schematisch in
folgender Weise. Ist das Dielektrikum ungleichförmig ge-
baut, so daß Schichten verschiedener Ableitung darin ent-
halten sind, so ergibt sich, wie dies von Maxwell und
von Wagner gezeigt wurde’, eine Ansammlung von La-
Gyemant, Zu piya Chemie Bd. Re S. 74.
Draeger, "Are El. Bd. 18, 8. 366.
Evershed, J. Inst. El. Engs. London Rd. 52, 8. 51.
Maxwell, Lehrbuch cer Elekrrizirät und des Magnetismus
Pd. 1. Art. 32%.. Epi Berlin 1883. — KW Wagner in Schering.
Die Isolierstoffe der Klektrotechnik, 8. 6 ff. Ferlin 1924
zi GE Lo m
22. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34
1227
dungen an den Grenzen. Aber auch bei homogenem Dielek-
trikum ist ein solcher Vorgang möglich. Ist nämlich die
Feldstärke ungleichmäßig und steigt die Ableitung — wie
dies vielfach nachgewiesen worden ist — mit der Feld-
stärke, so hat man eben Schichten verschiedener Leitfähig-
keit vor sich, und der vorhin genannte Mechanismus wird
wieder eintreten. Ob auch in homogenen Dielektriken
und homogenen Feldern Raumladungen auftreten
können, ist auch nicht ohne weiteres in Abrede zu stellen,
wenn man etwa von der Vorstellung ausgeht, daß die Ober-
flächenschicht jedes Dielektrikums eine Abweichung vom
Innern aufweist. In einer Untersuchung? haben wir solche
Raumladungen formal behandelt, u. zw. ausgehend von der
Annahme, daß an jeder Berührunzstelle Metall-Dielektri-
kum sich eine der Feldstärke proportionale Raumladung
ausbilden muß. Die Bedingungen für diese dritte Gruppe
wären also: 1. Schichtung des Isolators mit Grenzflächen
senkrecht zu den Kraftlinien oder aber ungleichförmiges
Feld im gleichförmigen Isolator; 2. Anlegung einer
(leichspannung, wobei das Feld an den Ladungen angreift
und das Dielektrikum mitschleppt.
Ein Beispiel bietet sich bei Anlegung von Gleichspan-
nung an die früher beschriebene Kusrelanordnung. Im
ersten Augenblick erfolgt ein Ausschlag ebenso wie bei
Wechselspannung. Nach kurzer Zeit wird das Öl aufge-
laden, u. zw. gleichsinnig der Elektrode, so daß es wieder
abzestoßen wird. Manchmal sieht man auch, wie das Öl in
der Mitte in Form eines feinen Fadens dielektrisch ange-
ER und von oben springbrunnenartig ständig ab-
tropft®.
Als zweites praktisch wichtiges Beispiel seien die
Elektrofilteranlagen genannt, welche Ent-
»taubuneszweeken dienen. Sie bestehen im wesentlichen
aus einer Sprüh- und einer Niederschlagselektrode. Die
Sprühelektrode liefert durch ihre Spitzen Ionen und bildet
in ihrer Nähe die Raumladungszone. In derselben über-
tragt sich die Ladung den in der Luft suspendierten Staub-
teilchen, und letztere wandern nunmehr mit dem Feld zur
anderen Elektrode, wo sie sich niederschlagen und ihre
Ladung abgeben. Die Bewegung der Teilchen erfolgt nach
dem Stokesschen Gesetz, wonach die Geschwindigkeit
TER A
— 6anr
ist, wo e die Ladung eines Teilchens, & die Feldstärke, n
die Zähirkeit der Luft und r den Halbmesser eines Teil-
chens bedeuten. Diese Art von Bewegung tritt überall auf,
wo eine Kugel sich in reibender Umgebung durch Kräfte
bewegt, welche ausschließlich ander Kugel augreifen.
Für den vorher genannten Fall der Kataplorese, bei wel-
cher die Doppelschicht in der Umgebung ihren Sitz hat,
eilt diese Gleichung demnach nicht.
Ganz so einfach erfolgt allerdings die Bewegung der
Teilchen in Elektrofilteranlagen nicht. Man findet nämlich
stets eine Ablagerung auch an der Sprühelektrode selbst.
Das spricht auch deutlich in dem Sinne, daß auch dielek-
trische Bewegung gemäß Gruppe 1 stattfindet; die Teil-
chen werden eben zur hohen Feldstärke, welche an den
Spitzen herrscht, herangezogen.
4. Mechanische Kraftwirkune.
Die als die mechanische bezeichnete vierte Gruppe von
Bewegung kommt etwa folgendermaßen zustande. Über-
schreitet die Feldstärke in den L.uftschichten der Isolation
die [onisationsspannung, so werden lonen erzeugt, welche
in Wechselfeldern eine schwingende Bewegung erfahren,
eine Bewegung, welche sie auch auf die neutralen Gas-
nnslekeln übertragen. Die Ionenschicht schwingt also in
Richtung des Feldes und erteilt in jeder Halbperiode den
benachbarten Dielektriken einen mechanischen Impuls.
Während sich die Bewegung der lonisationsschicht auf
bloße Schwingungen beschränkt, erfahren die benachbar-
ten Schichten stets nur die auf sie zu gerichteten Impulse,
virken gewissermaßen als Gleichrichter und bewegen sich
von der Ionisationsschicht weg. Die Kraft, die auf sie ein-
wirkt, ist also unmittelbar mechanischer Art, deshalb
nannten wir auch die Bewegung eine indirekte. Ihre
Hauptbedingung ist also das Überschreiten der lonisa-
tıonsspannung in den Luftschichten der Isolation.
Be d yemant, Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Bd. 5. S. 87.
’ Ve. G yemant, VDE-Fachberichte 1926. S. 78.
Wir haben versucht, die Größe dieses Impulses
srößenordnungsmäßig zu berechnenif wobei wir uns auf
ganz dünne Luftschichten, z. B. in einer Kabelisolation, be-
schränkten. Es ergab sich, daß die Kräfte zwar sehr kurze
Zeit wirksam sind, ihre Größenordnung jedoch auf dem
(srößenzchiet der dielektrischen Kräfte liegt. Wenngleich
auch die Einzelwirkung eines Impulses schwach ist, so
treten sie dafür so oft auf, nämlich 2 v-mal/s, daß infolge
Summierung immerhin ein nennenswerter Effekt eintritt.
Sind die Nachbarschichten der Ionisationsschicht gas-
förmig, so ist die Folge der elektrische Wind. Sind
die Nachbarschichten flüssig, so treten an diesen spritzende
oder wallende Bewegungen auf. Das Wallen der Ölober-
fläche z. B. an Ölschaltern ist wohl auf diese mechanischen
Impulse zurückzuführen, wenngleich auch andere Ur-
sachen mitwirken können. Sehr augenfällig läßt sich diese
Bewegungsart mit der beschriebenen Kugelanordnung
nachweisen. Steigert man nämlich die Spannung immer
höher, so kommt man bei einem bestimmten, vom Kugel-
radius abhängigen Grenzwert zu einem Punkt, wo das Öl
zu spritzen anfängt eben infolge der mechanischen Im-
pulse von den ionisierten L.uftschichten her.
Diagnose bestimmter Fälle.
Versuchen wir also das Gesarte nochmals zu über-
blicken, so können wir zu einem Schema gelangen, welches
sozusagen eine Diagnose jedes Einzelfalles zuläßt, falls
man nämlich nach der Ursache der Bewegung fragt. Findet
man nämlich, daß die Bewegung nur in hohen Gleich-
feldern zustandekommt, so liegt unbedingt Gruppe 2 oder
u vor. Eine Unterscheidung wird ermöglicht durch nähere
Betrachtung des Dielektrikums und des Feldes. Liegt eine
mehrphasige Zusammensetzung vor mit Grenzflächen in
Richtung der Kraftlinien verbunden mit endlicher Ab-
ıeitung, so haben wir es wahrscheinlich mit Verschiebung
von Doppelschichten zu tun. Ist dagegen die Schichten-
struktur senkrecht zum Feld angeordnet oder aber, ist
das Feld schr inhomogen, so haben wir wahrscheinlich
Bewegung von Raumladungen vor uns. Tritt dagegen die
Bewegung auch in Wechselfeldern auf, so gehören sie zu
Gruppe 1 oder 4. Ist die Bewegung zentripetal, also nach
Orten höherer Feldstärke zu gerichtet, dann ist die Be-
wegung eine dielektrische; ist sie dagegen zentrifugal,
also von Orten höherer Feldstärke weg gerichtet, dann
gehört sie zur mechanischen Gruppe.
Eine gewisse Vorsicht ist jedoch am Platze. - Und da-
mit kommen wir zum Ausgangspunkt unserer Erörte-
rungen zurück, wonach nämlich nicht alle Bewegungen
durch das Feld selbst bewirkt werden, vielmehr vielfach
ganz andere Ursachen mit im Spiel sind. Zum Schluß sei
nun ein solches Beispiel erwähnt, dessen Analyse übrigens
nicht ganz einfach sein dürfte. Es handelt sich um die
Bewegungen der Isolationsmasse, wie sie manchmal in
Hochspannungskabeln zutage tritt. Untersucht man ein.
solches Kabel, so findet man die inneren Lagen ausgc-
trocknet, die äußeren dagegen massereich; das Verhältnis
Masse zu Papier hat sich zugunsten der äußeren Lagen
verschoben. Woher rührt nun diese Verschiebung? Nach
unserem Schema würde man sagen: Auftreten bei Wechsel-
spannung, also Gruppe 1 oder 4; Bewegung zentrifugal,
also mechanische Druckwirkung. In der Tat ist es
nicht ausgeschlossen, daß die Impulse bei der Ionisierung
der am Innenleiter befindlichen Luftreste mitwirken. Im
wesentlichen wird es sich aber um einen Temperatur-
effekt handeln. Die hohe Stromwärme erhöht die Tem-
peratur der Masse, sie dehnt sich aus, und der dehnbare
Bleimantel gibt nach. In einer nachfolgenden Abkühlunes-
periode zieht sich die Masse zusammen, und dies führt zur
Bildung von Hohlräumen. Die Hohlräume bilden sich an
den Stellen aus, wo die Masse am wenigsten an den Nach-
barteilen haftet, d.h. an den Einzeldrähten des Innen-
leiters, da die Papierlagen mit ihrer großen inneren Ober-
fläche die Masse stark anziehen. Die weiteren Hohlräume
entstehen dann jeweils im Anschluß an die, anfänglichen,
so daß eine Wanderung der Masse von innen nach außen
dadurch tatsächlich zu erklären ist.
Kann man aber bei der Bewegung von Dielektriken
solche Einflüsse, also insbesondere Wirkungen des Stark-
stromes und der Temperaturverteilunz ausschließen, so
sind sie durch das hohe Feld selbst bedingt und werden
nach einer der besprochenen vier Gruppen zu behan
deln sein.
0 (vyemant, Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Rd. 7, 8. 9%.
1228
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34
22. August 1929
Ausführungsarten und Anwendungsgebiete des Linker-Meßschalters für Wechselstrommessungen.
Von Ing. B. Duschnitz, Berlin.
Übersicht. Der Aufsatz berichtet über die Ausfüh-
rungsarten und Anwendungsgebiete des Linker-Meßschal-
ters für Wechselstrommessungen. Dieser Meßschalter kenn-
zeichnet sich dadurch, daß auf einem drehbaren Zylinder
aus Isolierstoff vier oder mehr metallische Belegungen in
näher beschriebener Weise angeordnet sind, auf denen sechs
oder mehr Stromabnehmer aufliegen. Dadurch wird es er-
möglicht, Leistungsmessungen in verketteten Dreiphasen-
systemen ohne und mit neutralem Leiter mit nur je einem
Leistungs-, Strom- und Spannungsmesser sowie Messungen
der Stromstärke in 2, 3 oder mehr Zweigen von ein- oder
mehrphasigen Wechselstromsystemen, insbesondere bei Ver-
wendung von Stromwandlern, ohne Unterbrechung des Be-
triebes durch einfache Umschaltung mit nur einem Btrom-
messer vorzunehmen. Um die für Spezialzwecke billigste
Ausführung zu ermöglichen, hat Linker seinen Meßschal-
ter in 29 Größen durchgebildet, die alle möglichen Fälle bis
200 A und 6000 V umfassen.
Zur Messung der Leistung mehrphasiger Wechsel-
ströme sind gemäß der Aron-Schaltung! bei nicht gleich-
mäßig auf die einzelnen Phasen verteilter Belastung je
zwei Strommesser, Spannungsmesser und Leistungsmesser
für verkettete Dreiphasensysteme ohne Nulleiter, allge-
mein bein Leitungen (n— 1) Instrumente erforderlich?. Nun
ist es möglich und bekannt, mit nur je einem Stück obiger
drei Arten von Meßinstrumenten auszukommen, wenn man
die Ablesungen der einzelnen Stromzweige zeitlich nach-
einander so schnell vornimmt, daß man praktisch eine
Unveränderlichkeit der zu messenden Größen innerhalb
der Ablesezeit voraussetzen kann. Insbesondere benutzt
man zur Durchführung dieses Prinzips, welches mit weni-
gen Meßinstrumenten auezukommen gestattet, Hebelschal-
ter, die das Umschalten der Meßinstrumente auf die ver-
schiedenen Stromzweige ermöglichen. Doch wird von jedem
Meßtechniker, der sich eines derartigen Hebelumschalters
bei seinen Messungen bedient, als Mangel empfunden, daß
man mit demselben nur Messungen in zwei Zweigen aus-
führen kann, daß ferner infolge der Hebelbewegung eine
längere Ablesedauer sowie Erschütterungen der Instru-
mente nicht immer vermeidbar sind und daß schließlich
auch der Gestehungspreis bei großen Abmessungen, wie
sie für hohe Stromstärken erforderlich werden, allzu hoch
wird, so daß die damit verbundenen Vorteile durch unter
Umständen erhebliche Nachteile erkauft werden müssen.
Zwar wurde für PräzisionsStrommesser ein Spezial-
umschalter entwickelt, der dazu bestimmt ist, bei Zähler-
oder Relaisprüfungen den Strommesser oder Einphasen-
Leistungsfaktormesser nacheinander an die drei Phasen
umzuschalten?; bei Leistungsmessungen kommt man jedoch
auch mit diesem Dreifach-Messerschalter bei Verfolgung
obigen Prinzips nicht aus. Denn zur Messung der Leistung
nach der Aron-Schaltung genügen zwar an sich (n— 1) Lei-
stungsmesser bei n Leitungen; aber für praktische Unter-
suchungen genügt eine Leistungsmessung allein nicht,
weil damit der Belastungszustand noch nicht festgelegt
ist. Daher sind zur Messung der Leistung bei einem zu
prüfenden Belastungszustand hierbei bei n Leitungen je
(n— 1) Leistungsmesser, Strommesser und Spannungs-
messer erforderlich. Will man aber mit weniger Meßinstru-
menten auskommen, etwa unter Zugrundelegung des ge-
nannten Umschaltprinzips, so ließe sich dies nur mit einem
Umschalter erreichen, mit dessen Hilfe sich neben der
Leistungsmessung gleichzeitig auch eine Strom- und Span-
nungsmessung ermöglichen ließe.
Nun hat A. Linker bereits im Jahre 1925 einen Um-
schalter mit diesem Ziele konstruiert, welcher den Gegen-
stand des ihm im Jahre 1927 erteilten Patentes Nr. 447 549
bildet und von ihm auch bereits in zwei Abarten be-
schrieben worden jet? u.zw. handelt es sich hierbei im
Gegensatz zu den oben genannten Ausführungsarten um
einen Drehschalter, welcher sich dadurch kennzeichnet,
daß auf einem drehbaren Zylinder aus Isolierstoff vier
oder: mehr metallische Belegungen, u.zw. zwei in Form
von Ringen mit zungenförmigen Ansätzen, die anderen
als axiale Stücke eines Zylindermantels angeordnet sind,
auf denen sechs oder mehr Stromabnehmer aufliegen, wo-
durch beim Drehen des Zylinders abwechselnd je ein Zweig
4 Lie 5; l, H un 7; 1 Lie 976.
° ETZ 198 S. 1751. SC
* El. u. Maschinenb. Bd. 45, S. 949.
eines Wechselstrom-Leitungsystems zum Zwecke der Ein-
schaltung von Meßinstrumenten geöffnet wird, die anderen
Zweige dagegen geschlossen werden. Eine Abart des Lin-
kerschen Drebschalters kennzeichnet eich dadurch, daß
die metallischen Belegungen auf einer drehbaren kreis
förmigen Scheibe aus Isolierstoff anstatt auf einem Zylin-
der befestigt sind.
Bei der praktischen Durchführung dieses Konstruk-
tionsprinzips zeigte sich jedoch, daß die zylindrische Aus-
führung der scheibenförmigen Gestaltung des Drehschal-
ters vorzuziehen ist, inebesondere wenn es eich darum
handelt, große Leistungen der Messung zuzuführen. Linker
hat daher die scheibenförmige Ausführung wieder ver-
lassen und eich in neuester Zeit ganz besonders der Durch-
arbeitung der zylindrischen Ausführung gewidmet. Die-
selbe ist jetzt nunmehr soweit gediehen, daß Linker be-
reits zur Normung von drei Typenreihen schreiten konnte, :
die den verschiedensten Anforderungen der Meßtechnik
Rechnung tragen und somit in der Praxis gute Dienste
zu leisten vermögen. Es erscheint daher angebracht, den
Linker-Meßschalter in einigen eeiner Nutzanwendungen
und normalieierten Ausführungsarten zu zeigen. Allen
diesen Ausführungsarten wurde das in der genannten
Patentschrift beschriebene Konstruktionsprinzip zugrunde
gelegt, welches aus Abb. 1
zu ersehen ist und zum bes-
seren Verständnis der hier
zu beschreibenden Schal-
tungen kurz wie folgt er-
läutert werden soll.
G Generator (Stromquelle)
M Motor (Verbraucher)
J Strommesser
Abb.2. Schaltbild für die Leistungs-
messung bei Dreiphasen-Wechsel-
strom ohne neutralen Leiter.
Abb. 1.
im Grundriß und Schnitt nach A—B.
Linker-Meßschalter
Auf einem drehbar gelagerten Zylinder a aus Isolier-
stoff sind an den beiden Enden Metallringe b und c auf-
gezogen, die Ansätze d besitzen. In dem Raum zwischen
b, c, d sind weiter getrennt davon Metallzylindersegmente
f und g am Isolierkörper a befestigt. Das untere Bild
der Abb. 1 zeigt einen Querschnitt nach A—B, wobei die
Ringe b und c zum besseren Verständnis der Wirkungs-
weise etwas vergrößert und durch die gestrichelte Kreis
linie angedeutet zur Darstellung kamen. Auf den Metall-
belegungen des Isolierkörpers a, also auf den Teilen b,
c, f, g, schleifen federnde Kontakte (Bürsten), die mit
den Anschlußklemmen m bzw. 1, 2 bzw. 3, 4 in Verbindung
stehen. Diese Anordnung kommt in Frage für Leistungs-
und Strommessungen in einem Dreiphasen-W echeelstrom-
system ohne Nulleiter. Dabei werden die Meßinstrumen!*
(Stromspule des Leistungsmessers oder der Strommesser)
an die Klemmen m angeschlossen. Die Zuleitung A, einer
Phase liegt an 1, die Ableitung R, an 2; ebenso ist die
Zuleitung S, der anderen Phase an 3, die Ableitung S:
an 4 angeschlossen. Die dritte Phase wird nicht unter-
brochen. Es handelt sich also hierbei um die an sich schon
bekannte, bei Verwendung von Hebelumschaltern übliche
Meßschaltung®. Dreht man nun die Handhabe h so weil
nach links, daß die federnden Kontakte 1, 2 auf den Zun-
gen d aufliegen, dann werden die bei m-m angeschlossenen
Meßinstrumente in Phase R eingeschaltet. Wird aber die
Handhabe h nach rechts gedreht, so werden zuerst die
Kontakte 1, 2 durch das Zylindersegment f kurzgeschlosser.
und dadurch die Instrumente stromloe Bei weiterer
Drehung gleiten die Zungen d unter die federnden Kon-
takte 3, 4 der Phase S, die vorher durch das Zylinder-
5 A. Linker, Elektrotechn. Meßkunde 8. 100, Abh. 81.
223. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34
1228
segment g geschlossen war. Dadurch werden die bei m-m
angeschlossenen Meßinstrumente in die Phase S geschaltet.
Liegen aber echließlich die Zungen d in der Mittelstel-
lung, wie dies in Abb.1 dargestellt ist, dann sind die bei
m-m zwar nach wie vor angeschlossenen, aber zufolge
des Luftspaltes zwischen den beiden Zungen d in keinem
Stromkreise zwischengeschalteten Meßinstrumente strom-
= können also dadurch geschont oder gegen solche
eren Meßbereiches, u.zw., was wesentlich ist, ohne
Unterbrechung des Betriebes oder Elektrizitätsver-
brauchers ausgewechselt werden. Aus den beiden rasch
nacheinander vorzunehmenden Ablesungen lassen sich nun
in bekannter Weise die Leistung und der mittlere Lei-
stungsfaktor ermitteln.
Das Konstruktionsprinzip des Linker-Meßschalters
ist also sehr einfach, und durch Verlegung der Schalt-
kontakte auf den Umfang eines Zylinders ist es möglich
geworden, die Ablesungen der Meßinstrumente viel rascher
vorzunehmen, als dies bei den sonst üblichen Hebel-
umschaltern geschehen kann. Dabei erfolgt das Um-
schalten vollkommen erschütterungsfrei. Trotz dieser
Einfachheit ist der Anwendungebereich des Linker-Meß-
schalters sehr groß, wie dies sogleich gezeigt werden
wird. Linker erreichte dies insbesondere durch Vermeh-
rung der Klemmen und entwickelte so Geräte mit 6, 8 oder
10 Klemmen, deren Anwendung hier vorgeführt wer-
den soll. :
Die mit 6 Klemmen ausgerüsteten Geräte ermög-
lichen:
1. die Leistungsmessung bei Dreiphasen-Wechselstrom
ohne EE Leiter (Methode der zwei Leistungs-
messer),
2. die Strommessung in zwei Zweigen,
3. die Strommessung an Stromwandlern.
Die Leistungsmessung bei Dreiphasen-Wechselstrom
ohne neutralen Leiter unter Benutzung der Methode der
zwei Leistungsmesser veranschaulicht die Schaltung
Abb.2. Nach diesem an nn bekannten Schaltbild wird
in À
die Meßschaltung unter Zuhilfenahme des
Strommesser
k Erdungsklemme
G Generator (Stromquelle) J
M Motor (Verbraucher
Abb. 3 Linker-Mefschaltung für die Leistungsmessung bei Drei-
phasen-Wechselstrom ohne neutralen Leiter.
Linker-Schalters ausgeführt. Zwecks Ausführung der
Leistungsmessung wird nun die Schaltwalze mittels der
Handhabe eo weit gedreht, daß die Zungen d mit den Zu-
leitungen 1, 2 der Phase R in Verbindung stehen. Dann
liest man am Leistungsmesser eine Ablenkung von a,
Skalenteilen ab, die nach Umrechnung und Korrektion
wegen des Eigenverbrauchs Ny der Instrumente in be-
kannter Weise’ eine Leistung N, Watt ergeben. Dann
legt man die Schaltwalze nach der anderen Richtung um,
bis die Zungen d mit den Zuleitungen 3, 4 der Phase S
in Verbindung stehen, und liest dabei eine Ablenkung von
8; Skalenteilen ab, die eine Leistung N, Watt ergeben.
Dann ist die gesamte an den Verbraucher abgegebene
Leistung
N= N, + N= c Lë +5) — 2 No Watt,
wobei eine negative Ablenkung, die nach Umschaltung der
pannungspule ablesbar ist, mit negativem Vorzeichen
einzusetzen ist. In der gezeichneten Zwischenstellung der
Zungen d lassen sich die Instrumente bequem auswech-
seln. Bei Hochspannung wird die Klemme k durch eine
Leitung von 16 mm? Querschnitt geerdet.
Im zweiten Falle, nämlich bei einer erforderlichen
Strommessung in zwei Zweigen, fehlen der Leistungs-
messer und Spannungsmesser E mit den Verbindungen
* Linker, Elektrotechn. Mefßkunde; Skirl, Mefgeräte u. Schal-
tungen f. Wechselstrom-Leistungsmessungen.
p, 4, so daß nur der Strommesser J an die beiden Meß-
klemmen m angeschlossen wird.
Den dritten Fall, die Strommessung an Stromwand-
lern, zeigen die Abb.4 od 5. Abb.4 zeigt das übliche
Schaltbild, Abb.5 die Meßschaltung dazu unter Verwen-
dung des Linker-Schalters, welcher sich hierbei ebenfalls
als vorteilhaft erweist. Da bekanntlich der Sekundärkreis
eines Stromwandlers niemals bei der Stromführung der
Primärseite offen sein darf, wird durch den Schalter
selbsttätig der nicht mit dem Strommesser J verbundene
Stromwandler sekundär kurz geschlossen. W, und W, be-
zeichnen die beiden Stromwandler, im übrigen ist aus
den Abbildungen alles klar zu ersehen, und die Betäti-
gung des Linker-Schalters erfolgt analog wie oben durch
Links- bzw. Rechtsdrehung.
Abb.4 Schaltbild für die Strom-
messung an Stromwandlern.
Abb.5. Linker-Meßschaltung für die
Strommessung an Stromwandlern.
Die mit 8 Klemmen ausgerüsteten Linker-Meßschalter
ermöglichen:
1. die Leistungsmessung bei Dreiphasen-Wechselstrom
mit neutralem Leiter (Vierleitersystem, Methode der
3 Leistungsmesser),
2. die Leistungsmessung bei Dreiphasen-Wechselstrom
ohne Se Leiter (Methode der 3 Leistungs-
messer),
3. die direkte Strommessung in 3 Zweigen,
4
. die indirekte Strommessung bei Dreiphasen-Wechsel-
strom ohne neutralen Leiter mit 2 Stromwandlern,
5. die indirekte Strommessung in 3 Zweigen mit 3 Strom-
wandlern.
Ahh e Schaltbild für die
Leistungsmessung bei Drei-
phasen-Wechselstrom mit
-neutralem Leiter.
Für die Leistungsmessung bei Dreiphasen-Wechsel-
strom mit neutralem Leiter unter Benutzung der Methode
der 3 Leistungsmesser zeigen Abb. 6 das übliche Schaltbild
und Abb. 7 die Meßschaltung dazu unter Zuhilfenahme des
Abb.7. Linker-Mefsschaltung für die Leistungsmessung bei:Dreiphasen-
Wechselstrom mit neutralem Leiter.
Linker-Schalters. Die Schaltwalze wird hierbei so ge-
dreht, daß die Zungen d nacheinander mit den Zuleitun-
gen 1, 2 von Phase R, sodann mit 3, 4 von Phase S, hier-
auf mit 5, 6 von Phase T in Verbindung stehen. Hat man
dabei die Ablenkungen 8&,, ën, 8; abgelesen, dann ergibt
sich die Leistung
N=N+N+N,=c(4 + s4 s) —3N, Watt,
1230
‚Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34
22. August 1929
wobei hier wieder im übrigen auf die bereits genannten
Werke von Linker und Skirl hingewiesen sei.
Im zweiten Falle der Anwendungsmöglichkeiten des
8-Klemmen-(rerätes, also bei Ber Leistungsmessung bei
Dreiphasen-Wechselstrom ohne neutralen Leiter unter Be-
nutzung der Methode der 3 Leistungsmesser, ist die Schal-
tung wie in Abb. 6 ohne die beiderseitige Fortführung des
neutralen Leiters auszuführen und dann anzuwenden,
wenn die volle Symmetrie in der Belastung gewahrt wer-
den soll, also bekanntlich z. B. bei der Untersuchung
kleiner Motoren. Da nun in der zugehörigen Meßschal-
tung Spannungspulen S und Spannungsmesser E an der
Phasen- oder Sternspannung liegen sollen, muß bei der
Meßschaltung ein künstlicher Nullpunkt aus drei gleich
vroßen induktionsfreien Widerständen verwendet werden.
Es wird demnach die Schaltung Abb.7 etwas abgeändert,
indem nämlich, da der neutrale Leiter (0) nicht vorhan-
den ist, der Punkt q an den Sternpunkt eines künstlichen
Nullpunktwiderstandes angeschlossen wird, dessen drei freie
Klemmen mit R, S, T verbunden werden. Im dritten Falle,
bei direkter Strommessung in 3 Zweigen, fehlt der Lei-
stungsmesser in Abb.7, ebenso der Spannungsmesser E
und die Verbindung p, q, so daß nur der Strommesser J
an den beiden Klemmen m liegt. Die sich so ergebende
Schaltung dient auch zur direkten Messung der 3 Ströme
eines Dreiphasen-Wechselstromes ohne neutralen Leiter.
TSA
Abb. o Linker Mefschaltung für die
indirekte Strommessung bei Drei-
phasen-Wechselstrom hne neutralen
Leiter mit 2 Stromwandlern.
Abb. 8 Schaltbild für die in-
direkte Strommessung bei
Dreiphasen-Wechselstrom
ohne neutralen Leiter mit
zwei Stromwandlern.
Der vierte Fall, die indirekte Strommessung bei Drei-
phasen-Wechselstrom ohne neutralen Leiter mit Strom-
wandlern, ist in Abb.8 und 9 dargestellt und beruht auf
dem er u, die
Stromstärke ciner (EI
gleich der geometrischen lud, vd bi,
Summe der Ströme der bei- D CNN, f i
den anderen Phasen ist.
In der Meßschaltung nach
Abb. 9 wird demnach bei
einer Verbindung der Zun-
gen d mit den Klemmen 1,
2 der Strom J,, mit 3, 4 der
Strom d und mit 5, 6 der
Strom Ja. gemessen. Bei
EH Fall der An- Abb. 10. Linker-Mefschaltung
wendungen des Linker- für die indirekte Strommessung
schen 8-Klemmen-Gerätes, in a Zweigen mit CT
der indirekten Strombe-
. x g wandlern.
messung in 3 Zweigen mit
3 Stromwandlern, mißt
man nach Abb. 10 die Stromstärke in W,, wenn die Zun-
gen d mit 1, 2, in Wa wenn sie mit 3, 4 und in W, wenn
sie mit 5, 6 in Verbindung stehen.
Schließlich ermöglichen die mit 10 Klemmen ausge-
rüsteten Linker-Meßschalter:
1. die direkte Strommessung in 4 Zweigen,
2. die indirekte Strommessung mit 4 Stromwandlern.
Bei der direkten Strommessung in 4 Zweigen werden
die einzelnen Zweige paarweise an die Klemmen 1-2, 3-4,
9-6 und 7-8 angeschlossen, während der Strommesser an
die Klemmen m-m angeschlossen wird. Bei der indirekten
Strommessung mit 4 Stromwandlern werden die Sekundär-
klemmen der Stromwandler paarweise an die Klemmen
1...8 und der Strommesser an nı-m angeschlossen. Da sich
diese beiden letzten Fälle von den vorigen lediglich durch
Hinzutreten eines Stromzweiges bzw. eines Stromwand-
lers sowie von zwei weiteren Klemmen unterscheiden, er-
übrigt sich die bildliche Darstellung der hierzu dienenden
Schaltungen und Linker-Schalter.
S Wie ersichtlich, sind die Anwendungsmöglichkeiten
für den Linker-Schalter sehr mannigfaltig, und es ergab
sich ferner die Notwendigkeit, das an sich sehr einfache
Schaltgerät in 29 Größen durchzubilden, um die für Spe-
zialzwecke billigste Ausführung zu ermöglichen. Diese
29 Größen umfassen alle möglichen Fälle bis 200 A und
6000 V. Im Gegensatz zu den bekannten Hebelumschaltern
ermöglicht der Linker-Schalter eine einfache und leichte
Erdungsmöglichkeit als Sicherheit gegen Oberflächen-
leitung über den Handgriff zur Bedienungsperson, und zu
diesem Zwecke dient eben die aus den Abbildungen er-
sichtliche Erdungsklemme k. Vergleicht man die oben zu-
sammengefaßten, von Prof. Dr.-Ing. A. Linker, Hannover,
angegebenen Meßschaltungen mit den sonst üblichen, so
ergeben sich ohne weiteres die Vorteile, die der Linker-
Schalter dem Meßtechniker zu bieten vermag. So ergibt
z.B. der Vergleich der Abb. 6 und 7, daß bei Benutzung
dieses Geräts 6 Meßinstrumente erübrigt werden, deren
Konstanten bzw. Fehler man also nicht in Rechnung zu
setzen braucht.
Die Steigerung der Betriebspannung für Kabel.
Gelegentlich einer am 27. III stattgefundenen Besichti-
gung des Kabelwerks Oberspree führteDir. Pfannkuch
aus, daß die im Jahre 1897 erbaute alte Kabelfabrik der AEG
die erste war, die vor etwa% Jahren Kabel für 6 und 10 kV
Betriebspannung auf den Markt brachte, die insbesondere
für den Bedarf der damaligen Berliner Elektrizitätswerke
bestimmt waren. Für Kabel höherer Spannung ergab sich
zunächst im Inlande kein Absatz, und so wurden die Kabel
für 16 000 und 20 000 V, die in den nächsten Jahren herer-
stellt wurden, an das Ausland geliefert. Erst im Jahre 1%
entstand infolge der großzügigen Elektrisierung durch die
Berliner Elektrizitätswerke Gelegenheit, Kabel für 30 kV
Betriebspannung im Umfange von mehr als 200 km Länge
herzustellen. Mit diesen Kabeln war ein Rekord aufgestellt
worden, der viele Jahre nicht überboten worden ist, und die
Tatsache, daß der VDE bei der Festsetzung der Normal-
spannungen im Jahre 1919 die Wahl der Stufe von 35 (mW V
damit begründete, daß sie die höchste für Kabel in Betraclıt
kommende Spannung sei, läßt erkennen, daß man überzeugt
war, hiermit die obere Grenze der Ausführbarkeit erreicht
zu haben. Noch im Jahre 1920 schrieben die amerikani-
schen Fachleute Simons und Davis über obiges Kabel-
netz folgendes:
„Zu den interessantesten Kabeln gehören die 30 00) V-
Kabel der Berliner Elektrizitätswerke. Man beachte, daß
diese Kabel erfolgreich seit 9 Jahren mit einer höchsten
Beanspruchung von 34,4 kV auf 1 cm in Betrieb sind.“
Die Versuche, diese Leistung noch zu übertreffen, ha-
ben niemals geruht, und bereits 15 Jahre nach der Vollen-
dung des oben erwähnten 30 000 V-Netzes konnte die AEG
eine Anlage herstellen, die die doppelte Betriebspannunzg
besaß. Im Jahre 1927 wurde ein 60kV-Kabel in einer
Länge von 11 km in Magdeburg in Betrieb gesetzt, das seit-
dem in einwandfreier Weise arbeitet, so daß man im ver-
ganzenen Jahre ein gleiches Kabel von 30 km Länge ohne
Bedenken liefern und in Betrieb setzen konnte.
Heute liegen bereits noch weitergehende Aufgaben
vor. Im Prüffeld der Starkstromkabelfabrik war ein
Drehstromkabel zu sehen, das die größte bieher prak-
tisch ausgeführte Dimension von 137mm Dmr. auf-
weist und für 100 kV Betriebspannung bestimmt ist. Das
260 m lange Kabel ist abweichend von der Ausführung der
SSW für Nürnberg’, die aus 3 Einleiterkabeln besteht, al:
Drehstromkabel mit verbleiten Einzeladern gebaut und
unter den Bleimänteln metallisiert. Bemerkenswert ist, daß
bei der Konstruktion von den in letzter Zeit für Kabel die-
eer hohen Betriebepannung angewendeten Kunstgriffen in
Gestalt von Hohlleitern, Imprägnierung mit dünnflüssigen
Ölen und dgl. nach dem Vorgang von Pirelli kein Ge-
brauch gemacht worden ist. Das Kabel besitzt vielmel:r
rein äußerlich denselben Aufbau, wie er für Hochspan-
nungskabel gebräuchlich ist, und die Erhöhung der Wider-
standsfähigkeit gegen elektrische Beanspruchungen i:t
durch ein neucs Verfahren bewirkt worden. Die in Herstel-
lung befindlichen Kabel sind für eine Versuchsanlage be-
stimmt, die voraussichtlich im Laufe des Sommers in Be-
trieb kommt.
Wie Dir. Pfannkuch bemerkte, sind bereits vorberei-
tende Arbeiten für Kabel noch höherer Betriebspannung
im Gange. Es ist also damit zu rechnen, daß der wirtschaft-
liche Kampf zwischen Hochspannungskabel und Hochepan-
nungefreileitung noch nicht seinen Abschluß gefunden hat.
Ka.
1 Vgl. ETZ 1928, §. 1481.
22. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34
1281
Kurzschlußspannung und Spannungsabfall in Dreiwicklungs-Transformatoren,
Stromverteilung in parallel geschalteten Wicklungszweigen.
Von Dipl.-Ing. Leo Falk, Berlin.
Übersicht. Im Anschluß an die Ausführungen in der
ETZ 1928, S. 1209, wird zunächst ein für verschiedene Fälle
handlicherer Ausdruck für die Spannungsverschiebung der
Dreiwieklungstransformatoren sowie ein Ersatzschema an-
gegeben und besprochen, die Bemessung und Anordnung von
Drosselspulen zum Ausgleich verschiedenen Spannungsabfalls
parallel arbeitender Dreiwicklungstransformatoren erörtert.
Die Betrachtungen werden zur Ableitung des Spannungs-
abfalls von in Zickzack geschalteten Transformatoren ver-
wendet. Schließlich wird die Berechnung der Stromvertei-
lung in zwei und mehr parallelgeschalteten Wicklungs-
zweigen eines Transformators gezeigt, die entstehenden
Mehrverluste gegenüber Serienschaltung besprochen sowie
durch Rechnungsbeispiele ergänzt. |
Nach GL. (5) und (8d) meines Aufsatzes in ETZ 1928,
S. 1209, beträgt die Spannungsverschiebung zwischen der
eespeisten Wicklung H und der stromabgebenden Wiek-
lung M bei gleichzeitiger Belastung der dritten Wick-
lung N
Ey Ey=Julattm)tImTuntInta
a LyM t Tun IMN
+ dw Be a
Unter Berücksichtigung der Gleichung
JutJutJn =
kann der obige Ausdruck auch geschrieben werden:
Liru t Kun — T an
HM T {MN “HN
2 dur
^J, RN RN MN Care
EE (14a)
und analog ergibt sich
— om L Lery +£ SE
H En=.”/N AN ne SE LINIEN
EN Lorn Lery — X FREE
a a nn
on Ra +x — SÉ ~ —
— F.-— MN HN MH
Gs x + Lu -ENH an ——
Jy Ze SC NET Jory: E
Nach dem in ETZ 1928, S. 1212 und ETZ 1929, S. 866
(jesasrten galten die Gleichungen (8a), (8b) und (8e) bei
Gleichheit der Rogowskyfaktoren in den 3 Wicklungs-
paaren, also bei sehr langen und schmalen Streukanälen
sowie für einige andere angeführte Fälle in mathemati-
scher Strenge, für alle anderen Fälle mit praktisch aus-
reichender Genauigkeit. Eine eingehende Nachprüfung!
erzibt jedoch, daß die Ausdrücke und damit auch die
Gleichungen (14 a), (14b) und (14c) stets, also auch bei
Eisennähe und beliebig gestalteten Spulen und Streu-
künälen, streng gültig sind.
Wie man sieht, kommt in den Gleichungen (14a)
bis (14c) zu jedem Strom stets der gleiche Faktor, der
sich aus einem induktiven und einem Widerstandsumman-
den zusammensetzt. Man kann also für den Dreiwiek-
I Ich verdanke den Hinweis auf diese "Tatsaache Herrn Dr.-Ing.
Gerhard Stein. — Werden die in ETZ 1929, S. 866 nach Schätzung ge-
zeichneten und, wie sich zeigt, deswegen Irreführenden Kraftlinienbilder
durch errechnete ersetzt, so bieten ele keinen Anhalt mehr für die Annahme
einer Ungleichheit, von e, , und e,, - Die genaue Aufzeichnung eines Kraft-
1
linienbildes für den Spezialfall einer ebenen Wand bzw. einer Zylinder-
wand von unendlich großem Durchmesser ist leicht durchführbar, da das
Kraftlinienfeld vor der Wand identisch ist mit der vor der Wandfläche
liegenden Hälfte eines Kraftlinienfeldes, das durch den Leiter einerseits
und durch einen In gleichem Abstand hinter der Wand liegenden (ge-
spiegelten) Leiter anderseits in Luft erzeugt wird. — Siehe auch: „Potential-
theoretische Untersuchungen über Magntefelder in Transtformatoren und
über ihre &treuinduktivität speziell bei Zylinderwicklung‘‘ (Dissertation
von Dipl.-Ing. Gerhard Stein).
Ein exakter allgemeiner Bewels für die Gleichheit von e, „ und eg,»
auch bei Eisennähe, dürfte mittels Vektorrechnung durchführbar sein.
lungstransformator ein Schaltbild als Ersatzschema an-
wenden, in welchem jede Wicklunz durch eine Impedanz
ersetzt wird (Abb. 1), deren Wert für Wicklung
LyM T THN IMN ~ `
(15a)
H Zu =. eu t'y:
Luny tt Kun P
HM MN HN ^ &
M zy= ` 2 = erg: (15b)
LunTt Cin -t
HN MN HM zx u
N- ee Se rw (15c)
ist.
Einer der drei Ersatzimpedanzwerte wird meist eine
negative induktive Komponente haben, 'was bei dem fik-
tiven Charakter der Impedanzwerte erklärlich ist.
Ebenso wie Zweiwicklungstransformatoren mit un-
gleichen Kurzschlußspannungen durch Vorschalten von
Drosselspulen zum einwandfreien Parallelarbeiten ge-
bracht werden können, ist es, wie man aus dem Ersatz-
schema ohne weiteres ersieht, auch möglich, Dreiwick-
lungstransforinatoren durch Zuschalten von Drosselspulen
auf gleichen Spannungsabfall für alle möglichen Be-
lastungsfälle bzw. zu einer den Nennleistungen proportio-
nalen Verteilung der Gesamtbelastung auf die Trans-
{ormatoren zu bringen. Sind die prozentualen Impedanz-
spannungen des einen Dreiwicklungstransformators J2y
Jzy und Jzy, die des anderen En Jzy und d'S ve
so wären die vorzuschaltenden Drosselspulen von der
Spannung
Jz — JS z
H H
Fan)
‘ d
~
d ml
zu wählen. Man kann sich natürlich ebenso wie bei Zwei-
wicklungstransformatoren erlauben, die Ohmschen Koni-
ponenten, die in der Drossel zu einen genauen Ausgleich
erforderlich wären, nieht zu berücksichtigen und nur reine
Induktanzen vorzuschalten, die so bemessen werden, daß
die Gesamtimpedanzen den gleichen absoluten Wert er-
halten. Die oben angegebenen Differenzwerte der Span-
nungen sind dem Transformator
mit dem Nennstrom J’ vorzuschal- L Lë Lë
ten, wenn die Differenz einen posi- S á W
tiven Wert hat. Ergibt sich ein
negativer Wert, so ist die Drossel
dem Transformator mit dem Nenn- k7
strom J vorzuschalten. Es wird fast
immer nötig sein, dem einen Trans-
formator eine, dem anderen zwei
Drosselspulen vorzuschalten.
Zu Ju
u ZH I
Ju
e y
Zn
Abb. 1.
Abb. 2.
Beim Zweiwieklungstransformator kann man auch der
Primärwicklung und der Sekundärwicklung je einen Im-
pedanzwert in einem der Abb.1 analogen Ersatzschema
beilegen. Die Impedanzwerte sind aber nicht vollkommen
festgelegt, sondern ihre induktiven Komponenten müssen
nur der Bedingung genügen
und die Ohmschen Komponenten der Bedingung
Ry+tRy=!ut'm
Man kann also, wie bekannt, die Drosselspule zur Errei-
ehung einwandfreien Parallellaufs in die Primärwicklung
oder in die Sekundärwicklung legen; wenn es einen prak-
tischen Zweck hätte, könnte man auch einen Teil primär,
den Rest sekundär vorschalten, weil beim Ersatzschema
1232
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34
22. August 1929
für den Zweiwicklungstransformator die Werte für die
Impedanzen ze und 2, nicht vollkommen bestimmt oder,
wie der Mathematiker sagt, unterbestimmt sind.
Beim Dreiwicklungstransformator sind die Werte Zy,
Zy und Ex jedoch vollkommen bestimmt, so daß auch
von vornherein festliegt, in welche Leitung die zur Er-
zielung einwandfreien Parallellaufs zweier Transforma-
toren erforderlichen Drosseln geschaltet werden müssen.
Will man also die Vorschaltung von Drosseln beispiels-
weise in der Leitung für die höchste Spannung umgehen,
da dieselben relativ teuer werden, so kann dies nur durch
den Entwurf der Transformatoren geschehen, indem
Zg und E gleich gemacht werden.
wi N f N
ERIC
Ze
R
kk AA
Ne
d
Z
f
G
NIEREN
D
G
Z
Z
L
Ze
dy
Abb. 3. Abb. 3a.
| Vierwicklungstransformatoren sind äußerst selten. Es
ist daher mehr von theoretischem Interesse, festzustellen,
daß es für diese kein Ersatzschema mehr gibt. Die fiktiven
Werte von 2, Eu Zn, Zo Sind, mathematisch gesprochen,
überbestimmt, d.h. es gibt keine Werte Zg, Su Zy, Zw
die für alle Belastungsfälle die richtigen Werte der Span-
nungsverschiebungen ergäben. Selbstverständlich ist es
jedoch möglich, den Spannungsabfall für jeden Belastunes-
fall durch eine Gleichung analog der Gl. (5) (ETZ 1928,
S. 1210) auszudrücken und zu berechnen. Ausgleichsdros-
seln zum Parallellauf erreichen ihren Zweck nur für be-
stimmte Belastungsfälle; bei anderen Belastungsfällen be-
Weer die gleichen Drosseln ungleiche prozentuale Last-
verteilung.
I. Spannungsabfall in Transformatoren
mit Zickzackschaltung.
In Abb.2 ist die Schaltung eines Transformators in
Stern-Zickzack, in Abb.3 die beispielsweise Anordnung
der Wicklungen auf einem Schenkel U, in Abb.4 das Dia-
Abb. 4.
gramm der Leerlaufspannuneen und in Abb.5 das Dia-
gramm der Ströme dargestellt, wobei die Windungszahlen
der Wicklungen H, M und N als gleich angenommen sind.
Der leichteren Übersichtlichkeit wegen ist der Sekundär-
strom iu in Phase mit der sekundären Phasenspannung Eu
gezeichnet. Die Ableitung gründet sich jedoch nicht auf
eine solche Phasengleichheit und gilt für jede Phasen-
verschiebung des Scekundärstroms gegen die Sekundir-
spannung.
Setzt man an Stelle der Abh.3 die Abb. 3a, so haben
wir einen Dreiwicklunsstransformator mit drei in glei-
chem Sinne gezählten Spannungen EHU, ua und — ENu
sowie mit drei sich zu wull ergänzenden Strömen
Ju iu F (— w) =0 vor uns, für welchen die früher
abgeleiteten Gleichungen gelten. Die Sekundärwicklungen
dieses Dreiwicklungstransformators Mu, Me, Mo und N.
Ae, Noo sind jedoch nicht unabhängig voneinander für sich
in Stern oder in Dreieck geschaltet, sondern nach Abb. 2
` bzw. 4 in Serie miteinander verbunden.
Wie Abb.4 zeigt, ist die verkettete Primärspannun:z
Epu — Env identisch mit der sekundären Phasenspannung
Eu, = EMu + ENnv. Die Spannungsverschiebung zwischen
dieser Leerlaufspannung und der Sekundärspannung Zu
bei Belastung des Transformators mit den Strömen Ju
und tw setzt sich nun aus der Spannungsverschiebung in
der Wicklung Mu auf Schenkel U und derjenigen in der
Wicklung N, auf Schenkel V zusammen. Die Spannungs-
verschiebung in der Wicklung Mu ist nach Gl. (14 a)
= . {[Zuy t un — T m
de x E — x£ Æ
Nr Ge “N Fry). (15a)
die der Wicklung N, nach Gl. (14 b)
La" Fun THM ~ )
2
’ > °
— Euy — Env = tu LS
rA Len EE EE,
Ët (A Dan zl (15b)
Die gesamte Spannungsverschiebung ist demnach durch
geometrische Addition von G1. (15a) und (15b) gegeben zu
(Eru 2
A an dh e
Epy) — (Emu TEN) = iu (unt SEL
277 N e E Xam t SE TMN z Fra) (15c)
G 2 I
Abb. &
Abh. 5.
Aus Abb. 5 ersieht man, daß Kees -- Jv der Vektorrichtung
nach zu ĉu parallel, aber entgegengesetzt und dem ab-
soluten Betrag nach gleich Ju.V3 ist; ferner ergibt sich,
wie man leicht überblicken kann, aus der Gleichheit der
primären und sekundären Amperewindungen der absolute
. U
Betrag von u = , woraus folgt, daß
Jiu c= |Jg - IV):
Man kann nun Gl. (15c) auch schreiben
(Enu Kul ` (EMu F ENv)
x pr ! Ke ar RA — vi ~
= lu Mn ar = bäi
Der induktive Teil der Spannungsverschiebung zwischen
verketteter Primärspannung einerseits und der zugzehöri-
gen sekundären Phasenspannung bei Belastung anderseits
steht also auf dem sekundären Strom senkrecht, der
Ohmsche Teil ist diesem Strom parallel, wie es nicht
anders zu erwarten war.
Dem absoluten Betrag nach kann der Ausdruck Tur
die Spannungsverschiebung auch geschrieben werden
Tym FTHN SEN
~ rM + TN N
za ER). aoa
Vergleichen wir hiermit die Spannungsverschiehbung einer
durch Abb.6...9 gekennzeichneten Schaltung derselben
Spulen, wobei aber die Wicklungen M und N jeweils eines
22. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34
1233
Schenkels in Serie geschaltet sind, nehmen wir die pri-
J w, die sekundären zu
mären Ströme wieder zu Ju, Jv,
(e, ie, tw an, 80 ist jetzt
|. >o
| e SES 2
f oder S
A j Ju V3 . V3
F iu = — —— — = fu
A Ena v3 2 2
Z
G
Z
Z
f
7
A
TNN
ALL. 7.
Abb. 8.
Die Spannungsverschiebung zwischen der sekundären
Leerlaufspannung einer Phase und der sekundären Span-
nung bei Belastung des Transformators setzt sich dann
zusammen aus
= . [Tum tun "HN q
Egy Em =i? e Cg)
Sn ne WEE
und
E Let ai
d'G
und es ergibt sich
2 Eyy — (E' mua + E'y) Siu (tynyt (yt ry))
—Jy(£ym + Tyyny — yy t?2ry),
wobei
e EE 9 oder lu = lu
so daß
2Ey (E'u +E yn) =2(Ey-— Ey)
x£ r„+tr
DM UOAE AT TN
Die verkettete Spannungsverschiebung ist dann dem ab-
soluten Betrage nach
d d — (Zut: xr
m= Ey- Ey) V3 = Jy ys (Zrt Zun _ Fun)
m~ x r r
Zull i ). (17)
Bezeichnet man also die durch Gl. (16a) ausgedrückte
Kurzschlußspannung des Zickzacktransformators mit Or
diejenige bei Serienschaltung der auf einem Schenkel
liegenden Sekundärwicklungen beim gleichen Primärstrom
Gl. (17) mit eu, ferner mit e,, jene verkettete Kurzschluß-
Spannung, welche bei Stern/Stern-Schaltung von M gegen N
a e . An vd H
erforderlich wäre, um den halben Primärstrom = D in
gei
diesen Wicklungen zu erzeugen, so ist
EV (Eun F(MHTN)) -
und ein Vergleich von Gl. (16a), (17) und (18) zeigt, daß
(18)
e
eks = €x, + GC ae AI)
die gleiche Beziehung, welche Kade in ETZ 1918, S. 513
auf anderem Wege abgeleitet hat.
in parallel geschal-
eines Trans-
Il. Stromverteilung
teten Wicklungszweigen
formators.
Parallel geschaltete Stromzweige werden in Trans-
formatoren mit großen Stromstärken zweckmäßig oder
notwendig; außerdem verlangen manche Elektrizitäts-
III IN NN
De cd
Abb. 10. Abb. 11. Abb. 12. Abb. 18.
werke von den Sekundärwicklungen mancher Transfor-
matoren, daß sie für halbe und ganze Spannung verwend-
bar sein sollen, was zur Parallelschaltung zwingt, wenn
ınan nicht so unwirtschaftlich verfahren will, einen großen
Teil der Wicklung unbelastet zu lassen. Liegen die paral-
Abb. 14. Abb. 15a.
ee,
I/II)
Abb. 17.
Abb. 15b. Abb. 16.
lelen Wicklungszweige der Sekundärwicklung vollständig
symmetrisch zur Primärwicklung, z. B. wie bei Abb. 10 ... 13,
und haben sie zudem gleichen Widerstand, so verteilt sich
der Gesantstrom gleichmäßig auf die Wicklungszweige.
Aus Gründen eines günstigen elektrischen oder konstruk-
tiven Entwurfs ist es jedoch häufig erforderlich, von der
symmetrischen Anordnung abzuweichen und Anordnungen,
wie in Abb. 14...17 angedeutet, zu bevorzugen. In diesen
Fällen wird im allgemeinen eine unzleichmäßige Vertei-
lunz des Gesamtstromes auf die parallelen Zweige ein-
treten. Es ist nun wichtig, die Ströme in jedem Zweige der
Größe und der Phase nach zu berechnen, um unzulässize
Belastung stärker beanspruchter Zweige zu vermeiden,
die Gesamtverluste durch Stromwärme ermitteln zu kön-
nen und um eine genaue Berechnung der Kurzschlußspan-
1234
nung, wie sie bei Parallellauf der Transformatoren mit
anderen Transformatoren erforderlich ist, durchzuführen.
Wir betrachten zunächst den Fall nach Abb. 14. Wir
stehen einem Dreiwicklungstransformator gegenüber,
dessen Wicklungen M und N parallel geschaltet sind. Die
Spannungsverschiebungen der Wicklungen M und N bei
gleichzeitiger Belastung mit den Strömen Jm und Jw sind
nach den früher angegebenen Ausdrücken gegeben. Die
beiden Spannungsverschiebungen müssen aber sowohl dem
absoluten Betrag als auch der Phase nach genau gleich
sein, wenn die Ströme Jm und Jy so gewählt werden, wie
sie in Wirklichkeit bei Parallelschaltung auftreten. Be-
lasten wir die getrennten Wicklungen M und N mit solchen
Strömen, daß die Spannungsverschiebungen in M und N
nach Größe und Phase gleich sind, und schalten dann par-
allel, so tritt kein Ausgleichstrom auf, die Ströme bleiben
also nach der Parallelschaltung so bestehen, wie sie vor-
her waren. In jedem anderen Fall entsteht ein Ausgleich-
strom, so daß die vorher vorhandenen Ströme nicht be-
stehen bleiben würden.
Die Spannungsverschiebungen sind nach Gl. (5 a)
Ey—- Ey =JIu(luttm) tImTamtY/n'utYIntnınm
Ey-En=JInluttn) tYIntuantJutat Immun
Wie erwähnt, müssen diese Werte bei Parallelschal-
tung von M und N gleich sein, also
Julattm + uam "m'u— IMmTmoHNn
=Jy("ut ry) tJntyun "In’u IN TnıHMm
oder
Ju "mt Ium ww =In(tnt Fun In (um) (20)
n? e e n A
Setzt man 8n?.10-9f- ı = K, wobei f die Frequenz, n die
Windungszahl und (die Spulenlänge ist, so wird
Zum = Kepu (Unma+ h Un+ 3 MUn)
> 1 7 1
san = Kopy (Unn bi SN U+ In, Un)
Bei großer Wicklungsliöhe der Spule H hat man U’#
größer zu nehmen als den mittleren Durchmesser Up der
Wicklung, im Rechnungsbeispiel zu 615 mm, U” kleiner
als den mittleren Durchmesser, im Rechnungsbeispiel zu
553 mm, was man sich leicht nachrechnen kann. — Ferner
wird
r =r ke,
M (HN) — UN (HM H g’
so daß
oe h
mt a o
Ee AM
um, In Unnd+Unl: + EE E
N QHN HN H 6 N
1 ei 30
0 wird man schätzungsweise wieder zu ~ WW MN: ap
nehmen können.
An einem Rechnungsbeispiel, welchem die
Wicklung nach Abb. 18 zugrunde liegt, mögen die Größen-
verhältnisse gezeigt werden. Der Übersichtlichkeit wegen
sind ro, ry und ryin Prozent der Leerlaufspannung an-
gegeben, wobei in jeder Wicklung die gleiche Belastung in
kVA anzunehmen ist. Wir wählen die Vollbelastunge.
Analog sind die anderen Summanden der Summe im Zähl>r
CO H D JH. IN)
Seite der Gl. (21) mit E-
0
multipliziert, so daß auch sie als Prozente der Leerlauf-
spannung gerechnet sind.
und Nenner der rechten
CHM — 0,965 = CHN’
1+3. 0,955
a — 1
= 0,966.
Die übrigen Größen sind aus Abb. 18 ersichtlich mit Aus-
nahme des Fluxes, der 12,3- 10° Linien sei.
Jn _ 145 Ẹ (1049+157
_ 115412
JM wii
0,7 F972
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34
22. August 1929
Dies entspricht einem Verhältnis der absoluten Werte von
Jn _ 1211
dh 95
der Ströme Jm und JN. wie in Abb. 18a gezeichnet. Die
Phasenverschiebung der beiden Ströme gegeneinander ist
so gering, daß man mit praktisch vollkommen genügender
Genauigkeit statt Ju F- Jy =— JH setzen kann Jm 4+ JN
= — Jy, so daß sich
und der sehr kleinen Phasenverschiebung
9,72
uns 12,11
JN = BFI . 3470 = 1930 A
ergibt.
Die Spannungsverschiebung zwischen primärer und
sekundärer Spannung errechnet sich nun bei den tatsäch-
lich auftretenden Belastungen der Wicklungen M und N
wie folgt für M:
JurutJu'nt Jm Tium, TININ HM,
= 1540 ro (IS
= (0⁄4 o/o + 3470 . 1,15 lo) T C,
= (0,4 + 0,512) 9%, F (4,66 — 0,87) °%
= 0,9120, F 3,790 ,;
absoluter Wert Y0,912? + 3,7% = 3,91 WÉI
Für Wicklung N ist die Spannungsverschiebung
1930
Uoi
-1049 %0 — 3470
.1579,)
Ju’uatIn'ntInTunt IJmTuun
— 0,40% + eo 70% 8,150, — zc 157
= (0,4 + 0,39%, F 4,52 — 0,70) 0 n
= 0,719 00 È 3,82%;
absoluter Wert VUm +3,82 = 3,91? 9
Der Strom in der inneren Spule wird, wic man sieht,
um 12% größer als der halbe Gesamtstrom, was eine nm
25 % größere Temperaturdifferenz zwischen dem Spulen-
kupfer der inneren Spule und dem Transformatorenöl be-
dingt, als bei halbem Gesamtstrom eintreten würde. In
der äußeren Spule tritt eine um etwa ebensoviel geringere
Erwärmung auf. Dazu kommt, daß in der Regel an der
inneren Spule der Ölumlauf nicht so lebhaft ist wie an
der äußeren Spule Diesem ungünstigen Verhältnis kann
ohne Vermehrung des Kupfergewichts und ohne merkliche
Änderung der Gesamtkupferverluste dadurch abgeholfen
werden, daß der Querschnitt des Wickeldrahtes nicht, wie
den angeführten Daten zugrunde gelegt, in
] beiden Spulen gleich gemacht, sondern in der
inneren Spule um rd. 28% verstärkt, in der
äußeren Spule um rd. 17% vermindert wird.
Stromverteilung und Spannungsverschiebunz
bleiben dabei ebenfalls praktisch ungeändert
gegenüber dem ersten Entwurf.
Bemerkt sei noch, daß, da der größere Strom im Strom-
kreis kleineren Ohmschen Widerstandes fließt, dureh die
ungleiche Stromverteilung in den Wicklungen M und N
Hm KVA AA
5000 V von V
00 EA WA
— 43 TH = 14359,
u — 1760:
S TA (IL Zë io
— 524 TN = 0,70 Ee
Haupttlux = 193. ug Linien
Abh. 18.
AL NASA LAUTEN
~ Toad y
S D B
f Ke e Fr f SE
p Be — ES Ze Sé
f D $ r j vr *
H ra Gs 1 S geg
p Pap BR: F Za SE
. SEH e
E 5 Ge gë DI ge GR
Wie 8 f PDPP I FE SE
r AÅ f fe F
ein geringerer Gesamtkupferverlust entsteht, als bei
vleichheitlieher Verteilung des Stromes auf Wicklung N
und N auftreten würde. Die Verringerung der Verluste
r
bei sleichbleibendem Kupfergewicht durch Versrößerun®
22.. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34
1236
des Stromes JN und Verkleinerung des Stromes Jm hört
natürlich bei einer gewissen Grenze auf, jedoch träte das
Minimum der Gesamtverluste bei konstantem Gesamt-
kupfergewicht und bei der ursprünglich angegebenen
Widerstandsverteilang des Rechnungsbeispiels erst bei
Jn = 2200 A und Jm = 1270 A und bei den geänderten
Widerständen, nämlich einer um 28% verstärkten Innen-
spule N und einer um 17 % geschwächten Außenspule M
erst bei Jy = 2530 A und J m = 940 A auf.
Wie aus dem Vor-
hergehenden ohne
weiteres ersichtlich
ist, kann das Strom-
verhältnis jedoch nicht
ohne Änderung des
Abstandes der Wick-
A addo
ve De 051 %
v a eA
lungen H und M o
einerseits Bake" PAS $
Abstandes der Wick- a NEE RE LE -19%
lungen H und N an- 28 hr Anm "m Ana)
derseits, also im all. ke ` Yu Kran: Anm) "382 %
gemeinen nicht ohne N
Vergrößerung des
Gesamtkupfergewich-
tes und des Eisenker-
nes geändert werden,
so daß eine Verrin-
gerung der Kupfer-
verluste durch will-
kürliche Änderung
des Verhältnisses der
Stromstärken der RK
parallelgeschalteten Sé
Stromzweige nicht in Abb. 18a.
Frage kommt.
ken
War die Parallelschaltung zweier auf verschiedenen
Seiten der Primärwicklung liegenden Sekundärwicklun-
gen eine Ausführung, die ohne Nachteil ausgeführt wer-
den kann und häufig ausgeführt wird, so ist es allgemein
bekannt, daß die Parallelschaltung zweier auf der gleichen
Seite der Primärwicklung liegenden Teile der Sekundär-
wicklung zu ungleicher Stromverteilung, zu zusätzlichen
Verlusten führt, daher besser vermieden wird. Immerhin
bietet die Anordnung Vorteile, so daß es lohnt, sich
darüber Rechenschaft zu geben, in welchen Fällen sie noch
unbedenklich angewandt werden kann. Über die Berech-
nung der Stromverteilung bei solcher und ähnlicher Wick-
lungsanordnung habe ich auch relativ SE irrtümliche
Anschauungen kennengelernt. Man kann die Regel hören,
daß man Wicklungen auf verschiedenen Durchmessern nie
parallel schalten dürfe, z. B. auch nicht bei den dann und
wann mit Vorteil anwendbaren Anordnungen nach Abb. 19
und 20, wo es jedoch unbedenklich geschehen kann; viel-
fach hört man, daß bei einer Wicklung nach Abb. 15 a
und b die Stromverteilung um so günstiger wird, je größer
a bei konstantem b ist, da die Ströme sich umgekehrt wie
die Kurzschlußspannungen zwischen H und M bei strom-
losem N einerseits und zwischen H
und N bei stromlosem M anderseits
verhalten sollen. Es wird also da-
bei die Beeinflussung der Span-
nungsverschiebung durch die dritte
Wicklung übersehen.
(im
Abb. 19. Abb. %.
Abb. 21.
Obwohl die Berechnung der Stromverteilung bei der
sprochenen Wicklungsanordnung nichts grundsätzlich
Neues bietet, so dürften ihre Durchführung bzw. ihre Er-
gebnisse doch manchem Ingenieur eine willkommene Er-
gänzung seines Überblicks über die auftretenden Verhält-
nisse bringen.
Øy fex d
a fe fy
Abb. 22. Unmögliche Annahme Abb. 2a. Tatsächliche Strom-
der Stromrichtungen richtungen
bei Parallelschaltung von M und N.
Betrachten wir die Anordnung nach Abb. 15a oder b,
so gilt bezüglich der Spannungsverschiebung zwischen E H
und Em wieder — wie oben bei Betrachtung der Abb. 14 —,
daß sie der Spannungsverschiebung zwischen Ey und En
nach Größe und Phase genau gleich sein muß. Es gilt
also wieder Gl. (20).
J ulu F (zum — © M(HN))] =Jy [rn + (Zu — En wll
Dabei ist jetzt
Lym = E um (a Unm + 3 h, U'H + 5 h Un)
Tay = K Gay
> (a Dann Ur EU 3 Dat 3 D Un)
TM HN) TN(HM)
=z=+Kg (a Unm +5 hı UH-+ 5 hə Um),
wobei die Bezeichnungen die früher angegebene Bedeu-
tung haben. Es ist also jetzt für Abb. 15
a [x Bes fa Üu z^ Untz h> m — Kg (a Unm+z h, gt 5 Rh, ei
ry F [x CHN (a Uum th Ge LE EN Cant Ä h, U; E SA Un) — Kg rm Unm+ 5 - ħi CHE D. timo]
Um die Verhältnisse nicht unnötig zu verwickeln, genügt
es, zur Erlangung eines Überblicks an Stelle der Abb. 15a
die Abb. 15b zu verwenden, also eine Scheibenwicklung
zugrunde zu legen. Hier sind alle Umfänge der Win-
dungen bzw. der Streukanäle gleich, nämlich gleich U.
Ferner wollen wir uns die in den meisten Fällen nicht
erhebliche, bei langen dünnen Spulen und engen Streu-
kanälen verschwindend kleine Vernachlässigung ge-
statten, für die drei Rogowsky-Faktoren einen Mittelwert
o einzuführen, den wir an Stelle der Faktoren Gr, QHN
und o setzen; dann geht Gl. (22) über in die Annäherungs-
gleichung
P u— Ke Ru
m Ee E E E E E (22a)
M SE rasen Sib
Zu genau dem gleichen Ergebnis kommt man bei Scheiben-
wicklung, also gleichem U, durch Anwendung der Glei-
chungen (14a) und (14b), wenn man anstatt der drei Ro-
guwsky-Faktoren einen mittleren setzt.
Es ist von Interesse, die Größe dieses Verhältnisses
für verschiedene Sonderfälle kennenzulernen.
a) Wir nehmen an, daß die Ohmschen Verluste gegen-
über den induktiven Spannungsverschiebungen verschwin-
dend klein seien, ferner daß die Spule M sehr dünn ist;
im Grenzfall also ry=>0, ry =, In diesem
Spezialfall, welcher mit einiger Annäherung bei größeren
Transformatoren vorliegen würde, wenn man einen Öl-
kanal von einiger Breite zwischen dünnen Spulen a und
N beläßt, wird
Frl
H Be,
ge
Zeie =O also Jn =D.
1236
—
In diesem
Fall führt also die von der Primärwicklung
entfernter
liegende Spule, ganz gleichgültig, wie groß a
ist, keinen Strom und auch, solange a
| E (b J z) U
klein bleibt, unabhängig von den Größen b und h, keinen
praktisch in Betracht kommenden Strom, sie ist nahezu
stromlos.
Man kann sich diese Tatsache sehr einfach erklären.
Wenn die Ohmschen Wi
Önnen, so haben wir es nur
Streufelder induzierten
ildet J i
sehr
Phase entgegengesetzten
bildet analog
er verbleibenden Komponente von JH das Streufeld
21) zerlegen.
betragen und einen
ervorrufen. Nur wenn der Strom J
wird, entsteht kein Feld Òx., und kein Ausgleichstrom.
vorhanden.
b) Eine zweite Annahme. Die Ohmverluste seien
wieder verschwindend klein gegenüber den induzierten
EMKe. Die Spule M habe aber eine erhebliche Ausdeh-
nung senkrecht zur Fläche des Streukanals.
"mV, r,>0, ħ, >00.
Jetzt wird
IN... V
JM
ae
keal a ha WE 6b F3 A4277
WIENER ELE ET
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34
22. August 19%
a en eu
A
Der Strom Jy = —
über der Nullinie liegen.
in ihren Teilen
entgegengesetzt gerichtet ist.
ihm an Größe gleich, so hebt er i
Ausgleichstrom i die
steht dann Gleichgewicht der EMKe, diese Stromverteilung
muß sich einstellen. (Schluß folgt.)
—m nn
denn,
l. aus Schwankungen der Temperatur der kalten Löt-
ll
stelle,
2. aus Schwankungen der Temperatur des Meßinstru-
mentes,
3. aus dem Widerstand des Elementes und der Zu-
leitung,
wenn vorauegesetzt wird, daß die EMK des Elementes
mit der Temperaturskala des Instrumentes übereinstimmt.
Von diesen drei Punkten ist dem letzteren die wenigste
Beachtung geschenkt worden, und doch kann der Wider-
Die Fehlanzeige beträgt schon bei 1000° 1
natürlich noch
sind, das Element auf einer längeren St
oder das Anzeige-Instrument i
stand hat.
mung mit den
ausgeführten Meßanlage das Vorkommen noch höherer
Widerständet.
zeige hervorruft und, wie die Erfahrung zeigte
ausgesetzt, Das Meßinstrument habe einen Widerstand
von 3009. Die errechneten Widerstände und Differenzen
bei 1000 o. 1250 ° und 1500 ° sind in der folgenden Zahl»n-
tafel zusammengestellt:
Temperatur | Widerstand ` Differenz
‚des Elementes* Differenz
°C H mV °C
—— |
1000 |
3,8 — 0,12 — 10
1250 4,2 ! —0,17 — 14
1500 4,8 | — 0,2] — 20
% und ist
höher, wenn längere Elemente erforderlich
recke erhitzt wird
emen geringeren Wider-
essungen ergaben eine gute Übereinstirn-
errechneten Werten und bestätigen an einer
Da der Widerstand Stets eine Verminderung der An-
erstörung des Elementes praktisch konstant blieb, auch
I l beim Einbau neuer Elemente gleicher Länge am selban
stand des Elementes beim Messen So hohe Werte an- Ort ganz unwesentliche Änderungen auftraten, ist es ohne
nchmen, daß die dadurch bedingte Fehlanzeige die der weiteres möglich, diese Widerstände bei der Eichung zu
Punkte 1. und 2. übertrifft. An der folgenden Rechnung berücksichtigen. Sollen Elemente mit sehr verschiedenen
sei dies gezeigt: iderständen von einem Instrument angezeigt werden
Ein gleichschenkliges, l m langes Platin-Platin- 80 empfiehlt es sich, alle Meßstellen nach dem höchsten
rhodium-Element (10% Rhodium) hat bei 0° einen Wider- i i
bei Ti
Mn 1000 Ta 3,2
„ 150° = 4,13,
^O cm Seien der zu messenden Temperatur
und der Rest
einem Temperaturabfal] von der
Meßtemperatur bis 0°
raturabfalls sind
Tempera turmeßgeräte,
Die Funktionen des Temperaturkoeffizienten und des Tempe-
als linear angenommen
cthoden zur Widerstan dsmessung siehe K et n
a tb, Elektr;
Verl. R. Oldenbourg, München u. Berlin. trische
Ben
m a
e zn e
22: August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34
1237
Es besteht hier die Möglichkeit, praktisch in Industrie-
öfen die Absorption der Ofengase, besonders in Abhängig-
keit von ihrer Zusammensetzung, zu bestimmen und weiter
die Frage zu klären: Wie weit ist der Ofen ein schwarzer
Körper? Diesbezügliche Arbeiten des Verfassers mußten
Umstände halber unterbrochen werden. Erwähnt sei noch,
daß bei hohen Temperaturen ein Nachlassen der EMK der
Thermoelemente eintreten kann, das sich nicht durch
Widerständsänderungen bemerkbar macht.
Erich Otto.
Stromabrechnungsverfahren.
Von Direktor Otto Kiehne, Rosenberg (Wpr.).
Übersicht. Im Gegensatz zu allen rein technischen
Problemen, die in den meisten Fällen von den Fachzeit-
schriften behandelt werden, findet man in ihnen über ver-
walfungstechnische Fragen recht wenig. Es soll daher durch
die folgenden Ausführungen versucht werden, auch in dieser
Beziehung einmal einen Erfahrungsaustausch anzuregen, der
nıanchem Werk Fingerzeige geben könnte, an Unkosten zu
sparen. Die Zeiten zwingen nıefir als je dazu.
Ein Zweig der Verwaltung, der wohl in erster Linie
der Mechanisierung unterliegt, ist unbestritten dieStrom-
abrechnung. Gerade hier sind soviel Systeme wie
Elektrizitätswerke vorhanden. Abgesehen von einigen
größeren Betrieben, die z.T. eine vorbildliche Stromab-
rechnungsorganisation haben, findet man nicht so selten,
wiel a. angenommen werden dürfte, noch Systeme, die
vor dem Krieg vielleicht genügten, heute jedoch bei dem
Tempo der Ausbreitung der Elektrizität keinesfalls mehr
zeit- und zweckentsprechend sind. Ein derartiges, m. E.
veraltetes Verfahren, allerdings mit modernerem Ein-
schlag, ist folgendes:
Ein Werk hat im Stadtbezirk das direkte und im
Landbezirk das indirekte Inkassoverfahren. Von zwei
Zählerkarten — zugleich Rechnungskarten — befindet
sich eine beim Konsumenten, die andere beim Werk. Der
Zählerableser trägt bei der Ablesung den Zählerstand in
beide Karten ein, errechnet den Verbrauch und Strom-
betrag zuzüglich Zählermiete, Grundgebühr usw. Im
Stadtgebiet kassiert er zugleich und quittiert bei Bezah-
lung auf beiden Karten mittels Lochzange; im Landbezirk
dageren kassiert der Ableser nicht sondern übergibt dem
Konsumenten eine fertig auszefüllte Zahlkarte, und der
Konsument muß den fälligen Betrag auf Postscheckkonto
einzahlen. Besondere Rechnungen werden in beiden Fäl-
len nicht ausgestellt; die Karte des Konsumenten ersetzt
diese. Im Büro werden die vom Ableser zurückzezebe-
nen Karten rechnerisch geprüft. An Hand der Ablese-
karten wird in einem festen Buch handschriftlich
der Verbrauch in Kilowattstunden und Geldwert zusam-
mengzestellt, um die Endsumme der Werte dem Strom-
schuldnerkonto zuführen zu können sowie für statistische
Zwecke. Jetzt werden wiederum nach den Ablesekarten
die Monatsendbeträge in einem Strom-Kontokorrent den
einzelnen Konsumenten belastet, auch dieses handschrift-
lich in einem festen Buch. Es muß nun, um die Richtigkeit
der Zusammenstellung und des Strom-Kontokorrents fest-
zustellen, eine Abstimmung der vielen tausend kleinen
Posten erfolgen. Die Zahlungseingänge müssen wiederum
einmal im Bank- und Postscheckjournal, zum anderen im
Strom-Kontokorrent verbucht werden. In gewissen Zeit-
abständen sind die Salden des Strom-Kontokorrents fest-
zustellen, um die Richtigkeit mit dem Saldo des Haupt-
buch-Stromschuldner-Kontos zu prüfen. Hinzu tritt bei
dieser Art der Stromabrechnung, gerade in ländlichen Be-
zirken, eine erhebliche Mahnarbeit. Es ist eine bekannte
Tatsache, daß gerade der kleinbäuerliche Verbraucher eine
eroße Abneigung gegen jeden Überweisungsverkehr hat.
Nimmt man an, daß von vielleicht 6000 Abnelımern 33!/3 %
ihren Verpflichtungen pünktlich nachkommen — diese An-
nahme entspricht zufällig den tatsächlichen Verhältnissen
—, 80 bleiben noch etwa 4000 Erinnerungen monatlich aus-
zufertigen. Die Hälfte der Erinnerungen bei dieser An-
zahl von Konsumenten wäre schon übergenug. Wo bei
dieser Abrechnungsart die Nachteile liegen, braucht wohl
nicht erörtert werden.
Direktes oder indirektes Inkassover-
fahren? Eine Erhebung des Deutschen Städtetages in
dieser Hinsicht ergab, daß von 68 die Umfrage beantwor-
tenden Werken 24 das direkte und 44 das indirekte In-
kassoverfahren anwenden. Es scheint demnach mehr Nei-
gung für das indirekte Verfahren zu bestehen. Jedes Werk
verteidigt natürlich sein Verfahren, so daß sich ein kla-
res, rein objektives Bild nicht ergibt. Interessant sind
einige Leistungszahlen aus der Erhebung des Städtetages.
Beim direkten Inkassoverfahren liegt die Durchschnitts-
taresleistung eines Außenbeamten bei 68 Rechnungen. Un-
ter dieser Leistung stehen 15 Werke = 60 %, darüber 9
Werke = 40 %. Beim indirekten Inkasso liegt der Tages-
durchschnitt bei 166 Ablesungen; darunter liegen 20, dar-
über 24 Werke Über die Kosten je Zähler ist leider
nichts gesagt. Bei den vom Städtetae angegebenen Lei-
stungszahlen ist zu berücksichtigen, daß es sich um rein
städtische Betriebe handelt; in Überlandzentralen verschie-
ben sich diese Zahlen selbstverständlich.
In meinem Betriebe wurde bisher das direkte Ver-
fahren angewandt, dem jedoch viele Mängel anhaften. Die
Büroarbeit ist bei der notgedrungen äußerst umfangrei-
chen Nachkontrolle sehr erheblich. Die Ablese- und In-
kassokosten betrugen im Durchschnitt 16 Pf je Zähler,
die Bürounkosten 5 Pf, zusammen 21 Pf. Diese Un-
kosten erscheinen im ersten Moment reichlich hoch. Es
ist jedoch zu berücksichtigen, daß bei allen Überlandzen-
tralen im Osten sehr große Entfernungen zurückzulegen
sind. Wohl der größte Mangel des direkten Verfahrens
ist der, daß Unterschleife trotz genauester Nachkontrolle
eher möglich sind als beim indirekten Inkasso.
Aus verschiedenen Gründen bin ich jetzt wieder zu
dem indirekten Verfahren übergegangen, trotz der zweimal
zurückzulezrenden verhältnismäßig weiten Wege bei der
Ablesung und beim Inkasso. Schon der erstmonatliche
Versuch hat erwiesen, daß die Kosten der Ablesung und
des Inkassos sich nicht erhöht haben, ein Beweis, daß sich
die Kosten für mehr Außenpersonal beim direkten und für
die geringe Steigerung des Büropersonals beim indirek-
ten Verfahren ausgleichen. Ich verwende das Schuppen-
verfahren (Ausschreibung der Rechnung, der Stromzusam-
menstellunge und der Hebeliste in einem Arbeitsgang).
Diese Arbeiten habe ich bei meinem Versuch mit der ein-
fachen Schreibmaschine (breite Walze) durchgeführt und
stehe nun vor der Frage der Anschaffung entsprechender
Maschinen. Die Hauptfrage ist: rechnende Schreib-
maschine oder schreibende Rechenmaschine?
In Heft 8 vom November 1924 der Monatschrift für die
kaufmännische Praxis „Das Geschäft“ veröffentlichen H.
Meinke das Abrechnungsverfahren in den städtischen
Werken Leipzig und Verwaltunzsoberinspektor Bartels
das für Gas, Wasser und Elektrizität in Bremen. Beide
Werke arbeiten mit dem indirekten Verfahren.
Leipzig verwendet bei den damals vorhandenen 180 000
Abnehmern die Adrema zur Adressenanfertigung; die Ver-
rechnung der einzelnen Ablesungen in der Rechnungsabtei-
lung ist nicht erwähnt. Es ist anzunehmen, daß dies hand-
schriftlich auf den Stromkarten erfolgt. Mit selbsttätig
addierenden Maschinen werden die Sollisten und vermutlich
auch die Rechnungen gefertigt, die Inkassoliste dagegen in
einem abxetrennten Arbeitsgang. Diese Sonderaufstellung
der Inkassoliste könnte m. E. in Fortfall kommen und diese
mit der Solliste in einem Arbeitsgang angefertigt werden.
Der für die Trennung angegebene Grund, daß hierdurch
eine scharfe Kontrolle der reclhnerischen Richtigkeit ge-
geben wird, ist abwegig. Der Artikel Meinkes ist jedoch
so kurz gehalten, daß ein genauer Einblick in die Arbeits-
art nicht möglich ist.
Bremen mit ebenfalls indirektem Verfahren arbeitet
in der Art, daß die Ablesunren von den Ablesekarten
handschriftlich auf Abnehmerbogen übertragen,
der Verbrauch ermittelt, die Einzel- und Mietbeträge aus-
gerechnet und die Gesamtsumme der Rechnung festgestellt
wird. Im Durchschreibeverfahren werden gleich die Rech-
nungen mitgefertist.e Abnehmerboren und Rechnungen
werden mittels Adressieranlage mit Namen bedruckt. Nach
Abtrennung der Rechnungen werden diese mit elektrisch
angetriebenen Duplex-Additionsmaschinen zu einer Soll-
liste nebst Hebeliste zusammengestellt.
Im Heft 5 vom Mai 1927 der genannten Monatschrift
bespricht Prokurist Sippl die Stromverrechnung für
Kleinabnehmer bei dem Fränkischen Uberlandwerk A.G.,
1238
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft
22. August 1929
Nürnberg. Dieses Werk hat das sogen. ÖOrtseinkassier-
verfahren eingeführt, d. h. ein nebenberuflich beim Werk .
Tätiger liest in einem begrenzten Umkreise seines Wohn-
sitzes die Zähler ab. Die erledigten Ablesebücher werden
jeden zweiten Tag dem Werk zugesandt. In der Strom-
abrechnung werden die Zählerstände und die Feststellung
des Stromverbrauches geprüft; in der Maschinenabteilung
die Stromrechnungen in Schuppenformularen angefertigt
und in einem Arbeitsgang damit die Zusammenstellung und
die Hebeliste.e Man verwendet dabei drei elektrisch betrie-
bene Burrouehs-Stromverrechnungsmaschinen. Das Vor-
rechnen der Stromrechnungen auf den Ablesekarten hat das
Fränkische Überlandwerk fortfallen lassen, der Maschinen-
schreiber rechnet durch Kopfarbeit gleichzeitig mit dem
Schreiben der Rechnung. Hierbei ist zu berücksichtigen,
daß Voraussetzung für diese Arbeitsart ein Einheitstrom-
preis ist. ge
Diese drei angeführten Beispiele ergeben, daß in jedem
Werk besondere Methoden herrschen. Die städtischen Be-
triebswerke Ratibor verwenden zur Stromabrechnung
(ebenfalls im Schuppenverfahren) die flachschreibende
Elliot-Fischer-Buchungsmaschine Diese Maschine soll
gegenüber den Walzenmaschinen den Vorzug haben, daß
ein leichtes und schnelles Unterschieben der Kontokarten
ermöglicht wird; m. E. wird der Schreiber aber durch das
Hin- und Herschieben der gesamten Maschine auf der
Schreibplatte weit mehr angestrengt als bei den Walzen- :
maschinen. Die Walzenmaschinen mit einwandfreien Vor-
steckvorrichtungen erfüllen- denselben Zweck, ohne den
Schreiber körperlich allzusehr anzustreneen.
Neue Wege in der maschinellen Berechnung des
Strom-, Gas- und Wasserverbrauches zu gehen, ist mörlich
durch Verwendung der Burrouzhs-Moon-Hopkins-Faktu-
riermaschine. Diese Maschine, die ich mir wiederholt an-
geschen habe, kommt m. E. für alle Elektrizitäts-. Gas-
und Wasserwerke in Frage. Mit ihr werden alle Erforder-
nisse der Verbrauchsberechnungen erfüllt, u. zw.:
1. die Durcehschreibemöglichkeit,
2. die Senkrecht- und Waagerechtaddition,
3. mit der Rechnungsniederschrift in einem Arbeitsgang
die Möglichkeit des waagerechten Errechnens (Multi-
plikation: Verbrauch X Preis) der einzelnen Rech-
nungen bis zum Gesamtbetrage.
Die Arbeitsweise der Burrouglhs-Moon-Fakturier-
maschine ist folgende: In die Maschine wird der neue und
alte Zählerstand getippt und durch einen Anschlag auf die
Transporttaste der Verbrauch selbsttätig errechnet
und geschrieben. Das Ergebnis wird innerhalb der Ma-
schine auch sogleich selbsttätig in das Multiplikationswerk
übertragen, und es ist jetzt nur notwendig, den Einheits-
preis in die Maschine zu tippen (blind); durch einen wei-
teren Anschlag wird selbsttätig der Rechnungsbetrag
errechnet und auch sofort niedergeschrieben. Dann sind
die Zählermiete und die Grundgebühr mit der Maschine
zu schreiben. Diese Beträge werden in die in Frage kom-
menden Spalten eingeschrieben, und durch einen Tasten-
anschlag wird die waarerechte Gesamtsumme ebenso selbst-
tätig von der Maschine errechnet und in die vorgesehene
Spalte niederzeschrieben. Dieser Vorgang wiederholt sich
bei jeder Rechnung. Hierbei werden die senkrechten Be-
träge der einzelnen Kolonnen (natürlich mit Ausnahme der
Zählerstände und des blindgeschriebenen Einheitspreises)
in den Zählwerken aufgespeichert und bei Seitenschluß als
Seitenübertrag selbsttätig niedergeschrieben, ebenso der
Übertrag auf die nächstfolgende Seite. Nachdem alle
Stromrechnungen ausgeschrieben sind, wird die Addition
sämtlicher senkrechten Spalten durch einfachen Tasten-
druck selbsttätig von der Maschine niedergeschrieben.
Die Kopfarbeit scheidet vollkommen aus. Ein falsches
Rechenergebnis ist durch die Maschinenarbeit ausgeschlos-
sen, es könnte sich lediglich um Schreibfehler handeln.
Diese lassen sich auf ein Minimum beschränken bzw. ganz
vermeiden, wenn man sämtliche Rechnungen, in denen der
Einheitspreis gleich ist, hintereinander schreibt und das
Ergebnis durch Multiplikation des Gesamtverbrauches mit
dem Einheitspreis vergleicht.
Bei Verwendung dieser Maschine könnte das Vorrech-
nen der Ablesckarten fortfallen. Wer Wert darauf legt,
für jeden einzelnen Konsumenten den monatlichen Ver-
brauch und Rechnungeswert und damit die Jahressumme
sofort zu ersehen, kann diese Ablesekarten zugleich mit
den Rechnungen, der Zusammenstellung und der ITebeliste
in einem Arbeitsgang von der Maschine ausfüllen lassen,
nur müßte dann bei jeder Rechnung die Ablesekarte vor-
gesteckt werden.
Die Arbeitsleistunz der Maschine wird bei 100 Rech-
nungen/h liegen. Zu berücksichtigen ist hierbei, daß da-
`
mit auch die gesamte Multiplikations- und Additionsarbeit
mitgetan ist. Es ist möglich, die Leistung zu erhöhen,
wenn die Adressen mit der Adrema vorgedruckt werden.
Die Burroughs-Moon-Hopkins ist natürlich zugleich
als Buchungsmaschine zu verwenden, was für kleinere und
mittlere Betriebe sehr von Vorteil ist; diese können auch
während der Tage des Ausschreibens der Stromrechnun-
gen in einer zweiten Schicht ihre gesamte Buchhaltung
mit erledigen. Hinderlich für die Anschaffung ist der vor-
läufig noch sehr hohe Preis von etwa 11500 bis 12 000 RM.
Ein erheblicher Preisnachlaß ließe sich vielleicht erzielen,
wenn verschiedene Werke sich zusammenschließen uini
durch Vermittlung der Vereinigung den Einkauf vornel:-
men würden.
Mit mir würde es gewiß noch eine Anzahl Kollegen
begrüßen, wenn dieses Thema ausgiebig erörtert würde.
Da das im Rahmen der ETZ nicht möglich ist!, wäre ich
für briefliche Mitteilungen sehr dankbar. Berichte über
Maschinenbuchhaltung würden ebenfalls allseitiges Inter-
esse finden.
1 Über das Ergebnis des Mgjnungsaustausches würden wir gerne
berichten. D.S.
Radio auf italienischen Schiffen.
Zu dem Kgl. Dekret vom 18. III. 1929! sind die
Ausführungsbestimmungen erschienen?. Die Handelschiffe,
die über den Suez-Kanal und Gibraltar hinausgehen, haben
innerhalb 18 Monaten eine Peileranlage neuester Konstruk-
tion einzubauen. Der Peiler muß einen geschirmten be-
weglichen Rahmen und der dazu gehörende Empfänger eine
ausreichende Hoch- und Niederfrequenz-Verstärkung ha-
ben und den Empfang gedämpfter und ungedämpfter Wel-
len ohne getrennten Überlagerer gestatten. Die Peilanlagen
müssen eine Reichweite von 150 Seemeilen besitzen, wenu
die Gegenstationen eine Leistung von mindestens 1,5 kW
haben. Bei normalen Verhältnissen muß eine Peilunz
innerhalb der Felilergrenze von höchstens 3° möglich sein.
Die zu verwendende Peilertype muß vom Verkehrsministe-
rium genehmigt sein. Der für Schiffe über 5000 t vorge-
schriebene Kurzwelleusender muß den vom Verkehrsmini-
sterium besonders vorgeschriebenen Wellenbereich haben
und soll möglicherweise die Hauptbordantenne benutzen
können. Es wird auch die Verwendung einer getrennten
Antenne zugelassen. Der Kurzwellensender kann dieselbe
Heiz- und Anodeustromquelle und unter Umständen auch
dieselben Gleichrichter ausnutzen, die für den Sender des
mittleren Wellenbereiches an Bord sind. Es sind aber
auch getrennte Betriebsmittel zugelassen. Der Sender
muß im allgemeinen hinsichtlich Frequenzkonstanz und
Oberwellenfreiheit den allgemeinen Bedingungen ent-
sprechen, die in $ 4 der Radio-Bordbestimmungen (d
dem internationalen Abkommen beigefügt sind) angege-
ben sind. Die Sendertype muß vom Verkehrsministerium
genehmigt sein. Die Antennenleistung muß so bemessen
sein, daß unter normalen Verhältnissen die Möglichkeit
einer direkten Verbindung mit der Hauptstation des
Königreichs besteht, u. zw. für:
Nordatlantik . . . . ... 12 h
Südatlantik . . 2 2 2.2. 10 h
Indisches Meer 2... Bh
Stiller Ozean. . . 2. 2.2... 2hb
Japanisches Meer 4 h
Für alle italienischen Schiffe über 100 t ist ein Rund-
funkempfänger (sofern keine sonstige Station sich an
Bord befindet) italienischer Fabrikation vorgeschrieben.
Bei großer Einfachheit und Billigkeit soll die Bedienung
derartig leicht sein, daß auch ungeschultes Personal di-
zu imstande ist. Der Empfänger muß kleine Abmessun-
gen haben und wasserdicht ausgeführt sein, so daß auch
die Montage auf kleineren Schiffen stattfinden kann. Der
lmpfanz des 50 kW-Senders von Rom muß in einem Bereich
von 1000 km ınöglich sein. Für den vorseitig genannten
Betrieb können auch Detektorempfänger mit Kopfhörer
oder Röhrenempfänger mit Lautsprecher zur Anwendung
kommen, und zwar je nach der Entfernung, in welcher
sich das Schiff vom Sender befindet und nach der Art
des Sehiffsdienstes.
Im allgemeinen müssen die Empfänger für eine feste
Welle eingestellt sein, so daß der Empfang des Sender-
von Rom ohne weitere Abstimmung möglich ist. und der
Apparat soll mit genügenden Reserveteilen ausgerüstet
sein. Die Empfängrertype muß ebenfalls vom Verkehrs-
ministerium geprüft und zugelassen werden. Pis,
t ETZ 1920, S. 656.
2? (iazetta Ufficiale 1929, S. IM.
22. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34
1239
RUNDSCHAU.
Apparate.
Die neueste Entwicklung der selbsttätigen Netzrelais.
— Über die neueste Entwicklung der vollständigen Schalter
dieser Art wurde bereits berichtet!. In einer neueren Arbeit
von Parsons werden speziell die diese Schalter steuern-
den Relais beschrieben. Bisher wurden diese Schalter mit
drei Einphasenrelais und einigen Hilfsrelais ausgerüstet.
Die neueste Konstruktion besteht aus einem Dreiphasen-
relais und einem Einphasenrelais. Die Relaiskombination
dient in der Hauptsache dazu, den Schalter bei Rückleistung
zu öffnen, auch wenn diese Rückleistung nur in der Magne-
tisierungsenergie des Transformators, zu dem der Schalter
gehört, besteht. Ferner soll die Relaiskombination den
Schalter schließen, wenn die Spannungsverhältnisse derart
sind, daß der Transformator, wenn der Schalter geschlossen
würde, Energie an das Sekundärnetz abgeben würde. Die
Vorteile, die die neue dreipolige Anordnung gezenüber den
drei Einphasenrelais ergibt, sind etwa folgende: Das Relais
arbeitet besser und sicherer bei verschiedenen Fehler-
erscheinungen, die im Primär- bzw. Sekundärnetz liegen.
Die Kontaktschließung ist besser, wenn sich die Last un-
gleichmäßig auf die drei Phasen verteilt. Der ganze Retais-
aufbau wird einfacher, ebenso die Instandhaltung, außer-
dem wird eine Raumersparnis erreicht.
Siromspulen
Schließen ‘
Sponnungsspule
Sfromspulen
EEE A a |
s e a - é t
Sfromspulen Ki SU“ d u
ms zs es ss e ss e e es e e zs e voem-
Abb. 1. Innenverbindungen des Dreiphasennetzrelais.
Es ist ohne weiteres einzusehen, daß diese Vorteile er-
reicht werden, da ja die Energierichtung in einer Dreh-
strom-Vierleiteranlage nur durch drei mechanisch gekup-
pelte Relais unter allen Umständen richtiggestellt werden
kann. Fraglich ist es allerdings, ob eine häufig erhobene
Bedingung erfüllt wird, daß die Relais bei einem Fehler am
Relais selbst den Hauptschalter auslösen. Ob diese Bedin-
gung jedoch zu den wichtigsten zählt, sei dahingestellt. Die
Innenschaltung des Relais zeigt Abb. 1. Die Relais müssen
verhältnismäßig sehr schwere Bedingungen erfüllen. Es
sind gekuppelte Ferrarisrelais mit Strom- und Spannung-
spulen. Man sieht, daß sie sowohl bezüglich des Stromes
als auch bezüglich der Spannung einen sehr weiten Bereich
beherrschen müssen, nämlich bezüglich des Stromes von
der Leerlauf-Magnetisierungskomponente des zugehörigen
Leistungstransformators bis zum Kurzschlußstrom am
Aufstellungsort des Relais und bezüglich der Spannung von
den wenigen Volt Spannungsdifferenz zwischen den Polen
des Schalters bis zur vollen verketteten Spannung und
mehr, wenn das Sekundärnetz, auf das geschaltet werden
soll, spannungslos oder gar bei einer Reparatur eine Pha-
senvertauschung vorgekommen ist. Zwei Kunsteriffe sind
dazu angewendet worden. Auf der Stromseite war früher
ein induktiver Nebenschluß gewählt worden, der sich
ı ETZ 1929, S. 1209.
durch seine Dimensionierung im Eisen bald sättigt, und auf
der Spannungseite waren Metallfaden-Glühlampen als Vor-
widerstände verwendet worden. Bei der Neukonstruktion
sind an Stelle der induktiven Nebenschlüsse gesättigte
Stromwandler gewählt worden, die in Beziehung auf die
Phasenlage bei verschiedenen Belastungsverhältnissen we-
sentliche Vorteile bringen. Das Einphasenrelais dient vor
allem dazu, das Pumpen der Schalter unter allen Umständen
zu verhindern.
Auch in Beziehung auf die Temperaturverhältnisse sind
die Relais verbessert, einmal durch Herauslegen der Vor-
schaltlampen aus dem Gehäuse und zum andern durch eine
temperatursichere Imprägnierung der Wicklungen. Kon-
struktiv wurden die Klemmenanschlüsse so ausgebildet, daß
das Relais durch Lösen von zwei Schrauben entfernt wer-
den kann. Verschiedene Diagramme weisen nach, daß die
Arbeitsweise der Relais tatsächlich bedeutend verbessert
wurde (J. S. Parsons, The Electric Journ. Bd. 24,
8.587.) M. Schl.
Beleuchtung.
Über die Beeinflussung menschlicher Fähigkeiten und
Fertigkeiten durch farbiges Licht. — Bei den in der Eig-
nungsprüfung der Osram G. m. b. H. Kommanditgesell-
schaft angestellten Untersuchungen über die menschliche
Leeistungsteigerung durch Verstärkung der Beleuch-
tung! war eine erhebliche Leistungsteigerung durch
Erhöhung der Beleuchtungstärke, besonders bei den-
jenigen Arbeitsproben, bei denen es auf ein gutes Sehen
ankommt, festgestellt worden. Dieses durch Laborato-
riumsuntersuchungen gefundene Ergebnis wurde durch
exakte Untersuchungen im Betriebe ergänzt und bestä-
tigt”. Die Untersuchungen sind bei der Farbe des ge-
wöhnlichen Glühlampenlichtes ausgeführt worden. Durch
die Fortschritte in der Fabrikation farbiger Glühlampen
ergibt sich jedoch immer stärker die Notwendigkeit, auch
den Einfluß der Licht-Farbe auf die menschliche Ar-
beitsleistung zu erfassen. Untersuchungen hierüber sind
schon von einigen Forschern gemacht worden (König,
Reichenbach, O. Schneider, Korff-Peter-
sen? Allerdings sind bei diesen Arbeiten die Versuchs-
bedingungen teilweise ungenügend, teilweise sind die an-
gewandten Beleuchtungstärken gegen die in der Praxis
vorkommenden zu gering und auch nicht genau genug
gemessen worden. Daher gehen die einzelnen Ansichten
sehr weit auseinander. Zudem sind alle diese Versuche
nur mit farbiger Platzbeleuchtung im verdunkelten Raum
angestellt worden; sie sollten anscheinend mehr vom
medizinischen Standpunkt aus den physiologischen Ein-
fluß der Lichtfarbe ermitteln. In der Praxis kommt nun
aber reine Platzbeleuchtung ohne gleichzeitige Allge-
meinbeleuchtung heutzutage fast gar nicht mehr vor. Zu-
dem ist der psychologische Einfluß des Lichtes, der nach
den neueren Untersuchungen eine große Rolle bei der
Arbeitsleistung spielt, bei den obigen Untersuchungen
nie beachtet worden.
Aus diesem Grunde hat W. Ruffer groß angelegte
Untersuchungen ausgeführt mit dem Ziel, den physiolo-
gischen und psychologischen Einfluß farbiger Allgemein-
beleuchtung auf die Leistung arbeitender Menschen zu
erfassen. Es wurden drei große Versuchsreihen ausge-
führt, u. zw.
1. Allgemeinbeleuchtung,
2. Platzbeleuchtung im Dunkelraum,
3. Platzbeleuchtung mit zusätzlicher
beleuchtung.
Als Lichtfarben wurden gewählt: Blau, Grün, Gelb,
Rot und Tageslicht (u. zw. das Licht der Tageslichtlam-
pen!) und an Beleuchtungstärken: 5, 10, 25, 50, 100 und
250 Lx. Die Beleuchtungstärke des verschiedenfarbigen
Lichtes wurde mit Hilfe des Flimmerphotometers nach
Bechstein unter Hinzuziehung des Weberschen Tu-
busphotometers gemessen. Folgende Fähigkeiten und
Fertigkeiten wurden bei den verschiedenen Lichtfarben
geprüft:
Allgemein-
1 ETZ 1925 H 1162.
2? ETZ (oi, S. 246. SS
3 König, Sitzungsber. Preuß. Akad. Wissensch. 1897.— Reichen-
bach, Z. Hygiene u. Infektionskrankh. Bd. 41 (og, — O.Schneider,
Dissertation. Dt. Opt. Wochenschr. 1924, S. 465: s. a. Licht u. Lampe
.13 8.725. — Korff-Petersen u L M. Ogata, Z. Hygiene u.
Infektionskrankh. Bd. 105, N. 27 (tun,
1240
Sehschärfe [Drähte-Zählen in einem Rahmen
(Formenauffassung), Snellenscher Haken und Landolt-
scher Ring], Pa
Sehgeschwindigkeit (Landoltscher Ring: im
Tachistoskop),
leichte Handführung (Perlenaufziehprobe),
ruhige Handführung unter gleichzei-
tiger Kontrolle durch dae Auge (Einstecken
von feinen Drähten in Löcher mit winzigen Durch-
messern),
Arbeitsorgfalt (Arbeitschnelligkeits- und -ge-
nauigkeitsprüfer).
Als Versuchspersonen dienten Angestellte und Ar-
beiter des Osram-Betriebes.
Auf die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen
selbst kann hier naturgemäß nicht näher eingegangen
werden. Zusammenfassend zeigen die Versuche, daß bei
farbiger Allgemeinbeleuchtung praktisch keine Abhängig-
keit zwischen Leistung und Lichtfarbe vorhanden ist
(Abb.2). Wendet man jedoch Platzbeleuchtung im Dun-
—> Leuchtdichte
2
weii 2564 127 24 Sage , re
Entfernung —>
— Sehnınhel
—> Beleuchturgstarhke
Abb. 2. Prüfung der Sehgeschwindigkeit, Landoltscher Ring,
Untergrund 8%, Kell.
X
Richtige Angaben in %
D
S
a 2. Versuchsreihe, Sehschärfe b 2. Versuchsreihe, Sehgeschwindigkeit
e 3. Versuchsreihe, Schschärfe d 3. Versuchsreihe, Sehgeschwindigkeit
e (iesamtmittelwerte
— — — — blaues Licht
gelbes Licht
Licht der Tageslichtlampe
Ei ee — rotes Licht ......
ERROR — grünes Licht
Abb. 3 Durchschnittsergebnisse der Sehschärfe- und Sehgeschwindig-
keitsprüfung bei der 2. und 3 Versuchsreihe.
kelraum an, so ergibt sich für die Lichtfarben die Rang-
reihe Gelb, Grün, Rot, Tageslicht (Licht der Tageslicht-
lampe), Blau. Bei Platzbeleuchtung mit zusätzlicher All-
gemeinbeleuchtunz wird der physiologische Effekt an-
scheinend durch den psychologischen verdrängt, so daß
nur noch geringe Leistungsdifferenzen vorhanden sind
(Abb. 3).
Hinsichtlich des Ermüdungswertes der Lichtfarben
lassen die Untersuchungen nur bedingt Schlüsse zu. Eine
auf Grund der Ergebnisse angestellte Untersuchung zeigt,
daß der blauen und roten Lichtfarbe stärkere Ermüdungs-
werte zukommen; beide Farben dürften nach allgemeiner
Ansicht unvermischt wohl zweifellos das Auge auch am
stärksten angreifen; daß die rote Lichtfarbe jedoch auf
die Dauer am stärksten ermüdet, ist zwar auf Grund der
erzielten Daten auch anzunehmen, jedoch bisher durch
keinerlei einwandfreie Versuche bewiesen worden. Jeden-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34
22. August 1929
falls dürften bei dieser Farbe sehr starke individuelle
Schwankungen vorkommen, die mehr oder Weniger von
dem Temperament des einzelnen abhängig sind.
Vergleicht man nun die erzielten physiologischen Er-
gebnisse mit denen der oben erwähnten Forscher, so findet
man bezüglich der Schschärfe eine Übereinstimmung
mit den Angaben Korff-Petersens, der ebenfalls bei der
gelben Lichtfarbe die größte und bei der blauen dir
geringste Sehschärfe feststellte. Auch die Reichenbach-
schen Ergebnisse lassen sich mit den von W. Ruffer
gefundenen gut in Übereinstimmung bringen, da hier
auch die geringste Sehschärfe bei solchen Lampen fest-
gestellt wurde, die die meisten kurzwelligen Strahlen
aufweisen. Bei der Lesegeschwindigkeit stimmen jedoch
die Daten nur teilweise mit denen anderer Autoren über-
ein. Korff-Petersen und O. Schneider fanden ebenfalls die
beste Lesegeschwindigkeit bei der gelben Lichtfarbe.
Beide jedoch fanden das rote Licht außerordentlich viel
ungünstiger als alle anderen Farben. Nach den Ruffer-
schen Untersuchungen ist das blaue Licht jedoch noch
etwas ungünstiger als das rote. Die stark abfallenden Er-
gebnisse im roten Licht, die Korff-Petersen und O. Schnei-
der erzielten, dürften augenscheinlich dadurch begründet
sein, daß sie, wie sie selbst angeben, einige Versuchs-
personen hatten, die eine starke Idiosynkrasie gegen Rot
besaßen.
Wendet man nun die Ergebnisse sämtlicher vorstehen-
der Untersuchungen auf die Praxis an, so kann man vor-
behaltlich des Ermüdungsfaktors zusammenfassend sagen,
daß bei Verwendung von Allgemeinbeleuchtung keiner
Farbe speziell der Vorzug zu geben ist. Die Leistung
wird höchstwahrscheinlich bei allen Farben gleich blei-
ben, sowie sich der betreffende Arbeiter an die speziellen
Farben nur einigermaßen gewöhnt hat. Bei der Verwen-
dung von farbiger Platzbeleuchtung jedoch, wo der psy-
ehologzische Effekt der Lichtfarbe größtenteils nicht so
stark wie der physiologische zur Wirkung kommt, wäre
eine vorherige Untersuchung der Sehschärfe und Sch-
geschwindigkeit der einzelnen Arbeiter auf ihre Einstel-
lung gegen die einzelnen Lichtfarben wohl angebracht.
Da sich bei sämtlichen Versuchen gezeigt hat, dab
der gelben Lichtfarbe wohl durchschnittlich die höchsten
Leistungen zukommen dürften, so kann auch hinsichtlich
der Allremeinbeleuchtung geschlossen werden, daß die
gelbe Beleuchtung am zweckmäßigsten ist. (W. Ruf-
fer, Licht u. Lampe Bd. 19, S. 487.) Sb.
Installation.
Streifensicherungen aus verzinntem Kupferdraht. —
P. D. Morgan hat sich gerade diese Form der Siche-
rung, die wohl heute in England ebenso überholt ist wie
bei uns, ausgesucht, um daran eingehende Untersuchungen
über die zweckmäßizen Abmessungen zu machen. Fr
kommt zu einer Prüf- oder Bemessungsbestimmung, die
im Wesen unserer Methode entspricht: er empfiehlt die
Festlegung eines minimalen und eines maximalen Pruf-
stromes sowie einer gewissen Prüfdauer: während der
eenannten Zeit darf die Sicherung bei dem minimalen
Strom nicht durchschmelzen, bei dem maximalen Strom
muß sie in der gleichen Zeit schmelzen. Als Prüfzeit
schlägt er 30 min vor (in Deutschland 1 h), als Strom-
grenzen 2,) und 2,6 mal Nennstrom (in Deutschland für
Streifensicherungen 1,6 und 1,8 mal Nennstrom). Wie man
sieht, wird dabei auf den Schutz der Verbraucher wenig
hücksicht genommen, der Verfasser bemüht sich vielmehr,
mit einer gegebenen, einseitigen Konstruktion der Siche-
rung, mit gegebenem Material (verzinntem Kupfer) und
gegebenen Abstufunsen der Durchmesser zu arbeiten und
die Bestimmungen derart zuzuschneiden, daß dabei die
Sicherungen nicht vorzeitig durchgehen. Die Diskussion
des Vortraxes bietet recht hübsche Streiflichter.
Von grundsätzlicher, allerdings nicht von praktischer
Bedeutung ist eine vom Verfasser anscheinend erstmalig
beobachtete Unstetigkeit in der Schmelzkurve bei verhält-
nismäßig niedrigen Strömen. Wird eine gewisse hohe
Temperatur mit langsamer Steigerung erreicht, so scheint
Sich durch Oxydation der Oberfläche bei Anwesenheit
von Luft eine Veränderung zu bilden, die eine Verzröße-
rung der Wärmeabgabe bedinst, so daß die weitere Er-
wärmung verlangsamt und daher die Schmelzzeit erhöht
wird. Merkwürdigerweise scheinen diese Verlängerungen,
die das Verhältnis 1:10 erreichen, ziemlich gleichmäßirx
zu sein. Für besondere Feinschmecker im Gebiet der
Schmelzsicherungen sei der Aufsatz gerade wegen dieses
Punktes und der eigenartigen geistigen Einstellung des
Verfassers zum Studium empfohlen. (P. D. Morgan,
J. Inst. El. Engs. London Bd. 66, S. 926.) G. I. M.
223. August 1929
Zugentlastung für Stecker. — Bei ihren. einteiligen
Steckern verwendet die Firma Gustav Schortmann o
Leipzig, eine Schnecken- oder Spiralentlastung (Abb. 4).
Man legt die beiden Adern des Kabels frei und führt das
Kabel in Spiral- oder Schneckenform zwischen den frei-
gelegten Adern des Kabels hindurch. Die auf diese Weise
————
Abb. 4 Spiralförmig gebogene Leitung
zwecks Zugentlastung.
Alb, 6 Einteiliger Stecker ’ s b
mit eingelegter Leitung. Abb. 6 Zugentlastung für zweiteilige
Stecker.
gebildete Schnecke wird in die ovale Aussparung des
Steckerkörpers (Abb. 5) hineingezogen und dann die Adern
an die Kontakte angeschlossen; ein Abbinden mit Faden
oder Isolierband ist dabei nicht nötig. Eine andere ein-
fache, zwangläufige Zugentlastung, ohne irgendwelche
verlierbaren Teile, besitzen die zweiteiligen Stecker in
Abb.6a und b. fi
Bahnen und Fahrzeuge.
Zeitgemäße Einrichtungen für Massenbeförderung. —
Einen Begriff über die in amerikanischen Großstädten
zu bewältigenden Verkehrsleistungen ergeben nachste-
hende Zahlen: Boston besitzt eine Einwohnerzahl von
800 000. Die gleiche Personenzahl wird täglich durch
Eisenbahnen, Straßenbahnen, Omnibusse und Kraftwagen
von Nachbarorten zur Stadt befördert. Die Bostoner Hoch-
bahn, die fast sämtliche Schnellverbindungen und Straßen-
bahnen betreibt, befördert durchschnittlich 1,1 Mill Per-
sonen täglich. Philadelphia hat bei 2 Mill Einwohner
täglich 2,75 Mill Fahrgäste bei der Schnellverkehrsgesell-
schaft, und 300 000 Personen benutzen Privatkraftwagen.
Trotz der starken Zunahme der Privatwagen und Kraft-
omnibusse beträgt der Verkehrsanteil der Straßenbahn in
den größeren Städten immer noch 80 ... 90 %. Während des
beruflichen Spitzenverkehrs haben die Straßenbahnen
häufig 15000 Fahrgäste in 1 h mit einem Fassungs-
vermögen von 125 Personen bei 30s Zugabstand zu be-
fördern. Die New-Yorker Untergrundbahn befördert in
der Stunde stärksten Verkehrs 60000 Personen in jeder
Richtung mit Zehnwagenzügen bei einer Zugfolge von 90s.
In Großstädten erzwingt die Rücksicht auf den ge-
waltigen Spitzenverkehr die Wahl größter Wagentypen.
In kleineren und und mittleren Städten mit einem Spitzen-
verkehr von 400...800 Personen in 1 h auf bestimmten
Strecken wählt man besser kleinere Einheiten, da sich
sonst zu große Zugabstände und Wartezeiten ergeben,
die zur Folge haben, daß ein Teil der Fahrgäste auf die
Benutzung der Bahn verzichtet. Die verbreitetste Wagen-
type für Straßenbahnen hat 44..52 Sitzplätze bei einem
Leergewicht von 14...16t. Sie erhalten 4 Motoren von
25...35 PS. Die neuesten Züge der Brooklyn Manhattan-
Untergrundbahn bestehen aus 3 Gliederwagen; jeder
ist aus 3 Wagenkästen auf 4 Drehgestellen gebildet, ven
denen 2 unter zusammenstoßenden Enden der Wagen-
kästen liegen. Ein solcher Wagen faßt 559 Fahrgäste bei
160 Sitzplätzen und wiegt unbesetzt 78 t. Das tote Gewicht,
auf den Fahrgast gerechnet, ist also auf 140 kg herabge-
drückt. Die Leistung der eingebauten Motoren beträgt bei
Straßenbahnwagen 6...7 PS/t. Die eben erwähnten Glie-
derwagen der Manhattan- Untergrundbahn wiegen besctzt
rd. 100 t und besitzen mit 4 Motoren von je 195 PS Nenn-
leistung 7,8 PSIt. Überlandbahnen mit höheren Fahr-
geschwindigkeiten erfordern eine Motorleistung von 8 bis
9 PS/t, obwohl wegen der größeren Haltestellenabstände
die Beanspruchung durch Anfahrten niedriger ist als im
Stadtverkehr.
In letzter Zeit hat die Verbreitung der Kraftomnibusse
stark zugenommen. sind meist Wagen ohne Decksitze
mit 29... 33 Sitzplätzen, die höchstens 55 ... 60 Personen be-
fördern können. Ihr Gewicht beträgt 6...7,3 t leer. Die
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34
1241
Motoren leisten 65..75 PS. Infolge des höheren Fahr-
widerstandes steht für die Beschleunigung eine weit ge-
ringere Leistung zur Verfügung als bei Straßenbahnen, `
so daß die Reisegeschwindigkeit trotz der Möglichkeit,
Verkehrshindernissen auszuweichen, in der Regel niedri-
ger ist als bei Straßenbahnen, Der elektrische Antrieb hat
die Beschleunigungsverhältnisse der ÖOmnibusse weit-
gehend verbessert. Die Regelausrüstung besteht aus einem
Gleichstromgenerator, der mit dem Verbrennungsmotor
unmittelbar gekuppelt ist und zwei Straßenbahnmotoren
speist, die auf getrennte Getriebe an den Hinterachsen
arbeiten. Der Generator besitzt eine zusätzliche Erreger-
wicklung, die während der Beschleunigungsperiode von
der Hilfsbatterie gespeist wird und leistet 66,5 kW bei
225 V. Die Motoren haben eine Nennleistung von je
33,7 kW. Der Fahrschalter hat je eine Stellung für Vor-
wärts- und Rückwärtsfahrt, eine Ausschalte- und eine
Bremsstellung, bei der die Motoren auf einen Widerstand
geschaltet werden. Die elektrische Ausrüstung verursacht
ein Mehrgewicht von rd. 900 kg und Mehrkosten von
etwa 20 %. Der elektrische Antrieb bietet den Vorteil,
daß der Verbrennungsmotor dauernd mit günstigster
Drehzahl laufen kann. Weitere Vorteile sind der Fortfall
des Wechselgetriebes, die Verminderung der mechanischen
Stöße und Torsionsbeanspruchunger in-der Maschine und
dem Untergestell sowie ein weicheres und geräuschlose-
res Fahren. Etwa 1800 solcher Omnibusse sind bereits in
Betrieb, davon 900 in New Jersey und 700 in Philadelphia
und Buffalo.
Bei gleicher Verkehrsleistung sind die Betriebskosten
der Omnibusse rd. 50 % höher als diejenigen von Straßen-
bahnen. Handelt es sich aber um neue Strecken, für die
bei Straßenbahnen die Gleisanlage, Streckenausrüstung
und Umformerwerke erst erstellt werden müssen, so ist
die ‚Einrichtung eines Omnibusverkehrs rentabler, da ein
geringeres Anlagekapital zu verzinsen und zu amortisie-
ren ist. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Abschrei-
bungsätze bei Omnibusbetrieb viel höher sein müssen als
für Straßenbahnanlagen (Lebensdauer der Omnibusse
höchstens zehn Jahre). Dagegen ist der Straßenbahnbetrieb
wirtschaftlich überlegen, wenn Streckenausrüstung und
Umformerwerke vorhanden sind und lediglich neue Wagen
zur Verstärkung des Verkehrs beschafft werden müssen.
(J.C. Thirlwall, Gen. El. Rev. Bd. 31, S. 419.) Gthe.
Elektrische Antriebe.
Elektrische Antriebe von Buchdruckschnellpressen. —
Die Verfeinerung der elektrischen Schnellpressenantriebe
hat nicht die eigentliche Druckdauer innerhalb eines Ar-
a Spannungsrückgangauslöscr. ð Hauptschalter.
e Blasspule. d Überstromauslöser. e Schaltbereich für Vorwärtslauf
f Schaltbereich für Rückwärtslauf.
Abb. 7. Schaltung eines Schnellpressen-Regelanlassers.
12342
beitsganges zuın Gegenstande, sondern die Abkürzung der
Vorbereitungsarbeiten, Verringerung des unnützen Leer-
laufs und die Beschleunigung des Stillsetzens bei auftre-
tenden Störungen. Zu diesem Zweck haben die SSW für
Gleichstrombetriebe einen Regelanlasser durch-
gebildet, der auf kleinstem Raum alle Schaltbausteine ent-
hält, die zur Steuerung eines im Feld regelbaren Gleich-
strommotors notwendig sind, nämlich: Hauptstromregel-
stufen für Vorwärts- und Rück wärtsfahrt, Feldregelstufen
für Vorwärtsfahrt und einen kleinen Hauptschalter mit
Spannungsrückgang- und Überstromauslösung. Da der
Feldregelwiderstand in das hinter der Kontaktplatte be-
findliche flache Gußgchäuse eingebaut ist, müssen beim
Anbau an der Maschine nur die Leitungen für Netz, Motor
und die Ankerwiderstände gezogen werden. Die Schal-
tung des Apparats geht aus Abb. 7 hervor. Das gesamte
Schaltfeuer (außer dem von Stufe zu Stufe auftretenden)
ist auf den Hauptschalter b verlegt, an dessen Hörner-
wälzkontakten (Abb.8) es durch ein elektromagnetisches
Feld gelöscht wird. Die Prüfung im Versuchsfeld der
SSW hat ergeben, daß der neue Apparat höchste Betriebs-
sicherheit, eine der wichtigsten Bedingungen für einen
seregelten Druckereibetrieb, gewährleistet.
b offen.
e Betriebskontakt.
a geschlossen. e Zwischenstellung. d Vorkontakt.
Abb. 8 Hauptschalter des Regelanlassers in Abb. 7 mit
Hörnerwälzkontakten.
Für größere Schnellpressen ist es erwünscht, das
Zurichten der Maschine im Langsamlauf durch Fern-
steuerung des Motors vornehmen zu können. Zu diesem
Zweck muß die Schaltung, die aus Motor, Schaltwalze,
Schütz und mehreren Druckknöpfen besteht, so ausgeführt
werden, daß der Motor beim Einschalten durch das Schütz
ein zum Anlauf ausreichendes Moment entwickeln kann.
Dies ist wegen der Schwere des Anlaufs nur dadurch
möglich, daß man einen Teil des Ankerwiderstandes
kurzschließt, weil er infolge der Bedingung nach Ab-
wärtsrezelung auf die Hälfte der Grunddrehzahl auch bei
halber Belastung einen verhältnismäßig hohen Ohmwert
haben muß. Da die Stromrichtung im Motoranker durch
eine kleine Umschaltwalze auch noch gewendet werden
kann, ist das Zurichten der Maschine sowohl im Vor-
wärts- als auch im Rückwärtsgang möglich. Auf Dreh-
stromanlagen läßt sich diese Schaltung sinngemäß über-
tragen.
Die gleichen Bedingungen lassen sich in Anlagen mit
Drehstromanschluß aber auch noch durch Ver-
wendung von Kommutatormotoren (Drehstromreihen-
schluß-, Einphasenrepulsionsmotoren) erfüllen. Solche
Antriebe sind aber nur dann wirtschaftlicher als die
mit Asynchronmotoren und Widerstandsverlustregelung,
wenn auf der betreffenden Maschine lange Zeit auch mit
geringer Druckzahl gearbeitet werden muß. Das hohe
Anfahrdrehmoment ist hier durch entsprechende Ver-
drehung der Bürsten aus der Nullage zu erzeugen.
An Schnellpressen großer räumlicher Abmessungen
wird eine reine Druckknopfsteuerung notwendig, wenn
zur Bedienung nur ein Drucker zur Verfügung steht.
Mit ihr können folgende Fernsteuerungen vorgenommen
werden:
1. ruckweiser Vorwärtslauf,
2. ruckweiser Rück wärtslauf.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34
22. August 1829
3. stetiger Langsamlauf vorwärts,
4. selbsttätizges Hochlaufen auf die vorher bestimmte
und am Regler eingestellte Druckgeschwindigkeit,
5. Stehenbleiben bei „Halt“-Befehl und Störungen ım
Kraftnetz oder am selbsttätigen Bogenleger.
Die zur Steuerung notwendigen Apparate werden in
einem Schaltkasten von 700 X 1300 X 300 mm unterge-
bracht, der irgendwo in einer Ecke aufgestellt werden
kann, wo er nicht stört.
Die beschriebenen Schaltungen haben nicht nur für
den Druckereifachmann Wert, der sich eine neue Ma-
schine mit einem neuen Antrieb anschaffen will, sondern
auch für denjenigen Betriebsleiter, der seine Belegschaft
von dem mühseligen und ermüdenden Zurichten der vor-
handenen Maschines durch Drehen von en befreien
und die Zeit dieser Zurichtungsarbeiten auf cin Mindest-
maß abkürzen will. (H. Geiger, Siemens-Z. Bd. 3,
d 487'.) Sb.
Fernmeldetechnik.
Versuche mit einen neuen Pupinisierungsystem. —
Der Internationale Beratende Ausschuß für den Fern-
sprechweitv erkehr (CCH beschäftigt sich mit der Frage,
in welcher Weise die im europäischen Fernkabelnetz ge-
bräuchlichen Systeme der Pupinisierung vereinheitlicht
werden können. Man ist sich darüber einig, daß die iın
Laufe der letzten Jahre erzielten Fortschritte in der Fern-
kubel- und Verstärkertechnik Anlaß bieten, sie nutzbar
zu machen für eine Nachprüfung der bisher angewandten
Regeln für den Ausbau des europäischen Fernkabelnetzes.
Um diese Entwicklung zu fördern und um die UÜbertra-
eungseigenschaften des innerdeutschen Fernkabelnetzes
zu verbessern, hat sich die deutsche Reichspost ent-
schlossen, ein neues von Lüschen und Küpf-
müller vorgeschlagenes Pupinisierungsystem einzu-
führen. Die wesentlichsten Merkmale sind: Verein-
heitlichung des Frequenzbandes für die Übertragung
von Sprache in allen Leitungen auf 300... 2400 Hz,
demzufolge Erhöhung der Grenzfrequenz der mittel-
starken Pupinisierung auf etwa 3400 Hz (bisher 2700 Hz),
Beseitigung der Phasenverzerrung. Hierdurch soll die
Reichweite der Zweidraht- und der Vierdrahtleitungen
erweitert werden; ferner soll die schwache Pupini-
sierung entbehrlich gemacht werden, die die Einschal-
tung von Zwischenverstärkern in Abständen von 75km
verlangt, so daß Verstärker künftig nur in Abständen von
150 km eingeschaltet zu werden brauchen. Das neue Pupi-
nisierungsystem ist auf dem FernkabelHannover-—
Wiedenbrück mit bestem Erfolg erprobt worden.
Nach den Ergebnissen der hier angestellten Versuche ist
es möglich, Kabellängen bis zu 1500 km mit zehn Zwischen-
verstärkern in Zweidrahtschaltung zu betreiben, u. zw.
weit vollkommener als bisher Längen von 700 km mit
vier Verstärkern. In den 0,9 mm starken Adern sind mit
der neuen Pupinisierung und nach Einbau von Phasen-
entzerrungsketten Entfernungen bis zu 5500 km mit guter
Sprachübertragung überbrückt worden, u. zw. zum min-
desten ebensogut wie mit Hilfe der bisherigen schwachen
Pupinisierung. Unter Hintereinanderschaltung zweier Lei-
tungen von je 5500 km, deren eine ıittelstark pupinisiert
und phasenausgeglichen. die andere leicht pupinisiert war,
war es sogar möglich. eine Entfernung von 11 000 km, d.i.
annähernd Berlin—Tokio, in Kabelleitungen zu über-
brücken. Wenn es gelingt, die bei den Versuchen hervor-
getretene nicht lineare Verzerrung zu beseitigen, ist die
Fernkabel- und Verstärkertechnik gegenwärtig so weit
vorgeschritten, daß jede beliebige Entfernung mit Hilfe
von Kabeln in der Sprache überbrückt werden kann. Die
nicht lineare Verzerrung ist in den Hysteresisverlusten
in den Pupinspulen und allen anderen Eisenkerne enthal-
tenden Apparaten (Vorübertrager, Nachübertrager, Ent-
zerrerspulen) begründet. Ihre Beseitigung bereitet keine
besonderen Schwierigkeiten.
Der 3. Berichterausschuß des CCI hat das neue Pupi-
nisierungsystem als für den internationalen Fernsprech-
verkehr geeignet dem CCI, der in der Zeit vom 3. ... 10. VI.
1929 in Berlin getagt hat, zur Annahme empfohlen.
(K. Höpfner, Europ. Fernspr. 1929, S. 118.) Sb.
Entwicklung des deutschen Fernkabelnetzes 1927/28. —
Das deutsche Fernkabelnetz ist in den letzten zwei Jahren
erheblich ausgebaut worden, und es sind Fortschritt» in
der technischen Entwicklung gemacht worden. Die Er-
weiterung umfaßt 2070 km. Nach dem Auslande führen
die Linien: Nürnberg—Passau—Wien, Dresden—Pras,
! Der Aufsatz kann als Sonderdruck Nr. 4137 vom Literarischen
Büro der SSW, Siemensstadt, bezogen werden.
22. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34
1243
Stutterart — Schaffhausen — Zürich, München — Innsbruck,
Eımden— Groningen, Köln — Aachen — Lüttich — Brüssel.
Wichtige Linien im Inland sind: Breslau—Gleiwitz, Köln—
Aachen, Berlin—Dresden, Dresden—Breslau. Die techni-
sche Entwicklung erstreckt sich auf den Wellenwiderstand
und die Kopplungen und hat eine Hebung der UÜbertra-
-unzszüte zur Folge gehabt. (A. Mentz, Europ. Fern-
spr. 1929, S. 161.) Sb.
Internationale Handelskammer und Fernsprechweit-
verkehr. — Der Fernsprechausschuß der Internationalen
Handelskammer hielt am 16. II. d. J. in Paris eine Tagung
ab. Den Vorsitz führte der Vizepräsident des Schweui-
schen Industrieverbandes, Herr Edström; Berichterstat-
ter war Herr Valentine, der Vertreter der American
Telephone and Telegraph Co. Der Tagung wohnten auch
Vertreter der belgischen, deutschen und französischen Te-
leeraphenverwaltungz sowie der Generalsekretär des Zwi-
schenstaatlichen Beratenden Ausschusses für den Fern-
sprechweitverkehr (CCI) bei. Die Tagesordnung enthielt
folzende Punkte:
1. Vereinheitlichung der im
sprechverkehr zugelassenen Gesprächsarten in
verschiedenen Ländern.
3. Nützlichkeitszrad der verschiedenen Gesprächsarten
für die Benutzer der zwischenstaatlichen Fernsprech-
einrichtungen.
3. Entwicklung des zwischenstaatlichen Fernsprechver-
kehrs im letzten Jahr.
Ermäßiste Gebühren im Grenzverkehr.
Interesse der internationalen Wirtschaftskreise an
der Herbeiführung einer Einheitlichkeit in den Ge-
sprächsarten im Inlandsverkehr der einzelnen Län-
der.
6. Maßnahmen, die von den einzelnen Landeseruppen
gemäß den Empfehlungen des Kongresses von Stock-
holm zwecks Schaffung von Landesfernsprechaus-
schüssen getroffen worden sind.
7. Einzelanzaben über die Fragen, wegen deren die vor-
handenen L.andesfernsprechausschüsse mit ihren
Fernsprechverwaltungen in Verbindung getreten
sind.
8. Die Giesprächsarten, die jetzt im Verkehr
den verschiedenen Ländern zugelassen sind.
9. Vorhandene Verkehrsbeziehungen, in denen nicht
während des ganzen Tages Gespräche geführt wer-
den können.
Die Verhandlungen des Fernsprechausschusses führ-
ten zur Annahme der folgenden Entschließung, die der
nächsten Hauptversammlung der Internationalen Handels-
kamıner zur Billigung vorgelegt werden soll:
I. Die Internationale Handelskammer hat mit großem
Interesse die Arbeiten des Zwischenstaatlichen Bera-
tenden Ausschusses für den Fernsprechweitverkehr
und seine Bemühungen zur Verbesserung des zwi-
schenstaatlichen Fernsprechverkelhrs verfolgt, hat mit
Befriedigung festgestellt, daß mehreren Empfehlungen,
die ihr Fernsprechausschuß vom Standpunkt der Be-
nutzer der Fernsprecheinrichtungen bei seiner letzten
Tagung ausgesprochen hat, von der Vollversammlung
des CCI auf der Tagung in Paris vom 11... 18. VI.
1928 eine Folge gegeben worden ist, weist auf die Tat-
sache hin, daß der zwischenstaatliche Fernsprechver-
kehr sich sehr gebessert hat, und spricht den beteilig-
ten Verwaltungen sowie dem CCI seine Anerkennung
für die geleistete Arbeit aus, wünscht, daß der Fern-
sprechausschuß seine Arbeiten fortsetzt, und macht
dazu die folgenden Vorschläge
1. daß im zwischenstaatlichen Fernsprechverkehr die
Vereinheitlichung der Gesprächsarten durchgeführt
wird und daß die Bemühungen dahin gehen, allge-
mein das beste Betriebsverfahren anzuwenden;
2. daß in Anbetracht des starken Anwachsens der Ge-
spräche auf große Entfernungen die Notwendigkeit
einer (sesprächsart anerkannt wird, die bei Angabe
einer oder mehrerer Sprechstellen in weitestzehen-
dem Maße die Sicherheit bietet, daß das Gespräch
mit einer bestimmten Person bei einer dieser
Sprechstellen geführt werden kann;
3. daß die Landesgruppen der Internationalen Ian-
delskammer davon unterrichtet werden, daß die
Vertreter von Handel und Industrie, die auf ihren
Reisen oft Ferngespräche sowohl im Inlandsver-
kehr anderer Länder als auch im zwischenstaat-
lichen Verkehr führen, den Wunsch ausgesprochen
haben, daß die Gesprächsarten des Inlandverkehrs
zwischenstaatlichen Fern-
den
EA
zwischen
der einzelnen Länder denen des zwischenstaatlichen
Verkelirs angeglichen werden.
II. Die internationale Handelskammer begrüßt die Tat-
sache, daß mehrere Verwaltungen schon in klarer
Form die bestehenden Sprechmöglichkeiten des zwi-
schenstaatlichen Verkehrs zur Kenntnis des Publi-
kums gebracht haben, glaubt aber, daß zur Entwick-
lung des zwischenstaatlichen Fernsprechverkehrs in
dieser Richtung noch nachdrücklicher sollte vorgegan-
gen werden, und weist die Landeszruppen auf diese
Frage hin.
(Wiehl, Europ. Fernspr. 1929, S. 153.) Sb.
Allgemeiner Maschinenbau.
Troeknermühle für Kohlenstaubfeuerung. — Zahlen-
tafel 1 bringt die Trockenkohlenmenze und Wasserver-
dampfung auf 1 kg Steinkohle bzw. Braunkohle, u. zw. für
die in der Praxis normalen Grenzen.
Zahlentafell.
Trockenkolilenmenge und Wasserverdampfung je kg
Rohkohle.
Braunkohle
Steinkohle
Q: kg
|
Wa% | |
5 1 E 0,960 0,040 0,941 0,059
10 1 0,909 0,091 0.882 0.118
15 1 | 0,859 0,141 0,823 0,177
20 1 0,808 0,192 0,765 0,235
25 1 | 0,758 0,242 0,706 0,294
30 1 0,707 0,203 0,0647 0,353
35 1 0,656 0,344 0,588 0,412
40 1 0,606 0,394 0,529 0,471
45 1 0,556 | 0,444 0,471 0,529
50) 1 0,505 0.495 65 15 0,412 0,588
Der Rechnungsgang zur Ermittlung des Wärmebedarfs
für die Kohlentrocknung stellt sich wie folgt:
Annahmen: Q, = 1000 kg; W, = 60%; W: = 0%; t = 10°; & = 70°;
ta = 100°; Cm = 0,28 kcal/kg; Leitungs- und Strahlungsverlust: 5% des
Wärmebedarfs zur Trocknung.
1. Erwärmung der Trockensubstanz von 10° auf 70°:
400 x 0,28 x 60 = 6720 Kcal
2, Erwärmung des Restwassers von 10° auf 70°
45 x 1,00 x 60 =. 2700 „
3. Erwärmung, Verdampfung und Überhitzung der aus-
zutreibenden Feuchtigkeit von 10° auf 100°:555 x 630 = 349650 „
4. Leitungs- und Strahlungsverluste:
(6720 + 2700 + 349 650) eg = 20 030 ,,
zus. 379 100 kcal
Wärmebedarf auf 1 kg Wasserverdampfung 379 100 : 555 = 085 keal
Zahlentafel2.
Wöärmebedarf zur Trocknung von Braunkohle und
Steinkohle.
Braunkohle Steinkohle
Wärmebedarf auf 1 kg | | W "ärmehedarf auf 1 kg
Wb Wasserverdampfung W, °% ' W: % Wasserverdampfung
50 15 687 keal 5 | 1 979 kcal
10o | 1 zuä n
55 | 15 OSI n 15 1 0.
20 | 1 TIS v
60 i 15 Cu 95 | 1 0 n
30 1 BD n
a 15 B72 n Au | 1 OTR n
In Zahlentafel 2 ist der Wärmebedarf zur Trocknung
von Braunkohle und Steinkohle ebenfalls wieder für
Durchschnittsverhältnisse zusammengestellt. Sie läßt
deutlich den Einfluß des Anfangs; und Endwassergzehal’es
auf den Wärmebedarf zur Trocknung hervorireten. Es
ist danach unrichtig, den Wärmebedarf zur Trocknung
lediglich aus der Verdampfungswärme zu ermitteln.
Zahlentafel 3
Wärmebedarf auf 1 kg Wasserverdampfung in Abhängig-
keit vom Verhältnis Trockenkohle zu Verdampfung bei
der Steinkohlentrocknung.
Verhältnis Wärmebedarf
W, % W, o Trockenkohle auf 1 kgWasserverdampfung
y erdampfung keal
1.
1
l Ý |
15,0 1.0 6,0 | 740
20,0 1,0 42 l 715
250 | 1,0 3,1 | 700
30,0 1.0 24 690
Ann | 1,0 |] 1,5 678
1244 | Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34 22. August 1929
Zahlentafel 3 enthält den Wärmebedarf je Kilogramm dem Kesselsystem, also aus der Brennkammer oder hinter
Wasserverdampfung in Abhängigkeit vom Verhältnis dem Überhitzer Feuerungsgase abzapft oder aber in einer
Trockenkohle zu verdampfter Wassermenge und Zahlen- eigenen Brennkammer für Staub oder Stückkohle frische
tafel 4 die Abgasmenge und die Gesamt-Überschußluft- Feuergase erzeugt.
Zahlentafel4
Gesamt-Überschußluftmenge in Abhängigkeit vom Heiz-
wert der Feuerkohle und von der Trommeleintritts-
temperatur.
Unterer Gesamt-Überschußluftmenge In m?/kg
Helzwert Abgasmenge für x
kcal/kg m’/kg 200° | 400° | 600° | 800° | 1000°
menge, welche nötig ist, um Arbeitstemperaturen am
Trockneranfang von 200—1000 ° zu erzeugen. In Zahlen-
tafel 5 ist dann der Abgasverlust in Prozenten des Heiz-
Zahlentafel5.
Abgasverlust bei Zweitluftkühlung des Frischgases in Ab- 1 Feuerung 6 Ventilator
hängigkeit von der Trommel-Eintrittstemperatur und für £ Trockner 7 Druckleitung
100° am Trocknerende. . s Nafkohlenbunker 8 Leitung für Abluft
4 Bichter 9 Saugleitung
Frommek Binkeltatem ertir. e 400° 600° 5 Mühle 10 Zyklon
a TA REN n ! 50,0 24,5 16,1 9,25 Abb. 9. Mahl- und Trocknungsystem für Kohlenstaub.
wertes festgehalten, u.zw. in Abhängigkeit von der Ar- a
beitstemperatur des Trockners, d. h. der Trommeleintritts- Die Bezeichnung Serientrockner soll besagen, daß er
temperatur. je nach Leistung und den örtlichen Verhältnissen aus
Das letzte Glied des Beweises für die Wichtigkeit der einzelnen Schüssen zusammengefügt werden kann. Daß
Entscheidung: ob Mahltrocknung oder Trocknermühle die Elemente des Trockners gänzlich aus Gußeisen her-
wird in Zahlentafel 6 dargestellt, welche die Wärme- gestellt sind, läßt auf eine lange Lebensdauer und Be-
Zahlentafel6 Bl zeit schließen. (M. Weiß, Die Feuerung
Wärmeabgabe auf 1 m? Gesamtabgas bei Zweitluftbildung A
des Frischgases in Abhängigkeit von der Trommel-Ein- | Verschiedenes.
it t d für t= 100 ° Trockner ;
ee emp Bu ur zen Pen ren Besucherzahlen der deutschen Technischen Hoch-
10000 Schulen. — Die nachstehende Zahlentafel berichtet über
350 den Besuch der deutschen Technischen Hochschulen und
100° Bergakademien im Wintersemester 1928/29; die beurlaub-
318 ten Studierenden sind im allgemeinen nicht mitgezählt.
Abgesehen von der üblichen Semesterschwankung zeigt
abgabe auf 1 m? Abgas in Abhängigkeit von der Trom- sich keine Änderung gegenüber dem vorangegangenen
mel-Eintrittstemperatur enthält. Es erhellt also, daß Sommersemester 19281. Diese Semesterschwankung prägt
dasjenige Trocknungsverfahren das wirtschaftlichste ist, sich am stärksten in der Zahl der Hörer und Gäste aus,
Trommel-Eintrittstemperatur .
Wärmeinhalt des Abgases je m?
Trommel-Austrittstemperatur .
Wärmeinhalt des Abgases je m?
Wärmeabgabe je m? Abgas
Allgem. ; Bau- Chemie Ma- Schiff- Aus-
Hochschule Wissen- | Arebi- ingenieur-j Bergbau Porten und NO. schinen- | „Und „ länder
haf tektur kunde Phar- | technik | Schiffs- in Iu.
schaften aan EE wesen mazie au | maschb. II
|
80 153 96 254 47 i —
Berlin 445 874 184 | 118 295 i 59
Braunschweig . .. 149 71 125 — |] — 186 1496 , 260 — 71
Breslau ...... 38 — 84 43 | 83 75 133 , 230 — 59
Clausthal ..... 3 à: —_— | — ) 200 `, 116 `, — — | — — 4
Danzig ...... 138 | 132 CCRN 136 288 | 446 20299 —9ee
Darmstadt . . .. 400 241 293 |! — = 215°% 523 | "ët | = 199
Dresden `. `... 1195 220 287 — — 266 907 — $57
Freiberg ..... — — — | 180 97 — — — — 81
Hannover ..... 88 197 367 — — 108 410 756 — 69
Karlsruhe .. ... 72 171 190 — — 104 271 | 438 | — 131
München ..... 881tt 367 628 | 11 — 295 719 1 214ttt — 385
Stuttgart ..... 190 337 303 | — 4 208 243 | 72 — 94
* Darunter 54 beurlaubte Stud. èt Darunter 80 Papleringenleure.
eg Einschließlich Flugtechnik. t S 10 Gasingenleure. Sa. | 24345 4054 |
See Wird nicht mitgeteilt. tt ge 183 Stud. Landwirtsch. u. 459 d. Wirtsch.-Wissensch. Abt.
; ttt n 85 Masch.- ES Ingenieure,
welches gestattet, die höchsten Eintrittstemperaturen an- die in den Wintersemestern um 50 ... 60 % höher ist als im
zuwenden. Die Mahltrocknung erlaubt mit Rücksicht auf Sommer. Änderungen innerhalb der Fachabteilungen haben
den Kompromiß: Zufälligkeitstrocknen in der Mühle nicht ebenfalls nicht stattgefunden, abgesehen davon, daß Mün-
die Anwendung von Temperaturen, welche über 400° chen den besonderen Lehrkurs für Gasingenieure nicht
liegen. mehr abgehalten hat, der nun einzig noch von Darmstadt
Das Mahl- und Trocknungsystem nach Abb.9 zeigt erteilt wird.
einen organischen Zusammenhang, obwohl beide Arbeits-
Gänge getrennt durchgeführt werden. Praktische Be- Elektrotechnischer Messefestabend. — Der Reichsver-
deutung erlangt dieses System dadurch, daß infolge band des deutschen Elektro-Installateur-Gewerbes E.V.
einer entsprechenden Vorbehandlung der Rohkohle in Ortsgruppe Leipzig r. V., veranstaltet am 26. VIII., abend:
einem Rieseltrockner größte Leistungen auf kleinstem 38h, einen Messefestabend in den Räumen des Leipziger
Raume bewältigt werden können. Der irgendeiner Mühle Zoologischen Gartens.
vorgeschaltete Serientrockner kann als Transportelement ` ` S
aufgefaßt werden, dem die Aufgabe zufällt, die aus dem Technologisches Gewerbe-Museum, Wien. — Am 26. A.
Rohkohlenbunker ankommende Kohle der Mühle vorge- begeht das Technologische Gewerbe-Museum in Wien die
trocknet zuzuführen. Der Trockner kann natürlich auch Feier seines 50jährigen Bestehens: Anmeldungen nimm!
mit unter 400° liegenden Abgasen beheizt werden, im all- das Institut, Wien, Währingerstr. 59, entgegen.
gemeinen wird man jedoch eine möglichst hohe Tempera- —
turspanne anstreben, die man erhält, wenn man z.B. aus 1 ETZ 1928, S. 1724.
22. August 1929
Energiewirtschaft.
Die 39. Hauptversammlung des Deutschen Wasser-
wirtschafts- und Wasserkraft-Verbandes in München. —
Der Verband tagte vom 10. bis 12. VI. erstmalig seit seinem
bestehen im Schwerpunkt der Wasserkraftwirtschaft des
Reiches unter reger Teilnahme seiner Mitglieder, zahl-
reicher Gäste und der Spitzen der bayerischen Behörden.
In der Reihe der Begrüßungsansprachen versicherte Mini-
sterialdirektor Geh. Rat Freytag, der Vorstand der
Bayer. Obersten Baubehörde im Ministerium des Innern,
daß der Staat Bayern, dessen Industrie und Kommunen den
Wasserkräften als einem wertvollen Aktivum stets die
erößte Aufmerksamkeit zuwenden würden. Direktor
Dr.-Ing. E.h. Joh. Heß, der für den wasserwirtschaft-
lichen Ausschuß des Bayer. Industriellen-Verbandes sprach,
wies darauf hin, daß der bayerische geschichtliche Boden
der Wasserwirtschaft zugleich auch ein technisch und
K K K
p
Kg
Drehstron - Sinchron -
Generalor 173500 KVA
8 Soralturbinen,
K, } Pranschenkunptungen
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34
1245
Gesetzgeberisch war Bayern 1852 mit dem ersten um-
fassenden Waassergesetz vorangegangen, das erst 1907
einer Neubearbeitung unterzogen zu werden brauchte; das
Reich hat in der Nachkriegszeit besonders durch das
Reichswasserstraßengesetz hier eingegriffen. Die Wasser-
wirtschaft ist, wie der Redner betonte, eine Einheit im
Lande und sollte es auch immer bleiben. Eine richtige
Verwaltung muß im Fluß und im Gewässer einen Besitz
sehen, der der Landwirtschaft, der Siedelung, der Kraft
und dem Verkehr in gleicher Weise zu dienen hat. Der
Ausgleich der Interessen und die Einhaltung des Gleich-
gewichtes ist die größte Aufgabe der Wasserwirtschaft
eines Landes.
Ministerialrat Dr. Ing. E. h. Fr. Krieger erläu-
terte die neuen Abwässeranlagen unterhalb Mün-
chens nach Zweck, Ausführung und Bedeutung für Stadt
und Mittlere Isar A.G. als dem gemeinsamen Unternehmer.
Professor Dr.-Ing. D. Thoma sprach dann über die
Bedeutung des Versuchswesens für die
ei!
Synchren SE
- Deko - Asunchron-
, i Einphasen -
Ar eha #000 PS. Volesfng generator 20000 KYA Generator 17500 KVA
In Betriebe is? eine der Kupplungen K
immer Gelöst.
Abb. 10. Maschinenanordnung im Kraftwerk Pirombach der Mittleren Isar A. G.
organisatorisch moderner Boden geworden sei. Besonders
enge Berührunespunkte für ein Zusammenarbeiten zwi-
schen dem DWWV und dem wasserwirtschaftlichen Aus-
schuß des BIV ergäben die Fragen der Erleichterung und
Förderung des Wasserkraftausbaues, wobei man mit Neid
auf das Nachbarland Österreich und erst recht auf Italien
blicken müsse. In der zwischenstaatlichen Kraftwirtschaft
sei der Süden des Reiches, zuerst am Rhein, dann in der
elektrochemischen Großindustrie Bayerns und seit einigen
Jahren zwischen Bayernwerk und Tirol, bahnbrechend ge-
worden. Kommerzienrat Haindl hatte schon darauf auf-
merksam gemacht, daß die im BIV vereinigten industriellen
Wasserkraftnutzer Bayerns über mehr als 0,5 Mill PS
Wasserkraftleistung verfügen und 85 % der gesamten in-
dustriellen Wasserjahresarbeit des Reiches produzieren,
davon allein die elektrochemische Industrie 1 Mrd kWh.
Als erster Hauptredner sprach Geh. Baurat Oberbau-
direktor Dr.-Ing. E.h.K.DantscherüberEntwick-
lung und Zukunftderbaverischen Wasser-
wirtschaft. Diese ist geschichtlich geworden und dem
Gebiet eigen. Die topographische und geologische Natur des
Landes begründet die Eigenheiten des Flußbaues. Mit den
spezifischen Eigenheiten der Wildbachverbauung und man-
cher Fiußkorrektionssysteme hielten die Melioration und
die Wasserversorgung gleichen Schritt. Schon 1878 erhielt
Bayern ein Landesamt für Wasserversorgung, 1899 die
Landesstelle für Gewässerkunde, 1908 eine eigene Abtei-
lung für Wasserkraftausnutzung und Elektrizitätsversor-
gung im Ministerium des Inneren, die seither alle Nut-
zunzsmösglichkeiten der Gewässer untersucht und großen-
teils durchprojektiert hat. Der Wasserkraftausbau hatte
1889 mit der ersten Anlage der Isarwerke als Überland-
zentrale begonnen. Um 1905 erwachte das Interesse der
elektrochemischen Industrien an den Wasserkräften; der
Krieg veranlaßte große Projekte für die Rohstoffbeschaf-
fung, die am mittleren Inn, Deutschlands — und bis jetzt
noch Europas — größtem im Betrieb befindlichen Wasser-
kraftwerk, und an der Alz teilweise Ausführung fanden.
Dann kamen die Kohlennot und mit ihr der Ausbau des
Wulchensees, der mittleren Isar und vieler mittlerer und
kleinerer Werke. Heute stehen wir in ruhirem Fort-
schreiten; wir kennen unseren Besitz und müssen seine
Auswertung in richtiger Reihenfolge in die Bedarfsent-
wicklung einordnen. Als weiteres Moment. trat der Wasser-
verkehr in die Reihe, die großzügige Verfolgung der karo-
linzischen Idee der Rhein-Donau-Verbindunzg, die wir ver-
einigt mit Großwasserkraftnutzung von beiden Enden her
gegen die Mitte zu treiben, nachdem in der großen Stau-
und Kraftstufe des Donaukachlet bei Passau und im Main
der Anfang zur Kraftwasserstraße gemacht ist.
Ausbildung der Wasserkraftwerke. Zwei
Umstände erschweren die rechnerische und konstruktive Er-
fassung hydraulischer Aufgaben: die Mechanik kennt zwar
die Differentialgleichungen der Bewegung der einzelnen Fliüs-
sigkeitsteilchen, nicht aber im allgemeinen deren Interra-
tion, und die Abhängigkeit von mehrerlei Veränderlichen
(Gefülle, Wassermenge, Bodengestaltung, Verwendungs-
zweck der Kraft) bei Wasserkraftanlagen läßt keinerlei
alleemeine konstruktive Gesichtspunkte oder Verein-
heitlichungen zu. So sind wir mangels anderer exakter
Hilfsmittel zur Beurteilung dessen, ob ein Entwurf das
Maximum an Erfolg mit dem Minimum an Aufwand ver-
bindet, auf den Versuch angewiesen und wissen wenig-
stens, daß die im Modell beste Lösung auch die absolut
beste ist, wenn sich auch die relativen Gftounterschiede
mit den Größenunterschieden in gewissen Grenzen än-
dern können. Hatte man früher nur die Turbinen modell-
mäßig untersucht, so zwangen die fortschreitende Größe
der zu bewältigenden Wassermengen, die steigende
Schnelläufigkeit mit ihrer Folge, der kKavitation, die Er-
kenntnis von der Wechselwirkung benachbarter Teile
aufeinander zur experimentellen Untersuchung der gan-
zen Komplexe vom Wassereintritt bis zum Wasseraus-
tritt, also der Gesamtanlage. Diese Erkenntnis und die
Methoden haben in Europa zu einem Hochstand des hy-
draulischen Versuchswesens geführt, der in der ganzen
Welt anerkannt wird. Bei den heutigen Anlagegrößen
spielen ein Prozent mehr Wirkungsgrad, eine Verringe-
rung der Gründungstiefe oft eine außerordentliche wirt-
schaftliche Rolle, welche die Kosten solcher Versuche
reichlich verzinst. Am Beispiel des Werkes Pfrombach
der Mittleren Isar A.G. wurde dies nachgewiesen. Der
Aufgabe, Drehstrom wie Einphasenstrom je nach Bedarf
bis zur vollen Wasscrkraftleistung zu liefern, dabei die
Gründungstiefe mörlichst gering zu halten sowie sich
auch dem schwankenden Zufluß von den oberen Kraft-
werken her anpassen zu können, wurde man statt durch
eine doppelt volle Maschinenbesetzung mit vertikalen
Aggregaten großer Gründungstiefe durch Aneinander-
reihung von acht Turbinen zu je 4000 PS auf einer hori-
zontalen Welle von 57 m Länge gerecht, deren eines Ende
den Drehstromzenerator von 17500 kVA, deren anderes
den Einphasensenerator von 20 000 kVA trägt (Abb. 10).
Zwischen je zwei Turbinen ist die Welle im Stillstand
abkuppelbar, so daß sich ie nach der mittleren Wasser-
führung oder nach dem mittleren Bedarf eines gewissen
Zeitraumes jedem Generator eine passende Zahl von Tur-
binen zuteilen läßt. Lastverschiebungen werden dadurch
aufgenommen, daß der Einphasengenerator außerdem
1246
noch mit einer Drehstrom-Asynchronmaschine von 17500
kVA mit Regelsatz gekuppelt ist, so daß bedarfsweise
Last vom Drehstromsystem auf das kLinphasensystem ge-
schoben werden kann; auch Überschuß des einen Strom-
systems in anderen Kraftwerken kann an dieser Stelle
in das andere Stromsystem übergeführt werden. Ein
Prozent Wirkungsgrad war hier nach den angestellten
Berechnungen etwa 0,2 Mill RM wert. Die Versuche
mußten neben der Frage nach dem besten Laufrad auch
besonders die beste Gesamtforin des infolge der horizon-
talen Bauart räumlich gewundenen Saugrohres, seiner
Führungswand und den Einfluß der 400 mm starken
Welle klären, wozu 30 Turbinenbremsungen mit jeweils
abgeänderten Modellen auszuführen waren. Die Ver-
suche ließen den Wirkungsgrad um rd. 2% gegenüber
jenem Wirkungsgrad, wie er sich mit besterprobten Ein-
zelteilen ergeben hätte, verbessern und erwiesen, wie
schr sich die Kosten für deren Durchführung rechtferti-
gen. So steht der Gesamtwirkungsgrad nur noch um 1%
hinter dem höchsten mit Vertikalturbinen erzielbaren
Wirkungsgrad zurück, ein Unterschied, der aber reieh-
lich durch die Verringerung der Baukosten und durch
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34
22. August 1929
die universelle Anpassung des Betriebes an Bedarf und
Kraftdarbietung aufgewogen wird.
Es wurden noch das neuzeitliche Dampfkraftwerk
von 66000 kW der städtischen Elektrizitäatswerke und
deren Wasserkraftanlasren im Süden der Stadt besichtirt:
ferner wurden am anderen Tage besucht!: die sehens-
werten Anlagen der Münchener Quellwasserversorgung
am Rand des (rebirges und das Leitzachwerk der Städti-
schen Elektrizitätswerke München mit seiner neu errichteten
Pumpenspeicheranlage (zwei Pumpen zu je WO PS in
vertikaler Bauart, Turbinenleistung 5 X 4400 PS+ 1100 PS).
von anderen Gruppen die Abwässeranlaxen und die Kraft-
anlagen der Mittleren Isar A. G. sowie das im Bau stehende
Kraftwerk Eching an der Isar der Städtischen Elektrizi-
tätswerke (drei Kaplanturbinen zu je 12000 PS) und
schließlich das neuzeitliche Wasserkraftwerk Mühltal der
Isarwerke (drei vertikale Spiralturbinen zu je 6200 PS)
mit interessanten Einzelheiten der Einlauf- und Spül-
einrichtungen sowie schwierigen Kanalstrecken. Rdl
ı Ausführliche Wiedergabe der Vortrfige und Beschreibungen der
hesichtigten Anlagen mit vielen Abbildungen iu Wasserkr. u. Wasser-
wirtsch. 1929, Heft 12.
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftstelle: Berlin W 57. Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B I Kurfürst Nr. 5882—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
Bekanntmachung.
Betr. Pflichten, Rechte und Gebühren technischer Sach-
verständiger vor Gericht.
Der Geschäftsführer des Ausschusses „Gebührenord-
nung für Architekten und Ingenieure”, an dessen Arbeiten
auch der VDE beteiligt ist, hat auf vielfachen Wunsch eine
übersichtliche Aufstellung über Pflichten, Rechte und
iber die Gebühren des technischen Sachverständigen vor
Gericht veröffentlicht, die unsere Mitglieder als Sonder-
druck durch unsere Geschäftstelle zum Preise von 0,50 RM
pro Stück beziehen können. Den Bestellungen ist der
Betrag von 0,50 RM nebst Drucksachen-Freiumschlag bei-
zufügen.
Kommission für Koch- und Heizgeräte.
Mit Rücksicht auf § 15e) der „Vorschriften nebst
Ausführungsregeln für die Errichtung von Starkstrom-
anlagen mit Betriebspannungen unter 1000 V, V.E.S.1/1930”
(ETZ 1929 S. 541) hat die SEH für Koch- mnd Heiz-
geräte einen Entwurf zu
„vorschriften für elektrisch beheiztes
Spielzeug”
aufgestellt.
Ferner ist ein Entwurf zu
„Sonderbestimmungen für Heizgeräte
für Haarbehandlung“
aufgestellt worden, der als Anhang 2 in den „Vorschriften
für elektrische Heizgeräte und elektrische Heizeinrich-
tungen, V.E.Hz./1925” aufgenommen werden soll.
Einsprüche gegen diese Entwürfe sind bis zum 1. Ok-
tober 1929 an die Geschäftstelle zu richten.
Entwurf
Vorschriften für elektrisch beheiztes Spielzeug.
§ 1.
Die Vorschriften sind gültig ab 1. Janua® 1930
(Für die Verarbeitung vorhandener Werkstoffvorräte
und die Räumung von Laxervorräten wird eine Übertranes-
frist bis zum 1. Januar 1931 eingeräumt.‘
S 2.
Die nachstehenden Vorschriften gelten für elektrisch
beheiztes Spielzeug für Spannungen über 24 V.
Außer diesen Vorschriften muß elektrisch beheiztes
Spielzeug auch den „Vorschriften nebst Ausführungs-
regeln für die Errichtung von Starkstromanlagen mit Be-
triebspannungen unter 1000 V, NES sowie den „Vor-
schriften für elektrische Heizgeräte und elektrische Heiz-
einrichtungen, V.E.Hz.” entsprechen.
§ 3.
Elektrisch beheiztes Spielzeug darf nur für eine Be-
triebspannung eingerichtet sein.
§ 4.
Alle elektrischen Einrichtungen sowie auch die Ge-
häuseteile und Schutzabdeckungen müssen so ausgefiihrt
und angeordnet sein, daß bei den im Spielbetrieb vorkom-
menden mechanischen Beanspruchungen durch Fall und
Stoß die Sicherheit des Spielzeugs nicht becinträchtigt
wird.
§ 5.
Alle Schutzverkleidungen, die Spannung führende
Teile abdecken, müssen so gebaut sein, daß sie nicht mittels
gewöhnlicher, einem Kinde zugänglicher Werkzeuge ent-
fernt werden können. Die Befestigung soll nur durch
Nieten, Schweißen, Falzen oder dgl. erfolgen, Verschrau-
bungen sind unzulässig.
§ 6.
Entlüftungen und Öffnungen im Gehäuse miissen so
ausgebildet sein, daß das Berühren Spannung führender
Teile beim Durchsteecken von Drähten, Nadeln usw. un-
möglich ist.
Überfließendes Kochgut oder Feuchtigkeit darf nicht
zu den Spannung führenden Teilen gelangen.
Luftstreecken zwischen San führenden Teilen
und nicht isolierten Grehäuseteilen dürfen 6 mm nicht
unterschreiten.
§ 8.
Etwaige Schalter sind in dem der Erwärmung am
wenigsten ausgesetzten Teil des Gehäuses einzubauen. Die
Schaltstellung muß erkennbar sein.
§ 9.
Zuleitungen müssen fest am Gerät angeschlossen sein.
Gerätesteekvorrichtungen sind unzulässig.
Prüfbestimmungen.
8 10.
Zur Prüfung der mechanischen Festirkeit sind die
Geräte mit Schnüren von 2 m Länge an einem Aufhänre
punkt zu befestigen und aus 30 cm Entfernung auf eine
Wandfläche aus Holz fallen zu lassen (Abb. 1 und 2).
Der Versuch ist bei kantigen Geräten (Abb. 1) mit
jeder Fläche einmal, bei anderen Geräten (Abb. 2) im gan-
zen sechsmal durchzuführen. Spannung führende Teile
dürfen bei der Prüfung der Berührung nicht zugänglich
oder äußere Teile Spannung führend werden.
S 11.
Spielzeug-Kochxeräte werden gegen die Wirkung über-
fließenden Kochgutes in der Weise geprüft, daß man ein
Überlaufen von Wasser an jeder Koch- und Backstelle
5 min lang herbeiführt. Die Geräte sind während des Ver-
suches in ein Wasserbad von 2 mm Tiefe zu stellen und
sollen mit ihren eigenen Heizkörpern auf Kochtemperatur
gehalten werden. Hiernach müssen die Geräte im warmen
und kalten Zustand einer Prüfung nach $ 12 genügen.
22. August 1929
§ 12.
Das Spielzeug wird auf Feuchtizkeitsicherheit einer
Prüfung nach $ 95 der „Vorschriften, Regeln und Normen
fir die Konstruktion und Prüfung von Installations-
material bis 750 V
Nennspannung, K.P.lI.”“
(Stufe 1) sinngemäß
unterzogen.
§ 13.
Das Spielzeug muß
zwąnzigmal mit da-
zwischenliegzenden Ab-
kühlungspausen von
mindestens 1 h mit der
1,+fachen Nennaufnahme
ohne Aufsetzen von
Kocheefäßen jeweils
10 h lang geprüft wer-
den und danach die in
$ 12 vorgesehene Prü
fung auf Feuchtigkeit-
sicherheit aushalten.
§ 14.
Alle Spannung füh-
renden Teile miissen im
kalten und im Anschluß
an die Prüfung nach
S 12 sowie auch nach
S 13 im betriebswarmen
Zustand gegen die Me-
tallteile des Gerätes.
ferner die Adern der
Anschlußschnüre ge-
eeneinander, ohne Vor-
schaltung von Wider-
stinden, einer Wechsel-
spannung von 1500 V
l min lang widerstehen
können.
Abb. 1.
Abb. 2.
Entwurf.
Anhang 2
zu den „Vorschriften für elektrische Heizgeräte und
elektrische Heizeinrichtungen, V.E.Hz./1925“.
Sonderbestimmungen für Heizgeräte für Haarbehandlung.
§ 78.
Die nachstehenden Vorschriften treten am 1. Januar
1930 in Kraft.
§ 79.
Die Vorschriften gelten für direkt elektrisch beheizte
Dauerwellengeräte, Kämme und Brennscheren, deren
Metallteile betriebsmäßig mit dem menschlichen Körper
in Berührung kommen.
Für Heißluftduschen gelten die „Vorschriften für Ge-
räte mit Kleinstmotoren“.
§ 80.
Heizkörper müssen wasserdicht sein. Sie müssen Ein-
richtungen haben, durch die das Eindringen von Feuchtix-
keit an der Einfülhrungstelle der Leitungen sowie eine
Verletzung der Leitungen verhindert wird.
Der geringste Durchmesser des Hleizleiters darf 0,8 mm
nicht unterschreiten.
§ 81.
Höhere Übertemperaturen als 230° dürfen an keiner
Stelle der Oberfläche der freihängenden Geräte auftreten.
BE em ` EMS SÉ
Zum Anschluß der Geräte sind NSA-, NLH- oder
NLHG-Leitungen zu verwenden. EEN
Rollen, über die Leitungen geführt werden, müssen
einen Mindestdurchmesser von 35 mm und einen Flan-
schendurchmesser von mingestens 45 mm haben.
Die Zuleitunz muß an der Einführungstelle und an
der Klemmvorrichtung zur Höhenfeststellung gegen starke
Verbiegung oder Verletzung (z.B. durch scharfe Metall-
ränder) geschützt sein. Sofern nicht andere Vorkehrungen
getroffen sind, muß bei Einführung der Zuleitung durch
Metallteile in das Gerät eine isolierende Buchse verwendet
werden, die im Gerät gesichert befestigt ist (Gregenmutter,
Sprengring oder del),
§ 83.
Die Geräte müssen für Erdung, Nullung oder Schutz-
schaltung eingerichtet sein; die zur Durchführung dieser
Maßnahmen erforderlichen Einrichtungen müssen fabrik-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34
1247
mäßig angebracht, die Anschlußstelle als solche gekenn-
zeichnet sein (Schutzleiter, Erdungschraube, Gerätesteck-
vorrichtung mit Schutzkontakt und dgl.).
Alle nieht Spannung führenden Metallteile der Geräte,
ie Spannung annehmen können, müssen miteinander und
mit der Anschlußstelle für den Schutzleiter gut leitend
verbunden sein.
Prüfbestimmungen.
§ 84.
Geräte müssen fünfmaligen Fall aus 1,5 m Höhe auf
eine mindestens 5 mm dicke Eisenplatte aushalten.
oo § 85. l
Im Anschluß an die Prüfung nach § SA müssen die
Geräte einer Prüfung auf Feuchtigkeitsicherheit nach den
„Vorschriften, Regeln und Normen für die Konstruktion
und Prüfung von Installationsmaterial bis 750 V Nenn-
spannung, K.P.I.“ (§ 95, Stufe 3) unterzogen werden und
eine Wechselspannung von 1500 V 1 min lang aushalten,
ohne daß ein Überschlag erfolgt.
Hierauf müssen sie % h lang mit der Nennaufnahme
belastet werden und danach eine nochmalige Spannungs-
prüfung mit 1500 V 1 min aushalten.
& 86.
Zur Feststellung der Übertemperatur sind die Geräte
freihänzend mit der Nennaufnahme zu belasten.
$ 87.
Die Geräte werden bei Raumtemperatur von 20° frei-
hänzend fünfzizmal mit der 1,4-fachen Nennaufnahme je
⁄ h mit je einer dazwischenliezenden Abkühlungspause
von mindestens % h belastet. Hierauf ist eine Prüfung auf
Feuchtigkeitsicherheit nach K.P.I. § 95 Stufe 3 vorzu-
nehmen. Die Geräte miissen hierbei eine Wechselspannung
von 1500 V 1 min lang aushalten, ohne daß ein Überschlag
erfolgt. l
& 88.
Steckvorrichtungen sind sinngemäß den Prüfbestim-
mungen der K.P.I. Ss 39 und 40 zu unterziehen.
v
Kommission für Installationsmaterial.
Die Kommission für Installationsmaterial hat einen
Entwurf zu
„RegelnundNormen für das Zubehör zu
kabelähnlichen Leitungen”
aufgestellt, der nachstehend bekanntgegeben wird.
Einsprüche sind in doppelter Ausfertirung bis zum
1. Oktober 1929 an die Geschäftstelle zu richten.
Regeln und Normen für das Zubehör zu kabelähnlichen
Leitungen.
§ 1.
Die nachstehenden Bestimmungen sind gültig ab 1. Ja-
nuar 1930.
§ 2.
Abzweigdosen sollen im Innern einen lichten Raum von
70 mm haben. Dosen für Einlerekörper sollen einen
lichten Durchmesser von 70 mm und bei einzesetztem
Deckel eine lichte Höhe von 35 mm haben.
§ 83.
Für die Klemmen und die Klemmen tragenden Einlege-
körper gelten sinngemäß die in § Oe, f und g und § 91
der „Vorschriften, Regeln und Normen für die Konstruk-
tion und Prüfung von Installationsmaterial bis 750 V
Nennspannung, K. P. 1.⁄ festgelegten Konstruktions- und
Prüfbestimmungen.
S SW . SA ` kreeg S
Abzweigdosen sollen im Innern eine hierfür kennt-
liche Beidrahtklemme (anzubrinzendes Kennzeichen „E”)
haben, die nach Möglichkeit in der Mitte liegen soll.
Die Beidraltklemmen sollen, ohne besondere Zurich-
tung, den Anschluß der gleichen Anzahl Leitungen von
mindestens 1,5 mm? gestatten wie Einführungstellen bc-
stehen.
85.
Die KEinführungstellen für kabelähnliche Leitungen
sollen mit Stopfbuchsversehraubungen nach DIN VDE 9040)
versehen werden.
§ 6.
Für Abzweigdosen darf ein kleineres Gewinde als Pg
(St B 16) nicht verwendet werden.
Für Schalter, Steckdosen, Leuchten u. dgl. ist auch
die Verschraubung St B 13,5 zulässig.
1248 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34 23. August 1929
: Von der Kommission für Installationsmaterial ist ein
Normblattentwurf DIN VDE 9040
„Verlegungs- und Verbindungsmaterial
Stopfbuchsverschraubungen“
aufgestellt, der nachstehend bekanntgegeben wird.
Verlegungs- und Verbindungsmaterial
Stopfbuchsverschraubungen
Einsprüche sind in zweifacher Ausfertigung bis zum
1. Oktober 1929 an die Geschäftstelle zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
Noch nicht endgültig
DIN
Entwurf 1
Elektrotechnik VDE 9040
Maße in mm
o
A S
Zu einer Stopfbuchsverschraubung”
Nam IN > S
KEE
-l1 >
Jas:
gehören:
l Schraubbuchse gi
l Dichtring E
2 Druckringe
f
f
f
5
T
dë
Bezeichnung einer Stopfbuchsverschraubung für Stahlpanzerrohr 16 mit einer Durchgangsbohrung von d = 14 mm:
Stopfbuchsverschraubung 16/14 VDE 9040
Gehäuse Schraubbuchse
Kurz- Gewinde |-
zeichen D; d,
3,5/10 21
13,5/11,5 | Pg 13,5 | 15 | 15 | 12 |oder| 14 2 19
16/115] geiw | 17 | 17 |126| am, 2 |2
16/14
16/16 _
21/16 |
aio | P824 | 22 |20 |15 |31 | 2:25 |26,5
|
1) Zulässige Abweichungen für Gummidichtung + 03
e E E 2 I
l | L |I Did | f| g |Keint| k |r
mali
13,5/13,5 ] N ooo NM 12 ii | Sie
16/10 | ll
15,5 6 1,5 | 32 | 36,9 | 26
10 ` 11
dÉ al, 18,5 [125] 1
a | 10 26 15] | 15
Ausführung: Schraubbuchse: vernickelt oder gleichwertig durch Metallūberzug gegen Oxydation geschützt
Dichtring: nach den Vorschriften des VDE ($ 3 V. I. L.)
Druckring: feuerverzinkt
Werkstoff: Schraubbuchse: Ms 58 DIN 1709
Dichtring: Gummi hoch elastisch
Druckring: Flußstahl
August 1929
SITZUNGSKALENDER.
Brennkrafttechnische Gesellschaft, Berlin (gemeinsam
mit dem Bremer Bezirksverein Deutscher Ingenieure).
3. IX. 1929: Kraft-und Brennstofftagung für
dieSchiffahrtin Bremen mit folgendem Programm:
vorm. 9h, Techn. Staatslehranstalten, Bremen, Kleine
Allee:
1. Generaldir. Spaeth, „Belieferung der Schiffahrt mit
Heiz- u. Kraftölen“.
2. Prof. Dr. W. Wilke, „Stand u. Ziele der Kohlever-
flüssigung““.
Verband Deutscher Elektrotechniker E. V.
3. Obering. H. Becker, „Der Großdieselmotor mit bes.
Berücks. des Schiffantriebes“.
2hb, Hag-Haus:
4. Dipl.-Ing. Koch, ,„Kohlenstaubfeuerung an Bord“.
Obering. Gräber, „Hochdruckdampf an Bord“.
6. Besichtigung des Schnelldampfers „Bremen“ auf Ein-
ladung des Norddeutschen Lloyd.
Teilnehmerkarten sind durch die Geschäftstelle, Berlin
W 9, Potsdamer Str. 19, zu erhalten.
a
Fachgruppe Radio der Elektro GroBnängler. Ye reini-
gung Deutschlands, Berlin. 4. IX. 1929, vorm. 9h, gr. Saal
Lef + `
des Reichsverbandes des Dt. Groß- und Überseehandels, Deutsche Physikalische Gesellschaft, Deutsche Ge-
Berlin W, Motzstr. 2. sellschaft für technische Physik, Deutsche Mathematiker-
L Vortrag F. Neuert, „Der Großhandel und seine Ab- vereinigunß, Gesellschaft für angewandte Mathematik u
nehmer“. Mechanik. 15. bis 21. IX. 1929: 5. Deutse her Physi-
9, Bericht der Geschäftsführer „Die Kraftverstärkeranla- ker- und Mathema {ikertag in Prag Auskunft
en; die durch die neuen Verträge geschaffene neue bezüglich der Vorträge erteilt Geheimrat Scheel, Charlotten-
Wirtschafts- und Rechtslage“. burg 2, W erner-Siemens-Str. 8—12, bezüglich sonstiger An-
— Auskunft erteilt die Geschäftstelle: Rerlin SW 48, Friedrich- fragen die Geschäftstelle Prof. Dr. R. kürth, Prag lH, Vi-
Ah str. 234. niena dn
5 .. ` i i d geg
R ere für Metallkunde, LC: Ki We -
9. IX. 1929 auptversamil ung in Düsse ori, i CC
ER verbunden mit der Feier des l0jährigen Bestehens, mit folg. CITE RATU R.
~ Vorträgen: o IX. 1929, vorm. 10h, Vortragsaal des Eisen- Besprechungen.
hüttenhauseS, Breitestr. 27, Prof. Dr. W. osenhain, Elektrische Schaltgeräte, Anlasser und
„Physik und Metallkunde“. Mittags oh, Vortragsreihe nV er- Regler. Bd. 1: Theoretische Grundlagen
.. H D A
gütbare Legierungen‘ - e Ww F zur Berechnung der Schaltgeräte. (Samm-
a) Prof. Dr. W.. GuertleT, „Kennzeichen, esen un lung Göschen, Bd. 711.) Von Dr.-Ing. F. Kesselring.
Zukunftsmöglichkeiten der Vergütung von Të" Mit 80 Fig. u. 142 S. in k]. 8°. Verlag Walter de Gruyter
SCH E Aluminium & Co., Berlin u. Leipzig 1928. Preis geb. 1,50 RM.
b) Prof. Dr. W Fraenkel, „Versühbaft ni Ge ist erfreulich, daß der Verlag der bekannten Gö-
l legierungen - 5 Kupferlegi Sé schen-Bändehen seine elektrotechnische Bibliothek auch
c) Dr. G- Masing, „Vergütbare E SCH EE auf Spezialgebiete der Elektrotechnik ausdehnt. Damit ist
d Dr. L. N owack; „Vergütbare elmetallegierungen ` jedem Fachmann Gelegenheit gegeben, sich über die ein-
e IX. 1929, vorm. Si Vortragsaal Ka Bascht zelnen Gebiete rasch ZU orientieren. In dem vorliegenden
14 kurze Vorträge. Von diesen SCT, ier folgende er@ nt: 1. Bändchen der elektrischen Schaltgeräte sind die theoreti-
Dr. M. Hansen „Uber den ergütungsvorgans in schen Grundlagen behandelt. Wer sich mit diesem Gebiet
Kupfer-Zinklegierung® ` - i noch nicht beschäftigt hat, wird erstaunt sein zu sehen, dal
Dr.-Ing. M. Haas, „Beitrag zum Härtungsprobiem von fast die ganze theoretische Elektrizitätslehre, das magneti-
Silber-Kupferlegierung®t - Härt sche und elektrische Feld, die nichtstationären Vorgänge,
Prof: Dr.-Ing. Denni Uno, „Beitrag ‚zum Har ungs- der elektrische Lichtbogen und die dynamischen und ther-
problem von Beryllium-Leichtmetallegier ZE, a mischen Wirkungen des Stromes das Fundament für den
Dr. G. Wasser" ann, „Über die Vergütung er Entwurf und die Berechnung der elektrischen Schaltgeräte
Magnes A a Zink-Aluminiumlegierungti E bilden. Der Verfasser, der selbst in verdienstvoller Weise
Prof. Dr. G. Grube, „Die Untersuchung der Konstitu- mitgeholfen hat dieses Fundament auszubauen, bat ep Ver-
tion binarer Legieruhgen durch Messung der elektri- standen, das Wesentliche der theoretischen Grundlagen in
schen Leitfähigkeit. i a Se gedrängter, aber doch klarer und übersichtlicher Form
Dr.-Ing. H. Bablik, „Biegefühigkeit von Zinküber- darzustellen. Schwaiger.
züren“. : ; R
w. vw Wunder; „Neuere Beobacht. bei der Knet- Galvanotec hni ka u. Galvanoplasii
arbeitung VON Elektrolytku fer“. | m. E: rause 4, DÉI earb. H" u
9. ve 1928 ab 10h ee Auskunft erteilt die Mit 25 Textabb., VIII u. 217 bzw. 237 S. in 8. Verlag
Geschäftstelle: Berlin NW 1, Friedrich-Ebert-Str. 21 (In- von Dr. Max Jänecke, Leipzig 1927 bzw. 1928. Preis kart.
genieurhaus). 4,25 bzw. 5,40 RM. ` ' ep
, - 12. IX 1929 In den ersten 3 Abschnitten (S. 1.. 63) bespricht der
The Institute of Metals, London. ı 9. bis 12. 18. ‚ Verfasser die Stromquellen, die Chemikalien und die
Metallurgen kongreß im Düssel dorf. elektrochemischen Begriffe. Die theoretischen Ausfüh-
o IX. 1929. nachm. 5, Aula der Lessing-Oberrealschule, rungen sind manchmal etwas breit und nicht immer ganz
Ellerstraße: Vortrag Dr. 4.0.0. Gwyer „Aluminium richtig. Die Stärke des Buches liegt im praktischen Teil,
und seine Legierungen”. f in welchem zunächst allgemein die Einrichtung, die 797
10. u. 11. IX. 1929, vorm. 91⁄4 h: Hauptversammlung 1m und Nachbehandlung der Waren besprochen wird (S. 63
Eisenhüttenhaus, Breite Str. 27, nachm. 274 h; Besichtigun- bis 89), und dann zweckmäßige Vorschriften über Ver-
gen. Deutsche Metallurgen und Techniker sind willkommen. niekeln, Verchromen, Versilbern, Verzinken USW. mit-
Programme sind bei dem Schriftführer G. Shaw Scott, Lon- geteilt werden (S. 89... 159). Ga folgen Abschnitte über
don SW 1, Victoria Street, zu erhalten. Ansieden usw., über Galvanoplastik, über Massengalva-
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft, Berlin. nisierung, über Vorsichtsmaßregeln und Hilfe bei Un-
12. bis 15. IX. 1929, 17. Jahresver® ammlung in glücksfällen, schließlich über die chemische Untersuchfine
Wien. der Bäder. _ Der Verfasser hat auf Grund seirer lang-
13. IX. 1929, vorm. 9h, Gr. Sitzungsaal des österr. Ing-- jährigen Erfahrungen aus der Fülle der Vorschriften ge-
u. Architektenvereins, Eschenbachgass® 9 I. Einführungs- schickt gewählt und gibt zahlreiche nützliche Winke.
vortrag Prof. Dr. F. Ehrenh aft, „Änderung der Anschau- Die 5. Auflage ist nur durch einen 20 Seiten starken
ungen iiber das Licht im Laufe der Jahrhunderte“. II. Vor- Nachtrag von der 4. unterschieden. In ihm werden die
träge über ‚Das Glas inder Lich ttechnik“. Fortschritte im Schnellvernickeln, im Verchromen, einige
1. Dr. H. Schönborn. ‚Die opt. Eigenschaften von neue Anordnungen für Vergolden und Versilbern sowie
D
Trüpbgläsern und trüben Lösungen“. handliche Meßverfahren ZUT Bestimmung des Säuregrades
o Dr. L. Blo ch, „Die Kennzeichnung lichtstreuender der Bäder besprochen. K. Arndt.
Gläser“. . Kraftwagen und Elektrotechnik. Vor-
3. Dr. He, Frühling» „Die Ausleuchtung lichtstreuen- träge des Reichsv erbandes der Automo-
der Verglasungen“. ` À , bilindustrie E.V. gehalten anläßlich der
4. Dr. Frb. F. K. v. Göler, „Die Kennzeichnung farbi- internation alen Automobil- und Motor-
ger Gläser nach der Dreifarbentheorie“. i rad-Ausstellung in der Technischen
5». Reg-Rat W. Dziobek, „Messung %r Glühlampen Hochschule Be rlin, November 1928. Son-
mit altraviolettãurchlässiger Glashülle“. derausgabe der „Mitteilungen des Reichsverbandes der
6. Direktionsrat Ing. K. Beck, „Versuche zur beschleu- Automobilindustrie”, Charlottenburg, Hardenbersstr.
nigten Kükenaufzucht durch verschiedene künstliche Mit zahlr. Abb. u. 52 S, in Ai, Preis geh. 1,50 RM,
Lichtquellen unter Berücks. der Wirkung von Farb- Die Vorträge behandeln Organisationsfragen in der
(iltem“. Industrie (Prof. Sch lesinge r), ferner die Anwendung
— Dr- V. Bertelsmann, „Das Beleuchtungsglas für von Kraftfahrzeugen im Wirtschaftsleben Der Omnibus
Gaslicht“. als Schnellverkehrsmittel, die Zugmaschine in der Land-
a Frau Dr. M. Schirrmann, „Der Einfluß der Gase wirtschaft und im Güterverkehr, Der Lastkraftwagen im
im Glas auf lichttechn. Fragen“. — Aussprache. \Wirtschaftsleben, insbesondere im Vergleich mit der
rt. 14. IR. 1929, vorm. 9h, Kl. Sitzungsaal des österr. Eisenbahn), sowie zwei wichtige technische Probleme,
Ing.- H: Arch.-Vereins, Eschenbachga9s° 9: Vorträge über welche im heutigen Kraftwagenbau an vorderster Stelle
„Ra um beleuchtung. stehen, nämlich die 4-Rad-Bremse und, was den Elcktro-
eg ` W. Arndt, „Neue Grundzüge der Beleuchtungs- techniker vor allem interessiert, die elektrische Ausrü-
technik“. ä stung des heutigen Kraftwagens.
o Ing- H. LingenfelserT, „Zur Messung und Beurtei- Dieser letztere Vortrag, von Dir. Dr. Rasbach,
lung der räumlichen Beleuchtung“. Stuttgart, gehalten, zicht einen Vergleich zwischen
Auskunft durch die Geschäftstelle: Berlin W 35, Pots- Magnet- un d Batteriez ündung, an Jland an-
damer Str- 35—36. schaulicher Bilder und an Hand der Typen der Firma
12350
Bosch. Es wird darauf hingewiesen, daß beide Zündungs-
arten gewisse Vorteile haben, daß die geeignete Zündung
vor allen Dingen eine eigene Zentrale im Kraftwagen vor-
stellen muß, die unabhängig von der Akkumulatorenbatterie
bleibt. Die Batteriezündung hat bekanntlich den Vorteil,
daß der Funken beim Anlassen und bei niedrigen Dreh-
zahlen bedeutend kräftiger ist, und daß der Preis gerin-
ger gehalten werden kann. Die Batteriezündung führt
sich heute in Deutschland beim Kraftwagenbau immer
mehr ein, nicht zuletzt dank der sauberen mechanischen
Arbeit, mit welcher deutscherseits die hierfür erforder-
lichen Teile und Geräte herge:tellt werden.
Nachdem im Vortrag dann noch kurz auf die Strom
und Spannung regulierenden Lichtmaschinen (Dynamos)
eingegangen worden ist, wobei den letzteren aus verschie-
denen Gründen, besonders aber wegen der erforderlichen
gcringeren Kapazität der Batterie, der Vorzug gegeben
wird, behandelt der Vortragende die neueren Untersuchun-
gen bei der Kraftwagenbeleuchtung, insbeson-
dere am Scheinwerfer. Infolge des bedeutenden Land-
straßenverkehrs sind diese Fragen außerordentlich wich-
tig geworden. Das häufige Abblenden vermindert die
Fahrsicherheit, so daß neue Wege gegangen werden muß-
ten, um Unglücksfälle zu vermeiden.
Das Problem’ scheint grundsätzlich dadurch seine
Lösung zu finden, daß das abhlendende Fahrzeug bei
starker Verminderung seiner Fahrt sein Licht seitlich
und vor den Wagen, auch nach unten, aussendet; erfah-
rungszemäß wird hiervon das Auge in keiner Weise ge-
blendet, und zwei auf diese Weise abgeblendete, ihre Um-
gebung seitlich anleuchtende Fahrzeuge können schnell
und mit Sicherheit auf der dunklen Landstraße weiter-
fahren, weil alle Hindernisse zwischen den beiden Wagen
sich deutlich vom halbbeleuchteten Hintergrund abheben.
Mit Hilfe einer besonders konstruierten Lampe wird das
Licht des Scheinwerfers nicht mehr völlig abgeblendet, son-
dern statt parallel zur TL,andstraßenoberfläche nunmehr im
schrägen Winkel nach vorn vor den Kraftwagen gewor-
fen, wobei auch für gute Seitenaufhellung der Landstraße
Sorge getragen wird. Das entgegenkommende Fahrzeug
wird dadurch nicht mehr geblendet, vor allem kann es an
der seitlichen Beleuchtung der Chaussee durch den ent-
gegenkommenden Kraftwagen erkennen, ob zwischen ihm
und dem anderen Fahrzeug Hindernisse im Wege sind.
Bei dieser Gelegenheit sei noch auf die Erscheinung hin-
gewiesen, daß bei Nebel die sicherste Wegbelcuchtung da-
durch erfolgt, daß ein Scheinwerfer (z.B. der Sucher)
schräg nach oben gerichtet wird.
Nachdem der Vortragende kurz noch die verschiede-
nen Anlassersysteme, die heute für die elektrische Kraft-
wagenindustrie keine Probleme mehr bilden, und außer-
dem die weitere elektrische Ausstattung des Kraftwagens,
Fahrtrichtungsanzeiger, Scheibenwischer usw., behandelt
hat, kommt er auf die Normungs- und Vereinheitlichungs-
bestrebungen der deutschen Kraftfahr-Industrie zu
spscchen.
Es ist bekannt, daß die deutsche Automobilindustrie
in ganz besonderer Weise sich rationalisieren konnte, was
wohl am besten darin zum Ausdruck kommt, daß die Lei-
stungsteigerung auf den Kopf der Belegschaft sich auf
rd. 60% beläuft: dennoch sicht der Vortragende für die
Zukunft noch sehr schwarz in bezug auf die Erfolge der
Vereinheitlichung. Die Erfahrungen, welche die Firma
Bosch in der Praxis gemacht hat, sind allerdings nicht er-
mutigend: so z. B. mußte die Firma 154 verschiedene Ar-
ten von Masnetzündern herstellen, während schätzungs-
weise 9 Arten den ganzen Bedarf hätten decken können.
Bei der verhältnismäßig einfachen Konstruktion einer
Liehtmaschine wurden 28 verschiedene Ausführungen ver-
langt, während 4 ausreichen sollten. Bei sonstigen Zünd-
leitungen für Batteriezündung bringt die Firma 33 Aus-
führungen, während 3 genügen müßten.
Rasbach weist besonders darauf hin, daß die Forde-
rung nach besonderer Ausführung nicht etwa aus kon-
struktiven Notwendigkeiten heraus erfolgt, sondern ledig-
lich aus Geschmackssründen. Eine solche besondere Aus-
führung erfordert naturgemäß jedesmal wieder vollkom- :
men neue Zubehörteile, Ersatzteile, Einbauvorschriften
usw. Der Vortragende bezeichnet es daher als dringend er-
wünscht, daß die Normung streng durchgeführt wird, da
es möglich wäre, mit einer viel geringeren Zahl von Aus-
führungen auszukommen, ohne daß deshalb die Kon-
strukteure in ihrer konstruktiven Bewezungsfreiheit be-
schränkt würden.
Die Bedeutung der elektrischen Industrie für den
Kraftwagen steigt immer mehr; zur Zeit sind die Fragen
der rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge etwas in den
Hintergrund getreten, ohne daß deshalb anzunehmen ist,
daß der elektrische Antrieb nieht in Zukunft wieder eine
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 34
22. August 19%
erhöhte Bedeutung bekommen kann, wie es schon heute
bei bestimmten Transport-Kraftfahrzeugen bereits der
Fall ist. Dr. Thieme.
KesselanlagenfürGroßkraftwerke. Betrach-
tungen u. Richtlinien. Von Dr.-Ing. F. Münzinger.
Mit 282 Abb. i. Text u. auf 2 Taf., 8 Zahlentaf., XII u.
176 S. in 8°. VDI-Verlag G.m.b.H., Berlin 1928. Preis
geb. 19 RM.
Dem Andenken an Georg Klingenberg ist dieses
Buch in Dankbarkeit und Ehrerbietung gewidmet. Der Ver-
fasser behandelt darin die Errichtung der Kesselanlage de:
Großkraftwerkes Klingenberg und die dabei gewonnenen
Erkenntnisse für den Bau zukünftiger Großkesselanlagen.
Was seinen ersten Hauptteil anbetrifft, so muß diesem
Buch innerhalb unseres nicht gerade spärlichen techni-
schen Schrifttums eine Sonderstellung eingeräumt werden:
denn der Verfasser verzichtet bewußt darauf, lediglich
eine Beschreibung der getroffenen Einrichtungen zu geben,
sondern läßt den Leser die Entstehung einer Großkessel-
anlage, von den Vorerwärungen an bis zur Montage, mit
erleben. Die Darstellung besitzt dadurch einen besonderen
praktischen Wert, welcher durch die Wiedergabe zahlrei-
cher Konstruktionszeichnungen noch erhöht wird. Es ist
erfreulich, feststellen zu können, daß der deutsche Kessel-
bau heute den Vergleich mit dem amerikanischen nicht
mehr zu scheuen braucht. Dieser Erfolg ist zu einem guten
Teil dem Besteller zu verdanken, welcher sich trotz man-
gelnder Erfahrungen dazu entschloß, eine so große Neu-
anlage nur mit Kohlenstunb zu betreiben. Diese neuartigen
Verhältnisse setzten voraus. daß den Werkstoffen größte
Aufmerksamkeit geschenk! wurde. Die einzelnen Bauteile
wurden deshalb einer gründlichen, z. T. mehrfachen Ab-
nahmeprüfung unterworfen. Die dafür aufgzewendeten
Kosten, die übrigens nur 03% des Preises eines vollstän-
dig betricbsfertiren Kessels mit Saugzuganlage betragen,
werden durch den Gewinn an Betriebsicherheit reichlich
aufgewogen. Daneben wurden aber wertvolle Fingerzeise
für die Materialherstellung und -bearbeitung gewonnen.
Auch die feuerfesten Steine wurden außer im Laborato-
rium in einem besonders dazu erbauten Versuchsofen ge-
prüft. Der Ingenieur ist zu beneiden, dem die Mittel zur
Verfügung stehen, daß er mit solcher Großzügigkeit zu
Werke gehen kann. Ein weiterer wichtiger Abschnitt be-
handelt die Montage, die oft als nebensächliche Begleit-
erscheinung betrachtet wird. Der Unterschied in den Mon-
tagekosten der Kessel ohne Einmauerunz in Höhe von
rund 46% zeigt jedoch, daß auch diesem Bauabschnitt
größte Beachtung geschenkt werden muß. An Hand eine:
genauen Montageplanes unter Leitung eines anerkannten
Fachmannes müssen möglichst alle durch irzenäwelche
Ungeschicklichkeiten verursachten Kosten vermieden
werden.
Der zweite Hanptteil des Buches befaßt sich dann mit
den beim Bau des Klingenbergwerkes gewonnenen Erfah-
rungen für zukünftige Großanlagen. Der Verfasser weist
einleitend darauf hin, daß er naturgemäß nur seiner sub-
jektiven Ansicht Ausdruck geben kann. Sein Bestreben, in
allen Fragen einen möglichst objektiven Standpunkt zu
gewinnen, verdient jedoch Anerkennung. Auch sei nicht
vergessen, daß es überhaupt nur im Bereich der Möglich-
keit liegt, Richtlinien zu geben und kein Rezept: denn daz
sind die Verhältniese in jedem Einzelfall zu sehr ver-
schieden,
Die Abschnitte „Analyse der Kesselkosten” und
„Nutzen der Normung” geben den deutschen Keseelfirmen
eine ganze Reihe wertvoller Hinweise für die Verminde-
rung der Anlarekosten. Die Forschungen über die zulässi-
gen Beanspruchungen der neuzeitlichen Werkstoffe mub
sich auch der Kesselkonstrukteur zu Nutzen machen, um
dadurch leicht und doch solide bauen zu können. Der Kes-
selbau nimmt noch zu gerne Zuflucht zu übermäßigen
Sicherheitszuschlägen. Auch bezüglich der Vereinheit-
lichung der Kesselhauarten, wobei oft belangelose Patente
und nicht selten eine Dosis Eigenbrötelei hemmend im
Wege stehen, müssen unbedingt Fortschritte gemacht wer-
den. Wie das Beispiel auf Seite 128/129 zeigt, kann der
Besteller dabei ein wichtiges Wort mitreden. Weiterhin
enthält der zweite Hauptteil Ausführungen über die An-
ordnung von Kühlflächen und deren wärmetechnisehe
Vorteile. So sehr man die hervorgehobenen Vorteile auch
unterstreichen kann, so vermißt man doch einen stärkeren
Hinweis auf deren Nachteil für die Zündung bei Verwen-
dung gasarmer Brennstoffe und Teilbelastung der Feuerung
Allzemein bedeutet die Kohlenstaubfeuerung mit ihrer
großen Leistungsfähirkeit innerhalb einer Kesseleinheit
und ihrer schnellen Anpassungsmöglichkeit an die jewei-
lige Belastung einen wichtigen Fortschritt für den neuzeit-
lichenKraftwerksbau. Das kostspielige Problem der Rauch-
gasentstaubung und die Möglichkeit, die gleichen Brenn-
FE
ng EEE
= e e | BB E
LAT
= =
dl e ee ee
u e =— —-
S
4
E
Gel
S
stoffe auch auf Rosten, also ohne Aufwendungen für Ver-
nd Trocknung, verfeuern ZU können, führen aber
zu einer Begrenzung ihrer Anwendung. Außerdem können
die unumgänglich notwendigen Reserven für große essel-
einheiten und die Schwierigkeiten bei Teillastbetrieb er-
heblichen wirtschaftlichen Einfluß haben. achdem es in
letzter Zeit dem Y.onen-Unterwind- Wanderrost weiterhin
gelungen ist, wesentliche Fortschritte in bezug auf Steige-
rung der Rostleistung und Aufnahme von Belastungs-
chen, dürfte seine Wettbewerbsfähig-
keit heute bis Zu Kesselgrößen von 1200 m? reichen.
diesen Umständen ist die Frage, ob nicht doch kleinere
Einheiten mit mechanischen Rosten aus wirtschaftlichen
i ind, der sorgfältigen Nachprüfung
wert. Dabei soll keineswegs vergessen werden, daß auc
die Kohlenstaubfeuerung noch nicht am Ende ihrer Ent-
wicklung angelangt ist.
Zusammenfassend muß dem vorliegenden Werk, das
auch drucktechnisch vorbildlich ausgeführt ist, volle An-
erkennung gezollt werden. Man wird es bei der Projektie-
rung kommender Großkesselanlagen mit Nutzen zu Rate
ziehen. Dipl H. Presser.
Tchow-Foarster,Hilfebuch Eor paf Schiff-
bau. 5. Aufl. neubearbeitet in Gemeinschaft v. mehr.
Fachgen. von Dr.-Ing. PR, ä ;
mit 688 Textabb. XIX u. 990 5., Bd. 2 mit 56 Taf. V u.
55 S. in 8°. Verlag Julius Springer, Berlin 1928. Preis
für beide Bände zus. geb. 88 M.
Das wohl von allen Schiffbaukonstrukteuren bereits
als unentbehrliches Gebrauchsbuch betrachtete Nach-
schlagewerk von Johow, Hilfsbuch für den Schiffbau, ist
jetzt in 5 Auflage wieder neu erschienen, bei der erst-
malig der Ac D.
Foerster, auc l
Die bei der 1920 erschienenen 4. Auflage durchge-
führte Neugliederung, die d Gruppie-
rung des Stoffes eine erheblich bessere Übersicht erzielte,
ist auch bei der neuen Auflage beibehalten und noch
weiter durchgeführt worden, so da die früheren zehn
Abschnitte jetzt auf acht beschränkt sind.
Der bisherige erste Abschnitt über Zahlenmaterial
findet sich in „Berechnungs-
material“ unter Streichung aller in anderen Vorschriften
enthaltenen Tabellen und Angaben im „weiten Bande wieder.
Dem bereits in der vorigen Auflage berücksichtigten
Einfluß der wirtschaftlichen und betriebstechnischen Fak-
toren auf den Entwurf ist in der Neuauflage noch wesent-
lich mehr Rechnung getragen worden, indem durch Ein-
fügung eines Abschnittes über die Bearbeitung von
Kostenanschlägen der besondere Wert derjenigen ragen
betont wurde, die mit Abschlußkontrakten von Neubauten
zusammenhängen. Daneben sin die neuere Entwicklung
von Schiffstypen und Schiffsformen j ä
K onstruktions- und Betriebsunterlagen weitestgehend be-
riieksichtigt worden.
Eine besonders umfangreiche Neubearbeitung hat in
dem Abschnitt „Fortbewegung der Schiffe“ die Modell-
versuchstechnik auf Grund der neuesten ForschungserT-
gebnisse gefunden und ist in richtiger Erkenntnis der
Wichtigkeit dieses Arbeitsgebietes für den schaffenden
Ingenieur weit ausführlicher behandelt worden.
YIervorgehoben ZU werden verdient die Neubearbei-
tung der Ausführungen über das aerodynamische Gebiet so-
wohl in diesem Abschnitt als auch in dem nächsten über die
„Stabilität der Schiffe, der im übrigen gleichfalls weiter
ergänzt und durch Einfügung anderer Berecehnungsver-
fahren erweitert worden ist. Auch der folgende Abschnitt
„Festigkeit der Schiffe” ist umgearbeitet und den neuen
Anschauungen in der Festigkeitslehre über die Material-
eigenschaften bei Schiffsneubauten angepaßt worden, Wo-
der Abschnitt über Schiffschwingungen seiner Be-
deutung für den Fahrgastverkehr entsprechend ausführ-
licher als bisher behandelt ist; aber auch für den Fracht-
verkehr ist in dem Unterabschnitt „Ladung und Be-
satzung" den heutigen Anschauungen hinsichtlich Berech-
nung u nd Anordnung des Ladegeschirrs Rechnung getragen.
Daß die Angaben über Kriegschiffstechnik der Neuzeit
aß ıımgearbeitet sind, sei gleichfalls erwähnt. Eine
ndige Abhandlung über den Kriegschiffbau vorzu-
sehen. 128 nicht in der Absicht der Herausgeber; es kam
lich. darauf an, die Gesichtspunkte hervorzuheben,
rseefahrzeuge‘ nach den neuen Erkenntnissen und
schen Grundsätzen ergänzt und geändert worden.
Da der in der 4. Auflage erstmalig aufgenommene
Abschnitt über „Eisenbeton-Schiffbau“ in der 5. Auflage
wieder fehlt, mag der in ichtlich inter-
essierte Leser vermissen; bei der allgemeinen Ablehnung
dieses Baustoffes 1n der heutigen Zeit ist es aber zu be-
grüßen, daß die Herausgeber zugunsten anderer wichti-
ger Erweiterungen des Buches auf diesen Abschnitt ver-
zichtet haben.
Ganz besonders anerkennend erwähnt zu werden, ver-
dient die sehr ausführliche und stark erweiterte „DamM-
Jung von Konstruktionsmaterial” i i ande, die
wieder mit Unterstützung von fachlichen und industriellen
Kreisen eine vollständige Übersicht der neuesten Ent-
würfe in vollendeter Wiedergabe enthält, sowie eine be-
deutend erweiterte Liste über ausgeführte Handels- und
Kriegschiffe mit ausführlichen konstruktiven und an-
Fine allgemeine Kritik zu üben, dürfte nicht ange-
bracht sein; denn Was in diesen Zwei Bänden von Sonder-
fachleuten niedergelegt ist, kann nicht von einem Einzel-
Es darf aber dankbar anerkannt werden, daß gich
der Herausgeber und seine Mitarbeiter durch die Neu-
bearbeitung des Werkes wieder ein großes Verdienst er-
worben haben. und es wäre 7U wünschen, daß sich die
Neuauflage auch über den engeren Kreis der Fach-
inaus besonders bei der Schiffbau studierenden
! j f dem Gebiete ihres i
kaum ein Buch in gleicher Ausführlichkeit und Reichhal-
tigkeit zur Verfügung stehen dürfte, bald viele neue
Freunde erwerben möchte. |
Die buchtechnische Ausführun ist im Druck und in
der Klarheit der Abbildungen wie immer beim Verlag
Springer mustergültig. Fuhrmann.
Lehrbuch der praktischen Physik. Von F.
Kohlrausch.
W. Rothe 1 S
eisen, L. Holborn t, K. Scheel u. O. Schön-
rock. Mit 395 Textabb., XXX u. 832 S. in 8°. Verlag
von B. G. Teubner, Leipzig u. Berlin 1927.
oa RM, geb. 26 RM.
Das bekannte Lehrbuch von Kohlrausch liegt jetzt
in der 15. Auflage vor, die nach dem Tode von Holborn
von Grüneisen und Scheel besorgt worden ist. Eine Emp:
fehlung braucht dem Werk, das seit langem zum unent-
behrlichen Besitz für jeden Physiker und für jeden, der
physikalische Messungen auszuführen hat, gehört, nicht
mehr mitgegeben ZU werden. Die Namen der Heraus-
geber bürzen dafür, daß die neue Auflage allen Fortschrit-
Ionen und Flektronen, Röntgenstrahlen, Radio-
aktivität und einige Teile der Optik beträchtlich erwei-
Bei der bereits in den früheren Auflagen
benutzten kurzen und knappen Form der Darstellung hat
des Inhalts notwendig auch eine Er-
weiterung des Umfanges zur Folge gehabt. Mit seinen
832 Seiten wächst das Werk jetzt bald über den Umfang
eines Bandes hinaus leider eine unvermeidliche Folge der
fortdauernden Ausbildung der physikalischen Meßtechnik.
Bauer.
MeyersdLex ikon. 7. Aufl. i. vollst. neuer Bearb. Mit
etwa 5000 Textabb. u. über 1000 Taf., Karten U. Textbeil.
Bd. 8: Marut—Oncidium. Mit zahlr. Abb., Taf. u. 16585.
in gr. 8°. Verlag Bibliographisches Institut, Leipzig
1928. Preis geb. 30 RM.
Meyers Lexikon hnt es sich im vorliegenden 8. Band
wieder besonders angelegen sein lassen, auch dem Laien
klare Einblicke selbst in schwierige naturwissenschaftlich-
technische Gebiete zu geben. Unter den Stichworten „Ma-
«chine“, „Maße, ‚Metallbearbeitung”, „Mühlen“, „Münz-
wesen”, „Normung“ z. B. findet man auf alle möglichen
diese Gebiete betreffenden Fragen eine knappe und doch
verständliche Antwort. Das Streben nach größter An-
sehaulichkeit der Darstellung wird besonders auf techni-
schem Gebiet durch die zahlreichen Tafeln und illustrier-
ten Textbeilagen wertvoll unterstützt. Wenn man unter
dem Stichwort „Mast“ den elektrischen Leitungsmast ver-
mißt und bei „ DI” die heute gebräuchliche Abkürzunz
DNA vergeblich sucht, So sind das unerhebliche Mängel;
notwendig aber erscheint es, das Meterkilogramm nicht als
eine Leistung, sondern als Arbeit zu definieren. Auch
empfiehlt es sich, die Zeiteinheit nicht mit „sek“, sondern
i “ abzukürzen. Wertvoll sind biographi-
ie z.B. über Oskar v. Miller, Nernst.
Newton gegeben werden. Der Band liefert wieder einmal
den Beweis, daß der „Meyer“ mit seinen zahlreichen tech-
nischen Beiträgen. nach wie vor bis in die Bedürfnisse
der Fachkreise hineinreicht. W. Kraska
am
1252
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 34
22. August 1929
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
A. G. Brown Boveri & Cie., Baden Schweiz)!. — Im
Geschäftsjahr 1928/29 ist das Gewicht der von den Betrieben
Baden und Münchenstein abgelieferten Erzeugnisse von b50
auf rd. 70 t/Arbeitstag gestiegen, welche Ziffer die allein
1373 t wiegende außergewöhnlich große Dampfturbinen-
gruppe für die Zentrale Hellgate, New York, einschließt.
Hierzu bemerkt der Vorstand, daß die erhebliche Verbesse-
rung des Ausbringens mindestens hinsichtlich der Schnellig-
keit der Lieferungen im Großmaschinenbau noch nicht als
Grenze angesehen werden dürfe. Das hänge hauptsächlich
damit zusammen, daß die Gesellschaft in ihren halbländ-
lichen Verhältnissen in der Anwendung des Zwei- und
Dreischichtenbetriebs stark eingeschränkt sei. Um so un-
verständlicher erscheine es, daß immer wieder Arbeiter-
crganisationen gegen die 52-Stunden-Woche — BRC haben
von ihr während des Berichtsjahres für höchstens 50 % der
Arbeiterschaft Gebrauch gemacht — Sturm liefen, diesen
bescheidenen Ausgleich, der gegen die größere Freiheit und
Beweglichkeit der ausländischen Konkurrenz in Verlänge-
rung der normalen Arbeitszeit gegeben sei. Es liege doch
auf der Hand, daß eine solche Einrichtung auch mehr den
Interessen der Arbeiterschaft entspräche als eine iibermäßige
Erweiterung, die bei jedem Nachlassen der Beschäftigung
zu Entlassungen führen müsse. Die Preise der Erzengnisse
scien immer noch ungenügend, besonders für die schweren
Risiken des Großmaschinenbanues, der mit seinen rapid wach-
senden Leistungen und Dimensionen enorme Kosten für
Neueinrichtungen und wissenschaftlicheForschung verursache.
Die mehrfach erwogene Trennung des Unternehmens in eine
Tabrikations- und eine Finanzgesellschaft hat zur Umge-
staltung der Flektrizitäts-Gesellschaft Alioth A.G. in eine
reine Holdinggesellschaft unter der Firma Holding
Brown, Boveri & Cie. A.G., Basel, geführt.
Die Produktion der Turbinenfabrik ist, wie er-
wartet, gestiegen, ihre Lieferungsumme hat sich gegen das
Vorjahr um mehr als 50% erhöht. Der größte Teil der Tur-
binen gehörte dem Mehrzylindertyp an, und unter den im
Bericht besonders genannten Anlagen dieser Art von zu-
sammen 340 000 kW steht die schon erwähnte Hellgate-Ma-
schine mit 160 000 kW bei weitem an erster Stelle. Sie ist
seit Januar 1929 in Betrieb und hat sich als zuverlässige
Konstruktion erwiesen. Die Dampfturbinenabteilung war
das ganze Jahr über sehr stark beschäftigt, u. a. mit einem
Turbokompressor für eine Kälteanlage von 1,5 Mill cal,
welchem Typ damit ein vielversprechendes Anwendungs-
gebiet eröffnet wird, das bisher vollständig dem Kolben-
kompressor gehörte. Im Bau von Großmaschinen
und Transformatoren hat die Tendenz zur Konzen-
trierung immer größerer Leistungen in einer Einheit ange-
halten, und in Auswirkung dieser Entwicklung erhielt die
Gesellschaft den Auftrag auf einen Turbogenerator mit An-
triebsturbine fiir 45 000 kVA und 3000 U/min, den der Vor-
stand als die hente wohl größte zweipolige Maschine dieser
Art für die genannte Umdrehungszahl bezeichnet mit dem
Zusatz, daß Maschinen solcher Drehzahl von erheblich
größerer Leistung im Bereich der Möglichkeit lägen. Unter
den Großgeneratoren fürhydroelektrische Zen-
tralen werden besonders die vier Drehstromerzeuger (je
32500 kVA, 75 U/min, 550t) für das im Bau befindliche
Rheinkraftwerk Ryburg-Schwörstadt genannt. Auch einige
bedienungslose Generatorenanlagen nach den beiden Sy-
stemen mit generator- und turbinenseitigem Anlauf sind be-
stellt worden. Auf Grund intensiver Studien ist es der Ge-
sellschaft gelungen, durch eine neuartige Ausführung der
Oberspannungswicklungen die Abmessungen von Großtrans-
formatoren für hohe und höchste Spannung und damit deren
Gewicht erheblich zu verringern. Besonderer Nachfrage er-
freute sich die Transformatorenbauart mit phasenweise an-
gebautem Stufenschalter und unter Öl liegenden Stufen-
kontakten. Die beiden größten bis jetzt innerhalb des Kon-
zerns hergestellten Transformatoren von je 65 000 kVA hat
der Tecnomasio Italiano Brown Boveri für das städtische
Flektrizitätswerk Mailand zu liefern. Unter den normalen,
den Bedürfnissen des Marktes angepaßten Erzeugnissen des
bis zur äußersten Leistungsfähigkeit der Fabrik gesteigerten
Apparatebaues begegnen die Schaltkasten mit Paket-
wärmeauslösern dem größten Interesse. Daneben wurden
u. a. Stufenschalter mit elektroservomotorischem Antrieb für
Transformatoren geschaffen. Sodann hat die Gesellschaft im
Berichtsjahr die erste Ölschaltergruppe für 220kV Nenn-
spannung vollendet. Unter den Aufträgen für Gleich-
richter wird der einer australischen Balhngesellschaft auf
! Vgl. ETZ. (om 8. 1316.
13 Gruppen zu je 1500 kW und 1500 V hervorgehoben. Auch
für die elektrochemische Industrie gewinnt der Gleichrichter
zusehends an Bedeutung, und beachtlich ist ferner die Her-
stellung eines solchen Apparates (12500 V) für Zwecke der
drahtlosen Telegraphie. Trotz außerordentlich starker Nach-
frage sind die Preise für Elektromotoren auf einem
derart tiefen Niveau angelangt, daß nicht einmal eine aufs
äußerste verfeinerte, nach neusten Erfahrungen moderner
Massenerzeugung aufgebaute Fabrikation mehr vor wirk-
lichen Verlusten zu schützen vermag. Diese läßt sich nur
aufrecht erhalten, wenn sie von den vielen Wünschen nach
Neuerungen und Spezialausführungen verschont bleibt, die
auf diesem Gebiet geradezu saisonmäßig erscheinen, und von
denen die wenigsten in der Richtung einer gesunden tech-
nisch-wirtschaftlichen Fortentwicklung liegen. Der in größe-
rem Maß endlich auch in Europa Eingang findende elek-
trischeSchiffsantrieb verspricht, ein wichtiges Ar-
beisfeld zu werden. Durch die Erwerbung der Ausführungs-
rechte auf Elektroöfen nach der in den VB Amerika
verbreiteten Bauart der George J. Hagan Co., Pittsburg, hat
die Berichterstatterin ihre Position auf diesem Gebiet wesent-
lich erweitert. Blankglühöfen werden mit Einsatztöpfen Sy-
stem Grünewald gebaut, womit die zur Vermeidung der Ober-
flächenoxydation notwendig gewesene lästige Verbindung des
Glühofens mit einem Gaserzeuger vermieden worden iet.
Trotz des Abschlusses der ersten Elektrisierungsperiode der
Bundesbahnen haben BBC doch noch die elektrischen Aus-
rüstungen für 7 Schnellzuglokomotiven bestellt erhalten;
außerdem waren sie für die SBB mit der Lieferung von Ap-
paraten für Vorheizungsanlagen usw. beschäftigt. Schließ-
lich weist der Bericht auf eine Reihe von Auslandsaufträgen
und auf die intensive Arbeit der Forschungsabteilungen und
Laboratorien hin. denen sich demnächst eine Hochleistungs-
prüfanlage für Ölschalter angliedern wird.
Aus den Mitteilungen über die Beteiligungen er-
gibt sich, daß die weitere Besserung der industriellen Ver-
hältnisse in Frankreich die Geschäftslage der Compag-
nie Electro-M&6canique, Paris, günstig beeinflußt
hat. Diese verteilte 9% Dividende gegen 7% i. V. Auf
dem italienischen Markt hat sich der starke Preisdruck durch
in- und ausländische Konkurrenz weiter verschärft und den
TeenomasioltalianoBrownBoveri, Mai-
` land, der Mitte November 1928 sein 25jähriges Jubiläum be
gehen konnte, gezwungen, die Dividende von 10 auf 7%
herabzusetzen. Bei der Aktieselskabet Norsk
Elektrisk & Brown Boveri, Oslo, ist das Berichts-
jahr ohne Arbeitskonflikte verlaufen und erstmalig wieder
eine Dividende von 4% verteilt worden. Die „Micafil“ A.G.,
Altstetten, hat wieder 8% Dividende ausgeschüttet. Wesent-
liche Erhöhungen gegen das Vorjahr weisen Umsatz und
Erträgnisse der Österreichischen Brown Boveri-
Werke A.G., Wien, aus, so daß die Dividende von 12 auf
14% gesteigert werden konnte. Unterstützt durch zweck-
mäßige Erweiterung der Hauptfabrik Zychlin, vermochten
die Polnischen Elektrizitätswerke Brown
Boveri A.G., Warschau, den Umsatz weiter zu steigern;
wenn trotzdem keine Dividende gezahlt wurde, so ist dieses
hauptsächlich der infolge der Geldknappheit hohen Zinsbela-
stung zuzuschreiben. Die American Brown Boveri
Electric Corp., Camden, N. J., hat 1928 mit 612216 $
ein um 560 422 $ höheres Nettoerträgnis als 1927 erzielt, die
Schiffbauabteilung zu einer subsidiären Gesellschaft gemacht,
die Moloney Electric Co. verkauft, dagegen die Einrichtung
der Transformatorenabteilung einer anderen Firma übernom-
men und deren Herstellung in die Werkstätte von Camden
verlegt. Außerdem wurden die Aktien der Scintilla Magneto
Co. vorteilhaft abgestoßen. Von der Condit Electrical Manu-
facturing Corp. wird auch für 1929 ein gutes Resultat er-
wartet.
Der BBC-Fabrikationsgewinn betrug 11178008 Fr
(10 782 714 i. V.) und die Einnahme aus Miete, Zinsen, Be
teiligungen usw. 2 974 672 Fr (2 574 406 i. V.). Bei 5 308 606
Mill Fr Reingewinn (4 774 973 i. V.) sollen auf 39,2 Mill Fr
Aktienkapital 9% Dividende gezahlt werden (8 % i.V.).
Berichtigung.
Herr Postrat Hahn bittet uns, darauf hinzuweisen,
daß seine Arbeit „Drahtloses Gegensprechen‘
(ETZ 1929, S. 1019) nach einem von ihm am 22. I. d. J. im
EV gehaltenen Vortrag abgefaßt ist.
Abschluß des Heftes: 17. August 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expl.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Ze h m e in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Jullus Springer, Berlin W 9.
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AUTOMATISCHE
TELEPHONANLAGEN
—TELEPHON rerık BERLINER
AKTIENGESELLSCHAFT, BERLIN-STEGLITZ, SIEMENS-STRASSE 27
m
Å, .
halt: Stübler, Stromversorgungsanlagen der Dt. Reichspost 1253 P,T.R. i. J, 1928 1276 — Durchschlagfestigk. u. dielektr. Verluste v. Porzellan
e mich, Stromteller in Sechsphasen-Gleichrichteranl, 1257 — Wit- u. Hartpapier 1277 — Überschlagverzögerung aw Isolatoren — Sächs. Dampf-
fermaschen v, städt. Drehstrom-Niederspannungsnetzem 1262 — Falk, kessel-Überwachungs-Verein, Chemnitz 1278 — Umstell, d norweg. Stickstoff-
Bspann, u. Spannungsabfall in Dreiwickl.-Transf., Stromverteil. in industrie — Briefmarke z. goldenen Jubiläum d. Edison-Glühlampe — Vereinig.
W eschalt. Wicklungszweigen 1265 — Wanderausstellung „Technik im polizeil, zugelass. techn. Sachverständ. E. V. 1279 — Neue Normbl. d DNA 1280
269, — Das Gesetz über den Weltfunkvertrag 1270, — Energiewirtschaft 1280 — Sitzungskalender 180 — Per-
Itdschau : Der Verbundbetrieb der Southeastern Power & Light Co sönliches 1280 — Literatur: A, Güntherschulze, J. H. Morecroft,
Ce ' Theorie d. Drehstrommotors m. Doppelkäfiganker — Fliehkraft- J. Wallot, R. Wagner, Verein dt. Eisenhüttenleute u. Dt. Verb. f. d. Material.
ER, u, Wellenkupplung — Meßinstr. d. Exzelsior-Werks 1272 — Scheitel- prüf. d. Technik, Fachschule f. feinmechan,. Technik, H, Schwerdt — Neue Zelt-
Be Ei Kopflampen — Hochfrequenzspulen zwischen Walzen- schriften 1280 — Geschäftl. Mitteilungen Ip — Beriohti.
Auwärmen v. Blechen 1273 — Brown-Boveri-Bahnmaterial 1274 — gung 1%,
, des Pernleitungsnetzes für den Fernsprechverkehr 1275 — Tätigkeit der
50. JAHRGANG 7 IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9
29. AUGUST 1929
II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
EINTEILIGE `
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AKTIENGESELLSCHAFT
HOLENBRUNN ın OBERFRANKEN-BAYERN
Normal Edison E 27
mit Berührungsschutz
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LINDNER & CO.
JECHA-SONDERSHAUSEN
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1253
d Elektrot chnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
und des Verbandes Deutscher
uchhandel durch Julius Spr
Rlektrotechnischen Vereins seit 1880 Elektrotechniker seit 1894
Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W- Kraska — Im B
Berlin, 29. August 1929
inger, Berlin W9
Heft 35
Organ des
Sehriftleitung: E. C. Zehm®,
agen der Deutschen Reichspost".
Eli Die Stromversorgungsanl
W Von Dipl.-Ing. Stüber, Postdirektor im Reichspostzentralamt, Berlin.
ht. Die Betriebserfordernisse der Verkebrs- auf 10h reduzierten Tagesbedarf entspricht. Der Berech-
i tromquellen nung für die Größe der Batterie wird für das espräch bei
op mAh und bei Selbstanschluß- (SA-) Ämtern
r dem ermittel-
amter werden kurz geschildert. ie Sekundärs
den üblichen Handämtern
was auch ungefäh
V in Verbindung mit ihren Ladevorrichtungen,
»„ ruhenden und umlaufenden Netzumformern, werden in ihrem 35 mAh zugrunde gelegt,
t besonderer Berücksichtigung ten Wert der ausländischen SA-Ämter entspricht. Für kleine
SA-Ämter, 808. Landzentralen, Se höchstens 50 Teilneh-
Aufbau, ihrer Schaltung, mi
‚der Pufferschaltung und in ihrer Betriebsweise für den
Fernsprech- und Telegraph
Im letzten Abschnitt werden die im :
len mit Großoberflächenplatten. Bei
j fä ezustand gehalten.
Ämtern beschrieben.
Telegraphen- und Funkbetrieb für die ver-
mern wird neuerdings nut noc
Fernsprech-,
+40, #60... £ 200 V als Telegrap
handelt.
Einleitung. t40, TV —
nen Sammlertypen aus 20 V-Grupp
die an die Stromversorgungsanlagen jede beliebige Spannu
Telegraphen- UN unk-
rschiedenartig, daß diese A A
Schaltung und in ihrer 7%
schiedenartigen Zwecke gebrauchten Spezialmaschinen be-
T'elegraphenbetrieb werden die OP
henlinienbatterien mit klei-
Die Forderungen,
der DRP für den Fernsprech-,
betrieb gestellt werden, sind so ve
en gebildet, die sich au
ngstufe ohne Unterbrechung schalten
in ihrer Ausführungs orm, in ihrer
Betriebsweise VON der normaler Stromversorgungsanlagen 1⁄0
zum Teil wesentlich abweichen. ls gemeinsame Richtlinie 7% 520
| für alle Anlagen gilt folgendes: Gleichmäßigkeit des Stro- 120 480
mes und der Spannung © ne Rücksicht auf Belastungs- 1m SSES 40
, schwankungen, möglichst hohe Wirtschaftlichkeit und da 10 Sa CE e
bei auch höchste Betriebsicherheit, die auch u. U. a a = CTT TTT Le
Kosten des Wirkungsgrades erkauft werden muß. In der je ri LNY TRIR CTT LI le
Entwicklung der a ersorgungsanlagen wird als augen- S KEE Leite N gen, CT LL La
blickliches Ziel, wie auch bei andern technischen Betriebs- HCH N SIT II! 200
zweigen der DRP, eine möglichst selbsttätige Betriebsweise CTT MIN - INL E LL 200
unter möglichster Vereinfachung und Verkleinerung der HAR TNN SR
Anlagen angestrebt, um weitestgehend die menschliche rk NET ECH NERNET
Arbeitskraft auszuschalten. S ALUN | Zemmer
ST | =
1 Primär- und Sekundärelemente. 2 AEREI ”
Däi Bei Gre Weg Be de en Ze 5 v 5 éi ah
| naturgemäß die tromversorgungsan agen der . QA-
immer mehr nur noch Umformeranlagen, d. h. eine Primär- SE Stromverbrauch bei BA-Ämtern.
mmt beinahe NUT Jassen, um die Entladung der verschiedenen stark belasteten
zugleichen. Außerdem werden im Ferndrucker-
erzeugung_ des elektrischen Stromes ko
noch bei Netzersatzanlagen in Fr: zw. an Stellen, WO Gruppen aus
chtige Betriebe handelt. Pri- betrieb ausschließlich Sammler 2X 12
oder 2 X14 V mit
ladung verwendet, deren
es sich um besonders lebensw!
märelemente werden beinahe nur noch als Trocken- Masseplatten für langsame Ent
d. elemente (Zink—Kobhle) 1m OB-Fernsprechbetrisa für o Geer aus dem Stromverbrauch von T 8 mAh/Tele-
hlußzeichen, Ce! gramm bestimmt. Die Antriebsmotoren werden aus dem
aus einer vorhandenen Zentral-
krophonspeisunß, Betätigung er
det. Im Telegraphen- Netz oder auch teilweise
i i Nebenstellenanlagen mit ununter-
Wecker und als Prüfbatterien verwen i
zum Teil noch nasse batterie angetrieben. Bei
t schwachen strömen werden
eben-
: betrieb werden Primärelemente, auch
rege (Zink Ko Blei—Kupfer) für Klopfer, Farbschrei- prochener Ladung Ge
ee Orisbatterie ist az > falls positive (roßoberflächenplatten verwendet, die lange
Zeit einer Dauerladung widerstehen. Masseplatten werden
nur dort verwendet, WO es auf geringes Gewicht ankommt
werden, also für
] braucht.
hwache Ströme entnommen
In weit aus
elemente, U. ZW.
n Sekundär-
und nur SC
gedehnterem Maße werde
Im Fern- tragbare Sammler, Sammler fü
Bleisammler verwendet.
n bezug auf Höhe der und Gitterbatterien.
iir Elektrokarren, Anoden-
Zentralbatterie (ZB) die
sprechbetrieb wird ‚bekanntlich i
Spannung | der Zentralbatterie unterschieden zwischen Damit bei d Puff H
Handämtern mit 24 V und Selbstanschlußämtern mi Betri amit bei der =X erung der .
o erden 2. T. noch etriebspannun& nicht unzulässig hoch ansteigt, werden
sog. (jegenzellen eingeschaltet. Die Spannung solcher
ab auf 1% und steigt im
(57...62 V). Bei Schnellverkehrsämtern w i
q- gebraucht. Die großen Zellen ist normal 2, V, sinkt
beide Spannungen 24 un
gerüstet, die früher Maximum auf 31⁄4 V. Die
Amter werden mit zwei Batterien aus?
ausschließlich für reinen Lade- und Entladebetrieb, seit S g
ten GroßoberflächenP À
einigen Jahren jedoch mit einer besonderen Schaltung auch 4
Die Größe der Batte- Schwefelsäure: Ihre
Stromdichte nicht zu groß wird,
für Pufferbetrieb' eingerichtet sind.
iebsweise wesentlich verringert A x $
dem sle eingeschaltet sind, un
j he der Betriebszellen. Die
Letz, zugrund legt wird i SE
e grunde gelegt wiro, daß beide Batte- beträgt das 1- bis 1%fac
rien zusammen Da Ge 10 J ann zwei DEN des Tages- werden wege
ststromstä b d i | B
ärke abgeben können, die dem gedeckt. Ihr Einschaltung erfolgt über
schalter oder Hebelschalter”
Die Schaltung der Gegenzellen nach
hen Verein (Fachsitzung für
Bd. 16, 8. 359.
e Së Nach einem im Elektrotechnise
e ro-Maschinenbau (EVMD am 19. TIL 1929 gehaltenen Vortrag.
a ven. P. R. Loos. Pufferbetrieb, Tel- und Fernspr.-Techn. Bd. 16, ı p.R.Loo g
i , & Halske, Tel. un ‘Fernspr.-Techn-
ter Dauerladung steh
n der Hauergasentwicklung
g b Einfachzellen-
mit Vorkontakt und Ü
Zelle besteht aus nicht formier-
den in verdünnter
bemessen, daß die
da diese Zellen, während-
en; sie
Zellen
Öl ab-
Siemens
1254
gangswiderstände. Der Einbau von Gegenzellen hat sich
in betrieblicher Hinsicht vorteilhafter erwiesen, als wenn
normale Schaltzellen verwendet werden, auf deren Lade-
zustand besonders geachtet werden muß, und auf die es
sehr ankommt, wenn das Netz versagt oder sonst eine Stö-
rung vorliegt. Auch die Bedienung und Wartung solcher
Gregenzellen ist wesentlich einfacher.
Ladeeinrichtungen.
. Die erforderliche Spannung wird normalerweise aus
dem Starkstromnetz durch umlaufende oder ruhende Um-
former unter gleichzeitiger Beachtung größter Betriebs-
sicherheit erzeugt. Die Ladespannung der ZB bei Fern-
ämtern und den an Zahl immer weniger werdenden Fern-
Zur Zu den
+” Bofterie-| | | Telegr
Rufmaschind, | à / ën
To of’
2j lo „2' X
wel [23% z E Zellenschalter
Soj led, INN eh de
6l 6 Zelen cb 12Zelen
cÙ E Gegenzellen
Abb. 2. Pufferschaltung
mit Maschinen bei einem
SA-Amt.
sprechhandämtern beträgt 24..35 V. Beim Pufferbetrieb
werden zwei Gegenzellen in die Entladeleitung eingeschal-
tet. Die Spannung der ZB der Ortsfernsprechämter mit
selbsttätigem Betrieb beträgt 60 V und bei längerer Zulei-
tung zum Amt 62 V, die entsprechenden Ladeeinrichtungen
müssen demnach von 60...89V regelbar sein. Im Puffer-
Abb. 3. Maschinenraum eines großen Amtes.
betrieb werden dann einzeln schaltbar drei Giegenzellen in
die Betriebsleitung eingeschleift. Die Spannung der Heiz-
batterien bei Verstärkerämtern beträgt 12 V und die Lade-
maschinen sind dafür regelbar bis 17V.
Werden zur Ladung Maschinen gewählt, so
müssen die Generatoren für Pufferbetrieb praktisch ober-
schwingungsfrei ausgeführt sein, d.h. mit geschränkten
Nuten, größerem Luftspalt, großer Nut- und vor allem gro-
ber Lamellenunterteilung am Kommutator und mit mehrere
Lamellen überdeckenden Bürsten. Die Pufferschaltung
(Abb.2) besteht aus getrennten Lade- und Entladeleistungen,
um eine Störwirkung durch den gemeinsamen Widerstand
der Ladeleitung auf die Betriebsleitung auszuschalten. Als
Generatoren werden Nebenschlußmaschinen mit Wende-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
29. August 1929
polen und Selbsterregung aufgestellt, um sie auch bei Um-
stellunz eines Netzes von Gleichstrom auf Drehstrom
weiterverwenden zu können. Aus demselben Grunde
sind die Drehzahlen den der Drehstrommotoren angepaßt.
Sie werden zur Verringerung der akustischen Geräusche,
weil die Ämter meist in dicht bewohnten Stadtteilen sich
befinden, und zwecks höherer Lebensdauer mit möglichst
niedrigen Drehzahlen gewählt. Bei der Aufstellung in
höheren Stockwerken werden die Umformer stets auf
Schwingungsdämpfer gesetzt. Immer werden mindestens
zwei gleich große Maschinen aufgestellt, die so bemessen
sind, daß sie bei Normallast im Pufferbetrieb 3% ...% be-
lastet sind, und daß eine Maschine in 12 h oder beide Ma-
schinen parallel in 6...7 h eine Batterie aufzuladen im-
stande sind. Die Batterien müssen neben dem Puffer-
betrieb auch auf reine Ladung geschaltet werden können,
weil der Pufferbetrieb oft nicht gleich bei Inbetriebnahme
aufgenommen zu werden braucht und bei der wöchent-
lichen oder vierzehntägigen Sicherheitsladung die eine
Batterie unmittelbar auf Ladung geschaltet wird, während
de andere auf Betrieb geschaltet ist. Als Antriebsmotoren
werden normale Gleich- oder Drehstrommotoren mit
Schleifring- oder Kurzschlußläufer verwendet. Die Mo-
toren werden durch Nullstrom-Selbstschalter in bekannter
Weise beim Ausbleiben der Netzspannung abgeschaltet,
bei Drehstrom mit zweiphasigem Ausschalter, während in
die Generatorleitungen Rückstrom-Selbstschalter einge-
baut sind, damit bei Abschaltung der Motoren vom Netz
nicht die Generatoren aus der Batterie angetrieben werden.
Bei Wechselstromnetzen werden fast nur noch ru-
hende Umformer für Ladezwecke aufgestellt. Große
Ämter erhalten bei dreiphasigem Wechselstrom-Netz-
anschluß jetzt allgemein Quecksilberdampf-Glasgleich-
richter in Dreiphasenschaltung für die Ladung und Puf-
ferung der Batterien, weil diese mit geringer Bedienung,
kleinem Raumbedarf, gutem Wirkungsgrad und neuer-
- dings genügender Betriebssicherheit sehr wirtschaftlich
arbeiten. Die Brennstundenzahl der Kolben wurde in den
letzten Jahren auch wesentlich erhöht, so daß die Kolben-
erneuerung nicht mehr so sehr wie früher ins Gewicht
fällt. Im allgemeinen wird
nur ein Gleichrichter aufge-
stellt und ein oder mehrere
Ersatzkolben
bereitgehalten,
53
Transformator
Av
Netzspannung
Abb. A Schaltung des Argonal-
gleichrichters.
die natürlich zeitweilig eingeschaltet werden, um ihre
Betriebsbereitschaft sicherzustellen. Sonst sind die Ver-
hältnisse im Betrieb dieselben wie bei Maschinen. Der
Gleichrichter wird mit seinem Transformator, den Dros-
seln und den sonstigen Apparatteilen hinter der Schalt-
tafel eingebaut, auf deren Vorderseite die erforderlichen
Schalter, Sicherungen und Meßinstrumente montiert sind.
Im Hauptstromkreis mit getrennter Sekundärwicklung
des Haupttransformators liegt eine Drossel zur Glättung
des Gleichstromes, die bei reiner Ladung der Batterie
kurzgeschlossen wird. Die Zündung? erfolgt neuerdings
. > P. R. Loog. Neue Zündvorrichtungen für Quecksilberdampf-
Gleichrichter, Tel.- und Fernspr.-Techn. Bd. 17, S. 199.
29. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 35
1256
selbsttätig. Der Kolben wird dazu bei der Ausführung
der AEG durch ein Kipprelais gekippt. Bei der Ausfüh-
rung von SSW wird durch die Bewegung des Kerns eines
Solenoids in einem röhrenförmigen Glasfortsatz durch
eine Düse Quecksilber gegen die Hilfsanode gespritzt und
dadurch die Zündung eingeleitet. Durch ein Strombegren-
zungsrelais wird nach verfehlter Zündung der Vorgang
nach kurzer Zeit von neuem eingeleitet. Die Pufferung
mit Gleichstrom wird für Stromstärken bis 150 A bereits
im Betrieb angewandt, die Inbetriebnahme größerer Ein-
heiten für Pufferbetrieb ist in Vorbereitung. Zur Sicher-
heitsladung sind die Transformatoren der Gleichrichter
regelfähig.
RK = En
Abb. 5 Glühkathoden-Gleichrichter von Siemens & Halskc.
Bei kleinen Ämtern, wo kein besonders ausgzebildetes
Personal zur Verfügung steht, wird die Ladung der ZB
selbsttätig durchgeführt, die Batterie bleibt dabei dauernd
anzeschaltet und wird nur gepuffert. Zum weit überwie-
senden Teil haben die Netze solcher Ämter Wechselstrom,
u.zw. nur mit zweiphasigem Anschluß. Bisher wurde für
Ladezwecke vor allem der zweiphasrige Argonalgleich-
richter* verwendet, der mit Argongas niedrigen Druckes
gefüllt ist, und dessen Kathode aus einer Legierung aus
Natrium, Kalium und
Quec keilber besteht.
Die wesentlichen Vor-
teile dieses Gleich-
richters sind die ge-
ringe untere Strom-
grenze von 0,3 A (bei
Quecksilberdampf-
eleiehriehtern für 5
bis 10 A beträgt der
Minimalstrom 3 A;
für oi. 0 A: 5 A;
für 40..10 A: 8 A)
und die Zündung
(Abb. 4), die eben-
falls einfacher ist
und nur in der selbst-
tätiren Anschaltung
»iner Hilfsspannung
von 500 V aus einer
dritten Wicklung des
"ransformators an
Hilfsanode be-
eine
steht. Von SA H
werden für kleine
Ämter neuerdings
Zweiweg-Glüh-
kathoden - Gleichrich-
ter? mit Oxydkathode Abb. 7. Ruf-
in selbsttätiger
Schaltung für 3, 6 und 10 A (Abb.5) verwendet, während
C. Lorenz eine Schaltung mit zwei parallel geschalteten Glüh-
kathoden-Gleichrichtern für zweimal 1,5 A und Differential-
drossel (Abb. 6) entwickelt hat. Die Einschaltung dieser
Gleiehrichter, die zum Puffern der Batterie während
der Sprechzeit eines Teilnehmers eingerichtet sind, ge-
schieht selbsttätig beim Abheben des Fernsprechers,
und ebenso erfolgt ihre Abschaltung nach Beendigung
des Gesprächs. Die Ladestromstärke wird dann so
eingestellt, daß die jeweils täglich entnommenen Am-
perestunden während der Sprechzeit wieder der Batterie
zugeführt werden. Eine Nachlademöglichkeit bei unrich-
tiger Einstellung oder bei Änderung der Betriebsverhält-
1 Vgl. ETZ 1922, S. 921; 1924, S
s A Gehrts, Glähkethoden-Gleichrichter von Siemens & Halske
mit isolierter Molybdänkathode, Siemens-Z. Bd. 7, S. 559.
nisse ist dabei noch vorgesehen. Bei umlaufenden Um-
formern als Lademaschinen ist beim Ausbleiben der Netz-
spannung die Abschaltung des Generators von der Be-
triebsbatterie notwendig. Die drei Gegenzellen werden
dabei zusammengeschaltet. Für die Ladung kleiner trag-
barer Sammler für Nebenstellenanlagen ist noch der
Glimmgleichrichter und der Pendelgleichrichter in An-
wendung.
Sondermaschinen im Fernsprech-Telegraphen-
und Funkbetrieb.
Zur Erzeugung des Rufstroms für den Fern-
sprechbetrieb und gleichzeitig zur Abgabe der
zur Rufmaschine
Abb. & Gleichrichter-Ladeeinrichtung für kleine Landzentralen, C. Lorenz.
Signale im SA-Betrieb wird eine Ruf- und Sienalmaschine
verwendet, die in verschiedenen Größen je nach der Größe
des Amtes bzw. der Teilnehmerzahl des Amtes mit einer
Leistung von DANA. 15 VA, 30VA und 60VA und für
25 Hz (Abb. 7) gebaut wird. Die Spannung der Rufmaschine
beträgt bei Handämtern 55/65 V, bei SA-Ämtern 70/90 V. In
erößeren SA-Ämtern ist normalerweise ein Maschinen-
satz mit Starkstromnetzanschluß und mittels selbsttätiger
Umschaltung, beim Ausbleiben der Netzspannung ein zwei-
und Sigenalmaschine von Siemens & Halske.
Neuerdings
Die Um-
ter Satz mit ZB-Anschluß an 60 V vorhanden.
werden beide Maschinen aus der ZB angetrieben.
schaltung erfolgt durch einen Stillstandskontakt an der
Netzmaschine bzw. an der ersten ZB-Maschine, und das
Anlassen der zweiten Maschine geschieht über einen An-
laßkontakt unter gleichzeitiger optischer und akustischer
Sienalisierung. Bei kleineren Ämtern ist nur eine Bat-
teriemaschine vorhanden anstatt der seither verwendeten
Polwechsler, die aus einer Batterie über einen Übertrager
35 V Wechselspannung mit einer Leistung von rd. 3,5 VA
liefern.
Für die verschiedenen Signale, wie Amts-, Frei- und
Besetztzeichen im SA-Betrieb, wird ein hoher und tiefer
Summerton mit 150 bzw. 150 Hz benötigt, die bei der Aus-
führung von S & H (Abb.7) mittels eines gezahnten Induk-
tors in einer Magnetwicklung und bei der Ausführung der
1256
Firma C. Lorenz (Abb. 8) mit einer kleinen Mittelfreqauenz-
maschine erzeugt werden. Die Kontaktgabe für die Signale
selbst und die Verteilung des Rufstromes auf 10 Gruppen
eines Amtes geschieht durch ein Getriebe, gekuppelt mit
der Achse dieser Signalmaschine, mittels Nockenscheiben
und Kontaktfedern. Als Rufstrom im Fernverkehr über
Verstärker, für dessen Übertragung bisher besondere
Rclaisschaltungen angewandt wurden, wird neuerdings
wegen des Betriebes der Unterlagerungstelegraphie auf
la u. 1b Gleichstromerregerwicklung 2 Gleichstromankerwicklung
s Wechselstromwicklung 35 Hz (Rufstrom)
(tiefer Summer) 5 Wechselstrom 450 Hz (hohcr Summer)
Abb. 8 Blechschnitt der Ruf- und Signalmaschine (Einankerumformer
von C. Lorenz).
den Fernsprechadern der Fernkabel modulierte Mittelfre-
quenz verwendet. Die Unterlagerungstelegraphie benötigt
ein Frequenzband bis zu 59 Hz, und für ihre Begrenzung
wird eine Drosselkette mit entsprechender Grenzfrequenz
eingeschaltet. Eine Kondensatorleitung mit einer Grenz-
frequenz von ungefähr 159 Hz begrenzt die Sprachfre-
quenz nach unten. Um nun den Ruf über diese Leitung
zu bringen, werden die Spannungen zweier Mittelfrequenz-
erzcuger von 500 und 520 Hz in Reihe geschaltet, wodurch
Abb. 9. Schaltung der Gleichrichteranlage Zeesen (Telefunken).
dann die Schwebungsfrcauenz von 20 Hz entsteht, welche
die Empfangsorgzane betätigt. Für den inneren Dienst-
leitungsbetrieb über Verstärkerämter wird eine besondere
500 Hz-Maschine gebraucht.
In großen Telegraphenämtern, wo der Ver-
brauch der Telegraphierströme bzw. -leistungen es wirt-
schaftlich rechtfertigt, werden besondere Telegraphier-
maschinen aufgestellt. Diese arbeiten ohne Batterie, so
daß der Raumbedarf wesentlich verringert werden kann,
die Wartung sehr vereinfacht und auch die Lebensdauer
der Anlage erhöht werden. Es werden meist Sätze mit einem
Motor und vier Doppelgeneratoren und erforderlichenfalls
noch mit einer besonderen Errezrermaschine verwendet.
Die Spannungstufen sind wie üblich 20V, +40V,
+60V, 80V, und wenn noch höhere Spannungen gce-
braucht werden, wird ein zweiter Maschinensatz mit
höheren Spannungstufen aufgestellt. Die Normalspannung
der Generatoren ist für halbe Last festgelegt, die Span-
nungschwankungen zwischen Leerlauf und Vollast dürfen
nur wenige Prozent und ihre Welligkeit darf nicht über
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
4 Wechselstrom 150 Hz
29. August 1929
2% betragen, damit die Zeichen der Maschinentelegraphen
einwandfrei übertragen werden. Bei der Wechselstrom-
telegraphic werden 6 bzw. neuerdings 10 Frequenzen ver-
wendet, die zwischen w = 2500 und 10000 mit einer Fre-
auenzdifferenz von œ = 1500, bzw. bei 10 Frequenzen
zwischen f= 420 und 1500 Hz, also mit einer Frequenz-
differenz von 120 Hz, liegen und teils mit Röhren, teils
mit Mittelfrequenzmaschinen erzeugt werden.
Die Heizung der Röhren bei Verstärkerämtern
erfolgt aus einer 12 V-Batterie, die gepuffert werden
kann; die Ersatzbatterie ist immer in Reihe zu 24V für
die Betätigung der Signale, für Mikrophonspeisung u. a. m.
geschaltet. Zur Erzeugung der Anodenspannung sind
allgemein in Verstärkerämtern (Kabelverstärker und
Schnurverstärker in Fernsprechämtern) noch zwei Ma-
schinen für 220/300 V mit einer Batterie von 115 Zellen
vorhanden, die entweder im reinen Lade- oder Entlade-
betrieb innerhalb der Spannungsgrenzen von +5 % ar-
beitet. Neuerdings werden einheitlich drei Gruppen von
je 57 Zellen aufgestellt, wovon immer zwei auf Betrieb
geschaltet sind’.
Für Kabelmeßzwecke sind in Haupt- und ur:
stärkerämtern besondere Meßmaschinen in Gebrauch,
deren Gehäuse sich mehrere Blechpakete je mit besonde
Abb. 10. Gleichrichteranlage Zeesen.
ren Wicklungen zur Erzeugung einer größeren Zahl von
Meßfrequenzen befinden. Normalerweise werden 12 Fre-
auenzen zwischen 300 und 2800 Hz erzeugt, die zur Durch-
messung der Kabeladern auf Dämpfung, Übersprechen
u.a.m. gebraucht werden.
Die Stromversorgungsanlagen im Funkbetrieb
sind naturgemäß bei der schnellen Entwicklung dieses
Zweies im Nachrichtenverkehr in den letzten Jahren bei
weitem noch nicht soweit normalisiert wie in der Fern-
sprech- und Telegraphentechnik auf Draht. Die Span-
nungen, die hauptsächlich bei Rundfunksendern als
Anodenspannungen für Senderöhren heute gebraucht wer-
den, betragen für große Leistungen mit wasserzekühlten
Röhren 12 kV, für die kleinen Sender 4,5 kV. Diese letz-
tere Spannung wird mit Gleichstrom-Ilochspannungsma-
schinen erzeugt, die wie normale Gleichstrommaschinen
gebaut sind und mit eigenerregten Erregermaschinen ge-
speist werden, damit bei eintretendem Überschlag der Hoch-
spannung auf die Erregerwicklung des Generators nicht
auch Hochspannung ins Netz gelangen kann. Die Gehäuse
dieser Hochspannungsmaschinen werden neuerdings ge-
erdet. Ihre Spannung ist so auf verschiedene Kommuta-
toren unterteilt, daß auch bei Dauerbetrieb und starken
Belastungeschwankungen bei der Modulation vollständige
Betriebsicherheit gewährleistet ist. Die Spannung von
12 kV für die großen wassergekühlten Röhren wurde bisher
über Sechsphasengleichrichter aus Drehstrom (Abb. 9) um-
geformt, u. zw. über Hochvakuum-Glühkathodeneleich-
richter mit einer Heizleistung von 35 V, 48 A mit 50 Hz-
Wechselstrom. Der Wasserverbrauch beträgt ungefähr
2..3 m?/lı bei 20...25° Übertemperatur; bei Überheizung
erfolgt selbsttätire Abschaltung. In der Hochspannunes-
Gleichstromleitunz liegt noch eine Drosselkette, um die
Welligkeit des Gleichstroms aus den Gleichrichtern zu
glätten. Eine Rerelung der Hochspannung ist durch An-
zapfungen an der Primärseite des Transformators vorge-
schen, wobei eine Stufe ungefähr einer Spannungsänderun:
We € J.Schillinge. Die Anodensiromversorging der Verstärkerämter
Tel.- und Fernspr.-Techn. Bd. 18, S. 172.
DE O3 mn e 55 uni
29. August 1928
von 1000 V entspricht. Die Regelung der Heizung der
Grleichiichterröhren und der Röhren der letzten Stufen des
Senders erfolgt über einen untersetzten Transformator
mit hochisolierter Sekundärwicklung durch einen Dreh-
transformator, der nur selten geändert wird. Neuerdings
werden auch die Spannungen von 10/2kV in Maschinen er-
zeugt, die mit besonderen Hochfrequenzschutzmitteln ver-
sehen sind. Sie stellen bis heute die betriebsicherste
Greichstrom-Hochspannungstromquelle dar.
Die Wellig-
Abb. 11. Maschinenanlage Langenberg.
keit eines solchen Gleichstroms ist sehr gering und wird
schon durch die konstruktive Durchbildung der Hochspan-
nungsmaschinen weitgehendst unterdrückt. Denn einer-
seits darf die Lamellenspannung am Kommutator einen
bestimmten Betrag nicht überschreiten, d.h. die Lamellie-
rung muß im Verhältnis zu diesen hohen Spannungen sehr
fein unterteilt werden, und anderseits werden durch die
hohe Spannung die Abmessungen des Generators wesent-
lich größer als die der gleichen Leistung bei Niederspan-
nung, wodurch auch ein größerer Luftspal® bedingt
ist. Die Firma Hans Boas griff aus diesen Gründen
auf die alte Konstruktion des Grammeschen Ringankers’
zurück, bei welcher ein besonders großer Anker- und
Kommutatordurchmesser und für die Ankerwicklung der
Vorteil keiner zu hohen Spannungsdifferenz zwischen
zwei benachbarten Drähten bedingt sind und auch die ge-
fährlichen Wickelköpfe wegfallen. Gleichzeitig besteht
noch der Vorteil leichter Auswechselbarkeit einzelner
Spulen im Falle auftretender Fehler. Allerdings ist mit
diesen Vorteilen bei dem wesentlich größeren Material-
verbrauch gegenüber den Trommelankermaschinen ein
? Dipl. Ing. Pederzani, Gleichstrom-Hochspannungs-Genera-
toren, EI. u. Maschinenb. Bd. 44, 8. 62.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 35
1257
höherer Preis verbunden. Bei einer Versuchsmaschine
für das RPZ für 20 kV, die zeitweilig auf 30 kV mit ge-
erdetem Gehäuse erregt wurde, zeigten sich schon erheb-
liche Schwierigkeiten bei der Konstruktion mit Trommel-
anker wegen der hierbei schon stark auftretenden sta-
tischen Felder, u.zw. einerseits wegen des geringen elek-
trischen Krümmungsradius des Hochspannung führenden
Leiters und anderseits wegen des verschiedenartigen Di-
elektrikums zwischen dem Hochspannung führenden hoch-
isolierten Ankerleiter und über dem Luftspalt hinweg
nach den geerdeten Polschuhen der Feldmagnete am fest-
stehenden Gehäuse.
Versuche, die Heizung der großen Röhren unmittelbar
mit Hochfrequenz aus 10000 Hz durchzuführen, sind so-
weit vorgeschritten, daß diese Art der Heizung demnächst
auch betriebsmäßig ausprobiert werden wird. Schwierig-
keiten bestanden dabei in der Leitungsführung, da bei
der geringen Spannung starke Ströme auf verhältnis-
mäßig große Entfernungen geführt werden müssen.
Hochfrequenzmaschinen für Sendezwecke mit Ver-
vielfachung der Frequenz der Maschine durch Frequenz-
wandler werden hauptsächlich nur für Sender mit langen
Wellen angewendet, weil Trillererscheinungen einwand-
freie Hochfrequenzerzeugung für kürzere Wellen beein-
trächtigen. Durch konstruktive Maßnahmen konnten
diese Fehler jedoch neuerdings auch behoben werden,
z.B. bei dem Rundfunksender München.
Die Betriebsicherheit der Stromversorgung steht bei
Fernsprechämtern mit wichtigem Verkehr und Ver-
stärkerämtern an Hauptfernkabeln an erster Stelle. Des-
halb werden dort nach Möglichkeit zwei verschieden-
artige elektrische Anschlüsse geschaffen. Wo dieser
Sicherheitsgrad nicht ausreicht oder nicht zu schaffen ist,
wird einc Netzersatzmaschine, je nach den Bedingungen
als leichter Benzin-Maschinensatz oder als stationäre
Schweröl- oder Dieselmaschine, z. B. bei Großsendern, ein-
gebaut. In dicht bewohnten Gegenden, in Großstädten
oder Industriebezirken werden auch häufig besondere
Ladewagen mit einem Benzinmotor als Antrieb und mit
normalem Generator für die üblichen Spannungen von 24
oder 60 V bereitgehalten, die dann leicht von Ort zu Ort
bewegt werden können. Hoffentlich sind solche Krisen-
zeiten endgültig vorüber, in denen auf derartige Ersatz-
maschinen in größerem Umfange zurückgegriffen werden
muß wie in den Jahren kurz nach dem Kriege.
Vergleichsweise sei noch darauf hingewicsen, daß die
Entwicklung der Stromversor&gunesanlagen für den Nach-
richtenverkehr im Ausland, besonders in den V.S. Ame-
rika®, ebenfalls dahin geht, möglichst sparsam und wirt-
schaftlich für den Betrieb zu bauen, die Anlagen für klei-
nere Ämter möglichst nach einheitlichen Gesichtspunkten
auszuführen sowie zur Ersparnis an Personal die&e. An-
lagen auch weitgehend mit selbsttätigen Einrichtungen
und dazu erforderlichen Überwachungsvorrichtunsen zu
versehen. =
x";
® P. R. Lo og. Stromlieferungsanlagen für Fernsprechämter. Tel.-
u. Fernspr.-Techn. Bd. 17, 8.81.
Stromteiler in Sechsphasen-Gleichrichteranlagen. u.
Von Dr. techn. Heinrich Jungmichl, Berlin.
Übersicht. Die Schaltung und die Belastungsverhält-
nisse der Stromteiler in Sechsphasen-Gleichrichteranlagen
werden ausführlich ‘besprochen. Es wird eine Schaltung an-
gegeben, mit welcher das Parallelarbeiten mehrerer Anoden
derselben Phase ohne besondere Drosseln erreicht wird. Der
Einfluß der Regeltransformatoren auf den kritischen Be-
lastungstrom der Anlage wird kurz erläutert.
A. Einleitung.
Im folgenden sollen die Belastungsverhältnisse an
den Stromteilern in Gleichrichteranlagen besprochen
werden, die von Kleist erfunden hat! und die von den
SSW vielfach angewendet wurden.
In früher erschienen Arbeiten? wurde ausführlich die
Bedeutung der Stromteilunz in sechs- und mehrphasieen
Gleichrichteranlagen hervorgehoben und verschiedene
brauchbare Schaltungen beschrieben und untersucht, wel-
1! DRP. angem. ` ` f
? H. Jungmichl, Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Rd. 6, S. 24; E.
Gericke. Arch. El. Bd. 19, S. 449: W. Reichel, ETZ 198, S. ou: H.
Jungmichl, R. Eichacker, Siemens-Z. Bd. 8, S. 381.
che eine Teilung desGleichrichterstromes auf jeweils zwei
Anoden bei Sechsphasenbetrieb zur Folge haben. Abb. 1
zeigt den Einfluß der Stromteilung auf die Anoden-
ströme. Ohne Stromteilung: führt jede Anode während
einem Sechstel der Periode den vollen Gleichstrom, mit
Stromteilung während zwei Sechstel den halben Gleich-
strom. Die Folge ist eine Herabsetzung der Maximal-
werte und Effektivwerte und eine wesentliche Entlastung
des Transformators und Gleichrichters. Diese Halbie-
rungschaltungen beruhen alle darauf, daß dem Gleich-
richter nicht sinusförmige Spannungen zugeführt werden,
sondern mehr trapezförmige, wie sie aus der Sinusform
durch Einwirkung einer Hilfspannung der dreifachen
Netzperiodenzahl entstehen (Abb. 2).
Von den bekannten Schaltungen mit Stromteilunge sind
bisher m. W. folgende vier Ausführungsformen praktisch
angewendet worden:
1. der mehrphasige Manteltransformator in Stern-Sechs-
phasenstern-Schaltung?,
3 H.Jungmichl,R. Eichacker, s. Fußnote 3
1258
2. drei Einphasentransformatoren in Stern-Scechspha-
sen-Sternschaltung®,
3. der Haupttransformator in beliebiger Schaltung mit
getrennter Saugdrossel?®,
4. der Haupttransformator in beliebiger Schaltung mit
getrennten Stromteilern.
Bei den beiden unter 1. und 2. angeführten Schaltungen
wird die Hilfspannung im Haupttransformator selbst da-
durch erzeugt, daß die dritte Oberwelle infolge der pri-
Abb. 1. Anodenströme.
mären Sternschaltung in den Stromkurven abgedrosselt
wird und daher in den Spannungskurven zur Geltung
kommt. Bei Verwendung der Saugdrossel erzeugt man
die Hilfspannung dadurch, daß man das Sechsphasensy-
scstem in zwei phasenverschobene Dreivhasensysteme auf-
löst und diese auf einem besonderen Eisenkern gegenein-
ander schaltet. Bei den Schaltungen mit Stromteilern wer-
den die Hilfspannungen ebenfalls an besonderen Eisen-
kernen erzeugt. Um dies zu erreichen, werden alle Se-
kundärphasen des Transformators in je zwei parallel ge-
schaltete Teilzweige
aufgelöst, die auf be- -
sonderen Eisenkernen
in kreisläufig-symme-
trischer Reihenfolge
so miteinander ver-
kettet werden, daß je-
weils zwei in der
Phase beachbarte Teil-
zweige gegeneinander
geschaltet sind.
In der Folge »ol-
len diese letzteren
Schaltungen in ihrer
Wirkungsweise er-
klärt werden, wobei
näher auf die Be-
lastungsverhältnisse
an den Stromteilern
eingegangen wird. Auf
die Wirkung der
Stromteilung an sich
auf die Belastungs-
verhältnisse am Gleichrichter und am Transformator soll
unter Hinweis auf die angeführten Arbeiten nicht näher
eingegangen werden.
B. Schaltung mit sechs Stromteilern.
In erster Linie soll die Schaltung eines Sechsphasen-
Gleichrichters mit sechs Stromteilern betrachtet werden,
bei welcher die grundsätzliche Wirkungsweise am klar-
sten zutage tritt (Abb. 3). Die Stromteiler A sind in die
Leitungen zwischen den Transformator B und den Gleich-
richter C eingeschaltet. Die magnetischen Pfade I... VI
an den Stromteilern sind im Schema durch Kreise ange-
deutet. Die Anodenleitungen sind an den Stromteilern in
zwei parallel geschaltete Zweige a und b aufgelöst. Diese
sind kreisläufig-symmetrisch so angeordnet, daß z.B. die
Teilwicklung b der Phase 1 und die Teilwicklung a der
Phase 2 auf dem Eisenkern I gegeneinander geschaltt
sind. Durch diese Anordnung wird erreicht, daß der
Strom jeweils auf zwei Anoden z.B. Anode 1 und 2 ver-
Abb. 2. Spannungen bei Stromteilung.
, < Eine Glasgleichrichteranlage für 3 x 300 A bei 440 V wurde in
dieser "enen, von den SSW für das ELW Neife geliefert.
° Von BBC in Grol’gleichrichteranlagen vielfach ausgeführt.
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 35
- teilern verteilen.
29. August 1929
teilt wird, ohne an den Stromteilern eine Drosselung zu
erfahren. In den Eisenkernen muß hierbei ein Hilfsfluß
der dreifachen Netzperiodenzahl erzeugt werden, der die
phasenverschobenen Spannungen der gleichzeitig brennen-
den Anoden gegeneinander ausgleicht.
In erster Linie interessiert nun die Frage, wie sich
die Anodenströme auf die Teilwicklungen an den Strom-
Wir wollen z.B. das Sechstel der Pe-
riode betrachten, in welchem Anode 1 und 2 gleichzeitig
Strom führen. Man würde von vornherein annehmen, daß,
während diesem Teil der Periode die Teilwicklungen 1b
und 2a, die sich in ihren Gleichstromamperewindungen
am Stromteiler / direkt aufheben, den vollen Gleichrich-
terstrom führen, während die übrigen Teilwicklungen
unbelastet sind. Diese Annahme trifft jedoch nicht zu,
weil die Stromkreise 3, 4, 5 und 6 in den gesperrten Ano-
denleitungen Kurzschlußkreise vorstellen, welche auf Um-
wegen auch einen Ausgleich der Amperewindungen der
Wicklungen 1a gegen 2b ermöglichen. Es werden alen
diese Wicklungen einen Teil der Anodenströme überneh-
men. Dieser Teil ist jedoch nur klein gegenüber dem
Anteil von 1b und 2a, da der indirekte Ausgleich über
die Kurzschlußkreise naturgemäß größere Widerstände
Abb. 3. Schaltung mit 6 Stromteilern.
findet als der direkte. Die genauere Überlegung ergibt,
daß das Verhältnis von č, zu 2,, im betrachteten Teil
der Periode 5 :1 ist, wenn von den Nebeneinflüssen ab-
gesehen wird. Es ergibt sich also eine momentane Strom-
verteilung an den Teilwicklungen, wie sie in Abb. 3 durch
die unteren Pfeile angedeutet ist.
Zur Erregung des Hilfsflusses muß an den Strom-
teilern ein Wechselstrom der dreifachen Netzperioden-
zahl zur Verfügung stehen. Dieser Magnetisierungstrom
wird hier wie bei allen übrigen Schaltungen mit Strom-
teilung aus der Differenz der gleichzeitig fließenden Ano-
denströme gedeckt. Die Sache liegt hier nur insofern
etwas komplizierter, als immer sämtliche Stromteiler-
kerne gleichzeitig magnetisiert werden müssen. Be-
zeichnet man also den für einen Kern nötigen Magnetisie-
rungstrom mit jn so muß die Differenz der gleichzeitig
fließenden Anodenströme 6 ’, betragen. Es ist also dem
konstanten Gleichstromanteil des Anodenstromes ein
Wechselstrom mit dem Höchstwert JL. mar äi Im max
überlagert. Die Magnetisierungströme.der an der Strom-
führung nicht unmittelbar beteiligten Kerne werden durch
die Kurzschlußkreise von den stromführenden Wicklun-
gen her übertragen. Es ergibt sich z.B. eine Verteilung
der Magnetisierungströme, wie sie in Abb. 3 durch
die oberen Pfeile angedeutet ist. Der kritische Be-
lastungstrom auf der Gleichstromseite ist gleich der Am-
plitude des übergelagerten Wechselstromes und ergibt
sich nach dem früher Gesagten zum dreifachen Höchst-
wert des Leerlaufstromes für einen Stromteiler.
Unter Voraussetzung von konstantem Gleichstrom 7o
und sinusförmigem Magnetisierungstrom ’„ ergibt sich
für den Anodenstrom j, und seine beiden Teilströme čja
und Ze ein Verlauf über die ganze Periode. wie er in
Abb. 4 links dargestellt ist. Zum Vergleich wurden die
Oszillogramme der Ströme rechts in Abb. 4 beigefügt, wie
sie an einer Versuchsapparatur für 200 A im Dynamo-
werk der SSW aufgenommen wurden. Die Übereinstim-
mung mit den gerechneten Kurven ist ziemlich weit-
29. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929. Heft 35
12569
gehend. Die gleichzeitig aufgenommene Spannungscharak-
teristik sowie die ÖOszillogramme der Spannungen am
Transformator, an den Stromteilern und auf der Gleich-
stromseite zeigen nichts Anormales.
Yan
a gerechnete Kurvenformen db Oszillogramme
Abb. 4. Teilströme bei 6 Stromteilern.
Bei Vernachlässigung der Nebeneinflüsse ergibt sich
für den Effektivwert des Sekundärstromes /s am Trans-
formator:
Ja = 0,289 Tg
für den effektiven Teilstrom entsprechend der obigen Ab-
leitung:
T, = 0,186 I, = 0,683 Ia
Bei den Versuchen wurde etwas weniger gemessen.
Die Spannung en den Stromteilerwicklungen ist ungefähr
ein Viertel der Sekundärspannung am Transformator und
hat die dreifache Periodenzahl derselben.
C. Schaltung mit drei Stromteilern.
Praktisch kommt die Schaltung mit sechs Stromteilern
nicht zur Anwendung, da die sechs Eisenkerne hier mag-
netisch schlecht ausgenutzt sind und einen ziemlich hohen
kritischen Belastungstrom auf der Gleichstromseite be-
dingen. Günstigere Verhältnisses bekommt man, wenn
man die zwölf Teilwicklungen, wie sie in Abb. 3 darge-
stellt sind, auf drei Eisenkerne zusammenlegt. Abb. 5
Abb. 5. Schaltung mit 3 Stromteilern.
zeigt das Schaltbild für diese Ausführung, wie sie auch
von Kleist bei seinem ersten Versuch angegeben hat.
Auf den Kern I sind wie früher die in der Phase
benachbarten Anodenkreise 1 und 2, außerdem die in der
Phase um 180° verschobenen Anodenkreise 4 und 5 an-
geordnet. Besonderszubeachtenisthierbei,
daß jede Teiwicklung (z.B. 1b) entgegen-
gesetzt magnetisieren muß, wiedieinder
Phase benachbarte (2a) und die in der
Phase um 180° verschobene (4b). In dieser
Schaltung bewirken die Stromteiler grundsätzlich das-
selbe, wie in der Schaltung nach Abb. 3. Zu einer be-
stimmten Zeit führen z. B. auf Stromteiler TI die beiden
Teilwicklungen 1b und 2a Gleichrichterstrom, während
die Anoden 4 und 5 gesperrt sind. Hierbei wirkt die po-
sitive Zacke der Hilfspannung direkt ausgleichend zwi-
schen den Phasenspannungen 1 und 2. Nach einer halben
Periode führen die Wicklungen 4b und 5a Strom, wäh-
rend die Anoden 1 und 2 gesperrt sind. Zu dieser Zeit ist
die negative Zacke der Hilfspannung wirksam. wer-
den also auf diese Weise beide Halbwellen des Hilfs-
flusses ausgenutzt, und man kommt mit der halben Anzahl
Kerne aus. In Abb. 6 ist die kreisläufige magnetische
Verkettung der Teilwicklungen, auf die es in erster Linie
ankommt, im Schema dargestellt. Die kleinen Vierecke
stellen die Stromkreise an den Stromteileren mit je zwei
Teilwicklungen derselben Phase dar, die vorgeschriebe-
nen magnetischen Kopplungen sind durch die Verbindungs-
strecken angedeutet. Aus dem Schema ist ersichtlich, daß
die Verkettung hier grundsätzlich dieselbe ist, wie nach
Abb. 3 bei, Verwendung von sechs Eisenkernen.
ya es Zä
Abb. 6 Schema der magne- Abb. 8. Verkettung der Teil-
tischen Verkettung wicklungen, Kurzschlußkreise
(6 Anoden). (6 Anoden).
7
1 7
D Z
4 4
$ S
E e
A gilt für Scheibenspulen P gilt für Röhrenspulen
Abb. 7. Anordnung der Teilwicklungen (6 Anoden).
Gegen früher ergeben sich Unterschiede für die
Stromverteilung an den Stromteilern selbst. Wir wollen
bei der folgenden Überlegung voraussetzen, daß die vier
Teilwicklungen auf jedem Stromteiler untereinander
gleichgut magnetisch verkettet sind. Bei praktischen
Ausführungen der Stromteiler, bei denen man in der Re-
gel Kerne mit zwei bewickelten Schenkeln benutzt, wird
diese Bedingung annähernd erfüllt, wenn man jede der
vier Teilwicklungen gleichmäßig auf beide Schenkel ver-
teilt. Es ergeben sich dann Anordnungen, wie Sie in
Abb. 7 für den Kern TI gezeigt sind, je nachdem ob Schei-
benspulen oder Röhrenspulen verwendet werden. Auf die
Ausführung, bei welcher jeweils nur zwei Teilwicklungen
auf einem Schenkel angeordnet sind, soll später noch kurz
eingegangen werden (Abb. 10).
Es soll nun vorerst unter Voraussetzung gleichguter
Verkettung der Teilwicklungen untersucht werden, wie
sich der Gleichrichterstrom auf die einzelnen Teilwick-
lungen verteilte Von maßgebendem Einfluß hierfür sind
die vorhandenen Kurzschlußkreise, die durch die Wick-
lungen der gesperrten Anodenleitungen gebildet werden.
Wir wollen wieder den Teil der Periode betrachten, in
welchem die Anoden 1 und 2 Strom führen. Die beiden
Teilwicklungen 1b und 2a gleichen sich in ihren Ampere-
windungen direkt gegeneinander aus, die Teilwicklungen
la und 2b indirekt über die Kurzschlußkreise Eine
klare Übersicht über die elektrischen Verkettungen gibt
Abb. 8. Im Gegensatz zur Schaltung nach Abb. 3, wo alle
Kurzschlußkreise in Reihe liegen, sind hier drei Kurz-
schlußkreise nebeneinander geschaltet, u. zw. die Kreise 6
und 3 mit je einer Schleife und die Kreise 4 und 5 mit zwei
Schleifen in Reihe. Bezeichnet man den Widerstand einer
Teilwicklung mit r, so ergibt eine elementare Überlegung,
daß für den Strom / ein Widerstand von 7/s r zur Wir-
kung kommt. Im betrachteten Teil der Periode müssen
sich also die Teilströme ?,, und Zu verhalten wie 5 zu 7.
Der Strom ïa wird in seinen Amperewindungen durch die
Kurzschlußströme derart ausgeglichen, daß entsprechend
den Widerständen die Kreise 6 und 3 je zwei Fünftel und
1280
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
29. August 1929
Kreis 4 und 5 ein Fünftel von ?,, führen (Abb.8). Die
momentane Stromverteilung an den Teilwicklungen ist in
Abb.5 durch die oberen Pfeile angedeutet: Die unteren
Pfeile zeigen, wie der Magnetisierungstrom der drei
Eisenkerne in der Hauptsache verläuft. Die Differenz der
gleichzeitig fließenden Anodenströme muß den Maeneti-
sierungstrom für alle drei Kerne decken, der kritische
tra i Ja
in HI
a A
a gerechnete Kurvenform b Oszillogramme
Abb. 9. Teilströme bei 3 Stromteilern.
Gleichstrom ist gleich dem 1%fachen Höchstwert des
Leerlaufstromes eines Kernes für die dreifache Netz-
periodenzahl.
Unter ähnlichen Voraussetzungen wie früher wurde
in Abb. 9 der Verlauf eines Anodenstromes !, mit seinen
beiden Teilströmen ?,, und Zu in Seiner theoretischen
Form links und in Oszillogrammen rechts zusammenge-
stellt.
I
12
Abb. 10. Anordnung der Teil-
wicklungen bei unsyminetrischer
Verkettung.
Nach der theoretischen Form ergibt sich für den
Effektivwert des Teilstromes, für den die Wicklungen an
den Stromteilern bemessen sein müssen, der Wert
I, = 0,156 I, =0,541,-
Der Effektivwert des Teilstromes ist also in dieser Schal-
tung bedeutend kleiner als früher, was auf die günstige
Lage der Kurzschlußkreise zurückzuführen ist. Die be-
Abb. 12. Schema der magnetischen
Verkettung (12 Anoden).
schriebene Ausführung entsprechend Abb. 5 wird von den
SSW für Großgleichrichter und große Glasgleichrichter
angewendet.
D. Schaltung mit 3 Stromteilern. Unsymmetrische
Verkettung.
Eine konstruktive Vereinfachung der Stromteiler
selbst kann man dadurch crreichen, daß man auf jedem der
2 bewickelten Schenkel nur 2 Teilwicklungen anbringt.
Abb. 10 zeigt eine solche Ausführung für Röhrenspulen.
Es sind dann z. B. die Wicklungen 1 und 2 auf einen
Schenkel sehr gut miteinander verkettet und ebenso dic
Wicklungen 4 und 5 auf dem anderen. Dagegen tritt
zwischen den beiden Schenkeln eine große Streuung auf,
so daß z. B. die Wicklungen 1 oder 2 nur schlecht mit den
Wicklungen 4 und 5 verkettet sind. Die stromverteilende
Wirkung für die Gleichrichteranlage ist also hier genau
so wie früher bei symmetrischer Verkettungz. Dagegen wird
die Stromverteilung an den Stromteilern selbst ungün-
stiger, weil die Kurzschlußkreise infolge der großen
Streuungen der Wicklungen gegeneinander nicht mehr so
gut ausgleichend wirken. Auf die Nachrechnung dieser
Schaltung soll hier verzichtet werden. Gemessen wurde:
I, = 0,171 I, bzw. 0,585 Ia.
Die erwähnte konstruktive Vereinfachung bedingt also
etwas höhere Ströme an den Stromteilern.
Abb. 11. Schaltung mit 8 Stromteilern für 12 Anoden.
E. Anordnung der Stromteiler im Nullpunkt.
Bisher wurden bei allen betrachteten Schaltungen die
Stromteiler zwischen Transformator und Gleichrichter an-
geordnet. Man kann dieselben auch, ohne an ihrer Wir-
kungsweise etwas zu ändern, in den Verkettungspunkt des
Transformators verlegen. Für praktische Ausführungen
kommen heide Schaltungen in Betracht.
Die Anordnung der Stromteiler im Verkettungs-
punkt hat den Vorteil einer einfacheren Leitungsführung
und geringerer Betriebspannung an den Stromteilern, da-
gegen den Nachteil, daß bei räumlicher Trennung der
Stromteiler vom Haupttransformator alle 12 Enden der
Phasenwicklungen am Transformator gesondert herausge-
führt werden müssen. Dieser Nachteil wird vermieden,
wenn die Stromteiler räumlich mit dem Transformator zu-
sammengebaut und im selben Ölkessel angeordnet werden.
Nach diesen Gesichtspunkten wurde von den ÖSSW in
Wien der Transformator für eine Großgleichrichter-
anlage der Straßenbahn Sofia für 600 V, 835 A, über-
I a
Abb. 13. Anordnung der Teilwicklungen (12 Anoden).
lastbar auf 1045 A, hergestellt. Die Anordnung hat den
Vorteil, daß man keinen gesonderten Ölkessel für die
Stromteiler braucht und in der Anlage eine übersichtliche
und einfache Leitungsverlegung erreicht,
F. Parallelschaltung zweier und mehrerer Anoden durch
die Stromteiler.
Die Großegleichrichter für große Stromstärken (2000
bis 6000 A) haben im allgemeinen 12 Anoden, von denen bei
Sechsphasenbetrieb je zwei an derselben Phase liegen.
Um die Parallelarbeit dieser gleichphasigen Anoden zu
stabilisieren, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten.
29. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
1261
1. Die Sekundärwicklung des Haupttransformators
wird in zwei getrennte Sechsphasen-Wickluneen unter-
teilt, die so mit der Primärwicklung verschachtelt werden,
daß bei zleichmäßiger Belastung beider Wicklungen die
Streufelder am Transformator am kleinsten werden’. Bei
dieser Anordnung wird jedoch der Transformator, was die
Anordnung der Wicklungen, die Leitungesführung und
die Herausführung der Klemmen anbelangt, bedeutend
kemplizierter, als bei der normalen Ausführung mit nur
einer Sckundärwicklung.
2. Bei normal- ausgeführtem Transformator wird die
Parallelarbeit der Anoden durch besondere kleine Drossel-
spulen in den Anodenkreisen bewirkt
I
72 S $ra 7a Ee sa 2b
T
EE
Abb. 14. Verkettung der Teilwieklungen, Kurzschlufßkreise
(12 Anoden..
In Gleichrichteranlagen, in welchen Stromteiler Ver-
wendung finden, kann man diese mit zur Parallelschaltung
der Lichtbogen heranziehen. Man kann dann die Anoden-
drosseln weglassen, ohne die einfache sechsphasige Aus-
führung des Haupttransformators aufgeben zu müssen. Die
gleichmäßige Beteiligung aller 12 Anoden an der Strom-
lieferung wird hier durch entsprechende Unterteilung und
Schaltung der Wicklungen an den Stromteilern erreicht.
Diese müssen zu diesem Zwecke in den Anodenkreisen an-
geordnet sein.
C Gileichrichter
D Regeltransformat r
A Stromteiler
B Transformator
Abb. 15. Sehaitung mit Itegeltransforinator.
Um die Teilung der Sechsphasenleitunzen in
12 Anodenleitungen zu erreichen, muß man die 12 Teil-
wicklungen an den Stromteilern, wie sie z. B. in Abb.5
dargestellt sind, in je zwei parallele Kreise la, l'a, 1b, Uh
usw. zerlegen (Abb. 11). Die magnetische Verkettunge der
Teilwieklungen untereinander macht man zweckmäßig so,
daß alle 24 Teilwicklungen in einem geschlossenen Kreis-
€ DRP. 2149 197, 91538.
lauf miteinander verbunden werden. Durch diese Ver-
kettung erreicht man völlige Symmetrie in elektrischer und
magnetischer Beziehung, ohne daß eine der parallel arbei-
tenden Anoden oder Anodengruppen bevorzugt wird. In
dieser Symmetrie, die sich durch andere Stromteilungschal-
tungen nicht so einfach erreichen läßt, liegt ein großer
Vorteil der beschriebenen Stromteiler. (DRP. angem.)
Abb. 12 und 13 zcigen die oben gekennzeichnete Anord-
nung der Teilwicklungen. In Abb. 12 ist dieselbe schema-
tische Darstellung der magnetischen Verkettungen ge-
wählt, wie in Abb. 6 für die Schaltung von 6 Anoden. Die
Teilwieklungen, welche durch Strecken miteinander ver-
bunden sind, müssen besonders gut verkoppelt sein. Auf
den Eisenkernen sind diese Wicklungen, z. B. 1b und 7a,
nebeneinander auf einem Schenkel angcordnet, die paral-
lelen Kreise 1’b und 2a nebeneinander mit großer Streuung
gegen 1b und Za auf dem anderen Schenkel (Abb. 13).
Durch die im Kreis symmetrische Verkettunz nach dem
Schema erhält man auch für die Kurzschlußkreise voll-
ständige Symmetrie. Die Laze derselben für den Fall, daß
Phase 1 und 2 Strom führt, ist in Abb. 14 angedeutet. Die
Teilwieklungen 1b und la sowie 1’b und 2a sind direkt
miteinander verkettet, die Teilwicklungen la, Ua und Zb
2bdurch die angegebenen 6 Kurzschlußkreise. Die Strom-
Abb. 16.
Schaltung mit Regeltransformator.
verteilung in den Wicklungen ist grundsätzlich dieselbe,
wie bei der unter C beschriebenen Schaltung, da die Wir-
kung der Kurzschlußkreise dieselbe ist, wie in Abb. 8 ge-
zeigt. Bezeichnet man mit I, den gesamten Gleichstrom,
mit /, den Sekundärstrom am Transformator, so gilt für
den Teilstrom 7, :
I, = 0,678 I. = 0,27 E
Wie aus Abb. 13 ersichtlich ist, erhalten die Stromteiler
wie früher 4 Wicklungen pro Schenkel, sie werden also in
der Herstellung nicht komplizierter wie früher bei
6 Anoden, wo man zu Unterteiluneen der Wicklunsen ge-
zwuneen war, um auf günstige Fffektivwerte der Ströme
zu kommen (Abb. 7). Etwas schwieriger wird lediglich
die Leitunzsführunz und die Herausführung der Klemmen
für den Fall, daß Ölkühlung vorgesehen ist. Bei Unter-
bringung aller 3 Kerne in einem gemeinsamen Ölzefäi)
fällt auch dieser Nachteil weg.
G. Einfluß der Regeltransformatoren auf den
kritischen Strom.
In der Praxis kommt es mitunter vor, daß ein Zusatz-
transformator zur Regelung der Spannung zwischen Haupt-
transformator und Gleichrichter eingeschaltet wird. Für
den Fall, daß in einer solchen Anlage Stromteilung vor-
handen ist, muß auf die Schaltung des Zusatztransformn-
tors besonders geachtet werden, da dieser unter gewissen
Umständen den Wert des kritischen Belastunzstromes
wesentlich vergrößert.
1262
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 35
29. August 1929
Ein Beispiel einer solchen Schaltung gibt Abb. 15. Der
Zusatztransformator D, der hier als Drehtransformator
angenommen ist, liegt mit seinen Zusatzwicklungen II in
den Anodenleitungen, seine Erregerwicklung I ist in
offener Schaltung entsprechend den voll ausgezogenen
Leitungen hinter den Stromteilern A angeschlossen.
Bedingung für das Eintreten der Stromteilung ist das
Auftreten des Hilfsflusses der dreifachen Netzperioden-
zahl in den Stromteilern A. Zur Erregung dieses Flusses
muß ein Magnetisierungstrom der dreifachen Frequenz,
der sich aus der Differenz der gleichzeitig fließenden
Anodenströme am Gleichrichter ergibt, zur Verfügung
stehen. Dieser vom Gleichrichter herrührende Strom drei-
facher Frequenz wird zum großen Teil von der Erreger-
wicklung I des Drehtransformators aufgenommen (Abb. 15),
und nur ein kleiner Teil geht durch die Stromleiter A.
Die Folge hiervon ist, daß die volle Magnetisierung der
Stromteiler erst bei wesentlich höherem Gleichstrom ein-
tritt. In praktischen Fällen wurde festgestellt, daß durch
den Regeltransformator eine Vergrößerung des kritischen
Stromes auf das 4...öfache des normalen Wertes verur-
sacht werden kann. Diesen meist unerwünschten Einfluß
kann man vermeiden, wenn man, wie in Abb. 15 punktiert
gezeichnet, den Zusatztransformator vor den Stromteilern
anschließt. In diesem Falle muß auch der von der Wick-
lung I aufgenommene Strom dreifacher Frequenz die
Stromteiler durchfließen, so daß derselbe für die Erregung
des Hilfsflusses zur Wirkung kommt. Es wird also der
Wert des kritischen Stromes durch den Regeltransformator
nicht mehr beeinflußt.
Dasselbe erreicht man, wenn man die Wicklung I des
Regeltransformators in Dreieck oder noch besser in Stern
schaltet und nur an drei Phasen des Haupttransformators
anschließt (Abb. 16). Dieselbe kann dann keinen Strom der
dreifachen Netzfrequenz von außen her aufnehmen und
beeinflußt die Wirkung der Stromteiler nicht mehr. Diese
zuletzt beschriebene Schaltung muß in allen Fällen ange-
wendet werden, in welchen der Hilfsfluß im Haupttrans-
formator selbst (Manteltransformator oder drei Einphasen-
transformatoren in Stern/Sechsphasensternschaltung) oder
im Nullpunkt desselben (Saugdrossel oder Stromteiler im
Nullpunkt) erzeugt wird.
Über das Vermaschen von städtischen Drehstrom-Niederspannungsnetzen.
Von P. Wittich, Berlin.
Übersicht. Das vollständige Vermaschen ist durch
die Gleichstromnetze, in denen es wegen seiner vorteilhaften
Spannungsverhältnisse durchweg angewandt wird, bekannt
geworden. Diese Netzgestaltung hat sich in Wechselstrom-
netzen dort eingebürgert, wo auf die Sicherheit der Energie-
versorgung großer Wert gelegt wird. Beide Stromarten
weisen nun verschiedenes Verhalten hinsichtlich der Span-
nungs- und Kurzschlußverhältnisse auf. Es fragt sich
daher, ob die vom Gleichstromnetz übernommene Kupp-
lung der einzelnen Speisepunktsbezirke nicht in eine solche
Form abgewandelt werden kann, die die guten Spannungs-
verhältnisse des vermaschten Systems und die günstigen
Kurzschlußeigenschaften des offenen in sich vereinigt. i
Vermaschte Netze kommen hauptsächlich in Städten
vor; denn hier ist jeder Verlust an abzugebenden Kilo-
wattstunden wegen des zusammengedrängten und daher
verhältnismäßig großen Energieverbrauches finanziell zu
spüren, weshalb er nach Möglichkeit vermieden werden
soll. Vermaschen bedeutet sonach in erster Linie nichts
anderes wie ein Reserveschaffen für den Verbraucher.
Daß sehr oft gleichzeitig durch den Belastungsausgleich
die Spannungsverhältnisse verbessert werden, spielt erst
in zweiter Linie eine Rolle Ein Zahlenbeispiel mögə
dies veranschaulichen. In einer größeren Stadt beträst
die spezifische Spitzenlast etwa 2... 10 W/m? bebauten Ge-
ländes!, Bei einer durchschnittlichen Spitzenbelastune
von 4 W/m? und bei einem Einzugsgebiete von 125 000
m?/Speisepunkt, was einer Stationsentfernung von 500 m
entspricht, ergibt sich ohne Vermaschung eine Einbuße
von 500 kW Spitzenleistung, wenn aus irgendwelchen
Gründen ein Speisepunkt versagt. Die Folge davon ist
ein ziemlicher Einnahmeausfall, zumal es sich hierbei
meistens um Lichtstrom handelt, der gut bezahlt wird.
In den folgenden Abschnitten werden nun systema-
tisch die hauptsächlichen Vermaschungsweisen untersucht
und miteinander verglichen. Als Vergleichsbasis werden
bei den verschiedenen Fällen gleiche Belastung und glei-
cher Kupferquerschnitt gewählt. Beurteilt werden die
einzelnen Netzarten erstens hinsichtlich ihres maximalen
Spannungsverlustes bei Normalbetrieb und bei Ausfall
eines Speisepunktes, wobei auch die auftretenden Kabel-
und Transformatoren-Überlastungen zu beachten sind,
und zweitens nach dem größten und kleinsten Stromwerte
im Kurzschluß.
Von einem vermaschten Netz verlangt man, daß es
günstige Spannungsverhältnisse aufweist und daß bei
Kurzscehlüssen nur der fehlerhafte Kabelteil durch Ab-
schmelzen sciner Sicherungen von dem Netz losgelöst
wird. Aus diesen beiden Forderungen rechtfertigt sich
die getroffene Wahl der Vergleichsmaßstäbe. Denn der
maximale Spannungsverlust gibt Auskunft über die Span-
nungsverhältnisse, und je größer der Unterschied zwi-
schen Größt- und Kleirnstwert des Kurzschlußstromes ist,
1 O. Burger, ETZ 199, S. 74
um so leichter ist ein selektives Abtrennen des kranken
Teiles möglich. Von diesen beiden Gesichtspunkten aus
betrachtet, gilt ganz allgemein der Satz: Ein unvermasch-
tes Netz hat günstige Kurzschlußverhältnisse, weil nur
eine Station jeweils in die Fehlerquelle speist, und ein
vermaschtes Netz wird wegen der Ausgleichsfähigkeit
gute Spannungsverhältnisse zeigen, da ihm Reserveeieen-
schaften innewohnen. Zum letzteren ist noch eine Ein-
grenzung vorzunehmen, insofern es dem Verbraucher
nicht so sehr auf die Stromlieferung wie auf die zuge-
hörige Spannung ankommt. Fällt nämlich ein Speise-
punkt aus, so wird die Versorgung seines Bezirkes durch
die umliegenden Stationen übernommen. Der Wert die-
ser Ersatzenergie für den Verbraucher ist davon abhän
gig, mit welcher Spannung sie geliefert wird. Um dies
zu verstehen, betrachte man Abb. 1. Sie enthält die Strom
Spannung
Abb. 1. Stromaufnahme verschiedener Verbraucher bei ver-
äinderlicher Netzspannung.
aufnahme von Motoren und Glühlampen, den Motor-cosg
und die Glühlampenhelligkeit in Abhängigkeit von der
zuscführten Spannung. Glühlampen z. B. ändern ihre
Lichtstärke etwa mit der vierten Potenz der angelegten
Spannung und sind so gegen Spannungsverluste sehr emp-
findlich. Daher werden Stadtnetze, wie allgemein be-
kannt ist, in erster Linie nach dem Spannungsabfall be-
messen; gewöhnlich läßt man 33% =6% Schwankung
zu, so daß für die Kabel etwa 2,5 % verbleiben, wenn die
Transformatoren-Kurzschlußspannung 4% und der Lei-
stungsfaktor 0,8 ist. Der Spannungsbewegung von +3%
entspricht eine Lichtänderung des letzten Abnehmers
zwischen 90 % und 111%, die aber zulässig ist, weil sie
nicht plötzlich in Erscheinung tritt. Während bei den
Lampen der Strom mit sinkender Spannung abnimmt, ist
es bei Motoren gerade umgekehrt, sofern sie, was mei-
xa g9, August 1929 stt 1929 Heit 35 1263
stens der Fall sein wird, mit konstantem Drehmoment
arbeiten.
In den gemachten Rechnungen ist eine gleichmäßige
Lastverteilung gewählt worden, U.ZW. derart homogen,
dad innerhalb des betrachteten Spannungsbereiches die
Spannungsvel” Dauer-
lust* (maximal) Mehrbelastung | Kurzschlußstron
Nor- \ Ausfall Trans- Größt | Kany
Stromsumme (eines Anschlusses) der Lampen Un o: een forma- | Kabel EN Sta- \Kno-
toren sich nicht wesentlich mit der aufgezwungenen Station 107 | Konten Son ren
Spannung ände Diese Annahme ermöglicht, den Span- |
!
EUER Veen =
0.817 (0,122 0,122 | 0,066
= P c P L er er EE Bee u ee ga Lee
Ele vk SS $ | | |
1 n=1 = II Le 15 | 36 6% 167° | 57,1% |0955 0,245 0,09 | 0,045
| }
m — {on —— —
Lo ——— m |
PS
1,000 0,122 0,047 om
Darin bedeutet P den GesamtstroM aller na Abnehmer, m I 1 1 A8 p165% 29,3%,
] o | | |
= md es ist r = reos tsin g eine Konstante?, welche ix 85°
l m den kilometri ad ee ol un induktive , |
itungswiderstan und dure en asenwinkel Ọ es RB Be ; S
Laststromes bedingt ist; die anderen Bezeichnungen sind i ist im Beispiel gleich 3%.
aus Abb. 2 zu entnehmen. Die gemachten Idealisierungen
der Kontinuität und Homogenität, die in Städten gaT oft a) Im No rmalbetr iebe bei vjerseitiger Spei-
zutreffen mögen, bedeuten bei der vorliegenden Unter- sun +3—3=6 %, bei dreiseitiger a _45= 75%
suchung keine Einschränkungen, weil es auf die Gewin- bei zweiseitiger 3 _3=6% und bei einseitiger Spei-
nung prinzipieller Erkenntnisse ankommt. Unter diesen sung a — 3 = 6 %. An Hand der Abb. 4, 5 und über-
Umständen wächst der Spannungsabfall vom Speisepunkt zeugt man sich leicht, daß die Systeme I, II. IV gleichartig
bis zum letzten Verbraucher, so wie es durch die Abb. : wirken. Der um 1,5 % größere Voltverlust des Systems
dargestellt wird. Die Kurve ist eine Parabel, deren Schei- JII tritt am Ende der in dem Knotenpunkt angreifenden
tel am Leitungsende liegt. Der rasche Anstieg gleich Stichleitung auf, deren Last sich gleichmäßig (je ein
am Anfang bewirkt, daß der halbe Spannungsverlust schon Drittel) auf die drei Speisepunktleitungen verteilt.
b) Bei Ausfall einer Station für die vier-
GG tungsdrittels vorhanden ist. 100 seitige Speisung +3 —75= 10,5%, für die dreiseitige
Darum ist auch SC) oft bei |% 23 — 10,8 = 13,8%, für die zweiseitige _114=
den städtischen Kabelneizen A 80 14,4% und für die einseitige Speisung unendlich, weil bei
der Kupferquerschnitt grö- % ihr in dem von der Störung betroffenen Gebiete Energie
Ber, als er es nac em nicht mehr abgegeben wird. Im Hinblick auf den Haupt-
höchsten Leistungstrom ZU grund der Vermaschunß, der in der Sicherheit der Ener-
sein brauchte. gieversorgung zu suchen ist, darf man die Spannungsv®T-
hältnisse bei zwei-, drei- und vierseitiger Speisung als
erträglich bezeichnen, mal anzunehmen ist, daß wäh-
20 rend der Zeit der Spitzenbelastung die Verbraucher, die
g De ` sonst brennen, wodurch der oben angegebene maximale
Abb. 3. Spannungsabfa ll vom Spannungsverlust im Störungsbetriebe noch verkleinert
Speisepunkt ZU den Verbrauchern. wird. Dem Spannungsabfall nach eignen sich für die Ver-
maschung sowohl die zwe! als auch die vierseitige Spei-
sung, weil sie im Normalbetriebe den kleinstmöglichen
und im Störungsfalle erträglichen Voltverlust haben.
Spesepdt. Knotenpkt.
Abh. 2.
Stationen und Leitungen können auf mehrere Weisen
zu einem Netze zusammengefaßt werden. Je nach der An-
zahl der Speisepunkte, die einem Abnehmer unmittelbar
den ` Strombezug ermöglichen, unterscheidet man ein-,
einfachste Art des Netzebildens. Jeder Verbraucher ist
an eine einzige Station angeschlossen, daher die Bezeich-
nung einseitige Speisung-. In Abb.5 ist man einen be-
deutsamen Schritt weitergegangen, indem man die Speise-
bindet. So entsteht die zweiseitige Speisung; Von inks
und von rechts steht elektrische Energie zur Verfügung.
i j 1, schließt Abb. 4. Einseitige Speisung. Abb. 5. Zweiseitig
e Speisung.
an, woraus sich die in Abb. 6 gezeichnete dreiseitige Spel-
ang ergibt. Schließ lich „verknotet” man in den Sns ten- en die een E div Ho SH re
punkten alle vier ankommenden Leitungstränge miteln- entscheidende Rolle. Selbst die bei dem zweiseitigen Spei-
a men bekommt SONENS vierseitige Speisung nae sen vorkommende oz prozentige Überlastung, die wegen der
BE anderen sich noch anreihenden Stationen in Wirklichkeit
Wit anderen Worten: das vollständig unvermaschte ein wenig geringer, etwa og... 24%: wird, ist unbedenk-
Netz der Abb. 4 wandelt sich über die Zwischenstufen lich, sofern die Transformatoren den R.E.T. genügen. Da-
Abb. 5 und 6 in das reine Maschennet2z der Abb.7 um. gegen unterscheiden sich die zwei- und vierseitige Spei-
Die w esentlichen Eigenschaften dieser vier Netzarten sung sehr in der abelmeh rbelastunß; hier
gehen aus der Zahlentafel 1 hervor. Zunächst behandeln + 100 %, dort + 33,3 %- Allerdings tritt die 100prozentize
wir den maximalen Spannungsverlust im Normalbetriebe Überlastung nur in dem ersten Leitungsabschnitt bis zum
und bei Ausfall einer Station. Wie zu erwarten, liefert ersten Abnehmer auf: sie nimmt dann stetig bis zur Lei-
itige Speisung die günstigsten Werte. Als Ein- tungsmitte ab und wird dort zu Null. Trotzdem dürfte die
heit ist daher derjenige Spannungsverlust gewählt worden, zweiseitige Speisung meistens an diesem Punkte schei-
j j normalerweise auftritt. Be- tern. Nur wenn der Kabelqauerschnitt in Rücksicht au
trägt dieser 3 9%, und haben die Transformatoren, die leer- den Spannungsabfall gewählt ist und den doppelten Be-
laufend gegenüber der Normalspannung eine um , triebstrom mal 0,9 (meistens befinden sich mehrere Kabel
größere Klemmenspannung zeigen, eine Kurzschlußspan- in demselben Graben) dauernd verträgt un die Spitzen-
nung Von 4%, und ist der Verbraucher-cos p = HÄ, so last nicht länger als 1,3 h anhält, darf ab und zu dem
sind die ungefähren Spannungschwankungen zwischen Kabel eine 100prozentige Mehrbelastuns zugemutet werden,
Leerlauf und Vollast: ohne daß es an seiner rauchbarkeit verliert. Diese Vor-
re er aussetzungen werden sicherlich in schr wenigen Fällen
= CH Burger, ETZ 1914, S. 4 gegeben sein, SO daß die zweiseitige Speisung in Kabel-
1264
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
29. August 1929
netzen selten Verwendung finden wird. Günstiger steht
es mit der Anwendbarkeit der vierseitigen Speisung.
Hierfür ist zu fordern, daß die Belastungspitze nicht län-
ger als 1 h dauert; dies wird meistens zutreffen, weil die
Stadtbelastungskurven gewöhnlich eine ausgesprochene
Spitze zeigen.
Wir legen nunmehr den anderen Maßstab an, bei dem
die Kurzschlußströme entscheiden. Bekanntlich wird jede
Leitung durch zwischengefügte Schmelzsicherungen, die
entsprechend den durchfließenden Normalströmen gewählt
sind, in Abschnitte zerlegt. Der über sie fließende Kurz-
schlußstrom hängt von dem Widerstand der Kurzschluß-
bahn, also von der Entfernung der Störungstelle ab.
Offensichtlich wird um so eher der schadhafte Kabelteil
allein vom Netze losgelöst, je mehr sich der kleinste und
größte Kurzschlußstrom, welcher über die Sicherungen
gcecht, voneinander unterscheiden, und je gröber ihre Nenn-
stromstärken abgestuft sind. Weil die Stromstärke ein
natürliches Maß für die — elektrisch in Ohm und nicht
geometrisch in Kilometern zu messende — Entfernung
des Kurzschlußortes vom Speisepunkt ist, kann die Fehler-
quelle durch um so gröbere Maßeinheiten auszemessen
werden, je größer der Quotient aus Größt- und KRleinst-
rechts zufließenden Kurzschlußströme bildet der größere
Strom viermal früher die nötige Schmelzwärme, wodurch
die zunächst gelegene Stromquelle wie gewünscht zuerst
abgetrennt wird.
Zwei Fälle sind zu unterscheiden: 1. Über die Speise-
und Knotenpunktsicherung (ein und desselben Kabels)
fließt der gleiche Strom. 2. Beide Sicherungen werden
von verschiedenen Strömen durchflossen, d.h. der Fehler-
ort liegt zwischen beiden. — Man erkenut ohne weiteres,
daß der Betrieb richtig weitergeführt wird, sobald die
Knotensicherung vorher abschmilzt; denn die gesunden
Leitungen bleiben mit der zugehörigen Stromquelle über
ihre Stationssicherungen, die nunmehr normal beansprucht
sind, nach wie vor verbunden. Daher müssen die Schmelz-
wärmen der beiden Sicherungsarten sehr (quadratisch)
verschieden sein; die Verwendung gleicher Typen in
Speise- und Knotenpunkten ist nicht anzängig. Auch der
Umstand, daß in Störungsfällen die Hauptsicherung län-
gere Zeit die Kabelmehrlast zusätzlich zu führen hat,
während die Nebensicherung höchstens vom Normalstrom
durchflossen wird, spricht für eine Differenzierung. So-
nach ergeben sich aus den Kabelmehrbelastungen die
Mindestverhältnis der Schmelzwärmen 4:1 für die zwei-
Abb. 6 Dreiseitige Speisung. Abb 7.
wert ist. Dabei ist ein Unterschied zwischen den leitungs-
verbindenden Sicherungen in der Station und im Knoten-
punkt zu machen. S
Beispiel. Um hierfür Zahlenwerte zu bekommen, ist
ein Beispiel durchgerechnet worden, in welchem die mitt-
lere Spitzenbelastung zu 4 W/m? bei cos ọ = 0,8 ange-
nemmen wird. Der gewählten Speisepunktsentfernung
von 500 m entsprechen Stationen mit 640 EN A Leistungs-
fähigkeit; die Transformatoren weisen einen Ohmschen
Spannungsabfall von 1,5 % und einen induktiven von 3,8 %
auf, so daß ihre Kurzschlußspannung 4,08 % beträgt. Bei
25 % maximalem Spannungsverlust in der Leitung ist der
erforderliche Kabelquerschnitt 95 bzw. 50 mm? Cu, wenn
man jeder Straßenseite ein eigenes Kabel zuordnet. In
durchgehenden Leitungszügen (von 3X 95 mm? Cu an)
sollte man nach Möglichkeit von dieser Aufteilung Ge-
brauch machen, weil zwei Teilkabel erheblich, nämlich
+33 %, mehr Strombelastung als ein einziges aushalten.
Die unter diesen Annahmen errechneten Dauerkurzschluß-
ströme sind in Zahlentafel 1 eingetragen, nachdem sie,
ahnlich wie es zuvor mit den Spannungsverlusten geschah,
auf den höchsten bei vierseitiger Speisung vorkommenden
Wert bezogen wurden. Die Größtwerte gelten für Kurz-
schluß in unmittelbarer Nähe einer Station. Da der Haupt-
teil auf die dortigen Transformatoren entfällt und nur
ein Bruchteil von den umliegenden Speisepunkten zu-
strömt, bewegen sich die einzelnen Größtwerte für die
vier Systeme innerhalb enger Grenzen, nämlich 0,77 ... 1,0.
Das Bereich der kleinsten Kurzschlußströme, welche bei
Kurzschluß in der Stationsnähe von den benachbarten
Stationen zufließen, ist etwas größer und schwankt zwi-
schen 0,045 und 0,122. Bilden wir, worauf es ankommt,
das Verhältnis Größtwert zu Kleinstwert, so erhalten wir
für die Speisepunktsicherungen bei einseitirer Speisung
6,26 : 1, bei zweiseitizer 6,66 : 1, bei dreiseiticer 10,62: 1
und bei vierseitiger 21,1:1, desgleichen für die Knoten-
punktsicherunzen bei zweiseitirer Speisuns 1,86: 1, bei
dreiseitiger 5,46 :1 und bei vierseitiger 2,58:1. Die
Größt- und Kleinstwerte schwanken bei den Stationen
innerhalb weiterer Grenzen als in den Knotenpunkten.
Dies ist nicht gerade anzenehm: denn immer soll die Kno-
tenpunktsicherung des betroffenen Teiles zuerst dureh-
brennen, damit nur dieser strom- und spannungeslos wird.
Die durchweg benutzten Schmelzsicherungen sprechen auf
die entwickelte Wärmemenee J? Rt an; bei gleichem
Widerstande R (und gleichen wärmetechnischen Eigen-
schaften) und einem Verhältnis 1:2 der von links und
Vierseitige Speisung.
Abb. 8. Getrennte vierseitige Speisung.
seitige Speisung und 2,46 : 1 für die dreiseitige und 1,78: 1
für die vierseitige, damit Stations- und Knotensicherung
wenigstens gleichwertig sind; dabei bezieht sich Jer
Wert 1 auf den Kabelnormalstrom. Diese Abstufung ist
mit Rücksicht auf die Überströme in Störungsfällen ge-
wählt.
Nun hat die Sicherung noch den Zweck, das Kabel
gegen Übererwärmung zu schützen, wie sie durch längere
Überlastung im Normalbetriebe vorkommt. Üblicherweise
sind für ein Kabel 20 % Mehrlast während 120 min, 40 %
während 30 min und 60% während 15 min zugelassen.
Bei den gewählten Abstufungen wäre nun eine dau-
ernde Koabelüberlastung von 100% bei zweiseitizer
Speisung, von 57,1% bei dreiseitiger und von 33,3 % bei
vierseitiger möglich. Also ist der üblichen Schmelzsiche-
rung noch ein Glied hinzuzufügen, welches die Stromzeit-
charakteristik entsprechend der Kabelüberlastbarkeit be-
sitzt; das ist das wichtige Ergebnis der Kurzschlußunter-
suchung. Am leichtesten läßt sich dies wegen der ver-
hältnismäßige geringen Kabelmehrbelastung bei der vier-
seitigen Speisung erreichen, weshalb die vierseitire Spei-
sung den anderen auch hinsichtlich der Kurzschlußrer-
bältnisse überlegen ist; außerdem fließen bei der vier-
seitigen Speisung über die Knotenpunktsicherung des
schadhaften Teiles dreimal größere Ströme als über die
der gesunden Leitungen, während bei der dreiseitigen das
Stronverhältnis 2:1 ist.
Zichen wir die Bilanz aus unserer Untersuchung, so
ergibt sich als zweckmäßig: Entweder werden die Dreh-
strom-Niederspannungsnetze mit ihren Hauptleitungen
vollständig vermascht oder überhaupt nicht. Bei ver-
maschten Netzen ist eine besonders geartete Schmelz-
sicherung in den Speisepunkten zu verwenden. Wenn es
irgendwie möglich ist, bekommt jede Straßenseite ihr
eigenes Kabel zugeordnet. Um die Kurzschlußströme zu
verringern und die Sicherheit der Energieversorgung zu
erhöhen, wird man eine Aufteilung des Netzes und der
Transformatoren (Stationen), wie in Abb.8 dargestellt,
vornehmen. Zu den ausgezogenen Leitungen gehören die
ausgefüllten Kreise, welche Transformatoren bedeuten,
und zu den gestrichelten Leitungen die leeren Kreise.
Beide Leitungsysteme sind in den durch Rechtecke anze-
deuteten Knotenpunkten miteinander gekuppelt. Fällt ein
Speisepunkt des einen Systems aus, so wird dessen Be-
lastung von beiden Systemen je zur Hälfte überommen,
u.zw. springen drei Stationen des unbeteilisten Systems
und sechs des betroffenen ein.
E ER be
1265
Elektrotechnische Zeitschrüt 1929 Heit 35
Kurzschlußspannung und Spannungsabfall in preiwicklungs- Transformatoren,
| Stromverteilung in parallel geschalteten Wicklungszweigen.
Von Dipl.-Ing- Leo Falk, Berlin.
(Schluß von S. 1236.)
Man kann
obne Zubilferahme des Span
E- En aus d
die Parallelschaltung gebildeten
ABCDA Abb. 15a
bildet. Die von ỌM: erzeugte wie man
dung
Stele gezeigten Vorgang leicht
nach dem BP gleicher
Koyn Uy Se die von n, und Ön, er-
zeugte EMEK = JNK C (Um Zo +Unnb + UN ta)
Stromkreis noch die Ohmschen
und n'Nn‘ je }
errechnet, Ju
‚ ferner
ead
genannten
wirken in dem
JMTM
Spannungsabfälle —
dieser EMKe
Summe
~ y h»
JM (= ry t Remn Gei
SO ryt EY
muß gleich Null
‚Rh , h:
(Um TA Umnb + UN Ei
sein, worauS sich die Gleichung
In = hə
JN
EEE E, (22b)
J e d r h. e h.
u a ak (e Oa un)
ergibt die sich mit Gl. (22) in der Ausrechnungs sehr
genau deckt und ihrer Einfachheit
wegen vorgezogen weT-
den Kann.
Abb. Bb.
125 % MT
Abb. Ba.
weiteres,
in Fäl-
an ersieht ohne
P arallelschaltung `
89 % = Mutm)
leichmäßi-
j ick- `
enn Fall a) und gleiche
vorliegen, im
a, wo N kleinere
besitzt als ;
verhältnismäßiz
Anordnung nat
ande bzw. die durch sie her-
am
Streuf .ldspannungen nic vernachlässigen
bb. 23€ zeigt ein Spannungsdiagramif für einen solehen
ur das durch Abb. 23 a gegebene Beispiel.
Das Verhältnis und die Phasenverschiebuns der Ströme
Jm und Jn errechnet sich aus Gl. (22) zu
In _ 01-023
Ju 07041%
In Abb. 23 b wird hieraus auf graphischem Weg JM = 089 JH
und JN = 0375 JH gefunden. Gleichzeitig ergeben sich die
Phasenverschiebungen von JM und JN gegen J
Es wurde — 0,76, BC senkrecht dazu gleich 0,225
gemacht. AC wird zu 0,7195 gemessen. E wurde = uf
ED = 1,16 senkrecht dazu genommen und die Hypotenuse
AD in die Richtung
Vektorrichtungen von JM und
zu DE, 80 gibt
Werte von
allelogramm
— Ju hat.
auf, macht KL u
so mißt man AL=JM= 0,89
Zur Aufzeichnung des Diagramms
schiebungen schreiben wir
—
—
Ju und AM
der SpannungsVveT-
+Jm®HM
Pen In
-- JM Lyn) TIM
o
wun IN IN(HM’
was wegen X (HN) = X NHM) und wegen JM LJN= — JH
auch wie folgt geschrieben werden kann:
— Ju mM(HN
on)
TJu('m
| + &ym Eman)’
ebenso wird
i In
— Jy MHN)
A~ m
vlt Tan
E-En”- — ptn
— wel,
en Summanden in bei-
wobei die dritt
gleich sind, wie
den Ausdrücken
G1. (20) sagt.
Wir zeichnen nun Abb. 23 c5.
z 100 _ |
oP=-Ju’u 5 0,4250 parallel zu AK von Abb. 23b,
0
pQ senkrecht dazu =- IER >
d
Sc > Myy hə
— JuKe kat? Da"? Um): E
QS parallel zu AC von Abb. 34 b
m~ , 100 De
-QR+ "7 Ka Um ry tIm (um zu um) |
— 0,89 (0,76 2 0.25) = 0,89 0,795 = 01 "w
was übereinstimmt mit
T T 100
QS=QT + TS = |In rnt/Nn ("un — wll "É,
oam. (0,70 41,76) = 0375.19 = 01%
— OS wird zu
Per Gesamtspagnangsabfall or + PQ+ QS
90;, gemessen. :
Bei Anwendung der Annüherungsformel nach G1. (22a)
ergibt sich
Jm = 09 JH
Jn =086JH,
den nach G1. (22) er-
genau mit
JH übereinstimmt.
was praktisch genügend H
und 0,375
reehneten Werten U, JH
1266
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
29. August 1929
Das Beispiel zeigt, daß die Anordnung nach Abb. 23 a
noch äußerst ungünstig ist, obwohl N ziemlich nahe an M
herangerückt ist. Die Parallelschaltung von N zu M ent-
lastet diese Wicklung nur um 11% ihres Stromes bzw.
21% ihrer Ohmverluste. Die Ohmschen Gesamtverluste
sind 93% derjenigen bei Anordnung der Wicklung M
allein, was durch ungefähre Verdoppelung des sekundären
Kupfergewichts erkauft wird. Dabei ist noch nicht be-
rücksichtigt, daß die Stromverdrängungsverluste in M
durch die Hinzufügung der Wicklung N bei gleicher Ge-
samtstromstärke um etwa 6 % erhöht werden, so daß also
unter Berücksichtigung dieses Umstandes überhaupt keine
Verringerung der Verluste durch die Hinzufügung der
Wicklung N erreicht wird.
gleichen Strömen, wie sie bei Serienschaltung vorliegen.
Die Stromverdrängungsverluste sind bekanntlich in erster
Annäherung dem Quadrat der besagten Liniendichte pro
portional.
Wie man aus dem Angeführten entnehmen kann, ist
es nicht ratsam, die Gesamthöhe der einseitig zur primären
angeordneten Sekundärwicklung über rd. 2X0,7 cm zu
wählen, da sonst die zusätzlichen Verluste über die Ohn-
verluste bei Serienschaltung hinaus für die Sekundärwick-
lung über 25 % betragen oder, auf die Gesamtkupferver-
luste des Transformators bezogen, mehr als rd. 12 %.
Wesentlich günstiger gestaltet sich die Stromvertei-
lung, sobald die parallel geschalteten Sekundärwicklungen
zwischen zwei Primärwicklungen angeordnet sind.
Zahlentafel 1.
I ve
|
1 | 30 8 Ä 8
2 A | 10 Lü i;i 10
3 Bezeichnung nach 2 2 | 2 2 | 2
4 Abb. 15a bzw. 15 b cm | 0,6 0,8 10 : 08 0,8 0,8
5 0,15 0,15 0,15 0,6 0,15 0,6
6 0,6 0,8 1,0 0,8 0,8 0,8
7 Ohm-Verluste bei Serienschaltung von M und N. .... l 1 l | l 1 l
8. | Vergrößerung durch Stromverdrängung** ........ 1,04 1,11 1,30 | 1,11 1,11 1,11
9 zZ 2 Jm/JH e e xv o e ev e e e o o e ee o e e w 0,58 0,66 0,78 } 0,79 | 0,65 0,76
10 | SS ETC CERN 0,48 0,47 0,43 |! 040 ` 0,47 0,43
11 eg < Ohm-Verluste bei Parallelschaltg. von M und N* 1,13 1,13 1,69 1,56 1,29 1,51
12 a St? Vergrößerung durch Btromverdrängung?? . . . . 1,03 1,08 1,15 1,06 1,08 1,06
13 = Gesamtverluste von M und N bei Parallelschaltg. 1,16 1,41 1,83 1,65 : 1,39 1,60
14 Parallelschaltungsverluste/Serienschaltungsverluste. . . . . 1,12 1,27 1,41 1,498 1325 1,45
15 Erhöhung der gesamten Transformator-Kupferverluste durch |
die Parallelschaltung gegenüber Serienschaltung*** . . . 1,06 1,14 1,21 1,25 j} 113 |) Lë
* Durchmesser als gleich angenommen. — ** NPer: Ki, bei 70° zu 0,0214 angenommen, ferner, daß blanker Leiter 0,9, Isolation 0,1
der Spulenlänge einnimmt — einlagige Spulen M und
Die Durchrechnung einer Reihe von Beispielen (siehe
Zahlentafel 1) zeigt, daß die Mehrverluste durch die Par-
allelschaltung einseitig zur Primärwicklung angeordneter
einlagiger Sekundärwicklungen gegenüber den Verlusten
bei Serienschaltung dieser Wicklungen ziemlich genau
ebensogroß sind als die zusätzlichen Verluste durch Strom-
verdrängung bei einer einzigen, einlagigen, aber mit dop-
pelt so dickem Draht gewickelten Sekundärwicklung
wären. Dies gilt, wenn die
beiden parallel geschalte-
ten Spulen M und N ganz
nahe aneinander gerückt
werden, also bei einem Ab-
stand der Kupferleiter von
rd. 0,15 ... 0,20 cm, bei sehr
langen Spulen und bei Ver-
nachlässigung des Unter-
schiedes der Durchmesser
der Spulen. Vergrößert
man den Abstand von M
und N, se werden die Ver-
luste bei Parallelschaltuns
noch etwas größer.
NIE II
Abb. 24b.
Abb. 25.
Bei kürzeren Spulen bzw. bei Rogowsky-Faktoren, die
wesentlich kleiner als 1 sind, werden die Verhältnisse
etwas günstiger. Ebenso werden die Verhältnisse um ein
Weniges günstiger, wenn die Sekundärspulen innerhalb
der Primärspulen liegen, so daß die von der Primärwick-
lung weiter ab liegende Sekundärspule den kleineren
Durchmesser hat. Bei der Durchrechnung des Vergleichs
dürfen natürlich die Stromverdrängungsverluste in den
parallel geschalteten Spulen nicht außer acht gelassen
werden, wenn sie auch — gerade bei ungünstigster Strom-
verteilung — wesentlich kleiner werden als bei Serien-
schaltung der gleichen Spulen, da die Kraftliniendichte
des Flusses, welcher die der Primärwicklung näher
liegende Sekundärspule durchsetzt, infolge der Phasen-
verschiebung von Jm und Jn kleiner ist als bei phasen-
— märer Ohmverlust = sekundärer Ohmverlust bei Serlenschaltung angenommen.
Wenn die Wicklung nach Abb. 24 auch nur in seltenen
Fällen zweckmäßig sein wird — z.B. wenn die relativ
niedrige Oberspannung, etwa 3000 V, zu Röhrenspulen
führt und wahlweise verdoppelt werden soll, besonders
wenn dasselbe auch von der Unterspannung verlangt
wird —, so mag der Fall doch schon seines theoretischen
Interesses wegen untersucht werden.
Die beiden Oberspannungswicklungen seien in Serie
geschaltet, jede derselben enthalte die gleiche Anzahl von
Windungen. Die Abb. 24a gibt ein Diagramm der Streufeld-
induktionen, welche von Ja und den zugehörigen ebenso-
großen Primärstromteilen (gleiche primäre und sekun-
däre Gesamtwindungszahl vorausgesetzt) gebildet wirl.
Abb. 24 b gibt ein analoges Diagramm des von Jn und den
zugehörigen primären Gegenströmen gebildeten Streu-
feldes. Sieht man der Kürze wegen von der Verschieden-
heit der Rogowsky-Faktoren ab — ein erheblicher Fehler
entsteht dadurch nicht —, so sind die aus der Abbildung
erkenntlichen Induktionen B, = c Jm bzw. B, = c JN.
In dem Stromkreis ABDA muß die Summe aller
EMKe gleich 0 sein.
Das von Jm erzeugte Streufeld induziert in der Strom-
schleife die Spannung
Ra ha r hı
KJu ke UMm—-; Um+b Ub + -3 Un),
das von Jn erzeugte Feld die Spannung
KIn{- Und 28 Cut un)
2 3 6 i
Zu diesen EMKen treten die Ohmschen Spannungsabfälle
Die Summe muß gleich Null sein, also
E a h Ns:
Ju'm In: Ge Kiel A Umn+bU-+ Se vn]
Zeil Ui — Un un|=0.
PR h
ryf DN Um+bUs+ -4 Un)
ry FEU Umt b Urt t
oder
, (B3)
2 Un)
2
wobei K wieder 8x? f = .10°9 zu setzen ist.
Für ein praktisches Beispiel sei
Umn=83n, U,=%n, Un=52n, ,=08, b=12,
h, =0,8, ry= 016%, und ry = 0,825 Din,
Elektrotechnische Zeitschrilt 1929 Heit 35
ist belanglos.
0628 — i
m par E — in absolutem Wert Ze
M 0825 + 2,86 Op
spannung IN weiten Grenzen ei V
1267
der Hauptflux p = 12,3- 10%, dann errechnet sich aus der mung der Spulen sowie bezüglich der GesamtkupferveT-
G1. (23) luste. Die Verschiedenheit der Durchmesser der Spulen
Für "Transformatoren, welche durch Serien- und Par-
allelschaltung die Möglichkeit Dee ae? die Sekundär-
8 : SECH Leistung des Transformator8 zu wählen, wie dies in Prüf-
Die Ströme sind also praktisch gesprochen genau gleich, foldern in der Regel gewünscht wird, findet man häufig
e anz gleichgültig wie verschieden die Abstände a und c die Anordnung der Spulen nach
yon den Primärwicklungen sein mögen, wenn sie nur keine statt 4 Spulengruppen häufig deren 6, 12, 18, 24 USW. vor-
Ges an, f
Abb. 26.
e IP AE Be RIED
Anne BEER ECKER ab, a.
Ju; +JN; -JH
3h "Aë
Abb. 2b.
EE eg
Abb. 26 c.
Abb. 2 d.
B
je
D
e:
CD
Le |
ei
Së
O
=
zu, daß der Gesamt-
sekundärstrom sic
an
jedoch ohne weiteres,
daß die pule Q be-
wieklung anders 8®
legen is nämlich
Es wäre aber trotz-
dem ein Irrtum, an-
zunehmen aß die
raschen gefähren
Überblick gewinn
man du h folgende
Überlegung bei wel-
cher die Öhmschen
Widerständ ZW
Spannungsverschie
bungen _Y chläs
Bild der StromvcT-
teilung ergibt.
Primärwicklung 1
der Strom 1, s0 er-
Abb. %6. den Strom 1, in alien
er Abb. 21
unter Fall a) gezeigt
wurde. Läßt man nur
in der Wicklung H;
allzu großen Verschiedenheiten der Bogoaekt Falco. zu 80 erzeugt dieser in M und N je den Strom 0,5, 1n den
ein i
den Feldern zwischen H, und M erseits und H, und übrigen Wicklungen den Strom 0.
anderseits sowie zwischen Hı und N einerseits, und H3 und Fortsetzung dieser Überlegung zu
=L
dabei IL + 0,95?) == (1? + 1?) ] = EI [2,005 — 2), d. h.
nur % %. Eine Parallelschaltung zweier Sckundärspulen
en zwei gleichen Primärspulen ist also stets voll-
Se einwandfrei bezüglich der Stromverteilung UN
er durch dieselbe bedingten verhältnismäßigen Erwär-
Man gelangt dann bel
folgender Zahlentaf".
—
re
e ve
1268
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
29. August 1929
O e I mm nn
Wenn nun in H,, H, H, und H,. wie es bei Serien-
schaltung der Primärwicklungen der Fall ist, gleichzeitig
ein Strom JH fließt, so wird in den Sekundärwicklungen
die Summe der von jeder Teilwicklung herrülhrenden
Ströme erzeugt, also
Jm=13JH
JN = JH.
Jp = JH
Jo =05JH.
Man erkennt ohne weiteres aus der Tafel, daß auch bei
eıner größeren Anzahl (6, 8, 10 usw.) von Sekundärwick-
lungen für die mittleren Spulen der Strom gleich JA, für
die äußersten jedoch 1,5 Ja bzw. 0,5 JH wird. Die zusätz-
lichen Ohmverluste sowie die Beurteilung der Stromver-
drängungsverluste ergibt sich hieraus durch Ausrechnung
bzw. durch Aufzeichnung des Streufeldes.
Zum gleichen Ergebnis der Stromverteilunz gelangt
man, wenn man die Gleichungen aufstellt, welche sich
daraus ergeben, daß M und N, N und P, P und Q jeweils
eine Stromschleife bilden, in welcher die Summe der EMKe
eleich Null sein muß, ferner als vierte Gleichung JM -H JN
+Jp+Jo=4J# dazu nimmt und aus diesen 4 Glei-
chungen die 4 unbekannten Ströme errechnet.
Bei Transformatoren für sehr große Stromstärken und
verhältnismäßig kleine Spannungen, wie sie zum Betrieb
von elektrischen Öfen gebraucht werden, schaltet man
naturgemäß eine größere Anzahl Spulen parallel. Die
Spulen selbst bestehen häufig nur aus sehr wenigen (1... 4)
Windungen. Man wählt, wenn möglich, eine gerade An-
zahl Windungen, um die Spulen symmetrisch anordnen zu
können und eine gleichmäßige Verteilung des Gesamt-
stroms auf die parallel geschalteten Stromzweige zu er-
reichen. Oft ist dies jedoch mit Rücksicht auf ein ökono-
misches Verhältnis von Kupfergewicht zu Eisengewicht
nieht durchführbar, wenn beispielsweise zwei Windunge®n
einen Entwurf ergäben, der wegen verhältnismäßig zu
hohen Eisengewichts, und vier Windungen einen solchen,
der wegen zu großen Kupfergewichts zu einem wesentlich
teureren Transformator führen würde als ein Transfor-
mator mit drei Windungen. Da aus konstruktiven Grün-
den von der Wahl je einer Spule vom halben Leiterquer-
schnitt abgesehen werden soll, wird die Spulenanordnung
etwa nach Abb. 26 ausgeführt, und es soll untersucht wer-
den, welche Stromverteilung dabei auftritt, wenn, wie ge-
wöhnlich. die Oberspannungspulen in Serie geschaltet sind.
Der Rechnungsvorganz kann analog dem im vorhe--
echenden angewandten der sein. daß man die Sekundär-
ströme in den vier parallelzeschalteten Spulen zunächst
nur für den gedachten Fall berechnet, daß eine der vier
Primärspulen, beispielsweise H,, stromdurchflossen wäre.
Zur Vereinfachung der Rechnung sehen wir von den Ohm-
verlusten ab und vernachlässigen die Verschiedenheit der
Rogowsky-Faktoren. Dann sind alle Sekundärströme
phasengleich, und die Induktion der Streufelder ist pro-
portional der auf jeder Seite derselben vorhandenen Summe
von Amperewindungen, bzw. bei Annahme gleicher Win-
ıdungszahlen in allen Einzelspulen gleich der Summe der
einer Spule N. Der von drei Spulen umschlungene Stren-
feldteil hat die Induktion AX.3Jm, und den Querschnitt
c-a. Die Koeffizienten k und e, welche für alle Summan-
den gleich sind, können wir, da sie aus den Gleichung.n
wieder herausfallen, weglassen. Der von drei Spulen M
und N umschlungene Streufluß ist dann 3 Jm. a. Der
von zwei Spulen M und N umschlungene Streufeldteil ist
in Abb. 26b links von dem vorher betrachteten Streufluß-
teil 2Jm,.a und rechts davon
(3 Im. + Jn).2a+ D Iw, kt Jn, +3 J;+Jm, — dn
x3a+ß3Jm.+Jm—Jm).2a,
der von nur einer Spule M und N eingeschlossene Streu-
f\ußanteil tst links Jm,. Ta und rechts (3 J/M, + Jn.— Jma.
Wegen der Parallelschaltung von M und N besteht also
die Gl. (1).
3.3./m.+ 2.[2Jm+2.6Jm+ Jm) +3
x< (BJM, HJN: +3Jm.+Jm — JH) +2.(8 JM. EN. — Aal
+1. [7 TEE TEE AE OH — 0
Wegen der Parallelschaltung von N und P erhält man sinn-
vemäß Gl. (2)
3.|3 Jm: + 37m — Ja) + 2. [3 Inm, +237: -Jn
pit EE +1.[2.6 Jm + 9m - Im
+3.3 Im + m, — In +3 Im + Im)
+23 Jm, + .n)+(-3JQ — Jr] =0
und wegen der Parallelschaltung von P und Q
3(-3 JQ +2] - CN dere CH
+1. |7 (—3Jo.—2 Je + (Jan) -- 0.
Als vierte Gleichung dient uns
3Jm +3 JN: +3 JP, +43 JQ: —-JH =.
Die Auflösung dieser vier Gleiehungen führt zu den
Werten l
JM. = + 0,0394 JH,
Jn, = +0340 JH,
Ja, = — 0,0628 JH,
"Ja. = + 0,0151 JH.
In ähnlicher Weise werden die Ströme JM. JN.JP, JQ
ermittelt, welche von der Primärspule H, allein erzeugt
würden, ebenso wie JM, JN, JP, und JQ, die von H, und
JM, JN, JP, und JQ, welche von H, herrühren (Abb. 2va,
c, d).
Die Rechnungswerte sind in der nachfolgenden Zahlen-
tafel 3 aufgeführt.
Zahlentafel 3
M | N | P Q
Hi. JM, = + 0,3820 JN, = — 0.0660 Jp, = -r 0,0235 Ja, = — 0,0058
IT... JM, = + 0,0304 JN, = + 0,340 JP, = — 0,0628 r JQ, = + 0,0154
H, . JM, = — 0,0176 JN, = + 0,0712 Jp, = + 0,2995 ` JQ, = — 0,0199
H, . ; JM, = + 0.0136 | JN, = — 0385 JP, — + 0,0875 Jo, = -+ 0.2710
| Jm= 047%4Ju | JN= 3077Jg | JP= 0347/H : Ja = 0,2607 JH
auf einer Seite der betreffenden Streufeldstelle vorhan-
denen Ströme.
In Abb.26b ist das Diagramm der Streufeldinduk-
tionen dargestellt, wie es sich bei Anordnung der Wick-
lungen nach Abb. 26 dann ergibt, wenn die Primärwieklung
H, vom Strom JH durchflossen wird, der übrige Teil der
P’rimärwicklung dagegen stromlos ist. Die Stromvertei-
lung in den vier parallelgeschalteten Sekundärwicklungen
mit den Strömen JM. JN, JP, und Je wird dureh vier
(‚leichungen bestimmt. Da die drei in Serie geschalteten
Spulen M mit den drei in Serie geschalteten Spulen N
parallelgzeschaltet sind, muß die Summe aller EMKe,
welche vom Streufeld in den Spulen der Stromschleife
MMMNNN erzeugt wird — zuzüglich der hier vernach-
lässieten EMKe, welche durch den Ohmw iderstand erzeugt
werden —, gleich Null sein.
Bei der Berechnung der EMKe müssen wir beachten,
daB ein Teil des Feldes von drei Spulen M und drei Spulen
A umschlungen wird, ein Teil von zwei Spulen M und
zwei Spulen N und ein Teil von nur einer Spule M und
Bei Serienschaltung der Primärspulen H,. Hə. H: H,
tritt in den Sekundärspulen die Summe der Efnzelströme
auf, wie sie in der untersten Zeile angeführt sind. Bei
eleichmäßiger Stromverteilung würde in jeder Sekundär-
spule ein Strom 0,333 JH fließen. In der Spule Jm fließt
also immerhin ein um 25 % vergrößerter Strom, so dab
die Verluste in dieser Einzelspule um 57 % größer werden
als bei gleichmäßirer Verteilung. Die Gesamtkupferver-
luste in der Sekundärwicklung wachsen jedoch nur umn 6 %
gegenüber jenen bei zleichheitlich verteiltem Strom an.
Zu identischen Ergebnissen gelangt man natürlich,
wenn man den Streufeldverlauf bei Belastung aller Pri-
märwicklungsteile nach Abb. 26 diagrammatisch darstellt
und die Bedinzunesrleichungen aufstellt, die sich aus der
P’arallelschaltungz der Zweige M, N, P und Q sinnzemäß
wie im vorhergehenden ergeben. Anstatt 4 Gruppen
von je 4 (Grleiehungeen hat man nur einmal 4 Giri-
chungen aufzulösen. Die Rechnungsarbeit ist aber trotz-
dem nicht wesentlich geringer, da die Gleichungen ent-
sprechend länger sind. Gewöhnt man sich an die gra-
nhische Darstellung der Streufelder für einzelne belastete
Primärspulen, wie mit Abb. Ya... 26d wezeichnet, SO
’ kommt man sehr bald fast ohne Rechnungsarbeit aus, da
leicht zu schu-
das für Beurteilung von Flächeninhalten
‘se skizzierten
lende Auge bei Betrachtung einer probewels
Feldverteilung fast schon auf Sicht die Richtigkeit oder
Fehlerhaftiekeit der Verteilung wenig-
stens mit der für solche Zwecke hinreichenden Genauißg-
keit erkennt, und weil di der erforderlichen
Korrekturen schnell beurte e ährend dies
bei Betrachtung des Gesamtfeldes nach Abb. op e nicht 52
leicht gelingt. Der oben ge der Bestiminune
der Stromverteilung ist daher der übersichtlichere un
letzten Endes auch der kürzere.
In der überwiegenden Mehrzahl der F
Transformatoren für große Stromstärken, V
transformatoren, noch in der Sekundärspannun® regelbar
sein, was durch Zu- und Abschaltung von Primärwindun-
gen bewerkstelligt wird, da Anzapfunzen auf der Sekun-
därseite der großen Stromst n zu teurer und un-
geschlachter Konstruktion führen würden und bei den
wenigen Windungen auch gar nieht im gewünschten Ver-
hältnis ausführbar wären.
Hat man nun aus solchem Grunde beispielsweise von
der Spule As 20 % der Windungen abzuschalten, SO hat man
zur Bestimmung der nunmehrigen Stromverteilun® nur
von den Werten in der dritten Zeile je 0,80 der verzeich-
neten zu nehmen bzw. von den Gesamtströmen Jm, JN, YP
und JQ der Zahlentafel 3 je Ou % von J My JN, JP, und Ja
abzuziehen, ie jetzt eintretende Stromverteilung
JM -0421JH. JnZzV306 JH. Jp= 0,233 JH und Jo= 0,265 JH
zu kennen. Analog verfährt man bei Zuschaltung von Win-
dungen. Bei dem Rechnungsvorran® an Hand der Gesamt-
streufeldverteilung nach Abb. 26 e müßte derselbe für einen
geänderten Wert von Y Hs gegenüber dem ursprünglichen
Jg von Anfang an wiederholt werden, SO daß auch aus
diesem und besonders aus diesem Grunde der gewählte,
zuerst angeführte Rechnungsvorgans den Vorzug Ver
dient.
Die Berücksichtigung der Ohmschen
würde bei rechnerischer "erfolgung in ein recht unwe?2-
sames, mit geringem Gewinn Zu durchauerendes Dickicht
von Gleichungen führen. da nun noch die Phasenverschie-
denheit der Ströme in die Gleichungen einzuführen wäre.
Wären die Ohmschen Widerstände allein ausschlaggebend,
so würde gleichmäßige Stromverteilung in allen Sekundär-
spulen eintreten. Die Annahme, aß sich unter Berück-
alle müssen die
or allem Ofen-
Widerstände
sichtigung der Ohmschen Widerstände eine gleichmäßigere
St romverteilung ergibt, als bei Gründung der Rechnungs
nur auf die durch die Streufelder induzierten EMKe allein,
liegt nahe und wird durch überschlärire Reehnungen be-
stätigt. Im wesentlichen wird die Stromverteilun® zu aller-
meist doch durch die induktiven EMKe bestimmt, 50 daß
die auf Grund dieser Betrachtung gefundenen Ströme als
genügend richtig angesehen werden können. ei verhält-
nismäßig groben Ohmabfällen gegenüber den induktiven
genügt es, zur Korrektur der nur in Anschung der Streu-
felder gefundenen Stromverteilung, je nur. ie 2, allen-
falls 3 größten Werte der zu einer primären Teilspule
vchöriren Sckundärströme zu betrachten und die Aude:
mung durch Hinzutreten der Ohmabfälle annähernd zu be-
stirna men, um cin genügend genaues Bild zu erhalten.
In jedem Fall nicht vollkommen symmet riseher Anord-
nung parallelgeschalteter Wicklungen tut man vut daran,
sich einigermaßen über das Verhältnis der Ströme in den
parallelgeschaltelen Zweigen Rechenschaft zu geben, um
sich unliebsane Überraschungen ZU ersparen.
Die Berechnung der Kurzschlußspannune®
der Feststellung der Stromverteilun® keine Schwierig-
keiten mehr. Aus der das Gesamtstreufeld zeigenden
Abb. 26e bzw. dem für den jeweilizen Fall sinngemäß er-
rechneten Diagramm desselben gind die Streugruppen ZU
nen, für deren jede die Kurzschlußspannun® ermittelt
Berücksichtigung der Amperewin-
. Unter
gr szahl jeder Streugruppe wird der Mittelwert der
Er ist der Kurzschluß-
Kurzschlußspannunkeh errechnet.
spannung des Transformators gleich. Das gilt für den
Fall, daß die Ohmschen Spannungsabfälle vernachlässigt
werden konnten, Was, wie bereits erwähnt, in den meisten
rallen geschehen kann. |
XYar die Vernachlässigun
bietet nach
dun
mschen Spannungs-
g der Oh
abfälle nicht mehr angängig, SO würde die Berechnung
der SSpannungsverschiebunß allerdings recht verwickelt.
jeden Sekundärstromzweß wäre ein Diagramm des
allen A Primärspulen erzeugten Streufeldes zu zeich-
Die zwischen der Primärwicklun« und einem be-
Sckundärstromzweik von jedem der 4 Streufelder
induktive Spannungsverschiebung wäre zu erT-
Für
ınıt
nen-
Jiebisen
erzeugte
-und Phase nac
chriit 1929 Heit 35 1269
induktiven Spannungsverschiebungen geo-
die gesamte induktive Span-
gewählten Sekundärstrom-
äre die Ohmsche Spannungs-
klung sowie die in dem g€-
beide geometrisch zuzu-
rechnen, die 4
metrisch zu addieren, um
nungsverschiebung ür den
zweig Zu erhalten. )ieser W
versehiebung in der Primärwic
wählten Sekundärstromzweiß,
fügen, um die gesamte Spannungsverschiebung für den
gewählten Sekundärstrom
zweig Zu erlangen. Für jeden
anderen Sekundärstromzweir müßte sich eine der Größe
hn gleiche Spannungsverschiebung ergeben,
was als Kontrolle benutzt werden Könnte.
Bei Transformatoren für schr große Ströme wird man
sich jedoch stets mit einer annähernden Schätzung der
Spannungsverschiebun® zufrieden gcben können. ie
von den starken Strömen durehflossenen Ableitungen Ver-
i recht wesentliche Spannungs-
hnung wen
ursachen nämlie
verschiebunezen, 1 ig zugänglich sind,
kommt
und Parallelschaltung solcher 'Yransformatoren
nicht in Frage.
Auf dem gleichen Were wie bei
Beispielen können in beliebigen ande
allelschaltung von ransformatorwie
Stromverteilung, die Kupferverluste und
spannung vorausberechnet werden.
den durchgeführten
ren Fällen der Par-
klungszweigen ie
die Kurzschluß-
———
Wanderausstellung „Technik im Heim‘.
Diese Ausstellung schließt sich an die im vergangenen
Jahre auf Anregung v. Millers geschaffene große
Technik” an. Sie soll in Gesta
deren Leitung der Val in die
verschiedenen Städten Deutsch-
lands gezeigt werden, wobei in verkleinertem Rahmen alles
Wesentliche zusammengefaßt wird. Dem vag haben sich
als Veranstalter die folgenden Verbände angeschlossen, ZU
denen jeweils noch örtliche Stellen hinzutreten:
1. Reichsverband Deutscher Hausfrauen-Vereine.
2. Reichsverband Landwirtschaftl. Hausfrauen-Vereine.
3. Lette-Verein.
A. Reichskuratorium für Wirtschaftlichkei
5. ichsforschungs-Gesellschaft für Wirt
im Bau- und Wohnungswesen.
6. Deutscher Normen-Ausschuß.
Yrstmaliz wurde diese Wanderausstellune von April bis
Anfang Mai in Essen veranstaltet. Şie selbst ist rein
sachlich aufgezogen, und es soll vermieden werden, da
hier eine Firmenausstellung zustande kommt, wenn dies in
Ausstellung „leim und
einer Wanderausstellung,
Hand genommen hat, in
t.
schaftlichkeit
Essen auch noch nieht restlos durchgeführt worden ist.
Man hat die sachliche Unterteilung 1N folgende Gruppen
- vorgenommen:
Eingzerichtete Küchen.
Allgemeine Kinführung. i
Waschen.
Beleuchtung.
Heizung. Reinigen.
Lebensmittel und deren Baden.
Konservierung: | Belehrung, Hausfleiß und
Küchengeräte. Unterhaltung.
Kocher und Herde.
Der Zweck der Ausste
daß unter Berücksichtigung
Hung sollte der Nachweis sein.
der technischen Fortschritte
der Haushalt der Neuzeit sieh wesentlich wirtschaftlicher
der Fall war. In diesem 44-
gestalten kann, als das bisher
sammenhang ist es erklärlich, daß naturgemäß gerade die
elektrischen räte und Maschinen im Vordergrund des
ja in vielfältigen Formen
Interesses st a sich diese
w in den it verschafft haben. Man
bereits Eingang Hausha
konnte auf der Ausstellung auch die Beobachtung machen,
Ylektrizität in
daß, soweit Heizung durch Koble, Gas oder
Frage kam, gerade die Gruppe „Elektrobeheizung” das
stärkste Interesse erregte.
Bei der oi |iremeinen
lediglich auf die Bedeutung des Haushaltes insofern auf-
merksam gemacht, als ein großer oder unter Umständen
sogar der größte Teil vom Einkommen des Mannes für den
Haushalt verausgabt wird.
In der Gruppe „D € leuc
is
Ge
anden, d
Einführung “wurde
htung” wurde dureh Schau-
bilder sowie durch Miniaturmodelle die Eigenart der direk-
ten und indirekten Beleuchtung erläutert und anschließend
auch auf den Kinfluß der versehiedenen Farben von Decken
und Wänden auf die Beleuchtung des Raumes hingewiesen.
Yin ziemlich grobes Modellhaus, das den Einblick 1n die
fertig eingerichteten Räume gestattete, lehrte, wie die Be-
Jeuchtung zweckmäßig in den einzelnen Räumen anzubrin-
gen ist.
In der Abteilung „leizun ga” waren die verschiede-
nen Modelle elektrischer Öfen mit direkter Strahlung unt
für W ärmespeicherun® ausgestellt. Interesse erregte t
Modell einer F ußbodenbeheizun®.
Dk
1270
Bei „LebensmittelundderenKonservie-
rung“ sah man vor allem die elektrischen Kühlschränke
mit einigen neuen Ausführungen, die auch bei uns in
Deutschland immer mehr zur Einführung gelangen, wäh-
rend sie in Amerika bereits zu Hunderttausenden in Ge-
brauch sind.
Besonders reichhaltig war erklärlicherweise die
Gruppe „Küchengeräte“, bei der als neu die Geschirr-
Spülmaschine hervorzuheben ist. Die Maschine an sich ist
gut, nur ihre gleichzeitige Verbindung mit einer Haus-
haltmaschine bedarf noch konstruktiver Verbesserungen,
weil man selbstverständlich gerade in der Küche mit spie-
lenden Kindern rechnen muß. Daher erfordert ein Riemen-
oder ähnlicher Antrieb unbedingt die Schutzkappe.
Stark vertreten waren elektrische Apparate in der Ab-
teilung „Kocher und Herde“, was wohl nicht anders
zu erwarten war, da hier elektrische Kocher, Kochkisten,
Kaffee- und Teemaschinen, Heißwasserspeicher und im be-
sonderen die Herde Aufstellung gefunden hatten.
In der nächsten Gruppe befanden sich auch zwei voll-
ständig eingerichtete elektrische Küchen. Diese waren
einfacher gehalten und mit sogenannten Sparherden aus-
gerüstet, u. zw. mit dem Ökonom- und dem Falkenbergherd.
Letzterer erregte besonderes Interesse; er ist auf Grund
gemeinsamer Arbeiten der VdEW und der Land-Elektrizi-
tät G. m. b. H., Halle, entstanden. Die Eigenart dieser
neuen Sparherde beruht darin, daß die verschiedenarti-
gen Speisen, sei es gebraten, gedämpft usw., einfach nach
automatischer Zeiteinstellung zubereitet werden können,
wobei gleichzeitig neue Kochverfahren zur Ausbildung
kommen. Auf diesem Wege dürfte sicherlich in der Weiter-
entwicklung noch fortgeschritten werden, um so durch ge-
ringste Brennstoffkosten und durch Fortfall der ständi-
gen Aufsicht die Gesamtunkosten für die Zubereitung der
Speisen möglichst herabzudrücken. Gleichzeitig gewinnt
die Hausfrau Zeit, die sie besser für die Pflege ihrer Kin-
der ausnutzen kann.
Im Bereich dieser Gruppe hatte das RWE noch einen
besonderen Vortragsraum hergerichtet, in dem laufend
Vorträge und Kochvorführungen durch Kochdamen des
Werkes vorgenommen wurden. Dieser Stand war ständig
von Besuchern umlagert, und es zeigte sich hier, welches
Interesse man elektrischen Apparaten entgegenbringt. Die
Vortragsdamen des Elektrizitätswerkes übernahmen Auch
zeitweilig noch Führungen durch die Ausstellung, um die
ausgestellten elektrischen Geräte besonders zu erklären.
Ein ähnlicher Vorführungsraum befand sich in der
nächsten, reich besuchten Gruppe „Waschen“, wo Wa-
schen sowie Bügeln mit Maschinen und gleichzeitig auch
von Hand mittels Eisen gezeigt wurde. Auch ein Trocken-
schrank fehlte hier nicht. Bei den Waschmaschinen diente
die Elektrizität z. T. lediglich als Antriebskraft zum Dre-
hen der Trommel oder der Zentrifuge. Man sah aber auch
die Sprudelwascher, bei denen die Elektrizität als Wärme-
quelle Verwendung findet. Als neu ist noch ein Badetuch-
trockner aus Holz anzuführen, in dessen Innerem sich die
elektrische Beheizung befindet.
Die zahlreichen bekannten Systeme von Staubsaugern
und Bohnerapparaten gelangten in der Gruppe „Reini-
gen“ zur Schau.
In der Gruppe „Baden“ waren zunächst zwei voll-
ständige Baderäume elektrisch eingerichtet. Besonderes
Interesse erregte hier das mit Hilfe des Staubsaugers er-
zeugte Sprudelbad. Auch neue Apparate zum Trocknen der
Hände mittels Heißluft wurden gezeigt, ferner die Appa-
rate zur Körper- und Gesundheitspflege, wobei besonders
auf die Lichtbäder, Höhensonnen, Hochfrequenzgeräte in
verschiedenen Forınen hinzuweisen ist. Neu war ein Kran-
kenstuhl, bei dem die Holzplatten von Sitz, Rückenlchne
und Fußbrett elektrisch erwärmt werden können.
Da gleichzeitig verschiedene Vorträge sowie Tagun-
gen von Hausfrauenvereinen usw. veranstaltet wurden, hat
sich die Ausstellung eines recht guten Besuches erfreut,
so daß man auch wohl mit einem nachhaltigen Erfolg der
hier gegebenen Anregungen rechnen darf
Das Gesetz über den Weltfunkvertrag.
Im RGBl. II, 1929 Nr. 24 ist das „Gesetz über
den Weltfunkvertrag“ vom 2. V. 1929 veröffent-
licht, dessen Artikel 1 besagt, daß dem am 25. XI. 1927
in Washington abgeschlossenen Weltfunkvertrag mit sei-
nen Vollzugsordnunsen zugestimmt wird.
Über die Geschichte und Bedeutung des Weltfunkver-
trages ist folgendes zu sagen:
Die ersten Anfänge der Funktelegraphie kannten
praktisch keinerlei Regelung, weder nationale noch inter-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 35
29. August 1929
nationale. Die Staatsverwaltungen nahmen für sich keine
Aufsichtsrechte über die Funktelegraphie in Ansprucu
bis zum Jahre 1904. Die Entwicklung des Seefunkdien-
stes hatte nämlich inzwischen die Notwendigkeit erken-
nen lassen, das gewisse zwischenstaatliche Abmachungen,
besonders hinsichtlich der Fragen, die mit der Sicherheit
des menschlichen Lebens zur See zusammenhingen, er-
forderlich seien. Aus dieser Erkenntnis heraus wurde
1903 eine internationale Versammlung nach Berlin be-
rufen, deren Aufgabe es war, Vorschläge für eine spätere
Konferenz auszuarbeiten. Diese Konferenz trat 1906 als
Internationale Konferenz für Funktelegraphie in Berlin
zusammen. Ihre wichtigste Entschlicßung war zweifellos
die Abschaffung des Prinzips der Verkehrsverweigerung
für fremde Funktelegraphiesysteme. Es wurde damit
international anerkannt, daß die Funktelegraphie ein
dem Allgemeinwohl, nicht Privatinteressen dienendes
Verkehrsmittel zwischen den Bewohnern der ganzen
Welt sei.
Der Konferenz von Berlin folgte die von London im
Jahre 1912, die den Londoner Weltfunkvertrag schuf.
Dieser setzte das 1906 begonnene Werk fort, befaßte sici:
aber ausschließlich mit dem Schiffsfunkdienst und ku
kensendern. Er folgte dabei der Entwicklung der Funk-
telegraphie in technischer und betrieblicher Hinsicht.
Waren doch Versuche, das neue Verkehrsmittel außer
für den Schiffsdienst auch für andere Zwecke zu be-
nutzen, erst in den Anfangstadien.
Die in London getroffenen Abmachungen sind die
Grundlagen für den Seefunkverkehr geblieben.
Es war in London beschlossen worden, daß Konferen-
zen mit fünfjährigen Zwischenräumen abgehalten werden
sollten. Durch diesen Plan machte der Krieg einen
Strich; er setzte automatisch den Weltfunkvertrag außer
Kraft, der in seiner alten Form nach Kriegsende wieder
zur Geltung kam.
Während des Krieges hatte die Einführung der Drei-
elektrodenröhre eine Revolution auf der Empfangseite so-
wohl wie auf der Senderseite gebracht. Die technischen
Fortschritte hatten dazu geführt, daß das Anwendungsge-
biet für die drahtlose Telegraphie sich immer weiter aus-
dehnte. Zu dem Verkehr, dessen eigentliche Domäne die
Funktelegraphie noch heute ist — das ist der Verkehr mit
beweglichen Stationen — trat der Verkehr auf weite Ent-
fernungen, der als Ersatz für fehlende Draht- und Kabel-
verbindungen von größtem Wert geworden ist, und als
neueste Erscheinung der Rundfunk, der die Übermittlung
von Nachrichten gleichzeitig an einen größeren Hörerkreis
— sei es zu kommerziellen oder Unterhaltungs-, Bildungs-
und ähnlichen Zwecken — zur Aufgabe hat.
Diese Ausdehnung des Funkbetriebs mußte naturgemäß
dazu führen, daß die Zahl der benutzten Sendewellen stän-
dig stieg. Da abgesehen vom Schiffsfunkverkehr für den
als Hauptverkehrswelle die Welle 600 m international
festgelegt worden war, keinerlei Vereinbarungen über die
Verteilung der Wellen bestanden, und daher jeder, der eine
neue Sendewelle nötig hatte, sich die ihm passend erschei-
nende usurpierte ohne Rücksicht darauf, ob er etwa Inter-
essen anderer zu nahe trat, konnte das Ende nur ein voll-
kommener Wellenwirrwarr sein, der den Verkehr lahmzu-
legen drohte.
Daran konnte auch nicht viel ändern, daß sich in
Europa die am Rundfunk interessierten Kreise zu dem
Weltrundfunkverein zusammenfanden und für die Rund-
funksender das Wellenband von 200 bis 600 m festlegten.
Man sah das Unheil kommen, stand ihm aber zunächst
noch ratlos gegenüber, da die über Kriegsende hinaus wir-
kende Feindschaft der Völker, die sich in diesem gegenüber
gestanden hatten, zunächst eine internationale Verein-
barung als unmöglich erscheinen ließ.
Schließlich trat im Jahre 1923 in Washington eine
Kommission zusammen, die sich daran machte, Vorschläge
auszuarbeiten, die der ganzen Welt als Grundlage für eine
ernsthafte internationale Verständigung unterbreitet
werden sollten. Diese Kommission stützte sich zunächst
auf Vereinbarungen, die für den Krieg unter den Feind-
mächten getroffen waren und baute darauf ihre Arbeit auf,
die allen Nationen übermittelt wurde mit der Einladung,
sich so bald als möglich zu einer internationalen Kon-
ferenz zusammenzufinden.
Nach ausgedehntem Austausch von Bemerkungen zu
dem Plan dieser Kommission, von Gegenvorschlägen und
Erklärungen war es endlich soweit, daß die Internationale
Konferenz 1927 in Washington zusammentreten konnte;
74 Länder waren hier mit etwa 400 Delegierten vertreten.
Das Ergebnis dieser Arbeit bildet der Weltfunkvertraz
(abgeschlossen zu Washington am 25. XI. 1927) nebst All-
gemeiner und Zusatz-Vollzugsordnung, der durch das an-
29. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 35
1271
fangs genannte Reichsgesetz nunmehr von Deutschland
ratifiziert und damit für das Deutsche Reich selbst Gesetz
geworden ist.
Der neue Vertrag dehnt die zwischenstaatlichen Ab-
machungen auf sämtliche Verkehrsgebiete der Funktele-
graphie aus, bringt Bestimmungen über die Zulassung von
Funkanlagen und die Abwicklung des Betriebs uud stellt
Richtlinien für die technische Ausgestaltung auf. Breiten
Raum nehmen noch immer die Vorschriften ein, die sich
mit der Verwendung der drahtlosen Telegraphie im
Schiffs- und dem inzwischen hinzugekommenen Flugfunk-
verkehr befassen. Hier werden die Anforderungen an die
Funker erheblich gesteigert. Wichtig ist vor allem der
Wellenverteilungsplan, der eine Neuerung insofern bringt,
als die Bezeichnung der Wellen nicht mehr nach der Wel-
lenlänge sondern nach Frequenzen, u.zw. nach Kilozykeln
in der Sekunde — ke/s — erfolgt; für die Umrechnung
Wer enlänge ist die Lichtgeschwindigkeit mit 300 000 km/s
anzusetzen; die Wellenlänge ist zunächst noch in Metern
der Frequenz in Klammern beizufügen. Der Plan teilt die
verschiedenen Verkehrsgebiete auf und weist einem jeden
bestimmte Frequenzbänder zu, deren Grenzen nicht über-
schritten werden dürfen, wenn Störungen im zwischen-
staatlichen Verkehr zu erwarten sind. Er bringt in den
Wellenwirrwarr, der sich vor seinem Inkrafttreten her-
ausgebildet hatte, Ordnung hinein. Leider kann auch er
nicht alle Wünsche erfüllen. Immer wieder muß festge-
stellt werden, daß sich in vielen Frequenzbändern die An-
forderungen an neuen Verkehrswellen so zusammendrän
gen, daß gegenseitige Reibungen unausbleiblich sind. Hier
eröffnet sich der technischen Vervollkommnung der Sende-
und Empfangsanlagen, die ein dichteres Zusammenschie-
ben der Sendewellen ermöglicht, noch ein weites Tätig-
keitsfeld. Der Vertrag hat auch auf diesem Gebiete vor-
gesorgt, er bestimmt, daß einzwischenstaatlicher
beratender technischer Ausschuß für den
Funkverkehr gebildet wird, der sich mit technischen und
ähnlich gearteten Fragen des Funkverkehrs befassen soll;
der Ausschuß tritt grundsätzlich alle zwei Jahre zusam-
men. Die erste Sitzung wird im Herbst d. J. in Amsterdam
stattfinden. Rp.
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Der Verbundbetrieb der Southeastern Power & Light
Co. — Die Netze der Alabama Power Co., Georgia Power
Co., Central Georgia Power Co., Mississippi Power Co.
und Gulf Power Co., welche die Staaten Alabama und
Georgia zum überwiegenden Teil, die östliche Hälfte des
Km Ce, 3
| >] WILSON DAM
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4 ALABAMA
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Ba von Mexiko
geregelt wird. Diese erteilt die auf die von den ein-
zelnen Gesellschaften zu übernehmenden Lastanteile be-
zughabenden Weisungen und trifft alle zar wirtschaft-
lichen Ausnutzung sämtlicher Kraftquellen nötigen An-
ordnungen. De die Wasserkraftanlagen teils reine Fluß-
und
die Niederschlagsverhältnisse starke Verschieden-
kräfte, teils hochwertige Speicherkräfte ausnutzen
auch
heiten aufweisen, ist
eine weitzehende An-
passung an die jewei-
ligen Witterungsum-
stände notwendig, deren
Auswirkung der Zen-
trallastverteiler an Hand
ler ihm fortlaufend zu-
kommenden Meldungen
zu beurteilen und bei
SCH seinen Anordnungen zu
Lee, beachten hat. Grund-
KA d sätzlich werden die Jah-
E — Së A resspeicher in den nie-
Ki derschlagsreichen Mo-
er - naten Januar bis ein-
schließlich April aufge-
füllt und dann bis Ende
August auf dem höch-
sten Stand gehalten, um
in den restlichen Mona-
ten des Jahres abgear-
beitet zu werden. Inder
ersten Periode wird die
(Grundlast aus den Fluß-
kräften gedeckt und zur
Spitzendeckung zunächst
die Dampfanlagen und
Momischer 0, an
: ; ; ler Fremdbezug und
Al-Leitun ——— d = ;
et T -_——— e P s See z Ap t pray ee nur im Notfalle die
a Haugptumspannwerka ------- #4 kV- » —-— Grenzen der ezirkslastverteilerstelle Speicheranlagen heran-
Lostverteilerstellen gezogen, wobei über-
> : g u dies dafür gesorgt wird,
Abb. 1. Netz der Southeastern Power & Light Co. daß auch die Dampf-
anlagen mit möglichst
Staates Mississippi und den Norden von Florida ver-
sorgen, sind in der Southeastern Power & Light Co. zu
einem Verbundbetrieb zusammengeschlossen, welcher der
Ausdehnung und zusammengefaßten Leistung nach zu
den größten seiner Art gehören dürfte. Das in Abb.1
dargestellte Netz umfaßt 380 km 154 kV-, 3650 km 110 kV-,
650 km 66 kV-, 2530 km 44 kV- und 820 km 38 kV -Leitungen
und versorgt eine Bevölkerung von fast 4 Millionen. Es
wird von 13 größeren und 22 kleineren Wasserkraft-
anlagen mit 520 000 kW Leistung sowie 11 Dampfanlagen
mit 220 000 kW gespeist und ist überdies mit der zur Zeit
für 180000 kW ausgebauten Muscle Shcals Anlage! am
Wilson-Damm verbunden. Die Lastverteilung besorgt
jede Gesellschaft in ihrem eigenen Absatzgebiet selbst,
wogegen der Kraftaustausch von einer zentralen Last-
verteilerstelle aus, welche in Birmingham ihren Sitz hat,
1 ETZ 1928, S. 488.
wenig Schwankungen und gut belasteten Maschinen ar-
beiten. Während der Sommermonate wird alles ab-
fließende Wasser verarbeitet und nur durch Frei-
haltung von geringfügigen Speicherräumen für die Mög-
lichkeit der Aufnahme der Gewitterhochwasser gesorgt.
Von Anfang September bis Ende des Jahres decken die
Speicher, die während dieser Zeit entleert werden sollen,
die Grundlast gemeinsam mit den Dampfanlagen und die
lußkräfte die Spitzen. Diese grundsätzliche Betriebs-
weise ist in Abb. 2 in der Form von typischen Belastungs-
schaulinien dargestellt. Plötzliche Lastschwankungen
werden grundsätzlich auf die Wasserkraftanlagen abge-
wälzt, da sie die Wirtschaftlichkeit der Dampfanlagen,
die solchen nur mit großer Dampfvergeudung für die
Bereitschaft und durch das Abblasen der Kessel bei
rascher Entlastung folgen können, nachteilig beeinflussen
Aber auch die Belastung der einzelnen Wasser-
turbinen erfolgt unter Bedachtnahme auf möglichst guten
1272
Durchschnittswirkungsgrad, sonach zwischen % und Voll-
beaufschlagung. Sinkt die Belastung einer Einheit tiefer,
so wird getrachtet, diesen aus dem Betrieb zu nehmen
und durch eine kleinere Einheit zu ersetzen. Ein weiterer
Vorteil dieser Betriebsweise besteht darin, daß die An-
passung an die Mittagseinsenkung und abendliche rasche
Lastabnahme mit Wasserkraft fast verlustios erfolgen
kann. Wie Abb.2 zeigt, wird die Spitze stets von
| | [rockenperiode | |
RP aJNFRNREE
Red Ee CS
EECH
Abb. 22 Belastungschaulinien und Lastverteilung.
Wasserkraftgeneratoren gedeckt und werden auch eämt-
liche Lastschwankungen von solchen übernommen, so
daß die Dampfturbinen unter ganz stetigen Belastungs-
verhältnissen, sonach die ganzen Dampfanlagen mit gün-
stigstem Wirkungsgrad arbeiten können. Größtes Ge-
wicht wird auf möglichst genauc Einhaltung der 60 be-
tragenden Sollperiodenzahl gelegt, damit die Synchroni-
sierung und Parallelschaltung der einzelnen Netzteile
jederzeit in kürzester Zeit durchführbar ist. Schon jetzt
werden die Abweichungen durch Handregelung unter
314 Hz gehalten, und man hofft mit in Erprobung stehenden
selbsttätigen Einrichtungen eine Genauigkeit von !/» Hz
zu erreichen. In verschiedenen Punkten des Netzes sind
Synchronphasenschieber für Spannungsregelung und
Blindleistungsverteilung mit 107000 kVA Gesamtleistung
aufgestellt; überdies kann ein 20 000 kW-Dampfturbinen-
generator von der Antriebsturbine abgekuppelt und als
Phasenschieber betrieben werden. Auch für die Kraft-
erzeugung nicht benötigte, wasserturbinenangetriebene
Generatoren werden fallweise zu solchen Diensten heran-
gezogen. Die gegenseitige Verständigung der Lastver-
teiler- und Betriebstellen erfolgt durch eigene Fern-
sprechleitungen und mittels leitunesgerichteter Fern-
sprechanlaeen. .B. Hawkins und W. W. Eber-
hardt, El. World Bd. 92, S. 725.) Br. `
Elektromaschinenbau.
Zur Theorie des Drehstrommotors mit Doppelkäfig-
anker. — Die bekannte Gleichung für den Ständerstrom
des Drehstrommotors mit Doppelkäfiganker, wie sie sich
z.B. mit Hilfe der Induktivitäten und Widerstände der
drei Stromkreise nach der zweiten Kirchhoffschen Regel
ergibt, erlaubt es, das Stromdiagramm rechnerisch und
zeichnerisch zu ermitteln. Ist o die Schlüpfung, so hat
die Gleichung die Form
z Ar+Bo+EC
Ir H+Eo+F
Das Diagramm ist von Lundi mit Hilfe der Inver-
sion und von Natalis? mit Hilfe des Verhältnisses
zweier Parabelstrahlen gezeichnet. Der Ständerstrom läßt
sich indessen auch als die Summe des Stromes bei unend-
licher Schlüpfung und zweier Kreisstrahlen darstellen.
Dazu hat man in bekannter Weise den Zähler der obigen
Gleichung durch den Nenner zu teilen, den Nenner des
übrig bleibenden Bruches gleich Null zu setzen und
die Wurzeln der so erhaltenen Gleichung zu ermitteln.
Die Zerlegung in Partialbrüche ergibt dann die Glei-
chungen zweier Kreise. Die Lage der beiden Kreise wird
diskutiert und angegeben, wie aus dem vorher entwickel-
ten Diagramm die Widerstände beider Wicklungen und
die zusätzliche Streuinduktivität entnommen werden kön-
nen. (A. Thomälen, Arch. El. Bd. 21, S. 205.)
! Lund, Arch. Fl. Bd. 15, S. 122. Referat in ETZ 1925. S. 1817.
? F. Natalis, Die Berechnung von Gleich- und Wechselstrom-
systemen. 2 Aufl. Verlag Julius Springer, Berlin 1924.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 35
29. August 1929
Fliehkraftriemenscheibe und Wellenkupplung. —
Fliehkraftriemenscheiben für die Massenverwendung be-
sonders bei kleineren Kurzschlußankermotoren, etwa bis
20 PS Leistung, müssen einfach, wirtschaftlich und zu-
verlässig sein und dürfen keine besondere Wartung er-
fordern. Nichtsdestoweniger müssen sie aber doch so
weich kuppeln, daß sie ihren Zweck, die Anlaufstrom-
stole des Motors genügend zu dämpfen, erfüllen. Die von
der Metalluk, Technische Handels- und Fabrikationsge-
sellschaft m. b. H., Bamberg, neuerdings herausgebrachte,
durch DRP. geschützte Fliehkraftriemenscheibe und
Wellenkupplung enthält als Kupplungsmittel ein granu-
liertes Füllgut in Form von Eisenkugeln, welches in ent-
sprechenden Kammern der Scheibe, die durch das im
Innern derselben befindliche, auf der Motorwelle sitzende
Schaufelrad gebildet werden, eingefüllt ist (Abb. 3).
Abb. 3. Metalluk-Fliehkraftriemenscheibe.
Bei Anlauf verlagern sich die Kugelmassen an den
Gleitflächen und setzen sich hier zunächst in rollende
Bewegung, um bei ansteigender Fliehkraftwirkung so-
dann durch die dahinterliegenden Schichten allmählich
bis zum perfekten Kuppeln abgebremst zu werden. Aus
diesem Grunde läuft die Kupplung ganz besonders weich
an. Die rollende Bewegung der Kugeln wiederholt sich
sodann bei Üiberlastungstößen, und es dürfte ohne wei-
teres einleuchtend sein, daß der Verschleiß der Scheiben-
organe praktisch gleich Null ist. Auch ein Festfressen
der Scheibe wird mit Sicherheit vermieden. Bei Versuchen
mit der ‘Scheibe zeigte dieselbe nach etwa zehntausend
hintereinander ausgeführten Schaltungen keinerlei Ver-
änderungen. — Außer für Fliehkraftriemenscheiben wird
das System auch gleich vorteilhaft für Fliehkraftkupr-
lungen angewandt. fi
Meßgeräte und Meßverfahren.
Meßinstrumente des Excelsior-Werks. — Eine Neue-
rung in Gestalt eines Leistungsfaktormessers, der einfach
zwischen die Verteilungstafel und die Motoranlage Go:
schaltet zu werden braucht, wird in Abb. 4 gezeigt. Dieses
Abb. 4.
Abb. 5.
nach dem Ferraris-Prinzip gebaute Instrument besitzt
eine in zwei Quadranten eingeteilte Skala, deren jede eine
Gradeinteilung von 0..90° und cos ọ = 0...1 besitzt. Auf
beiden Quadranten wird induktive Belastung angezeigt. Es
ist also vollkommen gleichgültig, wie der Anschluß der
drei Phasen erfolgt, der Zeiger stellt sich entweder links
oder rechts ein. Das in Abb. 4 in tragbarer Ausführung dar-
gestellte Instrument kann auch als Schalttafel-Instrument ge-
liefert werden. Hervorzuheben ist, daß die ganze Schaltung im
|
| 1273
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 35
Innern fertig ausgeführt ist. Lediglich drei Eingangs- Der 4 V-Blei-Säure-Akkumulator wird in einem Zellu-
und drei Ausgangsklemmen sind vorhanden, an welche die loidkasten derart untergebracht, daß nach Öffnung des
un g i 2 Deckels alle Platten zugleich herausgezogen werden
werden. Die Handhabung ist also denkbar einfach, SO daß können. Die Batterie mit Kasten wiegt 2,27 Kg und das
das Gerät auch von weniger geübten Hilfskräften zur Mes- Kopfstück 200 g. Die Lampe gibt 10K und brennt 1:
“berwachung des LeistungsfaktoTs in ganzen 4 V-Handlampen gibt es nur IN einer Ausführung,
i ə V-Lampe unt
Anlagen und an einzelnen Motoren verwendet werden Abb. 7. Der Preis liegt zwischen einer
ist möglich. einer mittelgroßen Alkalilampe, das Gewicht beträgt nur
kann. Auch der Anschluß an DA- Meßwandler
ägt +1 %- etwas mehr als dasjenige einer gewöhnlichen 2 \-Lampe,
Eine weitere Neukonstruktion des nachstehend gc- und die Kerzenstärke ist derjenigen
nannten Werkes ist ein kleiner IsolationsmesseT mit ein- einer guten Alkalilampe gleich. Von
zebautem Kurbelinduktor. Die äußeren Abmessungen sin dieser Lampe ind in England mehr
110 X 80 X 220 mm. Diese kleinen Isolationsmesser wer- als 28 000 Stück im Gebrauch.
den für Spannungen von 250 und 500 V und mit Ohmskalen
von 30 bzw. 80 MQ geliefert. Neben diesen kleinen Isola-
tionsmessern werden noch Kurbelinduktoren mit selbst-
tätiger Spannungsregelung bis 1500 V geliefert.
In Abb. 5 ist ein Gerät abgebildet, mit dessen Hilfe
die Drehfeldrichtung bzw. die Phasenfolge eines Dreh-
stromes fostgestellt werden kann. Dieser Dıehfeldrich-
j itzt drei Klemmen ’mit den Klemmbezeich-
nungen R, S, T., Durch eine Glasscheibe ist eine kreis-
runde Metallscheibe sichtbar, auf welcher ein Pfeil die
E een NEE E Phasentolgs mm Ge?
ie Abmessungen des einen Gerätes si 5 mm. i
Das Instrument wird für die Spannungen 3 X 120, 3 X 220 Abb. 6. 4V-Kopflampe mit Blei-Säure-Akkumulatof:
und 3X 380 V Drehstrom hergestellt.
Die beschriebenen Instrumente sind Erzeugnisse der Alkalilampen gibt es in vielen Ausführungen mit drel
Firma Excelsior-Werk Rudolf Kiesewetter, Leipzig. fi i Elektroden im Akkumulator: die flache
Edisonplatte, die ringförmige Edisonplatte und die Wolf-
Di Platten enthalten das aktive Material, das
CES
Scheitel e Ẹi . fache Meth d platte. jese
Scheff spannungsmessung. — ine einfa? ethode in seiner Zusammensetzung sehr verschieden ist. Bei der
zur Messung der Amplituden periodischer Wechselvor- flachen Faisonplatte
gänge (vgl. ETZ 1926, S. 472) beruht auf der Aufladung . 4% besteht das Material
T aus Nickel und fein-
eines Kondensators hinter einem Ventil. Die Zu unter-
suchende Wechselspannung ist einmal mit dem Heizdralit, `
das andere Mal über einen gut isolierten Kondensator,
dem ein statisches Voltmeter parallel geschaltet ist, mit
der Anode einer Ventilröhre verbunden. Bei sehr emp-
findlichen Anordnungen machen sich Feuchtigkeitsschich-
ten und die eigene Leit ähigkeit des Glaskörpers der en-
tilröhre, die infolge der Erwärmung steigt, störend be-
merkbar. In diesem Falle werden zweckmäßig au em
Glaskörper (z.B. Telefunken, "Type RSV) Paraffinringe
angebracht, und die Röhre wird künstlich
verteiltem Eisen, bei
der Ringplatte sind
die Materialien Nik-
kel und Kadmium in
einem Elektrolyten,
welcher Lithium ent-
hält. Die Wolfelek-
troden bestehen auch
aus Nickel-Kadmium,
unterscheiden sich
aber von den vorher-
gehenden ‚dadurch,
Spannungen hohe Genauigkeiten verlangt werden, wir Ce =
als Ventil eine photoelektrische Zelle empfohlen. Bei der Abb? Zweiteilige nee rial nicht in Taschen
yon enthalten ist, sondern
ß die Ventilzelle keine
auf ein feindurch-
an der Anode positive Ionen frei werden’. Zweckmäßig lochtes Niekelband gestrichen wird, welches dann gefaltet,
wird daher die Anode möglichst weitgehend gegen ein- gepreßt und in eine feste Platte geformt wird.
bgeschirmt. Eine einwandfreie Kontrolle Die flache idisonelektrode ist die billigste, hält aber
n ch Abschalten der zu messen? nicht so lange wie die übrigen. Früher wurden ie Plat-
Faden des Elektrometers — dieses stellt ten in eisernen Kästen untergebracht, die verschweißt
gleichzeitig den genügend kleinen Meßkondensator dar — wurden. Da aber Reparaturen unvermeidlich sin
bei bleibender Belichtung stehenbleiben muß. BE der man jetzt die Kästen mit abnehmbaren Deckeln aus. Die
‚schnittlich eine Leuchtkraft von 3 K
Auswertung ist die Austrittsgeschwindigkei! der Photo- Lampen haben durct
elektronen zU berücksichtigen. M. Büge. während der ganzen Schicht. Die Kosten einer 4 V-Alkali-
eh dreimal dein En en 2V-
Säurelampe, aber die etriebskosten sind so vie geringer,
Beleuchtung. daß sich die Anschaffung auf die Dauer bezahlt macht.
(The Iron and Coal Trades Rev. Bd. 118, 5. 11.) M.
Elektrische Kopflampen. — Unter sonst gleichen Be-
dingungen gibt die Kopflampc, wie The Iron and Coal
Trades Rev. berichtet, zwei- bis viermal mehr anfängliches Heizung, Öfen.
Licht als die Handlamp®, weil ihr Licht reflektiert wird,
Hochfrequenzspulen zwischen Walzenständern zum
während das Licht der Handlampe sich zerstreut. Der
wirkungsvolle Lichtwert der Kopflampe kann möglicher- Anwärmen von echen. — Pas Auswalzen von ein-
d Blechstreifen hängt in erster Linie von der
Temperatur des Materials ab. Das Warmwalzen dauert
der zu beleuchtenden Arbeitstelle ab. so lange an, wie die bkühlungsreschwindigkeit zuläßt.
Unter den Kopflampen hat man die Auswahl zwischen Wenn der Stahl zu kalt wird, muß er wieder erwärmt
einer 4 \-Blei-Säure-Lampe und der 2,6 vV-Alkalilampe. “ werden. eim kontinuierliche d j
Jżje 4 X'.-Lampe hat den Vorteil, daß sie im Gewicht der Wiedererwärmen aus praktischen Grün
i hört die Reduktion bei ungefähr 1,6 mm
früheren 9 V-Lampe gleichkommt und im Anschaffung: angängig 18t,
eo jn der Mitte zwischen der 9V- und der Alkalilampe Stärke auf. Beim gewöhnlichen Feinblechwalzen wird
jegt uand den Leuchtwert von mittelgroßen Alkali-Kopf- das Blech gedoppelt, wenn es zu dünn wird, oder es WU
lampen hat. Somit ist die Wahl zwischen einer AN. und den zwei oder mehr Bleche zusammengepackt und gleich-
einer 2,6 V-Alkalilampe nur eine Geldfraze. zeitig in die Walzen gesteckt.
Dienn Abb. 6 gezeigte Alkalilampe? ist die größte von Metall nach einigen Stichen hart und mu
Akkumulator, der 22 Ah bei den, eine Operation, die eine
1,5 A Entladestrom abgibt, sitzt 1n einem Stahlbehälter, prozesses
nen vernickelt und außen mit Kadmium plattiert ist. verursacht. Wenn das Blech zwischen den Stichen eines
hen Warmblechwalzwerks oder eines Zwei-
der in
Einmal geschlossen, braucht derselbe jahrelang nicht ge- kontinuierlic
òffnet ZU werden. er Leuchtwert ist 16 K. ständer wann A erwärmt wird, vereinfacht sich das
en ; K S Walzen. Diese Aufgabe des Anwärmens ist für Draht
1 Pohl u Pringsheim, Verhandl. der Dt. Physikal. Gesell- schon lange durch Einführung des sinnreichen Verfah-
rene, das als Patentieren bekannt ist, gelöst, und theore-
Lon mmer
t 1912
schaft, 1771. a ETZ 1929, 8.1111.
a en en
1274
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
29. August 1929
tisch gibt es keinen Grund, warum ein Ofen ähnlicher
Konstruktion nicht auch für Bleche anwendbar ist. Die
einzige Schwierigkeit läge darin, daß der „Blech-Paten-
tierofen“ um vieles länger als der Patentierofen für Draht
sein müßte, weil das Blech dicker und breiter ist. Ein
solcher Ofen von etwa 250 m Länge mag Bleche wärmen,
aber es ist zweifelhaft, ob er eich auch für das Walzwerk
bezahlt machen würde.
Bei einem kürzlich entwickelten Verfahren wird
Hochfrequenzstrom zum Anwärmen der Bleche benutzt.
Die Verwendung von hohen Frequenzen ist allen durch
den Ajax-Northrup-Induktionsofen! vertraut, aber sowohl
die Erzeugung als auch der Gebrauch von Strömen solcher
Frequenzen würde in großen Mengen für die gewöhnliche
Walzwerkspraxis schwierig sein. Beim Blechwalzen ist
die Frequenz auf 500 Hz beschränkt, was bedeutend höher
ist als die übliche jetzt benutzte Frequenz und doch nicht
so hoch, daß die Konstruktion von Generatoren Schwierig-
keiten bietet oder ihre Kosten über denjenigen der zwei-
und dreiphasigen 60 Hz-Generatoren liegen.
Abb. 8a. Walzeinrichtung zum Walzen von Feinblechen mit
` Hochfrequenzspulen.
Bei Versuchen mit einer Notbehelfeinrichtung wurde
eine Energieabgabe van 23 % beobachtet, aber man hofft
mit passenden Spulen 34 % erreichen zu können. Abb. 8a
zeigt einen Satz Walzen eines Zweiständerwalzwerkes
zum Walzen von Feinblechen, was heute nicht auf einer
derartigen Straße geschieht; aber das neue Verfahren
des Wiedererwärmens zwischen den Stichen würde diese
Anordnung ale logisches Vorgehen erscheinen lassen. Das
vorgewalzte Blech tritt aus dem Gerüst C mit einer so
niedrigen Temperatur bei der üblichen Walzwerkspraxis
heraus, daß es in einen Wärmofen eingesetzt werden muß.
Anstatt dessen geht es durch die Spulen A und B, die mit
einem Hochfrequenzstrom von genügendem Umfang be-
schickt werden, um das Blech zu erwärmen. Am wirt-
schaftlichsten scheint es zu sein, das Blech in Vorwalzen
herunterzuwalzen und dann in Zweiständerwalzen nach
Abb. 8a fertig zu walzen. Die Walzenständer unterschei-
den eich nicht von denen, die jetzt benutzt werden, mit der
Ausnahme, daß jeder Ständer nur eine bestimmte Reduk-
tion während der ganzen Zeit ausführt und die Walzen
nur zum Ausgleich der Abnutzung nachgestellt werden.
Da die Entfernung zwischen den Walzen in einem Zwei-
ständer-Walzwerk größer ist als die Länge des zu wal-
zenden Bleches beträgt, eo befindet sich letzteres niemals
in zwei Ständern zu gleicher Zeit. Es ist nicht notwendig,
daß die Geschwindigkeiten der verschiedenen Waizen-
ständer so sorgfältig eingestellt werden wie bei kontinuier-
lichen Walzwerken, und die üblichen Antricbsarten kön-
nen verwendet werden.
Je nach Höhe der Reduktionen und anderen gewissen
Bedingungen können die Heizspulen zwischen je zwei
oder drei Stichen angeordnet werden, wenn das Metall
noch ziemlich dick ist, und zwischen jedem Stich bei dün-
neren Blechen. Die Größe der Spulen wird auf Grund
verschiedener Formeln berechnet. Die Spulen sollten
fähig sein, einen genügend starken Strom aufzunehmen,
um das Blech auf die richtige Temperatur unter den un-
günstigsten atmosphärischen und Betiiebsbedingungen zu
bringen. Der Entwurf eines Walzwerkes dieser Art
brachte eine Anzahl von mechanischen Aufgaben mit sich, .
die zu lösen waren. Der beste Wirkungsgrad des Walz-
werks erfordert, daß die Walzen im Walzenständer D
schneller laufen müssen als jene im Ständer C. Das aus
den Walzen heraustretende Blech geht zu den Greif-
walzen E deren Aufgabe es ist, das Blech in das Walz-
gerät D zu bringen. Das bedeutet jedoch, daß während
eines Teiles der Zeit das Blech durch die Walzen E mit
der Anfangsgeschwindiskeit der Walzen des Ständers C
und während der übrigen Zeit mit der Geschwindigkeit
der Walzen im Ständer D, die bedeutend höher ist, laufen
muß. Gibt man den Walzen also eine bestimmte Ge-
schwindigkeit, so ist dieselbe immer falsch. Diese Auf-
gabe hat man dadurch gelöst, daß der Antrieb der Walzen
E verstellbar ist. Alle Ubertragunesrollen werden von
ı ETZ 192, S. 1548.
den Walzen C durch Sperräder und Sperrklinken ange-
trieben. Die Umfangsgeschwindigkeit ist daher dieselbe
wie der der Walzen C, so lange diese Rollen das Blech
zu den Walzen E bringen und so lange eich das Blech
zwischen den beiden Walzgerüsten befindet. Sobald jedoch
das Blech in die Walzen D eintritt und anfängt, sich mit
größerer Geschwindigkeit zu bewegen, werden die Wal-
zen E frei und beeinflussen nicht weiter den Durchgang
des Bleches.
Eine andere Aufgabe war die
Einrichtung der Führungen und
Unterstützungen für das Blech wäh-
rend des Durchganges durch die
Spulen. Das wurde deshalb sehr
schwicrig, weil jedes in diesen Füh-
rungen und Unterstützungen be-
nutzte Metall durch die Sekundär-
ströme, die durch den Hochfrequenz-
strom in den Spulen erzeugt yur-
den, hoch überhitzt wird, und wenn
es nicht geschützt ist, schließlich
schmelzen würde. Die Aufgabe wurde
durch ein ziemlich verwickeltes
System von Führungen gelöst, wel-
ches das Blech in richtiger Entfernung
von den Spulen hält (Abb. 8b).
Die Führungen bestehen teilweise aus nichtleitenden
Stoffen, teils sind sie wassergekühlt, wodurch der Wasser
verbrauch des Wolzwerks ziemlich hoch wird.
Das Verfahren ist ohne Zweifel auch für kontinuier-
liche Blechwalzwerke, sowohl warme wie kalte, und für
kontinuierliche kalte Streifenwalzwerke für dünne Ab-
messungen geeignet, besonders für breite Streifen. Das
kann heute bis zu 2,75 mm Stärke und äußerst bis zu
1,6 mm geschehen. Das weitere Auswalzen muß dann
von Hand geschehen, was aber bedeutet, daß der billigste
Teil des Walzens auf kostspieligen kontinuierlichen
Walzwerken geschieht. Wenn jedoch Hochfrequenz-Heiz-
spulen nach Durchgang des 2,75 mm-Stiches eingebaut
werden, so wird die Temperatur des Blechstreifens so er-
höht, daß derselbe bis auf 0,7 mm ausgewalzt werden kann.
Mit dem Zweiständerwalzwerk läßt sich auch ein
hohes Ausbringen erzielen, weil vorgewalzte Bleche so
schnell, wie sie der Walze zugeführt werden, fertig ge-
walzt werden können. Man kann von einem solchen Walz.
werk erwarten, daß es das Ausbringen von sieben bis zehn
Vorgerüsten mit einer entsprechenden Verringerung der
Löhne für das Fertigwalzen aufnehmen kann. Beim
Walzen von Blechen in Zweiständerwalzwerken sind
nur zwei Ofenerwärmungen erforderlich, einmal für die
Platine vor dem Vorwalzen und ferner für das halbfertige
Blech nach dem Vorwalzen. Alles weitere Erwärmen ge-
schieht im Walzwerk selbst durch elektrischen Strom und
bedarf keiner Handarbeit. Da ferner das Zweiständer-
walzwerk als Fertigstrecke eine höhere Leistung hat als
die Vorstrecken, so wird es möglich sein, bei bestehenden
Walzwerken die Fertigstrecke mit weniger Schichten zu
betreiben im Laufe der Woche als die Vorwalzen. Dae
mag ein Umsetzen der Öfen erforderlich machen, man
spart aber Geld. (Iron Trade Rev. Bd. 83, S. S. 19.)
II
DER Spule
ee
Abh. 8b. Schema der
Blechführung zwischen
den Spulen.
Bahnen und Fahrzeuge.
Brown-Boveri-Bahnmaterial. — Die von BBC vor
etwa drei Jahren im Straßenbahnbetrieb eingeführten
Nockenfahrschalter sind für Spannungen bis
1500 V gebaut und dementsprechend allgemein auch für
die schwersten Betriebsbedingungen verwendbar, aber
verhältnismäßig groß. Dadurch führen diese in kleinen
Straßenbahnwagen zu erheblichen Raumbeschränkungen
und Unbequemlichkeiten für die Fahrgäste. Um auch in
dieser Hinsicht den gestellten Anforderungen zu ent-
sprechen, baut BBC nunmehr eine zweite wesentlich
kleinere Type (Abb. 9), die für Spannungen bis 650 V,
also vor allem für den Straßenbahnbetrieb brauchbar ist.
Der neue Schalter vereinigt die Vorzüge des größeren
mit kleinstem Raumbedarf. Form der Kontaktarme und
besondere Ausbildung des Blasfeldes bewirken schnelle
Lichtbogenlöschung und daher geringen Abbrand. Dies
und die grundsätzliche Verwendung von Rollenlagern mit
einfachster Anordnung der Schmierung gewährleisten
niedrige Wartungskosten bei hoher Betriebsicherheit.
Infolge Verwendung von Silberblättchen auf den Brems-
kontakten ist das Auftreten von Bremsversagern zänz-
lich ausgeschlossen.
Die äußerst einfache Steuerung der elektrischen
Lokomotive ermöglichte die Besetzung des Führerstandes
mit nur einem Mann. Um bei eintretender Dienstunfähig-
keit des Führers eine Sicherheit für den Betrieb zu
29. August 1929
schaffen, wird die Lokomotive mit einer sogenannten
Totmann-Vorrichtung ausgerüstet, die in diesem
Falle das Fahrzeug zum Stehen bringt. Sie muß also
selbsttätig die Triebmotoren abschalten und anschließend
eine Schnellbremsung des Zuges bewirken. Die Vor-
richtung muß von der Fahrdrahtspannung und der zu-
fälligen Lage der Steuerung gänzlich unabhängig sein.
a e
BBC 8000
Abb. 9. Nockenfahrschalter für Spannungen bis 650 vV.
Sie darf auch den Führer nicht ermüden und unter keinen
Umstănden durch künstliche Maßnahmen des Führers un-
wirksam gemacht werden können. Bei der Ausführung
von BBC (Abb. 10) wird die Auslösung der Lokomotiv-
schalter sowie die Einsetzung der Schnellbremsung durch
eine Vorrichtung bewirkt, welche von einer Triebachse
Abb. 10. BBU-Totmann-Sicherung.
der Lokomotive aus angetrieben wird. In der Über-
tragung zwischen Achse und Auslösevorrichtung ist eine
Schnecke mit Rad eingeschaltet, die durch einen Magneten
normalerweise außer Eingriff gehalten werden, so daß
also die Auslösevorrichtung auch bei laufender Lokomo-
tive still steht. Der Magnet wird über einen Hilfs-
kontakt am Handgriff des Steuerschalters gespeist. So-
bald der Führer die Steuerung losläßt, fällt der Maznet
ab und die Auslösevorrichtung setzt eich in Tätigkeit.
Nach Durchfahren einer bestimmten Strecke werden also
die Motoren ausgeschaltet und dann der Zug durch
Schnellbremsung stillgesetzt. Die hiermit beschriebene
Vorrichtung verhindert, daß ein Zug, der nicht mehr in
der Gewalt des Führers ist, Schaden anrichten kann, da
er je nach seiner Geschwindigkeit nach einigen hundert
Metern unbedingt sicher zum Stillstand kommt.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
.des Großstadtverkehrs vielfach nicht hörbar.
1275
Bei Straßenbahnen mit langen Überlandstrecken wer-
den die Außenstrecken vielfach mit der doppelten Span-
nung betrieben wie die Stadtlinien, z.B. mit 1100 bzw.
550V. Die Licht- und Heizkreise werden dann in zwei
gleichen Hälften je nach der Fahrdrahtspannung in Serie
oder parallel geschaltet. Diese Umschaltung erfolgt durch
den neuen BBC-Umschalter (Abb. 11) ohne Zutun
des Führers völlig selbsttätig in die jeweils richtige
Stellung.
Ist der Apparat spannungslos, dann wird die 1200 V-
Schaltung hergestellte Wird dann die Spannung von
V. z. B. bei Inbetriebsetzung, angelegt, dann springt
ein Magnet an und stellt die Umschaltung der beiden in
Serie geschalteten Lichtkreise auf Parallelstellung her.
Ein zweiter Magnet ist mit einer solchen Wicklung ver-
schen, daß er nur bei 1200 V und nicht bei der halben
Spannung anspricht, dabei die Zuleitung zum Nieder-
spannungsmagnet unterbricht und somit den Apparat in
der Serienstellung (für
1200 V) hält. Das gleich-
zeitige Ansprinzen des
Hoch- und Niederspan-
nungsmaenceten wird in
diesem Falle durch ein
Zeithemmwerk verhin
dert, welches das An-
springen des Nieder-
spannungsmagneten um
eine Sekunde verzögert.
Beim Übergang von 600
auf 1200 V fällt der Um
schalter auf dem span-
nungslosen Stück zwi-
schen den beiden Strek-
ken von selbst in die
Hochspannungslage zu-
rück und wird dann dort
gehalten. Dieser Um-
schalter arbeitet auch
noch bei großen Span-
nungsgrenzen völlig ein-
wandfrei, u. zw. bei
Oberspannungen zwi-
schen 1450 und 760 V und Niederspannungen zwischen 700
und 400 V. Der Leistungsverbrauch des ganzen Umschal-
ters beträgt nur 150 W.
Die üblichen Halte- und Fahrtsignale sind im Lärm
Von BBC
wurde deshalb ein optisches Signalsystem ent-
wickelt, das eine unbedingt sichere Signalgabe gewähr-
leistet. Dabei sind zwei Glühlampen in Reihe geschaltet,
die bei wesentlich verschiedenen Stromstärken leuchten.
Normalerweise leuchtet nur die eine hell, während die
andere praktisch unsichtbar glüht. Durch Kurzschließen
der helleuchtenden Lampe wird die glühende stark auf-
leuchten. Die in Reihenschaltung leuchtende Lampe ist
grün, die andere rot. Beide sind im Führerstande ange-
ordnet. — Beim Halt auf einer Station wird durch einen
Umschalter im Führerstande die Lampenschaltung so ge-
ändert, daß die giüne Lampe durch je einen in jedem
Trieb- oder Anhängewagen befindlichen Schalter kurz-
geschlossen ist, also die rote Lampe aufleuchtet. Sobald
das Ein- und Aussteigen in den einzelnen Wagen be-
endet ist, öffnet jeder Schaffner den in seinem Wagen be-
stehenden Kurzschluß, und gibt damit für sich die Ab-
fahrt frei. Wenn alle Schaffner geschaltet haben, leuchtet
vorn die grüne Lampe auf zum Zeichen, daß der ganze
Wagenzug abfahrbereit ist. Auf der nächsten Station
schaltet der Führer die Lampen wieder, wie oben be-
schrieben, auf Kurzschlußstellung um. Der Vorteil
dieses Systems liegt darin, daß alle Schaffner von ein-
ander unabhängig sind. Etwaige Störungen machen sich
dadurch bemerkbar, daß keine Lampe brennt. Falsch-
meldungen sind also ausgeschlossen und die Anlage ist
entsprechend betricbsicher. fi
Abh. 11. Selbsttätiger BBC-Licht-
umschalter für Straßenbahnen.
Fernmeldetechnik.
Gestaltung des Fernleitungsnetzes für den Fern-
sprechverkehr. — Als wesentliche Aufbauteile jeder
Ferngesprächsverbindung sind zu unterscheiden: Die
Fernleitungenals die Verbindungen von Ort zu Ort
und die beiderseitig an diese Leitungen anschließenden
Teile, nämlich die Leitungen zwischen den Fernämtern
und den Ortsvermittlungstellen (Fernvermittlungs-
leitungen) und die Leitungen zwischen diesen Ver-
mittlungstellen und Sprechstellen (Teilnehmer-
leitungen). Nach der deutschen Bauweise ergeben die
beiderseits zwischen Fernamt und Teilnehmersprechstelle
1276 |
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
29. August 1929
liegenden Aufbauteile der Gesprächsverbindung eine Ge-
sprächsdämpfuns von je 1,0 Neper, sie machen für die
Verbindung im ganzen mithin 2,0 Neper aus, so daß, wenn
ınan dem CCI folgend 3,3 Neper als zulässige Gesprächs-
dämpfung für die ganze Gesprächsverbindung gelten läßt,
auf den Fernleitungsteil 1,3 Neper entfallen. Die Fern-
kabelleitunzen sind auf eine Restdämpfung in diesem Bce-
trag abgestellt, so daß für alle Fälle, in denen nur eine
Fernleitung, also nicht mehr als zwei Fernämter beteiligt
sind, die Bedingungen für ausreichende Lautübertragung
gegeben sind. Eine derartige Betriebsrezlung wird, da die
gegenseitige Verbindung aller Fernämter durch unmiittel-
bare Fernleitungen wirtschaftlich nicht lohnend ist, nur
für einen Teil des Verkehrs Platz greifen können. Der
andere Teil muß unter Zusammenschaltung mehrerer
l’ernleitungen bei sog. Durchgangsanstalten erledigt wer-
den und dies in um so höherem Maße, je weiter die in Ver-
kehr tretenden Orte voneinander entfernt sind. Damit die
Gesamtdämpfung der so zusammeneeschalteten Fern-
leitungen 1,3 Neper nicht übersteigt, müssen bei den Durch-
eanesanstalten lose Verstärker, sog. Schnurverstärker,
eingeschaltet werden. Die Zahl dieser wie auch der in
den Fernkabelleitungen liegenden festen Verstärker kann
für eine Gesprächsverbindung ohne Beeinträchtigung der
Lautübertragxung nicht in beliebiger Weise gesteigert wer-
den, weil die an jedem Verstärkerpunkt angeordneten Lei-
tungesnachbildungen nicht ideal sein’ können und daher
Anlaß zu störenden Reflexionserscheinunzen geben. Dies
eilt nur für Zweidrahtschaltungen, weshalb man auch
eine ganze Vierdrahtfernleitung in diesem Sinne nur als
einen Zweidrahtverstärker rechnet. Nach dem derzeitizen
elektrischen Zustand des Fernkabelnetzes dürfen nicht
mehr als 5 Zweidrahtverstärker (feste oder Schnurver-
stärker) in eine Gesprächsverbindung eingeschaltet sein.
Die Zahl der zusammenzuschaltenden Fernleitunsen
ist also begrenzt. Beträgt sie z.B. 5, liegen also 4 Durch-
eangesanstalten mit 4 Schnurverstärkern in der Verbin-
dung, so darf nur noch ein fester Verstärker eingeschaltet
sein, d.h. vier Fernleitunzen dürfen überhaupt keinen
und die fünfte nur einen Verstärker haben. Aus Zweck-
mäßigkeitseründen wird das Kernstück einer Weitver:
kehrsverbindung aus einer langen Fernleitungz (Weit
verkcehrsleitung) gebiidet, an die sich bedarfsweise
kürzere Fernleitungen (Zubringeerleitungen) an-
schließen. Im gegebenen Beispiel müßte die Weitverkehrs-
leitung eine Vierdrahtleitung (gleich ein Zweidrahtverstär-
ker) sein, stellte also eine sehr kostspielige Anlage dar.
Je weniger Schnurverstärker, also Durchganssanstalten,
an einer Gesprächsverbindung beteiligt sind, desto mehr
besteht die Möglichkeit, für die Weitverkehrsleitung den
billigeren Zweidrahtbetrieb vorzusehen. Schon diese Über-
legung führt dazu, den Verkehr in möglichst vielen Fällen
jeweils nur über eine Fernleitung, also ausschließlich als
Eindverkehr, abzuwickeln. Man sicht daher zwischen allen
ernämtern mit genüsendem, gegenseitigem Verkehr —
etwa von 70 Gesprächen täglich ab aufwärts — unmittel-
bare Fernleitungen vor. Dies hat auch sonstige wirtschaft-
liche Vorteile, weil man zusätzliche Vermittlungsar'nrit
bei Durchzangsanstalten spart und Zubringerleitunzen
vermeidet, die, um für die Weitverkehrsleitung keinen
verlustbringenden Aufenthalt entstehen zu lassen, nur
schwach belastet sein dürfen, also schlecht ausgenutzt sind.
Soweit sich die Bereitstellung unmittelbarer Fernleitun-
gen nicht lohnt und der Verkehr über Durchrangsanstalten
echen muß, wird deren Zahl möglichst beschränkt, indem
für den gegenseitigen Verkehr gewisser mörrlichst kleiner
Gebiete unmittelbare Leitungen vorgesehen und die Fern-
ämter der Versorgzunesgebiete durch Zubrineerleitungen
mit den Endpunkten der Weitverkehrsleitungen verbunden
werden. Je nach der gegenseitigen Entfernung der in Ver-
kehr tretenden Gebiete, werden diese größer oder kleiner
zu wählen und das Zubrinzernetz entsprechend zu ge-
stalten sein. |
Bei großen Versorgeungseebieten strahlen die Zu-
brinzerleitungen an den Umschlarpunkten, den Dureh-
gangsämtern, nicht unmittelbar zu den kleinen End-
verkehrsämtern sondern sammeln sich zebietsweise noch
bei Umschlagrpunkten zweiter Ordnung, den ebenfalls mit.
Schnurverstärkern ausecrüsteten Verteilerämtern,
an die erst die kleineren Endverkehrsämter durch weitere
Zubringerleitunzen anschließen. Bei einer solchen Gie-
staltung der Verkehrsverhältnisse kommen tatsächlich bis
zu vier Schnurverstärker in eine Gesprächsverbindune.
Damit auch auf weite Entfernungen jede Sprechstelle mit
jeder anderen ohne Schwierigkeiten in Verkehr treten
kann, müssen alle Umschlagpunkte erster Ordnung durch
unmittelbare Fernleitungen, u. zw. dureh Vierdrahtleitun-
een miteinander verbunden sein. Um in mörlichst vielen
Fällen unmittelbare Weitverkehrsleitungen zwischen zwei
Fernämtern lolınend zu machen, muß der Vermittlung:-
bereich eines Fernamts tunlichst groß gemacht werden.
Diesem Gesichtspunkt entspricht es, wenn in Deutschland
Hand in Hand mit der Durchführung des Selbstanschluß-
betriebs die Fernverkehrseinrichtungen bei den kleineren
Orten beseitigt und diese Orte für ihren Fernverkehr auf
benachbarte größere Fernämter gestützt werden. Diese
Art der Netzgestaltung ist aber auch für die Abwicklung
des mittelbaren (über Durchzangsanstalten gehenden)
Fernverkehrs günstig, weil sich für verhältnismäßig
wenig Fernämter leichter ein rationell arbeitendes Zu-
bringernetz schaffen läßt. (Kölsch, Europ. Fernspr.
1929, S. 132.) Sb.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Die Tätigkeit der Physikalisch-Technischen Reichs-
anstalt im Jahre 1928!. — Von den in der Reichsanstalt
ausgeführten Arbeiten sollen hier nur dieienigen der
Abteilung 2 (Elcktrizität) besprochen werden, soweit
sie nicht bereits in Sonderreferaten behandelt wurden.
Die Keichsanstalt nahm an der Konferenz über inter-
nationale Normalisierunze des Aluminiums
und über elektrische Einheiten von 16... 29 NI
in Paris teil. Über den Minimalwert der Zuefestir-
keit des Aluminiums sowie über den Maximalwert des
spezifischen Widerstandes konnte eine Einigung erzielt
werden. jedoch nicht über den Mittelwert des spezifi-
schen Widerstandes? Vor Fassung einer endgültigen Ent-
schließung soll weiteres umfangreiches Beobachtunr:-
material beschafft werden. Über die Normung des
weichen Aluminiums kam infolge des außerhalb Deutsch-
lands nur geringen Interesses eine internationale Fest-
setzung nicht zustande. Die Konferenz über die elektri-
schen Einheiten behandelte die Frage, ob die internatio-
nalen Einheiten durch die absoluten ersetzt werden soll-
ten. Es wurde einstimmig beschlossen, daß der Uber-
gang von den bisherigen Tinheiten zu den absoluten fur
wissenschaftliche und technische Zwecke vollzogen wer-
den soll. Den Bedenken des Vertreters der Reichsanstalt
wurde insoweit Rechnung getragen, als der Zeitpunkt
der Binfifirung der absoluten Einheiten hinauszeschoben
wird, bis die absoluten Werte und damit ihre Beziehungen
zu den bisherigen Werten mit der erforderlichen Ge-
nauiskeit festgelegt sind.
Ferner nahm die Reichsanstalt an dem 2. internatin-
nalen Radiologenkongreß vom 23... 27. VII. in Stock holm
teil. Es wurde hier einstimmig die Annahme einer inter-
nationalen Röntzenstrahlen-Dosiseinheit
beschlossen, deren Definition im wesentlichen dem deut-
schen Vorbild folgt. Eine Abweichung liest nur in der
Bezugstemperatur der Luft, die mit 0° festgesetzt wurde,
während sie in der bisherigen deutschen Definition 12°
betrug. Infolgedessen verhält sich das internationale
Röntgen (r) zu dem bisherigen deutschen Röntgen (R)
wie 1:1,066. Seit dem 1. ATI. 1928 werden die Eicherzeb-
nisse der Reichsanstalt für Dosismesser nur noch in
internationalen Röntgen angegeben. Der dritte von der
Reichsanstalt besehicekte internationale Kongreß war die
Tagung der internationalen Beleuchtungeskommission in
den V.S. Amerika vom 3. 1IX...1.X. 1928. Auf ihm wur-
den als Umrecehnungsfaktoren der internationalen
Kerze zur llefnerkerze festgesetzt
1,11 für die Kohlefadenlampe,
1,145 für die Wolfram-Vakuumlampe,
1,17 für die gasgefüllte Nitralampe.
Die Anforderungen an die Genauigkeit von Fre-
quenzmessungen bedingen die Aufstellung einer neuen
"requenzskaläa. Die Genauigkeit des bisherigen
aus Thomsonschen Schwingzungskreisen bestehenden Nor-
malfrequenzmessers beträgt 1...2-10-*. Heute erscheint
eine zehnmal größere Genauigkeit notwendig und er-
reichbar. Kin Fundamentalpunkt verhältnismäßig niedri-
ver Frequenz (1560 Hz) wird durch einen Stimmgzabel-
sender nach Karolus festgelegt und dureh Zeitmessung
mittels Chrenographen möglichst genau absolut bestimmt.
Cber den ganzen in Betracht kommenden Frequenzbe-
reich von etwa 10°..10° Hz wird eine gröbere Anzali
leuchtender Quarzresonatoren als Festpunkte verteih
und mit Hilfe von harmonischen Obersehwinzunzen auf
den Fundamentalpunkt bezogen. Die longitudinal schwin-
genden Quarzresonatoren sind nach den bisherigen Er-
fahrungen zweifellos konstanter als der Normal-Fre-
quenzmesser, ihre Abstimmgenauigkeit beträgt im allge-
meinen 1..2-10-5, Das Frequenzgebiet von 10°..3- 10%
Ilz ist mit Longitudinalschwingungen nicht erreichbar:
a Der Bericht über das Jahr 1927 erschien in der ETZ 19%, S. 1855.
2? Vgl. a. ETZ 1929. S. 760.
29. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
1277
hier werden transversal schwingende Quarzresonatoren
verwendet. Der Temperaturkoeffizient der Frequenz der
Leuchtresonatoren ist sehr klein; für die Transversal-
resonatoren wurde er
zu etwa —5-10
bestimmt, also 20mal
kleiner als bei den
gewöhnlichen Stimm-
sabeln; für die Lon-
situdinalresonatoren (O)
hat er vermutlich die
Größenordnung
1-10*%. Das dritte
Glied der neuen Fre-
ıuenzskala ist der bis-
S S i
herige Normalfre Abb. 12. Schaltung eines Kapazitäts-
quenzmesser mit kon- : nf j
tinuierlicher Skala, variators ohne Anfangskapazität
der entweder direkt
oder über die Quarzresonatoren auf den Fundamental-
punkt bezogen wird.
Einen Kapazitätsvariator ohne Anfangs-
kapazität kann man dadurch erhalten, daß man einen
Kondensator so in eine Meßschaltung legt, daß nur die
Teilkapazitäten der Belegungen gegeneinander wirksam
sind, jedoch ihre Teilkapazitäten gegen Erde nicht oder
nur mittelbar in die Messung eingehen. Eine solche
Schaltung muß wie die Brückenschaltung der Abb. 12 drei
Anschlußpunkte verschiedenen Potentials besitzen.
Schiebt man nun eine leitende, mit dem Gehäuse ver-
bundene Trennwand zwischen die Belegungen ein, so
wird der zwischen diesen übergehende Kraftfluß nach
Erde abgeleitet, so daß die Teilkapazität der Belegungen
gegeneinander kontinuierlich bis auf den Wert Null ver-
ringert werden kann. Zur Registrierung von Kapazitäts-
änderungen dient eine Kapazitätsbrücke (Abk. 13)
Abb. 13. Registrierung von Kapazitätsänderungen.
mit zwei Kapazitäten Čz und C, und zwei Widerständen
R, und A,. Die Ausgleichkondensatoren C,, Ca und Ca
dienen zur Erfüllung der Amplituden- und Phasenbedin-
gung. Als Indikator dient eine Elektronenröhre in
Gittergleichrichtungschaltung, in deren Anodenkreis ein
kompensiertes Gleichstromgalvanometer OG (Registrier-
instrument) eingeschaltet ist. Die Stromänderung im
Anodenstrom ist proportional der Kapazitätsänderung
von Cz, wenn man dem Gitter durch geringe Verstim-
mung der Brücke eine Wechselvorspannung erteilt.
Untersuchungen der dielektrischen Ver-
luste von Quarzglas und Preßbernstein bestätigten
nicht die hohen Verlustwerte, die von A. Palm! ange-
geben worden waren. Bei Prüfung von Transfor-
matorenöl nach VDE-Vorschrift hatte sich gezeigt,
daß sich die an verschiedenen Meßstellen ermittelten
Werte erheblich, zum Teil im Verhältnis 1:2 unter-
schieden. Vergleichsversuche in der Reiclhsanstalt und
den Prüfämtern Ilmenau, Hamburg und Nürnberg zeig-
ten, daß die Meßwerte mit erheblichen Streuungen be-
haftet sind und auch von Meßstelle zu Meßstelle stark
schwanken. Die Bedeutung des numerischen Wertes der
Durchschlagfestigkeit ist danach als verhältnismäßig ge-
ring zu bezeichnen. Es dürfte im allgemeinen empfehlens-
wert sein. daß sich die Antragsteller nach Möglichkeit
mit der Feststellung begnügen, ob das Öl den VDE-
Vorschriften genügt oder nicht. Auf die Messung im
Zustande der Einsendung scheint die Beschaffenheit der
Behälter von erheblichem Einfluß zu sein. An Ölproben
gleicher Sorte wurden an den einzelnen Meßstellen mitt-
lere Durchschlagfestizkeiten zwischen 40 und 130 kV/cm
bestimmt. Bei einheitlich vorbehandelten Kanistern er-
gaben sich Mittelwerte zwischen 140 und 250 kV/cm. Bei
Mcssungen nach Vorbehandlung des Öls durch Trocknen
ı A Palm, ETZ 1927, 8. 1611.
und Filtrieren kommt viel auf die Art des Filtrierens an.
Die Mittelwerte der Durchschlagfestigkeit, die nach ge-
nau dem gleichen Verfahren erzielt wurden, schwanken
zwischen 260 und 310 kVjcm.
Zur Untersuchung des Anlaufvorgangesvon
Mctoren größerer Leistung läßt sich die konstante
Belastung auch dadurch erreichen, daß als Bremse eine
konstant erregte Gleichstrommaschine in Gegenschaltung
benutzt wird, deren Ankerstrom während des Anlaufs
konstant gehalten wird. Die Regelung des Ankerstroms
geschicht durch einen selbsttätigen Schnellregler nach
Abb. 14. Der Strom I und die konstante Erregung der als
Bremse wirkenden Gleichstrommaschine B werden so
eingestellt, daß auf den Versuchsmotor das verlangte Be-
lastungsdrehmoment ausgeübt wird. Der Generator G
speist B unter Zwischenschaltung eines festen Wider-
standes R mit Strom. An den Klemmen von R ist die Re-
laisspule eines Spannungsreglers angeschlossen, der in
den Feldkreis von G eingebaut ist. Beim Anlauf ent-
steht in B eine EMK, die im gleichen Sinne wirkt wie die
Spannung von G. Da der Regler den Spannungsabfall in
R konstant hält, wird die Spannung in G sinken und Z
konstant bleiben.
Abb. 14. Regelung des Ankerstromes.
Zur stroboskopischen Messung des Voreilwin-
kels cines Synchronmotors setzt man auf seine
Welle eine Scheibe mit radialen Schlitzen, die von einer
zweiten Scheibe verdeckt wird, welche auf der Welle
eines Hilfsyncehronmotors sitzt. Die stroboskopischen
Bedingungen sind so gewählt, daß sich nach dem Häu-
fungsverfahren die stroboskopische Bildzahl 50 ergibt.
Wird eine dritte feststehende Scheibe mit 49 Schlitzen als
Noniusblende vorgesetzt, so sieht man nur an einer be-
stimmten Stelle des Umfangs Schlitze. Bei Belastung des
Synchronmotors verschieben sich diese Schlitze um den
St{fachen Betrag des geometrischen Voreilwinkels. Fine
Voreilung von 4..5 Winkelminuten ist so noch meßbar.
(Z. Instrumentenk. Bd. 49, S. 157, 213, 265.) Br.
Hochspannungstechnik.
Durchschlagfestigkeit und dielektrische Verluste von
Porzellan und Hartpapier. — Bei der Ausführung von
Durchschlagversuchen in Isolierflüssigkeiten entstehen
bei ungeeigneter Prüfordnung Fehlerquellen durch das
Auftreten von „Randstörungen“*, deren Ursache die hohe
und nicht berechenbare Feldstärke am Elektrodenrand ist.
Um zuvcrlässige Werte zu erhalten (z.B. bei der Durch-
schlagprüfung von Hochspannungs-Isolatoren), müssen
diese Randstörungen beseitigt werden. Dies geschieht
durch zweckmäßige Ausbildung der Proben sowie An-
wendung einer geeigneten Isolierflüssigkeit, die in be-
sonderen Fällen unter hohen Druck gebracht wird. Der
Durchschlag folgt nicht bei allen festen Isolierstoffen
derselben Gesetzmäßigkeit, verläuft vielmehr je nach
Stoffart und Temperaturhöhe verschieden. Das wird an
den beiden wichtigsten Hochspannungs-Isolierstoffen, Por-
zellan und Hartpapier, gezeigt.
Hartpapier besitzt bereits bei normaler Temperatur
einen „Wärmedurchschlag“. Dementsprechend hängt bei
ihm die Durchschlagfestigkeit in hohem Grade von der
Temperatur sowie von der Dauer der angelegten Span-
nung ab. Sie ist für Dauerbelastune nur ein Bruchteil
derienigen bei kurzzeitiger Beanspruchung. Die Messung
der dielektrischen Verluste gibt zuverlässige Ergebnisse
und charakterisiert das elektrische Verhalten. Die Durch-
schlagfestiekeit von Porzellan dagegen ist von der Tem-
peratur und von der Dauer der Beanspruchung verhält-
nismäßig wenig abhängig. Der dielektrische Verlust-
faktor kennzeichnet die Güte des Werkstoffes nicht, die
Durchschlagfestigkeit ist vielmehr von der Höhe der di-
1278
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
29. August 19%
elektrischen Verluste unabhängig. Hieraus ergibt sich,
daß bei Porzellan in dem ganzen seiner praktischen Ver-
wendung entsprechenden Temperaturbereiche der Durch-
schlag unmittelbar von der Feldstärke abhängt und als
„lonisations-Durchschlag“ angesprochen werden kann. (H.
Handrek, Mitteilungen der Hermsdorf-Schomburg-Iso-
latoren G. m. b. H. 1929, S. 1455.) W.
Überschlagverzögerung an Isolatoren. — Die Be-
ziehungen zwischen Überschlagspannung und Wellensteil-
heit sind von Wade und S mit h mit Hilfe des Kathoden-
oszillographen untersucht worden. Die Wellen wurden
von einem Stoßgenerator für 500 kV geliefert und dem zu
prüfenden Isolator in der Schaltung Abb. 15 zugeführt. Die
Verschiedenes.
Sächsischer Dampfkessel-Überwachungs-Verein, Chem-
nitz. — Aus dem Ingenieur-Bericht 1928 des Sächsischen
Dampfkessel-Überwachungs-Vereins verdient hervorge.
hoben zu werden, daß namentlich bei der Ausbesserung
von DampfkesselndieSchweißung infolge ihrer weit
gehenden Anwendungsmöglichkeiten große Bedeutung er-
langt hat. Es ist heute möglich geworden, damit viele Schä-
den in kurzer Zeit zuverlässig und dauernd zu beheben, zu
deren Beseitigung früher längere Betriebsunterbrechun-
gen und die Erneuerung einzelner Kesselteile unvermeid-
lich waren. Die elektrische und insbesondere die Gleich-
strom-Schmelzschweißung verdiene vor der Gasschweißung
den Vorzug, da bei ihrer Anwendung das Auftreten von
Wärmespannungen, das bei der Gasschweißung oft noch
während der Arbeit zu neuen Rißbildungen führte, ziem-
lich sicher vermieden werden könne. Auch die größere
Dichtigkeit der Schweißung spreche für die Anwendung
des elektrischen Verfahrens. In einer vergleichenden
Gegenüberstellung von Dampfmaschine, Diesel-
motor und elektrischem Antrieb werdendie
betrieblichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte der drei
Antriebsarten behandelt. Man kommt zu dem Ergebnis,
daß der elektrische Antrieb sich wegen seiner großen be-
trieblichen Vorzüge in erster Linie für kleine Betriebe
eigne, seine Wirtechaftlichkeit aber schon bei einer Lei-
stung von 50 PS zweifelhaft werde. Bei 50 PS könne die
Wirtschaftlichkeit der Dieselmaschine von der Dampfma-
schine nur durch Ausnutzung des Abdampfes zu Heiz-
zwecken erreicht werden. Das Gebiet der Großanlagen ge-
höre allein der Dampfmaschine. Bei schwankender Be-
lastung müsse der elektrische Anschlußwert der Höchst-
leistung entsprechen, woraus sich hohe Strompreise er-
geben. Unter diesen Verhältnissen wird die Dampfms-
schine auch dem Dieselmotor, der überdimenseioniert wer-
den müsee, überlegen sein. Es wird dann noch die selbst-
tätige Stockwerks-Feineinstellung für
clektrische Aufzüge an Hand der Ausführungen
verschiedener Firmen besprochen und durch Abbildungen
erläutert.
Die elektrotechnische Abteilung weist
darauf hin, daß in feuergefährlichen Betriebstätten nur ge-
schlossene Motoren zur Aufstellung gelangen sollten.
Wenn auch nicht in allen Räumen von Baumwollepinne-
reien die Staubgefahr gleichgroß ist, und an manchen Stel-
len auch offene Motoren unbedenklich sind, so sei doch
LI TI Vorsicht geboten. Auch die Verwendung ungenügend ab-
=r meenam -p gedeckter Regelwiderstände in feuergefährlichen
SE HN Betriebstätten sei zu beanstanden. Die vielfach üblich-
Oszillograph
Abb. 15. Meßschaltung.
Steilheit wurde durch Ändern des Widerstandes Rs, aber
auch durch Änderung von L und C, variiert. Spannung und
Zeit wurden mit dem Kathodenoszillographen aufgezeich-
net. Die verwendete Stoßwelle hatte einen fast geradlini-
gen Stirnanstieg. Untersucht wurden Stützer für 15, 37
und 50 kV, ferner 2- bis 3gliedrige Hängeketten, u. zw. in
trockenem Zustand und bei Regen. Außerdem wurden
Kontrollversuche mit 60 Hz durchgeführt.
Die Versuche ergaben, daß mit zunehmender Wellen-
steilheit die Überschlagspannung anwächst; sie ist für
sehr steile Wellen das 2- bis 3fache des niedrigsten Wertes.
Bei Stirnlängen von mehr als 10yus ist die Spannungs-
erhöhung nur klein, etwa 35 % im Mittel. Ein Beispiel der
von den Verfassern aufgenommenen Kurven gibt Abb. 16;
„a Dee
H VI Bun Bue Ee BALL Bauart mit gelochten Schutzblechen oder freien Rückseiten
Sis H F pork -Type belso hz | sei- unzulänglich. Für die Sicherung von Drehstrom-
— CT LIT IN 137k V-Type AH kreisen bei Verwendung von Selbstschaltern wird
760 HH t pi T ttbi 50 z” 4)!
7
empfohlen, drei Überstromauslöser anzubringen. wo der
Nullpunkt des Drehstromsystems zugänglich oder etwa
über eine Durchschlagsicherune geerdet ist. Die Fälle, wo
man mit nur 2 Überstromauslösern auskommt, sind als
Ausnahme zu betrachten, und es empfehle sich, auch in
den Ausnahmefällen, von der zweiphasigen Schutzart ab-
zusehen, da sich die örtlichen Verhältnisse oft ändern und
die Voraussetzungen, unter denen zweiphasige Auslöser
genügen, dann nicht mehr zutreffen. Von Maschinen-
und Werktischleuchten aus Isolierstoff werde
leider noch zu wenig Gebrauch gemacht, und es wird zur
Beachtung der Vorschriften für Handlampen aufge-
fordert, nachdem durch das Fehlen eines Schutzglases
wieder ein iödlicher Unfall eingetreten sei. Da die Ver-
legung von eisenbandarmierten Erdkabeln in einem
Kanal gemeinsam mit Dampf und Wasserrohr nach 19-
jähriger Dauer zu chemischen Zerstörungen des Eisen-
und Bleiınantels geführt hat, wird davor gewarnt, falls
es sich nicht um begehbare weite Kanäle handelt, Kabel
zusammen mit Rohrleitungen zu verlegen. Es wird auch
bemerkt, daß die Aufstellung von kompensierten Motoren,
übererregten Synchronmotoren und ‚besonderen Phasen-
schiebern angesichts der für die Verbesserung des
Leistungsfaktors gebotenen Strompreisvorteile
immer weiter fortgeschritten sei. Vor der Hoffnung auf
allzugroße Vorteile bei kleineren Anlagen müsse aber
gewarnt werden. Endlich wird noch eine Gerichts-
entscheidung mitgeteilt, nach welcher ein Werk,
das seine Abnehmer bisher mit Gleichstrom versorgt
habe, anstatt dessen jetzt aber nur noch Drehstrom liefern
wolle, nicht verpflichtet sei, die frühere Stromart beizu-
behalten und bei Änderung der Stromart die Kosten für
die Auswechselung der Motoren zu tragen. (Auszug aus
dem 51. Ingenieur-Bericht des Sächs. Dampfkessel-Unher.
wachungs-Vereins, Chemnitz.)
700
H ` 7000
Zeit bis zum Überschlag in us
Abb. 16. Trockenüberschlag au 37- und 50 kV-Isolatoren (Kappe
negativer Stoß, Stütze geerdet).
außer den Stoßspannungswerten für zwei Stützertypen
sind noch die 60 Hz-Werte bei 4170 us (gleich % Periode)
angegeben. Die Zeitverzögerung ändert sich je nach der
Isolatortype und zeigt einen Polaritätseffekt derart, daß
je nachdem, ob der negative Stoß auf die Kappe oder Stütze
des Isolators trifft, andere Überschlagspannungen erhal-
ten werden. Ist 1 die Überschlagspannung bei 60 Hz, so
entspricht 1,5 dem Stoßüberschlag bei negativer, 1,08 dem
bei positiver Kappe. Der Unterschied wird bei steileren
Wellen geringer und verschwindet bei einer Stirnlänge von
0,2 ps. Dieser Polaritätseffekt, der bei Hängisolatoren
nicht nachweisbar war, dürfte auf die Anordnung und
Form der Elektroden, auf ihre Lage zu geerdeten Teilen
und die Beschaffenheit der Porzellanoberfläche zurück zu-
führen sein. Bei Beregnung waren die Ergebnisse ganz
ähnlich; die Berücksichtigung dieser Polaritätsunter-
schiede ist also nicht unwesentlich. Interessant ist ferner,
daß die an einem Isolator gemessenen Verzögerungen
unter allen äußeren Bedingungen einem zu sehr steilen
Fronten gehörigen Grenzwert zustreben: die sehr steilen
Wellen scheinen also das Überschlagsphänomen in seiner
reinsten Form darzustellen.
Durch häufige Überschläge werden auf der Isolator-
oberfläche sichtbare Entladungspfade erzeugt, die bis
6) Hz eine geringe Erniedrigung der Überschlagspannung
bewirken, bei Stoßspannuneen jedoch offenbar keinerlei
Einfluß ausüben. (E. J. Wade u. G. S. Smith, El.
World Bd. 92, S. 309.) nkl
Le
a.
e 99, August 1929 Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 35 1279
) ` me Umstellung der norwegischen Stiekstoffindustrie. in Telemarken am Tyjin mit einer Leistung von 120 000 PS
Gefälle ausgebaut. SEH?
ick-
Umstellung kann die norwegische
stoffindustrie mit dem gleichen Kraftaufwand wie bisher
etwa die 6fache Menge Stickstoff gegenüber dem Licht-
den war, vergrößerte die Norsk Hydro Kvelstoff-Industrie bogenverfahren und die 1%fache Menge
ihre Anlagen in rascher Folge bis ZU einem Gesamtausbau über dem Karbidverfahren erzeugen, wir
> 5000 PS installierter Leistung, welche derzeit der samtproduktion auf das 2- bis 3fache des bisherigen ZU
j Werke sind: steigern vermögen, ohne daß Kohle wie beim Karbidver-
_ Nachdem im Jahre 1905 die erste Stickstoffabrik nach unter 100 m
dem Lichtbogenverfahren in Notodden mit 2500 , Wasser- Durch diese
kraftleistung in Betrieb gesetzt und 1907 durch die Hinzu-
nahme von 000 PS der Anlage Svälgfoss erweitert wor-
éi
von #7
Stickstoffgewinnung dienen. Die einzelnen br Ee
God mit 50 m Gefälle und 36.000 PS ahren einzuführen ist u
2 Vemork WM m „ 195000 „ Diese großzügige Umstellung der bekannt billigen nor-
er Säheim ” 215 m ” 165000 „ | wegischen Wasserkräfte auf ein wirtschaftlicheres _ Ver-
S g "77.60 000 fahren ist auch auf unsere Verhältnisse nicht ohne Inter-
ü e. Der energiewirtschaftliche Vergleich der verschiede-
ie
ess
AN nen Stickstofferzeugungs-Verfahren ergibt, alles au
ke in Notodden, Såheim und Rjukan aus der entsprechenden Kohlenmenge gewinnbaren Kilo-
auf und verarbeiteten sie ZU Kalk- wattstunden umgerechnet, etwa folgendes Bild:
3% Stickstoff- Lichtbogenverfahren (Luftstickstoffver- l
0. 60000 kWh/t N
Syälgfoss mit
Lienfoss mit -
Die Stickstoff wer
nahmen diese Leistung
— . salpeter, sogenannten Norgesalpeter, mit 1:
... gehalt sowie ZU Kalkstickstoff mit etwa 20% Stickstoff- ie EE
Ka gehalt. Für letzteres liefern die Anlagen in Odda mit der Carbidverfahren: 12000 kWh
< vom Kraftwerk Tyssefaldene (100 000 PS) bezogenen Kraft +5t.Koble, = a dE 18 000 Ge
Ammoniaksynthese ohne Kohle . - - 12 000 o
das Karbid.
Haber-Bosch-Verfahren mit Kohle . - 7000 i
pe Das kraftverzehre
Verbrauch von etwa
allmählich übertroffen dur
nde Luftstickstoffverfahren mit einem
... 70 kWh für 1t N wurde
ch die Entwicklung der Ammo- Wenn auch letzteres Verfahren kraftwirtschaftlich den
Arbeitsinhalt beansprucht, SO ist doch zu_be-
chaftlich notwendig ist, solche Pro-
~, niaksynthese nach dem Verfahren von
`. Bosch, zu dessen Durchführung die großen Wasser- denken, daß es wirts
kräfte die Möglichkeit boten, reinen Wasserstoff unmittel- dukte, bei welchem die Kohle dure Kraft und Luft ersetz-
bar durch \Wasserzersetzung ZU gewinnen und alle weite- bar ist, also durch keiner Substanzminderung ausgesetzte
zesse dabei Zu erübrigen, Naturvorräte, den Vorzug verdienen müssen zugunsten
höherwertiger Ausnutzung jener erschöpflichen Naturvor-
ren schwier
wie sie bei dem Verfahren der Wasserstoffgewinnung aus
Wassergas nach dem auf Kohle gegründeten Verfahren der räte für solche Erzeugnisse, ZU welchen sie unersetzlich
L G. Farben in Deutschland nötig sind. Auf diese Weise sind. So mag für die Zukunft wohl kraftwirtschaftlich der
gelingt es, nur aus uft und Wasser 1 t reinen Stickstoff Weg vorgezeichnet sein:
ung für Gewinnung von Öl und
wobei für die Kohle zur Aufschließ
g von Ammoniak
`. mit 10000... 12000 kWh zu gewinnen, i
P M zu 1000 m Wasserstoff etwa 5000 kWh gleichzeitig Gas mit Nebengewinnun
5 und anderen Stoffen;
Im Jahre 1926 errichtete die Norsk Hydro eine Ver- Wasserkraft soweit möglich zur Deckung des
suchsanlage nach diesem Verfahren in Notodden, und nach- Kraftbedarfes und zur Herstellung von Stickstoffver-
Norsk Hydro gewor- bindungen in möglichst ausgedehntem Maße.
- dem die I. G. Farben Einfluß auf die
d der Erfahrungen die Umstel-
g kann naturgemäß weder
nen hatte, wurde auf Grun : 2
es auf das W asser- Für die Stickstoffherstellun
Le ausschließlich gelten,
| lung des norwegischen Stick
_ kraftverfahren der Ammoniaksynthese beschlossen. Im Fe- der eine noch der andere eg a
g an die jeweiligen
bruar dieses Jahres kam die Anlage in Notodden in Be- weil die Land wirtschaft in An
passun
trieb und erzeugt täglich ol mit, A en N Bodenverhältnisse verschiedener Stickstoffverbindungen be-
Bauart Holmboe für eine Gier von 10000 A bei 720 darf und des Kalkstickstoffes nicht entbehren kann; immer-
50V. Das Ammo iak wird zum Ammoniumnitrat it hin wird ein verhältnismäßig geringer Teil des Gesamt-
is i S as Aukti n 0 A Arbeitet stickstoffbedarfes auf die ausschließliche Notwendigkeit des
einer Jahresproduklion von 20 000 t vert Il: Kalkstickstoffes entfallen. Nimmt man dazu noch die YOT-
n von den heutigen
schen den beiden großen frachten tür die Kohle und die Frachte
j Mitteldeutschlands und der Rheingegend
Auf Grund der Einigung zwi
Stiekstofflieferern kam weiterhin der Umbau der Fabriken auf wenige Punkte
g von zusammen konzentrierten Stickstoff-Erzeugungstellen zu dem über
teilten Verbrauchsgebieten mit etwa
in Rjukan zur Ausführung, deren Leistun
350000 PS in Vemork und Såheim zur Hälfte für elektro- das ganze eich ver
ieht die Gefahren einer solchen
Ivtischbe W asserstoffgewinnung iakherstellung 50 RMIt Reinstickstoff und zie
umgestellt wird, während die andere Hälfte der Kraft für Konzentration irgen Erzeugung lebenswichtiger
das Lichtbogenverfahren weiter beansprucht wird. Dadurch Güter bei Streiks, Transportunterbrechung und dgl. in Be:
steigt die Ausbeute von 30 000 t gebundenem Stickstoff auf tracht, SO ergibt sich daraus weiter die wirtschaftliche und
sicherheitliche Forderung einer gewissen Dezentralisation
R0000 t. Etwa 50 000 t Jahrespro
der Bahn nach derart, daß insbesondere Verbrauchsgebiete, welche Wasser-
j zur Stickstoff-
Ammoniak werden mit Spezialwagen au |
i i en Fabrik nach kraftstandorte sind, in Zukunft vor allem
brannt und zu erzeugung heranzuziehen wären, und daß die Braunkohle
wo sia zu Salpetersäure ver
In Rjukan werden neun als ersetzbare Stickstoffquelle vorwiege
j Wasserkräften zU dienen hätte,
Kalksalpeter verarbeitet werden.
Turbinen an igen Drehstromgeneratoren gung im Ausgleic
mit Gleichstrom-Doppelgeneratoren von k für wodurch auch die Lebensdauer ihrer Lagerstätten gegen-
2X 12000 A bei 500 V ausgerüstet. Der Strom wird von über dem bisherigen Raubbau um ein mehrfaches verlän-
unmittelbar der Warserstoffabrik zuge- gert werden könnte. (Aubert, Teknisk Ukeblad 1928,
leitet, welche 10 sieben Stockwerken mit Elektrolyseuren H. 22, S. 218, u. H. 23, S. 228.) Rdl.
e den Wasserstoti E so Kar eine
eistung von insgesamt afür zur Verfügung 8 5
steht. Für die Elektrolyseure waren allein zur Vernicke- Briefmarke zum goldenen Jubiläum der Edison-Glüh-
000 kg Reinnickel zu verwenden, lampe. — Die V. S. Amerika feiern im laufenden Rn
mangels derart leistungsfähiger Anlagen a en der Faison
Oslo und bei Notodden errichtet a an vo a aE h a
werden mußten. Die Gleichstrommaschinen, in deren Liefe- Ze Ka Bri e SE ‚der Dip e
a AEG, SSW, Oerlikon und Asea teilten, wer- a ( e Ge neue ws
den unter Beibehaltung der Turbinendrehzahl an Stelle der Marke NT... 7) herausgerc dl
in deren Mitte die erste von Edison
_ S konstruierte Glühlampe _Zu schen
In Vemork wurde eine Wasserdestillieranlage und eine ist. Darüber stehen die Worte
Turbo-Kompressorenanlage zur Förderung des Gases nach „Edison's First Lamp“ und unten
pressoren sind mit Wassertur-
„Electrice Light's Golden Jubilee”;
links und rechts oben in den Ecken
Rjukan erstellt. Die Kom
binen unmittelbar gekuppelt. Die Gase werden durch drei SE S
Kohrleitungen von je 350 mm Dmr. und 4,5 km Länge nach sind die Jahre 1879 und 1929 ange-
d auf Eisenmasten Abb. 17. geben. of
Kiukan befördert, die Rohrleitungen sin
verlegt.
Die Umbauarbeiten, welche etwa DI Mill norw. Kr
beanspruchen werden, sind mit einem Aufgebot von
Mann in vollem Gange und gollen in diesem Sommer be- Berlin für
endet sein. Zugleich wird cine weitere Wasserkraftanlagc heitsvorrichtungen UN
Vereinigung polizeilich zugelassener techniseher
Sachverständiger a V. — Die vom Polizeipräsidium
die Prüfung und Begutachtuns der Sicher-
der elektrischen Anlagen in
1280
Theatern, Lichtspielhäusern, Zirkussen und öffentlichen
Versammlungsräumen anerkannten Sachverständigen
haben sich unter dem Namen: Vereinigung polizeilich zu-
gelassener technischer Sachverständiger E. V. zusammen-
geschlossen. Der Zweck des Zusammenschlusses soll
sein, bei den alljährlich von der Bau- oder Theaterpolizei
angeordneten Prüfungen möglichste Einheitlichkeit in
der Beurteilung der Anlagen herbeizuführen, damit den
Anlagenbesitzern nicht durch zu scharfe Auslegung der
Vorschriften vermeidbare Unannehmlichkeiten und Kosten
entstehen. Die Mitglieder der Vereinigung sind verpflich-
tet, sich bei ihren Prüfungen nur die öffentliche Sicherheit
gegen Feuer- und Lebensgefahr vor Augen zu halten und
sämtliche Vorschriften in diesem Sinne auszulegen.
of
Neue Normblätter des DNA. Lokomotivban:
DIN LON 294 (DIN 259 gekürzt) Whitworth-Rohrgewinde,
theoretische Werte. — Vornorm LON 294 Beiblatt, Ge-
windegrenzmaße der Werkstücke, Herstellungszenauig-
keit und Abnutzung der Lehren für Whitworth-Rohr-
gewinde DIN 259. — LON 204 Buchsen mit Bund.
LON 205 Steuerungsbuchsen mit Bund. — LON 6027 Haken.
Eisenbahnwesen: DIN 1578 Sprengringe für Radreifen.
Maschinenbau, allgemein: DIN 585 Blatt 3, Gewinde-
stifte mit Innenvierkant und Ringschneide (Stellring-
schrauben), Metrisches Gewinde.
Bergbau: DIN BERG 50 Luftleitungen, Berieselunes-
leitungen, Schnellverbinder, Verschraubungen. — BERG
379 Einsteckenden für Bohrhämmer, Konstruktionsblatt. —
BERG 376 Spitzeisen für Abbauhämmer. — Vornorm
BERG 2473 Elektrische Grubenbahnen, 990 mm Spurweite,
Zug- und Stoßvorrichtung, Keeclfeder.
Chemische Geräte: DIN DENOG 25 Kegelschliffe für
Glasverbindungen.
e Kraftfahrbau: DIN Vornorm KrK 100 Erläuterungen
zu den Normen des Kraftfahrbaues für Schrauben und
Muttern aus blank zezogenem Stahl. — Kr.W 137 Seiten-
ring zu Flachbettfelgen nach DIN KrW 136 für Personen-
kraftwagen. — KrW 318 Sicherungspatronen für elektri-
sche Anlagen in Kraftfahrzeugen, Anschlußmaße. — KrW
551 Lenkräder, Konstruktionsblatt. KrW 860 Ver-
schlußhaken für Wagenkasten. — KrW 861 Öse für Ver-
schlußhaken. — KrW 863 Haken für Spannketten. — KrW
864 Verschlußhaken für Spannketten.
Straßenbahnwagenbau: DIN VDV 1 Technische Bedin-
gungen für Radsätze und Radsatzteile.
Stoffe: DIN 1629 Nahtlose Flußstahlrohre, technische
Lieferbedingungen.
—
Energiewirtschaft.
Die Elektrizitätswirtschaft der Schweiz im Jahre 1927.
— Nach der Statistik des Verbands Schweizerischer Elek-
trizitätswerke betrug 1927 die Gesamterzeuzung der öffent-
lichen Werke in der Schweiz 3,36 Mrd kWh (1925: 2,13),
von denen 1620 Mill kWh auf Elcktrizität für Licht, Kraft,
Wärme im Haushalt, Gewerbe und Industrie, 190 Mill kWh
auf Bahnbetriebe (ohne die Bundesbahnen), 530 Mill kWh
auf Elektrochemie, -metallurgie (ohne industrielle Eigen-
erzeugung) und 1020 Mill kWh auf Stromausfuhr ent-
fielen. Der hohe Stand der schweizerischen Elektrizitäts-
vcersorgung geht daraus hervor, daß von 3,95 Mill Ein-
wohnern 3,85 mn Bereich eines Verteilungsnetzes wohnen
und die Erzeugung je Kopf der Bevölkerung 850 kWh
(695), bezw. wenn man de exportierte Menge in Abzuz
et 610 kWh (530) betrug.
Die kürzlich vom Schweizerischen Elektro-
technischen Verein herausgegebene Statistik 1927
gibt wieder interessantes Zahlenmaterial über die Entwick-
lungt. In der Hauptsache werden die zur Gruppe Al zu-
sammeneefaßten 103 Primärwerke mit mehr als 500 kW
‚Gesamtleistung oder mit einer eigenen Erzeugungsanlage
von mehr als 300 kW behandelt, während die rd. 200 klei-
neren Primärwerke, die zusammen kaum 3 % der Gesamt-
energie erzeugen, in dieser sog. kleinen Statistik nicht
berücksichtigt sind. Unter den rd. 1000 Sekundärwerken
gibt es 50 Verteilerwerke mit mehr als 500 kW Gesamt-
leistung (Kategorie BI) und 207 direkt versorgeten Orten.
€ Werke davon (SBB, chem. u. metallurg. Industrie)
verfüzen jedoch auch über kieenerzeugsung und liefern
einen Teil an Dritte ab (180 Mill kWh). Die folzende
Übersicht gibt im Vergłeich mit dem Erhebungsjiahr 1925
wichtire „Zahlen für die Primärwerke AI, die zusammen
etwa 97 % produzierten:
l Nl ETZ 1927, S. 1781.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
1927 1935
Anzahl der Elektrizitätswerke AI... .... 103 14
» Kraftwerke . . . 2.2 2 2 2 202. 192 191
direkt versorgte Ortschaften . . .. 2.2.0. 3167 304
verfügbare Primärkraft 1000 kW ...... 914,9 869,2
(ohne Akkumulatoren)
davon hydraulisch ee E SA 855,2 807,5
kalorisch be "ee EEE 59,7 DL
verfügbare Fremdleistung „ e 555,5 4664
Erzeugung einschl. der von 7 Sekundärwerken mit
Stromabgabe an Dritte Mill kWh ..... 3333,9 2703,
davon im Sommer in, Zur. ar a Ye aut 1706,2 13649
» im Winter ge, E er 1627,7 1335.0
Produktionsmöglichkeit dieser
199 Werke na A 4150,4 3814
davon im Sommer EE ans 2285,4 21105
» Im Winter on 1865,0 174,1
Ausnutzung der mögl. Arbeit `
im Sommer . . 2. 2 2 2 2 2202. Vo 74,8 65,0
im Winter . 2.222 22220200 9% 87,4 CR
Von den 103 Unternehmen waren 46 staatlich oder
kommunal, 35 reine Privatgesellschaften und 22 gemischt-
wirtschaftlich. Bei einer Gesamtzahl von 192 Primär-
kraftwerken verwenden 93 (84) hydraulische, 7 (fi) nur
kalorische, 92 (100) beide Arten von Motoren. Von 72%
(730) Generatoren — 1,21 Mill kVA Gesamtleistung (1.1)
— mit einer mittleren Leistung von 1685 kVA (1570) dien-
ten 79 (97) der Gleichstromerzeugung und 641 (635) de:
Gewinnung von Wechselstrom; von letzteren waren N!
(561) Drehstromgeneratoren mit durchschnittlich 195
(1890) kVA. Fast sämtliche Werke wenden 50 Hz an.
Die Spannung für Beleuchtung und Haushaltapparatr
schwankt bei Gleichstrom zwischen 110 und 235 V, bei
Wechselstrom zwischen 110 und 260 V
Das Anlagekapital der 103 A I-Unternehmen betrug
683,9 (640,4) Mill Fr; in 166 vor 1917 erbauten kraft:
werken waren 3615 Mill Fr, in 26 seit 1927 entstandenen
Werken 316,6 Mill Fr investiert. Je verfügbares Kilo-
watt betrugen die Anlagzekosten bei Wasserkraftwerken
ohne Akkumulierung vor 1917 770 Fr, seit 1917 &w Fr,
mit Akkumulierunz 535 bzw. 860 und bei kalorischen Wer-
ken 835 bzw. 550 Fr.
Die Stranglänze der Hochspannungsfreileitunzen er-
reichte bei den AL und BI-Werken zusammen 14?
(13810) km, die der Niederspannungsfreileitunzen 199 `
(18640) km, die Girabenlänge der Kabelleitunzen für Hoch-
spannung 1190 (1087) km, für Niederspannunz Hre
(2210) km. Die Anzahl der bei beiden Werkskategorien
installierten Zähler stellte sich auf 923500 (815 500). Von
978430 Abonnenten waren 779615
198 815 (206 400) Pauschalabonnements. Der Gesamtan-
schlußwert aller Elektrizitätswerke wird mit 2,10 Mill kW
(1,86) angegeben, so daß sich unter Berücksichtigung der
genannten Erzeurungsziffern eine mittlere Benutzungzsdauer
von 1600 h (1470) ergibt. Von dem Anschlußwert ent-
fielen auf etwa 205 000 Motoren 638 000 kW, auf 10,35 Mill
Lampen 372000 kW, auf 827 000 Wärmeapparate 651 OR)
kW, auf industrielle Großabnehmer 306 500 kW und auf
Bahnen 104 500 kW. Dr. C. Albrecht.
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechn. Verein des Bergischen Landes, Elberfeld.
5. IX. 1929, abds. 7% h, Gymnasium Elberfeld, Kölner Stra De:
Lichtbilder- u, Experimentalvortrag Dr. Hammers, Fa:
raday als Pfadfinder der Elektrotechnik“.
The Institute of Metals, London. Außer dem auf
S. 1249 angekündigten Hauptvortrag finden noch Vorträge
statt, von denen wir die folgenden herausgreifen: Dr N. F.
Bu d gen, „Luftbläschen in Gußstücken aus Aluminium-
legierung“. A.GlynneLobley, „Die Verlängerung ven
Hu : 20 Niekelchromle gierung bei hohen Temperaturen“.
Dr. phil. G. Masing, „Metallograph. Forschungsmeiho=
den“. Dipl.-Ing. M.Tama , „Neue Verfahren zum Schmelren
nichteisenhaltiger Metalle in el. Hochöfen“. Dr. W. H. J-
Vernon und L. Whitby, „Die Kupferv errostung un:
Oberfläche npatinaentwicklung an der freien Luft”. Dr.-Inx
A. v. Zeerleder u. P. Bourgfois, „Einwirk. der in
oberird. el. Übertragungskabeln erreichten Temperatur”.
Fer
(689 600) Zähler- und `
-
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
Cy: Anszeiehnung. "" Dipl.-Ing. Greiner, der
a langjährige Assistent des Prof. Kloß, T. H. Berlin, ist einer
Berufung durch die japanische Regierung gefolgt und hat
o e ander japanischen Hochschule in Port Arthur den Lehr-
v gtuhl für Elektrotechnik” übernommen.
Jubiläum. — Am 31. VII. begeht Geheimrat Dr.-Ing.
= Eh. Philipp RoS enthal als Gründer und eneral-
EU direktor der Porzellanfabrik Ph. Rosenthal & Co. A.G. sein
s0jähriges Berufsjubiläum.
Philipp Rosenthal.
zellanmalerei gegründet, wurde ständig erweitert und
1897 zur Aktiengesellschaft ausgestaltet, dem heutigen in
hilipp-Rosenthal-Porzellan-
Herstellung VON Geb
den Wirt-
schaftsinteressen der Allgemeinheit als Präsidialmitglied
des Reichsverbands der Deutschen Industrie, als örderer
des Exportwesens und Reorganisator der
Messe. Seine Ideen haben den Erfolg der Leipziger Messe
wesentlich mit begründet.
—
LITERATUR.
Besprechungen.
Galvanische Elemente. Von Prof. Dr.-Ing. A.
Güntherse hulze. (Bd. 48 der „Monographien über
angew. Elektrochemie”. Von Prof. V. bng elhardt.)
Mit 44 Textabb., zahlr. Tab., VIII u. 184 S. in g0 Verlag
von Wilhelm Knapp, Halle (Saale). 1928. Preis gch.
13 RM, geb. 14,80 RM
Fin neues zeitzemäßes Buch über galvanische Ele-
mente zu sch reiben, ist ohne Zweifel ein nützliches Unter-
fangen, da die hisherigen Werke über diesen Gegenstand
heute zum größten Teil als vollkommen veraltet und durch
die praktische Entwicklung dieser Spezialindustrie weit
überholt zu bezeichnen sind. Leider kann dies Verdienst
dem vorliegenden Buch nicht zugesprochen werden, da e8
von sehr ungleichem Wert ist und besonders in den der
Fabrikation gew idmeten Teilen , Unrichtigkeiten
enthält. Die gründliche, vielleicht zu gründliche theoreti-
ist. interessant und enthält in einzelnen
sehr nützliche Betrachtungen, 50 über die chemi-
schen Depolarisatoren, die Höchstspannun®, die man prak-
ticch mit einem Filement erzeugen ann, das Kap. 26 un
folgende, in denen über allerlei Störungen in dem Betriebe
der galvanischen Elemente, ‚okalaktionen.- Konzentra-
tionsketten berichtet wird. Auch Abschn. 67 u. f. den mit
Luftsauerstoff als Depolarisator arbeitenden Elementen
gewidmel, wobei insbesondere das Fery- und Carboneele-
ment aufgeführt sind, müssen als sehr zweckmäßig An-
erkannt werden. Diesen Vorzügen des in manchen Teilen
Das Werk, 1879 als kleine Por- `
. Auch der folgende Satz, man habe insbesondere
der Billigkeit wegen Elementetypen vorgeschlagen U
die beispielsweise mi
Eisen als Lösungselektrode arbeiten, steht mit der Praxis
i i A odenbatterien mit Eisen
ale Lösungselektrode vollkommen unbekannt sind, hierfür
vielmehr ausschließlich — von den Anodenakkumulatoren
abgesehen — enbatterien AUS gewöhnlichen Taschen-
elementen mit Zink als Lösungselektrode benutzt werden.
Die Behauptung, Graphit, dem die Fettigkeit
fehlt, sei deshalb ganz ungeeignet für den Elementebau,
obwohl er gut leite, steht mit den Tatsachen in ider-
spruch. .
Die den Schluß des Buches bildende und den halben
Raum einnehmende Zusammenstellung der verschiedenen
über galvanische für manche
Zwecke nützlich sein. Wenn dagegen der erste Satz dieses
Abschnittes C besagt, im folgenden seien die zur Zeit noch
gültigen j
gestellt, SO muß d
zeichnet werden, da
dieser Zusammenstellung
eventuelle Neuauflage des Buches kann nur dringend emp-
fohlen werden, ER gründlichst zu überarbeiten und d
zusehen, vor allem in den der praktischen Elementetechnik
gewidmeten Teilen. R. Ziegen berg.
Principles of radio communication.
Prof. J. H. Morecroft unter Mitarb. V. A. Pinto
ry. 2. Aufl. mit zahlr. Textabb.,
‚in®. Verlag von John Wiley & Sons,
York 1927. Preis geb. 34/6 sh.
Die Radiotechnik ist im letzten Jahrzehnt ein schr
beachtliches Teilgebiet der Elektrotechnik geworden un
verlangt für die Fabrikation von Radioapparaten, für den
Betrieb der Radiostationen und für die Weiterentwicklung
eine große Zahl entsprechend vorgebildeter Ingenieure.
Das Buch von John H. Moreer oft welches unter Mit-
arbeit von A. Pi w.A.CurrYy jetzt in zweiter
Auflage vorliegt, hat sich zum Ziel gesetzt, die Grund-
lagen einem angehenden Radioingenieur ZU vermitteln.
Dieses ist ihm auch in weitgehendem aße gelungen. Der
Buches deckt sich ungefähr mit der „Draht-
losen Telegraphic“ /
Inhalt nicht, weil das Buch einmal ganz vom modernen
aus geschrieben ist, i i
ht so weitgeh
gebiete stärker bevorzugt und hier richtig Ichrbucharti®
die Dinge darstellt. Charakteristisch {ür die ganze in-
stellung der Verfasser ist z.B er Anfang, sie be-
ginnen hier mit den Elektronen. Die Elektronentheorit
weiterhin der Leitfaden für die Darstellun?.
Dies ist für ein modernes Buch eigentlich selbstverständ-
lich, scht interessant, wie folgerichtig dieser
Standpunkt überall durchgeführt ist. Zur Veranschau-
lichung der einzelnen Gesetzmäßisgkeiten sind in großem
Ausmaße graphische Darstellungen benutzt,
bestimmte Versuchsbedingunzen anschließend unter An:
gabe aller für die Beurteilung der Messung nötigen Zah-
das Charakteristische der Zusam-
Der Gesamtstoff ist in zehn Ka-
pitel unterteilt: Grundlegende Gedanken und Gesetze:
Widerstand, Induktivität, Kapazität und Abschirmuns:
Gesetze der Schwingungskreise; Hauptgesichtspunkte für
den Radioverkehr; Yunkentelegraphic; akuumröhren
und ihre Wirkungsweise; Telegraphie mit ungedämpften
Wellen; Radiotelephonit; Antennen und Strahlung; er-
Für den Stoff selbst ist zu bemerken, daß er die Ar-
beiten etwa bis 1926 berücksichtigt, neucre Arbeiten feh-
z.B. über die Erzeugung kurzer Wellen
recht wenig aus lem Buch erfährt. Aber dieses Schick-
in Kürze auf besonders aktuellen Teilgebieten
rasch veraltet, wird jedes moderne Lehrbuch der draht-
losen Telegraphie teilen müssen. Das Buch ist im übrigen
leicht verständlich geschrieben, i
ten nicht erschwert.
1282
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
techniker wird das Buch mit Nutzen gebrauchen können,
ebenso jeder Lehrer, da er in den zahlenmäßigen Gesetzen
gute Anhaltspunkte für den Unterricht findet. Ein aus-
führliches Sachverzeichnis erlaubt auch eine Benutzung
als Handbuch. E.Lübcke.
AEF. Verhandlungen des Ausschusses für
Einheiten und Formelgrößen in den
Jahren 1907 bis 1927. Herausgegeben im Auftrage
des AEF von J.Wallot. 49 S. in 4°. Verlag von Julius
Springer, Berlin 1928. Preis gch. 5 RM.
Die Ergebnisse einer zwanzigjährigen Arbeit sind in
dem vorliegenden Heft zusammengefaßt. Im Jahre 1907
haben zehn wissenschaftliche und Ingenieurvereine
Deutschlands, Österreichs und der Schweiz sich in dem
Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen zusammen-
geschlossen, nachdem bereits 1901 der Elektrotechnische
Verein einen Unterausschuß für einheitliche Bezeich-
nungen eingesetzt hatte. Die Zahl der Vereine ist in-
zwischen auf 19 angewachsen. Diese breite Grundlage
hat der Arbeit des AEF das nötige Gewicht verliehen.
Wenn man heute die Liste der Formel- und Einheits-
zeichen überblickt, so sieht man, daß fast alle der vor-
geschlagenen Zeichen jetzt allgemein gebräuchlich sind.
Es ist wohl der schönste Dank, den die mühevolle Arbeit
der Mitglieder des AEF finden konnte, daß man sich
kaum noch den Zustand vorstellen kann, daß früher jeder
Autor seine eigene Bezeichnung durehführte, und daß
nur noch wenige Eigenbrötler eigensinnig an einer ab-
weichenden Formelsprache festhalten. Jeder aber, der
ältere Literatur durcharbeiten muß, weiß, welche Mühe
ihm erst das Einarbeiten in die Bezeichnungsweise des
Verfassers bereitet und welche Wendung zum Besseren
eingetreten ist, seitdem der AEF seine Tätigkeit aufge-
nommen hat. Daß diese Tätigkeit so wirkungsvoll ge-
worden ist, verdankt der AEF allerdings auch seiner
Arbeitsweise. Jeder Entwurf eines Unterausschusses
wird zunächst zur Öffentlichen Diskussion gestellt. Jeder
vorgebrachte Einwurf wird beantwortet, der Entwurf
nach Eingang aller Einsprüche einer neuen Bearbeitung
unterzogen, nötigenfalls noch einmal zur Diskussion ge-
stellt und erst dann abgeschlossen und als Vorstandsvor-
lage veröffentlicht, wenn keine neuen und beachtens-
werten Einwände mehr erhoben werden. Durch diese
Heranziehung aller Fachkreise zur Mitarbeit hat der
AEF mit Erfolg die Gefahr vermieden, daß seine Be-
schlüsse zur Kenntnis genommen werden und daß dann
doch alles beim alten bleibt. Verhältnismäßig leicht war
die Arbeit, wenn es sich um neue Begriffe handelte. Wie
rasch hat sich etwa das Megohm eingebürgert. Wie
schwer bei alteingewurzelten Begriffen eine FEinheitlich-
keit zu erzielen ist, zeigt z.B. der Abschnitt über Masse
und Gewicht, der noch immer nicht endgültig verab-
sechiedet werden konnte, und der Abschnitt über Dichte
und spezifisches Gewicht, der noch nicht über das Sta-
dium des Entwurfes hinausgekommen ist. Während die
erste Ausgabe der Verhandlungen des AEF eine aus-
führliche Darstellung der Entwicklung der einzelnen
Listen, Sätze und Entwürfe mit allem Hin und Her der
zum Teil Jahre lang währenden Beratungen brachte, ist
die neue Ausgabe wesentlich kürzer und soll mehr den
Bedürfnissen derer eutgegenkommen, die sich über die
Beschlüsse des AEF und die Überlegungen, die ihnen zu-
grunde liegen, rasch und bequem unterrichten wollen.
Außer drei Listen über Formelzeichen, Einheitszeichen
und mathematische Zeichen enthalten die Verhandlungen
13 endgültig angenomiene Sätze über meclıianisches
Wärmeäquivalent, Leitfähigkeit und Leitwert, Tempera-
turbezeichnungen, Einheit der Leistung, Spannung, Po-
tential, Potentialdifferenz und elektroinotorische Kraft,
Durchflutung und Strombelag, Normaltemperatur, Feld
und Fluß, Masse und Gewicht, Vektorzeichen, Drehung,
Schraubung, Winkel, rechts- und linkswendiges Koordi-
natensystem, Valenzladung, Gehalt von Lösungen. Den
Abschluß bilden sechs noch zur Diskussion stehende Ent-
würfe über Wechselstromserößen, Arbeit und Energie,
magnetischen Schwund, Dichte und Wichte, Richtleistung.
Schreibweise physikalischer Gleichungen. Von den bis
jetzt festgestellten Formel- und Einheitszeichen hat der
AEF Wandtafeln herstellen lassen, die in keinem Hör-
saal fehlen sollten. Bauer.
Die Bestimmung der Dauerfestigkeit der
knetbaren, veredelbaren Leichtmetall-
leeierungen. Von Dr.-Ing. R. Wagner. (Be-
richte a. d. Inst. f. Mechan. Technologie u. Materialkunde
d. T. H. zu Berlin, H. 1. Herausg. v. Prof. Dr.-Ing. P.
Ricebensahm.) Mit 56 Textabb., IV u. 64 S. in gr. 8°.
als von Julius Springer, Berlin 1928 Preis gch.
„einen unentbehrlichen Ratgeber bilden.
Während die Zusammenhänge zwischen der Dauer-
festigkeit und dem übrigen Verhalten einiger viel ver-
wendeter Stähle ziemlich weitgehend aufgeklärt sind, trifft
das bisher für die vergüteten Aluminiumlegierungen vom
Typus des Duralumins nicht zu. Bei der steigenden Be-
deutung dieser Legierungen als Konstruktionsmaterialien
bestand hier deshalb eine schon lange empfundene Lücke,
die ihre Ursache übrigens nicht allein in einem Mangel
an Untersuchungen hat. Vielmehr zeigten die bisher an
Aluminiumlegierungen durchgeführten Arbeiten über
Dauerfestigkeit abnorme Erscheinungen, die in das von
Stahl her vertraute Schema durchaus nicht hineinpassen
wollten, so daß man dem ohnehin sehr verwickelten Ge-
biet gegenüber ratlos gegenüberstand. Hier konnte nur
eine umfangreiche grundlegende Untersuchung einen
Fortschritt bringen; eine solche Untersuchung liegt in der
Arbeit von R. Wagner vor.
Es hat sich zunächst gezeigt, daß die sogenannten Ab-
kürzungsverfahren zur Bestimmung der Dauerfestigkeit,
die darin bestehen, daß an Stelle der langwierigen Be-
stimmung der Schwingungs- oder Schlagzahl bis zum
Bruch Beobachtungen über die Temperatursteigerung oder
die Arbeitsaufnahme Rückschlüsse auf die Dauerfestigkeit
gestatten sollen, versagen. Es sei bemerkt, daß ihr Wert
auch für die Stähle umstritten ist. — Beim Stahl wird die
Dauerfesiigkeit zuweilen definiert durch die Spannung,
bei der 7 - 10° Lastwechsel bis zum Bruch ausgehalten wer-
den; es wird behauptet, daß unterhalb dieser Grenzspan-
nung das Material beliebig viele Lastwechsel aushält.
Diese auch für die Stähle von den meisten Forschern ver-
lassene Annahme gilt für die Al-Legierungen nicht, wie
Wagner zeigt. Die auf Grund eines Versuches mit einer
bestimmten Lastwechselzahl bestimmte „Dauerfestigkeit“
hat also nur die Bedeutung einer konventionellen Ver-
gleichszahl. In der Zahlentafel sind die auf Grund von
Versuchen mit 225-10° Schwingungszahlen bestimmten
Dauerfestigkeiten der verschiedenen untersuchten Legie-
rungen zusammengestellt. Der Einfluß der Vergütung
auf die Schwingungsdauerfestigkeit ist nur gering, sehr
groß dahingegen, wie Wagner zeigt, auf die Dauerfestig-
keit bei Schlagbelastung.
Zahlentafel 1. Dauerfestigkeiten und Festigkeitszahlen
von vergütbaren Leichtmetallegierungen.
Bemerkungen heoo "e | A | Fst . D
Material
'kg/mm’kg mm? °% ikemm’kgmm
Duralumin 681 B 8,5 21,8 10
Sa 1 B 15,1 38.5 11—12
Si 681 B 12,25) 62,5 10
Ne 681 A ‚5 10 17,25 10
A 681 A 17 19,5 34,8 12
is e A € 18.3 12,5 36,2 11
Lautal ..... ausgeglüht 3,82 19,5 |, 19,7 7,45 9
GE veredelt 9,02 32,5 | 21 19,5 10
Mus nd nachverdichtet 9,5 35,5 123 26.6 11
Elektron V, . . 5,3 35,6 4 20 15
j V, WwW.. 12,2 36.1 5,6 26,8 15
vg A5... 4,75 30,7 | 10,7 In o 13
a Z1... 4,8 25,3 | 17,1 13,5 II
ke . | Pleuelringe, ge- 6,5 30 11 , 155 1l
schmiedet
Skleron . . . . ~ [unvergütet 26 52 13 38 11
Silumin, gegossen . |d = 13 mm 3,2 19 7,5 4
e , . . |d ss 16mm 3,2 | 175.37 4
6 Elastizitäts- ô Dehnung
E 0,001 grenze On Dauerstandfestigkeit
gr Zerreißfestigkeit gr Schwingungsfestigkeit
Auf weitere Feststellungen von Wagner und auf die
Zusammenhänge mit anderen Festigkeitseigenschaften
kann hier nicht eingegangen werden. Es sei nur erwähnt,
daß die Abhängigkeit der Schwingungszahl von der Last
bei verschiedenen Legierungen eine verschiedene und bei
den vergüteten Legierungen anormal ist.
Bei der großen Kompliziertheit des Gegenstandes kann
auch die Arbeit von Wagner nur einen Anfang bedeuten,
und es ist zu hoffen, daß seine Versuche bald weiter
ausgedehnt und fortgesetzt werden. Sie enthalten eine
Fülle von tatsächlichen Feststellungen, die einer wei-
teren Untersuchung bedürfen. Es ist verständlich, das
eines der Ilauptergebnisse von Wagner eine Mahnung zur
Vorsicht bei der Beurteilung der gemessenen Dauerfestig-
keiten ist.
Die schr viel Tatsachenmaterial bringende Schrift von
Warner wird bei der Bedeutung des Gegenstandes für
jeden, der zur Frage der Verwendung von vergütbaren
Al-Legierunsen in Konstruktionen Stellung nehmen mub,
G. Masing.
29. August 1929
29. August 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 35
1283
Riehtlinien für den Einkauf und die Prü-
{ung von Schmiermitteln. Aufgestellt und
herausg. v. Verein dt. Eisenhüttenleute u. d. Dt. Verb.
f. d. Materialprüf. d. Technik. 5. Aufl. mit 92 S. in 8°.
Verlag Stahleisen m. b. H., Düsseldorf 1928. Preis
geb. 5 RM
Die kurze Zeit zwischen dem Erscheinen der 1. und
5. Auflage zeigt, daß die kleine Schrift einem Bedürfnis
der Praxis entspricht. Ungeachtet dessen können noch
Verbesserungen angebracht werden, die teils der Beseiti-
sung von Unklarheiten dienen, teils dem Käufer und Ver-
braucher die Entscheidung bei der Auswahl erleichtern:
Bei Nr. 19 Lagerschmieröl wäre eine kleine Hilfs-
tabelle oder Nomogramm von Nutzen, das cine engere
Wahl unter den Ölen in dem nicht kleinen Intervall von
95..8 E/50° gestattet. Die Fußnote 2 erfüllt diesen
Zweck nur sehr unvollkommen. In Nr. 17 ist die Visko-
sität für langsam laufende Wellen zu 2,5..45 E, für
rasch laufende zu 3,5..8 E angegeben, was wohl auf
einem Irrtum beruht. Bei Nr. 4 Luftkompressorenöl für
Arbeitsdruck unter 20at ist der Flammpunkt im allge-
meinen als über 200° C angegeben. während Fußnote 1
für Arbeitsdrucke unter 6at einen Flammpunkt von
180°C als ausreichend erachtet. Nun sind aber die
Arbeitstemperaturen beispielsweise bei einem zwei-
stufigen Kompressor für 16... 20 at sicher nicht höher, als
bei einem einstufigen von bh. DA at. Fußnote 1 ist daher
irreführend. Bei Dampfzylinderölen Nr. 6 und 7 wäre
zu bemerken, daß die heute gebräuchliche Angabe der
Viskosität in Engler bei 100° ear nichts besagt, son-
dern es müßte der Verlauf der absoluten Zähickeit bis
in die Nachbarschaft des Flammpunktes angezeben wer-
den, da bei diesen Temperaturen Veränderungen der mole-
kularen Struktur nicht ausgeschlossen sind, die sich
scharf in der Zähigkeit n ausprägen. Bei den Toleranzen
bzw. der Viskosität war man nicht kleinlich: Die Bedin-
gung bei 20 ° C bis 10 E Spielraum + 1 E ergüäbe z.B. eine
Schwankung von 3Et1E=2E..4E oder von v = 0,118
his 0,293 nach Tabelle S. 72 entsprechend dem Verhältnis
029 A :
2,49. Diese Zahlen spiegeln deutlich die Unzu-
0.018 —
länglichkeit der bisherigen Viskositätsbestimmungen
wider, trotz der gegenteiligen Behauptung S. 73, Z. 11 v.o.
Die Bemerkung auf S. 71 unten über das Vogel-Ossag-
Viskosimeter ist dahin zu ergänzen, daß als Hilfseinrich-
tung ein Manostat für einen Druck von 600 mm W.-S.
heranzuziehen ist, andernfalls ergibt der Apparat die
kinematische Viskosität.
Die Anlage des Buches, die Einteilung und übersicht-
liche Anordnung des Stoffes läßt nichts zu wünschen
übrig. Die Einzelheiten verlangen bei einer Neuauflage,
die wohl bald zu erwarten ist, eine Revision.
Es ist dann zu hoffen, daß die in der jetzigen Fassung
schon für den Ölvertrieb und -verbrauch nützliche Schrift
voll und ganz dem ihr zugedachten Zweck entspricht.
Georg Duffing.
Konstruktionselemente der feinmechani-
schen Technik (Atlas). Herausg. v. Verein „Fach-
schule für feinmechanische Technik“. 663 Kartonbl. in
Sammelmappe in 2°. VDI-Verlag G. m. b. H., Berlin 1928.
Preis 150 RM.
Der Atlas „Konstruktionselemente der feinmechani-
schen Technik“ ist ein Werk, das in vorbildlicher Gemein-
chaftsarbeit führender Firmen der feinmechanischen In-
dustrie entstanden ist. Man empfand in diesen Firmen
immer stärker das Fehlen einer Zusammenstellung der
feinmechanischen Konstruktionselemente. Es fehlten so-
wohl Unterlagen zur Erleichterung der Arbeit in den
Konstruktionsbureaus als auch solche für Unterrichts-
Zwecke zur Ausbildung geeigneten Nachwuchses. Mit dem
Ziel, die deutsche feinmechanische Industrie durch Her-
anbildung geeigneter Ingenieure und Techniker auf der
besonderen Grundlage der auf Massenfertigung eingestell-
ten feinmechanischen Technik zu fürdern, wurden von den
im Verein „Fachschule für feinmechanische Technik“ zu-
sammengeschlossenen Firmen die einzelnen Blätter bear-
beitet. Nur aus der Praxis heraus konnte ein solches
Werk entstehen. Man findet als Bearbeiter der Blätter
ua. die Firmen Siemens & Halske A OG. AEG, Oeram
m.b.H, C. Lorenz A.G., C. P. Goerz A.G., Ehrich
& Graetz A.G., E. Zwietusch G. m. b. H., Dr. Paul Meyer
A.G., H. Aron G. m.b. H., Mix & Genest A.G. Wenn man
bedenkt, mit welch großen Opfern an Mühe, Zeit und Geld
selbst kleinste konstruktive Fortschritte meist erkauft
werden müssen, so ist es um so mehr anzuerkennen, daß
man bei der Zusammenstellung des Atlas kleinliche Be-
denken fallen gelassen und die oft teuer erkauften Er-
fahrungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.
Hieran ist zugleich der Wert des Buches zu ermessen.
Nach dem Atlas sind die Elemente eingeteilt in nicht
lösbare Verbindungen, lösbare Verbindungen, Lagerun-
gen und Geradführungen, Triebmittel, Geschwindigkeits-
regler und besondere Konstruktionselemente. Da es, wie
im Vorwort erwähnt wird, darauf ankam, schnelle Arbeit
zu leisten, mußte jeder fertiggestellte Abschnitt sofort ge-
druckt werden, wodurch natürlich die streng systematische
Bearbeitung erschwert wurde. Infolge der übersichtlichen
Anordnung wird aber der Konstrukteur trotzdem schnell
das finden, was er sucht. Obgleich viele Firmen an dem
Werk gearbeitet haben, füllt die gleichmäßige Ueberar-
beitung des Ganzen in bezug auf Einteilung, Text und
Bilder durch eine Stelle angenchm auf. Diese lag in den
Händen des Obmanns des Ausschusses für Konstruktions-
elemente, Herrn Direktor O. Richter von der Siemens
& Halske A.G.
Für gewisse Zwecke (beispielsweise zum Aushängen
der Blätter in Zeichensälen) wäre es von Vorteil, wenn
die einzelnen Blätter des Atlas auch einseitig gedruckt
geliefert würden. Knichahn.
Graphisches Rechnen. Beispielsamml. u. Richt-
linien f. Anfertigung u. prakt. Ausgestaltung von
Rechentafeln. (RKW-Veröff. 23.) Im Auftr. d. Aussch.
f. graph. Rechenverf. beim AWF bearb. v. Studienr. H.
Schwerdt unt. Mitarb. v. Dr.-Ing. W. Gütschow,
Dr. I. Runge, Ing. F. Wolf. Mit 71 Abb. u. 144 S.
in gr. 8°. Beuth-Verlag G. m. b. H., Berlin 1928. Preis
kart. 2,75 RM.
Die vorliegende RKW-Veröffentlichung hat die Auf-
gabe, als Unterrichtsgrundlage für Schulen und Kurse
zu dienen. Der Lehrer findet vielfältige Anregung und
gut durchgearbeitete Aufgaben. Der Schüler festigt mit
ihrer Hilfe sein Wissen, das ihm der Unterricht vermit-
telt. Bei übersichtlicher Stoffgliederung werden in gra
phischer Hinsicht allgemeine Formeln in zahlreichen,
den verschiedensten‘ Gebieten entnommenen Beispielen
bildlich und textlich eingehend behandelt, wobei sie nach
Funktionsleitern, Netztafeln, Leitertafeln und Sonder-
tafeln getrennt betrachtet werden. Auf Grund der wich-
tigen und daher in einem Sonderabschnitt ausführlich
gehaltenen Richtlinien über die Herstellung bzw. Aus-
gestaltung von Rechentafeln und dem Übersichtschema
der dargestellten Formeln fällt es leicht, verlangte Spe-
zialfälle zweckentsprechend graphisch darzustellen. Die
in einem Sonderkapitel gegebene knappe Theorie über
projiektive Verzerrungen und Dualität geben vorteilhaft
tieferen Einblick in das Abhängigkeitsverhältnis der Ta-
felarten untereinander. Leser, die umfassendere Kennt-
nisse sammeln wollen, finden in dem Literaturverzeich-
nis wertvolle Hinweise. Bei der nächsten Auflage er-
scheint es wünschenswert, Einheitlichkeit in der Ver-
wendung der allgemeinen Buchstaben zu wahren. Der
Preis von nur 2,75 RM ist mit Rücksicht auf die durch
die reichhaltige quantitative und gute qualitative Aus-
stattung bedingten hohen Herstellungskosten niedrig.
Die technisch wissenschaftliche Lehrmittelzentrale, Berlin
NW 7, Dorotheenstr. 37, verdient besonders hervorgehoben
zu werden, da sie die Lehrer durch Lieferung von gceigne-
ten Diapositiven tatkräftig unterstützen will. Der Kursus-
leiter kann für seine Vorträge auf Grund der in dem
Lehrbuch enthaltenen Abbildungen die von ihm gewünsch-
ten TWL-Glasbilder bei der Zentrale anfordern.
R. Helbing.
Neue Zeitschriften.
Russisch-deutscheNachrichtenaus Wissen-
schaft u. Technik. H. 1. Herausg. v. d Deutsch-
Russischen Gesellschaft „Kultur u. Technik“. Verlag:
Wissenschaftlich-Technische Zentralstelle des Obersten
Volkswirtschaftsrats, Moskau. Zu beziehen durch Ing. A.
Trettler, Berlin, Kurfürstenstr. 114. Einzelpreis: 1,50 Ru-
bel, Jahrespreis (10 Hefte): 15 Rubel.
[Die Deutsch-Russische Gesellschaft „Kultur und Tech-
nik“ hat sich mit Herausgabe der neuen monatlich erschei-
nenden Zeitschrift die Aufgabe gestellt, Aufsätze wissen-
schaftlich-technischen Inhalts aus der Feder bewährter Fach-
männer des einen Landes dem andern Lande zugänglich zu
machen. Das vorliegende erste Heft der russischen Ausgabe
enthält Beiträge deutscher Autoren in russischer Sprache.
Geplant ist auch eine deutsche Ausgabe, worin russische
Fachleute zu Worte kommen.]
1284
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 35
29. August 1929
eg
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Ergebnisse österreichischer Elektrizitätsgesellschaf-
tent. — Die wirtschaftlichen Behinderungen, unter denen die
österreichische Industrie seit Jahren leidet, haben, wie die
A.E.G.-Union FElektrizitäts-Gesellschaft,
Wien, in ihrem Bericht für 1928 sagt, auch insofern auf die
Starkstronindustrie gewirkt, als in der industriellen Investi-
tionstätigkeit eine gewisse Zurückhaltung zu beobachten war.
Dabei sind die sozialen Lasten weiter gestiegen, die Steuern
nicht vermindert worden. Trotzdem konnte die Gesellschaft
Umsatz und Ertrag gegenüber dem Vorjahr verbessern. Mit
Arbeiten für die Österreichischen Bundesbahnen, sowohl was
Fahrleitungsanlagen als auch Lokomotiven betrifft, sowie für
andere Traktionsunternehmungen war sie stark beschäftigt.
Der rege Ausbau der heimischen Wasserkräfte hat merklich
nachgelassen, doch hofft der Vorstand, daß durch das be-
schlossene neue Elektrizitätsförderungsgesetz und durch die
im Rahmen des in Verhandlung stehenden neuen Elektrizitäts-
gesetzes in Aussicht genommene Regelung der Stromausfuhr
die Ausnutzung der Wasserkräfte eine der gesamten Elektri-
zitätsindustrie zugute kommende Belebung erfahren werde.
Im übrigen verzeichnet der Bericht Lieferungen für die Vor-
arlberger Illwerke A. G., die Tiroler Wasserkraftwerke A.G.
und für die Wiener Städtischen Elektrizitätswerke. Die be-
fruchtende Wirkung der Erschließung der Wasserkräfte und
der Rationalisierung der allgemeinen Kraftversorgung im
Wege leistungsfähiger Leitungsnetze zeigt sich auch in all-
mählicher Umstellung der Industrie von der Eigenversorgung
auf Strombezug aus letzteren. Der Umfang der Lieferungen
von Erdstromlöschspulen, Selektivrelais usw. war befriedi-
gend. Im Industriegeschäft haben besonders die Papierfabri-
ken umfangreiche Bestellungen auf Wasserkraftgeneratoren,
Transformatoren, Papiermaschinen- und Kalanderantriebe so-
wie auf Motoren für Hilfsmaschinen erteilt. Auf dem Gebiet
der elektrischen Dampf- und Warmwassererzeugung und der
industriellen Elektrobeheizung war die Gesellschaft durch
Aufträge gut beschäftigt. Die Abteilungen für Hebezeuge,
Werkzeugmaschinenantriebe, Schiffsausrüstungen und elek-
trisöhe Schweißanlagen konnten ihre Umsätze gegen 1927
abermals steigern, und der Abteilung für Feuerungsanlagen
sind infolge günstiger Weiterentwicklung des Kaskaden-
rostes für die Verwertung minderwertiger Kohlen Bestellun-
gen zugeflossen. Durch Vermehrung der Werbetätigkeit ließ
sich im Verkaufsgeschäft mit Verbrauchern und Wiederver-
käufern der Umsatz erweitern. Der Bruttogewinn betrug
4 317 710 S (4 264 491 i. V.), der Reingewinn 550 107 S (459 166
i. V.). Hieraus wurden auf 7,2 Mill S Aktienkapital 7% Divi-
dende verteilt (6% i. V.).
Die „Elin“ A.G. fürelektrischeIndustrie,
Wien, bezeichnet das Geschäftsjahr 1928 als i. a. befriedigend,
da im Gewerbe, in der Landwirtschaft und im Haushalt ein
steigender Bedarf an Motoren und sonstigen elektrotechni-
schen Erzeugnissen festgestellt werden konnte. Den durch
die Pause in der Elektrisierung der Bahnen zu gewärtigenden
Ausfall hofft die Gesellschaft im Auslandgeschäft herein-
bringen zu können, wo es ihr gelang, durch die Weiterent-
wicklung der Organisationen und durch Spezialerzeugnisse
sehr stark an Ausdehnung zu gewinnen. Im allgemeinen sei,
so heißt es in dem Jahresbericht, zu sagen, daß die Elektri-
sierung in allen Ländern Fortschritte mache und einen Be-
darf an elektrischen Erzeugnissen hervorrufe. Dem ständen
aber der immer drückender werdende Geldmangel gegenüber,
der gerade in den hauptsächlichsten Absatzgebieten der „Elin“,
nämlich in Mittel-, Süd- und Osteuropa, Investitionen ver-
hindere, wenn der Lieferant nicht selbst die Finanzierung in
die JIand nehme. Die Betriebstätten in Weiz und Wien waren
befriedigend beschäftigt. Auf dem Gebiet der Gleichstrom-
Lichtbogenschweißung mit Dynamos, System Rosenberg, auf
dem die Entwieklung zunächst zu einer Reihe neuer Bau-
arten von Schweißantomaten geführt hat, wurden nennens-
werte geschäftliche Erfolge und Fortschritte erzielt, die auch
auf einen großen Teil des übrigen Fabrikatiousprogramms
befruchtend wirkten. Die Motoren und Generatoren der Nor-
malfabrikation von etwa 100 KW aufwärts bis zu den größten
Leistungen sind einer Umkonstruktion unterzogen worden
und werden nunmehr unter Verwendung der Lichtbogen-
schweißung aus schmiedbarem Stahl gebaut, wodurch sich
eine weitere Qualitätsverbesserung, Gewichtsersparnis und
Verbilligung ergibt. Infolge erhöhten Umsatzes an Meßwand-
lern konnten diese in Serienfabrikation genommen werden.
Die im Vorjahr begonnene Herstellung von Kontrollern hat
eine erfreuliche Umsatzsteigerung von Kranausrüstungen ge-
bracht. Das Bureau für Großkraftanlagen für die Gemeinde
Wien, die Bundesbahnen usw. gut beschäftigt. vermochte eine
Reihe neuer, beachtlicher Bestellungen zu buchen, u.a. auf die
vollständige Stromversorgung der Insel Zante und auf cine
ı Vgl. ETZ 198, S. 1172.
Dieselzentrale sowie das gesamte Versorgungsnetz der Stadt
Panderma am Marmara-Meer. Die Bahnabteilung war eben-
falls mit Arbeiten für die Bundesbahnen, die Wiener Lokal-
bahnen usw. erheblich in Anspruch genommen. Gut zu tun
hatten ferner die inländischen Verkaufsorganisationen. Das
Auslandgeschäft erweiterte sich namentlich in der zweiten
Hälfte des Berichtsjahres stark, so auf dem Balkan, in Polen,
obwohl hier die hohen Zölle namhafte Teile des Fabrikations-
programms vom Import ausschließen, in derTschechoslowakei
und in Deutschland, wo die Gesellschaft neue Vertretungen
in Berlin und Breslau errichtet und die bisherige für Bayern
und Württemberg in die „Elin“ Deutsche Gesellschaft für
elektrische Industrie m. b. H., München, umgewandelt hat. In
Italien ist das Geschäft allerdings zurückgegangen, und in
den Weststaaten bewegte es sich durchschnittlich im Umfang
des Vorjahres. In Sowjetrußland war es stationär, in Ägypten,
Syrien und Palästina befriedigend. Einen besonderen Auf-
schwung zeigte der Export nach Indien, Siam und Ostasien.
In Mittel- und Südamerika hat sich das laufende Geschäft
organisch entwickelt, als neue Absatzgebiete werden Kolum-
bien, Ekuador und Uruguay genannt. Die Arbeit der Elektri-
zitätswerke charakterisiert der Vorstand als i.a. zufrieden-
stellend. Die Berichterstatterin erzielte 1928 an Erträgnissen
6 668 615 S (5 598 082 i. V.) und als Reingewinn mit Vortrag
1 060 643 S (703 202 i. V.). Hieraus konnten wieder 10 % Di-
vidende auf nunmehr 8,750 Mill S Aktienkapital ausgeschüt-
tet werden.
Der Vorstand der Österreichischen Siemens-
Sohuckert-Werke, Wien, weist in seinem Rechen-
schaftsbericht von 1928 auf die Bedeutung des Investitions-
programms des Bundes für die österreichische Industrie hin,
dessen ungeschmälerte Fortsetzung indessen von der Auf-
nahme der seit langem geplanten Auslandanleihe abhänge.
Die zoll- und handelspolitischen Vertragsverhandlungen
hätten der Elektroindustrie keine Vorteile im Export ge-
bracht, der aber angesichts der Leistungsfähigkeit der An-
lagen und der verhältnismäßig geringen Konsumkraft des
Inlandes unbedingt der Erweiterung bedürfe. Durch die be-
kannten Belastungen, wie Steuern usw., seien die Bestrebun-
gen der Gesellschaft, die Gestehungskosten durch Rationali-
sierungsmaßnahmen herabzudrücken, stets vereitelt worden.
Nach seiner Schätzung dürfte die österreichische Elektroindu-
strie nur die relativ Kleine Quote von 30 bis 40 % ihrer Er-
zeugung ausführen, ein ungesunder Zustand, der sich nur
beheben lasse, wenn durch eine angemessene Steuer- und
Sozialpolitik die Möglichkeit geboten werde, mit der Aus-
landskonkurrenz besser als bisher Schritt zu halten. Die Ab-
teilung für Industrieanlagen hat zufriedenstellend gearbeitet.
die industrielle Verwertung der Elektrowärme macht Fort-
schritte. Auch die Beschäftigung der Abteilung Zentralen
befriedigte; hier werden im Bericht größere Aufträge verschie-
dener Elektrizitätswerke erwähnt. Die Abteilung Bahnen war
weiter an der Fertigstellung der Elektrisierung der Bundes-
bahnen beteiligt. In der Abteilung für Kleinfabrikate ließ
sich der Umsatz in Kleinmotoren, Installationsmaterial und
elektrischem Hausgerät steigern. Durch verschiedene Tarif-
maßnahmen der öffentlichen Elektrizitätswerke gewinnt die
elektrische Arbeit auch im Haushalt erhöhte Verwendung.
was sich besonders im Absatz von Elektrowärmeapparaten
ausdrückt. Gut zu tun hatte anch das Kabelwerk. Der Aus-
landabsatz konnte trotz des scharfen Wettbewerbs der inter-
nationalen Konkurrenz gesteigert werden. Größere Aufträge
übernahm die Gesellschaft auf Grund der Ausfallhaftung der
Gemeinde Wien für Rußland. Die Zahl der Angestellten und
Arbeiter betrug am Ende des Berichtsjahres 6157 (5233 i. V.)
die der im Geschäftsbereich der Berichterstatterin tätigen
Siemens-Firmen 8185 (6966 i. V.). Ende April 1929 wurden
im gesamten Arbeitsgebiet 8286 Arbeitnehmer beschäftigt.
davon 6321 in Österreich. Als Rohgewinn weist die Gesell-
schaft 14 150 572 S (11660914 i. V.), als Reingewinn 2622907
Schilling (1972442 i. V.) aus; die Dividende betrug wieder
6% auf nunmehr 35 Mill S Aktienkapital.
Berichtigung.
Am Schluß des Referats „Dielektrische Ver:
luste in ölgetränktem Papier“ ist auf 8. 1023
der ETZ 1929 infolge eines Druckfehlers der Quelle die
Bandzahl der Quelle unrichtig angegeben; es muß heißen:
The Electrice Journ. Bd. 25, S. 187. — Im Aufsatz uh:
gekapscelte Verteilungen in Vertikal:
und Horizontalanerdnung“, ETZ 1929, S. 11%,
soll die zur Überschrift gehörige Fußnote lauten: * S. A
Probst, ETZ 1928, S. 1255 sowie .....
Abschluß des Heftes: 25. August 1929.
Rechtsverbindiiche Auflage dieses Heftes
19 000 Expi.
em Jene ns E a en S S E EE
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9,
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= ef d PR ` eege e TTN WET e" 2 A ne dt gengt "sc" di T EE aTa
SEP ? 3 1090
Drei
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LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
`
Form J 6E
131
für Wechselstrom
ausreichend
für alle einphasigen
Haus-Anschlußanlagen
Nennstromstärke
nur 10 A
ialt: Dützmann, Anforderungen an Reihen-, Prüf- u. Verbindungs- bilstraßen 1306 — Temperatur der oberen Erdschichten — Beitr. z. allg, Theorie
a Ständp. d. Betriebes 1285 — Bucher, Neue Formeln f. d. Haupt- der elektrostat, u. elektromagnet. Kopplung zwischen Starkstrom- u. Fernmelde-
=: eines Transform. 1287 — Die wichtigsten Werkstoffeigensch, elektrotechn. leit. im stationären Zustand — Lagerplatzbedien, durch seitl. verschiebbare
am 122 — Przygode, Teiltag. der Weltkraftkonf. in Barcelona v. Bockkrane- 1307 — Die physikal. Rechnungen u. ihre Einheiten — Eine Lösch-
=. Mai 1929 1295 — Pohl, Aus dem engl, Turbogeneratorenbau 1297, funkenstr. m. rasch rotierenden Elektroden — Feuerschutz- u. Sicherheitsdienst
naschau: Neue Regeln z. Bewert. V. el. Masch, in Schweden 1294 — industr. Unternehmen 1308 — Energiewirtschaft 1308 — Vereins-
f Bechsfärbenschreiber 1301 — Stabilitätskurven e Höchstspannungskabeln nachrichten 1309 — Sitzungskalender 1312 — Persönliches
= Französ, Lastenheft für die Lieferung gummiisol, Leitungen — Wechsel- 1312 — Briefe a. d. Schriftleit.: Heyland 1312 — Literatur:
-Schne lschalter für 12000 V 1302 — Transportabler Phasenwandler 1303 — A. Holzt, G. Heber, H W. Goetsch, E. Nesper, M. v. Ardenne, F. E. Cady u.
ur der Dampfkessel-Feuerungen — Firmenschildbeleucht. 1304 — Zur Haus- H. B. Dates, Schuchardt & Schütte, W. Isendahl u. C. W. Kollatz, E. Preger,
! ep Feru. — Neubauten der Kreis-Mettmanner Straßenbahnen 1305 — Neuer Mahlke-Troschel, L. Bieberbach, G. Puschmann 1313 — Geschältl, Mit-
0 KW-Turbogenerator des Hell-Gate-Kraftwerks — Unfallmelder für Automo- teilungen 1316 — Bezugsquellenverzeichnis 131
HEFT ~ 50. JAHRGANG / IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9
1316) 6| SEPTEMBER 1929
II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36 5. September 1929
KC a SE pA SR
De a a Ka D
D Ze Si
Blindleistungsmaschine mit cosy Regulierung und automatischem Anlauf zur
Verbesserung des Leistungsfaktors in einem Hüttenwerk
PHASENSCHIEBER
MAFFEI-SCHWARTZKOPFF WERKE BERLIN N 4
1286
otechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
el
Lon seit 1880 und des Verbandes Deutscher Flektrotechniker seit 1894
Organ des Flektrotechnischen Vereins
Dr. F.Meißner, DipL-Ing-W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer;
Schriftleitung: E. C. Zebm®,
50. Jahrgang Berlin, 5. September 1929
Berlin W 9
Prüf- und Verbindungsklemmen vom Standpunkt des Betriebes.
Von Obering. H. Dützmann, Karlsruhe i. B.
Übersicht. Es werden leitende Gesichtspunkte für die erfahrungen des Badenwerkes versucht werden, eine Reihe
Schaltung und Konstruktion von eihenklemmen aufgestellt. leitender Gesichtspunkte bezüglich der Anforderungen an
Im Anschluß hieran werden Dënn Reihenklemmen der Badi- die schaltungstechnische und konstruktive Durchbildung
solcher Reihenklemmen aufzustellen.
schen Landeselektrizitätsversorgung A.G., Karlsruhe i.B.,
bekannte Tatsache, daß die zwecks Eichung
beschrieben, welche an Hand dieser Richtlinien ausgearbeitet Es ist eine
und Prüfung von Instrumenten, Ne ais, Wandlern sowie
wurden.
zur Leitungskontrolle notwendige Lösung der Leitungen
Die Reihenklemme für Meß-, Signal- und BetätigungS- von den Klemmen sehr oft ernste Betriebstörungen Zur
leitungen ist aus der Verbindungsklemme entstanden, Folge hat. Dies ist zurückzuführen einerseits auf die hier-
deren Verwendung in ihrer einfachsten Form wohl bereits bei vorkommenden Fehlschaltungen, anderseits auf. Lei-
mit dem Bau der ersten elektrischen Anlagen zusammen- tungsbrüche der bereits bei der Abisolierung vielfach an-
fällt. Ihrer weiteren Durchbildung wurde jedoch bei der gekerbten Drähte und auf Weackelkontakte, hervorgerufen
Anforderungen an Reihen-,
\
172
2 ;
2 , LA.
72 2 2 PLA 4
7
15
Abb. 4 Befestigung der
Abb. 2 Klemmen für Spannungs- und Signalleitungen. Reihenklemmen.
Abb. 1. Klemmen für Stromwandler- und Meßleitungen.
stürmischen Entwicklung der Elektrotechnik in der Folge- durch Zermürbung der Leitungen beim häufigen Anziehen
zeit nur wenig Beachtung gest enkt. Selbst bis in die der Befestigungschrauben. Auch Meßfehler durch hohe
neueste Zeit kann man vielfach, besonders im Auslande, Übergangswiderstände sind öfter auf obige Zustände zu-
die Beobachtung machen, daß solche aus den Anfängen der rückzuführen. Sicher ist die Zahl der Betriebstörunge,
Elektrotechnik ibernommene Klemmen noch in kaum ver- welche durch vorgenannte Zustände entstehen, sehr vie
änderter Form auch in neuzeitlichen Anlagen zur Verwen- größer als im allgemeinen angenommen wird. Man denke
dung kommen. Dieser Zustand ist wohl darauf zurück- nur daran, wieviel Unheil und Ärger ein Wackelkontakt
daß seitens der Industrie mangels richtiger Er- verursachen Kann,
i į i den Schaltstoß eines Ölschalters vorübergehend dadurch
der Elektrizitätswerke bemerkbar macht, daß er beispielsweise
kt, zumindest eines benachbarten Ölschalters zum Ansprechen bringt. 50
halb auf Grund längerer Betriebserfahrungen Anregungen rungsfälle auf Konto mangelhafter Leitungsanschlüsse ZU
und Vorschläge zur Vervollkommnung dieser Klemmen buchen sein. Die häufige Loslösung der Leitungen von den
gemacht werden, dürfte dies von seiten der Elektrizitäts- Klemmen und Instrumenten hat zudem zur Folge, daß die
werke z weifellos begrüßt werden. beim Bau der Anlagen mit großer Sorgfalt verlegter
Allerdings lassen in neuerer Zeit diesbezügliche Ver- Drähte sehr oft schon nach wenigen Jahren in ungeor
Sffentlichungen erfreulicherweise erkennen, daß beson- netem, recht unansehnlichem Zustan i
ders in Deutschland eine Reihe beachtenswerter Verbesse- Die Beseitigung solcher auf unvollkommene Aushil
dung des Reihenklemmenmaterials zurückzuführende
rungen vorgeschlagen und zum Teil auch durchgeführt
1 Mängel und Betriebstörungen muß notwendigerwels
wurden - "Aber gerade die Verschiedenartigkeit dieser
‘ cichtlich der Forde- wichtigste Aufgabe jedes Betriebsleiters gein, will er de
neuen Y.ösungen zeigt deutlich, daß hinsich
des Betriebes noch lange keine einheitliche Auf- guten Ruf seines Werkes nicht untergraben.
rungen
{a=szung besteht. Nachstehend soll auf Grund von Betriebs- i Als grundsätzliche Forderung ist hiernach aufzı
stellen:
2» 8 ehramm, Reihenklemmen Elektro-Journ. 1926, H,20. Kley Betriebsmäßig VOET legte Leitunge
tisch , Si ne A nl B air 1924, e e dürfen Z wecks V ornahme von Prüfunge
uer- eihenkiem en in cna anlagen. Sjemens-4. e Oe . 7 d X seai d
B = m ID» Hilfsleitungen in Schaltanlagen. BHC-Nachr. 1928, a 107. F. und Kon trollmessun gen irgen dwelch:
Rüess- Prüfklemmen für Zähleranlagen, Bull. SEV Bd. 20, H. A Art weder an den zu prüfenden Instr
1286-
menten oder Wandlern noch an den Rei-
henklemmen gelöst werden.
An die Ausbildung und Anordnung der Reihenklem-
men sind hiernach folgende schaltungstechni-
sche Bedingungen zu stellen:
a) Es muß die Möglichkeit bestehen, sämtliche an den
Instrumenten, Relais, Wandlern usw. vorzunehmenden
Meß-, Eich- und Prüfmaßnahmen sowie die Kontrolle der
Leitungen auf den Isolationszustand an den Reihen-
klemmen selbst durchzuführen.
b) Jedes Instrument bzw. System eines Instrumentes
muß ohne Beeinträchtigung des Betriebszustandes der
' übrigen Instrumente an den R-Klemmen abschaltbar sein.
Dies bedingt:
daß alle Leitungen der Instrumente an getrennte Klem-
men zu führen, daß ferner direkte Verbindungen zwi-
schen den Instrumenten zu vermeiden sind. Dies ist
auch schon vom Standpunkte der Übersichtlichkeit zu
rechtfertigen.
c) Stromwandlerkreise müssen so angeordnet sein,
daß jede Phase unabhängig von der andern, unmittelbar
und ohne Unterbrechung kurz geschlossen werden kann.
Dies bedingt:
daß die zu einem System gehörigen Leitungen an benach-
barte Klemmen zu führen sind.
d) Strom- und Spannungsklemmengruppen sollen
durch Ausführung, Lage und Bezeichnung eindeutig von-
einander unterschicden werden können.
Zweckmäßig ist ferner, zur Erzielung einer guten
Übersichtlichkeit und zur Vermeidung von Leitungskreu-
zungen die zum Schaltfeld (zu den Instrumenten) füh-
renden Leitungen getrennt von denen vom Schaltfeld
(zu den Wandlern bzw. zu ferneren Schaltgruppen) wez-
führenden Leitungen zu halten, indem dieselben an gc-
genüberliegende Klemmenseiten angeschlossen werden.
Zur Wahrung größerer Einheitlichkeit der Anlagen
und Beschränkung der Lagerhaltung ist die Normalisie-
rung der Schaltungen und des Klemmenmaterials anzu-
streben.
Diese allgemeinen schaltungstechnischen F orderungen
sind bezüglich der Ausbildung des Klemmenmaterials noch
durch eine Reihe konstruktiver Gesichtspunkte zu ergänzen:
1. Feste Eingliederung aller bei Vornahme von Prii-
fungen erforderlichen Hilfsmittel, wie Brücken, La-
schen usw., in die Klemmen zur Vermeidung der
Verwendung unsicherer provisorischer Hilfsmittel.
2. Leichte Feststellbarkeit des jeweiligen Schaltzu-
standes bei Eich- und Prüfarbeiten durch Vermei-
dung verdecktliegender Überbrückungs- und Trenn-
stellen an den Klemmen.
3. Einheitliche, unverwechselbare Bezeichnungen sämt-
licher Zu- und Ableitungen an den Klemmen,
möglichst unter Verzicht auf nochmalige Bezeich-
nung an den Leitungen, da diese grundsätzlich nicht
mehr gelöst werden sollen.
4. Befestigungsmöglichkeit jeder betriebsmäßig ver-
legten Leitung mittels zwei kräftigen Befestigungs-
schrauben.
5. Einfache, in jeder Lage sichere Befestigungsart und
leichte Auswechselbarkeit der einzelnen Klemmen
ohne Lagenänderung der Nachbarklemmen.
6. Unmittelbare Einführungsmöglichkeit von Leitungen
bis 16 mm? Querschnitt.
7. Sicherung kleiner Übergangswiderstände an den
Klemmen unter Vermeidung der Einschaltung von
Schraubengewinde in den Stromweg bei Stromwand-
lerklemmen,
8. Verriegelung der Unterbrechungselemente an Strom-
wandlerklemmen zur Vermeidung irrtümlicher Öff-
nung der Sekundärkreise der Wandler.
9. Schutz gegen zufällige Überbrückung benachbarter
spannungführender Teile bei Spannungsklemmen.
10. Einfache Zusainmenschlußmöglichkeit mehrerer
Spannungs- und Signalleitungsklemmen zu Gruppen
unter Wahrung der Abtrenngelegenbeit der einzelnen
Klemmen ohne Beeinflussung der übrigen Klemmen
; der Gruppe.
11. Möglichste Beschränkung der Klemmenzahi bei
Durchführung bestimmter Schaltungen unter voller
Wahrung aller Prüfmöglichkeiten.
12. Kräftige Ausbildung des Klewmwmenmaterials und
möglichste Vereinheitlichung und Normung desselben.
Da die auf dem Markt befindlichen Kleminen diesen
Richtlinien durchweg nicht genügten, sah sich das Ba-
denwerk durch mancherlei Betriebserfahrungen veran-
laßt, selbst an die Durchbildung zeeigneter Klemmen zu
gehen, welche den aufgestellten Bedingungen nach Mög-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
5. September 1929
lichkeit gerecht werden sollten. Dieses auf Grund län-
gerer, sorgfältiger Entwicklungsarbeit durchgebildete
Klemmensystem? soll nachfolgend beschrieben werden.
Es ergab sich als zweckmäßigste Lösung die Durch-
bildung gesonderter Strom- und Spannungsklemmen, wie
dies bereits bei mehreren bekannten Systemen zu finden
ist, da beide Arten von Klemmen verschiedene Aufgaben zu
erfüllen haben. Als gemeinsamer wichtiger Gesichtspunkt
sei hervorgehoben, daß sowohl die Strom- als
auchdieSpannungs- oder Signalklemmen
eine Unterbrechungsmöglichkeitin jeder
Leitung an der Klemme aufweisen, welche
entsprechend der Forderung a) für die Prüfung von Igo-
lationsfehlern an den Apparaten oder den Leitungen ua-
umgänglich notwendig ist, wenn die Lösung betriebs-
mäßig verlegter Leitungen vermieden werden soll.
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Abb. 5. Stromzeiger
a) in Betriebstellung,
b) in Prüfschaltung,
c) Wandler kurzgeschlossen. AP 6 Zähler in Prüfschaltung mit
vier Stromklemmen.
. „Die Abmessungen der Strom- und Spannungsklemmen
sind gleich groß gewählt, was sich aus verschiedenen
Gründen als zweckmäßig erwies, und konnten trotz der
Vielseitigkeit der Schaltungen in den von neueren Klem-
mentypen bekannten Grenzen gehalten werden.
Zur Vermeidung von Bezeichnungen an den Zulei-
tungen wurden die Steatitkörper an beiden Enden mit
schwalbenschwanzartigen Schlitzen (Abb.1 u. 2, Pos. 1)
Vorderseite die Bezeichnungs-
ın stets übersichtlicher und zugänglicher
Weise aufnehmen. Letztere können nur unter gleichzeiti-
ger Entfernung der Klemmen herausgenommen werden.
l Die beiden Leitungseinführungen der Klemmen sind
tüllenförmig ausgebildet, so daß die Verwendung besonde-
rer Aufstecktüllen, wie solche bisher allgemein ange-
wendet werden, sich erübrigt. Unter Berücksichtigung des
Fortfalles besonderer Leitungsbezeichnungen und Auf-
stecktüllen ist der Platzbedarf der neuen Klemme auch in
der Höhe nicht größer als bei den bisher bekannten Klem-
menausführungen.
Zur Aufnahme der metallischen Klemmkörper für die
Strom- und annungsklemme ist nur je ein Steatitmodell
(8u. 11) als Klemmenträger notwendig. Die jeweils
hälftig geteilten Klemmk örper (9) der Strom- und
Spannungsklemmen sind unter sich vollkommen gleich,
so daß, dank der vollständig symmetrischen Ausbildung
dieser Klemmenteile, grundsätzlich für beide Klemmen-
arten nur ein einziges Klemmenkörpermodell nach Abb. 3
zur Verwendung kommt.
Die Bohrungen der Klemmenkörper sind zum An-
schiuß von Leitungen bis zu 16 mm? ausreichend. Für die
Befestigung aller betriebsmäßig verlegten Leitungen sind
forderungsgemäß je zwei kräftige Druckschrauben (3)
vorgesehen.
2? DRP. angem. und DRGM.
5. September 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 1287
Sofern noch Wert darauf gelegt wird, die Leitungs- Stelle der Kurzschlußbügel Verbindun
enden gegen etwaiges Abwürgen zu schützen, sind be- welche es gestatten, eine Reihe benachbart
Sich hier durch zweckentsprechende Ausbildung ohne zu-
Sätzliche Befestigung halten. Nachdem jedoch die Lei-
tungen an den Klemmen grundsätzlich nicht mehr gelöst
; Prüfung und Isolations-
werden sollen, wird diese Maßnahme nicht mehr für unbe- n der gemeinsame
n Zuleitung abgetrennt
Zwecks Anschluß von Prüf- und Kontrollinstrumenten
sind an beiden Enden jeder Klemme Prüfanschlüsse mit je
Ste
Seet
MË
KA
N
AA
v
e
`
N
CERN
Dëse,
bildes wesentlich beiträgt. E
Durch die Vereinigung der Über- ana
brückungs- und Trennmöglichkeitan den # EE
Klemmen wurde es möglich, die Zahl der $ SÉ ne
für die Durchführung bestimmter Schal- r r
tungen benötigten Stromklemmen gegen- i
über bisher bekannten Systemen wesent- Abb. 7. Zähler in Betriebs- Abb. 7a. Zähler in Prüfschaltung _
lich zu reduzieren. Z. B. werden, wie die Abb. 5 schaltung mit 3 Strom- mit 8 Stromklemmen Wandler `
und 6 zeigen, zum Anschluß eines Instrumentes mit einem klemmen. noch kurzgeschlossen).]! 5 =
Stromsyetem (Strommesser) nur 2 Klemmen, für den An-
Es ist besondere ‚hervorzuheben, daß es somit nach
lemmen benötigt, während bei bekannten Klemmen- £ründlicher Durchbildung der Klemme gelungen ist,
ausführungen unter gleichen Bedingungen (siehe a. ei diese trotz der Mannigfaltigkeit de
mindestens 3 bzw. 6....8 Klemmen erforderlich sind. nehmenden Schaltungen aus einer geringen Zahl von Auf-
Glaubt man auf die Forderung c verzichten zu können, bauteilen herzustellen,
so läßt sich die Zahl der erforderlichen Stromklemmen bei rung nach Punkt 1 auch bei Vo
zwei Stromsystemen sogar noch auf 3 Klemmen vermin- ander Klem
dern, wie dieses in Abb. 7 und 7a dargestellt ist. Um diese für die Klemme auf den denkbar kleinsten Umfang be-
uzierung durchzuführen, wäre allerdings ein weiteres schränkt.
werden.
Bei den Spannun 8g8-oderSignal] eitungs- Die Frage der Normung von Schaltungen, deren Er-
klemme n, Abb.2, ist der Aufbau in ähnlicher Weige örterung in diesem Zusammenhange zu weit führen würde,
wie bei den Stromklemmen durchgeführt, jedoch treten an soll einer
aee
Neue Formeln für die Hauptabmessungen eines Transformators.
Von Dipl.-Ing. H. Bucher, Dröbak, Norwegen.
Übersicht. Der Zweck der vorliegenden Arbeit ist, zu
zeigen, wie man auf möglichst einfachem Wege die
Hauptabmessungen des billigsten Transformators vor-
ausbestimmt. Unter dem billigsten Transformator wird der
vorteilhafter in bezug auf Ein-
fachheit und Übersichtlichkeit
scheint mir jedoch die Methode
von K. Pichelmayer: aller-
dings nicht in der ursprüng-
lichen Form, Durch eine etwas
ungeschickte Behandlung des
mathematischen Problems kommt
aufweist, Für die verschiedenen Transformatortypen werden
besondere Formelreihen aufgestellt. Beim Dreiphasentrans-
EN erg wird ferner der Einfluß der Zickzackschaltung auf
eine Methode, welche mit sol-
chen schwerfälligen Gleichungen
arbeitet, der Praxis kaum ge-
recht wird.
7 i Bei näherer Betrachtung
ie einfachste und übersichtlichste zu sein. Noch zeigt sich jedoch, daß die ge-
Pre ey Abb. ı. Einphasen-Kern- ahnen.
1
lu. H.Bohle, ETZ 1905, S. 897
h u. 1067; M. Korn- transformator mit runden K. Piohelmayer Dynamo-
r, ETZ 1906, 8, 297: E Alm, ETZ 1908, S. 210.
2
Spulen. bau, S. 547...553. Verlag S Hirzel, Leipzig.
1288
nannte Methode durch richtige mathematische Behand-
lung eine Reihe sehr einfacher und übersichtlicher For-
meln ergibt, mit deren Hilfe man schnell die günstigsten
Abmessungen des Transformators findet. Da diese For-
meln nicht bekannt zu sein scheinen — selbst in neueren
Lehrbüchern findet man, daß fortwährend mit willkür-
lich angenommenen „Konstanten“ irgendeiner Art gear-
Eisengewicht F ensterhöhe
beitet wird, z.B. B = Kupfergewicht’ * Fensterbreite
u.dgl.m., was natürlich der Rechnung einen ganz unnöti-
gen Zwang auferlegt —, möchte ich im folgenden dieselben
entwickeln.
Es werden folgende Bezeichnungen benutzt:
B maximale Induktion eines Kernes (in Gauß),
S Stromdichte (A/mm?),
v Periodenzahl,
e, sekundäre Phasenspannung (V),
Tə 5 Phasenstrom (A),
No j Leistung (VA),
w, primäre Windungszahl,
qı Kupferquerschnitt, primär (mm?),
w, Windungszahl, sekundär,
qə Kupferquerschnitt, sekundär (mm?),
Hauptabmessungen des Transformators in cm (vgl. Abb. 1)
Eisenfüllfaktor,
Kupferfüllfaktor,
aktives Eisengewicht (kg),
aktives Kupfergewicht (kg),
Te, Bpez. Gewicht des Eisens,
YCu „ „ Kupfers,
Un, Eisenverlust (W/kg),
Ge, Kupferverlust (Vc, = 2,6 Si, [W/kg]),
H nc Gp, totale Eisenverluste (W),
Fe Fe "Fe
V cu = VCu D Cu a Kupferverluste (W),
V= Vret He o Verluste im Transformator (W),
T Verluste in Prozent der zugeführten Leistung,
T; jährliche Verluste in Prozent der zugeführten Arbeit,
Dre Einheitspreis des aktiven Eisens (RM/kg),
Dec
Pc. ng ng » Kupfers „
Pr, = = Pre Dr, Totalpreis des aktiven Eisens,
Po = PCu C Cu » » ` » Kupfers,
P = Pre — Pou IL ” sg Materials.
A. Berechnung eines Einphasen-Kerntransformators mit
runden Spulen.
Man wird aus Abb. 1 die Richtigkeit der folgenden
Ausdrücke für die sekundäre Spannung bzw. die sekundä-
ren Amperewindungen leicht einsehen:
e = 4,44 za Cpe By w.10-8 Volt
W La = 5 ah Ccu S -100 Amperewindungen.
Bezeichnet man das Verhältnis 7 = y und ersetzt a
durch y d, so bekommt man:
N =&ia=(1,15.10 5 Y CF, Ccu YBS)d h = Kd3h,
LEAGUE? Ge BS e (1)
Der Bequemlichkeit halber führen wir die Abkürzung
No
Ci ame e a ae ae (2)
wo
ein, woraus weiter folgt h = e [vgl. (5) ]. Mit ziemlicher
Annäherung hat man:
Cpe op gn @a+2h+4d).10-3 [ke]
= 5 pe gel +2 B+ dät E
Geu E (a + 5) ah Gen, Te ID 3 [kg]
x
=5 0 +97 Y Ccu YCu' 10 a,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36
5. September 1929
Der Totalpreis beträgt folglich:
P = Pre O fe t Peu cu
x we. a
= 5000 Pre CFe YFe [w+ 2) d + a
x d
+ -a000 PCu Co Yeu YHDY -7
Ein relatives Preisminimum für willkürliches y
und gegebene Beanspruchungen B und S wird gefun-
den aus
ƏP_ x
dd T 2000 P Fe lt
a
= 3000 De Do Yeu Yt ?)Y 5 =!
oder Pcu CCu Ycu
a= [14 Ze Cu cu Ycu TEE o o
Dr, Ce Tex
ZYE Dame ni UI
hz kA S a deoa Fe a a ee A)
d3
Hierdurch sind die Hauptabmessungen des billigsten
Transformators alle durch einfache Formeln bestimmt.
Wie oben erwähnt, bekommt man ein relatives Preis
minimum — nämlich Minimum für die willkürlich zc-
wählte Verhältniszahl y = SS Ein absolutes Mini-
mum erhält man durch Wiederholung dieser Rechnung für
mehrere Werte von y. Die Erfahrung lehrt, daß y etwa
zwischen den Werten 1,2...0,4 variiert.
- Bei dieser Methode werden also nur Werte für die
magnetische und elektrische Beanspruchung (Bund S) an-
genommen. Es ist klar. daß der Transformator um so
billiger wird, je größer B und S gewählt werden. Man
wähle daher diese Beanspruchungen so groß wie möglich
mit Rücksicht auf die Abkühlungsverhältnisse und die
übrigen Forderungen, die an den Transformator gestellt
sind. Brauchbare, der Erfahrung entsprechende Mittel-
werte für die Induktion B und die Stromdichte S brauchen
hier nicht angeführt zu werden. Es kann z. B. auf A Lin-
ker, Elektromaschinenbau, S. 59, verwiesen werden. D'er
Eisenfüllfaktor kann mit Hilfe der Abb. 2 geschätzt werden.
‚grord, gang
| )
0,70... 0,85 Oé 0,59 0,69 — 0,72 0,75 0,78
Abb. 2. Eisenfüllfaktoren.
Bei größeren Eisenquerschnitten muß man der besse-
ren Kühlung wegen mit Luftschlitzen rechnen. Durch-
schnittlich wird ein solcher von 1 cm Breite auf je
5..10 cm Breite des Eisenpakets angeordnet. Je schlech-
ter die Abkühlungsverhältnisse sind, um so mehr Kühl-
schlitze; daher benötigen die Trockentransformatoren
mehr und größere Schlitze als Öltransformatoren. Kühl-
schlitze erniedrigen die oben angeführten Eisenfüllfakto-
ren um 10...20 %. Der Kupferfüllfaktor ec, ist von Span-
nung und Transformatorgröße abhängig. Sein ungefährer
SH kann den beigefügten Kurven (Abb.3) entnommen
werden.
Ehl
Sn TITT
aN
Abb. 3. Kupferfüllfaktoren.
B n E
AT LL
Së m GE
5 SR
EE
EK n GE
Bene
EEANN
Falls die Ecken des Transformatorjöches abgeschrigt
sind, läßt sich Go, mit besserer Annäherung aus
Cre Yre a +2h+ 35 d).10-3
xd?
G Fe = E
5. September 1929
berechnen. Hierdurch ändert sich nur Formel (3), die .
jetzt lautet:
4 EE H
GÉIE vw+2]; 595°
Die Formelreihe für einen Einphasen-Kerntransfor-
mator mit runden Spulen lautet also in der für die Be-
rechnung bequemsten Reihenfolge:
Pc‘ Cu YCu
Pre CFeYFe
(3a)
K =1,15.10— 6Y CFe"cuYBS ..... (1)
g= = DEER (2)
P cu Cu YCu ] a
di = b yí 2) | =— s=.. (3
t Pre Fe\Fe EES i 3 y +5,25 ' )
Zi (abgeschrägte Ecken)
zw
Pcu Cu u CCu YCu ] a
d! = [: 2) | =~ 3:
ck Pre Ce Te y (y + ) 3y +6 (3a)
(scharfe Ecken)
EE ée aper d E E (4)
Zu
Zope treten (5)
Gere 2h+3 10-3 6
Fe =g CFe Yre ?a+ +35 d). - (6)
(abgeschrägte Ecken)
bzw.
d?
Go = 7 ir Yre 2a +2 he} 4d).10-3
(scharfe Ecken)
G=rla+ Zlahee, ge, 103. ... 0
B. Formelreihe für einen Einphasen-Kerntransformator
mit rechteckigen Spulen.
Diese Reihe wird in gleicher Weise wie unter A. be-
rechnet. Daher wird hier nur das Resultat angegeben:
K=222.10-6yzc„,cc„vBS..... (1)
a = - EEN (2)
Pcu cu Ycu nn. a ,
AEN ——— — -. (3
g [ + Pre CFe Yre 4z 3y+525 ` )
(abgeschrägte Ecken)
bzw.
P Cu Cu YCu ee a |
a=|ı Po, Ze? etay | zs o
t D pe Cen Ype 4z ue | S
(scharfe Ecken)
EE ge A er eer ër e (4)
ee
h= d eooo (5)
PER. ei e E o (6)
Gpe = fd Cre YreLa+H2h+354d).10-3 .. Di
(abgeschrägte Ecken)
bzw.
Gre = fd Cre Xp 2a+2h+4d).10-3 (Ta)
(scharfe Ecken)
G Cu =(2d+2f+r$)arco, Ycu -10—38 . . (8)
Hier bezeichnet z (vgl. Abb. 4) das Verhältnis S ’
das gewöhnlich z =? gewählt wird.
C. Formelreihe für einen Dreiphasen-Kerntransformator
mit runden Spulen.
Wie oben findet man (vgl. Abb. 5):
K=262.106yc„,ccuvBS ..... (1)
a= DEENEN (2)
Pcu © Cu !Cu YCu IR
a=[14 fo 2 E
Pa o n ©
(abgesehrägte Ecken)
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
bzw.
Pcu £ CuYcu ] a
di = £ 2) | ——— 3
1. CECR y(y+2) ERR (3a)
(scharfe Ecken)
EE a ah EN (4)
nie (5)
G Kë nB h æ —$
re =] CF Yre ELE 55d).10 . . (6)
a (abgeschrägte Ecken)
ZW.
Cun 4a+3R+64).10-3.. (6
Fe = g “reYr.da+3h+6d). . . (6a)
(scharfe Ecken)
3
Gou =S a(d +2) ah cou You -1078 ... eg
DOO
WE?
Abb.5. Dreiphasen-Kern-
transformator mit runden
Spulen.
Abb. 4 Einphasen-Kern-
transformator mit eckigen
Spulen.
D. Formelreihe für einen Dreiphasen-Kerntransformator
mit rechteckigen Spulen.
Man findet (vgl. Abb. 6):
K = 333.1076 y 2 Che "Cu YBS..... (1)
E RER EE E (2)
a=[1+ Ho, u Cu YCu a a a (3)
P Fg CFeYFe 42 4y+55
(abgeschrägte Ecken)
bzw,
P cu "cu YCu 4+4z+ny a
a=[1 < y—- — 7 e (3a
ij P FeFe YFe 4z 4y+6 SE?
(scharfe Ecken)
a= ... (4)
h= SCH .. (5)
f=zd, wo 22 (6)
G Fe SC fa Ire TEe
x(4a+3h+5,5d).10-3 (7)
(abgeschrägte Ecken)
bzw.
Gre CT d'Ge TE
>x(4da+3h+6.d).1073 (7a)
(scharfe Eeken)
= 2 (2d+2/+x$)
ah Cou You 103.
E
N
E. Formelreihe für einen
Einphasen - Manteltransfor-
Abb. 6 Dreiphasen-Kern-
transformator mit eckigen Spulen.
mator.
Man findet (vgl. Abb. 7):
K=222.10 6 Y Z CfeĉCu Y BS..... (1)
a= 2 be Wut Zaren a (2)
1290
a=[1+ e © cu YCu y- Akiu]: a
Dë Ce TE, 22 3y+ 2,625
(abgeschrägte Ecken)
e (8)
Pcu Cu Ycu u a
d = I: 3
T D Fe C Fe Te = 22 3y+3 (3a)
(scharfe Ecken)
(Bit EENEG (4)
a
r (5)
f=zd, wo z=œ=?2..25 2: 32% (6)
d
Gre LU nie 4a +4h+35d).103 .. (M
(abgeschrägte Ecken)
bzw. r
Gpe =L ëmt Ha +4h+4d).1073 .. (Ta)
(scharfe Ecken)
ze OB Ge, Ten 107. (8)
Abb. 8. Dreiphasen-Mantel-
transformator.
Abb. 7. Einphasen-Mantel-
transformator.
F. Formelreihe für cinen Dreiphasen-
Manteltransformator.
Man findet (vgl. Abb.8):
K=666.10 yz cu yYBS..... (1)
AL
az= d EEGEN (2)
CcuYc 2 +2z Ley a
a=[1 PCu “Cu Ce 28 Las 3
i Dre CFeYFe 2z 2 y t 2,8 (3)
(abgeschrägte Ecken)
Pcu Cu Ycu SE) d
d! = | 1 D SE an (Ba)
[ S Dro Fe Të 22 2y+3 ~"
(s:harfe Ecken)
EE wé WER EN (4)
Rh eg E Ben Lef e d ee, E Zee te (5)
t=zd, woz=œ=2..25 22 (6)
d H
Ga =- op ga Ba + 12h +115d).10= .. (D
(abgeschrägte Ecken)
bzw.
C Fe = a "Te, LÉO 12h +12dđd).10 3 .. (7a)
(scharfe Ecken)
Gou =3 2 d+2f+ra)auhCcu Ycua 107. . . (8)
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36
5. September 1929
Die obigen Formeln gelten nicht für Zick-
zackschaltung. Es ist aber leicht zu übersehen,
welche Änderungen eine Zickzaskschaltung herbeiführt.
Für die gewöhnlichen Stern- und Dreieckschaltungen gilt:
1
Wi Qi + WQ = g aR Ccu - 100,
wo
Wi 9 Hai
für die Zickzackschaltung en
wqa+lBw,g=- o a h cc. 1%,
wo
w, 9, =W ga
Also für Stern- und Dreieckschaltung:
wis =l ahħco, S.10
4
und für Zickzackschaltung:
1
13 ahe S. 100.
Hieraus folgt, wie man leicht einsieht, als einzige
Änderung in den obigen Formelreihen, daß die Konstante
in K kleiner wird (rd. 7%). Man bekommt also:
„für Kerntransformatoren mit runden
ug la = See
Spulen . 2,62 . 0,93 = 2,43
für Korütraneformaloren mit. rechtecki-
gen Spulen NEE 3,33 - 0,93 = 3,1
6,66 - 0,93 = 6,19
Hierdurch wird a größer, gleichermaßen d a und h sowie
die Gewichte der aktiven Materialien.
Um die Brauchbarkeit der Methode zu zeigen, sollen
hier zwei Beispiele durchgerechnet werden. Bei der Be-
u der Tabellen ist nur der Rechenschieber benutzt
worden.
Beispiel 1. Die Hauptabmessungen eines Einphasen-
Kerntransformators mit natürlicher Luftkühlung (Trocken-
transformator) sollen bestimmt werden. Es seien folgende
Daten gegeben:
für Manteliranatormatoren.
Leistung . . . ar. a a ee re N, = 100 000 VA
Spannung, primär. . . . 2. 2 2 2220. e = 10000 Y
sekundär. . . 2. 22.2200. ga = 300 V
Periodenzahl . 2 22222. v = 50 Hz
Einheitspreis des Eisens. . . ...... Pre = 1 RMikg
ep » Kupfers , , 2.2... Des 4 RM/kg
Der Transformator sei für Kraftzwecke bestimmt. Als
Aon Sek wählen wir B=10000 und S= 1,25
A/mm?. Es wird legiertes Blech, Stärke ô= 0,5 mm, vor-
ausgesetzt. Aus einer Kurve für legiertes Blech (Ar.
n o l d Bd. 2, S. 65) entnehmen wir für B = 10 000, Ge, = 18
W/kg. Bei der gewählten Stromdichte wird Geo, = 2,6 - 1,25?
= 4,05 W/kg. Der Eisenfüllfaktor wird bei abgestuftem
Querschnitt mit zwei Luftschlitzen auf €p, = 0,63 geschätzt.
Den Kupferfüllfaktor entnimmt man der Kurve Cc, = 0,22.
Wir führen den Transformator mit abgeschrägten
Ecken und runden Spulen aus und finden laut Formel-
reihe A:
Aus dieser Zahlentafel und noch deutlicher aus einer
Hilfskurve P = f(y) ersehen wir, daß das Preisminimum
zwischen y = 0,6 und y = 0,7 liegt. Da der Wirkungsgrad
günstiger ist bei y = 0,7, wird es zweckmäßiger sein, die
D ——
u nn EEE
5. September 1928
Reihe 4 zu wählen. Man sieht jedoch leicht, daß das Mini-
mum sehr wenig ausgeprägt ist, so daß auch die
Reihe 3 (y = 0,8) eine durchaus zweckentsprechende Aus-
führungsform ergeben würde.
Wir wollen die Reihe 4 (y=0,7) als Ausführungs-
form wählen. Unsere Methode ermöglicht eine weitere
Verbesserung, da wir ein günstigeres Verhältnis zwischen
den Beanspruchungen B und S als das ursprünglich ange-
nommene schätzen können. Das Verhältnis Yo beträgt
Cu
bei dem gewählten Transformator 1,4. Bekanntlich sollte
dieses Verhältnis bei Krafttransformatoren möglichst
gleich 1 sein, weil der Transformator dann seinen maxi-
malen Wirkungsgrad bei Vollast bekommt. V p, sollte folg-
lich etwas kleiner, Fo, etwas größer gemacht werden.
Wählen wir für B einen etwas kleineren Wert, für 8
einen etwas höheren, jedoch so, daß das Produkt
konstant bleibt, soändern sich weder Ab-
messungen, Gewicht noch Preis. Die Richtig-
keit dieser Behauptung geht, ohne weiteres aus der Formel-
reihe hervor.
Wählen wir schätzungsweise B = 9400, so folgt S = 1,33.
Diesen Werten entsprechen: v p, = 1,6, Veu = 2,6 : 1,33? = 4,6.
Folgende Reihen werden hierdurch geändert:
VFe = 911 935 970 1080 1200 1320
VCu = 1065 1026 980 888 828 786
e V 1976 196? 1950 1968 2028 2106
De = 0,86 0,91 0,99 1,22 1,45 1,68
Wei
T = 1,94 1,93 1,92 1,93 1,99 2,06
Die totalen Verluste sind, wie man der Tafel ent-
nimmt, nicht nennenswert geändert, und da die Abmes-
sungen auch ungeändert sind, dürften sich die Temperatur-
verhältnisse kaum wesentlich ändern. (Wegen der größe-
ren Beanspruchung des Kupfers tritt allerdings eine etwas
andere Temperaturverteilung zwischen Kupfer und Eisen
auf.) Der Transformator hat jetzt offenbar das günstigste
Verhältnis vi , Dies ersieht man auch aus der Reihe T.
Cu
(Vgl. hiermit die Berechnung desselben Transformators
bei Pichelmayer, Dynamobau, S.551 u. 563.)
Die vorhin entwickelten Formeln lassen sich auch bei
der Berechnung von Lichttransformatoren ver-
werten. Hier liegt die Sache jedoch etwas anders, Der
absolut billigste Transformator kann im allgemeinen nicht
in Betracht kommen, weil derselbe den vorgeschriebenen
Jahreswirkungsgrad nicht besitzt. Da die oben entwickelte
Methode auch die relativ billigsten Typen liefert, ist
es einleuchtend, daß die Reihe, welche den verlangten
Jahreswirkungsgrad aufweist, auch gleichzeitig die bil-
ligste Lösung darstellt. Das folgende Beispiel wird dies
näher erläutern:
Beispiel 2: Ein Dreiphasen - Kerntransformator mit
runden Spulen und Ölkühlung soll berechnet .werden. Fol-
gende Daten sind gegeben:
Leistung . 2... s 2 2 202.2... N, = 50000 VA
Phasenspannung, primär . . . 2. 2 22... e = 4630 V
S sekundär . . .... ©. & =110V
Periodenzahl . EE v = 50Hz
Schaltung .. 0.2 2. wu were Stern— Stern
Der Transformator soll dem Lichtbetrieb dienen, Sein
Jahreswirkungsgrad darf 90 % nicht unterschreiten; bei
der Berechnung desselben soll eine tägliche Vollastperiode
von a=3h,cosp=1 zugrunde gelegt werden. ` De, und
Dr, Sollen dieselben Werte haben wie in dem vorigen
Beispiel.
Wir setzen legiertes Blech, Stärke ô = 0,5 mm, voraus
und wählen als Beanspruchungen: B=12000. S= 2,2
Almm?. Diesen Werten entsprechen v%,=2,42 und
tcu = 12,5. Der Eisenfüllfaktor wird auf Ce zz 0,65 gc-
schätzt, der Kupferfüllfaktor nach Kurve auf Cc, = 0,2.
Wir finden laut Formelreihe für Transformator mit ab-
geschrägten Ecken:
y = 0,7 0,6 0,5 0,4
K = 0,449 0,314 0,269 0,225 0,18
a = 111500 159 400 186 000 222 000 278 000
d = 61000 70 300 75000 81700 92 100
d m 247 265 274 286 303
d = . 15,7 16,3 16,6 16,9 17,4
a = 15,7 11,4 9,9 8,5
h œ 28, 37,1 41 46,1 52,9
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
a m 2,6 3,3 4,1 5,5 7,6
Gr = 247 259 277 801 339
GCu = 81,3 78,1 73,3 69 64,6
f ʻi 8 8,3 3,8 4,4 5,2
VFe œ 598 626 670 727 820
VCu = 1015 975 915 861 806
V = 1613 1601 1585 1688 1626
Vre
Se 0,59 0,64 0,73 0,85 1,02
VCu
Pr = 247 259 277 301 339
Pcu = 325 812 293 276 258
P = 572 671 570 677 697
Tj = 10,35 10,7 11,15 11,75 12,8
T = 3,12 3,10 8,07 3,08 9,14
Die jährlichen Verluste sind berechnet durch
24
Du Gou + g Up Dr,
| 24 l
Na+ WA Dec + 8g WA De,
Der billigste Transformator entspricht dem Verhält-
nis y = 0,6. Dieser hat aber zu geringen Jahreswirkungs-
grad. Gehen wir in der Zahlentafel nach links, so sehen
wir, daß der Totalpreis etwas ansteigt, gleichzeitig bessert
sich der Jahreswirkungsgrad. Die Transformatortype,
welche y = 0,9 entspricht, ist nur unwesentlich teurer, hat
aber einen Jahreswirkungsgrad von rd. 89,8%. Dieser
Wert ist noch etwas zu niedrig. Wir können aber offen-
bar die Sache verbessern, wenn wir die Induktion B etwas
kleiner wählen. Erhöhen wir gleichzeitig die Stromdichte
S, so daß das Produkt BS konstant bleibt, werden weder
Abmessungen, Gewicht noch Preis beeinflußt, Wir setzen
schätzungsweise B = 11500, S = 2,3 Almm?, entsprechend
UF, = 2,29, Veu = 13,8, und bekommen:
KE
VFe = 520 555 583 622 677 762
H een 1230 1120 1075 1010 952 891
Cu
= V = 1750 1675 1658 1632 1629 1653
vo = 0,42 0,5 0,54 0,61 0,71 0,85
Tj = 9,75 9,9 10,25 10,7 11,3 12,3
rr = 3,38 8,24 3,21 8,16 3,15 3,20
Wählen wir als Ausführungsform die Reihe 2
(y=0,9), so bekommen wir eine billige Type, die einen
Jahreswirkungsgrad von rd. 90,1% besitzt. Die totalen
Verluste sind etwas größer geworden, jedoch nicht so
wesentlich, daß die Temperaturverhältnisse viel bedenk-
licher werden als vorhin. Nun kann die genaue Durch-
rechnung erfolgen. Ergibt diese Rechnung, daß der Trans-
formator den gestellten Anforderungen nicht entspricht,
müssen die Beanspruchungen anders gewählt werden.
Bekanntlich werden die Joche der Transformatoren
öfters verstärkt, so daß hier eine geringere Induktion
herrscht als in den Kernen. Die obigen Formeln ließen
sich mit leichter Mühe so umändern, daß diesem Umstande
Rechnung getragen wurde. Hierauf soll aber nicht näher
eingegangen werden.
Wie ersichtlich, sind die obigen Formeln unter der Vor-
aussetzung gleicher Stromdichte primär und sekundär
entwickelt. Wie bereits G. Kapp° nachgewiesen hat, ist
diese Voraussetzung richtig bei Scheibenwicklung;
bei Zylinderwicklung dagegen sollten die Strom-
dichten verschieden gewählt werden, u. zw. sollten diesel-
ben im umgekehrten Verhältnisse der mittleren Windungs-
längen zu einander stehen. Wie man nun leicht einsehen
wird, ist die Aufgabe in dieser Problemstellung unlösbar,
da die Stromdichten von den noch unbekannten Abmessun-
gen (mittleren Windungslängen) abhängig sind, und letz-
tere wiederum erst nach Wahl der Stromdichten bestimmt
werden können. Bei langgestreckten Transformatoren sind
die mittleren Windungslängen primär und sekundär nun
nicht sehr voneinander verschieden; anderseits haben wir
gefunden, daß das Preisminimum nicht sehr scharf aus-
geprägt ist. Es erscheint daher berechtigt, die einlei-
tende Rechnung unter der Voraussetzung gleicher
Stromdichte auszuführen ohne Rücksicht auf die Wick-
lungsart. Nach Festlegung der llauptabmessungen in der
bereits geschilderten Weise kann im Falle einer Zylinder-
wicklung die genaue Durchrechnung des Transformators
unter Zugrundelegung verschiedener Stromdichten primär
und sekundär ausgeführt werden, da die mittleren Win-
dungslängen nunmehr ermittelt sind.
BG Kapp, Transformatoren, S. 86. Verlag Julius Springer.
Berlin 1900.
1292
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
5. September 1929
Die wichtigsten Werkstoffeigenschaften elektrotechnischen Porzellans*
Die Sonderstellung, die das Porzellan unter den Isolier-
stoffen der Elektrotechnik einnimmt, verdankt es neben
großer thermischer und mechanischer Festigkeit haupt-
sächlich seinem hohen elektrischen Isolationsvermögen so-
wie seiner unbedingten Wetterbeständigkeit. Porzellan ist
den Angriffen der meisten chemischen Stoffe gegenüber in
glasiertem und unglasiertem Zustande außerordentlich wi-
derstandsfähig. Die stärksten Säuren und die bei elektri-
schen Entladungen entstehenden Stickoxyde und Ozon ver-
mögen es ebensowenig anzugreifen wie Laugen bei ge-
wöhnlicher Temperatur und Konzentration. Eine Verwit-
terung durch atmosphärische Einflüsse ist bei Porzellan im
Gegensatz zu Glas selbst nach Jahrzehnten ausgeschlossen.
Von den elektrischen Eigenschaften des Porzellans ist die
Durchschlagfestigkeit für Hochspannungsisolatoren von
überwiegender Bedeutung, während Oberflächen- und spe-
zifischer (Durchgangs-) Widerstand für Niederspannungs-
porzellan wichtiger sind.
Abb.1. Abhängigkeit der Durchschlagspannung von der Schichtdicke.
Die Durchschlagfestigkeit von Porzellan
ist bei gewöhnlicher Temperatur von Elektrodenform und
-vröße sowie von der Scherbendicke abhängig. Um bei
Prüfungen zuverlässige, d.h. nur von der Werkstoff-
heschaffenheit abhängige Werte zu erhalten, ist es er-
forderlich, Durchschlagplatten der auf Abb.1 gezeichne-
ten Form oder ebene Platten mit verdickten Rändern zu
verwenden, deren beide Seiten bis zu den Randwulsten mit
cinem leitenden Belag versehen worden Diese eignen
sich gleichzeitig zur Messung der Dielektrizitätskonstante
und des dielektrischen Verlustfaktors. Ebene Platten ohne
Randverstärkung sind unbrauchbar, weil bei ihnen der
Durchschlag stets am Rand der Belegung bei viel zu nied-
rigen Spannungen eintritt, wobei die Durcehschlagspannung
in starkem Maße von der Elektrodenzröße und dem um-
gebenden Medium beeinflußt wird. Gegenüber der in
Abb. 1 aufgeführten Durchschlagfestirkeit von normalem
Porzellan (die Messungen liegen mehrere Jahre zurück)
sind heute wesentliche Fortschritte zu verzeichnen. Die
für Hochspannungsporzellan gebräuchlichen Porzellan-
massen der Hermsdorf-Schomburg-Isolatoren G. m. b. H. be-
sitzen für 2 mm starke Platten der in Abb. 1 dargestellten
Form eine mittlere Durchschlagfestigkeit von 36 kV/mm
(gegenüber 25 kV/mm nach Abb.1), während Sonder-
massen sogar im Mittel Werte über 40 kV/mm aufweisen.
Für normale Kappenisolatoren von 20 mm Scherbendicke
im Kopf wird eine Durchschlagfestigkeit von 130 kV ge-
währleistet; die bei der Prüfung erreichten Werte be-
tragen dagegen 180... 250 kV.
Die Durchscehlagfestickeit wird außer von der Zu-
eammensetzung der Masse wesentlich von dem Dichtis-
keitszrad des Scherbens bestimmt und ist daher bei
gleicher Masse der wahren Porosität umgekehrt proportio-
nal. Vorbedingung für hohe Durchschlagfestizkeit ist ein
völlig dichter Scherben ohne Einschlüsse makroskopischer
Luuftblasen. Poröses Porzellan ist für Hochspannunes-
zwecke völlig unbrauchbar. Die Glasur hat ihrer geringen
Dicke wegen auf die Durchschlagfestickeit gebräuchlicher
Isolatoren keinen Einfluß. Von den tiefsten Temperaturen
bis zu etwa 120° ist die Durchschlagfestirkeit von Por-
* H.Handrek, Hescho-Mitt. 1928, H. 59, S. 1223.
1 Vgl. die inzwischen erschienenen VDE-Leitsätze, ETZ 1929, S. 364.
zellan praktisch unabhängig von der Temperatur. Für
höhere Temperaturen fällt sie dagegen stark ab, wie Abb. 2
zeigt.
Die Dielektrizitätskonstante von Porzel-
lan liegt bei 50 Hz zwischen 5,5 und 6,5. Bei 800 Hz er-
gab sie sich um etwa 2 % kleiner als bei 50 Hz.
EC ES EE ES E
Ee 8
7s mm kleinster Lochab
OC 300 900 500 6500 700 500 300 700
Abb. 2. Durcehschlagspannung von Porzellanrohren in Abhängigkeit
von der Temperatur.
Der dielektrische Verlustfaktor sinkt
ebenfalls mit zunehmender Frequenz. kr beträgt bei ge-
wöhnlicher Temperatur
bei 50 Hz 0,015 bis 0,030
„ 800 „ 0,010 „ 08015
ve ZE 0,0085 „ 0,0090.
Mit der Spannung steigt der Verlustfaktor etwas an,
wird mit zunehmender Wandstärke geringer und zeigt
starke Temperaturabhängigekeit (Abb. 3). Unmittelbar
ooo Probe 1
oo. Probe2
0o 0 0 0 so © 7 © 00 %0
Abb. 3 Abhängigkeit des dielektrischen Verlustfaktors von der
Temperatur.
vor dem Durchschlag ist bei Porzellan ein Ansteigen der
Verluste nicht zu beobachten, Der Durchschlag ist dem-
nach bei gewöhnlicher Temperatur kein Wärmedurch-
2? A. Burmester, Arch. El. 1924 H. 2, S. 146.
5. September 1929
schlag, denn jede Temperaturerhöhung macht sich durch
Vergrößerung des Verlustfaktors deutlich bemerkbar.
Der OÖOberflächenwiderstand ist keine Werk-
stoffeigenschaft, sondern hängt von der Oberflächen-
beschaffenheit des Isolators und der Luftfeuchtigkeit ab
(Abb. 4). Eine glatte Oberfläche, wie sie durch Glasie-
rung erzeugt wird, ist insofern von Einfluß, als sie eine
Verschmutzung des Isolators erechwert und seine Reini-
sung durch Regen erleichtert, außerdem durch Wasser
wenig benetzbar ist. Doch spielt die Glasur für den
Oberflächenwiderstand nicht allgemein die wichtige Rolle,
die man ihr oft zuschreibt. Auch der unglasierte Isolator
bewahrt sich im Laufe der Zeit einen hohen Oberflächen-
widerstand.
C "wë A `$
A
Pr]
kb
Q
~
~
dl 50
A
„| (ësemgeteeg | | RO 4
U ‘ ‘ DU Ir Lé
Abb.4. Oberflächenwiderstand von Porzellan
in Abhängigkeit von der Luftfeuchtigkeit
(Reichspostmodell Nr. 1).
a
Auch die Überschlagspannung wird von der
Oberflächenbeschaffenheit des Porzellans beeinflußt. Eine
Verschmutzung der Oberfläche macht sich allerdings in
trockenem Zustande verhältnismäßig wenig bemerkbar,
bei Feuchtigkeit (Regen, Nebel, Tau) bewirkt sie dagegen
eine starke Herabsetzung der Überschlagspannung.
Abb.7. Zugfestigkeit von gutem Hartporzellan mit hochwertiger Glasur
in Abhängigkeit vom Querschnitt für glatte massive Versuchskörper.
Abb.5 stellt den spezifischen Widerstand
(Durchgangswiderstand) eines normalen und eines
Sonderporzellang geringer Leitfähigkeit in Abhängigkeit
von der Temperatur dar. Gegenüber dem Oberflächen-
widerstand, der bei 30 % Luftfeuchtigkeit etwa
20... 40 - 1012 Qem beträgt, ist der spezifische Widerstand
mit 10°... 10% Lem bei normaler Temperatur stets zu
vernachlässigen.
Auch an die mechanischen und thermi-
schenEigenschaften des Werkstoffes werden hohe
Anforderungen gestellt, bésonders bei seiner Verwendung
als Hochspannungs-Freileitungsisolator, wo das Porzellan
gleichzeitig nicht nur elektrisch und mechanisch sondern
auch durch Temperaturwechsel beansprucht wird. Neben
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 36
%0 200 300 400 500 600 700 800 900 1000
Abb. 5. Spezifischer Widerstand (Durchgangs-
widerstand) von Porzellan in Abhängigkeit von
der Temperatur (o in Q cm).
1283
der früher allein zugelassenen Druckfestigkeits-
beanspruchung des Porzellans, werden heute auch seine
Zug- und Biegefestigkeit in großem Umfange
praktisch verwertet (Vollkern[Motor]isolatoren, Stab-
isolatoren für elektrische Bahnen, Knüppelisolatoren für
drahtlose Telegraphie).
Einen ausschlaggebenden Einfluß auf alle mechani-
schen Eigenschaften des Porzellans sowie auf seine
Widerstandsfähigkeit gegen Temperaturwechsel besitzt
die Glasur. Geeignet glasierte Isolatoren können in
flüssiges Blei von 400° eingetaucht oder punktförmig
durch einen Lichtbogen soweit erhitzt werden,
flüssige
daß
herabtropft
weißglühende Porzellanmasse
Abb. & Schmelzen des Porzellans im Licht-
bogen einer Bogenlampe.
(Abb.6). Die Temperaturwechselbeständigkeit ist von Be-
deutung bei der Befestigung von Metallarmaturen auf
Porzellan mit Hilfe eines Bleiausgusses sowie bei etwaigen
Überschlägen im Betrieb. Glimmentladungen, Funken
und Lichtbogenüberschläge im Prüffeld greifen weder
das Porzellan noch die Glasur an.
BEER
de
Abb. 8. Druckfestigkeit von gutem Hartporzellan mit hochwertiger
Glasur in Abhängigkeit vom Querschnitt für glatte massive Ver-
suchskörper.
Alle mechanischen Festigkeitseigen-
schaften sind vom Querschnitt abhängig (Abb.7... 10),
ferner hat auch die Form des Stückes bestimmten Ein-
fluß. Daher haben Isolatoren mit mehreren keramischen
Schirmen geringere Zug- und Biegefestigkeit als ent-
sprechende schirmlose Porzellanknüppel gleicher Schaft-
abmessungen. Ebenso besitzen rohrförmige Stützer und
Durchführungen eine kleinere spezifische Biegefestigkeit
als massive Körper gleichen Querschnitts. Mit zuneh-
mendem Rohrdurchmesser sowie mit der Länge des Por-
zellankörpers nimmt die l'estigkeit ab.
Fine allmähliche Gefügeverschlechterung durch elek-
trische und mechanische Dauerbeanspruchungen, die an
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36
5. September 1929
1294
und für sich in zulässigen Grenzen verlaufen, ist bei
hochwertigem Porzellan nicht nachweisbar. Auf der
Strecke Gromo—Nembro (Italien) befinden sich z. B. seit
über 21 Jahren Stützenisolatoren in ununterbrochenem
Dauerbetrieb? mit einer für die betreffende Isolatorform
nach unseren heutigen Anschauungen viel zu hohen
Spannung, ohne daß sich Anstände ergeben haben. Dünn-
schliffe von diesen Isolatoren zeigen das gleiche Gefüge-
bild wie von denjenigen Stücken, die während dieser Zeit
in den Lagerräumen unbeansprucht gelegen haben.
1006 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Abh. 9. Biegefestigkeit von gutem Hartporzellan mit hochwertiger
Glasur in Abhängigkeit vom Querschnitt für glatte massive Ver-
suchskörper.
Durch genaue Erhebungen an Stützenisolatoren in
Schweden ist festgestellt worden, daß ein enger Zu-
sammenhang zwischen den mechanischen Eigenschaften
eines Isolators und seiner Betriebseienung und Lebens-
dauer besteht. Daraus muß geschlossen werden — und
diese Auffassung wird heute woll allzemein vertreten —,
daß der Durchschlag eines Isolators im Betrieb meist auf
vorausgehende Beschädigungen mechanischer Art zurück-
zuführen ist, während rein elektrische Ursachen (außer
bei Blitzschlägen) zurücktreten.
Abh. 10. Torsionsfestigkeit von gutem Iartporzellan mit hochwertiger
Glasur in Abhängigkeit vom Querschnitt für glatte massive Ver
suchskörper.
Da sich in einer einzigen Porzellanmasse nicht alle
wünschenswerten Werkstoffeigenschaften vereinigen
lassen, so ist die Entwicklung der letzten Jahre durch die
Verarbeitung mehrerer Massen nebeneinander und die
Einführung von Massen für Sonderzwccke gekennzeichnet.
Bei elektrotechnischem Porzellan sind hauptsächlich zwei
Gruppen zu unterscheiden: Massen mit besonders hoher
Durchrschlagfestirkeit, bei denen, ihrem Verwendunzs-
zweck entsprechend, keine allzu hohen Ansprüche an die
mechanische Festigkeit gestellt werden (z. B. für Durch-
führungzen), und Massen, bei denen zugunsten einer hohen
mechanischen Festigkeit die elektrischen Eigenschaften
zurücktreten dürfen, da wegen der Dicke des bei ihnen
zur Verwendung kommenden Scherbens die elektrische
Beanspruchung nur gering ist (z. B. Vollkernisolatoren
und massive Druckisolatoren für Funktürme). Hier-
durch wird erreicht, daß dieienizen Eigenschaften, auf
die es bei der praktischen Verwendung besonders an-
kommt, möglichst vollkommen herausrearbeitet werden
können. Durch die Verwendung von Sondermassen lassen
83 ETZ 19%, 8. ZU,
sich die oben angeführten elektrischen und mechanischen
Festigkeitswerte noch ganz erheblich übertreffen.
Um den hohen Stand der Elektro-Porzellanindustrie
zu kennzeichnen, mögen noch einige Festigkeitsangaben
gebräuchlicher Hochspannungsisolatoren folgen: Bei neu-
zeitlichen Kappen- und Vollkernisolatoren gewöhnlicher
Ausführung wird bei einer garantierten Bruchfestizkeit
von 6500 kg eine mittlere Bruchfestigkeit von 10 000 kg,
für eine größere Ausführungsform sogar von über
20 000 kg erreicht. Ein Druckisolator für die Fundament-
isolation von Antennenmasten besitzt bei 20cm Durch-
messer und 10cm Höhe eine Bruchfestigkeit von 600 bis
100 t. Diese Zahlen werden anschaulich, wenn man über-
legt, daß demnach ein einziger Kappen- oder Vollkern-
isolator ein bzw. zwei vollbeladene Eisenbahnwaeen zu
tragen imstande ist, und daß das Gewicht von zwei 210 m
hohen Antennentürmen der Großstation Nauen von zu-
sammen 500t noch nicht hinreicht, um den erwähnten
Druckisolator zum Bruch zu bringen. Sb.
Neue Regeln zur Bewertung
von elektrischen Maschinen in Schweden.
Das schwedische Komitee Elektriska Standardiserings
Kommissionens utskott för maskinnormer hat vor einiger
Zeit eine neue Ausgabe! der bisherigen Maschinen-
normen vom Jahre 1920? entworfen, die einige Ab-
weichungen gegenüber früher enthält, worauf hier kurz
aulimerksam gemacht werden soll. So wurden die allge-
meinen Bestimmungen ergänzt u.a. mit Angaben über den
aussetzenden Betrieb von Bahnmotoren. Bezüglich Aus-
wuchtung und mechanischer Festigkeit ist die Drehzahl-
steizerung bei der Durchgangsprobe von Wasserturbo-
seneratoren von 80 auf 90% erhöht worden. Zur Kon-
trolle der Festizkeit der Wicklungen wurde ferner eine
besondere Kurzschlußprobe, unabhängig von den ber-
lastungsversuchen, vorgeschrieben. Im Abschnitt „Isolier-
festigkeit” waren die schwedischen Normen seit 1920
strenger als irgendwelche andere Normen. Durch die in
der Zwischenzeit eingetretene Verbesserung von Material
und Arbeitsverfahren durften die Forderungen nachege-
lassen werden, zumal die IEC sich den schärferen schwe-
dischen Bedingungen nicht anschließen will. Der Ent-
wurf schlägt eine Ausgleichsformel zur Berechnung der
Prüfspannung wie folgt vor:
Eis =2 E+0,2 P+ 1000 [Volt]
wo E die Betriebspannung in Volt und P die Maschinen-
leistung in kW bezeichnet. Für kleinere und mittlere
Maschinen wird das mittlere Glied ohne Einfluß sein bzw.
bei dessen Vernachlässigung stimmt der Ausdruck mit den
IEC-Vorschriften überein. P wird mit höchstens 10 000
eingesetzt. Bei kleinen Maschinen bis einschließlich IkW
gilt der Ausdruck
Eis = 2 E 4- 500 [Volt]
Für die Prüfspannung zwischen Lagen bzw. Windungen
wird die Formel
Eis = 300 +03 E +1,5 P [Volt]
jedoch höchstens Eis = 300 + E [Volt] gegeben.
Die Bestimmung der Temperaturerhöhung durch
Thermoelemente (nur bei Maschinen über 5000 kVA) oder
Thermometer und Widerstandsmessung schließt sich den
IEC-Bestimmungen nahe an. Maschinen ohne Kommutator
sollen unmittelbar nach der Dauerbelastungsprobe einen
Überstrom von 100 % während 1 min vertragen. Bestim-
mungen über Wirkungsgrad sind ausführlicher als früher
behandelt worden. Die Sondervorschriften für die ver-
schiedenen Maschinengattungen enthalten ebenfalls Neue-
rungen, die sich auf Toleranzen in Drehzahl, Verluste,
Spannungsabfall, Schlupf usw. beziehen.
Die neuen Normen sollen nach dem Beschlusse des
Schwedischen Technologenvereins zur sofortigen Einfüh-
runz empfohlen werden, so daß die Hersteller von Maschi-
nen zwecks Ausfuhr nach Schweden gut tun, wenn sie sich
mit den Einzelheiten nach der Drucklegrung der endaul-
tigen Abfassung vertraut machen. AHldn.
1 Tekn. Tidskr. Flektr. 192R, S. 185.
t ETZ 19%, S. 293.
6. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
1295
Die Teiltagung der Weltkraftkonferenz in Barcelona
vom 15. bis 23. Mai 1929.
Von Regierungsbaumeister a. D. A. Przygode, Berlin.
Das technische Programm für Barcelona lautete:
„vollständige Ausnutzung der Wasser-
läufe“. Man hatte damit besonders den Interessen Spa-
niens Rechnung getragen, das wegen seiner trockenen
Sommer bei der Verwertung der Woasserläufe gezwungen
ist, von der Bewässerung auszugehen und hiermit eine
Ausnutzung des Wassers zur Elektrizitätserzeugung zu
verbinden. Die eine wie die andere Art der Verwertung
ist für die Entwicklung des Königreichs, für seine Land-
wirtschaft wie Industrie von größter Bedeutung; z. Zt.
soll es sich dabei um 2,5 Mill PS handeln. Wie auf der
Tagung zu erkennen war, geht das Streben Spaniens da-
hin, die Ausnutzung seiner Wasserkräfte durch seit
groe Regulierungsarbeiten wie durch die Anlage künst-
licher Wasserbecken außergewöhnlichen Ausmaßes zu ra-
tionalisieren und dadurch ergiebiger zu gestalten. Beson-
ders beschäftigt man sich mit dem Wassergebiet des
Ebro, der in den ständig schneebedeckten Pyrenäen ent-
springt und infolgedessen über das ganze Jahr dauernden,
wenn auch stark schwankenden Wasserabfluß hat. Für
seine Regulierung besteht die Confederaeiön Sindical Hi-
drografica del Ebro, deren technischer Direktor Manuel
Lorenzo Pardo ist. Für die Tagung waren von diesem
mehrere eingehende Berichte zu den Arbeiten und Pro-
jekten eingereicht worden. Mit der Ausführung letzterer
wird man nicht nur eine Bewässerungsfläche schaflen,
die der ganzen, heute in Spanien bestehenden etwa gleich
ist, sondern auch die Installation von etwa 1 Mill PS er-
möglichen, womit die heute bereits vorhandenen etwa ver-
duppelt würden. Diese Energie würde vornehmlich den
hesonders tätigen Gegenden um Bilbao und Barcelona zu-
geführt werden. Die Regierung hat vor kurzem ein Dekret
erlassen, wonach ein großes Nationalverteilungsnetz ge-
bildet werden soll.
Die Tagung hat auch starkes internationales Interesse
gefunden: 32 Staaten haben sich an ihr beteiligt. Außer
den Spaniern waren 73 Delegierte aus 27 Staaten er-
schienen, aus Deutschland sieben. Offizielle Delegierte
des Deutschen Nationalen Komitees waren Geh. Baurat
Prof. Dr.-Ing. de Thierry, Prof. Dr.-Ing. C. Mat-
schoß, Ministerialrat Hoebel vom Reichsverkehrs-
ministerium, Ob.-Reg.-Rat Dr. Bree vom Reichswirt-
schaftsministerium. Zur Aussprache lagen 96 Berichte
aus 15 Staaten vor, 55 davon von spanischen Ingenieuren
verfaßt. Außer der Eröffnungs- und Schlußsitzung er-
streckte sich die Tagung auf fünf Sitzungen, entsprechend
den fünf Gruppen: A. Allgemeine hydrologische Probleme
(Berichterstatter D Pedro M. Gonzalez Quijano); B.
Technische Probleme der Ausnutzung (Berichterstatter
D. Diego Mayoral); C. Ökonomische und finanzielle
Prohleme (Berichterstatter D. Manuel Lorenzo Pardo);
D. Gesetzliche Probleme (Berichterstatter D. José Gase-
con y Marin); E. Hydraulische Werke und Unterneh-
mungen, Schutz gegen Wasser (Berichterstatter D. En-
rique Becerril).
In Gruppe A wurde in einem Beschluß der Wunsch
zur Einsetzung einer Sonderkommission ausgesprochen,
die sich mit dem Studium aller auf dies Gebiet beziehen-
den Fragen befassen und das Ergebnis ihrer Arbeit der
Vollkonferenz in Berlin vorlegen soll. Das Studium er-
streckt sich auf die topographischen und geologischen
Verhältnisse eines Landes, von denen größtenteils die
Bildung der Weasserläufe, ihre ausnutzbare Energie und
die allgemeine Verteilung des Niederschlaxs abhängt.
Hydrologische Kataster sind aufzustellen. Schr wichtig ist die
Bestimmung des Wasserabflusses. Gemäß einem auf der Teil-
tazung in Basel gefaßten Beschluß ist das Schweizer Komitee
mit der Aufstellung eines Verzeichnisses hydraulischer Quel-
len aller Länder beschäftigt, und die hierfür in Vorschlag
gebrachten Normen unterliegen z. Z. dem Studium anderer
nationaler Komitees. Hierbei ist man vornehmlich von
der Energieausnutzung ausgegangen, und es wurde an-
reregt, die Frage auch vom Standpunkt der landwirt-
schaftlichen Verwertung zu studieren. Diese würde eine
volle Lösung finden, wenn es gelänze, den Verlauf der
Zyklen der meteorologischen Phänomene, von denen die
hydrologischen gewöhnlich nur eine Folge sind, zu er-
eründen. Ansätze sind hierzu bereits in Rußland hinsicht-
lich des Verhaltens des Dunajec und auch in Schweden
gemacht worden. Von praktischer Bedeutung ist die Frage
für den Abfluß der künstlichen Seen und für die Leistung
der thermischen Zentralen, die hydroelektrischen Anlagen
als Reserve dienen.
Eine große Zahl der Berichte zur Gruppe A befaßt
sich mit der Auswertung der Wasserkräfte zur Elektri-
zitätserzeugung in den einzelnen Ländern. Aus Deutsch-
land lag ein Bericht von Th. Freytag und H. Dreyer
„Ausnutzung der Gewässer” vor. Dem spanischen Bericht
von F. Casamaio ist zu entnehmen. daß man bei den
großzügigen Regulierungsarbeiten am Ebro mit einer der-
artig starken Zunahme der Bevölkerung und des Ver-
kehrs rechnet, daß sich eine klektrisierung der Fern-
bahnen in diesem Gebiet erforderlich machen dürfte. Es
kämen 2000 km normalspurizer Bahnen in Frage, die im
Jahr 240 Mill kWh erfordern würden, wenn man mit der
gegenwärtigen Fernleitungspannung und einer Umfor-
mung auf Gleichstrom von 1500 V rechnet. Ein Bericht
von W. T. Halerow zu den Wasserkräften in Schott-
land empfiehlt ihren baldigen Ausbau, da jetzt bei den
gestiegenen Kohlenpreisen die wirtschaftlichen Bedingun-
gen für hydroelektrische Energie weit günstiger lägen
als vor dem Kriege. Eine Kommission des Handelsmini-
steriums habe die Wasserkräfte Schottlands im Jahre 1918-
auf 194965 kW eingeschätzt, was entschieden als Mindest-
zahl anzusehen sei. Die Ausbaukosten für ein installiertes
Kilowatt werden zu 510 RM geschätzt. Ein Bericht von
Kikutaro Otsubo „Die Wasserkräfte Nordjapans“” weist
darauf hin, daß sich die Ausnutzung der Wasserkraft jm
nördlichen Japan (Hokkaido) nur langsam entwickelt.
Sie hat erst 100 000 kW erreicht, während sie für ganz
Japan einschließlich der im Bau befindlichen Werke ahe-
zu 3,5 Mill.kWh beträgt. Der schwedische Bericht von
M.Serrande r und R.Lindquist macht über die in
den letzten Jahrzehnten im größeren Umfange angefan-
genen Seeregulierungen durch Hebung des Niederwassers
der Gewässer, nachdem die unregulierten Wasserkräfte
allmählich erschöpft sind, Mitteilung. Der Staat bereitet
die Durchführung einer Regulierung des Väner- und des
Vättersees vor, womit die Erzeugung elektrischer Arbeit
wesentlich gesteigert werden kann. Auch durch private
Unternehmungen sind eine große Zahl von Seeregulierun-
gen zustande gekommen. Im Dalälven haben sich sämt-
liche Kraftwerksbesitzer hierzu zusammengeschlossen.
Auch in dem Bericht von Dipl.-Ing. A. Harry „Die Aus-
nutzung der Wasserkräfte der Schweiz” zeigt sich, wie
durch Regulierungen der Wasserführung erhebliche Vor-
teile in der Wasserkraftausnutzung gewonnen werden
können. Die schweizerische Wasserwirtschaft ist in ihren
natürlichen Verhältnissen durch starke Wasserführung
im Hochsommer während der Schnee-, Gletscher- und
Firnschmelze und durch geringe Wasserführung während
der etwa 7 bis 8 Wintermonate gekennzeichnet. Es muß
immer versucht werden, einen besseren Ausgleich der
Wasserführung herbeizuführen, wozu die zahlreich vor-
handenen größeren und kleineren Seen von wesentlicher
Bedeutung sind, deren natürliche Retention durch zweck-
mäßige Regulierung verbessert werden kann. Ende 1928
waren in natürlichen Becken rd. 1,6 Mrd m? und in
künstlichen Becken rd. 208 Mill m? Speicherraum vor-
handen. Einzelne Werke (Wäggithal, Tremorgio) be-
dienen sich der Pumpenspeicherung, indem überschüssige
Suommerenergie zur Speicherfüllung benutzt wird. Lauf-
werke werden mit Hochdruckakkumulierwerken zusam-
mengeschlossen, was in Verbindung mit Energieexport,
tarifpolitischen Maßnahmen usw. eine sehr gute Aus-
nutzung der Laufwerke ergibt, die z.B. in dem Jahr Ok-
tober 1927 bis September 1928 beim Kraftwerk Eglisau
95,3% und beim Kraftwerk Beznau sogar 98 % der tech-
nisch möglichen Arbeit betrug. Ende 1927 waren von der
möglichen installierten Leistung aller Wasserkräfte mit
etwa 8 Mill PS rd. 2,138 ausgebaut und 0,428 im Ausbau
begriffen. Die Energicerzeugung betrug 1928 rd. 5,3
Mrd kWh, wovon 1,0334 Mrd exportiert wurden. Die
installierte Leistung in Dampf- und Dieselanlagen macht
nur ctwa 5% der gesamten installierten Leistung der
Klektrizitätswerke aus. Der Verbrauch je Kopf der
Bevölkerung stellte sich ohne Energicexport im Jahr
1928 auf rd. 1080 kWh. Die Benutzungsdauer für die
gesamte Stromabeabe an Dritte erreichte 1927 für die
wirklich erzeugte Höchstleistung 5400 h und für die ver-
fürbare (ohne kalorische Anlagen) 3850 h. Man kann an-
nehmen, daß die mittleren Gestehungskosten bei den
schweizerischen Werken mit Energieabrabe an Dritie
heute rd. 1,5 Rp/k\Wh betragen. Da nach Untersuchunsen
des Amtes für Wasserwirtschaft sich bei einer dureh-
sehnittliehen Benutzungsdauer von 50h im Jahr die
1296
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
5. September 1929
Strombeschaffung in Dieselanlagen billiger stellt, sind in
den letzten Jahren städtische Werke zur Deckung ihrer
Belastungspitzen immer mehr zu Dieselanlagen überge-
gangen.
Für Gruppe B hatte aus Deutschland O. Walch
einen Bericht „Entwurf und Ausführung von Wasser-
kraftanlagen mit künstlichen Speicherbecken“ eingesandt.
Bezüglich der Einrichtungen eines Wasserkraftwerks
wird darin besonders auf die mit Hochdruckpumpenan-
lagen ausgestatteten Wasserkreislauf-Stauweiher (Hoch-
speicher) eingegangen, die sich in den natürlichen Was-
serlauf einbauen oder mit gewöhnlichen Stauweihern ver-
binden lassen, um zur Spitzendeckung zu dienen. In
Deutschland sind solche Anlagen noch wenig entwickelt,
während in Italien heute bereits 135 Stauseeanlagen be-
stehen. Im übrigen befaßt sich der Bericht mit dem Bau
der Staumauern in Hinsicht auf Form, Material, Dränage
usw. wie mit den Problemen der Druckstollen und den
maschinellen Einrichtungen der Zentralen mit Hochdruck-
pumpwerken, wobei für letztere Höhen von 100... 300 m
am geeignetsten erscheinen. Die Leistungen der Maschi-
neneinheiten reichen von 20000 ..50000 kW, die Nutz-
effekte schwanken zwischen 55...60 % und mehr. Neuer-
dings verwendet man derartige Anlagen mit Erfolg in
den mit Dampf arbeitenden Überlandzentralen. Unter den
spanischen Berichten verdient besonders die eingehende
-Arbeit zum Proiekt und Bau der Talsperren von D. Diego
Mayoral Beachtung. Über die Dnjeprkraftanlage bei
Zaporoschje lag ein Bericht von A. W. Winter und
P.Laupmann vor, nach deren Vorbild der Guadal-
quivir von Sevilla ab bis Cordoba unter gleichzeitiger
Elektrizitätsgewinnung weiter schilfbar gemacht werden
soll. Bei der russischen Anlage beträgt das Gefälle 38 m
und die sekundlich abfließende Wassermenge 20 400 më.
Das ehr ist 760m lang mit einem Volumen von
0,7 Mill m? Wasser, das Maschinenhaus für 10 Einheiten
von je 80000 PS angelegt. Die erzeugte elektrische Ar-
beit wird dureh 110 und 220 kV-Hochspannungsleitungen
zu den Eisenhütten, chemischen Werken und maschinelien
Bewässerungsanlagen geleitet. Die Gesamtkosten des
ersten Ausbaus (480 000 PS) beliefen sich auf 203 Mill Rbl.
Nach den Berichten kommt der Generalbsrichter zu dem
Schluß, daß bei der Anlage großer Staumauern vollkom-
mene Übereinstimmung darüber herrsche, daß eingehende
Studien über die Beschaffenheit des Stauseegrundes, u.zw.
vom geologischen, physikalischen und gegebenenfalls auch
vom chemischen Standpunkt aus erforderlich seien. Hier
müßten Theorie und Erfahrung zur einwandfreien Aus-
fülırung zusammenwirken. Der Anschluß einer Staumauer
an das anliegende Terrain sei mit größter Sorgfalt aus-
zuführen. Weitere Klärungen wären hinsichtlich der Si-
cherheit und Beanspruchung von Bauwerk und Material
zu schaffen; hier werde sicher der Kongreß Zürich 1931 des
neuen internationalen Verbandes für Materialprüfung fördernd
wirken. Die gekrümmte Form der Staumauern im Grundriß
erhalte den Vorzug. Strittig sei noch die wasserseitige Abdich-
tung der Mauern, die Frage des Wasserauftriebs und
seiner Berücksichtigung. Die Wirksamkeit von Dränagen
werde allgemein anerkannt. Der Anlage eines Druck-
stollens haben sorgfältige Versuche vorauszugehen. Die
bisherigen Beobachtungs- und Prüfungsmethoden sind zu
erweitern und auszudehnen. Erfahrungen mit Heberein-
richtungen wären allgemein bekanntzugeben. Jeder
Stausee müsse gänzlich entleert werden können. Abschlie-
Bend wird den Unternehmungen, Ingenieuren und Spezia-
listen eindringlich empfohlen, über beobachtete und be-
wußt bekannte Mängel in Bauwerken ihre reservierte
Haltung und Verschwiegenheit aufzugeben, um so zweck-
mäßig der Allgemeinheit und dem Fortschritt zu dienen.
Die Aussprache erstreckte sich vornehmlich auf die Was-
serdichtirkeit der Staumauern und den Zweck der Drä-
nagen, über den die Ansichten auseinandergingen. Auch
hier wurde es für geeignet gehalten, daß sich eine Unter-
kommission mit der Zusammenstellung der wichtigsten
Fragen befasse, die in den hydrotechnischen Instituten der
verschiedenen Länder planmäßig eeklärt und erforscht
werden. Hruschka, Wien, machte noch Mitteilungen
über Messungen, die zum ersten Male zur Ermittlung der
Spannungen zwischen Rohr und umsevendem Material am
Druckstollen des Achenseewerks von Dr. Mühlhofer
auszeführt worden sind und für die Höhe der Baukosten
der Stollen Bedeutung haben. Ä
Viel Interessantes brachte die Sitzung derGruppeC
zum \Weltbedarf an Elektrizität. Es wurde in einem Be-
schluß festgestellt, daß selbst in Ländern, in denen die
Verwendung elektrischer Arbeit sehr verbreitet ist, eine
Sättigung des Bedarfs noch in weiter Ferne liege, Infolge-
dessen böten sich sehr große Aussichten für die Erzeu-
gung. Die Landwirtschaft, welche gegenwärtiz einen
kleinen Teil der gesamten Elektrizitätsgewinnung ver-
brauche, biete größere Absatzmöglichkeiten. Aus Deutsch-
land lag ein Bericht von Direktor A. Petri, Stettin,
„Elektrizität in der Landwirtschaft” vor. Nach diesem
wurden 1927 knapp 10 % = 1,2 Mrd kWh der in Deutsch-
land von den öffentlichen Elektrizitätswerken erzeugten
Energie durch die Landwirtschaft verbraucht. Aber 91 %
der in Betrieb befindlichen Motoren sind elektrisch, deren
Nennleistung in Höhe von 3,334 Mill PS über 83% der
gesamten in der Landwirtschaft verwendeten Maschinen-
leistung ausmacht. Gleichwohl ist mit einer wesentlichen
Zunahme der Elektromotoren zu rechnen, da von den
durch die Betriebszählung von 1925 crfaßten über
5 Mill ländlichen Betrieben mit einer landwirtschaftlich
genutzten Fläche von über 0,5 ha erst 12,6 % Elektro-
motoren verwenden und vielfach in den größeren Be-
trieben neben dem bisherigen Universalmotor kleinere
Motoren für Arbeitsmaschinen beschafft werden. Auch
die fortschreitende Elektrisierung der Dreschmaschine
und der Milchzentrifuge in den kleineren Betrieben sowie
die Mechanisierung der Transportarbeiten auf den Gü-
tern fördern die Verbreitung des Elektromotors. Ferner
steht im Vordergrund neuartiger Arbeitsmaschinen die
elektrische Melkmaschine. Größte Bedeutung wird wei-
terhin die Verwendung der Elektrowärme für Wirt-
schafts- und Haushaltungszwecke gewinnen. Hier sind
besonders der elektrische Viehfutter- und Kartoffeldämp-
fer und der Heißwasserspeicher anzuführen. Die elek-
trische Küche mit meist selbsttätig ausschaltenden Spar-
kochgeräten ist erst in der Einführung begriffen. Ein
weiteres großes Anwendungsgebiet für den elektrischen
Heizstrom wird die Elektrisierung der Molkereien bil-
den, nachdem es sich praktisch erwiesen hat, daß man den
gesamten Wärmebedarf einer Molkerei elektrisch decken
kann. Durch Ausnutzung aller dieser Möglichkeiten
dürfte sich der jetzt erst 27 kWh/ha landwirtschaftlich
genutzter Fläche betragende Jahresstromverbrauch auf
75..100 kWh im Laufe der nächsten 10 Jahre erhöhen
lassen.
Über die mit Erfolg durchgeführten Versuche mit
künstlicher elektrischer Pflanzenbelichtung bei der Ge-
meindeverwaltung der Stadt Wien berichtete Ing. O.
Herbatschek. Durch dies grundlegend neue Ver-
fahren werden das Wachstum und die Blütenbildung der
Pflanzen gefördert und ermöglicht, daß nördliche Län-
der während der Wintermonate nicht mehr auf die Ein-
fuhr ausländischer Pflanzen angewiesen sind. Derselbe
Verfasser hatte auch einen Bericht über die elektrische
Beheizung von Gartenbeeten, besonders bei deren Ver-
wendung als Treib- und Überwinterungsbeete, einge-
reicht. Die elektrische Trockenspeicherheizung ist nicht
nur als Ersatz der bisher gebräuchlichen Dungerwärmung
zu dienen berufen, sondern läßt darüber hinaus, bei Ver-
meidung bedeutender Mängel jener, Anwendungsmöslich-
keiten zu, die eine intensivere und rationellere Gestal-
tung des Gartenbaubetriebes für die Zukunft erwarten
lassen. Nach dem Bericht von Faaborg-Andersen
zur „Entwicklung der Elektrisierung der dänischen Land-
wirtschaft“ verbraucht diese jetzt 15 % der gesamten er-
zeugten elektrischen Arbeit. O. Ganguillet, Schweiz,
weist in scinem Bericht „Die Elektrizität in der Land-
wirtschaft der Schweiz“ auf die große Verbreitung dieser
in der Schweiz hin, die mit der in Norwegen zu verglei-
chen ist. 99 % der schweizerischen Bevölkerung benutzen
die Elektrizität zur häuslichen Beleuchtung. Der Ver-
brauch an elektrischer Arbeit für die Landwirtschaft be-
trägt gegenwärtig 640 Mill kWh im Jahr, und es ist
dabei i. a. zu beobachten, daß sie in industriellen Zentren
weit mehr Verwendung findet als in rein landwirtschaft-
lichen. Interessant war der Bericht von T. M. Kissel
über „die Entwicklung der Elektrizität in Neuseeland“.
Dort habe sich in den letzten sieben Jahren der Verbrauch
an Elektrizität nahezu verdoppelt, so daß das Land heute
den sechsten Platz unter den Elektrizität konsumierenden
Ländern einnähme. Auf den Kopf der Bevölkerung entfielen
heute 310 kWh jährlich. Vielfach, wie in Waikoto, seien
reichlich Wasserkräfte zur Erzeugung von Elektrizität
vorhanden. In den spanischen Berichten beschäftigte man
sich vornehmlich mit der Anlage von Speichern im Flußlauf
oder seitlich von Kanälen, wobei, wie im Flußgebiet des
Ebro, an den Ban sog. Überspeicher gedacht ist, die mehrere
Hurdert Mill. m? Wasserhalt--nundgestatten, über noße Zeit-
perioden Wasser aufzuspeichern, das entsprechend den
Bedürfnissen der Landwirtschaft zur Bewässerung dient,
aber auch gleichzeitig zur Stromerzeugung benutzt wird.
In dieser wassertechnischen Zusammenarbeit und in der
Abgabe elektrischer Arbeit an Industrie und Landwirt-
schaft sicht man die unumgängliche Grundlage zur voll-
ständigen Ausnutzung des Wassers eines Beckens. Ibp
D September 1929
der Aussprache wurde u. a. auch die Frage des Preises
elektrischer Energie für die Landwirtschaft gestreift
und allgemein anerkannt, daß man letzterer hierin ent-
gegenkommen müsse. Günstig wäre es immer, wenn be-
reits ein großes industrielles Leitungsnetz vorhanden
sei, aus dem auch die Landwirtschaft versorgt werde. In
dieser Beziehung wurde auf die Verhältnisse in der
Schweiz und in Bayern hingewiesen.
Der Gruppe D lagen sechs Berichte vor, von denen
nur der des Dr. Cerny, Tschechoslowakei, „Entwurf
einer internationalen Norm für die Anträge auf Konzes-
sion oder Bewilligung im Wasserrecht” und der von C.
Masso, Spanien, „Erwägungen zum Austausch elektri-
scher Energie zwischen angrenzenden Ländern“ zur Spra-
che kamen. Der erstere bildete einen Vorbericht zu
einer Studie, mit deren Ausarbeitung Dr. Cerny vom
Vorsitzenden des Exekutivkomitees der Weltkraftkon-
ferenz Dunlop auf Grund eines Bascler Beschlusses be-
auftragt ist. Der Verfasser hat die in 13 Ländern gelten-
den wasserrechtlichen Gesetze und Vorschriften zusam-
mengestellt und gefunden, daß sie alle auf den gleichen
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
1297
Grundlagen beruhen, so daß sich eine Norm für wasser-
rechtliche Gesuche schaffen lasse. Der Bericht wurde
an das Exekutivkomitee abgegeben, um darüber in Berlin
weiter zu verhandeln. Der Bericht Massos endigte mit
dem Vorschlag einer Resolution, daß die elektrische Ener-
gie frei ausgeführt werden könne, die Einfuhr aber nur
mit einer Abgabe in bestimmter Höhe belastet werden
dürfe. Zu einer Annahme dieser Entschließunr kam es
nicht, weil sie im Gegensatz zu der s. Z. in Basel ge-
faßten stand.
In der Gruppe E interessierte man sich besonders
für die Versuche in’ Wasserbaulaboratorien und setzte
fest, daß der Versuch an Modellen in das Studium hydrau-
lischer Fragen aufzunehmen sei. Deutscherseits lag cin
Bericht von Dr.-Ing. R. Winkel „Der Wert der Wasser-
bauversuche“ vor. Aus der Aussprache ist besonders die
Mitteilung von Direktor Krieger zu erwähnen, daß in
Verbindung mit dem Walchenseewerk eine große Ver-
suchsanstalt gebaut werde, die es gestatte, bei Versuchen
mit 25 m?/s Wasserabfluß zu arbeiten.
ı Vgl. ETZ 1927. S. 1385; 1928, S. 1724.
Aus dem englischen Turbogeneratorenbau.
Von Dr. Robert Pohl, Berlin.
Übersicht. Es wird über den Hauptinhalt zweier kürzlich
in London gehaltener Vorträge berichtet und zu den wichti-
geren Neuerungen, welche die Lüftung, die Zusatzverluste,
die mechanische Durchbildung des Rotors und die Erhöhung
der Betriebspannung bis auf 33 000 V betreffen, Stellung ge-
nommen.
Von dem Institution of Electrical Engineers in England
wurde vor kurzem der Versuch unternommen, durch Zu-
sammenfassung mehrerer in das gleiche Gebiet fallender
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Abb. 1. Vereinigte raiiale und axiale Belüftung.
Vorträge an einem Abend einen Überblick über den Stand
der Technik des betreffenden Arbeitsgebietes zu geben,
der dann durch die mündlichen Beiträge der Fachgenossen
noch erweitert werden sollte. Sicherlich hat diese Neue-
rung Vorteile, aber die gewünschte Aussprache wird aus
Zeitmangel in den Hintergrund treten, und gerade die
fruchtbare Erörterung, gestützt auf den Interessenten vor-
her zugestellte Manuskriptdrucke der Vorträge, pflezte
den Sitzungen des Institution of Electrical Engineers ihr
Gepräge und ihren besonderen Wert zu verleihen. So ist
es besonders zu beklagen, daß die beiden Vorträge über
Neuerungen im Bau von Turbogeneratoren, welche im
März d. J. in London gehalten wurden, so wenig ausgiebig
erörtert worden sind. Dies um so mehr, als beide Vorträge
neben vielem Interessanten auch manche anfechtbaren An-
schauungen vertraten. Da ein Hauptzweck von Veranstal-
tungen dieser Art die Förderung des Fachgebietes durch
die ergänzenden und kritischen Beiträge anderer Fach-
genossen ist, so wird es dem Verfasser gewiß nicht ver-
übelt werden, wenn er nachfolgend nicht nur berichtend
sondern auch kritisch zu diesen Vorträgen Stellung nimmt.
. Während sich C. A. Parsons, der Vater des Tur-
binenbaues, und sein Mitarbeiter Rose n ausschließlich
mit der Frage der Steigerung der Generatorspannungen,
vorläufig auf 33000 V, zwecks Vermeidung der Trans-
formatoren beschäftigten, worauf später zurückzekommen
werden soll, beschreibt J. A. Kuyser eine Reihe von
un ff un > par
=i H F
up
Neuerungen und Erfahrungen aus der Praxis der Metro-
politan Vickers Co. Das erste Kapitel ist das der Be-
lüftung der Maschinen. Hier wird zunächst auf
die bekannte Tatsache hingewiesen, daß die reine Axial-
lüftung der Statoren mittels kreisrunder Löcher im Blech-
rücken und Luftkanäle am Nutengrund nur für eine
begrenzte Maschinengröße anwendbar ist, ferner aber
wird gesagt, daß sie auch eine ganz beträchtliche Steige-
rung der Eisenverluste mit sich bringt. Es wird mitgeteilt,
daß 6250 kVA-Maschinen ähnlichen Entwurfes in ihren
Eisenverlusten von 70 auf
130 kW in die Höhe gingen,
wenn statt der radialen
Lüftung zur Axiallüftung
übergegangen wurde.
Diese Erfahrung stimmt
mit der des Verfassers kei-
neswegs überein, der eine
Erhöhung der Eisenver-
luste bei dieser Belüftungs-
art bisher nicht festgestellt
eh tte
cht? A S
een LS hat. Es wäre auch wün-
- 2. schenswert wesen, eine
TA imiz ge 4
theoretische Begründung
für eine so auffällige Stei-
gerung der Eisenverluste
zu bringen, die mit der be-
sonderen Ausführung der
verzlichenen Generatoren,
nicht aber mit dem Belüf-
tungsystem als solchem zu-
sammenhängen muß.
Für größere Maschinen wird die aus früheren Ver-
öffentlichungen bekannte Vereinigung von axialen mit
radialen Kühlwegen, wie sie durch Abb. 1 dargestellt ist,
Abb. 2.
Kuyser-Leiter.
verwendet. Dabei kommt aber meist außer den am Rotor
angebrachten Ventilatoren noch ein getrennt angetrie-
bener Ventilator zur Anwendung, insbesondere bei schr
langen Maschinen, bei denen die Zusatzbelüftung nur den
1298 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36 D. September 1929
mittleren Teil der gesamten Länge mit Luft versorgt, bügelwicklung vom Verfasser erörtert wurden? Kuyser
während die Seiten von den Stirnbelüftern her gekühlt betont, daß man auch diese Wicklung, wenn es sich um
werden. Die Feststellung ist interessant, daß die engli- große Einheiten handelt, außer rdentlich sorgfältig ver-
mit den langsamer laufenden Ventilatoren für getrennten möglicht und damit eine Erniedrigung der Streufeldver-
Antrieb, ist. häufig hervorgehoben worden. Kuyser führt luste, kommt infolge dieser notwendigen Abstützung zum
hierzu nun aus, daß die beste Lösung vom Standpunkte Teil in Fortfall, während die schlechtere Zugänglichkeit
des Wirkungsgrades eine Vereinigung von getrennt an- gegenüber der Stabbügelwicklung nicht zu verkennen ist.
getriebenen und Rotor-Ventilatoren sei, wobei die letz- Bei der Besprechung der Rotorfragen scheint. Kuyser
sl Tür die englischen Ausführungen eine größere Sicherheit
während der Außenventilator die für Vollast erforder- in Anspruch nehmen zu wollen, als er sie den „kontinen-
liche Zusatzluft liefert. Ist der Generator nur teilweise talen“, d.h. an erster Stelle den deutschen Turbogenern-
belastet, so bleibt der Zusatzventilator außer Bei rich und goren zuschreibt. Diese Anschauungen beruhen jedoch auf
seine Verluste werden gespart. Interessant ist übrigens, einer mangelnden Kenntnis der neuzeitlichen deutschen
daß Kuyser den Wirkungsgrad der direkt gekuppelten Konstruktionen und Werkstoffe. So betont er bei der Be-
Ventilatoren wesentlich höher bewertet, als bisher all- handlung des für die Rotorkörper verwendeten Stall.
gemein angenommen wurde. Er stützt diese Ansicht auf materials die Verwendung lediglich geglühten Nickel-
dio Überlegung, daß ein nicht mit Ventilatoren versehener stahles in England gegenüber dem in Deutschland üblichen
Rotor an Seinen Stirnflächen auf jeden Fall erhebliche Chromnickelstahl. Der erstere hat zwar nur eine Streck-
Luftreibungsverluste erzeugen wird, die von den Ver-
lusten der direkt gekuppelten Belüfter abgesetzt werden und einer Einschnürung von 30 %, während der Chrom-
müssen. So bestimmt er den Wirkungsgrad eines Venti- nickelstahl eine Streckgrenze von rd. 50 kg/mm?, eine
lators mit 3000 U/min, für 180 mm WS und rd. 55 m®/min i T
zu 56 %. l dafür sei aber der Chromnickelstahl mit von der Ver-
Im Anschluß an eine Beschreibung älterer und neuerer giütung herrührenden inneren Spannungen unbekannter
Konstruktionen verdrillter Leiter zur Verminderung der Größe behaftet, die zu den schwersten Enttäuschungen
irbelstromverluste im Statarkupfer, die den Lesern der führen können. Er berichtet von etarken Verbiegungen
ETZ bekannt sind, beschreibt Kuyser einen von ihm selbst der Zähne eines Versuchsinduktors nach dem Einfräsen
entwickelten Kunststab (Abb. 2), bei dem durch Ausklin- :
gangenheit an. Bei dem dargestellten Versuchskörper
Scheint aber auch mit dem Einschneiden der Entspannunes-
nuten unrichtig vorgegangen worden zu sein. Die hohe
Im weiteren Teil seines Vortrages behandelt Kusser Festigkeit des Chrom
nickelstahles, vor allem aber seine
den Verlauf des Streuflusses im Wickelkopf von Turbo- hohe Kerbzähi it,
uzeitlichen Induktoren aus diesem
aterial eine besonders hohe Sicherheit, zumal auch die
i hlwerke, anscheinend im Gegen-
sen, satz zu den englischen, eine Garantie für den Ausfall
rert i r tangentialen sondern auch der radialen
n. Ebenso, wie sich Kuyser schließlich
Generators bei der gleichen Strombelastung des Stators, von der Zweckmäßigkeit der Verwendung von Chron-
wenn der Induktor einmal unerregt ist, das zweite Mal nickelstahl und unmagnetischen Stahlsorten für die In-
übererregt und schließlich im Kurzschluß läuft. Vergleicht duktorkappen hat überzeugen lassen, wird er sich nach
man die Erwärmungen für die gleiche Statorstromstärke einiger Zeit auch bei der Wahl des Materi
von 800 A, so ersieht man, daß beispielsweise das End- Induktorkörper größt i
paket im ersteren Falle 70, im zweiten 23, im dritten 46° tinentalen Firmen anschließen, welche die erforderliche
Entwicklungsarbeit geleistet haben. Bis
dahin muß er sich mit sehr niedrigen
Sicherheitsfaktoren begnügen, so mit
~ einem Faktor 2, bezogen auf die Streck-
Abb. 3. Verschränkung auf der ganzen Leiterlänge. grenze, für die Beanspruchung an dor
Bohrung und von 2% für die höchste
Zugbeanspruchung im Zahn. Wenn man
bedenkt, daß sich diese Werte auf die
normale Drehzahl beziehen, daß eine
ga A . Schleuderung mit mindestens dem
Abh. 4. Verschränkung nur in cer Leitermitte. 1,25fachen der letzteren, also mit der
1,56fachen Beanspruchung vorgenommen
warm wurde. Daß die Erwärmung der Stirnflächen und wird, so verbleibt eine so
die Stirnraumverluste bei Messung im Kurzschluß höher regelmäßigkeiten des Mate
halben Höhe des Kunststabes gleichkommt.
ausfallen als bei Messung mit normaler Belastung, ist be- teilung, daß man sich damit auf die Dauer nicht begnügen
kannt. Verfasser hat in der angezogenen Veröffentlichung ann.
bereits die Erklärung hierfür gegeben, daß nämlich hei Bezüglich der mechanischen Sicherheit der Turbo-
Messung mit vollem Felde die Eisenwege des Streufeldes,
i induktoren sollte man den Standpunkt einnehmen. daß sie
insbesondere die Rotorkappe, durch das Vorhandensein unter allen Umständen höher liegen muß als die des Tur-
des Nutzflusses und des Rotorstreuflusses bereits zum Teil inenrotors, damit bei einem Durchgehen der letzteren zu-
eesättiet sind, so daß der Maunetieche Widerstand für den erst cin Schaufelbruch eintritt, wobei die Turbine zum
Stirnstreufluß bei stark erregter Maschine bedeutend Stillstand kommt, nicht aber zunächst der Induktor Scha-
größer ausfällt als im Kurzschluß oder gar hei unerregtem den nimmt. Denn dabei werden nicht nur ungleich größere
Rotor, das Stirnstreufeld also entsprechend schwächer. i i iterg
Unter den gezeigten Statorwicklungen fällt auch eine Drehzahlsteigerung und schließliche Havarie der Turbine
Ausführungsform der in Amerika beliebten Zweischicht- nicht aufgehalten. Wie wichtig diese Verteilung der
\egelwicklung auf, deren Vor. und Nachteile im Ver- Sickerheitsfaktoren ist, wurde vor längerer Zeit durch ein
gleich mit der in Deutschland meist angewandten Stab- markantes Vorkommnis in einem Großkraftwerk erwiesen.
ee ! Auch bei einem Vergleich der Sicherheitsfaktoren für die
, TR Pohl. Das Stirnstreufeld der Turbogeneratoren und die
Stirnraumverluste, A Eli-Mitt. 1920. 8.605; Kö h ler, Siemens-Z. 192%, N. 320. ” Z. V. d. I Bd. 72, S. 1007.
5. September 1929
Induktorkappen bzw. Bandagen kommt man zu dem glei-
chen Ergebnis, daß die für die beschriebenen Generatoren
als hinreichend angesehenen Sicherheitsfaktoren nicht
etwa höher sondern niedriger liegen als die hier üblichen.
Bei den unmagnetischen Kappen begnügt er sich mit einem
Sicherheitsfaktor, bezogen auf die Streckgrenze von 2,8,
der an sich nur dann ausreichen würde, wenn dabei nicht
nur die Zug- sondern auch die Biegungsbeanspruchung in
der Kappe berücksichtigt wäre. Kuyser macht selbst darauf
aufmerksam, daß ein Vergleich von Sicherheitsfaktoren nur
auf der Basis gleicher Berechnungsmethoden für die Bean-
spruchung Sinn hat, gibt aber dann die von ihm benutzte
Abb. 5. Zweischicht-Kegelwicklung.
Berechnungsart für die Kappenbeanspruchung nicht be-
kannt. Aus dem Zusammenhang geht aber hervor, daß die
von der ungleichmäßigen Verteilung des Kupfers unter
der Kappe herrührende Biegungsbeanspruchung, welche
die Kappe oval zu ziehen sucht, nicht berücksichtigt ist.
Wendet man die von Prof. Schwerin entwickelte Be-
rechnungsart? auf die üblichen Wickelkopfanordnungen
an, so erkennt man, daß
die Biegung eine Erhö-
hung der Beanspru-
chung gegenüber der
reinen Zugbeanspru-
chung um 40... 80 %, un-
ter Umständen noch we-
sentlich mehr, ausmacht.
Der Sicherheitsfaktor
von 2,8 bei normaler
Drehzahl ist in Wirk-
lichkeit also ein solcher
von etwa 15..2. Man
erkennt, daß die Kappe
bei der Schleuderprobe
unter Umständen an ihrem höchstbeanspruchten Teil, näm-
lich dem inneren Rande, die Streckgrenze erreicht oder
überschreitet, wenn auch nur örtlich.
Eine interessante konstruktive Neuerung in der Aus-
führung der Induktorkappen geht auf mehrfach beobach-
tete Defekte an deren innerem Rande zurück. Das beob-
achtete Ausbrechen von Stücken aus der Kappe an diesen
Stellen wurde zuerst auf die Wirkung von Dämpferströ-
men zurückgeführt, welche den Kappenrand stark erhitz-
ten und so eine Materialverschlechterung bewirkten. Es
wurde daher ein verbesserter Dämpferkäfig geschaffen,
wie ihn Abb. 6 zeigt. Ein massiver kupferner Ring mit in
die Nuten eingreifenden Fingern wird beiderseits unter
die Kappe gelegt. Die Finger schließen sich mit in den
Nuten liegenden Kupferstreifen zu einem vollständigen
Dämpferkäfig. Die elektrische Verbindung zwischen Strei-
fen und Finger geschieht nicht durch Lötung, sondern le-
diglich durch den Fliehkraftdruck des Nutenkupfers, wobei
die Nutenverschlußkeile aus Bronze für die Stromleitung
mit herangezogen werden. Diese elektrische Verbesserung
bewirkte jedoch keine Beseitigung des ursprünglichen
Übels. Erst eine genauere mechanische Kontrolle führte
auf die wahre Schadensursache. Sie bestand in einem Häm-
mern des inneren Kappenrandes auf ihren Sitz, hervorge-
rufen durch die wechselnde Durchbiegung der Welle bei
I Lager |
zn ER L | H WI?
Abb. 6. Rotor-Dämpferküfig.
3 Vortrag im V.d.I. erscheint als Sonderheft.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36
1299
jeder Umdrehung und den Umstand, daß sich die Kappe
mit ihrem — lagerseitigen — Außenrande auf den Endring
stützte, der Innenrand eich also relativ zum Induktor-
körper zu bewegen suchte. Zur Beseitigung dieser Relativ-
bewegung wurde die Konstruktion nach Abb. 7 abgeändert.
Hier sitzt der Endring nicht mehr unmittelbar auf der
Welle sondern auf einer vom Rotorkörper ausgehenden
Buchse. Zwischen Endring und Welle bleibt Spiel. Die
praktischen Erfahrungen haben die Richtigkeit dieser
Überlegung erwiesen. Allerdings kann man Schäden der
beobachteten Art auch durch einen guten Schrumpfsitz des
Innenrandes auf dem Rotorkörper vermeiden, unter der-
artiger Bemessung der Kappe, daß ein Verziehen an die-
sem Rande durch Überbeanspruchung ausgeschlossen ist.
Aotor
e
Dampfer käfig
Le
— E . u-
Abb. 7. Elastisch gestützte Rotorkappe.
Die von Parsons und Rosen wieder aufgegriffene
Frage des Baues großer Generatoren unmittelbar für die
Übertragungspannung von 33, 66 und 110 kV ist sicherlich
jetzt aktueller als sie es vor 25 Jahren zur Zeit des Baues
von 30 kV-Maschinen durch Ganz & Co. war. Denn mit der
außerordentlichen Steigerung in der Größe der Genera-
toreinheiten wird die Beherrschung der Ströme bei den jetzt
üblichen Generatorspannungen von 6000 ... 12 000 ... 18000 V
zu einer neuen, wenn auch auf verschiedene Weise über-
windbaren Schwierigkeit. Hierzu kommen die inzwischen
gemachten Fortschritte der Isoliertechnik. Daß man durch
Beseitigung der Transformatoren die Anlagekosten ver-
ringern könnte, erscheint zunächst einleuchtend. Aber die
Verteuerung der Generatoren verschlingt die Ersparnis
an Transformatoren zum größten Teil wieder. Am wich-
tigsten erscheint Parsone daher in diesem Zusammenhange
die durch Kapitalisierung der ersparten Transformator-
verluste erreichbare Kapitalersparnis, d.h. nicht die Ver-
minderung der Anlage- sondern der Betriebskosten. Hier-
bei scheint er jedoch außer acht zu lassen, daß ein Genera-
tor für 33kV sowohl größere Eisenverluste als auch er
höhte Kupfer- und Zusatzverluste besitzt, verglichen etwa
mit einer 12 kV-Maschine, zumal die Reaktanz der Trans-
formatoren gewollt oder ungewollt in die viel weiter aus-
ladenden Wickelköpfe der Hlöchstspannungsmaschine ge-
legt werden muß. Somit werden auch die Transformator-
verluste nur teilweise gespart.
Die rechnerisch erzielbare Verminderung der Anlage-
kosten ist auch nach Parsons’ Berechnung gegenüber den
Gesamtkosten des Kraftwerkes außerordentlich klein, von
der Größenordnung % %. Angesichts dieses Umstandes
ist die Frage der Betriebsicherheit des Höchstspannungs-
generatora von ausschlaggebender Bedeutung. Man muß
es als unökonomisch ablehnen, die ganze StromerTzeugungs-
kette vom Kohlenbunker bis zum abgehenden Kabel zu
schwächen, um an dem Gliede Generator/Transformator
eine geringfügige Kostenersparnis zu bewirken. Denn
wenn die bisherige Sicherheit des Betriebes über Trans-
formatoren nicht in vollem Maße erhalten bleibt, so bedeu-
tet dies grundsätzlich auch die Notwendigkeit größerer
Reserven und damit sofort eine bedeutende Erhöhung statt
einer Verminderung der Anlagekosten. Von diesem Ge-
siechtspunkte aus ist also die von Parsons entwickelte neue
Konstruktion eines für die Brimsdown-Zentrale in London
gebauten 33 kV-Generators zu beurteilen. Er hat eine
Leistung von 25000 kVA bei cos ọ = 0,8 und 3000 U/min,
die natürlich noch ohne Schwierigkeit bei 6000 oder 12000 V
erzeugt werden kann. Die Konstruktion bringt insofern
eine interessante Neuerung, ale die Form der Nuten kreis-
rund und die Anordnung der Leiter in denselben eine kon-
zentrische ist. Abb. 8 zeigt im rechtsseitigen Schnitt die
1300
Nutenanordnung und Form, in der linksseitigen Ansicht
des Kopfes die Verlegung der Bügel. Jeder kreisrunde
Teil der Nuten enthält drei nach Art der Dreileiterkabel
konzentrisch angeordnete Leiter, welche vor Einführung
in die Nut zu einem kabelartigen Gebilde, jedoch mit
Glimmerisolation, aufgebaut sind. Wir unterscheiden das
Zentrum, den inneren und den äußeren Ring. Zwecks mög-
lichster Ersparnis an Isolationsdicke bilden die Leiter des
äußeren Ringes das dem Nullpunkt zunächst liegende Drit-
tel jeder Phase; es folgen dann sämtliche Leiter des inne-
ren Ringes und schließlich die Zentrumleiter, welche also
die Phasenenden bilden und dem Eisen gegenüber das
höchste Betriebspotential besitzen. Die Zentrumleiter
haben demnach die dreifache Isolationsdicke gegen Eisen
wie die Außenringe. Während nach den internationalen und
neuen deutschen Normen die Prüfspannung für die ganze
Wickelkopf
Abb. 8 Höchstspannungsgenerat ır. 31250 kVA, 33000 V.
Wicklung gegen Eisen gleich 2 E + 3000, also hier 69 kV
eein sollte. wurde sie für die vorliegende Maschine wie
folgt abgestuft:
Zentrum 67 kV
‚innerer Ring. . 45 „ ;
äußerer Ring. . 23 ,
Es fragt sich, ob dies angesichts der gewählten An-
erdnung zulässig ist. Da der Generator ohne Transforma-
tor auf das Netz arbeiten soll, so muß unbedingt mit der
Möglichkeit eines Netzerdechlusses, also eines Klemmen-
erdschlusses des Generators, gerechnet werden. Da ferner
eine dauernde direkte Erdung des Nullpunktes ausschei-
det, so wird der Wicklungsnullpunkt bei jedem Netzerd-
schluß die Phasenspannung annehmen und die ersten Lei-
ter des äußeren Ringes, welche ?/s der Phasenwicklungs-
länge vom Nullpunkt entfernt sind, sogar das 1,2fache der
l’hasenspannung, d.h. N 1,2 = rd. 23 kV. Die Prüfspan-
nung für den äußeren Ring enthält also schon keinerlei
Sicherheit gegen betriebsmäßig vorkommende Spannungen
mehr. Irrig wäre aber auch die Annahme, daß Überspan-
nungen in den dem Nullpunkt benachbarten W icklungs-
teilen nicht auftreten können. Gerade am Nullpunkt tritt
die volle Reflexion einziehender Überspannungswellen ein.
Man kann sich also mit der Abstufung der Isolationsdicke
und der Prüfspannungen keineswegs einverstanden er-
klären. Noch viel schlimmer wäre die Gefahr einer solehen
Spannungsüberhöhung in der Nähe des Nullpunktes, wenn
man, wie Parsons es vorschlägt, für 66- und 100 kV-Netze
33 EEN mit Autotraneformatoren verwenden
wollte.
Ferner ist zu berücksichtigen, daß die Wärmeabfuhr
vcn den Zentralleitern durch die dreifache Isolation hin-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36
Statorschnitt.
5. September 19298
durch beträchtlich schlechter ist als vom äußeren Ring.
Es wäre demnach bei der Temperaturmessung die Zunahme
der einzelnen Wicklungszweige getrennt festzustellen, um
eine Gewähr für die Einhaltung zulässiger Temperaturen
auch im Zentrum zu besitzen. Zahlenangaben hierüber
sind aber nicht gemacht. Auch bezüglich der Ausführung
der Wickelköpfe, welche für die Sicherheit solcher Höchst-
spannungs-Turbogeneratoren vielleicht von ausschlag-
gebender Bedeutung sind, lassen sich ernste Bedenken
nicht unterdrücken. Abb. 9 zeigt die grundsätzliche An-
ordnung der Köpfe. Man erkennt, daß die konzentrische
Anordnung der Leiter nicht mit gleichbleibender Isolie-
rung im Kopf fortgesetzt, sondern die bei Mittelspannungs-
maschinen übliche Bügelanordnung beibehalten worden ist,
sicherlich, weil sich die konzentrische Leitergruppe nicht
mit hinreichend kleinem Radius biegen ließ und daher nicht
durch den Kopf hindurch fortgesetzt werden konnte. So
entstand eine außerordentlich große Zahl von Stabbügel-
verbindungen, die gelötet und genietet und sodann für die
Prüfspannung isoliert werden müssen. Die Bügel liegen
nunmehr in dreimal drei Ebenen und werden in der üb-
Q
bp ZLLDELE LET DLERLIDET ELITE EID EB TEE
Abb. 9. Wickelkopf des 33 kV-Generators.
lichen Weise gegen die Kurzschlußkräfte verspannt. Selbst
bei sorgfältigster Ausführung iet die elektrische Festig-
keit einer solchen Anordnung der einer in Öl liegenden
Transformatorwicklung weit unterlegen.
Sicherlich führt die Entwicklung mit der wachsenden
Maschinengröße auch zu höheren Generatorspannungen,
so daß im Laufe der Jahre auch mit Betriebspannungen
von 33000 V zu rechnen sein wird. Der Verfasser ist
aber der Meinung, daß die Beseitigung der Transforma-
toren für die Übertragungsleitungen erst dann ernsthaft in
Frage kommt, wenn durch Ausbildung der Statorwicklung
entweder mittels im wesentlichen ununterbrochener Iso-
lation oder mit Ölfüllung die gleiche Betriebsicherheit für
die ruhenden Wicklungen der Maschinen gewährleistet ist,
wie sie modernen Transformatoren eigen ist, u. zw. unter
Berücksichtigung der atmosphärischen und sdnstigen
Überspannungen, welche jetzt beim Betrieb über Trane-
formatoren vom Generator fast vollständig ferngehalten
werden. Die Prüfspannung für die gesamte Wicklung sol-
cher unmittelbar auf das Netz arbeitender Maschinen
müßte dann sinngemäß auf die gleichen Zahlen erhöht
werden, welche für Transformatoren gültig sind. Für Ma-
schinen ohne Ölfüllung käme nach den R.E.T. 1930 für die
vorliegende Spannung von 33kV 2E-+16, d. b. 82 kV,
in Frage. Dieser Spannung gegen Erde und gegen die be-
nachbarten Wicklungsteile wäre jede Phase einzeln, u.
zw. über ihre ganze Länge, 1 min lang zu unterwerfen,
ferner müßte die Wicklung die übliche Sprungwellenprobe
bestehen. Von einer wirklichen Ersparnis der bisherigen
Praxis gegenüber kann erst dann die Rede sein, wenn ein
für diese Bedingungen und die üblichen Temperaturen ge-
bauter Höchstspannungsgenerator bezüglich Herstellungs-
kosten und Wirkungsgrad günstiger ausfällt als die jetzt
übliche Generator-Transformator-Einheit.
5. September 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36 1301
Meßgeräte und Meßverfahren. vanometers periodisch festhält und freigibt. Sobald der
Ein neuer Sechsfarbenschreiber. — Bei fast allen in
Europa gebräuchlichen Mehrfarbenschreibern erfolgt die
Markierung der Kurven in periodischer Weise dadurch,
daß auf mechanischem Wege Zeiger und Papierfläche zur
Berührung gebracht werden, wodurch unter Benutzung
geeigneter Färbevorrichtungen auf letzterer ein der be-
treffenden Meßstelle entsprechender Punkt entsteht. Je
nach der Konstruktion wird hierbei der Abstand dieses
Markierungspunktes von der Nullinie entweder auf der
Bogenlänge oder auf der Sehne des von der Zeigerspitze
beschriebenen Kreises gemessen. Wollte man solche Punkt-
schreiber mit breiterem Registrierstreifen bauen, als sie
heute noch üblich sind, so wäre dieses nur durch eine ent-
sprechende Vergrößerung der Zeigerlänge zu erreichen.
Dieses würde aber zu unschönen, weit von der Wand ab-
stehenden Apparaturen führen und außerdem die Schwin-
gungsdauer des Drehspulsystems unliebsam vergrößern.
Die Verwendung breiterer Registrierstreifen ist aber eine
Forderung, die immer dringlicher wird, weil hierdurch
nicht nur die Unterscheidung der einzelnen Kurvenzüge
und die Sicherheit der Ablesung erhöht wird sondern auch
eine leichtere und bequemere Auswertung des Diagramms
im Betriebsbüro möglich ist.
8 Abb. 1. Sechsfarbenschreiber.
In diesem Sinne stellt der Farbschreiber (Abb. 1) des
Pyro-Werks Dr. Rudolf Hase, Hannover, eine Neukon-
struktion dar, bei welcher erstmalig eine der amerikani-
schen entsprechende Papierbreite von 27cm verwendet
wird. An Stelle der sonst üblichen Farbbänder und Durch-
schlagpapiere geschieht die Markierung der einzelnen Meß-
punkte durch einen mit Farbnäpfen versehenen Schlitten,
welcher sich auf einer geraden Schiene über die ganze
Papierbreite hinweg bewegt und vom Galvanometerzeiger
aus gesteuert wird. Dadurch sind elektrisches Meßgerät
und Schreibvorrichtung nicht wie bisher über- sondern
nebeneinander angeordnet, so daß die räumliche Lage des
Papierstreifens von derjenigen des Zeigers unabhängig
geworden ist. Infolgedessen läßt sich dieses neue Re-
gistrierverfahren auf jede beliebige noch so große Papier-
breite anwenden.
Die Anordnung der Einzelteile und insbesondere die
wangläufige Kupplung zwischen Zeigerausschlae und
Schlittenverschiebung gehen aus Abb. 2 hervor. Das Papier-
band läuft von der Vorratsrolle R, über die Stiftwalze W
zur Aufspulrolle Ra Die beiden letzteren werden durch
ein Uhrwerk U angetrieben. Da W den Vorschub ver-
mittelt und in unmittelbarer Nähe der Schreiblinie liegt,
ist jederzeit ein Abschneiden des Papierstreifens fast bis
zur letzten Markierung möglich. Das Uhrwerk, welches
eine siebentägige Gangdauer besitzt, betätigt ferner einen
Fallbügel B, der in üblicher Weise den Zeiger des Gal-
Zeiger durch den Fallbügel in seiner Ausschlagslage fest-
gehalten wird, schaltet das Uhrwerk den Motor M ein,
welcher über eine Vorlage ein Stiftrad R, bewegt. Dieses
setzt mittels einer Kette K den Schlitten S und das weitere
Stiftrad R, in Bewegung. Letzteres greift mittels eines
Ritzels in das Zahnsegment Z ein, dessen Drehpunkt genau
über der Zeigerachse liegt. Ein an dem Segment sitzender
Arm, welcher bis zur Galvanometerskala reicht, trägt ein
um eine horizontale Achse drehbares Schaltröhrchen Q.
Der Registriervorgang spielt sich nun folgendermaßen ab:
Der Fallbügel fällt nieder und hält den Zeiger in seiner
der Temperatur entsprechenden Ausschlagslage fest, wäh-
rend gleichzeitig der Stromkreis des Motors eingeschaltet
wird und dieser das Zahnrad R, in Drehung versetzt.
dé AA MAR EE KG Me A Baa
00 200 300 «00 500 600 ag 800°
won /
4
H
m D
Abb. 2 Anordnung der Einzelteile.
Infolgedessen setzt sich gleichzeitig durch Vermittelung
der Kette der Schlitten in Bewegung und durch Vermit-
telung der Übertragung von R, auf Z auch das Schalt-
röhrchen Q. Die lineare Verschiebung des Schlittens über
die Papierfläche hinweg ist in jedem Augenblick pro-
portional dem auf der Galvanometerskala gemessenen Weg
des Schaltröhrchens Q und dauert so lange an. bis dieses
mit einem kleinen nach unten gerichteten Hebel gegen
den durch den Fallbügel festgeklemmten Zeiger des Gal-
vanometers schlägt. Sobald dieses eintritt. vollführt Q
eine kurze Kippung um seine Horizontalachse, wodurch
der Motorstromkreis ausgeschaltet wird und der Schlitten
momentan zum Stillstand kommt. Die erforderliche plötz-
liche Bremsung des Motors ist durch entsprechende Be-
wicklung desselben sowie durch eine Zentrifugalregelung
seiner Achse gesichert.
Zu erwähnen ist noch, daß der Ausgangspunkt der
Schlittenbewegung stets auf der rechten Seite seiner Skala
liegt, wo sich die Schaltwalze A befindet, die beim An-
laufen des Schlittens durch eine Sperrklinke bereits auf
den nächsten Meßkreis umgeschaltet wird. So ist es zu
erklären, daß auf der Zeichnung der Farbnapf Nr.6 am
Schlitten in Arbeitstellung ist, während auf der Schalt-
walze A schon wieder der Stromkreis 1 eingeschaltet ist.
Wenige Sekunden nachdem der Schlitten auf dem der Tem-
peratur entsprechenden Meßwert zum Stillstand gekom-
men ist, vollführt er eine kurze Drehbewegung nach
1302
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36
D. September 1929
unten, wodurch der am weitesten vorn befindliche Farb-
napf die Papierfläche berührt und damit den Meßpunkt
ınarkiert. Unmittelbar hierauf schaltet der Motor wieder
selbsttätig auf Rücklauf, wodurch Schlitten und Queck-
silberröhrchen wieder in ihre Ausgangslage zurückkehren.
Hierbei stößt die Farbscheibe des ersteren gegen den An-
schlag P und vollführt eine Drehung von 60°, so daß der
zur nächsten Meßstelle gehörige Farbnapf nach vorn ge-
rückt wird, Alsdann heginnt das. Spiel von neuem, der
Zeiger wird festgehalten, der Motor setzt Schlitten und
Schaltröhrehen in Bewegung usw. Dieses wiederholt sich
alle 30 s, so daß bei einem Sechsfarbenschreiber jede Meß-
stelle in Abständen von 3 min registriert wird.
Der Schreiber kann mit Kreuzspul-Meßwerk für Wi-
derstandsthermometer oder mit Drehspulsystem für Ther-
moelemente und Strahlungsrohre ausgerüstet werden und
entspricht in seiner Empfindlichkeit vollkommen den ge-
bräuchlichen Ablesegeräten. fi.
Leitungen.
Stabilitätskurven von Höchstspannungskabeln. —
Bei der Gestalt der Stabilitätskurve eines Hochspannungs-
kabels, d.h. also derjenigen Kurve, welche tgd in Ab-
hängigkeit von der Spannung nach Erwärmung des Lei-
ters auf gegebene Temperatur und Wiederabkühlung des
Kabels darstellt, spielt neben den anderen Faktoren (Auf-
bau und Fabrikationsmaßnahmen) die Wärmeableitung
des Kabels während des Erwärmungsprozesses und wäh-
rend.der dielektrischen. Verlustmessung eine beachtens-
werte Rolle Um also Stabilitätskurven verschiedener
Kabel einwandfrei vergleichen zu können, muß nicht nur
die Leitertemperatur sondern auch die des Bleimantels
bekannt sein. Bei ein und derselben Leitertemperatur eines
Kabels mit Mantelisolation, eines H- und eines SL-Kabels
und gleicher Verlegungsart aller drei Typen herrschen
unterhalb des Bleimantels verschiedene Temperaturen,
und zudem hängt die Erwärmung des Mantels stark
von dem umgebenden Medium ab.
2
Phasenspannung Ki
Abb. 3. Stabilitätskurven eines H-Kabels 3* 10 imm? für 30 kV.
bilitätskurven eines H-Kabels 3X 150 mm? für 30 kV.
Kurve 1 ist bei 20°, Kurve 2 nach Erwärmung durch
Strom auf 52° und Abkühlung auf 20° (Bleimanteltem-
peratur 42°) aufgenommen. Der Anstieg der Kurve 2 bei
höheren Spannungen ist darauf zurückzuführen, daß die
Tränkmaese unter dem Mantel zufolge der hohen Tem-
peratur dünnflüssig ist, durch die Löcher im metallisierten
Papier in den Beilauf abströmen, bei Abkühlung aber
nicht wieder vollständig von der Aderisolation aufge-
nommen werden kann. Bei Kabeln mit Mantelisolation tritt
dieser Vorgang noch stärker in Erscheinung als bei
H-Kabeln. SL-Kabel haben die günstigsten Wärme-
ableitungebedingungen, die Kurve deformiert sich also bei
ihnen verhältnismäßig am wenigsten. Kabel, die durch
ein Wärmebad auf höhere Temperatur gebracht wurden,
zeigten nach der Abkühlung günstigere Stabilitätskurven,
auch wenn sie auf höhere Temperaturen gebracht worden
waren als die Kabel, welche mittels Stromdurchganges
durch den Leiter erwärmt wurden. Zur Klärung dieses
Verhaltens beabsichtigt der Verfasser weitere Versuche.
Er streift dann noch kurz die verschiedenen Vorschläge,
die darauf abzielen, bei SL- und H-Kabeln das Füllmaterial
durch Bleirohre zu ersetzen und diese gegebenenfalls von
Kühlflüssirkeiten durelhiströmen zu laesen, und verweist
auf den Vorschlag von Frice!, welcher gefährliche loni-
sationsspannunsen dadurch vermeiden will, daß die Luft-
reste im Dielektrikum durch ein anderes Gas mit gün-
stigerer lonisierunsspannung und günstigerer Abhängig-
keit vom Druck ersetzt werden. (V. Planer, El u.
Maechinenb. Bd. 45, 5. 926.) Eg.
1! ETZ 1928, S. 951.
Abb. 3 zeigt die Sta-
Französisches Lastenheft für die Lieferung gummi-
isolierter Leitungen. — In ähnlicher Form wie in dem
Vorschriftenbuch des VDE bestehen heute in fast allen
Ländern Vorschriften über den Aufbau und die Prüfung
eummiisolierter Leitungen. In einigen Ländern hat man
sich dabei eng an die VDE-Vorschriften angelehnt, in an-
deren ist man eigene Wege gegangen. Im März 1928 hat
nun die Generalversammlung der Union des Syndicats de
l Eleetrieit® in Frankreich eine Neuausgabe dieser Vor-
schriften angenommen, die zwar noch nicht als definitiv
angesehen wird, vorerst aber in Kraft tritt. Eine Veröf-
fentlichung der Vorschriften begleitet M. Grosselin
mit einem Vorwort, das einen Kommentar zu den Punkten
bildet, die Änderungen gegenüber dem bisherigen Stande
darstellen.
Einzelne Vorschriften sind bemerkenswert, teils, weil
sie neu sind, teils, weil sie im Gegensatz zu den be-
stehenden Vorschriften des VDE stehen. Zu den letzteren
gehört die Zulassung von Regenerat in der Normal-
gummimischung. Zu diesen Punkt war ursprünglich
auch die Zulassung von Faktis beantragt, was jedoch,
und mit Recht, abgelehnt wurde. Die Zulassung von Re-
generat ist nicht direkt ausgesprochen sondern ergibt
sich indirekt dadurch, daß sein Gebrauch nicht verboten
ist. Die Analyse der Normalmischung muß 35 % Rein-
gummi bei einer zulässigen Toleranz von 5% ergeben
(VDE: 33!/s % Reingummi ohne Toleranz). Einem über-
mäßigen Gebrauch von regenerierten Gummi ist durch
eine Dehnungsprüfung vorgebeugt, die verlangt, daß ein
Stück der Gummihülle einer Leitung von mindestens
50 mm Länge sich ohne Bruch auf die vierfache Länge
dehnen läßt und innerhalb 10 min auf eine Länge zu-
rückgeht, die im Höchstfall gleich der 1,2fachen ur-
sprünglichen Länge sein darf. Die Fassung dieser Be-
stimmung in Formeln anstatt eines Wortlautes soll Aus-
legungschwierigkeiten ausschließen. Dem gleichen
Zweck soll eine Alterungsprüfung dienen, die die Aus-
setzung eines frisch hergestellten Stückes der Gummi-
hülle an vier aufeinanderfolgenden Tagen und täglich
8 h einem umlaufenden Luftstrom von 70° und eine
darauf folgende Dehnung des Stückes auf die doppelte
Länge ohne Bruch vorsieht. Diese Prüfung hat vorerst
noch durchaus provisorischen Charakter und muß ihre
Berechtigung erst beweisen.
Alle normenmäßigen Leitungen erhalten zwei Kenn-
fäden, u. zw. einen Firmenkennfaden und einen weiteren
Faden, der die Spannungsreihe kennzeichnet, innerhalb
der die Leitung verwendet werden darf. Im Gegensatz
zu den VDE-Vorschriften, die nur die NGA-Leitung für
Spannungen bis 750 V kennen, sind hier drei Typen vor-
gesehen: für Spannungen bis 250 V: Kennfaden weiß:
für Spannungen zwischen 250 V und 750 V: Kennfaden
schwarz; für Spannungen über 750 V: Kennfaden rot.
Für alle drei Typen ist der Aufbau der Gummihülle aus
einer Lage zugelassen. Die 24stündige Wassertauchung
vor der Spannungs- und Isolationswiderstandsprüfung ist
beibehalten worden. Die Prüfspannung beträgt 2 U + 100%)
bei einer unteren Grenze von 1500 V. Leider hat sich
trotz Bemühung aus diesem Lastenheft die Garantiefor-
derung von Mindest-Isolationswiderstandswerten nicht
herausbringen lassen. Die festgelegten Mindestwerte sind
bei den verschiedenen Leitungen nach Type und Kupfer-
querschnitt gestaffelt. Bei der Abnahme von Leitungen
unter 20 mm Dmr. über Isolation kann die Vornahme
einer Biegeprobe gefordert werden, nach deren Durch-
führung weder Geflecht noch Isolation Risse zeigen darf
und das geprüfte Leitungstück von 1m Länge noch
5 min die Prüfspannung aushalten muß. Bei Leitungen
unter 10 mm? Kupferquerschnitt kann das nach den
deutschen Vorschriften bei Leitungen für feste Verle-
eunz stets vorgesehene gummierte Band unter dem
Schutzgeflecht fortgelassen werden.
Die biegsamen Leitungen haben eine völlige Neuhe-
arbeitunz erfahren, auf die hier näher einzugehen zu
weit führen würde. (Rev. Gen. de UEL Bd. 24, S. 480.)
Wn
Apparate.
Wechselstrom-Sehnellschalter für 12000 V. — Die
Entwicklung von Sehnellsehaltern für Wechselstrom-
Bahnanlaxen, einerlei ob es sich um Luft- oder Ölechalter
handelt, wurde hauptsächlich angeregt durch die von der
schnellen Abschaltung mit Sicherheit zu erwartende Ver-
minderung der Schäden, die an den Wicklungen der Trans-
formatoren und Maschinen, an den Leitungen und Isola-
toren bei Kurzschluß auftreten. Besonderes (rewieht wird
auf die Tatsache gelegt, daß das Abbrennen der Leitungen
von den Isolatoren und die damit verbundenen Betriebs-
5. September 1929
störungen (Fahrtunterbrechungen) nicht mehr eintreten
können und weiter die Dauer der Beeinflussung von be-
nachbarten Schwachstromleitungen so klein wird, daß ein
falsches Ansprechen von Relais oder Schutzeinrichtungen
dort nicht zu befürchten ist.
Um bei der raschen Unterbrechung des Kurzschluß-
stromes durch Wechselstrom-Schnellschalter gefährliche
Überspannungen zu vermeiden, soll die Löschung des
Lichtbogens während des Stromdurchgangs durch Null
erfclgen, u. zw. soll der Kurzschlußstrom möglichst
nach der ersten vollständigen Halbwelle abgeschaltet wer-
den. Als Mittel zur Verkleinerung der Schaltzeit werden
auch bei Ölschaltern magnetische Blasvorrichtungen ver-
wendet; jedoch werden Luftschalter den Ölschaltern vor-
gezogen, da sie imstande sind, selbst schwere Kurzschlüsse
mehrere Male hintereinander ohne Wartung zu unter-
brechen. J. W.McNairy berichtet, daß mit einem Luft-
schnellschalter 20 Kurzschlüsse in Abständen von 2 min
bei 12000 V und 22000 A unterbrochen worden sind.
1
1 Auslösespule
2 gesättigter Trans-
formator
$ Stromwandler für den
Hauptstrom
Abb. 4 Schaltung des Aus-
lösekreises.
d
Die Auslösung eines solchen Wecheelstromschalters
erfolgt ohne Verwendung irgendwelcher Relais rein elek-
tromagnetisch derart, daß ein den Schalter in der Schließ-
stellung haltender spannungserregter Magnet entmagne-
tisiert bzw. der Fluß aus dem Halteanker verdrängt wird.
Die Auslösung erfolgt durch transformatorische Beein-
flussung der den Fluß verdrängenden Auslösespule, wobei
die Unabhängigkeit von der Stromrichtung derart erzielt
wird, daß der Auslöseimpuls durch die Spannungsunter-
schiede in den im Auslösekreis liegenden gegeneinander-
geschalteten Sekundärspulen zweier Stromwandler gegeben
wird (Abb. 4). Die Primärseiten der beiden Stromwandler
werden vom Hauptstrom in verschiedenen Richtungen
durchflossen, und ihre Kerne durch den in den Sekundär-
spulen ständig fließenden Gleichstrom in entgegengeselz-
ter Richtung gesät-
tigt. Die Auslösung
erfolgt nur bei hohen
Kurzschlußströmen,
so daß für Auslösung
bei kleinen Cher:
strömen ein beson-
deres Relais vorzu-
sehen ist. Durch das
Prinzip der elektro-
magnetischen Aus-
lösung wird die Mög-
lichkeit der Verwen-
dung von Schnell-
schaltern zur selek-
tiven Abschaltung
gegeben. Wesentlich
ist, daß durch ge-
eignete Zusammen-
schaltung der Halte-
spulen, die sämtlich
von einer gemein-
samen Leitung aus gespeist werden, eine sichere selektive
Abtrennung kranker Leitungen mit Schnellschalter-Wir-
kung erreicht werden kann.
Die Ausführung des Luftschalters für 12000 V ist
der der Gleichstromschnellschalter ähnlich, doch sind die
Abmessungen erheblich vergrößert und zwei nebenein-
ander liegende Schaltereinheiten in Reihe gelegt worden.
Die Befestigung der spannungführenden Teile am
Rahmen erfolgt durch Porzellanisolatoren. Zur Lö-
schung des Bogens sind mehrere vom Bogen selbst er-
regte Blasspulen vorgesehen. Neu ist die Verwendung
von Schalthörnern aus besonderem Widerstandsmaterial,
die bewirken, daß der Bogen bei seiner Ausdehnung selbst-
tätig einen erheblichen Widerstand in den Kreis einschal-
tet und früher verlöscht als bei Kupferhörnern. Der
Schaltweg eines jeden der beiden in Reihe liegenden Schal-
ters ist rd. 75mm. Er wird in 0,02 s zurückgelegt.
Abb.5. Abschaltung von 1400 V, 24000 Aeff
mit der Versuchsausführung des Luft-
schalters.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36
1303
Oezillogramme von Kurzschlußversuchen, die bei
25 Hz mit einem Versuchschalter für 12000 V, 1500 A
ausgeführt wurden, zeigen eine maximale Schaltleistung
von 14000 V, 24 000 A (Abb. 5). Die gesamte Schaltzeit
(Schaltverzug + Lichtbogendauer) beträgt 0,021 s. Mit
einem einzelnen Schaltelement soll wiederholt eine Strom-
stärke von 41 000 A bei 7000 V sicher unterbrochen worden
sein, so daß der Luftschalter hinsichtlich der Größen-
ordnung seiner Schaltleistung den Ölschaltern entspricht.
Die Entwicklung sowohl von Luft- als auch von Öl-
schaltern für 12000 V, die eine den Gleichstromsehnell-
schaltern entsprechende kurze Schaltzeit besitzen, ge-
währleistet somit den Wechselstrom-Bahnnetzen die
gleiche Sicherheit, die infolge der Verwendung von
Schnellschaltern bei Gleichstromnetzen schon seit einigen
Jahren erreicht wird. (T. W. McNairy, J. Am. Inst.
El. Engs. Bd. 47, S. 702.) Bed.
Transportabler Phasenwandler. — Die hohen Anfor-
derungen, welche in elektrischen Großanlagen an Meß-
einrichtungen, Zähler und Relais gestellt werden, erfor-
dern eine regelmäßige meßtechnische Überwachung
dieser Organe. Es genügt in der Regel nicht, die Prü-
fungen lediglich bei der gerade vorhandenen Belastung
Netzonschluß
‚Umscholter
Phasertronsiormetor Stromtransformator Stromonschlüsse
Stotor Rotor Regler Primar Sekundör 2 MeBbereiche
Abb. & Schaltplan eines Fhasenwandlers.
einer Anlage vorzunehmen. Vielmehr werden meist Mes-
sungen bei verschieden hoher Belastung und verschie-
denen cos g-Werten nötig sein. Außerdem ist in manchen
Anlagen die natürliche Belastung derart schwankend,
daß schon aus diesem Grunde Prüfungen mit der be-
triebsmäßigen Belastung schlecht durchführbar sind. Die
praktischste Lösung ist, die zu prüfende Apparatur mit
Hilfe geeigneter Einrichtungen künstlich zu belasten. Für
diesen Zweck wurde der neue transportable Phasen-
wandler gebaut. Das Gerät vereinigt Phasentransforma-
tor und Drehstrom-Belastungswandler. Nach Trennung
der Meßsätze bzw. Relais von ihren Stromwandlern kann
deren Belastung mit beliebiger Stromstärke in jeder
Phase, sowohl bei beliebiger induktiver oder kapazitiver
Verschiebung, als auch bei Phasengleichheit zwischen Meß-
strom und Meßspannung, vorgenommen werden.
Aufbau und Wirkungsweise seien hier kurz skizziert.
Die Einrichtung besteht im wesentlichen aus einem ab-
gebremsten Asynchron-Drehstrommotor als Phasenschie-
ber, dessen Anker mittels Schneckengetriebe beliebig ver-
dreht und in der gewählten Stellung festgehalten wird.
Im Ständer des Motors ist die Primärwicklung unter-
gebracht. Sie ist, wie aus dem Schaltplan Abb. 6 hervor-
geht, unterteilt und. derart
umschaltbar, daß die Primär-
spannungen 3X 380, 3X 220
und 3X 120V angelegt wer-
den können. Die Sekundär-
wicklung ist über 3 Regel-
widerstände geschlossen. Diese
wirken als Spannungsteiler
und ermöglichen eine stufen-
lose, unterbrechungsfreie Re-
gelung. Der von den Wider-
ständen abgegriffene Strom
speist die Primärspulen von
3 Stromtransformatoren. Den
eigentlichen Eichstrom liefern
deren Sekundärwickluneen.
Sie sind abgezapft und über
3 Weicheisen-Strommesser mit den Meßbereichen 5 und
25 A zu den Anschlußklemmen geführt. Die sekundäre
Drehstromleistung beträgt 200 VA dauernd.
Um das Gewicht möglichst niedrig zu halten, wird
das Motorgehäuse aus Aluminiumguß gefertigt und für
die Transformatoren hochlegiertes Eisen verwendet. Die
Einrichtung ist in einem stabilen Eisenblechgehäuse unter-
gebracht. Die Außenmaße betragen 480 X 370 X 190 mm
(Abb. 7). Hergestellt wird das Gerät von der Firma Zera,
Königswinter a.Rh. fi
A'b. 7.
Transportabler Phasen-
wandler.
1304
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
D September 1929
Allgemeiner Maschinenbau.
Fortschritte der Dampfkessel-Feuerungen. — Dip|.-
Ing. F. Schulte, Direktor des Dampfkessel-Revisions-
Vereins Essen, hat im Unterausschuß des Ausschusses für
Dampfkessel beim Verein deutscher Ingenieure einen be-
merkenswerten Bericht über den heutigen Stand der
Feuerungstechnik erstattet, der im Märzheft 1929 des
Archivs für Wärmewirtschaft und Dampfkesselwesen er-
schienen ist.
Die Wandlungen, die sich in den letzten Jahren auf
dem Gebiete der Rostfeuerungen für Dampfkessel voll-
zogen haben, stehen im Einklang mit einer neuen An-
schauung über den Vorgang der Verbrennung von Kohle,
die Dr.-Ing. Bleibtreu auf Grund der Arbeiten von
Fischer im Kohlenforschungs-Institut, Mülheim, ent-
wickelt hat. Im Gegensatz zu der heute geltenden An-
schauung, wonach feste Brennstoffe in Rostfeuerungen in
zwei Stufen verbrennen, nämlich die festen Bestandteile
auf dem Rost und die flüchtigen Bestandteile über dem
Rost, vollzieht sich nach der neuen Theorie die Ver-
brennung stets in nehreren durch ihre Temperatur ab-
gegrenzten Stufen, nämlich Verdampfen der groben Feuch-
tigkeit bei etwa 100°, Abspalten des chemisch gebundenen
Wassers zwischen 100 und 200° und Zersetzen der ent-
wickelten Gase und Dämpfe sowie Zünden und Verbren-
nen der niedrig- und dann der hochmolekularen Kohlen:
wasserstoff-Verbindungen. Die Vorgänge, die sich bei den
Temperaturen über 200° abspielen, muß man sich so vor-
stellen, daß zunächst die einfachen Kohlenstoff-, Wasser-
stoff- und Sauerstoffverbindungen in der Hitze gespalten
werden und Urteer gebildet wird. Erst bei den höheren
Temperaturen bilden sich aus dem Urteer wärmebeständi-
gere Verbindungen, indem Kohlenstoff abgespalten wird.
Diese Theorie ist allerdings bis jetzt nur an Kohlen-
staubfeuerungen nachgeprüft worden. Ihre Folgerungen
werden aber teilweise auch durch die praktische Erfah-
rung an Rostfeuerungen bestätigt, wenigstens dahin, daß
die Zündung bei Braunkohle am leichtesten, bei Anthrazit-
kohle am schwersten sei, daß ferner Fettkohle die höchste,
dagegen Braunkohle die niedrigste Temperatur entwickle;
daß aber die Brennzeit bei Fett- und bei Braunkohle am
kürzesten, bei Anthrazit- und bei Gaskohle am längsten
sei, steht mit den bisherigen Erfahrungen an Rostfeuerun-
gen in Widerspruch. Immerhin ist bemerkenswert, daß
die Feuerungstechnik auf Grund von Versuchen und Be-
obachtungen auch schon ohne Kenntnis dieser Theorie
Wege beschritten hat, die zu wesentlichen Erfolgen ge-
führt haben.
Am wichtigsten scheinen wohl die mit Unterstützung
des Vereins deutscher Ingenieure durchgeführten Messun-
gen über die Temperaturen des Wander-
rostesundderdaraufbefindlichenPBrenn-
stoffschicht durch Dr.-Ing. Deinlein, München.
Diese Messungen haben ergeben, daß bei einem ohne
künstlichen Unterwind arbeitenden Wanderrost die Tem-
peratur in der Mitte der 7 cm hohen Brennstoffschicht bis
zur Mitte der Rostlänge nicht mehr als 50° betrug, daß
also fast der halbe Weg des Brennstoffs durch den Feuer-
raum für das Erwärmen des Brennstoffes verbraucht
wurde. Unmittelbar danach stieg dann die Temperatur in
der Brennstoffschicht auf 1100°, um dann schnell auf
600° abzufallen. Entsprechend diesen Ergebnissen war
der Rost, dessen Temperaturen mittels 'Thermoelemente
gemessen werden konnten, etwa bis zur Mitte des Feuer-
raumes kalt. Die mittels Anemometer beobachteten Luft-
geschwindigkeiten in den Rostispalten betrugen im ersten
Drittel des Rostes im Mittel nur etwa "lx m/s, im zweiten
Drittel etwa 1m/s als Höchstwert, dann vor der Fe&uer-
brücke wieder bedeutend weniger.
Diese Ergebnisse haben die Ursachen der geringen
Verbrennungsleistungen gewöhnlicher Wanderroste ohne
Unterwind aufgeklärt. Die danach notwendigen Ver-
besserungen müssen sich auf schnelleres Entzünden und
auf Erhöhen der Brenngeschwindigkeit richten. Das
schnellere Zünden kann man ohne die Hilfe von eigenen
Zündgewölben durch bessere Ausnutzung der Flammen-
rückstrahlung und der Gasstrahlung erreichen, indem man
entsprechend hohe Feuerräume verwendet. In solchen
Feuerungen ist es sogar schon gelungen, Brennstoffe zu
verbrennen, die nicht mehr als 3 % flüchtige Bestandteile
enthielten. Bei Feuerungen mit künstlichem Unterwind
einzuteilen, damit die zugeführte Luftmenge dem
Bedarf der einzelnen Rostabschnitte angepaßt werden
kann. Die Zonen müssen natürlich gegeneinander gut ab-
gedichtet werden.
Welchen Erfolg man durch diese maschinentechnische
Ausbildung des ganzen Wanderrosies erreichen kann,
zeigen die ausgezeichneten Ergebnisse von Versuchen an
Wanderrostfeuerungen der Firmen Walther & Co., Köln,
und Steinmüller A.-G., Gummersbach, mit Steinkohlen
von ganz verschiedenen Sorten. Diese Versuche waren
namentlich auch bezüglich der Anheizdauer nach Still-
ständen von verschiedener Länge bemerkenswert. Bei
einem Versuch mit Koksgrus, wohl dem am schwersten
zündenden Brennstoff, konnte nach einem Stillstand von
11h 53m eine Dampfleistung von 50 kg/m?h in 6min nach
dem Anstellen erreicht werden. Mit solchen Leistungen
lassen sich Wanderrostfeuerungen den besten Stoker-
feuerungen als gleichwertig an die Seite stellen. (F.
Schulte, Arch. Wärmewirtsch. Bd. 10, S. 97.) Hr.
Beleuchtung.
Firmenschildbeleuchtung. Die Beleuchtung von
Firmenschildern durch eine Anzahl außen angebrachter
Email-Schrägstrahler hat den Nachteil, daß die Leuch-
ten bei Tage den Eindruck der Fassade benachteiligen.
Ordnet man aber in langen Reflektorenreihen Lichtquellen
(Soffitten) längs der Kan-
ten des Schildes an, so er-
zielt man wohl bei schma-
len Firmenschildern ganz
gute Wirkungen, bei brei-
ten und großen dagegen
stößt man auf die Schwie-
riskeit,” die beschriftete
Fläche hinreichend gleich-
mäßig anzuleuchten. Die
in Abb.8 dargestellte Lö-
sung ist von der Körting
& Mathiesen A G., Leipzig,
bei einem rd. 90 cm breiten
Firmenschild durchgeführt
worden. Über dem etwas
nach vorn geneigten Schild
aus Marmor mit aufgeleg-
ten Metallbuchstaben ist
= ein etwa 90 cm breiter,
Pa dachartiger Vorbau vorge-
A sehen, und an seinem Rande
sind mit besonderen An-
schraubböcken eine Reihe
von Werkplatzleuchten an-
gebracht. Ohne daß die
Leuchten von außen zu sehen sind, wird trotz der Breite
des Schildes eine auffallend gleichmäßige Beleuchtung er-
zielt (Abb.9). Da im vorliegenden Falle die gespiegelten
Strahlen ziemlich steil nach unten geworfen werden, so
Abb. 8. =
Abb. 9.
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empfiehlt es sich auch, den Wind in der ersten Zone des
Rostes abzudrosseln, damit er den Brennstoff nicht zu
stark abkühlt. Die schnellere Verbrennung dagegen kann
man in erster Linie durch künstlichen Unterwind er-
reichen. Dabei ist es notwendig, den Rost in Zonen
kann zwar ein Beschauer, der ganz nahe davor steht und
das Schild von unten ansieht, einer Spiegelung ausgesetzt
werden, aus einiger Entfernung gesehen, ist aber von
nn. nichts zu spüren. (Kandem-Monatsschr. 1929,
S. 30. a.
5. September 1929. Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36 1305
Zur Haushalt-Lichtwerbung!. — Im Juli ist die Zen-
trale für Lichtwerbung mit dem Plan der Haushalt-Licht-
werbung 1929 an die Öffentlichkeit ‚getreten. Die Ver-
handlungen in den einzelnen Städten wegen der Durch-
fübrung der Haushalt-Lichtwerbung haben dazu geführt,
daß in 16 Städten bereits Elektrogemeinschaften gegründet
werden, von denen in 14 die empfohlenen Satzungen durch
Unterschrift der Installateure anerkannt und nur ın zwei
Städten eigene Satzungen aufgestellt worden sind; in
weiteren 15 Städten ist die gemeinsame Durchführung der
Haushalt-Lichtwerbung ebenfalls von dem Elektrizitäts-
werk und den Installateuren beschlossen, und es sind auch
in einigen dieser Städte schon Elektrogemeinschaften ge-
gründet worden, während lediglich die Satzungen noch
nicht unterschrieben worden sind. In 7 Städten gehen die
Verhandlungen demnächst voraussichtlich einem günsti-
gen Abschluß entgegen, während in 52 Städten Vorbe-
sprechungen stattgefunden haben. Das Werbematerial ist
im allgemeinen günstig beurteilt worden, so daß die Nach-
frage sich recht lebhaft gestaltet. Y
Bahnen und Fahrzeuge.
Neubauten der Kreis- Mettmanner Straßenbahnen. —
Die Kreis-Mettmanner Straßenbahnen G. m. b. H. hat durch
die am 6. VI. v.J. erfolgte Inbetriebnahme der Strecke
Mettmann— Wülfrath (Abb. 10) eine verkehrstechnisch
hiergegen fallen lassen würde. Mit dem Bau dieser Linie
umfaßt jetzt das Straßenbahnnetz der Kreis - Metımanner
Straßenbahnen 35,985 km.
Die Linie ist als Überlandbahnstrecke mit den neuesten
Einrichtungen für Fahrleitung, Oberbau und Betriebs-
sicherheit ausgeführt worden. Die Gesamtlänge der Neu-
baustrecke Mettmann— Wülfrath beträgt 5,7 km, wovon rd.
4km auf eigenem Bahnkörper liegen und 24km in voll-
kommen gerader Linie verlaufen. Dies wurde vornehmlich
durch Zurücklegung der Linie um 50 m von der Provinzial-
straße erreicht. An größeren Steigungen sind vorhanden:
1 : 20,43 auf 33,10 m, 1:22,60 auf 250m und 1:25,26 auf
581,60 m, die gleichzeitig in einer Krümmung von 1500 m
Halbmesser liegt. Um eine einwandfreie Übersicht der
Strecke und eine erhöhte Verkehrsicherheit zu erreichen,
wurden an allen Wege- und Straßenkreuzungen der
Strecke auf eigenem Bahnkörper dreieckförmige Frei-
flächen vorgesehen, die nicht bebaut werden dürfen. Die
Sicherung der Freiflächen ist als Grunddienstbarkeit in
das Grundbuch eingetragen worden. Je nach der Über-
sichtlichkeit der Örtlichkeit und der Fahrgeschwindigkeit
an der Kreuzuusstelle sind die Schenkellängen des Drei-
ecks aus den erforderlichen Bremswegen ermittelt wor-
den, so daß der Wagenführer ein jedes Fahrzeug auf der
Straße bis zur Gleiekreuzung einwandfrei bremsen kann.
In Abb. 11 ist ein Beispiel für die derart entstehenden Frei-
flächen gegeben. Im übrigen wurden an den notwendigen
Stellen die vorgeschrieben.n
internationalen Warnungstafeln
angebracht, die von der Rhein-
provinz als Wegeunterhaltungs-
pflichtige gemäß § 5a des Ge-
setzes über den Verkelr mit
Kraftfahrzeugen vom 21. VII.
1923 vor Inbetriebnahme der
Strecke unter Selbstbestimmung
des Standortes errichtet wurden.
Die Haftung für den richtigen
Standort der Tafeln ist somit
auf den Wegeunterhaltungs-
pflichtigen übergegangen.
Auf dem eigenen Bahnköfr-
per ist eine Höchstfahrgeschwin-
digkeit von 40 km/h vorgesehen.
Das Zuggewicht beträgt bei
einem Triebwagen mit einem Bei-
wagen 29t. Die Wagen sind
ausgerüstet mit zwei Motoren
U K 521b der AEG, die eine Lei-
stung von je 495 kW =67 PS
bei 750 V und bei 630 U/min
haben. Die Hochspannungsprobe
ist mit 1900 V Wechselstrom
1 min lang vorgenommen wor-
den. Die Übertragung auf die
ammm Kreis Mettmanner Straßenbahn = Kraftwagenlinien Triebräder geschieht durch ein-
mme en neue Linie derselben szesz: Landstrafen faches Zahnrädervorgelege im
== Anschlußbahnen
Abb. 10. Übersichtsplan der Kreis-Mettmanner Straßenbahnen. folgt
sehr wichtige Verbindung in ihrem Bahnnetz erhalten. Die
neue Strecke fördert durch wesentliche Verkürzung der
Fahrtdauer den Durchgangsverkehr Velbert—Tönisheide
— Wülfrath— Düsseldorf bzw. Elberfeld. Zwischen den an-
grenzenden Bahnen: den Ber-
gischen Kleinbahnen, der
Düsseldorfer Straßenbahn und
der Schwebebahn Elberfeld
sind bereits Übergangsfahr-
scheine eingeführt. Weitere
Abb. 11. Beispiel für Verkehrs-
sicherbeits-Freiflächen.
Verkehrsverbesserungen in der Form eines Durcligangs-
verkehrs Düss2ldorf—Mettmann könnten noch erreicht
werden, wenn die Reichsbahngesellschaft ihren Widerstand
—
‘ Vgl. ETZ 192%, S. 904.
Übersetzungsverhältnis 1: 5,93.
Die Bremsung der Wagen er-
rein elektrisch durch
elektromagnetische Kurzschluß-
Schienenbremsen, denen der Kurzschlußstrom der Motoren
über sieben Bremsstellen am Fahrschalter zugeführt wer-
den kann. Die Schaltung der Magnete ist so getroffen, daß
je zwei über Eck sitzende Magnete in Hintereinander-
schaltung verbunden sind, die mit dem zweiten Paar der
Magnete in Parallelschaltung liegen. Die Bremsmagnete
haben keine Frischstromspule, da sich solche in Zügen
nicht bewährt hat.
Die Fahrleitung ist auf 4,57 km als Kettenfahrleitung
mit selbsttätiger Nachspannvorrichtung ausgeführt, die an
Abb. 12. Kegelquerschnitt des Bahnkörpers.
drehbaren Schrägauslegern hängt. Die Länge der Strecke
erforderte die Verwendung zweier parallelen Fahrdrähte
von je 65 mm?, die am Stützpunkt in einem Abstand von
80 cm voneinander (40 cm beiderseits der Gleismitte) mit
zwei Stützstreben aufgehängt und in der Mitte des Spann-
1306
feldes durch eine Beidrahtklemme auf 1,5 cm zusammenge-
führt sind. Hierdurch wird eine gleichmäßige Abnutzung
des Bügelstromabnehmers erreicht. Die Fahrdrabtleitung
ist durch Stabisolatoren (Knüppelisolatoren) von 3000 kg
Mindestbruchlast gegen Erde isoliert. Über dem Umfah-
rungsgleis einer Ausweiche wurde der eine der beiden
Hauptdrähte über das Hauptgleis, der andere über das
Nebengleis gezogen. Das Tragseil des Nebengleises ist in
der Nähe des Stützpunktes über der Weiche am Hauptteil
angekuppelt. Die Fahrdrähte werden durch Gewichtssätze
in 1,5km Abstand voneinander beweglich nachgespannt,
das Tragseil aus Bronze von 50 mm? ist fest verankert.
Der Mastenabstand ist auf der geraden Strecke 75m, in
Krümmungen dem Halbmesser entsprechend kleiner, oder
es sind je nach dem Krümmungshalbmesser ein oder zwei
Abzugsmaste eingeschoben. Zur sicheren Führung des
Stromabnehmerbügels sind die Fahrdrähte in Krümmungen
parallel geführt. Beim Streckentrennmast ist das Draht-
seil unterbrochen. Der Streckentrenner besteht aus zwei
Porzellanstabisolatoren und wird durch voneinander iso-
liert aufgehängte Hängedrähte zur besseren Haltgebung
getragen. Wegen der hohen Fahrgeschwindigkeit ist der
Auflauf für den Streckentrenner sehr lang ausgebildet.
Da der Streckentrenner mit voll eingeschalteten Motoren
durchfahren wird, ist ein besonders ausgebildetes und ge-
trennt gespeistes Übergangstück eingebaut. Die Speise-
leitung von 150 mm? ist
am Mast mit einem Blitz-
ableiter versehen. Die
Fahrleitung und ober-
irdischen Speiseanlagen
sind von der Allgemei-
nen Elektricitäts-Gesell-
schaft ausgeführt wor-
den. Dem Telephon-
schutz dienen flache,
breite Drahtnetze über
der Fahrdrahtleitung, in
einen: Fall ein geerde-
tes, kastenförmiges
Drahtnetz unter den
Postleitungen an der
Provinzialstraße. Die
Schienenstoßverbinder
von 70 mm? bestehen aus
blankem, weichem Elek-
trolytkupferseil aus 24
X 7 Drähten mit einem
Durchmesser von je 0,72mm, die an den Enden in Vier-
kanteisen 18 X18 hart eingelötet und aa den Schienen-
köpfen angeschweißt sind.
Der Regelquerschnitt des eigenen Bahnkörpers ist aus
Abb. 12 ersichtlich. Die Gleisbettung besteht aus Klein-
schlag. Die Vignolschienen Form S49 von 15m Länge
liegen mittels geneigter Hakenplatten mit Klemmplatten
auf 16 kiefernen imprägnierten Mittelschwellen in den Ab-
messungen 250 cm lang, 13...15 em hoch und 23..25 em
breit bei einem Mindestoberlager von 16cm. Der ruhende
Schienenstoß mit beiderseitigen Flachlaschen liegt auf
zwei durch drei Bolzen von 1” Stärke gekuppelten Schwel-
len. In den Stadtgebieten liegen Rillenschienen der Form
NP4/4a mit geschweißten Spurstangen und thermitisch
verschweißten Stößen auf Packlage-Längs- oder Vollkoffer
Die Schweißung der Stöße erfolgte nach dem neuen
„Zwischengußverfahren mit Stauchung“ (Prof. Dr. Hans
Goldschmidt-Ingwer Block), bei dem eine voraufgehende
Bearbeitung der Schienenenden nicht erforderlich ist. Die
Weichen auf der freien Strecke haben eine Herzstück-
neigung 1:9, keine Spurerweiterung und im Herzstück
wie auch in den Zwangsschienen zegenüber dem Herz-
stück den Spurkränzen angepaßte Rillen. Für das Zun-
genprofil ist das normale Reichsbahnprofil verwandt. Der
Drehstuhl ist als Laschendrehstuhl nach dem DRP.-Ver-
einizte Stahlwerke B. V. Westfälische Stahlwerke, Bochum,
angcordnet. Ein Auswechseln der abgefahrenen Zungen
kann an Ort und Stelle schnell und ohne Schwierigkeiten
vorgenommen werden. Jede Weiche hat eine besondere
innerhalb der Spur liegende Federstellvorrichtung, da die
Weichen auf der Ausfahrt aufgeschnitten werden, die
gleichzeitig als Umstellvorrichtunz zu benutzen ist. Die
Rillenschienenweichen in. der Bauart der Firma Both & Til-
mann G.m.b.H. in Dortmund mit Federstellvorriehtun-
gen mit federndem Kniegelenk haben einen Zungenhalb-
messer von 75 m, Zungendrehstühle aus Stahlguß mit Siche-
rung gegen Lockerwerden durch einen besonderen Stahl-
ring und Weichenherzstücke in Flügelschienenbauart mit
verengter Tiefrille. Die 20mm starken Unterlagsplatten
sind mit den Schienenstößen durch Nietung und durch
Schweißung verbunden.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
5. September 19298
Den erforderlichen Gleichstrom für den Betrieb der
Strecke liefert ein Umformerwerk in Mettmann, in dem
durch Umformer mit einer Gesamtleistung von 1050 kW
der vom RWE gelieferte hochgespannte Drehstrom mit
25000 V Spannung auf Gleichstrom umgewandelt wird.
Vom Unterwerk gehen zwei unterirdische Speiseleitungen
von je 240 mm? Querschnitt und die Rückleitung zur
Strecke. Das eine der Speiseleitungskabel iet an die Fahr-
leitung, das andere an die obenerwähnte Speiseleitung von
150 mm? angeschlossen. (A.Schiffer, Beschreibung der
Neubaustrecke Mettmann— Wülfrath.) Pge.
Elektromaschinenbau.
Neuer 165 000 kW-Turbogenerator des Hell-Gate-Kratt-
werks. — Im Hell-Gate-Kraftwerk der United Electric
Light and Power Co., New York, wurde im Mai d.J. ein
Turbogenerator für 165000 kW in Betrieb gesetzt, der
also den schon seit längerer Zeit dort arbeitenden 160 000
kW-Maschinensatz! noch an Leistung übertrifft. Es ist
wieder eine Hoch- und Niederdruckturbine vorgesehen,
die je einen Generator von 80 000 kW antreiben; die Nieder-
druckturbine arbeitet außerdem auf einen 5000 kW-Gene-
rator für den Eigenbedarf des Kraftwerks. Die minutliche
Drehzahl beträgt 1800. Die beiden Hauptgeneratoren sind
Abb. 13. 165000 kW-Turbogenerator (im Vordergrund) des Hell-Gate-Kraftwerkes.
abweichend von der früheren Bauart voneinem Gehäuse
eingeschlossen (Abb. 13), in welches die Kühlluft geblasen
wird. Die Länge des Maschinensatzes beträgt 27,5 m, die
Breite 12 m, die Höhe 8,25 m, das Gewicht 1300 t. Erbauerin
ist die Westinghouse Electrie and Manufacturing Co. Ka.
Fernmeldetechnik.
Unfallmelder für Automobilstraßen. — Um die Folgen
der Verkehrsunfälle möglichst zu begrenzen und bei
Automobilunglücken schnell Hilfe herbeizuholen, dient ein
von der Firma Siemens & Halske gebauter Unfallmelder.
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(8)
Abb. 14. Unfallmelder für Automobilstrafen.
Ein wichtiges Verwendungsgebiet für derartige Melde-
einrichtungen sind vor allem die großen Automobil-
straßen, die gegenwärtig gebaut werden, und die ihrer
Bauart und Lage nach als Verbindungswege ausschließ-
1 Vgl. ETZ 197, S. 873.
5. September 1929
lich für den Schnellverkehr zwischen den einzelnen In-
dustriezentren gedacht sind. Da diese Straßen nach Mög-
lichkeit geradlinig verlaufen sollen, führen sie zu einem
großen Teil durch vorläufig noch unbebautes Gelände.
Die Melder (Abb. 14) sollen in etwa 1 km Entfernung
voneinander aufgestellt werden, damit man mit ihrer Hilfe
an eine ständig mit Hilfsmannschaften besetzte Zentrale
Meldungen erstatten kann.
Die Handhabung geschieht wie beim Feuermelder.
Nach dem Zerschlagen einer Glasscheibe wird auf einen
Knopf gedrückt, dadurch wird ein Uhrwerk ausgelöst,
gleichzeitig öffnet sich die obere Tür des Melders und lest
eine vollständige Fernsprecheinrichtung mit Mikrophon
und Telephon frei. Selbst bei Fehlern an den Leitungen
ist ein einwandfreier Eingang der Meldungen gewähr-
leistet, und auch zwei gleichzeitig abgegebene Meldungen
kommen unverstümmelt an. Die Anlage steht als Ruhe-
stromanlage dauernd unter Selbstüberwachung. In Essen
werden eine Anzahl der Melder in Säulen untergebracht,
die gleichzeitig Feuer- und Polizeimelder, einen Apparat
der Droschkenrufanlage sowie eine Normaluhr aufnehmen.
(Siemens-Z. Bd. 8, S. 569.) Ka.
Die Temperatur der oberen Erdschiehten. — Der
Tagesverlauf der Temperatur in der Luft und in den
oberen Erdschichten vollzieht sich in Form einer perio-
dischen Schwingung. Die Temperatur hat den Mindest-
wert um Sonnenaufgang, steigt im Laufe des Vor-
mittags auf das Tagcsmittel, erreicht um die Mittags-
zeit den Höchststand, geht gegen Abend auf das Tages-
mittel zurück und erreicht in der Nacht wieder den
Mindestwert. Die Schwankungen zwischen Mindest- und
Höchststand können in der Luft sehr beträchtlich sein, im
Erdboden sind sie geringer und nehmen mit wachsender
Tiefe in gleichem Verhältnis ab, wie die Tiefe zunimmt.
In der Tiefe, inderdieFernsprechkabelliegen, also
etwa 80 em unter der Oberfläche des Bodens, machen die
Schwankungen weniger als t/10° aus. Infolgedessen wer-
den auch die von der Temperatur abhängigen Schwan-
kungen der Fernkabel von den täglichen Schwankun-
gen nur wenig beeinflußt, dagegen kann der Betrieb
von Luftkabeln großer Länge durch sie erheblich gestört
werden. In einem bestimmten Falle ist in der Zeit von
8..14h eine Temperaturerhöhung von 27 ° in der Luft ge-
messen worden. Durch eine solche Änderung wird in den
Luftkabelleitungen der Widerstand um 10,8 % erhöht, die
Charakteristik sinkt um 3 %, während die Dämpfung um
7% zunimmt. Die Änderung des Widerstandes kann bei
Fehlerortsmessungen zur Fälschung der Ergebnisse
führen, die Abnahme der Charakteristik muß zusammen
mit der Dämpfungserhöhung den Betrieb erheblich stören.
Man könnte dieÄnderungen zwar durch Regelung der Lei-
tungsnachbildung und durch Heraufsetzung der Verstär-
kungsziffer in gewissem Maße ausgleichen, aber es wäre
im Betrieb praktisch kaum möglich, bei einer Reihe von
hintereinandergeschalteten Verstärkern den Temperatur-
schwankungen mit der Regelung der Nachbildungen und
der Verstärker laufend zu folgen. Daraus folgt, daß es
erhebliche Bedenken hätte, Luftkabel als Fernkabel zu
verwenden, ganz abgesehen von der Gefahr mechanischer
Beschädigungen.
Neben der täglichen Periode der Temperaturbewegung
tritt noch eine jährliche Periode auf. Ihre Schwankungen
betragen in der Luft ungefähr 60°, in der Erdschicht von
W cm Tiefe ungefähr 20°. Diese Änderungen vollziehen
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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
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1307
u. U. täglichen Prüfungen so vorgenommen werden, daß
die Restdämpfung in den vorgeschriebenen Grenzen bleibt.
(J. Schubert, Europ. Fernspr. 1929, S. 173.) Bkm.
Beitrag zur allgemeinen Theorie der elektrostatischen
und elektromagnetischen Kopplung zwischen Starkstrem-
und Fernmeldeleitungen im stationären Zustand. — Die
Literatur behandelte bisher die vom elektrischen und
magnetischen Felde herrührenden Induktionserscheinun-
gen getrennt. Es gibt aber Fälle, in denen beide Kom-
ponenten zugleich auftreten und etwa gleiche Größen-
ordnung haben und in denen der Phasenwinkel zwischen
ihnen und damit die Größe der resultierenden Induktions-
spannung nicht ohne weiteres zu übersehen ist. Diese
Lücke will G. Eggeling ausfüllen, indem er rechne-
rische Hilfsmittel von praktisch ausreichender Handlich-
keit zur Verfügung stellt, mit denen sämtliche wichtigsten
Beeinflussungsfälle von Fernmelde- durch Starkstrom-
leitungen in gleichzeitigem Rechnungsgang für beide Kom-
ponenten rechnerisch behandelt werden können.
In einem theoretischen Teil erden dje. allgemeinen
Gleichungen für die Kopplung zweier paralleler Leitungs-
systeme in eine leicht zu integrierende Form gebracht.
Dies geschieht durch Einführung eines komplexen Koeffi-
zienten, welcher die Kopplung durch das elektrische Feld
zum Ausdruck bringt; dieser entspricht einem komplexen
Kopplungsfaktor, der der magnetischen Feldwirkung
Rechnung trägt und seinerzeit von Pleijel für die Be-
rechnung des induzierten Schienenstromes bei Wechsel-
strombahnen verwendet wurde. Das Integrationsergebnis
sind zwei Gleichungen, in welche folgende Größen ein-
gehen: Spannung und Strom am Anfang und an der Stelle x
des Parallelverlaufs, Wellenwiderstand und Fortpflan-
zungskonstante der FM-Leitung und die genannten beiden
Kopplungskoeffizienten. Durch Einführung der Grenz-
bedingungen ergeben sich für alle wichtigen Betriebsfälle
(Schaltungen der FM-Leitung, Fehlerzustände des Stark-
stromsystems) Gleichungen für die Spannungs- und Strom-
verteilung auf der FM längs der Näherung: in jeder Glei-
chung sind beide Komponenten nach Größe und Phase ent-
halten. — In einem weiteren Abschnitt werden die Bedin-
gungen erörtert, unter denen die strengen, wenig hand-
lichen Gleichungen in Näherungsformeln von praktischer
Übersichtlichkeit übergeführt werden können.
In dem die praktischen Anwendungen der Berech-
nungsweise behandelnden Teil wird gezeigt, wie sich von
Fall zu Fall die Berechnung der charakteristischen Kopp-
lungskoeffizienten gestaltet; sie hängen von den jeweiligen
Betriebsbedingungen der beiden Leitungsysteme und den
Lagebeziehungen sämtlicher Leiter ab. An sieben Bei-
spielen von praktisch wichtigen Näherungen werden die
Koeffizienten ermittelt; dabei wird-u zwischen
Näherungen von reinen Freileitungsystemen, ferner von
Systemen, von denen nur eines verkabelt ist, und schließ-
lich von Systemen, die beide verkabelt sind. Die Schutz-
wirkung beider Bleimäntel wird für die letztgenannten
Fälle berücksichtigt. (G. Eggeling, El. Nachr. Techn.
Bd. 5, S. 312.) Sb.
Hebezeuge und Massenförderungen.
Lagerplatzbedienung durch seitlich verschiebbare
Bockkrane. — Wenn auf ausgedehnten Lagerplätzen Stück-
güter verhältnismäßig lange Zeit liegen müssen, so wird
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Abb. 15. Seitlich verschiebbarer 2 t-Bockkran.
sich so langsam, daß es genügt, die Leitungzsnachbildungen
der Fernkabelleitungen in Abständen von etwa 3 Monaten
nachzuregeln. Die notwendige Änderung der Verstärkungs-
ziffern kann ohne Schwierigkeit bei den wöchentlichen und
die Bedienung durch Bockkrane, die das ganze Areal über-
spannen, unwirtschaftlich. Da es aber notwendig ist, jedes
Stück an jedem Punkt des Lagers rasch fassen und ver-
setzen zu können, hat die Maschinenfabrik Oerlikon dafür
1308
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
5. September 1829
Sonderkonstruktionen geschaffen, um den Bockkran nach
zwei Richtungen fahrbar zu machen.
Der in Abb 15 dargestellte Kran besitzt zwei Lauf-
rollen für den normalen Fahrbetrieb und eine dritte Rolle
mit Laufrichtung senkrecht zur normalen Kranfahrrichtung.
Wenn der Bockkran von einem Krangleise zu einem ande-
ren traversieren soll, werden die Laufrollen auf ihre
Schiene gesenkt und der Kran mittels Handkurbel, Spin-
deltriebs und Winkelhebels so weit gehoben, daß die Lauf-
rollen des gewöhnlichen Fahrwerks die Schienen nicht
mehr berühren. Der Antrieb der Laufrollen der Traver-
sierbewegung geschieht nach Betätigung einer Umrück-
kupplung durch den Kranfahrmotor. Aus Abb. 16 ist die
Abb. 16. Stellung des Krans beim Traversieren.
Stellung des Kranes beim Traversieren ersichtlich. Man
erkennt, daß der Kran mit der Traversierlaufrolle auf der
etwas tiefer liegenden Querschiene ruht, während die bei-
den anderen Rollen so weit angehoben sind, daß sie beim
Traversieren mit den Krangleisen nicht in Berührung
Kommen, (Bull. Oerlikon 1929, S.398.) Ka.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Die physikalischen Rechnungen und ihre Einheiten.
— F. Bayle hat in der Französischen Elektrotech-
nischen Gesellschaft Gedanken über den Sinn der physi-
kalischen Gleichungen vorgebracht. Anknüpfend an
eine Äußerung Bergsons betont er, daß bei den phy-
sikalischen Größen die Erfassung ihrer „inneren kon-
kreten und qualitativen Wirklichkeit“ das Primäre sei
und erst die Voraussetzung für ihre quantitative Mes-
sung bilde. Er ordnet deshalb den Größen nicht nur
Zahlen, sondern symbolische Produkte aus Zahlenwerten
und Einheiten zu. Seinen Ausführungen fehlt jedoch
insofern die Folgerichtigkeit, als er, um mit der über-
kommenen Auffassung in Übereinstimmung zu bleiben,
-als Objekte der „physikalischen“ Rechnung (im Gegen-
satz zu der „metaphysischen“ oder „abstrakten”). die Ver-
hältnisse z [(x1/1 [X] ansieht, wo unter z der Zahlen-
wert, unter [X] die Einheit zu verstehen ist. In der
Aussprache macht Darrieus auf diese Schwäche der
Ausführungen Bayles aufmerksam. Er hält die herr-
schende Auffassung, als ob die physikalischen Gleichun-
gen Beziehungen lediglich zwischen Zahlen seien, für
zu eng; dem Begriff der Dimension wohne ein viel wei-
terer, reicherer und tieferer Sinn inne. Die physikali-
schen Gleichungen bezögen sich „wirklich auf die kon-
kreten Dinge selbst“ und nicht auf die Maßzahlen, die
etwas Subjektives seien, das durch den Beobachter und
die willkürliche Wahl der Einheiten hineingebracht
werde. Die Symbolik der „Größengleichungen” (wie wir
in Deutschland sagen würden) sei .ebenso berechtigt wie
die Symbolik der imaginären, der Operator-, Vektor- und
Matrizenrechnung. (F. Bayle u. Darrieus, Bull.
Soc. Franc. des El. Bd. 8, S. 1147.) J. W.
Über die ganze Apparatur wird ein luftdicht abschließen-
der, mit Schauglas versehener Kasten gestülpt, der wäh-
rend des Betriebes von Leuchtgas durchströmt wird. Die
Energie für den Schwingungskreis wurde von zwei in Reihe
geschalteten Gleichstrommaschinen von je 2500 V, maxi-
mal 1 A, geliefert. Über die mit der Funkenstrecke erhalte-
Gen Schwingungen werden Kurven und Diagramme mitge
teilt. Der Elektrodenverschleiß war beträchtlich und be
trug für die horizontalen Aluminiumscheiben bei einer Be-
lastung von 600...800 W in 10h etwa 0,6mm des Durch-
messers. Die Temperatur des Aluminiums dürfte 200...
300 ° betragen haben. Die Rücksicht auf Regelmäßigkeit
der erzeugten Schwingungen verbot, die Energi: der Ge-
samtentladungstrecke über 1 kW zu steigern. Die Frequen-
zen lagen bei 10°...10°Hz. Der Wirkungsgrad, also das
Verhältnis der dem Primärkreis entziehbaren Schwin-
gungsenergie zur aufgewandten Gleichstromenergie, be-
trug 20...25 %. Alles in allem zeigte sich, daß die Schwie-
rigkeit der Einhaltung der Elektrodenabstände die kon-
stante Erzeugung ciner reinen Schwingung II. Art nicht
gestattete. Der Verfasser bringt dann Rechnungen über
die Erhitzung des in eine Quarzkapillare eingeschlossenen
Quecksilbers durch Hochfrequenz und berichtet über seine
Versuche, die jedoch infolge der noch zu geringen verfüg-
baren Hochfrequ:nzenergie eine Bestimmung des kriti-
schen Punktes nicht ermöglichten. (K. F. Schotzky,
Dr.-Dissertation der Univers. Freiburg i. Br. 1928.) nkl
Verschiedenes.
Feuerschutz- und Sicherheitsdienst industrieller Unter-
nekmen. — Die Auskunfts- und Zentralstelle für Leiter
und Dezernenten des Feuerschutz- und Sicherheitsdienstes
industrieller Unternehmen (A.- u. Z.-Stelle), Berlin-Sie-
mensstadt, hält am 16. und 17. IX. in Lübeck ihre dies-
jährige Mitgliederversammlung ab. In Referaten und kur-
zen Vorträgen werden u.a. folgende Themata behandelt:
Feuerschutz in Betrieben, die mit leicht brennbaren und
organischen Lösemitteln arbeiten, feuer- und säurebestän-
dige Installation, Sicherungselemente oder Automaten, die
neuen am 1. I. 1930 in Kraft tretenden Vorschriften für die
Errichtung und den Betrieb elektrischer Starkstrom-
anlagen. Sicherheitsmaßnahmen gegen Schiffsbrände, de
rein elektrische Rauchentdeckeranlage und CO,-Feuer-
löschanlage auf dem Schnelldampfer „Bremen”, Werk-
spionage und Diebstahlschutz. Nähere Auskunft erteilt
Branddirektor Lucke, Berlin-Siemensstadt,
dammallee 84. y
Nonnen-
Energiewirtschaft.
Die Kraftquellen der Welt. — Die Weltkraftkonfe-
renz, 1924 von England ins Leben gerufen, hat auf ihren
Tagungen der letzten Jahre ein umfangreiches Material
über die Energievorräte der Welt und deren Ausnutzung
gebracht. Hugh Quigley, uns Deutschen schon wohl-
bekannt, unternahm es nun im Auftrage ihres Internatio-
nalen Hauptausschusses, dieses Material zu sichten, zu
ordnen und mit den von anderen Seiten aufgestellten Sta-
tistiken zu vergleichen, zu ergänzen und als handliches
Buch unter dem Titel „Power Resources of the
World (Potential and Developed)“ zu veröffentlichen!.
Dieses Buch, dessen Vorwort D. N. Dunlop, der
Schöpfer der Weltkraftkonferenz, schrieb, behandelt zum
erstenmal die gesamten Energievorräte der Welt von
hohen Gesichtspunkten aus. Das Verdienst ist groß, eine
derartige vergleichende Grundlage geschaffen zu haben,
auf der man weiterbauen kann. In dem trefflich gestalte-
ten Stoff wird man jedoch auch zugleich der Lücken ge-
wahr, die unsere energiestatistischen Kenntnisse heute
noch aufweisen.
Nach einer Einleitung, die die bei der Abfassung des
Buches zu überwindenden Schwierigkeiten darlegt, wird
in großen Zügen ein Überblick gegeben, der insbesondere
die Schätzungen von Arıhenıus (über Sonnenstrah-
lung, Erdwärme, Gezeiten usw.) sowie die der Weltkraft-
konferenz von 1924 u.a. umfaßt. Die folgenden Abschnitte
befassen sich dann mit den einzelnen Energieträgern, den
festen, flüssigen und gasförmizen Brennstoffen, den
Wasserkräften und der Elektrizität.
Der Darstellung der Brennstoffe sind größtenteils die
Ergebnisse des Internationalen Geologenkongresses von
Toronto zugrunde gelegt, unter Berücksichtigung der
durch den Krieg verursachten territorialen Veränderun-
gen, über die der Ersten Weltkraftkonferenz 1924 ein zu-
sammenhängender Bericht vorgelegt war. Danach ver-
fügt Amerika über fast 70% der Weltvorräte an Kohle.
1 In Deutschland zu beziehen durch die VDI-Buchhandlung
Berlin NW 7, Preis 22 RM.
Eine Löschfunkenstrecke mit rasch rotierenden Elek-
troden. — Zur Bestimmung des kritischen Punktes von
Quecksilber mit Hilfe von Hochfreqauenzerhitzung hat K. F.
Schotz ky eine Löschfunkenstrecke von besonders guter
Löschwirkung und für hohe Leistung gebaut. Die Funken-
strecke besteht aus 12 Elektrodenscheiben, die gegenein-
ander rasch rotieren und 8 hintereinander geschaltete Ent-
ladungstrecken bilden von je etwa 0,15 mm Länge im gün-
stigsten Falle. Von den rotierenden Scheiben sind 8 mit
horizontaler Achse gelagert, 4 mit vertikaler Achse; letz-
tere 4 Elektroden werden doppelt beansprucht (Funken aul
jeder Seite). 8 Elektroden bestehen aus Aluminium, 4 aus
Kohle, in einer Anordnung, daß auf eine symmetrische
Funkenstrecke eine unsymmetrische folgt. Die Scheiben
(100 mm Dmr.) werden von 9 Kleinmotoren angetrieben.
5. September 1928
Weiterhin werden für eine Reihe von Ländern die Zif-
fern der Naturgasgewinnung aus den letzten Jahren ge-
eben. Nicht nur hier, sondern auch bei den dann folgen-
den Erdölvorräten und der Erdölförderung nehmen die
Vereinigten Staaten den ersten Platz ein.
Hinsichtlich der Wasserkräfte hatten zur 1. Welt-
kraftkonferenz zahlreiche Länder Aufstellungen über ihre
Vorräte eingereicht, so daß ein zusammenfassender Be-
richt darüber Anfang 1925 erstattet werden konnte. Neben
anderem interessieren aber besonders die aufschluß-
reichen Jahresstatistiken des U.S. Geological Survey,
welche die überhaupt vorhandenen und die auszenutzten
Wasserkräfte nachweisen und in ein Verhältnis zur
eleichfalls angegebenen Bevölkerung und zur Fläche der
einzelnen Länder und Erdteile bringen.
Nur wenige Jahre zurückgreifend. dafür aber sehr
eingehend sind die Zahlen über die Elektrizitätserzeu-
gung. Die jüngste Zusammenstellung ergibt dabei fol-
eendes Bild:
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
Installierte Maschinenleistung in | Strom-
kW erzeu-
Land Jahr gung
W asser- Dampf- 7 Mill
kraft kraft Gesamt | kWh
V. S. Amerika 6 970 000 | 19 580 000 | 26 550 000
Deutschland 740 000 4 960 000
Kanada 2 700 000 120 000
Frankreich 1 719 000 4 624 000
England 21 000 4 0968 000
Italien 2 540 000 800 000
Japan?) 1 960 000 1 240 000
Norwegen?) 1 579 086 —
Rutland?) 250 000 1 440 000
Schweden?) 1 100 000 295 000
Schweiz P 1 820 000 =
Belgien?) ee 1 390 000
Österreich?) 450 000 550 UVOQ
Polen — = 1 000 000
Mexiko 340 000 75 800 415 800
Tichechoslowakel 114 000 666 000 780 000
Holland — 665 380 665 380
Neuseeland 103 288 138 915
Rumänien’) 230 000
Niederl. Indien 190 000
Dinemarkê) 229 000
Finnland 175 000
Tasmanien 866 000
Bulgarien
2 Private und öffentliche Stromerzeugung. , 2
3 105000 KW öffentliche Versorgung, 80000 kW Großindustrie,
35008 kW andere Quellen.
1309
Das Buch bringt auch in diesem Teil wieder sehr
interessante Zahlen, die für eine Reihe von Ländern und
eine Reihe von Jahren sogar die Erzeugungsziffern der
einzelnen Monate zeigen.
In einer Schlußübersicht werden die einzelen Energie-
träger zusammenfassend von verschiedenen Seiten be-
leuchtet. Eine der dort gebrachten Zahlentafeln unter-
nimmt es, die Energicerzeuzung von 1927 restlos zu er-
fassen und auf einheitliche Bewertungsmaßstäbe zu brin-
gen. Wir lassen hier eine solche Weltzusammenfassung
folgen, wobei die gesamte Gewinnung in Millionen Kilo-
wattstunden umgerechnet ist:
Kraftquelle | Euıopa [Amerika] Asien [Austzasten| Afrika | Welt
Steinkohle 615 500 12 100 | 1 276 400
Braunkohle 33 600 — 34 600
Öl 24 800 — 260 000
Wasserkraft 35 000 400 84 800 .
Gesamt | 708 900 | 822 200 | 95 500| 18 100 | 12 500 | 1 655 800
Den Schluß des Werkes bildet eine wertvolle, 72 Sei-
ten lange Bibliographie, in welcher nicht nur die im
Handel befindliche Literatur sondern auch eine ganze
Anzahl von Berichten, Jahrbüchern usw. verzeichnet ist.
die meist von besonderen Körperschaften aufgestellt und
daher in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt sind.
Äußerst erschwerend für die Vergleichsarbeit war
es und ist es. daß in verschiedenen Ländern auch ver-
schiedene Maßstäbe und Begriffsbestimmungen für die
Bewertung der einzelnen Energieträger gelten. Hier ist
die Weltkraftkonferenz eifrig bemüht, Wandel zu schaf-
fen und international vergleichbare Bestimmungen Test-.
zulegen. Außerdem hat sie eine große, auf längere Sicht
angelegte Erhebung über die gesamten Enerzievorräte
der Welt vor kurzem begonnen. Schon die 2. Weltkraft-
konferenz, die 1930 in Berlin stattfindet, wird es ermög-
lichen, nähere Angaben über die Fortschritte dieser aus-
führlichen Weltenergiestatistik zu machen. Einstweilen
bringt das hier kurz besprochene Buch in bester Weise
all das Material, welches der projektierende Ingenieur,
der investierende Kaufmann, der Statistiker, der Volks-
wirt für die weitere energeiewirtschaftliche Erschließung
der Welt und die Lösung der damit zusammenhängenden
Fragen unbedingt gebraucht.
Dr. Gerhard Dehne.
VEREINSNACHRICHTEN.
EV
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an scine Geschäft-
stelle, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02.
Nachtrag zum Sitzungsbericht!
vom 18. Dezember 1928.
Besprechung des Vortrags’
des Herrn Dr. Kesselring:
„Das Schalten großer Leistungen“.
Vorsitz: Ilerr Präsident Professor Dr.-Ing. E. h.
Ir. K. W. Wagner.
`. Herr Biermanns: Der Vortrag des Herrn Dr.
KESSELRING war so interessant und lehrreich, daß es ver-
messen erscheinen könnte, ihm noch etwas hinzufügen zu
wollen. Ich will mich daher — insbesondere auch wegen
der schon vorgerückten Zeit — nur auf einige praktische
Fragen beschränken und werde nur etwas über den
l.öschkammerschalter sagen.
Die Diskussion über diesen Schalter ist in der letzten
Zeit wieder aufgelebt. Die eine Seite verteidigt ihn und
sieht in ihm die einzig richtige Konstruktion, während
die andere Seite ihm jede Eignung zur Beherrschung
grober Abschaltleistungen abspricht. Hier steht Meinung
segen Meinung, und es muß für den Außenstehenden der-
zeit unmöglich sein, sich ein klares Bild über die tatsäch-
lichen Eigenschaften des Löschkammerschalters zu
1 ETZ 19%, 8. 136.
2? ETZ 1929, S. 1008.
machen. Hier hat Ihnen nun der Vortrag des Herrn
Dr. KESSELRING mit aller Deutlichkeit gezeigt, inwiefern
es überhaupt möglich war, daß in unserem aufgeklärten
Zeitalter so Meinung gegen Meinung stehen konnte. Die
den Löschkammerschalter verteidigende Partei hatte die
Löschkammer eben riehtiz dimensioniert und so von
ihrem Vorteil in vollstem Maße Gebrauch machen können,
während die Gegenpartei nicht im Besitze des Konstruk-
tionsgzeheimnisses der Löschkanmmer war. Wenn z. B.
Herr Dr. KOPELIOWITSCH3 darüber berichtet, daß ein in
seinem Versuchsfeld geprüfter 300 000 kVA-Löschkammer-
schalter bereits bei einer Leistung von 20 000 kVA völlig
versagte, und dieses Versagen auch noch drastisch durch
eine beigefügte Photographie? der völlig zerstörten Lösch-
kammer belegt, so kann man nur sagen, daß es schon
ein recht miserabler Vertreter seiner Gattung gewesen
scin muß, der ihm da in die Hände gefallen war. Das
gleiche eilt für die Mitteilungen des gleichen Ver-
fassers über das völlige Versagen von Tulpenkontakten,
wie sie bei Löschkammerschaltern nun einmal verwendet
werden. Die Kontakte schweißten bei seinen Versuchen
bereits bei einer Stromstärke von 22000A hoffnungslos
zusammen, wie eine ebenfalls beigelegte Photographie?
zeigt. Der eine noch teilweise unversehrte Kontakt. läßt
auf diesem Bild jedoch auf den ersten Blieck erkennen,
worin der Konstruktionsfehler bestanden hat.
Ich möchte Ilınen nachstehend an einem Beispiel vor-
führen, was ein richtig gehauter Löschkammerschalter
zu leisten vermag. Abb.1 zeigt Ihnen eine Außenansicht
eines Elementes eines Dreikesselölschalters für eine
Nennaussehaltleistunge von 15MillkVA bei einer Be-
triebspannung von 30 kV. Das Bild läßt bereits den robu-
sten Aufbau des Schalters erraten, man erkennt die runde
3 Bull. SEV Rd. 19, 8. 541.
4 Abb. 9, 8. 567 des Bull. SEN Bd. 19.
5 Abb. 37, 8. 575 des Bull. SEY Bd. 19.
1310
Form des Kastens, die halbkugelförmige Gestalt des
Deckels, die übrigens auch für den Boden gewählt wurde,
und den großen Luftraum über dem Ölspiegel. Die in der
ETZ 1929, S. 1073 veröffentlichte Abbildung des geöffneten
Schalters läßt erkennen, daß der Schalter zwei Unter-
brechungstellen pro Phase besitzt. Man erkennt ferner
die Anwendung nur senkrechter Isolation, die gut iso-
lierende Umkleidung der Löschkammer und die kräftige
Ausführung der Kontakte. Die isolationsumkleidete Lösch-
kammer soll ebenso wie die isolierende Auskleidung des
Kastens verhindern, daß durch Gasblasen Überschläge im
Innern des Schalters eingeleitet werden können.
Der Schalter wurde in der neuen Kurzschluß-Ver-
suchsanlage der AEG einer schweren Prüfung unter-
zogen. Wie er diese Prü-
fung bestanden hat, möge
Ihnen Abb.2 zeigen, die
das Schalterinnere nach
Durchführung einer Ver-
suchsreihe zeigt, bei der
der Schalterpol Abschaltlei-
stungen bis zu 800 000 kVA
zu bewältigen hatte. Der
größeren Deutlichkeit hal-
ber war bei Aufnahme des
Bildes eine Löschkammer
abgenommen worden. Das
Bild läßt erkennen, daß
der Schalter die angege-
bene Leistung, die, auf
das dreipolige Aggregat
umgerechnet, 1,6 Mill. kVA
beträgt, überstanden hat,
ohne den geringsten Scha-
den zu erleiden. Der Ab-
brand der Kontakte ist
außerordentlich gering,
obwohl mit den gleichen
Kontakten etwa 12 Kurz-
schlüsse hintereinander ab-
geschaltet wurden. Der
geringe Abbrand der Kon-
takte zeigt sich auch .
daran, daß der Übergangswiderstand an den Kontakten in
der Einschaltstellung gegenüber dem ursprünglichen Wert
um 40 % gestiegen war. Der Schalter war also noch voll
betriebsfähig. Daß der Schalter bei der angewendeten
Leistung noch lange nicht an der Grenze seiner Lei-
stungsfähigkeit war, beweist einmal die kurze Licht-
bogendauer von 2...3 Halbperioden, dann der verhältnis-
mäßig niedrige im Schalter aufgetretene Überdruck, der
im Höchstfalle nur 5,8at erreicht, während der Schalter
für einen Überdruck von über 20 at gebaut ist.
Bei Einschaltversuchen haben dieselben Kontakte
noch 100 000 A geschaltet, ohne daß sich die geringsten
verdächtigen Nebenerscheinungen gezeigt hätten. Man
sieht somit, daß ein Tulpenkontakt sehr große Einschalt-
ströme beherrscht, wenn er nur richtig konstruiert wird.
Von anderer gegnerischer Seite, die der Löschkam-
mer ihren Ruhm der Beherrschung großer Abschaltlei-
stung nicht streitig machen wollte, wurde ihr im Gegen-
teil der Vorwurf gemacht, daß sie gerade bei sehr kleinen
Schaltleistungen versagt, indem dann der Lichtbogen
stehenbleibt und so keine Abschaltung des Stromkreises
eintritt. An dieser Behauptung ist nur insofern etwas
Wahres, als die Lichtbogendauer der Löschkammerschal-
ter bei kleinen Schaltleistungen tatsächlich in die Höhe
geht, u. zw. erreicht die Lichtbogendauer im extremen
Falle, also bei den allerkleinsten Leistungen — den Wert,
den ein ähnlicher Schalter, jedoch ohne Löschkammer,
aufzuweisen hätte. Diese Anlage ist also so, daß bei sehr
kleinen Leistungen sich der Löschkammerschalter bezüg-
lich der Lichtbogendauer genau so wie ein löschkammer-
Loser Schalter verhält, nur daß bei zunehmender Schalt-
leistung beim Löschkammerschalter die Lichtbogendauer
stetig abnimmt, während sie beim löschkammerlosen
Schalter anwächst. Die Tatsache, daß der Löschkammer-
schalter sich der abzuschaltenden Leistung selbsttätig
anpaßt und seine Löschwirkung um so mehr verstärkt,
je größer die zu bewältigende Stromstärke ist, wurde aber
von uns stets als einer der Hauptvorzüge des Lösch-
kammerschalters hingestellt. (Lebhafter Beifall.)
Herr Kopeliowitsch: Herr Dr. KESSELRING hat uns sehr
anschaulich die Eigenschaften der entladungsbehafteten
Kreise gezeigt und betont, daß im Vergleich mit den ent-
ladungsfreien Kreisen die Vorgänge bei Lichtbogenbil-
dung ganz erheblich komplizierter sind. Rechnerisch
kann da tatsächlich nicht viel erfaßt werden, und man ist
gezwungen, experimentell vorzugehen, wozu umfang-
Abb. 1. Element eines Hochleistungs-
schalters für 1,5 Mill kVA bei 0 kV.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
5. September 1929
reiche Untersuchungen unter verschiedensten Versuchs-
bedingungen notwendig sind. Bei Benutzung der auf die-
sem Wege gewonnenen Kennlinien, welche die Energie
im Lichtbogen sowie die entwickelte Gasmenge zu be
rechnen erlauben, ist es möglich, die Beanspruchung von
Schaltern mit offener Unterbrechung vorauszubestimmen.
Die Bestimmung dieser Kennlinien ist mit großen Schwie-
rigkeiten verbunden, am größten sind jedoch die Schwie-
rigkeiten bei Schaltern mit Löschkanımern, da bei dieser
Unterbrechungsart die Vorgänge viel komplizierter und
urübersichtlicher als bei Schaltern mit offener Unter-
brechung sind. In meinem letzten Aufsatz? weise ich
hauptsächlich auf diesen Umstand hin. Unter bestimmten
Verhältnissen kann durch die Wirkung der Löschkam-
mer die Lichtbogendauer bedeutend abnehmen, der Druck
in der Kammer aber erreicht trotzdem mit zunehmender
Leistung sehr hohe Werte. Eine rechnerische Ermittlung
der Kammerbeanspruchung führt zu unlösbaren Gleichun-
gen, und ich glaube, daß man zur Zeit die höchstmöglichen
Druckwerte nicht angeben kann. Man ist da auf Schätzun-
gen angewiesen. Als ich vor etwa 2 Jahren Herrn Dr.
KESSELRING nach seinem Vortrag über Ölschalter die
Frage stellte, wie hoch der Druck in der Kammer an-
steigen kann, lautete die Antwort: auf 20..25at. Von
einer anderen Seite wurden kürzlich Zahlen von 50 at ge-
nannt, nach der Meinung eines ausländischen Konstruk-
teurs von Schaltern mit Löschkammern soll man jedoch
mit bedeutend höheren ‚Werten rechnen und die Kammern
für etwa 1000at Druckfestigkeit vorsehen. Wie man
sieht, bestehen über die Höhe des Druckes in der Lösch-
kammer grundsätzliche Meinungsunterschiede. Die nach
meinen Anweisungen neuerdings durchgeführten Ver-
suche mit einer Löschkammer aus Spezialstahl haben ge-
zeigt, daß bereits bei verhältnismäßig kleinen Leistungen
von nur 15000 kVA pro Kammer Druckwerte bis 250 at
auftreten können. Wird nun die Festigkeit der Kammer
überschritten, so muß ihre Zerstörung folgen, die mei-
Steng von der des Schalters begleitet wird. Die Erfah-
rung lehrt tatsächlich, daß solche Überraschungen mög-
lich sind. Damit man sich auf eine gegebene Kammer-
konstruktion verlassen kann, ist es notwendig, sie durch
direkte Versuche bei voller Leistung und Betriebspan-
nung durchzuprüfen. Es ist damit aber nicht gesagt, daß
ich das Prinzip der Löschkammer verdamme, wie Herr
Dr. KESSELRING es bemerkte. Die Kunst eines Technikers
besteht eben darin, die Maschinen und Apparate so ‚zu
bauen, daß man stets voraussehen kann, was im Apparat
vor sich geht und was erreicht werden: kann. Die Be-
rechnung der Schalter
mit offener Unter-
brechung kann an Hand
des in systematischen
Versuchen gesammelten
Materials durchgeführt
werden. Zahlreiche Ver-
suche mit großen Lei-
stungen haben ergeben,
daß der unter Zugrunde-
legung der ungünstig-
sten Werte der Labora-
toriumsversuche vor-
ausberechnete Druck
kein einziges Mal er-
reicht wurde. Die ange-
wandte Berechnungs-
methode konnte somit
- einer Kontrolle unter-
zogen werden, und da
anderseits mit offener
Unterbrechung gleiche
Abschaltleistungen wie
bei der Verwendung
von Druckkammern er-
reicht werden, so ist es
meines Erachtens zweck-
mäßiger, die erstge-
nannte, konstruktiv bedeutend einfachere Unterbrechung=-
art anzuwenden.
Die Bemerkung von Herrn BIERMANNS betr. die Ver-
suche an einem Hochleistungschalter mit Löschkammer,
welche in meinem Aufsatz beschrieben sind, möchte ich
dahin berichtigen, daß der Schalter bei 135000 kVA zer-
stört wurde und daß bei der Prüfung einer Kammer
allein im Glasschalter ein Defekt bei 20000kVA und
HEN aufgetreten ist. Daß die Konstruktion des unter-
suchten Schalters mangelhaft war, haben gerade die be-
schriebenen Versuche gezeigt. Der Konstrukteur des betr.
Abb.2. Schalter nach einer Versuchs-
reihe ınit Abschaltleistungen bis zu
800 000 kVA.
° ETZ 1928, S. 676.
5. September 1928
1311
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
Schalters war jedoch sicher ganz anderer Meinung. Ich
möchte noch erwähnen, daß der höchste Druck im Schal-
terkübel nicht nur vom Druck in der Kammer abhängig
ist, sondern daß viele andere Faktoren, wie die Größe
der Kammeröffnung, allgemeine Anordnung des Ölkübels,
Ölhöhe usw., dabei mitspielen. In einem Schalter mit einem
Luftkissen oberhalb des Ölspiezels wird der Druck im
Kübel sicher am kleinsten ausfallen, was wahrscheinlich
bei den von Herrn BIERMANNS untersuchten Schaltern der
Fall war. Bei Anordnung z.B. mit Lufttaschen außerhalb
des Ölkübels kann das Ergebnis anders sein.
Es sei mir zum Schluß noch die Bemerkung erlaubt,
daß ich das Wort nur deshalb ergriff, weil mein Name
im Laufe des Abends genannt wurde. Meine Ausführun-
een sowie der erwähnte Aufsatz bezwecken nicht, eine
Polemik zu unterhalten, mich interessiert nur die Auf- `
(Beifall.)
Herr Rühle: Es wird Sie vielleicht interessieren, daß
es vor 24 Jahren einen Schalter gab, der gewissen heu-
tigen Gesichtspunkten entsprach. Es war der Schalter,
der bei den Berliner Elektrizitätswerken von 1906 an
verwendet wurde. Jede Unterbrechungstelle besaß eine
Ölpumpe: das Öl wurde mit Gewalt durch den Lichtbogen
hindurchzepreßt. Ich entsinne mich, daß wir mit diesem
Schalter kleinsten Modells — der heutigen Serie I ent-
sprechend — Abschaltleistungen bis über 80 000 kVA be-
wältiet haben. Das war für die damalige Zeit eine ganz
gewaltige Leistung. (Beifall)
Herr Matthias: Ich habe zwei Fragen zu stellen: Herr
Dr. KESSELRING, den ich zu den schönen Erfolgen, die
er auf diesem Gebiet erreicht hat, beglückwünschen
möchte, hatte bei seinem Vortrag anläßlich der VDE-
Tagung in Berlin eine sehr interessante Erscheinung mit-
geteilt, auf die er heute nicht zurückgekommen ist. Er
hatte nämlich bei seinen damaligen Versuchen festge-
stellt, daß ein bestimmter Schalter — sagen wir z. B. ein
Schalter der Reihe 10 — mit zunehmender Leistung sich
nicht allmählich immer schlechter verhält, sondern daß
in einem Gebiet relativ kleiner Leistung der Schalter
schlecht ist, sich dann mit zunehmender Leistung jedoch
wieder günstiger verhält. Dieses Ergebnis war damals
noch ziemlich neu, und es könnte sein, daß dabei Täu-
schungen vorgelegen haben, die inzwischen aufgeklärt
wurden. Es wäre von Interesse, über die weiteren Er-
fahrungen Näheres zu hören.
Die zweite Frage betrifft die Spannungen, die auf
den Diagrammen aufgetragen sind. Wir waren uns im
Zweifel darüber, wie diese Angaben zu verstehen sind.
Zunächst hatte man den Eindruck, daß die Lichtbogen-
spannung als Momentanwert aufzufassen sei, nachher
sind aber einige Kurven aufgetaucht, bei denen es sich
um Effektiv- oder Mittelwerte handeln könnte. In diesem
Zusammenhang möchte ich noch auf folgendes hinweisen:
Wir haben vor einiger Zeit mit einem Modellschalter, der
alle möglichen Variationen zuließ, Versuche durchge-
führt. Die Versuche wurden mit Leistungen von etwa
4000 kVA vorgenommen. Bei dieser Leistung haben wir
eine Unzahl von Oszillogrammen aufgenommen, wobei die
Versuchsbedingungen, insbesondere Abschaltgeschwindig-
keit, Hubhöhe usw., variiert wurden. Ich habe aus ver-
schiedenen Oszillogrammen systematisch die zusammen-
gehörigen I- und U-Punkte der Lichtbogencharaktaristik
herausrreifen lassen, um zu sehen, ob diese Punkte auf
einer Kurve liegen. Ich hatte dies nicht erwartet, denn
wir haben mit diesem Versuch beweisen wollen, daß der
Verlauf der Lichtbogencharakteristik noch durch alle
mözlichen anderen Erscheinungen beeinflußt wird. Die
auf diese Weise gewonnene Darstellung der Abhängig-
keit der Lichtbogenspannung vom Lichtbogenstrom ergab
ebenfalls beim Abschalten unter Öl eine steigende Cha-
rakteristik ’. Die Erscheinung wurde noch nicht weiter
untersucht: es besteht die Möglichkeit, daß der steigende
Gasdruck die Lichtbozenspannung erhöht hat. Für mich
war es daher schr interessant zu erfahren, daß auch in
Luft steigende Kurven gemessen wurden. Vielleicht kön-
nen Sie uns die Gründe für diese Erscheinung angeben.
(Beifall.)
Vortragender: Ich werde die verschiedenen Ein-
wände, soweit es sich um solche handelt, der Reihe nach
kurz durchsprechen. Zu den Ausführungen des Herrn
BIERMANNS habe ich nichts hinzuzufüzen. Auf die Worte
von Herrn KOPELIOWITSCH möchte ich folgendes antwor-
ten: 1000 at können in einer Löschkammer vielleicht auf-
treten. Es handelt sich dann aber um eine Löschkammer,
die absolut falsch dimensioniert ist. Wird die Boden-
klärung der technischen Seite der Frage.
7 Siehe Sonderheft der Hauptversammlung Wien der VAEW, 8. 54.
öffnung zenau so groß gemacht wie der Außendurch-
messer des Schaltstiftes und drückt man diesem System
eine genügend große Energie auf, so entwickelt sich eine
große Menge Gas. Der Druck wächst mehr und mehr an:
schließlich muß etwas entzweigehen, und das ist in diesem
Fall die Löschkammer. Es ist aber doch der Sinn der
ganzen Untersuchungen, gerade diese Erscheinung durch
zweckmälsige Bemessung zu vermeiden. Wenn ich vor
zwei Jahren gesagt habe, daß 25..30at der höchste
Druck sei, den wir in einer Löschkammer . gemessen
haben, dann hat es sich dabei um richtig dimensionierte
Löschkammern gehandelt. In der Zwischenzeit haben wir
festgestellt, dab bei großen Leistungen (größer als
300 MVA) Drücke bis zu 50 und 60 at ausnahmsweise auf-
treten können. Höhere Werte haben wir bei richtiger
Dimensionierung niemals feststellen können.
Es ist richtig, daß sich die Löschkammern vorläufig
nicht vorausberechnen lassen. Wäre dies jedoch möglich,
so glaube ich doch nicht, daß unsere Abnehmer sich da-
ınit zufrieden geben würden, wenn ich ihnen sagte: „Ich
habe die Kammer berechnet, Sie können sich darauf ver-
lassen, sie ist gut.“ Ganz gewiß würde man mir darauf
antworten: „Es ist schon viel berechnet worden, aber wir
möchten das mit eigenen Augen sehen" dann muß eben
der Versuch doch durchgeführt werden. Es ist anderseits
zutreffend, daß man einen Schalter ohne Löschkammern
in gewissem Umfange vorausberechnen kann. Dies ist
aber nur deshalb möglich, weil die Zahl der Versuche
mit normalen Schaltern im Vergleich zu den Versuchen
mit Löschkammerschaltern viel größer ist und man daher
eine wesentlich bessere Grundlage für die Berechnung
hat. Derartige Überlegungen sind aber keine Vorausbe-
rechnungen im eigentlichen Sinne, sondern ein Extra-
polieren gemessener Abhängigkeiten in begrenztem Um-
fange. Man geht jedoch nicht so vor, wie ich es auch
gern tun möchte und wie es der Mathematiker und Phy-
siker tut: Gegeben sind zwei Elektroden in einem Strom-
kreis, die sich mit bestimmter Geschwindigkeit in einem
genau definierten Medium voneinander entfernen. Ge-
sucht ist der zeitliche Verlauf aller interessierenden Grö-
ßen. Bis wir derartige Rechnungen durchführen Können,
wird noch eine lange Zeit vergehen.
Es hat mich interessiert, von Herrn Dr. RÜHLE zu
hören, daß Schalter mit Ölströmung, auf die Herr Prof.
MATTHIAS anläßlich eines Vortrages ebenfalls hinge-
wiesen hat, schon vor mehr als 20 Jahren verwendet wur-
den und recht gute Resultate ergaben. Man darf sich aber
von dieser Art der Lichtbogenlöschung nicht allzu viel
versprechen, denn nach unseren Untersuchungen gelingt
es nicht, die für eine unbedingt sichere Löschung erfor-
derliche Ölströmungsgeschwindigkeit zu erreichen.
Ich komme nun zu den Fragen von Herrn Prof.
MATTHIAS. Die von mir anläßlich der VDE-Tagung in
Berlin vorgetragene Abhängigkeit von Lichtbogenzeit,
Abschaltarbeit und Druck von der Schaltleistung hat sich
auch weiterhin bestätigt. Ich bin jedoch heute nicht dar-
auf zurückgekommen, da ich nur neue Gesichtspunkte
vortragen wollte. Wir haben aber keine Veranlassung,
unseren damaligen Standpunkt irgendwie zu ändern. Das
Minimum der Lichtbogenzeit ist besonders stark ausge-
prägt — worauf auch Herr BIERMANNS hingewiesen hat
— bei Löschkammerschaltern. Im Prinzip läßt sich aber
der Effekt, mehr oder weniger stark ausgeprägt, bei
jedem Schalter nachweisen. In der Zwischenzeit haben
wir auch eine eindeutige Erklärung dafür gefunden. Es
hamdelt sich um eine Auswirkung des magnetischen Fel-
des innerhalb des Schalters.
Die angegebenen Lichtbogenspannungswerte sind wie
folzt zu verstehen: Die Lichtbogenspannung hat bekannt-
lich ungefähr rechteckigen Verlauf. Dies hat zur Folge,
daß Momentan-, Mittel- und Effektivwert der Spannung
praktisch zusammenfallen. Mit U bzw. UB wurde die
mittlere Höhe des Rechteckes, welches die Lichtbogen-
spannung beschreibt, bezeichnet; sie wird den Öszillo-
grammen in Millimeter entnommen und dann auf Grund
der Eichung auf Volt bzw. Kilovolt umgerechnet. Die
Werte der Lichtbozenspannung wurden nicht etwa Ver-
suchen an Schaltern entnommen, bei denen die Licht-
bogenlänge sich doch nur sehr ungenau angeben läßt,
sondern durch Messung an einem System nach Art einer
liegenden Funkenstrecke festgestellt, wobei wohl defi-
nierte Verhältnisse vorlagen. Wir haben die Unter-
suchungen bis zu Stromstärken von 50000 A ausgedehnt.
Ich habe diese Meßwerte jedoch nieht angeführt, da bei
diesen großen Stromstärken Elektrodenabbrand und De-
formation so groß waren, daß die Ergebnisse unsicher
wurden. Der angeführte Mittelwert der Lichtbogenspan-
nung erklärt sieh nun folgendermaßen: Bei der geschil-
derten Anordnung ist die Lichtbogenlänge annähernd
1312
konstant. Es besteht daher die Möglichkeit, den Wert der
Lichtbogenspannung unter Berücksichtigung der jewei-
ligen Polarität dem Öszillogramm für verschiedene Halb-
wellen zu entnehmen. Der Mittelwert aus diesen ver-
schiedenen Ablesungen wurde mit U bezeichnet.
Die steigende Lichtbogencharakteristik haben wir zu-
nächst nur in Luft festgestellt. Eine eindeutige Erklä-
rung kann ich leider heute noch nicht angeben. Die Er- .
scheinung hängt vermutlich stark von der Masse und
Kühlung der Elektroden ab. Bei dünnen Elektroden wird
das Minimum bei kleinerer Stromstärke erreicht als bei
starken Elektroden. In Flüssigkeiten ist der Druck und
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechn. Verein des rhein.-westf. Industriebezirks,
Essen. 11.1X.1929, abds. 7h, Vereinsversammlung in Duis-
burg, Börsenhaussaal: Vortrag des Sachsenwerks „Neuartige
elektrische Antriebe und Einrichtungen für Bergwerke“.
Elektrotechn. Gesellschaft Halle a. S. 11. IX. 1929,
abds.8%h, Saal des Bierhauses Engelhardt, Bernburger Straße:
Vortrag Dr. K. Ripper, „Herstellung und Anwendung
moderner künstlicher Isolierpreßstoffe“.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
Auszeichnungen. — Der Verband Deutscher Elektro-
techniker verlieh anläßlich seiner 34. Jahresversammlung
in Aachen dem langjährigen Vorsitzenden der Kommission
für Errichtungs- und Betriebsvorschriften und verdienst-
vollen Herausgeber der zu diesen Vorschriften gehörenden
Erläuterungen, Herrn Geh. Reg.-Rat Dr. Carl Ludwig
Weber, die Ehrenmitgliedschaft.
C. L. Weber.
Weber wurde 1860 zu Würzburg geboren, studierte
dortselbst sowie in München Mathematik und Physik und
wurde, nachdem er 1884 promoviert hatte, 1886 Privat-
dozent an der T. H. München. 189 übernahm er die vorher
durch von Gaisberg und Uppenborn geleitete
elektrotechnische Versuchstation München und trat 1893
als Mitglied in das kurz vorher neu organisierte Reichs-
.patentamt ein, dem er bis zum Erreichen der Altersgrenze
im Jahre 1925 angehörte.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
5. September 1928
damit die Temperatur an der Kathode höher, was eine
stärkere Emission von Elektronen zur Folge hat. Die er-
forderliche Stromstärke tritt also bei kleinerer Ausdeh-
nung des Kathodenflecks auf. Es ist möglich, daß der
verschiedenartige Verlauf der Charakteristik mit dieser
Erscheinung in Zusammenhang steht.
Ich bin damit am Ende meiner Ausführungen und
danke Ihnen. (Lebhafter Beifall.)
Elektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär.
Dr. Schmidt.
Neben seiner umfassenden Berufsarbeit hat sich
Weber lebhaft an den Bestrebungen des Elektrotechni-
schen Vereins und des VDE beteiligt und ist insbesondere
dafür eingetreten, daß der VDE die Aufstellung von
Sicherheitsvorschriften für elektrische Stark-
stromanlagen in die Hand nahm, die er auf Grund seiner
praktischen Erfahrung in richtiger Beurteilung ihres
Wertes in der Jahresversammlung 1895 eifrig befürwortet
hat. Auf Grund seiner Mitarbeit bei den Vorberatungen
und der Beschlußfassung über diese Vorschriften wurde
ihm die Abfassung der „Erläuterungen“ zu ihnen über-
tragen, die zur Aufklärung der beteiligten Kreise und zur
Überwindung des anfangs sehr starken Mißtrauens gegen
derartige Bestimmungen erheblich mitgewirkt haben.
Dem weiteren Ausbau der Vorschriften hat Weber, der
1905 zum Vorsitzenden der betreffenden Kommission ge-
wählt wurde, ein großes Maß von Arbeit gewidmet.
Durch die Aufstellung und stetige Weiterbildung der
Vorschriften hat sich der VDE die anfangs stark um-
strittene Selbstverwaltung auf diesem Gebiete gesichert.
Daß diese nunmehr von den Behörden aller deutschen Re-
rierungen anerkannt ist, verdankt man zum erheblichen
Teil der maßvollen, unparteiischen und zielbewußten, ste-
tizen Tätigkeit, die die zuständige Kommission mit ihrem
Vorsitzenden geleistet hat. Die deutschen Vorschriften
für die Errichtung elektrischer Anlagen haben nicht nur
innerhalb des VDE vorbildlich gewirkt und zur Auf-
stellung vieler Sondervorschriften Anlaß gegeben, die sich
an diese erste derartige Verbandsarbeit angegliedert
haben, sondern sie sind auch im Auslande anerkannt und
zur Grundlage ähnlicher Arbeiten gemacht worden.
Die Bergakademie Freiberg hat dem Kommerzienrat
Paul Wolf i. Fa. Friemann u. Wolf G. m. b. H., Zwickau,
wegen Seiner Verdienste auf dem Gebiete der Gruben-
beleuchtung insbesondere durch Einführung der Wolfschen
Alkalilampven mit Nickel-Kadmium-KLlektroden die Würde
eines Dr.-Ing. E. h. verliehen.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Kompensationswicklung in Mehrphasenerregermaschinen.
Zu der Zuschrift des Herrn Dr. SCHMITZ ETZ 1929,
S.954, ist nur noch rein sachlich richtigzustellen, daß
äußere Hilfsvorrichtunzen, wie der von ihm erwähnte
Widerstand, nicht für die richtige Arbeitsweise der von
mir beschriebenen selbsterregten Reihenschluß-Erreger-
maschinen in Frage kommen; wie ich gesagt hatte, wird
die vollkommen ideale Arbeitsweise dieser Maschinen
ohne Zusätze, durch hierzu geeignete Ausführung der
Maschinen selbst erzielt.
Dieser von ihm erwähnte Widerstand, welcher nur für
eventuelle Regelung der Kompensierung der Motoren vor-
gesehen war, ist außerdem später selbst hierfür fast nie,
etwa unter 100 Maschinen bei 99 Maschinen nicht. zur
Anwendung gekommen, und nicht nur weil für solche Re-
gelungen eine gleichzeitig angebrachte Nebenschluß-
erregerwicklung zwecekmäßiger ist, sondern auch weil
meistens keine Regelung verlangt. und lediglich eine be-
stimmte Kompensierung oder Überkompensierung der
use bei Belastung oder bei Leerlauf vorgeschrieben
wird.
Brüssel, 29. VI. 1929. Heyland.
Elektrote
LITERATUR.
Besprechungen.
Handlexikon Elektrizität und der
Elektrotee hnik (Elektro-Auskunftei). Mit Be-
rücksiehtigung der neuesten Fortsehritte bearbeitet von
Ing. G.Heber. 3, verm. u. verb. Aufl. Mit 532 S. in ©
Franeksche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1928. Preis
ech. 10 RM.
Dem vorliegenden Wörterbuch liegt der Gedanke zu-
erunde, bei handlichem Umfang einen reichhaltigen Wort-
schatz mit prägnanter und zugleich erschöpfender rklä-
rung zu geben. ie Lösung dieser Aufgabe ist nicht ganz
einfach. Man wird in solehem Falle immer mit Lücken
rechnen müssen und kann zufrieden eein, wenn diese sich
nicht zu stark Eine
Bimetall sucht man vergebens, Wenn auch über d
Freileitungen Bimetalldra ht Angaben Sr:
macht werden. Ferner fehlen die Stichworte: Elektrisie-
rung (nur Elektrifizierung!), j Heinisch-Riedel-
Schutz, [soliermasse®, Kathoden-Oszillograph,
Leuchte, Punktschweißung, Resonanz (nur in
eetzungen angegeben!), Superhet. Die Definitionsschärfe
ist ungenügend bei des Kurzschlusses
(S. 419), wO das wichtige Merkmal der verschiedenen
Polarität Kaskadenschaltung ist nicht
gleichbedeutend mit Hintereinander-, Reihen- oder Serien-
schaltung, j j
es ist kein Privileg des Nebensch
Leerlaufstrom ZU besitzen.
sen, daß die au
Flektrotechnikerverband” durch „Verband
Elektrotechniker” zu ersetzen ist.
Die vorstehende, ins Einzelne gehende Kritik wurde
hauptsächlich deswegen geübt, weil Verfasser selber über
etwa bestehende Mängel unterrichtet zu werden wünscht.
Si» sollen dem Wert des Buches, das besonders in Laien-
kreisen viel Freunde finden wird, keinen Abbruch tun.
W. Kraska.
DieSchule des Elektrotechniker s. Lehrbuch
d. angewandten Elektrizitätslehre. Von Dipl.-Ing. Prof.
5 3, vollst. neubearb. Au l. Ba. 1:Grun d-
lagen der Elektrotechnik, Teil 1 bearb. von
Prof. H.Stape |feldt. Mit 117 Abb., VI u. 272 S. in 8°.
Bd. 3: Elektrische ik. Bearb. von
Ing. H.Teuc hert. Mit 336 Abb., VIII u. 335 S. in 8°.
Verlag Moritz Schäfer, Leipzig 1928. Preis Bd. 1 geb.
8,50 RM; Bd. 3 geb. 10 RM.
Das Werk ist zunächst als Leitfaden für den Unter-
richt der Elektrotechnik an technischen Fachschulen ange-
Jegt, darüber hinaus aber auch zum Selbststudium für d
jenigen geeignet, denen der Besuch einer Fachschule nicht
möglich ist, die aber doch ein tieferes Eindringen in die
elektrotechnische Wissenschaft anstreben.
tischen und physikalischen Vorkenntnissen setzt das Buch
etwa den Umfang, den heute die mittlere Reife bietet, vor-
führt in durchaus neuzeitlicher Behandlung in
Abschnitten durch die Grundgesetze der statischen Elektri-
zität, des elektrischen Stromes und seiner Wirkungen un
des Magnetismus hindurch. Zwischen den einzelnen Haupt-
abschnitten sind knapp und doch erschöpfend bearbeitete
Abschnitte über die Hilfswissenschaften eingeschoben, die
besonders dem Privatstudierenden das Studium erleichtern.
Der 3. Band behandelt die elektrische Meßkunde, u. ZW.
im wesentlichen vom experimentellen Standpunkte aus.
Er ist als Leitfaden für das Anfüngerpraktikum an-
gelegt. Es werden die Meßinstrumente und Meßmethoden
für Strom, Spannung, Widerstand, Leistung, Induktivität
und Kapazität, magnetische Messungen, Frequenz und Syn-
.chronismus, ferner für Licht und mechanische Arbeit be-
sprochen. edem Abschnitt ist eine elementar bearbeitete
theoretische Behandlung der Meßgrundlagen vorange-
stellt. Besonders sei auf die an vielen Stellen gegebenen
Anleitungen zur richtigen Anlage des Meßprotokolls hin-
gewiesen. Wer als Lehrer ein Anfängerpraktikum zu lei-
ten hat, kennt die Schwierigkeiten, die Schüler zur sach-
wcmäßen Aufzeichnung der Beobachtungen ZU erziehen,
und wird diese Anleitungen besonders begrüßen.
Die buchtechnische Ausstattung ist vorzüglich. Das
Buch kann als Leitfaden für die elektrotechnischen Schüler-
übungen an Fachschulen, wie auch für den Selbstunter-
rieht und die Fortbildung für bereits in der Praxis ste-
hende Techniker als hervorragend geeignet bezeichnet
werden. Fr.schnau bert.
chnische Zeitschriit 1929 Heit 36
1313
Taschenbuch für Fernmeldetechniker. Von
H. W. Goctse h. 4. verb. Aufl. Mit 844 Abb. i. Text,
XII u. 526 S. in kl.-8°. Verlag R. Oldenbourg, München u.
Berlin, 1929. Preis geb. 13 RM.
Das Taschenbuch liegt seit dem erstmaligen Er-
scheinen 1925 bereits in 4. Auflage vor und hat sich wäh-
rend dieser Blütezeit der Fernmeldetechnik schon den ihm
gebührenden Platz in der Fachliteratur gesichert. Gegen-
über der 1. Auflage hat sich das Taschenbuch erwartungs-
gemäß wesentlich erweitert. 1 d i
den theoretischen Grundlagen die Behandlung der Wechsel-
mit ihren
Bt man allerdings in der
Aufzählung der verschiedenartigen Gleichrichter mit ihrer
gleichrichter, den Kontaktgleichrichter und den urch
seine einfache Zündung und geringe Mindeststromstärke
viel verwendeten Argonalgleichrichter sowie eine Kurze
Erwähnung der neucren selbsttätigen Zündvorrichtungen
für Quecksilberdampfgleichrichter. Im Abschnitt Relais
für besondere Zwecke sind als Neukonstruktionen das
Hitzdrahtrelais und das Siemensrelais mit Quecksilber-
kontakt aufgenommen worden. Der 4. Teil erfuhr
ebenfalls einige Erweiterungen im Abschnitt elektrischer
Wasserstandsfernmelder durch solche für Feinablesung
und ohne Schwimmer und durch die Höhendifferenzfern-
melder sowie im Abschnitt über Eisenbahnsignalanlagen
vor allem in Blockanlagen durch die schnelle Weiterent-
wicklung des Sicherungswesens.
Im 3. Teil
im Abschnitt Schreibtelegraphen der Wheatstone- und der
Siemens-Schnellmorseapparat mit nä
ihrer Locher, Sender und S
Ein neuer Abschnitt ist den Kabeltelegraphen gewidmet,
worin die Beschreibung des Heberschreibers, des Und
lators von Lauritzen, des Siemens-Drehspulenschnell-
schreibers und des Siemens-Kabelsenders eine notwendige
Ergänzung bildet. Im Abschnitt
graphen sin der Creed-Schnellschreiber mit Locher, S
der, Lochstreifenempfänger und Übersetzer und der S
mens-Tastenschnelltelegraph, heute mit Springschreiber
bezeichnet, neu hinzugekommen. Unter diesen neuesten
Typen von Telegraphenapparaten hätte
meisten verwendete Springschreiber (Start-stop-Apparat),
der Teletype System Morkrum-Kleinschmidt, erwähnt wer-
den müssen, der jetzt auch in Deutschland fabriziert wird.
Als wechselseitiger Mehrfachtelegraph ist d i
verwendete Baudot-Apparat eingefügt, und bei den gleich-
zeitigen Mehrfachtelegraphen ist außer den Gegensprech-
schaltungen die Tonfrequenztelegraphie mit 6 (neuerdings
mit 12) Kanälen beschrieben worden. Die UnterlagerungS-
telegraphie zur weiteren Ausnutzung der Fernkabeladern
bis zu einer Frequenz von 5 Tele-
graphenverbindung mit ihren prinzipiellen Schaltungen
Erwähnung finden dürfen. i Abschnitt über
Bildtelegraphie als neuerer Zweig der Nachrichtenüber-
mittlung nac den verschiedenen Systemen ist hier noch
angefügt.
Der
. Bei den gelbsttätigen
in neue gedrängte i
4. Teil behandelt die Fernsprechtech-
Fernsprechanlagen ist der
i Hebdrehwähler,
Der Abschnitt
Band-
Laut-
sprechers
erweitert.
Fernkabel mit den dannit zusammenhängenden Verstärker-
ämtern, F
drahtverstärkern und den neuesten Hilfsmitteln zur Über-
"brückung der größten Entfernungen und die Beeinflussung
der Fernmeldeanlagen durch Starkstromleitungen bei der
zunehmenden Elektrisierung, besonders der Bahnen mit
Wechselstrom oder Gleichstrom aus Gleichrichtern. Unter
dem Abschnitt Messungen üllen die Wechselstrom-
messungen entsprechend der heutigen Bedeutung eine
frühere Lücke aus. Es sind darin vor allem die verschie-
denen Meßgeräte der Firma Siemens 3 Halske kurz be-
schrieben, wie Rohrvoltmeter, Eichleitungen, Verstär-
kungs-, ämpfungs-, Scheinwiderstands-, Kapazitäts-,
Kopplungs- und GeräuschspannungsmesseT-
Am Schluß des Buches wurde vom Verfasser ein um-
fangreicher Literaturnachweis der einschlägigen Bücher
und Zeitschriften hinzugefügt, und außerdem wurden in
169 Fußnoten für alle vier Teile zusammen Sonderabhand-
lungen aus versehiedenen Zeitschriften angeführt. Trotz
des erheblich vermehrten Inhalts gegenüber der 1. Auflage
ist das Buch mit der Erweiterung um über 100 Seiten nur
wenig stärker geworden und kann bei seiner reichhaltigen
1314
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 36
5. September 1929
und gedrängten Form in dem heute so weit verzweigten
Gebiet des Fernmeldewesens jedem Fernmeldetechniker
und auch jedem Ingenieur nur bestens empfohlen werden,
der sich kurzen Aufschluß aus diesem Gebiet verschaffen
will. Stübler.
Lichtnetzempfänger (Netzanschlußempfänger).
Von Dr. E. Nesper (Monographien der Funkindustrie,
II). Mit 84 Textabb. u. 148 S. in kl. 8°. Union Deutsche
Verlaesgesellschaft, Berlin 1927. Preis geh. 3,50 RM,
geb. 4,80 RM.
Eine gute Übersicht über die beim Bau eines Netz-
anschlußempfängers zu berücksichtigenden Punkte. Die
VDE-Vorschriften vom 1.1. 1927 sind auch en uoumen.
übcke.
Empfang auf kurzen Wellen. Möglichkeiten,
Schaltungen u. prakt. Winke Von M. v. Ardenne.
Mit 79 Abb. u. 83 S. in 8°. Verlag Rothgiesser & Diesing
A.G., Berlin 1928. Preis geb. 3,50 RM.
Nach einem kurzen Vorwort schildert der Verfasser
im 1. Abschnitt „die Empfangsverhältnisse auf kurzen
Wellen“. In den folgenden Kapiteln: „Die Empfangs-
antennen“, „Die Einzelteile für Kurzwellenempfänger“,
„Kurzwellenaudionschaltungen”, „Kurzwellenempfänger mit
Hochfrequenzverstärkung“ und „Zwischenfrequenzemp-
fünger für kurze Wellen“ führt er den Leser durch das
ganze Gebiet der Kurzwellenempfangstechnik und gibt dem
Bastler oft nützliche Winke. Mit dem Abschnitt „Die
Eichung von Kurzwellenempfängern“ schließt er seine Be-
trachtungen. Die auf S. 83 am Schluß angegebene Liste
der Kurzwellentelesraphiestationen kann bei der außer-
ordentlich raschen Entwicklung auf diesem Gebiet der
Nachrichtentechnik wohl nicht mehr als ein ungefährer
Anhalt sein. Das Buch gibt eine gute Einführung in das
Gebiet. Moench.
Illuminating Engineering prepared by a staff
of specialists for students and engineers. Von F. E.
Cady u. Prof. H. B. Dates. 2. Aufl. Mit 186 Abb.,
XV u. 515 S. in gr. 8%. Verlag John Wiley & Sons,
Inc., New York, u. Chapman and Hall, Ltd., London
1928. Preis geb. 25 sh.
Sowohl die Herausgeber dieses bemerkenswerten
Sımmelwerkes über Lichttechnik als auch die Mitarbeiter
L. J. Buttolph, P. W. Cobb, Ward Harrison,
M. Luckiesh, Howard Lyon, H. H. Magdsick,
W. R. Mott, J. H. van Horn und A G. Worthing
sind als hervorragende Lichttechniker bekannt, und die
meisten von ihnen haben sich als selbständige Forscher
auch im Auslande einen Namen gemacht. Es war deshalb
von vornherein eine gründliche Arbeit zu erwarten. Sie
ist aus einer Reihe von Vorträgen hervorgegangen, die
seit 1918 an der Fachschule für angewandte Wissen-
schaft vor Schülern niederer Semester gehalten wurden.
Bei aller wissenschaftlichen Gründlichkeit wurden daher
bei den Vorträgen auch nur geringe Voraussetzungen an
die Vorbildung der Hörer gemacht, so daß nach der Über-
arbeitung und Zusammenfassung der lüinzelarbeiten ein
vorbildliches Lehrbuch der Lichttechnik entstanden ist,
das den Studenten unserer technischen Hochschulen und
technischen Mittelschulen angelegentlichst empfohlen sei.
Darüber hinaus werden auch die Ingenieure der Fabriken,
Gewerbeinspektoren, Architekten und alle, die an der
l.ichttechnik interessiert sind, das Lehrbuch der Licht-
technik mit Gewinn studieren und es auch mit Nutzen
als Nachschlagewerk benutzen können. Der behandelte
Stoff erstreckt sich auf alle Gebiete der Lichttechnik,
und das dargebotene Tatsachenmaterial ist gut ausge-
wählt und von großer Zuverlässigkeit. In den Haupt-
abschnitten werden behandelt: die Physik der Licht-
erzeugung; die Lichtquellen (schwarzer Körper, die
Sonne, Flammen, Bogenlampen, Glühlampen, Entladungs-
röhren, Nernstlampe, Leuchtorganismen); Photometrie;
physiologische Optik: Grundlagen der Beleuchtung;
Licht, Schatten und Farbe; Tageslicht. Den Beschluß
machen eingehende Auseinandersetzungen über die Be-
leuchtung von Wohnräumen, öffentlichen Gebäuden, Ge-
schäften, Fabriken und Straßen, ferner über die Anwen-
dung des Lichtes für Signal- und Reklamezwecke und
die Ausbildungen von Leuchten mit optischen Mitteln
(Linsen, Scheinwerfer, Proiektionsapparnte).
Sehr beachtenswert sind die ausführlichen, in
Deutschland bisher noch nicht veröffentlichten Tabellen
der Glühlampen-Charakteristiken, die die Umrechnung
der Beobachtungsdaten bei einer beliebigen Spannung
bzw. beliebigem spezifischen Verbrauche (W/K) auf eine
gegebene Spannung oder gegebenen spezifischen Ver-
brauch gestatten. Dagegen wird die in Amerika so be-
liebte Punktwertung der Beleuchtungsgüte, die vom
Sport hergenommen ist, in Deutschland weniger Anklang
finden; denn, wenn beispielsweise in einer Anlage alle
die Beleuchtungszüte charakterisierenden Faktoren:
horizontale Beleuchtungstärke, allgemeine kaumhellir-
keit, Schattigkeit, Kontraste, örtliche und zeitliche Gleich-
mäßigkeit mit 1 bewertet werden, die Blendung aber
mit 5, so würde die Beleuchtungsgüte mit 10 Punkten
wesentlich besser erscheinen, als bei einer Anlage, bei der
alle Einzelfaktoren die Nummern 2 erhalten hätten, so
daß insgesamt 12 Punkte herauskämen. Die erste Anlage
ist aber wegen der 5 Punkte bei der Blendung schlechthin
unbrauchbar, während die zweite durchaus annehmbar
wäre. Eine Punktwertung kann deshalb nur einen Sinn
haben, wenn den einzelnen Faktoren jeweils auch noch
ein bestimmtes Gewicht beigemessen werden könnte.
Hierzu sind wir aber noch lange nicht imstande. Die
Punktwertung gibt also nur zu oft ein ganz schiefes
Urteil, wie das ja auch bei Boxkämpfen vorkommen soll.
Im Gegensatz zu anderen amerikanischen Publika-
tionen wird auch die deutsche Literatur berücksichtigt,
und es werden auch deutsche Apparate und Instrumente
beschrieben, einzelne von diesen, wie das Bechsteinsche
Flimmerphotometer, bleiben freilich anonym.
H. Lux.
Technisches Hilfsbuch. Herause. v. d. Schu-
chardt & Schütte A.G., 7. verbess. Aufl. Mit 500
Abb. im Text u. auf 1 Taf., X u. 525 S. in kl. 8°. Verlag
von Julius Springer, Berlin 1928. Preis geb. 8 RM.
Das nunmehr in sicbenter Auflage erschienene Hilfs-
buch ist fast doppelt so stark geworden wie die im Jalıre
1914 erschienene erste Auflage Sieben Auflagen in 14
Jahren sind der beste Beweis dafür, daß das Buch stets
Anklang gefunden hat. Es ist, worauf schon der Name
der Herausgeberin „Schuchardt & Schütte“ hindeutet, in
der Hauptsache für den Werkstattbetrieb bestimmt. In
dem ersten Drittel des Buches wird das Wichtigste über
Rechnen, Maßeinheiten und Vergleichswerte sowie Stoff-
kunde gebracht, in den beiden anderen die Werkstatt-
kunde. Bei der Behandlung einzelner einfacher Maschi-
nenelemente, wie Zahnräder-, Riementrieb usw., ist bei
den Berechnungen darauf Rücksicht genommen, daß das
Buch auch für den einfachen Betriebsmann bestimmt ist.
Die einzelnen Arbeitsweisen, wie Drehen, Bohren, Fräsen
usw., sind unter dem Gesichtspunkte des Betriebes behan-
delt. Von einer Beschreibung der Maschinen ist Abstand
genommen worden, dafür sind aber Bau- und Arbeitsweise
der Werkzeuge eingehend behandelt, so beispielsweise
heim Drehen Spanquerschnitt und Schnittgeschwindigkeit,
Wahl des richtigen Drehstahls, seine Form und Herstel-
lung, daneben aber auch die Wahl der richtigen Bank.
Überall haben die neuesten Arbeiten Berücksichtigung ge-
funden wie Hippler 1925, Klopstock 196, Kro-
nenberg 1928, Loewe-Notizen 1928, die neuesten DIN-
Blätter usw. Am Schlusse wird auf die gegenseitigen Be-
ziehungen zwischen Schnittgeschwindigkeit, Vorschub
und Umfangsgeschwindigkeit sowie auf den Kraftbedarf
für Werkzeugmaschinen eingegangen. Hervorzuheben jet
schließlich noch eine für den Betriebsfachmann wichtige
ausführliche Zusammensiellung (16 Seiten) der ersten
Hilfe bei Unglücksfällen. Ein umfangreiches alphabeti-
sches Sachverzeichnis und eine ebensolche Inhaltsüber-
sicht erhöhen die Beauemlichkeit des Gebrauches und da-
mit den Wert dieses Buches, das nur warm empfohlen w.'r-
den kann. Witt.
Technisches Taschenwörterbuch in drei
Sprachen. 1. bis 3. Teil. Von W. Isendahlu. C. W.
Kollatz. 3., neubearb. u. verm. Aufl. 1. Teil:
Franz.-Deutsch-Engl. mit 179 S., 2. Teil: Deutsch-Enel.-
Franz. mit 166 S., 3. Teil: Engl.-Franz.-Deutsch mit
198 S. in kl. 8%. Verlag Georg Siemens, Berlin 1929.
Preis jedes Bandes geb. 4,50 RM.
Dieses in handlichem Format und zu mäßizem Preis
herauszcebrachte Taschenwörterbuch müßte, zumal es
einen großen Teil der Technik umfaßt, auf die Aufnahme
mancher, auch wichtigerer Ausdrücke verzichten, ob-
eleich man wohl durch Streichung von Zusammensetzun-
een hätte Raum gewinnen können. Die Rücksicht auf
Platzersparnis hat offenbar auch dazu geführt, bei mehr-
deutiren Worten auf Kommentare zu den einzelnen Ll ber-
setzungen zu verzichten. Indessen sind auf dem vom Re-
zensenten ausschließlich überprüften Gebiet der Elektro-
technik auch zahlreiche Unvollständigkeiten oder sogar
Fehlübersetzunsen stehen geblieben. Ausgefallene Aus-
drücke sind z. B. „elektrischer Streifen“ (plate, commu-
tator section, lame) oder auch .„Baumträgerisolator“
Breakdown ist nicht nur Panne
hbruch, device kommt viel häufiger in
Bedeutung „Hilfsmittel“ bzw.
der Bedeutung hlag“;
nur Beleuchtung, itz.
de rupture ist fälschlich mit
mit Dynamo ]
Transformator, circuit breaker mit Umschalter übersetzt,
elektrotechnischen Teil eine
Durcharbeitung und Ergän-
gap,
gründliche fachmännische
zung noch fehlender Ausdrücke (Z.
Klemmenspannunß, anderwelle und Abkürzungen, wie
e.m.f.) als unerläßlich bezeichnet werden, da das ör-
seiner jetzigen Form au
elektrotechnischem bescheidenen An-
sprüchen genügen kann. — Der Verlag hat den drei Bän-
den eine gute drucktechnische Ausstattung mitgegeben.
G. H. Winkler.
Maschi-
Schweißen
‚ völl. neu-
Gießerei.
Spanlose Formung der Metallein
nenfabriken durch Gießen, Schmieden,
und Härten. Von Dipl.-Ing. E. Preger.
bearb. Aufl. Bd. 1: Formerei und
Mit 158 Abb. im Text, VIII u. 150 S. in 8°. (Bibl. d. ges.
Technik NT. 339.) 2: Schmieden un tan-
zereitechni k. Mit 165 Abb. im Text, VIII u. 152 8.
in 8°. (Bibl. d. ges. Technik NT. 340.) Verlag_V- Dr.
Max Jänecke, Leipzig 1928 u. 1929. Preis des Bandes
kart. 3 RM.
Das Werk Prege rs „Die Bearbeitung der Metalle
in Maschinenfabriken usw.”, das früher in zwei Teile:
„Spanlose“ und ‚Spanabhebende Formung” zerfiel, ist nun-
mehr in acht Bändchen u terteilt, von denen die ersten zwei
vorliegen. i Unterteilung verbun-
dene wesentliche Erweiterung konnte das Werk nur ge-
winnen. Bei den 1. B j i
noch auf viele Einzelheiten einzugehen.
ersten Abschnitt Metalle und Legierungen unter Heran-
ziehung zahlreicher DIN-Blätter die Gütevorschriften
wieder. Einige Lücken findet man bei der Beschreibung
der Metalle, und etwas gar kurz ist der Abschnitt Schmelz-
üfen und Zubehör geraten, die auf 23 Seiten behandelt wer:
den. Kleine Fehler und Irrtümer wird man gern verzeihen,
da der Verfasser schließlich nicht auf allen Gebieten Fach-
‚ Vielleicht wäre aber eine Durchsicht
durch einen Auflagen zu emp-
fehlen. Eine Schwindung von 4 % für Aluminium ist reich-
lich hoch. Nach Angaben aus anderen Quellen beträgt sie:
nur 1,7 %. Die Kupolöfen, Abb. 125, viel zu niedrig.
Ausführlich und richtig ist die Formerei behandelt.
Ganz zu Hause ist der Verfasser in der Schmiede-
Bd.2 ausführlich und interessant beschrie-
f i jer die Wärmebehand-
iung, das Glühen, Härten und Anlassen, das in Bd. 4 für
i Immerhin wird schon hier auf die
Gefahr der Blauhitze hingewiesen. Unter den Schulbei-
spielen für die heutige Schmiedetechnik wären vielleicht
die Herstellungsweise der Lokomotivkurbelwellen und ihre
E.ntstehungsgeschichte nicht unangebracht gewesen. g
daß diese, allen Berechnungen spottend,
auch bei rechnungsmäßiger zwölffacher Sicherheit bei dem
schweren Dienst in Stücke brachen, über-
ging, sie aus einzelnen Stücken warm zusammenzuü-
schrumpfen.
In den beiden Bändehen können die zahlreichen Ab-
»ildungen als vorbildlich bezeichnet werden.
M. Escher.
H andbuch der Holzkonservierun®. Von
N] ahlke-Troschel. Herause. V. F.Mahlke unter
Mitwirkung namhafter Fachleute, 2., völlig neubearb.
Aufl. Mit 191 Abb. im Text, VII u. 438 S. in er. 8,
Xerlag von Julius Springer, Berlin 1928. Preis geb.29 RM.
Die erste Auflage des von dem leider im Felde gestor-
benen Oberbaurat 1916 herausgegebenen
tI andbuchs war in wenigen Jahren vergriffen, die zweite
Auflage füllt eine ird, da sie erheblich
x erbessert ist, der großen Zahl von Verbrauchern kon-
servierten Holzes willkommen sein.
Der erste Teil des Handbuchs behandelt auf 155 Seiten
den Aufbau, die chemische Zusammensetzung HI das
ch emische Verhalten des Holzes, die Zerstörung des Holzes
durch Holzschädlinge (Pilze und Tiere) und das Verhalten
des rohen und konservierten Holzes gegen sonstige Ei
flüsse. Einzelne Gebiete sind gegen die erste Auflage
vorteilhaft gekürzt und neu gruppiert. Der zweite Teil
enthält auf 154 Seiten die Konservierung des Holzes unter
Vorbehandlung des Holzes, die i
rungsverfahren, Imprägnierstoffe sowie Prüfung und Be-
wertung von Holzkonservierungsmitteln. j
Tränkungsverfahren, die sehr groß ist, ist in verständiger
Weise einer Sichtung
aber auch neue und erprobte
den, während anderseits, wie der Herausgeber im Vor-
wort sagt, davon abgesehen wurde, die zahlreichen, offen-
bar niemals zur Ausführung kommenden Vorschläge hin-
sichtlich Konservierungsverfahren und -mittel vollständiz
zu bringen. i i
bezeichnet. Das mag für den Fachmann genügen, für den
Verbraucher von Holz scheint mir eine kurze Angabe des
Jahres hinter der Patentnummer erwünscht. Im dritten
Teil sind auf 100 Seiten die Anwendungsgebiete berück-
sichtigt, u. ZW. der Eisenbahnoberbau,
Leitungsmaste, Grubenbau, Wasser- un Schiffbau sowie
Hoch- und Straßenhau. Erfreulich ist, daß dem Zuge der
Zeit entsprechend die Wirtschaftlichkeit für die einzelnen
Anwendungsgebiete besonders besprochen, und daß die
Ermittlung d Lebensdauer imprägnierter Hölzer Aur:
führlich behandelt worden ist.
Das H j wissenschaftlichen Forschungs-
ergebnissen und technischen Fortschritten gefolgt. Bei den
j Eisenbahn-, Fern-
Berghau an kon-
serviertem Holz eingebaut sind und dauernd noch ein-
gebaut werden, und bei der Bedeutung, die der wirtschaft-
der Holzbestände allgemein zukommt,
j Verbreitung Zu wünschen.
Holz beschaffen und verwenden,
Gebiets befassen,
onrad Rohlfing.
Verfahren besprochen wer-
ist dem
Es kann daher allen, die
und die sich mit dem
bestens empfohlen werden.
Difforential- und
Dr. L. Bieberbach.
Integralrechnunß.
Bd. 1: Differentialrech-
‚in 8°. Preis kart. 5,40
g. verm. u.
95 Abb. im Text, VI u. 149 S. in op Preis kart. 5,80 RM.
Math. Leitfäden Bd. 4 u. 5.) Verlag von
B.G. Teubner, Leipzig u. Berlin 1928.
Entsprechend dem Umstande, in erster
Linie für Studierende der Universität bestimmt ist, legt
es den Hauptwert auf exakte Darstellung.
werden nur zur i
beispiele fehlen ganz.
daß Probleme, die den Anwendungsgebieten entstammen,
genau ebenso berücksichtigt werden,
theoretische Bedeutung haben. Eine besondere
erfahren überall dio methodischen Momente. Verschie-
dentlich treten an die Stelle der üblichen Verfahren ein-
fachere, so Z. Ð. bei der Behandlung der Summendefinition
des bestimmten Integrals. Hervorgehoben sei auch die
elementare Behandlung der Fourierschen Reihen stetiger
Funktionen. Jedem, der eine exakte Einführung in die
Infinitesimalrechnung wünscht, werden die beiden Bänd-
chen von Nutzen sein. Fender.
Zahlen-
technischen Wärme-
G. Puschmann. 4., erw.
Aufl. Mit 85 Abb. i. f, Wasser-
dampf u. 93 Zahlenbeisp., VII u. ‚in 8. Verlag
Dr. Max Jänecke, Leipzig 1929. Preis kart. 6,60 RM.
Die neue Auflage ist besonders durch ein neu einge-
fügtes Kapitel über die unvollkommene Verbrennung
fester Brennstoffe bemerkenswert. Man findet hier die
Wauptgleichungen und ein Zahlenbeisniel zur Bestim-
mung der Raumverhältnisse und des Luftüberschusse8,
wenn ein Teil des Kohlenstoffs nur ZU Kohlenoxyd ver-
brennt. Über diesen Gegenstand findet man im thermo-
fast nichts, obwohl er in
wichtige olle spielt.
Ein anderes neues Höchstdruckdampfma-
schinen behandelt in einfacher Zwischenüber-
hitzung und das Regenerativverfahren bei Dampfanla-
gen, wobei besonders die Vor-
gänge erläutert werden. Stu-
dierenden, sondern auch den Ingenieuren der Praxis als
schnell orientierendes Handbuch empfohlen on
ınzen.
Die Grundzüge der
lehre. Von
mg
EE
1316
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Deutsches Elektroporzellan auf dem Weltmarkt. —
Gegenüber der Vorkriegszeit, in der Deutschland bei der her-
vuorragenden Stellung seiner Elektroindustrie auf dein Welt-
markt und infolge seiner Jahrhunderte alten Erfahrungen in
der Porzellanerzeugung den größten Teil des Auslandes mit
elektrotechnischem Porzellan versorgte, ist der Export dieser
Industrie, wie Dr. F. Warnke kürzlich in der Ind. Han-
delszg.! unter obigem Titel des näheren dargelegt hat, stark
zurückgegangen. Bei Isolatoren für Fernsprechleitungen und
Hochspannungsanlagen ergaben sich in den Jahren 1913/1928
folgende Mengen:
1913 96 861 dz 1927 67 238 dz
1925 65 521 „ 1928 61 349 „,
1926 58 895 „
Das günstigste Ausfuhrjahr nach dem Krieg, 1927, zeigte
einen gegen 1913 um 30 % gesunkenen Versand, während der
Export 1928 nur noch 60 % der Vorkriegsausfuhr betrug. Da-
bei ist zu berücksichtigen, daß durch die zunehmende Ver-
kabelung der Bedarf an Freileitungsisolatoren sehr erheblich
eingeschränkt und das Verhältnis daher zugunsten der Hoch-
spannungsisolatoren verschoben worden ist. Diese ent-
sprechend der Nachfrage am Weltmarkt und ihrer Produk-
tionskapazität zu exportieren, war aber die deutsche Industrie
aus bekannten Gründen nicht in der Lage. Die Ausfuhr des
Leerporzellans, d.h. unmontierter Isolationsgegenstände, be-
trug in den Monaten Juni/Dezember 1926: 11 351, 1927: 22 914
und 1928: 25 863 dz, hat also zugenommen, doch läßt sich aus
diesen Zahlen die Tendenz der Entwicklung noch nicht deut-
lich erkennen. Den Rückgang des Exports von Elektroporzel-
lan im allgemeinen erklärt Dr. Warnke zum großen Teil da-
mit, daß viele Länder ihre Zölle auf dieses Fabrikat im Inter-
esse einer nach dem Krieg aufgebauten eigenen Industrie
außerordentlich erhöht haben. In Italien z.B. betrug diese
Steigerung gegenüber der Vorkriegszeit das Vierfache, und
daher hat dieses Land, das 1913 noch tiber 9000 dz Elektro-
porzellan einführte, 1928 nur noch 800 dz aufgenonmen. Auch
nach Frankreich ist der Export aus demselben Grunde nur
noch sehr beschränkt möglich. In Norwegen hat man die Zoll-
sätze für Hochspannungsisolatoren auf mehr als das Acht-
fache, in Belgien für das gesamte Gebiet des Elektroporzellans
um 33%, in Litauen für Hochspannungsporzellan auf das
Vierfache hinaufgesetzt, und der neue Zolltarifentwurf der
V.S. Amerika gefährdet die Ausfuhr von Porzellan für tech-
nische Zwecke und Niederspannung sehr beträchtlich. Diese
Exportschwierigkeiten werden durch die große Konkurrenz
der tschechoslowakischen Porzellanindustrie bedeutend ver-
stärkt, die aus den verschiedensten Gründen in der Lage war,
ihre Ausfuhr an Elektroporzellan von 17 790 dz im Jahr 1925
auf 41 100 dz in 1928 zu steigern. In ähnlichem Umfang hat
die Herstellung der ebenfalls unter günstigen Bedingungen
arbeitenden japanischen Elektroporzellanindustrie zugensm-
men, u. zw. von wertlich 4,7 Mill Yen in 1922 auf 6,9 Mill Yen
im abgelaufenen Jahr. Dazu kommt schließlich, daß in zahl-
reichen Staaten bei der Vergebung öffentlicher Aufträge die
heimischen Erzeugnisse weitestgehend bevorzugt, und dort,
wo amerikanisches Kapital die Elektrisierung des betreffen-
den Landes durchführt, in erster Linie die Fabrikate der
Union verwendet werden. Setzt man den Export des Jahres
1928 ins Verhältnis zu dem der Vorkriegszeit, so ergibt sich,
daß von letzterem Frankreich und Italien nur noch 8%, Bel-
gien 20 %, Brasilien 22 %, Großbritannien 20 % und Spanien
50 % aufgenommen haben. Wie Dr. Warnke am Schluß seiner
Ausführungen bemerkt, werden die Bemühungen der deut-
schen elektrotechnischen Porzellanindustrie, ihre Ausfuhr zu
heben, bei der Qualität der Erzeugnisse von Erfolg begleitet
sein, wenn es der deutschen Handelspolitik gelingt, die hohen
SE des Auslandes auf ein erträgliches Maß zurückzu-
ühren.
Platin. —Die Produktion des Metalls ist nach den An-
gaben des Statistischen Reichsamts? von rd. 4794 kg im Jahr
1926 auf 5676 kg in 1927 gestiegen. Hieran waren die UdSSR
mit 3110, Kolumbien mit 1866, Kanada mit rd. 349 und Trans-
vaal mit 324 kg beteiligt, doch darf man annehmen, daß die
russische Gewinnung, über die amtliche Angaben fehlen, be-
trächtlich größer gewesen ist. Was den Handel mit Platin
betrifft, so betrug die Einfuhr Deutschlands, wohin die UdSSR
nach dem Abbruch der amtlichen Handelsbeziehungen mit
England und dem Ablauf privater Lieferungsverträre mit
englischen Firmen den Schwerpunkt ihres Platinhandels ver-
legt hat, an Metall 1927 6975 kg (516,5 i. V.) im Wert von
75.156 Mill RM (6,539 i. V.) und die Ausfuhr rd. 2727 kg (301
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 36
5. September 19%
kommen an Waren aus Platin 3216 kg (2542,4 i. V.) im Betrag
von 83041 Mill RM (6.530 i. V.). Das wichtigste Ver-
brauchsland waren auch in den Jahren 1926/27 die V.S.
Amerika, doch ist ihr Konsum für die Industrie (rot
deren starker Entwicklung im Vergleich zur Vorkricgszeit be-
trächtlich zurückgegangen, weil die hohen Preise die Umstel-
lung auf Ersatzmittel veranlaßten. Bei einem Gesamtver-
brauch (einschl. Palladium) der Union von 4655 kg in 192%
(5337 i. V.) entfielen auf die Elektroindustrie 59 kg
(686 i. V.) oder 13%. Mit dem steigenden Angebot, namer-
lich russischen Platins, sind die Preise gefallen; die Bil-
dung des Kartells ist an dem Widerstand der UdSSR geschei-
tert, deren Betriebe infolge der günstigen Produktionsbedin-
gungen und des Ausbaus der technischen Hilfsmittel billiger
als die Konkurrenz in Südafrika und Kolumbien arbeiten. Im
Dezember 1927 stellte sich der deutsche Platinkurs, der im
Durchschnitt des Jahres 1925 15 RM/g betragen hatte, nur
noch auf 8,65 RM, lag also lediglich um 2,65 RM über dem
Mittelpreis von 1913. l
Der Kupferverbrauch in der nordamerikanischen Elek-
trizitätsindustrie. — Mitteilungen der El. World! aus dem
Jahrbuch des American Bureau of Metal Statistics gestatten,
die in der ETZ 1928, S. 1428 gemachten Angaben zu er-
gänzen. Der Kupferverbrauch der V.S. Amerika auf
olektrotechnischem Gebiet stellte sich in den
Jahren 1920/28 schätzungsweise folgendermaßen:
l = Si
Do. = Ferraphen” Licht- u. Kraft-! Strafenbabn-
Jahr (Starkstrom?) wesen leitungen | oberleitung
sh. t`ns
1920 170 000 61 000 29 500 5 400
1921 130 000 54 000 33 000 5 200
1922 134 500 60 000 48 750 4 600
1923 178 500 75 000 85 850 6 250
1924 195 500 80 000 90 000 5 100
1925 183 509 90 000 110 000 6 650
1926 201 000 104 000 122 000 7 000
1927 196 500 93 000 103 000 5 300
1928 213 000 119 000 115 000 6 300
Für 1928 ergeben diese Werte zusammen 453 300 sh . tons,
d.s. 55 500 tons oder 14 % mehr als 1927 und 4% mehr als
1926. Gegenüber dem Vorjahr ist der Verbrauch der fabri-
zierenden Starkstromindustrie um 8%, der des Nachrichten-
wesens um 28 % und der Konsum für Licht- und Kraftleitun-
gen um 12% gestiegen. Die außerordentliche Zunahme des
letzteren (um 290%) seit 1920 zeigt den gewaltigen Auf-
schwung im Leitungsbau infolge des Anwachsens der Strom-
abnehmer um 117 %, deren Anzahl 1920 rd. 10,8, 1928 aber
rd. 23,4 Millionen betrug. Der gesamte Kupferverbrauch der
V.S. Amerika hat sich von 621373 sh. tons in 1919 mit
Schwankungen (1921 waren es 459 885 tons) auf 980 100 tone
in 1928 erhöht; der Anteil der Elektroindustrie, 1921 mit
28,3% am größten, stellte sich in dieser Periode auf durch-
schnittlich 23,9% und der des Leitungsbaus, der Telephonie
und Telegraphie zusammen auf 21,1% bei einem Maximum
von 25,5 % im Jahr 1926.
Frankreichs elektrotechnischer Außenhandel. — Nach
der Rev. Gen. de !’El.4 ist im ersten Vierteljahr 1929
die Einfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse von 29 694 dz
in der gleichen Zeit des Vorjahres auf 52555 dz, d. h. um
22861 dz oder 77% und wertlich von 82,522 auf 139.197
Mill Fr bzw. um 56.675 Mill Fr oder fast 70% gestiegen. Die
Ausfuhr zeigt dagegen einen Rückgang von 75185 auf
73440 dz, mithin um 1745 dz und von 102,845 auf 100,439
Mill Fr, war also wertlich um 2,406 Mill Fr geringer als im
1. Quartal 1928. Für den Export ergibt sich damit ein Über-
schuß von 20 885 dz (45 491 i. V.), während dem Wert nach
die Einfuhr um 38.758 Mill Fr überwog; die gleiche Periode
des Vorjahres schloß mit einem Exportüberschuß von 20,323
Mill Fr.
ı Bd. 99, 1920, S. 1269.
2 Generatoren, Motoren, Schalttafeln, Lampen usw.
3 Vgl. ETZ 1929, S. 808.
A Bd. 3, 1929, S. 1022.
Bezugsquellenverzeichnis.
Frage 309: Welche Firma stellt Apparate zum Prü-
fen von Spannungsverlusten an ölverkrusteten Ölschalter-
kontakten her?
Frage310: Wer stellt Stege nach DIN VDE 7640/7641
aus Material der VDE-Klasse S her?
i. V.) im Wert von 28,463 Mill RM (5,260 i. V.). Hierzu Abschluß des Heftes: 31. August 1929.
1 1020, Nr. 140. Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
2? Wirtsch. u. Stat. Bd. 9, 1929, S. 41. 19 000 Bxpi.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Jullus Springer, Berlin W 9.
h
SEP 3 0 1929
Entwickelt aut Grund von Versuchen
im Hochleistungsprüffeld der SSW
Schaltleistung nach dem REH-Zyklus
200 MVA
400 MVA
SIEMENS-SCHUCKERT
Misit: U nger, Wälzlager f. Elektromot, 1317 — Müllner, El, krane mit Wippausleger 1346 — Durchschlag fester Isolatoren — Turbulente
magnet. Wirbelfelder 1321 — Liwschitz, Netzkupplung 1323 — Eigenströme d. obersten Erdschichten —- Selekt. Erdschlußschutz von unge-
tki. Die Scheinverbrauchsmess. u, ihre Bedeut, f. d. Elektrizitäts- erdeten Hochspannungsnetzen 1347 — Befreiung der Luft v. Kohlendioxyd durch
b% — Hoerstell, u. Verwend. v, Leichtmetallen 1332 — Hennig, elektrolyt. Überführung 1348 — Der Hochofen als galvanisches Element — Unter-
2 Ermitti, der Belastbark, v. Eisenwiderst, 1334. such. über Kitte u. Vergußmassen unter besond. Berücksicht. d. Verhältn. in
Rndschau: Verbess’,,d. Wirtschaftlichk. v. Elektrizitätsw. durch d. Elektrot. — Gereinigte Faserstoffisolation f. Telephonschaltdrähte —
~ 13355 — BO kV - Liehthipe - Umspannwerk der Southern Cali- Elektrodenpotential u. Rostneigung von Chromstählen — Goebel-Feier in Han-
een Co. 1397 — Parallelarbeiten el, Kraftw. 1388 — Gleichstrom- nover 1849 — Jubiläum 1350 — Jahresversamml, Kongresse, AUS-
für Automobil- u. Zugbeleucht, 13398 — Über d. Anzahl d. z. Ermi d. stellungen 1350 — Energiewiärtsch. 1351 — Vereinsnach-
eines Ülschalters notwend. Versuche 1340 — Meßkondensator ft. richten 1352 — Sitzungskalender 1352 — Literatur:.J, Herr-
See Kebtsehalt, u. Stör. an Drehstromzählern — El, Anlaß- mann, L. Graetz, H. Schimank, A. Forstmann u. H. Reppisch, F. T. Sisco,
Kohlenstotfstahl m. Wärmeübertrag. durch bewegte Luft 1341 — Selbst- F. Generlich u. H, Martens, W. H Westphal, Jahresberichte: AEG, Siemens
Tichtanl. 1842 — Öberleltungsomnibusse in Berlin? — Konstruk- & Halske u. Siemens-Schuckertwerke A.G., BBC (Baden), General Electric Co
2 Tokomot. u. Triebwagen d. Deutsch. Reichsbahn 1343 — Kurzschluß- 1352 — Geschäftliche Mitteilungen 1355 — Bezugsquellen.
I Biraßenbahnbetr. — EI. betr. Verladean!. d. Zeche Fürst Harden- verzeichnis 1356 — Berichtigung 1356.
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12. SEPTEMBER Ti
II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 12. September 1929
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,
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1817
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W9
50. Jahrgang
Berlin, 12. September 1929
Heft 37
Wälzlager für Elektromotoren.
Von Prof. Dr. techn. Franz Unger, Braunschweig.
Übersicht. An Hand verschiedener üblicher Einbau-
beispiele wird gezeigt, daß die Verwendung von Wälzlagern
bei Elektromotoren vielfach beim Aus- und Einbau zu
Schwierigkeiten und Peschädigungen der Lager Anlaß gibt,
weil die Lager selbst geöffnet, vielfach auch noch zerlegt
werden müssen. Es werden konstruktive Vorschläge ge-
macht, die es ermöglichen, die Motoren bei gekapselt blei-
benden Lagern auseinander- und zusammenzubauen.
In den letzten Jahren sind die Wälzlager für den
Elektromaschinenbau sehr wichtig geworden. Während
man vor wenigen Jahren nur sehr raschlaufende kleine
Motoren für Zentrifuzenantrieb und dgl. mit Kugel-
lagern und Straßenbahnmotoren nach einigem Wider-
streben mit Rollenlagern ausgeführt hat, sind heute schon
zahlreiche Firmen zur Serienfabrikation von Drehstrom-
motoren mit Rollenlagern bzw. Kugellagern übergegangen.
Es ist anzunehmen, daß in nicht allzu ferner Zeit auch die
Gleichstrommotoren mit Wälzlagern ausgerüstet werden.
Die Vorteile der Wälzlager gegenüber den Gleitlagern
sind augenfällige. Abgesehen von den viel kleineren Lager-
reibungsverlusten ist ihre Betriebsicherheit größer. Selbst
bei teilweiser Zerstörung (Bruch eines Wälzkörpers
und dgl.) halten sie den Läufer genau zentrisch, so daß
ein Streifen im Ständer fast unmöglich erscheint, ein Vor-
zug, der besonders für Drehstrommotoren wichtig ist.
Ein weiterer Vorteil des Wälzlagers ist auch der geringere
Schmiermittelverbrauch.
Fragt ınan sich, warum die Wälzlager noch so wenig
verwendet werden, so findet man drei Ursachen: 1. die
hohen Anschaffungskosten, 2. die schwierige, weil ge-
nauere Werkstattarbeit, 3. den schwierigen Zusammen-
bau und Ausbau Die höheren Anschaffungskosten
lassen sich durch Werkstoffersparnis an den übrigen
Teilen der Maschinen teilweise, wenn nicht ganz, wieder
wettmachen, denn die Baulänge der Maschine wird bei
Verwendung von Wöälzlagern weit geringer als bei Gleit-
lagern. Die Verwendung von Wälzlagern erfordert na-
türlich eine gänzliche Umstellung der Werkstatt und
damit auch wieder Kosten. Ist diese Umstellung erfolgt,
dann dürften die Werkstattarbeiten nicht schwieriger und
teurer sein als bei Gleitlagern. Es bleibt immer noch der
Einwand des schwierigen Zusammenbaues und noch
schwierigeren Ausbaues. Daß dieser Einwand bei vielen
heute üblichen Bauarten wirklich gerechtfertigt ist, soll
an einigen Beispielen gezeigt werden.
Bekanntlich können Querlager einen ziemlichen
axialen Schub aufnehmen, so daß man bei Elektromotoren
mit waagerechter Welle fast nur Querlager verwendet.
Dabei soll stets das am wenigsten belastete Lager Füh-
rungslager sein. Der Innenring wird mit Festsitz auf
die Welle aufgebracht, der Außenring soll bei Rollen-
lagern mit Haftsitz, bei Kugellagern mit Schiebesitz im
Gehäuse sitzen. Der Festsitz wird gefordert, um wäh-
rend des Laufes jede Relativbewegung zwischen Laufring
und Welle zu verhindern, denn jede schnelle Gleit-
bewegung der Sitzflächen würde eine Abnutzung und da-
mit ein Ausleiern des Sitzes verursachen. Bei Kugellagern
wird Schiebesitz des Außenringes gefordert, um eine sehr
langsame Drehbewegung im Gehäuse zu ermöglichen.
Dadurch werden immer andere Teile des Außenringes den
außerordentlich hohen Kugeldrücken ausgesetzt und die
Abnutzung seiner Lauffläche gleichmäßig auf den ganzen
Umfang verteilt. Bei Rollenlagern sind die spezifischen
Drucke viel kleiner, also auch der Verschleiß der Lauf-
'triebe schon durch das
flächen geringer; daher ist dort eine solche Drehbewegung
nicht nötig.
Die von den Wälzlagerfabriken herausgegebenen Ein-
baubeispiele und Vorschriften für den Einbau von Wälz-
lagern an elektrischen Maschinen stehen häufig nicht im
Einklang mit den Forderungen, die der Elektromaschinen-
bau an solche Konstruktionen stellen muß. Vielfach wird
übersehen, daß die Läufer von Elektromotoren nach
längerer Betriebszeit mindestens zu Reinigungszwecken
ausgebaut werden müssen und daß zur Durchführung
dieser Arbeiten oft nur unkundige Hilfskräfte wie Dorf-
schmiede, Schlosser, Klempner usw. zur Verfügung stehen.
Es ist daher von Wälzlagerkonstruktionen an elektrischen
Maschinen in erster Linie zu fordern, daß selbst ungeübte
Handwerker Ausbau und Zusammenbau schnell und ein-
fach durchführen können.
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Abb. 1. Kugellager eines Elektromotors, Schiebesitz des Loslage:rs
rechts) auf der Welle.
Dabei soll man es, entzegen einer vielfach geäußerten
Meinung, nach Möglichkeit vermeiden, daß beim Ausein-
andernehmen des Motors auch die Lager zerlegt werden
müssen. Der Einwand, daß sich bei der Zerlegung der
Lager eine günstige Gelegenheit zur Kontrolle etwaiger
Fehler ergäbe, ist irrig. Grobe Fehler, die im allgemeinen
zur schnellen Zerstörung der Lager führen, sind im Be-
Geräusch kenntlich; kleinere
Fehler, wie zuviel Lagerluft, Verschmutzung und dgl.,
können im äußersten Falle nach Abnehmen des Deckels
festgestellt werden. Beim Zerlegen des Lagers, besonders
dann, wenn auch der Innen- vom Außenring abgezogen
wird, ist eine Beschädigung der Laufflächen zu befürch-
ten. Man muß sich vorstellen, daß z.B. bei einem Aus-
bau, bei dem der innere Laufring auf der Welle sitzen
bleibt, sehr leicht eine Beschädigung der Lauffläche durch
Anstoßen an irgend einen Teil des Lagerkörpers oder
dgl. erfolgen kann. Nicht selten lagert ein auszebauter
Läufer tagelang mit offenen Wälzlagern. Eine Ver-
schmutzung durch Staub, Ruß, Feuchtigkeit und del. ist
dabei nicht zu vermeiden. Schon eine Berührung der
Laufflächen oder der rollenden Teile des Lagers mit den
Fingern kann zur Rostbildung und in weiterer Folge zur
Beschädigung des Lagers führen.
In Abb. 1 ist ein Kuegellagermotor dargestellt. Uber
den Einbau ist von der Lieferfirma der Lager angegeben,
1318
daß auf der Riemenscheibenseite der Innenring Schiebesitz
erhalten soll, auf der Gegenseite Festsitz. Das stärker
belastete Lager wird also schlechter eingepaßt als das
Festlager. Der Ausbau soll nach Angabe der Firma so
erfolgen: Abziehen der Riemenscheibe, Lösen des Lager-
schildes auf der Gegenseite, Herausziehen des Läufers.
Eine andere Firma fängt die Sache nach Abb. 2 insofern
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Abb. 2. Kugellager eines Elektromotors, Schiebesitz des Festlagers
(links) auf der Welle.
besser an, als der Innenring des Festlagers mit
Schiebesitz aufgesetzt wird und so der Anker nach der
Riemenscheibenseite zu herausgezogen werden kann. In
beiden Fällen wird ein Innenring mit Schiebe-
sitz aufgezogen, d. h. das Lager verschlechtert; auch
wird in beiden Fällen die Kapselung des Lagers aufge-
hoben. Bei der Ausführung nach Abb. 2 kann der Innen-
ring des Festlagers durch die über den Zapfen geschobene
Büchse festgeklemmt, also ein Gleiten verhindert werden,
doch ist seine zentrische Lage nie so sicher als bei Festsitz.
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Abb. 3. Beide Innenringe Festsitz, Ausbau durch Zerlegung
des Rollenlagers.
Da der Innenring stets mit Festsitz auf der Welle
sitzen soll, ist es leider oft üblich, beim Ausbau von Motor-
läufern mit zylindrischen Rollenlagern den Außenring vom
Innenring abzuziehen, d.h. das Lager zu zerlegen, wobei
die Rollen samt Käfig je nachdem entweder auf dem Innen-
ring oder auf dem Außenring verbleiben. In Abb.3 ist
eine solche Konstruktion dargestellt, bei der der Ausbau
zwecks Reinigung nach Angabe der Firma so erfolgen
soll, daß nach Abziehen der Riemenscheibe und Lösen des.
Lagerschildes auf der Gegenseite der Läufer in Richtung
nach der Gegenseite herausgezogen wird. Hier werden
die Rollen mit dem Außenring zusammen herausgezogen.
Ein solcher Ausbau erfordert teuere Lager, weil Rollen-
lager mit Außenbordring teurer sind als solche mit Innen-
bordring. Bei Kugellagern ist ein derartiger Ausbau nicht
möglich; hier müssen Innenring, Kugel samt Käfig und
Außenring beisammen bleiben. In diesem Fall soll immer
der Schicbesitz des Außenringes, niemals der Festsitz des.
Innenringes beim Ausbau gelöst werden, weil eine Lösung
des Festsitzes selbst bei künstlicher Erwärmung des Innen-
as schwierig ist und oft zu Beschädigungen des Lagers
ührt.
In Abb. 4 sind die Lager eines Motors dargestellt, bei
dem auf eine besonders gute Dichtung Rücksicht genom-
men wurde. Dic Lagerdeckel sind außer mit der üblichen
Filzringdichtung auch noch mit Labyrinthdichtung ver-
sehen. In diesem Fall ist das Rollenlager ein (billigeres)
Innenbordlager. Der Ausbau erfolgt ebenso wie in Bei-
spiel Abb.3. Das letzte Beispiel weist zwei Deckel für
jedes Lager auf. Man kann die beiden Deckel von beiden
Seiten mit Kopfschrauben an das Gehäuse anschrauben,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
hat aber dann meist keine Möglichkeit, den Innendeckel
vom Lagerschild zu trennen, solange das Lagerschild am
Gehäuse festsitzt. Fast alle neuzeitlichen Maschinen sind
belüftet, vielfach auch gekapselt; das Lagerschild hat also
keine Öffnung, durch die man an die inneren Kopfschrau-
ben heran kann. Man muß daher meist den Innendeckel
mit Gewinde versehen und durchgehende Kopfschrauben
verwenden (Köpfe außen), um das innere Lagerschild von
außen loslösen zu können. Der Zusammenbau ist dann
nur mit einer Hilfsvorrichtung (meist lange Lehrbolzen)
möglich und ziemlich umständlich und zeitraubend.
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WNN 25
Abb. 4 Zweideckelige Lagergehäuse mit Labyrinthdichtung.
beim Ausbau Zerlegung des Rollenlagers.
Eine unzweckmäßige Lösung dieser Aufgabe ist in
Abb. 5 dargestellt. Hier hat man an Stelle der Kopf-
schrauben Stiftschrauben genommen, die im inneren Lager-
deckel vernietet sind. Der Ausbau kann jetzt ebenso er-
folgen wie etwa in Abb.4: Abnehmen der Stufenscheibe,
Lösen der Muttern auf derselben Seite, Lösen des Lager-
schildes auf der Gegenseite. Soll jetzt dieser Motor wieder
zusammengebaut werden, so muß man den Läufer so lange
drehen, bis die Bolzen in die Löcher des Lagerschildes
passen. Schiebt man den Läufer nun weiter nach links,
dann schiebt sich die Welle zuerst durch den inneren
Lagerdeckel durch, bis dieser an irgendeinen Teil des
Läufers anschlägt. Dann erst schieben sich die Bolzen
weiter in die Löcher hinein. Will man die Bolzen über-
haupt fassen, so muß man beim Entwurf des Läufers schon
darauf Rücksicht nehmen, daß der innere Lagerdeckel mög-
lichst wenig seitliches Spiel auf der Welle hat.
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Abb. 5 Zweideckelige Ausführung mit eingenieteten Stiftschrauben.
beim Ausbau Zerlegung des Rollenlagers.
Es fragt sich, ob zwei Lagerdeckel für jedes Lager
nötig sind. Man begründet die Bauart mit zwei Deckeln
vielfach damit, daß das Ausdrehen und Schleifen einer
glatten zylindrischen Fläche einfacher und billiger ist als
die Bearbeitung einer zylindrischen Fläche mit blindem
Lagersitz (Anlauffläche). Das ist richtig, solange es sich
um Einzelfertigung und nicht um Massenfertigung auf
dem Revolver handelt. Immerhin ist zu bedenken, daß
12. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
1318
die Ersparnis durch Wegfall des einen Laxerdeckels auch
mit ins Gewicht fällt. In den Abb. 1 und 2 sind solche
Lager dargestellt. Abb.6 zeigt die Lager eines Straßen-
bahnmotors. Auch hier ist nur je ein Lagerdeckel vor-
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Abb. 6 Straßenbahnmotor mit Rollenlagern und ıLabyrinthdichtung. beim Ausbau Zerlegung
der Lager.
handen. Der Ausbau erfolgt so, daß nach Abnehmen des
Ritzels, Abziehen des Labyrinthringes und Lösen des
Lagerschildes auf der Kommutatorseite der ganze Anker
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1%
TS
n ge I
Weée
Abb. & Voertikal-Drehstrommotor, Ausbau nach unten, ohne Zerlegung der Lager
möglich.
nach rechts oder bei lotrechter Lage (Kommutator oben)
nach oben herausgezogen werden kann. Das Loslager wird
also zerlegt. Will man den Kommutator abdrehen, so muß
man das noch auf der Welle sitzende Festlager ebenfalls
zerlegen, erst dann kann man das Lagerschild von der
Welle abnehmen. Auch hier also ein Zerlegen der Lager
ANNY
ape 7 N N En z : SE SE
EES?
S
000680910089 0200 711014001 00410110 EE EE EE
schmutzung zu schützen.
selbst. In Straßenbahnwerkstätten, in denen geschultes
Personal arbeitet, läßt sich das noch einigermaßen ver-
teidigen, weil man doch eine gewisse Gewähr dafür hat,
daß die Lager beim Zerlegen oder Wiederzusammensetzen
nicht beschädigt und in
der Ausbauzeit auch
Ge nicht verschmutzt wer-
CH den. Auch liefern die
/ Wälzlagerfabriken für
Bahnmoötorenlager eigene
Schutzvorrichtungen, um
die Lager beim Aus-
und Einbau gegen Be-
schädigung und Ver-
D
gasse
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Abb. 7. Kugellager mit „Spulen“
und Schutzkappen fürden Ausbau.
Immerhin wäre es besser, die
Lager blieben ganz. Man kann auch den Lagerdeckel
innen anbringen und hat dann dieselbe Montage, wie sie.,
für Lager mit zwei Deckeln bereits beschrie-
ben wurde (Lehrbolzen).
Wir haben bei allen bisherigen Bei-
spielen gesehen, daß beim Ausbau die Kap-
selung des Lagers aufgehoben werden muß;
vielfach werden die Lager selbst auch noch
zerlegt. Die Nachteile dieser Konstruktionen
sind schon erwähnt worden. Mit Recht fragt
man sich, ob denn keine Möglichkeit besteht,
die Lager auch beim Ausbau gekapselt zu
lassen. Bei Gleitlagern liegen die Verhält-
nisse wesentlich anders. Da wird einfach
der Zapfen aus dem Lager herausgezogen
und beim Zusammenbau wieder hineinge-
schoben. Es wäre höchst unbequem, ein
(rleitlager so auszuführen, daß etwa Zap-
fen und Lagerbuchse stets beisammen blei-
ben oder gar das ganze Lagergehäuse mit
Abb. 9. Ausbau nach der Riemenscheibenseite zu,
ohne Zerlegung der Lager.
auf der Welle bliebe. Vielleicht hat dieser Umstand viel-
fach die Wälzlagerkonstrukteure beeinflußt. Bei Kon-
struktionen, bei denen man mit verschiedenen beln zu
kämpfen hat, ist stets das kleinste dieser Übel zu wählen,
das ist im Fall der Gleitlager der blanke herausgezorene
Zapfen, im Fall des Wälzlagers das unzerleste Lager. Es
1320
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
wäre also wohl naheliegend, die Wälzlager so auszufüh-
ren, daß sie bei Ausbau des Läufers gekapselt auf der
Welle bleiben. Man braucht dann nicht einmal das Schmier-
mittel aus ihnen zu entfernen. Kann man mit dieser For-
derung auch noch die Forderung nach möglichst einfachem
Ein- und Ausbau verbinden, dann wäre damit doch wohl
eine Lösung gefunden, die alle Teile, sowohl die Wälz-
lagerfabriken, die Elektromotorenfabriken als auch die
Betriebe, in denen solche Elektromotoren verwendet wer-
den, befriedigen. würde.
Abb. 10. Lagerung eines Vertikalmotors. Ausbau bei gekapselten Lagern
nach oben möglich.
Eine Konstruktion, die allerdings noch wenig von
diesem Vorteil aufweist, ist in Abb. 7 dargestellt. Es han-
delt sich um die sog. Spulenmontage. Unter „Spulen“
versteht man hier l.agerdeckel, die keinen Flansch son-
dern nur eine zvlindrisch bearbeitete Fläche haben, mit
der sie in die Bohrung des Lagerschildes hineinpassen.
Um beim Ausbau das Lager vor Verschmutzung, Beschä-
dieungen und derg]l. zu schützen, sind Schutzhauben aus
Blech aufgesetzt und in den „Spulen“ befestigt. Es ist
also zum Zwecke der Kapsclung ein neues Organ, die
Schutzhaube, eingeführt worden. Gegenüber den bis-
herigen Beispielen bieten diese Lager wenigstens den Vor-
teil des, wenn auch nur bedingten Staubschutzes. Ein voll-
kommener Schutz durch die Schutzkappe kann nicht er-
zielt werden, weil letztere niemals vollkommen gegen die
Welle abgedichtet werden kann. Auch muß das Schmier-
mittel vor dem Ausbau entfernt werden.
g) MRS af
eg
Abb. 11. Vorschlag zu einer einheitlichen Lagerkonstruktion, die
Lager bleiben im Ausbauzustand gekapselt auf der Welle.
Eine Konstruktion, bei der die Lager zwar nicht voll-
ständig gekapselt bleiben, aber doch wenigstens nicht zer-
legt werden müssen, stellt Abb. 8 dar. Löst man bei dem
Vertikal-Drehstrommotor die Mutter oben über dem Konus
und das untere Lagerschild, so kann der Läufer nach
unten herausgezogen werden. Allerdings bleibt das untere
Lagerschild auf dem Läufer, was aber nicht so schlimm
ist, weil die Schleifringe oben, also weit weg vom Lager-
schild, sitzen. Man kann so die Schleifringe auch über-
drehen.
Grundsätzlich anders und vollkommener ist der Ent-
wurf nach Abb.9. Das Loslager auf der Riemenscheiben-
seite weist keine Besonderheiten auf, wohl aber das Fest-
lager auf der entgrgengesetzten Seite, das als Ganzes mit
einem besonderen Flansch in einem Flansch des Lager-
schildes befestigt ist. Löst man das Lagerschild auf der
Riemenscheibenseite, so kann man den Anker nach rechts
herausziehen, ohne überhaupt ein Lager zu öffnen. Noch
einfacher ist der Entwurf der Lager eines Vertikalmotor:
nach Abb. 10. Hier sind beide Lager mit Anlaufsitz aus-
geführt. Es ist also nur je ein Deckel vorhanden. Beim
Ausbau nach oben bleibt das Halslager gekapselt. Handelt
es sich um einen Kurzschlußläufer-Drehstrommotor, wie
meist in in solchen Fällen, dann kann das obere Lager-
schild am Läufer bleiben; handelt es sich um einen Schleif-
ringläufer oder um den Anker eines Gleichstrommotors,
dann müßte in ähnlicher Weise wie das Halslager auch
das obere Lager in gekapseltem Zustande vom oberen
Lagerschild abgenommen werden können. Auch bei ganz
kleinen Motoren kann man schon solche Konstruktionen
ausführen. So z.B. besitzt der Staubsaugermotor einer
großen Firma Kugellager, die auch beim Ausbau gekap-
selt bleiben. Solche Konstruktionen, die es ermöglichen,
auch bei Ausbau des Läufers die Lager gekapselt zu
lassen, sind heute nur sehr selten anzutreffen. Anscheinend
besteht bei den Fir-
men das Bedenken,
daß solche Lager
teurer werden als die
bisher üblichen. Be-
trachtet man darauf-
hin die Abb. 9, so
muß man auch zu-
geben, daß dort das
Festlager mehr be-
arbeitete Flächen hat
als ein Lager, dessen
Körper mit dem Ge-
häuse eins ist. Das
Halslager in Abb. 10
hat nur einen Deckei
ZZ N
sl Ee
SAS Ri
_ und ist bereits ein-
DP Ee facher in der Bear-
< > RR beitung. Hier könnte
Zr man allerdings sa-
gen, daß es sich an
und für sich um eine
. teure Konstruktion
handelt, bei der eine
geringe Verteuerung
des Lagers keinen er-
heblichen Einfluß hat.
Es soll nun gezeigt
werden, daß es mög-
lich ist, auch bei ge-
wöhnlichen listen-
mäßigen Motoren die
dauernde Lagerkav-
selung zu erreichen, ohne eine Verteuerung gegenüber den
bisherigen Konstruktionen herbeizuführen.
Abb. 11 stellt ein Lager dar, welches ähnlich wie Trans-
missionslager von der Wälzlagerfabrik fertig geliefert
werden konnte Der Lagerflansch kann bereits mit Ge-
winden für die Bolzen versehen sein. Die Motorenfirma
braucht dieses Lager nur in ihr Laxerschild einzusetzen
und festzuschrauben. Die Lagerschilder gestalten sich
nach diesem Vorschlage:- bedeutend einfacher als bisher.
Man kommt bei der Bearbeitung mit einer Aufspannung
aus, während man bisher zwei Aufspannungen brauchte,
denn stets muß ja der Lagerflansch innerhalb des
Lagerschildes liegen, um das Lagerschild abheben
und aufsetzen zu können. Vergleicht man die Bearlig-
tungsflächen dieses Lagers einschließlich Lagerschild mit
denen etwa der Abb.4 und 5, so findet man, daß sie sich
nicht vermehrt haben, daß aber jetzt die Bearbeitung selbst
einfacher geworden ist. An Stelle des zweiten Lager-
deckels tritt der Flansch des Lagerkörpers. Die Ein-
passung in das Lagerschild erfolgt mit Haftsitz ebenso,
wie die des Lagerschildes in das. Maschinengehäuse. Daa
Laxergzchäuse selbst wird als Massenartikel hergestellt
und kann, ebenso wie die Lager selbst, genormt wer-
den. Hand in Hand mit der Normung müssen natürlich
die Toleranzen festgelegt werden, so daß jede Motoren-
firma in der Lage ist, von jeder Wälzlagerfabrik die
Abb. 12. Vorschlag einer einheitlichen
Lagerkonstruktion für Kleinmotoren.
12. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
1321
gekapselten’ Lager zu bezichen und einzubauen. Eine
Schwierigkeit sehe ich nicht, da es ja bisher auch mög-
lich war, die Laufringe der Wälzlager einzupassen, und
da die Einpassung des Lagerkörpers in das Lagerschild
auf größerem Durchmesser erfolgt als die des Außen-
rinzes in das Lagergehäuse.
Auch bei Kleinmotoren ist eine ähnliche Konstruktion
möglich. Betrachtet man z. B. Abb. 12, so kommt man auf
Formen, die eine entfernte Ähnlichkeit mit „Spulen“
haben. Nur ist hier der Lagerdeckel in den Lagerkörper
eingeschraubt und kann mit ihm heraus- und hineingescho-
ben werden. Das Lager bleibt also vollständig gekapselt,
auch bei Ausbau des Läufers. Zur Befestigung des Lager-
körpers im Lagerschild können ganz kleine Schräubchen
verwendet werden. Alle Schwierigkeiten, die sich beim
Ein- und Ausbau des Läufers bisher ergeben haben, fallen
auch hier fort. Die „Sicherung des Lagerdeckels gegen
Herausdrehen kann in ganz einfacher Weise durch Körner-
schlag oder Verbolhrung mit Messingdraht durchgeführt
werden. Diese Konstruktion kann man auch für größere
Motoren sinngemäß ausführen.
Im Elektromaschinenbau fordert man heute nach Mög-
lichkeit gleiche Lagerschilder für beide Seiten eines Mo-
tors. Bei den bisherigen Konstruktionen führt diese For-
derung zur Verwendung von Lagern mit gleichem Außen-
ringdurchmesser und damit zu einer Verteuerung des Fest-
lagers. Bei den Entwürfen nach Abb. 11 und 12 ist das
nicht nötig. Man braucht hier nur die Lagergehäuse mit
gleichen Flanschen auszuführen und kann ganz verschie
dene Wälzlager hineinsetzen. Diese Überlegung führt na-
turgemäß zu dem weiteren Vorschlag, eine Normung der
Flanschabmessuneen der Lagergehäuse dergestalt durch-
zuführen, daß für verschiedene Laaufringabmessunzen
äußerlich gleiche Gehäuse mit gleichen Flanschen ver-
wendet werden. Auf diese Weise könnte man die Motoren
nicht nur mit gleichen Lagerschildern ausführen, sondern
auch verschiedene Lagcerschilder mit gleichen Bohrungen
verschen.
Elektrische Abbildung magnetischer Wirbelfelder.
Von Dr. Friedr. Müllner, Berlin.
Übersicht. Es wird ein experimentelles Verfahren zur
quantitativen Bestimmung von Wirbelfeldern beschrieben.
Es ist bekannt, polare magnetische Flüsse durch
Stromfelder anderer Art abzubilden. Ein Beispiel sind
die Bilder von Hale Shaw, die man in verschiedenen
Lehrbüchern findet!. Dort sind die magnetischen Fluß-
linien durch Strömungslinien einer Flüssigkeit ersetzt,
was zufolge eines äquivalenten Verteilungsgesetzes er-
möglicht wird. In ähnlicher Weise hat man auch durch
eine entsprechend zestalteteelektrischeStrömung
die Verteilung magnetischer Flußlinien untersucht. Han-
delt es sich beispielsweise um ebene Felder, so läßt man
den Strom durch eine Blechtafel bestimmter Form fließen
und mißt die Poientialverteilung auf der Oberfläche. Die
Stromspeisepunkte entsprechen dann den magnetischen
Polen, die Linien gleichen elektrischen Potentiales er-
geben die Form der magnetischen Niveaulinien. Das
Kraftlinienbild erhält man nachher durch sinngemäßes
Einzeichnen in das Niveaulinienbündel.
F-
Ge.
Os
=
e,
ër
E
$,
Abh. |.
Abb. 2.
Die obigen Methoden sind nur auf polare, d.h. reine
Quellenfelder anwendbar. Sie versagen bei Wirbel-
feldern. Die nachstehend beschriebene Analogie des ma-
enetischen Feldes mit einem elektrischen Stromfeld er-
mözlicht in einfacher Weise eine äquivalente Abbildung
maenetischer Wirbelfelder.
A. Ebenes magnetisches Feld.
Im magnetischen Feld gilt mit der üblichen Bezeich-
nungzsweise die Beziehung
KIND. A Ban e, EI
Unter der Voraussetzung, daß X und 9 in einer Dimension
(z.B. z-Achse) stets Null sind, so wie dies im aktiven
Teil elektrischer Maschinen mit großer Annäherung der
Fall ist, wird Gl. (1) für die r-y-Ebene (Lauf zi:
‚am dÈ, (la)
e reelle a
darin und in Abb.1 sind:
V das magnetische Potential,
d der Kraftfluß für die Längeneinheit der z- Achse,
r die Weglänge der Potentiallinien (Niveaulinien,;,
die Weglänge der Flußlinien (Kraftlinien),
ı Z.B.Richter, Elektrische Maschinen Bd. 1, 8.173. — Pichel-
er. Drynamobau, Handbuch d. Elektrotechnik Bd. 5, S. 13. —
a
H e Shaw, J. Inst. El. Engs. London Bd. 34 S. 21.
H a
Die totale magnetische Umlaufspannung des Wirbel-
feldes ist
r =$ = Se EE? T
worin Je die totale umschlungene Stromstärke (Durch,
flutung) in Ampere bedeutet.
Vorschaltwiderstände
dh, Ja Js Stromstärke in den Npeisepunkten
Streukoeffizient wird gemessen als »pannungsverhältnis AB: BC
Mit, Wa W3
Abh. 3.
B. Ebenes elektrisches Stromfeld.
Wird eine ebene Platte von beliebig verteilter elek-
trischer Leitfähigkeit X (z.B. ein Metallblech ungleich-
mäßiger Stärke) mit Strom gespeist, so gilt für das ent-
stehende Strom-Spannungsfeld:
ge Een See, Arne (3)
worin D die lineare Stromdichte und & die elektrische
Feldstärke bedeuten. Man kann statt G1. (3) auch schrei-
ben:
1dJ _dU
A ds dr
Die totale Stromstärke ist
J Stromstärke,
EA e E e d HE
U Potential,
t Weglänge der Stromlinien,
s Weglänge der Potentiallinien.
C. Analogie der Felder nach A und B.
Vergleicht man (1), (la) und (2) mit (3), (3a) und
(4), so ergibt sich folgende Analogie:
(Abb. 2).
Maxrnetisches Elektrisches
Feld Feld
d entspricht 1A
A O
> S 6
x
V: = 10 Je W de
© (Kraftlinie) > U (Spannungslinie).
Das heißt: Die magnetischen Kraftlinien
entsprechen im äquivalenten Stromfeld
Spannungslinien. Dasäquivalente Strom-
feldbesitztdort,woim marnetischen Feld
dieerrezendenStrombündel durchtreten,
1822
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
die Stromspeisepunkte; die elektrische
Leitfähigkeitistumgekehrtproportional
er magnetischen.
In der Praxis handelt es sich meist um eine Auf-
teilung des magnetischen Feldes in Luft und Eisen. Ver-
nachlässigt man die Sättigung, so kann man sagen: p ist
co für Eisen und konstant endlich für Luft. Im Strom-
feld ist also
à = 0 für die „Eisenteile“ und
A = koast. endlich für „Luft“
zu setzen.
AH
Abb. 4. Schnitt durch den
Pol einer Synchronmaschine,
Erregerwicklung konzentriert.
Links von Polmitte Ausbildung
des Feldes.
Will man den Schnitt durch eine Maschine abbilden,
so müssen aus einem Blech gleichmäßiger Dicke die
„Eisenteile“ herausgeschnitten werden. An den Stellen
der Spulenquerschnitte, d.h. dort, wo die Durchflutung.n
sitzen, ist Strom entspre-
chender Stärke proportio-
nal der Spulen-Ampere-
windungszahl zuzuführen.
Durch Abtasten mit einem
Voltmeter findet man
Punkte gleichen Poten-
tiales. Ihre Verbindung
ergibt direkt Kraftlinien.
Man trägt sie in gleichen
Spannungsabständen in das
Bild ein und erhält Form
und örtliche Dichte des
magnetischen Feldes. Es
ist wesentlich, daß bei fest-
gelegtem Maßstab der zwi-
schen zwei Punkten der
Ebene hindurchtretende
Fluß durch die Spannung
zwischen diesen beiden
Punkten gegeben erscheint.
Man findet somit die Größe
des Flusses ohne Aufzeich-
nung von Linien durch
eine einfache Spannunes-
messung. Daraus ergibt
sich eine bequeme Ermitt-
lung der Koeffizienten der
Selbst- und gegenseitigen
Induktion auch für kom-
plizierte Leiteranordnun-
gen mit Anwesenheit von
Eisenteilen. Streukoeffizienten erhält man als Quotienten
von zwei Flußmessungen: Streufluß dividiert durch Nutz-
fluß (Abb. 3).
rm
oben: Ausbildung des Wendefeldes
wenn Luftspalt nur am Anker
unten: Wendefeld bel gleicher Er-
regung und geteiltem Spalt
Abb. 5. Schnitte durch die neutrale
Zone eines Einankerumformers
Wendepolwicklung erregt.
Erregerwicklung mit 3 konzentrierten Windungen
Ständerwicklung , 1 s% Windung pro Nut 12 Nuten pro Pol
links von Polmitte: Ausbildung des Hauptfeldes bei Leerlauf
rechts von Polmitte: Ausbildung des Ankerrückwirkungsfeldes in reiner
v3
Querfeldstellung Augenblickswert des Ständerstromes 1, = 0, 1, = im er
L e V i
i= — im e Die Nuten mit i, = 0 sind weggelassen
Abb. 6. Schnitt durch den Pol einer Drehstrom-Synchronmaschine.
Für die praktische Durchführung der Messungen an
der stromgespeisten Blechtafet sind einige Punkte zu be-
rücksichtigen. Zunächst müssen Stromspeisepunkte im-
mer paarweise auftreten. Jedem Stromeintritt muß ein
gleichgroßer Austritt gegenüberstehen. Da in allen elek-
trischen Maschinen die Durchflutungen immer volle Win-
dungen und ihre Schnitte ebenfalls paarweise sind, bie-
tet die Stromspeisung in dieser Hinsicht keine Schwie-
rigkeit. Wichtig ist ferner, daß durch die Stromzufülh-
rungen die gleichmäßige Leitfähigkeit des Bleches in
keinem Punkt gestört wird. Sind mehrere Zu- und Ab-
leitungen vorhanden, so muß jedem Speisepunkt rin
Widerstand vorgeschaltet werden, der so groß ist, daß
die durch die Zuleitungen entstehende Überbrückung von
zwei Punkten der Blechoberfläche nicht störend wirkt.
Abb. 7. Schnitt durch eine kompensierte Gleichstrommaschine. Resultieren-
des Feld bei Belastung. (Unter dem rechten Pol ist das Feld nur zum Teil
eingezeichnet.)
Die den Speisepunkten vorgeschalteten Widerstände
sind aber auch aus einem anderen Grunde nötig. Falls
mehrere Durchflutungen verschiedener Stärke durch
Stromquellen und -senken dargestellt werden sollen, so
erhält man nur dann das richtige Feldbild, wenn die zu-
und abfließenden Ströme überall den betreffenden Durch-
pÉ
nkes Bild: Die äußere Wicklung (vom Kern entferntere) ist in der Mitt:
der Spulenlänge durch einen Schlitz geteilt (.bgeschaltete Anzapfwick-
lung in der Mitte)
rechtes Bild: Die äu3ere Wicklung an einem Spulenende verkürzt (.bge-
schaltete Anzapfwicklung am Ende) Bemerkenswert in beiden Fällen
ist, wie das Feld durchweg die Spulen schräg durchschneldet.
Abb. 8. Schnitt durch das Fenster eines Transformators mit konzentrischen
Wicklungen. l
flutungen proportional sind. Das Verhältnis der Ströme
ist somit gegeben und muß durch ein entsprechendes um-
gekehrtes Verhältnis der Vorschaltwiderstände erzwun-
gen werden (Abb. 3). Selbstverständlich muß auch das
verwendete Voltmeter genügend hohen Widerstand haben,
um beim Abtasten die Leitfähigkeit der Blechtafel nicht
merkbar zu stören. Durch einen Versuch mit zwei Volt-
metern kann man sich darüber leicht Gewißheit ver-
schaffen.
In den Abb. 4... 8 sind auf die geschilderte Weise expe-
rımentell erhaltene Bilder wiedergegeben. Es wurde da-
12. September 1929
bei 0,1 mm starke Bleifolie verwundet. Die Folie wurde
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 37
Vorschaltwiderstände bestanden aus
etwa 0,3..
1323
Nickelindraht von
0,5 mm D ‚30 cm Länge. Die Strom-
auf Preßspantafeln von a mm Stärke aufgeklebt, dann ent-
sprechend ausgeschnitten und die „Eisenteile“ vom Prei- stärke bei den Aufnahmen war 1..2A. Als Spannungs-
span abgezogen. Die Speisepunkte waren kleine Schräub- messer diente ein Galvanometer von 292,5. 10 A Gesamt-
chen, die durch den Preßspan durchgeführt waren. Die meßbereich und 76Q Widerstand.
eg
Netzkupplung. .
Von Dr.-Ing. M. Liwschitz, Charlottenburg.
Übersicht. Es werden die beiden Arten der Netzkupp- Es sollen nun ə verschiedene Arten der Netzkupp-
Jungsumformer: der Induktionsumformer und der Motorgene- lung beschrieben werden, u. ZW. mit Hilfe eines nduk-
rator behandelt. Für den Induktionsumformer mit Gleich- tionsumformersS und mit Hilfe eines Motorgenerators. Die
strum-Belastungsmaschine, die von einem Leonard-Maschi- Regelorgane, die bei den verschiedenen Regelarten der
nensatz gesteuert wird, werden die Mittel zur Regelung der Wırk- und der Blindleistuns erforderlich sind, sind bei
erörtert. Beim Motorgenerator Zur
muß mindestens eine Hälfte aus
die von einer Kommu-
Wirk- und Blindleistung
Kupplung zweier Netze
einer Asynchronmaschine bestehen,
tator-Hintermaschine geregelt wird. Die letztere muß im-
stande sein, die natürliche Charakteristik der Asynchron-
maschine sowohl parallel zu verschieben als auch zu drehen.
Anordnungen, die diese Bedingungen erfüllen, werden ange-
geben. Ausgeführte Anlagen mit Induktionsumformer wie
Motorgenerator werden kurz beschrieben.
I. Einleitung.
Die Netzkupplung, d. h. die Verbindung zweier Netze,
hezweeckt, elektrische Leistung aus einem Netz in ein
anderes Netz zu übertragen. In den meisten Fällen liegen
die Betriebsverhältnisse derart, daß jedes der beiden zu
kuppelnden Netze imstande sein muß, sowohl an das
andere Netz Leistung abzugeben, wie von dem anderen
Netz Leistung aufzunehmen. Der Maschinensatz, der die
beiden Netze kuppelt, muß also gewöhnlich für wechsel-
zeitizen Leistungstransport eingerichtet sein. Der Fall
des [Leistungstransportes in nur einer Richtung kommt
seltener VOT.
ie beiden Zu kuppelnden Netze haben oft verschie-
dene Spannungen und fast stets verschiedene Frequenzen.
Bei zwei Netzen mit gleichen Nennfrequenzen (etwa zwei
50periodigen Netzen) ist diese Verschiedenheit der Fre-
quenzen bedingt durch die mit den Leistungsänderunfen
der Netze verbundenen Frequenzschwankunfen. Der
Fall der Kupplung zweier Netze mit verschiedenen Nenn-
frequenzen kommt in Deutschland hauptsächlich bei der
Kupplung eines 16% periodigen Bahnkraftwerkes mit
einem 50periodigen Kraftnetz vor. Im Auslande, wo auch
bei den Kraftnetzen die Periodenzahlen oft stark vonein-
ander abweichen (wie z. B. die 50- und 42periodigen Netze
in Italien), kommt dagegen der Fall der Kupplung zweier
Kraftnetze mit voneina
zen ebenfalls in Frage.
Die Gesetzmäßigkeit, der die aus einem
andere Netz Zu übertraxende Leistung folgen soll, hängt
von den Betriebsverhältnissen ab. Sie ist für die Wirk-
Jeistung und Blindleistung verschieden. Für die Wir k-
leistung kommen folgende Regelungsarten in Be-
tracht:
a) Die von
nder abweichenden Nennfrequen-
in das
auf das andere übertra-
den Frequenz- und
tze konstant bleiben.
Leistung soll pro-
dem einen Netz
gene Leistung soll unabhängig Von
Spa nnungschwankunfen der beiden Ne
b) Die Größe der übertragenen
partional sein dem Leistungsüberschuß des die Leistung
abg ebenden Netzes. Da das Vorhandensein eines Lei-
ei ungsüberschusses in einem Netz normalerweise mit
einer Frequenzsteigerunf verbunden ist, SO ist in diesem
Falle die übertragene Leistung auch proportional der
Erequenzänderung des die Leistung abgebenden Netzes.
ei Die Größe der übertragenen Leistung soll pro-
portional sein dem Leistungsmehrbedarf des die Leistung
aufn ehmenden Netzes. Gemäß b) ist in diesem Falle die
iibertragene Leistung auch proportional der Frequenz-
är g erung des die Leistung aufnehmenden Netzes.
d) Die übertragene Leistung soll SO eroß se
sie stets in einem gewissen konstanten Verhältnis
I.eistung eines dritten Netzes steht, das mit
LÄei=stung aufnehmenden Netz parallel arbeitet.
Für Jie Blindleistuns kommen folgende Rege-
lun z sarten in Frage:
a) Die i
trag ene bzw. vom
coll sich ändern in Abhängigkeit von
einen der beiden Netze.
») Die Blindleistung soll so
T cist ungsfaktor der übertragenen Le
in, daß
zu der
em die
andere Netz über-
Blindleistun#
des
etz auf das
eurte
der Spannung
eroß sein, daß der
istung konstant bleibt.
den beiden Arten der Netzkupplungsumformer verschieden.
11. Netzkupplung mittels
Pie mit dem Ständer an das ein
Läufer an das andere Netz angeschlossene
maschine (Abb. 1) ist eine doppeltgespeiste
Induktionsumformers.
e Netz, mit dem
Asynchron-
Asyncehron-
f
8 Drehtransf.rmat)r
1 Asynchronmaschine
4 Spannungstransformattr
2 Pelastungsmaschine
a eines Induktionsumf .rmers zur Kupplung
zweier Netze.
Abb 1. Prinzipschen
maschine und hat als solche den Charakter der Synehron-
maschine. Die Frequenz der Ströme, dic den Ständer
speisen, SCİ fa, die Frequenz der Ströme, die den Läufer
speisen, fz- Die Phasenfolze, mit der die Ströme 1M beide
Teile eingeführt werden, wird derart gewählt, daß das
Drehfeld, das von den Läuferströmen erzeugt wird, rela-
-tiy zum Ständer die gleiche Drehrichtung hat wie das
Drehfeld, das von den Ständerströmen erzeugt wird. Die
Drehzahl des Ständerdrehfeldes ist gleich
_60fi
na =-
: P
und die des Läuferdrehfeldes relativ zum Läufer, also
vom Läufer aus betrachtet,
_0f:
Na See a SC
e N p
Die Bedingung jeder Drehfeldmaschine, daß die beiden
Drehfelder relativ zueinander stillstehen, zwingt den Läu-
fer, eine Drehzahl anzunehmen, die gleich ist
sch Tat
p
Ist fi > fa, so ist na”? hay und der Läufer hat dice-
selbe Drehrichtung wie die beiden Drehfelder (wie das
resultierende Drehfeld). Ist fi = fa so el ng, T d, YP
der Läufer steht still. Ist fi < D so ist ng, © Nas und
der Läufer rotiert gegen das resultierende Drehfeld.
Soll die Maschine Wirkleistun® übertragen,
so muß ihrer Welle genau wie bei der Synehronmaschine
ein Moment erteilt werden. Zu diesem Zwecke muß mit
ihrem Läufer eine zweite Maschine, Belastungsmaschine (2,
Abh. 1), gekuppelt werden. Hat das von der Belastungs-
maschine dem Läufer des Induktionsumformers erteilte
Moment denselben Drehsinn wie das Läuferdrehfeld, 80
wird das Läuferdrehfeld in Voreilun# gebracht gegen-
über dem Ständerdrehfeld, und der Ständer gibt zenau
wie bei der Synehronmaschine elektrische Energie an
(1)
sein Netz_ab. Die Richtung des Leistungsflusses ist die
von dem Netz fa nach dem Netz fi- Hat dagegen das ven
1324
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
der Belastungsmaschine dem Läufer des Induktionsum-
formers erteilte Moment umgekehrten Drehsiun als das
Läuferdrehfeld, so wird das Läuferdrehfeld in Nach-
eilunz gebracht gegenüber dem Ständerdrehfeld, und der
Ständer nimmt aus seinem Netz elektrische Energie auf.
Pie Richtung des Leistungsflusses ist die von dem
Netz fi nach dem Netz fo.
fi
fz
1 Asynehronmaschine 5 Gleichstrommaschine ces Levnard-
2 lelastungsmaschine Natzes
83 Drehtransformator 6 Drehstrommaschine ‘asynchrone oder
4 Spannungstransformat r synchrone) des Lennard-Satzes.
Abb. 2. Induktionsunf. mer mit Leonard-Satz zur Regelung cer
Richtung und Größe der übertragenen Wirkleistung.
Die Richtung des Leistungsflusses hängt also nur
von der Richtung des Drehmomentes der Belastungsma-
schine ab. Die Größe der von einem Netz auf das andere
übertragenen Leistung ist diesem Drehmoment direkt pro-
portional. Dies gilt unabhängig davon, ob fı =; ist. Die
durch die Ständerwicklung durchgehende Leistung N,
ist gleich dem Drehmoment des Umformers (dem Dreh-
moment der Belastungesmaschine) multipliziert mit der
Umfangsgeschwindigrkeit des Drehfeldes relativ zum
Ständer. Die durch die Läuferwicklung durchgehende
Leistung Na ist gleich dem Drehmoment des Umformers
multipliziert mit der Umfangsgeschwindiskeit des Dreh-
feldes relativ zum Läufer, d. h.
Noia 7 d,
ER GU
9 ' 2 a (2)
an
Asse M ==, da
; 60
Dementsprechend ist die Leistung der PBelastungs-
maschine
ver eu.
i WW o 60 S
La
di 8 fə
nd, fi
und ,
na d, hf: .
na, lı l
SO Isi
f
N. = 4 y s (3)
` N f,
und P
NoN a o h f EN
"
Ist f\ > fa. so ist N, unabhängig von der Richtung
des Leistungsflusses größer als Na, Ist fi < fa, so ist N,
unabhängig von der Richtung des Leistunzsflusses klei-
ner als Na,
Ist fi >f (N, > N), so muß die Belastunzsmaschine
bei der Leistungsriehtunge vom Netz fa nach dem Netz f
der Welle des Umformers die Leistunesdifferenz Ni — Na
zuführen und bei der Leistungsrichtunz von dem Netz fi
nach dem Netz fa von der Welle des Umformers die Lei-
stunzsdifferenz N, — Ns aufnehmen. Im ersten Falle
arbeitet die Belastungesmaschine als Motor, im zweiten
Falle als Generator.
Ist fi < fe (N, < No), so muß die Belastunesmaschine
bei der Leistungesriehtung von dem Netz fa nach dem
Netz fi von der Welle des Umformers die Leistunesdiffe-
ronz N, — Ns (dem absoluten Betrare nach) aufnehmen
und bei der Leistungsrichtung vom Netz bh nach dem
Netz fa der Welle des Umformers die Leistungsdifferenz
N, — N, zuführen. Im ersten Falle arbeitet die Bela-
stungsmaschine als (Generator, im zweiten Falle als
Motor.
Haben die beiden gekuppelten Netze gleiche Nenn-
freuuenzen, die Schwankungen aufweisen (fi St sp
dreht sich der Läufer des Induktionsumformers bald in
der einen, bald in der anderen Richtung, je nachdem oh
fi größer oder kleiner ist als fa. Sind die Nennfrequen-
zen der beiden Netze voneinander verschieden, so hat der
Laufer des Umformers stets eine bestimmte Drehrich-
tung. Die Richtung des Leistungsflusses hängt, wie wir
eben geschen haben, nicht von der Drehrichtung des Läu--
fers sondern nur von der Richtung des Drehmomentes
der Belastunesmaschine ab. Man verwendet als Bela-
stunzsmasehine am zweekmäßigsten eine Gleichstrom-
maschine mit Fremderrerung. Diese hat die Eigenschaft,
daß sie sich auf einfache Weise regeln läßt mit Ililfe
eines Leonard-Maschinensatzes, dessen Antriebsmotor an
einem der beiden Netze hängt (Abb.2). Durch Än-
derung der Erregung der Gleichstron-
maschine des Leonard-Satzes können so-
wohl die Richtung des Leistunesflusses
als auch die Größe der übertragenen
Wirkleistung beliebig eingestellt wer-
den. Der Antriebsmotor des Leonard-Satzes kann ein
Asynehron- oder ein Synchronmotor sein.
et
LG "40
Abb. 3. Induktionsumformer. Der Antriebsmotor des Leonard-Satırs
ist angeschlossen an «das Netz mit der kleineren Frequenz.
f, = 50
i ZSOAW
f. - 47
Abb. 4 Induktionsumformer. Der Antriebsmotor des Leonar.-Satzes
ist angeschlossen an das Netz mit der gröleren Frequenz.
Nicht nur hinsichtlich der Regelung der Wirkleistunz
sondern auch in bezug auf die RegelunederBlind-
leistung ist der Induktionsumformer der Synchron-
maschine ähnlich. Bei der Synchronmaschine wird die
Rlindleistung zcrerelt dureh Änderung ihrer induzierten
EMK (der Erregung), bei dem Induktionsumformer
durch Änderung seiner Spannung. Die Anderung der
Spannung des Induktionsumformers wird vorgenommen
mit Hilfe eines Drehtransformators oder eines Stufen-
transformators (Abb. 1 u. 2), der normalerweise auf der
Schleifrinzseite (Niederspannungseite) des Induktions-
umformers liegt. Gewöhnlich ist auf der Schleifrinzseite
des Umformers noch ein Spannungestransformator erfor-
derlich, da man den Läufer nicht für Spannungen über
etwa 400 V ausführen wird.
Die Einstellung der Wirkleistunz nach den Rege-
lungsarten a) ....d) läßt sich erreichen mit Hilfe von Lei.
12. September 1929
stungsrelais, die auf die Erregung der Gleichstrom-
maschine des Leonard-Satzes einwirken; in den Fällen b)
und c) kann, falls die Leistungsänderungen mit Frequenz-
schwankungen verbunden sind, auch eine Tachometer-
dynamo zur Beeinflussung der Erregung der Gleich-
sırommaschine des Leonard-Satzes verwendet werden.
Die Einstellung der Blindleistung läßt sich erreichen mit
Hilfe eines Spannungsrelais im Falle der Regelungsart a)
bzw. mit einem cos -Relais im Falle der Regelungsart b).
Bei Netzen mit ungleichen Nennfrequenzen erhält man
für den Induktionsumformer kleinere Abmessungen, wenn
man den Drehstromteil des Leonard-Satzes an das Netz
mit der kleineren Frequenz anschließt. Dies geht aus
den Abb. 3 und 4 hervor, die die Leistungen des Ständers
und Läufers des Induktionsumformers bzw. der Belastungs-
maschine zeigen unter der Annahme einer übertragenen
Wirkleistung von 1000 kW bei Netzfrequenzen von 50 und
40 Hz. (Die Verluste sind außer acht gelassen.) Vielfach
wird es jedoch erwünscht sein, den Drehstromteil des
Leonard-Satzes umschaltbar auf beide Netze zu machen, da
dann im Falle des Ausbleibens der Spannung eines der
beiden Netze bei stillstehendem Umformer der Leonard-
Satz von dem unter Spannung stehenden Netz angelassen
und das fehlende Netz durch den Induktionsumformazr er-
setzt werden kann.
f -s0Per t3%
Zem care, 051
HABA: A
Hilfssormmelschiere
h Af: 23%
Abb. 5 Induktionsumformer zur Übertragung einer Wirkleistung von
11500 kW bei cos ø = 0,7. Die Frequenzschwankungen betragen auf
jeder Seite + 3%, die Spannungschwankungen + 5%»
Soll der Induktionsumformer außer der Wirkleistung
nech Blindleistung übertragen (was fast stets der Fall
ist) und dabei wechselseitig arbeiten können, so erhält man
für ihn kleinere Abmessungen, wenn man die Anordnung
sn trifft. daß der Ständer stets die Leistung aufnimmt und
der Läufer die Leistung abgibt. Bei Umkehr der Leistungs-
richtung müssen dann Ständer und Läufer vertauscht wer-
den. In Abb. 5 ist die Leistungsverteilung angegeben unter
der Annahme gleicher Frequenz (50 Hz) beider Netze
und einer übertragenen Scheinleistung von 16400 kVA
bei einem Leistungsfaktor cos = 0,7 entsprechend
11500 kW Wirkleistung. Die Frequenzschwankungen sind
für beide Netze zu +3% und die Spannungschwankungen
zu 35% angenommen. Der Eigenbedarf des Induk-
tionsumformers an Blindleistung bedingt, daß der an das
leistung abgebende Netz angeschlossene Teil des Um-
formers mit einem cos ọ = 0,51 bei einer Leistungs-
aufnahme von 24000 kVA arbeitet. Macht man den
Induktionsumformer umschaltbar, so braucht der Läufer,
in dem weniger Platz für die Unterbringung der
Leistung vorhanden ist als im Ständer, nur für 16400 kVA
(statt 24 000 kVA) bemessen zu werden. Der kleineren
L.äuferleistung entsprechen auch kleinere Modelle des
Drehtransformators und des Spannungstransformators.
Das Vertauschen von Ständer und Läufer muß bei strom-
losem Induktionsumformer erfolgen.
Unter Umständen kann es zweckmäßig sein, einen
Teil der Blindleistung von der Drehstrommaschine des
l.eonard-Satzes erzeugen zu lassen.
Einen älteren Induktionsumformer, der sich seit 1914
in ununterbrochenem, einwandfreiem Betrieb befindet,
zeigt Abb. Gi Das zugehörige Schaltbild zeigt Abby.
Dieser Umformer verbindet das Netz Lombarda (Italien)
mit einer Leistung von rd. 80000 kVA mit der Zentrale
Adamello von etwa 150000 kVA. Das Netz Lombarda
hat eine Nennspannung von 6500 V bei 50 Hz, die Zentrale
Adamello ein solche von 6500 V bei 42 Hz. Im 50 Hz-
Netz schwankt die Spannung normalerweise zwischen
6200 und 6550 V und die Frequenz zwischen +2 und
1 Näheres s. M. Liwschitz, Netzkupplung mittels Induktions-
umformer, Siemens-Z. 1926, H. 12.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
1325
— 3%; im 42 Hz-Netz schwankt die Spannung zwi-
schen 6500 und 6700 V und die Frequenz zwischen +1
und —5%.
Der Induktionsumformer hat nach beiden Richtungen
zu arbeiten und eine Leistung von 1100 kW bei cos ọ =
0,8 zu übertragen. Sein Ständer liegt am 50 Hz-Netz, sein
Läufer am 42 Hz-Netz. Zwischen den Schleifringen, deren
Spannung im Leerlauf 770 V beträgt, und dem 42 Hz-Netz
liegen ein Spannungstransformator für 700/6500 V und ein
Drehtransformator. Die unmittelbar gekuppelte Bela-
stungsmaschine ist für eine Generatorleistung von
135/195 kW bzw. eine Motorleistung von J44/210 kW bei
195/285 U/min bemessen. Der Leonard-Satz liegt mit dem
Drehstromteil am 42 Hz-Netz. Sein Asynchronmotor ist
sechspolig und kann bei 825 U/min 255 kW abgeben. Seine
Gleichstrommaschine ist für eine Leistung von 159/244 kW
beim Lauf als Generator bzw. für eine Leistung von
123/180 kW beim Lauf als Motor bemessen.
Abb. 6 Induktionsumformer der Anlage Adamello. Die übertragene
Leistung beträgt 1100 kW bei cos y = 08. Im 50 Hz-Netz schwankt die
Frequenz zwischen + 2 und — 8%» die Spannung zwischen 6200 und
6550 V. Im 42 Hz-Netz schwankt die Frequenz zwischen + 1 und —5%,
die Spannung zwischen 6500 und 6700 V.
1 Periodenumformer
2 6leichstrommaschine
3 bleichstrommaschine
A Asynchronmaschıne
5 Erregermaschine
€ Drehtransfermator
7 Spannungstransformator
6500V 50P%
Abb. 7. Schaltbild des Induktionsumformeiıs Abb. 6
Dem 50 IIz-Netz sollen nicht mehr als 3000 kW ent-
nommen werden. Hauptabnehmer ist der Betrieb Adamello.
der am 50 Hz-Netz hängt. Der Induktionsumformer hat
nun, falls der Betrieb Adamello weniger als 3000 kW
braucht, die überschüssige Leistung dem 42 Hz-Netz ab-
zugeben bzw., falls der Betrieb Adamello mehr als
3000 kW verbraucht, den Unterschied zwischen der ver-
brauchten Leistung und der zulässigen Leistung von
3000 kW dem Betrieb Adamello zuzuführen. Im ersten
Falle überträgt der Induktionsumformer Leistung vom
50 Hz-Netz nach dem 42 Hz-Netz, im zweiten Falle in um-
gekehrter Richtung. Die Regelung auf konstante Lei-
stungsentnahme aus dem Netz Lombarda wird durch ein
in die Leitung von Lombarda eingzebautes Leistungsrelais
bewirkt, das die Erregung der Gleichstrommaschine des
Leonard-Satzes beeinflußt.
Die Belastungsmaschine hat Fremderregune. Die
Gleichstrommaschine des Leonard-Satzes hat beim An-
lassen des Induktionsumformers Fremderregung, im Be-
triebe dagegen Selbsterregung und Kompoundierung (Ge-
gsenkompoundierung beim Arbeiten als Generator, Kom-
poundierung beim Arbeiten als Motor).
Das Anlassen des Umformers geschieht wie folgt: Der
Leonard-Satz wird zunächst in üblicher Weise vom 42 Hz-
1326
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
Netz angzelassen. Die Erregermaschine, die auf seiner
Welle sitzt, kommt auf Spannung und erregt sowohl die
Belastungsmaschine wie seine eigene Gleichstrommaschine.
Durch allmähliche Steigerung der Erregung dieser letzte-
ren wird der Induktionsumformer angelassen und nach
Erreichung der richtigen Drehzahl auf der 50 Hz-Seite
synchronisiert. Die (Gleichstrommaschine des Leonard-
Satzes wird dann mittels eines besonderen Schalters auf
Selbsterregung umgeschaltet.
Abb. 8. Induktionsumformer der Anlage Bresciana. Die übertragene
Leistung beträgt ou kW bei cos @ = 0,75. Im 50 Hz-Netz schwankt die
Frequenz zwischen 49 und 51 Hz. die Spannung zwischen 11500 vnd
14 000 V. Im 42 Hz-Netz schwankt die Frequenz zwischen 42 und 44 Hz,
die Spannung zwischen 6600 und 6800 V.
Die Einstellung der Blindleistung geschieht mit Hilfe
des Drehtransformators (Abb. 7), der motorischen An-
trieb mit Druckknopfsteuerung hat.
Mittels eines Fliehkraftschalters auf der Welle des
Induktionsumformers ist dafür gesorgt, daß beim Über-
schreiten der zulässigen Drehzahl durch den Umformer
sowohl der Leonard-Satz vom 42 Hz-Netz als auch der Um-
ormer selbst vom 42- und 50 Hz-Netz abgeschaltet werder.
Die Erregung der Gleichstrommaschine des Leonard-
Satzes und somit die Belastung des Umformers kann auch
von Hand eingestellt werden.
Ein Reservemaschinensatz gleicher Größe wie der
beschriebene (Abb. 6) soll nur dann eingreifen, wenn
der im Betrieb befindliche Satz versagt oder wenn die
Spannung des 50 Hz-Netzes ausbleibt.
Die Ansicht und das Schaltbild eines weiteren In-
duktionsumformers, der seit 1925 im Betrieb ist, zeigen
die Abb. 8 u. 9. Auch dieser Induktionsumformer ist für
Italien geliefert und verbindet die Zentrale Tagliano, die
eine Nennspannung von 6800 V bei 42Hz hat, mit der
Zentrale Crespi, die eine Nennspannung von 13000 V bei
50 Hz hat. Im 50 Hz-Netz schwankt die Spannung zwi-
schen 11500 und 14000 V und die Frequenz zwischen 49
und 51 Hz. Im 42 Hz-Netz schwankt die Spannung zwi-
schen 6600 und 6800 V und die Frequenz zwischen 42 und
44 Hz. Die vom Induktionsumformer zu übertragende
Leistung beträgt 900 kW bei cos ọ = 0,75.
>
GH
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UX
U
U
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©)
ES
@=
7 Periodenumformer
2 Geichstrommaschine
3 GieichstPommaschine
4 Asynchronmaschine
5 Drenmansformaror
= 6 Spannungstransformaror
t
S
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gE ZIARAQP
KT!
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l
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II:
IE:
MA
7
Abb. 9. Schaltbild des Induktionsumformers Abb. 8.
Die unmittelbar gekuppelte Belastungsmaschine ist
für eine Generatorleistung von 112/179 kW bzw. eine Mo-
torleistung von 127/190 kW bei 183/300 U/min bemessen.
Der asynchrone Leonard-Satz liegt am 42 Hz-Netz. Seine
Asynehronmaschine ist sechspolig. und kann bei 825 U/min
235 kW abgeben. Seine Gleichstrommaschine ist für eine
Leistung von 141/205 kW beim Lauf als Generator bzw.
für eine Leistung von 97/164 kW beim Lauf als Motor
bemessen. Der Induktionsumformer liegt mit dem Stän-
der am 42 Ilz-Netz, mit dem Läufer über den Drehtrans-
formator und Spannungstransformator am 50 Hz-Netz.
Die Regelung der Wirk- wie Blindleistung erfolgt
von Hand. Die beiden besehriebenen Umformer haben
Fremdbelüftung. (Schluß folgt.)
Die Scheinverbrauchsmessung und ihre Bedeutung für die Elektrizitätswirtschaft.
Von Dipl.-Ing. W. Janicki, Zug (Schweiz).
Ubersicht. Nach einem Hinweis auf die wirtschaftliche
und technische Bedeutung des Leistungsfaktorproblems für
die Elektrizitätswerke werden die wichtigsten gegenwärtig
für die Praxis verwendeten cos p-Tarife besprochen und ge-
zeigt, daß aus theoretischen und praktischen Erwägungen
heraus dem sog. kVA-Tarif (Scheinleistungstarif) der Vor-
rang vor allen anderen cos g-Tarifen gebührt. Im Anschluß
daran werden die verschiedenen Verfahren zur Messung des
Scheinverbrauches und der mittleren Höchstscheinleistung
besprochen und auf die zur Verfügung stehenden Apparate
hingewiesen.
Zunächst sei mit einigen Worten auf die wirtschaftliche
und die technische Tragweite der cos-p-Frage hingewiesen.
Die durch die Magnetisierungströme von Transformatoren,
Motoren und anderen Anschlußapparaten verursachte Pha-
senverschiebung setzt die Ausnutzbarkeit der Stromerzeu-
gungs- und Verteilungsanlagen in um so höherem Maße
herab, je größeren Kinfluß Industrie, Gewerbe und Land-
wirtschaft auf die Gesamtbelastung der Kraftwerke ausüben.
An erster Stelle wird die Ertragsfähigkeit der in den
Elektrizitätsunternehmungen investierten Kapitalien ein-
geschränkt und gleichzeitig werden die jährlichen Netz-
energieverluste vergrößert. Somit bedeutet der Blind-
strom für die Stromversorgunesgesellschaften eine be-
= sche Verluste).
trächtliche wirtschaftliche Belastung infolge der
Notwendigkeit der Erhöhung des Anlagekapitals und der
Steigerung der Stromwärmeverluste (Obscho oder .Tou:
In zweiter Linie kommen die techni-
schen Faktoren in Betracht, die bei der Auseinander-
setzung mit dem cosg-Problem wesentlich ins Gewie
fallen. So spielt die Frage der Spannungsregelung eine
bedeutende Rolle und die Zunahme der Kurzschlußströ:
durch die Netzphasenverschiebung ist eine andere wich-
tige Folgcerscheinung.
Mit dem steigenden Anteil des Großzewerbes und de!
Landwirtschaft an der Gesamtbelastung der Kraftwerke
nahmen die Auswirkungen der erhöhten Netzphasenver-
schiebung einen immer größeren Umfang an, besonders in
den Zentralen, die zum Schutz ihrer Verteil- und Schalt,
anlagen Reaktanzen in ihren Netzen vorgesehen hatten.
Die Klektrizitätszesellschaften sahen sich deshalb ver-
anlaßt, den Blindstrom bzw. den Leistungsfaktor und den
Scheinstrom mit Hilfe von Tarifmaßnahmen bei der Rech-
nungstellung zu berücksichtigen. Auf diese Weise ent-
stand eine ganze Anzahl verschiedenartiger Tarife. v»
denen wir weiter unten eine kleine systematische Zu-
sammenstellung geben, die sich auf das Wesentliche be-
schränkt und keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit
erhebt.
12. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
1327
Tarifpolitische Erfassung des cos g.
Zur tarifpolitischen Erfassung des Leistungsfaktors
gelangten bis jetzt im Prinzip zwei Hauptverfahren zur
Anwendung: entweder wird der Grundeebührentarif (Be-
reitstellungspreis oder Leistungspreis) auf der Basis der
beanspruchten Scheinleistung aufgebaut — wobei die
Scheinleistung auf rechnerischem (rein analytischem oder
eraphischem) Wege oder vermittels der in neuerer Zeit
auf dem Markt erschienenen Scheinverbrauchszähler in
Verbindung mit reristrierenden llöchstscheinlast-Messern
ermittelt wird — oder es wird der Blindverbrauch selbst
mit Hilfe von Sinus-Zählern gemessen und zu einem be-
stimmten Satze den Kunden in Anrechnung gebracht. Ge-
legentlich tritt auch an Stelle des Blindstromes selbst der
mittlere Leistungesfaktor für eine bestimmte Periode,
dessen genauer Erfassung aber wegen des Mangels an lei-
stunzsfähizen reristrierenden cos g-Messern, besonders
für Drehstromnetze mit ungleich belasteten Phasen und
wegen der Umständlichkeit der Diagzrammauswertung
immer noch Hindernisse im Were stehen. Für die An-
wendung beider Methoden sind besondere Meßeinrichtungen
notwendig; sie kommen daher fast ausschlieNich nur bei
(roßverbrauchern in Frage, im wesentlichen also bei
Hochspannungsabnehmern. Wenn man bei Kleinverbrau-
ehern überhaupt nicht von vornherein auf eine Erfassung
des Blindstromes verzichtet, begnügen sich die Werke in
den allermeisten Fällen damit, bei Verwendung kompen-
sierter Motoren (synchronisierte Asynchronmotoren, die
gegenwärtig schon in Größen von 4 PS an aufwärts her-
gestellt werden) eine Pauschalermäßigrung einzuräumen.
Viele Elektrizitätsunternehmungzen schlagen auch bei der
Aufstellung ihrer Leistungsfaktorklauseln den Wer ein,
daß sie die gesamten, ihnen dureh die Phasenverschiebung
erwächsenden Spesen auf den Wattstrom in Anrechnung
brinzen und dann in Verbindung mit schon anderweitig
bestehenden Blindstromverträrgen in ihrem Tarif einen
Zuschlag für den Leerstromverbrauch einsetzen, der —
mehr als Buße für unzenürzenden denn als Ermunterunz
für guten Leistunesfaktor — die tatsächlich bestehenden
Verhältnisse viel zu wenig in Berücksichtigung zieht.
Hauptforderungen an Blind- und Scheinstromtarife.
Bevor wir zur kritischen Besprechung der wichtig-
sten Arten der Blind- bzw. Scheinstromverrechnung an
Hand des oben in Aussicht gestellten Überblicks über-
gehen. wollen wir uns darüber Rechenschaft abzulegen
versuchen, welchen Haupterfordernissen ein zweckmäßig
aufgebauter Blindstrontarif genügen muß, um zu prak-
tisch befriedigenden Ergebnissen zu führen. Neben den
wirtschaftlichen und betriebstechnischen Gesichtspunkten,
die schon weiter oben erwähnt worden sind und die für
die Blindstrompreisstellung von Bedeutung sind, spielen
bi der Gestaltune eines cos g-Tarifes meß- und abrech-
nunestechnische Gründe sowie psychologische Momente
und in gewissen Ländern auch gesetzliche Bestimmungen
eine Rolle. Heutzutage liegen die Verhältnisse so, daß
man auf meßtechnischem Gebiet sozusagen alle Tarif-
arten verwirklichen kann, auch solche, die auf rein
wissenschaftlicher Basis beruhen, wie z. B. diejenigen
von BuchholtztScheringe? Nissel?’ Fracan-
zoni* und Biffi’; nur fallen für die letzteren, rein:
wissenschaftlich aufgebauten Tarife meistens die erfor-
derlichen Meßeruppen so verwickelt und kostspielig aus
und die Eichung gestaltet sich so umständlich und lang-
wierig, daß man in der Praxis auf ihre meßtechnische
Erfassung und Auswertung verzichten muß. Auch die
Zähler, die einen „komplexen Energiewert”, nämlich die
Wirkenergie und einen bestimmten Bruchteil der Blind-
energie, zu einer gemeinsamen Verreechnungzseinheit zu-
SYMMENnZEeZozen, ZU Messen gestatten, haben aus den vor-
erwähnten Gründen bis jetzt noch nicht die Beachtung
bei den Klektrizitätswerken gefunden, die ihnen dank
ihrer hervorragend guten meßtechnischen Eigenschaften
gebührt.
Einen weiteren Punkt, der bei Aufstellung kombinier-
ter Tarife in Betracht gezogen werden muß. bilden die
gesetzlichen Vorschriften. Wie in allen Kulturstaaten
die Einheiten der Längen-, Flächen- und Raummaße und
! Buchholtz, ETZ 1919, S8. 191, 115.
® Schering, ETZ 1919, 8. 3:0.
3 K. Nissel, ETZ 1928, S. 1678, und Dissertation: Einfluß des cos q: auf
die Tarifgistaltung der Elektrizitätswerke unter besonderer Berücksichtigung
erußstadtischer Verhältnisse. Verlag Julius Springer, Berlin 1928.
© G. Fracanzoni, Sulla energia reattiva nella economia generale
della produzione e distribuzione dell'energia elettrica. L'Elettrotecnica
Kd. 11, 5.575. — Rapport sur un système employé dans la tarification pra-
tique de l'énergie réactive. Rev. Gen. del’ EI. Bd. 24, S. 379.
* E. Biffi, Lo sfasamento degli impianti di utilizzazione nella vendita
cel ‘energia elettrica. L'Elettrotecnica Bd. 14, 8. 530.
der Gewichte auf gesetzgeberischer Grundlage geregelt
sind, so ist auch die Wirk-kWh in den meisten Ländern
offiziell als Einheit für die elektrische Energie eingeführt
worden. Die Stromversorzungs-Gesellschaften stehen da-
her unter dem Zwang, die Elektrizität den Verbrauchern
auf Grund dieser Maßeinheit abzugeben. Es dürfen daher
für Verrechnungszwecke keine Zähler ausschließlich be-
nutzt werden, aus deren Angaben sich nicht in eindeuti-
ger Weise der Konsum an elektrischer Energie in Wirk-
kWh ergibt. Schon die Eichung in Geldeinheiten ist nicht
gestattet. Daneben können allerdings Zähler für Leer-
kWh (sin-k\Wh) oder EN Ah in Verbindung mit solchen für
Wirk-kWh verwendet werden. Man muß daher an einen
Blindstromtarif oder einen kVA-Tarif, wie übrigens auch
an ieden anderen Tarif, die Forderung stellen, daß die in
Betracht kommenden Größen mit technisch einfachen Mit-
teln und mit gesetzlich statthaften Meßeinrichtungen er-
faßt und zur Verrechnung gebracht werden.
Die vierte Forderung, die sich auf einen eos gQ-Tarif
bezieht, betrifft das „menschliche Element“, den Faktor
„Abnehmer“. Sie liegt also auf psyelhologischem Gebiet.
Ein Verbraucher wird sich nur durch einen Tarif, dessen
Auswirkung ihm verständlich ist, zu einer Umstellung
oder Änderung in seinem Betrieb bewegen lassen. Daher
muß sich der praktische Tariffachmann vor allem ande-
ren vor der Gefahr hüten, dem Verbraucher verwickelte
Formeln für die Verrechnung aufdrängen zu wollen. Ein
cosg-Tarif muß in seinem Aufbau möglichst klar und
durchsichtig und auch dem Laien nach einer in geeigne-
ter Form vorsrebrachten Erläuterung in großen Zügen
verständlich sein. Die Hauptsache ist, daß in diesen For-
meln eines nicht außer acht gelassen wird, nämlich die
Psyche und der Geldbeutel des Abnehmers®, auf die im
allzemeinen in allen Formeln viel zu wenig Rücksicht ge-
nommen wird. Sonst kommt es häufig vor — wie sich dies
sogar bei manchen üblichen Tarifen gelegentlich ereignet
—, daß der Verbraucher Mißtrauen schöpft und lieber den
Zuschlag für schlechten Leistungsfaktor zahlt — auch
wenn er dessen sachliche Berechtigung ebensowenig ein-
sieht wie die wirtschaftlichen Vorteile der Blindstrom-
kompensation —, als daß er zu den ihm ungewohnt schei-
nenden Mitteln der Phasenverbesserung greift.
Zusammenfassend lassen sich die an einen cos -Tarif
zu richtenden vier Hauptforderungen, die gleichzeitig
eine Anleitung und eine Wegweisung für den, an die be-
stehenden oder zur Einführung empfohlenen Blind- und
Scheinstromtarife anzulegenden kritischen Maßstab dar-
stellen, folgendermaßen kennzeichnen:
1. Annäherung an die Selbstkosten der Blindstrom-
erZeuzung.
2. Wirtschaftlicher Anreiz für den Verbraucher zur
Blindstromkompensation (Phasenverbesserung).
3. Messung und Verrechnung.
4. Verständlichkeit für den Verbraucher.
Es spielen also eine Rolle bei der Aufstellung von
cos @-Tarifen: wirtschaftliche, betriebs- und verrechnunzs-
technische, meßtechnische und psychologische Gesichts-
punkte, und in dem richtigen gegenseitigen Äbwägen und
Berücksichtigen dieser vier maßgzebenden Faktoren liexen
der Erfolg eines Tarifs und seine Verbreitung begründet,
der sich auf die Erfassung des Leistunesfaktors in der
einen oder anderen Gestalt stützt, sei es dureh Herbei-
ziehen des cos op selbst oder des Blind- oder des Nehein-
verbrauchs bzw. der Scheinleistung.
Überblick über verschiedene cos g Tariftyren.
Im folgenden soll nun eine kleine Übersicht über die
wichtigsten gerenwärtiz in den verschiedenen Kultur-
ländern gebräuchlichen Typen von cos g-Tarifen gegeben
werden sowie auf einige zur Kinführung empfohlene oder
sieh auf theoretische Betrachtungen stützende Blind-
stromtarifformen hingewiesen werden, die aus dem einen
oder anderen Grunde ein besonderes Interesse beanspru-
chen dürfen. Im Anschluß daran soll ein kritischer Ver-
gleich zwischen den Hauptarten dieser Tarifformen auf-
gestellt und die sich daraus ergebenden Schlußfolzerun-
ren gezogen werden”.
Die gegenwärtier in der Praxis gebräuchlichen Tarife
zur Berücksiehtirungz des Leistunesfaktors oder des
Blindstromverbrauches lassen sich am zwecekmäßirsten
und übersichtlichsten in drei Gruppen einteilen, von denen
die einzelnen wiederum eine ganze Reihe verschiedener
Modalitäten und Varianten aufweisen, auf die alle an
€e Vgl. in dieser Hinsicht den Artikel von Köchlin, Studien über
die Berücksichtigung des Leistungsfaktors bei Strompreisstellung. Rev. Gen.
de TEL Bd. ua 572.
? Literatur am Schluß des Aufsatzes.
1328
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
dieser Stelle einzugehen wegen ihrer großen Anzahl ein
Ding der Unmöglichkeit wäre“.
1..DerkVA- oder Scheinleistungstarif.
In neuerer Zeit wird häufig dazu übergegangen, bei
Tarifen mit Leistungs- und Arbeitsgebühr an Stelle des
früher gebräuchlichen Grundgebühren- oder Maximal-
ansatzes, bei dem die kW und die kWh der Verrechnung
zugrunde gelegt wurden, auf die EVA und die kWh ab-
zustellen, wobei bei der kVA-Bewertung die Jahresgrund-
gebühr auch vom durchschnittlichen Jahresleistungsfak-
tor abhängig gemacht werden kann, so daß z. B. die
Preise für die ersten KVA folgendermaßen nach dem coso
abzestuft sein können: bei cos ọ = 1: 360 Geldeinheilten
für die ersten kVA, bei cosp =0,8: 450 und bei cos ọ =
0,5: 720 Geldeinheiten. Durch die Einführung des Schein-
leistungstarifs wird der Einfluß der Anlagen bzw. des in-
vestierten Kapitals und auch die bereitzehaltene Lei-
stung betont. Der Haupteinwand, der gesen die kVA-
Tarife in der Praxis erhoben wird, besteht darin, daß
diese Verrechnungsmethode zuverlässige kVA-Zeiger vor-
aussetze und ferner den wirklichen Verhältnissen nur
dort gerecht werde, wo mit ungefähr gleichbleibendem
Leistungsfaktor und konstanter Belastung gearbeitet
werde. Bei stark schwankendem Betriebe trage diese Me-
thode den tatsächlich vorliezenden Verhältnissen zu
wenig Rechnung, da die Ermittlung der Scheinleistung
gewöhnlich zu den Zeiten stärkster Belastung erfolge,
die üblicherweise den höchsten Leistunzsfaktor aufweise.
Zu den Stunden schwacher Belastung, in denen gewöhn-
lich auch der cosg den kleinsten Wert hat, finde seine
Berücksichtigung nicht statt. Der Abnehmer habe das
Bestreben, lediglich in den Stunden der llöchstbelastung
einen günstigen Leistungsfaktor zu erreichen, während
der übrigen Zeit biete ihm diese Verrechnungsmethode
keinen Anreiz, eine Verbesserung der Phasenverschie-
bung herbeizuführen. Anderseits könne das kVA-Maxi-
mum des Abnchmers zu einer Zeit auftreten, in der die
Belastung der betreffenden Fernleitung oder des Kraft-
werkes ihren Höchstwert nicht erreicht. Auch die Ab-
hängiekeit der Übertragungsverluste von Leistungsfak-
tor solle nicht vollkommen unberücksichtist bleiben.
Diesen Einwänden kann man durch folgende Tarif-
maßnahmen begegnen: Man verrechnet, wie ursprünglich
angegeben, nach KVA und kWh, bestimmt aber das kVA-
Maximum, indem man den höchsten kW-Wert verwendet
und durch denjenigen mittleren Leistungsfaktor dividiert,
der sich aus dem gesamten Wirkverbrauch und Schein-
verbrauch eines bestimmten Zeitabschnitts, z.B. eines
Monats ergibt. Bei Verwendung von Scheinverbrauchs-
zählern in Verbindung mit schreibenden Höchstlastanzei-
gern, wie solche z. B. durch die Firma Landis & Gyr A.G.
in Zug (Schweiz) unter dem Namen „Trivector“, kombi-
niert ınit einem „Maxigraph“ hergestellt werden’, kann
man sogar noch einen Schritt weiter gehen und denieni-
gen Wert des Leistungsfaktors der Berechnung zugrunde
legen, der der mittleren llöchstscheinlast innerhalb einer
bestimmten Zeitspanne entspricht, da die fortlaufende
synchrone Registrierung aller in Frage stehenden Grö-
ßen diese Erfassung der in Betracht kommenden Werte
des Leistungsfaktors ohne weiteres gestattet. Dadurch
wird erreicht, daß auch der bei dem laufenden Verbrauch
sich einstellende Leistungsfaktor berücksichtigt werden
kann und der Abnehmer veranlaßt wird, auch außerhalb
der Spitzenzeit auf die Finstellung eines günstigen cos og
Bedacht zu nehmen. Die Verwendung eines Trivector-
Scheinverbrauchszählers bietet außerdem den Vorteil,
daß die Registrierung für jeden Wert des Leistungsfak-
tors von 1...0 reicht, bei gegenseitiger Belieferung zweier
\Werke sogar für den ganzen Leistunssfaktorbereich von
0...360° bei Benutzung zweier Apparate mit Umschalt-
und Stopprelais.
Der kVA-Tarif bietet auch den großen Vorteil, daß
er dem theoretischen, auf den Selbstkosten des Blindstro-
mes aufgebauten cosg-Tarif sich am meisten nähert".
Bei einer Benutzungsdauer von 2000 h/Jahr, die für indu-
® So gibt es z. B. In den V. 8S. Amerika und in Kanada allein nach
einem 1922 erstatteten Bericht des Leistungsfaktor- Unterausschusses der
Züählerkommission der National Electric.Light Association bei 59 Werken (von
418 in Städten mit ınindestens 20 000 Einwohnern) besondere Gebühren und
Klauseln für niedrigen cos p, wobei nicht weniger als 20 verschiedene Blind-
stromklauseln zur Anwendung gelangen. (Vgl. T-2-'"22. Report of the Sub-
committee on Power Factors and kVA of the National Electric Light Asso-
ciation Meter Committee, New Y} ork City.)
Vgl. z.B. ETZ 1929, S. 501. Bull. SEV Bd. 18, 8. 501, u. Rd.
20, 8. 508. El. u. Maschinenb, Bd. 46, 8. 1072 u. 32. Bev. Gen. de l'El.
Bd. 24, S. 785. El. Arbeit (TRUA) Bd. 11, $. 121.
Vgl. H. Nissel, wie Fu8ncte 3. — Boucherot, Rev. Gen.
de EL Bd. 3, S. 83. — R. RollianG, KiZ 1925, 8. 289;
strielle Betriebe mit einer einzigen Arbeitschicht normal
ist, stimmen diese beiden Tarife fast vollkommen über-
ein. Bei geringerer Benutzungsdauer liefert der kV A-
Tarif verglichen mit dem theoretischen cos g-Tarif nach
Nissel etwas zu hohe Preise, bei langer Benutzungsdauer
liegen die Preise etwas zu niedrig. Die Unterschiede
sind jedoch nicht beträchtlich und können durch geeignete
Wahl von Leistungs- (Grundgebühren-) Preis und Arbeits-
preis in der Praxis noch mehr ausgerlichen werden.
Durch eine Anlehnung der Strompreise beim Scheintarif
an den theoretischen, auf den reinen Blindstrom-Selbhst-
kosten aufgebauten Tarif nach Nissel wird außerdem der
Anreiz für den Abnehmer für Phasenkompensation, der
nach den eingangs angeführten Überlegungen am meisten
angestrebt werden soll, bei geringer Benutzungsdauer er-
höht. Wenn nämlich die Preisansätze bei niederer Be-
nutzungsdauer eine nicht genügend stark ausgeprägte
Abhängigkeit vom Leistungsfaktor aufweisen, so könnte
der Fall eintreten, daß unter Umständen die durch die
Phasenverbesserungseinrichtungen erzielten Ersparnisse
nicht ausreichen, um die hierfür aufgewendeten Kosten
zu kompensieren. Daher ist bei niedriger Benutzungs-
dauer ein stärkeres Anwachsen der Preise bei schlechtem
Leistungsfaktor aus tarifpolitischen Gründen empfehlens-
wert, wie sich ein solches bei Anlehnung an den theore-
tischen eos -Tarif nach Nissel ergibt. Anderseits ist bei
langer Benutzungsdauer auch bei weniger stark ausge-
prägter Variation der Preise in Funktion vom cosg die
Wırtschaftlichkeit einer PBlindstrom-Kompensationsein-
richtung immer noch gewährleistet, wie dies aus den
Untersuchungen von Nissel einwandfrei hervorgeht.
Will man die Sclieinleistung der Berechnung des cos o
zugrunde legen, so ergibt sich eine selır einfache Berück-
sichtigung des Leistungsfaktors durch einen Be-
nutzunss-Dauerrabatt. Der Quotient aus Kilo-
wattstundenzahl und Scheinleistung in KYA ist gleich dem
Produkt aus cos o und der scheinbaren Benutzungstunden-
zahl; dieser Bruch wird also um so größer, je besser der
mittlere Leistungsfaktor ist. Zur Bestimmung dieses Ver-
hältnisses eignet sich wiederum am besten ein Scheinver-
brauchszähler in Verbindung mit einem KVA-Zeiger oder
mit einem schreibenden Höchstscheinlastzeizer.
2. Blindverbrauchtarife.
Bei diesem Tariftypus wird, abgesehen von dem Ar-
beitspreis und einem allfälligen Leistungspreis (Bereit-
stellungspreis) für den Wirkverbrauch, ein bestimmter
Betrag für die zu Magnetisierungszwecken benötiete
Blindenergie oder ein prozentualer Zuschlag vom Arbeits-
preis bei sinkendem cos o erhoben. Bei dieser Tarifart wird
meistens ein nomineller Leistungzsfaktor, z.B. cos ¢ = 0,8
oder 0,75, der Preisbildung zugrunde gelegt und ein Zu-
schlag für den Überverbrauch bei ungenüzendem cos ¢ọ
verrechnet, währnd für eine Erhöhung über den Nenn-
wert (Sollwert) des Leistungsfaktors eine Rückverrütung
gewährt wird. Die letzte fällt allerdings häufig auch weg,
da es nicht immer im Interesse der Werke Dout, wenn ihre
Netze mit einem höheren durchschnittlichen Leistungs-
faktor als ursprünglich vorgesehen wurde betrieben wer-
den. Außerdem könnte der Abnehmer in Versuchung kom-
men, seine Anlage mit einer Phasenvoreilung zu betreiben,
was ebenfalls meistens unerwünscht ist, besonders wenn
es sieh um cin Kabelnetz handelt.
Die für die Verrechnung der Plindenergie in den
Blindverbrauentarifen aufgestellten Formeln lassen sieh
in zwei Hauptgruppen einteilen: in solche, bei denen die
Verrechnung der Blindenerzie unabhängig von der Wirk-
energie erfolgt, und in solche, bei denen die Tarifikativun
des Blindverbrauches auf die Größe des Wattverbrauches
Rücksicht nimmt. Die Formeln der ersten Kategorie ent-
halten zwei voneinander unabhängige Glieder, von denen
sich das eine auf die aktive und das andere auf die reaktive
Energie bezieht. Im nachfolgenden seien einige der wich-
tigsten Blindverbrauchstarife angeführt.
I. „Komplexe Energie“ nach Arnö" und
Illioviei". — Arno empfiehlt die Anwendung be-
sonders zeeichter Zähler, die so eingestellt sind, daß sie
Za der Wirkleistung und % der Blindleistung messen, d.h.
1 R. Arno, Nuovi metodi di misure industriali. Atti dell’ Associa-
zione Elettrotecnica Italiana, maggio, aprile e luglio-agosto 1910, S. 101. —
Di una soluzione del problema della compravendita dell'energia. Watt-
Volt-amperometri elettrodinamici ad induzione. Congresso internazionale
delle applicazioni elettriche, Torino 1911. — Apparecchi di controllo del
fattore di potenza e metodi di misura relative. L’Elettrotec nica, Bd. 8, S. 142.
— Sur la définition prasinu et cxacte de la charge complexe. Lumière
Electrique Bd. 14, 8.35. — Lumière k.lectrique Bd. 5, S. 212, 232, 264, 296;
Bd. 13, 3. 390. — Pırfectinnnements 8 ppurtées aux methodes et aux
appar ils pour la mesure irdastriellz de la puissance et d; l'energie com-
plexe. Bull. Soc. Franc. des El. Bd. 5, S. 955.
2 A.]Jlliovici, Rev. Gén. de (EL Ba. 4, S. 102.
12. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
1329
mit anderen Worten: bei einem cos ọ von rd. 0,7 (ọ = 45°)
wird der normale Kilowattstundenpreis berechnet, während
bei cos =1 eine Ermäßigung um % stattfindet, bei
schlechtem Leistungsfaktor jedoch eine entsprechende Ver-
teuerung eintritt. Dieser ursprünglichen Methode der Ver-
rechnung einer komplexen Energie haftet, abgesehen von
ihrer Ungenauigkeit, vor allem der Nachteil an, daß der
Abnehmer keine Kenntnis davon hat, mit weicher Phasen-
verschiebung seine Anlage arbeitet und daher auch für ihn
jeder Ansporn entfällt, den Leistungsfaktor seines Betriebs
zu erhöhen. Eine wesentliche Vereinfachung wird erzielt,
wenn die wattlose Leistung besonders registriert wird,
also zwei getrennte Zähler für Blind- und Wirkverbrauch
verwendet werden. In französischen Stromlieferungsver-
träxen findet sich beispielsweise häufig die Bestimmung,
daß zur Vereinfachung des Abrechnungswesens an Stelle
der unmittelbaren Fakturierung der wattlosen Energi:
3) %5 (in neuerer Zeit 20%) der Blindkilowattstunden
den Wirkkilowattstunden hinzugezählt werden, wobei der
Gesamtbetrag der so erhaltenen Kilowattstunden als „kom-
plexe Energie“ bezeichnet wird. Diese komplexe Energie
SE vom Abnehmer zu einem Preis von so und so viel
Centimes für die Kilowattstunde bezahlt. Häufig findet
sich auch der Zusatz, daß für den Fall, wo der Abnehmer
seine Anlage so verbessert, daß sich der Leistungsfaktor
zwischen 0,9 und 1 bewegt, überhaupt keine Blindkilowatt-
stunden verrechnet werden. Diese Art der Tarifierung der
komplexen Energie wird vom französischen Ministerium
für öffentliche Arbeiten in einem Rundschreiben vom
24. XI. 1919 zur Anwendung empfohlen.
II. RWE-sing-Tarif (Bußmann-Tarif).
— In Deutschland sind die Blindverbrauchszähler bei der
Stromverrechnung unseres Wissens zum erstenmal von
Dir. Bußmann beim Rheinisch-Westfälischen Elektri-
zitätswerk eingeführt worden. Als Sollwert des Leistungs-
faktors wird beispielsweise cos @ = 0,75 vorausgesetzt. In
diesem Falle zeigt der Blindverbrauchzähler 88% der
Wirkenergie an. Ist die Anzahl der Blindkilowattstunden
kleiner, so hat der Verbraucher durchschnittlich während
einer bestimmten Zeitperiode mit einem höheren Lei-
stunz=faktor gearbeitet und das Elektrizitätswerk ver-
rütet z. B. für die Fehlmenge 6 % des Rechnungsbetraxes.
UÜbertreffen die Blindkilowattstunden 8% der Wirkkilo-
wattstunden, so ist die Anlage des Abnehmers mit ein>m
schlechteren durchschnittlichen cos betrieben worden,
und das Stromversorgungsunternehmen erhebt einen Zu-
schlag von beispielsweise 12% der Blindkilowattstunden,
berechnet vom normalen Preise der Arbeitskilowattstun-
den. Für gegenseitige Belieferung ergeben sich natur-
eemäß kompliziertere Verrechnungsbedingungen, auf die
hier nur hingewiesen werden kann’®.
III. Direkte Verrechnung des PBlindver-
brauchs. — Sofern die gesetzlichen Bestimmungen
eines Landes es zulassen, besteht naturgemäß kein Hin-
dernis, bei Verwendung von Sinus-Zählern jede ver-
brauchte Blindenergieeinheit mit einem bestimmten Ein-
heitspreis in Anrechnung zu bringen, der jeweils ent-
sprechend den vorliegenden Verhältnissen festgelegt wir.
Diese Art der Verrechnung ist allerdings äußerst einfach
und dem Abnehmer wohl auch verhältnismäßig leicht ver-
ständlich zu machen. Aber einerseits ist es sehr schwer,
den richtigen Preis für die Blindkilowattstunde zu be-
stimmen, anderseits wird durch diese Art der Tarifikation
bei dem Kunden der Eindruck hervorgerufen, als ob das
Elektrizitätswerk durch den Verkauf von Blindkilowatt-
stunden ein besonderes Geschäft erzielen wolle, was im
beiderseitigen Interesse zu vermeiden ist.
IV. Direkte Leistungsfaktortarife — Den
bisher aufgezählten Verreehnungsmethoden der Blind-
energie ist die unmittelbare Berücksichtigung der Leer-
Kilowattstunden gemeinsam. Der cosg tritt an und für
sich bei der Tarifikation nicht in Erscheinung. Jedoch
kann er auch in einfacher Weise in den Stromlieferungs-
bedingungen erfaßt und hierbei auch zur direkten Ver-
rechnung herangezogen werden. Es kann zZz. B. festgesetzt
werden, daß der übliche Kilowattstundenpreis bei einem
Leistungsfaktor von 0,8 gilt. Für jedes Hundertstel Ver-
besserung erhält der Verbraucher eine Preisermäßigung
(Preisvergünstigung) von beispielsweise 1%, für jedes
Hundertstel Verschlechterung wird von ihm ein Mehr-
betray im gleichen oder höheren Wert erhoben. An Stelle
des prozentualen Zuschlages können auch von vornherein
festgelegte Koeffizienten treten, mit denen der Preis der
normalen Kilowattstunde bei verschiedenen Leistungs-
faktoren multipliziert wird, beispielsweise:
13 ë Vgi.z2z. B. Sonderheft der Verein. d. Elektrizitätsw. zur cos ¢-Tagung,
November 1921, 8. 123.
TR EA Koeffizient =
= 08 0,87
=07 1,00
= 0,6 1,18
Beide Verfahren sind vom tariftechnischen
(aber nicht vom meßtechnischen) Standpunkt aus betrach-
tet einfach und wohl auch im großen und ganzen für den
Verbraucher verständlich, sie weisen überdies den großen
Vorzug auf, dem Abnehmer einen Anreiz zu bieten, für
die Verbesserung des Leistungsfaktors seiner Anlage
Sorge zu tragen, da er hierfür gewissermaßen eine Be-
lohnung erhält. Dies erscheint schon, wie oben bereits
erwähnt, aus psychologischen Gründen angezeigt, da der
Abnehmer sicherlich eher geneigt ist, auf ein Preis-
stellungsverfahren einzugehen, das ihm unter gewissen
Voraussetzungen und Bedingungen eine Vergünstigung in
Aussicht stellt, statt ihm, wie eine Polizeibehörde, mit
einer Buße zu drohen. Vom meßtechnischen Stand-
punkt aus betrachtet, stoßen jedoch die direkten Leistungs-
faktortarifierungen auf Umständlichkeiten und Schwierig-
keiten, sofern man auf große Genauigkeit Wert legt und
keine schreibenden Scheinverbrauchzähler verwenden will.
Am genauesten, aber auch am langwierigsten geschieht dies
durch einen registrierenden Leistungsfaktoranzeiger, aus
dessen Angaben der mittlere cos ọ bestimmt werden kann.
Bei Anwendung eines Sinus-Zählers kann der durch-
schnittliche Leistungsfaktor aus dem Quotienten der Ab-
lesungen des Wirk- und Blindverbrauchzählers ermittelt
werden. Durch die Division der wattlosen Leistung durch
die Wattleistung folgt tg ọ, so daß mittels einer Tabelle
der Leistungsfaktor abgelesen werden kann. Dagegen er-
gibt sich der cos g unmittelbar, wenn an Stelle des Blind-
verbrauchzählers der Scheinverbrauch in Kilovoltampere-
stunden oder die Scheinleistung in Kilovoltampere durch
einen schreibenden Scheinverbrauchzähler registriert
wird.
V.,Phasenvers chiebungsformeln. — Zwei
weitere Verfahren der Blindstromverreehnung, die in dem
bereits erwähnten Zirkular des französischen Ministeriums
für öffentliche Arbeiten vom 24. XI. 1919 empfohlen wer-
den und die sich in Frankreich einer ziemlich beträcht-
lichen Verbreitung erfreuen, werden in der französischen
Fachliteratur üblicherweise als Phasenverschiebungsfor-
meln („formules de dephasage”) bezeichnet. Das erste
Berechnungsverfahren besteht darin, daß man den Preis
der Werkkilowattstunde mit dem Koeffizienten 1 + 0,02 n
multipliziert, wenn der mit Hilfe der Angaben eines
Blindverbrauchzählers ermittelte Wert des Leistungs-
faktors kleiner als 0,8 ist, wobei n die Anzahl Hundertstel
bedeutet, um welche der berechnete Wert des mittleren
Leistunesfaktors innerhalb eines gewissen Zeitabschnittes
geringer ist als der Soll- oder Vergleichswert von 0,8. Die
zweite Verrechnungsmethode bestcht in der Multiplikation
des Kilowattstundenpreises mit dem Faktor 0,8: cos ọ. Da-
durch wird nicht nur automatisch eine Tarifikation der
Blindenergie für alle Werte des Leistungsfaktors kleiner
als 0,8 ermöglicht, sondern auch eine Rückvergütung zu-
gunsten des Abonnenten für jede Verbesserung des cos o
zwischen 0,8 und 1 gewährleistet. Diese zweite Formel
wird in Frankreich und auch in anderen Ländern ziemlich
häufig verwendet, allerdings mit einigen Abschwächun-
zen, da sonst bei einem Leistungsfaktor von 0,55, der noch
ziemlich häufig vorkommt, der Energiepreis sich bereits
um 50% erhöhen würde Außerdem ist dieses Tarifika-
tionsverfahren dadurch noch stärker fortschreitend und
ausgreifender gestaltet worden, daß die Erhöhung des
Prozentsatzes staffelweise in dem Maße vorgenommen
wird, wie der Leistungsfaktor sinkt.
Weitere Phasenverschiebungsformeln sind von Tllio-
vicit, Fracanzoni’® und Biffi!® sowie von verschiedenen
anderen Autoren aufgestellt worden, auf die hier aber
nicht näher eingegangen werden kann.
VE Verrechnung der Blindenergie in
Abhängiekeitvon der Netzbelastung oder
der Tageszeit. — A.M. Mieg! hat in einer bemer-
kenswerten Arbeit darauf hingewiesen, daß alle bis jetzt
in der Praxis gebräuchlichen Tarifformen für Blind-
energie an dem Übelstand kranken, daß kein Unterschied
zwischen dem zur Spitzenzeit und zu Zeiten schwacher Be-
lastung stattfindenden wattlosen Stromverbrauch gemacht
wird, trotzdem ces vollständig logisch erscheint, die Blind-
energie während der Stunden starker und stärkster Netz-
beanspruchung zu einem höheren V’reisansatz zu verreech-
1 A. Illiovici, Rev. Gén. de lEI Bd. 22, S. 313.
18 G. Fracanzoni, L’Elettrotecnica Bd. 11, 8. 573. — Rev. Gén.
de l'El. Bd. 24, S. 384.
ER Ka Biffi, L’ Elettrotecnica Bd. 14, 8. 882.
. M. Mieg, Rev. Gén. de UEL Bd. 24, S. 325.
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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1928
nen als während solcher mäßiger oder schwacher Inan-
spruchnahme.
Um zu einer befriedigenden Lösung zu gelangen,
wird daher vorgeschlagen, die wattlose Energie in Ab-
hängigkeit von dem jeweiligen momentanen Belastungs-
zustand des Netzes bzw. der in Frage stehenden Linie
(Freileitung oder Kabel) zu registrieren und dement-
sprechend zur Verrechnung zu bringen. Man kann dieses
Ergebnis auf zwei verschiedene Arten erzielen: entweder
betrachtet man die Blindenergie in Funktion der augen-
blicklich herrschenden Wirknetzbelastung oder
in Funktion der Tagesstunden.
a) Registrierung der Blindencrgie in Abhängigkeit
der jeweiligen Netzbelastung. — Eine erste Lösungs-
möglichkeit besteht in der Verwendung eines Blindver-
brauchzählers mit Doppel- oder Dreifachtarifzählwerk,
wobei die Tarifumschalteinriehtung von einem beson-
deren wattmetrischen Relais gesteuert wird, u. zw. der-
art, daß beispielsweise der Tarif Nr. 1 des Zählwerkes
für eine Leistungsbelastung von 0...14 der Nennlast zur
Anwendung gelangt, der Tarif Nr. 2 für eine solche von
4%,..% und der Tarif Nr. 3 für eine solche, die % der
Solleistunze (Normallast) überschreitet. Allerdings ist
die Verwirklichungsmöglichkeit dieses Verfahrens an
das Vorhandensein eines wattmetrischen Relais gebunden,
das genüzend empfindlich und ausreichend genau ist, um
einen einwandfreien Betrieb zu gewährleisten.
Eine zweite Lösungsmöglichkeit bietet sich dar durch
die Anwendung des bei der Wirkenergie üblichen Maxi-
maltarifes auf den Blindverbrauch. Man darf jedoch für
diesen Zweck nicht einfach einen Sinus-Zähler mit
Maximumzeiger gebrauchen, da die Höchstwerte der watt-
losen Energie zeitlich nicht notwendigerweise mit denen
der Weattenergie zusammenfallen. Diesem Übelstand kann
dadurch abgeholfen werden, daß man einen Schein-
verbrauchzähler mit Maximumzeiger oder
mit einer schreibenden Höchstscheinlast-Re-
gistriervorrichtung herbeizieht, der für diesen
Zweck besonders geeignet ist, da es in Wahrheit
die Höchstscheinleistung ist, die sich für das Netz in
lästirer Weise bemerkbar macht. Es muß allerdings her-
vorgehoben werden, daß die konstruktive Durchbildung
eines solchen Scheinverbrauchsapparates keine einfache
Angelegenheit ist. Jedoch gibt es auf dem Markte eine
Reihe von Ausführungsformen, die den praktischen An-
forderungen vollauf genügen. Es sei in diesem Zu-
sammenhang beispielsweise wieder auf den Scheinver-
brauchzähler „Trivector“ hingewiesen, der gegenüber
anderen Systemen den Vorteil bietet, für alle Werte des
Leistungsfaktors von 0...1 die Scheinenergie mit hin-
reichender Genauigkeit zu registrieren.
b) Registrierung der Blindenergie in Abhängigkeit
von den Tageszeiten. — Die einfachste Methode besteht
in diesem Falle in der Verwendung eines Doppel- oder
DDreifach-Sinus-Zählers, der aber diesmal nicht von einem
wattmetrischen Relais sondern von einer Schaltuhr ge-
steuert wird. Der Kalendertag wird zu diesem Zwecke
in mehrere Zeitabschnitte eingeteilt, während deren die
Blindenergie zu verschiedenen Preisansätzen verrechnet
wird. Wenn der notwendigerweise vorhandene Wirk-
verbrauchzähler ebenfalls eine Mehrfachtarifeinrichtung
aufweist, werden die Tarifumschaltzeiten der beiden
Zähler nicht unbedingt dieselben sein. Daher muß in
diesem Falle die Doppel- oder Dreifachtarifschaltuhr mit
einer besonderen Vorrichtung ausgerüstet sein, die zur
unabhängigen Steuerung des zweiten Zählers in Funktion
von seinen Tarifzeiten dient.
Eine zweite Lösungsmöglichkeit, die der Forderung
nach Beriücksichtigung der Höchstlasten zu den ver-
schiedenen Tazesstunden Rechnung tragen würde, beruht
auf dem Gebrauch schreibender Höchstblindlastzeixer,
wie sie zum Beispiel dureh die Verbindung eines Sinus-
Zählers mit einem „Maxigraph“, System Landis & Gyr),
verwirklicht werden. Wie oben kann man die 24 Stunden
des Kalendertages in mehrere Gruppen unterteilen und
für jede von ihnen der mittleren Maximalblindleistung
bei der Tarifikation Rechnung tragen. Es sei noch be-
merkt, da es in diesem Falle nicht mehr erforderlich
ist, die Scheinenergie zu berücksichtigen, doch kann dies
bei Verwendung eines Scheinverbrauchzählers Trivector
z. B. für Zwecke der Grund- oder Leistungsgebührver-
rechnung in zwangloser Weise geschehen, da bei diesem
Zählertyp sowohl die Schein- als auch die Blind- und
Wirkencreie registriert und auf Wunsch mit Hilfe von
Maxisraphen aufgezeichnet werden können.
In Siehe Elektre-Journ. Bd. 9, S.135. — Rev. Gén. de VEI
Bd. 25,
8. 933. — Genie civil Bd. 98, S. 411. — MeBtechn. Bd. A. S. 205.
3. Der gemischte cosg-Tarif.
Als letzter Tariftypus, der aber bis jetzt keine be-
sonders groe Verbreitung gefunden hat, sei noch der
sogenannte gemischte cos g-Tarif angeführt, bei dem die
Leistung in kVA verrechnet und daneben noch ein Zu-
schlag für die Blindenergie erhoben wird. Dieser Tarif
will einerseits durch Basierung der Grundgebühr auf
Scheinleistung der Erhöhung der Anlagekosten und
anderseits durch einen Zuschuß zum Arbeitspreis der
Kilowattstunden den vermehrten Verlusten Rechnung
tragen.
Kritischer Vergleich der drei Haupttariftypen.
Gehen wir nun auf einen kritischen Vergleich der
drei Hauptverrechnunssmöglichkeiten der Blindencreie
etwas näher ein, so haben wir schon weiter oben er-
wähnt, daß auf Grund der eingehenden und tiefschürfen-
den theoretischen Überlegungen von H Nissel mit
Hinblick auf die Gestehungskosten der
Blindkilowattstunde dem Scheinleistungstariftypus vor
den beiden anderen Tarifgruppen der Vorzug gebührt.
Was den wirtschaftlichen Ansporn für
den Verbraucher zur Phasenverbesserung anbetrifft, so
hat ein Abnehmer naturgemäß ein um so höheres Inter-
esse daran, den von seiner Installation aufgenommenen
Blindstrom zu kompensieren, je größer der Melırbetrax
ist, den er bei ungenügendem Leistungsfaktor dem Elck-
trizitätsunternehnen entrichten muß. Daher werden mehr
Kompensationseinrichtungen in Stromversorgungsgebieten
solcher Kraftwerke aufgestellt, die einen Scheinleistun.,--
tarif? oder einen gemischten cos g-Tarif” anwenden.
Anderseits ist der wirtschaftliche Anreiz zur Verbess>-
rung des Leistungsfaktors für den gering, der seinen
Strom nach einem reinen Blindverbrauchtarif?! bezieht.
Bei diesem Tarif wird also nur in einer Anlage mit sehr
schlechtem Leistungsfaktor und hoher Benutzungsdauer
eine Phasenkompensationseinrichtung wirtschaftlich sein.
Da nach dem gemischten cos g-Tarif die Preise noch
stärker vom Leistungsfaktor abhängen als beim Schein-
leistungstarif, so ist bei ihm in jedem Falle eine wirt-
schaftliche Kompensation möglich. Allerdings wird dies
nur durch eine starke finanzielle Belastung des Ver-
brauchers bei schlechtem cos e erreicht, die in den
meisten Fällen über die Selbstkosten hinausgeht, weshalb
dieser Tarif nur in einzelnen Fällen angezeigt sein
dürfte. Der Scheinleistungstarif erlaubt somit in allen
Fällen die Aufstellung einer wirtschaftlich arbei-
tenden Kompensationseinrichtung, während der Blind-
verbrauchtarif nur bei hoher Benutzunesdaucr
und niedrigem Leistungsfaktor einen wirtschaftlichen
Ansporn zur Verbesserung des cosg liefert. Um die Ab-
nehmer zur Verbesserung des Leistungsfaktors zu ver-
anlassen, ist daher der Scheinleistungstarif sehr geeignet.
Es ist oben bereits erwähnt worden, daß dieleichte
Verständlichkeit eine der wichtigsten psycholo-
gischen Forderungen eines Tarifes ist, mit dem ein Elek-
trizitätswerk bestimmte Absichten verbindet. Dies eut
insbesondere für die cos g-Tarife, da es sich hier um eine
Angelegenheit handelt, die dem Konsumenten im all-
gemeinen fremd und schwer verständlich ist. In diesem
Zusammenhang ist es interessant, eine Äußerung von
R. C. Fryer”, Abteilungsvorstand der Union Gas- und
Electric Co., Cincinnati, Ohio (U. S. A.) anzuführen: „Viele
Werke hatten versuchsweise eine Leistungsfaktorklausel
in ihre Tarife eingeführt. Sie fanden aber bald, daß dieses
Vorgehen ihre Stromlieferungsverträze verwickelter ge-
staltete, daß viele Kunden die cos -Klausel nicht verstan-
den oder nicht verstehen konnten, daß die meisten Strom-
verbraucher nicht die Berechtigung dessen einsahen, was
die Elektrizitätsgesellschaften als „Penalisation im Falle
eines niederen Leistungsfaktors“ bezeichneten. Ferner
fanden sie, daß es ihnen unmöglich war, direkt die Fak-
toren zu erfassen, die im „menschlichen Element“ liegen
und in hohem Maße in die verschiedenen Verrechnunes-
verfahren eingehen. Endlich fanden sie, daß die Rück
vergütungen, die den Kunden kraft der Leistungsfaktor-
verbesserungsklausel gewährt wurden, in keinem rict-
tigen Verhältnis zu seinen Kapitalinvestierunzen für die
erforderlichen Phasenverbesserungsapparate standen. Da-
her wurden viele Werke dazu geführt, die Leistungs-
faktorklausel zu einem toten Buchstaben in den Strom-
lieferungsverträgen werden zu lassen.“
ID H. Nissel, Dissertation wie Fußnote 3, 8. 33/34, Abb. 28/81.
2 H. Nissel, Dissertation wie Fußnote 3, S. 39/40, Abb. 36/39.
1! H Nissel, Dissertation wie Fußnote 3, S. 36/37, Abb. 32/85
ss» R. C. Fryer, J. Am. Inst. El. Enge. Bd. 42, 8. 123.
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Aus diesen Äußerungen geht zur Genüge hervor,
daß die Blindstromtarife, insbesondere mit Hinblick auf
die cosg-Klausel, beim Laien werig Verständnis be-
zegnen, ja häufig sogar auf Widerspruch stoßen. Es
wird sich daher kaum vermeiden lassen, daß das Strom-
versorgungsunternehmen, wenn es den Verbraucher zur
Verbesserung des Leistungsfaktors veranlassen will, ihn
in dieser Frage berät oder beraten läßt. Der Zweck
dieser Beratung besteht darin, dem Abnehmer die sach-
liche Berechtigung des Elektrizitätsunternehmens nach-
zuweisen, bei schlechtem Leistungsfaktor einen höheren
Strompreis zu verlangen, und gleichzeitig dem Abonnen-
ten den Weg zu zeigen, auf dem eine Verbilligung des
Strombezuges erlangt werden kann. Was den ersten
Punkt anbhetrifft, so hat es sich in der Praxis erwiesen,
daß es im allzemeinen leichter ist, dem Abnehmer den
Zusammenhang zwischen Leistungesfaktor und Schein-
leistung, besonders durch Vergleiche aus der Mechanik,
Hydraulik und Volkswirtschaft, zu erläutern und hier-
aus die Vergrößerung des investierten Kapitais ahzu-
leiten, als ihm die Beziehungen darzulegen, die zwischen
dem cos o und den Stromwärmeverlusten bestehen. Daher
ist den Abonnenten die Tarifierung nach
Scheinleistung im allgemeinen verständ-
licher als eine Blindstromklausel, wie sie
in den Blindstromverbrauchtarifen vorgesehen wird. Dem
Kunden leuchtet es meistens nicht ein, weshalb gerade
0.8 der Nominalwert des Leistunzsfaktors sein soll und
weshalb er bei ungünstigem cos ọ einen höheren Betrag
zu entrichten hat als ihm bei einem guten zurückvergütet
wird. Auch sonst führen die vier in Betracht kommenden
verschiedenen Verrechnungsgrößen,. nämlich Grund-
gebüliren- oder Leistungspreis, Arbeitspreis, Blindstrom-
zuschuß und Blindstromrückvergütung häufig zu Miß-
verständnissen. Ähnlich liegen die Verhältnisse natür-
lich beim gemischten cos g-Tarif.
Es darf allerdings nicht außer acht gelassen werden,
daß diese beiden Tarifarten dem Scheinleistungstarif-
typus gegenüber den Vorzug aufweisen, daß der Blind-
strommehrbetrag (beim gemischten cos -Tarif allerdings
nur teilweise) als besonderer Buchungsposten bei der
Abrechnung auftritt, wodurch dem Verbraucher die er-
zielten Rückstellungen unmittelbar aufgedeckt werden
können. Es ist aber jedenfalls ebenso leicht möglich —
beispielsweise mit Hilfe einer dem Tarif beigefügten
Tafel — auch beim kVA-Tarif die Höhe der Mehrauslagen
dem Abnehmer vor Augen zu führen. Gegenüber den
beiden anderen Tariftypen weist der Scheinleistungstarif
den nicht hoch genug zu veranschlagenden Vorteil des
einfachen und durchsichtigen Aufbaues auf, der dem Ver-
braucher das Verständnis ganz bedeutend erleichtert. Man
gelangt daher nach Berücksichtigung aller in Betracht
kommenden Gesichtspunkte zu der Auffassung, daß auch
mit Bezug auf die dritte Forderung, die an einen cos g-
Tarif gestellt werden muß, nämlich seine leichte Ver-
ständlichkeit für den Abnehmer, die für den Erfolg und
die Verbreitung eines Stromverrechnungsverfahrens von
wesentlicher, wenn nicht sogar ausschlargebender Wich-
tirkeit ist, dem kVA-Tariftypus vor den beiden anderen
Preisstellungsarten der Blindenergie der Vorrang ge-
bührt.
Was nun die messungs- und verrech-
nungstechnischen Gesichtspunkte bei den
drei Haupttypen der cos g-Tarife anbetrifft, so kommen
für sie in der Hauptsache folgende Meßeinrichtungen in
Betracht (mit Ausnahme jener Fälle, die weiter oben
schon gesondert untersucht worden sind)
1) beim Scheinleistungstarif:
Ein Scheinverbrauchzähler mit Scheinlast-Maximum-
zeiger und ein Wirkverbrauchzähler. Bei Verwendung
eines Scheinverbrauchmeßgeräts, das eine Kombination
eines in einem Gehäuse untergebrachten Sinus- und
Wattstundenzählers darstellt, wie z. B. der oben bereits
erwähnte Trivector, kann man sich mit einem einzigen
Instrument behelfen, da ihm alle erforderlichen Angaben
ohne weiteres entnommen werden können. Wird eine
fortlaufende Registrierung der mittleren Scheinleistungs-
maxima gewünscht, so kann der Scheinverbrauchzähler
unter Zuhilfenahme einer Kontaktzählvorrichtung und
unter Zwischenschaltung eines Kontaktrelais mit einem
schreibenden Höchstlastanzeiger, z. B. dem bereits früher
anzeführten Maxigraph, verbunden werden, der dann
selbsttätig die durchschnittlichen Scheinlasthöchstwerte
innerhalb bestimmter Zeitperioden auf ein Registrier-
band aufschreibt.
2) beim Blindverbrauchtarif:
Ein Wattstundenzähler mit. Maximumzeiger oder
schreibendem Höchstverbrauchanzeiger und ein Sinus-Zäh-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 1331
ler mit Doppeltarifzählwerk und einem Phasenrelais, das
z. B. auf cos @ = 0,8 oder cos ọ = 0,75 induktiv abgeglichen
ist und dementsprechend die Tarifeinrichtung des Sinus-
Zählers bei cos = 0,8 bzw. 0,75 umschaltet, so daß das
eine Zählwerk des Sinus-Zählers den Überschußblindver-
brauch unter cos ọ = 0,8 bzw. 0,75, das andere den Fehl-
betrag an Blindenergie über cos = 0,8 bzw. 0,75 regi-
striert, entsprechend der verschiedenen Verrechnungs-
art und Preisstellung der beiden Blindenergien (z. B. Buß-
mann-Tarif).
3) beim gemischten cos g-Tarif:
Ein Scheinleistungs-Maximummesser in Verbindung
mit einem Wirk- und einem Blindverbrauchzähler, also am
einfachsten ein Scheinverbrauchzähler in der Art des Tri-
vectors, dessen Kilovoltamperestunden-Zählwerk mit einem
Maximumzeiger ausgerüstet ist oder wiederum wie oben
beiin reinen Scheinleistungstarif mit einem Maxigraph
kumbiniert ist. Der zur Ermittlung des Blindverbrauch-
zuschlazes erforderliche durchschnittliche Leistungsfaktor
fiir eine vorgeschriebene Zeitperiode kann dann rechne
risch durch einfache Division aus den Angaben des Wirk-
und Scheinverbrauchzählwerks bestimmt werden. Die bis
zum Auftauchen leistungsfähiger Scheinverbrauchzähler
auf dem Markte früher und zum Teil heute noch übliche `
Methode der Verwendung eines Wattstunden- und eines
Sinus-Zählers, von denen jeder mit einem Maximumzeiger
verschen wird und deren Angaben durch vektorielle Ad-
dition zwecks Bestimmung des Scheinverbrauches zusam-
mengescetzt werden, ist umständlich und langwierige.
Außerdem ist die Ermittlung des Scheinlasthöchstwertes
aus den getrennt gemessenen Wirk- und Blindleistungs-
maxima unbedingt zu verwerfen, da dieses Verfahren we-
gen der dabei möglichen Addition zeitlich verschobener
Maxima schr ungenau ist. Die Ersetzung dieses Verfah-
rens durch die Verwendung einwandfreier Scheinver-
brauchzähler ist daher in allen Fällen auf das dringendste
zu empfehlen.
Legen wir uns noch Rechenschaft über die Zahlder
für Tarifikationszwecke erforderlichen
Meßgrößen ab, so sehen wir, daß wir beim reinen
Scheinleistungstarif mit zwei Größen, nämlich dem Schein-
leistungsmaximum und dem Wirkverbrauch auskommen,
also mit zwei Werten. Beim Blindverbrauchtarif benötigt
man im allgemeinen schon vier Verrechnungsgrößen, näm-
lich Wirkleistungshöchstwert, Wattverbrauch in Wirk-
kilowattstunden und Blindenergieverbrauch in Blindkilo-
wattstunden unterhalb und oberhalb cos o = 0,8 bzw. 0,75.
Beim gemischten Leistungsfaktortarif braucht man
schließlich im allgemeinen drei Größen, nämlich kVA-
Maximum, Wirkverbrauch in kWh und cosg. Hieraus
folgt, daß der Scheinlasttarif, vom meß- und verrechnungs-
technischen Gesichtspunkt aus betrachtet, am einfachsten
ist, da er die geringste Anzahl von Meß- und Verrech-
nungsgrößen verlangt. Außerdem ist bei ihm die Abrech-
nung unmittelbar aus den gemessenen Werten möglich,
während man zum Beispiel beim gemischten cos g-Tarif
den Leistungsfaktor, den Blindstromzuschlag und bei dem
bis jetzt in der Praxis üblichen Meßverfahren auch die
Scheinleistung erst durch Umrechnung ermitteln muß.
Auch mit Hinblick auf die meß- und verrechnungstechni-
schen Gesichtspunkte steht daher der KVA-Tarif in erster
Reihe vor den anderen cos g-Preisstellungsverfahren.
Faßt man die Ergebnisse der obigen Betrachtungen zu-
sammen, so gelangt man zu der Einsicht, daß der Schein-
leistungstarif für die Praxis die geeignetste Tarifform
ist, um dem Elektrizitätswerk die durch den Blindstrom
verursachten Mehrgestehungskosten zu vergüten und die
Verbesserung des Leistungsfaktors durch Phasenkompe:n-
sation beim Abnehmer zu erzielen.
Werfen wir noch einen Blick auf die Apparate, die
beim Scheinleistungstarif und beim gemischten cos g-Tarif
zur Anwendung gelangen, so sehen wir, daß für diese
beiden Preisstellungsverfahren in erster Linie die sog.
Scheinverbrauchzähler in Betracht kommen.
Wie schon oben erwähnt, gibt es gegenwärtig auf dem
Markte eine ganze Reihe verschiedener Ausführungsfor-
men dieser Apparate, auf alle die wir allerdings hier nicht
näher eingehen Können und uns mit einem Hinweis auf die
entsprechende einschlägige Fachliteratur begnügen
missen” Allerdings ist zu bemerken, daß den bis jetzt
auf dem Markte erschienenen kV Alı-Zählern nicht allen
die gleiche Bedeutung hinsichtlich ihrer Genauigkeit und
Iinwandfreiheit des Betriebs zukommt. Alle Apparate,
die nicht nach dem Prinzip des einfachen Induktionszäh-
3 W. Kesseldorfter, Helios Bd. 34, S. 233. w. Beetz,
Siemens-Z. Rd. 8. 8. 657. --Anrus, J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 42. 5.105. —
F. R. Innes. J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 43, 8. 302. — O. Schmidt,
J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 43, 8. 441. Gen. El. Rev. Bi. 32, S. 103.
1332
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
lers mit ungewöhnlicher innerer Phasenverschiebung
(d.h. der Verschiebung zwischen Stromtriebfluß und
Spannungstriebfluß) gebaut sind, leiden an dem Übelstand,
daß es sich um unübersichtliche und teilweise schwer zu
eichende Geräte handelt, soweit sie nicht praktisch über-
haupt undurchführbar sind. Unter den Scheinverbrauch-
zählern, die auf dem Prinzip der Induktionszähler mit
starker innerer Phasenverschiebung beruhen, nimmt der
von der Firma Landis & Gyr A.G. Zug (Schweiz) kon-
struierte „Trivector“ insofern eine besondere Stellung
cin, als bei ihm die Messung des Scheinverbrauches für alle
Werte des Leistungsfaktors zwischen 0 und 1 mit einer
für die Praxis vollkommen ausreichenden Genauigkeit er-
folget. Was die konstruktive Ausführung und die Wir-
kungsweise dieses Apparates anbetrifft, so verweisen wir
auf die diesbezügliche Fachliteratur”.
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B1. 23, 8. 762.
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zitätswerken und über Elektrizitätstarife. ETZ 1926, 8. 33. 78, 100, 184
u. 545.
HM Wie Fußnote 9.
o D a Së 1
be.
8. 2 D a mart l n, La question du facteur de puissance. Rev. Gén. de EL
9. G. Fra canzo nl, Sulla energia reattiva nella economia generale della
SE e distribuzione dell'energia elettrica. L’Elettrotecnica Bd. 11,
5.
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pratique de l'énergie réactive. Rev. Gen. de l'El. Rd. 24, S. 384.
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presente au Congr de Paris (juillet 1928) de l'Union Internationale des
oducteurs et Distributeurs d'Energie électrique Bd. 15, 8. 15...30. —
Vgl. auch Rev. Gén. de (EL Bd. 24, 8. 379.
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des El., Bd. 8, 8. 179.
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21. F. Niethammer, Cos p im Stromtarif. Mitt. V. El. W. Bd. 20, a 305.
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26. Nor anr la tarification de l'énergie réactive. Rev. Gén. de UEL Bd. 20,
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29. Power factor rate clauses. The Electric Journ. Bd. 25, S. 14.
30, Die Verrechnung des induktiven Verbrauches. ETZ 1919, S. 101
Herstellung und Verwendung von Leichtmetallen *.
Die Verwendung der Leichtmetalle hat, wie auch die
Werkstoffschau Berlin 1928 vor Augen führte, schr große
Bedeutung gewonnen. Für die Gewinnungsweise der
Jseichtmetalle sind ihre besonderen physikalischen Eigen-
schaften wesentlich. Zahlentafel 1 gibt für diese durch
Elektrolyse geschmolzener Verbindungen gewonnenen Me-
talle Dichte, Schmelz- und Siedepunkt. Je nachdem das
geschmolzene Metall leichter oder schwerer als das Bad
ist, scheidet es sich am Boden ab oder steigt zur Ober-
fläche. Je näher der Siedepunkt des Metalles dem Schmelz-
punkt des Bades liegt, um so schwicriger ist eine gute
Ausbeute zu erzielen. .
Zahlentafel 1. Leichtmetalle.
Schmelz 1 Siede-
| Dichte punkt punkt
Aluminium .......... 2,7 Ä 658° | > 2200°
Beryllium ........... 1,8 1285° H
Magnesium .......... 1,7 650° | 1120°
Kalium `... 1,5 800° H
Natrium `... 1,0 98° | 883°
Lithium `... 0,5 | 179° >1400°
Bayern besitzt nicht weit von München im Innwerk
das größte Aluminiumwerk Deutschlands, welches mit
Wasserkraft jährlich etwa 10000 t Aluminium herstellt.
Um die Ausbildung der Aluminiumgewinnung durch
Schmelzelektrolyse hat sich vor 40 Jahren der Würzburger
Kiliani große Verdienste erworben. Das Schmelzbad
besteht aus Aluminiumnatriumfluorid, in welchem Alu-
miniumoxyd gelöst ist. Die reine Tonerde wird von dem
I.autawerk der Vereinigten Aluminiumwerke in der Lau-
sitz geliefert, welches nahe einer großen Braunkohlen-
grube liegt und die Tonerde aus ungarischem Bauxit her-
stellt. Zwei andere deutsche Aluminiumwerkce liegen in
Bitterfeld und in Grevenbroich bei Köln. Die gesamte
deutsche Erzeugung betrug 1927 etwa 27000 t, das ist ein
Achtel der Welterzeugung. Verbraucht wurden in Deutsch-
land 1927 36000 t Aluminium.
Abb.1 deutet durch die schwarzen Kreise die deut-
schen Aluminiumwerke an; mit aufgenommen ist das
älteste Werk der Aluminium-Industrie A.G. am Rheinfall
und ihr kleines Werk in Rheinfelden oberhalb Basel, das
bis zum Kriege das einzige Aluminiumwerk im deutschen
Reiche war.
Zahlentafel 2 zeigt, wie sich die Welterzeugung auf
die verschiedenen Länder verteilte; Zahlentafel 3 zeigt
das gleiche für den Verbrauch. Abb. 2 bringt eindring-
P Nach einem Vortrage von Prof. Dr. K. Arndt im südbayerischen
Bezirksverein des Vereins deutscher Chemiker in München am 23. Il. 2%.
lich das Anwachsen des Verbrauches in den wichtig-
sten Ländern und das gewaltige Übergewicht Amerikas
auch auf diesem Gebicte vor Augen. Abb.3 stellt das An-
wachsen der Aluminiumerzeugung und die Preisbewegung
bis 1928 zeichnerisch dar. Während 1928 die Erzeugung
Amel I RN ES
/ bene), BER e a Ur A í
MN A e A ` PAPIT í
A d R » BEE = éi "e i SE ` S mg à y
di N I
v. e Ca? er:
ww AT 7
te D ?
Abb. 1.
Lage der deutschen Aluminiumwerke.
nur wenig zugenommen hat, ist der Preis weiter herab-
gesetzt worden; er betrug im April 1929 für Barren
1,94 RM/kg und steht damit erheblich unter dem augenblick-
lich hohen Kupferpreis von 2,06 RM für Elektrolytkupf:r.
Weil zur Abscheidung von 1 kg Aluminium etwa
25 kWh gebraucht werden, so bedeutet die 1927 gewonnene
Menge von 206 000 Aluminium einen Verbrauch von über
5 Mrd kWh; das größte deutsche Wasserkraftwerk, das
Innwerk, müßte mehr als 10 Jahre lang ausschließlich
daran arbeiten. Die Hälfte der Welterzeugung an Alu-
minium entfällt auf die Aluminum Co. of America, welche
12. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
Zahlentafel2. Erzeugung von Aluminium!.
tausend metr.t | 1913 | 1920 | 1921 | 1922 1928 | 1924 | 1925 | 1925 | 1927
tausend metr. t | 1913 | 1920 | 1921 | 1922 , 1928
Frankreich...
Schweiz ....
Deutschland . .
-Oe:ter-
Norwegen
Italien
Europa
As un ee a
!
145 | 128 > 75 | 143 nn: "mo | 20 3,0
100 | 120 | 120 |130 | 150 20 ‚20 21.0
10 | 109 | 100 |150 | 159 De | 77A
|
0 | 20 | 20 rip 25
15 |, 56 | 2o 40 | 19 | 133 20 213 244 | 20
Ce 17: 07 | 08 19 | 18 | 23
| 421 | 48,2
En 33,6
dë | 695 = en uzı [1081
V.S. Amerika... slk EI 6 |585 | 683 e 720 ` 750
Canada... | vi 120 | 80 109 | 125 150 | 180 | 280
Nordamerika | 26.8 | 746 | 325 SS [685 | 808 en | 90,0 | 980
Produktion `, `. .
Durchschn.-Preis
in New York in
en per Ih .
dgl in Dollar
ür 1000 kg
Wert der Pro-
duktion i. Mill.
Dollar. ....
652 177,1
23,64 | 30,61 | 21,22 Er J
746 | 918 1380 169,3
187,1 SS 206,1
27,03! 7,19 2,99 25,40
|
LIZ 1673,84 | ES Dar ji 599,43 595,03 559,98
340 Fr I 378 9 100,9 1122
| |
‚1188 1154
Zahlentafel3. Verbrauch von Aluminium!.
tausend metr. t [1913] 1920 | 1921] 1922! 1923 | 1924 | 1925 | 1926 | 1927
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|
Deutschland ..... al 15,8 ın2lıas| 21,3 23,0 | 32,6 | 226 | 35,9
Schweiz ......... 40) 80| 40! 50) 57| 75| 70] 50| 78
Frankreich ....... 701145 75, 60 15,2 | 19,3 180| 21,4 18,0
England ......... 60| 70i 40) 7.01 8,0| 18,71 16,1 | 14,5 | 140
Italien `... | 1,0| 20) 10 10, 32| 45, 84| 49 52
übriges Europa .. | 40| So 30| 40| 52| ol 50| 50 60
Europa ........ 34,6 | 52,3 ' 30,7 41,3 | 58,6 | 75,0 ' 88,1 , 73,4 | 86,9
Asien (Japan) .. | 0,3 sl 3,0: 30| 40) A5 50 80| 60
V. 8. Amerika .. |sı,2 | 76,5 87,5 158,6 75,6 | 90,0 | 90,0 o 106,0 | 88,0.
Verbrauch 66,1 130,8 | 71,2 . 97,9 |138, 2 169,5 183,1 ;187,4 7180,9 9
Ss eeeeee
vor einigen Jahren ein neues Werk im nordöstlichen Ka-
nada am Saguenay-Fluß erbaut hat, wo bei vollem Ausbau
gegen 1 Mill kWh zur Verfügung stehen, aber freilich
während der Hälfte des Jahres strenger Winter herrscht.
Die Karte Abb.4 zeigt,
auf welchen Riesenraum
sich die amerikanischen
Werke verteilen. Die
gesamte Tonerde wird
für sie in East St. Louis
aus Bauxit hergestellt,
der von Guyana kommt.
D Deutschland
S Schweiz
F Frankreich
E England
Jt Italien
Ü.Eu. Übriges Europa
Jp Japan
V.St. V.S. Amerika
DS F E Jt Ütu Jp
Abb. 2 Verbrauch von
Aluminium 1914 und 1926 (in
1,00 t).
Aus reinem Aluminium werden große Kessel
für das Gärungsgewerbe, Destillierblasen für die Lack-
industrie, Starkstromleitungen, viele Geräte für Fabrik
und Haus, dünnste Metallblä‘ter zum Einwickeln von Käse
oder Schokolade, ferner Tuben, Flaschenkapseln usw. her-
gestellt. Wo es auf Festigkeit besonders ankommt, ver-
wendet man Aluminiumlegierungen, Duralu-
min, Lautal, Silumin usw., 2. B. für Kraftwagen, Motor-
räder und F lugzeuge. Diese Legierungen werden zum
Teilvergütet, indem man sie von höherer 'Temperatur
abschreckt; beim Lagern nimmt ihre Festigkeit wesent-
lich zu. Die Verarbeitung von deutschem Ton anstatt des
ausländischen Bauxits ist bisher aus wirtschaftlichen
Gründen nicht im großen durchgeführt worden.
Für das num welches jetzt als Elektron-
metall, z. B. mit 6% Al, 1% Zn und 0,2% Mn viel ver-
wendet wird, steht der Rohstoff Karnallit (Magnesium-
kaliumchlorid) uns in unerschöpflichen Mengen zur Ver-
fügung. Abgesehen von dem Gebrauch des Magnesiums
selbst zu Blitzlicht, Leuchtraketen usw. werden schät-
en ! Nach den Veröffentlichungen der Metallgesellschaft in Frank-
urt a.
2 1913 noch für Österreich- Ungarn.
1333
zungsweise 2000 t Elektronmetall jährlich für Flugzeuge,
Kolben von Verbrennungsmotoren, Räder von Kraft-
wagen, bewegte Teile an
Webmaschinen oder Werk-
zeugmaschinen, Kamera-
teile usw. wegen der außer-
ordentlichen Leichtigkeit
des Baustoffes verwendet.
Diese Legierungen lassen
sich sehr leicht bearbeiten
und erlauben eine außer-
ordentlich hohe Schnittge-
schwindigkeit (bis 1500
SO 105 Sg 1915 1320 1925 nie) Die GE des
. Magnesiums wird in Bitter-
Abb. & Erzeugung und Preis (ge foid vom Werk Griesheim-
strichelte Kurve) von Aluminium. Elektron, jetzt einem Teile
der I.G. Farbenindustrie,
erzeugt, welches vor dem Kriege auch das Ausland mit
Magnesium versorgte.
Das Kalziummetall wurde als Zusatz zum Blei
während des Krieges gewürdigt, weil es dem Blei die
nötige Härte verlieh, um als Lagermetall das knapp ge-
NUUG
\ Ch
sir e
CA abi
x
vyg 1 Yin bt KI
reg ri
I
e
Abb. 5b. Gefüge von Silunin
mit 0,1°. Na.
Abb. 5a. Gefüge von Silumin
ohne Na.
wordene Zinn zu ersetzen. Die Reichsbahn verwendet jetzt
in großen Mengen eine Bleilegierung mit je 0,6% Kal-
zium und Natrium sowie 0,04 % Lithium. Dieses von der
Lurgi-Gesellschaft gelieferte „Bahnmetall” hat vor dem
3 Vor kurzem hat die I. G. Farhenindustrie die seit mehr als
30 Jahren bestehende Aluminium- und Magnesiumtabris Hemelingen
(bei Bremen) erworben.
1334
„Rezelmetall“ den besonderen Vorzug, daß es bedeutend
höher schmilzt, so daß bei einem heißgelaufenen Lager
Öldämpfe rechtzeitig die Gefahr anzeigen.
Auch das Leichtmetall Beryllium hat sich als
Zusatz zum Kupfer nützlich erwiesen; 2% % Be machen
das Kupfer fester, elastischer und vergütbar”.
Natriummetall wird in Deutsehland von der
Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt in Rheinfelden
hergestellt, u. zw. nach dem vor 40 Jahren von Castner
angegebenen Verfahren aus geschmolzenem Ätznatron.
Die Versuche, aus dem weit billigeren Kochsalz durch
Elektrolyse das Metall zu gewinnen, haben seit einiger
3 ETZ 1929, S. 97.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
Zeit zu technischen Erfolgen geführt. Das Natriummetall
wird größtenteils durch Erhitzen mit Luft in Natrium-
peroxyd Na202, ein kräftiges Bleichmittel und Rohstoff
für Wasserstoffperoxyd, oder durch Erhitzen mit Am-
moniak in Natriumamid Nah Hz welches für die Indizoher
stellung gebraucht wird, und schließlich mit Kohle in Na-
triumzyanid NaCN übergeführt, welches von der Galvano-
technik und besonders der metallurgischen Industrie (zum
Auslaugen von Edelmetallen aus Erzen) in den größten
Mengen gebraucht wird. Als Legierungsbestandteil spielt
Natrium im Silumin, Aluminium mit 12 % Silizium, eine be-
deutende Rolle; der Zusatz von 0,1% Natrium läßt die
großen, der Festigkeit schädlichen Siliziumkristalle ver-
schwinden und gibt ein sehr feinkörnizes Gefüge (Abb. a
und b). K.A.
Beitrag zur Ermittlung der Belastbarkeit von Eisenwiderständen.
Von Paul Hennig,
Übersicht. Fs werden zwei Näherungsformeln für die
Berechnung der Belastbarkeit von Widerständen aus Eisen-
draht entwickelt und die Ergebnisse der Berechnungen mit-
einander verglichen.
In den vom VDE herausgegebenen „Regeln und Nor-
men für Anlasser und Steuergeräte” sind unter den für
Anlasserwiderstände als normal zugelassenen Widerstands-
materialien unter der Bezeichnung WM 13 Eısenwider-
stände aufgenommen worden. Wegen ihres hohen Tempe-
raturkoeffizienten wurden sie jedoch für Regelwiderstände
nicht zugelassen. Wenn somit ihre durch Messung leicht
zu ermittelnde Belastbarkeit im Beharrungszustande von
geringer praktischer Bedeutung ist, so wird man um so
mehr Wert auf eine einfache Berechnungsweise rur Fest-
stellung der kurzzeitigen Belastbarkeit legen. Sie ist nach
der aufgenommenen Würmemenge grundsätzlich von der
für Materialien mit kleinem Temperaturkoeffizienten
nicht verschieden. Die Berechnung wird jedoch dadurch
erschwert, daß bei gleichbleibender Stromstärke die in der
Sckunde aufgenommene Energie mit der Temperatur
wesentlich zunimmt, während man bei den anderen Stof-
fen mit gleichbleibender Energiezufuhr rechnen kann.
Wendet man die weiter unten zusammengestellten Be-
zeichnungen an, so ist die in der Sekunde bei der Draht-
temperatur t zugeführte Wärmemenge
Qi = Qol +a t). e asa a ii E r1)
i Die im Zeitabschnitt d y zugeführte Wärmemenge ist
ann
Q.dyzGredxcr+kFeiy=Q1+tar)dy.
Es sollen bedeuten:
Länge |cm],
Durchmesser [em],
Widerstand bei der Anfangstemperatur [Q].
spezifischer Widerstand bei der Anfangstemperatur,
spezilische Wärme,
spezifisches Volumen,
Temperaturkoeffizient,
Stromstärke [A],
in 1s bei der Temperatursteigerung t zugeführte
Energie |cal],
Gewicht |g],
Oberfläche [em?!.
Abkühlungskoeffizient
Übertemperatur am Ende der Bëbee,
Übertemperatur [°C],
Zeit der Belastung [s],
da du die zugehörigen Differentiale.
One aso VAa
Durch Auflösung nach dy erhält man
Gcedzxz
Y= Q+iaQ—KP)x
u Gre Qh+ la Qi—k Fit 5
Y= sD e eg Q, za a 12)
Setzt man hierin a
i 902 llo
— N9 ? P —
IRRE 1.2.1000 er
Ferdl ya eeoa A eg SEI
2] !
Pa Ar" >
Wildau (Kr. Teltow).
so ergibt sich
SS 10 000 2? di e
9 790,952 eg JS 10000 k në d’)
0,952 a 0 12 — 10 000 k n? «dB d
0,9527 (6)
Für Eisen ist
e=013, c=0,13, v=0,127, a = 0,0045, . (7)
mit welchen Werten Gl. (6) nachstehende Gestalt an-
nimmt:
45 360 000 di — 177 253 000 k d?
Y = 12177253 000.6 ® (14 REGER E d t8)
Wählt man ferner
d =0,1, t = 300, k = 0,001 029 *!, . . (9
so wird weiterhin i $ 1 182
d Gate
Nr I G+- 0,741 12° u)
In Zahlentafel 1, Ger 2 sind die nach dieser Formel
auszerechneten Werte von y für die in Spalte 1 angegebe-
nen Stromstärken eingetragen. Da jedoch die Ausrechnung
für die Praxis noch zu umständlich ist, sei im folgenden
noch eine einfaclıere Näherungsformel angegeben, für wel-
che die auszerechneten, in Spalte 3 der Tafel 1 einzetrarxe-
nen Werte für die Stromstärke eine hinreichende Überein-
stimmung mit den Werten der Spalte 1 zeigen. Zu dieser
Näherungsformel gelangt man durch die Annahme, daß der
Widerstandsdraht während der ganzen Dauer der Bela-
stung einen unvecränderlichen Widerstand entsprechend
der Temperatursteigerung t/2 hat. Wird ferner auch die
Abkühlungstemperatur als unveränderlich mit einem Wert
von £/2*? angenommen, so erhält man die Formel
1 t
Ali+a,)y=Get+krzy. (11)
Unter Benutzung der Gleichungen (3)... (5) und der
W erte (7) und (8) findet man
della? get ee A
Zur Prüfung der Brauchbarkeit der Näherunesformel
(11) anch für andere Querschnitte ist die Vergleichsr-ch-
nung ferner für d = 0,3 durchgeführt worden. Die ent-
sprechenden Werte sind in Zahblentafel 2 eingetragen
worden.
Zahlentäfell. Ze
| v | I | Y 1
I nach nach nach ! nach
Gl. um | Gl. 12) Gl. (10) Gl. (125
5 | IR o; 48.8 ww | 3,55 203
40 242 i 30,5 250 515 244
3) Aë 20.6 Au | 7.97 197
25 6.85 | 24,7 159 1504 I 147.5
2 11.47 l 19,9 125 I 1234
17 17,1 | 17 Du | 37.77 W3
15 21.15 15.05 85 57.12 BIN
14 29.753 > 14.07 70 104.3 104
13 38,7 | 13.67 65 139 GL
12 52.35 125 60) 25 ERO
11 31.8 | 10,9 55 318,6 AL
wus JI 5 | 10.1 54 01.4887 | DNA
10,22 | o 8,67 5425 o 4157
12. September 1929
Die Gl. (10) weist noch eine Eigentümlichkeit auf.
Für ? = 182, entsprechend einem Belastungstrom von
135 A, nimmt y die unbestimmte Gestalt 0/0 an. Den wah-
ren Wert findet man durch Reihenentwicklung:
aa bh 1 7-12
’ 0Min 2° 0,4127
I—182 vg 1[/ I—182 \
0,741 D e ( ae) + gie e
Für I’ = 182 werden sämtliche Glieder der Klammer mit
Ausnahme des ersten gleich Null, und es ist daher
= 4536 e?
= aa. T 36.
Wendet man die Reihenentwicklung auf Gl. (2) an,
so ergibt sich
_ Gret 1 h EDI
E 1-3
piazer yoi Zn En L
8 4 Ge S
Für a Qy = k F wird y = "oO > woraus zu entnehmen ist,
daß bei dem entsprechenden Wert von I tim vorstehenden
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 | | 1335
Beispiel 13,6 A) der Einfluß des Umstandes, daß bei stei-
gender Temperatur des Drahtes der Widerstand und da-
mit auch seine Belastung zunehmen, gerade durch die Ab-
kühlung aufgehoben wird.
Berechnet man aus Gl. (2) die Temperatur, so ist
aQo— kF i
u Ge Q
EE — 1 2
aQ&—kF `
Für Dauerbelastung (y =œ) wird im Bereich k F>aQo
t— Qo >
~ kF—a Qo
Bei k F =a Qy wird t = œ
Hiernach würde also bei Erreichung einer bestimmten
Belastungstromstärke die Temperatur und damit der Wi-
derstand des Drahtes auf oo steigen. Da jedoch bei höheren
Temperaturen die Wärmeabgabe durch Strahlung erheblich
stärker zunimmt als die Temperatur, was in den vorste-
henden Formeln nicht berücksichtigt ist, so tritt dies in
der Praxis nicht in so ausgeprägter Weise in Erschei-
nung. Man kann jedoch aus vorstehendem schließen, daß
es zweckmäßig ist, bei Verwendung von Eisenwiderständen
als Strombegrenzer die Wärmeabgabe durch Strahlung
möglichst zugunsten der durch Leitung zu unterdrücken.
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Verbesserung der Wirtschaftlichkeit von Elektrizitäts-
werken durch Akkumulierung. — An Hand des auf die
einfachste Form gebrachten Grundschemas einer Akkumu-
lierungsanlage entwickelt W. Binswanger in seiner
Doktordissertation eine Methode, das allgemeine Problem
der Akkumulierung in seiner technisch-wirtschaftlichen
7
beordnefes Abnahmediagramm
N'=fft)
—h Leistung
IS
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N
AE —> Zeif t 0'—Wostel 87
ig auf die Zeiteimheit
S /
ar Kurve der veränder) kosten A #57”
«eiten
Abb. 1.
Gesamtheit zu erfassen. Er bestimmt zunächst die Rech-
nungsgrößen, welche einer analytischen Behand-
lung zweckmäßig zugrunde gelegt werden und zeigt dar-
an anschließend in den Maximalwerten der Ladeleistung,
der Entladeleistung und des Speicherinhalts die für die
technische Ausbildung bestimmenden Hauptdimensionie-
rungszrößen auf. Leistungsgrößen und Wirkungsgrade
sind in allgemein üblicher Darstellung gebracht, dagegen
die Verbrauchszahlen für Erzeugung und Akkumulierung
nach dem Gesichtspunkt formuliert, daß die totale Wirt-
schaftlichkeit der Gesamtanlage ein Maximum werden soll.
Infolgedessen werden von vornherein die reinen Energic-
stoffkosten mit den Kosten für zusätzliche Betriebsmittel
und Bedienung zusammengefaßt; hierzu ist ein einfaches
Verfahren angegeben, wie sie als veränderliche Kosten-
srößen aus den Betriebsunterlagen gewonnen werden kön-
nen, obwohl ihnen zum Teil nur in bedingtem Maße der
Charakter von veränderlichen Kosten eigen ist. Die Ein-
heiten dieser Größen sind dabei so gewänlt, daß ihre In-
tegration im weiteren Verlaufe unmittelbar zu den ge-
suchten Wirtschaftlichkeitsgrößen führt. Auf diese Weise
entfernt sich das Verfahren an keiner Stelle von dem ihm
vorangestellten Gesichtspunkte der Gesamtwirtschaftlich-
keit, welcher bei analysierender Behandlung der Einzel-
ersparnisse unter Umständen zeitweise in den Hintergrund
serückt zu werden Gefahr läuft.
Eine besondere Schwierigkeit tritt bei der anschließen-
den Behandlung der festen Kosten zutage; sie wird
die praktische Anwendung einer allgemeinen Methode
heute noch in den meisten Fällen in Frage stellen. Es ist
dies der vom Verfasser auch an anderer Stelle hervor-
gehobene Umstand, daß über diese Kosten wissenschaftlich
gesichertes Zahlenmaterial in dem notwendigen Umfange
heute noch nicht vorliegt, sondern erst durch planmäßige
Arbeit technisch-wirtschaftlicher Archive geschaffen und
allgemein zugänglich gemacht werden müßte. Man wird
aber in diesem nur zeitlich bedingten Mangel keine grund-
Abb. 2.
sätzliche Unmöglichkeit der Methode erbliecken dürfen,
welche nunmehr aus einer Darstellung der funktionellen
technischen Zusammenhänge zunächst in analytischer
Form eine Grundgleichung gewinnt zwischen den maxi-
malen Leistungszrößen, dem gegebenen Belastungsverlauf
und jenen Arbeitsgrößen, welche beim Ladungsvorgang im
Speicherbogen angesammelt, beim Entladungsvorgang aus
ihm entnommen werden. Im Verlauf der weiteren analyti-
schen Untersuchung zeigt sich dann, daß die rein mathe-
matische Auswertung selbst bei Zugrundelegung einfach-
ster Näherungsfunktionen praktisch nicht durchführbar
ist, weswegen auch der Weg einer differentialen Behand-
lung zur Ermittlung von Maximal- und Minimalwerten der
Wirtschaftlichkeit nicht eingeschlagen wird.
Statt dessen entwickelt der Verfasser eine graphi-
sche Methode der Integration der Ladce- und Entlade-
leistungen für verschiedene Werte der maximalen Lade-
und Entladeeistungen durch Flächenscharen. Die In-
tegration erfolgt dabei über einen Zeitraum des Betricbes,
welcher die nötigen charakteristischen Eigenschaften auf-
weist und die bekannte Umgruppierung zeitlich in ein „ge
ordnetes Belastungsdiagramm“” erfährt. Das in Abb. 1 ge-
zeigts schematische Beispiel läßt erschen, wie man ein
Belastungsdiagramm einer Sommerwoche
solches Diagramm auch zur bequemen graphischen Inte-
1336 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
schließlich, ebenfalls in Flächenscharen, für verschiedene
gration der veränderlichen Kostenwerte verwendet, so daß gewählte maximale Lade- und Entladeleistungswerte die
Sonntag 20.0. 24
1
Sonntag 1% XL. 24
|
| Samstag G.D 24
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Samstag 13.07.24
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KA /89984 Aë EA
Late e 1 P tegt 921489 1P [yozuy
Abb. 3.
für Pumpenarbeit
unmittelbare Stromabgabe
Summenwerte der veränderlichen Kosten
erscheinen. Die paarweise Zuordnung
der einzelnen Integralflächenwerte wird
durch die aus der Wirtschaftlichkeits-
forderung sich ergebende Gleichsetzung
der gesamten Ladearbeit mit der gesam-
ten Entladearbeit gewonnen und dann für
jedes Wertepaar aus dem Arbeitspiel der
Akkumulierungsanlage das maximale
Speicherfassungsvermögen ermittelt. Die
so gefundenen gegenseitigen Zusammen-
hänge der Grundgrößen werden durch
neue Kurven in einheitlicher Abhängig-
keit von einer fei gewählten Ausgangs-
grundgröße dargestellt und lassen die
Gesamtheit der veränderlichen und festen
Kosten, ebenfalls in Abhängigkeit von
dieser Größe erkennen. Eine geeignete
Zusammenfassung der Kostenkursen
führt dann schließlich zu einer kritischen
Wirtschaftlichkeitsgröße der Akkumulie-
rungsanlage, die sich als eine Differenz
zwischen dem Mehraufwand an festen.
Kosten und den Ersparnissen an ver-
änderlichen Kosten ergibt, da wohl fast
ohne Ausnahme die Anlagekosten von
Akkumulierungsanlagen höher liegen als
die Anlagekosten reiner Erzeugungsein-
richtungen für Spitzenleistungen und ge-
rade dieses Kostenverhältnis die logische
Voraussetzung für die eigentliche Stel-
lung des Problems bildet. Je nachdem
dieser Differenzwert für eine Akkumu-
lierungsart positiv, null oder negativ
wird, ist ihre Anwendung unwirtschaft-
lich, ohne Interesse oder von wirtschaft-
lichem Vorteil. In letzterem Bereich
zeigt wieder die Lage des negativen
Höchstwertes, welcher Wert der Aus-
eangsleistungszröße zu der wirtschaftlich
besten Lösung der Aufgabe führt; die zu
dieser Ausgangsgröße zugeordneten übri-
gen Dimensionierungs- und Kostengrößen
werden durch graphische Interpolation
aufgefunden. Schließlich wird noch die
Anwendung dieser graphischen Methode
vom Verfasser an einem Paradigma ge-
zeigt, das an Hand einer kurzen Erläute-
rung ohne Schwierigkeit verständlich ist.
Außer dieser allgemeinen Unter-
suchung wird weiterhin die praktisel:e
Behandlung einesspeziellen Fal-
les von hydroelektrischer Akkumulie-
rung für eine Braunkohlendampfzentrale
durchgeführt. Es wird hier im Gegensatz
zu den meisten Fällen von ausgeführten
Akkumulierungsanlagen im Anschluß an
Wasserkraft-Elektrizitätswerke nicht mit
Wasserüberschußstrom Triebwasservor-
rat in ein hochgelegenes Sammelbecken
gepumpt und zur Spitzendeckung heran-
gezogen, sondern vielmehr das Wasser
mit Energiemengen gespeichert, welche
ebenfalls mit Dampf erzeugt werden.
Die Methode dieser Untersuchung ist hier
den besonderen Verhältnissen des gege-
benen Falles angepaßt und beschränkt
sich in erster Linie auf den Beitrag des
Wasserkraftinzenieurs zu der gestellten
Aufgabe. Abb. 2 gibt einen Überblick
über die örtlichen Verhältnisse und lätt
auch die vorhandenen Niveauunterschiede
und die Fläehengrößen der Energiesam-
melbecken erkennen. Die nähere Unter-
suchung lehrt, daß von vornherein nur
drei prgektische Möglichkeiten für die
Wahl der Akkumulierung in Betracht zu
ziehen sind, es wird daher infolge dieser
Begrenztheit der Weg einer Unter-
suchung durch Varianten eingeschlagen,
deren Anzahl angesichts besonderer Rück-
sichten auf den Grubenbetrieb weiterhin
auf zwei vermindert werden kann. Für
diese beiden Fälle wird zunächst die Ein-
wirkung der Verdunstung auf die Becken-
inhalte untersucht, dann die tiefbautech-
nische Ausführung des Druckbeckens und
12. September 1929
insbesondere eine eigenartige Sicherung der Betonsohle in
Eisenbeton mit Fugenteilung und deren Deckung beschrie-
ben. Anschließend erfolgt die Behandlung der übrigen
baulichen sowie der maschinellen Anlage und Einrich-
tungen in allen wesentlichen Einzelheiten sowie die Dar-
stellung der Inbetriebnahme für den Füllungs- und Ent-
leerungsfall des Druckbeckens.
In dem abschließenden und ausschlaggebenden wirt-
schaftlichen Teil wird für beide Varianten der G e-
samtwirkunesgrad und damit das Verhältnis der aufge-
wendeten Pumparbeit zum Arbeitsrückgewinn ermittelt
und an Hand der Werkbelastungsdiagramme nach syste-
matischer Ermittlung der Ladungs- und Entladungsvor-
einge des Energiespeichers, wie in Abb. 3 an dem Bei-
spiel einer Sommer- und einer Winterwoche gezeigt wird,
eine eingehende Untersuchung darüber angestellt, in wel-
chem Maße die Vergleichmäßigung der Belastung eine Ver-
rinzerung des Kohlenaufwandes der nutzbar erzeugten
Arbeitseinheit bedingt. Hierbei werden verschiedene deut-
sche und ausländische Erfahrungswerte über die funktio-
nelle Abhängigkeit des Wirkungsgrades von dem Be-
lastungsfaktor einander gegenübergestellt, um daraus eine
mittlere Kurve für die weitere Untersuchung zu gewinnen.
Die Kohlenverbrauchszahlen für beide Varianten führen
zu Ersparniswerten, zunächst nach Jahreszeiten unter-
schieden, die schließlich durchschnittliche jährliche Koh-
lenersparniszahlen für jede der beiden Varianten er-
rechnen lassen. Diese Zahlen, mit den Anlagekosten, den
daraus abgeleiteten Festkosten für Verzinsung, Erneue-
rung, Reparaturen, Verwaltung usw. und den Bedienungs-
kosten zusammengefaßt, werden schließlich für beide Va-
rianten mit den Kosten für das Kraftwerk ohne Akkumu-
lierungsanlage, aber gleicher Spitzenleistung verglichen
und zeigen, daß selbst unter Annahmen, welche nicht be-
sonders zugunsten der Akkumulierung gemacht wurden,
eine Verminderung der jährlichen Gesanıtausgaben um
etwa 27..29% erzielt werden kann. Den Abschluß dieses
Teiles bildet eine Betrachtung über den Einfluß von Än-
derungen an den vorausgesetzten Annahmen bezüglich
Lohnkosten, Zinsfuß und Kohlenkosten auf die Ge-
stehungskosten der Arbeitseinheit; aus einer graphischen
Additionstafel können auch diese mittels eines beigefügten
Mabstabes unmittelbar entnommen werden. (W. Bins-
wanger, Dr.-Inz.-Dissertation. T.H. Darmstadt 1927.
Verlag Rich. Pflaum, München.) G. v. Ammon.
Das 220 kV-Lighthipe-Umspannwerk der Southern
California Edison Co. — Das zunächst mit 150 00 kVA
Leistung in Betrieb genommene, im Vollausbau für
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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
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1337
errichten, und so entstanden zunächst zwei kleinere
Werke an der Pazificküste, Long Beach Nr. 1 und 2. die
vorwiegend zur Spitzendeckung dienten. Neuerdings
wurde ein neues Dampfwerk in der Nähe der beiden erst-
erwähnten, Long Beach 2 mit 100000 kVA Leistung in
Betrieb gesetzt, welches mit allen, größte Wirtschaftlich-
keit verbürgenden Einrichtungen ausgestattet, auch zur
Übernahme von Grundlast herangezogen werden soll, wo-
durch eine teilweise Verschiebung der gesamten Kraft-
erzeugung Hand in Hand gehen wird und sonach die un-
mittelbare Einbindung dieses Werkes in das 220 kV-Über-
tragungsnetz notwendig wurde. Das neue Umspannwerk
liegt ungefähr 14,5 km von Long Beach, auf halbem Wege
zum Laguna-Bell-220 kV-Umspannwerk entfernt und
steht in unmittelbarer Verbindung sowohl mit den Long-
Beach-Dampfanlagen, als auch über Laguna Bell mit den
Big-Creek-Wasserkraftwerken. An Leitungsanschlüssen
wurden im ersten Ausbau hergestellt: eine 220 kV Doppel-
leitung nach Long Beach 3, eine 220 kV Doprpelleitung
nach Laguna Bell und sechs 66 kV-Leitungen zu den
Werken Long Beach 1 und 2. Im Vollausbau kann eine
weitere Doppelleitung nach Long Beach 3, dessen end-
gültige Leistung mit BO OO kVA vorgesehen ist, ange-
schlossen werden, ferner vier 220kV-Leitungen für
anderweitige Zwecke; die z. Z. elf betragende Zahl der
abgehenden 66 kV- Leitungen kann auf 26, die Trans-
formatorenleistung auf 300000 kVA erhöht werden.
Wie das in Abb.4 wiedergegebene Schaltbild zeiet,
sind sämtliche 220 kV-Leitungen an gemeinsame Doppel-
sammelschienen angeschlossen, von welchen die zu den
Transformatoren führenden Leitungen abzweigen. Jm
Gegensatz hierzu sind die 66 kV-Sammelschienen in drei
Abschnitte unterteilt und werden, von getrennten Kraft-
quellen gespeist, in der Regel unabhängig betrieben, um
allzugroße Kurzschlußleistungen zu vermeiden. Die ab-
gehenden Leitungen sind an die beiden äußeren Ab-
schnitte angeschlossen; der mittlere, nur für Kraftzufuhr
vorgesehene Anschlüsse enthaltende Abschnitt kann nach
Bedarf an den einen oder anderen angeschlossen werden.
Aus demselben Grunde werden die an dieses Umspann-
werk angeschlossenen Unterwerke nur durch von hier
abgehende Radialleitungen gespeist und besitzen keine
Verbindung mit den anderen Hauptumspannwerken. Im
übrigen ist die Schaltanordnung auf der 66 kV -Seite
erundsätzlich gleich mit jener für 220kV ausgeführt.
Wie das Schaltbild des weiteren zeigt, sind im Umspann-
werk zur Zeit zwei 50 000 kVA- Phasenschieber für Span-
nungs- und Blindleistungsregelung aufgestellt, die von
hesonderen, an die 66 KV -Sammelschienen angeschlossenen
Transformatoren gespeist werden. Die Unterspannungs-
seite der Transformatoren ist mit einer Anzapfung für
die Entnahme der für das Anlassen notwendigen, auf
etwa "lx ermäßigten Spannung ausgerüstet. Bemerkens-
wert ist die Aufstellung der für das Anlassen notwen-
digen Anlaßschalter ebenfalls im Freien, was in dieser
Anlage zuerst ausgeführt wurde.
Die 75000 kV A-Haupttransformatorengruppen sind
aus drei Einphaseneinheiten gebildet, die bis zu 60%
ihrer Nennleistung ohne künstliche Kühlung arbeiten.
Bei Überschreitung dieses
Wertes und demzufolge
eintretender weiterer Tem-
peraturerhöhung werden
von in die Transformator-
kessel eingebauten Ther-
mostaten Lüfter in Betrieb
gesetzt, welehe die an die
een ee
irn hi
Pr A
=o 1°) i WI WI Kästen angebauten Radia-
Gr teirte iT? Ponana en und nn Se
Be --___ 5, zur ollast ausreichende
4 ` SI ed BILANS 3 Kühlung bewirken. Die
E. ` Anlaßstufe, 65% feaktanz die Synchronphasenschie-
a ber speisenden Transfor-
Lë ba matoren sind mit gleich-
i 13200/2200; Abb. A. Schaltbild des Lighthipe- artiger Kühlung ausge-
ei T De ge AVA = De Eigenbedarfe 1 ; Ums ark tattet. die jedoch bhan:
4 STR Ce umspanner `y; ‚mspannwerkes. sta el, ale Jedoch unabhan
i Schieber, Oé i gig vom Belastungszustand
l è 5042. 600 Ulmin è ständig im Betrieb bleibt.
Die Synchronphasenschie-
SOO OOOKVA vorgesehene neue, nach dem verstorbenen ber selbst sind mit Luft-Umlaufkühlung ausgestattet, wo-
Chefingenieur der Gesellschaft benannte Lighthipe- bei die im Kreislauf sich bewegende Kühlluft durch
ist zum künftizen Hauptverteilerpunkt des
ausersehen.
Unterwerk
Netzes der Southern California Edison Co.
Der außerordentlich rasche Absatzzuwachs zwang die
Gesellschaft schon vor längerer Zeit dazu, zur Unter-
tützunz ihrer im fortschreitenden Ausbau begriffenen
Wasserkraftanlagen am Big Creek! Dampfkraftwerke zu
1 ETZ 1926, S. 458.
Wasser rüekgekühlt wird.
Die 220 kV-Ölschalter sind für 600 A Dauerstrom ge-
baut und können 590) A bei voller Betriebepannung noch
sicher abschalten. Die 220 kV-Sammelschienen und Lei-
tungsverbindungen wurden aus Schmiedeisenrohren von
100 mm Dmr. hergestellt; es war vermöge der auf diese
1 ETZ 1927, 8. 1914.
1338
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
Weise erzielten Starrheit möglich, die Zahl der Stütz-
punkte weitgehend zu verringern, was vom Standpunkt
der Betriebsicherheit von nicht zu unterschätzender Be-
deutung ist. Die 220 kV-Trennschalter haben in einer
senkrechten Ebene bewegte Messer, die von Isolatorsäulen
getragen werden, die aus fünf 73 kV-Stützisolatoren zu-
sammengebaut sind; dieselbe Type wurde auch für die
Stützisolatoren von Sammelschienen und Leitungen ver-
wendet.
Zukunfhige Strale
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Umspannwerksgebaude
66 kl eilungen |
e Abb. 5. Grundriß des Lighthipe-Umspannwerkes.
Den Überstrom- und Erdstromschutz der ankommen-
den 220 kV-Leitungen besorgen Differenzrelais, welche
an die zu diesem Zwecke paarweise zusammengefaßten
Stromwandler jeder Doppelleitung angeschlossen sind
und bei Auftreten von Differenzströmen zwischen den
„usammengehörenden Phasen bzw. Erdleitungen an-
sprechen. Bei Ausfall einer Leitung übernehmen Energie-
richtungsrelais und Erdschlußrelais den Schutz des in
Betrieb gebliebenen Stranges. In ähnlicher Weise ist
auch der Relaisschutz der 66kV-Leitungen ausgebildet,
nur werden diese bei Einzelbetrieb von gewöhnlichen
Überstromrelais geschützt. Auch die Sammelschienen
haben Differentialschutz gleich wie die Transforma-
toren erhalten, wobei die Summe der den Sammel-
schienen, bzw. bei den 66 kV-Schienen den einzelnen Ab-
schnitten zufließenden und von diesen abfließenden
Ströme miteinander verglichen wird. Bei der Ausbil-
dung des Differentialschutzes für die die Synchron-
phasenschicber speisenden Transformatoren war auf die
Verschiedenheit des Sekundärstromes zwischen Anlauf
und Normalbetrieb zu achten, der von in die Durchfüh-
rungen der betreffenden Ölschalter eingebauten Strom-
wandlern geliefert wird. Um auch in diesem Fall einen
genügend empfindlichen Relaisschutz bei allen Verhält-
nissen zu erhalten, wurde das Übersetzungsverhältnıs
der betreffenden Stromwandler in geeigneter Weise ab-
eeglichen, wobei die Sekundärwicklungen der Wandler
der Anlaßschalter und Betriebschalter ständig parallel
und gegen iene des primärseitigen Transformator-
schalters geschaltet liegen. Der Phasenschieber ist für
sich mit Stromdifferentialschutz ausgerüstet, der im Falle
seines Ansprechens die Kohlensäurelöscheinrichtung
gleichzeitig mit dem Schalter betätigt. Bei auf den
220 kV-Leitungen auftretenden Isolatorenüberschlägen
wird die Erregung der Svnchronphasenschieber durch in
den Erregerkreis eingeschaltete Widerstände selbsttätig
herabgesetzt, was von in die 220 kV -Sternpunkterdung
der Transformatoren eingebauten Relais bewirkt wird.
Abb. 5 zeigt den Grundriß des ganzen Umspann-
werkes und läßt die sehr zweckmäßire, auf die künftige
Erweiterung weitgeherdst Rücksicht nehmende Disposi-
tion klar erkennen. Die 220 kV-Seite zeigt eine vollstän-
dige Abkehr von der bisher in den V.S. Amerika üblich
gewesenen, in die Höhe gehenden, schwere und die Über-
sicht beeinträchtigende Eisenkonstruktionen bedingenden
Zuhörftg e Strale Vhltürme i
Bauart und eine bemerkenswerte Annäherung an die erst-
malig in Deutschland entwickelte Flachbauweise, welche
bei uns sich in jeder Hinsicht bestens bewährt hat. (R. B.
Pollock, El. World Bd. 92, S. 559.) Bp.
Über das Parallelarbeiten elektrischer Kraftwerke. —
Die wachsende Ausdehnung des Parallelbetriebes elektri-
scher Zentralen hat verschiedene recht verwickelte Fragen
aufgerollt. Unter ihnen sind besonders wichtig die Frage
der unabhängigen Span-
nungsregelung an den Ver-
brauchszentren und die-
jenige der kleinsten Über-
tragungsverluste. Es gilt
darzulegen, wie das Pro-
blem der Spannangsrege-
lung durch Verwendung
von Transformatoren mit
hohem Spannungsabfall
vorteilhaft gelöst wird und
wie dadurch gleichzeitig
die Energieübertragung
wirtschaftlich geschehen
kann.
Im Interesse einer völ-
ligen Klärung der Verhält-
nisse muß zunächst unter-
schieden werden zwischen
der Art, wie sich einerseits
das Problem der Span-
nungsregelung bei der
77277777 __ Energieübertragung zwi-
IN schen einer Zentrale und
Ben eines Unterwerks und an-
TEE "EE EE
derseits beim Energieaus-
tausch zwischen Zentralen
stellt. Methodisch hat die
Frage der Spannungsrege-
lung verschiedene Lösun-
gen gefunden, welche sich
alle auf zwei Grundformen
zurückführen lassen. Die
eine davon bestcht darin,
daß in die Übertragunes-
leitungen veränderliche Zusatzspannungen eingeschaltet
werden. Bei der zweiten werden durch geeignete Mittel
Größe und Sinn des übertragenen Blindstromes derart
beeinflußt, daß der Spannungsabfall des resultierenden
Stromes in der Übertragung nur eine Phasenverschiebung
zwischen den beiden Endspannungen, jedoch keine Dif-
ferenz zwischen ihren skalaren Werten verursacht.
Mittel zur Durchführung der ersten Methode sind
Stufentransformatoren und Induktions-
regler. Während ihre Verwendung in einer Übertra-
gungsleitung zwischen Zentralen die Möglichkeit bietet,
den Blindstromaustausch zu beeinflussen und ihn gesebe-
nenfalls ganz zu unterdrücken, haben diese Rezelungs
mittel bei Energieübertragungen zwischen Zentrale und
Unterstation ohne Synchronmaschinen auf den Leistungs-
faktor keinen wesentlichen Einfluß. Rüstet man dagegen
die Unterwerke mit Synchronkompensatoren aus, d. h.
versetzt man sie in die Lage, die Blindenergie, welche in
ihrem Versorgungsegebiet benötigt wird, selber zu erzeu-
gen, so wirken hier Stufentransformatoren und Induktions-
regler gleich wie im Falle von Energieübertrazuneen
zwischen Zentralen. Wie die folgenden Ausführungen
zeigen sollen, bietet nun der Einbau von Synchronkompen-
satoren an sich ein Mittel, um die zweite, früher erwähnte
Grundform der Spannungsregelung zu verwirklichen.
Ebenso wird gezeigt, wie reichliche Reaktanz der Über-
tragungsysteme ihre regelnde Wirkung unterstützt.
Synehronkompensatoren sind Iecrlaufende
Synehronmotoren, deren Wirkung auf der Eigenschaft der
Synchronmotoren beruht, je nach dem Grad der Erregung
einen mehr oder weniger großen und der Netzspannung
gegenüber vor- oder nacheilenden Strom aufzunehmen. In
der Praxis läßt sich die Spannungsregelung zwischen Leer-
lauf und Vollast des Netzes auf zwei verschiedene Arten
durchführen. Entweder nimmt der Synchronkompensator
einen größeren und stärker voreilenden Strom auf, um
den durch die Erhöhung der Belastung hervorgerufenen
Spannungsabfall zu kompensieren, oder er nimmt einen
voreilenden Strom auf bei Vollast und einen nacheilenden
bei Leerlauf. Am Ende einer langen Leitung mit großer
Kapazität ist es vorteilhaft, wenn der Synchronkompen-
sator nacheilenden Strom aufnimmt, um den Ladestrom der
leerlaufenden Leitung zu kompensieren. Man erkennt so-
fort, daß durch diese Methode die Spannung an den ver-
schiedenen Verbrauchszentren leicht konstant gehalten
Salstager
Fr
12. September 1929
werden kann. Man ersieht auch, daß der Leistungsfaktor
des in den Zentralen erzeugten und bis zur Anschlußstelle
der Synchronkompensatoren übertragenen Stromes bedeu-
tend verbessert werden kann dadurch, daß der voreilende
Strom des Kompensators einen mehr oder weniger großen
Teil des induktiven Stromes, welchen die Apparate mit
induktiven Eigenschaften erfordern, kompensiert. Die
Größe des voreilenden Stromes wird durch die Bedingun-
zen der Spannungsregelung bestimmt. Man vermeidet also
die durch die Übertragung des Blindstromes bis zu den
Verteilungspunkten verursachten Verluste. Diese Art der
Spannungsrezelung bietet zum mindesten bei einigermaßen
wichtigen Netzen nennenswerte Vorteile gegenüber den
Reeelmethoden mit zusätzlichen elektromotorisch»n Kräf-
ten.
Stark induktive Transformatoren Die
Betrachtungen, die uns dazu geführt haben, die Verwen-
dung von Transformatoren mit großem induktiven Span-
nunesabfall zur Verbesserung der Spannungsregelung zu
empfehlen, können wie folgt kurz zusammengefaßt werden:
1. Die durch die Einwirkung des Blindstromes erreich-
hare Regelung ist um so ausgedehnter, je größer die In-
duktivität des Kreises ist.
2. Die Einführung einer Blindkomponente hat eine
Anderung des Leistungsfaktors zur Folge, und da der
Wert 1 ein Maximum für die kontinuierliche Funktion
cosọ bildet, wird deren Änderung um so weniger fühlbar,
je näher der Leistungsfaktor bei 1 liegt.
Betrachtet man von einem allgemeineren mathemati-
schen Gesichtspunkte aus eine elektrische Zentrale und
eine Stelle des Netzes, wo sich Synchronmaschinen befin-
den, so findet man leicht. daß für einen gegebenen mittleren
Leistungsfaktor die größte Elastizität der Regelung dam
erreicht wird, wenn das Verhältnis der Reaktanz zum Wi-
R f r sin o
derstand der Verbindungsorgane der Beziehung wL org
(absolute Werte) entspricht (e Phasenverschiebung im
elektrischen Mittelpunkt der Verbindung). Definiert man
den Grad der Elastizität der Regelung, e, durch den Diffe-
V
rentialquotienten TG (A V Spannungsabfall) und bringt
man die soeben erwähnte Beziehung in die Gleichung,
welche diesen Elastizitätsgrad darstellt, so findet man, daß
e um so größer ist, je näher der Leistungsfaktor bei 1 liegt.
Die günstigsten Bedingungen zur Spannungsregelung sind
also dann vorhanden. wenn die Induktivität so groß als
möglich ist und der Strom mit einem mittleren Leistungs-
faktor nahezu gleich 1 in der Leitung fließt, ein Wert, um
den herum die durch den Blindstrom hervorgerufenen
Änderungen liegen werden. Die Zunahme der Induktivität
erhält man durch die stark induktiven Transformatoren
und den hohen Wert des Leistungsfaktors durch die Syn-
ehronkompensatoren, welche neuzeitliche Netze kaum noch
entbehren können. Die Regelung des nötigen Blindstromes
erfolgt durch eine, angemessene Erregung der Synchron-
maschinen. Theoretisch wäre man in dieser Richtung durch
die Stabilitätsbedingungen auf beiden Seiten der Leitung
begrenzt. Man wird sich jedoch praktisch zweifellos immer
weit von den zulässigen Grenzen befinden.
Handelt es sich um einen Leistungsaustausch zwischen
zwei Zentralen, verbunden durch eine Leitung mit höherer
Spannung als diejenige der Generatoren, so wird an beiden
Enden der Verbindungsleitung je ein Transformator mit
roßem induktiven Spannungsabfall eingebaut. Die Rege-
lung wird dann einfach dadurch geschehen, daß die Er-
rezung der Generatoren in beiden Zentralen beeinflußt
wird. Befinden sich im Netze Synchronkompensatoren, so
wird der gesamte Ausgleichstrom zwischen beiden Zen-
tralen wieder mit hohem Leistungesfaktor und demgemäß
mit eineın Minimum von Verlusten fließen. Die nötigen
Anderunzen der Erregung können übrigens scht vorteil-
haft mittels selbsttätiger Spannungsregler erfolgen.
. Auf ähnliche Weise kann die Spannungsregelung «einer
Unterstation mit Synchronkompensatoren, welche an eine
Zentrale oder ein Netz angeschlossen ist, deren Spannung
mit der Belastung um einige Prozent variieren kann, durch
'erwendung von Transformatoren mit großem Spannunes-
abfall begünstigt werden. Durch Einwirkung auf die Er-
regung der Synchronmaschinen des Unterwerks so, daß
der erforderliche Blindstrom erzeugt wird, kann der induk-
tive Spannungsabfall auf den nötigen Wert gebracht wer-
den. Auch hier wird es von Vorteil sein, wenn die Ände-
rung der Erregung selbsttätig mit Hilfe von Spannungs-
reglern geschieht.
Verschiedene praktische Beispiele, welche in der Ori-
ginalarbeit durchgerechnet sind, haben bestätigt, daß man
durch Vergrößerung der Elastizität der Netze mittels Reak-
tanzen bedeutende Vorteile erzielen kann. Die Tatsache,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
1339
daß zu diesem Zwecke stark induktive Transformatoren
verwendet werden können, führt zu einer einfachen und
wirtschaftlichen Lösung des Regelproblems!. Einerseits
braucht man keine besonderen Apparate mehr einzubauen,
wie Stufentransformatoren oder Induktionsregler; man
beschränkt sich darauf, den Induktionskoeffizienten von
Transformatoren, welche ohnehin unentbehrlich sind, zu
verstärken. Anderseits werden wegen des hohen Leistungs-
faktors, den man bei Vollast aufrechterhalten kann, die
Verluste im Kupfer auf ein Minimum reduziert. Insbeson-
dere können die Transformatoren mit großem Spannungs-
abfall für einen hohen cos ọ berechnet werden. Durch all-
gemein bessere Ausnutzung der Anlageteile erzielt man
somit eine gewisse Ersparnis in den Anlagekosten und er-
hält eine in den weitesten Grenzen genaue und kontinuicr-
liche Regelung. Es ist noch hervorzuheben, daß die Ver-
wendung von Transformatoren mit starker Reaktanz einen
sehr wirksamen Schutz gegen Kurzschlüsse bieten würde.
Durch richtige Verteilung einer angemessenen Anzahl mit-
tels stark induktiver Transformatoren an das Netz ange-
schlossener Synchronkompensatoren erlangt man besonders
günstige Bedingungen zur Spannungsregelung. (J. De-
freyn, BBC-Mitt. Baden Bd. 15, S. 73.) Sb.
Elektromaschinenbau.
Gleichstromdynamos für Automobil- und Zugheleuch-
tung. — Abb. 6a stellt schematisch die Pole, Anker und
Bürsten eines gewöhnlichen Gleichstromgenerators dar,
in dessen Ankerleiterquerschnitte die Richtungen des in-
duzierten Stromes durch Punkte und Kreuze (Pfeil-Spitzen
und -Enden) angedeutet sind. In welchem Sinn der Strom
fließt, wird unter Berücksichtigung des Drehsinnes und
der Richtung O—A des Erregerfeldes am leichtesten mit
Abb. 6a.
Abb. 6b.
der bekannten Schwimmerregel bestimmt, die der Drei-
fingerregel vorzuziehen ist, weil sie unverändert für Ge-
nerator und Motor gilt. Sie lautet: „Man schwimmt mit
den Kraftlinien und schaut in der Richtung des Be-
kannten (Verschiebungsrichtung beim Generator, bzw.
Stromrichtung beim Motor), dann ist das Unbekannte
(Stromrichtung beim Generator, bzw. Bewegungsrichtung beim
Motor) nach rechts gerichtet. Dies ergibt in Abb. 6 die
dargestellte Stromrichtung. ‚Mit Hilfe der weiteren Regel, ge-
mäß welcher der in einem Solenoid kreisende Strom die
durch ihn erzeugten Kraftlinien im Sinne einer rechts-
gängigen Schraube „verschiebt“, erkennt man, daß das
Armaturreaktionsfeld O—B nach rechts gerichtet ist und
zusammen mit dem Erregerfeld O—A (abgesehen von der
Verschiedenheit des magnetischen Luftwiderstandes unter
und neben den Polen) das resultierende Feld O—C ergibt.
Die neutrale Zone liegt also in einer Linie ungefähr senk-
recht zu O—C.
Wenn man unter einem der Pole eine dritte Bürste D
anbringt (Abb. 6b) und die Spannung zwischen dieser
und derjenigen Hauptbürste E, die von D aus gesehen
jenseits der neutralen Zone liegt, zur Erzeugung des
Erregerstromes benutzt, so ist der Generator nicht im-
stande, mehr als eine gewisse Stromstärke abzugeben,
wie groß auch die Drehgeschwindigkeit oder wie klein
auch der äußere Nutzwiderstand sein mag. Die neutrale
Zone dreht sich nämlich um so mehr im Sinne des Uhr-
zeigers, je größer der abgegebene Strom ist. Je mehr
sich aber die neutrale Zone dreht, um so mehr negativ
induzierende Kraftlinien werden zwischen dem neutralen
Ankerpunkt F und der Bürste E wirksam und um so
ı Diese Verwendung der Reaktanz der Leitungen und Trans-
formatoren ist übrigens sehon erwähnt worden von H.C. Kloninger,
Elektro-Journ. Bd. 5, S. 68.
1340
kleiner wird gleichzeitig der Ankerbogen D—F, längs
welchem eine positive erregende Spannung entsteht. Es
gibt eine Stromgröße, bei welcher das negative Feld zwi-
schen E und F die Wirkung des Feldes F—D aufhebt, und
es kann also diese Stromstärke niemals erreicht werden,
weil sonst die Maschinenerregung gleich Null würde.
Dieser Abtötungszustand tritt bei einer um so kleine-
ren Nutzstromstärke ein, je kleiner das positive Feld an
sich ist, d.h. ein je kleineres resultierendes Feld ge-
braucht wird, mit anderen Worten, je schneller die Ma-
schine läuft. Der vom Generator abgebbare Strom steigt
also mit zunehmender Drehzahl zuerst an, nähert sich
einem Grenzwert und fällt, je nach den Polabmessungen
und Windungszahlverhältnissen, bei noch größeren Ge-
schwindigkeiten mehr oder weniger wieder etwas ab.
Die Hilfsbürste D braucht im allgemeinen nicht in der
Mitte des Polbogens zu stehen. Nur wenn, wie bei der
elektrischen Zugbeleuchtung, in beiden Drehrichtun-
gen Strom abgegeben werden muß, ist diese Lage bedingt.
Dann muß der eine Pol der Erregerwicklung hinter dem
notwendigen Polwechsler, der bei Drehrichtungswechsel
die Ableitungen der beiden Hauptbürsten miteinander
vertauscht, angeschlossen werden. Wie aus den Strom-
und Feldrichtungen ersichtlich, muß dic Feldwicklung
stets an die Hauptbürste angeschlossen werden, die zur
Hilfsbürstte entgegengesetzt zur Drehrichtung
liegt. (A. Castel, L’Electricien Bd. 43, S. 26.) D.J.
Apparate.
Über die Anzahl der zur Ermittlung der Abschalt-
leistung eines Ölschalters notwendigen Versuche. — Die
Methoden, welche zur Bestimmung der Abschaltleistung
eines Ölschalters Anwendung finden, beruhen ausnalıms-
los auf dem Experiment, wobei meistens Schlußfolgerun-
gen aus Versuchsresultaten an Schaltern ähnlicher Kon-
struktion gezogen und verallgemeinert werden. Die
Frage, wie solche Versuchsergebnisse beweriet werden
dürfen, behandeln E. BB Wedmore, W. B. Whitney
und C. E. R. Bruce. `
(a) Verteilung d.Meßwarte
0 $ 8 12 28 20 2# 28 3
Lichtbogenenergie inh Ws
in Kurve (b) stellt die mittlere Ordinate einer Abszissenteilung von 2kWs
den Prozentsatz aller Versuche dar, deren Lichtbogenenerkie den
betreffenden Abszissenwert erreicht hat
Aë 0 eg ç ye
Abb, 7. Verteilung der Versuchsresultate in Abhängigkeit von der
Lichtbogenenergie.
Die Auswertung der Versuchsreihen, welche an einem
im offenen Ölkübel von 107 eng Dmr. aufgestellten Schal-
ter mit einer Unterbrechung to em unter Öl) gemacht
wurden, führten die Verfasser zunächst in üblicher Weise
an Hand der aufgenommenen Öszillogramme aus. Dic im
Abschaltlichtbogen jeweils entwickelte Energie wurde
alsdann, unter Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrech-
nung, auf die Häufigkeit der unter gegebenen Versuchs-
bedingungen höchstmöglichen Schalterbeanspruchung un-
tersucht. Die Kurz=chlüsse wurden zwischen zwei Klemmen
eines 5000 KW-Drehstromgenerators der Zentrale Carville,
bei einer Leerlaufspannung von 5,5 kV, 40 Hz, erzeugt
(Kurzschlußleistung 9000 ... 16 000 KV A bei cos ọ = rd. 0,1).
Die Beanspruchung des Schalters wies von Versuch
zu Versuch große Schwankungen auf, welche auch bei
konstant gehaltener Erregung des Generators, der Impe-
danz und des Leistungsfaktors des Stromkreises auf-
traten. Aus einer Anzahl unter gleichen Versuchsbedin-
gungen durchgeführter Abschaltungen leiten die Ver-
fasser ab, daß die Lichtbogenenergie von 1..50 kWs
schwankt. Auch bei unverändert bleibendem Stromkreis
ist die Amplitude des unsymmetrischen Stromstoßes bzw.
der Gleichstromkomponente vm Zeitpunkt des Kontakt-
ı Vel.a.E.B.Wedmore:Thel'resent State of Rating Switches und
(ireuit-Breakers with Special Reference to the Experimental Deter-
mination of Rupturing Capacity, Intern. El. Commission, Bellagio 1927,
Expertenbericht Nr. 8 39.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
schlusses abhängig. Der quadratische Mittelwert einer
vollständig unsymmetrischen Stromwelle ist gewöhnlich
1,6mal größer als der Effektivwert der Wechselstrom-
komponente allein. Die Ausrechnung der auftretenden
kVA unter Berücksichtigung der Gleichstromkomponente
enthält deshalb einen zwischen 1 und 1,6 veränderlichen
Zaahlenfaktor. Nach der Ausscheidung dieser äußeren
Ursache der Streuung durch die entsprechende Analyse
der Versuchsergebnisse haben die Verfasser keine we-
sentliche Verkleinerung der beobachteten Schwankungen
der Schalterarbeit feststellen können. Die Untersuchung
beruht auf 90 Meßwerten. Die Verteilung der Meßpunkte
in % der sämtlichen Versuche ist in Abb. 7 durch die
Kurve (a) in Funktion der Lichtbogenenergie wiederge-
geben. Für die Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrech-
nung wurde eine mittlere Verteilung entsprechend der
Kurve (b) angenommen. Aus dieser ist ersichtlich, daß du
Maximum der entwickelten Energie willkürlich von 4
auf 50 kWs erhöht wurde. Dieses neue Maximum läßt
sich im übrigen aus den Meßwerten durch Aufzeichnung
der Gaußschen Wahrscheinlichkeitskurve ableiten und
scheint ohne Einfluß auf die Schlußfolgerungen zu sein.
Aus Abb.7 kann die Anzahl der Schaltungen abgeleitet
werden, welche ausgeführt werden müssen, um den un-
günstigsten Wert der Schalterarbeit zu erhalten. Es tritt
z. B. bei 14 Versuchen nur eine Schaltung mit über 30 kW:
auf.
20
20
Lichtbogenenergie in ks
die mittlere Ordinate einer Abszissenteilung von 2kWs gibt die Wahr-
scheinlichkeit in °% an, daß der Maximalwert der Lichtbogenenergie
gemessen bei n Versuchen den Abszissenwert erreicht
Abb. 8. Verteilung der Maximalwerte der entwickelten Energie bei
Reihen von n Versuchen.
Die Verfasser untersuchen weiter, wie nahe man an
die maximale Beanspruchung kommt, wenn nur 5, 10 oder
20 Schaltungen gemacht werden. Die Anwendung der
Wahrscheinlichkeitsrechnung auf Grund der mittleren
Kurve (b) der Abb. 7 führt zu der Kurvenschar der Abb. 8.
Diese veranschaulicht die Wahrscheinlichkeit, mit welcher
bei einer bestimmten Anzahl (1...100) von Schaltungen
eine gegebene Schalterarbeit erreicht wird. Das Verhält-
nis der in der Kurve n = 5 eingezeichneten gestrichelten
Fläche zu der Gesamtfläche stellt beispielsweise die
Wahrscheinlichkeit dar, mit welcher die maximale Schal-
terarbeit bei einer Reihe von fünf Versuchen einen obe-
ren Grenzwert von 12..15kWs aufweist.
Die Verfasser rechnen für eine gegebene Anzahl der
Versuche die Grenzwerte aus, zwischen welchen der
höchste Wert der Schalterarbeit mit einer Weahrschein-
lichkeit von 1°/o bzw. 1% bzw. 10% fällt (Zahlentafel
1A, Bund C). Die Lichtbogenenergie, welche als untere
Zahlentafell. Maximale Lichtbogenenergie in kWs
bei n Schaltungen.
A ur B SE Dës Ee ER
Grenzwerte, Grenzwerte, | Grenzwerte,
Innerhalb innerhalb | innerhalb
Reihe | welcher die | welcher die | welcher die
von | Wahrschein- | Ver- Wahrschein- | yer- | Wahrschein- ` yer-
n Ver- |lichkeit eines hältnis | lichkeit eines naitnis | lic. keit eines nalenia
suchen | Extremal- | Extremal- |! der Extremal- der
u = n! Grenz- sT Sa R Grenz. Ee Grenz-
ersuchen : ersuchen ; emuchen
" Lu iioo det | werte | a iioo it | Ye] "ia en
untere! obere | untere | obere untere | obere
Grenze Grenze | Grenze
i
ı |ı 047 | 47 2 139,5 1087| 44 74 633
2 2 AN 24 4 42,5 | 10,6 8,15 32,0 3,93
3 4 48 | 12 6 43,5 7,2 | 11,0 34.4 3,13
5 6 48,5! 81 9,5 145 4,7 | 15,4 136.9 2,40
10 II 49 4,5 15,5 | 46,5 3,0 | 21,45 :39,9 1,86
20 17 Au 29 | 21,5 147,5 2,2 | 26.9 4255' 158
50 [25.5 '49 | 1,9 | 28,5 |48 : 1,7 | 32,85 145,05 ' 1,37
100 30,5 49,5 1,6 1 33 48,5 1,5 | 36,5 146,2 1,27
12. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
1341
Grenze angegeben ist, wird mit einer Sicherheit von
999 fia bzw. 99% bzw. 90% erreicht. Wenn ein mit
einer Unterbrechung ausgerüsteter Schalter z.B.
zweimal eine Leistung von 10000 kVA abschaltet, so
darf daraus nur geschlossen werden, daß derSchalter
füreine Abschaltleistung von 400 kVA be-
triebsicher ist (99° Sicherheit). Mit einer
etwas niedrigeren Sicherheit (90 %) kann man nach diesen
Versuchen die Nennleistung mit 1630 kVA angeben. Nach
einer Reihe von 50 Versuchen wird man erwarten können,
daß der Schalter für rd. 5000 kVA bzw. für rd. 6600 kVA
betriebsicher ist.
Diese Schlußfolzerungen beruhen auf der Annahme,
daß die Versuchsbedingungen unverändert bleiben, die
Kontakte, wenn nötig, ersetzt und das Öl erneuert werden.
Eine zweite Voraussetzung ist, daß bei größeren bzw.
kleineren Abschaltleistungen die Meßwerte sich ent-
sprechend der Kurve (b) der Abb.7 (in Funktion der
Schalterarbeit) verteilen und außerdem maximale bzw.
minimale Werte proportional der Abschaltleistung auf-
Eine solche Gesetzmäßigkeit konnte jedoch ex-
weisen.
perimentell bis jetzt nieht nachgewiesen wer-
den, was die Tragweite obiger Schluß-
folgeerungen, welche sowieso nur für
Schalter mit einer Unterbrechung gültig
wären, beeinträchtigt. Die Verfasser bemerken
deshalb, daß noch weitere Forschungsarbeiten notwendig
sind, um die Forın und die Grenzen der Verteilungskurven
bei verschiedenen Leistungen zu bestimmen. Die Lösung
der Frage erblicken die Verfasser in einer systematischen
Untersuchung und eingehendem Studium aller Faktoren,
welche in Zusammenhang mit der Schalterarbeit stehen. Es
sollen alsdann die Gesetze und Formeln aufgestellt werden,
welche jeweils einer gegebenen Schalterkonstruktion,
durch Veränderung der Forinelkonstanten, experimentell
anzepaßt werden. Es wird auf diese Weise möglich sein,
reehnerisch die obere Grenze der Liclitbogenenergie für
die in Frage kommende Abschaltleistung und Schalter-
konstruktion zu bestimmen. Bereits seit einigen Jahren
wurden die Arbeiten der Brit. Eleetr. & Allied Ind. Res.
Assoc. in diese Richtung gelenkt und ergaben ein inter-
essantes Versuchsmaterial; die Verfasser haben gute
Hoffnung, die Untersuchungen bald erfolgreich zu Ende
führen zu können. (E. B. Wedmore, W. B. Whit-
ney, C. E. R. Bruce, J. Inst. El. Engs. London Bd. 65,
5.913.) Kpuw.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Ein Meßkondensator für Höchstapannungen. — Von
praktisch verlustfreien Kondensatoren für Meßzwecke bei
Spannungen über 100 kV sind zwei Arten bekannt: Die
Luftkondensatoren nach W. Petersen und die Preßgas-
kondensatoren. Die Luftkondensatoren werden jedoch bei
einigen 100 kV sehr groß und kommen daher für eine all-
gemeine Verwendung kaum in Betracht. Aber auch PreB-
ea-kondensatoren, bei denen bisher die Belezungen in
Durchfüh-
einem Metallzehäuse mit
runesisolator nnterzebracht wurden,
sind in dieser Bauweise kaum ausführ-
bar, da bei den genannten- hohen Span-
nungen die Durchführung sehr groß
und schwer ausfällt.
Die Schwierigkeiten der isolieren-
den Durchführung wurden nun von
Schering und R. Vieweg in
der Physikalisch-Technischen Reichs-
anstalt dadurch umgangen, daß der
ganze Kondensator in einem dem Druck
standnaltenden Isoliergehäuse, z. B.
einem langen lartpapierrohr, ange-
ordnet wurde. Das Rohr wird an den
Enden mit Flanschen und Deckeln gas-
dicht zeschlossen. An den einen Deckel
wird Erde, an den anderen die hol“
Spannung gegen Erde gelegt. Die Ver-
bindunzen zu dem im Inneren befind-
lichen Kondensator sind in dem Preß-
gas mit hoher Durchschlagsfestigkeit
angeordnet. Die den eigentlichen Koan-
densator bildenden Elektroden sind in
das lzolierrohr von beiden Seiten her
so eingeführt, daß sie bis auf die Ein-
fihrungzstellen allseitig vom Preßgas
umeeben sind. Durch eine einfache
Abschützung der Niederspannungselektrode werden Ver-
Justfreiheit und definierte Kapazität erreicht.
Der nach dem umrissenen Prinzip hergestellte erste
Kondensator (Abb. 9) hat bei einer Gesamthöhe von etwa
25 m 350 kV einwandfrei ausgehalten und ist bereits bis
Abb. 9. Meßkonden-
sator für Höchst-
spannungen.
zu 300 kV zu Meßzwecken benutzt worden. Die Kapa-
zität beträgt 42uuF. Mit der Erstausführung ist der Span-
nungsbereich, für den Meßkondensatoren zur Verfügung
stehen, etwa verdoppelt worden, es steht aber zu erwarten,
daß man in ähnlicher Weise auch Kondensatoren für noch
erheblich höhere Spannungen günstig wird bauen können.
Die Meßkondensatoren in Isoliergehäuse werden von der
Firma Hartmann & Braun, Frankfurt a.M., hergestellt.
(Scheringu. Vieweg, Z. Techn. Phys. Bd. 9, S. 442.)
Sb.
Fehlschaltungen und Störungen an Drehstromzählern.
— Die bekannten Fehlschaltungen an Drehstromzählern
werden von H. Krüzner systematisch zusammengestellt
und durch die bekannten Diagramme erläutert. Dann wird
für einige Fehlschaltungen die Fehlangabe als Funktion
vom Leistunesfaktor aufgetragen. Um die Korrektur an
den Fehlangaben anzubringen, müßte der Leistungsfaktor
bekannt sein; es wird der Versuch gemacht, einen mittleren
Leistungsfaktor mit Hilfe der Benutzungszeit und dem
an einem Instrument abgelesenen Strom zu bestimmen.
Dies ist natürlich ebenso ungenau, als wenn man für die
normalen Betriebsverhältnisse den Leistungsfaktor durch
Messung bestimmt und diesen der Korrektur zugrunde
legt. (H.Krüzner,El.u. Maschinenb. Bd. 47, S. 253.)
Sch.
Heizung. Öfen.
Elektrischer Anlaßofen für Kohlenstoffstahl mit
Wärmeübertragung durch bewegte Luft. — Es ist eine
bekannte Tatsache, daß, wenn Mittel vorgesehen sind,
die Luft in einem Ofen umzuwälzen, nicht nur die Heiz-
geschwindigkeit der Materialien, die darin enthalten
sind, schr erhöht wird, sondern es wird auch eine Gleich-
förmigkeit der Wärmeverteilung erzielt. Dieses Prinzip
ist seit einigen Jahren in Öfen zum Trocknen von Ker-
nen und anderen Materialien benutzt worden und hat
eine bemerkenswerte Gleichförmigkeit der getrockneten
Gegenstände zur Folge. Wendet man dieses Prinzip fiir
kleine Öfen zum Anlassen von Stahl an, so ist es not-
wendig, in der Heizkammer einen Ventilator anzubrin-
gen, der von außen durch einen Motor angetrieben wird.
Der vom Ventilator erzeugte Luftstrom geht um die
Werkstücke herum, aber auch zwischen dieselben und
erwärmt sie in der halben Zeit, die erforderlich ist, um
denselben Einsatz durch natürliche Wärmeübertragung
in einem Ofen mit ruhender Luft zu erwärmen. Auch
die Gleichförmigkeit ist viel besser als diejenige, die
man in einem Öfen mit natürlichem Zug erhält. Tatsäch-
lich ist diese verbesserte Gleichförmigkeit der wichtigste
Vorteil des Ofens, obgleich natürlich die erhöhte Heiz-
geschwindigkeit nicht überschen werden darf.
Das Rahmenwerk des Ofens besteht aus geschweißten
Winkeleisen mit Stahlblechverkleiuune. Kine Mauer
aus Wärmeisoliermaterial von genügender Stärke um-
gibt die Heizkammer, sobald die Tür geschlossen ist.
Versuche über die Höhe der Ausstrahlung haben gezeigt,
daß die Verluste gering sind. Der Betrieb des Ofens ist
schr wirtschaftlich nicht nur bei hohem Ausbringen,
sondern auch beim unterbrochenen Betrieb, da die erfor-
derliche Strommenge, um den Ofen warm zu halten oder
ihn jederzeit betriebsfertig zum Einsetzen von Werk-
sticken zu halten, nur 0,9 kWh für 280° beträgt. Die
beiden Heizkörper sind an der Decke und am Boden
des Ofens angebracht. Jeder lleizkörper verbraucht
25 kW bei 110 V. Der Gesamtstromverbrauch ist also
5 kW von entweder 110 oder 220 V, ie nachdem ob die
Heizkörper parallel an 110 V oder in Serie an 220 V an-
geschlossen sind. Der eingeführte Strom genügt, um den
leeren Ofen in 20...25 min von Raumtemperatur auf 280 `
zu erwärmen. Der Stromverbrauch während dieses An-
wärmens beträgt angenäbert 2 KW. Die Heizkörrerv
bestehen aus einer spiralförmigen, gekapselten Draht-
konstruktion u. zw. aus einem lHeizelement aus Nickel-
Chromstahldraht in Form einer Spirale, umgeben von
einem dichten, hochkompakten Isolationspulver, durch
das der Draht von dem Stahlmantel oder der Umhüllunz
getrennt wird. Das Element, welches besonders stark
konstruiert ist, ist gut gegen mechanische Beschädigun-
een beim gewöhnlichen Betrieb geschützt, und da das
Heizelement vollkommen eingeschlossen ist, kann kein
Kurzschluß durch Berührung mit Metall vorkommen.
Mit dem Öfen sind Betriebsversuche angestellt, um
die Wirtschaftlichkeit und Heizgeschwindirkeit für ver-
schiedene Arten und Gewichte von Materialien festzu-
stellen. Die kleinsten Stüeke waren gewöhnliche Kisten-
1342
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
nägel, von denen jedes Stück ungefähr 3,5 g wiegt. Die
nächste Größe waren %”-Bolzen von 75 mm Länge im
Gewicht von etwa 0,17 kg, und die anderen benutzten
Materialien waren Stahlblöcke von 0,36 .. 2,95 kg Gewicht.
Jeder Versuch wurde mit einem bestimmten Gewicht
eines dieser Materialien gemacht, die gleichmäßig über
eine Metallschale verteilt waren. Thermoelemente wur-
den in Löcher eingelassen, die in der Mitte von vier
Stücken gebohrt waren, um die Wärmeverteilung im
Ofen zu zeigen und auch die Zeit, die erforderlich ist,
um das Material auf Temperatur zu bringen. Diese
Stücke waren im Ofen verteilt. Die 'Thermoelemente
waren mit einem Temperaturanzeiger durch eine Ein-
richtung so verbunden, daß das Instrument nacheinander
mit jedem Thermoelement verbunden werden konnte, so
daß jedesmal 30 s verstrichen, ehe das nächste Thermo-
element die Temperatur anzeigte. Auf diese Weise wur-
den Kurven aufgezeichnet, die die höchsten und niedrig-
sten Temperaturen im Ofen zu einer bestimmten Zeit als
auch die allgemeine Steigerung anzeigten. Die in Abb. 10
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Abb. 10. Zeit und Stromverbrauch zum Erwärmen von verschiedenen
Einsätzen.
gezeigten Kurven wurden bei 280° mit laufendem Venti-
lator aufgenommen. Diese Kurven geben sowohl die
Zeit als auch die Kilowattstunden, die verbraucht sind,
um einen bestimmten Einsatz von beliebiger Größe von
Raumtemperatur auf 280° zu bringen. Aus diesen Kur-
ven läßt sich im voraus angenähert bestimmen, welche
MIN
100
— Zef zum Erwormen bis auf 280°
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>> Gewicht emes jeden Stuckes
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Abb. 11. Wirkung des Ventilators auf die Zeit und den Stromverbrauch.
feit ein gegebener Einsatz von Stücken, die bis zu etwa
3,6 kg wiegen, im Ofen bleiben muß, um die Tempe-
ratur von 280° zu erreichen. Für andere Temperaturen
wird die Zeit von derjenigen für 280° abweichen, was
von der gewünschten Temperatur und der Art des Ein-
satzes abhängt. Wie groß dieser Unterschied ist, Kann
durch Erfahrung mit verschiedenem Einsatz festgestellt
werden. Abb. 11 zeigt die Wirkung des Ventilators auf die
Zeitdauer und den Stromverbrauch, Aer für das Erwär-
men von verschiedenem Einsatz erforderlich ist im Ge-
gensatz zu der Wirkung ohne Ventilator. Aus den Kur-
ven dieser Abbildung ist ersichtlich, daß die Zeit, um
einen Einsatz ohne Ventilator zu erwärmen, durch-
schnittlich ungefähr doppelt so lang ist, als die zur Er-
wärmung mit Ventilator benötigte Zeit. Alle Punkte die-
ser Kurve wurden an demselben Ofen und unter genau
denselben Bedingungen genommen.
Diese Kurven zeigen auch, daß, obwohl der Strom-
verbrauch des Ofens mit oder ohne Ventilator nicht sehr
schwankt, eine entschiedene Abnahme in der Menge des
Stromverbrauchs beim Erwärmen eines bestimmten Ein-
satzes wahrzunehmen ist, wenn der Ventilator in Be-
trieb ist. Das liegt hauptsächlich an der geringeren
Zeitdauer zur Erwärmung des Einsatzes, wodurch die
jedem Einsatz anhaftenden Ausstrahlungsverluste ver-
ringert werden. Das verursacht wieder verringerte An-
laßkosten auf ein Werkstück, wenn die Erzeugung meh:
oder weniger kontinuierlich ist. Der Ofen wurde von
der General Electric Co. entworfen. (Iron Trade Ber,
Bd. 82, S. 1667.) Jll.
Installation.
Selbsttätige benzinelektrische Lichtanlage. Bei
der Durchbildung einer vom Sachsenwerk gebauten
selbsttätigen benzinelektrischen Beleuchtungsanlage wa-
ren zwei Gesichtspunkte ausschlaggebend: größte Be-
triebstüchtigkeit und einfachste Bedienung, wobei allen
Betriebsfällen Rechnung getragen werden sollte Diese
Bedingungen wurden unter Verwendung normaler Kon-
struktionen sowie der Beschränkung der Schaltgeräte auf
ein Mindestmaß zu verwirklichen versucht.
Abb. 12. Benzinelektrische Hauszentrale für halbselbsttätigen
Betrieb.
Die Einrichtung (Abb. 12) besteht in der Hauptsache
aus einem liegenden Einzylinder-Viertakt-Benzinmotar
der Firma Deutz, Motoren-Gesellschaft, einer damit unmi'-
telbar und elastisch gekuppelten Gleichstromdynamo, mit
einem auf der gemeinsamen Grundplatte aufgebautem
Schaltkasten und schließlich aus einer Akkumulatoren-
batterie. Der Benzinmotor ist mit Wasserumlaufkühlunz
sowie mit Magnetzündung ausgestattet und hat zwei
Schwungräder zur Erzielung eines flimmerfreien Lichtes.
Die Motorleistung beträgt 2 PS bei 1200 U/min. Ein
selbsttätiger Regler hält diese Drehzahl von Leerlauf bis
Vollast innerhalb der für den praktischen Betrieb not-
wendigen Grenzen und spricht auf Schwankungen der
Drehzahl schnell genug an. Die Dynamo ist eine Lade-
maschine für konstante Leistung mit einer in der Mit’«
unterteilten Kompoundwicklung, die teils feldschwächenm:l
bei Ladebetrieb, teils feldverstärkend bei reinem Netz-
betrieb zu wirken hat. Der Motorleistung entsprechend
wurde die Größe der Dynamo mit 1,1 kW festgelegt un
die Spannung mit Rücksicht auf die zugehörige Batterie
mit 32 V als wirtschaftlich günstigste gewählt. Die z1-
gehörige Batterie selbst besteht aus 16 Einzelzellen in
Glasgefäßen. Die Accumulatorenfabrik A. G.. Berlin.
hat für den vorliegenden Fall eine geeignete Type auf
den Markt gebracht, welche fertige Plattensätze besi.
und somit die bisher übliche Lötung an der Aufbaustellr
überflüssig macht. Als geeignete Batteriegrößen kom-
men solche für eine Kapazität von 81 Ah gegcbenenfalls
von 108 Ah in Betracht.
Die für den Betrieb der Einrichtung erforderlichen
Apparate und Mceßinstrumente sind in einem Schaltkasten
vereinigt, der auf der gemeinsamen Grundplatte unmittel-
bar neben der Dynamo montiert ist. Die wesentlichsten
12. September 1929
Apparate (Abb. 13) sind ein Flachbahn-Umschalter (1)
mit zwei darunter angeordneten Justierwiderständen (9)
sowie ein Anlasser (2) mit Nullspannungsmagnet und
einem besonderen Hilfskontakt. Dieser Anlasser dient
gleichzeitig auch als Umschalter. Der Anlasserkontakt-
arm schnellt durch Federkraft in seine Nullage zurück,
sobald der Haltemagnet durch Überbrückung spannungs-
los wird. Dieses kann bewirkt werden durch Druck-
knöpfe (7), durch ein Nullstromrelais (5), durch ein
Kontaktvoltmeter (3) mit zuzehörigem Hilfsrelais (4).
Schließlich sind noch vorgesehen: ein einpoliger Dreh-
schalter (6) zum Abschalten des Kontakivoltmeters,
Abb. 13. Ausführungsschaltbild.
zwei Sicherungen für 35A (8), ein Voltmeter und ein
Drehspul-Amperemater mit doppelseitigem Ausschlag
(12). Ein besonderer Magnet (11) ist vorgesehen, um bei
Außerbetriebsetzung des Benzinmotors die Schmierölzu-
fuhr zu sperren. Die Zündkerze des Motors (10) ist über
eine Unterbrechungstelle am Umschalter sowie über
einen Kontakt am Anlasser derart mit dem Eisen verbun-
den, daß der Induktorstromkreis hierdurch kurzgeschlos-
sen werden kann. Auf der rechten Seite des Schaltka-
stens sind je zwei Klemmen für den Netz- und Batterie-
anschluß angeordnet. sowie zwei weitere Klemmen für
einen an beliebiger Stelle montierbaren Druckknopf.
Die mit dem Beleuchtungsatz erzielbaren Betriebs-
möglichkeiten sind folgende:
L Anlassen des Benzinmotors mittels Batteriestromes
lediglich durch Betätigung des Anlassers.
2. Selbsttätiges Batterieladen ohne Zuhilfenahme eines
Zellenschalters und ohne äußere Beeinflussung des
Feldstromes.
3. Stromabgabe in das Verbrauchernetz während des
Ladevorganges, aber nur bis zur Erreichung einer
willkürlich am Kontaktvoltmeter einstellbaren
Höchstspannungserenze.
4. Selbsttätires Abschalten der Dynamo, Stillsetzen
des Antriebsmotors und Umschalten der Batterie
auf das Verbrauchernetz durch Ansprechen der
Überwachungsrelais (Strom- und Spannunegsrelais).
Willkürliches Stillsetzen des Satzes durch Druck-
knöpfe.
Selbsttätices An- und Abstellen der Ölzufuhr beim
Anlassen sowie beim Außerbetriebsetzen des Satzes.
Stromabzabe der Dynamo allein in das Verbraucher-
netz bei abgetrennter Batterie.
8. Stromabgabe der Batterie allein in das Verbraucher-
9
P oo
ml
netz.
Parallelbetrieb der Dynamo mit Batterie.
~ Der in dem Schaltbild wiedergegebene Fall zeigt die
Stellung der Apparate beim l,adebetrieb, wobei gleich-
zeitig Strom in das Verbrauchernetz abgegeben werden
kann, oder auch bei Parallelbetrieb von Dynamo mit Bat-
terie bei einem die Dynamoleistung überschreitenden
Netzbedarf.
Wesentlich ist hierbei, daß irgendwelche Regelungen
nicht notwendig sind. Die Bedienung ist denkbar ein-
fach. Durch Drehen des Anlasserhandrades wird der
Maschinensatz durch Batteriestrom in bekannter Art in
Betrieb gesetzt, wobei gleichzeitig der Kontakt in der
Leitung zur Zündkerze geöffnet wird. Sobald nun der
Benzinmotor einige Umdrehungen gemacht hat, setzt die
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 37
1343
Zündung ein und nach Erreichung der Normaldrehzahl
gibt die Dynamo Strom zurück in die Batterie bzw. über
den Kontaktarm des Anlassers auch in das Verbraucher-
netz. Auf der letzten Kontaktstellung des Anlassers er-
halten auch das Kontaktvoltmeter sowie der Magnet, wil-
cher am Öler angeordnet ist, Spannung, so daß diese
ebenfalls betriebsbereit sind. Der Kontaktarm des An-
lassers wird in der Endlage durch den vom Feldstrom
durchflossenen Haltemagnet festgehalten, so daß nunmelhr
das Handrad freigegeben werden kann. Kine beson-
dere Wartung ist also nicht mehr notwendig. Sobald
nun der Magnet den Kontaktarm des Anlassers wieder
losläßt, schnellt dieser durch Federkraft in die Nullage
zurück. Dieser Fall tritt betfiepsinäßiz ein durch das Aw-
sprechen des Kontaktvoltmeters nach Erreichung der
eingestellten Grenze für die Ladespannung oder durch
das Nullstromrelais, welches entweder bei einer Störung
an der Zündkerze oder nach Verbrauch des Benzins in
Wirkung tritt. Schließlich kann die Auslösung auch
durch Druckknöpfe in gleicher Weise bewirkt werden.
Hierdurch wird der Maschinenstromkreis unterbrochen
und die Batterie auf das Verbrauchernetz umgeschaltet.
Gleichzeitig wird die Zündung des Motors über die bei-
den Zündkontakte kurzreschlossen, so daß dieser von
selbst stehen bleibt. Der Ölermagnet wird stromlos und
schließt das Ventil in der Ölleitung. Desgleichen wird
das Kontaktvoltmeter außer Betrieb gesetzt. Im Ruhe-
zustand des Maschinensatzes liegt also die Batterie stets
unmittelbar am Verbrauchernetz.
Bei Betrieb mit angeschlossener Batterie ist die Dy-
namo stets voll belastet, wodurch der Satz wirtschaftlich
ausgenutzt wird. Bei gleichzeitiger Netzbelastunz während
der Ladeperivode erhält die Batterie nur den jeweils dif-
ferierenden Strom. Übersteigt der Netzbedarf die Ma-
schinenleistung, so wird ohne weiteres diese Differenz
aus der Batterie gedeckt. Wird der Netzbedarf ungefähr
gleich der Maschinenleistung und der Batteriestrom so-
mit gleich Null, so bewirkt das Nullstromrelais eine Um-
schaltung. In diesem Fall kann dann auch mit «der
Dynamo unmittelbar Strom ins Verbrauchernetz gegeben
werden. Es ist hierzu nur notwendig, den Umschalter,
welcher gewöhnlich auf der mit „Batterie“ bezeichneten
Stellung steht, am Handrad bis in die andere Endlage
„Maschine“ zu drehen. Diese Umschaltung kann auch bei
größerem Verbrauch im Netz nach dem Anlassen erfol-
een. Die erforderlichen weiteren Umsechaltungen werden
durch die eine Drehbewegung ausgelöst, und die Maschine
arbeitet dann als Kompounddynamo allein auf das Netz.
Irgendein Regelungsorgan ist auch hier nicht notwen-
dig, da die Spannungskurve ziemlich flach verläuft und
sich fast von Leerlauf bis Vollast nur unwesentlich än-
dert. Durch Rückführung des Umschalters in die Aus-
eanestellung wird der Benzinmotor selbsttätig durch
Kurzschließen der Zündung wieder stillgesetzt, die Dy-
namo für den allgemeinen Betriebsfall für Batteriebe-
trieb umgeschaltet und die Batterie liegt wieder allein
am Verbrauchernetz.
Es sei noch hervorgehoben, daß durch Bedienungs-
fehler infolge Drehens des linken oder rechten Hand-
rades irgendwelche Betriebstörungen nicht eintreten
können. Dies wird dadurch erreicht, daß die beiden
Schaltelemente Umschalter und Anlasser im positiven
Pol liegen und die Anordnung ist so getroffen, daß nur
immer die Schaltungen ausgeführt werden können, welche
der jeweiligen Stellung des Umschalters entsprechen.
W. Brenzel.
Bahnen und Fahrzeuge.
Oberleitungzsomnibusse in Berlin? — Die Berliner Ver-
kehrs-A.G. beabsichtigt, auf einigen Vorortstrecken in
schwachbesiedelten, noch nicht erschlossenen Außengzebieten
versuchsweise OÖberleitungsomnibusse in Betrieb zu neh-
men. Zur Zeit sind Probefahrten ım Gange, deren Ergeb-
nis über die Einführung des Oberleitunesbetriebes ent-
scheiden wird. (Verkehrstechn. 1929, S. 606.)
Konstruktion der elektrischen Lokomotiven und Trieb-
waren der Deutschen Reichsbahn. — Die Hauptverwaltung
der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft hat auf Grund einer
Beratung in Berlin vom 3. ...9. VII. 1927 über die Kon-
struktion elektrischer Wechselstromlokomotiven und Trieb-
wagen, zu œr auch fachlich beteiligte ausländische Eisen-
bahnverwaltungen geladen waren, eine Reihe von Entschei-
dungen getroffen, deren wichtigste kurz angedeutet seien.
Die verhältnismäßig hohe Zahl der Stromabncehmer-
entzleisungen macht es nötig, den Ausschlag des Fahr-
drahtziekzacks in Kurven von 600 mm auf 500 mm zu ver-
1344
rinzern. Ferner soll durch Verwendung liegender Rillen-
isolatoren an der Bauhöhe des Stromabnehmers gespart
werden, was einer Erhöhung des Lokomotiv-Dachscheitels
zugute kommt. Eine Steigerung der Bügelanpreßkraft um
1..1,6 kg erscheint ebenfalls geboten, während ein Ab-
gehen von der doppelten Isolation der Hochspannungs-
Dachleitungen noch von der Bewährung der Versuchs-
isolatoren abhängt. Gegen das Anbringen von Dachleitern
ist bei der ausreichenden Gefahrvertrautheit des Loko-
motivpersonals heute nichts mehr einzuwenden. Ob der
umstrittene Wert des Einschaltwiderstandes im Haupt-
ölschalter dazu führen wird, ihn künftig fortzulassen, ist
noch nicht endgültig entschieden. Wahrscheinlich wird
dies aber so kommen. Die Frage des Luftschalters
bedarf noch eingehender Versuchsarbeit, ebenso ein Ver-
legen der Abschaltung schwererer Kurzschlüsse vom Loko-
motivhauptschalter weg ins Unterwerk. Bei 38 neuen
1-Do-1-Schnellzuglokomotiven der Deutschen Reichsbahn-
sesellschaft werden Trockentransformatoren eingebaut,
um die Betriebsicherheit der neuen Bauart zu erproben.
Die Überlastungsfähigkeit der Umspanner und Motoren
soll künftighin nicht mehr so sehr durch die Erwärmungs-
vorschriften als vielmehr durch höhere Nennleistungen bei
besserer thermischer Baustoffausnutzung erzielt werden.
Die Normung der Kohlebürsten ist noch völlig im Fluß,
Umspanner- und Schalteröle sind auch weiterhin nach tech-
nisch-physikalischen und chemischen Bedingungen und
nicht nach den wenig zuverlässigen Markenbezeichnungen
zu beschaffen.
Elektropneumatische Schützen werden bis auf weiteres
nicht mehr verwendet, wohl aber elektromagnetische
Schützen und die bewährten Schlitten- und Feinregler-
steuerungen. Im Gesamtaufbau werden bei Neubauten ein-
tcilige Rahmen bevorzugt. Auf Keilnachstellung an Stan-
senköpfen kann bis auf wenige verzichtet werden. Der
Wert der Zahnradfederungen ist noch nicht einwandfrei
erwiesen, Ersatz durch Schrägverzahnung bei doppeltem
Antrieb wäre vielleicht vorzuziehen. Bei den Triebwazen
muß erst eine längere Betriebszeit über die Überlegenheit
einzelner Typen entscheiden. (Organ Fortschr. Eisen-
hahnw. Bd. 84, S. 49.) Sch-l.
Die kKurzschlußbreinse im Straßenbahnbetrieb. — Die
Wirkungsweise der elektrischen Widerstandsbremse, auch
Kurzschlußbremse genannt, ist vielfach selbst in Fach-
kreisen nicht genügend erkannt, insbesondere dort nicht,
wo sie mit der elektrisch-mechanischen Bremse von An-
bängern zusammenwirkt. Zur Klärung dieser Wirkunzs-
weise wurden unter Leitung von Prof.H.Thoma Mes-
sungen,.an Straßenbahntriebwagen bzw. Straßenbahnzügen
in Karlsrulie vorgenommen, wobei die wichtigsten Werte
wie Strom, Spannung, Geschwindigkeit, Weg und Zeit
oszillographisch registriert wurden. Es wurden Aufnah-
men bei verschiedenen Bremsweisen, so z. B. bei schneller
und langsamer Betätigung der Bremse, bei elektrischer,
mechanischer und kombinierter Bremsung, mit und ohne
Anhängerwagen, gemacht und versucht, die elektrischen
Vorgänge aus den oszillographischen Bildern zu deuten.
Die Augenblickswerte der Ströme, Spannungen, der Ge-
schwindigkeiten und des zurückgelegten Weges, insbeson-
dere auch des gesamten Bremsweges, lassen sich eindeu-
tig ablesen. Die gefundenen Werte für die Auslaufwege
bewegen sich in der bekannten Größenordnung, die einer
mittleren Verzögerung von 1,0...1,5 m/s? entspricht. Be-
merkenswert ist der große Unterschied zwischen rein
elektrischer Bremsung, Auslaufweg 15,5 m, und elektri-
scher Bremsung bei gleichzeitiger Betätigung der Hand-
bremse, Auslaufweg 34,0 m. Dieser Unterschied beweist,
daß durch die Handbremse die Wirkung der Solenoid-
bremsen der Anhänger fast ganz aufgehoben werden kann.
Schwieriger ist es, aus den Oszillogrammen auf die eigent-
lichen elektrischen Vorgänge zu schließen. Leider scheint
versäumt worden zu sein, während der Aufnahmen die
Kommutatoren und Treibachsen beobachten zu lassen. Die
Erklärung gewisser Unregelmäßigkeiten im Strom- und
Spannungverlauf durch Überschläge wäre dann einwand-
frei gewesen.
Der Verfasser weist auf die bekannten hohen Spannun-
ven hin, die während der elektrischen Bremsung auftreten
können, und die bei den Versuchen anscheinend auch zu
Überschlägen geführt haben. Es muß daraus geschlossen wer-
den, daß Motoren älterer Bauart zur Verwendung stan-
den, denn bei einem neuzeitlichen Wendepolmotpr ist es oft
schwer, derartige Bremsüberschläge zu provoZieren. Der
Verfasser kommt dann auf die bekannten drei Brems-
schaltungen, nämlich die Parallelschaltung mit Ausgleich-
leitung, die offene Kreuzschaltung und die Kreuzschal-
tung mit Ausgleichleitung, zu sprechen und ist der Mei-
nung, daß die erste und die letzte in ihrer Wirkung gleich
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
lage ändert.
12. September 19%
sein müssen. Dies trifft natürlich nur zu, wenn der
Widerstand der Ausgleichleitung null ist. Je größer der
Widerstand wird, desto deutlicher treten die charakte-
ristischen Unterschiede zwischen der offenen Parallel-
schaltung und der offenen Kreuzschaltung zutage.
Bezüglich der mechanisch wirkenden Bremsen erhofft
Thoma in der Weiterentwicklung der elektro-hydrau-
lischen Bremse von Pipereinen Fortschritt. (H.Thoma,
Glas. Ann. Bd. 104, S. 99.) O.
Hebezeuge und Massenförderungen.
Elektrisch betriebene Verladeanlage der Zeche „Fürst
Hardenberg“. — Die Vereinigten Stahlwerke A G. haben
für ihre an den Stichkanal Herne-Dortmund greu
zende Zeche „Fürst Hardenberg“ eine Verladeanlage ge-
schaffen, um in der Hauptsache Kohlen auf dem billigen
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Abb. 14. Verladebrücke (Schema‘.
Wasserwege den Verbrauchern zuzuführen. Als für den
gewünschten Zweck günstigste Bauart wurde von der
Demag, Duisburg, eine fahrbare Verladebrücke für 13,5 t
Tragfähigkeit mit fester landseitiger Stütze und mit
Pendelstütze am Ufer geliefert (in Abb. 14 schematisch
dargestellt), deren Stützweite 20,5 m beträgt, während
der Ausleger um etwa 19,5 m über das Wasser hinaus-
ragt, so daß zwei Kähne gleichzeitig bestrichen werden
können. Verlangt wurde, die in Klappkübeln von
12,5 m? Inhalt auf Waggons in Sonderbauart ankommende
Kohle in die Kähne zu schütten, ohne daß weiche Kohle
durch Zerschlagen einen Crüteverlust erleidet. Das für
Heben, Entleeren und Katzfahren erforderliche Windwerk
wurde in einem Zentral-Windenraum über der festen
Stütze untergebracht, während der Kranführer zwecks
guter Übersicht seinen Platz in dem hoch gelegenen
Führerhaus an der Pendelstütze hat. Infolge dieser An-
ordnung konnte die durch Seilzug verfahrbare Katze so-
T gesamte Brückenkonstruktion leicht gehalten
werden.
Beim Arbeiten mit Klappkübeln muß es unbedingt
vermieden werden, daß während der Hub- und Senkperi-
oden Relativbewegungen der Seile eintreten, da dies
leicht Kübelöffnen zur Folge hat. Es wurde deshalb die
bekannte Demag-Kastenwinde in einer Sonderbauart ver-
wendet, bei der ein Motor nur zum Heben, ein zweiter,
kleinerer zum Öffnen oder Schließen dient. Beide sind
durch ein Differentialgetriebe derart verbunden, daß auch
während der Hubbewegungen Zustandsänderungen des
Kübels vorgenommen werden können. Der entleerte
offene Kübel kann z. B. während der Rückfahrt der Katze
zum Aufsetzen auf den Waggon ohne Zeitverlust ge-
schlossen werden. Ungewünschtes Voreilen des Schließ-
seiles während des Hebens und damit Kübelöffnen ist
durch die Bauweise der Winde ausgeschlossen. Ein durch
den Fahrmotor angetriebenes Differentialzetriebe arbeitet
derart auf die übrige Winde, daß bei laufendem Fahr-
motor und stillstehendem Hub- und Schließmotor die Katze
verfahren werden kann. ohne daß der Kübel seine Höhen-
Durch gleichzeitiges Einschalten mehrerer
Motoren lassen sich die entsprechenden Bewegungen
gleichzeitig erzielen. Infolge reichlicher Verwendung
von Wälzlagern haben sämtliche Windwerke außerordent-
lich gute Wirkungsgrade.
Die von den Siemens-Schuckertwerken A.G., Berlin,
gelieferte elektrische Ausrüstung für Drehstrom 3SO V,
50 Hz, ist insofern bemerkenswert, als für sämtliche An-
triebe Drehstrom-Reihenschlußmotoren mit
Drehzahlregelung durch Bürstenverschiebung verwendet
wurden. In Abb. 15a... ce bezeichnen: G, H1, G3 H; und Gs H,
die Ständerwicklung, die in Reihe mit der Primärwick lung
12. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
1345
des Zwischentransformators liegt; UX, VY, WZ ist die
Sekundärwicklung des Zwischentransformators, die mit
den Bürsten, als Pfeil gezeichnet, verbunden ist. In
Abb. 15 a stehen die Bürsten des Kommutatormotors in der
Nullstellung.
Zum Heben wird der bewegliche Bürstensatz ent-
sezengesetzt dem Uhrzeigersinne verschoben; dann dreht
sich der Läufer im Uhrzeigersinne (Hubsinne). Die Rich-
tung des Ständerdrehfeldes stimmt mit der Läuferdreh-
richtung (Hubsinn) überein (Abb. 15b).
Für das Senken ist folgende Läuferschaltung auszu-
führen, bevor der Ständer entzegengesetzt der vorher-
sehenden Ständerdrehfeldrichtung an das Netz geschaltet
wird: Zwischen je einer festen und beweglichen, jedoch nicht
phasengleichen Bürste wird ein Ohmscher Widerstand (R)
eingeschaltet (Abb. 15 c).
Um nun die erforderlichen kleinsten Senkgeschwin-
diekeiten zu erhalten, wäre es nötig, die beweglichen
Bürsten zunächst in die gleiche Stellung zu bringen, da-
mit die Motordrehmomente in Abzug kommen (Abb. 15b).
Eine solche Steuerweise ist jedoch zu umständlich und
daher unerwünscht; deshalb werden die Bürstenanschlüsse
kreisläufig vertauscht, wodurch sich sofort nach Anschal-
tung des Kommutatormotors an das Netz die kleinste Senk-
drehzahl einstellt. Steuerhebelauslase und Lastbewegung sind
durch die kreisläufige Vertauschung ebenfalls in Über-
einstimmung gebracht worden. Abb. 15c zeigt die Um-
schaltung und die ungefähre Bürstenstellung, bei der der
Rommutatormotor an das Netz geschaltet wird.
B Bürstenverschiebung C Btänderdrehfeld
Abb. 15. Schaltung des Reihenschluß-Kommutatormotors mit 2 Bürstensätzen,
Zwischentransformator und Läuferwiderständen.
Mit dem Hubmotor von 100 kW bei n = 600 läßt sich
eine Hubgeschwindigkeit von 37 m/min erreichen; für
Schließen, Katzfahren und Brickenfahren wählte man Mo-
toren von 50 kW bei n = 750: die dabei erzielten Ge-
schwindiekeiten sind: Schließen 25 m/min, Katzfahren
120 m/min. Brückenfahren 70 m/min. Zum Einschalten der
Ständer dienen kleine, mit Hebelantrieb versehene, im
Führerstand angeordnete Meisterwalzen; die für die
Ständerumschaltung erforderlichen Schützen sind zur
leichten Kontrolle in einem Raum in der Nähe des Füh-
rers untergebracht. Die Motoren, die zwecks günstiger
Kommutierunz erforderlichen Zwischentransformatoren
und die Bremslüfter stehen jedoch im Windenraum. Von
den Antrieben der Meisterwalzen führen Gestänge und
Stahldrahtzüge zu den Seilscheiben der beweglichen Bür-
stenbrücken der Motoren, um in leichter Weise durch Ver-
stellen der Bürsten die Motordrehzahl regeln zu können.
Für den Schließ-, Katzfahr- und Kranfahrmotor ist eine
einfache Umkehrschaltung vorgesehen, bei der mit der
Hebelauslage die Drehzahl steigt. Außerdem kommt beim
Arbeiten mit leerem Kübel die Reihenschlußcharakteristik
der Motoren, also Drehzahlanstieg bei Entlastung, zur
Wirkung. Der Hubmotor ist jedoch mit Sicherheits-Senk-
bremsschaltung (DRP. ang.) versehen. um sowohl leichte
als auch schwere Lasten langsam senken bzw. aufsetzen
zu können. Beim Heben steigt die Drehzahl mit der Bür-
stenverstellung und in Abhängigkeit von der Last; beim
Senken werden Bürsten- oder Zwischentransformator-
anschlüsse Kreisförmig vertauscht (Abb. 15c), wodurch be-
reits bei geringster Bürstenauslage große Bremsmomente
und daher kleinste Drehzahlen erzielt werden. Abb. 16
stellt die Regelkurven des Hubmotors dar. Der Vorteil
der Sicherheits-Senkbremsschaltung liegt darin, daß die
gleichen Bürstenstellungen auf der Senkseite sowohl
rems- als auch Kraftstellungen sind, d.h. leichte Lasten
werden mit Kraft gesenkt, schwere, die Winde durch-
ziehende Lasten elektrisch gebremst, wobei die Dreh-
zahlen nur in geringem Maße durch die Größe der Last
beeinflußt werden. Weitere Vorteile gegenüber anderen
Schaltungen sind: Die Höchstdrehzahl ist ohne Zuhilfe-
nahme zusätzlicher Schaltungsmittel durch die Schaltung
begrenzt; sie beträgt beim Senken der Vollast und bei
größter Steuerhebelauslage etwa 200% der normalen
Hubdrehzahl und kann nicht überschritten werden. Die
zum Senken erforderliche Schaltung ist über den gesam-
ten Senkbereich die gleiche; verkehrte Lastbewegung
beim Arbeiten mit leichten Lasten kann nicht eintreten.
Infolge ihrer vielen guten Eigenschaften nimmt die Schal-
tung eine hervorragende Stellung ein; sie wird nur noch
von der Leonard-Schaltung übertroffen.
Die Motoren sind in bekannter Weise vor Überlastun-
gen durch Überstromrelais geschützt. die auf den gekap-
selten Selbstschalter arbeiten. Sämtliche Walzen haben
Nullstellungszwang für Wiedereinschaltung nach erfolg-
tem Auslösen. Infolge der günstigen Anordnung der
Winden und auch wegen der übersichtlichen und leichten
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Drehmoment an der Motorwelle in %
a Heben b Senken mit Kraft c Senken
mit elektrischer Bremsung
D Läuferdrehsinn
Abb. 16. Regelkurven eines Drehstrom-
Reihenschluß-Kommutatormotors für ein
Hubwerk.
Steuerung konnten nach erfolgtem Einarbeiten der Kran-
führer Umschlagleistungen bis zu 300 t/h erzielt werden.
Trotz dieser stark2n Beanspruchung liefen sämtliche Mo-
toren nach zweijähriger Betriebszeit noch mit dem ersten
Kohlenbürstensatz. (P. Schönfeld, Z. VDI Bd. 73,
S. 191, und L. Weiler, Kran-Hubwerkschaltungen für
Drehstrom-Reihenschluß-Kommutatormotoren, Druckschr.
der SSW.) Ka.
Bergbau und Hütte.
Vierwalzengerüst für eine elektrische Reversier-Blech-
straße. — Auf der neuen Blechstraße der Lukens Steel
Co., Coatesville Pa. (V.St. Amerika), werden Bieche von
etwa 2,5 mm Stärke, 1840 mm Breite und 10 800 mm Länge
hergestellt. Das Walzwerk besteht aus Vor- und Fertig-
straße, die hintereinander angeordnet sind, und von je
einem Motor angetrieben werden. Die Duo-Vorstraße
hat eine Differential-Anstellvorrichtung, welche es cr-
möglicht, aus Ingots rechteckige Bleche zu erzeugen,
ohne daß Diagonalstiche erforderlich sind. Die Ab-
messungen der Walzen sind 860 X 2120 mm; ihre prak-
tisch höchste Drehzahl ist 25 U/min. Feldschwächung
ist vorgesehen, wird aber nicht angewendet. Der Rever-
siermotor hat eine Dauerleistung von 1200 PS und ein
größtes Drehmoment von 83 mt, das in Notfällen auf etwa
100 mt gesteigert werden kann. Die Fertiestraße be-
steht aus einem Vierwalzengerüst. Die beiden
mittleren Arbeitswalzen haben einen Durchmesser von
580 mm bei 2120 mm Ballenlänge, während die oben und
unten liegenden Stützwalzen 1020 mm Dmr. und eben-
falls eine Ballenlänge von 2120 mm haben. Letztere
werden durch Reibung mitgenommen. Die Stützwalzen
laufen in Rollenlagern, die den Kraftverbrauch ver-
ıingern und eine größere Erwärmung der Zapfen ver-
meiden, wodurch auch die Erwärmung und Ausdehnung
1346
der Ballenenden geringer wird und die Bleche in ihrer
ganzen Breite eine gleichmäßige Stärke erhalten.
Der Vorteil des Vierwalzensystems besteht nacn An-
sicht des Berichters vor allem in dem geringen Durch-
messer der Arbeitswalzen. Die Kontaktfläche zwischen
Walzen und Arbeitsgut ist bei gleicher Verlängerung
größer bei großen Walzendurchmessern. Der Walzdruck
ist aber gleich dem Fließdruck des Walzgutes mal Kon-
taktfläche, ist also bei kleinen Walzendurchmessern ge-
inger als bei großen Durchmessern. Die geringere
Kontaktfläche der Walzen kleinen Durchmessers bedingt
ferner eine geringere Abkühlung des Walzgutes, soweit
der Wärmeüberganz vom Walzgut auf die Walzen in
Frage kommt. Das Walzgut bleibt folglich länger warm,
wodurch der Kraftverbrauch verringert wird.
Die Forderung der Whalzwerker, möglichst geringe
Walzendurchmesser zu verwenden, „weil kleine Walzen
besser strecken“, ist denn auch ziemlich allgemein, wenn-
gleich die für ihre Forderung angegebenen Gründe nicht
immer sehr klar waren. Meistens wurde
darauf hingewiesen, daß Schmiede,
wenn sie Eisen mit möglichst gerin
gem Kraftaufwand strecken wollen,
dies mit der Finne des Hammers tun, 3
nicht aber mit der Bahn. Das ist an | |
sich ganz richtig und beruht darauf, wem EEE
daß sich beim Arbeiten mit der Finne
wegen der kleineren Kontaktfläche die
nötigen Fließlrücke leichter erzeugen
lassen als mit der Bahn des Hammers,
nicht aber darauf, daß die reine Streck-
arbeit, die nur vom Zustand des Eisens
abhängt, durch die Form des Hammers
oder der Walzen beeinflußt wird.
Der Walzendurchmesser der Blech-
straßen ist bedingt durch die zulässige
Durchbiegung der Walzen. Das Vier-
walzenblechgerüst ist in dieser Be-
ziehung besonders günstig, weil für die
Durchbiegung mindestens die Summe
der Trägheitsmomente von Arbeits-
und Stützwalze in Frage kommt und
weil der tatsächliche Walzdruck wegen
der kleinen Durchmesser der Arbeitswalzen verhältnis-
mäßig gering ist.
Es ist daher zu erwarten, daß das Vierwalzenserüst
auch in Deutschland eingeführt wird. Seine Vorteile
werden besonders auch bei Kaltwalzen zur Geltung
kommen, weil hier wegen des hohen Fließdruckes der
kalten Bleche mit ganz enormen Drücken gearbeitet
wird, deren Verringerung eine wesentliche Erleichte-
rung des Kaltwalzprozesses bedeutet. Nicht nur wird
die Durchbiegung der Walzen geringer; der geringe
Lagerdruck bedingt geringere Erwärmung der Walz-
„apfen, wodurch eine der Hauptschwierigkeiten des Kalt-
walzprozesses teilweise beseitigt wird.
Ganz allgemein kann gesagt werden, daß das Vier-
walzengerüst die Grenze für Blechbreiten hinausrückt.
(J. H. McElhinney u. W. H. Burr, Gen. Fl. Rev.
Bd. 31, S. 297.) Emn.
Dreifachkrane mit Wippausleger. — Aus dem Bedürf-
nis, mehrere Hebezeuge auf einen kleinen Raum zu ver-
einigen, sind der Doppelkran und der Wippkran entstan-
den. Bei ersterem ist außer dem auf einem Halbportal an-
geordneten Drehkran noch eine in einem horizontalen Aus-
lezer fahrende Katze vorhanden. Beide Hebezeuge werden
unabhängig voneinander durch je einen Kranführer ge-
steuert. Während die Laufkatze die Last in einer geraden
Linie führt, bietet der Drehkran den Vorteil, daß er die
(rüter weiter von seinem Stand absetzen kann, so daß sich
also beide Hebezeuge vorteilhaft ergänzen. Der Wippkran
anderseits ermöglicht eine Veränderung des Aktionsradius,
der beim normalen lrehkran als konstant anzusehen ist.
Beide Kranarten stellen einen wesentlichen Fortschritt auf
dem Gebiete des Stückgutumschlaxes dar. In noch stärke-
rem Maße gilt das von einer Vereinigung der beiden Bau-
arten, dem Doppel- oder Dreifachkran mit Wippauslegxer.
Während Abb. 17 das Schema eines Dreifachkrans darstellt,
zeigt Abb. 18 eine Ausführung der Demag, Duisburg, mit
einem Wippkran von 3t und 2 Laufkatzen von je 3t Trag-
fähigkeit. Besonders vorteilhaft ist der durch die Wipp-
bewegung gewonnene größere Arbeitsbereich des Dreh-
kranes. Das Portal darf nämlich während des Ladevor-
ganges seine Stellung nicht verändern, weil die verschiede-
nen Hebezeuge unabhängig voneinander arbeiten sollen. Da
der Wippkran nun die Fahrbewegung des Portals durch
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
ZNN
|
EEE
Abb. 17. Schema eines Dreifachkrans, Drehkran mit Wippausleger ausgerüstet.
12. September 1929
die Wippbewegung des Auslegers ersetzt, ist das Absetzen
der Last an jeder beliebigen Stelle innerhalb einer breiten
Kreisringfläche möglich. Doppel- und Dreifachkrane wer-
den daher in letzter Zeit vorzugsweise mit Wippauslegern
ausgeführt, wozu sich am besten der Doppellenkerkran
eignet, bei welchem die Auslegerspitze beim Wippen nicht
ansteigt (Abb. 17). Das Hub- und Fahrwerk wird neuer-
dings in einem Maschinenhaus am landseitigen Ende de:
== a WEE
.———
N
Ree
BEER
EE i N
A
WLT TOTON ETT NI
W
NA
VE
end
—
Portals untergebracht, während der Führer seinen Stand
in einem festen Führerhaus erhalten hat, das in eine der
wasserseitigen Portalstützen eingebaut und nach drei Sei-
ten mit Fenstern versehen ist. Diese Ausführung hat den
Vorteil, daß der Ausleger für die Katze leichter oder bei
Abb. 18. Dreifachkran mit einem Wippkran von 3t und 2 Laufkatzen
von je 3t Tragfähigkeit.
Bedarf auch länger ausgebildet werden kann, so daß er
über zwei Fahrzeuge reicht. Auch die Fahrgeschwindie-
keit der Katze kann infolge ihres geringeren Gewichtes
ohne weiteres erhöht werden. (Demag-Nachr. Bd. 3, E 16.)
Q.
N
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 1347
12. September 1929
Physik und theoretische Elektrotechnik.
schlag ` fester
tellung einer
und Materia
las, Steinsalz,
Luft, flüssiger
agspannung
vom \ erfasser
Öl vorgenommenen Vy
die Gleichun Durchschlag:
a und b Ko
Durchschläge
uftreten, bei
Materialstärke,
di stets an den
tzten Kugele
dem Isolierst
n Kalotten.
ge liegen au
Berührungspü
ktroden und
erflächenteile
n versilbert wer-
s Randes der
Silberschicht,
von diesem en f
ferner bei V hen in flüs-
toff zwischen
kstoff bildeten,
hschlagspannun
vorhandensein dieser Scehich-
Kontrollvers3 ektroden von
denen die El
r in flüssiger Luft überzoge
Beobachtung.
un seine Ergeb
er Durchschlag
nisse durch
folgende The Isolierstoffe
h eingeleitet.
an den Ele troden usw. SIn
ch schw äche-
t bildet sich Z
j f den festen
ßen Einfluß der
meiden und
schlagwerte und
suchsanordn
deren Verse
der Verfasser Ze h mit der von
lärung gibt. Daß
g aufzufassen
; hen auch Pho
wahrschein
„Schlagfiguren”
Zur weiteren
Verfasser Versuche
aterial eigen
tlich erkennen lassen.
seiner Theor
er Auflageste
Durchschlagspan-
hei Atmosphären-
stark. Diese
freie Weglänge
ringerer Spannungs
urchschlag auf-
Wahrschein-
ralls auf den Leo:
agen hier bis
en entfernt. Die gemessenen
‚unter Öl un
lichkeit ein
ten Anfres-
sungserschein n Spannun-
durchgefressen.
d läßt sich also
eobachtunge
e Relativwerte
sagen, daß sämtliche
der Versuchsanord-
der festen lso-
zum Schluß „
Ausdruck, daß der den Dur
nn
durch eine Flektronenlawine verursacht werde. In der Er-
klärung der Lawine, Z. B. bei nur spurenhaftem Vorhan-
densein von Gas, dürfte auch die größte Schwierigkeit
dieser Theorie liegen. (OW. Werner, Ann. Phys. Bd. 86,
S. 95.) Wi.
Turbulente Eigenströme der obersten Erdschichten. —
Die Erforschung der spontanen elektrischen Ströme in den
obersten Schichten der Erdkruste hat zur Unterscheidung
dreier nach Verlauf und Entstehung verschiedener Kom-
ponenten geführt. Erdströme crs ter Art besitzen
eine im Mittel zeitlich konstante Vertikalkomponente und
eine nordsüdlich orientierte Horizontalkomponente und
dürften durch erdmagnetische Vorgänge verursacht sein,
Erdströme zweiter Art sindan das Vorhanden-
sein lokaler Erzgänze geknüpft und beruhen auf der Bil-
dung galvanischer Elemente, welehe dann ein wohldefi-
niertes Potentialfeld erzeugen. Zu ihnen treten wesent-
lich schwächere Erdströme dritter Art als turbu-
lente Eigenströme, welche durch ein in engen Raum-
bereichen stark schwankendes Potentialfeld äußerlich ge-
kennzeichnet sind. Sie werden mittels depolarisierbarer
Sonden (Tonzellen ‚mit Kupferelektroden in gesättigter
Kupfersulfatlösung) nachgewiesen, indem die Potential-
differenz der Sonden gegen einen beliebigen, außerhalb
dea Feldes liegenden Punkt der Erdoberfläche mittels
Drehspulgalvanometers gemessen wird. Die turbulente
Eigenströmung hat ihren Sitz an der Grenze. zweier veT-
schiedener Gesteinsarten und wird vermutlich durch che-
befindlichen Boden in Lösung; der Konzentrationsunter-
schied dieser Bodenlösungen der verschiedenen Gesteins-
arten wird dann Ursache einer Potentialdifferenz nach Art
der von He Imholtz theoretisch untersuchten Strömung!
zwischen verschiedenen Konzentrationsstu en. Die Ge-
steinsgrenze selbst läßt sich durch wiederholte Ausmes-
sung des turbulenten Erdstromfeldes lokalisieren, indem
sich dort eine auffallende Häufung gleichgerichteter Po-
tentialsprünge herausstellt, die man zweckmäßig statistisch
auswertet. Versuche haben gezeigt, daß die Potential-
sprünge Zwar quantitativ von der Witterung und anderen
Umständen abhängen, daß sich aber qualitativ immer dic-
selben Resultate ergeben, auch wenn zwischen den einzel-
nen Versuchsreihen mehrere Wochen vergehen. Das Ver-
fahren ist daher anwendbar, um solche Gesteinsgrenzen
festzulegen und hat sich sogar hinsichtlich der Genauig-
keit anderen, rein geologischen Methoden als überlegen
erwiesen. Dabei ist die äußere Handhabung der Meß-
apparatur überaus einfach, indem man die Sonden (Ton-
flaschen) nur auf den vom Laub oder von der Grasnarbe
man zweckmäßig bis auf 3 m herunter. (H. Hunkel,
Z. prakt. Geologie Bd. 36, H.T u. 9.)
Hochspannungstechnik.
Selektiver Erdschlußschutz von ungeerdeten Hoch-
spannungsnetzen. — Den selektiven Erdschlußschutz
durch gerichtete Erdschlußrelais behandeln BreiskY,
North und King für Netze, deren Sternpunkt nicht
geerdet und deren Erdschlußstrom nicht kompensiert ist.
In diesem Falle ist eine selektive Abschaltung der mit
Erdschluß hehafteten Strecke möglich. Die Verfasser
gehen zunächst auf die Theorie ein und erklären das Zu-
standekommen des Erdschlußstromes. Dieser läßt sich
ziemlich genau berechnen durch die Formel
worin En die Phasenspannuns, f die Frequenz in Hertz
und C die Kapazität der Leitung nach Erde für die Län-
geneinheit bedeuten. C ist durch die Leitungsdaten be-
atimmt. Zur Durchbildung cines Erdschlußschutzes ist
die Kenntnis der Eigenschaften les Erdschlußstromes von
Wichtigkeit, die die Verfasser in den folgenden Sätzen
kennzeichnen:
1. Der Erdschlußstrom ist am größten an der Fehler-
stelle und gleich Null an den entferntesten Enden der
Leitung.
9. Die Gesamtgröße des Stromes ist praktisch kon-
stant für eine gegebene Leitungslänze und Spannun?.
cinerlei, an welcher Stelle der Erdschluß erfolst.
ı Helmholtz. Ann. Phys. 1878 Ba.3, Moser, Bd. 3. 5. 216.
1348
3. Die Größe des Erdschlußstromes wird nicht be-
einflußt durch die Kapazitäten der Maschinen, da kein
neuen Strom durch ungcerdete Apparate fließen
ann.
Das von den Verfassern entwickelte Erdschlußrelais
besteht aus einem Stromelement, das vom Erdschlußstrom
durchflossen wird, und aus einem Richtungselement, das
vom Erdschlußstrom und der Sternpunktspannung beein-
flußt wird. Letzteres schließt seinen Kontakt bei einer
bestimmten Energierichtung. Die Kontakte des Strom-
und Richtungselementes liegen in Reihe, so daß eine
Auslösung nur erfolgen kann, wenn beide Kontakte ge-
schlossen sind. Das Stromelement ist begrenzt strom-
abhängig verzögert nd kann so eingestellt werden. daß
es in einer gewünschten Zeit bei gegebenem Erdschluß-
strom auslöst. Das Richtungselement ist nach dem Fer-
rarisprinzip gebaut und soll im Erdschlußfalle ein Maxi-
mum von Drehmoment entwickeln. Zu diesem Zwecke ist
in Serie mit der Spannungspule ein Ohmscher Widerstand
geschaltet, so daß Strom und Spannung in der Spannung-
spule nahezu in Phase sind.
Da ferner der Strom in der
Stromspule der Spannung
um 90° voreilt, sind damit
die Bedingungen für größ-
tes Drehmoment erfüllt.
Bei Radial- und Einfach-
leitungen ist die Einstel-
lung der Relais sehr ein-
fach. Der Strom ist be-
kannt und ändert sich pro-
portional der Leitungs-
länge. Die Auslösezeiten
werden so gewählt, daß
von Werk zu Werk eine Staffelstufe von etwa 0,5 s vor-
handen ist. Die Staffelung ist gegenläufig. Bei parallelen
Leitungen kann man zwei Wege einschlagen:
1. Verwendung von Differential-Erdschlußrelais, die
ansprechen, wenn bei einem Erdschluß auf einer der bei-
En Leitungen die Erdschlußströme ungleich geworden
sind;
2. Verwendung von normalen Erdschlußrelais wie
für Einfachstrecken, jedoch müssen sie dann auf den
seckrümmten (stromabhäneizen) Teil der Auslösekurve
eingestellt werden, um richtige Selektivität zu erreichen.
Die Erdschlußrelais erfordern das Vorhandensein von
Spannungswandlern auf der Hochvoltseite, da der Erd-
schlußstrom sich nicht über die Leistungstransformatoren
auf die Niedervoltseite überträgt. Bei Höchstspannunes-
anlagen sind diese Spannungswandler jedoch sehr teuer.
Um sie zu umgehen, haben die Verfasser eine andere
Schaltung ausgearbeitet, die die Verwendung von Span-
nungswandlern auf der Niederspannungseite ermöglicht.
Diese Schaltung, die in Abb. 20 b dargestellt ist, erfordert
Abb. 22a. Normale Schaltung des
Erdschlußschutzes.
AJA REIN
Spezial - Erdschlußrelais
Abb. 20b. Spezialschaltung mit Spannungswandlern auf der
. Niedervoltseite.
jedoch kompliziertere Leitungsverbindunzen und große
Sorgfalt bei der Auswahl der Phasenfolze. Statt das
normalen Erdschlußrelais werden für jedes Leitunzsende
drei Stück in Spezialausführung benötigt, deren Strom-
spulen in Reihe an die Summenschaltung der Stromwand-
ler angeschlossen sind. Die Spannungspulen werden mit
den verketteten Spannungen gespeist. Durch die damit
erzielte große Materialersparnis macht sich der Mehrauf-
wand an Apparaten bezahlt.
. „Umfangreiche Versuche mit beiden Schaltungen sind
in dem 140 kV-Netz der The Consumers Power Company
durchzeführt worden. Die Versuche erstreckten sich auf
metallische und Lichtbogenerdschlüsse und anschließen-
den Probebetrieb über mehrere Wochen. Dabei konnte
festgestellt werden, daß in 75% aller Fälle das Schutz-
eystem einwandfrei gearbeitet hat. Die übrigen 25%
waren fraglich, da keine Anzeichen einer Störung ge-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
funden wurden. Es wird vermutet, daß kurzzeitige Iso-
latorenüberschläge ohne weitere Beschädigungen die Ur-
sache waren. Während früher das Netz bei Stürmen
offen betrieben wurde, gestattet das System, es nunmehr
stets geschlossen zu halten. Dank der guten Erfahrun-
gen ist beabsichtigt, das System auf weiteren 140 kv-
Leitungen anzuwenden. (J. V.Breisky,J.R. North
u. G. W. King, J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 46, S. Ge
"e.
Chemie.
Befreiung der Luft von Kohlendioxyd durch elektro-
lytische Überführung. — Will man Gasgzemische mit Hilfe
von Alkalilaugen von Kohlendioxyd befreien, so hat das
Verfahren den Nachteil, daß es nicht kontinuierlich ar-
beitet, d. h. daß nach einer bestimmten Zeit das Absorp-
tionssystem unwirksam wird, der Prozeß also unterbrochen
und erst auf chemischem Wege die Absorptionslauge wie-
der regeneriert werden muß. Es werden von der Alkali-
lauge in Äquivalenten während eines bestimmten Zeit-
intervalls soviel benötigt, wie Äquivalente Kohlendioxyd
zu absorbieren sind. Die Nachteile des Frozesses sind
ganz offensichtlich: Das industrielle Unternehmen ist ge-
zwungen, große Mengen Absorptionsmittel zu lagern, um
nicht zu oft den Prozeß unterbrechen zu müssen. Neben
der großen Lagerfläche macht sich dadurch das Investie-
ren einer toten Geldsumme nötig. Außerdem ist die Rege-
neration zeitraubend und kostspielig, und es ergibt sich bei
ununterbrochenem Fabrikbetrieb die Notwendigkeit, min-
destens zwei Absorptionsanlagen zur Verfügung zu haben.
Alle diese Nachteile lassen sich vermeiden, wenn es ge-
ıingt, dieses diskontinuierliche Verfahren kontinuierlich
zu gestalten. Ein Versuch dazu liegt vor, u. zw. die kon-
tinuierliche Regeneration von Alkalilauge, welche zur Be-
freiıunz der Luft von Kohlendioxyd Verwendung findet,
mit Hilfe des elektrischen Stromes. In großen Zügen an-
gedeutet, führte folgende Überlegung zur Ausarbeitung
des Verfahrens.
In einer elektrischen Zelle, welche durch ein Ton-
diaphragma in zwei gleich große Räume geteilt ist, ent-
halte der Kathodenraum die Absorptionslauge (Alkali-
hydroxyd und Alkalikarbonat), der Anodenraum eine Lö-
sung von Alkalikarbonat. Bei der COs-Absorption wird
im Katholyten das Alkalihydroxyd teilweise in Karbonat
verwandelt. Besteht eine hohe Konzentration an Karbo-
nat, so wandern bei der Elektrolyse die CO3”-Ionen durch
das Diaphrazma in den Anodenraum. Dort verwandeln sie
das Karbonat in Bikarbonat. Das reichert sich mehr und
mehr an, bis schließlich CO2 als Gas entweicht. Anderseits
wandern aus dem Anodenraum Alkalimetallionen ab. Diese
bilden im Kathodenraum Alkalilauge, welche dann wieder
von dem absorbierten CO2 in Karbonat verwandelt werden
kann. Es hat sich somit ein Kreislauf gebildet. Auf
Grund theoretischer Überlegungen und praktischer Ver-
suche ergab sich folgende vorteilhafteste Elektrolysen-
anordnung:
Als Katholyteigenete sich für die ausgeführten Ver-
suche eine Lauge von 10,5 äq/l KCO, und 1,07 äa/l KOH,
da diese sowohl gute Absorptionskraft und -geschwindig-
keit für CO2 besaß als auch befriedigende Stromausbeute
gewährleistete. Stromstärke und zu absorbierende COz,
d.h. Strömungsgeschwindigkeit der Luft, müssen aufein-
ander abzestimmt sein, so daß die vom elektrischen Strom
erzeugte Alkalilauze in gleichen Zeiten von dem CO: der
Luft wieder neutralisiert wird. Das sich mehr und mehr
ım Katholyten anreichernde K, CO, wird von Zeit zu Zeit
in besonderen Kristallisationskästen entfernt. Der durch
ein Diaphrazma vom Katholyten getrennte Anolyt ent-
hielt 2,2 äy/l KHCO, und 0,2 äqa/l K;CO,. Die im Laufe der
Elektrolyse im Anolyten eintretende Verarmung an Alkali-
metallionen wird durch das im Katholyten auskristalli-
sierte K,CO, ergänzt, so daß der Prozeß, wenigstens theo-
rctisch, außer dem elektrischen Strom vollkommen ohne
Zuführung neuer Materialien arbeitet.
Zur Verwendung kamen die Kalisalze, denn diese sind
erstens leichter löslich als die entsprechenden Natrium-
salze und bedingen in gesättigten Lösungen einen kleineren
elektrolytischen Badwiderstand, und zweitens scheidet sich
bei Anwendung der Na-Salze das im Anolyten entstehende
Natriumbikarbonat leicht kristallin auf der Anode ab und
verhindert den Stromdurchgang fast vollkommen. Als
Klektroden dienten im Katlhıoden- und Anodenraum Eisen-
bleche Die Anwendung von Fe als Anode setzt fast chlo-
ridfreien Elektrolvten voraus (bis 0,05 % KCI unschäd-
lich) und Stromdichten von höchstens 0,2 Aiem?,
Apparatur. .Bei dem in kleinerem Maßstabe durch-
ecführten Verfahren, bei welchem ein kontinuierlicher
Luftstrom längere Zeit in der gedachten Weise von CO,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
Murphy habe
1349 |
n gezeigt!, daß die elektrischen Eigen-
befreit werden sollte, wurden benötigt: eine Saug- und
\bsorber, CID dureh ein Diaphraxma Hr schaften der Textilien eng verbunden sind mit ihrem Ge-
halt an Feuchtigkeit und Unreinigkeiten. H. H: Glenn
Da die Luft nur
wenig CO2 enthält und daher zur vollständigen Befreiung
von dieser ein aroßes Volumen und eine möglichst hohe
Säule der Absorptionslauge durchstreifen muß, so erwies
es sich nötig, dureh eine entsprechende Anordnung AbD-
corber und Kathodenraum Zu trennen und nur dureh Zir-
kulationsrohre zu verbinden. Dadurch wurde nock er-
reicht, da der kathodisch entwickelte Wasserstoff sich
mit der von CO, befreiten Lutt nicht mischen konnte.
Stromstärke, Strömungsgeschwindiskeit der Luft, Laugen-
konzentration, Dimension des Absorbers müssen aufein-
ander abgestimmt sein.
Auch Osmose und Hlektro-E.nd-
osmose sind zu berücksichtigen. 5
trennter
Auf Grund von Uber-
der Anwendung für eine tech-
nische CO,-Befreiung der Luft auf keine unüberwindlichen
Schwierigkeiten stoßen. (H. Markert, Dr.-Ing.-Disser-
tation, T. H. Dresden 1928.) Sb
legungen dürfte man bei
Der Ilochofen als galvanisches Element. — Die Be-
obachtung, daß an Eisenteilen von Hochöfen der Kompaß
verschiedene magnetische Felder anzeigt, veranlaßte
vw Hui zu elektrischen Messungen, welche Ströme bis
0,1A und 0,9V ergaben; mit der Entfernung vom Ofen-
herd nahmen diese Werte ab. Die Stromauelle ist wahr-
<cheinlich ein galvanisches Element, welches aus Eisen-
oxvd und Kohle als Elektroden und eeschmolzenem Eisen-
silikat als Elektrolyten gebildet wird; es wirkt nur, wenn
vorher durch die Schmelze [uftsauerstoff geblasen wur cl.
(W. Ruff, St. u. E. Bd. 47, S. 1543.)
Werkstatt und Baustoffe.
Untersuchungen über Kitte und Vergußmassen unter
besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in der
Elektrotechnik. — Im ersten Teil einer von V. Nagel
verfaßten Arbeit wird ein Apparat Zut
und J Grüß
Bestimmung der Haftfestigkeit beschrieben und das Ver-
halten von Zinkoxychlorid-Kitten mit und ohne Zusatz
von Abbinde- und Verzözerungsmitteln untersucht. In
gleicher Weise werden Kitte aus Magnesiumoxyd mit
\Magnesiumchlorid und Füllstoffen, aus Marmor- oder
ıng bei Glüh-
Keeneszement (Stuckgips mit 8% Alaunlöst
temperatur gebrannt), aus Giyptal und füllstoffen,
Cumaronharzen Un Füllstoffen und
vnd Füllstoffen geprüft.
Im zweiten Teil der Untersuchung werden die gün-
stigsten Verarbeitungszeiten bei Zimmertemperatur für
die Kitte festgestellt unter Berücksichtigung der Ein-
fliisse von Mischung, Wassermenge, Verzögerungsmittel,
\errührungszeit und TTeilchengröße. Das Erbhärten un
Abbinden wurde nicht mit der sonst üblichen Vjeatschen
Nadel verfolgt, weil sich hier sehr große Streuungen OI:
geben, sondern durch Messen des elektrischen Wider-
standes der Kittmasse während des zeitlichen Verlaufes
des TErhärtungsprozessP®. Hierfür wurde die Wheatstone-
sche Brückenmethode benutzt. Das Verhalten von )
ink-
oxvehlorid ist eingehend festgelegt sowie die
Art der
Erhärtung von Bleiglätte mit Glyzerin ZU haltbaren
Kitten. (W. Narzelu.J.Grü B;
Wiss. Veröff. Siem.-Konz.
Bd. 6, > 150; Bd. 7, S. 372.) Bültemann.
G ereinigte Faserstoffisolation für "Telephonschalt-
drähte- — Als Isolationsmaterial für "Pelephonschaltdraht
finden neben Emaillack in neuerer Zeit fast. ausschließ-
lle und Naturseide Verwendung, U. ZW. in
lich 13 aumwo
einer Umfange, der überrascht. Beziffert sich doch der
Bedarf an Seide der Hersteller allein in den V.S.
täzliche
A merika auf fast 900 kg. Die mit den genannten Faser-
ste- ffen isolierten Leitungen werden im Fernsprechwesen
mit relativ niedrigen Spannungen betrieben (24... 48 V
Ga! eichıstrom, 100 ... 150 V unterbrochenem Gleichstrom oder
Wechselstrom). Obgleich man bei diesen geringen elek-
trischen Beanspruchungen eine Beeintlussun® der Lebens-
davmer der Isolation nicht erwarten sollte, sind doch an
Leitunzen nach längerer, zuerst einwandfreier Betriebs-
zeit Du rchschläge zu beobachten, die keinesfalls auf Be-
d Fabrikationsfehler zurückzuführen sind. Hin-
weisen Bleichung der gefärbten Textilien an der
aegen
(WIR e hhschlagstelle und Korrosionen am verzinnten Kup-
fx rleiter auf elektrolytische Vorgänge. Williams und
Es handelt sieh demnach hier um ein sog. „Bronnstoff”-Element
Gau und der Erforschung, soleher Brennstoff-Elemente hat sieh
hend E. Baur N Zürich beschäftist, was dem Verfasser
und E. B. W
lage von
wacht und sind zu nicht allein physika
allem auch W
kommen. $
und Seid
reinem, weichem Wasser un
waschenen
Rohstoff erzielten.
des
Baumwolle und die Seide nat
wesentlich verbesserten sondern auch, €
Baumwolle di `
weise sogar überlegen wart.
Wechselstromwe
die Kapazitäts- und Leitfähig
von der relativen
sich bei den gewaschenen Mustern we
wiesen als bei den ungewaschenen.
Reinigung betragen W 5
stoffe, sin
erzielende Qualitätsverbe
sie kaum in Erscheinung. Will ma
wegentlichs
Werten zufrieden geben,
liche Einsparungen
Lagen ungewaschener
nur zwei Lagen gewaschener Seide
stigere Werte auf.
lation konnte
gieichzeitiger Qualitätsverbesserung.
verbilliguns tritt noch
die Ausschaltung der einga
Störungen S j
Verstärkerleitungen zu
Kurven der Wechselstromwerte.
deutung die
sache,
Einführung der Dextilreinigung ungefähr 3
jährlich einsparen konnte.
von
lieferte auch
bares Maß
Normal-Wasserstoff
Wert — 0,015
Je schnell
erreicht, um SO schlechter widerste
Auch der Einfluß der Vorbehandlung lie
Wege zahlenmäßig festlegen.
temperatur vers
Ordinate,
höher der Kohlenstoffgehalt is
peratur muß man den
Rost zu sichern.
Mischkristalle chem
bekannte Tatsache,
rosten a
(0. Meyer H K. Roesch, st. u. b.
satz von Dr.
erste elektrische Glühlampe”,
ood haben nun diese Feststellung zur Unter-
Untersuchungen an Seide und Baumwolle ge-
lisch sondern vor
irtschaftlich beachtlichen Ergebnissen 20°
Sie reinigten Proben handelsüblicher Baumwoll-
engarne durch intensives Waschen in fließendem,
d verglichen die an den Hu
Proben erzielten Meßergebnisse mit den am
Hierbei ergab sieh, daß hinsichtlich
A hetrom-IsolationswiderstanttS nicht nur die
h dem Waschen ihre Werte
daß die gewaschene
ar ungewaschenen Seide gleichwertig, teil-
Das gleiche trifft bei den
rten zu, bei denen noch hinzukommt, daß
keitskurven in Abhängigkeit
Feuchtigkeit des Untersuchungsraumes
sentlich flacher eT-
Die Kosten für die
-eniger als 9 % des Wertes der Roh-
d also unerheblich. Berücksichtigt man die zu
sserung der Leitungen, SO treten
n aber — und das ist das
te — sich mit den bisher erzielten elektrischen
so lassen sich große wirtschaft-
machen. Leitungen, die bisher mit drei
Seide isoliert, waren, wiesen, mit
isoliert, bereits gün-
An die Stelle der Baumwoll-Seiden-1s0-
Baumwollisolation treten bei
Zu dieser Material
die größere Betriebsicherheit dureli
ngs erw ähnten elektrolytischen
owie die bessere Nachbildungsmöglichkeit der
folge der großen Flachheit der
Die wirtschaftliche Be-
ser Maßnahmen erkennt man gut aus der Tat-
daß die amerikanische Bell Telephone Co. durch
1000 kg Seide
die reine
nicht etwa möglich ist,
Es sei noch erwähnt, daß es
der unge-
Resultate durch Imprägnieren
aleichgünstige 2
reinigten Textilien mit Wachsen oder Paraffinen zu Cr-
zielen. H Glenn u- ` B. Wood, J. Am. Inst. El.
Engs. Bd. 48, S, 146.) Wn.
Elektrodenpotential und Rostneigung von Chrom-
— Das in üblicher Weise nach dem Nullverfahren
stählen. — _!
egen die Xormal-Kalomel-Elektrode gemessene Potentia
der Salzlösunsen
a Chromstählen ın Leitungswasser 0
Meyer und K. Roest h ein brauch-
für die Rostneigunß. Sobald das (auf die
elektrode umserechnete) Potential den
.— 0,010 V unterschritt, begann das Rosten.
er der betreffende Stahl dieses Grenzpotential
ht er der Anfressun®.
B sich auf diesem
Mit steigender Abschreck-
chieben sich die Kurven (Potential als
ls Abszisse) nach cedleren Werten. Je
t, von um SO höherer Tem
Stahl absehreeken, um ihn gegen
Im Gefüge des Stahls sind die homogenen
isch besonders widerstandsfähik. Die
daß polierte Flächen nicht so stark
is raulie, Z. B. gesehmirgelte Flächen, steht im
leren Potential der polierten Flächen:
Zeit a
Einklang mit dem ed )
dieser Unterschied wurde bei „chärtetem Stahl größer als
bei „cschmiedetem oder geglühtem Stahl gefunden”.
Bd. 48, D. 1372.)
K.A.
Verschiedenes.
Heinrich-Goebel-Feier in Hannover.
Ehrung des Iörfinders der elektrischen Glühlampe.
Die ETZ brachte im Jahre 1923 Heft 47/48 einen Auf-
[[. Beckmann unter dem Titel „Die
in dem darauf hingewiesen
m
ı Williams 1, Murphy. J. Am. Inst. vu Enge. Be AR. S. 2:9.
2 Jeh fasse las beobachtete Potential einfach als das ciner Sauer-
stoff-Flektrode auf. Je rascher das Eisen rostet also Je rascher es
Sauerstott verbraucht, um $O kleiner ist die Konzentration des Sauer
gtoffs auf der Eisentiäehe und um SO unedler deshalb das Potential der
Elektrode. Man kann den Fortsehritt des Rostens auch in der Weise
messend verfolgen. daß man die Menge des vom Eisen verbrauchten
Sauerstoffes bestimmt; die PPotentialmessung ist aber bequemer.
1350
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 19%
wurde, daß bereits 25 Jahre vor Edison der Deutsche Hein-
rich Goebel eine elektrische Glühlampe mit Kohlefaden
in evakuierter Birne baute und öffentlich im Betrieb vor-
führte.
Die Elektrotechnische Gesellschaft Hannover hat es in
ddankenswerter Weise unternommen, zur Erinnerung an
Heinrich Goebel am 14. September d. J. in seinem Geburts-
ort Springe bei Hannover eine Feier zu veranstalten, bei
der am Greburtshause eine von dem Verband Deut-
scher Elektrotechniker und der klektrotechni-
schen Gesellschaft Hannover zewidmeten bronzenen Ge-
denktafel enthüllt wird. An der Tafel soll eine elektrische
(Glühlampe angebracht werden, die Tag und Nacht leuchtet.
Wir veröffentlichen nachstehend auszugsweise das Pro-
gramm für die Goebet-Feier in Springe.
Zeitfolge. Pünktlich bis 12h 50m Zusammen-
kunft der Festteilnehmer mit ihren Angehörigen vor dem
Hauptbahnhof Hannover. Je nach Teilnehmerzahl findet
die Fahrt in Autobussen oder mit der Reichsbahn statt.
14h 30m Festversammlung im Hotel Friese in Springe.
Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden Herrn Dipl.-Ing.
Kobus, Hannover. Anschließend Vortrag des Herrn
Dr.-Ing. H. Beckmann, Berlin „Der Erfinder
der elektrischen Glühlampe Heinrich
Goebel, Springe”. Enthüllung der Gedenktafel am
dem Hause Lange Straße 74 Zusammensein auf der
lbeisterpforte und im Hotel Friese.
Jubiläum. — In diesem Jahr kann die Firma „Liwos“”
(Otto Lindiz Nachf. C. H. Wolf & Söhne) in Glashütte i. Sa.
auf ein Tdjähriges Bestehen zurückblicken. Im Jahre 1854
wurde sie von Otto Lindige als erste Werkstätte für Fein-
mechanik in Glashütte gegründet und nach dessen Tode
von seinem Sohne Alfred weitergeführt, von dem das Ge-
schaft käuflich in den Besitz des Herrn Georg Wolf über-
eine und gleichzeitig den neuen Firmennamen „Liwos“”
Otto Lindir Nachf. C. H. Wolf & Söhne erhielt. Die Firına
befaßt sich mit der Einzel- und Massenfabrikation von
Uhr-, Lauf- und Zählwerken, feinmechanischen Apparaten,
Meßwerkzeuxzen und Präzisionsbestandteilen. Zahnrädern,
Trieben, Zahnstanzen, Schneekengetrieben. Düsen usw.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Tagung der Dampfkessel - Überwachungsvereine. —
Eine gemeinsame Öffentliche technische Tagung hielten
der Zentral-Verband der Preußischen Dampfkessel-Über-
wachungsvereine Halle und der Allgemeine Verband der
Deutschen Dampfkessel-Überwachungs-Vereine, München,
vom 31. VII. bis 3. VIII. in Stettin ab. Aus den verschiede-
nen Vorträgen auf der Tagung dürfte der Bericht von
Obering. Ulrich vom Staatlichen Materialprüfungsamt
Stuttgart über „Ergebnisse der Untersuchung amerikani-
scher Kesselbleche” interessieren. Die Untersuchungen
sind von der Vereinigung der Großkesselbesitzer veranla bt
und an Bördel- und Feuerblechen von 10...60 mm Stärke
ausgeführt worden, die am offenen Markt gekauft wurden.
Die amerikanischen Bleche zeigten sich in mehrfacher Be-
ziehung den deutschen nicht ebenbürtig und würden den
deutschen Vorschriften nicht genügen. Die Streckgrenze
sank mit zunehmender Blechstärke von 2550 auf 1600
kr/em?, so daß entsprechend das Verhältnis: Strecken-
grenze zur Zugfestigkeit bei den Bördelblechen von 0,05
auf 0.38 und bei den Feuerblechen von 0,61 auf 0,39 abnalım.
Die Kerbzähirkeit wurde bei den starken Blechen zu nur
4 mkg ermittelt. Auch erwiesen sich die amerikanischen
Bleche als alterunzsempfindlich. Der Wert der Kerbzähig-
keit des geglühten Bleches ist von der Abkühlungsge-
schwindirkeit nach dem Glühen abhängig. Beim Abkühlen
der Bleche an der Luft ergaben sich bessere Werte als
beim Abkühlen im Ofen. Man kann also auch von einer
Gliühempfindlichkeit der amerikanischen Bleche sprechen.
Dies ist übrigens eine neue Erscheinung, der auch noch
bei deutschen Blechen mit versehiedener chemischer Zu-
sammensetzung nachgegangen werden muß.
In einem weiteren Vortrage entwickelte Ulrich den
neuen Gedanken, Kesselschäden nicht nur aus Einwirkun-
gen des Kesselwassers und unsachzemäßer Werkstatts-
arbeit, sondern aus einer unzulässige hohen Zahl von Be-
lostuneswechseln zu erklären, welche die Dauerbierunes-
oder Schwingungesfestirkeit der Werkstoffe überschrei-
ten. Nur wenn diese unterschritten bleibt, verträgt der
Werkstoff eine beliebige, praktisch unendlich große Zahl
von Belastunzswechseln, oder diese müssen auf ein bce-
stimmtes Maß beschränkt bleiben, wenn hohe Beanspru-
chung des Werkstoffs nieht zu umgehen ist. Im prakti-
schen Kesselbetrieb werden Schwingunzen der Beanspru-
chungen des Woerkstoffs durch Steigen und Fallen des
Dampfdrucks beim Anheizen und Stillegen des Kessels,
durch Änderung des Dampfdrucks bei schwankender Be-
lastung, durch Schwankungen in der Temperatur der H us,
gase und des Speisewassers auftreten. Von ihrer Häufig-
keit und der dabei auftretenden Anstrengung des Materials
hängt die Lebensdauer der Kessel ab. Mit steigendem
Dampfdruck wird sie um so kürzer sein, wenn nicht sach-
gemäße Konstruktion, gute Werkstattarbeit und sorgfältig
ausgewähltes Material vorliegt.
Die neuzeitliche Wärmewirtschaft in Dampfkesselan-
lagen führt zu einer Erhöhung des Dampfdrucks. Doch bei
kleinen und mittleren Anlagen bis zu 5000 kW gleicht der
mit den teueren Hochdruckanlagen verbundene erhöhte
Kapitaldienst vielfach die gewonnene Kohlenersparnis
wieder aus. Für jede Anlagengröße wird sich ein bestimm-
ter wirtschaftlicher Dampfdruck ergeben, mit dem der
eigentliche Zweck der Pruckerhöhung, die Senkung der
Kraftkosten erreicht wird. Zu diesem Ziel stehen aber
noch zwei weitere Wege offen. die äußerste Zusammen-
fassung der Heizfläche und die Steigerung der Leistungen
von Feuerungen und Dampfkesseln. Hierzu sprach Dr.-Ing.
Ebel, M.-Gladbach, in seinem Vortrage: „Wirtschaftlich-
ster Dampfdruck und Leistungsteigerung”“. Nach seinen
Ausführungen kann man bei Zusammenfassung der Heiz-
fläche in einen Kessel und gleichzeitiger Steigerung der
Verdampfleistung an Anlagekosten für 1 kW gegenüber
früheren Projekten bei bisherigen Dampfdrücken etwa 3
bis 50%, bei etwa 25 atü Dampfdruck 20...40 % und bei
Hochdruckdampf 15...30 % sparen. Die kleineren Werte
gelten dabei für geringere, die größeren für höhere elek-
trische Leistung. Diese Maßnahmen setzen natürlich das
Vorhandensein von Hochleistungsfeuerungzen und Hoch-
leistungskesseln und hohe Betriebsicherheit der Danırf-
kessel voraus, damit Reserve gespart wird. Die Beherr-
schung der Speisewasserfrage ist dabei sehr wichtig, auf
die die Höhe des Dampfdrucks großen Einfluß hat. Der
in Hinblick auf diese betriebsicherste Dampfdruck wird
auch der wirtschaftlichste sein und hierfür erscheine vor-
läufig der Mitteldruck immer noch am aussichtsreichsten.
Zur Speisewasserfrage berichtete Chem. Freder-
king, Magdeburg, über „Das Einheitsverfahren zur Un-
tersuchung von Kesselspeisewässern”, indem von ihm Ap-
paraturen für einheitliche Untersuchungsweise und ein ein-
heitliches Maßsystem für die verschiedenen Bestimmungen
beim Speisewasser in deutschen Härterraden auch zur Ver-
wendung in kleinen Betrieben für unzeschultes Personal
entwickelt sind, und Dr.-Ing. Hofer, Essen, „Über einige
Erfahrungen mit der Speisewasseraufbereitung an Hoch-
leistungskesseln im Ruhrberebau.“ Seine Ausführungen
ließen erkennen, mit welchen schwierigen Verhältnissen
auf diesem Gebiet die Betriebe im Ruhrgebiet zu kämpfen
haben, so daß mit den Aufwendungen für die Wasserauf-
bereitung die wärmewirtschaftlichen Vorteile wieder ver-
loren gehen. Die große stündliche Umsetzung an Wasser
in den (sroßkesseln bei hohen Temperaturen führt auch bei
Speisung mit Kondensat in kurzer Zeit zu starkem Stein-
ansatz in den Rohren. Besonders gefährlich ist der kie=el-
säurchaltigre Ansatz, der schon bei Stärken von 0,5 mm zu
Schäden führt und sich in seiner hauchartigren Form nur
schwer entfernen läßt. Gegen die Einwirkung des Sauer-
stoffs auf das Metall, der trotz größter Vorsicht in das
Speisewasser gelangt, muß das Wasser eine bestimmte Al-
kalität besitzen. In den Überhitzerrohren zeigt sich eine
Eisenoxyduloxyd-Ablagerung, deren oxydierende Einwir-
kung auf die Rohrwandung durch zu hohe Verbrennunes-
temperaturen und Dissoziation des Wasserdampfes geför-
dert wird. Auch das Schäumen und Spucken der Kes=vl
sind unangenehme Erscheinungzen, die sogar zu Schäden
an den Turbinen durch Eintreten von Wasser in diest
führen können.
Zu den neuen Aufgaben der Kesselvereine gehört auch
die Überwachung elektrischer Anlagen. Obering. Ull-
mann, Essen, berichtete hierzu in seinem Vortraxe:
„Worauf beruht die Sicherheit der elektrischen Anlagen?”
Auf die hierzu einschlägigen Vorschriften des VDE und
dessen Prüfabteilungz zur Prüfung der Sicherheit des elek-
trischen Geräts, die leider keine Qualitätsprüfung sei,
wurde hingewiesen. Eine 100prozentige Sicherheit der
Anlagen wäre wünschenswert, doch berühre diese ein-
schneidend die Kostenfrage. Es müsse auch dafür gesorgt
werden, daß äußere Anlässe zu Unfällen vermieden wer-
den. Nach der Statistik entfielen in Deutschland bei indu-
striellen Anlagen nur 0,74 % auf elektrische Anlagen. Der
Anschlußwert habe sich in der Zeit von 1913 bis 1924 um
155 % vermehrt, während sich die Unfälle auf 1 Mill kW
Anschlußwert von 98 auf 50 verringert haben. Dies sei
ein Beweis für die Zunahme der Sicherheit der elektrischen
Anlagen. Dies zeige sich auch aus der Statistik zur Ur-
Sache der elektrischen Unfälle, indem 53,4 % durch eigenes
Verschulden, 28,3 % durch fehlerhafte Anlagen, 14 % durch
unglückliche Zufälle und 4,3% durch fremdes Verschul-
Tg
ind. Merkwürdigerweise ver-
unglücken mehr Fachleute als Laien. Hier könne nur Be-
\ehrung aufklärend wirken. Abschreckende Bilder zu Un-
füllen seien ZU verwerfen, da sie für eine weitere Entwick-
lung der Elektrizitäts-Verwendung hinderlich scien. Elek-
trische Anlagen erfordern besondere Aufmerksamkeit und
den herbeigeführt worden s
Mit der Tagung waren ve l
wie auch die des Großkraftwerks Stettin verbunden, das
insofern Interesse bot, als in ihm seit Beginn Qes,
1927 drei ehdruck-Wanderrostkessel und drei
it j i normalen Dampfleistung
von etwa 19 t/h bei einem Dampfdruck von 33 at un S
Überhitzung im Betriebe sind. Sorgfi
Wirtschaftlichkeitsberechnung
au 111. 1929) haben unter Berücksichti-
gung Gesamtwirt-
schaftlichkeit der Staubkohlenanlage um 10
als die der Wanderrostkessel. Die
bei den Staubkesseln i
als die der Wanderrostkessel, bezogen au Rohkohle. Das
Werk hat sich denn auch bei der jetzt erforderlich gewot-
denen Erweiterung der Kesselanlage Zur weiteren Au stel-
lung von Kohlenstaubkesseln entschlossen. In der Mon-
tage sind bereits zwei Settinzton-Kohlenstaubkessel der
j Heizfläche,
e ke-Hofmann-Busch-Werke von je 1 m? f
deren Leistung ei 35 at und 425 2 ... 450° Überhitzung
50...75 tih Dampf beträgt. Przygoñe
Energiewirtschaft.
te und die Zukunft der Stromabnahme
des Kleinverbrauchers. _InEnglan d hat der jährliche
Verbrauch an Kraftstrom während der letzten Jahre um
ten 400 Mill kWh zugenommen. s ist klar, daß ein
stetiger und andauernder Mehrverbrauch dieser Art nicht
auf cine höhere Benutzungsdauer der existierenden Appa-
rate, sondern auf Neuinstallationen Z i
Bei einer Benutzungsdauer bei
Die Fortschrit
gibt sich mithin eine Mehranschaffung von
jährlich an Motoren. i
den seien, in Wahrheit sind natürlich
Elektroapparate hinzugekommen. Für
verbrauch gilt diese Überlegung aus zwei
Erstens nimmt er rascher als jeder ander
ringere Lebensdauer, SO daß eine gege
Kilowattstunden i.a. einen viel rascheren
Apparatur ałs bei Kraftabnahme darstellt.
an die Lebensdauer des Induktionsmotors von etwa
Stunden. während eine Glühlampe nur eine
von 1 h hat.
durch:
1. eine Zunahme der Abnehmerzahl,
2 ; der Abnahme jedes Kunden.
ig me ’
In England ist Z. Z. von vier oder fünf Häusern nur
Zahl wird
da niemand’ eine andere
Beleuchtung
Der Verbrauch an elektrischer Arbeit wirt
da eine Intensivierung des
Anwen-
Haushalt kommen muß.
bb. 21 dargestellt; die Zahlen D:
ruhen auf Erhebungen der Elektro-Kommission und Pro-
i der linken Seite
geben die Gesamtabnahme der öffentlichen und privaten
hten Seite die voT-
Um möglichst
eins mit elektrischem Licht versorgt. Diese
natürlich sehr stark zunehmen, i
Einergieform als die elektrische für seine
nehmen wird.
aber auch weiter wachsen,
Verbrauchs für bessere Beleuchtung und andere
dungen der Elektrizität in jedem
Die Schätzung ist in
duktionsstatistik. Die Ordinaten auf
<ächliche Abnahme des
ar; der obere Teil ist schraffiert und zeigt
Entwicklung, welche durch die neuen Zahlen gegeben ist.
> (G esamtverbrauch wir
pelt, die Stromabnahme der Haushaltungen
Ssjebenmal so groß wie 1924 sein.
wachs von zwei Gesichtspunkten aus betrachten: 1. jähr-
licher Konsum und 2. jährlicher Zuwachs.
für Beleuchtung und
von 8000 Mill kWh
Verkauf
Wenn nur ein Viertel dieser für
würde bei einer Durchschnittsverbrauchslampe von 4
und 1000stündiger Lebensdauer
lichen Verkauf von
drei Viertel des Konsums würden ın sonstigen Apparaten
verbraucht werden.
Erneuerungen un
urückzuführen ist.
Vollast von 4h täglich an
309 Arbeitstagen bei einem Wirkungsgrad von 80% er-
360 000 PS
Dieser Rechnung liegt die Annahme
zugrunde, daß nur Induktionsmotoren angeschlossen WoT-
Gründen:
e Konsum zu,
zweitens haben die Verbrauchsapparate i.a. eine viel ge-
bene Abnahme von
Umsatz an
Erinnert sel
Lebensdauer
Die Zunahme der Haushaltstromatnahme vollzieht sich
Rechtecks ist nicht schraffiert und stellt die tat-
der betreffenden
Haushaltsapparate
1351
im Jahre 1940 wird einen enormen
von Verbrauchsapparaten zur Folge haben.
i ur Beleuchtung diente,
diese Abnahme einen jähr-
50 Mill Lampen bedeuten. Die übrigen
Auch alle diese würden periodische
d Ersatzverkäufe notwendig machen.
MrdkWwWh
e ac 38 A A
1984 26 88
Abb. 21. Voraussichtliche Entwicklung der englischen Stromversorgung.
Wir betrachten jetzt das jährliche Wachsen der Be-
n wir einen konstanten Belastungsfaktor
oraus, SO würden wir einen entsprechenden Zuwachs an
zu installierenden Apparaten erhalten. Der durchschnitt-
i Mehrverbrauch an Haushaltungstrom würde
ungefähr 400 Mill kWh betragen. Man kann annehmen,
Installationen von ungefähr 10 % ergeben würde.
dieser Annahme würden wir also
Installation von rd. 500 000 kW neuer Apparatur jährlich
erhalten, wenn wir nur das Wachstum des
in Rechnung stellen. Hierbei haben wir also nicht die
Abnutzung, den Ersatz und die Erneuerung der Apparate
berücksichtigt, welche für die ursprüngliche Abnahme ver-
antwortlich waren. (D. J. Bolton, El. Review Bd. 104,
1929, S. 190.) A.G. Arnold.
-Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft‘. — Nach
einer von Elgawe wiedergegebenen Mitteilung des Amt-
lichen Preußischen Pressedienstes ist cine im Landtag ge-
stellte Anfrage, welche privaten bzw. kommunalen ek-
trizitätsunternehmungen seit dem 1. IV. 1928 von der
Preußischen “lektrizitäts-A.G. angekauft
worden seien, vom Handelsminister dahin beantwortet.
worden, daß die Preag die Stromverteilungsanlagen der
Kreise Nienburg, Stolzenau, Sulingen und Frankenberg,
$ Aktien der P raunschweigiseh-Hannoverschon
Überlandzentrale Nordstemmen und alle Anteile der Elek-
{rizitätswerk Söhlde G. m. b. H. erworben habe. Im übri-
gen, so beme
gesamte Elek
cine dem wohlverstandenen Interesse der Verbraucher ent-
sprechende Gemeinschaftsarbeit zwischen der staatlichen
und kommunalen Elektrizitätswirtschaft herbeizuführen.
net
ı Vgl ETZ 1929. S. 1174.
m
1352
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
Geesen? nn i ——
VEREINSNACHRICHTEN.
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B 1 Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
Kommission für Hochfrequenztechnik.
Die Kommission gibt nachstehend einen durch die
Normgruppe „Rundfunk“ des Zentralverbandes der deut-
sehen elektrotechnischen Industrie aufgestellten Ent-
wurf 1 zu dem Normblatt
DIN YDE 1590, Bl.1 „Rundfunkgerät. Betäti-
eungsrichtungder Bedienungs-
teile Richtlinien“
bekannt.
Noch nicht endgültig
Rundfunkgerät
Betätigungsrichtung der Bedienungsteile
Richtlinien
DIN
Entwurf 1
VDE 1590
Elektrotechnik BI. 1
Verschieben
nach oben oder
nach hinten
Rechtsdrehen
nach -rechts
en
Betätigung in einer der vorstehenden Pfeil-Richtungen
bewirkt:
Einschalten von Strom
Strom
Heizung
Lautstärke durch Widerstand oder
Kondensator
Rückkopplung durch Kondensator
Selbstinduktion
festere Kopplung
Zunahme von
September 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E. V.
Einsprüche gezen diesen Entwurf sind in doppelter
Ausfertigung bis zum 15. Oktober 1929 an die Geschäft-
stelle des VDE zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär.
P. Schirp.
SITZUNGSKALENDER.
Oberschles. Elektrotechn. Verein, Gleiwitz. 18.1X. 1929,
nachm. 5h, Büchersaal der Donnersmarckhütte in Hinden-
burg: Vortrag Dr.-Ing. Kesselring, „Hochspannung-
schalter“.
Elektrotechn. Gesellschaft Hannover. 14. IX. 1929
Heinrich-Goebel-Feier in Springe. Näheres s. S. 1349.
Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft, Berlin.
17. IX. 1929, abds. 6h, gr. Sitzungsaal des VDI: Lichtbilder-
vortrag Dr.-Ing. Gompertz, „Moderne Kälteanlagen unter
bes. Berücks. d. Lebensmitteltransporte“.
LITERATUR.
Besprechungen.
Elektrotechnik. Einführung in die Starkstromtech-
nik. Von Prof. J. Herrmann. Bd. 1: Die physikali-
schen Grundlagen. Mit 88 Fig., 16 Taf. u. 125 NS. in
Text, 16 Taf. mit 55 Abb. u. 13585. in kl. 8%. Bd. 3:
Die Wechselstromtechnik. Mit 153 Pig. im Text, 15
Taf. mit 36 Abb. u. 140 S. in kl.8. 5. Aufl. Verlag
Walter de Gruyter & Co., Berlin u. Leipzig 1928.
Preis jedes Bandes 1,50 RM.
Von den mit Recht beliebten Gösehenbändcehen ‚Elek-
trotechnik” von Herrmann sind die drei ersten (Nr. 196,
197 und 198 der Sammlung) neubearbeitet erschienen. Der
Inhalt, auf den wohl nieht näher einzugehen ist, da die
EV
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Plektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
stelle. Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a Il, Fernspr. Amt Kurfurst
Nr. 0697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 183 02.
Einladung
zur Fachsitzung für Installationstechnik (EVI) am Diens-
tag, dem 17. September 1927, 7'z Uhr abends, im Saale des
„Hauses der Technik“, BerlinN 24, Friedrichstraße 110/112,
Eingang von der Kuppelhalle aus.
Tagesordnung:
Vortrag des Herrn Obering. Schloß über: „Wie hat
sich die Bühnenbeleuchtung und die In-
szenierunge unter dem Einfluß der elek-
trischen Bühnenbeleuchtungeg bis zuihrem
derzeitigen Stand entwickelt?”
Inhaltsangabe:
1. Ersatz der alten Beleuchtungsmittel dureh das elek-
trische Licht unter Beibehaltung der alten Insze-
nierungsmethoden.
2. Einrichtung der elektrischen Beleuchtungsapparatur
und Vervollkommnuneg bis zur allgemeinen Verwen-
dung hochkerziger Lichtquellen.
3. Einfluß der hochkerzieen Lichtquellen auf die In-
szenierung (Bühnenhimmel in Form von Rund- und
Kuppelhorizonten).
4 Benutzung des elektrischen Lichtes in Verbindun:z
mit weißen Rundhorizonten zum teilweisen Ersatz
von zemalten Hängcedekorationen.
5. Belebung des Bühnenbildes durch Schaffung von
- Spezialapparaten zur natürlichen Darstellung des
Himmels (Wolkenapparatur).
6. Weitere Ausbildung der Beleuchtung in der Rick-
tung des Ersatzes der gemälten Dekoration durch das
Lichtbild.
Da der Saal nur 350 Zuhörer faßt, ist der Zutritt
nur gegen besondere Eintrittskarten ge-
stattet,diein der Geschäftstelle des Elektrotechnischen
Vereins, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a Il, bis 14. IX.
mittags erhältlich sind.
Fachausschuß für Installationstechnik.
Der Vorsitzende:
Baumann.
Werkcehien allbekannt sind, ist bis auf einige Erweiterun-
gen (magnetischer Kreis, Gleichrichter) gegen die vorher-
gehende Auflage unverändert geblieben. Die Neubearbei-
tung, durch die die Werkcehen nur gewonnen haben, er-
streckt sich hauptsächlich auf Umzeiehnung vieler Figu-
ren und Anwendung der vom AEF festgesetzten Formel-
zeichen. Jeder Band enthält als Anhang wieder 16 Tafeln
mit guten Abbildungen, die auf den Text Bezug haben.
Die Bändchen behandeln in klarer, leichtverständlicher
und übersichtlicher Weise die physikalischen Grund-
gesetze der Elektrotechnik und die Gleichstromtechnik
und bieten im engen Rahmen, ohne große mathematische
Anforderungen zu stellen, bei wissenschaftlicher Strenge
das auf dem Gebiet der Starkstromelektroteehnik Wissens-
werte. Allen denen, die sich mit der Elektrotechnik ver-
traut machen wollen, besonders den Anfängern, Schülern
techn. Lehranstalten und Studierenden können die preis-
werten Göschenbändehen, die übrigens wieder in solidem
Vorkriegseinband mit bestem Papier erschienen sind,
nur empfohlen werden. Gruhl.
Handbuch der Elektrizitätunddes Magne-
tismus. Bearbeit. v. mehr. Fachgen., herausız. v.
Prof. Dr. L. Graetz. Bd. V, Lief 3: Zeitliche Vor-
gänge Technik. Abschnitt: Hochfrequenz-
technik. Mit 281 Fig. im Text, XII u. 275 S. in vg
nn von Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1928 Preis geh.
é D D
Der erste Abschnitt „Strahlung und Wellenaushrei-
tung“ ist sehr bemerkenswert, da auf dem knappen Raum
von etwa 25 Seiten ein Überblick über das gesamte Gebiet
12. September 1929
gegeben wird. Daß bei einer so gedrängten Darstellung
gewisse Kapitel, wie z.B. die Ausbreitung der Wellen
längs Leitung, nur sehr kurz behandelt werden können,
muß in Kauf genommen werden. Im zweiten Abschnitt
sind die Geräte behandelt. Dabei ist besonderer Wert
auf die theoretischen Grundlagen gelegt, nicht aber auf die
speziellen Ausführungsformen, die sich doch in der Hoch-
frequenztechnik schneller Ändern als auf irgendeinem
anderen Gebiet der Technik. Die Darstellung ist auch
in diesem Kapitel knapp und klar, so daß der Stoff im
Vergleich zur Seitenzahl als außerordentlich reich anzu-
sprechen ist. Die kurzen Wellen sind offenbar deswegen
wenig eingehend behandelt, weil dieses Gebiet sich zur
Zeit noch sehr stark im Fluß befindet. Ein letztes aller-
dinzs sehr knappes Kapitel berichtet über die Funk-
peilune. H. Fassbender.
Zur Geschichte der exakten Naturwissen-
schaftenin Hamburg. Vond. Gründung d. akadem.
Gymnasiums bis zur ersten Hamb. Naturforschertagune.
Im Auftr. des Naturwissenschaftl. Vereins in Hamburg
verfaßt von Dr. H. Schimank. 1928. Mit 144 S. in 8°.
Preis kart. 4 RM.
Die vorliegende Schrift wurde anläßlich der Tagung
Deutscher Naturforscher und Ärzte in Hamburg 1928 im
Auftraxze des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg
verfaßt und behandelt, wie der Titel sagt, die Entwicklung
der Naturwissenschaften in Hamburg im 17. und 18. Jahr-
hundert; Leistungen und Persönlichkeiten, die nicht in
Hamburg ihre Wirkungstätte hatten, sind angeblich außer
Betracht gelassen. Die ganze Darstellung ist jedoch so
gehalten — der Verfasser läßt nach Möglichkeit die
Quellen selber sprechen — daß auch der Nichthamburger,
der sich für die historische Entwicklung der Naturwissen-
schaften interessiert, bei der Lektüre des Buches auf seine
Kosten kommt. Vieles, es sei nur auf das Kapitel über
das Lehrbuch des Cornelius Valerius oder auf den Brief-
wechsel zwischen Leibnitz und Brand, dem Erfinder des
Phosphors. oder zwischen Leipnitz und Meissner. dem Be-
eründer der „kunstrechnungsübenden Societät”. hinge-
wiesen, geht weit über den rein hambureischen Gesichts-
punkt hinaus und ist von allgemeiner Bedeutung. Von
Hamburger Persönlichkeiten werden eingehender behan-
delt: Junzius, Busch, Reimarus sowie der Begründer der
Hamburger feinmechanischen Industrie J. G. Repsold. Die
verdienstvolle Arbeit des durch seine historischen Ab-
handlunzen bekannten Verfassers kann Interessenten
warm empfohlen werden, zumal auch ein einzehender
(uellennachweis vorhanden ist. Voege.
Der Niederfrequenzverstärker. Seine Theo-
rie u. seine prakt. Anwend. zur Sprach- u. Musikver-
Stärkung Von A. Forstmann u. H. Reppisch.
Mit 211 Textabb. u. 366 S. in 8°. Verlag von Richard
Carl Schmidt & Co. Berlin 1928. Preis geb. 16 RM.
Die Frage, ob man die heutige Verstärkertechnik ohne
Hilfe der höheren Mathematik ausreichend beschreiben
kann, ist längst dahin beantwortet, daß man letztere nicht
enthehren kann. Die Verfasser haben daher das weite mit
der Niederfrequenzverstärkunz zusammenhänrende Ge-
biet rein mathematisch behandelt und dabei trotzdem dem
weniger mathematisch Gewappneten die Erklärungen des
in den Formeln versteckten Wissens verständlich ge-
macht: dennoch haben sie den Weg der „allgemeinver-
ständlichen Darstellung“, wie er in einer großen Zahl von
Veröffentlichungen versucht wurde, vermieden. Der erste
Abschnitt über die allgemeine Verstärkertheorie bringt
die Röhrencharakteristik, das anodenseitig belastete Rohr,
Arbeitskennlinien, Spannungsverstärkung, Verzerrung,
Durcheriff und Leistungsabgabe. Nach dieser Einleitung
(84 Seiten) gehen die Verfasser anf die spezielle Ver-
stärkertheorie ein und behandeln Widerstandsverstärker,
I’rosselspulenverstärker und Transformatorenverstärker,
die je für sich auf Verstärkung, Dimensionierungsgrund-
lagen, Arbeitskennlinien und Aussteuerbereieh untersucht
werden. Beim Transformatorenverstärker werden die
magnetischen Eigenschaften (Fluß, Hysteresis, Wirbel-
ströme und Streuung) und die elektrischen behandelt, um
dann zu seinen Gleichungen überzurehen. Darlegungen
über den einfachen Transformatorenverstärker, über den
Gegentakt- und den Mikrophonverstärker sowie Entzer-
rung beschließen den Inhalt des zweiten Abscehnittes. Der
dritte Teil behandelt Konstruktion und PRetrieb der Ver-
stärker: hier werden die Schaltunzen, die Röhren, die
Betriebspannungen sowie die Leistungen einzschend er-
örtert.
In jeder dieser Darlegungen zeigt sich die glückliche
Hand der beiden Verfasser, die auf einfachem Wege die
Formeln entwickeln und logisch weiterführen und dabei
dem Leser die letzten Probleme der Verstärkertechnik
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
1353
zeigen. Obwohl nicht alle Probleme bis in ihre feinsten
Verästelungen verfolgt werden, die ja den Forschern
selbst noch verschlossen sind, so sind doch die Ausfüh-
rungen über die der Lösung bereits entgegenzeführten
Probleme.so klar und verständlich, daß man dieses Buch
als ein wohlgelungenes Werk bezeichnen muß und es
jedem für die Niederfrequenzverstärkung Interessierten
— der Kreis ist heute gar nicht mehr so eng und nicht
nur auf die eigentlichen Fachleute beschränkt — bestens
empfehlen kann. Patermann.
Gewitterschäden. Von Baumeister F. W. Preuß.
Bd. 2. Ist das ein Blitz- oder ein Sturm-
schaden? Mit zahlr. Abb. u. 89 S. in gr. 8°. Selbst-
verlag, Altdamm bei Stettin 1929. Preis geh. 4,85 RM.
Über diesen zweiten Band der Preußschen Schrift läßt
sich nicht mehr sagen als über den ersten (siehe ETZ
1928, S. 1891). Im zweiten Band werden in ähnlicher
Weise etwa rd. 10 Schadensfälle geschildert. Wiederum
erweist sich der Verfasser als scharfer Beobachter
und guter Baumeister. Eigenartig sind oft seine elektro-
technischen und meteorologischen Vorstellungen, so wenn
er u. a. auf S. 59 sagt: „Der am Ableitungsdraht herab-
sprudelnde überschüssige Funke punktiert oder furcht...”.
Die Ausstattung dieses Bandes ist der des ersten völlig
gleich. Trotz einiger irrigen Vorstellungen dürfte das
Buch doch vielen Lesern etwas zu sagen haben und auf-
klärend wirken. Moench.
Das Elektrostahlverfahren. Ofenbau, Elektro-
technik, Metallurgie und Wirtschaftliches. Nach F. T.
Sisco „The Manufacture of Electric Steel” umgearb. u.
erw. v. Dr.-Ing. St. Kriz. Mit 123 Textabh.. IX n.
291 S. in 8°. Verlag Julius Springer, Berlin 1929. Preis
geb. 22,50 RM.
Vorliegendes Werk gibt einen Einblick in das Ar-
beitsverfahren zur Herstellung von Elektrostählen, wo-
bei die praktischen Erfahrungen der Stahlwerksbetriebe
mit verwertet und die metallurgischen Grundlagen, die
von dem Amerikaner F. T. Sisco in dem Buch „The
Manufacture of Electric Steel” geschildert sind. mit über-
nommen wurden. Da der metallurgische Teil obengenann-
ten Buches den Lesern der ETZ zu fern liegen dürfte, so
soll von einer Besprechung dieses Teiles abgesehen und
nur über den elektrischen Teil der Elektroöfen berichtet
werden.
Ausgehend von der historischen Entwicklung der
Elektroöfen, die von den Typen nach Strassano,
Kiellin und Heroult ihren Ausgang genommen und
durch die größeren elektrotechnischen Firmen Deutsch-
lands praktische Gestalt erhalten hat, wird auf die Be-
deutung der Stahlerzeugung hingewiesen und die Welt-
erzeugung von Elektrostahl in einer Tabelle angegeben.
Nach dieser Tabelle betrug der Anteil Deutschlands im
Jahre 1925 etwa 11% gegenüber 52 % der Vorkriegszeit.
Die V. S. Amerika konnten den Prozentsatz von 17,8
im Jahre 1913 auf 53,6 im Jahre 1925 steigern. Italien,
das vor dem Kriege zur Elektrostahlerzeugung fast nichts
beitrug, hatte im Jahre 1925 einen Anteil von 16,2% der
Welt-Elektrostahlerzeugung.
Die Zusammenstellung auf S.10 der deutschen Fir-
men, die Elektroöfen bauen, enthält einige Uhnrichtig-
keiten. Die Gesellschaft für Elektrostahlanlagen (Gesta)
besteht schon seit einer Reihe von Jahren nicht mehr.
Ihre Rechte und Pflichten sind auf die Siemens & Halske
A.G. übergegangen. Bezüglich der Hochfrequenz-Induk-
tionsöfen, deren Ausführunz z. Z. wohl nur unter Be-
nutzung der Northrup-Patente erfolgen kann, ist zu be-
merken, daß nicht nur die Hirsch, Kupfer- und Messing-
werke A.G. und die Lorenz A.G., wie angegeben, son-
dern auch die Siemens & Halske A.G. über diese Patente
verfügt und auch Hochfrequenzöfen baut. Die Elektro-
öfen, die in den verschiedenen Ausführungsformen abge-
bildet sind, werden mehr vom ofenbautechnischen Stand-
punkt aus betrachtet, als daß die elektrischen Verhält-
nisse der Erzeugung der Wärme in den Vordergrund ge-
stellt und die Erkenntnisse der wichtigen physikalischen
Vorgänge erweitert werden. Die Lichtbogenöfen, die we-
sentlich zur Stahlerzeugung beitragen, werden in ihrem
Aufbau und in ihren Größenverhältnissen geschildert und
Interscheidungsmerkmale der verschiedenen Typen der
Praxis angegeben. Der Niederfrequenzofen, der infolge
seiner ungünstigen Rinnenform leichter zu Durchbrüchen
neigt, ist an wechselnde Einsatzverhältnisse weniger an-
passungsfähig und wird hauptsächlich für flüssigen Ein-
satz gebraucht. Der Ofen, der zuerst die gleiche Verbrei-
tung wie der Lichtbogenofen gefunden hatte, wird jetzt
zur Elektrostahlherstellung nur wenig benutzt. Der Hoch-
1354
frequenzofen, der durch seine einfache Tiegelform sich
besonders auszeichnet, ist teurer in der Anschaffung, aber
vorteilhaft für die Durchführung metallurgischer Pro-
zesse, und die Nützlichkeit wird sich besonders bei der
Herstellung von Qualitätseisen zeigen.
Das Buch, das die praktischen Botsiäbsverhältnisse
besonders berücksichtigt, wird dem Techniker, der sich
mit dem elektrischen Heizunesproblem beschäftigt, wert-
volle und praktische Ratschläge geben können.
V. Engelhardt.
Der Fahrstuhlführer. Beschreibung d. wichtigsten
Teile einer Aufzugsanlage nebst Betriebs- u. Bedienunes-
anleitung. Von F. Generlichu. H. Martens Mit
Anhang: Polizei-Verordnung vom Jahre 1927 betr. Einr.
u. Betrieb von Aufzüzen. 4., durchges. u. verb. Aufl. Mit
48 S. u. 1 Taf. Zeichn. in kl. 8°. Verlag Julius Springer,
Berlin 1928. Preis kart. 1,80 RM.
Die kleine 48 Seiten umfassende Schrift liegt in 4. Auf-
lage vor. Sie war im Jahre 1909 zum ersten Male er-
schienen, nachdem 1908 eine neue Polizeiverordnung betr.
„die Errichtung und den Betrieb von Aufzüzen” erlassen
war, welche unter anderem auch die Bestimmung enthielt,
daß sich der Führer eines Aufzuges einer Prüfung zu un-
terziehen hat. Die neueste Auflage vom Juni 1928 wurde
bedingt durch die neue Polizeiverordnung (Aufzugsord-
nung) vom Jahre 1927. Das Verlangen, daß Aufzüge,
welche Personen befördern, durch einen geprüften Fiihrer
bedient werden müssen, ist auch in dieser neuesten Polizei-
verordnung, welche nunmehr aber einheitlich für das ganze
Deutsche Reich gilt, beibehalten worden. Das vorliegende
Buch soll den intelligenteren Hausverwalter, Pförtner,
Diener usw. indie Lage versetzen, sich die für das Bestehen
der Prüfung erforderlichen Kenntnisse anzueigenen; dar-
über hinaus will das Buch die Besitzer von Aufzuzsanlagen
in den Stand setzen, ihre Aufzugsführer zu beaufsichtigen.
Solange die Polizeibestimmungen in Deutschland vorschrei-
ben, daß Personenaufzügze, auch wenn sie mit elektrischer
Innensteuerung versehen sind, ohne Führer nur von be-
stimmten zuzelassenen Personen benutzt werden dürfen,
sind Bücher, wie das vorliegende, das seinen Zweck durch-
aus gut erfüllt, zweifellos von Wert und Nutzen. Daß es bis-
her aber noch nicht gelungen ist, diese Bestimmung zu Fall
zu bringen, muß auf das lebhafteste bedauert werden,
u.zw. nicht nur im Interesse des deutschen Aufzugsbaues,
sondern vielmehr noch in dem des deutschen Bürgers, der
ermüdet von der Arbeit und der langen Illeimfahrt in den
überfüllten Verkehrsmitteln noch vier und fünf Treppen
erklimmen muß, bevor er in seinem Heim zur Ruhe ge-
langt. Die große Masse der immer höher werdenden Miets-
häuser kann erst mit Aufzügen ausgestattet werden, wenn,
wie es in anderen Ländern, z. B. in Schweden, seit lanzem
üblich, die freie Benutzung des Aufzures ohne besondere
Erlaubnis, ohne Sehlüssel und ohne Führer jedem, der das
Haus betritt, freisteht. Der Aufsichtsbehörde die Chat:
zeuzung beizubringen, daß die deutsche Aufzugsindustrie
heute bereits in der Lage ist, Aufzüge, welche die sichere
Vermeidung ieder Gefahr bei einer solchen freien Be-
nutzung gewährleisten, zu liefern, sollte eine der vornehm-
sten Aufgaben des Verbandes der Aufzuzsfabrikanten sein.
Thierbach.
Physik. Ein Lehrbuch für Studierende an den Universi-
täten und Technischen Hochschulen. Von Prof. W. H.
Westphal. Mit 471 Abb., XV u. 536 S. in 4°. Verlag
Julius Springer, Berlin 1928. Preis geh. 18 RM, geb.
19,60 RM.
La gibt zwar eine große Zahl von Lehrbüchern der
Physik, doch herrscht ein austresprochener Mangel an einer
neuzeitlichen elementaren Einführung, welche die
reuen Anschanunzen über Materie, Strahlung und Elektrizität
nicht bloß anhanzsweise bringt, sondern organisch in die
Darstellung des Ganzen verarbeitet. Es mag das daran
liegen, daß die überaus schnelle Entwicklung, die die
neuere Physik kennzeichnet, kaum einem Physiker die Zeit
zu der etwas retrospektiven Arbeit der Abfassung eines
l,ehrbuches läßt. Es ist deshalb dankbar zu berrüßen,
wenn in dem vorlierenden Lehrbuch eine solche Verarbei-
tung der neven Ergebnisse der Physik angestrebt wird.
Nun stehen allerdings eine Reihe der neuen Anschauungen
so außerhalb des Rahmens der übrigen Physik, daß auch
der Verfasser diese, nämlich die Quantentheorie, die Theo-
rie der Materie und die Relativitätstheorie in besonderen
Kapiteln am Schlusse des Buches behandelt. Zur Zeit, wo
in den erwähnten Theorien noch manche unzeklärten Stel-
len sind, wird dies kaunı anders zu machen sein, auch ist
es aus didaktischen Gründen, nach denen der Stoff nach an-
steigender Schwierirkeit zu ordnen ist, das Gegebene.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
12. September 1929
Wichtig ist, daß auch die Bearbeitung der älteren Gebiete
so abzefaßt ist, daß sie auf die neueste Phase der Physik
hinführt, ebenso wichtig ist ferner, daß vieles ausgemerzt
ist, was vom heutigen Standpunkt aus gesehen unwesent-
lich erscheint. Diesen Forderungen wird das vorliegende
Lehrbuch durchaus gerecht. — Die Bekanntschaft mit den
(irundberriffen der Infinitesimalreehnung wird erfreu-
licherweise vorausgesetzt. Technische Anwendungen
werden nur sehr sparsam gebracht. Trotzdem kann das
Buch auch für den Inzenieur empfohlen werden. Denn
auch für die Physikvorbildunz der Ingenieure scheint sich
immer mehr die‘ Auffassung durchzusetzen, daß sie sich in
erster Linie auf das Grundsätzlich-Prinzipielle richten
muß und daß die technischen Anwendunzen nur dort
heranzuziehen sind, wo sie die Herausarbeitung der
theoretischen Prinzipien erleichtern.
E. Regener, Stuttzart.
Jahresberichte.
Technischer Jahresbericht 198. Her-
ausg. von der Allgemeinen Elektrieitäts-Gesellschaft,
Berlin. Mit zahlr. Abb. u. 63 S. in 2°.
Der Technische Jahresbericht über das Jahr 1928 gibt
ein anschauliches Bild über die Fortschritte, welche diese
Firma auf dem Gebiet der Stromerzeugung, Stromfortlei-
tung und Verwertung des Stromes erzielt hat. In den
einleitenden Worten wird ein Überbliek über vorliegende
Probleme gegeben. Sie alle sind bedingt durch das immer
weiter steigende Begehren nach elektrischer Energie
dank der fortschreitenden Mechanisierung, angefangen
vom Haushalt im kleinen bis zum Arbeitsprozeß im gro-
ßen. Der Elektromotor ist die Antriebsmaschine für
jeden Arbeitsprozeß geworden, denn er erfüllt jede For-
derung nach der idealen Verschmelzung zwischen An-
trieb und Arbeitsmaschine. Selbsttätige Einrichtungen
überwachen den verwickeltsten Herstellungsvorgang. Im
einzelnen sind zu erwähnen der Generator für 85000 kW,
Transformatoren für 40000 bzw. 60 000 kVA bei 220 kV.
AEG.
Bei Umformer- und Gleichriechteranlagen hat sich die
Automatisierung und Fernsteuerung des Betriebes einge-
führt. Die Schaltanlare für 20 kV und das Einleiter-
und Drelbistromkabel für 100kV sind besonders zu be-
achten. Auf dem Gebiet des elektromotorischen Antriebes
sind die neuen Sicherheitseinrichtunzen für Förderan-
lagen und Neuerungen im Werkzeuzmaschinenantrieb be-
schrieben. Der Einzelachsantrieb für elektrische Loko-
motiven ist noch weiter ausgebildet worden; eine der-
artige Lokomotive mit 3800 PS Stundenleistung wiegt
109t. In Gemeinschaft mit den Siemens-Schuckertwerken
wurde eine Reihe von Lokomotiven gebaut, von denen
die für die schlesischen Gebirestrecken verwendeten Lo-
komotiven eine Last von 1400t bei Lie Steigung mit
einer Stundenzeschwindierkeit von 65 km zu schleppen
vermögen. Man gewinnt aus dem Jahresbericht ein über-
zeugendes Bild über die fortschreitende Entwicklung der
AEG auf allen Gebieten der Elektrotechnik, und es soll
besonders hervorgehoben werden, daß die Firma nament-
lich auch den Forscehunesstätten ihrer Werke ein wesent-
liches Verdienst am Fortschritt beimibt.
Sienens-Jahrbuch 1929.
mens & Halske A.G.
Schuckertwerke A.G.
644 5. in Rn
geb. 12 RM.
Im vorliegenden 3. Band des Siemens-Jahrbuches wird
zunächst Rückschau gehalten auf den 100. Geburtstag von
KarlSiemens (geb. 3. II. 1829, gest. 21. III. 1906), der
wihrend seines ganzen Lebens eine Hauptstütze seines
älteren Bruders Wernerv.Siemens war. Weniger als
Erfinder oder Konstrukteur, sondern in der Hauptsache
als Organisator größerer Unternehmungen hat er eine
feste Grundlage für den finanziellen Aufstieg der Firma
Siemens & Halske geschaffen. Sein Bild schmückt als
Titelblatt das Buch. — Im Laufe des Jahres 1929 wird die
Elektrisierung der Berliner Stadt- und Rinzebahnen durch-
geführt sein. Pamit sind nach einem halben Jahrhundert
die Pläne von Werner Siemens in die Wirklichkeit umge-
setzt, genau 50 Jahre nach der Vorführung der ersten
elektrischen Bahn auf der Gewerbeausstellung in Berlin.
line größere Arbeit im Jahrhuch beschreibt den Anteil
der Sieimens-Schuckertwerke an der Elektrisierung die-
ser Bahn und Dr. Natalis berichtet über die ersten elek-
trischen Lokomotiven. Ferner ist der 50. Wiederkehr des
(ründungstages des Elektrotechnischen Vereins dureh
Wernerv.SiemensundStephan gedacht und end-
lich des 5öjährizen Jubiläums, das das Wiener Werk von
Siemens & Halske in diesem Jahr begeht.
Herausz. von der Sie-
und der SE -
Mit zahlr. Abb., X und
VDI-Verlag G. m. b. H., Berlin 1929. Preis
12. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
1355
An diese Erinnerungsblätter schließt sich eine reiche
Auswahl von Beiträgen aus den zahlreichen Arbeitsge-
bieten des Siemens-Konzerns an. Es ist wieder sehr zu
begrüßen, daß eine Reihe von Arbeiten die ganze Ent-
wicklung bestimmter Teilgebiete behandeln, wie z.B. die
Arbeiten von Prof. Keinath über die Entwieklung der
Siemens-Meßzeräte, von Dr. Mehlan über die Dampf-
turbinen der Siemens-Schuckertwerke, von R.Berthold
über Werkstoffprüfung, von Langer über selbsttätize
Telephonie usw. Das aktuelle Gebiet der Netzkupplungs-
umformer behandelt Dr. Schenkel. Einen Markstein
in der Entwicklung der Energieübertragung bildet die
Inbetriebsetzung des ersten 100 kV-Kabels, worüber Dr.
Schrottke berichtet. Besondere Beachtung verdient
die Beschreibung des Schaltwerkhochhauses der Siemens-
Schuckertwerke, des ersten Fabrikhochhauses Deutsch-
lands.
BBC-Mitteilungen, 16. Jahrgang, Januar 1929,
II. 1. Herausgegeben von der Aktiengesellschaft Brown,
Boveri & Cie., Baden (Schweiz).
Die Brown, Boveri & Cie. A.G. in Baden gibt einen
Rückblick auf die Entwicklung ihrer Konstruktionen im
Jahre 1928. Auf dem Gebicte des Elektromaschinenbaues
ist in erster Linie die Turbogruppe beachtenswert, deren
Generator 100 000 KYA leistet. Unter den Großtransfor-
matoren ist der Dreiphasen-Freiluft-Transformator für
40 000 kVA bei 220 kV Oberspannung zu erwähnen, dessen
Unterspannungswicklung (110 kV) von A auf A und über-
dies auf 2 und 4 Paralleleruppen umsehaltbar ist und der
ferrer eine Tertiärwicklung für 12000 kVA und 10 kV
besitzt. Interessant ist ferner der vom Bayernwerk für
das Umspannwerk Aschaffenburg bestellte Fransformator
für 20 000 KVA, der mit beiderseits 100 kV zur Kupplung
der Netze des Bavernwerkes und des Preußenwerkes dient.
Von den Schaltapparaten sind die Freiluftölschalter für
22) EN besonders beachtenswert. Auf dem Gebiet der elek-
trischen Zurförderung war die Firma durch den beschleu-
nigten Ausbau der Schweizerischen Bundesbahnen beteiligt.
Für Brasilien wurde eine Gleichstrom-Schnellzugsloko-
motive gebaut für 3000 V Fahrdrahtspannung und 1600 mm
Spurweite, Achsfolge L—Do— 1, von rd. 115 t Dienstgewicht,
für 10200 kg Dauerzugkraft bei einer Stundengeschwin-
digkeit von 69,8 km: höchste Stundengzeschwindigrkeit
105 km. Ein großer Teil des Berichtes ist der Beschrei-
bung bemerkenswerter Ausführungen von Dampfturbinen
gewidmet. Die groge Dampfturbine für 160 000 kW für das
Hellzate-Kraftwerk ist zur Ablieferung gekommen. Die
Montierung dieser Maschine erfolgte in 13 Wochen.
General Electric Review, Bd.32, Nr.1, Januar
1929. Verlag der General Electrie Company, Schencectady,
New York.
In der General Electrice Review gibt J. Liston einen
Überblick über die Entwicklung der elektrotechnischen
Industrie Amerikas während des Jahres 1028, soweit die
General Electrie Company hieran beteiligt ist. Die Pro-
duktion an elekträtechnischen Erzeugnissen dieses Jahres
hat die aller früheren Jahre wesentlich übertroffen. Be-
sonders bemerkenswert sind folzende Einzelheiten: Ein
Generator für 100 000 KYA, 50 Hz, 1500 U/min mit einer
Wicklunespannung von 16500 V, ferner mehrere sehr
grobe Generatoren mit Wicklungzspannungen von 22 000 V.
Fin Turbosatz für 250 kW, 10 000 U/min ist beschrieben.
Für die Marine wurde der zweite rein elektrische Dampfer
Virginia in Auftrag gegeben. Die reversiblen Propeller-
motoren haben eine Leistung von je 8500 PS. Die Elektri-
sierung der Hauptbahnen hat weitere Fortschritte gemacht.
Grobe Lokomotiven von 3000 PS sind in Auftrag gegeben.
Auf einigen Verschiebebahnhöfen sind elektrische Wirbel-
stirembremsen in Betrieb gekommen. Sehr interessant ist
ein Papierinaschinenantrieb mit 9 Motoren, deren jeder von
inem eigenen Generator gespeist wird; die Geschwindig-
keit wird durch besondere Rerler verändert. Eine Reihe
grober Transformatoren, auch für Freiluftanlagen, ist in
Betrieb gekommen. Für das Laboratorium der Stanford-
Universität wurde ein Prüftransformator für 2100 kV
geliefert. Zur Kompensation der Induktivität von Lei-
tungen verwendet man in Amerika auch bei hohen Span-
nungen vielfach Kondensatoren. Fine Reihe solcher ölge-
füllter Kondensatoren nach dem Kabeltyp ist beschrieben.
Fir kleine Unterwerke (Farmen u. del.) wurden beson-
dere Typen ausgebildet, die sich auch zum Anschluß an
wo OO V-Anlaxgen eignen. Auf dem (iebiet der Beleuch-
tunestechnik wurden Lampen für große Leistungen (bis
Zu ðB kW) ausgebildet zur Beleuchtung der Flughäfen.
Schwaiger.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Die Gründe für das Abkommen der AEG mit der Ge-
neral Electric Co. — Eine a.o. G.-V.der Allgemeinen
Elektrieitäts-Gesellschaft hat am 27. VII. die
in der ETZ 1929, S. 1220, genannten Vorschläge der Verwal-
tung zu dem Abkommen mit der International Ge-
neral Electric Co. genehmigt und dem Generaldirektor
Geheimrat Bücher Gelegenheit gegeben, die Transaktion
eingehend zu begründen, Nach einem Hinweis auf die inter-
nationale Bedeutung der AEG vor dem Kriege, die außer-
ordentlichen Schädigungen, die dieser gerade Unternehmungen
ihrer Art gebracht habe, konstatierte er zwar eine Besserung
der Lage der deutschen Wirtschaft in den letzten Jahren, doen
könne sie nicht als gesund bezeichnet werden. Der Young-
Plan verringere allerdings die Reparationsleistungen von
2,5 auf 2 Mrd RM jährlich, belaste aber die deutsche Ware
in der Gesamtheit mit 3 bis 5% allein durch Reparationen,
wenn man das Jahreseinkommien des deutschen Volks auf 65
bis 70 Mrd RM und den Wert der deutschen Warenerzeugung
auf 35 bis 40 Mrd RM schätze. Durch ungleiche Verteilung
des Aufbringens werde jedoch noch ein viel größerer Prozent-
satz auf das Industrieprodukt abgewälzt. Dadurch erfahre
die Verdienstmöglichkeit gegenüber dem Ausland eine be-
trächtliche Verringerung, und die einzige Ausgleichsmöglich-
keit liege nur in einem vermehrten Export, den in dem er-
forderlichen Maß aufzunehmen das Ausland indessen durchaus
nicht gewillt sei. Die Elektrizitätsindustrie befinde sich z. Z.
noch in einer relativ günstigen Konjunktur, doch mache sich
auch bei ihr, soweit sie nicht über Monpolstellungen verfüge,
die geringe Möglichkeit, eigenes Kapital zu bilden, geltend.
Diese Möglichkeit aber sei eine unbedingte Voraussetzung für
die Erhaltung der Konkurrenzfähigkeit einer Industrie, die
einen großen Teil ihres Absatzes aus eigenen Mitteln finan-
zieren müsse. Bei dem Mangel an Investitionskapital in
Deutschland sei man also auf die Inanspruchnahme des Aus-
lands angewiesen. Zwei Gesichtspunkte hätten die Verwal-
tung der AEG bei ihrem Vorgehen geleitet: einmal die N ot-
wendigkeit gesteigerter Absatzmöglich-
keiten zur Ausnutzung der weit über die Bedürfnisse des
Inlandes hinausgehenden Produktionskapazität und sodann
das Erfordernis einer Finanzierungsmöglichkeit
zur Ausnutzung der Märkte. Bei den Verhandlungen habe
man zur Erreichung des ersten Zieles das Zusammenarbeiten
starker Kräfte für den richtigen Weg gehalten, der bei den
seit langem bestehenden Beziehungen nur mit der General
Electric Co. begangen werden konnte. Die Verwaltung hege
die Zuversicht, daß sich die Verträge für beide Teile günstig
auswirken würden, sonst hätte sie diese einseitige finanzielle
Transaktion unterlassen, denn die ganze Angelegenheit sei
nicht auf amerikanischen Expansionsdrang zurückzuführen,
sondern auf die eigene Initiativeseiner Gesell-
schaft. Die International General Electric Co. werde nun-
mehr über ein beträchtliches Aktienpaket verfügen, doch liege
es nicht in ihrem Willen, die Majorität der AEG zu erwerben.
Ebenso sei die Wahl der nunmehr in den Aufsichtsrat der letz-
teren eintretenden Amerikaner, u. zw. des Vorsitzenden des
Board der G. E. Co., Owen D. Young, des Generaldirektors
der G. E. Co., G. Swope, des Generaldirektors der 1. G. E.,
Clark H. Minor, und des Vorstandsmitgliedes der I.G. E.,
E. A. Baldwin, keine Forderung der General Electrice Co.
gewesen, sondern ein freier Entschluß der AEG.
Deutschlands elektrotechnischer Außenhandel!. — In-
nerhalb des Tarifunterabschnitts 18 B hat im Juli 1929 die
Einfuhr gegen den Vormonat (8438 dz bzw. 4,356 Mill RM)
um 1095 dz (13%) und 0,11 Mill RM (2,5 %) abgenommen,
während die Ausfuhr (129344 dz bzw. 42,331 Mill RM
i. Vm.) um 6417 dz (5%) bzw. 5,111 Mill RM (12%) ge-
wachsen ist. Die inbegriffenen Reparationssachlieferungen
betrugen 2349 dz im Wert von 1,23 Mill. RM. Für die abge-
laufenen sieben Monate ergibt ein Vergleich mit der
entsprechenden Periode des Vorjahres bei der Einfuhr eine
Steigerung um 12 989 dz (21,6 %) und 5,385 Mill RM (21%).
Sie umfaßte 8611 Lichtmaschinen (14 072 i. V.), 99589 Dy-
namos, Elektromotoren usw. (74 177 i. V.), 3721 Bogen- usw.
Lampen (726 i. V.), 2,965 Mill Metalldrahtlaınpen (2,448 i. V.)
und 45100 Kohlefaden- usw. Lampen (74700 i. V.). Die
Ausfuhr hat sich innerhalb dieses Zeitabschnitts gegen den
gleichen von 1928 um 119566 dz (15%) bzw. 50,568 Mill
RM (19%) erhöht und enthielt an Reparationssachlieferungen
66 691 dz im Wert von 22,244 Mill RM. Der Stückzahl nach
betrug der Export 53200 Lichtmaschinen (48538 i. V.),
410 496 Dynamos, Elektromotoren usw. (331424 i. V.), 23 S18
Bogen- usw. Lampen (13813 i. V.), 38.06 Mill Metalldraht-
lampen (32,583 i.V.) und 0,665 Mill Kohlefaden- usw. Lam-
pen (1.301 i. V.). Sein Überschuß stellte sich auf 839 113
dz im Wert von 285,850 Mill RM (732536 dz bzw. 240,667
Mill RM i. V.).
ı Vgl. ETZ 1928, S. 1387; 1920, S. 1179.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
Einfuhr in dz
12. September 1929
Ausfuhr indz
Erzeugnisse Juli Januar/Juli Juli Januar/Juli
1929 1929 1928 1929 1929 1928
907 a Lichtmaschinen und Lichtzündmaschinen für Motorfahr-
zeuge; Anlaßmotoren für Verbrennungsmotoren . . . . 66 628 1 309 768* 5 024*) 4021
907 Dynamomaschinen, Elektromotoren, Umformer; Trans-
b bis g formatoren und Drosselspulen!. .. .. SC E 3 481 20752 | 27906 | 27799*| 178 319*| 180 009°
907 h Fertig gearbeitete Anker, Kollektoren? . . .. 2.2... 73 1281 890 1917*| 11 829| 17095
908 a, b| Elektrizitätssammler, deren Ersatzplatten (Elektroden) . 564 3 784 4 340 4 232*| 28 780*| 30 347*
Kabel zur Leitung elektrischer Ströme, zur Verlegung in
Wasser oder Erde geeignet . . . 2. s. 2 2220... 618 28 310 9 951 46 822*| 335 090*| 250 260°
910 Bogenlampen, Quecksilberdampf-, Quarz- und ähnliche
a bis o Lampen; Gehäuse dafür mit Glasglocken; Scheinwerfer,
Retlektoren® . „un. Ae E ee 19 106 71 252 2 670* 2 334
911a Metallfadenlampen . . . s.. sesen eenen E 263 1 348 1 202 1 180 6 950*] 668°
OR, Kohlenfaden-, Nernst- und andere Glühlampen . . . . . 5 26 36 26 236* KA
912 Aı Telegraphenwerke; Bestandteile davon . . . . . 21 95 32 14 181* 124
912 A3) Fernsprecher, Fernsprech-, Wand- und Tischstationen, Fern-
sprechvermittelungseinrichtungen; Bestandteile davon . 208 583 316 ] 782*| 11 009* 8 622*
912A3| Vorrichtungen für die drahtlose Telegraphie und Tele-
phonie; Bestandteile davon . . . . 2222000. 560 3 617 2 087 4 068*| 28989*| 21 Lin
912A4| Meß-, Zähl- und Registriervorrichtungen, auch in Verbin-
dung mit Uhrwerken; Bestandteile davon . . .... 161 1177 1 230 2946*| 19852*] 17 065°
912 B Bügeleisen; Bestandteile davon . . ». 2.2 2 22.2... — 13 14 805 4 472* 359
912C Heiz-, Koch- und sonstige Wärmeapparate; Bestandteile
dënn, "ue ca a ee te ee er 146 1 163 9 850 1 270* 8 524* 6 674°
912 D Röntgenröhren; Bestandteile davon . . . 2... 2... 3 15 7 18* 115* 71°
912 E Magnetzündapparate und sonstige elektrische Zündsysteme
sowie Teile davon (ausgenommen Magnete); elektro-
technisahes Zubehör für Motorfahrzeuge . . . ... . 307 1 851 1 746 1 801*| 14541* 10 100*
912 Fı | Sicherungs- und Signalapparate; Läutewerke; Bestandteile
davon .. 220000 . . 12 108 94 1 423* 7 567* 6 447°
912 F2 | Vorrichtungen für Beleuchtung, “Kraftübertragung, Elek-
trolyse; Vorschalte- und Nebenschlußwiderstände; sonst.
a. n. g. Vorrichtungen; Bestandteile davont . . ... . 783 7491 7169 | 27693*| 181 272*| 177 277*
912 F38 | Vorrichtungen für ärztliche oder zahnärztliche Zwecke;
Bestandteile davon (ausgenommen 912D) . .... . 37 427 355 1535*| 10708* 9 646"
912 F4 | Galvanische (auch Trocken-) Elemente, elektr. u. galva- l
nische Batterien; Thermoelemente; Bestandteile davon 14 264 378 5 254 36 089 27 402
912 F5 | Isolationsrollen, -glocken, -knöpfe, Spulen, Taster, Schalter
usw. aus Steingut, Porzellan oder Glas (ausgenommen
st: EE NEE ER — 143 165 6 6 6
912 F6 | Isolationsgegenstände aus Asbest, Asbestpa Glimmer
oder Mikanit für die Elektrotechnik (Schutzkasten usw.) 2 34 79 75 375* 305°
912 F7 | Isolierröhren für elektr. Leitungen aus Papier oder EE
Verbindungsstücke dafür... ..... 4 081 19 731*)| 13 044*
SS Elektrotechnische Erzeugnisse, unvollständig angemeldet . — — — —- 6 21
nge in dz . 7343 73 216 RSA 135 761*! 912 320*| 792 753°
Summe von Tarifunterabschnitt 18B: | Work in 1000 RM | 4 246 | 30502 | 925117 | 47 442*, 316 352*| 265 784°
648 a Vorgepreßte Blöcke, Platten und rn aus Kohle für
elektrotechnische Zwecke . . .. 2 eu ue 21 205 250 570 6 845 77063
648 b Kohlenbürsten, Mikrophonkohlen usw.; Kohlenfäden für
elektr. Beleuchtungskörper oder dgl., auch in le
mit Platin. s s 30 a une ae Se u 2 40 32 86 504* 464
648 e Brennstifte für Bogenlampen . ee re 174 799 33 582 4 948 4 486
648 d Klektröden: . so esea u a. nee eine 188 3 773 7117 22215 | 161553 | 147 185
733 a Porzellanisolatoren für Telegraphen- oder Fernsprech-
leitúngon t A ee 8. re ee a a A 2 180 129 10 736*| 45334*| 34121”
740 a Glühlampenkolben EE EE EN au Car a Ze ee 55 190 181 1 394 10 117 6 169
183 0 Bearbeitete Teile von elektrischen Maschinen der Nrn.
907 a/g und von Erzeugnissen der Nrn. 907 h/911 b aus
nicht schmiedbarem Gußeisen. . . . 2». 20.0... 123 1 004 1 739 | 8 8 a
799 o dagl. aus schmiedbarem Eisen . . . . . 67 420 466
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tSchnik e e u ul ee ee .. 196 1447 1213 11 7985*| 80. 256*) d ré
! Die Ausfuhr von Quecksilberumformern ist in Nr. 912 F 2 enthalten. schaffenhet. — ® Isolatinneglocken unter 733 a, andere Waren, auch aus
? Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile von nicht vollständigen elektrischen
Maschinen. — e Die Ausfuhr umfaßt auch Teile von Bogenlampen außer
Brennstiften (648c). — * Die Ausfuhr umfaßt auch Quecksallberumformer
aus Nr. 007 b/g und Iaolationsgeeenstände, auch aus Ambrold, Hartkautschuk
Ambrold, Hartkautschuk usw., unter 912 F 2. — 7 Die Ausfuhr umfatt
Isolatoren aller Art aus Steingut. oder Porzellan. — P Für die Ausfuhr geiten
die im Unterabschnitt 18 B bei den Maschinen angegebenen stat. Nro. —
9 Berichtigte Zahl.
usw. der Nr. 912 F5 außer Isolationsglocken (733a). — ê Einfuhr nach Be-
e Einschließlich der Reparationssachlieferungen.
Bezugsquellenverzeichnis. Berichtigung.
In dem Aufsatz „Die Stromv ersoreunzs-
Frage 311: Wer baut kleine Glimmwiderstände für Anlagen der Deutschen Reichspost“, ETZ
Schwachstrom?
Frage 312: Wer baut für Antrieb von Aufzügen mit
Feineinstellung Drehstrommotoren mit Stabanker, die
zwischen 300 und 1000 U/min regelbar sind?
Frage 313: Wer stellt die Akkumulatoren-Lade-
maschinensätze mit dem Fabrikzeichen M. A. A. M. her?
Für die Schriftleitung verantwortlich: E.
1929, N. 1253, ist der Name des Verfassers dureh ein Ver-
sehen der Setzerei entstellt worden. Verfasser ist Herr
Dipl.-Ing. Stübler (nicht Stüber), Postdirektor im
Reichspostzentralamt, Berlin.
Abschluß des Heftes: 7. September 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expli.
C. Zehme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9.
ep a
}.Septembe: 1929 ___Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37
e _ Netzanschluß-Uhren „Electrochronos“ mit Synchronmotor.
Mitteilung der AEG.
Die Drehzahl des Synehronmotors ist bekanntlich
starr mit der Wechselzahl der zugeführten Wechsel-
nnung verknüpft. Ein zweipoliıger Anker eines
E hroumotors macht z. B. 3000 U/min bei der üb-
| n Frequenz von 50 Pers Bei Konstanthaltung
der Frequenz, können daher Synehronmotoren mit ent-
- sprechender Übersetzung zum Antrieb von Uhren dienen.
Die Tatsache
jedoch, daß
er Synchron-
motor norma-
ler Bauart zu-
nächst mecha-
nisch angewor-
fen werden
muß, bis erin
der synehronen
Drehzahl mit
der Netzfre-
quenz weiter-
läuft, stand der
Einführung
dieser Uhren-
art bisher hin-
dernd im We-
ge: Derartige
hren wären
in Aufbau und
in der Bedie-
Abb. 1. Netzansehlußuhr Electrochronos nung zu um-
- mit Synehronmotor ständlich gé-
K13763
wesen.
Der neuerdings von der AEG gebaute Synchron-
motor (Bild 1) unterscheidet sich von den früher
wersuchten Bauarten hierin grundsätzlich, indem der
Anker von selbst asynchron anläuft, sobald die Wick-
lung an die Netzspannung gelegt wird. In kürzester
Zeit wird die synchrone Drehzahl ohne jeden mechani-
schen Eingriff erreicht.
Der neue Synchronmotor besteht aus dem Triebkern
mit Spannungsspule, dem Läufer und dem Über-
Eoria Der von der Spannungsspule in dem
Jlamellierten Triebkern erzeugte Fluß wird durch zwei
Kurzschlußringe an den Polen in einen belasteten und
einen unbelasteten Zweig geteilt. Sie sind so angeord-
net, daß sie ein Drehfeld erzeugen, das am Läufer
rreift. Dieser läuft aus dem Ruhezustand asynchron an
kommt in kürzester Zeit auf die synchrone Dreh-
zahl. Der Läu-
fer besteht aus
2 gehärteten
flachen Stahl-
töpfen, die auf
einer 0,5 mm
starken Stahl-
achse angeord-
net sind und
wiegt nur4,8g.
Die Läufer-
drehzahl wird
durch mehr-
fache Über-
setzung herab-
gesetzt. Das
Räderwerk be-
findet sich mit
dem Läufer in
einer gemein-
samen völlig
geschlossenen
Abb. 2. Synehronmotor. Messingkapsel,
r l die mit 3 cm?
Mineralöl gefüllt ist. Aus der Messingkapsel ragt die
Stundenac heraus, die 1 Umdrehung je Stunde
und für die Steuerung von Tarifmeßeinrichtungen
(Bild 3). Hier bieten der engere Anschaffungspreis
und der fast völlige Fortfall der Wartung beträchtliche -
Vorteile gegenüber den Federuhrwerken. |
Beim Ausbleiben der Netzspannung kommt der
Synehronmotor naturgemäß zum Stillstand und
läuft erst wei-
ter, wenn die
ursprüngliche
Netzspannung
wieder eintrifft.
Damit man
nun nach einer
Unterbrechung
auf den Falsch-
gang aufmerk-
sam wird, ist
eine rote Fall-
klappe vorge-
sehen, die her-
vortritt, sobald
die Stromzu-
fuhr unter -
brochen wird.
Nach Richtig-
stellung der
Uhr wird die
Fallklappe wie-
der von Hand
zum Verschwin-
den gebracht. Abb. 8. Schaltuhr mit Synehronmotor,
'orausset-
zung für den riehtigen Gang der Synchronuhren ist die
Übereinstimmung der Maschinenfrequenz mit der astrono-
mischen Zeit. Praktisch unterliegt die Frequenz gewissen
Sehwankungen, d.h. Abweichungen von dem Sollwertnach
oben und nach unten. Um nun an allen Synehron-
uhren genaue Zeit zu erhalten, ist es nötig, die
Maschinenfrequenz im stromliefernden Werk nach der
astronomisehen Zeit nachzuregeln. Hierzu wird eine
Periodenkontrolluhr benutzt, in der eine sehr genaue
Pendeluhr mit |
einem Synchron-
motor so ergänzt
ist, daß die Zeiger
beider Uhren über-
einander laufen
(Bild 4). Der
Maschinenwärter
muß nun durch
entsprechendes
Nachregeln der
Frequenz dafür
sorgen, daß beide
Zeiger stets in
Deckung bleiben.
Aus dem Vor-
stehenden geht
hervor, daß die
Synehronuhr nur
in solchen Netzen
einwandfrei arbei-
tet, in denen die
Frequenz in der
geschilderten Wei-
se gesteuert wird.
Mehrere große
Elektrizitätswer-
ke des In- und
Auslandes arbei-
ten mit zeitge- Abb, 4. Perioden-Kontrolluhr, Vorderseite,
nauer Frequenz-
regelung, und es werden zweifellos weitere folgen, insbe”
sondere wenn die Frage der Frequenzführung in zusammen”
arbeitenden Kraftwerken ihre Lösung gefunden hat,
Die Netzanschlußuhren bieten im Vergleich zu an-
deren Uhrenanlagen beträchtliche Vorteile. Sie be-
nötigen keine besanderen Stromquellen; ihre Wartung
ist auf ein Mindestmaß beschränkt. Das besondere
Leitungsnetz wird überflüssig; die Betriebssicherheit ist
vorzüglich, da keinerlei Schaltkontakte vorhanden sind.
XXXVII Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 37 Lë September 1929
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1357
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
50. Jahrgang
Heft 38
Berlin, 19. September 1929
Aufbau, Wirkungsweise und Vorteile der Tardo-Sicherung.
Von Dipl.-Ing. Erich Junck, Bremen.
Übersicht. Es wird der innere und äußere Aufbau
einer neuartigen trägen Schmelzsicherungsart und ihr Ver-
halten bei normalem Stromfluß, bei Überlastung und bei
Kurzschluß beschrieben. An Hand von Beispielen werden
die Vorteile dieses Sicherungsystems erläutert.
I. Aufbau der Tardo-Sicherung.
Der Aufbau der Tardo-Sicherung, einer neuartigen
trägen Schmelzsicherung, weicht wesentlich von der Bau-
art der üblichen Schmelzsicherung ab. Zwar haben beide
Sicherungsysteme die gleichen Ausmaße des Gewindes
und des Fußkontaktes, aber der innere Bau ist völlig von-
einander verschieden. Die übliche Schmelzsicherung be-
sitzt als ein den Stromkreis unterbrechendes Element
einen oder mehrere Schmelzdrähte, deren Schmelztempe-
ratur von über 950 ° erreicht werden muß, um eine Strom-
unterbrechung herbeizuführen. Die Tardo-Sicherung be-
sitzt hingegen im Innern des Schmelzstöpsels ein nach
besonderen Gesichtspunkten auf Grund mehrjähriger Ver-
suche aufgebautes System leichtschmelzender Lötstellen
und Schmelzdrähte, in welchem die Lötstelle bei einer
Vo ee von etwa 75° eine Stromunterbrechung ein-
eite
Den inneren Aufbau der Tardo-
Sicherung, die übrigens das VDE-
Prüfzeichen erhalten hat, läßt Abb.1
erkennen.
Auf dem Normalgewinde ist ein
steifer Metallstreifen a befestigt, der
einen federnden Metalistreifen b trägt.
Beide Streifen sind durch ein leicht-
schmelzendes Lot bei c verbunden.
Vom oberen Ende des federnden Blech-
streifens b führt ein Silberschmelz-
leiter d zum Fußkontakt. Parallel zu
dem System Lötstelle und Schmelz-
leiter d laufend verbindet ein Schmelz-
leiter e das Gewinde und ein Kenn-
draht g den Metallstreifen a mit dem
Fußkontakt. Ein aus Widerstands-
material hergestellter Bügel f, der
parallel zur Schmelzstelle c liegt, über-
brückt bei einigen Stromstufen am
oberen breiten Ende die Blechstreifen
a und b. Die Lötstelle c ist derartig
ın einem besonderen Kanal des kera-
mischen Körpers angeordnet, daß der
untere Teil des Streifens b nach Ab-
schmelzen des Lotes federnd vom Strei-
fen a fortschnellen kann. Die Drähte d, e und f sind in
esonderen mit Füllmaterial ausgefüllten Kanälen kurz-
schlußsicher untergebracht.
Die Ansicht auf den Stöpselkopf einer üblichen Siche-
rung läßt, wie aus Abb. 2 hervorgeht, ein Glasfenster mit
dem dahinter befindlichen Unterbrechungsmelder erken-
nen. Die Ansicht auf den etwas größer gehaltenen Stöpsel-
kopf der Tardo-Sicherung zeigt einen Kenndraht, der
hinter einem Glimmerfenster auf weißem Hintergrund
sichtbar und in der Farbe der entsprechenden Nennstrom-
stärke gehalten ist. Durch diese Anordnung wird das
Erkennen, ob die Sicherung angesprochen hat oder nicht,
wesentlich erleichtert.
‚Den äußeren Aufbau der Tardo-Sicherung im Ver-
gleich mit einer normalen Schmelzsicherung läßt Abb. 3
erkennen. Während die üblichen Schmelzsicherungen
meistens aus Stöpsel und Stöpselkopf bestehen, also Zwei-
Abb. 1. Innerer Auf-
bau einer Tardo-
Sicherung.
teilig sind, besteht die Tardo-Sicherung nur aus einem
einteiligen Schmelzstöpsel, der, wie Abb. 3 erkennen läßt,
etwas länger ist als die übliche Ausführung, um Ver-
wechselungen vorzubeugen. Ferner ist bei der Tardo-
Sicherung der keramische Teil des Stöpselkopfes etwas
massiger gehalten, wodurch, wie Messungen beweisen, das
thermische Verhalten günstig beeinflußt wird.
Abb. 2. Ansicht des Stöpselkopfes
a) einer normalen b) einer Tardo-Sicherung.
II. Wirkungsweise der Tardo-Sicherung. `
Der Strom, der in das Gewinde der Tardo-Sicherung
eintritt, fließt in den Blechstreifen a, durch die Lötstelle c,
in den Blechstreifen b. Von hier fließt er durch den
schmalen Draht d dem Fußkontakt zu. Parallel dazu
fließt der Strom vom Gewinde durch den Draht e eben-
falls zum Fußkontakt. Außerdem fließt ein geringer Teil-
strom parallel zur Lötstelle c durch den aus Widerstands-
material hergestellten Bügel f von a nach b und ein an-
derer Teilstrom durch den im Querschnitt schwach ge-
haltenen Kenndraht g von a zum Fußkontakt. Durch
dieses Parallelschalten aller Stromzweige wird gegenüber
der normalen Sicherung mit nur einem Schmelzdraht der
Widerstand und damit die Stromwärme und der Eigenver-
brauch der Sicherung
wesentlich herabgesetzt.
Die Tardo - Sicherung
bleibt kalt.
Tritt eine Über-
lastung des von der
Tardo - Sicherung zu
schützenden Stromkrei-
ses ein, so erwärmt der
durch die Lötstelle c
fließende Strom den
Leiter d, dessen Wärme
durch den Streifen b
zur Liötstelle c fließt
und allmählich das Lot
bis zum Schmelzpunkt
erhitzt. Ist das Lot ge-
schmolzen, so hat der
federnde Metallstreifen b keinen Halt am unteren Teil des
Streifens a mehr und schnellt fort (s. Abb. 4).
Da der Stromkreis aber nicht unterbrochen wird, son-
dern noch ein starker Teilstrom durch den Draht e vom
Gewinde zum Fußkontakt fließt, so ist das Spannungs-
gefälle an der Öffnungstelle bei c so gering, daß ein Öff-
nungsfunke nicht entsteht, zumal parallel zur geöffneten
Strecke der Drahtbügel f geschaltet ist, durch den ein
Strom von a nach b und durch d zum Fußkontakt fließen
kann. Dieser Strom, der von a durch f über b nach d
fließt, bringt den Bügel f zum Schmelzen (s. Abb. 5). Nach-
Abb. 3. Äußerer Aufbau einer
Tardo-Sicherung (links) und einer
normalen Sicherung.
dem ein Teil des Stromflusses nunmehr durch die geöffnete
1358
Lötstelle bei ce und den abgeschmolzenen Draht f unter-
brochen ist, fließt ein derart starker Strom vom Gewinde
durch den Draht e zum Fußkontakt, daß der Schmelzleiter
é wie bei einer normalen Schmelzsicherung durchschmilzt
(s. Abb.6). Unmittelbar darauf fließt der Reststrom, der
von a durch den Draht g zum Fußkontakt geleitet wird,
durch den Kenndraht g in solcher Stärke, daß der letztere
ebenfalls abschmilzt (s. Abb.7) und durch eine dunkel-
braune Färbung an Stelle der Kennfarbe hinter dem
Glimmerfenster des Stöpselkopfes das Ansprechen der
Sicherung erkennen läßt.
—
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Ge j e y
guung:
Dm a om wm e mee
Abb. A
Tritt ein Kurzschluß in dem von der Tardo-Sicherung
zu schützenden Stromkreis ein, so spricht die Lötstelle c,
weil ihre Erhitzung langsam erfolgt, also träger ist als
die Schmelzleiter e und d, nicht an. Vielmehr schmelzen
die Drähte d und e wie die Schmelzleiter von normalen
Sicherungen mit geschlossenem Schmelzeinsatz. Nachdem
i um e geschmolzen sind, schmilzt auch der flache Kenn-
raht g.
Kennzeichnend für die Wirkungsweise einer Tardo-
Sicherung ist die in Abb. 8 dargestellte Kennlinie. Die
Kennlinie gibt für ver-
schiedene Stromstärken
die entsprechenden Ab-
schmelzzeiten an. Ober-
halb des Teilgebietes I
liegt der Bereich der
kurzschlußartigen Über-
lastungen, die von der
Tardo -Sicherung wie
von der gewöhnlichen
Sicherung unverzögert
im Verlauf von etwa
(ee Ss und weniger ab-
geschaltet werden. Im
Teilgebiet I, dem Gebiet
hoher Überströme, be-
nötigt die Tardo-Siche-
rung ein Vielfaches des
Nennstrcmes, um im
Verlauf von einigen
Sekunden abzuschmelzen. Im Teilgebiet II, dem Be-
reich geringerer Überlastungen, sind schon Abschmelz-
dauern von einer bis mehreren Minuten notwendig, um die
Tardo-Sicherung zum Ansprechen zu bringen. Kurzzeitige
Überlastungen in den Teilgebicten J und III werden also
von der Tardo-Sicherung ausgehalten, ohne daß sie an-
spricht. Im Teilgebiet IJI endlich nähert sich der Verlauf
der Stromzeitkurve der Abszissenachse (Zeitachse) derart,
daß sie die Prüfbedingungen mit Minimal- und Maximal-
Abschmelzstrom gemäß $ 52 der „Vorschriften, Regeln und
Normen für die Konstruktion und Prüfung von Instal-
lationsmaterial bis 750 V Nennspannung“ (K. P. I./1928) er-
füllt, d.h. der Maximalprüfstrom (1,6 ... 2,1 X Nennstrom)
wird innerhalb 1 h abgeschaltet, während der Minimalprüf-
strom (1,5... 1,3 X Nennstrom) mindestens 1h lang ausge-
halten wird.
Ganz allgemein kann gesazt werden, daß die Trägheit
der Tardo-Sicherung so gewählt ist, daß Überlastungen so
lange ausgchalten werden, als sie dem entsprechenden
Leiterquerschnitt nicht gefährlich werden.
III. Vorteile der Tardo-Sicherung.
a) Da die Tardo-Sicherung innerhalb einer kurzen
Zeit von mehr als 2 Perioden etwa das Sechs- bis Zehnfache
des Nennstromes fülıren kann, ohne abzuschmelzen, kann
sie mit Vorteil dort angewendet werden, wo es gilt, einen
/
—> Stromstörke
—> Zeit
Alb. 8. Kennlinie einer Tardo-
Sicherung.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
Stromkreis zu sichern, in welchem kurze Zeit hohe, dann
aber schnell abklingende Anlaufströme auftreten, deren
Höhe die üblichen Schmelzsicherungen gleicher Nenn
stromstärke zum Abschmelzen bringen würde.
Derartig hohe, kurzdauernde Anlaufströme treten in ; |
Stromkreisen auf, in denen Kurzschlußmotoren angelassen
18. September =
oder zahlreiche Wolframdrahtlampen eingeschaltet wer- f|
den. Dabei kann aber in derartigen Stromkreisen trotz
dieser Belastung eine weitere Belastung — sei es Dauer-
last oder intermittierende Last — stattfinden. Jeder Kurz-
sehlußĝmotor nimmt unmittelbar nach dem Einschalten zum
Aufbau seines magnetischen Feldes! einen Anlaufstrom
auf, der durchschnittlich eine Periode dauert und während
dieser Zeit die sechsfache Höhe seines Nennstromes er-
reichen kann. Ebenso nimmt die Wolframlampe, deren
Wolframfüden wie alle Metalle einen positiven Tempera-
turkoeffizienten und im kalten Zustande nur lu des
Widerstandes im erhitzten Zustande besitzen, während
der Dauer von 0,5 Perioden einen Anlaufstrom auf, dessen
Höhe etwa das Zehnfache des normalen Betriebstromes
erreicht.
Am unangenehmsten machen sich aber im praktischen
Betriebe die Stromstöße beim Anlauf von Kurzschluß-
motoren bemerkbhar, weil sie eine größere Sicherung und
eine Leitung größeren Querschnittes erforderlich machen,
als der Motor für seinen Vollastbetrieb benötigt. So muß
z.B. ein Drehstromkurzschlußmotor von 3,6 kW bei 220 V
und 12,2 A mit einer 30 m langen Zuleitung mit 25 A
gesichert werden, damit der Einschaltstromstoß von etwa
80 A von der Sicherung aufgenommen wird. Weil nun
die Leitung mit 25 A gesichert ist, muß der Mindestquer-
schnitt 6 mm? betragen. Da eine Tardo-Sicherung van
10A den Einschaltstromstoß aufnehmen kann ohne an-
zusprechen, würde ein Querschnitt der Zuleitung von
1,5 mm? genügen. Wie groß hierbei die Ersparnis ist,
zeigt folgende Rechnung:
Bei einer Schmelzsicherung von 25 A wird be-
nötigt, eine ie 3X30 m=%m NGA
6 mm? . 16,15 RM.
Bei Anwendung einer Tardo-Sicherung von
10 A wird benötigt ‚eine Leitung 3 X 30 m
= 90 m NGA 1,5 mm? : . 6,00 RM.
Ersparnis bei Anwendung einer Tardo- Siche-
rung De me ee i A N 10,15 RM.
Selbst wenn angenommen wird, daß die Montagekosten
und die Kosten für Isolierrohr und Zubehör in beiden
Fällen gleich hoch wären, so ergibt sich in diesem Falle
bei der Anwendung einer Tardo-Sicherung von 10 A gegen-
über einer normalen Schmelzsicherung von 25 A eine Er-
sparnis von 10,15 RM. Das sind allein 63 % Ersparnis an
Leitungsmaterial.
Eine ähnliche Ersparnis kommt für die ungeheuef
große Zahl von Stromkreisen in Frage, durch die Kurz-
schlußmotoren mit den Netzen verbunden sind. Man kann
hier vor allem zwei Möglichkeiten in Betracht ziehen.
Einmal werden derartige Stromkreise mit dem Leitungs-
querschnitt versehen, welcher dem Nennstrom des Motors
und dem Spannungsabfall entspricht, dann wird häufig
entgegen den Verbandsvorschriften eine höhere Schmelz-
sicherung montiert, damit der hohe Anlaufstrom des Kurz-
schlußmotors ohne Störung aufgenommen wird; oder aber
cs wird der entsprechend höhere Querschnitt genommen,
um vorschriftsmäßig zu sichern und ohne Störung den
Kurzschlußmotor anlassen zu können. Im ersteren Falle
ist die Leitung übersichert und die zu hohe Sicherung
bietet keinen Leitungschutz, im zweiten Fall wird der
Querschnitt der Leitung nur !/ıoo s lang während des An-
laufes voll belastet, in der übrigen Betriebszeit aber wird
der Querschnitt der Leitung nur zu einem geringen Teil
ausgenutzt. Bezieht man diese Überlegung auf die vielen
Tausende von Kurzschlußmotorenkreisen, deren Leitungs-
aquerschnitte bei Anwendung der Tardo-Sicherung viel
schwächer als bisher gehalten werden könnten und dabei
die Leitung ebensogut schützen als vorher, so ergibt sieh
eine unvorstellbare Ersparnis am Kupfergewicht und so-
mit am Volksvermögen.
b) Bei Verwendung von Installations-Selbstschaltern
und Motorschutzschaltern müssen die davor geschalteten
Hauptsicherungen, wenn normale Schmelzsicherungen ver-
wendet werden, mehrere Stromstufen höher gewählt wer-
den als die Nennstromstärken der Selbst- und Schutzschal-
ter, damit die Hauptsicherungen nicht früher ansprechen
als die selbsttätigen Schalter. Der Größe der Hauptsiche-
rung gemäß müssen auch die Verbindungsleitungen zwi-
schen den Hauptsicherungen und den selbsttätigen Schal-
tern entsprechend stark gewählt werden. Da die Tardo-
4 Vgl. Elektrizitätswirtsch. Bd. 26, S. 494.
|
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19. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
1359
Sicherung träger und elastischer wirkt als die üblichen
Schmelzsicherungen, fängt sie ohne anzusprechen Über-
lastungstöße und kurzzeitige Überlastungen auf, die die
üblichen Sicherungen zum Schmelzen bringen würden. Da-
her genügt vor Installations-Selbstschaltern und Motor-
schutzschaltern eine Tardo-Sicherung der nächsthöheren
Stromstufe. Auf diese Weise ergibt sich ebenfalls eine Er-
sparnis an Leitungsmaterial und Kupfergewicht.
c) Bei kurzzeitigen Überlastungen, wie sie bei der
heute häufigen Verwendung elektrischer Haushaltgeräte
vielfach vorkommen, sprechen die üblichen Sicherungen an
und geben dadurch zu unliebsamen Störungen, oft zum
Flicken der Sicherungen, immer aber zum Ärger Anlaß.
Dasselbe trifft in Fabrikbetrieben zu, bei denen Schalt-
stöße durch gleichzeitiges oder ungeschicktes Anlassen
mehrerer Motoren oder kurzzeitige Überlastungen die
normalen Schmelzsicherungen zum Ansprechen bringen.
Die träge Tardo-Sicherung hingegen nimmt jede die Lei-
tung nicht schädigende Überlastung auf und erspart daher
sowohl den Klein- als auch den Großverbrauchern unange-
nehme, zeitraubende Stromunterbrechungen.
Da die Tardo-Sicherung mehrere parallel geschal-
tete Schmelzleiter. die gemeinsam den Strom vom Stöpsel-
gewinde zum Fußkontakt leiten, besitzt, ist der Wider-
stand. den die Tardo-Sicherung dem Strom entgegensetzt,
und damit auch die Wärmeentwicklung in der Sicherung
schr gering.
Die nachfolgende Zahlentafel 1 bringt Vergleiche der
Widerstände und Temperaturen zwischen normalen und
Tardo-Sicherungen, wobei beide Sicherungsarten zuerst
1 h lang mit dem Nennstrom von 20 A und unmittelbar
darauf eine Stunde lang mit dem Mindestprüfstrom von
23 A belastet wurden. Die Temperaturmessungen erfolg-
ten durch geeichte Thermometer am Rande der Stöpsel-
köpfe, also dort, wo die Sicherungen beim Herausschrau-
ben angefaßt werden.
Zahlentafel 1.
Wider- Temp Wider-TempeJWider- Tempe-
= stand | ratur | stand | ratur | stand | ratur
S = nach 1 h Be- | nach 1 h Re-
S | Sicherungsart nach dem asning mit leschte mii
= . ennstrom ndestprül-
z, Einschalten 0A strom %8 A
m9 SO mu SO
Normale 20 A-
| Sicherung mit
VDE-Zeichen
Tardo-
| Sicherung |
20 A
Aus Zahlentafel 1 geht hervor, daß bei den genannten
Belastungen, die sich im Rahmen der Prüfvorschriften
(S 52 der K.P.1./1928) halten, bei der mit dem VDE-Zeichen
versehenen normalen Schmelzsicherung Temperaturen von
&6 °..9%° am Rande der Stöpselköpfe auftreten. Diese
Sicherungen genügen zwar den Vorschriften des Verban-
des Deutscher Elektrotechniker, bewirken jedoch bei ihrer
Bedienung schmerzhafte Verbrennungserscheinungen an
den Fingern. Sie schützen also die Anlage, verletzen aber
die Menschen. Die Tardo-Sicherung, deren Temperatur
unter gleichen Bedingungen nur auf 46 ° gestiegen war,
schützt hingegen die Anlage und die Menschen.
e) Durch die geringe Wärmeentwicklung sind die
Weattverluste der Tardo-Sicherung erheblich geringer als
bei den üblichen Schmelzsicherungen. Nachfolgende Zah-
lentafel 2 zeigt Vergleiche zwischen den Eigenverlusten
von normalen und von Tardo-Sicherungen, wobei beide
Sicherungsarten 1 h lang mit dem Nennstrom von 20 A
und daran anschließend 1 h lang mit dem Mindestprüfstrom
von 28 A belastet wurden.
Zahlentafel 2.
QUA GH ri
= Eigen- | Eigenverlust | Eigenverlust
g verlust | nach 1 h Be- | nach 1 h Bo-
3 Sicherungsart nach dem | lastung mit | lastung mit
E Ein- Nennstrom | Mindestprüf-
£, schalton | 20 A strom 28 A
Normale 20 A- 5,62 W 6,26 W 18,42 W
i Sicherung mit | 5,60 „ 6,20 ,, 20,44 ,
VDE-Zeichen 5,24 „ | 5,80 „ | 17,13 „
Tardo- 2,56 „ | 2,66 „ 5,90 „
| Sicherung 2,50 „ | 2,60 „ | 5,82 „
20 A 2,56 „ 2,66 „ 5,90 „
Demnach beträgt der Eigenverlust bei den üblichen
Schmelzsicherungen je nach der Belastung das Doppelte
bis Dreifache einer Tardo-Sicherung für die gleichc Nenn-
stromstärke.
Welche Verluste an elektrischer Arbeit durch derartig
unerwünschte Belastungen durch Eigenverluste eintreten
können, geht aus folgendem Beispielhervor. Wenn von
den 1500 vorhandenen 20 A-Sicherungen einer großen Fa-
brik der Einfachheit halber 500 als unbenutzt, die an-
deren 1000 aber als vollbelastet angenommen werden, so
besitzen diese 1000 normalen Sicherungen einen durch-
schnittlichen Verlust an Eigenverbrauch von 6080 W und
erfordern in einem Jahr bei 2000 Benutzungstunden 12 160
kWh. Unter gleichen Betriebsbedingungen würden die
Tardo-Sicherungen nur einen Eigenverlust von durch-
schnittlich 2640 W besitzen und bei 2000 Benutzungstunden
im Jahr nur 5280 kWh erfordern. Die Ersparnis bei An-
wendung von Tardo-Sicherungen könnte also in einem
Jahr 6880 kWh betragen.
Was in diesem Beispiel nur im kleinen skizziert
wurde, trifft in großem Umfange bei den Millionen von
Hausanschlußsicherungen in ähnlicher Weise zu. Während
aber im ersten Fall die Verluste vom Stromabnehmer ge-
tragen werden, weil dessen Sicherungen hinter dem Zähler
montiert sind, werden die Verluste, die in den Hausan-
schlußsicherungen entstehen, von den Elektrizitätswerken
Betragen. In beiden Fällen entstehen der Elektrizitäts-
wirtschaft aber jahraus jahrein bisher wenig beachtete,
jedoch beträchtliche Verluste, deren Verminderung durch
Anwendung der Tardo-Sicherung ermöglicht werden
könnte.
Aus diesem Grunde erscheint der Hinweis zweck-
mäßig, daß die Fabrikanten von blech- und gußgekapselten
Hausanschlußkästen, Kabelkästen, Panzersicherungen
u. dgl. sich darauf einstellen sollten, diese Erzeugnisse in
ihren Abmessungen in Zukunft derart auszugestalten, daß
sich die Tardo-Sicherungen bequem darin verwenden lassen.
f) Die Tardo-Sicherung ist ein thermisches Abbild der
zu schützenden Leitung, so daß sie der veränderlichen Be-
lastbarkeit des Stromkreises bei Temperaturschwankungen
besser Rechnung trägt als eine normale Sicherung, deren
Schmelzleiter durch zu hohe Temperaturen gegen Tempe-
raturschwankungen in
der üblichen Größen-
ordnung von 20° un-
empfindlich sind.
Das Anpassungsver-
mögen der Tardo-Siche-
rung an das thermische
a Abbild der zu schützen-
den Leitung zeigen die
Kennlinien der Abb. 9.
Aus den Kennlinien
der Abb. 9 geht hervor,
daß die normale Siche-
rung.(c) bereits in einer
Zeit abschmilzt, wäh-
rend welcher der durch
die NGA-Leitungen flie-
Bende Strom diese bei
weitem noch nicht auf
die Übertemperatur ge-
bracht hat, die nach den
Errichtungsvorschriften
roch zulässig ist. Die
Kennlinie b der Tardo-Sicherung entspricht dem thermi-
schen Abbild der Leitungen bedeutend besser und spricht
in dem Bereich noch nicht an, in welchem die Übertem-
er der NGA-Leitungen unter der zulässigen Grenze
eibt.
‘ Ferner gibt u. a. diese Eigenschaft der Tardo-Siche-
rung im Verein mit ihrem sehr schmalen Streuband die
Möglichkeit, die Tardo-Sicherung in Hintereinanderschal-
tung mit einer normalen Sicherung der gleichen oder
auch niederen Stromstufe als Strombegrenzer zu ver-
wenden.
Schließlich besteht aus den gleichen Gründen die er-
wünschte Möglichkeit, die Mindestprüfstromstärken zu er-
höhen, um auf diese Weise die Querschnitte der Leitungen,
deren völlige Ausnutzung durch das breite Streuband der
normalen Schmelzsicherungen verhindert wurde, besser
auszunutzen als bisher. Ein weiteres Eingehen auf diesen
von weitschauenden Elektrotechnikern häufig geäußerten
Wunsch, dessen Verwirklichung eine ungeheure Ersparnis
an Volksvermögen zur Folge haben könnte, würde den
Rahmen dieser Arbeit überschreiten.
— Leit
Abb. 9. Kennlinie
a) einer NUA-Leitung (im Isolierrohr
verlegt 3x25 mm?), b) einer Tardo-
Sicherung von 15 A„ œ) einer nor
malen Sicherung von 15 A.
1380
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
Ein neues Verfahren zur Bestimmung der Fehlergrößen bei MeBwandlern.
Von Ing. Josef Slavik, Brünn.
Übersicht. Es wird ein neues Verfahren zur Bestim-
mung der Fehlergrößen von Strom- und Spannungswandlern
beschrieben, wobei ein Normalwandler und zwei Zweisystem-
zähler benutzt werden, die je ein Wirkverbrauch- und ein
Blindverbrauchsystem besitzen. Die Methode erfordert nur
verhältnismäßig einfache und billige Instrumente, arbeitet
mit hoher Genauigkeit und ist besonders auch für Messungen
außerhalb des Laboratoriums geeignet.
Für die Messung des Übersetzungsverhältnisses und `
des Fehlwinkels von Meßwandlern wurden schon zahl-
reiche Methoden angegeben, und cinige davon haben auch
in der Praxis Anwendung gefunden. Alle diese Methoden
lassen sich im allgemeinen in zwei Hauptgruppen eintei-
len, u. zw. in Kompensationsmethoden (XNullmethoden)
und in Ausschlagmethoden. Kompensationsmethoden ver-
wenden in der Rezel Normalwiderstände im Primär- und
Sekundärstromkreis (manchmal auch in Verbindung mit
Normalwandlern) und geben recht genaue Resultate, die
Messungen sind aber fast ausschließlich nur in Laborato-
rien ausführbar. Die Ausschlagmethoden, bei denen mei-
stens Normalwandler zur Anwendung gelangen, sind in
der Regel besser für praktische Messungen an der Ge-
brauchstelle geeignet, aber die Meßgenauiekeit läßt, be-
sonders bei Einrichtungen zur Stromwandleruntersuchung,
meist viel zu wünschen übrig, falls man nicht schr emp-
findliche Instrumente verwendet, die aber wieder die Ver-
wendunegsmöglichkeit außerhalb des Laboratoriums sehr
in Frage stellen.
Zu den Ausschlagmethoden können auch jene gezählt
werden, welche an Stelle von Watimetern oder Dynamo-
metern Wattstundenzähler verwenden. Die Verwendung
von Wattstundenzählern bringt verschiedene Vorteile mit
sich. So hat man es in der Hand, die den kleinen zu
messenden Größen bzw. Größenunterschieden ent-
sprechenden Wattmeterausschläge in beliebig vergrößer-
tem Maßstab zu erhalten. Neuzeitliche Elektrizitätszähler,
insbesondere Eichzähler, bei welchen das unregelmäßige
Reibungsmoment des Zählwerkes entfällt, laufen sehr
gleichmäßig. Läßt man zwei gleiche Fichzähler wieder-
holt bei gleicher, nicht allzu kleiner Belastung eine Zeit-
lang laufen, so findet man, daß das Verhältnis der Um-
drehungszahlen beider Zähler sich nur äußerst wenig
ändert. Die Genauigkeit, mit welcher man Übersetzungs-
verhältnis und Phasenwinkel mit Hilfe solcher Watt-
stundenzähler messen kann, ist nach Agnew', welcher
zuerst eine derartige Methode zur Prüfung von Meßwand-
lern angegeben hat, mit 0,02..0,03 % bei Übersctzungs-
messungen und mit 1...2 Minuten bei Fehlwinkelmessun-
gen anzusetzen. Die Zähler sind bei dem Verfahren von
Agnew nach der bekannten Methode zweier Wattmeter
geschaltet. Die vorerwähnte bedeutende Meßgenauigkeit
in Verbindung mit einer weitgehenden Unabhängigkeit
von Spannungschwankungen sowie die verhältnismäßig
große Unempfindlichkeit der Zähler gegen rauhere Be-
handlungsweise, wie sie von jedem tragbaren Instrument,
das für Betriebsmessungen geeignet sein soll, gefordert
werden muß, lassen die Anwendung von Elektrizitätszäh-
lern im gegebenen Fall besonders vorteilhaft erscheinen.
Bei Verwendung von zwei Wattmetern macht man
bekanntlich die Messungen unter Benutzung von Hilfströ-
men bzw. Hilfspannungen, welche einmal in Phase, das
andere Mal pllasensenkrecht zur gemessenen Sekundär-
eröße des Woandlers gestellt werden. Die Messung des
Übersetzungsverhältnisses geschieht bei cospg=1, die
Fehlwinkelmessung bei cos$=0. Bei normalen Ein-
phasen-FElektrizitätszählern ist aber eine Messung bei
cos ọ = 0 unmöglich; man muß @ kleiner als 90° machen,
u. zw. wird man aus Gründen der einfachen Einstellung
sowie eines nicht allzu kleinen Prehmomentes nicht unter
60°, d.h. cos ọ = 0,5, gehen. Wie leicht ersichtlich, wird
aber hier die dem Fehlwinkel entsprechende Melzröße
nicht unmittelbar in ihrer wahren Größe erfaßt, sondern
es muß unbedingt eine Richtirstellunz infolze des Über-
setzunzsfehlers stattfinden. Der lFehlwinkelmessung muß
also auf jeden Fall eine Messung des Übersetzungsver-
hältnisses vorangehen. Weiterhin geschieht die Fehl-
winkelmessung nur mit dem halben Drehmoment der
Übersetzungsfchlerinessung, so daß bei kleiner Belastung,
1 Agnew, Bull. Bur. of Stand. Bd. 11, S. 347.
` malen
beispielsweise 10 %, auch die sonst belanglosen geringen
Unregelmäßigkeiten im Reibungsmoment der Zähler schon
einen merklichen Fehler zur Folge haben können. Uner-
läßlich ist ferner cine genaue Einstellung des Phasen-
winkels; es muß also entweder ein Phasentransformator
zur Verwendung gelangen, der in Winkelgraden geeicht
ist, oder es muß, falls letzteres nicht der Fall ist, noch
eine Phasenmessung mittels Wattmeters oder Phasenmes-
sers stattfinden.
Verfasser hat eine Methode ausgearbeitet, bei welcher
ein besonderer Phasentransformator entbehrlich ist?. Die
Messung des Übersetzungsfehlers
wie auch jene des Fehlwinkels er-
A . folgen bei gleicher Phasenstellung
c der Hilfsgrößen, und eine Berichti-
Abb. 1a. Schaltung des
Blindverbrauch-Zähler-
systems.
19. September 1929 |
gung der Fehlwinkelmessung ist
praktisch nicht erforderlich. Die
Messung des Phasenwinkels ge-
schieht bei vollem Drehmoment.
Für die Praxis bedeutet dies eine
wesentliche Vereinfachung der Mes-
sungen, größere Genauigkeit insbe-
sondere der Fehlwinkelmessunz,
Verbilligung der ganzen Meßein-
richtung (Entfall des Phasentransformators und Phasen-
anzeigers) sowie deren größere Handlichkeit und Meß-
bereitschaft.
Die erwähnten Vorteile werden dadurch erreicht, daß
an Stelle normaler Einphasen-Wattstundenzähler zwei
Zweisystemzähler verwendet werden, von denen jeder je
ein Wirkverbrauch- und ein Blindverbrauchsystem erhält.
A
Abb. 1b. Spannungsdiagramm des Blindverbrauch-Zählersystems.
Man kann zwei normale Dreiphasen-Eichzähler mit je
zwei Systemen benutzen und stets ein System jedes Zäh-
lers durch Einschaltung von Kapazität und Ohmschem
Widerstand in den Spannungspfad in ein Blindverbrauchs-
system verwandeln. Diese Schaltungsart zur Erzielung
‚einer inneren Äbgleichung des magnetischen Spannungs-
und Stromflusses auf O bzw. 180° eignet sich für den zu
beschreibenden Zweck besser als die gebräuchliche Ein-
schaltung Ohmscher Widerstände parallel zur Stromspule
und im Spannungskreis. Letztere Schaltungsweise hat
nämlich einen ziemlich bedeutenden Wattverbrauch so-
wohl im Spannungs- als auch im Stromkreis zur Folge,
während mit Tilfe von Kondensatoren der Verbrauch im
Spannungeskreis sich nur unwesentlich gegenüber nor-
Wirkverbrauchsystemen vererößert; der Ver-
brauch in der Stromspule bleibt völlig normal.
Abb. 1a zeigt die Schaltung, Abb. 1b das Vektordia-
gramm. Letzteres bleibt praktisch unverändert, zleichviel
ob Systeme mit Spannungspulen für Nennspannungen von
110, 220 oder 380 V verwendet werden. Es wird sich
nur der Maßstab im Verhältnis dieser Spannungen ändern.
Wird die Spannungspule direkt an die Netzspannung O-A
angeschlossen, so ist die Ohmsche Spannuneskompo-
nente OB und die induktive BA. Durch Einschalten einer
entsprechenden Kapazität C und eines Ohmschen Wider-
standes R kann man eine mit OA gleich große, aber um
2 Die Mefianordnung ist in den meisten Kulturstaaten zum Patent
angemeldet; DRP. Anmeld. S 86648 VIIL21 e, 25.
19. September 1929
95° voreilende Spannung OD erhalten. EA und DE sind
die Teilspannungen am Kondensator C bzw. am Ohmschen
Widerstand R. Der Eigenverbrauch der Spannungspule
wächst dabei im Verhältnis CA/OH; bei heutigen Zählern
wird er aber nicht mehr als 2...2,5 W betragen. Aus dem
Diagramm ist ersichtlich, daß eine bedeutend kleinere
Spannung als OA genügt, um OD zu erzeugen, wenn kein
Ohmscher Widerstand R vorgeschaltet und C etwas ver-
gerößert wird. Dann erzeugt eine Spannung von der
Größe OH die volle Klemmenspannung OD an der Span-
nungspule. Verwendet man also beispielsweise an Stelle
einer Spule für 110 V eine solche für eine Nennspannung
von 110-OAJ/OH Volt, so vergrößert sich der Wattver-
brauch überhaupt nicht, von Kondensatorverlusten abge-
sehen. Man kann also durch Verwendung normaler Zäh-
DEL een
° Abb. 2. Schaltbild für die Stromwandlerprüfung.
lerspannungspulen für höhere Nennspannungen (220 V,
380 V) den Eigenverbrauch noch bedeutend herabsetzen,
sofern dies erwünscht ist. OA, OF und OG bedeuten
immer die Netzspannung 110V bei den Klemmspannun-
gen OD = 110, 220 und 380 V an den für solche Nennspan-
nungen bestimmten Spannungspulen. Die _Eigenver-
brauche verhalten sich dann wie OA : OF : OG. Wählt
man die Größenverhältnisse des Kondensators sowie des
Ohmschen Widerstandes angenähert richtig, so genügen
zur genauen Einstellung des auf diese Weise erhaltenen
Blindverbrauchsystems die bei normalen Zählern üblichen
Hilfsmittel. Alle Systeme beider Zähler werden so einge-
stellt, daß sie praktisch gleiche Maximalmomente ent-
wickeln.
a) LEANNA NANN o ANN mAN n
a) nnd LANL LAN
on
A7 NANN a N Nee NN NEN Lo YYeX'
Abb. 3. Schaltung der Spannungspulen bei der Messung der Fehler-
srößen von Stromwandlern.
Abb. 2 zeigt die Einschaltung der Zähler bei der
Stromwandlerprüfung. Dabei bedeuten:
N; den Normalstromwandler,
X; den zu untersuchenden Stromwandler,
H; einen Hilfstromwandler,
I, II die beiden Eichzähler,
C, C} deren Wirkverbrauch- (Cosinus-) Systeme,
Su S deren Blindverbrauch- (Sinus-) Systeme.
Bei der Untersuchung des Stromwandlers X; wird
dieser in Reihe mit dem Normalwandler N; an den Hilfs-
wandler Hi angeschlossen. Die Enden der Sekundärwick-
lungen sowohl des Normalwandlers N; als auch des
Wandlers X; sowie sämtlicher Stromspulen sind zu einem
Vielfachumschalter (etwa einem Walzenschalter) geführt,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
1361
um alle Schaltungen vornehmen zu können, welche in
Abb. 3 mit a), a’), b) und b’) bezeichnet sind. Alle Span-
nungspfade werden von einer Hilfspannung gespeist,
deren Phase in bestimmten Grenzen verstellbar ist. Am
einfachsten wird dies dadurch erreicht, daß zwei Klem-
men der Dreiphasen-Spannungsquelle R, S, T durch ein
Potentiometer P überbrückt werden, worauf man die er-
forderliche Hilfspannung von der dritten Klemme und
dem Potentiometerkontakt abgreift. Die Phasenfolge
wird hierbei so gewählt, daß sich die Hilfspannung in
Phase mit dem Sekundärstrom des Normalwandlers Ni
einstellen läßt.
Die Messung des Übersetzungsverhältnisses wird fol-
gcndermaßen vorgenommen: Die Stromspulen werden
nach Schema a) der Abb. 3 geschaltet und alle Spannungs-
spulen parallel an die Hilfspannung gelegt. Dann wird
die Phase der Hilfspannung so eingestellt, daß bei aus-
geschalteter Hilfspannung am Wirkverbrauchsystem C,
der Zähler II in Ruhe ist, während I sich mit voller Ge-
schwindigkeit dreht. Da in JI dann nur das Blindver-
brauchsystem wirksam ist, bedeutet dies, daß die Hilfs-
spannung in Phase mit dem Normalwandlerstrom sein
muß. Um bei der Ausschaltung der Spannungspule nicht
die Belastung des Hilfspannungskreises zu verkleinern und
dadurch eine unerwünschte Phasenverschiebung zu er-
halten, wird man zweckmäßig die Spannung auf einen
äquivalenten Ballastwiderstand B (B,) umschalten. Hier-
auf wird die Hilfspannung ausgeschaltet und der Um-
schalter B, wieder auf die Klemme der Spannungspule
umgelegt. Nun werden die Zeiger beider Zähler, welch
letztere zweckmäßig eine hundertteilige Skala besitzen,
auf Null eingestellt, und der Hilfspannungskreis wird ge-
schlossen. Man läßt nun die Zähler eine Anzahl von Um-
drehungen machen und schaltet dann die Hilfspannung
aus,
Es seien:
x, und x; die Umdrehungszahlen des Zählers / bzw. II, an
welchen der Wandler X; angeschlossen wurde,
n, und n, die Umdrehungszahlen des Zählers / bzw. JI an
welchen nur der Eichwandler N; angeschlossen wurde,
t die Zeit,
k, und k, die Konstanten beider Zähler,
Ep die Hilfspannung,
I; der Sekundärstrom des Wandlers X;,
In der Sekundärstrom des Normalwandlers N;,
ö der Fehlwinkel, den der Sekundärstrom des Wandlers X;
mit jenem des Normalwandlers N; einschließt.
Bei der ersten Messung in Schaltung nach a) ist:
x, = t k, Enr (Iz cos ð -+ In sin 0°)
na = t k, En (In cos 0° + In sin 0°).
Da cos ô —1, ist
schaltet man nacn a’) um, vertauscht man also beide
Zähler, so wird
kolz _ a
kı In zZ nı g
und daraus folgt
lz _ 1, % %
d: Va. EEE (1)
Bei der Fehlwinkelmessung werden die Stromspulen
nach b) geschaltet und die Phase der Hilfspannung un-
verändert belassen. Jetzt übernehmen die Blinadverbraurhhs-
systeme die Rolle der Wirkverbrauchsysteme, und die
Drehzahlen der Zähler werden nun folgenden Werten
entsprechen:
xı = t kı Er (In cos 0° + Iz sin ô)
Na = tk, Enr (In cos 0° + In sin 0°).
Es ist daher
kı (n + lasin ò) _ zı
k» In "e VP
und bei vertauschten Zählern nach b’)
Kkollna+Izsind) _ e
ki In = Hi `
1362 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 18. September 1929
daraus folgt Die Normalwandler sind bei allen Messungen immer
iss (EV), ge
z Vni n
wobei man sind — tzd und = =1 setzen kann.
2
Dann ist
tg = Væ ira — E , (2a)
Van,
Für den praktischen Gebrauch wird man aber die
Formeln (1) und (2) bzw. (2a nur in Ausnahmefällen
verwenden. Man ann mit einer für den praktischen
Stanten k, und k,
sowie die Umdrehungszahlen n,
annähernd gleich
macht, was bis auf Bruchteile
len ersetzungsfehler
Tehlwinkel folgende gemeinsame Formel:
— +2.) -- Liv +n.)
D Din oder A äi, = FIT, D e
Für die Messung von & sind natürlich die vorher be-
schriebenen Umsehaltungen vorzuuchmen.
Beispiel: Es sei
einer auseeführten M
nung wurde stets nach
drehung ausgeschaltet,
an dem lediglich der
also zunächst am Zähler JI (na) und
nı).
essung angegeben. Die
u. zw. gezählt
dann aın Zähler I
Messung des Übersetzungsfehlers
x, = 30,388 N = 30,374
Tə = 30,275 N, = 30,420
Tı + 7, = 60,663
_ 60,663 — 60,794
P= org
HI + Il Z 60,794
. 100 = — 0,2 D.
Messung des Fehlwinkels
xı = 30,380 n, = 30,553
x, = 30,341 N = 30,672
x + xə = 61,721 n + n = 61,25
61,721 -- 61,225 ;
ô EE 61235 > 100 + 0,81 /o
oder 0,81 . 34,38 — +28 Minuten.
I bi
C; dy Ca
A
n
-
ewer"
Abb. A „Schaltung der Stromspulen bei der Messung der Fehlergrößen
von Spannungswandlern.
d
H
Die Messung von Spannungswandlern ist ohne weite-
res möglich. Man schaltet dann alle Stromspulen hinter-
einander und speist sie mit Hilfe eines kleinen Wand-
ers mit einem in der Phase veränderlichen Hilfstrom.
Die Spannunespulen werden dann bei den einzelnen
Messungen nach Abb. 4 an die beiden Spannungswandler
geschaltet.
, wenn man die Kon-
und Ha
eines
an dieser Stelle das Zahlenbeispiel
Hilfspan-
der ungefähr vollendeten 30. Um-
an jenem Zähler,
Normalwandler angeschlossen war,
mit drei Zählerstrom- bzw. Spannungspulen belastet und
brauchen nur für diese Bürde geeicht zu werden.
welche auf
Nullstellung ge-
den kann. Durch Drehung der Welle können
beide Zähler gleichzeitig freigegeben werden.
Zähler werden vorteilhaft mit einem gemeinsamen Brems-
magneten versehen, der j
einwirkt; eine etwaige
ter wird dann auf beide
sein. Um das Reibungsmoment SO gering als möglich zu
machen und ein Kleines Systemgewicht mit niedrigen
Trärheitsmoment zu erhalten, empfiehlt es sich,
Zöhler nur mit einer Scheibe auszuführen, welche
zuzleich als Trieb- remsscheibe wirkt. I
ordnung beider Systeme auf einer
Dreisystemzählern ausgeführt. gegen-
seitige Einwirkung beider Systeme, falls sie vorhanden
Scin sollte, ist ohne Einfluß auf die Messungen. Nach An-
sicht des Verfassers würden den gestellten Anforderungen
am besten Ferrariszähler mit Trommelsystemen ent-
Sprechen.
Aus Gründen der Zeitersparnis bei der Messung wird
n:an den Zählern ungefähr die doppelte Umdrehungszihl
geben gegenüber normalen Zählern, also bei voller Be-
lastung ungefähr 1,5...2 Dis indem man das Bremsmo-
ment entsprechend verkleinert oder, was empfehlenswı r-
ter ist, Systeme mit größerem Drehmoment verwendet.
Um schließlich auch bei größeren Spannungschwankun.
gen genau messen zu können, sind die Systeme beider
Zähler so abzugleichen, daß sie einen
Verlauf ihrer Kennlinien auch bei veränderlicher Span-
nung aufweisen.
Bei der Untersuchung von Stromwandlern mit dem
Übersetzungsverhältnis 1: 1 können,
eine Betriebsmessung bei Hochspannung handelt, alle Mes-
einrichtung, indem man mit derselben einfach den zuge-
hörigen umschaltbaren Normalwandler auf seine genau be-
kannten Fehler in dem erwähnten Meßbereich untersucht.
— EE
Elektrisch geheizter Tunnelofen zum Glasleren
von Porzellanwaren.
In der Porzellanfabrik
Einstellzone, Vorwärmzone, Heizzone und einer Abküh-
j 7 i Ofen gehen, sind
‚35 m lang, 0,375 m breit und 0,610 ın hoch. Die Durch-
gsangsgeschwindigkeit beträgt 1,37 m/h. Die im Innern an-
gebrachten Nickel-Chrom-Heizelemente halten länger als
ein Jahr, ehe sie ersetzt
Ein kleinerer Ofen befindet sich in der Porzellanfabrik
enthalten durchschnitt-
Waren, und cin Wagen selbst wiegt 90 kg. Um
diese 135 kg von 20° auf 700° zu erwärmen, ist folgende
Wenn die spezifische Wärme von gebrannter Ware
von 0° auf 700° gleich 0,241 und die spezifische Wärme
von erwärmtem Guleisen von 0°? auf 700 ° gleich 0,149 ist,
dann ist die Wärmemenge in kcal, um 45 kg Ware zu er-
wärmen, 45 X 700 X L3201-— . . 7591
ärmemenge in kcal, um 90 kg Gußeisen zu
erwärmen, 90 X 700 X 0,149= , 9 387
Nimmt man die Anzahl Wagen während eines längeren
Zeitraumes und teilt dieselbe durch die in derselben Zeit
verbrauchte Strommenge, so erhält j g
Ware 19 kWh. Da in1 kWh 860 keal erzeugt werden,
ergeben sich 860 X19 = 16 340 kcal. Etwas Wärme geht
durch Ausstrahlung verloren. JU.
! Trans. of the Cer. Soc. Rd. 27, Teil I, S. 12.
EE
}
19. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
1363
Zwischenstaatliche Beratungen für Fernsprechweitverkehr und Telegraphie.
Tagung des Zwischenstaatlichen Beratenden Ausschusses für den Fernsprechweitverkehr (CCI) in Berlin.
In der Woche vom 3. bis 10. VI. 1929 tagte in Berlin
die 6. Vollversammlung des Comité consultatif internatio-
nal des communications téléphoniques & grande distance
(CCI). Die Aufgabe des CCI besteht bekanntlich darin,
durch Organisation des zwischenstaatlichen Fernsprech-
verkehrs in Europa einheitliche Regeln für den Betrieb
der Leitungen aufzustellen und Richtlinien für den Bau
der Fernsprechlinien nach dem jeweiligen Stande der
Teehnik und Erfahrung zu geben, damit der Fernsprech-
verkehr auf weite Entfernung zur größten Leistungsfähie-
keit entwickelt werden kann!. Der Aufgabenkreis erhellt
am besten aus dem Arbeitsgebiet der z. Z. bestehenden
acht verschiedenen Berichterkommissionen (commissions
des rapporteurs), nämlich:
I. Fragen des Schutzes der Fernsprechleituneen gegen
den störenden Einfluß der Kraftanlagen (deutscher
Vorsitz).
II. Schutz der Fernsprechkabel gegen elektrolytische
und chemische Korrosion (deutscher Vorsitz).
III. Fragen der Übertragung (deutscher Vorsitz).
IV. Fragen der Eichkreise (Ureichkreis, Haupt-
Arbeitskreis) (englischer Vorsitz).
V. Angliederunz von drahtlosen Wegen an Drahtwege
(englischer Vorsitz).
VI. Betriebs- und Verkehrsfragen (holländischer Vor-
sitz).
VH. Gebührenfragen (holländischer Vorsitz).
VHI. Fragen, die zugleich technischer und betrieblicher
Art sind (französischer Vorsitz).
und
Jede Kommission setzt sich aus Mitgliedern der Fern-
sprechverwaltungen verschiedener Länder zusammen. Diese
studieren die in das Gebiet fallenden Fragen und legen
durch den Vorsitzenden einen Bericht dem Generalsekre-
tär des CCI vor. Die nächste Vollversammlung beschließt
über die Annahme oder Ablehnung der Vorschläge. Eine
Änderung der Vorschläge kann nur im Einvernehmen mit
der Berichterkommission erfolgen, deren Mitglieder der
Vollversammlung beiwohnen. Experten der Industrie sind
zu den Vollversammlungen nicht zugelassen, wohl aber zu
den Versammlungen der Berichterkommissionen.
Die Tagung der 6. Vollversammlung des CCI fand im
Hause des VdI statt. Im ganzen waren die Fernsprech-
verwaltungen von 23 europäischen Staaten sowie die Fern-
sprechzesellschaften in Mexiko und Kuba vertreten. Außer-
dem nahmen auf Einladung hin Vertreter der American
Telephone and Telegraph Co., der Administration
Telephones du Japon und der Administration des Tele-
phones de Perse teil. Das Internationale Büro des
Welttelegraphenvereins in Bern und das Comite consul-
tatif international technique des communications radio-
electriques hatten je einen Vertreter entsandt. Von elek-
trotechnischen Körperschaften waren vertreten: die Com-
mission &@lectrotechnique internationale, die Union inter-
nationale des chemins de fer. letztere mit Mitgliedern aus
Deutschland, Frankreich, Italien und Schweden, die Union
internationale des producteurs et distributeurs d'énergie
eleccetrique und die Association d'ingénieurs «"leetriciens.
In der Eröffnungsitzung übertrug die Vollversamm-
lung das Präsidium dem Vertreter der deutschen Verwal-
tung, während England und Frankreich die beiden Vize-
präsidenten stellten. Die Verhandlungen zeigten allseitig
das Bestreben sachlichen Zusammenarbeitens und Ent-
zerenkommens. Der Beratungstoff war sehr umfang-
reich, waren doch von der letzten Vollversammlung in
Paris 1928 den Berichterkommissionen nicht weniger als
63 Fragen zur Bearbeitung überwiesen worden.
Nachstehend sollen diejenigen Beratungsgegenstände
und Beschlüsse erwähnt werden, die für den Leserkreis
dieser Zeitschrift von Belang und geeignet sind, einen all-
gemeinen Überblick über die diesjährige Tagung zu geben.
Von den Beschlüssen über die Organisation des CCI ist
bemerkenswert, daß jetzt auch Vertreter von Privatfern-
Sprechgesellschaften zur Teilnahme an den Beratungen
der Vollversammlungeen berechtigt sind. Für die Anmel-
dung zur Teilnahme wurde ein besonderes Verfahren fest-
gesetzt. Für fabrizierende Firmen, die nicht gleichzeitig
Fernsprechbetriebsgesellschaften sind, besteht wie bisher
die Möglichkeit, sich an den Versammlungen der Berichter-
ı Vgl. ETZ 19%. 8. 1173.
des |
kommissionen zu beteiligen. Um das Zusammenarbeiten
in technischen Dingen zwischen dem CCI und den übri-
gen technischen Vereinigungen wie CCIT, CCIR, Bahnen,
Starkstromverbänden usw. zu fördern, sollen gemischte
Kommissionen zur Bearbeitung der die gemeinsamen Be-
lange betreffenden Fragen gebildet werden.
Das Berner Büro des Welttelegraphenvereins erhält in
der Vollversammlung beratende Stimme; über die dem
Berner Büro mitzuteilenden Schriftsätze der Vollversamm-
lung des CCI und der Berichterkommission sind nähere
Bestimmungen vereinbart worden.
Ein besonders bedeutungsvoller Gegenstand der Be-
ratung betraf die Frage der Möglichkeit einer Vereinheit-
lichung der Übertrazungesysteme für den Weitverkehr.
Bisher waren den Verwaltungen zwei Systeme — das
amerikanische und das deutsche — empfohlen worden, die
sich wesentlich nicht unterscheiden. Das Ziel war, diese
beiden Systeme zu einem Einheitsystem zu verschmelzen.
Hierzu ist der erste Schritt insofern getan worden, als die
Vollversammlung das deutscherseits vorgeschlagene Über-
trarungsystem als System II anerkannte, während die bis-
herizen beiden Systeme die Bezeichnung Ia und Ib erhal-
ten. Das neue System sieht eine erhöhte Grenzfrequeuz
und damit ein breiteres, einheitliches Frequenzband der
Sprachübertragung von 300 ... 2400 Hz sowie an Stelle der
unwirtschaftlichen schwachen Pupinisierung der Leitun-
gen allgemein die mittelstarke Pupinisierung in Verbin-
dung mit Phasenausgleich und Wegfall der Hilfsver-
stärkerämter vor. Die von der Berichterkommission auf-
gestellten technischen Vorschriften für das neue Übertra-
gungsystem wurden ergänzend in die Bestiminungen des
Grünbuches des CCI aufgenommen. Über die mit dem
neuen System auf der Strecke Hannover— Wiedenbrück
erzielten günstigen Ergebnisse haben Lüschen und
Meyer?’sowieHöpfner?°*eingehend berichtet. Um dem
Ziel der Vereinhei*lichung näher zu kommen, werden die
dem CCI angeschlossenen Verwaltungen prüfen, in welcher
Weise sie ihre Systeme ändern können, um die Vorteile des
neuen Systems für sich nutzbar zu machen.
Die Frage wegen der in Fernkabeln und Spulen zuläs-
sigen Erdkapazitätsunsymmetrien konnte nicht ab-
schließend beantwortet werden, sie bilden daher den
Gegenstand weiterer Untersuchung.
Hochfrequenzgespräche auf Freileitungen wurden ein-
gehend behandelt. Über die technischen Anforderungen,
die an die Leitungen und Verstärkereinrichtungen zu stel-
len sind, wurden die von der Berichterkommission aufge-
stellten ausführlichen Pflichtenhefte angenommen.
Die Bildtelegraphie spielte sowohl in der technischen
wie in der Betriebs- und Gebührenkommission eine größere
Rolle. Für die an die Übertragungseinrichtungen zu stel-
lenden technischen Anforderungen wurden unter Zu-
erundelegung der bisherigen Erfahrungen ausführliche Be-
dingungen aufgestellt.
Dem Zwecke der Rundfunkübertragungen auf Leitun-
gen dienen ausführliche Pflichtenhefte für die Rundfunk-
zwischenverstärker, Bedingungen für die Eigenschaften
der Leitungen und Richtlinien für das Zusammenwirken
von Fernsprechverwaltung und Rundfunkgesellschaft.
Die Unterhaltung der zwischenstaatlichen Leitungen
führte zu eingehender Behandlung der Vorschriften. Für
die Bearbeitung der einschlägigen Fragen wurde eine stän-
dige Kommission aus Vertretern Englands, Frankreichs
und Hollands unter deutschem Vorsitz gebildet. Sie kann
in dringenden Fragen den Staaten Empfehlungen geben,
ohne daß diese Fragen von der Vollversammlung des CCI
gestellt worden sind. Diese Empfehlungen sind der näch-
sten Vollversammlung zur Genehmigung vorzulegen.
Das Nebeneinanderbestehen von Fernsprech- und Tele-
graphenleitungen im gleichen Kabel wurde in einer ze-
mischten Kommission behandelt. Die bestehenden Empfeh-
lungen wurden nachgeprüft und mehrfach ergänzt.
Für das Zusammenarbeiten der drahtlosen Were
mit den Fernsprechdrahtwegen wurden eingehende Vor-
schläge ausgearbeitet, die sich unter anderem auf die Art
der zusammenzuschaltenden Leitungen, die Übertragunes-
eigenschaften, wie Dämpfung, Einschwingvorgänge, Ge-
räuschspannung usw., beziehen.
® El. Nachr. Techn. Bd. 6, 8. 139. — Viel. a. ETZ 1020, S. 1242.
8 Europ. Fernspr. 1929, S. 118; Tel.- u. Fernspr. Techn. Bd. 18, S. 148.
1384 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 18. September 19%
In den Pflichtenheft n für die Lieferung von Fern- Die Berliner Vollversammlung des CCI hat den um-
kabeln wurden die Bestimmungen über die Umrechnung fargreichen Beratungstoff unter zweckmäßiger Verteilung
rage der Verwendbarkeit der Doppelsternkabel konnte manche Frage ungelöst; dies gilt namentlich für die Frage
noch nicht entschieden werden; es sollen die Versuchs- des Schutzes der Fernsprechleitungen. Allen Berichter.
ergebnisse der im Bau befindlichen Strecken abgewartet kommissionen wurde wieder eine große Anzahl neuer Fra-
werden. gen zur Prüfung vorgelegt. Von diesen mögen nachstehend
In der Gruppe für Gebührenfragen wurden Grundsätze einige bemerkenswerte erwähnt werden, Soweit sie nicht
für die Gebührenberechnung im Falle der Umleitung von bereits vorstehend gestreift worden sind.
Gesprächen bei Störungen über Ersatzwege aufgestellt. Definition der durch Starkstromleitungen verursach-
Ein zweiter Beschluß betraf die einheitliche Ausgestaltung ten Geräuschspannung, ihre Messung und Herabsetzune.
es Fernsprechbuches in den einzelnen Ländern. Festsetzung der in oberirdischen Leitungen und Ka-
ls Beratungsgegenstände seien noch erwähnt Ge- beln zulässigen Geräuschspannung in Zusammenarbeit der
bührenfestsetzung für Abonnementsgespräche in der ver- I. mit der III. Kommission.
kehrschwachen Zeit, Gespräche mit Voranmeldung, Num- Untersuchung der Kompensationswirkung von Schice-
mernaussprache im zwischenstaatlichen Verkehr und zu- nen und Kabelmantel.
lässige Höchstdauer der Ferngespräche. Anbringung von Sicherungen an den Fernsprech-
ber die Ausführung von Silbenverständlichkeitsmes- anlagen zum Schutz des Personals gegen mögliche Gefähr-
sungen an zwischenstaatlichen Leitungen fanden ein- dung durch Starkstromanlagen und atmosphärische Ent-
gehende Erörterungen Statt. Es wurde beschlossen, für die ladunzen.
erständlichkeitsmessungen Listen von Logatomen zu Beeinflussung und Gefährdung von Fernsprechleitun
bilden, für deren Aufstellung und Anwendung nähere Be- gen bei Kreuzung mit Hochspannungsleitungen
Stimmungen getroffen worden sind. Mit der Ausführung Studium der Strom- und Spannungsicherungen.
ist eine Unterkommission betraut worden Stabilität der Verstärkereinrichtungen in bezug auf
uf dem Gebiet des Schutzes der Fernsprechleitungen Temperatureinflüsse und atteriespannuneen
wurden die Begriffe „Störspannung, Störstrom und Fern- ulässige Nebensprechdämpfung zwischen zwei Hoch-
Sprechformfaktor der pannung und des Stromes“ einge- frequenzwegen derselben Linie.
führt und definiert. Ein anderer Beratungspunkt betraf die Versuchsergebnisse mit Doppelsternkabeln.
durch Gleichrichteranlagen verursachten Störungen. Man Methode einer Nebensprechmessung, die geeignet ist,
war sich darüber einig, daß man sie durch Anbringung von die Messung mit Sprache zu ersetzen.
orrichtungen an den Gleichrichtern selbst — z.B Schaltungsanordnung für Sammel- und Ferntagungs-
ndung des Frequenzbandes zwischen der für den
wurde die lineare Beziehung zur Länge eingeführt. Die seine endgültige Erledigung, daneben blieb aber auch noch
erwe
inigung nicht erzielt werden. Diese Frage wird von den Fernsprechbetrieb benutzten oberen Sprachfrequenz und
beiden beteiligten Kommissionen weitergeprüft werden. der Grenzfrequenz der Kabelleitung für telegraphische
in wichtiger Punkt betrifft die Frage der Größe der Übertragung.
Gegeninduktivität zwischen zwei geerdeten Leitungen. Beziehungen zwischen Silbenverständlichkeit und
iese ist bestimmend für die Größe der Gefährdung der Satzverständlichkeit in sehr langen Fernsprechleitungen.
Fernmeldeleitung und die Größe der Geräuschspannung in Fragen der Eichkreise.
er Fernmeldeleitung. Die Leitsätze enthielten für die Zweckmäßigste Methode zur Geräuschbestimmung in
erechnung bisher nur Zwei empirisch gefundene For- drahtlosen Fernsprechverbindungen.
meln. Es soll jetzt die Formel von Pollaczek zur Er- Bestimmung der zulässigen Höchstwartezeiten im
mittlung der Gegeninduktivität in die Leitsätze aufgenom- Fernverkehr.
men werden. Außerdem sollen in die Leitsätze Formeln Frage des sogenannten „Abwesendendienstes“; ver-
eingesetzt werden, die die Anordnung der Starkstrom- schiedene Gebührenfragen.
drähte bei der Berechnung ihres Einflusses auf die Ge- Das Arbeitsprogramm der einzelnen Berichterkommis-
Täuschspannung berücksichtigen. Bei den Näherunes- sionen ist wiederum so reichhaltig, daß seine ordnungs-
berechnungen sollen für die Folge auch Doppelerdschlüsse mäßige Bearbeitung bis zur Vollversammlung im Jahre
berücksichtigt werden, falls die Hochspannungsanlage 1930 große Anstrengung aller Beteiligten erfordert.
nicht besonders sorgfältig unterhalten wird. Unter Berück- Die nächstjährige Vollsitzung des CCI findet auf
sichtigung der diesjährigen Beschlüsse sollen die Leit- Einladung der belgischen Verwaltung in Brüssel statt.
ohmen.
Die zweite Tagung des Internationalen Beratenden Ausschusses für Telegraphie (CCIT) in Berlin.
Obwohl die Telegraphie durch die Übertragung von stattfand, ein ungeheures Arbeitsmaterial zusammen, be-
Schriftzeichen wie kein anderes Nachrichtenmitte] für den stehend i
internationalen Nachrichtenverkehr von großer Bedeu- der ersten Tagung und verschiedenen inzwischen neu ent-
1925, auf der Pariser Telegraphenkonferenz in Berlin die zu behandelnden Gegenstände war auch die Beteiligung an
Einsetzung eines Beratenden Ausschusses für technische dieser Konferenz. Die dem Welttelegraphenverein (Tele-
und betriebliche Fragen durchzusetzen. Das Arbeitsgebiet graphen-Union) angeschlossenen Länder hatten ihre Ver-
lichen Telegraphenapparate und den unterschiedlichen Be- dustrie als Sachberater zur Seite standen. Einschließlich
triebsmethoden ersicht, sondern auch sehr schwierig, da der deutschen Teilnehmer waren 102 Telegraphentechniker
es sich in den meisten Fällen um die Festlegung einer be- an dieser Tagung beteiligt.
Teits im weiten Umfange eingeführten Technik handelt. Das Arbeitsprogramm dieser Zusammenkunft war fol-
i ; Dee ` IN liedert:
Consultatif International des Communications Telegraphi- gendermaßen geglieder
ques (CCIT), die im November 1926! stattfand, zeigte die Gruppe A: Telegraphentechni ko
Schwierigkeiten, die dem Streben nach Vereinheitlichung 1. Definitionsfragen der Telegraphiergeschwindigkeit,
von Apparaten und Betriebsmethoden entgegenstehen, wenn V (Tzcrfungsmaß, Berechnung der Telegraphiergesch win-
die Vereinheitlichung der praktischen Einführung zeitlich digkeit.
2, Normalisierung der Aufnahmefähigkeit von Tele-
graphenverbindungen und Festlegung der Trägerfrequen-
zen der Tonfrequenztelegraphie.
werden, So kam zu der diesjährigen Berliner Tagung (10. bis des Ee e EES a
17. VL), die unter dem Vorsitz von Gcheimrat Breisi g S ier `
a) Einheitsalphabet,
‘ Die Beratungen des CCIT 1926 in Berlin. El. Nachr.-Teehn. Bd. 8, b) Konstruktion und Arbeitsweise des Telegraphen
S. 493. apparates.
19. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
1365
4. Telegraphen- und Fernsprechleitungen im selben
Kabel.
5. Bildtelegraphie:
a) Anforderungen der Bildübertragung an die Lei-
tungen,
b) Vereinheitlichung der Bildapparatur.
6. Schutz der Telegraphenleitung gegen Starkstrom-
störungen.
7. Vorschriften für den Bau oberirdischer Telegraphen-
leitungen.
8. Verschiedenes.
Gruppe B: Telegraphenbetrieb.
1. Festlegung einheitlicher Bildzeichen und deren Be-
deutung in den wichtigsten Weltsprachen.
2. Dienstcode.
3. Die Bezeichnung der Telegramme durch Lauf-
nummern oder nach dem Reihenverfahren.
4. Festlegung einer einheitlichen Buchstabiertafel für
die Übermittlung von Telegrammen mit dem Fernsprecher.
5. Verschiedenes.
Gruppe C: Organisationsfragen des CCIT.
Die Erörterung der Frage Al: Definition der
Telegraphiergeschwindigkeit brachte bereits
bei der ersten Tagung eine wichtige einheitliche Maßzahl
für die Telegraphiergeschwindigkeit, nämlich das Baud als
die Zahl der in einer Sekunde übertragenen kürzesten
Stromimpulse. Die weiteren Arbeiten zielen nun darauf ab,
die Grundlagen für eine Vorausberechnung der Telegra-
phiergeschwindigkeit einer Leitung mit gegebene. Eigen-
schaften zu schaffen. Obwohl zu dieser Frage von allen
Seiten wertvolles Material beigesteuert wurde, konnte
diese Aufgabe noch zu keinem endgültigen Abschluß ge-
bracht werden, da über ein wichtiges Erfordernis einer
Telegraphenverbindung, nämlich die für eine einwandfreie
Übertragung von Telegraphierzeichen bei verschiedenarti-
gen Telegraphenapparaten noch zulässige Zeichenverzer-
rung, keine ausreichenden praktischen Erfahrungen vor-
liegen. Weitere Aufgabe ist nun, sowohl Meßmethoden für
die Verzerrung der Telegraphierzeichen festzulegen als
auch Untersuchungen über den zulässigen Betrag der Ver-
zerrung bei den verschiedenen Arten des Empfangs und der
Synchronisierung durchzuführen.
Beim Punkt A 2 wurde zunächst die Aufgabe der Fest-
legung der in der Tonfrequenztelegraphie zu benutzenden
Trägerfrequenzen in Angriff genommen, da diese
Frage für die Weiterentwicklung der Wechselstromtele-
graphie von ausschlaggebender Bedeutung ist. Von den
verschiedenen Verwaltungen wurden die nachfolgenden
Freqauenzreihen vorgeschlagen:
Deutschland: f = 420 + (n — 1) . 120,
England: f = 425 + (n — 1) - 170,
Frankreich: f= 285 + (n — 1) - 190.
(n Zahl der Wellen.)
Der Frequenzabstand ist in erster Linie bedingt durch
die auf den Wellen zu übertragende Telegraphiergeschwin-
digkeit. Ein Abstand von 120 Hz, wie er von deutscher
Seite vorgeschlagen wurde, genügt, um die zukünftige
Telegraphierschreibmaschine, den Springschreiber, mit
großer Sicherheit arbeiten zu lassen, und ist zugleich so
groß gewählt, daß auch die wichtigsten der heute noch im
Betrieb befindlichen Telegraphenapparate bis zu einer
Telegraphiergeschwindigkeit von 66 Bauds (4fach-Baudot
mit 22 Kontakten und 180 U/min) betrieben werden können.
Die englische Verwaltung hat das von den Amerika-
nern benutzte Frequenzschema vorgeschlagen, das damals
für den Betrieb eines 3fach-Western-Union-Vielfach-Appa-
rates gedacht war.
Der französische Vorschlag, einen Frequenzabstand
von 1% Hz vorzusehen, beabsichtigt, einen 4fach-Baudot-
Apparat mit erhöhter Geschwindigkeit im Fernkabelnetz
arbeiten zu lassen.
Die Wahl des Frequenzabstandes bedingt natürlich die
Zahl der auf einem gegebenen Frequenzband gleichzeitig
ausnutzbaren Telegraphierwege. Es handelt sich hier also
vor allem um eine Frage der Wirtschaftlichkeit des Tele-
graphenbetriebes. Hierzu war von deutscher Seite eine ein-
gehende Ausarbeitung vorgelegt worden, welche sich zum
Ziel setzte, die verschiedenen Möglichkeiten der Aufteilung
des breiten Fernsprechfrequenzbandes für Telegraphen-
übertragungen zu untersuchen?. Das Ergebnis dieser
Untersuchung war, daß für die heutige Telegraphie im
Fernkabel die Vielfachausnutzung der Leitungen nicht
mehr mit mechanischen Mitteln (Vielfachverteiler) son-
dern durch Anwendung elektrischer Mittel (Siebketten)
zesucht werden sollte.
: Stahl, Die Ausnutzungsmöglichkeiten einer Fernkabelader für
Telegraphie. "Tei. u. Feruspr.-Techn. 1929, 8. 95... 102.
DH e
Die für die Festlegung der Frequenzen eingesetzte
Unterkommission beschloß, den deutschen Vorschlag anzu-
nchmen, sofern bei demnächst anzustellenden Versuchen
praktisch nachgewiesen werden kann, daß das deutsche
System den notwendigen Spielraum bei vorkommenden
Schwankungen der Betriebseigenschaften der Leitung und
der Tonfrequenzapparatur auch für eine Telegraphierge-
schwindigkeit von 66 Bauds läßt.
Zu A3a. Die Frage der Vereinheitlichung
des Telegraphenapparates, welche die Schaf-
fung eines Einheitsalphabets einschließt, ist zweifellos eine
der wichtigsten Aufgaben des CCIT. Bei den Erörterungen
im Jahre 1926 wurde in bezug auf diesen Punkt bereits
folgende Entschließung gefaßt:
Der zu schaffende Einheitstelegraphenapparat soll mit
dem Fünferalphabet arbeiten, u. zw. soll das Baudot-Alpha-
bet benutzt werden und daran nicht mehr Änderungen als
technisch unbedingt erforderlich angebracht werden. Das
Baudotalphabet unterscheidet sich nun von den neueren
Fünferalphabeten (Siemens, Murray) vor allem darin, daß
die Zuordnung der Zahlen zu den Buchstaben nicht derart
ist, daß die Zahlen 1 bis 0O auf der obersten Tastenreihe
qwertywuiopzu liegen kommen, sondern über das ganze
Tastenfeld verstreut liegen?®.
Um die Zahlen auf eine Reihe legen zu können, gibt
es nun drei Wege:
1. Man benutzt eine vierreihige Tastatur, bei welcher
die Zahlen als eine zusätzliche vierte Reihe über dem Buch-
stabenfeld angeordnet werden.
2. Man kann eine dreireihige Tastatur behalten, wenn
durch eine besondere Umschaltvorrichtung beim Geben
des Zahlenwechsels die obere Tastenreihe eine andere Art
von Kombinationen auslöst (Booth-Willmott-Locher).
3. Schließlich kann die Zuordnung der Zahlen zu den
Buchstaben im Baudot-Alphabet so geändert werden, daß
yon einer normalen dreireihigen Tastatur gegeben werden
ann.
Bei der Erörterung dieser Fragen stellten sich zwei
Forderungen als unabweisbar heraus. Einerseits sollte für
das am Baudot-Handsender ausgebildete Personal, welches
das Baudot-Alphabet gewissermaßen in den Fingern hat,
ein Umlernen vermieden werden; anderseits konnte man
bei dem neuen Telegraphenapparat von einer dreireihigen
Tastatur ohne mechanische Umschalteinrichtung nicht ab-
gehen. So gab es keine andere Lösung, als zwei Einheits-
alphabete vorzuschlagen.
Das ursprüngliche Baudot-Alphabet soll als „Alphabet
International Nr. 1” an allen mit Hand- oder Lochstreifen-
sendern arbeitenden Vielfachsystemen benutzt werden.
Für den Betrieb von Springschreiberapparaten (Start-
Stop) wurde ein „Alphabet International Nr.2” vorge-
schlagen, das vom Baudot-Code abgeleitet wurde und wel-
ches das Arbeiten an einer dreireihigen Tastatur gestattet.
Die beiden Alphabete sind in nachstehender Tafel einander
gegenübergestellt.
Alphabet international Nr. 1.
Kombination
Nr. | Buchstabe' Zeichen | Ä e
|
| | | a en
| |
|
pá
LG
>
N O Oam
OONA TAONE
-J
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
.. 09° D? W kb | ~az ro
ai
SR ,
ke
CR
DIETRICH ECKTTET CEET
e
80 ' Buchstabenblank
31 | Zeichenblank
— Arbeitstrom + Trennstrom s
DEE EE AE ONE EE EA EA E ANNE
+/t 1 +11 1#+l I I I + II I I+r+++t+ + +++++ |o
+I ++++++++#+l I+II I I IH Ir rl I Ir
+++ | 1+++i 1 ++ 1 I I#+ I I It HH Hl Ir |
+++ ++ 1 1#++++#+l I I I I++ I I II I I IrtHr
Frei wählbar für den Inlandbetrieb,
}
us
. ? Das Baudot-Alphabet wurde zu einer Zeit geschaffen, als noch
niemand die kommende Schreibmaschine ahnen konnte.
1366
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
19. September 1929
Alphabet international Nr. 2.
Kombinaton
ı | 2] 4
Ei +
| Zeichen |
Le
a
I++l+I I I I EI + I II IF I II I ++ +++ +++ ++ lo
Buchstabe
+++ | |+++++++++ | I 1 + I I I II + I II + I I +
+
+
—
1
*)
Sn a CN m=
+ ~ Ai ST WËLL
Glocke
voll
ETA EE AE HNH E EE E AE HA
*)
*)
NMMECHLNonoZZr CEET
" Op Rus reel d
|
Buchstabenblank
Zeichenblank
Irrung Löschung der Fehler**)
Ruhestrom
Wagenrücklauf mit Zeilenwechsel **)
Zeilenwechsel®*®)
— Arbeitstrom
eu Frei wählbar für den Inlandbetrleb
Zu A3b. Der Gleichlauf von Vielfachapparaten soll
durch besondere Stromschritte (Baudot-Synchronisie-
rung) aufrecht erhalten werden. Es sollen nur noch drei
Arten von Verteilern benutzt werden, die 12kontaktige
Scheibe für den zweifach Dx-Betrieb, die 17kontaktige
Scheibe für den dreifach Dx-Betrieb und die 25kontaktigze
Scheibe für den vierfach absatzweisen oder Gegensprech-
betrieb. Die normale Geschwindigkeit des Vielfachappa-
rates soll 180 U/min betragen, die für Lochstreifensen-
dung auch auf 210 U/min erhöht werden kann. Die Ge-
schwindigkeit des Start-Stop-Apparates soll so bemessen
werden, daß seine Telegraphiergeschwindigkeit 50 Bauds
beträgt. Der Ruhestrom auf der Leitung soll positiver
Strom, der Anlaufstrom des Start-Stop-Apparates negati-
ver Strom sein. Die Länge der Start- und Stop-Strom-
schritte soll so bemessen werden, daß der Empfangsappa-
rat mit sieben gleich langen Stromschritten arbeiten
kann. Damit sind bereits eine große Zahl von wichtigen
Festlegungen für die Entwicklung eines einheitlichen
Telegraphenapparates gegeben.
Zu A4: Die schon in der ersten Tagung des CCIT
festgelegten Bedingungen für die gleichzeitige Be:
nutzung von Fernkabeln für Telephonie und
Telegraphie sind dem neuesten Stande der Technik ent-
sprechend erweitert worden. Dabei ergaben sich neue
Fragen, welche den Verwaltungen zu weiterem Studium
aufgegeben wurden. l
Zu A5: Die Erörterung der Methoden der elektri-
schen Bildübertragung ergab eine weitgehende
Übereinstimmung hinsichtlich der Anforderungen dieses
Nachrichtenmittels an die Leitung?n. Für die Bildübertra-
gungsapparatur selbst wurden Arbeitsmoduln festgesetzt,
die aus dem Produkt der Rasterfeinheit (Zahl der Linien
Fre eltern
Ba u 1a En a a a ee ee 1]
Gea
+ Trennstrom
Sei Für den Blattdrucker.
auf 1 mm) und des Trommeldurchmessers in mm gebildet
werden. Um den verschiedenen Bedürfnissen gerecht wer-
den zu können, wurde für Rundfunkbildübertragung ein
Modul von 176, für einfache photographische Übertragung
ein Modul von 264 und für hochwertige Zeitungsübert ra-
gungen ein Modul von 396 festgelegt. Apparate, welche
denselben Arbeitsmodul benutzen, können unverzerrte
Bilder aufeinander übertragen. Die Festlegung der Ge-
schwindigkeit der Bildapparate hängt ab von der Art der
Synchronisierung und der Konstruktion des Apparates.
In diesem Punkt konnte noch keine völlige Klärung her-
beieeführt werden: eine besondere Unterkommission wird
diese Frage möglichst bald zu einer Lösung bringen.
Zu A6 wurden zunächst die deutschen Vorschriften
für den Schutz der Telegraphenleitung gegen den Ein-
fluß von Starkstromleitungen als Grundlage
zenommen, welche in dauerndem Zusammenarbeiten mit
der Starkstromindustrie weiter ausgebaut werden sollen.
Die Punkte A7 und A8 ergaben keine wesentlichen
Vorschläge.
Die Frage B1 wurde einem besonderen Unteraus-
schuß zum Studium übertragen.
Für die Festlegung eines Diensteodes wurde
unter B2 beschlossen, die Zeitangabe der Telegrammaut-
lieferung nicht abzukürzen, aber für die Bezeichnung der
Bestimmungsanstalten in unmittelbarem Zusammenwirken
der beteiligten Länder Abkürzungen zu schaffen. Für
eine Reihe von im Betriebsdienst häufig vorkommenden
Redewendungen sind Abkürzungstafeln aufgestellt wor-
den, die zunächst versuchsweise im Betriebe erprobt wer-
den sollen.
Zu B3. Eine Reihe von Vorschriften sind für die
Benutzung des Laufnummernverfahrens gegeben worden.
Zu B4: Es wurde beschlossen, die beim Beratenden
Ausschuß für Telephonie (CCI) in Arbeit befindliche
Buchstabiertafel nach Fertigstellung auch im Tele-
eraphenbetrieb zu benutzen.
Zu C: Die Fragen der Organisation des CCIT wur-
den von den Führern der Delegationen unter Beteiligung
des Berner Welttelegraphenbüros eingehend erörtert. Da
die vorgeschlagene Schaffung eines besonderen Büros, in
ähnlicher Weise wic es beim CCI der Fall ist, in der
Vollzugsordnung des Welttelegraphenvereins zunächst
nicht vorgesehen ist, werden die Vorsitzenden der ver-
schiedenen Kommissionen ermächtigt, ihre Unterkommis-
sionen je nach dem Stande der Arbeiten zu Besprechungen
zusammenzurufen. Die deutsche Verwaltung wird die Ge-
schäftsführung des CCIT bis zur nächsten Tagung und
u. U. bis zur Madrider Tagung des Welttelegraphenvereins
in Händen haben.
Dieses große Arbeitszebiet konnte nur dadurch in ver-
hältnismäßie kurzer Zeit zu einem befriedizenden Ab-
schluß gebracht werden, daß für alle Aufgaben, insbeson-
dere von den deutschen Berichterstattern, die für die
meisten Fragen Hauptberichter waren, einzehende Vor-
arbeit geleistet wurde. Der Erfolg dieser Konferenz ist
nicht allein in den sachlichen Beschlüssen zu sehen son-
dern liegt in nicht geringem Maße in einer weitgehenden
Förderung des Verständnisses der Arbeits- und Betriebs-
bedingungen, unter denen die Telegrraphie in den verschie-
denen Ländern ihre Aufgabe zu lösen hat.
Für die nächste Tagung des CCIT, welche bereits im
Herbst des nächsten Jahres stattfinden soll, ist Bern
ausersehen. H. Stahl.
Internationale Elektrotechnische Kommission (IEC)*.
Sitzungen in London, Juli 1929.
(Bericht des Deutschen Nationalen Kommittees der IEC.)
Zur Vorbereitung der im Juni 1930 in Skandinavien
stattfindenden Volltagung der IEC wurden Anfang Juli
d. J. einige Arbeitsausschußsitzungen abgehalten, über
deren Ergebnis nachstehend kurz berichtet werden soll:
I. Fachgruppe 9: Bahnmotoren.
Es wurden die zu den Ergebnissen und Anregungen
der Bellagio-Tagung eingegangenen Antworten der ver-
schiedenen Nationalen Kommittees durchgesprochen. Die
nachstehenden Ergebnisse stellen keine Beschlüsse dar son-
dern nur Anregungen für die Stockholmer Tagung.
1. Zunächst wurde als einmütire Auffassung der An-
wesenden festgestellt, daß großer Wert darauf gelegt wird,
+ Vgl. ETZ 19%, S. 161.
mit der Union internationale des Chemins de
fer und der International Union of Tram.
ways zusammenzuarbeiten, um mörlichst gemeinsame Re-
geln für alle Bahninotoren zu Schaffen.
2. Geltungsbereich der Regeln: Alle Bahn-
motoren mit einer Leistunz von 15 kW an aufwärts, mit
Ausnahme von Motoren für Grubenlokomotiven. (Purch
die Leistungeserenze werden die Motoren kleiner, nieht auf
Schienen laufender Akkumulatorenfahrzeuze ausgeschlos-
sen, also insbesondere auch die Motoren für niedrigere
Spannungen.)
3. Isolierfestierkeit: In Bellagio war vorge-
schlagen worden Prüfspannung gleich 2 U + 1000 mit min-
destens 2500 V. Frankreich beantragte, mit Rücksicht auf
19. September 1929
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 38
1367
die noch weiterzehenden Wünsche der Bahnvertreter als
Kompromiß 2,5 U +1000 mit mindestens 3000 V. Auch
Amerika wünscht in Übereinstimmung mit der dortigen
Praxis mindestens 3000 V. Nach längerer Erörterung
einizte man sich auf folzenden Vorschlag, der den Natio-
nalen Konnnnittees zur Stellungnahme unterbreitet werden
soll:
Prüfspannung 2? U + 1500, ohne Festsetzung einer be-
sonderen Mindestspannung. (Die Formel gibt für 500 V die
in Bellagio angenommene Mindestspannung von 2500 V.)
Die Isolationsprobe soll an der warmen Maschine nach der
Schleuderprobe vorgenommen werden.
4. Isolationswiderstand: Nur Enzland und
Italien hatten Vorschläge vorgelegt, acht andere Kommittees
erklärten die Probe für nicht erforderlich. Es soll daher
vorgeschlagen werden, sie nieht in die Regeln aufzunehmen.
5. Kommutierungsproben.
a) Motorenohne Feldregelung. Die in Bel-
lagio aufgestellte Regel findet grundsätzlich allgemeine Zu-
stimmung. Nie soll dahin ergänzt werden, daß für beide
Drehrichtungen dieselbe Bürstenstellung beibehalten wird;
außerdem soll durch eine Fußnote der Begriff, „ohne
dauernden Schaden am Kommutator“ näher erläutert
werden.
b) Motoren mit Feldschwächune. Die Vor-
achläge verschiedener Nationaler Kommittees stimmen da-
hin überein, daß die Probe bei Nennspannung je 30 s
lang in jeder Richtung vorgenommen werden soll, bei
schwächstem Feld. Hierbei soll die Stromstärke betragen
nach dem Vorschlag von Belgien etwa 1,30.J st, Polen 1,5 Jst.
Schweden (1,5... 1,75) Jst, Frankreich 2,0 Jst, wo Jst der
Stundenleistungstrom ist. Österreich schlägt vor, den
Strom zu wählen, der bei geschwächtem Feld die Stunden-
leistung ergibt. Alle diese Vorschläge sollen den Nationa-
len Koinmittees unterbreitet werden.
c) Motoren mit Nutzbremsunz
rückrewinnunzge). Deutschland und
hatten vorgeschlagen:
60s bei 1,50 U mit 1,0fachem Stundenstrom
Frankreich und England:
60s bei 1,25 U mit 1,5fachem Stundenstrom.
Hierbei sollen nach dem französischen Vorschlaz die Mo-
toren mit schwächstem Feld erregt sein. England hatte
einen besonders vefalten Vorschlag vorgelegt; Deutsch-
(Strom-
Österreich
land und Österreich hatten ferner darauf hingewiesen, daß
eine besondere Probe nicht erforderlich erscheint, wenn
beim Bremsen mehr Motoren in Reihe geschaltet sind als
beim Fahren im Nennbetrieb.
Alle diese Vorschläge sollen den Nationalen Kommit-
tees zur Äußerung vorgelegt werden mit der Bitte um Bc-
kanntzabe von Versuchsergebnissen. Es wird zugleich
empfohlen, daß als Bezuespannung U die beim Rückarbei-
ten am Motor auftretende Spannung gewählt werden soll,
daß der Versuch selbst aber der Einfachheit halber nicht im
(ieneratorbetrieb sondern im Motorbetrieb ausgeführt wer-
den soll.
di Kommutierunzbei Nennstrom under-
höhter Spannung (Spannuneschwankunzen im Be-
triebe). Die deutschen Regeln R.E.B. verlangen den Betrieb
bei einer um etwa 13,4 % höheren Spannung, verschiedene
Nationale Kommittees halten + 10 % für ausreichend. Eng-
land schlägt + 25 % vor, Amerika + 33" %
Als Grundlage für eine Einigung soll en Nationalen
Koinmittees eine Erhöhung um 25% vorgeschlagen wer-
den, u. zw. für Gleichstrommotoren, für Kinphasenmotoren
dagegen gemäß einem amerikanischen Vorschlag nur
+ 10%.
e) Einphasenmotoren: Konmnutierung bei
Nennspannung und Überstrom. Le wurde vor-
geschlagen von
Deutschland und Österreich 2 min mit 1.5 Stundenstrom
Amerika . . 2 2 2.2 ln an 16 2
Frankreich er ge ee fo ge ercn
99
Als Kompromiß wird den Nationalen Kemmitteces der
amerikanische Vorschlag zur Annahme empfohlen.
f) Motoren,dieimmerzuzweiodermehr
inReihe vgeschaltet sind. Soweit hier Vorschläge
remacht worden sind, weichen sie außerordentlich von-
einander ab, u. zw. in der Spannung von 1,33... 1,6 X Nenn-
Spannung, im Strom von 0.60... 2, X Stundenstrom (letzte
Zahl vielleicht Druckfehler). Diese Vorschläge sollen
den Nationalen Kommittees vorgelegt werden
x) Schleuderprobe. Diese Frage löste eine
sehr eingehende Erörterung aus, die schließlich zu fol-
zendem Vorschlage führte.
a) Wenn die höchste Betriebsdrehzahl bekannt ist
(z. B. im Eisenbahnbetrieb), so soll die Schleuderdrehzahl
auf diese bezogen werden, u. zw. soll sie das rfache der
höchsten Betriebsdrehzahl betragen. Da bei Fahrzeugen
mit geringer Fahrzeschwindirkeit die Mörlichkeit einer
Geschwindirkeitsteigerung verhältnismäßig größer ist
als bei Fahrzeugen mit an sich schon hoher Geschwindig-
keit, so soll der Faktor .r mit zunehmender Fahrzeugre-
schwindigkeit fallend gewählt werden. Es wird hierfür
a 7
vorgeschlagen 2 = Se ‚wo v die höchste Geschwindigkeit
des Fahrzeuges in km/h ist. Die Konstante k wird etwa
zwischen 10 und 15 km/h zu wählen sein. (Bei k = 10 er-
gibt sich bei v = 40 km/h der in den REB vorgesehene
Wert z= 1,25, bei k= 15 liegt er bei einer Fahrzeug-
höchstzeschwindigkeit von vt == 60 km/h.)
DI Wenn in der Bestellung die Höchsteeschwindie-
keit des Fahrzeuges nicht angegeben ist, so soll zunächst
versucht werden, sie zu ermitteln. Es ist dann wie vor-
stehend zu verfahren. Ist diese Bestimmung nicht mög-
lich, so soll der Hersteller die höchste Drehzahl angeben,
für die der Motor gebaut ist. Die Schleuderdrehzahl ist
dann auf diese zu beziehen. Faktor zz 3
’ Die Nationalen Kommittees sollen sich zu diesen Vor-
schlägen äußern.
h) Kommutierungfür Halblast. Der fran-
zösische Vorschlag, eine Kommutierungsprobe vorzusehen
bei halbem Stundenstrom. 1,10facher Spannure und bei
gewöhnlichen Motoren mit vollem Feld, bei Motoren mit
Feldrezelunz bei schwächstem Feld. soll den Nationalen
Kommittees zur Äußerung vorgelegt werden.
i) Nach Klärung der Finzelfragen unter a) bis h)
sollen die angenommenen Kommutierungsproben einheit-
lich zusammengefaßt werden, wofür im Rahmen ein fran-
zösischer Vorschlag vorliegt.
6. Bestimmung der Erwärmung. Es wird
angeregt, eine nähere Angabe zu machen, wie die Lager-
erwärmunge bestimmt werden soll.
Es wird ferner darauf hingewiesen, daß es gelegent-
lich der Bellagio-Tagung übersehen worden ist, die in
New York von Amerika und Deutschland gegebene Anre-
gung zur Erörterung zu stellen (s. RM 43), wonach für
vollständig gekapselte Motoren um 10° höhere Erwär-
mungen zugelassen werden sollten als für ventilierie oen-
toren. Dieser Vorschlag soll nunmehr zur Erörterung ge-
stellt werden.
Schließlich soll außer der grundlegenden Formel für
die Beziehung zwischen warmem und kaltem Widerstand
R, _ h4 2345
eg ren
noch eine Formel für die hieraus sich errechnende Er-
wärmung angegeben werden (wie sie z. B. in den R.E M.
enthalten ist).
II. Fachgruppe 2: Bewertung von elektrischen Maschinen.
(Advisory Committee Nr.2 on Rating of electrical
machinery.)
Vorsitz: Prof. Feldmann.
1. Die Niederschrift RM >52 der Bellagio-Ta-
gung wurde mit einigen kleinen redaktionellen Änderun-
gen zenehmigt.
2. Einwände gegen die in Bellagio angenommene
Fassung der Publication 34 (dritte Ausgabe der
IEC-Rereln für Maschinen und Transformatoren).
a) Französische Anregung: Die früher in den Rer '!n
enthalten gewesene Zusammenstellung der in einem An-
gebot zumachenden Angaben soll in die vierte
Ausgabe wieder mit aufgenommen werden. Angenommen.
b) Ziffer 220c der Regeln fordert für Asyn-
cehronmotoren ein Kippmoment von mindestens
1,75 X Nennumoment. jedo-h mit der Kinschränkuns. daß
für Motoren mit außergewöhnlich niedriger Drehzahl oder
für hohe Frequenz besondere Vereinbarung zu treffın ist.
Es wurde beanstandet, daß diese Fassung zu unbe-
stimmt sei. Hierzeren wurde vorgeschlagen:
Frankreich: 1,50 X Nennmonat ohne Einschränkung.
Deutschland (entsprechend R.E.M.): 1,60 X Nenn-
moment ohne Kinschränkuneg.
Vorsitzender: 1,75 X Nennmoment, aber eine klarere
Fassung der Einschränkung besonders hinsichtlich Fest-
setzung einer Leistungsgrenze, unterhalb deren der Fak-
tor 1,75 gemäß besonderer Vereinbarung vermindert wer-
den solle.
1388
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
18. September 1929
Vom deutschen Vertreter wurde hiergegen geltend
gemacht, daß es voraussichtlich kaum möglich sein
würde, eine für den praktischen Gebrauch geeignete ein-
fache Festlegung einer Leistungsgrenze zu finden.
Es wurde ein Unterausschuß (Vertreter von Holland,
Frankreich, Belgien) beauftragt, einen Vorschlag auszu-
arbeiten. Er schlug vor, die Leistungsgrenze für Anwen-
dung des Faktors 1,75 festzusetzen, in Abhängigkeit von
der Polzahl 2p nach der Formel
1 I ops
N> 5 (2P) + o P)
Vom deutschen Vertreter wurde darauf hingewiesen,
daß die komplizierte Form dieser Beziehung die von ihm
geäußerte Befürchtung zu bestätigen geeignet sei. Er
empfehle zu untersuchen, ob sich nicht
eine einfache Beziehung in Abhängigkeit
von der Polteilung der Maschine finden
ließe.
Diese Vorschläge sollen den Natio-
nalen Kommittees zur Äußerung vorge-
legt werden für die vierte Ausgabe. In
der dritten Ausgabe soll die bisherige
Fassung beibehalten werden mit einem
Hinweis, daß weiteres in Vorberei-
tung sei.
c) Isolierfestigkeit
(Tabelle III der Publ. 34).
Es war Einspruch dagegen erhoben
worden, daß als Prüfspannung
einer Erregermaschine dieselbe
vorgeschrieben werde wie für das Feld
der Synchronmaschine. In der Erörterung
wurde festgestellt, daß sich diese Bestim-
mung nur auf Erregermaschinen von
Generatoren (also auf Rzihe A der Ta-
belle III) bezieht, nicht aber auf solche
von Synchronmatoren oder Einanker-
ımformern, die von der Drehstromseite
aus angelassen werden.
Amerika beantragt als Prüfspannung
2 U+ 1000, wo U die Nennerregerspan-
nung bedeutet.
England beantragt Beibehaltung der
bisherigen Fassung. Abstimmung: 6 für
englischen, 5 für amerikanischen Vor-
schlag.
Es wird daher beschlossen, in die
dritte Ausgabe für die Erregermaschinen
einzusetzen „noch nicht entschieden”.
Für die Prüfspannung der Feldwicklungen von Syn-
chronmotoren und Einankerumformern
(Reihe 5 und 6) wird von Belgien vorgeschlagen als ein-
heitliche Regel für alle verschiedenen Anlaßbedingungen:
2U- 1000, wo U die beim Anlassen an den Klemm ı
der Erregerwicklung auftretende induzierte Spannung
ist. Von deutscher Seite wurde die Berechtigung dieses
Standpunktes zwar grundsätzlich anerkannt, aber auf die
Schwierigkeit hingewiesen, die sich einer solchen Be-
stimmung in der Praxis entgegenstellen würde, weil die
Prüfspannung erst nach Fertigstellung der Maschine er-
mittelt werden könnte, denn die dämpfende Wirkung des
Polrades (Spulenkästen usw.) könne erst durch Messung
an der fertigen Maschine festgestellt werden. Die richtige
Bemessung und Herstellung der Maschinen verlange aber,
daß die anzuwendende Prüfspannung von vornherein ein-
deutig festgelegt sei.
Es wurde beschlossen, für die dritte Ausgabe die bis-
herige Fassung beizubehalten und den belgischen Vor-
schlag den Nationalen Kommittees zur Prüfung für die
vierte Ausgabe der IEC-Regeln vorzulegen mit dem Er-
suchen, die Frage möglichst unter Vorlegung von Ver-
suchsergebnissen zu klären.
d) Erwärmung von Öltransformatoren.
Auf eine holländische Anregung hin soll eine Angabe
eingefügt werden, daß die Öltemperatur an der Ober-
fläche gemessen werden soll. Die Wortfassung soll der
Redaktionsausschuß festsetzen.
Amerika erhob Einspruch gegen die in Bellagio an-
genommenen Grenzerwärmungen, die um 5° zu hoch
seien. Holland und die Schweiz beanstandeten die Diffe-
renz von 10° zwischen Wieklung und Öl nach ihren br-
fahrungen als zu gering und wünschten Erhöhung auf
15°; hierzu verlangte Holland Herabsetzung der Öl-
erwärmung um 5°, die Schweiz dagegen Heraufsetzung
der Wioklungserwärmung um 5°.
Von deutscher Seite wurde darauf hingewiesen, daß
man in solchen Fällen, wo die Differenz von 10° nicht
ausreichen würde, die Ölerwärmung niedriger halten
müsse, um die Grenzerwärmung für die Wicklung ein-
halten zu können, daß also diese Frage sich von selbst
erledige. Da die beiden Vorschläge in entgegengesetzter
Richtung gingen, so wurde auf deutschen Antrag hin be-
schlossen, an dem in Bellagio erzielten Kompromiß fest-
zuhalten. Hiergegen stimmte nur Amerika. Der Vor-
sitzende wies darauf hin, daß es einem Nationalen Kon-
mittee, das für seine Bedürfnisse eine IEC-Bewertung
nicht annehmen könne, nach Ziffer 204 bzw. 304 ermög-
- licht sei, neben der IEC-Bewertung noch eine den eigenen
Bedürfnissen entsprechende nationale Bewertung (Natio-
nal Rating) zu führen.
Untere Reihe, Vierter von links: Prof. Kloß (Deutschland). Daneben nach rechts: Prof.
Feldmann (Holland), Präsident der IEC, Mailloux (U.S. AA
Dr. Kade (Deutschland). Oberste Reihe in der Mitte (Fünfter von linksı: Le Maistre.
Dritte Reihe, links:
(ieneralsekretär der IEC in London.
Tagung der Fachgruppe 2: „Elektrische Maschinen“ in London vom 10—12. Juli 19%.
Aus Anlaß eines holländischen Antrages auf Wieder-
herstellung des früheren Wortlautes der auf die Tafel
der Grenzerwärmungen hinweisenden Bemerkung (Wie-
dereinführung der Worte „in any of its parts“) wurde
die Frage erörtert, ob es als unzulässig anzusehen sei,
wenn in einer Transformatorwicklung, deren Erwärmung;
aus der Widerstandszunahme ermittelt, innerhalb der
Grenzerwärmung liege, der zwischen Anzapfungen lie-
gende Wicklungsteil, für sich gemcssen, eine höhere Er-
wärmung ergäbe. Von deutscher Seite wurde der Stand-
punkt vertreten, daß dies nicht ohne weiteres als unzu-
lässig zu bezeichnen sei, weil ja durch die Widerstands-
methode anerkanntermaßen eine „mittlere“ Temperatur
bestimmt werde, wobei es also natürlich sei, daß einige
Teile der Gesamtwicklung wärmer werden als diesem Mit-
telwert entspräche, insbesondere z. B. die in der oberen
heißen Ölschicht liegenden Wicklungsteile. Es sei
widersinnig, diese höhere örtliche Erwärmung zuzulassen,
wenn sie nicht besonders nachgewiesen werden könne, sie
dagegen zu beanstanden, wenn sie durch Vorhandensein
von Anzapfungen meßbar werde. Der Ausschuß schloß
sich dieser Auffassung an und beschloß daher, den neuen
Wortlaut der einleitenden Bemerkung beizubehalten.
e) Erwärmung von Maschinen.
Diese Frage nahm den breitesten Raum in der drei-
tägigen Erörterung ein. Zu ihrer Klärung wurde ein
Unterausschuß eingesetzt (Everest-England, Kloß-
Deutschland, Robinson-Amerika und Roth- Frank-
reich), der in drei Sondersitzungen verschiedene Vor-
schläge ausarbeitete.
Es war zunächst sowohl von Amerika als auch von
Frankreich bezwe.felt worden, ob die in die dritte Ausgabe
eingesetzten Werte der Grenzerwärmungen in allen Punk-
ten den in New York und Bellagio gefaßten Beschlüssen
entsprächen. Auf Grund einer Einzelnachprüfung aller
Zahlen im Unterausschuß überzeugten sich die Vertreter
Amerikas und Frankreichs,’daß alle Zahlen formell rich-
tig eingesetzt waren, vorausgesetzt, daß man die bei
19. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
1369
normalen Maschinen (bis 750 kVA) nach den alten Regeln
zugelassenen Zuschläge von je 5° für Wicklungen mit
geringem Widerstand und für einlagige Feldspulen auch
ohne weiteres für die an sich schon um 5 ° höher gesetz-
ten Wicklungen der großen Maschinen zuläßt. Man
einigte sich auf Vorschlag des Unterausschusses dahin, bei
Entwurf des Unterausschusses.
Grenzerwärmungen für Thermo- |
meter
[
Wechselstrom -Ständerwicklungen von
5000 kVA aufwärts
Wechselstrom - Ständerwicklungen unter
5000 kVA und über 750 kVA, einschließlich
aller Turbos unter 5000 kVA
Feldwicklungen in Volltrommelläufern . .
Feldwicklungen aller andern Wechselstrom-
maschinen über 750 kVA
Gleichstrommaschinen über 750 kW, Feld- |
und Ankerwicklungen Re a
Wechselstrom- und Gleichstrommaschinen
bis zu 750 kVA. Feld- und Ankerwicklung
Wechselstrom- und Gleichstrommaschinen |
bis zu 750 kVA für besonders festgelegte
Betriebsbedingungen (s. Ziffer ...), Feld- |
und Ankerwicklungen f 55 |
Lo
Di A
Die Bestimmung, daß für Maschinen mit mehr als 7000 V die Grenzwerte um je 1,5° herabgesetzt werden sollen für je 1000 V über
soll für alle Maschinen gelten.
den großen Maschinen für einlagige Feldwicklunzen
(Thermometermessung) dieselbe Erwärmung (also ohne
Zuschlag von 5°) zuzulassen wie für Feldwicklungen
mit geringem Widerstand, nämlich 60 °, das ist also der-
selbe Wert, der für andere Wicklungen der groen Maschi-
nen bei Widerstandsmessung zugelassen ist. Die Vertreter
Amerikas und Frankreichs sagten zu, sich bei ihren
Nationalen Kommittees für Annahme dieser Werte ein-
zusetzen.
Von Frankreich lag ferner ein Einspruch dazegen
vor, daß die in New York nur für große Wechselstrom-
maschinen angenommenen erhöhten Erwärmungen nach
der vom Unterausschuß in Bellagio zusammengestellten
Tabelle auch für große Gleichstrommaschinen gelten
sollen. Der Vertreter Frankreichs erklärte, daß es sich
hierbei nicht um sachliche Bedenken handle, sondern nur
um einen formellen Einspruch, weil ein ausdrücklicher
Beschluß in diesem Sinne in Bellagio nicht gefaßt worden
sei. Vom Vorsitzenden des Untcrausschusses wurde gel-
tend gemacht, daß dieser sich zu der Ausdehnung der
Tafel II auf Gleichstrommaschinen für berechtigt erachtet
hätte, weil er keinen Grund einsehen könne, warum die
für die Erhöhung der Grenzerwärmungen für große
Wechselstrommaschinen angegebene Begründung, daß sie
„unter besonders regelbaren Betriebsbedingungen” (under
controlled conditions) laufen, nicht ebenso auf große
(rleiehstrommaschinen zutreffe.. Die Vertreter Frank-
reichs und Amerikas sicherten auch hier zu, sich für An-
erkennung dieses von den übrigen Nationalen Kommittcees
ausdrücklich gebilligten Standpunktes bei ihren Kom-
mittees einzusetzen.
Von Amerika und Polen waren Anträge eingezangen,
die beiden jetzt für kleine und für große Maschinen ge-
trennten Erwärmungstafeln I und lI in eine gemeinsame
Tafel zusammenzuziehen. Dabei wollte Polen in Unter-
stützung der früher von Deutschland und von der Schweiz
gestellten Anträge auf Herabsetzung der Umerebungs-
Bezugstemperatur von 40° auf 35° die Grenzerwärmun-
gen auch der kleinen Maschinen um je 5° erhöht sehen,
so daß dann also kein Unterschied mehr in der Größe der
Maschinen gemacht zu werden brauchte.
Der Unterausschuß, der mit der Bearbeitung dieser
Frage betraut wurde, legte den Entwurf einer für große
und kleine Maschinen gemeinsamen Tafel vor und machte
zugleich auf englische Anregung hin, um die immer
wiederkehrenden Anträge auf Änderung der Umgebunes-
Bezusstemperatur von 40° auf 35° zu vermeiden, den
Vermittlungsvorschlag, daß für die kleinen Maschinen
als normal die bisherigen Grenzerwärmungen (ent-
sprechend 40° Umgebungstemperatur) beibehalten wer-
den sollen, daß aber außerdem für sie ebenfalls um 5°
erhöhte Grenzerwärmungen zugelassen werden sollen,
vorausgesetzt, daß sie unter besonders festge-
legten Betriebsbedingungen („under selected condi-
tions”) laufen, so daß die von der IEC festgesetzten
|Widerstand| zulachen 2| außerhalb
55
60
Grenztemperaturen keinesfalls überschritten wer-
den. Diese „besonderen Bedingungen” sollten dann aus-
drücklich auf dem Schilde gekennzeichnet werden.
Hiermit ergab sich für die vom Unterausschuß vor-
Beechlegene Tafel der Grenzerwärmungen folgende
orm: ,
Einheitliche Tafel als Ersatz für Tafel I und II.
Klasse A
Klasse B
| | Eingeb. Wd.-Therm.
Widerstand zwischen 2 | außerhalb
| Schichten | d. Spule
! Eingb. Wd.-'fherm.
Schichten |
d. Spule
Se DEE 70 | 80 — | —
= Ä = 6 Im = | >
|
| |
|
eh 70 s80 0 — =
7000,
Die Tafel enthält zunächst nur die hauptsächlich-
sten Angaben. Sie müßte noch ergänzt werden durch
die Sonderangaben für einlagige Feldspulen, Kommutato-
ren und Schleifringe, Eisenkerne, dauernd kurz ge-
schlossene Wicklungen, Lager.
Zugleich mit dieser Tafel wurde vom Unterausschuß
ein vom deutschen Vertreter ausgegangener Antrag vor-
gelegt, in Ziffer 202b hinter die Worte: „Mangels anderer
Angabe wird angenommen, daß die Kühllufttemperatur
40° nicht übersteigt.“ einzufügen:
„Falls Angaben vorliegen, daß die Umgebungstem-
u den Wert von 35° nicht übersteigt, s. Ziffer
)9.
In Ziffer 209 wäre dann einzufügen:
„Die Erwärmungen in der Tafel Reihe 1—4 gelten
SCH GH Umgebungstemperatur bis zu 40° (s. Ziffer
Wenn Angaben vorliegen, daß die Umgebungstem-
peratur nicht über 35 ° beträgt, so können für Maschi-
nen bis 750 KVA die Grenzerwärmuneen zugelassen
werden, wie in Reihe 5 für Maschinen, die unter beson-
ders festgelegten Bedingungen (selected conditions)
laufen. In solchem Falle soll aber die Umgebungs-
Bezugstemperatur von 35° ausdrücklich auf dem Schild
angegeben werden.”
Nach einer längeren Erörterung dieser Vorschläge
stellte der Vorsitzende die Frage zur Abstimmung, ob
für die kleinen Maschinen „unter besonders festgelegten
Betriebsbedingungen“ (under selected conditions) die
Grenzerwärmungen um 5° erhöht als zulässig anerkannt
werden sollten. Es stimmten: Deutschland, Österreich,
Schweiz, England, Polen, Tschechoslowakei dafür, Hol-
land, Italien und Belgien dagegen, während die Vertreter
Frankreichs, Amerikas und Schwedens keine Erklärung
ohne nochmalige Befragung ihrer Kommittees abgeben
wollten.
In Übereinstimmung mit einer in der Erörterung von
Amerika gegebenen Anregung wurde auf deutschen An-
trag hin beschlossen: Der Unterausschuß (e oi soll den
in Reihe 5 des Entwurfs der Erwärmungstafel enthalte-
nen Vorschlag nochmals eingehend prüfen und als Unter-
lage für die Verhandlungen in Stockholm (1930) begrün-
dete Vorschläge ausarbeiten; gleichzeitig sollen auch
solche für die Behandlung von Maschinen für tro-
pisches Klima vorgelegt werden.
Der Unterausschuß wird diese Vorschläge sobald
als möglich aufstellen, damit die Nationalen Kommiittees
hinreichend Zeit zu eingehender Prüfung bis zur Stock-
holmer Tagung 1930 zur Verfügung haben.
Es sei noch darauf hingewiesen, daß die in der vor-
stehenden Tabelle enthaltene Leistunzsgrenze von 750 kVA
nur der Kürze halber angewandt wurde und nicht als
ein Aufgeben der in Bellagio von der überwiegenden
Mehrheit gutgeheißenen Grenze von 2,5 kW (oder kVA)
je Umdrehung/min anzusehen ist.
1370
Abschließend wurde beschlossen: „Reihe 1—4
der gemeinsamen Tafel gelten als angenommen für die
dritte Ausgabe der Publikation 34 (1EC-Regeln), voraus-
gesetzt, daß das französische Nationale Kommittee schrift-
lich noch seine Zustimmung erteilt. Die Tafel soll dann
noch durch die nicht umstrittenen Reihen ergänzt werden:
dabei soll bei Reihe T und 8 der bisherigen Tafel 1 (nicht
isolierte, kurzgeschlossene Wicklungen und Eisenkerne
und andere Teile, nicht in Berührung mit Wicklungen)
die Zah} 70° gestrichen werden. Die endgiiltige Fassung
der dritten Ausgabe der Regeln dureh den Redaktions-
ausschuß soll möglichst beschleunigt werden.
Weitere Anregungen betr. Publ, au Zu
Ziffer 115: Entsprechend dem vom Ausschuß für Bahn-
motoren gemachten Vorschlag soll in die allgemeinen Re-
geln für Maschinen, Teil I, Ziffer 115, außer der grund-
legenden Beziehung Zwischen warmem und kaltem Wider-
stand
Rə ` fə + 231,5
Roo t4 + 2314,5
noch eine Formel für die hieraus sich ergebende Er-
wärmung eingefüzt w 'rden (wie in den R.E.M. enthalten).
Zu Ziffer 111 b. Wenn bei geschichtetem Isolations-
material die Temperatur in den einzelnen Lagen ver-
schiedenen Materials gemessen werden kann, so gilt für
iede Lage die für dies Material zugelassene Erwärmung,
andernfalls die niedrigere Erwärmung.,
Zu Ziffer 108. Es soll dureh einen Zusatz klarge-
stellt werden, daß Wicklungen in Füllmasse (compound
insulated windings) als Klasse A gelten.
Zu Ziffer 113, Es soll nach «dem Muster einer in den
englischen Regeln enthaltenen Bestimmung empfohlen
werden, an laufenden Maschinen möglichst Alkohol-
tlıermometer zu verwenden.
Zu Ziffer 213, Der Schlußsatz: „Wenn beide, Ther-
mometer- und Widerstandsmessung verlangt werden, so
soll keiner der beiden Grenzerwärmungswerte überschrit-
ten werden“, soll in der dritten Auseahe beibehalten wer-
den. Für die vierte Ausgabe soll aber goprüft werden,
ob er als überflüssie £estrichen werden kann. Die Natio-
nalen Kommittees sollen sich hierzu äußern.
Zu Ziffer 204 und 304 (National Rating): Der von
Frankreich gestellte Antrag, die frühere Fassung (nach
der New Yorker Tarung) wiederherzustellen, soll den
Nationalen Kommittees zur Äußerung vorgelegt werdon.
3. Prüfspannungen.
a) Die für die Prüfspannung von einpolix geerdeten
Einphasenwickluneen und von verketteten Zweiphasen-
wicklungen von verschiedenen Nationalen Kommittees vor-
geschlagenen Werte sollen den Nationalen Kommittees zur
Äußerung vorgelegt werden. Für die Vorschläge sollen
icdoch noch Begründungen eingereicht werden.
b) Der schon in New York und in Bellagio von Frank-
reich gestellte Antrag auf Herabsetzung der Mindestprüf-
spannung für Schleifringläufer kleiner Asvnehronmotoren
(unter 5kVA) von 1000 auf 500 V wurde fir die TII. Ans-
gabe der Publikation 34 zurückgezogen. Er soll für die
V. Ausgabe nochmals zur Erörterung gestellt werden.
4. Liste der in Bellagio angenommenen
Toleranzen.
(Drucksache 2 (Secretariat) 201.)
Ziffer 1. Wirk ungsgrad. Für die noch aus-
stehenden Werte für die direkte Bestimmung hatte England
vorgeschlaren:
für Generatoren
Wirkungsgrad
nicht unter 0,88
und Motoren mit einem zewälhrleistoten
Toleranz éi (1—n)+ 0,005
1
unter o 10 4=n+001
0,88
für Einankerumformer mit | 1
Transformatoren D oe za 1—n)+0005.
ebenso für Motorzeneratoren j 10
Hierzu sollen sich die Nationalen Kommittees äußern.
Ziffer 2.
Vorschläge:
Fisenverluste bei Transformatoren:
Einzelverlus te. Dasselbe gilt für die
England 13.
e u P Deutsehland 10 9;
Wieklungsverlust bei Transformatoren: Deutschland 15o.
Ziffer 3, Leist ungsfaktor und
Ziffer & Blin dleistunge (Reactive power) lösten
eine längere Erörterung aus mit folzendem einstimmig an-
senommenen Ergebnis:
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
19. September 1929
Wenn der Leistungsfaktor gewährleistet werden soll,
H ; , 1 — cos e ?
so beträgt die (absolute) Toleranz -1 ee. einem
Mindestwert von 0,02 und einem Höchstwert von 0,07 (statt
des in Bellagio beschlossenen Höchstwertes von 0,10).
Wenn die Blindleistung gewährleistet werden soll, so
beträgt die (relative) Toleranz Tor Induktionsmotoren
1 VLR? 1 1
10 P WW cosp’
woP die Wirkleistung und Q die Blindleistung ist.
Für Transformatoren soll eine konstante Toleranz fir
die Blindleistung vorgesehen werden, deren Betrag noch
festzusetzen ist.
Ziffer 5,
motoren.
Die Grenzen für die verschiedenen Abstufunzen der
Motorenzrößen waren in Bellagio, statt wie früher auf die
Leistung (in kW), auf das Drehmoment fin
bezogen worden. Belgien wünschte
Abstufunz nach Leistung (in kW).
mittees sollen sich hierzu äußern.
Ziffer 7. Spa nhnungsänderung von Gleich-
Stromgeneratoren mit Nebenschluß- oder Fremderregung.
Änderungsanträre wurden als 'unbegrindet abgelehnt.
Ziffer 10. Stoßkurzschlußstrom. Die Tole-
ranz von 30 9% bleibt bestehen. Die eine „Bexriffserk]ä-
rung“ darstellende „Note“ soll aus der Tabelleeder Toleran-
zen gestrichen und an geeiznetere Stelle in die Regeln auf-
Zenommen werden. Ihr Wortlaut soll von den Nationalen
Koınmittees nochmals geprüft werden.
Ziffer 11. Dauer-Kurzschlußstrom. Der
Wortlaut und die Toleranz von 15 % sollen beibehalten wer-
den, das +Zeichen wird gestrichen.
Ziffer 13. Kurzschlußspannune Die in der
Tabelle in der rechten Spalte stehende „Note“ soll in die
linke Spalte Zesetzt werden mit folgender auf französi-
schen Vorschlag hin angenommenen Fassung:
„Wenn die Wicklunzen eines Transformators meh-
rere Anzapfungen haben, gilt die Toleranz nur für die
eine Messung an derjenigen Anzapfung, die die niedrigste
Kurzschlußspannune ergibt. Für andere Anzapfunzen
bleibt Festsetzung der Toleranz vorbehalten.“
Allgemeines: Die Vorbemerkung zur Tabelle soll
auf amerikanischen Antrag hin folgende Fassung erhat-
ten: „Es ist nicht beabsichtigt, daß fir eine oder alle Gri-
Ben in der Tabelle notwendigerweise Gewährleistungen
gegeben werden sollen. Angebote, die Gewährleistunzen
mit Toleranzen enthalten, sollen dies ausdrücklich angeben:
die Toleranzen sollen dann denen der nachfolgenden Ta-
belle entsprechen.”
von Gleichstrom-
Drehzahl
1000 U/ mia) i
Wiederherstellung der
Die Nationalen Kom-
5. Vorschläge für neue Toleranzen.
Für Finzelerörterung der von verschiedenen Nationa-
len Kommittees vorgelegten Vorschläge (siehe Druek-
sache 2 (Secretariat) 204, Seite 14) fehlte die Zeit. Die
Vorschläge werden den Nationalen Kommittees zur Prü-
fung vorgelegt, ebenso ein französischer Antrag, für die
Drehzahländerung von Nebenschluß- und Verbundmotoren
eine Toleranz zuzulassen von 1 der sewährleisteten Än-
derung mit einem Mindestwert von +02% der gewähr-
leisteten Drehzahl.
6. Bewertung für aussetzenden Betrieh
Die von Deutschland und Österreich vorgelegten Vor-
schläge (Intermittent Rating) konnten aus Zeitmangel
nicht mehr im einzelnen erörtert werden. Es wurde nur
kurz die Meinung geäuhert, daß die Vorschläge keine „Be-
wertung“ (Rating) darstellen, sondern sich auf „Betriebs_
bedingungen“ (Service Conditions) bezösen. Das ist ein
Irrtum. Sie sollen eine Bewertung für die Prüfung elektri-
scher Maschinen (Test Rating) sein, die einen Ersatz für
die in Wirklichkeit unrerelmäßizeren Betriebsbedinzunzen
darstellen. Das müßte vielleicht im Wortlaut schärfer zum
Ausdruck Kommen.
T. Umeebungstemperatur.
Die von Deutschland, der Schweiz und Polen zum Teil
schon früher gestellten Anträge auf Herabsetzung der Urn-
zcbungs-Bezugstemperatur von 40° auf 35 > wurden nicht
erörtert, weil sie sich erübrizen wirden, wenn die unter
2e) erwähnten Vorschläge des Unterausschusses betr.
(renzerwärmung von Maschinen unter (OU EVA. die unter
besonders festgelegten Betriebsbedingungen laufen, ange-
nommen werden wirden. Es wurde hierbei namentlich
-ŘE
A a
ee nn
-m REES:
nn
19. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
1371
von englischer Seite darauf hingewiesen, daß durch An-
nahme dieser Vorschläge die sonst immer wiederkehrenden
Anträge auf Herabsetzung der Umgebungs-Bezugstempera-
tur verschwinden würden.
III. Fachgruppe 5: Dampfturbinen.
In London fand vom 1. bis 6. Juli 1929 ferner eine Ta-
zung der Fachgruppe „Dampfturbinen“ der Internationalen
Elektrotechnischen Commission (IEC) statt. Diese Fach-
gruppe hat sich zur Aufgabe gemacht, international gültige
Abnahmeregeln für Dampfturbinen aufzustellen. Die Ta-
zung fand unter dem Vorsitz von Prof. Dr. F. W. Du-
rand (Kalifornien) statt.
Als erster Hauptteil der Arbeiten wurden die Liefer-
bedingungen in der neuen Fassung vorgelegt und, mit Aus-
nahme der Temperaturgrenze für die Verwendung von
Gußeisen, hierbei volle Einigung erzielt Als besonders
wichtig muß hierbei die Vereinbarung angesehen werden,
daß künftighin Kondensationsturbinen möglichst nur noch
für gewissermaßen genormte Leistungen und Frischdampf-
drücke gebaut werden sollen, u. zw. für 650, 1000, 1600,
2500, 4000, 6500, 10000, 16.000, 25 000, 40.000, 60 000 und
100 000 kW höchste Dauerleistung und 14, 18, 28 und 42at.
Die Regeln für Abnahmeversuche sind im zweiten
Hauptteil enthalten und für Sachverständige bestimmt; sie
werden daher möglichst kurz gehalten werden. Diese Re-
geln werden außer einer Einführung über den Zweck der
Regeln noch eine Aufstellung der für die Versuche erfor-
derlichen Begriffe, Einheiten und Bezeichnungen sowie
die Richtlinien für die Versuche enthalten. Ferner wird
ein umfangreicher Abschnitt über Meßgeräte gebracht
werden.
Über die Zusammenarbeit während der Tagung kann
gesagt werden, daß sie geradezu vorbildlich war.
RUNDSCHAU,
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Große Erweiterung des Long - Beach - Dampfkraft-
werkes. — Das an der Küste des Großen Ozeans bei Los
Angeles gelegene Long-Beach-Dampfkraftwerk der Sou-
thern California Edison Co. hat in diesem Jahre eine
starke Erweiterung erfahren, womit eine Reihe bedeut-
samer Neuerungen verbunden wurden. Ein neues drittes
Gebäude für acht große Maschineneinheiten von insgesamt
$00 000 kVA wurde neben den bereits bestelienden beiden
älteren errichtet, wovon der eine Maschinensatz mit 99 000
kW bereits in Betrieb ist. Die Leistung der Dampfkraft-
anlagen erreichte damit 305 000 kW
Big Creek Kraftwerk
Vo
Bakersfil@X yagunden
EI
Abb. 1. 220 kV-Netz der California Edison ('o.
Die Neuanlage soll unmittelbar in das rückwärtig
liegende und sich auf etwa 430 km erstreckende 220 kV-
Netz (Abb. 1) der Big-Creek-Wasserkraftanlagen! spei-
sen. Die Gesellschaft versorgt eine Bevölkerung von
3 000 000 Menschen, deren Kraftverbrauch 1927 nur von
den Anlagen von New York, Chicago und dem Industrie-
bedarf am Niagara übertroffen wurde. Die Dampfkraft-
werke dienen dabei der Spitzendeckung und Reserve, die
Wasserkräfte der Grundbelastung. Bei der Steigerung
der Leistungsfähizkeit der Dampfkraftanlagen unter
gleichzeitiger Verminderung der Erzeugungskosten ist
jedoch hierin eine Änderung zu erwarten, um so mehr,
als die Ausbauten neuer Wasserkräfte gegen die früheren
weniger wirtschaftlich erscheinen. Unter Einbeziehung
der Kosten für die Übertragung stellt sich der Erzeu-
zungspreis bei Neuanlagen für diese zwei Kraftquellen
nahezu gleich, so daß der von der Gesellschaft in Aus-
sicht genommene umfangreiche Ausbau der Dampfkraft-
werke gerechtfertigt erscheint. Für die Dampferzeugung
stehen dem Werk billige Öl- und Naturgasquellen zur Ver-
fügung, nach deren Erschöpfung die Einfuhr von Kohle °
in Aussicht genommen wird, was bei der raschen Fort-
entwicklung der wirtschaftlichen Vorteile des Dampfes
ı ETZ 1923., S. 179; 1924, S. 807; 1926, S. 453.
gegenüber den noch ausbaufähigen Wasserkräften wahr-
scheinlich ist. Demzufolge ist das Werk so gebaut, daß
später ohne Schwierigkeit zur Kohlefeuerung übergegan-
gen werden kann.
Für den 90000 kW-Turbinensatz sind vier Vertikal-
kondensatoren vorgesehen, die sich über und unter dem
Bedienungsfußboden des Maschinenhauses erstrecken, wo-
durch die Fundamenthöhe für diese Hauptmaschine ver-
ringert werden konnte. Die von der General Electrie Co.
gelieferte Tandem-Compound-Turbine hat 18 Hochdruck-
und 3 Niederdruckstufen und ist für 125000 PS bei
1500 U/min berechnet. Sie treibt außer dem I0N00 kW-
Generator auf derselben Welle einen 400 kW-Hilfsgene-
rator mit Erregermaschine. Zur Dampferzeugung dienen
drei Babcock & Wilcox-Kessel mit Überhitzern, die
stündlich 180 000 kg Dampf zu liefern imstande sind. Eine
selbsttätige Verbrennungskontrolle hält den Zustrom von
Brennstoff und Luft mit der benötigten Dampfmenge
mittels elektrisch gesteuerter Ventile und Ventilatoren mit
Antrieb durch Wechselstrom-Kommutatormotoren im
Gleichgewicht. Für die selbsttätige Kesselspcisung sind
drei motorisch angetriebene Speiscpumpen verschiedener
Größe vorgesehen. Ein selbsttätig gesteuertes Ventil am
Dampfabfluß regelt den Überdruck des Wassers über den
Dampf je nach dem Dampfverbrauch. Die Leitfähigkeit
des Kesselspeisewassers wird dauernd durch Leitfähig-
keitsmesser überwacht, um dadurch auch etwa auftretende
Undichtheiten der Kondensatoren festzustellen. Die Kon-
densatorrohre werden gegen Anfressungen auf elek-
trolytischem Wege geschützt, indem gußeiserne
Elektroden über den Rohrenden befestigt und gegen die
Rohre mit einem 10 V-Gencerator, der in jeden Konden-
sator etwa 40 A liefert, auf positiver Spannung gehalten
werden. Diese Elektroden haben 180mm Dmr. und sind
auf Kreisen von etwa 760 mm in 180 mm Abstand von den
Rohrenden angeordnet. Die Wirksamkeit dieses Schutzes
ist durch eine gleichartige Anordnung in der älteren An-
lage bereits erwiesen, wobei sich merkbare Anfressungen
nur an den Rohren ergaben, deren Enden mehr als 610 mm
von einer Elektrode entfernt waren. Bei der Neuanlage
wurde daher darauf geachtet, jedes Rohr in diesen Schutz-
bereich zu bringen.
Der auf der Welle der Hauptturbine sitzende 4000 kW-
Hilfsgenerator für 2300 V deckt den Eigenbedarf des
Werkes und ist mit Ausnahme von niederfrequenten Ver-
sagern unabhängig von allen Störungen im Netz. Jie
sämtlichen Kraftantriebe des Werkes erfolgen elektro-
motorisch, ausgenommen eine Notspeisepumpe für die
Kessel und die doppelt angetriebene Erregermaschine.
Der Regler der Erregerturbine ist auf etwas unternormale
Frequenz abgestimmt, damit dieser wichtige Maschinen-
satz die Belastung beim geringsten Abfall des Motoran-
triebes aufnimmt. Außerdem ist ein besonderer Haus-
generator mit Turbinenantrieb vorgesehen, um jederzeit
die normale Frequenz für die Hilfstromkreise aufrecht-
zuerhalten, was von Wichtigkeit ist, weil die Leistung
der Spiralpumpen stark von der Drehzahl abhängt. Wür-
den diese Hilfstromkreise einer Frequeuzabnahme im
Hauptnetz unterliegen, so Könnte bei starken Überlastun-
gen eine starke Minderung der Werksleistung, d.h. zu
Zeiten, wo diese am nötigsten ist, einsetzen.
Auch sonst ist durch Verdoppelung der betriebswich-
tigen Pumpen und Verteilung der dazugehörigen motori-
schen Antriebe auf getrennte Stromkreise, Vorsehung
1372 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 18. September 19%
mehrerer Krafíauellen tu Jole 1 Helt 38 10. September 10
mehrerer Kraftquellen für jede Sammelschiene und Um- stattfindet. Als Überschlagspannun
g der Isolatoren wir
schaltungsmöglichkeiten für möglichste Betriebsicherheit 650 kV angegeben. Die Stützersäulen sind außerdem am
gesorgt. Die Ölschalter sind fahr- und auswechselbar an- oberen Ende mit Blechschirmen zur Vergleichmäßigung
geordnet. Von selbst aufzeichnenden Instrumenten auf der Spannungsverteilung versehen.
en Betriebschalttafeln ist weitgehender Gebrauch ge- Über die Errichtungs- und Betriebskosten der Be-
macht und die Fortbewegungsgeschwindigkeit der Papier- Sprengungsanlage für die Isolatoren sind Angaben in der
streifen in ihnen durch synchron angctriebene motorische amerikanischen Veröffentlichung leider nicht enthalten: |
Schaltmechanismen geregelt. Das Wechselstromnetz für sie werden bei einer ausgedehnteren Schaltanlage immer- i
ie Hilfsmaschinen und -apparate sowie die Batteriestrom- hin ins Gewicht fallen. Zweifellos bleibt die Möglichkeit,
kreise sind ungeerdet und werden durch Erdschlußan- eine dauernde Reinigung der Isolatoren auf diese Weise
zeiger überwacht. sicherzustellen, nur auf die wichtigsten Isolatorengruppen
er Hauptgenerator des neuen Kraftwerkes ist für der Schaltanlage selbst beschränkt, denn für die Isola-
100 000 kVA, 16 500 V, Hz und 90 % Leistungsfaktor torenketten der Freileitung dürfte die Verwirklichung
gebaut und seine Ankerwicklung ìn zwei durch Strom- dieses Gedankens auf nicht unerhebliche Schwierigkeiten
wandler parallel geschaltete Stromkreise unterteilt. Un- der Ausführung stoßen. Auch bleibt abzuwarten, wie sich die
gleichheit der Ströme infolge Windungsdurchschlag zei- Anlage im dauernden Betrieb unter den verschiedenartigen
den Generator im Falle innerer Störungen ab und ver- Zur Untersuchung von Störungserscheinungen, die
anlassen gleichzeitig das Einströmen von Kohlensäure in auf den langen und stark belasteten Übertragungsleitun. |
elemente für die uslösung des Gasstromes. Der fest ge- ursache zur Folge haben können
erdelte Nullpunkt des G i i j
schiene geführt, mit der alle Isolatorenfüße, Schalter- Strom, Erdschlußstrom, Erregung, Turbinengeschwindie.
gerüste und Gehäuse der Umspanner und Meßwandler, keit und Öffnung des Dampfventiles beobachtet werden
die mit dem Generator Zusammenhängen, verbunden sind. können. Man erhofft von derartigen gleichzeitigen Auf.
Eine gleichartige, aber davon getrennte Erdsammelschiene zeichnungen Klärung schwierig zu erforschender Sıö-
vom Hochspannungsnullpunkt der Umspanner ist für alle Tungsfälle Die Netzstabilität hängt bei Störungen in
Teile der 220 k -Anlage vorgesehen. Durch diese Tren- hohem Maße von der Ansprechgeschwindigkeit des Er-
nung hofft man, gewisse in letzter Zeit erfahrene De regers und dem genauen Arbeiten der Spannungsregler
triebstörungen zu vermeiden. Mit den Umspannern ist ab. Der Erreger des genannten Hauptgenerators wird ge-
er Hauptgenerator als Einheit mit der 220 kV-Sammel- trennt von einem kleinen, unmittelbar verbundenen Gene-
schiene verbunden, doch wurden auf der Generatorseite Trator erregt. Der Regelwiderstand liegt im Ankerkreis
zwei Schalter vorgesehen, weil es zweifelhaft erschien, dieses zweiten Erregers, wodurch eine größere Ansprech.
ob die großen 22) kV-Schalter einwandfreie Betätigung geschwindigkeit als mit dem üblichen Nebenschlußfeld cr-
im Synchronisieren gestatten würden und zudem kost- zielt wird, da das Feld dieses Erregers nicht der ent-
spielige Spannungswandler nötig gewesen wären. Inzwi- magnetisierenden Wirkung des Generatorfeldes bei Stö-
schen sind einfache Spannungsteileranschlüsse an Hoch- rungen unterliegt. Der Regler wird durch einen Drei.
SPpannungsdurchführungen durchgebildet worden?, die Phasenmotor an Stelle der üblichen Vibrationsmagnete be-
eine Verwendung von Spannungswandlern für diesen tätigt, dessen Drehmoment der resultierenden Spannung
Zweck überflüssig erscheinen lassen. Bevor die gegen- aller drei Phasen folgt.
ärti D i i uber den üblichen Überstromauslösern ist eine
wiederholt wird, sollen daher Versuche über die Eignung selbsttätige Senkung der Generatorspannung vorgesehzn,
der Hochspannungschalter für das Parallelschalten beim die im Falle von Lichtbogenüberschlägen euf der Strecke
Synchronisieren angestellt werden. Die von der Westing- und damit verbundenem dauernden hohen Erdschlußstrom
house Co. gelieferten Umspanner haben bis zu 60 % ihrer über den Nullpunkt der Umspanner in Tätigkeit tritt. Zur
Nennlast Selbstkühlung. Darüber hinaus setzt künstliche, Aufrechterhaltung unveränderlicher Netzfrequenz wurde
durch Wärmerelais ausgelöste Kühlung ein, indem Luft schließlich eine selbsttätige Regeleinrichtung eingebaut,
durch die Kühler getrieben wird. Der Raum über dem mit deren Hilfe die Turbinengeschwindigkeit beschleunigt
spiegel ist mit Stickstoff gefüllt. Die Hochspannungs- oder verzögert werden kann, je nachdem die Frequenz mit
ausführungen der Umspanner sind mit einer Freiluft- der Belastung schwankt. Die große Zahl und Mannig-
schaltanlage verbunden. Die Sammelschienen. und Schal- faltigkeit der Hilfsapparate, Melde- und Überwachungs-
terverbindungen derselben bestehen aus vierzölligem Ej- einrichtungen in Long Beach scheint noch weit über das
senrohr auf standfesten Isolatorsäulen. Um Ausdehnungs- Maß der bei neuzeitlichen europäischen Anlagen üblichen
möglichkeit zu schaffen, ist an jedem Unterstützungs- Einrichtungen für ähnliche Zwecke hinauszugehen, mag
punkt eine Verbindung mit Feder und Nut vorgesehen, aber zur Sicherung des Betriebes jn einem derartigen
ie, soweit nötig, wie z.B. bei den Schaltern, durch eine Großkraftwerk bei einem Geringstaufwand an Bedie-
jegsame Seilverbindung überbrückt ist, um bessere Leit- nungspersonal unerläßlich sein. (G.A.Flemin g, El.
fähigkeit zu gewährleisten. Diese Art der Sammel- World Bd. 92, S. 673.) OM
Gesellschuntührung aa en SEN 220 hy Werken der
esellschaft seit mehr als ün ren bewährt. Die 220 kV- -
Sammelschienen haben einen lichten Abstand von mehr Elektromaschinenbau.
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Sprünglich der Meinung gewesen, daß der Betrieb solcher netzen behandelt, Ein
rechnerische Behandlung bekanntlich auf eine einheitliche
halten, daß bei der Besprengung ein Überschlag über die kung. Der Autor zeigt, daß man durch
Schaftlichen Gründen praktisch überhaupt nicht
glich, kann aber oft als ein vorteilhafter Rechnunge-
D er
19. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 38
1373
Da wir es hier mit einem zusammenhängenden Strom-
kreis zu tun haben, ist der Ersatz des Transformators nur
dann möglich, wenn man eine Primär- und eine Sekundär-
klemme elektrisch verbunden voraussetzt, wodurch natür-
lich im praktischen Falle der Nachteil in Kauf zu nehmen
wäre, daß das ganze Unterspannungsnetz gegen Erde
Oberspannungspotential erhielte. Ein solcher Transfor-
mator hat nunmehr nur drei unabhängige Klemmen: A,B,C.
A ist die gemeinsame Klemme. Man kann nun meßtech-
nisch leicht folgende vier Größen ermitteln:
a) Stromaufnahme und Wattverbrauch bei Erregung auf
Nennspannung an den Klemmen A-B bzw. A-C,
b) Spannung und Wattverbrauch bei Nennstrom zwi-
schen denselben Klemmen, wenn die anderen kurz-
geschlossen sind.
Aus diesen Angaben lassen sich nun die entsprechen-
den vektoriellen Widerstände Z,, Sa Kı, Kə berechnen.
Diese Widerstände sind bekanntlich durch eine komplexe
Zahl dargestellt, deren reeller Teil die Ohmschen Wider-
stände und deren imaginärer Teil die rein induktiven
oder kapazitiven Widerstände enthält.
8 4 b da C
ZA le
Za Ir Än
A A
Abb. 2. Abb. 3.
Vollständige Ersatzleitersysteme für Transformatoren.
Stellt man nun den Transformator durch ein Ersatz-
leitersystem mit drei freien Enden, etwa in reiner Stern-
oder in reiner Dreieckschaltung dar, so ist es klar, daß
man rechnerisch die Merkmale des einzelnen Leiterstücks
stets so wird bestimmen können, daß es sich betriebsmäßig
genau so verhält wie der Transformator. Man wird also
an einem geschlossenen Behälter, aus dem die drei Klem-
men herausragen, nicht unterscheiden können, ohne ihn
zu öffnen, ob er einen Transformator oder ein so auf-
gebautes Leitersystem enthält (Abb. 2 und 3). In der
Tat, man braucht nur die Gleichungen
1
Z= Za t Z=- N:
En EE ee
Xe Xa + Xb
Z= Za + Ze=- H ,
Xo T Xa+ Ee
SS 1
und u Reese a,
Za Ze Xa Xeo
1
EE 1071 1
un wre
Da Zb Xa Xb
Durch diese Gleichungen werden die drei unbekannten
Größen Za, Zb, Ze oder Xa, Xb, Xe eindeutig bestimmt
und sind leicht zu ermitteln. Die scheinbare Überbestim-
mung verschwindet, wenn man bemerkt, daß sich das
System von vier Gleichungen eigentlich nur auf drei un-
abhängige zurückführen läßt, denn unter den Merkmalen
besteht die Beziehung
da offenbar sowohl der Leerlaufstrom als auch die Kurz-
schlußspannung in Prozenten, von welcher Seite sie auch
gemessen werden, die gleichen sind. Man erkennt so-
fort, daß
Zæ = 2,(2, — K) = Z, (Z —K),
und daß die übrigen Stücke sich aus
Zo = Zı — Za, Ze = Za — Za
errechnen lassen. Die Formeln geben für den Sonderfall,
daß Z, = Z, = Z und deshalb auch K, = K, = K, die Werte
Zæ = Z(Z—K), Zb = Ze = Z — Za,
oder wenn man beachtet, daß K meistens sehr klein ist,
entsprechend dem einfachen Ersatzstromkreis, wie er sonst
üblich ist.
Ähnlich errechnet sich
LIT: 1 (+ BEL ER EEE 1)
Xa?) KAK Z? Kı\Ka Z
und dementsprechend
ae t _lłl_ 81
X K Xa’ Xe Ei Aa’
also für Z, = Z = Z und K,=K,=K auch
(+-) = t (+ -;) BE Pe SEE ien E
Xa) KENK ZI’ X X K Na
Beachtet man wiederum, daß K klein gegenüber Z ist,
so kann angenähert
Auch 2 D SER WER e
E N w A 9Z
gesetzt werden. Die aufgestellten Gleichungen sind Be-
ziehungen zwischen Vektoren, spalten sich deshalb be-
kanntlich in je zwei Gleichungen, die die reellen und die
imaginären Bestandteile zu ermitteln gestatten.
Der Autor verwendet viel Sorgfalt, um die vollstän-
dige Gleichwertigkeit der beiden Gebilde zu beweisen, und
gibt auch ein Zahlenbeispiel. Es wird auch darauf aufmerk-
sam gemacht, daß zuweilen der Ersatz aus physikalischen
Gründen nicht gut möglich ist, da negative Widerstände
angenommen werden müssen, anderseits können aber nega-
tive Reaktanzen natürlich durch entsprechende Kapazi-
täten leicht ersetzt werden. Auch wirtschaftlich ließe sich
der tatsächliche Ersatz eines Transformators durch den
so ermittelten Stromkreis, besonders bei größerer Über-
setzung, nicht verantworten, da die Leistung der ver-
wendeten Reaktanzen und Kapazitäten ein erhebliches
Vielfaches der Leistung des Transformators betragen
würde. Für die rechnerische Behandlung der Wirkung
eines Transformators in einem Verteilungsnetz dürfte
ebenfalle im allgemeinen kaum ein Vorteil entstehen, da
sie meistens mit Unterschieden von sehr großen Zahlen
arbeitet und deshalb bei der erforderlichen Genauigkeit
des Endergebnisses zu sehr umständlichen Rechnungen
Anlaß geben würde.
X A d
Z Z
Z Ei A
Abb. A Abb. 5.
Vollständige Ersatzleitersysteme im Sonderfall der Übersetzung 1:1.
Man kann natürlich diese Nachteile vermeiden, wenn
man die Kennstücke des Transformators zuerst auf die
Übersetzung 1:1 umrechnet, was bekanntlich leicht und
einwandfrei erfolgen kann, und dann die Bestimmungstücke
des Ersatzstromkreises ermittelt. In diesem Fall sind die
als Sonderfall schon abgeleiteten Ausdrücke maßgebend,
und der Transformator läßt sich entweder durch den
einfach verzweigten, sonst üblichen Stromkreis nach
Abb. 4 ersetzen oder durch das Leitungsdreieck Abb. 5.
Als Endergebnis der Untersuchung lassen sich die
folgenden beiden allgemeinen Sätze aufstellen:
1. Jeder Transformator kann durch ein vollständig
gleichwertiges Leitungsnetz ersetzt werden, das also
die gleiche Spannungs- und Stromübersetzung be-
wirkt und denselben Erregerstrom, Spannungsabfall
und Wirkungsgrad bei allen Belastungen hat.
. Jedes Leitungsnetz kann im geichen Sinne durch
einen vollständig gleichwertigen Transformator er-
setzt werden.
Dieser Ersatz ist meistens nur rechnerisch möglich,
d. h. tatsächlich entweder physikalisch unmöglich, meistens
jedoch unwirtschaftlich. Rechnerisch dürfte die Methode
in einzelnen seltenen Fällen Vorteile bieten, wird aber
meistens durch die übliche Zurückführung des Systeme
auf die Übersetzung 1:1 ersetzt werden können.
(A. Boyajian, Gen. EI. Rev. Bd. 32, S. 110.) Zel.
to
Apparate.
Ölschaltkasten für Hochspannungsanlagen in rauhen
Betrieben. — Für die sogenannten rauhen Betricbe hat
das Sachsenwerk einen Spezial-Ölschalter (Ölschalt-
kasten) auf den Markt gebracht, der sich gegenüber den
schon bekannten Modellen dadurch auszeichnet, daß der
1374 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 19. September 1929
ganze Schaltmechanismus aus dem Ölkessel herauszehoben Dies wird dadurch erreicht, daß diese Durchführun-
werden kann, ohne daß es hierfür notwendig wäre, die gen an ihrem oberen, also im Öl befindlichen Ende so-
im Kesselboden befindlichen Durchführungen spannungs- lide, steckerähnliche Messerkontakte tragen, über welche
los zu machen. Auf diese Weise ist die Kontrollmöglich- als Ölschaltkontakte ausgebildete Fingerkontakte über-
keit für den Betriebsmann derart erleichtert, daß die Kon- greifen, von denen erst der eigentliche Schalter gespeist
; wird (Abb. 6). Da dicse Spezialkon-
takte nicht unter Strom geöffnet oder
geschlossen werden und außerdem
dauernd unter Öl liegen, ist eine Ver-
änderung derselben — Verschmoren
oder Oxydation — nicht zu befürchten.
Sie brauchen also praktisch überhaupt
nicht kontrolliert werden, sind aber
der Kontrolle insofern zugänglich, als
ja die Gegenkontakte mit dem gesam-
ten Schaltmechanismus zusammen her-
ausgehoben werden und der Besichti-
gung freistehen. Eine Gefährdung der
Durehführungen durch harte Schalt-
schläge tritt nicht ein, da erstens eine
gut wirkende Dämpfung für das Ab-
fangen der beschleunigten Schalter-
massen sorgt und zweitens die mecha-
nischen Kräfte überhaupt nicht auf
diese Stecekkontakte übertragen wer-
den. Diese sind nämlich durch die Art
des Zusammenbaues ihrer (Gegenkon-
takte mit dem eigentlichen Schalt-
mechanismus von jeglichem Stoß ‚ent-
lastet. Dadurch ist auch ein Undicht-
werden der Kittstellen im Kesselboden
mit Sicherheit vermieden, wozu noch
des weiteren beiträgt, daß die Durch-
führungen mit extra breiten Flanschen
versehen sind.
Diese Schaltkasten werden vor-
läufig von Reihe 1 bis Reihe 6 ein-
schließlich ausgeführt, u. zw. für Maxi-
ınalstromstärken von GU... 1500 A.
Ihre garantierte Abschaltleistung
a Tragkörper g Schalterkontakte n Überstrommagnete - variiert je nach Modellzröße von
b Handrad h feststeh. Hartpapierring p Skalen für Strom- und 5000 bis 35000 kVA. Zur Zeit sind
ce Schauzeichen i Stehbolzen Zeiteinstellung Schaltkasten bis zu 1800 A Nennstrom
d Führungsbolzen k (iegenkontakte der r Auslöse- oder Null- in Betrieb. Stromwandler, Ausschalt-
e, ringförmiger Traversen- Zwischentrennstelle spannungsmagnet bzw. Nullspannungsmagnet und zwei
körper l Ölschauglas es Stromzeiger Überstrom-Zeitrelais, die auch wäh-
f Sechaltmesser m Winkeleisenflansch t Rohrstutzen rend des Betriebes von außen einge-
Abb. 6. Ölschaltkasten Reihe 6, 200 A, geöffnet. stellt werden können, sind, im Öl-
trolle in allerkürzester Zeit und ohne irzendwelche De-
EES an Ort und Stelle durchgeführt werden
ann.
P ` 7 |
KUUUUUU A
=
Abb. 7. Ortsveränderliche Schaltstation. Kabelendverschlüsse, Abb.8. Fahrbarer 50 kVA-Grubentransformator für 3000 V Betriebs-
Trennschalter und Spannungswandler sowie Niederspannungs- spannung mit direkt aufgebautem Ölschaltkasten Reihe 3, aufgebaute m
sicherungen sichtbar. Kabelendverschlußkasten und Ölkonservator.
19. September 1929
gefäß untergebracht. Am Deckel des Ölschaltkastens
können ein Stromzeiger und ein Spannungszeiger mon-
tiert werden. Des weiteren ist vorgesehen, daß die
Ölschaltkasten auf sog. Sockelkasten aufgesetzt wer-
den können, die je nach Bedarf nur die Kabelendver-
schlüsse oder auch noch Trennschalter, Sammelschienen-
teile, Spannungswandlersicherunzen, Klemmleisten usw.
sowie Zähler mit aufnehmen. Auf diese Weise ist es
durch organisches Aneinanderreihen solcher Sockelkasten
ermöglicht, daß ganze Batterien auch verschiedenartig be-
messener Typen zusammen Verwendung finden und auch
mit Niederspannungs-Kapselmaterial verbunden werden
können. Auch für die Ausbildung kleinster Freiluft-
Schaltstationen sind diese Typen sehr geeignet. Sie be-
sitzen eine gewisse Beweglichkeit, wie es im Torfabbau
vielfach wünschenswert erscheint (Abb. 7). Die Schalt-
kasten können auch schlagwettersicher geliefert werden.
Abb. 8 zeigt den direkten Zusammenbau eines Schalt-
kastens mit einem Transformator zu einer kleinstdimensio-
nierten gekapselten Transformatorenstation, wie sie für
Bergewerksbetriebe vielfach Verwendung findet und auch
für Blockwerke mit Aufstellung in Kellerräumlichkeiten
geeienet ist. (Kumlik, Sachsenw.-Mitt. 1928, S.
b.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Messung der Temperaturen im Zylinder eines Gas-
motors. — Im Zusammenhang mit der ausführlichen Ver-
öffentlichung experimenteller thermodynamischer For-
schungsarbeiten wird über die Messung der Temperaturen
während eines Zyklus berichtet. Es treten folgende
Schwieriekeiten auf: À
1. Die Masse muß ausreichend gering scin, um sofort
den Temperaturschwankungen (rd. 700° in etwa
0,01 s) folgen zu können.
2. Das MeßBorgan muß bei sehr hohen Temperaturen den
Gaswirbeln beim Ein- und Ausströmen aus den ŽZyltn-
dern mechanisch widerstehen können.
Es muß so lang eein, daß die Kühlung seiner Ein-
spannstelle nicht die Messung beeinträchtigt.
Verwendet wurde ein Widerstandsthermometer mit
Platindraht von 0,07 mm Dmr., weil ein dünnerer Draht
zu schnell zerstört wurde. Eingehende Untersuchungen
und Berechnungen zeigten, daß mit dieser Drahtstärke be-
reits Fehler von 300 ... 400° entstehen, die aber dureh ein
Extrapolationsverfahren aus Messungen mit verschiede-
nen Stärken richtiggestellt werden konnten. Der Momen-
tanwert der Temperatur wird mit einer Wheatstone-
Brückenschaltung und einem rotierenden, am Umfang ver-
stellbaren Kontaktgeber E
auf der Motorachse ermit-
telt (Abb. 9). Man ver-
stellt den Kontaktzeber
beispielsweise in 20 Stufen
zu je 13 °, ermittelt für je-
den dieser Punkte die
Schleifdrahtstellung D, bei
der das Galvanometer
stromlos ist, und zeichnet
sich die Kurve auf. Das
Verfahren setzt vollkom-
mene Gleichförmigkeit der
Explosionen voraus im Ge-
zensatz zu den in Deutsch-
land bekanntgewordenen
Verfahren, die mit einem
rezistrierenden Saitengal-
vanometer unmittelbar die Temperaturkurve aufzeichnen.
(A.Duchesne,Rev.d. Mines Bd. 1, 8. Ser., 8.1.) Kth.
Cé
Abb. 9. Schaltung zur Messung von
Zylindertemperaturen.
Beleuchtung.
Das Durchbrennen von elektrischen Glühlampen. —
Es hat sich gezeigt — und es wurde durch genaue Ver-
suche bestätigt —, daß das Durchbrennen des Glühfadens
in luftleeren Lampen im allgemeinen eintritt, wenn der Fa-
den etwa 10% seines ursprünglichen Gewichtes infolge
Verdampfens des Wolframs verloren hat, während dieses
Purchbrennen hei den Gasfüllungzslampen bereits nach
einem durchschnittlichen Gewichtsverlust von 5 % auftritt,
also bei kaum halb so großer Gewichtsabnahme wie bei
den Vakuumlampen. Die Stromstärke nimmt dem-
entsprechend im Laufe der 1000stündizen Brenndauer bei
der Gasfüllungslampe langsamer ab als bei der Juftleeren
Lampe. Da die Verhältnisse bei der letzteren insofern gün-
stig liegen, als während der 1000stündixen Lebensdauer
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 38
1376
eine Abnahme der ursprünglichen Lichtstärke von rd. 10 %
eintritt. so würde es von Vorteil sein. wenn es gelänge, die
Gasfüllungslampe so zu gestalten, daß auch bei ihr das
Durchbrennen erst bei einem Gewichtsverlust des Fadens
von 10% erfolgt. Man könnte z. B. in diesem Fall die
Lichtausbeute im Anfang des Brennens um 10 % erhöhen,
ohne daß die Lebensdauer der Lampe geringer zu werden
brauchte. Es werden nun die Ursachen des abweichenden
Verhaltens der beiden Lampen genauer untersucht und be-
sprochen. Folgende Umstände kommen bei der Gasfül-
lungslampe in Frage:
1. die Dehnung des Fadens durch sein Eigengewicht bei
der relativ höheren Glühtemperatur.
2. an Änderung der kristallinischen Struktur des Fa-
dens,
3. Ionisationserscheinungen im Gas,
4. chemische Einwirkung der Gase.
Der erste Punkt dürfte von keinem erheblichen Ein-
fluß sein, während die drei anderen Ursachen sämtlich
eine Rolle zu spielen scheinen, besonders die Änderung der
kristallinischen Struktur des Fadens. Das Problem, wie
dies vorzeitige Durchbrennen der Gasfüllungslampe ver-
hindert werden kann, ist noch nicht gelöst. (G.R. Fonda,
Gen. El. Rev. Bd. 32, S. 265.) roge.
Heizung. Öfen.
Entwicklung der Elektrowärme in den V.S. Amerika.
— In dem alljährlich der Jahresversammlung der Am. Iron
& Steel Engs. vorgelegten Bericht über Elektrowärme gibt
der Elektrowärmeausschuß eine beachtenswerte Übersicht
über die technische und wirtschaftliche Entwicklung dieses
Sondergebietes im jeweils abgelaufenen Jahr. Der Bericht
über das Jahr 1927 (vorgelegt der Jahresversammlung Juni
1928) beginnt mit der Diskussion der Strompreise, die für
die Einführung elektrischer Öfen von einschneidender Be-
deutung sind. Die Zusammenfassung vieler kleiner Strom-
lieferungsunternehmen (Zahl der Stromlieferer 1920: 6800;
Anfang 1928: 4450) in Verbindung mit dem stark an-
wachsenden Stromabsatz führte zu einer erheblichen Sen-
kung der Strompreise (1920: 100 %; Anfang 1928: 78 %).
Zugleich werden die Tarife in ihrem Aufbau immer kom-
plizierter (Anschlußwert, Leistungsfaktor, Spannung,
Kohlenpreise, monatliche oder jährliche Verrechnung
usw.). In vielen Bezirken gibt es mit Rücksicht auf die
großen Vorteile für die Elektrizitätswerke (hohe Aus-
nutzungsziffer, guter Leistungsfaktor) für Elektrowärme
Sondertarife. Trotzdem sind die reinen Wärmekosten im
elektrischen Ofen noch immer höher als die in anders be-
heizten Öfen. Erst die Berücksichtigung der Nebenkosten
gibt die riehtige Vergleichsgerundlaze, was in Deutschland
mehr beachtet werden sollte. |
Bei elektrischen Glühöfen für stangenartiges Material
ist es von großer Wichtigkeit, ob es gerade in den OT gp
kommt. Geordnete Beschiekung ermöglicht größere Char-
gen, daher niedrigeren Stromverbrauch (in einem Beispiel
bei 42h Glühdauer: 250 kWh/t gegen 550 kWhlt).
Es werden eine Reihe von Öfen untersucht, die im täg-
lichen Gebrauch stehen. Bei einem Einsatzofen z. B. mit
etwa 2,8 m? Herdfläche, Bruttocharge rd. 2200 ke, Netto-
charge rd. 830 kg, Chargendauer 22..31 h, Temperatur
930°, Anschlußwert 110 kW, durchgehender Betrieb;
Stromverbrauch: brutto 0,385 kWhlt; netto 1,00 kWhlt;
Stromverbrauch im Monat: 27000 kWh.
Versuche mit nichtmetallischen Widerständen haben
bisher nicht zu dem gewünschten Erfolg geführt, so daß
Schmiedeöfen, für die wegen ihrer hohen Temperatur heute
metallische Widerstände noch nicht zur Verfügung
stehen, nicht als reif zur Elektrisierung angesehen wer-
den können. Das Löten mit Kupfer in neutraler oder redu-
zierender Atmosphäre in Widerstandsöfen ist in einem
Werk (GEC) weitgehend eingeführt!. Zehn Öfen mit ins-
gesamt 3000 kW Anschlußwert arbeiten für diesen Zweek
(Gebrauchstemperatur 1100 ..1150°). Das Gut muß in
der Ofenatmosphäre so weit abkühlen, bis es auch an Luft
nicht oxydiert. Kontinuierlich und intermittierend arbeci-
tende Öfen wurden hierfür entwickelt.
Im Bau von Eimaillieröfen richten sich die Fortschritte
in erster Reihe auf halbselbsttätige Öfen, deren Entwick-
lung in Amerika durch die dort gebräuchlichen Email-
arten, die niedrigere Schmelzpunkte haben als die in
Deutschland üblichen, wesentlich leichter ist. Brenntempe-
raturen bis 650° herunter werden verlangt!
t In Deutschland hat, soweit Berichter unterrichtei ist, als einzige
Firma die AEG einen solchen Ofen in Betrieb; sie hat auch diese Ofen
zum Schutz angemeldet.
1376
Durch Fortfall der schweren Glühkisten werden schon
die reinen Wärmekosten beim Glühen von Stahlblech im
elektrischen Ofen unter Umständen niedriger als in ande-
ren Öfen. Bei gleicher Ofengröße wurden z. B. in einem
Werk verbraucht: im Ölofen: 37 1/100 kg (bei 55 RM/100 1)
= 20,3 RM je 100 kg Gut. Elektrischer Ofen: 24 kWh/100 kg;
5,25 Pf/kWh; 12,6 RM/100 kg Gut.
Auch bei einem Vergleich von Glüh- und Härteöfen mit
Öl- und mit elektrischer Feuerung ergeben sich schon die
reinen Wärmekosten bei den letztgenannten Öfen kleiner
bzw. in einem Fall gleich groß mit denen bei der Ölfeue-
rung.
Der Vergleich zweier Bleibäder von 200 mm Dmr. er-
gab bei einem Gaspreis von 12 Pf und einem Strompreis
von 6 Pf einen Verbrauch für 1000 kg von 105 RM bei Gas
und 55,5 RM bei Strom.
Einen großen Aufschwung haben auch die elektrischen
Kleinöfen für Werkzeughärtung genommen, die dank der
hervorragenden Isolierung bei den vielen Leerlaufzeiten
oft geringeren Wärmeverbrauch ergeben als Gasöfen. Zah-
lentafel 1 gibt darüber Aufschluß:
Zahlentafel 1.
Leerverluste bei 875° Ofentemperatur
Ofenabmessungen e
RM bei . | RM bei
Breite | Tiefe | Höhe | m’Gas |kWh Strom] 12 Pfim® Gas | 63 Pf/kWh
oan | ou | wll e | we | og
600 | 1350 | 500 | 73 9 0,88 0,57
oo | 200 | sæ |123 | 16 | w | m
Von Niedertemperaturanlagen seien die
zum „Altern“ von Guß dienenden Kammeröfen erwähnt
(Verbrauch 0,11 kWh/kg bei Temperaturen von etwa 520°).
Industrielle Taucherhitzer für das Schmelzen von Weiß-
metall, Lot und Zinn für Feuerverzinkung haben sich seit
drei Jahren bestens bewährt. Die elektrische Beheizung
von te Bädern und von Lacktrockenöfen wird
gestreift.
Von Lichtbogenöfen zum Stahlschmelzen wird
verhältnismäßig kurz berichtet. Es gelangten im Jahre
1927 im ganzen 30 derartige Öfen zur Aufstellung oder
Bestellung (Gesamtleistungsvermögen 50t). Es überwie-
gen die Öfen kleinen Fassungsvermögens: von den 30 Öfen
haben 13 ein Fassungsvermögen unter 1 t (Gesamtinhalt
5 t), 11 ein Fassungsver-
mögen zwischen 1 und 15t
(Gesamtinhalt 15 t). Der
größte Ofen hat ein Fas-
sungsvermögen von 10 t
(1 Stück).
Besondere Aufmerk-
samkeit schenkte man den
Ofenverlusten. Der Ver-
gleich von Öfen wird durch
den Mangel eines einheit-
lichen Vergleichsmaßstabes
erschwert. (Dies gilt übri-
gens in erhöhtem Maße für
Widerstandsöfen. D B.)
Drei Verfahren werden ge-
nannt: Außendurchmesser
und Anschlußwert; Fas-
sungsvermögen; Produk-
tion t/h. Der Berichter
hält das erstgenannte Ver-
fahren für das eindeutigste.
Als Mittelwert von zehn
Stahlgießereien wird ange-
geben: Stromverbrauch
548 ... 687 kWhlt, im Mittel
607 kWh/t. Die Zahlen ge-
ben die Zusammenfassung
von einer einmonatlichen Beobachtungsperiode. Die Gieße-
reien, in denen gemessen wurde, waren zu 50... 60 % ihrer
Leistungsfähigkeit ausgenutzt.
Der Bericht enthält erstmalig Angaben über elek-
trische Schweißverfahren. Es wird daher zu-
nächst ein Überblick über die verschiedenen Schweißver-
fahren gegeben, aus dem nur der Hinweis auf das von der
AEG herausgebrachte Lichtbogenschweißen im atomaren
Wasserstoff erwähnt sei. — Das selbsttätige Schweißen
mit Hilfe des sogenannten Schweißkopfes wird beschrie-
ben. Im allgemeinen bietet der Absatz über Schweißen
dem deutschen Leser nicht viel Neues.
Der Gesamtaufbau des Berichtes ist übersichtlich, und
es ist nur immer wieder zu bedauern, daß es in Deutsch-
land keine Stelle gibt, die derartig umfassend die Fort-
schritte dieses jüngsten Zweiges der Starkstromtechnik ver-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
19. September 1929
folgt und durch Berichte über die Fortschritte für eine
Verbreitung des Gebrauches sorgt, die im Interesse der
Abnehmer, der Hersteller und der Stromlieferer in glei-
chem Maße liegt. (Report of Committee on Electric Heat;
George H Schäffer, Iron and Steel Engineer Bd A
S.291.) Pk.
Bahnen und Fahrzeuge.
Die erste Bahn über die Pyrenäen. — Im Jahre 1928
wurde die erste der drei geplanten Hauptbahnstrecken,
welche quer über den Kamm der Pyrenäen eine verkürzte
Verbindung zwischen Frankreich und Spanien herzu-
stellen bestimmt sind, dem Verkehr übergeben. Es han-
delt sich um die Linie Bedous—Jaca, welcher diejenige
von Ax-les-Thermes nach Puigcerda und später die dritte
St. Girons—Sort folgen sollen (Abb. 10).
Die nun eröffnete Strecke konnte durch Anwendung
der elektrischen Zugförderung mit Steigungen bis zu
A3 leg dem auf der französischen Seite sehr schwierigen
Gelände gut angepaßt werden. Während die spanische
Seite keine wesentlichen Steigungen aufweist, war auf
französischem Gebiet von Bedous bis zum höchsten Punkt
des Grenztunnels auf 27,8km Streckenlänge ein Höhen-
unterschied von 789,38 m zu überwinden. Die Spurweite
beträgt in Frankreich 1435, in Spanien 1674mm, der
kleinste Halbmesser in den sehr zahlreichen Krümmungen
200 m. An Kunstbauten sind zu erwähnen: 5 Brücken von
50 ...60 m Spannweite, zwei größere Viadukte und 14 Tun-
nels, darunter ein Kehrtunnel, welcher einen Höhenunter-
schied von 61,37 m überwindet, und der 7822m lange
Grenztunnel von Somport. Für den Bau des letzteren, bei
welchem bis zu 700 Arbeiter beschäftigt waren, mußte ein
cigenes Baukraftwerk mit drei Peltonrädern zu je 600 PS
errichtet werden, das den Strom für Belüftung, Beleuch-
tung, Hilfstransporteinrichtungen sowie für den Antrieb
der Kompressoren zur Erzeugung der Druckluft für die
Gesteinsbohrer lieferte. Bei Canfranc am spanischen
Tunnelkopf wurde ein großer Grenzbahnhof errichtet.
Die französische Teilstrecke steht im Anschluß an
das übrige Netz der Midi-Bahn und wird wie dieses mit
1500 V Gleichstrom betrieben. Vier Woasserkraftwerke
bestehende zweigleisige Linien
Linien im Bau
essen konzessionierte Linien
Abb. 10. Lageplan der 3 Bahnstrecken.
der Soc. de la Vallé d’Aspe teilen sich in die Strom-
lieferung:
nstall. Ma- Speicher-
Name schinen- sa. fähigkeit Betriebszweck
leistung PS m?
475
4 000 6 000 000 | Ausgleich der Jah-
resschwankungen
Forges d’Abel 4 000 160 75 000 e der Tages-
spitzen
Baralet ...... 16 000 335 bzw. 460 | 100 000 del.
Esquit........ 6 00 42 — Grundlast
In allen vier Werken beträgt die Maschinenspannung
6kV bei 50 Hz; sie wird zwei Umformerwerken in
Forges d’Abel und Urdos zugeführt. Der Rest der er-
zeugten Energie wird auf 60 bzw. 150 kV hochtransfor-
miert und einem dritten Unterwerk in Bedous sowie den
19. September 1929
weiter nördlich gelegenen Anschlußstrecken der Chemins
de fer du Midi zugeführt!). Die beiden zuerst genannten
Unterwerke sind geschlossener Bauart, nur die Trans
formatoren stehen im Freien. Sie enthalten je vier paar-
weise in Reihe geschaltete 1000 kW-Einankerumformer
mit einer Überlastbarkeit von 50 % durch 2h und 200 %
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
FRANKREICH
Sanon
D) ,
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foren Urdos Yaprtanıel
E
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Aroltwerk N
du Boralet j
w000 PS
Maßstab
Ge (Gi
e ie det £slaens
0 7 #000 PS
Eisenbahnen —-—-—-
durch 5min. Die Umformer werden einzeln mittels
Stufenschalter angelassen und sind gleichstromseitig
durch Schnellschalter geschützt, u. zw. ist für jede Gruppe
von zwei Umformern ein Schnellschalter zwischen die ne-
gativen Bürsten des einen Umformers und dessen direkt
an die Schienenrückleitung gelegte Wendepol- und Kom-
poundwicklung geschaltet; parallel zu diesem Schalter
liegt ein Strombegrenzungswiderstand. Ein zweiter von
dem ersten betätigter Schnellschalter liegt am positiven
Pol des zweiten Umformers jeder Gruppe und bewirkt
deren vollständige Abschaltung. Die Umformer sind
auch für Stromrückgewinnung eingerichtet. Jede ab-
gehende Speiseleitung enthält einen weiteren Schnell
schalter.
Die 60 kV-Anlage des dritten Unterwerkes in Bedous
(Abb. 11) ist ebenso wie die der übrigen weiter nördlich
gelegenen Unterwerke der Midi-Bahn als Freiluftanlage
ausgeführt. Dieses Werk enthält drei Unformergruppen
von je 2X 375 kW und ist in seiner übrigen Ausrüstung
den beiden vorbeschriebenen ähnlich.
Die Streckenausrüstung ist die gleiche wie die der
übrigen Linien der Chemins de fer du Midi; als Tragseil
gelangt jedoch an Stelle des 79 mm?-Stahlseiles auf der
freien Strecke ein Bronzeseil von 140 mm?, in den län-
geren Tunnels ein Kupferseil von 144 mm? zur Verwen-
dung, welche an der Stromführung wesentlich teilnehmen.
Die Speise- bzw. Verstärkungsleitungen mußten in Anbe-
tracht der hohen Zugleistungen und verhältnismäßig
niedrigen Spannung sehr erhebliche Querschnitte erhalten,
u zW.:
Querschnitt Gewicht
Länge - =
Streckenabschnitt km der Speise-
und Verstärkungsleitungen
|
Bedous— Urdos ............. 15 200 mm? | 26t
Urdos—Forges d'Abel . .... 9,5 300 , 25,
Forges d’Abel—Canfranc .... 9,2 3x300 - | 72.
Die vorgesehene Anhängelast von 300t für Schnell-
züge, 360t für Güterzüge, erfordert angesichts der auf
langen Strecken auftretenden Steigung von 43°/o hohe
Zugkräfte. Da hohe Geschwindigkeiten nicht gefahren
werden können, kommen ausschließlich Güterzugloko-
motiven zur Verwendung, deren Hauptdaten nachstehend
wiedergegeben sind. Für jeden Zug sind betriebsmäßig
zwei Lokomotiven vorgesehen.
Serio II
Stundenleistung ............ 1400 P8 1400 PS
Achsanordnung .......s.ses. B B B B
Dienstgewicht .............. 72t 76t
Höchstgeschwindigkeit ...... 60 km/h 60 km/h
Länge über Puffer .......... 11,85 m 12,87 m
Die spanische Teilstrecke wird zunächst mit Dampf
betrieben, doch ist auch für diese elektrischer Betrieb in
genommen. (Ch. Dantin, Génie civil a
8.53. v. Dir.
Neue Reibungsmessungen an Schweizer Vollbahnloko-
motiven. — Einer der noch nicht hinreichend ausgenutzten
Vorzüge elektrischer gegenüber Dampflokomotiven ist die
erhöhte Ausnutzbarkeit des Reibungsgewichtes infolge des
ı Vgl. ETZ 1927, 8. 79.
eer Are: 4
B OrgGeS JAQG! |
~~ wet Hrofwer
elektrische Bahnen
Abb. 11. Lageplan der jetzt ausgeführten Strecken.
1377
gleichmäßigeren Drehmomentes. Wenngleich diese Tat-
sache allgemein bekannt war, ging man bisher bei der
tatsächlichen Auslegung von Maschinen nicht an die
Grenze, da diese nicht immer eindeutig bestimmt erschien.
In dem Wettstreit zwischen Rahmen- und Einzelantrieb
hat die Frage der Ausnutzbarkeit des Reibungsgewichtes
ebenfalls eine Rolle ge-
spielt, indem häufig be-
hauptet wurde, diese sei
beim Einzelantrieb der
Achsen ungünstiger. Ing.
A. E. Müller, Genf, ver-
öffentlicht nun die Ergeb-
nisse betriebsmäßiger Mes-
sungen an Lokomotiven
schwerster Bauart der
Gotthard- und Lötschberg-
A a bahn. An Hand der Meß-
ergebnisse, die in Abb. 12
anschaulich zusammenge-
faßt sind, stellt der Ver-
fasser fest, daß die Loko-
motive mit Einzelachs-
antrieb hinsichtlich der
Ausnutzung des Reibungs-
gewichtes in keiner Weise
derjenigen mit Stangenantrieb nachsteht, wenn nicht zwei
Motoren dauernd in Serie geschaltet sind und wenn die
Kraftübertragung vom Motor auf das Triebrad über ein
hinreichend elastisches Zwischenglied erfolgt. Aus einem
0360
TIL
ko RR SR EEE EEE S
ZEN
ZE
EEE
RSR
0 0 20
50
—> Fahrgeschwindigkeit ın km/h
60 70 80 90 100 m 120
Abb. 12. Betriebsmäßig gemessene Reibungswerte (ohne Sandstreuung).
Punkte, auf welchen Gleiten eintrat, sind mit „P‘‘ bezeichnet.
Vergleich der Meßergebnisse mit den Reibungswerten, die
ausgeführten Lokomotiven verschiedener Staaten zu-
grunde gelegt sind, geht hervor, daß diese im allgemeinen
unter den erreichbaren Grenzwerten liegen. (A. E. Mül-
ler, Schweiz. Techn. Z. 1928, S. 745.) v. Sir.
Elektrische Weichen bei der Berliner Straßenbahn. —
Im Bereich der von der Berliner Verkehrs A.G. betriebe-
nen Straßenbahnlinien sind bisher etwa %5 elektrische
Weichenstellvorrichtungen eingebaut worden, die vom
Führerstand aus während der Fahrt selbsttätig bedient
werden können. Außer den vom Führerstand aus zu be-
tätigenden elektrischen Weichen wurden bisher 5 elektri-
sche Vorrichtungen eingebaut, die von einer Schaltsäule
auf dem Bürgersteig bedient werden. Solche Schaltsäulen
gelangen überall dort zur Anwendung, wo die Wagen-
folge schr dicht und die Gleisanlage unübersichtlich ist.
Die Berliner Verkehrs A.G. beabsichtigt, nach und nach
alle Weichen, die nicht an einer Haltestelle liegen, und
deren Lage es irgendwie, zuläßt, mit einer elektrischen
Stellvorrichtung zu versehen. In diesem Jahre wird sich
die Zahl der vorhandenen elektrischen Weichen verdop-
peln. (Verkehrstechn. 1929, S. 606.)
Bergbau und Hütte.
Kraftbedarfstudien in durchlaufenden elektrisch an-
getriebenen Walzenstraßen. — Dipl.-Ing. Werth be-
richtet über Versuche, die an 27 verschiedenen Straßen
zwecks Feststellung des Kraftbedarfs durchgeführt wur-
den. Der Stromverbrauch des Walzmotors wurde einheit-
lich bei allen Versuchen auf 1 t Werkstoff bezogen und
1378
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
18. September 1929
die so ermittelten bezogenen Walzarbeiten in kWh/t mit-
einander verglichen. Bekanntlich ist die bezogene Walz-
arbeit für jedes Walzprofil um so geringer, je höher die
stündliche Erzeugung der betreffenden Walzenstraße ist
(vgl. Abb. 13). Um allgemeingültige, von der jeweiligen
stündlichen Erzeugung der Straße unabhängige Anhalts-
zahlen zu bekommen, wird die „bezogene Lastmehrarbeit“
errechnet. Darunter ist diejenige Arbeit verstanden, die
der Walzmotor beim Walzen von Werkstoff gegenüber
dem Leerlauf mehr zu leisten hat. Die auf 1 t Werkstoff
bezogene Lastmehrarbeit ist von der Erzeugungszeit weit-
schend unabhängig und kann daher als Anhaltszahl
m — — gesamte bezogene
N Walzarbeit inkWh/t
aR i .
RO 22 Leerlaufleistung in
A 3 kW
Se à gesamte mittlere
è Motorleistung in kW
“| —.— bezogene Leerlauf-
z 3 arbeit in kWh't
D Abb. 13. Kraftbedarf und
stündliche Erzeugung.
Erzeugung in Wh
dienen. Auch die zum Leerlauf der Walzenstraße erfor-
derliche Motorleistung kann als Anhaltszahl dienen, nicht
dagegen die gesamte bezogene Walzarbeit, die einen mit
der stündlichen Erzeugung wechselnden Anteil an Leer-
laufsarbeit mitenthält. In Abb. 13 erscheint die bezogene
Lastmehrarbeit als Unterschied zwischen gesamter be-
zogener Walzarbeit und bezogener Leerlaufarbeit. Die
Leerlaufleistungen der untersuchten Walzenstraßen sind
z. T. außerordentlich hoch gewesen. Bei den unter-
suchten 600er-Trio-Straßen beispielsweise ergaben sich
Leerlaufleistungen von 40..240 kW auf 1 Walzgerüst.
Der Grund für diese ungeheuren Unterschiede ist aus-
schließlich in guter oder schlechter Wartung und Schmie-
rung der Walzenlager zu suchen. Eigentümlicherweise
hatten insbesondere Walzwerke mit hoher stündlicher
Erzeugung sehr hohe Leerlaufleistungen aufzuweisen.
Ein Einfluß von Drehzahl und Bauart der Walzenstraßen
und der Art des Antriebes ließ sich wegen des ver-
schieden guten Zustandes der Walzenlager nicht nach- `
weisen.
50
Lostimehrorbeit in kWh/t
P
Verlängerung
Abb. LL Lastmehrarbeit und Verlängerung.
Eine Zusammenstellung der Versuchsergebnisse für
die bezogene Lastmehrarbeit ist in Abb. 14 dargestellt.
Im einzelnen ist die für das Walzen der verschiedenen
Profile erforderliche Lastmiehrarbeit aus dem Original-
bericht zu ersehen. Die Versuche ließen immer wieder
den großen Einfluß einer guten Temperatur und Durch-
wärmung des Walzgeutes einerseits und der Abkühlung
während des Walzens anderseits erkennen. Beispiels-
weise hatte die eine von zwei Formeisenstraßen bei
gleichen Anfangrsquerschnitten und bei fast gleichem
Walzprogramın wegen einer etwas geringeren Tempe-
ratur durchgehends bei allen Profilen eine etwa 50%
höhere Lastmehrarbeit aufzuweisen. Beim Drahtwalzen
übt die Dicke des Ausgangsknüppels auf die llöhe der
Lastmehrarbeit einen nur geringen Einfluß aus, weil die
ersten noch schweißwarmen Stiche nur wenig Arbeit er-
fordern. Dagegen sind die Drahtdicke und die Zeit, die
jeuer einzelne Stab vom Ofen bis zum letzten Stich ge-
braucht, wegen des Einflusses auf die Walz-Endtempe-
ratur sehr bedeutsam für die Höhe der Lastmehrarbeit.
Zur Verminderung des Kraftbedarfs beim Walzen sollte
man also seine Aufmerksamkeit vor allem den gesamten
Temperaturverhältnissen und der Leerlaufleistung zu-
wenden. (A. Werth, St.u.E. Bd. 48, S. 1670.) Sb.
Elektrische Antriebe.
BBC-Webstuhlmotoren. — Die Firma BBC hat unter
Berücksichtigung aller bisher gemachten Erfahrungen
eine neue Webstuhlmotoren-Typenreihe herausgebracht.
Die Motoren werden in vollkommen geschlossener Aus-
führung zur Ablieferung gebracht, der Stator besteht aus
einem Gußgehäuse
mit einer Anbau-
fläche, die dazu dient,
den Motor entweder
direkt in einen Web-
stuhl einzubauen
(Abb. 15) oder ihn an
einem DBBC-Laeger-
block zu befestigen
(Abb. 16) oder an
eine verstellbare Rie-
ınenwippe (Abb. 17)
oder an einen Fuß an-
zuschrauben. Die Mo-
toren gleicher Lei-
stung und Frequenz
sind im Gehäuse
gleich, so daß der
Mctor also unverän-
dert ebenso gut für
Zahnrad- als auch für
Riemenantrieb ver-
wendet werden kann.
Ferner ist jederzeit
der gegenseitige Aus-
tausch von Motoren
verschiedener An-
triebe möglich. Die
Anbaufläche hat eine
Nut und vier Ge-
windelöcher. In der
Nut ist ein eingeleg-
ter Keil vorhanden,
der beim Zahnrad-
antrieb einfache Montage und parallele Zahnradeirstelluns
sichert. In dem Gußezehäuse ist der aus hochwertig legier-
tem Blech bestehende Statorkörper untergebracht: die
Wicklung ist in halbee-
sehlossenen Nuten einge-
bettet und vom Blechkörper
sorgfältig isoliert. Die Mo-
toren werden mit Kugel-
lagern bewährtester Kon-
struktion ausgerüstet, so
daß die Reibungsverluste
Abb. 15. Webstuhl mit eingebauteın Motor.
Abb. 16. Laxerbock mit Motor. Abb. 17. Verstellbere Riemen-
wippe mit Motor.
das praktisch erreichbare Mindestmaß betragen. Die
Schmierung der Motoren erfolgt durch Fett. Die Lager
werden bei der Fertigstellung der Motoren mit geeignetem
19. September 1929
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 38
1379
Fett gefüllt und dicht abgeschlossen. Irgendwelche Unter-
haltung ist nicht notwendig, und es genügt, je nach Schwere
des Betriebes etwa alle zwei Jahre die Motorlager gründ-
lich zu reinigen und alsdann mit frischem Fett zu füllen.
Bei der Konstruktion der Motoren wurde besonders Wert
auf eine möglichst kräftige Bauart gelegt. Dementsprechend
sind sämtliche Teile, wie Kugellager, Wellen usw., besoun-
ders reichlich gehalten. Hierdurch genügen die Motoren
den schweren Anforderungen, die bei Zahnradantrieb ge-
stellt werden, und zewähren eine gute Betriebsicherheit.
Auch die elektrischen Eigenschaften der Motoren sind
günstig. Das Anlaufmoment ist derart gewählt, daß schon
der erste Schützenschlag sicher sitzt und Webfchler ver-
mieden werden. fi
Fernmeldetechnik.
Köln vollständig auf SA-Betrieb umgestelite — In
Köln sind am 14. IX. abends die letzten 18000 Hand-
amtsanschlüsse von den 4 Handämtern Anno, Rheinland,
Mosel und Ulrich auf die neuen SA-Ämter Anno, Rhein-
land, Mosel und Eifel umgeschaltet worden. Köln hat: jetzt
8 10 000-Änmter (außer den genannten noch Freiheit, Hansa,
Mülheim, Norden und West) und 1 Hilfsamt (Köln-Longe-
rich). In Köln-Worringen ist ein 100%0-Amt vorhanden,
das mit den übrigen Kölner Ämtern Schnellverkehr hat.
Alle SA-Ämter in Köln sind durch Siemens & Halske ge-
baut worden, die ersten (West und Mülheim) wurden 1925
in Betrieb genommen.
Für die weitere Entwicklung (über 9 Ämter) ist in der
Weise vorgesorgt, daß die Höhenschnitte 2 und 3 für je
eine Gruppe von 10000-Ämtern vorgesehen sind, zur
Gruppe 2 gehören bereits die Ämter Anno und Rheinland
und das demnächst noch hinzukommende Amt Mosel. An
Hauptanschlüssen sind nahezu 39 000 vorhanden. of
Die Betriebsicherheit in Fernkabelanlagen. — Für
die Sicherheit des Fernsprechweitverkehrs ist es von
größter Wichtigkeit, daß die Fernkabel vorbeugend vor
störenden Einflüssen geschützt und auftretende Mängel
beseitigt werden, ehe sie den Betrieb stören. Zu diesem
Zweck sind vom CCI zahlreiche Messungen vorgeschrie-
ben, die über die elektrischen Werte der Stromkreise Auf-
schluß geben. Die Messungen beziehen sich auf Isola-
tion, Leitungswiderstand, Dämpfung, Wellenwiderstand,
Sprechfähigkeit, Rufübertragung, Verstärkungserad,
Pfeifpunkt, Nebensprechen, Störgeräusche usw. Zur
Durchführunz der Messungen sind bei der Deutschen
Reichpost Fernkabelbezirke gebildet, in denen die Mes-
sungen von besonderen Fernkabelmeßbeamten ausgeführt
werden. Da durch die Messungen der Betrieb nicht ge-
stört werden darf, müssen die im Betrieb befindlichen
Leitungen für die Dauer der Messung auf Ersatzleittn-
gen geschaltet werden. Um die Umschaltungen ohne
merkbare Betriebsunterbrechung auszuführen, werden
besonders eingerichtete Kipphebel-Umschalter verwendet,
mittels deren die Umlegung sich in etwa ii s vollzieht.
Für Leitungen, die mit Tonfrequenz- oder Unterlage-
rungstelerraphie betrieben werden, genügt diese Ge-
schwindiekeit nieht. Die Deutsche Fernkabel-Gesellschaft
hat für diese Fälle einen besonderen Umschalter ausge-
bildet, bei dem die Umlezung auf elektrischem Wege mit
Hilfe von Relais erfolgt.
Die vorzeschriebenen Messungen genügen zwar voll-
auf, um die Betriebsfähirkeit der Fernkabel zu sichern.
Es erschien aber notwendig, darüber hinaus noch weitere
Vorsorge zu treffen, um die Fernkabel dauernd auf der
vollen Höhe der Leistungsfähigkeit zu erhalten. Die bei
der Abnahme einer neuen Fernkabelanlare festgestellten
elektrischen Werte dürfen nicht versehleehtert werden,
auch nicht beim Auswechseln von Kabelstücken oder Spu-
len, bei Instandsetzungs- oder Umlezungsarbeiten. Fer-
ner ist es wichtig, das Planzeug laufend genau richtig
zu halten und alle Änderungen an den Wegen oder ¢»-
srenzenden, als Standpunkt oder Standlinie geltenden Ge-
binden einzutragen, damit das Kabel jederzeit leicht auf-
gefunden werden kann. Zur Durchführung dieser Arbei-
ten sind ein sehr gut vorezehbildetes, mit den neuesten Er-
fahrungen vertrautes Personal und eine gute Ausrüstung
mit kostspielieen Meßinstrumenten und Geräten für die
elektrischen Prüfungen und für die Planberiehtigunzen
erforderlich. Da es nicht wirtschaftlich erschien, alle
Fernkabelbezirke in dieser Weise auszustatten, ist die
Dentsche Fernkabel-Gesellschaft, die Erbauerin des deut-
schen Fernkabelnetzes, beauftragt worden, die Prüfun-
zen in der Weise vorzunehmen, daß jede Fernkabelänlare
im Laufe von drei Jahren untersucht wird. Sie hat alle
Fehler, die sie findet, zu beseitigen und die Linie so auf-
zuarbeiten, daß sie die elektrischen Werte, die sie bei
der Übergabe gehabt hat, voll wiedererhält. Die Fern-
kabelmeßbeamten der Deutschen Reichspost werden an
den Messungen beteiligt und finden dadurch Gelegenheit,
mit dem neuesten Stand der Technik vertraut zu werden.
Die getroffenen Maßnahmen mögen zunächst etwas
weitgehend erscheinen. Die Erfahrungen haben aber be-
reits gezeigt, daß so viele Veränderungen an den Kabeln
vorkommen und so viele Möglichkeiten auftreten, die den
Wert der Kabel sinken lassen, daß sie notwendig sind.
. (A. Mentz, Europ. Fernspr. 1929, S. 128.) Bkm.
Quarz-Resonatoren. — Prof. Cady von der Wesleyan-
Universität gebührt das Verdienst, Quarzkristalle zur
Frequenzkontrolle in die Hochfrequenztechnik eingeführt
zu haben!. Die Verwendung von Quarzen hat sich sowohl
für die Sende- als auch für die Empfangstechnik eingeführt.
Im ersten Fall dient der Quarz dazu, den Sender mit einer
möglichst konstanten Frequenz zu steuern, im zweiten
Fall als Vergleichsnormale, um einen Sender auf seine
Frequenzkonstanz zu prüfen. Fundorte von für diese
Zwecke geeigneten Quarzkristallen sind in erster Linie
Brasilien, dann auch Madagaskar und die Schweiz. Die
Kristalle werden zu rechtwinkligen Parallelepipeden oder
Zylindern geschnitten und geschliffen? Der Durchmesser
eines geschliffenen Quarzzylinders schwankt zwischen 10
und 25 mm, die Dieke zwischen 0,5 und 5 mm. Bei Ver-
wendung von Platten kommt man zu Abmessungen bis zu
60 mm Länge. Die Eizenfreauenz eines Quarzes läßt sich
anzenähert durch die Formel l = 2700/f bestimmen, wobei
(die Länge in mm und f die Frequenz in Kilohertz ist.
Um die mechanischen Schwingungen des Quarzes in
elektrische umzuformen, bringt man den Kristall zwisehen
zwei Elektrodenplatten. welche dann mit einer Verstärk >r-
röhre zusammenzeschaltet werden. Für die Genauigkeit
der Frequenzkonstanz und die Energieausbeute sind die
Befestirungesart des Quarzes und die Größe des Luftspaltes
Quarz—Elektroden von Bedeutung. Man erhält einerseits
eine um so größere Frequenzgenauiekeit je größer der
T.uftspalt ist, anderseits wird damit aber auch die abge-
ecbene Leistunz des schwingenden Systems wieder klei-
ner. Die elektrischen Eigenschaften eines Quarzes lassen
sich mit dem eines Schwinguneskreises vergleichen:
1 Kondensator (C,) parallel geschaltet mit einer Selbst-
induktion (L,). einem Widerstand (R,) und einer Kapazi-
tät (C,), welehe untereinander in Reihe geschaltet sind.
Für einen Kristall von der Eigenfreauenz 90 kHz gibt
van Dyke? für die einzelnen Größen die folzenden
Werte: L,=140H, R, =160W0Q, Ci = 0,023 uuF. Ca:
3,569 unF. Der Temperaturkoeffizient eines Quarzkristal-
les ist sehr gering, etwa 1: 100 000 für 1° Fahrenheit.
Die Frenuenzkonstanz eines Quarzes ist beträchtlich
größer als die eines aus Abstimmungesmitteln gebildeten
Schwinzungeskreises. Gegenüber einer Stimmzabel besitzt
er den Vorteil, daß die Kirenfrequenz wesentlich höher
liegt und meist im Bereich der geforderten Frequenzen,
während bei Verwendung einer Stimmeabel in der Hoch-
frequenztechnik fast stets eine hohe Vervielfachung der
Frequenz erforderlich ist.
Zur Freauenzkontrolle bzw. als Vereleichsnormale
für die Empfangestechnik werden verschiedene Methoden
verwendet, bei welchen entweder wie bei Giebe und
Scheibe* die Schwingungen des Kristalles sichtbar
gemacht werden. oder der Quarz arbeitet auf einen kleinen
Sender, dessen Frequenz mit der zu prüfenden verglichen
wird. Durch geeignete Wahl der Grundfrequenz des
Quarzes und einer entsprechenden Vervielfachunz kann
man so ein sehr breites Freauenzband erreichen und z. D.
Frequenzen von 2000 ... 15 000 kHz mit einem Abstand von
1000 kHz messen. Die Verfasser haben nach diesen System
einen Wellenmesser entwiekelt, mit welchem ein Wellen-
bereich von 150...20 m mit einem Abstand von 20m ge-
messen werden kann. Um eine genaue Frequenzkonstanz
zu erreichen, ist es vorteilhaft, den Quarz in Vakuum zu
bringen. — Neue Ergebnisse werden in der Arbeit nicht
gebracht. Es sei an dieser Stelle an den Aufsatz von
Scheibe? erinnert, der ausführlich eine Übersicht über
das gleiche Thema gibt. (G. W. N. Cobboldu. A. E.
Underdown, J. Inst. El. Engs. London Bd. 66, S. 855.)
Hbm.
1 Cady., Proc. Inst. Radio Engs. Bd. 10, S. 83.
? D.W. Dye. Proc. Phys. Soe. London Bd. 8, S. 399;
Cady, wie Fußnote 1.
3 van Dyke, Phys. Rev. Bd. 25 1925), S. 895.
t Giebe u. Scheibe, ETZ 192%, S. 380 u. 483.
ferner
Z. Phys. Bd. 3%
S. 355.
> Scheibe, Jahrb. Drahtl. Telegr. Bd. 8, S. 15.
1380-
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Hydrodynamische Behandlung hochfrequenter elektro-
magnetischer Aufgaben. — Die bereits von Lord Kelvin
erwähnte hydrodynamische (potentialtheoretische) Be-
trachtung hochfrequenter Probleme wird von M. Strutt
angewandt auf den Fall eines Zylinders von kreisförmi-
gem und von elliptischem Querschnitte, der sich in einer
langen, mit hochfrequentem Wechselstrom beschickten
Spule befindet. Ist We die in der Längeneinheit des Zy-
linders dissipierte Wärme, wenn die Zylinderachse in der
Spulenachse liegt (longitudinal), W: die ebenso gemessene
Wärme, wenn die Zylinderachse senkrecht auf der Spulen-
achse steht (transversal), so ergibt sich für den Kreis-
zylinder Hi We = 2, während für den elliptischen Zylinder
Ru H, als Funktion des Achsenverhältnisses 8 der Quer-
schnittsellipse in Zahlentafel 1 angegeben wird. Im letzte-
Zahlentafel 1.
ei Am 20 20 205 210 22 280 =
6
B 1 0707 0500 0262 0,177 0,089 0,017 0
ren Falle ergibt sich, daß We nicht abhängt vom Winkel,
den die Spulenachse mit der großen Achse der Querschnitts-
ellipse einschließt, und, solange ß nicht extrem klein ist,
sich mit 8 wenig verändert. In einer Kugel wird im hoch-
frequenten Felde mehr dissipiert als in der Längeneinheit
eines Kreiszylinders mit gleicher Oberfläche wie die
Kugel, wenn die Zylinderachse in der Spulenachse liest,
aber weniger als in dieser Längeneinheit, wenn die Zylin-
derachse senkrecht zur Spulenachse steht. (M. J. O.
Strutt, Arch. El. Bd. 21, H.5, S. 525.) |
Verschiedenes.
Explosion einer Druckluftlokomotive. — Kürzlich hat
sich auf einer Zeche des Ruhrbezirks unter Tage an einer
Druckluftlokomotive ein Unglücksfall dadurch ereignet,
daß der Arbeitsbehälter während der Füllung der Hoch-
druckbehälter explodierte. Der Arbeitsbehälter wurde da-
bei in Stücke gerissen und der Lokomotivrahmen an meh-
reren Stellen zerbrochen; die Haltebänder der Hochdruck-
behälter rissen, und diese verschoben sich aus ihrer Lage.
Die Beschädigungen waren so groß, daß die Lokomotive
mit Ausnahme der unversehrt gebliebenen Hochdruck-
behälter verschrottet werden mußte. Der Lokomotivführer
war während des Füllens der Hochdruckbehälter damit be-
schäftigt, die Schmierstellen mit Öl zu versehen. Er wurde
durch Gesteinsplitter, die sich infolge der Explosion von
den Wänden des Füllraumes lösten, leicht verletzt. Die
Füllanlage blieb unbeschädigt. (A.Sauermann, Glück-
auf Bd. 65, S. 936.)
„Haus der Technik“, Essen. — Im Wintersemester
1929/30 werden im „Haus der Technik“ in Essen wieder
cine große Anzahl von Vorlesungen aus den verschieden-
sten Gebieten der Ingenieurwissenschaften abgehalten
werden. Am 21. III. 1930 soll für das gesamte rheinisch-
westfälische Industriegebiet eine Veranstaltung der Elek-
trotechniker stattfinden, bei der Prof. Dr. W. Petersen
über „Fortschritte in der Hochspannungstechnik“ und Dir.
Dr. A. Koepchen über „Das RWE. in der deutschen
Flektrizitätswirtschaft“ sprechen werden. Für den Elek-
trotechniker dürfte sich ferner die Belegung von Vorträ-
gen aus Itandzebieten empfehlen, wie Kunststoffe, Berg-
bauschäden, Elektrolyse in der Chemie, elektrische An-
triebe unter Tage usw. Das ausführliche Programm ist
von der Geschäftsleitung des Hauses der Technik, Essen,
Herbertstraße 13, zu erlanzen. Es ist aber auch in den in
fast allen größeren Städten Westdeutschlands eingerich-
teten Kartenverkaufstellen zu haben. of
Energiewirtschaft.
Der erste Jahresbericht des englischen Zentralamtes.
— Dieser im Mai des Jahres veröffentlichte Bericht zeigt,
daß von den sieben wichtigsten Projekten, die bei Ein-
teilung des Landes vorgesehen sind, bereits fünf in An-
griff genommen wurden. Diese fünf Projekte decken
43 % der Bodenfläche, 75 % der Bevölkerung und 80 % des
Energieabsatzes Großbritanniens. Die beiden ausstehen-
den Projekte sind die für Nordost-! und Siidwesteneland.
I Seitdem veröffentlicht.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
18. September 1929
Neben Karten und Berichten verwaltungstechnischer
Art über die einzelnen Projekte bringt dieser erste Jah-
resbericht Angaben über die in Hand genommene Kon-
struktion der Verbindungsleitungen und Unterwerke. Der
wesentliche Charakter des englischen Netzes wird her-
vorgehoben, nämlich daß es als Verbindungsnetz zwischen
Kraftstationen eher dem Ausgleich zwischen diesen dient
als der Übertragung von dem Kraftwerk zur Verbrauch-
stelle, wie das bei den meisten Netzen anderer Länder der
Fall ist. Diese Verwendunesart spielte bei der Spannungs-
wahl von 132kV eine Rolle, und die Wirtschaftlichkeits-
rechnung ergab, daß die Baukosten bei 165 kV sich um 12 %
und bei 110 kV um 5 % höher stellen würden.
Zur Zeit, als diese Wahl getroffen wurde, hatte die
Internationale Elektrotechnische Kommission 132 kV als
Normalspannung aufgegeben und nur die beiden ihr
nächstliegenden obenerwähnten gelten lassen. Die auf-
fallende Ersparnis bei dieser Spannung ließ aber keine an-
dere Wahl als die von 132kV, die, wenn nicht mehr inter-
nationale Norm, so doch in einer Anzahl Länder ausgiebig
angewandt wird. Es sind dies Australien, Brasilien, Frank-
reich, Indien, Italien, Südafrika, Spanien, Schweden, die
Schweiz und die V. S. Amerika.
Die Leitungsdrähte sowie der Erddraht bestehen aus
Stahlaluminium. Die Türme haben im Verhältnis zu den
anderswo üblichen eine breite Basis von rd.5...7m. Zum
Entwurf wurde der bekannte Künstler Sir Reginald
Blomfield herbeigezogen. Der normale Turmabstand
ist 270m. Die Isolatorenzahl in jeder Hängeisolatoren-
kette beträgt 9 und gibt bei der verwendeten festen Null-
punktserdung einen elektrischen Sicherheitsfaktor von 4,5.
Als Selektivschutz werden die längeren Leitungen mit
Impedanz- oder Reaktanzschutz versehen. Für Leitungen
unter etwa 20km werden Schutzsysteme mit Hilfsdraht
verwendet.
Die Transformatorenstationen werden meistens und
überall, wo genügend Boden zur Verfügung steht, als
Flachbau ausgeführt. In den meisten Fällen sind zwei
Transformatoren vorgesehen und zwei abgehende 132 kV-
Leitungen. Es wird dann eine besondere Schaltung an-
gewendet, die nur drei Hochspannungsölschalter benötigt.
Die 132 kV-Transformatoren sind in acht Größen
zwischen 7500 kVA und 75 000 kVA normiert, und auch die
größten werden als Dreiphaseneinheiten ausgeführt. Sie
sind für festzeerdeten Nullpunkt und bis zur halben
Leistung für natürliche, darüber hinaus für künstliche
Luftkühlung gebaut. Die Spannung ist unter Last zwi-
schen +10 % in Stufen von 143% regelbar, und dafür
werden 15 Anzapfungen der Hochspannungswicklung zu
einem Regelschalter gebracht.
Die im Gesetz von 1926 vorgesehene Tarifgrundlage
erfordert besonders komplizierte Höchstverbrauchsmeß-
vorrichtungen, welche die watt- und wattlose Leistung in
verschiedenen Leitungen selbsttätig addieren beziehungs-
weise subtrahieren.
Selbsttätige Fernmeldung der wichtigsten Gescheh-
nisse in den Unterstationen an eine Zentralstelle wird vor-
gesehen, und dafür sollen von der Postverwaltung ge-
mietete Fernsprechleitungen gebraucht werden.
Bis zur Veröffentlichung des Berichts hatte das Zen-
tralamt von der Regierung die Vollmacht erhalten, eine An-
leihe von 14 Mill £ aufzunehmen zur Deckung der ersten
Ausgaben für die in Angriff genommenen Projekte und
die Frequenznormung. R.O.Kapp.
Erzeugung und Verbrauch elektrischer Arbeit in
Deutschland!. — Wie die Übersicht, deren Angaben für
1928 nach der soeben vom Statistischen Reichsamt her-
auszegebenen neuen „Industriellen Produktionsstatistik“?
berichtigt worden sind, zeigt, war die Erzeugung der
122 Elcktrizitätswerke im Juni 1929 um 4,7 Mill kWh
geringer als im Vormonat, aber um 213,6 Mill kWh
(20%) größer als im Juni 1928. Arbeitstärlich be-
trugen diese Änderungen — 0,188 bzw. + 10.21 Mill kWh.
Nach dem Bericht des Reichsamts haben die genannten
Werke im ersten Halbjahr 1929 7,9 Mrd kWh pro-
duziert, d. s. 17% mehr als in derselben Periode von
1928 (6,75 Mrd kWh). Im Mai stellte sich der An-
schlußwert der von 103 Werken versorgten gewerb-
lichen Abnehmer gegenüber dem Vormonat um 8000 kW
und gegen den Mai 1928 um 0,223 Mill kWh (5 %) höher.
Ihr Verbrauch ist, verglichen mit dem April, um 1,7 Mill
kWh zurückgegangen, war aber um 65,8 Mill kWh größer
als im gleichen Monat des Vorjahres (15 %); arbeits-
ı Vgl. ETZ 199, S. 1175.
.* Sonderhefte zu Wirtsch. u. Stat. Nr.6. Verlag von Reimar Hohbing.
Berlin 199.
19. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
1381
tärlich betrug die Abnahme 0,07, die Zunahme 2,63 Mill
Kilowattstunden (15 %).
Von 122 Elektrizi-
tätswerken, selbst
erzeugte Mill kWh
Anschlußwert und Verbrauch der
von 108 Blektrizitätswerken direkt
belieferten gewerblichen Abnehmer
Ar- ame e a
arbeitstäglicher
Mo-| beits- S Verbrauch
e abots An Gesamt- |_
108 schluß- sel -
nat | tage j verbrauch Ss Au
täglich | wert . i azu KEE
e Ee
1443,6' 1234.4 55,5 475
929
L 2 2%
D |24 23 | 1282,0: 11288] 53,4: 452
II. | 25 ! 27 | 13069) (TB 444| 4,3 41| 510.2 488,7 E Ai:
IV. | 25 23 | 1299.1'10489]52.0 45,61 43 41] 511,6. 4365| 20,5 19.0] 47 f
vV. 25 Zi 1302.3 1083,61521 433| 43, 41| 5099 444.1] 20,4 178]47 43
YL | 25 i 2% |1297,6. 10840| 51,9. 41,7 All . |4588 11761 . 1483
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Der 1923
gegründete Elektrozweckverband Mittel-
deutschland, dem die Zweckverbände Überlandwerk
Edertalsperre und Fulda-Hünfeld-Schlüchtern, das Über-
landwerk Süd-Hannover G. m. b. H., das Verbands- Elektri-
zitätswerk Waldeck, der Elektrizitätsverband Büren-Brilon
G. m. b. H., drei städtische Werke und acht Kreis-Elektri-
zitätsämter angehören, plant mit Rücksicht auf den die
neuere Entwicklung der deutschen Elektrizitätswirtschaft
charakterisierenden Umschichtungsprozeß die Umwand-
lung in eine Aktiengesellschaft und hat sein Vorhaben
in einer von der Köln. Zg. auszugsweise wiedergezebenen
Denkschrift eingehend begründet. Nach dieser hat die
Stadt Göttingen in Anbetracht der Schwierigkeit, sämtliche
Anlagen aller einzelnen Verbandsunternehmungen der
neuen Gesellschaft zu übereignen, vorgeschlagen, zunächst
die Betriebe der Landkreise allein zu vereinigen und die
städtischen Werke in Aktiengesellschaften überzuführen,
die durch Aktientausch in enge Beziehung zu der Kreis-
gesellschaft treten sollen. Die elektrischen Anlagen der
Kreisüberlandwerke, die in das neue Unternehmen einzu-
bringen wären, sollen einen Gesamtwert von rd. 30 Mill RM
besitzen. Um neben den Konzessionszebülrren eine etwa
6prozentige Dividende verteilen zu können, müßten diese
Sachwerte auf ein Gesellschaftskapital von 20 Mill RM
zusammengelest werden. Für den Aktienaustausch mit
den städtischen Werken wären 5 Mill RM zur Verfügung
zu halten, und da den für die Beteiligung in Betracht
kommenden Gemeinden und Gemeindeverbänden das Ein-
bringen nennenswerter Barmittel nicht zugemutct wer-
den solle, würden andere Unternehmungen hierfür zu
interessieren sein. Als solche kämen die Preußische Elek- -
trizitäts-A.G. und alternativ die VEW in Betracht, die
sich beide zu einer mindestens 26prozentigen Beteiligung
bereiterklärt hätten. Eine solche würde bedeuten, daß
das Aktienkapital der neuen Gesellschaft von 25 auf
34 Mill RM erhöht werden müßte, wovon dann 20 Mill RM
auf die Kreise des Elektrozweckverbandes, 5 Mill RM auf
die beteiligten Städte und 9 Mill RM auf die Preag bzw.
die VEW entfielen. Erstere verfügt bekanntlich über die
Braunkohlenkraftwerke Borken und Harbke, die Wasser-
kraftwerke an der Eder- und Diemeltalsperre sowie am
„Letzten Heller“ bei Hann.-Münden, hat ferner mit dem
Gersteinwerk der VEW und einigen anderen, kleineren
Zentralen in der Provinz Hannover Lieferungsverträge
geschlossen und arbeitet mit dem Bayernwerk bei Det-
tingen zusammen, beliefert also nach Fertigstellung ihres
Leitungsnetzes ein sehr großes Gebiet von Süddeutsch-
land bis zur Nordsce und von Westfalen bis Magdeburg.
Der Elektrozweckverband Mitteldeutschland bezicht aus
diesen Werken seinen Strom und hatte 1928 einen Absatz
von 136 Mill kWh, der im laufenden Jahr 150 Mill kWh
überschreiten dürfte. Die Preag ist grundsätzlich bereit,
einer Aktiengesellschaft, der alle Verbandsmitglieder an-
gehören, einen Teil ihrer 60 kV-Fernleitungen und Um-
spannwerke zu übereignen, soweit sie diese nicht für ihren
eigenen Betrieb benötigt. In einer in Kassel abgehaltenen
Vorstandsitzung des Elektrozweckverbandes hat sich eine
grundsätzliche Einigung auf die Beteiligung der Preag
erzeben, doch will man die Einzelheiten der Durchführung
des neuen Unternehmens erst nach Beschlußfassung der
Kreiskörperschaften festlegen. Inzwischen ist bekannt ge-
worden, daß die Elektrizitätsgesellschaft Fulda A.G. dem
Elektrozweckverband beitreten wird, daß die Städte
Kassel, Marburg und Göttingen zu dem gleichen Zweck
ihre Werke in Aktiengesellschaften zu überführen beab-
sichtigen, daß ferner die Landkreise Hanau und Kirch-
1 Ygl. ETZ 1929, S. 1851.
hain, die eingangs erwähnten Überlandwerke und Waldeck
sich für den Beitritt ausgesprochen haben und nur die
Stadt Hanau sich vorläufig ablehnend verhält. Bei dieser
Sachlage hat man es dann für zweckmäßig erachtet, zur
Durchführung der Vergesellschaftung aller dem Elektro-
zweckverband Mitteldeutschland in Kassel angeschlossenen
Unternehmungen unter Beteiligung des preußischen Staats
durch die Preag eine „Studiengesellschaft
Elektrizitäts-A.G. Mitteldeutschland“ in
der Form einer Aktiengesellschaft mit dem Sitz in Kassel
und vorläufig 0,1 Mill RM Kapital zu bilden, das nach und
nach mit dem Einbringen neuer Sachwerte in Form von
Elektrizitätswerken, Leitungsnetzen, Anschlüssen usw.
erhöht werden soll. Wenn alle Organisationen dieser Art
in der Elektrizitäts-A.G. Mitteldeutschland vereinigt sind,
wird sich die Studiengesellschaft wieder auflösen.
Die in der ETZ 1929, S. 725, schon genannte Hanno-
versche Stromversorgungs-A.G. Hannover,
ist nunmehr mit 6 Mill RM Stammkapital in das Handels-
register eingetragen worden. Sie bezweckt Errichtung,
Erwerb sowie Betrieb elektrowirtschaftlicher Anlagen
und übernimmt von der Überlandwerke und Straßenbahnen
Hannover A.G. Anlagen und Vermögensgegenstände ge-
gen eine Vergütung von insgesamt 8 Mill RM. Unter den
a steht die Preußische Elektrizitäts-A. G. an erster
Stelle.
Nach Mitteilung der Elgawe bauen die Elektro-
werkeA.G. eine neue 100 kV-Doppelleitung nach Bitter-
feld, da die bereits bestehende wegen des stark wachsenden
Strombedarfs im genannten Industrierevier einer Ergän-
zung bedarf, und außerdem eine 100 kV-Leitung von
Zschornewitz in das Industrierevier Lauta.
Mitte August hat das Kraftwerk Pfrombach der Mitt-
leren Isar A.G. die Drehstromlieferung an das Bayern-
werk aufgenommen und wird voraussichtlich noch im
Laufe des September auch die Bahnstromerzeugung be-
ginnen.
RECHTSPFLEGE.
Gewerbesteuerpflicht des Elektrizitätswerkes eines
Provinzialverbandes. — Bei der Frage, ob das Elektrizi-
tätswerk eines Provinzialverbandes, das seine strom-
erzeugende Kraft im wesentlichen aus den unter der Ver-
waltung dieses Provinzialverbandes stehenden Talsperren
bezieht, zur Gewerbesteuer herangezogen werden kann,
war ausschlaggebend, ob es „gewerbliches Unternehmen
im Sinne der Gew.St.Vdg. ist. Zu diesem Begriff gehört.
nach § 1 Gew.St.Vdg. eine fortgesetzte, auf Gewinn-
erzielung gerichtete selbständige Tätigkeit, die sich als
Beteiligung am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr
darstellt. Der Gewerbesteuerberufungsausschuß sah dies
als gegeben an, und auch das zur Entscheidung ange-
rufene OVG. kam zu keiner anderen Auffassung. (Urteil
v. 16. X. 1928 — VIII G.St. 276/27.)
Wenn das Werk behaupte, es fehle ihm die Selb-
ständigkeit, so sei dies ein Irrtum, denn der Betrieb sei
in sich abgeschlossen, laufe auf eigene Rechnung, und die
Tatsache, daß es technisch von den Staueinrichtun-
gen abhänge und in der vollen Ausnutzung der Wasser-
kraft durch die Talsperre behindert werde, sei für den
Begriff Selbständigkeit o h ne Bedeutung. Ferner werde
die Absicht der Gewinnerzielung bestritten. Ausge-
schlossen sei die Gewerblichkeit nur dann, wenn die Er-
ziclung von Gewinn eine zufällige, gelegentliche und
auch nebensächliche Folge des Unternehmens sei. Hier
aber habe bei Anlegung des Werkes die Absicht bestan-
den, aus den Einnahmen wenigstens teilweise die Kdsten
der Talsperre und des Hochwasserschutzes zu decken, und
das bedeute nichts anderes, als daß der Gewinn des
Werkes in einer bestimmten Weise verwendet werden
solle. Damit sei die Absicht der Gewinnerzielung und
damit auch die Gewerbesteuerpflicht gegeben.
Ferner hatte das Werk sich auf seine Gemeinnützig-
keit berufen. Der Umstand, daß das Werk als gemein-
nützige Anstalt betrachtet werden könnte, ist indessen für
die Frage nach der Gewerbesteuerpflicht ohne Bedeutung,
da $ 2 Gew.St.Vdg. ausdrücklich sagt, daß auch ein Unter-
nehmen, dessen Gewinn ausschließlich zu gemeinnützigen
Zwecken verwendet wird, gewerbesteuerpflichtig ist. Im
übrigen gilt eine Verwendung für Zwecke des Reiches,
des Staates oder der Kommunalverwaltung an sich noch
nicht als gemeinnützig.
Der Betriebsvertrag hinsichtlich des Überlandnetzes
eines Elektrizitätsverbandes gilt als Pachtvertrag. —
Durch Bau- und Betriebsvertrag übertrug ein Elektrizi-
1382
tätsverband einer Gesellschaft neben der weiteren Her-
stellung des Überlandnetzes des Verbandes die verant-
wortliche Betriebsführung des Überlandnetzes sowohl in
technischer wie auch in kaufmännischer Beziehung. Das
Überlandnetz wurde der Gesellschaft nach dem Vertrage
unentgeltlich zur Verfügung gestellt, die aber an
den Verband die Summe derjenigen Beträge zu zahlen hat,
welche in den Strompreisen zur Deckung des Kapitaldien-
stes bestimmt sind, und außerdem 6% der Bruttoein-
nahme. Als „Bruttoeinnahme“ ist bezeichnet die Summe
aller Beträge, die von sämtlichen Stromabnehmern für
Stromabnahme zu zahlen gind. Der Verband verwendet
letztgenannten Betrag zur Deckung seiner ihm erwachsen-
den Verwaltungskosten.
Diese 6% der Bruttoeinnahme, abzuführen an den
Verband, betrachtete die Gesellschaft als abzugsfähige
Betriebsausgabe. Das OVG. kennzeichnete den Betrag als
Pachtzins und sprach ihm demzufolge die Abzugsfähigkeit
ab. (Urteil v. 13. XI. 1928 — VIII G.St. 330.)
Die Vereinbarung über die Nutzung des Überland-
netzes durch die Gesellschaft enthält nach Auffassung des
OVG. alle Merkmale eines zwischen dem Verband und der
Gesellschaft abgeschlossenen Pachtvertrages. Denn
Pacht ist begrifflich die zeitweise entegeltliche Überlas-
sung des (ebrauches einer Sache zwecks Ziehung eines
Nutzens. Das Entgelt, das die Gesellschaft an den Elek-
trizitätsverband zu zahlen hat, gehört nicht, wie die Ge-
sellschaft annimmt, zu den eigenen (Geschäftsunkosten
ihres Betriebes, da ohne Aufwendung dieser Unkosten der
Betrieb überhaupt nicht zu führen sei, sondern das Ent-
gelt stellt sich als eine Übernahme der dem Verband
erwachsenden Unkosten dar. Es ist also nichts anderes
"als ein Pachtzins für die Überlassung und Nutzung des
Überlandnetzes. Miet- und Pachtzinsen sind aber, obwohl
sie Betriebsausgaben und Werbungskosten sind, kraft po-
sitiver Vorschrift des $ 5 Abs. II Gew.St.Vdg. nicht ab-
zugsfähig
Auch Einkünfte des Elektrizitätswerkes aus Installa-
tionen von Innenleitungen sind körperschaftsteuerpflich-
tig. — Bei den grundsätzlich körperschaftsteuerfreien sog.
Versorgungsbetrieben sind nach $ 4 Abs. I KörpStG.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
19 September 1929
DurchfVdg. solche Einkünfte steuerpflichtig, die aus Ge-
schäften herrühren, die nicht den besonderen Aufgaben
der Versorgungsbetriebe dienen. Steuerpflichtig sind ins-
besondere bei Elektrizitätswerken die Gewinne aus In-
stallationsgeschäften und aus dem Verkaufe von Beleuch-
tungsartikeln. Ein städtisches Elektrizitätswerk hielt nun
nur den Gewinn für steuerpflichtig, der sich aus dem Ver-
kaufe von Beleuchtungs- und Heizkörpern und solchen
Installationsgeschäften ergebe, die sich auf die Beleuch-
tungs- und Heizkörper bezögen, dagegen nicht den Ge-
wınn aus Leitungsinstallationen, so z B., wenn es sich um
die Legung von Leitungen innerhalb der Grundstücke von
der Grundstücksgrenze ab in die Räume usw. handle. Im
übrigen bezog sich das Werk auf $ 27 UmsStG. Durchf-
Vdg., der zwar die Verkäufe von Beleuchtungs- und Heiz-
körpern sowie die Installationsarbeiten an ihnen für um-
satzsteuerpflichtig bestimme, offenbar aber nicht die auf
reine Leitungsinstallationen bezüglichen Arbeiten.
Der RFH. hielt diese Rechtsauslegung für unbegrün-
det (Urteil v. 23. IV. 1929 — IAa 829/28). Installationen
von sog. Innenleitungen, um die es sich hier handelt, ha-
ben mit der eigentlichen Aufgabe der Elektrizitätswerke,
nämlich der Versorgung der Bevölkerung mit Elektrizität,
nicht mehr zu tun als die Installation und der Verkauf
von Beleuchtungs- und Heizkörpern. Auch bei den In-
stallationen von Innenleitungen handelt es sich um Ge-
schäfte, die ebenso wie die genannten Installationen und
der Verkauf von Beleuchtungs- und Heizkörpern von pri-
vaten Unternehmern ausgeführt werden können. Aus dem
Zwecke, den das Körperschaftsteuerrecht mit der Besteue-
rung derartiger Geschäfte verfolgt, nämlich solche Ge-
schäfte gegenüber dem freien Gewerbe steuerlich nicht
zu begünstigen, läßt sich deshalb die Gleichstellung der
Innenleitungsinstallationen mit den Installationen und dem
Verkaufe von Beleuchtungs- und Heizkörpern folgern. —
Der Hinweis auf § 27 UmsStG. vermochte den RFH. zu
anderer Auffassung nicht zu bestimmen, da es zum min-
desten zweifelhaft erscheine, ob unter dem Begriff „Lei-
tungen“ dort auch die Innenleitungen zu verstehen seien.
Der hiernach selbst auslegungsbedürftige Wortlaut des
$ 27 UnisStG. könne darum nicht maßgebend sein für die
Auslegung einer Vorschrift des Körperschaftsteuer-
rechtes. Dr. jur. C. v. dem Busch.
VEREINSNACHRICHTEN.
Vorstand des VDE während der Aachener Tagung Juli 1929.
LS EE Bus.
Ze ba IE = > sg KS k. Sa ar. x Er l
BER 22 ME RR `~
Voith Schirp Brauns Zell Dettmar
Mayer Petersen Krone Montanus Wechmann Sarfert
19. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
1383
EV
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
steile, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 0697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02.
Einladung
zur ordentlichen Sitzung am Dienstag, dem 24. September
1929, 7% Uhr abends in der Technischen Hochschule zu
Charlottenburg, EB Hörsaal Nr. 301.
Tagesordnung:
1. Geschäftliche Mitteilungen.
2. Natzungsänderungen.
3. Vortrag des Herrn Manfred v. Ardenne über:
„verschiedene Anwendungen von Elektro-
nenröhrenin der Meßtechnik.“
Inhaltsangabe:
Einige hochempfindliche Röhrenvoltmeter. — Ge-
eichte Verstärker in Verbindung mit Röhrenvoltmetern
und Braunschen Röhren. — Grenzen und Fehler bei Gleich-
und Wechselspannungsmessungen mit Röhren.
Einlaß in den Vortraesaal gegen Vor-
zeigung der Mitgliedskarten Auf den Na-
Elektrische Bahnen — Freileitungen
Auge und Gabel
Anschlußmaße für Armaturen
men ausgestellte Gastkarten werden bei Vor-
ausbestellung bis 23. September von der Geschäfts-
stelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Pots-
damer Str. 118a II ausgegeben.
Gäste willkommen!
Nachsitzune im „Grand-Hotel am Knie”, Char-
lottenburg, Bismarckstr. 1.
Elektrotechnischer Verein.
Der Vorsitzende.
kW Wagner.
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
Kommission für Bahnwesen.
Die Kommission veröffentlicht nachstehend folgende
von der Normgruppe „Bahnen“ des Zentralverbandes der
deutschen elektrotechnischen Industrie aufgestellte Nor.n-
blattentwürfe:
Noch nicht endgültig
DIN
Entwurf 1
Elektrotechnik VDE 3160
Maße in mm
Gabel
Nennmaß Bohrung Gabel Zu-
ee Ber er ner le
durchmesser d, | Zulässige | Zulässige | Zulässige t e nach DIN
d Abweichung | Abweichung Abweichung! Klelnstmaß| Größtmaß [Kleinstmaß VDE 3161
Io |105) 10; +l 5| +08 18 25 12,5 | 10x32
13 ` 14 el: | + | 23 | 5 | 175 | 13x40
16 |7 T '
19 |20
= 22 a
WEIER =
Bei verzinkten Armaturen ist die Schutzschicht in den Grenzmaßen enthalten.
Für Maße, bei denen keine Abweichungen angegeben sind, gelten die durch die Herztellungsweise bedingten üblichen Abweichungen,
Zulässige Belastung im Bahnleitungsbau für Baustoffe mit einer Festigkeit von 32 bis 36 kg/mm? bei mindestens 31,facher
Sicherheit:
Zulässige
Belastung
in kg
Bolzen-
durchmesser
Für Baustoffe anderer Festigkeit bei anderer Sicherheit ist die
zulässige Belastung entsprechend zu errechnen
Bei Verwendung von Halbzeug (Blech oder Band) darf das MaB c
nach DIN VDE 3170 und 3171 nicht unterschritten werden, die Be-
lastung ist entsprechend dem verwendeten Werkstoff herabzusetzen
Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
Verband Deutscher Verkehrsverwaltunzen E.V.
Fachnormenausschuß für den Bergbau
September 1929
1384 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38 18. September 1929
Noch nicht endgültig EIER Elektrische Bahnen — Freileitungen.
Elektrische Bahnen — Freileitungen DIN DIN VDE 3160 Auge und Gabel, Anschlußmaße für Ar-
` maturen,
Nietbolzen Entwurf 1 DIN VDE 3161 Nietbolzen,
Elektrotechnik VDE 3161 DIN VDE 3162 Spannschlösser.
Einsprüche gegen diese Entwürfe sind in doppelter
Ausfertigung bis zum 31. Oktober 1929 an die Geschäfts-
stelle des VDE zu richten.
Maße in mm
Noch nicht endgültig BET
Elektrische Bahnen DIN
Spannschlösser EEE
Elektrotechnik | . VDE 3162
Maße in mm
Rechtsgewinde Unksgewinde
ed, p.
Kommission
für Maschinen und Transformatoren.
Bezeichnung eines Nietbolzens von Durchmesser d = 13 mm f Ergänzende Erläuterung zu
‚und Länge | = 40 mm: DIN VDE 605 Bandagendrähte. Bronze,
Nietbolzen 13x40 VDE 3161 gezogen und verzinnt, und
S lang o ur DIN VDE 606 Bandagendrähte. Fluß-
| | Zulässige | Zulässige stahl,gezogenund verzinnt.
„ welchung " | weichung Zu den in der ETZ 1928, Seite 735, veröffentlichten
ap on +1 4x20 Entwürfen obiger Normblätter wurden durch Einspruch
3 96° S der Verbraucher und Hersteller dieser Drähte einige Än-
34,26 +1 j| 9X29 | derungen notwendig.
+1 |38 30 +1 | 5x25 In DIN VDE 6405 ist die Bezeichnung des Werkstoffes
48 41° +1 | 5x30 | W6Bz6 in der Überschrift fortgelassen, da die Wahl des
le, 5x35 Werkstoffes dem Hersteller freigestellt ist, sofern nur die
| 707" Bu verlangten Eigenschaften des fertigen Drahtes eingehal-
ten werden (siehe Bemerkung „Werkstoff“).
Halbrundniete nach DIN 124 St 34.13 verzinkt oder verbleit, Die zulässigen Abweichungen sind in Übereinstim-
nach Wahl des Herstellers mung gebracht worden mit DIN 1757, Messingdraht rund.
Fußnote ist di BA
Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. Be a i Me Angabe M Cie Birecherenze
September 1929 Verband Deutscher Verkehrsverwaltungen E.V. Die Biegezahl ist von 8 auf 5 herabgesetzt worden. Zu
Fachnormenausschuß für den Bergbau der neu hinzugefügten Fußnote 2): „Da neue Normen für
umbördeln 1E E
?
Durch geeignete Sicherung ist ein Herausschrauben der Augenbolzen unmöglich zu machen
Bezeichnung eines Spannschlosses für 1000 kg Belastung und Spannlänge ! = 120 mm:
SpannschloßB 1000x120 VDE 3162
Zulässige Spannlänge Gewinde | Zulässige r Zulässige Schlüsselweite
re l L Lı d dı _ Abweichung | Kleinstmaß | Abweichung e
SCH 120 | 280| 400| Wi |105° +05 IB | 8 rn JI 1
120 320 | 440 |
BE | Bere Weg 54" 14 | 0,5 20 12 1 18 2
a e |. DE e en E SE
2000. zm | aso r0) ur | m | ma IT He
3000 240 540 | 780 1° 20 +1 28 18 | +1 26 3
2) Die zulässige Belastung gilt bei 3},facher Sicherheit.
Fehlende Maße sind freie Konstruktion:maße. Für Maße, bei denen keine Abweichungen angegeben sind, gelten die durch
die Herstellungsweise bedingten üblichen Abweichungen.
Gewinde: Whitworth nach DIN 11
Werkstoff: Flußstahl
Sechskantmuttern nach DIN 934 oder DIN 554
Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
September 1929 Verband Deutscher Verkehrsverwaltunsen E.V.
Fachnormenausschuß für den Bergbau
19. September 1929
den Biegeversuch demnächst durch den Deutschen Verband
für die Materialprüfungen der Technik herausgegeben wer-
den, wird empfohlen, über die Spalte Biegezahlen mit den
Lieferanten von Fall zu Fall zu verhandeln.” ist erklärend
folgendes zu bemerken: Die im Normblatt angegebene Hin-
und Herbiegeprobe ist jetzt erstmalig vom Deutschen Ver-
band für die Materialprüfungen der Technik überprüft und
ein neuer Normentwurf über die Prüfung von Drähten her-
ausgegeben worden. Zugleich wurde ein neuer Biege-
apparat genormt. Dieser Apparat nach Herbst wurde in
den zwanglosen Mitteilungen des DVM vom Juli 1926 ver-
öffentlicht und wird schon allgemein zur Prüfung von
Förderseildrähten verwendet. Es wäre aus Gründen der
Einheitlichkeit und Einfachheit zweckmäßig gewesen, wenn
zwischen der Prüfung von Förderseildrähten und Ban-
dagendrähten eine Übereinstimmung erzielt worden wäre.
Da aber die neuen Vorschriften erst Entwurf und noch
keine endgültigen Normen sind, so scheint es empfehlens-
wert, mit der Einführung so lange zu warten, bis die end-
gültigen Normen vorliegen. Wegen des Biegeversuches
und damit auch der Biegezahl wird aus diesen Gründen
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
1385
empfohlen, von Fall zu Fall mit den Lieferanten zu ver-
handeln.
Im Normblatt DIN VDE 6406 sind folgende Ände-
rungen vorgenommen worden:
Das Formelzeichen für die Mindestzugfestigkeit lautet
Opg statt Z. `
Die zulässigen Abweichungen sind mit DIN VDE 6405
in Übereinstimmung gebracht.
. Die Biegezahlen sind um je 2 Einheiten vermindert
worden. Über die Ausführung der Biegeversuche gilt das
zu DIN VDE 6405 Gesagte. 8
Die Blätter DIN VDE 6405 und 6406 sind als Vornorm
herausgegeben worden. Bei einer Neuauflage ist zu er-
warten, daß noch weitere Erfahrungen in der Verwendung
genormter Bandagendrähte vorliegen, so daß dann eine
vollkommene Umarbeitung vorgenommen werden kann.
Verband Deutscher Elektrotechniker e. V.
Der Generalsekretär:
P.Schirp.
SITZUNGSKALENDER.
Pommerscher Elektrot. Verein, Stettin. 20. IX. 1929,
abds. 84% b, Konzerthaus: Vortrag Obering. Niemann,
„Die Entwicklung der Röntgen- und elektromedizinischen
Apparate“.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
W. Thomass bk — Am 7. September d.J. wurde der
sründer und langjährige Leiter unseres Werkes Herr In-
genieur Wilhelm Thomass im 63. Lebensjahr mitten
aus seinem arbeitsreichen Leben abberufen. In jungen
Jahren legte der Verstorbene den Grundstein zu seinem
Lebenswerk, das er mit unermüdlichem Fleiß, selbstlos
und zielbewußt, 29 Jahre hindurch zu seiner jetzigen Größe
entwickelt hat. Er war ein aufrechter, festgefügter Cha-
rakter, ein edler Mann, mit starken Fähigkeiten, der, auf
äußere Ehren verzichtend, mit bestem Gerechtigkeitssinn
tat, was er für recht erkannt hatte. Wir werden ihm stets
ein ehrendes Andenken bewahren.
Städt. Elektrizitätswerk Bamberg.
Zu Görges’ 70. Geburtstag.
Am 21. September 1929 vollendet der Direktor des
Elektrotechnischen Instituts der Technischen Hochschule
zu Dresden, Herr Geheimer Hofrat Professor Dr.-Ing. E.h.
Hans Görges sein 70. Lebensjahr. Binnen kurzem wird
sich Geheimrat Görges von seiner überaus segensreichen
Lehrtätigkeit zurückziehen, der er sich 57 Semester lang
mit vorbildlicher Pflichttreue hingezeben hat.
Eng, wie nur noch wenige Andere, ist Görges von den
ersten Anfängen an mit der Entwicklung der gesamten
Starkstromtechnik verbunden, an der er durch seine
schöpferische Forschung und durch seine wissenschaftliche
Denkarbeit Jahrzehnte lang in entscheidender Weise be-
teiligt war. Seine Erkenntnisse auf dem Gebiete der Wech-
selstromtechnik in Theorie und Praxis, von denen hier nur
an seine grundlegenden Forschungsergebnisse über die
Feldverteilung in Drehstrommotoren, über Parallelarbei-
ten von Synchronmaschinen und über Drelistrom-Kommu-
tator-Maschinen erinnert sei, wobei er sich mit Vorliebe
der vektordiagrammatischen Darstellung der Wechsel-
stromgrößen badient hat, sind heute längst unumstrittenes
Allgemeingut aller Elektroingenieure geworden, dessen
folgerichtige Anwendung zu manchem schönen Erfolge der
Elektrotechnik in den letzten Jahrzehnten geführt hat.
Nach ganz kurzer Tätigkeit als junger Oberlehrer
für Physik trat Görges schon 1884 in die Firma Siemens &
Halske, Berlin, ein, wo er zunächst als Konstrukteur ar-
beitete, dann die Leitung des Versuchsfeldes übernahm
und später stellvertretendes Vorstandsmitglied der Gesell-
schaft wurde. Görges griff hier mit sicherem Blick und
glücklicher Hand zielsicher und oft geradezu bahnbrechend
in die weitere Entwicklung der Elektrotechnik ein. Nicht
zuletzt seiner Tatkraft ist es zu danken, daß sich die da-
mals noch nicht von allen Vorurteilen kurzblickender Geg-
ner befreite Elektrotechnik gegen Ende des Jahrhunderts
endgültig durchsetzen und schließlich ihre großen Erfolge
erzielen konnte.
Im Jahre 1901 erhielt Görges einen Ruf als Direktor
des damals neu vom Physikalischen Institut abzuspalten-
den Elektrotechnischen Instituts an die Technische Hoch-
schule Dresden. Den Neubau dieses Institutes zu organi-
FE
W
N
2 m a
Phot. Ursula Kichter
H. Görges.
sieren, war hier seine erste dankbare Aufgabe, der er sich
mit solcher Umsicht und mit solchem Weitblick unterzog,
daß das Institut trotz der gewaltigen Steigerung der An-
forderungen beim Schritthalten mit der vorwärtsstürmen-
den Elektrotechnik bis heute, also nahezu 25 Jahre lang,
in vielen seiner Einrichtungen als mustergültig anerkannt
werden mußte. Seine in dem neuen Dresdner Institut mit
gleichem Erfolg wie in Berlin fortgesetzte Forschertätig-
keit auf allen Gebicten der Starkstromtechnik, die in einer
eroßen Anzahl von Veröffentlichungen und Vorträgen
ihren Niederschlag fand, vor allem aber die ihn immer
mehr fesselnde akademische Lehrtätigkeit an dieser von
ihm selbst aufgebauten Stelle veranlal:ten Görges 1912 zur
Ablehnung eines ehrenvollen Rufes nach Berlin als Nach-
folger von Professor Slaby. Damit blieb Görges endgültig
für Dresden erhalten. 1914 verlieh dem über Deutschlands
Grenzen hinaus bekannt gewordenen Forscher und Lehrer
die Technische Hochschule in Charlottenburg die Würde
eines Dr.-Ingenieurs E.h. Seit 1929 ist Görges außerdem
noch Ehrenbürger der Technischen Hochschule in Stutt-
gart.
Neben seiner Hochschultätigkeit widmet sich Görses
bis zur Stunde stets eingehend den Bestrebungen der
großen technisch-wissenschaftlichen Verbände, für deren
Fachzeitschriften er ein geschätzter Mitarbeiter ist. Auch
auf diesem Gebiete erwarb er sich Verdienste, die sich in
einer Fülle von Ehrungen widerspiegeln. Seit 1895 finden
1386
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
19. September 1929
wir Görges mit ganz geringen Unterbrechungen bis heute
als eifriges Ausschußmitglied des Elektrotechnischen Ver-
eins. Den Dresdner Elektrotechnischen Verein leitete
Görges bis 1906 als Vorsitzender, 1909 war Görges Vor-
sitzender des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. 1912
wurde er als stellvertr. Vorsitzender in das Deutsche
Kommittee der Internationalen Elcktrotechnischen Kom-
mission berufen. Görges ist Ehrenmitglied des Verbandes
Deutscher Elektrotechniker (1924) und des Elektrotechni-
schen Vereines (1927), ferner des Dresdner Elektrotechni-
schen Vereines (1912) und des Dresdner Bezirksvereines
des V.d. I. (19223. In besonderer Form würdigte der Elek-
trotechnische Verein Görges’ Verdienste im Kriegsjahre
1916 durch die seltene Auszeichnung mit der Siemens-
Stephan-Gedenkplatte, die vor ihm nur Wilhelm von
Siemens und Warburg erhalten hatten. Der reiche
Schatz seiner Erfahrungen, den Görges stets bereitwillig
zur Verfügung stellt, führte außerdem noch zur Berufung
in den Technischen Rat beim Sächs. Innenministerium
(1904) und in das Kuratorium der Physikalisch-Techni-
schen Reichsanstalt (190%).
Befreit von den Lasten des anstrengenden Hochschul-
betriebes. wird Görges sich fortan der elektrotechnischen
\\issenschaft und Forschung widmen können. Seine be-
merkenswerte geistige und körperliche Frische läßt uns
wünschen und hoffen, daß er uns gerade aus der Stille des
wohlverdienten Ruhestandes noch wertvolle Beiträge zum
weiteren Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnis in
der Elektrotechnik bescheren wird. Hode.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Einfluß der Vorbelastung vom Überstromrelais beim Auf-
treten eines Fehler-(Über-)Stromes.
Der in ETZ 1929. S. 459, von Herrn KOETZOLD geschil-
derte und mit vorbildlicher Klarheit zedeutete Betriebsfall
bringt ein sehr schönes Schulbeispiel dafür, daß auch bei
so eindeutigen und einfachen Verhältnissen, wie sie im
vorliegenden Falle gegeben waren. die Verwendung von
Schutzrelais mit Überstromanregung nicht zur gewünsch-
ten Schutzwirkung führt. Es ist klar. daß auch die Ein-
führung eines Wahlschutzes (Selektivrelais) nicht ohne
weiteres über diese Schwierigkeiten hinwceghilft; denn
prinzipiell ist ja durch das Selektivrelais nur die Staffelung
der Ablaufzeiten der einzelnen Relais in eine vom jewei-
ligen Fehlerort bedingte selbstauswählende Abhängigkeit
gebracht. Vielmehr ist erforderlich, daß gleichzeitig die
Anregung der vorhandenen Relais unabhängig wird von
der Bedingung des „Überstromes“.
Die bereits entwickelten Systeme mit Impedanzanre-
gung geben hierfür die treffende Lösung. Sie müssen
natürlich derart ausgebildet sein, daß sie beim kleinsten
Wert der Fcehlerstromstärke noch zu arbeiten befähigt
sind. Im übrigen wird die Anregung dann aber bestimmt
durch die Unterschreitung eines gewissen Mindestwertes
der gemessenen Linienimpedanz.
ss ist von Interesse darauf hinzuweisen. daß auch die
durch den im vorliegenden Beispiel in der Kraftwerksver-
bindung liegenden „Kuppelschalter”“ entstehende Durch-
brechunz des Wahlschutzprinzips (kürzeste Auslösezeit
dieses Schalters ohne Rücksicht auf Fehlerort) nicht die
Verwendung der Impedanzanregung ausschließt. Um die
. hierbei eintretende Wirkungsweise der Relais an den ver-
schiedenen Netzpunkten zu kennzeichnen. wäre eine Mit-
teilung der im Störungsfall bestandenen Spannungsvertei-
lung, die sicher aus den Angaben registrierender Voltmeter
abgeleitet werden kann, höchst interessant.
A 8 C 2
7 Z 3 4 5 ©
Abb. 1. Schematisches Netzbild.
Im wesentlichen wird der Fall so liegen, daß entweder
die im Kraftwerk D entstandene Absenkung der Sammel-
schienenspannung und damit der Spannung auf der Linie
nach A hier tief genug war, um den Ansprech-Impedanzwert
der Anregungsrelais unterschreiten zu lassen, oder aber,
daß dies nicht eintrat und somit an den Abnahmepunkten B
und C nur ein vermehrter Spannungsabfall infolge der
Änderung der Speiseverhältnisse bestand. Im ersteren
Falle werden dann die Relais 1... 6 ansprechen, das Relais
des „Kuppelschalters“ 4 dank seiner kürzesten Zeit die
Trennung der beiden Kraftwerke veranlassen, während
der hinter D liegende Kurzschluß selbst in je nach dem
System des Wahlschutzes mehr oder minder kurzer Zeit
selektiv abgeschaltet wird. Im zweiten Falle bleibt die
Kraftwerksverbindung ohne Schädigung des Parallelbe-
triebes bestehen, denn bei geeignet gewähltem Wert der
Ansprechimpedanz besteht infolge der noch vorhandenen
hohen synchronisierenden Spannung zwischen A und D
durchaus kein Bedürfnis die Kraftwerke zu trennen. Viel-
mehr wird für die Störungsdauer bis zur Abschaltung hin-
ter D die „Netzverbeugung“ im Teil D durch die Speisunss-
teilnahme von A her wesentlich gemildert, ohne daß A
mehr als eine kurzzeitige Laststeizerung verspüren wiirde.
Mannheim-Feudenheim, 21.V. 1929.
G. Lesch.
Erwiderung.
Es läßt sich der Wunsch des Herrn LESCH, die bei dem
geschilderten Störungsfall eingetretene Spannungsvertei-
lunz anzugeben, nicht mit ausreichender Genauigkeit er-
füllen, da die erforderlichen Unterlagen — Spannungs
schreibstreife n — nicht vorliegen.
Mit dem Wort „Wahlschutz”“ soll die ganze Gruppe
der größtenteils strom- und spannungsabhängigen Netz-
schutzrelais erfaßt werden, deren gemeinsame Besonder-
heit darin liegt, daß sie sich die Auslösezeit je nach dem
Fehlerort selbst einstellen, „wählen“, bzw. den kranken
Netzteil selbst „auswählen“ und abschalten. In dem vor-
liegenden Falle ist tatsächlich ein Wahlschutz nach dem
Impedanzprinzip eingebaut, so daß die entsprechenden
Voraussetzungen von Herrn LESCH zutreffen.
Die Aufgabe des Netzkuppelschalters ist mit der be-
absichtigten Arbeitsweise richtig wiedergegeben. Als Re-
lais für den Netzkuppelschalter kann aber ohne weiteres
ein gewöhnliches UMZ-Relais verwendet werden, deun
starke Netzverbeuzungsen, bei denen die Trennung er
wünscht ist, werden durch große Kurzschluß- und Aus-
gleichströme, ausreichend zur Keizung des Überstrom-
relais, verursacht, während geringere Spannungsabsn-
kungen, bei denen das Netz zusammenbleiben soll, als
Folge kleinerer Ausgleichs- und Fehlerströme entstehen,
die wiederum zur Betätigung des UMZ-Relais nicht genu-
gen. Die Stromeinstellung ist hierdurch gegeben, während
die Zeiteinstellung auf folgender Grundlage ermittelt
werden muß: Die größtmögliche Auslösezeit der Wahl-
schutzrelais ist für jede Teilstrecke bestimmt, z. B. bei
der Strecke A—B durch die Leitungsimpedanz von 4 bis B.
Wenn nämlich z. B. hinter B ein Fehler auftritt, so mub
er durch das Relais 3 früher als durch 1 abgeschaltet wer-
den. Gibt man zu der aus der Impedanz A—B zu ermitteln-
den Zeit noch einen Zuschlag für die Verlängerung der
Auslösezeit durch Lichtbogen, so erhält man ohne weiteres
die „größtmögliche“ Auslösezeit. Um die Wirkungsweise
des Wahlschutzes bei Fehlern zwischen A und D nicht zu
stören, so ist die feste Ablaufzeit des Relais zum Netz-
kuppelschalter mit einem entsprechenden Sicheruneszu-
schlag größer als die wiederum aus den grölstmöglichen
Auslösezeiten sämtlicher Teilstrecken zu ermittelnde
längste Auslösezeit auf der Gesamtstrecke A—D zu
wühlen.
Fehler hinter den Netzanschlußpunkten A und D müs-
sen dann nur den Netzkuppelschalter herauswerfen, auf
die Wahlschutzrelais aber ohne Einfluß bleiben, weil diese
unter Umständen zwar anlaufen, jedoch infolge der Grüße
der Impedanz zwischen den Relais und der Kurzschlub-
stelle in ihrer Auslösezeit so hoch liegen, daß der Netz-
kuppelschalter früher fällt.
Zweifellos muß der Netzkuppelschalter als ein Not-
behelf betrachtet werden, der in dem Augenblick über-
flüssig wird, in dem auch die hinter A und D liegenden
Netze mit einem Wahlschutz ausgerüstet werden und da-
mit die Auslösezeiten bzw. Fehlerzeitdauer bei Störungen
in diesen auf ein auch für empfindliche Betriebe erträs-
liches Maß herabgesetzt werden.
Weimar, 1. VIII. 1929. Koetzold.
LITERATUR.
Besprechungen.
Elektrische Messungen. Von W. Skirl (Sie
mens Handbücher Bd. 6). Herausg. von der Siemens
& Halske A.G. und der Siemens-Schuckertwerke A.G.
Mit 431 Bildern, XII u. 459 S. in 8°. Verlag von Walter
de SE & Co., Berlin u. Leipzig 1928. Preis geb.
11 .
Das vorliegende Buch ist für einen sehr weiten Kreis
bestimmt — wie der Verfasser sagt, „für alle, die mit
19. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 38
1387
elektrischen Messungen zu tun haben”. Daraus ergibt
sich für den Verfasser die Schwicrigkeit, auch dem nicht
elektrotechnisch Vorgebildeten die vielen Möglichkeiten
elektrischen Messens näher zu bringen. Natürlich handelt
es sich dabei wesentlich um die in der Praxis meist ge-
brauchten Verfahren, die aber teilweise doch schon so
verwickelt sind, daß ihre Theorie erhebliche Anforderun-
gen an den Leser stellt Daß solche Verfahren — ich
denke z. B. an die Ausführungen über Meßwandlerprü-
funzen — in dem vorliegenden Werk nicht vollständig
abgeleitet sind, ist selbstverständlich. Ihre Erörterung
stellt mehr eine Gebrauchsanweisung dar, nach der ver-
trauensvoll gearbeitet werden kann, eine Gebrauchsan-
weisung allerdings, die die Benutzung der Mebapparate
des Wernerwerks von Siemens & Halske betrifft, wie das bei
einem Siemens-Handbuch selbstverständlich ist, und die
nicht allemal ohne weiteres auf Apparate anderer Her-
kunft anwendbar ist. Insbesondere gilt letzteres für die
zur Überwachung von Leitungsnetzen vom Wernerwerk
hergestellten relaisartigen Apparate, die gewissermaßen
Meßinstrumente mit selbsttätierer Auswertung der Meß-
erößen sind.
Das Buch enthält außer den Kapiteln über direkte
und indirekte (Stromwandler) Messung von Strom, Span-
nung und Leistung usw., über Eichung von Meßinstru-
menten und Zählern, auch Ausführungen über die Mes-
sung von Leitungswiderstand, Isolation, Selbstinduktion
und Kapazität und Prüfung der magnetischen Eirenschaf-
ten des Eisens sowie über Fernmessung und selbsttätire
Aufzeichnung der Meßergebnisse.
Die ausgezeichneten Bilder und die klaren Schalt-
skizzen kommen dem Gebrauch des Buches durch weniger
Erfahrene sehr zugute. Der mit elektrischen Messungen
Vertraute findet in dem Buch eine willkommene über-
sichtliche Zusammenstellung und — implicite — Bewer-
tung der Methoden. Wenn der Text nicht stets so voll-
kommen ist, wie die Abbildungen, so liegt das wohl z. T.
an der gebotenen Kürze. Manches ist aber auch ohne Be-
einträchtireung der Kürze zu vervollkommnen, so z. B.
die Einleitung zu D;: Ballistische Messungen „Bei kur-
zen Stromstößen, z. B. Kondensator-Entladungen, indu-
zierten Strömen usw., hat das (Gralvanometer nicht Zeit,
sich auf einen bestimmten, der Stromstärke entsprechen-
den Dauerausschlag einzustellen usw.” Solche Stellen
finden sich immerhin mehrfach; die für ein zur Benutzung
durch weiteste Kreise bestimmtes Buch wünschenswerte
Ausdruckschärfe ist also noch nicht erreicht. Dennoch
wird das Buch — für Verwender von Siemens & Halske-
Apparaten kaum entbehrlich — allen Meßingenieuren
willkommen sein. . Beckmann.
Festschrift Hugo Junkers zum 70. Geburts-
tage. Gewidmet von A. Berson, A. Gramberg,
A.Kessner,O.Mader,A.Nägelu. seinen Mitarb.
Mit zahlr. Abb. u. 99 S. in 2°. VDI-Verlag G. m. b. Hl.,
Berlin 1929. Preis geb. 6 RM.
Der Junkers-Motor und das Junkers-Flugzeug sind
heute in aller Mund; aber die Werkstätten, in denen sie
entstehen, die vielen mühsamen Schritte, die notwendig
waren, um sie zu ihrer heutigen Vollendung zu bringen,
sind dem Fernerstehenden unbekannt. Auch Junkers’
wärmetechnische Arbeiten sind weniger bekannt. Aus die-
ser Festschrift erkennt man, wie die auf scheinbar ganz
verschiedenen Gebieten liegenden Arbeiten eine gemeinsame
Wurzel haben; man sielit, wie die Forschung der Aus-
gangspunkt für alle ist, und wie der Werkstoff und seine
venaue Kenntnis das Bindeglied zwischen allen bildet. Die
einzelnen Aufsätze gewähren uns lehrreiche Einblicke in
die Laboratorien und Werkstätten und vermitteln uns da-
durch ein lebendiges Bild von dem Meister, der da regiert,
und von dem wissenschaftlichen Geiste, der da waltet. Wir
erkennen auch, was noch mehr sagt, wie der nunmehr
Siebzigjährige als Wissenschafter, Erfinder, Organisator
und anerkannter Führer noch immer im Kreise seiner Mit-
arbeiter wirkt und schafft. Die eigenartige Verknüpfung
von Persönlichkeit und Werk tritt klar hervor. Man kann
dem schön ausgestatteten Buche nur weiteste Verbreitung
wünschen, um allen Kreisen zu zeigen, welch große Be-
deutunz auch in unserer heutigen Zeit der Persönlichkeit
zukommt. Moench.
lerexulateurautomatiquepour machines
électriques pendant l'opération de réglage. Appli-
cation au réglage automatique de la tension. Von Prof.
E. Juillard. Mit 67 Fig. i. Text u. 175 S. in gr. Bi.
Verlag Librairie Payot & Oe, Lausanne 1928. Preis
geh. 6 Fr.
Es war eine sehr glückliche Idee des Verfassers, die
Theorie des selbsttätigen Reglers für elektrische Ma-
schinen darzustellen. Bis heute war dieses Gebiet nur
dem reinen Praktiker zugänglich und verlangte eine
außerordentliche Erfahrung. Wohlverstanden können ge-
rade auf diesem Gebiet noch weniger als auf anderen die
praktische Erfahrung und das durch sie erworbene Ge-
fühl entbehrt werden. Anderseits ist es als ein großer
Fortschritt zu bezeichnen, daß es gelungen ist, die
Arbeitsweise der Regler theoretisch zu erfassen, die Kon-
stanten, welche die Rerzelungsprobleme charakterisieren,
herauszuschälen. Dem Praktiker wird dies in vielen
Fällen erlauben, rascher zum Ziel zu zelangen und Irr-
tümer zu vermeiden. Den Konstruktionsabteilungen und
Studienbüros werden so die Regelprobleme erst zugäng-
lich, der Erbauer von Maschinen und Errezermaschinen
kann leichter auf sie Rücksicht nehmen als bisher.
Juillard beginnt mit der Aufstellung des mathemna-
tischen Ausdruckes des Regelungsproblems der elektri-
schen Maschine. Er führt dann einerseits die maßgebenden
Konstanten der Maschine, anderseits diejenigen des Reg-
lers ein. Es folgt die Anwendung der Theorie auf drei
bekannte Regler: Rex-Cuenod mit indirekter Wirkungs-
weise, BBC und Tirill (AEG) mit direkter Wirkungs-
weise. In bezug auf die Natur des zu rezelnden Strom-
erzeugers werden drei Fälle behandelt: Akkumulatoren-
batterie, Generator mit Eigenerregung, Generator mit Er-
regermaschine. Die für das Reglerprvoblem maßgebenden
Maschinenkonstanten werden näher besprochen und Ver-
suche zu ihrer Bestimmung angegeben. Regelungsver-
suche im Laboratorium mit den drei erwähnten Reglern
beschließen die Studie. Die Versuche zeigen eine prak-
tisch genürende Übereinstimmung mit der Theorie. Es
ist nur schade, daß die Versuche nicht an einer größe-
ren Maschine wiederholt werden konnten. Die verfüg-
bare Maschine von 12 kW gestattet nämlich einen direk-
ten Vergleich der Regler nicht, da dieselben für größere
Maschinen mit größeren Zeitkonstanten gehaut sind.
Von den Schlüssen, zu welchen der Verfasser gelangt.
möchte ich die folgenden herausheben:
1. Dieselben Gleichungen sind für Regler, die auf
sehr verschiedener Grundlage arbeiten, gültig, ja sogar
für indirekte und direkte Regelung. Dagegen ergeben
sich verschiedene Gleichungen für den Tirrillregler.
2. Das Zusammenfallen der Zeitkonstanten von Ma-
schine und Regler ergibt die besten Regelungsbedin-
gungen.
3. Der Verfasser gelangt zu dem Schluß, daß die di-
rekte Regelung, d.h. diejenige mittels Widerstandes im
Haupterrezerkreis, vorzuziehen ist. Man fragt sich, oh
diese Ansicht den praktischen Schwierigkeiten in der
Konstruktion der entsprechenden Apparate genügend
Rechnung trägt. Übrigens ergehen die Ausführungen des
Verfassers, daß durch Anwendung von Erregermaschinen
mit kleiner Zeitkonstante (klein im Vergleich zu der-
jenigen der Hauptmaschine) dasselbe Ergebnis erreicht
werden kann.
4. Die Ableitungen zeigen, daß es auch mit dem theo-
retiseh vollkommenen Regler nicht möglich ist, die Span-
nungschwankungen zu vermeiden oder sie etwa innerhalb
der Unempfindlielikeitsgrenzen des Reglers zu halten.
5. Die Ausführungen ermöglichen gewisse Schluß-
foleerungen für den Bau der lirregermaschinen.
Jedem Ingenieur, der mit den Regelungsproblemen
in irgendeiner Form zu tun hat, kann die Lektüre dieses
Buches warm empfohlen werden. Er lasse sich durch die
Formeln nicht abschrecken, sie sind nicht so schwierig zu
verstehen, wie es auf den ersten Blick aussieht. Ander-
seits möchte ich anregen, bei einer zweiten Auflage oder
bei einer deutschen Ausgabe des Buches die physikali-
schen Begriffe und die physikalische Bedeutung der Kon-
stanten noch mehr herauszuarbeiten und von den Formeln
abzusondern; die Lektüre des Buches wilrde dadurch für
viele Leser erleichtert werden. _ Roth.
Eingegangene Doktordissertationen:
Kurt Halbach, Untersuchungen über den Durchschlag
und die Verluste einiger fester Isolierstoffe. T. H. Braun-
schweig 1928. Sonderdruck aus Arch. EL 1929, Bd. XXI,
H. 6. Verlag Julius Springer, Berlin.
Georg von 8usich, Über die natürliche Breite der
Röntgenemissionslinien. Die Struktur von Borsäure. T. H.
Berlin 1927 (Auszug).
Neue Zeitschriften.
Revista Argentina de Derecho Municipal
y Administración Communal. Buenos Aires,
Avenida de Mayo 1144 (Piso 10). Preis jährlich Inland
10 $, Ausland 5 Gold-$.
1388
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 38
18. September 1929
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Der elektrotechnische Spezialhandel Deutschlands im
1. Halbjahr 19291. — Nach den Angaben des Statistischen
Reichsamts ist im ersten Halbjahr 1929 gegen die
gleiche Periode des Vorjahres die Einfuhr elektrischer
Maschinen einschl. der Teile (M) um 6666 dz (26%) bzw.
2,262 Mill RM (29%) und die Ausfuhr um 14 036 dz (8%)
bzw. 1,604 Mill RM (3%) zurückgegangen. Dagegen ergibt
sich für o)lektrotechnische Erzeugnisse (E) bei
der Einfuhr eine Erhöhung um 20 602 dz (78 %) bzw. 6,739
Mill RM (48%) und bei der Ausfuhr um 111826 dz (22 %)
bzw. 42,117 Mill RM (23%). In der folgenden Übersicht
schließen die Beträge für Frankreich nunmehr die für Elsaß-
Lothringen ein; Algerien ist neu hinzugetreten.
Einfuhr aus Ausfuhr nach
Länder Mengen | Werte Mengen | Werte
dz 1000 RM dz 1000 RM
Insgesamt. eene E | 46832 | 20706 su 880 223 100
Ägypten ......... jM 13 10 7 = l GE
Algerien ......... 5 We = = | E
Argentinien ...... 5 6 u 2 ne SE E =
Austral. Bund 26 o AE Ee
Belgien, Lozembe, = 13 TS 54 12 910 e 033
Brasilien ........ in = A a = $ =
Brit. Indien ...... t p 8 $ Du 2 SE
Brit. Südafrika . $M : a re goa
Brit. Westafrika .. {M = == 39 an
Bulgarien ........ Se i i l E SC
Chile ............ Ss . k S Ce 1 SCH
China ........... E Sr 2 s = 5 05
Dänemark ....... = Ger Ss 16 er 5 Si
Danzig .......... 5 > Fr 2 EN l SC
Estland ......... H = alas WE
Finnland ........ x goi la er
Frankreich ...... El aad eh
Griechenland ... / 5 5 i? S Se 1 SC
Großbritannien 25 | 1710 | 1173 | 46706 | 16080
Guatemala ...... e = Së = SE
Irisch. Freistaat .. |M E EA engl ee
Italien .......... | a ae
Japan ........... 2 j e í A eg 3 Se
Kanada ......... 5 ı a > Gen
Kolumbien ....... > = Sch "Sech, dees
Lettland ........ e x ge 2 e | 706
Litauen u. Memel . N e S ge 9 eg E
Mexiko .......... a Si S r a | ep
SEIN
Niederl. Indien | = o o > SC | i SE
Norwegen ....... E 2 7 SC | A SC
ı Vgl. ETZ 1928, S. 1428; 1929, S. 448.
Einfuhr aus Ausfuhr nach
Länder Mengen | Werte | Mengen , Werte
dz 1000 RM dz | 1000 RM
M 723 261 4 074 2169
Österreich . oo o.0.00.. IE l 601 l 793 | 11 046 9 357
Polen M 343 84 6 842 1 809
EE E 132 79 13 744 7519
M 8 2 924 256
Portugal ........ E 5 3 7 130 1 436
M 6 3 2 954 899
Rumänien DEE EEN IE 158 26 1l 821 6 174
Rußland (UdssR) | | 198 29 | 9886 | 7068
g M 7 383 1 398 2 635 691
Saargebiet ar E 799 186 5 286 2 151
M 331 139 3 404 1 167
Schweden ....... E 406 350 25 974 10 190
M 3 043 693 2 482 1045
UNO EN IE | 1886 | 1078 | 10861 6632
M 46 8 6 236 1 800
Spanien ......... E 23 | 20 10 230 5 054
ıM 13 d 1 903 604
Südslawien ...... ‘E 6 6 3 769 2913
. ON 713 255 5 139 2 335
Tschechoslowakei . IE 566 445 9 565 10 612
' M — — 972 275
Türkei .......... SE 17 | 11 4 382 1088
M 69 31 906 552
Ungarn ......... E 742 | 964 4 552 3 769
M Se = 359 95
Uruguay ........ IE 2 2 | 4146 841
Venezuela ....... de Se _ 508 302
: M 1525 768 462 328
V. S. Amerika Ze | 5141 | 3817 | 6841 | 5135
Zur Lage der Industrie von Elektro - Installations-
materialien. — Nach Mitteilung der „Eltfabriken“ ist
der Geschäftsgang außerordentlich schleppend, teilweise s80-
gar noch schlechter als um die gleiche Zeit des Vorjahres.
Die Preise sind angesichts der starken Überproduktion sehr
gedrückt und geben für eine ganze Reihe von Artikeln kaum
einen Ausgleich für die Gestehungskosten. Auch in der letzten
Zeit ist keine Besserung des Geschäftsganges eingetreten.
eher sogar ein Rückschlag. Die außerordentlich schwache
finanzielle Lage der verschiedenen Abnehmerkreise, die sich
in den schleppenden Zahlungseingängen zeigt, zwingt an-
scheinend noch zur Zurückhaltung. Dadurch ist auch be-
dingt, daß die erzielbaren Preise verhältnismäßig schlecht
sind. Ob für die nächsten Monate mit einer Besserung ge-
rechnet werden kann, erscheint noch ziemlich zweifelhaft.
Die wieder erheblich steigende Zahl von Konkursen und Ver-
gleichen zwingt bei Kreditgewährung zu äußerster Vorsicht.
Vorgänge im Ausland. — Die italienische elektromedi-
zinische Firma Luigi Gorla Soc. An., Mailand, Kapital
3,5 Mill L, hat sich mit der Soc. Ital. Apparecchi Medicali
Anonima (Siama), Mailand, einer Gründung des Siemens-
Reiniger-Veifa-Konzerns, fusioniert. Das vereinigte Unter-
nehmen Siama-Gorla, Mailand, Kapital 5,5 Mill L,
wird elektromedizinische Apparate in Mailand nach Kon-
struktionen der deutschen Komzernfirma sowie nach in
Italien entwickelten Modellen bauen und gleichzeitig die
Interessen der deutschen Gesellschaft vertreten. Rz. — Nach
der Frankf. Zg. trägt die in der ETZ 1929, 8. 956, genannte,
von Westinghouse und Schneider & Cie. in Frankreich ge-
gründete neue Gesellschaft die Firma „Le Matériel
electrique Schneider-Westinghouse“ — Der
russische Oberste Volkswirtschaftsrat hat beschlossen, in
Charkow ein weiteres Turbogeneratorenwerk
von etwa 1 Mill kVA jährlich zu errichten, das Maschinen
bis zu einer Leistung von je 0,1 Mill kVA nach dem Typ der
General Electric Co. herstellen soll. — Wie die Handels-
vertretung der UdSSR weiter mitteilt, ist vom Rat der
Volkskommissare beschlossen worden, unter Benutzung der
Sonn- und Feiertage für Zwecke der Fertigung die un-
unterbrochene Produktion offiziell einzuführen.
Bezugsauellenverzeichnis.
Frage 314: Wer stellt Thermoelemente aus Eisen-
Konstantan-Haardrähten her, die in evakuierte Glaskörper
eingesetzt sind?
Abschluß des Heftes: 14. September 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
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Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh m e in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
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(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
-
50. Jahrgang
Berlin, 26. September 1929
Heft 39
Ultrakurze Wellen’,
A. Ungedämpfte elektrische ultrakurze Wellen.
Von Privatdozent Dr
Der erste Teil des Vortrages behandelte die Theorie
der Erzeugung extrem kurzer Wellen. Mit Rückkopp-
iungschaltungen ist die Erzeugung von Wellen unter 1m
nicht gelungen. Die Erzeugung derartiger Wellen wurde
erst durch eine Entdeckung von Barkhausen und
kurz ermöglicht!. Anläßlich von Vakuumuntersuchun-
zen hatten sie an das Gitter einer Elektronenröhre eine
hohe positive Spannung, an die Anode eine negative Span-
nung gelegt. Bei dieser Schaltung beobachteten sie nun,
daß bei bestimmten Betriebsdaten zufülligerweise unge-
dampfte elektrische Wellen von Metergröße und darunter
auftraten. Wegen der Unabhängigkeit dieser Schwinrun-
zen von den Zuleitungen vertraten Barkhausen und Kurz
die Anschauung, daß diese Schwingungen von Pendelun-
een der Elektronen um das positive Gitter der Elektro-
nenröhre verursacht seien. Eine offene Frage blieb je-
och, wie eine derartige geordnete Elektronenbewegung
dauernd zustandekommen könne. Der Vortragende, der
sich seit einer Reihe von Jahren neben anderen Forschern
mit der Lösung dieser Frage beschäftigt hat, gab sodann
im folgenden einen Überblick über die Hauptresultate
seiner Untersuchungen zur Lösung dieses Problems.
. Die Untersuchungen ergaben erstens, daß sich unge-
impfte elektrische Wellen bis zu 50 em Wellenlänge
herab durch Erregung cines kleinen Thonmsonschen
Schwingkreises sowohl mit positiver Spannung an der
Anode als auch anderseits mit positiver Spannung am
sitter erzeugen lassen. Die Wellenlänge entspricht da-
bei der Eigenwelle des angewandten Schwingkreises.
Die Untersuchungen zeigten zweitens, daß bei ein
und demselben Schwingkreis bei der Schaltung des posi-
uven Gitters die Wellenlänge auch noch von den ange-
wandten Betriebsdaten abhängt. Dieser Befund erklärt
sich in Übereinstimmung mit dem ersten Ergebnis des
'requenzbestimmenden Schwingkreises durch den Einfluß
der in der Gitteranoden-Kapazität vorhandenen Elektro-
nen. Die Elektronen stellen gewissermaßen ein gasför-
miges Dielektrikum dar, dem theoretisch eine Dielektri-
ıtätskonstante kleiner als eins zukommt. Die elektro-
- enerfüllte Kapazität ist somit stets kleiner als die elek-
'ronenfreie Kapazität.
Weiterhin wurde drittens die Erregung des kleinen
Schwingkreises zu ungedämpften Schwingungen auf die
es ° Auszlige aus Vorträgen, gehalten in der gemeinsamen Sitzun
iles Elektrotechnischen Kereins und der Heinrich-Hertz-Gesellschaft
am 12 UL 1929 in Berlin.
OH. Rarkhansen u. K. Kurz, Phys. Z. Bd. 21. 8. 1.
. Karl Kohl, Erlangen.
fülektronenbewegung in der Gitteranoden-Kapazität zu-
rückgeführt. Die Gitteranoden-Kapazität erhält dadurch
zugleich die Eigenschaft eines negativen Widerstandes.
Als viertes Resultat ergaben die Untersuchungen, daß
statt des Schwingkreises allgemein ein schwingfähiges Sy-
stem verwendet werden kann.
Der experimentelle Teil des Vortrages brachte Vor-
führungen mit einem Kurzwellensender von 14cm Wel-
lenlänge. Die Welle wurde durch eine besondere Schal-
tung zugleich tonfrequent moduliert und konnte somit
akustisch mit Lautsprecher demonstriert werden. Als
Empfänger der Wellen diente ein kleiner linearer Reso-
nator. Aus der Kinstellung dieses linearen Resonators
auf lautstärksten Empfang konnte man die streng lineare
Polarisation der Welle erschen. Die folgenden optischen
Versuche, wie Reflektion, Beugung, Brechung, Drehung
der Polarisationsebene, stellen eine direkte Weiterent-
wicklung der Hertzschen Versuche dar. Die erzeugte
monochromatische Strahlung gestattet, die Phasenverhait-
nisse der Wellen besonders rein zu demoustrieren, so daß
die Versuche als einwandfreie Interferenzversuche mit
einer elektrischen Spektrallinie von 14 cıu anzusehen sind.
Als Grundversuch der klassischen Optik wurde die
Sekundärstrahlung eines.kleinen linearen Resonators vor-
geführt. In das Wellenfeld der Strahlung gebracht, wurde
dieser Resonator zum Mitschwingen erregt und zweiner
kräftigen Sekundärstrahlung veranlaßt. Dieser Versuch
läßt die klassische Wechselwirkung von Wellenfeld und
Materie erkennen. Ferner wurde die verschiedene Durch-
lässigkeit verschiedener Substanzen für diese Wellen-
strahlung gezeigt. So erwies sich z. B. Paraffinöl für die
Strahlung von 14cm Wellenlänge als durchlässig, destil-
liertes Wasser dagegen in einer Schichtdicke von 0,5 em
fast gar nicht. Die Möglichkeit des Röhrenempfangs
wurde unmittelbar mit derselben Röhre gezeigt, indem
ganz einfach die ausgesandte Strahlung auf die Röhre
zurückreflektiert wurde und die Rückwirkung an den
Veränderungen des Anodenstroms nachgewiesen wurde.
Zum Schluß berichtete der Vortragendo über die
neueste Entwicklung der Eirzeuzung dieser extrem kur-
zen Wellen. In folzerichtirer Weiterentwieklung seiner
Röhrenkonstruktionen gelang es ihm, ungedämpfte Wel-
len bis herab zu 8 cm Wellenlänge zu erzeugen und als
freie Raumwelle nachzuweisen. Diese ungedämpften Wel-
len stellen die kürzesten dar, die bis heute erzielt wer-
den konnten.
B. Versuche mit ultrakurzen Wellen im Flugzeugverkehr**.
Von H. Faßbender, Berlin.
Eine der charakteristischen Eigenschaften der soz.
ultrakurzen Wellen besteht darin, daß sie, wie man im
allgemeinen annimmt, den Gesetzen der Ausbreitung des
sichtbaren Lichtes folgen, insbesondere daß diese Wellen
durch zwischenliegende, gegenüber ihrer Wellenlänge
ze D l v x ee . 5 j u
en vollständige Vortrag wird in der El. Nachr. Techn. ver-
große Hindernisse absorbiert werden. ka lag von vorn-
herein der Gedanke nahe, daß diese Wellen in der Luft-
fahrt eine Verwendung finden müßten, da hier gerade die
Bedingung der optischen Sicht am ehesten erfüllt werden
kann. Ich habe deshalb in der Deutschen Versuchsanstalt
für Luftfahrt zusammen mit Dipl.-Ing Kurlbaum die
Verwendung dieser Wellen für den Verkehr mit Flug-
zeugen geprüft. Dabei haben wir uns bei der Konstruk-
1390
tion der Sender und Empfänger auf die Erfahrung ande-
rer, speziell der Esauschen Schule, stützen können. Bei
den Versuchen wurden sowohl solche Geräte benutzt, die
in der Werkstatt der DYL gebaut wurden, als auch soiche
der Telefunken G.m.b.H. Ich will in meinem Vortrag
so vorgehen, daß ich zuerst die Versuche beschreibe, die
wir in Adlershof! ausgeführt haben, und dann auf Grund
dieser Versuche die Frage der Anwendbarkeit dieser Wel-
len in der Luftfahrt allgemein diskutiere.
Die angestellten Versuche sollten vor allem eine ex-
perimentelle Prüfung darstellen, ob die oben erwähnte
Vorstellung der sog. optischen Ausbreitung dieser Wellen
den Tatsachen entspricht. Durch Vorversuche konnte
leicht gezeigt werden, daß nur ganz kleine Reichweiten
von wenigen Kilometern erzielt wurden, wenn sich Sen-
der und Empfänger am Erdboden befanden. Zur Klärung
der Frage, ob die Vorstellung der sog. optischen Ausbrei-
tung bei den ultrakurzen Wellen richtig ist, konnte zu-
nächst festgestellt werden, daß der Empfang sofort ver-
schwand, wenn das Flugzeug mit dem eingebauten Sender
im Abstand von wenigen hundert Metern vom lömpfänger
entfernt hinter die Flugzeughalle rollte. Einen weiteren
Aufschluß über diese Frage sollten Messungen der Reich-
weite in Abhängigkeit von der Höhe des Flugzeuges über
dem Erdboden geben, wobei wir also den Vorteil der Luft-
fahrtfunktechnik ausnutzten, nämlich den der Untersu-
chung von Ausbreitungsvorgängen in der dritten Di-
mension.
Abb. 1.
Lage des Dipols aın Flugzeug.
Diese Untersuchung wurde für eine Wellenlänge von
3,1 m angestellt. Zu dem Zweck wurde ein kleiner, von
der Telefunken GmbH gebauter Sender für eine Wel-
lenlänge von 3,7m in ein Holzflugzeug, Muster Albatros
L 74, eingebaut. Die mit dem Flugzeug während der Ver-
suche erreichte maximale Höhe betrug 2700 m. Bei diesen
Frequenzen ist es bekanntlich notwendig, tönend zu sen-
den. Die verwandte Modulationsschaltung war die Heising-
Schaltung. Als Schwingungsrohr und als Modulationerohr
wurde je cine 'l'elefunken-kmpfängerröhre RE 352 ver-
wendet. Die Modulationsfrequenz von rd. 700 Hiz wurde
mittels eines Röhrensummers erzeugt. Als Antenne diente
ein aus Kupferrohren bestehender Dipol von 170cm Län-
ge, der entsprechend Abb. 1 unterhalb des Flugzeugrump-
fes senkrecht zur Flugzeugachse angebracht war. Die
Verbindung vom Sender zum Dipol bildete eine durch
einen Metallzylinder abgeschirmte Energieleitung. In der
Abb. 1 erkennt man deutlich, worauf schon jetzt hinge-
wiesen werden soll, die kleinen Abmessungen der An-
tennenrohre, so daß eine Behinderung des Flugzeuges
durch diese im Gegensatz zur normalen Langwellen-
Schleppantenne nicht eintreten kann. Der Sender liefert
eine Äntennenleistung von rd. 1 W. Abb.2 zeigt seinen
äußeren Aufbau. Als limpfangsgerät diente ein am Boden
-aufgestellter Pendel-Rückkopplungsempfänger, wie er be-
reits von E. Busse? beschrieben wurde, mit angeschlos-
senem Hochfrequenzverstärker, Crleichrichter- und Meß-
gerät. Bekanntlich ist es das Verdienst der Esauschen
Schule, diese Empfänger bei den ultrakurzen Wellen ein-
geführt zu haben.
! Versuche mit ultrakurzen Wellen im Flugzeug sind auch mit
der C. Lorenz A.G. ausgeführt worden, über die hier nicht berichtet
werden soll (vgl. Jahrb. draht. Telegr. Bd. 33, H 23).
FE. Russe, Ultrakurze Wellen. Funkbastler 1928, S
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
26. September 1929
Analoge Versuche wurden angestellt, während sich
der Sender am Boden und der Empfänger im Flugzeug
befand. In der Zahlentafel 1 sind die Grenzen für den
Telegraphieempfang in Abhängigkeit von der Flughöhe
Zahlentafell.
Telegraphie-Reichweiten bei Sendung
| vom Boden zum
Flugzeug in km
Flughöhe in m vom Flugzeug zum
e Boden in km
Dipol
Fadenspannung
Tonsummer |
Taste
Anodengleichstrom
Heizregler
Antennenkopplung
Antennenabstimmur |
Alb. 2. 3 m- Flugzeug-
sender.
d Bauart Telefunken.
Ee
a 21 En En ër, Ee WW m
für Empfang am Boden und im Flugzeug zusammenge:
stellt. Die geringeren Reichweiten bei Empfang im Flug
zeug erklären sich durch die ungünstigeren Fmpfane:-
bedingungen im Flugzeug, speziell infolge des Lärms de:
Motors. In Abb.3 sind diese Ergebnisse graphisch auf |
0 AR 1000 7500 2000 250 m. 3008
flughöhe
e Empfang am Boden a Empfang im Flugzeug
Ahh, 3 Telegraphiereichweiten in Abhängigkeit von der
Flughöhe (Senderleistung 1 W).
getragen. Aus der Kurve und der Tafel erkennt man eine
starke Zunahme der Reichweite des Senders mit der Höhe
des Flugzeuges. Die einfachste Erklärung für die Zu-
nahme der Reichweite mit der Flughöhe kann folgender-
maßen gegeben werden: Bei diesen schr kurzen Wellen
erfahren die Oberflächenwellen, wie wir schon oben sag-
ten, eine so starke räumliche Dämpfung, daß sie für die
Ausbreitung praktisch keine Bedeutung haben. Ebens«
kann angenommen werden, daß eine Rauniıstrahlung bei
diesen Wellen nicht vorhanden ist, wofür auch das Fehlen
der Fadings spricht. Für den Empfang ausreichende Feld-
stärke ist nur dann vorhanden, wenn die gerade Verbin-
dung vom Sender zum Empfänger frei durch die Lufi
verläuft. Nach dieser Vorstellung wird also ein Empfang
solange möglich sein, als das Flugzeug sich oberhalb der
im Empfangsort an die Erdoberfläche gelegten Tangential-
ebene befindet. Bezeichnet man, in Abb. 4 die Flughöh«
mit be die Reichweite mit a, den Erdradius mit r, so er-
gibt sich
26. September 1929
Eur og e r erhält man a =Y?2rh. Für den Erdradius
r = 6370km wird die theoretische Reichweite agm =
3.55. I Am. Die so ausrerechneten Werte sind in Abb. 3
in Abhängigkeit von der Flu:xhöhe als gestrichelte Kurve
eingezeichnet. Aus der Abbildung erkennt man, daß die
zemessenen Werte stets unter der berechneten Kurve lie-
sen. Eine Erklärung kann etwa so gegeben werden, daß
bei dem Strahlungesverlauf während eines Teiles des We-
ges zwar die Bedingungen der optischen Sicht erfüllt
sind, daß aber die Erdoberfläche sich in einer Entfernung
von dieser optischen Verbindungslinie befindet, die als
vergleichbar klein gegenüber der Wellenlänge anzesehen
werden muß. Infolgedessen wird während dieses Teiles
des Weges eine starke Dämpfung durch den Erdboden
zu erwarten sein. Diese Schwächung kann aber so groß
sein, daß die Empfangesfeldstärke auch innerhalb der
Zone der optischen Sicht unter die Reizschwelle des
Rückkopplungesempfängers sinkt. Man erkennt schon aus
diesen Überlegungen, daß es auf das Zusammenfhallen der
Meßpunkte mit der gestrichelten Kurve weniger ankommt
als vielmehr darauf, daß der mathematische Verlauf der
durch die Meßpunkte gelegten Kurve der theoretischen
entspricht.
FE
Abb. 5. Reichweite des direkten
Strahls von Flugzeug zu Flugzeug.
Abb. 4 Reichweite des direkten
Strahls vom Fiugzeug zum Boden.
Falls sich sowohl die Sende- als aueh die Empfanges-
station oberhalb der Erdoberfläche befinden, gelten die
Verhältnisse der Abb. 5. Es ergibt sich die theoretische
Reichweite zu ce
a=a+a.=Y2rh,+tYV2rh
oder für r = 6370 km
Oe = 355 (Vhim +y hom).
Diese Formel wurde so geprüft, daß der Sender in
ein Holzflugzeug (Muster Flamingo) und der Empfänger
in ein Albatros-Flugzeug (Muster LT!) eingebaut wurde.
Das Sendeflugzeug kreiste über dem Flugplatz Adlershof,
das Empfangsflugszeug entfernte sich, bis der Empfang
verschwand. Für die günstigste gegenseitige Lage ergab
sieh eine maximale Reichweite von 123 kın für eine Höhe
heider Flugzeuge über dem Erdboden von 3001m. Die
Formel ergibt für diesen Fall
7,10. 1300 = 123 km.
Durch diese Messungen wird die Vor-
stellung der sog optischen Ausbreitung
fuirdiese Wellenstark gestützt. Während
man einerseits bei Ausbreitungsvorgän-
vsenderlanzen Wellendie Vorstellungder
Vberflächenwellen hauptsächlich zu be-
rieksichtigen hat, anderseits beiden kur-
zen Wellen die Raumstrahlung für den
Charakter der Ausbreitung bestimmend
ist,dürfteesberechtigtsein,beidenultra-
kurzen Wellen die Vorstellung der opti-
schen Sicht bei Überlegungen über Aus-
breitunesvorgränge als Arbeitshypothese
zu benutzen. Scharf kann diese Vorstellung natür-
lich nicht gelten: einmal schon wegen der oben angege-
benen räumlichen Dämpfung durch dämpfende Medien, die
sich nahe dem optischen Strahl befinden. Dann aber kön-
ven, ähnlich wie sich beim gewöhnlichen Licht Ausnah-
men von der geradlinigen Ausbreitung z. B. in trüben
Medien zeigen, auch hier ähnliche Verhältnisse auftreten,
die besonders stark hervortreten, wenn die Leistungen
sehr groß sind. Endlich können in Einzelfällen Sekundär-
strahlungen die Verhältnisse komplizierter machen.
Uns interessiert heute vor allem die Frage, welche
Anwendunzsgebiete sich für diese Wellenlängen in der
Luftfahrt erschließen. Vorher seien nochmals kurz die
Hlaupteigenschaften dieser Wellen zusammengefaßt.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
1391
1. Die Oberflächenwellen können bei diesen Wellen-
längen infolge ihrer starken räumlichen Dämpfung
vernachlässigt werden.
2. Für die Ausbreitung gelten zum mindesten in allen
einfachen Fällen die Gesetze der geometrischen Op-
tik, d.h. eine Energieübertrasung zwischen Sender
und Empfänger ist praktisch nur dann möglich, wenn
optische Sicht vorhanden ist. oder korrekter aus-
gedrückt, wenn sich zwischen Sonder und Empfänger
keine absorbierenden Medien befinden und die opti-
sche Verbindungslinie nicht nahe solchen absorbie-
renden Medien verläuft.
3. Raumstrahlung kann innerhalb der Reichweiten, die
hier untersucht wurden, nicht festgestellt werden.
4. Fadings treten, zum mindesten bei dem verwendeten
Empfänger, nicht auf.
Bevor wir die Frage der Anwendung dieser Wellen
in der Luftfahrt beantworten, müssen wir uns zunächst
fragen, welche Gebiete für die FT in der Luftfahrt über-
haupt in Frage kommen. Wir können vier verschiedene
Anwendungen unterscheiden, wenn wir von den ferner:
liegenden Einzelaufzaben absehen.
1. Nachrichten-Fernverkehr,
2. Fernpeilung,
3. Nachrichten-Nahverkehr,
4. Nahpeilung.
Für die beiden ersten Anwendungseebiete ist ohne
weiteres ersichtlich, daß die ultrakurzen Wellen nicht in
Anwendung kommen können, da die Erdkrümmung eine
optische Sicht zwischen Sender und Empfänger auf grö-
Bere Entfernungen (einige 100 bis einige 1000 km) un-
möglich macht. Für die ganz großen Reichweiten, d.h.
also Entfernungen bis über 1000 kın, kommen wohl sicher
nur die kurzen Wellen zwischen 15 und 60m in Frage.
Für die Reichweiten von einigen 100 km ringen heute
noch die langen und die kurzen Wellen um die Finfüh-
rung; es ist noch nicht abzusehen, welche Wellengebiete
bei diesen Entfernungen später einmal gewählt werden.
Die unter 3. aufgezählte Verwendung der FT in der
Luftfahrt, d.h. der XNachrichten-Nahverkehr, muße erst
näher charakterisiert werden. Jch setze als bekannt vor-
aus, daß die Langwellen- und auch die Kurzwellen-FT-
Stationen in der Lage sind, mit ihrer Bodenstation auch
in deren unmiittelbaren Nähe in Verbindung zu treten,
oder anders ausgedrückt, daß die heute bereits eingeführ-
ten FT-Stationen in der Lage sind, den Nachrichten-Fern-
verkehr und auch den Nachrichten-Nahverkehr bei ein-
fachen Streckenflügen zu übernehmen. Nun liegen aber
beim Nachrichten-Nahverkehr die Verhältnisse wesent-
lich komplizierter, wenu es sich um den Verkehr zwischen
einzelnen Flugzeugen eines Vlugzzeurzeschwäaders han-
delt. Militärische Flugzeuxrgeschwäder haben wir bekannt-
lich in Deutschland nicht, aber unser Flugsport kennt
doch solche Fluzzeugstaffeln, bei denen der Staffelführer
in der Lage sein muß, den einzelnen Flugzeugführern
kurze Anweisungen zu geben, um die gleichzeitige Aus-
führung der sportlichen Figuren zu ermöglichen. Bei der
Ausführung soleher Figuren (z.B. lLoopings) ist die Be-
nutzung der sonst üblichen Hängeantenne nicht möglich.
Die Verwendung von fest verspannten Antennen gibt bei
sehr langen Wellen eine sehr geringe Strahlleistunge?. Die
kurzen Wellen zwischen ID... Gm ergeben zwar auch bei
festen Antennen prozentual recht große Strahlungslei-
stungen, ihre Reichweite ist aber recht groß, so daß man
Bedenken haben kann, für einen Nahverkehr solche Wel-
len einzusetzen, bei denen man ferngelegene Empfanes-
stationen unvermeidlich stören muß. Für solche Aufgra-
ben, d.h. für den Verkehr zwischen den Flugzeugen eines
(teschwaders, scheinen die ultrakurzen Wellen besonders
berufen zu sein: dabei darf man natürlich von diesen Whl-
len nicht mehr verlangen, als sie leisten können. d. h.:
wird bei einem solchen Verkehr auch die Verständigung
mit. einer Bodenstation auf große Entfernungen verlangt,
ohne daß das Flugzeug besonders große Höhen aufsucht,
dann ist natürlich die Bedingung der optischen Sicht zwi-
schen Sender und Empfänger nicht mehr erfüllt und die
Anwendung dieser Wellen wird infolgedessen unmöglich.
Das größte Anwendungsgebiet in der Luftfahrt wer-
den diese Wellen meiner Ansicht nach in Zukunft wohl
bei der Nahpeilung haben. Dieses Problem kann auch das
Problem der Erleichterung der Nebellandung durch FT
genannt werden. Gedacht ist dabei an die Orientierung
eines Fluszeures im Nebel unmittelbar über dem Flug-
3 Vol Eisner, Faßhbender m Kurlbaum, Jahrb. draht!,
Telegr. Bd. 31, S. 1W u. 141.
1392
platz während der Landung, wobei angenommen werden
kann, daß das Flugzeug den Flugplatz im Nebel mittels
Langwellen-Fernpeilung gefunden hat. Hierfür ist vor-
geschlagen worden, Sender solcher Wellenlängen, also
etwa 3m, in einem Parabolspiegel aufzuhängen und das
so erhaltene Strahlenbündel durch Drehung des Spiegels
rotieren zu lassen. Ähnlich wie dies von Marconi für
die Schiffahrt vorgeschlagen wurde, kann während dieser
Rotation der Sender verschiedene Morsezeichen je nach
der Himmelsrichtung des Strahlenbündels ausstrahlen.
Empfängt ein Flugzeug von diesem Sender ein bestimm-
tes Morsezeichen, so erkennt es hieraus ohne weiteres,
in welchem Sektor des Kurzwellen-Peilsenders es sich be-
findet. Auch andere Metlioden sind für dieses Problem
der Nahpeilung vorgeschlagen worden, die ich hier nicht
nennen will. Meist handelt es sich darum, Strahlenbündel
herzustellen, und die Bündelung der Strahlenenergie ist
naturgemäß bei ultrakurzen Wellen deswegen besonders
einfach, weil die Dimensionen der Parabolspiegel erträg-
lich klein werden.
Dem Problem der Nahpeilung stehen aber heute noch
große Schwierigkeiten im Wege. Die erste Schwierigkeit
liegt in der ganz erstaunlich hohen Landegeschwindie-
keit der heutigen Flugzeuge. So besitzt z.B. die bekannte
Junkers F 13 eine Landegeschwindigkeit von etwa 20 m/s.
Neuere Flugzeuge weisen noch höhere Landeseschwin-
digkeiten auf. Dies setzt also voraus, daß die Nahorien-
tierung über dem Flugplatz unmittelbar vor der Landung
in außerordentlich kurzer Zeit durchführbar sein muß.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
26. September 1929
Die zweite Schwierigkeit, die sich der Nahpeilung heute
noch entgegenstellt, ist die folgende: Bei allen Methodeı,
die seither für eine Nahpeilung, d.h. für die Orientierung
des Flugzeuges über dem Flugplatz unmittelbar vor der
Landung vorgeschlagen wurden, muß vorausgesetzt wer-
den, daß das lL,andegelände mit besonderen Einrichtungen
ausgerüstet ist, z. B. wie oben kurz angedeutet mit einer
rotierenden Spiegelstation für ultrakurze Wellen. Dies
setzt also voraus, daß die Flugzeuge in der Lage seiu
müssen, vor der Landung einen für solche Nebellandunzen
eigens ausgestatteten Flugplatz auszusuchen. Dies kann
heute leider noclı nicht angenommen werden, da ein nicht
vernachlässigbarer Teil der Landungen als sog. Notlan-
dungen angesehen werden muß, d. h. Landungen, die haupt-
sächlich infolge von Motorstörungen unerwartet unl
schnell ausgeführt werden müssen, wobei gar nicht mehr
die Möglichkeit besteht, den für solche Nebellandunzen
besonders eingerichteten Flugplatz aufzusuchen. Aus dir-
dem Grunde würde heute noch die technische Ausarbei-
tung einer Methode zur Ermöglichung der Nebellandung
auf einem Flughafenzelände nur einen Teil der Lösung
des eigentlichen Problems des Nebelfluges darstellen.
Wird aber, wie anzunehmen ist, die Betriebsicherheit
der Flugmotoren sich zu einer nahezu hundertprozentiren
steigern, dann wird sofort das Problem der Nebellandun:
über dem Flugplatz praktisch die größte Bedeutung be-
kommen und für die Lösung dieses Problems wird das
‘Wellenbereich, dem die heutigen Vorträge gelten, viel-
leicht wichtige Dienste leisten können.
C. Die Bedeutung der ultrakurzen Wellen für die elektrische Nachrichtentechnik,
insbesondere die der Wellenlängen von 1 m abwärts.
Von Direktor Walter Hahnemann, Berlin.
Bei den sog. langen Wellen spielt für die Reichweite
die Ausbreitung an der Erdoberfläche eine wesentliche
Rolle, wobei mit abnehmender Wellenlänge diejenigen
Ausbreitungsvorgänge hinzutreten, die in dem Raum zwi-
schen der Erdoberfläche und der Heavisideschicht stattfinden.
Bei den kurzen Wellen, das sind die zwischen 10
und 100m — sie seien „Zehner”-Wellen genannt — tritt
die Erdausbreitung ganz zurück; ihre überraschend großen
Reichweiten sind allein noch zu erklären durch die Aus-
breitung zwischen Hleavisideschicht und Erdoberfläche.
Um sich über die hierbei vorliegenden näheren Verhält-
nisse klar zu werden, ist es vorteilhaft, sich die Erdkugel
mit der darüber liegenden Heavisideschicht maßstäblich
aufzuzeichnen. Der Erdradius beträst nicht ganz 7000 km,
die Höhe der Heavisideschicht über dem Erdbodon sei an-
genommen zu 70 km, die Dicke der Kugelschale zwischen
Erdboden und Heavisideschicht beträgt also etwa !jıoo des
Erdradius. Die Abb.1 zeigt hierfür ungefähr die maß-
stäblichen Verhältnisse. Man sieht aus ihr, wie dünn die
Schicht der Kugelschale ist, in welcher diese Ausbreitung
der elektrischen Energie stattfindet. Würden an den
Grenzflächen dieser Kugelschale, das ist Erdoberfläche
und Heavisideschicht, keine Verluste auftreten, so wäre
die Ausbreitung der Energie linear. Aus dieser Betrach-
tunz werden die großen Reichweiten, die mit den „Zeh-
ner”-Wellen erzielbar werden, verständlich; ebenso aber
auch die Schwunderscheinungen oder das „Fading“, da die
Beugunes- bzw. Reflektionsvorgänge allen Änderunzen in
dieser Schicht unterworfen sind. Dem Vorteil der gro-
ßen Reichweite dieser „Zehner”-Wellen steht also diese
Beeleiterscheinung des Fadings als Nachteil gegeniiber.
Bei den „Einer“-Wellen — so seien die Wellenlän-
gen zwischen 10 und 1 m bezeichnet — scheint auf Grund
der bisherigen Firfahrungen die Reichweite weder durch
die Erdausbreitung noch «durch die Kugelschalenausbrei-
tung bestimmt zu sein. Die Ausbreitung an der Erdober-
fläche entlang ist außerordentlich stark gedämpft und
kommt daher praktisch kaum in Frage; eine Reflektion
bzw. Herabbeugung dieser Wellen an der Heavisideschicht
scheint nieht stattzufinden. Fadingerscheinungen wurden
nicht beobachtet; ihre Reichweite wird also durch die
Ausbreitung im freien Raum bestimmt: die bei ihnen vor-
liegenden Verhältnisse ähneln also schr den optischen.
Sender und Empfänger erhalten miteinander Verbin-
dung, wenn sie sich sehen. Darüber hinaus kommt nur
noch Beurung in Frage; durch diese wird aber keine er-
hebliche Vergrößerung der Reichweite ermöglicht, ähn-
lich wie beim Licht.
VonScheppmann und Gerth!sind Reichweiten
versuche vom Brocken aus beschrieben, die vom Esau-
schen Institut in Jena und den Laboratorien der C. Lo-
renz Aktiengesellschaft angestellt wurden. Sie haben für
die Wellenlängen von etwa 3m diese Ausbreitungsart im
freien Raum als die für diese Wellen maßgzebende festge-
rd. ?000km
Erdradiaus
Abb. 1. Verhältnis von Heavisideschicht und Erdkugel.
stellt.
Für die Berechnung der Reichweiten ergibt sich
hieraus eine einfache Beziehung, die, abgesehen vom Jrd-
radius, nur noch die Höhe des Senders und des Empfiän-
gers über dem Erdboden enthält. Vermehrung der Ener-
gie des Senders oder Erhöhung der Empfindlichkeit de=
Empfängers ergeben keine nennenswerte Vergrößerun:
der Reichweite über diese Grenze der direkten Sicht hin-
aus infolge der logarithmischen Abnahme der Empfangs-
energic in der dann folgenden Beugungszone.
Die neuerdings angestellten Flugzeugversuche
der
|
DVL, über die vorstehend Prof. Dr. Faßbender be-
richtet hat, stellen eine Bestätigung hierfür dar,
zum:
mindesten insofern, als eine Überschreitung der Sicht-
reichweite bei diesen Versuchen nicht vorgekommen
! Jahrb. draht!. Telegr. Bd. 3, 5. 23.
isi.
Es wäre außerordentlich zu begrüßen, wenn solche Ver
|
u
26. September 1929
suche in immer weiterem Umfange stattfinden würden,
um für die Anwendung dieser Wellenlängen eine völlig
gesicherte Grundlage zu schaffen. Man kann wohl anneh-
men, daß die geschilderten Ausbreitungsvorgänge für alle
Wellenlängen von etwa 10m abwärts vorliegen. Diese
Abb. 2. Dezimeterröhre.
Wellen sind also nur innerhalb eines ganz bestimniten
Umkreises um den Sender herum zu empfangen, sie sind
die gegebenen Wellen für den Nahverkehr. Innerhalb des
fraglichen Umkreises kann man mit Sicherheit auf Emp-
fang rechnen, da kein Fading vorkommt: hieraus ergibt
sich für diese Wellen voraussichtlich ein Anwendungs-
gebiet, das in seinem Tlmfange zur Zeit noch gar nicht
iherschen werden kann. Sie können vielleicht einmal die
Lösunz für das wirkliche Fernsehen bringen, da bei ihnen
kein Fadinz oder atmosphärische Störungen vorliegen
und die erforderliche große Bandbreite keine Schwierig-
keiten machen würde.
Während nun die „Einer‘ Wellen auf Grund der Ver-
suchsresultate der letzen Jahre noch im Begriff sind, die
erste Anwendung in der Praxis zu finden, sind bereits
Sender- und Empfängzertypen für noch kleinere Wellen-
lingen zwischen etwa 10cm und Im — sie seien „Dezi“-
Wellen genannt — in Entwicklung begriffen. Einleitend
hat Dr. Kohl uns seine so instruktiven optischen Ver-
suche mit Wellenlängen von etwa 14 cm vorgeführt. Ne-
ben dem wissenschaftlichen Interesse der Anwendung die-
ser Wellen zu optischen Versuchen fragt es sich nun, ob
und inwieweit sie einer praktischen Anwendung in der
Nachrichtentechnik zugeführt werden können. Fs sei
diese Frage der praktischen Anwendungsmöglichkeit der
„Lezi”-Wellen kurz betrachtet.
Die „Einer“-Wellen breiten sich im Raum aus, ähn-
lich wie die optischen Wellen, aber ihre Dimension ist
verhältnismäßig noch groß für eine Verwendung der op-
tischen Mittel, wie Spiegel, Linsen oder dgl. Nehmen wir
zum Beispiel die 3 m-Welle und betrachten wir den für
sie von Gresky ausgebildeten Spiegel, so beträgt des-
sen Ausdehnung noch mehrere Meter. Dies ergibt für
tragbare oder schwenkbare Geräte eine noch zu wenig
handliche Konstruktion. Demgegenüber können „Dezi”-
Wellen für bestimmte Anwendungsgebiete insofern als
weiterer Fortschritt gelten, als sie handiiche, den opti-
schen ähnliche Mittel zur Strahlenbündelung. Spierelurer
„ler del. mehr möglich machen. Hierfür sollen die nach-
folgenden Experimente in Ergänzung zu denen von Kohl
einigen Aufschluß geben.
Es wurden folgende Experimente gezeigt:
Der Sender stand an der einen Wand des Hörsaals, der
Empfänger an der gegenüberliegenden Wand; die Enitfer-
nung war also etwa die Breite des Hörsaals. Der Sender
wurde moduliert getastet.
1: Der Empfänger gab im Lautsprecher laute vernehm-
liche Zeichen wieder, wenn die beiden Parabolspiegel, in
denen sich der Sender und Empfänger befanden, einander zu-
gedreht waren. Bei Drehung eines der beiden Spiegel seit-
mn verschwanden die Zeichen.
“Der Empfängerspiegel wurde um die eine Horizon-
sie. so weit gedreht, daß der Dipol des Empfängers
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 39
1393
waagerecht lag, während der Spiegel des Senders und damit
dessen Dipol senkrecht stehen blieben. Der Empfang ver-
sehwand infolge der Verdrehung der Polarisationsebene des
Empfängers. Der Empfänger wurde nun um eine zweite,
recht zur ersten stehende Horizontale gedreht; der Emp-
fang wurde wieder praktisch Null, da auch hier die Polari-
sationsebene des Empfängers senkrecht zu der des Senders
zu liegen kommt. Beim Zurückdrehen des Empfängers in die
richtige Polarisationsebene (beide Dipole senkrecht) war
wieder der volle Empfang da.
3. Es wurde eine spiegelnde Metallfläche in die Nähe
des Empfängers (zwischen Sender und Empfänger) gehalten.
Diese ergab Zunahme der Tonstärke des Empfängers in einer
bestimmten Lage. Beim Wegbringen oder Nähern dieser
Fläche zum Empfänger traten Maxima oder Minima auf in
‚Abständen von etwa 1 dm (Entfernung von Maximum zu
Minimum eine Viertel-Wellenlänge). Der Versuch gab Auf-
schluß über die Wellenlänge. Gleichzeitig ist er ge-
eignet zur experimentellen Darstellung des Einflusses des
Abstandes des Strahlungsgebildes von der Grenze des Medi-
ums im Verhältnis zur benutzten Wellenlänge.
Die bei den Experimenten benutzte Wellenlänge be-
trägt etwa 50 cm; die Abb.2..4 zeigen die benutzten
Röhren (Sender- oder Empfängerröhren) und die Appa-
rate in ihrem Aufbau sowie die an den Röhren im Para-
bolspiegei angebrachten Antennen. Die Apparate wurden
in den Laboratorien der C. Lorenz A.G. von den Herren
Scheppmann, Karplus und Gresky entwickelt.
Abb. 3. Empffinger mit Spiegel für Dezimeterwellen.:
Abb. 4. Sender mit Spiegel für Dezimeterwellen.
Die Herstellung der uns in der Optik gewohnten Er-
scheinung, wie 2. die Strahlenbündelung von der
Schärfe eines Scheinwerferstrahles, setzt nun noch .eine
‚weitere Maßnahme voraus, nämlich die, daß die optischen
Mittel, wie z.B. die Parabolspiegel, in ihren Dimensionen
(Brennweite des Spiegels) groß zur Wellenlänge gemacht
werden. Dann erst werden wir wirkliche Energiebünde-
lungen und damit neue Fortschritte erreichen. Es ist er-
sichtlich, wie vorteilhaft es hierfür sein muß, elektrische
Energie von gewisser Große (einige Watt) bei möglichst
kleinen Wellenlängen von der Größenordnung einirer
' Dezimeter oder noch darunter zur Verfügung zu naben.
Es scheint, als ob wir heute an der Schwelle zu dieser
Entwicklung ständen.
1394
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 39
26. September 1929
Eichung der Kugelfunkenstrecken*.
Von Dr.-Ing. H. Bechdoldt, Neu-Rössen b. Merseburg.
Übersicht. Die vom VDE am 1. VII. 1926 heraus-
gegebenen Eichkurven für Kugelfunkenstrecken werden mit
Hilfe des neuen Hochspannungs-Voltmeters der Fa. Hart-
mann & Braun nachgeprüft und die einzelnen Kugeln direkt
miteinander verglichen. Hierbei ergibt sich, daß die ge-
normten Kurven untereinander nicht übereinstimmen. Die
Eichkurve für die 75 cm-Kugeln ist richtig, während die der
übrigen Kugeln mit abnehmendem Kugeldurchmesser immer
größere Abweichungen ergeben, die bei 5 cm-Kugeln bereits
10% betragen. Ähnliche Ergebnisse erzielte A. Palm! bei
Messungen an 25- und 75cm-Kugeln. Auf Grund der Mes-
sungen werden die Konstanten der Gleichung, die der Nor-
mung zugrunde lag, geändert und damit eine neue Eichkurve
für Kugelfunkenstrecken aufgestellt. Es zeigt sich jedoch,
daß die nach dieser Formel ermittelten Werte nur für grö-
Bere Schlagweiten richtig sind. Die Eichkurven für Kugel-
funkenstrecken lassen sich demnach nicht durch eine Formel
von dem Charakter
darstellen. Weiterhin werden einige Versuche an Käfig-
funkenstrecken geschildert, die in Übereinstimmung mit den
Toeplerschen Messungen? ergeben, daß durch einen um die
Kugelfunkenstrecke angeordneten Käfig die Anfangspannung
herabgesetzt wird.
Die bisher vorliegenden Eichkurven? für Kugelfun-
kensirecken sind, soweit sie überhaupt experimentell fest-
gestellt sind, durch Messung der Spannung auf der
Unterspannungseite des Transformators und Um-
rechnung mit dem Übersetzungsverhältnis bestimmt wor-
en. Von anderer Seite wurden Formeln zur Be-
rechnung der Überschlagspannung zwischen Kugel-
elektroden aufgestellt. Während die Messungen unterein-
ander bereits gewisse Abweichungen ergeben, ist aber
der Unterschied zwischen den berechneten und den ex-
perimentell aufgenommenen Eichkurven außerordentlich
groß. Um eine einheitliche Grundlage für die Messung
höherer Spannungen innerhalb Deutschlands zu erhalten,
wurden vom VDE Eichkurven für Kugelfunkenstrecken
für 5, 10, 15, 25, 50, 75 und 100 cm Kugeldurchmesser
genormt. Für diese Normung wurde die von Peek auf-
gestellte Formel unter geringer Abänderung der Kon-
stanten als Grundlage benutzt.
Es Cé - R
EF. Voltmeter
r-=-------
Abb. 1. Schaltung des Hochspannungsvoltmeters von H. & B.
Bisher besaß man in der Funkenstrecke das alleinige
Mittel, den Scheitelwert hoher Spannungen zu bestimmen.
Das sonst noch gebräuchliche elektrostatische Voltmeter
erlaubt nur die Messung des Effektivwertes und ist ver-
hältnismäßig ungenau und deshalb zu derartig ge-
nauen Messungen, wie sie eine Eichung erfordert, unge-
eignet. Vor einigen Jahren hat nun die Firma Hartmann
& Braun ein neues Hochspannungsvoltmeter herausge-
bracht?, welches die Messung des Scheitel- und Effektiv-
* Die Versuche wurden im Versuchsfeld derHermsdorf-Schomburg-
deeg H. Hermsdorf, ausgeführt. Vgl. Hescho-Mitt. H. 81,
1 ETZ 1928, H 904.
2? M. Toepler, 2. Techn. Phys. Bd. 3 H. 10.
8 Vgl. O. Schumann, Elektrische Durchbruch-Feldstärke von
Gasen. Verlag Julius Springer, Berlin 1923.
4 F. W. Peek jr., Proc. Am. Inst. El. Engs. 1914, 8. 889.
5 Nähere Beschreibung dieses Instrumentes: A. Palm, ETZ 1926,
H. 873. ý i
wertes bis etwa 500 kV ef bzw. 800 kV max gestattet. Dem
Verfasser wurde dieses Instrument in dankenswerter
Weise zu eingehenden Versuchen zur Verfügung gestellt
und u.a. zur Kontrolle der genormten Funkenstrecken-
Eichkurven benutzt. Die Schaltung desselben ist aus
Abb.1, der äußere Aufbau aus Abb.2 zu ersehen. Die
Spannung wird durch einen kapazitiven Spannungsteiler
im Verhältnis 500 000 : 800 V unterteilt und der Effektiv-
wert mit einem Multizellularvoltmeter, der Scheitelwert
mit einer Glimmlampe gemessen.
Lee, <mo
"
$
ki
` Kei e
Le:
T 5
l A
Abb. 2. Äußerer Aufbau des Hochspannungsvoltmeters von H.&B.
Vor Beginn der eigentlichen Messungen an Funken-
strecken wurde dieses Hochspannungsvoltmeter genau
untersucht und dabei zunächst festgestellt, daß die An-
gaben desselben völlig unabhängig von den atmosphäri-
schen Verhältnissen sind. Die gemessenen Werte ließen
sich nach einem Jahr noch auf etwa Ae % genau repro-
II III IT
EIERE
TEA
Abb. 3. 5 cm-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, us.
duzieren. Auch die in dem Instrument eingebaute Glimm-
lampe ist normalerweise außerordentlich zuverlässig.
Störungen traten nur ein, wenn in unmittelbarer Nähe
starke Überschläge bei hoher Spannung auftraten. Die
Glimmlampe leuchtete in solchen Fällen stark auf, und
eine Nachprüfung ergab Abweichungen von etwa 2..3 %.
Um hierdurch entstehende Fehler auszuschalten, wurde
die Eichung vor und nach: jeder Messung nachgeprüft.
Die größte Sorgfalt wurde auf die Kontrolle des Über-
setzungsverhältnisses des Spannungsteilers gelegt und
hierbei sehr gute Übereinstimmung gefunden. Die Nach-
prüfung wurde durch Bestimmung des Spannungsabfalles
im Transformator und durch oezillographische Aufnahme
BR
26. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
1395
der Spannungskurve ober- und unterspannungseitig
durchgeführt. Eine eingehende Beschreibung der hierbei
angewandten Meßmethoden wird an anderer Stelle später
noch gebracht werden, und es sollen im folgenden ledig-
lich die Meßergebnisse bei der Untersuchung der Funken-
strecken näher ausgeführt werden.
Die Messungen wurden an 5-, 10-, 15-, 25-, 50- und 75 cm-
Kugeln bei beiderseits isolierten Polen ausgeführt, indem
das Hochspannungsvoltmeter parallel zu den Kugeln ge-
schaltet wurde. Messungen bei einpoliger Erdung konnten
aus Zeitmangel nicht mehr durchgeführt werden. Die
Kugeln waren frei im Raum, d.h. so aufzestellt, daß ihr
Abstand von geerdeten Teilen mindestens gleich dem
bs fachen Kugeldurchmesser war. lm übrigen waren die
in den „Regeln für Spannungsmessungen mit der Kugel-
funkenstrecke in Luft“ angegebenen Gesichtspunkte ge-
nau beachtet. Vergleichsversuche haben ellerdings ge-
zeigt, daß z.B. der Durchmesser der Zuleitung zu den
kugeln keinen meßbaren Einfluß auf die Überschlag-
spannung hat. Die in den Kurven Abb.3..8 und
Zahlentafeln angegebenen Werte gelten für eine Tem-
peratur von 20° und einen Barometerstand von 760 mm Hg
und sind durch den Faktor V2 auf sinusförmige Kurve
reduziert. Die Messungen wurden im Laufe eines halben
Jahres mehrfach nach-
kontroiliert und stets _ %80
a III LAST
gute Ubereinstim- te CETA
mung gefunden, wie [TT A TT
auch aus den Kurven so ONT T)
aus der geringen
Streuung der Punkte „||
Ze Lee
ell ICT
zu ersehen ist. Die II
Eichung für 15cm- sool- ABBSEZERBEREN
Kugeln wurde einmal Bu SS
mit einem 500 kV- sH HH
SSES
WANNE
SAVEEN
Transformator mit
verhältnismäßig gu- ` e
ter Spannungskurve
und einmal mit einem W
300 kV - Transforma-
tor mit stark ver-
-+ Spannung euf der
Primör seite gemessen
zerrter Spannungs-
kurve durchgeführt. 0 EN E 8 0 B M 8
Die Übereinstimmung ` —>Schlogweite s
dieser beiden Mes-
sungen ist ein Be-
weil dafür, daß die
Eichung des Hoch-
spannungs-Voltmeters unabhängig von der Kurvenform
richtig ist.
In den Abb. 3...8 sind die aufgenommenen Eichkurven
und zum Vergleich die vom VDE genormten Kurven ein-
getragen. Die punktierte Kurve gibt jeweils den auf der
Primärseite des Transformators gemessenen und mit dem
Übersetzungsverhältnis multiplizierten Effektivwert der
Spannung wieder. Vergleicht man die Kurven unterein-
ander, so sieht man, daß die genormten und die ge-
Abb. 4 10 cm-Kugeln, isoliert.
760 mm Hg, A.
—— neue Eichkurve
--- genormte Eichkurve
„+... Syonnung ouf der
Primarseite gemessen
[4 Z E 6 8 č J Æ MM Ze 18 20 22 24cm
—>Schlogweite s
Abb. 5. 15 em-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, 20°.
messenen Eichkurven für die 75em-Kugeln fast genau
übereinstimmen. Für die 50 em-Kugeln ergibt sich bereits
eine Differenz von rd. 2%, während für die 5 em-Kugeln
eine Abweichung von etwa 10 % auftritt. Die Abweichung
er gemessenen von den genormten Eichkurven ist in den
Kurven der Abb.9 eingetragen. Für alle Kugeln ist je-
doch die Eichung mit dem gleichen Instrument durch-
geführt, und es ist unmöglich, dal dieses Instrument je
nach dem Kugeldurchmesser verschiedene Werte zeigen
soll. Gleiebfalls ist es unmöglich, daß das Übersetzungs-
verhältnis des Transformators je nach dem Kugeldurch-
messer verschieden groß sein soll, denn bei allen Ver-
suchen war eine Grundbelastung von etwa 800 cm parallel
zur Funkenstrecke geschaltet. Die geringe Änderung der
WIRE
EE KE
EE
>= neue Eichkurre
--- genormte Eıichkurve
--+-- Spannung auf der
Frımorseile gem8ssen
TITELE
—>Schlogwauls A
Abb. 6 25 cm-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, 290°.
Allee
SEEEBSRREERE
SE
AE EN
u
NERBHRENZISTBERNIZERBERRRERE
ERUNEEERERIKUZIZBERAE
FERLERN
LIT
JEE WE REES ES CES E EES EES SS ES e
EERSTEN DEET IG KS ER E
7 20
dë om o
—> Sohlagweite S
Abb. 7. 50 cm-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, 20°.
SSTT TGA
eT TTT AA
krep | EE
BERSRRRRRSS SR AERRRE
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BERBNESEEREPSURRHERN
RSA RES ES EES
TOTECO AAAA
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BE EI RI BI
ECKE EES? ES?
2001| 4
TTT d —— - genermta Eichkurre
SE ame -- +- Sponnung auf der
BEB ABER Primörserfe o
a EA T
TETT
TATT
YTT
TET
EE
20 30 cm
—>Schlogweile 8
>
Ki
Abb. 8 75 cm-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, 20°.
Belastung des Transformators kann mithin keinen nen-
nenswerten Einfluß haben, denn die Kapazität der Kugeln
beträgt höchstenfalls nur etwa 75 em. Würde man jedoch
1396
die genormten Eichkurven zugrundelegen, so würde das
Übersetzungsverhältnis mit wachsendem Kugeldurch-
messer um 9% steigen, was nach anderen Versuchen
eine Erhöhung der Belastung des 'Transformators um etwa
2500 em bedeuten würde, denn die Kurvenform war bei
allen Versuchen gleich. Um die Übereinstimmung der
Kurven untereinander direkt nachweisen zu können,
wurde eine Funkenstrecke mit 50- und eine mit 25 em-Ku-
geln parallel geschaltet. Die Schlagweiten wurden so ein-
gestellt, daß der Überschlag abwechselnd an der 25- und
CSC
D
Abb. a Differenz zwischen den genormten und den neu aufgenommenen
Eichkurven.
50 em-Kugel erfolgte. Für die 25 cm-Kugeln wurde auf
diese Art eine Schlagweite a, für die 50 cm-Kuseln eine
Schlagweite b gefunden. Die denselben entsprechenden
Spannungen wurden den genormten Kurven wie auch den
neuen Eichkurven entnommen. Wenn nun die Eichkurven
für die verschiedenen Kugeln untereinander übereinstim-
men, dann müssen diese Spannungen gleich sein. Dies
trifft für die neuen Eichkyrven auch zu, für die ge-
normten Kurven dagegen ergeben sich je nach der Schlag-
weite verschieden große Differenzen. In Zahlentafel 1
sind einige Meßergebnisse dieser Art an 25- und 50 cem-
Kugeln zusammengestellt.
Zahlentafel 1. Vergleich der Messungen mit dem
Hoebspannungs-Voltmeter und den genormten Eiclıkurven.
25 cm-Kugeln 50 cm-Kugeln
Überschlagspannung Überschlagspannung
aus den aus den 4
neu anfge- ' neu aufge-
E genormten | nommenen Se genormten „ommenen
Daun Eichkurven
Verf oft kV
Die gleichen Ergebnisse hatten auch Vergleichsversuche
an 10- und 25 em-Kugeln. Ähnliche Messungen wurden
von einem anderen Beobachter? durch Vergleich der 10-,
15-, 25-, 50 em-Kugeln untereinander durchgeführt und
nachfolgende Ergebnisse gefunden:
Zahlentafel
Kugeldurchmesser mittlere Abweichung
(cm) in %
50—25 4,3 (3)
50--15 6,9 (4)
50—10 8,8 (5,6)
25—15 1,2 (1)
25—-10 2,1 (1,6)
Die in Klammer stehenden Werte wurden den Kurven der
Abb.9 entnommen Wenn auch die gefundenen Ab-
weichunzen nicht genau mit den von mir festgestellten
übereinstimmen, so liegen die auftretenden DViffrenzen
doeh im Bereich der normalerweise bei Messungen mit
der Funkenstrecke zu erzielenden Genauigkeit.
Die vorstehend beschriebenen Messungen ergeben mit
Sicherheit, daß die genormten Eichkurven ‚untereinander
e Dipl.-Ing. Weber, PEST Isolatoren G. m. b. H.,
Hermsdorf i. Thür. r
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
26. September 1929
nicht übereinstimmen, sie stellen somit bestimmt nicht die
richtigen Eichkurven der Kugelfunkenstrecken dar. Tra-
gen wir nun die zwischen den genormten und neu aufge-
nommenen Eichkurven gefundene Differenz als Funktion
von Schlagweite zu Kugeldurcehmesser auf, so finden wir
weiter, daß die Abweichung nicht konstant sondern selbst
wieder eine Funktion der Schlagweite ist. Zur Klärung
dieser Tatsache gehen wir von der Grundlage aus, auf der
die genormten Eichkurven aufgebaut sind. Wie vorher
bereits erwähnt, sind sie aus einer von Peek aufgestellten
O 5 10 15 20253035 W 45 50 55 60 65 70cm
—>Augeldurchmesser D
Abb. 10. Abweichung der Werte für A. zwischen Rechnung
und Versuch.
Formel berechnet. Nach dieser ist die Überschla:rspan-
nung zwischen 2 Kugelelektroden von dem Durchmesser D
bei einer Schlagzweite s gegeben zu
0,5 s
A SECHER ET ee
Die Konstanten sind, soweit festgestellt werden konnte,
aus Messungen an kleineren Kugeln ermittelt worden.
Der letzte Faktor der Gleichung (7 ist seinerseits wieder
s
aus Bëscher als eine Funktion von TD gegeben und gilt
für beiderseits isolierte Kugeln.
wem ken | — wes
Gülhgkeif der
Abb. 11. Verhältnis der gemessenen Funkenspannung zu der nach
GL (3) berechneten.
Bereits früher ist von M. Toepler zur Berechnung
der Funkenspannung eine Formel aufgestellt worden, die
den gleichen Charakter, jedoch andere Konstanten "hat.
Nach dieser ist: 0,667
A s = 20,63- ES YD SIE d an ue x KI
Die Formel gilt für einen Barometerstand von 760 min Hz
und eine Temperatur von 20°. In Gl. (1) wird für unend-
lich große Schlagweiten
s 1
Ee E
D fi;
— — m
26. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
1397
somit ist |
As. = 19,62 - ( GEI, D-1
Nach der Gl. (2) wird: ` |
Zr 0,667
Asa = 20,63 - 1477) D.
Nehmen wir zunächst den Charakter der Gleichungen als
richtig an und berechnen aus den neu aufgenommenen
Eichkurven rückwärts den Wert für-
As
EEN
D fi;
Aso =
so müßte dieser, wenn der Charakter der Gleichung tat-
sächlich richtig wäre, für alle Schlagweiten konstant sein.
Hierbei ergeben sich jedoch, wie Zahlentafel 3 zeigt, er-
hebliche Abweichungen.
Zahlentafel3.
A,. für Kugeln von
Ké | 5 Im lu | 25 ' 50 | 75 cm
D | - | i
ou e, | 1550
E Zë ee EC 142 ' 240 | 347 | 566 1089 1570
e FE ee Ä =
E reet 142 | 242 | 355 569 1093 | 1693
ER
E SE a a 140 | 249,5 | 361 582 1092 1608
CNN =
oa DODI] 141,5 253 | 365,5 | 587 | 1093 | 1610
AE e ere, A e
OD, a aane a a 142,5 | 258,5 872 | 586 | 1101
E E E e 141,5 261,5 | 374,2 | 587 1103
On
ER E E aa | 259 | 373 589 | 1109
e "eege 140,5 | 261 | 375,5 | 595
KC Se ann 139,9 262 | 376 | 594
Eë ee | 141,8 | 265 | 379 600
Mittelwert ..... 141,18 260,5 | 374,95! 590,8 | 1098,5, 1600
aus Gl. (1) errechnet | 131,3 | 242,2 | 361,4 | 564,6 1086 | 1600
aus Gl. (2) errechnet | 133,9 | 249,8 | 362,9 | 592,8 | 1129,8! 1666,3
aus Gl. (3) errechnet 150,4 263, 2 373,8 586,8 1101 1605,0
Wenn man bedenkt, daß die Werte für As aus den
Kurven entnommen sind, wobei kleine Fehler in der Ab-
lesung vorkommen können, so kann man die jeweils
unterhalb der Linie stehenden Werte für As. als kon-
stant annehmen. Bildet man von diesen den Mittelwert
und vergleicht ihn mit den aus den Gleichungen (1) u. (2)
sich ergebenden Werten, so sieht man auch hier, daß die
Abweichung nicht geradlinig sondern nach einem anderen
(esetz verläuft. In Abb. 10 ist dieser Verlauf graphisch
dargestellt und zeigt, daß die gemessenen Werte für As.
wenigstens für größere Kugeln zwischen denen nach
den Gleichungen (1) u. (2) liegen.
Abb. 12. Aufbau der Käfigfunkenstrecke nach M. Toepler
für 15- und 25 cm-Kugeln.
Wir gehen nun rückwärts vor und bestimmen aus den
gegebenen Formeln für das neu errechnete As. die
Konstanten. Für die Kugeldurchmesser D, und D, lautet
Gl. (1) in allgemeiner Form
und
Asa. =a D E D.
2 VD, 2-
Hieraus ergeben sich für die Konstanten a und b fol-
gende Beziehungen:
Errechnet man sich aus diesen Formeln für verschiedene
Kugeldurchmesser die Konstanten a und b und setzt die
gefundenen Mittelwerte in Gl. (1) ein, so ergibt sich als
neue Formel für die Überschlagspannung zwischen Ku-
gelelektroden bei isolierter Anordnung:
1,328 x 1
EH (147, EH p SE
Die Werte für 1/f; sind auch für diese Gleichung dem
VDE-Normblatt vom 1. VIII. 1926 zu entnehmen.
Bei der Berechnung ist die Eichkurve für die 5cm-
Kugeln nicht mit herangezogen worden, da diese offen-
sichtlich einem anderen Gesetz folgt. In allen Fällen,
mit Ausnahme der 5 cm-Kugeln, ist nämlich As erst von
einer gewissen Schlagweite an konstant, für jene dagegen
für sämtliche Schlagweiten. Dies würde mit einer Be-
obachtung von M. Toepler übereinstimmen, der gefunden
hat, daß bei Kugeln mit einem Durchmesser von weniger
als 8cm die Funkenspannung nicht mehr identisch mit
der Anfangspannung son-
dern mit der Glimmgrenz-
spannung ist.
In Abb. 11 ist die Dif-
ferenz als Funktion vou
sl aufgetragen, die sich
zwischen der nach Gl. (3)
berechneten und der ge-
messenen Funkenspannung
ergibt. Der Verlauf dieser
Kurven läßt erkennen, daß
sich die Funkenspannung
unmöglich für alle Schlag-
weiten durch eine Formel
- von dem Charakter der
Gl. (1) darstellen läßt.
Sie folgt vielmehr einem
ganz anderen Gesetz, und
die Gl. (3) trifft daher
nicht für alle Schlagweiten
zu. Ihre Gültigkeitsgrenze
läßt sich aus den Kurven
der Abb. 11 ersehen und
verläuft etwa nach der
punktierten Linie. In diesem Bereich liegen die Fehler
in der Größenordnung von 1%. Für kleinere Werte
von s/D müssen dagegen die gemessenen Werte zugrunde-
gelegt werden.
CITT TL
E RR
ATC
RRTHEN
0 20 ce
EE Steng d
Abb. 18. 10 em-Kugeln, isoliert.
760 mm He, 20°.
N -—- ohne Natig
720 yri —- mit Köëfig acm 9
un mit Käfig E cmo
o 20 22 Zëen
—> Schlagweite A
Abb. 14. 15 cm-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, 20°.
Auf Anregung von Prof. M. Toepler wurden wei-
terhin noch die -Eichkurven für verschiedene Kugel-
durchmesser in der Anordnung nach Abb. 12 aufgenom-
men. Um eine Beeinflussung des Feldes in der Umgce-
bung der Kugeln zu vermeiden, wurde die Funkenstrecke
durch einen geerdeten Käfig umhüllt. Dieser bestand aus
1398
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 39
26. September 1929
12 gleichmäßig auf einem Zylinder verteilten Messing-
rohren von 10mm Dmr. für 5- und 10 cm-Kugeln und von
20mm Dmr. für 15- und 25 cm-Kugeln. An Stelle dieser
Messingrohre waren für die 50cm-Kugeln Ketten ver-
wendet worden, nachdem Vergleichversuche an 25 em.
Kugeln gezeigt "hatten, daß zwischen Messingrohren und
Ketten kein Unterschied bestand. Letzteres ist auch er-
klärlich, da der Käfig Erdpotential hat und infolgedessen
keinerlei Glimmerscheinungen auftreten können und die
Sprossen auf dem Zylinder, also am Orte kleinsten Feldes
---- ohne Natig
o= mit Köfiq 82 em
1.4 a.
D SEI
RS Ee Ee
EES GES RE
oe V 8 WW 20 84 28 32 36cm
—>öchlogweile 8
Abb. 15. 25 cm-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, 20°.
liegen. Der Abstand der einzelnen Rohre bzw. Ketten war
stets kleiner als der Kugeldurchmesser; der Durchmesser
des Käfigs selbst war nach Möglichkeit so groß gewählt,
daß keine Überschläge zwischen Kugeln und Käfig er-
folgen konnten. Für 25 em-Kugeln ließ sich dies jedoch
nicht vermeiden, da kein geeigneter Käfig zur Verfügung
stand. Die Eichung konnte deshalb für diese nur bei
kleineren Schlagweiten ausgeführt werden. Zur Erzielung
eines gleichmäßigen Feldes ist auch noch die Länge des
Käfigs von Bedeutung. Sie soll mindestens gleich dem
6fachen Kugeldurchmesser sein.
Zë T% 20 24 28 32 Ae ce
—> Schlagweite 5
Ab. 16. 50 cm-Kugeln, isoliert. 760 mm Hg, 20°.
Die Eichung wurde in der gleichen Weise wie ohne
Käfig durch Parallelschalten des Hochspannungs-V olt-
meters zur Funkenstrecke ausgeführt. Die Ergebnisse
der Messung sind in den Kurven der Abb. 13...16 einge-
tragen. Die gestrichelten Kurven geben die Eichwerte
ohne Käfig, die ausgezogenen mit Käfig wieder. Letztere
liegen bei allen Kugeln tiefer, und wie aus Abb. 14 er-
sichtlich ist, geht die Überschlarspannung mit kleiner
wertdendem Käfigdurchmesser für gleiche Schlaxweite zu-
rück. Die Erklärung hierfür ergibt sich aus dem Feld-
bild in der Umgebung der Kugeln. -Durch den Käfig
werden nämlich die Feldlinien zusammengedrängt, so daß
an den Kugeln eine größere Feldstärke herrscht, die den
frühzeitigen Überschlag hervorruft. Die Erniedrizrung
durch den Käfig ist allerdings, wie die Kurven Zeigen, nur
sehr gering. Der Vorteil der Käfig-Funkenstrecke liegt
vor allen Dingen darin, daß sie unabhängig vom Auf-
stellungsort gleiche Werte anzeigt, was bei genauen Mes-
sungen mitunter wichtig ist.
Die hier aufgeführten Versuche können natürlich
noch keine Grundlage für eine eventuelle Normung der
Käfigfunkenstrecke bilden, sie sollten vielmehr nur den
Einfluß zeigen, den eine Veränderung des Feldes auf die
EE zwischen 2 Kugelelektroden haben
ann.
Einzelantrieb von Transmissionssträngen einer Mühle
durch Motoren mit Zentrifugalanlasser.
Wenn man bei der Projektierung des Antriebes von
Mühlen die ganze Anlage als eine Einheit betrachtet, und
von einem einzigen großen Motor antreiben läßt, so hat dies
seinen Grund darin, daß die zu dem eigentlichen Arbeits-
prozeß gehörigen Maschinen stets gleichzeitig laufen müs-
sen, und ein Stillstand irgendeiner Gruppe von Maschinen
sofort auch den Stillstand der übrigen erfordert, weil sonst
Materialstauungen und damit empfindliche Betriebstörun-
gen eintreten können. Damit sind aber beträchtliche Energie-
verluste in den Übertragungselementen, den langen Riemen
oder Seilen und Zwischenvorgelegen unvermeidlich, was
sich bei dem ununterbrochenen Betrieb der Mühlen stark
bemerkbar macht. Wenn man anderseits jeden Mühlen-
strang durch einen eigenen Motor antreiben würde, so
müssen bei Verwendung der üblichen Schleifringanker-
motoren nacheinander mehrere Schaltkästen und Anlasser
bedient werden, was recht umständlich ist, zumal die Mo-
toren in einem weitläufigen Gebäude verteilt sind. Abge-
sehen davon, machen die Sicherheitseinrichtungen dafür,
daß die Motoren nur in einer bestimmten Reihenfolge an-
gelassen, und bei Stillstand eines Motors auch die übrigen
zum gleichen Betriebe gehörigen Motoren zwangläufig
EE werden können, die elektrische Anlage ver-
wickelt.
210 V SO»
Ri [ EE REENEN GER A
GER neu I —
Ru i EEN
di
l |
dd
1 Motor für Magazin
ro
5 Motor für Griesputzerei
2 “ u Reinigung I 6 a «~ Plansichter
3 Së S H Er Netz I
4 a » Walzenstühle Ry » I
Abb. 1. Schaltbild der Mühlenantriebe.
Bei Verwendung von Motoren mit Zentrifugalanlasser
ist es dagegen möglich, die Bedienung in der Weise zu
zentralisieren, daß sämtliche Motorschaltkästen in einen
besonderen, im Erdgeschoß befindlichen Anlasserraum
untergebracht werden. Abb. 1 zeigt das Schema einer von
BBC ausgeführten Anlaget, bei welcher die Mühle Strom
aus zwei Netzen bezieht, auf welche die Motoren je nach
den gegebenen Verhältnissen geschaltet werden. Der Ar-
beiter hat lediglich die Motorschalter der Reihe nach ein-
zulegen. Zur Vermeidung von Materialstauungen sind
die drei Motoren der eigentlichen Mühle so gegeneinander
verriezelt, daß zuerst die Walzenstühle, dann die Gries-
putzerei und endlich die Plansichter eingeschaltet wer-
den. Bleibt einer der drei Motoren stehen, wenn sein
Schalter von Hand oder selbsttätig ausgeschaltet wird, so
schalten sich die beiden anderen Motoren ebenfalls aus.
Die Motoren können auch durch Druckknöpfe von feru
stillgelegt werden. Ka.
t $.Hopferwieser. BBC Mitt. Baden. Bd. 16 S. 187.
26. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
1399
Die Entwicklung des Kurzschlußschutzes in den 110 kV-Leitungsanlagen der Bayernwerk A. G.*
Von Dipl.-Ing. Adolf Schmolz, München.
Übersicht. In Ergänzung einer früheren Veröffent-
lichung gleichen Titels werden Versuche im Bayernwerk-
netz beschrieben, welche mit BBC-Relais im laufenden Be-
trieb unternommen wurden.
Die letzte Veröffentlichung über die Entwicklung des
Kurzschlußschutzes in den 110kV-Leitungsanlagen der
Bayernwerk A.G.! enthält die Mitteilung, daß das Bayern-
werk zur Feststellung der Eignung des von BBC neu ent-
wickelten Distanzschutzes für seine Zwecke zunächst
probeweise den Hauptring seines 110 kV-Leitungsnetzes
mit diesem neuen Schutz ausgerüstet hat. Es sind dies die
119 kV-Leitungen, welche die Umspannwerke Meitingen,
Nürnberg, Amberg, Regensburg, Landshut und Karlsfeld
miteinander verbinden. Dieser Hauptring bildet den schutz-
technisch am schwersten zu erfassenden und gleichzeitig
auch den wichtigsten Teil des Bayernwerknetzes; je nach
Einsatz der Kraftwerke besitzt er 3...4 Speisepunkte,
ferner ist eine der 110 kV-Ringleitungen — nämlich die
Leitung Karlsfeld—Meitingen — als Doppelleitung aus-
geführt, und außerdem bildet die 110 kV-Leitung Karls-
feld—Landshut zusammen mit den 60 kV-Leitungen der
Mittlere Isar A.G. wieder einen Ring.
Es war geplant, sobald es die Verhältnisse erlauben
würden, im laufenden Betrieb durch Einleitung künst-
licher Kurz- und Doppelerdschlüsse die Relais auf ihre
praktische Brauchbarkeit hin zu prüfen. Diese Ver-
suche fanden nun tatsächlich Mitte Mai 1929 statt. Bei
der Abhaltung der Versuche, welche mit den im Hauptring
eingebauten BBC-Distanzrelaiss zum Nachweis ihrer
Brauchbarkeit vorgenommen werden sollten, ging man
von folgenden Richtlinien aus: Um Gewißheit zu besitzen,
daß der neue Schutz sämtlichen Anforderungen des Netz-
betriebes genügt, war es notwendig, das Arbeiten der Re-
lais in zwei Grenzfällen, nämlich bei schwachem Maschi-
neneinsatz und bei starkem Maschineneinsatz zu prüfen,
d. h. die geplanten Versuche mußten einmal zu Zeiten
geringer Netzlast und dann noch einmal zu Zeiten hoher
Netzbelastung vorgenommen werden. Die Versuche bei
geringer Netzbelastung wurden am 11....12. und in der
Nacht vom 12. zum 13. V. 1929 durchgeführt, während die
Versuche bei großer Netzlast am 15. V. 1929 abgehalten
wurden.
Im folgenden werden die einzelnen Versuche und ihre
Ergebnisse des näheren geschildert.
A. Versuche bei kleinem Maschineneinsatz.
Da diese Versuche bei geringer Netzbelastungz, also
bei kleinem Maschineneinsatz und schwacher Maschinen-
erregung vorgenommen wurden, so war für die Bewer-
tung der Relais vor allem darauf zu achten, ob die zu er-
wartende verhältnismäßig kleine Anlaufstromstärke ge-
nügte, um die Relais in Tätigkeit zu setzen, ferner ob die
auf Grund früherer Kurzschlußversuche festgelegte An-
laufcharakteristik der Relais den Erfordernissen des
praktischen Netzbetriebes entsprach, und endlich ob die
vorgesehenen Ablaufzeiten in allen Fällen eine selektive
Abschaltung gewährleisteten. Außerdem mußten Erfah-
rungen darüber gewonnen werden, ob in allen Fällen beim
Versagen des der Fehlerstelle zunächst liegenden Relais
das rückwärts gestaffelte Relais die Tätigkeit des aus-
zefallenen übernehmen würde. Die Schaltung des Netzes
sowie die Größe der auf das Netz arbeitenden Maschinen-
icistungen geht aus Abb. 1 hervor.
I. Prüfung der Relais bei zwei- und drei-
polıgen Kurzschlüssen (Abb. 1).
1. Versuch: Auf einem der beiden Systeme der
Doppelleitung Meitingen— Karlsfeld wurde an
den Freileitungsausführungen im Umspannwerk Mei-
tingen ein zweipoliger Lichtbogenkurz-
schlu ßeingeleitet. Der Versuch sollte das Arbeiten der
Relais bei zweipoligem Kurzschluß in unmittelbarer Nähe
der Apparate erfassen. Er war besonders schwierig,
weil das Auftreten einer geringen Änsprechstromstärke
infolge Aufteilung des Kurzschlußstromes im Bayern-
werksring zu erwarten war. Sowohl bei unzceerdeter als
* Fortsetzung der Veröffentlichungen in der ETZ 1928, 8. 455 und
1789, 8. 597.
3 ETZ 199, 8. 597.
auch bei geerdeter Kurzschlußstelle sprachen die Re-
lais richtig an. Die gestörte Leitung wurde in der vor-
geschriebenen Zeit von 0,7 s im Umspannwerk Meitingen
und 1,6 s im Umspannwerk Karlsfeld abgeschaltet. Der
Versuch konnte als wohlgelungen bezeichnet werden.
As sch €
PEA. S
Mur bei Vers. 1.)poraliel Wè
E w77,7'77
achiet-
Arofwerk
e E0MVA
KLAG Se, Fu,
E~ co MVA 7) À sët Araffwerke
H Is JOMVA
20MVA Y$ Woalchenseewerk
wi
driwer
Ze MVA
Mur bei Vers. 1.) parallel
Abb. 1. Versuche bei kleinem Maschineneinsatz. Kurzschlüsse.
2. Versuch: Wiederum wurde an den Außendur:h-
führungen in Meitingen, diesmal jedoch auf der Lei-
tung Meitingen—Nürnberg, ein dreipoli-
ger Lichtbogenkurzschluß hergestellt. Auch
in diesem Falle erhielt das Relais in Nürnberg geringen
Kurzschlußstrom. Der Kurzschluß selbst befand sich wie
beim ersten Versuch in unmittelbarer Nähe der Relais in
Meitingen. Die Relais liefen richtig an, und es fand in
der erwarteten Zeit eine völlig selektive Abschaltung der
gestörten Leitungstrecke statt. Wider Erwarten waren
jedoch nach Abschalten des Kurzschlusses die das Netz be-
liefernden Kraftwerke gegeneinander ins Pendeln gera-
ten; diese Erscheinung gab Veranlassung, daß der Ver-
such in der Nacht nochmals wiederholt wurde.
3. Versuch: Ein zweipoliger metalli-
scher Kurzschluß.auf der Leitung Nürnberg —
Amberg, ungefähr in einer Entfernung von einem
Drittel der Streckenlänge von Nürnberg ab, gab die Vor-
aussetzungen für den 3. Versuch. Es war hierbei beson-
ders auf eine distanzgetreue Abschaltung der Leitung zu
achten. Die Leitung wurde in Nürnberg und Amberg
richtig abgetrennt, so daß auch dieser Versuch als ge-
lungen bezeichnet werden konnte.
Die eben beschriebenen Versuche hatten somit für die
zwei- und dreipolizgen Kurzschlüsse sowohl metallisch als
auch über Lichtbogen den Beweis erbracht, daß in diesen
Fällen das Netz bei schwachem Maschineneinsatz die er-
forderliche Anlaufstromstärke aufbringen kann, daß die
Richtungsempfindlichkeit der Relais ausreicht, um bei
einem Lichtbogenkurzschluß an den Freileitungsausfüh-
rungen ein selektives Arbeiten zu gewährleisten und daß
unter diesen Umständen die Auslösezeiten innerhalb der
vom Bayernwerk geforderten Grenzen eine selektive Ab-
schaltung ermöglichen.
II. Prüfung der Relais bei Doppel-
erdschlüssen (Abb.2).
Vom Bayernwerk war von jeher die Forderung gestellt
worden, daß bei Doppelerdschluß nur eine Erdschlußstelle
abgeschaltet werden darf. Die von BBC auf Grund dieser
Forderung ausgearbeitete Relaisschaltunze und Relais-
kombination war bisher im praktischen Betriebe noch
nicht ausprobiert. Zur Prüfung derartiger Störungsfille,
welche ja im Betriebe verhältnismäßig häufig auftreten
können, waren daher umfangreiche Versuche vorgesehen.
Es wurden insgesamt 5 Doppelerdschlüsse ausgeführt.
4. Versuch: Auf der Doppelleitung Karlsfeld—
Meitingen wurde ein Doppelerdschluß gemacht. Von
den beiden Erdschlußlichtbogen wurde der eine in Karls-
1400
feld auf Leitung 1 in Phase S, der andere in Mei-
tingen auf Leitung 2 in Phase T eingeleitet. Es
durfte nur eine der beiden Doppelleitungen abgeschaltet
werden, während der verbleibende Erdschluß auf der an- `
deren Leitung durch die Wirkung der Erdschlußkompen-
sation mittels Erdschlußspulen gelöscht werden mußte.
Der Versuch ergab, daß die Laufzeiten der Relais zu
kurz gewählt waren. Es mußte die Eigenzeit der Öl-
schalter beim Auslösen mit in Berücksichtigung gezogen
werden. Nachdem die Laufzeiten der Relais etwas höher
eingestellt worden waren, wurde der Versuch wiederholt.
Jetzt löste nur eine der beiden Leitungen aus, u. zw., wie
zu erwarten war, die Leitung Karlsfeld—Meitingen 2.
Die Abschaltzeiten betrugen in Karlsfeld 15 s, in Mei-
tingen 0,65 s, der Stehlichtbogen in Karlsfeld wurde so-
fort gelöscht.
Wochlef-
Arofbrerk
SMVA
KLAE.
È œ 25MVA
Ir = JS MVA
Abb. 2. Versuche bei kleinem Maschineneinsatz. Doppelerdschlüsse.
5. Versuch: Doppelerdschluß im Ring, einmal auf
der Leitung Nürnberg —Meitingenanden Außen-
durchführungen in Nürnberg und ferner auf der Lei-
tung Karlsfeld— Landshut in der Mitte der
Leitungstrecke. Es durfte auch in diesem Fall nur eine
Leitung, nämlich die Strecke Karlsfeldl—Landshut abge-
schaltet werden. Die Relais arbeiteten, wie erwartet
wurde; es fielen die Ölschalter der Leitung Karlsfeld—
Landshut in Karlsfeld und Landshut; der Lichtbogen in
Nürnberg wurde durch die Erdschlußspulen gelöscht.
6. Versuch: Doppelerdschluß auf Leitung Karls-
feld—LandshutinlLeitungsmitte und auf Lei-
tung Landshut—Regensburganden Außendurch-
führungen von Landshut. Die beiden Erdschlußstellen
lagen also vor und hinter dem Umspannwerk Landshut; es
durfte jedoch nur die Leitung Karlsfeld—Landshut ab-
schalten. Der Versuch verlief ebenso einwandfrei wie die
vorhergehenden.
7.Versuch: Die beiden Orte des nunmehr zur Aus-
führung kommenden Doppelerdschlusses lagen sehr weit
voneinander entfernt. Der erste Erdschluß wurde auf
Leitung Karlsfeld—Landshutin Leitungs-
mitte, der zweite auf Leitung Nürnbere — Würz-
burg an den Außendurchführungen von Würzburg
eingeleitet. Trotz der großen Entfernung wurde wie zu
erwarten war, Leitung Karlsfeld—Landshut in der rich-
tiren Zeitfolge abzeschaltet; der Lichtbogen in Würzburg
wurde gelöscht. Der Kurzschlußstrom betrug bei diesem
Versuch noch das Zweifache des Anlaufstromes der Relais.
Hiermit waren die Versuche mit Doppelerdschliüssen
bei geringer Last abgeschlossen. Als Ergebnis kann zu-
sammenfassend ausgesprochen werden: ` Die Ansprech-
stromstärke wurde in allen Fällen erreicht; das selektive
Abschalten nur einer Erdschlußstelle konnte nach Ein-
stellung einer höheren Ablaufzeit der Relais erzielt wer-
den; die Ablaufzeiten entsprachen den Anforderungen des
Netzbetriebes,
Als wesentliches Ergebnis dieser Versuchsreihe ver-
dient noch besonders hervorgehoben zu werden, daß man in
der Festlegung der Laufzeiten nicht völlig frei ist, son-
dern daß diese nach unten begrenzt werden durch die
Lirenzeit der Ölschalter. Bei einer Doppelleitung muß
unbedingt die Laufzeit der Relais für die Abschaltung
eines Kurzschlusses am anderen Ende eines der beiden
Systeme um einige Zehntelsekunden größer sein als die
Auslösezeit eines Relais plus Eigenzeit des zugehörigen
Ölschalters, wenn der Kurzschluß direkt an den Außen-
durcehführungen auftritt. Es ergab sich aus den an den
Schleppzeigern der Relais nbzelesenen Zeiten, daß die ver-
langte notwendige Reserve bei etwaizem Ausfall eines
Rtelaissatzes vorhanden gewesen wäre.
III. Pendelsversuche (Abb. 3).
8 Versuch: Es war von vornherein vorgesehen,
verschiedene Pendelversuche durchzuführen, um das Ver-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
26. September 1929
halten der Relais bei Außertrittfallen von Kraftwerken
zu studieren. Aus diesem Grunde wurde der 2. Versuch
— ein dreiphasiger Kurzschluß auf der
Leitung Nürnberg—Meitingen —, der ein
unfreiwillizer Pendelversuch geworden war, wiederholt,
u. zw. mit Rücksicht auf die Abnehmer in der Nacht vom
12. zum 13. V. Die Wiederholung dieses Versuches an den
Außendurchführungen von Meitingen ergab ein ähn-
liches Bild wie der Hauptversuch bei Tage. In Meitingen
löste die Leitung richtig aus und die zuliefernden Kraft-
werke kamen ins Pendeln. Infolge eines unvorher-
geschenen Hemmnisses kam das Relais Nürnberg — Mei-
tingen in Nürnberg nicht zum Änlaufen. Das Netz wurde
daraufhin durch die Relais in Amberg aufgetrennt und
in dem den Kurzschluß noch beliefernden Kachlet-Kratft-
werk fielen nach 8 s die Transformatoren durch Maximal-
schutz aus. Wenn auch der Versuch nicht als vollständig
befriedigend angesprochen werden konnte, so ergaben die
aufgenommenen Öszillogramme doch interessante Auf-
schlüsse über die Pendelungen der Kraftwerke selbst.
NL AS
Z au 25MVA
4 FE -38MVÀ
20MVA % Woichenseewerk
Mur bei Vers.6.)porallel
Abb. 3. Pendelversuche.
9 Versuch: Auf Leitung Karlsfeld—
Landshut in der Leitungsmitte wurde ein
dreiphasiger Kurzschluß eingeleitet, der, ohne
daß größere Pendelungen eintraten, von den Relais in
Karlsfeld und Landshut richtig abgeschaltet wurde. Die
erwarteten Pendelerscheinungen traten bei diesem Ver-
such nicht auf, dagegen konnte mit Erfolg das richtige
Arbeiten der Relais beobachtet werden.
Ku
A. $ Ay h D Ar
PER.
È = BA MVA.
Abb. 4 Versuche bei großem Maschineneinsatz.
Aus den Versuchen, bei denen Pendelungen der Kraft-
werke gegeneinander eintraten, konnte gefolgert werden,
daß auch in diesen Fällen die Relais, solange der Kurz-
schluß besteht, einwandfrei arbeiteten. Die Frage der
Pendelungen selbst bedarf weiterhin eines eingehenden
Studiums. Es muß vor allem versucht werden, ob man
nicht durch entsprechende Einstellung der Turbinenre:ler
sowie der Spannungs- und Stromreeler die Fälle, in denen
die Maschinen ins Pendeln geraten wollen, auf ein Minimin
einschränken kann.
Mit diesen drei Versuchsreihen waren die Versuche
bei kleinem Maschineneinsatz abgeschlossen. Sie hatten
in allen Fällen zu einem zufriedenstellenden Ergebnis
geführt.
26. September 1929
B. Versuche bei großem Maschineneinsatz.
Nunmehr galt es noch, bei Vollbelastung des Netzes
die Relais zu prüfen. Hierzu war es jedoch nicht erfor-
derlich, alle bei geringer Netzbelastung durchgeführten
Versuche zu wiederholen. Es genügte vielmehr wenn
2..3 Versuche die Grundlagen für weitere Beobachtun-
gen liefern konnten. Bei großem Maschineneinsatz sollte
vor allem die Bewährung der Anlaufcharakteristik bei
hoher Last, das Verhalten der Relais und Wandler bei
Überlastung und das Verhalten der Kraftwerke bei Voll-
last-Kurzschlüssen in bezug auf das Pendeln untersucht
werden. Die Versuche fanden am Vormittag des 15. V.
1929 statt. Die Schaltung des Netzes sowie die Größe der
u arbeitenden Maschinenleistung ist in Abb. 4 dar-
gestellt.
Abb. 5.
Kurzschluß-Versuchseinrichtung.
10. Versuch: Der erste schwere Versuch sollte
durch einen zweiphasigen Kurzschluß auf Lei-
tung Meitingen—Karlsfeld 2 an den Außen-
durchführungen von Meitingen ausgeführt werden.
Nach Einleitung des Kurzschlusses trat in dem Ölschalter
dieser Leitung in Karlsfeld in der noch gesunden Phase
ein Erdschluß auf. Der zweipolige Kurzschluß wurde
kurzzeitig zum dreipoligen, da nach 0,4 s der Erdschluß
im Ölschalter in Karlsfeld wieder erlosch. Die Leitung
Meitingen— Karlsfeld 2 wurde einwandfrei in der vor-
sesehenen Zeit abgeschaltet.
11. Versuch: Der zweite Versuch bei hoher Last
scllte ein Doppelerdschluß auf der Doppelleitung
Karlsfeld— Meitingen werden; ein Erdschluß
wurde auf Leitung 1 in Karlsfeld und der zweite auf Lei-
tung 2 in Meitingen eingeleitet. Nach Herstellung des
ersten Erdschlusses in Karlsfeld trat im Ölschalter Lei-
tung 2 in Karlsfeld, wie beim 10. Versuch, ein Erdschluß
auf, der zu einer größeren Störung des zugehörigen Öl-
schalterelementes führte. Der hierdurch eingeleitete
Kurzschluß wurde in Landshut und Meitingen abge-
schaltet. Da die Kraftwerke ins Pendeln gekommen
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
1401
waren, löste auch noch in Amberg der Schalter nach
Regensburg aus.
Beide Versuche hatten die Bewährung der Relais bei
Vollast erwiesen, so daß die Abhaltung weiterer Versuche
nicht mehr notwendig war. Dies war insbesondere auch
deshalb nicht mehr der Fall, da bei den viel schwierigeren
Bedingungen des schwachen Maschineneinsatzes so zahl-
reiche Versuche vorgenommen worden waren und das
richtige Arbeiten bei großem Maschineneinsatz mit Be
stimmtheit erwartet werden durfte.
Abb. & Kurzschluß-Lichtbogen.
Für die Herstellung und Einleitung der Kurz- und
Erdschlüsse waren an den einzelnen dafür vorgesehenen
Stellen des Netzes verschiedene Hilfsbanten notwendig,
die eigens für die Versuche zur Aufstellung gelangten.
Eine solche Anordnung zeigt Abb. 5, während Abb. 6 einen
der vielen versuchsmäßig hergestellten Lichtbogen im
Bilde wiedergibt.
Als zusammenfassendes Urteil kann gesagt werden,
daß die im Hauptring des Bayernwerks eingebauten
Distanzrelais bei den eingehenden Prüfungen, denen sie
unter schwierigen Bedingungen unterworfen waren, in
jeder Hinsicht befriedigt haben. Die Schutzeinrichtungen
wurden daraufhin auch vom Bayernwerk übernommen.
Somit bedeuten die hier geschilderten Versuche einen
gewissen Abschluß :in der jahrelangen Entwicklungs-
arbeit, die das Bayernwerk auf dem Gebiete des Kurz-
schlußschutzes geleistet hat. Es ist aber damit nicht ge-
sagt, daß nunmehr vom Bayernwerk nichts mehr unter-
nommen wird, sondern es mag besonders betont werden,
daß Neuerungen irgendwelcher Art vom Bayernwerk
jederzeit aufgegriffen und untersucht werden.
Das Bayernwerk ist nach wie vor ernstlich bestrebt,
die Betriebstüchtigkeit seiner Anlagen ständig zu ver-
bessern. Um hieraus vollen Nutzen ziehen zu können,
müßten auch die an das Bayernwerk angeschlossenen
Werke gerade in der Frage der Schutzeinrichtungen die
Möglichkeit untersuchen, inwieweit die in ihren Netzen
vorhandenen Schutzeinrichtungen zur Eingliederung in
die Landesversorgung einer Verbesserung bedürfen.
Die Messung dielektrischer Verluste mit der Scheringschen Meßbrücke an Hartpapier-
Durchführungen und Generatoren in Anlagen.
Von Dipl.-Ing. O. Kautzmann, Karlsruhe.
Übersicht. Es wird über dielektrische Verlustmessun-
gen an Durchführungen im aus- und eingebauten Zustand
berichtet. Die gewonnenen Erfahrungen werden mitgeteilt.
Ferner wird die Brauchbarkeit verschiedener Schaltungen
zur Verlustmessung an Generatoren besprochen. Die Er-
gebnisse vorgenommener Vergleichsmessungen an Genera-
toren mit der Scheringschen Meßbriicke, dem astatischen
Wattmeter und mit einem normalen Wattmeter werden an-
gegeben.
Auf die Bedeutung der dielektrischen Verlustmes-
sung an Isolierstoffen für die Fabrikation und für den Be-
trieb ist bereits an anderen Stellen! mehrfach hingewiesen
worden. Messungen an Hochspannungskabeln? mit ver-
schiedenen Schaltungen in ein- und Jreiphasiger Anord-
nung bei geerdetem und von Erde isoliertem Prüfobjekt
haben die Brauchbarkeit der Methode für praktische
Zwecke erwiesen.
ı Frensdorff, Rlektrizitätswirtsch. Bd. 26, S. 433.
? E. Bormann u. J. Seiler, ETZ 1925, S. 114; 1928, S. 239.
A. Messungen an Durchführungen.
Die Messungen wurden mit Apparaten, die zum Teil
von der Firma Hartmann & Braun, zum Teil von der
Werkstätte des Elektrotechnischen Instituts der T. I.
Darmstadt geliefert wurden, durchgeführt. Es wurden die
in den Abb. 1 und 2 dargestellten Schaltungen verwendet.
Als Spannüngsquelle wurde ein Prüftransformator
mit unterspannungseitiger Regelung und einem Übersct-
zungsverhältnis 380/150 000 V verwendet. An Stelle dieses
Transformators wurde in Stationen, die mit 100 kV-Ein-
phasenwandlern ausgerüstet sind, ein solcher Wandler
verwendet, dessen Spannung mit Hilfe eines Induktions-
reglers von 2 kVA Durchganssleistung geregelt wurde.
Diese Methode erfordert nur die Mitführung des verhält-
nismäßiz leicht transportablen Induktionsreglers. Die
außerdem sicherheitshalber notwendigen Glimmsicherun-
gen zum Schutze des Prüfenden bei Übertritt von Hoch-
spannung auf die zu bedienenden Brückenzweige sowie
die bei größeren Ladeströmen erforderlichen Ncbenwider-
stände sind in dem von H. & B. gelieferten Brückenkasten
untergebracht.
1402
Für die abzeglichene Brücke ergeben sich bei Lade-
strömen unter 0,03 A die Beziehungen: Kapazität des Ver-
suchsobjekts Cz = R, a Hierin ist o der Widerstand
o
eines Schleifdrahtes zur Feinregelung in Reihe mit R;.
Bei Ladeströmen über 0,03 A ist der erforderliche Neben-
widerstand zu berücksichtigen. Die Nebenwiderstände n
sind mit dem Widerstand des Schleifdrahtes o und einem
Ergänzungswiderstand in Reihe geschaltet. Der Gesamt-
widerstand dieser Anordnung beträgt genau 100, wodurch
sich in diesem Falle für die Kapazität des Versuchsobjek-
tes die Beziehung ergibt:
C-= Ca R _100 + R;_
«m M i n(R +o) '
Bei der Berechnung des Verlustwinkels tg ô kann der Ein-
fluß des Nebenwiderstandes vernachlässigt werden. Die
bei höheren Ladeströmen eintretenden Änderungen in der
Berechnung von Cz sind hier im Zusammenhang vorweg-
genommen, da sie bei den zu behandelnden Messungen an
Generatoren Anwendung finden.
C, Gesuchte Kapazität
Cn Verlustlose Vergleichskapa-
zität von % cm (Preßgas-
kondensator von H. & B.)
R, Kurbel-Dekadenwiderstand
R, Konstanter Widerstand,
1000/7 - 319 Q
C, Präzisions-Kurbelkonden-
sator
G Vibrationsgalvanometer
Abh. 1. Präzisions-Kurbelkonden-
sator C,im Brückenzweig 4.
Da die Kapazität des verlustlosen Vergleichskonden-
sators Ca = 90 cm konstant ist und der Widerstand A,
den konstanten Wert 1000/x — 319Q besitzt, ergibt sich
` CnaR, _ BN
ae R,+o to =
Der Ausdruck für den Verlustwinkel tg ô= R, œ C, ver-
einfacht sich bei Wechselstrom von 50 Hz, R, = 319 Q
und der Angabe von C, in Mikrofarad zu:
tg ô = 319 . 314 Ou, 10-5=10 Ou, 10-6 = 0,1 C,
Die dielektrischen Verluste ergeben sich zu:
E? Cn l P
Pa =-= . sin? ð [W].
”— (R+ 0) Ci W]
Dabei sind C„ und C, in cm, R, und o in Q und Ein V
einzusetzen.
Die in Abb. 2 dargestellte Schaltung unterscheidet
sich von der in Abb. 1 gezeichneten dadurch, daß an Stelle
des Kondensators C, parallel zum Widerstand R, ein Vario-
meter L, in Reihe zum Widerstand Rs verwendet wurde.
Der Widerstand R, muß in diesem Falle regelbar sein. Die
entsprechenden Beziehungen für diese Schaltung lauten:
[em].
Darin ist re, der Ohmsche Widerstand der Wicklung des
Variometers. Ferner ist
und P, = E? sin? ò Cn SS [W].
3
Die Gleichwertigkeit beider Schaltungen wurde durch
Messung einer Durchführung Serie VIII nachgewiesen.
Es ergab sich mit der Schaltung nach Abb. 1 bci
E = 100 kV: C, = 0,274 uF; R, = 165,22 Q. Damit wird
te ô — 0,0274; Cz — 173,5 cm; Pz —16,1 W. Mit der
Schaltung nach Abb. 2 wurden bei E = 100 kV gemessen:
L, = 0,051 H; R, = 606,87 Q; R, = 1170 Q. Damit berechnen
sich: tg ô = 0,0266; Cz = 173,3 cm; Pz = 15,9 W.
Nach diesen orientierenden Versuchen wurde zur
Messung an Durchführungen im eingebauten Zustand
übergegangen. Sämtliche Durchführungen sind von Erde
isoliert eingebaut durch Zwischenleren eines Ringes von
Isolierstoff zwischen Flansch und Erde und Auskleiden
der Löcher für die Befestigungschrauben. Nach Abtren-
nung der Erdleitung der Durchführung ist diese dadurch
für die Messung vorbereitet. Da die Messungen in der
Weise durchgeführt werden, daß die Verluste als Funk-
tion der Zeit in Dauerversuchen aufgenommen werden,
wurde, um von Änderungen der Netzspannung unab-
hängig zu sein, der vorerwähnte Prüftransformator als
Spannungsquelle benutzt, der ein beliebiges Nachregeln
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
26. September 1929
der Spannung gestattete. Der Prüftransformator und der
Vergleichskondensator wurden jeweils in der Nähe des
Prüfobjektes aufgestellt, während der Niederspannungs-
teil der Brücke sowie die optischen Hilfsmittel für die
Galvanometerablesung an einem geeigneten Ort in einem
Faradayschen Käfig fest belassen wurden. Die Verbin-
dung des beweglichen und des festen Brückenteiles wurde
unter Verwendung von Panzeraderdraht mit geerdetem
Panzer hergestellt. Diese Anordnung erwies sich für die
Fernhaltung der Beeinflus-
sung durch fremde Felder
als ausreichend. Zur Kon-
trolle der Richtigkeit der
Ergebnise wurde eine
Durchführung in aus- und
eingebautem Zustande ge-
messen. Die erhaltenen
Werte stimmten gut über-
ein. Es sei darauf hinge-
wiesen, daß die Isolierung
des Flansches von Erde
beim Einbau der Durch-
führungen sehr sorgfältig
ausgeführt werden muß,
damit falsche Ergebnisse
vermieden werden. Auf diesen Gesichtspunkt muß auch
bei der Reinigung der Anlage bei den Deckendurchfüh-
rungen geachtet werden.
Die bisher durchgeführten ersten Messungen der
Durchführungen wurden jeweils über 6h ausgedehnt bei
halbstündlicher Ablesung. Bei Wiederholung der Messun-
gen wird eine etwa zweistündige Meßdauer ausreichend
in die nur in Zweifelsfällen entsprechend verlängert
wird.
Tons?
Abb. 2. Variometer L, im Brücken-
zweig 8 R, variabel.
B. Messungenan Generatoren.
Die Wicklungen der Generatoren des betr. Werkes
werden durch Messung ihrer dielektrischen Verluste nach
der Schaltung Abb. 3 jährlich einmal auf ihren Isolations-
Abb. 3. Schaltung zur Messung der dielektrischen Verluste
an Generatoren mit normalem Wattmeter.
zustand geprüft. Die Verluste werden als Funktion der
Spannung aufgenommen. Ein Vergleich der Kurven über
mehrere Jahre gibt dann ein Bild über die Betriebsicher-
heit der Wicklung. Da die Messungen nach dieser Me-
thode sehr schnell zu erledigen sind und die dazu be-
nötigten Apparate und Instrumente in den meisten Be-
trieben vorhanden sind, besteht eine berechtigte Neigung,
diese Anordnung beizubehalten. Es sollte deshalb durch
Vergleichsmessungen mit der Scheringschen Meßbrücke
und mit einem astatischen Wattmeter die Genauigkeit
dieser Meßergebnisse nachgeprüft werden.
Da es bei den in Abb. 1 und 2 dargestellten Schal-
tungen erforderlich ist, den mit C bezeichneten Punkt der
Brücke (Flansch einer Durchführung, Gehäuse eines Ge-
nerators) von Erde zu isolieren, ist die praktische Ver-
wendung dieser Schaltungen auf Meßobjekte beschränkt,
bei denen eine solche Isolierung ausführbar ist. Für
Messungen an Generatoren kommt infolgedessen nur eine
Anordnung entsprechend Abb. 4 und 5 in Betracht, bei
denen der geerdete Brückenpunkt von B nach C verlegt
ist. Der Punkt B liegt hierbei über den Widerstand R,
an Erde, erhält also eine geringe Spannung gegen Erde.
Um das Auftreten von Hochspannung an den zu bedie-
nenden Brückenteilen im Falle eines Fehlers am Wider-
stand R, zu verhindern, wurde der Punkt B über eine
Spannungsicherung, die bei 200 V durchschlägt, geerdet.
Da bei diesen Schaltungen die Erdkapazität und der
Verlustwinkel der Durchführung und der Wicklung des
Transformators mitgemessen werden, sind zur Bestim-
mung der Daten des Prüfobjektes zwei Messungen er-
‚ Selbstlöschversuchen bei
wa gesi: gt
e "am mm HERE
286. September 1929
1403
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 39
forderlich, u. zw. eine Messung der gesamten Anordnung
und eine Messung bei abreklemmtem Prüfobjekt. Die
Daten des Prüfobjektes ergeben sich dann als Differenz
dieser beiden Messungen. Die zunächst an einem 5000 kVA-
Generator nach der Schaltung Abb. 4 vorgenommene
Messung hatte den Zweck, die auftretenden Größenver-
hältnisse zu erforschen. Bei dieser Anordnung werden
die Daten jeder Phase einzeln bestimmt, wobei die auf-
tretenden Felder der Wicklung den betriebsmäßig vor-
handenen entsprechen. Die Messung ergab, daß die Da-
ten der Versuchsanordnung ohne praktischen Einfluß auf
die Meßergebnisse sind. Ferner wurde festgestellt, daß
der Verlustwinkel, der bei derartigen Messungen auftritt,
häufig größer als 5°40 ist und somit größer als der
Bereich der verwendeten Brückenanordnung. Es wurde
deshalb der Kapazität C, (Präzisions-Kurbelkondensator)
eine feste Kapazität von 1,14F parallel geschaltet, wo-
durch sich der Meßbereich entsprechend erweitert.
Für Messung in Phase S sind ı nach x, 2 nach Z und 3 nach 7 zu legen
Abb. 4 Schaltung zur Messung an Generatoren mit dor Scheringschen
Brückenanordnung. Messung der Werte jeder Phase.
Abb. 5 Messung an Generatoren. Messung der gesamten Wicklung.
Nach diesen Feststellungen wurde die eigentliche
Messung in der Anordnung entsprechend Abb. 5 ausge-
führt. Es ergaben eich folgende Werte:
n | Glaf) ` JIA] | EIV)! tgò | Cyleml| P iW]
}
R:({2]) | ell `
Es wurde dann eine Messung nach der bisher ange-
wandten Methode mit normalem Wattmeter gemäß Abb. 3
durchgeführt; die Werte für Pz aus beiden Messungen
sind in Abb. 6 aufgetragen und zeigen eine sehr gute
Übereinstimmung beider Methoden. Bei Spannungen unter
5000 V sind die Werte der Brückenmethode die richtigen,
da die sehr kleinen Wattmeterausschläge nicht sicher ab-
lesbar sind.
23 E 6 7 8 9 nV
Abb. 6 Vergleich der Messungen mit Wattmeter
bzw. Schering-Brücke.
Abb. 7. Vergleich der Messungen mit verschiedenen Wattmetern.
An einem anderen 5000 kVA-Generator wurde mit
normalem Wattmeter und mit einem astatischen Watt-
meter gemessen; die Werte dieser Versuchsreihe sind in
Abb. 7 eingetragen und zeigen ebenfalls gute Überein-
stimmung. Die Differenzen bei niedrigen Spannungen
rühren auch in diesem Falle von den ungenau ablesbaren
Werten des normalen Wattmeters her. Die Werte des
astatischen Wattmeters sind die richtigen.
Aus diesen Ergebnissen folgt, daß die Messung der
dielektrischen Verluste größerer Generatoren mit der
Wattmetermethode (Abb. 3) Werte liefert, die im prak-
tisch interessierenden Bereich in voller Übereinstimmung
mit den Daten genauerer Methoden sind. Die aus dem
Dargelegten sich ergebende Vielseitigkeit der Verwen-
dung der Brückenmethode sowie ihre praktische Brauch-
barkeit dürften geeignet sein, ihre Verwendung im Be-
310: 0.088 ı AH 029 | 0131 | 88200 | 23i triebe zu fördern.
Olbrandversuche.
Von E. Tebbe, Hindenburg O.S., und W. Groezinger, Gleiwitz.
Übersicht. Eine Versuchsanlage zur Ausführung von
Ölbränden von Transformatoren
und Schaltanlagen wird beschrieben. Die Ergebnisse der
durchgeführten Versuche werden mitgeteilt. Sie lassen er-
kennen, daß dieser Punkt bei der Ausführung von Anlagen
sehr oft nicht richtig beachtet und erkannt worden ist. Es
werden Vorschläge für die zweckmäßige Ausführung von
Ölabflußleitungen in einer Anlage über Tage und in einer
Transformatorenstation unter Tage gemacht.
Wenn auch Transformatoren- und Ölschalterbrände
zlücklicherweise zu den Seltenheiten gehören, so muß im
Falle des Eintretens eines Schadens doch der äußerste
Schutz gewährleistet werden. Die Entstehung eines Öl-
brandes bedeutet oft eine sehr große Gefahr, besonders
hei entlegenen bedienungslosen Werken. Mit Rücksicht
auf die fortschreitende Elektrisierung der Grubenanlagen
unter Tage, wodurch zwangsläufig der Einbau von Trans-
formatoreneinheiten mit erheblichem Ölinhalt bedingt ist,
verlangt der Schutz in derartigen Anlagen besondere Be-
achtung, weil hier außer der Gefahr durch das Feuer noch
die entstehenden Rauchschwaden schwere Folgen für die
Belegschaft haben können. Alle Sieherunzsmaßnahmen,
wie Buchholzschutz, Temperatugschutz, selbsttätige Lösch-
einrichtung u. dgl. können allein nicht als ausreichend be-
trachtet werden, wenn nicht überdies dafür gesorgt wird,
daß das auslaufende brennende Öl möglichst schnell und
selbsttätig erstickt wird. Es ist Aufgabe des planenden
Ingenieurs, auf diesen Punkt besonders zu achten und für
geeigneten Ölabfluß von Transformatorenkammern und
Ölschalteranlagen zu sorgen.
Da die Meinungen über die sicherste Ausführung eines
solchen Ölabflusses schr weit auseinandergehen, machte
der Oberschlesische Überwachungs-Ver-
ein in Gleiwitz den Vorschlag, in dieser Richtung ein-
gehende Versuche anzustellen. Über diese Versuche, die
gemeinsam mit dem Oberschlesischen Elektro-
technischen Verein durchgeführt wurden, soll kurz
berichtet werden. Die Versuche erstreckten sich auf Aus-
führungen, welche in der Praxis Eingang gefunden haben.
Zur Durchführung der Versuche wurde eine Kammer
hergestellt, in welcher ein Ölkasten, der etwa 150 kg Öl
aufnehmen kann, leicht schwenkbar aufgehängt ist. Durch
geeignete Maßnahmen kann der Ölauslauf aus der Kammer
1404
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
26. September 1929
geändert werden. Da damit zu rechnen ist, daß bei Öl-
bränden, insbesondere bei Transformatorenstationen, das
Öl sehr stark erhitzt zur Entzündung kommt, wurde in
den Ölkasten ein elektrischer Heizwiderstand eingebaut,
a Versuchskammer (Verschluß- e
tür ausgehängt)
Kasten mit Rost zur Auf-
nahme von Schotter, einge-
b Ölkasten baut (Vers. 4)
e Rost (Vers. 2) f Wasserseige (Vers. 5)
d und d’ Trichter mit Rohr- g Ölauffangkasten
krümıner und Verlängeruugs-
stück (Vers. 3)
Abb. 1. Versuchsanlage mit den Einbauteilen.
mit dem das Öl vor jedem Versuch bis zum Flammpunkt
(etwa 160°) vorgewärmt wurde Die elektrische Be-
heizung wurde gewählt, um damit dem wirklichen Zustand
möglichst nahezukommen und um die Anlage von Fremd-
Abb. 2. Schnitt durch die Ver-
s;chsanlage und Grundr.ß.
Gefälle Olfangbehölter
>
Wosserseioe
stoffen, welche das Ergebnis täuschen könnten, freizu-
halten. Abb.1 zeigt die photographische Aufnahme der
Versuchsanlage mit den zugehörigen Einsätzen für den Öl-
auslauf (die vordere Verschlußtür wurde ausechängt). In
Abb. 2 sind ein Schnitt durch die Anlage und der Grund-
riß gezeigt. Ein besonderer Einbau für den Ölaustritt ist
hier nicht eingesetzt. In dieser Weise kam die Anlage
für den ersten Versuch zur Anwendung. Die Durchfüh-
rung der Versuche war in allen Fällen die gleiche. Die
Anlage wurde mit den für den betreffenden Versuch er-
forderlichen Einlaufstücken für den Ölauslauf versehen,
der Ölkasten gefüllt, der Heizwiderstand eingeschaltet, bis
das Öl eine Temperatur von etwa 160° erreicht hatte:
dann wurde dasselbe mit etwas Benzol entzündet. Um den
in der Praxis ungünstigsten Fällen möglichst nahezu-
kommen, wurde das Öl erst nach etwa 3 min durch Schwen-
ken des Kastens ausgegossen.
1. Versuch (Abb.2). Das brennende Öl läuft ins
Freie auf eine große Bodenfläche. (Die Erstickung de:
brennenden Öles wird durch die Verteilung des Öles auf
dem Boden und durch die damit verbundene Abkühlung
erwartet.) Ein Löschen des brennenden Öles trat nicht
cin, sondern es lief brennend in den Auffangkasten, ob-
gleich eine Abkühlung auf
125 ° eingetreten war. Bei
einem zusätzlich gemachteu
Versuch mit Ausgieben
einer geringen Ölmenge
(etwa 10 kg) erlosch das
brennende Öl. Ifierbei
zeigte sich durch Zufall
noch ein Nachteil dieser
Anordnung. In der Nähe
der Anlage hatten einige
Fäden aus Putzwolle ge-
legen. Diese waren mit Öl
vollgesogen und entzünde-
ten sich. Da in Industrie-
anlagen derartige Plätze
nie zuverlässig frei von
brennbaren Gegenständen
gehalten werden können, liegt Gefahr vor, daß dadurch
immer wieder cine neue Entzündung hervorgerufen oder
auch das Feuer weiter fortgetragen wird.
2. Versuch (Abb.3). Einbau eines Rostes. (Di?
Löschung soll durch Wärmeabgabe an den Rost erfolgen.)
Der eingebaute Rost ist aus Flacheisen von 100 mm Breite
und 5 mm Stärke mit einem Zwischenraum von 4 mm ge-
bildet. Die Fläche desselben beträgt 500 X 500 mm. Bei
diesem Versuch trat eine Löschung des brennenden Öles
nicht ein. Wohl trat ein kleiner Teil der Ölmenge ge-
löscht unter dem Rost aus, für das nachfolgende Öl reichte
die Abkühlung aber nicht mehr aus, so daß das Öl bren-
nend in den Auffanzkasten lief.
$
0 breit
Abb. 3 Versuchsanlage mit
eingesetztem Rost.
Abb. A Versuchsanordnung
mit Ölauffangtrichter und
Rohransatzstücken.
3. Versuch (Abb.4). Das brennende Öl wird ın
einem Trichter aufgefangen und läuft durch ein Rohr ab.
Wie aus der Skizze zu ersehen ist, kann das Abflußrohr
durch Verlängerung und angesetzten Krümmer geändert
werden. Bei dem geraden Rohrstück trat unabhängig von
der Länge in jedem Falle das erste Öl brennend aus. Das
nachfolgende, im Rohr schon erstiekte Öl wurde aber von
dem zuerst auszetretenen brennenden Öl wieder entzündet.
Dieser Nachteil konnte dadurch behoben werden, daß auf
das Rohrende ein Krümmer gesetzt wurde, der eine Stauunz
des Öles im Rohr herbeiführte. Durch die Stauung wurde
die einwandfreie Löschung erreicht. Dasselbe kann auch
dadurch erreicht werden, daß man das Rohrende mit etwas
Steigung verlegt, so daß der Rohrquerschnitt voll mit Öl
gefüllt werden muß, bevor ein Auslauf erfolgen kann.
4. Versuch (Abb.5 und 5a). Das Öl läuft in eine
mit Schotter (Berge) gefüllte Grube. Hiermit wird «ine
Ausführung nachgzebildet, welche besonders unter Tage
vielfach angewendet wird. Es wird erwartet, daß das bren-
nende Öl durch die Wärmeabzabe an die Steine erlischt.
Diese Vermutung wurde aber nicht ganz erfüllt, da nach
den Versuchen ein Teil des Öles, das sich zwischen den
Steinen anstaute, weiter brannte. Diese Ausführung hat
26. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
1406
noch den Nachteil, daß man niemals, besonders unter Tage,
die Gewähr hat; daß die Schottergrube wasserfrei ist. Die
Anlage wurde dadurch verbessert, daß der Schotter auf
einen Rost gebracht wurde (Abb.6). Unter dem Rost blieb
ein freier Raum, der das auslaufende Öl aufnehmen konnte.
Das Anstauen des Öles im Schotter wird dadurch verhin-
dert und das einmal in dem Schotter abgekühlte und er-
Abb. 5 Versuchsanlage mit
Schottergrube.
Abb. & Versuchsanlage mit
Schotter, der auf einem Rost liegt.
Abb. 5a. Photographische Wiedergabe der Anlage nach Abb. 5
während des Anheizens.
stickte Öl, das in den unteren Kessel abgeflossen ist, kann
dann nicht mehr zur Entzündung kommen. Beim Einbau
eines Rostes kann man die Anlage durch entsprechende
Anordnung auch schr leicht so ausführen, daß ohne Schwie-
Wasserseige
Abb. 7. Abführung des brennenden Öles in eine Wasserseige.
rigkeiten eine Kontrolle möglich ist, ob sich Wasser an-
gesammelt hat. Es ist noch zu bemerken, daß die ganzen
Ölversuche bei einer Temperatur von 0..10° vorgenom-
men wurden. Da die Temperatur, besonders unter Tage,
im allgemeinen nicht unter 15 ° liegt und manchmal durch
örtliche Erwärmung 25 °...30° erreichen kann, wurde der
Schotter zur Angleichung an die Verhältnisse unter Tage
durch einen untergestellten elektrischen Ofen entsprechend
vorgewärmt.
Die Versuche mit verschiedenartigem Schotter zeigten,
daß poröser Schotter vollkommen unbrauchbar ist, da sich
dieser mit dem Öl vollsaugt und seinerseits wie ein Docht
weiter brennt. Am besten bewährte sich eine 200 mm hohe
Schicht kleiner Kieselsteine (10 ... 25 mm Korngröße). Der
Versuch mit kleinerer Schichtungshöhe von 120 mm ergab
schon keine einwandfreie Löschung mehr. Zusätzlich vor-
genommene Versuche ergaben, daß boi einer Schichthöhe
von 200 mm je Kilogramm Öl etwa 25 em? Fläche des
Transformator
Abb. 8. Ee Ee über Tage.
Schotterraumes erforderlich sind. Wenn diese Fläche nicht
zur Verfügung steht, muß die Schichthöhe des Schotters
entsprechend erhöht werden. Durch die Verwendung von
Raschigringen aus Metall an Stelle des Schotters konnte
trotz verhältnismäßig hoher Schicht (bis 250 mm) kein
Löschen des Öles erreicht werden. Die Raschigringe er-
wärmten sich innerhalb kurzer Zeit, so daß das dann nach-
folgende Öl nicht mehr genügend gekühlt wurde.
D.
3 Verschlußklapbe
ep? GE
E bel E
Rost-60.8 GE JA 7
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A es | >
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A /rıschluffkanol
TEN,
Abb. 9. Ausgeführte Transformatorenstation unter Tage.
5. Versuch (Abb.7). Das brennende Öl läuft in eine
Wasserseige. Bei diesem Versuch wurde das brennende Öl
nach dem Auslauf aus der Transformatorenkammer in
einen mit fließendem Wasser angefüllten Graben geführt.
Das Öl brannte auf der Oberfläche des fließenden Wassers
ruhig weiter. Führt man einen derartigen Ölabfluß unter
Tage aus, so kann, wenn die Strecken in roher Kohle
laufen, hierdurch wohl leicht ein Grubenbrand herbeige-
führt werden. Die Entstehung eines Brandes wird noch
dadurch begünstigt, daß die Wasserseige sehr oft Kohlen-
staub mit sich führt.
1406
Zusammenfassung.
Nach den vorgenommenen Versuchen kann man als
einwandfreien Ölabfluß nur eine mit einem Krümmer ver-
schene Rohrleitung oder eine mit Schotter ausgefüllte
Grube ansehen, die unterhalb des Schotters einen freien
Raum besitzt, welcher ein Anstauen des Öles im Schotter
verhindert. Alle Versuche mit anderen Arten von Öl-
abflüssen haben zu teilweise zweifelhaften, teilweise voll-
kommen negativen Erfolgen geführt.
Nachfolgend sollen noch zwei Anlagen beschrieben
werden, bei welchen die Ergebnisse der Versuche beachtet
wurden. Abb.8 zeigt eine Transformatorenanlage über
Tage. Der Auslauf des Öles erfolgt durch ein Rohr in eine
Ölgrube. Der Ölauffang ist so groß, daß der ganze Öl-
inhalt des Gerätes darin aufgenommen werden kann. Bei
plötzlichem Auslauf des gesamten Öles muß der Ölauffang
einen Übertritt des brennenden Öles in den Luftkanal ver-
hindern. Das Ablaufrohr ist so verlegt, daß durch die
rechtwinklig angesetzte Verlängerung eine Stauung des
Öles innerhalb des Rohres eintritt. Es ist empfehlenswert,
hierin ein kleines Ölpolster stehen zu lassen. Wenn die
Anlage zuverlässig frostfrei ist, genügt auch ein Wasser-
polster. Das Ablaufrohr hat am Ende einen Flansch, wn
durch Öffnen desselben leicht eine Reinigung des Rohres
vornehmen zu können. Das Ölablaßventil am Transfor-
mator ist so gesetzt und mit einem Bogenstück versehen,
daß im Falle der Not das im Transformator befindliche Öl
Surch Öffnen des Ventils in die Grube abgelassen wer-
en kann.
Durch Abb. 9 ist eine größere Transformatorenstation
unter Tage (Kohleugrube) wiedergereben. Mit Rücksicht
auf die besondere Gefahr für Gesundheit und Leben von
Menschen wie für die Anlage sollen bei dieser Ausführung
außer der Öllöschung auch die weiteren hier vorgesehenen
Sicherheitseinrichtungen kurz erwähnt werden. Für die
Löschung eines Ölbrandes ist ein Rost mit einer Kies-
schicht entsprechend dem 4. Versuch eingebaut. Zum Auf-
fangen des Öles ist eine Grube vorgesehen, welche in
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 39
26. September 1929
der Regel das ganze Öl des Transformators aufnehmen
kann. Wenn sich Wasser in dieser Grube ansammeln
sollte, so daß das Öl nicht vollkommen aufgenommen wer-
den kann, läuft letzteres durch das Auslaufrohr, welches
zur weiteren Sicherheit schwach gekrümmt ist (siche
3. Versuch), in die Wasserseige aus. Weitere Krümmungen
des Rohres sind mit Rücksicht auf die leichte Reinigung
vermieden. Bei der Verlegung wurde darauf geachtet, daß
das Öl in der Lage ist, etwa in das Rohr eingedrungenes
Wasser aus demselben herauszudrücken; durch die Schräg-
lage des Rohres zur Wasserseige werden Stauungen durch
das fließende Wasser verhindert. Der Ölauffang kann
durch einen Schacht gereinigt und vom Wasser entleert
werden. Der Schacht wird durch einen Deckel gut ab-
geschlossen, damit ein Durchdringen brennenden Öles in
die Grube ausgeschlossen ist. Die Kühlluft wird durch
einen Blechkanal unter den Transformator geführt. Dieser
Kanal ist ebenfalls so ausgeführt, daß durch ihn kein bren-
nendes Öl austreten kann. Die Luftabführung ist in der
vorderen Wand über der Tür vorgesehen und kann durch
eine Klappe geschlossen werden. Die Öffnung dient gleich-
zeitig dazu, im Falle einer Explosion die Gase frei aus-
treten zu lassen und ist deshalb möglichst groß gemacht.
Die Decke des Raumes ist von der Hinterwand langsam
steigend ausgeführt, um den Gasen eine Richtung zu geben.
Die Verschlußklappe wird von einem Hanfseil gehalten,
welches um den Transformator gelegt ist, damit es im
Notfalle reißt oder verbrennt, so daß die Öffnung selbst-
tätig geschlossen wird. Das Austreten der Rauchschwaäaden
in die Strecke wird dadurch verhindert. Das Feuer er-
stickt in sich selbst. Da zu erwarten ist, daß das vor der
Öffnung eingebaute Gitter bei einer Explosion beschädigt
wird, ist dieses etwas zurückgesetzt, damit durch das zer-
rissene Gitter nicht das Schließen der Klappe verhindert
werden kann. In Richtung des Wetterstromes, etwa 50 m
vor der Transformatorenkammer, sind zwei Gasmasken vu
Feuerlöschapparate angebracht. Außer diesen Sicherheits-
einrichtungen, welche im äußersten Notfalle in Wirkung
treten, sind zum Schutz des Transformators ein Buchholz-
schutz und ein Temperaturschutz eingebaut.
Netzkupplung.
Von Dr.-Ing. M. Liwschitz, Charlottenburg.
(Schluß von AS. 1326.)
III. Netzkupplung mittels Motorgenerators.
Zur Kupplung zweier Netze eignet sich der Synchron-
Synchron-Motorgenerator nicht, weil bei ihm die Geschwin-
digekeiten der beiden Läufer starr an ihre Netzfrequenzen
gebunden sind. Treten Frequenzschwankungen in einem
der beiden Netze auf, so sind beide Läufer gezwungen,
die diesen Frequenzschwankungen entsprechenden Dreh-
zahländerungen mitzumachen, was für das Netz mit kon-
stanter Frequenz unzuträglich ist. Auch ein Motorgene-
rator, der aus einer Synchronmaschine und einer norma-
len nur primärseitig gespeisten Asynchronmaschine be-
steht, genügt nicht den Bedingungen, die an einen Netz-
kupplungsumformer gestellt werden, weil die Geschwin-
digkeit der gemeinsamen Welle von der Synchronmaschine
vorgeschrieben wird. Treten Frequenzschwankungen in
einem der beiden Netze auf, so ändert sich die relative
Geschwindigkeit des Läufers der Asynchronmaschine ge-
genüber ihrem Drehfeld (der Schlupf) und somit die Lei-
stung der Asynchronmaschine. Die Synchronmaschine ist
gezwungen, diese Leistungeschwankungen mitzumachen,
deren Größe von dem Verlauf der Charakteristik (Lei-
stung in Abhängigkeit vom Schlupf) der Asynchron-
maschine abhängt.
Ein Motorgenerator zur Kupplung zweier Netze, bei
dem die in der Einleitung erwähnten Regelungsarten der
Wirk- und Blindleistung möglich sein sollen, muß aus
einer Synchronmaschine und einer Asychronma-
schine mit Kommutator-Hintermaschine
bestehen. Die Kommutator-Hintermaschine muß imstande
sein, sowohl die Wirk- wie die Blindleistung der Asyn-
chronmaschine zu regeln. Zur Beurteilung der Funktionen,
die hier der Kommutator-Hintermaschine zufallen, muß -
auf die Gleichung des Primärstromes der Asynchron-
maschine zurückgegriffen werden.
Die Asynchronmaschine, in deren Läuferkreis eine
Kommutator-Hintermaschine eingeschaltet ist, ist ebenso
eine doppeltgespeiste Maschine wie der Induktionsumfor-
mer, jedoch mit dem Unterschied, daß bei ihr die sekun-
däre Frequenz f, von der primären Frequenz f, abhängig
ist, während bei dem Induktionsumformer diese beiden
Frequenzen voneinander unabhängig sind. Bezeichnen
wie oben f, die Frequenz der Ständerströme und e den
Schlupf der Maschine, so gilt für die Asynchronmaschine
in Verbindung mit Kommutator-Hintermaschine
f:=ofı
A AH Zf») = of (1 — 0).
p p
Während der Induktionsumformer durch die beiden Fre-
quenzen f, und f, wie die Synchronmaschine in seiner
Drehzahl starr festgelegt ist, ist die Asynchronmaschine,
deren Läufer mit einer Kommutator-Hintermaschine ver-
bunden ist, genau wie die gewöhnliche nur ständerseitig
gespeiste Asynchronmaschine in ihrer Drehzahl frei und
an den Syncehronismus nicht gebunden.
Es läßt sich beweisen?, daß für den Primärstrom einer
Asynchronmaschine, in deren Läuferkreis eine Kommu-
tator-Hintermaschine eingeschaltet ist, bei Vernachlässi-
gung der Eisenverluste und des primären Ohmschen Wi-
derstandes die Beziehung gilt
und
ER per = H en — -—- — -0
Ar KI 1+ + 1 (ES? Tə E
e 1 1 1 1.4. 9
— 1:6, — Sg Xs sgy en.
kee S [x 4H (1 +T)2]o+ P we
Hierin bedeuten:
Ņı die primäre Klemmenspannung,
Sı den primären Strom,
P die dem Läufer der Asynchronmaschine von der
Kommutator-Hintermaschine aufgedrückte Span-
nung,
te M. Liwschitz, Arch. El. Bd. 19, S. 33.
26. September 1929
po den Ohmschen Widerstand des Sekundärkreises,
7, den Streublindwiderstand des primären Kreises,
Za den Streublindwiderstand des sekundären Kreises
bei Netzfrequenz,
tı den primären Heylandschen Streufaktor,
T3 T sekundären Heylandschen Streufaktor und
Ge Di
primären induzierten EMK.
Nimmt man zunächst die Kommutator-Hintermaschine als
wirkungslos an (%,=0), so besteht der Primärstrom aus
3 Teilen entsprechend den ersten 3 Summanden der Gleichung 5
Aë LD A Lo |
- das Verhältnis des Magnetisierungstromes zur
i i T2 (5a)
— ig, Ipun n (x; + (1 +D x] o
J
Zoe regaty «—— fr
mit Hilfe einer Kommutatorspannung, die vom
Schlupf unabhängig ist.
M|
d
Abh. 10. Natürliche Charakteristik der Abb. 11.
Asynchronmaschine.
Der erste Summand —j Fii yist der Blindstrom, den der
Hauptfluß bedingt. Er a echt auf der primären
Spannung Fi und ist vom Schlupf unabhängig. Der zweite
UE dh 1
?.— gist in Phase mit ®, und ändert sich
+T Pa
mit dem Schlupf. Dieser Teil des Pritärstromes wird
durch den im Läufer von der Schlupf-EMK erzeugten
Summand Bu 1
Strom hervorgerufen. Der 3. Summand ID eE
LE Ta
ze Lë +(1+r)r2,)]o steht senkrecht auf dem Primär-
strom, wird durch die Streuung der Maschine bedingt und
ändert sich wie der zweite Summand mit dem Schlupf.
Der Primärstrom der gewöhnlichen Asynchronmaschine
(P, = 0) besteht also aus einer vom Schlupf unabhängigen
Komponente und zwei mit dem Schlupf veränderlichen
Komponenten. Der Blindstrom der gewöhnlichen Asyn-
chronmaschine ist vom Schlupf nur zum Teil abhängig, der
Wirkstrom ist dem Schlupf direkt proportional.
Bildet die Asynchronmaschine den Teil eines Motor-
generators, der zwei Netze kuppelt, und soll die Leistung
des Motorgenerators, also auch der Asynchronmaschine,
bestimmten Betriebsbedürfnissen angepaßt werden kön-
nen, wie z. B. konstant bleiben unabhängig von den Fre-
quenzschwankungen der beiden Netze |RKegelungsart ail
oder sich ändern mit der Frequenz des einen der beiden
Netze |Regelungsarten b) und c)] oder dem Schlupf bis
zu einem gewissen Grade proportional sein [Regelungs-
art d)], so muß die Kommutator-Hintermaschine imstande
sein, weitere Stromkomponenten im Sekundärkreis und
somit im Primärkreis der Asynchronmaschine zu erzeu-
gen, die die gewünschte Gesetzmäßigkeit des Primär-
stromes erzwingen.
Multipliziert man die beiden Seiten der Gl. (5) mit
(1+ ti)ra, so erhält man die Spannungsgleichung
Ss (1 F T) r2 = — į Pı b r24 Pı (1+ T) 0 | (6)
— j 3 ar + A + T) x) 0 + Br?
Der GL. (5) läßt sich entnehmen, welche Stromkompo-
nenten die Kommutator-Hintermaschine zu liefern hat, um
die gewünschte Gesetzmäßigkeit des Primärstromes St,
zu erzwingen; an Hand der (il. (6) läßt sich erkennen,
welche Spannungskomponenten die Kommutator-llinter-
maschine zu liefern hat, um diese Stromkomponenten zu
erzeugen.
Um den Einfluß der Kommnutator-Hlintermaschine
beiderRegelungder Wirkleistung besser zu
erkennen, nehmen wir zunächst an, daß die Kommutator-
Hintermaschine dem Läufer die zwei Spannungskonm-
ponenten
Py = į Pı b ra + j3 [e H HT) x] o a)
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
Parallelvrerschiebung der natür-
lichen Charakteristik der Asynchronmaschine
1407
aufdrückt, d.h. daß die Kommutator-Hintermaschine die
Blindströme, die der Hauptfluß und der Streufluß bedin-
gen, der Asynchronmaschine über den Läufer zuführt.
Auf welche Weise die Kommutator-Hintermaschine diese
Spannungen zu erzeugen vermag, soll später gezeigt
werden. Aus Gl. (6) folgt dann?
IA Ft) r =P (++ Jo.
Da der Primärstrom J, in Phase mit der Klemmen-
spannung P, ist, so bildet er ein Maß für die primäre
Leistung NA, J, wie N, sind also wie bei der gewöhn-
lichen Asynchronmaschine dem Schlupf o direkt pro-
portional. Eine Spannung der Kommutator-Hintermaschine
nach Gl. (7a) ist also noch nicht ausreichend, um die
Wirkleistung der Maschine beliebig einstellen zu kön-
nen. Es sind vielmehr zu diesem Zwecke noch weitere
Spannungskomponenten an der Kommutatormaschine er-
forderlich. Wie wir sehen werden, genügt es für den
Abb. 12. Drehung der natürlichen Charak-
teristik der Asynchronmaschine mit Hilfe
einer Kommutatorspannung, die dem Schlupf
proportional ist.
allgemeinen Fall der Wirkleistungsregelung, wenn dem
Läufer der Asynchronmaschine von der Kommutator-
Hintermaschine außer der Spannung nach Gl. (7a) noch
eine Spannung
P = P gd uo)
aufgedrückt wird, so daß
Yatr)n =P Atto +P Atuo) .. @)
wird. A und p sind vom Schlupf unabhängig, im übrigen
aber veränderlich. Wir wollen sehen, welchen Einfluß
die Größe von A bzw. von u auf den Verlauf der Wirk-
leistung hat, und betrachten 4 Fälle.
1. à = 0, p = 0. Dies ist die natürliche Cha-
sakta rrii kda Asynchronmaschine. Aus G1. (8) folgt
=R E 2-0
Abb.138. Parallelverschiebung
und Drehung der natürlichen
Charakteristik der Asynchron-
maschine mit Hilfe von zwei
Kommutatorspannungen, von
denen eine vom Schlupf un-
abhängig, die andere dem
Schlupf direkt proportional
ist.
Der Strom J, bzw. die Leistung N, in Abhängigkeit von
o verläuft nach einer Geraden, die durch den Nullpunkt
geht (Abb. 10).
2, AF0, nz Nach Gl. (8) gilt
1+% 1 1 1
(E ah? Ta o+ P; E? T3
Den Verlauf des Stromes J, bzw. der Leistung N, für
diesen Fall zeigt Abb. 11. Eine Kommutatorspannung,
die in Phase mit BR. ist und vom Schlupf o unabhängig
ist, bewirkt also eine Parallelverschiebung der natür-
lichen Charakteristik. Je nachdem, ob A positiv oder
negativ ist, wird die natürliche Charakteristik nach oben
oder nach unten parallel verschoben. |
AA =0, u +0. Der ai ist hier
J =P Be (1+vm)+ul]lo,
3 M. Liwschitz, Regelsätze. Erscheint demnächst im Arch. bl.
J = P- I... (8b)
(Se)
1408
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
26. September 1929
Abb. 15 zeigt das Vektordiagramm der Asynchron-
d. h. eine Kommutatorspannung, die in Phase ist mit ®,
und vom Schlupf o abhängig ist, bewirkt eine Drehung
der natürlichen Charakteristik (Abb. 12). Der Verdre-
hungsinn hängt vom Vorzeichen der Größe u ab.
4.E0, u £0. J, folgt der Gl. (8). Die natürliche
Charakteristik wird gedreht und parallel verschoben
(Abb. 13). Die Abhängigkeit des Stromes J, bzw. der
Leistung N, vom Schlupf o ist beliebig, je nach dem
Wert von u bzw. A. Wichtig ist hier der Spezialfall
u = — (1 + tə).
Dieser Wert von u bewirkt, daß die natürliche Charak-
teristik parallel zur Abszissenachse verläuft (Abb. 14).
Der Strom J, bzw. die Leistung N, sind vom Schlupf o
unabhängig. Je nach dem Vorzeichen von à ist die
Leistung positiv oder negativ (motorisch oder genera-
torisch)*®.
Abb. 14. Drehung der natür-
lichen Charakteristik der
Asynchronmaschine bis zum
Parallelverlauf mit der Ab-
szissenachse: Wirkleistung
konstant, unabhängig vom
Schlupf.
Aus den Gl. (7a) und (7b) folgt, daß für den allge-
meinen Regelungsfall die Kommutator-Hintermaschine
den Schleifringen der Asynchronmaschine eine Spannung
aufzudrücken hat:
Bid r tin tat )alo+PBı A+no. (9
Ist v=br, so arbeitet die Asynchronmaschine mit
cos p = 1. Ist v> br, so liefert die Asynchronmaschine
Blindstrom in das Netz.
P, |?
1
A
3
e P
P
a b c
1 iS +7 . 5 Lex + a +r)ajlo 1 3, la + (1 +r) zeo
ò
2 —i®, T+T, 2 jPıdr
LA Ta 1
3 D ESCH SECH 3 — AE A AE?
Abb. 15. Vektordiagramm der Asynchronmaschine und der Kommutator-
maschine für die Regelungsart nach Abb. 14.
Betrachtet man die in der Einleitung unter a) bis
d) für die Wirkleistung angegebenen Regelungsarten,
so sieht man, daß die erste Regelungsart (Wirkleistung
konstant, unabhängig vom Schlupf) identisch ist mit
dem in Abb. 14 dargestellten Betriebsfall und sich also
erreichen läßt durch eine Drehung verbunden mit
gleichzeitiger Parallelverschiebung der natürlichen Cha-
rakteristik der Maschine. Die Kommutatorspannung be-
trägt in diesem Falle
PB = — P 1 +t) 0o+i3 [x+ 0+1) r:]o +i Pı v+pıà (9a)
und der Primärstrom nach Gl. (5)
: b Tra — v 1
Sr IE A ER NEE | 1
bzw., wenn cosg, =1 sein soll (v=br,),
1
Ji = P — ———I.......
= P Fn en
1 Vgl. W. Seiz, ETZ 192%, 8.888. — M. Schenkel, ETZ 197,
S. 568 u. 02. — M. Liwschitz, Arch. EL 1928, S. 335.
maschine und der Kommutatormaschine für diese Rege-
lungsart, u. zw. bei cos ọ;=1. Das Diagramm Abb. 15a be-
zieht sich auf die Asynchronmaschine allein ohne Kom-
mutator-Hintermaschine, wobei abweichend von der üb-
lichen Darstellung alle Größen entsprechend der Gl. (5a)
auf den Primärkreis übertragen sind. Das Diagramm
Abb. 15 b zeigt die Spannungen, die die Kommutator-Hin-
termaschine nach Gl. (9a) zu liefern hat. Abb. 15 ce stellt
das Vektordiagramm der Asynchronmaschine mit Kom-
mutator-Hintermaschine entsprechend G1. (10a) dar.
(8
Abb. 16. Elektromechanische Regelung. Die Kommutatormaschine ist
läufererregt, kompensiert und mit der Asynchronmaschine mechanisch
gekuppelt.
Abb. 17. Elektromechanische Regelung. Die Kommutatormaschine ist
ständererregt und mit der Asynchronmaschine nur elektrisch verbunden.
Wie die Regelart a) lassen sich auch die Regelarten
b)...d) durch eine Drehung und Parallelverschiebung der
natürlichen Charakteristik erreichen. Die Sekundär-
spannung folgt bei diesen Regelarten der Gl. (9) und der
Primärstrom ist gleich
EE 1
35-ih apona TUF
1 ,
+V: E VTYPHS
Der Primärstrom ist hier vom Schlupf abhängig.
Je nachdem, ob neben den anderen zur Regelung er-
forderlichen Spannungskomponenten auch die zur Dre-
hung der natürlichen Charakteristik erforderliche Span-
nung uo dem Netz entnommen und mittels Leistungs-
oder Stromrelais, das auf das Regelorgan der Kommu-
tator-Hintermaschine einwirkt, auf den richtigen Wert
eingestellt wird, oder ob diese Spannung der Asynchron-
maschine selbst (oder einer Hilfsmaschine) entnommen
und über die Kommutator-Hintermaschine den Schleif-
ringen der Asynchronmaschine zugeführt wird, unter-
scheidet man die rein elektromechanische Rege-
lung und die gemischte (elektromechanisch-elek-
trische) Regelung.
Bei der gemischten Regelung werden also die die
Blindleistung liefernde Komponente der Kommutator-
spannung |P,v ebenso wie die zur Parallelverschiebunz
nötige Komponente B.A genau wie bei der elektromecha-
nischen Regelung vom Netz geliefert, wobei die Span-
nungskomponente į R, v wie dort von einem Spannungs-
(11)
26. September 1929
oder cos g-Relais und die Komponente B.A von einem
Leistungs- oder Stromrelais gesteuert wird. Die zur
Deckung der Streuspannung erforderliche Komponente
NW
In
Abb. 18. Schaltbild eines Ilgner-Satzes für 2000 kW
bei 550 .. 450 U/min. Die Kommutatormaschine ist läufererregt und mit
der Asynchronmaschine direkt gekuppelt.
(Al +1 + T)&,]o läßt man dagegen wie die Spannung
Ñi uo auf elektrischem Wege liefern, u. zw. von der
Asynchronmaschine selbst*.
LTE
WR 23 acetas
WALZER 122222
i
`
i
`
è
j
i
f
j
RH
i
D
j
`
ege y
“nr
Abb. 19b.
Bei den Regelungsarten b) und ci und gemischter Re-
gelung wird man zweckmäßigerweise die Charakteristik
Ge weit drehen wie bei der Regelungsart a) für kon-
€ Vgl. M. Liwschitz, wie Fußnote 4.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
Steuermaschinenhaus mit 4 Ilgner-Sätzen wie
1409
stante Leistung und die Größe der Leistung mit Hilfe
der Spannungskomponente B.A einstellen.
Die Neigung der Charakteristik ist bei den obigen
Ausführungen dadurch erreicht worden, daß von der
Kommutator-Hintermaschine den Schleifringen der Asyn-
chronmaschine eine Spannung $, po aufgedrückt wurde.
Anstatt der Spannung Bue kann man aber zum Neigen
der Charakteristik eine Spannung verwenden, die dem
Strome J, proportional ist. Die Gl. (8) erhält dann die
Form
IA Hu r= P A+TW)o+PıA-+xrIı (12)
It A >=
A eil Se (IL Zi
Die Stärke der Neigung der Charakteristik hängt von
der Wahl der Größe x ab. Zur Erzeugung einer Span-
nung, die dem Strome proportional ist, ist ein rückwir-
kungsloser Strom-Spannungs-Transformator erforderlich.
oder
(12a)
PA EN
| ~ CN t S Szene F D 2 |
nr rinnen... ER EE
Abb. 19a. Ansicht des Ilgner-Satzes Abb. 18.
Wir behandeln die elektromechanische Regelung und
die gemischte Regelung getrennt voneinander, u. Zw. So-
wohl bei Verwendung der läufererregten Kommutator-
maschine als Hintermaschine als auch bei Verwendung
der ständererreeten Kommutatormaschine als Hinter-
maschine.
A. Elektromechanische Regelung.
Die Abb. 16 u.
Verwendung einer
17 stellen Prinzipschaltungen für die
mechanisch gekuppelten läufererreg-
ten Kommutatormaschine bzw. einer
elektrisch zekuppelten ständer-
erregten Kommutatormaschine als
Hintermaschine dar. Da bei der
läufererregeten Kommutatormaschine
die Kommutatorspannunge mit der
Schleifringspannung (bis auf den
Spannungsabfall in der Kompen-
sationswicklung) identisch ist, so
müssen bei ihr sämtliche erforder-
liche Spannungen den Schleifringen
zugeführt werden. Bei der ständer-
erreeten Kommutatormaschine müs-
sen dagegen die nötigen Spannun-
gen über einen Frequenzwandler
oder eine läufererreete Kommuta-
tormaschine dem Erregerkreis zu-
geführt werden. R, und R, bedeu-
ten in beiden Abbildungen je zwei
Regelorgane, von denen eins die
Wirkleistung, das andere die Blind-
leistung der Asynchronmaschine
zu regeln hat. Die Art der Beein-
flussung der Regelorgane ist ver-
schieden je nach dem gewünschten
Verlauf der Wirk- und Blind-
leistung. Der Wirkleistungsregler
kann gemäß obigem gesteuert wer-
den von einem Leistungsrelais, falls
die Umformerleistung konstant ge-
halten werden soll, oder falls die
übertragene Leistung sich ändern
soll entsprechend dem Leistungs-
überschuß bzw. dem Leistungsmehr-
bedarf des einen der beiden Netze
Abh. 19a.
Abb. 19a |Regelungsarten a), b) und ce)].
Wird durch ein cos g-Relais der
Leistungsfaktor des Umformers konstant gehalten, so kann
zur Regelung der Wirkleistung anstatt des Leistungsre'ais
ein Stromrelais genommen werden, da dann der Strom
1410
der Leistung proportional ist. Bei den Regelungsarten
b und c kann mit dem Relais eine Tachometerdynamo
vereinigt werden, falls die Leistungsänderungen des
Netzes mit Frequenzänderungen verbunden sind, die den
Leistungsänderungen proportional sind. Für die Rege-
lungsart d) ist ein Leistungschlupfrelais erforderlich,
d.h. ein Leistungsrelais, das auch vom Schlupf beein-
flußt wird.
Abb. 20. Ilgner-Satz für eine Leistung von 450 kW bei 680 ..%0 U/min.
Die Schaltung ist die gleiche wie in Abb. 18.
Bei Ilgner-Umformern liegen die Verhältnisse ähnlich
wie bei Netzkupplungsumformern. Einerseits ist ver-
änderliche Drehzahl erforderlich, damit die Schwung-
massen zur Leistungsabgabe bzw. zur Leistungsaufnahme
herangezogen werden, anderseits ist erwünscht, daß die
Leistung des Drehstrommotors, der zum Antrieb des
Steuergenerators dient, konstant bleibt. Bei Ilgner-
Umformern liegt also die Regelungsart a) vor.
f; - 30 Per ?3%
11500 kW
SWOhVA, or, 0,7
f - so Per 23%
Abb. 21. Netzkupplungsumformer mit elektromechanischer Regelung
für die gleichen Verhältnisse wie der Induktionsumformer Abb. 5
(11 500 kW, cos ¢ = 07). `
Abb. 18 zeigt das Schaltbild eines Ilgner-Satzes
(geliefert für eine rheinische Hütte) für 2000kW bei
550 ... 450 U/min. Die Kommutator-lHintermaschine ist
als läufererregte Maschine ausgeführt und mit der Asyn-
chronmaschine direkt gekuppelt. Die den Schleifringen
zugeführten Spannungen werden nicht direkt dem Netz
entnommen sondern über einen vom Netz synchron ange-
triebenen Erregerumformer. Der Synchroumotor treibt
die Drehfeld-Erregermaschine, eine nach Art einer Asyn-
chronmaschine gebaute Synchronmaschine mit 2 Erreger-
wicklungen, die im Ständer untergebracht sind. Die
Achsen der beiden Erregerwicklungen sind gegenein-
ander um 90 el. Grade verschoben. Die Kupplung
zwischen der Asynchronmaschine und der Kommutator-
Hintermaschine ist so eingestellt, daß die von der einen
Erregerwicklung erzeugte Spannung angenähert in
Phase mit der Netzspannung liegt; dann ist die von der
anderen Erregerwicklung erzeugte Spannung gegenüber
der Netzspannung um rd. 90° in der Phase verschoben.
Als Wirk- und Blindleistungsregler dienen Eilregler, die
die Regelwiderstände in den beiden Kreisen der Erreger-
maschine verstellen. Die Blindleistung wird von Hand
derart eingestellt, daß der primäre Leistungsfaktor
gleich Eins ist. Der Wirkleistungsregzler wird von einen
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
26. September 1929
Stromrelais betätigt. Abb. 19a zeigt die Ansicht dieses
Ilgner-Satzes, Abb. 19b das Steuermaschinenhaus mit
4 solchen Sätzen.
In Abb.20 ist ebenfalls ein Ilgner-Satz wiedergeege-
hen, der für eine Förderanlage geliefert worden ist. Die
Leistung beträgt 450kW, die Drehzahl 680 ... 820 U/min.
Als Hintermaschine dient wiederum eine läufererregte
Kommutatormaschine Die Schaltung ist dieselbe wie
bei dem vorher beschriebenen Ilgner-Satz.. Als Wirk-
leistungsregler dient ein Stromrelais, die Blindleistung
wird von Hand eingestellt.
Abb. 22. Gemischte Regelung. Kommutatormaschine läufererregt, kom-
pensiert und mit der Asynchronmaschine direkt gekuppelt. Die dem
Schlupf proportionale Spannung wird den Schleifringen der Asynchron-
maschine entnommen.
Abb. 21 zeigt das Schaltbild eines Netzkupplungs-
umformers mit elektromechanischer Regelung für die glei-
chen Verhältnisse wie der Induktionsumformer Abb. 5. Als
Kommutator-Hintermaschinen sind mit Rücksicht auf die
hohe Leistung 2 hintereinandergeschaltete ständererregte
Maschinen angenommen. Die prozentualen Verluste des
gesamten Satzes sind um 2...3% höher als bei dem um-
schaltbaren Induktionsumformer nach Abb.5. Der Preis
ist ebenfalls nicht unbedeutend höher als bei jenem, dafür
aber erzeugt der aus 2 Maschinen bestehende Umformer
nach Abb. 21 die erforderliche Blindleistung selbst.
B. Gemischte Regelung.
Die zur Drehung der Charakteristik erforderliche
Spannungskomponente wird hier über die Kommutator-
Hintermaschine von der Asynchronmaschine selbst (oder
BL
SH
m~
x
2
Abb. 23. Gemischte Regelung. Die Kommutatormaschine ist ständer-
erregt und mit der Asynchronmaschine direkt gekoppelt Die dem
Schlupf proportionale Spannung wird den Schleifringen der Asynchron-
maschine entnommen. Die Induktivität des Erregerkreises der Kom-
mutatormaschine wird aufgehoben mit Hilfe eines rückwirkungslosen
Strom-Spannungs-Transformators und Frequenzwandlers. t
einer Hilfsmaschine) geliefert. Wie oben gezeigt wurde,
muß diese Spannung entweder dem Schlupf oder dem
Strom proportional sein. Eine dem Schlupf proportionale
Spannung kann entnommen werden den Hauptschleif-
ringen der Asynchronmaschine, oder einer Hilfswicklung
im Läufer der Asynchronmaschine über Hilfsschleifringe,
oder einer mit der Hauptwelle gekuppelten Asynchron-
26. September 1929
maschine, deren Ständer mit Netzfrequenz gespeist wird.
Zur Entnahme einer dem Strom proportionalen Span-
nungskomponente ist ein Strom-Spannungs-Transformator
im Primärkreis der Asynchronmaschine erforderlich.
UU
Abb. 2. Gemischte Regelung. Die Kommutatormaschine ist ständer-
erregt und mit der Asynchronmaschine nur elektrisch verbunden, sonst
wie Abb. 23.
Abb. 22 zeigt das Schaltbild der Asynchronmaschine
mit Kommutator-Hintermaschine bei Verwendung einer
läufererregten Kommutatormaschine. Die dem Schlupf
proportionale Spannungskomponente wird den Haupt-
schleifringen entnommen, über eine Frequenzwandler F
auf Netzfrequenz umgeformt und zusammen mit allen
anderen Spannungskomponenten den Schleifringen der
Kommmtator-Hintermaschine zugeführt.
Abb. 23 stellt die Prinzipschaltung dar für den Fall,
daß die Kommutator-Hintermaschine als ständererreegte
Maschine ausgeführt und mit der Asynchronmaschine
mechanisch gekuppelt ist. Die dem Schlupf proportionale
Spannungskomponente ist hier wiederum den Haupt-
schleifringen entnommen, so. daß die Erregerwicklung
einerseits von den Hauptschleifringen der Asynchron-
maschine, anderseits von der läufererregten Kommuta-
tormaschine LK gespeist wird. Der Transformator T
die Induktivität des Erregerkreises der
Dieser Trans-
dient dazu,
Kommutator-Hintermaschine aufzuheben.
formator muß als rückwir-
kungsloser Strom - Span-
nungs-Transformator aus-
geführt werden. Seine Span-
nung muß ebensogroß sein
wie die induktive Span-
nung des Erregerkreises.
Führt man dann diese
Spannung mit entgegenge-
setztem Vorzeichen über
den Frequenzwandler F
den Schleifringen der LK-
Maschine zu, so verhält
sich der Erregerkreis der
Kommutator-Hintermaschine
wie ein solcher mit reinem
Ohmschen Widerstand. In
Abb. 24 ist die Kommu-
tator-Hintermaschine eben-
falls als ständererregte
Maschine ausgeführt, aber mit der Asynchronmaschine nur
elektrisch gekuppelt. In diesem Falle ist eine Belastungs-
maschine B erforderlich, die die Schlupfenergie dem Netz
zuführt bzw. dem Netz entnimmt.
In Abb.25 wird mit Hilfe eines Strom-Spannungs-
Transformators eine dem Strom proportionale Spannung
erzeugt und der Kommutatormaschine zugeführt. Als
solche ist eine läufererregte Kommutatormaschine ange-
nommen. Die Größe des Übersetzungsverhältnisses des
Transformators ist maßgebend für die Stärke der Neigung
der Charakteristik der Maschine.
Abb. 26 zeigt das Schaltbild eines für die Norwegischen
Staatsbahnen (Alnabru bei Oslo) im Jahre 1927 gelie-
ferten Netzkupplungsumformers®. Die Aufgabe dieses Um-
formers besteht darin, vom Werk Raanasfos Drehstrom
+
` e M. Schenkel, Der Netzkupplungsumf Al |
Norwegischen Staatsbahnen. Biemens-Jahrbuch 1929. = EE dar
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
1411
von 50 Hz zu beziehen und ihn in Einphasenstrom von
16% Hz umzuformen, um damit das Wasserkraftwerk
Hakavik zu unterstützen. Auf der 50 Hz-Seite liegt eine
Asynchronmaschine mit Regelsatz, auf der 16% Hz-Seite
ein Einphasen-Synchrongenerator. Der Asynchronmotor
ist ausgeführt für 3300 kW, 6000 V, 50 Hz und
500 U/min, der Einphasengenerator für 4300 kVA, 3000 V,
cos=0,7 und 16% Hz. Die Kommutator-Hinter-
maschine ist als läufererregte Maschine für 300 kW und
Abb. 5. Gemischte Regelung. Die Kommutatormaschine ist läufer-
erregt und mit der Asynchronmaschine direkt gekuppelt. Die Drehung
der Charakteristik wird ınit Hilfe eines Strom-Spannungs-Transformators
im Primärkreis der Asynchronmaschine bewirkt.
maximal 170 V Kommutatorspannung ausgeführt. Ge-
trennt von dem aus Einphasengenerator, Asynchron-
maschine und Kommutator-Hintermaschine bestehenden
Hauptmaschinensatz ist ein Hilfsmaschinensatz aufge-
stellt, der aus 4 Maschinen besteht: aus einem syn-
chronen Antriebsmotor S, einer nach Art einer Asyn-
chronmaschine gebauten Drehfeldererregermaschine DE,
einem Danielson-Umformer DU und einer Gleichstrom-
geil 50 Per
Z20V D wP
m
D
ut
32V
Abb. ge Schaltung des Netzkupplungsumformers Alnabru.
Asynchronmaschine für 50 Hz, 3300 kW und n - 500 U/min.
Einphasengenerator für 16?/, Hz, 4300 KVA, cos — 0,7.
Erregermaschine GE, die den Erregerstrom für die ersten
beiden Maschinen liefert. Abgesehen vom Danielson-
Umformer ist also der Hilfsmaschinensatz ähnlich aus-
geführt wie der in Abb. 18.
1412
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
26. September 1929
Die Drehfelderregermaschine liefert den
strom für die Kommutator-Hintermaschine.
3 Gleichstrom-Erregerwicklungen versehen, von denen 2
Abb. 28. Netzkupplungsumformer Alnabru. Maschinenraum mit Hauptmaschinensatz und
Hilfsmaschinensatz.
ihren Strom aus der Erregermaschine GE beziehen und
die dritte vom Danielson-Umformer. Die beiden von der
Erregermaschine gespeisten Erregerwicklungen haben
aufeinander senkrecht stehende Achsen. Eine Wicklung
dient zur Regelung der Drehzahl, die andere zur Regelung
der Blindleistung der Asynchronmaschine. Die Feldregler,
die die Ströme dieser beiden Wicklungen regeln, wer-
den von rasch arbeitenden mechanischen Reglern be-
einflußt, u. zw. der eine, der vornehmlich auf den
Leistungsfaktor einwirkt, durch einen Eilregler mit
cos p-Relais, der andere, der auf die Leistung einwirkt,
durch einen Thoma-Regler mit Leistungsrelais.
Der Danielson-Umformer wird über seine Schleif-
ringe gespeist von einem Stromtransformator, dessen
Primärwicklung im Ständerkreis der Asynchronmaschine
liegt. Die von dem Danielson-Umformer gelieferte
Gleichstromspanntung wird der dritten Erregerwicklung
der Drehfelderregermaschine zugeführt. Die Achse
dieser Wicklung fällt mit derjenigen der beiden anderen
Erregerwicklungen zusammen, die die Leistung des
Maschinensatz regeln, so daß auch durch den Da-
nielson-Umformer vornehmlich die Leistung verstellt
wird, u. zw. wird durch ihn, wie aus obigem folgt, eine
dee der Charakteristik der Asynchronmaschine be-
wirkt.
Die Asynchronmaschine arbeitet stets mit konstan-
tem Leistungsfaktor (cosg, =1). Die Wirkleistung
wird je nach der Jahreszeit entweder konstant gehalten
Erreger-
Sie ist mit
oder in einem gewissen Verhältnis zu der Leistung des
Wasserkraftwerkes Hakavik eingestellt. Im ersten Falle
wird die Wirkleistung durch den Thoma-Regler in Ver-
bindung mit dem Leistungsrelais ge-
regelt, im zweiten Falle, wo die Cha-
rakteristik des Umformers an die
Charakteristik des Kraftwerkes Ha-
kavik angepaßt werden muß, durch
den Thoma-Regler und den Danielson-
Umformer gemeinsam.
Abb. 27 zeigt den Hauptmaschinen-
satz, Abb. 28 den ganzen Maschinen-
raum mit Hauptmaschinensatz und
Hilfsmaschinensatz. Abb. 29 zeigt den
Wirkungsgrad des Umformers in Ab-
hängiekeit von der Wirkleistungz des
Einphasengenerators.
Abb. 30 zeigt die Asynchron-
maschine eines im Bau befindlichen
Umformers, der zur Kupplung des
16% periodigen Reichsbahnnetzes mit
dem 50 Hz -Kraftwerk Pfrombach
(Bayern) dient. Diese Maschine ist be-
messen für eine generatorische Lei-
stung von 17500 kVA bei cos ọ = 0,8
bzw. eine motorische Leistung von
15 000 kW bei cos ọ = 1. Die Ständer-
spannung beträgt 6300 V, die Frequenz
50 Hz. Die mit der Asynchronmaschine
gekuppelte Einphasenmaschine hat eine
generatorische Leistung von 20 000
kVA bei cos ọ =0,7 bzw. eine moto-
rische Leistung von 15000 kW bei
cosg=1. Die Ständerspannung be-
trägt 6300 V, die
Di
Frequenz 16 % Hz.
Abb. 29. Wirkungsgrad des Netzkupplungsum-
formers Alnabru in Abhängigkeit von der Wirk-
leistung des Einphasengenerators.
Abb. 9. Asynchronmaschine des Netzkupplungsumformers Pfrombach.
Leistung: generatorisch 17500 KYA bei cos = 0,8, motorisch 15 000 kW
bei cos = 1, Frequenz 50 Hz, Drehzahl 350 TU min.
Die Kommutator-Hintermaschine ist ständererregt und
mechanisch gekuppelt. Die synchrone Drehzahl des Ma-
schinensatzes beträgt 250 U/min.
' 26. September 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 1413
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung. kannt ist!. Das mit der Speicheranlage zusammenarbei-
tende Niederdruckwerk bei Hengstey ist bereits fertig-
Stausee und Pumpspeicheranlage Hengstey. — In gestellt und in Betrieb.
Westfalen ist zur Zeit eine der größten Pumpspeicher- In einem umfangreichen Aufsatz gibt Dipl.-Ing.
anlagen im Bau, nämlich die Anlage am Kleff, die auch Spetzlerinder Zeitschrift „Wasserkraft und Wasser-
unter dem Namen Speicheranlaze Hengstey-Herdecke be- wirtschaft” einen Überblick über die Entwicklung der
Speicherbecken
A AA 260
SEE IDCHH
wasserschlBW ZA Festpunkt 1
ees,
ernus
l. Kohrbahn
ee
\ rechts Projekte für die beiden An-
lagen und eine Beschrei-
bung der bisher ausgeführ-
ten Bauarbeiten.
Absponnmast für die Vor allem ist die Fest-
220 kV-Leitung stellung von Interesse, daß
die beiden Anlagen nicht
allein zum Zwecke der
Kraftzewinnung gebaut
HÀ werden, sondern ein we-
sentlicher Zweck derselben
Freiluffschaltanlage die Klärung des Ruhrwas-
Turbinen- u. Pumpenhaus , sers darstellt. Die Ruhr
es SA dient bekanntlich zu einem
SEN, Kan". EHEN omg `" i großen Teil der Wasser-
u name ee a Se i versorgung des Ruhrgebic-
Ennn nnna
gz tes; es werden ihr jährlich
= S ` r€ z H 3 ncco
PED u D KH E = etwa 500 Mill mi Wasser
CTET S 2 e ch : entnommen, wovon der
` L ra j — zen EE ER WE we e: "F r a DN m e eh
uam =_e k al Sg weitaus größte Teil, näm-
N Kn omg os op een em. omg ae sm wens — e — -m wm — — — — ` mg. wm" 7 e E e
Le Se Ee e ee eet lich etwa 85%, Brauch-
d ’gqsspr AT oe ON =
Maschinanselza = wasser, der Rest Trink
Abb. 2. Speicherbecken mit Rohrleitungen und Krafthaus. t Vgl. ETZ 1927, S. 946.
1414
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 39
286. September 1929
wasser ist. Bei solchen Wassermengen spielt die Rein-
haltung bzw. Klärung eine große Rolle, wozu noch vor
allem kommt, daß die Entnahme selbst auf Schwierigkei-
ten stößt, wenn allmählich eine derartige Verschmutzung
der Flußsohle eintritt, daß nicht mehr die notwendige
Wassermenge durch die Flußsohle zu den Filtern zu-
fließt. — An der Verschmutzung der Ruhr trägt die
Lenne den größten Teil bei, die in der Nähe von Hensstey,
unterhalb Schwerte, in die Ruhr einmündet. Die Lenne
enthält durch die ihr zufließenden Abwässer große Mengen
von sauren Eisenverbindungen, die sich in der Lenne
selbst noch in Lösung befinden. Bei der Vermengung
von Lenne und Ruhr treten jedoch Ausfällungen ein, da
die Ruhr überwiegend alkalische Bestandteile aus den
Papierfabriken usw. enthält. Die Verschmutzung der
Ruhr macht sich um so nachteiliger für die Wasserent-
nahme bemerkbar, je länger kein Hochwasser eingetreten
ist, > eine natürliche Reinigung der Flußsohle her-
vorruft.
Um diesen Schwierigkeiten in der Wasserbeschaffung
abzuhelfen, tauchte der Plan auf, nach der Einmündung
der Lenne in der Ruhr eine Flußkläranlage zu bauen. An
eine derartige Anlage war vor allem die Anforderung
zu stellen, daß die Durchflußzeit so reichlich bemessen
ist, daß ein Ausfällen der schädlichen Bestandteile
möglich war, wozu vor allem auch noch eine möglichst
geringe Wassergeschwindigkeit notwendig ist. Es mußte
also ein verhältnismäßig großes Becken geschaffen wer-
den. Das erste Projekt, das im Jahre 1922 vom Ruhrver-
band zusammen mit der Siemens-Schuckertwerke A CG.
Berlin, aufgestellt worden ist, sah in der Nähe des Dor-
fes Hengstey den Bau eines Wehres in der Ruhr vor,
durch den der Ruhrwasserstand um 4,5 m gehoben wer-
den sollte; dadurch wäre ein Klärbecken mit einem Fas-
sungsraum von 1,1 Mill m? entstanden.
zeit bei Niedrigwasser hätte 31 h, bei Mittelwasser 5% h
betragen; außerdem hatte man, um eine innige Mischung
von Lenne- und Ruhrwasser zu erreichen, besondere Vor-
richtungen geplant. Die Wassergeschwindigkeit in die-
sem Becken wäre bei Mittelwasser 24 emile bei Niedrig-
wasser 4,3 cm/s gewesen, u. zw. in der Nähe der sog. Fun-
kenburg. Vor dem Wehr wäre diese Geschwindigkeit
auf 10 bzw. 2,1 cm/s herabgesetzt worden. Um die Kosten
für diese Anlage, die allein nicht wirtschaftlich gewesen
wäre, erträglich zu machen, war vorgesehen, am Wehr
eine Kraftanlage einzubauen, die eine Jahresarbeit von
12 Mill kWh ergab. Dieser Plan, der während der Infla-
tionszeit aufgestellt wurde, konnte jedoch nach der Rück-
kehr zur Goldrechnung nicht mehr durchgeführt werden,
da die Wasserkraftanlage bei dem niedrigen Gefälle,
das hier zur Verfügung gestanden hätte, nicht wirtschaft-
lich gewesen wäre und die Mehrkosten, die durch den
Einbau der Zentrale erwachsen wären, kaum gedeckt
hätte. Im Jahre 1923 wurde daher ein zweiter Plan auf-
gestellt, der sich vom ersten in der Hauptsache dadurch
unterscheidet, daß das Krafthaus etwa 1,2 km stromab
verlegt worden ist, wobei das Wehr an der ursprünglich
vorgesehenen Stelle liegen geblieben wäre und die Ver-
bindung zwischen Wehr und Krafthaus durch einen Ober-
graben hergestellt werden sollte. Durch das nunmehr zur
Verfügung stehende größere Gefälle wäre der Kraftze-
winn fast auf das Doppelte angewachsen, während die
Baukosten nur um etwa 30 % angewachsen wären. Dieser
neue Plan, der gegenüber dem ersten Projekt wesentliche
Vorteile aufzuweisen hatte, kam nicht zur Ausführung,
da die Stadt Hagen den Ausbau einer Finheitstufe bei
Herdecke nicht wünschte und den Ausbau in zwei Stufen
bei Hengstey und Herdecke beschloß. Dadurch traten
zwar wesentliche Mehrkosten ein, die jedoch letzten En-
des vom Ruhrverband übernommen werden konnten, weil
auf Grund von Verhandlungen mit den als Stromabneh-
mer in Betracht kommenden Elektrizitätswerken der Bau
einer Pumpenspeicheranlage in Hengstey ermöglicht
wurde. Durch diese Pumpenspeicheranlage ist cs mög-
lich, aus Abfallstrom hochwertigen Spitzenstrom zu ge-
winnen, der zu einem wesentlich höheren Preis abgesetzt
werden kann. Somit wird durch den Bau der Nicder-
druckanlage Hengstey und der Pumpenspeicheranlare er-
möglicht, eine Kläranlage zu schaffen, die allen Anforde-
rungen gewachsen ist. Dabei soll im vorliegenen Fall
der Abfallstrom aus Werken des Rheinisch-Westfälischen
Elektrizitätswerkes bezogen werden. Das Prinzip der-
artiger Pumpenspeicheranlagen ist allgemein bekannt‘.
Das endeültige dritte Projekt (s. Abb. 1), das nun-
mehr zur Ausführung kommt, sicht außer der Flußklär-
anlage mit Kraftwerk ein Speicherbecken vor von 1,2 Mill
m? Inhalt am sog. Kleff auf den Höhen des Ardey-Gebir-
1 Ygl. ETZ 1927. S. 924.
Die Durchfluß- -
ges. Von dieser Speicheranlage (s.Abb. 2) führt ein Stol-
len und eine Druckrohrleitung, bestehend aus vier Roh-
ren von je 3 m Dmr. zum Krafthaus. Die größte Betriebs-
wassermenge beträgt 22 m?/s; die größte Wassergeschwin-
digkeit wird etwa 6 m betragen. Der in dieser Anlage
erzeugte Spitzenstrom wird durch die Leitungen des
Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerkes dem Versor-
gungsgebiet zugeführt. Geplant ist, daß während 14 Nacht-
stunden 24 m?/s in das etwa 160 m höher gelegene Spei-
cherbecken aus dem Staubecken der unteren Anlage hoch-
gepumpt werden; während der 6..10 Tagestunden soll
der Spitzenstrom erzeugt werden, wobei bis zu 56 m’?/s in
die Ruhr zurückgeleitet werden. — Durch das Staubecken
der unteren Anlage ist es möglich, einen Auseleich der
abfließenden Wassermengen zu schaffen, so daß für die
Unterlieger keine Störungen eintreten, was bei der Größe
des unteren Beckens mit Sicherheit zu erreichen ist, ins-
besondere da dieses Becken gegenüber dem ersten Ent-
wurf von 1922 vergrößert wurde durch Überstauen des
Ruhrvorlandes zwischen Wehr und Lennemündung. Durch
diese Vergrößerung wird erreicht, daß die größte Ge-
schwindigkeit in der Flußkläranlage 20 cm/s nicht über-
schreitet. Die Durchflußzeit bei mittlerem Niedrigwas-
ser beträgt nunmehr 26 h, so daß damit zu rechnen ist,
daß die Klärwirkung eine vollständige ist.
Die Wehranlage beim Dorf Hengste ist als Walzen-
wehr ausgebildet mit einem anschließenden etwa 300 m
langen Damm. Es sind vier Walzenwehre von je 30 m 1. W.
bei einem Walzendurchmesser von 450 m vorgeschen.
Davon sind in den zwei linken Öffnungen die Verschlüsse
als Versenkwalzen mit einer Absenkhöhe von 1,80 m aus-
gebildet; die beiden rechten Walzen sind normale Wal-
zen, die nur gehoben werden können. Es kann durch die
vier Öffnungen die maximale Hochwassermenge der Ruhr
mit 2450 m?/s abgeführt werden. Unterhalb der Walzen
ist auf 40 m Länge ein Tosbecken angeordnet aus Beton
mit einbetonierten Blöcken. Für die Ausbildung dieses
Tosbeckens wurden Modellversuche durchgeführt. Der
Abschlußdamm bildet die Verbindung mit dem Kraftwerk
und hat, wie bereits erwähnt, eine Länge von 300 m mit
Böschungen von 1:2,5 bei einer Kronenbreite von 15 m.
Zur Entschlammung der Flußkläranlage ist vorge-
sehen, daß der sich ablagernde Eisenschlamm durch einen
Saugbagger entfernt wird. Für das Laufwerk am Wehr
können folgende Angaben gemacht werden:
Gefälle bei Mittelwasser H = 4,5 m
Wassermenge ER Q = 30 m?’s
Leistung u ee N = 1400 PS
Umdrehungen . . . . .. n = 125lmin
Es sind zwei Kaplan- und eine einfache Propeller-
turbine eingebaut. Das Schalthaus ist auf den Unterbau’
der langen Saugschläuche gesetzt. Die Anordnung der
Turbinen, die von Escher Wyß & Co., Ravensburg, ge-
liefert sind, ist so getroffen, daß die einfache Propeller-
turbine in der Mitte und zu beiden Seiten die Kaplantur-
binen stehen; der Achsabstand ist gleichmäßig 9,3 m. Die
Betätigung der Leitschaufeln erfolgt hydraulisch durch
Öldruck. Jede Turbine ist mit einem Schirmgenerator ge-
kuppelt, die von der Siemens-Schuckertwerke A.G., Berlin,
geliefert sind. Jeder der drei Schirmgeneratoren hat eine
Leistung von 1400 kVA bei einem cos ọ von 0,7. Die Ma-
schinenspannung beträgt 10000 V. Die drei Generatoren
arbeiten parallel auf ein doppeltes Sammelschienensystem.
Für das Speicherkraftwerk sind in dem Krafthaus,
das am Ufer des unteren Sees errichtet wird, vier Ma-
schinensätze mit horizontaler Welle vorgesehen. Jeder
Satz besteht aus Turbine, Pumpe und Motorgenerator.
Je eine Turbine und eine Pumpe sind an dieselbe Druck-
rohrleitung angeschlossen. Das mittlere Nutzgefälle be-
trägt 154 m, wobei die Turbinen je 22 m?/s schlucken bei
einer Leistung von 37500 PS. Die Drehstromxeneratoren
haben eine Leistung von 35 000 kVA; als Motoren leisten
sie 46000 PS. Die Schaltanlagen bestehen aus einer ge-
schlossenen 10 kV- und einer offenen 100 KV-Anlage.
Das Speicherbecken besteht aus einer rd. 1400 m lan-
een Betonmauer, deren Höhe zwischen 5 und 30 m wech-
selt. Mit den Bauarbeiten für das Speicherkraftwerk ist
seit einigen Monaten begonnen. Das zweite Laufwerk bei
Herdecke wird zur Zeit noch projektiert. (S. Spetzler,
Wasserkr. u. Wasserwirtsch. 1928, S. 327.) Weh.
Spannungsregelung bei der Detroit Edison Com-
pany. — Die Verantwortung für einwandfreie Spannung
des Detroit - Edison - Elektrizitätswerkes (Spitze von
448000 kW im Jahre 1927 bei einer Abgabe vən über
2MrdakWh) von den Sammelschienen bis zur letzten
Brennstelle liegt in den Händen eines Ingenieurs; Be-
lastungschwankungen dürfen keine Spannungschwankun-
26. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
1416
gen hervorrufen. Trotz starker oder leichter Belastung
der Kraftwerke wird Über- oder Unterspannung ver-
mieden. Die Spannungen in den Kraftwerken werden
mit der einen Ausnahme der Verteilung der Blindströme
auf die Werke über die 24h des Tages konstant gehal-
ten. Die Generatorspannungen werden also nicht, den
Belastungen des Netzes entsprechend, geregelt. Die Span-
nungen in den einzelnen Netzteilen werden durch An-
zapftransformatoren in den Netzstationen bzw. durch
Synchronmotoren, die an den Enden langer Übertragungs-
leitungen liegen, geregelt. Ausdrücklich sei bemerkt, daß
die Synchronmotoren mehr der Spannungsregelung als der
Regelung des Leistungsfaktors dienen. Die Synchron-
motoren werden nicht den eingetragenen Belastungen
sondern den Spannungen an den in Frage kommenden
Punkten entsprechend von einem Beamten der Trans-
formatorenstation geregelt. Der Beamte erhöht oder er-
niedrigt die Belastung des Synchronmotors oder schaltet
die Einheit sogar völlig aus, je nach dem Spannungs-
zustand.
Die Netzspannung wird durch registrierende Instru-
mente und periodisches Prüfen kontrolliert. Die Sam-
melschienen-Spannungen der Kraftwerke werden jede
halbe Stunde gemessen. Die Sammelschienenspannungen
der großen Schaltstationen werden genau beobachtet, und
jede Abweichung von der Normalspannung wird sofort
dem verantwortlichen Betriebsmann berichtet. In Schalt-
stationen mit Wärtern wird ein Satz Spannungs- und Be-
lastungsmessungen an drei Tagen jeder Woche genom-
men, morgens früh um 10h und abends während der
Spitze. Diese regelmäßigen Spannungskontrollen werden
durch registrierende Voltmeter in selbsttätigen Schalt-
stationen ergänzt. E
Die Aufgabe des Betriebsmannes ist es, diejenigen
Transformatorenanzapfungen zu bestimmen, welche in
den Schaltstationen für die ZRegeltransformatoren in
Frage kommen, und die Anzapfungsänderungen bei ver-
schiedenen Belastungsbedingungen anzugeben. Die Nor-
malanzapfungen liegen in Schritten von 2% ...10 % über
oder unter Normalspannungen. Die Spannung der Über-
tragungsleitungen wird so konstant wie möglich gehal-
ten. Die Regelung der Verteilungspannung wird durch
Induktionsregler für Einzelleitungen oder an Transfor-
matoren-Speiseleitungen vorgenommen. Diese Regler
sollen für alle Spannungschwankungen ausreichen. Es
wird also kein Versuch gemacht, die Spannungsänderun-
een durch Regelung der Übertragungspannung vorzu-
nehmen. (P. C. Hubbard, El, World Bd. 91, a
Elektromaschinenbau.
Neunphasen-Einankerumformer. — Die Stromwärme-
verluste und die MMK-Pulsationen einer Einankerumformer-
Ankerwicklung nehmen bekanntlich mit steigender Phasen-
zahl ab. Badham vergleicht im J. Inst. El. Engs.
den 6-, 9- und 12phasigen Einankerumformer miteinander
und weist auf die günstigen Stromwendebedingungen des
Neunphasenumformers hin. Die Vergleichszahlen sind in
Zahlentafel 1 zusammengestellt.
Die Ausnutzung der Umformer steigt bei gleichen
Stromwärmeverlusten des Ankers mit wachsender Phasen-
zahl. Ferner verkleinert sich der Unterschied der erzeugten
Stromwärme in den einzelnen Ankerleitern. In der Zahlen-
tafel ist das Verhältnis des Höchstverlustes im Stabe am
Phasenende (Schleifringanschluß) zum mittleren Verlust
bei cos ọ = 1 angegeben.
Zahlentafel 1.
Phasenzahl `, . . . . 2. 2..
Ausnutzung . . . 2... 100 | 120 | 129
SE BE BR BE
MMK-Schwankung |
a) bez. auf resultierende MMK
Dal 628 | 66 14,9
b) bez. auf Gleichstrom-MMK | | SW
in der Neutralen . . 0% 119 | 12% | 282
Für die Stromwendung ist das Feld in der Wende-
zone von Bedeutung, das von der Differenz-MMK des in
der Ankerwicklung entgegengerichteten Gleich- und
Wechselstromes hervorgerufen wird. Der Verfasser ana-
lysiert rechnerisch und zeichnerisch die Wechselstrom-
MMK-Kurve, die im Neunphasen-Umformer die kleinsten
Schwankungen in der Stromwendezone aufweist. Die
Untersuchung bezieht sich einmal auf eine gleichförmig
verteilte Zweischichtenwicklung mit unverkürztem Wick-
lungschritt (s. Tafelwerte), zum anderen wird die Nutung
und Schrittverkürzung berücksichtigt.
Die durch Zahnpulsationen hervorgerufenen Schwan-
kungen der Gleichspannung werden vermindert, wenn
man eine durch die Polzahl 2p nicht teilbare Nutzahl N
ausführt. Da für symmetrische Wicklungen N durch
m -a teilbar sein muß, erhält man für Schleifenwicklungen
(p =a) die Forderung —, - = ungerade Zahl, die nur
bei einer ungeraden Phasenzahl wie m = 9 erfüllt wird.
Wegen der geringen Abweichung der Wechselstrom-MMK-
Kurve von der Sinusform sind die Spannungschwankungen
beim Neunphasen-Umformer auch bei Nichtübereinstim-
mung der Wellenform von Netz- und induzierter Spannung
am kleinsten.
Das Anlassen des Neunphasen-Umformers geschieht
wechselstromseitig über 3 Phasen mit Anwurfmotor. Die
Spannung kann wie bei
einem Sechsphasen-Um-
former geregelt werden.
Zu beachten ist, daß die
Drosselspulen oder Dreh-
transformatoren beim
Einbau zwischen Trans-
formator und Umformer
neunphasig ausgeführt
sein müssen, was für
den Drehtransformator
eine wesentliche Kom-
plizierung und Verteue-
rung bedeutet. Die neun-
phasige Ausführung
könnte umgangen wer-
den, wenn die Regel-
organe dreiphasig zwi-
schen Netz und Trans-
formator geschaltet wür-
den. Das ergäbe aber
bei großer Regelung einen teueren Transformator.
Für den Transformator gibt der Verfasser als gün-
stigste Schaltung die in Abb. 3 dargestellte an, die gegen-
über dem Sechsphasen-Transformator nur 3 % mehr Kupfer
erfordert. Die Spannungen und Effektivströme der ein-
zelnen Transformatorwicklungen, bezogen auf die Gleich-
spannung Eg und den Gleichstrom Je sind in der Zahlen-
tafel 2 aufgeführt.
Zahlentafel 2.
Abb. 3. Schaltung des Neunphasen-
Transformators.
Wieklung. . . . a po D
Spannung: Ee 0,262 | 0262 | 0214 | 0,140
Strom: Ig ..... 0,314 | 0314 | 0,14 | 0,796
Wenn auch die günstigen Kommutierungs- und Erwär-
mungsverhältnisse des Neunphasen-Einankerumformers
unverkennbar sind, so dürfte doch nach Meinung des Be-
richters die mögliche Leistungsteigerung nicht die ent-
stehenden Mehrkosten für Umformer und Transformatoren
und die Einschränkung in der Spannungsregelung auf-
wiegen. Außerdem stehen die Transformator-Teilspannun-
gen in keinem kleinen ganzzahligen Verhältnis zueinander
(28 : 28 : 23 : 15 würde sehr nahe kommen, 4:4:3:2 gäbe
schon merkliche Abweichungen), so daß Schwierigkeiten
in der Wicklungsaufführung auftreten würden. Die Be-
deutung, die Badham dem Neunphasen-Umformer „für hohe
Spannungen” beimißt, ist inzwischen durch die schnelle
Entwicklung des Großgleichrichters erheblich abgeschwächt
worden. (Badham, J. Inst. El. Engs. London Bd. 66,
S. 1163.) Zrn.
Ersatzschaltungen für Spartransformatoren und sekun-
där angezapfte Transformatoren. — MacLeod gibt eine
Anwendung der von A. Boyajian! entwickelten
Theorie auf angezapfte Transformatoren, die natürlich
einen etwas verwickelteren Ersatzstromkreis erfordern.
Zu allererst wird die Vereinfachung eingeführt, den
Magnetisierungstrom und den Leerlaufverlust zu vernach-
lässigen, da das nicht nur den üblichen Voraussetzungen
entspräche, sondern tatsächlich die Endergebnisse nur un-
wesentlich beeinflusse. Die Gleichungen, die aus den meß-
baren scheinbaren Widerständen Z,, Za Ką, K, die Be-
stimmungstücke des vollständigen Ersatzstromkreises zu
errechnen gestatten, vereinfachen sich für Z,= œ,
e SS A.Boyajian, Gen. El. Rev. Bd. 32, 8. 110; Referat ETZ 1929,
e?
1416 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39 26. September 1929
Ss, d.h. für vernachlässigbar kleine Leerlauf- zurückführen wird, indem man alle scheinbaren Wider-
ströme auf stände mit dem Quadrat der Übersetzung multipliziert und
( 1 J= 1 1 dann die Transformatoren durch einfache scheinbare
Xa) "KE KE, Widerstände ohne transformatorische Eigenschaften, die
und S , im Leitungstrang in Serie geschaltet werden, ersetzt.
i—i 1 1 1:1 Die Behandlung der Theorie wird in den Arbeiten
Xe Ke Xa Xe E Xa
da in diesem Falle nur der Ersatz mit einem in Dreieck
geschalteten Stromkreis in Frage kommen kann, weil die
Sternschaltung zu unendlich großen Gebilden führen
würde (Abb. 4).
Primörseite
Sehundörseite
/rimörseite
Ahb.5. Ersatzstromkreis für Trans-
formatoren mit Übersetzung 1:1
und Anzapfungen auf der Sekundär-
seite.
Alb, A Ersatzstromkreis für
Transformatoren bei Ver-
nachlässigung der Leerlauf-
ströme.
Man kann mit Vorteil die Windungsübersetzung m
in die Rechnung einführen. Setzt man voraus, daß m stets
> list, daß also die Unterspannung ale die primäre an-
gesehen wird, so kann bekanntlich, wenn die Kurzschluß-
spannung €, % beträgt,
—, "A SS e
N k
gesetzt werden, wo nun 100 Z der dem vollbelasteten
Transformator entsprechende, auf die Primärspannunz
bezogene scheinbare sekundäre Belastungswiderstand ist.
Wie leicht zu erkennen, ist
K,=zm?KR,=m?Ze,
Lg = Së gd
und daraus 2
Xa = mZ ek
und a
m- a m
Xz -zZ 2 Aoa Z lgan y
b ie D E e S k ui?
wo nun Xa und Xe scheinbare induktive Widerstände mit
positiven Ohmschen Anteilen sind, b dagegen wegen
eeines negativen Vorzeichens aus einem Kondensator-
widerstand und aus einem negativen Ohmschen Wider-
stand zusammengesetzt gedacht werden muß.
Dieser Stromkreis hat tatsächlich einen unendlichen
Widerstand für Spannungen, die zwischen AB, BC, CA
wirken, weil
1
Z = -~ = 00
1 Si 1
An Aat Xe
1
du —- zo,
ea I. 1l
Xe No + Xa
1
a is,
1 Ges SE
Na Xe + Xb
d. h. der Ersatzstromkreis ist ein genau abgeglichener
in seiner
negativen
dämpfungsloser Resonanzkreis, weshalb auch
Aufstellung die physikalisch unmöglichen
Widerstiinde erforderlich sind.
Die Untereuchnng wird auf einen angezapften Trans-
formator erweitert, oder da, um einen zusammenhängen-
den Stromkreis zu erhalten, nur vier Klemmen vorhanden
sind, auch auf einen entsprechend verbundenen Dreiwick-
lunestransformator (Abb. 5). Trotzdem diese Unter-
suchung einen vereinfachten Stromkreis voraussetzt, in
dem die höchste Sekundärspannung gleich der Primär-
spannung gewählt wird, sind die Gleichungen zur Be-
stimmung der Stücke des Ersatzstromkreises reichlich
verwickelt, und man erkennt weder hier noch in einigen
anderen vom Autor behandelten Sonderfällen einen prak-
tischen Erfolg der vorgeschlagenen neuen Methode. Man
gewinnt den Eindruck, daß die Verwendung der vollstän-
digen Ersatzstromkreise für Transformatoren, die also
auch transformatorische FKigeonschaften haben, nur selten
Vorteil bietet und daß man nach wie vor zur Berechnung
der Strom- und Spannungsverteilung in durch Trans-
formateren gekuppelten Leitungsnetzen zuerst alle Größen
auf die Spannung des einen Netzes, etwa des primären,
von Mac Leod und Boyajian durch die unzweckmäßige Be-
zeichnung, die auch oft geändert wird, nicht unwesentlich
getrübt und das Verständnis durch das Vorausschicken
von Zahlenbeispielen eher erschwert als erleichtert. Es
mutet auch sonderbar an, daß, wie in vielen amerikani-
schen Abhandlungen, dem Autotransformator eine ihm
durch die Theorie und durch die Praxis nicht gerecht-
fertigte Sonderbehandlung zuteil wird. (MacLeod, Gen.
El. Rev. Bd. 32, S. 120.) Zel.
Neue Großturbinen für Paris. — Im Werk St. Deni-
der Pariser Elektrizitätswerke, der Société d’Electrieit«
de Paris, wird z. Zt. ein neuer Großkraft-Turbosatz auf-
gestellt, der bei 3000 U/min eine Leistung von 50 000 kW
bei cos ọ = 0,8, d. h. 62500 kVA abgibt. Die dreigehäusire
Alsthom-Belfort-Turbine arbeitet mit Dampf von 55 atü
bei 465° Eintrittstemperatur. Dieser Maschinensatz ge-
hört zu den größten mit dieser Drehzahl laufenden Ein-
heiten des Kontinents. fi
Apparate.
Der Deion-Schalter für Motoren. — In unserem ersten
Bericht über den Deion-Schalter! war erwähnt worden.
daß das Prinzip dieses Schalters auch für Niederspannung
bereits praktische Anwendung gefunden habe. Ein spe-
ziell für Motoren bestimmter Selbstschalter mit Bogen-
löschung nach dem Deion-Prinzip wird von Baker und
Abb.7. Platte der Entionisierunes-
kammer.
Abb. & DeTon-Motorschalter. Abb. 8. Abschalt-Oszillogranım.
Ellis beschrieben. Dieser Schalter ist für Spannungen
von 440...600 V bestimmt und unterscheidet sich von der
Hochspannungstype dadurch, daß kein Fremdmagnetfeld
nötig ist, um den Bogen in den Plattensatz zu treiben, und
daß der Bogen nicht rotiert: die Platten sind infolge-
dessen nicht kreisförmiz sondern rechteckig geformt
(Abb.7). Abb.6 zeigt schematische Schnitte des Schal-
ters. Der Bogen bildet sich in der Kammer zwischen dem
festen Kontakt 1 und dem beweglichen Kontakt ?. Der
durch Kontakte und Boxen fließende Strom besitzt ein
durch Punkte und Kreuze in kleinen Kreisen am Bogen
anzedeutetes Magnetfeld und erzeugt ein Feld in dem
U-förmigen Eisenjoch 3, angedeutet durch Punkte und
Kreuze bzw. gestrichelte Linien. Es liegt also gewisser-
maßen ein Blasfeld mit einer Windung vor, das den
Bogen mit mäßiger Geschwindigkeit zwischen die Plat-
ten 4 treibt. Die Platten bestehen aus Kupfer und sind,
wie bei dem Hochvoltschalter, 1,6 mm dick; Abb.7 zeigt
die Seitenansicht einer Platte. Bei stärkeren Strömen ist
der Bogen vorm ersten Nulldurchgang bereits in den Plai-
tensatz getrieben und erlischt dort; bei schwachen Strö-
men ist die Bewegung des Bogens durch das Magnetfeld
zu langsam, er hat beim ersten Nulldurchgang das Innere
des Plattensatzes noch nicht erreicht, kann aber schon
allein durch die Löschwirkung des engen Schlitzes unten
an den Platten auslöschen. Nur bei sehr schwachen
Strömen wird mehrmals Rückzündung auftreten. Das
Oszillogramm einer Abschaltung zeigt Abb.8: der Bogen
(LIA 19%, S. 686.
26. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
1417
erlischt hier erst nach 3 Halbwellen, die Bogenspannung
bleibt jedoch niedrig und verhältnismäßig regelmäßig.
Versuche wurden .bei 450 ... 615 V mit Strömen bis zu
2500 A vorgenommen und ergaben sehr befriedigende Re-
sultate. Den Verlauf der Erwärmung des Schalters bei
starker Beanspruchung zeigt Abb.9. Die Temperaturen
I Temperatur im Gehäuse
II Temperatur direkt über dem
Schalter
Abb. 9. Temperaturen eines
-- Schalters (für 40 PS-Motor) bei
hoher Beanspruchung durch
Aus-Ein-Aus-Schalten.
bleiben in mäßigen Grenzen, und die Lebensdauer des
Plattensatzes ist allgemein höher anzusetzen als die der
übrigen Teile des Schalters.. Als besondere Vorzüge
rühmen die Verfasser den geringen Platzbedarf bei hoher
Belastbarkeit, die große Betriebsicherheit auch bei star--
ken Überlastungen und das Fehlen großer Schaltflammen.
Der Deion-Niederspannungschalter ist bereits .seit etwa
2% Jahren gebaut und in zahlreichen Betrieben erprobt
worden; auch in dieser praktischen Prüfungszeit hat sich
der Schalter bewährt. (B. P. Baker und D. Ell
The Electric Journ. Bd. 26, S. 337.) Wi.
Beleuchtung.
Osram-Opal-Soffitten-Lampen.. — Die neuzeitliche
Raumkunst bevorzugt Leuchtgeräte in möglichst einfacher
und klarer Linienführung. Dieser Stil-
richtung entspricht die schlanke, gerad-
linige Form der Soffitten-Lampe, die in-
folge der geradlinig langgestreckten An-
ordnung des Leuchtdrahtes über eine sehr
gleichmäßige Lichtverteilung verfügt.
Wenn aber die Lampe als sichtbare
Lichtquelle verwendet wird, darf sie
nicht blenden. Deshalb stellt die Osram-
Gesellschaft jetzt Soffittenlampen mit
Opalglaskolben her, die hinsichtlich licht-
streuender Wirkung, Farbe des Lichtes
und weicher Schattenbildung den überall
schon bekannten und benutzten Osram-
Opal-Lampen gewöhnlicher Form gleich-
kommen. Die neue Lampe wird für Lei-
stungsaufnahmen von 40 und 60W in
zwei Ausführungsformen angefertigt. Die
eine hat beiderseitige Metallkappen wie
die bisher gebräuchlichen Soffittenlam-
pen, während die andere mit einem nor-
malen Edison-Sockel zum Einschrauben
in die allgemein gebräuchliche Fassung
ausgerüstet ist. Diese neue Form, die
hier abgebildet ist (Abb. 10), verdient be-
sondere Beachtung. Sie darf zwar aus
technischen Gründen nur in senkrechter
Stellung verwendet werden, aber diese
Verwendungsart ergibt sich ohnehin aus
ihrer schlanken Kerzenform. Technische
Bedingung und ästhetische Forderung
haben hier das gleiche Ziel. fü.
Abb. 10. Opal-
Soffitten-Lampe.
Heizung. Öfen.
Erzielung einer möglichst gleichbleibenden Tempera-
tur bei Warmwasserspeichern. — Wenn man Warmwasser-
speicher mit Nachtstrom betreibt, kann es vorkommen, daß
die Wassertemperatur je nach der Wasserentnahme star-
ken Schwankungen unterworfen ist. Man kann in solchen
Fällen einen Hilfspeicher aufstellen, der im Bedarfsfalle
mit Tagstrom betrieben werden kann, oder man macht den
Warmwasserspeicher von vornherein so groß, daß er für
die höchste in Frage kommende Wasserentnahme aus-:
reicht. Der Hilfsammler bedeutet aber eine zusätzliche
Geldausgabe, und die Vergrößerung des Wasserspeichers
hat nicht nur eine Erhöhung des Anlagekapitals sondern
auch Erhöhung der Betriebskosten zur Folge, da der
größere Behälter auch höhere Verluste: verursacht.
is,
L. A. Williams beschreibt nun die Ausführung
eines Warmwasserspeichers von 2701 für 1,5 kW mit zwei
Heizkörpern, von denen der eine (1 kW) mit seinem Ther-
mostaten durch eine Schalt-
- uhr betätigt wird, die auf
die Zeit von 728 abends bis
qh früh eingestellt ist;
der andere Heizkörper (0,5
kW) mit seinem. Thermo-
staten ist ohne Schaltuhr
an die Leitung angeschlos-
sen (Abb. 11’u. 12). Abb. 13
zeigt das Ergebnis einer
Wochenaufnahme. Die
Kurven Tir T, und T3
stellen den Verlauf der
Temperatur an den in
Abb.1 mit 7, T, und T;
bezeichneten Stellen dar.
Aus dem Verlauf der Was-
sertemperatur T, oben am
Behälter ist ersichtlich,
daß der Thermostat b ab-
schaltet, wenn die Fem-
peratur bis 65° gestiegen
ist; die Einschaltung er-
folgt, wenn die Tempera-
tur auf 57° gesunken ist.
Vermöge der Lage des
Heizkörpers d und seincs
Thermostaten braucht nur
eine verhältnismäßig
a Wasserauslaß kleine Wassermenge um
b oberer Thermostat wenige Grade erwärmt zu
e nterer i werden, so daß eine rasche
d oberer Heizkörper Regelung möglich ist. Des
e [unterer -„ Morgens ist die Tempera-
tur annähernd 65°; sie
fällt dann während des
Tages infolge der Wasser-
entnahme etwas, aber nur
einmal (Mittwoch 10h
abends) unter 48°. Der
f Weassereintritt
g Entwässerungsöffnung
D, Ta Ts Thermometer
Abb. 11. Warmwasserspeicher
mit 2 Heizkörpern.
registrierende Strommesser
Leistungsmesser
Schaltuhr
oberer Thermostat
unterer a
oberer Heizkörper
unterer Ar
D we ae Gr e
Abb. 12. Schaltung der Heizkörper.
Montag Dienstag Mıiftwoch Donnerst Freitag Sonnabend
SaF INAN | E ANA HN
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ape Tageszeit
be 09
Wasser -Temperatur ?
REN
e $ Š
—>L Wasser -Verbrauch
e
Abb. 13. Betriebskurren während einer Woche (die schraffierten Flächen
stellen die Zeit dar, während der die Heizkörper eingeschaltet waren).
1418
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
26. September 1929
Grund hierfür ist die Entnahme von rd. 360 1, welche die
Normalleistung um 901 übersteigt. Der Versuch hat er-
geben, daß es bei diesem Verfahren möglich ist, reichlich
Wasser zu entnehmen und trotzdem als Betriebstrom vor-
wiegend Nachtstrom zu verwenden. 86 kWh wurden im
Laufe der Woche zwischen 7 b abends und 7 h morgens ver-
braucht und nur 11 kWh während der Tageszeit zwischen
7b morgens und 7 h abends. (L. A. Williams, El. World
Rd. 92, S. 215.) Ka.
Installation.
Schlitz-Anschlußklemme. — Die von der Firma H.
Friedrich, Jena, entwickelte Schlitz - Anschlußklemme
(DRGM. und DRP. angem.) wird durch Abb. 14 veranschau-
licht. In der mit dem Isoliermantel a versehenen Mutter e
ist der Druckteil b durch einen Sprengring f frei gelagert
und wird im Schlitz des Klemmenkopfes e geführt. Dieser
ka
ANN
ZE
LLLLALLLLLLLLE.
NN
LG
BALLON HE
RE WO
oben: Aufsicht auf die Mantelmutter von unten
unten: Aufsicht auf den geschlitzten Klemmenbolzen
Abb. 14. Schlitz-Anschlußklemme.
Klemmenkopf trägt eine Isolierkappe d, durch welche er
vor zufälliger Berührung geschützt ist. Durch einfaches
Drehen der Mantelmutter wird der anzuschließende Leiter
geklemmt oder gelöst. Ein Kanten des Druckstückes ist
ausgeschlossen, weil es in der ganzen Breite des Klemmen-
kopfes geführt wird. Beim Festklemmen wird dadurch
der Druck gut in axialer Richtung auf den Leiter über-
tragen, wodurch ein sicherer Kontaktdruck, also ein ge-
ringer Übergangswiderstand, gewährleistet wird. Eine
Beanspruchung des anzuschließenden Leiters auf Absche-
rung bzw. ein Verquetschen oder Verdrehen desselben, wie
bei manchen bisher bekannten Anschlußklemmen, findet
nicht statt. Auch ist es möglich, mehr als einen Leiter zu-
gleich in einer Klemme .anzuschließen, so daß dieselbe als
Verteilungsklemme dienen kann. An Apparaten, die Er-
schütterungen ausgesetzt sind, kann die Schlitz-Anschluß-
klemme ebenfalls Verwendung finden, da durch feingän-
eiges Gewinde Lockerungen vermieden werden. Die
Klemme wird in zwei Ausführungen zum Ansctzen auf Iso-
lierplatten und auf Metallplatten geliefert. Der am unte-
ren Isolierteil d angepreßte Ansatz zentriert gleichzeitig
den Durchführungsbolzen, wodurch isolierende Zwischen-
ringe überflüssig sind. Die lIsolierpreßteile sind aus
hochwertigem Bakelitmaterial hergestellt, welches die Ver-
wendung der Klemmen in der Wärme bis 200° zuläßt. fü
Bahnen und Fahrzeuge.
Elektrisierung der Vorortstrecke Moskau—Mytisch-
tschi!. — Die Elektrisierung der nördlichen Vorortstrecke
Moskaus macht so günstige Fortschritte, daß die elektrische
Zugförderung am 1. Oktober d. J. einsetzen soll. Probe-
fahrten auf der 18 km langen Strecke sind bereits vorge-
nommen und sollen zur Zufriedenheit ausgefallen sein.
Die Wagen sind mit je 108 Sitzplätzen ausgestattet und
fassen einschließlich der Stehplätze 150... 160 Personen.
Für Beleuchtung ist durch 20 Lampen, für Lüftung durch
7 Ventilatoren gesorgt. Die Fahrgeschwindigkeit soll 80
en on betragen. (Zt. V. Dt. Eisenb.-Verw. Bd. 69,
25 Jahre Stubaithalbahn. — Die Stubaithalbahn ist am
1. August 1904, also vor 25 Jahren, eröffnet worden. Neben
der nationalen und volkswirtschaftlichen Bedeutung und
bautechnisch interessanten Anlage der Bahn gelangte diese
Anlage hauptsächlich wegen des verwendeten Systems zur
internationalen Bedeutung. Hier wurde erstmals Wechsel-
strom von 2500 V Fahrdrahtspannung und 42 Oz zum Betrieb
der Kommutator-Bahnmotoren verwendet. Vier Triebwagen
stehen seit 25 Jahren in Betrieb, und die Motoren sind erst
jetzt, insbesondere aus Anlaß der Erhöhung der Perioden-
zahl auf 50, durch neue leistungsfähigere Einheiten ersetzt
worden. Der Personenverkehr stieg von etwa 100 000 be-
förderten Personen in den ersten Betriebsjahren auf
243 000 im Jahre 1928, nachdem vorübergehend bis fast
360 000 jährlich befördert wurden. Die jährliche tonnen-
kilometrische Leistung steigerte sich in den verflossenen
25 Betriebsjahren von rd. 0,5 Mill auf 252 Mill tkm im
Jahre 1928. Es ist bemerkenswert, daß diese Ergebnisse
mit dem seit 25 Jahren unverändert gebliebenen Fahrpark
erzielt werden konnten.
Obwohl es sich hier um 50periodigen Wechselstrom
handelt, eine Stromart, die bei Bahnen bekanntlich wegen
der Konstruktionsschwierigkeiten der Triebmotoren keine
nennenswerte Wiederverwendung gefunden hat, konnten
mit den Einrichtungen Verkehrsleistungen erzielt werden,
die die strengsten Anforderungen an die Wirtschaftlich-
keit befriedigen können. Die Entwicklung des Verkehrs
der Stubaithalbahn erscheint nun damit noch lange nicht
erschöpft oder abgeschlossen. Im Kampf mit dem Autobus
werden ihre zugkräftigen Motoren die Fahrzeit kürzen und
noch größere Leistungen vollbringen können.
Elektrisierung der Italienischen Staatsbahnen. —
Auf der 450 km langen Linie Modane—Livorno ist die
elektrische Zugförderung aufgenommen worden. (Schweiz.
Bauzg. Bd.94, S. 85.)
Betriebsergebnisse amerikanischer Umformerlokomo-
tiven. — Besonders bemerkenswerte Ergebnisse hat die
Great Northern Railway auf der Bergstrecke über das
Abb. 15. Lageplan.
Kaskadengebirge, im äußersten Nordwesten der Vereiniz-
ten Staaten, mit Umformerlokomotiven erzielt. Von der
Strecke Seattlce—Wenatchee (Abb. 15) wurde Anfang 1927
zunächst auf dem 40km langen Abschnitt Skykomish—
"1 Ygl. ETZ 198%, 8. 1051 u. 1445.
26. September: 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
Cascade, welcher die stärksten Steigungen enthält
(Abb. 16), elektrischer Betrieb eingeführt; nach Fertig-
stellung des seiner Vollendung nahen neuen Tunnels
Scenic—Berne soll dieser bis Wenatchee ausgedehnt
werden.
Im Dampfbetriebe wurden normal täglich 2...4, ost-
wärts vollbeladene Güterzüge von 2260 t durch je 3 Loko-
motiven von zusammen 6% t, ferner in jeder Richtung drei
Personenzüge befördert. Die Güterzüge entwickelten auf
der 34km langen krümmungsreichen 22 °/o-Steigung eine
Geschwindigkeit von nur 11,2 km/h; durch den alten 4,8 km
langen Cascade-Tunnel mit 17 °/oo Steigung wurden sie vor
dem Umbau von je 4 Drelistromlokomotiven geschleppt.
Die Fahrzeit Skykomish—Cascade betrug einschließlich
der unerläßlichen Aufenthalte für Wasserergänzung und
Maschinenwechsel 4% ..5 % h.
Abb. 16. Längenprofil der Strecke.
Mit dem Übergang auf elektrische Betriebsführung
wurde eine Erhöhung des Zuggewichtes, zunächst auf
2540 t verknüpft. Man stellte die Lokomotivleistung ent-
sprechend der Förderung von einem Viertel dieses Wertes
auf 22°/o mit einer Geschwindigkeit von 25 km/h; für
3540t Anhängelast sind daher bei der Bergfahrt 4 Loko-
motiven erforderlich. Für später ist der Übergang auf
noch höhere Zuggewichte, 3180 t mit 5, bzw. 3820 t mit
6 Lokomotiven in Aussicht genommen. Die Aufenthalte
für Wasserergänzung und Maschinenwechsel konnten ent-
fallen und die Fahrzeit der Güterzüge auf 1% h, also
rund ein Drittel der bisherigen, gebracht werden.
Zunächst wurden nur 4 Lokomotiven in Dienst ge-
stellt. die bis Anfang März 1927 den gesamten Dienst auf
der fertizzestellten Strecke Skykomish-Scenie bestritten.
Nach erfoletem Umbau der Fahrleitung im Cascade-Tunnel
von 6kV Drehstrom auf das neue mit 11 kV, 25 Hz im
Fahrdraht arbeitende Umformersystem konnten dann die
neuen Lokomotiven bis zur Station Cascade durchgeführt
werden. Anfangs wurde dabei in jedem Zug eine Dampf-
lokomotive für die Weiterfahrt mitgeschleppt, u. zw. in
den schweren Güterzügen eine 1—D-—-1-Maschine von
212t; das wirksame Anhängegewicht betrug damals rd.
2600 t und die elektrischen Lokomotiven standen nahezu
ununterbrochen im Betrieb. Bald stellte sich die Notwen-
digkeit heraus, auf höhere Zurgewichte überzugehen. Da
eine fünfte elektrische Lokomotive nicht vorhanden war,
half man sich in der Weise, daß die mitzeführte Dampf-
lokomotive bis an die Grenze ihrer durch den Wasservor-
rat begrenzten Arbeitsfähigkeit ausgenützt und die Ge-
schwindirkeit soweit herabgesetzt wurde, daß die Dauer-
leistung der elektrischen Lokomotiven nicht überschritten
wird. Auf diese Weise können 3500 t Anhängelast durch
die 4 elektrischen und eine Dampflokomotive mit 24 km/h
iiber die Hauptsteigung bis Tye befördert werden, während
auf der geringeren Steigung im alten Tunnel die Dampf-
lokomotive als tote Last mitgeführt wird. Ab September
1927 mußten dann allerdings infolge weiteren Anwachsens
der Verkehrsleistunzen noch reine Dampfziüge eingelegt
werden, die Anfang 1928 bereits 20 % der Gesamtleistung
vollbrachten; erst im Laufe des Jahres wurden sechs wei-
tere Lokomotivpaare in Dienst gestellt, so daß nunmehr
der gesamte Zugverkehr elektrisch geführt werden kann.
Die Lokomotiven haben bei der normalen Verwendung
in Doppeleinheiten folgende Hauptdaten:
Achsanordnung. - - - ssas 2 2 2 2 ece’ ıDı +1ıDı
Gesamtgewicht. - - . 2 2 2 2 an a’ 325 t
Reibungsgewicht . . . s. - 2 2 2 2 2 2 0 00. 250 t
Achsdruck der Treibachsen `, . . . . 2 2 2.0. 31,1 t
Stundenleistung e E 4330 P8
Zugkraft beim Anfahren ( z WW DEE 62 500 kg
1 x
Max -Zugkraft beim Anfahren (u =, ) 83 600 kg
Zugkraft bei Stundenlelstung . . . . ....- 61 200 kg
Zugkraft bei Dauerleistung `, . . 2 2 2 2 oso’ 40 300 kg
Geschwindigkeit bei Stundenleistung.. . . .. . 23,2 kın/h
Geschwindigkeit bei Dauerleistung `, . . . .. . 25 km/h
Höchstgeschwindigkeit . . - . 2: 2 2 2 2 2 0. 00 km/h
Spurweite o a "EN ne ee a e e 1435 mm
Gesamtachsstand . . . 2 2 2 2 22222. 23,88 m
fester Achsstand . . 2. 2 2 22er 5,1 m
Länge über Puffer. -. . l.. 2 2 2 2 2 2 2 0. 28,82 m
Breite u u e ee Nd A e a a a 8,36 m
Triebraddurchmesser . . . . » 2 2 2 2 2 2 0. 1,42 m
Der starke gegossene Rahmen jeder Lokomotivhälfte
trägt einen Transformator, einen Umformer und die 4 Achs-
motoren für 600 V Gleichstrom. Letztere arbeiten stets:
parallel und können dreifach geschaltet werden: direkt
weiter als normale Serienmotoren, als Netzanschlußmoto-
ren und in einer besonderen Schaltung mit Fremderregung
für konstante Leistung. Diese Umschaltbarkeit hat sich
wiederholt als außerordentlich nützlich erwiesen.
Der Betriebstrom wird von bahnfremden Kraft-
werken bezogen. Zweifellos ist die höchste zulässige
Spitzenentnahme in dem Stromlieferungsabkommen fest-
gelegt. In der Regel kann diese Grenze durch entspre-
chende Auslegung des Fahrplanes eingehalten werden.
Nun wurde aber z.B. für den Bau des neuen Tunnels viel
Strom benötigt, und es war wünschenswert, den Verbrauch
der Zugförderung zeitweise entsprechend herabzusetzen,
was mit der vorhandenen Schaltung auf Kosten der Ge-
schwindigkeit ohne weiteres möglich ist.
Anderseits ist es tariflich und auch für den Bahnbetrieb
von großem Vorteil, den zulässigen Höchstverbrauch mög-
lichst dauernd auszunutzen. Es würde beispielsweise ein
mit normalen Serienmotoren ausgerüsteter 3500 t-Zug mit
5 Stück 1—-D-—1-Lokomotiven die 22°/o-Strecke von Sky-
komish bis Scenic in 48 min mit einer Geschwindigkeit
von 25 km/h durchlaufen und dabei 9400 kW aufnehmen;
von hier durch den neuen Tunnel bis Berne würde die
Leistungsaufnahme während 28 min auf 7700 kW sinken,
während der gleiche Zug mit fremderregten Motoren
letztere Teilstrecke bei 9400 kW Aufnahme mit rd. 35 km/h
in nur 22 min durchläuft.
Als besonderer Vorteil der Umformerlokomotiven
kommt noch hinzu ihre bekannte Unemofindlichkeit gegen
Schwankungen der Fahrdrahtspannung.
Bemerkenswert günstig sind auch die an den Lokomo-
tiven beobachteten Reibungsziffern. So haben diese Ma-
schinen auf schneebedeckten, verölten Schienen ohne Be-
nutzung von Sand dauernd Zugkräfte von der 7,7 fachen
Größe des Reibungsgewichtes entwickelt, obwohl dabei die
Räder abwechselnd durchginsen. Gleichgünstig war auch
das Verhalten im Betrieb mit Stromrückgewinnung. Das
normale Zuggewicht kann auf der vorkommenden Höchst-
steigung ohne Zuhilfenahme der Luftdruckbremse bis
herab auf 2km/h abgebremst werden. Dementsprechend
sind die Instandhaltungskosten überaus niedrig, und die
Lokomotiven konnten in 12 Monaten je über 80 000 km ohne
nennenswerte Reparaturen zurücklegen. (P.A.Mc Gee,
Railway Age Bd. 85, S. 445). v. Str.
Fernmeldetechnik.
Strecken-Zugleitung mit zentralem Stellwerk. — Seit
August vorigen Jahres hat die New York Central-Bahn
auf ihrer 65 km langen, eingleisigen Strecke zwischen
Toledo, Ohio, und Berwick ein Zugleitungsystem einge-
führt, das die Verfügung über die gesamte Zugbewegung
und die Zugsicherung in die Hand eines einzigen Be-
triebsbeamten legt, des Zugleiters (train dispatcher)!.
Dieser verfügt frei über die Bewegung aller Züge, ordnet
ihre Folge an, bestimmt über die Aufenthaltszeiten — karz
ist befugt und in der Lage, den gesamten Betrieb auf der
ganzen Strecke nach Bedarf zu regeln. Die Züge fahren
nicht mehr nach einem starren Fahrplan und ohne Kennt-
nis über den Verlauf der übrigen Zugfahrten. Die Strecke
ist durchschnittlich mit 12 beschleunigten und 2 gewöhn-
lichen Personenzügen und 20 Güterzügen, davon 2 Stück-
süterzügen, belegt. l
Die Strecke ist auf 59 km eingleisig und auf 6 km
zweigleisig und besitzt 26 Weichen bzw. Weichenverbin-
dungen. Die Signale sind als Licht-Tagsignale mit 3 Be-
griffen ausgebildet und stehen rechts vom Gleis. Sie wer-
den selbsttätig gesteuert. Ihr Signalbild ist abhängig
von der Besetzung der Blockstrecke. Signale vor Weichen
sind ferner von der Lage der Weiche abhängig, werden
also mittelbar vom Weichenhebel im Stellwerk gesteuert.
Handblock ist nicht mehr vorhanden.
Die Weichen- und Signalstelleinrichtungen sind in
cinem einzigen Stellwerk vereinigt. Alle Schalteinrich-
tungen und Verständigungsmittel sind in einem pultähn-
lichen Schalterwerk untergebracht. Auf dem Deckel ist
eine schreibende Schauuhr zu sehen, die selbsttätig alle
ı Ähnliche Einrichtungen sind seit einigen Jahren auch in anderen
Ländern entstanden, z.B. in England; ein von der Reichsbahn Ende
vorigen Jahres unternommener Versuch geht allerdings nicht so weit
wie die N. Y. C.
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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
26. September 1929
Jugbewegungen in einem Zeit-Wege-Netz einträgt. Dar-
unter befindet sich eine Gleistafel, die das gesamte Gleis-
netz darstellt und dem Zugleitungsbeamten sinnfällig an-
zeigt, wie die Weichen stehen und welche Gleisabschnitte
besetzt sind, so daß er ständig ein getreues Abbild des
gesamten Betriebszustandes vor sich hat.
In der nächsten Reihe sitzen große helle Lampen, unter
jeder Abzweigung eine. Sie leuchten auf, wenn ein Zug
den zugehörigen Abschnitt befährt, und bleiben hell. bis
der Abschnitt wieder geräumt ist, vorausgesetzt daß in-
zwischen kein Eingriff des Zugleitungsbeamten erfolgt ist.
Diese Lampen zeigen ferner durch kurzes Aufblitzen die
beendete Umstellung der Weichen an. Bei Störungen er-
tönt eine Glocke. Danzben angebrachte kleine Lampen
zeigen durch kleine Pfeile die eingestellte Fahrtrichtung
der Züge an (die oberen eine Fahrt nach rechts, die unteren
eine Fahrt nach links).
In der vorletzten Reihe befinden sich die Weichen- und
Signalschalter. Diese Schalter steuern auch die Weichen
der Gleistafel. Die Griffe dieser Schalter haben drei
Stellungen. Mittelstellung ist Ruhestellung. Das betref-
fende Signal steht auf Halt, die betreffende Weiche bleibt
in der Lage, die sie bei der letzten Umstellung einge-
nommen hatte. Griff nach oben bringt die Weiche in die
abzweigende Stellung, wenn sie nicht schon darin war, und
gibt das zugehörige Blocksignal frei, das in diejenige
Stellung geht, die dem Betriebszustande der Blockstrecke
entspricht. Griff nach unten führt die Weiche in die
Grundstellunx (auf das Haupteleis weisend) und die
Signale wie vorstehend in die entsprechende Lage.
Die Schalter der untersten Reihe haben eine zwei-
fache Wirkung. Nach unten gestellt, schalten sie das hör-
bare Signal der großen hellen Lampen ab, nach oben ge-
legt verhindern sie, daß das zugehörige Blocksignal selbst-
tätig auf Fahrt geht, wenn der Blockabschnitt geräumt
wird. Mit ihm kann auch jeder Zug beliebig lange auf-
gehalten werden, z. B. um eine Verschiebung der Züge ein-
treten zu lassen oder auch auf der ganzen Strecke einen
Ruhezustand herbeizuführen.
Als weiteres Hilfsmittel hat der Beamte Stecker (ähn-
lich denen bei Postklappenschränken), die er in Löcher
der Gleistafel einsteckt, je nachdem wie die Meldungen von
der Strecke durch die Lampen einlaufen.
Jeder solcher Stecker trägt eine aufsteckbare Karte,
auf der Zugnummer und Fahrrichtunz deutlich sichtbar
vermerkt sind. Diese Stecker muß der Beamte selbst um-
stecken. Sie wandern über die Gleistafel entsprechend der
Bewegung der Züge, die sie andeuten.
Die Zugleitunzsanlage arbeitet mit Gleisströmen.
Beide Schienen sind gegeneinander isoliert, so daß man
sie als Teile eines Stromkreises schalten kann. Ebenso
sind die Blockabschnitte gexeneinander isoliert. Bei un-
besetztem Gleis fließt in jedem Blockabschnitt ein Strom
als Dauerstrom; bei besetztem Gleis wird der Stromkreis
durch die Zugachsen kurz geschlossen. Durch diese Zu-
standsänderung kann man Relais betätigen und von diesen
Schaltvorgänge bewirken lassen. Die Schaltungen des
Schalterwerkes selbst entsprechen etwa denen halbselbst-
tätiger Kraftstellwerke, d. h. die Weichen werden von
Hand gestellt, weil die Einstellung der Fahrstraße für
einen Zug vom Willen des bedienenden Beamten abhänzt,
die Signale dagegen können je nach den Umständen selbst-
tätig sein, d.h. von den Zügen gesteuert, mindestens auf
Halt geworfen werden. Die Schaltung des Schalterwerks
ist ferner so gemacht, daß nur Fahrten eingestellt und
ausgeführt werden können, die sich nicht gefährden. Jedes
Fahrtsignal liegt unter dreifachem Verschluß: 1. durch
den Gleisstrom, d.h. die Blockstrecke muß frei und das
Gleis in Ordnung sein; 2. durch die Weichen. die in der
zugehörigen Stellung liegen müssen; 3. der Beamte muß
den Schalter der vorletzten Reihe umstellen, d. h. zu-
stimmen, daß Fahrtsignal erschrine. Daß sich benach-
barte Ausfahrsignale nach demselben Streck>ngleis und
Sienale für Gegenfahrten elektrisch ausschließen, ist
selbstverständlich.
Die Schauuhr schreibt die Zeiten in Form von Strichen
genau nach der Tageszeit selbsttätig auf, die ein Zug in
einem Streckenabschnitt, z.B. einem Bahnhof verbracht
hat. Alle sonstigen Angaben (Datum, Zugnummer, Per-
sonal usw.) vermerkt der Beamte handschriftlich im Kopf
der graphischen Aufzeichnung und auf dieser selbst.
Im Gegensatz zu ähnlichen Zugüberwachungsanlagen,
z.B. in England, ist es beachtenswert, daß hier keinerlei
telephonische Meldung von der Strecke über die Bewegung
der Züge nötig ist. Das geschieht eben mit Hilfe der
(rleisströme nach der Gleistafel. Trotzdem sind reichlich
Fernsprechverbindungen mit dem Zugleitungsbeamten vor-
handen. Es werden ihm z.B. alle Züge, die seinem Kon-
trollbezirk zulaufen, vorgemeldet. Von allen Weichen, dıe
von Zügen befahren werden, und von allen Signalen aus
kann er angerufen werden. Mit allen Stationen und dem
Leiter der Bahnunterhaltung hat er direkte Verbindung.
Arbeitszüge müssen die Zustimmung des Zusgleitunges-
beamten haben. Er legt die Zeit fest und deckt den Zug
durch Blocksignale. Ebenso muß er. mitwirken, wenn ein
Zug auf ein Anschlußgleis längere Zeit übergeht, das nicht
unter seiner Kontrolle liegt, oder von dort zurückkommt.
(Railway Age Bd. 83, S. 325.) Gel
Der Ferngesprächstarif in den V.S. Amerika. — In
amerikanischen Ferngesprächstarif ist die Grundlage für
die Gebührenberechnung die Verbindung von Sprechstelle
zu Sprechstelle während des Tages (4h30m..19h), bei
der die gewünschte Sprechstelle nur nach Amt und Ruf-
nummer angemeldet wird. Außerdem gibt es noch drei
besondere Gesprächsarten, für die ein Zuschlag von 25 %,
mindestens 20 cents, berechnet wird, nämlich
das Gespräch von Person zu Person, bei dem. ähnlich
wie bei dem deutschen Voranmeldegespräch, eine
Verbindung mit einer bestimmten Person bei der
Sprechstelle am anderen Orte verlangt wird,
das verabredete Gespräch, bei dem, ähnlich wie bei dem
in neuerer Zeit im europäischen zwischenstaatlichen
Verkehr eingeführten „Festzeitgespräch“, die Aus-
führung der Gespräche zu einer bestimmten Zeit
zwischen den beiden Teilnehmern vereinbart wird,
und E S
das XP-Gespräch, bei dem eine Person, die keinen
SES hat, zu einem Gespräch herbeigerufen
wird. u
Eine Besonderheit des amerikanischen Fernsprech-
dienstes ist der „collect call service”; der Anmelder hat die
Möglichkeit, die Gesprächsgebühr durch den Angerufenen
bezahlen zu lassen, wenn dieser sich dazu bereit erklärt.
Lehnt er das Gespräch ab, so hat der Anmelder eine Melde-
gebühr in Höhe von 25 % der gewöhnlichen Gesprächs-
gebühr, höchstens 1 $, zu entrichten.
Die Veröffentlichungen der American Telephone and
Telegraph Co. über die Gebühren für Gespräche von
Ort zu Ort enthalten nur die Gebührensätze für die ein-
zelnen Sprechbeziehungen ohne Angabe der für die Be-
rechnung zugrundegelerten Entfernungen. Der Benutzer
kann sich also nicht, wie bei den europäischen Tarifen,
aus den einzelnen Bestandteilen (Entfernung, Gesprächs-
dauer und Tageszeit) die Gebühr für sein Gespräch er-
rechnen. Rein zahlenmäßig gibt ein Vergleich des
amerikanischen Ferngesprächstarifs mit
dem deutschen folgendes Bild.
. Staffel- Staffel-
Tarıf der | deutscher |
Entfernung | AIR” CHL (ECHT, SH
km Pf | Pf Pf | Pf
|
bis 15 42 | Gd !
„n 19 42 21 ai | 1,0
e B 63 | 40
29 63 | 70 !
2 1
n D td al i d
=- 50 105 1.75 70
.5 105 l 90 ge
E Ski el S
e 75 147 Lë 90
7 147 120 i
j 83
~ 90 168 \ 1.6 =) | N
„ 100 1899 Lë 120 l
„ 108 189 150 | 0,33
„ 19 336 16 150 F
> 207 Sch | 180 33
„ 1180 1260 _ 330 i i
Die Gebühren für Gespräche auf Entfernungen von
mehr als 210 km sind seit 1926 mehrmals, zuletzt am
1.11.1929, herabgesetzt worden. Für ein Gespräch von
New York nach Chicago sind jetzt 12,60 RM zu zahlen.
(Wittiber, Europ. Fernspr. 1929, S. 156.) Sb.
Hochspannungstechnik.
Über Kippvorgänge bei Funkenentladungen. — In
einer Versuchsanordnung zur Messung des zeitlichen Ver-
laufs der Spannung während der Stoßbeanspruchung einer
Plattenfunkenstrecke fanden Rogowski und Tamm
den nachstchenden eigentümlichen Schwingungsverlauft.
1 Vgl Arch. El. Bd. 20, 8. 110.
26. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
1421
Es wird gezeigt, daß der Schwingungsverlauf rechnerisch
abgeleitet werden kann unter der Annahme, daß die Vor-
sänge unmittelbar nach dem eigentlichen Durchschlag
durch eine normale Lichtbogencharakteristik beherrscht
werden. Die fraglichen Schwingungen erweisen sich dabei
5
Ak
` 0 s m 20x70 %
Abb. 17. : Funkenoszilloegramm nach Rogowski und Tamm.
als „Kippschwingungen“”!, die durch die Eigenkapazität
der Ablenkungsplatten des Kathodenstrahl-Oszillographen
une werden. (F. Kirschstein, Arch. El. Bd. 21,
. 5, S. 473.)
Allgemeiner Maschinenbau.
Entwicklung der Vielmulden-Unterschubroste. — Die
Entwicklung der Unterschubroste ist, vor allem durch die
Ausbreitung der Kohlenstaubfeuerung, in den letzten Jah-
ren gewaltig vorwärtsgekommen, so daß heute Kessel bis
zu 150 t/h Dampfleistung mit Unterschubrosten betrieben
werden. Besonders interessant ist die neueste Bauart des
„Underfeed Type F"-Rostes die besonders für Fettkohlen
bei hoher Dampfleistung geeignet ist (Abb. 18). Es wird
daran erinnert, daß der Vielmulden-Unterschubrost fol-
Luftgekuhlter
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Lë ufzuführen Ge
Rosteıle
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die durch Zusatzluft gekühlt werden. Dadurch wird ihre
Verschlackung und ihr Abbrand vermindert und die Ver-
brennung der Gase durch die Durchwirbelung mit der
Zusatzluft verbessert. Die Beseitigung der Asche und
Schlacke erfolgt mittels Kipprosten. Nur für große An-
lagen oder schr aschereiche Brennstoffe treten an deren
Stelle Brecherwalzen. Die Feuerung soll besonders ge-
eignet sein für die Verwendung in wassergekülilten, mit
Flossenrohren auszerüsteten Feuerräumen. (The Elec-
trician Bd. 101, S. 205.) —-tes
Schmiertechnische Vervollkommnungen und ihre wirt-
schaftliche Bedeutung. — Die Erfolge schmiertechnischer
Vervollkommnungen äußern sich, je nach der vorliegen-
den Aufgabe, in einer Steigerung der Belastbarkeit der
Maschinen, einer Erhöhung ihrer Betriebsicherheit, Ver-
minderung des Verschleißes, Verbilligung der Herstellung
durch Material- und Lohnersparnisse, verminderten Rei-
bungsverlusten oder weitgehenden Schmiermittel-Kosten-
ersparnissen.
Der Schwerpunkt der schmiertechnischen Verbesse-
rung liegt in der Konstruktion. E. F a lz bespricht in einer
Abhandlung Konstruktionsfehler und deren Folgen bei
Dampfmaschinen, Gasmaschinen, Dieselmotoren, Daimpf-
turbinen usw. und weist auf die Regeneration gebrauchter
Schmieröle und die damit verbundenen großen Ersparnis-
möglichkeiten hin. (E. Falz, Hannover, Polyt. Journ.
Bd. 344, S.5.) Sb.
Werkstatt und Baustoffe.
Durchschlag von öldurchtränkter Papierisolation. —
Auf Anregung der Leningrader Kabelmanufaktur „Sew-
kabel” wurde von G. A. Dmitriew und A. Wal-
ther eine ausführliche Untersuchung über die dielek-
Hır-u. herbewegrer
Hilfschie der; bestreicht!
die ganze Lönge d Mulde
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Zugstange des Luffdichte Besich- Ni- > a D de S FAE Kë "ae | (en deg
Luflschiebers hgungsöffntung % y 7
Schnelloufende Antriebswelle
mit Schersfiffen, so gebaut, Wirksame Ausbrond-Kipprosfe Zë eine
daß stets eine positive Scher- allmählich ansteigende Aschen-und
spannung vorhanden 15l. óchlockenmenge. selbshöhge Regelung
dor nals endigen Lufzufuhr für voll -
Abb. 18. Längsschnitt zur Erläuterung der Bauart und Arbeitsweise des neuen stfondıgen Ausdrond y. Verkunderurg
Vielmulden-Unterschubrostes. d.Schlackenonsöfze am Mauerwerk.
vende Vorteile bietet: Fortfall der Zündzewölbe, einfache
Bauart des Feuerraumes, direkte Bestrahlung der ersten
Kesselheizfläche und Eignung zum Bau großer Einheiten.
Der genannte Rost wird in Größen bis zu 18 Mulden für
einen Kessel gebaut. Die Mulden haben eine Neigung von
207 und elektrischen oder Dampfantrieb der Kohlen-
schieber. Scherstifte sichern den Antrieb jeder Mulde vor
Brüchen bei Überlastung. Daneben sind auf dem Boden
jeder Mulde Hilfschieber angeordnet, um eine gute Ver-
teilung der Kohle zu erzielen, deren Hub besonders ver-
stellbar ist. Man kann daher die Tiefe des Brennstoff-
bettes entsprechend dem Abbrand der Kohle einstellen. uud
nach dem Abschlacken kann der hintere Teil der Feue-
rung rasch wieder mit Kohle bedeckt werden. Auch das
feuerfeste Mauerwerk weist eine bemerkenswerte Einzel-
heit auf: die untersten Steinreihen der Vorder- und Rück-
wand des Feuerraumes sind als Hohlblöcke ausgebildet,
1 Vgl. ETZ 198, 8. 1280.
trische Festigkeit der öldurchtränkten Papierisolation
unternommen. Bei diesen Messungen kamen reine. Zell-
stoffpapiere verschiedener Herkunft zur Anwendung, die
mit einer Lösung von 40 % Kolophonium und 60 % Mine-
ralöl durchtränkt wurden. Zur Untersuchung gelangten:
die Abhängigkeit der Durchschlasspannung von der
Schichtdicke, der Beanspruchungsdauer, der Temperatur
und dem Feuchtigkeitsgehalt bei verschiedenen Spannungs-
arten (Wechselspannung, Gleichspannung, Stoßspannung).
. 1. Die Abhängigkeit von der Sehicht-
dicke. Aus den an verschiedenen Papieren bei Wechsel-
spannung von 5011Iz gewonnenen Resultaten lassen sich
folgende Schlüsse ziehen. |
a) Je dichter das Papier ist, um so größer ist seine di-
elektrische Festigkeit. `
b) Als Regel wächst die Durchschlagspannung weniger
schnell als die Schichtdicke. Je dichter aber das Papier
ist, um so näher kommt man der .Proportionalität zwi-
schen Durchschlagspannung und Schichtdicke.
1422
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
26. September 1928
c) Bei ein und derselben Papierart und gleicher
Schichtdicke erweist sich die aus dünnerem Papier aufge-
baute Isolation widerstandsfähirer als diejenige, die aus
dickerem Papier besteht.
Bei Gleichspannung erweisen sich die Durchschlags-
Spannungen gegenüber der Wechselspannung als ungefähr
um 250 % erhöht. Bei Stoßspannungen liegen sie ungefähr
ebenso hoch wie bei Gleichspannung.
2.DieAbhängigkeitvonderTemperatur.
Bei gut getrocknetem und durchtränktem Papier ist keine
bedeutende Abhängigkeit der Durchschlagspannung von
der Temperatur vorhanden. Bei Wechselspannung wach-
sen bei Temperaturerhöhung die Durchschlagspannungen
in einigen Fällen etwas an. Bei Stoßspannung verklei-
nern sie sich bei Temperaturerhöhung, aber unbedeutend.
% 6 0%
relatire Feuchtigkeit
o 1 Lage Papier, 0.12 mm e 3 Lagen Papier, 036 mm
Wechselspannung 50 Hz
Abb. 14 Durchschlagspannung von öldurchtränktem Papier, abhängig
von dor relativen Feuchtigkeit.
3. Einflußder Feuchtigkeit. Die Abhängig-
keit der dielektrischen Festigkeit der durchtränkten Pa-
pierisolation vom Feuchtigkeitsgehalt ist bei Gleich- und
Wechselspannung sehr bedeutend. Die in Abb. 19 darge-
stellte Kurve zeigt, daß bei einer relativen Feuchtigkeit
von 9% die Durchschlagspannungen etwa 6 mal niedriger
liegen als bei dem trockenen Papier. Auch läßt sich bei
der feuchten Papierisolation eine bedeutende Abhängigkeit
der Durchschlagspannung von der Temperatur beobachten.
Bei Temperaturerhöhung verkleinern sich dabei die Durch-
schlagspannungen. Diese Abhängigkeit ist um so schärfer
ausgeprägt, je größer die relative Feuchtigkeit ist. Bei
den Stoßspannungen übt dagegen der Feuchtirkeitsgehalt
auf die Jdielektrische Festigkeit einer nur geringen Ein-
fluß aus.
Aus den gefundenen Gesetzmäßigkeiten läßt sich fol-
gern, daß bei der durchtränkten Papierisolation, die keine
Wasserspuren enthält, der Durchschlag entschieden nicht
thermischer Natur ist. Bei der feuchten Isolation kom-
men wir dagegen dem reinen Wärmedurchschlag sehr
nahe. (G. A. Dmitriew u. A. Walther, Arch. El.
Bd. 21, H. 5, 5. 488.)
Bestimmung der Alterungsneigung von Isolier- und
Dampfturbinenölen. — Auf der diesjährigen Hauptver-
sammlung des Vereins deutscher Chemiker in Dresden
wurde von A. Baader ein auf mchriährigen Betriebs-
und Laboratoriumaversuchen beruhendes neues Prüfver-
fahren dargestellt und begründet, welches die Alterungs-
neizung von Transformatoren-, Schalter- und Dampftur-
binenölen vorauszubestimmen gestattet. `
Einleitend weist der Verfasser auf die praktische Be-
deutung der Prüfung genannter Öle bezüglich ihrer Al-
terungsneigung hin und zeigt dann, daß alle bisher zu
diesem Zweck vorgeschlagenen Prüfverfahren ihren
Zweck nicht erfüllen konnten, weil sie die Wirkung aller
überhaupt berücksichtigten Alterungseinflüsse, wie er-
höhte Temperatur, Luft bzw. Sauerstoff, Kupfer usw., in
einer einzigen Probe ermitteln wollten und so nur die
Gesamtwirkung der berücksichtigten Alterungseinflüsse
erfaßten. Dies genügt aber weder für den Erzeuger noch
für den Verbraucher. Beide miissen vielmehr von einem
ungeeignten Öl auch wissen, warum es ungeeignet ist,
h. gegen welchen Alterungseinfluß es zu wenig wider-
standsfähig ist. Das neue Prüfverfahren ermöglicht eine
Prüfung der Öle gegen beliebige Alterungseinflüsse, die
im praktischen Betriebe wirksam sind, indem von jedem
Öl mehrere Proben so der künstlichen Alterung unter-
worfen werden, daß in jeder Probe ein anderer Alte-
rungseinfluß zur Auswirkung gebracht wird. Für ge-
wöhnlich wird die Empfindlichkeit gegen Temperatur,
Kupfer und Blei geprüft, doch steht nichts im Wepz auch
gegen andere Metalle oder gegen Isolierstoffe zu prüfen.
Die Metalle werden in Form kleiner, nur einmal zu ver-
wendender Spiralen, die vom Untersuchenden selbst an-
gefertigt werden, eingeführt. Auf alle im Betriebe nicht
gegebenen Beschleunigungsmittel, wie Sauerstoffeinlei-
tung, überbetriebsmäßige Temperatur u. dgl., wird ver-
zichtet. Trotzdem gestattet das neue Prüfverfahren eine
wesentliche Abkürzung der bisherigen bei der deutschen
Schiedsmethode vorgeschriebenen Erhitzungsdauer von
70h auf 48h. Dies wird vor allem durch Berücksichti-
gung der bisher außer acht gelassenen Ölbewegung,
durch welche eine stärkere Berührung des Öles mit den
Metallen und der Luft erreicht wird, bewirkt. Zur Er-
zielung dieser Ölbewegung werden die Spiralen durch
ein Rührwerk minutlich 25mal gehoben und gesenkt. Zur
vorgenannten Wirkung trägt auch bei, daß an künstlich
gealtertem Öl nicht mehr die Teerzahl, sondern die ein-
fachere und hinsichtlich der erfaßten Stoffe klarere Ver-
seifuneszahl bestimmt wird, die auch höhere Zahlenwerte
liefert. An Verbesserungen gegenüber der bisher be-
stimmten Verteerungszahl sind noch zu nennen die Ver-
meidung der berüchtigten Korkstopfen und die einwand-
freie Rückkühlung der sich bildenden Öldämpfe. Die an
24 neuen und regenerierten lsolier- und Dampfturbinen-
ölen ermittelten Versuchsergebnisse zeigen, daß das neue
Prüfverfahren eine sehr scharfe Kennzeichnung der Öle
gestattet, und daß die handelsüblichen Öle große Unter-
schiede hinsichtlich ihrer Alterungsneigung aufweisen,
so daß das neue Verfahren als den praktischen Bedürf-
nissen entsprechend anzusprechen ist. Die Übereinstim-
mung der Versuchsergebnisse mit den Betriebsergeb-
nissen konnte an Dampfturbinenölen erwiesen werden,
deren Alterung in mehrjährigen Betriebsversuchen
messend verfolgt worden ist. Weitere Versuchsreihen
zeigen den Einfluß der Versuchstemperatur und der Ver-
suchsdauer, suchen aber auch den zerstörenden Einfluß
von Öl auf Metalle zu klären. Bei mehrfacher Prii-
fung desselben Ölcs erhält man genügend tibereinstim-
mende Werte. Endlich lassen die Versuchsergebnisse er-
kennen, daß die bisher herrschenden Anschauungen über
die Ölalterung einer gründlichen Nachprüfung be-
dürfen. Es hat den Anschein, daß die bisherigen unzu-
nn, Prüfverfahren geradezu irreführend gewirkt
aben.
Das zur Ausführung des Verfahrens notwendige
Prüfgerät wird von der Firma Heinrich Faust, Köln,
Neue Langgasse 4, hergestellt. (A. Baader, Elektrizi-
tätswirtsch. Bd. 27, S. 338 u. 378.) Sb.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Zahlen von der Leipziger Messe. — Das Leipziger
Meßamt hat vor kurzem èine dritte erweiterte Auflage
seiner dem Enquete-Ausschuß 1928 überreichten Denk-
schrift herausgegeben, aus der man ersieht, daß die
Frühjahrsmesse 1928 von 10 106, die Herbstmesse von 8&059
und die Frühjahrsmesse 1929 von 10171 Firmen beschickt
worden ist. Davon stammten aus Deutschland bzw. 8962,
7472, 8898 und 5 % bzw. 94,7% und 96,6 % waren Fabri-
kanten. Auf dem Gebiet der Elektrotechnik hatten
sich im Frühjahr 1928 511, im Herbst 197 und im Früh-
jahr 1929 524 Aussteller beteiligt, von welch letzteren
248 auf das Haus der Elektrotechnik, 117 auf Halle 6,
116 auf Halle 5 entfielen und 43 verstreut waren. Den
Anteil der Einkäufer gibt das Meßamt für Elektrotechnik,
Kraft- und Arbeitsmaschinen, Gas- und Bautechnik, Eisen-
und Stahlwaren sowie Werkstoffe zusammen mit 25,8 %
im Frühjahr 1927 und 30,5 % im Frühjahr 1929 an. Am
Schluß der Denkschrift wird versucht, den Wert der
den Ausstellern zur Frühjahrsmesse 1929 erteilten
Aufträge zu schützen. Nach dem Ergebnis lag der
Gesamtwert der den deutschen Ausstellern erteilten Be-
stellungen (ohne die Geschäfte der ausländischen Aus-
steller) bei 430 Mill RM als der unteren Grenze. Es ist
aber, wie das Meßamt sagt, anzunehmen, daß die Umsätze
der Technischen Messe wesentlich höher waren, selbst
wenn man berücksichtigt, daß für diese Messe die direkte
26. September 1929
Auftragserteilung weniger wichtig ist als die Nachwir-
kung der auf ihr angeknüpften neuen Beziehungen. Nach
sorgfältiger Abwägung aller Bedenken glaubt das Meß-
amt die ungefähre Höhe der den deutschen Ausstellern
zur Frühjahrsmesse 1929 erteilten Aufträge diesmal nur
auf 470 bis 500 Mill RM schätzen zu können. Wenn man
als Wert der aus der Messe herzuleitenden Nachbestel-
lungen nur die gleiche Summe wie die der direkt erteil-
ten Bestellungen annähme, ergäbe sich ein Gesamt-
u m sa tz der deutschen Aussteller auf der Frühjahrsmesse
1929 von mindestens 950 bis 1000 Mill RM, wovon etwa
die Hälfte ins Ausland gegangen sei. Rechne man den
geschätzten Wert der auf der Messe erteilten Aufträge in
Arbeitszeit zurück, so lasse sich der Einfluß der Messe
auf den deutschen Arbeitsmarkt erkennen. Die berichten-
den Aussteller hätten durch ihre Meßaufträge eine Be-
schäftigung von rd. 3,13 Mill Arbeitstagen erhalten. Dar-
aus ergäbe sich für die Gesamtzahl der deutschen Aus-
steller eine Beschäftigung durch direkte Messeaufträge
von 21,9 Mill Arbeitstagen oder 73000 Arbeitsjahren.
Das bedeute, daß bei Berücksichtigung auch der Nach-
bestellungen 130 000 bis 150000 Arbeiter durch eine ein-
zige Messe das ganze Jahr hindurch beschäftigt würden.
Die Leipziger Messen im Jahr 1930. — Die Früh-
jahrsmesse findet vom 2. bis 8. III. (Große Technische
Messe und Baumesse bis 12. IIL), die Herbstmesse
vom 31. VIII. bis 6. IX. statt.
Energiewirtschaft.
Neue Projekte des englischen Zentralamtes. — Die
jüngsten zwei Projekte für den Zusammenschluß elektri-
scher Unternehmungen betreffen Mittelost- und
Nordostengland. Ersteres umfaßt in der Hauptsache
die Grafschaften Yorkshire und Lincolnshire und enthält
neben den wichtigen Industriestädten Bradford, Leeds und
Sheffield auch sehr dünn bevölkerte Gegenden, die fast
ausschließlich der Landwirtschaft gewidmet sind. Folgende
wesentlichen Angaben mögen mit den entsprechenden für
Zentral- und Nordwestengland verglichen werden, die in
der ETZ 1928, S. 1658, veröffentlicht wurden:
Mittelost- | Nordost-
england england
Bodenfläche In km! . . . .. 2. 2 2 2 2 2 02. 19 000 13 000
Einwohnerzahl. . - . 2 2 m rn nn 2 nr rs. 4 670 000 |2 670 000
Anzahl der Unternehmungen . . . . 2... 2.0. 73 82
Jahresabsatz 1927 in Mill kWh . . . 2. 2 2.2. 850 600
Maximalbedarf 1927 in kW. . . . 2 2 2 22. 70 000 210 000
Jahresabsatz für 1935 geschätzt auf Mill kWh . 1 500 1 050
Maximalbedarf für 1935 geschätzt auf kW. . . 625 000 350 000
Anzahl der jetzt arbeitenden Kraftwerke. `, . . 40 15
Anzahl der Kraftwerke, die in Betrieb gehalten
werden sollen
e belge EE E T 18 6
Neu zu erbauende Kraftwerke. . . . ..... 0 0
Anzahl der 132 kV-Transformatorenstationen . . ` 11 6
Gesamtleistung dieser in KVA e, 590 000 220 000
Anzahl der Transformatorenstationen für niedrigere
Spannung . aasa aa ee 20 10
Gesamtleistung dieser in kVA `... 176 300 138 600
Gesamtlinge der 132 kV-Leitungen in km
einfach. Ze ee ee he 490 1183
Oe EENHEETEN 28 49
Gesamtlänge der vom Zentralamt zu erbauenden
Leitungen niedrigerer Spannung in km
einfach .. ra nr ee Be ee E 204 53
doppelt . 3.02.32 aa aa a 165 80
Durchschnittsprels der vom Zentralamt an Unter-
nehmungen verkauften Energie in Pf/kWh
1932/33 2 s atu a e e aoa ne E 3,63 2,85
III RB. EE e E a e e e G 3.24 2,64
Kapitalaufwand für die Oberleitungen und Trans-
formatorenstationen einschl. Kapitalisierung der
Zinsen in den ersten 5 Jahren in 1000 £.... 2 907 1 131
Aufschl des Zentralamtes für die Kosten der
Oberleitungen und Transformatorenstationen
einschl. Kapitaldienst und Verwaltung in Pf/k Wh 0,33 0,18
Vom Projekt erwartete Ersparnis in £
1932/33 s- 2 A m er a ee e a 235 000 96 000
1935/360 „iu u ee A e Ee ee ee a 313 000 120 000
Es ist beachtenswert, daß in absehbarer Zeit keine
neuen Zentralen gebaut werden sollen. Statt dessen soll
der wachsende Bedarf lediglich durch Ausbau bestehender
Werke gedeckt werden. Beide Gebiete enthalten zur Zeit
große Reserveleistung in den bestehenden Maschinen, und
so kommt es, daß in den ersten Jahren überhaupt keine
weiteren Maschinensätze gebraucht werden.
Das Projekt für Nordostengland sieht noch eine weit-
gehende Frequenznormung vor. Fast die ganze Energie
wird gegenwärtig zu 40 Hz erzeugt. Die Normung auf
50 Hz wird schätzungsweise fast 6 Mill £ kosten. Diese
Kosten werden nicht nur von der betroffenen Gegend, son-
dern gleichmäßig von allen Unternehmungen Großbritan-
niens getragen, indem auf jede verkaufte Kilowattstunde
ein Aufschlag erhoben werden soll zur Deckung der Fre-
quenznormung im ganzen Lande. R. O. Kapp.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
1423
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Die
A.G. Sächsische Werke, Dresden, stellt für das
Jahr 1928, an dessen Ende sie 1251 Angestellte und 4700
Arbeiter beschäftigte, weitere Fortschritte in der An-
schlußbewegung der Industrie und eine wesentliche Stei-
gerung des Stromverkaufs an das Kleingewerbe, die Land-
wirtschaft und die Haushaltungen fest. Erzeugt wurden
134,144 Mill kWh (538,874 i.V.), d.s. rd. 36% mehr als
im Vorjahr, u.zw. 376,174 Mill kWh in Hirschfelde, das
64,3 % der dortigen Braunkohlengewinnung verbrauchte,
und 306,08 Mill kWh im Kraftwerk Böhlen (Zunahme
rd. 182 %), dessen Konsum 52 % der bezüglichen Kohlen-
förderung betrug. Mit 198421 Mill kWh Fremdbezug
(226,260 i. V.) stellte sich das gesamte Ausbringen auf
932,565 Mill kWh (765,134 i. V.). Die Jahreshöchst-
belastung erreichte 254 600 kW (215200 i.V.). Nutzbar
abzezeben hat die Gesellschaft an fremde Elektrizitäts-
werke 556,377 Mill kWh (465,535 i. V.) und an Groß- und
Kleinabnehmer in den unmittelbaren Versorgungsgcebieten
ihrer Werke 229,496 Mill kWh (194,176 i. V.), zusammen
also 785,873 Mill kWh oder rd. 19 % mehr als 1927 (659,711
Mill kWh). Da die eigenen Betriebe 45,293 Mill kWh
(28,219 i. V.) verbrauchten, sind insgesamt 831,166 Mill
kWh geliefert worden (687,930 i. V.). Das Großkraftwerk
Böhlen erfuhr eine Leistungserhöhung um 59000 kW,
Hirschfelde wird um 40000 kW erweitert; die 110 kV-
Leistungen Silberstraße—Zwönitz und Etzdorf—Dresden-
Nord sind fertiggestellt, ebenso das Hauptumspannwerk
Chemnitz-Nord. Zwischen dem Kraftwerk Böhlen und
dem Leipziger Elektrizitätswerk besteht nunmehr eine
30 kV-Kabelverbindung. Betriebe und Beteiligungen er-
brachten 26 157519 RM (21124701 i.V.), wozu an son-
stigen Einnahmen noch 4 741 000 RM hinzutreten (6 046 044
i. V.). Der Reingewinn betrug 3 827 768 RM (3 786 597 i. V.)
und die Dividende wieder 10 % auf 20 Mill RM Aktien
Lit. A und 5% auf dieselbe Summe der Aktien Lit. B bei
einem nunmehr voll eingezalhlten Gesamtaktienkapital von
100 Mill RM.
Der Gesamtanschlußwert der Paderborner
Elektrizitätswerk und Straßenbahn A.G.
(PESAG), Paderborn, ist 1928 von 14937 auf 17737 kW
gestiegen. Erzeugt und bezogen wurden 23,089 Mill kWh
(15,608 i. V.) bei einer höchsten Augenblicksbelastung von
6200 kW (5600 i.V) und deren jährlichen Benutzungs-
dauer von 3670 h (2790 i. V.). Zum Verkauf kamen 20,325
Mill kWh (13,389 i. V.) oder rd. 52 % mehr als 1927, die an
Einnahmen 2473632 RM erbrachten (1977028 i.V.). Im
Anschluß an das 220 kV-Fernleitungsnetz des RWE wurde
mit letzterem am Flugplatz eine Umspannanlage errichtet,
durch welchen Zusammenschluß die PESAG nunmehr in
der Lage ist, jeden im Versorgungsgebiet auftretenden
Elektrizitätsbedarf schnell und sicher zu decken. Diese
Umspannanlage hat man mit dem übrigen Hochspannungs-
verteilungsnetz durch Kabel verbunden.
Der Bezirksverband Heimbachkraft-
werk, Freudenstadt, hat in Bettenhausen 1928 infolge
der außerordentlichen Trockenheit nur 4,3 Mill kWh er-
zeugt (7,5 i.V.). Mit dem Gemeindeverband Überland-
werk Aistaig schloß er einen auf 20 Jahre laufenden Ge-
bietsaberenzungsvertrag und mit der A. G. Körting’s Elec-
trieitäts-Werke ein Abkommen, auf Grund dessen er seit
Anfang 1929 Alleineigentümer des Stammkapitals der
Überlandwerk Glatten G. m. b. H. geworden ist. Sein Rein-
ertrag betrug 37762 RM (21267 i.V.). — Beim Über-
landwerk Glatten G.m.b.H., Freudenstadt, betrug
die Stromerzeugung im Dampfkraftwerk 0,515 Mill kWh
(0,062 i. V.) und ergab mit dem Strombezug von Betten-
hausen, vom Bezirksverband Oberschwäbische Elektrizi-
tätswerke, dem Kraftwerk Laufenburg und der Württ.
Sammelschienen-A.G. sowie von kleineren Werken ins-
gesamt 14,203 Mill kWh (11,185 i. V.). An das Netz sind
13,775 Mill kWh geliefert worden (10,736 i. V.), und zum
Verkauf kamen 10,869 Mill kWh (8,396 i. V.), also etwa
30% mehr als 1927. Der Gesamtanschlußwert ist von
37985 auf 33913 kW, die Abnahme an Haushaltstrom um
32% gestiegen, während dessen Preis sich um 10 % von
40 auf 36 Pf/kWh verringert hat. Als Reingewinn wer-
den 44036 RM ausgewiesen (37644 i. V.), wovon auf un-
verändert 0,4 Mill RM Stammkapital 8% Dividende zur
Verteilung kamen (7,5 % i.V.).
Der Geschäftsbericht der Elektriceitätswerke-
Betriebs-A.G., Riesa, für 1928 erwähnt de Gründung
der Elektrizitätswerk Riesa A.G. mit 1 Mill RM Aktien-
kapital, an der die Berichterstatterin und die Stadt mit je
50% beteiligt sind, und der letztere auf die Dauer ihres
Bestehens eine ausschließliche Konzession für die Strom-
versorgung der Stadt gewährt hat. Die Stromabgabe des
v
ı Vgl. ETZ 1929, 8. 1381..
1424
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
26. September 1929
Kraftwerks Schmölln betrug 1,557 Mill kWh (1,586 i. V.)
und der Anschlußwert am Jahresschluß 2917 kW (2802
i.V.). Beim Kraftwerk Gößnitz ist die Stromabgabe von
0,944 auf 1,020 Mill kWh und der Anschlußwert von 1580
auf 1603 kW eestiegen. Die Betriebseinnahmen ergaben
522090 RM (882 829 i. V.) und der Reingewinn 125 111 RM
(106 874 i. V.). Aus ihm hat die Gesellschaft auf 1 Mill
RM Aktienkapital 12 % Dividende verteilt (10 % i.V.).
Nach Angaben der Neckar- A.G. Stuttgart, ist 1928
die Erzeugung des Kraftwerks Freudenheim (rd. 29 Mill
kWh) ganz von der Großkraftwerk Mannheim A.G., die
des Wehrkraftwerks Ladenburg (über 1,3 Mill kWh) und
des Kraftwerks Schwabenheim (fast 27 Mill kWh) vom
Badenwerk, endlich die Lieferung des Wehrkraftwerks
Wieblingen (über 3,2 Mill kWh) von einem Zementwerk
abgenommen worden. Das Kraftwerk Neckarsulm-Kochen-
dorf hat die Großkraftwerk Württemberg A. G., Heilbronn,
zepachtet. Auf Grund der mit dem RWE und der Hessi-
schen Eisenbahn-A.G. wegen des Absatzes der elektri-
schen Arbeit sämtlicher Staustufen zwischen Heidelberg
und Neckarsulm-Kochendorf geschlossenen langfristigen
Verträge konnten die Arbeiten für die Stufen Neckar-
gemünd und Neckarsteinach vergeben werden. Mit der
Inbetriebnahme der Staustufe Heidelberg sowie der Kraft-
werke Horkheim und Öbereßlingen im Juni wurde bei
Abschluß des Berichtes gerechnet. Aus den Kraftwerken
hat die Gesellschaft 1163 908 RM (801485 i. V.) und aus
Sonstieem 181705 RM (21676 i. V.) vereinnahmt. Der
Betrieb und die Unterhaltung der Kraftwerke erforderten
153331 RM (97 154 i. V.).
Die ÜUberlandzentrale Pommern A.G,
Stettin, die Ende 1928 in den vier Dampfkraftwerken Stral-
sund, Swinemünde, Neubrandenburg (Fachtwerk) und Bel-
gard über 58790 KVA, in 8 Wasserkraftwerken — abge-
sehen von Glambocksee und „Heyka“ in Nedlin — über
16 485 kVA verfügte und ein Hochspannungsnetz (40 kV)
von 1266 km sowie ein Mittelspannunesnetz von 12 381 km
betreibt, hat 1928 169044 Mill kWh erzeugt (161 890 i. V.),
davon 48, 406 Mill kWh vom Großkraftwerk Stettin be-
zogen (44, 647 i. V.) und insgesamt 132 741 Mill kWh nutz-
bar abgegeben (125,739 1.V.). Die Produktion der eigenen
Wasserkraftwerke betrug etwa T% weniger als 1927, der
Umformungs- und Netzverlust durchschnittlich 21,47 o des
Energiebedarfs. Die Lieferung an die Landwirtse haft ist
gegen das Vorjahr um etwa 4%, die an die Städte „um
rd. 12,5 % und die Abgabe an die Industrie um rd. 7%
gestiegen. Der Anschlußwert der Städte, Gemeinden, Güter
und Industrie betrug am Ende des Berichtsjahres 372 190
kW (344500 i.V.) und macht bei den Gemeinden heute
schon etwa die Hälfte des Gesamtbetrages aus, wäh-
rend deren Benutzungstunden weitaus an letzter Stelle
stehen und auch bei den Gütern gegenüber den Städten
und besonders der Industrie stark zurückbleiben. Eine
dem Bericht beigezebene Belastungskurve zeigt die ver-
schwindend geringe Belastung in der Nachtzeit, die zu
steigern das Werk durch Erhöhung des Anschlusses von
Nachtstrom verbrauchenden Apparaten, besonders Warm-
wasserspeichern und Kartoffeldämpfern bemüht ist. Die
Einnahmen aus Stromlieferung betrugen 16581 078 EM
(15 844 262 i. V.) und die aus V erschiedenem 644 382 RM
(498 744 i.V.). Bei 1839756 RM Reingewinn (1809632
i. V.) kamen wieder 25% Dividende auf 74 Mill RM
Aktienkapital zur Verteilung.
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den EBlektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
stelle. Berlin 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 183 02.
Bekanntmachung.
Der Elektrotechnische Verein beabsichtigt, aus Anlaß
seines bevorstehenden 50jährieen Bestehens eine Fest-
schrift herauszugeben. In dieser sollen auch die im
Weltkriege gefallenen Mitglieder des
Vereins ehrenvoll genannt werden. Da der Geschäfts-
führung seinerzeit leider nicht alle gefallenen Mitglieder
bekannt geworden sind, bitten wir unsere Mitglieder, in
ihren Kreisen gefälligst nähere Ermittelungzen vorzı-
nehmen und uns die Namen der Betreffenden unter mög-
lichster Angabe des Todesjahres und des Aufenthaltsortes
hei Beginn des Krieges mitzuteilen. Für jede einzelne
Mitteilung ist die Geschäftstelle des Flektrotechnischen
Vereins dankbar.
Elektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B 1 Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
Kommission für Benennungen.
In ETZ 1929, S. 692, wurde ein Sonderdruck VDE 113
„Zusammenstellung vr Besriffserklä-
rungen in den VDE-Arbeiten“
mit der Maßgabe angekündigt, daß Äußerungen zu diesem
Sonderdruck bis zum 30. September 1929 an unsere (Ge-
- schäftstelle zu richten seien.
Die Kommission gibt hiermit bekannt,
Außerunesfrist bis zum 31. Dezember
' längert ist. SH )
daß diese
1929 ver-
Neu erschienene VDE-Vorschriften-Sonderdrucke.
Folgende VDE-Vorschriften-Sonderdrucke sind neu
erschienen:
VDE 333a Vorschriften für die elektrische Ausrüstung
von Stehlampen.
vw 338a Regeln für die Bewertung und Prüfung von
Hand- und Supportschleifmaschinen.
„ 350a Vorschriften für Geräte mit Kleinstmotoren
| (V.G.K.M. 1930).
„n 366a Regeln für die Bewertung und Prüfung von
Handbohrmaschinen.
„ la Regeln für die Bewertung und Prüfung von
Schleif- und Poliermaschinen.
„ 434 Regeln für die Konstruktion, Prüfung und Ver-
wendung von W echselstrom - Hochspannungs-
geräten für Schaltanlagen (R. E. H./1929).
„ 435 Vorschriften für Rundfunkgeräte. die mit
Starkstromanlagen (-netzen) in Verbindung
stehen.
„ 438 Vorschriften nebst Ausführunesrezeln für den
Betrieb von Starkstromanlagen (V. B. 8.1199).
„ 439 Regeln für die Errichtung von Leuchtröhren-
anlagen.
„ 410 Vorschriften für die Ausführung schlagwetter-
geschützter elektrischer Maschinen, Transfor-
matoren und Geräte.
„ 411 Vorschriften für den Hochspannungschutz in
medizinischen Röntgzenanlaeen.
„ 444 Vorschriften für Geräte-Einbauschalter für
Spannungen bis 250 V.
» 445 Leitsätze für Installations-Selbstschalter.
„ 446 Leitsätze für die Prüfung von Isolatoren aus
keramischen Werkstoffen für Spannungen von
1000 V an.
„ 447 Regeln für den Bau und die Prüfung von Hoch-
freuuenz-Heilxzeräten.
„ 448 Bericht über die Tätigkeit des Verbandes seit
der letzten Jahresversammlung in Berlin 1928
„ 449 Vorschriften für umhüllte Leitungen.
„ 450 Vorschriften für isolierte Leitungen in Stark-
stromanlagen (V.T.L./1930).
„ 451 Leitsätze für Spannungsucher bis 750 V.
„ 465 Übersicht über die Beschlüsse der XXXIV. Jah-
resversammlung in Aachen 1929.
Die Sonderdrucke können von der Geschäftstelle des
VDE bezogen werden.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
26. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
1425
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechn. Gesellschaft zu Frankfurt a.M. 2. X. 1929,
abds. &h, Kunstgewerbeschule, Neue Mainzer Straße 47: Licht-
bildervortrag Dr. Arendt, „Bildtelegrapbie“.
Deutscher und Österreichischer Verband für die Ma-
terialprüfungen der Technik. 8....11.X.1929, Haupt-
versammlungin Wien, gr. Saal des Österr. Ing.- u.
Arch.-Vereins, Eschenbachgasse 9, mit folgenden Vorträgen:
9. X. 1929, vorm. 9h, Prof. P. Ludwik. „Dauerversuche‘“.
Prof. O. Föpplu. Dr.-Ing. G. v. Heydekampf, „Dauer-
festigkeit und Konstruktion“. Dipl.-Ing. W. Deutsch,
„Maschinen und Vorrichtungen für Dauerprüfungen“. Dr.-
Ing. W. Herold, „Ausbildung der Risse. Beziehung zur
Zerreißfestigkeit“. Dr.-Ihg. G. Sachs, „Eine neue Span-
nungsgrenze und ihre Beziehung zur Dauerfestigkeit“.
Reichsbahnrat R. Kühnel, ,„Dauerbrüche und Dauerfestig-
keit. Erfahrungen und Versuchsergebnisse aus dem Reichs-
bahnbetrieb“. Dr.-Ing. K. Matthaes, „Ermüdungseigen-
schaften von Kurbelwellenstahl“.
9.X.1929, nachm. 3h, Prof. R. Glocker, „Unter-
suchung der Werkstoffe mit Röntgenstrahlen“. Prof. H.
Mark, „Röntgenuntersuchungen an organischen Werkstof-
fen“. Prof. H. Stintzing, „Spektralanalyse‘“. Dr.-Ing.
G. Sachs, „Verformung metallischer Werkstoffe im Rönt-
genbild“. Dr.-phil. F. W ever, „Aufbau metallischer Werk-
stoffe im Röntgenbild“. Dr.-Ing. F. Halla, „Untersuchung
von Elektrolyteisen“.
10. X. 1929, vorm. 9h, Dr. F. Feigl, „Die Mikrochemie
im Dienste der Materialprüfung“. Prof. F.Paneth, „Über
einige radioaktive und spektroskopische Methoden in der
Mikrochemie‘“. Dr.-Ing. R. Strebinger, „Quantitative
anorganische Mikroanalyse‘“. Prof. H. Leitmeier, „Neue
Reaktionen zur Prüfung mineralischer Stoffe“. Dr.-Ing.
M. Nießner, „Die richtige Erkennung von Sulfidseige-
rungen“.
Auskunft erteilen die Geschäftstellen: Berlin NW 7,
Dorotheenstraße 40, und Wien I, Eschenbachgasse 9.
PERSÖNLICHES.
F. Overmann A — Am 7. IX. starb unerwartet Fer-
dinand Overmann, Generaldirektor des Kommu-
nalen Elektrizitätswerks Mark A.G., Hagen. Wir wer-
den auf die Verdienste des Verstorbenen noch in einem
besonderen Nachruf zurückkommen.
O. Arendt. — Otto Arendt, Ministerialdirektor im
Reichspostministerium, ist mit dem 1. September aus dem
Dienste des R.P.M. ausgeschieden. In der Reichspostver-
m PH emm
O. Arendt.
waltung, der er seit 1891 angehörte, war sein besonderes
Arbeitsgebiet zunächst die Herrichtung des in den sieb-
ziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Deutsch-
land verlegten Netzes von Guttaperchakabeln für den
Schnelltelegraphenbetrieb sowie die Einführung des selbst-
tätigen Schnelltelegraphen auf große Entfernungen. Das
führte zu einer Ausdehnung seiner Tätigkeit über die
Grenzen Deutschlands und Europas hinaus im Verein mit
den Ingenieuren der übrigen beteiligten Telegraphenver-
waltungen, und diese Tätigkeit wiederum leitete dazu
über, ihm die Vertretung der deutschen Belange im inter-
nationalen Nachrichtenverkehr allgemein zu übertragen.
In dieser Eigenschaft war Herr Arendt mehrfach Mitglied
und Führer der deutschen Abordnungen bei internationa-
len Konferenzen, zuletzt beim Welt-Funkkongreß in Wa-
shington und beim Welt-Telegraphenkongreß in Brüssel.
Im Krieg hat Herr Arendt den Schnelltelegraphenverkehr
des großen lauptquartiers mit der Heimat und mit den
Armee-Oberkommandos organisiert und den Abhördienst
zum Abhören feindlicher Gespräche eingerichtet. Als
Ministerialdirektor im Reichspostministerium lag ihm die
Leitung der Inlandstelegraphie und der gesamten Ver-
bindungen mit dem Auslande auf dem Gebiete des Tele-
graphen-, Fernsprech- und Funkwesens ob. Am 1.Scp-
tember ist Herr Arendt zur Firma Felten & Guilleaume
übergetreten. Im Oktober wird er an dem Welt-Ingenieur-
kongreß in Tokio teilnehmen.
Zum Ministerialdirektor beim Reichspostministerium
wurde als Nachfolger des Herrn Arendt der Präsident des
Reichspostzentralamtes, Herr Dr.-Ing. Kruckow er-
nannt!.
Zum Präsidenten des Reichspostzentralamtes wurde
der Abteilungsdirektor Ohnesorg e ernannt.
P. Mamroth. — Am 21. September d.J. beging Herr
Kommerzienrat Dr.-Ing. Eh. Paul Mamroth seinen
70. Geburtstag. Mamroth gehört seit dem Jahre 1883, in
dem die Deutsche Edison-Gesellschaft, die Vorläuferin der
Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft, gegründet wurde,
der Verwaltung der AEG an und ist einer der wenigen
überlebenden, von Emil Rathenau s. Z. mit scharfem
Blick bestellten Mitarbeiter. Er hat an dem finanziellen
Aufbau der Gesellschaft einen maßgeblichen Anteil ge-
habt. Zu seinen besonderen Öbliegenheiten gehörte weiter-
hin die Führung zahlreicher Tochtergesellschaften der
AEG, so der Elektrieitäts-Lieferungs-Gesellschaft, deren
vorsitzender Direktor er seit mehr als 30 Jahren ist, der
Bank elektrischer Werte, der vormaligen Berliner Elek-
trizitäts-Werke. Mamroths Name ist ganz besonders enz
verknüpft mit der Geschichte der Glühlampe, indem er
diesem wichtigen Fabrikationszweig der AEG in zäher
Arbeit den Weg zu weiter Verbreitung bahnte, als Vor-
sitzender des Delegationsrats der unter seinem wesent-
lichen Beistand gegründeten „Internationalen Verkaufs-
stelle vereinigter Glühlampen-Fabriken“ wirkte und später
an die Spitze des Delegationsrats und des engeren Aus-
schusses der die drei großen deutschen Glühlampenfabriken
vereinigenden Osram-Kommanditgesellschaft trat. Im
Jahre 1928 ist Kommerzienrat Mamroth unter Beibehal-
tung wichtiger Ämter in den der AEG nahestehenden Ge-
sellschaften aus dem Vorstand des Unternehmens ausge-
schieden; er gehört seitdem dem Aufsichtsrat an.
H. Staudinger. — Herr Ministerialdirektor Dr. Stau-
dinger im preußischen Ministerium für Handel und
Gewerbe, der kürzlich auf der VDE-Tagung in Aachen
namens der Reichs- und Staatsbehörden die Versammlung
begrüßte und der Hoffnung Ausdruck gab, daß möglichst
auf dem Wege freier Vereinbarung die deutsche Elektri-
zitätswirtschaft fruchtbare Arbeit leiste?, ist zum Staats-
sekretär befördert worden.
Hochscehulnachricehten. — Prof. Dr. G. Leithäuser
und Dr. H. Salinger, bisher Posträte im Reichspost-
zentralamt, sind zu außerordentlichen Professoren an der
T.H. Berlin ernannt worden. Gleichzeitig übernimmt
Prof. Leithäuser die Leitung der Abteilung für Hoch-
frequenztechnik, Dr. Salinger die der Abteilung für
Telegraphie und Fernsprechtechnik am Heinrich-Hertz-
Institut für Schwingungsforschung. — An der T.H. Berlin
hat sich Dr.-Ing. Franz Ollendorf habilitiert. Er wird
über Fragen der theoretischen Elektrotechnik lesen.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die synehronen Wechselstrommaschinen.
Zum Gebr. an techn. Lehranst. u. z. Selbstunterr. bearh.
von Prof. Dr. J. Kollert (Rühlmann, Wechsel-
stromtechnik, 3 Aufl.). Mit 200 Abb., XI u. 247 S. in
gr. 8°. Verlag von Oskar Leiner, Leipzig 1928. Preis
kart. 12 RM, geb. 14,50 RM.
Auf knapp 250 Seiten werden die synchronen Wech-
selstrommaschinen und die Einankerumformer behandelt.
Von mathematischen Ableitungen und Formeln wird öfters
Gebrauch gemacht, vielleicht mehr als es für ein Buch von
diesem Umfang empfehlenswert wäre. Die Behandlung
des Stoffes ist klar. Der Studierende findet in diesem
Buche sowohl die theoretischen Grundlagen wie ausführ-
liche Beispiele für die Berechnung der Synchronmaschine.
ı 8. ETZ 1927, S. 1467.
2 Vgl. ETZ 199, 8. 1106.
1426
Für die nächste Auflage mögen folgende Wünsche gce-
äußert werden:
Die Abb. 20 auf 8.13 ist dem Buch von Pichel-
mayer entnommen. Zu diesem Bild vom Jalıre 1908 gce-
hört heutzutage die Ergänzung, daß man bei größeren Syn-
cehronmasehinen meistens offene Nuten verwendet. Die
Abb. 28..30 stellen veraltete Konstruktionen dar und
sollten lieber weggelassen werden. Bei der Behandlung
der Ankerwiceklungen, Kapitel III, sind die Bruchloch-
wieklungen ganz übergangen. Die heutzutage schr oft
gebrauchte Zweischichtwieklung müßte ausführlicher be-
handelt werden. Auf S. 63 sollte das Minuszeichen in der
Formel für die induzierte EMK nicht fehlen. Statt vom
„Autenfaktor” wäre es zweekmäßieer, wie allgemein
üblich, vom „Wicklungsfaktor“ zu sprechen (8.65). Die
Berechnung des Ankerquerfeldes auf S.96u.f. ist um-
ständlich, die Arnoldsche Rechnung ist einfacher. Die
Zerlegung des Ankcerfeldes in das Längs- und Querfeld
bedeutet eine Zerlegung in zwei solche Felder, von denen
eins die Amplitude über der Poalmitte, das andere die
Amplitude über der Mitte der Pollücke hat. Die EMK, die
dieses letztere Feld in der Ankerwicklung induziert, steht
aber dann nicht senkrecht auf dem Ankerstron, so daß
die Zusammensetzung La = Ls + Lq auf Seite 100 nicht
korrekt ist. Entschließft man sich einmal, das Ankerfcld
vrach dem Blondel-Arnoldschen Verfahren zu zerlegen, so
bleibt man zweekmäßigzerweise auch bei dem Blondel-Ar-
noldschen Spannunesdiagramm, in dem die vom Anker-
auerfeld induzierte EMK senkrecht auf der vom Längsfeld
induzierten EMK steht. Der Begriff des „Vergrößerungs-
faktors“ dürfte bei der Behandlung der Pendelungen der
Synchronmaschine (S. 123u.f.) nicht fehlen. Die Bedin-
gungen für das Intrittfallen syncehronisierter Asynehron-
motoren (8. 135uf.) sind zu ausführlich behandelt. Is
wäre zwecekmäßiger, den verfügbaren Platz für eine Er-
läuterung der Vorgänge in der Einphasen-Synehron-
maschine (Wirkung des inversen Drehfeldes, Dämpfer-
wieklung) zu verwenden. Bei der Berechnung des Bin-
phasengenerators (8.173 u.f.) müßte die Berechnung der
zugehörigen Dänmpferwieklung gebracht werden.
M. Liwschitz.
Telephon e and power transmission. Von
R.Bradfieldu W.J. John. Mit 112 Textabb., XI u.
238 S. in 8°. Verlag von Chapman & Hall, Ltd., London
1928. Preis geh. 21 sh.
Das vorliegende Werk ist zur Einführung Studieren-
der in die Theorie der Wechselstromübertragung gedacht,
Soweit diese sich aus einer mathematisch einfachen Inter-
pretation der Telegraphengleichung herleiten läßt. Nach
einer kurzen Darstellung der Eigenschaften reeller und
komplexer Exponentialfunktionen (erstes Kapitel) werden
aus den Kirchhoffschen Sätzen die Telegraphengleichungen
hergeleitet und für quasistationären Zustand bei versehie-
denartiren Grenzbedinzungen integriert (zweites Kapitel).
Im dritten Kapitel werden die für die Telephonie grund-
legenden Erscheinungen der Dämpfung und Verzerrung
besprochen und hieraus das Verständnis für die Wirksam-
keit von Pupin- und Krarupleitungen entwickelt; eine Zu-
sammenstellunz von Formeln zur Berechnung der Lei-
tuneskonstanten samt einigen Meßverfahren (fünftes Ka-
pitel) beschließt den ersten Teil des Buches. Der zweite
Teil, weleher die Kraftübertragung schildert, baut auf den
Grundlagen des ersten Teiles auf: für kurze Leitungen
werden in üblicher Weise Näheruneseleichungren ent-
wickelt, welche dann zu den Begriffen des Spannungs-
abfalles und des Ladestromes hinleiten (fünftes Kapitel).
Das sechste Kapitel beschäftigt sieh mit dem Kinfluß der
Transformatoren auf das Spannungesdiagramm, wobei diese
Apparate dureh ihr Ersatzbild in das Netzschaltbild einge-
fiet werden. Die elementare Theorie der Wanderwelle (auf
verlustfreier Leitung) bildet den Gegenstand des siebenten
Kapitels; hier werden neben den Grundgesetzen der Aus-
breitunz die einfachsten Keflexionsvoreänze behandelt,
während das folgende (achte) Kapitel auf etwas breiterer
Grundlage einige typische Wanderwellenformen in Ent-
stehung und Verlauf beschreibt. Das neunte (Schluß-)
Kapitel ergänzt die Wanderwellentheorie nach der mathe-
matischen Seite, wobei allerdings mangels größerer Hilfs-
mittel die Besehränkung auf den Fall der verzerrunes-
freien Leitung geboten ist.
Daes Werk ist durchweg leicht und flüssig zeschriehen;
zahlreiche numerische Beispiele zeigen den Gebrauch der
komplexen Exponentialfunktionen, wobei — wie bei einem
englisehen Werk verständlich — insbesondere auf die be-
kannten Kenellyschen Tafeln verwiesen wird. Dagegen
vermilßst man gelegentlich eine physikalische Deutung der
lErzehnisse namentlich mit Bezug auf die anfänglich para-
doxen Erscheinungen der Wellenausbreitung (z. B. ist das
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
26. September 1928
Ferrantiphänomen nicht erwähnt): auch die Abbildungen,
namentlich des ersten Teiles, sind nicht immer slücklieh
gewählt. Trotz dieser Einschränkungen kann das Werk als
erste Kinführung durchaus empfohlen werden, wenn sieh
auf seiner Lektüre ein vertieftes Studium dieser Fragen
aufbaut. Fr. Ollendorff.
Handbuch der Anorganisehen Chemie. Her-
ausgeg. v. Prof. Dr. R. Abeerg, br. Fr. Auerbach
u. Prof. Dr. I. Koppel. 4. Bd., 3. Abt.: Die Elemente
E achten Gruppe des periodischen Systems. Herausır.
Prof. Dr. I. Koppel. 1. Teil: Die Edelgase.
von Dr.E. Rabinowitsch. Mit 50 Fig. u. 232 Tab.
im Text, XII u. 522 S. in gr. 8% Verlag von S. Hirzel,
Leipzig 1928. Preis geh. 45 RM, geb. 48 RM.
Mit dem vorliegenden Band der bereits in einer
Reihe von Teilbänden erschienenen umfassenden Mono-
graphie der chemischen Elemente beginnt die letzte Ab-
teilung dieses Handbuchs, welche die Elemente der achten
Gruppe des periodischen Systems umfaßt. Auf diesen
den Edelgasen einschließlich der radioaktiven Emana-
tionen gewidmeten Band ist im besonderem Maße außer
dem Chemiker auch der Physiker und der physikalische
Techniker hinzuweisen. Denn stärker als bei allen an-
deren Elementen treten bei den Edelgasen gegenüber den
chemischen die physikalischen Eigenschaften hervor, und
weit überwiegend sind es physikalische Methoden, deren
wir zur Erforschung dieser Elemente bedürfen.
Es ist aus diesem Grunde auch die Darstellung im
wesentlichen nach physikalischen Gesichtspunkten ge-
ordnet. In einem ersten, mehr praktischen Abschnitt
werden zunächst Vorkommen, Darstellung, Nachweis und
Anwendungen der Edelgase besprochen. Darauf folzt
eine systematische Zusammenfassung aller derjenigen
bekannten Atomeigenschaften bzw. Erscheinungen,
welche zur elektrischen Atomstruktur in unmittelbarer
Beziehung stehen. Hierher gehört die Kenntnis der Kern-
masse, des Kernbaus, der natürlichen und künstlichen
Kernumwandlung, der Spektren, der chemischen, elek-
trischen und magnetischen Eigenschaften und des Ver-
haltens der Edelgase gegenüber Licht- und Korpuskular-
strahlen. Schließlich werden die in das Gebiet der Mole-
külkinetik bzw. der Thermodynamik gehörigen Erschei-
nungen der inneren Reibung, Diffusion und Wärme-
leitung, die Zustandseigenschaften, Phasengleichgewichte,
Ilydratbildung, Löslichkeit und Adsorptien behandelt.
Man vermißt in dieser umfassenden, gründlichen und
durch die große Vollständigkeit ihrer Hinweise ausge-
zeichneten Darstellung kaum eine Frage, die irgendwie
mit unserer gegenwärtigen Kenntnis der Edelgase zu-
sammenhängt. Es ist insbesondere auch die quantitative
Kenntnis mit großer Übersichtlichkeit in zahlreichen
tabellarischen Zusammenstellungren verzeichnet. Beson-
ders hinzuweisen ist auf das vorzüzliehe, sachlich ge-
ordnete und, soweit zu schen, kaum ernstliche Lücken
aufweisende Literaturverzeiehnis, in dem nahezu 1500 den
Gegenstand betrelfende Untersuchungen zusanımengc-
stellt sind, die alle im Text, wenn auch teilweise knappe
Berücksichtieung gefunden haben.
Dr. A.Becker.
Spinnungeskurven in rechteckigen und
keilförmigen Trägern. Theorie und Versuch
über Spannungzsverteilung als Scheibenproblem mit bes.
Berücks. der lokalen Störung. Von A. Miura. Mit
142 Abb. im Text u. a. 6 Tafeln, V u. 1118. in gr. 8%. Ver-
lag Julius Springer, Berlin 1928. Preis geh. 11 RM,
geb. 12,50 RM.
Die grobe Bedeutung, die im Elektromaschinenbau dem
Schwalbensehwanz alstragendes Maschinenelement
zukommt, äußert sich unverkennbar in den zahlreiehen
Aufsätzen, die seiner Bemessung gewidmet sind!. No-
weit sie sieh mit der Festierkeitsrechnung, der Ermitt-
Inng der elastischen Spannungen befassen, leiden sie aber
mit alleiniger Ausnahme der unten zitierten Arbeit von
Dr. Schmalz an sehr unzutreffenden grundlegen-
den Voraussetzungen, insofern als die Beanspruchun-
ven nach der elementaren Biegungslehre gerechnet wer-
den. Diese stimmt bekanntlich mit der Wirklichkeit nur
dann gut überein, wenn die Querschnittshöhe des ge-
bogenen Balkens sieh längs des Balkens nur sehr langsam
ändert, und wenn sie überhaupt sehr klein im Verhältnis
zur Balkenlänze ist. Ferner wird von den Normalspar-
nungen (Zug und Druck) vorausgesetzt, daß nur in die
Balkenlängsrichtung fallende vorhanden sind, daß die
ı László, ETZ 1924, 8. 493. — Rott, ETZ jn S. 1173 —
Wagemann, ETZ 197. N. 860. — Haimann, ETZ 1927, S. 1483. —
Schmalz. El. u. Maschinenb. 1927, 8. 493.
26. September 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
1427
Balkenoberkante unbelastet ist. Bei der kurzen sich stark
verjünzenden Zacko der Schwalbenschwänze ist das alles
offenbar nicht im entferntesten zutreffend.
Daher wird man es als erheblichen Fortschritt auf
diesem Gebiete werten müssen, wenn in seiner Schrift
„Spannungskurven in rechteckigen und keilförmiegen Trä-
eern“ Profesor Akira Miura den Spannungsver-
lauf ohne die eben erwähnten wenig Vertrauen erwecken-
den Einschränkungen errechnet und die Resultate mit
denjenigen der elementaren Biezungslehre vergleicht.
Da es nicht möglich ist, den reichhaltigen Stoff hier ein-
zeln aufzuzählen, soll nur orientierend erwähnt werden,
daß etwa 35 Seiten, d.i. etwa ein Drittel des Gesamt-
umfangs der Schrift, speziell Beispiele des keilförmigen
Trägers behandeln, unter anderen den besonders interes-
sierenden abgestumpften Zacken. Das erste Drittel
enthält die grundlegenden Entwicklungen und den „Kur-
zen“ Träger konstanter Höhe, während das letzte Drittel
als experimenteller Teil die spannunzsoptische Methode be-
schreibt und eine Anzahl mit ihr gewonnener Ergebnisse
vermittelt.
Man wird vielleicht wünschen, daß die Formände-
rungen ebenso gründlich bearbeitet werden möchten,
wie es hier mit den Spannungen geschehen ist. In dieser
Hinsicht dürfte vorteilhaft eine Schrift zu erwähnen sein,
uio sieh ebenfalls schr eingehend mit dem Problem der
balkenbiegung befaßt, und die möglicherweise im Kreise
der Elektromaschinenbauer noch recht unbekannt sein
mag: Heft 7 der „Abhandlungen aus dem acro’ynamischen
Institut an der Technischen Hochschule Aachen“.
Schönfelder.
Handbuch der Brennstofftechnik. Heraus-
geg. v. d. Heinrich Koppers A. G., Essen. Mit zahlr. Abb.
u. Tab., 321 S. in 8. Verlag W. Girardet, Essen 1928.
Preis geb. 5 RM.
Für den Bereich ihrer Arbeitsgebiete, in erweitertem
Sinne betrachtet, hat die bekannte Koksofen- und Gas-
werksfirma Koppers ein Tabellenwerk zusammengestellt,
das, zumal im Hinblick auf seinen niedrigen Preis, auch
für den allgemeinen (rebrauch wertvoll sein dürfte Die
große Zahl von Tabellen ist in 7 Abschnitte gegliedert, die
zunächst allgemeine Größen, wie Formelzeichen, Maßein-
heiten usw., dann chemische Werte, dann wärmetechnische
Werte, Brennstoffe aller Arten, Gase, Nebenerzeugnisse
der Vergasung behandeln und schließlich auch auf einige
der gebräuchlichsten Maschinen- und Bauteile eingehen.
Besonders bequem sind die vielen Umrechnungswerte für
ausländische technische Maßeinheiten verwendbar, deren
Verzeichnis zweckmäßig noch auf das Gebiet des Maschi-
nenwesens erweitert werden könnte. Auch das sehr aus-
führliche Stichwortverzeichnis am Schluß des Buches
dürfte die Gebrauchsfähigkeit des Inhalts steigern. Viele
von den Tabellen entstammen den bekannten Taschen-
büchern und den Arbeiten des Normenausschusses der In-
dustrie. :
Iın ganzen eine recht anerkennenswerte und für dic
Praxis nutzbringende Leistung. Heller.
Behandlung von Schwingungsaufgaben
mit komplexen Amplituden und mit Yek-
toren. Von Prof. Dr. H. G. Möller. Mit 91 Abb,
1 Taf., X u. 128 S. in 8°. Verlag von S. Hirzel, Leipzig
1928. Preis geh. 6 RM, geb. 8 RM.
Das Rechnen mit komplexen Zahlen ist immer noch
vielen Elektrotechnikern ein Gebiet der Geheimnisse und
Symbole, von denen die reale Erscheinungswelt über-
schättet wird. Deshalb ist jede Arbeit wertvoll, die jene
eigentliche Sprache der Schwinzungstechnik veranschau-
licht. Solches Ziel erstrebt das Möllersche Buch. An land
glücklich gewählter Beispiele werden die theoretischen
Grundlagen geklärt, die Sonderheiten der einzelnen Rechen-
methoden gegeneinander abgewogen und die Überlegenheit
der komplexen Rechnung erwiesen. Elementare Anwen-
dungen aus Mechanik und Elektrotechnik stehen dem Leser
schon als Lohn dieses ersten Kapitels in großer Zahl zur
Verfügung; er folgt auf dieser Grundlage leicht den schwie-
rizeren Anwendungen, wie sie durch die Worte: Wechsel-
strombrücken und Resonanzkreise, Transformatoren und
Induktionsmotoren, Wirbelströme und Kabelprobleime,
Röhrensender und Telephon ummschrieben werden. Alle
diese vielfachen Fragen werden durch das zweite Kapitel
in weitem Rahmen umspannt, das mathematisch-methodiseh
Wesentliche knapp und klar diskutiert. Technische Einzel-
heiten und letzte Feinheiten müssen hierbei unterdrückt
1 62 Seiten, herausgegeben von Professor Dr. Th. v. Kärmiän,
Verlag Julius Springer, Berlin 1927.
werden: ob freilich die aus solcher Großzügigkeit fließende
Einstellung zur Mathematik zweckmäßig ist, die funda-
mentale Lehrsätze als „glücklichen Zufall” bezeichnet, muß
dahingestellt bleiben. Ebenso sähen wir gern die Literatur-
hinweise vermehrt, da ja gute Bücher ähnlichen Inhaltes,
wenn auch mehr elektrotechnischer Richtung, schon vor-
liegen. Diese kleinen Mängel mindern indes den Wert des
Buches nicht; seine frische und klare Sprache wird bald
viele Freunde werben und dem Buch die verdiente Verbrei-
tung, namentlich unter den Studierenden, sichern.
F.Ollendorff.
Vorlesungen über Differential- und Inte-
geralrechnung. Von R. Courant. Bd.2: Funk-
tionen mehrerer Veränderlicher. Mit R8
Textfig., VII u. 360 S. in 8°. Verlag Julius Springer,
Berlin 1929. Preis geb. 18,60 RM.
Dieser zweite Band bestätigt das schon bei Be-
sprechung des ersten Bandes! abgegebene Urteil. Es
handelt sich um eines der brauchbarsten, dabei durchaus
zuverlässigen Lehrbücher der Differential- und Integral-
rechnung, die wir haben. „Bei der Darstellunz habe ich
denselben Grundsatz zu befolgen gesucht wie im ersten
Bande: die Begriffsbildungen und Methoden aus ihren
anschaulichen Quellen heraus zu motivieren und überall
den Zugang zu den Anwendungen nach Möglichkeit zu
erleichtern — ein Bestreben, das mit den Anforderungen
der Strenge durchaus vereinbar erscheint.”
Das Buch gliedert sich in 6 Kapitel: 1. Vorbemer-
kungen über analytische Geometrie und Vektorrechnune.
2. Funktionen mehrerer Veränderlicher und ihre Ab-
leitungen. 3. Ausbau und Anwendungen der Differential-
rechnung. 4. Integrale von Funktionen mehrerer Ver-
änderlicher. 5. Integration über mehrdimensionale Be-
reiche (dabei die Sätze von Gauss, Stokes und
Green). 6. Anwendungen, insbesondere Differential-
gleichungen (für diese ist natürlich nur wenig Platz da).
Am Schluß ein Sachverzeichnis und ein Verzeichnis
der wichtigsten Formeln und Sätze.
Die abstrakten Betrachtungen sind wieder wie im
ersten Bande in Anhänge zu den einzelnen Kapiteln ver-
wiesen, so daß sie beim ersten Studium fortzelassen
werden können. Hamel.
Ludwig Franzius Von G. de Thierry. (Deut-
sches Museum, Abhandlungen und Berichte.) Mit IV
u. 33 S. in 8°. VDI-Verlag G. m. b. H., Berlin 1923.
Preis geh. 1 RM, für Val-Mitel. 0,90 RM.
Die kleine Schrift bringt das Lebensbild eines bedeu-
tenden Ingenieurs, sein Streben und Kämpfen und seine
Erfolge. Jugend und Studienzeit, die Tätigkeiten im
hannoverschen und preußischen Staatsdienst: der bre-
mische Dienst und das Leben daselbst sowie die schrift-
stellerischen Arbeiten werden behandelt. Wir wissen, daß
das Werk, das den Namen Franzius bekannt gemacht
hat, die erfolgreiche Korrektion der Unterweser gewesen
ist, allerdings auch bedeutsam genug in seiner Wirkung
für cine Stadt und ein kleines Gemeinwesen, das dadurch
der großen Seeschiffahrt erschlossen wurde. Das berrün-
det das Erscheinen dieser Lebensbeschreibung, die das
Verdienst hat, den Namen Franzius der Nachwelt —
wenigstens in engeren Fachkreisen — zu erhalten. Das
Lesen eines Buches über ein Lebenswerk weckt, wie
schon Franzius selbst betont, Gedanken über das eigene
Schicksal, Prüfungen an sich selbst, und so ist diese Ar-
beit für jeden nützlich. Man erkennt die Wünsche und
Bestrebungen des Einzelnen als Inhalt seines Lebens, und
zufrieden kann der sein, dessen Abschluß einen Erfolg
für die Allgemeinheit und für sich selbst bedeutet, wie
ihn Franzius gehabt hat.
Wenn man diesen Liebensgang verfolgt, sieht man im
übrigen, in wie einfachen Formen sich s. Z. die Ausbil-
dung des Ingenieurs vollzog. Die Aufgaben haben sich
inzwischen erweitert, die Ziele sind gewachsen, und die
Vorbildung baut sich heute auf breiterer Grundlage auf.
Alles ist ständig in Entwicklung und Fortbildung. Die
Notwendigkeit, den Ingenieur auch wirtschaftlich zu er-
ziehen, ist auch heute leider noch nicht in alle diese
Kreise gedrungen, vor allem fehlt der jungen Welt
vielfach selbst diese Erkenntnis, bis sie im späteren
Lieben das Fehlende vermißt und sicht, daß in der Jugend
Versäumtes nur mit doppelter und dreifacher Arbeit nach-
geholt werden kann. Die Bedeutung rechtzeitirer kim:
sieht zeigt auch dieses Lebensbild. E Mattern.
! ETZ In S. 1662.
1428
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Kohle. — Die vom Reichskohlenrat heraus-
gegebene Statistische Übersicht über die Kohlenwirtschaft
im Jahre 1928 bringt Zahlen über die Förderung der Welt
seit 1900, die von den im vorigen Jahr genannten Werten!
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft. 39
26. September 1929
lien 1928 hergestellten Glühlampen betrug 16,128 Mill Stück
(14,245 i. V.).
Aus der Leuchtmittelindustrie. — Der soeben vom Sta-
tistischen Reichsamt herausgegebenen „Sammlung produk-
tionsstatistischer Ergebnisse bis zum Jahre 19281 entnehmen
wir in Ergänzung der von der ETZ 1927, 8, 95, gebrachten
infolge inzwischen erfolgter Berichtigungen etwas abweichen:
| Kohlenförderung der Welt in Mill t
Angaben, daß im Rechnungsjahr 1925/26 77,902 Mill Me-
talldrahtlampen und Nernstbrenner hergestellt
Jahr ur EEE?) FETTE TER worden sind. Diese Zahl hat sich 1926/27 auf 76,311 Mil-
Steinkohle | Braunkohle | ne lionen verringert, 1927/28 aber auf 93,972 Mill Stück erhöht.
| | An Brennstiften für Bogenlampen wurden in den ge-
1900 | 7076 | 67.9 775,5 nannten drei Rechnungsjahren bzw. 777, 842 und 929 t er-
1913 1212,7 128,0 1340,7 zeugt. Die Produktion von Quecksilberdampf- und ähnlichen
1920 | 1160,1 154,3 1314,4 Lampen betrug jährlich 2000 Stück.
1926 | 1177.4 182,6 1360,0 Aus der Geschäftswelt. — Die Velmag, Ver-
1927 | 1267,3 196.9 1464,2 einigte Fabriken elektr. MeBinstrumente u
1928 1224,6 213,5 1438,1 Apparate G. m. b. H., Leipzig-Stötteritz, hat in Leipzig
O 27, Melscherstr. 7, neue Fabrikationsräume eingerichtet
und mit der Zusammenlegung der Betriebe eine Neugruppie-
rung der einzelnen Werkstätten nach modernen Grundsätzen
vorgenommen.
In das Handelsregister wurden eingetragen: Deutsche
Western Electric G. m. b. H., Berlin (40 000 RM):
Herstellung., Verkauf, Vertrieb usw. von Film- und Ton-
film-Aufnahme- und Wiedergabeapparaten usw.; Die Uhr,
Gesellschaft für drahtlose Zeitübermitt-
lung m.b.H., Karlsruhe (20 000 RM): Erwerb, Vertretung,
Veräußerung und Fabrikation sämtlicher Schneiderschen Pa-
tento für die drahtlose Zeitzentrale im In- und Ausland;
Fernseh A.G., Berlin (0,1 Mill RM): Erwerb und Ver-
wertung von Schutzrechten aller Art auf dem Gebiet des Fern-
sehens sowie Herstellung und Vertrieb von Fernsehgeräten
aller Art; „Elspemag“ Elektrische Spezial-
Maschinen-Gesellschaft m. b. H., Berlin (20 000
RM); Philelektra A.G. für Elektrotechnik,
Frankfurt a.M. (0,2 Mill RM): Herstellung und Vertrieb von
Gegenständen der feinmechanischen und elektrotechnischen
Industrie (das Unternehmen gehört zum holländischen Phi-
lips-Konzern); Gas- und Stromversorgung Mit-
telsachsen A.G., Kalbe a.S. (0,2 Mill RM): Versorgung
der Bevölkerung mit Gas und Elektrizität, Bezug und Liefe-
rung von Licht, Heiz- und Kraftmitteln aller Art, Errichtung
der hierzu erforderlichen Anlagen usw. Unter den Grün-
dern werden der Landkreis Kalbe und die Thüringer Gasge-
sellschaft, Leipzig, genannt; Dr.-Ing. Franz Lawa-
ezeck Kraftnutzung G.m.b.H., München (0,1 Mill
KM): Durchführung der auf dem Gebiet der Kraftnutzung im
Sinne der Verbindung von Spitzen- und Überschußstromver-
wertung gegebenen Beratungen und Bearbeitungen sowie die
wirtschaftliche Verwertung der Lawaczeckschen Turbinen und
Es ergibt sich also im Jahr 1928 gegenüber 1927 eine Ab-
nahme von 1,8%, gegenüber 1913 allerdings noch ein Mehr
von 7,3%. Von der Gesamtsumme entfallen 85,2 % auf Stein-
kohlen und 14,9% auf Braunkohlen. Das Anteilverhältnis
hat sich somit weiterhin zuungunsten der Steinkohle ver-
sehoben; im Jahr 1227 stellte es sich auf 36,6 % für Stein-
kohle und 13,5 % für Braunkohle. Von der Weltsteinkohlen-
förderung entfielen 1928 590,5 Mill t oder 48,2% (47,7 i. V.)
auf Europa, während Amerika mit 529,5 Mill t (554,9 i. V.)
oder 43,2% (43,8% i. V.), mithin wenig schwächer als 1927
an der Gesamtproduktion beteiligt war. Europa bleibt wie im
Vorjahr unter den Steinkohle fördernden Ländern an erster
Stelle. Der Vorsprung gegenüber Amerika beträgt rd. 5%.
Die Steinkohlenproduktion Englands erreichte 241,6 Mill t
(255,3 i. V.) und diejenige Deutschlands 150,9 Mill t (153,6
i. V.). In der Braunkohlenförderung stand Deutschland mit
166,2 Mill t an der Spitze aller Länder (150,5 i. V.), ihm folgt
die Tschechoslowakei mit 20,7 Mill t (20 i.V.). Der Kohlen-
verbrauch der Welt (Braunkohle, Koks, Briketts auf Stein-
kohle umgerechnet) stellte sich im Berichtsjahr auf etwa
1204 Mill t (1266 i. V.), wovon 586 auf Europa (612,5 i. V.)
und 524 Mill t auf Amerika entfielen (556,3 i.V.). Für
Deutschland und 1928 weist die Statistik insgesamt eine
Kohlenförderung von 187,8, eine Einfuhr von 8,9 Mill t, eine
Ausfuhr (einschl. der Ententelieferungen) von 37,3 Mill und
einen Verbrauch (einschl. der Bestände der Zechen und
Zechenhandelsgesellschaften) von 157,4 Mill t auf.
Italiens elektrotechnischer Außenhandel. — Nach den
in der wirtschaftlich-statistischen Monatsbeilage zur L’Ener-
gia el. für 1928 mitgeteilten Angaben ist, soweit die in der
Zahlentafel genannten Erzeugnisse erfaßt werden, die Ein-
fuhr gegen das Vorjahr um 22325 dz (22%) bzw. 49,153
Einfuhr
Ausfuhr
Wert in 1000 Lire
Mengen in dz
1928 1927
| Wert in 1000 Lire
Erzeugnisse Mengen in dz
1928 1927
t
Generatoren `, . 2» 2 2 2 2 2 2 e‘ ‘o 24 018 | 21 153 43 107 40 663 16 745 22 890 22 693 28 989
Akkumulatoren und Teile . . . . 2.2.2... 2175 1 094 2 972 1 835 3 261 2 313 3 515 3 206
Transformatoren . .. 2.2 222200. 3 402 4 015 5 452 5 813 870 1735 837 1 495
Meßinstrumente . . -. ». 2 2 2 2 2 0020. 279 191 4 193 2 862 14 16 130 II
Elektrizitätszählr . `, 6 766 3403 | 11177 14 862 110 211 | 293 777
Telegraphen- und Fernsprechapparate . . . . . 5 606 4 938 63 045 49 623 291 353 ; 1435 2 096
Radiogerät . . . 2 2: 2 oa e 3 021 1454 | 30024 | 18711 363 405 | 1221' 2157
Verschiedene elektrische Vorrichtungen 24 319 15 393 72339 43 929 7 305 5 261 10 060 10 240
Ofenelektroden . . . os osoo a 35 515 31 714 11 231 13 560 2 524 11 095 4% 1 533
Lampenbrennstifte . ». 2. 22220000. 1 709 1 271 3 532 2 796 24 488 43 | 76
Bogenlampen . .. 2:2 2222. 8 14 54 126 — — — —
Glühlampen `... 5 457 4192 : 39808 , 33505 | 2106 390 | 73621 293
Glaskolben dazu . . 2.2 2 2 20000 3 947 3 099 3 075 2 139 2 1 2 | 2
Isolierrohre . . 4... 2.0.0: e e e & 47 76 |i 35 43 175 147 303 120
Isolatoren aus Porzellan und Glas . ..... 2 480 3 096 1 572 1 961 2 731 666 1504 ` 376
Isolierte Drähte und Kabel . ........ 4 252 5 573 6 010 6045 | 44333 30 933 ; 22387 ; 189554
| 123001 | 100676 | 237026 233473 | 80854 ` 76804 | 72
re ES SSC m y WER-
Mill Lire (rd. 20 %) gestiegen. Geringer als 1927 war der
Import von Transformatoren, Bogenlampen, Isolierrohren,
Isolatoren und isoliertem Leitungsmaterial, dem Wert nach
auch von Elektrizitätszählern und Ofenelektroden. Die A us-
fuhr weist mengenmäßig nur eine Zunahme um 4050 dz
(5%) auf, die Akkumulatoren, verschiedene elektrische Vor-
richtungen, Glühlampen, Isolierrohre, Isolatoren sowie iso-
lierte Drähte und Kabel betraf, während sie im übrigen teil-
weise, z. B. bei Ofenelektroden, beträchtlich gesunken ist.
Der Wert des Exports war um 0,4 Mill Lire kleiner als 1927
und hat sich auch bei Generatoren und nicht näher bezeich-
neten Gegenständen verringert. Die Gesamtzahl der in Ita-
ı ETZ 1928, S. 159.
Pumpen; Elektrotherm G. m.b. H., Berlin (20 000 RM):
Herstellung und Vertrieb von elektrischen Durchlauferhit-
zern und anderer elektrischer Apparate.
E? Industrielle Produktionsstatistik, Sonderheft Nr. 6 zu Wirtsch.
u. Stat.
Bezugsquellenverzeichnis.
Frage31l5: Wer stellt Tetloflorid-Sicherungen her?
Abschluß des Heftes: 21. September 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
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Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9.
26. September 1928
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 39
Kugelring-Isolatoren
Mitteilung der AEG.
Kappen-Isolatoren werden in Deutschland heute fast
ausnahmslos mit kittloser EE her-
estellt. Die verschiedenen auf dem Markt befindlichen
onstruktionen stimmen in der äußeren Form voll-
kommen überein. Sie unterscheiden sich bei gleicher
Beanspruchung des Porzellans auf Druck, bzw. Ab-
scherung, doch grundlegend durch die Ausbildung und
Anordnung der die Last vom Klöppel auf das Porzellan
übertragenden Organe und die Werkstoffe, aus denen
n13710a
a = Ring aus Metallkugeln c = Klöppel
ò = Hleiausg , = Porzellanhülse
e = Bleiverschluß
Abb. 1. Kugelring-Isolator.
diese hergestellt werden. Es ist erklärlich, daß diese
Faktoren einen ausschlaggebenden Einfluß auf die
Eigenschaften der Isolatoren und damit auch auf ihre
Brauchbarkeit im Betrieb haben.
Die AEG stellt als kittlose Kappen-Isolatorenbauart
den in Abb. 1 dargestellten Kugelring-Isolator her. Bei
diesem besteht der ER aus einem Stück und ist
oben kegelförmig ausgebildet, während der zum Ein-
hängen in die Klöppelpfanne erforderliche Klöppelknopf
unten angeordnet ıst. Die Armierung des Kopfes wird
in der üblichen Weise durch eine Kappe aus Temperguß
mit Klöppelpfanne vorgenommen. Der nach dem
Einbringen des EE in den Isolator zwischen
Klöppel und Porzel entstehende Raum wird
durch einen Ring von
Kugeln ausgefüllt, die
durch einen Bleiauf-
B festgehalten wer-
en. Der Klöppel wird
bei der Montage des
Isolators angezogen,
so daß das den Kopf
des Isolators ausfüllen-
de Blei beim Aus-
gießen nicht zwischen
Kugel und : Porzellan
einerseits und Klöp-
pel und Kugel ander-
seits eindringen kann.
Der Kugelring - Isola-
tor stellt eine äußerst einfache Lösung des Pro-
blems der kittlosen Klöppelbefestigung dar, die sich
nicht nur auf die Ausbildung der Übertragungs-
organe, sondern auch auf die Montage erstreckt. Be-
trachtet. man den Aufbau dieses Isolators von diesem
Gesichtspunkt aus, so tritt folgendes besonders kenn-
zeichnend hervor. Die Zahl der Konstruktions-Ele-
mente ist auf das Mindestmaß beschränkt und ihre
Formgebung ist so einfach, daß Herstellungsfehler
ausgeschlossen sind. Sie werden bei der Montage nicht
Unbelastet
1 min lang 3,4 t
beansprucht und aus Werkstoffen hergestellt, deren
Eigenschaften als vollkommen erforscht angesehen
werden können. —
Durch die Verwendung geeigneter Werkstoffe und
die Formgebung der Übertragungsorgane gelingt es, bei
dem Kugelring-Isolator die spezifische Beanspruchung
des Porzellans mit zunehmender Belastung in gleicher
Höhe zu halten. Dadurch, daß die Kugeln aus einem
Werkstoff hergestellt werden, dessen Härte kleiner ist
als die des Porzellans und des Klöppels, liegen sie bei
der Montage auf dem Porzellan und dem Klöppel
punktförmig auf und platten sich bei der Belastung
entsprechend der Zunahme der Last ab. Die Klöppel-
befestigung des Kugelring-Isolators paßt sich also der
Belastung, der er unterzogen wird, an, ohne daß
. plastische Zwischenlagen zwischen den Übertragungs-
organen und dem Porzellan zur Vermeidung hoher
spezifischer Beanspruchungen des Porzellans Ver-
wendung finden müssen. Da die Bruch- und Garantie-
werte der Kappen-Isolatoren von der Porzellanhöhe
abhängig sind, ıst durch den im Inneren des Isolators
zur Verfügung stehenden Raum der Durchmesser der
Kugel und die sich auf den Umfang verteilende Zahl
der Kugeln festgelegt. Durchmesser und Härte der
Kugeln sind bei den einzelnen Bauarten so gewählt,
daß der Durchmesser in der Achse der Beanspruchung
bei der Bruchlast des Isolators durch die Abplattung
maximal um ein Drittel seines ursprünglichen Maßes
vermindert werden kann. Die Abplattung der Kugeln
bei verschiedenen Belastungsstufen ist in Abb. 2
dargestellt. Ä
Die Klöppel mit den Kugeln und dem Bleiausguß
sind nach den angegebenen Belastungen aus Isolatoren
des sogenannten Normal-Typs (120 mm Porzellanhöhe,
280 mm Tellerdurchmesser) herausgeschlagen. Die
Belastungen mit 3,4 t während 1 min und mit 3,6 t
während 1h entsprechen den zur Zeit in den VDE-
Leitsätzen für die Prüfung von Isolatoren aus kerami-
schen Werkstoffen für Spannungen von 1000 V an
festgelegten Werten für die Stück- bzw. Typenprüfung.
Die zunehmende Abplattung der Kugeln bei steigender
Last ist in Abb. 2 deutlich sichtbar. Durch die Auf-
lösung des Übertragungsorgans in mehrere gleiche Teile
(Kugeln) wird selbst bei Unebenheiten in der Aus-
drehung des Isolatorkopfes eine gleichmäßige Be-
anspruchung des Porzellans auf dem ganzen Umfange
ewährleistet. Durch Versuche, bei denen die Kugeln
im Isolator durch einen Wachsausguß festgehalten
werden, kann in einfacher Weise der Beweis erbracht
werden, daß der Bleiausguß nicht mechanisch bean-
eprucht wird und daß die guten mechanischen Eigen-
schaften des Kugelring-Isolators tatsächlich durch die
geschilderten Konstruktionseigenarten bedingt sind urd
K13709a
kurzzeitig 10t
1 h lang 36t
Abb. 2. Abplattung der Kugeln bei verschiedenen Belastungen.
ohne plastische Zwischenlage erzielt werden. Neben
hohen Vollbruchfestigkeiten, bei deren Feststellung in
den allermeisten Fällen Klöppel- oder Pfannenbruch
eintritt, zeichnen sich die Kugelring-Isolatoren auch
durch ihr günstiges Verhalten bei Dauerbelastung unter
Spannung aus.
Die Eigenschaften der Isolatoren bei Dauerbelastung
unter Spannung können durch die Verwendung der
eschützten kittlosen Kappe noch wesentlich ver-
essert werden. |
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Hefner-Alteneck — Lichtbogen m. kl, Stromdichte 1451 — Energiewirt-
schaft 1451 — Vereinsnachrichten 1452 — Sitzungskalen-
der 1467 — Geschäft! Mitteilungen 1468 — Berichtigung
1468.
Ee 50.JAHRGANG / IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9
3. OKTOBER 1929
II | Ficktrotechniache Zeitschrift 1929 Heft 40 8. Oktober 1929
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1428
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin wa
50. Jahrgang
Berlin,. 3. Oktober 1929
Heft 40
Amerikanische Elektrizitätswirtschaft.
Eindrücke von einer Studienreise.
Von Dr.-Ing. J. Adolph, Berlin, Mitglied des Vorstandes der Berliner Städtische Elektrizitätswerke A.G. (BEWAG).
Übersicht. Eine Studienreise führte den Verfasser im
September und Oktober 1928 in die wichtigsten Zentren der
Elektrizitätsversorgung der nördlichen Staaten der V.S.
Amerika. Der Hauptzweck der Reise war das Studium
von Stromabsatzfragen. Insbesondere wurde den Tarifen,
dem Zähler- und Installationswesen, der Propaganda, Sta-
tistik und dem Personalausbildungswesen Beachtung ge-
schenkt. Es wurde festgestellt, daß die amerikanische Elek-
trizitätswirtschaft der deutschen um eine Reihe von Jahren
voraus ist. Der Grund hierfür liegt nicht allein in der Ent-
wicklungshemmung Deutschlands durch Krieg und Inflation
sondern auch in den ausgezeichneten Verkaufsinelhoilen und
dem gut durchgebildeten Kundendienst der amerikanischen
Elektrizitätswirtschaft.. Es wurde eine fast 100prozentige
Flektrisierung der Haushaltungen und eine starke Sättigung
mit elektrischen Geräten vorgefunden. Beachtenswerte Ein-
richtungen, besonders solche zur Verwirklichung des „Ser-
vice-Gedankens“, wurden eingehend studiert.
Neben der amerikanischen Automobilindustrie, die or-
Zanisatorisch und wirtschaftlich an erster Stelle in der
Welt steht, haben besonders die amerikanischen Elektrizi-
tätswerke wirtschaftliche Erfolge erzielt, die für Deutsch-
land ein erstrebenswertes Ziel sind. Hierbei darf jedoch
nicht übersehen werden, daß diese Erfolge nicht aus-
schließlich durch die Geschäfts- und Betriebsführung der
Werke erreicht wurden, sondern daß die äußeren Umstände
in Amerika für die Entwicklung der Elektrizitätswirtschaft
besonders günstig sind: Der Reichtum des Landes, das
hohe Durchschnittseinkommen des Amerikaners, die hohen
Kosten der menschlichen Arbeitskraft, besonders des häus-
lichen Dienstpersonals, die die Verwendunz arbeitsparen-
der Einrichtungen im Haushalt zu einer wirtschaftlichen
Notwendigkeit machen, begünstigten eine schnelle und kräf-
tige Entwicklung der Elektrizitätswirtschaft. Daneben spie-
len die klimatischen und geographischen Verhältnisse des
Landes eine erhebliche Rolle. Lange heiße Sommer und
kalte Winter erwecken besonders wegen des häufig schrof-
fen, Temperaturwechsels den Wunsch nach Temperaturaus-
Gleich durch die Verwendung kühlender oder wärmender
Apparate. Die geographische Tage ist insofern für die
amerikanische Elektrizitätswirtschaft günstiger. als due
Verbrauchszentren in den V.S. Amerika südlicher liegen
als in Deutschland, nämlich auf der Breite von Süditalien,
so daß die Nacht später eintritt als bei uns. Die Folge
hiervon ist, daß bei Beginn des Lichtanstieres die Indu-
striebelastung bereits wesentlich zurückgegangen ist, wo-
durch sich eine Absenkung der Belastungspitze der Kraf-
werke ergibt.
. Die Beleuchtung, bei uns eine Belastung mit verhält-
nismäßBig schlechter Benutzungsdauer, ergibt in Amerika
einen recht günstigen Stromabsatz. Dies hängt einmal da-
mit zusammen, daß in den Hochhäusern die unteren Stock-
werke so dunkel sind, daß den ganzen Tax über elektri-
sches Licht benutzt werden muß. Außerdem wird auch in
solchen Räumen, die durch das Tageslicht genügend erhellt
werden, aus Bequemlichkeit und (rewohnheit vielfach tags-
über Licht gebrannt. Auch findet man fast stets, daß in
* Nach einem Vortrag im Elektrotechnischen Verein am 5. I. 19%,
der erstmalig am 8. J. 1929 im gleichen Verein tanstelle des erkrankten
Dr Joe Adolph) von Dr.-Ing. H. Nissel gehalten wurde, der den
Verfasser auf seiner Amerikareise begleitet hat. An diesem Tage fand
eine Lautsprecherübertragung nach Breslau statt. «Val. Bericht über
die außerordentliche Sitzung am 8. 1. 1929, ETZ 1020, 8.174.) Besprechung
des Vortrages auf S. 1469 dieses Heftes.
den Büros und Wohnungen der obere Teil der Fenster
durch dunkle Rollvorhänge abgeblendet ist.
Der Weltkrieg hat auf die deutsche und amerikanische
Klektrizitätswirtschaft verschieden eingewirkt. Während
Deutschland durch den Krieg und besonders die Inflation
in seiner wirtschaftlichen Entwicklung gehemmt, zum Teil
um Jahre zurückgeworfen wurde, bedeuteten die Kriegs-
jahre für Amerika eine Zeit wirtschaftlichen Aufschwun-
ges. Die Verbrauchsziffern auf den Kopf der Bevölkerung
sind daher erheblich höher als bei uns. Während z.B.
Chicago im letzten Jahre 1100 kWh ie Kopf der Bevölke-
runz verkauft hat, beträgt diese Zahl in Berlin kaum
300 kWh. Allerdings ist bei diesem Vergleich zu berück-
sichtigen, daß in der Zahl für Chicago der Stromverbrauch
für alle Nahverkehrsmittel und einen Teil der Fern-
bahnen enthalten ist, während die Berliner Stadtbahn und
ein wesentlicher Teil der Hochbahn an der Berliner Ziffer
unbeteiligt sind. Auch der Belastungsfaktor, der für die
Wirtschaftlichkeit der Elektrizitätsversorgung von aus-
schlaggebender Bedeutung ist, liegt bei den amerika-
nischen Werken erheblich höher als bei den deutschen.
In Amerika haben viele große Werke einen Belastungs-
faktor von etwa A0... 50 %, während in Berlin diese Ziffer
kaum höher als 30% ist. Abgesehen von dem hohen
Stromverbrauch in den Haushaltungen hängt dies auch
mit der Senkung der Belastungspitze infolge der geogra-
phischen Lage zusammen.
Trotz der günstigen äußeren Umstände muß man je-
doch feststellen, daß die Amerikaner ohne ihre hervor-
ragenden Verkaufsmethoden und den kaum zu überbieten-
den „service“ nicht die Erfolge erzielt haben würden, die
ihnen beschieden waren. Wenn wir in unseren technischen
Einrichtungen auch kaum hinter denen Amerikas zurück-
stehen und unsere neuen Kraftwerke von amerikanischen
Ingenieuren studiert werden, so können wir gerade in den
Verkaufsmethoden von Amerika noch viel Neues lernen.
Die Reise, die wir im Herbst 1928 nach den V.S. Amerika
und Kanada unternahmen, galt daher in erster Linie dem
Studium von Stromabsatzfragen, wobei im wesentlichen
den Tarifen, dem Zähler- und Installationswesen, der
Propaganda, der Statistik und den Personalfragen Beach-
tung geschenkt wurde.
Die amerikanischen Flektrizitätswerke befinden sich
zum größten Teil in privater Hand. Die öffentliche Hand
ist an den „Public Utilities“, worunter alle der Öffentlich-
keit dienenden Unternehmen, wie EBlektrizitätswerke,
Gas- und Wasserwerke, Bahnen, Telegraph, Telephon
usw., verstanden werden, nur mit wenigen Prozenten be-
teiligt. Die privaten Elektrizitätswerke und ein großer
Teil der öffentlichen Meinung stehen auf dem Standpunkt,
daß die kommunale Verwaltung drüben nicht wirtschaft-
lich zu arbeiten verstünde. Tatsache ist, daß die privat-
wirtschaftlich geleiteten Werke ‘ausgezeichnete Erfolge
erzielt haben und :hre Kunden durch die Güte ihrer Lei-
stungen von der hohen Leistungsfähigkeit der Privat-
wirtschaft zu überzeugen wissen. Im Gegensatz zu den
V.S. Amerika befindet sich in Kanada die Elektrizitäts-
versorgung zu einem großen Teil in der öffentlichen Hand.
In manchen Orten werden Gas- und Elektrizitätswerke
von derselben Stelle verwaltet. Dies hat aber nirgends
dazu geführt, daß der natürliche Auftrieb, den die Elek-
trizität infolge ihrer hervorragenden Eigenschaften hal
gehemmt wird. So ist z.B. auch in solchen Städten, in
denen Gas- und Elektrizitätswerk in gleicher Hand sind,
1430
die Straßenbeleuchtunz fast ausschließlich elektrisch, und
man findet hier für Zwecke, für die bei uns heute noch
vorwiegend Gas verwendet wird, die Elektrizität in stei-
gendem Umfang in Gebrauch.
Die Amerikaner haben grundsätzlich die Einstellung,
kein Konsumbedürfnis zu hemmen. Daher werden im
allzemeinen keine Mehrfachtarife verwendet, bei denen,
Z. B. durch besonders hohe Strompreise, zu Zeiten der
Lichtspitze der Stromverbrauch eingedämmt werden soll.
Vielmehr versucht man durch die verschiedensten Maß-
nahmen den Stromverbrauch während der Stunden schwa-
cher Werksbelastung zu steigern.
x 1000 kW/km?
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BRSZN
ZZ NS ée Zä IT 127131415 I6 1718 192021km
Entfernung von der Südspitze von Manhatan
Abb. 1.
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W
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Belastungsdichte in Manhattan und Berlin.
Besondere Schwierigkeiten entstehen für die amerika-
nischen Elektrizitätswerke durch die Anhäufung der Hoch-
häuser. Der Schwerpunkt dieses Problems liegt in der
Schwierigkeit, sehr grobe Energiemengen auf kleinster
Bodenfläche heranzuleiten und zu verteilen. Wenn man
z.B. bedenkt, daß in dem Woolworth-Building 15 000
Menschen arbeiten, so kann man sich vorstellen, welche
Energiemenzen notwendig sind, diese Menschenmasse
und die Besucher in vertikaler Richtung zu transpor-
tieren, die Arbeitsräume zu beleuchten und die elektri-
schen Maschinen und Apparate zu beliefern, um so mehr,
da dieses Gebäude, wie Manhattan überhaupt, noch mit
Gleichstrom von 2X 115 V beliefert wird. Eine lebhafte
Vorstellung von diesen Verhältnissen vermittelt Abb. 1,
die die spezifische Belastung in Manhattan, von der Süd-
spitze angefangen bis etwa zur 220. Straße zeigt. Die
Stelle des höchsten Verbrauches mit einer Belastung von
40 000 kW/kın? liegt im Bank-
viertel („down town”) nahe
an der Südspitze. Ein zweites
Belastungeszentrum mit 25 000
kW/km? ist in der Nähe der
42. Straße erkennbar. Was
diese Belastungszahlen bedeu-
ten, wird klar, wenn man sich
verzegenwärtiet, daß die
höchste Belastung in Berlin
an der Ecke der Leipziger- und
Friedrichstraße etwa 20 000
kW/km? und die Belastung
am Kurfürstendamm in der
Nähe der Kaiser-Wilhelm-Ge-
dächtniskirche nur etwa 4000
kW/km? beträgt. Trotz der
Anhäufunz von Reklaimebe- 1924 1925 1926 1927 Da
leuchtungen am Kurfürsten-
S . Abb. 2 Zunahme der Spitzen-
damm ist dort also die spezi- . I
belastung gegenüber 1924
fische Flächenbelastung ver-
hältnismäßig gering. Hieraus
lät sich entnehmen, daß Reklamebeleuchtung tatsächlich
nicht so große Enerziemenzen verbraucht, wie oft ange-
nommen wird.
Die hohen spezifischen Belastungen lassen einen
starken Sättieuneserad der nordöstlichen amerikanischen
(roßstädte mit Elektrizität erkennen. Naturgremäß ist
die jährliche Steigerung der Spitzenbelastung nicht mehr
so groß wie in Deutschland, z. B. in Berlin, wo die
Sättigung mit Elektrizität bei weitem noch nicht so
hoch ist und die Belastunespitze von Jahr zu Jahr sprung-
haft wächst (Abb. 2). So betrug in Berlin die Zunahme
der Spitzenbelastungs in den letzten 4 Jahren etwa 110 %,
in Chicago dagegen nur etwa 40 %, ein anschauliches Bild
für die gewaltige Aufbauarbeit, die von der BEWAG in
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
3. Oktober 1929
diesen Jahren geleistet werden mußte. Auch in New York,
in der Provinz Ontario, im Staate Kanada und in den ande-
ren Verbrauchszentren liegen die Verhältnisse ähnlich.
(Gegenüber diesen relativen Zahlen gibt Abb. 3 als abso-
lute Werte die Belastungskurven von New York in
den Jahren 1916 ... 1926, aus denen man die Gleichmäfßig-
keit und den Grad der Entwicklung erkennen kann. Die
Kurvenform, die der Berlins recht ähnlich ist, hat sich in
diesen Jahren sehr wenig verändert, was auch darin
seinen Ausdruck findet, daß der Belastungsfaktor von
35% im Jahre 1916 nur auf etwa 40 % im Jahre 1926 ge-
stiegen ist. Der Anteil der Industriebelastung ist in New
York verhältnismäßig gering, was die Ähnlichkeit des Be-
lastungsverlaufes mit dem Berlins erklärt.
Taus kW Bus kW | Bel
RERERESBEREN
EE
Alb, 3. Belastungsverlauf am Tage des Maximums des New York
Edison United & Aftiliated El. Co. Syst.
Eine wesentlich andere Kurvenform finden wir bei
der Hydro Electrie Power Commission of Ontario, die
mehr als Überlandwerk zu betrachten ist und bei der der
Anteil der Industrie wesentlich höher ist als in New York
(Abb.4). Die Kurvenform ist hier erheblich günstiger
und die Spitze am Abend bei weitem nicht so ausgeprägt;
außerdem ist die Nachtbelastung verhältnismäßig höher.
Taus kW aus kW
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400
SEENEN
0 8 dë 24h
Abb. 4 Belastungskurven der Hydro Electric Power Commission
of Ontario.
Abb. 5 zeigt vergleichsweise die Belastungskurve der
BEWAG seit 1923. Die Abendspitze ist im Jahre 1923
durch die Wirkungen der Inflation und die Einschrän-
kung-bestimmungen des Kohienkommissars noch verhin-
dert, prägt sich in den nachfolgenden Jahren jedoch immer
stärker aus. Die Nachtbelastung ist verhältnismaßiıw
niedrig, wenn auch im Jahre 1927 infolge stärkeren Her-
anziehens der Batterien höher als in den Vorjahren. Das
Bild zeigt auch das rasche Anwachsen der Belastung, auf
3. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
1431
das bereits hingewiesen wurde. Interessant ist auch das
Belastungsgebirzge von New York (Abb.6), das in der
Form dem bekannten Belastungsgebirge der BEWAG
außerordentlich ähnlich ist. Die Spitzenbildung im Winter
ist jedoch nicht so ausgesprochen, da das Licht gleich-
mäßiger während des ganzen Jahres gebraucht wird als
bei uns. Beachtlich ist die Tornadospitze im Sommer, die
fast ebenso hoch ist wie die abendliche Winterspitze. Die
. Spitze konnte seinerzeit nur deshalb gedeckt werden, weil
aus KW T| ||] IN T | Das AN
1:18 22.1928
‚22. XE. 1927
%00 Ki ZI. 1926
A8, ZI. 1925
7. A8. 1924
SEE I I I II II I T$ 1923
LI -22. XI. 1806
0 8 % 24h
Abb. 5. Belastung der BEWAG an den Tagen des Maximums
der Jahre 1896, 1923 und 1928.
der bestehende ausgezeichnete Wetterdienst die unvorher-
gesehene Naturerscheinung rechtzeitig meldete. Auch in
Berlin kennen wir derartige Vorgänge (vgl. Abb.7). Am
19. IV. 1928 trat nachmittags kurz nach 4h ein Gewitter
auf, durch das die ganze Stadt binnen weniger Minuten
vollkommen verfinstert wurde. In kurzer Zeit stieg die
Belastung um etwa 80 000 kW, die störungsfrei aufgenom-
men werden konnten.
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7350 000 d
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AM. PM.
Abb. 6. Belastungsgebirge für New York 1927.
Einen Begriff von der Größenordnung der einzelnen
Werke in Amerika gibt eine Gegenüberstellung der
Spitzenbelastungskurven (Abb. 8). Die Kurve der BEWAG
liegt niedrig, was auf den verhältnismäßig geringen Grad
der Elektrisierung zurückzuführen ist. Man kann deut-
lich erkennen, daß die Spitze in Berlin etwas früher ein-
tritt als in den amerikanischen Städten, was scinen Grund
in der südlicheren Lage der amerikanischen Städte hat.
Beachtlich ist der hohe Anteil der Industrie in Detroit, der
zu einer sehr hohen Belastung in den Nachtstunden und
den Vormittagstunden führt. Auch die scharfe Absenkung
durch die Mittagspause ist zum Teil auf den hohen Anteil
der Industrie zurückzuführen.
Ein sehr anschaulicher Vergleich der Kurven-
form der einzelnen Werke wird dadurch ermöglicht,
daß man alle Kurven auf die gleiche Spitzenhöhe bringt
(Abb. 9). Man kann hier deutlich sehen, daß New York
später mit der Arbeit beginnt als Berlin; der Unterschied
in dem Ansteigen der Belastung beträgt gegenüber Berlin
rd. 1h. Es fehlt die Frühstückspause, die in Berlin zu
einer Absenkung der Belastung führt, während in New
York in den Büros bis mittags durchgearbeitet wird
und der Industricanteil ge-
Gewiiersptze ` Se Au ring ist. In Ontario ist die
Raus. KW 2.0 2 S
EE? East? F e SC EE
200 8 Re ; š
IT TAIAHUN. ausgeprägt, da hier Lan
| BI | wirtschaft und Industrie
WR vorhanden sind. Besonders
deutlich wird bei dieser
Darstellung die sehr gün-
BEN
HH 00
stige Belastungskurve in
Al SERER
III Detroit infolge des starken
ISS Anteils der Industrie. Der
BIT III III Belastungsfaktor beträgt
hier etwa 55 %, was auch
für Amerika ein sehr gün-
stiger Wert ist. In Chicago
ist die Belastung verhält-
nismäßig gut, da auch hier
ziemlich viel Industrie vor-
handen ist und alle Bahnen vom Werk beliefert werden.
Der Belastungsfaktor beträgt über 48% und der Verbrauch
je Kopf der Bevölkerung jährlich 1100 kWh. Rochester,
eine Industriestadt von etwa 350000 Einwohnern, läßt
ebenfalls den späteren Arbeitsbeginn und eine hohe Vor-
Ahh 3. Gesamtbelastungskurve der
BEWAG am 19. IV. 1928. Gewitter-
spitze.
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o EFT ETO Rochester
0 8 16 24
Abb. 8 Belastung der BEWA(i und amerikanischer Grofstädte am
Tage des Maximums 1927.
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Abb. o Vergleich von Belastungskurven amerikanischer Städte
mit der der BEWAG 1927).
mittags- und Nachtbelastung erkennen. Charakteristisch
ist ferner, daß alle amerikanischen Werke ein späteres
Absinken der Spitzenbelastung in den Abendstunden zeigen
als Berlin.
Ein Maßstab für die Ausbreitung der Elektrizität in
einem Lande ist die Zahl der elektrisch versorgten Woh-
1432
nungen. In den amerikanischen Städten ist dieser Pro-
zentsatz außerordentlich hoch. In den meisten Groß-
städten sind praktisch alle Haushaltungen an das Netz
der Elektrizitätswerke angeschlossen. Dagegen ist ein
groer Teil der Farmen heute noch nicht elektrisch ver-
sorgt, was seinen (rund darin hat, daß bei der ungeheu-
ren Ausdehnung des Landes der Ausbau von Überland-
leitungen vielfach unwirtschaftlich ist. Trotzdem sind
bereits, auch unter Einbezug des dünn bevölkerten flachen
Landes, zwei Drittel aller Haushaltungen in Amerika
elektrisch versorgt.
Wie der Prozentsatz der elektrischen Haushaltungen
ist auch die Sättigung der Haushaltungen mit elektrischen
Geräten in Amerika sehr hoch, während in Deutschland
im wesentlichen nur Bügeleisen und Staubsauger in grö-
fserer Zahl in den Ilaushaltungen gebraucht werden und
die anderen Haushaltsgeräte nur vereinzelt zu finden
sind. Elektrische Bügeleisen und Staubsauger werden in
den Städten drüben praktisch in jedem Haushalt benutzt,
Brotröster, Waschmaschinen, Ventilatoren, lleizapparate
u. del. in weit größerem Umfange verwendet als dies in
Deutschland der Fall ist. Infolgedessen ist der mittlere
Jahresverbrauch in einem amerikanischen Haushalt sehr
hoch. So beträgt der mittlere Verbrauch eines llaushaltes
in Buffalo 750 kWh jährlich. Im Durchschnitt aller ame-
rikanischen Haushaltungen liegt diese Ziffer etwa bei
500 kWh jährlich, während in Berlin jährlich nur etwa
250 kWh je Haushalt im Mittel gebraucht werden. Die
hohen Verbrauchsziffern in Buffalo erklären sich mit dar-
aus, daß etwa 3% aller Haushaltungen elektrische Herde
besitzen, von denen jeder im Mittel etwa 3000 kWh
jährlich braucht. Von dem CGesamtverbrauch aller Haus-
haltungen entfallen etwa 12 % auf die elektrischen Herde.
Diese verhältnismäßig starke Verbreitung des elek-
trischen Kochens wird durch einen Blocktarif begünstigt,
der auf der Benutzunssdauer basiert und Preise bis zu
114 cts/kWh herunter ergibt. Die WVerbrauchsziffern
auf den Kopf der Bevölkerung sind in den amerikanischen
Städten erheblich höher als in Deutschland. Die Zahlen
sind sogar größer als in den Schweizer Hauptstädten
(vel. Abb. 10) und liegen wesentlich höher als bei den
anderen europäischen Großstädten.
0 200 00 600 800 1000 bah
Abb. 10. Jährlicher Verbrauch je Einwohner in (iroßstädten 1927.
Die in Amerika für Niederspannung meist gebräuch-
lichen Tarife! sind von den in Deutschland üblichen ver-
schieden. Während man in Deutschland in letzter Zeit
in steigendem Maße Grundzrebührentarife verwendet, wer-
den in Amerika hauptsächlich sog. Blocktarife benutzt,
bei denen die Staffelung der Preise entweder auf der Ver-
brauchsmenzge, der Zimmerzahl oder der Benutzungsdauer
basiert. Die letzte Form ist in ihrer Auswirkung dem
(rundgebührentarif sehr ähnlich. Bei den Blocktarifen
wird jedoch das Sinken der Strompreise mit wachsendem
Verbrauch dem Abnehmer sinnfälliger vor Augen geführt
als bei den Grundsebührentarifen, was für den Laien nicht
zu bezweifelnde Vorteile bietet. Interessant ist, daß die
Tarife meist mit verhältnismäßig hohen Preisen, etwa
.10 ets!k\Wh (35...42 Pf) beginnen, bei steigendem Ver-
brauch rasch niedrigere Preise ergeben und oft bis zu
1 cets/k\Wh (4,2 Pt) heruntergehen. Dieses starke Sinken
der Strompreise ist für den Stromverbrauch im Haushalt
zweifellos stark werbend.
Die Großabnehmer werden auch in Amerika meist
nach Grundszebührentarifen mit zemessenem Maximum be-
liefert. Kinen Unterschied zwischen Hoch- und Nieder-
spannungstarifen, wie wir ihn machen, kennt man im all-
gemeinen nieht, da die Niederspannungsnetze häufig nur
geringe Ausdehnung besitzen und die Hochspannung mei-
+ Væl hierzu Nissel, Amerikanische Elektrizitätstarife, S. 1435
dieses Heftes.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
3. Oktober 1929
stens bis in die Höfe geleitet wird, von wo aus die Ver-
sorgung der Häuser über Masttransformatoren mittels
kurzer Freileitungen erfolgt. Daher wird häufig bei
Hochspannungsbezug nur ein geringer Nachlaß auf die
für Niederspannungsbezug festgesetzten Preise gewährt.
ES Wei E KEE DER A E E EISES ER Së
Due, nn a a Be
+
Tim geht a EIER
BEL an I Ba a a a EN a
1915 1920 1925
Amerika
Amerika
Lebenshaltung: Berlin
Berlin EE
Die Nullinie gibt den Stand von 191314 an
Lebenshaltungskosten und mittlere Strompreise in Amerika
und Berlin.
Strompreise:
Abb. 11.
Die Strompreise sind, wie Abb. 11 zeigt, in Amerika
gegenüber 1913 gesunken, obgleich die Lebenshaltunes-
kosten erheblich gestiegen sind. Das gleiche ist übrigens
auch in Deutschland zu beobachten, wo nach der Stabili-
sierung der Währung im allgemeinen ein Sinken der
Strompreise unter den Vorkriezstand eingetreten ist.
Vergleicht man die Strompreise mit der Kaufkraft des
Dollars, so ist die Elektrizität drüben wesentlich billiger
als bei uns, besonders bei hoher Benutzungsdauer. Brei
direkter Kursumrechnunz ergibt sieh für Wohnungen
ein mittlerer Strompreis in Chicago von 21,85 Pf/kWh, in
Detroit 19,6 Pf/kWh und in Schenectady 14,02 Pf/kWh.
Vergleichsweise beträgt der Preis in Berlin für Nieder-
spannungsabnehmer im Mittel rd. 22 Pf/kWh. Interessant
sind die Tarife der Hydro Klectrie Power Commission of
Ontario, die einen großen Teil des Strombedarfes au:
ihren Kraftwerken am Niararafall bezieht und die Ener-
gie zum Teil nach Pauschaltarifen verkauft, wobei die
Entfernung des versorgten Ortes vom Kraftwerk bei der
Preisbemessung mitbestimmend ist.
Die Strompreise unterliegen in den V.S. Amerika
ebenso wie die Preise für Gas, Straßenbahn, Untergrund-
bahn usw. staatlicher Kontrolle. Die Einkünfte der Elek-
trizitätswerke dürfen einen bestimmten Prozentsatz des
Anlagekapitals nieht übersteigen. Sind die Tarife zu
hoch, so werden sie von der staatlichen Kontrollstelle
herabgesetzt. Werden die Einnahmen der Elektrizitäts-
werke zu stark beschnitten, so steht diesen das Appella-
tionsrecht wegen Eigentumsberaubung zu, wodurch die
Strompreise immer zwischen zwei Grenzen gehalten
werden.
Die in Amerika gebräuchlichen Zählertvyvpen
sind von den unseren im allgemeinen nicht grundsätzlich
verschieden. Man verwendet jedoch drüben mit Vorliebe
(rlaskappen, bei denen eine mechanische Beeinfiussung des
Zählers zum Zwecke des Stromdiebstahls weniger leicht
möglich ist als bei Metallkappen. Im allgemeinen werden
die Zähler gern in der Nähe des Hausansehlusses aufge-
stellt, da hierdurch die Ablesung und Überwachung ver-
einfacht wird und außerdem die Leitungstrecken, die von
nichtzemessenem Strom durchflossen werden, auf ein Mi-
nimum herabgesetzt sind. Wird bei dieser Anordnung
Strom aus einer Leitung innerhalb des Hauses widerrecht-
lich entnommen, so hat das Elektrizitätswerk selbst kei-
nen Schaden dabei. In groBen Wohnhäusern findet man
eine ganze Reihe von Zählern in der Nähe des Haus-
ansehlusses beisammen, von denen getrennte Steigelei-
tungen nach den einzelnen Wohnungen führen In den
drüben sehr verbreiteten Einfamilienhäusern wird der
Zähler mit dem Hausanschluß und dem Hauptschalter oft
in einem gemeinsamen gußeisernen Gehäuse zusammen-
gebaut. Man findet auch eine Anordnung, bei der die Ab-
lesung durch ein kleines Glasfenster von der Straße aus
möglich ist.
In Toronto werden für die Pauschaltarife vielfach
thermische M: aximumzeiger verw endet. Die gleichen M>B-
geräte wurden auch in Detroit gefunden, wo sie für Haus-
halttarife Verwendung finden, bei denen nur das Licht-,
nicht jedoch das Kraftmaximum gemessen wird. Für dies
Ermittlung des Maximums bei den Hochspannungsabneh -
mern werden vorwiegend schreibende oder druckende Lei-
Stungszeiger, sog. Printaneter, verwendet. Bei den schrei -
benden Maximumzeigern werden die Belastungen auf einer
runden Scheibe aufgezeichnet, die sich je nach den Ta-
rifen innerhalb einer oder zwei Wochen oder inner-
3. Oktober 1829
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
1433
halb eines Monats einmal vollkommen herumdreht, so daß
man dann auf der Scheibe alle Belastungswerte während
dieses Meßintervalls einwandfrei fixiert beieinander hat.
Bei den druckenden Instrumenten wird die Belastung auf
einen schmalen Papierstreifen mittels eines Typenrades,
das durch den Zähler eingestellt wird, abgedruckt. Die
zweite Anordnung findet nur bei großen Abnehmern An-
wendung, da die Einrichtung ein paar hundert Dollar
kostet. Die Belastung wird im allgemeinen als Mittel-
wert einer halben Stunde festgestellt.
7
FILLING EMPTY SOCKETS BUILDS LOAD
| BE Gas, |
H |
| If voë have
100 homes,itmeans #480
1000 -+ = =. 4800 |
H — Ne» 12000 |
5000 ~. = =- ` 24000 |
10000 -=_= - 48000
25000 = = - 160000 |
|= ` Basedon Alling one empty
| socket per meter with a 60> |
watt lamp burning 1000 >>
hours at ër Ger KWH.
An Empty Socket Never Pro-
duces Revenue
10% ofall Sockets are Empty
1
Abb. 12. „Sorgen Sie dafür, daß in allen Fassungen Lampen sind —
Sie schaffen sich Belastung!“
Der Antrieb der Leistungszeiger erfolgt mittels Tele-
chronuhren, das sind durch einen kleinen Synchronmotor
angetriebene Uhren. Die Anwendung dieser Uhren setzt
natürlich eine vollkommene Konstanz der Periodenzahl
voraus, deren Einhaltung im Kraftwerk durch eine sog.
Meisteruhr ermöglicht wird. Die Regelung der Perioden-
zahl erfolgt von Hand, und die Überwachung geschieht
derart, daß ein von der Meisteruhr und ein von einer
Telechronuhr gesteuerter Sekundenzeiger auf dem glei-
chen Ziffernblatt laufen, so daß auch geringfügige Ab-
weichungen sofort erkannt werden können. Derartige
Synchronuhren finden übrigens auch in den Geschäfts-
häusern und in den Wohnungen vielfach Verwendung und
werden von den Elektrizitätswerken in manchen Städten
eifrig propagiert. Dies ist ein Zeichen für das starke Ge-
fühl der Betriebsicherheit der Elektrizitätswerke, da die
Telechronuhr auch die geringfügigste Störung dem Ab-
nehmer sofort bemerkbar macht.
Die Stromverteilung erfolgt in Amerika in
den Geschäftsvierteln der Großstädte zum großen Teil
mit Gleichstrom. Man ging nämlich davon aus, daß
Gleichstromnetze mit Batterien betriebsicherer seien als
Drehstromnetze. Neuerdings geht man jedoch immer mehr
zu der von der BEWAG schon seit längerer Zeit ver- >
tretenen Auffassung über, daß Drehstromnetze in geeig-
neter Schaltung mindestens die gleiche Betriebsicherheit
bieten wie Gleichstromnetze. Infolgedessen sind ver-
schiedene amerikanische Großstädte z. Z. mit der Umstel-
lung der Versorgung auf Drehstrom beschäftigt.
Für die Stromverteilung werden für Hoch- und für
Niederspannung auch innerhalb der Städte in größerem
Umfange als bei uns Freileitungen verwendet. Die Trans-
formierung der Hochspannung erfolgt daher vielfach mit-
tels Masttransformatoren, wozu für die Lichtversorgung
häufig Einphasentransformatoren verwendet werden, die
sekundär in der Dreileiter-Edisonschaltung geschaltet sind.
Kraftanlagen über 5 kW werden meist an Drehstrom
gelegt. Daher werden Licht- und Kraftanlagen häufig
über getrennte Transformatoren versorgt, wodurch zum
Teil die Tatsache zu erklären ist, daß Kurzschlußanker-
motoren oft bis zu 50 kW zugelassen werden. Weite Ge-
biete, z. B. das Niagarasystem, werden mit 25 Hz ver-
sorgt. Selbst bei der in Amerika fast ausschließlich ge-
bräuchlichen Spannung von 115 V, bei der die Glühlampen
infolge des stärkeren Glühdrahtes eine höhere Wärme-
trägheit besitzen, macht sich das Flimmern des Lichtes
bei dieser niedrigen Periodenzahl unangenehm bemerk-
bar. Die meisten Drehstromanlagen sind für 60 Hz ge-
baut. Stellenweise stoßen 25- und 60 Hz-Netze aufeinander,
so daß, um die Kupplung der Netze zu ermöglichen, Pe-
riodenumformer von zum Teil sehr erheblicher Leistung
notwendig sind. Die größten Einheiten von 40 000 kW be-
finden sich in New York und Chicago. Man sieht hieraus,
wie wichtig eine Vereinheitlichung von Spannung, Strom-
art und Periodenzahl ist, da erhebliche Kapitalien in den
Umformern investiert werden müssen und dauernd hohe
Umformverluste entstehen. Es ist erfreulich, daß es in
Deutschland noch rechtzeitig gelungen ist, eine einheit-
liche Periodenzahl einzuführen.
Da ein großer Teil der amerikanischen Bevölkerung
in kleinen aus Holz gebauten Einfamilienhäusern wohnt,
ein Brand zu großen Katastrophen führen. Daher
haben die Feuerversicherungsgesellschaften für die gan-
zen V. S. Amerika bindende Vorschriften über die Aus-
führung von elektrischen Installationen herausgegeben,
den „National Electrical Code“, auf den auch die von
anderen Stellen herausgegebenen Vorschriften meistens
zurückgreifen. Daneben haben die einzelnen Staaten,
Stadtverwaltungen und Elektrizitätswerke noch Sonder-
vorschriften erlassen. Die Prüfung der Installationen er-
folgt zunächst durch einen Beauftragten der Stadtverwal-
tung. Gleichzeitig oder getrennt prüft das Elektrizitäts-
werk auf Beachtung seiner besonderen Vorschriften. Die
Feuerversicherungsgesellschaften unterhalten Laborato-
rien, in denen elektrische Installationsmaterialien und Ge-
räte geprüft werden. Entsprechen die vorgelegten Mate-
rialien den Vorschriften, so erhalten sie ein dem
Zeichen entsprechendes Prüfzeichen. Das Installations-
material ist in Amerika im allgemeinen gut durchgebildet.
. Als Installationsschalter werden vorwiegend Druckknopf-
und Tumbler-Schalter verwendet, die sich auch in
Deutschland neben dem Drehschalter allmählich einführen.
Sehr beachtlich ist das Red-Seal-System. Seine
Aufgabe besteht darin, in den Häusern eine Installation
zu schaffen, bei der Lampen, Steckkontakte und Schalter
in genügender Anzahl vorhanden und zweckmäßig ange-
ordnet sind. Besonders wird bei dem Red-Seal-System —
die Bezeichnung rührt von der Kennzeichnung derartiger
lläuser durch ein rotes Siegel her — auf reichliche In-
stallation von Steckkontakten gesehen, wobei meist Dop-
pelsteckkontakte Verwendung finden. Hierdurch wird die
Verwendung elektrischer Geräte außerordentlich bequem
gemacht. In älteren Installationen, in denen noch nicht
genügend Steckkontakte vorgesehen sind, behilft man sich
damit, die Geräte mittels Schraubstecker an eine Lampen-
fassung anzuschließen, wofür jedem Gerät schon beim
Einkauf ein Schraubstecker beigegeben wird.
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Wa ke Wie de,
Abb. 13. Teilanleuchtung des Paramount Building, New York.
Man hat in Amerika gelegentlich einer Nachprüfung
einmal festgestellt, daß etwa 5..10% aller Lamren-
fassungen nicht in Betrieb sind, sei es durch Defektsein
oder Fehlen der Lampen, Störungen in der Zuleituns
oder dgl. Hierdurch erleiden die Eilektrizitätswerke
naturgemäß einen nicht unbeträchtlichen Einnahmeaııs-
fall. Durch wirkungsvolle Plakate (vgl. Abb. 12) werden
die Elektrizitätswerke von ihren Fachverbänden hierauf
aufmerksam gemacht und ihnen die Mehreinnahmen vor
Augen geführt, die durch Abstellung dieser Mängel cr-
zielt werden können. Ferner haben die Elektrizitätswerke
einen nicht unerheblichen Einnahmeausfall durch schad-
hafte Haushaltgeräte. Da jede Störung in der elektrischen
Anlage außerdem in den Kreisen der Abnehmer Unzu-
friedenheit mit der Elektrizität erweckt, richteten die
1434
amerikanischen Elektrizitätswerke schon vor Jahren Stö-
rungsbeseitigungskolonnen ein, die auf Anruf des Abneh-
mers derartige Schäden schnell kostenfrei beseitigen.
Diese Störungsbeseitigung ist ausgezeichnet organisiert.
Die Anrufe werden an einer Telephonstelle („trouble
board“) entgegengenommen und in besondere Meldekarten
eingetragen. Diese werden mittels Rutsche oder laufen-
den Bandes einer Zentralstelle zugeleitet, wo die Vertei-
lung auf die einzelnen Bezirke vorgenommen wird. Jeder
Störungsmonteur hat sich, sobald er einen Auftrag er-
ledigt hat, telephonisch bei dieser Zentralstelle zu melden,
die ihm alsdann den Ort der nächsten Störung aufgibt.
Zur schnelleren Erledigung verfügen die Monteure über
ein Automobil, in dem auch die notwendigsten Reserve-
teile mitgeführt werden. Dieses ist häufig ihr Privat-
eigentum und wird vom Werk subventioniert. Wie rasch
der Störungsdienst im allgemeinen arbeitet, kann man
daraus erkennen, daß in New York eine Störung im Mittel
48 min nach Anruf des Abnehmers beseitigt ist. Wichtig
ist, daß die Störungsmonteure den Abnehmer stets dar-
über aufklären, was die Ursache der Störung war und wie
sie sich in Zukunft vermeiden läßt.
Abb. 14. Anordnung der Flutlichter am Paramount Building.
Die Straßenbeleuchtung ist in Amerika zum
überwiegenden Teile elektrisch. In den meisten Städten
werden hierfür gasgefüllte Glühlampen verwendet. Die
Lampen sind fast stets auf Kandelabern zu beiden Seiten
der Straße angeordnet, nicht an Überspannungen in der
Mitte der Straße, wie häufig bei uns. Gut beleuchtet sind,
wie in: Deutschland, eigentlich nur die Hauptgzeschäfts-
straßen, die zum Teil mit verschwenderischer Lichtfülle
ausgestattet sind. Viele Städte haben in einer Hauptstraße
eine besonders prunkvolle Beleuchtung („white way“)
eingerichtet. So wird z.B. der Washington Boulevard in
Detroit auf jeder Seite der Straße von fünf 1000 W-Lam-
pen erleuchtet. Die State Street in Chicago, die aller-
dings erheblich schmäler ist, wird mit Speziallampen von
2kW erhellt; auf jeder Seite der Straße befinden sich
hier Kandelaber mit 2 derartigen Lampen. Die fabelhafte
lLichtfülle am Times Square in New York ist nicht so sehr
auf eine gute Straßenbeleuchtung zurückzuführen wie
auf eine versehwenderische Reklamebeleuchtung. Diese
Lichtreklamen machen in ihren riesigen Ausmaßen und
ihrer ungzeheuren Anhäufungz einen grandiosen Eindruck,
besonders da es meist bewerte Plakate und firürliche
Darstellungen sind. Im einzelnen sind sie für unseren
Geschmack niet immer ansprechend, und besonders am
Tage machen sie zum Teil einen recht wenig befriedigen-
den Eindruck: dagegen blenden sie förmlich bei Nacht,
wenn man dicht nebeneinander Tausende von Glühlampen
aufleuchten sieht.
In steigendem Maße, besonders bei Neubauten, wird
in Amerika die Flutliehtbeleuehtung verwendet.
Vielfach werden hierbei nur die oberen Teile der Iloch-
häuser angeleuchtet, da der untere Teil zwischen den ande-
ren Baulichkeiten eingeengt ist. Dabei wird nicht nur weißes
sondern auch wechselndes farbiges Licht benutzt. Sehr
wirkungsvoll ist die Anstrahlung des Paramount Buil-
ding in New York, das eines der größten Kinotheater
beherbergt (vgl. Abb. 13). Die Flutlichter sind hier am
Hause selbst, verborgen hinter den Gesimsen der Archi-
tektur angeordnet (vgl. Abb. 14).
Ein Gebiet, dem die amerikanischen Blektrizitäts-
werke steigende Beachtung schenken, ist die elektrische
Wärmeverwertung, da es sich hier um große
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
3. Oktober 1929
Energiemengen mit zum Teil gleichmäßiger, zeitlich
außerhalb der Spitze (off-peak load) liegender Belastun:
handelt. Abgesehen von elektrischen Küchenherden, die
in manchen Städten in größerem Umfange benutzt wer-
den, wird in der Industrie die Elektrowärme in den Stalıl-
werken weitgehend verwendet. In der Stahlfabrikatisn
besitzen elektrisch beheizte Vergütungsöfen Vorzüge, die
bei keiner anderen Beheizungsart erreicht werden kön-
nen. Im Gewerbe werden elektrisch beheizte Öfen in
Hotelgroßküchen und in den Großbäckereien gern be-
nutzt. Man findet riesige Kettenbacköfen mit elektrischer
Beheizung, über deren Arbeiten man nur Gutes hün.
Diese Riesenöfen, die eine Breite von etwa 3 m und eine
Länge von etwa 36 m besitzen, arbeiten fast voll selbst-
tätig. Ihr Anschlußwert beträgt etwa 600 kW, der jähr-
liche Verbrauch etwa 2..2% Mill kWh. Abgesehen von
den technischen Vorzügen sind die Öfen im Betriebe auch
billiger als gasbeheizte Backöfen.
Die amerikanischen Elektrizitätswerke machen eine
sehr ausgedehnte Propaganda besonders für die Verwen-
dung elektrischer Geräteim Haushalt. Neben Zei-
tungsreklamen, für die zum Teil erhebliche Summen aus-
gegeben werden, dienen hierzu in erster Linie die Vor-
führungegsräume. Im Gegensatz zu den Vorfüh-
rungesräumen der BEWAG findet in den meisten ameri-
kanischen Vorführungsräumen ein Verkauf der ausge-
stellten Geräte statt. Die Umsätze, die getätigt werden,
sind zum Teil außerordentlich hoch. So hat die Ohio
Public Service Co., die das Gebiet um die Stadt Cleveland
herum mit Elektrizität versorgt, in einem Jahre einen
Umsatz von 20 $ je Abnehmer gehabt. In anderen
Städten sollen die Umsätze zum Teil noch höher liegen.
Die amerikanische Werbung geht auf einer viel brei-
teren Basis vor als im allgemeinen die deutsche. Alle
Abnehmer, die in ihrer Wohnung größere elektrische
Geräte aufgestellt haben, werden regelmäßig in gewissen
Abständen besucht. Der Zweck ist, sie in der Benutzungs-
weise und Instandhaltung der Apparate zu unterrichten.
Außerdem wird jeder Abnehmer auch auf Wunsch aufgesucht.
1928 SAFETY CONTEST
THE NEW YORK EDISON COMPANY AND
THE YONKERS ELECTRIC LIGHT AND POWER COMPANY
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HELP YOUR FLAG-BEARER BY HAVING NO ACCIDENTS
Abb. 15. Verbesserung der Unfallziffern bei der New York Edison Co.
In den Vorführungsräumen selbst werden vor Frauen-
klubs, Schülerinnen und College-Studentinnen zahlreich
Vorträge, verbunden mit praktischen Vorführungen, ge-
halten. Gegenstand der Vorträge sind: alle Einzelheiten
der Zubereitung der Nahrung, Gesundheit und Sauberkeit
im Haus, gute und dekorative Beleuchtung, Wohnungs-
beheizunx und die Berücksichtigung von arbeitsparen-
den Apparaten bei der Haushaltungsführung. Außerdem
wird den Hausfrauen telephonisch jede gewünschte Aus-
kunft gegeben, z. B. Kochrezepte oder Ratschläge für die
Zusammensetzung des Menüs. In Forschungslaboratorien
werden neue Apparate auf ihre Brauchbarkeit untersucht
und von besonders vorgebildeten Frauen Verbesserungs-
möglichkeiten in der Ernährung und Arbeitsverein-
fachungen im Haushalt studiert. Der Vorführungsraum be-
mübht sich also, die Zentrale zu werden, an die sich alle
Abnehmer, insbesondere alle Hausfrauen, mit ilıren Fra-
sen und Sorgen vertrauensvoll wenden.
In dieser Hinsicht kann der amerikanische Vorfübh-
rungsraum geradezu als ein typisches Beispiel für die
Einstellung des amerikanischen Geschäftsmannes seinem
Kunden gegenüber betrachtet werden. Er ist stets bemüht,
seine geschäftlichen Unternehmungen so einzurichten,
daß sie das Wohlbefinden seiner Mitmenschen und ins-
besondere seiner Kunden bessern. Hierher gehört zu-
3. Oktober 1929
nächst, daß alle Geschäfte mit möglichster Ruhe und Lie-
benswürdigkeit abgewickelt werden. Es wird ferner auf
gesundheitliche und wirtschaftliche Sicherheit aller Mit-
arbeiter der allergrößte Wert gelegt. Interessant ist die
Art und Weise, wie die Unfälle bekämpft werden. Hier
kommt der Sportgeist des Amerikaners den Bestrebungen
der Unternehmer zu Hilfe. Man macht die Verminderung
der Unfallziffern der einzelnen Abteilungen zu einer
sportlichen Konkurrenz durch eine monatliche Veröffent-
lichung von Unfallstatistiken. Ein Beispiel hierfür bietet
Abh. 15. Die Verbesserung der monatlichen Unfallziffer
gegenüber dem Mittel der 3 Vorjahre jeder einzelnen Ab-
teilung wird auf der Tafel, die dieses Bild wiedergibt,
durch einen Flaggenträger markiert. Die Abteilung,
deren Flagzgenträger am Ende des Jahres am weitesten
gelaufen ist, hat gesiegt. Die Wirkung dieser Wettbe-
werbsmethode soll außerordentlich gut sein.
Das Bemühen des amerikanischen Unternehmers, mög-
lichst weite Kreise der Öffentlichkeit für seine bestre-
bungen zu interessieren und womöglich deren Mitarbeit
zu gewinnen, findet seinen Ausdruck auch darin, daß alle
größeren Unternehmungen die Öffentlichkeit zur Besichti-
gung ihrer Anlagen einladen. Bekannt in dieser Hinsicht
sind die Fabriken von Ford und die Schlächtereien in
Chicago. Daß aber auch Elektrizitätswerke dieselbe Ten-
denz verfolgen, beweist Abb. 16, auf der das Eiuladungs-
sang zur Besichtigung der Niagarakraftwerke wiederge-
geben ist.
Zusammenfassend kann man sagen: Was die Größe
und Wirtschaftlichkeit der deutschen Kraftwerksanlagen,
was die Durchbildung der Verteilungsnetze betrifft,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
1435
stehen wir kaum hinter Amerika zurück. Unsere Umsatz-
ziffern sind in stetem Anstieg begriffen, so daß wir auch
hierin dem amerikanischen Vorbild allmählich näher kom-
men. Unseren Kundendienst müssen wir weiter ausbauen
und auf einen Stand bringen, der unter Berücksichtigung
Station and
i SA
Abb. 16. Plakat der Niagara Falls Power Co.
der Psychologie des deutschen Käufers das leistet, was der
amerikanische Kundendienst erreicht hat. Der Erfolg des
amerikanischen Kundendienstes beruht in erster Linie auf
derselben liebenswürdigen Offenherzigkeit, die uns bei
unserer Reise ermöglichte, Einblicke in die Verhältnisse
der amerikanischen Elektrizitätswirtschaft zu gewinnen
und die gewünschten Kenntnisse zu sammeln, wofür ich
auch an dicser Stelle danken möchte.
Amerikanische Elektrizitätstarife.
Von Dr.-Ing. Hans Nissel, Berlin.
Überaicht. Amerika ist besonders in den Haushaltun-
gen erheblich stärker elektrisiert als Deutschland. Abge-
sehen von den günstigen wirtschaftlichen und geographi-
schen Verhältnissen ist dies auf eine gute Verkaufsorgani-
sation und eine geschickte Tarifpolitik zurückzuführen. Für
die Haushaltungen gibt es bei fast allen amerikanischen
Elektrizitätswerken Sondertarife, für die man meistens die
Form des Blocktarifs gewählt hat. Durch niedrige Preise
im zweiten und besonders im dritten Block wird ein starker
Anreiz zur weitgehenden Verwendung der Elektrizität im
Haushalt geboten. Die mittleren Preise sind zwar, nach dem
Kurs umgerechnet, kaum niedriger als die mittleren Haus-
haltstrompreise deutscher Elektrizitätswerke, doch ist der
Unterschied, gemessen an der Kaufkraft des Dollars und der
Mark. recht erheblich. Großabnehmer werden meist nach
Grundgebührentarifen zu günstigen Bedingungen beliefert.
Bemerkenswert sind in Kanada gebräuchliche Pauschal-
tarife. bei denen der Preis von der Entfernung des Abneh-
mers vom Kraftwerk abhängt. Entwicklungszahlen der
Elektrizitätswirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika
und Kanadas und die Zusammensetzung der Abnehmer sowie
die an die einzelnen Abnehmerkategorien abgegebenen Kilo-
wattstunden und die erzielten Einnahmen werden unter Ver-
wendung einer Veröffentlichung der NELA mitgeteilt. Die
Rolle der Haushaltungen zeigt sich hierbei der Anzah] und
den Einkünften nach als sehr bedeutsam.
Die amerikanischen Elektrizitätswerke haben sieh in
den letzten zwei Jahrzehnten stark und gleichmäßig ent-
wickelt. Der Grund hierfür ist zunächst in dem Reich-
tum des Landes, dem hohen Einkommen der breiten Be-
wölkerungschichten, den günstigen klimatischen und gceo-
graphischen Verhältnissen und der Kostspieligkeit der
menschlichen Arbeitskraft zu suchen, die die weitgehende
Verwendung mechanischer Hilfsgeräte in Industrie, Ge-
werbe und Haushalt notwendig macht. Auch der Krieg,
für Amerika eine Zeit wirtschaftlichen Aufschwungs, hat
diese Entwicklung gefördert, während Deutschland in
diesen Jahren und besonders auch während der Inflation
wirtschaftlich sehr stark gehemmt war.
In Deutschland hat diese Entwicklung, die in den Ver-
einigten Staaten während der letzten zwei Jahrzehnte
gleichmäßig vor sich ging, daher erst vor etwa fünf Jahren
eingesetzt, und die Sättigung besonders der deutschen
Haushaltungen mit Elektrizität hat sich mit einer Intensi-
tät vollzogen, die die deutschen Elektrizitätswerke plötz-
lich vor Aufgaben stellte, in die die amerikanischen nach
und nach organisch hineinwuclhsen. Abgesehen von den
technischen Problemen der Energieerzeugung und -vertei-
lung, die in Deutschland die gleichen waren wie drüben,
und bei deren Lösung ein reger Gedanken- und Erfah-
rungsaustausch zwischen beiden Ländern stattfand, war
es besonders die Tariffrage, die — von Amerika
für seine Verhältnisse bereits gelöst — in Deutschland
einer gründlichen Klärung bedurfte.
Ein wichtiges Problem, das bei der Tarifpolitik der
Elektrizitätswerke weitgehende Berücksichtigung erfor-
dert, ist das sog. Spitzenproblem, das aus verschie-
denen Gründen in den V.S. Amerika nicht so schwierig ist
wie bei uns. Die nordostamerikanischen Großstädte —
New York. Chicago, Detroit usw. — liegen erheblich siid-
licher als Deutschland, nämlich auf der Breite Süditaliens.
Daher tritt dort die Dunkelheit in den Wintermonaten
später ein als in Deutschland, so daß die Licht- und Kraft-
belastung sich nicht so stark überdeckt wie bei uns und
die Spitzenbildunz in Amerika i. a. schon aus diesem
Grunde nicht so ausgeprägt ist.
Wesentlicher jedoch als dieser geographisch begrün-
dete. Vorteil ist die Tatsache, daß in den Vereinigten
Staaten die Elektrisierung der Wohnungen, die zunächst
durch die fast ausschließliche Lichtbelastung zur Aus-
bildung der Spitze erheblich beiträgt, langsam und stetig
vor sich ging und der Belastungsverlauf der Wohnungen
durch geeignete Tarifmaßnahmen gelenkt werden konnte,
während in Deutschland in den Nachinflationsjahren die
Anschlußbewerung der Wohnungen besonders in den Groß-
städten sich z. T. so stürmisch gestaltete, daß eine systema-
tische tarifliche Beeinflussung schwierig war. Abgeschen
davon war die finanzielle Lage Deutschlands ja schr
schlecht im Vergleich zu der der Union, so daß z.B. die
Beschaffung elektrischer Geräte für den lHJaushalt vielen
Familien unmöglich, zumindest nicht in dem Umfange möz-
lich war wie den Amerikanern und der deutsehe Haushalt
daher zu einem höheren Prozentsatz ausschließlich Licht-
verbraucher blieb. Überdies sind die klimatischen Ver-
hältnisse, worauf bereits hingewiesen wurde, in Deutsch-
land dem Gebrauch elektrischer Geräte, deren Verwen-
dung einen Ausgleich für die Lichtbelastung bietet, nicht
so günstig wie in den Staaten. Infolge der südlicheren
Lage und der Einwirkung des Golfstromes haben
die nordostamerikanischen Städte im Sommer ein sehr
heißes Klima, das den Genuß eiszekühlter (Getränke zu
einer physischen Notwendigkeit macht. Elektrische Kühl-
schränke und Eisbereitungseinrichtungen sind daher sehr
verbreitet und werden, weil die heiße Sommerperiode
sich über fast sechs Monate erstreckt, viel ausgiebirer
1436
benutzt, als dies bei uns der Fall sein würde. Diese Ge-
räte zusammen mit der Unzahl Ventilatoren, die man
drüben zur Kühlung der Luft in den Verkehrsmitteln,
den Büreaus und in Privathaushaltungen verwendet, bil-
den eine ausgezeichnete Belastung für die Monate, in
denen eine Lichtbelastung nur in beschränktem Um-
fange vorhanden ist. Auch der hohe Wert der mensch-
lichen Arbeitskraft, besonders die hohen Löhne für
Dienstpersonal, zwingen, wie erwähnt, die amerikanische
Hausfrau, die aus diesem Grunde meist ohne Dienstper-
ne arbeitet, zur weitgehenden Verwendung elektrischer
eräte.
Trotz aller dieser für Amerika günstigen Faktoren
ist es, abgesehen von den Erfolgen des gut durchgebildeten
Kundendienstes, zweifellos zum großen Teil ein Verdienst
der amerikanischen Tarifpolitik,daß dort der Strom-
verbrauch in den Haushaltungen um ein Vielfaches höher
ist als in Deutschland, was auf die Belastungsverhältnisse
der amerikanischen Elektrizitätswerke wieder außer-
ordentlich vorteilhaft einwirkt. Die Amerikaner haben bei
der Gestaltung ihrer Haushalttarife, wenn auch nicht
grundsätzlich, so doch in der Form einen wesentlich ande-
ren Weg beschritten als die Deutschen.
Während man in Deutschland den Grundgebühren-
tarif in den letzten Jahren in steigendem Maße auch für
Wohnungen, gewerbliche Kleinbetriebe und Läden ver-
wendete, hat man in den Vereinigten Staaten einer anderen
Tarifform den Vorzug gegeben: dem Blocktarif. Zwar
entspricht der Grundgebührentarif in seinem Aufbau weit-
gehend dem Verlauf der Selbstkosten eines Elektrizitäts-
werkces und ergibt mit steigender Benutzungsdauer nach
einer Hyperbel fallende Strompreise, worin seine werbende
Kraft im wesentlichen begründet liegt. Der Amerikaner
zieht jedoch eine Tarifform vor, bei der das Sinken der
Strompreise nicht erst rechnerisch ermittelt zu werden
braucht, sondern unmittelbar erkennbar ist. Von diesem
Gesichtspunkt aus gesehen, treten die wesentlichen son-
stigen Vorzüge des Grundgebührentarifs in den Hinter-
grund. Auch in Deutschland bedurfte es einer umfassenden
Werbe- und Aufklärungsarbeit, um die Eigenart des
Grundgebührentarifs — das Fallen der Strompreise mit
steigender Benutzungsdauer — verständlich zu machen,
und ein Teil der Erfolge dieses Tarifs liegt zweifellos in
der absoluten Niedrigkeit des Arbeitspreises, wobei die
Grundgebühr als unabänderlich fester Betrag — häufig
noch mit der Zählermiete identifiziert — von den Abneh-
mern hingenommen wird.
Anders liegen die Verhältnisse bei einem Blocktarif.
Hier sieht der Abnehmer — sei es, daß der Tarif auf der
Benutzungsdauer oder auf der Zimmerzahl, auf der
Grundfläche der Wohnung oder auf einem anderen Be-
zugswert basiert — das Fallen der Strompreise bei Über-
schreitung eines bestimmten Verbrauches. Bezahlt er bei-
spielsweise für die ersten X kWh je Zimmer 40 Pf/kWh
und für die nächsten Y kWh je Zimmer 20 Pf/kWh, für den
überschießenden Verbrauch jedoch nur 10 Pf/kWh, so be-
steht zunächst einmal der Anreiz, mehr als X kWh zu en-
nelımen und, nachdem dieser Verbrauch erreicht ist, auch
die Zahl X +Y noch zu überschreiten, um in den Genuß
der jeweils verbilligten Preissätze zu gelangen. Der
Tarif hat also gegenüber dem Grundgebührentarif für
den Laien den Vorteil der leichteren Verständlichkeit, ein
Faktor, dem man in Amerika ganz besondere Wichtigkeit
beimißt. Damit soll jedoch nichts allgemein Gültiges für
oder gegen eine der beiden Tarifformen gesagt sein. Die
Verhältnisse liegen in Deutschland und Amerika außer-
ordentlich verschieden, und auch innerhalb der beiden Län-
der können die örtlichen Verhältnisse für den "einen oder
den anderen Tarif sprechen.
Tin zweiter bedeutsamer Unterschied zwischen den
amerikanischen und den deutschen Haushalttarifen — so-
weit es sieh in Amerika um Blocktarife und in Deutsch-
land um (rundgscbührentarife handelt — liegt in folgen-
dem: Würde man bei einem Grundeebührentarif den
Leistungspreis proportional den festen und den Arbeits-
preis proportional den veränderlichen Selbstkosten be-
rechnen, dann würde man sehr hohe L.eistungspreise
und sehr niedrige Arbeitspreise erhalten. Dies würde zu
einer verhältnismäßig hohen festen Belastnnz der Ab-
nehmerschaft führen, die für die Mehrzahl der deutschen
Kleinverbraucher untragbar ist. Die deutschen Grund-
gebiührentarife sind daher i. a. so kalkuliert, daß ein
nicht unwesentlicher Teil der festen Kosten mit in den
Arbeitspreis gelegt ist, wodurch die steile Selhstkosten-
hyperbel in eine verhältnismäßig flache Verkaufspreis-
hyperbel umgewandelt wird. Dieser Aufbau ist für deut-
sche Verhältnisse anzemessen, da die sich aus den Grund-
gebührentarifen ergebenden mittleren Strompreise bei
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
3. Oktober 1929
der hier erreichbaren Benutzungsdauer andernfalls ver-
hältnismäßig hoch sein würden.
Die amerikanischen Blocktarife, in ihrem Aufbau
versteckte Grundgebührentarife, bei denen die Grund-
gebühr in den höheren Preisblocks einbegriffen ist, sind
i. a. anders kalkuliert. Hier ist der Unterschied der
Strompreise bei hoher und niedriger Benutzungsdauer,
wie wir weiter unten sehen werden, oft verhältnis-
mäßig groß, jedenfalls meistens größer als bei deutschen
Grundgebührentarifen. Dieser Aufbau bietet naturgemäß,
besonders da die Strompreisverbilligung bei gesteigertem
Verbrauch klar vor Augen liegt, einen außerordentlich
starken Anreiz zur Erhöhung des Stromumsatzes. Aller-
dings, und darauf sei hier besonders hingewiesen
sind die Gesamtstromrechnungen, die selbst bei den
verhältnismäßig niedrigen Sätzen der letzten Pereis-
blocks herauskommen, recht erheblich. Der Amerikaner,
der gut verdient, braucht darauf nicht besonders Rück-
sicht zu nehmen, weil auch eine verhältnismäßig hohe
Elektrizitätsrechnung in seinem Lebenshaltungsetat nur
eine untergeordnete Rolle spielt, während selbst eine
kleine Elektrizitätsrechnung in dem außerordentlich be-
schränkten Etat einer deutschen Arbeiterfamilie schon
stark zu spüren ist. Daher steht es außer Zweifel, daß
die amerikanischen Tarife selbst unter den oben erwähn-
ten, dem Stromverbrauch förderlichen Eigenarten des
dortigen Elcktrizitätsmarktes in Deutschland nicht den
gleichen Erfolg wie drüben haben würden, u. zw. ganz
einfach deswegen, weil die deutsche Durchschnittsfamilie,
abgesehen davon, daß die Beschaffung der elektrischen
Geräte finanziell vielfach nicht in Frage kommt, nicht in
der Lage wäre, so erhebliche Summen für Elektrizität aus-
zugeben. Von den Kosten der elektrischen Arbeit für
einen amerikanischen Haushalt kann man sich schon da-
nach einen Begriff machen, daß die Mindestgarantie, die
bei Blocktarifen für das Elektrizitätswerk die durch die
Grundgebühr gebotene Mindesteinnahme ersetzt, bei den
meisten Elektrizitätswerken monatlich 75 ct3 bis 1 $ (3,15
bis 420 RM) beträgt, eine Summe, die für deutsche Ver-
hältnisse untragbar wäre.
Ein Elektrizitätsverbrauch von einigen tausend kWh
jährlich ist drüben in einem Haushalt keine Seltenheit.
Im Mittel gebraucht ein amerikanischer Haushalt 400 bis
500 kWh jährlich, und in einzelnen Städten beträgt diese
Zahl sogar 750 kWh. Selbst wenn man annimmt, daß die
Kilowattstunde im Mittel 20 Pf kostet, ergibt sich immer-
hin eine jährliche Ausgabe von 150 RM. Derartig hohe
Stromrechnungen, in Amerika für Haushaltungen ein
Mittelwert, gehören bei uns zu den ganz seltenen Einzel-
fällen. Im allgemeinen kann man in deutschen Groß-
städten im Mittel mit einem jährlichen Verbrauch von
200 kWh rechnen; in Berlin beträgt er etwa 250 kWh.
Die amerikanischen Elektrizitätstarife sind, nach dem
Valutakurs umgerechnet, i. a. kaum niedriger als die deut-
schen. So beträgt in Detroit der aus dem Haushalttarif
folgende mittlere Strompreis 4,67 cts/kWh (19,6 Pf). In
Buffalo ergibt sich ein mittlerer Preis von 3,38 cts
(14,2 Pf), in Chicago 21,85 Pf/kWh, in Schenectady 14 Pf je
kWh. In Berlin beträgt die mittlere Einnahme je Kilowatt-
stunde aus dem Niederspannungstarif für Wohnungen etwa
24 Pf/kWh. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, daß
die Benutzungsdauer der amerikanischen Haushaltungen
ganz wesentlich höher ist und sich die erwähnten verhält-
nismäßig niedrigen mittleren Strompreise z. T. hieraus er-
klären. Im allgemeinen sind die amerikanischen Tarife,
worauf schon hingewiesen wurde, derart aufgebaut, daß die
ersten Preisblocks verhältnismäßig hohe Strompreise er-
gcben und der Abnehmer erst bei starker Verbrauchsteice-
rung in den Genuß der niedrigen Preisstufen kommt. Bei
den deutschen Verbrauchsziffern würden die amerikani-
schen Tarife erheblich höhere Strompreise ergeben. Bei
dem Vergleich der Preise in Deutschland und in Amerika
ist jedoch zu berücksichtigen, daß man den Dollar bezüz-
lich der Kaufkraft nicht mit dem Kurse von 420 RM um
rechnen darf, sondern daß, bezogen auf die allgemeinen
Lebenshaltungskosten, ein Dollar mit etwa 2 bis 250 RM
zu bewerten ist. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache
sind daher die amerikanischen Strompreise als niedrig zu
bezeichnen.
Besonders günstige Tarife findet man drüben für
Großabnelimer, Eisenbahnen u. dgl. Hier zeigen die Elek-
trizitätswerke offensiehtlich ein außerordentliches Ent-
eceenkommen und sind dazu in der Lage, weil die Be-
nutzunesdauer, d. h. der belastunssfaktor, i. a. sehr gut
ist. Während dieser z. B. bei der BEW AG nur wenig über
30% beträgt, liest er bei den meisten amerikanischen
ji Vgl. M. S. Sloan, Sales Increase or Rate Increase. Nela-Rull
Juni 1920, S. 353.
3. Oktober 1929
Elektrizitätswerken bei etwa 50 %, d. h. bei gleicher
Leistungsfähigkeit beträgt der Verkauf an Kilowattstun-
den über 60 % mehr als bei uns. Daß unter diesen Verhält-
nissen sehr niedrige Strompreise eingeräumt werden kön-
nen, versteht sich von selbst. So bekommt ein großstädti-
sches Verkehrsunternehmen bei einem Jahresverbrauch
von über 600 Mill kWh den Strom hochspannungsseitig
mit etwas über 3 Pf/kWh. Ein anderes derartiges Unter-
nehmen zahlt bei etwa 50 Mill kWh jährlich für Gleich-
strom von 1,5 kV etwa 5 Pf/kWh. Bei der sehr guten Aus-
nutzung des investierten Kapitals können die Elektrizi-
tätswerke natürlich z. T. niedrigere Tarife bieten, als die-
ses in Deutschland möglich ist.
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Abb. 1. Wohnungstarif der Commonwealth Edison Co. Chicago, Ill.
Interessant ist die verhältnismäßig große Zahl vers
schiedener Tarife, die die einzelnen Elektrizitätswerke
ihren Kunden zur Auswahl stellen. Da gibt es Tarife für
kleine und für große Lichtabnehmer, für gewerbliche
Kraftverbraucher, Wohnungen, Eisfabriken, Theater,
Stahlwerke, Autobatterieladung usw. Beachtlich ist die
fast allgemeine Differenzierung nach Licht und Kraft. Im
allgemeinen haben ja nur einige wenige Tarife praktisch
Bedeutung, doch entspricht das Angebot der 'Elektrizi-
tät zu den verschiedensten Bedingungen durchaus dem
Geschäftsprinzip des Amerikaners. Während man in
Deutschland meistens bestrebt ist, möglichst alle Abnehmer
nach einheitlichen Bedingungen zu beliefern, und dann
notgedrungen zur Durchführung dieses Gedankens die
Elektrizität von vornherein nur zu einem ganz be-
stimmten 'Tarifsatz anbietet, glauben die Amerikaner
durch die Vielfältigkeit ihrer Tarife dem Abnehmer den
Bezug besonders schmackhaft zu machen. Es ist zweifel-
los leichter, einen Verbraucher zu gewinnen, wenn man
ihm einen für seine Zwecke zugeschnittenen Tarif offe-
riert, ale wenn man ihn mit einer Reihe von anderen,
heterogenen Abnehmern über einen Kamm schert. Selbst
wenn der Konsument tatsächlich bei dem Spezialtarif
nicht billiger fährt, wird er sich bei größerer Tarifauswahl
leichter dazu bestimmen lassen, Anschluß bei einem Elek-
trizitätswerk zu nehmen, da er rein gefühlsmäßig lieber
einen Sondertarif annimmt, der seinen Betriebsverhält-
nissen entspricht, als sich aus einem allgemeinen Tarif
die für seinen Betrieb im besonderen herausspringenden
Vorteile herauszusuchen. Daß für die einzelnen Abnehmer-
kateggrien nur ein bestimmter Tarif praktisch in Frage
kommt, merkt der Verbraucher nicht, wenn er die große
Tarißauswahl sieht. Er empfindet nur das außerordentliche
Entgegenkommen seines Elektrizitätswerkes, und das ist
es gerade, was die Werke — die, wie bekannt, zum größten
Teil privat sind — erreichen wollen.
Wir sprachen oben bereits davon, daß die amerikani-
schen Tarife im Gegensatz zu den deutschen meistens so
aufgebaut sind, daß die festen Kosten verhältnismäßig
hoch, die veränderlichen dagegen niedrig sind. Bei Block-
tarifen findet diese Tendenz ihren Ausdruck darin, daß
die ersten Preisblocks verhältnismäßig hohe Strompreise
ergeben, während nach rascher Staffelung die letzten sehr
niedrige Preise anbieten. Von diesem Aufbau weichen die
Tarife i.a. wenig ab, gleichgültig, ob sie lediglich auf der
Menge des entnommenen Stromes oder auf der Benutzungs-
dauer, der Zimmerzahl, dem gemessenen Maximum oder
dgl. basieren. Typische Beispiele sind folgende:
Nach dem Wohnungstarif der Commonwealth Edison
Co. in Chicago sind zu bezahlen für:
die ersten 3kWh monatlich je Raum 8cts (33,6 Pf’kWh
„ hächsten 3 ,, ge an, "an," Taar EEN
und darüber 3 ap (12,6 Pf)/ DI
Die ersten Kilowattstunden kosten hier fast das Dreifache
dessen, was der Verbrauch über 6 kWh je Raum kostet.
Dadurch sind die festen Kosten, d. h. der Betrag, der auch
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
1437
bei verhältnismäßig niedrigem Verbrauch in jedem Falle
zu zahlen ist, ziemlich hoch, auf der anderen Seite aber
sinken die Strompreise rasch, sobald der Konsum sich stei-
gert (vgl. Abb. 1). Die weitgehende Verwendung elektri-
scher Haushaltgeräte und besonders auch elektrischer
Kochherde ist nach dem Tarif durchaus wirtschaftlich, be-
sonders da der Kochstromverbrauch in den billigsten
Block fällt. Ähnliche Preise sieht der Wohnungstarif der
Edison Electric Illuminating Co. of Boston vor, der jedoch
nicht auf der Zimmerzahl, sondern auf der Bodenfläche
beruht. Nach ihm kosten die ersten 2 kWh monatlich je
100 afuß (9,29 m?) Bodenfläche 85 cts (35,7 Pf)/kWh
die nächsten 70 kWh monatlich 5,0 cts (210 PI „
und der Überschuß SS 3,0 cts (12,6 Pf)/ „
Die Charakteristik dieses Tarifes ist gegenüber dem vor-
beschriebenen etwas verschieden dadurch, daß der erste
Block einen höheren Preis vorsieht, der zweite zwar niedri-
gere Preise als im vorigen Tarif erhebt, dafür jedoch eine
srößere Ausdehnung besitzt. Im Mittel folgen aus diesem
Tarif etwas höhere Preise, wenn man einen Raum zu
200 afuß (18,5 m?) annimmt (vgl. Abb. 2).
Vij gisslan")
Abb. 2. Wohnungstarif der Edison Electric Illuminating Co. of Boston,
Boston, Mass.
Ein Tarif, bei dem sich die Tendenz des starken Ab-
falles der Strompreise bei steigendem Verbrauch besonders
deutlich ausprägt, ist der Haushalttarif der Buffalo Gene-
ral Electric Co., der ähnlich wie der Berliner Grund-
gebührentarif auf einem fiktiven Leistungswert basiert,
der folgendermaßen bestimmt wird:
1. 25% aller Lampenfassungen mit 40 W bewertet, auf
volle 10 W aufgerundet und nicht weniger als 250 W,
2. 2,5 % der Leistungsaufnahme der elektrischen Herde
und sonstigen Haushaltgeräte über 1000 W. Geräte
mit weniger als 1000 W Anschlußwert und Motoren
unter 0,5 PS werden nicht berücksichtigt. Motoren
zwischen 0,5 und 1 PS werden mit 25 % ihrer Lei-
stung eingesetzt.
Bezogen auf diese Leistung kosten:
die ersten 60 Benutzungstunden
monatlich . . 2. 2 2 2.
die nächsten 120 Benutzungstun-
den monatlich . . . . .
der Überschuß
Zu
2
6,0 cts (25,2 Pf)/kWh
4,0 cts (16,8 Pf)/ „
1,5 cts (6,3 P£f)/ mm
Abb. 3. Wohnungstarif der Buffalo General Electric Co, Buffalo, N. Y.
Die Benutzungsdauer erscheint bei diesem Tarif un-
verhältnismäßig hoch, da die Leistungswerte willkürlich
sehr niedrig angenommen sind (vgl. Abb.3).
1438
Durch diesen Tarif ist es der Buffalo General Elec-
tric Co. gelungen, eine große Anzahl von elektrischen
Herden, deren jeder im Mittel etwa 3000 kWh jährlich
verbraucht, anzuschließen. Auch die Verwendung elek-
trischer Haushaltgeräte wurde naturgemäß durch diesen
sehr günstigen Tarif außerordentlich gefördert. So be-
trägt der Verbrauch einer Haushaltung in Buffalo im
Mittel 750 kWh jährlich, was selbst für amerikanische
Verhältnisse eine Rekordzahl darstellt.
Die drei genannten Tarife sind typische Vertreter
der amerikanischen Haushalttarife. Wenn auch die Be-
zugsbasis verschieden ist, so ist die Form doch im all-
remeinen der Blocktarif. Vereinzelt findet man aber auch
(irundgebührentarife. Ein Beispiel ist der Haushalttarif
der Ohio Public Service Co., Cleveland, der folgende
Form hat:
1. Für jeden Zweileiterzähler bis zu 10 A bei 110V
monatlich 1 $ (4,20 RM). Für je 5 A Zählerrröße
darüber monatlich 60 ets (2,52 RM).
2. Für die ersten 50 kWh monatlich 5 cts (21 Pf) /kWh,
für den weiteren Verbrauch 3 cts (12,5 Pf) /kWh.
Man sicht, daß auch dieser Tarif, obgleich er die ausge-
sprochene Form des Grundgebührentarifes zeigt, doch die
in Amerika beliebte Form des Blocktarifes mit verwendet.
Zweifellos hat diese Staffelung der Arbeitspreise einen
werbenden Wert, den sich auch die Elektrizitätswerke,
die grundsätzlich die Form des Grundgebührentarifes vor-
ziehen, nicht entgehen lassen wollen.
Einen verhältnismäßig hohen laushalttarif benutzt
die Public Service Co. of Northern Illinois, die die Pro-
ECH um Chicago herum mit Elektrizität versorgt. Hier
costen
die ersten 30 Benutzungstunden
monatlich 10 cts (42,0 Pf)/kWh
die nächsten 30 Benutzungstunden
monatlich 9 ets (37,8 Pf)! „
und der Überschuß 6 cts (25,2 Pf)/ „
Abb. 4 Wohnungstarif der Public Service Co. of Northern Illinois,
Chicago, Ill.
Die Benutzungsdauer wird bei diesem Tarif in Anlagen
über 5 kW gemessen, unter 5 kW aus einer Tabelle fest-
gestellt. Der Tarif gilt allgemein für Beleuchtung ein-
schließlich der Wohnungen (vgl. Abb. 4). Da er nicht ge-
nügend weit gestaffelt ist, um elektrisches Kochen zu ge-
statten, sieht die Gesellschaft hierfür einen besonderen
Tarif vor, nach dem die ersten 10 kWh monatlich 10,5 ets
(44,1 PE/kWh kosten und alle weiteren je 3,5 cts (14,7 Pf).
Man sieht, daß auch dieser Tarif durchaus nicht besonders
niedrige Preise ergibt und bei ihm z. B. in Deutschland das
elektrische Kochen wirtschaftlich nieht in Frage käme.
Bei dem hohen Einkommen der Amerikaner und den ver-
hältnismäßig hohen Kosten vieler Dinge des täglichen Be-
darfes, z.B. der Wohnungen, ist jedoch der Tarif nicht zu
hoch; allerdings läßt er eine so ausgedehnte Verwendung
der Elektrizität für Kochzwecke, wie sie der Tarif in
Buffalo ermöglicht, nicht zu
Wir haben im Vorstehenden lediglich ITaushalttarife
betrachtet, da der Verbrauch im Haushalt für die wirt-
schaftliche Ausnutzung eines Elektrizitätswerkes von be-
sonderer Bedeutung ist und diese Tarife daher sehr wichtig
sind. Außerdem haben sie für uns besonderes Interesse,
weil sie in Form und Aufbau nieht unwesentlich von den
in Deutschland meist gebräuchlichen Haushalttarifen ab-
weichen.
Die Großabnehmertarife sind auch in Amerika in der
Mehrzahl Grundgebührentarife mit zemessenem Maximum,
doch ist es interessant, hier festzustellen, daß der Tren-
nungstrich nicht, wie bei uns, allgemein zwischen Hoch-
und Niederspannungsabnehmer läuft, sondern daß die Wahl
des Tarifes i.a. eine Funktion der Größe des Verbrauches
ist. Dies hängt mit dem Aufbau der meisten amerikani-
schen Netze — mit Ausnahme der Netze im Zentrum der
H
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
3. Oktober 1929
Großstädte — zusammen. In den Vereinigten Staaten geht
man meistens mit Hochspannunssleituneen bis in die Höfe
der Häuser, wo man die Spannung mittels Masttransformn-
toren auf 2X 110 V — in Amerika wird auch für Wechsel-
strom oft die Edison-Schaltung verwendet — herabsetzt.
Als Hochspannung sind hier Spannungen von 2400 ... 5000 V
anzusehen, die häufig auf Freileitungen, z. T. an dem glei-
chen CGrestänge wie die Niederspannungsleitungen geführt
werden. Großabnehmer, die den Strom direkt mit Touch,
Spannung beziehen, werden i.a. mit höheren Spannungen
bis etwa zu 14, vereinzelt bis 22kV beliefert. Dieses Ver-
teilunesystem hat die Eigenart, daß das Niederspannunz:-
netz in den Anlagekosten nur eine untergeordnete Rolle
spielt, da es nur aus kleinen Masttransformatoren und
kurzen Freileitungen besteht. Es liegt daher kein Grund
vor, einen so einschneidenden Unterschied zwischen Hoch-
und Niederspannungstarifen zu machen, wie dies bei uns
gerechtfertigt ist, wo das ausgedehnte Niederspannungs-
kabelnetz in den Städten einen sehr großen Teil der ge-
samten Anlagekosten der Elektrizitätsversorzung trärt.
So unterscheiden sich die Hoch- und Niederspannunestarife
häufige nur dadurch, daß für den Hochspannunesbezug ein
kleiner Abschlag auf die normalen Strompreise gewährt
wird oder die Leistungs- und Arbeitspreisstaffel etwas
weiter herunterzeht als bei Niederspannunesbezurz. Das
Beispiel eines Tarifes der letztgenannten Form ist der
Tarif der Edison Electric Illuminating Co. of Boston für
(Grroßlichtverbraucher. Der Tarıf für Großkraftver-
braucher ist im Aufbau der gleiche, nur sind die Leistungs-
preise etwa 40 % niedriger:
1. Niederspannungesbezug:
a) Leistungspreis:
150 $ (630 RM) monatlich bei einer Entnahme von
50 kW oder weniger (12,60 RM/kW),
2,75 $ (1155 RM)/kW monatlich für die nächsten
600 kW,
1,80 $ (7,56 RM)/kW für die Mehrleistung.
b) Arbeitspreis:
4 cts (16,8 P£)/kWh für die ersten 4500 kWh
monatlich,
1,15 cts (4,83 Pf) /kWh für die nächsten 100 000 kWh
monatlich,
0,85 cts (3,75 Pf) /kWh für die nächsten 200 000 kWh
monatlich,
darüber 0,75 cts (3,15 Pf)/kWh.
2. Hochspannungsbezug:
a) Leistungspreis:
150 $ (630 RM) monatlich bei einer Entnahme von
50 kW oder weniger (12,69 RM),
2,75 $ (11,55 RM)/kW für die nächsten 100 kW,
1,375 $ (5,775 RM)/kW für die nächsten 100 kW,
1,10 f (5,12 RM)/kW für die Mehrleistung.
b) Arbeitspreis:
4 eis (16,8 Pf) /!kWh für die ersten 6500 kWh
monatlich,
1,15 cts (4,83 Pf)/kWh für die nächsten 50 000 kWh
monatlich,
0,85 cts (3,57 P£)/kWh für die nächsten 50 000 kWh
monatlich,
0,75 ets (3,15 Pf)/kWh für die nächsten 200 000 kWh
monatlich,
0,66% cts (2,3 P£f))/kWh für die 1. Million kWh
monatlich,
darüber 0,61 cts (2,56 PE)/kWh.
Man sieht, daß Hoch- und Niederspannungstarif sieh an-
fünglich überhaupt nicht unterscheiden und erst bei den
späteren Staffeln ein Unterschied zutage tritt, während
man bei den deutschen Hochspannunegstarifen i. a. von vorn-
herein erheblich niedrigere Preise feststellen kann als bei
den entsprechenden Niederspannungstarifen. . Außerdem
vermag bei vielen deutschen Elektrizitätswerken ein Groß-
abnehmer nur dann annehmbare Preise zu erhalten, wenn
er seinen Betrieb auf Hochspannungsbezug umstellt, wäh-
rend bei den amerikanischen Tarifen auch solche Ver-
braucher, bei denen der Hochspannungsbezug aus irgend-
welchen Gründen nieht möglich oder zweckmäßig ist, bei
Niederspannung fast dieselben Strompreise erhalten kän-
nen wie bei Hochspannungsbezug.
Einzelne Werke haben auch besondere Hochspannungs-
tarife, z. B. die Buffalo General Electric Co., die für Kraft-
und Wärmeverbrauch folgende Hochspannungstarife an-
bietet:
a) Leistungspreis:
1$ (4,20 RM)/kW monatlich für die ersten 15 kW.
T5 cts (3,15 RM)/kW monatlich für die Mehrleistung.
3. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
1439
b Arbeitspreis:
lets (4,2 Pf)/kWh für die ersten 3000 kWh monatlich,
0,56 cts (2,35 Pf) /kWh für den Mehrverbrauch.
Die Elektrizität wird als Drehstrom mit 25 Hz und
92,11 oder 22 kV geliefert. Wahlweise wird für die glei-
chen Zwecke eine Art Pauschaltarif angeboten. Hiernach
kosten
die ersten 60 kW 3,62 $ (15,20 RM/kW monatlich,
die Mehrleistung 2,40 $ (10,50 RM) /kW monatlich.
Für diese Pauschalsumme darf die elektrische Arbeit mit
430 Benutzungstunden monatlich entnommen werden. Geht
der Konsum darüber hinaus, so ist der Mehrverbrauch mit
956 ets (23,35 Pf)/kKWh zu bezahlen. Bei beiden Tarifen
wird das mittlere Maximum während 2 min bei 2,2 kV und
während 5 min bei 11 und 22 kV zugrunde gelegt im
Gegensatz zu den meisten anderen Tarifen, bei denen es
während 15 oder 30 min gemessen wird.
Als dritte Variante bietet die Gesellschaft für die
gleichen Verwendungszwecke Strom zu dem festen Preis
von 2? cts (84 Pf)/k\Wh an.
Wie wir bereits oben bemerkten, befinden sich die
meisten Elektrizitätswerke der V.S. Amerika in privaten
Händen. Lediglich eine kleinere Zahl, die z. T. nur für
die Lieferung der Energie für Straßenbeleuchtung und
Straßenbahnen in Frage kommt, steht in kommunaler Ver-
waltung. Es ist somit nicht verwunderlich, daß die pri-
vaten Werke i. a. wirtschaftlicher arbeiten, besonders da
vorwiegend die Großstädte von ihnen versorgt werden. In
dem Bericht der Tarifkommission der National Electric
Light Association 1927/1928! finden wir über die Tarife
der privaten und kommunalen Werke beachtliches Material,
durch das der nach dem Vorstehenden nicht überraschende
Nachweis geführt wird, daß die privaten Werke im allge-
meinen niedrigere Strompreise haben als die kommunalen.
(Die National Electrie Light Association entspricht in Ame-
rika etwa der Vereinigung der Elektrizitätswerke und dem
VDE in Deutschland.) Die Broschüre bringt zunächst inter-
essante Entwicklungsziffern über die Erzeugung an Elek-
trizität inden Jahren 1902/1922, aus denen der überragende
Anteil der privaten Werke an der Gesamterzeugung der
V.S. Amerika eindeutig hervorgeht. Nur etwa5 % der Kilo-
wattstunden werden von öffentlichen Elektrizitätswerken
produziert, wobei es sich, wie oben erwähnt, im wesent-
lichen um kleinere Werke mit vorwiegend sehr beschränk-
tem Versorgungsgebiet handelt. Man kann daher die Stel-
lung der kommunalen und privaten Werke zueinander
keineswegs mit den Ver-
hältnissen in Deutsch-
land in irgendeine Bezie-
hung setzen; abgesehen
von dem zahlenmäßigen
Mißverhältnis ist dies
sehon deshalb nicht mög-
lich, weil zwischen der
kominunalen Verwal-
tung in Deutschland und
in Amerika ein außer-
ordentlich großer Unter-
schied besteht. Wir
möchten uns ein Ein-
gehen hierauf versagen 8 07
und lediglich die für Abb. a (Gesamterzeugung
Deutschland interessan- =
(ausgezogen) und mittlere Einnahmen
ten Vergleichsziffern BE À S
aus der Broschüre brin- je Kilowattstunde (gestrichelt) in den
V.S. Amerika.
sen. In Zahlentafel 1
und Abb. 5 sind die er-
zeuzten Kilowattstunden und die mittleren Einnahmen je
l der amerikanischen Kraftwerke von 1902/1922 an-
gegeben.
I BN BR
Zahlentafel 1.
Gesamtelektrizititserzeugung und mittlere Einnahmen
je kWh in den V. S. Amerika 1902/1922.
Jahr Gesamterzeugung | Mittlere Einnahme
Mill kWh cts/kWh | PfkWh
1902 2 507,051 3,3580 14,10
1907 5 862,277 2,3933 12,15
1912 11 569,110 2,4819 | 10,16
1917 25 438,303 1,9736 8,28
1922 40 291,536 2,5326 | 10,64
1 Zur Bearbeitung des folgenden Teiles wurde die Schrift „Blee-
tric Light and Power tes in the United States”, Serial Report of
the Kate Research Committee 1927—1928 der National Electric Light
Association, New York 1928, verwandt.
Man sieht aus den Ziffern, daß die mittleren Einnah-
men nicht wesentlich niedriger sind als die gleichen Zif-
fern in den deutschen Großstädten. Anders liegen die
Verhältnisse in Kanada, wo der prozentuale Anteil der
Wasserkrafterzeurung wesentlich höher ist als in den
V. S. Amerika. Hier sind die Strompreise erheblich gerin-
ger als in den Staaten. Auch die Zusammensetzung der
Klektrizitätswerke ist in Kanada sehr von der in der
Union verschieden.
Während wir oben
feststellten, daß im
dieser nur etwa 5%
der Gesamtenergiein
öffentlichen Werken
erzeugt werden, be-
trug dieser Prozent-
satz in Kanada 1925
35,4%. Die Versor-
gung befindet sich in
der Provinz Ontario
vorwiegend in öffent-
licher Hand, während
die Provinz Quebec
hauptsächlich von
privaten Werken ver-
sorgt wird. Die Gec-
samterzeugunz Kanadas und die mittleren Bruttoeinnah-
men sind für die Jahre 1919/1925 in der Zahlentafel 2 zu-
sammengestellt (vgl. Abb. 6).
Zahlentafel2.
Gesamtelektrizitätserzeugung und mittlere Einnahmen
je kWh in Kanada 1919/23.
BO B21 922 WII 1984
Së
Abb.6. (sesamterzeugung (ausgezogen) und
mittlere Einnahmen je Kilowattstunde (ge-
strichelt) in Kanada.
Mittlere Einnahme
ets’kWh Pf;kWh
Gesamterzeugung
Mill kWh
Jahr
1919 5,497 1,052 4,42
1920 5,894 1,115 4,68
1921 5,614 1,307 5,49
1922 6,741 1,221 5,13
1923 8,099 1,125 4,73
1924 9,315 1,022 4,30
1925 10,110 1,015 4,26
Da, wie erwähnt, ein großer Teil der Energie in Ka-
nada mittels Wasserkraft erzeugt wird, findet man hier
häufig Pauschaltarife. Bei der Ilydro-Electrie Power
Commission of Ontario in Toronto sind solche besonders
für die Lieferung an Gemeinden gebräuchlich, bei denen
der Strompreis eine Funktion der Entfernung des Ver-
brauchers vom Kraftwerk ist. Die Stromverteilung bis zum
letzten Abnehmer liegt in Kanada häufig nicht in den Hän-
den der Kraftwerkgesellschaften, so daß für den Verbrau-
cher höhere Strompreise in Frage kommen werden.
Infolge der niedrigen Strompreise ist der Konsum in
Kanada naturgemäß außerordentlich hoch. Für 1925 kann
man aus den Angaben des erwähnten Berichtes in den
Städten einen Verbrauch von fast 1650 kWh je Kopf der
Bevölkerung jährlich errechnen. Diese spezifischen Ver-
brauchsziffern gehören mit zu den höchsten in der gan-
zen Welt. Auch die mittleren Einnahmen je Abnehmer
sind entsprechend hoch. Bei rd. 1.280 Mill Abnehmer,
von denen 1,063 Mill entsprechend 83,7 % Haushaltungen
sind, betrug die mittlere jährliche Einnahme je Konsu-
ment im Jahre 1925 rd. 62 $, eine Summe, die bei dem
hohen spezifischen Verbrauch trotz der niedrigen Preise
nicht wundernimmt.
Interessant ist die Verschiebung, die sich in der Höhe
der Haushalt- und gewerblichen Tarife in den letzten
Jahren vollzogen hat. Während vor dem Kriege die ge-
werblichen Tarife in der Provinz Ontario (Kanada) i.a.
unter den Haushalttarifen lagen, hat sich dieses Verhält-
nis langsam zugunsten der Haushalttarife verschoben. Im
Jahre 1914 war die Höhe der gewerblichen Tarife etwa
80% der Haushalttarife, 1920 war Preisgleichheit er-
reicht, und heute ist die Höhe der gewerblichen Tarife,
verglichen mit den Haushalttarifen, etwa 140 %. Die Sen-
kung der letzteren betrug in den 19 größten Städten der
Provinz Ontario 1907/1926 44 %, die gewerblichen Tarife
sanken in der gleichen Zeit um nur 1%, während die
Krafttarife um 20 % gestiegen sind. Die starke Bevor-
zuzung der Haushaltverbraucher, die, wie erwähnt, 83,7 %
aller Konsumenten ausmachen, ist beachtlich.
Die Verteilung der Abnehmer auf Haushalt, Gewerbe,
Kraftstrom und Sonstiges gibt bezüglich der Zahl, des
Jahresverbrauchs und der Einnahmen in Prozenten die
Zaahlentafel 3 (vgl. Abb. 7).
1440
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
3. Oktober 1929
Zahlentafel 3. Prozentuale Zusammensetzung der
Abnehmer und Verteilung des Stromverbrauches und der
Einnahmen in Kanada 1926.
Abnehmer Einnahmen
Jahresverbrauch l
kWh)
| Zahl
Verkauffe Ein-
AWh mahmen
Abnehmer kWh nahmen
Abb. 7. Prozentuale Zusammen-
setzung der Abnehmer und Vertei-
lung des Stromverbrauchs sowie
der Einnahmen in Kanada 1926.
Abb. 8 Prozentuale Verteilung
des Stromverbrauchs und der Ein-
nahmen in den V. 8. Amerika 1926.
Aus diesen Zahlen ersieht man, daß es sich bei den
Haushaltabnehmern um kleine Verbraucher handelt, wäh-
rend die Kraftstromkonsumenten im wesentlichen Groß-
abnehmer sind.
Bei den Krafttarifen handelt es sich hier vielfach um
Pauschaltarife, wobei, ähnlich wie bei den obenerwähnten
Tarifen, die Entfernung des Abnehmers vom Kraftwerk
für die Höhe der Preise mitbestimmend ist. Pauschaltarife
sind hier dadurch gerechtfertigt, daß ein großer Teil der
Energie in Wasserkraftwerken erzeugt wird (Niagara-
System). In der Stadt Toronto betrug der Krafttarif 1926
beispielsweise im Mittel 25,90 $/PS und Jahr (109 RM),
während im gleichen Jahr der gewerbliche Tarif Preise
von 2,7 cts/kWh (10,4 Pf) und der Haushalttarif solche von
1,87 cts/kWh (7,9 Pf) ergab. Ohne Kenntnis der Be-
nutzungsdauer läßt sich aus diesen Angaben natürlich ein
zahlenmäßiges Verhältnis zwischen Haushalt- und Kraft-
tarif nicht ableiten. Auf Grund der Einnahmen ergibt sich
jedoch, daß die Krafttarife um ein mehrfaches niedriger
sind als die Haushalttarife.
Interessant sind in diesem Zusammenhange auch fol-
gende Angaben, die den Prozentsatz der verbrauchten
Kilowattstunden und der Einnahmen bei den einzelnen Ab-
nehmergruppen in den Vereinigten Staaten zeigen.
lentafel 4 gibt die Verteilung des Stromverbrauches und
der Einnahmen auf die einzelnen Abnehmergruppen dcr
V.S. Amerika im Jahre 1926 (vgl. Abb. 8).
Zahlentafel A Prozentuale Verteilung des Strom-
verbrauches und der Einnahmen auf die einzelnen Ab-
nehmergruppen in den V.S. Amerika 1926.
Jahresverbrauch | x;
(kWh) Einnahmen
Art der Abnehmer
O/o 9
Gewerbliches Licht und Kraft 773 62,1
Bahnen . .. 2.220200. 8,7 3,1
Städtischer Verbrauch (Straßen-
beleuchtung usw.) ..... 2,5 4,5
Haushalt ` . . 2.2 220. 11,5 30,3
100,0 | 100,0
Die mittlere Einnahme für Haushaltstrom betrug im
Jahre 1926 6,99 cts/kWh (29,35 Pf), für gewerbliche
Zwecke stellte sich der mittlere Preis auf 2,13 cts/kWh
(8,94 Pf); der Haushaltstrom war also 3,3 mal so teuer
als der gewerbliche Strom. Der Kraftstrompreis betrug
im Mittel 1,46 cts/kWh (6,65 Pf). Haushaltstrom war also
4,8 mal so teuer als Kraftstrom.
Für Beleuchtungszwecke wurden im Jahre 1926 21%
der Gesamterzeugung verbraucht und 64% aller Ein-
künfte vereinnahmt. Der Lichtpreis betrug 5,7 mal soviel
als der Kraftstrompreis.
Danach kann man feststellen: Die Krafttarife sind in
Amerika i. a. außerordentlich niedrig, die Preise für
Haushaltstrom unter Zugrundelegung der gleichen Be-
nutzungsdauer kaum geringer als in Deutschland, doch
ergeben die amerikanischen Haushalttarife (vorwiegend
Blocktarife) bei dem hohen Verbrauch und der guten Be-
nutzungsdauer der Haushaltungen günstigere Preise als
die deutschen Tarife. Die Erkenntnis, daß den Haushnl-
tungen wegen ihrer großen Zahl selbst bei einem verhält-
nismäßig niedrigen Verbrauch jedes einzelnen Haushaltes
im Gesamtstromumsatz eine große Bedeutung zukommt,
hat die Amerikaner frühzeitig zu einer Förderung dieses
Konsums durch geeignete Tarife veranlaßt. Eine kritik-
lose Übertragung der amerikanischen Tarifpolitik auf
deutsche Verhältnisse ist jedoch nicht möglich, da die
grundsätzlichen Bedingungen der beiden Länder völlig
verschieden sind. Wichtig und auch für deutsche Ver-
hältnisse nachahmenswert ist jedoch das für den Laien
überzeugend rasche Sinken der Strompreise bei Steige-
rung des Umsatzes. Die Blocktarife in der in der ameri-
kanischen Praxis erprobten Form verdienen neben den
Grundgebührentarifen zweifellos auch bei uns Beachtung.
Berechnung der durch die Windungsisolation hervorgerufenen Vergrößerung der Induktivität
von eisenlosen Drosselspulen.
Von Ing. J. Hak, Paris.
Übersicht. Im folgenden werden einige Formeln ange-
geben, welche den Einfluß der Windungsisolation bei der Be-
rechnung von eisenlosen, kreisrunden Drosselspulen zu be-
rücksichtigen gestatten. Zwei zur bequemen Lösung der
Formeln bestimmte Nomogramme werden ebenfalls wieder-
gegeben.
Bei allen mathematisch abgeleiteten Formeln für die
Selbstinduktivität von eisenlosen Spulen wird voraus-
gesetzt, daß der Strom den Wicklungsraum vollständig
und gleichmäßig erfüllt, wodurch allein die Durchführung
der Integration über den ganzen Wicklungsraum ermög-
licht wird. Es ist zwar möglich, auch Summationsformeln
abzuleiten, welche eine Summe sämtlicher Selbstinduktivi-
täten aller Windungen und eine Summe aller Gegen-
induktivitäten enthalten; für die praktische Berechnung
werden aber solche Formeln kaum bequem, wie leiclit ein-
zusehen ist. Eine, wenn auch unverkürzt und genau ab-
geleitete, aber durch Integration entstandene Formel für
die Selbstinduktivität einer Spule ergibt deswegen immer
einen zu kleinen Wert, da durch die Konzentrierung des
Stromes in dem wirklich bestehenden Windungsquer-
schnitt eine Vergrößerung der Induktivität hervorgerufen
wird. Diese Vergrößerung kann mit ziemlich großer An-
näherung der Wicklungslänge proportional gesetzt wer-
den, d.h. es kann nur die Vergrößerung der Selbstinduk-
tivität einzelner Windungen ohne die Veränderung der
Ge zwischen Windungen berücksichtigt
werden.
Die Selbstinduktivität L, einer Windung, falls D,
ihren mittleren Durchmesser und A, den mittleren geo-
metrischen Abstand des Leiterquerschnittes von sich selbst
in Zentimeter bezeichnen, ist bei D >> ð, (was für jede
Windung einer Spule angenommen werden kann), ge-
nügend genau durch in
1
L, =2x Dı (m, 1-2) [em]
gegeben. Eine Verkleinerung von ô, und ô, hat demnach
eine Vergrößerung der Induktivität von
A L, = 2x D, In $-
2
3. Oktober 1929
zur Folge. Für die ganze Spule wird diese Vergrößerung
Këscgeebpi ft
ô
wenn L die Spuleninduktivität bei, nichtberücksichtigter
Windungsisolation, D den mittleren Spulendurchmesser
in Zentimeter und n die Windungszahl bezeichnen.
Abb. 1.
Reaktanzspule mit recht-
eckigem Leiterquerschnitt. In-
duktivitätsvergrößerung dL nach
GI. vin oder (6) oder nach Nomo-
gramm I.
Abb. 2. Reaktanzspule mit run-
dem Leiterquerschnitt; Gl. (2)
und (7), Nomogramm lI.
- Handelt es sich um eine Reaktanzspule, bei der die
Querschnittsabmessungen der rechteckigen Leiter u, v
und die Abstände der Windungen p, o betragen (Abb. 1),
so ist d, = 0,2235 (p+ 4q) und ô, = 0,2235 (u +r), so daß
die Induktivitätsvergrößerung (in Zentimeter)
= r+q
AL=2nnDIn Tee (1)
ist. Für eine ähnliche Spule mit rundem Leiterquerschnitt
mit dem Durchmesser A (Abb. 2) ist ð= 0,7788 8/2 und
AL=2xnD(in e — 0,55). D
Kann man für eine dicht bewickelte Spule annehmen, daß
die Windungen den Wicklungsquerschnitt regelmäßig und
mit „kleinstem Füllfaktor” erfüllen (Abb..3), so hat man
AL=2an D (in a
wo d der Außendurchmesser des isolierten Drahtes ist.
Für eine mit „größtem Füllfaktor“ bewickelte Spule
(Abb.4) hat man dagegen
AL=2xn Die
— 055), .... o
1,87 d
ô
— 055]. .... "Oh
Abb. a Drahtspule; Gl. (3)
Abb. 4 Drahtspule; GL (4 und (Q),
und gi, Nomogramımn II. `
Nomogramm IlI.
In einer nicht mit gleich entfernten Windungen aber in
geneigten Schichten gewickelten Reaktanzspule ändert
sich der Abstand q für jede Windung. Ist die Neigung
aller Schichten dieselbe, so kann in die Gl. (1) oder (2)
ein sich für die ganze Spule ergebender mittlerer Wert
von q eingesetzt werden. Ändert sich dagegen die
Schichtenneigung (Abb. 5), so wäre in die Gl. (1) oder (2)
statt (p+ ol der geometrische mittlere Wert
2
KPH P+D +R) ---.", --.:- (A
wo m die Schichtenanzahl bedeutet, einzusetzen. In der
Mehrzahl der Fälle ergibt aber dieser Ausdruck einen
dem arithmetischen Mittel von (p + q) sehr naheliegenden
Wert, d.h. man kann auch in diesem Falle so rechnen,
als wenn die Windungen regelmäßig über den Wicklunes-
qauerschnitt verteilt wären.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 40
1441
Die in den obigen Gleichungen nicht berücksichtigte
Veränderung der Gegeninduktivität von einzelnen Win-
dungspaaren hängt mit der Veränderung des mittleren
geometrischen Abstandes von zwei Windungsquerschnitten
voneinander bei einer Verkleinerung dieser Querschnitte
zusammen. Die Gegeninduktivität von zwei Windungen,
deren Querschnitte (np, a) sind, ist eine andere als die-
jenige von denselben Windungen mit den Querschnitten -
(u-v). Dieser Unterschied ist für .entferntere Win-
dungen sehr gering, so daß nur die benachbarten oder
nahelicegenden Windun-
gen zu berücksichtigen
wären. Da aber diese
Gegeninduktivität von
benachbarten oder nalıe-
liegenden Windunzen
nur einen Teil der ge-
samten Induktivität der
Spule vorstellt, ist auch
die nicht berücksichtigte
Induktivitätsänderung
nur gering. Die von
Rosa!für verschiedene
Windungszahlen für den
Fall der Abb. 3 durch-
geführte Berechnung er-
gibt durchschnittlich für
diese Induktivitätsän-
derung einen Wert
+0,1Dn. Wenn auch der
entsprechende Wert für
die Wicklung nach der
Abb. 1 oder 2 etwas
höher ausfallen würde,
so beträgt er höchstens
nur einige Prozent des Wertes von AL nach der GL (1)
oder (2) und kann praktisch unberücksichtigt gelassen
werden.
Abb.5. Reaktanzspule mit geneigten
Windungschichten, Gl. 65).
- [) +
48 A
05 12
04 n
5 13
03
e 14
15
02 4
20
~ 30
~ fw 2
01 en
009 zl.
007 100
006 | 4
005 2
10
Abb. 6 Nomogramm I. Bestimmung von 4% für rechteckige Leiter-
querschnitte.
Bezeichnet man mit a die axiale und mit r die radiale
Querschnittsausdehnung der Wicklung (Abb. 5) und setzt
man für die Spuleninduktivität
L=n2D®.10-$ [mH]
ein, so ist die Einheitsinduktivität ® eine nur von der
Spulenform, d. h. von den Verhältnissen a=a/D und e=r/D
abhängige Funktion und kann graphisch durch eine Kur-
venschar im Koordinatensystem a-e dargestellt werden’.
Rechnet man mit Hilfe dieser ®-Kurven, so ist es vorteil-
haft, die durch die Windungsisolation hervorgerufene In-
duktivitätsvergrößerung AL auf cine Vergrößerung Ad
des Wertes von ® zurückzuführen. Den Gleichungen (1)
bis (4) entsprechend hat man dann
für die Abb. 1 Aë t7 In pHa i
t Rosa, Bull. Bur. of Stand. Rd. 3, S. 5.
? ETZ 1929, S. 193 u. 488.
1442 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 8. Oktober 1928
für die Abb. 2 GES AE er o Aë, Ze 24
Za
= ae .... (B
für die Abb.3 Ab "(in — 0,5), (8) LE 1873
für die Abb. 4 La Eh 193 wl e O d 2
Zur Lösung der Formel (6) bzw. der Formeln (7) 04
bis (9) können die Nomogramme I bzw. II (Abb. 6 und 7) n 21
benutzt werden. 03
Beispiel a Eine Reaktanzspule von D = 100, 5 22
a = 120, r = 48, n = 80; Anordnung nach der Abb.2 mit 3
p= 6, q= 12 a Für a = 1,2 und ọ = 0.48 ergibt die 3
Kurventafel Í (ETZ 1929, S. 194) den Wert ®=4,10. Für 02 og A0
(p + q)/ = 18/2 = 9 und n = 80 ergibt das Nomogramm II 25
(Abb. 7) den Wert A® = 0,13. Die Induktivitätsvergröße-
rung beträgt also etwa 3%, und die Induktivität ist 20
L = 80?.100 (4,10 + 0,13) - 10— = 2,70mH gegen 2,62 mH
bei nichtberücksichtigter Induktivitätsvergrößerung. di P 3
Beispiel 2. Eine mit rundem Isolierdraht (ô = 0,24, ONS
d= 0,4) gewickelte Spule nach der Abb. A mit D = 10 01 ‘SS x
a = e r= 2,5, n = 300. Auf der Kurventafel II (ETZ 009 Ze 50
1929, 194) findet man für a= 1,75 und g=0,25 den 008 NG
Wert Te = 3,70. Mit 1,87 d/ð = 3,11 und n = 30 ergibt das 007 x
Nomogramm II A®.10= 0,12, so daß Ağ = 0,012 ist. wo 5
Die Induktivitätsvergrößerung "fällt in diesem Falle unter 006 CN
die bei Benutzung der ®-Kurven erzielbare -Genauigkeit; 05 SS 5
sie Weg nur Be Se und ar priku di Neie RE g SS 7
genauere Wert von rechnerisch nicht ermittelt werden : IS
sollte, vernachlässigt werden. Abb. 7. oder IL Bestimmung von 4 E
r runde Leiterquerschnitte. 70
Beispiel3. Eine nach der Abb. 5 gebaute Reaktanz-
spule mit D = 80, a = 88, r = 40, p = 8, q, = 14, 9-12,
q, = 10, q, = 8, ô = 2,4, n = 40. Für a= 1,1 und 0 = 0,5
ergibt die Kurventafel I den Wert ® = 4, op Nach (5) ist
(22.20.18-16)% = 18,9 und mit 18,9/2,4 = 79 undn=40
Österreichische Elektrizitätsgesetzgebung.
Von E. Honigmann, Wien.
Im vorigen Jahr wurde bekanntlich das bereits zwei
Jahre vorher abgelaufene Elektrizitätsförde-
rungsgesetz in einer neuen Form vom Nationalrat
verabschiedet, das im großen und ganzen eine Verlänge-
rung, teilweise auch eine Veränderung des Gesetzes vom
Jahre 1924 bedeutet!. Von diesem bzw. dem Wasserkraft-
förderungsgesetz von 1921 bzw. seiner Novellierung von
1922 unterscheidet es sich dadurch, daß die Befreiung von
der Körperschaftsteuer, der bekanntlich nur Aktiengesell-
schaften und Gesellschaften m. b. H., keine Einzelfirmen
oder Handelsgesellschaften unterliegen, nicht mehr obli-
gatorisch gewährt, sondern dem Ermessen des Finanz-
ministeriums anheimgestellt wird, u.zw. auf mindestens
10 und höchstens 20 Jahre, vom Betriebsbeginn gerechnet.
Diese Begünstigung ist auf Großkraftwerke, welche wäh-
rend mindestens 6 Monaten 5000 Brutto-PS erzeugen, be-
schränkt, wenn der Baubeginn in die Zeit zwischen 1.1.
1927 und 31. XII. 1931 fällt. Eine handelspolitisch äußerst
wichtige Neuerung bedeutet die Bestimmung, daß diese
Vergünstigung an die Ausführung der Bauten durch ein-
heimische Firmen und mit nur inländischen Maschinen und
sonstigen Betriebseinrichtungen geknüpft ist, sofern solche
in Österreich in erforderlicher Güte überhaupt und nicht
erheblich teurer erhältlich sind. Eine weitere Bedingung
ist, daß nach Ablauf des dritten Betriebsjahres mindestens
55 % der erzeugten elektrischen Arbeit an Dritte abgegeben
werden. Die beantragte Beschränkung der Stromabgabe
an heimische Verbraucher wurde glücklicherweise fallen
gelassen, so daß der für die österreichische Zahlungsbilanz
so bedeutsame Stromexport nicht behindert ist. Den Aktio-
nären ist bis einschließlich 1934 eine Verzinsung von 9%
und von dann ab eine solche zwischen 7 und 9% als
Höchstgrenze des steuerfreien Reinertrages einge-
räumt. Für die über die Dauer der Steuerfreiheit hinaus
zulässigen Abschreibungen sind ebenso wie über die Be-
günstigungen für Leitungs- und Verteilungsunternehmun-
gen neue Bestimmungen getroffen worden. Damit ist dem
gesetzlichen Interregnum ein Ende bereitet und der In-
dustrie und der Energiewirtschaft wieder freiere Bahn
eröffnet worden.
Nun ist endlich auch Anfang Juli vom Nationalrat das
„Elektrizitätsgesetz” verabschiedet worden, das
Grundsätze für das Elektrizitätswesen aufstellt, die
für die Erlassung von Ausführungsgesetzen maßgebend
sein sollen. Schon das Bundesverfassungsgesetz sah die
ı Vgl. ETZ 1923, S. 1910.
ergibt das Nomogramm II den Wert 0,24. Die gesuchte
beträgt also L = 40% . 80. (4, 25 + 0,24) - 10—
Teilung des Elektrizitätswesens in solche Dinge vor, die in
die Kompetenz des Bundes (Staates) einerseits, der Bun-
desländer anderseits fallen. Bundessache ist die Gesetz-
gebung über die Grundsätze, Landessache die Erlassung
von Ausführungsgesetzen sowie deren Vollziehung. Das
alte Grundsatzgesetz ist bereits voriges Jahr abgelaufen
und nur provisorisch verlängert worden, so daß die Her-
ausgabe eines neuen nicht mehr länger verschoben werden
konnte. Dabei wurden die Wünsche der Fachkreise zum
großen Teil berücksichtigt, obwohl an mancher Stelle
Kritik geübt wird.
Der Inhalt des Gesetzes soll in aller Kürze hier wie-
dergegeben werden. Der erste Teil behandelt die der Lan-
desgesetzgebung unterliegenden Agenden. Zunächst wird
definiert, was unter „Stromlieferungsunternehmungen“ zu
verstehen ist und was als „Eigenanlage“ im Sinne des
Gesetzes gelten soll. Als letztere sind außer den Anlagen,
die nur für den eigenen Bedarf des Inhabers dienen, auch
solche zu verstehen, die überschüssigen Strom von weniger
als 20kW Anschlußwert oder höchstens 10 % der Gesamt-
leistung an Dritte abgeben. Alle Stromlieferungsunter-
nehmungen bedürfen einer Bewilligung und sind den Ge-
boten der Lieferungspflicht, der behördlichen Tarifhoheit
und einem Monopolverbot unterworfen. Eigenanlagen sind
davon ausgenommen. Bei der Bewilligung ist auf die Be-
stimmungen der Gewerbeordnung und der Angestellten-
und Arbeiterschutzgesetze, den Lokalbedarf u.dgl. Rück-
sicht zu nehmen. Die Lieferungspflicht besteht darin, daß
niemandem innerhalb des Versorgungsgzebiets und nach
Maßgabe der Leistungsfähigkeit Stromabgabe verweigert
werden darf, daß eine willkürliche Unterbrechung des
Betriebs untersagt ist und Anschlüsse an ein Ortsvertei-
lungsnetz innerhalb des Versorgungsgebiets gegen Kosten-
ersatz hergestellt werden müssen. Das Stromlieferungs-
unternehmen darf die Energieabgabe nicht davon abhängig
machen, daß es die Ausführung der Installationsarbeiten
und die Lieferung der dafür notwendigen Materialien bzw.
Verbrauchsartikel sich oder bestimmten dritten Personen
vorbehält. Ausgenommen davon sind nur Elektrizitäts-
zähler. Die Stromabgabebedingungen, die Höhe der Tarif-
sätze usw. bedürfen der behördlichen Genehmigung. Die
Kraftwerke sowie Eigenanlagen von mindestens 500 kW
Gesamtleistung können in gewissen Notfällen vorüber-
gehend für öffentliche Zwecke zur Stromabgabe gegen Ent-
schädigung herangezozen werden. Die Bewilligungen wie
die Festsetzung der Pflichten sind Sache der Bundesländer,
die auch mit der Durchführung des Verfahrens bei Ein-
räumung von Leitungsrechten (Wegerecht), Enteignung
und Entschädigung betraut sind.
Der zweite Teil des Elektrizitätsgrundsatzgesetzes,
der die der Kompetenz des Bundes überlassenen Dinge be-
8. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
1443
handelt, befaßt sich zunächst mit der Normalisierung und
Typisierung elektrischer Anlagen und will somit die ersten
Grundlagen für spätere Schaffung eines einheitlichen öster-
reichischen Stromversorgungsgebiets festlegen. Stromart,
Periodenzahl und Spannung, letztere abgestuft nach der
Zweckbestimmung der Leitungen, sollen möglichst ein-
heitlich gewählt werden. Der Bundesminister für Handel
und Verkehr erhält das Recht, technische Vorschriften zu
erlassen oder die vom Elektrotechnischen Ver-
ein in Wien oder anderen Fachstellen ausgearbeiteten
Vorschriften für obligatorisch zu erklären. Auch bei Eigen-
anlagen von mehr als 500 kW, die für den Verbund mit
anderen Kraftwerken in Betracht kommen, dürfen Ab-
weichungen von der normalen Periodenzahl nur unter be-
sonderen Umständen gestattet werden. Die erwähnten
Sicherheitsvorschriften beziehen sich nicht nur auf Er-
richtung, Instandhaltung und Betrieb von Starkstrom-
anlagen, sondern auch auf die Einrichtung von gewissen
Fabrikationsanlagen und den Vertrieb von Gegenständen,
die an elektrische Anlagen angeschlossen werden sollen.
Über die Abgrenzung des Einflußbereichs verschiedener
Elektrizitätsanlagen, Leitungsverlegung einschließlich
Schalt- und Umspannanlagen, Sicherungsmaßnahmen und
deren Kosten, ferner Kreuzung von Starkstromleitungen
mit Eisenbahn- und Telegraphenanlazen sind im Gesetz
einzehende Bestimmungen getroffen, ebenso über die Auf-
sicht des Bundes, die Genehmigung für Errichtung, Ände-
rung und Erweiterung derartiger Anlagen, die Zuständig-
keit zu den verschiedenen politischen Behörden, das Er-
mittlungsverfahren, Überprüfung des Baus und Betriebs,
das Erlöschen der Genehmigung, schließlich über die Be-
handlung von Starkstromanlagen für Eisenbahn- und Berg-
bauzwecke; auf Einzelheiten kann hier nicht eingegangen
werden. Leitungsanlagen, die sich auf zwei oder mehrere
Bundesländer erstrecken bzw. auf ihrem Weg die Grenzen
eines Bundeslandes überqueren, sind ebenfalls besonderen
gesetzlichen Vorschriften unterworfen, wobei i. a. analoge
Bestimmungen, wie bereits geschildert, Geltung finden.
Von besonderem Interesse ist, daß nunmehr für Strom-
lieferungsunternehmungen sowie Inhaber von Eigenanlagen
die gesetzliche Pflicht besteht, den Bundes- und Landes-
behörden alle zur Aufstellung einer Elektrizitäts-
statistik erforderlichen Angaben und Nachweisungen
kostenlos zu liefern, und daß der Bundesregierung das
Recht, eine solche Statistik anzuordnen und die Grund-
sätze dafür vorzuschreiben, eingeräumt wird. Ferner ist
die Anlegung eines durch Bundesgesetz einzuführenden
Elektrizitätsbuches, das dem Grundbuch für
Realitäten entspricht, vorgesehen; schließlich auch die Bil-
dung eines Elektrizitätsbeirats, der auf Wunsch
des genannten Bundesministeriums diesem Gutachten üder
alle Fragen des Elektrizitätswesens abzugeben hat und der
aus Vertretern der Elektrizitätswirtschaft, Delegierten
der Handels- und Arbeiterkammern und aus elektroterh-
nischen Fachleuten in einer Gesamtzahl von nicht mehr
als 25 bestehen soll.
Sehr wichtig sind die Satzungen, die den Austausch
elektrischer Arbeit mit dem Ausland betreffen. Aus- und
Einfuhr unterliegen, abgesehen von Ausnahmefällen (z.B.
gegenseitige Aushilfe) einer besonderen Genehmigung, die
sich auf bestimmte Höchstleistungen, Energiemengen,
Dauer usw. erstreckt. Werke, die eine Ein- oder Ausfuhr-
bewilligung besitzen, müssen bei Errichtung und Erweite-
rung ihrer Stromerzeugungs- oder Verteilungsanlagen die
erforderlichen Maschinen und sonstigen Betriebseinrich-
tungen im Inland beziehen bzw. von inländischen Unter-
nehmungen herstellen lassen, außer wenn die betreffenden
Einrichtungen daselbst überhaupt nicht oder nicht in der
erforderlichen Güte oder nur zu erheblich höheren Preisen
geliefert werden können. Also eine analoge Bestimmung,
wie schon im Elektrizitätsförderungsgesetz vorgesehen.
In solchen Stromexportunternehmungen muß die Mehrheit
des Vorstandes und der leitenden Beamten die öster-
reichische Bundesbürgerschaft besitzen. Ihr Sitz muß in
Österreich liegen, und die inländischen Interessen müssen
auch hinsichtlich der Beteiligung am Grundkapital und
des Einflusses auf die Geschäftsführung genügend gewahrt
sein. Die Dauer der Lieferungsverträge darf 25 Jahre
nicht übersteigen. Beschränkungen sind auch für den Fall
vorgesehen, daß es sich um Energiemengen handelt, die
im Verhältnis zum Gesamtbedarf des Inlands oder wegen
ihres Wertes als Spitzen- oder Speicherkraft für die hei-
mische Energiewirtschaft von besonderer Bedeutung sind.
Außer dem Handelsminister, der im Einvernehmen mit den
Ministern für Land- und Forstwirtschaft und für Finanzen
die Genehmigung zu geben hat, ist vor der Bewilligungs-
erteilung auch die betreffende Landesregierung zu hören.
Schließlich enthält das Gesetz noch Straf-, Übergangs- und
Schlußbestimmungen.
Wie man sieht, wird den Ländern ein überwiegender
Einfluß bei der Regelung des Elektrizitätswesens einge-
räumt. Obwohl sie sich beim Ausbau der österreichischen
Wasserkraftwerke zweifellos große Verdienste erworben
haben, wird doch die sogenannte Föderalisierung des Elek-
trizitätswesens bekämpft, teils weil darin ein Hindernis
für die Ausführung eines großzügigen, das ganze Bundes-
gebiet umfassenden Elektrizitätswirtschaftsprogramms er-
blickt wird, teils weil die Länder, wie die Abgabengesetz-
gebung zeigt, die Entwicklung der Elektrizitätsverwertung
durch übermäßige Besteuerung hemmen, und weil schließ-
lich politische Gegensätze auch auf diesem Gebiet sich
geltend machen. Wie wichtig aber die Zusammenfassung
des gesamten Elektrizitätswesens nach großen, einheit-
lichen Gesichtspunkten wäre, geht daraus hervor, daß bei
den kürzlich gepflogenen österreichisch-deutschen Wirt-
schaftsverhandlungen eine gemeinsame Regelung des ge-
samten Elektrizitätsrechts in beiden Reichen angerest
worden ist. Bestehen doch zwischen diesen wesentliche
gemeinsame Interessen, da Deutschland bereits jetzt be-
trächtliche Strommengen aus den Alpen erhält und weitere
bedeutsame Projekte zur Ergänzung dieser Beziehungen
der Verwirklichung entgegenreifen.
Konstanthaltung der Drehzahl von Maschinen für Signalzwecke.
Von Dr. Walter Dornig, Berlin.
Übersicht. Durch Vergleich von Oszillogrammen wird
gezeigt, daß die von verschiedenen Seiten behauptete zusätz-
liche Einwirkung der Schwerkraft zur Fliehkraft bei hori-
zontaler Welle wohl in geringem Maße vorhanden ist und
sein muß, aber auf alle Fälle keinerlei Nutzen bringt. Die-
selbe Regelungsanordnung vertikal aufgestellt, also mit aus-
geschalteter Schwerkrafteinwirkung, regelt mindestens eben-
so gut.
In meiner früheren Arbeit! habe ich nachgewiesen, daß
bei horizontaler Welle ein mehrmaliges Öffnen und Schlie-
ßen der Kontakte bei jeder Umdrehung stattfindet und es
ist darin auch gesagt”, daß das Zusammenwirken von
Fliehkraft + Schwerkraft bei horizontaler Welle mit dem
Regelungsvorgang an sich nicht das geringste zu tun hat.
Im folgenden Satz ist weiter bemerkt, daß die Regelung an
vertikalen Wellen genau so gut arbeitet. Den Beweis da-
für zu erbringen, ist der Zweck der vorliegenden Mitteilung.
Der größte Wert wurde auf die Erreichung eines ganz
einwandfreien Resultates gelegt und darum aus der nor-
malen Fabrikation ein beliebiger Gleichstrom-Wechsel-
strom-Umformer herausgenommen, der mit Kusellagern
ausgerüstet war und infolgedessen sowohl horizontal als
auch vertikal laufen kann. Die Drehzahlkonstanthaltung
war in etwas verbesserter Form, aber grundsätzlich so aus-
1 W.Dornig, ETZ 19%, S. 1713.
? RH 1715, 1. Sp. letzter Satz.
geführt und geschaltet, wie die Abb. 1 u. 2 auf S. 1713 der
ETZ 1928 zeigen. Der Umformer lieferte auf der Wechsel-
stromseite 330 Hz bei 3300 U/min, d. s. 6 Hz bei 1 Um-
drehung. Diese Frequenz wurde als Zeitmarke (obere
Wellenlinie) für die Oszillogramme benutzt. Die Aufnah-
men erfolgten in einem Laboratorium der AEG gleich
denen meiner vorgenannten früheren Arbeit.
Zuerst wurde der Umformer in normaler Stellung mit
horizontaler Welle laufend montiert und in dieser Lage
wurden die Abb. 6, 7, 8 und 9 aufgenommen’, die im großen
und ganzen wieder dasselbe Ergebnis haben wie die Abb.
3, 4 und 5 in der ETZ 1928, S. 1714. Die Kurzschlußbürste,
die den rhythmischen Kurzschluß entsprechend den Abb. 3a,
4a und 5a hervorruft, war natürlich für den vorliegenden
Zweck abgehoben, um völlig einwandfrei die Anzahl, Lage
und Dauer der Kontaktkurzschlüsse beobachten zu können.
Ohne nun an der Anordnung irzendwelche Verände-
rungen vorzunehmen, wurde lediglich der Umformer verti-
kal aufgestellt, die Einwirkung der Schwerkraft somit voll-
ständig aufgehoben. Unter diesen Verhältnissen entstanden
die Oszillogramme nach den Abb. 6a, 7a, 8a und 9a.
Die Gegenüberstellung der ÖOszillogramme mit hori-
zontaler Welle (mit Schwerkrafteinwirkung) zu denen mit
vertikaler Welle (ohne Schwerkrafteinwirkung) zeigt
3 Die Abbildungen sind hier im Anschluß an die der früheren
Arbeit des Verfassers beziffert,
1444
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
völliz einwandfrei,
u.
von % Umdre-
hung, was beson-
ders deutlich aus den
Abb. 6a, 7a, Sa und
9a mit vertikaler
Welle zu konstatie-
ren ist. Die Abb. 6,%,
8 und 9 mit horizon-
taler Welle lassen
ebenfalls ohne weite-
res erkennen, daß
auch hier der Rhyth-
mus von N» Umdre-
hung ganz grundsätz-
lich genau so vor-
herrschend ist wie
bei vertikaler Welle,
daß er aber durch
die wenn auch mini-
ınale Einwirkung der
Schwerkraft gestört
wird. Von irgend-
einem Nutzen, den die
Schwerkrafteinwir-
kung angeblich brin-
gen soll, kann keine
Rede sein; im Gegen-
teil kann nur festge-
stellt werden, daß
das Vorhandensein
der Schwerkraft eher
schädlich als nütz-
lich ist, weil die Re-
gelmäßigkeit des Re-
gelungsvorgangesge-
stört wird. Dieser
aufgezwungene Stob
durch die Schwer-
krafteinwirkung im
Zeitmaße einer gan-
zen Umdrehung mul
zusätzlich wieder
ausrereeelt werden.
Auf die Güte der
Drehzahlkonstanz
selhst hat diese
schädliche Schwer-
krafteinwirkung na-
tüirlich nur einen klei-
nen Einfluß, da eben
die regelmä bige C ber-
lagerung derSchwer-
kraft zur Fliehkraft
durch die Kontakt-
dauer bzw. -anzahl
mit Konpensiert
wird.
Daß bei konstan-
ter Spannung und
Leistung des Umfor-
mers die Kontakt-
Schlüsse regelhmilg
sein müssen, liegt ja
auf der Hand: aber
daß sie iminer bei je-
der halben Umdre-
hung rlıytlmisch er-
folgen, u.zw. unab-
hängig von der Netz-
spannung, dürfte vie-
len Fachleuten uner-
wartet sein. Die Er-
klärung liegt darin,
daß es praktisch un-
möglich ist, eine um-
laufende Schwung-
masse absolut genau
auszubalancieren und
somit Schüttelschwin-
gungen zu vermei-
den. Der benutzte
Umformer lief nicht
etwa besonders un-
ruhig sondern so,
wie es bei einer nor-
malen, gut ausge-
0
d
H
N 9
Sch, a
i
EA
TOTE
——
if,
hi
daß in beiden Fällen eine grundsitz-
liche Rezelmäßiskeit der Kontakttätickeit vorhanden ist,
zw. erfolzen die Kurzschlüsse in einem Rhythmus
i tF
y y
AAMAAAAAAAAAAAN
VYN
wuchteten Maschine handelsüblich ist;
sagen, daß der Umformer besonders wenig vibrierte. Ge-
wisse Schwingungen an bewegten Teilen werden eben im-
Mit horizontaler Welle.
yy
a Kontaktkurzschluß bei %9 V
Abb. 6.
N
ii
OI
+
0 Nullinie
MAMMA
OT gd
3. Oktober 1929
man kann sogar
WEE
RAR Anne
Kein ass un CERTE be Faseren EEE Keesen RE RE DEEN
b
di
aadatan aidsia aiaa nia aldana an mm NEED pm
$
i
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a Kontaktkurzschlaß bei 210 V
Abb. 7.
0 Nullinie
TUTELLE
di
T
NW
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dé
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pes ai u kee ai m a Ban 818 Wam piy
H |
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a Kontaktkurzschluß bei 2 V
Abb. 8.
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0 Nullinie
ARAATAAAAAAAAAAAAAANMN
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D E EE Ee E EE Yyy
i
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ii |
(AAA)
b
POOR
dLdemdeemndegsdedeggeg teg pa beet me geg ka
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a Kontaktkurzschluß bei 2% VY
Abb. 9.
A
t | i
b Y
! |
o Nullinie
I1
f
t
9. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
es war kein Erfolg zu spüren,
kann wohl
nicht mathematisch zenau
mer voıhanden sein, und diese bestimmen den Rhythmus
der Kontaktschlüsse. Es lag nahe, die Lagerung der Ma-
schine und damit deren Schwinzuneszahl zu ändern: aber
Mit vertikaler Welle.
NL
GERPE ORS AGa a A aa DED
a Kontaktkurzschluß bei 200 V o Nullinie
Abb. 6a.
ua WA
UI IuHu y D a a T
bat ara rne me mapep a p men p en p ma
a Kontaktkurzschluß bei 210 V
WN
0 Nullinie
HEBEN
NN)
EI le Wel Ié Wel bel 18 lh Tel WW bk ;
AAR, vd pit ip Fit m.
a Kontaktkurzschluß bei 220 V
Abb. 8a.
0 Nullinie
AAAAAAAANA? LAANG
EU N (rund u 1)
'
S- n l n ea i i
TTT Re (GERN 4 9 8 ët) e Geh VOR 9, DER RANGE | DEET a
DIr?
a Kontaktkurzschluß bei 230 V o Nullinie
Abb. 9a.
alles blieb konstant.
angenommen werden, daß
auszeewuchtete
L
=m e
0
14465
Es
erundsätzlich jede
Schwunzmasse
die Welle bei jeder
Umdrehung einmal
hin- und herbiegt und
somit zu zwei Br-
schütterungen der
Kontakte Anlaß gibt
und deren Funktio-
nieren einleitet. Bei
horizontaler Welle
kann die zusätzliche
Schwerkraft je nach
Winkelmaß der Lage
der Fliehkraftfeder
zum Schwerpunkt
der rotierenden Masse
mehr oder weniger
die grundsätzlich ge-
gebene Regelmäßig-
keit des Kontaktbil-
des verschieben.
Diese wird er-
stens bestimmt durch
die Größe des durch
den Kontaktschluß
getasteten Wider-
standes und dessen
schlagartige Einwir-
wirkung auf den Mo-
tor. Ist der Wider-
stand relativ klein,
wie es bei Anwen-
dung von mehreren
Kontakten nach DRP.
374560 möglich ist,
dann wächst die An-
zahl der Kurzschlüs-
se; ist aber nur ein
großer Widerstand zu
tasten bei Benutzung
nur einer Kontaktfe-
der, dann miissen
Pendelungen eintre-
ten, u. U. über meh-
rere Umdrehungen
hinweg. Diesen
grundsätzlich ein-
fachen Arbeitsbedin-
gungen überlagern
sich nun die Schüttel-
schwingungen der
Maschine, die den
Rhythmus von Le Um-
drehung diktieren,
und dazu kommt bei
horizontaler Welle
noch die weitere aber
viel einflußlosere
Überlagerung durch
das Gewicht der
Flichkraftfeder, das
aber im Rhythmus
ciner ganzen Umdre- °
hung arbeitet. Das
Zusammenwirken
dieser zwei oder drei
Kräfte wird in den
Oszillogrammen sehr
anschaulich wieder-
gegeben.
Die auffallenden
Zwillingstöße bei je-
der halben Umdre-
hung (besonders gut
nach Abb. 7a) sind
eine Folge der Schüt-
telschwingungen, die
die Eigenfrequenz der
l’liehkraftfeder an-
stößt. Wäre die Fe-
der nicht schwin-
gungsfähig bzw. wür-
de sie eine sehr nie-
drige Eizenfrequenz
besitzen, dann würde
wohl nur ein Kontakt
bei jeder halben Um-
1446
drehung erfolgen, aber selbstverständlich von entspre-
chend längerer Dauer, so daß die Einwirkungszeit auf den
Motor dieselbe ist.
Nach den Oszillogrammen wird eine Feder im Durch-
schnitt 4- ... 6mal in jeder Umdrehung kurzgeschlossen. Da
man aber meistens mit 3 um 120° oder 4 um 90° am Um-
fange versetzten Federn arbeitet, erfolgen im Mittel etwa
20 Kontaktkurzschlüsse während jeder Umdrehung. Das
bedeutet ein sehr elastisches, stoßfreies Arbeiten des Mo-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
3. Oktober 1929
tors und damit eine außerordentlich präzise Drehzahl-
konstanz auch bei großen Spannungschwankungen. Mit
nur einer Feder dagegen treten Pendelungen in jeder oder
über mehrere Umdrehungen hinweg ein, wodurch bei hoher
Frequenz ein Trillerton entstehen kann. Die Anwendunz
nur einer Feder verlangt fast konstante Spannung, u.U.
durch Vorschaltung eines besonderen Umformers, wenn
die Genauigkeit von lw % oder mehr erreicht werden soll.
Unsymmetrische Drehstromsysteme.
Von G. Hauffe, Dresden.
Übersicht. Es wird eine graphische Darstellung zur
raschen Bestimmung der Unsymmetrie von Drehstromnetzen
beschrieben.
Jedes unsymmetrische Drehstromsystem
Un + Uz + Us =0
kann in zwei symmetrische zerlegt werden, deren eines
Piz + P + Pa = 0
mit diesem gleichläufig ist und die größere Amplitude hat,
während das andere
ga + 43 + 95 = 0
gegenläufig ist und die kleinere Amplitude hat. Es ist
dann
Ue = PoF dig,
Un = Pg + 08,
Uai Da ga,
Abb. 1.
In Abb.1 ist ein unsymmetrisches System gezeichnet, wie
es auf den beiden gegenläufigen Systemen entsteht. Ou
eilt gemäß Zeichnung um e vor Dua vor. Aus Abb. 1 sind
folgende drei Beziehungen ablesbar:
| U= U?=p?+g?+2pgcose,
Ua? =a? U? = p? +g? — 2 p q cos (60° + e),
U? = b? U? = p? + q? — 2 p q cos (60 ° — £).
Daraus folgt
a2 — E + 1—25 cos (60 ° + e)
= E&E+1+2Ecose g 1)
p — Ẹ+1— 25 cos(60°—89 ( EE
E E&E2+1-+2E&Ecose
Hierin ist § = P das Verhältnis der Amplitude des gleich-
läufigen symmetrischen Systems zur Amplitude des ggen-
läufigen symmetrischen Systems. Praktisch läßt man hier-
für mit Rücksicht auf den Motorbetrieb keine zu hohen
Werte zu. Nach den Normen! gilt ein System auch dann
noch als symmetrisch, wenn die Amplitude des gegen-
läufigen Systems 5 % der Amplitude des gleichläufizen
Systems beträgt. Dort ist auch ein graphisches Verfahren
3 R. E. M./1923, $ 15.
zur Bestimmung der Amplituden der gegenläufigen
Systeme angegeben. Überdies hat G. Rasch? ein rech-
nerisches Verfahren zur Bestimmung der Unsymmetrie
ermittelt.
Im folgenden soll nun eine einfache Tafel zur Kon-
trolle der Symmetrieverhältnisse beschrieben werden. Fü:
die Größe der Unsymmetrie eines Drehstromsystems ist
nicht die Größe sondern nur die Gestalt des Dreiecks der
verketteten Spannungen maßgebend. Im allgemeinen wird
man das Amplitudenverhältnis E = p : q und den Phasen-
winkel e zwischen Da und Qis zur Charakterisierung der
Unsymmetrie heranziehen. Diese Größen stehen mit den
der Messung leicht zugänglichen Werten
= Uag Fan 9
a= Un e b= Zë T EE (2)
in dem Zusammenhang, der durch Gl. (1) gegeben ist.
E nimmt in Abhängigkeit von der prozentualen Unsy mme-
trie Werte an, die in Zahlentafel 1 zusammengestellt sind:
Zahlentafel 1.
Unsymmetrie in un . | ı la as la 5
pn | 333] a | 2%
e kann alle Werte von 0..360° durchlaufen. Es liegt
nun nahe, Gl. (1) für a und b bei konstantem E als Para-
meterdarstellung (Parameter ist e) zu betrachten und a
bzw. b als Funktionen von e bei konstantem E zu be-
rechnen. Trägt man dann b über a auf, so ergeben sich
ellipsenähnliche Figuren, an die die prozentuale Unsym-
metrie angeschrieben werden kann. Das ist in Abb. 2 ge-
Ai i PR BE HN
LL Pl
102 (08 106
108 1%
schehen. Der Gebrauch dieser Tafel ist sehr einfach und
gestaltet sich folgendermaßen: Man mißt die drei ver-
ketteten Spannungen und errechnet nach Gl. (2) die Ver-
hältnisse a und b. Sucht man den Punkt a-b auf, so ergibt
seine Lage ein Urteil über die Netzverhältnisse. Liegt er
auf oder innerhalb einer der fünf ellipsenähnlichen Figu-
ren, so ist die Unsymmetrie in Prozent gleich oder kleiner
als die Unsymmetrie, die der betreffenden Kurve zuge-
ordnet ist.
2? ETZ 1925, S. 1446.
3. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Pumpspeicheranlagen!. — In Amerika ist vor kurzem
am Rocky River eine große Pumpspeicheranlage in Be-
trieb genommen worden. Es ist dies die erste große An-
lage dieser Art in Amerika. Sie hat ein Speicherbecken
mit rd. 170000000 m3; das Gefälle beträgt 75 m. Im
Krafthaus ist ein Generator aufgestellt mit 24000 kW
und zwei Pumpen, die je 8000 PS benötigen bei einer
Wassermenge von rd. 7 m?/s. Die Aufstellung eines zwei-
ten Generators ist für später vorgesehen.
Die Inbetriebnahme dieser Anlage hat die Veranlas-
sung dazu gegeben, daß in der Zeitschrift der Soc. of
Civ. Eng. ein Aufsatz erschienen ist über Pumpspeicher-
werke, in dem in der Hauptsache europäische Anlagen
betrachtet werden. Es werden in diesem Aufsatz die
Pumpspeicherwerke in drei Gruppen eingeteilt, nämlich:
1. in solche Anlagen, die reine Pumpspeicherwerke
sind (Abb. 1);
2. in solche Anlagen, die neben der Pumpenspeiche-
rung noch ein größeres Becken haben, um einen
Ausgleich der Wassermengen für längere Zeit her-
vorrufen zu können (Abb. 2) und
3. in solche Pumpspeicherwerke, bei denen die Pump-
höhen nur einen Teil des auszunutzenden Gefälles
darstellen (Abb. 3).
Oberes Speicherbecken
Abb. 1. Schnitt durch eine Pump-
speicheranlage.
Unteres Jpeicherbecken .
Zur ersten Gruppe gehören die meisten Anlagen, die
als Pumpspeicherwerke bekannt sind. Zur zweiten Gruppe
gehören Anlagen wie Hemfurth, Rempen des Wäggital-
werkes usw. Zur letzten Gruppe gehören Anlagen, wie
Schwarzenbach, Fully usw.
Die Besprechung der wirtschaftlichen Vorteile der
Pumpspeicherwerke bietet nichts Neues. Es kann hier
auf die in deutscher Sprache erschienene Literatur ver-
wiesen werden. Interessant ist die Aufstellung über aus-
ı Vgl. ETZ 1928, H 699; 1929, S. 499, 1413.
geführte und projektierte Pumpspeicherwerke. In dem
Aufsatz sind 42 Anlagen erwähnt, die bereits ausgeführt
sind. Die Zahl stimmt jedoch mit den Tatsachen nicht
ganz überein, da unter den Anlagen verschiedene sind,
die noch nicht ausgeführt sind; andere sind zweimal auf-
geführt; wieder andere sind irrtümlicherweise als Pump-
NIIT
Abb. 2. Pumpspeicherwerk
verbunden mit größerer
Stauanlage.
Talsperre
Druckrohrleitung
~
Pumpwerk Sn
Fluh in eınem Nedehtol
Arafthous
Abb. 3. Pumpspeicherwerk mit Pumpwerk in einem Nebental
(Pumphöhe kleiner als das Nutzgefälle).
speicherwerke bezeichnet, so z.B. Walchensee Bei an-
deren Angaben läßt es sich überhaupt nicht feststellen,
welche Anlagen gemeint sind Die Zahl von 42 geht
dadurch auf 31 zurück. Es bleiben die in folgender Tafel
| Nutz- Beckeninhalt Pumpleistu Generator-
Nr. Name der Anlage ‚ Fumphöhe | gefälle z = leistung Bemerkung
m | m oben | unten mi | PS PS
1 Zürich. .. % 4. 2 0 a0 8 ie AN 18 000 — — | 700 —
2 Choindez . . . 2 2 2 2 22.2. — : — — — —
3 Clis u ee ae Re ee — — — — —
4 Olten-Aarburg (Ruppoldingen) . . 12 000 | — — 800 —
5 Brunnenmühle (Heidenheim) — — — 240 —
6 Schaffhausen . . . 2 2 2 2... 75000 ı — 0,7 2 x 1000 —
7 Clenezzo. .. 2 2 2 22200. — | — — 2 x 785 —
8 Chevenoz (Evian Thonon). ... 10 000 — 0,085 2 x 800 —
9 Stura di Viù (Funghera) 50 000 50 000 1,6 2 x 2 x 4000
10 Cornabbia ..... 222 2.. — | — — 5780 —
i į 1 x 4500 1 x 4000
11 Viverone `. eu 480 000 | — 2,065 |, 1 x 1250 1 x 1250
R 2 x 2000 2 x 2000
12 | Neckartenzlingen . .. ... m 17 450 = 0o23 II 350 |
13 Mill Creek Nr. 2 Mourray, Utah . — — 0,11 100 26
14 | Fuly... ee 5 100 000 — K 12 000
15 Fridingen . . . . 2. 2 2 2 2.0. 32 000 — 0,6 3 x 620 —
16 Tübingen .. . 2.2 2 2 2 20. 122 — 6 600 ` — 0,11 1 —
17 Veberlingen . . . . . 2» 2 202. 110 — 1 600 000 — 0,3 580 800
18 Schwarzenbach . . . . . 2... 183— 252 366 |16 000 000 — 2,2 en —
. x
19 Münster L Elsaß. .. ..... 393—401 — 18 000 18 000 0,43 \ A x 2.00 l 2 x 2100
. | 2
20 | Ubee . ..:. 2 2 2 2 2 2 ren 969 — | — 0.67 1500 —
21 Belleville (Girod). ....... — — i — 0,44 2 x 4500 —
22 Reutlingen (Kirchentellingsfurt). — 80 000 — 1,015 — 2 x 895
23 zen (Wäggital). . . .... — 368 000 — 5,0 4 x 5100 4 x 19 000
24 Zweribach . . .. . 2 2 2 2.0. — 10 200 — 0,12 1 2 x 780
25 Tremorelo ..... 2» 2 2 202% — 7 600 000 — 0,82 2 x 6400 15 000
26 Niederwartha. `... — 1 900 000 | 1 900 000 3,9 08 000 120 000
27 Hemfurth ..... 2 2 2 20. — — — 13,7 | 2 x 8360 : 33 000 KVA
ap | Hengstey ....... — | 1200000! — = = =
29 Mittweida ` . - - 2 2 2 2 20. — 130 000 — — A a —
x
30 Maen e e ù» a e è e ù òo o ò ò oœ 810 Per un 1,6 | { 2 x 1275 1 A zn
31 Rocky River . ... 222.2. — — — 14,0 | 16 200- 33 300
1448
aufgeführten Werke übrig, zu denen noch einige weitere
hinzukommen, die sich in der amerikanischen Veröffent-
lichung nicht vorfinden, so z.B. die Anlagen. Montjovet,
Gran Croce und Promeron (Valtournanche).
In der Aufstellung der projektierten Anlagen sind
verschiedene Werke erwähnt, die auch bereits aus der
deutschen Literatur bekannt sind, wie z.B. das Our-Kraft-
werk. In verschiedenen Fällen handelt es sich um Pro-
jekte, wie sie gerade in den letzten Jahren häufig aufge-
taucht sind, ohne daß damit gesagt ist, daß es sich um
wirklich ernsthafte Projekte handelt, mit deren Verwirk-
licehung in absehbarer Zeit zu rechnen ist. In der Be-
schreibung einzelner ausgeführter Anlagen sind zum grö-
Beren Teil europäische Anlagen erwähnt, auf die hier
nicht näher eingegangen werden soll, da darüber bereits
genügend in der deutschen Literatur gesagt ist. Die ein-
zige ältere Anlage in Amerika ist das Mill-Creek-Werk
Nr. 2, eine kleinere Anlage, der keine besondere Bedeu-
tung zukommt, und neuerdings, wie bereits eingangs er-
wähnt, das Werk am Rocky River. Bei den deutschen
Anlagen ist besonders dem Speicherwerk Hengstey Auf-
merksamkeit geschenkt, da es bezüglich der Installation
die größte bisher ausgeführte Anlage darstellt.
(WR Freeman, Proc. Am. Soc. Civ. Engs.
Bd. 54, S. 2457.) Wch.
Abschalizer 008 5 + SE SE me de Zu
e e r
=Z EE BE
EECH
penna srhrachere Ströme bhd. =
DH
4
Srm
Alschalzeit euch? re a AA sm
eech Mao NW
| N ei un H
” tele Ké EN a An. Fer
a Ölschalter aus dem Jahre 1912 für 60000 kVA Nennaus-
schaltleistung. Abgeschaltete Leistung 250000 kVA.
Ausschaltzeit 0,04 s.
b neuzeitlicher Löschkammerschalter für 3) kV, 2000 A.
Nennausschaltleistung 759000 kVA. Abgeschaltete Lei-
stung 830 000 kVA. Ausschaltzeit 0.025 s.
c einpoliger Expansionsschalter für 400 000 kVA Nennaus-
schaltleistung. Abgeschaltete Leistung, bezogen auf 77°
den dreipoligen Schalter, 530000 kVA. Ausschaltzeit I,
0.002 8. i
Abb. A Abschaltversuche.
Das Bucks-Creek-Kraftwerk. — Das Bucks-Creek-
Kraftwerk der Great Western Power Co. in Nordkalifor-
nien ist als die bis jetzt mit größtem Gefälle arbeitende
Wasserkraftanlage der V.S. Amerika bemerkenswert. In
ihm wird bei 8,5 m?/s größter Wasserführung ein Nutz-
gefälle von 717’m ausgewertet, wogegen das statische Ge-
fälle 781 m beträgt. Der verhältnismäßig nohe Gefälls-
verlust erklärt sich aus der zwecks Einbeziehung eines als
Jahresspeicher verwertbaren Beckens notwendig gewor-
denen langen Oberwasserführung. Das Nutzwaeser wird
in zwei 35000 PS-Pelton-Zwillinesturbinen verarbeitet,
deren jede einen 25 000 kV A- (20 000 kW-) Drehstromgene-
rator antreibt. Die 450 PS-Erregermaschinen haben ge-
trennten Freistrahlturbinenantricb. Der Strom wird in
Zwei aus Einphaseneinheiten gebildeten Drehstromtrans-
formator-Gruppen von je 25000 kVA von 11 auf 165 kV
heraufgesetzt und mit dieser Spannung in das allgemeine
Netz der Gesellschaft eingeleitet: für später ist eine Er-
höhung der Übertragungspannung auf 240 kV beabsichtigt.
Von den wasserbaulichen Anlagen sind die beiden je
1460 m langen Druckrohre erwähnenswert, deren jedes aus
zwei Abschnitten besteht. Der obere 640 m lange Abschnitt
ist dreifach vernietet und weist bei von 1,37 auf 1,07 m ab-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 3.
Oktober 1929
nehmendem Durchmesser von 16 auf 32mm zunehmende
Wandstärke auf; der untere 820 m lange Teil wurde aus
mit Stahlbändern bandagiertem Stahlrohr von 0,91 m inne-
rem Durchmesser hergestellt. Die mit Motorantrieb aus-
eestatteten Einlaßventile werden von dem Kraftwerk aus
gesteuert. Die gesamten Baukosten stellten sich auf 31,5
Mill RM, sonach verhältnismäßig eehr hoch, erscheinen
aber durch die Jahresspeicherung wirtschaftlich noch gce-
rechtfertigt. (El. World Bd. 92, S. 733.) Bp.
Apparate.
Die Entwicklung im Hochleistungschalterbau —
Eine am 20. VI. in dem neu errichteten Hochleistungs-
prüffeld der SSW stattgefundene Vorführung hatte den
Zweck, ein Stück aus dem Entwicklungsgang der Schalter-
technik darzulegen. Der Abschaltversuch an einem Öl-
schalter aus dem Jahre 1912 ergab noch bei Afacher Uber-
lastung ein Verlöschen des Lichtbogens; der Kessel wurde
aber abgetrieben, und die Schaltgase entzündeten sich; der
Brand erlosch jedoch von selbst (Abb. 4a).
Ein neuzeit-
N aaa e
Kä? "A
Ahb. 5. Hochleistungs-Ölschalter und (rechts daneben) Expansionsschalter.
licher Hochleistungs-Löschkamme:schalter für 30 kV,
2000 A bewältigte dagegen einwandfrei die Schaltleistung.
Öl- und Gasauswurf waren verschwindend gering
(Abb. 4b).
Wenn man in neuester Zeit wieder versucht, vom Öl-
schalter auf den L.uuftschalter überzugehen, so hat dies
seinen Grund hauptsächlich darin, daß in wenigen Fällen
beim Zusammentreffen ungünstizer Umstände das Schal-
teröl sich entzündet und der entstandene Brand mit seiner
starken Qualmbildung zu einer Unterbrechung der Strom-
lieferung und Gefährdung des Bedienungspersonals ge-
führt hat. Auf Grund eingehender Untersuchungen haben
die SSW daher einen sogenannten Expansionsschal-
ter entwickelt, der in weniger als 1/10 s Leistungen bis zu
600 000 KEN A abschaltet. Er beruht darauf, daß durch einen
vom Lichtbogen erzeugten und plötzlich expandierenden
(sasstrom der Lichtbogen zum Erlöschen gebracht wird. Als
besonderer Vorteil der Konstruktion ist anzusehen, daß der
Schalter unabhängig von einer fremden
Druckluftauelle arbeitet, also ähnlich wie der Öl-
schalter für sich allein betriebsfähig ist. Abb.5 zeigt die
Ansicht von je einem Pol eines Hochleistungs-Ölschalters
und des Expansionsschalters von annähernd gleicher Lei-
3. Oktober 1929
stung und läßt den geringen Raumbedarf des letzteren
erkennen. Zum Schluß wurde der Expansionsschalter bei
einer Leistung von 450 000 kVA vorgeführt, wobei er die
ihn aufredrückte Leistung in weniger als !/ıoos unter
kaum sichtbarer Feuererscheinung abschaltete N
a.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Spannungsmessung unter Zuhilfenahme von Konden-
satordurchführungen. — Für höhere Betriehspannungen
werden normale Wandler zur Messunz der Netzspannung
und zur Betätigung von Auslösern und Relais unver-
hältnismäßig umfangreich und teuer. Man hat daher u. a.
die bekannten Kondensatordurchführungen in ihrer
Eigenschaft als Spannungsteiler herangezogen, nach
Abb. 6 einen Belag derselben herausgzeführt und die so ab-
Kondensatordurchführung
Anzapfung
Funkenstrecke
Transformator
Drosselspule
Schieber
7 Hauptspule
sn un Fa
Abb. 6 Schaltbild der Spannungs-Meßeinrichtung mit Kondensator-
durchführung.
senommene Teilspannung durch einen kleinen Spannungs-
wandler weiter auf die Gebrauchspannung der Instru-
mente und Relais herabgesetzt. Der Sekundärkreis dieses
Wandlers enthält zur Regelung der Spannung und Phasen-
verhältnisse einen regelbaren Kondensator und eine
Regeldrosselspule. Primärseitig ıst noch eine Schutz-
funkenstrecke zur Ableitung von Überspannungen vorge-
sehen und das Ganze in einem geerdeten, wetterfesten
Blechkasten untergebracht, der an den die Kondensator-
durchführungen tragenden Schalter- oder Transforma-
torenkessel gehängt wird. Ein biegsames Kabel stellt
die Verbindung zur Anzapfung der Durchführung her;
zum Anschluß der Instrumentleitungen sind zwei Klem-
men Sı und Ba vorgesehen. Um die für jede Frequenz
und Bürde notwendigen Abgleichungen der Meßeinrich-
tung rasch vornehmen zu können, sind ferner alle Ver-
bindungen von den Anzapfungen des kleinen Transfor-
mators und der Regeldrossel an ein Schaltbrett mit
Kurbelschaltern geführt, das ebenfalls im Innern des
Blechkastens untergebracht ist. Die Umschaltung des
Kondensators erfolgt durch kleine Messerschalter an
diesem Schaltbrett.
Die Einrichtung ist ihrer Natur nach in erster Linie
zur Messung der Leitungspannung gegen Erde bestimmt
Zur Messung der Netzspannung müssen die Sekundär-
wieklungen zweier solcher in benachbarten Phasen
liegenden Apparate in Reihe geschaltet werden. Für
Zwecke der Synchronisierung wird je eine Einrichtung
auf der Sammelschienen- und Leitungseite der die Kon-
densatordurchführungen tıagenden Ölschalter benötigt,
wobei in Netzen mit nicht unmittelbar geerdetem Null-
punkt zweckmäßig die Reihenschaltung der in benach-
harten Phasen eingebauten Apparate angewandt wird.
Im 132 kV-Netz einer großen Kraftverteilungsgesellschaft
wurden auch die Spannungskreise der Watt- und Blind-
leistungsmesser unmittelbar an die von der Westinghouse
Electrice & Mfg. Co. in der vorbeschriebenen Form herze-
stellten Spannungs-Meßeinrichtungen angeschlossen. Die
Stromzeiger und Stromwicklungen der verschiedenen
Zähler werden aus Durehführung-Stromwandlern gespeist.
Der ganze Meßkreis ist dabei für Vollast richtig abge-
lichen worden, so daß die Angaben der Leistungs- und
Blindverbrauchmesser nur bei hoher Belastung genau
sind, was aber erwünscht ist und für Werkabrechnungen
ausreicht. Bei Verrechnung an die Verbraucher erscheint
die Anwendung dieses Verfahrens allerdings weniger
empfehlenswert.
Die Belastbarkeit der neuen Spannungsmeßeinrich-
tung ist abhängig von der primären Netzspannung und
beträgt z.B. bei 110 kV 12 VA. bei 154 kV 20 VA und
bei 220 kV 30VA bei 60 Hz. Für größere Bürden im
Meßstromkreis müssen zwei Apparate in jeder Phase paral-
lel oder die Apparate zweier benachbarter Phasen in Reihe
seschaltet werden, wobei die zulässige Bürde auf das
Doppelte bzw. 1,173fache der obengenannten Werte steigt.
Tue Abeleichung der Apparate auf richtige Spannung und
Phasenlage durch Veränderung der Schaltunz des Trans-
formators, Kondensators und der Drossel soll für jeden
Fall in wenigen Minuten ausfiihrbar sein, und weitere
Wartung, gelegentliche Nachprüfung ausgenommen, daß
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
1449
im Gehäuse kein Kondenswasscı ni»dergeschlazen
(N.B Jones, The
sich
hat, sollen nicht erforderlich sein.
Electrice Journ. Bd. 26, 8.54.) ON
Beleuchtung.
Firmenschildbeleuchtung. — Die auf S.304 der ETZ
1929 beschriebene Beleuchtung der Firma Knagge & Peitz,
München, ist zwar mit Kandem-Leuchten ausgerüstet, je-
doch, wie wir inzwischen erfuhren, von dem Ingenicur
Erich Rosenberg, München, Herzog-Rudolf-Strale 20,
ausgeführt wordon.
Heizung. Öfen.
Belastungsverhältnisse beim elektrischen Herd und
Heißwasserspeicher. — Der elektrische Küchenherd hat
bei den Hausfrauen als Effektiherd in der dem Gasherd
nachgebildeten Form den größten Anklang gefunden, wäh-
rend die Form des Speicherherdes sich bisher noch nicht
recht Eingang zu verschaffen wußte. Ing. Seehaus,
Mitlödi (Schweiz), hat nun einen Speicherherd konstruiert,
welcher in seiner Wirkungsweise dem Gasherd ähnelt, so
daß eine weitere Verbreitung dieser Type zu erwarten
steht. Dabei taucht die Frage auf, ob für die Elektrizitäts-
werke die Speicherherde wirklich so wünschenswert sind,
als anfangs wegen der Vermeidung der Kochstromspitze
angenommen wurde. Ing. Hasler berichtet über 'Erfah-
rungen in Züricher Wohnkolonien, in welchen für Küche
und Bad ausschließlich Elektrizität verwendet wird. Es
muß daher der gesamte Energieverbrauch im Haushalt
berücksichtigt werden, nicht der des Speicherherdes allein.
Die Untersuchung erstreckte sich auf 100 Herde mit je
6,2 kW Anschlußwert — alle mit Bratofen und Hoch-
leistungsplatte — und 100 Boiler mit je 1,3 kW Anschluß-
wert. Die Messungen ergaben als Mittelwerte für jeden
Herd.eine Morgenspitze von 0,35 kW, eine Mittagspitze
von 1,0 kW und eine Abendspitze von 0,70 kW. Besonders
hervorzuheben ist die Verwendung der Hochwattplatte,
welche durch bedeutende Beschleunigung des Kochvor-
ganges den Wünschen der Hausfrauen näherkommt, Es
hat sich dabei gezeigt, daß die anfänglich befürchtete Ver-
schlechterung der Netzbelastungskurve durch die Hoch-
wattplatte keineswegs eingetreten ist. Hingegen zeigte
es sich, daß die Boilerbelastung für den Verlauf der Kurve
beinahe von größerer Bedeutung als die Herdbelastung
ist. Einer Höchstleistung von 100 kW mittags steht eine
solche von 130 kW um Mitternacht gegenüber. Die Ein-
schaltung der Speicher erfolgt in Grupren zwischen 22 h
und 24h, die selbsttätige Ausschaltung bei Erreichung
einer Temperatur von 80..85° und ergibt daher einen
langsamen Abfall der Belastungskurve zwischen, 2..6 h,
welcher durch die Verringerung des Anschlußwertes und
Verlängerung der Aufheizzeit noch günstiger gestaltet
werden kann. Aus den Kurven geht aber weiter hervor,
daß bei der Herd-Boiler-Kombination nachts kein Platz
mehr für die Speicherherdbelastung ist. Würden in
den 100 Wohnungen noch Speicherherde mit 500 W An-
schlußwert angeschlossen werden, würde sich die Nacht-
belastung um etwa 40 % vergrößern, was infolge erhöhter
Transformatorenleistung usw. für die Werke unwirt-
schaftlich wäre. Es ist daher das Problem der Speicher-
- herde wie auch der Speicheröfen für Raumheizung von
seiten der Elektrizitätswerke nochmals genau zu prüfen.
Zu den Folgerungen von Ing. O. Hasler nimmt Prof.
Dr Wyssling, Wädenswil, wie folgt Stellung: Für
dic Beurteilung des Einflusses der Speicherbelastungen
auf die Verteilnetze müssen die Änderungen der Höchst-
leistungen in einzelnen Straßenleitungen, ganzen Ortslei-
tungen und ganzen Werken unterschieden werden. Es ist
erforderlich, nicht nur den Einfluß des Herdes und Heiß-
wasserspeichers zu berücksichtigen, sondern das Zusam-
menwirken aller Belastungen eines Elektrizitätswerkes
zu prüfen. Wenn auch die Belastungspitzen der Heiß-
wasserspeicher in der Nacht höher sind als die Kochstrom-
spitzen in der Mittagszeit, so wirkt sich das doch auf die
Gesamtbelastung des Werkes ganz verschieden aus, da
während der Nachtzeit fast keine anderen Belastungen
auftreten, die Kochzeit jedoch mit den Taxesspitzen teil-
weise zusammenfällt. Es gibt daher genügend Werke, die
mit der Stromlieferung für den Heißwasserspeicher —
selbst wenn diese die Kochstromspitze übersteigt — die
Nachtenergie nicht voll ausnutzen und daher für die
stärkere Verwendung von Nachıtspeicherheizöfen eintre-
ten. Diese Maßnahmen werden sich immer nach den ört-
lichen Verhältnissen des Elektrizitätswerkes richten müs-
sen, insbesondere nach der Belastungskurve aus den übri-
gen Ansehlüssen. Der günstigste Fall der Speicherleistung
ist die gleichmäßige Verteilung der täglich benötigten
1450
Energie auf 24 h, wobei noch gewisse Sperrzeiten be-
rücksichtigt werden können, wie dies beim Seehausschen
Speicherherd der Fall ist. Dem gegenüber steht die reine
Nachtspeicherung der Speicheröfen und Heißwasserspei-
cher, welche die ganze Energieaufnahme in die Nachtstun-
den und eventuell noch die Zeit des Mittagtales verlegen,
sich also besonders bei der von Ing. Hasler angeregten
gruppenweisen Einschaltung für die Belastung günstig
auswirken. Selbst Halbspeicher, welche auch unter Tags
wiederholt aufgefüllt werden, können bei entsprechender
Regelung der Füllzeiten zum Ausgleich des Belastungs-
diagrammes dienen. Die gleichmäßige Verteilung der Be-
lastung auf die 24 h beim Seehausschen Speicherherd
wird sich daher, wenn er sich in der Praxis bewährt, für
die Elektrizitätswerke günstig auswirken.
Ing. Paul Seehaus, Mitlödi, betont, daß man aus
den Beobachtungen einer bestimmten Wohnkolonie keine
allgemeinen Schlußfolgerungen ziehen könne, und weist
besonders darauf hin, daß sich gerade durch den Speicher-
herd und den Heißwasserspeicher durch entsprechende Re-
gelung der Energieaufnahme das Belastungsdiagramm
äußerst günstig beeinflussen läßt. Im ungünstigsten Falle,
wenn neben den Sperrzeiten noch eine verminderte Tages-
und vermehrte Nachtbelastung gewünscht wird, genügt es,
den Heißwasserspeicher nur nachts anzuschließen, um ein
Gleichbleiben der Nachtbelastung und Sinken der Tages-
spitze um 50 % zu erzielen, da sich die Herdspeicherenergie
als Grundbelastung über 24 h verteilt. Schon wenige
Sperrstunden, entsprechend geregelt, reichen für beide
Geräte hin, um recht ungünstige Belastungen fast völlig
auszugleichen, durch den Anschluß von Speicherherden
an die Lichtinstallation lassen sich erhebliche Verbesse-
rungen des Belastungsfaktors erzielen. Diese Ausführun-
gen werden durch Diagramme sowie Mitteilungen über die
Durchbildung des Seehausschen Speicherherdes ergänzt.
(O. Hasler, Bull. SEV Bd. 19, S. 736 u. 789.) Ktw.
Die Herstellung von elektrischen Heizapparaten. —
Bei der Edison Electrie Appliance Co. bestehen die Heiz-
elemente der Bügeleisen, Kochtöpfe, Brenneisen, Waf-
feleisen usw. aus Drahtspiralen, die in Stahl- oder Kup-
ferrohren liegen, die mit Magnesiumoxyd als Schutz
gegen Oxydation gefüllt sind. Bei Bügeleisen und Koch-
töpfen wird dieses Element in den eisernen Heizkörper
Set so daß beide Teile zusammen ein Ganzes
ilden. `
Die Rohre, die einen Durchmesser von %”...%” ha-
ben, werden auf Länge geschnitten und beiderseits auf
Zentriermaschinen ausgebohrt zur Aufnahme von Deckel-
scheiben, durch die die Drahtspirale in der Mitte des
Rohres gehalten wird. Die Spiralen bestehen aus Nickel-
Chrom-Draht von 100 ... 400 mm Länge je nach Erfordernis.
Wenn die Spirale ins Rohr eingelegt wird, wird das
untere Ende durch eine Scheibe, das obere durch einen
Bügel gehalten. Darauf werden je 20 Rohre in ein Re-
gal gestellt, welches unter Füllrümpfen mit Magnesium-
oxyd steht. Das Regal wird ständig durch einen Motor
in rüttelnde Bewegung gesetzt, während das Pulver ein-
läuft, wodurch ein gutes Setzen bezweckt wird, damit
das Rohr vollständig ausgefüllt wird. Dann ersetzt man
den Bügel durch eine Scheibe und glüht die Rohre in
einem gasgefeuerten Ofen, in dem sie durch drei Nickel-
Chrom-Röhren von 100 mm Dmr. gehen, die am entgegen-
gesetzten Ende 2 m aus dem Ofen als Kühlzone hinaus-
ragen.
815° gehalten. Vor und nach dem Glühen werden die
Heizkörper je ja" im Durchmesser reduziert, wodurch
die Packung noch fester wird. Schließlich werden die
Rohre auf die gewünschte Form gebracht, die entweder
flach oder quadratisch ist, worauf eine Prüfung auf gute
Isolation stattfindet.
Die Herstellung von Bügeleisen und Heizelementen
für Kochtöpfe geschieht auf kontinuierlichen Gießmaschi-
nen in Form eines Drehtisches von ungefähr 3 m Dmr,
der von einem Motor angetrieben wird. Die Formen be-
stehen aus dem unteren feststehenden und dem oberen
beweglichen Teil, der mechanisch geöffnet und geschlos-
sen wird. Wenn die Form geöffnet ist, wird das Heiz-
element eingelegt, und sobald sie geschlossen ist, wird
Eisen eingegossen. Vor dem Einlegen werden die Ele-
mente vorgewärmt. (The Iron Age Bd. 122, S. 1221.) IM.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Diagramme für die Parallelschaltung beliebiger
Scheinwiderstände. — Es wird ein neues Vektordiagramm
angegeben, welches die Parallelschaltung beliebiger
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
Die Temperatur in den Rohren wird auf 760...
3. Oktober 1928
Scheinwiderstände in zeichnerisch sehr einfacher Weise
darzustellen gestattet. Sind zwei Scheinwiderstände, z. B.
eine verlustreiche Induktanz und eine verlustreiche Kon-
densanz gegeben, die parallel geschaltet werden sollen, so
wird zur Darstellung des Resultates folgendermaßen ver-
fahren: Auf den beiden zugehörigen Vektoren werden in
den Anfangs- und Endpunkten je eine Senkrechte errichtet.
Diese vier Senkrechten bilden miteinander vier Schnitt-
punkte. Zwei davon, nämlich die Schnittpunkte je einer
Anfangs- mit je einer Endpunktsenkrechten werden mit-
einander verbunden, und auf die Verbindungslinie wird
vom Anfangspunkt das Lot gefällt. Dieses Lot ist bereits
der gesuchte Vektor. Für diesen Vektor wird die Bezeich-
nung „der harmonische Vektor“ der beiden gegebenen
vorgeschlagen, da er gleich dem halben harmonischen Mit-
tel ist. Das Verfahren kann eine „Reziprokaddition” ge-
nannt werden, wie sich aus dem mathematischen Ausdruck
dafür ergibt. Wendet man diese Methode in umgekehrter
Richtung an, so läßt sich ein Vektor in zwei andere zer-
legen, wofür der Ausdruck „harmonische Zerlegung” vor-
geschlagen wird.
Das beschriebene Diagramm ist nicht anwendbar auf
Scheinwiderstände, deren Vektoren genau die Winkel 0°
oder 180° miteinander bilden.. Hierfür sind allerdings
andere einfache Diagramme anwendbar. Bei der Reziprok-
addition von Vektoren, die miteinander den Winkel 90°
bilden, ergibt sich ein sehr einfaches Sonderdiagramm, das
schon 1919 durch E. Orlich veröffentlicht worden ist.
Für die Parallelschaltung beliebiger Scheinwider-
stände gibt es allerdings auch schon ein Diagramm von
E. Orlich. Obgleich das hier neu mitgeteilte Diagramm
natürlich zu demselben Resultat führt wie das von E.
Orlich, ist der geometrische Weg doch vollkommen ver-
schieden. (H. Rukop, Arch. El. Bd. 21, H. 5, S. 443.)
Die Permeabilität des Eisens bei Gleichstrom-Vor-
magnetisierung. — Vor einigen Jahren wurde von S p o o0-
ner! eine Formel zur Berechnung der Permeabilität des
Eisens bei Gleichstrom-Vormagnetisierung angegeben.
Diese Formel lautet:
Hs =B, (atbAB.10 A1.
noch Holler
Hierin istu, =å BAH und Hen” Bm/Hm (Abb.?7). a und b
sind Zahlenwerte, die vom magnetischen Material einiger-
maßen unabhängig sind und nur von der maximalen Induk-
tion Bm abhängen. Die Kurven für a und b in Funktion von
ı Spooner, J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 42, S. 42.
3. Oktober 1929
De wurden von Spooner in dem Bereich von 2000 ... 18 000
Gauß für verschiedene Magnetstähle bestimmt. Da schun
die von Spooner für die a-Kurve experimentell gefunde-
nen Werte sehr stark von der mittleren Kurve abwichen,
so war es von Interesse, festzustellen, ob auch für die in
der Elektrotechnik gebräuchlichen Dynamobleche und
Siliziumlegierungen die gewonnenen Werte für a und b
Gültigkeit besitzen. Außerdem ist es oft erwünscht, die
Konstanten auch für kleinere Induktionen als für 2000
Gauß zu kennen.
Es wurde deshalb eine große Anzahl von ballistischen
Messungen an sieben geschlossenen Blechringen aus
Eisen und siliziumhaltigem Material ausgeführt. Die in
Abb. 8 dargestellten Kurven für a und b stellen Mittel-
werte aus den von Höller gemessenen Werten dar; zum
Vergleich sind die Spoonerschen Kurven gestrichelt mit
eingezeichnet. Insbesondere die neue a-Kurve zeigt eine
erhebliche Abweichung gegenüber der von Spooner.
Rechnet man mit der von Höller verbesserten Formel, so
stimmen für Dynamo- und siliziumlegierte Bleche die Er-
gebnisse besser mit den einzelnen Meßwerten von Spoo-
ner und anderen Forschern überein als bei Verwendung
der Spoonerschen Konstanten. Es wurde weiterhin nach-
gewiesen, daß die Spoonersche Formel auch für über-
lagerten Wechselstrom von 50 Hz verwendbar ist. — Bei
den Messungen an noch nicht gealterten Eisenringen im
Bereich kleiner Induktionen zeigte sich, daß bei konstan-
ter Dauermagnetisierung die Ausschläge am ballistischen
(ralvanometer beim Kommutieren fortwährend zunehmen.
Es wurden noch 50h nach Beginn der Magnetisierung Zu-
nahmen beobachtet. Diese Erscheinung scheint auf ma-
enetischen Nachwirkungen zu beruhen. (E. Höller,
Dr.-Ing.-Dissertation, T. H. Stuttgart 1928.) Sb.
Lichtbogen mit kleiner Stromdichte. — Speziell für
die sog. „kalten“ Bogen stellte Langmuir die Theorie
auf, daß Elektronen aus der Kathode durch das Feld der
positiven Raumladung befreit würden. In diesem Falle ist
eine bestimmte Mindestfeldstärke erforderlich (etwa
10° V/cm) und ferner läßt sich nachweisen, daß aus diesem
Kleinstwert unter Berücksichtigung der übrigen Bedin-
gungen des normalen Bogens auch ein Mindestwert der
kathodischen Stromdichte folgt, den Slepian und Ha-
verstick zu etwa 1000 A/cm? berechnen. Die Verfasser
hatten bereits früher eine Entladung mit kalter Kathode
und offenbar sehr geringer Stromdichte beobachtet, an
der nun die Bedingung des Stromdichte-Mindestwertes
nachgeprüft wurde. Zu dem Zweck wurden nacheinander
verschiedene Röhren mit verschiedenen Gasfüllungen un-
ter geringem Druck (einige cmHg) mit einem Schalter in
ein 500 V-Gleichstromnetz in Reihe gelegt; ein parallel
liegender Schalter schloß die Röhre 0,06 s nach Einsctzen
der Entladung kurz. Strom und Spannung wurden oszillo-
graphiert, die Fläche des Kathodenfleckes photographiert
und außerdem nach den Spuren ausgemessen.
Die Versuche ergaben bei Strömen von 18...25 A und
Bogenspannungen von 62...20 V Stromdichten an der Ka-
thode zwischen 7 und 120 A/cm?! Selbst wenn an diesen
Werten gewisse Korrekturen z.B. infolge der Wanderung
des Kathodenflecks nötig sind, so liegen die Zahlen doch
noch weit unter dem oben berechneten Mindestwert von
1000 A/cm?. Durch Beobachtung mit der Zeitlupe konnte
gezeigt werden, daß der Fehler in der Stromdichtebestim-
mung nicht über 100 % beträgt. Die Theorie der Elek-
tronenbefreiung durch das Feld ist also in diesem Falle
nicht anwendbar. Die Verfasser erklären vielmehr die
Entladung mit Hilfe der von Slepian aufgestellten Theorie,
nach der der Strom ohne Unterstützung durch Elektronen
allein von positiven Ionen getragen wird, die in einer hoch
erhitzten und stark ionisierten Gasschicht dicht vor der
Kathode entstehen. (J.Slepianu.E.J.Haverstick,
Phys. Rev. Bd.33 (1929), S.52.) Wi.
Verschiedenes.
Ehrung von Friedrich von Hefner-Alteneck. — Auf
Anregung der Siemens-Ring-Stiftung, zu deren Aufgabe
es gehört, das Andenken an verstorbene verdienstvolle
Männer der Naturwissenschaften und Technik wachzu-
halten, ist vor längerer Zeit in Berlin-Siemensstadt und
nun auch in München eine Straße nach Friedrich von Hef-
ner-Alteneck, dem Mitarbeiter von Werner von Siemens
und angesehenen Pionier der Elektrotechnik, benannt wor-
den. — Der betreffende Straßenzug in München geht von
der Braumauerbrücke bis zur Brudermühlbrücke längs
der Isar. An ersterer wurde gleichzeitig eine Gedenk-
-tafel mit einem Relief vom Kopfe Hefner-Altenecks und
folgender Inschrift enthüllt:
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
1461
Friedrich
* 27.April 1845 f 7. Januar 1904.
von ` euer » Ultened.
Ein Pionier der Eleltrotechnit.
Er gab 1872 der Dynmamomaldine
die nah ihm benannte Ronftruttion
und erfand 1878 die Differential-
Bogerlampe fomie 1884 als
Richteinheit die Gefner » ferze.
Unter Hefnerd Leitung wurde bei
dieier Brüde die elektriiche
Beleuchtung zum eriten Male au
Sumdierungsarbeiten verwendet.
Crridtet von der Siemens- Ring- Stiftung.
Bei der Enthüllungsfeier hielt Herr Prof. Dr. Pa-
schen, der Präsident der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt, eine Ansprache; ferner sprachen noch Herr
Prof. Dr.-Ing. E. h. G. de Thierry (in Abwesenheit
durch Mikrophon aus Berlin) für den deutschen Verband
T'echnisch-Wissenschaftlicher Vereine, Herr Direktor
Reinhart als Vertreter des Siemens-Konzerns, Herr
Direktor Oberbawdirektor Zell für den Verband Deut-
scher Elektrotechniker, den Elektrotechnischen Verein
München und die Beleuchtungstechnische Gesellschaft und
Herr Direktor Strauß im Namen des Vereins deutscher
Ingenieure. Herr Staatssekretär Ritter von Frank er-
innerte zum Schluß als Vertreter der Deutschen Reichs-
bahn-Gesellschaft an die großen Verdienste Hefner-Alten-
ecks auf dem Gebiete des Eisenbahnsicherungswesens.
Energiewirtschaft.
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Die
Elektrizitätsversorgung der Provinz Sachsen und
den bedeutenden Anteil des Provinzialverbandes an deren
Entwicklung hat der Landeshauptmann, wie Elgawe be-
richten, in einer Broschüre? geschildert. Danach war der
Verband Ende März an folgenden Elektrizitätsunterneh-
mungen beteiligt:
Unternehmen der
Beteiligung
in 1000 R
Überlandzentrale Südharz G. m. b. H. .... 3276,6
Elektrizitätswerk Sachsen-Anhalt A. G. 2437,8
Landelektrizität G. m. b. H. ......... 750,0
Landkraftwerke Leipzig A.G. . ...... 1831,8
Kraftwerk Thüringen A.G. . . . . 2.2... 1742,1
Überlandzentrale Mansfelder Seekreis A. G. 838,7
Thüringenwerk A.G. . . 2. 2 2 2 2 2 20. 40,0
Großkraftwerk Erfurt A.G. . .. 2.222... 308,0
El. Kleinbahnen im Mansfelder Bergrevier A.G. 400,8
Wie dann ausgeführt wird, drängen die Verhältnisse in
der Elektrizitätswirtschaft auf eine weitere Zusammen-
fassung der Versorgungsunternehmungen zu einem ein-
heitlichen Ganzen, um dadurch eine Rationalisierung und
Senkung der Strompreise herbeizuführen. Ferner komme
es darauf an, die Belieferung der Provinz mit elektrischer
Arbeit an Großunternehmungen anzulehnen, die es ge-
statten, daß der provinzielle Einfluß in der Erzeugung und
Verteilung gewahrt bleibe. Innerhalb der einzelnen Unter-
nehmungen, an denen der Provinzialverband sich beteiligt
habe, und der etwa zu gründenden großen Gesellschaft sei
in erster Linie auf die Einführung veredelter Tarife hin-
zuwirken.
Dem Inhalt einer von Elgawe auszugsweise wieder-
gegebenen Denkschrift „Hessen und seine Wirtschaft“
des Landesstatistischen Amts entnehmen wir, daß die
dortige, größtenteils auf der Verwertung fester Brenn-
stoffe beruhende Elektrizitätserzeugung, die 1927 229,5
Mill kWh betrug, also knapp 1% der Reichsproduktion,
und von der rd. 53 % auf öffentliche Elektrizitätswerke
entfielen, zur Befriedigung des Bedarfs nicht ausreiche.
1925 hätten noch etwa 30 Mill kWh aus Bayern eingeführt
werden müssen, und nur rd. 0,6 Mill kWh seien an Nach-
bargebiete abgegeben worden. Durch den Ausbau des
Kraftwerks Wölfersheim auf etwa 24000 kW würde man
künftig jährlich rd. 60. Mill kWh gewinnen, von denen etwa
cin Drittel abzunehmen die Stadt Frankfurt a. M. vertrag-
lich verpflichtet sei. e
Das Bauprogramm der Berliner Städtischen
Elektrizitätswerke A.G. das als Nachtrag für
1928 einen Anleihebedarf von 12,279 Mill RM und als
erstes Bauprogramm für 1929 einen solchen von 51,933 Mill
ı Vgl. ETZ 1929, 8. 1423. :
2 ufgaben und Leistungen des Provinzialverbandes von Sachsen.”
1452
Reichsmark, im ganzen also 64,212 Mill RM vorsicht, ist
vom Haushaltsaussc huß des Magistrats angenommen wor-
den. Die Gesellschaft hat kürzlich den 800 000. Zähler in-
stalliert.
Aus dem Geschäftsbericht der Stidtisehen Elek-
trizitätswerkeFrankfurta.M. für 1927/28 geht
hervor, daß die Versorgung der Stadt zum größeren Teil
durch die beiden eigenen Kraftwerke Gutleutstraße und
Ohmstraße (am 31. III. 1928 insgesamt 64655 kW) sowie
außerdem durch Strombezug (6000 kW) von der Preußi-
schen Elektrizitäts-A. G. gedeckt worden ist. Anfangs des
Berichtsjahres hatte man als zweite Fremdstromquelle das
Schwelkraftwerk Hessen-Frankfurt a. MA. CG (Hefraz)
in Wölfersheim zu errichten begonnen, das nunmehr Strom
über die bestehende 100 kV-Leitung der Preag dem Elek-
trizitätswerk zuführt. Weiter sollen die aus den Unter-
mainstufen bei Griesheim und Eddersheim etwa von Ende
1931 an anfallenden Strommeneen vom Elektrizitätswerk
abgenommen werden. Die Eigenerzeugung beider Zentra-
len der Stadt betrug 85,652 Mill kWh (65.927 i. V.) und der
F remdst rombezug 19,634 Mill kWh (20,277 ìi. V.), so daß
sich insgesamt ein Ausbringen von 105,286 Mill kWh er-
vibt, d. s. rd. 22 % mehr als 1926 (86, 205 Mill kWh). Als
höchste Belastung "nennt der Bericht 40 570 kW, als Be-
lastungsfaktor nahezu 30% und als Ausnutzungsfaktor
rd. 23%. Nutzbar abgegeben wurden bei 14,5 % Verlust
und 157200 kW Anschlußwert am Ende der Berichtszeit
(149516 i. V.) einschl. des Eigenbedarfs insgesamt 90,011
Mill kWh (72,693 i. V.), also rd. 24% mehr als 1926/27,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
3. Oktober 1929
Installationsgewinn betrugen 462313 RM, der Reingewinn
76 987 ns und die Dividende 7% auf 1 Mill RM Aktien-
kapital.
Der (Gesamtanschlußwert des Fränkischen
Überlandwerks A.G. Nürnberg. hat sich 1928 von
130 709 auf 140628 kW erhöht, und die Stromabgabe ist
von 29,916 auf 36,512 Mill kWh, d. h. um 22% zegen 1921
gewachsen. Eine 20 kV-Speiseleitunge nach dem Mittelpunkt
des im Vorjahr erschlossenen Feuchtwanger Gebiets karn
in Betrieb, und mit dem Bau einer 60 kV-Leitung Zur Er-
richtung eines Speisepunktes bei Weißenburg i. B., dem
Verbrauchsknotenpunkt des Südgebiets, hat die Gesell-
schaft begonnen. Für den Bezug von Beleuchtunzstrom
wurde ein neuer Grundgebührentarif (Haushalttarif) ein-
geführt, den Kleinbeziehern von Lichtstrom ist durch Be-
erenzung des k\Wh-Preises nach oben eine Verbilligunz
der Stromkosten verschafft worden, und außerdem hat
man den Kraftstromtarif für das Kleinzewerbe durch einen
Benutzungsdauerrabatt verbessert. Der UÜberschuß er-
reichte 1639 152 RM (1318 943 i. V.); aus dem Reingewinn
von 545 170 RM (537 312 i. V.) kamen wieder 7 % Dividende
auf 7,2 Mill RM Stammaktienkapital zur Auszahlung. Wie
in der G.-V. mitgeteilt wurde, ist die Arbeitsgebühr für
landwirtschaftliche und gewerbliche Kraft ab 1. V. 1929
um 3 Pf/kWh ermäßigt worden.
Die Thüringische l.andeselektrızitäts-
versorgungs-A.G. „Thüringenwerk“, Wei-
mar, hat 1928 rd. 97 Mill kWh, z. T. durch Tlebernahme der
Grundbelastung, an thüringische Elektrizitätswerke bzw.
xemäß besonderer Abmachungen sls Aushilfe geliefert
(50,752 i. V.) bei 27000 kW höchster gleichzeitiger halb-
stündiger Spitzenbelastung. Die Jeer Elektricitätswerke
A.G. sind für einen Teil ihres Stromversorgungsgzebiets
zum festen Bezug übergegangen. Nach einer Vereinbarung
mit der Kraftwerk Thüringen A.G. wurde deren Gesamt-
strombedarf in den Sommermonaten von der Berichterstat-
terin gedeckt, was auch für 1929 gilt. Die gegenseitige
Lieferunzsunterstützung zwischen ihr und der Bayeri-
wovon 34,482 Mill kWh auf Beleuchtung, 32,173 auf Kraft-
abzabe und 21,380 Mill kWh auf die Straßenbahnen ent-
fielen. Durchschnittlich je Tag haben die Werke 0.246 Mill
kWh und je Abnehmer (zusammen 103 703) im Jahr 868
kWh geliefert (823 i. V.).
Die eigenen und der Gesellschaft nahestehenden Elek-
trizitätsunternehmungen der Rheinischen Elek-
trizitäts-A.G., Mannheim, haben 1928 ähnliche Ergeb-
nisse gebracht wie im Vorjahr, dagegen waren die zum
Konzern gehörenden Fabrikationsunternehmungen nicht
voll beschäftigt und litten unter ungünstiger Preisstellung.
Der Gewinn aus Beteiligungen, Unternehmungen und Bau-
ausführungen betrug 3741275 RM (3 339 667 i. V.), der
Reingewinn mit Vortrag 1385 815 RM (1403610 i. V.) und
ee gende wieder 9% auf 12,5 Mill RM Stammaktien-
apita
Der Geschäftsbericht der SächsischenElektri-
zitätswerk- und Straßenbahn-A.(G. Plauen
i. Vogtl., für 1928 weist auf die Gründung der „Kraftwerk
und Straßenbahn Gera A.G. hin, der auf die Dauer ihres
Bestehens die ausschließliche Konzession für die Versor-
gung des Stadtgebiets mit elektrischer Arbeit und für den
Betrieb der dortigen Straßenhalın erteilt worden ist. Da
die Geraer Elektrizitätswerk- und Straßenbahn-A.G. nun-
mehr eine Holding-Gesellschaft geworden ist, hat man ihre
Firma in Elektrizitäts- und Bahn-Anlazen A. (7. geändert
und den Sitz nach Dresden verlegt.
Die Entwicklung der Stromversorgung in Riesa war,
wie die Elektrizitätswerk Riesa A. Gm ihrem
ersten Bericht sagt, 1928 günstig. Der Anschlußwert ist
von 3115 auf 3687 kW, die Stromabgzabe von 1,373 auf
1,562 Mill kWh gestiegen. Die Betriebseinnahmen einschl.
schen Elektrieitäts-Lieferungs-Gesellschaft ist häufirer,
wenn auch in geringem Umfang, von beiden Beteiligten in
Anspruch genommen worden. Als Erträgnis aus Strom-
lieferung, Zinsen und Sonstigem werden 813814 RM
(2255 810 i. V.) und als Überschuß 270 677 RM (43 650 i. V.)
ausgewiesen. Auf Grund dieses Ergebnisses konnte die
Gesellschaft wieder mit der Ausschüttung einer Dividende,
u.zw. zunächst von 3% bei 8 Mill RM Aktienkapital be-
ginnen.
Auch bei der Jenaer Elektricitätswerke
A.G. hat das Geschäftsiahr 1928 befriedigt. Der Gesamt-
anschlußwert betrug 24 131 kW (23 158 i. V.) und die nutz-
bare Stromabzxabe 7,539 Mill kWh (6.543 i. V.). Es war
möglich, in einem großen Teil der Landgemeinden nun auch
Tarifermäßigungen durchzuführen. Auf den Strombezug
vom Thürinzenwerk wurde oben schon hingewiesen: für
die Überlandversorgeung deckt die Gesellschaft ihren
Strombedarf indessen nach wie vor bei der Firma Carl
Zeiß. Aus Stromlieferung und Installationen hat sie:
2222522 RM cingenommen (2112093 i. V.) und bei 528 672°
RM Reinzewinn (527 719 i. V.) wieder 12 % Dividende auf
3,5 Mill RM Aktienkapital gezahlt, das nunmehr um 1 Mill
RM erhöht worden ist.
VEREINSNACHRICHTEN.
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
Kommission für Freileitungen.
Die Kommission hat die zu den neuen „Vorschriften
für . Starkstrom-Freileitungen V.S. F./1930“ gehörenden
DIN VDE-Normblätter für Isolatoren und Isolatorstützen:
DIN VDE 8002 Stützenisolatoren Reihe HD für Stark-
strom-Freileitunzen. Nennspannun-
gen 0,5 bis 35 KV,
DIN VDE 8003 Stützenisolatoren Reihe HW für Stark-
strom-Freileitungen. Nennspannun-
gen 0,5 bis 35 KV,
DIN VDE 8004 Stützenisolatoren Reihe VHD, verstärkt,
für Starkstrom-Freile itunge n. Nenn-
` spannungen 0,5 bis 35 kV,
DIN VDE 8005 Stützenisolatoren Reihe V HW, verstärkt,
für Starkstrom-Freile itungen. Nenn-
spannungen 0,5 bis 35 kV,
DIN VDE 8007 Kappenisolatoren Reihe K für Stark-
strom-Freileitungen,
DIN VDE 8008 Vollkernisolatoren Reihe MK für Stark-
strom-Freileitungen,
DIN VDE 8040 Isolatorstützen, gerade, für Stützenisola-
toren Reihe HD nach DIN VDE 8002,
DIN VDE 8041 Isolatorstützen. gebogen, für Stützen-
isolatoren Reihe HD nach DINVDE°
8002
DIN VDE 8042 Isolatorstützen. Gotrade,
latoren Reihe HW
HI,
DIN VDE 8043 Isolatorstützen,
latoren Reihe
für Stützeniso-
nach DIN VDE:
gebogen, für Stützenis»-
HW nach DINVDE
8003,
DIN VDE 8044 Isolntorstützen, gerade und gerade ver-
stärkt, für Stützenisolatoren der
Reihen VHD und VHW nach DIN
VDE 8004 und 8005,
DIN VDE 8045 Isolatorstützen, gebogen, für Stützen-
isolatoren der Reihen VHD und VHW
nach DIN VDE 8004 und 8005;
EES die nachstehend im Entwurf veröffentlicht `
werden.
3. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 1453
ze e Noch nicht endgültig
‚Stützenisolatoren Reihe HD |
für Starkstrom-Freileitungen Ä Entwurf 1
Nennspannungen 0,5 bis 35 kV VDE 8002
Elektrotechnik
Bie Goeie = Ze Ze ee age Maße in mm, = ...... Ersatz VDE 8000
Glasiert mit Ausnahme |
des Stützenloches
|
v
| Den
- Bezeichnung eines Stützenisolators Reihe HD für 15 kV Nennspannung:
Stützenisolator HD 15 VDE 8002
| . e
D | Tenn- Bruchfestigkeit kg
VDE- HEEN ' . | Denn mindestens
e D ino fi D, H a d" d e r panpung N : -
Bezeichnung Ay TA GR " | | | m nachR.E.H et nn.
führung führung | | i ` cht, einteilig mehrteilig
, l i
HD e |129 e © 70 | ie 7| 23 a a | 9 | bis 6 1300 =
HD 10 | 135- T9 89 VUn 145 | 2 | 8 "Al 55 | 9 | „10 | 1500 | 1200 `
Huis | 150| 70 so | 120° 165 | 95 "mm 31, 60 Le est 1700 1400
= HD20 | 175 |) 85 č ` 90 445 | 205 | 125 | 238 — 32 65 10 EU 2000 1700
__(HD 25) | 205 90 | 100 165 240, 151 | 32 | 36 | 80 | 10 | „ 25) 2300 2000
HD 30 230 De | Iso | A 43 | 90 | lo | „30 2500 2200
(HD 35) | 260 107 135 210 ! 320 | 210 | 4 . 45 ` 100 12 » (35) 2700 | 2400
wéi
Lë
Die den eingeklammerten Größen zugeordneten Nennspannungen sind in DIN VD nicht enthalten.
Zulässige Abmaße + 5%
Fehlende Maße sind freie Konstruktionsmaße,
Die Stützenisolatoren der Reihe HD müssen mit einem Ursprungzeichen und der Herstellung-Jahreszahl gestempelt sein.
Innere Durchbildung der Isolatoren, ob ein- oder mehrteilig, Verbindung der Einzelteile und Gewindeart bleiben den
Herstellern überlassen.
| Prüfverfahren nach den „Leitsätze für die Prüfung von Isolatoren aus keramischen Werkstoffen für Spannungen
von. 1000 V an“ des VDE
Werkstoff: Keramischer Werkstoff nach den Bestimmungen des VDE. Farbe ist bei Bestellung anzugeben
Isolatorstützen, gerade, siehe DIN VDE 8040, gebogen, siehe DIN VDE 8041
Oktober 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
l Einsprüche sind in doppelter Ausfertigung bis zum Entwurf 1.
31. Oktober 1929 an die Geschäftstelle des VDE zu riehten. :
Regeln für die Lieferung und Prüfung von Dynamoblechen
(Fortsetzung der Normblattentiwirfe auf S. 1454.) R. E. D./1931.
Inhaltsübersicht.
I. Gültigkeit.
Geltungsbeginn.
Kommission . Geltungsbereich.
. für Maschinen und Transformatoren. II. Begriffserklärungen.
W:M
MOm
| j j "eet? E , & 3. Eisenverlust und Verlustzahl.
Da sich verschiedene Unstimmigkeiten zwischen den Glarner]
durch die Jahresversammlung 1914 in Kraft gesetzten 8 b. Biézezahl 1
„Vorschriften für die Prüfung von Eisenblech“ einerseits lge KEE
und dem im Jahre 1926 aufgestellten Normblatt DIN VDE IL Normen.
6400 Dynamobleche, Technische Lieferbedinzungen, ander- $ 6. Blecharten.
seits gezeigt haben, so sah sich die Kommission für Ma- $ %. Technische Lieferbedingungen.
schinen und Transformatoren veranlaßt, die erstgenannten
Ber . : IV. Bestimmungen.
estimmungen einer Neubearbeitung zu unterziehen.
Allzemeines.
Proben.
Apparat zur Verlustbestimmung.
Nennung der Verlustzahl.
Bestimmung der Alterunzszahl.
Apparate zur Induktionsbestimmung.
Die Kommission veröffentlicht nachstehend den Ent-
wurf dieser Neubearbeitung, gegen den etwaige Einsprüche
und Vorschläge in doppelter Ausfertigung bis läng-
stens zum 1. Dezember 1929 an die Geschäftstelle des VDE
zu richten sind.
Fe run Fee pad
EISE
1454
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 40
3. Oktober 1929
(Fortsetzung der Normblattentwürfe von S. 1453.)
Stützenisolatoren Reihe HW
für Starkstrom-Freileitungen
Nennspannungen 0,5 bis 35 kV
Maße in mm
Glasiert mit Ausnahme
des Stützenloches
Bezeichnung eines Stützenisolators Reihe HW für 15 kV Nennspannung:
Stützenisolatorr HW 15 VDE 8003
| N n
voe e | | en he
Bezeichnung e Si oni N dr moin e á S a d AREH. ee =
f Steed fü nr nac einteilig | mehrteilig
HW 6 63 = om 85! ao 1300 =
HW 10 BL ` 1 — 82 | 100 | 50 | SE Sg
HW 16 90 90 108 | 135 75 | 58 | 10 1700
HW 20 | 215 93 93 120 | 155 | 92 1900
(HW 25) 110 110 147 | 190 | 123 36 2300
HW 30 130 130 173 | 230 | 154 : 4 2500
(HW 35) 12 | 12 198 | 270 | 192 | 4 2700
Die den eingeklammerten Größen zugeordneten Nennspannungen sind in DIN VDE 2 nicht enthalten.
Zulässige Abmaße + 5%
Fehlende Maße sind freie Konstruktionsmaße.
Die Stützenisolatoren der Reihe HW müssen mit einem Ursprungzeichen und der Herstellung-Jahreszahl gestempelt sein.
Innere Durchbildung der Isolatoren, ob ein- oder mehrteilig, Verbindung der Einzelteile und Gewindeart bleiben den
Herstellern überlassen.
. Prüfverfahren nach den „Leitsätze für die Prüfung von Isolatoren aus keramischen Werkstoffen für Spannungen
von 1000 V an“ des VDE
Werkstoff: Keramischer Werkstoff nach den Bestimmungen des VDE. Farbe ist bei Bestellung anzugeben.
Isolatorstützen, gerade, siehe DIN VDE 8042, gebogen, siehe DIN VDE 8043
Oktober 1929
8 14. Nennung der Maegnetisierbarkeit.
§ 15. Bestimmung der Biegezahl.
$ 16. Toleranzen.
§ 17. Schiedsprüfungen.
I. Gültigkeit.
§ 1. Geltungsbeginn.
Diese Regeln treten am 1. Januar 1931 in Kraft.
82. Geltungsbereich.
Diese Regeln gelten allgemein für die Prüfung von
Dynamoblechen. Abweichungen hiervon sind ausdrücklich
zu vereinbaren.
II. Begriffserklärungen.
83. Eisenverlust und Verlustzahl.
Eisenverlust ist die bei praktisch sinusförmigem Ver-
lauf der induzierten Spannung auf einen bestimmten
Höchstwert der magnetischen Induktion bezogene Lei-
stungsaufnahme der Blechprobe.
Verlustzahl ist der hieraus bei einer bestimmten Fre-
quenz für 1 kg Eisen sich ergebende Anteil.
84. Alterungszahl.
Alterungszahl ist die prozentuale Verlustzunahme in-
folge Alterungserscheinung der Bleche.
Verband Deutscher Elektrotechniker E. V.
(Fortsetzung der Normblaitentwürfe auf S. 1455.)
§ 5. Biegezahl.
Biegezahl ist die Mindestzahl der Biegungen, die bis
zum Eintritt des Bruches vorgenommen werden können,
wobei eine Biegung um 90° nach einer Richtung undızu-
rück jeweils als halbe Biegung gezählt wird.
III. Normen.
86. Blecharten.
Unterschieden werden je nach der Legierung normale,
un legierte, mittelstark legierte und hochlegierte
eche.
§ 7. Technische Lieferbedingungen.
Als Normen für die Blechdicke, das spezifische Ge-
wicht, die Biegezahl, die Verlustzahl, die Alterungszahl
und die magnetische Induktion gelten die in Tafel 1
a angegebenen Werte des Normblattes DIN VDE
IV. Bestimmungen.
88 Allgemeines.
Für die Messung der Eisenverluste und der Magneti-
sierbarkeit dient ein magnetischer Kreis, der nur Eisen der
zu prüfenden Art enthält und den Ausführungsbestimmun-
sen gemäß zusammengesetzt ist.
(Fortsetzung auf S. 1456.)
3. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 1455
(Fortsetzung der Normblaitentwürfe von S. 1454.)
S 2 Noch nicht endgültig —
Kappenisolatoren Reihe K
für Starkstrom-Freileitungen
Entwurf 1
Elektrotechnik VDE 8007
Maße in mm
Bezeichnung eines vollständigen. Kappenisolators Reihe K, Größe 2:
Kappenisolator K2 VDE 8007
Bruchlast
Teller- Bel mindestens
durchmesser
Zulässige Abmaße + 5%
Fehlende Maße sind freie Konstruktionsmaße.
Innere Durchbildung der Isolatoren und Verbindung der Einzelteile bleiben den Herstellern überlassen.
Werkstoff: Keramischer Teil nach den Bestimmungen des VDE
Anschlußmaße für Klöppelbolzen und -pfannen nach DIN VDE 8060
Farbe ist bei Bestellung anzugeben.
Oktober 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E. V.
(Fortsetzung der Normblattientwürfe auf S. 1456.)
Tafel 1.
Technische Lieferbedingungen nach DIN VDE 6400.
I D II IN
Art GEES WC ENN Lee
schw mittelatark hochlegiert
normale Dynamobleche legierte Bleche legierte Bleche Bleche ©
Dicke in mm 0,5 0,75 | 1,0 | 1,5 0,5 0,5
Spezifische | mit Zunder | OO "8 ` w | aw
= Gewicht | entzandert | č O "88 O |O O OoOo Zn
Biegezahl (Mindestwett) 10 | ER WE EEN RE BEER 10 E
Verlustzahlen in | Vio 36 ` — | 8 | — 3,0 2,3
Wati (Grobi: en ea ra ea ES
werti Vs 8.6 ee E E 7,4 5,6
Alterung in % (Verlustzunahme)
(Größter ` LL LE
| u an E N E 200
Magnetische | ` 16300 ` — 16 000 15 700
Induktion
(Kleinstwerte) |_ ai o EE 17100 | 16900 j
| Bun 18800 ` u 19 500 19 300
Anmerkung zu 1: Die Abweichungen der Blechdicken sollen nicht mehr als + 10 % der vorgeschriebenen betragen, die
größte zulässige Abweichung innerhalb einer Tafel darf 10 % nicht überschreiten.
Grübchen oder Wärzchen dürfen nicht in größerer Anzahl vorhanden sein. Die Blechdicke soll jedoch nicht gerade unmittelbar
an solchen Stellen selbst ermittelt werden.
Anmerkung zu 2: Diese Werte sind unabhängig von den Meßwerten, für die Berechnung der Verlustzahl maßgebend.
Anmerkung zu 3: Diese Werte gelten nur als unverbindliche Richtwerte. Die Stanzfähigkeit der Bleche wird
gewährleistet.
1456
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
3. Oktober 1929
(Fortsetzung der Normblattentwürfe von S. 1455.)
verstärkt
Stützenisolatoren Reihe Katz
für Starkstrom-Freileitungen
Nennspannungen 0,5 bis 35 kV
Noch nicht endgültig .
DIN
Entwurf 1
VDE 8004
Elektrotechnik
Maße in mm
Glasiert mit Ausnahme
des Stützenloches
Bezeichnung eines verstärkten Stützenisolators Reihe VHD für 15 kV Nennspannung:
Stützenisolator VHD 15 VDE 8004
| | | N Bruchfestig-
? | Nennspannung| Bruchfestig
YEE D ' Di | D: | H | a i c d d, e r kV keit kg
Bezeichnung | | | | nach R.E.H. | mindestens
VHD 10 | 135 T0 (Uu 130 | 82 32 28 31 55 9 | bisio | so
VHD e Im 70 | 0 150 ! 9% © 36 | 28 31 60 9] nD 900
VHD 2 175 | 85 145 A 185 | 125 Si Im äi oo ET 1000
` (VHD SE 295 | 90 Im 215 Ian" W | 32 1 36 | 75 0 |. 1100
VHD 30 | 230 | 100 | 185 | 250 | Im 85 äu" 83 o mu „ 30 1200
(VHD 35) om | 107 20 | 200 | 210 "Uu ; 4 45 100 | 12 „ (35) 1300
Die den eingeklammerten Größen zugeordneten Nennspannungen sind in DIN VDE 2
Zulässige Abmaße + 5%
Fehlende Maße sind freie Konstruktionsmaße.
nicht enthalten.
Die Stützenisolatoren der Reihe VHD müssen mit einem Ursprungzeichen und der Herstellung-‚Jahreszahl gestempelt sein.
Innere Durchbildung der Isolatoren, Verbindunz der Einzelteile und Gewindeart bleiben den Herstellern überlassen,
Prüfverfahren nach den „Leitsätze für die Prüfung von Isolatoren aus keramischen Werkstoffen für Spannungen
von 1000 V an“ des VDE
Werkstoff: Keramischer Werkstoff nach den Bestimmungen des VDE.
gebogen, siche DIN VDE
Isolatorstützen, gerade, siehe DIN VDE 8044,
Farbe ist bei Bestellung anzugeben.
8045.
Oktober 1929.
SO Proben.
Die Probe muß mindestens 4 Tafeln des zu unter-
suchenden Dynamobleches entnommen werden und wiegt
etwa 10 kg.
Die zur Prüfung verwendeten Blechstreifen von
500 mm Länge und mm Breite sind zur Hälfte längs der
Walzrichtung und zur Hälfte quer der Walzriehtung mit
einem scharfen Werkzeug gratfrei zu schneiden und dür-
fen vor der Prüfung keiner weiteren mechanischen Bean-
spruchung unterliegen; sie werden durch Zwischenlagen
von Seidenpapier zu einem Paket von 30mm Höhe ab-
wechselnd so übereinander geschichtet, daß an keiner
Stelle eine gegenseitige Berührung eintritt.
S 10.
Die Verlustmessung wird mit einem Epstein-Apparat
nach dem einfachen Wattmeter- oder Differentialverfahren
vorgenommen.
Apparat zur Verlustbestimmung.
§ 11.
Die Verlustzahl ist bei den Höchstwerte an der magneti-
schen Induktionen
(10 OU CGS-Einheiten (Gauß)
uVs
cm:
Nennung der Verlustzahl.
ie Se | als Vu
Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
(Fortsetzung der Normblattentwürfe auf S. 1457.)
und
| 15 0600 CGS-Einheiten (Gauß)
H
r
Gaes als Vis
150- u Vs
em?
bei 50 Hz und 20° in W/kg anzugeben.
$ 12. Bestimmung der Alteruneszahl.
Die Alterungszahl ist aus einer zweiten Bestimmung
der Verlustzahl rechnerisch zu ermitteln, nachdem die
Probe durch Erwärmung während 600 h bei einer Tempe-
ratur von 100° künstlich gealtert ist.
§ 13. Apparate zur Induktionsbestimmun:.
Zur Bestimmung der magnetischen Induktionen wird
der Epstein-Apparat nach Gumlich-Rogowski oder das Dif-
ferentialverfanren nach Siemens & Halske benutzt.
S IL Nennung der Magnetisierbarkeit.
Zur Beurteilung der Masnetisierbarkeit ist die Induk-
tion B bei zwei verschiedenen Feldstärken im Eisen und
zwar nach Wahl bei zweien der Werte
25 50 100 300 Aw/cm
als Bas Dan B;o0 B300
anzugeben.
(Fortsetzung auf A. E )
3. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 1457
(Fortsetzung der Normblattentwärfe von S. 1456.) |
Noch nicht endgültig
Stützenisolatoren Reihe VHW DIN
verstärkt
für Starkstrom-Freileitungen Entwurf 1
Nennspannungen 0,5 bis 35 kV Elektrotechnik VDE 8005
Maße in mm
A
b7
d-
DNK
A E >
j 77] SE
Glasiert mit Ausnahme Le TH
des Stützenloches IT ode
A
A X
IM €
WG d
dı- |
lz
Bezeichnung eines verstärkten Stützenisolators Reihe VHW für 15 kV Nennspannung:
Stützenisolator VHW 15 VDE 8005
Nennspannung) Bruchfestig-
TOE kV keit kg
Bezeichnung nach R. E.H. | mindestens
VHW 10 __10 | bis 10 1300
VHW 15 l0 „18 1400
VHW 20 » 20 1500
(VHW 25) „ (25) 1600
VHW 30 _ 125 | 270 | 240 | 150 | 80 | 38 | 4 |, 90 | 10 | » 30 | 100 `
(VHW 35) » (35) 1800
Die den eingeklammerten Größen zugeordneten Nennspannungen sind in DIN VDE 2 nicht enthalten.
Zuge Abmaße + 5%
Fehlende Maße sind freie Konstruktionsmaße.
Die Stützenisolatoren der Reihe VHW müssen mit einem Ursprungzeichen und der Herstellung-Jahreszahl gestempelt sein.
Innere Durchbildung der Isolatoren, Verbindung der Einzelteile und Gewindeart bleiben den Herstellern überlassen.
Prüfverfahren nach den „Leitsätze für die Prüfung von Isolatoren aus keramischen Werkstoffen für Spannungen
von 1000 V an“ des VDE
Werkstoff: Keramischer Werkstoff nach den Bestimmungen des VDE. Farbe ist bei Bestellung anzugeben.
Isolatorstützen, gerade, siehe DIN VDE 8044, gebogen, siehe DIN VDE 8045.
Oktober 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
(Fortsetzung der Normblatienzwürfe auf S. 1458.)
§ 15. BestimmungderBiegezahl. Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Zur Beurteilung der Zähigkeit dient der Umbiegever- Berlin W 67, Kurfürstenstraße 18/16.
such, bei dem ein in der Walzrichtung entnommener Blech-
streifen von 30 mm Breite bei 20° zwischen den Klemm-
backen mit einem Rundungshalbmesser von 5 mm um 180 °
bis zum Bruch hin und her gebogen wird.
8 16. Toleranzen. Bekanntmachung.
Auf die nach vorstehenden Verfahren ermittelten Es wird hiermit bekanntgegeben, daß die seinerzeit
Werte der Verlust- und Alterungszahlen sowie der ma- der Firma Elektron-Niedersachsen, Hannover, erteilte
gnetischen Induktionen sind keine Abweichunger nach der Genehmigung zur Benutzung des VDE-Zeichens für
ungünstigen Seite zulässig. Sicherungspatronen (D-System) 10, 15, 20 und 25 A, 500 V
| zurückgezogen worden ist, da die Kontrollprüfungen
§ 17. Schiedsprüfungen. wiederholt ein schlechtes Ergebnis hatten.
In Zweifelsfällen entscheidet das Ergebnis einer Un-
tersuchung durch die Physikalisch-Technische Reichs-
anstalt; wird eine solche nach diesen Bestimmungen ge- Betr.: Unberechtigte Verwendung des VDE-Zeichens.
wünscht, so ist dieses in einem Prüfungsantrag ausdrück- E i i i
lich, und zwar unter Hinzufügung der garantierten Ver- 9 belinden. eich Sicherungapatronen 35,50,60, 80 und
lustzahl Va anzugeben. 100 A, 500 V mit dem Ursprungszeichen (M) und dem VDE-
e Zeichen im Handel. Für Erzeugnisse, die das erwähnte
Verband Deutscher Elektrotechniker. Ursprungszeichen tragen, ist jedoch die Genehmigung zur
Der Generalsekretär. Führung des VDE-Zeichens nicht erteilt worden. Es liegt
P. Schirp. also ein Mißbrauch dieses Zeichens vor. Vor dem Ankauf
solcher Patronen muß also, soweit sie das VDE-Zeichen
tragen, gewarnt werden.
(Fortsetzung auf S. 1458.)
1458
(Fortsetzung der Normblattentwürfe von S. 1457.)
Vollkernisolatoren Reihe MK
für Starkstrom-Freileitungen
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
3. Oktober 1929
Noch nicht endgültig
DIN
Entwurf 1
VDE 8008
Maße in mm
Bezeichnung eines vollständigen Vollkernisolators Reihe MK, Größe 2:
Vollkernisolator MK 2 VDE
Keramischer Teil
8008
Tami: je E Klöppelpfanne Prüflast
—— send zu Bruchlast
Be ng Höhe Segen SC KEEN pR Big GE E ==
H D D; Nennmaß d
MK |1 140 170 50 11
MK 2 170 | äm ` 60 11
160 20000065 16
150 230 65 6
220 ET "8 ` 16
mu Tom wo
210 I! mu 85 16
Zulässige Abmaße + 5%
Fehlende Maße sind freie Konstruktionsmaße.
Innere Durchbildung der Isolatoren und Verbindung der Einzelteile bleiben den Herstellern überlassen.
Werkstoff: Keramischer Teil nach den Bestimmungen des VDE
Anschlußmaße für Klöppelbolzen und -pfannen nach DIN VDE 8060
Farbe ist bei Bestellung anzugeben.
Oktober 1929
Verband Deutscher Elektrotechniker E. V.
Das vorher erwähnte Ursprungszeichen ist nicht mit
dem ähnlichen Zeichen zu verwechseln. Die Firma,
welche das zuletzt angegebene Zeichen führt, besitzt für
verschiedene Ausführungen ihrer Sicherungen die Prüf-
zeichengenehmigung.
Prüfstelle des Verbandes deutscher Elektrotechniker
Zimmermann.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
stelle, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 183 02.
Bekanntmachung.
Der Elektrotechnische Verein beabsichtigt, aus Anlaß
seines bevorstehenden 50jährigen Bestehens eine Fest-
schrift herauszugeben. In dieser sollen auch die im
Weltkriege gefallenen Mitglieder des
Vereins ehrenvoll genannt werden. Da der Geschäfts-
(Fortsetzung der Normblattentwürfe auf S. 1459.)
führung seinerzeit leider nicht alle gefallenen Mitglieder
bekannt geworden sind, bitten wir unsere Mitglieder, in
ihren Kreisen gefälligst nähere Ermittelungen vorzu-
nehmen und uns die Namen der Betreffenden unter mög-
lichster Angabe des Todesjahres und des Aufenthaltsortes
bei Beginn des Krieges mitzuteilen. Für jede einzelne
Mitteilung ist die Geschäftstelle des Elektrotechnischen
Vereins dankbar.
Vorläufige Anzeige.
Der Elektrotechnische Verein wird in Gemeinschaft
mit dem Außeninstitut der Technischen Hochschule Berlin
im kommenden Winter eine Vortragsreihe über:
„Funktionentheorie und ihre Anwendung in der Technik“
veranstalten. Die Vortragsreihe wird aus einem mathe-
matischen, die Grundlagen der Theorie umfassenden Teile
und einem technischen, die wichtigsten Anwendungen be-
handelnden Teile bestehen.
Beginn: Ende Oktober, Ende: Mitte März.
Zeit: Montags 18% ..20 Uhr.
Ort: Hörsaal Nr. 141 der Technischen Hochschule zu
Berlin.
(Fortsetzung auf S. 1460.)
3. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
(Fortsetzung der Normblattentwürfe von S. 1458.)
Isolatorstützen
gerade
für Stützenisolatoren Reihe HD nach DIN VDE 8002
Form I
A
Maße in mm
Form II
Bezeichnung einer geraden Isolatorstütze HDS 6/20 B mit Mutter für
Isolatorstütze HDS 6/20 B VDE 8040
1459
Noch nicht endgültig
DIN
Entwurf 1
Elektrotechnik VDE 8040
Form III
UL
ab
d4
einen Isolator HD 20:
u sıger O
eg „ar. WEE "
HDS en | 1 |105 KE E E EEN? 129
HDS 6b 1) II | 105 | 150 | 65 | 45 | 22 | 23! — | 29 | 74“ | 22 | 10 | 50 = 5 300
HDS6e) | m |13| _|75|55| |25|30|36 | 1m“ |285| |5020; 6 600
HDS 610) | 1 |105 |175 5 02 — i — — 2 iii TI A 105
SaL aa a ER EESEECES
HDS 6/20B | m |135 |250 |75 |55 |24 |25| —]|33| 1” laang 300
HDS 6/20C | TII | 170 80 | 60 | 24 | 27 | 35 | 44 | 194 | 35 65 | 30| e 600
TET EAE E
HDS 25 B 135 | 285 | 65 | 60 | 28 | 28 | — | 37 | 1%” | 28,5| 18 EES D © 300
HDS 25 C 170 80 | 65 28 | 38 | 46 | 194” | 35 so |60 | 6 800
HDS 30 A Bremen var eles 175
_HDS 30 B 1 |135 |325 | 65 | 55 | 32 | 32| — |39| 11“ ]|32 |25]|99|—]| 6j 46] 30
HDS 30 C III | 170 80 | 65 | 32 | 39 | 48 | 11, | 38 0150| 7 600
TITER ON O A ea a O
HDS 35 B | IT | 160 | 355 | 65 | 70 |35 | 35 — | 50 | 14“ | 38 ag —, 7| 5065| em | HD35
HDS 35C | II |170 | so | 90 38 | 52 | 63 | 174” ı 48 TEE 1120
1) Nicht zulässig auf nicht geerdeten Konsolen. — D Der Bund darf nicht aufgeschweißt, sondern muß aus dem vollen Eisen
angestaucht werden.
vorausgesetzt. — *) Zulässige Abweichung + 0,5
Ausführung: roh (mit Ausnahme der bearbeiteten Bundunterflächen bei den Stützen Form II u. III) mit Rostschutz-
anstrich
Gewinde: Whitworth nach DIN 11
Werkstoff: Flußstahl St. 37. 11
Rohe Sechskantmuttern aus Flußstahl nach DIN 428
Oktober 1929.
Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
Die Bundunterfläche muß rechtwinklig zur Stützenachse liegen. — A
Eine Beanspruchung von 1600 kg;cm?
(Fortsetzung der Normblattentuürfe auf S. 1460.)
1460
(Forisetzung der Normblattentwürfe von S. 1159.)
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
3. Oktober 1929
Isolatorstützen
gebogen
für Stützenisolatoren Reihe HD nach DIN VDE 8002
Mable in mm
DK
` KAN
&
Bezeichnung einer gebogenen Isolatorstütze HDS 20 E für einen Isolator HD 20:
Isolatorstütze HDS 20 E VDE 8041
Ä Zulässiger Zug Für
VDE- :
Bezeichnung | a, bò | d d; | e | h r | Ti , S in Ke S Stützen-
|
HDS 6e) | 120 100 30 | 2| 10 | 150 45 | 95 us | 52 HD 6
Ars vo) ` ee Zn e AE et Eea BEN Zee E E en a O
HDS 6/15E | 120 100 ' 310 25 | 20 11 210 60 140 115 76 | HD6, oe.)
HDS 20 E | 120 100 310 | 25 20 | 14 | 20 ; so | 15 | 10 | 7% | HD2
HDS 25 E 120 100 350 26 21 | 18 285 | 80 | 180 100 76 HD 25
d Nur zulässig bei nicht geerdeten Konsolen.
Eine Beanspruchung von 1600 kg/cm! vorausgesetzt.
Ausführung: roh mit Rostschutzanstrich
Gewinde: Holzschraubengewinde
Werkstoff: Flußstahl St 37. 11
Oktober 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E. V.
Voraussichtlicher Preis für sämtliche Vorträge:
für Mitglieder des EEN Biere 16 RM
für deutsche Studenten `, . . 8 n
für andere Teilnehmer 24 n
Die näheren Festsetzungen werden rechtzeitig be-
kanntgegeben werden. `
Bekanntmachung.
Der Elektrotechnische Verein hat in Gemeinschaft mit
dem Außeninstitut der Technischen Hochschule Berlin im
Winter 1927/28 eine
Vortragsreihe über das Gebiet der Relais- und Schutz-
schaltungen
veranstaltet.
Die Vortragsreihe war entsprechend der Bedeutung
des Themas sehr stark besucht. Bei ihrer Veranstaltung
wurde bereits beschlossen, die sehr wertvollen Vorträge
durch Drucklegung festzuhalten. Sie sind jetzt, heraus-
gegeben von Herrn Prof. Dr.-Ing. E.h. Dr. -Ing. Reinhold
Rüdenberg im Verlag von Julius Springer in Berlin er-
schienen und stellen in ihrem Aufbau einen systematischen
Lehrgang der Relaisschutztechnik dar. Die neuesten Schal-
tungen und Konstruktionen sind noch während der Druck-
legung berücksichtigt worden, so daß die Veröffentlichung
dem heutigen Stande der Praxis voll entspricht. Nähere
Auskunft über Inhalt, Umfang und Ausstattung des Wer-
kes gibt die Verlagsbuchhandlung Julius Springer.
Wir machen unsere Mitglieder beson-
ders darauf aufmerksam, daß sie nach ver-
traglicherAbmachung des Elektrotechni-
schen Vereins mit der Verlagsbuchhand-
lung berechtigt sind, die Vorträge direkt
vom Verlag zu einem Vorzugspreise von
19,15 RM (statt 25,50 RM) zubeziehen.
(Fortsetzung der Normblattentwürfe auf S. 1461.)
Nachtrag
zum Sitzungsbericht vom 8.1. 1929!.
Besprechung des Vortrags’
des Herrn Dr. Adolph, Direktor und Vorstandsmitglied
der Berliner Städtische Elektrizitätswerke A.G.
über
„Amerikanische Elektrizitätswirtschaft“.
Vorsitz: Herr Präsident Prof. Dr.-Ing. E.h. Dr.
K. W. Wagner.
Herr Bloch: Ich glaube, es würde uns interessieren,
wenn wir von Breslau erfahren könnten, wie der Vortrag
dort verstanden und aufgenommen worden ist.
Vorsitzender: Vielleicht haben Sie, meine Herren in
Breslau, die Güte, uns zu sagen, ob Sie alles gut verstan-
den haben und ob es mit den Lichtbildern so gut funktio-
niert hat wie bei uns.
Herr Lasch, Breslau: Wir haben hier außerordentlich
gut verstanden und danken dem Elektrotechnischen Ver-
ein und auch der BEWAG dafür, daß sie uns Herrn Dipl.-
Ing. PETERS hierher gesandt hat, der in wunderbarer
Weise uns die Lichtbilder vorgeführt hat. — Zu dem Vor-
trag selbst möchte ich erwähnen, daß wir in Breslau und
in Schlesien überhaupt bezüglich der Verbreitung der
elektrischen Beleuchtung noch wesentlich hinter dem zu-
rückstehen, was in Berlin auf diesem Gebiete schon er-
reicht worden ist. Der Rückschlag in Schlesien ist durch
die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse und dadurch
begründet, daß wir in der Ausgestaltung unserer Tarife
nicht frei sind, ein Übelstand, der sich bei vielen anderen
Gemeinden auch geltend macht. Die Städte sind heute dar-
(Fortsetzung auf S. 1462.)
1 ETZ 199, 8. 174.
2 R. 1429 dieses Heftes.
3. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 40
1461
(Fortsetzung der Normblattentwürfe von S. 1460.)
Form I
vu
m)
Noch nicht endgültig
Isolatorstützen DIN
gerade Entwurf 1
für Stützenisolatoren Reihe HW nach DIN VDE 8003 EN VDE 8042
Maße in mm
Form UI Form III
d
4 P
d To
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To = d S
, 7
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Kai e d GER (ann mn
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Bezeichnung einer geraden Isolatorstütze HWS 20 B mit Mutter für einen Isolator HW 20:
Isolatorstütze HWS 20 B VDE 8042
VDE
Bezeichnung
HWS 6/10a!)
Für Stützen-
isolator
HWS 6/10b?)
HWS 6/100?) 45| 55) m —]|35 25,5] Tas
HWS 6/15A Geck
HWS 6/15 B 135 | 200 | 75 | 55 | 25 | 25 | — | 34 | 1” | 25,5| 5 DE SEE
HWS 8/15C an) 7100) !28|35|42|1⁄4“|32 | |55|38j 6
HWS 20 A aso efas oli eis lela
HWS 20 B 135 | 225 | 65 | 55 | 28 | 28 | — | 37 | 1⁄4” | 28,5] 10 | 66 | — | 6 HW 20
HWS 20 C Ges? elei aa an
ms A le mio IT a IT Tome
mws 25B | ı | ıs5 | 20 |65| eisem — |38 |14% 285| 17 [70| 6 HW 25
HWS 25 C ol Tore Vasala aas a
HWS 30 A 150. 15 50 | 32 Han Ee e
HWS 30B | I | 160 |275 mmm mg — a 19“ Ei 25 |85| —]| 6 HW 30
HWS 30 C ml wen Tele?
HWS 35 A KOEHLER EEN
HWS ap 170 | 305 | 80 | 70 | 38 | 38; — | 50 |14” |38 [30,05 |— | 7 HW 35
HWS 35 C 170 [k0 85 | 38 [al | 52 |58| 194” | 44,5 95 | so | 9
1) Nur zulässig auf
D Der Bund darf
anstrich
Gewinde: Whitworth nach
Oktober 1929
nicht geerdeten Konsolen.
Bug nicht aufgeschweißt, sondern muß aus dem vollen Eisen angestaucht werden.
rechtwinklig zur Stützenachse liegen.
D Eine Beanspruchung von 1600
© Zulässige Abweichung + 0,5.
Ausführung: roh (mit Ausnahme der bearbeiteten Bundunterflächen bei den Stützen Form II u. III) mit Rostschutz-
Werkstoff: Flußstahl St 37. 11
Rohe Sechskantmuttern aus Flußstahl nach DIN 428
Die Bundunterfläche muß
g/cm? vorausgesetzt.
DIN 11
Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
(Fortsetzung der Normblalltentwürfe auf S. 1462.)
1482
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
8. Oktober 1929
(Fortsetzung der Normblaitentwürfe von S. 1461.)
Noch nicht endgültig
Isolatorstützen "DIN
gebogen Entwurf 1
für Stützenisolatoren Reihe HW nach DIN VDE 8003 VDE 8043
Elektrotechnik
Maße in mm
Bezeichnung einer gebogenen Isolatorstütze HWS 20 E für einen Isolator HW 20:
Isolatorstütze HWS 20 E
VDE 8043
|
mE Zulässiger 2 te Q EE
ee a | CP | b | d | dı | e | h | | rı Z in ke us a
| | | | P | Q
HWS 6/10el)| 120 | 100 © 210 ə Io? 115 1 41 | 100 130 52 IHW 6 ul
HWS 615E| 120. d 100 310 | 25 Au 8 Im | aa 190 | 16 77 |HW6. 10u13
HWS 20 E po l aww | BE mu H mu Toon |, T77 IHwm
HWS 25 E 140: 20 | Am 3 28 17 An 100 150 124 ' 96 |HW an `
D Nur zulässig auf nicht geerdeten Konsolen.
3 Eine Beanspruchung von 169W kg em? vorausgesetzt.
Ausführung: roh mit Rostschutzanstrich
Gewinde: Holzschraubengewinde
Werkstoff: Flußstahl St. 37.11
Oktober 1929
auf angewiesen, möglichst viele Einnahmen aus den Elek-
trizitätswerken zu ziehen, und schreiben häufig genug
Tarife vor, die der weiteren Verbreitung der Elektrizität
nicht förderlich sind. Außerdem müssen wir darauf be-
dacht sein, keine Tarife einzuführen, die eine Erhöhung
der Spitzen zur Folge haben könnten. Wenigstens muß
diese Erhöhung der Spitzen nur in einem langsamen Tempo
vor sich gehen. Denn bei der Schwierigkeit für die Städte,
Kapitalien aufzunehmen, ihre Werke zu vergrößern und
ihre Anlarenwerte zu erhöhen, muß mit äußerster Sorg-
falt darauf geachtet werden, daß die Spitzen keine unzu-
lässige Steigerung annehmen. Aus diesem Grunde geht
die Entwicklung bei uns langsamer vor sich.
Wir haben aus dem Vortrag mit großer Freude ent-
nommen, daß sich Berlin durch die Tätigkeit der BEWAG
schon sehr den amerikanischen Verhältnissen nähert. Wir
hoffen, daß auch Breslau bald in der Lage sein wird, wenn
auch etwas langsamer, die Verbreitung der Elektrizität
zu fördern. (Beifall.)
Herr Kühnert, Breslau: Meine Damen und Herren!
Ich habe nicht den Vorzug echabt, die Klektrizitätswirt-
schaft in den Vereinigten Staaten durch persönliche Stu-
dien in diesem Laude selbst kennenzulernen. Meine fol-
genden Ausführungen stützen sich daher auf ein eingehen-
des Studium der einschlägigen Literatur, auf Aussprachen
mit Herren, die lange Zeit in der amerikanischen Elektri-
zitätswirtschaft tätig waren, und auf Unterredungen mit
amerikanischen Elcektrizitätswirtschaftlern anläßlich der
Weltkraftkonferenz in Basel.
Wie aus naheliezenden Gründen begreiflich ist, haben
die Berliner Herren in den Vereinirten Staaten in der
Hauptsache die städtischen oder vielleicht besser gesagt:
die eroßstädtischen Verhältnisse der Elektrizitätswirt-
schaft studiert. Auf Grund dieser Studien kommen sie
zu der Auffassung, daß die amerikanische Elektrizitäts-
wirtschaft der deutschen um eine Reihe von Jalıren vor-
aus ist. Dieses ganz allgemein gefaßte Urteil kann ich
nicht ohne weiteres anerkennen. Es mag zutreffen, daß
Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
(Fortsetzung der Normblattentwürfe auf S. 1463.)
die Amerikaner uns in der städtischen Elektrizitätswirt-
schaft voraus sind, keineswegs aber in der Uberland-
zentralenwirtschaft. In der „Elektrizitätsverwertung“,
Jahrg. 2, vom Januar 1928 befinden sich Ausführungen
nach dem Index der New York Trust Co, in denen folgen-
des wörtlich zu lesen ist:
„Interessant ist, daß noch 95 % der 6,5 Mill amerik
nischer Farmen ohne elektrischen Anschluß sind. Dorh
hofft man auf eine baldige allgemeine Elektrisierune dr
amerikanischen Landwirtschaft durch Schaffung neuer
eroßer Überlandzentralen als Ersatz für kleine örtliche
Anlagen.”
Es ist nicht zu hoch geschätzt, wenn ich angebe, dab
in Deutschland wohl 90 % aller ländlichen Besitzungen
einen elektrischen Anschluß haben. Soweit ich unterrichtet
bin, geben die Amerikaner ohne weiteres zu, daß sie auf
dem Gebiete der Überlandzentralen erst am Anfang der
Entwicklung stehen, und wie ich hörte, sollen sie sehr
interessiert sein an den deutschen Veıöffentlichuneen in
bezug auf die Elektrizitäts-Überlandversoreunz anläßlich
der Weltkraftkonferenz in Berlin im Jahre 1930.
, Auch in der ETZ ist ein Aufsatz enthalten mit der
Überschrift „Elektrische Arbeit in der amerikanischen
Landwirtschaft“? Man ist jetzt anscheinend gewillt, in
den Vereinigten Staaten die Überlandversorzung ernstlich
in Angriff zu nehmen, obwohl dort dafür wegen der dun-
nen Besiedlung des Landes die Verhältnisse sehr viel
unzünstiger liegen als in Deutschland. Ich kann auch det
Auffassung der Berliner Herren nicht beipflichten, daß die
Entwieklung der Elektrizitätswirtschaft in Deutschland
durch die Inflation ganz allgemein gehemmt war. Es ist
im (regenteil der Ausbau sehr vieler UÜberlandzentraln
durch die Inflation gefördert worden. Als die Landbevöl-
kerung merkte, daß das in vielen Generationen mühsam
zusammenrzesparte Barkapital durch die Inflation immer
mehr an Wert verlor, entschlof sie sich, mit diesem schen
8 Reutter, ETZ 198, S. 1841.
(Fortsetzung auf S. 1463.)
3. Oktober 1928 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40 1483
(Fortsetzung der Normblattentwürfe von S. 1462.)
p Noch nicht endgültig De
Isolatorstützen DIN
gerade und gerade verstärkt
E
für Stützenisolatoren der Reihen VHD u. VHW nach DIN VDE 8004 u. 8005 2 an !
| | | Elektrotechnik DE 8044
Maße in mm
Form I Form II
dp y E Š
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Bezeichnung einer geraden verstärkten Isolatorstütze VHS 20 B mit Mutter für einen Isolator VHD 20:
Isolatorstütze VHS 20 B VDE 8044
Zulässiger Zug für Reihe
VDE- S Für Stützen-
Bezeichnung e Ms ši D isolator
VHS 10a?) I | 105 | 150 | s al aal — | = | Su 3 Wë 4 | 255 | 27 102 | 20 | 106 ees
VHS 10/15A| 1 || ol al IT 25] — | 4 275| 40| 124 "at 130 Iynp
VHS 10/15B| II | 135 75, 50 E "ATI oa 57. 5 0305| a 300 | 30 300 VHW 10u-15
VHS 20 A 105 ' 65} 40 —' 1“ 255| —' 4 !310| 43 | 1056 | 30 | 110 |vHp
VHS 20 B i SE 7551 | 37 | 36 | 1” 125,5 o 6 E ae 30 Le vHw 2
VHS 25 A | E ESCHER 50| 130 037 135 VHD ,
VHS 25 B 135 | 230 | 65 [go 28 lyg | 37 "DAC Das 70 : 6 365 | 50, 300| 37| 300 |vuw 25
VHS 30 A | x 50 | | — |. — E 114“ | 32 | —|5 415 |50 | 163 35 | 170 |vHD
VHS 30 B 135 | 280 o GE | | | | 5| 50 300 35 | 300 |VHW
VHS 35 A I | N — | 6 40 | 55187 | 42 198 enn
ës 35 B | OB ea "mi 8 (470| 55 1 600 | A9 600 |vHW 28
D Nur zulässig auf nicht geerdeten Konsolen.
D Der Bund darf nicht aufgeschweißt, sondern muß aus dem vollen Eisen angestaucht werden. Die Bundunterfläche muß rechtwinklig
zur Ge Che liegen.
Eine Beanspruchung von 1600 kg/cm? vorausgesetzt.
o Zulässige Abweichung + 0,5.
Ausführung: roh (mit Ausnahme der bearbeiteten Bundunterfläche bei den Stützen Form II) mit Rostschutzanstrich
Gewinde: Whitworth nach DIN 11
Werkstoff: Flußstahl St 37. 11
Rohe Sechskantmuttern aus Flußstahl nach DIN 428
Oktober 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
(Fortsetzung der Normblattentwürfe auf S. 1464.)
eutwerteten Gelde und den geringwertigen Zetteln, die sich erwies, daß derartige Werke bestehen können, hat
man in der Inflationszeit in Deutschland Geld nannte, sich auch die öffentliche Hand dafür interessiert. Die
wenigstens die Annehmlichkeit einer elektrischen Anlage ersten deutschen Überlandwerke genossen keinen behörd-
für ihren Betrieb zu schaffen. Dadurch besitzt sie jetzt lichen Schutz wie in Amerika, sie mußten sich vielmehr
in ihrem schweren Wirtschaftskampf die Möglichkeit, ihre im freien Spiel der Kräfte durchsetzen. In Amerika be-
Betriebe zu rationalisieren. stehen, wie auch Herr Dr. NISSEL erwähnte, behördliche
Eine sehr schwierige Frage bei der Errichtung von Kommissionen, die die Elektrizitätspreise regeln, und diese
Überlandzentralen ist die Festsetzung der Strompreise. Kommissionen wahren sowohl die Belange der Strom-
Bei den in Deutschland etwas günstiger liegenden länd- &Abnehmer als auch die der liefernden Werke. Die letz-
lichen Verhältnissen hat der Wagemut der Privatwirt- teren sollen sich dabei gar nicht schlecht stehen. Im all-
schaft den ersten Ausbau solcher Anlagen ermöglicht. Als (Fortsetzung auf S. 1464.)
1464
(Fortsetzung der Normblatteniwürfe von S. 1463.)
gebogen
Ausführung: roh mit Rostschutzanstrich
Gewinde: Holzschraubengewinde |
Werkstoff: Flußstahl St 37. 11
gemeinen sind die Tarife so gehalten, daß jeder Elektri-
zitätsabnehmer gezwungen ist, in einer bestimmten Zeit
eine bestimmte Menge elektrischer Arbeit abzunehmen.
` Diese garantierte Stromabnahme wird zu einem solchen
Preise geliefert, daß eine Verzinsung und Abschreibung
der Kapitalaufwendungen des Elektrizitätswerkes sicher-
gestellt ist. Der Mehrverbrauch an elektrischer Arbeit
wird wesentlich billiger geliefert.
Diese Gedankengänge sind keineswegs neu; sie sind
in Deutschland vereinzelt schon vor rd. 25 Jahren zur
Anwendung gekommen. Bei uns fehlt nur die behördliche
Unterstützung zur Zwangseinführung solcher Tarife für
diejenigen Elektrizitätswerke, die keine Tarifhoheit be-
sitzen. In dem bereits erwähnten Aufsatz in der ETZ
steht wörtlich folgendes:
„Das Streben der staatlichen Kommissionen, die die
Stromtarife regulieren, ist dahin gerichtet, Preise zu
schaffen, die die Landwirte bezahlen können und die doch
den Kraftgesellschaften den nötigen Nutzen lassen. In den
meisten Fällen denkt der Landwirt nur an Licht und
kleines Haushaltsgerät, wie Bügeleisen, Staubsauger usw.
Das genügt aber meist nicht, um kostspielige Leitungen
und Transformatoren zu rechtfertigen.“
Aus diesem Grunde werden angemessene Strom-
abnahmeverpflichtungen gefordert. Der vorsichtige ameri-
kanische Geschäftsmann legt sein Geld nur dort an, wo `
eine angemessene Rente mit einer ziemlichen Sicherheit
gewährleistet ist. Es ist zweifellos ein großes Verdienst
der deutschen privaten Elektrizitätswirtschaft, daß sie
schon sehr frühzeitig aus eigener Kraft ohne behördliche
Unterstützung die Überlandzentralenwirtschaft erfolg-
reich aufgenommen hat. Wenn in den V.S. Amerika die
städtische Elektrizitätswirtschaft der deutschen städti-
schen Elektrizitätswirtschaft voraus ist, so ist in bezuz
auf die Überlandzentralen der umgekehrte Fall zu ver-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
Isolatorstützen
©
für Stützenisolatoren der Reihen VHD u. VHW nach DIN VDE 8004 u. 8006
Maße in mm
Bezeichnung einer gebogenen Isolatorstütze VHS20E für einen Isolator VHW 20:
Isolatorstütze VHS 20 E VDE 8045
|
VHS 10/l1561)| 120 100 | 310 | 2 20 | 30 150 57 140 125 | 6 VAD 10 u.15
VHSISE | 120 100 | 310 om | 2% | 30 ug | eo | mo | 1m5 oe SE:
VHS %E | BE 100 E 25 20 | ES 200 8 so | as 100 | 76 Lou 20
VHS mp 120 100 | 350 | 2 Io | 230° a 180 o ` "9 Ivan 25
1) Nur zulässig auf nicht geerdeten Konsolen. — D Eine Beanspruchung von 1600 kg/cm? vorausgesetzt.
Oktober 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E. V.
3. Oktober 1929
Noch nicht endgüttig
Elektrotechnik
Für Stützen-
isolator
Q
zeichnen. Der gegenseitige Gedankenaustausch ist daher
von sehr großem Wert; er sollte nach meiner Meinung
er immer intensiver gestaltet werden. (Lebhafter Bei-
all.
Herr Schüler: Meine Herren! Ich glaube, es ist Ehren-
sache, daß wir die Diskussion nicht nur den Breslauern
überlassen. (Heiterkeit in Breslau.) Ich möchte mir des-
halb eine kurze Bemerkung gestatten, wengleich sie nur
eine Kleinigkeit berührt, die mir beim Vortrag aufgefallen
ist. Wir sind ja gewohnt, daß der Fortschritt aus Amerika
kommt, und hören ehrfürchtig zu, wenn uns etwas Neues
aus Amerika erzählt wird. Aber in vielen Fällen finden
wir, daß das, was aus Amerika neu zu uns kommt, schon
viel früher in Europa und besonders in Deutschland be-
kannt war. Der Herr Vortragende sprach zum Beispiel
von den Synchronuhren, die in den amerikanischen Elek-
trizitätswerken verwendet werden. Solche Uhren werden
ja bei uns jetzt auch verwendet, aber es wird wohl den
wenigsten Herren bekannt sein, daß schon bei dem ältesten
deutschen Wechselstrom-Elektrizitätswerk, nämlich dem
in Köln, das, wenn ich mich nicht irre, im Jahre 1888 oler
1889 in Betrieb gekommen ist, solche kleinen Synchron-
motoren als Uhren verwendet wurden. Wie sie sich da-
mals bewährt haben, weiß ich allerdings nicht, aber in
der Literatur findet man Beschreibungen dieser Uhren.
Dann sprach der Herr Vortragende davon, daß eine
bei uns ganz unbekannte Schaltung, die sogenannte „Edi-
son“-Schaltung bei Transformatoren verwendet wird. Ge-
meint ist natürlich die bekannte Dreileiter-Schaltung, die
allerdings bei uns nur bei Gleichstrom üblich ist, während
sie in Amerika auch für Wechselstrom verwendet wird.
Aber auch für Wechselstrom ist sie bei uns nicht unbe-
kannt; sie wurde ebenfalls in dem schon erwähnten Kölner
Elektrizitätswerk verwendet. Die Transformatoren wur-
den dort für 2 X 36 = 72V gebaut. Die Bogenlampen wur-
3. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 40
1465
den an den Nulleiter und die Glühlampen an die Außen-
leiter angeschlossen. (Beifall.)
Herr Sehlieper: Wir haben aus dem Vortrag gehört,
daß das Verhältnis zwischen dem Erzeuger, also dem
Kraftwerk. und dem Abnehmer in Amerika sehr eng ist
und mit allen Mitteln gefördert werden sollte, was auch
ziemlich gut geglückt ist. Ich erinnere an die Störungs-
kolonne und den Besuch aller Haushaltungen in zwei-
jährigen Abständen. Außerdem hat man in der Literatur
in Deutschland gelesen, daß ein enges Verhältnis dadurch
erreicht wird. daß nicht nur an die Angestellten der Elek-
trizitätszesellschaften sondern auch an die Haushaltungen
Aktien zu besonders guten Bedingungen abgegeben wer-
den. Ich möchte gern über diese Aktion der amerika-
nischen Elektrizitätswerke etwas hören, weil ich das ge-
rade für unsere deutschen Verhältnisse für außerordent-
lich wertvoll halte.
Herr Bloch: Der Herr Vortragende hat in seinem
Vortrag auch die Straßenbeleuchtung erwähnt und darauf
hingewiesen, daß in Amerika die Straßenbeleuchtung
heute fast ausschließlich durch gasgefüllte Metalldraht-
lampen bewirkt wird. Ich möchte diese schöne Gelegen-
heit, wo wir uns mit unseren Fachgenossen in Breslau
zum ersten Male durch den Draht unterhalten können,
nicht vorübergehen lassen, ohne daran zu erinnern, daß
es gerade in Breslau bei der Jahresversammlung des Ver-
bandes Deutscher Elektrotechniker im Jahre 1913 gewesen
ist. wo zum ersten Male die Nachricht von der Erfindung
und Einführung der gasgefüllten Lampe der Öffentlich-
keit bekanntgegeben wurde. Es war damals ein inter-
essonter Wettstreit, der noch hinter den Kulissen sich ab-
spielte. Die Allgemeine Elektrieitäts-Gesellschaft und
die Auerzesellschaft waren beide gerade soweit gekom-
men, daß sie ihre gaseefüllten Metalldrahtlampen zum
erausbrinzen fertig hatten, und jeder wollte zuerst diese
Nachricht auf dem Verbandstag in Breslau verkündigen.
Herr Dr. SALOMON von der Allgemeinen Elektrieitäts-Ge-
sellschaft und Herr Direktor REMANE von der Auergesell-
schaft konnten damals beide in Breslau über diesen neurn
Fortschritt berichten. Die Zuhörer beim Breslauer Ver-
bandstag — viele von ihnen sind vielleicht auch heute in
der Sitzung in Breslau und hier versammelt — hatten da-
mals wohl kaum eine Ahnung davon, welche epoche-
machende Erfindung auf dem Gebiete der Beleuchtung
dureh die gasgefüllte Metalldrahtlampe erreicht wurde.
Ja, selbst die bei den Versuchen zur Ausbildung dieser
Lampe unmittelbar Beteiligten konnten die volle Trag-
weite dieses Fortscehrittes damals kaum ermessen. Des-
halb erscheint es wohl angebracht, daß ich heute bei dieser
guten Gelegenheit darauf hinweise, daß nunmehr sowohl
in Amerika als auch bei uns die gasgefüllte Metalldraht-
lampe sich so eut wie alle Anwendungesgebiete der Be-
leuchtungsteehnik erobert hat. In Ergänzung des Vor-
trags des Herrn Dr. ADOLPH, der uns von Herrn Dr.
NISSEL so schön vorgeführt worden ist, möchte ich noch
auf ein Anwendungsgebiet für die gasgefüllte Metalldraht-
lampe hinweisen, das ihr lange Zeit fast ganz verschlossen
erschien, aber gerade jetzt doch noch für die Gasfüllunes-
lampe erobert wurde. Es betrifft ihre Verwendung für
Kinoaufnahmen in den Filmateliers, in denen bisher hier-
für fast ausschließlich Bogenlampen und Queceksilber-
lampen benutzt wurden. Gerade das rasche Fortschreiten
der waszefüllten Metalldrahtlampe auf diesem Gebiete
war eine besondere Überraschung für mich bei meinem
Aufenthalt in Amerika, als ich zugleich mit Herrn Dr.
ADOLPH und Herrn Dr. NISSEL aus Anlaß des Inter-
nationalen Beleuchtungs-Kongresses dort weilte Wih-
rend auf allen anderen Gebieten der Beleuchtung die
Entwieklung sich in den letzten Jahren in Amerika nicht.
viel anders als bei uns vollzogen hatte, war gerade auf
diesem Gebiete ein besonders rascher Umsehwung drüben
festzustellen. Auch wir hatten in Deutschland kurz zu-
vor die ersten Filme mit Glühlampenbeleuchtungz ent-
stehen sehen. befinden uns aber noch im Anfang dieser Ent-
wieklung. Um so mehr überraschte es, zu hören, daß in
Amerika im Laufe des letzten Jahres schon über die Hälfte
der recht zahlreichen und großen Filmateliers zur Film-
aufnahme mit gaszefüllten Metalldrahtlampen überge-
gangen waren. Besonders interessant war es, festzu-
stellen, wie die Amerikaner diesen Entwicklungszang zu
beschleunigen verstanden. Alle Interessenten, sowohl die
Filmleute als auch die Fabrikanten der Lampen und der
Beleuchtungsarmaturen, hatten zusammengsewirkt und
eine Studienkommission gebildet, die alle mit dieser Neue-
rung zusammenbängenden Fragen mehrere Wochen lang
in Hollywood gründlich studierte, erörterte und aus-
probierte. Als Erfolg dieser Studien und der hierfür
aufzewandten erheblichen Mittel an Zeit und Geld ergab
sich die rasche Einführung der gaszefüllten Metalldraht.-
lampe in das ihr bisher noch verschlossene Gebiet der
Filmateliers. Wenn auch die Zahl der hier benutzten
Lampen nicht schr bedeutend ist im Vergleich zu der Ge-
samtzahl auf den heute so vielseitigen Anwendungs-
gebieten, so ist der von den Amerikanern hier erzielte
Erfolg doch ein recht bezeichnendes Beispiel dafür, wie
man drüben durch eine wohl organisierte Zusamıen-
arbeit es versteht, eine Sache, von der man sich Erfolg
verspricht, auch wirklich durchzusetzen und in kurzer
Zeit in die Praxis einzuführen. Auch wir haben ja in
dieser Hinsicht schon viel erreicht, aber wir können
meines Erachtens gerade in der Organisation und Durch-
führung der Zusammenarbeit aller beteiligten Kreise
eines Fachgebietes doch noch manches von den Ameri-
kanern lernen. (Lebhafter Beifall.)
Vorsitzender: Wünscht jemand noch einmal das
Wort zur Diskussion? — Das scheint in Berlin nicht der
Fall zu sein. — In Breslau auch nicht. — Dann darf ich
Herrn Dr. NISSEL das Schlußwort erteilen.
Herr Nissel; Es ist hier noch eine sehriftliche Anfrage
aus dem Kreise der Zuhörer eingelaufen, die ich vorweg
beantworten möchte, u. zw. wird nach dem Ratenzahlungs-
system in Amerika gefragt. Hierzu ist folgendes zu sagen:
Der Amerikaner verdient ja im allgemeinen besser als der
Deutselie und schafft sich demzufolge auch mehr an. Es
wire aber in Amerika fast alles auf Ratenzahlung gekauft,
angefangen von den Gegenständen des täglichen Bedarfs
über die elektrischen Geräte und Autos bis zu den Wohn-
häusern. Der Amerikaner setzt daher schon beinahe einen
bestimmten Betrag von seinem Einkommen für solche An-
schaffungzen ein. In Deutschland geht man nun nicht gern
bei kleinen Gegenständen über Raten von sechs bis acht
Monaten hinaus, weil man den deutschen Verbraucher, der
oft Schwierirkeiten hat, diese Beträge zu bezahlen, nicht
auf zu lange Zeit belasten möchte. In Amerika jedoch, wo
das Einkommen erstens höher und zweitens sicherer ist,
sind Monatsraten von 12, 15 und sogar 24 Monaten keine
Seltenheit. Daher verkaufen auch die Elektrizitätswerke
die Geräte in den Vorführungsräumen auf langfristigen
Kredit.
Weiter wird nach dem Preis der Geräte, gemessen
am Lebensstandard, gefragt. An diesem Maßstab gemessen
sind die Preise der elektrischen Geräte in Amerika nicht
höher als bei uns; absolut betrachtet sind sie allerdings
etwas höher. Ein Bügeleisen kostet 6..7 $, also etwa
25 RM: das ist absolut teurer als bei uns; relativ gleichen
sich die Preise aber aus, und man kommt unter Umstän
den dazu, daß in Amerika die Preise etwas billiger sind.
Genau so ist es mit den anderen Geräten. Ein Liliput
staubsauger kostet, wie Sie in einem Bilde gesehen haben,
15 $; das sind entsprechend der Kaufkraft der Mark viel-
leicht 30 RM. Für einen kleinen Staubsauger ist es nicht
zu viel. Ich glaube nicht, daß man in Deutschland einen
Staubsauger, der doch aueh einen kleinen Elektromotor
haben muß, für diesen Preis verkaufen kann.
Nur einige Worte zu den Äußerungen der Herren Pis-
kussiousredner. — Herr Dir. KÜHNERT in Breslau hat sehr
richtig gesagt, daß wir entsprechend der Art der BEWAG
in Amerika städtische, u.zw. großstädtische Werke bei
unserem Studium bevorzugt haben. Wir haben daneben
aber auch ländlichen Werken, wie z. B. der Hydro Electric
Power Commission of Ontario in Toronto unser Interesse
zuzewendet und uns auch nach Möglichkeit über diese
Werke informiert. Wenn Herr Dir. KÜHNERT meint, daß
in Amerika 95% der Farmen noch nicht angeschlossen
sind, so ist dabei zu berücksichtirzen, daß die Ausdehnung
des Landes im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl. also
die Besiedlungsdichte, mit der in Deutschland überhaupt
nicht zu vergleichen ist. Amerika hat eine Ausdehnung
von fünf Taxereisen, während die von Deutschland nur
eine Tagesreise beträgt; die Einwohnerzahl Amerikas ist
doppelt so groß wie die Deutschlands. Das wird die Tat-
sache, daß die amerikanischen ländlichen Siedlungen noch
nicht in dem Maße elektrisiert sind wie die deutschen,
genügend rechtfertigen. In dem Lichtbild, das die Elek-
trisierung der Haushalte zeigte, war angegeben, daß zwei
Drittel aller Jlaushalte der Vereinigten Staaten elektrisch
versorgt sind, u.zw. unter Einbeziehung der schwach be-
siedelten ländlichen Gebiete. Ich glaube, daß die Elektri-
sierung Deutschlands selbst unter Einbeziehung der nach
den Äußerungen des Herrn Dir. KÜHNERT sehr stark be-
siedelten ländlichen Gebiete auch nieht annähernd so weit
fortgeschritten ist wie in Amerika.
Daß wir heute mit den amerikanischen FElektrizitäts-
werken dauernd im Gedankenaustausch bleiben müssen
— auch im Interesse der amerikanischen Werke —, ist
1466
auch von diesen ohne weiteres anerkannt. Wir haben
schon oft Gelegenheit gehabt, Gäste aus Amerika bei uns
zu empfangen, die sich über unsere technischen Bauten
informieren wollten, die sich aber auch für unsere Strom-
verkaufsfragen lebhaft interessierten. Wir haben die Ab-
sicht, in diesem Gedankenaustausch auch weiterhin zu
hleiben, und wenn Herr Dir. KÜHNERT als Direktor eines
landliehen Elektrizitätswerkes diesen Gedankenaustausch
auch aufnehmen oder, soweit er ihn schon aufgenommen
hat, fortsetzen will, dann werden es die amerikanischen
ländlichen Elektrizitätsversorger sehr begrüßen, besonders
da sie in dieser Beziehung von uns offensichtlich eine
ganze Menge lernen Können.
Ich danke Herrn SCHÜLER schr für den Hinweis,
daß Synehronuhren bereits im Jahre 1888 in Köln in Be-
trieb waren. Mir war davon nichts bekannt. Vielleicht
darf ich darauf hinweisen, daß Synchronuhren in Deutsch-
land erst jetzt wieder aufkommen, nachdem wir gesehen
haben, wie sie sich in Amerika entwickelt haben. Auch die
BEWAG hat im Großkraftwerk Klingenberg eine Meister-
uhr aufgestellt, mit der die Periodenzahl des BEWAG-Netzes
konstant gehalten wird. Es handelt sich hier also um ein
deutsches Kind, das erst in Amerika aufgepäppelt worden
ist. Ähnlich liegt es ja auch bei verschiedenen anderen
Dingen. Ich brauche nur an die Glühlampe zu erinnern,
die erst dureh die fabrikatorische Herstellung durch Edi-
son das wurde, was sie heute ist, obgleich ihr Erfinder
verbürgstermaßen ein Deutscher war.
Wenn ich sagte, daß die Edisonschaltung bei uns un-
bekannt ist, dann meinte ich natürlich für Wechselstrom,
u.zw. wollte ich sagen: ungebräuchlieh. Wenn auch in
Köln diese Schaltung einmal verwendet worden ist, so ist
sie doch in Deutschland nicht allgemein üblich. In Ame-
rika dagegen finden wir sie in jeder Stadt, und man steht
dort auf dem Standpunkt, daß es eine sehr bequeme Me-
thode sei. Daß das Drehstromnetz noch ungleichmäßiger
belastet wird, als das bei der in Deutschland üblichen
Drehstromtransformatoren-Versorgung der Fall ist, spielt
keine allzu ausschlaggebende Rolle. Ich möchte hier noch
eins einfügen. Die Amerikaner paradieren vielfach mit
außerordentlich niedrigen Kohlenverbrauehsziffern. Aber
diese ausgezeichneten Ergebnisse werden leider, soweit
wir uns darüber unterrichten konnten, zum großen Teil
durch die vielen kleinen Transformatoren wicder wettge-
macht. Stellen Sie sich vor, daß viele einphasige Trans-
formatoren von 2, 3 oder 4 KW zur Versorgung des
Niederspannungsnetzes dienen, und Sie werden sich eine
Vorstellung davon machen können, wie groß die Verluste
dieser Transformatoren sind. Die beste Kohleverbrauchs-
ziffer nützt nichts, wenn die Verluste sie wieder wett-
machen. In New York ist man daher dazu übergegangen
was natürlich auch mit der dichten Bauweise der Stadt
zusammenhängt —, keine Transformatoren unter 250 bis
300 kVA zu verwenden; es werden auch nur Drehstrom-
transformatoren und einphasige Transformatoren in
Dreieck- oder Sternschaltung benutzt.
Dann wurde gefragt, wie es mit der Ausgabe von An-
teilen an die Abnelımer und an die Angestellten der Fir-
men steht.
Die Werke, die an die Angestellten Shares abgeben,
richten meist, um diesen den Ankauf zu erleichtern, Spar-
kassen ein, in die laufend ein bestimmter Anteil des Ein-
kommens eingezahlt wird. Sobald der Betrag eines Shares
voll ist, werden die Anteilstücke dem Angestellten über-
schrieben. Wichtig ist hierbei, daß die amerikanischen
Gesellschaften, um den Ankauf von Anteilscheinen zu er-
leichtern, die Stücke sehr weit teilen. Vielfach sind
Stücke von 100 $ in Umlauf, die auch für weniger be-
mittelte Leute erschwinglieh sind. Auch den Abnehmern
des Elektrizitätswerkes wird auf diese Art der Ankauf
von Anteilscheinen außerordentlich erleichtert: von dieser
Einrichtung wird ausgedehnter Gebrauch gemacht. Durch
die finanzielle Beteiligung wird natürlich eine sehr starke
Verbundenheit zwischen dem Elektrizitätswerk und sei-
nen Angestellten und Abnehmern hergestellt, eine Ver-
bundenbheit, die ein Grundpfeiler des amerikanischen Ge-
schäftslebens ist. (Lebhafter Beifall.)
Auf vielseitigen Wunsch hat sich Herr Direktor Dr.
Adolph in liebenswürdizer Weise hereiterklärt, den
interessanten Vortrag am 5. Il. 1929 im Elektrotechnischen
Verein zu wiederholen.
Vorsitz: Herr Prof. Dr. rer. pol. Dr. jur. Windel,
Vorsitzender: Meine Damen und Herren! Amerika ist
heute der maznetische Pol, der Wissenschaftler und Prak-
(ker in gleichem Maße anzieht. Welches sind die Motive?
Der Wissensdranz und die Beruhigung des eigenen Ge-
wissens. Die Herren suchen all das Neue, was Amerika
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
3. Oktober 1929
bietet, in sich aufzunehmen. Die Leiter der deutschen
Unternehmungen wollen gleichzeitig ihr Gewissen da-
durch beruhigen und entlasten, daß sie die dortigen Werke
mit den ihrigen vergleichen und untersuchen, ob sie in den
ihrer Leitung anvertrauten Betrieben auch nichts ver-
säumt haben und hierdurch etwa gegenüber dem Ausland
in das Hintertreffen kommen. Auch die BEWAG hat es sich
nicht nehmen lassen, verschiedentlich ihre prominenten
Herren nach Amerika zu entsenden, um dort Studien zu
treiben. Wir sind ihr zu Dank verpflichtet, daß sie auch
uns, denen nicht die Gelegenheit geboten wurde, über den
sroßen Teich zu fahren, über ihre Beobachtungen und
Erfahrungen aufklärt. Genau vor vier Wochen sprach
hier zur selben Zeit und an derselben Stelle als gewandter
Interpret und Bolmetscher des Vortrages des Herrn Dir.
Dr. ADOLPH lerr Dr. NISSEL von der BEWAG über das
gleiche Thema. Die Versammlung war derart zahlreich be-
sucht, daß selbst der berühmte Apfel nicht zur Erde fallen
konnte. Es war daher der Wunsch berechtigt, daß dieser
Vortrag wiederholt wurde. Wir danken Herrn Dr. ADOLPH,
dal er sieh der Mühe unterzieht, seinen Vortrag persön-
lich zu wiederholen, und freuen uns gleichzeitig, ihn heute
frisch und gesund wieder unter uns zu sehen. lech bitte
ihn, mit seinem Vortrag zu beginnen.
Herr Dr. Adolph hält den Vortrag.
Herr Endruweit: Herr Dir. ADOLPH hat uns einen
schönen Vortrag gehalten, und ich kann nur dem zustim-
men, was er gesagt hat. Ich bin auch in Amerika gewesen
und habe dieselben Eindrücke wewonnen. Nun hat Herr Dir.
ADOLPH erklärt, daß wir in der Stromabnahme noch sehr
zurück sind. Ich habe in dieser Angelegenheit mit Herrn
Dir. ADOLPH schon wiederholt längere Unterhaltungen ge-
habt und darauf hingewiesen, woran das liegen kann. Die
Ilauptstromabnahme ist freilich bei der Industrie zu fin-
den. Heute aber, nachdem dank der rülrigen Tätigkeit
der BEWAG auch die Wirtschaft sehr weitgehend elek-
trisiert ist, kommt es hauptsächlich darauf an, den Strom
auch der Wirtschaft so zuzuführen, daß sie ihn nach Be-
licben entnehmen kann. Zu Weihnachten habe ich hier
und dort Kochgeräte und andere elektrische Geräte viel
geschenkt und verkauft und dabei folgendes festgestellt:
Als die Grundgebühr eingeführt wurde, haben die Strom-
abnehmer sich den Stromzähler ziemlich knapp anlegen
lassen. Da sie nun die verschiedensten Kochgeräte und
anderen Geräte hinzubekommen haben, reicht nunmehr
der Zähler nieht mehr aus. Die Folge davon ist, dab die
Sicherungen durehzehen und daß größere Zähler erfor-
derlich sind. Die Stromabnehmer sagen sich aber: Einen
größeren Zähler wollen wir nicht; lieber verzichten wir
auf die Kochgeräte. — Aus diesem Grunde wird es also
sehr wichtig sein, daß die Elektrizitätswerke die Zähler
liberaler bemessen. Wenn z.B. in einer Wirtschaft IkW ge-
braucht wird, dann sollte man den Zähler für 2 oder 3kW
bemessen. Ich glaube, daß dann der Stromverbrauch bedeu-
tend zunehmen wird. Ich bitte also Herrn Dir. ADOLPH das
in Erwägung zu ziehen.
Vorsitzender: Wie ich in meiner Kinleitung sagte,
sind es besonders zwei Gründe, aus denen heutzutage die
Reise nach Amerika unternommen wird: der Wissens-
drang und die Beruhigung des eigenen Gewissens. Der
Wissensdrang! Der interessante Vortrag des Herrn Dr.
ADOLPH sowie die früheren dureh die BEWAG hier abre-
haltenen Vorträge zeigen uns, daß wir heute bereits so-
weit sind, daB wir nach meinem Dafürhalten technisch von
Amerika nieht mehr viel Neues lernen können. Das Land
ist uns zwar durch die Kriegs- und die darauf folgenden
Johre um etwa zehn Jahre voraus gewesen. Wenn wir
heute in verhältnismäßig kurzer Zeit Amerika technisch
wieder eingeholt haben, so ist das als eine enorme Lei-
stung zu bezeichnen. Sie wissen und werden gelesen
haben, daß bereits heute Gelehrte nach Amerika reisen,
um auf Wunsch den Amerikanern Vorlesungen zu halten,
wie auch erfreulicherweise Amerikaner heute zu uns her-
überkommen, um unsere Anlagen zu studieren. Die Be-
ruhizung des eigenen Gewissens! Was können wir aus
dem heutigen Vortrag besonders lernen? Nach meiner
Ansicht vor allem zweierlei: Das eine, was Herr Dr.
ADOLPH zum Sehluß seines Vortrags erwähnte, sind die
Umgangsformen, den Kundendienst kann man es auch
nennen, und hiermit verbunden, die Offenheit in allen Aus-
kinften. Sie haben aus dem Vortrag gehört, mit welcher
Bereitwilliskeit der Amerikaner uns seine Anlagen zeigt.
Er hält auch nieht mit den Preisen sowie dem Brennstoff-
verbrauch hinter dem Berge. Versuchen Sie einmal, von
unseren Elektrizitätswerken z.B. die Anlarekosten wie
auch die Kosten für den Brennstoff zu erfahren! Sie wer-
den nur wenige Werke finden, die Ihnen diese Zahlen so
offen nennen, wie die Amerikaner es tun. Das hat gewib
3. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 40
1467
seine bestimmten Gründe. Wenn wir diese Zahlen erfah-
ren möchten, so geschieht es, um uns zu belehren, und
festzustellen, ob und wie weit wir vorwärts gekommen
sind und mit welchen Werten wir z.B. für unsere Pro-
jektierungen und sonstige Überlegungen zu rechnen
haben. Diese Werte sollen ja doch schließlich nur wieder
der Allgemeinheit zugute kommen. Das ist der innere
Grund, weshalb ich die Leiter der deutschen Werke bitte,
nicht nur den Amerikanern, sondern auch ihren eigenen
Landsleuten alles das zu zeigen und zu sagen, was sie zu
wissen berechtigt sind.
Der zweite Punkt, worin uns der Amerikaner noclı
voraus ist, ist, wie Sie aus dem Vortrag und aus den
Lichtbildern gesehen haben, der höhere Belastungsfaktor
der Werke. Mein Herr Vorredner machte in der Dis-
kussion schon auf die Anwendung des elektrischen Stro-
mes im Haushalt aufmerksam. Hierin liegt meiner Emp-
findung nach der Schwerpunkt, an dem wir den Hebel
ansetzen müssen. Der beste Akuuisiteur für die Elektrizi-
tätswerke ist heute nicht etwa mehr der Mann, sondern die
Frau. Nicht nur als Licht sondern auch als Kraft in den
kleinen Haushaltsmaschinen sowie als elektrische Wärme
kann der Stromabsatz im Haushalt und mit ihm zugleich
der Belastungsfaktor der Werke gehoben werden. Be-
denken Sie, welche Lasten auf der armen geplagten Haus-
frau heute ruhen. Wer kann sich heute noch ein Haus-
mädchen leisten? Wir müssen daher, genau so wie der
Amerikaner es tut, immer mehr arbeitsparende Maschinen
und Apparate im Haushalt einführen, die die schwere
Arbeit der Hausfrau, die keinen Achtstundentag kennt,
erleichtern und ihr hierdurch Zeit erübrigen, sich auch
einmal auf sich selbst zu besinnen und sich mit den sie
interessierenden Dingen zu beschäftigen. Nicht nur der
Haushalt allein sondern auch das deutsche Familienleben
wird hierdurch gewinnen. Die Erhöhung des Belastungs-
faktors ist es also, die wir mit allen Mitteln anstreben
müssen. Dazu gehören aber entsprechende Apparate und
Preise. Um die Kosten zu ermöglichen, kommt Ihnen, wie
Sie ja wissen, die BEWAG in jeder Beziehung entgegen.
Durch die „Elektrissima” werden auch die weniger be-
mittelten Kreise in die Lage versetzt, sich Apparate „Auf
sachte!“, wie der Berliner sagt, zu beschaffen. Es liegt
mir fern, hier etwa für die BEWAG Propaganda zu
machen. Das Gerechtigkeitsgefühl gebietet es mir aber,
diese segensreiche Einrichtung in das rechte Licht zu
setzen. Nicht nur der Abnehmer, auch der Stromabsatz
der Werke, die fabrizierende Industrie sowie die Installa-
tionsgeschäfte werden hierdurch ihren Vorteil haben. Er-
forderlich ist hierzu natürlich auch ein entsprechend ge-
rechter Tarif, der die Stromabnahme mit zunehmendem
Bezug verhilligt. Der von der BEWAG eingeführte
Grundgebührentarif ist für hiesige Verhältnisse meiner
Ansicht nach der einzig richtige, den wir für unsere
Zwecke für den Haushalt zebrauchen. Sind die Abnehmer
über ihn und seine Vorteile noch immer nicht genügend
aufgeklärt, so ist es Pflicht der Werke, noch mehr für die
nötige Belehrung zu sorgen. (Beifall.)
Herr Kutzner: Herr Dir. ADOLPH wies darauf hin,
daR in Amerika eine Art Rabattsystem üblich ist und dafi
die Strompreise bei steizendem Verbrauch von etwa 8 auf
1 ct heruntergingen, während wir in Berlin den Grund-
gebührentarif haben. In der Auswirkung sind beide Tarife
cleich. Nur ist der Grundgebührentarif, wie Herr Dir.
ADOLPH richtig sagte, für den Laien sehr schwer ver-
ständlich. Aber daran ist auch die BEWAC zum Teil
schuld, denn sie macht für ihn nicht genug Propaganda
und sorgt nicht für genügende Aufklärung.
Weiterhin erwähnte Herr Dir. ADOLPH, daß die Siche- `
rungen in den Wohnungen in Amerika im allgemeinen
ınit 15 A bemessen werden und daß man daraus den größe-
ren Stromverbrauch ersehen könnte. Das dürfte wohl
nicht ganz stimmen, weil die Spannung dort 115 V beträgt,
während bei uns 220 V üblich sind. Die entsprechende
Sicherung würde also bei uns 8A sein.
Herr Adolph: Zunächst einige Worte zu den Ausfüh-
rungen des Herrn Prof. WINDEL hinsichtlich unserer
Stellung zu Amerika. Ich glaube davor warnen zu sollen,
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechn. Verein des rhein.-westf. Industriebe-
zirks, Essen. 9. X. 1929, Dortmund, „Loge zur alten Linde”:
Vortrag Oberleutnant Pleger, „Technisches Nachrich-
tenwesen in der Reichswehr”.
daß wir hier in Deutschland in einen Fehler zurückver-
fallen, der uns, glaube ich, sehr viel gekostet hat. Wir
sollten uns davor hüten, die Tatsache zu überschätzen,
daß einige unserer Professoren nach Amerika hinüber-
gegangen sind. Unterschätzen Sie nicht die ungelieuren
Mittel, die hinter der amerikanischen Wirtschaft stehen.
Unterschätzen Sie auch nicht die Kraft, mit unzeheurer
Methodik in Probleme einzudringen, bei denen hier viel-
leicht der einzelne sich abmüht. Es gibt drüben Institute
wie Nelapark in Cleveland. Es ist ein Lichtinstitut; ja,
man kann sagen: eine Lichtuniversität, in der ein großer
Stab von Ingenieuren jahrein, jahraus tätig ist, um alle
Anwendungsformen des Lichtes praktisch zu studieren
und zu erproben. Solche Institute haben wir in Deutsch-
land nicht. Diese Tatsache dürfen wir nicht übersehen.
Natürlich wird der Amerikaner von einem deutschen In-
genieur und Hochschulprofessor immer gern lernen; denn
er lernt immer dort, wo er etwas Neues erfahren kann.
Dem Herrn Vorredner möchte ich mitteilen, daß nach
meiner Ansicht die BEWAG nicht viel versäumt hat, um
den Grundgebührentarif, der — wie ich zugebe — für den
Laien nicht leicht zu verstehen ist, genügend verständlich
zu machen. Die meisten verstehen den Tarif sehr wohl
und halten ihn für durchaus gesund. Die wenigen Ab-
nehmer, die bei ihm schlecht wegkommen, weil sie eine
Sommerreise gemacht haben oder weil der Verbrauch aus
anderem Grunde zurückgegangen ist, schreiben dann so-
fort einen Artikel in der Zeitung; dieser Artikel erweckt
dann den Eindruck, als ob sehr viel faul im Staate Däne-
mark sei. Das ist aber nicht der Fall. Der Berliner
(srundgebührentarif ist mit einer enormen Verbilligung
der Elektrizität verbunden. Die durchschnittliche Ein-
nahme beträgt 22 Pf. In anderen Großstädten aber — Ham-
burg, Köln, München — finden Sie Preise, die um das
Doppelte herum liegen. Natürlich ist es notwendig, daß
man, wenn man einen niedrigen Durchschnittspreis er-
zielen will, sich nicht auf das Licht beschränken darf,
sondern daß man auch moderne Apparate im Haushalt
verwenden muß, die heute schon ziemlich billig zu haben
sind. Die Furcht, daß der Zähler dann vergrößert werden
muß, ist doch wohl nur ein etwas verallgzemeinerter Einzel-
fall. Wenn der Haushalt sehr klein angefangen und daher
einen sehr kleinen Zähler gehabt hat, dann ist es natür-
lich, daß bei größeren Anschaffungen ein neuer Zähler
erforderlich wird. Und dann muß die Grundgebühr auch
heraufgesetzt werden. Damit steigt auch der mittlere
Strompreis. aber niemals ins Ungemessene. Sie werden
immer finden, daß der Preis dann immer noch in ver-
nünftigen Grenzen bleibt. Mir wird von Laien immer
gesagt: Wenn nur die verfluchte Grundgebühr nicht wäre!
Ich frage dann immer: Wie hoch ist sie denn? Man ant-
wortet mir z. B.: 3,90 RM. Ich mache dann folgende Reech-
nung auf: Wenn die Grundgebühr nieht höher ist als die
Hälfte der übrigen Stromrechnung, dann beträgt der
Strompreis höchstens 16 + 50 % = 24 Pf. Damit ist der
Nachweis erbracht, daß der Strompreis tatsächlich um
24 Pf herum liegt: für Haushaltzwecke sehr niedrig!
Diese Rechnung macht aber niemand. Ich habe noch nie-
mals geschen, daß jemand einmal die 12 Monatsrechnungen
zusammengerechnet hat, um zu sehen, was dabei heraus-
kommt. Ich rechne es oft meinen Freunden vor, dabei
koınmen meist etwa 22 Pf heraus. Immer schwankt es um
diesen Preis herum; in einem ungünstigen Falle kam ich
auf 30 Pf. Solche Preise, wie sie in anderen Großstädten
für die Wohnungsbeleuchtung gezahlt werden, kommen in
Berlin nur in Ausnahmefällen vor. Aber die Strom-
abnelımer machen immer Skandal. und das ist der Nach-
teil des Tarifs, den wir selbst bedauern. Wir haben auch
für verschiedene Anwendunesgebiete einen anderen Tarif
geschaffen, den wir aber für die Wohnungsbeleuchtung
nicht einräumen können, weil nach unserer Ansicht jeder
Wohnungsinhaber durchaus in der Lage ist, durch ver-
ständigen Gebrauch und weitere Ausdehnung des elektri-
schen Verbrauchs sich einen Durchschnittspreis zu sichern,
der als angemessen anzusehen ist. (Beifall.)
Elektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär.
Dr. Schmidt.
PERSÖNLICHES.
C. L. Weber Ak — Am 29. IX.d. Js. verschied infolge
der Operation eines Gallenleidens in Berlin-Liehterfelde
der Geh. Reg.-Rat Herr Dr. Carl Ludwig Weber,
Ehrenmitglied des VDE. Wir kommen auf die Verdienste
des Verstorbenen in einem besonderen Nachruf zurück.
1468
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 40
8. Oktober 1929
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Die N.-E.-Metallwirtschaft im Jahr 1928'. — Aus den
„Statistischen Zusammenstellungen“ der Metallgesell-
schaft A.G., Frankfurt a. M., für 1928 ergibt sich zunächst
folgende Übersicht über die Produktion und den Verbrauch
der wichtigeren Nichteisenmetalle, insbesondere des
Kupfers. Danach hat gegen 1927 die Gewinnung von Alu-
Pergwerks- Hütten- Rohmetall-
produktion produktion verbrauch
N.-E.-Metalle rue dp KS
1928 1927 123 1927
Aluminium? . . . . | — 23€,3| 180,9
Blei ... . 2... 1588,6 1634,6| 1645,7| 1671,3| 1618,8 1579,7
Kupfer. ..... 1728,0, 1533,4| 1693,5 1517,8| 1749,6; 1543,3
Zink : 1571,4 1569,3| 1413,5 1320,8| 1404,9: 1316,7
ZINN at AC 182,2 161,7] 185,1; 158,1 177,0, 150,7
Länder | Kupfer
Europa 150,8| 141,4| 164,3) 160.7 SH 770,4
Spanien. . ... 63,0, 49,6] 27,8 28,7) 22,1) 17,8
Deutschland. 25,5; 27,71 48,51 50,6] 263,7 263,0
Afrika..... 137,7; 111,7) 127,2) 102,3; 11,0) 11,0
Amerika 1352,4| 1197.8| 1326,1! 1181,7| 795,4, 671.3
V.S. Amerika 828,2! 763,9] 893,8! 837,2) 773,8; 652,8
Chile. ..... 289,9 242,6) 277,5, 226,2 2,0 2,0
Kanada 91,9, 63,6| 56,61 32,31 18,7) 14,7
Mexiko. ... . 65,51 58,7| 45,9) 39,8 0,5 0,5
Asien. .....n "Bäi 72,4| 66,0! 63,4| 89,2) 81,7
Japan ..... 66,0, 63,4| 66,01 63,4| 79,9, 72,6
Australien.. 11,5) 10,1 9,9 9,7 5,9 8,9
minium um 11, von Kupfer um 13, von Zink um rd. 0,1 und
von Zinn um rd. 13 % zu-, von Blei aber um 3% abgenommen.
Die Frhöhung des Verbrauchs der fünf Metalle betrug bzw.
rd. 31, 2, 13, 7 und 13%. Die stetige Zunahme der Gewin-
nung, wie sie aus der der genannten Veröffentlichung ent-
nommenen Abb. 1 hervorgeht, und des Konsums ist haupt-
ol
7000
500
7030
1895 1900
Abb. 1. Die N.-E.-Metallproduktion seit 1890.
05 710 SI 1920
sächlich eine Folge der fortschreitenden Industrialisierung
der Welt, überdies aber auch in geringerem Maß der Be-
völkerungszunahme auf der Erde, die cine laufende Erhöhung
des Produktionsmittel- und Verbrauchsgüter-Apparats be-
dingt und seit der Jahrhundertwende 30 % überschritten hat.
Dagegen ist der Verbrauch an Nichteisenmetallen im glei-
chen Zeitraum bei Blei um 80, bei Zinn um 100, bei Zink
um nicht ganz 200, bei Kupfer um mehr als 200 und bei
Aluminium sogar um 3000 % gewachsen. Je Kopf der Be-
völkerung zeigt er gegen 1900 bei Blei eine Zunahme um 38.
bei Zinn um 46, bei Zink um 110, bei Kupfer um rd. 130
und bei Aluminium um rd. 1800 %. Das teilweise erhebliche
Zurückbleiben des Konsums je Kopf der Bevölkerung in den
wichtigeren europäischen Verbrauchsländern gegenüber den
V.S. Amerika war im wesentlichen auch 1928 zu beobachten.
Was den gewichtsmäßigen Anteil der einzelnen Metalle am
gesamten N.-E.-Konsum betrifft, so ist er seit 1900 bei Blei
I Vgl. ETZ 19%, S. 1564. — ? Produktion und Verbrauch.
‚um 514 770 £ (4%).
um 13,5 auf 31,2, bei Zinn um 0,8 auf 3,4% gesunken, wäh-
rend sich für Zink ein Anwachsen um 2,7 auf 27,1, für
Kupfer um 7,4 auf 33,7 und für Aluminium um 4,2 auf 4,6 %
ergibt. Von grundsätzlicher Bedeutung ist hier die Erschlie-
Bung neuer und zusätzlicher Verbrauchsgebiete gerade für
Kupfer und Aluminium im RPereich der Elektrotechnik und
der Fahrzeugindustrie. Darüber hinaus kann aber, wie die
Metallgesellschaft sagt, dieser Vorgang teilweise bereits als
eine Auswirkung der Konkurrenz der Metalle untereinander
bzw. ihrer gegenseitigen Ersetzung infolge technischer Vor-
teile oder günstigerer Preise aufgefaßt werden. „Durch die
bei allen Nichteisenmetallen nach oben gerichtete allgemeine
Entwicklung des Verbrauchs, in Verbindung mit der laufen-
den Erschließung neuer und zusätzlicher Anwendungsge-
biete, konnten diese Finbriiche eines Metalls in das Anwen-
dungsgebiet eines anderen immer wieder in einer anderen
Richtung kompensiert, ja sogar überkompensiert werden. E-
ist vorläufig noch nicht abzuschen, wann ein Zustand der
Sättigung diese Entwicklung zu einem Stillstand bringen
wird.“ i
” Englands elektrotechnischer Außenhandel. — Der Juli
1929 hat, wie die Zahlentafel zeigt, bei der Einfuhr gegen
den Vormonat (622148 CH eine Abnahme um 33079 A
(5%), im Vergleich zum Juli 1928 aber eine Sltigerung um
103464 £ (21%) gebracht. Die Ausfuhr ist gegenüber
dem Juni (1383 752 £) um 319564 £ (23%) und im Ver-
gleich zum Parallelmonat des Vorjahres um 292336 £
(21%) gewachsen. Für die abgelaufenen sieben Mo-
nate ergeben sich Zunahmen beim Import um 601065 £
(17%) und beim Export um 272414 £ (2,5%) gegen die
gleiche Zeit des Vorjahres. Der Überschuß der Ausfuhr
betrug 7008829 £ (7337480 £ i. NA Im August
war die Einfuhr um 159217 £ (27%) größer als
im Vormonat und um 172302 £ (30%) wertlich höher
als im gleichen Monat von 1928. Auch die Ausfuhr
weist letzterem gegeniiber eine Steigerung um 242356 £
(17%) auf, während sie um 24261 £ hinter der des Juli
zurückgeblieben ist. Das Ergebnis der abgelaufenen acht
Monate zeigt gegen die gleiche Zeit des Vorjahres beim Im-
port eine Erhöhung um 773 367 £ (19%) und beim Export
Der Überschuß des letzteren ist auf
7939 298 £ gewachsen (8 197 895 i. V.). Nach Angaben der
El. Review war der Anteil der Hauptdominions, besonders
Australiens, am Bezug elektrischer Maschinen im Juli merk-
lich geringer als im Parallelmonat von 1928, und das gilt
auch mit Ausnahme von Südafrika für den August.
Ausfuhrin £
129 |
Erzeugnisse
1928
Juli
Maschinen 138 046 | 150 251 616314 546 617
Waren u. Apparate . | 451 023 | 335 354 ! 1187002 864 363
589 (69 | 485605 | 1 703 316} 1 410 980
Januar.Juli
Maschinen . . [1032 293 | 1 026 742| 3 746 383| 4 003 408
Waren u. Apparate . 3019781 | 2424 267| 7 314 520; 6 785 081
4 052 074 | 3451 009 |11 060 903.10 788 489
August
Maschinen EE 177 671 | 159 346 615416 575 304
Waren u. Apparate . | 570615| 416638] 1163339, 86108
748 286 675984 | 1678755! 1 436 399
Januar/August
Maschinen . `... . 1 209 964 | 1186 088 | 4 261 799° 4 578 712
Waren u. Apparate . |3590 396 | 2 840 905 | 8477 869. 7 646 176
4 800 360 | 4 026 993 |12739 658 12 224 888
1 The Electrician Bd. 108, 1929, H 202, 337. Vgl. ETZ 1920, S. 1140.
Berichtigung.
In der Arbeit „Betriebserfahrungen mit
Drosselspulen zur Strombexrrenzung bei
der Berliner Städtische Elektrizitäts-
werke A.G.“ soll es, wie uns Verfasser nachträglich
mitteilt, auf 8.1187, r.Sp., 6...8. Z. von unten anstatt
„Stoßkurzschlußstrom von mindestens dem 2,5fachen Am-
plitudenwert des Vauerkurzschlußstroms” folgender-
ınaßen heißen: „Stoßkurzschlußstrom, dessen Amplitude
den 2,5fachen Wert des Dauerkurzschlußstroms hat,“.
Abschluß des Heftes: 3. September 198.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expl.
Für die Sehriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. -—- Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9.
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FÜR
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TAND-. SEEKABELWERKE A.G. Krets
Kobalt: Matthias, Der gegenwärt. Stand der Blitzschutzfrage 1469 transform. 1489 — Unabhängigk. der Funkenkönstante v. Luftdruck — Warm-
erer Bemerk. z. d. „Regeln f. d. Bezeichn. v. Klemmen bei Masch. behandl, in Elektroöfen 1490 — Die Teiltag. der Weltkraftkonferenz in Barcelona
Aulsssern u. Reglern sowie b. Transform‘ des VDE 1476 — Wieda- 1491 — Heinrich-Goebel-Feier in Springe a. Deister — Vertriebs-Seminar im
Becke der Entwickl. d. Druckluftschalters 1479 — Samuel, Die Grund- Winterhalbjahr 1929/30 — Jubiläen 1492 — Jahresversamml, Koun-
Ber Sommerfeldschen Elektronentheorie der Metalle 1481 — Thiess, gresse, Ausstell, 1492 — Energiewirtschaft 149 Gewerbl,
Statistik der El. W, Rumäniens für 1928 1486. Rechtsschutz 1494 — Vereinsnachrichten 14% — Sitzungs
BuRdschau : Beleüucht. eines Kirchenraumes — Zur Haushalt-Lichtwerb. kalender 10 — Persönliches 1506 — Literatur: H E Eiser
Klorm. für 2 Mill V — Über den max. Spammungsgradienten in normal menger, E Klaiber u, W. Lippart 1507 — Neue Zeitschriften 1507 Eingegan;
Dreiksiterkabeln 1487 — Eimgeschraubte Abzweigklemmen 1488 — El, Doktordissertationen 1507 — Geschäft!l, Mitteilungen 1508 Bi
i.. Bauart Elga, in Witkowitz — Frequenzabhängigk,. bei Verstärker- zugsquellenverzeichn. 1608.
+ 50. JAHRGANG / IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9
1508) 10. OKTOBER 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 4 ` 10. Oktober 1929
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DEN WIRKLICHEN ZUSTANDS
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1489
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W9
50. Jahrgang
Berlin, 10. Oktober 1929
Heft 41
Der gegenwärtige Stand der Blitzschutzfrage*.
Von Prof. A. Matthias, Berlin.
Übersicht. Zunächst wird ein Überblick über einige
neuere Forschungsergebnisse und daraus gefolgerte Aul-
fassungen betr. die Einwirkung von Gewittern auf Hoch-
spannungsanlagen gegeben. Im Anschluß daran werden
Gesichtspunkte erörtert, die hieraus für den Schutz dieser
Anlagen abgeleitet sind. Insbesondere wird die Auffassung
vertreten, daß der direkte Einschlag die Hauptstörungs-
quelle sei und daß man seine Auswirkungen an der Ein-
schlagstelle durch Ableitung zur Erde bekämpfen müsse.
Im Jahre 1925 habe ich über eine Gewittertagung be-
richten können!, welche die Studiengesellschaft für Höchst-
spannungsanlagen in Kassel veranstaltet hatte, um eine
intensivere Behandlung der Blitzschutzfrage einzuleiten.
In systematischem Vorgehen sollten vor allem exaktere
Unterlagen beschafft werden über den Charakter der
Blitzentladungen, über ihre Einwirkung auf Leitungsan-
lagen, über Art und Häufigkeit der Störungen, über das
Verhalten der Überspannunsgsableiter. In dieser Hinsicht
ist in der Zwischenzeit mancherlei geschehen. In Schwe-
den hat Herr Dr. Norinder seine Untersuchungen, an
welche wir damals angeknüpft haben, fortgesetzt und wei-
teres sehr beachtenswertes Material herausgebracht. Die
Studiengesellschaft hat umfangreiche Gewitterbeobach-
tungen in ähnlichem Sinne mit etwas anderen Anordnun-
zen unternommen, über die ich mehrfach berichtet habe’.
Im letzten Jahre ist man auch in der Schweiz mit
schönem Erfolg an das Problem herangegangen. Auch
in Amerika hat man der Erforschung der Gewitterein-
flüsse seitdem große Beachtung geschenkt. Besonders
aufschlußreich war für unsere Arbeiten das umfang-
reiche statistische Material, das wir aus den Elektrizi-
tätswerken, welche der Studiengesellschaft angeschlossen
sind, gesammelt haben. Es dient vor allem dazu, zu er-
sründen, welcher Art hauptsächlich die Gewitterstörun-
gen sind und wie sich die Schutzapparate gegen sie be-
währt haben.
Bereits im Jahre 1927 haben wir die Lage einiger-
maßen zu überblicken geglaubt und im internen Kreise der
Studiengesellschaft die vorläufigen Ergebnisse in Form
von Richtlinien herausgegeben. Unsere Schlußfolgerungen
führten zu teilweise ganz neuen Einstellungen zur Blitz-
schutzfrage. Wenn wir auch schon damals von ihrer
Richtigkeit überzeugt waren, so zögerten wir doch, diese
Geldankengänge in die breite Öffentlichkeit zu tragen, bis
wir sie durch ausreichendes Beobachtungs- und Erfah-
rungsmaterial vollständig gefestigt sähen. Dieser Zu-
stand ist auch heute noch nicht mit Sicherheit erreicht.
Anderseite liegt aber auch bis heute kein Grund zu wesent-
lichen Änderungen unserer Auffassungen vor. Darum
haben wir uns entschlossen, unsere Ansichten zur Erörte-
rung in weiteren Kreisen bekannt zu geben. Wir haben
dazu um so mehr Veranlassung, als dieses Material doch
bereits weiten Kreisen bekannt geworden ist und die Lite-
ratur bereits sichtlich beeinflußt hat. Die Ergebnisse sind
durch Gemeinschaftsarbeit im Rahmen der Studiengesell-
schaft entstanden. Von meinen unmittelbaren Mitarbei-
tern nenne ich die Herren Dr. Schwenkhagen,
Aigner, Dr. Gabor und Marx; außerdem als Beob-
achter in unserer Gewitterstation Wünsdorf die Herren
ZS Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 29. T. 1929,
Die wesentlichsten Teile dieses Vortrags sind bereits auf einer Tagung der
Studienges. f. Höchstepannungsanlagen am 22. XI. 1927 vorgetragen wurden.
Pe nung dea Vortrages auf 8. 1495 dieses Heftes.
A 1925, H 873.
? Elektrizitätswirtsch. Bd. 25, 8. 297 u. Bd. 26, 8. 2.
Fitger und Schuster. Aus den Kreisen der Elek-
trizitätswerke hat ein besonderer Ausschuß unter Vorsitz
des Herrn Dir. Neustätter bei der Beurteilung des
Erfahrungsmaterials und seiner Ergebnisse eifrig mitge-
arbeitet.
Stand der Blitzforschung.
Wenn ich nun zunächst kurz auf die Grundlagen ein-
gehe, die sich aus dem Stande der Blitzforschung ergeben,
so kann ich dieses Gebiet, so interessant es auch ist, leider
nur kurz streifen, um genügend Zeit für das eigentliche
Thema zu behalten. Ich stütze mich dabei auf zuverlässige
Angaben aus der Literatur und auf die Ergebnisse des
umfangreichen Beobachtungsmaterials unserer Gewitter-
station Wünsdorf, über die ich bereits ausführlich be-
richtet habe 28. = A
Zunächst können wir wohl die Entstehung des Blitzes?
als elektrodenlose Entladung innerhalb der Wolke als
feststehend hinnehmen, wenigstens für die überwiegende
Mehrzahl der Fälle. Blitze, die von der Erdoberfläche
ausgehen, sind zumindest sehr selten. Der Blitz arbeitet
sieh gewöhnlich in mehreren Rucken von der Wolke aus
bis zur Erde vor. Die überwiegende Stromrichtung ist so,
als ob ein positiver Strom auf die Wolke fließt bzw. als ob
Elektronen von der Wolke auf die Erde zu strömen, u. zw.
überwiegt diese Stromrichtung nach dem bisher vorliegen-
den Material im Verhältnis 6:1. Als Stromstärke kann
man mit Sicherheit auf Werte bis zu etwa 50 000 A rechnen.
Der zeitliche Ablauf ist insofern Kompliziert, als fast jeder
Blitz aus einer Anzahl aufeinanderfolgender Strahlen be-
steht, deren zeitlicher Abstand bis zu einigen, Zehntel-
sekunden betragen kann. Das ist schon von Walther
in Hamburg vor vielen Jahren an Blitzaufnahmen mit be-
wegter Kamera gezeigt worden; unsere oszillographischen
Aufzeichnungen in der Gewitterstation Wünsdorf haben
deutlich eine ganze Anzahl solcher dicht aufeinanderfol-
genden Entladungen ergeben, auch solcher, die offenbar
alle die Erde erreicht haben, wie unsere Aufzeichnungen
des magnetischen Feldes zeigen (Abb. 1). Die einzelne
Entladung hat im wesentlichen einen aperiodischen Strom-
verlauf. Ein schwaches einmaliges Zurückschwingen mag
gelegentlich auftreten. Ob in Teilen der Blitzbahn, z. B.
auch im unteren Ende, gelegentlich hochfrequente Ströme
sich überlagern, wie neuerdings auch Norinder nach
seinen Aufnahmen vermutet, mag dahingestellt sein? Ein
Punkt verdient noch besondere Beachtung. Die Auftei-
lung des Blitzstrahls ist nicht nur eine zeitliche sondern
auch eine räumliche, einmal, weil die aufeinanderfolgen-
den Einschläge nicht alle dieselbe Stelle treffen, dann aber
auch, weil der Hauptstrahl Verästelungen hat, die über
ein gewisses Gebiet streuen. Einige Zahlenangaben,
welche die Elektrotechnik besonders interessieren, seien
nachstehend zusammengefaßt:
Stromstärke (im Hauptstrahl) rd. 10.000 ... 50 000 A.
Meist viele Teilentladungen (bis 42 gemessen).
Dauer einer Teilentladung rd. 0,5 ... 20 ms.
2a Wir Fußnote 2.
3 ETZ 1925, S. 877, Abb. 6.
4 Nachtrag bei der Korrektur: Inzwischen haben wir auch
mit dem Kathodenoszillographen umfangreiches Material erhalten. Die
Aufzeichnungen, deren Aufklärung hauptsächlich durch Herrn Aigner
erfolgt ist, lassen hochfrequenzähnliche Einwirkungen auf Antennen erkennen,
Wirkungen, die vom Magnetfeld in der Umgebung der Blitzbahn herzu-
rühren scheinen. Es läßt sich auch zeigen, daß ein neben einer Leitung
niedergehender Blitz durch solche magnetische Einwirkungen Überspan-
nungen hochfrequenzähnlichen Charakters in ihr hervorrufen könnte von
solcher Höhe, daß Nieder- und Mittelspannungsanlagen dadurch gefährdet
würden. Hieraus erklärt es sich vielleicht, dab solche Anlagen öfter gestort
werden als solche hoher Spannung.
1470
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1928
Elektrizitätsmenge des Hauptstrahls 10 ... 100 C.
Zeitlicher Abstand zwischen den Teilentladungen bis
8.
Gesamte Dauer des Blitzes bis 1s.
Räumliche Streuung der Teilentladungen bis über 1 km’.
a Donneraufnahme
b Magnetische Wirkung des Blitzstromes auf elne In Nord-
8Süd-Richtung angeordnete Rahmenantenne
c Aufseichnung einer Maschine zur Messung des elek-
trischen Luftfeldes. Die Amplitude ist der jeweiligen
der Ebene erhalten haben, stiegen selten über 40 kV /m. Wie
einwandfrei mit einer neuartigen Meßmethode festgestellt
wurde, gingen die Sprünge zum Teil aus dem Negativen
ins Positive über. Sie haben nur in einem Falle 100 kV/m
überschritten.
Wi a Jo
Aa
arya, Zum A
Misroonan -Aurre
! ` er en -Hurre
Aue strom - Richtung o Bi iziog
b |
eher Zu Huttert on ` 1At AAA AAA RAAAAAANAI
d Strom, der von einer geerdeten Antenne zur Erde fließt. e WI Wy \ Ai! d | | V VV NNN) V DIV | \ d OWN HN N
Der Ausschlag Ist der zeitlichen Änderung des elektri- , b 1111 wolzen- derre
schen Feldes proportional en ] 253 Ge ER frarik > `
e Magnetische Wirkung des Blitzstromes auf eine In Ost- d ET H Ab
West-Richtung angeordnete Rahmenantenne e l . d i Send
J Schlelfe unbenutzt e P 8 reet ees
g Aufzeichnung eines Zeltschreibers, Schwingung von BE tirette ` Ae Siegrid
60 Hz. (Da diese Kurve undeutlich ist, wird darauf f ren
aufmerksam gemacht, daß auch die Schwingung j
Kurve c etwa diese Frequenz hat)
wi Zeitschreider
‚Isa
Dort, wo der schwarze, senkrechte Streifen durch das Oszillogramm schneidet, ist ein Stück herausgeschnitten und das Oszillogramm zusammen-
geschoben, damit man den Donner, der zu diesem Blitzschlag gehört, auf dem Bilde sieht. Dazwischen liegen nahezu 2 s.
Abb. 1.
Die Blitzaufnahme Abb. 2 gibt einen interessanten
Einblick in den zeitlichen Ablauf und die räumliche Aus-
dehnung eines Blitzes. Wie ich nachträglich klarstellen
konnte, ist sie aus freier Hand aufgenommen worden. Das
beweisen auch die gewundenen Linien, die z.B. unten
rechts zu sehen sind; sie rühren von elektrischen Lampen
her und wurden bei Kontrollaufnahmen in gleicher Art
erhalten. Der Hauptstrahl des Blitzes ist stark ausein-
andergezogen, offenbar dadurch, daß der Aufnehmende die
Abb. 2. Blitzschlag In Cöpenick. Aufgenommen von H. Bauer In der
Nacht vom 13. zum 14. VII. 1928.
Kamera bewegt hat. Vermutlich haben die Vorentladun-
gen, von denen nur einige verwackelt erscheinen, eine
Reflexbewegung bei ihm ausgelöst. Zwischen ihnen und
dem Hauptstrahl ist dann eine merkliche zeitliche Ver-
schiebung anzunehmen. Beim Bild des Hauptstrahls er-
kennt man nach unten zu einen schmäleren Teil, der zeit-
lich vor der hellsten Entladung gelegen haben muß, und
einen breiteren, zeitlich auf ihn gefolgten. Unterbrechun-
gen, die auf mehrere nacheinander eingetretene Ent-
ladungen in der Hauptbahn schließen ließen, zeigt diese
Aufnahme nicht. Derartige Formen sind aber auf den
Waltherschen Aufnahmen mehrfach zu finden.
Das elektrische Feld unter der Gewitterwolke ist von
besonderem Interesse, weil man es vielfach für die schäd-
lichen Rückwirkungen auf Leitungsanlagen verantwort-
lich macht. Unsere Aufnahmen haben gezeigt, daß das
Feld gewöhnlich zunächst ziemlich mäßige Beträge hat und
daß erst durch die Blitzschläge Feldsprünge entstehen, die
in der Regel das Feld in dem Sinne beeinflussen, daß ein
auf die Erde zu gerichteter Feldanteil entsteht (Abb. 3),
unabhängig davon, welcher Wert vorher bestanden hat.
Dies deckt sich mit der Feststellung, daß der Blitz in der
Regel negative Elektrizität auf die Erde bringt. Zwischen
zwei Blitzschlägen baut sich der Sprung durch langsamen
Ausgleich wieder ab. Abb. 4 zeigt typisch einen solchen
Verlauf, wie wir ihn durch Zusammenschiebung eines
Öszillogramms erhalten haben, das sich über mehrere
Minuten erstreckt hat. Die Feldstärkenwerte, die wir in
Ausschnitt aus einem Oszillogramm der Gewitterstation Wünsdorf.
Von großer Bedeutung ist es nun, zu wissen, wie
schnell sich solche sprunghaften Änderungen vollziehen.
Die schnellsten Änderungen der Feldstärke um größere
Beträge, die wir bisher ohne direkten Einschlag fest-
gestellt haben, waren immer noch so langsam, dal
eine Oszillographenschleife, deren Ausschlag die Ände-
pos. Blitzstrom
. BhfesIrom
| voire -Erde) E
[Erde-Wolke)
baut Feld ob: baut Feld ouf:
Nullinie
Abb. 3. Blitzstromrichtung und Feldänderung (schematisch).
rung der Feldstärke mit der Zeit darstellte, einen
deutlichen Strich aufgezeichnet hat. Die größte Ände-
rungsgeschwindigkeit, die wir für das Feld über weitere
Gebiete unter der Gewitterwolke in der Ebene nach dem
bisherigen Material glauben zugrunde legen zu können,
mag 2000 kV/ms betragen’. Auch bei Aufnahmen mit dem
kV/m
pe D be e e
WG
SS
KE j
S
Ss
N
NW
E
ee
Ke
E
er
SE
6 Minute
Abb. 4. Zeitlicher Verlauf der Feldstärke über einen Zeitraum von je 7 min,
aus fortlaufenden Oszillogrammen entnommen. Die Kreuze bedeuten Blitz-
schläge mit enteprechender Anzahl von Tellentladungen.
Kathodenoszillographen, welche Norinder und Ber-
ger gemacht haben, erstrecken sich die Vorgänge noch
über Zeiten von der Größenordnung von etwa 10? s. Ein
‚genaues Maß für die Änderungsgeschwindigkeit ist aus
diesen Aufnahmen nicht zu entnehmen. Bei einem Blitz-
schlag in eine 100kV-Leitung haben wir am Kathoden-
oszillographen, der an eine andere Phase der Leitung an-
gcschlossen war, subjektiv einen Vorgang beobachtet, bei
dem der Anstieg sich in etwa 10 s vollzog.
5 Inzwischen sind wir mit dem Kathodenoszillographen auf mehr
als den zehnfachen Wert gekommen.
10. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
1471
Die Ausdehnung des Gebietes, auf welches sich der-
artige Änderungen erstrecken, wird geringer sein als die
Grundfläche der Gewitterwolke selbst; diese ist ja in der
Regel aus Teilen mit Ladungen verschiedenen Vorzeichens
zusammengesetzt und wird von den Umladungsvorgängen
nur teilweise betroffen. Daß in nächster Umgebung des
Blitzes steilere Feldänderungen vor sich gehen werden,
habe ich bereits in meinem Referat 1925 auseinander-
gesetzt?. Welche Werte für die Änderungsgeschwindigkeit
des Feldes man nun aber in allernächster Nähe der Ein-
schlagstelle erhält, sagen wir im Umkreis bis zu einigen
100 m, das ist noch eine ziemlich offene Frage. Begreif-
licherweise ist es schwer, hierüber in kurzer Zeit von
einem Beobachtungsplatz aus viel Material zu erhalten.
Die Gewitterperiode 1928 hat uns in unscrer in der
Ebene gelegenen Station, die mit einem Kathodenoszillo-
graphen ausgerüstet war, in dieser Hinsicht vollständig im
Stich gelassen. Im Sommer 1929 machten wir unsere Auf-
nahmen auf einem hohen Berggipfel. Außerdem haben wir
dafür gesorgt, daß an mehreren Stellen Steilheitsmesser
für induzierte Wanderwellen aufgestellt wurden. Ich habe
dafür eine Anordnung angegeben, die aus einem Frei-
leitungstück, einem am Ende geerdeten Kabelstück und
einem am Verbindungspunkt angeschlossenen Klydono-
graphen besteht (Abb.5).
Freileitungsstück
Abh. 5.
induzierte Wanderwellen.
Steilheltsmesser für
Alydonogr opb Kobelstück
Ende kursgeschlossen
urn! geerdef
Wir kommen nun zu der Frage, welchen Einflüssen
die Leitungen unter der Gewitterwolke unterworfen sein
werden. Über diesen Punkt habe ich bereits ausführlich
berichtet” und habe klargelegt, daß sog. statische La-
dungen in größeren Anlagen sicherlich nicht störend
auftreten können. Kaum gefährlich sind weiterhin auch
Feldänderungen, die sich so langsam abspielen, daß noch
keine Wanderwellen entstehen können. Die hierdurch ent-
stehenden quasistationären Überspannungen werden be-
reits während ihrer Entstehung herabzemildert, u. zw. ein-
mal durch die spannunssenkende Wirkung der Erdkapa-
zität der weiten Netzteile, die nicht unter der Gewitter-
wolke liegen, dann aber auch durch die unvermeidliche
Ableitung des gesamten Netzes. Bedenklicher sieht es mit
Vorgängen aus, die so schnell verlaufen, daß Wander-
wellen auf den Leitungen entstehen können. In den Lehr-
büchern wird dieser Fall gewöhnlich so behandelt, als ob
plötzlich, d. h. in unendlich kurzer Zeit, das ganze Ge-
witterfeld verschwindet und dann eine nahezu recht-
eckize Wanderwelle nach beiden Seiten zerfließt. In der
vorgenannten Arbeit? habe ich an einem schematischen
Bilde bereits erörtert, wie die Sache aussieht, wenn der
Aufbau der Wanderwelle so langsam vor sich geht, daß
sie während dieser Periode schon zu zerfließen beginnt.
Die größtmögliche Höhe der Spannungswelle, die sich aus
der Höhe über Erde und dem Feldstärkensprung errechnet,
tritt dann durchaus nicht immer auf. Es ist vielmehr ge-
zeigt, daß höchstens der halbe Betrag eıtsteht, wenn die
halbe Länge des Feldänderungsecebietes kleiner ist als das
Produkt Lichtgeschwindigkeit mal Dauer der schnellen
Feldänderung. ZRechnet man diese Zeit bei schnellsten
Vorgängen zu 10 s, so müßte sich das ganze Feldände-
rungsgebiet über 6 km erstrecken. Solche schnellen Ände-
rungen werden aber wahrscheinlich höchstens in der nähe-
ren Umgebung des vorwachsenden Blitzkopfes zu erwar-
ten sein, der eine viel geringere Ausdelinung hat. Je
enger das Gebict, um so geringer wird die mögliche Wan-
derwellenhöhe.
Schon diese Überlegungen haben gezeigt, daß die
schnellen Feldänderungen als Gefahrenquelle nicht über-
schätzt werden dürfen. Tatsächlich sind wir schon bald
auf die Vermutung gekommen, daß die Störungen, welche
wir an Hochspannungsanlagen beobachten, im allgemeinen
Gar nicht auf derartige indirekte Einwirkung schneller
Feldänderungen zurückzuführen sind sondern auf direkte
Blitzschläge in die Leitungen, wenigstens bei Leitungen
für höhere Spannungen, Indirekte Einwirkungen könnten
nach dieser Auffassung höchstens bei mäßiger Leitungs-
isolation eine Rolle als Störungsquelle spielen. Zu dieser
Ansicht sind wir vor allem durch unser umfangreiches
€ Ra ETZ 1927, 8. 14%.
7 ETZ 1977. 8. 1477.
® ETZ 1927, 8. 1479.
RF Vgl. hierzu Fußnote 4.
IErfahrungsmaterial geführt worden. Es hat sehr deutlich
gezeigt, daß die Schäden der Praxis fast durchweg durch
Wanderwellen von ziemlich großer Steilheit hervorgerufen
sein müssen. Auch müßten bei der großen Verbreitung der
lHochspannungsnetze Gewitterstörungen noch viel häufiger
Sein, wenn bei jedem heftigeren Blitzschlag größere Ge-
biete unter der Gewitterwolke gefährdet würden. Nach
unserer Auffassung werden also Gewitterstörungen auf
einigermaßen gut isolierten Leitungen in der Regel nur
dann entstehen, wenn ein Blitzstrahl unmittelbar die Lei-
tung trifft. Das braucht nicht immer der Hauptstrahl zu
sein. Bei der großen Zahl von Einzelschlägen, die nicht
immer genau die gleiche Stelle treffen, und bei der star-
ken Verästelung können auch Teile der Entladungen in Be-
tracht kommen.
Zur Nachprüfung der Richtigkeit dieser Auffassung
haben wir eine große Zahl von Einzelfällen, die uns genau
beschrieben worden sind, durchgeprüft. Insbesondere ha-
ben wir die Elektrizitätswerke veranlaßt, auf die Blitz-
einschlagstellen in der Nähe der Leitung zu achten. Wir
haben tatsächlich eine Anzahl von Fällen gefunden, in
denen der Blitzschlag in sehr großer Nähe der Leitung
niedergegangen ist, ohne daß Störungen in der Anlage auf-
getreten sind. In einigen Fällen, in denen Blitzschläge
neben der Leitung niedergegangen sind, haben wir aller-
dings auch Störungen in der Anlage zu verzeichnen. Solche
Fälle würden sich jedoch auch zwanglos so erklären lassen,
daß Teilentladunzen die Leitung getroffen haben können.
Bei der Auflösung des Blitzstrahls in eine große Zahl von
räumlich stark streuenden Einzelentladungen wäre das
nicht zu verwundern. Immerhin müssen wir zugeben, daß
unser Deweismaterial noch nicht so vollständig ist, wie man
es zur Feststellung einer wissenschaftlichen
Erkenntnis verlangen muß und wie man es
mit Rücksicht auf die Nutzanwendung auf den
Blitzschutz wünschen möchte. Wir arbeiten
weiter daran, es zu vervollständigen.
An. AL
$ ke
/solotorüberschlag Durch Blilzbüsche/ erzeugt
Abb. 7. Vermutliche Wanderwel-
ienform bei direktem Einschlag.
Abb. 6. Einbuchtung einer Wander-
welle durch Isolatorüberschlag.
Ehe wir auf die Schlußfolgzerungen für den Blitzschutz
übergehen, möge noch einiges über die vermutliche Ge-
stalt von schädlichen Wanderwellen gesagt werden. Daß
cs praktisch nur Wanderwellen sind, welche die Störungen
in Anlagen hoher Spannung hervorrufen, habe ich bereits
gesagt; diese Tatsache ist durch unser sehr umfangreiches
Erfahrungsmaterial sichergestellt. Es zeigt auch, daß diese
Wellen sehr steil sein müssen. Es könnte nun aber vielleicht
jemand sagen: Wenn es nun einmal Wanderwellen sind,
weiß ja die Praxis, wie sie sich einzustellen hat; ob diese
Wanderwellen durch indirekte oder direkte Beeinflussung
erzeugt sind, kann der Elektrotechnik gleichgültig sein. —
So liegt die Sache aber nicht, wie wir gleich schen werden.
Die Wanderwellenstirn der indirekt erzeugten Welle könnte
selbst bei den schnellsten Vorgängen, die ein Verteidiger
ihrer Gefährlichkeit annehmen würde, nicht sehr steil
sein. Schon deshalb nicht, weil ja das Feld, das plötzlich
verschwinden soll, örtlich nicht schroff abfällt, sondern
allmählich. Die flache Stirn einer indirekt erzeugten
Wanderwelle würde sicher nicht zur Erklärung der Stö-
rungen ausreichen. Man hat darum auch von dieser Seite
eine andere Erklärung gegeben, nämlich die, daß erst durch
Isolatorüberschläge auf der Strecke die gefährlichen Steil-
heiten entstehen, u. zw. in der Form von steil abfallenden
Rücken (Abb. 6). Diese Darstellung findet man gewöhn-
lich in den Lehrbüchern. Da's solche steilen Abfälle auch
Sprungwellenschäden in Transformatoren hervorrufen
können, soll nicht bestritten werden.
Die Gewitterschäden an Transformatoren sind aber an
heutigen Transformatoren meist keine reinen Sprungwel-:
lenschäden sondern bestehen zu einem erheblichen Teil in
Klemmenüberschlägen, die sich entweder durch Spannungs-
erhöhung infolge von Reflexion oder durch Hochfrequenz-
schwingungen erklären. Letztere können durch steile
Wanderwellenfronten erzeugt werden, wie Petersen,
Böhm und Gabor! nachgewiesen haben. Auch Null-
punktschwingungen, die als Gewitterstörungen auftreten,
werden durch das Auftreffen steiler Wellenfronten er-
zeugt!!. Die Mehrzahl der Gewitterschäden in Stationen
10 Petersen, Arch. EL Bd. 1, 8. 245. — Böhm, Arch. EL Bd. 5,
S. 383. — Gabor, Elektrizitätswirtsch. Bd. 25, S. 807.
u Gabor, wie Fußnote 10.
1472
besteht in deutlich hervortretenden Überschlägen an offe-
nen Leitungsenden, die sich durch Spannungserhöhung in-
folge Reflexion steiler Wellenstirnen ohne weiteres cr-
klären lassen. Diese und die vorerwähnten Erscheinungen,
die mit solcher Regelmäßigkeit in den Stationen auftreten,
wird man kaum durch steil abfallende Wellenrücken er-
klären können, auch wenn man verwickelte mehrfache
Reflexionen annimmt. Es ist auch nicht bekannt geworden,
daß sonstige Schäden an den Streckenisolatoren ähnliche
Rückwirkungen in Stationen haben.
Anders sieht es nun aus, wenn man den direkten Lei-
tungseinschlag zugrunde legt. Dann wird das Auftreffen
des Blitzstrahls sicher eine hohe Wanderwelle mit steiler
Front erzeugen können. Wahrscheinlich muß man sich ihre
Front so vorstellen, wiein Abb. 7 dargestellt. Zunächst wird
der Blitzkopf mit seinem ziemlich steilen Gefälle einen
längeren Anfangsanstieg ergeben; dann aber wird beim
Auftreffen des Funkenkanals plötzlich eine große Elektri-
zitätsmenge sich auf die Leitung ergießen, die einen sehr
steilen Anstieg geben muß. Wie hoch die Welle ansteigt,
richtet sich nach der Bilanz der zuströmenden und der ab-
strömenden Elektrizitätsinenge. Wir haben gesehen, daß
die Blitzstromstärke sehr hoch sein kann. Die getroffene
Leitung kann zunächst nur nach beiden Seiten den Strom
abführen, den ihr Wellenwiderstand durchläßt, u. zw. bis
zur höchsten Spannung, die die Isolatoren bei dem gege-
benen zeitlichen Verlauf aushalten (Abb. 8). Wenn diese
Wonderwe le
Abb. 8. Blitzschlag in Leiter auf geerdetem Mast.
Spannung z. B. 250 000 V beträgt, würden bei 500 Q Wellen-
widerstand nach beiden Seiten zusammen 1000 A abfließen
können. Ein großer Teil der Blitze wird viel höhere
Ströme führen. Dann wird also die Spannung schnell so
hoch ansteigen, daß der Isolatorüberschlag unvermeidlich
ist. Wie der Vorgang nun weiter verläuft, hängt von dem
Widerstand ab, welchen der Teilstrom über den beschädig-
ten Isolator zur Erde findet. Die Stromstärke, die nach
Abzug der über die Leitungseile abgehenden Beträge noch
verbleibt, multipliziert mit dem Erdungswiderstand, er-
gibt die Spannung, welche die Leitung auch nach dem
Überschlag noch gegen Erde behalten muß. Nehmen wir
diesen Widerstand z. B. zu 10 Q an, so würden 25 000 A
Erdstrom die Spannung überhaupt nicht unter die angenom-
mene Überschlagspannung von 250 000 V heruntersetzen. Ist
der Widerstand noch höher oder der Blitzstrom größer,
so steigt die Spannung trotz des Isolatorüberschlages
weiter an und es ereignen sich auch Überschläge an Nach-
barmasten. Sind diese nun auch leidlich gut geerdet, so
bleibt der Störungsbereich auf der Strecke ziemlich eng
begrenzt. Anders bci ungeerdeten Masten, insbesondere
bei Holzmasten. Bei diesen treten nicht nur die tollsten
Beschädigungen durch den Blitzstrom auf, sondern es wer-
den auch oft ganze Mastenreihen, bis zu 10 oder gar 20 Stück
zersplittert, bis sich der Blitz ausgetobt hat (Abb. 9 u. 10).
Die Höhe der Wanderwelle, die auf der Leitung weiter-
läuft, ist also bei schwächeren Blitzen von der Blitzstrom-
stärke abhängig; erreicht diese etwa 1000 A, so ist mit
cinem Isolatorüberschlag zu rechnen, je nach der Über-
schlagspannung der Isolatoren unter oder über dieser
Grenze. Bei stärkeren Blitzen, bei denen der Überschlag
unvermeidlich ist, bestimmen die Ableitungswiderstände
zur Erde die Höhe der Wanderwelle. Die Länge der Wan-
derwelle richtet sich nach der Dauer des Hauptblitzes,
wird also im allgemeinen recht erheblich sein.
Grundsätzliches über den Anlagenschutz.
Wenden wir uns nun zum Blitzschutz für unsere An-
lagen, so müssen. wir uns vor allem die große Bedeutung
einer guten Ableitung der gewaltigen Elektrizitätsmenge
zur Erde vor Augan halten. Dieser Gesichtspunkt gilt all-
gemein für den Blitzschutz, einschließlich der Gebäude-
blitzableiter. Je geringer der Widerstand des Erders
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1929
einer Blitzableiteranlage ist, um so geringer ist die Ge-
fahr des Abspringens des Blitzes von der Erdleitung auf
andere Metalle. Möglichst kurze und gerade I.inienfüh-
rung der Erdleitung ist eine zweite wichtige Bedingung.
Es kommt nicht nur darauf an, daß die Erdleitung geringen
Widerstand hat, sondern es sollen auch Reflexionspunkte
auf der Erdleitung selbst vermieden werden mit Rücksicht
auf den steilen Stromanstieg. Je höher der Erdwiderstand
und je unzweckmäßiger die Leitungsführung ist, um so
größer ist aber auch die Gefahr, die im Anschluß von Me-
tallteilen an die Erdleitung liegen kann. Vor allem kann
cs bedenklich werden, die Stützpunkte von Leitungsanla-
gen, welche in die Gebäude führen, an die Blitzableiter-
Erde anzuschließen. Bei Blitzeinschlag in das Gebäude
kann der Blitzstrom vom Leitungsträger über die lsola-
toren in das Netz übergehen und auf Nachbaranlasen
übertragen werden.
Abb. 9. u. 10. Blitzschläge in Holzmastleitungen.
Leitungschutz.
Kehren wir zu unseren elektrischen Anlagen zurück,
so müssen wir uns zunächst mit dem Leitungschutz befas-
sen, denn die Leitung ist ja der primär getroffene An-
lagenteil. Es ist aus den vorhergehenden Ausführungen
ohne weiteres zu entnehmen, daß man den direkten Ein-
schlag in die Strecke mit seinen lokalen Auswirkungen
nicht durch irgendwelche Schutzapparate beherrschen
kann, die in entfernten Stationen eingebaut sind. Darum
vertreten wir die Meinung, daß man ihn am Ort der Ein-
wirkung so gut wie möglich bekämpfen muß.
Um den Blitzschlag in die Leitung überhaupt zu ver-
hüten, sind Auffangstangen in der Nähe der Leitung emp-
fohlen worden. Es ist wahrscheinlich, daß im letzten
Augenblick vor dem Einschlag dem Blitzkopf Entladungen
aus hohen Spitzen der Umgebung entgegenwachsen kön-
nen, worauf z.B. auch Toepler?? hingewiesen hat. Eine
Führung des Blitzweges wird dadurch in beschränktem
Umfange möglich. Diese Maßnahme darf aber als allge-
meines Schutzmittel nicht zu hoch veranschlagt werden:
man kennt Blitzeinschlagstellen neben ziemlich hohen Ge-
bäuden, die anscheinend selbst nicht getroffen worden sind.
Auch ist zu bedenken, daß doch noch Teilentladungen die
Leitung selbst treffen können, daß sie vielleicht in er-
höhter Zahl in den Leitungsbereich kommen. Das wenige
Erfahrungsmaterial, das über Blitzauffangstangen zu er-
reichen war, sprach jedenfalls nicht überzeugend für sie.
Aber auch wenn ihre günstige Wirkung zugegeben werden
müßte, würde man sie in solcher Anzahl benötigen, daß
ihre allgemeine Anwendung unwirtschaftlich wäre.
Weiterhin ist versucht worden, die Masten selbst mit
hohen Auffangstangen zu versehen. Ehe wir auf ihren
Nutzen eingehen, wollen wir uns mit dem Blitzeinschlag
in den Mast überhaupt befassen. Abb.11 soll darstellen,
wie ein Blitzschlag in einen geerdeten Eisenmast sich aus-
wirken kann. Wenn die Blitzstromstärke hoch und auch
der Widerstandswert der Erdung nicht niedrig genug ist,
kann ein beträchtlicher Spannungsabfall entstehen. Die
Möglichkeit liegt vor, daß der Isolator rückwärts über-
schlagen wird und sich nun Teilströme vom Mast aus auf
die Leitung ergießen und sich in Form von Wanderwellen
auf der Leitung ausbreiten. Auf diese Gefahr hat zuerst
Schwenkhagen aufmerksam gemacht; sie spielt wahrschein-
lich eine große Rolle, um so mehr, je geringer die Lei-
tungsisolation ist. Wir erkennen aber auch hier wieder
den großen Wert einer möglichst guten Erdung der Maste.
1? Toepler, Mitt. Hermsd. Schomb., H. 25, 8. 776.
= - ~ >a
10. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
1473
e
Kehren wir zur Auffangstange auf der Mastspitze zurück,
so müssen wir sie nunmehr mit etwas gemischten Gefühlen
betrachten. Wenn die Erdung des Mastes nicht ganz be-
sonders gut ist und die Überschlagspannung nicht beson-
ders hoch, möchte man nicht gern überflüssig viele Blitze
auf den Mast lenken, die sonst vielleicht seitlich neben der
Leitung niedergezangen wären, besonders nicht die strom-
Wanderwee
Abb. 11. Blitzschlag in Eisenmast.
starken Hauptstrahlen. Denn die Blitze würden ja nicht
nur aus dem Gebiet längs der Leitung auf den Mast gezo-
gen sondern auch aus der Querrichtung. Gefühlsmäßig
möchte man sagen, daß Vorteile und Nachteile solcher
Spitzen sich im allgemeinen die Waage halten mögen.
Jedenfalls aber sollte man bei ihrer Anwendung auf ganz
besonders gute Erdung achten.
í H
Wellenwider stand ca we qd
Wanderwee
|
\
i UE
|
Abb. 12. Blitzschlag In Erdsell.
Wir kommen nun zur Betrachtung des Erdseiles.
Wird ein Mast getroffen, der mit ihm ausgerüstet ist
(Abb. 12), so wird während des Vorwachsens des Blitzkop-
fes und der -Ausbildung des Blitzstromes auf ihm ein ähn-
licher Vorgang sich abspielen wie auf dem vorher be-
trachteten Leitungseil. Nur wird die Höhe der Erdseil-
wanderwelle von vornherein auf den Wert des Spannungs-
abfalls beschränkt sein, den der Blitzstrom in der Mast-
erde findet. Diese Wanderwelle ist aber auch für den Strom
im Erdseil maßgebend; die Wellenwiderstände von je
HOQ auf beiden Seiten entlasten also im ersten Augen-
blick die Masterde, zu der sie parallel liegen, nur wenig.
Dementsprechend bleibt auch hier die Gefahr des rück-
wärtiren Überschlags in wenig verändertem Maße be-
stehen. Vom Standpunkt des Schutzes gegen Blitzein-
schläge kann man also nicht sagen, daß das Erdseil über
einzelne schlechte Masterden ausgleichend hinweg hilft;
mum muß vielmehr jeden einzelnen Mast sorgfältig erden.
Hat nun das Erdseil eine Schutzwirkung in dem Sinne,
daß es Blitze abfängt und sie daran hindert, die Leitung
zu treffen? Für Einschläge in die Leitung nahe
am Mast, wo der Blitzstrom vom Erdseil unmittelbar auf
den Mast übergehen kann, wird das sicher in gewissem
Umfang der Fall sein. Je mehr Erdseile man verwendet
und je weiter sie ausladen, um so besser wird es in dieser
Hinsicht sein. Denn es kommt immerhin vor, daß selbst
hei zwei Erdseilen der Blitz an den Erdseilen seitlich
vorbeigeht und dann doch noch von der Seite auf ein dar-
unter liegendes Leitungseil übergeht. Hier wird sicher
auch bei hohen Spannungen das elektrische Feld eine
Rolle spielen, welches die Betriebspannung in der Um-
erbung der Leiter erzeugt; es kann je nach der Phasenlage
den Einschlag in ein bestimmtes Seil begünstigen. Voll-
zieht sich der Einschlag in das Erdseil nicht unmittelbar
am Mast (Abb. 13), so ist bei einigermaßen kräftigen
Blitzen kaum damit zu rechnen, daß das Erdseil wesent-
liche Beträge des Blitzstromes abführen kann; die Span-
nung gegen Erde und gegen die Phasenseile wird dann
so hoch bleiben, daß der Blitz einfach weiter durchschlägt,
wie es bei Einschlägen auf freiem Feld tatsächlich beob-
achtet worden ist. Wollte man sich hiergegen schützen,
so müßte man die Leitung mit einem regelrechten Käfig
umgeben, der auch Querverbindungen in genügender Zahl
hätte, was schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht durch-
führbar wäre. Den üblichen Erdseilen ist aber sicher auch
auf freier Strecke ein beachtenswerter Schutzwert zumin-
dest gegen Teilentladungen, welche schwächere Ströme bis
zur Größenordnung von ctwa 1000 A führen, nicht abzu-
sprechen.
Ob man durch Verwendung von Erdseilen die Ge-
fahren abschwächt oder nicht, eine Lehre müssen wir
aus den dargelegten Verhältnissen ziehen: Wir verlangen,
daß beim Einschlag in die Leitung die durch den Blitz-
kanal zugeführte Elektrizitätsmenge auf dem kürzesten
und schnellsten Wege zur Erde abgeführt wird, damit sie
möglichst wenig Unheil anrichtet, also nicht auf dem Um-
wege über große Leitungslängen zu Schutzapparaten in
den Stationen sondern So unmit-
telbar wie nur irgendmöglich an
der Eintrittstelle, d. h. am näch-
sten Mast. Das wird crreicht,
wenn man Vorkehrungen trifft,
den Blitzstrom schnell und un-
schädlich von der getroffenen
Leitung über die Isolatoren auf
die Masterde zu übertragen. Dazu
muß der Isolator zwei Bedingun-
gen erfüllen: erstens muß er
möglichst geringe Überschlag-
verzögerung besitzen, weil davon
die Höhe und Breite des ersten
Wellenstoßes abhängt, der auf
jeden Fall in das Netz läuft;
zweitens muß er den Lichtbogen,
der dem Überschlag folgt, ohne
Schaden ertragen können. Ideal
sind diese Forderungen bei
Knüppelisolatoren mit weitaus-
ladenden Schutzringen (Abb. 14) erfüllt oder bei Ketten
mit Schutzkörben (Abb. 15). Es wurde aber auch die An-
sicht vertreten, daß gewöhnliche Kappenketten genügend
lichtbogensicher seien.
Abb. 13. Blitz trifft Erdseil
und Leitungseil.
ne 8 & 9 9 8
—
E
~ ar
Abb. 14. Knüppelisolator mit Schutz gegen
Lichtbogenwirkungen,
Abb. 15. Kette mit Schutz
gegen Lichtbogenwirkungen,
Wenn man nun dergestalt jeden Mast bewußt als
Blitzableiter heranzieht, so darf man nicht vergessen, daß
der nachfolgende Lichtbogen auch schnell und überspan-
nungsfrei gelöscht werden muß. Dazu haben sich Erd-
schlußspulen und ähnliche Einrichtungen so gut bewährt,
daß Schwierigkeiten in dieser Hinsicht kaum bestehen.
Allerdings darf nicht übersehen werden, daß diese Mittel
versagen, wenn der Überschlag in mehreren Phasen er-
folgt. In den meisten Fällen scheint dies aber nicht der
Fall zu sein. Wir kennen eine große Anzahl von Fällen,
in denen heftige Blitzeinschläge sich nur einphasig aus-
gewirkt haben. Die Fälle mit mehrphasigen Fehlern am
Mast werden sich weiter verringern, wenn durch gute
Masterdung der rückwärtige Überschlag an Bedeutung
verliert. Außerdem sind gerade in den letzten Jahren in
1474
der schnellen selektiven Abschaltung von Kurzschlüssen
große Fortschritte gemacht worden.
Gegen die im vorstehenden befürwortete bewußte
Förderung des möglichst verzögerungsfreien Überschlages
auf der Leitung lassen sich Einwände erheben. Es ist die
Frage aufzuwerfen, ob es nicht besser wäre, dem Isolator
auf der Strecke eine solche Überschlagverzögerung zu
geben, daß die Überschlagstelle an einen Blitzschutzapparat
in der Station verlegt werden könnte. Wir glauben nicht,
daß das zweckmäßig ist; denn jeder einigermaßen kräf-
tige Blitzschlag wird doch diese Maßnahme illusorisch
machen, weil die nicht abgeführte Ladung die Spannung
sehr steigert und dann die Überschlagverzögerung sehr
schnell abnimmt. Weiterhin könnte man die Meinung ver-
treten, daß isolierende Masten, z. B. ungeerdete Holz-
masten, vorzuziehen seien, weil sie vielleicht etwas sel-
tener getroffen werden und den Lichtbogenstrom so be-
grenzen, daß der Isolator auch ohne sonstige Schutz-
maßnahme seltener beschädigt wird. Es mag sein, daß
auch hier einige kurze, leichte Wischer gelegentlich ohne
Schaden ertragen werden; dafür werden aber die Stö-
rungen bei allen einigermaßen kräftigen Schlägen sich
um so unangenehmer auswirken, wie die vorgeführten
Holzmastbilder zeigen. Wir glauben daher, diese Wege
nicht empfehlen zu können.
Stationssehutz.
Wir kommen nun zur Station. Nachdem wir den Rat
gegeben haben, den Blitzstrom so schnell und kräftig wie
möglich an der Einschlagstelle von der Leitung zur Erde
abzuführen, empfehlen wir, die Stationsisolatoren mit mög-
lichst großer Überschlagverzögerung auszubilden und
ihren Sicherheitsgrad möglichst hoch im Vergleich zu dem
der Leitung zu wählen. Wenn man die besprochene Maß-
nahme am Mast durchführt, können die von der Leitung
in die Station einziehenden Wellen nur ganz kurzzeitig
eine große Höhe haben,
entsprechend der klei-
nen Überschlagverzöge-
rung auf der Strecke.
Längere Wellen sind in
ihrer Höhe auf die Über-
schlagspannung der Lei-
tungsisolatoren begrenzt.
Daraus ergeben sich für
die einziehende Wander-
welle Formen, wie sie
in Abb. 16 noch einmal
gezeigt sind, diesmal
mit stärker abgefalle-
ur on en a er
chen er verbesserten BEEN £
Masterde. Der Abszis- a Überschlag auf
senmaßstab ist auf Zei-
Abb. 16. Zeit-Durchschlag-Kurve und
ten umgerechnet. Dazu
ist eine Kurve gezeich- Beanspruchung der Stationsisolation.
net, welche für die Sta-
tionsisolatoren die Beziehung zwischen Überschlagspan-
nung und Überschlagverzögerung darstellt.
Ein anzustrebendes Ziel sollte es sein, dafür zu sor-
gen, daß die Wanderwelle mit genügendem Spielraum
innerhalb der Kurve für die Stationsisolatoren bleibt, da-
mit die Wanderwellen keinen Überschlag an diesen Iso-
latoren hervorrufen können. Allerdings darf nicht über-
sehen werden, daß Reflexionen in der Station auftreten,
durch welche die Spannungen erhöht werden. Es müßte
also ein ziemlicher Abstand zwischen beiden Kurven
bleiben. Für die hohe Anfangspitze läßt er sich um so
leichter schaffen, je geringer die Verzögerung auf der
Strecke und je größer sie in der Station ist. Im flachen
Teil würde man allerdings damit rechnen müssen, daß
längere Wanderwellen von der Höhe der statischen Über-
schlagspannung der Leitungsisolatoren einziehen, näm-
lich dann. wenn es nicht zum Überschlag auf der Strecke
kommt. Man müßte also, um auch hier die Spannungs-
erhöhung durch Reflexionen mit zu berücksichtigen, einen
nicht unerheblich höheren Sicherheitsgrad für die Sta-
tionsisolatoren gegenüber den Freileitungsisolatoreu ein-
führen. Die Verwirklichung dieser Gedankengänge würde
schließlich einen apparativen Stationsschutz entbehrlich
machen können oder wenigstens sehr vereinfachen.
Es darf aber nicht verkannt werden, daß nur durch
eine erhebliche Umstellung der bisherigen Praxis der
Stationsisolierung der gekennzeichnete Zustand vollkom-
men zu erreichen sein wird. Es müßten auch erhebliche
wirtschaftliche Widerstände überwunden werden. Solanze
eine solche Umstellung nicht durchgeführt ist, wird man
/solater-Kurre
Sponmung
u —>2 eit
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1929
duren die vorgeschlagenen Maßnahmen die Gefährdung
der Stationen stark herabsetzen, sie aber noch nicht völlig
beseitigen. Es würde dann noch ein Betätigungsfeld für
Blitzschutzapparate bleiben. Folgende Aufgaben würden
sich ihnen bieten:
1. Abflachung der steilen Fronten,
2. Herabsetzung der steilen Anfangspitze,
3. Bekämpfung des langen Wellenrückens.
Die beiden ersten Punkte dieses Programms sini
leicht zu erfüllen. Kondensatoren würden z.B. beide
Funktionen übernehmen können, soweit sie betriebsicher
sind. Bei der Kürze der Wellenspitzen würden wirtschaft-
lich tragbare Batterien ausreichen. Viel schwieriger isi
die Bekämpfung des Wellenrückens. Er ist zwar durch
die Maßnahmen auf der Strecke auf die statische Über-
schlagspannung der Leitungsisolatoren begrenzt. Aber
die große einströmende Blitzladung kann ihn außerordent-
lich lang machen. Darum wird man auf eine Ableitung
zur Erde nicht verzichten können.
Um dem Schutz genügende Wirksamkeit zu geben,
muß man den Ableitungswiderstand von der Größenord-
nung von 5000 machen. Dann wird die Welle auf einen
erträglichen Wert herabgesetzt. Es muß verlangt werden,
daß der beträchtliche nachfließende Netzstrom betriet-
sicher unterbrochen wird und daß der Widerstand ein
solches Ansprechen oft genug hintereinander verträst.
Die VDE-Vorschriften verlangen sogar, daß dieser Stren:
2 min lang ausgehalten wird. Diese Forderung ist der
Einführung eines genügend niedrigen Widerstandswerte-
sehr hinderlich. Es wäre daher zu begrüßen, wenn diese
Bestimmung im vorstehenden Sinne geändert würde.
Als Einbaustelle ist die Sammelschiene ungeeienct,
weil hier durch Zerteilung der ankommenden Welle di:
Spannung herabgesetzt wird, der Schutz also nicht ar-
spricht. Sein gegebener Platz ist die Einführungstell:-
der Leitung; die Praxis, ihn vor die Station zu setzen,
gewinnt glücklicherweise Boden. Die vorgeschaltet:
Funkenstrecke muß etwas unterhalb der statischen Über-
schlagspannung der Freileitungsisolatoren ansprechen
damit nicht erst Spannungserhöhungen durch Reflexionen
zum Ansprechen nötig sind. Das kurze Stück, das die
Welle bis zum Ansprechen des Schutzes durchläuft, wird
bei senügender Überschlagverzögerung der Stations-
isolatoren auch an Reflexionspunkten kaum schaden.
Auf die Frage, wie weit die bekannten Schutz-
apparate die Praxis befriedigen, will ich nicht im ein-
zelnen eingehen, zumal die hier wiedergegebenen Ge-
dankengänge andere Wege weisen. Allgemein kann man
sagen, daß die Elektrizitätswerke noch immer über-
wiegend ungünstige Erfahrungen berichten. Im übrieer:
verweise ich auf die in letzter Zeit erschienenen wissen-
schaftlichen Untersuchungen an Überspannungschutz-
apparaten®?;, auch das bei uns vorliegende Material i:t
veröffentlicht'*.,
Zum Schluß möchte ich noch zum Vergleich keran-
ziehen, wie man in Amerika über die Blitzsckutzfrac?
denkt. Viel beachtet werden die klydonographischen Un-
tersuchungen, die dort an Freileitungen im Betriebe ge-
macht worden sind. Einen großen Teil der so festgestell-
ten Überspannungen hält man dort für indirekte Finwir-
kungen.
schläge von Teilentladungen erklären lassen, werden
weitere Untersuchungen ergeben müssen. Sehr beachten:-
wert ist aber, daß man trotzdem in Amerika in mancher
Beziehung zu ähnlichen Schlüssen kommt wie wir. Su
Ob sich nicht auch diese durch direkte Ein- `
legt man z. B. ebenfalls großen Wert auf gute Masterden. `
um den Wanderwellenrücken herunterzusetzen. Die Nütz-
lichkeit des Erdseils wird ebenfalls stark hervorgehoben.
Auch spricht man sich gegen die Neigung aus, die Lei-
tung zu hoch zu isolieren, wodurch die Störungen auf die
Ausrüstung der Stationen übertragen werden; von den
Stationsisolatoren verlangt man hohe Stoßfestigkeit und
man spricht von einer Abstufung des Sicherheitsgrade:.
Trotzdem also drüben noch an eine Bedeutung indi-
rekter Einwirkungen geglaubt wird, komınt man dort und
hei uns unabhängig voneinander zu ganz ähnlichen Richt-
linien. Besonders erfreulich ist, daß man nun auch in
Amerika eine großzügige Forschungstätigkeit in Gang
gebracht hat. Nachdem somit der Reihe nach Schweden.
Deutschland, die Schweiz und Amerika derartige Arbeiten
energisch angegriffen haben, können wir wohl mit Sicher-
heit darauf rechnen, daß die leidige Blitzschutzfrasr
spätestens in einigen Jahren völlig geklärt sein wird.
ni ge SE Arch. El. Bd. 18, 8. 2838. — E. Flegler, Arch. Ei.
i uv 1 Forschungsheft der Studiengesellschaft für Höchstspannung*-
anlagen.
10. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
1475
Bemerkungen zu den „Regeln für die Bezeichnung von Klemmen bei Maschinen
nebst Anlassern und Reglern sowie bei Transformatoren” des VDE*.
Von D’pl.-Ing. ©. Hammerer, Berlin, Oberingenieur beim VDE.
Übersicht. Die der Neubearbeitung der „Regeln für
die Bezeichnung von Klemmen bei Maschinen nebst An-
lassern und Reglern sowie bei Transformatoren“ zugrunde
liegenden Gesichtspunkte sowie die damit zusammenhän-
genden hauptsächlichen Vorschläge einer iuternational-
einheitlichen Festlegung der Klemimenbezeichnungen wer-
den besprochen, wobei auf einzelne Punkte zur Erläuterung
des Entwurfs näher eingegangen wird. Schließlich wird
angeregt, die Festlegung von Klemmenbezeichnungen nicht
nur zu beschränken auf die Verwendung an den Geräten,
für die sie gelten sollen, sondern die Behandlung dieser
Fragen vielmehr einzugliedern in eine Arbeit, die jede bild-
lich-schematische Darstellung verknüpft mit der rechnerisch-
beschreibenden Betrachtung eines Problems.
Die seit 1. Juli 1908 bzw. mit den daran vorgenom-
menen Ergänzungen seit 1. Juli 1909 gültigen „Normen
für die Bezeichnung von Klemmen bei Maschinen, Anlas-
sern, Reglern und Transformatoren“ wurden, gemachten
Anregungen zufolge, einer erweiterten Neubearbeitung
unterzogen.
Da sich gezeigt hat, daß die alleinige Beschreibung
der Klemmenbezeichnung bei praktischer Anwendung der
Bezeichnungsgrundsätze auf neue Maschinenarten nicht
immer genüst und daß infolge verschiedenartiger Über-
lezung oftmals seitens der einzelnen Hersteller an sich
gleichartige Wicklungen, besonders bei Wechselstrom-
Kommutatormotoren, verschiedenartig bezeichnet werden
und man daher stets mehr oder weniger doch wieder auf
ein mitzulieferndes Schaltungsbild angewiesen bleibt, so
wurde eine Verbesserung der bisherigen Vorschläge
durch Ausarbeitung von möglichst vielseitigen Muster-
beispielen für die heute üblichen Schaltungen zu erzielen
„ersucht. Als wichtiger Gesichtspunkt zieht sich durch die
gesamte Arbeit der einer mözlichsten Anpassung an die
(tepflogenheiten anderer, in dem grundsätzlichen System
mit Deutschland übereinstimmenden Länder; wie weiter
unten noch kurz berichtet werden wird, liegen im Rah-
men der IEC-Verhandlungen?! bereits gewisse greifbare
Vorschläge hierfür vor.
Der Aufbau der Neubearbeitung geht von gewissen
Fundamentalgebräuchen aus, die bereits in den bisherigen
„Normen“ vom Jahre 1908 bzw. 1909 festgelegt und als fest-
stehend und eindeutig seit dieser Zeit überall in Deutsch-
land zur Anwendung gekommen sind; hinsichtlich der
Darstellung der einzelnen Schaltunesbilder schließt sich
der Entwurf den von dem Ausschuß für Schaltbilder in
den Normblättern DIN VDE 710 u. f. gleichfalls möglichst
in Übereinstimmung mit den diesbezüglichen Arbeiten der
IEC festgelegten Schaltzeichen und Schaltbildern weitest-
gehend an, ohne jedoch in gewissen Punkten eigene Wege
zu vermeiden. Der Zukunft muß es überlassen bleiben,
hier ebenso möglichst restlose Übereinstimmune zu schaf-
fen, wie weiterhin mit den Arbeiten noch einige weitere
Gesichtspunkte zu verknüpfen, zu denen Ansätze bereits
vorhanden sind, z.B. Klemmenbezeichnung und Vektor-
richtung u. dek: in dieser Beziehung möge der Entwurf
auch weiteren Kreisen eine fruchtbare Anregung bieten.
Bevor auf die Besprechung einzelner Blätter einee-
sangen wird, sei eine kurze Zusammenfassung der allge-
mein-zrundsätzlichen Gesichtspunkte für die internatio-
nalen Verhandlungen auf diesem Gebiete voraneestellt.
Die Mehrheit der an den Verhandlungen in Bellagio
im Jahre 1927 beteiligten Länder hat sich für die Ver-
wendung des „europäischen Systems“ der Buchstabenbe-
zeichnung, das bisher bereits in Deutschland üblich ist,
als der Grundlage eines Klemmenbezeichnungsvstems
ausgesprochen. Dieses System unterscheidet sich von
dem „amerikanischen System“ der Zahlenbezeichnung da-
durch, daß für die Klemmen verschiedener Wiceklunzen
grundsätzlich verschiedene Buchstaben (im allge-
meinen meist ohne jeden Zahlen- oder Buchstabenindex)
zebraucht werden, während nach dem System der Zahlen-
bezeichnung die allgemeine Kennzeichnung einer Wick-
lung wohl durch einen Buchstaben, die besondere der
Klemmen aber grundsätzlich durch eine Ziffer vorge-
nommen wird. Die beiden Systeme, die durch die Abb. 1
und 2 näher erläutert werden, unterscheiden sich übri-
® Der Entwurf Sen wird auf S. 1497 dieses IIeftes veröffentlich
1 Vgl. ETZ 1926, S. 655 u. 1411; 1928, S. 161. many
gens noch in einem weiteren Punkt, indem einerseits
konventionelle Buchstaben (in der Reihenfolge des Alpha-
bets) wie z.B. in Deutschland, anderseits symbolische
Buchstaben, die oft Anfangsbuchstaben der betreffenden
Wicklungsbezeichnung sind, verwendet werden.
Der bisherigen an sich in Deutschland bereits übli-
chen Gepflogenheit, große Buchstaben für die Oberspan-
nungseite von Transformatoren und für die Ständer von
Wechselstrommaschinen, kleine Buchstaben für die Un-
terspannungseite von Transformatoren und für die Läu-
fer von Asychronmotoren zu verwenden, trägt gleichfalls
das Ergebnis einer nach dieser Richtung veranstalteten
internationalen Kundfrage Rechnung ebenso wie dem
Grundsatz, im allgemeinen einer Klemme nur einen ein-
zigen Kennbuchstaben zuzuordnen.
Abb. 1. Europäisches System der
Buchstabenbezeichnung (offene
Dreiphasenwicklung mit An-
zapfung) **.
Abb. 2. Amerikanisches System
(offene
An-
der Ziffernbezeichnung
Dreiphasenwicklung mit
zapfung) **.
Nächst der in erster Linie wohl rein theoretischen
Frage des Klemmenbezeichnungsystems spielt für die
praktische Anwendung eine wichtige Rolle, welche Zu-
ordnung zwischen Drehsinn und Bezeichnung besteht.
Während nahezu einstimmig als Normal-Drehrichtung so-
wohl für Generatoren wie für Motoren der Uhrzeiger-
sinn (rechts gerichteter Pfeil) vorgeschlagen wird, wer-
den bezüglich der Blickrichtung, in der gesehen die Ma-
schine im Regelfall rechtslaufend sein soll, die verschie-
densten Vorschläge gemacht. Und in der Tat ist diese
Frage bei der Vielfachheit und der Vielseitigkeit elektri-
scher Maschinen sowie der Form ihres konstruktiven und
mechanischen Aufbaues nicht leicht eindeutig in einer
alle Fälle und Möglichkeiten umfassenden Form zu be-
antworten. Der deutsche Standpunkt, dem auch die vor-
liegenden Regeln Rechnung tragen, wird durch § 76 der
R.E.M. wiedergegeben: von ihm abzuweichen bestand kein
Anlaß, um so mehr als diese Frage noch einer weiteren
Prüfung und internationalen Verhandlung unterliegen
soll und ein bestimmter Vorschlag vielleicht erst gelegent-
lich der nächsten Tagung der IEC zu erwarten sein wird.
Der vorliegende Entwurf, der bestrebt ist, soweit möglich
sich den mit ihm im Prinzip und in vielen Punkten über-
einstimmenden Arbeiten hauptsäehlich Italiens, Österreichs
und der Schweiz anzupassen, enthält auf den Tafeln 1
und 2 übliche Schaltungen für Gleichstrommaschinen (mit
und ohne Wendepole) der drei möglichen Errerungsarten;
beachtlich ist, wie übrigens auch im Text bemerkt wird, daß
der ursprünglich aufgestellte Grundsatz der Unveränderlie h-
keit der Remanenz einer Maschine bei Änderung der Dreh-
richtung zugunsten bequemer und einfacher Montage
durch einfache Umschaltung der verhältnismäßig hand-
lichen Zuleitungen zur Erregerwicklung und dadurch
bewirkte Umpolung des Erregerfeldes wenigstens da, wo
eine bleibende Änderung bezweckt wird, im Laufe der
zg Die beiden Abbildungen sollen hinsichtlich der Darstellung
der Wicklungsanordnung oder des Schemas der Klemmenanordnung
selbst nicht maßgebend sein.
1476
Beratungen fallen gelassen wurde. Auf diese Weise ge-
lang es, eine weitestgehende Übereinstimmung der deut-
schen und schweizerischen Bezeichnungen herbeizufüh-
ren. Betrachtet man beispielsweise die als Motor-Rechts-
lauf in Abb. 3 gekennzeichnete Schaltung einer Gleich-
strom-Doppelschlußmaschine mit Wendepolen, bei der die
P
N
Vertauschung der
Anker- u. Wende-
pol-Anschlüsse
Ankerwicklung A-B
Wendepolwicklung C-D
G-H Reihenschlußwick-
lung E-F
Generator-Linkslauf
Betriebsmäßig wechselnde,
Änderung des Drehsinnes
Abb. 3. Umschaltung von Gleichstrom-Doppelschlußmaschinen mit Wendepolen.
Klemmenbezeichnung so gewählt wurde, daß der Strom in
allen Wicklungen im Sinne der alphabetischen Buchsta-
benfolge die gleiche Richtung hat, als gegeben, so hat
man bei Änderung der Drehrichtung bzw. der Betriebs-
art je nach dem zugrunde gelegten Prinzip der Umschal-
tung andere Schaltmaßnahmen zu treffen, von denen die
in der rechten Hälfte dieser Abbildung dargestellten Um-
schaltungen, die sich nur auf eine Vertauschung der An-
schlüsse für die Nebenschluß- bzw. Reihenschlußwicklung
beschränken, wohl praktisch die einfacheren sein dürften,
wie oben erwähnt.
Wichtig ist für die gegenseitige Anordnung der ein-
zelnen Wicklungen der fast überall auch in den sonstigen
Tafeln des Entwurfs zur Durchführung gebrachte Grund-
satz, daß der im Schaltungsbild dargestellte räumliche
Winkel der verschiedenen Wicklungsachsen zueinan-
der übereinstimmen soll mit dem Winkel, den die magne-
tischen Felder der betreffenden Wicklung systeme mit-
einander bilden; es sind also in elektrischer Hinsicht z.B.
einerseits Anker-, Kompensations- und Wendepol-Wick-
lungsachse und anderseits Nebenschluß- und Reihenschluß-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 41
Vertauschung der
Feldwicklungs-An-
schlüsse
Nebenschlußwicklung
bleibende
10. Oktober 1929
Wicklungsachse je für sich gleich bzw. entgegengesetzt
gerichtet, stehen aber untereinander senkrecht.
Auffallender als bei den Tafeln über Gleichstrom-
maschinen ist diese gegenseitige Zuordnung des Rich-
tungsinns von Wicklungen bei den Schaltungen für Dreh-
strom, bei dem die drei Systeme bekanntlich jeweils einen
N,
EN Em" Ke
Abb. A Einphasenwicklung, entstanden durch
Gegenreihenschaltung der beiden Wicklungs-
stränge einer Zweiphasenwicklung.
g
I
j
E
H ex
oy” Eart Än
Ne a
EN E A.
Abb. 5 Einphasenwicklung, entstanden durch
Summenreihenschaltung der beiden Wicklungs-
stränge einer Zweiphasen wicklung.
elektrischen Winkel von 2/3 = 120° miteinander cin-
schließen. Über die Reihenfolge der drei Systeme, die in
Bezichung zu der Drehfeldrichtung steht, wird weiter
unten noch berichtet werden.
Die Verkettung der drei Wicklungsysteme wurde
hierbei bei Sternschaltung durchweg so vorgenommen,
daß die Enden X, Y, Z miteinander zum sog. Sternpunkt
verkettet wurden und die für den Anschluß der drei
Hauptleitungen R, S, T bestimmten Anfänge U, V, W
offen blieben. Dieser Grundsatz kommt auch bei den
Klemmenbezeichnungen für Zweiphasenstrom und Ein-
phasenstrom zur Anwendung. Der Umstand, daß bei Ein-
phasenstrom die Klemmenbezeichnung U, V gewählt
wurde anstatt U, X, wie eigentlich erwartet werden sollte,
10. Oktober 1929
da mit den Buchstaben U, V, W die Anfänge und mit den
Buchstaben X, Y, Z die Enden von Wicklungen bezeich-
net werden, bedeutet keinen Widerspruch und kein Ab-
weichen von dieser Regel; denkt man sich nämlich
die Einphasenwicklung durch Gegenreihenschaltung der
D 8 CoD A
A ER CH,
Abb. 6. Einphasenwicklung, entstanden durch Mischreibenschaltung
der Leiter einer Zwei-(Vier-ıphasenwicklung.
beiden Wicklungstränge einer Zweiphasenwicklung, die
ihrer Theorie nach an sich eine Vierphasenwicklung ist,
hergestellt, wie aus Abb. 4 ersichtlich wird, so stimmt
die Klemmenbezeichnung für die Einphasenwicklung über-
ein mit der für die Zweiphasenwicklung, wobei jedoclı
der Verkettungspunkt XY
als unwesentlich nicht ei-
gens bezeichnet worden ist.
Grundsätzlich wäre unter
Umständen bei einer ande-
ren Art der Verkettung der
beiden Wicklungstränge U,
X und V, Y oder der ein-
zelnen Leiter auch die
Klemmenbezeichnung U,Y
bzw. U,X gerechtfertigt,
wie sich aus Abb. 5 u. 6 er-
gibt; allerdings sind die
der Abb.4 einerseits und
den Abb.5 u. 6 anderseits
entsprechenden Einphasen-
spannungen um 90° gegen-
einander verdreht. Aus wick-
lungstechnischen Gründen?
führt man jedoch praktisclı
Einphasenwicklungen nie-
mals mit voller Bewick-
lung der Polteilung aus,
sondern in der Regel nur
mit Zweidrittel - Bewick-
lung; das entspricht der
verketteten Schaltung
zweier Wicklungsysteme
einer Drehstromwicklung
(a Abb.7).
Ein Punkt, der beson- EI
derer Beachtung bedarf, ist ”
die gegenseitige Zuord-
nung des Drehsinnes von
Wechselstrommaschinen,
der Drehfeldrichtung und
der Klemmenbezeichnung
des Netzes. Als allgemei-
ner Grundsatz gilt, daß
die Reihenfolge der Buch-
staben R, S, T für die Lei-
tungen eines Drehstromnetzes die zeitliche Phasenfolge
angeben soll. Als normaler Drehsinn der Maschine und
Die
Aa
U
H
G
E
3 Verwendung normaler Drehstromwicklungs-Blechschnitte auch
für Einphasenwicklungen, trapezförmige Feldverteilung als Annähe-
rung an die Sinusform u. dgl.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
1477
damit auch des Drehfeldes unter Berücksichtigung des Um-
standes, daß R und U, S und V, T und W miteinander ver-
bunden werden, wird, wie bereits eingangs erwähnt,
der Rechtslauf (im Sinne des Uhrzeigers) angenommen.
Wählt man, wie heute wohl bereits in den meisten Fällen
übereinstimmend in der Literatur angewandt, den Vektor-
drehsinn entgegen dem Drehsinn des Uhrzeigers, so daß
der Zeitliniendrehsinn, weil umgekehrt, wieder im Sinne
der Uhrzeigerbewegung erfolgt, so ergibt sich eine Rei-
henfolge der drei an sich um je 120° gegeneinander ge-
drehten Systeme gleichfalls im Sinne der Uhrzeigerbewe-
gung, wie in Abb. 8 dargestellt.
Die Drehrichtung einer Wechselstrommaschine wird
bekanntlich durch Vertauschen zweier Anschlüsse umge-
dreht, so daß die Umschaltung einer für Rechtslauf be-
zeichneten Maschine für Linkslauf verhältnismäßig ein-
fach ist. Schwieriger für die Beurteilung bleibt aber der
Fall, daß eine Maschine von vornherein für Linkslauf
bestellt wird. Um Mißverständnisse auszuschließen, muß
in solchen Fällen der Drehsinn, bei dem Phasenfolge und
Buchstabenfolge der Klemmen übereinstimmen, durch
einen Pfeil kenntlich gemacht werden; dies wird ganz
besonders da wichtig sein, wo die Buchstabenfolge U, V,
W, die ja die Phasenfolge angibt, von vornherein auf
den Linkslauf bezogen ist und demgemäß die Kreuzung
zweier Anschlüsse bereits im Innern der Maschine vorge-
nommen wurde, wie es mitunter bei größeren? Drehstrom-
maschinen dann der Fall ist, wenn sie auch eindeutig für
Linkslauf wegen ihrer Kupplung mit einer dementspre-
chend umlaufenden Turbine (z.B. linkslaufende Zoelly-
Turbine) oder Arbeitsmaschine bezeichnet werden sollen.
Die Kennzeichnung der Schaltung von Drehstrom-
transformatoren pflegt entweder durch Angabe der Art
der Verkettung der Phasen, also A, Y ,“ oder durch An-
gabe der Schaltung entsprechend den Schaltgruppen des
8 8 der R.E.T. vorgenommen zu werden. Es sei in diesem
Zusammenhange darauf hingewiesen, daß seitens der IEC
angeregt wurde, die Phasenverdrehung der Oberspannun-
gen gegenüber den Unterspannungen durch eine Art
„Uhrzifferbezeichnung“ (12 h = 360 °) anzugeben, ebenso
wie an Stelle der bisherigen Schaltzeichen A, Y , `$ die
ZA
Alb. 7. Einphasenwicklung rechts‘, entstanden durch Gegenreihenschaltung zweier Wicklungstränge einer
Dreiphasenwicklung (links).
für den Schriftverkehr praktischeren Buchstaben D, Y, Z
bzw. d, y, z zu verwenden. Eine endgültige Regelung ist
3 Gemäß § 76 der R.E.M. 1930 sind solche Vereinbarungen nur auf
Maschinen über 100 kVA beschränkt.
1478
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1929
allerdings noch nicht erreicht, so daß der vorliegende
Entwurf an dem bisherigen Zustand, wie er sich in
Deutschland eingebürgert hat, noch festhält.
Eu Enz Vektor-
rt
UR
Abb. 8 Vektorfolge und Drebsinn im Zeit- und Vektordiagramın.
Die Frage der „Normalschaltungen” für Transforma-
toren, für die in Deutschland Az (C1, C2) und Cs in Aus-
sicht genommen ist (vgl. § 8 der R.E.T./1930, DIN VDE 2600
und 2601 nebst Erläu-
Lerungen sowie 2610),
unterliegt noch ein-
gehender internatio-
naler Beratung; von
den in Vorschlag ge-
brachten fünf Schal-
tungen (s. Abb. 9)
scheinen für Deutsch-
land nur die beiden
ersten in Betracht zu
kommen; der vor-
liegende Entwurf be-
schränkt sich auf die
Schaltung 43.
Während die Ver-
kettung der drei Sy-
steme bei `Y -Schal-
tung auch hier ent-
sprechend dem be-
reits im vorherge-
henden erwähnten
Grundsatz des Zu-
sammenschlusses aus-
schließlich der Enden
X, Y, Z bzw. zu z
zum Sternpunkt vor-
genommen wurde,
läßt sich aus den
R.E.T. hinsichtlich
der Verkettung bei
A-Schaltung keine be-
stimmte Regel ablei-
ten, da sowohl die
Verkcttung zvlywlzu
bzw. XV/YWIZU als
auch die Verkettung
uy, vz, wx gebräuch-
lich sind.
Der internationale Vorschlag, die Anordnung der
Transformatorklemmen so vorzunehmen, daß bei Detrach-
tung von der Oberspannungseite aus die Reihenfolge von
links nach rechts und ein gegebenenfalls herausgeführter
Nullpunkt links neben der Klemme U liest, entspricht der
in Deutschland übrigens bereits zur Norm (DIN VDE 2600
und 2601) gewordenen Ausführung (s. Abb. 10) und wird
weiterhin dem § 59 der R.E.T./1930 gerecht.
Wie aus Tafel 8 des Entwurfes zu ersehen ist, pflegen
Anzapfungen von Transformatorwicklungen so bezeichnet
zu werden, daß der Klemme mit der kleinsten Indexziffer
d UV Wuv gn
V
A< WEN,
die höchste Spannung entspricht; wie diese Frage inter-
national geregelt wird, läßt sich heute noch nicht über-
sehen, da etwa gleichviele Länder, wie dieser Festlegung
zustimmen, auch für eine gegenteilige Regelung einge-
treten sind.
Für Spannungswandler gelten dieselben Klemmenbe-
zeichnungen wie für Leistungstransformatoren, indes
pflegt das Übersetzungsverhältnis augenfällig dadurch
angedeutet zu werden, daß, ebenso wie bei den Strom-
U v WwW
Abb. 10. Klemmenanordnung bei Drehstromtransformatoren.
wandlern, die Unterspannungseite lediglich durch einen
eine Windung andeutenden Strich zur Darstellung ge-
bracht wird.
Die Klemmenbezeichnung der Stromwandler weicht
von der für Leistungstransformatoren ab, indem für die
Stromwandler die Buchstaben K und L bzw. k und l in
Übereinstimmung mit den in der Schweiz üblichen Klem-
menbezeichnungen vorbehalten bleiben.
Der vorliegende Entwurf, der auch im wesentlichen
die seinerzeit deutscherseits gemachten Vorschläge bei
Schallungs-
Bezeichnung
V e UVWuvw
<S HUA, iin
Abb. 9. Zur internationalen Normung vorgeschlagene und in Deutschland gebräuchliche „Normal“-Schaltungen.
der internationalen Behandlung der Frage der Klemmen-
bezeichnungen wiedergibt, wird voraussichtlich mit Rück-
sicht auf die in der nächsten Zeit seitens der IEC zu fas-
senden Beschlüsse vorläufig noch nicht als endgültig in
Kraft gesetzt werden; es bietet sich daher die Gelegen-
heit, dem VDE und seinen Kommissionen auch sonstige
Anregungen zu geben, sei es hinsichtlich Ergänzung der
veröffentlichten Tafeln, sei es hinsichtlich der Anpassung
an die Schaltbilder der Normblätter DIN VDE 710 u.f.
oder hinsichtlich des einen oder anderen das Anwendungs-
gebiet erweiternden Gesichtspunktes.
10. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
1479
Aus der Entwicklung des Druckluftschalters *.
Von Dipl.-Ing. K. A. Wiedamann, Berlin.
Übersicht. Von den zahlreichen Druckgasschaltern, die
etwa seit der Jahrhundertwende in Amerika und Europa
erfunden wurden, werden diejenigen näher beschrieben, die
nach ihrem Prinzip in die Entwicklungslinie der heutigen
Druckgasschalter eingereiht werden dürfen.
Die ersten Konstruktionen von Schaltern mit Druck-
luftlöschung des Lichtbogens sind um die Jahrhundert-
wende in Amerika aufgetaucht!. Abb.1 zeigt einen der-
artigen Schalter. Die Stromzuführungen befinden sich bei
D und D’ und eine Kontaktbrücke B verbindet die beiden
Kontakte c, und e, Im Fuß des Schalters ist ein starker
Magnet M untergebracht, der einen beweglichen schweren
Kern P umschließt, dessen Führungstange r die Kon-
taktbrücke B trägt. Die Wirkungsweise des Schalters ist
nun folgende: Wird der Magnet M erregt, so zieht er
sehr rasch den schweren Kern P an, der als Kolben in
dem Zylinder P’ die Luft komprimiert und durch die
beiden Düsen a und a’ gegen die in Serie liegenden Kon-
taktstellen c, und cą, preßt und so gleichzeitig mit der
ne us der Kontaktbrücke B die Öffnungslichtbogen
öscht.
Während bei dieser Konstruktion noch die zur
Löschung erforderliche Druckluft durch die Bewegung
des Schalters erzeugt wird und auch nur einfache Kon-
takte vorhanden sind, bringt die um das Jahr 1905 eben-
falls aus Amerika bekanntgewordene Schalterausführung?
(Abb. 2 und 3) eine Reihe bedeutender Verbesserungen mit
sich. Der feststehende (linke) Kontaktteil weist die fest-
stehenden Kontakte 4 auf und enthält zwischen ihnen `
den axial federnd verschiebbaren Hilfskontakt 10. Gegen
diese Kontakte sind, auf einem Schlitten beweglich, die
entsprechenden Gegenkontakte 16 und 17 angeordnet. Der
Schlitten 28 stellt einen Teil des Zylinders 25 dar, in dem,
mit dem Kolben 24 verbunden, die die Kontakte tragende
Stange 19 geführt ist. Durch die Kraft der Feder 26 wird
der bewegliche Kontaktteil offengehalten. Zum-Schließen
des Schalters wird hinter den Kolben 24 Druckluft ein-
veführt, die entgegen der Federkraft den Kolben mit den
Kontakten vorschiebt und in Einschaltstellung bringt, der
Hilfskontakt 10 wird durch den Gegenkontakt 17 zurück-
gedrückt und die Hauptkontakte 4 und 16 greifen inein-
ander. Soll der Schalter geöffnet werden, so wird von
Hand oder automatisch die Druckluft im Zylinder 25, die
der am Kolben wirkenden Federkraft entgegenwirkte, ab-
gelassen, der Kolben samt den Kontakten schnellt zurück,
die Hauptkontakte lösen sich, der Hilfskontakt 10 folgt
noch ein kurzes Stück zufolge der sich in ihm entspan-
nenden Feder 13 dem Gegen-
kontakt 17 und gibt schließ-
lich diesen auch frei. Wäh-
renddessen wurde beim Zu-
rückgehen der Kontaktstange
19 die das Luftventil 31
steuernde Kugel 33 aus ihrer
Rast angehoben, so daß Druck-
luft durch das geöffnete Ven-
til 31 zu der hohlen Kontakt-
etange fließen konnte. Die
Druckluft tritt nun durch den
hohlen, düsenförmig ausgebil-
deten Hilfskontakt 17 aus,
trifft auf den konischen Gegen-
kontakt 10 und bläst den Licht-
bogen aus. Ist die Kontakt-
stange in ihrer Endstellung
angelangt (wie gezeichnet),
so nımmt eine weitere Rast
die Kugel auf und das Druck-
ventil 31 schließt sich wieder.
Diesem Schalter haftet jedoch
noch der Mangel an, daß die
zum Löschen bestimmte Druck-
luft durch ein Labyrinth von
druckverzehrenden Konstruktionsteilen hindurch muß und
nieht direkt von einem Behälter zur Verbrauchstelle ge-
angt.
Erst kurz vor dem Kriege wurde auch in Deutschland
ein Druckluftschalter gebaut, der bei elektrischen Bahnen
» gl. ETZ 1929, 8. 1005, 1073 u. 1114. (D. 8.
1 Erfinder: E. H. Johnson u. Lundell. New York.
2 Erfinder: R. Ph. Jackson, Wilkinsburg.
Abb. 1.
Konstruktion (1900).
Alte amerikanische
verwendet wurde?. Der Konstruktion (Abb. 4) liegt der
Gedanke zugrunde, nur beim Öffnen des Schalters und
dann auch nur so lange, bis der Lichtbogen erloschen ist,
Druckluft auszublasen. Der Schaltvorgang spielt sich fol-
gendermaßen ab: Bei geschlossenen Hauptkontakten 1, 2
fließt der Strom bei 4 dem Schalter zu und bei 5 wieder ab.
Die Magnetspule 12 bleibt unerregt, da die Kontaktbrücke 9
abgehoben ist. Wird nun der Schalter durch Bewegung des
Hebels 8 nach abwärts geöffnet, so wird durch Überbrük-
kung der Kontakte 10 und 11 der Strom vom Kontakt 2
aus sowohl bei 5 als auch über den Widerstand 14 und die
Spule 12 abfließen. Hierdurch wird aber der Kern 13 in die
Spule gezogen und öffnet durch seine Bewegung das
Druckluftventil 7. Der aus der Düse 6 austretende Luft-
strom bläst den Lichtbogen sofort von den Hauptkontakten
zu den Löschhörnern 3, wo er erlischt. Hierdurch wird
aber die Spule 12 stromlos und das Ventil 7 schließt sich
wieder; der Löschvorgang ist beendet.
Abb. 2 u. 3. Amerikanischer Schalter um 1905.
Neben dieser Konstruktion wurde bald darauf eine An-
ordnung für stationäre Schalter mit Druckluftlöschung
bekannt’, die sich in ihren Konstruktionselementen eng
an die Ölschaltertypen lehnte. Abb. 5 stellt einen Schnitt
durch einen Einphasenschalter dar. Neben dem festen Kon-
takt m ist ein federnder Hilfskontakt d angebracht; auf
der beweglichen Kontaktbrücke a befinden sich die ent-
sprechenden Gegenkontakte, der Hauptkontakt m und der
hohle Hilfskontakt e. Zu diesem Hilfskontakt führt der
flexible, einerseits an dem Schaltergehäuse anderseits an
der Traverse a befestigte Schlauch i für die Zuführung
der Druckluft. Der Schaltvorgang ist folgender: Beim
Betätigen der Schaltspindel e wird die Traverse a frei-
gegeben und unter Federdruck nach abwärts gerissen; die
Hauptkontakte trennen sich, während der bewegliche
Hilfskontakt zufolge der federnden Umklammerung durch
den Gegenkontakt e noch ein Stück nach abwärts mitge-
nommen wird. Indessen wird durch die auf der Schalt-
spindel befindliche Nockenscheibe (das Druckluftventil k
geöffnet, u.zw., was beachtenswert ist, noch bevor der
Hilfskontakt sich öffnet. Beim Auseinandergcehen der
Hilfskontakte wird nun auch der Austritt der Druckluft
aus dem hohlen Kontakt e freigegeben und dadurch der
Lichtbogen ausgeblasen. Bei Erreichen der Ausschalt-
stellung der Spindel e wird durch entsprechende Ausbil-
dung der Nockenscheibe das Gasventil wieder geschlossen.
Die Schalterkonstruktion läßt sich selbstredend auch für
Mehrphasenschalter ausführen, wobei für sämtliche Phasen
eine gemeinsame Gaszuführung zweckdienlich ist.
In Abb. 6 ist ein Schalter? dargestellt, der sich durch
sehr geringen Verbrauch an Druckluft auszeichnet, da die
zum Schalten erforderliche Menge von Druckgas zum.
3 Vorortbahn Hamburg —Blankenese.
t Erfinder: M. de Greef, Düren, Khld.
5 Maschinenfabrik Oerlikon, Schweiz.
1480
Löschen des Lichtbogens weiterverwendet wird. Der Vor-
gang ist folgender: Soll der Schalter 1 geschlossen wer-
den, so wird mittels des Relais 9 oder von Hand die die
beiden Ventile 7 und 8 tragende Stange in die Einschalt-
stellung nach oben gebracht, wodurch die bei 5 einströ-
mende Druckluft in dem Zylinder 3 den Kolben 2 gegen
Abb. 4. Bahnschalter. Abb. 7. BBC-Schalter.
den Druck der Feder 4 nach oben preßt und die am Kolben
anzelenkten Kontaktteile schließt. Bei Öffnen des Schal-
ters werden die Ventile nach abwärts bewegt, ? verschließt
die Druckgaszufuhr und 8 läßt das im Kolben befindliche
Druckgas unter der beschleunigenden Wirkung der Fe-
i
Nia
mm a gë .- wm
Sr
La
S
N
y
II
SIR
EEN
RN
Abb. 6. Oerlikon-Schalter.
der 4 entströmen, das durch die Leitung 6 der Trennstelle
der Kontakte zugeführt wird und hier den Lichtbofren
ausbläst.
Die Schalteranordnung nach Abb.7 weist der vor-
stehend beschriebenen Konstruktion gegenüber wesent-
liche Fortschritte auf. Vor allem wurde Wert darauf ge-
legt, das zum Löschen des Lichtbogens erforderliche Druck-
gas unmittelbar in eine die Kontakte umgebende Kammer c
einzuführen, von wo aus es bei Öffnung der Kontakte
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1929
direkt und ohne Druckverlust, den Lichtbogen mit sich
reißend, durch den hohlen Kontakt ausströmen kann. Die
Kontakte sind ferner weitestgehend den Strömungslinien
angepaßt, so daß hohe Durchflußgeschwindigkeiten erzielt
werden können. Dieser Hochspannungschalter wurde im
Jahre 1923 in der Schweiz gebaut’. Abb. 8 zeigt einen Hoch-
leistungschalter, der aus denselben Überlegungen heraus
entstanden ist, allerdings schon 20 Jahre früher und in
Amerika’. Wir sehen, daß dieser Schalter, der für 10 000 V
und darüber gebaut ist, bereits ein Vorläufer der jüngsten
Hochleistungschalter ohne Öl ist. In der Löschkammer be-
finden sich der feste Kontakt 1 und der bewegliche Kon-
takt 2, die beide konisch ineinandergreifen. Den Kontakt 1
umgibt ein Hilfskontakt 30, den Kontakt 2 ein ebensolcher
Hilfskontakt 30a, der jedoch durch die Feder 32 axial fe-
dernd ist. Das Einlaßventil 25
für das Druckgas wird von
dem im Relais 26 beweglichen
Kern 27 gesteuert. Der den
Schalter in der Einschaltstel-
lung festhaltende Hebel 24
Abb. & Alte amerikanische
Konstruktion mit Druckkammer.
Abb. 9. Englische Kon-
struktion.
wird durch einen Druckkolben 25 bewegt. Der Schaltvor-
gang geht derart vor sich, daß zur Ausschaltung mittels
des Relais 26 die Druckgaszufuhr bei 28 geöffnet wird; das
Gas füllt die Schaltkammer und drückt gegen den kleinen
Kolben 25, kann ihn jedoch erst dann niederdrücken, wenn
der Gasdruck in der Schaltkammer größer ist als der ent-
zegenwirkende Federdruck. Hierdurch wird erreicht, daß
der Schalter erst dann geöffnet werden kann, wenn ge-
nügend Druck in der Löschkammer herrscht, da erst dann
der Hebel 24 durch den Druckkolben 25 ausgelöst wird
und der Schalter unter dem Druck der Feder 29 sich öffnet.
Im selben Moment bläst das in der Kammer aufgespeichertc
Gas den Öffnungslichtbogen durch den hohlen Kontakt
unter ständigem Nachstrom aus der Druckgasleitung ins
Freie und der Schaltvorgang ist beendet. Durch das voll-
kommene Umspülen der beiden Kontakte mit dem Lösch-
gas wird sowohl eine weitgehende Kühlung der Kontakte
als auch eine Entionisierung der Umgebung erzielt, wo-
-durch ein Rückzünden des Lichtbogens verhindert wird.
In Abb. 9 ist der jüngste des betrachteten Zeitab-
schnittes, in seinen Einzelheiten bekanntzewordene Hoch-
leistungschalter ohne Öl, der mit Druckluft arbeitet, dar-
zestellt”. Die Löschkammer 106 ist direkt auf den Druck-
gasbehälter 146 aufgeschraubt und wird gegen diesen
durch das Doppelventil 171 abgeschlossen. Das Ventil
sitzt fest auf der Schaltstange 124, an der auch der
€ Brown, Boveri & Cie.. Baden, Schweiz.
` Erfinder: R. H. Read, Schenectady. N. Y. Amer. Pat. Nr. 716848,
S The British Electrical and allied Industries Research Assoc.
London-Westminster.
10. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
1481
bewegliche Kontakt 10 befestigt ist. Geführt wird die
Stange durch den Teil 126, der mit einem isolierenden
und hitzebeständigen Überzug 144 versehen ist. Der
Steuermechanismus ist, da er nichts Ngues bietet, nicht dar-
gestellt. Stromzuführung sowie Bewegung erfolgen vom
unteren Ende der Stange 124 aus. Der axial unterteilte
und durch die Ringe 64 federnd zusammengehaltene fest-
stehende Kontakt 12 ist an dem Isolator 102 befestigt;
seine Stromzuführung erfolst bei 117. Der hohle Kontakt
führt in einen Kamin 110, durch den das Löschgas ausge-
stoßen wird. Die Löschkammer selbst ist innen sorgfältig
mit einem isolierenden und hitzebeständigen Überzug 136
versehen. Der Schaltvorgang ist folgender: Beim Ein-
schalten wird die Stange 124 nach oben gestoßen und es
strömt während der Zeit, in der der obere Ventilkegel den
Ventilsitz 148 verläßt bis der untere Ventilkegel am Ven-
tilsitz anliegt und der Schalter geschlossen ist, Druckgas
in die Löschkammer 100 ein. Wird der Schalter geöffnet,
so gibt der Kontaktkopf 10 beim Verlassen des festen Kon-
taktes die Auspufföffnung frei und das ausströmende Gas
reißt den Lichtbogen mit sich. Gleichzeitig strömt aber
so lange vom Behälter 146 Druckgas nach, bis die Schalt-
stange, in ihrer Endstellung angelangt, den oberen Ventil-
kegel auf den Sitz 149 auflegt und die Gaszufuhr unter-
bindet. Der vorstehend beschriebene Schalter, als Einzel-
schalter für eine Abschaltleistung von 25000 kVA bei
6600 V gebaut, benötigte unter Verwendung von Wasser-
stoffgas unter einem Druck von 4 atü für eine Löschung
weniger als 100 l Gas. Die im Lichtbogen freiwerdende
Energie betrug nur den fünften Teil der beim Schalten in
Ölschaltern freiwerdenden und in Wärme umgesetzten
Energie, unter Zugrundelegung eines Ölschalters mit einer
Schaltgeschwindigkeit von 175 cm/s. Das Schaltgeräusch,
das beim Abschalten derartig großer Energien entsteht,
ist einem Kanonenschuß nicht unähnlich, denn die Aus-
strömgeschwindigkeit der Löschgase wird durch die durch
ihre Erhitzung auftretende Expansion noch vergrößert, so
daß, wie die neuesten Versuche ergeben haben, bei Gas-
drücken von 5..15 at Ausströmgeschwindigkeiten von
500 ... 2500 m/s und Temperaturen von 2000 ....4000° er-
reicht werden. Entsprechend den sehr geringen Schalt-
wegen, innerhalb deren der Lichtbogen erlischt und die nur
einige Zentimeter betragen, sind die Schaltzeiten außer-
ordentlich gering und liegen in der Größenordnung von
hundertstel Sekunden; die im Lichtbogen freiwerdenden
Energien sind daher auch sehr klein.
Die Grundlagen der Sommerfeldschen Elektronentheorie der Metalle.
Von Dr. Rudolf Samuel, Breslau.
Übersicht. Die Sommerfeldsche Elektronentheorie der
Metalle unterscheidet sich von anderen Versuchen, die
Theorie in eine bessere Übereinstimmung mit der Erfahrung
zu bringen, dadurch, daß sie nicht das zugrunde gelegte
physikalische Bild abändert sondern eine andere Statistik
des „Elektronengases“ einführt. Nach einer einleitenden
Übersicht werden daher die Grundlagen der neuen von der
Quantenmechanik entwickelten Statistik dargelegt und schließ-
lich die Ergebnisse besprochen, zu denen die Sommerfeldsche
Theorie durch diese neue Statistik gelangt.
I.
Mit dem Namen Metall bezeichnen wir eine Anzahl
von Stoffen, die gewisse Eigenschaften gemeinsam haben.
Die wichtigsten von ihnen sind das elektrische und ther-
mische Leitvermögen. Ferner besitzen sie alle ein verhält-
nismäßig hohes spezifisches Gewicht, sie sind im Gegen-
satz zu den meisten Nichtleitern nicht spröde sondern dehn-
bar, wobei sie jedoch eine erhebliche Festigkeit zeigen,
und sind schließlich noch durch den eigentümlichen Metall-
glanz ausgezeichnet. Sie bilden also unter den Stoffen
deutlich eine besondere Klasse, und die Aufgabe der Phy-
sik ist es, diese besonderen Eigenschaften aus der Konsti-
tution der Metalle heraus zu deuten. Die Lösung dieser
Aufgabe hat die Physik verhältnismäßig frühzeitig in An-
griff genommen, hat einzelne der Eigenschaften der Metalle
schon frühzeitig aufgeklärt und Zusammenhänge zwischen
ihnen gezeigt. So konnte z.B. Drude 1889 eine Formel
ableiten, die den Zusammenhang zwischen der elektri-
schen Leitfähigkeit und dem hohen Reflexionsvermögen
für Lichtstrahlen angibt, das der physikalische Ausdruck
für den metallischen Glanz dieser Stoffe ist. Da wir
Lichtstrahlen als sehr kurze elektromagnetische Wellen
auffassen, gelang es ihm, zu zeigen, daß sich aus der
elektromagnetischen Theorie des Lichtes, wie sie Max-
well begründet hat, das Resultat ergibt, daß das Re-
flexionsvermögen eines Körpers um so größer sein muß,
je größer sein elektrisches Leitvermögen ist. Es zeigte
sich, daß dieses Ergebnis der physikalischen Theorie
mit den Relativwerten der Beobachtungen über das Re-
flexionsvermöger in bester Übereinstimmung steht. In
der Tat absorbieren die besten Leiter, wie Silber, Kupfer
und andere, den geringsten Bruchteil des auffallenden
Lichtes und reflektieren den größten, und anderseits
stimmt sogar der Absolutwert des beobachteten Re-
flexionsvermözens mit dem nach der Drudeschen Formel
berechneten gut überein. Aber gerade die wichtigste
Eigenschaft der Metalle, das elektrische Leitvermögen
selbst und die damit zusammenhängzenden Erscheinungen
haben der Physik bis auf den heutigen Tag erhebliche
Schwierigkeiten gemacht und eine vollkommen befriedi-
gende Theorie dieser Phänomene ist noch nicht vorhan-
den. Über einen neuen und besonders interessanten Ver-
such, den der Münchener Physiker Sommerfeld
unternommen hat, um das Problem auf Grund der letzten
Entwicklung der Quantentheorie zu lösen, soll hier be-
richtet werden!.
Die elektrische Leitfähigkeit der Metalle unterschei-
det sich von der der „Halbleiter“ genannten Elektrolyte
dadurch, daß der Transport von Elektrizität im Elektro-
lyten mit dem Transport der Ionen verbunden ist, im Me-
tall aber ohne jeden Transport von Materie vor sich geht.
Der Träger dieser Eigenschaft muß daher von nicht-
materieller Natur sein. Einer der Gundzüge jeder physi-
kalisch sinnvollen Theorie der metallischen Leitfähig-
keit muß daher die Annahme sein, daß diese Eigenschaft
auf die in einem metallischen Körper vorhandenen Blek-
tronen zurückgeht. Alle die in den letzten Jahrzehnten
aufgestellten und geprüften Theorien, die das Geheimnis
der metallischen Leitfähigkeit enträtseln sollten, stimmen
daher darin überein, daß ee Elektronentheorien
der Leitfähigkeit sind. Diese Annahme hat inzwischen
auch noch von anderer Seite her eine starke Stütze be-
kommen, nämlich von den physikalischen Forschungen
her, die in den letzten Jahren eine große Anzahl von
Aussagen über den Bau der Atome gewinnen konnten.
Bekanntlich kann man auf Grund der Ergebnisse der
Chemie drei Sorten von Atomen und damit von chemi-
schen Grundstoffen voneinander unterscheiden. In eine
Klasse gehören die Elemente, die chemisch träge sind und
überhaupt keine chemischen Verbindungen eingehen. Das
sind die sogenannten Edelgase. Eine andere Gruppe sind
die, die bei der Bildung von Salzen stets den negativen
Partner und in der Salzlösung entweder allein oder mit
anderen zusammen das negative Ion bilden. Für sie sind
die Atome der Hlalogene, Fluor, Chlor, Brom und Jod
typisch. Die dritte Gruppe endlich sind die positiven
Partner der Salze, die gleichzeitig auch die positiv gela-
denen Ionen der Lösung liefern, und das sind die Me-
talle. Die chemische Trägheit der Edelgase erklärt
sich dadurch, daß bei ihnen die Anordnung der äußersten
Elektronen eine ganz besonders stabile ist. Diejenigen
Atome, die im periodischen System der Elemente kurz
vor ihnen stehen, haben eine derartige Anordnung noch
nicht völlig erreicht und besitzen darum, wie z.B. die
Halogene, die Neigung, weitere, zusätzliche Elektronen
aufzunehmen, um so zu einer solchen stabilen Elektro-
nenkonfiguration zu gelangen. Da aber die Elektronen
stets negativ geladen sind, so wird das betreffende Atom
bei einem derartigen Vorgang, wie er z. B. in der Salz-
bildung auftritt, in ein negatives Ion verwandelt. Um-
gekehrt besitzen die im periodischen System hinter einem
Edelgas stehenden Atome, die Metalle, einige Elektronen
nıehr als das davorstehende Edelgasatom, und weil diese
gewissermaßen die besonders stabile Anordnung stören,
sind sie nur locker gebunden und können leicht abge-
geben werden. Wenn also z.B. bei der Bildung von Koch-
salz ein Natriumatom eincs seiner Elektronen, u. zw. das
ı A. Sommerfeld, W.V.Houston, C. Eckart. Z. Phys.
Bd. 47, S. 1, 33. R, 43. — A. Sommerfeld, Naturwissensch. Bd. 15
S. 825; Bd. 16, S. 374.
1482
äußerste, an das Chlornatrium abgibt, so fehlt dem übrig-
bleibenden Rumpf des Natriumatoms eine negative Ele-
mentarladung, er bleibt als positives Ion zurück. Es er-
gibt sich also daraus, daß die durch die elektrische Leit-
fähigkeit ausgezeichneten Metalle gerade die Elemente
sind, deren Atome über ein oder mehrere Außcnelek-
tronen verfügen, die besonders locker gebun-
den sind. Es liegt nahe, gerade diese Außenelektronen
auch für die Erscheinung der Leitfähigkeit verantwort-
lich zu machen.
Will man jedoch nicht nur ein ungefähres qualitati-
ves Bild zur Beschreibung eines derartigen Phänomens
benutzen sondern eine exakte quantitative Theorie aut-
stellen, so muß man nunmehr Annahmen darüber machen,
wie sich die Elektronen im Metall verhalten, durch welche
Gesetze ihre Bewegungen gererelt werden. Schon die
ersten Theorien, die für die metallische Leitfähigkeit auf-
gestellt wurden und auf der Elektronentheorie fußten,
waren gaskinetische Theorien. Sie nahmen
nämlich an, daß die Elektronen im Metall genau den
gleichen Gesetzen unterworfen seien, wie die Mole-
küle eines Gases im leeren Raum. Die kinetische Theorie
der Gase führt die Eigenschaften, die mit diesem Aggre-
gatzustand verbunden sind, darauf zurück, daß die Gas-
moleküle völlig regellos durch den Raum fliegen. Jedes
von ihnen besitzt eine bestimmte Geschwindigkeit und
Richtung, die es so lange beibehält, bis es mit einem an-
deren zusammenstößt. Es stellt sich bald eine bestimmte
Durehschnittsgeschwindigkeit ein, von der nur die eines
verschwindend geringen Prozentsatzes der Moleküle er-
heblich abweicht, da ihre Zahl stets ungeheuer groß ist.
Ebenso kann man an Stelle der wechselnden Bahnlängen
der einzelnen Moleküle einen Durchschnittswert ansetzen,
den man die mittlere freie Weglänze nennt. Man ersetzt
also die individuellen Zustandsgrößen, wie Geschwindig-
keiten, Impulse, Bahnen der Moleküle, durch Mittelwerte.
Da es infolge ihrer ungeheuer großen Anzahl natürlich
nicht möglich ist, für jedes einzelne Molekül die betref-
fenden Gleichungen der klassischen Mechanik zu be-
nutzen, führt man das mechanische Problem auf ein
statistisches zurück, in dessen Wesen es begründet liegt,
daß man nun nicht mehr Aussagen über den Bewegungs-
zustand der einzelnen Moleküle sondern solche über
die Durchschnittswerte einer großen Schar von Molekülen
gewinnt. Auf diese Weise ergab sich z. B. der Truck,
den ein in einem Gefäß eingeschlossenes Gas auf dessen
Wände ausübt, aus den Impulsen der in jedem Augen-
blick regellos auf die Wand aufstoßenden Moleküle. Die
durchschnittliche Energie des Stoßes steigert sich mit
zunehmender Geschwindigkeit der Moleküle, d.h., wenn
dem System Energie etwa in Form von Wärme zugeführt
wird. An die großen Erfolge der kinetischen Theorie
der Gase sei hier nur erinnert. Das Wesentliche ist, dafs
diese den mathematischen Apparat der Wahrscheinlich-
keitsrechnung in die Physik eingeführt hatte, deren sich
dann die Elektronentheorie der Metalle bediente.
Wenn wir die Moleküle eines Gases als frei und un-
abhängig bezeichnen, so soll darunter zunächst verstan-
den werden, daß der Raum, den sie zusammen bei dichte-
ster Packung einnehmen, klein ist gegenüber dem Raum,
den das Gas als solches einnimmt. Das bedeutet offen-
bar, daß die mittlere freie Weglänge, die ein Molekül
zwischen zwei Zusammenstößen zurücklest, groß ist ge-
genüber den Dimensionen des Moleküls selbst. Ähnliche
Annahmen mußte auch die Elektronentheorie der Metalle
machen, und es sind von vornherein, je nach dem physi-
kalischen Bilde, das zugrunde gelegt wird, die verschie-
denartigsten Theorien möglich. Welche von ihnen das
Richtige trifft. kann erst. daraus ersehen werden welche
die beobachteten Tatsachen am besten wiedergibt. So
hatte zuerst Rieeke? eine Theorie ausgearbeitet, bei der
vornehmlich die Zusammenstöße der Elektronen mit den
Atomen, aber nicht die der Elektronen untereinander be-
rieksichtiet wurden, und bei der die Dichte der Elek-
tronen im Metall als schr klein gegenüber der Dichte der
Metallatome angenommen wurde. Umgekehrt berücksich-
tizte dann später Prude? gerade nur die Zusammenstäße
der Elektronen untereinander, d.h. er nahm an, daß die
Zeit zwischen zwei Zusammenstößen eines Elektrons
mit je einem Metallatom und auch ihre freie Weglänge
relativ eroß sind. Damit hatte er also für die Bewegung
der Elektronen im Metall genau die Voraussetzungen der
kinetischen Theorie der Gase übernommen. Lorentz‘
baute dann diese Theorie weiter aus, die im wesentlichen
? E.Riecke, Ann. Phys. Bd. 66 (1898), S. 353, 545; Phys. Z. Bd. 10,
KL?
3 P. Drude., Ann. Phys. Bd. 11900). H Se: Rd. 3, S. 370: Bd. 7, 8.687.
ı H. A. Lorentz. Arch. Nerl. (2). Bd. 10, S. 336; Proc. Acad.
Amst. Bd. 7. S. 38, 585, 68.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1929
die eines „Elektronengases“ ist, und legte dabei die Sta-
tistik, genau so wie sie Maxwell und Boltzmann
für die Behandlung der Probleme der wirklichen Gase
benutzt hatten, zugrunde. Der größte und bekannteste
Erfolg dieser Theorie schien damals zu sein, daß sie den
Zusammenhang zwischen elektrischem Leitvermögen und
Wärmeleitvermögen, das Wiedemann-Franzsche
Gesetz, abzuleiten vermochte. Aber auch hier war die
numerische Übereinstimmung zwischen den errechneten
und den beobachteten Werten nicht allzu gut und es er-
gab sich sogar, daß die mathematisch strengere Fassung
der Theorie, wie sie Lorentz ausgebildet hatte, eine um
rd. 30 % schlechtere Übereinstimmung mit der Erfahrung
brachte als die ältere und weniger exakte Darstellung
Drudes. Andere Effekte, wie etwa die Aussendung von
Elektronen aus glühenden Drähten oder die überraschende
Erscheinung der Supraleitfähigkeit bei den tiefsten Tem-
peraturen, konnten von der Theorie überhaupt kaum be-
wältigt werden. Es fehlte daher nicht an Versuchen, die
Theorie zu verbessern. Erwähnt sei die auf Stark
und Haber zurückgehende Vorstellung, nach der die
Elektronen nicht als unabhängig voneinander vorausge-
setzt wurden. Es wurde vielmehr angenommen, daß so-
wohl die Atome einerseits als auch die Elektronen ander-
seits je ein Gitter bilden, ähnlich wie auch die Natrium-
ionen und die Chlorionen im Kochsalzkristall feste Ruhe-
lagen in den Gitterpunkten des Kristallzitters besitzen. Im
Metall sollte sich nun das Elektronengitter als Ganzes
gegenüber dem Atomeitter verschieben.
Alle diese Versuche, die Theorie zu verbessern, gin-
gen von einer Abänderung des zugrunde gelegten phwy-
sikalischen Bildes aus. Von ihnen unterscheidet
sich die neue Theorie Sommerfelds dadurch, daß sie statt
dessen eine andere Form der Statistik in die Elek-
tronentheorie der Metalle einführt. wie sie die Quan-
tentheorie in der jüngsten Zeit entwickelt hat. Auch
diese ist zunächst an dem Beispiel der kinetischen Theo-
rie der Gase entwickelt worden.
II.
Um die Prinzipien dieser neuen Statistik darlegen zu
können, benutzen wir eine in der Physik vielfach ange-
wandte Methode. Wir betrachten nicht die Bewegung
eines Körpers, etwa eines Mołeküls eines Gases oder eines
fallenden Steins im wirklichen Raum, sondern die seines
„Bildpunktes” im „Phasenraum“. Die Bewegung eines
Körpers ist uns genau bekannt, wenn wir in einem be-
stimmten Augenblick seine Lage im Raum, d.h. seine Ko-
ordinaten (die wir Ou, Oe usw. nennen) und seine Im-
pulse’ nach den verschiedenen Koordinaten (p,, p usw.)
kennen. Mit den betreffenden Werten von q und n ist der
jeweilige Zustand des Systems bestimmt. Denken wir
uns für einen sich bewegenden Massenpunkt die drei Ko-
ordinaten q und die drei Impulse p als reehtwinklige
Koordinaten eines sechsdimensionalen Raumes aufgetra-
gen, so entspricht jeder Punkt dieses q-p-Raumes, da ihin
je ein Tripel der Lagekoordinaten und der Impulse zu-
geordnet ist, einem anderen Bewegungszustand des Sy-
stems. Der ..Bildpunkt“ oder ..Phasenpunkt“ des Systems
wandert im Lauf der Zeit im Phasenraum und beschreibt
in ihm eine eindimensionale Kurve, die man als Phasen-
bahn bezeichnet. Durch sie wird die zeitliche Veränderung
des Systems geometrisch dargestellt. Wir werden in fol-
gendem lediglich einfache Beispiele betrachten, bei denen
höhere Dimensionen keine Rolle spielen.
In der klassischen Mechanik bildeten die möglichen
Finergiezustände eines Systems eine kontinuierliche Folge.
In der Quantentheorie ist das nicht der Fall. Nicht jeder
Wert der Energie ist zugelassen, das ist die wesentliche
und prinzipielle Änderung, die die Quantentheorie ge-
bracht hat. Die Zustände, in die ein System übergehen
kann, bilden in der Quantentheorie nicht immer eine kon-
tinuierliche Folge, sondern es existiert oft nur eine dis-
krete Reihe von Zuständen, in die ein vorgerebenes System
wirklich übergeht. Wenn ein solches System nun z.B.
ein Gas ist, das selbst wieder aus einer überaus groBen
Zahl von einzelnen Molekülen besteht, so lautet nun die
Frage, die im Mittelpunkt des ganzen hier betrachteten
Problemkomplexes steht: Wie setztsich der Zu-
stand des Gesamtsystems aus den Zu-
ständen seiner Teilsysteme zusammen?
Die Antwort auf diese Frage ist nicht einheitlich. Neben
die sog. klassische oder auch Boltzmannsche Statistik sind
in der letzten Zeit noch zwei neue, quantentheoretische
° Unter „Impuls“ verstehen wir hier die zu der betreffenden
Koordinate o kanonisch konjuzierte Größe, die natürlich nicht immer
die Dimension des mechanischen Jmpulses besitzt.
a
10. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Ai
Formen der Statistik getreten. Jede von ihnen gibt eine
andere Antwort.
Im Sinne einer möglichst übersichtlichen Darstellung
wollen wir uns zunächst mit den mathematischen
Unterschieden der drei Statistiken beschäftigen und erst
hinterher auf die physikalische Bedeutung einer
jeden von ihnen eingehen. Dazu betrachten wir ein Gas,
das nur aus zwei Molekülen bestehen möre. Für jedes
von ihnen sollen drei mögliche Zustände bestehen. Welche
Zustände des gesamten Gases sind nun möglich? Für
dieses vereinfachte Beispiel können wir uns ein Modell
denken. Wir nehmen zwei Würfel und überkleben auf
ihnen die Flächen mit 4, 5 und 6 Augen. Würfe, bei
denen eine solche überklebte Fläche aufgezeigt wird, gel-
ten als ungültig und müssen so lange wiederholt werden,
bis eine nichtüberklebte Fläche nach oben liegt. Die bei-
den Würfel stellen dann die beiden Moleküle dar; je nach-
dem sie 1, 2 oder 3 Angen zeigen. befinde sich das Mole-
kül im 1., 2. oder 3. Zustand. Die Frage nach der Zahl
der Zustände des Gesamtsystems kann jetzt also durch
Auswürfeln geklärt werden. Wenn wir die beiden Mole-
küle a und b nennen, die einzelnen Zustände der Mole-
küle Z, Zə und Sa, so ergibt sich folgende Übersicht für
die möglichen Kombinationen:
Molekülzustäinde Zı | Z: Z3
Zustände (es Gesamtsystems: y
b
b
a
a
>
a
Es kann zunächst das Molekül a sich im Zustand Z,
befinden. Dann ergeben sich für das Gas die drei Zu-
stände des Gesamtsystems I, II und III, je nachdem sich
b in den Molekülzuständen Z, bzw. Z» bzw. Z, befindet.
Dann gibt es wieder drei Zustände des Gesamtsystems,
wenn sich a in Z, befindet. die sich ebenfalls durch die
drei möglichen Molekülzustände von b unterscheiden, und
schließlich ergeben sich die drei letzten Gesamtzustände,
wenn sich a im Zustand Z, befindet und b wieder die
Reihe Z, bis Z, durchläuft.
Sind nun diese neun Zustände unseres Gresamtsystems
in gleicher Weise wahrscheinlich? Wenn wir würfeln,
so werden wir, wenn wir lange genug würfeln, allerdings
feststellen, daß jede der neun Kombinationen gleich oft
wiederkehrt. Die Annahme der klassischen Statistik von
Boltzmann besteht in der Tat darin, daß die neun oben
genannten Fälle gleichwahrscheinlich sind. Das ist aber
eine Hypothese. Welche Fälle gleichwahrscheinlich sind
läßt sich mathematisch überhaupt nicht entscheiden. Wohl
aber können wir die Frage aufwerfen, welche verschie-
denen Hypothesen über die Gleichwahrscheinlichkeit der
Zustände überhaupt möglich sind. Die der Boltzmann-
schen Statistik ist die am nächsten liegende, wonach alle
neun Zustände die gleiche Wahrscheinlichkeit besitzen.
Es gibt jedoch noch zwei andere Möglichkeiten, die die
Grundlagen gerade der quantentheoretischen Statistiken
von Bose-Einstein? und von Fermi-Dirae’ bil.
den. Die verschiedenen Statistiken unterscheiden sich
also zunächst rein mathematisch dadurch, daß sie auf
einer anderen Hypothese über die Gleichwahrscheinlich-
keit der Zustände des Gesamtsystems aufbauen.
Die Statistik von Bose und Einstein geht davon aus,
daß die Moleküle nicht voneinander unterschieden wer-
den können. Wenn z.B. ein Molekül sich im Zustand Z,
und das zweite sich in Z, befindet, so können wir nicht
feststellen. ob sieh a in Z, und b in Z, befindet oder um-
gekehrt. Fiir sie ist daher der Gesamtzustand TI identisch
mit IV. Ebenso verhält es sieh mit den Gesamtzuständen
III und VII, bzw. VI und VIII. Die Bose-Einsteinsche
Statistik kennt nicht neun sondern nur sechs Zustände
des Gesamtsystems, je nachdem sich beide Moleküle in
Z,, je eines in Z, und Z, usw. befindet, ohne daß ihre
ohnehin nicht feststellbare Individualität eine Rolle
spielt.
Aus den neun Zuständen der klassischen Statistik
erzeben sich die sechs Zustände der neuen Statistik,
wenn wir die nicht unterscheidbaren Fälle als identisch
betrachten:
€ S. N. Bose, Z. Phys. Bd. %, S. 178: Bd. 7, S. 34 — A. Ein-
EE Sitz.-Ber. d. pr. Akad. d. Wiss. Jahrg. 1924, S. 261; Jahrg. 1925,
18.
CR E. Fermi, Z. Phys. Rd. 36, S. 92. — P. A. M. Dirac. Proc,
Roy. Soc. (A) Bd. 109, S. 6&2; Bd. 110. S. 561 ; Bd. 112. S. 661.
1483
I
H =IV
HI = VII
V
VI= VIII
<
Die Statistik von Bose und Einstein nimmt nun an,
daß diese sechs Zustände untereinander gleichwahr-
scheinlich sind.
Die Statistik von Fermi macht eine andere Voraus-
setzung. Sie nimmt an, daß überhaupt nicht zwei Mole-
küle gleichzeitig in dem gleichen Zustand sein können.
Da sie ferner auch die nicht unterscheidbaren Fälle
ebenso wie die Bose-Einsteinsche Statistik als einen ein-
zigen behandelt, bleiben in unserem Beispiel überhaupt
nur drei Zustände des Gesamtsystems übrige:
1. 1 Molekül in Z, 1 Molekül in Sai
2. 1 Molekül in Z, 1 Molekül in Z3;
3. 1 Molekül in Z, 1 Molekül in Z,.
Nach der cauantentheoretischen Statistik von Fermi
besitzen diese drei Fälle von vornherein die Gleichwahr-
scheinlichkeit der Realisierung. Dirac hat übrigens auch
bewiesen, daß außer den genannten eine andere sinnvolle
Statistik nieht mörlich ist.
Welche physikalische Realität ist nun mit
jeder dieser drei mäglichen Statistiken verbunden? Schon
oben wurde bemerkt, daß die neun eleichwahrschein-
lichen Fälle, die für unser Beispiel nach der Boltzmann-
schen Statistik existieren, einfach durch Auswürfeln ver-
wirklicht werden können. Nur um das Beispiel nicht zu
unübersichtlich zu machen, haben wir lediglich drei Teil-
zustände eines jeden einzelnen Molcküls angenommen.
Wären sechs Zustände Z,...Z, zugelassen worden, so
könnten gewöhnliche Würfel für das Modell benutzt wer-
den. Das besitzt aber keinerlei prinzipielle Bedeutune.
Wir würfeln zunächst mit dem ersten Würfel, der dem
Molekül a entspricht. Er wird entweder eins oder zwei
oder drei Augen zeigen, u. zw. ist die Wahrscheinlichkeit
für das Eintreten jeder der drei Möglichkeiten gleich
eroß. Nachdem der erste Würfel gefallen ist, bestehen
nun für den zweiten Würfel die gleichen drei Mörlichkei-
ten, wobei es offenbar ganz ohne Einfluß auf ihn ist,
welchen Ausfall das Würfeln mit dem ersten Würfel ge-
habt hat. Darum ergeben sich die neun verschiedenen
Fälle, u.zw. jeder von vornherein mit der gleichen Wahr-
scheinlichkeit.. Daraus ergibt sich der physikalische
Grundgedanke, auf dem die klassische Statistik aufgebaut
ist. Er beruht darauf, daß beide Würfel voneinander voll-
kommen unabhängig sind, daß das Ergebnis des Wurfes
mit dem einen keinen Einfluß auf den mit dem anderen
ausübt. Das physikalische Bild der Boltz-
mannschen Statistik ist die vollkommene
Freiheit und Unabhängigkeit der Mole-
küledesGasesvoneinander.
Die Gleichwahrscheinlichkeit der sechs möglichen Zu-
stände des Gesamtsystems, die die Bose-Einsteinsche Sta-
tistik kennt, läßt sich nicht mehr ohne weiteres durch
Auswürfeln realisieren. In der Boltzmannschen Statistik
besitzt jeder der neun Zustände I... IX die Wahrschein-
lichkeit ?!/a, ein jeder von ihnen muß bei einer genügend
großen Zahl von Würfen durchschnittlich jedes neunte
Mal verwirklicht werden. Wenn wir versuchen würden,
die Bose-Einsteinsche Statistik mit unseren Würfeln zu
realisieren, so würden wir feststellen, daß von den sechs
in ihr allein übrigegebliebenen Gesamtzuständen I, II, III,
V, VI und IX drei Zustände gerade doppelt so oft auf-
treten wie die drei anderen. Bei unserem Würfelsniel hat
sieh für die Zustände I, V und IX, bei denen beide Wür-
fel die gleiche Augenzahl zeigen (beide Moleküle sich
also in dem gleichen Teilzustand befinden), nichts geän-
dert; für sie würde die Wahrscheinlichkeit nach wie vor
In betragen. Es sollen jedoch die noch allein vorhande-
nen 6 Zustände gleich wahrscheinlich, d.h. die Wahr-
scheinlichkeit eines jeden soll a sein. Die Gesamt-
zustände II, III und VI umfassen jeder in der neuen
Statistik zwei Fälle der klassischen Statistik. Der
zweite Zustand der Bose-Einsteinschen Statistik z.B. wird
sowohl durch das Auftreten des Gesamtzustandes II
als auch IV der klassischen Statistik verwirklicht.
Wenn wir auch die Bose-Einsteinsche Statistik durch
Auswürfeln realisieren wollen, so miissen wie für das
Würfelspiel eine Zusatzbedineune aufstellen,
u. zw. so, daß entweder die Fälle IV, VII und VIII
oder II, III und VI ausgeschlossen werden. Dann
bleiben nur die sechs CGresamtzustände übrig, die diese
Statistik kennt, u. zw. jeder mit der gleichen Wahrschein-
lichkeit. Wir setzen beispielsweise fest, daß der zweite
Würfel stets mindestens die gleiche Augzenzahl wie der
1484
erste zeigen soll. Alle Würfe, bei denen er eine kleinere
Augenzahl zeigt, sollen ungültig sein. Wie die Aufstel-
lung auf S. 1483 zeigt, werden durch diese zusätziiche
Spielregel die Fälle IV, VII und VIII ausgeschlossen
und das Würfelspiel stellt nun wieder ein vollkommenes
Modell unseres Gases, u. zw. nach der Bose-Einsteinschen
Statistik dar. Das bedeutet also, physikalisch gesprochen:
Die Bose-Einsteinsche Statistik läßt die
Unabhängigkeit der Moleküle voneinan-
der fallen.
Die Statistik von Fermi und Dirac ist der Bose-
Einsteinschen Statistik sehr ähnlich. Sie geht aus ihr
hervor, wenn man in der Bose-Einsteinschen Statistik die
Zustände des Gesamtsystems fortläßt, die dadurch ent-
stehen, daß bestimmte der Molekülzustände durch mehr
als ein Molekül besetzt werden. Sie fordert also, daß
jeder Teilzustand entweder gar nicht oder nur durch ein
einziges Molekül besetzt werden darf. In unserem Wür-
felmodell müssen wir daher außer der ersten Zusatz-
bedingung nun noch eine weitere aussprechen. Auch die
Würfe sollen ungültig sein, in denen die beiden Würfel
eine gleiche Augenzahl aufzeigen. In der Quantentheorie
des Atombaus war eine ähnliche Bedingung bereits be-
kannt, das sog. Pauliprinzip. Wenn man die Zu-
stände der Elektronen, die zu einem Atom gehören, mit
Quantenzahlen beschreibt, so fordert das Pauliprinzip,
daß sich die Elektronen mindestens in einer der zur Be-
schreibung nötigen Quantenzahlen unterscheiden. Elek-
tronen, die nur gleiche Quantenzahlen besitzen, können
in einem Atom nicht auftreten. Mit Hilfe dieses Prinzips
ist es gelungen, die komplizierten Spektren der Atome zu
analysieren und auch z. B. die Länge der Perioden des
periodischen Systems der Elemente zu erklären. Fermi
hat dieses Prinzip auf die Moleküle eines Gases über-
tragen und so, wie man das Pauliprinzip scherzhaft das
„Wohnungsamt der Elektronen“ genannt hat, unterschei-
det sich seine Statistik von der von Bose und Einstein
dadurch, daß sie das „Wohnungsamt der Moleküle“ enthält,
das ihnen verbietet, Molekülzustände
mehrfach zu besetzen.
Fine wesentliche Folge der Fermischen Statistik be-
steht gegenüber der Boltzmannschen darin, daß beim ab-
soluten Nullpunkt der Temperatur die innere Energie
eines Gases nicht gleich Null wird. Wenn sich
unter den Teilzuständen, aus denen der Gesamtzustand
des Gases besteht, einer befindet. der der Energie Null
entspricht, so kann er, wie wie ieder andere, nur durch
ein Molekül besetzt werden. Alle anderen müssen sich
in anderen Zuständen befinden. da eine mehrfache Be-
setzung ausgeschlossen ist. Sie können nicht alle die
Zustände annehmen, in denen sie sich nach der klassi-
schen Statistik befinden würden. So erklären sich die
Entartungserscheinungen bei den allertiefsten Tempera-
turen. Das Gas muß daher in jedem Falle eine „Null-
punktenergie“ und einen „Nullpunktdruck“ besitzen.
Für ein wirklichesGas spielen diese Entartungs-
erscheinungen nur bei den allertiefsten Temperaturen
eine Rolle. So hat Fermi nachgerechnet, daß für Helium
derartige Phänomene noch bei 5° abs. (— 268° C) auf-
treten können. Wärme ist aber nur ein Ausdruck für die
kinetische Energie der einzelnen Molcküle, sie hängt also
nieht nur von ihrer Geschwindigkeit sondern gleichzeitig
auch von ihrer Masse ab. Überträst man nun mit Som-
merfceld diesen ganzen Gedankenzang von dem wirklichen
Gas auf das „Elektronengas” im Metall, so ergibt sich
sofort der wesentliche Grundgedanke für die Anwendung
der neuen Statistik auf die elektrische Leitfähigkeit der
Metalle. Die Zustandsgleichung eines Gases lautet in
der Fermischen Statistik:
E = Ea + E, e soe oob ‘l o’ (1)
wenn man cinsetzt j
N WV Ke y
Eo — 5 o'ls en a e wn e e oe o e (la)
und
za l3
e e a 0 (1b)
gah
(Hierbei bedeutet p den Druck, N die Zahl der Moleküle
pro Mol, T die absolute Temperatur, m die Masse des ein-
zelnen Moleküls, kh die quantentheoretische Plancksche
Konstante, k die aus der Gastheorie bekannte Boltzmann-
sche Konstante, g ist ein Gewichtsfaktor, der für Elek-
tronen = 22 ist. E, ist die Energie am absoluten Nullpunkt,
E, charakterisiert ihren Anstıcz mit zunehmender Tem-
peratur.) Bekanntlich besteht zwischen Druck und Energie
eines Gases die Beziehung
pV’=?,E.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1929
Die klassische Theorie schreibt die Zustandsgleichung in
der Form
DV=ENKZ,
während die Fermische Statistik noch Glieder höherer
Näherung einführt. Da in diesen neuen Gliedern das Prov-
dukt m: T vorkommt, so wird offenbar eine gleiche Ab-
weichung von dem klassischen Wert, d.h. ein gleicher
Grad der Entartung erreicht, wenn man bei Verkleine-
rung von m eine Vergrößerung von T vornimmt. Da die
Masse der Elektronen nur den 1834. Teil der Masse des
Wasserstoffatoms beträgt, also rund den 8000. Teil der
Masse des Heliumatoms, so ist das Gebiet der Entartung
für das „Elektronengas” nicht wie für ein wirkliches
Gas auf einige Grade über dem absoluten Nullpunkt be-
schränkt sondern reicht weit über die Zimmertempera-
tur hinaus bis in Gebiete von der Größenordnung von
10 000°. Während also für wirkliche Gase die Boltz-
mannsche Statistik bei Zimmertemperaturen benutzt wer-
den kann, da das wirkliche Gas sich dann bereits weit
außerhalb des Gebiets der Entartung befindet, muß sie
gerade bei der Anwendung auf die freien Elektronen im
Metall versagen, weil sie bei normalen Temperaturen
noch alle Entartungserscheinungen aufweisen und sich
noch im Gebiet der Nullpunktenerzie befinden. So ver-
sprach also die Anwendung der Fermischen Statistik, d. h.
physikalisch gesprochen die Berücksichtigung der quan-
tentheoretischen Wechselwirkung der Elektronen aufein-
ander, die Schwierigkeiten zu lösen, die der klassischen
Statistik unüberwindlich schienen.
III.
Bereits der erste Erfolg, den Sommerfeld bei der
Durchführung dieses Grundgedankens sofort aufzeigen
konnte, war von entscheidender Bedeutung. Nach der
klassischen Statistik hätten nämlich die wie ein freies
Gas behandelten Elektronen einen merklichen Beitrag zur
spezifischen Wärme der Metalle liefern müssen. Das war
eine der unüberwindlichen Schwierigkeiten der älteren
Theorie, denn dieses Ergebnis steht in offenem Wider-
spruch zu allen Experimenten und zu jeder Erfahrung.
Da aber das Elektronengas nach der Fermischen Quan-
tenstatistik sich im Gebiet der starken Entartung befindet,
so ist hier seine Energie in erster Näherung unab-
hängig von der Temperatur und damit seine
spezifische Wärme gleich Null. In Abb. 1 ist die Energie
Abb. 1. Energie E des „Elek-
tronengases*“in Abhängigkeit von
der absoluten Temperatur T nach
der Fermischen Statistik (ausge-
zogene Kurve) und nach der Boltz-
mannschen Statistik (gestrichelt).
ET = 0 = Nullpunktenergie.
0 ~ 76.000°
Gebiet der E ntartung
—>/
eines cinatomigen Gases als Funktion der Temperatur auf-
getragen. Bei tiefen Temperaturen weicht die Kurve im-
mer mehr von dem linearen Anstieg ab, der das Verhalten
des Gases bei wachsender Temperatur außerhalb des Ent-
artungsgebietes kennzeichnet, und läuft bei starker Ent-
artung parallel zur Abszissenachse. Die klassische Stati-
stik würde, wie die gestrichelte Linie zeigt, eine lineare
Fortsetzung bis zum absoluten Nullpunkt verlangen. Der
Schnittpunkt der ausgezogenen Linie mit der Ordinate
zeizt die Nullpunktenergie, die nach der klassischen Sta-
tistik fehlt. Auch im Entartungsecbiet zeigt die Kurve
keine vollkommene Parallele zur Abszissenachse, d h. man
muß noch eine weitere Näherung hinzunehmen. Dann er-
gibt sich auch bei der Fermischen Statistik ein Beitrag zur
spezifischen Wärme der Metalle, der aber infolge der
schwachen Krümmung der Kurve im Gegensatz zu dem
steilen Anstieg außerhalb des Entartungseebietes nur rund
1..1%% des Beitrages darstellt, den die klassische Sta-
tistik liefert. Das spielt neben der spezifischen Wärme
der Metalle selbst keine Rolle und bildet keinen Wider-
spruch zur Erfahrung mehr.
Der Unterschied der beiden statistischen Methoden sei
durch die beiden folgenden Formeln dargestellt:
A eln
O Seng de Ee ease KE LI . e b Ka w 3
klass. 3 V2am ki ( )
dr El (3n\" 4 eln HI ab \1%
o Bene a Ee GE A ger ` D
EE 3 h ve 3 V2x a dë
Sie zeigen die Abhängigkeit der elektrischen Leit-
fähigkeit o von den atomphysikalischen Konstanten. Es
10. Oktober 1929
bedeutet l die vorläufig noch konstant angenommene freie
Weglänge der Elektronen, e ihre Ladung, m ihre Masse,
n ihre Anzahl in der Volumeneinheit, k die Boltzmannsche
Konstante, h das Plancksche Wirkungsquantum und 7
die absolute Temperatur. Formel (1) entspricht der Boltz-
mannschen Statistik und hat in der neuen Statistik Gül-
tigkeit lediglich außerhalb des Gebiets der Gasentartung.
Sie ist identisch mit der von Lorentz früher abeeleiteten
Beziehung. Formel (2) entspricht der Fermischen Stati-
stik im Gebiete der völligen Entartung. In ihr tritt das
Plancksche Wirkunezsquantum als Kennzeichen der Quan-
tentheorie auf, während die Abhängigkeit von der Tem-
peratur und Masse im Gegensatz zu Gl. (1) zunächst noch
fehlt. Das liegt daran, daß die freie Weglänge als kon-
stant angesetzt, also die Wärmebewegung der Metallatome
selbst noch nicht berücksichtigt ist. In ähnlicher Weise
unterscheiden sich auch die Beziehungen für die (har,
mische Leitfähigkeit, die sich nach den beiden verschie-
denen Methoden ergeben. Die Unterschiede der Formeln
sind groß genug, um nicht nur geringe Änderungen son-
dern gelegentlich auch andere Größenordnungen herbei-
zuführen. Bildet man nun das Verhältnis x/o, worin x die
thermische Leitfähigkeit bedeuten möge, d.h., bilden wir
die Beziehung des Wiedemann-Franzschen Gesetzes, das
Verhältnis der Wärme- zur Elektrizitätsleitfähigkeit, so
erzeben sich Formel (5) und (6) für die beiden Fälle
der Boltzmannschen Statistik und der nach Fermi bei
völliger Entartung:
CL 22) 7
O /klass. e
Ghate
o /Fermi 3 \e
Aus beiden ergibt sich der Grundzug des Gesetzes:
Das Verhältnis der beiden Leitfähigkeiten ist eine der ab-
soluten Temperatur proportionale Konstante. Der Unter-
schied zwischen den beiden Aussagen liegt in dem numeri-
schen Wert. Bereits früher hatten wir darauf hinzewie-
sen, daß die ursprüngliche Berechnung von Drude mit
dem experimentellen Befund in besserer Übereinstimmung
stand als die strengere Formel von Lorentz, die wieder
mit Formel (5) übereinstimmt und um rd. 30 % schlech-
tere Werte ergab. Drudes Rechnung ergab für das Ver-
hältnis x :ọ den Wert 6,3 :10-"%. Lorentz fand 4,2 - 10°,
gemessen war Z. B. bei Silber 7,6 - 101%. Die neue Formel
(6) liefert den Wert 7,1- 10%. Hier ist also wiederum
eine deutliche und überzeugende Verbesserung der
Theorie festzustellen.
Als nächsten Schritt berechneten Sommerfeld und
seine Mitarbeiter das Kontaktpotential und damit
auch die Voltasche Spannungsreihe. Dazu be-
stimmten sie den Wert der elektrischen Feldstärke, der an
jeder Stelle einer Kombination von zwei Leitern herrschen
muß, damit sich die Unterschiede in der Konzentration der
Elektronen in den beiden Leitern das Gleichgewicht hal-
ten. Diese elektrische Feldstärke ist im Innern der Me-
talle gleich Null, nimmt aber bestimmte Werte in der
Überganeschicht an. Zwischen den beiden Metallen wird
eine Hohlraumschicht angesetzt, die später bei den Effek-
ten nicht mehr berücksichtigt wird, bei denen, wie etwa
beim Thermostrom, die beiden verschiedenen Leiter mit-
einander verlötet sind. Dann ergibt sich die richtige
Reihenfolge der Voltaschen Spannungsreihe und auch die
richtige Größenordnung für das Kontaktpotential. Die
Fermische Statistik des Elektronengases führt also zu
einer rein physikalischen Theorie des
Voltaeffektes, bei der die Größe des Kontaktpoten-
tials zwar durch chemische Einflüsse verändert werden
kann, während diese Einflüsse aber doch nur sekundärer
Natur sind. Diese Aussage stimmt gerade mit den neue-
ion experimentellen Untersuchungen des Voltaeffektes
überein.
Als Peltiereffekt wird die Erscheinung bezeich-
net, die als Umkehrung des thermoelcktrischen Effektes
darin besteht, daß die Lötstellen eines aus verschiedenen
Metallen bestehenden Leiterkreises sich beim Durchgang
eines Stromes erwärmen bzw. abkühlen. Bei einheitlichem
Leitermaterial tritt an seine Stelleder Thomsoneffekt.
Sommerfeld berechnet nun die entsprechende Potential-
differenz für zwei derartige geöffnete Ketten. Die klas-
sische Theorie hat beim Peltiereffekt für diese Poten-
tialdifferenz einen Wert ergeben, der direkt der Größe
der Temperaturdifferenz an der Kette proportional war.
Das stimmte jedoch mit der Erfahrung nicht überein, da-
gegen ergibt die Fermische Statistik gut passende Werte
und ebenso ergibt sich das Verhältnis des Thermopoten-
tials zum Voltapotential in guter Übereinstimmung mit der
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
1486
Erfahrung. Der reine Thomsoneffekt war früher nach
der Theorie wesentlich größer herauszekommen, als die
Experimente es zulassen, und findet jetzt seine richtige
Größenordnung.
Auch die Austrittsarbeit der Elektronen aus
dem Metall (Richardsoneffekt) steht mit den Grundlagen
der neuen Theorie in einem innigen Zusammenhang. Das
Elektronengas steht im Entartungsgebiet, wie wir sahen,
unter einem außerordentlich starken Druck, weil jener
Raummangel herrscht und das Verbot der mehrfachen Be-
setzung eines Teilzustandes nur einem einzigen Elektron
die Energie Null zuschreibt. Die Mehrzahl der Elektronen
befindet sich also in Zuständen, denen eine erhebliche
Energie zugeordnet ist. Nach Gl. (2) ergibt sich ein in-
nerer Druck p; des Elektronengases
Pas yo.
wenn Wi diese innere Energie ist. Die elektrischen La-
dungen der losgelösten Elektronen und der nach Verlust
von Außenelektronen zurückbleibenden positiven Ionen
der Metallatome gleichen sich im Innern der Metalle aus.
Jedoch wird die die Elektronen zurückhaltende positive
Ladung der Ionen sofort nach außen bemerkbar, wenn ein
Elektron das Kristallgitter der Metallatome verläßt. So
läßt sich als Ausdruck dieser retardierenden Kräfte eine
äußere Austrittsarbeit Wa definieren. Deshalb werden
unter normalen Bedingungen die Elektronen trotz des
starken „Nullpunktdruckes“ im Metall zurückgehalten,
solange nämlich Wa größer als W; ist. Ein Überwiegen
von W; bedeutet aber den Austritt von Elektronen aus
dem Metall. Auf diese Weise kommt sowohl die Elektronen-
emission der Glühelektroden zustande als auch die kalter
Metallkathoden, wenn starke äußere Felder das Über-
wiegen von Wi gegenüber Wa unterstützen. Dieser letzte
Fall scheint z.B. bei Experimenten von J. E. Lilien-
feld?® sowie von Millikan und Eyring? realisiert
zu sein.
Schließlich hat Sommerfeld zusammen mit seinen Mit-
arbeitern außer der Berechnung einiger anderer Effekte,
die hier nicht erwähnt seien, die Theorie noch dadurch
verbessert, daß er an Stelle einer konstanten freien Weg-
länge der Elektronen diese Größe als abhängig von der
Geschwindigkeit des betreffenden Elektrons ansetzt. Die
Art der Abhängigkeit gewinnt er dadurch, daß er das ein-
zelne Elektron als eine Welle auffaßt, wie es die Quan-
tenmechanik heute verlanet!®. Dann ergibt sich für hohe
Temperaturen unter anderem die Proportionalität
zwischen Widerstand und absoluter Tenm-
peratur ohne weitere Annahmen in Übereinstimmung
mit der Erfahrung. Die nachfolgende Zusammenstellung
zeigt ferner für verschiedene Temperaturen das Verhält-
nis des Widerstandes von Gold bei der betreffenden Tem-
peratur zu dem bei der Temperatur von 273° abs., nach
Rechnung und Beobachtung.
Tabs. = 2% e o 19 273 373 513 B°
SE = 0,017 0170 0241 056 1,00 142 2% 312
Raas } beobachtet = 0,008 0,177 0,270 0592 1,00 140 24 316
Die absolute Größe des Widerstandes bzw. der Leit-
fühigkeit ergibt sich aus der Rechnung verschieden, je
nachdem wie groß man die Ausdehnung der Metallatome
ansetzt und wie groß man die Anzahl der freien Elektro-
nen annimmt. Nimmt man zunächst probeweise die Aus-
dehnung der Atome gleich A ihres Abstandes im Metall-
gitter und setzt ferner voraus, daß jedes Atom ein einziges
seiner Elektronen frei gemacht habe, so ergibt sich zwar
noch nicht der gefundene Absolutwert des Leitvermögens,
wohl aber der richtige Gang gerade bei den Metallen, die
auch in der Chemie einwertig auftreten. Das deutet dar-
auf hin, wie man dem Problem unter anderem durch Be-
nutzung der chemischen Valenzzahlen beikommen kann.
Eine bessere Übereinstimmung auch des Absolutwertes
ergibt sich, wenn man die wirkliche Ausdehnung des
Atoms gleich il des Gitterabstandes ansetzt.
Die Sommerfeldsche Elektronentheorie der Metalle,
deren Grundlagen hier etörtert und deren Ergebnisse kurz
angedeutet wurden, unterscheidet sich also von allen frü-
heren ähnlichen Versuchen dadurch, daß sie nicht das
physikalische Bild sondern die Statistik selbst abändert.
Hierdurch gelingt es ihr, obwohl sie die Elektronen im
Metall wiederum als eine Art Gas behandelt, in ent-
scheidenden Punkten die früheren Theorien und ihre Er-
gebnisse bei weitem zu verbessern. Besonders auffällig
8 J.E. Lilienfeld, Phys. Z. Bd. 23. S. 306.
°? R. A. Millikan u. C. Eyring. Phys. Rev. Bd. 27. S. 51.
Ein zusammenfassender Bericht über die Grundlagen der
Quantenmechanik findet sich in ETZ 1977, S. 6%.
1486
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1929
ist, daß sie keinerlei genauere Vorstellungen über die
Kopplung der Elektronen untereinander einzuführen
braucht. Trotzdem erzielt sie sofort sowohl qualitative
als auch quantitative Fortschritte, die als bedeutende Ver-
besserung angesehen werden müssen. Wenn auch natur-
gemäß noch nicht alle Probleme gleich im ersten Anlauf
erschöpft werden konnten, so kann man doch eine endgül-
tige Lösung des Problems der Elektronentheorie der Me-
talle von ihr erhoffen, nachdem sie uns das Verständnis
der damit verbundenen Erscheinungen schon jetzt wesent-
lich erleichtert hat.
Aus der Statistik der Elektrizitätswerke Rumäniens
für 1928.
Von Dipl.-Ing. H. Thiess, Hermannstadt.
Die von der Vereinigung der Elektrizitätswerke der
neuen Gebiete Rumäniens in Hermannstadt bearbeitete
Statistik für das Betriebsjahr 1928 ist soeben erschienen!.
Sie umfaßt die Angaben von 139 Werken, 9 elektrischen
Straßenbahnbetrieben und einigen größeren Eigenanlagen.
Während die Eigenanlagen bisher mit den öffentlichen
Werken in einer gemeinsamen Zahlentafel zusammenge-
faßt waren, erscheinen in der neuen Statistik die Indu-
strieunternehmungen in einem gesonderten Abschnitt, wo-
durch die Statistik übersichtlicher geworden ist. Wenn
sie auch noch manche Lücke aufweist, so ist anderseits
ein wesentlicher Fortschritt hinsichtlich der sorgfältigern
Ausfüllung der Fragebogen zu verzeichnen. Es fehlen
nur noch einige kleinere öffentliche Werke, so daß die
Neuauflage in dieser Hinsicht als ziemlich vollständig
angesehen werden kann.
Zahlentafel 1 zibt Aufschluß über die Leistungsfähig-
keit von 139 öffentlichen Elektrizitätswerken und über die
Art der Betriebskraft. Es ist daraus ersichtlich, daß die
Wasserkraftanlagen nur 11%, die Dampfmaschinen und
Dampfturbinen dagegen nahezu die Hälfte der Gesamt-
leistung ausmachen.
1. Art der Betriebskraft.
Betriebsmaschinen | Zahl Sesamtie stunk dei aenant
eistung
Wasserturbinen .. ... 63 13 500 11
Dampfmaschinen. . . . . 89 58 200 48,5
Ölmotoren. . . . 2... 223 46 500 39
Gas- und Benzinmotoren . 32 1 800 1,5
Zusammen .| 397 | 120000 | 100
Infolge des hohen Zinsfußes kann zum Ausbau von
Wasserkräften nur in vereinzelten, sehr günstigen Fällen
geschritten werden, so daß der Bau von thermischen Zen-
tralen und besonders von Dieselanlagen zunächst mehr
in den Vordergrund tritt. Diese Werke verwenden für die
Stromerzeugung billigen Brennstoff und haben auch
weniger Kapital zu verzinsen. Die Statistik zeigt daher,
daß von der Gesamtleistung mehr als ein Drittel in Diesel-
anlagen installiert ist. Erwähnt sei, daß in Rumänien das
Eicktrizitätswerk Hermannstadt-Sibiu derzeit das größte
im Betrieb befindliche Dieselaggregat von 3300 PS Lri-
stung besitzt, während als ältestes Werk Temesvär-Timi-
soara gilt (1884). Benzin- und Gasmotoren kommen nur
bei ganz kleinen Werken in Betracht und spielen daher
keine wesentliche Rolle. Allerdings besteht die Möglich-
keit, daß im Erdgasgebiet von Siebenbürgen auch das Erd-
gas für die Erzeugung und Verteilung von Elektrizität
in größerem Maßstab herangezogen werden wird. Bisher
scheint die Tendenz gewesen zu sein, es hauptsächlich für
chemische Industrien und thermische Zwecke (Glasfabri-
ken usw.) zur Verfügung zu stellen. Es sei hier neb:nvei
bemerkt, daß der Erdgasverbrauch in Siebenbürgen 1927
rd. 252 Mill m® und im Altreich (Sondengas) rd. 187 Mill m?
betrug?. Der untere Heizwert des siebenbürgischen Erd-
gases beträgt 8606, der obere 9565 cal., während der Heiz-
wert des Sondengases zwischen 2000 und 7000 cal. schwankt.
Aus Zahlentafel 2 ist die Verteilung der installierten
Leistung, geordnet nach Stromerzeugern, ersichtlich.
Durch die Überlandzentralenbewegung, die auch in
Rumänien eingesetzt hat, werden die vielen kleinen ört-
lichen Gleichstromanlagen, die heute nech 53 % aller Werke
ausmachen, allmählich dem Drehstromsystem weichen
missen, das bereits zwei Drittel der Gesamtleistung
umfaßt.
ı Zu beziehen durch die Geschäftstelle der Vereinigung: Elektri-
ärer Hermannstadt-Sibiu. Preis 10 RM. Für 1927 vgl. ETZ 1928,
3 „Das Erdgassystem“, Industriezge. Kronstadt-Bragov 1920, H. 2 ff.
2. Art der Stromerzeugung.
| a
Ke: dêr
leis RW aller amt-
| Werke Gesamt
Geer
System
Gleichstrom . . . . . 23 500 58 20
Ein- und Zweiphasen-
strom . 2. 2 2 0. %. 5 500 2 4
Drehstron . . . .. . 91 000 0 76
Zusammen .] 139 1120000 | 100 | 100
Zahlentafel 3 läßt erkennen, daß 1923 in den öffent-
lichen Elektrizitätswerken 234 Mill kWh produziert wor-
den sind. An höchster Stelle steht die durch Dampfkraft
gewonnene Arbeit mit 122,7 Mill kWh, dann folgen die
3. Jahreserzeugung nach Art der Kraftauelle.
Jahres- Wee der ' Mittlere jährliche
Kraftquelle Det ng Gesamt- Benutzungsdauer
in Mill kWh erzeugung h
Rohölmotoren mit 72,6 Mil kWh Jahreserzeugung, wäh-
rend aus Wasserkraftanlagen lediglich 36,2 Mill kWh er-
zielt wurden. Die mittlere Benutzungsdauer, bezogen auf
die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Kraftquellen,
stellt sich im Mittel für das Jahr 1929 nur auf 1950 h, eine
Folge der schwachen Ausnutzung der zahlreich vorhan-
denen kleinen Dieselanlagen.
Zahlentafel 4 zeigt die Erzeugung und Leistungs-
fähigkeit sämtlicher in der Statistik angeführten
Elektrizitätsbetriebe, geordnet nach der Unternehmungs-
form. Auf Grund dieser Übersicht kann, unter Annahme
einer Produktion von 46 Mill kWh in unbekannten Be-
trieben für das Jahr 1928 mit einer Gesamtgewinnung
elektrischer Energie von ungefähr 530 Mill kWh gerechnet
werden. Bei 17,5 Mill Einwohner Rumäniens entfallen
demnach 30 kWh auf den Kopf der Bevölkerung.
4. Erzeugung und Leistung der in der Statistik
angeführten Betriebe nach der Unternehmungsform.
Eigentumsverhältnis Zahl der Erzeugung. Leis Leistun uw
Betriebe | Mill k '
a) Staatliche und kommunale
Werka = o EE a a % 155 | SA
b) Private Werke . ...... 719 36
Öffentliche Werke . . ..... 2 120
Industrieanlagen el 250 ` 97
Zusammen laut Statistik . . 484 217
Unbekannte Betriebe (geschätzt) . 46 33
Insgesamt . e 530 | 250
Von den in der Statistik erfaßten Unternehmungen
arbeiten 24 Werke mit Spannungen bis 3000 Y, 16 mit
3000 bis 6000 V, 3 mit 10 kV, 5 mit 15 kV, 1 Werk mit
25 kV, 1 Werk mit 55 kV (Resita-Anina) und 1 Werk
mit 60 kV (Floresti-Bucuresti). Die Gebrauchspannungen
der öffentlichen Werke sind hauptsächlich 110 und 2% V,
u.zw. stehen 50 Werke mit einer Niederspannung von
110 V und 89 Werke mit einer solchen bis 220 V in Betrieb.
Was die Strompreise anbelangt, so betragen diese im
Mittel für Licht 16.50 Lei/kWh (41 Pf) und für Kraft
7,50 Lei/kWh (19 Pf).
Um schließlich ein Bild von der Größenordnung der
bedeutenderen Elektrizitätsunterncehmungen Rumäniens zu
geben, möge nachstehende Übersicht des Jahresstromver-
brauchs folgen:
Stadt Einwohnerzahl | Jahresverbrauch
1000 Mill kWh
Bukarest. . . 2 2 202020. 800 60,5
Temesvár (Timişoira). . . . 100 16.1
Klausenburg (Cluj) . . .. . 120 13.3
Hermannstadt (Sibiu) . . . 50 12,1
Czernowitz (Cernauti). . . . 160 12.0
Arad: ur ee ët er A 80 8,2
Großwardein (Oradea). ... 87 7,5
Jassy (Jasi) . 2 2.2020. 120 6,0
Zum ` Zu Zement E E A E gt
10. Oktober 1929
Von den elektrischen Industrieunternehmungen sind
erwähnenswert:
Diciosânmărtin (,Nitrogen”) 68,0 Mill kWh (Erdgasgebiet)
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
1487
Diese allgemeinen Betrachtungen zeigen, daß der Elek-
trizitätswirtschaft in Rumänien noch ein weites Feld offen
steht, und es ist zu erwarten, daß in den nächsten Jahren
Regita-Anina (Eisenwerk) 621 „ „ (Kohlengebiet) ein gewaltiger Aufschwung auch in dieser Hinsicht ein-
Câmpina Electrica” 520 „ „ (Petroleumgebiet) setzen wird.
Beleuchtung. Elektromaschinenbau.
Beleuchtung eines Kirchenraumes. — Die alte Be- Prüftransformatoren für 2 Mill V. — Die Koch
leuchtungsanlage der „First Church of Christ, Scientist”,
Boston, ein 5000 Plätze fassender 'uppelraum, sollte
nach neuzeitlichen Grundsätzen umgebaut werden. Es
war erforderlich, in allen Teilen der Kirche eine sehr
hohe mittlere Beleuchtungstärke zu erzeugen, weil dem
Gebrauch dieser Kirchengemeinde entsprechend von ver-
schiedenen Stellen des Raumes aus gesprochen wird.
Der Mittelraum des Auditoriums wird von einer Kuppel
überwölbt, die bei einem Durchmesser von 27 m eine maxi-
male Höhe von 32,5 m über dem Fußboden besitzt und
ein Oberlicht von rd. 7 m Dmr. aufweist. Um eine blen-
dungsfreie Beleuchtung zu ermöglichen, wurde die Kuppel
zur sekundären Lichtquelle gemacht und das Oberlicht
von oben beleuchtet. Zur Ausleuchtung der Kuppel dienen
(Abb. 1) 156 Flutleuchten mit 250 W-Lampen, die in dem
Va
U
A
DA
Laternenraum zwischen Kuppelscheitel und dem Oberlicht
in drei Reihen untergebracht sind und ihr Licht auf den
Putz der Kuppel werfen, von dem es diffus durch das
ganze Auditorium zurückgeworfen wird. Weiter sind in
einem Lichtgraben zwischen Tambour und Kuppelbasis
50- und 100 W-Lampen in Spiegelleuchten angeordnet, die
die in der Kuppelwandung ausgesparten Nischen von unten
ausleuchten, und schließlich sind noch 12 Leuchten mit
500 W-Lampen vorgesehen, um das mit gut streuendem
Glase versehene ÖOberlicht zu beleuchten. — Die Leuchten
sind in verschiedenen Stromkreisen angeordnet, so daß
nach Bedarf die Hälfte, drei Viertel oder sämtliche ein-
geschaltet werden können. Die erzeugte mittlere Beleuch-
tungstärke beträgt rd. 80 Lux mit einem Aufwande von
16,5 W für jeden Sitzplatz. Insgesamt sind 82,3kW in-
stalliert einschließlich der Beleuchtungseinrichtungen für
die Galerien, Nebenräume, Korridore usw. (L. F. Klein,
El. World Bd. 92, S. 1253.) Le
Zur Haushalt-Lichtwerbung!. — Aus dem Bericht der
Zentrale für Lichtwerbung vom 15. IX. geht
hervor, daß nunmehr insgesamt in 49 Städten mit der
Durchführung der Haushaltlichtwerbung begonnen wor-
den ist. Die Vorträge der Kursusleiter der A. F. I. haben
sich als sehr wertvoll erwiesen und sollten noch vor
Beginn der eigentlichen Werbung in sämtlichen diese
durchführenden Städten abgehalten werden. Bezügliche
Wünsche sind an die Zentrale bzw. an die A. F. I. zu
richten. Erstere will den Elektrogemeinschaften künftig
14tägig Rundbriefe zustellen, in denen besonders wert-
volle Maßnahmen einzelner Elektrogemeinschaften als
Anregungen hervorgehoben und die nächste Phase der
Werbung behandelt werden.
ı Vgl. ETZ 199, S. 195.
& Sterzel A.G., Dresden, hat eine Transformatoren-
anlage für 2 Mill V zwischen den Endklemmen erbaut
und erprobt, die die erste europäische Anlage dieser Span-
nung darstellt. Die Entwicklung im Bau von Hochspan-
nungstransformatoren dieser Firma zeigen folgende
Zahlen: Im Jahre 1918 entstand eine Anlage für 500 kV
mit 50 kVA Leistung, das Jahr 1922 brachte u. a. eine Aus-
führung für 1000 kV mit 200 kVA, und im Juli d. J.
wurde die Anlage für 2000 kV mit 1200 kVA fertiggestellt.
Abb.2 zeigt den Aufbau, der aus fünf Transformatoren
Abb. 2. Priüftransformatorenanlage für 2000 kV.
für je 400 kV und 240 kVA in der heute üblichen gestaffel-
ten Schaltung besteht. Bei der gezeigten Anordnung sind
Kern und Gehäuse des in der Mitte stehenden Transfor-
mators geerdet. Eine unmittelbar auf diesem Kern liegende
Wicklung dient als Primäre für die ganze Anlage. Die
Anlage wird indessen nicht als Ganzes zur dauernden
praktischen Verwendung kommen, vielmehr erhält die eine
Hälfte mit 1000 kV gegen Erde das Hochspannungsinstitut
der T.H. Dresden, der andere Teil wird an das Prüffeld
eines Kabelwerkes geliefert. nkl
Leitungen.
Über den maximalen Spannungsgradienten in normal
verseilten Dreileiterkabein. — Die beiden bekanntesten
Formeln zur Berechnung des maximalen Spannungsgra-
dienten in normal verseilten Dreileiterkabeln sind von
Petersen! und von Atkinson? angegeben worden.
Petersen,
ı W., Verlag F. Enke.
Stuttgart 1911.
z
Atkinson, Proc. Am. Inst. El. Engs., Juni 1919.
Hochspannungstechnik.
1488
Die nach diesen Formeln errechneten Werte der Maximal-
beanspruchung sind jedoch nur für ein ganz bestimmtes
Verhältnis zwischen Isolationsstärke und Leiterdurchı-
messer gleich. Neuere Forschungen haben noch einen
Umstand aufgedeckt, dem eine wichtige Bedeutung als
Ursache der Kabeldurchschläge beigemessen werden muß.
Es ist dies die mechanische Beanspruchung der Iso-
lierung durch die plötzliche Temperatursteizerung (bzw.
durch die dabei auftretende Gasentwicklung usw.), die
bei schweren Kurzschlüssen zufolge der Überströme in
der bis zum Ansprechen des Überstromausschalters ver-
gehenden Zeit entstehen. Durch Verwertung dieser Er-
kenntnis wird es möglich sein, den zur Zeit übermäßig
hohen Durchschlagsicherheitsgrad der Kabel herabzu-
setzen. Damit gewinnt eine verläßliche Formel zur Be-
rechnung der tatsächlichen Höchstbeanspruchung des Di-
elektrikums erneute Bedeutung. Die obenerwähnte man-
gelhafte Übereinstimmung zwischen den nach der für
kleine lIsolationsstärken streng gültigen Gl. (1) von
Petersen
1+7
(£ N u ame, ps eeter dE EEE ER
max 5 egar S =
rin — -==
V?+4ri—i
(r Leiterhalbmesser, i Isolationsstärke zwischen zwei
Leitern, U Betriebspannung)
und den nach der rein empirisch gewonnen G1. (2) von
Atkinson
a ee E (2)
(k = Korrekturfaktor = 1)
errechneten Werten zeigt Abb.3. Atkinson nimmt im
Gegensatz zu Petersen an, daß sich die Höchstbeanspru-
chung an der dem Mittelpunkt des Kabels zunächst lie-
Enar
U
maximaler Spannungsgradient
bei r- 1
U verkettete Drehstromspannung
r Leiterradius
i Isolationsstärke Leiter-Leiter
4—1 Kurve nach Petersen
2 Kurve nach Atkinson
$3 Kurve entsprechend Peek
Abb. 3. Der Spannungsgradient bei
zunehmender lsolationsstärke.
04 2
3
1
ie 1 2 J 4 5 6 Set
genden Stelle des Leiterumfanges befinde. Diese Vor-
aussetzung Atkinsons läßt sich jedoch auch theoretisch
weiter verfolgen, man gelangt dann zu der in der Abb. 3
ebenfalls dargestellten Gl. (3),
2
1+ Ee S
r U
die für sehr große Isolationsstärken mit einer Formel,
die von Peek? und anderen für die Berechnung der
Koronaverluste von Drehstrom-Freileitungen angewendet
worden ist, durchaus übereinstimmt.
Aus der Abb.3 geht ohne weiteres hervor, daß bei
konstant gehaltenem Leiterradius für kleine Isolations-
Gimax = (3)
83 Peek. Droe, Am. Inst. El. Engs. 1911. S. 1495.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1929
stärken die Gl. (1), für große Isolationsstärken die
Gl. (3) gelten muß. Gerade in dem technisch wichti-
gen Bereich, nämlich für eine Isolationsstärke von etwa
doppeltem Leiterradius, muß offenbar ein Übergang von
der Kurve 1 zur Kurve 3 stattfinden.
Durch Rechnung läßt sich der Ort der Höchstbean-
spruchung bestimmen, der bei konstant gehaltenem Leiter-
radius für kleine 1solationsstärken in der Richtung Lei-
ter gegen Leiter liegt und mit wachsender Isolations-
stärke immer mehr gegen den dem Kabelmittelpunkt zu-
gewendeten Teil der Leiteroberfläche rückt. Die Rech-
nung ergibt ferner den im Augenblick der Höchstbean-
spruchung herrschenden Phasenwinkel und schließlich die
Größe der Höchstbeanspruchung selbst, die sich mit einer
auf 2% geschätzten Genauigkeit durch die Gl. (4) wieder-
geben läßt
pen A le
Cmax maximaler Spannungsgradient
bei i- 1
Übrige Bezeichnungen wie in Abb. 1.
Abb. 4. Der Spannungsgradient bei
zunehmender Leiterkrümmung.
In der Abb. 4 ist die neue einfache, aber für alle praktisch
vorkommenden Verhältnisse gültige Gl. (4) in Abhängig-
. 1 :
keit von der Leiterkrümmung F dargestellt, obenso sind
in diese Abbildung die drei Kurven aus der Abb. 3 über-
tragen.
Eine Überprüfung der Formel (4) läßt sich übrigens
auf einem teilweise experimentellen Wege vornehmen.
Alle bisher bekannt gewordenen Versuche bezweckten die
unmittelbare Messung des Spannungsgradienten, was je-
doch infolge des Einflusses der Sonde nicht sehr genau
möglich ist. Man findet jedoch, daß es vorteilhafter ist,
experimentell nur den Ort der Höchstbeanspruchung zu
bestimmen, deren Größe jedoch auf rechnerischem Wege
zu ermitteln. (F. Haas, Arch. El. Bd. 21, H. 5, S. 458.)
Installation.
Eingeschraubte Abzweigklemmen. — Die Abzweig-
klemmen können nach Paufler (Märk. El.-Ind., Neu-
ruppin) an den Sockeln der Dosen oder Ringe in folgen-
der Weise festgeschraubt werden (DRP. angem.):
1. indem vor Einschrauben der Madenschraube durch
den durchbohrten Unterteil der Schlitzklemme eine
Schraube eingeführt wird, welche festgeschraubt
wird in einem mit entsprechendem Gewinde ver-
sehenen Metallblättchen, das auf der Rückseite des
Dosensockels vertieft eingelagert wird (s. Abb. 7
u. 9);
2. indem die Schraube vor Einschrauben der Maden-
schraube von der Rückseite der Dose aus durch den
durchbohrten Unterteil der Schlitzklemme durch-
geführt und in einer Mutter festgeschraubt wird, die
von oben her in die Schlitzklemme eingesetzt wird
(s. Abb.5 u. 11).
In den vorstehend aufgeführten Fällen unter 1. und 2.
wird das Profil des Schraubenkopfes bzw. der Mutter so
gehalten, daß das im Boden der Schlitzklemme entstan-
dene Bolırluch vollkommen ausgeglichen wird, der Schlitz
10. Oktober 1929
in der Klemme demgemäß ganz glatt verläuft. Durch diese
neuartige sinnreiche Befestigungsart wird erreicht, daß
das Abwürgen der festzuklemmenden Leitungen bei schar-
fem Anziehen der Madenschraube unmöglich wird. Ein
weiterer Vorteil besteht darin, daß die Madenschrauben
bei diesen Schlitzklemmen unten keinen Ansatz brauchen,
Abb. 5. Abb. 7.
Abb. 6.
wie es bei den bisherigen Schlitzklemmen erforderlich war;
es war nur bei Madenschrauben mit Ansatz ein einwand-
freies Festklemmen der Drähte gewährleistet, weil es
fabrikationstechnisch fast unmöglich ist, das Innengewinde
der Schlitzklemme bis auf den Grund des Bohrloches ein-
zuschneiden.
Abb. 9.
Abb. 11.
H
fl
IN“.
Abh. 10. Abb. 12.
Der Verdrehungschutz bei den Klemmen wird bewirkt
in bekannter Weise dadurch, daß die Schlitzklemme an
einer oder zwei Seiten (s Abb. 11 u. 9) oder am Boden in
der Mitte (s. Abb. 7) ab- bzw. eingefräst wird und im Por-
zellan entsprechende Teile stehen bleiben (s. Abb. 12, 10
und 8). Eine noch nicht bekannte Art, den Verdrehungs-
schutz in wirksamer Weise herbeizuführen, wird erreicht
dadurch, daß in den Schlitz der Klemme ein Metallblättchen
eingelegt wird, das nach einer oder beiden Seiten über
den Schlitz herausragt und in: entsprechend ausgesparte
Löcher des Porzellansockels eingreift und unverrückbare
Gegenlage hierin findet (s. Abb.6). Das Metallblättchen
dient zugleich zur Befestigung der Schraube, welche von
der Rückseite des Dosensockels her durch den durchbohr-
ten Boden der Schlitzklemme eingeführt wird. Das Me-
tallblättchen ist deshalb mit einem entsprechenden Ge-
winde versehen.
Bergbau und Hütte.
Die elektrische Großgasreinigung, Bauart Elga, in
Witkowitz. — Auf Grund der Erfahrungen mit der Be-
triebsversuchsanlage in Dillingen wurde von der „Elga“
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
1489
(Elektrische Gasreinigungs G. m. b. H., Kaiserslautern) bei
der Witkowitzer Betgbau- und Eisenhütten-Gewerkschaft
eine elektrische Hochofengas-Feinrsinigung mit einer Lei-
stung von 40 000 m?/h (bei 0° u. 760 mm Hg) als erste der-
artige Betriebsanlage erbaut. Die Anlage ist nach der
Vielröhrantype ausgeführt und besteht aus 2mal 12 Grup:
pen von je zwei Rohrbündeln. Eine Besonderheit der Elga-
Anlage bildet die Gegengasspülunzg der geklopften Elek-
troden-Rohrbündel mit aufgeheiztem Reingas, wozu 5..6%
der Gesamtgasmenge und ein Energieverbrauch von 17 %
(abgesehen von der Heizenergie) der rd. 2,5 kWh auf
1000 m? betragenden Gesanitenergie nötig sind. Die mit
200 ... 300 ° dem Hochofen entströmenden Gase treten nach
Passieren des Staubsackes mit etwa 135° in einen stehen-
den Einspritzkühler, wo die Temperatur durch Einnebeln
von 40...50 g/m? Wasser auf etwa 60 ° erniedrigt wird. Bei
dieser Temperatur findet in der Elektrofilteranlage die
Entstaubung von 4..6g/m? auf 0,015...0,020 g/m? statt.
Die Betriebskosten ebenso wie die Gesamtkosten stellen
sich bei der Elektrofilteranlage nur etwa halb so hoch wie
bei einer Naßreinigung. Die Leistung der Anlage konnte
durch Umbau der Rohrbündel um 50 % auf 60 000 m?!h
(bei 0° u. 760 mm Hg) erhöht werden. Die gute Wirkung,
die infolge des unerwarteten Zink- und Bleigehaltes im
Staub etwas hinter der erwarteten zurückblieb, hat Wit-
kowitz den Plan auf Ausbau der Anlage für 240 000 m?/h
fassen lassen.
Die Errichtung dieser Großanlage stellt einen ent-
scheidenden Schritt in der Einführung des Elektrofilters
für die Hochofengasreinigung dar. Weitere Anlagen be-
finden sich seitens der „Elga“ im Bau sowie seitens ande-
rer Elektrofilteranlagen bauender Gesellschaften auf Hoch-
ofenwerken teils im Bau, teils im Betrieb, so daß die Be-
kanntgabe weiterer Betriebserfahrungen mit Hochofen-
gaselektrofiltern nur eine Frage der Zeit sein dürfte.
(R. Durrer, St. u. E. Bd. 47, S. 244.) C. H.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Frequenzabhängigkeit bei Verstärkertransformatoren.
— Von Matthies und Ganswindt werden die für
den Verstärkerbau besonders wichtigen Belastungen der
Transformatoren rechnerisch betrachtet und an experi-
mentell aufgenommenen Frequenzkurven die Rechnungs-
ergebnisse bestätigt. — Nach einer kurzen Beschreibung
der Meßmethode werden die allgemeinen Transformator-
gleichungen in eine für den vorliegenden Fall besonders
zweckmäßige Form gebracht, u. zw. auch bei besonderer
Berücksichtigung der Eisenverluste. Sodann wird die
Arbeitsweise des leerlaufenden und mit rein Ohmschem
Widerstand belasteten Transformators diskutiert und
hierbei der Einfluß der Streuung und der primären In-
duktivität aufgedeckt. Der Begriff der „Anpassung“
wird hierdurch klar.
Eingangs- und Zwischentransformatoren werden vom
Standpunkte der kapazitiven Belastung aus besprochen.
Die Rechnung liefert hier für die Extremwerte des Span-
nungsverhältnisses eine Gleichung dritten Grades für oi,
die folgendermaßen lautet:
w6 L? So K% + owt
L? TA 2,2
Si 3 É EE (K?—1) + DN h
(rn +r,%
- 0.
A UL LIU
Gun. Ki
n? Ca
0 = a (E ab — [inne — — et ae nu
Yi—K: LA 2
O, = W aa
2,3 — WO T; + T; + r2/n?
Es sind dies die beiden Hauptresonanzlagen des Trans-
formators. Die Optima des Verhältnisses der Sekundär-
spannung zur EMK hängen bezüglich ihrer spektralen
Lage von der Größe des inneren Widerstandes der Kraft-
quelle ab. Man kann diese Verschiebungen mit dem inne-
ren Widerstand der EMK dazu benutzen, die Eigenkapa-
1490
zität der sekundären Transformatorwicklung zu bestim-
men. Diese Methode gibt sehr sichere Werte der Kapazi-
tät, da die Frequenzmessung äußerst genau durchgeführt
werden kann.
Für die Berechnung des absoluten Wertes des Span-
nungsverhältnisses werden allgemeine Formeln angege-
ben. Sodann wird ein Fall andersgearteter Belastung
kapazitiver Art besprochen, der in den Frequenzkurven
zu mehr oder weniger: starken Einbrüchen führt. Dieser
Einbruch wird experimentell von einem besonderen Ge-
sichtspunkt aus nachgemacht an einem Transformator,
der frei von der Erscheinung des natürlichen Einbruchs
ist. Zum Schluß kommen noch einige kapazitive Bela-
stungseffekte zur Sprache, die für den Verstärkerbau bei
Verblockungen und Bildung von Nebenschlüssen Inter-
esse besitzen. (K. Matthies u. G. Ganswindt,
Arch. El. Bd. 21, H. 5, S. 477.
Unabhängigkeit der Funkenkonstante vom Luftdruck.
— Ältere Messungen von Toepler! hatten Unabhängig-
keit der Funkenkonstante k vom Drucke innerhalb des
Bereiches von 1 bis 5 at ergeben. Der Wert k = 0,48 . 10—
scheint wegen der Unsicherheit der Bestimmungsmethode,
Einhüllende der Querspannungen von Wanderwellen mit
Reflexion am offenen Leitungsende, nicht ganz einwand-
frei?. Bei den vorliegenden Messungen wurde daher das
Spannungsmaximum neben einem Ohmschen Widerstande
W mittels belichteter Funkenstrecke F’ (Kugeldurchmes-
ser 4cm) bestimmt und daraus in bekannter Weise? die
Funkenkonstante errechnet.
Unter der auf Grund der experimentellen Erfahrung
berechtigten Anaahme, daß die Funkerbildung bei F’ aus
der Anfangspannung heraus erfolgt, wird aus dem vor-
liegenden Toeplerschen Beobachtungsmaterial* für k der
bedeutend kleinere Wert 0,14 - 10? berechnet. Die Aus-
wertung der vorliegenden Messungen ergibt im Bereiche
von 1 bis ?!/ıo at Unabhängigkeit der Funkenkonstante vom
Drucke. Der Wert der Funkenkonstante beträgt unter der
obigen Annahme im Mittel 0,15 - 10—. (K. May, Arch. El.
Bd. 21, H. 5, S. 467.)
Werkstatt und Baustoffe.
Warmbehandlung in Elektroöfen. — Die Warmbehand-
lung derjenigen Teile, die für die Herstellung von Auto-
mobilen bei Dodge Brothers, Inc., Detroit, benötigt werden,
geschieht jetzt ausschließlich in elektrisch geheizten Öfen.
Die neue Anlage besteht aus über 60 Öfen mit einem Ge-
samtstromverbrauch von 11400 kW. Die Gesellschaft
führte Elektroöfen mit der Absicht ein, die Qualität ihrer
Erzeugnisse durch genaue Temperaturkontrolle zu ver-
bessern, die Instandhaltungskosten zu verringern und die
Arbeitsbedingungen für die Belegschaft durch Vermeidung
von Rauch und Hitze zu verbessern. Dreijährige Betriebs-
erfahrungen mit einigen der Öfen haben allen Erwartungen
entsprochen. Es sind zwei verschiedene Abteilungen vor-
handen: Anlage 1 für bearbeitete Maschinenteile und An-
nn 2 für Schmiedestücke, die zuerst beschrieben werden
soll.
Alle Öfen zum Normalisieren, Härten und Anlassen
der Schmiedestücke haben zusammen eine Leistung von
204 000 kg in 24 h. Der Energieverbrauch hierfür beträgt
7500 kW. Hierzu dienen 32 Öfen in Kastenform (20 zum
Härten und 12 zum Glühen), sechs Stoßöfen zum Anlassen
und Normalisieren und fünf verschiedene Öfen zur Warm-
behandlung von kleineren Teilen. Die ersteren haben eine
Grundfläche von je 9 X 3,1 m. Je vier Öfen bilden eine Ein-
heit, die Herdfläche eines jeden Ofens beträgt 1,68 X 2,6 m.
Dieselbe besteht aus zusammengesetzten Stahlblechen und
zwei Wandblechen von 250 mm Höhe aus einer feuerbestän-
digen Stahllegierung. Das Ganze liegt auf Schamottestei-
nen, zwischen denen die Heizelemente untergebracht sind.
Somit bilden die Bodenbleche und die Seitenwände einen
offenen Trog, und die Wärme wird durch den glühenden
Boden von den Heizelementen ohne großen Temperatur-
abfall übertragen und von Heizkörpern, die am Gewölbe
hängen, direkt ausgestrahlt.
Ungefähr 454 kg werden in einer Mulde, die etwas
schmaler als der obige Trog ist, durch eine Einsatz-
maschine in den Öfen geschoben. Das Einsetzen und Aus-
ziehen der Mulden dauert ungefähr 30 s, die Temperatur
fällt in dieser Zeit um ungefähr 10°. Jeder Ofen ist mit
einer Phase eines 220 V-Drehstromes von 60 Hz verbunden
1 M.Toepler, ETZ 1924. S. 1049.
2 Vgl. Referate v. M Toepler, ETZ 197, S. 1891.
s M. Toepler, Arch. El. Bd. 17, S. 61; Bd. 18, S. 551.
4 M. Toepler, Arch. El. Bd. 17, S. 66.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1929
und braucht 154kW zum Anwärmen und 135 kW während
des Betriebs bei 900 ° Ofentemperatur. Hinter einigen Öfen
stehen Ablöschbehälter, in die die heißen Stücke in einen
untergetauchten Korb fallen, der mittels Krans herausge«-
hoben wird. Bei einigen Öfen ist kein Ablöschbehälter vor-
gesehen, sondern die Stücke fallen direkt in einen Korh
zum langsamen Abkühlen an der Luft. Alle im Bad ab-
gelöschten Stücke gehen zu den Anlaßöfen, die obigen Öfen
direkt gegenüber liegen. Hierzu gehören Achsen, Kurbel-
wellen, Verbindungstangen, Federkappen, Naben, Schmiede-
stücke und Flanschen, Ausrück- und Bremshebel. Kurbel-
wellen werden bei 605° angelassen und unter einem
2250 kg-Hammer direkt nach dem Anlassen gerichtet.
In derselben Anlage befinden sich vier kontinuierliche
Öfen von 7,6 m Länge und zwei von 4,5 m Länge für höhere
‘Temperaturen. Zwei von den ersteren haben einen Durch-
satz von je 2360 kg/h bei 730 ° mit einem Energieverbrauch
von 430 kW, die beiden anderen mit 570 kW. Die beiden
letzteren Öfen können sowohl zum Glühen als auch zum
Anlassen benutzt werden. In allen diesen Öfen liegen auf
dem Herd drei Schienen einer besonderen Stahllegierunz,
auf denen Schuhe gleiten, die die eingesetzten Kästen tra-
gen, in denen leichtere Schmiedestücke enthalten sind. Die
Durchstoßeinrichtung wird von einem 5 PS-Motor ange-
trieben, der durch ein Zeituhrwerk angelassen wird, und
zu gleicher Zeit werden Motoren in Betrieb gesetzt, die die
Türen öffnen. Wird von dem Stößel ein Hub von 380 mm
ausgeführt, so wird dadurch an einem Ende eine Schale
in den Ofen geschoben und zugleich am entgegenzesetzten
Ende eine geglühte Schale ausgestoßen.
Fünf Spezialöfen dienen zur Warmbehandlung ven
kleineren Teilen. In einem 50 kW-Röhrenofen werden Ver-
bindungsbolzen gehärtet, die durch 10 Röhren gestoßen
werden, die am entgegengesetzten Ende in ein Ölbad rei-
chen, so daß die Bolzen nicht mit der Luft in Berührung
kommen. Die Temperatur im Ofen beträgt 876°. Ein kon-
tinuierlicher Ofen für 35 kW dient zur Warmbehandlun:
von Ventilköpfen aus Chrom-Nickelstahl, ein Drehofen von
125 kW zum Normalisieren und Härten von Schwungral-
Anwerfrädern und zwei Drehöfen von je 110kW zum Ein-
löten der Hinterachsen-Nabenflanschen in ihre Rohre bei
950 °, was in 20 min geschehen ist.
Aber nicht nur geschmiedete und bearbeitete Teile wer-
den in Elektroöfen behandelt, sondern auch die gesamte
Einsatzhärtung geschieht in besonderen Öfen mit elektri-
schen Heizelementen mit Ausnahme derjenigen Teile, die
in Zyanid entweder für eine Oberflächenhärtung oder ohne
Berührung mit Luft gehärtet werden. Für diese Zwecke
sind 40 ölgefeuerte Zyanidtöpfe vorgesehen. Teile, die aus
den Glühkästen abgelöscht werden, werden in Öfen mit
Drehherd gekohlt und diejenigen, die in den Glühkästen ab-
kühlen, in Gegenstrom- oder Rekuperatoröfen, wodurch be-
deutende Wärmeenergien gespart werden.
Die drei Öfen mit Drehherd haben einen Außendurch-
messer von 8m, liegen 3,96m über Flur und erstrecken
sich 1,7m unter Flur. Der Außendurchmesser des Dreh-
tisches beträgt 6,9m und der Innendurchmesser 3,66 m.
Das gesamte Gewicht des Tisches mit Einsatz ist 60... 70t.
Der Herd liegt auf 91 Kugeln von 38 mm Durchmesser, die
in der gehärteten Spur eines Zahnrades laufen, und wird
außerdem von acht Rollen, die auf einem runden Gleis lau-
fen, unterstützt. Der Tisch ist mit einer Welle verbunden,
die durch die Mitte des Ofens geht und ein Antriebsrad von
1.83 m Durchmesser trägt. Ein 1 PS-Motor bewegt die
Tische in 10%, 13% bzw. 16% h einmal herum. Der Tisch
trägt 27 Böcke in gleichmäßiger Verteilung, von denen 206
immer beladen sind, während der 27. mit den Glühkästen
beladen oder entladen wird. Die Böcke sind 175 mm hoch,
so daß die Wärme die Unterseite der Kästen bestreichen
kann. Nachdem der fertig gekohlte Kasten entfernt ist,
wird der Motor angelassen, wodurch der nächste leere Bock
vor die Einsatztür tritt. Einsatz- und Ausziehtüren sind
durch eine Zwischenwand voneinander getrennt. Das Ein-
setzen und Ausziehen geschieht mit einer besonderen Ma-
schine. Die FEinsatzkästen haben eine Abmessung von
290 X 405 X 220 mm und bestehen aus einem Stahlgub-
gerippe, in das die Seitenwände aus Nickel-Chromblech ein-
gegossen sind. Jeder Ofen erfordert 500 kW in fünf drei-
phasigen Stromkreisen, die für Dreipunktkontrolle einge-
richtet sind. Diese Stromkreise werden mittels ihrer
T'hermoelemente geregelt.
Das erste Thermoelement, welches ungefähr 3m von
der Einsatztür entfernt liegt, regelt zwei Stromkreise und
ist auf 940 ° eingestellt. Das zweite, das auch zwei Strom-
Kreise regelt, liest auf ungefähr der Hälfte des Umfanges
und ist auf 925° und das dritte, nahe der Ausziehtür, auf
900 ° eingestellt. Die Heizelemente, die an beiden Seiten-
wänden aufgehängt sind, bestehen aus 80:20 Nieckel-
10. Oktober 1929
Chrombändern. Mit diesen drei Öfen wird die gleiche Ar-
beit geleistet, die früher von 26 ülzefeuerten Öfen von
3 X 3,3m Grundfläche getan wurde.
Die heißen Glühkästen werden auf einem Elektrokar-
ren zu einer Kippmaschine gefahren, durch die der Inhalt
auf ein Sieb geschüttet wird, durch das die Kohlungsmasse
hindurchfällt, während die Werkstücke über das Sieb in
ein Ölbad gleiten. Radrinze, Knaggenscheiben, Zahnritzel
und einige kleinere Teile kühlen in den Kästen ab. Diese
Teile werden in sieben CGrezenstromöfen von je 159 kW ge-
kohlt. Diese Öfen sind 21,6 m lang und haben einen Herd
von 1,83 m Breite ohne Zwischenwand. Sie werden von
beiden Seiten beschickt und entleert. Ofen 11 wird z. B.
am vorderen Ende beschickt und am hinteren entleert.
Ofen 12 enthält zwei Reihen Glühkästen, die sich in um-
rekehrter Richtung bewegen, so daß das Entleerungsende
der einen Reihe sich entlang dem Einsatzende der anderen
befindet. Auf diese Weise absorbieren kalte Kästen Wärme
von den heißen. Von den 21,6 m langen Öfen ist die Vor-
wärmzone an jedem Ende 4,88 m lang. Dann kommt die
Heizzone von rd. 2m und in der Mitte die Haltezone von
1,9 m. Der Stromverbrauch für die Haltezone beträgt
49 kW und für jede Heizzone 55kW. Diese drei Zonen
werden gesondert geregelt und besitzen Heizelemente auf
dem Herd und am Gewölbe. Das Entleeren der Glühkästen
geschieht auf dieselbe Weise wie oben beschrieben. Die
eingesetzten Kästen werden in den Vorwärmzonen auf
400 ... 427 ° erwärmt, in den Heizzonen sind die Thermo-
elemente auf 900..905° und in der Haltezone auf
910...915° eingestellt. Eine Härteschicht von 1,5 mm er-
hält man in einer Zeit von 32% h. Die Leistung beträgt
> kz/kWh.
Die Transmissions-Zahnräder, die eine Zusammen-
setzung von 0,48...0.53 % C. 0,80....1,0% Cr und 0,15 % Va
haben, werden in einem doppelten Tunnelofen, der elek-
trisch geheizt wird, geglüht. Der Ofen ist 14 m lang und
1015 mm breit und durch eine 300 mm starke Mauer in
zwei Längskammern geteilt. Die Leistung beträgt 567 kg/h
in 1 Kammer. Die Werkstücke gehen durch die Kammern
in entgegengesetzter Richtung, so daß das Einsatzende des
einen Tunnels am Ausziehende des anderen liegt.
Der Betrieh erfolgt mit Unterbrechungen. Eine Stoß-
vorrichtung stößt die gefüllte Schale nach einer vorher-
bestimmten Zeit (angenähert 12 min) in den Öfen und
gleichzeitig wird am anderen Ende eine fertige Schale aus-
gestoßen. Die Schalen bestehen aus einer feuerbeständigen
Stahllerierung und haben eine Abmessung von 300 X 915 mm;
jede Schale enthält ungefähr 90 kg. Der Ofen ist in sechs
Zonen geteilt, zuerst in eine Heizzone, dann folgt eine
Haltezone, ferner eine Abkühlungeszone und schließlich
drei weitere Haltezonen. In der Abküklungszone werden
die Werkstücke durch eingeblasene Luft gekühlt. Die
Luftleitunzen münden unter und über den Schalen und die
Luftmenze wird selbsttätig durch ein Thermoelement ge-
regelt,
Der Stromverbrauch in diesem Glühofen ist der fol-
gende: 150 kW in der Heizzone. 2h auf 876°: erste Ilalte-
zene T0 kW. 2h auf 876°: Kühlzone kein Stromverbrauch,
1% h auf 720°. Zweite Haltezone 10 kW, 1% h auf 720°;
dritte und vierte Haltezone 15 kW mit oberen und unteren
Heizelementen 2h 50 min. Beim Austritt haben die Werk-
stücke eine Teınperatur von 510°, dieselben bleiben also
9h 35 min im Ofen. Für jede Zone ist ein besonderes
Thermoelement eingebaut, welches elektrisch die Tempera-
tur regelt. Alle gerlühten Räder werden in den Grenzen
von 187 bis 207 Brinellhärte gehalten. Das nachherirze Här-
ten geschieht nach dem sogenannten Duplexverfahren,
einer Verbindung eines Elektroofens mit einer Zyanrid-
behandlung. Für diese Arbeit sind sechs rotierende Öfen
von je 105 kW und sechs elektrisch geheizte Zyanidtöpfe
vorgesehen. Ein Ölablöschbehälter liegt zwischen jedem
Ofen, und die Zyanidtöpfe stehen in der Nähe der Aus-
ziehtür. Die Drehöfen haben cinen Durchmesser von
3238 mm, der Herd ist 455 mm breit und hat eine Fläche
von 25 m?. Die Leistung der Öfen beträgt 200 ... 340 kg/h.
Die Zahnräder bleiben 48..54min im Ofen. Der Herd
dreht sich in 2% min um ie eine Station, vorauf sich die
vom Motor angzetriebene Tür selbsttätig öffnet und das
warme Rad herauszezogen wird. Im Zvanidtopf bleibt
es genau 1 min und kommt dann in den Ölbehälter. Die
Temperatur des ÖOfens beträgt 805° und diejenige des
Z/yvanidbades 810°. Im Zyanidbad erhält das Rad eine
Oberflächenhärtunge. Das Ölbad hat eine Temperatur
von 31..43°. Vom Ölbad gehen die Räder durch eine
Waschmaschine und dann zu elektrisch geheizten Anlaß-
tanks, die ie 4540 1 Öl enthalten. In denselben bleiben sie
15 min bei 205 °, darauf werden sie wieder gewaschen und
reputzt.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
1491
Die Zahnringe der Hinteräachsen werden nach den
Schmieden 3 h bei 925 ° in kontinuierlichen Öfen geglüht.
Nach der Bearbeitung werden sie in den oben beschriebe-
nen Öfen gekohlt bei 775..780° in der Heizsonne ge-
härtet, indem sie 42 min im Ofen bleiben, und nach dem
Ablöschen in Öl werden sie 40 min lang bei 150° ange-
lassen. Das Härten geschieht in zwei Öfen mit Roliherden,
die aus zwei Tunneln übereinander bestehen. Diese Öfen
sind 2,8 m lang und 610 mm breit. Durch jeden Tunnel
gehen 28 Zalınkränze stündlich. (The Iron Age Bd. 122,
S. 389, 513, 761.) I.
Verschiedenes.
Die Teiltagung der Weltkraftkonferenz in Barcelona.
— Zu unserem Bericht über die Teiltagung der Weltkraft-
konferenz in Barcelona (ETZ 1929, S. 1295) tragen wir
heute die auf derselben gefaßten Beschlüsse nach.
Gruppe A.
Beschluß:
Angesichts der Wichtigkeit, welche die vollständige
Ausnutzung der Wasserkräfte für alle Länder hat, hält die
Teilkonferenz die Schaffung eines besonderen Auschusses
innerhalb und in Abhängigkeit von der Weltkraftkonfe-
renz für erwünscht. Der Ausschuß soll alle hiermit zu-
sammenhängenden Fragen untersuchen und der nächsten
Konferenz einen Bericht unterbreiten.
Die Ernennung der Mitglieder dieses Ausschusses und
Seine Organisation soll durch den Internationalen Haupt-
ausschuß erfolgen.
Gruppe B.
Beschlüsse:
1. Talsperren. Die Konferenz mißt den Fragen,
die in den Berichten über den Bau und den Betrieb von
Talsperren behandelt wurden, große Wichtigkeit bei, und
bittet den Internationalen Hauptausschuß, die betreffenden
en der Internationalen Talsperrenkommission mit-
zuteilen.
2. Talsperrenbauimallgemeinen. Um die
Normen festzulegen, die als Richtlinien für die Planung,
Bauart und den Betrieb am geeignetsten erscheinen, soll
ein Ausschuß der Weltkraftkonferenz nach einem vorher
festgelegten Plan eine Zusammenstellung der wichtigsten
Fragen ausarbeiten, die man zum Gegenstand der Auf-
klärung oder der Erforschung in den Wasserbaulabora-
torien der verschiedenen Länder zu machen wünscht.
Dieser Unterausschuß könnte bei Gelegenheit der
nöchsten Vollkonferenz in Berlin zusammentreten.
Gruppe C.
Beschlüsse:
1. Selbst in den Ländern, in denen elektrische Kraft
in hohem Maße verwendet wird, ist der Sättigungspunkt
bei weitem nicht erreicht, und deshalb bieten sich noch be-
deutende Steigerungsmöglichkeiten für die Erzeugung von
elektrischer Kraft.
2. Die Landwirtschaft, die gegenwärtig nur einen
kleinen Teil der gesamten Krafterzeugung verbraucht,
bietet bei großem Nutzen Möglichkeiten für erhöhtem Ver-
brauch. Dies bezieht sich sowohl auf niederschlarsarme
und dünnbevölkerte Länder, wo zur Nutzbarmachung viel
Arbeit zu leisten ist, wie auch auf andere Länder, in denen
man neue, sehr interessante Verwendungsformen der
Kraft beabsichtigt.
3. In Gegenden, in denen die Bewässerung von über-
ragender wirtschaftlicher Bedeutung ist, sollte die zur
Verfügung stehende Wassermenge vorzugsweise hierfür
Verwendung finden, denn die Verwendung für die Land-
wirtschaft ist am allerwichtigsten, da ein Ersatz für
Wasser nicht geschaffen werden kann.
4. Staatsbeihilfen für Zwecke der Landwirtschaft und
der Bewässerung sind gerechtfertigt und notwendig, da der
Staat der hauptsächliche und sicherste Nutznießer der dar-
aus entstehenden Verbesserungen sein wird.
Gruppe D.
Beschluß:
Die Vorschläge von Dr. J. Cerny., betreffend Vor-
schriften für Konzessionen, sollen mit allen Anlagen an
das Hauptbüro gesandt werden; dieses soll sie den Natio-
nalen Komitees weitergeben mit der Bitte, ihre Meinung
hierfür zu äußern, damit auf der Konferenz im nächsten
Jahr eine erspießlichere Diskussion der Angelegenheit er-
mörlicht wird.
1492
Gruppe E.
Beschlüsse:
1. Aus einer Zusammenarbeit zwischen Bewässerung,
Krafterzeugung und Schiffahrt kann oft die Wirtschaft-
lichkeit von Schutzmaßnahmen gegen Hochwasserschäden
herausspringen. Die Teilkonferenz empfiehlt die Auf-
nahme dieses Punktes in das Programm einer späteren
Konferenz.
2. Die Trockenlegung und die Entwässerung an sich
feuchter Gebiete und solcher, die durch die Bewässerung
zu feucht geworden sind, sollten im Zusammenhang mit
Meliorationsarbeiten behandelt werden. Hierbei sollte im
Auge behalten werden, daß die erstgenannten Länder auch
einen Ernergiemarkt bilden können.
3. Versuche mit Modellen werden für
wasserbautechnischer Fragen empfohlen.
Es wird ein zusammenstellender Vergleich der Ergeb-
nisse aus den verschiedenen Wasserbaulaboratorien emp-
fohlen — besonders im Hinblick auf die Tragweite der
hydro-dynamischen Ähnlichkeitsgesetze und die Ermitt-
lung von Rauhigkeitskoeffizienten.
das Studium
Heinrich-Goebel-Feier in Springe am Deister.
Die in der ETZ, S. 1349, angekündiste Ehrung für
Heinrich Goebel, den Erfinder der elektrischen Glüh-
lampe, fand Sonnabend. deu 14. September 1929, in Gegen-
wart einer großen Zahl von Ehrengästen statt, die sich in
einer Festversammlung im Hotel Friese in Springe zu-
sammengefunden hatten.
Abb. 13. Gedenktafel für Heinrich Goebel.
Der Vorsitzende der Elektrotechnischen Gesellschaft.
Hannover, Dipl.-Ing. Kobus, begrüßte mit herzlichen
Worten die erschienenen Behörden und Vertreter der be-
rufsverwandten Vereine und Verbände, darunter den zu-
ständigen Landrat, den Bürgermeister von Springe, die
Vertreter der Technischen Hochschule Hannover, Profes-
sor Dr. Dettmar und Professor Dr. Schering, Ge-
heimrat Hartmann als Vertreter der technischen Ver-
bände Hannovers und Direktor Pohl als Vertreter der
deutschen Glühlampenindustrie. In Vertretung des er-
krankten Vorsitzenden des Verbandes Deutscher Elektro-
techniker, Generaldirektor Dr. Krone, Dortmund, über-
brachte der Generalsekretär des VDE, Direktor Schirp,
namens der gesamten Elcektotechnik die Wünsche des Ver-
bandes, indem er in dankbarer Anerkennung der Verdienste
Heinrich Goebels gedachte und der Hoffnung Ausdruck
gab, daß, wie in Vergangenheit und Gegenwart, auch in
Zukunft die deutsche Elektrotechnik epochale Erfinder
und Pioniere hervorbringen möge.
Geheimrat Hartmann wies auf die bedeutungsvolle
Geschichte der deutschen Technik hin, in der ein Name
wie Heinrich Goebel ein hervorragendes Ruhmesblatt
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 19%
bedeute. Direktor Pohl schilderte als Vertreter der deut-
schen Glühlampenindustrie die von Heinrich Goebel mit
primitivsten Mitteln — aber vorausschauend — durchdach-
ten Ausführungen der ersten brauchbaren Kohlenfaden-
lampen. Dr. Beckmann, dem das Verdienst zukomnt,
den Namen Heinrich Goebel der Vergessenheit entrissen
zu haben, erbrachte in lückenloser Darstellung der Er-
findertätigkeit Heinrich Goebels und des seinerzeitigen
amerikanischen Gerichtsverfahrens den schlüssigen Be-
weis für die Prioritätsansprüche Heinrich Goebels auf die
erstmalige Herstellung und betriebsfertige Vorführung der
ersten brauchbaren Kohlenfadenlampe Dr. Beckmann
betonte, daß die nachträgliche Anerkennung und Ehrung
Heinrich Goebels in keiner Weise die durch Swan
und Edison erworbenen Verdienste um die Einführung
der von ihnen gebauten Glühlampen als Lichtquelle schmä-
lern könne. Sein Schlußwort klang aus in den Mahnruf:
„Ehret eure deutschen Meister!“
Hierauf begaben sich die Teilnehmer zum Geburts-
haus Heinrich Goebels in der Lange Straße 74, wo nach
einer zündenden Ansprache des Baurates Dr. Wencken
die feierliche Enthüllung der Gedenktafel (Abb. 13) statt-
fand, die das Reliefbild Heinrich Goebels sowie eine Tag
und Nacht brennende Glühlampe zeigt und folgenden
Wortlaut enthält: „Hier wurde der Erfinder der elektri-
schen Glühlampe, Heinrich Goebel, am 20. April 1818 ge-
boren. Gewidmet von dem Verband Deutscher Elektro-
techniker und der Elektrotechnischen Gesellschaft Han-
nover.”
in die Obhut
Dr. Wencken gab die Gedenktafel
der Gemeinde Springe, deren Bürgermeister J ü r g e s den
Dank und die Versicherung der Gemeinde zum Ausdruck
brachte, die Gedenktafel gern in ihre Obhut zu nehmen.
Durch Gemeindebeschluß sei in dankbarer Erinnerung an
ihren Bürger Heinrich Goebel die bisherige Deister-
straße in Heinrich-Goebel-Straße umgeändert worden.
Ein zwangloses Beisammensein auf der Deisterpforte
und später im Hotel Friese beschloß die eindrucksvolle
und würdige Feier der Heinrich-Goebel-Ehrung. Sch».
Vertriebs-Seminar im Winterhalbjahr 1929/30. — Die
beim VdI bestehende Fachgruppe „Vertriebsingenieure”
veranstaltet im Winterhalbjahr 1929/30 eine Vortrags-
und Übungsreihe zu dem Zweck, dem Ingenieur für eine
verantwortliche und selbständige Arbeit auf dem Gebiet
des industriellen Vertriebs die notwendigen Grundlagen
zu vermitteln. In jeder der drei vorgesehenen Haupt-
gruppen Marktanalyse, Vertriebskosten und Vertriebs-
organisation werden drei listündige Vorträge und drei
1%stündige Übungen gehalten. Sie beginnen am 16. X-
im Ingenieurhaus, Friedrich-Ebert-Str. 27, und finden
immer am Mittwoch jeder Woche um 20 bzw. 19.30 Uhr
statt. Teilnehmerkarten für die ganze Veranstaltungs-
reihe kosten 36 RM, für jede einzelne Vortrags- und
Übungsgruppe 12 RM. Studierende zahlen 10,50 bzw.
3,50 RM. Anmeldungen sind an die Geschäftstelle des
Val, Fachgruppe „Vertriebsingenieure“ zu richten.
Jubiläen. — Die Firma Rudolf Siemens, Elek-
troinstallationen, Blitzschutzanlagen usw., Hannover, fei-
erte Anfang September d J. ihr 50jähriges Geschäftsjubi-
läum. — Das Installationsbüro für elektrieche Licht-,
Kraft- und Telegraphenanlagen Artur Leser & Co.,
Köln, Inhaber: Artur Leser sen, feierte am 1. X. ihr
25jähriges Bestehen.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
26. Ordentliche Mitgliederversammlung des Vereins
Beratender Ingenieure e. V. — Bei der vom 1. bis 3. VII.
in Nürnberg abgehaltenen diesjährigen Tagung des Ver-
eins hat u. a. Professor Dr. Aufhäuser, Hamburg,
dass Thema „Neuere Anschauungen über
Feuer- und Explosionsgefahr“ behandelt und
darauf hingewiesen, daß alle Vorsichtsmaßnahmen gegen
Feuersgefahr viel mehr als bisher von gedanklichen
Überlegungen hinsichtlich der Zündgefahr getragen sein
müssen. Die selbstverständliche Vorsicht im Umgang mit
Feuer, Licht usw. genüge nicht, es komme vielmebr schon
auf die Lagerung brennbarer Stoffe an; bei der Möglich-
keit einer Explosion müsse man vor allem deren Ent-
wicklung bzw. ihr Ausmaß von vornherein beschränken.
Transactions of the Fuel Conference, London 1928. —
Der kürzlich erschienene illustrierte Bericht über die
Brennstofftagung der Weltkraftkonfe-
renz London 198 gliedert sich in vier Bände, von
denen der erste die Kohlen- und Ölindustrie, der zweite
die Verkokunssindustrie, der dritte die Ausnutzung Vean
Brennstoffen behandelt und der vierte sich als Inhaltsver-
zeichnis anschließt. Er wird in Deutschland zum Preis
10. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft Ai
1493
von 245 RM von der VDI-Buchhandlung, Berlin NW 7, In-
enieurhaus, geliefert.
Eine nationale Ausstellerorganisation in Amerika. —
Zur Erfüllung ähnlicher Aufgaben, wie sie dem Deut-
schen Ausstellungs- und Messe-Amt gestellt sind, ist in
Amerika die National Association of Expo-
sition Exhibitors of America gegründet wor-
den. Sie soll das Zustandekommen einer amerikanischen
Abteilung auf ausländischen und anderen Ausstellungen
unterstützen bzw. für eine würdige Vertretung gemäß
der Bedeutung des Landes im Welthandel usw. Sorge
tragen.
5. Grüne Woche, Berlin 1930. — Die vom 1. bis 9. II.
1930 wieder am Kaiserdamm stattfindende 5. Grüne Woche
wird neben den eigentlichen land- umd forstwirtschaft-
lichen Abteilungen auch eine Industrieschau um-
fassen, in der man Geräte und Maschinen zur Ausführung
von Meliorationen und landeskulturtechnischen Anlagen
bzw. zu deren Unterhaltung vorführen will.
Dresdner Funkausstellung 1929. — Der Funk-Verein
Dresden e.V. veranstaltet vom 19. bis 27. X. wieder eine
Ausstellung im Ausstellungspalast. Anfrazen sind an die
Geschäftstelle des Vereins, Dresden-A 1, Töpferstraße 2 II,
zu richten.
Energiewirtschaft.
Die Elektrizitätswerke und elektrischen Bahnen Öster-
reichs. — Der österreichische Elektrotechnische Verein
in Wien hat nach erstmaliger Wiederaufnahme der meh-
rere Jahre unterbrochenen Herausgabe einer Statistik,
die i. a. den Ende 1925 erreichten Entwicklungstand wie-
dergab!, nun eine solche, abgeschlossen mit Ende 1927,
erscheinen lassen’. Diese Neuauflage enthält in über-
sichtlicher tabellarischer Zusammenstellung statistische
Daten von mehr als 800 Elektrizitätswerken und von 33
elektrischen Bahnen Österreichs. Die Statistik, die gegen-
über der vorhergehenden Auflage eine wesentliche Erwei-
terung sowohl hinsichtlich der Grundlagen wie des Um-
fanges der Angaben zeigt, umfaßt 5 Teile.
Einem alphabetisch geordneten Verzeichnis der Elek-
trizitätswerke schließen sich in zwei Abschnit-
ten die das eigentliche statistische Material enthal-
tenden Tafeln an, in die, länderweise nach dem Sitz des
Werkes geordnet, alles Wissenswerte, u. zw. getrennt für
Unternehmungen mit mehr und mit weniger als 20 kW,
aufgenommen wurde. Es finden sich hier neben Angaben
über Art, Größe und Zahl der Antriebsmaschinen und
Stromerzeuger solche über mögliche und erzielte Höchst-
leistung und Stromerzeugung, Erzeuger-, Übertragungs-
und Verteilungspannungen sowie über sonstige technische
und wirtschaftliche Einzelheiten des Leitungsnetzes. Die
Statistik umfaßt 491 Unternehmungen mit Werken von
mehr als 20 und 185 von weniger als 20 kW.
Der den elektrischen Bahnen gewidmete Ab-
schnitt enthält neben allgemeinen Angaben über die Bahn-
anlage gleichfalls alle wichtigeren Einzelheiten über Lo-
komotiven und Triebwagen, Fahr- und Übertragungslei-
tungen, Energiebezug und Unterwerke von 4 Voll-, 18 Lo-
kal- und 12 Straßenbahnen.
Ein letzter Abschnitt endlich stelltdieErgebnisse
der Statistiken zusammen und ermöglicht damit einen
Überblick über die Entwicklung der letzten Jahre nach
Zahl, Leistung und Stromart der Werke, wie er sich in
folgenden Zahlentafeln bietet:
Leistung
der Stromerzeuger
in kW bzw. kVA?
Gesamtleistung der Werke
Zahl der Werke KW g KVA
1920 | 1927
10 025 10160 | 14 280
O bis 100 | 292 | 194 | 281
101 „ 500 | so | 154 | 200 | 19760' 35890! 44135
501 — 1000 9| 20 ı 43] 8475: 20080 | 30 394
1001 .. 10000 | 33 | 60 | 79| 91350 | 194 390 | 252 411
über 10 000 5 | 16 | 18 | 168300 512400 | 602 440
unbekannt —| 4. 6 SS u e. e
| 428 ' 457 | 627 | 297 910 | 772 930 | 943 660*
Wenn auch das Bild etwas verwischt wird infolge des
Umstandes, daß die Statistik für 1925 einen Teil der in die
Statistik für 1927 einbezogenen Unternehmungen noch
nicht erfassen konnte, so läßt sich doch ziemlich einwand-
1 Vgl. ETZ 1927, H 883. `
2? Statistik der Elektrizitätswerke und der elektrischen Bahnen
ichs. Hersusgereben vom Elektrotechnischen Verein in Wien VI,
„beohaldeasse 12 188 S. in 4%. Preis geb. 20 S. .
3 Für 1925 und 1927 sind Werke unter 20 kW nicht berücksichtigt.
+ Ohne Akkumulatorenbatterien.
Zahl der Werke Gesamtleistung der
Betriebskraft Antriebsmaschinen in PS
1920 | 19 | 197
|
Wasser ....... 162 320 517 830 610 422
Wasser und Wärme- |
kraft ....... 86925, 56 03N | 88998
Verschiedene Be- |
triebskraft und
unbekannt . . .. 218105 275130! 338 847
| 428 , 457 | 627 |467 350 , 848 990 , 1038 267
frei feststellen, daß auch in Österreich einerseits die Ent-
wicklung zur Still- bzw. Zusammenlegung der im Hin-
blick auf weitestgehende Rationalisierung unwirtschaft-
lich gewordenen kleineren Elektrizitätswerke führt und
anderseits in hervorragendem Maße es die Wasserkraft-
ausnutzung ist, die den Bau moderner großer Werke be-
günstigt; kaum erwähnt zu werden braucht, daß die Ent-
wicklung ein Zurückdrängen des Gleichstromes zugunsten
des Wechsel-, insbesondere des Drehstromes zeigt. Ge-
messen an der Zahl der Werke entfallen auf Gleichstrom
23,4 und auf Drehstrom 70,3% der Anlagen; gemessen
an der Gesamtleistung ergeben sich die Zahlen 12,7%
und 82,9 %.
Die wesentliche Erweiterung des Umfanges der Statistik
beweist, daß nicht nur eine restlose und vollständige Er-
fassung nahezu gelungen ist, sondern auch die erfaßten
Verhältnisse trotz aller wirtschaftlicher Ungunst unserer
Zeit einen gesunden Fortschritt erkennen lassen, ohne daß
die in der letzten Statistik angedeutete Entwicklung zum
Stillstand gekommen wäre. Das Erscheinen der Neuauf-
lage, deren umsichtige Bearbeitung in den Händen eines
eigenen damit befaßten Ausschusses des österreichischen
Elektrotechnischen Vereins lag, dürfte von allen Fach-
genossen günstig beurteilt werden, da das Buch wichtige
Aufschlüsse über die österreichische Elektrizitätswirt-
schaft bietet und im Zusammenhang einerseits mit der vom
schweizer Starkstrominspektorat und anderseits mit der
von der VdEW, Berlin, herausgegebenen gleichartigen
Statistik zu interessanten Vergleichen über die Entwick-
lung in diesen Ländern anregt. Wenn der Statistik für die
nächste Auflage ein Wunsch mitgegeben werden darf, so
ist es vielleicht der, die befragten Werke möchten im In-
teresse einer nicht allzu großen Verzögerung im Erschei-
nen des Buches die in selbstloser Arbeit seitens der Her-
ausgeber verfaßten Fragebogen rasch und gewissenhaft
beantworten. Hammerer.
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Trotz
der schlechten Wirtschaftslage in der Pfalz konnten die
Pfalzwerke A.G. Ludwigshafen a. Rh., 1928 ihre
Lieferung von 75,261 auf 92,315 Mill kWh, d. h. um 23 %
steigern, die Abgabe an andere Werke betrug diesmal nur
2,559 Mill kWh (7,756 i. V.). In der Rhein- und Saar-
pfalz, dem ursprünglichen Versorgungsgebiet der Gesell-
schaft, wurden an Konsumenten 116,3 Mill. kWh verkauft
(97,7 i. V.). Der Grund der Absatzsteigerung lag haupt-
sächlich in dem nicht unwesentlich ermäßigten Großab-
nehmertarif, der guten Wirkung des Zimmertarifs und in
der Werbearbeit. Der Gesamtanschlußwert (mit Bahnen)
hat sich von 119 128 auf 127 957 kW erhöht. Erzeugt und
bezogen wurden 102,743 Mill kWh (90,480 i. V.) und an
das Hochspannungsnetz abgegeben 102,330 Mill kWh
(90,234 i. V.). Der Gesamtverkauf stellte sich auf
94,874 Mill kWh (83,017 i. V.). Das Kraftwerk Ludwigs-
hafen arbeitete speziell in den Wintermonaten für den
Spitzenausgleich. In der Nähe von Landau hat die Be-
richterstatterin ein 100 kV-Umspaanwerk (zunächst
8000 kW) und als Ersatz für eine 100 kV-Station ein
solches (40000 kW) bei Mundenheim errichtet. Die Ein-
nahmen betrugen 10 017624 RM (8633613 i. V.) und der
Gewinn 754615 RM (751450 i. V.), woraus wieder 8%
Dividende auf 9 Mill RM Aktienkapital verteilt worden
sind.
Die Rhein-Main-Donau A.G., München, mel-
det in ihrem Bericht über das Gescliäftsiahr 1928 die
Vollendung des Kachletwerks und eine merkliche Ver-
schiebung des Schwergewichts der Bauarbeiten an den
Main, wo die Fertigstellung des Kraftwerks Obernau für
1929 erwartet wurde. Das Kraftwerk Untere Mainmühle,
Würzburg, belieferte, wie bisher, das dortige Elektrizi-
tätswerk. Seine Produktion (2,680 Mill kWh), die des
Kachletwerks (175.720 Mill kWh) und von Viereth (13,220
Mill kWh) betrugen zusammen 191,620 Mill kWh. Alle
Anlagen der Gesellschaft haben die außergewöhnlichen
t Vgl. ETZ 19%9, H. 1451.
1494
Eisverhältnisse des Winters 1928/29 ohne wesentlichen
Schaden überstanden. Als Betriebsüberschuß werden erst-
malig 2454262 RM ausgewiesen (Aktienkapital 2,7 Mill
Reichsmark).
Die wirtschaftlichen Verhältnisse im Versorgungs-
ecbiet des Elektrizitätswerks Rheinhessen
A.G., Worms, haben sich 1928 nicht günstig entwickelt;
die Industrie litt meist an unzenüzender Beschäftigung,
und die Lage der rheinhessisehen Landwirtschaft hat sich
immer schwieriger gestaltet, während Löhne, Gehälter
und Kohlenpreise gestiegen sind. Vie Stromlieferung an
die Rhein-Nahe-Kraftversoreunz A.G., Kreuznach, kam
in Wegfall (3,3 Mill kWh i. V.), dagegen brachte die
Werbetätirkeit, besonders auf dem Gebiet des elek-
trischen Kochens, sehr erfreuliche Erfolge. Erzeugt und
bezogen wurden von Worms, Osthofen und fremden Wer-
ken 34,72 Mill kWh (35,91 i. V.). Der Gesamtanschluß-
wert erhöhte sich von 24383 auf 26487 kW, während der
Stromabsatz von 12,01 auf 10,146 Mill kWh zurückze-
gangen ist. Von der Neckarstaustufe Feudenheim und
dem Großkraftwerk Mannheim hat die Gesellschaft 6,5
Mill kWh entnommen, der Bezug aus der 100 kV -Leitung
des RWE konnte noch nicht in vollem Umfang aufge-
nommen werden. Der Betriebsüberschuß aus Strom- und
(insverkauf, Zinsen stellte sich auf 1 864 472 RM (1681 596
i. V.) und der Gewinn mit Vortrag auf 696 361 RM (630 290
i.V.). Hieraus hat das Unternehmen 8% Dividende auf
8 Mill RM Aktienkapital gezahlt (7% i.V.).
GEWERBLICHER RECHTSSCHUTZ.
Statistik des Reichspatentamts für das Jahr 1928. —
Die ausführliche Statistik des Reichspatentamts für das
Jahr 1928, die sonst Ende März zu erscheinen pflegte, ist
diesmal erst Ende August herauszekommen und enthält
folgende Angaben:
Die Zahl der Patentanmeldungen belief sich auf
‘0895 (1927: 68457) und hat somit um 3,6 % zuzenommen;
20% der Anmeldungen stammten aus dem Ausland. Die
Zahl der bekanntgemachten Anmeldungen betrug 19 150
(18692), so daß sich eine Erhöhung von 2,3 % ergibt. Es
wurden 14 235 (14 072) Hauptpatente und 1363 (1193) Zu-
satzpatente erteilt, insgesamt also 15598, was ein Mehr
von 2,2 % bedeutet. Am Jahresschluß waren 70 951 (66 982)
Patente in Kraft geblieben und 126 629 (112627) Patent-
anmeldungen unerledigt. Diese Zahl ist im ständigen
Wachsen begriffen. Es darf aber erwartet werden, daß
infolge der 1929 erfolgten Vermehrung der Prüfungs-
beamten eine Verbesserung dieses auf die Dauer sehr un-
erfreulichen Zustandes eintritt.
Die Zahl der Gebrauchsmusteranmelduneen
betrug 64837 (63725) und die der Eintragungen 41 800
(41 100) ; 7629 (5931) Gebrauchsmuster wurden verlängert.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1929
An Warenzeichen sind 27 925, d.s. 1715 weniger
als 1927, angemeldet und 17 308 eingetragen worden; ins-
gesamt beträgt die Zahl der Eintragungen z. Z. 236419
Warenzeichen.
Statistik der internationalen Warenzeichen 1928. —
Im Jahr 1928 sind 5976 Warenzeichen angemeldet worden
(1927: 5255); es ergibt sich also eine Zunahme um 13,1%,
die vermutlich z.T. darauf zurückzuführen ist, dab das
neue Haager Abkommen eine Erhöhung der Gebühren mit
sich bringt und die Anmelder aus den bisher nicht bai.
getretenen Ländern die billireren Gebühren noch wahr-
genommen haben. Der Zahl der Anmeldungen nach stand
diesmal Frankreich mit 1931 Marken an erster Stelle, die
von Deutschland seit seinem Beitritt zum Abkommen im
Jahr 1923 eingenommen war. Es folgten Deutschland mit
1690, die Schweiz mit 548, Österreich mit 353, die Nieder-
lande mit 326, die Tschechoslowakei mit 302, Belgien mit
249, Spanien mit 181, Italien mit 155 und Ungarn mit 13
Anmeldungen. Die übrigen Staaten blieben wesentlich
unter diesen Beträgen.
Die Zahl der Zurückweisuneen betrug diesmal 16%,
nämlich 9854 gegen 8513 im Jahr 1927. Hier steht an erster
Stelle Deutschland, das infolge seiner eingehenden Waren-
zeichennrüfung 2430 (2074) Zurückweisungen zu verzeich-
nen hatte.
Beitritt zu dem Haager Abkommen. — Die Schweiz
ist mit Wirkung vom 15. VI. 1929 der Pariser Verbands-
übereinkunft zum Schutz des gewerblichen Eigentums in
der Haager Fassung beigetreten.
Belgien hat sich mit Wirkung vom 27. VII. der
Pariser Übereinkunft und dem Madrider Abkommen, be-
treffend internationale Registrierung von Marken, in der
Haager Fassung und außerdem dem Haager Abkommen
über internationale Hinterlegung gewerblicher Muster oder
Modelle angeschlossen.
Gegenseitigkeit für Warenzeichenschutz mit Litauen.
— Nach einer Bekanntmachung des Reichsministers der
Justiz vom 8. VH. 1929 wird die Gerenseitirkeit im Schutz
deutscher Warenbezeichnungen mit dem litauischen fest-
gestellt. Diese Erklärung, die die Gegenseitigkeit deut-
scher Warenzeichen litauischer Staatsanzehöriger bewirkt,
ist anscheinend dadurch veranlaßt worden, daß die litan-
ische Warenzeichenbehörde in letzter Zeit die Eintragung
deutscher Warenzeichen mit der Begründung abgelehnt
hat, daß die Bekanntmachung über Gegenseitigkeit für
litauische Staatsbürger noch nicht erfolgt sei.
Fristverlängerung in China. — Durch eine Verord-
nung des chinesischen Ministers für Industrie, Handel und
Arbeit ist die Frist zur Registrierung von Handelsmarken,
die bei dem früheren Pekinger Markenamt eingetragen
waren, wiederum, u. zw. bis zum 18. XII. 1929, verlängert
worden.
Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld, Berlin.
VEREINSNACHRICHTEN.
EV
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
stelle, Berlin W 35. Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02.
„rest der Technik“.
Vorläufige Anzeige.
Die technisch-wissenschaftlichen Vereine in Berlin,
darunter der Elektrotechnische Verein, veranstalten auch
in diesem Jahre das
„Lest der Technik“
in sämtlichen Räumen des Zoologischen Gartens in Berlin
am Freitag, dem 8 November 1929.
Das Fest hat den Charakter eines repräsentativen
Balles; sein Überschuß wird bestimmungszemäß den Ver-
einen Tur Unterstützungen zugeführt.
Die Veranstaltung des Festes erfolet in etwa dem-
selben Rahmen wie im Vorjahre.
Nähere Bekanntmachunzen folgen in einer der näch-
sten Nummern der ETZ.
Vorläufige Anzeige.
Der Elektrotechnische Verein wird in Gemeinschaft
mit dem Außeninstitut der Technischen Hochschule Berlin
im kommenden Winter eine Vortragsreihe über:
„Funktionentheorie und ihre Anwendung in der Technik“
veranstalten. Die Vortragsreihe wird aus einem mathe-
matischen, die Grundlagen der Theorie umfassenden Teile
und einem technischen, die wichtigsten Anwendungen be-
handelnden Teile bestehen.
Beginn: Ende Oktober, Ende: Mitte März.
Zeit: Montags 18% ..20 Uhr.
5 S rt: Hörsaal Nr. 141 der Technischen Hochschule zu
erlin.
Voraussichtlicher Preis für sämtliche Vorträge:
für Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins 16 RM
für deutsche Studenten . e "Bee 7 E ie, BB
für andere Teilnehmer . . . re 24 u
Die näheren Festsetzungen werden rechtzeitig be-
kanntgegeben werden.
Lesesaal für technische Zeitschriften und Bücher.
Im Interesse der Vertiefung der technisch-wissen-
schaftlichen Bildung unserer Mitglieder, insbesondere zur
Förderung der Weiterbildung der jungen Elektrotech-
niker, hat der Elektrotechnische Verein eine Anzahl der
bedeutendsten Fachzeitschriften, namentlich ausländischer,
beschafft. Diese werden in der Bücherei des Ad,
Ingenieurhaus, Berlin NW7, Friedrich-
Tbert-Str. 2711, aufbewahrt und dort ausgegeben.
Purch eine Vereinbarung mit dem Verein deutscher Ín-
genicure ist es den Mitgliedern unseres Vereins weiterhin
10. Oktober 1928
ermöglicht, den Lesesaal im Ingenieurhaus und die dort
verfügbaren Bücher und Zeitschriften gegen Vorzeigen
der Mitgliedskarte unentgeltlich zu benutzen. Dieser
Lesesaalist geöffnet: Montags, Dienstags
und Donnerstags von9Uhrvorm.bis 7 Uhr
abends, MittwochsundFreitagsvon®9 Uhr
vorm. bis 9 Uhr abends, Sonnabends von
9 Uhr vorm. bis 1 Uhr mittags, Sonntags nicht.
ie Bücher und Zeitschriften dürfen nur in der Bücherei
selbst benutzt werden. Im Interesse der Mitglieder emp-
fehlen wir eine lebhafte Beteiligung.
Nachtrag
zum Sitzungsbericht vom 29. Januar 192%.
Besprechung des Vortrags
des Herrn Professor A. Matthias:
„Der gegenwärtige Stand der Blitzschutzfrage‘“.
Vorsitzender: Herr Präsident Professor
Dr. Ing. E. h. Dr. K. W. Wagner.
Vorsitzender: Ich danke Herrn Professor MATTHIAS
für seinen sehr interessanten Vortrag, der für die weitere
ann der Blitzschutzfrage höchst bedeutungs-
voll ıst.
Zur Diskussion, die ich jetzt eröffne, darf ich, da ich
gerade das Wort habe, selbst etwas bemerken. Für den,
der wie ich die Frage des Blitz- und Überspannungschut-
zes Seit vielen Jahren verfolgt, ist es sehr interessant
festzustellen, wie sich die Meinungen im Laufe der Zeit
gewandelt und geklärt haben. Als wir in der Verbands-
kommission für Überspannungschutz vor einigen Jahren
begannen, die gegenwärtig geltenden Vorschriften für den
Schutz elektrischer Anlagen gegen Überspannungen aus-
zuarbeiten, war die allgemeine Ansicht, daß es mensch-
licher Macht nur gegeben sei, die Anlagen gegen in-
direkte Blitzwirkungen und gegen schwächere Seiten-
schläge zu schützen; bei direkten Blitzschlägen dagegen
müsse man den lieben Gott walten lassen. Im Gegensatz
hierzu haben wir heute aus dem Vortrag gelernt, daß die
indirekten Blitzwirkungen und die Seitenschläge vielfach
var nicht so schlimm sind. Es mag bei dieser Erfahrung
freilich auch die Tatsache mitspielen, daß die Betriebs-
spannungen immer höher geworden sind und die Leitun-
gen dementsprechend eine größere Sicherheit gegen atmo-
sphärische Überspannungen erlangt haben, deren Höhe ja
immer dieselbe geblieben ist.
Das erfreuliche Ergebnis dieses Vortrages ist aber
die Erkenntnis — und das ist doch wirklich ein schönes
Zeugnis für den technischen Fortschritt —, daß man sich
heute auch gegenüber dem direkten Blitzschlag in die
Leitung nicht mehr ganz ratlos und hilflos fühlt. Gewiß
stehen wir erst am Anfang, und es wird noch viel schmerz-
liches Lehrgeld kosten, bis wir erst einmal so weit sein
werden, auch die direkten Blitzschlüäge ohne wesentliche
Störung der Anlage abzuleiten. Aber schon jetzt dürfen
wir Herrn Prof. MATTHIAS zu den schönen Ergebnissen
der unter seiner Leitung durchgeführten Forschungs-
arbeiten der Studiengesellschaft für Höchstspannungsan-
lagen herzlich beglückwünschen. (Lebhafter Beifall.)
Herr Biermanns: Bei dem außerordentlich interessan-
ten Vortrag des Herrn Professor MATTHIAS hat mich be-
sonders die Feststellung interessiert, daß selbst bei sehr
schweren Blitzschlägen Überschläge nur an einer einzi-
ven Leitungsphase beobachtet worden sind. Wenn man
versucht, sich diese anfänglich überraschende Erschei-
nung zu erklären, dann kommt man zu dem Ergebnis, daß
hierfür die kapazitive und induktive Koppelung zwischen
der betroffenen und den beiden anderen Leitungsphasen
verantwortlich zu machen ist. Durch diese Koppelung
wird eine auf der zunächst getroffenen Leitungsphase
laufende Wanderwelle die Spannung der beiden anderen
Leitungsphasen mitnehmen und so die Spannungsdifferenz
verringern, so daß man unter Umständen Überschläge
hintanhalten kann. Wenn man diese Überlegung annimmt,
dann kommt man zu dem Ergebnis, daß der Schutzwert
der Blitzseile doch nicht so niedrig ist, wie vielfach be-
hauptet wird. Insbesondere wird man, wenn man mehrere
Blitzseille anwendet, durch eine verbesserte Koppelung
zwischen Blitzseil und Leitungsdrähten manche Über-
schläge verhindern können. (Beifall.)
Herr Piloty: Ich möchte mir erlauben, an den Herrn
Vortragenden eine Frage zu stellen, von welcher ich
ı ETZ 19%, S. 276 ff.
2 ETZ 1929 5. 1469.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
1495
glaube, daß sie für die vorgetragene Theorie von prinzi-
pieller Bedeutung ist. Ein wesentlicher Teil derjenigen
Schlußfolgerungen, die an das Verhalten der direkten
Blitzschläge geknüpft worden sind, beruht auf der An-
nahme, daß der Blitz als eine Stromquelle eingeprägten
Stromes anzusehen ist. Hiernach erzeugt der Blitz einen
gewissen Strom, welcher sich unabhängig von der Höhe
der praktisch vorkommenden Widerstände der Blitzbahn
seinen Weg zur Erde bahnt und dabei Spannungen ent-
wickelt, deren Höhe gerade eben von der Höhe dieser
Widerstände abhängt. Die Frage, welche ich an den
Herrn Vortragenden richte, ist die, ob diese an sich plau-
sible Annahme rein hypothetischer Natur ist oder ob sich
für sie in den Versuchsergebnissen eine Stütze findet. Da
der größte Teil der praktischen, vom Herrn Vortragenden
gezogenen Schlußfolgerungen mit dieser Annahme steht
und fällt, halte ich es für wünschenswert, genau darüber
Klarheit zu schaffen, inwieweit diese Annahme selbst oder
aus ihr gezogene Schlußfolgerungen experimentell verifi-
ziert werden können.
Gewisse Erfahrungen aus der amerikanischen Be-
triebspraxis an 220 kV-Leitunzen scheinen mir nämlich
dieser Grundannahme zu widersprechen. Bei gemeinsam
von der Southern California Edison Co. und der West-
inshouse Electric and Mfg. Co. im 220 kV-Netz der
ersteren vorgenommenen Versuchen? stellte sich näm-
lich heraus, daß der Widerstand der Erdschlußstrombahn
(allerdings bei Betriebsperiodenzahl und einschl. des
Lichtbogens) in diesem Netz bis zu 250 Q beträgt. Wenn
eine Zahl ähnlicher Größenordnung häufig vorkommt und
wenn die Zahlen des Herrn Vortragenden über Strom-
stärke des Blitzes, außerdem die erwähnte Grundannahme
zutreffen, so müßte praktisch jeder direkte Blitzschlag in
die Leitungen zum rückwärtigen Überschlag auf sämt-
lichen Phasen und damit zu mehrphasigen Kurzschlüssen
führen. Dem widerspricht aber in der genannten Litera-
turstelle die Tatsache, daß die überwiegende Mehrzahl
aller Überschläge lediglich einphasig erfolgt. Auch die
Erfahrung in anderen Netzen zeigt, wie ja auch der Herr
Vortragende erwähnte, daß die einphasigen Überschläge
bei weitem überwiegen. Vielleicht interessiert es die Ver-
sammlung, die Meinung des Herrn Vortragenden zu diesem
Punkt zu hören. (Beifall.)
Herr Ollendorff: Ich möchte mir zur Frage der Mast-
widerstände eine Frage erlauben. Wenn man die Leitun-
gen als Wellenwiderstände behandelt, dann liegt es nahe,
den Mast als Leitung aufzufassen, so daß er nicht als Erd-
widerstand, sondern als Wellenwiderstand fungiert, der
durch seine Konstruktion gegeben ist.
In diesem Zusammenhang noch eine andere Frage.
Wenn man sich überlegt, wie der Strom von dem Blitze
zur Erde übergeht, dann muß man sich natürlich fragen,
wie sich die einzelnen Stromfäden nach dem Kontinuitäts-
gesetz wieder schließen. Ich denke nicht an den Übergang
durch den Verschiebungstrom, sondern an den Rücktritt
der Ströme durch die Erde. Man findet dann, daß sich ein
ziemlich starkes Erdstromfeld entwickeln muß, das schon,
bevor der Blitz einschlägt, den Mast auf ein hohes Poten-
tial bringen muß, weil sich in der Erde um den Mast her-
um ein Spannungstrichter ausbildet. Ich möchte fragen,
ob dieses Erdstromfeld einmal berechnet worden ist und
was für Gefahren entstehen, und ob man daran gedacht
hat, dieses Erdstromfeld zu Meßzwecken heranzuziehen;
denn es ist dem zu messenden Felde proportional. (Bei-
fall.)
Herr Biermanns: Ich habe noch etwas vergessen.
Herr Professor MATTHIAS kam auch auf den günstigsten
Einbauplatz der Überspannungsableiter in einer Station
zu sprechen. Soviel ich mich erinnere, schlug er vor,
diese Überspannungsableiter an die Einführungstelle der
Leitung in die Station oder wenigstens in deren Nähe zu
setzen. Man kann aber der Ansicht sein, daß dort, wo
die Leitung auf die Sammelschiene trifft, infolge des
wesentlich geringeren Wellenwiderstandes des Sammel-
schienensystems eine Reflexion mit Spannungserniedri-
rung eintritt, daß also infolgedessen gerade an dieser
Stelle die Ansprechspannung für den Ableiter ungünstig
beeinflußt wird. Auf Grund dieser Tatsache muß man
nach meiner Ansicht zu dem Ergebnis kommen, daß ge-
rade die Enden der Sammelschienen geeignete Anschluß-
stellen sind, denn an ihnen treten Reflexionen mit Span-
nungsverdopplung ein, und man wird so an diesen Stellen
günstigere Ansprechbedingungen für den Überspannungs-
ableiter haben. In Amerika wird sogar der Vorschlag
gemacht und an vielen Stellen auch durchgeführt, die
Überspannungsableiter in unmittelbarer Nähe der Trans-
s Wood, Hunt, Griscom, Transact. Am. Inst. El. Engs.
1928 m. S. 68.
1498
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1929
formatoren anzubringen, um die kostbarsten Objekte der
Station zu schützen und die Reflexionen an dem Transfor-
mator mit ihren hohen Wellenwiderständen auszunutzen.
(Beifall.)
Herr Eisner: Eine solche Technik, wie sie sich hier
herausgebildet hat, wird nicht nur in ihrem eigenen Ge-
biet, aus dem heraus sie entstanden ist, von Nutzen sein,
sondern man kann sich schr wohl vorstellen, daß auch
andere Anwendungsgebiete von dieser Einrichtung Nutzen
haben können. Ich denke an die Meteorologie. Augen-
blicklich wird es dort so gemacht, daß in den einzelnen
Beobachtungstationen die Wettermeldung in Telegramm-
form verschlüsselt an die einzelnen Stellen gezeben und
dann entziffert wird, um zu einer Wetterkarte zusammen-
gestellt zu werden. Das dauert sehr lange. Wenn an
einer Stelle sämtliche Stationen gleichzeitig beobachtet
werden können, dann ist das für die Beobachtung des
Wetters von großem Vorteil und auch für die Wettervor-
hersage an sich.
Herr Mestermann (brieflich eingesandt): Zur Ver-
meidung von Mißverständnissen bezüglich der Betriebser-
fahrungen kalifornischer Elektrizitäts-Gesellschaften mit
220 kV Kraftübertragungen, die von Herrn Dr. PILOTY er,
wälnt wurden, möchte ich mir im folgenden einige Hin-
weise erlauben. Man kann nämlich die Überschläge und
Betriebsunterbrechungen auf den mit widerstandlos ge-
erdetem Nullpunkt seit Mai 1923 in Betrieb befindlichen
220 kV-Leitungen der Southern California Edison Co.
zwischen den Big-Creek-Wasserkraftwerken und den Um-
spannwerken bei Los Angeles, die seit August 1925 syste-
matisch durch eingebaute ÖOszillographen verfolgt wur-
den und über die im September 1927 auf der AJEE-Ta-
gung in Del Monte, Kalifornien, von WOOD, HUNT und
GRISCOM vorgetragen wurde, deswegen gar nicht mit den
durch direkte Blizschläge in eine Phase ausgelösten rück-
wärtigen Überschlägen der anderen Phasen vergleichen,
weil es sich in Kalifornien in den weitaus meisten Fällen
um Überbrückungen von Hänge-Isolatorenketten durch die
Exkremente der dort lebenden großen Vögel (Adler und
Habichte) handelt, während Gewitter ja bekanntlich in
Kalifornien nur sehr selten vorkommen. So wurden von
den 96 in der Zeit von Januar 1924 bis Mai 1927 stattge-
fundenen Überschlägen allein 82 durch solche Vögel ver-
ursacht; 30 dieser 96 Überschläze führten zur Überschrei-
tung der Stabilitätserenze und damit zur Unterbrechung
des Betriebes infolge der großen, vom Erdschlußwider-
stand verzehrten Energien. So ist es auch zu erklären,
daß sich unter 65 in der Zeit zwischen August 1925 und
Mai 1927 stattgefundenen Überschlägen 59 einphasige Erd-
schlüsse auf der Leitung und vier Überschläge zwischen
Stationssammelschienen und Erde befanden; von diesen
65 Überschlägen führten elf zur Unterbrechung des Be-
triebes. Bekanntlich haben die ältesten Big-Creek-Ein-
fachleitungen je nur cin Erdseil, während die dritte so-
genannte „Vincent“-Leitung ohne Erdungseil ausgerü-
stet ist.
Die von Herrn Dr. PIL OTY angeführten hohen Erd-
schluß-Widerstände bis zu 250 Q kommen in der llaupt-
sache in der Nähe der Kraftwerke vor; wie ich mich kürz-
lich durch persönliche Inaugenscheinnahme überzeugen
konnte, hat man hier eine derart unwirtliche felsige Ge-
birgslandschaft, daß wegen der geringen Erdschicht auf
der Oberfläche des Felsengebirges die Vegctation schon
recht verkümmert ist; die Wasserarmut tut noch ein
übrizes, um Erdungswiderstände der erwähnten Größe zu
erzeugen. Auch der mittlere Teil der Leitungen führt
durch sehr trockene Gegenden, und Erdungswiderstände
von über 100 Q bilden die Regel: nur in der Nähe der
Küste bei Los Angeles ergeben sich niedrigere Werte.
Während so aus einem Vergleich von den Versuchs- mit
den Rechnungsergebnissen Schwankungen der Erdunges-
widerstände für die verschiedenen Gegenden zwischen 25
und 250 Q resultierten, kann man doch sagen, daß Wider-
stände von über 100 Q die überwiegende Mehrheit bilden.
Übrigens ergaben die Versuche bei solchen Erdungswider-
ständen von 1009 ziemlich unabhängig von der Entfer-
nung von den Kraftwerken Erdströme von etwas über
1000 A, so daß also die Spannung an den Fehlerstellen rd.
100 kV betrug.
Ganz anders haben sich infolge der abweichenden kli-
matischen Verhältnisse die Erfahrungen mit den beiden
im Frühjahr 1928 von der Philadelphia Electrie Co. in
Betrieb genommenen 220 kV-Einfachleitungen zwischen
dem Conowingo-Wasserkraftwerk am Susquehanna River
und dem etwa 93 km entfernten, bei Philadelphia gelege-
nen Plymouth Meeting-Umspannwerk gezeigt; wie ich bei
meinem letzten Besuch der Philadelphia Eleetrie Co. An-
fang Oktober 1928 von den Ingenieuren dieser Gesellschaft
erfuhr, haben die häufigen schweren Gewitter in diesem
östlichen Teil der V.S. Amerika (Pennsylvania) zur Folze
gehabt, daß bis Anfang Oktober 1928 sich drei schwere
Störungen ereigneten, die sämtlich zur Betriebsunterbre-
chung führten. Alle drei Fälle sind durch direkte Blitz-
schläge in die Leitung verursacht worden und waren ent-
gegen den Erwartungen der Betriebsleiter mehrphasire
Kurzschlüsse; etwa 3 min nach jeder Störung konnten
die Leitungen, von denen jede mit zwei Erdseilen ausge-
rüstet ist, wieder in Betrieb genommen werden. Bemerkt sei
noch, daß sowohl in Plymouth Meeting als auch in Cono-
wingo 220 kV-Blitzableiter (Autovalve Arrester der We-
stinehouse Co. in Plymouth Meeting, Oxydfilm-Arrester
der General Electrice Co. in Conowingo) und Hochspan-
a i (je 0,09 mH pro Leitungseil) eingebaut
sind.
Vortragender: Die Herren Diskussionsredner haben
interessante Fragen angeschnitten, die uns zum Teil auch
schon beschäftigt haben.
Herr BIERMANNS sprach zunächst von der Verrinzee-
rung der Spannunesdifferenz infolge der gegenseitigen
kapazitiven Beeinflussung. Auch wir glauben daran, und
ich habe in meinem Vortrag, den ich vor 14% Jahren in
Ulm gehalten habe, an Hand von Lichtbildern diesen Ein-
fluß ebenfalls erwähnt. Allerdings haben wir aber noch
nicht ein so präzises Beobachtungsmaterial, daß wir uns
zu dieser Frage endgültig äußern können. Der Gedanken-
gang scheint uns aber durchaus richtig zu sein.
Herr PILOTY meinte, daß ein bestimmter Blitzstrom
durch die unteren Teile seiner Bahn gewissermaßen hin-
durchgepreßt wird. Das ist auch unsere Auffassung. Ich
glaube, daß es richtig ist anzunehmen, daß der Strom das
primär Gegebene sei und daß die gewaltige Elektrizitäts-
menge alles weitere bestimmt. Diese Auffassung führt zu
den vorgetragenen Gedankengängen bezüglich der Vor-
gänge im Mast selber. — Daß fast alle Überschläge ein-
phasig sind, habe ich nicht gesagt oder wenigstens nicht
sagen wollen. Wir möchten allerdings vom Schutzstand-
punkt gern, daß es so wäre. Wir können aber über das
Verhältnis der einphasigen zu den mehrphasigen Fehlern
zahlenmäßig nicht viel sagen. Wenn wir nach noch sehr
unsicheren Unterlagen schätzen sollen, kann man viel-
leicht unter allem Vorbehalt etwa 50 % annehmen. Von
den übrigen 50 %, die noch zu Kurzschlüssen führen, wird
man einen großen Teil in ihren Auswirkungen durch
Relaismaßnahmen bekämpfen müssen.
Die Ausführungen des Herrn OLLENDORFF über das Feld
in der Erde sind sehr interessant. Die Beachtung des Erd-
stromfeldes wird sicher sehr nützlich sein; es gibt ein
Gebiet, auf das sich die theoretischen Überlegungen, die
Herr OLLENDORFF angeregt hat, sehr schön anwenden lassen.
Es ist nämlich oft die Rede davon, ob es für den Blitz-
einschlag nicht‘ einen großen Unterschied macht, ob der
darunter befindliche Boden trocken oder feucht ist. Es
besteht sogar eine von verschiedenen Seiten sehr stark
vertretene Auffassung, daß unterirdische Wasseradern,
wie sie Rutengänger finden, Blitzeinschläge erleichtern.
Wenn sich das mathematisch exakt nachrechnen ließe,
dann wäre es schr interessant zu wissen, ob eine solche
Größenordnung herauskommt, daß tatsächlich solche Ein-
flüsse praktisch eine Rolle spielen. Über die Ausnutzung
dieses Feldes zu Meßzwecken haben wir noch nicht nach-
gedacht. Es ist die Frage, ob die Sache exakt genug
wird.
Herr BIERMANNS sprach noch davon, wo man den Blitz-
schutzapparat anbringen soll.e Wir möchten nicht gern,
daß diese Wanderwellen ganze Teile der Anlagen durch-
laufen müssen, die doch alle möglichen Reflexionspunkte
an den Stromwandlern haben, um schließlich an andere
Punkte, wie z. B. bis zu dem Transformator zu kommen.
Wir haben vielfachen Grund zu der Annahme, daß ihr
Eintritt in die Station besonders gefährlich ist. Nun ist
die Sache zwar so, daß der Schutzapparat auch seine An-
sprechverzögerung hat; bis er anzesprochen hat, wird also
schon eine gewisse Welle durchgelaufen sein. Aber das
ist nur ein kurzes Wellenstück, das sich auch leichter be-
kämpfen läßt. Außerdem könnte man den Apparat auch
noch etwas weiter vor die Station setzen, vielleicht an
den ersten Mast, um dadurch auch schon eine Weglänze
dazwischen zu schalten. (Beifall.)
Elektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
en ne en, 0 E E E ET
EEE ` ET
10. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
1497
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
Kommission für Maschinen und Trans-
formatoren.
Nachstehend wird der von der Unterkommission für
Klemmenbezeichnungen bearbeitete Entwurf von „Regeln
für die Bezeichnung von Klemmen bei Maschinen nebst
Gleichstrommaschinen ohne Wendepole
! i—i
mit Nebenschluß-Wicklung |
Linkslauf
Motoren |
Generatoren
Linkslauf
mit Reihenschluß-Wicklung |
Von der Antriebseite (also meist der dem Kommutator entgegengesetzten Scite) aus gesehen. Vgl. R.E.M. § 76
Anlassern und Reglern sowie bei Transformatoren” be-
kanntgegeben. Der Entwurf, der unter Beachtung und
Zugrundelezung der internationalen Verhandlungen, über
die in ETZ 1928, Seite 163 u.ff. berichtet wurde, auf-
gestellt ist, wird später an die Stelle der seit 1. Juli 1909
gültigen „Normen für die Bezeichnung von Klemmen bei
Maschinen, Anlassern, Reglern und Transformatoren”
treten.
Mit Rücksicht auf die noch nicht völlig abzeschlosse-
nen internationalen Verhandlungen wurde von einer Vor-
lage und Genehmigung bei der diesjährigen Jahresver-
sammlung abgesehen. Äußerungen und Anregungen sind
längstens bis zum 1. Dezember 1929 indoppelter Aus-
fertigung an die Geschäftstelle des VDE zu richten.
mit Doppelschluß-Wicklung
= dv
aD
t
Ausgleichleitung
Tafel 1.
1498 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 10. Oktober 1929
Gleichstrommaschinen mit Wendepolen 8
— — ae ie Nebenschluß-Wioklung | mit Reihenschluß-Wicklung on mit Doppelschluß-Wicklung g
p
| i
3
S /
Z
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z |
EN
A
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ER DEE DEE
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|
|
p
E
E
KI
S
, P
|
Ä
Sr
e |
Si, - mn
o
Si |
Entwurf 1.
Regeln für die Bezeichnung
von Klemmen bei Maschinen nebst Anlassern
und Reglern sowie bei Transformatoren.
A. Allgemeines.
Die Klemmen von Maschinen, Transformatoren sowie
zugehörender Apparate der im allgemeinen üblichen Bau-
5 t
G Ausgleichleitung
Von der Antriebseite (also meist der dem Kommutator entgegengesctzten Seite) aus gesehen. Vgl. ] R.E.M. 8 76. Ea
Tafel 2.
arten (Gleichstrommaschinen mit Nebenschluß-, Reihen-
schluß- und Doppelschlußwicklung mit oder ohne Wende-
pol- bzw. Kompensationswicklung, Einphasen- und Mehr-
phasenmaschinen, Umformer, Doppelgeneratoren, Trans-
formatoren, Anlasser, Regler usw.) sind einheitlich zu
bezeichnen. Bei Sonderausführungen, die nicht im Text
oder den Beispielen besonders erwähnt sind, sind die
Klemmenbezeichnungen sinngemäß anzuwenden.
Die normale Klemmenbezeichnung macht das Schalt-
bild nicht überflüssig.
10. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 1498
Dreileiter-Nebenschluß-Generator
mit Wendepolwicklung mit Spannungsteiler (Drosselspule) und Magnetregler
Rechtslauf | Linkslauf
Drehstrom-Gleichstrom-Einanker-Umformer |
mit Nebenschluß- und Wendepolwicklung sowie den zugehörenden Transformatoren
mit 3 Schleifringen mit 6 Schleifringen
Rechtslauf | Rechtslauf
R R
d S
2 ee d
W LW
Tafel 3.
Eine Klemme kann bzw. muß unter Umständen meh- entsprechende Wicklungsende mit zusätzlichen Indices 1,
rere Buchstaben erhalten. 2, 3 usw.
Große Buchstaben werden in vertikaler Blockschrift, Der Drehsinn wird bestimmt nach $ 76 der R.E.M.
kleine Buchstaben in schräger Kursivschrift ausgeführt. f =
Die Klemmen gleichartiger Wicklungen an einer Ma- B. Maschinen und zugehörende Apparate.
schine werden durch Buchstabenindices a, b, c unterschie- - I. Gleichstrom.
en, z.B. u — z, Ua — Xa, Ub — £b. Anzapfungen erhalten Die einheitliche Bezeichnung der Klemmen von Gleich-
dieselben Buchstaben als Klemmenbezeichnung wie das strommaschinen, Anlassern und Reglern soll sein:
(Fortsetzung des Textes auf S. 1502.)
10. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
1500
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299 yoLIyoTELN)
OD!
10. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 1501
Einphasen - Kommutatormotoren
Hauptstrommotor mit Wendepol | Repulsionsmotor
mit Durchmesserkurzschluß | mit Sehnenkurzschluß
R | R
` | 4
|
|
, u Ua
| u
| U 4 U V
H U Ur
Tafel 6.
Dreiphasen-Kommutatormotor
mit Serientransformator, Rotor sechsphasig
- — E ——— m
mit Serientransformator, Rotor dreiphasig | mit Leistungstransformator, Rotor dreiphasig
1502 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41 10. Oktober 1929
Transformatoren
z ~ S
Py
7
W
U 4
ITT
i
oO
0
R
d
T
Einphasen-Transformator mit herausgeführtem Drehstrom-Transformator Schaltgruppe C, mit
Nullpunkt Be Nullpunkt
R Ai D
vU kk IN Ur U dai
u2 Ha ru
T Yz 23
£ D 2
T P 2
0 Ui U 7V
Drehstrom-Transformator in Sparschal-
a mit herausgeführtem Nullpunkt
Drehstromwicklung in Sternschaltung
Tafel 8.
Anker A —B
Nebenschlußwicklung für Selbsterregung . c—D
Reihenschlußwicklung für Erregung mit
eigenem Ankerstrom `. . . . 2.2... E—F
Wendepolwicklung bzw. Kompensations-
wicklung . ! G—H
Fremderregte Magnetwicklung ; J-K
wenn die Wicklung für die eigene Anker:
spannung bemessen ist, kann sie auch mit
C —D bezeichnet werden.
Leitung: unabhängig von Polarität . L
Pluspol . DECHE P
Minuspol N
Netz: Zweileiter . N—P
Dreileiter . N—O-—P
Nulleiter (Mittelleiter) (0)
Anlasser . f . L, M, R,
wobei
L mit N oder P
M , „ D (u. U. über einen Regler),
R A „ B.E, F, G, H je nach Schaltung ver-
bunden werden kann.
Drehstromwicklung offen mit An-
zapfungen am ee
ii DAAA
Drehstromwicklung offen mit An-
zapfungen am Ende
Drehstromwicklung in Sternschaltung mit heraus.
geführtem Nullpunkt
Bei Umkehranlassern sind die Klemmen des An-
lassers, deren Vertauschung zur Erzielung sinnfälliger
(sympathischer) Bewegung zwischen dem Steuerorgan
und z. B. der Lastbewegung erforderlich ist, doppelt zu be-
zeichnen und nach der Montage die nichtbenutzten Be-
zeichnungen ungültig zu machen, z.B. A (B) und B(A).
Regler . ne DRECHEN s—t,
wobei s mit dem Schleifkontakt unmittelbar in Verbindung
steht und mit
C oder D bei,Selbsterregung im Nebenschluß,
J RK Fremderregung
zu verbinden ist.
Klemme des Magnetkurzschlußkontaktes . Q
Die Unterscheidung gleichartiger Wicklungen an der-
selben Maschine geschieht z. B. wie folgt:
Doppelkommutatormaschinen . . A — B; Aa— Ba
Bei Maschinen mit getrennter Wende-
pol- und Kompensationswicklung
für die erstgenannte ;
für die letzterwähnte .
DI
G—H
Ga — Ha.
m p mm an
10. Oktober 1929
| U vu U
x Y Z
u a Un Ma
Drehstromwicklung offen,
geteilt
u U 7U
Mr Von,
u, vi Ki
x P Z
Ua Wa
Ua, la, Mi
ua, Va; ms
a Ya Ze
Transformator mit
Anzapfungen am Anfang `
Stromwandler mit geteilter
Primärwicklung
Die Klemmenbezeichnung soll so gewählt werden,
daß bei Motoren im Rechtslauf der Strom in allen Wick-
lungen (ausgenommen feldschwächende
gen)
Feldrichtung ergeben.
Eine bleibende Änderung des Drehsinnes wird durch
Umpolarisierung der Maschine, also durch Vertauschung
der Anschlußleitungen an den Klemmen der Feldwicklun-
gen C, D bzw. E, F (aber nicht der Wendepol- und Kom-
pensationswieklungen G, H) erreicht.
Klemme A stets mit der P-Leitung verbunden.
~ Dagegen erfordert betriebsmäßig wechselnder Dreh-
sinn (umsteuerbarer Motoren) in der Regel Vertauschen
er Anker- (und Wendepol-) Anschlußleitungen .
G, H) bei unverändertem Anschluß der Feldwick-
see
wa
i
|
|
im Sinne der alphabetischen Buchstabenfolge die
gleiche Richtung hat, also bei allen Wicklungen in der
Buchstabenfolge fließt. Bei Doppelschlußmaschinen sollen
alle Erregerwicklungen, wenn sie im Sinne der alphabe-
tischen Reihenfolge ihrer Klemmenbuchstaben in derselben
Richtung vom Strom durchflossen werden, die gleiche
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
u U KA
Xe Ye l: D Z
Ze Yı 2, | Le Ki
z 4 z =: Kë
da,
Za
la Va Wa i Re =
Us, Um, Wa, e en
Us, Um, Ya, = Ee
Xa Ya Za
Drehstromwicklung offen, geteilt Drebstromwicklung offen, geteilt
mit en in der Mitte , mit Schaltspulen in der Mitte
|
e ù- Je
|
T; Ye d |
T, Y r de A L
z An E |
Ua Un Mz
A Z
Ze, Ya, de,
Ta Ya Za
Transformator mit Stromwandler
Anzapfungen am Ende
W
eo
Stromwandler mit Anzapfung | Dreiphasen-Spannungswandler
Tafel 9.
Zusatzwicklun- lungsort umgepolt werden.
zu ersehen ist.
Es bleibt daher
Anker bzw. Primäranker
(A, ter Schaltung .
ketteter Schaltung
— AWVN y —©
g Q
Ve
bei Dreiphasenstrom und unver-
1503
Sp.
Z
S
X
Va
d
Xa
Ya
U U m
U. Sp.
x Ap ©
Drehstrom -Transformator
mit 3 Wicklungen
Einphasen- Spannungswandler
Bei Gleichstromgeneratoren für Selbsterregung muß
die Maschine unter Umständen nachträglich am Aufstel-
Bei dem Entwurf von Schaltungsbildern soll die gegen-
seitige Lage der Wicklungen in der
den, daß ein Stromrichtungspfeil in Richtung der Achse
der Wicklung gleichzeitig die Richtung des magnetischen
Feldes der betreffenden Wicklung angibt, z. B. A—B die
Richtung des Ankerstromes und des von der Ankerwick-
lung erzeugten Ankerfeldes.
sinn stehen in gesetzmäßiger Abhängigkeit, die am ein-
fachsten aus den Beispielen für Motoren und Generatoren
Weise gewählt wer-
Feldrichtungen und Dreh-
II. Wechselstrom.
Die einheitliche Bezeichnung der Klemmen von Wech-
selstrommaschinen, Anlassern und Reglern soll sein:
bei Dreiphasenstrom und verkette-
1504
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1929
bei Zweiphasenstrom und verket-
teter Schaltung . . . 2...
XY ist der Verkettungspunkt
bei Zweiphasenstrom und unver-
ketteter Schaltung . U
bei Einphasenstrom 2.2... U-V
bei Einphasenstrom mit Hilfsphase:
Hauptwicklung . . . ..2. U —V
wW—-z
oO
U-XY-—-V
Hilfswicklung enan in E
Nullpunkt und bei Einphasenstrom
der Nulleiter ee my
Sekundäranker:
dreiphasig verkettet .
dreiphasig unverkettet .
zweiphasig verkettet .
zweiphasig unverkettet .
Magnetwicklung (Gleichstrom) .
Leitung, unabhängig von Polarität
bzw. Phase . . . 2 2 2 202.
Netz: Drehstrom mit drei Leitungen. R
Drehstrom mit vier Leitungen
(Nulleitung) EENS SECHER e
Einphasenstrom, Zweileiter R
Einphasenstrom, Dreileiter . . R-
Q
Q
u, Vv, t,
u — x, v— y, w- z
HEET ATERT
Zweiphasenstrom verkettet .
ST ist der Verkettungspunkt.
` Zweiphasenstrom unverkettet
Regler ee N,
wobei s mit dem Schleifkontakt in unmittelbarer Ver-
bindung steht und mit J oder K zu verbinden ist.
Klemme des Magnet-Kurzschlußkon-
taktes `, Be vn er Lade vn MA
Anlasser:
dreiphasiger Sekundäranlasser,
verkettet ee e ee ze u, V, Ww,
dreiphasiger Sekundäranlasser,
unverkettet e... Dr, DH w-z
zweiphasiger Sekundäranlasser, .
verkettet aoa ie ga th uU — x, Y— v
zweiphasiger Sekundäranlasser,
unverkettet u — X, V— y
dreiphasiger Primäranlasser, im
Nullpunkt angeschlossen
dreiphasiger Primäranlasser, zwi-
schen Netz und Motor ange-
schlossen ye Bee ge .U - X, V—Y, W-Z,
Umkehranlasser:
Netzanschlüsse . . . . 2.2.2. RST,
Anschlüsse an den Primäranker . U (W), V, W (U)
Die Doppelbezeichnung ist notwendig zur Erzielung
sinnfälliger (sympathischer) Bewegung zwischen Steuer-
organ und z.B. der Lastbewegung. Nach der Montage
sind die nichtbenutzten Bezeichnungen ungültig zu
machen.
Im Drehstromnetz soll die Reihenfolge der Buchstaben
R, S, T die zeitliche Phasenfolge angeben. Bei Dreh-
strommaschinen soll im allgemeinen die Reihenfolge der
Klemmen U, V, W die zeitliche Phasenfolre bei Rechtslauf
angeben.
Es wird aber empfohlen, daß besonders bei großen
Drehstrommaschinen, die eindeutig für Linkslauf be-
stimmt sind, die Klemmen U, V, W ebenfalls bei Linkslauf
die zeitliche Phasenfolze angeben.
Hierbei sowie in allen Zweifelsfällen muß jedoch der
Drehsinn, bei dem zeitliche Phasenfolge und Klemmen-
folge der Klemmen übereinstimmen, durch einen Pfeil mit
entsprechender Spitze kenntlich gemacht werden.
Diese Bestimmungen über die Phasenfolge gelten
SE auch für andere Mehrphasenmaschinen und
etze.
Bei Wechselstrom - Kommutatormaschinen, die wie
Gleichstrommaschinen geschaltet sind und entsprechende
Wicklungen besitzen, sind die Klemmen wie bei Gleich-
strommaschinen zu bezeichnen.
Für die übrigen Wechselstrom-Kommutatormaschinen,
z. B. Repulsionsmotoren, Drehstrom-Kollektormaschinen,
sind die Bezeichnungen für Wechselstrommaschinen sinn-
gemäl anzuwenden, bei Drehstrommaschinen erforder-
lichenfalls unter Verwendung von Indices. Die Klemmen
der normalen Ober- und Unterspannungswicklung werden
unterschieden durch große und kleine Buchstaben.
X, Y, Z
C. Transformatoren.
Die einheitliche Bezeichnung der Klemmen von den
durch die R.E.T. behandelten Transformatoren (§ 3 der
R. E.T.) soll sein:
Drehstromwicklung höherer Spannung
(Oberspannungswicklung)
bei verketteter Schaltung . . . U,V, W
bei unverketteter Schaltung . U — X, V —
Drehstromwicklung niederer Span-
nung (Unterspannungswicklung)
bei verketteter Schaltung
bei unverketteter Schaltung .
Einphasenwicklung höherer Spannung
Yw-2z
u, v, W
u — r, v — yY, w— z
(Oberspannungswicklung) U— vV
Einphasenwicklung niederer Spannung
(Unterspannungswicklung) u — v
Nullpunkt bzw. Nulleiter:
für Oberspannung ..... O
für Unterspannung . . . 0
ip die Anordnung der Klemmen gilt § 59 der
Spannuneswandler sind zu behandeln wie
Leistungstransformatoren.
Stromwandler:
Netzseite K-L
Apparatseite k—I
Die alphabetische Reihenfolge der Buchstaben, die an
den Klemmen der Ober- und Unterspannungswicklung an-
gebracht sind, muß die gleiche Phase oder Phasenfolge
ergeben.
Bei allen Transformatoren, bei denen der Zusammen-
hang zwischen Wicklungsinn und Richtungsinn der
Klemmenbezeichnung nicht durch ihre Zugehörigkeit zu
einer Schaltgruppe nach & 8 der R. E.T. bestimmt ist,
sollen bei getrennten Wicklungen die Klemmen nach
folgenden Regeln bezeichnet werden (siehe § 12 der „Re-
geln für die Bewertung und Prüfung von Meßwandlern“).
Die Anschlüsse der Wicklungen sind durch Buchstaben
(Anfang und Ende) und Zahlen (Anzapfungen) zu be-
zeichnen. Diese Bezeichnungen sollen so gewählt sein, daß
an ihrer natürlichen Aufeinanderfolge ein bestimmter
Ricehtungsinn zu erkennen ist.
Die Anschlußbezeichnung zweier Wicklungen ist:
a) gleichsinnig, wenn die Wicklungen im Richtungsinn
der Bezeichnungen hintereinander geschaltet in der
gleichen Wicklungsrichtung verlaufen,
b) zgegensinnig, wenn sie dabei in entgegengesetzter Wick-
lungsriehtung verlaufen.
Bei Stromwandlern ist sinngemäß nach $ 59 der
R.E.T. die Anordnung der Buchstaben K und L so zu
treffen, daß ihre Reihenfolge dem vor der Oberspannung-
seite stehenden Beschauer von links nach rechts erscheint:
die Reihenfolge der Buchstaben k und l muß daher dem vor
der Unterspannungseite stehenden Beschauer von rechts
nach links erscheinen.
Kommission für Drähte und Kabel.
Von dem Ausschuß für Kupferleitungsnormen der
„Deutschen Gesellschaft für Metallkunde“ ist ein Ent-
wurf zu
Vorschriften für Kupferleitungen
aufgestellt, der nachstehend bekanntgegeben wird.
Einsprüche gegen den Entwurf sind in zweifacher
Ausfertigung bis zum 1. Dezember 1929 an die Geschäft-
stelle zu richten.
Neue Vorschriften für Kupferleitungen.
Vorwort.
Von Dr. R. Apt, Berlin.
Der nachstehend wiedergezebene Entwurf zu Vor-
schriften für Kupferleitungen ist das Ergebnis der Ar-
beiten des Ausschusses für Kupferleitungsnormen, der ge-
meinsam vom Verband Deutscher Elektrotechniker und
der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde unter dem
Vorsitz des Verfassers gebildet wurde. Die im Jahre 1896
zuerst herausgegebenen Kupfernormen stellten neben
den Sicherheitsvorschriften eine der frühesten Arbeiten
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker auf dem
Gebiete der Normung dar Die Kupfernormen wurden
mehrfachen Abänderungen unterzogen und erbielten
schließlich im Jahre 1906 die Fassung, die etwa dem heu-
tigen Wortlaut entspricht. Als Grundgedanke war fest-
m_e oe
10. Oktober 1929
velest, daß das für elektrische Leitungen verwendete
Kupfer einen bestimmten höchsten spezifischen Wider-
stand nicht überschreiten dürfe. Damit sollte eine Mindest-
qualität des für elektrische Leitungen verwendeten Kup-
fers festgelegt sein. Die weiteren Bestimmungen bezogen
sich auf die Feststellung des Querschnitts, die bei isolier-
ten Leitungen und Kabeln nicht auf den geometrischen
Dimensionen, sondern grundsätzlich auf Widerstands-
messungen beruhen.
Die Wichtigkeit für die Ausfuhr, einheitliche Grund-
lagen für die Bewertung der Kupferleitungen zu haben,
führte zur Schaffung der internationalen Kupfernormen
für elektrische Leitungen durch die internationale elek-
troteehnische Kommission im Jahre 1913. Diese inter-
nationalen Kupfernorinalien haben sich allerdings darauf
beschränkt, die Werte für ein ideales Kupfer festzulegen,
und haben es jedem Lande überlassen, die zulässigen
Werte des spezifischen Widerstandes für das Handelskup-
fer darauf zu basieren. Infolgedessen haben die inter-
nationalen Kupfernormen für die Praxis nicht die Bedeu-
tung erlangt, die bei ihrer Schaffung erwartet wurde. Die
Vorschriften für Kupferleitunzen in den einzelnen Lin-
dern weichen, wenn sie auch etwa auf derselben Grundlage
aufgebaut sind, doch in den Einzelwerten nicht unerheb-
lich voneinander ab.
Seit längerer Zeit bereits wurde es als Mangel der
deutschen Kupfernarmen empfunden, daß auf die verschie-
denen Qualitäten des Kupfers, wie sie für Freileitungen
als kaltrereckter Draht und für isolierte Leitungen als
weichgeglühter Draht benutzt werden, Unterschiede im
spezifischen Widerstand nicht festgelegt waren. Auch der
Tatsache, daß verzinnter Draht im allgemeinen einen
höheren spezifischen Widerstand zeigt als unverzinnter
Draht, war nicht Rechnung getragen. Dadurch war zwar
der Wortlaut der Kupfernormen sehr vereinfacht, es er-
gaben sich aber hierdurch Unstimmigkeiten mit anderen
VDE-Vorschriften, z.B. mit den Vorschriften für Frei-
leitunzen, und auch praktische Schwierirkeiten bei der
Querschnittsermittlung durch Widerstandsinessung.
Aus diesem Grunde schien eine völlige Neubearbeitung
der Kupfernormen unter Berücksichtigung der verschic-
denen Qualitäten und Verwendungsegebiete der Kupferlei-
tungen erforderlich. Der nachstehende Entwurf soll dic-
sen Forderungen entsprechen.
In § 1 wird festgestellt, welche Höchstwerte des spe-
zifischen Widerstandes für Leitungskupfer bei weichge-
slühtem und verzinntem Draht nicht überschritten wer-
den dürfen.
S 2 übernimmt die Forderung des $ 2 der bisherigen
Kupfernormen, wonach bei isolierten Leitungen und Ka-
beln die wirksamen Querschnitte grundsätzlich durch Wi-
derstandsmessung zu ermitteln sind. Für die Berechnung
wird hierbei mit Rücksicht auf Drall und Herstellungs-
verfahren ein etwas höherer Wert des spezifischen Wi-
derstandes zugelassen, als er in § 1 für dic unverarbeiteten
Kupferdrähte festgelegt worden ist.
Die Ziffer in § 3 für die Erhöhung des Widerstandes
mit der Temperatur deckt sich mit dem entsprechenden
Werte der jetzigen Kupfernormen.
§ 4 des neuen Entwurfes ist inhaltlich mit dem $ 3 der
früheren Normen übereinstimmend.
Während als llöchstwert des spezifischen Widerstan-
Ohm- - mm?
m
des in in den alten Kupfernormen der Wert von
0.017 84 angegeben war, liegen die entsprechenden Werte
für die verschiedenen Kupferqualitäten bei dem neuen
Entwurf zwischen 0,01754 und 0,01850. Die in § 1 gegehe-
nen Werte entsprechen den Ziffern, die in der Praxis ohne
Schwierigkeiten erreicht und von den Verbrauchern ge-
fordert werden können.
Schließlich ist formal noch zu erwähnen, daß an Stelle
der Normen für Kupfer nunmehr Vorschr iften für Kupfer-
leitungen treten, deren Innchaltung eine’ zwingende Vor-
schrift ist.
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 41
1505
Entwurf 1.
Kupferleitungen.
§ 1.
Kupferleitungen müssen aus Leitungskupfer herge-
stellt sein. Beim Leitungskupfer dürfen die folgenden
Ohm - mm?
Werte des spez. Widerstandes bei 20° in nicht
überschritten werden:
a) bei weichgeerlühtem Draht
b) bei kaltrerecktem Draht mit einem
Durchmesser des Dralites gleich oder
1/57 = 0,017 51
größer als 1 mm ER Aue ug 1/55 = 0,018 18
c) bei kaltzerecktem Draht mit einem
Durchmesser des Drahtes kleiner als
' 1 mm 1/54 = 0,018
d) bei weichgeglühtem verzinnten Draht 1/55,5 5 — 0.018 2
§ 2.
Für isolierte Leiter und Kabel sind die wirksamen
Querschnitte durch Widerstandsmessungen zu ermitteln.
Hierbei sind zur Berücksichtigung des Dralles der Litzen
und der Mehrfachleiter sowie der Stärketoleranz anstatt
der in $ 1 gegebenen Werte folgende Werte einzusetzen
a) bei weichgerlühten unverzinuten
Draht . . . 1156 = 0,017 84
b) bei weichgerlühtem verzinnten Draht 1/54,5 = 0,018 35.
§ 3.
Der Widerstand cines Leiters von 1 m Länge und
1 mm? Querschnitt wächst um 0,000068 Q für 1° Tem-
peraturzunahme.
§ 4.
Bei den Untersuchungen, ob eine Kupferleitung aus
Leitungeskupfer hergestellt ist, soll der Querschnitt durch
Gewichts- und Länzenbestimmung eines einfachen, gerade
gerichteten Leiterstückes ermittelt werden, wobei. falls
eine besondere Feststellung des spezifischen Gewichtes
nicht vorgenommen wird, für dieses der Wert von 8,89
einzusetzen ist.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
AREF
Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen.
Zuschriften mit dem Bemerk „Betrifft AEF“ sind zu richten an die
Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Potsdamer
Strae 118a Il, Fernspr. Amt Kurfürst 9697.
Der AEF hat die folgenden Druckschriften und Tafeln
herausgegeben, auf die er hiermit hinweist:
1. Die „Verhandlungen des AEF in den Jahren 1907
bis 1927“ sind im Verlage von Julius Springer erschie-
nen und durch den Buchhandel zu beziehen. 49 S. im For-
ınat A4, Preis 5 RM.
2.3 Wandtafeln Formelzeichen und 2 Wandtafeln Ein-
heitszeichen auf Steifpapier im Format Al: 59,4 X 84,1 eu
und mit Ösen zum Aufhängen. Sie sind zu beziehen von
der Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin
W 35, Potsdamer Straße 118a Il, zum Preise von je 35 Pf.
Für Verpackung und Versand sind für 1 bis 5 Tafeln 55 Pf
beizufügen.
3. Taschenheftchen, 15 S. im Format A6. Es enthält
allgemeine Angaben über den AEF, alle Zeichenlisten und
4 Sätze (ohne Erläuterungen). Es ist ebenfalls von der
(reschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins zu beziehen.
Preis (Versand inbegriffen) 1 Stück 25 Pf, 2 Stück 40 Pf,
3 Stück 50 Pf, 4 und mehr Stück 15 Pf das Stück.
4. Die meisten Listen und Sätze des AEF sind auch
in Form von Normblättern erschienen. Diese sind zu be-
zichen vom Beuth-Verlag G. m. b. H. in Berlin SW 19.
Strecker
(GREEN EEE VE EEE RT ERS SV BEER VEIT EU IE e E SEEN EERECHSGECBSISICKSEEESRTSESEREEEER ES 7 KEERSSUGERSHEIEEN E E EEEE E S ES E E EE
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechn. Verein Chemnitz. 15.
Aula der Staatl. Akademie für Technik, Schillerplatz 6/7:
Lichtbildervortrag mit Film Prof. Dr. Bangert: „Ach-
tung! Achtung! Ein Film vom Deutschen Rundfunk.“
Elektrotechn. Verein in Hamburg. 16. X. 1929, abds.
Tab, Hörsaal 8 der Techn. Staatslehranstalten, Lübecker
Tor 24: Vortrag Obering. Becker, „El. Schwachstrom-
anlagen und ihre Wirtschaftlichkeit“.
Elektrotechn. Gesellschaft zu Magdeburg. 16. X. 1929,
abds. 8% bh, Lichtsaal der Staatl. Ver. Maschinenbauschulen,
X. 1929, abds. 8h,
am Krökentor 1: Vortrag Obering. Stordeur, „Die
neuen FErrichtungsvorschriften des Verbandes Deutscher
Elektrotechniker“.
Elektrotechnische Gesellschaft zu Nürnberg. 11. X.
1929, abds. Bh, SSW, Fı rauentorgraben 35:
Lund, „Doppelnutmotoren“.
Württemberg. Elektrotechn. Verein, Stuttgart. 16.X.
1929, abds. 8h, gr. Hörsaal des Elektrotechn. Instituts:
Lichtbildervortag Dr.-Ing. H. Nissel, „Die Bedeutung
des cos für die Elektrizitätswirtschaft“.
Vortrag Dr.
1508
Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft, Berlin.
15. X. 1929, abds. 7h, gr. Saal des Ingenieurhauses, Berlin,
Friedrich-Ebert-Str. 27: a) Reichsbahnbaumstr. Norden,
„Die elektrischen Bahnbetriebe in den V. S. Amerika“,
b) Reichsbahnrat Peters, „Mitt. aus dem elektr. Zug-
betrieb der schweiz. Bahnen insbes. der Schweiz. Bundes-
bahnen“. c) Reichsbahnrat Heydmann, „Elektrischer
Zugbetrieb in Deutschland und Österreich“.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
C. L. Weber A
Am 29.September d. JI starb in Berlin-Lichterfelde
an den Folgen der Operation eines Gallenleidens Herr Ge-
heimer Reg.-Rat Dr. Carl Ludwig Weber. Wenngleich
die Gesundheit des Verstorbenen in den letzten Jahren
manches zu wünschen ließ, gab seine große körperliche
Frische doch keinen ernstlichen Befürchtungen Raum. Um
so schmerzlicher wirkt die Kunde von dem raschen Ab-
leben dieses in allen Kreisen der Elektrotechnik ange-
sehenen und verdienstvollen Mannes. Weber wurde 1860
zu Würzburg geboren, studierte dortselbst sowie in Mün-
chen Mathematik und Physik und wurde, nachdem er 1884
promoviert hatte, 1886 Privatdozent an der T.H. München.
1890 übernahm er die vorher durch vonGaisberg und
Uppenborn geleitete Elektrotechnische Versuchstation
München und trat 1893 als Mitglied in das kurz vorher neu
organisierte Reichspatentamt ein, dem er bis zum Erreichen
der Altersgrenze im Jahre 1925 angehörte. Scin umfassen-
des Wissen und seine scharfe Urteilskraft befähigten ihn
hier zu hervorragenden Leistungen, so daß er zu den
ersten Technikern gehörte, die in die gehobene Stellung
eines Mitgliedes der Beschwerdeabteilung und später in
die eines Abteilungsvorsitzenden einrückten. Überall hat
er mit vorbildlicher Zuverlässigkeit und Pflichttreue ge-
wirkt. Zeitweilig war seine Tätigkeit im Patentamt durch
seine Berufung in das damalige Reichsschatzamt unter-
brochen, wo er unter Staatssekretär Sydow an gesetz-
zeberischen Arbeiten auf elektrotechnischem Gebiet bce-
teiligt war.
Neben seiner umfassenden Berufsarbeit hat sich Weber
lebhaft an den Bestrebungen des Elektrotecehnischen Ver-
eins und des VDE beteiligt und ist insbesondere dafür ein-
getreten, daß der VDE die Aufstellung von Sicher-
heitsvorschriften für elektrische Starkstrom-
anlagen in die Hand nahm, die er auf Grund seiner prak-
tischen Erfahrung in richtiger Beurteilung ihres Wertes
in der Jahresversammlung 1895 eifrig befürwortet hat.
Auf Grund seiner Mitarbeit bei den Vorberatungen und
der Beschlußfassung über diese Vorschriften wurde ihm
die Abfassung der „Erläuterungen“ zu ihnen übertragen,
die zur Aufklärung der beteiligten Kreise und zur Über-
windung des anfangs schr starken Mißtrauens gegen der-
artige Bestimmungen erheblich mitgewirkt haben. Dem
weiteren Ausbau der Vorschriften hat Weber, der 1905
zum Vorsitzenden der betreffenden Kommission gewählt
wurde, ein großes Maß von Arbeit gewidmet.
Durch die Aufstellung und stetige Weiterbildung der
Vorschriften hat sich der VDE die anfangs stark um-
strittene Selbstverwaltung auf diesem Gebiete gesichert.
Daß diese nunmehr von den Behörden aller deutschen
Regierungen anerkannt ist, verdankt man zum erheb-
lichen Teil der maßvollen, unparteiischen und ziel-
bewußten stetigen Tätigkeit, die die zuständige Kom-
mission mit ihrem Vorsitzenden geleistet hat. Die deut-
schen Vorschriften für die Errichtung elektrischer An-
lagen haben nicht nur innerhalb des VDE vorbildlich ge-
wirkt und zur Aufstellung vieler Sondervorschriften An-
laß gegeben, die sich an diese erste derartige Verbands-
arbeit angeglicdert haben, sondern sie sind auch im Aus-
lande anerkannt und zur Grundlage ähnlicher Arbeiten
gemacht worden.
Der Verband Deutscher Elektrotechniker würdigte in
der diesjährigen Jahresversammlung in Aachen die großen
Verdienste Webers als langjährigen Vorsitzenden der
Kommission für Errichtungs- und Betriebsvorschriften und
Herausgebers der zu diesen Vorschriften gehörigen Er-
läuterungen durch Verleihung der Ehrenmitgliedschaft.
Als der Weltkrieg ausbrach, ließ es Weber trotz seiner
55 Jahre nicht ruhen, seine Kraft und seine Kenntnisse
„um Wohle des Vaterlandes einzusetzen. Er war von An-
fang an als Offizier eines Pionierregiments an der Front
tätig und hat hier unter Einsetzung seiner ganzen Person
zewirkt, bis ihn eine schwere Erkrankung zwang, seinen
Posten zu verlassen. Diese Erkrankung, die ihn dem Tode
nahe brachte, hat er zwar mit seiner zähen Natur über-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1929
wunden, sie hat ihm aber doch einen argen Stoß versetzt,
so daß wir uns ohne sie vielleicht länger seiner wertvollen
Person hätten erfreuen Können.
Dr. Weber war außer im Verband auch im Elektro-
technischen Verein Mitglied und Vorsitzender wichtiger
Kommissionen. Seine dort gesprochenen Worte wurden
von reifer Erfahrung und sachlicher Überlegung getragen
und trafen immer den Kern der Sache. Die deutsche Elek-
trotechnik wird diesem aufrechten und liebenswürdigen
Manne, dessen Bildnis die ETZ letzthin brachte!, allzeit
cin warmes Andenken bewahren.
Ch. Eberle 1. — Am 30.IX. starb der Rektor der
T.H. Darmstadt, Professor Dipl.-Ing. Christoph Eberle
im Alter von 59 Jahren. Der Verstorbene vertrat die
Fächer Wärmetechnik und Wärmewirtschaft, war Vor-
sitzender der Hauptstelle für Wärmewirtschaft und a.o.
Mitglied der Akademie des Bauwesens. Über seine For-
schungen auf dem Gebiete des Dampfkesselwcesens hat auch
die ETZ des öfteren berichtet.
K. Kahle. — Am 31. VII. 1929 ist Herr Dr. Karl
Kahle, Direktor im Reichspatentamt, in den Ruhestand
getreten. Dr. Kahle gehört bereits seit mehreren Jahr-
zehnten dem Elektrotechnischen Verein an; er war von
1915 bis 1918 im Vorstand und von 1908 bis 1910 im Haupt-
ausschuß; dem letzteren gehört er seit 1926 wieder an.
EE "IR. Kahle.J
Kahle wurde 1864 in IIannover geboren und studierte
an den Universitäten Göttingen, Berlin und Marburg und
an der Technischen Hochschule Hannover Naturwissen-
schaften und Elektrotechnik. 1899 promovierte er in Mar-
burg mit einer Arbeit auf dem Gebiet des Magnetismus.
1890 ... 1897 trat er in die Physikalisch-Technische Reichs-
anstalt ein und befaßte sich im elektrotechnischen Labora-
torium hauptsächlich mit den elektrischen Einheiten und
Meßinstrumenten. 1897 trat Dr. Kahle als Prüfer in das
Patentamt ein. dem er fortan seine ganze Kraft widmete.
Bereits im Jahre 1908 wurde er zum Geheimen Regierungs-
rat ernannt und der Beschwerde- und Nichtigkeitsabteilung
zugewiesen. Im Jahre 1917 wurde er Vorsitzender der An-
melde-Abteilungen V, VIII und IX. Zum Direktor und
Vorsitzenden der Beschwerde- und Nichtigkeitsabteilung
wurde er am 1. IV. 1924 ernannt.
Direktor Dr. Kahle nahm an allen wissenschaftlichen
und technischen Ereignissen regen Anteil. Überall wirkte
er durch seine gründlichen Kenntnisse, sein klares und
stets den Kern der Sache treffendes Urteil und seine große
Arbeitskraft fördernd, belehrend und entscheidend. Lite-
rarisch ist Dr. Kahle außer als Forscher auch als Mit-
arbeiter und Herausgeber der „Fortschritte der Elektro-
technik” hervorgetreten.
R. Otto. — Direktor Robert Otto, der Begründer
und kaufmönnische Leiter der Electricitäts-Gesellschaft
„Sanitas“, Berlin, beging am 3. Oktober d. J. seinen 70. Ge-
burtstag. Den Grundstein zu der heutigen Geltung der
im Jahre 1898 aus kleinen Anfängen heraus gegründeten
Firma legte Direktor Robert Otto mit dem Bau von elek-
trischen Lichtbädern und Lichtheilapparaten. Er schuf
damit den Boden für die Entwicklung der damals noch
ı ETZ 1929, 8. 1312.
10. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
1507
ziemlich unbekannten, heute aber bei der gesamten Ärzte-
schaft zu großer Bedeutung gelangten Lichttherapie. Die
Herstellung von weiteren elektromedizinischen Apparaten,
namentlich von Röntgen- und Diathermieapparaten, führte
zu einer wesentlichen Erweiterung des Fabrikationspro-
grammes.
Hochschulnachriehten. — Herr Baurat A. Rachel,
Direktor der A.G. Sächsische Werke, ist als Honorar-Pro-
fessor für das Fach Elektrische Kraftanlagen an die T. H.
Dresden berufen worden.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Stromtarife der Elektrizitätswerke.
Theorie und Praxis. Von HK Eisenmenger.
Autorisierte deutsche Bearbeitung von A. G. Arnold.
Mit 67 Textabb., XII u. 242 S. in gr. 8°. Verlag R. Olden-
bourg, München und Berlin 1929. Preis geb. 15 RM.
Das Buch, dessen englische Ausgabe! 1921 erschien
und damals an dieser Stelle ausführlich besprochen wurde,
wird in deutschen Fachkreisen zweifellos mit Interesse
begrüßt werden. Gilt doch der auch in Deutschland durch
seine Veröffentlichungen bekannte Verfasser nicht nur
als gewissenhafter Theoretiker, sondern auch als erfah-
rener Praktiker auf dem Gebiete der Elektrizitätstarife.
Hervorgehoben zu werden verdient besonders die liebe-
volle Behandlung der Grundlagen des für den Neuling
etwas schwierigen Stoffes, die in klarer Darstellung und
unter Verwendung von Parallelen aus anderen Wirt-
schaftsgebieten dem Verständnis nahegebracht werden.
Aber auch der Fachmann wird aus der Lektüre dieses
Buches Nutzen ziehen, das das umfangreiche Gebiet straff
eliedert und von Grund auf systematisch behandelt. Die
Zusammenfassung einiger die Übersichtlichkeit störender
Ableitungen am Ende des Buches wird besonders angenehm
empfunden. Interessant ist die räumliche Darstellung der
Tarife in Form von Tarifmodellen; in der mathematischen
Analyse geht Eisenmenger für meine Begriffe allerdings
etwas zu weit. So ist auch die sehr interessante Methode
zur Verteilung der festen Kosten?, die in die deutsche
Ausgabe neu aufgenommen wurde, für die Praxis schwer-
lich anwendbar.
Zu der ziemlich ausführlich behandelten und in der
Elektrizitätswirtschaft sehr beachteten Wertschätzungs-
theorie muß bemerkt werden, daß dieser Gedanke zum
ersten Male bereits 1906 von Siegel in seinem Buche
„Die Preisstellung beim Verkaufe elektrischer Energie”
(Springer 1906) entwickelt wurde. Ein Hinweis auf dieses
inzwischen in erweitertem Umfange erschienene Standard-
werk? ist in der deutschen Ausgabe nur bei dem im An-
hange beigefügten neuen Beitrag über die Verteilung der
festen Kosten gegeben.
Der Übersetzung merkt man an manchen Stellen die
Wortgzetreuheit an, jedoch hat es der Bearbeiter i.a. ver-
standen, die im englischen oft abweichende Ausdrucks-
weise der deutschen Begriffswelt anzupassen. Da der
Verbreitung der englischen Ausgabe in Deutschland neben
den sprachlichen Schwierigkeiten die seinerzeit uner-
schwinglichen Inflationspreise entgegenstanden, ist der
deutschen Ausgabe eine starke Verbreitung in der deut-
schen Elektrizitätswirtschaft zu wünschen. >
issel.
Die elektrische Ausrüstung des Kraft-
fahrzeuges, Teil I: Zündung. Von Erich
Klaiber u. Dr. Walter Lippart. Mit 157 Abb.,
XIV u. 237 S. in gr. 8. Verlag M. Krayn, Berlin 1928.
Preis geh. 17 RM, geb. 19 RM.
Im Rahmen der „Automobiltechnischen Bibliothek”
des Verlages M. Krayn erscheint dieses Werk als erster
Teil des XIII. Bandes, dem die „Lichtmaschine und Bat-
terie“ als zweiter und „Stromverbraucher“ als dritter Teil
folgen sollen. Daraus ist ersichtlich, daß es sich hier
nicht um die Ausrüstung elektrisch angetriebener Kraft-
wagen, sondern um die elektrischen Nebenorgane eines
neuzeitlichen Benzinkraftwagens handelt. Diesen einmal
in der Literatur eine so breite Behandlung zuteil werden
zu lassen, wie es die Herausgeber E. Klaiber, Franz
Kratz und Dr. Friedrich Trautmann vorhaben, ist
ein begrüßenswertes Unternehmen, für das namentlich
alle diejenigen dankbar sein werden, denen die Instand-
ı H. E. Eisenmenger, Central station rates in theory and
EE Frederick J. Drake & Co., Chicago 1921.
1
923, 8. 276.
3 Vgl. ETZ 1927, 8. 1450.
. * Dr.-Ing. G.Siegel. Der Verkauf elektrischer Arbeit. Verlag von
Julius Springer, Berlin 1917.
haltung von Benzinkraftwagen obliegt. Den Beteiligten
sind doch gerade die elektrischen und magnetischen Vor-
gänge immer noch rätselhaft, wenn sie die mechanische
Kraftübertragung und den Verbrennungsprozeß schon
längst verstanden haben.
Der vorliegende 1. Teil behandelt Geschichtliches zur
Zündung von Verbrennungsmotoren auf 20 Seiten. Der
Theorie und Konstruktion von Vorrichtungen zur Erzeu-
gung elektrischer Zündfunken sind 86 Seiten gewidmet.
Auf weiteren 32 Seiten werden die heute gebräuchlichen
Magnet- und Batteriezünder beschrieben. Mit Einbau, Stö-
rungen und Hilfseinrichtungen wird der Leser dann auf
20 Seiten nebst einer „Störungstafel” vertraut gemacht.
Den Schluß bildet der von W. Lippart bearbeitete Ab-
schnitt über Zündkerzen mit 25 Seiten. Im ganzen haben
wir es mit einer sorgfältigen Arbeit von Fachmännern
zu tun, denen man Seite für Seite und Bild für Bild die
persönlichen Erfahrungen anmerkt.
W. A. Th. Müller-Neuhans.
Neue Zeitschriften.
Mitteilungen aus dem Arbeitsbereich der
Metallgesellschaft A.G., Frankfurt a.M. Jahr-
gang 1929, i
[Die starke Ausdehnung des Arbeitsbereichs der Gesell-
schaft, der Ausbau der ihr nahestehenden Metallhütten usw.
sowie die Entwicklung eigener Versuchslaboratorien haben
die Gesellschaft veranlaßt, ihren Lesern in regelmäßig er-
scheinenden „Mitteilungen“ Teile ihrer Organisation zu be-
schreiben und ihnen ein Bild ihrer Betätigung auf den ver-
schiedensten Gebieten zu geben. Die neue Publikation soll
auch die bekannten „Statistischen Zusammenstellungen“ der
Metallgesellschaft erweitern. Das hier eingegangene 1. Heft
bringt u.a. einen beachtlichen Aufsatz von Dr. H. Fiesel
„Einführung der elektrischen Gasreinigung in die euro-
päische Industrie“.]
Technik und Wirtschaft der Gemeinde- und
Staatsbetriebe. Organ des Verbandes der Gemeinde-
und Staatsarbeiter. Berlin, 1929.
[Diese bisher als Beilage zur „Gewerkschaft“ herausge-
gebene illustrierte Monatsschrift erscheint seit Anfang des
Jahres als selbständiges Organ im Verlag des genannten Ver-
bandes und soll der technischen und wirtschaftlichen Weiter-
bildung der Arbeitnehmer in den öffentlichen Betrieben
dienen. Sie kann zum Preis von 25 Pf je Monat durch die
Post bezogen werden. Die uns vorliegenden ersten Num-
mern der Zeitschrift, für die als Schriftleiter E. Dittmer
zeichnet, enthalten u.a. kurze populäre Aufsätze über Fort-
schritte im Ausgleich von Belastungschwankungen in der
Stromversorgung, die Elektrizität im Gaswerk, Kohlenver-
flüssigung, die Elektrisierung der Reichsbahn, internationale
Stromgemeinschaft und außerdem regelmäßig Notizen aus der
öffentlichen Wirtschaft, eine technische Rundschau sowie
Buchbesprechungen.]
Elektrische Arbeit. Technische Rundschau und An-
zeiger (Trua). Herausgeber: Ing. Gustav W. Meyer,
Bodenbach a. Elbe.
[Unter diesem Titel erscheint seit dem 1. IV. die be-
kannte „Trua“, Zeitschrift für die Belange der Elektrizitäts-
abnehmer und stromverbrauchenden Industrien. Sie ist
gleichzeitig amtliches Organ der am 22. IV. gegründeten
Deutschen Reichsstelle der Stromabnehmer-Schutzverbände
in der Tschechoslowakei geworden.]
Der Hochfrequenzler. Monatschrift f. Licht- u.
Strahlenforschung. Herausg. v. Verein f. Licht- u. Strah-
lenforschung e.V., Sitz Leipzig. Druck u. Verlag von
Aug. Klöppel, Eisleben. Preis d. Jahrgangs 3 RM und
Porto.
Eingegangene Doktordisaertationen.
Martin Erich Bergmann, Die Eisenwärme in elek-
trischen Kleinstmaschinen. T.H. Breslau 1927.
Kurt Franzke, Über polarisierte Relais in der Tele-
graphen-Technik. T.H. Danzig 1928.
Herbert Brandes, Elektrolytische Polarisationen ans
Anlaß von Kristallwachstumhemmungen. T.H. Berlin
1929.
E.Krohne, Die wirtschaftliche Erzengung der elektrischen
Spitzenkraft in Großstädten unter besond. Berücks. der
Fortleitungskosten. T. H. Berlin 1929,
Werner Prietsch, Das Materialproblem innerhałb der
Organisation. T. H. Berlin 1928. BA. aus Werkstatts-
techn. 1929, H. 11.
1508
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 41
10. Oktober 1939
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN:
Der deutsche Elektrogroßhandel. — Mit Interesse liest
man eine Broschüre, in der sich der geschäftsführende Syn-
dikus der Elektro-Großhändler- und Exporteur-Vereiniguug
Deutschlands e. V. (E.G.V.), Rechtsanwalt H. Stern, über
die Entwicklung, das Arbeitsgebiet, spezielle Fragen des
Elektrogroßhandels usw. ausspricht, und in der er zunächst
feststellt, daß sich sowohl die Elektroindustrie wie der Elek-
trogroßhandel seit Kriegsende seiner Ansicht nach ganz
außerordentlich übersetzt hätten, um so mehr, als die
Industrie eines bedeutenden Absatzmarktes, nämlich des
Auslands, während des Kricgs ganz verlustig gegangen sei.
Unter dieser Entwicklung hätten weniger die Großfirmen
als besonders die Spezialindustrie gelitten, die ihre nunmehr
jenseits der Grenzen nicht mehr verkäuflichen Erzeugnisse
der geschwächten Kaufkraft des Inlands anbieten müsse.
Nach einer sorgfältigen Aufstellung beständen auf deutschem
Boden ungefähr 570 Großhandlungen in der Elektro-
technik, im Beleuchtungsfach und verwandten Branchen,
wovon etwa 250 in der E.G.V. und annähernd die gleiche
Zahl im Reichsverband des Beleuchtungs- und Elektro-
Großhandels e. V. (R.B.E.) organisiert seien; was das reine
Elektrofach angehe, so würden mehr als drei Viertel des
Gesamtumsatzes des Elektrogroßhandels durch die E.G.V.
vertreten. Der Verfasser bespricht dann den Kampf gegen
die Konkurrenz der öffentlichen Hand und das Wa-
renhausproblem, wobei er, was die privatwirtschaft-
liche Tätigkeit der Elektrizitätswerke betrifft, auf den er-
freulichen Fortschritt hinweist, der durch die bekannte Ent-
schließung der V.d.E.W. in Wien von 1928 erzielt worden
ist, die zwar dio Handels- und Handwerkstätigkeit ihrer
Mitglieder nicht ganz verbiete, aber die wesentlichsten Aus-
wichse beseitigt habe. Dem Gebaren der Warenhäuser gegen-
über, neben elektrotechnischen Fertigfabrikaten der Haus-
haltbranche auch das elektrotechnische Installationsmaterial
warenhausmäßig zu vertreiben, dadurch das Preisniveau zu
erschüttern und die Bastelei sowie das Pfuschertum in der
Installierung zu fördern, ständen Installateure und Groß-
handel auf dem Standpunkt, daß mit dem Verkauf von In-
stallationsmaterial aller Art das Warenhaus die Grenze
dessen überschritten habe, was als Gegenstand seiner Ver-
kaufstätigkeit angesehen werden dürfe. Der Elektrogroß-
handel werde keinesfalls Firmen unterstützen, die Waren-
häuser beliefern und dazu beitragen, daß die im öffentlichen
Interesse unbedingt gebotene Beschränkung des Verkaufs
eines technischen Artikels durch technisch geschulte Lieferer
an ebensolche Abnehmer aufgehoben werde. Stern äußert sich
weiter über die Beteiligung der E.G.V. an den Arbeiten des
VDE, wofür erstere einen eigenen technischen Sekretär an-
gestellt habe, der nicht nur in den Hauptausschüssen, son-
dern auch in den Unterkommissionen und Arbeitsaus-
schüssen die Interessen des Großhändels vertrete. Die Ver-
einigung fasse ihre Mitarbeit stets so auf, daß sie zwar den
maßgeblichen wirtschaftlichen Gesichtspunkten zur Geltung
verhelfe, der technische Fortschritt und die Sicherheit der
Anlagen jedoch immer in erster Linie als Richtschnur gel-
ten müsse. Es folgen Ausführungen über die Stellung des
Elektrogroßhandels zum Lieferanten und Uber den sogen.
Grossistenschutz, eine Frage, die seit Jahren die
vornehmste Rolle in den Beziehungen des Großhandels zur
Industrie spiele und mit einem Teil der Fabrikanten, ins-
besondere mit den Eltfabriken bereits befriedigend ge-
löst sei, ebenso auf dem Spezialgebiet der Glühlampen,
wo das internationale Kartell in Deutschland den Großhan-
delsschutz grundsätzlich durchgeführt habe, wenn er auch
bei einigen Glühlampenfirmen tatsächlich nicht vollkommen
ausreichend sei. Als besonders interessant bezeichnet der
Verfasser die Geschichte der Beziehungen des Großhandels
zum Rohr- und Drahtsyndikat (Idig und V.L.G.).
Schwierige Verhandlungen, namentlich mit der V.L.G., hätten
1927 zu der Möglichkeit eines für beide Teile annehmbaren
Vertragszustandes geführt, zu dem es dann aber wegen Auf-
lösung der V.L.G. nicht mehr gekommen sei. Versuche, an-
gesichts des dann einsetzenden wilden Konkurrenzkampfes
gemeinsam mit dem Großhandel wieder ein Kartell aufzu-
bauen, wären bisher gescheitert. Als unverständlich bezeich-
net Stern die vollkommene Ausschaltung des Großhandels
durch das Zählerkartell, die Ablehnung der Zähler-
fabriken, sich des Verteilungsapparats des Großhandels, etwa
in dem Sinn, wie es die Maschinen- und Apparateindustrie
schon seit langem tue, zu bedienen. Wie er im folgenden
weiter ausführt, lasse sich ein Preiskartell oder gar ein
Syndikat nur dann aufrecht erhalten, wenn den Erzeugern
scharf umrissene Gruppen von Abnehmern gegeniberständen,
die wirtschaftlich so klar umgrenzt seien, daß weder der Ab-
nehmer in Versuchung komme, für sich eine günstigere
Preislage herauszuhandeln, noch der Lieferant, die eigenen
Kartellbestimmungen zu umgehen. Die Kräftigung der
Grossistenorganisationen liege ebenso wie die der ent-
sprechenden Organisationen des Installateurgewerbes und
Einzelhandels auch im Interesse der Industrie, sie lasse sich
aber nur erreichen, wenn die Lieferanten dazu beitrügen,
daß allmählich keine nennenswerte Firma des Berufsstan-
des sich der Abnehmerorganisation entziehe. Im Bereich
des Rundfunks, wo der handwerksmäßige Vertrieb zu-
rücktrete und der kaufmännische Einzelhandel die Regel sei,
habe von vornherein das Bestreben eingesetzt, den Groß-
handelsstand ordnungsmäßig abzugrenzen. Eine Interessen-
gemeinschaft des deutschen Funkhandels hätte damals neben
der Vertretung der Abnehmerinteressen als erste die über-
aus schwierige Aufgabe übernommen, auf dem gewaltigen
neuen Gebiet eine ordnungsmäßige, jeder Kritik standhaltende
Grossistenliste anzulegen, die nunmehr gebrauchsfertig vor-
liege. Die Industrie sei gewissen teils technischen, teils wirt-
schaftlichen Aufgaben dieser Interessengemeinschaft näher-
getreten und es habe sich unter Zuziehung sogar der
Reichs-Rundfunk-Gesellschaft eine lose Interessengemein-
schaft des Funkgewerbes gebildet, in der wichtige gemein-
schaftliche Fragen des neuen Gebiets erfolgreich durch-
beraten und durchgeführt worden seien. Weitere Abschnitte
der Broschüre behandeln u. a. das Verhältnis des Großhan-
dels zu den Abnehmern, seine Funktion als Lagerhalter
und Kreditgeber, welch letztere Stern geradezu als
handwerkerhaltend bezeichnet, die nur ein kapitalstarker
Großhandel auszuüben vermöge, die Gemeinschaftsarbeit mit
den Installateuren, die Einkaufsvereinigungen der Abnehmer
usw. Schließlich weist der Verfasser nach eingehender Be-
sprechung verschiedener innerer Großhandelsfragen, wie der
Rationalisierung der Lagerhaltung, der Unkosten, die im
Mittel etwa 18% betragen, des Einkaufs und der Preisbil-
dung, darauf hin, daß sich der Elektrogroßhandel infolge ein-
mal der Nöte unserer Gesamtwirtschaft, sodann seiner spe-
ziellen Stellung zwischen einer viel gegliederten, z. T. über-
aus kapitalstarken Industrie und einer von unten her immer
lebhafter andrängenden organisationsbereiten Abnehmerschaft
in einer schweren Krisis befinde, aus der er aber
um so stärker, einiger und gefestigter hervorgehen werde,
je lückenloser seine Reihen in der E.G.V. seien.
Der Elektroaußenhandel Belgiens. — Wir entnehmen
der EI. Review! folgende Mengenangaben, die zeigen, daß
die Einfuhr des Königreichs 1928 gegen das Vorjahr
durchweg gestiegen ist, u. zw. bei Dynamos um 1178, bei
Isolatoren um 593 und bei nicht näher bezeichneten elektri-
schen Vorrichtungen um 945 t. Die Generatoren hat Belgien
hauptsächlich aus Frankreich und Deutschland, Akkumula-
teren und elektrotechnische Kohlen von den V.S. Amerika,
Kabel und Metalldrahtlampen aus Holland und Deutschland,
Meßinstrumente aus der Schweiz und Deutschland bezogen,
während Frankreich den Hauptteil der nicht spezifizierten
Waren lieferte. Die Ausfuhr ist im Vergleich zu 1927,
wenn man von Dynamos und Isolierrohren absieht, eben-
falls gewachsen. Hauptabnehmer für Stromerzeuger waren
England und Holland, für Akkumulatoren Argentinien, für
Kabel England und Deutschland, für Telegraphen- und
Fernsprechapparate Frankreich und Mexiko; Isolierrohre
hat Belgien vorwiegend nach Ägypten und nicht näher be-
zeichnete Erzeugnisse nach dem Kongo und Holland versandt.
Ausfuhr int
Einfuhr in t
Erzeugnisse
1928 | 19277 | 198 | wen
Dynamomaschinen . ...... 3773: 2595 | 2 600 | 3 064
Akkumulatoren, Trockenbatterien. 560 41] 850 745
Meßinstrumente und Teile solcher 255: 226 34 27
Metalldrahtlampen . . . 2... 397 102 99 75
Isolatoren aus Porzellan, Glas usw. 1 065 472 122 99
Isolierrohre. . . . 2: 2 2 2 202. 385 | 152 411 446
Telegraphen- und Telephonappa- |
TOO. ee ae A 206. 138 | 2654 | 2585
Funkröhren . . s. 2 2 2 22 ‘e’ 16 5 —! —
Nicht näher bezeichnete Vorrich- u
tungen: at e 2 2 3» 3 2816| 1 87) | 1202 966
Elektrotechnische Kohlen . . . . | 434 346 — —
1 088 926 | 10351 | 7 658
Isolierte Drähte und Kabel...
ı Bd. 104, 1929, 8. 581.
Abschluß des Heftes: 5. Oktober 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expl.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9,
Ein neuer Fortschritt auf dem Gebiete der Be-
leuchtung ist die Innenmattierung der Glüh-
mpe. Ihre Vorteile gegenüber der bisherigen
Glühlampe in Klarglasglocke oder mit Außen-
mattierung sind bessere Lichtverteilung, Ver-
meidung scharfer Schatten und Lichtflecke,
leichte Sauberhaltung der äußeren Lampe, Ver-
meidung von Lichtverlust durch Staubfang, ge-
fälligere Wirkung in allen Lichtträgern, ein-
fachere Lagerhaltung. Die -innenmattierte
Glühlampe ist dieLampehöchster Vollendung. Sie
sollte künftig ausschließlich verwendet werden,
zumal sie infolge ihrer obenstehenden Vor-
teile den Notbehe/f der Außenmattierung über-
> Le
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~ €. 4
A Zei, `
nait: Keinath, Entwickl. d el. Fernmes. 1509 — Bütow, in Elektroöfen — Fernsehen — Pupinspulenkasten 1530 — Üb. elektromagn. 8tö-
u langer Wechselstromleit. auf Spannungsabfall 1515 — Burstyn, rungen — Gekreuzte Zylinder als Funkenstrecke — Zusammenh. zw. Strom u.
ERD Funkausstell. 1929 1519 — Seldner, Vereinheitl. v. hydro- Spannung in einem Kunstharz — Physikal. Eigenschaften v. elektrolyt. gerein
Verbundbetrieben 1523 — Typke, Verel. d. Vorschr. versch. Länder f. Kobalt u. seinen Eisenlegierungen — Die Verdampfungsgeschw. v, Wolfram in
sorm.- u, Schalteröle 1524. Gegenw. v. Salzdämpfen 1531 — XII. Hauptversammil. der Dt. Gesellsch. f. Me-
Tandschau: EL Geschwindigkeitsmesser f. Flüssigk. 1514 — Unmmittel- tallkunde 1582 — EI. Gasreinigung 1533 — Jahresversamml, Kon
Steuerung d. Luft durch el. Schwingungen 1526 — Geschweißte Stahlkon- gresse,,Ausstellungen 134 — Energlewirtschaft 159 —
KR er — Theöret, u. experiment. Untersuch. des synchr. Reaktionsmotors Vereinsnachrichten 1585 — Sitzungskalender 1538 — Per-
f Berechn. v. Rippenröhrkühlern f. el. Masch. — Glasierte Widerst, 1528 — sönliches 1588 — Literatur: F. Welckert, E. D. Adams, O. Geiger
w, d. Lichtgeschwindigk. unter Verwend, des elektroopt. Kerreffektes —
1588 — Eingegang. Doktordissertationen 1539 Geschäftl,
f
gen 1539 — Bezugsquellenverzeichn. 154.
FT 750. JAHRGANG / IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9
1540) 17. OKTOBER 1929
Mitteillun-
feisiose Bahn in Salt Lake City 1529 — Normalisieren u. Glühen v. Stählen
II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42 17. Oktober 1929
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|Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schrifileitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W9
50. Jahrgang
Berlin, 17. Oktober 1929
Heft 42
Die Entwicklung der elektrischen Fernmessung”.
Von Prof. Dr.-Ing. G. Keinath, Berlin.
Übersicht. Der Vortrag schildert die Entwicklung der
Fernmessung, wie sie für die Betriebsführung von Elektri-
zitätswerken verwendet wird. Nach einer Aufstellung der
Anforderungen an die elektrische Fernmessung werden die
wesentlichen Meßverfahren kurz beschrieben. Die größte Be-
deutung haben die Impulsmethoden erlangt, weil bei ihnen
der Leitungszustand die Messung nicht beeinflußt. Zum Schluß
werden die Verfahren zur Fernsummierung an Hand von
Schaltbildern kurz geschildert und auf eine interessante große
Fernmeßanlage der BEWAG hingewiesen.
Geschiehtliche Entwicklung der Fernmessung.
Den ersten Anstoß zu einer Entwicklung der Fern-
messung in größerem Maßstabe hat wohl Oskar von
Miller im Jahre 1919 gegeben, als er die deutschen Elek-
trofirmen aufforderte, Einrichtungen zu schaffen, mit
denen die Zentral-Kommandostelle in Karlsfeld die Ener-
giewirtschaft des gesamten Bayernwerkes überwachen
sollte. Die Aufgabe war für den damaligen Stand der Tech-
nik zu schwierig, sie konnte zunächst nicht ausgeführt
werden, sie geht aber jetzt in ähnlicher Weise, wie es da-
mals von O. v. Miller angeregt wurde, der Vollendung
entgegen. In den V. S. Amerika hat man entsprechend den
erößeren Entfernungen der Fernmessung schon seit Jahren
mehr Beachtung geschenkt. Es sind nach den verschieden-
sten Systemen, von denen noch die Rede sein wird, Fern-
meßeinrichtungen auch für Entfernungen von mehreren
100 km schon seit einer Reihe von Jahren im Betriche‘.
Mit der zunehmenden Zusammenschließung der Elektrizi-
tätswerke ist die Fernmessung eine Frage allgemeiner
Bedeutung geworden’, und man hat ihr in den letzten
Jahren von den verschiedensten Seiten sehr viel Entwick-
lunzsarbeit gewidmet. Wenn es sich zunächst nur um
Einzeliübertragung gehandelt hat, so wurden die Anlagen
doch mit der Zeit immer größer und verwickelter und es
sind auch heute schon Anlagen in Betrieb genommen wor-
den, um auf einer einzigen Leitung eine Anzahl von Meß-
erößen zu übertragen. Die Anforderungen bezüglich der
Übertragungslänge — ursprünglich nur einigeKilometer —
sind bis auf 500, sogar 1000 km gewachsen.
Anforderungen an die Fernmessung.
Wenn gefragt wird, wo eigentlich der Begriff der
Fernmessung anfängt, so kann darauf gesagt werden, daß
man von Fernmessen spricht, wo besondere Maßnahmen
notwendig sind, also andere als einfach die Verlängerung
der Leitungen oder Verminderung des Sekundärstromes
eines Stromwandlers von 5 A auf 1 A.
Zur Übertragung kommen bzw. verlangt wird:
1. Momentanwerte von Strom, Spannung, Wirkleistung,
Blindleistung, Scheinleistung, Leistungesfaktor, Fre-
ouenz, Länge (Pegelstände), Druck, wobei die Rich-
tung der Meßgrößen wechselt und sowohl anzeixende
als auch schreibende Fernmessung verlangt wird;
2. Summierung mehrerer Momentanwerte, die an ver-
schiedenen Stellen gemessen werden;
3. Vielfachfernmessung auf einem einzigen Leitungs-
kanal zum Zwecke der Ersparnis teurer Leitungen;
e Vortrag, gehalten im Elektriotechniselien Verein am 26. II. 1929.
Besprechung auf 8. 1536 diesea Heftes.
1 Bericht des Sonderkomitees des A. I. E. E. für Fernmessung.
d. Am. Inst. El. Engs. Bd. 47, 8. 603.
3 Sächsische Werke AG., Die Bedeutung der Fernmessung. Elek-
trizitätswirtsch. Bd. 27, S. 12.
4. Fernzählung (Fernzifferblatt) und Fernsummierung
nach einem Maximumtarif (Höchstlast-Anzeiger).
Die verlangte Genauigkeit ist ganz und gar ver-
schieden, je nach dem Verwendungszweck. Wenn es sich
nur darum handelt, für die Zwecke der Lastverteilung
fernzumessen, so wird eine erzielte Genauigkeit von 3%,
u. U. sogar +5% ausreichend sein. Sobald es sich aber
darum handelt, eine Leistungsangabe auf einem bestimm-
ten Grenzwert zu halten, wenn beispielsweise eine verab-
redete Grenze weder über- noch unterschritten werden soll,
so muß man mit der Fernmessung auf möglichst 1% genau
messen können. Bei der Fernzählung wird viel höhere
Genauigkeit verlangt, weil dabei ein Verkauf von Elek-
trizität stattfindet. Es müssen dabei die gesetzlichen Vor-
schriften eingehalten werden und es können nur solche
Einrichtungen in Frage kommen, die nach ihrem Prinzip
und ihrer Ausführung sozusagen eine hundertprozentige
Sicherheit gewährleisten.
Als Übertragungsmittel kommen besondere
Meßleitungen nur bei relativ kleinen Entfernungen in
Frage. In den meisten Fällen soll die Fernmessung auf
Fernsprechleitungen ausgeführt werden, entweder Frei-
leitungen oder Kabeln, wobei die Forderung gestellt ist,
daß gleichzeitig mit dem Fernmessen auch noch gesprochen
werden kann. Es sind hier umfangreiche Schutzmaßnah-
men notwendig, um die Beeinflussung der Messung durch `
Induktionsstörungen auszuscheiden, ferner auch um Ge-
fahren, die aus dem gleichen Grunde für die Apparate und
für die Menschen bestehen, unschädlich zu machen; ander-
scits darf aber auch die Fernmessung wieder nicht die
Verständigung auf den Fernsprechleituneen stören. In der
letzten Entwicklung bedient sich die elektrische Fern-
messung der leitungsgerichteten Hochfrequenztelephonie,
der sog. „EW.-Telephonie”“, wobei auch hier wieder die
Forderung gestellt wird, daß der Übertragungskanal nicht
nur für die Fernmessung sondern auch für Fernsprechen
bzw. Fernzählen oder für die Fernsteuerung von Ölschal-
tern oder von Generatoren verwendet wird.
Die Kostender Fernmessung setzen sich im
wesentlichen aus zwei Komponenten zusammen: aus den
Kosten der Apparate und denen der Leitungen. Bei klei-
nen Entfernungen von wenigen Kilometern sind die Appa-
ratekosten ausschlaggebend, in roher Annäherung kann ge-
sagt werden, daß die billigsten Einrichtungen für Sender
und Empfänger zusammen etwa 800 RM kosten, die teuer-
sten im Handel befindlichen etwa 3000 RM. Die Preise er-
höhen sich ganz erheblich, wenn Hochfrequenzübertragung
in Frage kommt, es kann aber dann die Einrichtung in der
Regel sowohl zum Fernsprechen als auch zum Fernmessen
gleichzeitig verwendet werden. Die Leitungskosten
sind außerordentlich verschieden. Wenn ein besonderes
zweiadriges Kabel gelegt werden muß, so hat man mit
etwa 1000 RM/km zu rechnen, die Verlezungskosten unge-
rechnet. Die Kosten werden wesentlich niedriger, wenn
man aus einem normalen Vielfach-Fernsprechkabel mit
20..80 Adern ein Aderpaar benutzen kann. Man kommt
dann auf etwa 100 ... 150 RM/kım. Aber auch hier ist bereits
festzustellen, daß für Entfernungen von nur 10 km ein
Leitungspaar viel teurer ist als die Sende- und Empfangs-
apparate. Die Miete eines Aderpaares aus dem Fernsprech-
netz der Reichspost wird mit jährlich 60 RM/km berechnet,
für 100 km entstehen also bereits 6000 RM jährliche laufende
Kosten. Bei großen Entfernungen wird man immer von
selbst darauf kommen, daß beim Übertragen mehrerer
Meßsrößen eine Vielfachübertragung auf nur einem Ader-
paar stattfinden muß. Wenn es sich nur um eine einzige
1510
Meßgröße handelt, so kann man diese in verhältnismäßig
einfacher Weise auf vorhandenen, im Betrieb befindlichen
'ernsprechleitungen übertragen, ohne daß die Verständi-
gung gefährdet wird und ohne daß besondere Mittel auf-
gewendet werden müssen. Wenn man auch immer an Lei-
tungen sparen wird, so soll dieses Bestreben nicht so weit
gehen, daß man die Erde als Rückleitung verwendet, da-
von ist in jedem Falle abzuraten.
Der Widerstand der Leitungen ist bei sehr
vielen Meßverfahren von Bedeutung für die Genauigkeit
und die Ausführbarkeit der Übertragung. Bei dem norma-
len Fernsprechkabel mit Kupferdraht von 0,8 mm Dmr. be-
trägt der Widerstand einer Doppelleitung etwa 80 Q/km,
bei 200 km kommen wir also auf 16 000 Q. Die maximal zu-
lässige Spannung in einem solchen Kabel ist 60 V. Bezüg-
lich des Isolationswertes ist zu sagen, daß die Kabel-
fabriken heute als Mindestwert etwa 500 MQ/km garan-
tieren, bei 200 km kommt man ohne Endverschlüsse auf
einen Isolationswert von 25 MQ. Dieser Widerstand wird
bei allen Intensitätsübertragungen in um so höherem Maße
in die Erscheinung treten, je höher der Widerstand der
Meßeinrichtung ist, d. h. mit je geringerem Arbeitsstrom
sie betrieben wird. Von größerer Bedeutung als die eigent-
liche Kabelisolation ist die Isolation der Endverschlüsse,
die in ganz unkontrollierbarer Weise schlecht sein kann,
so daß sich dafür keine Zahlenwerte angeben lassen.
AlserstrebteEigenschafteneinesFern-
meßverfahrens sind zu nennen:
1. Unabhängigkeit vom Widerstand und Isolationswert
der Leitung, also auch Unabhängigkeit von Tempe-
ratureinflüssen auf die Leitung sowie auf Sender und
Empfänger;
2. möglichst keine Hilfsspannung; wenn doch eine solche
verwendet wird, Unabhängigkeit von der Höhe der
Hilfsspannung;
3. möglichst keine Intensitätsübertragung, also möglichst
Null- oder Impulsmethoden;
4. möglichst einfache Einrichtungen, die sich zur Sum-
mierung eignen.
Es gibt kein Verfahren für elektrische Fernmessung,
bei dem alle diese Forderungen erfüllt sind, es missen die
Vor- und Nachteile eines jeden Verfahrens im Einzelfall
abgewogen werden, es muß gefordert werden, daß eine
Fernmeßeinrichtung praktisch, billig und vor allem kom-
binationsfähig ist, so daß Summationen und Rückmeldun-
gen Ginfach auszuführen sind.
Meßverfahren.
Es soll zunächst eine Übersicht über die zur An-
wendung kommenden Meßprinzipien gegeben werden, im
Anschluß daran die Meßsysteme zur Summierung und Viel-
fachfernmessung ganz kurz erläutert werden.
1. Induktive Übertragung der Zeiger-
stellungen.
Dieses Verfahren ist von der General Electric Co.,
Schenectady, als Selsyn-System seit einer Reihe von
Jahren in Verwendung? Es besteht aus einem Wechsel-
strommotor mit einem Dreiphasen-Stator und einem Ein-
phasen-Rotor. Die Batterie des Senders und des Empfängers
werden von der gleichen Drehstromspannung erregt. Wird
der Rotor des Sendeinstrumentes verdreht, so dreht sich
mit ihm auch der Rotor des Empfangsinstrumentes. Die
Einrichtung ist außerordentlich robust, erfordert aller-
dings große Richtkräfte im Sender und ist nur für Ent-
fernungen bis zu mehreren Kilometer anwendbar. Die
Firma Trüb, Täuber & Co. hat ein verfeinertes Meßverfah-
ren dieser Art herausgebracht®, im wesentlichen ein induk-
tions-Elektrodynamoter mit einphasigem Stator, am Sender
und Empfänger auch von einer gemeinsamen Spannung
erregt, mit einer Drehspule im Sender und Empfänger.
Auch dieses System ist nur zur Übertragung über einige
Kilometer gceignet. Der Leitungswiderstand darf maximal
etwa 300 Q betragen. Die Spannung ist ohne Einfluß auf
die Anzeige, mit ihr ändert sich allein das Drehmoment der
Empfangsinstrumente.
2.VerfahrenmitHilfsspannung.
Es existiert eine große Anzahl derartiger Meßver-
fahren®, die alle dadurch gekennzeichnet sind, daß eine
Hilfsbatterie die Größe des Zeigerausschlags durch einen
Widerstand beeinflußt, so daß dann eine Spannung oder
ein Strom mit einem Gleichstrominstrument ferngemessen
3 Nocku. Edgerly, Gen. El. Rev. Bd. 27, S. 758.
ê Täuber-Gretler, Schweiz. Techn. Z. Bd. 25, S. 273 u. 281.
$ Keinath, Technik elektrischer Meßgeräte, 3. Aufl., Bd. 2, 8. 166
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
17. Oktober 1929
wird. Die bekanntesten Ausführungen dieser Art sind die
Widerstandswalze von Hartmann & Braun, wie
sic vielfach zur Fernmessung mit Meßzeräten der Wärme-
wirtschaft angewendet wird. Wesensgleich, aber in der
Bauweise verschieden ist der Ringrohrgeber, den
Siemens & Halske herstellen; in beiden Fällen muß das
Meßwerk unmittelbar die Widerstandswalze bzw. da
Ringrohr bewegen, um den in den Meßkkreis eingeschalteten
Widerstand zu ändern. In der Ausführung mit Kreuz-
spulinstrument sind diese Systeme unabhängig von der
Höhe der Hilfsspannung.
Das von Siemens & Halske vor einigen Jahren ent-
wickelte Doppelfallbügel-Potentiometer® war gedacht für
Meßwerke, die zu schwach waren, um ein Ringrohr zu
bewegen, und wo die dem Ringrohr aufgedrückte Span-
nung von maximal etwa 4 Vezur Überbrückung der Ent-
fernung nicht ausreichte. Es kommen Spannungen bis etwa
20 V zur Anwendung. In England und Amerika sind eine
große Anzahl von Potentiometerschaltungen entwickelt
worden, die selbsttätig arbeiten und bei denen der Lei-
tungswiderstand nach dem Grundprinzip der Anordnunz
ohne Einfluß auf die Anzeige des Empfangsinstrumentes
ist. Ein Instrument dieser Art, der Midworth Distant
Repeater, von Evershed & Vignoles gebaut”, von der Fa.
D. Bercovitz & Sohn zur Verfügung gestellt, wurde vor-
geführt, ebenso eine Anordnung von Hartmann & Braun,
gleichfalls ein selbsttätiges Potentiometer mit einer sehr
originellen Anordnung für die selbsttätige Einstellung‘.
Systeme dieser Art können auf Entfernungen von 50 km,
gegebenenfalls noch bis zu 100 km bei einwandfreiem Lei-
tungszustand arbeiten.
3. Umformung der MeßgrößeinGleich-
strom.
Da Gleichstrominstrumente außerordentlich viel emp-
findlicher sind als solche für Wechselstrom, liegt es nahe,
die zur Übertragung bestimmten Meßgrößen in eine Gleich-
spannung oder in einen Gleichstrom umzuformen. Die ein-
fachste Anordnung besteht in der Verwendung von Gleich-
richtern. Trockengleichrichter? sind bisher nicht zur An-
wendung gekommen, obwohl sie zur Fernübertragung von
Stromstärken sehr zweckmäßig erscheinen, wenn sie auch
wie alle Gleichrichter den Nachteil haben, daß ihre An-
saben nicht dem Effektivwert sondern dem arithmetischen
Mittelwert der Stromkurve entsprechen, so daß bei Ände-
rung der Wellenform auch Änderungen der Anzeiee ein-
treten. Für reine Sinuswellen ist der Korrektionsfaktor
1,11 *°°. Die Gen. El. Co. hat neuerdings eine Gleichrichter-
anordnung mit Glühkathodengleichrichtern für größere
Entfernungen durchgebildet!®. An Stelle der unmittelbaren
Gleichrichtung kann auch ein Thermoumformer verwendet
werden, eine Einrichtung, die nach dem Vorschlag von
Fawsett seit 1922 von der Cambridge Instrument Co.
gebaut wird'!. Es handelt sich dabei um eine Verbesse-
rung der bekannten Thermokreuze, die ohne weiteres zur
Umformung von Wechselstrom und Woechselspannungen in
Gleichspannung geeignet sind, in der Schaltung des Hitz-
drahtwattmeters auch zur Umformung von Leistuneen.
Die erzeugte EMK ist maximal nur 40 mV; unter Verwen-
dung der hochempfindlichen Pyrometerinstrumente kann
man damit im äußersten Falle Entfernungen von 5 ... 10 km
überbrücken. Durch Vorschalten geeigneter Wandler kann
diese Einrichtung auch kurzschlußfest gemacht werden.
Das Verfahren ist, soweit dem Verfasser bekannt, nur bei
einer englischen Gesellschaft, der Newcastle on Tyne Co.,
im Gebrauch.
Die wichtigste Gruppe von Fernmeßgeräten, bei denen
die Meßsröße in Gleichstrom umgeformt wird, ist die mit
Motorumformern, in Deutschland bekannt als Tele-
wattsystem. Schon im Jahre 1%4 hat Duncan den
Vorschlag gemacht 12 die Leistungsummierung mehrerer
asynchron laufender Generatoren in der Weise auszufüh-
ren, daß man mit den Wechselstromzählern kleine Gleich-
stromzeneratoren kuppelt und diese dann zur Anzeige, zur
Registrierung oder zur Zählung in Reihe schaltet. Eine
praktische Anwendung in den V.S. Amerika ist nicht be-
kannt geworden. Im Jahre 1924 hat dann die Cie. pour
Schleicher, Siemens-Z. Bd. 7, 8. 422.
Bercovitz, Elektro-Journ. Bd. 8, S. 61.
Palm, EL u. Maschinenb. Bd. 46, 8. 863.
Grondahl u. Geiger, ETZ 1927, 8. 1738. — Irion, Siemens-2.
Bd. 8, 8. 293.
Sës Nachtra
‚bei der Korrektur: Nach einer neuen Ver
öffentlichung (R. J. Wensley, The Electric Journ. Bd. %, S. 39) wer
den Trockengleichrichter, an die Sekundärseite von Stromwandlern ap:
eschlossen, in steigendem Maße mut bestem Erfolge besonders zur
ielfach-Fernmessung in den V.S. Amerika benutzt.
20 Linder, Stewart, Rex u. Fitzgerald, J. Am. Inst. El. Engs.
Bd. 48, 8. 181.
31 Bull. Soc. Franc. des EI. Bd. 4, S. 88.
12 USA-Patent 708 934 vom 6. VI. 190%.
tg. _ nr
17. Oktober 1929
la fabrication des Compteurs das gleiche Verfahren für die
Fernmessung von Leistungen u. dgl. angemeldet!’; etwa
zwei Jahre später wurde das Verfahren bei der Aron-Gc-
sellschaft nach den Angaben von Ster n?* durchgebildet
und ist vielfach zur Anwendung gekommen. Die einfachste
Anordnung besteht darin, daß auf der gleichen Achse mit
dem Wechselstromzähler ein Amperestundenzähler mit
Spezialwicklung als Gleichstromgenerator läuft. Die er-
zeugte Spannung ist proportional der Drehzahl, also auch
proportional der Leistung und beträgt maximal 1000 mV,
wenn man einen Zähler mit anomal hoher Drehzahl ver-
wendet. Unter Benutzung der bereits erwähnten Pyro-
meterinstrumente, die einen Widerstand bis zu 20 Q/mV
haben, kann man mit diesem System Entfernungen von
20... BO km überbrücken, entsprechend einem Leitungs-
widerstand von 1600 ... 4000 Q, auch Registrierapparate der
Fallbügeltype anschließen.
4.UmformungderMeßgrößeineine lang-
same Impulsfolge.
Die vorher beschriebenen Verfahren sind grundsätz-
lich alle abhängig von dem Widerstand der Leitung, wäh-
rend im Gegensatz dazu alle Verfahren, die allein mit
Stoßimpulsen die Übertragung bewerkstelligen, nicht da-
von abhängig sind. Die einfachste Anwendung ergibt sich
s EN Na
7 zZ
a___ e
Jı Batteriestrom am Sender. Die Zocken rühren vom Anzug des Ankers
am Senderelais her
Jı Verlauf der Impulse auf der Fernleitung. Der Strom setzt ein bei
dem Anziehen des Ankers in der J,-Kurve, fällt später als J,
auf Null
J, Lade- und Entladestrom des Kondensators, setzt ein beim Anzug
und nach dem Abfall des Senderelais
d Stromverlauf im Gleichstrom-Anzeigeinstrument
Darunter eine mit 50 Hz geschriebene Zeitlinie
Abb. ı. Impulsfrequenz-Fernmessung. Verlauf der Ströme.
für die Fernzählung ohne Zeiteinschnitte, d. h. die An-
bringung eines Fernzifferblattes für einen Geberzähler.
Hier können die Impulse in einer sehr weiten Folge ge-
geben werden, weil die Ablesung des Zählers nicht in
kürzeren Zeitabschnitten als in einem Tag gewünscht
wird. Es reicht dazu bei Höchstlast eine Impulsgabe allc
15 ... 20 s. Man kann diese Kontakteinrichtungen am Zahl.
werk anbringen und sehr kräftig gestalten. Die Sangamo
Co. in Illinois baut seit einer Reihe von Jahren der-
artige Fernzählwerke, die mit Gleichstromimpulsen arbei-
ten und mit Nebenuhrwerken, bei denen ein beweglicher
Anker bei jedesmaliger Umpolung um einen Schritt weiter-
schaltet. Die Einrichtung ist (in einer sinngemäßen Weise)
auch für Wechselstrom durchgecbildet worden, auch unter
Anwendung eines Fortschaltwerkes unter wechselweiser
Verstärkung und Schwächung zweier Hilfspole.
Mehr Bedeutung hat die Impulsfslge, wenn die An-
gaben von Maximumzählern übertragen werden
sollen, also die Summe von Kilowattstunden über einen
Zeitraum von 15 ....30 min. Hier ist die Einrichtung grund-
sätzlich die gleiche, das Impulsintervall muß aber kleiner
sein, es beträgt üblicherweise 5...10 s. Man erhält dann
eine Mittelwertanzeige der entnommenen Leistung über das
Registrierintervall. Je kleiner man dieses nimmt, um so
näher kommt man dem Momentanwert, und es bereitet
grundsätzlich keine Schwierigkeiten, die Mittelwert-
anzeige schon über 5, 3 oder 1 min erfolgen zu lassen.
Fern-Maximumzähler dieser Art sind in den V. S. Ame-
rika sowohl von der Sangamo Co. als auch von der
Westinghouse Co. und der General Electric Co. vielfach in
H Franz. Patent 585 292 vom 18. VII. 1924
un Engl. Patent 302 396 vom 16. 1X. 1927; ETZ 1928, 3. 282 u. 1326,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
1511
Anwendung, in Deutschland haben die SSW das Ver-
fahren durchgebildet.
Wesensverwandt mit der Übertragung des Viertel-
stunden-Maximums ist das Impulszeitverfahren,
das von den Deutschen Telephon-Werken entwickelt
wurde!® und nach dem auch die AEG ihr Fernmeßver-
fahren durchbildet. Das Impulszeit-Verfahren beruht dar-
auf, daß der Winkelausschlag eines Zeigerinstrumentes
abgetastet wird und daß die Zeit, die notwendig ist für
eine gleichmäßige Bewegung des Schleppzeigers vom Null-
punkt bis zum Instrumentzeiger, in eine Impulsdauer um-
Abb. 2. Impulsfrequenz-Fernmessung. Sendezähler für Drehstrom mit
Kontakteinrichtung (S & H).
sesetzt wird, die mit einem synchron laufenden Empfänger
wiederum zu einem Zeigerausschlag umgewandelt wird.
Die Umlaufzeit des Abtastzeigers beträgt etwa 5 s, sie
kann gegebenenfalls auf 2 s herabgesetzt werden. Wie
man sieht, ist auch dieses Verfahren vollkommen unab-
hängig vom Widerstand des Leitungskanals und von der
Höhe der Hilfsspannung. Da es nach der Start-Stop-
Methode arbeitet und nach jeder Übertragung der An-
fangspunkt der synchron laufenden Zeiger richtiggestellt
wird, so ist kein absoluter Synchronismus zwischen den
beiden Zeigern notwendig, die Differenz der Drehzahl
geht lediglich als Meßfehler in die Anzeige ein. Man muß
allein dafür Sorge tragen, daß die Drehzahl nicht unter
ein gewisses Maß sinkt, denn in diesem Falle würden
Geber und Empfänger vollkommen außer Tritt fallen.
Abb. 3. Konstant-Spannungschaltung zur Speisung des Trocken-
gleichrichters.
Konstruktiv wesentlich einfacher ist das Verfahren,
bei dem die zu übertragende Meßgröße in eine Folge von
Impulsen umgesetzt wird. Den ersten diesbezüglichen Vor-
schlag hat wohl der Verfasser im Jahre 1921 gemacht”.
Er hat damals vorgeschlagen, Morsezeichen proportional
der zu übertragenden Leistung zu erzeugen, gegebenen-
falls mit Hochfrequenz zu übertragen und an der Emp-
fangstelle einen Frequenzmesser vorzusehen. Einrichtun-
gen dieser Art sind von der Westinghouse Co. wesentlich
später in Amerika gebaut worden, sie sind wegen der ,
15 J. J. Linebaugh, Gen. El. Rev. Rd. 23, S. 292. — Stanley
u. Nelson, J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 47, 8. 262.
18 Wilde, Elektrizitätswirtsch. Bd. 27, S. 81.
17 Technik elektrischer Meßgeräte, 1. Aufl., S. 304.
1512
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
17. Oktober 19298
Umformung der Leistung in Frequenzimpulse über ein
Kontaktinstrument und über einen Hilfsgenerator zu um-
ständlich.
Neuerdings sind noch andere Frequenzverfahren an-
gewendet worden, u.zw. arbeitet eine Fernmessung von
Eschwege nach lHersfeld'® so, daß das Geberinstrument
einen sehr kleinen Drehkondensator betätigt, der in einem
Schwingungskreis liegt und über eine konstante Frequenz
eine variable Frequenz lagert. An der Empfangstelle wird
mit dieser Einrichtung, die bereits im Jahre 1922 von Tele-
funken angegeben worden ist!? entsprechend einem Patent
Abb. A Summen-Fernmessung mit Induktionsgebern; vier Leitungen
zwischen den Sendern und den Empfängern. (Trüb, TAuber & Co.)
von Dr. E. Huth, ein rotierender Drehkondensator in
Verbindung mit einer Heliumröhre als Anzeigeinstrument
benutzt. Auch dieGeneralElectricCo. hat ein hin-
sichtlich der Geberanordnung ganz ähnliches Verfahren
durchgebildet? und es scheint, daß auch dieses in Amerika
zur Anwendung kommt. Das Unangenehme bei allen diesen
Frequenzverfahren ist bei Hochfrequenzübertragung, daß
es mit einem mehr oder weniger breiten Frequenzband
arbeitet, so daß es den Übertragungskanal mehr bean-
sprucht, als es andere Systeme tun, die nur mit einer ein-
zigen konstanten Frequenz, z.B. 100 Hz, auskommen.
b n
+
Rechts ist das Summierwerk, das auf jede Stromwendung weiter-
schaltet. Die Sendezähler Z, Zz} Zą haben Kommuticrungs-Ein-
richtungen, die alle parallel an der gemeinsamen Spannung liegen.
Im Bild b hat Z, einen Impuls gegeben.
Abb. 5 Summierschaltung für Sangamo-Fernzähler mit gepolten
Klinkwerken.
Dies ist der Fall bei dem reinen Impulsfrequenz-Ver-
fahren, das Smith?! im Jahre 1924 bei der Westinghouse
Co. entwickelt hat und bei dem zur Erzeugung der Im-
pulse an Stelle der verwickelten Einrichtung, die von
dem Verfasser vorgeschlagen und unabhängig davon bei
der Westinghouse ausgeführt wurde, ein Zähler ver-
wendet wird, der auf der Achse eine Kontakteinrichtung
hat, die mit Hilfe einer Batterie bei jeder Umdrehung
einmal oder mehrmals einen Stromstoß in die Leitung gibt.
Die Umformung dieser Stromimpulse an der Empfangs-
stelle in einen stetigen Zeigerausschlag erfolgt in einer
eiecnartigen Weise, die in Deutschland von Burstyn
schon durch das DRP. 239 123 vom 24. IX. 1910 für einen
Geschwindigkeitsmesser angegeben worden ist. Abb. 1
zeigt die gesamte Anordnung, wobei noch die zweckmäßige
Vorkehrung getroffen worden ist, den Kollektor der
Sendeeinrichtung durch Verwendung eines Zwischen-
relais zu entlasten und auch an der Empfangstelle die
einzelnen Impulse zunächst durch ein hochempfindliches
Telegraphenrelais aufzunehmen und erst so weit zu ver-
stärken, bis das Umschaltrelais gesteuert werden kann.
38 Vgl. ETZ 1929, S. 165.
19 DRP. 353 349 vom 2. I. 1922.
2 Wie Fußnote 10.
H B.H. Smith, The Electric Journ. Rd. 21, S. 219.
Die Zahl der Impulse in der Zeiteinheit ist bei den ver-
schiedenen Einrichtungen bei der Höchstlast 2...6 in der
Sekunde. Abb.2 zeigt den nach diesem Verfahren ent-
wickelten Sendezähler der Siemens & Halske AG.??. Die
Gen. El. Co.?? verwendet an Stelle der Kondensator-Emt-
fangschaltung einen eigenartigen Relaismotor, der sich
dauernd zu drehen sucht, bei dem aber jeder ankommende
Ai em me ae Ya teilte nein Age
Abb. 6b.
Der eine Sendezäbler A gibt bei K Stromimpulse, die das Relais R,
veranlassen, das vor ihm liegende Klinkwerk weiterzuschalten, dabei
das Sonnenrad S, zu drehen. Auf das zweite Sonnenrad des Planeten-
getriebes wirkt das von einem zweiten Zähler gesteuerte Relais. Das
Planetenrad P überträgt durch eine hohle Welle alle Impulse auf
das Rad W, und weiter auf das Zifferwerk. SP, ist ein weiteres
Planetengetriebe zum Anschluß von zwei weiteren Geberzählern.
Abb. 6. Summierungs-Maximumzähler der Siemens-Schuckertwerke
mit Pyramidenrelais.
Impuls immer nur eine einzize Umdrehung freigibt. Durch
ein elastisches Zwischengetriebe, Verwendung einer gro-
Ben Schwungmasse, wird dann diese diskontinuierliche Um-
drehung in eine konstante Umdrehung verwandelt und
nach Art eines Wirbelstromtachometers in einen konstan-
ten Zeigerausschlag mit einem sehr hohen Drehmoment
(200 cmg) umgewandelt. In dieser Ausführung ist die An-
zeige des Empfängers unabhängig von der Höhe einer
Spannung an der Gebe- und Empfangstelle. Um die Auf-
stellung von Konstantbatterien an der Empfangstelle in
Schleicher, Siemens-Z. Bd. 9, 8. 157.
H Wie Fußnote 10.
l 17. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
1513
der Schaltung nach Abb. 1 zu ersparen, werden neuerdings
von Siemens & Halske an Stelle der Batterien Protos-
Trockengleichrichter verwendet mit einer Konstantschal-
tung, die in Abb. 3 gezeigt ist? und auf der Gegenschaltung
einer Kondensatorspannung zu der einer gesättigten Dros-
sel beruht.
Registrierung.
Fast alle Arten der Fernmessung können auch mit
Registrierung geliefert werden, die Art der Schrift ist
indessen abhängig von der Höhe der ankommenden Lei-
stung. Beim Telewattsystem ist es nur möglich, mit Punkt-
schreibern zu arbeiten, während das Impulszeitsystem und
das Impulsfrequenzsystem mit Tintenschreibern geliefert
werden können. Die Art der zu übertragenden Meßgröße
kann bei fast allen Fernmeßsystemen eine beliebige sein.
Es sei hier beispielsweise erwähnt, daß für das Telewatt-
system ein cosg-Zähler entwickelt worden (eh, dessen
Drehzahl proportional dem Leistungsfaktor ist. Ferner
ist es auch mit den meisten Fernmeßverfahren möglich,
Plus-Minus-Größen zu übertragen; es ist dies fast immer
nur eine Frage der Skala. Bei dem Impulsfrequenzver-
fahren sind verschiedene Wege möglich. Der eine davon
ist der, daß positive und negative Gleichstromimpulse ge-
geben werden, der andere ist der, daß man dem Sende-
zähler schon bei der Leistung Null mit Hilfe eines Syn-
chronmotors eine Vorspanndrehzahl gibt, die den halben
Irstrumentausschlag am Empfänger erzeugt, und daß dann
diese Drehzahl durch die positive oder negative Last er-
höht oder bis auf Null vermindert wird.
Summierung.
Die bisher üblichen Verfahren der Summierung elek-
trischer Größen waren die Wandlersummierung, die Syn-
chronlauf der Generatoren voraussetzt, und die Verwen-
Die Einzelleistung eines jeden Generators und die Summenleistung
werden angezeigt, schließlich wird ein Summenzähler gespeist, der
Impulse entsprechend der Summenleistung weitergibt
Abb. 7. Summierungschaltung auf der Geberseite.
dung von Vielfachsystemen in den Anzeigeinstrumenten.
Der letztere Weg bedingt immer die Spezialentwicklung
von anomalen Meßgeräten, die mit hohen Kosten und viel
Einzelarbeit verbunden ist. Die meisten Fernmeßver-
fahren eignen sich besonders leicht dazu, Summierungen
vorzunehmen. Abb. 4 zeigt eine Summierungschaltung
nach dem Prinzip der induktiven Geber,wiesievon Trüb-
Täuber angewendet wird. Auch bei dem Verfahren mit
Batterie und geregelten Widerständen lassen sich in ein-
fachster Weise Summierungschaltungen anwenden, auch
mit Kreuzspulinstrumenten. Das gleiche gilt für die Sum-
mierungsmöglichkeit mit Potentiometerschaltungen. Ver-
hältnismäßig einfach gestaltet sich die Summierung bei den
Verfahren, bei denen die Meßgröße in eine Gleichspannung
umgewandelt wird. Man braucht dann nur die einzelnen
Generatoren unter gewissen Vorsichtsmaßregeln in Reihe
zu schalten, um mit der gesamten Spannungsumme die Ge-
samtleistung angezeigt oder registriert zu erhalten",
Eine ganz besondere Bedeutung hat die Summierung
bei der Fernzählung, insbesondere bei der Fern-Maximum-
Zählung. Die Sangamo Electfic Co. führt die Summierung
mehrerer Zähler in einfachster Weise dadurch aus, daß
sie zwischen den zu summierenden Zählern eine Doppel-
leitung zieht und die Spannung, die an den Empfänger
kommt, durch einen besonders schnell schaltenden Mecha-
nismus immer umpolen läßt (Abb.5). Die Zeitdauer einer
solchen Umschaltung ist etwa 0,02 s, der Impulsabstand
bei Höchstlast 10 s, die Wahrscheinlichkeit des Zusammen-
treffens zweier Impulse ist also nur 1: 500. Die anderen
Firmen haben andere Maßnahmen getroffen, um das Zu-
N Keinath, El. u. Maschinenb. Bd. 34, S. 282.
= Stern, ETZ 1928, S. 1326.
H Wie Fußnote 25.
sammenfallen von Impulsen, das die Gesamtrechnung
ändern würde, zu vermeiden. Die SSW verwendeten ebenso
wie die Gen. El. Co. ein sog. Pyramidenrelais (Abb.6a
und b) mit Differentialgetriebe”. Die Gen. El. Co. stellt
sclche Relais zur Summierung von bis zu acht Meßstellen
her. Bei einer großen amerikanischen Anlage werden 48
Ss
Vë
__I
/
x
S
Sich
SS?
Ha A SIT
Lë 8 Wa?
/ N
Ié A `
fei éi `SS
d VW?
€ l; wi
S
E
Die drei Sender speisen über drei Fernleitungen drei Empfangsrelais.
Angezeigt werden die Einzelleistungen 7, IJ, IIT und die Summenleistung
Abb. 8. Summierungschaltung auf der Empfangseite.
Entnahmestellen mit einem einzigen Empfangsinstrument
überwacht”. Auch Landis & Gyr haben nach einem an-
deren Verfahren eine solche Summationseinrichtung ge-
schaffen””, die gleichfalls berücksichtigt, daß beim gleich-
zeitigen Eintreffen von Impulsen eine Speicherung der
abcde
117
Zoe e
a ò
D i
CH
a 5 Generatoren, Summe an der Sendestelle angezeigt und durch
einen Sımm.erzähler weitergegeben
b 2 x3 Generatoren, je en Summierzähler.
beiden Kraftwerken
e 3Kraftwerke mit je einem Generator, Summieranzeige allein in Hr
d 8 Kraftwerke mit je einem Generator. Angezeigt werden:
im Kraftwerk 7 die Leistung von I. von II und I+II
KA ag II MI +: ” I ge II ee I + II
es ge III q be „ Tt und Ft UE
e 3 Kraftwerke mit zusammen 4 Generatoren. Angezeigt werden:
im Kraftwerk 7 die Leistung von I
D D II x ei „ HM und MH +N
III „ e „ HL 1+H undI+II+IlI
Anzeige der Summe in
+ za
Abb. 9. Impulsfrequenz-Fernmessung. Summierungschaltungen.
Ausschläge eintritt. Eine derartige Einrichtung ist in
Schweden für eine schr lange Leitung der Wasserfall.
direktion im Betrieb.
Besonders einfach gestaltet sich die Summierung bei
dem Impulsfrequenzverfahren®. Man hat hier zu unter-
3? Technische Mitteilung VZ 36, April 1929.
33 Stanley u. Nelson, wie Fußnote 15.
H New Developments in Electrical Measuring Devices. Bericht des
Meter-Committee der Nela. April 1929, 8. 13; ferner die Kataloge der Firma
Landis & Gyr, Zug (Schwelz).
% Smith, The Electric Journ. Bd. 21, S. 35°. — Schleicher,
wie Fußnote 22.
1514
scheiden zwischen einer Summierung an der Sendestelle
und einer solchen an der Empfangstelle. Zur Summierung
an der Sendestelle (Abb. 7) verwendet man die ent-
Zë
Ee Yr Yr
r
a Generatoren für BEWAG b (Generatoren für Reichsbahn
Von jedem Kraftwerk wird die Summe von a, b und c einzeln gebildet, angezeigt und nach der
Zentrale weitergegeben. Dort wird die Leistung aller Kraftwerke in den Gruppen a, ò, c einzeln
registriert, die Summe gebildet und in jedem Kraftwerk auf einem Anzeigeinstrument gemeldet.
Abb. 10. Fernmeßanlage der BEWAG, Berlin.
sprechende Anzahl von einzelnen Kontaktgebern, zeigt
den Gesamtstrom mit einem Anzeigeinstrument an, speist
mit diesem einen Gleichstrom-Amperestundenzähler, der
eine neue Serie von Impulsen auf einer einzigen Leitung
weitergibt. Für die Summierunz von mehreren entfernt
gelegenen Sendestellen wird für jede Leitung an der Emp-
fangstelle ein Empfangsrelais vorgesehen (Abb. 8) und
es wird dann der Summenstrom aus einer gemeinsamen
Batterie entnommen und angezeigt. Die Summierung
mehrerer Leistungen, überhaupt elektrischer Größen, läßt
sich auch mit dem Impulszeitverfahren ausführen. Das
Impulsfreauenzverfahren ist hinsichtlich der Summie-
rungsmöglichkeit besonders einfach und anpassungsfähig,
es gestattet auch in bequemster Weise eine Rückmeldung
der Summen an die einzelnen Sendeorte. Abb. 9 zeigt eine
Zusammenstellung einfacher Impulsfrequenz-Summen-
schaltungen. Eine große Anlage dieser Art ist gegen-
wärtig für die BEWAG bei der Siemens & Halske AG.
im Bau; Abb. 10 zeigt mit Genehmigung der BEWAG in
schematischer Weise die Verteilung der Sende- und Emp-
fangseinrichtungen. Eine ausführliche Veröffentlichung
a diese Anlage wird in nächster Zeit durch die BEWAG
erfolgen.
Vielfach-Fernmessung.
Wenn die Übertragungsmittel für die Fernmessung
teuer sind, so wird es nicht allein darauf ankommen, eine
Fernmessung gleichzeitig mit einem Ferngespräch auszu-
führen, sondern es wird auch verlangt, daß eine ganze
Anzahl von Meßgrößen in einem einzigen Kanal möglichst
mit der gleichen Frequenz übertragen werden. Bei Sie-
mens & Halske ist bereits eine derartige Vielfach-Fern-
messung nach dem Impulsfrequenzsystem entwickelt wor-
den, bei der fünf Meßgrößen nacheinander mit nach der
Start-Stop-Methode synchrcnisierten rotierenden Schaltern
auf dem gleichen Leitungskanal übertragen werden. Die
Zeit für die Einzelmessung beträgt etwa 8 s, die gleiche
Zeit wird für den Synchronisierimpuls gegeben, so daß die
einzelne Meßeröße jeweils alle 6 X 8 — 48 s übertragen
wird. Die AEG verwendet bei ihrem Impulszeitverfahren
die Mittelwertübertragung nach Art der Höchstlastanzeizer
und es kann auch nach diesem Verfahren die Vielfach-
Fernmessung durchgeführt werden. Auch die Gleichstrom-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42
17. Oktober 1929
verfahren sind zur Vielfachfernmessung geeignet, u. ZW.
sowohl unter Verwendung von Strom- und Spannungs-
messern als auch von Quotientenmessern.
Schlußwort.
Der vorliegende kurze Bericht
über das Gebiet der elektrischen Fern-
messung kann nur eine flüchtige Über-
sicht über die große Zahl der bis jetzt
entwickelten Fernmeßverfahren geben.
Das Gebiet ist sowohl hinsichtlich der
Entwicklungsmöglichkeiten als auch
hinsichtlich der Anwendungsmöglich-
keiten noch lange nicht abgeschlossen.
Es ist sehr schwer, ja geradezu unmög-
lich, ein Werturteil über die einzelnen
Verfahren abzugeben, und es hat den
Anschein, daß es nicht möglich ist, mit
einem einzigen Verfahren allen Be-
dürfnissen gleichwertig zuentsprechen.
Es hängt davon ab, ob die Entfernung
klein oder groß ist, welche Genauig-
keit verlangt wird und ob Vielfach-
messungen auf dem gleichen Kanal
verlangt werden. Der Bericht dürfte
aber gezeigt haben, daß mit den heute
verfügbaren Systemen schon schwie-
rige Aufgaben lösbar sind.
Elektrischer Geschwindigkeits-
messer für Flüssigkeiten.
Der Apparat! beruht auf der Wel-
lenänderung eines Schwingungskrei-
ses, sei es durch Änderung der Kapazi-
tät eines Kondensators, sei es durch
Änderung der Induktivität einer Spule.
In die Strömung wird eine Stauscheibe
gebracht, mit der die eine Belegung
eines Zylinderkondensators fest ver-
bunden ist. Durch die Bewegung der
Stauscheibe, der eine Spiralfeder ent-
entgegenwirkt (Abb. 1), wird die Kapazität des Zylinder-
kondensators geändert. Diese veränderliche Kapazität liest
c Fernstrom
zn
Le ee wl.
[En
| um
d ~ j E
| KEN k
se
cJ à
a D
SIE
N d
N
N N
Abb. 1. Elektrischer Strömungs-Geschwindigkeitsmesser.
in Reihe mit dem Kondensator eines kleinen Röhrensen-
ders. Durch Überlagerung mit einem zweiten Sender wer-
den die Frequenzänderungen hörbar gemacht. In bekannter
Weise kann man durch die Bewegung der Stauscheibe auch
eine Änderung der Selbstinduktion und damit der Frequenz
des ersten Kreises erreichen. Geeicht wird das Instrument
zweckmäßig in einer Wasserströmung, deren Geschwin-
digkeit man auf anderem Wege genau mißt. Die Eich-
kurve des Apparates ist eine gerade Linie, was ein Vor-
ne en dem Pitotrohr ist. Auch ist er sehr hand-
ich. Mch.
ı P. Dupin, Génie Civil Bd. 9, S. 2%.
ee
`~
17. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42
1516
Berechnung langer Wechselstromleitungen auf Spannungsabfall.
Von W. Bütow, Frankfurt a. M.
Übersicht. Es wird ein graphisches Verfahren be-
schrieben, um den Sannungrabial] auf langen Wechselstrom-
leitungen mit hinreichender Genauigkeit zu ermitteln. Das
neue Verfahren lehnt sich an bereits bekannte Methoden
eng an. Es hat den Vorteil, daß die Benutzung hyperbo-
lischer Funktionen vermieden wird, so daß der Rechnendo
«in anschauliches Bild erhält, das Fehler in der Rechnung
leicht erkennen läßt.
In den letzten Jahren hat die Anwendung der Elektri-
zität große Fortschritte gemacht. Die Zentralenleistungen
sind infolgedessen gewachsen und Ausgleichsleitungen zwi-
schen den Werken gebaut worden, um den Abnehmern
sicher Leistung liefern zu können und um die Wirtschaft-
lichkeit kleiner Werke zu heben. Diese Entwicklung ist
noeh nicht beendet. Eine wesentliche Entlastung unserer
Verkehrsmittel kann durch die Energieübertragung auf
elektrischen Leitungen an Stelle des teuren, zeit- und
arbeitraubenden Kohlentransportes erreicht werden, wobei
noch weitere Vorteile, wie Sauberkeit, geringere Verluste
und damit größere Wirtschaftlichkeit erreicht werden. Dazu
sind Leitungen erforderlich, wie sie bisher noch nicht ge-
baut wurden. Die Spannung wird erhöht, man rechnet be-
reits mit 380 000 V, und man wird vielleicht, sobald die Ent-
wicklung der Isoliertechnik dies zuläßt, auf noch höhere
Spannungen gehen. Dies wird durch die Übertragung gro-
ber Leistungen auf weite Strecken bedingt.
Die Berechnung derartiger Leitungen ist wesentlich
schwieriger als die solcher von den bisher üblichen Abmes-
sungen. Die Elektrizitäts - Actien - Gesellschaft vorm. W.
Lahmeyer & Co. in Frankfurt a. M. hat sich hiermit be-
reits seit mehreren Jahren
einzehend beschäftigt. Im
folgenden soll die vom Ver-
fasser angegebene und jetzt
im Berechnungsbüro die-
ser Firma allein ange-
wandte graphische Methode
zur Ermittlung des Strom-
und Spannungsverlaufes
langer Leitungen beschrie-
ben werden. Sie lehnt sich
an bekannte Verfahren enz
an. Ihr Vorteil besteht a
insbesondere darin, daß die
umständliche Benutzung
hyperbolischer Funktionen
vermieden wird, daß weiter
der durch die Ermittlung ä b
der Hilfsgrößen verur- Abb. 1.
sachte Zeitverlust vermie-
den wird und daß man ein
anschauliches Bild der gesamten Rechnung erhält, das
etwaige Fehler, soweit sie nicht in den Konstanten liegen,
sofort erkennen läßt.
Wir betrachten zunächst eine kurze, mit niedriger
Spannung betriebene Leitung zwischen dem Werk W und
dem Abnehmer A. Die Kapazität können wir dabei ver-
nachlässigen. Bei allen Berechnungen gehen wir stets vom
Abnehmer A aus. Wie Abb. ia zeigt, soll der letztere bei
einer Spannung Ua einen Strom Ja abnehmen, wobei der
Phasenwinkel gleich Qa ist. Wir berechnen nun den Wider-
stand R der Leitung und ihre induktive Reaktanz X, wobei
X=mL
ist, wenn mit m = 2 xv die Kreisfrequenz, v die Frequenz
und mit L der Selbstinduktionskoeffizient bezeichnet werden.
Abb. 1b zeigt die bekannte Lösung. Da der Strom
am Ende der Leitung der gleiche wie im Werk ist (die
Kapazität der Leitung sollte vernachlässigt werden), ist `
Ja u FRE
wenn mit dem Index w bezeichnet wird, daß die betreffende
(röße im Werk gemessen wird. Auf der Leitung verlieren
wir Spannung. Um Uw, die Spannung im Werk, zu er-
halten, müssen wir zu der Spannung Ua am Abnehmer den
Öhimschen Spannungsverlust Ja R und den induktiven Span-
nıungsabfall Ja X geometrisch addieren, d. h. Ja R muß in
ltichtung des Stromes, Ja X senkrecht dazu aufgetragen
werden. Die Addition von Ja It und Ja X ergibt die zwı-
——{n
X
schen den Enden einer Phase zu messende Spannungs-
Jifferenz.
Zweckmäßig führen wir entweder für Ua die Phasen-
spannung Up oder die Betriebspannung U ein. Im ersteren
Falle erhalten wir also
bei Einphasenstrom Us = 0,5 U,
bei Drehstrom Ua = U/Y3
und berechnen R und X jeweils für eine einzige Phase. Im
letzteren Falle dagegen haben wir diese Größen R und X
bei Einphasenstrom mit 2 bzw. bei Drehstrom mit V3 zu
multiplizieren. Wir erhalten dann auch für U» die ge-
suchte Betriebspannung im Werk, während wir im ersteren
Falle Uw mit 2 bzw. V3 multiplizieren müssen.
An An
Abb. 2.
Wenn die Leitung so lang ist oder mit so hoher Span-
nung betrieben wird, daß der Kapazitätsstrom einen Ein-
fluß hat, werden die Berechnungen schwieriger. Wir be-
zeichnen die Teilkapazitäten zwischen Leitung und Erde
mit K,,, die zwischen den Leitungen mit K, und erhalten
für eine Einphasenleitung das in Abb. 2a dargestellte
Schema, für eine Drehstromleitung das in Abb. 2b gezeich-
nete. Die Berechnung dieser Teilkapazitäten erfolgt nach
Petersen! Wir nehmen stets an, daß die Teilkapazi-
täten Kı, bzw. Kı untereinander gleich groß sind, da Ab-
weichungen heute wohl stets durch Verdrillen der Leitun-
gen beseitigt werden, zumal dadurch die Verhältnisse für
die Löschung des Erdschlußstromes günstiger werden. Für
unsere Leitungsberechnung müssen wir die Betriebskapazi-
tät Cd kennen. Wenn wir ein Einphasennetz haben) ist
Cd = Kı +2 Ki [uF/km],
.für ein n-Phasen-Netz
Co = Ku +n Ki [uF/km],
also z. B. für ein Drehstromnetz
Co = Ku +3 Kiz [uF km].
Der Ladestrom Je kann aus der Gleichung
de = Up m C» [A/km)
berechnet werden, worin Up die Phasenspannung in Volt ist.
| sn Le
Abb. 3.
Abb. 3 zeigt den Verlauf des Ladestromes vom Werk
längs der Leitung. Die unendlich vielen 'Tl'eilkapazitäten
sind im Bilde durch vier angedeutet. Der Stromverlauf
ist durch die ausgezogene Linie dargestellt. Ersetzt man
die angenommenen vier Kapazitäten durch unendlich viele,
so erhält man die strichpunktierte Linie für den Stromver-
lauf. Für die Berechnung kurzer Leitungen ersetzen wir
die unendlich vielen Teilkapazitäten durch eine einzige je
Phase von der Größe Cə, die wir uns in der Mitte der
Leitung eingeschaltet denken, wie Abb. 4 zeigt. Jetzt wird
1 W, Petersen, ETZ 1916. S. 51°.
1616
angenommen, daß ein Strom von der Größe Je über die
halbe Leitung oder ein Strom gleich Je/2 über die ganze
as als Ersatz für den Strom obenzenannter Stärke
ießt.
Abb. 5 zeigt den Gang der Rechnung für eine Leitung
mit Kapazität. In Abb. 5a ist die Belastung des Abneh-
mers dargestellt, die die gleiche sei, die der Rechnung in
Abb. 1 zugrunde gelegt wurde. Den Strom im Werk Jw
erhält man durch geometrische Addition von Je zu Ja. Für
die Berechnung des Spannungsabfalles benutzen wir die
geometrische Summe von Ja + 0,5Jc= Ji. Der Ohmsche
Spannungsabfall ist nun gleich JR un a in ns mit
ei um vor.
J und J, X gibt, wie
Jı, der induktive Spannungsabfal
Die geometrische Summe von Ua J, R
Abb. 1b, die Spannung im Werk Uw.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42
17. Oktober 1929
strom der Strecke AB gleich Ladestrom der Strecke A1
geometrisch zu addieren. Den hierdurch neu erhaltenen
Strom J, können wir jetzt auch dem Diagramm Abb. 7
entnehmen. Derselbe ist nämlich die geometrische Summe
des konstanten Wattstromes JWatt und des Blindstromes Jbl
im Punkte 1. Mit dem Wert Jgesı = J, errechnen wir, wie
Abb. 8a zeigt, Ub, die Spannung am Punkte B, indem wir
JıR, in Phase mit J, und J,X, senkrecht zu J, geo-
metrisch addieren.
Wie Abb. 8b zeigt, gehen wir bei der Berechnung der
Spannung Ue am Punkte C von Ub aus. Wir addieren zu
Jı die Differenz des Blindstromes Jbl, — Jbl, gleich ge-
samter Ladestrom der Teilstrecke 12 und erhalten den
Strom Js. Hierbei ist zu beachten, daß dieser Blindstrom,
da wir von Ub ausgehen, senkrecht zu U» aufzutragen ist.
Abb. 5.
Nach dem Vorgang von Petersen und Lommel?
zeichnen wir uns nun die Strom- und Spannungsverhält-
nisse längs der Leitung auf, wie Abb. 6 zeigt. Zu dem
Zwecke zerlegen wir die in Abb. 5a angegebene Belastung
in den Wattstrom JWatt und den induktiven Blindstrom
Jind. Den letzteren können wir mit dem Ladestrom Je,
den wir als kapazitiven Strom negativ auftragen, zum
Blindstrom Jbl zusammensetzen. Der tatsächlich an einer
Stelle der Leitung fließende Strom Jges wird durch die
Gleichung
J?ges = J?Watt + J™
bestimmt und ist ebenfalls in Abb. 6 eingetragen. Hierzu
bedient man sich zweckmäßig folgender einfacher Stech-
zirkelkonstruktion: Um die Größe des Stromes Jges an der
Stelle A zu bestimmen, trägt man die Strecke AB = Jbl
"von A bis C ab, errichtet in C auf AC die Senkrechte
und erhält den Punkt D als Schnittpunkt der Senkrechten
mit der JWatt-Linie, so daß CD = JWatt ist. Dann ist
AD = Jges. Die Strecke AD trägt man auf der Senk-
rechten auf AC im Punkte A ab und erhält in E den ge-
suchten Punkt der Jges-Kurve.
Aus der Jbl-Linie können wir den Verlauf des Lei-
stungsfaktors längs der Leitung sehr schön erkennen. Am
Abnehmer ist der Blindstrom induktiv, wird beim Punkte F
gleich Null, so daß Strom und Spannung in Phase liegen,
dann wird der Blindstrom negativ, von F bis zum Werk
haben wir also kapazitive Last.
Bisher sind alle Größen, da es sich nur um Ströme
handelt, im gleichen Maßstab aufgetragen. Für den cos,
der weiterhin eingetragen ist, können wir einen neuen Maß-
stab wählen, ebenso für den Verlauf der Spannung U längs
der Leitung. Die Bestimmung der letzteren Kurve erfolgt
folgendermaßen: Wir teilen die Leitung zwischen A und W
in eine Anzahl von Strecken, die wir entweder gleichgroß
oder mit Rücksicht auf Jges wählen. In Abb. 7 sind vier
gleichlange Strecken der Rechnung zugrunde gelegt. Es sei
AB=l, BC=L CD=L, DJ
Wenn die Entfernungen l in km angegeben sind, 30
rechnen wir den Widerstand der Leitung für 1km gleich r
und ihre induktive Reaktanz für 1 km gleich z aus und
erhalten
R, =rl, X= zl, Re =rl, usw.
Wir gehen, wie stets, von der Spannung am Abnehmer aus.
Abb. 8a zeigt wie Abb. 5a den Belastungszustand am
Abnehmer. Um die Spannung im Punkte B zu bestimmen,
haben wir zunächst nach Abb. 5b zu Ja den halben Lade-
2 Lommel, Cosg-Heft der Vereinig. d. Elektrizitätsw. S. 53.
Perlin 1921.
Abh. 6.
Abb. 7.
Mit J, errechnen wir jetzt in bekannter Weise U. da-
durch, daß wir zu U» den Ohmschen Spannungsunterschied
Jarl, 'und den induktiven Spannungsunterschied J; z l geo-
metrisch addieren. Dieses Verfahren wiederholt sich für
die weiteren Teilstrecken 2...4, und wir bekommen mit
Hilfe des Stromwertes J, die "gesuchte Spannung Uw am
Werk. Durch die geometrische Addition des halben Lade-
stromes der Teilstrecke DW zu J, erhalten wir alsdann
den Gesamtstrom Jw am Werk (Abb. 8c).
— ,—
Uaj TG SIE
4 "Nr
Ja vr
a b c
Abb. 8.
Das nach dem zuletzt Andewändien Verfahren erhaltene
Resultat kann mit dem nach Abb. 5 errechneten nicht über-
einstimmen. Die genauere Lösung ist die zuletzt angege-
bene, aber auch sie ist nur eine Näherungslösung. Wir
müßten die gleichen Resultate erhalten, wenn wir alle
Teile des Ladestromes senkrecht zu Ua auftragen würden.
Mit dem Schwenken des Spannungsvektors, das wir in
Abb. 8c deutlich erkennen können, schwenkt auch der
Ladestrom. Dies haben wir bei der letzten Lösung be-
reits berücksichtigt. Willkürlich haben wir den Ladestroni
senkrecht zu Ua bzw. der jeweils zuletzt berechneten Sgan-
nung aufgetragen. Der hierdurch entstehende Fehler ist
aber sehr klein und erreicht selbst bei Leitungslängen von
2000 ... 3000 km bei richtiger Unterteilung noch nicht die
Größenordnung von 3%, während die angenommene Be-
lastung kaum mit so großer Genauigkeit bestimmt werdeu
kann. Wir sind jedoch in der Lage, auch diesen gerinzen
Fehler ohne große Schwierigkeit noch weiter zu verklei-
nern, indem wir entweder noch feiner unterteilen oder nach
Abb. 9 die folgende Korrektur einführen:
Wir rechnen wie in Abb. 5b, gehen also von Ja Ua
und ge aus, addieren Je? zu Jar um J, zu erhalten, und
ei ——_. [rn
- =
a
17. Oktober 1929
berechnen Uw. Dann verbinden wir die Endpunkte der
Vektoren Ua und Uw und halbieren die Verbindunsslinie,
wodurch wir den Punkt B finden. Die Linie AB stellt
dann den Spannungsvektor dar, der den Zustand in der
Mitte der untersuchten Leitung angibt. Jetzt addieren wir
zu Ja nochmals 0,5 Je senkrecht zu AB und erhalten nun
JA Mit J, führen wir die Rechnung nochmals durch
und erhalten den berichtigten Wert Uw. In Abb. 9 sind
die Spannungsabfälle und Ladeströme übertrieben groß ein-
gezeichnet, um die Figur möglichst übersichtlich zu machen.
Trotzdem ist der Unterschied zwischen Uw und Uw’ ge-
rinz. Damit ist der Beweis erbracht, daß das Verfahren
nach Abb. 8c bei genügend feiner Unterteilung genaue
Werte ergibt.
Bei sehr genauen Untersuchungen
werden wir weiter berücksichtigen, daß
der spezifische Ladestrom von der Höhe
der Spannung abhängt und nicht kon-
stant bleibt, wie wir gewöhnlich anneh-
men, weil die Spannung längs der Lei-
tung annähernd gleich bleibt. Wir können
weiter den Äbleitungstrom, soweit Erfah-
rungswerte vorliegen, mit in Rechnung
setzen. Seine Entstehung soll Abb. 10 er-
klären. Die Leitung L ist an einem Iso-
lator befestigt, den wir durch eine Kapazi-
tät, die zwischen Leitung und Erde liegt,
ersetzen können und die in Abb. 10 mit C
bezeichnet ist. Wir berücksichtigen C bei
der Berechnung der Teilkapazität K,,, in-
dem wir einen entsprechenden Zuschlag
machen. Durch Verschmutzung, Feuch-
tiekeitsniederschläge usw. ist der Isola-
tionswiderstand W jedoch nicht unendlich
groß sondern hat einen endlichen Wert, der durch Versuche
bestimmt werden kann und etwa in der Größenordnung von
10° Q/km liegt.
Abb. 9
Abb. 10.
Abb. 11.
Der Ableitungsstrom ist also ein reiner Wattstrom
ebenso wie der durch den Koronaverlust verursachte Strom,
dem ebenfalls Erfahrungswerte zugrunde zu legen sind.
Bisher liegen solche nur bis 100 KV vor, besonders in der
ausgezeichneten Arbeit der Dresdner Hochschule? Die
amerikanischen Messungen sind wenig brauchbar, die
PPeeksche Formel gibt nur sehr rohe Näherungswerte, die
bisher in Deutschland ausgeführten Versuche sind leider
noch nicht veröffentlicht. Es wäre schr zu wünschen, wenn
in koaxialer Anordnung oder an einer nicht zu kleinen
Leitung, die die in der Praxis üblichen Abmessungen haben
müßte, bei verschiedenen Witterunzsverhältnissen exakte
Messungen bis zu 1000 kV ausgeführt würden.
Ableitungs- und Koronastrom stellen wir uns am
besten in Form einer Kurve dar, durch die der gesamte
Verluststrom als Funktion der Spannung dargestellt ist.
Auf die Berücksichtigung der Ableitunes- und Koronaver-
luste soll jedoch nicht näher eingegangen werden, zumal
die ersteren wohl stets, die letzteren häufig vernachlässigt
werden dürfen.
Beispiel.
Wir wollen zunächst eine leerlaufende Drehstromlei-
tung für 220kV verkettete Spannung bis zu 3000 km Länge
untersuchen. Wie bei allen Leitungsberechnunzen müssen
wir die Daten der zu untersuchenden Leitung zunächst be-
stimmen, also
den Widerstand r einer Phase für 1 km,
die induktive Reaktanz x einer Phase für 1 km
und die Betriebskapazität C, einer Phase für 1 km.
3 Jaensch u. Weidig, ETZ 1913, S. 637.
U
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
100 + 200
1617
Wir wollen im folgenden mit der Phasenspannung rechnen
und können dann diese eben angegebenen Werte ohne weite-
res benutzen. Wie oben bereits erwähnt, kann man auch mit
der verketteten Spannung rechnen. Dann ist ry 3 statt r
und z V 3 statt x bei Drehstromleitunzen einzuführen. Wir
gehen also von der Spannung Ua = [kV] = 127 kV an
dem 3000 km vom Werk entfernten Abnehmer aus und zer-
legen die Strecke in Teile von je 250km; wir wählen die
in Abb. 11 angegebene Form, die bereits in Abb. 8 zur An-
wendung kam. Da die Strecken alle gleich groß sind,
setzen wir
R=250r, X=2502, Ch 20 e
und erhalten den Ladestrom
Je == Upm Co (vgl. S. 1515).
Wir wählen die gleichen Bezeichnungen wie in Abb. 7.
Auf der Strecke AB fließt, wie wir in Abb. 3 gesehen
haben, ein mittlerer Ladestrom gleich 0,5 Je = 0,5 Ua m Ch
= J; (Abb. 11), der senkrecht zu Ua als rein kapazitiver
Strom aufzutragen ist. Er ruft auf der Strecke AB einen
Ohmschen Spannungsabfall J, R, einen induktiven J, X her-
vor und man erhält U» durch die uns bereits aus Abb. 1
bekannte Addition.
Um den Strom J, zu erhalten, müssen wir zu J, senk-
recht zu Us den Ladestrom von 250km, also Us m Ch
addieren. Dieser Strom ist nach Abb. 3 als äquivalenter
Strom der Strecke BC (s. Abb. 7) aufzufassen. Wir bilden
wieder J R und J} X und addieren diese Spannungen zu
Ub, so daß wir Ue erhalten. Dieses Verfahren wieder-
holen wir, bis wir Uw gefunden haben, addieren also zu
da den Ladestrom Ue m Co senkrecht zu Ue und erhalten
damit J,. Addieren wir J, R und J, X zu Ue,
so erhalten wir Uag,ermitteln J,, daraus Ue
usw. Das Resultat der ganzen Berechnung
| zeigt Abb. 12. Alle Endpunkte der U- und
J-Vektoren liegen auf je einer Kurve, die
oT gleichzeitig eine gute Rechnungskontrolle
gibt. Eine Unterbrechung des gleichmäßigen
Verlaufes der Kurven ist nur möglich, wenn
eine Belastung auf der Strecke dazu kommt.
Darauf werden wir später noch eingehen.
Ge GE 2 A
a an J
Ee an" f
SE ug d 8
Abh. 12.
Die Ergebnisse des Polardiagramms (Abb. 12) sind in
Abb. 13 dargestellt. Die Kilometerzahlen sind vom Ab-
nehmer aus aufgetragen. Man wird mit 220 kV kaum auf
3000 km Leistung übertragen, trotzdem ist das Diagramım
überaus interessant. Es zeigt, daß der anfangs rein kapa-
zitive Ladestrom eine
immer größer werdende
Ohmsche Komponente
erhält. Dies ist darin
J begründet, daß der auf
der Leitung fließende
Ladestrom Ohmsche Wi-
derstände überwinden
muß. Hierzu ist Lei-
stung erforderlich. Bei
einer bestimmten Lei-
tungslänge wird der
Ladestrom ein reiner
Wattstrom und erreicht
sein Maximum. Bei 50 Hz
o beträgt die Entfernung
ZE IA
150% 300
50 7700
f ON SE skm etwa 1500 km. Sie wird
Abb. 13. eine Viertelwellenlängze
genannt und ändert sich
mit. den Daten der Lei-
tung und der Periodenzahl. Je größer der Ladestrom wird,
um so kleiner wird die Spannung. Bei einer Leitungs-
länge, die größer als die Viertelwellenlänge ist, bekomnit
1518
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
17. Oktober 1929
man einen induktiven Ladestrom, der bei halber Wellen-
länge und widerstandsloser Leitung sein Minimum errei-
chen würde und rein induktiv wäre.
Bisher hatten wir die leerlaufende Leitung betrachtet.
Entnimmt der Abnehmer Leistung, so gehen wir wiederum
von der Spannung Ua aus, aber nicht mehr vom Strom
Ja=0 sondern von dem Strome am Verbraucher, dessen
Größe und Lage zur Spannung bekannt ist. In Abb. 14a
ist die Belastung am Abnehmer aufgezeichnet, Abb. 14 b
TT
Ua
E:
E
Le
zeigt die Rechnung. Wir addieren zu Ja den Ladestrom
für die halbe Teilstrecke AB = 0,5 Je = 0,5 Ua m Co und
erhalten Jı. Durch Addition von J, R und J, X zu Ua
erhalten wir in bekannter Weise Us. Zu J, addieren wir
de = Ub m Co senkrecht zu Us und erhalten so Ja. Die
Rechnung ist dann so lange zu wiederholen, bis die in
Frage kommende Entfernung erreicht ist. In Abb. 15 ist
das vollständige Polardiagramm für eine Leitungslänge von
600 km und eine Belastung von 100 A bei cos ọ = 0,8 (bei
220 kV Betriebspannung) wiedergegeben. Abb. 16 zeigt
den dazugehörigen Verlauf von Strom und Spannung längs
der Leitung.
Phasenspannung U
mouktv
—>
kapazitiv
20 300 600 AM
Abb. 16.
490 5300
Die Daten dieser Leitung sind folgende:
Ohmscher Widerstand r = 0,045 Q/km
Reaktanz . .... 22.20. x = 0,399 Q;km
Impedanz . . 2... 2 2.2.. Z = 0,4015 Q;km
Betriebsinduktivität . .... L = 1271 H;km
Betriebskapazität. . ..... Cb = 0,0095. 10-6 F/km
Ableitung `... g= 0,1. 10- ë 1/Q/km
Beanspruchung. . . ..... = 10,35 kV cm
Suszeptanz m Cb. . ..... k = 2,975.10-6 1 Q km.
Die Verluste durch Ableitung und Koronaerscheinun-
gen sind in Abb. 15 und 16 vernachlässigt. Es sind also
nur Belastungs- und Ladestrom berücksichtigt. Aus dem
fernte Werk eine Spannung
Polardiaeramm Abb. 15 erhält man für das 600 km en
N Uw = 117,8 kV/Phase, einen
zn. Strom /w = 175,5 A und einen Leistungsfaktor
Qw =r S
Die großen Schwankungen der Spannung längs selır
langer Leitungen, die Abb. 13 zeigt, sind auf die Wirkung
der Kapazität zu-
rückzuführen. Die
letztere läßt sich
nach Abb. 17 durch
entsprechend bemes-
sene Drosselspulen
beseitigen. Da die
Kapazität längs der
Leitung verteilt ist,
müssen bei ausge-
dehnten Netzen eine
ganze Reihe von
Drosselspulen ange-
bracht werden. Abb.
18 und 19 zeigen die
mit 100 A Belastung
arbeitende 600 km
lange 220 kV-Dreh-
stromleitung, die mit
drei Spulensätzen
entsprechend Abb. 20
ausgerüstet ist. Die
Anwendung derKom-
pensationsspulen be-
wirkt also, daß man
mit beliebig langen
Leitungen so arbeiten
kann wie mit gewöhn-
lichen von geringer
Ausdehnung, weiter
ist die Benutzung
normaler Generato-
ren ermöglicht und
die Leerlaufverluste
der Leitung werden
trotz des Ohmschen
Verlustes in den
Drosseln wesentlich
kleiner.
Abb. 18.
Berechnung mit hyperbolischen
Funktionen.
Wir haben nun gesehen, wie man mit der beschriebenen
graphischen Methode Leitungen sowohl im Leerlauf als
auch mit beliebigen Belastungen — auch Zwischenbe-
s Zu
à
700
7 = A
s0
saohrn
17. Oktober 1929
lastungen — rasch und mit genügender Genauigkeit unter-
suchen kann. Zum Vergleich soll im folgenden die gleiche
Leitung mit der in Abb. 14a angegebenen Belastung unter
7 750 300 #50
Abb. 20.
Anwendung hyperbolischer Funktionen berechnet Wer-
den®. Hiernach errechnen sich:
die Tkeerlaufspannung am Anfang der Leitung
De Ze v2Cojdalf2cosdbi
(Werk)
der T,eerlaufstrom am Anfang der Leitung
In = GP HI v3ëetet— Loos 20T,
der Spannungsabfall
TELA VŽ Väßof2at- Zone fb.
der Kurzschlußstrom
J a= VICHB2alFZeosEDT.
Es bedeuten:
a = V05 (Ver: + x3) W+ + gr ke] = = 0,0806 . 10- 3
b = V05 vr Lan (g? Fk?) — (g r — k x) = 1,09. 10-3
a= EV FeS FET F r kel = 1,098.10-
4 Kittler, Wechselstromtechnik Bd. 2, S. 263.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
1619
p = os [V FI ERS g rF k m] = 0,0548. 10-3
y= V+ ke = 2,978 .10—6
z=-YVr: ta? = 0,4015.10 6,
Setzt man schließlich noch ł= 600 km, Up= a
= 127 000 V und J» = 100 A (Belastung am Abnehmer)
im übrigen gelten die bereits oben angeführten Leitungs-
daten —-, so erhält man
Um = 100,9 kV
u p = 22,405 kV
Jw, = 211,2 A
Jib = 795 A
9, = 870%
Py = 819.
Diese Werte sind in
Abb.21 geometrisch addicrt
und man erhält daraus die
Belastungsverhältnisse im
Werk. Aus dem Diagramm
- entnommen sind
Uw = 117,8 kV;Phase
Sö = 180 A
Abb. 21. Pw = 57° 30.
Der Wert der Spannung stimmt mit dem zuerst auf gra-
phischem Wege ermittelten gut überein. Die Differenzen
im Strom und Phasenwinkel sind darauf zurückzuführen,
daß wir bei der graphischen Methode den Ableiterstroıin
vernachlässigt haben, d. h. wir haben dort den Winkel ge
mit 90 ° angenommen.
Aus der Großen Deutschen Funkausstellung 1929.
Von W. Burstyn, Berlin.
In diesem Jahre sind zu der alten Funkhalle neue An-
bauten hinzugekommen, so daß die Ausstellung in drei
aneinanderstoßenden Hallen untergebracht werden konnte.
Sie bot daher gegenüber dem Vorjahre! ein geschlosse-
neres Bild und konnte mit weniger Anstrengung besich-
Abb. 1. Schirmgitterröhre
RENS 1204.
(ot werden. Die Menge der dargebotenen Dinge war
aber so ungeheuer, daß man mit einem einmaligen Be-
suche nur einen kleinen Bruchteil und niemand auch nur
anzenähert alles sich eingehend ansehen konnte. Wer
letztere Absicht hatte, fand seine Arbeit nicht durch ge-
schickte Anordnung der Schauobjekte erleichtert. Daß die
Über die Ausstellung des Jahres 1928 wurde in der ETZ 198,
N, an berichte
Abb. 2 u. 8.
Stände in den Hallen nicht nach vollständigen Geräten
und Einzelteilen verschiedener Art gruppiert waren, mag
sich nicht ändern lassen. Die Aussteller selbst hätten
aber mehr für Übersichtlichkeit sorgen können. Ist es
nicht ein lächerlicher Widerspruch, daß einerseits viele
Quadrat- und Kubikmeter aufgewandt werden, nur um
eine oder ein paar statistische Zahlen vor Augen zu
führen, anderseits neben komplizierten Geräten nichts als
eine kurze Überschrift steht? Wenn die Innenteile eines
Empfängers in einem drehbaren Glas-
kasten gezeigt werden, ist das sehr
schön, aber seine Schaltung wird da-
Vierröhrenempfänger „Telefunken 40“.
durch nicht erkennbar. Die besonderen Vorzüge der cin-
zelnen Geräte sollten daneben in lapidaren, wollüberlegten
Sätzen groß geschrieben zu lesen sein, statt daß man im
Gedränge an oft mangelhaft informierte Vertreter Fragen
stellen oder die Prospekte studieren muß. Auch diese
lassen viel zu wünschen übrig. Nicht nur daß viele noch
in den wildesten Formaten gehalten sind, die in keinen
Ordner passen, sind sie auch oft nicht sachlich genug.
Ein krasses Beispiel: Auf dem Preisblatt einer Firma
1520
steht „Der kleinste Luftkondensator”, aber keine zahlen-
mäßige Angabe seiner Abmessungen! ‘Übrigens sucht man
eine solche, so wichtig sie für den Käufer doch ist, auch
vergebens in den Prospekten von Firmen wie Nora,
Dr. Seibt und Telefunken.
Abb. 4 Dreiröhrenempfänger „De Te We 34“.
An technischer Entwicklungsarbeit ist sehr Erfreu-
liches geleistet worden, wenn es auch an grundlegenden
Neuerungen oder auch nur an Keimen solcher gänzlich
fehlte. Alles strebt nach bester Leistung und gediegener
Ausführung auf einer ruhigen Mittellinie.
Abb. 5. Dreiröhrenempfänger
„Tefagon 34L“ mit eingebautem
Lautsprecher.
Empfangsgeräte. Auf diesem Gebiete hat der Netz-
anschluß weitere Fortschritte gemacht. Was ihn
förderte, war vor allem das allgemeine Verlangen, dem
Abb. 6. Kurzwellenempfänger „Kuhet“ der De Te We.
Lautsprecher eine Leistung zuführen zu können, die
eine Anodenbatterie allzu schnell erschöpfen würde.
Manche Firmen stellen batteriegespeiste Geräte überhaupt.
nicht mehr her. Bei Wechselstrom — und zu neun Zehnteln
war nur für diesen gesorgt — erfolgte die Heizung vom
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
Abb. 7. Kraftverstärker von Dr. Georg\Seibt.
17. Oktober 1929
Netz bei den ersten Röhren indirekt, bei den Ausgangs-
röhren direkt. Der Trockengleichrichter hat sich für
diesen Zweck offenbar nicht bewährt. Die Anodenspan-
nung wird durch Glühkathodenröhren mit Einweg-, bei
größeren Geräten Zweiweggleichrichtung gewonnen. Von
den Schirmgitterröhren — ihre Erfindung ist schon alt —
wird erst jetzt ausgiebig Gebrauch gemacht, insbesondere
für die Hochfrequenzstufen. Die neuesten Ausführungs-
formen (Abb. 1*?) sind zur besseren kapazitiven Abschir-
Abb. 8. Kraftverstärker von A. Schwer Söhne, offen.
mung mit einer Metallbespritzung versehen und ergeben
cine etwa 50fache Verstärkung. Der netzgespeiste Vier-
röhrenempfänger mit Schirmgitterröhre im Eingang, Rück-
kopplung und zweifacher Niederfrequenzverstärkunz
scheint das Standardgerät der nächsten Zukunft zu sein.
Mit Recht, da er schon an einer kleinen Antenne alle
Abb. 9. Großes vierpoliges Antrieb-
system der Ideal Werke AG.
Sender heranholt, die nicht ohnedies durch Störungen über-
täubt werden. Fast jede Firma hatte ein solches Gerät
herausgebracht. Die einzelnen Modelle unterschieden sich
aber doch nicht nur in der äußeren Gestaltung sondern
auch im inneren Aufbau merklich voneinander. Den Ein-
druck, am besten durchgebildet zu sein, machte der Tele-
funken 40* (Abb. 2 u. 3). von dem angeblich 50 000
Stick aufgelegt sind. Das Gehäuse stellt das größte bis-
her erzeugte Isolierpreßstück dar. Ein Differentialkon-
densator, der zugleich als Lautstärkeregler dient, koppelt
die Antenne mit dem Eingang. Die beiden Abstimmkreise
(open vor und hinter der Schirmgitterröhre; ihre Kon-
densatoren besitzen zwecks genauerer Eichbarkeit einen
ungewöhnlich großen Luftabstand (1,75 mm) der Platten
und sind miteinander gekuppelt. Die "Trommelskala weist
vier durch Farben entsprechend den vier Farben des
Wellenumschalters gekennzeichnete, nach Frequenzen ge-
eichte Teilungen auf. Bei den gleichartigen Geräten an-
derer Firmen ist der Bereich der Rundfunkwellen in zwei.
nur bei dem Gerät von Koch & Sterzel AG. in drei
Stufen unterteilt. Öfters haben die beiden Kondensatoren
Si In der Abbildung bedeutet a die Hülle, b einen von ihr ver-
deckten Blechlappen.
Eine etwas ausführlichere Beschreibung erscheint demnächst
in a ETZ.
17. Oktober 1928
retrennte Skalen, was die Herstellung verbilligt, die Be-
dienung ein wenig unbequemer macht. Etliche (Ideal,
Lumophon, Schaub u.a.) haben einen Sperrkreis
eingebaut, um die sonst etwas knappe Selektivität wenig-
stens bezüglich des Ortssenders zu verbessern. Die End-
röhre ist bei den meisten Geräten so stark, daß selbst ein
elektrodynamischer Lautsprecher betrieben werden kann.
en für eine Schallabnehmerdose ist überall vor-
gesehen.
Abb. 10. Elektrodynamischer Lautsprecher der Ideal Werke AG.
In ebenso großer Zahl waren Dreiröhrengeräte mit
Netzanschluß vorhanden. Sie sind auch schon als Fern-
empfänger anzusprechen und besitzen manchmal (Dr. Georg
Seibt, Signalbau-Aktiengesellschaft Dr. E. F. Huth)
eine Hochfrequenz- und dafür nur eine einzige Nieder-
frequenzstufe. Auch hier kommt der Einbau eines Sperr-
kreises vor, z.B. beim Gerät der DeTeWe (Abb. 4);
bei ihm lassen sich die beiden Niederfrequenzstufen statt
in Kaskade auch in Gegentakt schalten, um die Ausgangs-
leistung bei Ortsempfang zu vergrößern. — Zwei- und
Dreiröhrengeräte werden vielfach mit einem Lautsprecher
zusammengebaut (Abb. 5). |
An den Empfängern mit fünf und mehr Röhren, die
besonders für Rahmenempfang bestimmt sind, ließ sich be-
merken, daß die Überlagerungschaltung gegenüber der
Neutrodynschaltung an Boden verloren hat. Ein Fünf-
röhrenempfänger mit zwei Schirmgitterstufen und drei
Abstimmkreisen ist
der Geador der
AEG, dessen Rah-
menantenne für die
beiden Wellenberei-
che zwei in zuein-
ander senkrechten
Ebenen stehende
Wicklungen auf-
weist. Das Sechs-
röhrengerät von
Neufeldt &
K uhnke hat vor
der Schirmgitter-
röhre ein aperiodi-
sches Eingangsrohr,
hinter ihr noch eine
Hochfrequenzröhre
und zwei Nieder-
frequenzstufen. Der
schon im Vorjahre
erwähnte Fernemp-
fänger von Loewe
mit sechs Hochfre-
quenzstufen (drei Doppelröhren) wird neuerdings mit
Netzanschluß und einem durch eine Metallhülle statisch
abgeschirmten Rahmen geliefert. Seine Röhren sind be-
deutend verbessert worden.
Von den Empfängern für kurze Wellen sei ein
Sechsröhren-Superhet der DeTeWe (Abb.6) mit Bat-
teriebetrieb für Wellen von 10...100 m genannt, der eine
revolverartige Spulentrommel (auf der linken Seite vor-
ragend) für 6 Bereiche enthält.
Abb. 11. Elektrodynamischer Laut-
sprecher von P. Graßmann.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42
1521
Kofferempfänger sind von fünf oder sechs
Firmen ausgestellt worden. Ihr wunder Punkt ist der
Akkumulator.
Kraftverstärker. Teils zum Anschluß an Rundfunk-
empfänger bestimmt, teils selbst mit einem solchen versehen
sind die Kraftverstärker, die mehrere Watt Schallstrom
zum Betrieb eines oder mehrerer großer Lautsprecher für
Gaststätten, Kinos, Kirchen usw. erzeugen. Ihre Endstufe
ist durchweg im Gegentakt geschaltet. Das große Gerät
(Abb.7) von Dr.Seibt, ein Beispiel von vielen, enthält
eine Rectron-Gleichrichterröhre und zwei Paar Verstärker-
röhren; es liefert außerdem Heiz- und Anodenspannung
für einen vorzuschaltenden Rundfunkempfänger und die
Erregung für einen dynamischen Lautsprecher; Laut-
stärkeregler und Ausgangstransformator mit besonderen
Anschlüssen für dynamische und elektromagnetische Laut-
sprecher sind vorgesehen; das Meßinstrument zeigt den
Gleichstrom des Ausgangs an. Die Anodenverlustleistung,
wie der offizielle aber wenig schöne Ausdruck lautet, be-
trägt 45 W, was etwa 6 W
Tonstromleistung bedeutet.
Es können ein bis zwei elek-
trodynamische Lautsprecher
angeschlossen werden. —
Ähnlich sind die Kraftver-
stärker von A. Schwer
Söhne (Abb. 8).
Abb. 13. Elektrisches Grammo-
phon des Sachsenwerks.
Abb. 12. Doppelter Bühnenlaut-
sprecher von Graß & Worff.
Lautsprecher. Unterdenelektromagnetischen
Lautsprechern verwirklicht das Antriebsystem der AEG
einen neuen Gedanken: Das quadratische Gesetz der
magnetischen Anziehung bewirkt Verzerrung; um die
Charakteristik linear zu machen, wird der Drehpunkt des
Ankers so verlegt und letzterer so gestaltet, daß sich der
wirksame Hebelarm bei Annäherung an die Pole im ent-
gegengesetzten Sinne ändert. Die vierpoligen Systeme
(magnetisch-neutraler Anker) weisen keine Neuerungen
auf, nur werden sie zum Teil kräftiger als bisher gebaut
(Abb. 9). Für größere Leistungen steht der elektro-
dynamische Lautsprecher obenan. Seinem Bau
haben sich überraschend viele Firmen zugewandt. Die
Hauptaufgabe dabei ist die zuverlässige Lagerung der be-
weglichen Spule im engen Ringspalt des Feldmagneten.
Meist dient eine in federnde Bänder aufgeschnittene Platte
dafür. Radiophon benutzt ein in Schlitze des Innen-
poles gestecktes Kreuz aus Weichgummi. Sehr hübsch,
weil bequem einstellbar, ist die Anordnung von Mende
mit zwei gekreuzten Saiten, an die die Spulenwände ge-
kittet sind. Eine eigenartige Lösung (Abb. 10) hat Dr.
Asch für die Ideal Werke AG. gefunden: Die Spule
hat nur eine einzige Windung aus Aluminiumband (in
der Abb. 10 durch den Ausschnitt des Konus sichtbar) und
wird von den Stromzuführungen federnd getragen; der
Transformator muß natürlich dicht angebaut sein. — All-
gemein zieht man es aus Herstellungsgründen vor, die bc-
wegliche Spule nicht hochohmig zu wickeln sondern einen
Ausgangstransformator anzuwenden. Für die rd. 10 W
erfordernde Felderregung ist bei manchen Empfängern
eine Steekbuchse vorgesehen, die vom Anodenstrom-Gleich-
richter abgezweigt ist. Mindestens ebenso oft wählt man
aber die Feldwicklung niedervoltig und speist sie von
einem Trockengleichrichter. Abb. 11 zeigt ein Modell von
PeterGraßmann, bei dem der Netztransformator im
Fuß des Magneten, an seinen Seiten der Trockengleichrich-
ter und ein Trockenkondensator untergebracht sind. Letz-
terer, hergestellt von G. Wandel, besitzt 1500 uh und
unterdrückt den restlichen Wechselstromton. Ähnliche
1522
Ausführungen brachten Saba sowie Neufeldt &
Kuhnke. Der Hauptvorteil des elektrodynamischen Laut-
sprechers besteht darin, daß seine Konusmembran infolge
ihres geringen Gewichts schnelle, infolge ihrer niedrigen
Eigenfrequenz (sie wird am Rande von einem weichen Le-
derring gehalten) aber auch langsame Schallschwingungen
richtig wiederzugeben vermag. Um diesen Vorzug zur
Geltung zu bringen, muß dafür gesorgt werden, daß auch
die tiefen Frequenzen als Schall ausgestrahlt werden. Das
geschieht in der vom Verfasser 1915 angegebenen Weise’
dadurch, daß die Membran in die Mitte eines etwa 1 m?
Abb. 14. Musikschrank „Noracord“.
großen hölzernen „Schallschirmes” gesetzt wird. Einen
Bühnenlautsprecher mit einem derartigen Doppelaggregat
der Firma Graß& W orff zeigt Abb. 12.
Schallplatten. Seit es sich erwiesen hat, daß die Schall-
platte am besten auf dem Wege über elektrische Dose, Ver-
stärker und Lautsprecher wiedergegeben werden kann und
für größere Leistungen nur auf diesem Wege, hat sie sich
mit dem Rundfunk innig verbunden. Eine Folge davon war,
daß man in der Ausstellung nicht mehr von allen Ecken
dieselbe Rundfunkmusik hörte, sondern daß die Laut-
sprecher ausschließlich mit Platten vorgeführt wurden.
Von den Schallabnehmerdosen gab es Dutzende
Modelle; die Merkur A.G. brachte sogar eine kom-
binierte akustisch-elektrische Dose mit zwei Nadelklem-
men. Um die Platte zu schonen, werden die Trägerarme
für die Abnehmerdosen gern durch Gegengewicht oder
Feder (z.B. M. Braun) entlastet. Ein Schallplatten-
gerät mit meclianischem Werk in Verbindung mit einem
Dreiröhrenempfänger und Lautsprecher, nicht größer als
ein gewöhnliches Grammophon, haben die C. Lorenz
A.G.unddasSachsenwerk (Abb. 13) herausgebracht.
Erwünschter, aber wesentlich teurer ist natürlich der An-
trieb durch einen Elektromotor. Einfacher als alle anderen
ist der der C. Lorenz A.G., ein vielpoliger Synchron-
motor, der mit 78 U/min läuft und auf dessen Achse der
Plattenteller sitzt. Daß man ihn mit der Hand anwerfen
muß, bedeutet keinen Nachteil, wohl aber daß die Ge-
schwindigkeit selbstv erständlich nicht verändert werden
ann
Schallschränke oder -truhen mit elektrischem An-
trieb für die Platte und Kraftverstärker, gewöhnlich
auch für Funkempfang eingerichtet, waren zahlreich ver-
treten. Raumsparend ist durch seine turmartige Form der
„Noracord“ (Abb. 14) derNora-RadioG.m.b.H. Einen
hochwertigen Fernempfänzer enthält der Langze-Im-
perator. Beide sind mit einem elektrodynamischen Laut-
sprecher ausgerüstet. Im großen Apparat von Graß &
Worff (Abb. 15) befinden sich zwei Plattenteller zum
Zwecke ununterbrochenen Spielens.
Einzelteile. Hier sah man wenig Neues.
wäre der Lautstärkeregler von J.
* DRP. 289 355.
Zu erwähnen
Veldman für
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
17. Oktober 1929
Schallabnehmerdosen, der durch Verbindung eines Po-
tentiometers mit einem regelbaren Vorschaltwiderstand
eine über das ganze Regelbereich konstante Dämpfung
schafft. Die Ultra
G. m. b. H. stellt jetzt
auch Zwergröhren
von nur 15mm Dmr.
her, die namentlich
für den Bau kleiner
Kofferempfänger er-
wünscht sind. Der
„Kombinator“ von
Dralowid (Steatit-
d Magnesia AG.). ein
Preßstück mit einer
Röhrenfassung, Kon-
densatoren und Stab-
widerständen, bildet
ein Einbauelement
für Widerstands-
kopplung. Für viele
Zwecke brauchbar
ist ein Hochohmpo-
tentiometer mit ring-
förmigem Wider-
stande von Panadi.
Äußerst kleine una billige Papierkondensatoren, dennoch
auf 1000 V geprüft, liefern die NürnbergerSchrau-
benfabrik u. Fassondreherei und Röderstein.
Mehr ins Gebiet der allgemeinen Elektrotechnik ge-
hört einSpannungsreglervonDr. Dietz & Rit-
ter G.m.b.H., der selbsttätig durch stufenweise Änderung
der Übersetzung eines Transformators Spannungsschwan-
kungen im Wechselstromnetz ausgleicht. Eigentlich wäre
es Sache der Elektrizitätswerke, sie zu vermeiden. Sie sind
die Hauptursache gewisser Klagen über Netzanschluß-
geräte. Die Firma Autom G.m.b.H. hat Maschinen für
die Herstellung von Trockenelementen ausgestellt. Di»
neueste derselben (Abb. 16), deren Arme im Kreise wan-
Waan
Ahb. 15.. Großer Musikschrank von
Graß & Worf.
PINA
se
nn
e
Abb. 16. „Autom“-Maschine zur Herstellung von Trockenelementen.
dern, zentriert die eingelegten Puppen in den Zinkbechern,
füllt sie elektrolytisch, verkocht und kühlt; Tagesleistung
80 000 Stück. — Von vielen Geräten waren die Gehäuse
(Holz oder Blech) nach dem Verfahren der Masa G.m.
b. H. behandelt, einer Art Offsetdruck, welcher edles Holz
recht gut vortäuscht.
Einen Hauptanziehungspunkt der Ausstellung bildeten
die im Betrieb vorgeführten Fernseher von Baird,
Mihaly und Telefunken sowie der Reichspost. Noch
ist das drahtlose Fernsehen nicht ideal gelöst, ein unzu-
längliches Wunder. Aber das Empfangsgerät ist so ein-
fach, daß sich gewiß schon jetzt ein großer Abnehmerkreis
finden wird.
Nicht weit davon stand eine Plastik: Eine bläu-
liche Glasplatte, darauf cine kupfrige Kugel von etwa 1 m
Dmr., die mit einigen windschiefen Gittertürmen und
kleinen Prismatoiden besetzt war. Um die Türme hingen
verbogene Sofafedern. Das Ganze soll den Weltrundfunk
symbolisieren. Wenn die Kunst sich die Technik zum Vor-
wurf nimmt, darf die Technik der Kunst einen Vorwurf
machen. Das sei hiemit zeschelen.
"em
17. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42
1523
Die Vereinheitlichung von hydrokalorischen Verbundbetrieben.
Von Dr.-Ing. Michael Seidner, Budapest.
Übersicht. Es werden die Bedingungen aufgestellt, wie
Lauf-, Tages- und Jalıresspeicherwerke mit kalorischen Wer-
` ken zu einheitlichen Verbundbetrieben vereinigt werden
sollten, um die höchste Wirtschaftlichkeit und die niedrig-
sten Erzeugungskosten zu erreichen.
Die Verfolgung der höchsten Wirtschaftlichkeit und
der niedrigsten Erzeugungskosten hat bei der kalorischen
Energieerzeugung zu einer Einheitlichkeit geführt, die
einerseits in dem technischen Aufbau von Wärmekraft-
werken, anderseits in der systematischen Entwicklung
der kalorischen Energiesrroßwirtschaft zum Ausdruck
kommt. In der hydraulischen Energieerzeugung ist eine
einheitliche Auffassung und Ausführung weniger erkenn-
bar; die Auffassungen gehen sogar in der grundlegenden
Frage. wie die höchste Wirtschaftlichkeit und die niedrig-
sten Erzeugunegskosten zu erreichen und die Konkurrenz-
fähigkeit gegenüber Wärmekraftwerken zu sichern sind,
auseinander; sie wird individuell aufgefaßt und uneinheit-
lıch gelöst.
Die Abflußmenzxen eines Wasserlaufs ändern sich zwi-
schen weiten Grenzen. Der sekundliche Abfluß schwankt
zwischen den Niedrigst- und Höchstwassermengen; die Ab-
flußmengen während der nassen Jahre sind i. a. 2- bis 3ınal
und die erzeugbaren Energien eines Laufkraftwerks wäh-
rend der nassen Jahre etwa 1,5mal so groß wie die während
der trockenen Jahre. Man trachtet, den Abfluß der nassen
Jahre möglichst voll zu verarbeiten, um damit die Kosten
der erzeugbarenKilowattstunde möglichst niedrig halten zu
können; selbstverständlich hat man dabei für die Betriebs-
bereitschaft gegenüber den täglichen Schwankungen des
Abflußwassers zu sorgen und die während der trockenen
Jahre ausfallenden Energiemengen anderweitig zu er-
setzen.
Die Anpassung der hydraulisch erzeugten Rohenergie
an den Verbrauch — die Veredelung eines Rohproduktes —
ist mit bedeutenden Ausgaben verbunden: bei dem Ent-
werfen einer Wasserkraftanlage hat man daher nach dem
wirtschaftlichen Gesamtergebnis, somit nach der höchsten
Wirtschaftlichkeit und den niedrigsten Erzeugungskosten
der veredelten Energie zu trachten. Dieses Ziel wird
nun verschiedenartig verfolgt. Es gibt Wasserkraftwerke,
die bestrebt sind, die Energie in rohem Zustande billig
abzugeben, und es den Verbrauchern überlassen, ihre Be-
triebe der jeweiligen Energiedarbietung anzupassen oder
aber die übernommene Rohenergie selbst zu veredeln.
Manche Werke errichten für die Veredelung der Roh-
energie große Speicherbecken, und es bestehen schließlich
Werke, die zur Sicherung des Betriebes gegen Schwan-
kungen des Abflußwassers sowie zum Ersatz des Wasser-
ausfalls während der trockenen Jahre eigene kalorische
Kraftwerke aufstellen. Aber selbst bei der Anlage kalori-
scher Hilfswerke gehen die Auffassungen und Ausfüh-
rungen auseinander; es sind Wasserkraftwerke bekannt,
bei denen die Leistung des kalorischen Hilfswerks ver-
nuüchlässigbar ist, es finden sich aber auch solche, die den
größten Teil der Energie kalorisch erzeugen.
Zur Beleuchtung dieser Feststellungen seien einige
Beispiele angeführt.
Die Höchstbelastung der schweizerischen öf-
fentlichen Elektrizitätswerke betrug im
Jahre 1927 rd. 600 000 kWt, davon wurden nur 10000 kW
aus eigenen kalorischen Anlagen gedeckt. Die Wasser-
schwankungen wurden bisher mit Hilfe von Speicher-
becken ausgeglichen, deren Aufnahmefähigkeit 315 Mill
kWh, rd. 10% der Jahreserzeugung, betrug. Den Ausfall `
in den trockenen Jahren glich man teilweise kalorisch,
teilweise durch Energickauf von privaten Werken, teil-
weise durch Drosselung der rd. 1000 Mill kWh betra-
renden Energieausfuhr und schließlich durch Energie-
zufuhr von ausländischen Wärmekraftwerken (1921/1922
von Nancy und Mailand) aus. Bezüglich der weiteren
Energiepolitik wurden von dem Amt für Wasserwirtschaft
eingehende Berechnungen durchgeführt. Im Zusammen-
hang mit dieser Frage hat der Verfasser darauf hinge-
1 Wirtschaftliches über die Energieversorgung des Landes im
Winter. Mitt. Nr. 23 des eidg. Amtes für Wasserwirtschaft, Bern 1928.
Vgl. ETZ 19%. §. 400.
'kurrenzfähigkeit des
wiesen?, daß bei der weiteren Entwicklung der Energie-
erzeugung kalorische Werke in ausgiebiger Menge und
Größe aufgestellt werden sollten.
Ein Gegenbeispiel zeigt die Energieversorgung von
Wien. Wien liegt bekanntlich im Schoß der größten
Wasserkräfte Europas, und dennoch werden von dem
rd. 500 Mill kWh betragenden Jahresverbrauch in den
Kraftwerken ©Opponitz, Gaming und Partenstein nur
rd. 120 Mill kWh hydraulisch erzeugt, 380 Mill kWh aber
kalorisch gedeckt*.
Als Schulbeispiel für die Veredelung der hydrauli-
echen Energie mit Hilfe von Speicherung dienen die Werke
der Georgia Power Co. im Südosten der Vereinigten
Staaten?. Diese Gesellschaft besitzt eine hydraulische
Leistung von 215 000 kW; davon sind 180 000 kW Jahres-
speicherwerke mit einem Speichervermögen von 166 Mill
kWh, während die Leistung der eigenen kalorischen
Werke nur 23000 kW beträgt. Da diese in den Quell-
gebieten angelegten Hochdruckspeicherwerke die Jahres-
abflußmengen voll verarbeiten können, sind die Erzeu-
gungsmöglichkeiten während der trockenen bzw. der
nassen Jahre ziemlich verschieden. So kam es in dem
trockenen Jahr 1925 vor, daß die Speicherbecken nur halb
gefüllt werden konnten und das Elektrizitätswerk in Not
gerietř. Die Gesellschaft mußte sich nachher entschließen,
trotz der hohen Kosten der gewaltigen Speicherbecken auch
ein kalorisches Großkraftwerk — vorläufig mit einer
Leistung von 75000 kW — zu bauen.
Es sei schließlich erwähnt, daß das Bayernwerk seine
kalorische Bereitschaft durch Errichtung eines Großkraft-
werkes bei Schwandorf ebenfalls bedeutend erhöht’.
Auf Grund der angeführten Betrachtungen und Erfah-
rungen kann als erste Bedingung der hydraulischen
Energicerzeugung festgestellt werden, daß zu einem Aus-
gleich der Schwankungen der Jahresabflüsse hydraulische
Werke, sowohl Lauf- als auch Tages- und Jahresspeicher-
werke, mit kalorischen von ausgiebiger Größe zusammen-
arbeiten sollten.
Die zwei Kraftwerkstypen verschiedener Eigenschaf-
ten sollten aber nicht zufällig nebeneinandergelegt son-
dern, ihren speziellen Eigenschaften entsprechend, zur
Erzeugung der Grund- bzw. der Spitzenenergien in einem
Verbundbetrieb derart konstruktiv vereinigt werden, daß
nicht die beiden Werktypen, sondern der hydrokalorische
Verbundbetrieb die Energie wirtschaftlichst und billigst
erzeugen können. Gemäß den Prinzipien der Verbund-
wirtschaft sollten die langandauernden Grundenereien von
Kraftwerken erzeugt werden, deren Brennstoffkosten,
während die Spitzenenergien solcher Kraftwerke bedürfen,
deren Kapitalsdienste niedrig ausfallen. Die Grundener-
gien können auch auf größere Entfernungen übertragen
werden, während die Spitzen möglichst an den Verbrauch-
stellen erzeugt werden sollten. Laufkraftwerke und kalo-
‚rische Werke sind demgemäß im Verbundbetrieb in der
Weise zu vereinigen, daß die Grundenergien von den Lauf-
kraftwerken und die Spitzen von den kalorischen Werken
erzeugt werden.
Der Ausbau eines Laufkraftwerks ist gegen Wasser-
schwankungen entsprechend zu sichern. Die Sicherung
erfolgt vorzüglicherweise auf kalorischem Wege; dem-
gemäß wird das kalorische Spitzenkraftwerk so bemessen,
daß es in Zeiten von Wasserklemmen außer den Spitzen-
energien auch die Ersatzenergien liefern kann. Da das
hydraulische Werk demzufolge mit dem Kapitaldienst des
kalorischen Ersatzwerks belastet ist, erscheint die Kon-
Verbundbetriebs gegenüber der
reinen kalorisch2n Energieerzeugung nur in dem Fall
aussichtsvoll, daß die Kosten der gelieferten hydrauli-
schen Rohenereien die Brennstoffkosten der ersetzten
kalorischen Energie nicht übersteigen. Aber selbst in
diesem Fall können die Erzeurunzskosten der Verbund-
betriebe nur durch eine Massenlieferung billiger hydrau-
lischer Energie unter die Kosten der reinen kalorischen
? Schweiz. Bauze. Bd. 93, 1929, S. %8.
3 Statistik der Vereinigung der Elektrizitätswerke.
4 T. Saville, The power situation in the southern Appalachian
s. Manufacturers Record vom 21. IV. 1927.
5 Intereonneetion saves south, El. World Bd. 87. 192A. N. 91.
Wasserkr. u. Wasserwirtsch. 19%, Heft 4.
State
1524
Erzeugung herabgedrückt werden. Eingehende Berech-
nungen, die der Verfasser an praktischen Beispielen durch-
geführt hat, ergaben, daß zur Sicherung der Konkurrenz-
fähigkeit des Verbüundbetriebs möglichst die volle Grund-
energie hydraulisch gedeckt werden sollte’. Dieser Be-
dingung wird Genüge getan, wenn die im Durchschnitts-
jahre erzeugbare hydraulische Energie den vollen Energie-
bedarf des betreffenden Elektrizitätswerks möglichst übcr-
steigt; die Grundenergien können auch von mehreren Lauf-
kraftwerken erzeugt werden.
Die zweite Bedingung der wirtschaftlichen und
billigen hydraulischen Energieerzeugung kann demgemäß
folgenderweise ausgedrückt werden: Laufkraftwerke soll-
ten mit kalorischen Spitzenkraftwerken derart zu Ver-
bundbetrieben vereinigt werden, daß die im Durchschnitts-
jahr erzeugbaren hydraulischen Energien sämtlicher Lauf.
kraftwerke den vollen Jahresbedarf des Elektrizitätswerks
möglichst übersteigen.
Die Ausbaugröße eines Laufkraftwerks pflegte man
früher gemäß der neunmonatigen Abflußmenge zu be-
stimmen. Demgegenüber kann festgestellt werden, daß
der Ausbau eines solchen um so mehr gesteigert werden
schte, je niedriger die Erzeugungskosten der hydrauli-
schen Energie gegenüber denen der kalorischen Spitzen-
energien sind. An praktischen Beispielen durchgeführte
Berechnungen des Verfassers zeigen sogar das eigenartige
Ergebnis, daß Laufkraftwerke i.a. nicht auf die Größe
auszubauen sind, bei welcher die Kosten der erzeugbaren
Kilowattstunde niedrigst ausfallen, sondern unter Umstän-
den bedeutend höher’. Laufkraftwerke arbeiten dement-
sprechend im Rahmen eines Verbundbetriebs nicht mehr
mit der höchsten Wirtschaftlichkeit; diese und die niedrig-
sten Erzeugungskosten zeigen sich in der Gesamtkon-
struktion des Verbundbetriebs und in den Gesamtkosten
der veredelten Energie.
Es wurde schon darauf hingewiesen. daß die Kosten
der in einem Laufkraftwerk erezeugten Energien niedrig
ausfallen sollten. Nehmen wir an, daß die Kosten der im
Durchschnittsjahr in einem Laufkraftwerk erzeugbaren
Kilowattstunde h Pf und, falls dieselbe Energiemenge in
einem kalorischen Kraftwerk gleicher Größe erzeugt wer-
den sollte, die Kosten der kalorisch erzeugten Kilowatt-
stunde k Pf betragen. Das Verhältnis h : k — im folgen-
den hydrokalorischer Faktor genannt — be-
zeichnet die Konkurrenzfähigrkeit und die Ertragsanıs-
sichten des Verbundbetriebs gegenüber der reinen kalori-
schen Erzeugung. Berechnungen ergeben, daß ein hydro-
kalorischer Verbundbetrieb, der derart konstruiert ist,
daß die im Durchschnittsjahr erzeugbare hydraulische
Energie den Jahresbedarf übersteigt, gegenüber einem
kalorischen Kraftwerk gleicher Größe noch konkurrenz-
fähig ist, wenn sein hydrokalorischer Faktor 0,6 nicht
überschreitet. Dieses Ergebnis scheint mit der weiter
oben erwähnten Feststellung, wonach die Kosten der
hydraulischen Grundenergie nicht höher ausfallen sollten
als etwa die Brennstoffkosten der ersetzten kalorischen
Energie, im Einklang zu stelıen.
Als dritte Bedingung der wirtschaftlichen und bil-
ligen Erzeugung hydraulischer Energie gilt somit die
Feststellung, daß der hydrokalorische Faktor eines Lauf-
kraftwerkes nicht höher ausfallen sollte als 0,6; je
niedriger er ist, um so höher sollte das Laufkraftwerk
ausgebaut werden, und um so höher stellt sich der Ertrag
des Verbundbetriebs gegenüber den Erzeugungskosten
eines kalorischen Kraftwerks gleicher Größe.
7? M. Seidner, Die Konkurrenzfähigkeit von hydrokalorischen
Verbundbetrieben. Wasserkr. u. Wasserwirtsch. 1989, Heft 5.
"FM Seidner, Die Flußkraftwerke in der Energiewirtschaft.
Die Wasserwirtsch. 1928, Heft 19 u. 2%.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
17. Oktober 1929
Wasserkraftwerke, mit den Kosten eines Speicher-
beckens belastet, sind um so mehr zur Lieferung von
hochwertigen Spitzenenergien heranzuziehen, je größer
die Kosten der Speicherbecken sind. Durch eine ent-
sprechende Erhöhung des Ausbaus werden die Anlage-
kosten der kW-Leistung zweckdienlich heruntergedrückt:
bei Jahresspeicherwerken, die durch Talsperren gebildet
werden, sollte dementsprechend der Ausbau soweit erhöht
werden. daß 1kW Leistung jährlich nur etwa 1000 bis
500 kWh erzeugen kann. Während die im Jahre 1905 in
Betrieb genommene Urfttalsperre im Durchschnittsiahr
3000 kWh/kW erzeugen kann und die Anlagekosten der
kW-Leistung 900 RM betrugen’, wurde das bekannte wäh-
rend des Kriegs errichtete Speicherkraftwerk Wäoecital
(Schweiz) auf eine Jahreserzeugung von 800 kWh/kW aus-
gebaut, wodurch sich die Anlagekosten der auszebauten
kW-Leistunze trotz der allgemeinen Teuerung bis auf
600 RM ermäßicen ließen".
Um aber für den hohen Ausbau auch eine Verwen-
dung finden zu können, sollten Speicherkraftwerke im
Rahmen von hydrokalorischen Verbundbetrieben in Elek-
trizitätswerke hineinarbeiten, deren Grundenergien von
kalorischen Werken erzeugt werden und deren Verbrauch
an Spitzenenergien entsprechend hoch ist. Nach durchge
führten Berechnungen bedürfen Jahresspeicherwerke im
Rahmen von hydrokalorischen Verbundbetrieben solche
Elektrizitätswerke, deren Jahresverbrauch die im Durch-
schnittsjiahr erzeugbare Energiemenge des Speicherwerks
10- bis 20mal übersteigt. Die Urfttalsperre mit ihrer
Jahreserzeugune von rd. 25 Mill kWh sollte daher auf
ein Absatzeebiet arbeiten, dessen Jahresbedarf 250 bis
500 Mill kWh beträgt. Tagesspeicherwerke können dem-
gerenüber — je nachdem die Kesten der Speicherbecken
niedriger oder höher ausfallen — in Elektrizitätswerke
eingeschaltet werden, deren Jahresverbrauch 1- bis 10mal
so groß ist wie die im Durchschnittsiahr abfließende
Energie des Speicherwerks. 2
Die vierte Bedingung der wirtschaftlichen und
billigen Erzeugung von hydraulischer Energie lautet auf
Grund dieser Erörterungen folgendermaßen: Speicher-
kraftwerke sollten um so höher ausgebaut und zur
Deckung der Spitzenenergien von um so größeren Ab-
satzgebieten herangezogen werden, je höher die Anlage-
kosten des Speicherbeckens sind; Wasserkraftwerke in
Verbindung mit Talsperren sollten dementsprechend auf
eine Jahreserzeugunesmöglichkeit von 1000 ... 500 kWh/kW
ausgebaut und zur Deckung der Spitzen in solche Elektri-
zitätswerke eingeschaltet werden, deren Jahresverbrauch
10- bis 20mal so groß ist wie die im Durchschnittsjahr er-
zeugbare Energie; Taxesspeicherwerke können mit einem
Ausbau von 3000 ... 1500 kWh/kW in Elektrizitätswerke
hineinarbeiten, deren Jahresverbrauch das 1- bis 10fache
der im Durchschnittsjahr erzeugbaren Energie beträst.
Die vorgeführten Ergebnisse stellen die Bedingungen
der Konkurrenzfähicrkeit von hydraulischen Werken
gegenüber der kalorischen Energieerzeugung dar. Diese
Bedingungen weisen darauf hin, daß für die Konkurrenz-
fähigkeit eine billige Erzeugung der hydraulischen
Energie nicht genügt; die richtige qualitative und quan-
titative Mischung mit kalorischer Energie in dem Ver-
edelungsprozeß der rohen hydraulischen Energie spielt
eine wesentliche Rolle bei der Ausgestaltung der Erzeu-
eungskosten. Da aber die Konstruktion eines hydrokalori-
schen Verbundbetriebs in den Händen des Entwerfenden
bzw. des Betriebsingenieurs liegt, erscheint eine bezütr-
liche Vereinheitlichung für den Bau und Betrieb von
hydraulischen Werken nutzbringend und erwünscht.
° A.Ludin, Die Wasserkräfte. Verlag von J. Springer, Berlin 1913
0 Führer durch die schweizerische Wasserwirtschaft. Zürich 192%.
Vergleich der Vorschriften verschiedener Länder für Transformatoren- und Schalteröle.
Von Dr. K. Typke, Berlin.
Übersicht. Fs wird versucht, die Prüfvorschriften
verschiedener Länder durch Umrechnen der nach verschie-
denen Methoden erhaltenen Werte ineinander und Angabe
erfahrungsgemäß erhaltener Analysendaten miteinander
vergleichbar zu machen.
Die Vorschriften der verschiedenen Länder für
Transformatoren- und Schalteröle weichen sehr erheblich
voneinander ab. Es ist oft wünschenswert, sie miteinan-
der zu vergleichen, doch ist dies nicht ohne weiteres mög-
lich, da die Prüfungen teilweise in verschiedenartiger
weise auseefünrt end, Zweck der vorliegenden Arbeit
ist es, die Vorschriften, soweit es möglich ist, durch Lm-
rechnung der Werte ineinander und Angabe cerfahrunzs-
gemäß gewonnener Aunalysenergebnisse miteinander ver-
wleichbar zu machen. ke sind außer den deutschen die
Vorschriften von Schweden, Schweiz, Italien, England und
Belgien berücksichtigt worden. In der folgenden Zahlen-
ig Jet eeler gg a q
H -
m
i
17. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42 | 1525
tafel 1 ist jeweils das Jahr, in dem die mir vorliegende Flammpunkt: In Deutschland und der Schweiz
Vorschrift erschienen ist, genannt; soweit mir Abände- wird der Markusson- Apparat mit offenem Tiegel, in
rungen bekannt geworden sind, ist dies in Fußnoten an- Schweden, Italien, England und Belgien der Pensky-
gegeben. Die Angaben über elektrische Festigkeit sind Martens-Apparat mit geschlossenem Tiegel verwandt.
fortgelassen, da jedes reine Mineralöl nach Trocknung Bei Transformatoren- und Schalterölen wurden bei 145°
eine allen Anforderungen genügende Durclhischlagfestie- Flammpunkt im offenen Tiegel etwa 135..140° im
keit gibt. Wo für einzelne Verwendungszwecke beson- Pensky-Apparat, bei 145° im Pensky etwa 152... 158° im
dere Vorschriften bestehen, ist dies in der Tafel mit offenen Tiegel gefunden. Die jetzt in Deutschland im
„spez.“ vermerkt. Die näheren Angaben finden sich dann Handel befindlichen Öle haben zum großen Teil einen
ebenfalls in den Fußnoten. höheren Flammpunkt als den vorgeschriebenen von 145 °
Zahlentafel 1. Anforderungen an Transformatoren- und Schalteröle in den Maßen, die in den Vorschriften der
verschiedenen Länder angegeben sind.
Land Deutschland | Schweden | Schweiz | Italien | England | Belgien
Jahr | 1927 1925/26 (Ref. ETZ 1925 | 1927 | "1927 i 1922
EE SEE u .. 1927, 8. 1006) 00000 REDE. VERTRETEN un.
Spez. Gewicht unter 0,92 | 0,85 ... 0,92 | — | — | == | 0,85 ... 0,92
le 0895 spez. i 2 en yo Er u Gen nase aneignen
Viskosität | unter ! unter l unter unter | unter unter
8 Engler b. 20° C Ä 8 Engler b. 20° C ! 8 Engler b. 20° C 8 Engler b. 20° C | 200 DE ege We SEN Kä Si S
. 15, ‚5 Engler b. 50° C
EE Ä EEE | ee Pens an | GE , 1,5 Engler b. 75° C
Flammpunkt | offener Tiegel über Pensky-Martens über offener Tiegel über ! Pensky Pensky Pensky
145° 145°, 145° | über 140° über 145° | über 170°
anne, über 120° spe, 1 | Toleranz Bi Il EN EEE
Stockpunkt unter — 15° | unter — 30° muß bei — 20° in 10 s U-Rohr in 4 s b. 0°, unter — 15° flüssig
unter — 40° spez. *® unter — 50° spez. *® im Reagenzglas 10 cm in 12 s b. — 5° 40 mm 0°
Toleranz 5° | Deen steigen, spez. 68 —5°,' — 10°
EE = el 0.188 —20rMt A0 spez.**
Säurezahl ` unter 0,05 mg | unter 0,05 % | unter 0,1 mg | unter i unter —-
2.0. KOHjg Öl | Ölsäure 1 KOHjg Öl | 0,05% Ölsäure 0,2 mg KOHjg Öl `
Asche ` 1 unter 001% unter 001% Ire SEN
Verdampfungs- — ‚nach 5stündiger Er-' — | — nach 5 stündiger en 3stündiger Er-
verlust | hitzung im Holde- | hitzung in einem Ge- hitzung in einem Ge-
| Apparat auf 100° | fäB bestimmter ND fang bestimmter Ab-
| unter 2% messungen in einem messungen auf 170°
| Toluolbad nicht über) nicht über 1,5 %
En a2, u . l i 16% e En
Oxydatlons- ; ‚Verteerungszahl | Verteerungszahl nach 336 stündiger inach 300 stünd. Er- nach 45stünd. Er-'nach 10stünd. Er-
prüfung (70 stündige Er- (70 stündiges Er- |Erhitzung im Kupfer- hitzen auf 110° in hitzen auf 150° unter hitzen auf 200° kein
hitzung auf 120° | hitzen auf 120° topf an Luft | _Gegenwart von Luftdurchleiten in ` Schlamm *t
unter Sauerstoffein- | unter Sauerstoffein- ‚Schlamm unter 0,3, Kupferdrahtnetz Gegenwart von |
| leiten) unter 0,1 leiten) | Vol.-% 'Schlamm unter 0,5°/o. Kupferblech nicht ı
Kl. I unter 0,12 tł , SäAurezahl unter 0,4 |Säure unter 0,25 °%L'über Klasse A 0,1,
Kl. II unter 0,25 Abnahme der Festig-| Ölsäure, Festigkeit | Klasse B 0,8%
keit von Baumwoll- von Baumwolliäden Schlamm
fäden unter 30% nicht unter 60 % ge-!
ee 1 Aën | |
— | nicht über 0,25 % |Verseifungszahl unter!
Sonstiges | Br SS
| |
Ä |
® Bei Transformatoren und Schaltern, deren Kessel von der Außenluft umspült werden und die keine besondere Heizvorrichtung haben, soll nach
En ln Vorschriften Öl verwendet werden, dessen spezifisches Gewicht nicht mehr als 0,895 beträgt, damit etwa gebildetes Eis nicht im Öle schwimmt
er aufs : g
t Bei Ölen, deren Stockpunkt unter — 40° ist, darf nach den deutschen Vorschriften der Flammpunkt nicht unter 120° — gegenüber 145° sonst —
Ben Ob aber überhaupt ein Öl mit diesem niedrigen Flammpunkt in Deutschland als Transformatoren- und Schalteröl angeboten wird, ist mir nicht bekannt
Breworden,
*° Bei Schaltern, deren Kessel von der Außenluft umspült werden und die keine besondere Heizvorrichtung besitzen, darf nach den deutschen
Vorschriften der Stockpunkt nicht höher als — 40° sein. Ebenso werden in Schweden, Italien und England in Fällen, wo besondere Kältebeständigkeit
des Oles notwendig ist, schärfere Anforderungen an den Stockpunkt gestellt.
tt Norlin hat in einer Veröffentlichung des Staatlichen Prüfungsamts, Stockholm, vom März 1926 eine Verteerungszahlmethode, vorgeschlagen,
bei der in Gegenwart von Kupfer am Rückflußkühler gearbeitet wird. Ob diese Methode amtlich in Schweden eingeführt worden ist, entzieht sich
meiner Kenntnis. Es ist im folgenden nur die in der Zahlentafel angegebene Verteerungszahl ohne Kupfer berücksichtigt worden.
St Die belgische Prüfung Ist inzwischen mehrmals geändert worden. Nach Bull. Federat. Ind. chim. Belg., Bd. 7, S. 251, wird nach der augen-
blicklichen Vorschrift das Öl5h auf 170° erhitzt; die Temperatur von 200° sollaber neuerdings wieder vom belgischen elektrotechnischen Comité der Inter-
nationalen Elektrotechnischen Kommission vorgeschlagen worden sein.
Schwefel 4 mg KOH. Blankes —
! :Kupferblech nach |
| 12 stündiger Er- |
hitzung auf 100° nicht
| verfärbt
Zu Zahlentafel 1 sind einige Bemerkungen über die im offenen Tiegel.e. Er lag bei mehreren untersuchten
Beziehungen der in den verschiedenen Ländern ange- Ölen bei 155...158° im offenen Tiegel und um 150° im
wandten Prüfmethoden zueinander zu machen. e e TEE GE SE unge
Viskosität: In Deutschland, Schweden, Schweiz, 4er Fall zu sein, damit die Hersteller für die Kaffination
Italien und Belgien ist das Englersche Viskosimeter BE E Ger u. a un Gre
vorgeschrieben, in England das von Redwood. Ta- Sch br GE GE Öle bei SE e See
bellen zur Umrechnung der erhaltenen Werte ineinander ERWEIZ.DESTLINIDNEN O NELWENGEIE OMIEN:
sind an verschiedenen Stellen zu finden!. Hier seien nur Stockpunkt: Die Werte im Reagenzglas und im
einzelne Werte angeführt: U-Rohr lassen sich nicht ohne weiteres miteinander ver-
gleichen. Es kann nur bei größerem Temperaturabstand
8 Engler = 250 Redwood-Sekunden gesagt werden, ob ein Öl, das im Reagenzglas einen be-
T „» =219 „ „ stimmten Stockpunkt hat, bei der bei der U-Rohr-Methode
6 „ 188 zu 3 vorgeschriebenen Temperatur noch genügendes Fließver-
; „ ey 3 e mögen besitzt oder nicht.
= Wee n 2 Dau re zahl: 0,05% Ölsäure entsprechen 0,1 mg
200 Redwood-Sek./15,5 ° C (englische Vorschrift) = 6.4 KOH/g ÖF.
Engler/15,5° C; dies entspricht bei russischem Öl etwa Verdampfungsverlust: Flammpunkt und
5,3 Engler/20° C. Verdampfungsverlust hängen eng zusammen, wenigstens
bei gutgeschnittenen Ölen, wie es Transformatorenöle
meist sind. Es darf angenommen werden, daß ein Öl, das
8 Petroleum-Vademecum, Verlag f. Fachliteratur, Wien-Berlin. —
H olde. Kohlenwasserstcfiöle und Fette, 6. Aufl., 8. 215/17. — Richtlinien
für den Einkauf und die Prüfung von Schmiermitteln, 5. Aufl., 8. 72. 2 Holde, wie Fußnote 1.
1626
die Anforderungen an den Flammpunkt erfüllt, auch bei
der im gleichen Lande vorgeschriebenen Verdampfungs-
probe keinen höheren als den zugelassenen Verlust hat.
Oxydationsprüfung: Die Schweizer Prüfung
wird von dem in Deutschland im Handel befindlichen Öl
im allgemeinen nicht erfüllt; umgekehrt gibt es auch den
Schweizer Bedingungen entsprechende Öle, die eine zu
Zahlentafel 2.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42
17. Oktober 1929
Schwefel mittels blanken Kupferblechs wurde bei den von
mir untersuchten Ölen erfüllte Die in England zugelas-
sene Verseifungszahl von 4 wird von den den deutschen
BEUINEUNEEN entsprechenden Ölen nicht annähernd er-
reicht.
In der folgenden Zahlentafel 2 ist angegeben, inwie-
weit die in Deutschland im Handel befindlichen, den deut-
Das in Deutschland im Handel befindliche und den deutschen Bedingungen entsprechende
Öl erfüllt die Bedingungen von:
Prüfung | Schweden Schweiz
Spez. Gewicht. .... E ja —
Viskosität . . 2... Sed ja
Flammpunkt meist ja
Stockpunkt . . nein nein
spez. ja * spez. ja
Siurezahl a ee ee en ja ja
Asche = sea a ren ara ja . —
Verdampfungsverlust . ja —
Oxydationsprüfung . ..... ja Kl. Iu. II nein
Sonstiges . 2 2 2 2 2 2 nn. — —
Italien England Belgien
'
PER Leger ja
ja oft ja
| meist meist nein
ja ja ja
ja ja —
u u l ani
— meist ' nein
| nein nein
ja i
Schwefelgehalt ja Kupferprobe ja | —
' Verseifungszahl ja
* Bei Ölen, die unter — 40° Stockpunkt haben, kann man auch annehmen, daß sie dle schwedische Forderung (— 50° mit 5° Toleranz) erfüllen
hohe Verteerungszahl haben. Die italienische Prüfung
dürfte von den deutschen Ölen meist erfüllt werden: da-
gegen ergeben sie bei der englischen Prüfung (Sludge-
Test) eine zu hohe Schlammbildung, über 1, während das
englische A-Klassen-Öl unter 0,1, das B-Klassen-Öl unter
0,8 haben soll. Die englischen A-Klassen-Öle besitzen in
der Regel eine sehr hohe Verteerungszahl, über 1 bis her-
auf zu 5 und mehr: die Verteerungszahl der B-Klassen-
Öle liegt im allgemeinen nicht so hoch, doch dürfte die in
Deutschland zulässige Verteerungszahl unter 0,1 selten
eingehalten werden.
Sonstiges: Der Schwefelgehalt der in Deutsch-
land im Handel befindlichen Transformatoren- und Schal-
teröle überschreitet, soweit mir Untersuchungen bekannt
geworden sind, die in Italien zugelassene Grenze von
0,25 % nicht. Auch die englische Probe auf „schädlichen“
schen Bedinzungen entsprechenden Öle im allgemeinen
die ausländischen Bedingungen erfüllen. Es ist in den
entsprechenden Rubriken das Verhalten mit ja, nein und
dort, wo es nur für einen zroßen Teil der Öle beiaht wer-
den kann, mit meist bzw. oft gekennzeichnet. Wo in an-
deren Ländern zwei verschiedene Stockpunkte für ver-
schiedene Verwendungszwecke vorgeschrieben sind, wird
vorausgesetzt, daß dort, wo der tiefere Stockpunkt ver-
langt wird, das deutsche Öl mit — 40° Stockpunkt zur
Verwendung gelangen würde Wo nur das deutsche Öl
mit — 40° Stockpunkt überhaupt die Bedingungen des
betreffenden Landes erfüllte, ist dies in der Tafel mit
„Spez.“ angegeben. — Wo in den Vorschriften des anderen
Landes nichts angegeben ist, steht ein Strich. Bei der Br-
nutzung der Zahlentafel 2 ist im übrigen das oben unter
den verschiedenen Prüfverfahren Gesagte zu beachten.
Unmittelbare Steuerung der Luft durch elektrische
Schwingungen.
Die Erzeugung von Schallschwingungen durch elek-
trische Schwingungen geschieht praktisch nur unter Be-
nutzung eines mechanischen Zwischengliedes, einer irgend-
wic geformten Membran. Die durch die Eigenschwingun-
gen derartiger Membranen bewirkten Nachteile für die
Lautwiedergabe sind bekannt. Eine durchgreifende Ver-
besserung seheint nur möglich durch Vermeidung der
Abb. 1. Empfänger mit Tonwiedergabe durch eine Glimmstrecke AB.
Membran, indem also die Luft direkt durch die Änderun-
gen eines elektrischen Feldes beeinflußt wird, wie das
z.B. beim Kathodophkon unter Benutzung der Luftionisie-
rung durch einen glühenden Oxydstift geschieht. Hierher
gehören auch die von Franziska Seid! beschriebenen Er-
scheinungen!. M. Brenzinger und F. Dessauer?
benutzen zum gleichen Zweck eine Glimmentladung, die
zweckmäßig zwischen einem sehr dünnen ausgespannten
Draht als Anode und einer ihn umgebenden, aus einem ge-
schlitzten Metallrohr bestehenden Kathode erzeugt wird.
Die Schaltung ist in Abb. 1 wiedergegeben. Die mit 10 000
Volt brennende Glimmentladung zwischen Draht A und
Flächenelektrode (Kathode) B wird durch den Konden-
sator C eingeleitet, der über das Glühventil E von den
Transformator D aufgeladen wird. Eine Empfangseinrich-
tung mit Detektor G führt über den Verstärker F dem
ı F. Seidl, ETZ 1928, S. 394.
2? M. Brenzinger u. F. Dessauer, Phys. Z. Bd. X, S. 6H.
Glimmstromkreis die Lautschwingungen zu. Die Charak-
teristik der Glimmstrecke zeigt Abb.2. Bei der Spannung
l setzt der Glimmstrom ein und wächst mit steigender Span-
nung stark an, bis bei K der Überschlag erfolgt. Für die
Schwingungserzeugung wird zweckmäßig unter Benutzung
einer Vorspannung nur das Stück 1-2 der Kurve ver-
wendet. Die Wiedergabe von Sprache und Musik ist gut
und ziemlich laut; besonder:
mA werden auch die Zischlaute
klar wiedergegeben! Die
Glimmentladung muß natür-
lich völlig ruhig und ge-
räuschfrei brennen, trotsdem
tritt ein störendes Nebenege-
räusch auf, das sich bisher
AN nicht vermeiden läßt und be-
sonders bei Verwendung der
Anordnung als Mikrophon mit
Verstärkung recht unange-
nehm ist. Unerwünscht ist
auch noch. daß die Glimment-
ladung die hohe Leistunz von 20...40 W verlangt und daß
eine größere Apparatur zur Erhaltung eines reinen, kon-
stanten (Tleichstromes erforderlich ist.
L. Fleischmann? beschreibt ähnliche Ver-
suche, die allerdings nach dem Bericht noch nicht zur
Aufnahme von Rundfüunkdarbietungen gedient haben.
Fleischmann verwendete in einer ähnlichen Schaltung als
Glimmstreeke* metallene Spitzen, die einer ebenen Platte
gegenüberstehen. Die Tonstärke dieser Anordnung nimmt
mit der Zahl der Spitzen zu. Letztere befinden sich am
besten im gegenseitigen Abstand von 2..3cm auf einer
nichtleitenden Platte. Die Höhe der Gleichspannung be-
trägt unter 2000 V, der Abstand zwischen Spitzen und Platte
2..3mm; bis zu 200 Spitzen wurden verwendet. Zweck-
mäßig wird aber zwischen Spitzen und Platte ein zweites
Dielektrikum eingeschaltet, wofür sich Preßspan als am
besten geeignet erwies. Wi
2 L. Fleischmann. Naturwissenseh. RB’. 16, S. 795.
Strom
I Jponnung
Abb. 2. Charakteristik
der Glimmerstrecke.
t Fleischmann benutzt den Ausdruck „Spitzenenttadung‘.
17. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
1627
RUNDSCHAU.
Elektromaschinenbau.
Geschweißte Stahlkonstruktionen'. — Der Grund,
warum erst die große Vervollkommnung der Elektro-
schmelzschweißung (Lichtbogenschweißung) die Verwen-
dung geschweißten Flußstahles im großen zugelassen hat,
ist der, daß sich die anderen Schweißverfahren (Azetylen,
Wasserstoff) für die besonderen Verhältnisse im Elektro-
Abb. 1. Geschweißtes Stahlgehäuse.
maschinen- und Transformatorenbau als weniger geeignet
erwiesen haben. Während nämlich im gewöhnlichen Be-
hälterbau die geschweißten Werkstücke meistens ohne
spanabhebende Bearbeitung weiter verwendet werden,
trifft dies im Elektromaschinenbau meistens nicht zu, son-
dern die geschweißten Werkstücke, wie Gehäuse, Grund-
platten, Transformatorenkästen, Deckelhauben usw. wer-
den nachträglich fast immer bearbeitet. Bei nicht span-
nungsfreier Verschweißung ergeben sich dann nachträz-
Br E Au fe FR
~ - = A ON u } `
Bir ! e Hu
- dT]
Alb. 2. Gehäuseausschnitt.
lich unangenehme Formveränderungen, welche die weitere
Verwendung der Werkstücke in Frage stellen können. Ein
praktisch spannungsfreies :Schweißen ist jedoch nur mit
elektrischer Schweißung möglich. Für die Zusammen-
fügzung ganzer Maschinenteile kommt von den elektrischen
Schweißverfahren auch nur die Lichtbogenschweißung in
Frage und in beschränktem Umfange auch die Punkt-
schweißung, welche zur Gruppe der Widerstandschweiß-
verfahren gehört. Im folgenden werden einige Konstruk-
tionen der Bergmann-klektrizitäts-Werke, Berlin, beschrie-
ben.
Gehäuse von Drelhstrom-Schwungradgeneratoren
werden in zwei voneinander verschiedenen Arten herge-
stellt. Bei Schwungradgeneratoren sowie bei allen anderen
langsam laufenden Maschinen, bei denen also der Blech-
rücken besonders niedrig ist, so daß das aktive Blech-
~ 1 Vgl. ETZ 199. S. 145.
paket nicht einen genügend großen Teil der an ıhm an-
greifenden Kräfte selbst aufnehmen kann, besitzt das Ge-
häuse einen aufg:schweißten Rücken, welcher im Träg-
heitsmoment des Gehäuses mit eingerechnet ist und zum
Tragen der ganzen Konstruktion mit herangezogen wird.
Dagegen wird für Turbogeneratoren und Maschinen her-
unter bis zu 500 U/min, also Maschinen mit hohem Blech-
rücken, welcher in sich schon starke Kräfte aufnelımen
kann, selbst bei Leistungen bis 40 000 kVA eine Wangen-
konstruktion verwandt, welche in Verbindung mit dem
aktiven Blech und den Preßringen ausreichend bemessen
ist, so daß der mit dünnem Blech bespannte Gehäuse-
rücken lediglich der Abdeckung und Luftführung dient.
In Abb. 1 ist besonders deutlich zu ersehen, wie bei der-
artigen Maschinen das geschweißte Stahlgehäuse keine
Ähnlichkeit mehr mit Gußeisenkonstruktionen hat und ein
Abb. 3. Deckelhaube eines Transformators.
statisch sicheres, aber möglichst leichtes Stahlfachwerk
darstellt. In Abb. 2 ist ein Ausschnitt aus einem Gehäuse
größeren Durchmessers mit aufgeschweißtem Rücken ge-
zeigt, bei welchem der aktive Blechkörper aus einzelnen
Segmenten besteht, welche an den Querträgern mittels
Schwalbenschwanzprismen angeschraubt werden. Die
Muttern dieser Schrauben müssen von außen zugänglich
und die Abstützung der Querträger nach dem Ge-
häuserücken daher so gelegt sein, daß die Zugänglich-
keit der Muttern gewahrt bleibt. Die eigentliche Trag-
konstruktion hat hier ein T-Profil, während die äußeren
Ringe nur der Befestigung der Schutzkappen dienen und
daher dünne Wandstärke haben. Des weiteren ist zwischen
den zwei Querbalken die Versteifung zum Aufhängen des
Gehäuses beim "Transport gezeigt. Die einzelnen Schweiß-
Abb. 4. Strahlungskappe für Prüftransformator.
nähte sind deutlich zu erkennen und zu erschen, wie der
Gehäuserücken und die Mittelwange nur durch unter-
brochene Schweißnähte verbunden, aber die Querträger
und deren Versteifungen auf ihrer ganzen Berührungs-
fläche verschweißt sind.
Auch die neuerdings fast ausschließlich aus ge-
schweißtem Stahl hergestellten Grundplatten, Sohl-
platten und sog. Gabelrahmen werden je nach Stückgröße
verschieden ausgeführt. Bei Grundplatten für besonders
große und schwere Maschinen wird die Deckplatte nicht
mehr massiv auseeführt und angeschweißt sondern nur
mit den zur Aufnalıme der darauf ruhenden Maschinen
und Maschinenteile bestimmten Teilen der oberen Ab-
deckung so verfahren, dagegen die dazwischen liegenden
Deckplattenteile aus dünnerem Riffelblech ausgeführt und
uur an wenigen Stellen angeschraubt, um die darunter
liegenden Luftkanäle usw. besser zugänglich zu machen.
1628
Bei der Anwendung der elektrischen Schweißung im
Transformatorenbau wird in allererster Linie
vollkommene Dichtheit gegen Öl, u.zw. auch gegen war-
mes Öl, von den Schweißnähten verlangt. Im Transfor-
ınatorenbau ist in der Anwendung des geschweißten
Stahles auch weniger eine Verdrängung früherer Werk-
stoffe sondern mehr eine Verdrängung älterer Arbeits-
verfahren zu erblicken, weshalb sich hier die Anwendung
der elektrischen Schweißung nicht so sehr in der kon-
struktiven Gestaltung auswirken konnte. Besonders be-
merkenswert ist, daß neuerdings auf das Einwalzen der
Kühlrohre bei Röhrenkasten ganz verzichtet wird und
sämtliche Rohre und Flansche mit größtem Erfolge ein-
geschweißt werden. Die Deckelhaube eines Großtrans-
formators (Abb. 3) weicht nur wenig von den Formen ab,
die ein gußeisernes Deckelgchäuse erhalten hätte.
Daß auch runde Formen, wie sie gerade der Elektro-
maschinenbau vielfach erfordert, ohne Schwierigkeit mit
Hilfe der Schweißverfahren hergestellt werden können,
zeigt Abb. 4, eine Strahlunsskappe zur Abschirmung der
Deckelkanten eines Prüftransformators für 1000 kV.
Außerordentlich nützlich erwies sich die Anwendung der
Schweißung auch bei der Herstellung von Rohrleitungen.
Bei der Anwendung der Schweißung im Elektroma-
schinenbau sind die Kosten der fertigen Gußstücke mit
denjenigen der fertigen Schweißstücke zu vergleichen.
Bei dem verhältnismäßig billigen Preis des Gußeisens ist
ein Ersatz durch geschweißten Stahl nur dann wirtschaft-
lich, wenn damit auch eine Gewichtsersparnis verbunden
ist und wenn auch die Kosten für Modelle mit einkalku-
liert werden. Es hat sich gezeigt, daß bei den üblichen Ge-
wichtsverminderungen ein Preis von etwa 65 RM für
100 kg fertig geschweißte Werkstücke eben noch tragbar
ist, und die Praxis hat gezeigt, daß es auch möglich ist,
zu diesem Mittelpreis geschweißte Stahlkonstruktionen
herzustellen. (E. Laßwitz, Berzmann-Mitt. Bd. 6,
S. 310.) Sb.
Theoretische und experimentelle Untersuchung des
synehronen Reaktionsmotors. — Als Grundlage der Unter-
suchung dient die Ableitung der Formeln für die Momen-
tanwerte: 1. der Feldverteilung am Ankerumfang und
2. des Drehmomentes des einphasigen Reaktionsmotors, wo-
bei iese Formeln auch auf den Drehstrommotor als
einen Sonderfall ausgedehnt werden. Die besondere Ein-
fachheit der Formeln für die normale Type der Synchron-
maschine mit ausgeprägten Polen erlaubt es, den wesent-
lichen Einfluß der Harmonischen des Stromes und der
SMK auf den Betrieb des einphasigen Reaktionsmotors zu
berücksichtigen. Die Untersuchung stellt fest, daß bei ge-
eebenem sinusoidalen Strome (I = konst.) der Motor syn-
chron. mit der Stromfrequenz umlaufen kann und nicht
imstande ist, irgendeine andere Geschwindigkeit zu ent-
wickeln. Bei gegebener sinusoidaler EMK (E = konst.)
kann die Geschwindigkeit des Motors niemals die syn-
chrone übersteigen, jedoch kann der Motor mit einer Ge-
schwindigkeit umlaufen, welche gleich % bzw. %, N, »%
usw. (im allgemeinen 1/s) der vollen synchronen Ge-
schwindigkeit ist. Aus der theoretischen Analyse der
Stromgleichungen werden die Bildungzsgesetze der höheren
Harmonischen festgestellt und die Form der Stromkurven
für jede beliebige der genannten Geschwindigkeiten vor-
ausbestimmt. Aus der allgemeinen Analyse folgt die enge
Analogie mit dem einphasigen asynchronen Induktions-
motor bei einachsiger Schaltung. — Für den betrachteten
Motor wird der Grenzwert des Leistungsfaktors zu 0,5
ermittelt.
Die besondere Berücksichtigung der Form der EMK-
Kurve offenbart die Eigenschaft des Motors, eine lange
zusätzliche Reihe von Geschwindiskeitstufen zu besitzen.
Die besonderen dynamischen Betriebsbedinzunzen des
Motors und seine Eigenschaft, als „synchroner Vibrator”
zu wirken, werden im Zusammenhang mit der Analyse
der Eigenschaften des Motors vom Standpunkte der all-
gemeinen Theorie der elektrischen Maschinen erläutert.
Die theoretischen Schlußfolzerungen wurden im Elektro-
maschinen-Laboratorium des Leningrader Polytechnischen
Instituts an einem kleinen Reaktionsmotor mit sternförmi-
gem Rotor nachzeprüft. Dabei wurden Geschwindirkeits-
stufen verwirklicht, welche sowohl den ganzzahligen
Werten als auch Bruchwerten von s entsprechen. Die auf-
genommenen Oszillogramme bestätigten die Richtigkeit der
theoretischen Forin der Stromkurven. (E. A. Ter-Mar-
karjanz, Arch. El. Bd.21, 11.6, S. 612.)
Zur Berechnung von Rippenrohrkühlern für elektri-
sche Maschinen. — Mit der Einführung der Kreislaufkühlung
großer elektrischer Maschinen hat der Bau von Rippen-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42
17. Oktober 1829
rohrkiühlern als Mittel zur Übertragung der Verlustwärme
an eine Kühlflüssigkeit eine besondere Bedeutung für die
Elektrotechnik erlangt. In einer die Berechnung solcher
Kühler behandelnden Arbeit von Pohl werden zunächst
die allgemeinen Beziehungen für den Wärmeübergang er-
örtert, im Anschluß daran die durch Rippen erreichbar»
Verstärkung des Wärmestromes. Da die Wärmeüberganr:=-
zahl für die luftbespülte Fläche nur rd. jee derjenigen für
die wasserbespülte ist, konnte man theoretisch den MW ärm:
strom auf rd. das 20fache verstärken, wenn man die wirk-
same Rippenfläche etwa gleich dem 40fachen der wasser-
bespülten Fläche machen würde. Praktisch ist eine Steige-
rung der Rippenfläche über das 20fache hinaus nicht mehr-
lohnend. Es empfiehlt sich, sie nur auf das 7...15fache der
wasserbespülten Fläche zu bringen, d. h. den Wärmeüber-
zaneswiderstand auf der Wasserseite relativ klein zu hal-
ten, damit eine etwaige Verschmutzung der Rohre nicht »»-
fort eine starke Verminderung der Kühlwirkunz herbei-
führt. Sodann werden der Temperaturverlauf in den Kühl-
rippen und deren „Wirksamkeit“ untersucht, die das Ver-
hältnis der Summe aller Flächenteilchen mal ihrer zugeh?-
rigen Temperaturdifferenz gegen Luft zu dem Produkt aus
der ganzen Rippenfläche und dem Höchstwert dieser Tem-
peraturdifferenz bedeutet. Die Kurven des Temperaturver-
laufes in kreisrunden Rippen und ihre „Wirksamkeit“ wer-
den für verschiedene Metalle und verschiedene Dicken al:
Funktion der Rippenbreite rechnerisch ermittelt. Offenbar
wird die „Wirksamkeit“ einer gegebenen Rippenfläche auch
um so geringer, je größer der hindurchtretende Wärme-
strom ist. Die „wirksame Rippenfläche“ eines gegebenen
Kühlers, d. h. das Produkt aus gesamter Rippenfläche und
Wirksamkeit, ist also nicht, wie meist angenommen wird,
konstant sondern mit den Betriebsverhältnissen veränder-
lich. Der Unterschied zwischen der wirksaınen und der
gesamten Rippenfläche kann unter Umständen sehr erh-b-
lich werden.
Für die praktische Berechnung von Kühlern ist zu-
nächst die erforderliche wirksame Kühlfläche zu bestim-
men, wozu für das Querstrom-, Gegenstrom- und Quer-
strom-Gegenstrom-Prinzip die jeweils in Frage kommen-
den mittleren Temperaturdifferenzen zwischen Luft und
Wasser einzusetzen sind. Der Einfluß sowohl der Luft-
geschwindigkeit wie der Wasserxzeschwindigkeit auf die
Wärmedurchgangszahl ist dabei aus Kurven der letzteren
zu entnehmen. Hieraus finden sich dann die Abmessungen
eines Kühlers gegebener Leistung. Voraussetzung ist, daß
für die gewählte Bauart der die Wärmeabgabe beeinflus-
sende Wirbelungesfaktor experimentell ermittelt ist. (R.
Pohl, Arch. El. Bd. 22, H. 2, S. 220.)
Apparate.
Glasierte Widerstände. — Der ungeschützte Draht von
Widerständen unterliegt der Oxydation und Korrosion, und
man suchte den Luftzutritt dadurch zu verhindern, dal
man den Draht mit
einer Isoliermasse
umgab. Diese Masse
war jedoch entweder
spröde oder hygro-
skopisch und besaß
außerdem einen ande-
ren Ausdehnungsko-
effizienten als der
Leiter, so daß sich
durch die schwan-
kenden Belastungen
Risse in der Isolier-
schicht bildeten. Die
verwendete _Isolier-
masse hatte ferner
eine chemische Zu-
sammensetzung, die
nach der Erhitzunz
kieselsaure oder
schwefelsaure Salze
ausschied und die
Drähte zerstörte.
Eine dauernde Er-
hitzung über 200°
ließen deshalb diese
Widerstände keines-
falls zu, d. h. die Belastbarkeitserenze dieser Widerstände
liegt bei einem Körper, der eine Länge von 100 mm und
einen Durchmesser von 20 nm besitzt, bei nur 25 W.
Nach einem Verfahren der Firma Wunderlich & Köniz,
Berlin. schiebt sich nun zwischen Leiter und Glasur ein
Polster oder Hohlraum, so daß der Leiter in einer Kapil-
Abb. 5. Tantohnm-Widerstände.
oa ` ga ee
17. Oktober 1929
lare liegt, und eine Ausdehnung bei Gebrauchstemperaturen
bis zu 500° die Glasur nicht brüchig oder rissig werden
läßt. Hierdurch wird eine längere Lebensdauer und höhere
Belastbarkeit erreicht. Abb. 5 stellt zwei derartige
Pantohm-Widerstände dar. Die Glasur wird bei rd. 1000 °
aufgebrannt, so daß man den Widerstand bis zu schwacher
Rotglut belasten kann. Je nach den Abkühlungsverhältnis-
sen ist sogar eine höhere Belastung möglich. Aber selbst
bei dem Fehlen jeder Ventilationsmöglichkeit ist bei einem
100 mm langen Körper mit einem Durchmesser von 20 mm
eine Dauerbelastung von 100 W und eine intermittierende
Belastung von 500 W und 2s Dauer innerhalb 1min zu-
lässig, während bei einem 165 mm langen Körper die ent-
sprechenden Zahlen 180 W bzw. 1000 W sind.
Kontaktschrauben und -klemmen sind wegen Locker-
werdens vermieden; es wird vielmehr ein Ring aus einem
bei bestimmter Temperatur schmelzenden Lot unter der
Wicklung an der Stelle befestigt, an welcher sich der An-
schluß (Schelle, Kappe, Litze usw.) befindet. Während
des Brennprozesses fließt das Lot aus, umschließt den
Widerstandsleiter und verbindet sich gleichzeitig innig
mit der Anschlußschelle oder Litze. W.St.
Beleuchtung.
Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit unter Verwen-
dung des elektrooptischen Kerreffektes. — In der ETZ
wurde vor einiger Zeit über die mit einem außergewöhn-
lich großen Aufwand durchgeführte Bestimmung der
Lichtgeschwindigkeit von Michelson berichtet!. Es ist
von Interesse, daß A. Karolusund OÖ. Mittelstaedt
LAm k
Cal
SC
L Lichtquelle
K, K: Kerrzellen
B Beobachter
N, N} Polarisatoren
Abb. 6.
S Spiegel
M Mattscheibe
eine Bestimmung dieser wichtigen Konstanten mit fast der-
selben Genauigkeit aber viel bescheideneren Mitteln im
Laboratorium gelungen ist. Während Michelson die Fou-
caultsche Methode des rotierenden Spiegels benutzte, haben
die Verfasser die Fizeausche Methode verfeinert. In der
ursprünglichen Form besteht diese Methode bekanntlich
darin, daß ein Lichtstrahl durch ein rotierendes Zahnrad
auf einen entfernten Spiegel fällt. Bei einer bestimmten
Umdrehungsgeschwindigkeit des Rades findet ein Licht-
strahl, der durch eine Lücke austrat, beim Zurückkommen
gerade Ginen Zahn vor. Ist dies der k-te auf die Lücke
folgende Zahn, so hat das Licht für den Weg s die Zeit
[s] gebraucht, wenn n die Zahl der Zähne und m
Ium
die Zahl der Umdrehungen in der Sekunde ist. Daraus er-
ms
gibt sich die Lichtgeschwindigkeit c = eS Eine Stei-
gerung der Genauigkeit ist dadurch erreichbar, daß ent-
weder der Lichtweg vergrößert wird oder die Drehzahl
des Zahnrades. Da letzteres ebenso wie die genaue Be-
stimmung der Drehzahl auf mechanische Schwierigkeiten
stößt, machte Karolus 1925 den Versuch, die mechanische
Lichtunterbrechung durch eine rein elektrische trägheits-
lose Lichtsteuerung zu ersetzen. Er benutzte dazu den ja
auch in der Bildtelegraphie verwandten Kerreffekt, daß
gewisse Substanzen durch Anlegen einer elektrischen
Spannung doppelbrechend werden. Wird also das Licht
der Lichtquelle L durch einen Nicol N, linear polarisiert in
einer Ebene, die unter 45° gegen die elektrischen Kraft-
linien der Kerrzelle K, geneigt ist, so wird das Licht in K,
entsprechend der angelegten Spannung elliptisch polari-
siert (Abb. 6). Das Licht fällt auf den Spiegel S und von
dort auf die Kerrzelle K,, die gegen K, um 90° gedreht ist,
so daß das Licht in K, stets Doppelbrechung des entgegen-
gesetzten Vorzeichens erhält wie in K,. Trifft das Licht in
A. A. Michelson ETZ 19%. S. 101.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
1529
K, dieselben Momentanwerte der elektrischen Wechsel-
spannung wie in K, so kompensieren sich die Doppel-
brechungen bei gleichen geometrischen Dimensionen bei-
der Zellen. Das linear polarisierte austretende Licht wird
dann durch den um 90° gegen N, orientierten Nicol Na nicht
hindurchgelassen. Dies ist dann der Fall, wenn das Licht
zum Durchlaufen des Weges eine Zeit braucht, die gleich
einem ganzzahligen Vielfachen der Dauer einer Periode
der anliegenden Wechselspannung ist. Die Frequenz
wurde dadurch gemessen, daß die Frequenz des Röhren-
senders mit einer bekannten elektrisch ausgesiebten Ober-
schwingung einer Stimmgabel oder der Frequenz eines
piezoelektrischen Oszillators durch Schwebungen vergli-
chen wurde. Sie ließ sich auf 0,02°/o genau bestimmen.
Der Lichtweg konnte in einem Institutskorridor von 40 m
Länge durch mehrfache Spiegelung auf maximal 332 m
gebracht werden. Die Teilwege wurden mit einem Stahl-
draht unter definierttem Zug von 20 kg bei elektrisch ge-
messener Temperatur durch Marken festgelegt, die auf
einer auf 0,5 mm ausgemessenen Steinbasis ausgewertet
wurden. Der Lichtweg konnte mit 0,04 °/oo Genauigkeit
ausgemessen werden. So ergab sich für die Lichtgeschwin-
digkeit, auf das Vakuum reduziert,
c = 299 778 km/s + 20 km/s.
Michelsons Wert ist
c = 299 796 km/s + 4 km/s.
ra lus u. O. Mittelstaedt, Phys. Z. Bd. 29,
r.
Bahnen und Fahrzeuge.
Die gleislose Bahn in Salt Lake Cityt, — Auf den ge-
meinsam mit der elektrischen Straßenbahn der Stadt Salt
Lake City (V. S. Amerika) mit gleislosen Triebwagen
betriebenen Lipvien ist eine 30 %ige Frequenzerhöhung zu
verzeichnen, weil das bequeme Einsteigen am Straßenrand
und die geräuschlose und weichere Fahrt im Wagen große
Verkehrsannehmlichkeiten mit sich bringt. Die Fahr-
kd e U D UE -— A — Ya CET ar E DEN | Dies
Fahrschalter CZ "es
SP AS
>
N
Ausgang" Tau
Abb. 7.
streckenlänge beträgt 7,5 km. Das eingleisige Kontakt-
rollensystem der Straßenbahn gestattet bei Legung eines
„weiten Fahrdrahtes die doppelpolizge Befahrung durch
gleislose Kraftomnibusse. Die Wagen fassen 43 Personen,
werden aber auch mit 70 und 80 Personen überlastet und
sind größer als die Straßenbahnwagen. Das Wagengewicht
beträgt etwa 8000 kg trotz des Duralumingerippes bei
7,5 m Länge, 2 m Breite und 2,25 m Höhe. Den Wagen-
aufriß und Grundriß zeigt Abb.7. Die Türen werden mit
Druckluft vom Führerstand betätigt. Das Wagenschluß-
licht leuchtet auf, wenn gebremst wird. 2 Motoren von je
50 PS bei 600 V geben bis zu 50 km/h Geschwindigkeit
und treiben je eine Hinterachse an. Die elektriechen
Bremswiderstände können zur Heizung benutzt werden.
Neu ist die Vollständigkeit und die Unterbringung der
elektrischen Anschlüsse und Schaltungen in einem an der
Vorderseite unten angebrachten Schrank. Alle Teile sind
leicht zugänglich und übersichtlich und können einzeln
unterhalten, ausgewechselt und erneuert werden. Die 5 m
lange Kontaktetange gestattet 4 m seitliche Ausweichung
ETZ 1929, S. 63.
1530
von der Fahrmitte, die bei zweigleisigem Betrieb auf
der rechten Straßenseite liegt. Die Straßenbreiten sind
T .. 22 m, Steigungen bis zu 10 %, die Wagenfolge 6, 8 und
10 min.
Der Betrieb der gleislosen elektrischen Kraftwagen
bat sich als ein den Straßenbahnen gleichwertiges und ein
neuzeitliches Verkehrsmittel erwiesen. (F. D. Heiges,
El. Railway Journ. Bd. 73, S. 232.) M.S.
Bergbau und Hütte.
Normalisieren und Glühen von Stählen in Elektroöfen.
— Den Bemühungen der Timken Roller Bearing Co., Can-
ton, Ohio, ist es jetzt gelungen, nach vielen Versuchen die
Elektrizität zum Normalisieren und Glühen ihrer Legie-
rungstähle zu verwenden. Die Lösung der Aufgabe wurde
dadurch erschwert, daß es schwierig war, die erforderliche
hohe Erzeugung zu erhalten, und daß mehrere verschie-
dene Arten Stahl benutzt werden, von denen jeder eine be-
. sondere Behandlung verlangte. Schließlich war man aber
doch so weit, acht Öfen mit einer Gesamtleistung von
3600 kW aufzustellen. Zwei weitere Öfen sind projektiert,
so daß zukünftig 5450 kW benötigt werden. -
Vielleicht die bemerkenswertesten Öfen sind die zwei
850 kW-Tiefglühöfen, die besonders zum Glühen von
Chromstahl mit hohem Kohlenstoffgehalt oder für andere
Stähle bestimmt sind, die nach dem Glühen langsam ab-
kühlen müssen. Jeder Ofen ist im Innern 2,44 m breit,
6,4 m lang und 2 m tief für einen Einsatz von 50t Rohr-
material oder Stabeisen. Die durch einen Kran abheh-
baren Deckel wiegen ungefähr 25t und sind durch Sand
abgedichtet. Die Heizelemente liegen an den Seiten und
am Boden der Grube und sind durch schwere T-Träger
vor Beschädigungen geschützt. Sie sind in zwei Stromkreise
geteilt, die jeder mit einer besonderen Kontrolle versehen
sind, so daß zwei Arten Verbindungsmöglichkeiten be-
stehen, die eine mit dreiphasigem Strom von 440 V zum
Anheizen und die andere mit einphasigem Strom von 440 V
zum (Gslühen. Der erstere Stromkreis hat eine Leistung
von je 425 kW, also 850 kW insgesamt, und der andere
von je 142 kW oder zusammen von 284 kW.
Der Einsatz wird so schnell wie möglich auf Glüh-
temperatur von 5% ° gebracht, worauf der Strom aus-
veschaltet und die Temperatur lange genug gehalten wird,
damit gleichmäßiges Glühen stattfindet. Der Einsatz
wird dann langsam durch seine kritische Zone abgekühlt
und hierauf das Abkühlen durch Einblasen von Luft be-
schleunigt, wodurch die Gesamtglühdauer auf die Hälfte
verringert und eine hohe Erzeugung ermöglicht wird.
Der gesamte Chromstahl wird vor dem Einsetzen in
den Tiefofen in einem 700 kW-Ofen normalisiert. Dieser
Ofen ist im Innern 3,66 m breit und 6,4 m lang und kann
mit Stäben oder Rohren von 125 mm? und 6,1 m Länge be-
schickt werden. Die Stäbe werden mit einer elektrisch
angetriebenen Stoßvorrichtung im Ofen vorwärts bewegt.
Die Heizelemente sind in vier verschiedene Stromkreise ein-
geteilt. Die Leistung des Ofens beträgt ungefähr 68 000 kg
täglich mit einem Energieverbrauch von 200 kWhlt. Die
Heizelemente sind teils am Gewölbe, teils unter den Gleit-
schienen im Herd angebracht.
Für geringere Mengen ist ein besonderer 300kW-
Ofen von ungefähr 6,1 m Länge und 1,9 m Breite vorge-
sehen. Die zu glühenden Stäbe werden an einem Ende
durch eine elektrisch angetriebene Stoßvorrichtung ein-
geschoben und nach dem Glühen am anderen Ende ausge-
stoßen. Die Heizelemente sind in drei Zonen eingeteilt,
von denen zwei Zonen in der Nähe der Türen liegen, um
einen Ausgleich für die einströmende kalte Luft beim
Öffnen der Türen zu bilden, und die dritte in der Mitte
des Ofens. Das gezlühte Material fällt sofort in einen Öl-
hehälter.
Zum Glühen von Rundstahl in Ringen sind zwei klei-
nere Grubenöfen für je 100 kW Leistung vorgesehen, und
zum Glühen von sonstigen Werkstücken dienen zwei Öfen,
in die die auf Wagen gelegten Werkstücke eingeschoben
werden. Der eine, von William Swindell & Brothers ge-
lieferte Ofen hat eine Länge von 6.7m. eine Breite von
1,95 m und eine llöhe von 1.68m. Der Einsatz beträgt ge-
wöhnlich 9000 kg, kann aber verdoppelt werden. Die Heiz-
elemente sind direkt mit der 440 V-Dreiphasenleitung ver-
bunden. Der durchschnittliche Energieverbrauch beträgt
355 kWhlt. Der zweite Ofen ist von der General Electric
Co. geliefert und unterscheidet sich beträchtlich im Ent-
wurf und der Ausführung. Er ist im Innern 85m lang.
1.37 m breit und 0,75 m hoch. Alle Heizelemente sind seit-
lich angebracht und wieder in zwei Zonen mit gesonderter
Kontrolle eingeteilt. Der Ofen wird mit Strom von 220 V
beschieckt. Für jede Zone sind zwei Stromkreise vorge-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
17. Oktober 1929
sehen, der erstere mit 230 kW für jede Zone oder insgesant
mit 460 kW, und der zweite mit 153 kW oder zusammen mit
306 kW. Der Einsatz beträgt normal 10t. (The Iron Age
Bd. 122, S. 818.) HL
Fernmeldetechnik.
Fernsehen. — Zur Förderung der weiteren Entwick-
lung des Fernsehens gibt das Reichspostzentralamt seit
dem 23. IX. 1929 täglich Versuchsendungen über den Rund-
funksender Berlin-Witzleben. Diesen Sendungen liegt die
vom Reichspostzentralamt gemeinsam mit den am Fern-
sehen interessierten Firmen aufgestellte vorläufige Fern-
seh-Normung zugrunde, die auch schon bei den auf der
Funkausstellung gezeigten Geräten zur Anwendung ge-
bracht war. In nächster Zeit wird die Fernsehapparatur
weiter verbessert und vielseitiger gestaltet werden, so daß
sich bald übersehen lassen wird, ob durch Rundfunksender
übermittelte Fernsehbilder nach ihrer Art und Güte den an
eine solche Einrichtung zu stellenden Anforderungen ge-
nügen. A R.G.
Pupinspulenkasten. — Bisher hat man auf die Pupin-
epulenkasten eine besondere Kabelmuffe aufgesetzt, die
mit einem Halse auf dem Kasten aufsaß; durch den Hals
wurden die Enden der Pupinspulen durchgeführt, um
innerhalb der Muffe mit den Enden der Adern des Kabels
Abb. & Vereinigung eines Pupinspulenkastens mit der Kabelmuffe.
Abb. 9. Zwergspulenkasten neben dem Kasten des Normalfernkabels R
verbunden zu werden. Beim neuen Spulenkasten der
Firma Felten & Guilleaume, Carlewerk A.G., Köln-Mül-
heim, ist, wie Abb. 8 zeigt, die Kabelmuffe mit dem Spu-
lenkasten vereinigt: der Deckel des Spulenkastens ver-
tritt die Stelle des bisherigen Muffengehäuses. Hierdurch
wird nicht nur ein gedrungener Aufbau des gesamten
Kastens erzielt, sondern auch eıne bessere Zugänglich-
keit der Verbindungstellen innerhalb des Kastens und da-
17. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
1531
mit eine bequemere Montage. Die Trennungsfuge zwischen
dem das Muffengehäuse bildenden Deckel und dem
Kastenunterteil liegt nicht, wie sonst üblich, in Höhe der
Kabelmittellinie, sondern unterhalb dieser. Diese Anord-
nung wird durch Schlitze ermöglicht, die in den schmalen
Endwänden des Deckels vorgesehen sind, und in die beim
Aufsetzen des Deckels die Kabelenden eintreten; am fer-
tiven Kabelkasten werden sie durch an den Muffenschel-
len sitzende Platten abgedeckt. Deckel und Unterteil
des inneren Lötkastens haben ihre Trennfuge in Höhe
der Kabelnnittelliniee Beim neuen Spulenkasten werden
die Adern jedes Kabelendes mit Spulenenden verbunden,
die durch die je diesem Kabelende gegenüberlie-
eenden Bohrungen im Zählbrett hindurcehgeführt sind.
Das hierdurch bedingte Sich-Übergreifen der Adern bei-
der Kabelenden ermöglicht einen gedränseten Bau der
Muffe in der Längsrichtung derart, daß auch bei kleinen
Spulenkasten die Muffe ohne Vorbau im Kastendeckel
ıntergebracht werden kann. Abb. 9 läßt den Unterschied
zwischen einem Pupinspulenkasten des deutschen Normal-
fernkabels B und dem neuen Zwerzspulenkasten zur Pu-
pinisierung von 50 Doppeladern in Orts- und Fernleitungs-
kabeln erkennen. fi
Über elektromagnetische Störungen. — F. Schin-
delhauer berichtet über eine Untersuchung der Luft-
störunzen der drahtlosen Telegraphie, die in dem Meteoro-
lorisch-Magnetischen Observatorium in Potsdam aus-
ceführt worden ist. Die Luftstörungen sind mit dem Rich-
tunesfinder von Watson-Watt längere Zeit registriert wor-
den, und das Benbachtungsmaterial zusammen mit dem von
WwW att zur Verfügung gestellten Material der gleichartig
ausgerüsteten Beobachtungstellen Ditton Park, Lerwick
und Abukir ausgewertet worden. Bei Potsdam. Ditton Park
und Lerwick zeigt sich ein scharf aufsteigendes Haupt-
maximum in der Richtung senkrecht zum magnetischen
Meridian, ein sekundäres Maximum etwa 90° verschoben
ziemlich genau in der Nord-Süd-Richtung. Bei Abukir tritt
die ungefähr im magnetischen Meridian liegende Richtung
mehr hervor, die beiden Maxima sind genau um 90° ver-
schoben. Unter Berü:ksichtigung des täglichen Ganges
und der Anzahl der Störungen kommt der Verfasser zu dem
Schluß, daß die die Störungen verursachenden Vorgänge
in großen Höhen zu suchen sind. Die Theorie des Erd-
magnetismus nimmt seit langem Stromsysteme an, die in
«roßen Höhen über der Erdoberfläche fließen, einen äqua-
torialen Ringstrom, der dauernd von Elektronen neu ge-
speist wird, ferner horizontale Stromwirbel in der Höhe der
Heaviside-Schicht, die nur auf der Tagseite der Erde durch
ultraviolette Strahlen unterhalten werden, also sich über
der Erde von Osten nach Westen verschieben und im Som-
mer die größte Ausdehnung erfahren. Ist die Stärke oder
Richtung dieser Ströme Änderungen unterworfen, so wird
an den Enden einer auf der Erdoberfläche stehenden Spule
eine EMK induziert. Die Ringstromstörungen entsprechen
dabei den Knack- oder Knallgeräuschen im Fernsprecher,
die Stromwirbel in der Heaviside-Schicht rufen das Bro-
deln hervor. Die täglichen und jährlichen Schwankungen
der Richtung und Anzahl der Störungen lassen sich unter
dieser Annahme gut erklären. (F. Schindelhauer,
El. Nachr. Techn. Bd. 5, S. 442.) Bir.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Gekreuzte Zylinder als Funkenstrecke. Diese von A.
Schwaiger angegebene Anordnung hat E. Werner
im Hochspannungslaboratorium der T. H. München bis zu
Spannungen von DOEN ag untersucht. Es hat sich er-
geben, daß diese Funkenstrecke der bis jetzt verwendeten
Kugelfunkenstrecke weit überlegen ist. Denn erstens ist
ihr Meßbereich (gleiche Krimmungsradien vorausgesetzt)
ganz wesentlich größer, weil das Feld der Zylinderanord-
nung besser ist; zweitens ist ihre Störungsfreiheit wesent-
lich besser, es können also größere Schlagweiten angewen-
det werden. Bei einer Schlaxweite gleich dem fünffachen
Radius ist die Störung erst die Hälfte derjenigen bei Ku-
eeln mit einer Schlagweite gleich dem Radius. Dadurch
wird der Meßbereich noch weiterhin ganz wesentlich ver-
erüßert. Hierzu kommt als weiterer Vorteil, daß die Her-
stellung der Funkenstrecke selbst bei größter Präzision
sebr billig ist. Eichkurven für die Zylinderfunkenstrecke
sind in der Arbeit enthalten. (E. Werner, Arch. El.
Bd. 22, H. 1, S. 1.)
Zusammenhang zwischen Strom und Spannung in einem
Kunstharz. — W.Suckow berichtet über Messungen der
elektrischen Leitfähigkeit eines Kunstharzes. Das Material
wird in Form bikonkaver Linsen untersucht, da diese
Methode die Schaffung eines berechenbaren elektrischen
Feldes und eine einwandfreie Auflage der Elektroden ge-
währleistet. Als Elektrodenmaterial wird chemisch reines
Quecksilber verwendet. Die Messungen erfolgen aus-
schließlich mit hochgespanntem Gleichstrom. Die Unter-
suchungen erstrecken sich auf einen Schichtdickenbereich
von rd. 0,1 bis 0,7 mm. Durch extreme Trocknung der Ver-
suchslinsen gelingt es, bis zu einer bestimmten kritischen
Feldstärke (Er reproduzierbare Stromspannungskurven
zu gewinnen. Dicse kritische Feldstärke ist keine Mate-
rialkonstante sondern weist eine erhebliche Abhängigkeit
von der Schichtdicke auf. Versuche bei verschiedener Tem-
peratur im Bereich von 20° ... 60° ergeben eine erhebliche
Zunahme der elektrischen Leitfähigkeit mit der Tempera-
tur. Aus den Versuchen wird geschlossen, daß eine reine
Wärmetheorie auf die elektrische Leitfähigkeit und auf
den Durchschlag des Isolierstoffes nicht angewendet wer-
den kann. Das Material erleidet durch den Stromdurchganz
cine bleibende Veränderung (Polymerisation). Die Strom-
spannungskurven sind nicht für alle Schichtdiecken und
Temperaturen Exponentialkurven; sie nähern sich bei
erößeren Schichtdieken merklich der Geraden (Verhalten
wie ein Ohmscher Widerstand). Die Poolesche Beziehung
— lineare Abhängigkeit des Logarithmus des Stromes von
der Spannung — gilt bei dem vorliegenden Material nur
für relativ dünne Schichten (rd. 0,1 mm). Polarisations-
erscheinungen ergeben sich weder an Linsen gleicher
Krümmung noch an Linsen verschiedener Krümmung. Rest-
ladunzen werden in Übereinstimmung mit allen übrigen
beobachteten Erscheinungen nicht durchweg und nur von
E Größe ermittelt. (W. Suckow, Arch.
El. Bd. 22, H. 1, S. 104.)
Werkstatt und Baustoffe.
Die physikalischen Eigenschaften von elektrolytisch
gereinigtem Kobalt und seinen Eisenlegierungen. — Ko-
balt von sehr hohem Reinheitsgrade kann durch elektroly-
tische Reinigung in einem Kobaltsulfatbade erhalten wer-
den. Wird dieses Kobalt im Vakuum geschmolzen, so kann
es leicht in heißem Zustande geschmiedet werden, während
es in kaltem Zustande schwer zu bearbeiten ist, da es
schnell spröde und zerbrechlich wird. Durch Ausglühen
läßt sich die Sprödiekeit aufheben und das Metall so bei
genügender Vorsicht zu Draht verarb>iten. Die Eisen-
legierungen lassen sich dagegen auch kalt leicht bearbei-
ten. Der spezifische Widerstand von reinem Kobalt bei
20° wurde zu 0,0624 gefunden, der Temperaturkoeffizient
zu 0.006 04. Die maximale Permeabilität von gut durchge-
glühtem geschmolzenem Kobalt ergab sich zu 40. Kobalt
hat bei Zimmertemperatur ein hexagonales Gitter; zwi-
schen 400 ° und 450 ° liegt ein Umwandlungspunkt, bei dem
s flächenzentriert kubisch wird. Die Untersuchung der
Legierungen von reinem elektrolytischen Kobalt und eben-
solchem Eisen ergab eine ununterbrochene Reihe von festen
Lösungen. Außer den beiden bereits erwähnten Kristall-
strukturen trat noch ein raumzentriertes Gitter auf. Die
Untersuchung des spezifischen Widerstandes ergab eine
bemerkenswerte Anomalie, indem der spezifische Wider-
stand von Legierungen mit 50...67 Atomprozenten Kobalt
kleiner ist als jener der beiden Komponenten, ein Verhal-
ten, das bisher wohl noch bei keiner Lösung gefunden
wurde. Die Legierung FeCo besitzt den höchsten Sätti-
sungswert bei mittleren Feldern. Wegen der ausführ-
lichen Zahlenwerte muß auf die Arbeit selbst verwiesen
werden. (W, C. Ellis, Rensselaer Polytechnic Insti-
tute 1927, Nr. 16.) Br.
Die Verdampfungsgeschwindigkeit von Wolfram in
Gegenwart von Salzdämpfen. — Bekanntlich bringt man
in Wolframglühlampen absichtlich ein: Reihe von Stoffen
hinein, die den Zweck haben, die Schwärzung der Lampen-
glocke durch das vom Draht verdampfte Wolfram zu ver-
hindern oder wenizstens zu vermindern. Viele dieser
Finbringstoffe sind Halogensalze oder Salze von Sauer-
stoffsäuren. Um zu untersuchen, ob diese Salze eine Ein-
wirkung auf den Wolframdraht selbst haben, wurde die
Verdampfungsgeschwindigekeit von Wolfram mit und ohne
diese Einbringstoffe gemessen, indem der Gewichtsverlust
von Drähten bestimmt wurde, die im Hochvakuum eine
bestimmte Zeitlang bei gemessener und konstant gehal-
tener Temperatur gerlüht wurden. Vorwiegend wurden
die halogenhaltigen Einbringstoffe berücksichtigt. Es er-
gab sich in allen Fällen, daß Wolframdrähte ohne An-
wesenheit eines Einbringstoffes die kleinste Abtrarunges-
geschwindigkeit haben, daß also alle untersuchten Halo-
gensalze das Wolfram angreifen. Die Erhöhung der Ab-
tragungsgescehwindigkeit beträgt im Mittel 40 %. Die
1532
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
17. Oktober 1929
Wirkung der Einbringstoffe ist also nicht darauf zurück-
zuführen, daß das Wolfram durch sie geschützt wird, etwa
indem die schädlichen Restgase aufgezcehrt werden. Solche
Wirkung bleibt vielmehr ausschließlich dem Phosphor und
anderen absorbierend wirkenden Stoffen vorbehalten. Eine
Wirkung der anderen Einbringstoffe auf das verdampfte
Wolfram kann also nur in dem Raum zwischen Draht
und Glockenwand oder auf der letzteren selbst erfolgen,
indem dort lichtdurchlässige Verbindungen entstehen.
(H. Alterthum, Z.techn. Phys. Bd.9, 8.285.) Br.
XII. Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft
für Metallkunde. — Die Tagung fand vom 7. bis 9. IX.d.J
in Düsseldorf unter Leitung des Vorsitzenden Prof. Dr.-
Ing E. h. O. Bauer statt. Die Tagung war insofern von
besonderer Bedeutung, als die Gesellschaft in diesem Jahr
ihr zehnjähriges Bestehen feiert, und die in ihren Zielen
ähnliche englische Gesellschaft, das Institute of Metals,
ihre Herbsttagung im Anschluß an die der Gesellschaft
vom 9. bis 12. IX. zum ersten Male in Deutschland abhielt.
Die Deutsche Gesellschaft für Metallkunde ist, wie
Prof. Bauer in seiner Ansprache ausführte, am 27. IX. 1919
gegründet worden und aus dem „Metallausschuß” hervor-
gegangen, der während des Krieges im VDI unter Vorsitz
von Geheimrat H e y n eingesetzt wurde. Die Gesellschaft
ist keine wirtschaftliche Interessenvertretung. Sie will den
in der Praxis Stehenden die Ergebnisse der Forschung
näher bringen und den wissenschaftlich Arbeitenden durch
Berührung mit der Praxis Anregung zu neuem Forschen
geben. Eine Reihe bedeutender Tagungen wie die „L.eicht-
metalltagung” im Jahre 1924, die Fachtagung „Dauer-
bruch“ im Jahre 1927, die Tagungen „Röntgenforschung”
und „Metalle im Kraftwagen- und Flugzeugbau“ im Jahre
1928 sind Etappen in dem regen Aufschwung, den die Ge-
sellschaft auf wissenschaftlichem Gebiet genommen hat.
Die Gesellschaft hat auf ihren Tagungen den Hauptvor-
trägen stets einen einheitlichen Gedanken zugrunde gelest.
Der Leitgedanke für die Hauptvorträge der diesjährigen
Hauptversammlung war das Vergütungsproblem der metal-
lischen Legierungen.
Die Arbeiten der Deutschen Gesellschaft für Metall-
kunde in ihren Fachausschüssen stehen, wie aus dem vom
geschäftsführenden Vorstandsmitglied H. Groeck er-
statteten Geschäftsbericht 1928/29 der Gesellschaft zu ent-
nehmen war, vielfach in Verbindung mit den den Verband
Deutscher Elektrotechniker interessierenden Fragen. An-
läßlich verschiedener Brüche von l’ernleitungen während
der großen Kälte des vergangenen Winters ist man mit der
Frage des Einflusses tiefer Temperaturen auf das Verhalt,
ten der Baustoffe beschäftigt. In Verbindung mit der In-
dustrie und mit der Technischen Hochschule Karlsruhe
sind planmäßige Versuche über das Verhalten von Rein-
aluminium und verzütetem Aluminium bei Temperaturen
bis — 70° in Angriff genommen. Unter Mitarbeit des VDE
sind Versuche zur Prüfung der Dauerstandfestigkeit von
Aluminium, Kupfer, Bronze und Aldrey und zur Ermitt-
lung ihrer Zugfestigkeit, Dehnung, Streekgrenze und elek-
trischen Leitfähigkeit in die Wege geleitet. Die Unter-
suchung der Ermüdtngsfestiskeit verzütbarer Leichtme-
tallegierungen, u. zw. zunächst des Duralumins, Lautals und
Elektrons, wie die der Änderung der Eigenschaften der
Aluminiumzußlerierunzen sowohl beim Liegen bei ge-
wöhnlicher Temperatur als auch bei l“rhitzunz auf ver-
schiedene Temperaturen ist vorbereitet. In Gemeinschaft
mit dem VDE beschäftigt man sich fortgesetzt mit der Vor-
bereitunz der internationalen Normung von Aluminium-
drähten. Zu den bisher erfolgten Untersuchungen über
die elektrische Leitfähigkeit hartzezozenen und weichge-
elühten Aluminiums soll im November d. J. eine beschlie-
Bende Sitzung der IEC in Berlin stattfinden. Auch für
Kupferleitungen wird auf Wunsch des VDE die internatio-
nale Normung vorbereitet. Unter Mitarbeit der einschlägi-
gen deutschen Metallwerke beschäftigt man sich bereits
mit der Aufstellung eines Entwurfs, der noch in diesem
Jahre veröffentlicht wird.
Die Vortragsreihe „Vergütbare Legierungen“ am
1. IX. d. J. im Vortragsaal des Eisenhüttenhauses wurde
durch einen Gastvortrag von Prof. Dr. W.Rosenhain,
Präsident des Institute of Metals, London, „Physikund
Metallkunde” eingeleitet. Seine Betrachtungen zum
Verhältnis der Metallkunde zur Physik führen zur Er-
Kenntnis, daß die Metallkunde — wenn sie auch in cinem
Sinne eine Abteilung der physikalischen Chemie ist — doch
im ganzen als eine besondere Abteilung der Physik zu be-
trachten ist.
Allgemein über „Kennzeichen, Wesen und
Zukunftsmöglichkeiten der Vergütung
vonLegierungen“ sprach Prof. Dr. W.Guertler,
Berlin. Das Kennzeichen der Vergütung ist die Steigerung
der mechanischen Eigenschaften im Zusammenhang mit in-
neren physikalisch-chemischen Zustandsänderungen des
Metalles. Vergütungen von reinen Metallen in diesem Sinne
sind noch nicht geglückt. Ob sie bei zusammengesetzten
Metallkristallen möglich sind, ist noch fraglich. Charakte-
ristisch für alle vergütbaren Legierungen ist die Mög-
lichkeit verschiedener physikalisch-chemischer Zustände
und eine Abhängigkeit des Gleichgewichts zwischen
diesen Zuständen von der Temperatur. Die Vorbedingunz
der Abhängigkeit von der Temperatur erfüllen monə-
variante und nonvariante Gleichgewichte. Die ersteren
sind theoretisch and praktisch einfacher zu behandeln.
Der z. Zt. am weitesten entwickelte Typ der Vergeütunz
ist die Segregatverzütung. Bei allen Vergütungen sind bis
zur idiomorphen Gestaltung des Segregzats verschieden®
Stadien (Phasen) zu durchlaufen, und die Feststellung der
Zahl und Reihenfolge der einzelnen Stadien, insbesonderr
die Erkenntnis des Stadiums des abgeschreckten Zustan-
des und das Stadium des vergüteten Zustandes sind die
gegenwärtigen Kernfragen. Der praktische Erfolg der
Vergütung wird insofern z. Zt. noch empirisch erreicht,
als die Bedingungen von Zeit und Temperatur der Er-
wärmung, d. h. die Einzelheiten der zum besten Erfolge
führenden Wärmungskurve, einfach durch Tastversuche
festgestellt werden. Eine Vergütung, die sich an non-
variante Umsetzungen anschließt, ist die Stahlhärtung, ein
zunächst rein empirisch entwickeltes Gebiet derartiger
Vergütungen. Eine Aufklärung und damit deduktive Be-
herrschung der Vergütungsvorgänge wird erst im Zusam-
menhange mit einer systematisch entwickelten physikali-
schen Chemie des kristallinen Zustandes möglich sein.
Prof. Dr. W. Fraenkel, Frankfurt a. M., erörterte
in seinem Vortraee „Vergütbare Aluminium-
legierungen“ die verschiedenen bisher bekannt ege-
wordenen vergütbaren Al-Legierungen und entwickelte an
den Legierungen reinsten Aluminiums mit Kupfer die Ver-
gütungsvorgänge auf experimenteller Grundlage. Die Er-
kenntnis der grundlezenden Bedingungen der Vergütung
von Al-Legierungen und ihrer Verwandtschaft mit dem
Vorgang der Stahlhärtung läßt, wie Dr. G. Masing,
Berlin, in einem Vortrage „Vergütbare Kupfer-
lerierungen“ ausführte, Vergütungserscheinungen in
der einen oder anderen Form noch bei außerordentlich
vielen Legierungen erwarten. Eine Übersicht der wichtig-
sten vergütbaren Legierungen bei Cu-, Fe-, Ni-, Co- und
Pb-Basis wurde gegeben. Von technischer Bedeutung sind
heute in der Hauptsache die Heusler-, Corson- und Beryl-
liumlegierungen. Dr. L. Nowack, Pforzheim, sprach
über „Vergütbare Edelmetallegierungen“,
deren Hauptbestandteil eines der Edelmetalle Gold. Silber
oder der Metalle der Platingruppe ist. Bei diesen bedient
man sich in neuerer Zeit in steigendem Maße der Vorteile
der vergütbaren Legierungen. Bei einer Reihe solcher
wurde der Typus der Segregationsvergütung beobachtet.
Bei dem System Silber-Kupfer-Kadmium wurde von Fraen-
kel der zeitliche Verlauf der Vergütung mittels Leitfähic-
keitsmessungen festgestellt.
Der 8. IX. war einer Reihe kurzer Vorträge gewidmet.
Die ersten Vorträge von Dr. Hansen, Berlin, Dr.-Ing.
Haas, Aachen, Prof. Dr.-Ing. Denzo Uno, Aachen, Dr.
Wassermann, Berlin, Prof. Dr. Fraenkel, Frank-
furt a. M., behandelten die Einwirkung der Warmbe-
handlung verschiedener Legierungen auf die Festizg-
keit, Härte, elektrischen Widerstand. Al-
terung usw. Erwärmungzstemperatur in Höhe und Dauer
sowie Abkühlgeschwindigkeit sind auch hier von großer
Bedeutung und liefern verschiedene Werte. Dr. Haas er-
wähnte in seinem Vortrag ein neues Meßecrät für elek-
trische Leitfähigkeit, das im Vakuum Messungen bei steci-
genden und fallenden Temperaturen gestattet. Dr. Denzo
Uno berichtete über Härtungsversuche an Beryliium-Alu-
ıninium-Legrierungen und Duralumin mit Berylliumzusatz.
Dr. Dahl, Berlin, sprach zur „Kinetikdeseutek-
toiden Zerfallesdery-Bronzen“. Nach Unter-
suchungen erhöht der eutektoide Zerfall den elektrischen
Widerstand. Ein Anstieg des elektrischen Widerstandv:
tritt auch während der Vergütung ein, dem aber bei ge-
wissen Anlalitemperaturen ein Abfall folgen kann. Für
eine 26prozentize Legierung, deren elektrischer Wider-
stand durch den Zerfall um etwa 15...20 % steigt. beträgt
bei 220 ° Anlaßtemperatur der Widerstandsabfall etwa über
50%. Die beobachtete Vergütung tritt, wie die gleichzeitig
aufgenommenen Härte-Anlaß-Dauerkurven zeigten. wäh-
rend des ersten Anstiegs und des folgenden Abfalls des
Widerstandes ein.
Prof. Dr. Grube, Stuttgart, berichtete über die
„Untersuchung der Konstitution binärer
Legierungen durch Messung der elektri-
schen Leitfähigkeit und der thermischen
Ausdehnung“ Für die neuzeitliche Legierungeskunde
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17. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
1533
sind vor allem auch die in den vollständig erstarrten Le-
eierungen auftretenden Umwandlungen wichtig, weil an
solche die Vergütbarkeit eines Ligierungspaares ge-
knüpft ist. Diese Umwandlungzen werden häufig durch die
thermische Analyse nicht angezeigt, und zu den weiter in
Frage kommenden Verfahren wurde die Messung des elek-
trischen Widerstands und der thermischen Ausdehnung
entwickelt. Temperatur-Widerstands-Kurven wie Kurven
der thermischen Ausdehnung zeigen Unstetigkeiten bei den
Temperaturen, bei denen Reaktionen in der festen Legie-
rung verlaufen. Durch Eintragung der Temperaturen der
Unstetigkeiten in das Zustandschaubild kann der Verlauf
der Umwandlungslinien genau festgelegt werden. Auf
Grund der Temperatur-Widerstands-Kurven lassen sich
auch die Isothermen der elektrischen Leitfähigkeit und des
Temperaturkoeffizienten des elektrischen Widerstandes
berechnen. Die dabei erhaltenen Kurven geben weiteren
Aufschluß über die Form des Zustandschaubildes.
Rep Rat Dr. A. Schulze, Berlin, machte Mitteilun-
gen zu Versuchen in der Physikalisch-Technischen Reichs-
anstalt „Über die Umwandlungspunkte von
Metallen“ Abgesehen vom Aluminium, bei dem es
nunmehr als endgültig anzusehen ist, daß es keinen Um-
wandlunespunkt besitzt, wurden zunächst die Metalle
Zink, Wismut, Thallium und Kobalt untersucht. Der
größte Teil der Messungen wurde in einem neuen, be-
sonders für diese Zwecke eingerichteten elektrischen
Ofen ausgeführt. Zum „AußergewöhnlichenKri-
stallwachstum an Eisen und Kupfer und
seinen Ursachen“ gab Dr.-Ing. R. Kühnel, Berlin,
einige praktische Beispiele. „Der Einfluß der Re-
kristallisationaufdastechnische Verhal-
ten von Blei“ wurde von Direktor Dipl.-Ing. Bren-
thel, Halsbrücke, behandelt. Danach gibt die chemische
Analyse kein eindeutiges Bild für die Brauchbarkeit einer
Bleisorte als Werkstoff, da gerade gewisse verunreini-
ende Bestandteile im Blei die Rekristallisation verzögern
oder vermindern und nichtkristallisierende Bleie im all-
zemeinen widerstandsfähiger sind. Die Verwendung von
Leichtmetallkolben bei den Verbrennungskraftmaschinen
und Kompressoren nimmt wegen verschiedener betrieb-
licher Vorteile ständig zu. Ihre vollständige Gleichwertix-
keit mit gußeisernen wird fortgesetzt angestrebt. -Hierzu
sprach Dr. M. v. Schwarz, München. Neueste Alumi-
nium-Kolbenlegierungen weisen neben Kupfer noch grö-
here Mengen an Metallen der Eisengruppe auf und zeigen
Härtezahlen, welche die des gewöhnlichen Gußeisens er-
reichen. Auch ihre Warmhärte ist sehr gut und ihre
Wärmeausdehnung sehr niedrig. Die „Biegefähig-
keit von Zinküberzügen“ behandelte Dr.-Ing.
Bablick, Wien. Sie ist sehr wichtig, wenn der
Zink-Legierungschicht des Überzuges muß hierzu ver-
mieden oder tunlichst eingeschränkt werden. Zu erwägen
ist die Verwendung von Elektrolvtzink zum Verzinken.
Abschließend erörterte Obering. W. Wunder, Berlin,
„Neuere Beobachtungen bei der Knet-
bearbeitung von Elektrolytkupfer“ Die
Herstellung zum Walzen brauchbarer Kupferbarren ist
schwierig und bedarf besonderer Maßnahmen, wenn nicht
beim Draht z. B. Brüchigkeit und beim Blech unsauber
nnlierte Oberflächen auftreten sollen. Die Fehler sind auf
Kupferoxydul-Anreicherungen zurückzuführen, die sich
durch Verschweißen der beim Walzen entstandenen Risse
bilden. So müsse vor allem darauf geachtet werden, daß
keine Querbrüche beim Walzen entstehen.
Am 9. IX. nachmittags hörte eine große Zahl deutscher
und englischer Fachleute den Vortrag von Dr. Gwyer
„Aluminium und seine Legierungen“ Der
Anwendung der Röntgenstrahlenspektrographie auf Alu-
minium wurde eine große Zukunft vorausezesagt.
Przyzode.
Verschiedenes.
Elektrische Gasreinigung. — Über die wissenschaft-
lichen Grundlagen der elektrischen Gasreinigung hielt
Prof. Ladenburg am 5. XII. 1928 einen Vortrag in der
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissen-
sehaften, nachdem er bereits im Mai 1928 im Haus der
Technik in Eesen über den gleichen Gegenstand ge-
sprochen hatte!. Wir entnehmen seinen Ausführungen fol-
sendes: Die Wichtigkeit der Entstaubung geht am besten
aus der Tatsache hervor, daß bei einem großen Elektrizi-
tätswerk täglich etwa 100 t Flugasche in die Umgebung
verstreut werden. Allgemein kommt es bei der Entstau-
bung entweder darauf an, die für Menschen, Tiere und
Pflanzen schädlichen festen und flüssigen Bestandteile aus
A Chemiker-Z. 1928, 8. 612.
Garen und Dänpfen zu entfernen, oder aber es soll das
reine Gas oder der wertvolle Staub gewonnen werden. Im
Gegensatz zu anderen Methoden (Zentrifugierung, Berie-
selung) eignet sich die elektrische Gasreinigung für die
Abscheidung der allerfeinsten Teilchen, außerdem wird
der Staub in trockenem Zustand gewonnen. Das Prinzip
besteht der Hauptsache nach darin, daß in einem von Gas-
ioren eines (meist negativen) Vorzeichens durchsetzten
unhomogenen elektrischen Feld die Staubteilchen einseitig
geladen, in der Richtung des Feldes und an der einen Elek-
trode (Abscheide-Elektrode) abgeschieden werden, wo sie
infolge der Schwere oder Klopfens herunterrieseln. Das
Feld wird durch eine negativ geladene Sprühelektrode
(dünner Draht, Band, Kette, weitmaschiges Netz aus
Streckmetall) und eine positiv zeladene Niederschlag-
elektrode (glatte Wand aus Metall oder Halbleiter, Well-
blech, enges Netz) gebildet. Als Stromquelle benutzte O.
Lodge Influenzmaschinen, Cottrell führte den eyn-
chron rotierenden mechanischen Gleichrichter ein, in der
neuesten Zeit werden auch Glühkathoden verwendet. Die
Spannung beträgt etwa 50 kV. die Stromstärke rd. 0,2 mA
für 1 Meter Sprühdraht, der Elektrodenabstand 10 ... 15 cm,
die Sprühdrahtlänge 1..5 m. die Gasgeschwindiskeit
en das Gas verbleibt rd. 1..2s im elektrischen
eld.
Sobald das elektrische Feld so stark ist, daß die sicht-
bare Entladung, das Sprühen oder die Korona an der
Drahtelektrode einsetzt, werden die Staubteilchen von
den Gasionen getroffen, aufgeladen und gegen die Plat-
tenelektrode bewegt, wo sie durch die Schwerkraft oder
Abklopfen herunterrieseln. In trockener Luft geht die
Entstaubung in sehr einfacher Weise vor sich, schwie-
riger ist der Prozeß bei höheren Temperaturen (je nach
den Gasen und abzuscheidenden Staubarten bis zu 450 °)
und bei feuchten Abgasen, da die Entladung sehr leicht
in einen Lichtbogen übergeht, der einem Kurzschluß
gleichkommt; an der Ansatzstelle des Lichtbogens schmilzt
der Sprühdraht, es kommt zu Verbrennungen, Verpuf-
fungen und Explosionen.
Ladenburg kam dann auf die noch nicht veröffent-
lichten Untersuchungen zu sprechen, die im Kaiser-Wil-
helm-Institut für Physikalische Chemie und Elektro-
chemie, Berlin-Dahlem, ausgeführt werden und die nament-
lich die Aufladung der Staubteilchen und den elektrischen
Wind betreffen. Die Staubteilchen laden sich erst all-
mählich auf den Maximalbetrag auf, da mit zunehmender
Ladung eine Abstoßung der gegen die Staubteilchen flie-
genden geladenen Ionen stattfindet; ferner zeigten die
Versuche, daß die Aufladungskurve der Staubteilchen
nicht stetig verläuft, sondern auf- und abwogt, eine Tat-
sache, die auf eine Abspaltung von Ladungen oder An-
ziehung von vereinzelten Ionen entzegengesetzten Vor-
zeichens zurückzuführen ist. Die Grenzladungen wer-
den um so größer, je größer der Durchmesser d der Teil-
chen ist; für d = 10 u ist sie von der Größenordnung von
d LO Einheiten, für d= 0,1 p von nur noch 25 Einheiten,
wenn ein elektrisches Feld von 3000 V/cm zugrunde gelegt
wird. Trotzdem schwanken die im elektrischen Feld er-
reichten Endgeschwindigkeiten nur zwischen den Gren-
zen von etwa 60 bis 3,5 cm/s, da mit abnehmendem Durch-
messer der Staubteilchen auch die zur Bewegung im Feld
benötisten Kräfte abnehmen.
Die Bedeutung des elektrischen Windes für die Gas-
reinigung ist lange Zeit hindurch unterschätzt worden.
Durch seitliche Beleuchtung eines ausströmenden Kohlen-
säurestroms und durch Räucherkerzchen wurden der Weg
und die Geschwindigkeit der durch den elektrischen Wind
hervorgerufenen Gasbewegung verfolgt und zu etwa 50 cm/s
gefunden; dieser Wind reit auch die nicht ionisierten
Staubteilchen mit sich fort; letztere bleiben an der Nieder-
schlarselektrode haften, einige wandern im Kreislauf zum
Sprühdraht zurück und bewirken auch dort einen Staub-
niederschlag. Diese Verhältnisse gelten allerdings nur für
ruhende Gase; sobald eine Strömung hinzukommt. werden
sie außerordentlich verwickelt, so daß eine allgemein
gültige thensretische Lösung nicht mehr gegeben werden
kann, vielmehr muß man die Elcktredenforın, Abstäarule,
Gasgzeschwindigkeit je nach der Art des Staubes, der Tem-
peratur und gewünschten Reinheit von Fall zu Fall
ausprobieren. Die Erscheinungen (Auslöschen einer
Kerze, Beseitigung des Rauches durch den elektrischen
Wind, Rohmann-Effekt) wurden an der Hand von kine-
matographischen Aufnahmen erläutert, die sich dadurch
auszeichneten, daß man den Film in jedem Moment stehen
lassen, also jeden Zustand beliebig lange festhalten konnte.
Schließlich wurden die verschiedenen Anwendungszebicte
und ausgeführte Anlagen besprochen. Was für Aufgaben
zu erfüllen sind, zeigt z.B. die Reinigung von Hochofen-
gusen, bei denen viele 100 000 m? täglich zu entstauben sin!!.
1534
Die anzustrebenden Verbesserungen liegen der Haupt-
sache nach auf wirtschaftlichem Gebiet. Wo kostbarer
Staub zurückgewonnen wird, spielen die Kosten der elek-
trischen Gasreinigung keine Rolle, wobei festzuhalten ist,
daß die Betriebskosten gegen die leider noch sehr teuren
Anlagekosten ganz zurücktreten. Wo dagegen die hygieni-
schen Zwecke in den Vordergrund treten, wo es sich um
lästigen Staub handelt, der die Luft verdirbt und Land-
wirtschaft und Gärtnereien schädigt, sind die Anlagen
meist noch zu teuer, Für ein großes Elektrizitätswerk mit
täglich 100t Flugasche würden sich die Kosten für eine
elektrische Reinigung der Rauchgase immerhin auf ins-
gesamt etwa 1MillRM belaufen. In der Verbilligung der
Anlagen und Schaffung von wirtschaftlichen Apparaturen
für den Kleinbetrieb liegst das Zukunftsfeld der elektrischen
Entstaubung. (Ladenburg, Vortrag vor d. Kaie.-Wil-
helm-Gesellsch. z. Ford d. Wiss., Berlin.) Bn.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Internationaler Straßenbahn- und Kleinbahnkongreß.
— Der XXII. Internationale Kongreß der Straßenbahnen,
Kleinbahnen und der öffentlichen Kraftfahrunternehmeu
findet in der Zeit vom 29. VI. ...6. VII. 1930 in Warschau
statt. Das technische Programm wird folgende Vorträge
und Berichte umfassen:
1. L.Sekutowicez, Paris, Vergleich der Untergrund-
bahnen mit den Kleinbahnen.
2. E. Jayot, Paris, Verwendung von Leichtmetallen
in Oberleitungsanlagen.
3. P. Lo Balbo, Saluzzo (Italien), Akkumulatoren-
Triebwagen in Europa.
4. v. Podoski, Warschau, Studie über elektrolytische
Erscheinungen.
5. O. Lange, Hälsingborg, Blockierung der Strecke
durch automatische Signale für eingleisige Betriebe.
6. Ph. Pforr, Berlin, Neuere Erfahrungen mit der
Bremsung von Straßenbahnwagen.
7. H. Coens und A. Allard, Brüssel, Methoden und
Vorrichtungen für die Kraftversorgung eines elektri-
schen Straßenbahnnetzes.
8. Verbesserungen in der Konstruktion des rollenden
Materials auf Schienen und Straßen.
9. H.Arnold, Herten, Verwendung von Rohölmotoren
auf Schienen und Straßen. 7
10. Entwicklung der elektrischen Ausrüstung des rollen-
den Materials.
11. G. d’Alo, Mailand, Straßenbahngleis und Straßen-
bau.
12. H. Bacqueyrisse, Paris, Verfahren und Metho-
den zur Erleichterung des Reisendenverkehrs.
13. P. Nestrypke, Posen, Vergleich der allgemeinen
E Kleinbahnen, Straßenbahnen, Auto-
usse.
Auskunft erteilt das Generalsekretariat: Brüssel, 112
Rue du Tröne.
Energiewirtschaft.
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!'. — Die
elektrowirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Preu-
ßRischen Elektrizitäts-A.G. und der Stadt
Frankfurt a. M. sind socben vorbehaltlich der Geneh-
migung maßgebender Körperschaften durch einen für das
Rhein-Maingebict sehr wichtigen Vertrag neu geregelt
worden, der zunächst auf 30 Jahre der Stadt Spitzenstrom-
bezug von der Preag zu, wie die Frankf. Zg. berichtet, etwa
den Selbstkosten der Frankfurter Elektrizitätswerke?
sichert. Die Stadt beteiligt sich mit nom. 15 MillRM Aktien
(zu 150%) an der Preag und überläßt ihre 50prozentige
Beteiligung an der Hefrag (Braunkohlen-Schwel-Kraft-
werk Hessen-Frankfurt A.G.) zu pari der staatlichen Ge-
sellschaft, die ihrerseits der Stadt die von dieser für den
Ausbau der Untermainwasserkräfte durch das Reich garan-
tierten 15 Mill. RM Baukostenanteil zur Verfügung stellt.
Schließlich erwirbt die Preag für 0,6 Mill. RM von: der
Frankfurter Gaszesellschaft nahezu alle Kuxe des Braun-
kohlenschwelwerks der Gewerkschaft Friedrich in Hun-
een. Vor dem Abkommen war die Stadt Frankfurt (Ge
samtjahresverbrauch z. Z. 150 Mill kWh) verpflichtet, von
dem Kraftwerk Borken der Preag jährlich 18 Mill kWh
und von der Hefrag nach dem Vollausbau des dieser ge-
bhörenden Werks 24 Mill kWh abzunehmen, außerdem hatte
Frankfurt von den Untermainstufen 45 Mill kWh zu be-
ziehen. Sodann bestand eine erhebliche Abhängirkeit der
! Vgl. ETZ 19%, S. 1493.
® Vgl. ETZ 19%, 8. 1452.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
17. Oktober 1929
Stadt von der Preag darin, daß die Stromlieferung der
Hefrag über die von Borken nach Frankfurt führende
100 kV-Leitung der Preag gegen eine Leitungsgebühr er-
folgt, was bei der Kurzfristigkeit des bezüglichen Abkom-
mens eventi. Schwierigkeiten zur Folge haben konnte. Da
überdies der Vertrag der Hefrag mit der Provinz Ober-
hessen bald abläuft, wäre Frankfurt in diesem Fall ge-
nötigt gewesen, den ganzen Strom der Hefrag ohne Rück-
sicht auf seinen Bedarf zu übernehmen. Auf der anderen
Seite gewinnt die Preußische Elektrizitäts-A. G. ein sehr
aussichtsreiches Absatzgebiet (auch in Oberhessen), die
Werke Borken und Wölfersheim kommen unter eine ein-
heitliche Leitung und es besteht weiter nunmehr für die
Preag die Möglichkeit, von der Saar her Strom nach Frank-
furt zu liefern, wofür das Leitungsnetz der RWE verfüg-
bar ist. Über die künftige Ausnutzung des Schwelbetriebs
in Hungen, das vorläufig noch keine el i i
produziert, verlautete bisher noch nichts.
lassung von 15 Mill RM Preag-Aktien ang
furt wird eine Erweiterung der von demYpresßischen Un-
ternehmen schon beabsichtigten Kapitälserhöhung not-
wendig, zumal auch die geplante Beteiligffig am Elektro-
zweckverband Mitteldeutschland eine solche:erfordert.
Umsatz- und Erträgnisziffern des Bezearksver-
bandes Oberschwäbische Eläktrizitäts-
werke (OEW), Biberach a d Riß, haben sieh 1928 gün-
stig entwickelt. Der Gesamtanschlußwert erreichte am
Jahresschluß 142560 kW (130000 i.V.), die: Stromliefe-
rung des Dampfkraftwerks Ulm, der Illerkräftwerke und
sonstiger Anlagen betrug 112,099 Mill kV ‚929 i. V.)
— wobei rd. 76 % auf die Wasser- und 4 % abf die Wärmc-
kraftwerke entfielen — und der Gesamtumsàtz mit 27.301
Mill kWh oder 19,6 % Fremdbezug (17,095 i. V.) 139,4 Mill
kWh (113,024 i. V.). Hiervon sind rd. 116 Mil kWh nutz-
bar abgegeben worden. Zwecks weiterer Sicherung künfti-
gen Strombedarfs in wasserarmen Zeiten hat die Gesell-
schaft mit dem RWE einen langjährigen Vora zeschlos-
sen, der gleichzeitig die Übertragung ihre Stromanteils
aus den Vorarlberger Kraftwerken bis naeh H&gbertingen
regelt. Weiter ermöglicht ein Abkomm&n mit dem Städı
schen Elektrizitätswerk Stuttgart dif Tüeferänz
Speicherstrom aus dem Dampfkraftwer Müsste
leichtert die Bewirtschaftung des in der Becken
heim und Unterdettingen aufgenommena@Speigher
Mit der Inbetriebnahme des Vermuntw ois Agen
lich im Frühjahr 1930 zu rechnen. \erhandlün
cine Beteiligung an den oberbadischen Wasserkrä
an einem württembergischen Gemeinsphaft#tnternehm:
sind im Gange. Der Stromverkauf erbraphte -83929 758 R
(7400930 i.V.), wozu an sonstigen Biunal ien no:
182714 RM hinzukamen (90 467 i. V.); 41787 RM wurd:
vorgetragen (54524 i. V.). Im Anschluß hieran sei be
merkt, daß eine kürzlich abgehaltene Verbandsversamm
lung des OEW die 50Oprozentige Beteiligung an der ober-
badischen Wasserkraftanlage Waldshut-Kadelburg ge
meinschaftlich mit der Stadt Stuttgart und der Neckar
werke A.G. gutgeheißen hat, u. zw. an Stelle einer Be-
teillilgung am Ausbau der Wasserkraftwerke Albbruck-
Dogern und Schluchsee. Von der Versammlung wurde fer-
ner der Erwerb des ganzen Aktienpakets der Elektrizi-
tätswerke der Argen A.G. genehmigt. Letztere sollen zu-
nächst in ihrer bisherigen Form weitergeführt werden.
Zum 21.X. einberufene Aufsichtsratsitzungen haben
über eine Fusion der Gesellschaft für elektri-
sche Unternehmungen A.G. mit der Ludwir
Loewe A. G. und der A. G. für Gas-, Wasser- und Elektri-
eitäts-Anlagen, Berlin, Beschluß zu fassen.
A)
Portugals Elektrizitätsversorgung. — Die VDI-Nach-
richten entnehmen einem Bericht der „Revista du Aso-
ciacäo dos Engenheiros Civis Portugueses“ die Angabe,
daß in Portugal anfangs 1929 354 Elektrizitätswerke,
u.zw. 69 Wasserkraftwerke mit zusammen 33 634 kW und
285 Wärmekraftwerke mit 102088kW, in Betrieb waren.
Ihre Stromlieferung betrug 1927 rd. 187 und 1928 nicht
eanz 217 Mill kWh und der Stromverbrauch je Kopf der
Bevölkerung im erstgenannten Jahr 34 kWh Von den
hinsichtlich ihrer Leistung auf etwa 0.5 Mill PS zeschätz-
ten Wasserkräften Portugals sind z. Z. noch nicht 10 %
ausgebaut, doch zeigt die Regierung, wie der Bericht sagt,
an einem schnelleren Ausbau großes Interesse Das be-
zieht sich hauptsächlich auf den Douro, für dessen Aus-
nutzung längs seines die spanisch-portugiesische Grenze
bildenden Teils bereits Projekte vorliegen und auch schon
ein Abkommen mit Spanien zetroffen worden ist.
Verkürzung des Weges elektrischer Arbeit in den
V. N. Amerika. — Aus einem Bericht der amerikanischen
National Electric Light Association ist zu ersehen, daß die
a er A gen. mmm, — gemeet — mmm, ges — - — -
17. Oktober 1929
durchschnittliche Weglänge des elektrischen Stroms vom
Kraftwerk bis zur Verbrauchstelle in den V. S. Amerika
rd. 35 km und, wenn man den Staat Kalifornien ausschließt,
wo sich die Kraftstationen zum größten Teil im Gebirge
und die Verbrauchstellen im Tal der Küste entlang befin-
den. nur noch rd. 29 km beträgt. Hieraus geht hervor, daß
trotz der erheblichen Verkettung der Kraftwerke und der
Ausdehnung der Überlandnetze in den letzten Jahren der
größte Teil der elektrischen Arbeit in der Nähe der Er-
zeugungsstellen konsumiert wird. Die Ursache dafür liegt
hauptsächlich in der Berücksichtigung wirtschaftlicher
Faktoren, insofern die Dampfkraftwerke in der Nähe der
Küstenstädte und der Industriezentren errichtet wurden.
Veranlassung ist aber auch die steigende Wirtschaftlich-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42
1535
keit der großen Dampfzentralen im Vergleich mit der der
hydroelektrischen Werke in größerer Entfernung von den
Konsumentenkreisen. Es ergibt sich ferner, daß die W eg-
länge des elektrischen Stroms bis zum Ver-
braucher zuschends kürzer wird, eine Entwicklung, die
nicht mehr aufzuhalten ist. Viele der vor kurzer Zeit
fertiggestellten hydroelektrischen Kraftanlagen wurden
schon vor Jahren geplant, u.zw. zu einer Zeit, als der
Kohlenpreis sehr hoch und der Nutzeffekt der Dampfkraft-
zentralen geringer war als heute. Seit jener Zeit sind die
Produktionskosten letzterer um nahezu 50 % zurück-
gegangen, so daß die Mehrzahl der noch beschlossenen
hydroelektrischen Kraftwerke kaum gebaut ron wa
r.
: Efektrotechnischer Verein.
(Eingeifagener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an Ben -Miektrotechnischen Verein sind an seine Gescht,
stelle, Berlin W 35, ;Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 9697, zu richten.- Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 183 02.
Einladung
zu einer gemeinsamen Sitzung des Elektrotechnischen
Vereins, der Deutschen Beleuchtungstechnischen Ge-
sellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Technische
Physik und der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin
am Dienstag, dem 22. Oktober 1929, abends 7% Uhr,
im Physikalisehen Hörsaal der Technischen Hochschule
zu Charlottenburg, Berliner Str. 170/172.
m Aa Tagesordnung:
1. Gesch; tihe Mitteilungen des Elektrotechnischen
V ereis. À 2
2. Herr Dësch Finekh (Osram): „DieGlüh-
lame un ihre Erfinder“. Das Jubi-
läu E fer 929
3. Vor rag lês- Fern Professor Dr. Pirani: „Fort-
sch@iffe Wand Entwicklungsmöglich-
keiten auffdem Gebiete der Leucht-
röhrer® Cat experimentellen Vorführungen).
Sc? "Anhaltsangabe:
> x
Frages@ikft.
Physikalische und physiologische Grundlagen der
Lichterzeugung.
Die bisherigen Hindernisse für den Anschluß von
Leuchtröhren an normale Betriebspannungen.
Bisherige Schwierigkeiten der Erreichung genügender
Lebensdauer.
Neue Verfahren zur Erhöhung der Leuchtdichte.
Röhren für hohe Energieaufnahme.
Röhren mit hoher Lichtausbeute.
Mit Rücksicht auf die beschränkte An-
zahl von Plätzen in dem Sitzungssaal ist
der ZutrittnurgegenbesondereEintritts-
karten gestattet, die in der Geschäftstelle des
Elektrotechnischen Vereins in Berlin W 35. Potsdamer
Straße 118a II, erhältlich sind. Die Mitgliedskarten der
veranstaltenden Gesellschaften berechtigen allein nicht
zum Zutritt.
Eine Diskussion über die Ansprache des Herrn Direk-
tor Dr. Finckh sowie über den Vortrag des Herrn Pro-
fessor Dr. Pirani findet nicht statt.
Nachsitzung im „Grand-Hotel am Knie“ in Charlotten-
burg, Bismarckstr. 1.
Elektrotechnischer Verein
KW Wagner
Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft
Lempelius
Deutsche Gesellschaft für Technische Physik
Gehlhoff
Physikalische Gesellschaft zu Berlin
Pringsheim.
VEREINSNACHRICHTEN.
Vortragsreihe
des Elektrotechnischen Vereins in Gemeinschaft mit
dem Außeninstitut der Technischen Hochschule zu Berlin
über „Funktionentheorie und ihre Anwendung
in der Technik“.
I. Hauptteil: Mathematischer,dieGrund-
lagen der Theorie umfassender Teil.
28. Oktober bis einschl. 16. Dezember 1929.
Herr Professor Dr. R. R ot h e (Technische Hochschule
Berlin).
II. Hauptteil: Technischer, die wichtig-
stenÄnwendungenbehandelnderTeil.
1. 13.1.1930: Herr Professor Dr. Schottky (Siemens
& Halske A.G.): „Aufbau elektrischer und magneti-
scher Felder aus Quellinien-Potentialen“ (Verstärker-
röhren, Elektrofilter; Transformatoren- und Genera-
toren-Probleme).
2. Am 20.1.1930: Herr Dr. Pohlhausen (Oberinge-
nieur der Siemens-Schuckert-Werke A.G.): „Zwei-
dimensionale Strömungsfelder“ (Auftrieb und Zirku-
lation, Kutta-Joukowskyscher Satz. Strömung um den
Zylinder, Tragflügelprofile, Vergleich der Theorie mit
dem Experiment).
3. Am 27.1.1930: Herr Dr. E. Weber (Ingenieur der
Siemens-Schuckert-Werke A.G.): „Feldausbildung an
Kanten“ (Elektrische und magnetische Felder, Tem-
peraturfelder, elastische Spannungsfelder).
4. Am 3. 11.1930: Herr Dr. Ollendorff (Privatdozent
der Technischen Hochschule Berlin): „Ausgleichs-
vorgänge in körperlichen Leitern“ (Komplexe Dar-
stellung von Stoßvorgängen, Erwärmung von elektri-
schen Maschinen, Kurzschluß-Erwärmung eines Ka-
as Stoßströme in Maschinen mit Wirbelstrom-Läu-
ern).
5. Am 10.11.1930: Herr Professor Dr. Nöther (Tech-
nische Hochschule Breslau): „Wellenausbreitung in
homogenen und geschichteten Medien“ (Ausbreitung
im Raum und längs der Erdoberfläche; die Maxwell-
schen Gleichungen im geschichteten Medium [Hearvi-
side-Schicht] ).
6. Am 17.11.1930: Herr Professor Dr. Föttinger
(Technische Hochschule Berlin): „Strahlbildung und
günstigste Randformen“ (Felder mit diskontinuier-
licher oder vorgeschriebener Vektorverteilung).
Zeit: Montag abends pünktlich 6% bis 8 Uhr.
i a rt: Hörsaal Nr. 141 der Technischen Hochschule zu
erlin.
Teilnehmerkarten: Zu haben
a), in der Technischen Hochschule, Zimmer Nr. 138,
b) im Elektrotechnischen Verein Berlin W 35, Potsdamer
Straße 118a II, Postscheckkonto: Berlin Nr. 13 302.
Der Preis für sämtliche Vorträge beträgt:
a) für Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins 16 RM
b) „ deutsche Studenten . . . 2. 2 2.2. 8 „
c) „ andere Teilnehmer . . . . 2. 2 22..24 „
Karten für einzelne Vorträge werden nicht abgegeben.
Elektrotechnischer Verein
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
1536
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
17. Oktober 1928
Nachtrag
zum Sitzungsbericht vom 26. Februar 1929: )
Besprechung des Vortrags’)
des Herrn Professor Dr. Keinath:
„Elektrische Fernmessung“.
Vorsitz: Herr Professor Matthias.
Herr Piloty: Herr Prof. MATTHIAS macht es mir
leicht, an den glänzenden Vortrag von Herrn Prof. KEI-
NATH anzuknüpfen. Auch ich glaube, daß viele der Herren
Zuhörer das Bedürfnis fühlen werden, das aus den ver-
schiedenen Fernmeßsystemen gebildete Kaleidoskop noch
etwas zu ordnen. Hierzu aber ist es erforderlich, auf die
Systemfrage, d.h. auf die Erörterung der grundsätzlichen
Unterschiede der einzelnen Fernmeßsysteme einzugehen.
Ich darf wohl annehmen, daß der Herr Vortragende in
seinem Streben nach Objektivität dies vermeiden wollte.
So sehr ich dieses Bestreben respektiere, so scheint e3
mir doch notwendig, wenigstens in einigen groben Worten
von den Systemunterschieden zu sprechen, einerseits im
Interesse der Herren Zuhörer im bereits erwähnten Sinne,
anderseits aber auch deshalb, damit uns, die wir uns mit
der Systemfrage ernsthaft auseinandersetzen müssen, die-
jenigen Gesichtspunkte bekannt werden, auf die man da-
bei achten muß und die sicherlich noch nicht alle erörtert
worden sind. Hierbei ist die Mitwirkung der mit den Fern-
meßsystemen arbeitenden Gesellschaften, insbesondere der
stromerzeugenden Industrie, von großem Wert. Beispiels-
weise hat sich bereits im vorigen Jahre die Aktienges2ll-
schaft Sächsische Werke sehr verdient dadurch gemacht,
daß sie mit der Formulierung solcher Gesichtspunkte an
die Öffentlichkeit getreten jet Einer dieser Gesichts-
punkte ist beispi2lsweise der, daß das im Kraftwerks-
betrieb zur Überbrückung großer Entfernungen zur Ver-
wendung gelangende Fernmeßsystem einheitlich sein und
unabhängig davon funktionieren soll, welcher Art der
Übertragungskanal ist, also unabhängig davon, ob eine
gewöhnliche galvanische Verbindung oder eine durch
Übertrager zerteilte Leitung oder auch eine Hochfrequenz-
verbindung benutzt wird. Mißt man diesem Gesichtspunkt
entscheidende Bedeutung zu, dann scheiden sämtliche
Sısteme aus, die mit der Übertragung einer Amplitude
arbeiten, und es verbleiben im wesentlichen nur die Im-
pulssysteme. ee
Ein anderer Gesichtspunkt — ich glaube einer der
wichtigsten — ist die Möglichkeit der Mehrfachübertra-
gung. Es ist schade, daß von diesem Problem heute noch
nicht die Rede war. Soweit wir heute überblicken können,
konn man in der Mehrzalıl der Fälle der Fernmessung
über große Entfernungen nicht damit zufrieden sein, daß
man über jeden Verbindungskanal nur eine einzige Meß-
größe übertragen kann. Im Kraftwerksbetrieb gibt es
viele Beispiele, die dies deutlich werden lassen. Bei der
einen Gruppe derartiger Fälle steht zwar für die Verbin-
dung zwischen Sende- und Empfangstelle ein besonderer
Übertragungskanal zur Verfügung. Es müssen jedoch
mehrere am Sendeort gebildete Meßwerte iber diesen
einzigen Kanal übertragen werden, beispielsweise die
Leistungen mehrerer Abzweige, mehrerer Maschinen oder
auch neben der Leistung noch Blindleistungen, vielleicht
auch Scheinleistungen und Spannungen. In der anderen
Gruppe von Fällen muß von jeder Sendestelle nur eine
Meßeröße übertragen werden, wobei aber Sendestelle,
Empfangstelle und Übertragungskanäle räumlich so zu-
sımmenhängen, daß mehrere Meßwerte wenigstens über
einen Teil des Übertragungskanals gemeinsam geleitet
werden müssen. Ein einfaches Beispiel hierfür ist eine
Reihe von Stationen, die im Übertragungskanal liegen
wie die Perlen an einer Schnur, wobei die Empfangstelle
sich an einem Ende der Schnur befindet. Soll von jeder
Station auch nur ein Meßwert übertragen werden, so muß
die der Empfangstelle zunächst gelegene Teilstrecke des
Übertragungskanals für alle Meßwerte ausreichen.
Spielt nur der Gesichtspunkt der Mehrfachübertra-
gung eine wesentliche Rolle, so erhebt sich sofort eine
Reihe anderer Fragen. Die Forderung der Mehrfachüber-
tragung schließt die dauernde Übertragung von Momen-
tanwerten aus. Diese ist nur möglich, wenn für jeden
\Meßwert ein besonderer Verkehrskanal zur Verfügung
steht. Man ist daher gezwungen, die Meßwerte in einem
bestimmten Zyklus absatzweise zu übertragen. Es fragt
sich nun, ob es unter diesen Umständen zweckmäßiger
1 ETZ 1929, S. 580.
2 H 1509 dieses Heftes.
3 Elektrizitätswirtsch. Bd. 27, S. 12.
ist, Leistungen und verwandte Größen als Momentan-
werte oder als Mittelwerte zu übertragen. Es wäre sehr
wünschenswert, wenn diese Frage noch weiter in der
Diskussion besprochen würde. Wir sind der Ansicht, daß
die Mittelwertübertragung vorzuziehen ist, da man kein
Interesse daran haben kann, willkürlich herausgegriffene
Momentanwerte zu übertragen und eine Zeitlang, s sagen
wird min, an der Empfangstelle festzuhalten, was im Falle
plötzlicher Lastschwankungen an der Sendestelle zu gro-
ben Irreführungen an der Empfangstelle führen kann.
Legt man cinerseits entscheidende Bedeutung auf die
Dauerübertragung von Momentanwerten, anderseits aber
auch auf die Mehrfachausnutzunz von Übertrarungs-
kanälen, sieht man also zwei einander widersprechende
Gesichtspunkte als wichtig an, so entsteht die Frage, in
welchen Fällen die Messung von Momentanwerten, ver-
bunden mit einer großen Anzahl von Übertragunss-
kanälen, in weichen Fällen die Mehrfachübertragung, ver-
bunden mit der Messung von Mittelwerten, vorzuziehen
ist. Ich persönlich glaube, daß bei der Überbrückung
großer Entfernunzen der Gesichtspunkt der Mehrfach-
übertragung der wichtigere sein wird. Die Augenblicks-
werte sind von Interesse bei Störungen und bei einer
drohenden Überlastung eines Kraftwerkes. In solchen
Füllen aber ist es auch möglich, daß, was man zu wissen
wünscht, die Tatsache der Überlastung, das Fallen eines
Schalters usw., einer Fernmeldeeinrichtung zuzuweisen,
welche keine Quantitäten sondern bloß Ja- oder Ne'n-
meldungen zu übertragen braucht, während die Fernmeb-
einrichtung unter allen Umständen den zeitlichen Verlauf
der gewünschten Meßgröße nur in großen Zügen wieder-
gibt. Bei kurzen Netzen und einer großen Anzahl von
Meßgrößen, beispielsweise bei städtischen Großvertei-
lungsnetzen, dagegen kann es zweckmäßiger sein, wenn
dauernde Momentanübertragung einer jeden über eine be-
sondere Verbindungsleitung vorgesehen wird. Im Inter-
esse des technischen Fortschrittes wäre es sehr wun-
schenswert, wenn die Herren der stromerzeugenden In-
dustrie sich zu diesen allgemeinen Fragen äußerten.
(Beifall.)
Vorsitzender: Ich bitte um weitere Wortmeldungen:
insbesondere bitte ich die Herren aus der stromerzeuzen-
den Industrie, sich zu der soeben angeschnittenen Frage
zu äußern, soweit das erwünscht ist. — Das scheint nicht
der Fall zu sein. Dann bitte ich um weitere Wortmel-
dungen zu dem Vortrag.
Herr Stäblein: Zu den Ausführungen von Herrn
Dr. PILOTY möchte ich ergänzend noch folgendes be-
merken. Herr Dr. PILOTY hatte die Frage aufgeworfen,
ob man Momentanwerte übertragen soll und ob die Über-
tragung von Momentanwerten überhaupt eine fernmeh-
technische Aufgabe ist, d.h. ob die Fernmeßtechnik er-
laubt, ganz kurzzeitige Vorgänge, wie sie z.B. bei Stö-
rungen auftreten, zu verfolgen. Wenn wir die uns heute
vorgestellten Systeme daraufhin prüfen, dann finden wir,
daß diese Aufgabe eigentlich grundsätzlich nur von den
Systemen gelöst werden kann, die nicht Impulssysteme
sind, also beispielsweise von Systemen, die mit einer an
cinem Potentiometer abgegriffenen Spannung arbeiten
oder durch Kompensationsverfahren usw., wobei es schon
in Frage gestellt scheint, ob die in der Natur der Sache
liegende Träzheit der Instrumente nicht so groß ist, daß
solche kurzzeitigen Vorgänge nicht mehr angezeigt wer-
den. \Wenn wir die Impulssysteme ins Auge fassen, die
ja — wie der Herr Vortragende ausgeführt hat — allein
Systeme darstellen, die von der Leitung und von dem
Übertragungstrom (Gleichstrom, Wechselstrom, Hoeh-
frequenzstrom usw.) unabhängig sind, dann kommen wir
zu dem Ergebnis, daß eigentlich keines dieser Impulsver-
fahren Momentanwerte in diesem Sinne übertragen kann.
Das Impulszahlverfahren ist seiner Natur nach
deshalb nicht dazu geeignet, weil eine bestimmte Zeit not-
wendig ist, um eine Zahl von Impulsen zu bilden, die dann
wieder über die Leitung gegeben werden. Das Impuls-
zeitverfahren ist ebenfalls ein absatzweise arbei-
tendes Verfahren und infolgedessen natürlich auch nicht
geeignet.
Wir kommen weiter zu dem Ergebnis, daß auch das
Impulsfrequenzverfahren diesen Bedingungen
nicht genügen kann, weil ja einerseits die Meßrröße von
cinem Zähler abgeleitet wird, der eine bestimmte Träg-
heit besitzt, und weil anderseits das Empfangsinstrument,
wie der Herr Vortragende selbst mitteilte, ein sehr stark
gedämpftes Gleichstrominstrument sein muß und infolge-
dessen nicht in der Lage ist, ganz kurzzeitige Vorgänge
richtig wiederzugeben.
Ich möchte weiterhin noch kurz auf das Problem der
Mehrfachübertragung zu sprechen kommen, das hiermit.
"e e Le u wës e en
17. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
1537
in einem gewissen Zusammenhange steht. Wenn man
nämlich auf eine Mehrfachübertragung Wert legt, dann .
muß man bei großen Entfernungen natürlich die Über-
tragung der einzelnen Meßwerte absatzweise machen, weil
man sonst für jede Meßgsröße eine Leitung benötigen
würde. Wenn also diese Übertragung schon absatzweise
nacheinander erfolgen muß, dann ergibt sich, daß ein Ver-
fahren am zweckmäßigsten ist, das nicht irgendeinen
Mumentanwert herausgreift, sondern das — wenn über-
haupt die Übertragung automatisch und nicht willkürlich
wählbar vor sich geht — die Meßgrößen richtig wieder-
gibt, d. h. die Meßgrößen während der ganzen Zeit, auch
während der Übertragungspause, richtig erfaßt. Wenn wir
uns das eine Lichtbild vom Impulszeitverfahren noch ein-
mal vor Augen halten, bei dem nicht ein Momentanwert,
sondern der Wert eines Maximumzeigers übertragen wurde,
dann ist leicht einzusehen, daß diese Übertragung nicht
eigentlich den Sinn hat, ein Fernmaximumanzeiger zu sein,
sondern die Übertragung eines zeitlichen Mittelwertes,
z. B. der Leistung, ist. Man kann sich denken, daß man
mehrere oder viele solcher Apparate hat, die alle den
Mittelwert — beispielsweise über 5 min — bilden, und daß
dann diese einzelnen Apparate von einer Zentrale her ab-
gerufen werden und ihre Meßwerte nacheinander über ein
und dieselbe Leitung gebeu. Der Meßwert wird in einer
verhältnismäßig sehr kurzen Zeit übertragen, nämlich
innerhalb einiger Sekunden. Er stellt aber nicht die Meß-
größe nur während dieser einen Sekunde oder zu Beginn
der Übertragung dar, sondern gibt den Wert während des
ganzen Zeitraums von beispielsweise 5 min wieder.
Die Mehrfachübertragung ist ein sehr wichtiges fern-
meßtechnisches Problem; wie sich aber aus den Ausfül:-
rungen ergibt, ist man zwangsweise vor die Aufgabe gc-
stellt, die Übertragung absatzweise nacheinander vorzu-
nehmen. Diese Übertragung ist — soviel ich sehe — eigent-
lich nur nach dem Impulszeitverfahren in einer gün-
stigen Weise möglich, weil das Impulsfrequenzverfahren
eine gewisse Einstelldauer benötigt, um überhaupt den
Meßwert richtig anzuzeigen. (Beifall.)
Herr Stern: Es wurde eben gesagt, daß sich für die
Übertragung mehrerer Meßwerte über eine oder zwei Lei-
tungen nur das Impulszeitverfahren eignet. Ich möchte
hierzu bemerken, daß wir nach dem Telewattsystem seit
langer Zeit schon über zwei Leitungen bis zu 12 Messun-
een übertragen, u. zw. in einem Zeitraum von 1 min für
6 Messungen. Das geschieht in der Weise, daß ein Regi-
strierempfänger aufgestellt wird und daß bei jedem Herab-
fallen des Fallbügzels ein anderer Sender an das Registrier-
instrument gelegt wird. Der Empfänger ist nur mit zwei
Leitungen mit dem Sendeort verbunden, an dem sich ein
Umsteuerrelais befindet. Jedesmal schaltet sich also ein
anderer Sender ein, der jeweils segistriert wird, so daß
man innerhalb 2 min 12 Messungen hat. Bei diesem Re-
gistrierverfahren ist es also ohne weiteres möglich, Mo-
mentanwerte zu übertragen. Man ist dann auch nicht ge-
zwungeen, 5 min zu warten, bis die ganze Reihe durch ist.
Entschließt man sich, noch besondere Synchronverteiler
aufzustellen, so kann man beim Telewattsystem bei Ver-
wendung von nur 2 Leitungen bis zu 100 Messungen gleich-
zeitig übertragen.
Herr Stäblein: Ich möchte ergänzend bemerken, daß
ich nur die Impulsmethode ins Auge gefaßt und die anderen
Methoden außer acht gelassen hatte, weil diese nicht für
särntliche Übertragungzsmittel (Gleichstrom, Wechsel-
strom usw.) geeignet sind.
Herr Eisner: Eine solche "Technik wie sie sich hier
herauszebilldet hat, wird nicht nur in ihrem eigenen Ge-
biet, aus dem heraus sie entstanden ist, von Nutzen sein,
sondern auch andere Anwendungeseebiete können von die-
ser Einrichtung Nutzen haben. Ich denke an die Metcoro-
logie. Augenblicklich werden dort in den einzelnen Beob-
achtungsstationen die Wettermeldunzren in Telegramm-
form verschlüsselt an die einzelnen Auswertungsstellen
gezeben und dann entziffert, um zu einer Wetterkarte zu-
sammengestellt zu werden. Das dauert schr lange. Wenn
an einer Stelle sämtliche Stationen gleichzeitig beobachtet
werden können, dann ist das für die Beobachtung des Wet-
ters von großem Vorteil und auch für die Wettervorher-
sage an sich.
Herr Fleischer: Wir haben bei der BEWAG alle die
Apparate, die hier zu sehen sind, mit einer einzigen Aus-
nahme seit mehreren Monaten in Probebetrieb. Auch wir
haben es bisher so gemacht, wie Herr Prof. KEINATH
erwähnt hat, daß in unseren Kraftwerken und Fernstrom-
Übergabestellen die Leistung der einzelnen Maschinen
und Transformatoren addiert und die Summen zu einer
Zentralstelle hingzemeldet wurden. Wir hatten in dic-
sem Winter 7 Kraftwerke und 4 Fernstrom-Übergabe-
stellen (im Dezember 500 000 kVA) auf unser Netz zu-
sammengeschaltet. Bei einer so großen Zahl von Kraft-
quellen mit derartig hohen Leistungen läßt sich nun aber
der Betrieb in der bisherigen Weise nicht mehr weiter
führen. Wir wollen die Fernmeßeinrichtung automatisch
zur Lastverteilung heranziehen, u.zw. so, daß wir eine
BEWAG-Summe bilden, indem wir von allen Kraftwer-
ken und Fernstrom-Übergabestationen die Leistung zur
Zentralstelle übertragen, dort sämtliche Stromquellen
summieren und diese Summe an die einzelnen Kraftwerke
zurückgeben. Man kann dann in jedem einzelnen Kraft-
werk auf der Schalttafel an einem Instrument die
BEWAG-Summenleistung ablesen. Wir geben dann jedem
Kraftwerk einen Schlüssel in irgendeiner Form, aus dem
es jederzeit entnehmen kann, welchen Anteil der ange-
zeigten Gesamtlast es übernehmen muß. Diese Betriebs-
führung setzt natürlich voraus, daß die Anzeigen der
Fernmeßinstrumente möglichst momentan erfolgen müs-
sen. Wir haben uns gesagt, wir wollen dem System den
Vorzug geben, dessen Anzeige der eines direkt zeigen-
den Instrumentes am nächsten kommt.
Für diese Forderung sind aber noch weitere Gründe
maßgebend gewesen. Durch die starke Zunahme der
Bahnbelastung sind verhältnismäßig schnell verlaufende
Belastungsänderungen zu der bisherigen Netzlast hinzu-
gekommen. Diese sowohl wie plötzliche Belastungsstöße
bei Schwankungen oder Störungen müssen von den Reei-
strierinstrumenten einwandfrei erfaßt werden. Die Über-
tragung der Meßwerte, nicht fortlaufend sondern punkt-
weise in größeren Zeitabständen vorzunehmen, wie von
Herrn Dr. PILOTY erwähnt, ist für unsere Verhältnisse
nicht geeignet. Sie brauchen hierbei nur zu bedenken, `
daß besonders an klaren Winterabenden die Belastung
innerhalb weniger Minuten um etwa 50000 kW steigen
kann, was bei der von uns vorgesehenen Betriebsweise
unbedingt auf das genaueste anrezeict werden mıß. Wir
müssen dabei allerdings auf die Übertragung mehrerer
Meßwerte über eine Leitung verzichten. Wir können
das auch verhältnismäßig leichter als etwa große Über-
landwerke, da wir nur kurze Entfernungen haben. Unsere
größte Entfernung ist ja zur Zeit der Durchmesser von
Berlin. Wir sind da in der Lage, Kabel mit einer größe-
ren Aderzahl zu verwenden, so daß für jede Messunz
eine besondere Ader freigemacht werden kann.
Sie sehen also, daß wir an die Fernübertragungsein-
richtungen erheblich größere Anforderungen stellen wol-
len, als sie durch eine einfache Fernmessung gegeben
sind. Auf Grund der vielen von uns durchgeführten Ver-
suche hoffen wir, daß uns die Fernmeßindustrie derartige
Anlagen liefern kann. (Beifall.)
Vortragender: Zu der Frage der Mehrfachüber-
tragung möchte ich folgendes bemerken: Auf diese Frage
bin ich nur einmal ganz kurz gekommen und bin ihr
im übrigen ausgewichen; denn über dieses Kapitel liegt
so gut wie noch nichts vor. Es ist eine sehr bren-
nende Frage, denn bei der Kostbarkeit der Übertragungs-
mittel muß man danach streben, mit einem Übertragungs-
mittel möglichst viele Übertragungen auszuführen. Wie
man das aber in Zukunft machen wird, weiß ich nicht; es
werden an allen möglichen Stellen solche Versuche ge-
macht. Der einzige Bericht aus der Praxis stammt
meines Wissens von der General Electrice Company. Man
benutzt dort das reine Frequenzverfahren*, das so ausge-
führt wird, daß man eine beliebige Anzahl von Über-
tragungen mit einer Folge von 1 s durchführen kann. Im
übrigen liegen aber die Verhältnisse bei meiner eigenen
Firma noch so ungeklärt, daß ich nicht darüber berich-
ten kann. Ich hätte mit Ausnahme einer Mitteilung von
Herrn Dipl.-Ing. STERN nichts bringen können. Ich habe
daher unterlassen, über diese Frage mehr zu berichten.
Ich möchte die Herren nochmals darauf aufmerksam
machen, daß diese Apparate hier in Betrieb gesetzt wer-
den können. (Beifall.)
Elektroteelinischer Verein.
Der Generalsekretär.
Dr. Schmidt.
© J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 48 S. 183.
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechn. Verein Düsseldorf. 17. X.1929, abds. 8h,
Städtische Tonhalle: Vortrag Dr. Ulf. Meyer, „Neuere Ent-
wicklung der elektrischen Meßtechnik“.
Thür. Elektrotechn.Verein Erfurt. 18. X. 1929, abds.
8h, Restaurant Münchner Bürgerbräu: Vortrag Dr. Ax-
mann, „Neuere Forschungen über Radium-Körper- und
Zellenstrahlung (M. Lichtb. u. Vorführ.).
Pomm. Elektrotechn. Verein, Stettin. 18. X. 1929, abds.
Sab, Konzerthaus: Vortrag Obering. Loke, „Neuzeitl. An-
trieb von Werkzeugmaschinen für Metall- und Holzbearbei-
tung‘.
Deutsche Beleuchtungstechn. Gesellschaft, Berlin (ge-
meinsam mit dem Elektrotechn. Verein, der Gesellschaft für
Techn. Physik und der Berliner Physikal. Gesellschaft).
22. X. 1929, abds. 7% h, gr. Hörsaal des Physikal. Inst. der
T. H. Berlin, Berliner Str. 170—172: a) Vortrag Dir. Dr.
Finokh, „Die Glühlampe und ihre Erfinder (Das Jubiläum
des Jahres 1929). b) Vortrag Prof. Dr. Pirani, „Fort-
schritte und Entwicklungsmöglichkeiten auf dem Gebiete der
Leuchtröhren (m. Vorführ.). Eintrittskarten sind erhältlich
bei Dipl.-Ing. Albrecht, Berlin W 30, Geisbergstr. 3/4, beim
EV, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a, und in der Geschäft-
stelle der Physikal. Gesellschaft, Charlottenburg 2, Werner-
Siemensstr. 8—12.
Lichttechn. Ges. Karlsruhe. 22. X. 1929, abds. 8n, gr.
Hörsaal d. Chem.-Techn. Inst. der T. H.: Vortrag Dir. W.
Berger, „Die Verwendung des sichtbaren u. unsichtbaren
Lichtes in der Heilkunde“ (m. Vorführ.).
Physikalische Gesellschaft zu Berlin. 25. X. 1929,
nachm. 5% h, gr. Hörsaal des Physikal. Inst. d. Universität
Berlin. Reichstagsufer 7—8: a) Vortrag O. Klemperer,
„Einzelstreuung einzelner Elektronen“. b) Vortrag K. Lan-
czo8s, „Beziehungen der Diracschen wellenmechanischen
Theorie des Elektrons zur Elektronentheorie“.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
F. Overmann t.
Am 7. IX. d. J. erlag der Generaldirektor des Kommu-
nalen Elektrizitätswerkes Mark, A.G., Hagen i. W., Herr
Ferdinand Overmann einem Herzschlag. Mit ihm ist
cines der ältesten und verdienstvollsten Mitglieder des
Verbandes Deutscher Elektrotechniker dahingeschieden,
dessen Wirken besonders die Elektrizitätswirtschaft des
westfälischen Industriebezirks überaus viel verdankt.
Der jäh dem Leben Entrissene studierte zunächst
Physik auf der holländischen Universität Utrecht und da-
nach Elektrotechnik auf den Technischen Hochschulen in
Karlsruhe und Darmstadt. Als Ingenieur der Firma llelios
in Köln baute er verschiedene Elektrizitätswerke im Fn-
und Auslande, unter anderem die Elektrizitätsanlagen des
Nordostseekanals und Elektrizitätswerke in Petersburg
und lelsingfors. Danach war er mehrere Jahre techni-
scher Leiter der städtischen Elektrizitätswerke in Köln.
Nach Gründung des Kommunalen Elektrizitätswerkes Mark
wurde Overmann im Jahre 1906 zum Vorstand des Werkes
bestellt. Ausgerüstet mit umfassendem Wissen, schuf er in
der Entwicklungszeit der Hochspannungs-Drehstrom-( ber-
tragung ein mustergültiges Elektrizitätswerk, dem er bis
zu seinem Tode gedient hat. Die von ihm als Spezialgebiet
beherrschte Tarifpolitik veranlaßte nicht nur die Klein-
sondern auch die Großindustrie, ihren althergebrachten
Dampfbetrieb aufzugeben und zum elektrischen Antrieb
überzugehen. So ist die westfälische Industrie heute in
den entferntesten Tälern und Höhen mit Elektrizität ver-
sorgt. und selbst in den ländlichen Versorgungsbezirken
sind 98 % aller Wohnungen mit elektrischem Licht ausge-
rüstet. Ausbau und Entwicklung des Kommunalen Elek-
trizitätswerkes Mark zu seiner jetzigen Jahresabgabe von
250 Mill kWh bei einem Jahresverbrauch von 510 kWh
auf den Kopf der Bevölkerung sind eizenstes Verdienst
Övermanns.
Jubiläum. — Am 1. X. d. J. feierte Herr Dr.-Ing. E. h.
Georg Wolf das Jubiläum einer 25jährigen Tätigkeit
im Hause der C. Lorenz A.G., Berlin-Tempelhof. Dr. Wolf
trat im Jahre 1904 als Ingenieur in die Firma Lorenz ein,
die von seinem Stiefvater Robert Heldals offene Han-
delsgesellschaft geführt wurde. Im Jahre 1996 wurde er
bei Umwandlung der Gesellschaft in eine Aktiengesell-
schaft zum Prokuristen, 1908 zum stellvertretenden und
1910 zum ordentlichen Vorstandsmitglied ernannt. Nach
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42
17. Oktober 1929
dem Tode von Robert Held erfcelgte die Ernennung Wolfs
zum Generaldirektor. Er hat in den Nachkriersjalren
nicht allein die schwierige Aufgabe zu lösen gehabt, die
Firma bei völlig veränderten wirtschaftlichen Verhält-
nissen umzugestalten, er hat darüber hinaus auch in
vielen Verbänden, u. a. als Vorstandsmitglied des Zen.
Lg `
G. Wolf.
tralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie,
als zweiter Vorsitzender des Verbandes deutscher
Schwachstrom-Industrieller und Mitglied der Internati-
nalen Handelskammer an erster Stelle an dem mühsamen
Wiederaufbau und an der Weiterentwicklung der elektro-
technischen Industrie auf das tätigste mitgearbeitet.
LITERATUR.
Besprechungen.
Hochspannungsanlagen. Von F. Weickert.
2., vollst. neubearb. u. erweit. Aufl. Mit 266 Abb. im
Text, VIII u. 320 S in 8°. Verlag von Dr. Max Jänecke,
Leipzig 1928. Preis geh. 12 RM, zeb. 13,50 RM.
Das Buch bezweckt, eine knappe, allgemein verständ-
liche Darstellung der den Hochspannungsingenieur an-
gehenden elektrischen Vorgänge zu geben. In den 26 Ka-
piteln des Buches sind alle Fragen der Hochspannungs-
technik behandelt. Bei einem Umfang von 320 Seiten kann
man natürlich keine erschöpfende Darstellung aller Einzel-
gebiete verlangen, immerhin aber erhält der Leser einen
guten Überblick über die vorliegenden Aufgaben und deren
praktische Lösungen. Eine große Zahl gut gewählter Ab-
bildungen und Tabellen erläutern und vervollständigen den
Text. An einigen Stellen läßt die Darstellungsweise Auf-
fassungen zu, mit denen der strenge Theoretiker nicht ganz
einverstanden sein wird. Für die nächste Auflage wäre
zu empfehlen, das Kapitel über den Selektivschutz (Distanz-
relais) noch weiter auszubauen. Schwaiger.
Niagara Power. History of the Niagara Falls Power
Company 1886—1918. Evolution of its central power sta-
tion and alternating current system. Von E. D Adams.
Bd. I: History and Power Projects. Bd. 2: Construction
and Operation. Selbstverlag der Niagara Falls Power
Company 1928. Im Buchhandel nicht erhältlich.
Der 1. Band dieses von der Niagara Falls Power Co.
herausgegebenen Prachtwerkes behandelt die Entwicklungs
der verschiedenen Projekte zur Ausnutzung der Niagara-
fälle und die Geschichte der Niagara Falls Power Co. selbst.
Wir erfahren aus dem reich illustrierten Werk, daß
die erste Kunde von dem großartigen Naturwunder aus dem
Jahre 1604 stammt, während der Name „Niagara“ zum
erstemal 1683 in dem Kartenwerk von Hennepin auf-
taucht. 1727 gewann Joucaire die erste Kraft, u. zw.
nutzte er eine Fallhöhe von etwa 1,8 m aus. Jedoch erst
1847 ermöglichte der Bau des hydraulischen Kanals die Er-
richtung größerer Wasserkraftwerke. 1856 wurde die so-
BETEN E
EJ
>
17. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 42
1539
genannte Niagara Falls Water Power Co. gegründet, aber
erst 1875 wurden durch die Hydraulic Canal Co. unter dem
ersten Präsidenten Jacob F. Schöllkopf (geb. 1819 zu
Kirchheim in Deutschland) 2725 PS ausgenutzt.
Augenblicklich stehen der Gesellschaft in ihren Kraft-
werken 725 000 kW, davon 545 000 kW Wasserkraft- und
180 000 kW Dampfkraftleistung zur Verfügung. Das Ein-
zuesgebiet.. mißt 640000 km?, die Seeretentionsfläche
235 000 .km?: “Von dem Gefälle des Niagara River, das zwi-
schen. Erie- und Ontariosee 97,8 m beträgt, entfallen auf
die Kallstufe 49,2 m. Auf Grund sorgfältiger Erhebungen
und ellversuche sind noch weitere 25 Mill PS das
Falle$ ausiutzbar, ohne daß das wundervolle Naturschau-
spiel zerstört wird. Die Jahresarbeit der Niagara Falls
Tower Co. betrug 1927 über 3Mrd kWh, das Hochspan-
nunzesnetz umfaßt allein 1510 km 110 kV-Leitungen. In an-
schaulicher Weise ist auch die Wirkung der Erosion ge-
schildert. Jährlich wandert der Fall durch Unterwühlung
des Gesteins etwa 1,5 m stromaufwärts. Da die heutigen
Stolleneinläufe der Kraftwerke 1,8km oberhalb der Fälle
liegen, dürften sie noch für einen Zeitraum von 1200 Jah-
ren genügen.
Der 2. Teil des Buches schildert mehr die konstruk-
tiven Einzelheiten sowie den Bau und den Betrieb der An-
lagen. Hierin spiegelt sich Seite für Seite die Entwicklung
der Elektrotechnik und des Turbinenbaus, insbesondere
aber die Geschichte der beiden größten amerikanischen
Elektrizitätsgesellschaften, der General Electric Co. und
der Westinghouse Electric and Manufacturing Co. in tref-
fender Weise wieder. Sämtliche Abschnitte dieses Buches
sind äußerst interessant geschrieben und durch viele auch
historisch wertvolle Abbildungen illustriert. Über alle
mit der Wasserkraftausnutzung des Niagara zusammenhän-
genden Fragen, wie konstruktive und betriebstechnische,
rechtliche und finanzielle. gibt das Werk in vortrefflicher
Weise und äußerst eingehend Auskunft. Dehne.
HandbuchderEisen-undStahlgießerei. Von
Prof. Dr.-Ing. C. Geiger unter Mitarb. v. mehr. Fach-
gen. 2., erw. Aufl. Bd. 3: Schmelzen, Nacharbeiten u.
Nebenbetriebe. Mit 967 Abb. i. Text, IX u. 747 S. in 4°.
Verlag Julius Springer, Berlin 1928. Preis geb. 68,50 RM.
Der bei der Besprechung des zweiten Bandes geäußerte
Wunsch, daß der nächste Band baldigst folgen möge,
konnte bereits nach Jahresfrist erfüllt werden. In der
Hauptsache enthält dieser neue Band die gesamten Schmelz-
vorgänge, im einzelnen unterteilt nach den Schmelzöfen,
vom Tiezel- über den Gießereischachtofen bis zum Elektro-
ofen und abschließend mit der Darstellung des Temper-
zusses. Es folgen die Grußputzerei, die Oberflächenbehand-
lung der Gußwaren, die Wärmebehandlung des Stahlgusses,
das Schweißen und zum Schluß Formstoffaufbereitung so-
wie Modellherstellung.
Die Anordnung der beiden letzten Abschnitte am
Schluß des vorliegenden Bandes erscheint nicht ganz glück-
lich, da diese Abschnitte sicherlich innerhalb des ganzen
Werkes etwa zu Anfang des zweiten Bandes gesucht wer-
den. Die vom Herausgeber angestrebte Herausarbeitung
der Verhältnisse nach dem neuesten Stande der wissen-
schaftlichen und praktischen Erkenntnis ist sicherlich im
allgemeinen erreicht, nicht ganz aber bezüglich des veredel-
ten Grußeisens und des Schweißens, die ausführlicher und
vollständiger behandelt werden konnten. Zu erwägen wäre
noch eine stärkere Betonung der Lehrgänge des Deutschen
Ausschusses für Technisches Schulwesen in den ent-
sprechenden Abschnitten (z. B. Modelle und Formerei).
Im übrigen möchten wir den wiederum mustergültig
ausgestatteten Band ebenso wie die vorigen auf das wärmste
empfehlen. Dr. Schimpke.
Eingegangene Doktordissertationen.
HannsGoeke, Zur Kenntnis der gegossenen Zinn-Kupfer-
Legierungen. T.H. Berlin 1928.
László Rózsavölgyi, Leistungserfassung und Lohn-
rechnung unter besond. Berücks. des Lohnbüros. T.H.
Berlin 1928.
E. Rü cker, Das Ecken der Laufkrane und ihre Spurkranz-
reibung. T.H. Berlin 1929. 8.-A. aus Fördertechn. u.
Frachtverkehr 1929, H.1.
Dora Wehage, Verwendung des Planimeters zur Be-
stirnmung mehrfacher Integrale und zur Integration par-
Geller Differentialgleichungen. T.H. Berlin 1928 S.-A.
aus Z. Instrumentenk. 1929.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Die deutsche Elektroindustrie im 3. Vierteljahr 1929!.
— Die Geschäftslage hat sich nach dem Bericht der Industrie-
und Handelskammer zu Berlin nicht wesentlich ge-
ändert. Das Auslandgeschäft brachte eine kleine Be-
lebung mit Ausnahme der Länder, in denen die ungeordneten
politischen Zustände nach wie vor einen geregelten Ge-
schäftsverkehr verhindern. Die Preislage war in der
ganzen Elektroindustrie auch im Berichtszeitraum ungün-
stig. Dies wirkte sich sehr nachteilig aus, weil Material-
preise und Löhne weiterhin eine steigende Tendenz zeigten.
Der Schwachstromindustrie wurde dadurch etwas geholfen,
daß die Reichspost wieder Bestellungen erteilte, was sich
besonders in der automatischen Telephonie geltend machte;
in diesem Geschäftszweig zog auch das Auslandgeschäft
etwas an. Eine ähnliche Tendenz zeigte der Auslandmarkt
auf dem Gebiet der Meßinstrumente und Meßwandler. Das
Inland brachte hier weitere Abschwächung. Nicht unbe-
friedigend hat sich der Vertrieb von elektroakustischen An-
lagen entwickelt. Dagegen lag das Rundfunkgeschäft meist
sehr still. Für elektromedizinische Apparate. war die Lage
unverändert. Der Auftragseingang aus dem Kohlen- und
Kalibergbau hat sich etwas gehoben. Die Umstellung der
noch vorhandenen unwirtschaftlichen Dampfanlagen auf
elektrischen Betrieb schreitet langsam vorwärts. Auch die
weitere Zusammenfassung der Förderung zu einer geringc-
ren Anzahl von Schachtanlagen und die vermehrte Einfüh-
rung der schlagwettergeschützten Anlagen bietet Aussicht
auf weitere Beschäftigung der Elektroindustrie. Das Zen-
tralengeschäft wurde zahlenmäßig durch einige große Auf-
träge günstig beeinflußt. Dagegen hat das laufende Geschäft
in mittleren und kleinen Aufträgen für die Elektrizitäts-
versorgungsunternehmungen stärker nachgelassen als es sai-
sonmäßig begründet ist. Das dürfte wohl ausschließlich
darauf zurückzuführen sein, daß die kommunalen Elektrizi-
tätswerke infolge der hohen Abgaben, die ihre Kommunal-
verwaltungen für sich in Anspruch nehmen, nicht genügend
finanzielle Mittel mehr behalten, um die notwendige Instand-
haltung, Erweiterung und Erneuerung ihrer Anlagen in aus-
reichendem Maße durchführen zu können. Soweit Aufträge
erteilt wurden, mußten erhebliche Erleichterungen in den
Zahlungsbedingungen eingeräumt werden. Auch das Straßen-
und Kleinbahngeschäft litt unter dem Kapitalmangel der Ge-
meinden. Die Reichsbahn beschränkte ihre Aufträge i. a. auf
Ersatzteile sowie auf Erweiterungen und Umbauten bestehen-
der Anlagen. Die Bestellungen aus den Kreisen der Privat-
kundschaft sind etwas zurückgegangen. In Kleinfabrikaten
ist im letzten Monat eine leichte Belebung eingetreten. Die
Landwirtschaft hielt wegen der wirtschaftlichen Schwierig-
keiten, unter denen sie fortdauernd zu leiden hat, mit Auf-
trägen stark zurück und bestellte nur bei Gewährung be-
sonderer Zahlungsvergünstigungen. Orders auf Kabel und
Leitungen sind etwa in der Höhe der Vormonate gegeben
worden. Das Elektrokohlengeschäft hat sich teilweise zu-
friedenstellend entwickelt. Dagegen nahm das Glühlampen-
geschäft einen ungünstigeren Verlauf, als es dem saison-
mäßigen Rückgang entsprochen hätte. Teilweise mag dabei
die größere Helligkeit als Folge des ungewöhnlich lang an-
haltenden Sommerwetters von Einfluß gewesen sein; ein
anderer Grund ist der, daß die ungünstige Konjunktur die
Auffüllung der Lager verhindert.
Deutschlands elektrotechnischer Außenhandel?. — Für
die Erzeugnisse des Tarifunterabschnitts 18B hat der
August 1929 bei der Einfuhr gegen den Vormonat
(7343 dz bzw. 4,246 Mill RM) eine Steigerung um 112 dz
bzw. 0,26 Mill RM (6%) und für die Ausfuhr (135 761 dz
bzw. 47,442 Mill RM i. Vm.) eine solche um 17 692 dz (13 %)
bzw. 3,447 Mill RM (7%) gebracht. Die Reparationssach-
lieferungen beliefen sich im Berichtsmonat auf 1362 dz im
Wert von 0,838 Mill RM. Innerhalb der abgelaufenen acht
Monate hat die Einfuhr gegen die gleiche Periode von
1928 um 10904 dz (15,6 %) bzw. 6,599 Mill RM (23%) zu-
genommen und folgende Stückzahlen umfaßt: 9183 Licht-
maschinen (14 950 i. V.), 140 750 Dynamos, Elektromotoren
usw. (85270 i. V.), 4295 Bogen- usw. Lampen (762 i. V.),
3,364 Mill Metalldrahtlampen (2,816 i. V.) und 56 800 Kohle-
faden- usw. Lampen (81600 i. V.). Für die Ausfuhr ergibt
sich eine Erhöhung um 138514 dz (15%) und 57,668 Mill
RM (18,6%). Die in ihr enthaltenen Reparationssachliefe-
rungen betrugen 68 053 dz bzw. 23,082 Mill RM, und der
Stückzahl nach sind in dem genannten Zeitabschnitt 62 133
Lichtmaschinen (55489 i. V.), 466 990 Dynamos, Elektro-
motoren usw. (379 401 i. V.), 27427 Bogen- usw. Lampen
(16159 i. V.), 46,326 Mill Metalldrahtlanıpen (40,684 i. V.)
1 Vgl. ETZ 1929, 8. 1140.
2 Ygl. ETZ 1928, S. 1527; 1929. S. 1355.
1540
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 42
Einfuhr indz
Ausfuhr in dz
17. Oktober 1929
ges Erzeugnisse August Januar/August August Januar/August
r.
1929 1929 | wen 1929 1929 1928
Lichtmaschinen und Lichtzündmaschinen für Motorfahr- S 8
zeuge; Anlaßmotoren für Verbrennungsmotoren . . . 36 664 1 383 Han 5 829* 4 700°
907 Dynamomaschinen, Elektromotoren, Umformer; Trans-
b bis g formatoren und Dr ulen!. . 2. 2 2 2 2 0 2 20. 3264 | 24016 32 429 27 511*| 205 830*| 201 853°
907 h Fertig gearbeitete Anker, Kollektoren? . . . . .....» 163 1444 1156 1 415*| 13 244*| 18 763*
908 a,b] Elektrizitätssammler, deren Ersatzplatten (Elektroden) . . 308 4 092 4 788 4 523*| 33303*| 35099*
909 Kabel zur Leitung elektrischer Ströme, zur Verlegung in
Wasser oder Erde geeignet . . . . 2 2 22200. ° 650 | 28960 11 987 60 554 | 395 644*| 301 804*
910 Bogenlampen, Quecksilberdampf-, Quarz- und ähnliche
a bis e Lampen; Gehäuse dafür mit Glasglocken; Scheinwerfer,
Reflektoren? . .. 2.22 2 220000000 EE 12 118 86 278 2 948* 2 971
911 a Metallfadenlampen . . . . 2 2 0 2 2 2 0 ee 00. DE 187 1 535 1 378 1 302 5 252* 8 125*
911 b Kohlenfaden-, Nernst- und andere Glühlampen E 12 38 40 28 264* Bugs
912 A" Telegraphenwerke; Bestandteile davon . . . . 2 97 39 11 192* 146
912 A2| Fernsprecher, Fernsprech-, Wand- und Tischstationen, Fern-
sprechvermittelungseinrichtungen; Bestandteile davon . 162 745 371 2 006*| 13015* 9 999*
912 A8] Vorrichtungen für die drahtlose Telegraphie und Tele-
phonie; Bestandteile davon . . . . . 2 22220. . 539 4 156 2 264 4 309*| 33 298%) 24 472*
912A4| Meß-, Zähl- und Registriervorriohtungen, auch in Verbin-
dung mit UÜhrwerken; Bestandteile davon TE 176 1 353 1 337 2 587*| 22 439*| 19 858°
912 B Bügeleisen; Bestandteile davon . . ...... — 13 14 740 5 212* 4 150
912 C Heiz-, Koch- und sonstige Wärmeapparate; „Bestandteile
dävon soe e s ee ae PETEERE TE 269 1 432 91030 1 466 9 990* 7 962°
912D | KRöntgenröhren; Bestandteile davon . . l 16 9 18 133* 83°
912 E Magnetzündapparate und sonstige elektrische Zündaysteme
sowie Teile davon (ausgenommen Magnete); elektro-
technisches Zubehör für Motorfahrzeuge . . 253 2 104 1905 3182*| 17723*| 11 977°
912 Fı | Sicherungs- und Signala te; Läutewerke; Bestandteile
davon .. Magie Se 50 158 128 1 410* 8 977* 7 820*
912 F2 | Vorricht n für Beleuchtung, Kraftübertragung, Elek-
trolyse; Vorschalte. und Nebenschlußwideretände; sonst.
a. n. g. Vorrichtungen; Bestandteile davon . . . . 1 272 8 763 8 073 28 799*| 210 071*| 204 600°
912 F8 | Vorrichtungen für ärztliche oder zahnärztliche Zwecke;
Bestandteile davon (ausgenommen 912D) .. . . 46 473 622 1 589 12 297*| 10 962°
912 F4 | Galvanische (auch Trocken-) Elemente, elektr. u. alva-
nische Batterien; Thermoelemente; Bestandteile davon 13 277 434 7 190 43 279 34 705
912 F5 | Tsolationarollen, -glocken, -knöpfe, Spulen, Taster, Schalter
usw. aus Steingut, Porzellan oder Glas (ausgenommen
733a) 4.0: % EE 18 161 200 6. 6 6
912 F6 Isolstionsgegenstände ` aus ` Asbest, Asbestpa Glimmer
oder Mikanit für die Elektrotechnik (Schutzkasten usw.) 22 56 94 35 410* 349*
912 F7 | Isolierröhren für elektr. Leitungen aus Papier oder Pappe;
Verbindungsstücke dafür... . 2. 2 2 2200220. i i i 3695 | 23426*| 16 342*
= Elektrotechnische Erzeugnisse, unvollständig angemeldet . — — — — 6 22
enge in dz . . 7 455 80 671 | 9 69767 | 153 453*|1 065 782*| 927 268°
Summe von Tarifunterabschnitt 18B: { Work in 1000 RM | 4 506 | 35 008 | 9 28 409 | 50 889° 367 241*| 309 573°
648 a Vorgepreßte Blöcke, Platten und Stangen aus Kohle für
elektrotechnische Zwecke . . . 2... 0... 48 253 299 977 7 822 8 596
648 b Kohlenbürsten, Mikrophonkohlen usw.; Kohlenfäden für
elektr. Beleuchtungskörper oder dgl., auch in DEUDE
mit Platin .... Be Bere EE Ta 13 53 39 70 574* 540
648 o Brennstifte für Bogenlampen EE ar a a he 238 1037 153 519 5 467 4 961
648 d Elektroden z e ag u IK es 2a wann 448 4 221 8204 | 21290 | 182 843 | 177 246
133 a EEN für Telegraphen- oder Fernsprech-
leitungen” . ..... EE E EE E EE EES aa — 180 147 7 444*| 52778*) 41581*
40 a nen Bene er eat Yale 171 361 215 1 564 11681 7 293
783 0 Bearbeitete Teile von elektrischen Maschinen der Nro.
807 a/g und von Erzeugnissen der Nrn. 807 h/911 b aus
nicht schmiedbarem Gußeisen. . . . 2. 222.2... 351 1 355 2 193 } 8 8 8
799 e . aus schmiedbarem Eisen . . 82 502 619
890 a Isolierter Draht aus unedien Metallen für die Elektro-
E EE eier EG 172 1619 1418 11 872*| 92 158*| 76 425*
und 0,761 Mill Kohlefaden- usw. Lampen (1,414 i. V.) über
die Grenze gegangen. Der Überschuß der Ausfuhr er-
reichte 985 111 dz im Wert von 332,233 Mill RM (857 501 dz
bzw. 281,164 Mill RM i. V.).
! DieAusfuhr von Quecksilberumformern Ist in Nr.912 F 2 enthalten. --
2 Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile von nicht vollständigen elektrischen
Maschinen. — ° Die Ausfuhr umfaßt auch Teile von Bogenlampen außer
Brennstiften (648c). — * Die Ausfuhr umfaßt auch Quecksilberumformer
aus Nr. 907 b/g und Isolatlonsgegenstände, auch aus Ambroid. Hartkautschuk
usw. der Nr. 912 F 5 auber Tsolationsglocken (733a). — A Einfuhr nach Be-
schaffenheit. — ® Isolationsglocken unter 733 a, andere Waren, auch aus
Ambroid, Hartkautschuk usw., unter 912 F2. — ’ Die Ausfuhr umfaßt
Ikolatoren aller Art aus Steingut oder Porzellan. — H Für die Ausfuhr gelten
die im Unterabschnitt 18 B bei den Maschinen angegebenen stat. Nro. —
2 Beric htigte Zahl.
* Einschließlich der Reparationssachlieferungen.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag der E
Bezugsquellenverzeichnis.
Frage 316: Wer fertigt Maschinen zur Herstellung
von Rolırdräbten an?
Frage 31%:
nebenstehenden Warenzeichen her?
Abschluß des Heftes: 12. Oktober 1929.
Wer stellt die Heizkörper mit
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
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Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9.
ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
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Bez Dlschalterpröblem 1555 — Regli, Berechn, des Durchhanges u. d. schaft 1568 — Rechtspflege 1585 — Vereinsnachrich
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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 43 24. Oktober 1929
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1541
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
50. Jahrgang Berlin, 24. Oktober 1929 Heft 43
VDE-Mitgliedsbeitrag für 1930.
Nach dem Beschlusse der Jahresversammlung vom 8. Juli 1929 ist der Jahresbeitrag für 1930 fest-
gesetzt:
A. Für persönliche Mitglieder, die | gesellschaften, Gesellschaften mit be-
durch einen angeschlossenen Verein an- i schränkter Haftung, Aktiengesellschaf-
gemeldet sind . . . 2 2 2 2 22.2.9380 RM ten usw., die beschäftigen:
Jungmitglieder ...... UD, a) bis 50 Angestellte und Arbeiter . 50 RM
B. Für persönliche, dem Verbande | b) von 51 bis 100 Angestellte und /
unmittelbar angehörende Mitglieder 30 „ Arbeiter . . . 5 n
Jungmitglieder han A i 15 D | c) von 101 bis 250 Angestellle ind
C. Fürk f he M SÉ Arbeiter . - 120 ,„
- Fürkörperschaftliche Mitglieder: d) von 251 bis 500 Angesieilie und
1. Behörden, Schulen, WISS DECAU DENE Arbeiter -. . 150 „
Vereine usw. . . . 36 n e) von 501 bis 1000 Angestellte und
2. Sonstige körperachafiliche Mitglieder, Arbeiter . . 300 „
städt. und staatl. Betriebe, auch EIt- f) über 1000 Angestellte und Arbeiter
werke, Privatfirmen, offene Handels- | auf Anfrage.
Verbandsmitglieder, die keinem Ortsverein angehören, zahlen ihre Beiträge über unser Postscheck-
konto Berlin 213 12, während alle übrigen Mitglieder die Beiträge an den Verein abführen, dem sie als Mit-
glied angehören, und zwar an dessen untenstehend angegebenes Postscheckkonto oder Bankkonto.
Wir bitten wiederholt um Beachtung dieses Punktes, der auch in diesem Jahre leider nicht genügend
beachtet worden ist, sodaß die Zustellung der ETZ infolgedessen verzögert wurde.
Ganz besonders weisen wir die Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins, Berlin, darauf hin.
Die Beiträge, auch die Rückstände aus 1929, sind bis spätestens 15. November 1929 zu entrichten, da
sonst eine ordnunzsmäßige Zustellung der ETZ nicht gewährleistet werden kann.
Es wird gebeten, die Beiträge möglichst im ganzen zu zahlen, um den Schatzmeistern der Vereine und
der Geschäftstelle des VDE die Verrechnung zu erleichtern. j
Durch undeutliche Anschriften und Namensangaben entstehen Verzögerungen in der Lieferung der
ETZ und sonstize Unzuträglichkeiten, deshalb: Deutliche Schrift!
Im Ausland wohnende Mitglieder können durch Postanweisung bezahlen.
Bank- bzw. Postscheckkonten der Vereine:
Elektrotechnischer Verein in Berlin: Postscheckamt | E. G. Köln: Köln 57 666.
5 Berlin 13 302, E. V. Leipzig: Leipzig 11 656.
E.V. Aachen: Bankkonto Deutsche Bank, Filiale | E, G. Magdeburg: Magdeburg 2479. Bankkonto: Com-
Aachen; Postscheckkonto Deutsche Bank, Filiale merz- und Privatbank AG. Magdeburg, Depositen-
Aachen, Postscheckamt Köln 2513 f. El. Verein. kasse Staatsbürger-Platz.
E. V.des Bergischen Landes: Postscheckkonto Professor ent. . we | z
E. Stöckhardt, Elberfeld, Postscheckamt Köln 448 96 ee a a en EES
für El. Verein. ri f
r ke? E. V. München: München 24 283.
E V. o: sche Bank, Filial
Ye raunschweig: e Deutsche Pan male E. V.am Niederrhein, Krefeld: Postscheckkonto C. Wil-
B hweig, D itenkass H kt.
E. V. ee le EN Ev "Breslau, Schatz dermuth, Krefeld; Postscheckamt Essen 31 376 für
El. Verein.
meister Hugo Lieb, Breslau 31 694. N :
E. V. Chemnitz: Postscheckamt Leipzig 119 093. E. G. Nürnberg: Nürnberg 1964.
Oberrhein. E. V.. Karlsruhe: Karlsruhe i. Ba. 4979.
Deutsche E. G. zu Danzig: Postscheckkonto 1736 der
Sparkasse der Stadt Danzig, zur Gutschrift auf | Oberschles. E.V., Hindenburg, O.-S.: Postscheckamt
Breslau 49 494.
Konto 1236 der Deutschen EI. Gesellschaft zu
sel
Danzig. OÖstdeutscher E. V., Königsberg: Königsberg Pr. 2018.
Dresdner E. V.: Dresden 11 114. Pommerscher E. V., Stettin: Stettin 3312.
S Kee E Ne Ve SE E. V. des Rhein.-Westf. Ind, Bez Essen: Essen 3992.
.G. Frankfurt a. M.: Frankfurt a. M. : , s i P ER
E. G. Halle a. S.: Postscheckamt Leipzig 91 527. Bank- Boi GE EE nen Bank Sehr. Ee
konto: Genossenschaftsbank Halle a. 8. Schleswir-Holstei S her E.V. Kiel: Postscheckamt
E. V. Hamburg: Hamburg 3989; Bank: Commerz- und Hast : ar IL. DEE U ARE SN S
Privatbank AG. De Se i
E.:@. Hannover: Hannover 19909. E. V. Südbaden, Freiburg i. Ba.: Postscheckamt Karls-
Hessische E. G. Darmstadt: Postscheckamt Frankfurt | ‚ruhe i. Ba. 40 640.
a. M. 2002. ! Thüringer E. V., Erfurt: Erfurt 24 810.
E. V. Kassel: Postscheckamt Frankfurt a. M. 20639. | E.V. Trier: Postscheckamt Köln 21 654.
Bank: L. Pfeiffer, Kassel. Württembergischer E. V., Stuttgart: Stuttgart 1906.
Verband Deutscher Elektrotechniker e.V.
Der Vorsitzende: Der Generalsekretär:
Dr. M. Krone. P. Schirp.
1542
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
24. Oktober 1928
Vorschläge zur genauen Festlegung und Prüfung der Leistungsgarantien
von Kreislaufkühlern für Turbogeneratoren.
Von Dipl.-Ing. H. Kühne, Bochum.
Übersicht. Nach Erklärung der rechnerischen Grund-
lagen der Kreislaufkühler, soweit dieselben für die Lei-
stungsbenrteilung von Kihlern wichtig sind, wird das
Verhalten der Kühler bei wechselnden Betriebsverhält-
nissen erläutert. Sodann wird ein kurzer Überblick über
die gebräuchlichen Formen der Leistungsprüfungen unter
Hinweis auf ihre Mängel gegeben und im Anschluß daran
eine neue Art der Garantienfestlegung vorgeschlagen, die
durch ihren einheitlichen und übersichtlichen Aufbau eine
leichte und einwandfreie Leistungsprüfung gewährleistet.
Zum leichteren Verständnis der neuen Vorschläge werden
am Schluß einige Zahlenbeispiele durchgerechnet. Sinn-
gemäß würde sich diese Art der Festlegung und Prüfung
von Leistungsgarantien auch auf alle anderen Arten von
Wärtmeaustausehapparaten ausdehnen lassen.
Die großen Vorteile des Kreislaufkühlverfahrens zur
Belüftung von Turbogeneratoren haben dazu geführt, daß
es in steigendem Maße im Kraftwerksbetricbe Eingang ge-
funden hat!. Während die Betriebskosten einer richtig
bemessenen Luftkühlanlaxse im Vergleich zu den Betriebs-
kosten der gesamten Maschinenanlaze sehr gering sind,
kann ein zu knapp gewählter Luftkühler im Dauerbetriebe
schon einen merkbaren Einfluß auf die Wirtschaftlichkeit
der Gesamtanlage ausüben. Es zeigt sieh dann, daß ent-
weder im Sommer wegen der zu hohen Lufttemperaturen
der Generator nicht voll belastet werden kann, ohne daß
derselbe gefährdet wird, oder daß zur besseren Kühlung
der Luft die Kühlwassermenze und damit der Kraftbedarf
der Kühlwasserpumpe wesentlich erhöht werden muß. Ts
ist deshalb nieht mehr als recht und billig, wenn wie bei
ieder Maschine und jedem Apparat so auch beim Luft-
kühler die Leistungsangaben klar und eindeutig festgelegt
werden, damit bei der späteren Leistungsprüfung einwand-
frei nachgewiesen werden kann, inwieweit die abgegebene
Gewähr tatsächlich eingehalten worden ist. Die genaue
Festlegung der Leistungesangraben bietet einerseits dem
Kunden, d.h. den Kraftzentralen, die Mörlichkeit, jeder-
zeit selbst die Leistung des Kühlers nachprüfen zu Können,
ohne auf die Beratung eines Kühlerfachmannes angewiesen
zu sein, anderseits wird vorgebeugt, daß sieh eine Kühler-
firma durch das Anbieten eines zu knapp bemessenen
Kihlers unzerechterweise preisliche Vorteile gegenüber
der Konkurrenz verschafft.
Im folgenden sollen neue Richtlinien für eine ein-
wandfreie Festlegung und Prüfung der Gewährleistung
von Kreislaufkühlern gegeben werden. Zum Verständnis
dieser Ausführungen ist es notwendig, zunächst auf die
reehnerischen Grundlagen der Kühler und ihr Verhalten
bei wechselnden Betriebsverhältnissen einzusehen.
A. Die rechnerischen Grundlagen der Kreislaufkühler
und ihr Verhalten bei wechselnden Betriebsverhältnissen.
1. Kühlergzleichunzen.
Wie für jeden Wärmeaustauschapparat, so gilt auch
für den Kreislaufkühler die bekannte Formel:
Q=Fhtm .........
Hierin bedeutet Q die vom Kühler abreführte Wärmemenigre
in keal/h, F die lJuftberührte Kühlfläche in m’, K die
Wärmedurehraneszahl, d. h. die auf 1 m? und 1° übertra-
sene Wärmemenzee in keal/h, und Bm den mittleren Tem-
peraturunterschied zwischen Luft und Wasser in Grad.
Pie Formel (1) sagt also aus, daß die vom Kühler ab-
geführte Wärmemengze direkt verhältnisrleich ist der
Kühlfläche, der Wärmedurchrangeszahl und dem mittleren
Temperaturunterschied zwischen Luft und Wasser.
Die gleiche Wärmemenze, welche der Luft beim Durch-
gang durch den Kühler entzogen wird, wird dem dureh-
fließenden Kühlwasser zugeführt. Bezeichnet also L die
stündlich umwrewälzte Luftmenze in m°’/h mit einer spezi-
fischen Wärme von Cp |kealim®]|, ferner tye die Warmluft-
temperatur und fra ie Kaltlufttemperatur in Grad, so wird
Q=Llyt,,— Ha): ad ne AE
Analog gilt für das Wasser, wenn man unter W die
Wassermenge in m’/h und fwe die Temperatur des kalten,
D H v H .
twa die Temperatur des warnen Wassers in Grad versteht,
Q= W-1000 (t . 8)
wa Ge !
1 Vgl. E. Stach, ETZ 19%, S. 121.
2. Der mittlere Temperaturunterschied
„wischen Luft und Wasser.
Die mit dm bezeichnete Temperaturdifferenz zwischen
Luft und Wasser bedarf noch einer näheren Erläuterung.
Die Kreislaufkühler arbeiten nach dem Gerenstromprin-
zip, d.h. die Stromriehtung der Luft verläuft entgegen-
gesetzt der Stromriehtunz des Wassers. In Abh.1 steli
die Abszissenachse die von den beiden Medien durchlaufene
Kühlfläche, die Ordinatenachse die Temperaturen dar. Per
Temperaturverlauf im Kühler vollzieht sich nun nicht ge-
radlinie; er wird beeinflußt durch den jeweiligen Abstand
zwischen Luft- und Wassertemperaturen. Je größer der
Abstand der Temperaturen voneinander ist, desto steiler
füllt die Luft- und steigt die Wasserkurve. Es ist deshalb
nicht statthaft, als mittlere Temperaturdifferenz zwischen
Luft und Wasser das arithmetische Mittel zwischen den
Endtemperaturdifferenzen in Rechnung zu setzen: diese
errechnet sich vielmehr nach der logarithmischen Formel
nE ne Suter BE IE TEE ET
a
de
wobei Ba und Be die Endtemperaturdifferenzen zwischen
Luft und Wasser bedeuten. Es ist also
In
da = ft, — twa; be = lia — twe.
Č
S Sat dan o o
X ei ` a ?
Si bus = č lla
T -a
N ge
Auhlerhefe a b
Abh. 3. Temperaturdiagramme für
veränderte Betriebsverhältnisse.
Alb. 1. Temperaturverlauf
im Kühler.
Die Ermittlung der mittleren Temperaturdifferenz
zwischen Luft und Wasser aus den vier Endtemperaturen
ist für die einwandfreie Beurteilung der Kühlerleistunz,
wie unten einzehend erörtert wird, unbedingt erforderlich.
Is würde jedoch zu umständheh sein, zu ihrer Errechnun:g
jedesmal die Formel (4) anwenden zu müssen, deshalb sei
an dieser Stelle ein Verfahren beschrieben, welches eine
sofortige Ermittlung des Bm-Wertes gestattet.
In Abb. 2 sind als Ordinaten und Abszissen Tempera-
turen aufgetragen. Man gehe zunächst vom Nullpunkt aus
auf der Abszissenachse soweit nach rechts, bis man den
Wert des kleineren Temperaturunterschiedes Be erreicht
hat. Von hier aus greife man nach oben den Wert fur
da ab und kann unmittelbar aus der dm -Kurvenschar den
zurehörizen dm-Wert ablesen. Für ein Bez 10° und
a = A0" ergibt sich beispielsweise ein dm von 144°.
eh
3. Verhalten der Kühler bei veränderten
Betriebsverhältnissen.
Jede Veränderung der Betriebsverhältnisse kommt in
dem oben beschriebenen Temperaturdiagrramm (Abb. 1),
auch Kühldiagrramın genannt, zum Ausdruck. Eine ge-
naue Kenntnis der durch die Einflüsse bewirkten Ver-
änderungen ist zunächst erforderlich, bevor eine Fest-
lerunz der Leistungsgarantien vorgenommen werden kann.
Zeigt es sich 2. B., daß die Luftmenze, welehe sich im
Betriebe einstellt, wesentlich von der in Reehnung ge-
setzten abweicht, so wird die Kurve der Lufttemperaturen
einen anderen Verlauf nehmen. Ein» größere Luftmenze
ergibt nach Formel (2) bei gleicher abereführter Warne-
menge eine kleinere Temperaturdifferenz zwischen Warm-
und Kaltluft: die Lufttemperaturkurve verläuft flacher
(Abb. 3a) und bewirkt, daß die Kaltlufttemperatur einen
höheren, die Warnilufttemperatur einen niedrigeren Be-
trag annimmt als sich bei normaler Luftmenzre einstellen
würden. Zur Beurteilung der Kühlerleistungz genügt es also
nieht, bei einer bestimmten Wassermenge und Wasser-
eintrittstemperatur eine Warmluft- oder Kaltlufttemne-
ratur zu garantieren, weil die Höhe derselben maßzebend
von der Luftinenze beeinflußt wird. Wie mit der Luft,
so verhält es sieh auch mit dem Wasser. Je erößber die
Wassermenge, desto flacher verläuft die Kurve der
Wassererwärmunge und umgekehrt (Abb. 3b).
un mE Baier
-mp ve es
b~"
24. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
1543
Es wurde oben erwähnt, daß jede Veränderung der Be-
triebsverhältnisse im Kühldiagramm zum Ausdruck kommt.
Dabei wurde zunächst nur der Einfluß der verschiedenen
Luft- bzw. Wassermengen auf die Lage der Temperatur-
kurven geschildert, unter der stillschweigenden Voraus-
36
SCH In
gd ANA KO)
33 4
fp- 2 4 6 8 70
Abb.2. Kurven für mittleres Temperaturgefälle da:
setzung, daß die spezifische Kühlleistung auch bei wech-
selnden Betriebsverhältnissen: dieselbe bleibt. Es wurde
also angenommen, daß in Gl. (1) nieht nur die Fläche F
aondern auch die Wärmedurehgangeszahl K unverändert
bleibt und der dBm-Wert der abgefübrten Wärmemenge
direkt verhältnisgleich ist. Nach den Gesetzen der Wärme-
übertragung ist jedoch der Wärmedurchgangswert K von
der Geschwindigkeit der durchströmenden Medien abhän-
vig. Jeder Kühler, sei es ein Rippenrohr- oder Glattrohr-
kühler, mit elliptischen oder runden Rohren, aus Kupfer
oder aus Eisen, besitzt in seinen Wärmeübertragungsver-
hältnissen grundsätzlich die in Abb. 4 angegebene Charak-
teristik. Bei gleicher Wassergeschwindigkeit nimmt hier-
nach der Wärmedurchzangswert K mit wachsender Luft-
geschwindigkeit zu. Während die Zunahme zunächst rasch
erfolgt, wird sie allmählich immer geringer, bis von einer
merkbare Er-
eine
Dasselbe
bestimmten Luftgeschwindigkeit ab
höhung nicht mehr zu erkennen ist. was von
Luft bei gleicher Wassergzeschwindirkeit gesagt ist, gilt
auch für Wasser bei gleicher Luftzeschwindigkeit. Die Be-
12 74
einflussung der Kühlwirkung durch eine Veränderung der
Betriebsverhältnisse kommt nun ebenfalls in dem Kühl-
diagramm unmittelbar zum Ausdruck. Nimmt man bei-
spielsweise an, daß bei sonst gleichen Verhältnissen die
Wassermenge auf das Doppelte der ursprünglichen erhöht
wird, so äußert sich der Einfluß
der vergrößerten Wassermenge im
Kiühldiagramm einmal darin, daß
die Kurve der Wassertempera-
turen infolge der nunmehr geringe-
ren Temperaturdifferenz zwischen
eintretendem und austretendem
Wasser flacher verläuft: ferner
aber wird, da in Formel (1) Q und
F konstant geblieben sind. K aber
wegen der größeren Wasserge-
schwindigkeit um einen gewissen
Betrag gestiegen ist, das mittlere
Temperaturgefälle dm zwischen
Luft und Wasser kleiner; eine Her-
absenkunze der Lufttemperatur-
kurve ist die Folge.
Es zeigt sich also, daß bei der
Beurteilung eines Luftkühlers die
Kenntnis der Wasser- und Luft-
menge von großer Bedeutung ist.
Ohne die Angabe dieser Größen
läßt sich keine einwandfreie Ga-
rantie aufstellen.
——-
ege,
Wärm
Kr Luftgeschwindigkeit
V Wassergeschwindigkeit
Abb. 4 Wärmedurechgangswerte
in Luftkühlern.
Lufftemperatvren
3 £
8 ERUhIWOSSEr
500000 600000 700000 800000 kcal/h
Wörmemenge
Abb. 5 Frischwasserkühler-Garantiekurven.
B. Festlegung der Leistungsgarantien.
1. Diebisher übliche FormderGarantie-
festlegung.
Nach Erörterung der rechnerischen Grundlagen der
Kreislaufkühler und ihres Verhaltens bei wechselnden Be-
triebsverhältnissen kann nunmehr auf die Festlegung der
Leistungszarantien eingegangen werden. Allzemeinzültire
Vorschriften und Regeln darüber gibt es nicht; in den
meisten Fällen wird der Kühlerfirma nur ein Betrieb-zu-
stand angegeben, für den der Kühler zu bemessen ist. Fin-
den die Leistungsversuche, wie es in der Regel der Fall ist,
unter anderen Betriebsverhältnissen statt, so kann es vor-
kommen, daß eine genaue Leistunesprüfung aus dem
Grunde nicht möglich ist, weil die Gewährleistung nicht
scharf genug gefaßt, d. h. nicht für die Betriebsverhältnis<e
vorgesehen war, unter denen der Kühler tatsächlich
arbeitet. Es liegt also in erster Linie im Intere=se der hui:
lerkunden, wenn danach gestrebt wird, einheitliche Regeln
und Bedingungen für die Leistungszewähr vor Kühlern zu
1544
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
24. Oktober 1929
A die eine einwandfreie Prüfung der Kühler ermög-
ichen.
Es soll nunmehr erläutert werden, in welcher Form
die Garantien für Kühler bisher festgelegt worden sind und
welche Mängel sie aufweisen. Im Anschluß daran werden
Richtlinien angegeben, welche darauf hinzielen, für alle
Arten von Kühlern eine einheitliche und zweckmäßige
Festlegung der Garantien zu schaffen.
Handelt es sich im einfachsten Falle um einen
Frischwasserkühler, so ist es allgemein üblich,
für eine gegebene oder angenommene Verlustwärme, Was-
sermenge und Wassereintrittstemperatur ein bestimmtes
Temperaturdiagramm zu garantieren. Nach dem oben Ge-
sagten ist dies nur dann ohne weiteres zulässig, wenn die
in Rechnung gesetzte Luftmenge mit der wirklichen Luft-
menge übereinstimmt. Da dies erfahrungsgemäß meistens
nicht der Fall ist und ebenfalls die zugrunde gelegte Ver-
lustwärme selten den wirklichen Betriebsverhältnissen ge-
nau entspricht, so ist es zweckmäßig, die sich bei verschie-
denen Luftmengen und Verlustwärmen ergebenden Tempe-
raturen in Form von Kurven aufzutragen, wie es z. B. in
Abb. 5 geschehen ist. Diese Art der Darstellung ist voll-
kommen klar und eindeutig, sie kann jedoch nur da an-
gewendet werden, wo die Kühlwassermenge unveränder-
lich ist.
£00 ON 600 800 1000
Wärmegelälle
Lufferwärmung — —>Kallluf! -Kondensal
u Eee u az
HT Y
—= Ber d / ||
ses GER BE DL CT / ra =
en un —.—2 =:
erte RER
E E E E
E EES EE e
AS e
es
es
`
S AEL EEEE
-rH ne
E a
‚Abb. 6. Garantiokurven der Kondensatstufe eines Stufenkühlers.
Will man nun die Garantien auch auf verschie-
dene Wassermengen ausgedehnt haben, wie z. B.
bei der Kondensatstufe eines Stufenkühlers, wo sich die
Kondensatmenge je nach der Höhe der Generatorbelastung
ändert, so kommt zu den beiden Veränderlichen, nämlich
der Luftmenge und der Verlustwärme, als dritte Veränder-
liche noch die Kühlwassermenge hinzu. Hier kann man die
Garantien in Form einer räumlichen Kurvenschar auf-
tragen. Abb. 6 veranschaulicht ein derartiges Kurven-
blatt, welches gestattet, für verschiedene Verlustwärmen,
Kondensatmengen und Luftmengen ohne weiteres den ga-
rantierten Temperaturabstand Kondensat—Kaltluft und
die Lufterwärmunug festzustellen. Ein derartiges räum-
liches Diagramm ist nun zwar sehr anschaulich, jedoch
wird es sich wohl kaum in der Praxis allgemein einführen
lassen, weil seine Herstellung zu viel Zeit benötigt.
Verwickelter als bei einem einstufigen Kühler liegen
die Verhältnisse bei einem zweistufigen Kühler,
der mit Kondensat und Frischwasser beaufschlagt wird.
Wenn man bedenkt, daß man hier als Veränderliche nicht
nur Luftmenge, Wärmemenge und Kondensatmenge son-
dern außerdem noch Frischwassermenese und Temperatur-
differenz zwischen Frischwasser- und Kondensateintritts-
temperatur, also fünf veränderliche Größen hat, so wird
man ermessen können, daß hier eine Aufstellung von Ga-
rantien in der bisher üblichen Form fast unmöglich ist.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die bisher
übliche Festlegung der Leistungszarantien von Kreislauf-
kühlern noch nicht in einer solch einheitlichen, übersicht-
lichen und zweckmäßisgsen Form geschieht, daß hiernach
eine einwandfreie Leistungsprüfung durch Versuche erfol-
gen kann. Hier Wandel zu schaffen, soll der Zweck der
folgenden Ausführungen sein.
2. Neue Vorschläge fürdie Festlegung der
Leistungsgarantien.
Eine einfache Überlegung zeigt, daß eine der veränder-
lichen Größen, welche die Leistung eines Kühlers beein-
flussen, in den Garantien ohne weiteres durch einen Fest-
wert ausgedrückt werden kann, nämlich die abgeführte
Wärmemenge ©. Nach Gl. (1) ist die abgeführte Wärme-
menge dem mittleren Temperaturunterschied dm zwischen
Luft und Wasser verhältnisgleich. Legt man nun dem
Garantiediagramm eine Einheitswärmemenge von bei-
spielsweise Q = 100 000 kcal/h zugrunde, so genügt für die
Beurteilung des Kühlers die Feststellung, wie groß für
diese Wärmemenge der erzielte ĝm-Wert ist. Die Eliminie-
rung der Wärmemenge aus den Garantien ist ohne weiteres
statthaft, weil die Größe der Wärmemenge auf die spezi-
fische Kühlleistung keinen Einfluß hat. Der Faktor K in
der Gl. (1), der als Maßstab für die spezifische Kühl-
leistung gilt, hängt nach dem oben Gesagten lediglich von
der Geschwindigkeit der strömenden Medien ab; wie groß
hierbei die abgeführte Wärmemenee ist, bleibt gleichgül-
tig. Eine Veränderlichkeit der Wärmemenge wirkt sich
auf den mittleren Temperaturunterschied zwischen Luft
und Wasser aus, der sich hierbei in gleichem Maße ändert.
Die Ausschaltung der veränderlichen Wärmemenze
aus den Garantien bietet den großen Vorteil, daß sich die
Zahl der veränderlichen Größen um eine vermindert. Das
in Abb. 5 wiederzegebene Leistungschaubild eines Frisch-
wasserkühlers würde hiernach zu einer einzigen Kurve zu-
sammenschrumpfen (Abb. 7). Die Ordinaten bedeuten hier
die bei einer bestimmten Frischwassermenge und verschie-
denen Luftmengen garantierten Bm-Werte für eine Wär-
meleistung des Kühlers von 100 000 kcal/h.
Bei einem mit Kondensat und Frischwasser beauf-
schlagten Kühler würde man das Leistungschaubild für
reinen Kondensatbetrieb in der in Abb. 8 angegebenen
Form darstellen können. Als Abszissen werden zweck-
mäßig die Kondensatmengen aufgetragen; die Ordinaten
geben nun für eine Wärmemenge von 100000 kcal/h und
verschiedene Luftmengen den garantierten mittleren Tem-
peraturabstand De zwischen Luft und Wasser an. Damit
ist für sämtliche Betriebsverhältnisse die Garantie ein-
deutig festgelegt. Für jede Kondensatmenge, Luftmenge
und Wärmemenge läßt sich, wie unten in einem Beispiel
noch näher erläutert wird, das Kühldiagramm sofort an-
geben, welches dann direkt mit dem durch die Leistungs-
E ermittelten Kühldiagramm verglichen werden
ann.
Der Gedanke liegt nun nahe, daß man bei kombiniertem
Betrieb von Stufenkühlern beide Stufen nicht wie bisher
zusammenhängend beurteilt sondern die Leistung einer
jeden Stufe getrennt feststellt und demgemäß auch die Ga-
rantiekurven für beide Stufen getrennt angibt. Diese Maß-
nahme beseitigt mit einem Schlage sämtliche Schwierig-
keiten, die der bisherigen Form der Leistungsangaben für
Stufenkühler anhafteten und eine einwandfreie Prüfung
fast zur Unmöglichkeit machten. Zur Festlegung der Lei-
stung von Stufenkühlern sind dann nur zwei Kurvenblät-
ter erforderlich, von denen das eine die Garantien der
Kondensatstufe, das andere die Garantien der Frisch-
wasserstufe enthält. Abb. 9 zeigt zwei derartige Dia-
gramme, die in ihrem Aufbau dem oben beschriebenen Dia-
gramm (Abb. 8) gleichen und deshalb nicht besonders er-
läutert zu werden brauchen.
C. Durchführung der Leistungsversuche.
1. Allgemeines.
Die Leistungsversuche an Kreislaufkühlern fir
Turbogeneratoren erstrecken sich in der Regel auf die
Messung der Mengen und Temperaturen von Luft und Was-
ser; bisweilen werden auch die Luftwiderstände einer
Prüfung unterzogen. Voraussetzung für die einwandfreie
Durchführung von derartigen Leistungsversuchen ist zu-
nächst, daß während der Dauer eines Versuches die Gene-
ratorbelastung konstant gehalten wird oder nur in gerin-
gen Grenzen schwankt. Andernfalls kann sich bei der Ver-
änderlichkeit der Verlustwärmemengen im Kühler kein
Beharrungszustand einstellen. Die Folge davon würde
sein, daß die Temperaturen dauernd hin und her pendeln
und eine zuverlässige Messung unmöglich machen. Nach
Einstellung des Generators auf eine bestimmte Last dauert
es erfahrungsgemäß mindestens 1% h, ehe der vollkom-
mene Beharrungszustand beim Kühler erreicht ist, d. h. die
Temperaturen sich nicht mehr ändern. Eine Ausdehnung
des Versuches auf diese Zeit ist also erforderlich, um ein-
wandfreie Ergebnisse zu erzielen. Die wichtigsten Punkte,
die bei den einzelnen Messungen zu beachten sind, sollen
nachstehend aufgeführt werden.
24. Oktober 1929
2. Luftmessung.
Zur Messung der Lufttemperaturen werden in dem
Warmluft- und Kaltluftraum Thermometer angebracht. Es
ist selbstverständlich, daß für die Beurteilung des Kühlers
die hier gemessenen Temperaturen maßgebend sind, nicht
etwa die Temperaturen, welche am Generatorgehäuse ab-
gelesen werden. In der Regel findet man nämlich, daß die
Warmlufttemperatur am Generatorgehäuse höher ist als
im Warmluftraum. Man kann sich diese Erscheinung da-
mit erklären, daß das Thermometer im Gehäuse an einer,
Stelle angebracht ist, wo die von der Wicklung herrührende
Strahlungswärme eine erhöhte örtliche Erwärmung der
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
SNEEHENEZIEREIERRZEHZEEBEDBEEHBLIBENE
NN WEE EEN Se Oe ES EE E Se
1545
verschaffen, um nicht von vornherein die Genauigkeit der
Messungen in Frage zu stellen ?.
Die Messung der Luftmenge erfordert größte Auf-
merksamkeit. Als Meßinstrument kommt bei den im Kreis-
laufkühlerbau gebräuchlichen Luftgeschwindigkeiten nur
das Anemometer in Betracht. Die Art der Messung richtet
sich nun ganz nach der Konstruktion der Külılanlage. Man
wird zweckmäßig die Messung dort vornehmen, wo man die
Gewähr für -eine möglichst gleichmäßig gerichtete Luft-
strömung hat. Bei einem senkrecht angeordneten Kühler
(Abb. 10) bietet sich zweifellos die günstigste Stelle beim
Austritt der Luft aus dem Kühler. Abgesehen davon, daß
eine Messung hier außerordentlich bequem ist, sind gerade
hier wie an keiner anderen Stelle im Kreislauf die Voraus-
setzungen eines gleichmäßig gerichteten Luftstromes ge-
geben. Infolge des Widerstandes, den die Luft beim Durch-
gang durch den Kühler findet, verteilt sie sich so gleich-
mäßig über den ganzen Durchtrittsquerschnitt, daß eine
VS
Luftmenge [30°750mm) SY
Abb. 7. Garantiekurve eines Frisch wasser- SE N ]
kühlers.
RSS
60 a: TI
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SASN T
Ge Bok INAR m
EENEEREERNERONSANGENHHEREENEREERRRNEN
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D 0 30 we 50 60 70 80 S w EBEBBEBBBEEBNERSNSSENNEHHEEBEBREN
Aondensatmenge e mh S TSTST TIN ANANNA AN] |)
i N III TI III TI NANNAN |
Abb. 8. Garantiekurven der Kondensatstufe R TITIL III T NNNNANITTȚ)
eines Stufenkühlers. 30 ENEEENNHENEENNRERERNLRUNBLONNHENE
ITT UKW DNSNWNWITI
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BENEREBEENENEENEBERNLUNENNDU
20 BEREIZEUBEERERBBREEBHRNBULL. ING!
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III IIIIUTITIUUTICTICIIN UN
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0 EEEBEBEBRHENBBREBEBEHRRERERNBHEN
032 023 024 025 026 087 028 029 030
—> Cn
Abb. 11. Spezifische Wärme der Luft Cp (bezogen auf 1 m? bei 60°;
Abb. 10. Luftkühler (Bauart GEA).
Luft zur Folge hat. Es wäre also verkehrt, diese Tempera-
tur dem Kühldiagramm zugrunde legen zu wollen. Die im
Kaltluft- und Warmluftraum angebrachten Thermometer
müssen so angeordnet sein, daß sie einerseits von außen
gut beobachtet werden können, anderseits aber auch wirk-
lich die genaue Lufttemperatur anzeigen. Wird beispiels-
vrao S
Un für Q - 100000 kcal/h
m 20 30 %0 0 60 70 80 HmYh
Frischwassermernge
© 20 30 %0 50 60 70 ah
Äondensaimenge
Abb. 9. Garantiekurven eines Stufenkühlers.
weise das im Kaltluftraum befindliche Thermometer nicht
direkt in dem Luftstrom des Kühlers angeordnet sondern
an einer Stelle, wo die Luft stagniert und sich möglicher-
weise der Einfluß des kalten Kondensatorbodens bemerk-
bar macht, so wird eine zu niedrige Kaltlufttemperatur ab-
gelesen. Deshalb ist es wichtig, sich zunächst über die
Temperaturverbältnisse in den Lufträumen Klarheit zu
relativer Feuchtigkeit).
Messung an der Luftaustrittseite des Kühlers, wie auch die
Erfahrung bewiesen hat, sehr zuverlässige Ergebnisse lie-
fert. Wird die Luftmengenmessung ausgeführt, so sind
gleichzeitig die an der Meßstelle herrschende Temperatur
und der Barometerstand zu ermitteln. Dies ist aus dem
Grunde notwendig, weil die spezifische Wärme der Luft,
deren Kenntnis für die Berechnung der vom Kühler abge-
führten Wärmemenge nach Gl. (2) erforderlich ist, von
Temperatur und Barometerstand abhängt.
In Abb. 11 sind für verschiedene Lufttemperaturen und
Barometerstände die spezifischen Wärmen von 1m? Luft
zraphisch dargestellt. Hat man beispielsweise im Kaltluft-
raum eine Luftmenge von 30 m?/s bei 20° und 740 mm Ba-
rometerstand gemessen und beträgt die Warmlufttempe-
ratur fie = 48°, so errechnet sich hiernach unter Be-
nutzung aer Formel (2) und der Abb. 11 die vom Kühler
abzeführte Wärmemenge Q zu
Q = 30 : 3600 : 0,281 . (48 — 20) = 850 000 kcal/h.
3. Wassermessung.
Die Woasser.nessung ist erheblich einfacher als die
Luftmessung und erfordert dementsprechend weniger Um-
stände und Zeit. Es ist nur darauf zu achten, daß die Tem-
peraturen des Wassers sehr genau ermittelt "werden; denn
eine geringe Ungenauigkeit in der Temperaturablesung
kann bei den meist vorhandenen kleinen Temperaturunter-
schieden zwischen Kalt- und Warmwasser schon einen
großen Fehler in der Auswertung verursachen. Hat man
Wassermenge und Wassertemperaturen festgestellt, so läßt
sich nach Gl. (3) aus diesen Daten die an das Kühlwasser
übertragene Wärmemenge ermitteln.
3 Bedburu. Stach, Z. VDI Bd. ee S. 155.
1546
4. Dievom Kühler abgeführte Wärmemenge.
Die Erfahrung lehrt, daß die auf Grund der Leistungs-
versuche sich ergebenden Luftwärmemengen und Wasser-
wärmemengen selten genau miteinander übereinstimmen.
Diese Differenzen können auf Meßungenauigkeiten zurück-
zuführen sein und es scheint deshalb angebracht, falls der
Unterschied nicht zu groß sein sollte, für die Beurteilung
der Kühlerleistung den Mittelwert aus beiden Wärms-
mengen zugrunde zu legen. Es wäre zu wünschen, daß
über diesen Punkt eine genaue, einheitliche Vorschrift auf-
gestellt wird, damit die Richtigkeit der Auswertung eines
Leistungsversuches von keiner Seite angefochten werden
kann.
D. Zahlenbeispiele.
An einem Zahlenbeispiel soll nunmehr die Festlegung
und Prüfung der Leistungsgarantien von Kreislaufkülhlern
veranschaulicht werden. Ein weiteres Beispiel möge zum
Schluß erläutern, wie man auf Grund der Garantieckurven
für jeden Betriebsfall das sich ergebende Temperaturdia-
gramm leicht ermitteln kann.
1. Garantie-Festlegung und Prüfung
einesFrischwasserkühlers.
Ein Frischwasserkühler soll für folgende Betriebs-
verhältnisse bemessen werden:
Maschinenleistung . . . .
umlaufende Luftmenge L. .
bezogen auf 30°, 760 mm Hg
(Cp = 0,277),
7500 kW,
36 000 m?/h,
abzuführende Wärmemenge Q 330 000 kcal/h,
Warmluft-Temperatur f, 63 9,
Kühlwasser-Eintrittstemperatur twe- 25°,
Kühlwassermenge W ENEE 66 m?/h,
Luftwiderstand max. . 25 mm WS.
Auf Grund dieser Daten errechnet sich die Luftabkülilung
nach Gl. (2) zu
p a = Q — 33000 an,
le la LC, — 36000.0277 7 `
Die Kaltlufttemperatur wird somit fr, = 30°.
Desgleichen ergibt sich die Wassererwärmung nach
G1. (3) zu Q 330 060
fwa — fwe = 30 ~ 1000.66 7°
und hieraus die Wasseraustrittstemperatur zu fwa = 30 °.
Das mittlere Temperaturgefälle Om zwischen Luft und
Wasser kann aus Abb. 2 sofort entnommen werden; es ist
in diesem Fall dm = 15 °.
Die Garantien werden folgendermaßen festgelegt:
Bei Q = 100000 kcal/h und W = 66 m?/h wirdein
mittlerer Temperaturabstand zwischen
Luft und Wasser von 455° gewährleistet.
Die Luftmenge darf hierbei nicht weniger
als 35000 m/h betragen,bezogen auf 30° und
760 mm He.
Bei den Leistungsversuchen werden die in Zahlen-
tafel 1 angegebenen Daten gemessen. Die Luftmenge be-
trägt hiernach 41400 ın?/h bei 28° und 740 mm Hg Baro-
meterstand. Nach Abb. 11 entsprechen diese Daten einer
spezifischen Wärme der Luft von Cp = 0,272. Bei einer
Temperatur von 30° und einem Barometerstand von
‘60 mm Hg besitzt die Luft eine spezifische Wärme von
Cp = 0,277; auf diesen Zustand bezogen ‚ergibt sich dem-
nach eine Luftmenge von L = 4140. a = 40 700 m?/h;
dieselbe liegt also im Gültigkeitsbereich der geleisteten
Garantie.
Zahlentafel 1. Frischwasserkühler-Protokoll.
Wasser-
. Be- | Lufttemp. Wasser Luft-
Zeit jastung| in Gra ul menge “ur Bemerkungen
h kW warm | kalt | kalt warm mäh |ImmWS.
Luftmenge mittels
Anemometers er-
mittelt 41400 m&h
bei% u.740 mmHg
Bei oberflächlicher Betrachtung der Versuchsergeb-
nisse wird man zu der Annahme kommen, daß die Garan-
tien sicherlich gut eingehalten sind; denn nach den obigen
Angaben soll bei 25° Frischwasser-Eintrittstemperatur
eine Warmlufttemperatur von 63° erzielt werden. Tat-
sächlich wird aber bei der noch höheren Frischwasser-
temperatur von 27° eine Lufttemperatur von 61° er-
reicht. Daß diese Annahme jedoch nicht zutrifft, zeigt
nachstehende genaue Nachprüfung.
Die vom Kühler abzeführte Wärmemenge berechnet
sich aus der Luftmenze und Abkühlung zu
Qı = 41 4C0 . 0,272 . 27 = 305 000 kcal/h,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
24. Oktober 1929
aus Wassermenge und Erwärmung zu
Qw = 66 . 1000 . 4,5 = 297 000 kcal/h.
Das Mittel aus beiden Werten wird der Auswertung zu-
grunde gelegt. Hiernach beträgt die vom Kühler abge-
führte Wärmemenge
Qm = 301 000 kcal/h.
Der mittlere Temperaturunterschied dm zwischen Luft und
Wasser kann für die bei dem Leistungsversuch gemessenen
4 Temperaturen aus Abb. 2 direkt entnommen werden. Er
ergibt sich zu Om = 15,7 °. Bei einer Wärmeleistung von
100 000 kcal/h wird demnach ein dm von 5,22° erzielt; es
ist somit einwandfrei nachgewiesen, daß die Garantien
nicht eingehalten sind. Die Größe der Minderleistung geht
aus dem Vergleich der döm-Werte ohne weiteres hervor; sie
beträgt EE
—45
ER a A RE — 0 `
6,2 F a55). 1; Hi 134o
2. Rechnungsbeispielan Hand des Garan-
tiekurvenblattes eines Stufenkühlers.
Das Garantiekurvenblatt der Kondensatstufe eines
Stufenkühlers ist in Abb. 12 dargestellt. Man möchte wis-
sen, wie hoch die Lufttemperaturen werden, wenn der
Kühler unter nachstehenden Betriebsverhältnissen arbeitet:
Ausschließlicher Kondensatbetrieb:
Maschinenleistung 3 18 000 kW,
abzuführende Wärmemenge . 750 000 kcal/h,
Kondensatmenge . ... 75 m?/h,
Kondensat-Eintrittstemperatur 20 9,
Luftmenge . ës E ir. éi 32 m?/s
Aondensalmenge
‚Abb. 12. Garantiekurven der Kondensatstufe eines Stufenkühlers.
Aus Wärmemenge und Kondensatmenge berechnet sich
nach Gl. (3) die Kondensaterwärmung zu
Q
twa — = -r RA = 10°.
wa— lwe = yo — 10
Die Kondensat-Austrittstemperatur ergibt sich demnach zu
twa = 30°. Ebenfalls läßt sich die Lufterwärmung ermit-
teln; sie beträgt nach Gl. (2)
mr
t Q 150 000 = 23,5 °,
ha = C, L ~ 0277. 2.3600
Nach dem Garantiekurvenblatt (Abb. 12) wird bei einer
Kondensatmenge von 75 m?/h und Luftmenge von 32 mi.
ein dm von 1,97°, bezogen auf eine Wärmeleistung von
100 000 kcal/h, garantiert. Bei Q = 750 000 kcal/h muß sich
also garantiegemäß ein dm von 14,8° im Kühler einstellen.
Zur Ermittlung der Lufttemperaturen nimmt man nun die
Abb. 2 zur Hand und verfährt folgendermaßen: Bildet man
die Differenz der Luft- und Wassererwärmung (fie —
— (fwa — fwe) und trägt dieselbe auf der Ordinatenachse
der Abb. 2 ab, bewegt sich dann unter einem Winkel von
45° nach rechts oben, u.zw. so weit, bis man zu dem in
Frage kommenden Wert von dm gelangt, so ergibt der End-
punkt die Koordinaten ĝa und de. Damit sind die Luft-
temperaturen bekannt; denn es ist
dÉ = twa + Ba und dÉ = twe + de.
Im obigen Beispiel ist
UP — tia) — (fwa — twe) = 23,5 — 10 = 13,5 °.
Hierfür erhält man bei De = 14,8 °:
da =, De = 9°,
Es ergeben sich somit folgende Lufttemperaturen:
Warmlufttemperatur lie = 30 + 22,5 = 52,5 9,
Kaltlufttemperatur ta = 20+ 9 =29°.
Dieses Beispiel zeigt, in welch einfacher Weise man
sich auf Grund eines nach Art der Abb. 12 aufgestellten
Leistungschaubildes für alle Betriebsverhältnisse Klarheit
über die Höhe der garantierten Lufttemperaturen verschaf-
fen kann.
24. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
1547
Die elektrische Leistung im allgemeinen Wechselstromkreis.
Von Dr. Dr.-Ing. Ernst Weber, z. Z. Berlin.
Übersicht. Es wird nachgewiesen, daß die von Ch. P.
Steinmetz eingeführte symbolische Darstellung der Lei-
stung nicht ganz richtig ist. Es gibt keine analytische
Form, die gleichzeitig Wirk- und Blindleistung richtig wie-
dergibt. Sodann wird das Wesen der „Blindleistung“ er-
örtert und ihr eine physikalische Bedeutung abgesprochen.
Für nicht sinusförmige Wechselströme wird der Be-
weis geführt, daß die Produkte der Öberwellen ungleicher
ÖOrdnungszahlen mit in den Leistungsausdruck aufzunehmen
sind, daß sie aber keiner Blindleistung im gewöhnlichen
Sinne entsprechen. Sie sind vielmehr wie in allen quadrati-
schen Formen rein mathematisch erforderliche Ausgleichs-
glieder.
1. Die elektrische Leistung bei sinusfürmigem Wechsel-
strom.
Um die für die allzemeineren Abschnitte notwendigen
Grundlagen zu gewinnen und gleichzeitig einige Richtig-
stellungen vorzunehmen, sei hier zunächst auf den Fall
- des rein sinusförmigen Wechselstroines eingegangen. Die
Allzemeinheit wird nicht beeinträchtigt, wenn wir einen
einphasizen Stromkreis betrachten.
Eine Wechselspannun«
u=Uy2sinwe—-%W) .....:.0
erzeuze also in einem einphasigen Stromkreise einen
Wechselstrom ;
i=IV2sinl¢wt—ywy—- p), ......0)
wobei Effektivwert I und Phasenwinkel ọ in bekannter
Weise nach .
et — Nr Fyr? SE
=, z_YVr’+r2, MD ek (8)
zu rechnen sind, wenn r den Ohmschen Widerstand und r
den reaktiven Widerstand, die Reaktanz, bedeuten. z ist
als quadratisch Resultierende die Impedanz des Kreises.
Die in jedem Augenblick im Kreis vorhandene (erzeugte
oder verbrauchte) elektrische Leistung ist durch das Pro-
dukt der Aurenblickswerte u und € gegeben und somit
ui =? U Isin (w t— y) sin (w t— y — o)
oder bei Auflösung des trigonometrischen Produktes
vi UIcosg—UIcosĖwot—2y—). .. (
Das Wesen des Elektromagnetismus als Ncehwingungs-
erscheinung prägt sich also auch in der Leistung aus;
über den Mittelwert Ulcosg erscheint eine Leistungs-
schwinzune mit der Amplitude UI gelagert. Weil stets
cose s 1, nimmt somit ui im allgemeinen auch negative
Werte an, d. h. die elektrische Leistung wird
zu zewissen Zeiten von Verbraucherstellenaus
geliefert. Den zeitlichen Mittelwert der elektrischen
Leistung, der allein mechanisch oder thermisch verwertbar
ist. nennt man Wıirkleistune oder Leistung
schlechtweer, der schwinzende Teil entbehrt zunächst einer
eizenen Bezeichnung. Für das Produkt UI hat sich aller-
dings die Benennung „Sceheinleistung“ eingebürgert oder
besser nach dem neueren Vorschlare „Riehtleistune“!,
doch meint man damit weniger die Amplitude der gesam-
ten schwinrenden Leistung sondern eine rein fiktive
Größe, in Analogie zum Gleichstromfall, wo die Leistung
stets einfach durch das Produkt von Spannung und Strom
gegeben ist,
Man kann die Beziehung (4) auch anders schreiben,
wenn man den trieonometrischen Faktor des zweiten Gle-
des zerlegt, nämlich
ut = UTI cosgo— [U I caos o] cos (2 w t— 2%)
+ [U I sin ọ] sin (2 w t— 24y) ..... Ø
Dann bleibt die Differenz der beiden ersten Glieder stets
positiv, entspricht also etwa nur verbrauchter Lei-
stung, während das letzte eine reine Sehwingung dar-
stellt und syınmetrisch positive und negative Werte wech-
seln läßt. Für die Amplitude dieser Leistung hat man einen
sonderbaren Begriff geprägt, nämlich „wattlose Lei-
stung“ oder „Blindleistung”. Man kam auf diese Be-
nennung nicht durch Gl. (5) sondern auf ganz anderem `:
ı AEF-Entwurf XXIX., ETZ 1977. S. 519. e
2 Vgl. E. Weber, Zur Definition von Sceheinleistung, Blind-
leistung und Leistungsfaktor. El. u. Maschinenb. Bd. 47, 8. 277.
Were. Schreibt man nämlich die mathematische Be-
ziehung
co®p-+sin”P =1........0)
und multipliziert sie mit (UI)?, so ergibt sich
(U Icos} 4+ (U Ising} = (UI. .... ©
Nachdem die rechte Seite das Quadrat der „Scheinleistung“
darstellt, wenn diese in Analogie zum Gleichstrom als
Produkt der Effektivwerte von Strom und Spannung ge-
bildet wird, und nachdem das erste Glied der linken Seite
das Quadrat der mittleren wirklichen Leistung vorstellt,
fühlte man sich angeregt, auch das zweite Glied der lin-
ken Seite zu benennen und fand die in sich so wider-
spruchsvolle oben angeführte Bezeichnung. Die Schein-
leistung ist im \Vechselstromkreise eine Dimensionierungs-
größe, denn die Effektivwerte von Strom und Spannung be-
stimmen (Querschnitt und Isolation bzw. Kupfer- und
Eisenverluste. Sie hat aber keinen physikali-
schen Sinn, wenn man sie nicht aus Gl. (4) als Ampli-
tude der wesamten schwinzenden Leistung ablesen will.
Auch (Ulsing) hat keine selbständige Bedeutung, denn
in Gl. (7) müßte dieser Ausdruck Mittelwert sein, damit
die Wirkleistung Eingang finden kann, und in Gl. (5)
müßte er wieder Amplitude einer Schwingung sein. fin
allzemeinen werden die beiden nicht vergleich-
baren Definitionen vermengt und in der elektrotech-
nischen Literatur ist sehr häufig zu lesen, daß die Blind-
leistung eine Art Mittelwert der schwingzenden magne-
tischen Energie sei, was natürlich vollkommen sinnlos ist.
Blindleistungz als Schwineung hat den Mittelwert Null,
zur Blindleistung als Mittelwert einer Schwingung müßte
man erst eine Leistungschwingung erfinden, von der sie
Mittelwert sein könnte.
Nun ist aber leider die Gl. (7), die rein mathematisch
genommen vollkommen richtig ist, so sehr eingeführt, daf
man auch die Auslegung fand, Wirkleistung sei Spannung
mal Wirkkomponente des Stromes (in Richtung oder in
Phase mit der Spannung) und Blindleistung sei Spannung
mal Blindkomponente des Stromes (90° gegen die Span-
nung verschoben). In Zeichen würde dies etwa wie folrt
anzuschreiben sein: Die Zerlegung der trixzonometrischen
Funktion aus (il. (2) liefert. für den Strom die Definition
der Watt- und der Blindkomponente
i = (I V? cos p) sin (w t— y) — (I V2 sin ) cos (w t — y); (8)
ne”
Lenert N-
Ampl. d. Wattkomp. Ampl. d. Blindkomp.
multipliziert man diesen Ausdruck mit der Spannung
nach Gl. (1), so ist
ui=[U Icos ọ]2 sin? (w t — y)
— [U I sin ọ] 2 sin (w t — y) cos (w f— y). (©
-Daß hier die beiden Amplituden nicht einfach zu definieren
sind, sieht man wohl leicht ein. Darin eine physikalische
Auslegung für den mathematischen Zusammenhang (7)
erblicken zu wollen, dürfte etwas weit hergzeholt sein.
Nur die kritiklose Vermenzung von mathematischer und
physikalischer Ansehauungz vermochte dieses Dilemma zu
schaffen, aus dem es nur den Ausweg gibt, Gl. (7) als rein
mathematischen Behelf gelten zu lassen, aber eine physi-
kalisehe Deutung der auftretenden Glieder zu unterlassen.
Wir werden später sehen, daß das hier dargestellte
Dilemma noch viel sehärfer und eindrucksvoller auftritt,
wenn man zum allgemeinen, nicht sinusförmiren Wechsel-
strom übergeht.
2. Die symbolische Darstellung der Leistung des sinus-
föürmigen Wechselstromes.
Die symbolische Methode wurde bekanntlich von
Ch. P. Steinmetz? eingeführt und beruht auf der
(außschen Erweiterung der reellen Zahlenlinie durch die
imaginären Zahlen zur Zahlenebene. Eine Erweiterung des
Zahlenbegriffes erwies sich als notwendig bei der Be-
trachtung von V—u, wenn a eine positive reelle Größe
ist. Da rein zahlenmäßig ein solcher Ausdruck unvor-
stellbar und ohne Bedeutung ist, schuf Gau Ñ in genialer
Weise einen Symbolismus, er schrieb
V-a=zy—1.Vua=jVu . (10)
3 (h.P. Steinmetz. Theorie und Berechnung der Wechsel-
stromerscheinungen, Berlin 190, Bd. 2.
1548
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
24. Oktober 19298
und hatte damit, zunächst unbewußt, eine ungeheure Be-
reicherung der Zahlenwelt gebracht. Er verwies näm-
lich in der geometrischen Darstellung der Zahlen die
„imaginären“ Größen in eine zur Zahlengeraden senk-
rechte Gerade, so daß eine Art Koordinatensystem ge-
schaffen wurde. In diesem Sinne bedeutet also +j eine
Drehung der reellen Zahl um 90° im positiven Sinne und
die algebraische Vereinigung a + j b bedeutet eine Strecke
OP mit der absoluten Länge Va?+ b? und der Neigung o
gegen die reelle Zahlengerade (Abb. 1). Man erreicht
also jeden Punkt der Ebene durch die einfache algebraische
Summe seiner Abstände von den beiden Zahlenscraden
(Achsen), durch eine
sog. komplexe Zahl. Die . maginöre
weitere Durchführung + Zahlengerade
und Vertiefung dieses
Gedankens führte dann
zu einer eigenen Rich-
tung in der Mathematik,
zur Analysis, welche
vielfach ganz einfache
mathematische Formen
an Stelle sehr kompli-
zierter setzt, aber natür- e
lich rein formal er- “y
leichternd wirkt und Abb. 1. Darstellung der komplexen
nicht etwa wirkliche Zahl.
Ausrechnungen erspart!
Durch die Definition (10) ist auf keinen Falletwa
V—a sinnvoller geworden, nein, es bleibt
genauso unverständlich wie früher, nur
verwertet ist diese Form, die sonst achtlos
liegengeblieben wäre.
a reelle
Zahlengerade
Abb. 2. Sinus- und Kosinusfunktion.
Die Übertragung dieses neuen mathematischen Be-
helfes in das Gebiet der zeitlich sich sinusförmig ändern-
den Größen nahm Ch. P. Steinmetz vor. Die Grundformen
der einfachsten und gesetzmäßigsten zeitlichen Änderun-
gen sind die cos- und die sin-Funktion. Denkt man
(Abb.2) einen Stab OP um seinen Endpunkt O gleich-
förmig mit der Winkelgeschwindiekeit œ von Pa aus
rotierend und den durch Parallellicht von links gewor-
fenen Schatten auf der senkrecht zur Zeichencbene gleich-
förmig bewegten Wand W aufgefangen, so zeichnet der
Endpunkt P bekanntermaßen genau eine Sinuslinie auf.
Bezeichnet man die zeitliche Periode mit T (jene Zeit,
in welcher derselbe Wert in gleicher Richtung wieder er-
reicht wird), so besteht wegen der Gleichförmigkeit der
Bewegungen die Verhältnisgleichung
0:27,
weil die beiden Perioden 2x und T linear voneinander
abhängen. Daraus ergibt sich
a tzot 2.2.2.2. 0D
und die Winkelgeschwindigkeit des Stabes ist
w = as ee era ek
T
Hätte man als Anfangslage des Stabes OP; gewählt, so
wäre auf diese Weise eine cos-Kurve entstanden. OP;
ist aber senkrecht auf OPs, u.zw. im positiven Sinne um
90° gedreht. Man kann also geradezu
coswt=sin(wt + F)=jsinwt re EE
festlegen, wobei aber jetzt jeine rein zeitliche Be-
deutung hat und zeitlich eine Verdrehung um 90° im
positiven Sinne anzeigen soll. Jede andere Anfangslare
als die beiden betrachteten OP, und OP; läßt sich aus
diesen beiden zusammensetzen nach der bekannten Reeel
sin (w t + p) =sinwtcosp+coswfsingp
= (cos p +j sin ọp)sinwt. ... (4
Zurückgreifend auf den Anfang des ersten Abschnittes
schreiben wir nun die Gleichungen (1) und (2) in zer-
legter Form nach
u = (U V2 cos y) sin w t— (U VĒ sin y) cos w t pr
i = [I V2 cos (y + p)] sin w t— [I V2 sin (w + p)] cos w d 2)
oder mit neuen leicht ablesbaren Definitionen auch
u = U’ V? sin w t — U” V2 cos w t |
i= I!’ Y2sinot— I” V2coswt| ge
womit die zeitlich sinusförmig veränderlichen Größen u
und i durch die beiden Phasengrenzlagen dargestellt sind.
Die Leistung wird jetzt
ut = U'I? sin wt+ U” 1”? cos? w t
— (U I” + U” I) 2 sin wtceos øw t. (17)
Somit ist die „Wirkleistung“ als zeitlicher Mittelwert dar-
zustellen durch
(U Òm — = Urp UI n... 08
während die sog. Blindleistung als Amplitude des letzten
Schwingungsgliedes durch
Ng =—-(UP+UN ...... 09
gegeben erscheint. Das negative Vorzeichen in Gl. (19)
spielt weiter keine Rolle, es könnte auch ruhig wegge-
lassen werden.
Überträgt man nun die oben erläuterte Symbolik auf
die Ausdrücke (16), so erhält man
u=(U'y2—jU”Y2)snwot= UY2sinwot (20)
i = (Ir V2—j I” Y2)sinot= I Y2sinwtf’ |
wenn man komplexe Effektivwerte U und Z einführt, um
den Zeitfunktionsfaktor sinw t weglassen zu können. Es
sind also endlich Ströme und Spannungen symbolisch ge-
geben durch
U=-U'’—j Sa
I= AER 1”
wobei jede Größe zeitlich sinusförmig veränderlich ge-
dacht werden muß und entweder Effektivwert oder Ampli-
tude sein kann, da beide für rein sinusförmige Größen
bekanntlich einander proportional sind. Die Behandlung
der verschiedenen Aufgaben in der Wechselstromtechnik
wird dadurch sehr vereinfacht, insbesondere in der Theorie
der Wechselstrommotoren kann man damit formal sehr
einfach rechnen.
Wir wollen nun versuchen, auch die Leistungen mit
Hilfe der symbolischen, besser analytischen Rechnung aus-
zudrücken. Bildet man einfach das Produkt UI aus
Gl. (21), so ergibt sich
UI=(U I — Drot fett . @&)
Der Vergleich mit G1. (18) zeigt, daß der reelle Teil des
Ausdruckes nicht mit der Wirkleistung nach (18) über-
einstimmt. Aus diesem Grunde definiert Steinmetz in kom-
plexer Ausdrucksweise die Leistung als Produkt der kom-
plexen Spannungsamplitude mit der konjugiert komplexen
des Stromes?
UI-(UI+UMHHUM—UNM .. (3)
und nennt den reellen Teil „Wattleistung“, den imaginären
Teil „wattlose Leistung“. Ein kurzer Blick auf Gl. (18)
und (19) zeigt, daß wohl die Wirkleistung richtig erfaßt
ist, während die Blindleistung unrichtig wiedergegeben
wird. Die letztere war hingegen mit dem imaginären Teil
von Gl. (22) richtig dargestellt.
Als richtige symbolische Ausdrucks-
weise für die Leistungen kommen nur die beiden Be-
ziehungen in Frage
a RUD,
(16)
(21)
Ng = 3m(UJ), ... 4
wenn U und J die komplexen Werte nach Gl. (21) sind und
I der konjugiert komplexe Wert zu Z ist. Daß Wirk- und
Blindleistung nicht als Real- und Imaginärteil eines und
desselben Ausdruckes erscheinen können, liegt tief be-
gründet in der nur linearen Beziehungen zu-
gänglichen Übertragungsmöglichkeit der Analysis auf
Wechselstromprobleme, weil die Produkte zeitperiodischer
trieonometrischer Funktionen sich stets zerlegen lassen
* Man gewinnt bekanntlich zu einem komplexen Ausdruck den
konjugiert komplexen, indem man das Vorzeichen des imaginären
Anteils wechselt, z.B. a + jb wird zu a— 3b.
° Re bedeutet, daf von dem komplexeu Ausdruck nur der reelle
Anteil, und Am in gleicher Weise, dal nur der imaginäre Anteil zu
nehmen ist.
24. Oktober 1929
in Summen von Funktionen verschiedener Periodizität.
Es gilt ja beispielsweise
, e 1 l 1
sin (1 w ® sin (1 w £) = 2 cos (0 w f) — 5 cos (È w t),
Symbolik der
und dieser Zusammenhang verletzt die
Gl. (21), die gerade gleic h e Periodizität voraussetzt.
a Die Leistung bei nicht sinusförmigem Wechselstrom;
Strom der Spannung proportional.
Der am einfachsten zu überblickende Fall nicht sinus-
förmizen Wechselstromes ist zunächst die rein Olımsche
ans wenn der Strom der Spannung proportional ist,
also
(ri, 25a)
gilt, wobei r eine konstante Materialeigenschaft darstellt.
Hat die Spannung u auch eine nicht sinusförmige beliebige
Form, so läßt sie sich doch durch eine Übereinanderlage-
rung von sinusförmigen Wechselspannungen verschiedener
Frequenzen, die unter sich in eanzzahligen Verhältnissen
stehen, darstellen, S E
u = Kä Un V2sin(nra!—W,)-
n=l
Die Effektivwerte Un der einzelnen Wellen und deren
Phasenverschicbungen Wa gegen einen gewählten Zeit-
nullpunkt muß man als gegeben betrachten bzw. kann sie
mit Hilfe der harmonischen Analyse aus einer vorgege-
benen oszillographischen Kurve gewinnen. Den Strom
kann man mittels Gl. (25a) in gleicher Weise anschreiben:
be
S Un E
me H SE (26)
r
n=1 l
In einem rein Ohmschen Kreise mit konstantem
Widerstand kann natürlich ä als
. . . (25b)
yÊ sin (n œ t — Y,„).
nur Joulesche Wärme
Leistung auftreten, Blindleistung im gewöhnlichen Sinne
einer schwingenden Energie? ist hier ausgeschlossen. Bil-
den wir nun die elektrische Leistung als Produkt der
Augenblickswerte von Strom und Spannung nach Gl. (26)
und (25 b), so ist
aif% 5 S
iterDz ak Ginter ad) , (2)
n=l
Es läßt sich sofort aussagen, daß ui nur positive Werte
annehmen kann, denn bekanntlich ist das Quadrat jedes
Wertes positiv. Die Summe von G1. (27) weist aber auf
doppelte Produkte hin, die rein schwingende Leistungs-
serößen darstellen, also auf den ersten Blick als „Blind-
leistung“ angesprochen werden könnten. ‘s entsteht näm-
lich
[o ei
Kä 2 Un’ sin? (n w% t— Ya)
n=1
L D
+ ` Kë 2 Un Um sin (n œ Lal sin (m of Yan): (28)
n=] m=]
in m)
Der erste Ausdruck ist als identisch mit dem ersten Gliede
von Gl. (9) zu erkennen, nur daß hier eine Summe auftritt,
während die zweite Summe gewöhnlich in den Lehr-
hichern und Aufsätzen in Zeitschriften übergangen wird.
Erst in neuester Zeit hat E. Kern, allerdings nur an-
deutungsweise, diese Glieder in die Diskussion gezogen’,
während C. Budeanu¥ als „Verzerrungsleistung” eine
Summe von Doppelprodukten der Amplituden ungleicher
Wellenordnungen ziemlich gewaltsam in das bisherige
Schema einzupassen suchte”. Diese Summe tritt jedoch
mathematisch unweigerlich auf, sie zu leugnen, hieße die
Gesetze der Mathematik verletzen. Diese Glieder sind
auch keine Blindleistung, denn sie bringen nur
jene durch die erste Summe unrichtig dargestellte quadra-
tische Form des Stromes erst auf die richtige Form, wie
in jeder Quadratbildung das doppelte Produkt ebenfalls
miterscheinen muß und etwa in
(a — bi = (a + b) — 2a b
sogar negative Werte haben kann, ohne darum die Funk-
tionswerte negativ zu machen.
Außer diesen vielleicht noch angezweifelten Argu-
menten können wir aber einen unbezweifelbaren Beweis
e Um verständlich zu sein. gebrauche ich hier das Wort Blind-
leistung noch im landläufigen Sinne, verweise aber auf die in Fut-
note 2 SE Arbeit.
’ E. Kern, ETZ 1926, S. 1005
e Bericht von A. Fraenke 1. ETZ 1928, S.97 bzw. K.E. Müller, >
ETZ 1928. S. 251. ` . ,
» Auch hier möchte ich auf die ausführliche Arbeit nach Fuß-
note 2 verweisen.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
1549
liefern, indem wir auf eine spezielle Form eingehen und
zwei Vergleichsrechnungen führen. Der Einfachheit halber
nehmen wir für die Spannung u eine Dreieckform an, wie
in Abb. 3 ersichtlich, weil für diese Form die Zerlegung
Abb. 3. Die elektrische Leistung bei rein Ohmschee Belastung.
in eine Fouriersche Reihe schon wiederholt vorgenommen
wurde und leicht nachzuschlagen ist!®. Die .Funktion ist
innerhalb einer Periode gegeben durch
— a<ı<—, fd = Kb,
T ZE
EE fo) = +r.. @
+3 ses+n 2 f@=+tr—x
und die Fouriersche Reihe lautet, wenn die Amplitude a/2
beibehalten bleibt,
4 fl.
u = f (x)= SN (sin x -7 sin 3 x Lo sinğæ—. ). (30)
Nehmen wir für den Widerstand den Wert r=2an, so ist
der Strom
N: ' E 1. ;
(af uäl e ln z — A sin äs +; nis. Lon
Die Leistung ist das Produkt von Gl. (30) und (31) oder
i
WEE gea (32)
Rechnen wir zunächst, wie es ziemlich allgemein getan
wurde, nur die quadratischen Glieder (Produkte gleicher
Frequenzen) und nennen die Summe (u), so erhalten wir
dafür
1
8 1
u? == e? i ? ` "ae E 1 2: S
(u 1), E f sin xr -} or in EE 623
oder mit trigonometrischer Zerlegung
TOT | 1 1
weft +g Lu +...)
1 1 l
— 2 ETN be GE 4 . e
DECHE cos D A un COS 10 x + H (33)
Rechnen wir nun getrennt die doppelten Produkte (als
sin? ġ x- en
Produkte ungleicher Frequenzen), so ergeben sie, als
(it i) benannt,
(u i), = a = P sin x sin 3 x + SE sin esindx
1 . ei
— um sin Zait Et,
E EEN E 2 N
95,5 SİN 3r sin 5x -+ qa El 3 xsin Po,
35, ei Draut,
; u 4
Hey
und die entsprechende trixonometrische Umformung liefert
dafür wieder
~ dE 1 1 1
un litt dat Jet
1 1 1
zl. F os T Au 1... lee 13
1 1 1 )
u o t 49 T zaj T ... J eos x
1 1 1 ) ee
++ gr + 995, + ...]cos8.r usw. $. (34)
Um nun die Frage zu entscheiden, ob die elektrische Lei-
stung mit (ui), oder mit | (u i), + (ud. zu berechnen
ist, gehen wir jetzt einen anderen Rechnungsweg.
10 Siehe etwa Rziha-Seidener, Starkstromtechnik Bd. 1,
S. 49, 6. Aufl.
1550
Bilden wir, wie es in Abb. 3 angedeutet ist, das Quadrat
der Funktion f(z), so ist aus Gl. (29) dafür der analytische
Ausdruck zu entnehmen:
x
neue y ve MOPS Ea
ses? ` ebe, | mm
+ <asta For = (a — aY.
Nachdem die Funktion sowohl zur Ursprungsordine ic als
auch zur Mittelordinate der Halbwelle symmetrisch ist,
treten in der harmonischen Analyse nur gerade cos-Glieder
auf. Wir können also vorausnehmen
ee)
EOE AL Ag, cos (27 x) 2222. (36)
n=0
und haben die Koeffizienten nur mehr durch einfache In-
tegrationen zu ermitteln. Wegen der vorhandenen Sym-
metrien lassen sich die Integrationsgrenzen auf 4 der
Welle beschränken, somit
r
i 2
Ay, SE Ze cos (?2na)dx
0
n
2
4 3
=; f xeos Rnd,
0
und die Ausführung der Integration, die mittels einer Re-
kursionsformel leicht zu erledigen ist, ergibt bei Beach-
tung der Grenzen
—1) _
Aas e n>l. ..... BD
Für die Ordnungszahl n = 0 müssen wir bilden
Nn
2 / 3
_ 5 _ a Er
VEH jedes...
0
womit jetzt die für Gl. (32) gebrauchte Form gebildet wer-
den kann:
k (Fo)? = Toal cos? x+ I. cos 4 x — 1 cos6x+.. (39)
2 6 2 8 18 u
Daß dieser letzte Ausdruck vollkommen sicher das Qua-
drat der Fourier-Reihe angibt, ist mit dem Satze erwiesen,
daß sich für jede periodische Funktion eine und nur eine
Fourier-Reihe finden läßt; es gibt also außer (39) keine
andere richtige harmonische Auflösung von G1.(32).
Um nun den endgültigen beweisenden Vergleich zu führen,
seien die Koeffizienten von (u2) nach Gl. (33), von
Cou, + (ui),] als Summe von Gl. (33) und (34) und end-
lich von (39) nebeneinander in eine Tafel eingetragen.
Nachdem es sich in Gl. (33) und (34) um unendliche Reihen
handelt, kann natürlich nur eine gewisse Annäherung er-
reicht werden, die jedoch im voriiegenden Falle leicht sehr
weit gebracht werden kann, da die Reihen außerordentlich
rasch konvergieren. Das Ergebnis des Vergleiches in der
nachfolgenden Tafel schließt wohl den Beweis. Die elek-
trische Leistung ist stets nur durch Mitberücksich-
tigung der Produkte ungleicher Fre-
quenzen richtig zu erhalten!
Vergleichstafel.
Koeftizienten der trigonometrischen Reihen
Zeitfunktion
I, f eh
(u Ch (un, + (un)
nach Gl. (33) nach Gl. (34) nach Gl. (39)
cos Oz +0411 + 0,411 + 0,411
cos 2x — 0,406 — 0,0 — 0,500
cos dz 0 | + 0,124 | + 0,125
cos 6x — 0,005 | — 0,0541 | — 0,0555
cos 8r OU | + 0,304 + 0.0313
Alle vorstehenden Ausführungen gelten natürlich nur
für die elektrische Leistung als Augenbliekswert. Zum
zeitlichen Mittelwert steuern die Produkte ungleicher Fre-
quenzen nichts bei, sie sind reine Schwingungsglieder mit
dem Mittelwert Null.
4. Die Leistung bei nicht sinusförmigem Wechselstrom
im allgemeinen \Wechselstromkreis.
Im allgemeinen Wechselstromkreis sind außer Wider-
stand auch noch Kapazität und Induktivität vorhanden,
so daß die Stromkurve gegen die Spannungskurve sehr
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 43
24. Oktober 1929
weitgehende Verzerrungen aufweisen kann. In einem
solchen Falle ist die Definition der Blindleistung beson-
ders schwer und sollte am besten ganz weggelassen wer-
den, um keinen Anhaltspunkt für schwere Mißverständ-
nisse zu geben. Ist nämlich die Spannung durch eine be-
liebige Fouriersche Reihe gegeben,
u= > Un V2 sin (n w t— wm) ...... G0
a)
und ähnlich der Strom etwa durch
i= Ai In Väsinfn of Na Ph), .. .. Gi
n=i
so ist der Augenblickswert der Leistung bei einiger Um-
formung, insbesondere Trennung der Produkte gleicher
Frequenzen von jenen ungleicher Frequenzen,
x
ut > Un In cos Pa— Y, Un In cos (2 n w t—2Yn— Pr)
n=l n=1
CO 2
+), Y, UnIm{cos[(n— m)ot— (un — tm) + Pm]
n=lm=1
— cos[(n+ m) w t— (Yn + Ym)— gen ll
Die beiden ersten Glieder sind analog G1. (4) Summen über
alle Einzelwellen, während das letzte Glied wieder die
Doppelsumme der Doppelprodukte (in bezug auf die Fre-
quenzen) darstellt.
lm allgemeinen Falle wird jetzt nicht mehr ui nur
positive Werte aufweisen sondern wird, wie aus dem sinus-
förmigen Falle bekannt, auch ins Negative schwingen,
Leistung generatorisch aufspeichern, um sie dann wieder
zuzusetzen. Welcher Anteil dies ist, läßt sich aus dem
Obigen nicht ersehen, denn weil immer cos (al. er-
reichen schon die Werte der ersten Zeile für sich im all-
gemeinen den Übergang ins Negative. Was soll nun als
Blindleistung angesprochen werden? Einen anderen Lei-
stungsausdruck in Funktion der Zeit als Gl. (42) gibt es
nicht! Daraus aber kann keine irgendwie geartete De-
finition abgeleitet werden. Eine Bildung, wie Gl. (6) und
(7) sie für sinusförmigen Wechselstrom ergaben, versagt
hier ebenfalls, weil die Wirkleistung (als Mittelwert
SEN daher durch das erste Glied in Gl. (42) ge-
geben
. (42)
; dh
Ae = A. Un Incos gn . NEE EN
n=|]
als analoge Bildung für die Blindleistung den Ausdruck
Ng Y Un Tasini gn E E Nr (44)
GEN
verlangen würde, aber daraus nie eine Beziehung zur
Scheinleistung gewonnen werden kann,
Mei HNUM ..... (6)
Außerdem hat natürlich Gl. (44) mit schwingender magne-
tischer Energie nichts das geringste mehr zu tun. Gl. (45)
lehrt auch sofort, daß eine diagrammatische Zerlegung
der Leistungen, sei es vektoranalytisch oder durch Anf-
zeichnung der phasenverschobenen Sinuswellen, hier voll-
kommen ihren Sinn verliert.
Daß die Doppelprodukte der zweiten Zeile in G1. (42)
wirklich auftreten, braucht hier nicht wiederholt bewiesen
zu werden, es dürfte der Hinweis auf Abschnitt 3 ge-
nügen. C. Budeanu wollte nun durch rein mathematische
Umformung die Ungleichung (45) zu einer Gleichung
machen, indem er eine Summe von Produkten von Effek-
tivwerten der Oberwellen verschiedener Ordnung quadra-
tisch hinzufügte und diese Summe als Verzerrungsleistung
benannte". Dieser Versuch muß als mathematische Kon-
struktion abgewiesen werden, weil gar keine Möglich-
keit einer Messung der so definierten Glieder besteht.
Für praktisch sinusförmige Wechselströme, also höchstens
5% örtliche Abweichung der Kurvenform von der Grund-
welle nach der Definition der R.E.M.'? wird der allge-
meinste Fall Gl. (40), (41) näherungsweise wieder auf
Gl. (1), (2) zurückgeführt, und damit gelten dann wieder
alle in den Abschnitten 1 und 2 zusammengefaßten Ausfüh-
rungen. Für Wechselströme, die nicht mehr als praktisch
sinusförmig anzusehen sind, müssen unbedingt in der
Leistungsbildung die doppelten Produkte der Glieder ver-
schiedener Frequenzen berücksichtigt werden, im zeit-
lichen Mittelwert treten sie hingegen nicht auf.
Steinmetz hat die symbolische Methode nicht nur auf
sinusförmige Wechselströme angewendet (Abschnitt 2)
sondern auch auf allgemeine Wechselströme und hat dabei
1 Wie Fußnote 8.
2 R.E.M. 192% $ 14.
Mi A 0 ee
24. Oktober 1929
die Doppelprodukte, die in der symbolischen Methode dop-
pelt ‘unangenehm sind, einfach nicht gebildet, ohne eine
richtige Begründung zu geben, warum sie nicht auftreten
sollen. Allerdings war Steinmetz bereits die Ungleichung
(45) bekannt, und schon er gab Beispiele, hinter welche
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 43
1661
er den Schluß setzte, daß in Fällen stark verzerrten
Wechselstromes eine diagrammatische Behandlung zu voll-
kommen falschen Ergebnissen führen müsse und die Ein-
führung eines äquivalenten Wechselstromes reiner Sinus-
form jeder Berechtigung entbehre.
Weiterer Ausbau der Stadtschnellbahnen in Groß-New-York.
(Independent System.)
Nach der Inbetriebnahme der unter dem Namen „The
Subway“ bekannten Untergrundbahn in New York im
Jahre 1904 bzw. 1908 hatte der Verkehr auf den Schnell-
=== Im Bau
=» DBeschlossen, noch
N nicht im Bau
nn em Geplant
a Planung noch nicht
begonnen
The Bronx
Queens
Linie 108
© l
S vi
P NN Brooklyn
Be A
Richmond
Coney blend <
Abb. 1. Erweiterung der elektrischen Stadtschnellbahnen in Groß-
New-York (Independent System).
bahnen derart zugenommen, daß sich die Stadtverwaltung
am 19. III. 1913 veranlaßt sah, zwei weitere Verträge,
genannt 3 und 4, mit den Untergrundbahn-Gesellschaften
boulevard
Queens
abzuschließen, die als „Dual-System“ bezeichnet wurden.
Die beiden Verträge, die mit der Interborough Rapid
Transit Co. und der New York Rapid Transit Corporation
(B.-M. T.) abgeschlossen wurden, sahen Neubauten so-
wie Um- und Erweiterungsbauten vor, deren Gesamt-
umfang 970 Gleiskilometer Schnellbahnen betrug!. Nach
dem Bericht der städtischen Verkehrskommission wurden
auf den Schnellbahnen der beiden Gesellschaften im Jahre
1927 befördert: 1 887 300 000 Personen, d.s. 65 % der ins-
gesamt beförderten Personen, deren Zahl zu 3 202 800 000
angegeben wird.
Der ständig wachsende Verkehr ließ erkennen, daß
bald der Sättigungspunkt auch für dieses Bahnnetz er-
reicht sein würde. So begann die Stadt unter Aufsicht des
Verkehrsamtes im Jahre 1925 den Bau eines selbständigen
Unternehmens (Independent System) von Unter-
grund-Schnellbahnen, um den Durchgangs-Schnellverkehr
zwischen den vorhandenen Geschäfts- und Wohngegenden
zu verbessern und auch weite Stadtgebiete hiermit zu be-
dienen, welche in den letzten Jahren der Bebauung auf-
geschlossen worden sind und eines Durchgangs-Schnell-
verkehrs noch entbehren. Wie das „Dual-System“ erstreckt
sich auch das neue Unternehmen über
Groß-New-York mit den Bezirken Man-
hattan, Brooklyn, Bronx, Queens, ohne
Richmond. Gleichwohl ist auch ein Pro-
jekt aufgestellt worden, um diesen Be-
zirk unter den „Narrows“ mit Brooklyn
zu verbinden.
Die Lage und Ausdehnung der
Linien des neuen Unternehmens sind
aus der Abb. 1 zu entnehmen. Sie um-
fassen 9,9 km Strecke mit 298 km
Einfachgleis. Auf dem Plan sind die
: Strecken; die sich im Bau befinden, in
Doppelstrichen, diejenigen, für deren Bau Verträge abge-
schlossen oder Angebote eingefordert sind, auf denen der
Bau aber noch nicht begonnen hat, in vollen Strichen ge-
kennzeichnet. Bis heute sind Verträge im Gesamtbetrage
von ungefähr 250 Mill Dollar abgeschlossen. Diejenigen
Strecken, für welche Zeichnungen und Ausschreibungen in
Vorbereitung sind, sind in punktierten vollen Strichen
kenntlich gemacht. Die Strecken in dünnen Vollstrichen
sind diejenigen, bei denen man mit vorbereitenden Plänen
noch nicht begonnen hat.
Das Unternehmen umfaßt folgende Linien:
1. Eine viergleisige Linie verläuft vom Süden nach
dem Norden Manhattans unter der Church Street, 6. Avenue
Greenwich Avenue, 8. Avenue, Central Park West und
St. Nicholas Avenue. Am nördlichen Ende der letzteren hat
die Linie zwei Abzweigungen, eine durch den nördlichsten
Teil von Manhattan (Washington Heights) unter Broadway
und Fort Washington Avenue bis zur 211. Street, und eine
durch den westlichen Teil des Bronx den Grand Boulevard
and Concourse aufwärts bis zur 206. Street.
2. Im Geschäftsviertel von Manhattan besteht eine
zweite Süd-Nord-Linie unter der 6. Avenue von der West
8. Street bis zur 53. Street.
3. Von dieser Strecke gehen drei Querlinien ab, eine
durch die 53. Street, eine durch die Houston und Rutgers
Street und eine durch die Fulton Street. Diese Quer-
linien gehen unter dem East River in die Bezirke Queens
und Brooklyn, indem jede durch ein Paar eingleisiger
Röhrentunnel geführt wird. Im Bezirk Queens verläuft
die Linie der 53. Street in west-östlicher Richtung unter
der Jackson Avenue, Broadway, Queens boulevard und
Hillside Avenue. Die Querlinien durch die Fulton Street
und Rutgers Street vereinigen sich in Brooklyn in der Jay
Street. Von hier verläuft eine Linie in südlicher Richtung
unter der Jay Street, Smith Street, 9. Street und Prospekt
Avenue; eine zweite Linie verbindet die Fulton-Street-
Linie in Brooklyn mit der obigen Linie in Queens über
nr Lafayette-, Marcy-, Union-, Manhattan- und Jackson-
venue.
ı ETZ 1926, S. 882.
1552
Am meisten vorgeschritten ist der Bau der Linie
Church Street—6. Avenue—8. Avenue— Central Park West
— Washington Tleights vom südlichen Ende der Linie im
(ieschäftsviertel von Manhattan an der Chambers Street
bis zum Endpunkt im nördlichen Teile von Manhattan an
der 211. Street. Man hofft diese Linie im Jahre 1930 in
Betrieb nehmen zu können.
Abb. 2. Untererundbahnbau in der Fulton Str. in Brooklyn.
Der Bau des Tunnels der Untergrundbahnen wird in
Fisenwerk und Beton ausgeführt. In Abständen von 1,5 m
werden Rechteckrahmen aufgestellt, die aus den seitlichen
und inneren Säulen, Deckenträzern und, wo es der Grund-
wasserdruck erforderlich macht, auch aus Bodenträgern
bestehen. Zwischen die Rahmen werden Bogen aus Beton
em 7 "— Tee, 2 Sg — vr emm — $ —— IT —— u = az
(JV Kies Ce, (mn:
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J e TT TT Y 4 + Lë 4 ji T 4 —— -
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- 1876 a! 3 -
SS 2400 Ss 4546 5 - æ
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
— Eed (tee ege)
24. Oktober 19298
der Strecke mit hölzernen Bohlen auf eisernen Träzern er-
sichtlich, unter der die Tunnelarbeiten, ohne den Verkehr
auf der Straße zu stören, ausgeführt werden. In der Bau-
grube wird die Ausschachtung mit auf Raupenbändern
laufenden Löffelbasgern bewerkstelligt. Alle Material-
förderungen erfolgen auf Schmalspurbahnen.
Für den Betrieb des neuen Unternehmens sind beson-
dere Wagen in Eisenbau entworfen worden, die sich in
ihrer Leistung besonders den zu erwartenden Verkehrs-
verhältnissen anpassen sollen. Die neuen Wagen (Abb. 3)
sind 18,44 m lang, 3,05 m breit und 3,66 m hoch. Die Länge
der Wagen wird somit um 2,79 m größer als die bei den
Wagen der Interboroush Rapid Transit Co. und um etwa
2,13 m kürzer als die der eisernen Wagen sein, die jetzt
bei der Brooklyn Manhattan Transit Company (B.-M.T.)
im Gebrauch sind. Mit den letzteren stimmen aber Breite
und Höhe der neuen Wagen überein. Da die Bahnsteige
eine Länge von 201,17 m haben, so können Züge mit
11 Wagen abgcefertirt werden. Die Züge sind dann 30 %
länger als der längste B.-M.T.- Zug und 55 % länger als
die gegenwärfigen Interboroush-Züge mit je 10 Wagen.
In jeder Warenlängswand sind vier Doppeltüren mit
einer Türöffnung von je 1,17 m Breite vorgesehen.
Außerdem sind in den Kopfwänden Schiebetüren vor-
handen, um einen Übergang der Reisenden zwischen den
Wagen auf der Fahrt zu ermöglichen. Die Anordnung
der Sitze ähnelt der jetzigen bei den B.-M.-T.-Wagen, doch
ist der Knieraum zwischen zwei gerenüberliegenden
Sitzen um 5 cm größer gehalten und beträgt 23 cm. Der
neue Waren hat 60 Sitzplätze und kann, mit stehenden
vnd sitzenden Personen voll besetzt, 282 Passagiere auf-
nehmen.
Im Büro des Verkehrsamts in New York ist das
Modell eines halben Wagenoberteils in natürlicher Größe
aufgestellt, um alle konstruktiven Einzelheiten und die
Anordnung der Sitze, der Lüftung mit fünf Deckenventi-
latoren, der Beleuchtung, des selbsttätigen Türverschlus=ses
u. a. zu zeigen und zu erproben. Letzterer wird von der
National Pneumatie Co., Philadelphia, eingerichtet. Der
Druckluftzylinder liegt unter einer in der Nähe der jc-
weilizen Tür befindlichen Bank und öffnet und schließt die
Türhälften durch Hebelübertragung. Diese Anordnung hat
den Vorteil, daß Störungen leicht behoben werden können.
Ferner kann der Türverschluß von verschiedenen Stellen
m EEE Pe, gn ` mu z
ZZ —— a
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TP | E
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A kk z U wh LL | N i i
P L ÂE L J 2 Be La Laf, / ~=
Ge We E en — = |
Abh.3. Neuer Untergrundbahnwagen auf den Linien des „Independent System“ in Grof-New-York mit einem Fassungsraum für 282 Fahrgäste.
gezogen, so daß dieser die Eisenteile bedeckt und vor Rost
schützt. In dieser Weise schreitet der Bau wesentlich
schneller vorwärts, als wenn die Tunnelwände in Eisen-
beton hergestellt werden, und in engen Straßen wird an
Raum gewonnen. In der Church Street hat man dureh den
Abbruch alter Häuser in großzügiger Weise für den Ein-
bau der Untergrundbahnen Platz zeschaffen.
Mit dem Bau des Tunnels sind sofort wieder neue Hoch-
gebäude aufgeführt worden, die sich mit ihrem Eisenfach-
werk auf besondere Eisenstützen der Tunneleisenbauten
aufsetzen. Diese Baudurehführung ist auch in der Abb. 2
zu erkennen, die eine Baustelle auf einer Strecke in Brook-
Iyn wiedergibt. Hier ist auch die provisorische Abdeckung
am Wagen innen wie außen betätigt werden. Eine rote
Lampe zeigt dem Führer in der Kabine an, ob alle Türen
geschlossen sind. Für die stehenden Fahrgäste befinden
sich in der Nähe der Türen senkrechte Haltestangen und
vor den Sitzplätzen an der Decke angebrachte eiserne,
weißemaillierte Handegriffe, die unbenutzt schräg nach der
Warenwand zurückschlagen, so daß Zu- und Abgang der
Fahrgäste nicht gestört werden. Die Sitze und Rücklehnen
sind zefedert und mit dauerhaftem Geflecht in Naturfarbe
überzogen. Zu beiden Seiten des Wagens und an jedem
Ende sind erleuchtete Streekenschilder angebracht, welche
die Haltestellen anzeben. Von diesen Wagen sollen jetzt
300 Stück in Auftrag gegeben werden. Przygzode.
24. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
1553
Über die Messung von Erdströmen.
Von Georg Rosén, Beratendem Ingenieur, Stockholn.
Übersicht. Nachdem die wichtigsten der schon bekann-
ten Methoden für die Messung von Erdströmen kurz erwähnt
worden sind. werden einer neue, vom Verfasser vorgeschla-
gene Methode und ein dafür geeignetes Instrument beschrie-
ben. Diese Methode gestattet es, ohne Grabung Messungen
auszuführen, u.zw. unter Benutzung des vom Erdstrom er-
zeugten Magmnetfeldes. Schließlich wird über nach dieser
Methode ausgeführte Messungen ein kurzer Bericht erstattet.
Für die Messung von Eredströmen (Schleichströmen),
welche oft bei Straßen- und Eisenbahnanlazen für Gleich-
strom zu Unannehmlichkeiten führen, sind mehrere Me-
thoden vorgeschlagen und versucht worden. Im El. Rail-
wav Journ.! sind drei dieser Methoden beschrieben und
diskutiert worden, nämlich:
1. Stromstärkemessungen in hintereinander liegender
Teilen eines in der Erde befindlichen Leiters, z. B. eines
HKisenrohres. Wenn man den Spannunesabfall in einer
ltohrstrecke gewisser Länge mißt und die Abmessungen
des Rohres kennt, kann man begreiflicherweise die im
Rohre vorhandene Stromstärke annähernd berechnen. Ver-
«leicht man die in dieser Weise gemessene Stromstärke mil
der durch eine gleichartige Messung an einer anderen
Stelle des Rohres gefundenen und ist ein Unterschied zwi-
schen den beiden Werten nachweisbar, so ist offenbar zwi-
schen den beiden Meßstellen ein Teil des Stromes aus dem
Rohre zur Erde bzw. umgekehrt getlossen.
2. Methode zum Auffangen der Erdströme mittels in
die Erde vergrabener Metallplatten. Von der einen Platte
zur andern wird der Strom durch ein Meßinstrument zc-
führt (Abb. 1). Zur Vermeidung von Polarisationserschei-
rungen müssen besondere Vorsichtsmaßrereln an den
Platten getroffen werden.
N
Der.
“or =- . V
x - GK ER E E e eet
o. S >. u ua
Ce Tosg. Sass. 3 SC
Abb. 1. Auffangen der Erd-
ströme mittels vergrabener
Elektroden. Abb. 2. MeCollums Methode.
3. MceCollums Methode. Nach dieser Methode ver-
führt man in folgender Weise, um den Strom zu messen,
welcher aus einem in der Erde liegenden Rohr sickert
(Abb. 2). Es wird angenommen, dab der Stromaustrittl
aus dem Rohr geleichmäliz nach allen Richtungen statt-
findet. Deshalb werden Messungen nur oberhalb des koh-
res ausgeführt, ans denen auf den Cesamtaustritt geschlos-
sen wird. Ein vertikaler Brunnen wird von oben bis an
das Rohr gegraben und in ihn eine Stange gesenkt, die
vier Kontaktstücke aus Metall trägt. Diese Kontaktstücke
werden gesen die Brunnenwand wzepreit. Von den Kon-
taktstücken führen Leitunzen zu dem Melapparat, der
hauptsächlich eine Stromquelle (Batterie) und ein Ablese-
instrument umfaßt. Sendet man durch die beiden äußersten
Kontaktstücke Strom, so erhält man einen Begriff vom
P
spezifischen Widerstand der Erde: wird gleichzeitig der
Spannunzsabfall zwischen den beiden mittleren Kontakten
gemessen, so kann man aus den Werten von Widerstand
und Spannungsabfall auf die Stromstärke schließen.
Im folzenden wird eine vom Verfasser vorgeschlagene
Methode zur Messung von lördströmen beschrieben. Das
für diesen Zweck konstruierte Instrument kann als Tor-
sionsbussole bezeichnet werden. Nach dieser Mce-
thode benutzt man das von einem elektrischen Strom er-
zengte Magnetfeld und schließt von der Größe dieses Fei-
des auf die Stromstärke. Die Methode ist also als Fern-
methode ausgebildet.
line Messung dieser Art muß natürlich bei Strömen
eemaächt werden können. welche in jede beliebire Huel.
richtung fließen. Die Meisnethode muß deshalb von dem
! P7.MeCollum, El Railway Jun. Bd. 58, S. 809.
erdmagnetischen Felde sowie von anderen etwa vor-
handenen Magnetfeldern unabhängig ` gemacht werden.
Eine Magnetnadel a (Abb. 3) hängt an einem elastischen
Bande b aus Phosphorbronze o. dgl. Das Band ist oben in
einem drehbaren Knopf e befestigt, mit dem ein Zeiger d
fest verbunden ist. Beim Drehen des Knopfes e bewegt
sich der Zeiger d über eine feste Skala e. Zwei feste Mar-
ken f und f, geben eine gewisse Stellung der Nadel a an,
die im folgenden als „Nullage” bezeichnet wird. An Stelle
des elastischen Bandes b kann — vielleicht auch mit Vor-
teil — eine Spiralfeder benutzt werden. Das Instrument
kann selbstverständlich mit mehreren bekannten Vorrich-
tungen verschen werden, um die llandhabung zu erleich-
ECH ge z. B. mit Öldämpfung, Stellschrauben, Ableselupe
u. da.
A
4
3 g e P
E 4D
AZ
sm
1
0 77 20 30
Teılstriche
Abb. AL Eichungsdiagramm.
Teılstriche
Entfernung
Abb. 3. Schema der Torsions-
bussole.
Abb. 5. Störungsdiagramm.
Bei der Messung verführt man in folzender Weise.
Der Strom im Fahrdraht und den Schienen wird zuerst
ausgeschaltet, wobei aueh alle Erdströme verschwinden.
Der Apparat wird derart aufgestellt, daß seine Hauptrich-
tung, d.h. die Richtung f-fi mit der Richtung des zu
messenden Stromes zusammenfällt. Die Nadel wird frei-
gemacht. Sie wird jetzt nur von dem erdmagenetischen
Felde und von anderen etwaigen Marnetfeldern, wie z.B.
von maägnetisierten Schienen, KEisenrohren o. del. beein-
flußt. Die Horizontalkomponente der Resultante dieser
Maunetfelder wird im folgenden der Einfachheit wegen
„das erdmagnetisehe Feld“ genannt. Da das erdmagneii-
sche Feld in seiner Richtung mit der Hauptrichtung des
Instrumentes (der Stromriehtunz) im allgemeinen nicht
übereinstimmt, hat die Nadel eine Abweichung von der
Nullage. Durch Drehung des Knopfes e wird das Band in
geeigneter Richtung tordiert, so daß die Nadel in die Null-
lage zurückzezwungen wird. Die Größe dieser Drehung
interessiert nicht.
Jetzt wird der Strom eingeschaltet: das vom Erdstrom
erzeugte Magnetfeld bewirkt eine Ablenkunz der Nadel,
die durch eine neue Drehung des Knopfes e rüekgängiz
gemacht wird. Die auf der Skala e abzrelesene Gröle dic-
ses Vrehwinkels gibt ein Maß für die Stärke des Kirdstro-
mes. Dureh FKichune wird ein für allemal festgelegt, wel-
cher Stromstärke ein gewisser VDrehunzeswinkel bei ver-
schiedenen Abständen zwischen Nadel und Strombahn ent-
spricht. Kin Beispiel eines solchen Eichunzsdiasrammes
zeigt Abb. 4.
Bis jetzt wurde auf die Solenoidwirkung von Ober-
leitung und Schienen keine Rücksicht venommen. Wenn es
sich um eine Anlage mit obenhänzendem Kontaktdraht
handelt, wirkt ja dieser zusammen mit der Rückleitung
durch die Schienen wie ein großes Solenoid, das das Re-
sultat fälschen kann. Deshalb muß untersucht werden, in-
wieweit eine Korrektur für diese Störung ein’efihrt wer-
den muß, was folzendermaßen geschehen kann. Man
wählt eine Strecke der Bahn aus, auf der man sicher ist,
1554 i
daß keine Erdströme entstehen können. Zu diesem Zweck
soll man sich überzeugen, daß keine Rohre o. del. im Bo-
den liegen und ferner soll auch die Beschaffenheit des Erd-
bodens die Möglichkeit der Entstehung von Erdströmen
ausschließen. Kann man eine solche Stelle nicht finden, so
wird man zweckmäßig ein Modell der Bahn herstellen, in-
dem man an einem in magnetischer Hinsicht ruhigen Platz
in der Höhe der Fahrleitung einen Draht spannt und auf
dem Boden eine Rückleitung anordnet. Dann macht man
an verschiedenen Punkten senkrecht zu dieser Linie
Messungen. In jedem Punkt stellt man das Instrument
mit der Hauptrichtung parallel zur Leitung auf. Der
Strom sei zuerst ausgeschaltet. Die Nadel wird in die
Nullage gedreht. Der Strom wird einzeschaltet, die Nadel
macht einen Ausschlag und dieser wird durch Drehung
des Knopfes e wieder aufgehoben. Durch eine Reihe sol-
cher Messungen erhält man ein „Störungsdiagramm” von
einer Form ähnlich Abb.5. Dieses Diagramm gibt die
Störung an unter der Voraussetzung, daß die Meßrich-
tung mit der Leitung parallel ist, Wenn nachher in der
Praxis die Meßrichtung von der Linienrichtung abweicht,
werden die Störungswerte des Diarramms mit dem Kosi-
nus des Abweichungswinkels multipliziert. Bei Messung
in einer Richtung senkrecht zur Bahn verschwindet die
Störung vollständig.
Die Störungseichung kann bei einem Instrument ein
für allemal ausgeführt werden. Milst man nachher in der
Praxis mit anderen Stromstärken als bei der Eichung, eu
wird ja die Störung immer der jeweiligen Stromstärke
proportional. Die Störung kann positiv oder negativ sein,
worauf in jedem einzelnen Falle achtgegeben werden muß.
Bei praktischer Messung nach dieser Methode muß
man an einer Bahnstrecke arbeiten, die beliebig stromlos
oder stromführend gemacht werden kann. Es liegt im
Wesen der Sache, daß die Arbeit deshalb vorzugsweise
zur Nachtzeit ausgeführt werden muß. Dabei kann man
zweckmäßig in folgender Weise verfahren. Ein Wagen
mit einem geeigneten derart abgepaßten Belastungs-
widerstande, daß er die Stromstärke führen kann, bei
welcher man die Messungen machen will (diese Strom-
stärke soll mit der normalen durchschnittlichen Strom-
stärke vergleichbar sein), wird an einer zweckmäßig ge-
wählten Stelle der Bahn aufgestellt, so daß diejenige Ge-
gend, für die Messungen ausgeführt werden sollen, zwi-
schen dem Waren und dem Elcktrizitätswerk liegt. Die
Messungen brauchen begreiflicherweise nicht bei nor-
maler Betriebspannung vorgenommen werden sondern
bei jeder beliichten Spannung, welche zur Maschinenaus-
rüstung des Werkes paßt.
Eine Person im Waren oder im Werk schaltet dann
zu bestimmten Zeiten den Strom ein und aus und eine
andere Person geht inzwischen mit dem Instrument von
der einen Meßstelle zur andern. Wenn die Meßstellen
nicht zu weit voneinander liegen, pflegt eine Zeit der
Stromlosiekeit von 6..7min bei 3..4min Strom ge-
nügzend zu sein. Die Person, die die Messungen ausführt,
muß selbstverständlich darauf achtgeben, daß sie nicht
unabsichtlich zu Störungen Veranlassung gibt. Deshalb
muß der Betreffende aus seinen Taschen alle grülleren
Gegenstände aus Eisen und Stahl, wie Messer, Schlissel
u. del. entfernen. Auch eine etwa mitgebrachte Taschen-
lampe muß beachtet werden.
Unter den die Genauigkeit der Meßmethode beschrän-
kenden Unständen wird besonders die Schwierigkeit her-
vorgehoben, die Tiefe des zu messenden Stromes zu be-
stimmen. Wird der in einem in der Erde verlegten Rohre
dgl. fließende Strom gemessen, so kann ja im allge-
meinen die Tiefenlage leicht bestimmt werden. Das ist
schwieriger, wenn ein im FErdreieh selbst fließender
Strom zu messen ist. Gewöhnlich handelt es sieh indessen
darum, die Stromverhältnisse in solelen Punkten zu
untersuchen, die in der Nähe von Rohren, Leitungen
u. del. liegen, und man darf nach Meinung des Ver-
fassers in solehen Fällen für die Stromresultante mit
einer Tiefenlage von etwas mehr als der des Rohres
rechnen. Die Feuchtigkeit des FErdreichs nimmt ja im
allremeinen mit der Tiefe zu und im Hinblick darauf
darf man wohl annehmen, daß ein elektrischer Strom im
allgemeinen schräg nach unten in die Erde verschwindet.
Gleichfalls muß damit gerechnet werden, daß die
Strombalın bisweilen als ausgebreitet gedacht werden
kann, d. h. nicht auf eine Linie konzentriert (vgl. Abb. 6).
M sei der Platz des Instrumentes, a, b und e seien Stel-
len von Stromelementen. Der Strom durchsetzt die Pa-
pierfläche senkrecht. Die Stromeleinente seien alle von
derselben Größe und gehen alle in derselben Richtung.
Man findet dann, daß ein Stromelement e in einem Ab-
stand ac=2aM eine Horizontalkomponente besitzt, die
nicht größer als S% von a ist. Die beiden Stromele-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
24. Oktober 1929
mente c haben also zusammen eine Horizontalkomponente
von rd.16 % von a.
- Da keine der bekannten Methoden zur Messung von
Erdströmen selbst näherungsweise auf eine Genauigkeit
von 16 % Anspruch machen kann, braucht man bei Mes-
sung im Punkte M die Einwirkung von Stromelementen
außerhalb e auf das Instrument nicht in Betracht zu
ziehen. Ein auf diese Weise verteilt fließender Strom hat
eine Hlorizontaleinwirkung auf die Instrumentennadel
von ungefähr a derjenigen, die er haben würde, wenn
er auf die Stelle a konzentriert wäre. Die Gewißheit über
die Größe des Erdstromes kann also als ziemlich gering
erscheinen. Aber wenn man bedenkt, daß ein Strom ge-
ringer Stromdichte weniger gefährlich als ein konzen-
trierter Strom ist, so scheint doch die Methode geeignet
zu sein, Antwort auf die Frage zu geben: Ist hier Ge-
fahr vorhanden oder nicht?
Handelt es sich darum, fehlende Strommengen zu
suchen, wenn man sich z.B. überzeugen will, welche
Wege ein gewisser Teil des Stromes bei seinem Rück-
fluß nimmt, falls das Instrument in der ausgehenden Lei-
tung eine höhere Stromstärke anzeigt als in den Schie-
nen, wenn also die wirkliche Größe des Erdstromes von
Interesse ist, so kann man durch Messungen in dicht bei-
einander liegenden Punkten untersuchen, wie breit das
Stromgebiet ist, und hieraus die wirkliche Stromstärke be-
rechnen.
Teilstriche
S
Ä 2 5 e g 0
Abb. 6 Verteilt fließender
Strom.
20 m 299
Abb. 7. Darstellung praktisch
ausgeführter Messungen.
Die drei zuerst beschriebenen älteren Methoden haben
alle den großen Nachteil, daß sie ein Aufgraben des Bo-
dens an der Stelle der Messung voraussetzen. Jedem, der
sich mit Messungen von Erdwiderständen beschäftigt hat,
kann es nicht entgangen sein, in welch hohem Grade
solche Erdwiderstände durch Verlagerung der Erdmasse
und Änderung der Feuchtigkeitsgrade beeinflußt werden.
Ist die Erdmasse um eine Elektrode mehr oder weniger
hart gepackt oder mehr oder weniger feucht, kann der
Widerstand in der Erdmasse zwischen sehr weiten Gren-
zen schwanken. Besonders die mit zwei Hilfselektroden
arbeitende Methode muß aus diesem Grunde mit grober
Vorsieht benutzt werden. Die ersterwähnte Methode —
Messung des Spannunzsabfalles in Rohren — hat auber-
dem den Nachteil, daß man niemals sicher ist, ob das Rohr
in verschiedenen Längen auch den gleichen Querschnitt
hat. Durch Abrosten wird, besonders dort beachtenswert,
wo Elektrolyse vorkommt, der Querschnitt in einer völlig
unkontrollierbaren Weise beeinflußt. Wenn es sich übri-
gens nur «darum handeit, die Stromstärke in einem Rohr
zu bestimmen, dessen Tiefe unter der Erdoberfläche be-
kannt ist, dürften die Fehler bei Verwendung der Tor-
sionsbussole unbedeutend werden. Die dritte Methode
stützt sich auf die Annahme, daß der Stromabfluß aus
einem Rohre o del. nach allen Richtungen gleichförmig
stattfindet; diese Annahme erscheint indessen kaum ge-
nügend begr ündet.
Aus oben schon erw Hinten Ursachen glaubt der Ver-
fasser, daß ein Strom von einem ın der Erde einge-
betteten Leiter schräg nach unten verschwindet und daß
die Stromableitung nach oben verhältnismäßig gering
ist. Dazu kommt noch, daß der Boden oberhalb des
Rohres einmal aufzegraben und wieder zurefüllt worden
ist und deshalb andere llomogenität und Packungserad
besitzt als die übrige Erdmasse Die Leitungsverhält-
nisse werden deshalb vermutlich so unsicher und un-
gleichartig sein, daß man kaum von einem Falle auf den
anderen schließen darf. Überdies kann man beim An-
drücken des Kontaktsystemes geren die Brunnenwand
zufällirerweise ein Kontaktstück gegen einen Stein o. del.
ansctzen; was wird dann aus dem Mebßresultat?
Die angeführten Gründe sprechen dafür, daß keine
der bekannten Methoden die Größe von Erdströmen ein-
wandfrei anzugeben vermag, auch nicht die vom Ver-
fasser vorgeschlagene. Aber diese letztere scheint doch
in mehreren Punkten gegenüber den anderen Methoden
beachtenswerte Vorteile zu bieten, besonders darin, dab
sie das Ausführen von Messungen ohne Grabung ge-
stattet.
5 Nach dieser Metnode sind schon vielversprechende
Versuche ausgeführt worden. Die Leitung der Stock-
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"tr Fe ze HN PI teg ne P më ` ve es
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24. Oktober 1929
holmer Straßenbahnen stellte seinerzeit dem Verfasser
einen Wagen mit einem Belastungswiderstand zur Ver-
fügung, der bei normaler Betriebspannung rd. 240 A auf-
nahm. Die Messungen wurden dann vom Verfasser zu-
sammen mit dem Maschineningenieur der Straßenbahnen
ausgeführt, u. zw. bei einer Vorortbahn, deren Verkehr
während jeder Nacht einige Stunden ruht. Aus dem Dia-
gramm Abb.7 ist das Resultat einer Reihe solcher Mes-
sungen ersichtlich.
Zuerst wurde die „Störungskurve” aufgenommen.
Dann wurden an gewissen Punkten, wo man Schleich-
ströme oder Ströme in Rohren befürchten konnte, neue
Messungen ausgeführt. Die Messungen fanden alle bei
ein und derselben Stromstärke statt, und die in ge-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 43
1656
wissen Punkten (A, C, D) gefundenen Abweichungen
von der „Störungskurve“ kann man nur auf das Vor-
handensein von Erdströmen zurückführen.
Dem Verfasser ist natürlich die darin liegende Be-
schränkung seiner Methode bewußt, daß die Arbeit nur
an Strecken, die belicbig unter Strom gesetzt und ausge-
schaltet werden können, durchführbar ist. Da aber diese
Vorbedingung insbesondere bei kleineren Straßenbahn-
anlagen erfüllt ist, scheint ihm unter den anderen Meß-
methoden auch die neue, oben beschriebene einen Platz
zu verdienen. Das Verfahren erhebt nicht den Anspruch,
bereits in allen denkbaren Einzelheiten fertig zu sein,
und der Verfasser ladet jeden ein, die Methode zu be-
nutzen und weiter zu vervollkommnen.
Beitrag zum Olschalterproblem*.
Von C. Cippitelli und O. Schwenk, Frankfurt a.M.
Übersicht. Die Prüfung von Ölschaltern in einer Hoch-
leistungs-Prüfanlage läßt die Eignung eines Ölschalters er-
kennen. Ein einwandfreieres Bild der Prüfung der Kontakte
eines Ölschalters ergibt jedoch die Untersuchung mit einem
Hochstromtransformator, da sowohl in Öl als auch außer Öl
das Verhalten der Kontakte beim Einschalten, in eingeschal-
nn Zustande und beim Ausschalten beobachtet werden
ann.
In letzter Zeıt kann man eine Häufung von Vorträgen
und Abhandlungen beobachten, die sich mit dem Problem
des Ölschalters beschäftigen. Das ist hauptsächlich da-
durch erklärlich, daß man mehr als bisher gezwungen ist,
die Ausschaltleistung eines Ölschalters mit seinem Preis
in Einklang zu bringen.
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Abb. 1. Hochstromtransformator. Oberspannungsanschluß.
Sowohl in den Vorträgen Kesselringstals auch
in den Abhandlungen von Biermanns? wird die
Brauchbarkeit eines Ölschalters lediglich nach seinem
Verhalten bei der Prüfung in der Kurzschlußversuchs-
anlage beurteilt. Das Stoßkurzschlußverfahren zu Öl-
schalterprüfungen gibt naturgemäß Aufschluß über die
Eignung einer Ölschaltertype bei bestimmten Kurzschluß-
leistungen. Übersteht der Ölschalter die Proben, so ist
er geeignet; geht er bei den Proben zu Bruch, so weiß
der Konstrukteur nicht recht, welche Änderungen eigent-
lich am Ölschalter vorzunehmen sind. Das Verfahren der
» Eingeg. am 24. VII. 1929.
t Kesselring, VDE-Fachberichte-Heft 1928, S. 51. — Vortrag im
Elektrotechnischen Verein am 18. XU. 1928, vgl. ETZ 1920, S. 1005 u. 1309.
t Biermanns. ETZ 197, S. 1137, 1181 u. 1711. —
N. a. ETZ 1929. N. 1673 u. 1114. (Dsg:
Stoßkurzschlußprüfung läßt also in nicht genügend ein-
wandfreier Weise den eigentlichen Fehler der Schalter-
konstruktion erkennen. Beispielsweise könnte mit einer
Änderung der Kontakte des Ölschalters ein brauchbarer
Schalter gewonnen werden. Ohne den Wert einer Stoß-
kurzschlußanlage als letzte Prüfung eines Ölschalters zu
verkennen, sollte doch nicht auf einfachere und für
manche Fälle zweckmäßigere Methoden verzichtet werden.
In seinem Aufsatz über die Hochleistungs-Prüfanlage
der ACE in Delle? beschreibt Heusser im letzten Ab-
schnitt einen -Hochstromtransformator, dem zu elektro-
dynamischen Versuchen 100 000 A für 20 s entnommen wer-
den können. Die Firma V & H hat einen ähnlichen Hoch-
stromtransformator seit Dezember 1928 in Betrieb, der in
der verhältnismäßig kurzen Betriebszeit sehr wertvolle
Richtlinien für den Bau von Ölschaltern ergeben hat. Der
Hochstromtransformator, den die Abb. 1 und 2 zeigen, hat
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Abb. 2. Hochstromtransformator. Unterspannungsanschluß.
eine Dauerleistung von 1250 kVA. Auf der Oberspan-
nungseite wird er mit 5000 V gespeist. Unterspannungs-
seitig lassen sich effektiv 100 000 A dauernd erzielen.
Bei der Bestimmung der Schaltarbeit wird von der
Lichtbogenlänge und der Lichtbogendauer ausgegangen.
Naturgemäß lassen sich diese beiden Größen und der Ein-
fluß einzelner Faktoren auf die Lichtbogenlänge, wic
Spannung, Schaltgeschwindigkeit u. dgl. nicht durch
Schaltversuche mit einem Hochstromtransformator fest-
stellen. Will man dagegen das Verhalten der Ölschalter-
kontakte bei höheren Stromstärken kennenlernen, so gibt
der Versuch mit einem Hochstromtransformator ein we=ent-
lich besseres Bild.
3 Heusser, Bull. SEN Bd. 20. 8.135. - Vel.a. A Roth, ETZ
1929, S. 679,
15586
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
24. Oktober 1929
Für die Kontakte eines Ölschalters tritt eine Bean-
spruchung nieht nur in dem Augenblick auf, in dem die
Kontakte sich voneinander zu entfernen beginnen. Im
Augenblick des Kurzschlusses, in dem die höchste Strom-
stärke auftritt und der Ölschalter noch völlig eingeschaltet
ist, treten schon die kontaktabhebenden Kräfte auf, die zur
Zerstörung des Ölschalters führen können, ehe er seine
eirentliche Aufgabe begonnen hat. Ebenso können beim
Einschalten eines Ölschalters auf bestehenden Kurzsehlußs
die Kontaktabhebungskräfte zuin Verschweißen einzelner
Kontakte und nachfolgend zur Zerstörung des Schalters
führen.
Die Kontaktabhebungeskräfte können zwei Ursachen
haben. Kopeliowitsch* führt sie hauptsächlich dar-
auf zurück, daß infolge punktförmiger Berührung eine
starke Stromkonzentration und eine große magnetisehe
Feldstärke an der Stromiübergangstelle auftreten. Infolge
des schleifenförmigen Stromverlaufs treten abstolsende
Kräfte zwischen den beiden Sehalterstücken auf. Der
zweiten Ursache, dem elektrodynamischen Flissigkeits-
druck thermischen Ursprungs, der beim Auftreten eines
Lichtbogens durch die entwickelten Gase und Metall-
dämpfe hervorgerufen wird, mißt Kopeliowitsch gerin-
geren Einfluß auf die Kontaktabhebungskräfte bei. Kessel-
ring? glaubt auf Grund seiner Versuche die Ursache der
Kontaktabhebung vorwiegend im elektrodynamischen
Flüssigekeitsdruck suchen zu müssen. Wir möchten uns
auf Grund unserer Versuche ebenfalls dieser Anschauung
anschließen.
Um das Verhalten bestimmter Kontaktanordnungen
bei höheren Strömen kennenzulernen, wird so verfahren,
daß der Hochstromtransformator mit durch den Versuchs-
sehalter kurzezeschlossener Sekundärwieklung zugeschaltet
wird. Die Untersuchung wird vorgenommen sowohl mit
Kontakten im Öl als auch außer Öl. Dabei wird die Strom-
stärke von Versuch zu Versuch gesteigert, bis diejenige
Stromstärke festgestellt ist, die der Ölsehalter gerade noch
auszuhalten imstande ist, ohne daß durch die Kontakt-
abhebungeskraft veranlaßtes Vibrieren seiner Kontakte
einsetzt. Wichtig ist dabei noch die Zeit, in der eine Kon-
taktanordnung diesem Strom ausgesetzt ist. Bis zu einem
bestimmten Strom läßt sieh überhaupt kein Vibrieren
beobachten. Ein über diesen Wert gesteigerter Strom wird
noch eine gewisse Zeit ausgehalten. Mittels der bei Ver-
suchen gewonnenen Strom- und Zeitwerte läßt sich unter
Zugrundelegung bekannter Kurven für den Verlauf des
plötzliehen Kurzschlußstromes ermessen, für welchen Stoß-
kurzschlußstrom die Kontaktanordnung zulässig ist.
Weiter wird der Ölschalter bei erregtem Hochstrom-
transformator eingeschaltet und wieder die Stromstärke
gemessen, bei der der Schalter sich von Hand bzw. mit
seinem Antrieb einschalten läßt, ohne festzuschweißen.
Hierbei möge auf die won verschiedenen Seiten gestellte
Forderung hinzewiesen werden, Hochleistungschalter nicht
mit Handantrieb sondern nur mit selbsttätigem Antrieb
auszurüsten®.
Bei derartigen Versuchen wurde beispielsweise gefun-
den, daß Finzerkontakte normaler Ausführung und Kon-
taktpressung etwa 25000 A aushalten können, ohne zu
vibrieren. Bisher war es üblich, für eine Schaltertype eine
vewisse Ausschaltleistungz unabhängig von ihrer Nenn-
stromstärke anzugeben. Außerdem war nicht Rücksicht
darauf genommen, für welche Betriebspannunez ein Öl-
sehalter einer bestimmten Reihe Verwendung findet. Be-
trachtet sei ein 350 A-Ölschalter der Reihe 10, dessen Aus-
schaltleistung mit 300 MVA angegeben ist, in seiner Ver-
wendung bei 6 kV und IOEN Der Ölschalter besitze eine
Kontaktanordnung, die imstande ist, 20000 A zu ver-
tragen ohne zu vibrieren. Wird der Schalter bei 6 kV ein-
gebaut, so müßte mit Rücksicht auf die Kontakte seine
Aunsschaltleistunz herabgesetzt werden. Es wäre daher
heben der Angabe der Ausschaltleistung die Angabe des-
enigen Stromes, den der Ölschalter verträgt, ohne daß
seine Kontakte vibrieren, zweckmäbig.
Von den Elektrizitätswerken werden neuerdings die
an die Ausschaltleistung der Ölschalter gestellten Forde-
rungen teilweise übertrieben. Bei der noch herrschenden
Unklarheit im Verhalten eines Ölschalters bei schweren
Kurzschlüssen ist es ein leichtes, dureh entsprechende
Propaganda die KElektrizitätswerke nervös und unsicher zu
machen.
Von einem außerdeutschen Elektrizitätswerk werden
beispielsweise für eine 10 kV-Anlare Dreikesselölschalter
für eine Nennspannung von 35KV gefordert, mit einer
s Kopeliowitsch, Bull. SEV Ui 19. 8. 541.
* Wie Fußnete 1.
ë Wie Fußnote 2,
Ausschaltleistunz von 330 MVA ie Pol nach den Richtlinien
des Schweizer. Elektrot. Vereins (nach REH. wird die ge-
forderte Ausschaltleistungz noch höher). Diese Ölschalter
sollen mindestens viermal nacheinander auf bestehenden
Kurzschluß mit 100 000 A Spitzenwert zugeschaltet werden
und unmittelbar darauf den Kurzschluß abschalten können.
Dabei soll der Schalter betriebsfähiz bleiben, seine Kon-
takte sollen durch Befeilen wieder völlig gebrauchsfähig
gemacht werden können. Weiter wird von den Ölschaltern
gefordert, daß sie zehnmal nacheinander auf bestehenden
Kurzschluß mit 100000 A Spitzenwert zugzeschaltet wer-
den können und danach noch betriebsfähig bleiben. Der
Ölkessel soll einem Uberdruck von 20 at standhalten.
Die Zentralen-Stoßkurzschlußleistunz kommt als Ab-
schaltleistung für einen Ölschalter nie in Frage, da die Ab-
schaltuns eines Kurzschlusses stets mit Zeitverzögerung
erfolgt. Der Stoßkurzschlußstrom klingt aber in 0,5 s auf
etwa 50% seines Wertes ab. Ferner werden in neueren
Anlagen in den meisten Fällen Stromregler eingebaut sein,
die ihrerseits den Dauerkurzsehlußstrom auf den 1,4fachen
Wert des Normalstromes der Maschine herunterregeeln.
Die schwerste Beanspruchung für einen Ölschalter ist
zweifellos das Zuschalten des Ölschalters auf bestehenden
Kurzschluß. Kesselring zeigte in seinem Vortrag die von
den SSW gewählte Ausbildung des Drauf-Schalters in der
Siemens-Kurzschlußversuchsanlage. Der Drauf-Schalter
besteht aus einem Hochleistungschalter mit Vorkontakten.
Als Vorstufe dient ein Wasserwiderstand. Das Einschalten
geht so vor sich, daß der Hochleistungschalter auf den
Vorkontakten so lange stehen bleibt, bis der Wasserwider-
stand voll eingeschaltet ist. Die Widerstandsverrinzerung
des Wasserwiderstandes erfolgt mit einer Geschwindie-
keit, die wenig unter Ölschalter-Schaltzeschwindirkeit
liegt. Ist der Wasserwiderstand kurzgeschlossen, so über-
brückt der Hochleistungschalter mit seinen Hauptkon-
takten den Widerstand. Der Einschaltvorzang auf Kurz-
schluß ist also weniger eine Frage der Ölschalter-Aus-
schaltleistung, hier ist weit mehr das Verhalten der Öl-
schalterkontakte maßgebend. Es liest nahe, als Drauf-
Schalter einen Luftschalter mit stabilen Kontakten zu ver-
wenden, der mit großer Geschwindigkeit eingeschaltet
wird. Verschiedentlich ist von dieser Ausführung Ge-
brauch gemacht. Zu Abschaltunzen kann naturremäß
dieser Schalter nicht benutzt werden.
Interessant ist, daß man nicht normale lHochleistungs-
schalter als Drauf-Sehalter verwendet. Daraus muß man
folzern, daß die Beanspruchung in den Hochleistunzsprüf-
feldern bedeutend schärfer als in der Praxis ist.
Bei einem Ölschalter mit unzulängelicher Kontakt-
anordnungz werden die Kontakte den beim Schalten auf
Kurzschluß auftretenden Strom nicht beherrschen Können.
Beim Berühren der Schaltstücke wird infolge der hohen
Stromdichte, veranlaßt dureh die geringe Berührungs-
fläche der Kontakte, das Metall schmelzen und die Schalt-
stiieke versehweißben. Diese Verschweilsing braucht nicht
eine völlige Ölschalterzerstörunz zur Folge haben. Ver-
schweißen aus irgendeinem Grunde nicht alle vom Kurz-
schlußstrom durchflossenen Sehaltstücke sondern bleibt
an einem Pol ein Lichtbogen stehen, so wird der unter Öl
brennende Lichtbogen eine Ölsehalterexplosion im Gefolge
haben. Hierbei ist es natürlich gleiehgiiltig. ob sieh die
Kontaktanordnung in einer Löschkammer befindet oder
nicht.
Selten wird der Fall eintreten, daß die Ausschaält-
federn des Ölschalters imstande sind, ihn trotz Ver-
schweißungz der Kontakte zur Ausschaltung zu bringen,
vorausgesetzt, daß die Verklinkung nicht voll zum Ein-
griff gekommen war. Der Schalter wird hier seine höchst-
mörliche Beanspruchung erfahren, da der Ausschaltvor-
gang mit äußerst geringer Ausschaltzeschwindiekeit vor
sich geht, weil der Schalter nicht zum vollen Eingriff
gekommen war und der Weg innerhalb der Kontakte
furtfällt..
Bei der Wahl der Nennstromstärke eines Ölschalters
sollte man sich daher nicht allzu sehr nach der Betriebs-
stromstärke des Abzweires richten. Es ist nicht angängig,
daß man einer Anlage mit hoher Kurzschlußstromstärke
einen Schalter kleiner Nenstromstärke einordnet, der in-
folge zu schwacher Bemessung seiner Kontaktanordnung
einfach nicht imstande ist, den auftretenden Strömen stand-
zubialten.
Beim Versuch mit einem JHochstromtransformator lälst
sich das Verhalten der Kontakte in Luft ebensogut unter-
suchen wie in Öl. Dewältiet der Ölschalter das Ein-
schalten einer bestimmten Stromstärke, so bietet er die
Gewähr dafur, daß er auch im Ernstfall die gleiche Stron-
stärke beherrschen wird.
24. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 43
1557
Berechnung des Durchhanges und der Beanspruchung von Freileitungen.
Von Edmond Regli, Clyde b. Sydney
Übersicht. Der vorliegende Aufsatz bildet eine Ver-
vollständigung früherer Arbeiten des Verfassers. Es handelt
sich um geometrische Eigenschaften der Kettenlinie und eine
Methode zur Berechnung der Durcehhänge und Züge mit ge-
nauen aber möglichst einfachen Ausdrücken. Diese Methode
ist mit Vorteil nur bei extremen Fällen anzuwenden. Der
Grundgedanke beruht auf der bekannten Eigenschaft der
unter sich ähnlichen Kettenlinien
Die nachstehenden Ausführungen schließen sieh an
den in der ETZ 1929, S. 702, veröffentlichten „Brief an die
Schriftleitung” an und bilden die Erweiterung eines früher
erschienenen Aufsatzes!, über den in der ETZ ausführlich
berichtet wurde. Auf diese früheren Arbeiten muß auch
bezuslieh der benutzten Formelzeichen verwiesen werden,
soweit sie nicht aus Abb. 1 hervorgehen.
Die bisherigen Untersuchungen haben gezeigt, daß die
Probleme der Freileitungen ohne Annäherung gelöst wer-
den können. Manche Ingenieure haben diesen guten Weg
eingeschlagen und sich doch am Schlusse wieder ins alte
Fahrwasser der Annäherungen zurückreißen lassen. Jeh
möchte hier der Kürze halber keine der früheren Theorien
anfechten sondern nur meine eigenen Ziele zur Veröffent-
lichung bringen. — Die allgemeine Lösung des Frei-
leitungsproblems ist eine vieldeutige, was vom Argument
ria herrührt. Mit Hilfe der Ähnlichkeit ist aber die viel-
deutige Aufgabe auf die Eindeutigkeit zurückgeführt
worden. Dazu ist das Gesetz der Zurückführung auf den
symmetrischen Fall von großem Nutzen geworden. Von
Wichtigkeit ist dabei die Kurve lo = f (ao) für ro = konst.,
sie ist sogar unentbehrlich. Was den Einfluß der Abspann-
ketten anbelangt, so sind meine Untersuchungen leider
nicht so weit vorredrungen, um meine Berechnunesart
auch auf diesen Fall in Anwendung zu bringen.
Die Durehhanssformel.
Sie ist auf folgende Art entetanden: Läßt man eine
Sekante derart an einer Kettenlinie entlangeleiten, daß
die Abszissendifferenz der Schnittpunkte konstant bleibt,
so umhüllen sämtliche Sekanten eine Kurve, die wir die
urchhangskurve nennen wollen. Ich unterlasse die ma-
thematische Entwicklung und nenne nur die Schlub-
formel:
SÉ
— _ Ty d EECH
Ce cosa [eo 2a 1}
Um aus dem Gebiete der transzendenten Gleichungen zu
e r fod RA
kommen, habe ich den Wert x aus Go} SCH welcher dem Be-
rührangspunkt der Tangente an die Kettenlinie entspricht,
durch die Werte
2.2 —d
eng
ersetzt. Dieser Eingriff hat mich aus dem Gebiete der
transzendenten Gleichungen heraus rebracht. Am Schluß
"` dureh den zugehörigen
er a
A
habe ich die Vereinfachung m >
Ob dies nun streng mathenimatisch
richtig ist, überlasse ich zur Beurteilung dem Mathema-
tuker. Als Ingenieure sind wir oft genötigt, solehe Maß-
nahmen zu ergreifen, um allzu komplizierte Gleichungen
und Resultate zu vermeiden. Inwiefern die gemachte An-
näherung berechtigt ist, zeigt nachstehende Zahlentafel 1
Wert von z ersetzt.
eines durchgerechneten Falles.
Zahlentäfel 1.
jalaı. Tata "Së
| 2 Vë
100 EU 150 | — 115; NM + 184,62 31.62 | 48.11 28,100
24 TT 150 — 3171 ti) 11383 1280,58 Jun
KU Ss 150 + 87,27 387,27 237.27 h 2430.58 1.38
759 I 0 28,71 508,71 358.71 1360,87 0.584
1000 00 150 329.01 6261 | 470,61 481.17 d
1%) 5 600,25 691,46 |} (Au
i23 An) 70.25 |
1 E.Regli, Bull. SEV Bd. 15, 8.283, Referat in ETZ 1925, S. 1225.
(Australien).
Einfluß der Zustandeänderung auf die
Koordinaten der Aufhängepunkte.
Betrachten wir einen allgemeinen Fall, in dem die
Punkte auf ungleicher Höhe liegen (Abb. 1). Die Ursache
einer Änderung des Parameters sind die Temperaturände-
rungen und Zusatzlasten. Wir wollen uns hier nicht darum
kümmern, wie die Änderung erfolgt, sondern setzen vor-
aus, daß eine Zustandsänderung irgendeiner Art eintritt.
Für einen gegebenen Fall bleiben folgende Werte kon-
stant: Abstand d, Überhöhuns h und die Differenz der
Züge. Für einen Zustand haben wir folgende Werte:
Lı, X, Yi, Ya, L,
für einen neuen Zustand haben wir
d, h ‚ d»,
d, h, aı,
T, Ly, Hi ,
Für die Werte l und kh setzen wir deren bvperbolische
Funktionen ein. Wir erhalten damit zwei Gruppen von
Gleichungen, welche sich durch einen neuen Parameter
unterscheiden; die Gleichung der Bogenlänge des neuen
Zustandes ist mit einem Faktor ce multipliziert, dem Fak-
tor der Verlängerung oder der Verkürzung, je nach der
Änderung des Zustandes.
ee 2: arte d
h= Ya— y =?2a, Sin Sa Ein da,
zes dé d —_ ; GEO +a O d
= Y; — Y” =2a, Sin 2 a Sin ZC
— 2x0, +d d
L= (—Ll) =2a, Cof — SE Sin 2a”
Die Bovenliäinge des Zustandes 2 ist
Dag seis Beau at re
Žir
i EES r
; S z . a 8 ; e
Stellen wir das Verhältnis 2 sowohl für die Werte von h
NI
als auch für die Bozenläneen auf und setzen die erhalte-
nen Gleichungen einander gleich, so ergibt sich nach
eirizen Veränderungen
dl d
2 dy 2a,
Dieses Resultat gibt uns Äufschluß über die Veränderun-
gen der Koordinaten, d. h, daß der Tangens hyp. eines
Zustandes gleich ist dem Tangens hyp. des andern, multi-
pliziert mit dem Faktor der Zustandsänderunge. Der Aus-
gangezustand multipliziert mit dem Faktor ereibt den
neuen Zustand. Das Resultat ist aber auch hier viel-
deutig, deun wir erhalten nur ein Verhältnis der Werte
Tı und ag. Wir lesen aber aus der Formel ab, daß eine
Laxenveränderung der Aufhängepunkte in bezug auf den
Koordinatenursprung erfolgt.
Bei einer Temperaturerhöhung wird die Borenlänre
erößer, der Parameter kleiner, somit der Fall günstiger,
hei Erniedrigung ungünstiger. Im ersten Fall wird der
Durehhang von entscheidender Natur sein, im zweiten Fall
1558
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 43
24. Oktober 1929
der Zug im oberen Aufhängepunkt. Wenn mit Zusatz-
lasten gerechnet werden muß, so wird natürlich die Art
der Belastung von ausschlaggebender Bedeutung sein.
Reduktion des unsymmetrischen Falles
auf einen symmetrischen.
Die Kettenlinie, die an und für sich eine komplizierte
Kurve ist, hat aber äußerst wertvolle Eigenschaften, die
das Rechnen erleichtern. Die Ähnlichkeit aller Ketten-
linien unter sich überwindet manche Schwierigkeit, wie
der Leser in meiner ersten Arbeit finden wird. Kine voll-
ständige Lösung des Freileitungsproblems scheint bis jetzt
ohne die Kurve la = f (ao) für konstantes Za nicht möglich
zu sein. Die Schwierigkeit der Lösung eines unsymme-
trischen Falles würde groß sein, wäre die Reduktion auf
einen syınmetrischen Fall nicht möglich. Um zu diesem
Ziele zu gelangen, müssen wir folgendermaßen vorgehen:
Es ist er j
be Se ee
IERT SE y, =2a €m Y SUR
und omid 8
=l — l = 2a oj ER Sin 5
Quadriert man beide Gleichungen und subtrahiert sie von-
einander, so erhält man
1: — h = 4a Sin?
IEN RA.
d
2a
s ist nichts anderes als die vom Scheitel gemessene
Bogenlänge derselben Kettenlinie mit demselben Abstand
d wenn beide Aufliängepunkte gleich hoch liegen. Wir
haben also den Fall auf einen leicht zu berechnenden zu-
rückgeführt. Ich möchte die Leser auf einen wichtigen
Punkt aufmerksam machen, der nicht übersehen werden
darf. Die Berechnungen mit dem Rechenschieber sind un-
brauchbar. Tafeln hyperbolischer Funktionen und Loga-
rithmentafeln mit mindestens 5 Stellen sind hier zu ge-
brauchen. Der Grund liegt in der großen Änderung des
Parameters bei nur kleinen Änderungen der Bogenlänge.
Um die Rechnungen weiter zu erleichtern, können wir
folgendes schreiben:
Für den Ausgangszustand ist
h=lsinß,,
für den neuen Zustand ist
h = d sin Ba `
da aber 2 =
l = Ci,
wird
sin ß,
sin B»
Ferner ist
h= 2 la tg B, = 2 la, teh,
la _ tgßə _ sinß,cosß,
ls IG ` sin Bicos Bo '
Ersetzen wir den Quotienten der Sinusfunktionen durch
‚so wird schließlich
ccosß»
Diese Resultate sind für die Bestimmung der neuen Para-
meter äußerst wichtig, sie sind geradezu die einzigen
Auswese aus der Viceldeutigrkeit der allgemeinen Lö-
sungen. Man ist also nicht genötigt, alle Bogenlänzen des
zu berechnenden Falles zu ermitteln. Man ermittelt die
Länge des Ausganeszustandes und reduziert auf den sym-
metrischen Fall. Mit den Werten e findet man die zuge-
hörigzen Längen des symmetrischen Falles. Sind diese be-
stimmt, dann kann man mit dem Ähnlichkeitsprinzip mit
Hilfe unserer Kurve lo = flao) für za = konst. die neuen
Parameterwerte errechnen. Sind diese bestimnit, dann
lassen sich alle andern Werte in ihrer Reihenfolge be-
stimmen.
In meiner ersten Arbeit im Bull. SEV? habe ich mit
Hilfe des Ähnlichkeitssatzes die Parameterwerte direkt
ermittelt. Diese Lösung muß aber etwas genauer de-
finiert sein, was hier geschehen soll. — Wenn sich die
Z Wie Fufinote 1.
Bogenlänge unter dem Einfluß von Temperatur und Zug
um n% ändert, so ändert sich eine andere Bogenlänre
[hier die Bogenlänge der Kurve lo = f(a,)] unter glei-
chen Umständen ebenfalls um n %. Dieses Gesetz ist nur
gültig für den symmetrischen Fall. Das Verhält-
nis der Bogenlängen bleibt ungestört, die Folge davon ist,
daß auch das Verhältnis der entsprechenden Parameter
unverändert bleibt. Sind die Werte von c, ermittelt und
ist die Bogenlänge I, der Hilfskurve für den Ausgangs-
zustand bestimmt, so hat man nur mit dem Wert von
zu multiplizieren und kann alsdann die neuen Parameter
an ablesen und schließlich diese auf den gegebenen Fall
reduzieren. Es ist also
Ge = cos D. lp EA ls,
P H PER > 3 ee
COS d In ls,
y \ An _ di
Om col (lm Wi
l 4 Ay
I I A» = a — >=,
NY o do
l }
aA dy
Der Faktor e
Wir haben früher ausgeführt, daß der Faktor der
Verkürzung oder Verlängerung von der Temperatur, dem
Gewicht und der Zusatzlast abhängig ist. Wir haben
ebenfalls betont, daß der Zug, hervorgerufen durch das
Gewicht des Seiles, konstant bleibt. Dies ist dargestellt
durch die bekannte Gleichung
c= H tal fait (Pa Po) e LU Dy e .
Ohne Zusatzlast wird also dieser Teil des Faktors für
alle Temperaturen mit dem gleichen Wert in Rechnung
kommen. Er kann natürlich durch eine äquivalente Tem-
peratur ersetzt werden:
(Pa — — (pP — D
sAT= Po pur AP — Dal f
(Na — PA — (P, — D
AT- In — Dal — (UD nl
aki
Diese Temperatur wird immer positiv eingesetzt. Nehmen
wir eine Temperatur von — 25°, so wird der Faktor*®e
nicht mit — 25° eondern mit einer kleineren Temperatur
behaftet sein, nämlich
c= [1 +a 25 +A T).
Die Anwendung dieser Methode auf die
Leitung mit Hängisolatoren.
Man wird auf den ersten Blick einsehen können, dab
die Lösung dieses Problems von komplizierter Natur ist.
Ich möchte hier auf einen Artikel verweisen, der in der
ETZ? ebenfalls auf das Ähnlichkeitsprinzip hinweist.
Diese Arbeit ist besonders anzuführen, da sie wiehtige
Punkte in sich schließt. Die Berechnung der Auslenkuns
der Ketten für eine Leitung, welche nicht in gerader
Linie liegt und deren Winkelmaste keine Abspann-
maste sind, wird die Lösung noch weiter erschweren.
Leider habe ich mich mit diesem Kapitel nicht mehr be-
schäftigen können. Die für die Berechnung notwendigen
Kurven und Tafeln sind in meiner ersten Arbeit behandelt.
Vor allem ist die Kurve der Funktion lọ = f(aọ) für
Zo = konst. unvermeidlich. Die Kurve muß berechnet wer-
den im Gebiete von 9 =M bis aa = 2000 für Tə = 1M.
Zur Berechnung dieser Kurve sind entweder Tafeln
hyperbolischer Funktionen von mindestens 6 Stellen zu
benutzen, oder man muß die unendlichen Reihen zu Hilfe
nehmen. Die Tafeln hyperbolischer Funktionen, wie sie
in der „Hütte“ vorzufinden sind, können nicht verwendet
werden. Zur schnellen und zweckmäßizen Annahme der
Parameter für den Beginn der Berechnungen ist die
Kettenlinienschar mit den Kurven gleicher Sicherheiten
mit Vorteil anzuwenılen*,
3 0O. Szilas, ETZ 1919. S. 466, 477. 493.
* Bull. SEY Bd. 15, S. 283 — Weitere Literatur: Rull. SEV Bd. 10.
H 159 u. 189: H. B. Dwight, J. Am, Inst. El. Engs. Bd. 45, 8. 564
PERE De
pr ` wg ` mme,
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Spaldingstraße 210-212
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Gesellschaft m. b. H.
Einphasen-Wechselstromzähler “z
Form W 3 k, normale Ausführung, 3—20 A, 2 L, 100—250 V, 40—60 Per/sek
Form W 3-k*, mit höchstüberlastbaren Stromspulen, nur für 5A.
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selbständiges Rahmen - Motorsystem, das auf 3 Pfeilerträgern isoliert befestigt, und daher statisch
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Se E Kadette — : S [Eu ee 0,50
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(See ee ee SE Ee EE
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statisch und magnetisch geschlossenen, vorbild-
lichen Zählermotoreisens (a, b) sind äußerst
einfach und unabhängig voneinander in ihrer
klaren eindeutigen Wirkung:
d die eiserne Änlaufregler-Zunge,
d! ihr vorn handlicher Zeigerhebel,
r seine Feststellschraube,
h die auf das übliche Hemmfähnchen an der
Achse des Ankers (g) magnetisch einwir-
p das kontaktlose Phasenreglerblech an seinem
Schieber (p°) das im erweiterten Drosselluft-
spalt (e) des Spannungseisens verstellbar die
90° Verschiebung des Feldes regelnd oben
SEN erhöht, unten vermindert.
ca. 32—36 pro Minute bei Nennlast
W3k Draht 0,12 Ø für 220 Volt, ca. 1450 Ohm,
vwkis „0138 „.220 Volt, „ 900 Ohm,
+ 1% bei + 10% Spannungsschwankung
+ 1,3% bei + 10% Frequenzschwankung
bis 30% Überspannung
ca. 22 g
Doppeltarif- Relais
l
|
|
Too
E
u
ca. 2 kg
150x105 mm
ca. 15 Milliamp. Strom
W3k ca. 0,5 Watt; W 5k* ca. 0,6 Watt
bei 5 Amp. W3k ca. 0,91 Watt; WF3k* ca. 0,37 Watt
bei 5 Amp. W 3k ca. . 0,24 Volt; W3k* ca. 0,065 Volt
W3k ca. 10 Amp.; WJ3k* ca. 15 Amp.
+ 15 % von Yıo bis 150% der Nennlast bei cos » - 1
e mt EE are ... bei cos- 0,3
Stillstand e, bei cos o: 0
24. Oktober 1928
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
1559
RUNDSCHAU.
Elektromaschinenbau.
Drehstromgeneratoren ohne Querfelddämpfung als
Elemente von Resonanzkreisen. — Arbeitet ein Synchron-
venerator auf ein leerlaufendes Hochspannungsnetz, so
bildet er das induktive Element eines Schwingungskreises.
Man hat diesem Sachverhalt, der sich hinsichtlich der
Grundwelle als sog. Selbsterrerung auswirkt, die gebüh-
rende Beachtung geschenkt. Aber auch im Gebiete der
Oberwellen können leicht Eigenschwingungen eines sol-
chen Kreises auftreten. Schon im symmetrischen Lade-
betrieb besteht die Möglichkeit, daß durch eine unreine
Spannungskurve oder durch eingeprägte elektromotorische
Kräfte (Feldoberwellen von Transformatoren) oder durch
überschüssige bzw. fehlende Ladungen (Einschalt- und
Entladevorgänge) bestimmte höhere Harmonische reso-
nanzartig hervorgeholt werden. Bei Synchronmaschinen
mit Dämpferwicklung ist dies für jene Harmonischen der
Fall, auf welche die totale Streuinduktivität Ltr der Ma-
schine zusammen mit der Netzkapazität abgestimmt ist.
Willheim macht darauf aufmerksam, daß für Syn-
chronmaschinen ohne Querfelddämpfung die Verhältnisse
nicht gleich einfach liegen. Hier sind vielmehr zwei Klassen
von Oberwellen zu unterscheiden. Für die 5., 11., 17., 23....
(6n + 5)te Oberwelle, somit für alle jene ungeradzahligen,
deren nächst niedere dreizahlig ist, bestehen resonanzartige
Verhältnisse, wenn L ITT mit der Netzkapazität auf eine
solche Harmonische abgestimmt ist. Für die 7., 13., 19.,
25 ...(6n +7)te Oberwelle gilt hingegen eine doppellösige
Abstimmbedingung, bei deren Zutreffen überdies die nächst
niedere ungeradzahlige Oberwelle mithervorgeholt wird.
Nun sind außerdem noch Betriebsfälle möglich, bei welchen
sich der kapazitiven Belieferung des Netzes Störungen
überlagern. Die wichtigsten Vorkommnisse dieser Art
sınd der zweipolige Kurzschluß, die einpolige Leiterunter-
brechung und der einpolize Erdschluß. Der Ladebetrieb
wird hierbei unter unsymmetrischen Bedingungen fortge-
setzt. Biermanns!hat bereits darauf hingewiesen, daß
die offene Phase einer einachsig kurzgeschlossenen Dreh-
strommaschine ohne Dämpferwicklung zur Resonanz im
Frequenzzebiet der höheren Harmonischen neigt, und
Mandl?’ hat zur Behandlung dieses Problems kürzlich
einen weiteren Beitrag geliefert; seine Betrachtungsweise
gewährt einen unmittelbaren Einblick in den Aufbau der
Ströme und Spannungen der kurzgeschlossenen Maschine
aus Grund- und Oberwellen. Willheim zeigt nun, wie man
in konsequenter Weiterentwicklung dieser Ideen der kurz-
geschlossenen Maschine fiir die einzelnen Harmonischen
Induktivitäten zuordnen kann, und entwickelt die für die
Resonanzabstimmung maßgebenden Bedingungen. Verfügt
die Maschine nicht über eine Querfelddämpfungz und führt
sie in der nicht kurzgeschlossenen Wicklungsachse einen
Strom von vorgegebener Frequenz, stellt man sich ferner
diesen Kreis für die übrigen Frequenzen gesperrt vor,
sn ergeben sich fiir die jeweils bevorzugte Frequenz no
Werte der „reinen“ Selbstinduktion, welche mit dem Koeffi-
zienten t der totalen Streuung unter Einführung eines
Gert EE o a
(EA 1+x
induktivität L gefunden werden. Es ergeben sich
hierbei verschiedene Werte für verschiedene Ordnunes-
zahlen n, ferner für Dauerkurzschluß (obere Vorzeichen)
und Stoßkurzschluß (unteres Vorzeichen). Während die
Synchronmaschine ohne Querfelddämpfung im einachsieen
Kurzschluß elektromotorische Kräfte für sämtliche Ober-
wellen selbst beistellt, bedeutet das Vorhandensein einer
Dämpferwicklung die Unterbindung einer derartigen
Selbsterregeung. Nur hinsichtlich der Grundwelle ist die
Dämpferwicklung nicht gleich wirksam; immerhin ver-
schiebt sie auch hier den Resonanzbereich vorteilhaft in
das Gebiet großer Netzausdehnung. Die maßzebende In-
duktivität ist L a e im Dauerkurzschluß, Lt im Stoß-
kurzschluß. Bei Vorhandensein einzeprägter elektromoto-
rischer Kräfte werden naturgemäß auch Maschinen mit
Dämpferwicklung an Schwinzuneskreisen höherer Fre-
quenz teilnehmen, wobei dann die totale Streuinduktivität
L t maßgebend ist. Im Stoßkurzschluß kommt es insbeson-
(1 + x”) fache Synchron-
1 Biermanns, Arch. El. Bd. 3, S. 357. (ETZ 1916, S. 319.)
2 Mandl, Arch. EL Bd. 19, S. 485. (ETZ 1928, 8. 1161.)
dere bei Maschinen ohne Querfelddämpfung auch auf die
Phasenlage der in der offenen Wicklungsache arbeitenden
äußeren EMK an.
Die Annahme der Sperrung des Kreises für andere
Frequenzen beeinflußt das Resultat nicht unwesent-
lich. Eine kapazitiv belastete Wicklung paßt sich diesem
Bild nur bei großer Streuinduktivität an. Die Auf-
gabe ist jedoch auch unter der allgemeineren Annahme
eines kapazitiven Rückschlusses aller Frequenzen in der
offenen Phase einer Lösung zugänglich. An die Stelle der
durchsichtigen Resonanzbeziehungen treten die Lösungen
einer Bedingungsgleichung in Kettenbruchform mit ver-
verhältnismäßig einfachem Aufbau. Auch für den Fall des
Leiterbruches bzw. für Einschaltvorgänge eines Dreh-
stromnetzes mit ungleichzeitigem Kontaktschluß der Öl-
schalter werden gleichartige Ergebnisse erhalten. Schließ-
lich wird noch aus einer späteren Arbeit eine allgemeine
Formel von ähnlichem Aufbau mitgeteilt, welche insbeson-
dere auf den Fall des Erdschlußbetriebes Anwendung fin-
den kann, in welchem die Ausbildung von Oberwellen sich
häufig im Fehlerstrom empfindlich bemerkbar macht. In
allen diesen Fällen hängen sämtliche Frequenzen unter-
einander über die Läuferwicklung zusammen, so daß die
zur Geltung kommende kombinierte Selbstinduktion in der
Regel sehr wesentlich von der oben diskutierten „reinen“
Selbstinduktion abweicht. Eine weitere Folge dieser Ver-
knüpfung besteht darin, daß bei Anregung einer bestimm-
ten Oberwelle ein ganzes Spektrum von benachbarten Fre-
quenzen geweckt wird. (R. Willheim, Arch. El. Bd. 21,
H. 6, S. 593.)
Zur Frage der Hystereseverluste in Dynamozähnen. —
Zur Bestimmung der Hystereverluste stehen die Formel
von Steinmetz
ea
Nh, = i00 (108 Werke a ee AC
und die jüngere, genauere von Richter
e ea. 4 B- B 7
N, =Y iple ia tè hr. ©
zur Verfügung. Bei der
Berechnung der Hyste-
reseverluste in Dynamo-
zähnen setzt man Tra-
pezform der Zähne
(Höhe h, kleine paral-
lele Seite z,, große z,)
und ferner konstanten
Kraftfludß $® = Bzl im
Zahn voraus, so daß
sich für die Induktion
in der Entfernung x
von 23
č, Zo
mMORr Bz = B, EE
Kurve /=&, für Richtersche Formel
„ JII=k, „ Arnoldsche e
Abb. 1.
x
Zy — (Z; — zı) E?
schreiben läßt
kleinste Induktion).
Die Verluste eines Zahnes ergeben sich durch Inte-
gration zu
h
m B u vs Wi
Na, = orib db Sdrz ke A h >> (3
0 a
(B:
und A
B Bz X? =
AA, =Y Aë du e +o (4) Lada bb be (4)
d
Hierin sind Nh, und N'a, die Werte, die sich nach Glei-
chungen (1) und (2) für eine konstante Induktion B, cr-
rechnen, Ke und kr Berichtigungszahlen. Die Beizahl
1— 19! : _ 2 _ min
A8 ' worin = Fa a
= 2 max
gibt bereits Arnold an (Wechselstromtechnik Bd. £),
die andere zur Richterschen Formel gehörige berechnet
WS Dawidow aus den Gleichungen (2) und (4) zu
Ka = 5 ist,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
24. Oktober 1929
1560
D B» 1
VORT a um a
e=? KAES
a 101 '
Die Berichtigungszahlen sind in Abb. 1 für die gängi-
gen Verhältnisse à = 0,6 ... 1 gegenübergestellt. Ein merk-
licher Unterschied tritt erst bei kleinen A auf, u. zw. ist
hr > Ka. D e. L
Nach Meinung des Berichters haben beide Berichti-
eungszahlen nur gerinzen praktischen Wert. Denn man
erhält die Eisenverluste ebenso genau und unmittelbar,
wenn man in den gebräuchlichen E (1)
und (2) für B die Induktion Bm=B: 7,5 in der Zahnmitte
h : in e
t=5 einsetzt. Das eilt vor allem auch für die prak-
tisch noch wichtigeren (Giesamt-Eisenverluste (Ilysterese-
und Wirbelstromverluste), die durch die Formel
i BX.,
Nei STOEN y
gegeben sind. (W. S. Dawidow, El. u. Maschinenb.
Bd. 47, S. 490.) Zrn.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Meßeinrichtungen in unbemannten Unterwerken. —
Erhebliche Ersparnisse an einmaligen Beschaffungen und
laufenden Kosten hat die Northwestern Electrice Co. in
Portland dadurch erzielt, daß sie nahezu alle Meßgeräte
aus den unbewachten Unterwerken entfernt hat. Diese be-
stellen meist aus einem Haupttransformator mit 3000, 1000
oder 600 kVA, der die Spannung von 11000 auf 2400 V
herabsetzt, zur Verteilung in der Stadt. Einige sind voll-
selbsttätig, andere haben selbsttätig arbeitende Regeltrans-
formatoren, einen bis vier in jedem Werk. Die ganze Meß-
einrichtung besteht aus einem anzeigenden Voltmeter für
die Sammelschienenspannungen und einem Amperemeter
für jede Speiseleitung, auf die drei Phasen umschaltbar.
In jeder Leitung sind Strom- und Spannungswandler ein-
«gebaut und führen zu einer Prüftafel auf einem Stahl-
hlechkasten, 75 cm X 75 em X 30 em groß. In diesem kön-
nen tragbare Registrierapparate aufgestellt werden. An
jeden Speisetransformator werden einen Tax im Monat
drei tragbare schreibende Amperemeter angeschlossen, und
diese geben hinreichenden Aufschluß für die Betriebsfüh-
rung. Wirkungsgrad und Verlust werden aus den Ab-
lesungen der Zähler auf der 11kV-Seite in den Haupt-
werken ermittelt. (E. E. Pearson, El. World Bd. 92,
S.891.) Kih.
Untersuchungen über Monotelephone. — Bei der Mes-
sung von Induktivitäten und Kapazitäten in der Wechsel-
strombrücke zeigt sich oft, daß ein absolutes Schweigen
des Telephons nicht zu erreichen ist, wenn die benutzte
Stromquelle in starkem Maße Oberschwingungen enthält.
Es wurde daher untersucht, ob es gelingt, die Oberschwin-
gungen durch geeignet konstruierte Monotelephone aus-
zusieben. Im Hinblick auf eine möglichst einfache Kon-
struktion wurde die mechanische Abstimmung der Tele-
phonmembran auf Resonanz versucht. Handelt es sich
nicht um Steigerung der Empfindlichkeit durch genaue
Abstimmung auf die Grundfrequenz sondern um möglichste
Befreiung der Grundfrequenz von Partialtönen, so emp-
fiehlt sich eine mechanische Versteifung der Knotenlinien
der Cirundfrequenz durch Ausdrücken von Rippen und
Ausgießen derselben mit Lot. Soll dagegen die Empfind-
lichkeit eines Hörers für die Grundschwingung auf ein
Maximum erhöht werden, wobei die OÖberschwingungen
nicht so stark gedämpft sein müssen, so wird mit Vorteil
eine unbearbeitete glatte Membran an drei Punkten ein-
gespannt. (R. Bauder u A. Ebinger, Z. Techn.
Phys. Bd. 9, 8.65.) Br.
Ein registrierendes Magnetometer für technische
Messungen an stark gestörten Orten. — Im Oppauwerk
der I.G. Farbenindustrie sollte ein Maxnetometer mit
Registriereinrichtung aufgestellt werden, das rasch
Hysteresisschleifen und magnetische Umwandlungspunkt-
kurven aufzunehmen gestattete Die von großen Gas-
kraftmaschinen herrührenden starken mechanischen Er-
schütterungen konnten durch Aufstellung des Instruments
auf einer an mindestens 2 m langen Stahldrähten aufge-
hängten Platte weitgehend beseitigt werden. Die starken
magnetischen Störungen durch in nächster Nähe rangie-
rende Eisenbahnziüge wie durch Starkströme erforderten
ein störungzsfreies Magnetəystem wie beim Torsionsmagneto-
Abb. 3. Verteilungstafel mit Elumax-
meter vonKohlrauschundHolborn, mit möglichst
kleinem Abstand der Marnetchen und möglichst kleinem
Trägheitsmoment zur Erzielung der für die photographi-
schen Registrierungen nötigen kurzen Einstelldauer. Da:
System besteht aus einem 56 em langen (rlasfaden, an dem
oben und unten je 4 Magnete von 1,4 mm Breite und 10 mm
Länge in etwa 1 mm gegenseitigem Abstand angekittet
sind derart, daß die Pole der oberen Maenetchen denen
der unteren entgegengesetzt sind. Die Aufhängung er-
folgt an einem 12 cm langen Quarzfaden von etwa Zu
Drei Spulen dienen zum raschen Ändern und zur Messung
der Empfindlichkeit. Von den beiden Magnetisierunes-
spulen von 35 cm Länge und 22 mm l. W. mit Wasserküh-
lung enthält die eine einen elektrischen Ofen, der aus
einem Marquart-Rohr von 12 mm }. W. besteht, das bifilar
mit Platindraht bewickelt ist. Der Abstand der Asbest-
isolierung vom Kühlmantel beträgt nur etwa 2 mm. Unter
dem Magnetometer befindet sich ein Drehspulinstrument
mit horizontaler Drehachse. Der Lichtstrahl fällt zunächst
auf einen Spiegel am Drehspulinstrument, dann auf einen
Spiegel am Magnetsystem. Wird durch das Drelispulinstru-
ment der Magnetisierungstrom geschickt und die Probe
in die eine Magnetisierungspule gelegt, so zeichnet sich
auf der photographischen Platte direkt die Hysteresis-
schleife auf. Wird ein Thermoelement des Ofens an das
Drehspulinstrument angeschlossen, so ergeben sich die
Magnetisierungs-Temperaturkurven. Eine Reihe von Bei-
spielen zeigt die Brauchbarkeit des Apparats. (E. Leh-
rer, 2. Techn. Phys. Bd. 9, S. 136.) Br
Installation.
Schalttafelklemme der Firma Elumag. — Die Firma
Elumag, Berlin SO 36, hat eine neue schr einfach kon-
struierte und patentierte Schalttafelklemme Type „D“ bis
Abb. 2. Schnitt durch eine Schalttaferlklemme. `
23, 60 und 100 A auf den Markt gebracht, die aus einem
einfachen durch die Tafel geführten Bolzen mit 5,5 bzw.
8 oder 10 mm metri-
schem Gewinde besteht
und den vorderseitiwen
Anschluß der Leitung
durch Mutter festhält.
Über den Anschluß
wird ein aus lIsolier-
material der Klasse I
hergestelltes Formstück
mit schuhförmigrem An-
satz gestülpt (Abb. 2),
das das Leitungsende
bis zur oberen Konte
der Tafel abdeekt. Das
Formstück wird durch
einen halbrunden Iso-
lierkopf mit Schlitz fest-
gehalten, der auf das
Ende des Bolzens mit
dem entsprechenden Bol-
zengewinde geschraubt
wird. Der Knopf ist
mittels eines Schrituben-
ziehers lösbar. Abb. 3 zeigt eine mit derartigen Klemmen
versehene Verteilungstafel für vier Dreileiterstromkrei-e
mit Aulleiter. fi
Klemmen.
Beleuchtung.
Ein neues Lichtinstitut. — Ende Mai des Jahres wurde
in New York im Grand Central Palace ein von der
Westinghouse Lamp Co. eingerichtetes „Lichthaus” ein-
La
SEH
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24. Oktober 1929
geweiht. In diesem neuen in wahrhaft amerikanischem
Ausmals gehaltenen Institut werden auf rd. 3000 m? Fläche
nicht nur alle Arten der Innenbeleuchtung, wie die Be-
leuchtungz im Heim, in der Werkstatt, im Laden, im Kunst-
gewerbe, Theater usw. gezeigt, sondern es sind für die
Aubenbelcuchtung ganze Straßen und Plätze vorgesehen.
Hierzu kommen Reklamebeleuchtung aller Art, die Be-
leuchtung von Fahrzeugen, endlich auch ein Raum für
Pflanzenwuchs bei künstlichem Licht. Für Vorführungen
und Vorträge ist ein Hörsaal mit einer Bühne von 18 X 7 m?
vorhanden. (A. E. Allen, The Electric Journ. Bd. 26,
5. 213.) vge
Bahnen und Fahrzeuge.
Die neuen Schnellzugslokomotiven 1D,1 der AEG
und SSW für die Deutsche Reichsbahn. — Als Vorläufer
dieser neuen Schnellzugslokomotivtype 1D, 1, die mit vier
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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
1561
nach Westinghouse erprobt, u.zw. wurde dieser Antrieb
von der AEG dadurch verbessert, daß die Federn des
Radsatzes in Töpfe eingeschlossen wurden, wodurch nicht
nur ein Schutz gegen Verschmutzung, sondern vor allem
auch eine bessere Beanspruchung der Federn beim Auf-
treten seitlicher Stöße erreicht wird. Die Versuchsloko-
motive 2D,1 hatte bei einem Gesamtgewicht von 122t
eine Dauerleistung von 1760 kW bei 66 km/h Geschwindig-
keit und besaß eine Höchstzesehwindigkeit von 110 km/h.
L. Monath hat in einem Fachbericht des VDE 1928 ge-
zeigt, mit welchen Mitteln es erzielt wurde, das Gesamt-
gewicht der neuen Lokomotive 1D,1 bei noch etwas ge-
steigerter Leistung und gleichen Geschwindigkeitsver-
hältnissen auf 107,5 t herabzudrücken und dadurch die
Maschine kürzer, ferner einfacher in der Unterhaltung,
vor allem aber billiger zu gestalten. Besonders eingehend
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C Abb. A Luftführung im Doppelmotor der Schnellzuglokomotive 1Dy1.
Doppelmotoren ausgerüstet ist, welche über Hohlwelle
und Federn auf je eine Achse arbeiten, wird einleitend die
Versuchschnellzugeslokomotive der Achsanordnung 2 Do 1
behandelt, die im Jahre 1926 von der AEG für die deutsche
Reichsbahn geliefert wurde. An jener Lokomotive wurde
zum ersten Male in Deutschland der Ilohlwellenantricb
Abb. 5.
Ansicht des Doppelmotors der Schnellzuglokomotive 1 Dei
von der Triebseite.
wird hierbei die elektrische Ausrüstung behandelt, und
es werden die Gesichtspunkte angegeben, die zu einem
erheblichen Fortschritt in der Gewichtsausnutzung der
Motoren im Vergleich zu den bisher bekannten führten.
Ferner werden auch die erzielten Verbesserungen am
Transformtaor und an der Steuerung besprochen. Kurz
wird dann noch auf dıe Ausbildung des mechanischen
Teiles eingegangen. Der entwickelte Motor ist in seiner
20 40 Gi &0 100 n in % Zon
KZ 768 7150 1535 1920 U/min
2? 44 66 68 110 km/h
Abb. 6 Leistungsdiagramm der Schnellzuglokomotive t Da1 mit
4 Doppelmotoren.
Hlöchstdrehzahl im Verhältnis zu jenem der Versuchs-
lokomotive 2 Do 1, der bei 110 km/h mit 1460 U/min lief,
auf 1920 U/min gebracht worden, wobei eine Dauer-
leistung des Doppelmotors von 440 kW bei 1150 U/min ent-
sprechend 66 km/h gewährleistet wurde. Die tatsächlich
im Prüffeld erreichte Dauerleistung (nach den Vorschrif-
ten der Deutschen Reichsbahn, d.h. R. E. M., jedoch Kom-
mutator + 75°), beträgt 470 kW. Der Motor ist sechs-
1562
polig ausgeführt, und es wird gezeigt, daß für diese Dreh-
zahl und Leistung diese Polzahl die günstigste ist, und
daß hierdurch besonders auch der Vorteil erreicht wird,
daß die Kurve der Dauerleistung in Abhängigkeit von der
Drehzahl im Bereich zwischen 1150 und 1920 U/min
(110 km/h) noch um weitere 25% ansteigt. Zur Er-
zielung dieses günstigen Ergebnisses sind einerseits Maß-
nahmen getroffen, durch welche die zusätzlichen Ver-
luste im Ankerkupfer, die durch Wirbelströme und Strom-
verdrängung entstehen, erheblich herabgedrückt werden;
anderseits ist die Anker- und Kommutatorkühlung beson-
ders wirkungsvoll gestaltete worden. Ersteres geschah
dadurch, daß in beiden Lagen der Ankerwicklung Stab-
unterteilung vorgenommen wurde, letzteres durch eine be-
sonders sorgfältige Führung der Kühlluft im Motorinnern,
bei der auch der Kommutator durch besondere Düsen an-
geblasen wird. Abb.4 zeigt die Luftführung im Motor-
innern, Abb. 5 gibt eine äußere Ansicht des Doppelmotors.
In Abb. 6 ist das Leistungsdiagramm der Lokomotive auf-
gezeichnet, u. zw. stellt die gestrichelte Kurve die ge-
währleistete Dauerleistung in Abhängigkeit von der Ge-
x 10062
Abb. 7. Lenkgestell der Lokomotive 1 Do1.
schwindigkeit dar, die darüberliegende ausgezogene
Kurve die im Prüffeld erreichte Dauerleistung und die
strichpunktierte Leistungskurve die kurzzeitige Über-
lastleistung in dem ganzen Fahrbereich. Das reine Mo-
torgewicht eines Doppelmotors beträgt 6 t. Die Nenn-
leistungen des Doppelmotors und der Lokomotive sind
unter Zugrundelegung der neuerdings vom Internatio-
nalen Lokomotivausschuß und der Deutschen Reichsbahn
vorgeschriebenen Erwärmungsdauergrenzen nach JEC
(mikanitisolierter Anker +85° durch Widerstand und
Motorklemmenspannung, entsprechend der vorletzten
Fahrstufe) die folgenden:
Für 1 Motor 575kW, 1680 U/min, 96,5 km/h dauernd,
also für die ganze Lokomotive 3130 PS dauernd.
Ferner: für jeden Motor 700 kW bei 1540 U/min,
88,5 km/h 1 h lang und entsprechende I.okomotiv-Stunden-
leistung 3800 PS.
Hieraus folgt:
Lok.-Gew. für 1 PS Dauerleist.: Es 34,4 kg, und
Lok.-Gew. für 1 PS Stundenleist.: a = 284 kg.
Das reine Motorgewicht für 1 kW Dauerleistung und 70 %
der Höchstgeschwindigkeit ergibt sich zu 11,8 kg.
Im fahrtechnischen Teil der Lokomotive unterschei-
det sich die 1 Da 1 von der Versuchslokomotive 2 Deal, wie
die Typenbezeichnung sagt, durch den Fortfall einer Lauf-
achse, ferner dadurch, daß auf jedem Ende die Laufachse
mit der benachbarten Treibachse durch ein neuartiges
Lenkgestell der Bauart Kleinow (Abb.7) verbunden
ist. Da die Treibachsen der Lokomotive von den Hohl-
wellen umgeben sind und die Maschine mit Außenrahmen
gebaut ist, so erfolgt die Verbindung des Lenkgestelles mit
der Treibachse durch eine die Treibräder umfassende
Gabel, welche auf Verlängerungen der Achslagerzapfen
gelagert ist.
Der Transformator ist als luftgekühlte Manteltype
ausgelegt und in seiner Leistung der Motorleistung an-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 43
24. Oktober 1929
gepaßt. Er wiegt einschließlich Schaltdrosselspule 11,6 t,
nn. für die große Leistung der Lokomotive sehr leicht
gebaut.
Das Starkstromschaltbild der Lokomotive ist in Abb. 5
dargestellt.
Alle vier Doppelmotoren sind dauernd parallelgeschal-
tet, und der Gesamtstrom wird mittels Stromteiler in vier
gleiche Zweige geteilt.
Die Schützenschalter werden elektromagnetisch be-
tätigt, u. zw. erfolgt die Steuerung in 19 Fahrstufen.
Diese sehr einfache Schaltung vermeidet den bei der Ver-
suchslokumotive 2D,1 benutz-
ten Zusatztransformator, da die
Schaltung jener Lokomotive den
Nachteil besaß, bei Umschalten
des Zusatztransformators und
der Schaltdrosselspulen sehr er-
hebliche Spannungsabfälle und
damit Zugkraftschwankungen
und zusätzliche Beanspruchung
der Schützen zu ergeben.
38 Lokomotiven der beschrie-
benen Type sind bei den Firmen
AEG und SSW zur Zeit im Bau,
u. zw. sind die ersten im Ok-
tober 1928 abgeliefert worden.
(L. Monath, VDE-Fachberichte 1928, S. 111.) Sb.
Abh.8. Starkstromschaltung
der Lokomotive 1 Do1.
Verkehrszusammenschluß bei den Wuppertaler Bah-
nen. — Bekanntlich wurden die Städte Barmen und Elber-
feld unter Einbeziehung von Vohwinkel, Cronenberg,
Ronsdorf und Teilen einer größeren Anzahl kleinerer Nach-
bargemeinden am 1. VIII. d. J. durch Reichsgesetz zu der
Großstadt Barmen-Elberfeld von 417000 Einwohnern zu-
sammengeschlossen, die nunmehr nach Volksziffer in
Deutschland an 14. Stelle steht. — Die endgültige Ver-
schweißung der trotz ihrer unmittelbaren Nachbarschaft
bisher streng getrennten Verwaltuneskörper kann natür-
lich erst im Verlauf einer längeren Zeitperiode vollzogen
sein. — Den Anfang machen jetzt die Wuppertaler Bah-
nen, die zunärhst am 20. X. zu einer Tarifgemeinschaft
vereinigt werden, so daß ein Fahrgast von da an seine
Fahrt ohne jedesmaliges Neulösen von Fahrscheinen auf
Bahnen verschiedener Gesellschaften beginnen, fortsetzen
und beenden kann. Bei Benutzung des innerstädtischen
Umsteigeverkehrs werden im Durchschnitt 10 Pf gespart.
Der Umfang der Tarifgemeinschaft betrifft bei der
Elberfelder Bahnverwaltung neben der Schwebebahn 13
Straßenbahn- und 3 Autobuslinien;: die letzgenannten 16
Linien erhalten aus betriebstechnischen Gründen ungerade
Nummern von 1...31. Bei der Barmer Verwaltung sind e:
11 Straßenbahn- und 4 Kraftwagenlinien, die geradzahlicr
Numerierung von 2..30 erhalten. — Es ist darauf Bedacht
genommen, daß die Kraftwagenlinien, für welche die Fahr-
preise entsprechend herabgesetzt werden, sich in die Fahr-
pläne der Straßenbahn eingliedern, so daß z.B. auch Spät-
verbindungen unter Berücksichtigung der durch da:
Wachsen des Kommunalkörpers bedingten verlängerten
Polizeistunde die notwendigen Anschlüsse sichern. —
Dieser straffen Zusammenfassung verdankt die Bevölke-
rung weiter einige wichtige Linienänderungen und Er-
weiterungen, die bisher längst vergeblich gehegten Wün-
schen Erfüllung bringen. — Verbilligung von Wochen-,
Schüler- und Monatskarten sind in diesem Zusammenhang
als nächster Schritt in Aussicht genommen. Arb.
Landwirtschaft.
Elektrokultur. — Unter den Begriff „Elektrokul-
tur“ ist nicht zu rechnen die Anwendung der Elektrizität
als Kraftquelle, wie sie heute eine so große Verbreitung
in der Landwirtschaft durch den Elektromotor gefunden
hat. Auch die Beeinflussung des Pflanzenwachstums durch
elektrisches Licht, die vielfach versucht worden ist, fällt
nicht unter diesen Begriff, ebensowenig die Bodenbehei-
zung durch Heizkabel in Warmbeeten, wenn es sich in
beiden Fällen auch um unmittelbare Kulturmethoden han-
delt. Diese Methoden haben aber nichts spezifisch Elektri-
sches, es bildet hier vielmehr die elektrische Licht- oder
Wärmequelle nur die Möglichkeit, die natürlichen Wachs-
tumbedingungen zu ersetzen oder zu unterstützen. Unter
„Klektrokultur“ sind im Gegensatz hıerzu die Methoden
zu verstehen, die durch unmittelbare Beeinflussung, sei es
durch strömende Elektrizität oder Ionisierung der Luft
auf elektrischem Wege, eine Förderung des Pflanzen-
wachstums herbeiführen sollen. Wenn auch die Versuche,
24. Oktober 1929
derartige Methoden ausfindig zu machen, schon weit zu-
rückliegen (sie reichen bis in die Mitte des 18. Jahrhun-
derts zurück), so sind dieselben bis heute iber das Ver-
suchstadium nicht hinausgediehen.
Man kann bei diesen Versuchen drei Wege unter-
scheiden, einmal die Untersuchung der Möglichkeiten, die
Wachstumsteigerung von der Seite einer Beeinflussung
der unterirdischen Pflanzenteile (der Wurzeln) anzuregen,
zweitens eine Einwirkung auf die oberirdischen Teile der
Pflanzen (Stengel, Blätter), drittens eine stimulierende
elektrische Wirkung auf die Samen.
Der erste Weg, durch Verteilung von Strömen im
Erdboden eine günstige Wirkung auf das Pflanzen-
wachstum zu erreichen, hat bisher negative Resultate er-
geben, sei es, daß überhaupt eine Wirkung nicht fest-
zustellen gewesen ist oder daß bei einer Steigerung der
Stromdichte über ein gewisses Maß hinaus sich eine schäd-
liche Wirkung ergab!. Bessere Aussichten scheinen die
Versuche zu bieten, die Pflanzen oberirdisch zu be-
einflussen. Die Pflanze lebt inmitten zahlreicher elektri-
scher Naturerscheinungen, die durch Ladung der Luft und
des Bodens herbeigeführt werden. Daß derartige mehr
oder weniger bekannte Naturfaktoren geeignet sind,
pflanzliche Lebensvorgänge zu beeinflussen, haben Ver-
suche gezeigt?. Auch daß sich innere elektrische Vorgänge
in der Pflanze von Zelle zu Zelle abspielen, steht fest. Ob
elektrische Faktoren der Umwelt diese inneren elektri-
schen Bedingungen beeinflussen, ist nicht geklärt. U.U.
werden elektrische Ströme Maß und Geschwindigkeit des
Wachstums, Intensität der Atmung und Assimilation,
Stärke der Wasseraufnahme und Wasserabgabe steigern
oder vermindern. Praktischen Wert haben dabei nur Ver-
fahren, durch die das Gesamtleben der Pflanze günstig
beeinflußt wird?
Nachstehend sei über einige neuere Versuche berichtet,
die im botanischen Garten der Universität Tokio durch
Dr. M. Shibusawa und Dr. K. Shibata angestellt
worden sind und den Einfluß elektrischer Entladungen
auf das Pflanzenwachstum dartun sollten. Der Beginn
dieser Versuche datiert bereits aus dem Jahre 1921. Da
andere Forscher mit Feldversuchen sehr widersprechende
Resultate erzielt hatten, wurden die japanischen Versuche
auf das Gewächshaus beschränkt, in welchem die elektrisch
beeinflußten und die Kontrollpflanzen unter gleichen Be-
dingungen gehalten wurden. Die zur Einwirkung auf die
Pflanzen kommenden schwachen Ströme wurden dadurch
erzielt, daß über denselben, in 150 ... 300 mm Abstand, ein
feindrähtiges Netz mit Hochspannung geladen wurde. Zur
Verwendung kamen Gleichstrom, Wechselstrom von 50 Hz
und solcher hoher Wechselzahl.' Zum Vergleich wurde das
Trockengewicht der möglichst weit ausgewachsenen Pflan-
zen festgestellt.
Die mit Wechselstrom von 50 Hz und 21000 V
behandelten Pflanzen zeigten meistens ein beschleunigtes
Wachstum. So zeigte Buchweizen eine Ertragsteigerung
von HR ORG Die Hochfrequenzströme (130 000 Hz
bei 13 000 Y) wurden mittels drei hintereinander geschal-
teter Löschfunkenstrecken erzeugt. Sie ergaben zunächst
ungleiche Resultate, doch wurde in einem der letzten Ver-
suche eine Ertragsteigerung (wieder für Buchweizen) von
12,6% erzielt. Für die Gleichstromversuche
wurde der Wechselstrom mittels einer Hochvakuum-Ent-
ladungsröhre mit Glühkathode gleichzerichtet (Spannung
10.000 ...15000 V). Die ersten Versuche mit Gleichstrom
waren nicht sehr ermutigend, dazegen war später die Wir-
kung auf Tabakpflanzen in die Augen springend. Die
beigezebenen Bilder lassen, was auch andere Forscher
bereits beobachtet haben, namentlich eine Verbreiterung
der Blattflächen erkennen. Die Trockengewichtszunahme
betrug 21,7 %. Interessant sind noch die Versuche mit der
Beeinflussung von Hafersämlingen, die mit einer über dem
Pflänzchen in 30 mm Höhe angebrachten Platinspitze an-
gestellt wurden. Während die Wachstumzunahme (Mes-
sungen mittels Mikroskopes in Abständen von 5 zu 5 min)
bei den Kontrollpflanzen durchaus gleichmäßig blieb,
zeigte sich unmittelbar nach Beginn der Entladung bei den
elektrisch behandelten Sämlingen eine Abnahme, dann aber
unter Schwankungen eine Zunahme des Wachstums. Das
Maximum scheint von der Höhe der Spannung bei einer
gewissen Entfernung abzuhängen.
So interessant nun auch diese Untersuchungen der
japanischen Forscher sind, so können doch erst weitere
Versuche zeigen, ob sich hierauf eine Methode zunächst
etwa für gärtnerische Zwecke aufbauen läßt, namentlich
müßte auch geprüft werden, ob Jie erzielbaren Resultate
die erforderlichen Aufwendungen lohnen. Zu einem ab-
3 Dr. E. Thamm, Botan. Arch. Bd. 21, 1928.
2? W.Riede, Bonn, Z. f. Pflanzenernährung, Düngung und Boden-
kunde, H. 8, VIII. 1928. Teil B.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
1563
schließenden Urteil ist die Zahl der angestellten Versuche
noch zu klein, wenn auch der Elektrokulturfrage eine ge-
wisse Zukunft nicht abzusprechen ist. (M. Shibusawa
u. K.Shibata, J. Inst. El. Engs. of Japan Nr. 473, S. a
l.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Widerstandsänderung verschiedener Metalle in Magnet-
feldern. — Von Vilbig wurde das Eintreten des Hall-
effektes! bei verschiedenen sich in Magnetfeldern befinden-
den Metallen (in Drahtform) untersucht. Der Durchmesser
der Drähte war 0,05..0,2 mm. Die Proben wurden im
magnetischen Längs- und im Querfeld untersucht. Da-
durch stellt sich der Halleffekt in der einfachen Form
eines Longitudinaleffektes dar, d. h. die entstehenden Se-
kundärströme addieren bzw. subtrahieren sich einfach von
den Primärströmen, wodurch der Eindruck einer Wider-
standsänderung des untersuchten Metalls mit einer Ände-
rung der magnetischen Feldstärke und -richtung hervorge-
rufen wird.
Besonderes Augenmerk wurde bei den Versuchen auf
etwaige Unregelmäßigkeiten des Kurvenverlaufs gerichtet.
Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen ergaben die
Messungen nicht die bisher angenommene Unabhängigkeit
von der Feldrichtung (quadratischer Effekt), es zeigte sich
vielmehr unter bestimmten Bedingungen im Längsfeld eine
Widerstandsabnahme statt der anzunehmenden Wider-
standszunahme. Charakteristisch dabei ist das Auftreten
stabiler und labiler Zustände. Besonders starke Effekte
treten bei Nickel zutage, während sie bei Eisen und Stahl
bedeutend geringer sind. Im Längsfeld zeigt Wismut keine
Besonderheiten. Im Querfeld ergibt Nickel Widerstands-
abnahme, Eisen und Stahl Widerstandszunahme, ohne daß
irgendwelche Unregelmäßigkeiten des Kurvenverlaufs nach-
weisbar sind. Es konnte nachgewiesen werden, daß die in
früheren Arbeiten bemerkte anfängliche Widerstands-
zunahme bei Nickel von nicht genauer Orientierung der
Probedrähte im Querfeld herrührt. Wismut im Querfeld
ergibt für auf- und absteigende Feldstärken keine eindeuti-
gen Werte sondern schwache Schleifenbildung. Für Silber
und Kupfer konnte bei den verwendeten schwachen Fel-
dern keine Widerstandsänderung wahrgenommen werden.
(F. Vilbig, Arch. El. Bd. 22, H. 2, S. 194.)
Energiewirtschaft.
Stromselbstkosten in großen Kraftwerken. — Während
über den (niedrigen) Wärmeverbrauch neuerer ameri-
kanischer Kraftwerke sehr oft und eingehend berichtet
worden ist, fehlen solche ins einzelne gehenden Angaben
über die Baukosten und die von ihnen doch wesentlich
beeinflußten Erzeugungskosten fast vollständig. Bekannt
ist nur (vgl. ETZ 1925, S. 1739 und 1926, S. 165), daß durch
die Steigerung der Baukosten der Gewinn aus besserer
Wärmewirschaft zum großen Teil wieder ausgeglichen,
teilweise sogar überkompensiert wird; daher das — auch
nach Europa übertragene — Bestreben, auf die Anwen-
dung der äußersten thermodynamischen Verfeinerungen
zu verzichten, lieber eine unbedingt betriebsichere An-
lage mit gutem, aber nicht allerbestem thermodynami-
schem Wirkungsgrad zu schaffen, deren wirtschaftliche
Ergebnisse doch sehr gut sein können. Als Baukosten
eines modernen amerikanischen Kraftwerkes wird in
Deutschland ein Satz von 105 ... 110 $ je inst. Kilowatt ange-
nommen. Die Schriftleitung der El. World hat nun, wie
Morrow mitteilt, eine eingehende Untersuchung über
16 der modernsten Kraftwerke mit einer Leistung von
50 000 ... 300 000 KW angestellt, deren Bau- und Betriebs-
kosten sie in einer umfangreichen Zahlentafel bis in die
Einzelheiten zerlegt aufzeigt. Es geht daraus hervor,
wie wenig die in Deutschland als normal angenommenen
Baukosten in Wirklichkeit zutreffen. Nur drei von die-
sen Kraftwerken fallen in den Spielraum von 100... 110 $,
drei liegen erheblich unter diesem Werte, und die große
Mehrzahl ist teurer, z. T. ganz wesentlich. Dabei sind
diese Kraftwerke durchaus nicht auf höchste therimodyna-
mische Wirkungsgrade gebaut, da sich unter ihnen nur
drei mit einem Dampfdruck von 42,2 at und einer Dampf-
temperatur von 386° befinden, während alle übrigen mit
Dampfdrücken von 21...28 at arbeiten. Dementsprechend
schwanken auch die erzielten thermodynamischen Wir-
kungsgrade (Mittelwert aus einem Betriebsjahre, nur in
einem Falle aus einem halben Jahre) nicht unerheblich.
Sie sind in der erwähnten Zahlentafel mit 12,25 % als
Mindestwert und 18,45 % als Höchstwert angegeben, ohne
daß indessen gesagt wird, wie diese Werte berechnet sind.
1 Vgl. ETZ 1906, S. 71; 1911, 8. 622; 1915, S. 597.
1564
—
Aus den an der gleichen Stelle angegebenen Beträgen des
Gesamtwärmeverbrauches und der Erzeugung berechnen
sich wesentlich höhere thermodynamische Wirkungs-
grade, nämlich von 16,3 % als Mindestwert bis 24,9 % als
Höchstwert. Das würde auch dem entsprechen, was man
von Anlagen dieser Bauart erwarten kanu. Kine gewisse
Verschiedenheit in den Baukosten ist ohne weiteres ver-
ständlich. Manche Grundstücke erfordern sehr kostspie-
lire Gründungs- und Herrichtungsarbeiten, andere sind
im Erwerb besonders teuer: die von der El. World fest-
gestellten Schwankungen sind indessen weit größer, als
sieh aus solehen Voraussetzungen erklären läßt. Abb. Y
Höchstwert
me Milfeiwert
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Abb. 9. Kraftwerks-Anlagekosten (inks) und ihre Aufteilung (rechts).
stellt sie graphisch dar. Es ergibt sich aus diesen Aus-
führungen, daß beispielsweise die JIochbauten für ein
Kraftwerk von 100000 kVA zwischen 9,44 und 3,78 Mill
RM kosten, was gar nicht zu verstehen ist, wenngleich
man in ersten Falle eine gewisse Raumreserve als vor-
handen annehmen muß. Aus den Angaben der Tabelle
zeht wenigstens hervor, daß beim Kraftwerk I der spezi-
fische Rauminhalt für Kessel und Schalthaus um etwa
50% größer ist als bei Kraftwerk Il, während hingegen
das Maschinenhaus wieder kleiner ist. Sehr merkwürdig
sind auch die außerordentlichen Verschiedenheiten in
den Kosten der Maschinenanlagen: 100 000 kVA einschl.
der Kondensatoren kosten zwischen 6,72 und 13,4 Mill RM.
(Der untere Grenzwert dürfte etwa deutschen Verhält-
nissen entsprechen.) Natürlich spielen Frachten eine
außerordentlich große Rolle, wenn z. B. Maschinenteile
aus dem Osten nach Kalifornien versandt werden müssen.
Dadurch kann der Preis sehr fühlbar erhöht werden, in-
dessen dürfte eine Verdopplung ausgeschlossen sein.
Ähnlich steht es mit mehreren anderen Einzelpunkten.
Die Bauausführung selbst scheint indessen auch
Schwankungen zu unterliegen, die nicht ohne weiteres
verständlich sind. Das zeigt ein Vergleich der spezifi-
schen Volumina (gesamter umbauter Raum, dividiert
durch die Leistung). Es wurden verbraucht:
Höchst- ' Mindest- Dareh-
wert | wert schnitt © Spiel
m? | m? m?
|
Kohlenaufbereitung und Transport | 0,283 ° 0.0623 0,13 $4.5: 1
Kesselhaus o ee wéi Se 1,415 0,308 0,585 3.51
Maschinenhaus `... a 0,99 OI" 0425 I "nr!
Schalthaus 0,7865 | 0,0354 0,13 916:1
Mögen auch in einem oder dem anderen Falle Ma-
schinen- oder Kesselhäuser gleich für die Aufnahme wei-
terer Maschinen bzw. Kessel eingeriebtet sein, so daß die
spezifischen Volumina zu groß erscheinen, so kann das
keinesfalls überall zutreffen. Vielmehr legt diese Fest-
stellung die Vermutung nahe, daß die einzelnen Gesell-
schaften nicht nur sehr verschiedene Bauweisen haben,
sondern daß ihnen auch die Lieferanten höchst verschie-
dene Preise machen. Für die Kosten der Maschinen- und
Kesselanlagen ergeben sich z. B. aus der Tabelle folrende
Schwankungen in Reichsmark je IkKVA:
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
24. Oktober 19%
Höchst- Mindest- Durch-
wert wert schnitt Spiel
Kessel und Zubehör . 126 | 42,60 88,20 27:1
Rohrleitungen . EECH 42 12,60 29,40 3,3:1
Turbogeneratoren und Konden- ' |
satoren . a 117,80 54,55 92,40 | 21:1
Eine solche Verschiedenheit der Preise wird erleich-
tert durch die Tatsache, daß der Bau von Kraftwerken in
den Händen zahlreicher beratender Ingenieure liegt,
wenngleich große Baufirmen wie Stone & Webster oder
Day & Zimmermann einen sehr bedeutenden Teil dieses
(reschäftes beherrschen. Im Gegensatz dazu liegt bei uns
der Bau von Kraftwerken in den Händen weniger, gro-
Ber Firmen, von denen sich auch die maßgebendsten Elek-
trizitätswerke beraten lassen. Dieses System scheint doch
erhebliche. Vorzüge zu haben. Ein Beweis für diese An-
nahme ist in einer Zuschrift zu finden, die der Schrift-
leitung der El. World auf Grund der hier besprochenen
Veröffentlichunzen zuging. Der Vizepräsident und Chef-
ingenieur der Commonwealth Power Corp. of Michigan,
William W. Teft, teilte seine eigenen Erfahrungen mit
den Kosten der von seiner Gesellschaft erbauten Kraft-
werke mit. Diese betrugen:
emma
r 1
Wärmeverbrauch
je kWh
(roJektiert)
Belastungs- | Kosten
Kraftwerk | Leistung | faktor
| je inst kW
`
|
1 20.000 kW |
2 20.000 ,, | S 0,4 310 ..
3 108 Sg 4050 0.5 374
4 46 400 0 4350 0,50 at a
5 20 000 ,. 4375 „ 0,338 364 „
6 2000 pi 4125 „ | 0.416 | 366 ..
Alle Kraftwerke wurden so entworfen, daß sie unter
Berücksichtigung von Gestehungs- und Brennstoffkosten,
Wärmeverbrauch und Belastungsfaktor möglichst günstige
Erzeugungskosten hatten. Sie liegen in vier Staaten des
mittleren Westens, müssen also mit verhältnismäßig
hohen Kohlenpreisen rechnen; dementsprechend sind sie
für niedrigen Wärmeverbrauch entworfen und haben den
vorgesehenen Verbrauch im Betriebe noch unterschritten.
Ihre Ilerstellungskosten weisen aber bemerkenswert ge-
ringe Schwankungen auf und sind auch, absolut genonı-
men, nicht sehr hoch, obgleich es sich zumeist um kleinere
Werke handelt. Von den oben erwähnten 16 großen
Kraftwerken sind nur drei je inst. Kilowatt billiger als
diese sechs kleinen Werke, Nr. 2 ausgenommen, das billi-
ger ist als eines der erstgenannten, von diesen sechs aber
auch den höchsten Wärmeverbrauch aufweist. Diese
kleine Aufstellung zeigt mehr als alles andere, wie vor-
teilhaft es ist, wenn an einer Stelle sich umfangreiche
Bauerfahrunsen sammeln.
Bei solchen Schwankungen der Herstellungskosten
müssen natürlich auch die Stromselbstkosten
recht verschieden ausfallen, wenn auch der Wärmever-
brauch sich i. a. um so günstiger stellte, je höher div
Anlagekosten waren. Es ergeben sich daraus folgende
Erzeugungskosten je 1 kWh:
Höchst- Mindest- Durch- |
wert ` wert schnitt Spiel
Pf rf | Ff
Gesamte Betrlebskosten e 2.08 0,795 1,355 29:1
Brennstoff . . 22 2 22... 1,76 ıı 0,596 | 101 29:1
Löhne und Gehälter . 0,483 | 0.13 0.282 | 37:1
Wasser, Schmieröl usw. 0,0672 | 0,0126 0,0378 Ban
Verschiedenes . ee Aë E 0,176 0,042 | 0,0504 41:1
Gesamte Unterhaltungskosten. 0,235 0,0755 0,1555 | 91:1]
Gebäude .. 2 2 2 2 22. 0,0378 0,0042 0,021 : 90: 1l
Kessel und Zubehör . 0,172 | 0,0252 0,0924 nr
Turbinen und Zubehör 0.0024 | 0,0042 | 0.026 22:1
Generatoren u. Schaltanlage 0.042 0,0042 | 0,0143 10:93
Gesamte Erzeugungskosten . . . 2,29 0,87 1,51 |
Gesamte feste Kosten `, 3786 1.086814 2.1 6 :1
Kostender kWh ab Sammelschiene 6.05 '!' 1,484 | 861 E :ı1
Vergleichsweise sei erwähnt, daß die Sehwankung
der gesamten Erzeuzungeskosten eines auf oberschle<1-
scher Kohle errichteten, mit 18 at, 375° Dampftemperatur
und einem Verbrauche von 1 kg Staubkohle/kWh arbeiten-
den Kraftwerkes und eines in Süddeutschland neu geb: u-
ten mit 42 atü, 410° Dampftemperatur und Kohlenstauv-
feuerung etwa 2,1:1 ist. Der Vorteil einheitlicher Bau-
weise geht daraus deutlich hervor. (El. World Bd. 92, 1923,
S. 827.) Hamm.
24. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
1566
EE III
RECHTSPFLEGE.
Wer ist Stromabnehmer des Elektrizitätswerkes, wenn
die Stromabgabe durch eine in Händen eines Dritten be-
findliche Blockstation erfolgt? — Diese Rechtsfrage war
anläßlich eines vom OLG. Hamburg mit Urteil Bf I 321/28
entschiedenen Rechtsstreites zu beantworten, der auf fol-
«endem Sachverhalt beruhte: Innerhalb eines bestimm-
ten Bezirkes hatte eine Privatfirma, die bis 1913 selbst
elektrischen Strom erzeugte und unmittelbar an die Ver-
braucher abgegeben hatte, nunmehr die Stromabgabe so
geregelt, daß ihre Abnehmer den Strom aus ihrer in die-
sem Bezirke befindlichen Blockstation bezogen, die ihrer-
seits den erforderlichen Licht- und Kraftstrom einem Elck-
trizitätswerk entnahm. 1927 wollte dieses Werk dazu über-
gehen, an Stelle des bisher gelieferten Gleichstromes in
Zukunft auch der Blockstation Drehstrom zu liefern. Es
kam zu Unterhandlungen, die damit endeten, daß die Pri-
vatfirma die Stromlieferung an ihre Abnehmer einstellte
und diese auf den Bezug von dem Elektrizitätswerk ver-
wies. Für die Abtretung der Versorgung ihrer Strom-
abnehmer erhielt die Privatfirma eine Vergütung. Die
Stromabnehmer wandten sich auf Aufforderung ihrer bis-
herigen Lieferfirma an das Elektrizitätswerk, das die Ver-
sorgung übernahm, aber diese Abnehmer bei der erforder-
lichen Betriebsumstellung als „Neuabnehmer” behandelte
d. h. ihnen nicht wie den sog. Altabnehmern die Um-
änderungskosten an Leitungen, Beleuchtungskörpern, Mo-
toren usw. ersetzte. Die Abnehmer behaupteten, die Tat-
sache, daß die Privatfirma zwischen ihnen und dem Werke
gestanden habe, reiche nicht aus, um sie als „N e u abneh-
mer“ zu kennzeichnen, sie scien immer schon Abnehmer
des Werkes gewesen und wären folglich als Altabnehmer
zu behandeln. Das Abkommen zwischen dem Werke und
der Privatfirma bedeute einen Eingriff in das Vertragsver-
hältnis zwischen ihnen, den Abnehmern, und der Privat-
firma, sei daher sittenwidrig und verpflichte zum Scha-
densersatze, der sich mindestens in der Übernahme der
Umänderungskosten durch das Werk zeigen müsse.
In beiden Instanzen wurde die Klage abgewiesen. —
Nach dem Konzessionsvertrage ist das Werk verpflichtet,
jedem Strom zu liefern, der sich auf mindestens ein Jahr
zur tarifmäßigen Abnahme verpflichtet und die übernomme-
nen Zahlungsverbindlichkeiten pünktlich erfüllt. Die Liefe-
rungsbedingungen des Werkes sehen dementsprechend eine
Lieferung von Strom an jeden Abnehmer im Bereiche sei-
nes Leitungsnetzes vor, der die Bedingungen schriftlich
anerkennt. Daraus geht hervor, daß die Stromabnehmer
der Privatfirma keine Abnehmer des Werkes im Sinne
der eben genannten Bestimmungen sind. Sie haben weder
die Bedingungen des Werkes schriftlich anerkannt noch
haben sie durch das Leitunesnetz des Werkes Strom be-
zogen noch haben sie an dieses unmittelbar Zahlungen ge-
leistet. — Die klagenden Abnehmer hielten dies alles für
unerheblich, da der Konzessionsvertrag mit seiner Liefer-
verpflichtung an jedermann insoweit ein Vertrag zugun-
sten Dritter sei, sie, die Kläger, also zum Strombezug be-
rechtire und der Vertrag zwischen der Privatfirma und
dem Werke Lieferung von Strom an sie, die Kläger, zum
Inhalte habe. — Das OLG. Hamburg hielt diese Auffassung
für rechtlich nicht haltbar. Der Konzessionsvertrag
enthalte sowohl öffentlichrechtliche wie privatrechtliche Be-
standteile, letztere rezelten die privatrechtlichen Beziehun-
sen zwischen dem Werke und dem Konzessionsver-
leiher. Soweit sich aber der Vertrag mit den Rechten
der Stromabnehmer Gegen das Werk befasse und diesem
innerhalb eines bestimmten Rahmens eine Lieferpflicht
auferleze, handele es sich um eine aus einem öffent-
lichrechtlichen Rechtsinstitut entspringende Verpflich-
tunz. Diese an sich bestehende Lieferpflicht hätten die
Kläger jedoch gar nicht in Anspruch genommen, sie
hätten keinen — dann nach privatrechtlichen Normen zu
beurteilenden — Stromlieferungsvertrag mit dem Werke ge-
schlossen, so daß keine vertraglichen Beziehungen zwi-
schen den Kläsern und dem Werke beständen.
„Abnehmer“ des Werkes war demnach die Privatfirma.
Sie leitete den ihr vom Werke gelieferten Strom weiter,
hatte also die Rolle einer Vertriebstelle fremden Stromes
für ein bestimmtes örtliches Verteilungszebiet. Dies ist
eine in der Elektrizitätswirtschaft durchaus gewöhnliche
Erscheinung, und Vertragszesner des Stromerzeugers ist
in derartigen Fällen regelmäßig derjenige, der die Umfor-
mung und Weiterleitung oder die Weiterleitung des erzeug-
ten Stromes schlechtweg zu den Verbrauchern unter-
nimmt. Bei der Frage, wer als Unternehmer eines der-
artigen Stromvertriebes anzusehen ist, bleibt es gleich-
gültig, wem das Grundstück gehört, von dem aus der Ver-
trieb stattfindet, ebenso wenig vermag etwa das Eigentum an
den Maschinen von ausschlaggebender Bedeutung zu sein.
Entscheidend ist vielmehr, wer nach außen sowohl dem
Stromproduzenten wie dem Verbraucher gegenüber im
eigenen Namen tätig wird. Und dieses war ohne Zweifel
im vorliezenden Fall die Privatfirma.
Endlich hatten die Kläzer das Abkommen zwischen
Werk und Privatfirma über die Neuordnung des Strom-
bezuges als ein unberechtigtes Eingreifen in das zwischen
ihnen, den Klägern, und der Privatfirma bestehende Ver-
tragsverhältnis gekennzeichnet. Es liege unerlaubte Hand-
lung des Werkes vor, die gemäß § 826 BGB. das Werk zum
Schadensersatz verpflichte.
Das Abkommen zwischen Werk und Privatfirma
wurde veranlaßt durch die bei dem Werk bevorstehende
Betriebsumstellung von Gleichstrom auf Drehstrom. Die
Privatfirma stand vor der Wahl, sich entweder einen Um-
former anzuschaffen, falls sie ihren Abnehmern Gleich-
strom weiterliefern wollte, oder Verhandlungen mit ihren
Abnehmern wegen der Umänderungen . und der Kosten-
übernahme einzuleiten, falls sie in Zukunft Drehstrom wei-
terleiten wollte. In beiden Fällen mußte sie mehr oder
weniger erhebliche Aufwendungen machen, während das
Abkommen mit dem Werke ihr eine Gegenleistung für die
Abtretung des Kundenkreises gewährte. Daß das Werk
mit Rücksicht auf die Abnehmer der Privatfirma, mit denen
es in einem Vertragsverhältnis nicht stand, dieses Abkom-
men ohne Verstoß gegen die guten Sitten nicht hätte treffen
dürfen, ist nach Auffassung des OLG. nicht ersicht-
lich, zumal das Werk noch darlegen konnte, daß wegen
Überlastung des Gleichstromnetzes in der Gegend der
Blockstation der Anschluß an das Drehstromniederspan-
nungsnetz aus technischen Gründen geboten gewesen sei.
Keineswegs läßt sich aus diesem Vorgehen des Wer-
kes — so führt das OLG. in den Gründen seines Urteils
wörtlich aus — ein mit den guten Sitten des geschäftlichen
Verkehrs im Widerspruch stehendes und daher zum Scha-
densersatz verpflichtendes Bestreben erblicken, dem Geg-
ner unter Mißbrauch einer Monopolstellung unbillige und
unverhältnismäßige Bedingungen aufzuerlegen. Es ist
nicht dargetan, daß das Werk bei Eingehung des Ab-
kommens sich bewußt war, daß die Kläger dadurch ge-
schädigt würden, und daß das Werk trotz dieses Bewußt-
seins mit Eventualdolus das Abkommen getroffen hat.
Dr. jur. C. v. dem Busch.
VEREINSNACHRICHTEN.
EV
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
stelle, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a Il, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02.
Jahresbeitrag der inländischen Mitglieder für 1930.
Der Mitgliedsbeitrag für das Jahr 1930 beträgt:
i. für persönliche inländische Mit-
glieder `, . . .. ZECHES
für Jungmitglieder
II. für korporative
glieder:
30 RM
15 Hi
inländische Mit-
1. Behörden, Schulen, wissenschaftliche Ver-
eine usw. .
2. Sonstige körperschaftliche Mitglieder, städt.
und staatl. Betriebe, auch Eltwerke, Privat-
firmen, offene Handelsgesellschaften, Ge-
sellschaften mit beschränkter Haftung,
Aktiengesellschaften usw., die beschäf-
tigen:
a) bis 50 Angestellte und Arbeiter . . . 50 „
b) von 51 bis 100 Angestellte und Arbeiter 75 „
36 RM
c) von 101 bis 250 Angestellte und Arbeiter 120 ,
d) von 251 bis 500 Angestellte und Arbeiter 150 „
e) von 501 bis 1000 Angestellte und Ar-
beiter . . z. as ee Ge. 00 n
f) von 1001 bis 2500 Angestellte und Ar-
beiter a e onn a a le re ne AO a
1586
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
24. Oktober 1929
g) von 2501 bis 5000 Angestellte und Ar-
beiter . 600 RM
h) von 5001 "bis 10 000 Angestellte und
Arbeiter . . 900 „
i) von 10001 bis "20 000 Angestellte und
Arbeiter . . . . 1500 4,
k) über 20 000 Angestellte und Arbeiter . 2400 „
Die Beiträge werden bis spätestens 15. No-
vember 1929 auf das Postscheeckkonto: Elektrotechni-
scher Verein, Berlin Nr. 133 02, erbeten, da sonst die ord-
nunzsmäßire Zustellung der ETZ über den 1. Januar 1930
hinaus nicht gewährleistet werden kann. Unsere aus-
ländischen Mitelicder erhalten besondere Mit-
teilung.
Vortragsreihe
des Elektrotechnischen Vereins in Gemeinschaft mit
dem Außeninstitut der Technischen Hochschule zu Berlin
über „Funktionentheorie und ihre Anwendung
in der Technik”.
I. Hauptteil: Mathematischer,dieGrund-
lagen der Theorie umfassender Teil.
28. Oktober bis einschl. 16. Dezember 1929,
Herr Professor Dr. R. Rothe (Technische Hochschule
Berlin).
Komplexe Zahlen und Veränderliche, Wesen und Be-
deutung. Analytische Funktionen. Cauchy—Riemannsche
Differentialeleichungzen. Zusammenhänge mit der Poten-
tinltheorio und der Strömungslehre. Gaußsche und Green-
sche Inteeralformel. Poissonsches Integral. Interral-
sätze im Komplexen. Unendliche Reihen, im besonderen
Potenzreihen. Taylorsche und Laurentsche Reihe. Nin-
eularitäten. Residuensatz. Anwendungen auf die Be-
rechnung bestimmter Integrale. Fouriersehes Integral.
Besselsche und andere Funktionen. Anwendungen auf das
Heavisidesche Operatorenverfahren und die Integration
der Telegrapheneleiehunz. Konforme Abbildung. Formel
von Christoffel und Schwarz. Riemannsche Flächen. —
Änderung vorbehalten.
I. Hauptteil: Technischer, die wichtig-
stenAnwendungenbehandelnderTeil.
1. 13.1. 1930: Herr Professor Dr. Schottky (Siemens
& Halske A.G.): „Aufbau elektrischer und magneti-
scher Felder aus Quellinien-Potentialen“ (Verstärker-
röhren, Elektrofilter; 'Transformatoren- und Genera-
toren-Probleme).
2. Am 20.1.1930: Herr Dr. Pohlhausen (Oberinge-
nieur der Siemens-Schuckertwerke A. Cl: „Zwei-
dimensionale Strömungsfelder”“ (Auftrieb und Zirku-
lation, Kutta-Joukowskvscher Satz. Strömung um den
Zylinder, Tragflügelprofile, Vergleich der Theorie mit
dem Experiment).
3. Am 27.1.1930: Uert Dr. E. Weber (Ingenieur der
Siemens-Schuckertwerke A.G.): „Feldausbildung an
Kanten“ (Elektrische und magnetische Felder, Fem-
peraturfelder, elastische Spannungsfelder).
4. Am 3. II. 1930: Herr Dr. Ollendorff (Privatdozent
der Technischen Hochschule Berlin): „Ausgleichs-
vorgänee in körperlichen Leitern“ (Komplexe Dar-
stellung von Stolsvorränren, Erwärmung von elektri-
schen Maschinen, Kurzschluß-Erwärmunz eines Ka-
nn Stoßströme in Maschinen mit Wirbelstrom-Läu-
ern).
D Am 10.11. 1930: Herr Professor Dr. Nöther (Tech-
nische Hochschule Breslau): „Wellenausbreitung in
homogenen und geschichteten Medien“ (Ausbreitung
im Raum und längs der Erdoberfläche; die Maxwell-
schen Gleichungen im geschichteten Medium [Heavi
side-Schicht] ).
6 Am 17.11.1930: Herr Professor Dr. Föttinger
(Technische Hochschule Berlin): „Strahlbildunz und
günstigste Randformen“ (Felder mit diskontinuier-
licher oder vorzeschriebener Vektorverteilung).
Zeit: Montag abends pünktlich 6% bis 8 Uhr.
Ort: Hörsaal Nr. 141 der Technischen Hochschule zu
Berlin.
Teilnehmerkarten: Zu haben
a) in der Technischen Hochschule, Zimmer Nr. 138,
b) im Elektrotechnischen Verein Berlin \W35, Potsdamer
Straße 118a H, Postscheckkonto: Berlin Nr. 133 02.
Der Preis für sämtliche Vorträge beträgt:
a) für Mitglieder des Elektrotechnisehen Vereins 16 RM
b) „ deutsche Studenten . 2. 2 2 2 22. 8n
c) „ andere Teilnehmer . . .. P a EEN
Karten für einzelne Vorträge werde nieht abgegeben.
„Fest der Technik“.
Die nachstehenden technisch-wissenschaftlichen Ver-
eine in Berlin veranstalten nach den guten Erfolgen der
vorhergehenden Jahre erneut, u. zw.
am Freitag, dem 8 November 1929,
8% Uhr abends, in sämtlichen Räumen
des Zoologischen Gartens zu Berlin
das
„Fest der Technik“
und laden hierdurch zur Teilnahme ein.
Das Fest hat den Charakter eines repräsentativen
Balles: bestimmungszemäß wird sein Überschuß den Ver-
einen für Unterstützungen zugeführt.
Anzug: Herren: Gesellschaftsanzug, Frack:
Damen: Gesellschaftskleid.
Musik: Kapelle Kermbach.
Tombola: Reichhaltiz mit wertvollen Gewinnen.
Eintrittskarten für Vereinsmitelie-
der, deren Angehörige und eingeführte
Gäste kosten 10 RM, werden auf den Namen ans-
gestellt und können nur vor dem Fest durch die
(ieschäftstellen der veranstaltenden Vereine bezogen
werden.
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin. — Anto-
mobil- und Flugtechnische Gesellschaft Technisch-Wissen-
schaftliche Vereinigung e. V. — Berliner Bezirksverein Dent-
scher Ingenieure. — Bezirksverein Groß-Berlin und Mark
des Vereins Deutscher Chemiker. — Bund Deutscher Archi-
tekten, Landesbezirk Brandenburg. — Deutsche Beleuchtunes-
Geert he Gesellschaft e. V. — Deutsche Gesellschaft für Ban-
inzenieurwesen. — Deutsche Gesellschaft für Metallkunde
e.V. — Dentsche Gesellschaft für technische Physik e.V.
Deutsche Keramische Gesellschaft e. V. — Deutsche Maschi-
nentechnische Gesellschaft. — Deutscher Kälte-Verein. —
Elektrotechnischer Verein e.V. — Gesellschaft Deutscher
Metallhütten- und Bergleuta e. V. — Heinrich-Hertz-Gesell-
schaft zur Förderung des Funkwesens. — Märkischer Verein
von Gas- und Wasserfachmännern. — Reichsbund der höheren
technischen Beamten e. V. — Reichsbund Deutscher Technik
e. V. — Schiffbauteehnische Gesellschaft. — Verband der Zen-
tralheizunes-Industrie e.V. — Verband Deutscher Patent-
anwälte. — Verein Deutscher Eisengießereien, GießBereiver-
band. — Verein Deutscher Gießereifachleute. — Verein Deut-
scher Heizungs-Ingenieure, Bezirk Berlin, e. V. — Wissen-
schaftliche Gesellschaft für Luftfahrt e. V.
1. Da jedem der veranstaltenden Vereine nur eine
beschränkte Zahl von Eintrittskarten zuge-
teilt wird, empfiehlt es sich, die Karten bei der
Geschäftstelle des E lektrotechnischen
Vereins (Berlin W35, Potsdamer Str.118alID
umgehend zu besorgen.
2. Die Eintrittskarten werden gegen Barzah-
lung oder Einsendung des Betrages auf
das Postscheekkonto: Elektrotechnischer
Verein, Berlin Nr. 13302 auszehändiet.
3. Gastkarten werden bei Vermittelung von Mit-
gliedern des Elektroteehnisehen Vereins ausgegeben.
4. Plätze können unter Vorzeigung der Eintritt--
karten bei der Geschäftstelle des „Fest der Technik“ im
Inzenieurhaus, Friedriech-Ebert-Straße 27, vorausbestellt
werden.
F.lektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär:
Pr. Schmidt.
Einladung
zur Fachsitzung für den Bau und Betrieb von Elektrizi-
tätswerken am Dienstag, dem 29. Oktober 1929, 8 Uhr
abends, in der Technischen Hochschule zu Charlottenburg,
EB Hörsaal Nr. 301.
Tazesordnune:
Vortrag des Herrn Dipl.-Ing. W. Tama, Direktor
der Hirseh, Kupfer- und Messingwerke A.G. in Finow
(Mark) über:
„Die Verwendung von Kondensatoren
zum Zwecke der Verbesserung des Lei-
stune<faktorsin Starkstromnetzen unter
besonderer Berücksichtigung der prak
tischen Erfahrungen bei den Hirsch,
Kupfer- und Messinewerken A.G, Finow
(Mark).
24. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 43
1567
Inhaltsangabe:
Es wird die Bedeutung der Phasenverbesserung für
die Tarifbildung der Elektrizitätswerke beleuchtet. Als
neues Mittel zur Verbesserung des Leistungsfaktors im
großen Maßstabe ist der elektrostatische Kondensator
heute so weit entwickelt, daß seine Einführung empfohlen
Elektrische Maschinen
Maßbezeichnungen
Maschine mit 2 Schildlagern und freiem Wellenstumpf -
Form B3 DIN VDE 2950
Maschine mit 2 Schildlagern und 2 freien Wellen-
stümpfen
werden kann. In den Walzwerksanlagen der Hirsch,
Kupfer- und Messingwerke A.G. Finow (Mark), sind
in den letzten drei Jahren umfangreiche Versuche zur
Einführung von Kondensatoren gemacht worden. Heute
hat dieses Werk bereits über 2500 kVA an Kondensatoren
der verschiedensten Größen und für Spannungen von
380 V bis 10000 V praktisch erprobt. Die statischen Kon-
(Normblattentwurf VDE 2939 Blatt 1 zu S. 1568.)
Noch nicht endgültig D i N
Entwurf 2
VDE 2939
Elektrotechnik Blatt 1
Maschine mit 2 Schildlagern Form B3 DIN VDE 2950
mit Riemenscheibe auf Spannschienen
Maschine mit 2 Stehlagern, freiem Wellenstumpf und Grundplatte Form D 5 DIN VDE 2950 mit Riemenscheibe
Maschine mit 2 Stehlagern, 2 freien Wellenstüämpfen und Grundplatte mit Riemenscheibe
a a. der Befestigungslöcher des Gehäuses in Achs-
richtu
a, Cy Abstand der Befestigungslöcher der Grundplatte von
Mitte Maschine in Achsrichtung
b Abstand der Befestigungslöcher des Gehäuses oder der
Grundplatte quer zur Achsrichtung
c Fußstärke oder Grundplattenhöhe
d dı Durchmesser der Wellenstümpfe (d auf der Antriebseite,
d, auf der Bürstenseite)
e Länge des Fußes oder der Grundplatte in Achsrichtung
f Breite des Fußes oder der Grundplatte quer zur Achs-
richtung
g Größter Durchmesser der Maschine
Achshöhe, d. h. Unterkante Fuß oder Unterkante Grund-
` platte bis Mitte Welle z
LD Mitte Befestigungslöcher bis Wellenende
KK Gesamtlänge der Maschine mit 1 oder 2 Wellenstümpfen
k, k} Gesamtlänge der Maschine mit Riemenscheibe und 1 oder
2 Wellenstümpfen
lli Länge der Wellenstümpfe (l auf der Antriebseite, lı auf
der Bürstenseite)
m Länge der Auflage des Fußes in Achsrichtung
n Breite der Auflage des Fußes quer zur Achsrichtung
0 Mitte Maschine bis Außenkante Lager auf Bürstenseite
D Gesamthöhe, d. h. Unterkante Fuß o. Unterkante Grund-
platte bis höchsten Punkt der Maschine
q q, Mitte Maschine bis Wellenenden
S Durchmesser der Befestigungslöcher des Fußes oder der
Grundplatte
t ti Unterkante Welle bis Oberkante Paßfeder
u u, Breite der Paßfeder
w Ausladung des Anschlußkastens
B Breite der Riemenscheibe
: D Durchmesser der Riemenscheibe
E Abstand der Befestigungslöcher der Spannschienen in
Achsrichtung der Maschine
H Höhe der Spannschienen
M Breite der Spannschienen
N Länge der Spannschienen
Q Durchmesser oder Seitenlänge des Fundamentloches
R Abstand der Befestigungslöcher der Spannschienen quer
zur Achsrichtung der Maschine
T Tiefe des Fundamentloches
V Größte Verschiebung der Maschine auf Spannschienen
X Durchmesser der Befestigungslöcher der Spannschienen
Y Länge der Spannschraube einschließlich Kopf
Z Mitte Befestigungslöcher der Maschine bis Innenkante
Riemenscheibe. (Bei Verbreiterung der Riemenscheibe
bleibt Z unverändert, während k> und k3 sich ändern.)
Oktober 1929
Verband Deutscher Elektrotechniker E. V.
Forts. Blatt 2
1568
densatoren spielen ferner eine wichtige Rolle beim Bau
und Betrieb von Hochfrequenz-Schmelzöfen.
Gäste willkommen!
Nachsitzung im „Grand-Hotel am Knie“ in Charlotten-
burg, Bismarckstraße 1.
Fachausschuß
für den Bau und Betrieb von Elektrizitätswerken.
Der Vorsitzende:
Dr. Rehmer.
Elektrische Maschinen
Maßbezeichnungen
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
24. Oktober 1929
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftstelle: Berlin W 67, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B 1 Kurfürst Nr. 5802-44.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
. Kommission für Maschinen und
Transformatoren
Die Kommission gibt nachstehend eine durch das
Komitee für mechanisch-technische Fragen bearbeitete
Erweiterung des Normblattes
(Normblattentwurf VDE 2939 Blatt 1 auf S. 1567.)
Noch nicht endgültig
Entwurf 1
VDE 2939
Blatt 2
Flanschmotoren Form B5 und V1 bis V4 DIN VDE 2950
Innenzentrierung Í
ausnahmsweise zulässig
nach DIN VDE2941 q
Kegeln k
Se
DIN VDE 2702
Kegel 1:10
15. Ke
WG WI
d
la- lı-
Flanschmotoren mit Fuß
| Se
La.
SIb |
! —
Innenzentrierung
ausnahmsweise zulässig
a Abstand der Befestigungslöcher des Gehäuses in Achs-
richtung
Qı Durchmesser des Befestigungsflansches
b Abstand der Befestigungslöcher des Gehäuses quer zur
Achsrichtung
db, Durchmesser des Zentrierrandes des Befestigungsflan-
sches
Də Durchmesser der Zentriereindrehung des Befestigungs-
flansches |
c Fußstärke
Cı Stärke des Befestigungsflansches l
d d Durchmesser der Wellenstümpfe (d auf der Antriebseite,
d, auf der Bürstenseite)
d, d, Durchmesser der kegeligen Wellenstümpfe am dünnen
Ende (d, auf der Antriebseite, d, auf der Bürstenseite)
d d; Durchmesser der Gewindezapfen am kegeligen Wellen-
stumpf (də auf der Antriebseite, d; auf der Bürstenseite)
e Länge des Gehäusefußes in Achsrichtung
e Lochkreisdurchmesser des Befestigungsflansches
f Breite des Gehäusefußes quer zur Achsrichtung
fı Höhe des Zentrierrandes
fa Tiefe der Zentriereindrehung
g Größter Durchmesser der Maschine
Oktober 1929
Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
h Achshöhe, d. h. Unterkante Fuß bis Mitte Welle
ti Abstand von der bearbeiteten Fläche des Flansches
bis Ende Wellenstumpf
k kı Gesamtlänge der Maschine mit 1 oder 2 Wellenstümpfen
l Länge des Wellenstumpfes auf der Antriebseite zylindrisch
oder kegelig
l Länge des Wellenstumpfes auf der Bürstenseite zylindrisch
oder kegelig
GG Länge des kegeligen Wellenstumpfes (l auf der Antrieb-
seite, l} auf der Bürstenseite)
m Länge der Auflage des Fußes in Achsrichtung
n Breite der Auflage des Fußes quer zur Achsrichtung
o Mitte Maschine bis Außenkante Lager auf Bürstenseite
p Gesamthöhe, d. h. Unterkante Fuß oder Unterkante
Gehäuse bis höchsten Punkt der Maschine
d di Mitte Maschine bis Wellenenden
$ Durchmesser der Befestigungslöcher des Fußes
Sn Durchmesser der Befestigungslöcher des Flansches
t ti Unterkante Welle bis Oberkante Paßfeder zylindrisch
oder kegelig
u U, Breite der Paßfeder zylindrisch oder kegelig
w Ausladung des Anschlußkastens
Forts. Blatt 3
24. Oktober 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43 15869
Noch nicht endgültig DIN
Elektrische Maschinen Entwurf 1
Maßbezeichnungen VDE 2939
Elektrotechnik Blatt 3
Polier- und Schleifmotor ohne Anlasser
h;
h3 =
q3 |
Hegel1:6 |
= F ei
| LG nach DIN VDE 4500
| a
[ RA WEE 0, su —
Ä ~ | 2 nach DIN VDE4S00
v Z; d H dl ai | a
{ L Wir dee
l Ezona
Polier- und Schleifmotor mit Anlasser
l li Länge der freien Wellenstümpfe
I
a Abstand der 'Befestigungslöcher des Gehäuses oder des
Sockels in Achsrichtung
b Abstand der Befestigungslöcher des Gehäuses oder des
Sockels quer zur Achsrichtung
€C Fußstärke des Gehäuses oder Sockels
d Durchmesser der Gewindezapfen
dı Durchmesser der Kegel der festen und auswechselbaren
Polierspitzen am dünnen Ende
e Länge des Gehäusefußes bzw. des Sockels in Achsrichtung
f Breite des Gehäusefußes bzw. des Sockels quer zur Achs-
richtung
d Größter Durchmesser der Maschine
h Achshöhe, d. h. Unterkante Fuß oder Unterkante Sockel
bis Mitte Welle
k; Gesamtlänge der Maschine mit 2 Wellenstümpfen mit
Gewindezapfen
ka Gesamtlänge der Maschine mit 1 kegeligem Wellenstumpf
und 1 Wellenstumpf mit Gewindezapfen
k, k; k; kg siebe Bemerkung unter l
Oktober 1929
Verband Deutscher Elektrotechniker E. V.
lə Länge der Gewindezapfen an den freien Wellenstümpfen
Le Länge des kegeligen, festen Wellenstumpfes
l, Länge des Kegels
ls Länge der auswechselbaren Polierspitze mit Gewinde-
zapfen
ls Länge der auswechselbaren Polierspitze mit Kegel
lı Länge des Kegels an der auswechselbaren Polierspitze
Entsprechend den verschiedenen Maßen l 2; L Je werden
kı k3 k; Ks und du da 95 und de gebildet
m Länge der Auflage des Fußes in Achsrichtung
n Breite der Auflage des Fußes quer zur Achsrichtung
o 0, Mitte Maschine bis Außenkante Lager
D Gesamthöhe, d. h. Unterkante Fuß oder Unterkante Sockel
bis höchsten Punkt der Maschine
d di q3 qs de Mitte Maschine bis Wellenenden
S$ Durchmesser der Befestigungslöcher des Motors oder des
Sockels
w Ausladung des Anschlußkastens
Forts. Blatt 4
1570
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
24. Oktober 1929
A E
Oli ZS
oO
SE
S S
Z x
S a
P-
S
2
Motorgenerator MG 5 DIN VDE 2950
Elektrische Maschinen
Maßbezeichnungen
DINVDE2939 Elektrische Maschinen.
Malbbezeichnuneen
bekannt.
Während das Blatt 1 im wesentlichen mit dem Inhalt
des bisherigen Normblattes DIN VDE 2939 vom November
1924 übereinstimmt, stellen die Blätter 2, 3 und 4 eine
völlig neue Erstveröffentlichung dar. Bezüglich der Form-
bezeichnung der Maschinen wird auf das XNormblatt
Motorgenerator MG 2 DIN VDE 2950 und MG 3 DIN VDE 2950
bis höchsten Punkt des
Unterkante Grundplatte
Maßeintragung, sinngemäß MG 5 DIN VDE 2950
Abstand der Befestigungslöcher der Grundplatte quer zur Achsrichtung
Verband Deutscher Elektrotechniker E. V.
Abstand der Befestigungslöcher der Grundplatte in Achsrichtung
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Mitte Motor bis Außenkante Lager auf Bürstenseite
Durchmesser der Befestigungslöcher der Grundplatte
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Mitte Generator bis Mitte Motor
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DIN VDE 2950 „Elektrische Maschinen. Formen“ ver-
wiesen. .
Kinsprüche gegen die vorliegenden Entwürfe sind bis
längstens zum 1. Dezember 1929 in dreifacher Aus-
fertizung an die Geschäftstelle des VDE zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
i Der Generalsekretär:
P.Schirp
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechn. Gesellschaft, Hannover. 29. X. 1929, abds.
Rh, Hörsaal 42 der T.H.: Lichtbildvortrag Ing. Loke,
„Neuzeitl. Antriebe von Werkzeugmaschinen für Metall- und
ITolzbearbeitung“.
Elektrotechn. Verein Leipzig. 29. X. 1929, abds. 8h,
Hotel Sachsenhof, Lichtbild- u. Filmvortrag Obering. Nul-
lau, „El. Antriebsausrüstungen für Druckereimaschinen“.
Elektrotechn. Verein München. 23. X. 1929, abds. 8h,
Hörsaal 848 der T. H.: Liehtbildvortrag Obering. Grün-
wald, „Die Tardo-Sicherung“. :
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Betriebsingenieure,
Berlin. — Vortragsreihe über Kontrollen der Betriebswirt-
schaft, abds. 7% h, Saal EB 301 der T. H. Berlin:
31. X. 1929: E. Th. Bickel, „Lagerkontrolle“.
14. XI. 1929: Dipl.-Ing H. Gräßler, „Mengen-
kontrolle der Rohstoffe und in der Fertigung“.
l 28. XI 1929; Dr. F.H. Zschacke, „Kontrolle dureh
Wiegen".
12. XII. 1929: Prof. Dr.-Ing. G. Keinath, „Kontrolle
der Energiemengen“ a) Stromverbrauch im Betrieb, b) Wärme-
wirtsehaft.
16. 1. 1930: Prof. Dr.-Ing. F.H. Schulz, „Werkstoff-
kontrolle (Materialprüfung)“.
13. IL 1930: Dr.-Ing. B. Buxbaum, „Kontrolle des
Zustandes und der Ausnutzung von Maschinen und maschinel-
len Einrichtungen“.
27. 11. 1930: Kontrolle der Genauigkeit von Werkstücken
in bezug auf Maße und Gewichte".
27. HI. 1930: Dr.-Ing. K. H. Fraenckel, .„Zeitkon-
trolle im Betrieb“.
10. IV. 1930: Dr.-Ing. ©. Kienzle, „Kontrolle der
Wertumsätze durch Haushaltpläne“. Zusatumenfassung.
Teilnehmerkarten sind bei der Geschäftstelle der ADR.
Berlin, Ingenieurhaus, oder am Saaleingang erhältlich. Preis
der Karte für sämtliche Vorträge: für eingeschriebene Mit-
arbeiter 5 RM, für Gäste 10 RM, fir einzelne Vorträge 1,50 RM.
LITERATUR.
Besprechungen.
Gleichstrom-Dynamomaschinen. Von Prof.
Cl.Schenfer 2. Aufl. Teil 1 mit 203 Abb. u. 188 S,
Teil 2 mit 231 Abb., 2 Tab. u. 264 S. in 4°. Staatsverlar
Moskau 1927/28. Preis geb. Teil 1 3,75 Rbl, Teii 2
4,35 Rbl.
Der durch seine zablreichen Arbeiten auf dem Gebiete
des Dynamobaues bekannte Verfasser legt ein Lehrbuch
über Gleichstrommaschinen in zwei Teilen vor, das für
Hochschulen bestimmt ist. Im ersten Teil auf 184 Seiten
wird die Theorie der Gleichstrommaschine behandelt: ihre
Ankerwieklungen, der magnetische Kreis, die Ankerrück-
wirkung, die charakteristischen Kurven und sehr ausführ-
lich die Kommutierung. Im zweiten Teil auf 258 Seiten
wird die Arbeitsweise, das Anlassen und die Drehzahl-
rexrelung der Gleichstrommotoren, Parallelarbeiten der
Gleichstromzeneratoren, die Gleichstromspezialmaschineu
u. a. beschrieben. Zum Schluß wird die Berechnung der
Gleichstrommaschine auseinandergesetzt und an einem Be-
reehnungsbeispiel sehr ausführlich der Berechnungseanz
vorgeführt.
24. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
1571
Der Verfasser hat es sich zur Aufgabe gemacht, den
behandelten Stoff dem Studierenden leicht zugänglich zu
machen, und hat die Aufgabe vortrefflich gelöst. Durch
zahlreiche, sonst in den Lehrbüchern nicht übliche Abbil-
dungen und einfache Überlegungen werden dem Studieren-
den die Schwierierkeiten aus dem Were geräumt, über die
er normalerweise stolpert. Es sei z. B. hingewiesen auf
die Abb. 62, die den Verlauf und Größe der Streuung der
Gleiehstrommaschine erläutern soll, auf die Abb. 67 und
die Oszilloeramme 68 ... 70, die die Ankerrückwirkun: klar
machen sollen, auf die Abb. 108, die die Flüsse des Wende-
polkreises behandelt u. dgl. In seiner ganzen Art stellt
das Werk etwas Einzirartires dar, indem es durch Ver-
gleiche und Analorien gerade die schwierigsten Begrifre
einfach und klar macht. Die Klarheit, welche dieses Werk
vorteilhaft von vielen anderen, denselben Stoff behandeln-
den Werken unterscheidet, macht es zu einem schr zuten
Hilfsmittel beim Studium der Gleichstrommnaschine. Nicht
nur dem Lernenden, sondern aueh dem Lehrenden kann das
Werk warm empfohlen werden. Dr. Liwschitz.
Discussion of the National Electrical Sa-
fety Code. (Handbook series of the Bureau of Stan-
dards, Nr. 4.) Mit 32 Fig. i. Text, VI u. 338 S. in 8".
Verlag United States Government Printing Office,
Washington 1928. Preis geb. 1 $.
Das Buch vertritt ungefähr die Stelle der in Deutsch-
land zu den Vorschriften des VDE herausgegebenen „Er-
lauterungzen“ Es ist vom Bureau of Standards herausge-
geben, und nur das Vorwort trägt die Unterschrift des
Direktors George R. Burgess. Die Vorschriften
selbst sind nicht mit abgedruckt; aber die einzelnen Ab-
sehnitte sind gleichlautend mit denen der Vorschriften
betitelt. Dementsprechend beziehen sich die fünf Teile
auf: 1. Errichtung und Unterhaltung von Elektrizitäts-
werken, 2. Errichtung und Unterhaltung von oberirdi-
schen und unterirdischen Speiseleitungen und Netzen,
a, Krrichtung und Unterhaltung von Verbrauchsanlagen,
4. Betrieb von elektrischen Kinriehtungen und Leitungen,
5. Radioanlagen.
Die einzelnen Erörterungeen erklären den Zweck der
jeweils erläuterten Vorschrift und gehen vielfach auf die
physikalischen Vorgänge ein, die dabei ins Spiel treten.
Zum Teil sind beispielsweise Maßbestimmungen als An-
haltspunkte für die Ausführung gegeben. Im allgemeinen
ist aber vermieden, die Vorschriften selbst durch weiter-
rehende Bestimmungen einzuengen oder auf bestimmte
Ausführungsformen festzulegen. Vielmehr tritt vielfach
die Absicht hervor, dem sachverständigen Ermessen einen
wohlverstandenen Spielraum zu lassen. Anderseits heißt
es auf S. 2: „Es können Fälle vorkommen, wo richtige
Überlerung zu schärferen Maßnahmen führt, als sie in den
Vorschriften gefordert sind, wenn ein angemessener Grad
von Sicherheit gewährleistet werden soll.”
In ähnlichem Geist ist auf S. 91 gesagt: „Man hat es
für richtiger gehalten, vernünftige und mäßige Forde-
rungen zu stellen, die allgemein erfüllbar sind, als ideale
Anforderungen, die so streng sind, daß sie in vielen Fäl-
len nicht erzwungen werden können.“
Viele derartige äußerst richtig und wiehtire Sätze
finden sich in dem Buche neben mancherlei praktisch
wertvollen Einzelheiten. Leider verbietet es der Raum,
noch mehr Beispiele anzuführen, Das Buch zeigt deut-
lieh, dah man in Amerika eifrig bestrebt ist. die Sieher-
heit der Anlagen nicht in erster Linie von einer gehäuf-
ten Zahl strenger Finzelvorschriften zu erwarten, son-
dern von vertiefter Unterweisung über ihren Zweck und
von vertieften Verständnis der in den Vorschriften ent-
haltenen Weisungen. CL. Weber Tt,
Navigational wireless Von S. H. Lone Mit
162 Textabb., NE u. 161 S. mg Verlag von Chapman
AS Hall, Ltd, London 1927. Preis geh. 12,6 s.
Dies Buch ist offenbar durch das 1% Jahr früher er-
schienene von Leib—Nitzsche, Funkpeilungen, Ber-
lin 1926, 210 S.. 195 Abb., angeregt worden, das ihm im
wesentlichen als Vorlage gedient hat. Beide Bücher sind
aus dem Bedürfnis entstanden, den Funktechnikern und
den Nautikern, die beide an dem Gerenstand interessiert
ind, die nötigen Erläuterungen auch über die jedem we-
niger zeläufize Seite der Sache zu geben. So gliedern sich
die Bücher in technische und nautische Abschnitte. Im
enelischen Buch behandeln die fünf ersten Kapitel Funk-
technik, u. zw. Allgemeines aus der Klektrizitätslehre
(Kap. 1): Gitterröhren (Kap. 2); Ausbreitung und Emp-
fang der Funkwellen, Achter-Diagranın des Peilrahmens
und Seitenbestimmungz im Herz-Diagramm (Kap. 3): Rieht-
sender (Telefunkenkompaß), Robinsonscher Sender, Mar-
conis Strahlwerfer) und Richtempfängzer (mit Doppel-
rahmen nach Robinson, mit einfachem Rahmen nach
Koster und Dunmore, Bellini, Siemens-Brothers und Tele-
funken) (Kap. 4); Angaben über Einbau an Bord (Kap. 5).
Die gleichen Systeme sind im Leib—Nitzsche beschrieben;
nur fehlt hier die im Longschen Buche am ausführlichsten
beschriebene Apparatur von Sienens, die aber der deut-
schen Telefunkenkonstruktion im wesentlichen gleicht.
Kap. 6 geht mit der Lehre über die durch das Schiff
hervorgerufene Funkfehlweisungz in das Grenzgebiet zwi-
schen Funktechnik und Nautik, während dieser die letzten
Kapitel zewidmet sind: Merkator- und znomonische Karte
(Kap. 7); nautische Verwendung der Funukpeilungen
(Kreuzpeilung, Zielfahrt, Ortung) (ban Bi: Eintragung der
Peilunsen in Seekarten (Kap. 9); Peilstörungen (Kap. 10).
Ein Sehlußkapitel spricht über Navirationshilfen im Nebel
wie Funkbaken, Abstandsbestimmung durch Funk und
Schall und Echolote. Das englische Buch ist etwas kürzer
gehalten als das deutsche, das manche Abschnitte gründ-
licher behandelt. Der elektrische Teil der Aufsabe scheint
dem englischen Verfasser besser gelegen zu haben als der
nautische, in welchem man einzelne Entrleisungen findet,
wie die Darstellung der Merkatorproiektion als eine per-
spektivische Abbildung der Kugel aus ihrem Zentrum auf
den im ÄAquator berührenden Zylinder, die Angabe, die
Loxodromen seien in der znomonischen Karte Kreisboren
oder beim Maurerschen Diagramm zur Beschiekung einer
Funkpeilunz auf Merkatorpeilunz Kinführunz des Brei-
tenunterschieds, wo ein Längenunterschied in Betracht
kommt. Bezüglich der heute stark bezweifelten soxenann-
ten Küstenbrechunz der Funkstrahlen wird noch eine voll-
kemmene Analogie zur Lichtbrecehunz angenommen. In-
teressant ist die Theorie des Nachteffekts nach Eekersley.
Im ganzen ist anzunehmen, daß das Buch seinen
Zweck, den englischen Funktechnikern und Nautikern dir
Funkpeilung verständlich zu machen, erfüllt, ebenso wie
es in Deutschland das Buch von Leib und Nitzsche tut.
H. Maurer.
Preußische Wasserbenutzungsrechte, er-
worben durch unvordenkliche Verjährung, Ersitzung oder
Verleihung staatlichen Regals. Von Rechtsanwalt Dr. L.
Sternberg. (Mitt. d. Dt. Wasserwirtschafts- u. Was-
serkraft-Verbandes E. V. 1928, II. 23.) Mit 42 S. in &.
Zu bez. durch d. Verbandsgeschäftstelle: Bln.-Halensce,
Joachim-Friedrich-Str. 50. Preis geh. 2 RM.
Die Schrift behandelt die Wasserbenutzungsrechte, er-
worben durch unvordenkliche Verjährung, Ersitzung oder
Verleihung staatlichen Regals im Geltungsbereich des
preußischen Wasserresetzes vom 7. IN. 1913. Es werden also
die drei wichtigsten Arten der sog. titulierten Rechte er-
örtert, u. zw. in ihrer rechtshistorischen Entwicklung, ihrer
gegenwärtigen Bedeutung und in ihrer Beurteilung durch
die Rechtsprechung und das Schrifttum.
Wasserstreitsachen gehören anerkanntermaßen zu den
Prozessen, die langwierig und kostspielig zu sein pflegen
und insbesondere auch hinsichtlich der Beweisführung über
die Berechtigung der geltend gemachten Ansprüche sehr
genaue Kenntnisse der Eirentimlichkeiten des Wasser-
rechts verlangen. In dieser Beziehung gibt die Schrift
wertvolle Aufklärungen und wird dem Leiter eines Wasser-
triebwerke= manche nutzbrinzenden Kenntnisse vermitteln.
v.demBuseh.
Praktische Infinitesimalrechnune. Von F.
F. P. Bisaere. Berecht. deutsche Ausg. unt. Mitwir-
kung v. Prof. Dr. E. Trefftzr heraus. v. Dr. E. Kö-
nig. Mit 108 Abb. u. 5 Bildnistaf,, XI u. 364 S. in an,
Verlag B. G. Teubner, Leipzig und Berlin 1929. Preis
geb. 18 RM.
Das Buch führt in die Infinitesimalrechnung mit prak-
tischen Zielen ein; es ist ganz elementar und anschaulich
gehalten und erfordert nur geringe Vorkenntnisse. Die
theoretischen HTrörterunsen, an Beispiele anknüpfend,
legen den Hauptwert auf Einfachheit und Faßlichkeit. Auf
die unendlichen Reihen wird in dem elementaren Buche
nicht eingegangen. Die zahlreichen Anwendungen ent-
stammen den Gebieten der Mechanik, der Elektrizität, der
physikalischen Chemie, der Thermodynamik. Die Auswahl
der Cbungen unterliegt dem Gesichtspunkt der systemati-
schen Vollständigkeit, wird aber anderseits nicht unnötig
ausgedehnt. Von den sämtlichen Aufgaben sind im Inter-
esse des Selbststudiums die Ergebnisse, von den schwie-
rigen aueh die Lösunesmethoden mitgeteilt. Aufnahme
der Bilder und Lebensläufe berühmter Wissenschaftler soll
menschliche Anteilnahme erwecken. Als erste Einführung
kommt das Buch für die Studierenden der Natur- und
Inzenieurwissenschaften sehr wohl in Frage.
Fender.
1572
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 43
24. Oktober 1929
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Zusammenschluß in der deutschen Schwachstrom-
industrie. — Nach Mitteilung des Berl. Tagebl. ist beabsich-
tigt, die Aktienmajoritäten der Mix & Genest A.G., der
Ferdinand Schuchhardt, Berliner Fern-
sprech- u. Telegraphen-Werk A.G. und der
Süddeutschen Telefon-Apparate- Kabel-
und Drahtwerke A.G., Nürnberg, in einer Holding-
gesellschaft zusammenzufassen. Die International
Telephone & Telegraph Co., die bereits die Aktien-
mehrheit yon Schuchhardt besitzt, wird den in dem neuen
Unternehmen vereinigten Gesellschaften ihre gesamten Pa-
tente zur Verfügung stellen und für ausreichende Finanzie-
rungsmöglichkeiten sorgen. Das Aktienkapital der Holding-
gesellschaft soll 20 bis 30 Mill RM betragen, während
das der Mix & Genest A. G. (AEG-Konzern) z. Z. 16 Mill RM,
das der Süddeutschen Telefon-Apparate-, Kabel- und Draht-
werke 3Mill RM und das der Schuchhardt A.G. 1,75 Mill. RM
ausmacht. Die zum Felten & Guilleaume-Konzern gehörende
Nürnberger Gesellschaft wird an dem Zusammenschluß nur
mit ihrer soeben als Süddeutsche Apparatefabrik G. m. b. H.
(SAF) abgezweigten Fernsprechabteilung teilnehmen, aber
nicht mit der Kabelabteilung und Radio G.m.b.H. Die ge-
plante Vereinigung soll ein enges Zusammenarbeiten der be-
teiligten Gesellschaften in organisatorischer und betrieb-
licher Hinsicht herbeiführen und vor allem den starken Wett-
bewerb mildern, der die Lage der deutschen Schwachstrom-
industrie bisher überaus ungünstig beeinflußt hat. Wie das
Berl. Tagebl. schreibt, wird daran gedacht, auch eine Reihe
weiterer Schwachstromunternehmungen in die Kombination
einzubeziehen. Es handelt sich hier um eine im einzelnen
noch nicht ganz feststehende Transaktion von großer Bedeu-
tung, die sich bei dem Einfluß der AEG und vor allem des
mächtigen amerikanischen Partners (rd. 143 Mill. $ Aktien-
kapital) auf die neue Holdinggesellschaft u. U. sehr weit-
gehend auswirken kann.
FElektrotechnischer Außenhandel der V.S. Amerikat.
—- Die Ausfuhr elektrischer Maschinen, Apparate und Zu-
hohörteile hat im Mai 1929 mit 11158916 $ den Wert des
vorjährigen Parallelmonats (9 857 545 $) um 1 301 373 $ oder
13% übertroffen. Bemerkenswert höhere Werte ergaben sich
für Teile und Zubehör von Motoren, Radiogerät, Telegraphen-
und Fernsprechapparate, Zündsysteme, Innenbeleuchtungs-
material und für nicht weiter spezifizierte elektrische Vor-
richtungen, während u.a. Starkstromschalttafeln, Bahnmoto-
ren, industrielle Lokomotiven und Staubsauger an Wert ein-
gebüßt haben. Die Lieferungen der Union betrugen im Be-
richtsmonat nach Europa 1981586 $ (England: 568 947 $,
Spanien: 251 223 $, Deutschland: 229 146 En. nach der west-
lichen Halbkugel 6 565 286 $ (Kanada: 3 449509 $, Argenti-
nien: 765 697 $, Mexiko: 600 753 $) und nach Asien, Afrika
und Ozeanien 2612044 $ (Australien: 698359 $, Japan:
457 008 $, China: 436 816 $).
Auf das mit Juni abgeschlossene erste Halbjahr
1229 entfällt ein Ausfuhrwert von 70788339 $, da 33%
mehr als auf die gleiche Periode des Vorjahres (53 266 866 $).
Die Zunahme verteilt sich weitgehend auf die verschiedenen
Erzeugnisse und war besonders bemerkenswert bei Akkumu-
latoren und kleinen Batterien, Transformatoren mit Aus-
nahme der Krafttransformatoren über 500 kVA, Elektrizitäts-
zihlern, Kleinsten und stationären Motoren unter 200 PS, Zu-
behörteilen zu solchen Triebwerken, Radio-, Telegraphen-
und Fernsprechgerät, Zündsvstemen, Beleuchtungsmaterial.
nicht näher bezeichneten elektrischen Apparaten, Porzellan-
und Glaswaren sowie bei isolierten Leitungen aus Kupfer. Der
Export von Kühlvorrichtungen bewertete sich zu 6,256 Mill $.
Gegen das 1. Halbjahr 1927 zurückgegangen ist u.a. die Aus-
fuhr von Krafttransformatoren, Umformern, Starkstromschalt-
tafeln, Bahnmotoren und elektrischen Lokomotiven sowie
von Staubsaugern, Ofenelektroden.
Vorgänge im Ausland. — Der Verwaltungsrat der A.G.
Brown, Boveri & Cie., Baden (Schweiz), hält es mit
Rücksicht darauf, daß sich in der Elektroindustrie Deutsch-
lands. Englands und Frankreichs das Eindringen fremden, be-
sonders amerikanischen Kapitals bemerkbar mache und ans-
ländische Einflüsse um die Herrschaft kämpfen, für seine
Pflicht, rechtzeitig Sicherungen gegen eine Überfremdung zu
treifen. Er hat infolgedessen beantragt, das Aktienkapital
von 39,20 auf 47.04 Mill Fr durch Ausgabe von 112 000 Na-
mensaktien B mit je 70 Fr Nennwert zn erhöhen, die dasselhe
Stimmrecht besitzen wie die bisherigen 350 Fr-Aktien und
restlos den alten Aktionären zum Bezug angeboten werden
sollen. Der Verwaltungsrat verlangt aber fiir sich das Recht,
die Übertragung dieser B-Aktien auf neue Besitzer ohne An-
q vd EL World Bd. 94, 1929, 8. 309, 497. Vgl. ETZ 1928, 8. 1460; 1929,
gabe von Gründen zu verweigern und sie Ausländern gegen-
über je Person oder Firma auf 500 Stück zu beschränken. —
Eine ähnliche Schutzmaßnahme hat kürzlich die Verwaltung
der Compagnie Française pour l'exploitation
des procédés Thomson-Houston, Paris, beschlos-
sen, indem sie auch neue Aktien, u. zw. für 30 Mill Fr zu je
100 Fr mit gleichem Stimmrecht wie die bisherigen (je 500 Fr)
auszugeben gedenkt, deren Zuteilung, Verkauf oder Ab-
tretung aber von der Genehmigung des Aufsichtsrats ab-
hängig macht. — Gemäß einer Vereinbarung zwischen
der British Thomson-Houston Co. und der
Edison Swan Electric Co. hat letztere das Installa-
tions-. Beleuchtuugs- und Radiogeschäft (einschl. der Mazda-
Röhren) sowie die Herstellung elektrischer Kühlvorrichtungen
von Thomson-Houston übernommen, doch bleibt der Ver-
trieb von Mazda-Lanpen nach wie vor in Händen der Thom-
son-Houston Co. — Die amerikanische Johns-Manville
Corp., die Insulite Co. und die United States Gyp
sum Co. mit einem Gesamtvermögen von 250 Mill. $ und
‘5 Mill $, die sich aus der Verbindung mit fremden Gesell-
schaften ergeben, haben nach der El. Review eine Art Kartell
gebildet. Es sind die größten Unternehmungen der V.&
Amerika auf dem Gebiet des Isoliermaterials, die auch eine
Anzahl Papierfabriken, Wasserkraftwerke, chemische Anlagen
usw. kontrollieren. — Die 14 Großhandelsgesellschaften der
General Electric Co., Schenectady, sind mit Wirkung vom
1. X. nach der El. World in der General Electric
Supply Corp. vereinigt worden, die besser als die ein-
zelnen Unternehmungen in der Lage ist, die Kundschaft
schnell und mit größerer Wirtschaftlichkeit zu bedienen. —
Der Erwerb der Northeast Electrie Co., Rochester, eine, wie
El. World meldet, 13 Mill $-Transaktion, führt die General
MotorsCorp. nunmehr auch zur Herstellung elektrischer
Ausrüstungen. Nach der Dt. Allg. Zg. bereitet sie außerdem
mit der Radio Corporation of America die Gründung einer
Empfangsapparate-Fabrik (10 Mill $ Kapital) und die Über-
nahme der Sonora Radio Co. sowie der Fada Radio Co. vor. —
Die Telefon-A.B. L. M. Ericsson, Stockholm, hat
ihre Interessen in Lateinamerika neuerdings beträchtlich er-
weitert und im Norden wie im Westen Mexikos große Fern-
sprechanlagen erworben. Im Nordwesten Argentiniens wird
sie ein neues automatisches Telephonsystem einrichten.
Aus der Geschäftswelt. — Anfangs Oktober haben fol-
gende zehn Kabel-undDrahtfabriken: die Deutschen
Kabelwerke A.G., die C. J. Vogel, Draht- und Kabelwerke
A. G., die Norddeutschen Kabelwerke A. G., Berlin. das Kabel-
werk Rheydt A.G., die Hackethal-Draht- und Kabel-Werke
A.G., Hannover. das Kabelwerk Duisburg, die Süddeutschen
Kabelwerke, Mannheim, die Osnabrücker Kupfer- und Draht-
werke, Dr. Cassirer & Co. und Neumeyer, Nürnberg, zwecks
Wahrung ihrer Interessen, besonders im Ausland, mit 0,5 Mill
RM eine Gesellschaft m.b. H. gegründet, als deren Haupt-
gegenstand die gemeinschaftliche Organisation des Exports
genannt wird.
In das Handelsregister wurden eingetragen: Han-
noversche Stromversorgungs-A.G., Hannover
(6 Mill RM): Errichtung, Erwerb und Betrieb elektrowirt-
schaftlicher Anlagen. (Vgl. ETZ 1929, S. 725, 1381); Klein
& Stadler G.m.b.H. Fabrik für Steatit-Isola-
tionen, Nürnberg (50 000 RM): Errichtung und Betrieb
einer Fabrik zur Herstellung von Bestandteilen und Zu-
behörteilen für die elektrotechnische Branche; Janke &
Schmidt,MaschinenbaufürGlühlampenund
Glasindustrie G.m.b.H., Berlin (50000 RM): Her-
stellung von Maschinen zur Fabrikation elektrischer Glüh-
lampen, Radioröhren usw.; Tekade-Radio G.m.b.H.
Vertriebsgesellschaft der Radio-Erzeug-
nisse der Süddeutschen Telefon-Apparate,
Kabel- und Drahtwerke A.G. Nürnberg, Nürnberg
(01 Mill RM); Teltower Kreiswerke G.m.b.H.
Nowawes (6,4 Mill RM): Erzeugung, Lieferung und Ankauf
von elektrischer Arbeit, Gas usw., Errichtung der hierzu er-
forderlichen Werke usw. Hauptgesellschafterin ist die
Deutsche Continental-Gas-Gesellschaft, Dessau; „Elgeff“
Elektrizitäts-Gesellschaft für Effektbe-
leuchtung m.b.H., Kretschmer & Co., Leipzig
(20 000 RM): Fabrikation und Vertrieb von Effektbeleuchtun-
gen, Vertrieb von Glühlampen usw.; Accumulatoren-
Fabrik Oettl G.m.b.H., Berlin (20000 RM): Fabrika-
tion von und Handel mit allen in der Elektrobranche verwen-
deten Artikeln, insbesondere Akkumulatoren; Baerecke
undPerthen G. m.b. H., Berlin (30 000 RM): Herstellung
und Vertrieb von Artikeln der elektrotechnischen Branche.
Abschluß des Heftes: 19. Oktober 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expl.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh m e in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Jullus Springer, Berlin W 9,
— ` ër: ferme DT wem, 2 e - ap
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wt 1685 — Mandich, Die neuen Triebwagen der Wiener Lokal- Kraft- u. Brennstofftag. 159% - Vorlesungen d Heinrich-Hertz-Institutes
Wien. Baden 1687. Schwingungsforschung 1697 — Jahresversamml, Kongresse, Auf
madschau: Berl. Stadtbahnlokom. f. Fernzüge — Trennung der Verl. spbell, 1597 Energiewirtschafßt 1597 — Verelinsnach
SH. des Schwungmomentes el. Maschinen m. Hie des Auslaufverfahr. — richten 168% - Sitzungskalender Ir, geg: Persön che
E Biahibetonmaste 1589 — Die Kabelberichte der NELA 1590 — Reaktanz- 160 — Literatur: E. Blattner, F. Awerbach u. W. Hort. E Höhn, R. Mülle
ar. Birombegrenz. — Ein neuer Stromwandler f, Höchstspannungen 1691 — M. v. Ardenne, A E. Salazar, E. Pietzcker 1610 — Geschäftliche M
Hieren m. direktem el, Arbeitsreglerantrieb — Stör. des elektromagnet teilungen 16 - Bezugsquellenverz« 1612
meines Senders durch Gebäude u. ähnliches 1592 — Über die Bestimm. des
HEFT ~ 50. JAHRGANG / IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER. BERLIN W
3—1612) 31. OKTOBER 192
II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
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1573
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehm e, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
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50. Jahrgang
Berlin, 31. Oktober 1929 |
Heft 44
Das alte und das neue Fernamt in Berlin*.
Betriebsfragen und technische Lösungen für den Fernsprech-Weit- und -Massenverkehr.
Von F. Helmdach, Berlin.
Übersicht. Die technischen Einrichtungen des neuen
Fernamts in Berlin werden beschrieben und mit den Ein-
richtungen des alten Fernamts verglichen..
Am 18. V. 1929 wurde in Berlin, Winterfeldtstr. 28/30,
ein neues Fernamt in Betrieb genommen (Abb. 1). Da
das neue Amt eines der größten derartigen Ämter ist und
die neuesten technischen Einrichtungen enthält, dürfte
es angebracht sein, durch Vergleich zwischen den Einrich-
Abb. 1.
Ansicht des neuen Fernanmtgebäudes.
tungen im alten und denen im neuen Amt darzulegen,
welche Wege die Technik bei der Lösung der vielseitigen
Aufgaben eingeschlagen hat und welche Entwicklung wei-
ter nötig wird, um den Betrieb des großen Amtes für den
Weit- und Massenverkehr sicherzustellen.
Die neue Einrichtung dient dem Fernverkehr,
der ein Vorbereitungsverkehr ist. Die Fern-
£espräche werden nicht sofort bei ihrem Anfall ausgeführt,
weil die langen kostspieligen Leitungen nicht in so großer
Zahl vorhanden sein können, daß jede Verbindung sofort
hergestellt werden kann. Die Ferngespräche werden da-
her erst aufgezeichnet und dann in der Reihenfolge ihrer
Anmeldezeit ausgeführt. Zur Aufzeichnung der Anmel-
dungen dient das Meldeamt. Bei der Ausgestaltung
des Meldeamtes kommt es darauf an, den Teilnehmer, der
ein Ferngespräch anmelden will, möglichst ohne Verzug
abzufertigen. Es müssen daher von den einzelnen Orts-
imtern Leitungen in genügender Zahl nach dem Melde-
amt vorhanden sein, so daß jede verlangte Verbindung,
ohne daß „besetzt“ gegeben zu werden braucht, ausgeführt
werden kann. Im Meldeamt muß dann der Anruf des Teil-
nehmers ebenfalls ohne Verzögerung abgefragt und die
Anmeldung aufgezeichnet werden. Der Anruf des Teil-
nehmers muß also im Meldeamt stets an eine freie, auf-
* Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 23. 1V. 1929.
nahmebereite Beamtin gelangen. Dies ist im alten und
neuen Amt dadurch erreicht, daß die Meldeleitungen im
Fernamt auf Wählern enden, die über Mischwähler sich
jeweils einen freien, arbeitsbereiten Arbeitsplatz aus-
wählen. Der Platz muß also mit einer Beamtin besetzt
sein, die zur Aufnahme der Anmeldung bereit ist. Die
Mischwähler steuern einen Arbeitsplatz nur dann an,
wenn die Abfragegarnitur der Beamtin in der Buchse
steckt; arbeitsbereit ist jeder eingzeschaltete Platz erst
dann, wenn die Beamtin nach Abnahme der vorhergehen-
den Anmeldung sich freischaltet.e. Beim Anhängen des
Teilnehmerapparates wird die Meldeleitung auf dem Orts-
amt frei, so daß sie zu einer anderen Anmeldung wieder
benutzt werden kann. Der Arbeitsplatz einer Melde-
beamtin wird erst dann für das Auflaufen eines weiteren
Wählers freigegeben, wenn die Beamtin die Freimelde-
taste drückt; denn da die Meldebeamtin bei der gleich-
zeitigen Abgabe mehrerer Anmeldungen längere Zeit mit
der Ausfertigung der Zettel beschäftigt ist, wäre es nicht
wirtschaftlich, die Meldeleitung auch während dieser Zeit
besetzt zu halten. Die Meldebeamtin sperrt also während
der Zettelausfertigung ihren Arbeitsplatz für weitere An-
rufe. Darin liegt eine gewisse Gefahr für den Betrieb;
denn eine Beamtin, die Schonungsbedürftigkeit in sich
fühlt, kann durch Verzögerung des Freigabezeichens ver-
hüten, daß ein neuer Anruf auf ihren Arbeitsplatz auf-
läuft. Im alten Amt war daher vor die Meldeamtsanlage
ein Überwachungsfeld vorgeschaltet, an dem jede Phase
der Beamtentätigkeit durch Lampensignal kenntlich war.
Eine gelbgrüne Lampe zeigte an, daß der Platz einge-
schaltet und arbeitsbereit war, eine weiße Lampe zeigte
den auflaufenden Anruf an. An ihrem Verlöschen war zu
erkennen, in welcher Zeit der Anruf abgefragt wurde.
Eine rote Lampe zeigte das Freiwerden der Leitung an,
das Verschwinden der roten Lampe und das Wieder-
erscheinen der grünen Lampe zeigte an, wenn der Arbeits-
platz wieder abnahmebereit wurde. Im neuen Amt ist
dieses Lampenfeld nicht wieder eingerichtet. Nach dem
Schlußzeichen des Teilnehmers erscheint dafür am Arbeits-
platz der Meldebeamtin ein „Beschäftizungszeichen”, eine
flackernde Lampe, die bis zum Drücken der Freimeldetaste
leuchtet.
Da für Ferngesprächanmeldungzen keine Besetztfälle
vorkommen sollen, muß das Ortsamt durch eine aus-
reichende Zahl von Meldeleitungen mit dem Fernamt ver-
bunden sein: das Fernamt muß dafür sorgen, daß ein An-
ruf des Teilnehmers stets einen freien, arbeitsbereiten
Platz vorfindet. Die Besetzung der Meldeplätze mit Per-
sonal kann jedoch nur nach dem durchschnittlichen Ver-
fehrsanfall erfolgen. Da aber der Verkehr stark schwankt
und sich innerhalb der versehiedenen Tarzesstunden än-
dert, wäre es unwirtschaftlich, stets so viel Arbeitsplätze
besetzt zu halten, als Anrufe im Höchstfalle aufkommen
können. Daher ist eine Vorrichtung erforderlich, die an-
gibt, ob und möglichst auch in welcher Zahl Anrufe ein-
gehen, die keinen freien Arbeitsplatz erreichen können.
Im alten Amt war dafür ein „Wartefeld” eingebaut, in
dem durch Aufleuchten einer Lampe für jeden Anruf
kenntlich gemacht war, daß dieser Anruf keinen freien,
abnahmebereiten Platz fand. Im neuen Amt ist im
„Wartefeld”“ gekennzeichnet, daß der erste Wähler keinen
freien Ausgang findet. Von dem Wartefeld werden die
auflaufenden Anrufe selbsttätig abieeschaltet. Im alten
Amt zeigte eine grüne Lampe an, daß im Wartefeld mehr
als 10 Anrufe lagen. Ihr längeres Brennen gab dem Ober-
1574
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
31. Oktober 19298
aufsichtsbeamten ein Zeichen, daß mchr Arbeitsplätze ein-
geschaltet werden ınußten. Schon vor Erscheinen der grü-
nen Lampe hatte nach einer Betriebsvorschrift die Be-
amtin des Überwachungsplatzes durch Einschalten einer
roten Lampe den Meldebeamtinnen ein Zeichen zu geben,
sich in ihrer Arbeit etwas zu beeilen, da weitere Teil-
nehmer auf Beantwortung ihres Rufes warten. Im neuen
Amt wird durch Stromzeiger (Amperemeter) angezeigt,
wieviel Arbeitsplätze eingeschaltet sind und wieviel An-
rufe keinen freien Ausgang finden. Der Unterschied
beider Anzeigen ergibt die Zahl der zweckmäßig einzu-
schaltenden Arbeitsplätze.
Im alten Amt waren 96 Meldeplätze vorhanden, die
den Betriebsanforderungen der letzten Zeit nicht mehr
senügten; im neuen Amt sind 190 Meldeplätze aufgebaut,
von denen 132 betriebsbereit sind und 58 durch Auftren-
nen der Gruppenwählerbeschaltung ohne weiteres in Be-
trieb gesetzt werden können.
Die im Meldeamt aufgenommenen Anmeldeblätter
müssen möglichst schnell zu den Arbeitsplätzen der Fern-
leitungen gesandt werden, für die das Gespräch bestimmt
ist. Hierzu dient in beiden Ämtern eine umfangreiche
Band- und Zettelrohrpost. Die Zettel werden durch Band-
post von den Meldeplätzen zu einer Zettelverteilungstelle
auf der Empore des Meldesaales befördert; hier werden
sie verteilt und durch Saugluft-Rohrpost zu Verteilern
auf den Fernsaalemporen geschickt. Von den Saalemporen
zu den Fernplätzen erfolgt die Beförderung durch Druck-
luft-Rohrpost, u. zw. ist für je 4 Fernplätze ein Druckluft-
rohr vorgesehen.
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Abb. 2. Meldeamt.
Abb. 2 zeigt den Meldesaal des neuen Amtes mit dem
Blick auf die Empore, auf der die Zettelverteilungstelle
und die Nachforschungstelle untergebracht sind.
Die im Fernamt betriebenen Fernleitungen sind zur
Überleitung des Betriebes schon seit längerer Zeit in das
neue Gebäude eingeführt; bei der Verlegung der Fernkabel
war die Einführung in das neue Gebäude berücksichtigt.
Die Verlängerung der Leitungen vom neuen zum alten Amt
(Entfernung rd. 4 km) erfolgte, soweit nicht Fernkabel zur
Verfügung standen, durch Teilnehmerkabel. Bei der Auf-
teilung der Kabel und bei ihrer Führung im Innern des
Gebäudes wurden die Erfahrungen benutzt, die bei der
lirweiterung des alten Amtes (1922) gemacht waren. Die
Beschreibung der Führung im alten Amt dürfte sich da-
nach erübrigen. e
Im neuen Amt sind die eingeführten Fernkabel im
Keller in 20teilige Kabel aufgeteilt und enden im End-
verschlußraum auf sog. Trenn-Endverschlüssen, die für
Berlin besonders entwickelt sind. Bei diesen Endver-
schlüssen enden die Kabelader und die Innenleitung in je
einer Buchse. Beide Buchsen sind durch herausnehmbare
“Bügel miteinander verbunden, so daß olıne Klemmschrau-
ben oder olıne Lötung eine sichere Verbindung und leichte
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Trennung ausführbar sind. Abb.3 zeigt einen Teil eines
(testells für die Trenn-Endverschlüsse.
Bei der Führung und Verdrahtung der Leitungen im
Amt ist darauf gehalten, daß die Stammleitungen und der
daraus gebildete Vierer in Schaltdrähten mit Viererver-
seilung zusammengeführt werden, um Übersprechen zu
vermeiden. Bei Vierdrahtleitungen ist dagegen jeder
Stamm in einem anderen Innenkabel geführt, so daß Zu-
und Ableitung in anderen Kabeln liegen. Die Kernvierer
ieder Kabels sind durch je besondere Trenn-Endverschlüsse
abgeschlossen und werden besonders geführt. Die End-
verschlüsse sind an einem Gestell vereinigt, Hauptver-
teiler außen (Vha). Von dem Vha führen die Leitungen
allgemein zum Ringübertragergestell in hochspannungs-
sicherer Führung. Bei Leitungen, die mit Unterlagerungs-
telegraphie belegt sind, führt vor dem Ringübertrager
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Abb. 3. Teil eines Trenn-Endverschluß-Gestells.
eine Abzweigung zum Unterlagerungstelegraphie-Gestell,
wo die Sieb- und Drosselketten angeschaltet und die Ver-
bindung nach dem Haupttelegraphenamt weitergeführt
wird. Abb.4 zeigt die Ringübertragergestelle.
Abb. 4. Ringübertragergestelle.
Vom Ringübertragergestell führen die Leitunzen über
einen Zwischenverteiler, der die Zuschaltung des Ruf-
übertragungsatzes gestattet, zum Fernprüfschrank und
von dort zu einem Verteiler für die Innenführung (Vhi).
Zweidrahtleitungen, die nicht im Durchgangsverkehr be-
nutzt werden, gehen von Vhi zu einem Zwischenverteiler
auf der Empore des Fernsaales über einen Saalklinken-
umschalter zum Tages- oder Sammelplatz. Zweidralht-
leitungen für den Durchgangsverkehr führen vom Vhi zu
einem besonderen Zwischenverteiler im Durchgangsamt,
wo sie ihre Leitungsverlängerung und Nachbildung er-
halten und auf die Klinken des Durchgangsamtes rangiert
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3l. Oktober 1929
werden. Eine weitere Rangierung führt über die Kon-
takte des Abschaltrelais zu dem Verteiler auf der Saal-
empore und von dort über Saalklinkenumschalter zum
Arbeitsplatz.
Vierdrahtleitungen werden vom Vhi zu einem Zwi-
schenverteiler im Verstärkeramt geführt, u. zw. jeder
Stamm getrennt. Im Verstärkeramt erhält die Vierdraht-
‚leitung ihre Gabel, wird dann zu einem Vz im Durchgangs-
amt geführt, geht über die Kontakte des Umschaltrelais
zur Nachbildungsleitung und entweder zu den Klinken
des Durchgangschrankes oder als Gabelleitung zwei-
drähtig zum Vhi zurück und von dort über den Fern-
prüfschrank nochmals zum Vz des Durchgangsamtes, zum
Vz der Empore, Saalklinkenumschalter, Arbeitsplatz. Bei
den Vierdrahtleitungen ist also jeder Stamm der Leitung
hinter dem Ringübertrager am lF'ernprüfschrank zu er-
fassen, dann auch noch die Gabelleitung; diese aber erst
hinter den Kontakten des Umschaltrelais für den Durch-
vangschrank.
Abb. 5. Fernsaal im 3. Geschoß Ost.
In Fernleitungskabeln eingeführte Fernleitungen
führen von der Kabelmuffe zu Sicherungsleisten am Vha
und von dort über den Fernprüfschrank zum Vhi weiter,
wie oben beschrieben. Oberirdisch eingeführte Leitungen
werden vom Abspanngestänge erst in den Endverschluß-
raum heruntergeführt und dort über Sicherunesleisten
ebenso geschaltet wie Fernkabelleitungen.
Die durchgehenden Zweidraht- und Vierdrahtleitungen
führen vom Vhi zu einem Vz im Verstärkeramt, erhalten
dort ihre Verstärker, werden zum Vhi zurückgeführt und
dort mit der weitergehenden Ader verbunden. Die Vierer-
leitungen werden von den Mittelpunkten der Ringüber-
trager über das Rufübertragergestell zum Fernprüf-
schrank und Vhi, dann weiter, wie oben beschrieben, ge-
führt. Die Kernvierer, die nur für Rundfunkzwecke dienen,
gehen von dem besonderen Endverschluß am Vha zum
Rundfunkübertragergestell im Durchgangsaal und von
dort zum Fernprüfschrank.
Neben diesen Grundführungen bestehen noch Sonder-
führungen für Ausnahme-Querverbindungen zum Teil-
nehmer oder als Durchgangsleitungen, für Simultanlei-
tungen, je nachdem ob es Einfach-, Doppel- oder Vier-
fach-Simultane sind, usw.
Die Verbindungsleitungen VT sind über einen beson-
deren Hauptverteiler Vh VL, soweit es Schnellverkehrs-
leitungen sind, über den Vz im Durchgangsamt zum un-
verstärkten Durchgangsplatz, soweit es VL sind, über
einen Vz im Wählersaal an die Gruppenwähler geführt.
Meßleitungen, Überwachungsleitungen, Dienstanschlüsse
usw. haben wieder besondere Führung. Trotzdem mög-
lichst einheitliche Führung angestrebt und durchgeführt
ist, ist bei dem Umfang der einzuführenden Leitungen eine
vielgestaltige Führung herausgekommen.
Wir wenden uns nunmehr den Fernsälen zu. Im
alten Amt waren 4 Fernsäle mit inszesamt 600 Arbeits-
plätzen ausgestattet. Die ältesten Säle, von denen der
eine auch das Meldeamt enthielt, hatten Fernschränke
M. ZB 05, die neueren Säle Fernschränke M.ZB10. In
den älteren Sälen war die Führung der Kabel- und Rohr-
postrohre unter einem Podium angeordnet: in den neueren
Sälen, die 1922/23 eingerichtet waren, ist ein Podium ver-
mieden. Die Führung der Kabel- und Rohrpostrohre er-
folgte oberirdisch.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
1575
Im neuen Fernamt werden beim ersten Ausbau drei
Fernsäle in Betrieb genommen, die Erweiterung um einen
vierten Saal dürfte in zwei Jahren erforderlich werden.
Die Fernsäle sind gleichmäßig ausgerüstet und enthalten
190 Tagesfernplätze, die in zwei Doppelreihen und einer
Einzelreihe aufgestellt sind. sowie eine Einzelreihe mit
38 Sammelplätzen. Jeder Tagesplatz ist zur Aufnahme
von vier Fernleitungen ausgebaut, der Sammelplatz kann
20 Leitungen aufnehmen. Wegen der Einzelheiten der
technischen Einrichtungen verweise ich auf den Aufsatz
von Kruckow!, in dem die Einrichtung von Mannheim
beschrieben ist, das als Muster für das neue Fernamt
Berlin gebaut wurde.
Abb.5 zeigt einen Fernsaal des neuen Amtes; es
sind die Tagesfernplätze zu sehen und die neuartigen
Drehstühle mit beweglicher Rückenlehne Die Einrich-
tung der neuen Fernsäle besteht aus Feerntischen ohne ein
Klinkenfeld für Fernklinkenleitungen oder Verbindungs-
leitungen. Die Fernleitung endet am Platz auf Schalter-
und Tastenfedern. Jeder Arbeitsplatz hat zur Verbindung
der Fernleitungen mit den Teilnehmerleitunzen 6 Tasten,
durch deren Druck bei Betätigung einer Fingerscheibe
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zum Sommelblatz we Fernletung ä
Abb. 6 Prinzipschaltung des Fernplatzes im neuen Fernamt Berlin.
über Wähler das gewünschte Amt und von da aus der
Teilnehmer zu erreichen ist. Die Verbindung zwischen
der gewählten VL und der Fernleitung erfolgt durch
Niederdrücken einer entsprechenden Ferntaste. Abb. 6
zeigt die Prinzipschaltung des Fernplatzes. Diese Schal-
tung ist nach vielen Besprechungen und Planungen ent-
standen. Bei dem Umfang des geplanten Amtes, das im
Endausbau 4000 Fernleitungen aufnehmen soll, ergab sich,
daß ein Vielfachfeld für die VL nicht betriebsicher und
wirtschaftlich herzustellen war. Da für den dienstlichen
Verkehr der Arbeitsplätze untereinander, auf den nicht
verzichtet werden konnte, ohnehin der Selbstanschluß-
betrieb eingerichtet werden mußte und da auch die Orts-
ämter in Berlin auf diesen Betrieb umgestellt wurden,
lag es nahe, auch die VL zu wählen. Die Platzbeamtin
im Fernamt wählt demnach das Ortsamt durch Betätigung
der Fingerscheibe mit Kennbuchstabe und Gruppenziffer.
Dadurch wird eine freie Schnur an dem VL-Platz des betr.
Ortsamtes angesteuert. Die Platzbeamtin des Ortsamtes
fragt diesen Anruf ab. Es besteht demnach nicht wie
bisher DI,-Betrieb sondern Abfragebetrieb. Die Zahl der
Wähler für die VL-Ausgänge für jeden Saal ist jedoch
nicht so groß bemessen wie die Zahl der Ausgangstasten
der Arbeitsplätze, so daß nicht alle Tasten an jedem Ar-
beitsplatz jederzeit verfügbar sind. Ob diese Einrich-
tung im Betriebe genügen wird, muß die Zukunft lehren,
zumal bei Gebührenauskunft oder bei Vorbereitung einer
neuen Gesprächsanmeldung ein Ausgang belegt wird, ohne
daß er für die Gesprächsabwicklunz nutzbar gemacht
werden kann. Infolge Umgestaltung des Ortsnetzes in
Groß-Berlin auf Selbstanschlußbetrieb können auch nicht
alle Vermittlungstellen unmittelbar erreicht werden, wie
es im alten Amt möglich war. Das alte Amt mit den ZB-
Schränken hatte ein Klinkenfeld für VL mit einem Fas-
sungsvermögen von 2000 Leitungen und Dienstleitunes-
verkehr mit den meisten Ämtern: Anrufbetrieb bestand
nur für die OB-Ämter der weiteren Umgegend.
Im neuen Fernamt sind die Tagesfernplätze, wie
schon gesagt, mit vier Fernleitunzen beschaltbar, wo-
von bei abgehendem und gemischtem Betrieb zwei
mit Fernleitungen belegt werden, da allgemein eine
Beamtin nicht mehr als zwei Leitungen bedienen kann.
! Kruckow, Tel. u. Fernspr. Techn. Bd. 15, S. 301.
1576
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
31. Oktober 1929
Bei dem schnurlosen System der Tagesfernplätze kann die
Platzbeamtin, wenn ihre Nachbarin in einer Leitung be-
schäftiet ist, während in der zweiten Leitung ein Ruf
ankommt, nicht ohne weiteres, wie üblich, Nachbaraus-
hilfe leisten. Um diese Aushilfe zu ermöglichen, hat
jeder Arbeitsplatz einen Drehschalter erhalten, durch den
die erste, zweite oder dritte Leitung nach rechts oder
nach links auf das vierte System des Nachbarplatzes ge-
schaltet werden kann. Der Arbeitsplatz soll also eine
Leitung an die Nachbarin abgeben. Praktisch ist damit
der Platz nur für drei Fernleitungen beschaltbar, was im
allgemeinen auch genügt. Bei xzerichtetem Verkehr, wo
vier Fernleitungen ankommend von einer Beamtin be-
dient werden, ergibt sich daraus jedoch eine gewisse Ge-
bundenheit, weil gerade im gerichteten Verkehr die Nach-
baraushilfe besonders wichtig ist. Der Betrieb hat sieh
damit geholfen, daß er auch bei gerichtetem Verkehr die
l’lätze gleichmäßig mit drei Leitungen beschaltet und zu
einem Platz ankommend mit gericehtetem Verkehr (vier
Leitungen) als Nachbarplatz einen Platz mit abzehendem
Verkehr (zwei Leitungen) legt, so daß der Platz mit ab-
gchendem Verkehr die dritte Leitung durch den Dreh-
schalter ständig auf das vierte System des Platzes mit
gerichtetem Verkehr abgibt. Abb. 7 zeigt im Schema
die Beschaltunz der Arbeitsplätze bei Verkehrsbezie-
hungen mit gerichtetem Verkehr.
1 Lte.zum 2Lten. ab-' | 1 Ltg. zum
3 Lten. linken gehend, , 3 Lten. 3 Lten. linken
ankom- | Nachbar- I Ltg. zum ankom- | ankom- | Nachbar-
mend ge- platz ge- | rechten mend ge- mend ge- | platz ge-
richteter | schaltet, Nachbar- | richteter | richteter | schaltet,
Verkehr | 2 Ltgn. | platz ge- Verkehr | Verkehr | 2 Lien,
aehd] schaltet | :abgehenid
Ahh, 3. Schema der Platzbesehaltung bei Verkehrsbeziehungen mit
gerichtetem Verkehr.
Die Sammelplätze unterscheiden sich von den
Taxzesfernplätzen dadurch, daß die F-Leitungen auf Klinken
enden, nicht, wie an den Taxesfernplätzen, an den Tasten-
federn. An jedem Sammelplatz sind 20 Klinken für Fern-
leitungen vorhanden, außerdem 8 Tastensysteme, die in
Stöpseln enden, so daß durch Stöp-elung einer Fernklinke
die Fernleitung auf das Tastensystem gebracht wird und
dann wie am Tagesplatz gearbeitet werden kann. Die
Sammelplätze im neuen Fernamt werden am Taxe als Ar-
heitsplätze für Auslandsleitungen benutzt. Die übrigen,
nicht mit Auslandsleitungen beschalteten Klinken sind als
Aushilfs- und Nachtleitungzen mit solchen Fernleitungen
belegt, die als Zubrinzerleitungen für den Auslandsver-
kebr dienen. Falls eine derartige Leitung Auslandsver-
kehr vermittelt, wird sie vom Tagesplatz durch Umlegen
eines Hebels auf den Sammelplatz zeschaltet. Rückwärts
ist die Zurückschaltung der Sammelleitung von Tasesplatz
zum Sammelplatz jedoch nieht ohne weiteres möglich. Die
Piatzbeamtin des Tarxesplatzes hat aber bei Druck der
Ferntaste dieser Leitung in der Besetztlampe ein Zeichen,
daß in der Leitung noch am Sammmelplatz gearbeitet wird.
Die Beschaltunz der Sammelplätze im neuen Fernamt
ist nur mit 8...12 Leitungen erfolgt, weil von der Sammel-
schaltune nur in den schwächsten Verkehrstunden Ge-
brauch gemacht werden kann.
Bei abflauendem Verkehr werden dureh Platzkopplung
zwei oder drei Arbeitsplätze zusammenzeschaltet, so daß
eine Beamtin in Stunden schwachen Verkehrs bis zu 6 Lei-
tungen und mehr zu bedienen hat.
Da, wie schon gesagt, die Fernplätze allgemein für
die Belegung mit 4 Fernleitungen eingerichtet sind, jedoch
nur mit 2 Leitungen belegt werden, anderseits an den
Sammelplätzen 20 Fernleitungen beschaltet werden können,
die in Berlin nur zur llälfte ausgenutzt werden, wäre es
für den Betrieb ideal, wenn jeder Fernplatz mit jeder im
Betriebe erforderlichen Zahl von Fernleitunzen beschaltet
und durch Kinbau der dafür nötigen Betriebsorzane auch
betrieben werden könnte, ohne daß die technische Einrich-
tung von vornherein mit betrieblich nicht immer ausnutz-
baren Mitteln ausgerüstet zu werden brauchte.
Der Durchzangsverkehr wurde im alten
Fernamt an besonderen Durcheaneschränken abgewiekelt.
Der unverstärkte Durchzangzschrank hatte von jedem Ar-
beitsplatz der Fernsäle aus zwei Verbindungen, die im
Fernplatz und im Durchgangsehrank auf Klinken endeten.
Die Nummern der Klinken im Vielfachfeld des Durchganz=-
schranks korrespondierten mit der Nummer des Fern-
platzes. Vor der Herstellung einer Durehgzangsverbin-
dung mußte sich die Fernplatzbeamtin mit der Platzbeam-
tin der zweiten Leitunz über das Hausamt in Verbindung
reizen und sich über die Ausführungszeit usw. verständi-
een. Dann forderte sie in der Dienstleitunz die Beamtin
am Durchzangschrank auf, die Klinke ihres eigenen
Platzes mit der Klinke des Platzes der anderen Leitung,
die sie bei der Verabredung erfahren hatte, durch ein
Schnurpaar zu verbinden. Beide Platzbeamtinnen schalte-
ten am Fernplatz durch das Schnurpaar die Fernleitungen
auf die Durchzangsklinken. Die überwachende Beamtin
gab nach Trennung der Verbindung der Durchgangsbeam-
tin Schlußzeichen. Die Beamtin der 2. Leitung bekam von
Durchganzsplatz aus das Schlußzeichen. Diese Betriebs-
form war auch für den Durchgangschrank mit Verstär-
kung beibehalten. Da aber beim Verstärkerverkehr die
Fernleitungen vom Arbeitsplatz abgeschaltet und über den
Verstärker unmittelbar verbunden werden, mußte dafür ge-
sorgt werden, daß die Fernplatzbeamtin die Überwachuns
der Durchgangsverbindung behielt, weil eine Überwachung
am Schnurverstärker die Fernplatzbeamtin beschäftigunes-
los machte und Schwierigkeiten bei Verbindungen im Aus-
landsverkehr infolge der Abrechnung verursachte Um
diese Überwachung vom Fernplatz aus sicherzustellen,
wurde die Rückleitung vom Trennrelais zum Arbeitsplatz
als Tberwachungsleitung benutzt. Bei einer Durchzanzs-
verbindung über Verstärker waren im alten Amt 5 Klinken
zu stöpseln, u. zw. die Klinke der natürlichen Leitung, die
mit der zweiten Leitung zu verbinden war, die Klinken
der dazugehörigen künstlichen Leitungen und die Rückfüh-
runzsklinke zum Arbeitsplatz der überwachenden Fern-
leitung. Der Verstärkerschrank des alten Amtes hatte 400
Fernleitungen im Vielfachfeld und 40 Verstärkerschnüre.
Die Beamtin des Verstärkerplatzes war nur verbindende
Beamtin und trat nur auf Anfordern des überwachenden
Platzes zum Regeln des Verstärkers in die Verbindunz
ein. Neben diesem Schnurverstärkerschrank, der nur für
Zweidrahtleitungen benutzbar ist, war noch für den Durch-
gangsverkehr der Vierdrahtleitungen ein besonderer
Schnurverstärkerschrank im Verstärkeramt des neuen Am-
tes aufgestellt, weil nach den früheren Grundsätzen des
CCI Vierdrahtverbindungen unter Abschaltung der Gabel
zu verbinden waren.
Bei der Planung für den Durchganzsverkehr des neuen
Amtes galt es, die in dem alten Betriebsverfahren liegen-
den Umständlichkeiten zu vermeiden. Wenn im Durch-
gangschrank alle Fernleitungen, in denen Durchzangsver-
kehr gearbeitet wird, greifbar sind und wenn ihr Besetzt-
sein oder Freisein kenntlich gemacht wird, so ist es mög-
lich, eine Durchzangsverbindung ohne Verabredung der
Platzbeamtinnen wie eine Verbindung mit einem Ortsamt
herzustellen. Die praktische Erfüllung dieser idealen
Forderungen stößt jedoch auf Schwierigkeiten, weil die
Zahl der Fernleitungen, die dem Durchgangsverkehr dir-
nen, nicht so groß ist, daß jederzeit eine freie Leitung
vorhanden ist, und weil im Weitverkehr, für den vorzuz=-
weise die Vierdrahtleitungen benutzt werden müssen, und
im Auslandsverkehr wegen der Abrechnung die Benutzbar-
keit der Leitunzen beschränkt ist, so daß ohne Verabredunz
der beteiligten Platzbeamtinnen allgemein die Durch-
Kangsverbindunzen nicht hergestellt werden können.
Bei der Planung der technischen Ausgestaltunz für
den Durchgzanzsverkehr wurde daher angestrebt, Anfor-
derung und Ausführung der Durchgangsverbindung ein-
heitlich zu gestalten, ohne Rücksicht darauf, ob bei der
Verbindung Verstärker benutzt werden oder nicht, ob
Vierdrähte oder Zweidrähte zur Verwendung kommen.
Weiter wurde angestrebt, die Regelung des Schnurverstär-
kers überflüssig zu machen oder sie wenigstens vom Ar-
beitsplatz der überwachenden Beamtin aus auszuführen.
Für das neue Fernamt Berlin ist ein Verstärkerdurch-
saneschrank entwickelt worden, der mit einer Einheits-
schnur und mit Einheitsverstärkern die Herstellung von
ZAweidraht-Zweidraht-, Zweidrahit-V ierdraht- und Vierdralit
Vieredraht-Leitunzen ermöglicht. Das Schnurpaar in diesem
Schrank hat abschaltbare Verlängerungsleitungen von
b = 1,4 Neper und Schnurverstärker oder Übertragxer mit
vorzgeschaltetem Verlängerungesgelied b = 0,8, die wechsel-
scitier einschaltbar sind. Bei Vıerdraht-Vierdraht-Verbin-
dungen wird die Verlänzerungsleitung b = 1,4 abrreschaltet
und die Verbindung über den UÜbertrager ohne Verstärker
hergestellt. Bei Vierdraht-Zweidraht-Verbindunzen wird an
der Vierdrahtseite die Verlänrzerungsleitung eingeschaltet,
an der Zweidrahtseite ausgeschaltet. Der Verstärker wird
eingeschaltet. Bei Zweidraht-Zweidraht-Verbindungen wer-
31. Oktober 1929
den die Verlängerungsleitungen beiderseitig abgeschaltet
und die Verstärker eingeschaltet. Die erforderlichen Um-
schaltungen der Verlängerungsleitungen und Einschaltung
der Verstärker oder Übertrager erfolgen durch Relais, die
in der d-Ader des vieradrigen Schnurpaares liegen und die
vn d-Ader der Durchgangsklinke im Schrank gesteuert
werden.
Jede über den Durchgangschrank geführte Fernleitung
hat 2 Klinken und 1 Besetztzeichen. Das Besetztzeichen
sibt an, ob die Leitung am Fernplatz durch ein Gespräch
mit dem Teilnehmer oder an einem Durchgangsplatz be-
setzt ist. Das Freisein der Durchgangsklinken, von denen
die eine zur Herstellung einer Durchgangsverbindung, die
andere zur Vorbereitung dient, muß durch Ausprüfung
ermittelt werden. Ein Summerton an beiden Klinken
der Leitung im Durchgangschrank zeigt der Durchgangs-
beamtin an, daß die geforderte Durchgangsverbindung z. Z.
nicht hergestellt werden kann. Dieses Zeichen ertönt,
wenn die Leitung im Örtsverkehr besetzt und eine Durch-
vangsverbindung in Vorbereitung liegt oder wenn eine
Durchgangsverbindung besteht und eine zweite in Vorberei-
tung liegt. Zeigt eine der beiden Klinken keinen Summer-
ton, so kann die Verbindung auf Vorbereitung gelegt wer-
den. Ist kein Schauzeichen sichtbar, so ist die Leitung
frei, die Verbindung kann ohne Kontrolle hergestellt wer-
den. Die Anschaltung der Leitungsnachbildung erfolgt an
den Kontakten des Umschalterelais bei der Durchschal-
tung der Verbindung.
Abb. 8 Durchgangschränke.
Eine Verbindung am Durchgangsplatz wird von der
tberwachenden Platzbeamtin durch Wahl des Kennbuch-
stabens K und der Gruppenbezeichnung 2 angefordert, wo-
durch ein Ansteuern eines freien Schnurpaares am Durch-
gangschrank erfolgt. Am Durchgangsplatz besteht
also Abfragebetrieb. Der am Fernplatz zum An-
steuern der Durchgangschnur benutzte Ausgang dient auch
zur Überwachung der Verbindung. Die Überwachung
liegt am Fernplatz der Fernleitung, die die wichtigere ist.
Angefordert wird beim Durchgangsplatz die Klinkennum-
mer der Vielfachklinke der eigenen Leitung und die der
verlangten Leitung, die aus Platzverzeichnissen zu ersehen
ist. Durchgangsbeamtinnen und Platzbeamtinnen erhalten
optische Zeichen über den Zustand in der Fernleitung,
u. zw. für den Vorbereitungszustand ein Flackerzeichen,
beim Durchschalten der Leitung ein dauerndes Leuchten.
Die Durchgangsbeamtin wird bei Verbindungen, in denen
ein Verstärker eingeschaltet ist, bei Durchschaltung der
Leitung durch das Flackerzeichen zum Regeln des Ver-
stärkers aufgefordert. Nach dem Regeln erlischt die Über-
wachungslampe. Bei Verbindungen ohne Verstärkung —
also Vierdraht-Vierdraht-Verbindungen — erlischt die
flackernde Überwachungslampe bei Durchschaltung so-
gleich, weil eine Regelung des Verstärkers nicht erforder-
lich ist. Die Fernplatzbeamtin, der die Überwachung der
Durchgangsverbindung obliegt, kann in dem Ausgang, in
dem sie den Durchgangsplatz angewählt hat, mithören und
nach beiden Richtungen hin sprechen. Sie kann ferner
durch Drücken einer Flackertaste, durch die die Über-
wachungslampe des Schnurpaares am Vurchgangschrank
zum Flackern gebracht wird, die Durchgangsbeamtin zum
Eintreten und Nachregeln auffordern: sie kann weiterhin
in beide Fernleitungen durch Umlegen des Rufschalters
rufen, wobei der Verstärker kurzgeschlossen wird. Ein-
gehendes Rufzeichen und damit Schlußzeichen von beiden
Fernleitungen her erscheinen an den Schlußzeichen des
Ausgangs am Fernplatz. Abb. 8 zeigt die Schrankreihe der
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
1577
Durchgangschränke, im Hintergrunde (durch den Kabel-
schrank getrennt) den Schrank für unverstärkten Durch-
gangsverkehr.
Da in diesem neu entwickelten Durchgangschrank nur
Durchgangsverbindungen mit Verstärkung hergestellt wer-
den können, war es notwendig, für die wenigen Leitungen,
die nicht über Verstärker verbunden werden, das sind Lei-
tungen mit einer Dämpfung von 0,3 Neper und die Schnell-
verkehrsleitungen, einen besonderen Durchgangschrank
für unverstärkten Verkehr vorzusehen. Dieser Schrank hat
ein Feld für 200 Leitungen. Er wird angesteuert durch
Wahl von K3; am Durchgangsplatz ist Einschnurbetrieb,
am Fernplatz wird die eigene Fernleitung wie bei Teil-
SES durch Drücken der Ferntaste zuge-
Schalter.
Wenn auch die Durchgangschränke gegenüber dem
bisherigen Zustand einen bedeutenden Fortschritt dar-
stellen, so sind doch die oben genannten Forderungen nicht
sämtlich erfüllt. Auch hier wird die Entwicklung dahin
weiterzugehen haben, einen Einheitsschrank herzustellen,
der verstärkten und unverstärkten Verkehr vermitteln
kann. Zu vervollkommnen wären ferner die Regelung des
Verstärkers und seine Ein- und Ausschaltung in die Ver-
bindung; denn es erscheint technisch unnötig, einen Ver-
stärker in dem Schnurpaar bereit zu halten, solange die
Verbindung nur auf Vorbereitung liegt, oder bei Verbin-
dungen, die zwischen Vierdrähten ausgeführt werden. Auch
wäre es erwünscht, den Verstärker vom Platz aus zu re-
geln. Wenn die betrieblichen Forderungen erfüllt würden,
könnten die Durchgangschrank-Beamtinnen mehr Verbin-
dungen herstellen.
| mi Y.
EH
Abb. 9, Fernprüfschrank, dahinter liegend der Vhi.
Für den Verkehr der Dienststellen des Amtes unter-
einander (Störungs-, Untersuchungs-, Auslandstelle, Be-
triebsleitung) und für den Verkehr der Arbeitsplätze ist
ein selbsttätiges Dienstamt eingerichtet, mit dem
ein Hausamt vereinigt ist. Das Hausamt ist ein Handamt
und vermittelt die von außen eingehenden Anrufe zu den
Dienststellen, die mit dem Publikum oder Dienststellen
anderer Ämter Verkehr haben. Es hat 500 Leitungen auf-
zunehmen. Der Verkehr der Dienststellen untereinander
erfolgt über Wähler.
Leitungen, die über Berlin weitergehen und hier Ver-
stärkung erhalten, sind über ein Verstärkeramt ge-
führt, das 60 Zweidraht- und 160 Vierdrahtverstärker so-
wie Gabelsätze enthält. Da die bei der Deutschen Reichs-
post gebräuchlichen Einheitsverstärker verwendet sind, be-
stehen keine Besonderheiten.
Da die Fernleitungen, wie wir gesehen haben, immer
über Ringübertrager geführt sind und dann erst an die
Klinken des Fernprüfschranks, ist es nicht möglich, an
diesem Schrank die reine Außenleitung zu fassen. Der
Fernprüfschrank hat drei Klinken (Mithör-, Außen- und
Innenklinke). Da nur über den Ringübertrager gemessen
werden kann, sind hauptsächlich Wechselstrommessungen
vorgesehen. Der Fernprüfschrank dient als Umschalte-
stelle für die Messungen und Prüfungen der Leitungen.
An Meßstellen sind vorgesehen: eine Gleichstrommeßstelle
mit 4 UMJ und Eichleitungen für Gleichgewichtsprüfun-
gen und 8 Wechselstrommeßschränke für Restdämpfungen
und Pegelmessungen. Die Wechselstrommeßschränke sind
mit je 10 Klinken mit Meßstöpseln verbunden, die am Fern-
1678
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 44
3l. Oktober 1929
prüfschrank enden. Gleichstrommessungen, die sich auf die
Außenleitungen erstrecken, werden in besonderen Leitun-
gen, die am Vha enden, ausgeführt. Abb.9 zeigt den
Fernprüfschrank, dahinter den Vhi. Die Saalklinkenum-
schalter auf den Emporen in jedem Saal haben ebenfalls
drei Klinken (Mithör-, Außen- und Innenklinke). Sie
dienen hauptsächlich zum Umschalten der Leitungen auf
andere Arbeitsplätze und zum Mithören in den Leitungen.
Da die Führung der Leitungen recht verwickelt ist
und wegen der Wähler bei Störungsbeseitigung nicht
immer der Weg wiederhergestellt werden kann, der zur
Zeit der Störung benutzt wurde, muß der Betrieb sein
Hauptaugenmerk nicht auf Störungsbeseitigung son-
dern auf Störungsverhütung richten. Durch die ge-
nannten Meßstellen, zu denen noch eine Meßstelle für YL,
ein Prüfschrank für VL und Hausamt, ein Prüfschrank für
Durchgangsverbindungen am Verstärker kommen, und
durch genau vorgeschriebene Prüfungen und Messungen
aller Verbindungswege und Schnüre soll die dauernde Be-
triebsfähigkeit der Einrichtungen sichergestellt werden.
Die für den Betrieb erforderliche Überwachungs-
stelle hat 24 Arbeitsplätze erhalten, die in einem be-
sonderen Saal des 5. Geschosses zusammen mit der Be-
schwerde- und Untersuchungstelle untergebracht sind. Die
Überwachungstelle steuert über Wähler eine freie
Tberwachungschnur am Fernprüfschrank an und
läßt sich dort die zu überwachende Leitung in der Mithör-
klinke geben. Den Arbeitsplatz erreicht die Überwachungs-
stelle ebenfalls über Wähler, deren Kontakte mit den Mit-
hörspulen der Arbeitsplätze verbunden sind. Da die Vier-
drahtleitungen erst hinter den U-Kontakten des Durch-
zangschrankes zum Fernprüfschrank geführt werden,
würde eine Überwachung einer Vierdrahtleitung bei
Durchzangsgesprächen nicht möglich sein. Um diesen
Mangel zu beseitigen, ist die Mithörklinke des Fernprüf-
schranks durch eine besondere Leitung vom Vz im Ver-
stärkersaal parallel zur Gabelabzweigung zum Vz des
Tafel 1.
Vo | Ve | So Sw
1: Geschoß |
Dachgarten
6. Geschoß |
Küche und
Wirtschaftsräume
5. Geschoß Erfriechungsräume mit,
Terrasse ` z. 2.
! Scheckamt
Emporen
4. Geschoß Fernsaal ! Fernsaal
2. Z. Postecheckamt
Wähler Ä Unterlagergs.-
Meldeamt u. Wechselstr.
EE T ER
Se Geschog Strom- L Wähler f. |
versorgung | SA-Amt
Fernamt | Pallas Ee
Sammler- Hauptverteiler Werkstätten Amtaräume
en Fernamt u Fernamt u.
o. Prüfstelle a
SE | Telegr.- Scheckamt
Fernamt ` E VST Pallas ' Bauamt | 8
Pförtner ; W ohnung ' Lager und A Kleiderablage
we | Amtsräume | TU. Ur
HESE Arentiiche Uhren- Telegr.- SA-Amt
Sprechstellen zentrale i Bauamt Pallas
Kabcltunnel NEEN
Baustoffe |
Keller Telegr.- | Kohlenkeller
Fernkabel | Ortskabel Bauam
Durchgangsaals verbunden, so daß die überwachende Be-
amtin bei Stöpselung der Mithörklinke am Fernprüf-
A vor den Trennklinken des Durchgangschrankes
ieget
Für die Beschwerdestelle, Auslandstelle, Fernamtsauf-
sicht und Oberaufsicht, Betriebsleitung usw. bestehen Son-
i
derschaltungen, die zu beschreiben zu weit führen würde.
Zu erwähnen wäre noch der Börsenverkehr, bei dem eine
Verständigung des Börsenbeamten mit der Platzbeamtin
erforderlich ist. Das Börsenamt hat 6 Vermittlungschränke
zu je 2 Plätzen; an jedem dieser Schränke liegen be-
stimmte Zellen über Schauzeichen und Mithörvorrichtung.
An den einzelnen Schränken
werden nur bestimmte Ver-
kehrsrichtungen bearbeitet.
Die Börsenzellen selbst sind
als Teilnehmeranschlüsse an
den V-Schrank der ON St Kup-
fergraben geführt. Jeder Bör-
senschrank ist mit dem Haus-
amt des Fernamts verbunden
und kann mit der Fernplatz-
beamtin in Verkehr treten
oder von ihr erreicht werden.
Das Meldeamt ist von der
Börse aus durch zweistellize
Wahl unmittelbar zu er-
reichen.
Das Gebäude, in dem
die technische Einrichtung
des Fernamts untergebracht
Winterfssiistrode ist, ist auf dem Grundstück
i e 8 : acC b
Abb. 10. Grundriß des Fernamt- Pu, Era
penandes: Dr. Kuhlow und unter sei-
ner Leitung erbaut. Es hat als
Grundform ein liezendes Kreuz, dem ein Vordergebäude
vorgelagert und ein Hintergebäude angeschlossen ist.
Kreuz-, Vorder- und Hintergebäude sind durch Seiten-
flügel verbunden. Abb.1 zeigt die Ansicht, Abb. 10 den
Grundriß des Gebäudes. Über die Belegung des Ge-
bäudes gibt Tafel 1, die der Bauart des Gebäudes ent-
spricht, Aufklärung.
Raumverteilung im neuen Fernamt.
N | 8 | o | w | H
Ruhe- und Erholungsräume
Ban Se ae ern Dachgarten
Krankenzimmmer, Turnsaal |
Emporen ‚Emporen
raue | Überwachungs-, Wiere Ee
u. Beschwerde- | | Z. Z.
„Scheckamt | stelle P.- Scheckamt "=P. -Scheckamt
Empore Empore | Empore Empore
Schnell- i Fernsaal
; 2. Z.
Meldeamt verkehreamt p checkt ` Fernsaal
"Wähler | Relais f. |
v- Taa Schnell- ,
EE d _Verkehrsamt ` E dE | ee un
Durchgangs- |
amg Amtsräume Fernsaal ' Fernsaal | |
Fernamt | Fernamt | |
OÖ. Amts-
2 räume
| Verstärkerammt S ar mi " Fernamt
. Fernamt . Fernamt oe East,
haus
Verteiler | | O. B
B Kleiderablage Kleiderablage - Brause-
Fernprüf- | Kraftwerk bad
schrank Maschinen W. Kessel-
Me£stelle Ä Fahrräder Fahrräder | "haus
__ Fernamt EENEG NEE
| I O. Akten-
Luftkessel m keller
Ee o | Kell und Lager 3
Heizkessel Schlacken-
räume
In dem neuen YFernamt ist eine Unsumme von Be:
triebserfahrungen und Betriebsanforderungen in den tech-
nischen Einrichtungen verwirklicht. Der weiteren Ent-
wicklung wird es vorbehalten sein, die Einrichtung den
stets wachsenden Betriebsanforderungen anzupassen und
sie zu vervollkommnen.
31. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44
15798
Elektrizitätsverbrauch und Elektrizitätspreise.
Von Norberg Schulz, Oslo.
Übersicht. Angaben über die Abhängigkeit des Jahres-
verbrauchs in Kilowattstunden je Einwohner vom Elektri-
zitätspreis bei englischen Elektrizitätswerken werden mit
entsprechenden Ergebnissen aus anderen Ländern verglichen.
In The Electrician Bd. 96, 1926, S. 260, findet sich eine
Kurve, die die Abhängigkeit des jährlichen Kilowattstun-
denverbrauchs je Einwohner von dem erzielten Durch-
schnittspreis je Kilowattstunde darstellt! (Abb.1). Sie
zeiet, daß der Elektrizitätsverbrauch je Einwohner und
Jahr bei sinkenden Elektrizitätspreisen ziemlich regel-
mäßig steigt, was übrigens während einer Reihe von
Jahren studiert wurde und im voraus bekannt war.
In derselben Zeitschrift Bd. 102, 1929, S. 522, hat
J. RutherfordBlaikie die erwähnte Kurve wieder-
zegeben und eine Anzalıl statistischer Angaben hinzuge-
fügt. Nach dem „Weir Report”, so sagt er, mache der
Jahresverbrauch je Einwohner in England etwa 500 kWh
aus bei einem Elektrizitätspreis von etwa 1d (etwa 8 Pf) je
kWh. Die Angaben der letzten Jahre hätten zu denselben
Ergebnissen wie die von 1926 geführt, und die erwähnte
Kurve sollte infolgedessen dauernd nahezu richtig sein.
SS SS S
ES
kWh je Einwohner und Jahr
x ,
S
Lët
Ka
E
EN
E Ermohner verkaufte kWh für Privotzırecke
Abb. 1.
Dieses vorausgesetzt, gibt Blaikie folgende empirische
Gleichung für die Abhängigkeit des Jahresverbrauchs je
Einwohner (w) in Kilowattstunden vom durchschnitt-
lichen Elektrizitätspreis je 1 kWh (el in Pence (d):
147 d + w . 0,723 d
„= Matema e
Zehn städtische Elektrizitätswerke in England ver-
kauften 1928 1302 Mill kWh, was etwa 206 kWh/Einwohner
entspricht. Der Durchschnittspreis je 1 kWh war etwa
1,42 d (etwa 11 Pf). Bei fünf anderen städtischen Werken
wurden 1928 insgesamt 346 Mill kWh bei einem Jahres-
verbrauch von 503 kWh/Einwohner und einem Durch-
schnittspreis von 1,03d (etwa 8 Pf) abgesetzt. Die Kurve
der Abb. 1 entspricht den englischen Verhältnissen und
scheint ihnen ganz angemessen zu sein.
Die Frage entsteht jetzt: Ist die Kurve der
Abb. 1 nur für England gültig oder kann
man in anderen Ländern entsprechende
Ergebnisse verzeichnen?
Ich habe die Frage jahrelang studiert und mehrmals
entsprechende Angaben aus der Statistik Norwegens,
Deutschlands und anderer Länder veröffentlicht. Wie
stimmen diese Untersuchungen mit den englischen Er-
fahrungen überein?
In der ETZ 1916, S.401, habe ich die Abhängigkeit
der Jahreseinnahmen (Er) je 1kW der Höchstbelastung
des Werkes vom Durchschnittspreis je gelieferte Kilo-
wattstunde (°;) behandelt und folgende empirische Glei-
chung aufgestellt:
l LEE e
wo a und a Konstanten sind.
Weiter wurde dort für die Höchstbelastung in Kilo-
watt je Einwohner (km) die nachstehende empirische Glei-
chung gegeben:
ne Selena ...0)
wo b und ß Konstanten sind.
1 Die Kurve ist von 8. M. Kennedy konstruiert. n. zw. auf
Grand de Ergebnisse einer großen Anzahl Werke in Englaud und
Iw e
20 QIO Owi 050 Gei 070 080
AM
Abb. 2.
Es ist ganz klar, daß die Kurve der Abb.1 bei Ver-
wendung der Gl. (2) und (3) analytisch ausgedrückt wer-
den kann durch:
Setzt man in die Gl. (4) die Werte von Ex und km
nach den Gl. (2) und (3) ein, so erhält man:
WeaDer BA hu A (5)
Diese Gleichung (5) entspricht einer Kurve derselben
Art wie die der Abb. 1.
In der ETZ 1929, S. 489 ff., habe ich eine Untersuchung
veröffentlicht, in der die Konstanten der Gl. (2) und (3)
für norwegische Werke im Jahr 1925/26 bzw. 1926 ange-
geben sind?. Bei Reichsmark als Münzfuß wurde gefunden:
a=1450, a=06, b = 0,009, B = —1.
Setzt man diese Werte in G1. (5) ein, so wird
DEIIE Mr; 7 ar send (6)
Nach Abb.1 und der Gl. (6) erhält man dann die
in Zahlentafel 1 genannten Beträge:
Abb. 3.
Zahlentafel 1.
Durchschnittspreis
je verkaufte kWh
Jahresverbrauch in kWh/;Einwohner
bei norwegischen
bei englischen
Werken, vgl. G16)
Werken, vgl. Abb.1
Pence (d) | Reichsmark
1 0,085 560 410
2 0,17 130 155
3 0,25 70 86
4 0,34 43 60
6 0,51 26 33
10 - 0,85 17 16
Graphisch gibt Abb.2 die Ergebnisse dieser Zahlen-
tafel wieder. Die Kurven sind in ihrem Verlauf so ähn-
lich, daß man wohl sollte annehmen können, daß sie all-
gemein gültig sein müssen. Die Durchschnittskurve der
norwegischen Werke (1) ergibt bei Verkaufspreisen der
Kilowattstunde zwischen etwa 0,12 und 0,70RM einen
etwas höheren KWh-Verbrauch je Einwohner und Jahr als
die englische Durchschnittskurve (2), was sich leicht da-
durch erklären läßt, daß die Verbrauchskurve nach
Gl. (3) mit der Zeit und mit der Sättigung des Strom-
versorgungsgzebiets verschoben wird? Es ist jedoch auf-
fallend, daß die beiden Kurven in Abb. 2 so nahe zusam-
menfallen, trotzdem sie auf ganz verschiedenen Wegen
hergestellt worden sind.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch auf The Elec-
trician Bd. 95, 1925, 5. 240, hinweisen, wo sich einige An-
gaben über Elektrizitätspreise und Elektrizitätsverbrauch
in verschiedenen Ländern finden und G. Brockner er-
wähnt, daß ein Vergleich zwischen Verbrauclı und Preisen
in den Ländern Europas zeige, daß Norwegen elektrische
Arbeit zu wesentlich billigeren Preisen erzeuge und ver-
teile als Frankreich, Bayern, Sachsen, Schweden usw. und
infolgedessen der Verbrauch an Elcktrizität je Einwohner
und Jahr in Norwegen erheblich höher sei.
Da diese Frage allgemeineres Interesse beansprucht,
will ich einiges dazu bemerken. Die in The Electrician
3 8.491 und 492.
2? Vgl. Norberg Schulz. ETZ 1916, S. 401; 1917, 8. 197.
1580
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
31. Oktober 1929
genannten Zahlen sind in Abb. 3 wiedergegeben. Die Kurve
entspricht der Gleichung
CYEN 2: a Eee 5 (7)
wenn man die Preise in skandinavischen Kronen angibt,
und lautet
TUI: 8 te e e e CH
wenn der Penny (d) als Einheit dient. Da das Produkt
xy die jährlichen Einnahmen des Werkes je Einwohner
darstellt, sollte sich aus Abb. 3 schließen lassen, daß in
Skandinavien eine Tendenz bestehe, je Einwohner und
Jahr einen gewissen durchschnittlichen Betrag für den
Ankauf elektrischer Arbeit zu verwenden. Ist der Elek-
trizitätspreis hoch, so sollte nach dieser Kurve ent-
sprechend wenig Elektrizität benutzt werden, bei Verrin-
gerung der Preise sollte der Verbrauch entsprechend
steigen. In Skandinavien braucht man also — insofern
die Abb.3 richtig wäre — im Durchschnitt etwa 40 Kr
(etwa 45 RM) je Einwohner und Jahr.
Wenn hier „in Skandinavien“ gesagt wird, so muß
man genau beachten, daß die Abb.3 sich nur auf eine
kleine Anzahl Werke bezieht. Genaue Zahlen sind schwie-
rig zu erhalten, man darf trotzdem wohl annehmen, daß
die Ergebnisse der Abb. 3 in den Hauptlinien der jetzigen
Lage der Elektrizitätsversorgung Norwegens schätzungs-
weise entsprechen, aber in jedem Fall nur schätzungsweise.
Die Einnahmen eines Werkes je Einwohner und Jahr
können nämlich auch in folgender Weise annähernd be-
urteilt werden. Nach Gl. (2) sind die Einnahmen eines
Werkes je 1 kW der Höchstbelastung (Enr) schätzungs-
weise angegeben durch
Epza e,
und nach GI. (3) ist die Höchstbelastung (km) je Ein-
wohner:
km = b ef.
Infolgedessen sollten die jährlichen Einnahmen eines
Werkes je Einwohner annähernd ausmachen:
Enrkm=abe%tf.,...,... (9)
Ich habe 1926 folgende Werte für die Konstanten a,
a und ß gefunden, wenn man mit skandinavischen
Kronen rechnet:
Zahlentafel 2.
Untersuchungen über a Ä b | a | ß en
Norwegische Werke . . . | 1750 0,012 07 | —ı | 2
13 englische Großstädte! . | 1070 | 0,01 ' 0,7 ; —1 | 10,7
13 ,„, mittlere Städte | 1170 | 0,01 | 07 | —1| 117
15 „ kleinere ;, 1060 | 0,012! 07 | — 1: 127
$ Die e Zahlen sind aus dem „Supplement to the Electrical Times“
vom 3. VII. 1924 entnommen.
Nach der Zahlentafel 2 erhält man also:
Erhkmzabe® ...... W
wo in den in der Zahlentafel genannten Fällen ab der
Wert zwischen 10,7 und 21 gegeben werden kann. Die
Einnahmen eines Werkes in skandinavischen Kronen je
Einwohner und Jahr waren also 1925 bzw. 1926 etwa zwei-
mal so hoch in den norwegischen Werken als bei den
erwähnten englischen. Die Jahreseinnahmen je Einwohner
können jedoch bei sämtlichen Strompreisen nicht kon-
stant bleiben fvgl. Gl. (10)].
Aus der Zahlentafel 2 und Gl. (10) lassen sich die
Einnahmen je Einwohner und Jahr in skandinavischen
Kronen bei verschiedenen Durchschnittspreisen berechnen.
Das Frgebnis zeigt Zahlentafel 3.
Zahlentafel3.
Durch-
‚Einnahmen je Einwohner und Jahr in Kr
schnitts- | = ~ gem
preis je | Norwegische | Englische Englische Englische
WER Werke | GroBstadte | Au | Mi"
0,02 67 34,5 37 4l
0,05 51 28 | 28 | 31
0,10 41,5 21 23 | 25
0,15 37,5 19 | 21 22
0,20 34 | 17 19 20
17
0.40 28 0 M4 16 |
Eine von mir 1925 durchgeführte Untersuchung über
17 norwegische Werke ergab als Resultat eine Durch-
schnittseinnahme von 0,057 Kr/kWh und eine Jahresein-
nahme je Einwohner von durchschnittlich etwa 54 Kr.
Eine gleichzeitig vorgenommene Untersuchung von 4l
englischen Werken, die im Supplement to the Electrical
Times vom 3. VII. 1924 angegeben waren, ergab die in
Zahlentafel 4 zusammengestellten Werte.
Zahlentafel 4.
Ver- Jährliche Ein-
Zahl Ein- Gesamte ent ed nahme in Kr
Töchst- | ’EAFTNDE | kWh Seng SE Ze
der | wohner- ` je Ein- Ein-
belastung N in? | E
Werke zahl kW wonner | wohner verkantie je Ein-
k u. Jahr | kWh wohner
13 |3 658 500 | 255 533
13
15
0,203
030 `
Diese Zahlen stimmen ganz gut sowohl mit denen
der Zahlentafel 3 als auch mit den in Zahlentafel 1 gc-
nannten überein.
Über die Verwendungsmöglichkeiten von Kupferpanzerstahl in der Elektrotechnik.
Von Prof. Dr.-Ing. E.h. G. Dettmar, Hannover.
Üdersicht. Der Kupferpanzerstahl, der mit dem früher
hin und wieder benutzten Bimetall nicht verwechselt werden
darf, besitzt Eigenschaften, die ihn für manche Anwendungs-
gebiete sehr zweckmäßig erscheinen lassen. Diese werden
nachstehend besprochen und es wird gezeigt, welche Vorteile
sich in geeigneten Fällen aus der Verwendung dieses Mate-
rials ergeben können.
Das schon seit Jahrzehnten für Leitungszwecke ver-
wendete Kupfer ist hinsichtlich seiner Eigenschaften auf
das eingehendste untersucht worden und es besteht eine
umfangreiche Literatur darüber. Wesentlich geringer
sind schon die Kenntnisse über die in der Fernmeldetech-
nik teilweise verwendete Bronze und das erst seit etwa
10...15 Jahren in der Starkstromtechnik mehr angewandte
- Aluminium. Aber auch über diese beiden Stoffe sind
einige Aufsätze vorhanden und die für die praktische Ver-
wendung ausschlaggebenden Eigenschaften sind hin-
reichend bekannt. Die sonst noch in Frage kommenden
Leitungsmaterialien sind in der Literatur wenig behan-
delt worden, so daß die meisten Elektrotechniker über
die Eigenschaften derselben nicht unterrichtet sind. In
diese Gruppe fällt auch der Kupferpanzerstahl, der in
Amerika vielfach, bei uns aber nur wenig verwendet
wird. Dieses Material besitzt jedoch für manche Verwen-
dungszwecke bemerkenswerte Eigenschaften, so daß es-
wichtig erscheint, auf diese hinzuweisen und zu zeigen,
wo die Möglichkeit der Anwendung besteht und welche
Vorteile teils technischer, teils wirtschaftlicher Art er-
zielt werden können.
Wenn die Eigenschaften eines Baustoffes nicht genü-
gend bekannt sind, wird in den allermeisten Fällen ein-
fach von seiner Verwendung abgesehen werden. Es kann
aber auch vorkommen, daß man bei Verwendung eines
solchen Baustoffes infolge Unkenntnis seiner Eigenschaf-
ten schlechte Erfahrungen macht, was natürlich nicht er-
mutigend wirkt. Dadurch gehen oft Vorteile verloren, die
bei richtiger Verwendung ausgenutzt werden können.
Kupferpanzerstahl stellt eine innige Vereinigung von
Kupfer und Stahl dar. Um den SM.-Stahlkern ist nach
einem besonderen Herstellungsverfahren ein Kupferman-
tel gelegt, u. zw. so, daß beide ein Ganzes bilden. Die Her-
stellung ist dadurch gekennzeichnet, daß sie bei auf Rot-
glut erhitztem Stahlblock unter Ausschluß von Luft er-
folgt. Dadurch wird ein vollkommener Übergang zwi-
schen Stahl und Kupfer erreicht; lokale Lufteinschlüsse
oder Hohlräume sind unmöglich. Die so erzielte Ver-
schweißung bewirkt, daß ein Abblättern der Kupferhülle
selbst bei den stärksten Formänderungen, Tordierungen,
Knickungen usw. nicht eintreten kann. Dieses Material
darf nicht mit einem ähnlichen verwechselt werden, das
früher unter dem Namen „Bimetall“ im Handel war. Da
ee U 0 022
31. Oktober 1929
bei ihm die Kupferhaut um einen kalten Stahlstab
herumgegossen wurde, konnte bei der Weiterverarbeitung
keine gleichmäßige Verteilung des Kupfermantels um den
Stahlkern erzielt werden. Dies und der fehlende innige
Zusammenhang beider Metalle führten oft zu Korrosionen.
Mit Rücksicht auf den langen Namen dieses Mate-
rials empfiehlt es sich, eine Abkürzung dafür zu verwen-
den, wie sie im Handel schon seit längerer Zeit üblich ist.
Es soll daher nachstehend als KPS bezeichnet werden.
Die Festigkeit des KPS ist außerordentlich hoch und
beträgt bei Drähten über 3 mm Dmr. mindestens
65 kg/mm?, bei dünneren Drähten mindestens 70 kg/mm‘.
Dazu kommt noch, daß der Stahl bei zunehmender Tem-
peratur in seiner Festigkeit nur sehr wenig nachläßt,
wodurch auch bei hoher Erwärmung die Eigenschaften
des KPS günstig sind und seine Festigkeit bis zu 300 °
nicht merklich leidet.
Wie Prof. Matthias in seinem Vortrage! „Die
Werkstoffe in der Elektrotechnik” gezeigt hat, sinkt die
Jerreißfestigkeit des Hartkupfers bei Erwärmung von
Zimmertemperatur auf 200° von 40 auf 25 ke/mm?. Auch
Weichkupfer verliert durch Erwärmung sehr erheblich
an Festigkeit; sie geht von etwa 23 kg/mm? bei Zim-
mertemperatur auf etwa 15 kg/mm? bei 250° und auf etwa
6 kg/mm? bei etwa 500° herunter. Wenn also eine Lei-
tung durch einen Kurzschluß stark erwärmt worden ist,
wird durch die dabei auftretenden elektromagnetischen
Anziehungskräfte eine Deformation unausbleiblich sein,
wie sich das ja in der Praxis in vielen Fällen gezeigt -
Der KPS hingegen bringt bei der Verwendung in
Schaltanlagen, Hochspannungsapparaten usw. manche
Vorteile, zumal es bei dieser Anwendung auf eine beson-
ders hohe Leitfähigkeit nicht ankommt. |
KPS wird von der Heddernheimer Kupferwerk und
Süddeutsche Kabelwerke G. m. b. H. hergestellt, u. zw. áls
Marke A mit hohem Stahl- und niedrigem Kupfergehalt
und als Marke B mit niedrigerem Stahl- und höherem
Kupfergehalt. Je nach dem Anwendungsgebiet wird man
bald die eine, bald die andere Ausführung zweckmäßig
wählen. Die Marke A wird vorwiegend benutzt werden,
wo es mehr auf Festigkeit und Rostsicherheit ankommt,
wogegen die Marke B hauptsächlich von Vorteil sein
wird, wenn die Leitfähigkeit von Bedeutung ist. Letz-
tere beträgt bei starker Kupferhaut für geringen Draht-
durchmesser etwa 30 %, für größeren etwa 35 % der des
Kupfers. Bei schwacher Kupferhaut ist sie bei geringem
Drahtdurchmesser etwa 20 % und bei größerem etwa 25 %.
Dadurch daß der Kupfermantel den Stahlkern voll-
kommen umgibt, ist ein Verrosten des letzteren ausge-
schlossen; das Material ist also mit Rücksicht auf Zer-
störungserscheinungen dieser Art dem Kupfer gleichwer-
tig und noch dauerhafter als gut verzinkter Stahl. Da
bei KPS einerseits der größere Teil des Querschnittes
durch Stahl und nur der geringere durch Kupfer aus-
zefüllt wird und anderseits diese beiden Metalle voll-
kommen miteinander verschweißt sind, ist der Wärme-
ausdehnungskoeffizient sehr niedrig. Er steht dem des
Stahles, der ungefähr 1,22- 10 ist, sehr nahe, u. zw. be-
trägt er bei dünnem Kupfermantel 1,24 - 10° 5, bei starkem
1,35 - 10, Das spezifische Gewicht ist etwa 8% geringer
als das des Kupfers, was bei vielen Anwendungsgebieten
als Vorteil zu betrachten ist.
Bei der Verwendung zur Übertragung von Wechsel-
strom könnte das Vorhandensein von Stahl, der gut ma-
genetisch ist, eine Erhöhung des Leitungswiderstandes in-
folge Hauteffektes befürchten lassen und zu Bedenken
Anlaß geben. Diese haben sich aber durch die auf meine
Veranlassung hin von Dr.-Ing. Erich Schulze im
Elektrotechnischen Institut der T. H. Hannover ausge-
führten genauen Untersuchungen? als unbegründet erwie-
sen. Durch diese Messungen ist festzestellt, daß das Ver-
hältnis des Widerstandes bei Wechselstrom zu dem bei
Gleichstrom für Drähte mit 2,5 mm Dmr. nur 1,001... 1,002
und für aus KPS Marke B hergestellte Seile nur unge-
fähr 1,04 ...1,07 für die praktisch in Frage kommenden
Stromdichten beträgt. Die Wirkung des Hauteffektes
kann also meist vernachlässigt werden, was darauf zu-
rückzuführen ist, daß sich der Stahl im Innern des Drah-
tes und das Kupfer außen befindet. Bei Seilen wird natur-
gemäß die Induktivität eine etwas größere, weil ja bei
diesen der Stahl nicht mehr ausschließlich auf den inneren
Teil beschränkt ist.
Durch die Erfahrungen, die bei der Verlegung sowohl
von einfachen Drähten als auch von Seilen gesammelt
worden sind, ist nachgewiesen, daß auch in dieser Hin-
hat.
1 Abhandlungen und Berichte ü ise ;
S. 117, Berlin 1928. 8 richte über technisches Schul wesen Bd. 9,
2 ETZ 19%, S. 48.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44
1681
sicht keine Schwierigkeiten bestehen und die Monteure
das Material gern verarbeiten.
Schließlich sei noch auf eine recht wertvolle Eigen-
schaft des KPS hingewiesen: Man kann es als durchaus
diebstahlsicher bezeichnen, weil das Kupfer, das ja mit
dem Stahl vollkommen verschweißt ist, von diesem nicht
leicht getrennt werden kann. Es besteht somit keine ein-
fache Verwertungsmöglichkeit für derartige Leitungen,
und damit fällt der Anreiz für Diebe fort.
Aus vorstehendemersiehtman,daßder
KPS die guten Eigenschaften des Stahles
(hohe Festigkeit, große Elastizität) mit
den guten Eigenschaften des Kupfers (hohe
Leitfähigkeit, gute Beständigkeit gegen
die Atmosphäre) vereinigt. Dadurch wird
er für vieleAnwendungsgebiete zu einem
äußerst wertvollen Material. Beim Bau elek-
trischer Hochspannungsleitungen können diese Eigen-
schaften in manchen Fällen ausgenutzt werden. Vorzüge
ergeben sich hier besonders bei sehr großen Spannweiten,
bei Hauptleitungen geringen Querschnitts und hoher
Spannung, bei Ausläuferleitungen und bei Hausanschluß-
leitungen. Ebenso wird sich KPS bei Erdungsleitungen in
Schaltanlagen aller Spannungen und bei Erdseilen für
Hochspannungsleitungen als vorteilhaft erweisen, da hier
besonders die Rostsicherheit zu der Wertschätzung gegen-
über Eisen beiträgt. Auch im Fernmeldewesen gibt es An-
wendungsgebiete, u.zw. in der Benutzung des KPS für
Betriebsfernsprechleitungen in Hochspannungsnetzen und
für gewöhnliche Fernsprech- und Telegraphenleitungen.
Das Material kann mit Vorteil auch benutzt werden für
Fahrleitungen von Hebezeugen und Transportgeräten so-
wie für verschiedene Zwecke im Straßen- und Hauptbahn-
betriebe. Auch für Anlaßwiderstände ist der KPS viel-
fach geeignet, denn er hält hohe Temperatur aus und ist,
wie bereits erwähnt, durch die Kupferhaut vor Verrosten
geschützt, so daß er also zweckmäßig in den Fällen Ver-
wendung finden Kann, in denen bisher Eisendrähte benutzt
worden sind. Die günstigen Eigenschaften des KPS wer-
den ihn in manchen Einzelfällen noch wertvoll erscheinen
lassen. Es ist natürlich nicht möglich, alle Sonderfälle
hier aufzuzählen, doch sollen nachstehend die größeren
Anwendungsgebiete etwas eingehender behandelt werden.
1. Überlandnetze.
Für elektrische Verteilungsnetze wird heute vorwie-
gend Kupfer, in geringerem Umfangse Aluminium verwen-
det. Während des Krieges wurde für schwach belastete
Netzteile und für Ausläuferleitungen Eisen benutzt, das
jedoch der Gefahr des Rostens ausgesetzt ist und außerdem
eine sehr schlechte Leitfähigkeit besitzt. Ein Vergleich der
Wirtschaftlichkeit verschiedener Freileitungsbaustoffe ist
ziemlich kompliziert. Es kommt nicht nur auf die elek-
trischen und mechanischen Eigenschaften des Leitungsma-
terials selbst an sondern auch auf das Verhalten der ande-
ren noch benötigten Baustoffe, wie Isolatoren, Ausleger,
Maste usw.; weiter sind noch de Betriebsverhältnisse
maßgebend.
Hat ein Leitungsmaterial eine besonders hohe Festig-
keit, so ergibt sich daraus die Zulässigkeit einer größeren
Spannweite, so daß die Zahl der Stützpunkte heruntergeht
und man in der Wahl der Leitungsführung wesentlich
freier wird. Das bedeutet eine Erniedrigung des Anlage-
kapitals, eine Verringerung der Gefahrpunkte und eine
Verminderung der Betriebskosten. Die kleinere Zahl von
Masten hat ferner eine Verminderung von Grunderwerbs-
kosten bzw. von Anerkennungsgebühren zur Folge Die
Tatsache, daß die Disponierung der Leitungsführung er-
leichtert wird, führt zu einer Verminderung des Zeitauf-
wandes für Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern.
Auch das bedeutet eine Ersparnis, u. zw. eine ganz erheb-
liche, denn erfahrungsgemäß sind die Schwierigkeiten, die
sich bezüglich der Benutzung von Grundstücken zum Auf-
stellen der Maste ergeben, oft außerordentlich groß. Zu
berücksichtigen ist ferner, daß infolge des geringen
\Warineausdehnungskoeffizienten von KPS der Durchhang
der Leitungen gering ist, wodurch die Zahl der Störungen
abnimmt. Das wichtigste aber ist, daß KPS-Leitungen wei-
testzehende Sicherheit gegen Sturm, Rauhreif, Schnee und
Eisbelastung bieten.
Durch größere Spannweite lassen sich fast immer
Verkürzung der Leitung und stets schöneres Ausschen
erreichen. Ein weiterer Vorteil ist in der wesentlich leich-
teren Betriebsüberwachung einer solchen Linie zu sehen.
Selbst bei schweren Kurzschlüssen, mit denen Erwärmung
der Leitungen verbunden ist, leidet die Festirkeit des
KPS nicht, da sie selbst bei Temperaturen bis 300° nicht
wesentlich beeinträchtigt wird.
Die Grenzen für die Verwendbarkeit des KPS im Frei-
leitungsbau zu finden, erfordert laugwierige Rechnungen.
1582
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44
31. Oktober 1829
so daß es nicht zweckmäßig ist, auf diese hier näher einzu-
gehen. Auf meine Veranlassung hat sich Dipl.-Ing.
Marzahl eingehend mit einer derartigen Untersuchung
befaßt und wird das Ergebnis in einer besonderen Arbeit
in dieser Zeitschrift so bald als möglich veröffentlichen.
Aus diesen umfangreichen Rechnungen kann jedoch schon
jetzt mitgeteilt werden, daß bei Linien mit Eisengestänge
der Ersatz von Kupferleitungen mit Querschnitten bis
16 mm? einschließlich durch äquivalente Querschnitte in
KPS unbedingt wirtschaftlich ist. Bei allen Stichleitun-
gen aber, die elektrisch nicht ausgenutzt sind, ist die Ver-
billigung durch Verwendung von KPS anstatt Kupfer
sehr groß und liegt in den Grenzen von etwa 15..20 %.
Der kleinste zulässige Querschnitt von KPS-Leitun- `
gen ist sowohl nach den z. Z. noch gültigen als auch den
im Januar 1931 in Kraft tretenden® Vorschriften für Stark-
stromleitungen des VDE dadurch bestimmt. daß er eine
Tragfähigkeit von 380 kg besitzen muß. Daraus ergibt
sich ein zulässizer Mindestquerschnitt von rd. 6 mm? bei
Spannweiten über 35 m und von rd. 3 mm? bei Spannweiten
unter 35 m, da in letzterem Falle die Tragfähigkeit nur
228 kg zu betragen braucht.
Man ersieht daraus, daß es bei KPS möglich ist, die
Querschnitte, die aus Festigkeitsrücksichten notwendig
werden, weitgehend auszunutzen, während dies bei Kupfer
und Aluminium bei schwach belasteten Leitungsteilen oft
nicht erreichbar ist. Da also bei Verwendung dieser Bau-
stoffe sehr oft ein unnötig großes Anlagekapital festgelegt
wird, kann durch KPS die Wirtschaftlichkeit einzelner |
Netzteile erhöht werden.
Nach den vorstehenden Ausführungen kommt also KPS
für Hochspannungsfreileitungen mit Vorteil zur Anwen-
dung in Mittelspannungsnetzen mit Eisengestänge bis etwa
45 mm?, bei Stich- und Ausläuferleitungen für alle prak-
tisch vorkommenden Querschnitte, u.zw. sowohl bei ge-
mischtem als auch bei reinem Eisengestänge.
Für letztere hat man während des Krieges und auch
später noch Eisenleitungen verwendet, bei denen sich je-
doch Schwierigkeiten dadurch ergeben haben, daß die
Höchststromschalter bei Eintreten eines Erd- oder Kurz-
schlusses nicht mehr in Funktion traten. Bei KPS liegt
die Leitfähigkeit wesentlich höher, so daß der bei Erd-
oder Kurzschluß auftretende Höchststrom nicht so stark
begrenzt wird.
Um die vorstehenden Überlegungen auf ihre Richtig-
keit hin in der Praxis prüfen zu können, habe ich Herrn
Generaldirektor Dr.-Ing. Vietze der Landeselektrizität
m. b. H. in Halle angeregt, eine Leitung nach diesen
Gesichtspunkten mit KPS zu bauen. Meine Anregung fiel
auf fruchtbaren Boden und es wurde im Laufe des Sommers
1928 der von mir gewünschte Versuch gemacht. Über das
Ergebnis erhielt ich folgenden Bericht:
„Für dieses Experiment haben wir ein Gelände ausge-
sucht, das durch hügelige Formationen dem Leitungsbau
an sich Schwierigkeiten entgegenstellt. Auf diese Weise
konnten die Vorzüge des Weitspannsystems mit KPS-Lei-
tung besonders gewertet werden. Es hat sich denn auch
herausgestellt, daß speziell in hügelirem Gelände die Ver-
wendung der KPS-Leitung derjenigen der Kupferleitung
bedeutend überlegen ist. Einen geradezu imposanten Ein-
druck macht ein Spannfeld von 234 m, welches die Verbin-
dung von einem Hügel zum anderen längs der Ortschaft
Elben herstellt.
Die Leitung stellt einen Ausläufer von 3,3 km Länge
dar, der bereits für 16 mm? Kupfer ausnivelliert war. Durch
die Umtrassierung auf KPS-Leitung von 16 mm? war es
möglich, die genauen Kosten für die Kupfertrasse und die
KVS-Trasse zu ermitteln und diese gegenüberzustellen.
Das ist im folgenden geschehen.
Kosten der 33km langen Leitung
bei Kupferbeseilung . 15 703 RM
bei KPS-Beseilung. Se er: 13276 ,,
Es sind also . 2427 RM
durch Anwendung der KPS-Leitungen, d.h. 155% er-
spart worden.
Im einzelnen setzen sich die Kosten folgendermaßen
zusammen:
Kupfertrasse KPS-Trasse
RM RM
Beseilluu . . 22.202.278 2017
Gittermaste . > nn AT 2 324
Holzmaste . ; dée 751
Isolatoren einschl. Armaturen . 3057 2 6l
Montage . 4 366 4 001
Konsolen, Beton, Anstrich 1 798 1022
15 703 13 276
3 ETZ 1999, S. 334 u. 726.
Ich möchte noch besonders darauf hinweisen, daß die
KPS-Trasse naturgemäß eine günstigere Leitungsführung
gestattete und einige Winkelpunkte, die bei der Kupferlei-
tung unvermeidlich waren, beseitigt werden konnten. Die
durchschnittliche Spannweite hätte bei der Kupfertrasse
114,5 m betragen, während sie bei der KPS-Trasse 137 m
beträgt, also um 19% größer ist.
Als bisheriges Resultat dieses Versuches stelle ich fest,
daß wir mit der Verwendung der KPS-Leitung für diesen
Fall zufrieden sind und daß wir die Absicht haben, in ana-
logen Fällen ganz allgemein dieses System vorzu-
schreiben.”
Eine zleiche Anregung habe ich noch Herrn General-
direktor Dr. Krone der Vereinigten Elektrizitätswerke
Westfalen gegeben. Auch dieses Werk hat eine KPS-
Versuchsleitung von 3 km Länge (Ausläuferleitung) aus-
geführt an Stelle einer beabsichtigten Kupferleitung.
Letztere mit 3- 16 mm? und Erdseil von 25 mm? Eisen war
auf 15450 RM veranschlagt. Sie wurde nun mit 3-25 mm?
KPS-Seil Marke B und 16 mm? KPS-Seil Marke A gebaut
und stellte sich auf 14 525 RM, so daß also eine Ersparnis
von 6% erzielt wurde. Wäre die Leitung dagegen mit
3-16 mm? KPS Marke B und 1-10 mm? KPS Marke A aus-
geführt worden, so hätten die Kosten nur 13035 RM be-
tragen, was einer Ersparnis von 15,5 % entsprochen hätte.
Bemerkenswert ist bei dieser Leitung, daß für Flur-,
Wald- und Mastentschädigung nur 11,50 RM für jeden
ne. gezahlt werden brauchte infolge der größeren Spann-
weite.
Außer der wirtschaftlichen Verwendung von KPS klei-
ner Querschnitte in Überlandnetzen gibt es aber Fälle, in
denen auch bei stärkeren Leitungen dieses Material vor-
teilhaft angewendet werden kann, u.zw. dann, wenn es
sich um besonders große Spannweiten wie Überquerungen
von Tälern, Schluchten, Flüssen, Kanälen, Eisenbahnen,
Wegen usw. handelt. So ist z. B. der Leitungsteil über dem
Niagarafluß unter Verwendung dieses Materials ausge-
führt. Hierbei ist allgemein zu beachten, daß eine Über-
kreuzung oder gar mehrere derselben im Zuge einer lan-
gen Leitung wenig für die Erhöhung des Widerstandes
und damit für die Vergrößerung des Verlustes ausmachen.
Hinsichtlich der in manchen Überlandnetzen recht un-
angenehm in die Erscheinung tretenden Rauhreifgefahr ist
der KPS geeignet, wesentliche Erleichterungen zu bringen.
Die Bildung von Rauhreif ist bekanntlich auf bestimmte
Gebietsteile beschränkt. Wenn man bei einer langen Fern-
leitung dieses Material nur an den gefährdeten Stellen be-
nutzt, so erreicht man hier einerseits größere Festigkeit
und anderseits eine höhere Erwärmung. Letztere hat sich
nämlich als ein gutes Mittel zum Schutz gegen Rauhreif er-
wiesen®. Das ist z.B. geschehen bei der 100 kV-Leitung
von Hartenstein (Österreich) nach Gresten? und bei meh-
reren Mittelspannungsleitungen in Rußland. Auch hier
ergibt sich der Vorteil, daß die Widerstandserhöhung
durch die an den Gefahrstellen eingeschalteten KPN-
Stücke, bezogen auf das Ganze, sehr wenig ausmacht und
der Leistungsverlust also wenig steigt. Die schützende
Wirkung kann noch dadurch erhöht werden, daß man wäh-
rend der kurzen Zeit, in der die Rauhreifgefahr besteht,
durch absichtliche Vergrößerung der Phasenverschiebung
die Stromstärke erhöht. Das beschriebene Verfahren zur
Verminderung der Rauhreifgefahr hat den Vorzug, daß es
auch nachträglich bei fertigen Leitungen angewendet wer-
den kann, indem man die Reparatur von durch Rauhreif
zerstörten Leitungsteilen mit KPS ausführt, so daß dann
für spätere Zeit diese Stellen besser geschützt sind.
2, Hausanschlußleitungen und Straßen-
überspannungen.
Hausanschlußleitunzen können sowohl Niederspan-
nungs- als auch Hochspannungsleitungen sein, je nachdeın
ob die Installation direkt an das Verteilungsnetz oder mit
Hilfe eines Transformators an das Hochspannungsnetz an-
geschlossen wird. Letzteres kommt auf dem Lande bei
einzeln liegenden Gebäuden oder Gebäudekomplexen vor,
in kleineren Städten aber auch beim Anschluß industrieller
Anlagen.
Die Länge solcher Hausanschlußleitungen hängt von
den örtlichen Verhältnissen ab und kann außerordentlich
verschieden sein. Ist die Entfernung groß, so können be-
trächtliche Spannweiten notwendig werden, um das Setzen
von besonderen Masten mit Rücksicht auf Verkehrsverhält-
nisse, auf Schönheit der Ausführung usw. zu vermeiden.
Abgesehen davon aber, ob die Länge der Hausan-
schlußleitung groß oder klein ist, ergibt sich fast immer
4 Blektrizitätswirtsch. Rd. 26., S. 17.
5 El. u. Maschinenb. Bd. 46, S. 634.
© Bleetricestwo 1928, Nr. 6...10 und EL u. Maschinenb. Bd. 47, 8.134.
31. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
1583
die Notwendigkeit, die Anschlußleitung besonders vor-
sichtig auszuführen, weil unter ihr meist ein lebhafter
Verkehr von Menschen und Tieren stattfindet. Es ist also
notwendig, solche Anschlußleitungen im Sinne des § 22
der Errichtungsvorschriften des VDE mit „erhöhter Sicher-
heit“ zu bauen. Die Festigkeit des KPS wird aber ausrei-
chen, selbst wenn besonders hohe Beanspruchungen ein-
treten.
Zur Aufhängung von Beleuchtungskörpern auf Stra-
Ben und Plätzen benutzt man vielfach Überspannungen
mit Hilfe von Stahldrähten. Bei diesen besteht jedoch die
Gefahr des Verrostens, während die Verwendung von KPS
hiergegen weitgehende Sicherheit bietet.
3. Erdseile Hochspannungsfreilei-
tungen.
Als „Erdseile“ bezeichnet der VDE in seinen „Leit-
sätzen für den Schutz elektrischer Anlagen gegen Über-
Spannungen geerdete Seile, die oberhalb der Freileitungen
gezogen werden, um die Influenz atmosphärischer Entla-
dungen auf diese herabzusetzen. Ihre Schutzwirkung gce-
zen Überspannungen ist noch umstritten. Allgemein aner-
kannt wird aber ihre Wirkung hinsichtlich der Verbesse-
rung der Erdung der Eisenmaste, die ein sehr wich-
tiges Schutzmittel und daher von großer Bedeutung ist.
Daraus geht ohne weiteres hervor, daß bei der Aus-
führung der Erdseile die Erfüllung ihrer Aufgabe als
Erdungsleitung besonders sichergestellt werden muß und
daß bei der Auswahl der zu verwendenden Materialien
hierauf Rücksicht genommen werden sollte. Das ist aber
bisher in ganz ungenügendem Maße geschehen, denn die
heute noch überwiegend angewendeten Eisenseile erfüllen
die Bedingungen, die hinsichtlich Erdungsleitungen zu
stellen sind, nur in geringem Maße. Ihnen mangelt es aber
auch an unbedingt notwendiger Dauerhaftigkeit, wodurch
die Betriebsicherheit ernstlich in Frage gestellt wird.
Selbst wenn die Eisenseile gut verzinkt sind, ist ihre Le-
bensdauer begrenzt und unbedingt kleiner als die der
Hochspannungsleitungen, namentlich solcher aus Kupfer,
so daß nach einer Anzahl von Jahren ein Auswechseln der
Erdseile notwendig wird. Da sie ja immer über den Haupt-
leitungen liegen, ist diese Arbeit stets mit Betriebsunter-
brechungen verbunden.
Hier ist der KPS geeignet, eine wesentliche Verbesse-
rung im Leitungsbau herbeizuführen. Da bei Seilen aus
diesem Material jede Rostgefahr beseitigt ist, wird die Le-
bensdauer der Erdseile die gleiche sein wie die der Kupfer-
leitungen; dadurch werden die Übergangswiderstände, die
durch das Rosten der Eisenseile entstehen, vermieden und
die Erdverbindung wird dauernd gut bleiben. Bei dem
KPS verhindert, wie bereits erwähnt, der den Stahlkern
umgebende Kupfermantel das Rosten sowie jeden Angriff
ätzender Dünste. Die etwas höheren Anschaffungskosten
machen sich also’ nicht nur durch Wegfall späterer Aus-
wechslung bezahlt sondern auch durch Verbesserung der
Hauptwirkung der Erdseile, nämlich durch die Sicherung
einer guten und zuverlässigen Masterdung.
Bei KPS ist unter Verwendung des gleichen Quer-
schnittes die Leitfähigkeit wesentlich besser als bei Stahl-
seilen; damit geht der Widerstand der Erdungsleitungen
beträchtlich herunter, so daß der zur Erde abfließende
Strom auf eine größere Zahl von Erdungen der Nachbar-
maste verteilt wird.
Nach dem Bericht” des Komitees für Kraftübertra-
gung und -verteilung des Am. Inst. El. Engs. wird es in
Amerika verschiedentlich für vorteilhaft gehalten, wenn
das Erdseil eine äußere Lage aus nicht magnetischem Ma-
terial erhält. Diesen auf Grund langer Erfahrungen aus-
gesprochenen Wunsch erfüllt der KPS. Man ersieht aus
vorstehendem, daß .dieses Material ein idealer Baustoff
für Erdseille der Hochspannungsanlagen ist. deren
Sicherheit nach jeder Richtung erhöht werden sollte. Da
die Steigerung der Kosten der Erdseile im Verhältnis zu
den Gesamtanlagekosten einer Hochspannungsleitung ge-
ring ist, anderseits ihre Sicherheit dadurch wesentlich er-
höht wird, so scheint die Verwendung von KPS das rich-
tige zu sein.
für
4. Erdungsleitungen in Schaltanlagen.
Nach den Erdungsleitsätzen des Verbandes Deut-
scher Elektrotechniker werden unter Erdungsleitunge
solche Leitungen verstanden, die zum Erder führen, soweit
sie über der Erdoberfläche liegen. Dazu zählen also auch
die in größeren Betriebsräumen, Schaltanlagen usw. häufig
verlegten Sammelleitungen. Solche Erdungsleitungen simg
e i J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 46, S. 691 sowie El. u. Maschinenb. Bd. 46,
für die Sicherheit des Betriebes von außerordentlich großer
Bedeutung, da von ihnen die gute oder schlechte Auswir-
kung der zum Schutze von Menschen und elektrischen Ein-
richtungen durchgeführten Schutzmaßnahme abhängt. Mit
Rücksicht darauf sind an mehreren Stellen der Verbands-
vorschriften diesbezügliche Bestimmungen erlassen wor-
den.
In den Leitsätzen für Schutzerdungen in Hochspan-
nungsanlagen ist ausdrücklich hervorgehoben, daß der
Sicherheitsgrad einer Erdung abhängig ist von dem Zu-
stande und der Zuverlässigkeit der Erdungsleitungen und
von dem Zustande der Verbindungstellen. Es ist ferner
bestimmt, daß die Zuleitungen so angebracht werden sollen,
daß sie vor mechanischen Zerstörungen und Durchrosten
geschützt sind. Die Zuleitungsanschlüsse sollen mit der
Sammelleitung und mit den Erdern selbst dauernd gut
metallisch verbunden sein. Die Verbindungstellen werden
zweckmäßig verlötet, verschweißt oder vernietet. Die Ver-
bindungstellen mit den Erdern sowie den zu erdenden Tei-
len sind um so sorgfältiger herzustellen, je größer der ab-
zuleitende Erdstrom werden kann. Bei größeren Strom-
stärken wird selbst ein verhältnismäßig geringer Über-
gangswiderstand (Oxydbildung oder dgl.) den Wert einer
guten Erdung stark beeinträchtigen. Eine bedeutende Stei-
gerung der Berührungspannung. kann durch Erhitzung
und dadurch bedingte weitere Verschlechterung der Ver-
bindungstellen eintreten. Aus diesem Grunde wird emp-
fohlen, bei Erdungen von mehr als etwa 10 A die Anschluß-
stellen gut zu verzinnen und die fertige Verbindung
durch Anstrich oder andere Schutzmittel gegen Oxydation
zu schützen. Der Widerstand der Zuleitungen ist bei der
Berechnung der Erdung zu berücksichtigen.
Die Betriebsvorschriften des VDE bestimmen ferner
in § 2c, daß Schutzvorrichtungen und Schutzmittel jeder
Art, worunter besonders die Erdung fällt, dauernd in
brauchbarem Zustande erhalten werden müssen; weiter ist
in den Leitsätzen für Schutzerdungen in Hochspannungsan-
lagen noch bestimmt, daß Verbindungstellen innerhalb des
Handbereiches, die nicht verschweißt, verlötet oder ver-
nietet sind, zweckmäßig einer zeitweisen Besichtigung
unterworfen werden.
Die vorstehend erwähnten Verbandsbestimmungen, die
sich auf Ausführung und Unterhaltung von Erdungsleitun-
gen beziehen, können nur von einem Material voll erfüllt
werden, das
1. große mechanische Festigkeit,
2. ausreichende Leitfähigkeit,
3. geringen Übergangswiderstand,
4. Rostfreiheit
aufweist. Alle diese Eigenschaften besitzt aber der KPS,
so daß er dem bisher als Erdungsleitung in großem Maße
verwendeten Eisen hinsichtlich der Punkte 2., 3. und 4.
und dem weniger verwendeten Kupfer hinsichtlich des
Punktes 1. überlegen ist. Nach den Versuchen, die Prof.
Richter? über Nietverbindungen veröffentlicht hat, er-
gibt sich, daß Fe-Fe-Verbindungen zwar einen höheren
Übergangswiderstand als Cu-Cu-Verbindungen haben, aber
daß dieser Widerstand auf lange Zeit hinaus gleich bleibt
und bei Erschütterungen nicht leidet. Cu-Cu-Verbindungen
haben zwar anfangs einen niedrigeren Widerstand, der
sich aber infolge von Erschütterungen stark vergrößert.
Richter stellte fest, daß sich die reinen Kupferverbindun-
gen am schlechtesten, die reinen Eisenverbindungen
am besten bewährt haben. Aus den Richterschen Versu-
chen ergibt sich, daß Cu-Cu-Verbindungen empfindlich sind
gegen mechanische Beanspruchung, Fe-Fe-Verbindungen
dagegen nicht. Letztere haben aber von vornherein höhere
Widerstände. Der KPS vereinigt nun beide Eigenschaften:
den niedrigen Anfangswiderstand von Kupfer und die
mechanische Unempfindlichkeit des Eisens, zumal er auch
in Bandform hergestellt wird.
Hinsichtlich der Bemessung der Erdzuleitungen be-
stimmen die Errichtüngsvorschriften sowie die Erdungs-
leitsätze des VDE, daß im allgemeinen Querschnitte über
100 mm? Eisen und über 50 mm? Kupfer nicht erforderlich
sind. Bei KPS würde man dementsprechend nicht über
70 mm? anzuwenden brauchen. Nach unten zu ist der Eisen-
auerschnitt auf 35 mm? und der des Kupfers auf 16 mm?
festgelegt. Für KPS würde demnach als untere Grenze
25 mm? angenommen werden können.
Vorstehende Zahlen gelten für elektrische Betriebs-
räume; in anderen Räumen ist eine untere Grenze für den
Querschnitt nur bei Kupfer festgesetzt, u. zw. zu 4 mm’,
wofür KPS von 3 mm? voll ausreichen würde.
Aus vorstehendem ist zu ersehen, daß der KPS für
Erdungsleitungen günstige Eigenschaften besitzt. Wäh-
rend er die Vorzüge des Kupfers und des Eisens in sich ver-
€ ETZ 19%, 8. 39.
1584
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31. Oktober 1929
Seo taa aaa a a a a a a a a
einigt, vermeidet er deren Nachteile. Er ist aber auch
wirtschaftlich anwendbar, da nicht nur eine Materialer-
sparnis sondern auch eine Ersparnis an Arbeitslöhnen ein-
tritt und die Verbindungen viel einfacher herzustellen
sind als bei Eisen.
5. Betriebsfernsprechleitungenin Stark-
strom-Freileitungsnetzen.
Die Leitungsnetze der Überlandzentralen erstrecken
sich auf derart große Gebiete, daß es notwendig ist, ein
Verständigungsmittel zwischen den verschiedenen Speise-
punkten, Schaltstationen usw. zur Verfügung zu haben.
Man pflegt daher beim Bau solcher Netze besondere „Be-
triebsfernsprechleitungen“ anzulegen. Die Errichtungs-
vorschriften des VDE sehen vor, daß diese Leitungen di-
rekt an dem Gestänge der Starkstrom-Freileitungen ver-
legt werden dürfen, wenn sie in angemessenem Abstand
unterhalb der letzteren geführt werden.
Für die Bemessung dieser Betriebsfernsprechleitungen
spielt die Leitfähigkeit des Materials keine wesentliche
Rolle. Die wichtigste Forderung ist die nach Festigkeit,
was besonders bei Freileitungen mit großen Spannweiten
zu beachten ist. Diese Bedingung wird durch den KPS
in hohem Maße erfüllt, ohne daß die gegenüber Kupfer
verringerte Leitfähigkeit irgendwelche Nachteile herbei-
führt. Weiter ist zu beachten, daß durch den geringeren
Durchhang an Mastlänge gespart wird.
Die Gefahr des Diebstahles ist bei Betriebsfernsprech-
leitungen besonders groß, weil sie unterhalb der Stark-
stromleitungen verlegt werden und keine gefahrbringende
Spannung führen. Sie sind also dem Zugriff ausgesetzt,
wenn sie aus Kupfer oder Bronze bestehen, nicht dagegen
bei Verwendung von KPS.
Betriebsfernsprechleitungen sind nach den Frrich-
tungsvorschriften des VDE wie Hochspannungsleitungen
zu behandeln und unterliegen somit auch den „Vorschriften
für Starkstrom-Frz»ileitungen“”, in denen die Verwendung
des vorliegenden Materials ausdrücklich vorgesehen ist.
6. Fernmelde-Freileitungen.
Bei Freileitungen für Fernmeldceanlagen wird meistens
Fisen oder Bronze und nur in geringem Umfange Kupfer
verwendet. Eisen ist billig aber wenig haltbar. Es wird,
selbst wenn es gut verzinkt ist, doch in einer Reihe von
Jahren zerstört. Ferner ist es aber infolge seiner magne-
tischen Eigenschaften für die hochfrequenten Ströme un-
zweckmäßig. Schließlich ist zu beachten, daß in manchen
Fällen die Leitfähigkeit des Eisens zu niedrig ist. Bronze
und Kupfer sind günstiger aber teurer, und zudem hat
Kupfer keine hohe Festigkeit. Der KPS erfüllt dagegen
alle notwendigen Bedingungen. Die Festirkeit ist groß,
und die Rostgefahr fällt fort. Das Vorhandensein von
Eisen im Innern des Drahtes führt zu keiner ungünstigen
Wirkung, weil ja die hochfrequenten Ströme auf der Ober-
fläche verlaufen, d. h. also in der Kupferhaut. Durch
Versuche ist festgestellt worden, daß die Erhöhung des
Wechselstromwiderstandes gegenüber dem bei Gleichstrom
für 1000 Hz nur etwa 3% beträgt.
Nach den „Regeln für die Errichtung elektrischer
Fernmeldeanlagen” des VDE sollen bei Kupferdrähten
Stanzrenabstände von 80 m nicht überschritten werden, wäh-
rend dieses bei Bronze nicht verboten ist. Bei KPS ist es
ohne weiteres zulässig, größere Spannweiten zu benutzen
und gegebenenfalls bis zu 200 m zu gehen. Bei Verwen-
dung von Doppelmasten, A-Masten oder H-Masten werden
diese Entfernungen noch überschritten werden können.
Ganz besondere Bedeutung hat die Anwendung großer
Spannweiten bei Fernmeldeleitungen, die in Städten, Fa-
brikanlagen usw. über Dächer gespannt werden, wo es oft
schwierig ist, Stützpunkte in geringer Entfernung zu
schaffen.
T. Fahrleitungen für Hebezeuge und
Transportgeräte.
Bei Fahrleitungen ist es wichtig, daß die Stromab-
nahme möglichst funkenlos geschicht, da sonst an Leitung
und Kontaktvorrichtung eine erhebliche Abnutzung ein-
tritt. Die Entstehung von Funken wird dadurch vermin-
dert bzw. beseitigt, daß die als Stromabnehmer dienenden
Rollen, Gleitschuhe usw. mit starken Druck an die Fahr-
leitungen gepreßt werden. Das hat aber zur Folge, daß
bei Bewegung infolge von Durchhang, Verbiegung usw.
Stöße auftreten.
Der VDE hat deswegen auch in $ 4 der „Leitsätze für
die Errichtung von Fahrleitungen für Hebezeuge und
Transportgzeräte“ vorgesehen, daß für Stromzuführungs-
einrichtungen neben Kupfer auch Eisen mit aufgelegtem
Kupferleiter benutzt werden kann. Besser als eine derar-
tige lose Verbindung dieser Metalle sind Leitungen aus
KPS, bei dem Stahl und Kupfer in innigster Vereinigung
verwendet werden. So gebaute Fahrleitungen haben sehr
geringen Durchhang, wodurch die Kontaktzebung verbes-
sert und die Abnutzung verringert wird. Die unvermeid-
lichen Stöße werden unschädlich aufgenommen, weil der
Stahlkern solchen Beanspruchungen ohne weiteres gewach-
sen ist. Während die Kupferhaut einerseits eine gute Leit-
en sichert, schützt sie anderseits den Stahlkern vor
ost.
Für die Bemessung von Fahrleitungen ist besonders
wichtig daß der Spannungsabfall und die Erwärmung ge-
wisse Werte nicht überschreiten. Bezüglich des ersteren
hat der VDE in seinen Leitsätzen festgelegt, daß bei Dreh-
strom ein höchster Wert von 7,5 % und bei Gleichstrom
ein solcher von 10 % zulässig ist, damit die Motoren ord-
nungsmäßig arbeiten. Hinsichtlich der „Belastbarkeit“
geben die Leitsätze des VDE nur Angaben für Verwendung
von Kupfer. Damit nun auch für KPS solche zur Ver-
fügung stehen, habe ich einige Versuche gemacht und so
die nachstehend wiedergegebene Belastungstafel ermittelt:
Querschnitt E AULOMIBtArKe
an 100%, ED | 40%, ED
35 85 | 130
50 110 170
65 130 210
80 150 235
100 175 270
120 200 320
150 250 390
Hierzu sei noch bemerkt, daß die Spalte für 100 % EN
der Dauereinschaltung entspricht, während die Spalte 40 %
ED für eine relative Einschaltdauer von 40 % gilt.
8 Elektrische Bahnen.
Der Betrieb von Bahnen ist ein außerordentlich schwe-
rer, weil er sich im Freien abspielt, wodurch die Betriebs-
mittel den Einflüssen von Wind und Wetter ausgesetzt
sind. Anderseits muß mit einer starken Inanspruchnahme
aller Baustoffe durch häufiges Anfahren, Geschwindix-
keitsverändern und Bremsen gerechnet werden. Überbe-
anspruchungen, starke Stöße und fortwährende Schwin-
gungen sind normale Erscheinungen im Bahnbetriebe. Hier-
zu kommt noch die zerstörende Einwirkung durch die
Feuchtigkeit, die Atmosphärilien und bei Hauptbahnen
durch den Rauch von Danwnflokomotiven. Es ist also ohne
weiteres einleuchtend, daß in einem derartigen Betriebe
ein Material von ganz besonders großer Bedeutung sein
muß, das einerseits gegen die Feuchtigkeit, die Atmosphäre
und den Rauch unempfindlich ist, anderseits hohe Festiz-
keit, große Elastizität, geringen Wärmeausdehnungsko-
effizienten und gute elektrische Leitfähigkeit in sich ver-
einiet. Alle diese Anforderungen erfüllt der KPS. Die
Zahl der Reparaturen kann durch richtige Verwendunz
dieses Materials bedeutend vermindert und damit die Be-
triebsführung sehr erleichtert werden.
Nach den vom VDE aufgestellten „Vorschriften für
elektrische Bahnen”, die seit dem 1. I. 1926 gelten, wird
bezüglich des Baustoffes für Fahrleitungen bestimmt, dab
er den „Vorschriften für Starkstrom-Freileitungen“ ent-
sprechen muß, so daß also hier das vorstehend schon Ge-
sagte gilt. Der KPS wird besonders bei Ausläuferlinien
in Frage kommen, für die bisher teilweise Eisendraht ver-
wendet wurde. Besonders zu beachten ist auch noch, dab
der Ausdehnungskoeffizient dieses Materials bedeutend
kleiner ist als der des Kupfers. Es würde also bei warmem
Wetter der Durehhang sich nicht so sehr vergrößern wie
bei Kupfer, wodurch die Stöße und Schwingungen geringer
werden. Es ist vielfach festgestellt worden, daß ein erh«b-
licher Teil aller Brüche von Straßenbahn-Oberleitungen
aus Kupfer auf Ermüdung desselben zurückzuführen ist.
Es hat sich ferner bei vielen Bahnen ergeben, daß die Zahi
der Brüche bei Oberleitungen aus Kupfer im Sommer be-
deutend größer ist als im Winter.
Die guten Eigenschaften des KPS treten besonders ìn
die Erscheinung bei Unterführungen, Tunneln usw.; da an
solchen Stellen nur ein geringer Durchhang zugelassen
werden kann, ist es möglich, die Zahl der Aufhängepunkte,
deren jeder einzelne eine Störüngsquelle bedeutet, zu ver-
mindern und damit nicht nur den Bau sondern auch den
Betrieb zu vereinfachen.
Bei den zur Aufhängung des Fahrdrabtes von Straßen-
bahnen verwendeten Tragdrähten (Querdrähten) kommt es
31. Oktober 1928
im wesentlichen darauf an, daß sie unempfindlich gegen
den Einfluß der Feuchtigkeit und der Atmosphärilien sein
nrüssen. Es ist also nicht notwendig, die erheblich teurere
Bronze für solche Tragdrähte zu verwenden; man kann
trotzdem eine große Lebensdauer durch KPS erreichen.
Bei Hauptbahnen wird im allgemeinen die Mehrfach-
aufhängung benutzt, bei der man den Fahrdraht nicht
direkt an die Querträger oder Querdrähte hängt sondern
an ein Tragseil. Da es nun für die Erkennbarkeit der
. Signale vorteilhaft ist, die Entfernung der Querdrähte
voneinander möglichst groß zu halten, erweist sich ein
Baustoff von hoher Festigkeit als sehr wertvoll. Das ist
besonders von Bedeutung in Gebirgsgegenden, in denen
vielfach mit Rauhreifbildung zu rechnen ist.
Da bei elektrischen Hauptbahnen die Kosten der Fahr-
leitungen einen erheblichen Teil der Gesamtanlagekosten
bilden, kann die Wirtschaftlichkeit des elektrischen Betrie-
bes durch Verwendung des KPS gesteigert werden. Daß
dieses Material in der Tat den höchsten Anforderungen ge-
recht wird, geht daraus hervor, daß die Schweizerischen
Bundesbahnen die in den letzten Jahrzehnten gebauten
elektrischen Hauptbahnstrecken überwiegend mit KPS
versehen haben. Er hat sich bei allen Anlagen, .selbst bei
der besonders hoch beanspruchten Gotthardbahn, vorzüg-
lich bewährt. `
Auch für Schienenverbinder kann der KPS Vorteile
bieten, da er große Festigkeit besitzt, was besonders bei
Grubenbahnen wichtig ist, und die Diebstahlsgefahr bei
ihm wegfällt.
Zur Verständigung zwischen Kraftwerk, Unterwerken
und Hauptverteilungspunkten bestehen auch im Bahnbe-
triebe Fernmeldeleitungen, die entweder zur Benutzung
von Fernsprechern oder zur Betätigung von Signalen
dienen. Bei diesen ist eine hohe Leitfähigkeit nicht not-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
1585
wendig. Die wesentlichen Anforderungen, die gestellt wer-
den müssen, sind hohe Festigkeit, Rostsicherheit und ge-
ringe Anschaffungskosten. Bisher wurde für solche Lei-
tungen vielfach die um etwa 50 % teurere Bronze verwen-
det oder es wurde Eisen benutzt, bei dem sich wegen der
Rostgefahr mit der Zeit Schwierigkeiten einstellen.
Auch für Schutzdrähte (gegen herabfallende Fern-
sprechleitungen), die bei Straßenbahnen über den Fahr-
leitungen stellenweise angebracht werden, ist KPS ein ge-
eignetes Material hinsichtlich seiner Rostsicherheit.
9, Widerstände.
Für den Bau von Metallwiderständen sind vom VDE
in den „Regeln für die Bewertung und Prüfung von An-
lassern und Steuergeräten R. E. A./1928” vier Baustoffe
mit spezifischen Widerständen von 1,0 ... 0,13 Q/mm?/m vor-
gesehen worden. Zuweilen ist es aber erwünscht, einen
solchen mit etwas besserer Leitfähigkeit zu benutzen, um
nicht zu dünne Drähte zu erhalten, wofür dann KPS
zweckmäßig ist.
Bei manchen Verwendungsgebieten erweist sich das
aus Eisen bestehende Material VM 13 (mit 0,13 Q/mm?/m)
als unzweckmäßig, weil es zwei Nachteile hat. Erstens ist
die Rostgefahr sehr groß, so daß im Betriebe Störungen
zu befürchten sind, und zweitens ist der Temperaturkoeffi-
zient, der den Wert von etwa 0,00405 besitzt, sehr hoch.
Der KPS vermeidet die Rostgefahr vollständig und der
Temperaturkoeffizient ist nur etwa 0,0025. Ein weiterer
Vorteil gegenüber dem Eisen ist der, daß die Kontakte
besser sind, weil KPS außen eine Kupferhaut besitzt.
Eine andere Verwendungsmöglichkeit für KPS liegt
bei der neuerdings vielfach benutzten Bodenheizung von
Treibbeeten (Heizkabel) vor, wobei sich die Rostsicher-
heit als vorteilhaft erweist.
Straßenbeleuchtung mit Niedervoltlampen in Reihenschaltung.
Von Dr.-Ing. L. Bloch und Dr. E. Friederich, Berlin.
Übersicht. Für Glühlampen-Reihenschaltungstromkreise
wurden von der Osram G.m.b.H. Kurzschlußwider-
stände neu ausgebildet, die auf dem Prinzip der festen
Trockengleichrichter beruhen. Sie werden zwischen Fassung
und Sockel einer zur Hauptlampe parallel geschalteten Er-
satzlampe eingesetzt und lassen die Ersatzlampe aufleuchten,
sobald die Hauptlampe erlischt. Die Kurzschlußwiderstände
ermöglichen die Anwendung von niedervoltigen Reihen-
schaltungslampen bei den normal üblichen Gebrauchspan-
nungen. Man kann mit diesem System die Straßenbeleuch-
tung mit Lampen für niedrigen Verbrauch und Reihenschal-
tung ebenso wirtschaftlich betreiben wie mit Lampen für
höheren Verbrauch und normale Gebrauchspannung. Das
beschriebene Beleuchtungsystem kommt für Straßenbeleuch-
tungsanlagen mit Glühlampen bis zu: 150 W in Frage, bei
denen es aus Wettbewerbsrücksichten auf besonders niedrige
Stromkosten ankommt.
Die Reihenschaltung in der Straßen-
beleuchtung wird im Ausland vielfach angewandt,
wenn die Beleuchtung direkt an vorhandene Hochspan-
nung angeschlossen werden soll. Bisher gebräuchliche
Spannungen hierfür sind 1000 ... 10000 V Wechselstrom.
Ferner kommt Straßenbahnspannung von 500...800 V
Gleichstrom hier in Frage. Auch frühere Bogenlampen-
Stromkreise werden öfters noch mit Glühlampen in
Reihenschaltung weiter betrieben. Da bei dieser Schal-
tungsart im Fall des Durchbrennens einer Lampe der
ganze Stromkreis unterbrochen wäre, müssen besondere
Vorkehrungen getroffen werden, um die Betriebsicher-
heit der Anlage zu gewährleisten. Die hierfür benutzten
Durchschlagsicherungen sind nur für hohe Spannungen
ausgebildet. Bei Niederspannung kann man sich so hel-
fen, daß mittels eines selbsttätigen Schalters ein Ersatz-
widerstand eingeschaltet wird, oder man kann bei Wech-
selatrom eine Drosselspule parallel zu den Lampen legen.
Da jedoch alle diese Einrichtungen umständlich sind und
die Anlage verteuern, hat man bei der heute bei uns meist
üblichen Spannung von 220 V im allgemeinen auf Reihen-
schaltung verzichtet, soweit sie nicht schon aus der Bogen-
lampenzeit her vorhanden war. Tatsächlich ist auch die
Parallelschaltung aus verschiedenen Gründen entschieden
vorzuziehen.
Neuerdings kommt aber ein Fall in Frage, bei dem
die Reihenschaltung ernstlich in Erwägung gezogen zu
werden verdient. Es handelt sich hierbei um den Er-
satz der noch sehr zahlreich in der Stra-
Benbeleuchtung vorhandenen Gaslampen
für niedrige Lichtströme durch elektri-
sches Licht. Während bei den hochkerzigen gasge-
füllten Metalldrahtlampen infolge ihrer guten Lichtaus-
beute die Strompreise, bei denen gleiche Betriebskosten
wie bei der Gasbeleuchtung erreicht werden, recht hoch
liegen, sind die Verhältnisse bei niedrigkerzigen Lampen,
soweit Lichtströme in der Größenordnung von etwa 1000
Lumen (entsprechend etwa 100 HK) in Frage kommen,
für die elektrische Beleuchtung etwas weniger günstig.
Die Lichtausbeute einer elektrischen Glühlampe für 220 V
fällt nämlich bei niedrigen Lichtströmen nicht so groß
aus wie bei hohen; im Gegensatz hierzu stehen die heuti-
gen Gaslampen für niedrige Lichtströme in ihrer Licht-
ausbeute denen für hohe Lichtströme kaum nach.
Es ist nun aber die Möglichkeit gegeben, die günstige
Lichtausbeute der hochkerzigen Glühlampen auch bei
niedrigkerzigen Lampen zu erreichen, wenn man an
Stelle der Spannung von 220 V und Parallelschaltung in
Reihe geschaltete Lampen für Nieder-
spannung, beispielsweise 24 V, anwendet. Wie die
nachstehende Zahlentafel zeigt, läßt sich in diesem Fall
bei gleichem Wattverbrauch eine Erhöhung des Licht-
stroms um etwa 35...60 % erreichen.
Verbrauch und Lichtstrom von Osram-
Nitralampen.
8 : Gewinn an Lichtstrom
Lichtstrom in Lumen bei Niedervolt
bei 20V | bei V ojo
Verbrauch
1586
Man kann deshalb, wenn Lampen mit einem Ver-
brauch bis zu 200 W in Frage kommen, jeweils die nächst
niedrigere Lampentype verwenden, wenn man in Reihe
geschaltete Niedervoltlampen benutzt. In dieser Weise
ist es möglich, die elektrische Straßenbeleuchtung mit
niedrigkerzigen Lampen erheblich wirtschaftlicher als
bei Parallelschaltung zu betreiben.
Ein Reilienschaltungsystem mit der bei uns meist üb-
lichen Betriebspannung von 220 V ist aber nur dann mög-
lich, wenn mit einer einfachen Vorrichtung, die beim
Durchbrennen einer Lampe in Tätigkeit tritt, ein Fr-
löschen des ganzen Stromkreises mit Sicherheit verhütet
wird. Diese Vorrichtung ist nun in dem neuen kurz,
schlußwiderstand der Osram G.m.b.H., Ber-
lin, geschaffen worden. Dieser Kurzschlußwiderstand
(DRP. angem.) für Niedervoltlampen ist aus neueren
Arbeiten auf dem Gebiet des festen Trockengleichrichters
hervorgegangen, die in der A-Fabrik der genannten Firma
ausgeführt wurden. Er besteht aus zwei gegeneinander ge-
schalteten Trockengleichrichtern in Plattenform, wobei für
Gleich- oder Wechselstrom jeder Stromrichtung, also unab-
hängig von der Polung, Sperre vorhanden ist. Der Kurz-
schlußwiderstand (Abb.1) besteht demgemäß aus zwei
ra DISS: 77
7 EE
EE
3 Mteatitring
2 Bleiplatten
1 Widerstandsmasse
Abb. 1. Kurzschlußwiderstand im Schnitt.
kleinen Bleiplatten, zwischen denen sich eine Masse eines
sehr schlechten Leiters befindet; verschiedene Arten von
Kupferverbindungen erwiesen sich als hierfür geeignet.
Wenn der Kurzschlußwiderstand an der normalen Be-
triebspannung der Niedervoltlampen liegt, hat er einen
Widerstand in der Größenordnung von ctwa 10000 Q,
läßt also praktisch so gut wie keinen Strom durch.
Die Anordnung für Straßenbeleuchtung erfolgt in
der Weise, daß parallel zu jeder Hauptlampe des Serien-
stromkreises ein Nebenschlußstromkreis gelegt wird, der
aus einer Ersatzlampe und einem mit ihr in Reihe ge-
schalteten Kurzschlußwiderstand besteht (Abb. 2). In
x Hauptlampen
= Kurzschlußwiderstände
& Ersatzlampen
Abb. 2. Anordnung der Reihenschaltung mit Ersatzlampen und
Kurzschlußwiderständen.
dem Augenblick, wo eine der ilauptlampen durchbrennt,
liegt an dem zugehörigen Kurzchlußwiderstand die volle
Netzspannung. Da diese beträchtlich höher als die etwa
100 V betragende höchstmögliche Sperrspannung ist, wird
der Widerstand durchschlagen, und hierbei werden gleich-
zeitig die beiden Bleiplatten an der Durchschlagstelle
durch Schmelzen miteinander verlötet. Der Kurzschluß-
widerstand ist hierdurch metallisch leitend geworden,
so daß sich die Ersatzlampe selbsttätig einschaltet. Der
Widerstand beträgt jetzt nur noch einige tausendstel Ohm
und die Ersatzlampe brennt deshalb mit ihrer normalen
Betriebspannung und Stromstärke.
Für die Straßenbeleuchtung in Reihenschaltung kön-
nen die heute schon ganz normal ausgebildeten Leuch-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
3l. Oktober 1929
tenfür zwei Lampen unverändert benutzt werden:
es brennt hierbei nur die eine Lampe, während die zweite
als Ersatzlampe zur ersten parallel geschaltet ist (Abb.3).
Zwischen den Mittelkontakt dieser Lampe und ihre Fas-
sung ist der Kurzschlußwiderstand eingelegt (Abb. 4), so
daß also der Stromkreis der Ersatzlampe zunächst unter-
brochen ist. In dem Augenblick, wo die Hauptlampe
durchbrennt, spricht der Kurzschlußwiderstand an, die
beiden Bleiplatten kommen an der Durchschlagstelle zum
Schmelzen und geben Kontakt, so daß nunmehr die Er-
satzlampe eingeschaltet wird. Infolge der Einfachheit
seiner Konstruktion beträgt der Preis des Osram-Kurz-
schlußwiderstandes nur einen kleinen Bruchteil des Prei-
ses einer Glühlampe. Solange die zugehörige Hauptlampe
nicht durchgebrannt ist, nimmt er keinen Strom auf, ver-
ursacht also keinerlei zusätzliche Verluste in der An-
lage. Die Kurzschlußwiderstände sind unempfindlich
gegen Temperaturschwankungen und Feuchtigkeit.
1 Kurzschlußwiderstand
2 Lampenfassung
3 Lampensockel
Abb.4 Anordnung des Kurzschluß-
widerstandes in der Lampenfassune.
Abb. 3 Zweilampenleuchte mit
Hauptlampe und Ersatzlampe.
Während bei den bisher üblichen Systemen mit Er-
satzwiderständen oder Drosselspulen beim Durchbrennen
einer Lampe die betreffende Brennstelle ausfällt, da die
durchgebrannte Lampe entweder kurzgeschlossen oder
durch einen Widerstand ersetzt ist, wird bei Verwendung
des hier beschriebenen Systems selbsttätig eine Ersatz-
lampe eingeschaltet und auf diese Weise jede auch nur
vorübergehende Störung in der Straßenbeleuchtung ver-
mieden. Naturgemäß ist dafür zu sorgen, daß in den
nächsten Tagen nach dem Durchbrennen die durchge-
brannte Lampe und der durchgeschlagene Kurzschluß-
widerstand ausgewechselt werden. Die Überwachung der
ganzen Anlage ist überaus einfach, da der Beobachter
bereits von unten erkennen kann, ob die Hauptlampe noch
brennt cder ob die Ersatzlampe bereits eingeschaltet ist.
Zu diesem Zweck werden die Ersatzlampen mit dem Kurz-
schiußwiderstand immer auf derselben Seite der Zwei-
lampenleuchte eingesetzt oder sic werden durch eine be-
sondere Erkennungsmarke kenntlich gemacht.
Als Spannung für Niedervoltlampen
wird zweckmäßig die normale Spannung von 24V ge-
wählt. Die Stromkreise sind dann so anzuordnen, daß
neun Lampen an 2% V liegen, wobei die überscehüssisre
Spannung für den Verlust in den Zuleitungen verfügbar
ist. Die Schaltung ist aus Abb. 2 ersichtlich.
Die Reihenschaltung unter Verwendung von Osram-
Kurzschlußwiderständen empfiehlt sich für Straßen-
beleuchtunges-Stromkreise mit Glühlam-
pen bis zu 150W, bei denen es auf besonders
niedrige Stromkosten ankommt. Bei den
Lampen für höheren Verbrauch und überall dort, wo die
Stromkosten nicht die ausschlaggebende Rolle spielen, ist
der Parallelschaltung der Vorzug zu geben. Durch das
Reihenschaltungsystem mit Kurzschlußwiderständen wird
es der elektrischen Straßenbeleuchtung ermöglicht, auch
unter ungünstigen Bedingungen an die Stelle der bisher
vorhandenen Gasbeleuchtung zu treten.
31. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
1587
Die neuen Triebwagen der Wiener Lokalbahnen Wien— Baden.
Von Ing. Leo Mandich, Wien.
Übersicht. Die von den üblichen Ausführungen ab-
weichenden Einrichtungen der Triebwagen der Strecke Wien
— Baden werden kurz beschrieben.
Die AG. der Wiener Lokalbahnen hat in den Jahren
1906/07 den elektrischen Betrieb ihrer bisher mit Dampf
Abb. 1. Triebwagen.
betriebenen Überlandbahn Wien--Baden, die rd. 22km
Streckenlänge hat, eingeführt. Die Bahn führt aus
dem Verkehrschwerpunkt in Wien nächst dem Opernhaus
und dem Ring durch die Vorstädte auf den Straßen des
Wiener Stadtgebietes, so wie sie auch in Baden ziemliche
Strecken des Straßengebietes der Stadt Baden durchfährt.
Dadurch war es gegeben, diese Linien, die zum Teil von
hestehenden Straßenbahnen mitbenutzt werden, mit 500
bis 700 V Gleichstrom zu betreiben, während für die Fern-
strecke von etwa 20 km die Wirtschaftsrechnung die Ver-
Abb. 2. Triebmotor.
wendung von Einphasenwechselstrom von zunächst 15,
später 16% Hz geraten erscheinen ließ. Während die
Speisung der Gleichstromstrecke in üblicher Weise aus
den Netzen der Straßenbahnen erfolgte, wurden für die
20 km Fernstrecke 10 Unterwerke vorgesehen, die als un-
bediente Transformatorenstationen die Oberspannung von
zunächst 11000 V, später 15 000 V auf 550, später 750 bis
800 V umspannten.
ı Vgl. EYZ 1906, 8. 1161. — El. Kraftbetr. u. Bahn. Bd.5. 8.9 u.
25 (1907).
Nach mehr als 20jähriger Betriebszeit ergab sich die
Notwendigkeit, die Fahrbetriebsmittel zu erneuern. Bei
dieser Gelegenheit überlegte die Verwaltung, für den Be-
trieb der Fernstrecke statt Einphasenwechselstrom 1500 V
(Gleichstrom zu benutzem Die Wirtschaftlichkeitsrechnung
enıpfahl jedoch auch jetzt, allerdings unter Berücksichti-
gung der Weiterbenut-
zung der vorhandenen
Triebwagen für die
Lokalzüge, die weitere
Verwendung des Ein-
phasensystems. Es hät-
ten sonst zwei bediente
Gleichstromumformer-
und Gleichrichterwerke
mit normalen Anschaf-
fungeskosten oder zwei
selbsttätige Umformer-
oder Gleichrichterwerke,
die verhältnismäßig
teuer sind, neu gebaut
werden müssen.
Die Bahnverwal-
tung entschloß sich, 12
neue Triebwagen zu be-
schaffen (Abb. 1 u. 5).
Die wichtigsten An-
taben über diese Trieb-
wagen sind:
Stromsystem:
Gleichstrom
00V.
Einphasenwechselstrom
750 V, 16% Hz.
Spurweite 1435 mm.
Kleinster Krümmungs-
halbmesser 17 m.
550 bis
Länge zwischen den
Puffern (Zentralpuf-
fer) 15 450 mm.
Kastenlänge 14 550 mm.
Kastenbreite 2370 mm.
Drehzapfenentfernung
8250 mm.
Achsstand in den Drehzestellen 2000 mm
Räddurchmesser 850 mm
Übersetzungsverhältnis 1: 5,466
Zahl der Sitzplätze 42
Gewicht der elektrischen Ausrüstung 10,6 t
Gesamtgewicht des besetzten Wagens 32 t
Abb. 3.
Gehäuse des Triebmotors.
Fahrgeschwindigzkeit 50 km/h
Reisegeschwindigkeit der Schnellzüge 28 km/h
Anzahl der Motoren 4
Bauart der Motoren polig mit Wendepolen und Eigen-
lüftung
Einstundenleistung:
Einphasenwechselstrom bei 1150 U/min. 375 V, 90 PS
Gleichstrom bei 1250 U/min, 98 PS, 375 V
1588
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
31. Oktober 1929
Dauerleistung:
Einphasenwechselstrom bei 1300 U/min, 67 PS, 375 V
Gleichstrom bei 1450 U/min, 80 PS, 375V >
Abb. 5 Inneres des Triebwagens.
gegen
e. Sc
Es
Abb. ec Führerstand.
Gewicht der Motoren rd. 1700 kg
Fahrdrahthöhe 3900 ... 6000 mm.
Die neuen Triebwagen wurden zur Bekämpfung des
Wettbewerbs seitens mehrerer Autobuslinien vornehm aus-
gestattet. Die Sitze sind durchweg beledert, die sonstige
Innenausstattung (Abb.5) geschmackvoll gestaltet unter
Verwendung edler Hölzer und Spiegel. Auch befindet sich
ein Büfett in jedem Wagen, an dem Brötchen und Getränke
gereicht werden.
Abb. A Läufer des Triebmotors.
Die elektrische Ausrüstung der Triebwagen ist mit
Ausnahme der Motoren eigentlich die bei vierachsigen
Überland-Gleichstromtriebwagen übliche. Mit Rücksicht
auf die hohen Stromstärken von 700 ... 1000 A wurde eine
Schützensteuerung mit elektropneu-
RA D matischer Betätigung vorgesehen.
N Abb. 6 zeigt den Führerstand eines
Triebwagens.
Bemerkenswert an der elektri-
schen Ausrüstung ist der Bau der
Triebmotoren sowie die Verwendung
von beidseitigem Federzahnradantrieb.
Die Triebmotoren (Abb.2..4) haben
sechs ausgeprägte Hauptpole und sechs
Wendepole ohne Kompensationswick-
lung. Um die Wendepole für den Be-
trieb mit Gleich- und Wechselstrom
entsprechend geeignet zu machen, ist
die Schaltung eines KNebenschlusses
nach Abb. 7 verwendet worden. Wie
ersichtlich, wirkt der Ohmsche Wider-
stand R, in voller Größe nur bei
Wechselstrom; bei Gleichstrom wird er durch die
parallel geschaltete Drosselspulle D umgangen, der
Nebenschlußwert errechnet sich aus dem kombinierten
Widerstand von R, und R, welcher letztere in Serie mit
der Drosselspule D geschaltet ist. Die Motoren haben
FEigenkühlung. Wie aus Abb.8 ersichtlich ist, saugen sie
Gleich- oder
Wechselstrom
Abb. 7. Schaltung
der Wendepole.
MW
SC
8
Abb. 8. Luftzuführung zu den Triebmotoren.
ihre Frischluft aus dem Dreligestellquerträger und von
dort aus den Wagenseitenwänden an, wodurch wesentlich
weniger Schmutz und Staub in die Motoren gebracht wird.
Der Motorantrieb ist beiderseitig. Die Ritzel arbeiten auf
je ein gefedertes, auf der Triebachse sitzendes Zahnrad
mit der Sccheron patentierten Federung. Diese Federung
scheint sich bisher zu bewähren. Die Anzahl der Feder-
brüche ist eine sehr geringe, sie beträgt im Jahr etwa
14 %. Die Federbrüche werden im allgemeinen erst bei
der Revision entdeckt und verursachen keine Betriebs:
31. Oktober 1929
störung. Jedenfalls ist es durch die Zahnradfederung ge-
lungen, die sonst bei Einphasenmotoren mit Tramaufhän-
eung bei der Anfahrt auftretenden Erschütterungen des
Drehgestelles und des Wagenkastens, die für die Lebens-
dauer und Erhaltung der elektrischen Einrichtung sicher
unvorteilhaft sind, vollständig zu beheben. Die Anfahrt
auf der Wechselstromstrecke ist von jener auf der Gleich-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44
1689
stromstrecke, von der etwas geringeren Beschleunigung
abgesehen, nicht zu unterscheiden.
Der mechanische Teil der Wagen, der durchweg
eiserne Tragkonstruktionen hat, wurde von der Grazer
Waggon- und Maschinenfabriks-AG. in Graz, der elektri-
sche Teil von der „Elin“ AG. für elektrische Industrie in
Wien geliefert.
RUNDSCHAU,
Bahnen und Fahrzeuge.
Berliner Stadtbahnlokomotive für Fernzüge — Die
Einführung des elektrischen Zugbetriebes auf den Ber-
liner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen gab Gelegenheit,
zwecks weiterer Einschränkung der Rauch- und Rußplage
in der Innenstadt auch der Beförderung der durch di:
Stadt fahrenden Fernzüge mit elektrischen Lokomotiven
näher zu treten. Der vollständige Ersatz des Dampfbetrie-
bes durch den elektrischen Betrieb zur Verringerung der
Rußplage ist bekanntlich eine alte Forderung der Stadt-
bahnanlieger. Aus diesen Gründen wurde unter Verwen-
)
bk E PS Gate,
Abb. 1.
dung vorhandener Drehgestelle eines älteren elektrischen
Versuchszuges die in Abb. 1 dargestellte Gleichstrom-
Probelokomotive 1 BO + BO1 für die Beförderung der
Fernzüge über die Stadtbahn entworfen und von der Firma
Linke- Hofmann - Busch-Werke AG. in Breslau zusammen
mit den Siemens-Schuckertwerken gebaut.
Die Lokomotive ist mit 4 Tatzenlagermotoren von
170 kW Stundenleistung mit Eigenlüftung ausgerüstet. Auf
jedem Gestell ruht ein feuerloser Kessel, der zum Heizen
der dient. Die Hauptdaten der Lokomotiven sird
folzende:
Höchstgeschwindigkeit. . . ..8&0 kmh
Größte Anfahrzugkraft am Treibradumfang 18 800 kg
Stundenleistung bei einer Geschwindigkeit
von rd. 40 km h . 925 PS
Gesamtgewicht rd. . 100 t
Reibungsgewicht rd.. 70t
Treibraddurchmesser 1000 mm
Laufraddurchmesser . 1000 mm
Gesamtachsstand . 12500 mm
Länge iiber Puffer . . 17 00 mm
Übersetzungsverhältnis den Sahnradantriebes 1: 3.79.
of
Elektromaschinenbau.
Trennung der Verluste und Ermittlung des Schwung-
momentes elektrischer Maschinen mit Hilfe des Aus-
laufverfahrens. — Bekanntlich lassen sich die Leer-
lauf- und Kurzschlußverluste sowie das Schwungmoment
(GD? = 14g) elektrischer Maschinen aus e Auslaufkurve
ng CIE und der Beziehung N = — ois? z ermitteln. Es
ai
; dn
ist hierfür nötig, die Tangente oder die Subnormale r dt
durch den betreffenden Kurvenpunkt zu zeichnen. A.
Engler und A. Zeindler wollen nun die ungenaue
Tangentenkonstruktion umgehen, indem sie die Drehzahl n
. den Organisation und unter Verwendung der
nicht über der Zeit € sondern über der Anzahl der Um-
läufe Z auftragen I[n=f(Z)]. Sie vernachlässigen die
leichte Krümmung der Kurve und nehmen eine Gerade an,
die bei Au und Ze tie Koordinatenachsen schneidet. Die je-
weilige Bremsleistung ergibt sich dann zu
d D? 12 Nga
n n dn
Da SEN Zn- aZ’ ea n? Z:
. Die Vereinfachung setzt voraus, daß N proportional n?
ist. Das ist aber bei den einzelnen Maschinentypen ver-
Schlepplokomotive für die Fernzüge über die Stadtbahn Berlin.
schieden; denn die Lagcrreibung und Eisenverluste sind
etwa der ersten, die Luftreibung der dritten und die Kup-
ferverluste (Kurzschluß) etwa der ersten bis zweiten Po-
tenz von n proportional. Je nach dem Anteil der ein-
zelnen Posten an den Gresamtverlusten wird die Auslauf-
kurve n=f(Z) mehr oder weniger von der Geraden ab-
weichen. Die Tanzentenkonstruktion läßt sich also auch
bei diesem Verfahren nicht vermeiden, wohl mag sie bei
dem flacheren Verlauf der Kurve leichter sein. Vorteil-
haft ist, daß die Auslaufkurve durch den Tachographen
aufgenommen werden kann (Vorschub proportional der
Umdrehungszahl) und so Ablesungsfehler vermieden wer-
den. (A. Engler und A. Zeindler, Bull. SEV Bd. 20,
S.217.) Zrm.
Leitungen.
Leichte Stahlbetonmaste. — Die Verwendung von Be-
tcnmasten im Leitungsbau ist bekannt. Es gibt viele Geg-
ner des Betonmastes, die ihre Ablehnung in erster Linie
damit begründen, daß die hohen Gewichte der Maste den
Transport erschweren. Es ist letzthin in einem Aufsatz
der ETZ nachgewiesen wordent, daß bei einer entsprechen-
richtigen
Transportgeräte und Hebezeuge sich die Schwierigkeiten
verhältnismäßig leicht überwinden lassen. Es ist ohne
weiteres einzuschen, daß schwere Maste nicht nur wegen
ihres Gewichtes und der daraus sich ergebenden Folge-
rungen sondern auch wegen des zu hohen Preises als Er-
satz für den Holzmast nicht in Frage kommen können.
Da aber die Eisenmaste in den leichten Ausführungen
sehr der Pflege durch öfteren Anstrich benötigen, kommt
man auch damit dem Ideal, ein Gestänge zu haben, das
keine Unterhaltungskosten verursacht, nur beschränkt
näher.
In dem Kissemast (Fabrikat der Stahlbetonmasten-
fabrik Tumag A. G., München) ist nun ein Stahlbetonmast
1 ETZ 1929, S. i120.
1690
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44
31. Oktober 1929
gefunden, der als Ersatz für den Holzmast geeignet ist
und allen Ansprüchen eines zuverlässigen Leitungsmastes
entspricht.
Aus Abb. 2 ersieht man die sorgfältige Verteilung der
Längs- und Querarmierung. Die Längsarmierung besteht
aus Siemens-Martin-Rundstahlstäben, die elektrisch anein-
andergeschweißt sind und sich nach oben verjüngen. Als
Querverbinder dienen Drahtspiralen. Diese Armierung
verleiht dem Mast eine große Elastizität. Dadurch, daß
die Baustoffe in so ausgiebiger Weise auf die Länge des
Mastes verteilt sind, war es möglich, mit der gleichen Kon-
struktion auch Maste mit so geringen Gewichten herzu-
stellen, daß diese nunmelır an Stelle der Holzmaste ver-
wendet werden können.
Es könnte nun immer noch zweifelhaft sein, ob die
Verwendung derartiger Maste auch wirtschaftlich tragpar
ist. In den bildlichen Darstellungen soll der Versuch ge-
macht werden, hierfür den
Nachweis zu führen. Es sind
dabei für Holzmaste Spann-
weiten von 50...60 m ange-
nommen und für Kissemaste
100 ...150 m: im übrigen be- Figur I
ruhen die Daten auf statisti-
echem Material. Es würde TA
also beispielsweise 1 km Holz-
mastleitung 20 kV, 3 X 25 min”
Cu bei 50m Spannweite an
Baukosten 3366 RM erfordern
(Abb. 3). Dieselbe Leitung
kostet in Kissemasten, Spann-
weite 115 m mit Stützisolato-
ren, 3936 RM, mit liängiso-
latoren, Spannweite 120 m,
4448 RM. Bei den Mehrkosten,
die mit Rücksicht auf die Sta-
bilität der Leitung schon als
verhältnismäßig gering zu be-
zeichnen sind, müssen außer-
dem die geringen Unterhalts-
kosten in Betracht gezogen
Unterhaltungskosten
Unterkaltungs-Kosten ia 20 Jahren
DR.
Abb. 3.
Abb. 2. Querschnitt des Kissemastes.
werden, und da sehen wir aus Abb. 3, daß diese bei Kisse-
masten in 20 Jahren 600 RM bzw. 500 RM erfordern und
bei Holzmasten 3700 RM. Da der Unterhalt der Holzmast-
leitung eine ständige Sorge der Überlandwerke ist, dürfte
daher schon aus diesem Grunde der Kisse-Leichtmast Inter-
esse beanspruchen dürfen. fi
Die Kahelberichte der NELA. — Die amerikanischen
Elektrizitätswerke bringen der Entwieklunz der Hoch-
spannungskabeltechnik von jeher starkes Interesse ent-
gegen. Zwischen Kabelfabriken und Elektrizitätswerken
besteht auf diesem (iebiet ein sehr enger Gedanken- und
Erfahrungsaustausch und eine ständige Arbeitszemeinschaft.
Insbesondere die KEdison-Gesellschaften, die in der Elektri-
zitätswirtschaft Amerikas führend sind, haben in ihrer Ver-
waltung fast durchweg Spezialisten von Ruf für das (rebiet
der Hochspannungskabel. Versuche werden gemeinsam aus-
geführt, und die Elektrizitätswerke stellen hierfür bedeu-
tende Mittel zur Verfügung. Die Abnahme fast sämtlicher
von den Elektrizitätswerken bestellter Kabel erfolgt durch
die Electrical Testing Laboratories in New York, eine Grün-
dung der Etdison-Gesellschaften. Das umfangreiche Ma-
terial, das hier auf diese Weise zusammenkommt, wird in
Vierteljahresberichten zusammengestellt und den Klektri-
zitätswerken und allen an der Lieferung beteiligten Kabel-
werken zur Kenntnis gebracht. Der hohen Schätzung der
Statistik und der aus ihren Angaben abzuleitenden Zahlen
entspringt auch der eigenartige Gedanke, Bewertungs-
ziffern für Hochspinnuneskabel zu schaffen in der Weise,
~ Betrebsfertige Montoge einschließlich Aefebe
daß jedem Versuche ein zahlenmäßiges Gewicht (quality
rating) beigelegt wird. Durch Zusammenfassung dieser
Zahlen nach bestimmten Gesichtspunkten wird dann eine
Hauptziffer festgestellt, die gleichsam als Zensur die be-
treffende Kabelgruppe charakterisiert.
Zur Erforschung von Spezialfragen werden vielfach
Sonderkomitees gebildet, in denen die Kabelfabriken und
die Elektrizitätswerke vertreten sind. Zu den Forschungs-
arbeiten werden auch Universitäten und technische Hoch-
schulen in weitestem Maße herangezogen. Die Arbeiten
werden systematisch auf die einzelnen Forschungstätten
Figur IV
Figur II
20 Jahre
ferhaltungskosten
Izmoste
A
O
Vergleich zwischen den Kosten von Kissemasten und normalen Holzmasten.
bei den Hochschulen, den Elektrizitätswerken und den Fa-
briklaboratorien verteilt, damit im Sinne der Rationalisie-
rung der Forschungsarbeit gleichzeitige Bearbeitung der-
selben Fragen naeh Möglichkeit vermieden wird.
Unter diesen Umständen haben die regelmäßigen Be-
richte der National Electrice Light Association (NELA)
über Kabelfraxun besonderes Interesse. Im einzelnen wer-
den im Bericht vom Sept. 1928 behandelt Untersuchung der
Frehlerursachen, Eigenschaften des Kabelpapiers, dielektri-
sche Verluste, Vergleiche der Betriebsicherheit von Ein-
leiter- und Mehrleiterkabeln, Versuche über die Ionisation
und eine Reihe weiterer Spezialfragen, bezüglich derer auf
das Original verwiesen werden muß. In der Veröffent-
lichung über Kabelbetriebe wird eine eingehende Statistik
aller Kabelfehler gegeben, die bei Kabelnetzen mit Be-
triebspannungzen von 6600 V und darüber aufgetreten sind.
Die Statistik unterteilt die Fehler nach den wahrschein-
lichen Ursachen und gibt auf diese Weise eine sehr inter-
essante Übersicht.
Es wäre zu wünschen, daß auch bei uns durch eine
engere Gremeinschaftsarbeit zwischen Elektrizitätswerken
und der Kabelindustrie das aus dem Betrieb der Kabelnetzr
sich ergebende Material zusammengestellt werden kann,
da sich hieraus zweifellos zahlreiche Ergebnisse ableiten
lassen, die für die Weiterentwicklung der Kabeltechnik
von Nutzen sind. (Veröff. Nr. 278-99 des Undergroun:!
Syst. Comm. der Nat. El. Light Assoc., New York, 1928.)
At.
e æ
- mn me
31. Oktober 1929
Apparate.
Reaktanzspulen zur Strombegrenzung. — Die Ent-
wicklung geht dahin, Strombegrenzungzsdrosseln für nie-
dere Spannungen und Innenraumaufstellung als Trocken-
typen, für hohe Spannungen (über 15kV) und Freiluft-
montage als Öltypen auszubilden.
1. Trockentypen. Es hat sich als notwendig cer-
wiesen, die einzelnen Windungen mit einer Isolations-
schicht zu umgeben, um zu verhindern, daß im Kurzschluß-
falle etwa in die Spule hineingzerissene magnetische Fremd-
körper Zerstörungen hervorrufen. Man wendet zwei Win-
dungsisolationen an: Die Isolation A wird in der Weise
hergestellt, daß man die blanke Litze durch Bakelitlack
leitet und mit halbüberlapptem Baumwollband bewickelt.
Nach Fertigstellung der Wicklung wird die Spule zunäclıst
in Bakelitlack und schließlich in schwarzen Lack ge-
taucht. Die Isolation B besteht aus einer Asbestbespin-
nung, die mit Lack oder Compound imprägniert und u. U.
mit Bändern nach A umwickelt ist. Der Neuentwurf des
Am. Inst. El. Engs. sieht als höchstzulässize Erwärmung
SE
SIS Ke
KAN
Geet
Ges ò
m
nn
—————
nen
m
Ee
—
m c
m
z——
E
EE
E
magnetischer Schirm
Pfad des magnetischen Flusses
Kühlrohre
(iehfuse
e isolierte Stützplatte
Abb. 5. Reaktanzspule mit
Ölkühlung.
ie
non
Abb. 4 Reaktanzspule mit
Luftkühlung.
hei dauernder Belastung mit dem Nennstrom für die Iso-
lation A 55°, für Isolation B 80°, im Kurzschluß ander-
seits 250° bzw. 350° vor. Die letztgenannten Übertempe-
raturen sind fiktive Werte, die sieh unter der Annahme
errechnen, daß die erzeuzte Wärme ausschließlich im
Kupfer aufrespeichert wird. Die tatsächlichen Kupfer-
erwärmungen beim Kurzschluß sind erheblich niedriger
als die so berechneten. In einer Reihe von Versuchen
wurde festzestellt, daß die Verbrennung der Isolation A
bei einer Kupfertemperatur von etwa 175°, die der Iso-
lation B bei etwa 200°, also bei nur 25° mehr beginnt.
Die entsprechenden fiktiven Kupferteimperaturen waren
28892 bzw. 332°. Eine nach dem Neuentwurf des Am.
Inst. El. Engs. ausgelerte Reaktanzspule mit Isolation A
Lat daher betriebsicherer als eine solche mit Isolation B,
auch schon wegen der höheren elektrischen Festigkeit der
ersteren. Die Spulen werden wie eine Scheibenwicklung,
jedoch fortlaufend und unter Zwischenfürung von Distanz-
sticken und Leisten gewickelt, so daß jede Windung all-
seitir gekühlt wird. Der konstruktive Aufbau ist aus
Abb. 4 ersichtlich.
2.Öltypen. Wird eine Reaktanzspule in einen ge-
wöhnlichen eisernen Ölkasten gesetzt, so entstehen auher-
ordentlich hohe Hysteresis- und Wirbelstromverluste in
der Kastenwand. Bestände der Kasten aus nichtmagne-
tischem Metall, so würden zwar die lIysteresisverluste
verschwinden, die Wirbelstromverluste jedoch des gerin-
weren elektrischen Widerstandes wegen dafür um soviel
wachsen, daß der Verlust noch höher würde. Ölbehälter
aus Nichtmetall oder aus unmagnetischen Metallen hohen
elektrischen Widerstandes haben sich nicht als wirtschaft-
lich oder ausführbar erwiesen. Es werden deshalb im
Innern des eisernen Ölkastens Pakete aus hochlegiertem
Transformatorenblech so an den Kastenwänden angeordnet,
daß sie einen bequemen Rückschluß für den Kraftfluß der
Spule bilden und diesen von der Kastenwand abschirmen.
Abb. 5 zeigt eine solche Ausführung. Bei einem Dreiphasen-
Spulensatz kann man die drei Spulen wie die Phasenwick-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
Z (ar. —— EZ
z =>: Lee a
= ==. >
2 Ze E:
CCRN
Lë
ka gp SÉ, AAN d
` ee nn
u.a au
1591
lungen eines Drehstrom-Kerntransformators nebeneinander
anordnen und am Kastendeckel befestigen. Man kann jedoch?
den magnetischen Rückschluß auch konstruktiv mit der
Reaktanzspule verbinden, indem man die Spule zwischen
Blechpaketen anordnet, die den Jochen von Transformato-
ren entsprechen. Diese Ausführung verringert die Wirbel-
stromverluste im Spulenkupfer, ist jedech nicht so einfach
wie die erstgenannte. Der magnetische Rückschluß ist
ohne Einfluß auf die Wirkung der Spule. Bei normaler
Belastung wird der magnetische Widerstand außerhalb
der Spule, der bei Spulen in Luft etwa 10...15 % des Ge-
samtwiderstandes beträgt, durch die Rückschlußpaketo
fast zum Verschwinden gebracht. Dementsprechend stei-
gert der magnetische Rückschluß die Nennreaktanzspan-
nung um etwa 10..15%. Im Kurzschlußfalle dagegen
sättirt sich der Rückschluß so stark, daß praktisch kein
Unterschied gegenüber den Verhältnissen in Luft besteht.
Die Spulen der Öltypen werden aus mehreren konzen-
trischen Lagen zebildet, die auf Mikartazylinder gewickelt
sind. Die Windungsisolation entspricht der für Öltrans-
formatoren üblichen. Zur Verringerung der Wirbelstrom-
verluste wird Litze verwendet. Der Hauptvorteil der Öl-
typen gegenüber den Trockentypen ist in der hohen elek-
trischen Sicherheit und größeren Wärmekapazität zu er-
blicken. (L. H. Hill, The Electric Journ. Bd. 25, S. 131.)
R. K.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Ein neuer Spannungswandler für Höchstspannungen.
— Die erheblichen Kosten der S eee e E in
Höchstspannungsanlagen haben zu verschiedenen Ver-
suchen geführt, billigere Spannungsmceßeinrichtungen zu
schaffen. Eine Lösung ist die von Keinath vorgeschla-
gene „C-Messung“, die den Ladestrom der'Kondensator-
durchführungen zu Spannungsmessungen und zum Syn-
chronisieren von Hochspannungsleitungen: verwendet, die
andere die Kaskaden-
drossel nach Pfiff-
nen:mit einer Se-
kundärwicklung als
Spannungswandler.
Imhof verwendet
bei dem von Trüb,
Täuber & Co. herge-
stellten Widerstands-
Spannungswandler
ideen Ohmschen Wi-
derstand neuartiger
Bauweise, der gwi-
schen Hochspannungs-
leitung und Erde ge-
schaltet wird. Um die
mp:
Ä
Wattbelastung klein
À zu halten, wird ein
; K sehr hoher Wider-
mg stand verwendet in
i y der Größenordnung
= = von 10..20 MQ bei
7 110 kV, ensprechend
S 5...10 mA Stromauf-
i P T nahme. Ebenso wie
A 8 bei der C-Messuneg
F R, wird dieser Strom
VW auf einen höheren
2 peg Wert transformiert,
d u. zw. auf 500 mA.
aó Die Widerstandspu-
len zu je 1400 V sind
zu ciner in ihrer
Höhe etwa der Schlag-
weite der Anlage ent-
sprechenden Säule
geschichtet, in einen
Hartpapierzylinder
eingebaut und mit einem TVorzellanüberwurf versehen;
das Ganze wird mit Öl gefüllt. Am Fußende ist der Strom-
wandler unter die Spulen gebaut.
Die Leistungzsaufnahme ist bei 64 kV Sternspannungz
entsprechend 110 kV verketteter Spannung etwa 600 W,
der Anschluß von Meßgeräten mit 0..15W Eigenver-
brauch verursacht eine Widerstandsverminderung von
0..25 %, der Fehler ist also £ 1,25 %, etwa der Klasse F
entsprechend, noch ungerechnet die Wandlerfehler. Die
letzteren sind als Spannungsfehler bedeutungslos, da der
Widerstand für eine bestimmte Nennspannung abgeglie heii
werden kann, und nur Schwankungen von maximal £ 10 %
in Frage kommen. Der Fehlwinkel wird bei induktions-
freier Last allein durch die Streuinduktivität des Wand-
|
Abb.6. Schema und Bild des Widerstauds-
Spannungswandlers nach Imhof.
1592
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44
81. Oktober 1929
EE EE
lers bestimmt, dazu addiert sich dann noch die Induktivität
der Belastung. Bei 15 VA läßt sich ein Fehlwinkel von
60 min, in Spezialausführung von 15 min, erreichen, also
weniger als die Hälfte des Fehlers für Spannungswandler der
Klasse F. Die Prüfspannung ist dieselbe wie für Durch-
führungsisolatoren, die Überschlagspannung etwa die
3,6fache Sternspannung, d. i. die 2,1fache verkettete Span-
nung. Nachstehend die Daten einiger Ausführungen:
| 185
|
Nennspannung . :........
Gesamthöhe `. 1800 | 23390 | 2520 = | Ge mm
maximaler Durchmesser* ` . yA ar > | > 207 | %7 =
Fußdurchmesser . .. .. 2... 650 650 650 | 650 Gë S
p l 400
Gesamtgewicht* `... 4 ro | eh EN | 2 295 ge
Ölgewicht `... 3 85 40 S 0.
* Wo zwei Zahlen angegeben sind, gilt die größere für die Frei-
luftausführung.
Bezüglich der Erwärmung wird in der Veröffent-
lichung angegeben, daß sie beim dauernden Anschließen
an Nennspannung 20 % unter den Ver-
bandsvorschriften bleibt. Daraus kann
man berechnen, daß bei Erdschluß
einer Leitung die beiden Wandler in
den anderen Leitungen auf die Tem-
peratur
0,8-3
= 2,4fache Temperaturgrenze des VDE
kommen; das bedeutet, daß die Wand-
ler in dieser Ausführung nur in Netzen
mit fest geerdetem Sternpunkt ange-
schlossen werden können. Bei unge-
erdetem Sternpunkt müssen sie größer
Gebaut werden. Bei den geringen Ge-
wichten (160 kg bei 64 kV gegen
1000 kg bei normaler Bauweise als
Topfwandler) sollte man erwarten, daß
der neue Wandler schon bei mäßigen
Spannungen wirtschaftlich ist. Nach
den Angaben des Aufsatzes liegt aber
die wirtschaftliche Grenze bei 70 kV.
Wenn dem Berichterstatter ein Ur-
teil über die neue Meßeinrichtung ge-
stattet ist, muß es folgendes sein:
Die verfügbare Leistung ent-
spricht angenähert der C-Messung,
wenn diese mit normalen Durchfüh-
rungsklemmen verwendet wird, die
Meßgenauigkeit ist aber, wenn die
Einrichtung für die bestimmte Bürde
angeschlossen wird, zweifellos größer,
weil sie weder durch Oberwellen noch
durch Einflüsse der Feuchtigkeit be-
einträchtigt wird. Im Preis muß sie
höher liegen als die C-Messung, weil diese meist vor-
handene Durchführungen benutzt. An Betriebsicher-
heit ist sie der C-Messung, wenn es sich um unge-
erdete Netze handelt, keineswegs gleichwertig, sie kann
‘nur bei fest geerdeten Netzen angewandt werden, sonst
wird sie in der beschriebenen Ausführung bei Erdschluß
einer Leitung zerstört. Die Verwendung der Drahtwider-
stände von 10...20 MQ erscheint auf den ersten Blick be-
denklich, hier muß aber die Erfahrung mehr gelten als
das Gefühl. Gegenüber dem Kaskaden-Spannungswandler
kann die neue Einrichtung allein den Vorteil niedrigeren
Preises haben. Hinsichtlich Genauigkeit, Leistung und
Überlastbarkeit reicht sie aber bei weitem nicht heran,
denn die normale Bauweise des Kaskaden-Spannungswand-
lers gibt bei 64 kV in Klasse F etwa 300 VA und kann ohne
Überschreitung der Erwärmungsgrenze dauernd mit 110 kV
betrieben werden. (A. Imhoff Bull. SEV Bd. 19, S. 741.
El. u. Maschinenb. Bd. 46, 8.1074.) ` Ka
Elektrische Antriebe.
Blockscheren mit direktem elektrischen Arbeitsregler-
antrieb. — Eine Reihe bedeutender Fortschritte der AEG
auf dem Gebiet der Umkehr-Schützensteuerungen und der
selbsttätigen Motorregelung ermöglichte den Bau von
Scheren, die ohne Schwungrad und ohne Kurbel-, Exzenter-
oder Kniehebelgetriebe arbeiten). Hierdurch wird eine
unbedingte Bruchsicherheit erreicht, da jetzt nur noch
ı Vgl. a. ETZ 1929, S. 809.
solche Kräfte entstehen können, die direkt dem Dreh-
moment bzw. der Stromstärke entsprechen. Durch Fort-
fall der Mitnehmerkupplung werden das Getriebe und die
Bedienung noch weiter vereinfacht. Der Antriebsmotor
wird für jeden Schnitt durch die selbsttätige Druckknopf-
Schützensteuerung aus der Ruhe angelassen, am Schnitt-
ende selbsttätig umgesteuert und ebenso in der Anfangs-
stellung der Schere stillgesetzt. So ist jeder Leerlauf ver-
mieden, und die zugeführte Leistung wird durch das ein-
fache Getriebe unmittelbar in Schnittleistung umgesetzt.
Außer der hierdurch gewährleisteten großen Wirtschaft-
lichkeit haben Scherenantriebe dieser Art den besonderen
Vorzug großer Geschwindigkeitselastizität. Diese ent-
spricht mindestens der von Scheren mit Dampf- oder preß-
lufthydraulischem Treibmittel, da die Schnittgeschwindig-
keit ausschließlich vom jeweiligen Schnittwiderstand
selbst bestimmt wird: Bei geringem Widerstand ist die Ge-
schwindigkeit groß, während bei großem Widerstand die
Schnittgeschwindigkeit auf ein Viertel herabsinkt. Bei
Überlastung bleibt der Motor stehen. Dieser Geschwin-
digkeitsausgleich ersetzt gleichzeitig bezüglich der nötigen
Motorleistung einen Schwungmassenausgleich.
Abb. 7. Heißeisen-Blockschere.
Abb. 7 zeigt eine große Heißeisen-Blockschere dieser
Art (400X 400mm) mit direktem Gleichstrom-Wende-
regelungs - Motorantrieb, Druckknopf - Schützensteuerung
und Arbeitsregler, die sich im angestrengtesten Hütten-
werkbetrieb bereits vorzüglich bewährt hat. (OÖ. Pollok,
AEG-Mitt. 1928, S. 585.) Ho.
Fernmeldetechnik.
Die Störung des elektromagnetischen Feldes eines
Senders durch Gebäude und ähnliches. Während bekannt-
lich bei ungestörter Wellenausbreitung das elektrische und
das magnetische Feld an jeder Stelle gleich groß sind,
werden unter dem Einfluß lokaler Störungen, wie sie im
besonderen von Gebäuden hervorgerufen werden, Verzer-
Tungen verursacht, die darin bestehen, daß der störende
Leiter an seiner Oberfläche trotz der Gestalt des einfallen-
den elektrischen Feldes eine Äquipotentialfläche zu bilden
versucht, und daß das einfallende Magnetfeld Ströme her-
vorruft. S. Klimke erörtert im besonderen den Fall, daß
die Abmessungen der störenden Gebäude Bruchteile der
Wellenlänge betragen, damit Ergebnisse gewonnen werden,
die für die Verhältnisse im Rundfunk Bedeutung haben. Zu
dem Zweck werden die sekundären elektrischen und ma-
&netischen Felder betrachtet, die der störende Gegenstand
da und diese werden den primären Feldern über-
agert.
Zur Bestätigung der Schlüsse, die diese theoretischen
Ableitungen ergeben, werden die Ergebnisse einiger Mes-
sungen mitgeteilt, bei denen zur Bestimmung des magneti-
| ne
— ii
81. Oktober 1929
schen Feldes ein Rahmen benutzt wurde, während das
elektrische Feld mit einer langgestreckten Spule ermittelt
wurde; beispielsweise zeigt sich dann, daß in der unmittel-
baren Nähe eines eisernen Mastes das magnetische Feld
etwas verstärkt erscheint, während das elektrische in
größerem Umkreis geschwächt ist. Bäume und Holzbauten
zeigen eine geringe Schwächung des elektrischen Feldes
und keinen Einfluß auf das Magnetfeld, während Stein-
häuser das elektrische Feld erheblich stören, obgleich das
magnetische Feld meistens keine merklichen Störungen
aufweist. Erst wenn die Eisenkonstruktionen eines Ge-
bäudes Schleifen elektrischer Leiter bilden, treten starke
Verzerrungen des Magnetfeldes auf; sie brauchen jedoch
noch keine Schwächung des Feldes hervorzurufen, sondern
ändern im wesentlichen nur seine Richtung an der Beob-
achtungetelle Das magnetische Nahefeld des Dresdner
Rundfunksenders läßt eine starke Störung durch den Turm
der benachbarten Kreuzkirche erkennen. Die Ausbrei-
tungskurve dieses Senders wurde mit Rahmenempfang auf-
genommen und zeigt eine Abweichung von der Kreisform,
die indessen keinen Zusammenhang mit der Verzerrung
des Nahefeldes erkennen läßt. (S. Klimke, El. Nachr.
Techn. Bd. 4, S. 458.) Kb.
Über die Bestimmung des günstigsten Ausstrahlwin-
kels bei horizontalen Antennen. Auf dem Gelände der
Großstation Nauen wurde ein drehbares Holzgerüst er-
richtet. Es trug in seiner Drehachse in 8m Höhe über dem
Erdboden einen waagerechten Sendedraht und außerdem
9 dazu parallele Drähte, die als Reflektordrähte bezeichnet
werden, weil sie auf einem Parabelzylinder angeordnet
waren. In der Brennlinie dieser Parabelfläche lag der
Sendedraht; die Brennweite betrug 5 m, die Öffnungsweite
der Parabel 20 m. Die Antenne war „eine zwei Halbwellen
lange, gleichphasig schwingende Antenne für ìà = 20 m”.
Nachdem ein ähnlich gebautes aber vertikal angeordnetes
Gebilde an der Erde eine Konzentration der Strahlung in
der Richtung der Parabelachse gezeigt hatte, wurde ange-
nommen, daß bei der waagerechten Anordnung diese Kon-
zentration erhalten bleibt, so daß ähnlich wie bei einem
optischen Scheinwerfer ein Strahl in dieser Richtung auf-
tritt. Dieser Strahl konnte binnen 6 min aus einem Winkel
von 40° gegen die Horizontale über die Senkrechte hinweg
bis zu 40° auf der andern Seite gedreht werden. Außerdem
war ein festes Reflektorsystem vorhanden, das die soge-
nannten Ausstrahlwinkel 0, 10, 20 und 30° herzustellen
gestattete. Die Sendedrähte waren senkrecht auf der Rich-
tung von Buenos Aires gespannt. Dort wurde die Laut-
stärke des Empfangs nach der Parallelohmmethode be-
stimmt, und es ergab sich, daß die größten Lautstärken
erzielt wurden, wenn die Parabelachse der Erdoberfläche
parallel verlief. Dasselbe Ergebnis wurde bei 15 m langen
Wellen erhalten. Desgleichen wurden Empfangsversuche
mit diesen Antennengebilden angestellt; auch hier erschien
die horizontale Strahlung am stärksten. (A. Meißner
und H. Rothe, Jahrb. drahtl. Telezr. Bd. 32, S. Ha
Das französische Funknetz. — Das Funknetz Frank-
reichs für den öffentlichen Verkehr, an dem seit Beendi-
gung des Krieges gebaut wird, ist noch immer nicht end-
gültig ausgebaut, der Ausbau ist aber jetzt zu einem ge-
wissen Abschluß gekommen, u. zw. sind vorhanden: 4 Groß-
funkstellen, nahezu 50 Küsten- und Flugfunkstellen, über
30 Rundfunksender.
Die hauptsächlichsten Küstenfunkstellen (Al-
ger, Bonifacio, Bordeaux, Boulogne, Le Havre, Nizza, Mar-
seille und Saintes Maries de la Mer) besitzen Sender mit
einer Leistung von 2...5 kW, die letztgenannte Station ver-
sieht, wie bei uns die Hauptfunkstelle Norddeich, den Ver-
kehr mit Schiffen auf weite Entfernungen, ebenso wie die
mit einem 10 kW-Sender ausgerüstete größte französische
Küstenfunkstelle in Oeussant. Außer diesen von der fran-
zösischen Post- und Telegraphenverwaltung betriebenen
Funkstellen für den beweglichen Dienst betreibt die Ma-
rine noch solche in Cherbourg, Dunkerque, Lorient, Oran,
Rochefort und Nantes, von denen die letztere mit einem
100 kW-Sender ausgerüstet ist.
Für den Verkehrinnerhalbdes Landes be-
sitzt die Staatseisenbahn eine Funkstelle in Dieppe. Ferner
besteht eine funktelegraphische Verbindung zwischen dem
Festland (Brest, La Roche sur Yon und Cros de Cagnes)
und den Inseln Ouessant, Noirmoutier, Yeu und Korsika.
Außerdem besteht ein Landfunknetz (für funktelegraphi-
schen und funktelephonischen Verkehr) für das Heer, für
den Wetterdienst und für die Luftfahrt. Für Zwecke der
Luftfahrt einschließlich des Flugsicherungs- (insbesondere
\Wetterberatungs-) Dienstes besitzt Frankreich 31 Funkstel-
len, von denen 24 mit Funksprechgerät ausgerüstet sind.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
1593
Das zur Verbindung des Mutterlandes mit den Kolo-
nien während des Weltkrieges begonnene Kolonial-
funknetz ist im Sommer 1928 fertiggestellt worden. Es
besteht aus einer großen Zahl von Funkstellen auf den
Antillen, in Nordafrika, in Französisch-West- und -Äquato-
rialafrika, in Französisch-OÖzeanien, in Guyana, auf Ma-
dagaskar, in Djibouti und in Französisch-Indochina. Von
diesen Funkstellen besitzen diejenigen in Bamako, Brazza-
ville, Tananarivo und Saigon besonders leistungsfähige
Sender, die den Verkehr der anderen Kolonien mit dem
Mutterlande vermitteln.
Fürden Auslandsfunkverkehr besitzt Frank-
reich eine große Zahl z. T. sehr leistungsfähiger Groß-
funkstellen, deren Lage und Verkehrsrichtungen in Abb. 8
dargestellt sind. Die Compagnie Radio-France betreibt die
Abb. 8. Die französischen Großfunkstellen.
GroßfunkstelleinSainte-Assise (bei Melun),
die einen Sender von 1500 kW für den Überseeverkehr
und außerdem mehrere Sender für den Europaverkehr be-
sitzt (Hochfrequenzmaschinen- und Röhrensender). Die
für diese Sender erforderlichen Antennen werden von
siebzehn 250 m hohen und zwei kleineren Masten getragen.
Wie bei allen neuzeitlichen Großfunkstellen ist zur Sicher-
stellung einer möglichst schnellen Abwicklung des Ver-
kehrs eine Betriebszentrale eingerichtet, die mit dem Pa-
riser Haupttelegraphenamt räumlich vereinigt ist. Von
dieser Betriebszentrale aus werden die Sender betätigt,
bei ihr findet auch der Empfang vom Auslande statt. Die
Station nimmt den Verkehr mit Argentinien, Brasilien,
Japan, Kanada, Sibirien, den V. S. Amerika und den
meisten europäischen Ländern (Balkanstaaten, Großbri-
tannien, Norwegen, Schweden, Spanien, Syrien u. a.) wahr.
Die zweitgrößte Großfunkstelle befindet sich im Süden des
Landes, inBordeaux (Croix d’Hins). Sie ist mit Hoch-
frequenzmaschinen und Lampensendern (500 kW) aus-
gerüstet und versieht den Verkehr mit den Kolonialfunk-
stellen auf den Antillen, in Französisch-Äquatorialafrika,
in Französisch-Indochina, in Französisch-Somaliland und
auf Madagaskar sowie mit Mittelamerika.
Die Großfunkstelle Lyon (La Doua) besitzt
ebenfalls Hochfrequenzmaschinen und Lampensender
(200 kW), sie verkehrt mit Französisch-West- und -Mittel-
afrika, Marokko und Nordafrika, ferner wird sie zur Ver-
breitung von Nachrichten allgemeiner Art (wie Presse-
dienst, Zeitzeichen u. a.) benutzt.
Die älteste aller Großfunkstellen, der Eiffelturm
(Paris), dient in der Hauptsache militärischen und wissen-
schaftlichen Zwecken. Sie verbreitet Wetternachrichten,
Zeitzeichen (u. zw. für wissenschaftliche Zwecke — Ko -
inzidenzzeichen —, ähnlich wie sie unsere Großfunk-
stelle Nauen gibt) und amtliche Nachrichten, ferner ver-
sieht sie den Telegrammverkehr mit Polen und Ungarn.
In den Abendstunden verbreitet sie außerdem Rundfunk-
darbietungen (mit einer Senderleistung von 12 kW auf
Welle 1480 m. Erwähnt seien ferner die Marinefunk-
stelle in Nantes, die Nachrichten aller Art für die
Schiffahrt verbreitet, sowie die Heeresfunkstellen in
Saint PierredesCorpsundinlssy-les-Mou-
lineaux.
Wie alle größeren Länder, so besitzt Frankreich seit
einiger Zeit auch einen Kurzwellensender für den
1594 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44 31. Oktober 1929
kommerziellen Verkehr, der bei der Großfunkstell>
Sainte-AÄAssise untergebracht ist und zunächst mit
Argentinien, Brasilien und Französisch-Indochina in Ver-
kehr steht. Ferner sendet die Funkstelle Nancy auf der
Welle 15,5 m.
Was denRundfunkdienst anbelangt, so hat sich
dieser infolge des Fehlens einer einheitlichen Organisa-
tion in Frankreich bisher nicht so günstig entwickelt wie
in den übrigen europäischen Hauptländern, iedenfalls ist
die Bevölkerung schon seit Jahren und noch heute mit dem
Rundfunkdienst sehr unzufrieden. Dies ist in der Haupt-
sache darauf zurückzuführen, daß neben den von der Post-
und Telegraphenverwaltung errichteten, für die Versor-
zung des gesamten Landeszebiets mit Rundfunkdarbietun-
gen nieht ausreichenden Sendestellen noch eine große Zahl
privater Sender im Betriebe ist, deren Leistung aber viel-
fach so gering ist, daß sie eben nur zur Versorgung des
betreffenden Stadtrzebiets ausreicht. Ferner läßt auch viel-
fach die Güte des Programms zu wünschen übrig, was
wiederum darauf zurückzuführen ist, daß keine Rund-
funkgebülhren erhoben werden und die privaten Sende-
stellen keine Zuschüsse erhalten. Allerdings sollen die
Verhältnisse in nächster Zeit von seiten der Regierung
(der Post- und Telegraphenverwaltung) zebessert werden.
Gegenwärtig sind im Betriebe:
a))6Kurzwellen-Rundfunksender (auf Wel-
len bis 100 m) in Agen, Juan-les-Pins (Cannes), Lyon,
Norent-sur-Seine, Paris (Radio Lucien Levy) und
Paris (Radio Vitus);
b) 3 Rundfunksender, die auf Wellen zwischen
150 und 600 m arbeiten: Agen, Angers (Radio Anijou),
Radio Béziers, Biarritz (Côte d'Argent), Bordeaux
(2 Sender, ein staatlicher und ein privater), Caën,
Chambéry (Radio Savoie), Diion, Radio Fécamp, Gre-
noble, Juan-les-Pins (Cannes), Lille, Limoges, Lyon
(2 Sender, ein staatlicher und ein privater), Marseille,
Montpellier, Mont de Marsan, Nimes, Nizza, Orly-sur-
Seine, Paris (4 Sender: Petit Parisien, Post- und Tele-
eraphenschule, Radio Lucien Levy, Radio Vitus), Ren-
nes, St. Etienne (Radio Forez), Straßburg, Toulouse
2 Sender, ein staatlicher und ein privater), Toureoine:
cl 2Rundfunksender,die auf langen Wellen (über
1000 m) arbeiten: Paris-Eiffelturm und Radio-Paris.
Für die Zahl der Rundfunkteilnehmer gibt es keine
amtlichen Unterlagen, sie ist Anfang 1928 anf etwa 150 000
geschätzt worden. (La Radio, Beilage: Eneyelopedie de
Radio, 1928, S. 303.) rg.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Messung der lokalen Eisenverluste. — Es wird, bezug-
nehmend auf frühere Arbeiten von Rogowski, eine
neue Methode angegeben, um die lokalen Eisenverluste in
einem beschränkten Teil des magnetisehen Kreises unter
Anwendung einer sinusförmirzen elektrischen oder ma-
gnetischen Spannung mit Hilfe des magnetischen Span-
nunzsmessers und eines empfindlichen Elektrodynamo-
meters Zu bestimmen.
Die Methode besteht darin, daß als Grundfaktoren der
geleisteten Arbeit
1 d RB
7 Hdl- S =i dt,
welche sieh auf ein Volumelement der Länge dl und des
Querschnittes S und auf ein Zeitelement d bezieht, die
dB
zweiProdukte Zd? und S i i als Maß des magnetisehen Po-
tentialzefälles und der in einer einzigen sekundären Win-
dung induzierten EMK betrachtet werden. Soll die ma-
snetische Leistung im ganzen Umfang des Volumens iS
während einer Sekunde gemessen werden, so darf man in
bekannter Weise das Linieninteeral der magnetischen
Kraft durch den verketteten Fluß eines marnetischen
SPANNUNESMESSOTS:
‘=k fa!
und die gesamte EMK, welche in einer sekundären Spule
Léi ra D D D
von N Winlunzen induziert wird, dureh den Ausdruck
— (o 5 dB
el aN 2 ee NAN E
dt dt N
ersetzen. So erhält jene auzenblickliche Leistung in abso-
luten Einheiten folgenden Wert:
am "` 1
di T 4ak N” p e” [Eres].
Um die mittlere Leistung zu bestimmen, muß das mitt-
T
0
einer ganzen Periode andecutet. Dies wird nun mit Hilfe
eines passenden Elektrodynamometers auf zweierlei Weise
möglich: Entweder leitet man von der sekundären Spule
dureh einen induktionslosen Widerstand R” zu einer Wieck-
lung des Elektrody namometers einen mit der cntsprechen-
den EMK gleichphasigen Strom
e” Es N” d g”
lere Produkt ZE e” dt gebildet werden, wo T die Dauer
und von dem Spannunzesmesser durch einen Kondensator C
zur anderen Wicklung des Elektrodynamometers einen un
9) ° gegen die entsprechende EMK vorauszeschobenen, mit
der magnetischen Spannung zleichphasigen Strom
de de’ SE dep _ q ,
E we aae EE
oder es wird die Rolle des Widerstandes und der Kapaz’tiit
vertauscht und zu den Wicklungen des Instrumentes je ein
Strom -
ia e LI de
TCRO R dt
und i S
zé N p an yru 1 p“ 8
Vë dt ` CA dt
geleitet, deren Phasen um 90° gegen diejenigen der ent-
sprechenden magnetischen Spannung und der sekundären
EMK in entgegengesetztem Sinne verschoben sind. In ber-
den Fällen bekommt die mittlere magnetische Leistung in
absoluten Einheiten einen gleichartiren Ausdruck:
T
R 1 zt 3401
dnk N“ wC af SE
d
Soll jede Grösde in praktischen Einheiten gemessen
werden und besitzt das Elektrodynamometer, als Ampere-
meter geeicht, ein konstantes Verhältnis A zwischen Ab-
lenkungswinkel 8 und Quadrat der effektiven Stromstärke,
so erhält jene Leistung den einfachen Wert
pan LO
— FakAN wC’
wo R in Ohn, C in Farad und P in Watt gemessen werden
und w die Kreisfrequenz 2x f bedeutet.
Nach diesem Verfahren haben die Verfasser den Io-
kalen Eisenverlust in einem Lamellenbündel von legiertem
Eisen eines Epstein-Apparates (von S.&H.). unter An-
wendung einer MMK von 100... 500 AW und einer magne-
tischen Induktion von 5000... 10000 Linien bei der Fre-
quenz 60 Hz sorgfältig bestimmen können. Sie haben dafar
ein empfindliches Spierel-Klektrodynamometer der Firma
Alloeechio & Bacehini benutzt, dessen Konstante 4 gleich
0,286. 10° war. Die sekundäre Spule des Epstein-Appa-
rates besaß 150 Winduneen und der Glimmerkondensater
von Tinsley eine Kapazität von Hub,
Durch passende Wahl des Widerstandes im Stromkreis
des magnetisehen Spanunungesmessers und der beweglichen
\Windungen des Elektrodynamometers, bezurnehmend auf
die entsprechende Selbstinduktion, war es möglich, die
kleine Phasenverschiebunz des sekundären Stromes im
Kreise des Kondensators und der festen Wieklunz des
Elektrodynamometers, wegen des entsprechenden Wider-
standes und des Verlustwinkels des Kondensators, genau
zu kompensieren. Es war dagegen nicht möglich, die schäd-
liche Wirkung der Strom- und Spannungzs-OÖberwellen im
ganzen Intervall der Messung vollständig zu vermeiden,
da kein Wechselstromzenerator von hinreichender Liei-
stung und genau sinusförmizer EMK zur Verfügung stand.
Dafür versuchten die Verfasser, den Oberwelleneinfluß so-
weit wie möglich zu unterdrücken, indem sie den magneti-
sierenden Strom durch eine passende Selbstinduktionsspule
von sämtlichen Oberwellen ziemlich frei machten. Nieht<-
destowenizer lieferten einzelne Messungen im oberen ln-
tervall der Marnetisierungskurve größere Verhältnisse
zwischen beobachteten und vorausbestinmimten Leistungen.
Almliche Experimente wurden auch an einem La-
mellenbündel aus rohem Handelseisen sogar mit besserem
Ergebnis ausgeführt, wobei man zu größeren magnetischen
Spannungseefällen und Leistungesfaktoren gelangte. Trotz-
dem die neue Methode kaum für wissenschaftliche Unter-
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suchungen mit aller Strenge anwendbar ist, kann sie in
manchen Fällen, besonders da, wo das Maenetisierungs
intervall nicht allzu breit und die elektrische oder ma-
enetische Spannung nicht allzu reich an Oberwellen sind,
mit gutem Erfolge benutzt werden. (L.u.P.Lombarldi,
Arch. El. Bd. 21, H. Aa 449.)
Messung starker magnetischer Felder mit dem Zee-
maneffekt. — In starken magnetischen Feldern wird eine
Spektrallinie bekanntlich aufzespalten. Erfolgt die Be-
obachtung senkrecht zu den Kraftlinien, so erhält man im
einfachsten Fall drei Komponenten. Der Abstand der bei-
den äußersten Komponenten ist proportional der Feld-
-tärke. Seine Messung erlaubt also die Bestimmung der
Feldstärke. Die Methode setzt allerdings spektroskopisehe
Apparate von hoher Auflösungskraft voraus und ist auch
dann nur bei starken Feldern, wie sie etwa im Luftspalt
eines Elektromasneten bestehen, von wenügender Genanie-
keit. Als Lichtquelle kann man den Funken zwischen
Zinkelektroden verwenden und eine der Linien des Tri-
plets 4810, 4722 und 4680 ÄAngström-Einheiten benutzen.
Für diese Linien ist der Unterschied der Wellenlängen der
beiden äußersten Komponenten
Aà = 1,875.10 1%? IT,
wo à in cm und H in Gauß gemessen sind. Der Funken
wird in einem Schwingungskreis erzeugt, dessen Konden-
sator mit einem Transformator von 1 kW auf etwa 15 000 V
aufgeladen wird. Auch eine Heliumröhre ist verwend-
bar, wobei der Schwingungskreis fortfallen kann und nur
Spannungen von etwa 4000 V erforderlich sind. Felder
über 10 000 Gauß lassen sich auf diese Art bei genügender
Leistunesfähirkeit der optischen Einrichtung auf 1...2 %
genau ausmessenm (W.C. Michels, Veröff. d. Rensselaer
Polytechnic Institute 1927, Nr. 17.) Br.
Ntatische Hysteresis in gleichen Belastungszyklen.
— Belastete elastische Körper zeigen bei Entlastung ein
Verhalten, das an die Hysteresis magnetischer Körper er-
innert. Die Dehnungspannungskurve verläuft bei der Ent-
lastung oberhalb der entsprechenden Kurve bei der Be-
lastung:; bei wiederholter Belastung und Entlastung zwi-
schen denselben Grenzen wird aber, wenn die elastische
Nachwirkung ausgeschaltet ist, immer derselbe Kurven-
zug durchlaufen. Man bezeichnet diese Erscheinung als
statische Hysteresis. Sie hat einen Energieverlust zur
Folge, der wie bei der magnetisehen Hysteresis durch den
Flächeninhalt der Hysteresisschleife gegeben wird. Die
Erseheinung ist theoretisch sehr weniz untersucht. Für
kleine Zyklen weit innerhalb der Elastizitätserenze hat
C.H. Keulegan für den Enereieverlust der Volumen-
einheit die folgende Formel abgeleitet:
1
Fo = 3 B Tm’.
Darin bedeutet Tm die Differenz der extremen Span-
nungswerte, also den Spannungsbereich des Zyklus,
H den Modul der statischen Hysteresis. Auffällig an
der Formel ist, daß die Absolutwerte der Belastung
keine Rolle spielen. Diese Folgerung hat der Ver-
fasser einer experimentellen Prüfung unterzogen, u. zw.
der erößseren Deformation wegen nicht durch die theore-
tisch einfachere Zug- und Druckbelastunz sondern durch
Bieseungesbelastunge. Die Untersuchungen bestätigen die
Gültickeit der Formel, besonders auch die Unabhängig-
keit von der absoluten Größe der Belastung. Als Material
wurde wegen seiner geringen elastischen Nachwirkung
\rmeo-Eisen untersucht. Als Wert für den Modul der sta-
tischen Hysteresis ergab sich
B == 1,33. Wäer, em?/kg’.
(G. H. Kculega n, Techn. Papers of the Bureau of
Standards Nr. 365.) Br.
Die thermische Ausdehnung von rostfreiem Eisen. —
Da zuverlässige Werte über die thermische Ausdehnung
von Eisen-Chrom-Lerierunsen mit geringem Kohlenstoff-
gehalt nicht bekannt waren, wurden im Bureau of Stan-
dards neun Proben verschiedener Herkunft daraufhin
untersucht. Der Chromzchalt schwankte von 11,9% bis
16,4 %, der Kohlenstoffgzehalt von 0,09 % bis 0,13 %. Wegen
der individuellen Eirentümlichkeiten der einzelnen Pro-
ben muß auf das Original verwiesen werden, Zahlenta-
fel 1 gibt die Mittelwerte für den Ausdehnungskocffizien-
ten in verschiedenen Temperaturbereichen.
Zahlentafell.
Temperaturbereich Ausdehnungskoeffizient
I... 109 C 10.0 .10®
2) ... 20 103
20... 300 10,8
20 n 400 11.2
2)... 500) 11.6
KC 11.8
20... 714) 12,2
2) ...80 12,5
(P.Hidnertu. W.T.Sweeney, Scient. Papers of the
Bureau of Standards Nr. 570.) Br.
Werkstatt und Baustoffe.
Carboloy — ein neuer Werkzeugstoff. — Carbolov ist
ein aus Wolframkarbid und Kobalt bestehendes Werkzeur-
metall, durch das die Eigenschaften des durch seine große
Härte bekannten Wolframkarbids verbessert werden
sollen. Besonders deutsche Erfinder sind auf diesem Ge-
biete tätig gewesen und haben die Legierung des Wolfram-
karbids mit Kohalt geschaffen. Hier ist besonders das
Hartmetall der deutschen Osram-Gesellschaft zu nennen!.
Durch den Zusatz von Kobalt wird das Wolframkarbid halb
so fest wie Schnelldrehstahl, während seine Härte immer
noch so grob bleibt, daß es vom Saphir nieht geritzt wird.
In dem Forschungslaboratorium der General Eleetrie Co.
sind von Pr. Samuel L. Hoyt mit diesem Werkzeuestoff
Versuche angestellt worden, über deren Ergebnisse nach-
stehend berichtet werden soll.
Das spezifische Gewicht des Carholoy ist etwa 14 und
mehr, je nach dem Kobaltzehalt. Carboloy läuft nicht an
und gleicht im zeschliffenen Zustande dem Stahl. Chemi-
schen Einflüssen widersteht es gut. Die Härte des Car-
boloy ist auf die verschiedenste Art und Weise gemessen
worden. Wie schon oben gesagt, kann Saphir mit Carboloy
geritzt werden. Ein Alundumrad kann mit einer unter
einem Winkel von 90° weschliffenen Kante einer Carboloy-
probe ziemlich tief geritzt werden, ebenso Glas. Carboloy
ist weiter mit Brinell- und Rock well-llärteprifer auf seine
Härte him untersucht worden, namentlich mit dem letzteren,
da die Versuche in einem amerikanischen Laboratorium
vorgenommen worden sind. Vergleichende Versuche haben
für den härtesten Stahl eine Brinellhärtezahl 1000 ergeben,
für gewöhnlichen gehärteten Stahl höchstens 850, während
die PBrinellhärtezahl der deutschen Originallezierung
1250 ... 1400 ist, also beträchtlich größer als diedes härtesten
Stahles. Bei den neuesten Zusammensetzungen der Legie-
rung sind sogar Härtezahlen 2000... 2500 festgestellt wor-
den. Mit gehärtetem Schnelldrehstahl vorgenommene
Biezeversuche haben nach dem Bericht eine Bruch-
festiekeit von 30 000 ke/em? ergehen, ähnliche Versuche mit
Carboloy für das deutsche Material eine solche von 16 000
und für außergewöhnlich hartes Material eine solche von
18 000 ... 20000. — Eine andere wichtige Eigenschaft des
Carboloy ist seine Zähirkeit. Andere Werkstoffe wir-
den bei wiederholter Stoßbelastunz abbröckeln oder aus-
brechen. Bei Carboloy ist es nieht der Fall; kommt es aber
doch zu einem Bruche, so verläuft die Brushfläche nicht
etwa auf kürzestem Wege quer zur Werkstückachse son-
dern schräg oder gekrümmt.
Die Wärmeausdehnune und Wärmeleit-
fähigkeit des Carboloy sind gering, doch können hier-
über zur Zeit noch keine genauen Zahlen gegeben werden.
Bei gewöhnlicher Zimmertemperatur und unter normalen
Bedingungen ist Carboloy beständig, selbst im Laufe mel-
rerer Jahre sind keine Veränderungen beobachtet worden.
Es läuft nieht an und ist in Säuren nur schwer lösbar, Bei
erhöhten Temperaturen oxydiert es wie andere Wolfram-
verbindungen. Bei zu hohen Scehnittzoschwindirkeiten
oxydieren kleine Teilehen der Sehneide und springen ab,
auch entstehen Anlauffarben. Genauere Zahlen über die
Härte- und Festiekeitsverhältnisse bei hohen Tempera-
turen können noch nieht gegeben werden. Es ist aber fest-
gestellt worden, daß Carboloy seine Härte bei heller Rot-
glut verhältnismälsieg gut bewahrt. Das Verhalten des Car-
boloy bei der Bearbeitung der verschiedensten Stoffe
ist durch Versuche studiert worden. Glas kann mit Car-
holoy nicht nur leicht zeschnitten sondern auch mit Nuten
und Gewinde versehen werden, sogar harte Porzellaniso-
latoren können mit ihm bearbeitet werden. Ein Versuch
mit der Bearbeitung von Manzanstahl hat ebenfalls
günstige Ergebnisse gezeitiet, während bei einem mit
einem Stahlwerkzeuge angestellten Vereleichsversuche das
Stahlwerkzeug sofort seine Sehneide verlor. Die Bearbei-
tung zchärteten Scehnelldrehstahls zeigte wohl die Mörlich-
keit des Schneidens, jedoch litt hierbei die Sehneide. Pas-
‚ ," Hierher gehört auch das Werkzengmetall Widia der Firma
Friedrich Krupp, A.G. in Essen. DRP. 42%) 080.
4
1596
selbe trat ein bei Bearbeitung einer Kobalt-Chrom-Legie-
rung. Aber auch andere Stoffe, die eine Stahlschneide stark
angreifen, wie Kohlenstoff, Genelite, das an sich so weich
ist, daß es leicht mit dem Messer geschnitten werden kann,
Mycalex, ein Isoliermaterial, Bakelite und Hartgummi
können gut mit Carboloy bearbeitet werden. Ein Ver-
gleichsversuch zwischen Carboloy- und Stellitwerkzeugen
ergab, daß das Stellitwerkzeug schon nach Fertigstellung
von 150 Teilen wieder neu hergerichtet werden mußte,
während mit einem Carboloywerkzeuge 11000 Teile bis
zum Unbrauchbarwerden des
Werkzeuges bearbeitet werden
konnten. Bei der Bearbeitung
von Hartgummi, Genelite usw.
waren Schnittdruck und Span-
stärke klein, dagegen die Schnitt-
geschwindigkeit groß, während
(‚ußeisen unter ganz anderen
Bedingungen bearbeitet wird;
Spanstärke und Schnittdruck
werden größer, die Schnittge-
schwindigkeit dagegen kleiner.
Hierzu kommen noch die Ver-
schiedenheiten des Gußeisens an
sich, wie sandige Oberfläche,
Hartguß usw. Auch bei der Be-
arbeitung dieses Werkstoffes,
sogar bei unterbrochenen Schnit-
ten (Abdrehen vorstehender
Rippen), wobei dauernd Stöße
auf das Werkzeug kommen, hat
sich Carboloy gut bewährt. Bei
Versuchen mit Nickelstahl blieb
die Carboloyschneide bei einer
Schnittgeschwindigkeit von 60
m/min noch nach einer Stunde er-
halten, während die Schneide
eines Schnelldrehstahls schon
nach einem Bruchteil einer Mi-
nute zerstört wurde. Bei einem
Chromnickelstahl mit einer Bri-
nellhärte 250 wurde die Schneide bei einer Schnitt-
geschwindigkeit von 21m nach 10 min leicht angegriffen.
Die auszedehntere Verwendung des Carboloy ist eine
Kostenfrage. Es kostet mehr als Schnelldrehstahl, was
aber durch seine hervorragenden Eigenschaften aufge-
wogen werden dürfte. (S. L.H oyt, Gen. El. Rev. Bd. 31,
S. 585.) Wht.
Verschiedenes.
Kraft- und Brennstofftagung. — Eine Sondertagung
hatte die Brennkrafttechnische Gesellschaft am 3. IX. d J.
gemeinsam mit dem Bremer Bezirksverein deutscher In-
genieure veranstaltet, auf der sonst vertraulich im Fach-
ausschuß für Schiffahrt behandelte Fragen der Brenn-
stoffbelieferung und Krafterzeugung erstmalig vor einen
großen Kreise von Fachleuten erörtert wurden. Die Ver-
handlungen bieten auch für den Bau und Betrieb von
Kraftwerken manches Interessante.
Die zunehmende Verbreitung der Ölfeuerung bei den
Kesselanlagen und die ständig wachsende Tonnage der
Motorschiffe, deren Antrieb im schnellaufenden kom-
pressorlosen doppeltwirkenden Zweitakt-Dieselmntor nach
dem Vorbilde der Maschine im Umspannwerke Hennings-
dorf des Märkischen E. W. z. Z. gipfelt, zwingt dazu, der
Versorgung der Schiffahrt mit Heiz- und Kraftöl erhöhte
Aufmerksamkeit zu schenken. Wie Generaldirektor
Spaeth ausführte, betrug die Erdölförderung im Jahre
1928 189 Mill t. Zur Gewinnung des Öles geht man heute
schon auf Tiefen bis zu 2750 m. An Brennstoffen wurden
1928 in der Schiffahrt 66% an Öl (Heiz- und Dieselöl)
und.34 % an Kohle verbraucht. Professor Wilke von
der I. G. Farbenindustrie wies auf den ständig steigenden
Bedarf an Benzin für den Kraftwagenverkehr hin, der
zu höherer Ausbeute des Erdöls zu Benzin und zu weiterer
Einbeziehung schwerer Öle in die Benzinherstellung
zwingt. Davon werden besonders die Dieselöle betroffen,
so daß sich gerade hier in nicht zu ferner Zeit die Ver-
wendung künstlicher Öle erforderlich machen würde. Die
Verfahren der I.G., die hohen Druck, hohe Temperatur
und Katalysatoren benutzen, seien in der Lage, dureh ge-
schickte Handhabung dieser Mittel jede Art von Öl zu
liefern. Dieser Hinweis ist auch für alle Land-Diese!-
motorenanlagen schr wichtig. Zu letzteren waren von
besonderem Interesse die Mitteilungen von Oberingenieur
Becker von der MAN. zu den Ergebnissen der letzt-
hin erfolgten Abnahme der 11 700 P’Se-Dieselmaschinen im
Umspannwerk Henningsdorf des M.E. W. Der Brennstoff-
$
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
31. Oktober 1929
verbrauch für 1 PSeh in Gramm ergab sich bei den jeweili-
gen Belastungen 1. ohne Kraftbedarf für die Erzeugung der
Gebläseluft und Hilfsmaschinen zu: 160 Oli, 156 (Is),
158 Oil und 159 (1/2); 2. einschließlich der Gebläse- und
Hilfsmaschinen: 174 (21/1), 172 Olai, 171 Oli) und 185 (1/2).
Der Motor ist mit dem Generator durch eine Bamag-Rei-
bungskupplung verbunden, um ein schnelles An- und Ab-
kuppeln des Generators als Spitzenmaschine zu ermösr-
lichen. Auch die Anlaßvorrichtung des Motors ist beson-
ders durchgebildet, um seine Inbetriebsetzung zu beschleu-
d
5 Lë
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Abb. 9. Bedienungstand für die beiden Großdieselmotoren sowie Hilfsmaschinen der Anlage
Hennigsdorf.
nizen. Im Maschinenraum ist eine besondere Schalttafel
mit den Instrumenten (Abb. 9) vorgesehen, während das
Schalten der Maschine auf das Netz vom Hauptschaltraum
aus erfolgt.
Nach dem Vortrage des Direktors der Nautisch-Tech-
nischen Abteilung des Norddeutschen Lloyds, Dipl.-Ing.
Koch, hat jetzt der Lloyd einen Versuch mit der Kohlen-
staubfeuerung an Bord gemacht, nachdem Versuche mit
dieser in Amerika und England schon seit einiger Zeit
aufgenommen sind und zu befriedigenden Ergebnissen ge-
führt haben. Auf dem neu erbauten Frachtdampfer „Donau“
(12140 t), der am 6. Juni nach San Francisco in Sece ge-
gangen ist, wurde der mittlere Kessel mit 300 m? Heizfläche
von 5 Flammrohrkesseln mit einer AEG-Chapman-Kohlen-
staubfeuerung ausgerüstet. Diese besteht aus einer AEG-
Resolutormühle, drei Feuerungsvorlagen mit Wirbelbren-
nern, die eine kurze intensive Flamme haben und sich bei
dem beschränkten Feuerraum besonders eignen, und einer
Staubringleitung, an der Mühle und Brenner liegen. Die
Flamme ist schräg nach unten gerichtet. Die Schlacke
wird im flüssigen Zustande abgezogen. Die Luft wird
in Lufterhitzern System Meyer auf 200 ... 250 ° vorgewärmt.
Mit einem Ranarexapparat wird Kohlen- und Luftmenge
zu einem ständig guten CO,-Gehalt der Abgase selbsttäti:
geregelt. Die Ergebnisse auf der Fahrt haben in Hinsicht
auf Wirtschaftlichkeit und Betriebsicherheit durchaus be-
friedigt, so daß die Kohlenstaubfeuerung an Bord von
Schiffen wohl eine Zukunft haben dürfte. Es hat sich eine
etwa zehnfache Verdampfung ergeben. Bei Betrieb mit
vier Kesseln lieferte der Kohlenstaubkessel ein Drittel der
Dampfmenge. Als besonders vorteilhaft wurde empfunden,
daß bei dem Entschlacken der handgefcuerten Kessel die
Leistung des kohlenstaubgefeuerten Kessels so gesteigert
werden konnte, daß ohne weiteres der Dampfdruck kon-
stant gehalten und dadurch eine gleichmäßige Fahrt er-
zielt werden konnte, was für die Größe der Durchschnitts-
fahrgeschwindigkeit sehr wichtig ist.
Wenn es gelingt, die Kohlenstaubfeuerung in Hinsicht
auf Anlage und Betriebskosten für Schiffe wirtschaftlicher
als die Handfeuerung zu gestalten, so wird diese in Ver-
bindung mit dem Höchstdruckdampf die höchste Wirt-
schaftlichkeit im Brennstoff als Kohle bringen. Hierzu
sprach abschließend Oberingenieur Gräber von der
Deutschen Werft, Hamburg. Entwürfe für Höchstdruck-
Schiffskessel liegen in den Systemen Benson, Schmidt und
Löffler vor. Eine Schmidt-Zweidruckanlage für 65 ata
befindet sich bereits im Bau. Die Bauart lehnt sich der-
jenigen der ersten Hochdrucklokomotive an. Auch die
31. Oktober 1928
erforderlichen Hochdruckmaschinen sind in der Schmidt-
Borsig-Maschine und in der Zoelly-Hochdruckturbine vor-
handen. Erstere wurde kürzlich als 6000 PSe-Maschine für
101 ata bei 425° für amerikanische Rechnung von Borsig
zur Ablieferung gebracht.
In der Aussprache war aus den Erfahrungen der I.G.
Farbenindustrie mit Höchstdruckkesseln verschiedener
Systeme die Mitteilung von Interesse, daß sich Rohre aus
Kohlenstoffstählen bei den hochtemperierten Gasen, denen
sie ausgesetzt sind, anscheinend nicht bewähren. Es zeigen
sich bereits nach halbjähriger Betriebszeit Gefügeände-
rungen und Risse, die entgegen den Erfahrungen bei
Rohren von Niederdruckkesseln quer zur Rohrachse auf-
treten. Rohre aus legierten Stählen geeigneter Qualität
sollten versucht werden. Dies Erfordernis wurde jedoch
angezweifelt, wenn Material und Herstellunz der Rohre
aus Kohlenstoffstahl einwandfrei sind. Hierbei wurde
auch auf den HZ-Stahl der Vereinigten Stahlwerke hin-
gewiesen, der bei 600° Temperatur noch eine Festigkeit
von 40 kg aufweist und bei dieser auch hohe Zunder-
festirkeit besitzt. Die Verwendung dieses Stahles dürfte
eine Zwischenüberhitzung ausschalten, da man bei einer
Temperatur von 600° in einem Zuge durch die Turbine
gehen kann. , Przygode.
Vorlesungen des Heinrich-Hertz-Institutes für Schwin-
gungsforschung. — An der T. H. Berlin sind von den wis-
senschaftlichen Beamten des Heinrich-IIertz-Institutes für
Schwingzungsforschung für das WS 1929/30 folgende Vor-
lesungen angekündigt worden:
1. K. W. Wagener, Die theoretischen Probleme der
elektrischen Nachrichtentechnik III (Fernkabel und Ver-
stärker) [Mi 17%... 19h] ; Allgemeine Schwingungslehre I
{Do 8... 10h].
2. G. Leithäuser, Ausgewählte Kapitel aus der
Hochfrequenztechnik (Empfangstechnik) [Di 17... 19h].
3. H.Salinger, Theoretische Probleme der elektri-
schen Nachrichtentechnik I (Leitungen) [Do 16... 18h].
4. E. Meyer, schalldämpfung und Schallisolation
(mit Vorführungen) [Mo 16..17h].
5. W. Hort. Mechanische ‘Schwingungen [Mi 8... 10h];
Höhere Festirkeitslehre [So 8... 9h].
Sämtliche Vorlesungen beginnen’ in der Woche vom
. 10. XI.; die Vorträge 1....4. finden im Hörsaal des
Heinrich-Hertz-Institutes, Franklinstr. 1, die Vorlesungen
5. im Hörsaal 120 bzw. 261 der T. H. statt. Zur Teilnahme
an den Vorlesungen ist die Einschreibung bei der T.H.
(Sekretariat) als Studierender. Hörer oder Gastteilnehmer
erforderlich. Auskunft erteilt das Büro des Instituts
(Fernspr. C 1 Steinplatz 0835 und 0836).
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
3. Volltagung der Weltkraftkonferenz. — Von Elgawe
wiedergerebenen Äußerungen der aus Paris zurückge-
kehrten deutschen Delegierten zum Internationalen Haupt-
ausschuß der Weltkraftkonferenz entnehmen wir den Be-
schluß, die dritte Volltagune 195 oder 1936 in
den V.S. Amerika stattfinden zu lassen. Sie soll sich be-
sonders -mit den großen Problemen der internationalen
Finanzierung und Konzernbildung auf dem Gebiet der
Energieversorgung befassen und auch die öffentlich-recht-
lıchen Konsequenzen behandeln, die sich aus der Ver-
knüpfung ganzer Länder und Kontinente durch die neu-
zeitliche Fernenergieversorgung ergeben.
Weltausstellung Antwerpen 1930. — Nach der schon
erwähnten Ablehnung einer offiziellen Beteiligung des
Deutschen Reichs! und nachdem die im deutschen Aus-
stellungs- und Messe-Amt zusammengeschlossene Wirt-
schaft sich in gleichem Sinn geäußert hatte, ist nunmehr
unter dem Namen Deutsches Hanse-HausAnt-
werpen, Hamburg-Bremer Ausschuß für die Schiff-
fahrtausstellung Antwerpen 190 ein Aus-
schuß gebildet worden, der letztere durchführen wird.
Interessenten für eine Beteiligung an diesem Unternehmen
wenden sich nach dem Daumadienst zweckmäßigerweise
an Herrn Oberbaurat Böttcher, Staatliche Kaiverwaltung,
Hamburg, Brooktor, oder an Herrn H. Helms jr., Deutsche
Dampfschiffahrtsgesellschaft „Hansa“, Bremen, Schlachte 6.
Getriebeschau Berlin. — Eine ähnliche Getriebe-
ausstellung, wie sie der AWF und der VDMA be-
reits seit zwei Jahren auf den Leipziger Frühjahrsmessen
veranstalten, soll anläßlich der Feier zu Reuleaux’s hun-
dertiährigem Geburtstag vom 11. bis 23. XI. in der T.H.
Berlin stattfinden. Außer den beiden genannten Körper-
schaften sind als Veranstalter die T. H. und der Berliner
Bezirksverein deutscher Ingenieure beteiligt.
ı Vgl. ETZ 1929. S. og
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 1697
Energiewirtschaft.
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Nach
dem Bericht des Rheinisch-Westfälischen
Elektrizitätswerks A.G. Essen, über das Ge-
schäftsjahr 1928/29, dem ein Lage- und Höhenplan sowie
eine Fliegeraufnahme des Pumpspeicherwerks Herdecke
beigegeben sind, hat sich die nutzbare Stromabgabe des
Unternehmens von 1448,5 auf 2067,212 Mill kWh erhöht,
d.h. um 43 %, wobei die Kraftlieferung 1935,259 (1334,945
i. V.) und die Lichtabgabe 131,953 Mill kWh (113,555 i. V.)
betrug. Diese Zahlen schließen die der Main -Kraftwerke
A.G. (87,777 Mill kWh), der Braunkohlenindustrie A.G.
„Zukunft“ (Biag) (182,583 Mill kWh) und der Pesaz
(20,325 Mill kWh) nicht ein; mit den im Mehrheitsbesitz
des RWE befindlichen Konzernunternehmungen sind mehr
als 2,7 Mrd kWh in das Netz der Berichterstatterin ge-
langt (2,1 Mrd kWh i. V.). Der Zusammenschluß in den
westlichen Absatzgebieten hat sich fortgesetzt. Das RWE
erwarb die Anlagen der Elektrizitätszweckverbände Kreis
St. Goar und PBacharach-Niederheimbach. Durch erste-
ren wurde auch der Kreis St. Goar an dem Unterneh-
men interessiert. Die Angliederung der Kraftwerk Zu-
kunft A.G., Weisweiler, verstärkte die Zusammenarbeit
mit der Biag, indem sich gleichzeitig die kommunalen
Verbände, vornehmlich der Landkreis Düren und die
Stadt Eschweiler, am RWE durch Aktienaustausch be-
teiligten. Die Kraftwerksgesellschaft wird in Verbin-
dung mit der Zentrale der Urfttalsperren-Genossenschaft
durch die Biag betrieben. Ferner übernahm die Bericht-
erstatterin das Elektrizitätsverteilungsunternehmen des
Landkreises Düren und schloß durch Erwerb von Kuxen
ihrem Konzern das Braunkohlen- und Kraftwerksunter-
nehmen der Gewerkschaft Gustav in Dettingen an, mit
deren über Kelsterbach an die Hauptsüdleitung ange-
schlossenen Stromerzeuzungsanlage sie auch wesentliche
Stromlieferungesverträge mit der Hessischen Eisenbahn-
A.G., der Preag und nach Bayern zu erfüllen hat. Am
Schluß des Geschäftsjahres besaß das RWE rd. 4100 km
Drehstromleitungen von 220 und 100 kV sowie 45 Höchst-
spannungsstationen, darunter 11 mit einer Oberspannung
von 220 kV. Die Hauptumspannstation Brauweiler hat
zunächst mit ihrem 100 kV-Teil den Dienst aufgenommen.
Von der großen 220 kV-Südleitune kann die Strecke von
Bludenz bis Brauweiler (über 600 km) mit 380 kV be-
trieben werden, sobald der Beweis erbracht ist, daß die
Erdung des neutralen Punktes des Drehstromsystems der
Höchstspannungsleitung die Schwachstromanlagen der
Post und Eisenbahn nicht zu beeinflussen braucht. In
diesem Fall ließen sich noch größere Leistungen zwischen
dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet und den Alpen
unter Fortfall neuer Aufwendungen austauschen. Was
die Entwicklung der Kraftwerksleistung betrifft, so hat
das RWE außer den Zentralen der Stadt Trier und der `
Gewerkschaft Gustav den Betrieb des Kraftwerks der
A G. für Stiekstofflünger in Knapsack übernommen. Die
Vergrößerung des Goldenbergwerks um weitere 0,1 Mill
kW sowie der Bau des Speicherkraftwerks Herdecke
(140000 kW Maschinenleistung) gehen der Fertigstellung
entgegen. An der Schluchseewerk A.G., Freiburg, be-
teiligte sich die Berichterstatterin mit 50 %. Der erste
Ausbau der Kraftwerke Häusern und Eichholz dieser
Gesellschaft sowie das Vermuntwerk der Vorarlberger
Illwerke A G. dürften 1930 vollendet werden. Mit der Er-
richtung des Kraftwerks Obervermunt hat man begonnen.
Schließlich ist die Beteiligung des RWE an der Gründung
des Rheinkraftwerks Albbruck-Dogern A. G. in Waldshut
am Rhein mit 77% und an der Aurewerke A.G. in Brugg
(Schweiz), die die Kruftstufen Klingnau und Wildegg-
Brugg der Aare ausbaut, mit 30% zu nennen. Die be-
reits in Betrieb befindlichen und die ihrer Fertigstellung
entzeeengehenden Kraftwerksleistungen übersteigen rd.
1,06 Mill kW und einschließlich der Werke, zu deren
Gründung geschritten ist, rd. 1,2 Mill kW. Der Bericht
sagt an dieser Stelle: „Nur durch diese tiber weite Ver-
sorgungsrebiete von den Alpen bis an die holländische
Grenze für die dichten Verbrauchsgebiete des Westens
aufgebaute Großkraftwirtschaft durch leistungsfähige
Höchstspannungsleitungen, unter Verkuppluug von Stein-
kohlen-, Braunkohlen- und Woasserkraft-Energie, verbun-
den mit Speicherwerken, werden wir in die Lage gesetzt,
die elektrische Arbeit der Industrie zu angemessenen
Preisen auch für neue Verwendungeszwecke in erhöhtem
Maße zur Verfügung zu stellen. Nur so war es uns mög-
lich, langfristige Verträge mit der I. G. Farbenindustrie
unter Erweiterung der Enereielieferung für chemische
Zwecke abzuschließen und in ähnlicher Weise mit den
ı Vgl. ETZ 1929, S. 15%.
1698
Vereinigten Stahlwerken in Düsseldorf für die sämtlichen
Unternehmungen dieses Konzerns, indem wir für 20 Jahre
die Stromlieferung an Stelle von Vergrößerung der Ei-
genanlagen dieser Werke übernahmen. Wir richteten für
Zwecke der Elektrowärme in der Industrie eine beson-
dere Versuchsanlage bei unserer Verwaltung in Düssel-
dorf-Reisholz ein. Auch bei Abfassung des Berichtes hält
die Steigerung des Stromabsatzes an, so daß wir bei nor-
maler Entwicklung in nächster Zeit einen Jahresabsatz
von 3 Milliarden KWh überschreiten dürften. Wir haben
schon in den Geschäftsberichten der letzten Jahre darauf
hingewiesen, daß wir mit den Preisen für bestimmte In-
dustrien, um diesen den schweren Woettbewerh zu er-
leiehtern und um Eigenanlagen auszuschalten, bei gro-
Ren Abnahmen und langer Benutzungsdauer, die unsere
Selbstkosten herabzusetzen geeignet sind, die Verkaufs-
preise verringern mußten und daß damit durcheinander-
gerechnet die Friedenspreise von 1913/14 bei
unterschritten sind. Nur dureh die Steigerung der Lei-
stunesfähiekeit und den erhöhten Kraftabsatz ist es
uns trotz forteresetzt erheblicher Steigerung der Unkosten
— auch im letzten Geschäftsjahr sind die Betriebskost.n
dureh Lohnerhöhunz usw. und die Baukosten durch
Kupferverteuerunz und derel. gestiegen — mörlich ge-
wesen, seit der Goldumstellung auch für die an und für
sieh mit besonders hohen Unkosten verbundene Strom-
lieferung an die Kleinabnehmer die Strompreise auf
3314 Pf je kWh für Licht und 15% Pf je kWh für Kraft
ohne Finanzaufschlag für die Gemeinden, und in Gemein-
den mit Finanzaufschlag auf 35% Pf bzw. 181% Pf zu
halten, ungzerechnet die bei Mehr- und günstiger Abnahme
sewährten erheblichen Vergünstigungen. Dies geschah
trotz der hohen Lasten an Steuern und öffentlichen Ab-
gaben, die unsere Unternehmungen nach wie vor zu tra-
ven haben und die für die Art unserer Unternehmungen
besonders beachtlich sind, wenn man bedenkt, daß der
Jahresumsatz bei anderen Industrien normalerweise das
investierte Kapital erreicht, wenn nicht überschreitet,
während bei der Art unseres Unternehmens außerordent-
lich grobe Kapitalien investiert werden müssen, die
höchstens zu M im Jahre umgeschlagen werden. Es ist
dies um so drückender, als andere Unternehmungen
gleicher Art des Reiches, der Staaten und der Gemeinden
im wesentlichen von solchen Steuern, nämlich von den
Reichssteuern, bis heute noch vollkommen befreit blie-
ben. Infolge der beschriebenen Entwicklung unseres Un-
ternehmens glaubten wir jedoch nunmehr trotzdem den
Zeitpunkt für gekommen, auch dem Kleinabnehmer eine
erhebliche Verrünstirung zuteil werden zu lassen.“ Die
Berichterstatterin erwähnt im Zusammenhang hiermit den
in der ETZ 1929, S. 1063, bereits im einzelnen angeführ-
ten neuen Haushaltungstarif, um dann weiter der Grün-
dung der Westdeutschen Elektrizitätswirtschaft A.G.,
Frankfurt-Höchst, unter Aufzählung der Beteiligten,
einire Zeilen zu widmen? Betriebszewinne und Zinsen
ergaben (GO 667209 RM (48403538 i. V.) und nach Abzug
23 Vgl. ETZ 1929. S. 28, 704.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44
weitem `
31. Oktober 1929
von 18741242 RM Verwaltungskosten usw. (16496 154
i. V.) sowie von 21,620 Mill RM Abschreibungen (16,585
i. V.) 20325882 RM Überschuß (15333239 i. V.), aus
dem 10% Dividende auf 181 Mill RM Aktienkapital zur
Verteilung kommen sollen (9% auf 155 Mill RM i. V.).
Die Aufsichtsräte der Gesellschaft für elektrische
Unternehmungen und der Ludw. Loewe & Co. A.G. haben
beschlossen, den Generalversammluneen die Fusion beider
Unternehmungen und mit der A.G. für Gas-, Wasser- und
Klektrizitätsanlagen, Berlin, vorzuschlagen. Die dabei
führende Gesfürel wird den Namen Gesellschaft
für elektrische Unternehmungen-Ludw.
Loewe & Co. A.G. annehmen und ibr Kapital um 25
auf 100 Mill RM erhöhen.
Vom Kongreß der Un. Naz. Fascista Industrie Elettriche
im Trentino. — Ende Juni hielt die Unione Nazionale
Fascista Industrie Elettriche (Unfiel) unter ihrem Präsi-
denten, dem Deputierten und Leiter der Edison (Mailand),
Ing. Motta, die erste grobe Jahresversammlung ab.
Durch Teilnahme von Mitgliedern aus und Verlegung nach
den Trentino erhielt der Kongreß ein starkes politisches
(sepräwe.
In der Eröffnungesitzung führte Motta aus, daß Italien
jährlich bald 1000 kWh auf den Kopf der Bevölkerung er-
zeugen müsse. Die Wasserkräfte der Venezia Tridentina
erlauben rd. 6 Mrd kWh jährlich zu produzieren.
Unter den technischen Vorträgen ist derjenige von Pa-
lestrino zu erwähnen, der die 220 kV-Leitunz von Car-
dano (Kardaun, Eisackwerk!) nach Cislago bei Mailand be-
handelte, die 150 000kW fernleiten soll. Palestrino er-
örterte, daß man vor der Wahl stand, entweder 2 X 3 Lei-
tungen und 130 kV oder 1X3 Leitungen mit 220 kV zu
verwenden. Die Berechnung ergab für erstere Lösung
250 000 Lire/km, für die zweite 180 000 Lire/km. Auch trotz
der Mehrkosten für die beiden Endfreiluft-Transformate-
renstationen bei 220 kV beträgt die Ersparnis für Linie
und Umspannwerke 75 gegenüber 795 Mill Lire. Gegen
den Nachteil, daß man keine Reserveleitungen hat, wurde
angeführt, daß sich Reparaturen ja doch nicht ausführen
ließen, wenn die Reserveleitung unter Spannung ist. Der
Vortraxzende beschrieb ferner die Mastkonstruktionen (im
Gebirge Eisenmaste, in der Ebene Portalmaste aus Schleu-
derbeton) in Hinblick auf die mögliche Schneebelastune.
Unter der Annahme einer Leistungsübertrarung von
150000 KW und cos @ = 0,9 werden 40 KEN A Synchron-
leistung in Cislago benötigt, um die Spannung bei der An-
kunft konstant zu halten. Die Coronaverluste hat man zu
200 kW im Winter und 500 kW im Sommer angenommen.
Der Gesamtwirkuneserad der Leitung bei Vollast ist mit
95% und mit 91...92 % bei cos = (LD errechnet.
An den Kongreß schlossen sich zahlreiche Besichti-
gungen der neuen großen Kraftwerke im Trentino sowie
der Aluminiumfabrik in Mori und der Stiekstoffabriken
von Montecatini bei Meran an. Rz
Vgl. ETZ 1928, S. 1158; 1929, N. 1168.
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
stelle. Berlin W 35. Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 9697. zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02.
Jahresbeitrag der inländischen Mitglieder für 1930.
Der Mitgliedsbeitrag für das Jahr 1930 beträgt:
I. fir persönliche inländische Mit-
elieder 2:2 on nen 30 RM
für Junemitelieder e, ID u
Il. für korporative inländische Mit-
glieder:
1. Behörden, Schulen, wissenschaftliche Ver-
eine USW.. . . et. e as VE 2
2. Sonstige körperschaftliche Mitglieder, städt.
und staatl. Betriebe, auch Eltwerke, Privat-
firmen, offene Handelsgesellschaften, Ge-
sellschaften mit beschränkter Haftung,
Aktiengesellschaften usw., die beschäf-
tigen:
a) bis 50 Angestellte und Arbeiter .
b) von 51 bis 100 Angestellte und Arbeiter ee GW?
c) von 101 bis 250 Angestellte und Arbeiter 120 „
d) von 251 bis 500 Angestellte und Arbeiter 150 „
e) von 501 bis 1000 Angestellte und Ar-
heiter e, AAN
f) von 1001 bis 2500 Angestellte und Ar-
beiter e, A0 „
g) von 2501 bis 5000 Angestellte und ArT-
beitir = as wa 0 rue. en ne RN —
h) von 5001 bis 10000 Angestellte und
Arbeiter . . 2 2 2 2 2 2 2 22.2.0 .
i) von 10001 bis 20000 Angestellte und
Arbeiter . . 2. 2 2 2.2.22 °2.0.20%0 „
k) über 20 000 Angestellte und Arbeiter . 2400 „
Die Beiträge werden bis spätestens 15. No-
vember 1929 auf das Postscheckkonto: Elektrotechni-
scher Verein, Berlin Nr. 133 02, erbeten, da sonst die ord-
nunesmäßice Zustellung der ETZ über den 1. Januar 1950
hinaus nicht gewährleistet werden kann. Unsere aus-
ländischen Mitglieder erhalten besondere Mit-
teilung.
Sl. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 44
1599
Einladung
zur Fachsitzung für Installationstechnik (EV1) am Diens-
tag, dem 5. November 1929, 7'% Uhr abends, in der Tech-
nischen Hochschule EB, Hörsaal Nr. 301.
Tagesordnung:
Vortrag des Herrn Ober.-Ing. Krüger: „Der
heutige Stand der Lichtreklame unter be-
sonderer Berücksichtigung der Leucht-
röhren.“
Inhaltsangabe:
Die wirtschaftliche Bedeutung der Lichtreklame; Dar-
lung von Wirkung, Zweck und Ziel der Lichtreklame;
die Forderungen technischer und wirtschaftlicher Art
unter Berücksichtigung der werbepsycholorischen und
ästhetischen Gesichtspunkte, der sieh eine Betrachtung
über den Erfolg der Lichtreklame ansehließt.
In ausführlicher Beschreibung und Kritik der cein-
zelnen Elemente der Lichtreklameanlagen, unter be-
sonderer Berücksichtigung der Leuchtröhrenanlagen so-
wie der wechselnden und wandernden Lichtreklamen wer-
den an Hand anschaulicher Lichtbilder deren verschie-
dene Anwendungesmörlichkeiten gezeigt.
Giiste willkommen!
Nachsitzunz im „Grand-llIotel am Knie“
burg, Bismarckstr. 1. N
Fachausschuß für Installationstechnik.
Der Vorsitzende:
Baumann.
in Charlotten-
„Fest der Technik“.
Die nachstehenden technisch-wissenschaftlichen Ver-
eine in Berlin veranstalten nach den guten Erfolgen der
vorhergehenden Jahre erneut, u. zw.
am Freitag, dem 8 November 1929,
8% Uhr abends, in sämtlichen Räumen
des Zoologischen Gartens zu Berlin
das
„Fest der Technik“
und laden hierdurch zur Teilnahme ein.
Das Fest hat den Charakter eines repräsentativen
Balles: bestimmungszemäß wird sein Überschuß den Ver-
einen für Unterstützungen zugeführt.
Anzug: Herren: Gesellschaftsanzug, Frack;
Damen: Gesellschaftskleid.
Musik: Kapelle Kermbach.
Tombola: Reichhaltig mit wertvollen Gewinnen.
Eintrittskarten für Vereinsmitgelie-
der, deren Angehörige und eingeführte
Gäste kosten 10 RM, werden auf den Namen aus-
gestellt und können nur vor dem Fest durch die
ER der veranstaltenden Vereine bezogen
werden.
Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin. — Auto-
mobil- und Flugtechnische Gesellschaft Technisch-Wissen-
schaftliche Vereinigung e. V. — Berliner Bezirksverein Deut-
scher Ingenieure. — Bezirksverein Groß-Berlin und Mark
des Vereins Deutscher Chemiker. — Bund Deutscher Archi-
tekten, Landesbezirk Brandenburg. — Deutsche Beleuchtungs-
technische Gesellschaft e. V. — Deutsche Gesellschaft für Bau-
Ingenieurwesen. — Deutsche Gesellschaft für Metallkunde
e. V. — Deutsche Gesellschaft für technische Physik e.V. —
Deutsche Keramische Gesellschaft e. V. — Deutsche Maschi-
nentechnische Gesellschaft. — Deutscher Kälte-Verein. —
Elektrotechnischer Verein e.V. — Gesellschaft Deutscher
Metallhütten- und Bergleute e. V. — Heinrich-Hertz-Gesell-
schaft zur Förderung des Funkwesens. — Märkischer Verein
von Gas- und Wasserfachmännern. — Reichsbund der höheren
technischen Beamten e. V. — Reichsbund Deutscher Technik
e. V. — Schiffbautechnische Gesellschaft. — Verband der Zen-
tralheizungs-Industrie e. V. — Verband Deutscher Patent-
anwälte. — Verein Deutscher Eisengießereien, Gießereiver-
band. — Verein Deutscher Gießereifachleute. — Verein Deut-
scher Heizungs-Ingenieure, Bezirk Berlin, e. V. — Wissen-
schaftliche Gesellschaft für Luftfahrt e. V.
1. Da jedem der veranstaltenden Vereine nur eine
beschränkte Zahl von Eintrittskarten zuge-
teilt wird, empfiehlt es sich, die Karten bei der
Geschäftstelle des Elektrotechnischen
Vereins (Berlin W35, Potsdamer Str.118all)
umgehend zu besorgen.
2. Die Eintrittskarten werden gegen Barzah-
lung oder Einsendung des Betrages auf
das Postscheckkonto: Elektrotechnischer
Verein, Berlin Nr. 133 02 ausgehändigt.
3. Gastkarten werden bei Vermittelung von Mit-
gliedern des Elektrotechnischen Vereins ausgegeben.
Elektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Gesrhäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
VDE-Mitgliedsbeitrag für 1930.
Nach dem Beschlusse der Jahresversammlung vom
8. Juli 1929 ist der Jahresbeitrag für 1930 festgesetzt:
A. Für persönliche Mitglieder, die durch
einen angeschlossenen Verein angemeldet sind 30 RM
Junzmitglieder re ee Se ae
B. Für persönliche, dem Verbande un-
mittelbar angehörende Mitglieder . . . 30 „
Junzmitelieder Dt ee CHEN E: VE
C. Für körperschaftliche Mitglieder:
1. Behörden, Schulen, wissenschaftliche Ver-
eine USW. e, A
2. Sonstige körperschaftliche Mitglieder, städt.
und staatl. Betriebe, auch Eltwerke, Privat-
firmen, offene Handelsgesellschaften, Ge-
sellschaften mit beschränkter Haftung, Ak-
tiengesellschaften usw., die beschäftigen:
a) bis 50 Angestellte und Arbeiter . . . 50 „
b) von 51 bis 100 Angestellte und Arbeiter 75 „
c) von 101 bis 250 Angestellte und Arbeiter 120 ,,
d) von 251 bis 500 Angestellte und Arbeiter 150 „
e) von 501 bis 1000 Angestellte und Arbeiter
f) über 1000 Angestellte und Arbeiter auf
Anfrage.
Verbandsmitglieder, die keinem Ortsverein angehören,
zahlen ihre Beiträge über unser Postscheckkonto Berlin
213 12, während alle übrigen Mitglieder die Beiträge an den
Verein abführen, dem sie als Mitglied angehören, und zwar
an dessen auf S. 1541 anzezebenes Postscheckkonto oder
Bankkonto.
Wir bitten wiederholt um Beachtung dieses Punktes,
der auch in diesem Jahre leider nicht genügend beachtet
worden ist, sodals die Zustellung der ETZ infolgedessen
verzögert wurde.
Ganz besonders weisen wir die Mitglieder des Elektro-
technischen Vereins, Berlin, darauf hin.
Die Beiträge, auch die Rückstände aus 1929, sind bis
spätestens 15. November 1929 zu entrichten, da sonst eine
ordnungsmäßige Zustellung der ETZ nicht gewährleistet
werden kann.
Es wird gebeten, die Beiträge möglichst im ganzen zu
zahlen, um den Schatzmeistern der Vereine und der Ge-
schäftstelle des VDE die Verrechnung zu erleichtern.
Durch undeutliche Anschriften und Namensangzaben
entstehen Verzögerungen in der Lieferung der ETZ und
sonstige Unzuträglichkeiten, deshalb: Deutliche Schrift!
Im Ausland wohnende Mitglieder können durch Post-
anweisung bezahlen.
Verband Deutscher Elektrotechniker e. V.
Der Vorsitzende: Der Generalsekretär:
Dr.M.Krone. P.Schirp.
Preisaufgabe.
Kennzahl der Verzerrung.
Aufgabe: Es ist ein Maß für die Verzerrung bei
der Übertragung zusammenzesetzter periodiseher Schwin-
gungen in Fernsprechkreisen anzugeben, das sich leicht
sprechen, lesen, schreiben und drucker läßt. Das vorge-
sehlagene Maß ist zu begründen und in seinem Geltungs-
bereich abzugrenzen.
1800
Für die beste Bearbeitung setze ich einen Ehrenpreis
von Hundert Mark aus; der Betrag ist bei der Geschäfts-
stelle des VDE niedergelegt.
Das Preisrichteramt haben freundlicherweise
übernommen die Herren:
Ministerialrat Prof. Dr. F. Breisig, Berlin,
Prof. K. Kupfmüller, Danzig,
Prof. Dr. H. Salinger, Berlin.
Die Bearbeitungen sind, nur mit einem Kennwort ver-
sehen, bis zum 1. Mai 1930 an Herrn Ministerialrat Breisig,
Berlin, Reichspostministerium, einzusenden. Name und
Anschrift des Einsenders ist in einem verschlossenen Um-
schlag, der mit dem gleichen Kennwort wie die Bearbei-
tung versehen ist, beizufügen. Das Ergebnis wird im
Laufe des Juli 1930 bekanntgegeben, der Preis nach dem
Urteil des Preisgerichts durch Vermittlung des Verbandes
Deutscher Elektrotechniker ausgezahlt werden.
. Erläuterung: Ein Fernsprechübermittlungs-
system soll die Schwingungen, die ihm auf der Sende-
seite zugeführt werden, möglichst formgetreu nach dem
enmpfangenden Ende übertragen. Der Vergleich der emp-
fangenen und der ausgesandten Schwingungen zeigt indes
im allgemeinen eine Veränderung der Schwingungsform,
die man als Verzerrung bezeichnet. Bei einer Darstellung
der verzerrenden Eigenschaften eines Übertragzungs-
systems, etwa durch Angabe von Restdämpfungs- und
-phasen-Kurven, nichtlinearen Charakteristiken u. dgl.,
kommt man nicht zu einfachen Ausdrücken, die leicht ge-
sprochen, gelesen, geschrieben und gedruckt werden
können.
Um einen Anhalt für das, was in der Aufgabe ver-
langt wird, zu geben, sei auf die Möglichkeit hingewiesen,
die Verzerrung in der Formabcd... darzustellen, wo
die a, b, .. . passend normierte Zahlen sind, die die re-
lative Übertragungsgüte der Grund- und aufeinanderfol-
senden Obertöne eines Klanges angeben.
Heidelberg, 10. Oktober 1929.
K. Strecker.
Neu erschienene VDE-Vorschriften-Sonderdrucke.
Folgende VDE-Vorschriften-Sonderdrucke sind neu
erschienen:
VDE 454 Vorschriften, Regeln und Normen für die Kon-
struktion und Prüfung von Installationsmate-
rial bis 750 V Nennspannung (K.P.1./1928).
Dazugehörix DIN-Taschenbuch 13 Installa-
tionsmaterial, September 1929, herausgegeben
vom VDE
„ 459 Leitsätze für die Bestimmung elektrischer
Eigenschaften von festen Isolierstoffen.
„ 456 Leitsätze für die Prüfung von Vergußmassen
für Geräte unter 1000 V Nennspannung.
„ 457 . Leitsätze für die Prüfung von Elektrolack-
pappe.
„ 458 Leitsätze für die Prüfung der Stoffeizenschaf-
ten keramischer Isolierteile für Nennspannun-
gen unter 1000 V.
„ 459 Leitsätze für die Erzeugung bestimmter Luft-
feuchtigkeit zur Prüfung elektrischer Isolier-
stoffe.
„ 460 Leitsätze für die Bewertung und Prüfung von
Fiber als Isolierstoff.
„ 461 Leitsätze für die Prüfung von Cilimmererzeug-
nissen.
„ 462 Leitsätze für die Bewertung und Prüfung von
Holz als Isolierstoff.
„ 463 Leitsätze für die Prüfung von natürlichen
(resteinen.
„ 464 Leitsätze für die Lieferung und Prüfung von
Tafelpreßspan.
Die Sonderdrucke können von der Geschäftstelle des
VDE bezogen werden.
Neu erschienene Normblätter.
Folgende DIN VDE-Normblätter sind neu erschienen:
DIN VDE 10 VDE-Prüfzeichen.
D 450 Gewinde für Schutzgläser, Porzellan-
und Gußkappen.
> 2900 Elektrische Maschinen. Bürsten für
Bl.i Kommutatoren und Schleifringe.
e 3140 Elektrische Bahnen. Fahrdrälite. Tech-
nisehe Lieferbedinzungen.
Elektrotechnische: Zeitschrift 1929 Heft 44
31. Oktober 1929
DIN VDE 3141 Elektrische Bahnen. Fahrdrähte, Ab-
messuneen.
së 3146 Elektrische Bahnen. Fahrdraht-Gleit-
führung.
e 3176 Elektrische Bahnen. Walzenstromab-
nehmer für elektrische Grubenbalınen
von 900 mm Spurweite, Fangbügel.
T 3220 Elektrische Bahnen. Bürsten für Bahn-
Bl.2 motoren, Toleranzen. Richtlinien für
Neukonstruktionen.
= 3601 Schaltgeräte, Anlasser, Steuergeräte,
Mittenabstände und Spurweiten für
Transportrollen.
5 6405 Bandazendrähte, Bronze, gezogen und
verzinnt.
Se 6406 Bandagendrähte, Flußstahl, gezogen und
verzinnt.
m 6438 Rundkupferseile für Maschinen und
Apparate.
a 8050 Isolatorstützen, gerade, für Stützeniso-
latoren nach DIN VDE 8011.
Se 8051 Isolatorstützen, gebogen, für Stützen-
isolatoren nach DIN VDE 8011.
Die Normblätter können von der Beuth-Verlag G. m.
b. H., Berlin S 14, Dresdener Straße, bezogen werden.
Technisch-wissenschaftlicher Quellennachweis.
Die Erfassung der technisch-wissenschaftlichen Ge-
samtliteratur ist eine der wichtigsten, zugleich aber auch
der schwierigsten Aufgaben. Die Auswertung des in den
verschiedenen Veröffentlichungen enthaltenen Materials
ist ohne eine vollständige und zuverlässige Nachweisung
der in einem bestimmten Gebiet erschienenen Literatur
nicht möglich.
Der Verband Deutscher Elektrotechniker hat stets
dieser Frage seine besondere Aufmerksamkeit zugewandt
und zusammen mit dem Verein deutscher Ingenieure die
Technische Zeitschriftenschau herausgege-
ben, die dazu bestimmt ist, die wichtigste erschienene Lite-
ratur den Ingenieuren zu vermitteln.
Im Zusammenhang damit soll die Möglichkeit gegeben
werden, auch nachträglich noch die über einen Fachgeeen-
stand erschienene Literatur einem Interessenten nachzu-
weisen. Hierzu ist die Schaffung einer Vermittlunges-
stelle von dem Ausschuß für technisches Schrifttum
beim Deutschen Verband Technisch-Wissenschaftlicher
Vereine beantragt worden. Die Vermittlungstelle soll An-
fragen nach Fachliteratur sofort der richtigen Stelle zu-
leiten können. Dieser Antrag hat allseitig Zustimmung
gefunden.
Zur öffentlichen Einführung der Vermittlunsstell«»
veranstaltet der Deutsche Verband Technisch-Wissen-
schaftlicher Vereine am Freitag, dem 8. November d. J.,
16 Uhr, im großen Saal des Ingenieurhauses eine außer-
ordentliche Hauptversammlung. Es werden die Berrü-
Bunzsansprache von Herrn Geh. Baurat Prof. Dr.-Ing. E. h.
G. de Thierry, Vorträge von den Herren Ber. Inge.
A. Schlomann, Berlin, Dir. Dr. Predeek, Berlin,
Dr. Pflücke, Berlin, Dr. Köhler, Berlin, und das
Schlußwort von Prof. Dr. Bauersfeld, Jena, gehalten.
Eintrittskarten zur Hauptversammlung werden, sa-
weit Platz vorhanden, kostenlos von der Geschäftstelle
des Deutschen Verbandes Technisch-Wissenschaftlicher
Vereine, Berlin NW 7, Ingeniceurhaus, abgegeben.
Kommission für Maschinen und Trans-
formatoren.
Die Kommission gibt nachstehend eine durch das
Komitee für mechanisch-technische Fragen bearbeitete Er-
weiterunz des Normblattes
DIN VDE 2950 Elektrische Maschinen.
bekannt.
Da das 1924 herausgegebene Normblatt in der Elek-
troteehnik in weitgeliendem Maße verwendet wird und die
darin enthaltenen Kurzzeichen für die Formbezeichnunx
von vielen Firmen in die Preislisten übernommen worden
sind, zeigte es sich als zweckmäßig, die in dem Norm-
blatt bisher nicht angegebenen Formen, soweit sie beson-
(Forts. $. A. 1002.)
Formen
$1. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
1601
Bild
Nech nicht endgültig
e N Ergänzung
Elektrische Maschinen zu DIN
Formen ne VDE 2950
Be- `
zeich- | Erklärun:;
nung `
l. Maschinen, die von den Elektrizitätsfirmen
ohne Lager geliefert werden
|
Ohne Welle, Gehäuse am
fremden Lager befestigt. Der
A4 | Läufer sitzt auf der ver-
längerten Welle der An-
| triebsmaschine.
Mut Flanschwelle, Ge-
häuse mit Füßen. Das
Gehäuse steht auf der ver-
längerten Grundplatte der
Antriebsmaschine oder auf
A5 einem Konsol, das an der
Grundplatte oder am Lager
der Antriebsmaschine ange-
bracht sein kann. Der Läufer
wird von einer kurzen
Flanschwelle getragen (ohne
Außenlager).
Mit Flanschwelle, Ge-
häuse mit Füßen, 2 Ge-
häusesohlplatten. Das
mit Füßen versehene Ge-
häuse steht auf Sohlplatten,
A6 die im Steinfundament ein-
gebettet sind. Das Außen-
lager gehört zur Antriebs-
maschine. Der Läufer wird
| von einer kurzen Flansch-
| welle getragen.
2. Maschinen mit Schildlagern
Mit Schildlager an der
| Bürstenseite, ohne Schild-
lager an der Antriebseite,
mit freiem Wellenstumpf.
' Anschlußfläche = Gehäuse-
stirnfläche nach der Antrieb-
| seite.
Mit 2 Schildlagern, freiem
Wellenstumpf und Be-
festigungsflansch auf der An-
triebseite.
Anschlußfläche nach der An-
triebseite.
m 2 Schildlagern, freiem
Wellenstumpf und Befesti-
| gunesflansch auf der Bür-
stenseite.
Anschlußfläche nach der An-
triebseite.
Wellenstumpf und Befesti-
gungsflansch auf der An-
triebseite.
Anschlußfläche nach der Bür-
stenseite.
Mit 2 Schildlagern, freiem
Wellenstumpf und Befesti-
gungsflansch auf der Bür-
stenseite. EEE
Anschlußfläche nach der Bür-
stenseite.
Elektrische Maschinen
Formen VDE 2950
Mit 2 Schildlagern, freiem
Noch nicht endgültig Ergänzung
zu DIN
Elektrotechnik
Be-
zeich- | Erklärung
nung
Mit 2 Schildlagern, Befesti-
gungsflansch auf der An-
triebseite an der Stirnfläche
deg Schildes, mit freiem
Wellenstumpf.
| Nur für kleinste Maschinen bis
w = 0,15
n
Be.
| zeich-
! nung
Erklärung
l Maschine mit
1 Schildlager und
1 Stehlager
l] Maschine mit
2 Schildlagern
Kupplung
Gemeinsame Grund-
platte
"MG 10
4. Maschinen mit senkrechter Welle
Br Erklärung
Mit Schildlager an der Bürsten-
seite, ohne Schildlager an
der Antriebseite, mit freiem
V8 Wellenstumpf unten.
Anschlußfläche = Gehäuse-
| stirnfläche nach der Antrieb-
seite.
` Mit Schildlager an der Bürsten-
seite, ohne Schildlager an der
Antriebseite;, mit freiem
v9 Wellenstumpf oben.
Anschlußfläche = Gehäuse-
. ° stirnfläche nach der Antrieb-
seite.
|
Se er
Mit 2 Schildlagern, Befesti-
|- gungsflansch auf der An-
10 triebseite, freiem Wellen-
wei
stumpf unten.
Anschlußfläche nach der An-
triebseite.
Mit 2 Schildlagern, Befesti-
gungsflansch auf der Bür-
stenseite, freiem Wellen-
stumpf unten.
Anschlußfläche nach der An-
triebseite.
VII
|
| Mit 2 Schildlagern, Befesti-
| gungsflansch auf der An-
, triebseite, freiem Wellen-
' stumpf unten.
| Anschlußfläche nach der Bür-
. stenseite.
Mit 2 Schildlagern, Befesti-
- gungsflansch auf der
Bürstenseite, freiem Wellen-
V13
stumpf unten.
Anschlußfläche nach der Bür-
| stenseite.
een Dem
Mit 2 Schildlagern, Befesti-
gungsflansch auf der An-
V14 triebseite, freiem Wellen-
stumpf oben.
Anschlußfläche nach der An-
triebseite.
Noch nicht endgültig
e è Ergänzung.
Elektrische Maschinen zu DIN
Formen Eloktro'echnik VDE 2950
Be-
Bild zeich- Erklärung
nung
Mit 2 Schildlagern, Befesti-
gungsflansch auf der
Bürstenseite, freiem Wellen-
stumpf oben.
Anschlußfläche nach der An-
triebseite.
Mit 2 Schildlagern, Befesti-
gungsflansch auf der An-
triebseite, freiem Wellen-
stumpf oben.
Anschlußfläche nach der Bür-
stenseite.
Mit 2 Schildlagern, Befesti-
gungsflansch auf der Bür-
stenseite, freiem Wellen-
: stumpf oben,
Anschlußfläche nach der Bür-
| stenseite.
V17
|
| Mit 2 Schildlagern, Befesti-
gungsflansch auf der An-
triebseite an der Stirnfläche
des Schildes, freiem Wellen-
VI stumpf unten.
E = 0,15.
n
Mit 2 Schildlagern, Befesti-
gungsflansch auf der An-
triebseite an der Stirnfläche
des Schildes, freiem Wellen-
stumpf oben.
Nur für kleinste Maschinen bis
Lu = 0,15.
n
V19
ders zu kennzeichnen ein Bedürfnis vorlag, neu aufzu-
nehmen.
Außer den nachfolgenden Erweiterungsvorschlägen
wird der letzte Satz des Vermerkes über der Tafel auf
ns 1 des Normblattes DIN VDE 2950, wie folgt, ge-
ändert:
„Zusätze wie „mit freiem Wellenstumpf auf der Kom-
mutatorseite“, „mit zwei Wellenstimpfen”, „mit Riemen-
scheibe”, „mit Spannschienen“, „mit Fundamentklötzen“,
„mit Grundplatte“ und „mit Erregermaschine“ sind bei
Aufgabe der Formen besonders anzugeben.”
Einsprüche gegen den vorliegenden Entwurf sind bis
zum 1. Dezember 1929 indreifacher Ausfertigung an
die Geschäftstelle des VDE zu richten.
Kommission für Bahnwesen.
Nachdem für die R. E.M. und die R. E.T. eine \Neu--
fassung durch die Jahresversammlung mit Inkraftsetzung
zum 1. Januar 1930 angenommen ist, war auch eine Neu-
fassung der
„RegelnfürdieBewertungundPrüfung
vonelektrischen MaschinenundTrans-
formatoren auf Bahnfahrzeugen
f R. E. B./1930“
erforderlich.
| Da diese Neufassung der R. F. B. nur auf der Grund-
‚lage der neuen R.E.M. und R. E.T. aufgestellt werden
a wer
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
Nur für kleinste Maschinen bei.
81. Oktober 1929
konnte, hat die Jahresversammlung 1929 den Vorstand
bevollmächtigt, nach Bekanntgabe des Entwurfes für die
Öffentlichkeit und ordnungsgemäßer Bearbeitung eınge-
gangener Einsprüche die Neufassung der R. E. B./1930 zu
verabschieden und ebenfalls mit dem 1. Januar 1930 in
Kraft zu setzen.
Die Entwurfsfassung ist in einem Sonderdruck nie-
dergelegt, der den interessierten Kreisen kostenlos von
der Geschäftstelle des VDE zur Verfügung gestellt wird.
Finsprüche gegen diesen Entwurf sind bis zum 30. No-
vember 1929 in 3-facher Ausfertigung an die Geschäftstelle
des VDE zu richten.
Kommission für Benennungen.
Die dureh die Unterkommission für Systematik ge-
schaffene
Stoffeinteilung der Elektrotechnik
wurde in der ETZ 1927, S. 409, 515 und 821 den außen-
stehenden Kreisen als Sonderdruck VDE 387 angekündigt
und bei dieser Gelegenheit wurden die außenstehenden
Kreise ersucht, ihre Abänderungs- bzw. Ergänzungsvor-
schläge zu der Stoffeinteilung der Geschäftstelle des VDE
einzureichen, da die Stoffeinteilung später als Unterlage
für die weitere Ausgestaltung der Brüsseler Dezimal-
klassifikation der zuständigen Zentrale eingereicht wer-
den sollte.
Der Zeitpunkt für die Weitergabe der Stoffeinteilung
an die Zentrale ist jetzt herangekommen, so daß wir
als letzte Frist für die Einreichung von Änderungs- bzw.
Ergänzungsvorschlägen den 31. Dezember 1929 festlegen.
Wir bitten daher, diesen Zeitpunkt für von Ihnen be-
absichtigte Vorschläge unter allen Umständen einzuhalten.
Etwaige Einsendungen erbitten wir in 3-facher Aus-
fertigung an die Geschäftstelle des VDE.
Bericht über die XXXIV. Jahresversammlung des Ver-
bandes Deutscher Elektrotechniker am 8. und 9. Juli
1929 im Städtischen Konzerthaus zu Aachen.
1. Verbandsversammlung (Ferntagung)
am
Montag, dem 8. Juli 1929, 9 Uhr vormittags.
Den Vorsitz führt Herr Generaldirektor Dr.Krone,
Dortmund.
Vorsitzender: Meine schr verehrten Damen und Her-
ren! Zum vierunddreißigsten Male haben sich die Mitglie-
der des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker“ zu ihrer
Jahresversammlung zusammengefunden, um den Bericht
über die Tätigkeit des Verbandes im letzten Arbeitsjahr
entgegenzunehmen, um die während dieser Zeit vollendeten
wichtigen Arbeiten unserer technischen Ausschüsse zu ver-
abschieden, um Vorträge hervorragender Fachleute über
zur Zeit besonders interessierende Gebiete der Elektro-
technik und zahlreiche Fachberichte zu hören und dadurch,
wie durch die Berührung und den Gedankenaustausch mit
so vielen Berufskollegen, das eigene Wissen und Können
zu vervollkommnen, den eigenen Blick zu weiten.
Durch die stattliche Anzahl, in der Sie, meine schr ver-
ehrten Damen und Herren, heute hier erschienen sind, be-
weisen Sie das große lebendige Interesse, das in allen Krei-
sen unserer vielseitigen Wissenschaft und Technik für den
„verband Deutscher Elektrotechniker“ besteht und auch in
aller Zukunft unwandelbar bestehen muß; ist doch unser
Verband seit nun bald vier Jahrzehnten die allein durch
eigene Kraft aufgebaute und in freier Selbstverwaltung
arbeitende Spitzenorganisation, die alle Gebiete der gesam-
ten deutschen Elektrotechnik umfaßt, an ihrem Fortschrei-
ten stets den lebhaftesten Anteil nimmt und ihre Entwick-
lung anregend und richtunggebend beeinflußt.
So heiße ich Sie denn alle, meine Damen und Herren,
im Namen unseres Vorstandes herzlich willkommen und
begrüße mit besonderer Freude unsere Ehrenmitglieder,
die auch heute durch ihr Erscheinen ihre alte Treue zu
unserem Verbande bekräftigen.
Wir sind in diesem Jahre mit besonders freudizer
‚Bereitwilligkeit ‘einer Einladung der alten urdeutschen
'Kaiserstadt Aachen gefolgt, um sie in der schweren
Zeit, unter der sie noch immer zu leiden hat, unserer
niemals wankenden, unverbrüchlichen Treue zu versichern,
und ihr, wie unserem gesamten Vaterlande, herzlichst zu
ëm e
91. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
1603
EE
wünschen, daß die Freiheit und die Wiederkehr besserer
Zeiten nicht allzu ferne sein möchten.
In Aachens Mauern, die Karls des Großen ehrwürdiges
Münster als gewaltiger Zeuge tausendjähriger Kultur
iiberragt, sind wir von herzlicher Gastfreundschaft emp-
fangen worden. Neben dem trutzigen und doch so wunder-
bar fein gegliederten Bau des herrlichen Rathauses, der
uns noch heute lebendige Kunde gibt von den klugen, tat-
kräftig aufwärts strebenden und freiheitsliebenden Bürger-
eeschlechtern dieser Grenzwarte deutscher Art, deutscher
Sprache und deutscher Kunst, erhebt sich seit der Wieder-
erstehung des Deutschen Reiches als kraftvolles Wahr-
zeichen der neuen ZeitdieTechnischeHochschule
Aachen, die allen technischen Wissenschaften, im be-
sonderen dem für das Land um Aachen so bedeutsamen
Bergbau- und Hüttenwesen, aber auch unserer jungen elek-
trotechnischen Wissenschaft eine erfolgreiche, in aller
Welt anerkannte Pflegstätte geworden ist.
Wir danken der Verwaltung der Stadt Aachen, der
Technischen Hochschule und unserem hiesigen Bezirks-
verein, dem „Elektrotechnischen Verein Aachen”, an
seiner Spitze seinem Vorsitzenden, Herrn Oberpostdirektor
Petzel, herzlich für die uns im vorigen Jahre ibermit-
telte. freundliche Einladung und für die Mühe und: Arbeit,
die sie für die sorgsame Vorbereitung unserer Tagung auf-
zewandt haben. Ich freue mich deshalb besonders, unter
unseren verehrten Gästen, als Vertreter der Stadt Aachen,
Herrn Oberbürgermeister Dr. Rombach sowie die
Herren Bürgermeister Dr. Scheuer und Servais,
ferner als Vertreter der Technischen Hochschule Aachen,
S. Magnificenz, den Rektor Herrn Prof. Hoff, sowie den
Pro-Rektor, Herrn Prof. Dr. Wentzel, und die Herren
Professoren Dr.Rogowski,Finzi und andere Herren
begrüßen zu dürfen. Dem Rektor und Senat der Techni-
schen Hochschule schulden wir besonderen Dank für die
Gastfreundschaft, die unseren Fachberichten heute und
nn nachmittag in den Räumen der Hochschule gewährt
wird.
Das Wesen und Wirken des „Verbandes Deutscher
Flektrotechniker” nach außen hin, das besonders in seinen
für die Allgemeinheit bestimmten Arbeiten, in den von
ihm aufgestellten Vorschriften und Richtlinien für Aus-
führung, Betrieb und Sicherheit elektrotechnischer An-
lagen und ihrer Einzelteile zur Geltung kommt, wäre un-
denkbar, wenn der Verband nicht von seiner Gründung an
engsten Kontakt mit allen in Betracht kommenden wissen-
schaftlichen Stellen, mit den maßgebenden Reichs- und
Staatsbehörden. der Reichs-Post und Telegraphenverwal-
tung und den Reichsbahnen sowie mit der gesamten elek-
trotechnischen Industrie gehalten hätte und weiter hielte.
Auch mit den sonstigen, in ähnlichen Aufgabenkreisen täti-
gen technisch-wissenschaftlichen Vereinen und wirtschaft-
lichen Verbänden Deutschlands steht der „Verband Deut-
scher Elektrotechniker“ in freundschaftlicher, verständnis-
voller Zusammenarbeit, auf deren Erhaltung wir auch für
die Zukunft größten Wert legen. Es bedeutet deshalb eine
eroße Ehre und Freude für uns, daß auch an unserer dies-
jährigen Tagung in großer Zahl Vertreter der Behörden
und hervorragende Fachleute aller dieser Kreise als unsere
Mitglieder oder als unsere verehrten Gäste teilnehmen.
Leider verbietet mir die Rücksicht auf die Zeit. jeden Ein-
zelnen besonders zu begrüßen. Ihnen allen, meine Herren,
gilt unser Dank für Ihr Erscheinen und mein herzlicher
Willkommgruß! Nicht minder herzlich begrüße ich die
Herren Vertreter der Fach- und Tagespresse, die unseren
Aufgaben und Leistungen wie unseren Veranstaltungen
stets warmes Interesse entgeeenbringt.
Ist somit der „Verband Deutscher Elektrotechniker”
auch auf seiner diesjährigen Tagung gewissermaßen
die Repräsentation des gesamten elektro-
technischen Deutschlands, so empfinden wir
darüber hinaus um so mehr Freude und Stolz über die
guten freundschaftlichen Beziehungen, die uns auch mit
den Berufskollegen anderer Länder verbinden.
Die Wissenschaft ist frei! Ledig aller Fesseln. an keine
Grenzen gebunden, will sie allen Völkern des Erdballes
dienen. Kein Land kann und darf sich heute noch gegen die
übrige Welt abkapseln, wenn es nicht Gefahr laufen will,
in Eigenbrötelei zu erstarren. Wissenschaft und Technik,
von einsichtigen Führern geleitet, sind die besten Brücken
für das Verständnis der Völker untereinander. Gerade die
Elektrotechnik ist in allen ihren Zweigen, im Nachrichten-
wesen, in Licht-, Kraft- und Wärme-Übermittlung, zum un-
entbehrliehen Gemeingut der gesamten Menschheit gewor-
den. In diesem Sinne hat es der „Verband Deutscher Elek-
trotechniker“ von jeher als seine Pflicht angesehen, soweit
es ihm möglich war, gute Verbindungen und bereitwillig-
sten Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit hervorragen-
den elektrotechnischen Fachleuten und Körperschaften des
Auslandes zu halten. Unter bewährter Führung unseres
allseits hochgeschätzten Ehrenmitgliedes, des Herrn Ge-
heimrat Prof. Dr. Strecker, nimmt z. B. unser Verband
mit seinem Generalsekretär und mit den Besten seiner
wissenschaftlich tätigen Mitglieder lebhaften Anteil an den
Arbeiten der „Internationalen Elektrotech-
nischen Kommission“, der sogenannten „IEC“,
der die wichtige Aufgabe obliegt, die Entwicklung und die
Fortschritte der elektrotechnischen Wissenschaft auf der
ganzen Welt so zu beeinflussen und zu regeln, daß kein
Durcheinander. kein Gegeneinander, sondern allmählich
eine Weltnormierung entsteht.
Unsererseits verdient dabei anerkannt zu werden, daß
bei dieser Zusammenarbeit, die in ähnlicher Weise wie die
1930 in Berlin tagende „Weltkraftkonferenz” ein wir-
kungsvolles Instrument der Völkerversöhnung geworden
ist, der deutschen Wissenschaft, der deutschen Elektro-
technik wieder die Stellung eingeräumt worden ist, die wir
nach unserer Geschichte, unserer Entwicklung und unseren
Erfolgen glauben beanspruchen zu müssen. Dabei werden
wir selbstverständlich auch die von anderen Nationen ge-
leistete Arbeit und ihre Fortschritte stets neidlos aner-
kennen und dankbar sein, wenn sie uns und unseren Lei-
stungen Interesse und gerechte Beurteilung schenken. So
sind wir stets auf das angzenehmste berührt, wenn wir auf
unseren Jahresversammlungen Vertreter des be-
freundeten Auslandes begrüßen können, wie ich
mich heute besonders freue, außer unseren Volksgenossen
aus Österreich Vertreter Hollands, Ungarns und der
Schweiz sowie Teilnehmer aus Amerika, der Tschecho-
slowakei, Belgien, Dänemark, Italien und Luxemburg herz-
lich bei uns willkommen heißen zu dürfen.
Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, der
Kreis, der sich zu unserer heutigen Tagung zusammen-
gefunden hat, ist diesmal viel größer, als er sich unseren
Augen in diesem Saale darbietet. Unser Ohr reicht dank
der erstaunlichen Fortschritte, die in den letzten Jahren
das Fernsprechwesen zu verzeichnen hat, heute viel weiter.
Einer dankenswerten Anregung und den persönlichen
Bemühungen meines Herrn Vorgängers im Vorsitz unseres
Verbandes, unseres hochverehrten Herrn Ministerialdirek-
tors, Geheimrat Dr. Craemer, der sich in liebenswür-
digster Weise bereitgefunden hat, uns heute einen Vortrag
über den „Weltfernsprechverkehr und dessen Entwicklung
und Bedeutung für Wirtschaft und Kultur“ zu halten, ist
es unter freundlicher Beihilfe der Reichstelegraphenver-
waltung und der Siemens & Halske A.G. geluneen, die
Jahresversammlung des „Verbandes Deutscher Elektro-
niker“ in Aachen zu einer Ferntagung zu erweitern,
an welcher zu gleicher Stunde und in gleichen Mitglieder-
versammlungen drei unserer besten und seit Jahrzehnten
bewährten ausländischen Freunde,
das „Königlich holländische Ingenieur-Institut, Abtei-
lung für Elektrotechnik”, im Haag,
der „Österreichische Elektrotechnische Verein” in Wien
und
der „Ungarische Elektrotechnische Verein” in Budapest
teilnehmen.
Unsere Freunde in Holland, Österreich und Ungarn
sind also heute unter uns, sie sitzen im Geiste neben Ihnen,
meine Damen und Herren; sie hören uns durch die tele-
phonischen Kabelübertragungen, die zwischen Aachen, dem
Haag, Wien und Budapest hergestellt sind; wir werden
sie hören, und ein gemeinsames Band des freundschaft-
lichen Verstehens, der Zusammengehörigkeit in der Liebe
zu unserer elektrotechnischen Wissenschaft, die alle Fer-
nen überwindet, umspannt uns in diesem Augenblick in
wahrer menschlicher Brüderlichkeit.
Meine sehr verehrten Damen und Herren im schönen
Budapest, im lieben alten Wien, im nachbarlich be-
freundeten Haag, ich begrüße Sie im Namen des „Ver-
bandes Deutscher Elektrotechniker” und seiner heute in
Aachen versammelten Mitglieder herzlichst und danke
Ihnen, insbesondere auch den Fernsprechverwaltungen
Ihrer Länder, daß Sie unserer Anregung so bereitwillig
und freundlich gefolgt sind und heute mit uns vereint der
Welt dieses bedeutsame Beispiel menschheitsverbindenden,
menschheitsbeglückenden Fortschrittes geben.
Meine Damen und Herren! Eine „Ferntagung“ stellt
naturgemäß an das Zeitprogramm besonders präzise An-
forderungen; darum muß ich mich mit dem, was ich Ihnen
noch zu sagen habe, möglichst kurz fassen.
Über die Arbeiten des Verbandes und seine Entwick-
lung im vergangenen Jahr wird Ihnen im weiteren Ver-
laufe der heutigen Sitzung, soweit es die Zeit zuläßt, unser
Generalsekretär, Herr Direktor Schirp, mündlich be-
richten. Der ausführliche gedruckte Bericht unserer Ge-
1604
schäftstelle liegt Ihnen vor, und Sie finden ihn auch in
unserem Verbandsorgan, der „blektrotechnischen
Zeitschrift“, von der ich bei dieser Gelegenheit nur
kurz erwähnen möchte, daß sie zusammen mit dem „Ar-
chivfürElektrotechnik“ seit dem 1. Januar 1929
aus dem Besitz der Verlagsfirma Springer, Berlin, in das
Eigentum des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker” und
des „Elektrotechnischen Vereins” (Berlin) übergegangen
ist. Verlag und Schriftleitung beider Zeitschriften werden
von einer neugegründeten Gesellschaft, der „ETZ-Ver-
lag. G. m. b. H.”, Berlin, weitergeführt, deren Ge-
schäftsanteile zu 4 der Verband, zu % der „Elektrotech-
nische Verein“ (Berlin) übernommen haben. Die Geschäfts-
führung dieser Gesellschaft liegt in den Händen der Gene-
ralsekretäre beider Korporationen. Eine endgültige Eini-
gung zwischen Verband und Verein über das Eigentums-
verhältnis an beiden Zeitschriften steht noch aus. Man
darf aber hoffen, daß eine unter Berücksichtigung der
Rechtslage sowie der historischen Entwicklung beiderseits
tragbare Verständigung bald zustande kommen wird. Vor-
stand und Ausschuß des Verbandes sowie der Vorstand des
E.V. (Berlin) beschäftigen sich mit der Lösung dieser
Frage angelegentlichst.
Nun ist es in unserem Verbande üblich geworden, daß
der Vorsitzende zu Beginn der Jahresversammlung einen
Bericht über die Leistungen und Fort-
schrittederElektrotechnikimabgelaufe-
nen Jahr sowie über die wirtschaftliche
LageunddieweiterenAussichtenderelek-
trotechnischen Industrie Deutschlands
erstattet.
Aber meine Damen und Herren. angesichts des heuti-
gen Umfanges und der immer mehr zunchmenden Viel-
seitigkeit unserer Wissenschaft und Technik muß ich mir
auch in diesem Punkte, im Hinblick auf die zur Verfügung
stehende Zeit, versagen, so ausführlich zu sein, wie es dem
vorliegenden, interessanten Material entsprechen würde. —
Ich muß mich darauf beschränken, nur das Allerwichtigste
kurz hervorzuheben. Den historischen Akten des Verban-
des konnte über die Fortschritte auf allen Gebieten der
Elektrophysik und der Elektrotechnik, wie in früheren
Jahren, so auch für 1928 eine sehr umfassende Zusammen-
stellung des Herrn Prof. Dr. Windel, Berlin, einverleibt
werden, für die ich auch an dieser Stelle Herrn Windel
herzlichsten Dank sagen möchte.
Meine Damen und Herren! Wissenschaft und Technik
der Erzeugung elektrischer Energie und ihrer vielseitigen
Verwendungsmögrlichkeiten haben in Deutschland auch im
vergangenen Berichtsjahre erfreulicherweise keinen Still-
stand gezeigt.
Zahlreiche physikalische Forschungsar-
heiten konnten weiter durchgeführt werden und belohn-
ten die intensive Arbeit unserer Gelchrten mit hochinter-
essanten Ergebnissen.
Ich erwähne die schon in meinem vorjährigen Bericht
genannten Versuche von Lange, Brasch und Urban
(vom physikalischen Institut der Universität Berlin) am
Monte Generoso zwecks Verwertung der atmosphärischen
lvlektrizität; die Versuche von Rother über den Elek-
tronenaustritt aus Metallen unter Einwirkung hoher elek-
trischer Felder; die Durchführung der Elektronenbeurung
an Kristalloberflächen, die Rupp gelang und ein Hilfs-
mittel bei Untersuchung des Aufbaues von Werkstoffen zu
werden verspricht; die Untersuchungen von Schulze
über die Magnetostriktion verschiedener Eisen-
legierungen; Untersuchungen von Kußmann und
Scharnow, die zeigten, daß im allgemeinen kein direk-
ter Zusammenhang zwischen der Koerzitivkraft und der
mechanischen Härte bei Legierungen vorhanden ist, wie
dergleichen beim gehärteten Stahl geläufig ist; sowie
neuere Versuche über die Ausbreitung sehr kurzer elektri-
scher Wellen (unter 10 m), die zwischen Flugzeugen und
Bodenstationen, wie auch von höheren Berggipfeln, z.B.
vom Brocken aus, vorgenommen wurden.
Inder Fernmeldetechnik wurde für den Fern-
verkehr die Tonfrequenzwahl bereits soweit eingeführt,
daß z.B. das Berliner Fernamt die Teilnehmer in Mann-
heim direkt wählt.
Die Betriebserfahrungen am bisherigen Fern-
kabelnetz haben zu dem Vorschlag einer neuen Pu-
pinisierungsart der Fernkabel geführt, deren we-
sentliche Merkmale in einem einheitlichen Übertragunes-
bereich von 300 .. 2400 Hz für alle Leitungsarten sowie
in der Anwendung der Phasenentzerrung bei großen Ent-
fernungen, bis zu 10 000 km, bestehen. Das erste Kabel
dieser Art ist zwischen Hannover und Minden fertig-
gestellt.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44
31. Oktober 1929
Das neue NachrichtenmittelderBildtelece-
graphie nach dem System Siemens-Telefunken-Karolus
ist im öffentlichen Verkehr auf den Linien
Berlin— Wien,
Berlin—Frankfurt a. M.,
Berlin—Stockholm und
Berlin—Kopenhagen.
Auch die deutsche, englische, französische und japani-
sche Presse verwenden für ihren Bilder-Nachrichtendienst
Siemens-Bildtelegraphen mit zur Zeit 18 Stationen.
Die wärmetechnische Betriebsüber-
wachung hat im Berichtsiahr, besonders in neuzeit-
lichen Kraftwerken, weitere Fortschritte gemacht.
Auch für die mit der Gasfernversorguncever-
bundene Aufgabe, eine Reihe von Meßwerten über den Zu-
stand des Gases auf große Entfernungen zur Anzeige zu
bringen, wurden in ähnlicher Weise, wie bei der Fern-
messung in Kabelnetzen, elektrische Lösungen gefunden.
Inder Funktechnik treten die langen Wellen in
ihrer Bedeutung für den Übersce-Funkverkehr immer stär-
ker in den Hintergrund. Der transozeanische Telegraphier-
betrieb wird sich immer mehr auf die kurzen Wellen um-
stellen. Die im Vorjahre erwähnten Vorbereitungen für
Kurzwellentelephonie zwischen Europa und Süd-
amerika sind beendet. Die Linien Berlin—Buenos Aires
und Paris—Buen»s Aires sind dem Verkehr übergeben.
Auf dem Gebiete dertechnischenNavigation
schreitet die Einführung des Rahmenfunkpeilers
günstig fort; ein automatisch arbeitender Empfänger
für Seenotruf dürfte bald in größerem Umfange zur
Anwendung kommen.
Für den Rundfunk wurde der Bau von Netzan-
schlußempfängern durch die Entwicklung wechsel-
stromzeheizter Röhren sehr gefördert.
Auch der „Fernseher“ bietet heute Aussicht auf
allgemeinere Verbreitung. Auf der großen Funkausstel-
lung im Herbst 1928 in Berlin wurden verschiedene Mo-
delle von Prof. Karolus und von Mihäly vor-
geführt.
An der Entwicklung undEinführung des
Tonfilmes wurde im verflossenen Jahre besonders
eifrig gearbeitet.
Auf dem Gebiete des Eisenbahnsicherunegs-
wesens kommt die elektrische Übertragung von Befeh-
len auf die fahrenden Züge für den Personenverkehr
immer mehr zur Anwendung. Es handelt sich dabei im
wesentlichen darum, die Beachtung der Haltesignale durch
den Lokomotivführer zu erzwingen. Diese sogenannten
Zuebeeinflusungs-Einrichtungen, durch die bei Nicht-
beachtung der Signale eine selbsttätige Bremsung der
Züge herheigeführt wird, sind schon auf etwa 3000 kın
der Reichsbahn-Gesellschaft im -Probebetrich.
Auch auf dem Gebiete des Starkstromes
stand im abgelaufenen Geschäftsjahr die Technik nicht
still.
Im Kraftwerkbau ist man für Dampfbetricb in
der Anwendung des Hochdruckes noch etwas zurück-
haltend.
Im Vordergrund des Interesses steht bei uns in
Deutschland zur Zeit der Übergang zumGroßkes-
sel. Eng verbunden hiermit, wie mit den Fragen des
line hArucks, ist die Wahl der Feuerungsart. Die
Staubfeuerung steht heute mit dem Unterschub-
st verschiedener Ausgestaltung in scharfem Wettbe-
a Für das neu zu erbauende Westwerkder Be-
wag wurde z. B. die Unterschubfeuerung gewählt.
Im Kraftwerkbetrieb spielt nach wie vor die Spit-
zendeckung eine große Rolle. Neben der Wirtschaft-
lichkeit wird mösrlichste Augenblicksbereitschaft und un-
bedingte Sicherheit verlangt. Die Möglichkeit der Verbin-
dung beider Richtlinien durch geschickte Maßnahmen haben
unter anderem die praktischen Ausführungen der Die-
sel-Motorenanlage der „Hamburger Elektrizitäts-
werke“ sowie des „Märkischen Elektrizitätswerkes” be-
wiesen.
Den markantesten Ausdruck finden diese Bestrebun-
gen in Deutschland augenblicklich in einer Reihe grober
Ruths-Speicheranlagen.
Wo günstige Bodenverhältnisse für Wasserspei-
cherung vorliegen, bevorzugt man für die Spitzen-
decekung Wasserspeicheranlagen mit Pump-
werken.
Im Maschinenbau ist man bei Drehstromgene-
ratoren mit 3000 U/min auf Leistungen bis zu 64 000
kVA gekommen.
Für chemische Werke sind Gleichstrom-Was-
serturbinen-Generatoren bis 7000 kV Nenn-
leistung geliefert.
Lem ee Ti >
31. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44
1806
Einankerumformer wurden bis zu 5000 kW
gebaut.
Die Gleichrichter haben, bei 800 V, Stromstär-
ken bis 6400 A erreicht. Die von mir im vorigen Jahr er-
wähnten Maßnahmen zur Beseitigung der Rückzündungen
haben sich als zweckmäßig erwiesen. Die Gleichstrom-
versoreune der Berliner Stadt- und Ringbahn
durch Gleichrichter hat sich bis jetzt eut bewährt.
Für den Kurzschluß-Läufermotor haben
fast alle Firmen Käfigwicklungen neuerer Bauart in ver-
schiedenen Ausführungsformen, fußend auf dem Grund-
prinzip des Boucherot-Ankers, herausgebracht. Eine Wei-
terentwicklunge der Anwendung des in Deutschland noch
immer etwas stiefmütterlich behandelten Kurzschluß-An-
kermotors wäre wünschenswert.
Die Arbeiten für dieEinführungderelektri-
schen Zueförderung auf den Strecken der Deut-
schen Reichsbahn wurden planmäßig gefördert.
Zwischen Halle und Leipzig wurde ein Schnellverkehr mit
Wechselstrom-Triebwagen für eine Geschwin-
digkeit von 100 km/h eingeführt.
Die Umstellung der BerlinerStadt-undVor-
ortbahnen in dem zunächst geplanten Umfang ist nahc-
zu vollendet. so daß dort in Kürze nur noch elektrische
Züge verkehren werden. Der elektrische Betrieb ent-
spricht durchaus den geheesten Erwartungen.
In jüngster Zeit hat sich die Elektrofilterung
zur Entstaubung und Entnebelung von Gasen und Gas-
eemischen mittels hochgespannten pulsierenden Gleich-
stromes, besonders in chemischen Fabriken und in der
Fisenindustrie, entwickelt. In den Dampfkraftwerken be-
dient man sich des Elektrofilters für die Fluzascheentfer-
nung aus den Rauchsasen, besonders bei Staubkohlenfeue-
rungen sowie in den Aufbereitungsanlagen der Kohle. Die
Vorteile des Elektrofilters sind geringer Energiebedarf,
Staubabscheidune in trockener Form und die Möglich-
keit der Filterung heißer Gase.
Mehrere Fracht- und Passagiermotor-
schiffe für deutsche Reedereien wurden mit elektri-
schem Propellerantrieb ausgerüstet. Als Pri-
märmaschinen dienen auf diesen Schiffen meist Diesel-
motoren in direkter Kupplung mit Gleichstromgenerato-
ren. Der Antrieb der Propeller erfolgt durch Gleichstrom-
motoren, die mit dem Steuergenerator in Leonardschaltung
verbunden sind.
Mit Erfolg wird planmäßig daran gearbeitet, Über-
spannungs-undsonstigeStörungzserschei-
nunzen genau zu erforschen, um Richtlinien für die
Weiterentwicklung des Überspannungschutzes
zu gewinnen. Die laboratoriumsmäßige Prüfung verschie-
dener Überspannungschutz-Einrichtungen mittels des Ka -
thodenstrahl-Oszillographen ist fortgesetzt
worden, wie Sie heute nachmittag durch den Vortrag des
Herrn Prof. Dr. Rogowski hören werden.
Durch die weiter fortschreitende Verbindung der ein-
zelnen Großkraftwerke untereinander und durch die im
Zusammenhang damit erfolgte Gründung der „Aktienge-
sellschaft für deutsche Elektrizitätswirtschaft, Berlin“,
wird der AusbaueineseinheitlichenHöchst-
spannungsnetzesfürganzDeutschlandmit
110 und 220 kV Übertragungspannunge immer mehr zur
Tatsache. In den Vorträgen, die uns die Herren General-
direktor Dr. Frank, Prof. Dr. Rüdenberg und Dr.
Piloty für morgen vormittag gütigst zugesagt haben,
werden Sie, meine Damen und Herren, darüber allerlei
Interessantes hören.
In der Starkstrom-Kabeltechnik konnte
durch Einführung der ölgefüllten Hochspannungskabel
ein beachtenswerter Fortschritt erzielt werden. In Nürn-
berg wurden die ersten Kabel dieser Art für 100 kV Be-
triebspannung auf einer Strecke von 9,6 km in Betrieb
genommen.
Die Bestrebungen, große Leistungen durch Schalt-
apparate, die als Löschmittel kein Öl besitzen, ab-
zuschalten, sind auch im Berichtsiahr von verschiedenen
Seiten weiterverfolgt worden. Nach Vorschlägen von
Prof. Ruppel, Frankfurt, scheint es gelungen zu sein,
einen Druckluftschalter zu entwickeln, der unter
Rücksichtnahme auf alle den Schaltvorgang beeinflussen-
den Bedingungen große Leistungen bis zu 500 000 kVA
gefahrlos abzuschalten gestattet.
In landwirtschaftlichen Betrieben
macht sich eine Zunahme der elektrisch angetriebenen
Melkmaschinen bemerkbar, deren Anzahl zur Zeit
in Deutschland schon auf etwa 10000 geschätzt wird.
Auch für Milchzentrifugen wird immer mehr und
mehr der elektrische Betrieb bevorzugt.
Durch die aufschlußreichen Arbeiten des „Milch-
forschungsinstituts in Kiel” in Verbindung
mit der „Vereinigung der Elektrizitätswerke” nimmt allge-
mein der elektrische Betriebin Molkereien
ständig zu; er ist wesentlich hygienischer als der Dampf-
maschinenantrieb. Wie in den Städten findet man heute
auch im ländlichen Haushalt Heiz- und Kochappa-
rate sowie Heißwasserspeicher und besonders
Futterdämpfer zu Tausenden in Anwendung.
Ebenso wird der elektrische Strom mit gutem Erfolg
zur Erwärmung von Frühbeeten und Treibhäu-
sern benutzt, die in diesem kalten Winter ihre Probe
bestehen konnten.
Auch dieelektrischeBeheizungvonBrut-
apparaten macht neuerdings gute Fortschritte. Wir
finden heute in Deutschland schon Brutapparate mit
einem Fassungsraum bis zu 20000 Eiern.
Wenn trotz aller Anstrengungen der Wissenschaft,
der elektrotechnischen Industrie und der Elektrizitäts-
werke und trotz der zum Teil recht guten Erfolge der
Landwirt noch immer kein besonders großer Abnehmer
elektrischer Erzeugnisse und elektrischer Arbeit gewor-
den ist, so liegt dies in der Hauptsache an der schlechten
Finanzlage der Landwirtschaft, die ja be-
an in Deutschland ganz besonders stark hervor-
ritt.
Die Entwicklung und Anwendung der
Elektrowärme ist von Wissenschaft, Technik und
Praxis auch im vergangenen Jahre stark gefördert wor-
den. Das von Prof. Dr. Dettmar an der Technischen
Hochschule in Hannover gegründete und vom preußischen
Staat, von der Industrie, vom „Verband Deutscher Elek-
trotechniker“ und von anderen Organisationen unter-
stützte „Forschunesinstitut für Elektro-
wärmetechnik“” konnte seine erste Arbeit „Über die
Einzelverluste und den Wirkungsgrad direkt beheizter
elektrischer Kochgeräte” herausgeben.
Die Elektroheizune erobert sich allmählich
auch in industriellen Anlagen ein immer umfangreicheres
Anwendungsgebiet. Für den Bergbau wurde ein schlag-
wettersicherer Kabelmassekocher ent-
wickelt. Die Verwendung von Elektroöfen zur Herstel-
lung von Edelstahl nimmt zu: Öfen für ein Fassungs-
vermögen bis zu 8 t wurden dem Betrieb übergeben. —
Hochfrequenzschmelzöfen versprechen ein
interessantes Anwendungsgebiet zu werden.
Durch rationelle Herstellung war es der Industrie
möglich, vollwertige elektrische Heizgeräte und sonstige
Haushaltapparate in großen Mengen zu billigen Preisen
auf den Markt zu bringen.
Die öffentlichen Elektrizitätswerke
leisteten diesen Fortschritten durch Verbilligung und
Vereinfachung ihrer Tarife wesentlichen Vorschub. Es
erscheint notwendig, auch einmal an dieser Stelle auszu-
sprechen, daß die oft in Laienkreisen, aber zum Teil auch
von prominenten Vertretern der elektrotechnischen Indu-
strie erhobene und besonders auch in der Tagespresse
immer wieder auftretende Kritik an der Preis
politik der Elektrizitätswirtschaft in
hohem Maße unzutreffend und ungerecht ist. Die öffent-
liche Elektrizitätserzeugung und -verteilung ist so ziem-
lich die einzige Industrie in Deutschland, die ihre Ver-
kaufspreise auf der Vorkriegshöhe gehalten, ja vielfach
schon wesentlich heruntergesenkt hat und andauernd be-
müht ist, ihre Tarife noch weiter zu ermäßizen, obgleich
doch alle ihre Ausgaben, sowohl in den Anlagekosten als
auch für den Betrieb, mindestens so wie für andere Indu-
striearten gestiegen sind und weiter steigen, und der von
Jahr zu Jahr wachsende Kapitaldienst sich gerade in den
Elektrizitätswerken immer drückender geltend macht.
Die Organisationen der FElektrizitätswirtschaft in
Deutschland, besonders die „Vereinigung der Elektrizi-
tätswerke“, der „HKlektrobund” und die ‚„Interessenge-
meinschaft kommunaler Elektrizitätswerke” unterstützen
ihre Mitgliederwerke bei ihren für die Allgemeinheit so
vorteilhaften Bestrebungen in ieder möglichen Weise.
Darüber hinaus fördern die meisten Flektrizitätswerks-
verwaltungen, in Verbindung mit den ebenfalls sehr täti-
een Kreisen der Elektroindustrie, des Elektrogroßhandels
und der Installationsfirmen, die richtige Anwendung und
Ausnutzung elektrischer Gebrauchsgegenstände und Ein-
richtungen in ihren Versorgungsgebieten durch z’eit-
gemäßePropaegandaundAufklärungin Vor-
trägen und praktischen Vorführungen, durch kostspielire
Ausstellungen, Wanderschauen, durch Werbewagen usw.
sowie durch Überlassung der Geräte zu er-
leichterten Zahlungsbedingungen was na-
1606 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44 31. Oktober 1929
turgemäß wiederum eine recht erhebliche finanzielle An-
spannung für die Elektrizitätswerke bedeutet. ,
Dafür verlangt die Elektrizitätswirtschaft nur, in
Übereinstimmung und Zusammenarbeit mit dem „Verband
Deutscher Elektrotechniker“, daß die anzuschließenden
elektrischen Geräte selbstverständlich solide und ge-
brauchsfähig sein und den Sicherheitsanforderungen ent-
sprechen müssen, was dadurch gewährleistet wird, daß
die Fabrikate durch die von unserem Verbande eingerich-
tete Prüfstelle untersucht und im Bewührungsfalle
mit dem bekannten VDE-Zeichen gestempelt werden.
Alle diese Bestrebungen und Maßnahmen sollten von
der Öffentlichkeit dankbar anerkannt werden, denn sie
dienen in erster Linie dem Interesse der Allgemeinheit.
Ob es der Elektrizitätswirtschaft auf die Dauer mög-
lich sein wird, ihren „Dienst am Volke“ in dieser groß-
zügigen und entgegenkommenden Weise fortzusetzen,
wird angesichts ihrer von Jahr zu Jahr drückender wer-
denden Finanzlasten kein Fachmann garantieren können.
Ich, für meine Person, bin eher vom Gegenteil überzeugt.
Wenn wir nun — zum Schluß — noch einen Blick
aufdie wirtschaftliche Lage derelektro-
technischen Industrie Deutschlands wer-
fen wollen, so müssen wir feststellen, daß die abflauende
Konjunktur, die sich allgemein im deutschen Wirtschafts-
leben seit der Jahreswende 1927/28 bemerkbar machte,
auch auf den Geschäftsgang der elektrotechnischen Indu-
strie eingewirkt hat, wenn auch teilweise etwas später
als in anderen Industriezweigen. Im allzemeinen war im
Jahre 1928 die Beschäftigung noch befriedigend. Im lau-
fenden Kalenderjahr aber hat die allgemeine Verschlech-
terung der wirtschaftlichen Verhältnisse weite Kreise
und Fabrikationszweige der Elektrotechnik recht fühlbar
erfaßt.
Die Gründe für diese rückläufige Bewegung sind ja
bekannt: ;
ImInland: Kapitalmangel, bei der Industrie selbst
wie bei ihren Auftraggebern, zu hohe Belastung durch
Steuern und soziale Aufwendungen, Erhöhung der Ar-
beitslöhne und dementsprechend der Werkstoffpreise,
durch verschärften Konkurrenzkampf beeinträchtigte Ver-
kaufspreise und Gewährung langer Zahlungszicle, da-
durch steigende Zinsenlasten für die geliehenen Be-
triebskapitalien usw.
Im Ausland: Keine Möglichkeit, einen Ausgleich
für das Nachlassen des Inlandbedarfs herbeizuführen.
Zwar hat sich der deutsche Export elektrotechnischer Er-
zeugnisse mengenmäßig gehoben; er betrug 1928 mehr als
536 Mill RM, fast 22% mehr als im Vorjahr. Aber die
Auslandsaufträge konnten zu einem großen Teil nur
unter erheblichen Opfern an Preisen und Zahlungsbedin-
gungen erzielt werden und wurden vielfach nur herein-
genommen, um sich nicht vom Weltmarkt verdrängen zu
lassen und um der Belegschaft Beschäftirungsmöglichkeit
zu erhalten. Den hohen Zollschranken des Auslandes ge-
sellt sich für die deutsche Industrie die Unmöglichkeit,
der Kundschaft so langfristige Kredite zu gewähren, wie
es die Konkurrenz aus kapitalkräftiren Ländern, z. B. den
V.S. Amerika, vermag. Auch der Einfluß ausländischer
Finanzgruppen zugunsten der ausländischen Industrie
macht sich in steigendem Maße geltend, wie denn allge-
mein der Wettbewerb des Auslandes auf dem Weltmarkt
für die deutsche Elektrotechnik von Jahr zu Jahr fühl-
barer wird, sogar in Deutschland selbst, da die deutschen
Zölle keinen ausreichenden Schutz mehr gewähren. Die
Einfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse nach Deutschland
betrug im abgelaufenen Jahr mehr als 48 Mill RM: sie hat
sich in den beiden letzten Jahren mehr als verdoppelt.
Der Abschwächung des Geschäftseanzes suchte die
deutsche Elektroindustrie durch mörlichste Vervoll
kommnung und Verbilligune ihrer Her-
stellunzesmethoden, durch Verbesserung ihrer Be-
triebseinrichtungen und Erhöhung ihrer Nutzleistung so-
wie durch zweckımäßigere Ausgestaltung ihrer Erzeug-
nisse entzegenzuwirken. Die Möglichkeit der Verbilli-
zung durch die teilweise schon zum wirtschaftspolitischen
Schlagwort gewordene „Rationalisierung“, die
doch nur in beschränktem Umfange für Serienfabrikation
in Betracht kommt, sollte man nicht überschätzen.
Zur Zeit ist das Gesamtbild der elektro-
technischen Industrie Deutschlands noch nicht
so, daß unmittelbarer Anlaß zu Besorgnissen bestände.
Auf Einzelheiten, so interessant sie auch zum Teil sind,
kann ich leider diese wirtschaftlichen Betrachtungen aus
Mangel an Zeit nicht ausdehnen. Wie sich die Zukunft
gestalten wird, vermag unter den obwaltenden Umständen
kein Prophet zu weissagen. Es liegt auf der Hand, daß
sie in hohem Maße von der zukünftigen Lage des allge-
meinen deutschen Wirtschaftslebens abhängig sein wird.
Deutschlands Schicksal wird naturgemäß auch das Wohl
oder Wehe unserer Elektroindustrie sein.
Wir wollen aber die Hoffnung nicht aufgeben, daß es
den Anstrengungen aller guten, ihr Vaterland liebenden
Deutschen doch allmählich gelingen möge, sowohl auf po-
litischem wie auf wirtschaftlichem Gebiete unser durch
die gewaltigen Stürıne des letzten Jahrzehnts arg hava-
riertes Lebenschifflein flott zu erhalten und bald wieder
in ein freies, ruhiges Fahrwasser zu bugsieren. Dann
braucht uns auch um die Zukunft der deutschen Elektro-
industrie nicht bange zu sein. Im friedlichen und freund-
schaftlichen Wettstreit mit allen Völkern des Erdballes
wird sie sich dann wissenschaftlich und technisch weiter
entwickeln und mit den Erzeugnissen ihres Geistes und
ihrer fleißizen Hände Arbeit dem Wohl, dem Aufwärts-
streben der ganzen Menschheit dienen können.
In diesem Sinne möchte ich dem Wunsche Ausdruck
geben, daß auch die diesjährige Tagung des „Verbandes
Deutscher Elektrotechniker“ einen Schritt vorwärts auf
dem mühsamen Wege bedeuten möge, den wir Deutsche
zu gehen haben. Ich hoffe, daß unsere Verhandlungen,
von Einigkeit, Sachlichkeit und freundschaftlichem Inter-
esse auch in dem uns befreundeten Auslande getragen,
einen guten und Sie alle, meine Damen und Herren, be-
friedigenden Verlauf nehmen und wertvolle Arbeit für
die deutsche Elektrotechnik zeitigen mögen.
Das Wort erteile ich nunmehr dem Oberbürgermeister
der Stadt Aachen, Herrn Dr. Rombach.
Rombach, Aachen: Die tausendjährige Stadt Karls
des Großen entbietet Ihnen durch meinen Mund herz-
lichen Gruß und Dank! Wir grüßen Sie als die Vertre-
ter der Welteroberin Technik und freuen uns, daß Sie
uns heute Gelegenheit geben, in unseren Mauern dem
Wunder der Aufhebung aller Entfernungen beizuwohnen
und mitzuerleben, wie der Raum von Haag bis Budapest
in ein Nichts’ zusammenschrumpft. Die erdumspannende
Macht des elektrischen Funkens rückt Aachen heute in
den Mittelpunkt der Beachtung aller technisch Interes-
sierten, und wohl keiner möchte oder könnte sich aus
na ausschließen in unserm Jahrhundert der
echnik.
Dafür aber, daß Sie unsere Stadt zu dieser Fern-
tagung gewählt haben, spreche ich Ihnen den Dank der
Verwaltung und der ganzen Bürgerschaft aus. Aachen,
die einstige Hauptstadt des ersten germanischen Welt-
reichs, die Krönungstätte der deutschen Herrscher bis
tief in das 16. Jahrhundert hinein, das Weltbad der Fen-
dalzeit, hat sich von jeher auch als Hort der Wissenschaf-
ten eines hohen Rufes erfreut. Schon der große Ahnherr
dieser Stadt umgab sich hier mit den gelehrtesten Män-
nern seines Reiches und erhob den Ort der heißen Quel-
len zu einer der ersten Kulturstätten in deutschen Gauen.
Zu eng bemessen ist die Zeit, als daß ich auch nur in
flüchtiger Skizze die Entwicklung dieser Kultur im „Rom
diesseits der Alpen“, wie man Aachen rühmend nannte,
nachzuzeiehnen vermöchte. Heute ist Aachen Sitz der
einzigen Technischen Hochschule in Rheinland und West-
falen, und es ist stolz auf diesen Besitz. Wir wissen, was
die Ilochschule uns, und ahnen auch, was sie Ihnen be-
deutet: ein Kraftzentrum, von dem aus immer neue Wel-
len geistiger Energie hinausstrahlen in die Welt diesseits
und jenseits der politischen Grenzpfähle. Wir Grenz-
märker halten es für eine besonders glückliche Fürunz,
daß wir gerade hier, im Schützengraben des Deutschtums,
ein solches Kraftzentrum aufzuweisen haben. Wir haben
es brauchen können; das weiß jeder, der auch nur die
letzten zehn Jahre rheinischer Geschichte kennt: wir
werden es auch in Zukunft brauchen, wenn es gilt, den
Weg der internationalen Verständigung mit Hilfe von
Wirtschaft und Technik zu bahnen, mit Hilfe nicht zu-
letzt der ausländischen jungen Leute, die hier die wis-
senschaftliche Grundlage finden für ihren zukünftigen
Lebensberuf. E
In den letzten zehn Jahren hatte die Westmark und
hatte vor allem auch das Aachener Randgebict politisch
und wirtschaftlich Schwerstes zu tragen. Wenn wir auch
glauben und hoffen, daß der vielgenannte Silberstreifen
endlich am Horizont unserer engeren Heimat aufzudäm-
mern beginnt, — wir sind dankbar für jede Freundes-
hand, die sich uns zur Mitarbeit am Wiederaufbau ent-
gegenstreckt. Als die Hergabe einer solchen Freundes-
hand empfinden wie Ihren Besuch. Wir schlagen ein in
diese Hand und schütteln sie mit kräftigem Druck, eins
mit Ihnen in der tiefen Überzeugung, daß da, wo der
Deutsche zum Deutschen hält, die Zeit der Not und die
31. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
1607
Not der Zeit nicht ewig dauern können. In diesem Geiste
heißt Aachen Sie willkommen und wünscht Ihrer Ar-
beit vollen Erfolg.
Möge die Erinnerung an diese Tagung so angenehm
sein und bleiben, daß Sie alle gern wieder einmal in die
alte Kur- und Kaiserstadt zurückkehren, und möge sie
alsdann wieder eine freie Stadt sein, die Ihr Kommen
begrüßt.
Vorsitzender: Das Wort erteile ich dem Vertreter der
Reichs-, Staats- und sonstigen Behörden, Herrn Ministerial-
direktor Dr. Staudinger.
Staudinger, Berlin: Namens der Reichsregierung und
der Preußischen Staatsregierung begrüße ich die Jahres-
versammlung des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker”.
Es ist mir eine ganz besondere Freude, an dieser Ver-
sammlung teilzunehmen, zu der die führenden Männer der
elektrotechnischen Industrie und der Elektrizitätsversor-
gung zu einem Meinungsaustausch zusammengekommen
sind. Die Elektrizitätswirtschaft gehört zu denjenigen
Wirtschaftzweigen, die ein Musterbeispiel der durch
Kriez und wirtschaftliche Bedrängnisse ungebrochenen
deutschen Schaffenskraft geben. Gewaltig sind die in der
Elektroindustrie in den letzten Jahren erzielten Leistun-
gen, die auch überall im Ausland die höchste Anerken-
nung finden. Die im nächsten Jahre in Berlin stattfin-
dende Weltkraftkonferenz ist dazu berufen, von dem
Stande der Kraftwirtschaft überhaupt und der Stellung,
die die deutsche Elektrowirtschaft darin einnimmt, ein
umfassendes Bild zu geben.
Nur durch die Zusammenarbeit zwischen der elektro-
teehnischen Industrie und den Versorgungsunternehmun-
gen sowie den Versorgungsunternehmungen untereinan-
der war es möglich, die zum Wohl der gesamten Wirt-
schaft so notwendigen Fortschritte in der Elektrizitäts-
wirtschaft herbeizuführen. Es gibt wohl kaum eine an-
dere Industrie, in der die Vorteile einer rationellen Zu-
sammenfassung so offenbar und unbestreitbar sind wie hier.
Die heutige Versammlung des „Verbandes Deutscher
Elektrotechniker” findet zu einem Zeitpunkt statt, den ich,
ohne daß ich glaube, mich damit einer Übertreibung
schuldig zu machen, als einen historischen Moment in
der Geschichte der Elektrizitätsversorgung bezeichnen
möchte: Der Zusammenschluß der deutschen Großerzeu-
gungs- und Verteilungsunternehmungen ist vollzogen,
nachdem auch die großen westdeutschen Unternehmungen
ihren Beitritt in die Aktiengesellschaft für Deutsche
Flektrizitätswirtschaft angemeldet haben. Damit ist die
Organisation vollendet, die eine wirklich umfassende Ra-
tionalisierung der Großerzeugung und Großverteilung im
gesamten deutschen Wirtschaftsgebiet ermöglicht.
Die Tagesordnung Ihrer morgigen Sitzung ist diesem
Problem des Zusammenschlusses der großen Netze ge-
widmet. Ich möchte meinerseits nur darauf hinweisen,
daß der erfolgte Zusammenschluß der Großerzeuger mir
auch dadurch ausgezeichnet erscheint, daß er aus volks-
wirtschaftlicher Erkenntnis im Wege freier Vereinba-
rung zustande gekommen ist. Auf dieser Grundlage er-
hofft die Staatsregierung eine fruchtbare Arbeit, so daß
der viel erörterte Weg einer gesetzlichen Regelung auf
diesem Gebiete endgültig entbehrlich geworden ist. Der
„verband Deutscher Elektrotechniker“ hat sich ein großes
Verdienst damit erworben, daß er den größten Teil die-
ser Tagung neben dem Austausch technischer Erfahrungen
der Erörterung der Fragen der elektrizitätswirtschaft-
lichen Zusammenarbeit gewidmet hat, und ich schließe
meine Worte mit dem Wunsche, daß die Tagung für alle
Teilnehmer und für die deutsche Wirtschaft reichen Nut-
zen tragen möge.
Vorsitzender: Das Wort hat S. Magnifizenz Herr
Prof. Hoff, Rektor der Techn. Hochschule Aachen, für
die Technischen Hochschulen und wissenschaftlichen In-
stitute.
Hoff, Aachen: Meine schr geehrten Herren! Ich habe
die Ehre und die Freude dem „Verband Deutscher Elektro-
techniker” zu seiner 34. Jahresversammlungz im Namen der
deutschen Technischen Hochschulen beste Grüße zu über-
mitteln. Die Technischen Hochschulen haben stets leb-
haften Anteil an Ihren Aufgaben und Bestrebungen ge-
nommen. Es bestehen alte lebhafte Wechselbeziehungen
zwischen Ihnen und uns. Davon zeugen die Namen Ihrer
Gründer, Ihrer bisherigen Verbandsleiter und Ihrer Aus-
schußmitglieder. Wir wünschen Ihnen von Herzen einen
glücklichen und erfolgreichen Verlauf Ihrer diesjährigen
Tagung. Zum ersten Male haben Sie unsere Stadt Aachen
als Sitz Ihrer Hauptversammlung gewählt. Dieser Ent-
schluß hat lebhaften Widerhall bei den Angehörigen un-
serer Hochschule gefunden, die im Begriff steht, ein
neues Lehr- und Forschungsinstitut für Elektrotechnik
seiner Bestimmung zu übergeben Im Namen des Lehr-
körpers unserer Hochschule entbiete ich Ihnen einen
ersten herzlichen Willkommgruß in unserer Hochschul-
stadt. Es gereicht uns zur besonderen Freude, daß wir
Ihnen die Räume unserer Hochschule für Ihre Vorträge
und Fachberichte zur Verfügung stellen durften. Ihr
Verband nimmt unter den technisch-wissenschaftlichen
Vereinen unseres Landes einen hervorragenden Platz ein.
Keiner hat aber einen so schnellen und glänzenden Auf-
stieg genommen, wie der Ihrige. Die Geschichte Ihres
Verbandes spiegelt die ganze glanzvolle, von beispiel-
losem Erfolg begleitete neuere Geschichte der Elektro-
technik wider. Wir erblicken in Ihrem Verband den
berufenen Vertreter der Elektrotechnik überhaupt sowie
aller der wichtigen Belange, die mit der Elektrotechnik in
Zusammenhang stehen. Schon bei der Gründung Ihres
Verbandes wurde als seine vornehmste Aufgabe bezeich-
net: Förderung, Vertiefung und Verbreitung der Wissen-
schaft. Die Berichte Ihrer Vorsitzenden auf den Jahres-
versammlungen stehen da wie Meilensteine auf dem
Wege, den die elektrotechnische Wissenschaft und Hand
in Hand mit ihr die elektrotechnische Industrie in den
letzten 34 Jahren zurückgelegt hat. Aus diesen Berich-
ten ersieht man auch deutlich die große volkswirtschaft-
liche Bedeutung der elektrotechnischen Industrie und der
Elektrizitätswirtschaft. Überdies geben sie ein lebendi-
zes Bild von dem Zusammenhang der Elektrotechnik mit
dem Leben und Streben der Kulturvölker. Die Anwen-
dung der Elektrizität in den Großstädten sowohl wie in
den kleinsten und entlegensten menschlichen Siedlungen,
in der Großindustrie wie im Kleingewerbe, für den Fern-
und Nahverkehr, im Nachrichtenwesen, wie zur täglichen
Unterhaltung wird heute als eine Selbstverständlichkeit,
als eine Notwendigkeit angesehen. Dabei wird fast ver-
gessen, daß kaum mehr als ein Menschenalter vergang :n
ist, seitdem die ersten Anfänge dieser neueren Entwick-
lung der Elektrotechnik festgestellt werden konnten.
Darauf hinzuweisen, daß Ihr Verband hierbei einen
großen, einen überragenden Einfluß gehabt hat, darf
Ihre Jahresversammlung willkommener Anlaß sein. Die
stattlichen Bände Ihrer „Elektrotechnischen Zeitschrift“
sind unvergängliche Dokumente von Ihrem Wirken und
Streben, von Ihren Mühen und Arbeiten, aber auch von
Ihren Erfolgen.
Die Wirksamkeit Ihres Verbandes erfreute sich von
Anfang an allseitiger voller Anerkennung und T/nterstüt-
zung sowohl seitens der Industrie als auch seitens der
Behörden, sowohl durch die Hersteller als durch die Ver-
braucher, durch die Gesetzgeber und durch die Vertreter
der Wissenschaft. Ihre Arbeiten sind zum Teil vorbild-
lich gewesen für gleichartige in anderen Organisationen.
Ich darf am heutigen Tage zum Ausdruck bringen,
daß die Technischen Hochschulen Ihre fernere gedeih-
liche Entwicklung wünschen und erhoffen, und daß sie
gewillt sind, Sie dabei mit allen Kräften zu unterstützen.
Vorsitzender: Das Wort erteile ich für die befreun-
deten inländischen Vereine und Verbände’ dem Staats-
minister a. D., Herrn Dr. Dr. h.c. Wendorff.
Wendorft, Berlin: Hochgeehrte Versammlung! Na-
mens der berufsverwandten Vereine und Verbände
Deutschlands habe ich die Ehre, den „Verband Deutscher
Elektrotechniker” zu seiner 34. Jahresversammlung herz-
lich zu begrüßen, ihm für die freundliche Einladung zu
seiner Tagung verbindlichen Dank zu sagen und seinen
Verhandlungen einen erfolgreichen Verlauf zu wünschen.
Damit bitte ich die Begrüßung der befreundeten Verbände
und Vereine verbinden zu dürfen, die außerhalb der Gren-
zen unseres deutschen Vaterlandes zwar räumlich von
uns getrennt, aber dennoch in enger Geistesgemeinschaft
und unmittelbarem Gedankenaustausch an der heutigen
Veranstaltung teilnehmen. In der Erweiterung der Ver. `
sammlung zu einer Ferntagung großen Ausmaßes dürfen
wir, glaube ich, den sinnfälligen Ausdruck der erfolg-
reichen Fortentwicklung der Elektrizität in wissenschaft-
licher, technischer und wirtschaftlicher Beziehung er-
blicken und hoffnungsvoll begrüßen. Wir stehen damit in
den erfolgversprechenden Anfängen einer noch unabseh-
en Kette von Fortschritten und Entwicklungsmöglich-
eiten.
Die Elektrizität als Überwinderin räumlicher Entfer-
nungen, als Brücke zwischen den Nationen und Welttei-
len, das ist das hohe Ziel, nach dem wir alle streben und
1803
zu dem die Entwicklung hindrängt. Gemeinschaftsarbeit
zu wirtschaftlicher und kultureller Hebung der Welt, das
ist bisher die Grundlage, das wird möglichst noch in er-
höhtem Maße künftig die Aufgabe unserer elektrizitüäts-
wirtschaftlichen Betätigung sein.
Unter diesem Leitsatze steht die diesjährige Ver-
bandsversammlung als Ferntagung und mit den wichtig-
sten Gegenständen ilırer Tagesordnung: „Der Weltfern-
sprechverkehr”, „Der Zusammenschluß großer Netze im
Lichte der Elektrizitätswirtschaft“ sowie „Das Verhalten
der Kraftwerke und Netze beim Zusammenschluß” und
dessen Wirkungen auf den Betrieb: all das steht unter
dem einen Nenner der Zusammenarbeit über weite Ent-
fernungen hinweg.
Dankbar beglückwünsche ich den VDE, daß er, wie
bisher, auf dem Wege weltwirtschaftlicher Entwicklung
der Elektrizität auch weiterhin Wegbereiter und Bahn-
brecher sein und bleiben wird. Der Mitarbeit der be-
freundeten inländischen Vereine und Verbände dabei darf
er versichert sein.
l In diesem Sinne nochmals ein kräftiges Glückauf für
die heute beginnende Tagung und die zukünftige Ent-
wicklung des verehrten, gastgebenden VDE!
Vorsitzender: Meine Damen und Ilerren! Für die
freundlichen Worte der Herren Vorredner spreche ich
diesen Herren im Namen des „Verbandes Deutscher Elek-
trotechniker“ herzlichen Dank aus. Ihren Ausführun-
sen, meine sehr verehrten Herren, durften wir für uns
cine wohlwollende und wohltuende Anerkennung entneh-
men, die wir selır zu schätzen wissen. Wir werden alle-
zeit bemüht bleiben, uns dieser freundlichen Gesinnung
würdig zu erweisen. Ich bitte nunmehr Herrn Ministerial-
direktor Dr. Craemer, das Wort zu seinem Vortrage
ergreifen zu wollen.
(Der Vortrag des Herrn Ministerialdirektor Dr. Crae-
mer: „Der Weltfernsprechverkehr. Seine Entwicklung und
Redeutung für Wirtschaft und Kultur“ ist in der ETZ 1929,
S. 959 veröffentlicht.)
Herr Ministerialdirektor Dr. Craemer hat uns mit
seinem glanzvollen Vortrage einen so anschaulichen
Einblick und Ausblick in das Wesen und die Zukunft
des internationalen Fernsprochverkehrs gewährt, daß
ich sicher bin, in Ihrer aller Namen zu sprechen,
wenn ich Herrn Craemer dafür aufrichtigen und herz-
lichen Dank sage. — Zu Herrn Craemer gewandt — Dank
für Ihre hochinteressanten und trotz knapper Kürze so
viel sagenden fachmännischen Ausführungen und ganz
besonderen Dank dafür, daß Sie sich in Ihrem otio cum
dignitate der großen Mühe unterzogen haben, diesen
Vortrag und die mit ihm eng verknüpfte heutige Fern-
tagung so ausgezeichnet vorzubereiten.
Nunmehr darf ich Sie, meine verehrten Damen und
Herren, um besondere Aufmerksamkeit für unsere aus-
ländischen Freunde bitten. — Ich erteile zuerst das Wort
Herrn Direktor Beekman vom Königlich Niederländi-
schen Ingenieur-Institut im Haag.
Beekman, Haar: Schr geehrte Zuhörer! Als Vor-
sitzender der Abteilung für Elektrotechnik des König-
lichen Ingenieur-Instituts in Holland ist cs mir eine
vroe Freude, die uns heute gebotene Gelegenheit zu be-
nutzen, den „Verband Deutscher Elektrotechniker”, taxend
in Aachen, begrüßen zu dürfen.
Ihr Verband hat uns auch diesmal eingeladen, um
teilzunehmen an seinen Beratungen, und wir haben gern
die Einladung angenommen. Aber Sie haben mehr getan,
Sie haben die Initiative zu einer Ferntaxung ergriffen,
so daß unsere ganze Abteilung gewissermaßen in Aachen
anwesend ist.
Die in den verschiedenen Ländern verlegten Fern-
kabel, welche im Anfang nur dem inländischen Verkehr
dienten, sind in rascheım Tempo ausgebaut, so daß An-
vliederung an andere Staaten möglich war. Mittels des
internationalen Komitees für Fernsprechverbindunzen
auf große Entfernungen wurden Richtlinien festgesetzt,
welche grundlegend sind für Ausbau und Instandhaltung.
Die heutige Tagung soll den Beweis erbringen, daß
die Fernverbindungsen nicht nur dazu dienen, Nachrichten
von Person zu Person zu übermitteln, sondern auch daß
Gruppen von Personen, mehrere hunderte Kilometer von-
einander entfernt, in enge Verbindung gebracht werden
können, so wie es heute der Fall ist. Es ist etwas Neues,
und wir werden dies ebenso lernen müssen wie früher
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
31. Oktober 1929
das normale Telephonieren, auch dies war einmal neu,
nur sind die Schwierigkeiten, welche jetzt zu überwinden
sind, trotz der Erfahrung, bedeutend größer. So verlangt
eine Lautsprecheranlage mehr Vorbereitung als ein per-
sönlicher Anruf, eine direkte Kupplung von Mikrophon
und Lautsprecher, welche Eigenschwingungen hervor-
rufen kann, soll vermieden werden und müssen Ein-
schwingvorgänge und Verzerrung berücksichtigt werden.
Einer Reihe von deutschen theoretischen und experi-
mentellen Arbeiten verdanken wir, daß die Schwierizkei-
ten praktisch beseitigt sind, wie wir das von deutscher
Wissenschaft und Technik, von deutscher Ausdauer ge-
wohnt sind. Selbstverständlich bilden Ferntagunszen
keinen vollkommenen Ersatz für die Anwesenheit an Ort
und Stelle; der persönliche Kontakt, das Sehen fehlt
noch, aber es ist doch schon viel erreicht, und der stetize
Fortschritt der Fernbildübertragung läßt uns hoffen, dab
wir z. B. auch das Bild des Redners und vielleicht auch
der nächsten Umgebung sehen werden. Ich benutze die
uns gebotene Gelegenheit gerne, auch ein kurzes Wort
an die Kollegen in Ungarn und Österreich zu richten.
Namens des IIerrn Prof. Feldmann, Präsident der
IEC, und Herrn Dr. Bähler, welche zu Pfingsten
mit mir in Budapest waren, bringe ich Herrn Prof. Zi-
pernowsky nochmals Dank für seine freundliche Auf-
nahme durch den „Ungarischen Elektrotechnischen Verein“
und in seinem Heim. Ich begrüße ferner Herrn Hofrat
Blathy, Herrn Direktor Wilezeck und bitte, uns
ihren Damen empfehlen zu wollen. Desgrleichen begrüße
ich auch die Herren aus Österreich; in erster Linie die-
jenigen, welche ich kennenzulernen gelegentlich der Ta-
gung der „Vereinigung der Elcktrizitätswerke” in Wien
die Ehre hatte.
Zum Schlusse spreche ich die Hoffnung aus, daß
diese und folgende Ferntagunsen dazu beitragen mögen,
die Entfernungen zwischen Ländern und Völkern auf ein
Minimum zu reduzieren; ich wünsche der VDE-Ver-
sammlung eine gedeihliche Beratung und bitte unser
auch heute Abend gedenken zu wollen. Good bye, every
body, good bye.
Vorsitzender: Ich bitte nunmehr den Vorsitzen-
den des Elektrotzchnischen Vereins Wien, Herrn Hofrat
Prof. Dr. Reithoffer, das Wort nehmen zu wollen.
Reithoffer, Wien: Sehr verehrte Damen und Herren!
Ich habe die ehrenvolle Aufgabe, die diesjährige Tagunz
des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker” im Namen
des „Elektrotechnischen Vereins in Wien“ als dessen
derzeitiger Präsident zu begrüßen. Den Tagungen
dieses Verbandes wird von der Fachwelt immer mit
großem Interesse entgegengesehen, denn in der wissen-
schaftlichen und praktischen Entwicklung der Elektro-
technik spielt Deutschland eine hervorragende Rolle.
Wichtige Fragen der Gegenwart werden auf der Ver-
bandstagung behandelt, und neue Ausblicke in die Zu-
kunft eröffnet. Nach der hohen Entwicklung der Stark-
stromtechnik stehen gegenwärtig die Aufgaben der
Schwachstromtechnik im Vordergrunde. Die Entwicklung
der Radiotechnik und der Fernkabeltelephonie haben den
elektrischen Nachrichtenverkehr in einer ununterbroche-
nen Reihe von Verbesserungen auf eine hohe Stufe der
Vervollkommnung gebracht, und immer noch werden neue
Aufgaben gestellt und gelöst. Welche wichtige wirt-
schaftliche und kulturelle Bedeutung der Entwicklung
der Nachrichtentechnik zukommt, braucht wohl nicht be-
sonders ausgeführt zu werden. In einer klassischen Form
bringt dies die Eröffnungsitzung der Aachener Tagung
zum Ausdruck. Vier \Versammlungsäle von Fachver-
einen in entfernt liegenden Städten, Haag, Aachen, Wien
und Budapest, sind durch Fernkabel und entsprechende
Einrichtungen zu einer akustischen Einheit verbunden
worden, und die Versammlungen von Fachgenossen in
diesen vier Städten sind in die Lage versetzt, gegenseiti-
gen Gedankenaustausch zu pflegen. Nicht fern mehr
liegt die Zeit, in der die Technik auch die Möglichkeit
bieten wird, nicht bloß die fernen Vorträge zu hören,
sondern auch experimentelle Vorführungen zu sehen.
Großartire Ausblicke in die Zukunft eröffnen sich da-
durch. Da die Verhandlungen der Aachener Tagung
auch durch den Sender „Langenberg“ und den Deutsch-
landsender übertragen werden, so gehört der Zuhörer-
kreis dieser Eröffnungsitzung wohl zu den größten, den
je eine solche Versammlung erreichen konnte.
Der „Elektrotechnische Verein in Wien” ist mit dem
„Verband Deutscher Elektrotechniker” aufs engste be-
freundet, und zwischen vielen der beiderseitigen Mitglie-
der bestehen persönliche Beziehungen. An den Tagungen
31. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 44
1808
des Verbandes war unser Verein immer durch Abge-
sandte vertreten. Auch in diesem Jahre haben wir einen
solchen in der Person unseres Vizepräsidenten, des Herrn
Direktor Dr. Markt, entsendet. Aber diesmal wird
uns mehr ermöglicht. Die Gesamtheit unseres Vereines
kann durch die geschaffenen technischen Einrichtungen
an der Eröffnunesitzung der Verbandstaxzunz teilneh-
men. Wir haben zu diesem Zwecke unsere Mitglieder zu
einer außerordentlichen Sitzunz in den Festsaal des
Österreichischen Ingenieur- und Architektan-Vereincs
einberufen und viele andere Ver.ine und Körperschaften,
bei denen wir technisches oder wirtschaftliches Interesse
voraussetzen durften, zu dieser bemerkenswerten Vorfüh-
rung eingeladen. Zahlreich ist die Versammlung, die un-
serem Rufe gefolet ist, um diese neue Großtat der Elek-
trotechnik zu erleben.
Forschen und Schaffen sind in Deutschland nach
schwerer Krise trotz hemmender wirtschaftlicher Be-
lastung zu neuer Blüte gelangt, und deutscher Geist und
deutsche Tatkraft sind wieder am Werke. Mit deutschem
Schlaxre unserer österreichischen Herzen verfolgen wir
jede Kulturtat unserer Brüder im Reiche.
Wir entbieten unseren deutschen Fachkoll»zen unsere
besten Grüße und wünschen der Aachener Tagung des
„verbandes Deutscher Elektrotechniker” vollsten Erfolg.
Vorsitzender: Meine Damen und Herren! Nunmehr
wird der Vorsitzende des Ungarischen Elektrotech-
nischen Vereins, Herr Hofrat Prof. Carl Ziper-
nowsky, in Budapest die Güte haben, zu uns zu
sprechen.
Zipernowsky, Budapest: Geehrte Ferntagune! Im
Namen des Ungarischen Elektrotechnischen Vereins be-
grüße ich die Jahresversammlung des „Verbandes Deut-
scher Elektroteehniker”. Ich beginne mit Worten unseres
tiefrefühlten Dankes an die Leitung des Verbandes für
die Auszeichnung, die uns durch die Einladung zu dieser
gemeinsamen Tagung zuteil wurde. — Wir schätzen diese
Ehrung um so höher, als sie uns Gelegenheit bietet, an
einem Ereignis elektrotechnischen Charakters teilzuneh-
men, welchem in vielen Beziehungen eine bahnbrechende
Bedeutung zukommt. — Es sei mir persönlich gestattet,
als vermutlich dem Ältesten unter den Versammelten,
der auf eine etwa 53jährire Tätirkeit in der Elektro-
technik zurückblicken kann, meiner dankbaren Befriedi-
gung Jarüber Ausdruck zu geben, daß es mir gegönnt
war, dieses sowohl fachlich als auch seelisch epochale Er-
eienis miterlebt zu haben.
Ich benutze diese gute Gelegenheit dazu, um den ge-
meinsam tazenden deutschen, österreichischen und hollän-
dischen Vereinen wiederholt unseren wärmsten Dank da-
für auszusprechen, daß Sie sich anläßlich der jüngst ab-
relaufenen Jubiläums-Feierlichkeiten unseres Vereins so
glänzend haben vertreten lassen und auf diese Weise
Ihren freundschaftlichen Gefühlen für uns und unser
Land einen so ehrenden Ausdruck verlichen haben.
Wenn ich nun aus der Ferne einen Blick werfe auf
das, was hier eigentlich geschieht, so finde ich ein eigen-
artiges Bild. Wir alle, die wir hier sprechen, hören und
rleichzerichtet denken und fühlen, billen den Gegenstand
einer «eroßartiren elektrotechnischen Fixperimentalvor-
führung, veranstaltet in einem Versuchsraum von etwa
1000 km Längenausmaß, auf welchem sieben Appa-
ratesätze mit sieben Beobachtererruppen verteilt sind.
An vier Stellen dieses Laboratoriums befinden sich die
Objekte des Versuches, — nämlich wir selbst, die Teil-
nehmer mit unseren Sprach- und llörorzanen, nicht weni-
ger aber mit unseren geistigen und emotionellen Funktio-
nen. Dieser Massenaustausch von Gedanken und Gefüh-
len auf elektrischhm Were zwischen Menscheneruppen,
die auf einen halben Kontinent verteilt sind, bildet wahr-
lich für alle Teilnehmer ein unvergeßliches Erlebnis.
Wir als Elektrotechniker geben dureh diesen an uns
selbst durchgeführten Großversuch auch allın anderen
Menschen eine Anleitung dazu, wie sie unsere techni-
schen Mittel zur internationalen Verständigung verwen-
den können. Die Folgen dieser neuentstandenen Möglich-
keit für eine friedliche Zusammenarbeit der Völker sind
heute kaum abzusehen. Weitausblickende Politiker wer-
den wohl mit den grenzüberschreitenden Fähigkeiten der
strömenden und strahlenden Klektrizität rechnen müssen.
Wenn ieh nun auf die Zeit zurückblicke, die seit
etwa 50 Jahren verstrichen ist, so sehe ich am Anfang
Mlektrotechniker, für die es eine sensationelle Befriedi-
gung bietet, eine Dynamomaschine hergestellt oder eime
neue Bogenlampen-Ko.astruktisn erfunden zu haben. - Die
Telegraphentechniker waren um diese Zeit allerdings
D D Ae D N
schon viel weiter. UÜberscetelesraphie und Ferndruck-
apparate sind längst gelöste Probleme. Das Telephon wird
eben erfunden, aber seine Bedeutung noch gar nicht er-
kannt. Ks heißt damals allgemein, daß die Elektro-
technik noch in den Kinderschuhen stecke. Heute hin-
gcgen können wir schon von wahrhaftigen Umwälzungen
sprechen, weiche sich auf das Gesamtgebiet der mensch-
lichen Zivilisation erstrecken. Ein anderes Schlagwort
aus jener Zeit ist das von der Proteus-artigen Natur der
elektrischen Energie. Diese Feststellung hat sich glän-
zend bewährt. Es gibt kaum einen Zweig der mensch-
lichen Tätigkeit, der die Elektrizität nicht in seinen
Dienst gestellt hätte. Auch die Wissenschaft hat der
Elektrotechnik unschätzbares zu danken — gleichsam als
Gegendienst für alles das, was die celektrotechnische
Praxis den Forschungsergebnissen der Gelehrten ent-
nommen hät. P
Und trotz alledem müssen wir uus das gegenseitige
Geständnis ablegen, daß die Elektrotechnik den Kinder-
schuhen noch immer nicht entwachsen ist. Einige Bei-
spiele mögen die Lage beleuchten. Die moderne Glüh-
lampe weist wohl einen etwa fünfmal so hohen Wir-
kungsgrad auf als die erste. Wie weit sind wir aber
noch von dem etwa 50prozentigen Wirkungsgrad, den die
Physiker als voraussichtliches Optimum errechnet haben?
Auch die Konstrukteure von Maschinen und Transforma-
teren sind mit den isolierten Leitern unzufrieden, welche
ihnen die Kabeltechnik zur Verfügung stellt. Sie haben
die Hoffnung auf eine hitzebeständige Isolation wohl
schon beinahe aufgegeben, aber trotzdem darf man vor-
aussagen, daß es der Stoffkunde einmal gelingen wird,
eine haltbare Drahtisolation herzustellen, welche sich
konstruktiver ansehen wird, als die aus Pflanzenfasern
hergestellte. Von gleicher Bedeutung wären magnetische
Legierungen mit höheren Permeabilitäten und gerin-
geren Verlustwerten, als die bekannten Legierungen auf-
weisen. So könnte man noch zahlreiche Verbesserungen
anführen, wie die des Überstrom- und Überspannunes-
schutzes, der großen Schalter, vieler Fernübertragunegs-
verhältnisse usw. usw., deren Durchführung nicht nur
Teilprobleme lösen, sondern zufolge der Beseitigung gro-
Rer Schwierirkeiten auch prinzipiell das Betreten neuer
Wege ermöglichen würde. Nicht weniger wichtig wäre
die Einstellung neuer technischer Mittel, wie z. B. die der
Elektronenströmung, welche allerdings nicht unter dieser
Bezeichnung schon in den Anfangsiahren als Arbeitsele-
ment der Borenlampen verwendet wurde, heute aber nur
in Queceksilbergrleichrichtern den Zwecken der Stark-
strointechnik dient. Hier liegt ein sehr umfangreiches
und dankbares Arbeitsgebiet für die heutige und nächste
Generation.
Ich hege die bestimmte Hoffnung, daß ein Redner
der drahtlosen Weltferntagung im Jahre 1979 ebenso
wohlwollendnachsiehtig auf den gegenwärtigen Stand der
Elektrotechnik zurückblicken wird, wie die heutige elek-
troteehnische Jugend auf die siebziger Jahre des vergan-
genen Jahrhunderts zurückblickt. Die Voraussicht liegt
nahe, daß dieser noch ungeborene Kollege wieder fest-
stellen wird, daß die Klektrotechnik sich noch immer in
den Kinderschuhen befinde.
Geehrte Ferntagung! Gestatten Sie nun, daß ich
zum Schluß als einer der Veteranen der Elektrotechnik
und als langjähriger Lehrer meine Worte an die Jugend
unter Ihnen richte. Ich weiß wohl, daß Sie keiner An-
feuerung bedürfen. Hat ja die Elektrotechnik die Figen-
tümliehkeit, ihre Jünger mit einem unzerreißbaren Bande
festzuhalten. Es geht von ihr wie eine magische Wir-
kung aus, sozusagen als Symbol der mehr geahnten als
bewußten Tatsache, daß die Elektrizität die Urkraft des
Lebens ist. Wer Sich der Elektrotechnik ergeben hat,
ist ihr für Zeitlebens ausgeliefert. Wenu Sie nun, meine
jüngeren Fachzenossen, zu Ihrer täglichen Arbeit zurück-
kehren, so bitte ich Sie, eines nicht außer acht zu lassen:
es ist dies die Erkenntnis der Tatsache, daß die Elektri-
zität, als Gegenstand der menschlichen Betätigung be-
trachtet, ähnlich bipolarer Natur ist, wie sie sich uns als
natürliches Agens zeigt. Der eine Pol heißt: Wissen-
schaft, der andere: Wirtschaft. So soll auch die Arbeit des
praktischen Blektroingenieurs stets bipolar vor sich gehen.
Pflegen Sie beide Richtungen! Nur so wird Ihre Tätig-
keit der Menschheit den vollen Nutzen bringen, den Ihre
Vorgänger von Ihnen als Anerkennung für die geleistete
Vorarbeit zu erwarten sich berechtizt fühlen.
(Fortlselzung folg')
Verband Deutscher Elektrotechniker.
“Der (teneralsekretär:
P. Schirp.
1810
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
31. Oktober 1929
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
' Berlin W 57, Kurfürstenstraße 15/16.
', Betr.: Unberechtigte Benutzung des VDE-Zeichens.
‚Es befinden sich Schraubkappen (Stöpselköpfe) im
Handel, welehe das dem Verband Deutscher Elektrotech-
SITZUNGSKALENDER.
Thüringer Elektrotechnischer Verein, Erfurt. 8. XT.
1929, abds 8h, Restaurant Münchener Bürgerbräu: Vorfüh-
rung neuer Rundfunkgeräte.
Lichttechnische Gesellschaft Karlsruhe. 15. XT. 1929.
vorm. 94h, kl. Saal des Konzerthauses Karlsruhe: 8. Jahres-
vers. mit folg. Vorträgen: Prof. J. Teichmüller, „Über
die Erfind. d. el. Glühlampe u. ihre kulturgeschichtl. Bedeut.”
Dir. H. Pohl, „Über die Herstell. d. el. Glühlampe von den
ersten Kohlefadenlampen bis zu den modernen Wolframdraht-
lampen“. Dr. W. Köhler, „Über die Bedeut. d. el Glüh-
lampe f. d. moderne Lichttechnik“. Dr. H. Lux, „Edison als
Mensch u. Erfinder“. Vorführ. historischer Glühlampen,
(Arbeitsgemeinschaft für Auslands-
und Kolonialtechnik), Vortragsreihe über „Technische
Sonderbedürfnisse im Ausland. Die Tech-
nik in warmen und heißen Ländern.“ Hörsaal
H 120 der T. H. Berlin, abds. 6... sh.
6. XI. 1929 Prof. Dr. Gg. Wegener, „Das Bevölke-
rungsproblem der Erde“. 13. XI. Dr. A. Dix, „Die Roh-
stoffe der heißen Länder“. 27. XL Dir. J. Loag, „Die
Tropen und Subtropen als Absatzgebiete*“. 4. XII. Dr. R.
Böhmer, „Besiedlung der heißen Länder“. 11. XII. Prof.
Dr. Ziemann, „Hygiene und Krankheiten in den Tro-
pen“. 18.XII. Prof. Dr. Kaßner, „Begriff und Klima der
Tropen und Subtropen“. 15. 1. 1930. Dr.-Ing. Keller,
„Wassererschließung und Entsumpfung“. 22. I. Dipl.-Ing.
Marggraff, „Bau und Betrieb von Verkehrswegen in
Akotech, Berlin.
Übersee“. 29. I. a) Dr.-Ing. K. Lubowskvy, „Krafterzeu-
gung“. b) Ing. Kleemann, „Kraftantrieb“. 5. II. Dipl.-
Ing. Lörcher, „Wohnungs-, Siedlungs- und Städtebauten“,
12. II. Obering. Mertz, „Mechanisierung der tropischen
Landwirtschaft“. 19. IT. Dr. Karstedt, „Arbeiterbe-
schaffung und behandlung“.
Karten für den ganzen Kursus 4 RM, für Angehörige
aller Hochschulen 2 RM (gegen Ausweis), Karten für ein-
zelne Vorträge je 1 RM, für Angehörige aller Hochschulen
je 0,50 RM, erhältlich im Außeninstitut der T. H., Zimmer
138 a (Frl. Koch).
PERSÖNLICHES.
(Mittellungen aus dem Leserkreis erbeten.)
Hochschulnachrichten. — Bei der Fakultät für AN
gemeine Wissenschaften der T. H. Aachen wurde dem Pri
vatdozenten Dr. L. Strauss ein Lehrauftrag für Lite-
raturwissenschaft erteilt.
LITERATUR.
Besprechungen.
Lehrbuch der Elektrotechnik. Von Dr. Lk
Blattner, 4 Aufl. 2. Teil. Mit 342 i. d. Text gedr.
Fis, VHI u. 393 S. in 8%. Verlag K. J. Wyss Erben,
Bern 1928. Preis geb. 15 RM.
Das flüssig geschriebene, mit guten Abbildungen
ausgestattete Buch erfuhr innerhalb von 20 Jahren die
vierte Auflage, die der Verfasser selbst den Fortschrit-
ten der Neuzeit entsprechend umarbeitete. Blattner bringt
zunächst Grundlegendes über den Ein-, Zwei- und Drei-
phasen- Wechselstrom. Er beschränkt sieh hierbei auf die
Vektordarstellung der Wechselstromzrößen: ein Hinweis
auf die symbolische Darstellung durch komplexe Zahlen
fehlt. Die Verwendung des Buehstabens V statt U als
Formelzeichen für die Kleminenspannung hätte in der
niker gesetzlich geschützte VDE-Zeichen und ein Ur-
sprungszeichen tragen. Für Erzeugnisse mit diesem
Herkunftszeichen ist die Genehmigung zur Führung des
Verhandszeichens nicht erteilt worden. Vor dem Ankauf
soleher Erzeugnisse, die also das Verbandszeichen zu Un-
recht führen, wird daher gewarnt.
Prüfstelle des
Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Zimmermann.
neuen Auflage vermieden werden sollen, da V außerdem
als Abkürzung der Maßeinheit Volt auftritt. Ebenso
wäre für die Leistung besser das Formelzeichen N (nach
ABE) statt P zu setzen gewesen.
In gedrängter Form behandelt der Verfasser dann
weiter Wechselstrommessungen, Transformatoren und
Wecechselstrommaschinen. Der folgende Abschnitt über
Leitungsberecehnung (Gleich, und Wechselstrom) hat
durch die ausführliche Behandlung von Selbstinduktien,
Kapazität und Ableitung sowie durch Einfügung des
Kapitels über Kabel eine wesentliche Erweiterung er-
fahren. Das Buch schließt mit einem Abschnitt über
Tinergeieverteilungesanlagen. Es nimmt unter den vielen
Büchern gleichen Titels in jeder Hinsicht eine Mittelstel-
lung ein. M. Zorn.
Handbuch der physikalischen und techni-
schen Mechanik. Von Prof. Dr. F. Auerbach
u. Prof. Dr. W. Hort. Liefe. 2, Bd. VII. Mit 68 Abh.
im Text, VI u. 251 S. in gr. Hi Verlag Joh. Ambr. Barth,
Leipzig 1929. Preis geh. 2t RM, Subskr.-Pr. 19,20 RM.
In der vorliegenden Lieferung finden vorzursweise
einige theoretische (Gegenstände Platz, welehe mehr oder
weniger an der Grenze des dem Handbuch bestimmten Rah-
mens liegen. So kommt es, daß das Heft sechs Artikel ent-
hält, von denen fast jeder einen Stoff behandelt, der in der
physikalischen Literatur einen Band für sich zu füllen
pflegt. Es kam also darauf an, überall die Grundlinien
herauszuarbeiten und sieh im übrigen auf die Spezialpro-
bleme zu beschränken, welche mit Fragen der Mechanik
irgendwie in Zusammenhang stehen. Dies ist durchweg
gut gelungen.
In den ersten beiden Artikeln behandelt F. Auer-
hach „Thermodynamik” und „Kinetische Gastheorie” in
didaktisch interessanter Weise, wobei insbesondere auch
der Sprachgebrauch der technischen Thermodynamik Be-
rieksiehtigune findet. Etwas störend ist nur, daß die Ab-
b'lẹungen nieht immer ansreichend beschriftet und erläutert
sind (etwa Abb. 155 und 160). Ausgezeichnet sind die dann
folgenden Abschnitte „Statistische Mechanik“ und „Schwan-
kungserscheinunzen” von R. Fürth, besonders wertvoll
die klare Darstellung des Verhältnisses der Quantenthen-
rie zur statistischen Mechanik. Das schwierige und noch
wenig abgeschlossene Crebiet „Zustand der festen Körper"
erfährt durch W. Braunbek eine bei aller Knappheit
doch klare und bemerkenswert vielseitige Beleuchtung. Den
Schluß des ITeftes bildet eine von G. Joos gegebene Uber-
sicht über die „Atommechanik”, welche beim Rutherford-
schen Atommodell beginnend und wesentlich historisch vor-
gehend bis zum heutigen Stande der Quantentheorie der
Atome führt.
Für den Praktiker, welchem diese Gexenstände z. T.
ferner liegen mögen, bietet das Heft bequeme und zuver-
lässige Möglichkeit, sich einen Uberblick über ihren gegen-
wärtizren Stand zu verschaffen. Bothe.
Der Dampfbetriebh. Leitfaden f. Betriehsinz.,
Werkführer u. Heizer. Auf Veranlass. d. Schweiz. Ver-
eins v. Dampfkessel-Besitzern herausg. v. Obering. E.
Höhn. Mit 229 Abb. i. Text, 10 Zahlentaf. u. 240 S. in
8°. Verlag Julius Springer, Berlin 1929. Preis kart.
6 RM.
Mit vorstehender Veröffentlichung ist ein Buch der
Allgemeinheit zugänglich gemacht worden, das vollste
Beachtung verdient. In kurzer und trotzdem leicht an-
schaulicher Weise führt der Verfasser den Leser durch
das ganze große Gebiet des Dampfbetriebes. Nach einer
kurzen Einführunz und Erläuterung einiger physikali-
scher und chemischer Begriffe werden alle mit einem
Dampfhetriehbe zusammenhängenden Gebiete gestreift und
zum Teil auch länger besprochen. Wertvoll erscheinen auch
die besonderen Kapitel über Heizungsanlagen, vor allem
31. Oktober 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
1611
auch die Warmwasser- und Dampfheizungen, die in letzter
Zeit an Bedeutung gewonnen haben. Seiner Bestimmung
nach soll dieses Buch ein Leitfaden sein, der es den in
Dampfbetrieben beschäftigten Ingenieuren, Werkführern
und Heizern ermöglichen soll, sich ohne große Vorkennt-
nisse das unbedingt Wissenswerte über Wärme, Dampf
usw. anzueienen. Bei dem Umfang des in Frage kommen-
den Stoffes kann es natürlich nicht ausbleiben, daß sich
der Verfasser, wie er es selbst in seinem Vorwort betont,
zu erheblichen Einschränkungen gezwungen sah. Das ist
ja auch nicht der Zweck des vorliegenden Buches, jedes
Gebiet eines Dampfbetriebes bis ins Kleinste zu behan-
deln. Hierfür stehen besondere Spezialveröffentlichungen
zur Verfügung, auf die der Verfasser wiederliolt hinweist.
Für Heizerschulen und -kurse verspricht dieses Werk ein
brauchbares Lehr- und Nachsehlarebuch zu werden. Man
kann diesem Leitfaden nur wünschen, daß er seinen Weg
in recht viele Dampfbetriebe nimmt.
W. Reinhard.
DerAufbauderchemischen Verbindungen
(Molekülbau). Von Prof. Dr. R. Müller. (Sonder-
ausge. aus d Samml. chem. u. chem.-teehn. Vorträge.
Herausg. v. Prof. Dr. W. Herz, Bd. 30.) Mit 53 Abb.
u. 150 S. mer äi Verlag von Ferdinand Enke, Stutt-
gart 1928. Preis geh. 15 RM.
Das Werk von Robert Müller unterrichtet vom
Standpunkt der Aiomphysik aus über die Fragen des Mole-
külbaus. Der Stoff ist außerordentlich reichhaltig: be-
einnend bei den einfachsten Salzen, bei denen wir über
den Bindungsmechanismus recht gut orientiert sind, wird
die Darstellung über alle bekannten Molekültypen, homöo-
polare und unpolare Moleküle, komplexe Salze, freie Radi-
kale, Verbindungen der Metalle untereinander usw. aus-
vedelnnt. Hierin liegt der eine Vorzug des Buches. Der
andere ist in der einfachen, ungekünstelten und leicht ver-
ständlichen Darstellungsweise zu suchen. Leider muß man
feststellen, daß der Autor der Versuchung, die Exaktheit
der Darstellung hinter ihre Popularität zurücktreten zu
lassen, mehrfach nachgegeben hat. So heißt es, um nur
ein Beispiel zu nennen (S. 67): „aus der höheren Mole-
kularrefraktion der Doppelbindung ergibt sich also ein-
deutig ein größerer Bahndurchmesser der Valenzelektro-
nen“ (bei der Doppelbindunz des Ätlıylens) ; abgesehen da-
von, daß wir im Augenblick noch nicht einmal mit Sicher-
heit sagen können, ob wir von Elektronenbahnen im Atom
wirklich sprechen dürfen, muß doch betont werden, dab
wir heute noch keinerlei eindeutige Zusammenhänge etwa
zwischen der Lorenz-Lorentzschen Refiaktionsformel und
den Elektronentermen der Bandenspektien besitzen. Jeder,
der auf dem Grenzgebiete zwischen Atomphysik und
Chemie arbeitet, weiß, wie vieles an unbewiesenen An-
nahmen heute noch in Kauf genommen werden muß. Das
ist zewißb gerade hier heute notwendig und hat sich im
höchsten Maße als fruchtbar bewährt. Man darf es aber
nicht vergessen und sollte es gerade bei einem Werke, das
unter andern speziell für Chemiker bestimmt ist, unter-
streichen. Demgegenüber muß anerkannt werden, daß der
Autor durch derartige Vereinfachungen eine sehr anschau-
liehe und leichtverständliche Darstellung erzielt, die be-
sonders für das erste Eindringen in dieses Gebiet warm zu
empfehlen ist. H Samuel,
Streifzüge durch die Empfangestechnik.
Von M. v. Ardenne. Mit 106 Abb. u. 99 S. in 8".
Verlag Rothrießer & Diesing A.-G., Berlin 1929. Preis
geb. 3,50 RM.
Das kleine Buch enthält 10 Aufsätze, die einzelne
Fragen der Funkempfanzsteechnik behandeln und von
denen die meisten bereits in Zeitschriften veröffentlicht
waren. Der Verfasser, insbesondere durch seine
Arbeiten auf dem Gebiete des Widerstandsverstärkers
bekannt, berichtet über die Ergebnisse verschiedener
Untersuchungsreihen, die er offenbar für die Entwicklung
des neuen Fernempfängers der Rädiofrequenz G. m. b. H.
angestellt hat. Von diesen sehr sorgfältig ausgeführten
Arbeiten ist am unfängıeichsten die erste, welche sich
mit dem Rahmen als Empfanzsantenne und den nicht
ganz einfachen Maßnahmen befaßt, die erforderlich sind,
um einem Rahmen praktisch die Eigenschaften zu geben,
die man theoretisch von ihm erwartet. Die hier wieder-
gegebenen Erkenntnisse und Erfahrungen sind für Bast-
ler, Techniker und Physiker gleich interessant. Von
anderen Aufsätzen seicn einer (Nr. 4) über die Rück-
kopplunz erwähnt, in dem u. a. die Bedingung für
weichen Schwingzungseinsatz (Arbeitspunkte an der steil-
sten Stelle der Charakteristik) erörtert ist, zwei (Nr. 5
und 6) über Anoden- und Gittergleichriehtung (Anoden-
gleichrichtung erweist sich als vorteilhafter) und einer
(Nr. 7) über die schädliche Wirkung der inneren Kapa-
zität von Röhren. Burstyn.
Los majistrales de fuerza eleetromotriz
ielculombmetro de plata reproducible.
Von Prof. A. E. Salazar. Mit 2) Textabb., XIV u.
133 S. in 8°. Universität Santiago (Chile). 1928.
Aus demZwang der Verhältnisse ist in Santiago eine
wertvolle Arbeit über die Fehlerquellen der Normalele-
mente von Weston, Clark, Daniell usw. entstanden. Man
empfand das Fehlen von Normalelementen mit wirklich
konstanter Spannung so sehr, und die an allen Typen be-
obachteten Abweichungen waren derart große, daß sich
Prof.Salazar von der Universität Santiago der Aufgabe
unterzog, den Ursachen dieser unerwartet hohen Schwan-
kungen auf den Grund zu gehen. Als interessantes Ergeb-
nis seiner jahrelangen, in dem Buche genau geschilderten
Studien kann der Verfasser nun feststellen, daß es keine
Elemententype gibt, welche ihre Spannung nicht unter ge-
wissen Umständen verändert, und daß die auftretenden
Spannungen auch nicht immer einem erkennbaren Gesetz
folgen. Bescheinigungen der Eichanstalten erweisen sich
als mehr oder weniger wertlos, da sie nur den Zustand zur
Zeit der Eichung wiedergeben. Um in entlegenen Übersee-
ländern dennoch Vergleichswerte für genaue Spannungs-
messungen zu haben, muß die Spannung der vorhandenen
Eichelemente zeitweise durch ein Silber-Coulombmeter mit
Hilfe einer Kompensationsbrücke nacheeprüft werden.
Wenngleich unsere Laboratorien in der glücklichen Lage
sind, Nacheichungen jederzeit vornehmen lassen zu können,
und obwohl der größte Teil der Ursachen für die von Sa-
lazar beobachteten Erscheinungen unter hiesigen Verhält-
nissen entfällt, wird das vorliegende Werk doch auch in
Europa von Physikern, Chemikern und Elektrotechnikern,
die mit „konstanten“ Normalelementen zu arbeiten haben,
eingehend studiert werden. Die reiche Ausstattung mit
Bildern und sehr deutlichen Kurvenblättern vermag auch
dem der spanischen Sprache Unkundigen einen Überblick
über den reichen Inhalt des Buches zu vermitteln.
Dr. v. Stritzl.
Patentgzesetz u Gebrauchsmusterschut7-
gesetz (Gewerbe- u. Industrie-Kommentar Bd. V, 1).
Kommentar unt. Berücks. d. schon vorgeschlagenen u.
weiter beantragt. Abänderungen d. Patentzesetzes v. Dr.
jur. I. Pietzcker. 1. Halbbd. Mit 427 S. in gr. !.
Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin u. Leipzig 1929.
Preis geh. 26 RM, geb. 28 RM.
Das Buch stellt den Niederschlag der langjährigen Mit-
arbeit eines Mitglieds des Reichsgerichts an der Patent-
reehtspreehung dar und steht daher überall auf dem siehe-
ren Boden der Praxis, ohne daß dabei die wissenschaftliche
Durchdringung des Stoffes zu kurz kommt. Die Recht-
sprechung des lteichsgzerichts aus den letzten 25 Jahren ist,
auch soweit nicht veröffentlicht, nach den Angaben des
Verfassers in vollem Umfange berücksichtigt, ebenso ist
weitgehend die Literatur zitiert.
Bei zahlreichen Entscheidungen ist der Kern des tech-
nischen Tatbestandes kurz, aber doch in solchem Umfanze
wiedergegeben, daß man sich ohne weiteres Material ein
Bild davon machen kann, inwieweit die Entscheidung für
einen speziellen Fall benutzbar ist. Diese Wiedergabe ist
besonders wertvoll bei nicht veröffentlichten Entscheidun-
een. In vielen Fällen hat der Verfasser seine von der
Praxis des Reichsgerichts abweichende Auffassung ent-
wickelt und in einer immer anregenden und sorgfältigen
Weise begründet. Dabei finden sich nicht selten wertvolle
Anregungen zur Behandlung schwierizrer Probleme bei der
bevorstehenden Gesetzreform. Interessant sind die häu-
figen Vergleiche mit der englischen, amerikanischen und
französischen Rechtsprechung, um neue Gesichtspunkte
zur Behandlung von Einzelfragen zu finden.
Zu allen diesen Vorzüren kommt noch eine klare Dar-
stellungsweise, die diese ausgezeichnete Arbeit leicht be-
nutzbar macht. Sie wird sich sicher einen Platz in der
ersten Reihe der Kommentare dieses viel bearbeiteten Ge-
bietes erobern, und die Fachwelt wird mit Spannung der
zweiten Hälfte des Werkes entrerensehen. Eine detail-
lierte Übersicht vor jedem Paragraphen und ein Sachreei-
ster erleichtern den Gebrauch des Buches wesentlich, das
sich auch mit allen in der letzten Zeit aufretauchten Pro-
blemen auseinandersetzt. H. Herzfeld I.
1612
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 44
31. Oktober 1929
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Die Bilanzen der deutschen Elektroaktiengesellschaf-
ten vom 31. XII. 1928. — Das Statistische Reichsamt hat
kürzlich die Bilanzergebnisse derjenigen deutschen Elektro-
aktiengesellschaften veröffentlicht, die zwischen dem 1.X.
und 31. XII. 1928 abschlossen und an der Börse zugelassen
waren bzw. deren Nominalkapital mindestens 1 Mill RM be-
trägt!. In folgender Zahlentafel sind die Werte (Mill RM)
zusammengestellt:
Elcektrizitätswerke
| Elektroindustrie
1927! 1528 1927, 198
Gesellschaften ............- 31 31 64 64
Nominalkapital ........... 235.0 270,7 685,7 740,3
Aus den Aktiven
Anlagen? ......... ee 126,6 127,1 1 1013,2 | 1142,9
Vorräte ....... BESSERE 125,0 | 131,3 28,3 31,3
Beteiligungen, Effekten..... 47,2 63,9 109,0 | 121,9
Flüssige Mittel? ........... 219,3 245,7 179.9 223,3
Aus den Passiven
Nominalkapital® ........... 233.1 | 263,9 | 682,3 | 735,3
Genufecheine d — — —
Ausgewiesene Reserven .... 25,7 30,5 45,0 53,0
Unterstützungsfonds ....... 1,9 3,0 5,7 6.7
Langfristige Verschuldung.. 47,6 56,8 326,6 | 483.3
Sonstige Schulden ......... 191,8 181,6 215,8 235,7
Dividendenberechtiges Ak-
tienkapital e 230,7 | 250,5 | 663,3 | 715.2
Abschreibungen .......... 12,7 14,5 47,8 53.6
Jahresreingewinn? ...... reg 17,5 21,0 50,8 55.3
Jahresreinverlust8 ......... 0 = 0.1 —
Jahresreingewinn in % des
Eigenkapitals ........... va 74 maal 7,20
Jahresreinverlust in % des
Eigenkapitals ........... 0 — 0.01 —
Dividendensumme ......... 15,8 18,9 47,0 ` 50,6
Dividendensumme in % des
dividendenberechtigten |
Aktienkapitals `... 6,85! 7,54 7,001 7,07
Fa
1 Mit 1028 vergleichbare Abschlüsse. — ? Abzüglich Erneuerungs-
konto. — ® Einschl. Vorausleistungen und -zahlungen. — + Abzüglieh aus-
stehender Einzahlungen. — ° Schuldverschreibungen, Hypotheken und
langfristige Darlehen. — ù Einschl. Zuweisungen zum Erneuerungsfonda. —
7 Ausgewiesener Gewinn ausschließlich des etwaigen Gewinnvortrags und
vor Abzug des etwaigen Verlustvortrags. — P Ausgewiesener Verlust ausschl.
des etwaigen Verlustvortrags und vor Abzug des etwaigen Gewinnvortrags.
Es sind also 31 Aktiengesellschaften der fabrizierenden
Elektroindustrie erfaßt worden, deren Nominalkapital sich
um 15,19% auf 270,7 Mill RM erhöht hat, und 64 Elektrizi-
tätswerksunternehmen, die über ein Nominalkapital von
740,3 Mill RM (Zunahme 7,96 %) verfügten.
In der Elektroindustrie haben auf seiten der
Aktiva die Anlagen und Vorräte dem Wert nach nur eine
mäßige Steigerung erfahren, während die Effekten und Be-
teiligungen und namentlich die flüssigen Mittel stärker ge-
wachsen sind (letztere um 26 Mill RM, d.s. 12,04 %,). Ins-
gesamt läßt sich eine Vermehrung des Vermögens dieser
untersuchten Aktiengesellschaäften um 7,54 % auf 558 Mill RM
feststellen. Dieser Erhöhung steht auf der Passivseite für
30 Mill RM neues Aktienkapital gegenüber, das aus größeren
Aktienemissionen von fünf Gesellschaften entstanden ist. Das
bilanzmäßige Eigenkapital zeigt eine Zunahme von 256.4
auf 281,0 Mill RM, das Fremdkapital eine Verringerung von
239,4 auf 238,4 Mill RM; tatsächlich gesunken sind nur die
kurzfristigen Schulden, während Schuldverschreibungen, Hy-
potheken und langfristige Darlehen sich um fast den glei-
chen Betrag erhöht haben. Die Anlagebewegung und die Ka-
pitalbewegung dieser 31 Aktiengesellschaften kommen in
folgenden Ziffern (Mill RM) zum Ausdruck:
1927 | 1928
Anlagen abzüglich Erneuerungskonten und Be-
teiligungen EE 173,8 181,0
Vorräte und flüssige Mittel .........c.220... 344,3 | 377,0
Bilanzmäßiges Eigenkapital! und langfristige
Verschuldung asus a aa en 308,3 354.2
Sonstige Verschuldung .....22cesereersene ne 191,8 | 181,6
2 Aktienkapital (abzügl. ausstehender Einzahlungen), ausgewiesene
Reserven, Beamten- und Arbeiterunterstützungsfonds,
Die Abschreibungen haben sich verhältnismäßig in stärkerem
Maße erhöht als die Anlagewerte. Sämtliche 31 Gesellschaf-
ten arbeiteten im letzten Jahr mit Gewinn, u. zw. betrug der
ı Wirtsch. u. Stat. Bd. 9, 1920, S. 625. Val. ETZ 192%, S. 1732.
Jahresreingewinn ausschl. des etwaigen Gewinnvortrags
und vor Abzug des etwaigen Verlustvortrags 21 Mill RM ge
gen 17.5 Mill RM im Vorjahr, das bedeutet 7,47% gegenüber
6,83 % des Eigenkapitals. Infolgedessen konnte sich die Di-
vidende von durchschnittlich 6,85 % auf 7,54 % erhöhen. Von
diesen Aktiengesellschaften waren 1928 der Anzahl nach
25,81% (29,03% i. V.), dem dividendenberechtigten Aktien-
kapital nach 8,85% (10.25% i.V.) dividendenlos. 9,68 %
(6,45 % i. V.) der Gesellschaften mit 3,71% (2,08% i. V.) des
Kapitals verteilten bis 5% Dividende. Während sich die
Aktiengesellschaften mit einer Dividendenausschüttung von
5 bis 10 % verringerten, u. zw. nach der Zahl von 61,29 % auf
58,06% und nach dem Kapital von 86,83% auf 85,52 %,
konnten 6,45% (3,23% i. V.) der Gesellschaften und 1,92 %
oo i. V.) des Kapitals mehr als 10% Dividende ver-
eilen.
Bei den 64 in die Untersuchung einbegriffenen Elek-
trizitätswerken ist das Gesamtvermögen von 1330,4
auf 1519,4 Mill RM gestiegen. Davon entfallen fast 130 Mill
RM auf Neuanlagen und rd. 13 Mill RM auf Beteiligungen
und Effekten. Die Finanzierung der Neuunlagen erfolgte fast
vollständig durch langfristige (d.h. vorwiegend ausländi-
sche) Darlehen. während die Finnahmen aus der Kapital-
erhöhung wohl in der Hauptsache dazu dienten, das Betriebs-
vermögen, d. h. die flüssigen Mittel einschl. Vorauszahlungen
und Leistungen (die Vorräte spielen bei den Elektrizitäts-
werken eine untergeordnete Rolle) zu vermehren. Eine Glie-
derung der gesamten arbeitenden Mittel zeigt, daß das bi-
lanzmäßige Eigenkapital sich von 708,3 auf 768,2 Mill RM,
also um 8,46 %, das Fremdkapital von 542,4 auf 719,0 Mill
RM, d.h. um 32,56 % erhöhte. Während 1928 bei den Aktien-
gesellschaften der Elektroindustrie die langfristige Verschul-
dung am gesamten Fremdkapital mit 23,83 % (19,88% i.V.)
beteiligt war, besteht das fremde Kapital bei den Elektrizi-
tätswerken zu 67,22% (60,21% i.V.) aus Obligations- und
Anleiheschnlden und nur zu 32,78% (39,79% i. V.) aus kurz-
fristigen Verpflichtungen. Diese Ziffern lassen erkennen, in
welch starkem Maß das rasche Fortschreiten der Elektrizi-
tätsversorgung zur Erweiterung der Stromerzeugungs- und
Verteilnngsanlagen und damit zur Kreditaufnahme nötigt.
Der Jahresreingewinn dieser Elektrizitätswerke betrug 55,3
Mill RM (50,81. V.) bzw. 7,20% (7,171. V.) des Eigenkapi-
tals, von denen 50.6 Mill RM (470 i. V.) als Dividende zur
Verteilung kamen, d a, 7,07 %5 (7,09% i. V.) des dividenden-
berechtigten Kapitals. Dr. C. Albrecht.
Englands elektrotechnischer Außenhandel!. — Für
den September 1929 ergibt sich bei der Einfuhr
gegen den Parallelmonat des Vorjahres die erhebliche Zu-
nahme um 303613 £ (63 %) und im Vergleich zum August
(748 286 £) eine solche um 34645 £ (4,6 %). Die Aus-
fuhr andererseits zeigt im Vergleich mit dem Vormonat
(1678755 £) eine Verringerung um 348 215 £ (21%) und
gegenüber dem September 1928 eine Abnahme um 148 038 €
(10 %). In den abgelaufenen neun Monaten ist der
Import, verglichen mit der gleichen Zeit des Vorjahres, um
1076980 £ (24 95) und die Ausfuhr um 366 732 £ (2,7%
gewachsen. Ihr Überschuß betrug 8 486 907 £ (9 197 155 i.V.).
Einfuhrin £
1929 | 198
Ausfuhrin £
en | 198
Erzeugnisse
September
137 867 | 7 649 432 548) 399 024
i 645 064 | 381 669 = 897 992| 1079 554
782931! 479318 | 1330 540| 1478 578
Januar/September
Maschinen 1 347 831 | 1 283 737 | 4 694 347° 4 977 736
Waren u. Apparate . |4 23546013222 574| 9 375 851 8725 730
Maschinen
Waren u. Apparate .
5 583 291 A 506 311 |14 070 198/13 703 466
I The Electrician Bd. 103, 1929, S. 465. Ygl. ETZ 19%, S. 1468.
Bezugsquellenverzeichnis.
Frage 318: Wer fertigt die Blechzylinder zu den
Zylinder-Blech-Endverschlüssen DIN VDE 7694 an?
Frage 319: Wer stellt stiftförmiee hochöhmire
(2500 Q) Silit- oder Karborundumwiderstände (8X 100 mm )
her?
Abschluß des Heftes: 28. Oktober 1%9.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expl.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh m e in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9.
D.R.P. Nr.414 670 vu.401587
S GE 7
Z $ Vereinigte
Köppelsdorfer Porzellanfabriken
vorm:Armand Marseille und Ernst Heubach
Köppelsdorf inThüringen
E
G
halte: Müller, Vorschlag z. Berechn, v. Mastfumdamenten 1613 — d. Bahn Visp—Zermatt 1629 — Elektrisier, d. Ungar. Staatsbahnen — Spannung-
denne, Der aperiod. Verstärker in der Meßtechnik 1617 — Pick, Die stabilisator System Soulier — 30jähr. Bestehen des E.V. Mannheim-Ludwigs-
Etat in einem neuzeitlichen Warenhaus 1620 — Sieber u, Heiles, halfen — Getriebe 1630 - Energiewirtschaft 1681 — Gewerbl
Ev. Transformatorenkammern 1623 — Reglin, Kanadas hydroel. Fort- Rechtsschutz 1632 — Vereinsnachrichten 1633 — Sitzungs-
ste f. J. 1929 1624. kalender 1642 — Persönliches 12 — Briefe a. d Schrift-
undaschau: Wanderwellen: Bildung, 'Fortpflanz, u. Schutz 1627 - Leit: Keleti 1642 — Literatur: A, Sacklowski, O. Sattelberg, H R. Müller,
av. Stromwandlern in Hochspannungs-Ölschaltern — Schalenhalter m. kon- R. v. Holzer, T. Matthias 1642 — Geschäftl. Mitteilungen 164.
Verstelibarkeit der Glühbirne — Das Shannonwerk in Irland — Elektrisier.
EFT 7 50.JAHRGANG — IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9
1644) 7. NOVEMBER 1929
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Br e
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II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 7. November 19829
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SPERITZBRETT AMPEREIMETER
1813
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
50. Jahrgang
Berlin, 7. November 1929
Heft 45
Vorschlag zur Berechnung von Mastfundamenten*.
Von Th. Müller, Berlin.
Übersicht. Um bei der Dimensionierung von Mast-
fundamenten den neuzeitlichen technischen Anforderungen
gerecht zu werden und vor allem um die Tragfähigkeit ver-
schiedener Bodenarten in einfacher Weise berücksichtigen
zu können. soll die Frage der Tragfähigkeit von Mastfunda-
menten unter Zugrundelegung der im Boden hervorgerufe-
nen Pressungen untersucht werden. Es werden hierzu vier
Formeln entwickelt, diese sind zum einfachen Gebrauch in
einem Kurvensvstem zusammengefaßt. Sie führen gegen-
über der bisherigen Methode bei größeren Fundamenten zu
einer Vergrößerung des Betoninhalts (bei einem Fundament
für rd. 300 000 mkg etwa um 30 %), während kleine Funda-
mente kleiner gemacht werden können, so daß gegebenen-
falls Schwellenfundierungen wirtschaftlich durch Beton-
fundamente ersetzt werden können, wogegen zur Übertra-
gung von größeren Momenten auf die Ecken verteilte Ein-
zelfundamente notwendig werden. Zum Schluß wird eine
Versuchsreihe zur Prüfung des Verfahrens vorgeschlagen.
Die heute bei der Berechnung von Mastfundamenten
eehräuchliche und von den Behörden vorgeschriebene
Methodet entstand zu einer Zeit, in der man im Ver-
gleich zu heute noch nicht so sehr große Fundamente
benötigte. Eine etwaige Unzulängliehkeit trat deshalb
kaum in Erscheinung, außerdem maglıte man bei den Be-
lastunzsannahmen große Zuschläge, so daß auch deshalb
die meisten Fundamente standhielten, weil die Belastungs-
annahmen in Wirklichkeit kaum erreicht wurden. Bei den
heutigen Größenverhältnissen, wo man 100 und 200 m? in
ein Fundament einbaut, ist man sich in Faclıkreisen einig,
daß das bisherige Verfahren nicht mehr ausreicht. Man
hilft sich entweder mit noch übermäßigeren Belastungs-
annahmen oder durch Einführung von mehr oder weniger
zutreffenden zusätzlichen Koeffizienten in die bisherige
fein empirische Formel. Dadurch .erhält man aber weder
ein genaueres Bild über die Standsicherheit des Funda-
ments, noch hat man eine Gewähr dafür, daß nun auch
keine Materialverschwendung getrieben wurde, d.h. auch
die Wirtschaftlichkeit erfordert ein Verfahren, welches
gestattet, die Sicherheit des Bauwerkes etwas genauer in
ein Verhältnis zum Materialaufwand zu bringen. Dazu ge-
hören in erster Linie in ganz anderem Sinne aufgezogene
Versuche und zweitens ein Rechenverfahren, das im Re-
sultat und in seinen Einzelheiten kontrolliert werden
kann. Nachstehend soll ein Verfahren in Vorschlag ge-
bracht werden, das wieder auf die Ermittlung der auf-
tretenden Pressunezen zurückgreift.
Um den bei allen Erdbereehnungen naheliezenden und
als solchen auch berechtigten Vorurteilen gleich von vorn-
herein den Boden etwas zu entziehen, mag bemerkt wer-
den, daß es sich ja gar nicht darum handelt, nun wirklich
die genauen auftretenden Bodenpressungen berechnen zu
wollen. Es muß lediglich ein Zusammenhang festgestellt
werden, der es gestattet, in seinem Verfolg möglichst
cenau den Einfluß der Veränderunz der Form und Größe
des Fundaments auf dessen zu erwartende Tragfähigkeit
zu bestimmen, und dazu bieten gerade der Begriff der spe-
zifischen Pressung und deren örtliche Verteilung eine vor-
zügzliche Handhabe. Form und Bewezungsvorgänge am
undament sind eben rein geometrische Angelegenheiten
ebenso wie die Spannungsfiruren, und deshalb kann diese
a Uber das vorliegende Thema hat Verfasser bereits vergangenes
Jahr einen kurzen Fachvortrag auf der Jahrestagung des Verbandes
Deutscher Elektrotechniker in Berlin gehalten, worin das Verfahren in
großen Umrissen besprochen wurde (VDE-Fachberiehte 1928, N. 19).
y ‚röhlich, Beitrag zur Berechnung von Mastfundamenten.
erlag Wilh. Ernst & Sohn, Berlin.
Frage auch nur auf dem Were über die Spannunesfizuren
mit Aussicht auf Erfolg angefaßt werden.
Das Verhältnis der theoretischen Spannungen zu den
wirklich gemessenen kann dann durch Versuche fest-
gestellt werden, jedoch ist dies zur Lösung der ersten Auf-
gabe, eine Funktion für die Tragfähigkeit von Fun-
damenten in Abhängigkeit von deren Größe zu finden,
durchaus nicht nötig. Dies wird erst notwendig, wenn
die verschiedenen Bodenarten berücksichtigt werden
sollen, d. h. deren verschiedene zulässige Pressungen, und
das ist der zweite Grund, der die Lösung der ganzen
Frage von dieser Seite empfiehlt. Die Anpassung an die
Bodenart ist ohne Zweifel das bedeutendste Moment beim
Entwurf von Fundamenten, und dazu bietet die bisherige
Methode Keine Möglichkeit.
I. Entwicklung des Verfahrens.
Ein Mastfundament von der heutigen Stufenform ist
im Hinblick auf seine Berechnung, so einfach es aussieht,
ein äußerst komplizierter Gegenstand. Seine Wirkung
beruht auf einer Gesamtheit von Einzelwirkungen, Druck,
Schub, Reibung, Kohäsion, Auftrieb. Sie sind jedoch nicht
alle von gleichzroßer Bedeutung und man kann Verein-
fachungzen vornehmen (die später durch geringe Zuschläge
ausgeglichen werden können) und braucht nur die Haupt-
wirkungen in Betracht ziehen. Es bleiben zunächst übrig
Druck und Auftrieb, und da der letztere nur in wasser-
reichem Boden in Frage kommt, soll bei der Entwicklung
des Verfahrens nur mit Druck gerechnet werden.
Um einen komplizierten Körper der Rechnung zugäng-
lich zu machen, versucht man ihn auf seine einfachen
Elemente, aus denen er bestehend gedacht werden kanu,
zurückzuführen, für deren einzelne Berechnung man be-
reits einwandfreie und durch Versuche cerhärtete Theo-
rien hat.
Nach solcher Teilung besteht die Aufgabe darin, fest-
zustellen, welchen Anteil die Einzelwirkung an der ge-
samten Tragfähigkeit hat, um dann beurteilen zu können,
wie sich die Gresamttrarfähigkeit verändert, wenn die eine
oder andere Teilwirkunz variiert. Die einfachen Ele-
mente, in die ein abzestuftes Blockfundament zerfällt, sind
erstens der vertikal eingegrabene Stab bzw. die Platte,
welche sieh aus seiner Vervielfältigung ergibt, und zwei-
tens der durch ein Biegungesmoment belastete, jedoch nur
auf Druck beanspruehibare Balkenquerschnitt.
Es bedeuten (siehe auch Abb. 5):
pı die maximale spezifische Pressung
wänden des Fundamentes,
PpP die maximale spezifische Pressung
platte des Fundamentes,
M das gesamte vom Fundament zu übertrazende Mo-
ment, welches durch den Spitzenzur und Wind-
druck auf den Mast usw. hervorgerufen wird,
denienigen Teil des Gesamtnimentes, welcher
durch die Seitenflächen des Fundamentes und
denjenigen Teil, weleher von der Grundplatte auf
den Boden übertragen wird,
(r das Gewicht des Fundamentes einschließlich
senkrecht über dem
stehenden Erdreiches,
c den Abstand der Resultierenden des Spannungs-
keiles an der Grundplatte von deren Aubenkante
in Richtung der Momentenebene,
a die Länge der Grundplatte in der Mo-
mentenebene,
an den Seiten-
an der Grund-
des
Vorsprung der Grundplatte
Richtung
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 45
7. November 1929
b, die Breite des Sockels in Richtung senkrecht zur
Momentenebene,
b> die Breite der Grundplatte in Richtung senkrecht
zur Momentenebene,
die mittlere Breite aus b, und ba,
t die Eingrabetiefe des gesamten Fundamentes.
Abh. 1. Abh. 2.
Es besteht zunächst die Bedingung, daß das gesamte
vom Fundament zu übertragende Moment aus der Summe
der Teilmomente besteht. Die Teilmomente sind
1. das Moment aus der seitlichen Einspannung der Fun-
damente im Erdreich, welches sich in bekannter
Weise? mittels der Mohrschen Parabel für die verti-
kal eingegrabene Platte berechnen läßt:
(Abb. 1),
und
2. das Moment aus der horizontalen Auflage der Grund-
platte im Erdreich, dessen Spannungsbild sich aus der
ebenfalls als bekannt? vorausgesetzten Kantenspan-
nungsformel ergibt (Abb. 2).
2G
A 2 a M
Es ist: Da Sc? wobei e Deg SEN , während G
anstatt der Resultierenden R aus Spitzenzug und Vertikal-
last eingesetzt wird, so daß
a 262?
MSG EC EC
Diese letzte Form kann angewandt werden, da in den
: eh f a
praktisch vorkommenden Fällen immer € < SÉ
Jpitzenzug in kg
71000
Abh. 3.
Die Summe der Momente dieser beiden Spannungs-
flächen muß gleich dem zu übertragenden Gesamtmoment
sein, d. h. sämtliche auftretenden Spannungen müssen in
eine einzige Abhängigkeit voneinander gebracht werden.
Die Teilabhängigkeit der Spannung an der vertikal einge-
spannten Platte von der maximalen Pressung am unteren
Ende ist bereits bekannt, ebenso diejenige an der hori-
zontal eingespannten Platte. Es handelt sich noch darum,
die beiden maximalen Spannungen p, und p, in eine Be-
s Wie Fußnote 1.
ziehung zueinander zu bringen. Man könnte versucht sein,
sie beide gleichzusetzen oder sie im Verhältnis ihrer
Wirkflächen oder ihrer Wirklängen zu unterteilen, jedoch
erweisen sich diese Verhältnisse sogleich als ungenan,
wenn man folgendes bedenkt. Jede der beiden Spannungs-
figuren geht von einem Nullpunkt aus, d.h. von einem
Punkt, bei dessen Überschreitung die Spannungen durch
Null gehen und das Vorzeichen wechseln, und der somit die
spezifischen Eigenschaften eines Drehpunktes zeigt. Die
einfache Addition beider Spannungsbilder, unter Annahme
irgendeines gegenseitigen Verhältnisses, würde demnach
zwei gleichzeitig an ein und demselben Körper vorhandene
Drehpunkte voraussetzen. Die Unmöglichkeit dieses Um-
standes liefert einen Weg zur Bestimmung des Verhält-
nisses der beiden maximalen Spannungen zueinander. Jede
Bewegung eines Körpers kann in jedem Augenblick nur
einen Drehpunkt zur Folge haben, und da der Verlauf
der Spannungen in jedem einzelnen Fall vom Drehpunkt
aus bekannt ist, so ergibt sich der Verlauf sämtlicher Span-
nungen dann, wenn sie alle auf einen Drehpunkt bezogen
werden (Abb.3).
Die Aufgabe reduziert sich darauf, die Lage des in
Wirklichkeit schon vielfach nachgewiesenen Drehpunktes
rechnerisch festzustellen. Die Möglichkeit dazu ergibt
sich wiederum auf dem Wege über die Betrachtung der
Einzelwirkungen.
Vertikal eingegrabene Stäbe und Platten besitzen
glücklicherweise die Eigenschaft, daß sie bei horizontaler
Belastung über Erde in weiten Grenzen im Hinblick auf
Länge und Belastung ihren Drehpunkt stets an der-
selben Stelle, nämlich in % der Eingrabetiefe beibe-
halten. Die Spannungsparabel ist also in allen Fällen so
zu legen, daß sie die Vertikale an der Einspannstelle
und im unteren Drittelpunkt schneidet, wobei die Span-
nung im Scheitel der Parabel % derjenigen am unteren
Ende des Stabes beträgt, wenn man in erster Annäherung
voraussetzt, daß die Festigkeit des Bodens linear mit der
Tiefe anwächst. Diese Eigenschaft gibt schon eine große
Vereinfachung an die Hand. Der Einfluß der von der
Grundplatte übertragenen Spannungen kann sich bei den
wirklich auftretenden Bewegungen in der Hauptsache nur
mehr in einer seitlichen Verlagerung des Drehpunktes
bemerkbar machen, und diese läßt sich, durch die
maximale Spannung an der Grundplatte ausgedrückt,
als einzige Unbekannte in Abhängigkeit von dem
durch den Versuch festgestellten Moment berechnen.
In der Tat ergibt eine Nachrechnung des Versuchs
Nr. 1 von Fröhlich, wie später gezeigt wird, ziem-
lich genau die in Wirklichkeit festgestellte Lage des
Drehpunktes. Die Höhenänderung, die bei dem Dreh-
punkt in den Fröhlichschen Versuchen eingetreten war,
ist in erster Linie darauf zurückzuführen, daß die
Versuche bis in ein Gebiet ausgedehnt wurden, wo die
Festigkeit des Bodens längst zerstört war und man be-
reits von einem Transport des Fundamentes aus der
Tiefe an die Erdoberfläche reden konnte. Innerhalb der
Blastizitätsserenze des Erdreiches kann eine vertikale
Wanderung des Drehpunktes allenfalls im Bereich zwi-
schen den beiden extremen Drehpunktslagen der ein-
zelnen Fundamentelemente erwartet werden aber nicht
ei
up’tzenzug b
700 150
Spitzenabweichung in mm
Abb. 4.
etwa darüber hinaus, denn der Drehpunkt für den verti-
kalen Stab allein liegt fest und der horizontale Stab allein
hat nur die Tendenz zu einer horizontalen Verschiebung
des Drehpunktes innerhalb seiner ja auf jeden Fall unter
dem Ende des vertikalen Stabes liegenden Auflazelinie.
Man könnte diesem Gesichtspunkt Rechnung tragen da-
durch, daß man etwa den Sehnittpunkt der Parabel
nicht auf 3% der FEingrabtiefe sondern um einen ge-
schätzten geringen (nur um einen solehen kann es sich
handeln) Betrag tiefer legt, jedoch wäre die Auswirkung
dieser Maßnahme von einer KRleinheit höherer Ord
nung im Vergleich zur Bedeutung der prinzipiellen Anord-
C TEE vlt EEE En a ege i
7. November 1929
nung des Drehpunktes in etwa % Tiefe und in Ab-
hängigkeit von der Pressung der Grundplatte. Man setzt
ferner mit größter Annäherung an Stelle des Zweiges der
Parabel für die seitlichen Spannungen, welcher sich unter-
halb des Drehpunktes befindet, eine Gerade und erhält da-
mit die einfache Beziehung, daß sich bei Bewegung des
Fundamentes um einen Drehpunkt nunmehr alle Spannun-
gen am unteren Teil des Fundamentes verhalten müssen
wie die Wege der Fundamentteilchen, auf denen die Span-
nungen senkrecht stehen, wobei sich die Wege ihrerseits
ee À verhalten wie ihre Abstände vom Drehpunkt
Es ist daher
t
P3
P? Ae
Hieraus kann in einfacher Weise eine maximale Span-
nung expliziert und in die Gleichung für das Gesamt-
moment eingesetzt werden. Setzt man nun noch, um bei der
seitlichen Einspannung die über die Sockelbreite hinaus-
ragenden Teile der Grundplatte zu berücksichtigen, an
Stelle der Sockelbreite in erster Annäherung als mittlere
Breite die Länge ein, welche sich ergibt bei Umwandlung
der gesamten Seitenfläche des Fundamentes in ein Recht-
eck, dessen eine Seite die gesamte Eingrabetiefe ist, so daß
m=b+ We
dann erhält man die endgültige Gleichung dritten Grades.
Nach M aufgelöst, ergibt sie sich in der Form (1) als Mo-
mentengleichung, nach Spannungen geordnet in Form (2)
als Spannungsgleichung. (3) und (4) sind Dimensionie-
rungsgleichungen, wovon Form (3) für rechteckigen und
‚m (4) für quadratischen Grundriß des Fundaments
gelten.
II. Zusammenstellung der Formeln.
p? a D + 0) d
EE: 2 G?
ege ap ne T e W
a
(e $- u). 26 |
3 48 G3
a Sr ar A So a Tee == = 0. (2)
bə D + EE o bat D fb `
bat — b3. 2 b+ b2 (b2 +b. 20
a
(c e aM). 144 G
96 G3
+ Da pè 2 sa ee GËT 0 (3)
12 G2
bn 2b +02 (btb. ärt zm
14MG RR `
u na E
Es muß nun an einem Versuchsfundament die Un-
bekannte, d. i. die maximale Spannung, durch das von
dem Fundament übertragbare Moment festgestellt werden.
Aus ihm leiten sich alle anderen Größen ab und aus der
Veränderung der letzteren können dann neue Fundamente
berechnet werden.
Mangels eigener Versuche wurde dazu der Versuch
Nr.1 von Fröhlich gewählt (Abb.6). Als größte Trag-
fähigkeit dieses Fundamentee sei mit Fröhlich diejenige
angesehen, bei welcher der aufgeschraubte Versuchsmast
von 6 m llöhe eine Spitzenabweichung von 100 mm auf-
weist. Hierzu ist zunächst folgendes zu sagen:
Trägt man die bei diesem Versuch ermittelten Spitzen-
züge über den Spitzenabweichungen auf, so ergibt sich
Abb. A Etwa bei 2000 kg macht die Kurve eine deut-
liche Schwenkung nach der Horizontalen, d.h. sie sieht
der bekannten Festigkeitskurve für Metalle ziemlich ähn-
lich, die an der Stelle, wo sie nach der Horizontalen um-
schwenkt, aus dem elastischen in den unelastischen Be-
reich übergeht. Dies ist auch hier der Fall und man er-
kennt deutlich, daß die Spitzenabweichung von 100 mm
bereite im Fließbereich liegt, d. h. die Widerstandsfähig-
keit des Bodens ist bereits zerstört und es genügen ganz
geringe Mehrlasten, um sehr bedeutende Spitzenabwei-
chungen zu erreichen. In Zukunft müßte also die Be-
lastungsgrenze bis vor den Knick in der Kurve zurück-
gesetzt werden. Trotzdem soll einer direkten Vergleichs-
möglichkeit zuliebe die Spitzenabweichung von 100 mm als
Maß für die Tragfähigkeit angesehen werden.
Man erhält nach Fröhlich aus der Kurve Abb.4 den
Spitzenzug von 2540 kg als Grenze für die Tragfähigkeit
des vorliegenden Versuchsfundamentes. Dies ergibt mit
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45
16165
einem Mast von 6 m Höhe über Erde ein auf Drehpunkt-
tiefe bezogenes Moment von
M = 2510. (600 + 229-2) = 1 870000 dike A "EI
Als Gewicht wird in die Rechnung mit einbezogen das-
jenige des Betons und das der senkrecht auf dem den
Sockel überragenden Teil der
Grundplatte lastenden Erde, u. zw.
unter Zugrundelegung der in Wirk-
lichkeit gemessenen spezifischen
Gewichte. Das Gewicht des Mastes
und seiner Belegung wird vernach-
lässigt. Es ergeben sich für den
Beton mit einem spezifischen Ge-
wicht von 2,2 9,9 t und für die
Erde mit einem spezifischen Ge-
wicht von 2,18 5,6t, zusammen ein
Wirkgewicht von 155 t.
Die Werte ergeben, in die For-
mel für die maximale Pressung in
t/m? eingesetzt, die kubische Glei-
chung
p?+P(- 2,23) — 456 =0, (6)
aus der man die maximale Boden-
pressung erhält zu
p» = 21 tm? = 2,1 kg/em?, (7)
während sich die maximale Seitenpressung zu
_ 21,0.200
Pı = 9,0264
errechnet.
Der Wert 2,1 kg/cm? ist der größere und sagt
aus, daß der vorliegende Boden in einer Tiefe von 2 m,
wie sie das Versuchsfundament hatte, bis zur Grenze
seiner Tragfähigkeit belastet ist. Diese Pressung kann
nun mit neuen Fundamentabmessungen zusammen wieder
in Gl. (1) eingesetzt werden und man erhält die Trag-
fähigkeit des neuen Fundamentes.
= 17,7 tm? = 1,77 kgiem? ... (8
R=6
0,68
~
in
m:
I er
f
4
eege
Abb. 7.
Mit dem gefundenen Wert soll das Spannungsbild kon-
struiert werden. Man zeichnet das Fundament maßstäb-
lich auf; c ergibt sich gemäß Abb. 6 zu
c= E = 0,94 — 0,676 = 0,264 < Se
2 15,5 3
` „Der dreifache Wert hiervon stellt den Abstand der.
Nullinie, d.h. des Drehpunktes, von der Fundamentkante
dar. Seine Höhenlage war zu % der Eingrabetiefe be-
stimmt. Die Spannungen werden in irgendeinem Maßstab
aufgetragen und damit fällt der rechnerisch ermittelte
Drehpunkt tatsächlich ziemlich genau an die Stelle, wo
ihn die Versurhe andeuten.
Nachdem somit der an der Grenze der Fundamenttrag-
fähigkeit auftretende Bodendruck mit 2,1 kg/cm? gefunden
ist, Können nun weitere Fundamente mit diesem Wert be-
< 0,626. (9)
1816
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45
7. November 1929
rechnet werden, der natürlich nur für gleichartiren Boden
gilt.
Beispiel. Als Beispiel soll ein neues großes Funda-
ment bestimmt werden für einc Eingrabetiefe von 3,0 m
und mit den Maßen
t=30, 1W=485, b =2,9.
Die Stufenhöhe ist gleich der halben Differenz zwisehen
b, und bh, Die mittlere Breite beträgt
(4,85 — 2,95)?
25 E £y Te
bm =2,35 "aa
Das Gewicht des Betons mit s = 2,2 beträgt bei einem
Betoninhalt von 40,3 m?
GB = 88/7 t.
Das Gewicht der Erde, soweit sie senkrecht auf der den
Sockel überragenden Stufe liegt, beträgt
GE = 66,3 4,
G3 + Gg ZU z=15514.
Die zulässige Bodenpressung für 3 m Tiefe ergibt sich
proportional aus derienigen für 2 m Tiefe beim Versuchs-
fundament festgestellten von 2,1 kg/em?:
GE = 3,15 ken?
Mit diesen Werten, eingesetzt in die Monientengleichung,
ergibt sich das Moment zu
m= 1550.485 _ 2.1550? | 31,5°.485 . 3,552. 3,0
2 4,85.3.31,5 72.155,0
= 376,0 — 105,0 + 413 = 3123 mt.
Aus Abb.7 ist ersichtlich, daß auch hier der Dreh-
punkt an die Stelle fällt, die der Versuch voraussichtlich
augeben wird. Zum Vergleich soll nun für dasselbe Mo-
ment ein Fundament nach der Fröhlichschen Methode be-
stimmt werden. Unter Beibehaltung derselben Eingrabe-
tiefe und der gleichen Sockelbreite errechnet sich die
untere Breite zu
8,20:
also
(10)
30,28
3,0 +2,95 Mia) Ea
3 Bes ? 2 EN EEE
by 1,88 30 SE 0,94 b; + 1,88 3,0 ES 09 2,95 b,
S 2.3123
= 119.3060 409p" OP
63 — 2,84 b? +6,3 ba = 443 12)
ba = 4,04. (13)
Die erforderliche Betonmenge verringert sich da-
durch auf
rd. 30 m’,
beträgt also gegenüber dem nach der neuen Methode be-
rechneten Fundament um 25 % weniger.
Auf dem Kurvenblatt Abb. 8 sind die für eine An-
zahl von Fundamenten mit vorstehendem Verfahren er-
rechneten Momente in Kurvenform zusammengestellt. Sie
gelten mit der Maßgabe, daß die im Fröhlichschen Versuch
bei 100 mm Spitzenabweichung auftretende Bodenpressung
noch zulässig ist, obwohl, wie aus der Kurve Abb. 4 ersicht-
lich ist, die Grenze schon bei etwa 30 mm erreicht war,
u. zw. ohne Berücksichtigung des Mastgewichtes, da
dieses bei Versuchen nur in geringem Maß vorhanden ist.
Bei Fundamenten von schweren Masten müßte das Mast-
gewicht natürlich mit in Rechnung gestellt werden. Jedoch
ist der Unterschied nicht sehr groß, da das Mastzewicht im
Verhältnis zum Beton- und Erdgewicht meistens gering zu
veranschlagen ist. Die Fundamente sind in der Weise
ausgewählt, daß deren Abmessungen, ausgehend von einer
kleinsten Form ähnlich derjenigen, welche dem Versuch 1
von Fröhlich zugrunde lag, nach allen Richtungen kon-
tinuierlich wachsen, u. zw. in Abhängigkeit von dem zu
übertragenden Moment und außerdem nach der Breite
etwas rascher als nach der .Tiefe. Bei der Bestimmung
dieses letzteren Verhältnisses ist davon ausgegangen,
daß einerseits die Sockelbreiten für die zu erwartenden
Mastbreiten an der Kinspannstelle ausreichen, anderseits
davon, daß bei großen Fundamenten die Eingrabetiefe
nicht übermäßig groß wird. In den Fällen, wo die Sockel-
breite trotzdem nicht passen sollte, kann dann mit Hilfe
der Gl. (3) oder (4) zur passend gewählten Sockelbreite
die erforderliche Grundplatte berechnet werden.
Grundsätzlich ist Verfasser dafür, daß das System
der gleichen Eingrabetiefe für verschiedene Momente ver-
lassen wird, u. zw. nicht allein aus Gründen der ver-
einfachten graphischen Darstellung sondern einer natür-
lichen Anpassung an die Grundform der Versuchsfunda-
mente zuliebe, auf welcher ein Teil der Sicherheit jeder
Rechenmethode basiert.
Gebrauch des Kurvenblattes.
Das Kurvensystem gilt für quadratische Fundamente
und ist in der Weise zusammengestellt, daß eine Verti-
kale, welche von der auf der Abszissenachse eingetraze-
nen Eingrabetiefe aus gezogen wird, sämtliche wissens-
werten Daten auf den betreffenden Kurven als Ordinaten
abschneidet, welche dann an den Seiten des Kurvenblattes
abgelesen werden können. Die Abszissenachse ist oben
angenommen, damit die Momentenkurve beliebiz nach
unten verlängert werden kann, lediglich die Beton- und
g
S 8
Morertın mt wurd F undamentnbmessungen HC
`
N
S
INNEREN
È
S
SS SS
S 8
iM
$ Eingrabetiefe in m
| NS 111 kän
LIT.
46
D D
Abb. 8 Kurventafel zur Bestimmung von Stufenblockfundamenten.
Erdvolumina werden von unten nach oben abgelesen und
haben deshalb eine besondere Abszissenachse auf dem
unteren Teil des Blattes. Bei Gebrauch des Kurven-
blattes wird auf der Momentenkurve das gewünschte Mo-
ment festgelegt und durch diesen Punkt eine Vertikale
gezogen, die dann von oben nach unten der Reihe nach
auf den entsprechenden Kurven die oben abzulesende
Eingrabetiefe und die an den Seiten abzulesenden Werte
für die obere Breite, untere Breite, den Erdaushub und
das Betonvolumen abschneidct.
Für das Moment sind zwei Kurven eingetragen, u. zw.
bezicht sich die eine auf eine Bodenpressung, wie sie sich
aus dem beim Versuch vorhandenen Boden nach der vor-
liegenden Methode ermittelt und die u.U. als normal an-
gesehen werden könnte, während die zweite Kurve für
dieselben Fundamente mittels der Fröhlichschen Methode
ermittelt ist. Die beiden Kurven schneiden sich, d.h. vom
Schnittpunkt aus sind die nach der neuen Methode berech-
7. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45
1617
neten kleinen Fundamente kleiner und die großen Funda-
mente größer als die nach Fröhlich berechneten.
Im Anfang ist der Unterschied im erforderlichen Be-
ton für das gleiche Moment verhältnismäßig gering, wäh-
rend er bei etwa 300 000 mkg doch rd. 30 % der kleineren
Diese
rein äußerlich
schon dem Ergebnis, das man von einer neuen Methode
Es steht nun nichts im Wege, die Anzahl der
Kurven durch Einsetzen verschiedener zulässiger Pres-
sungen, d.h. verschiedener Bodenarten, beliebig zu er-
weitern. Hier ist dies durchgeführt bis zu einer Pressung
und rd. 25% der größeren Fundamente ausmacht.
Tendenz der Vergrößerung entspricht
erwartet.
von 0,5 kg/cm? herab in Intervallen von 0,5 kg/em?. Die
darunter liegenden gestrichelten Linien sind für dieselben
Fundamente unter Berücksichtigung des Auftriebes er-
Die Kurven für Beton und Erde gelten jedoch nur
mittelt.
für 2,1 kg/em’.
Die Berüeksichtigung des Auftriebes geschah vor-
läufix in der Weise, daß einfach das Gewicht des ver-
drängten Wassers in Abzug gebracht ist. Inwieweit diese
Maßnahme ausreichend bzw. zu hoch gegriffen ist, müßte
ebenfalls noch durch Versuche erwiesen werden. Ver-
fasser neigt zu der Ansicht, da ja der Vorgang des Auf-
(riche an die Möglichkeit des Druckausrleichs in der
Trägermaterie gebunden ist, daß sich der Auftrieb wenig-
stens bei feinkörnigen dichten Böden auf dem Weg über
die dureh das Wasser verminderte Bodenfestirkeit be-
rüeksiehtizen lassen müsse und erst dann in vollem Um-
fang eingesetzt zu werden braucht, wenn das Wasser dem
Boden bereits derart seine Festigkeit, d.h. seinen Schub-
widerstand genommen hat, daß aus dem vorhandenen
Wasser-Erde-Gemisch eine leicht bewegliche, den Druck-
auseleich ermöglichende Materie geworden ist. Bei durch-
lässirgem Geröll, wo der Druckausgleich des Wassers
durch die Hohlräume erfolgt, Kann über das Vorhanden-
sein des vollen Auftriebs kein Zweifel bestehen.
11I. Schlußbemerkung und Vorschlag für neue Versuche.
Der Verlauf der beiden Momentenkurven bietet mit
tücksicht auf die Erhöhung der Tragfähigkeit der kleinen
Fundamente vor dem Kurvenschnittpunkt die Möglichkeit,
unter gewissen Verhältnissen die gebräuchliche Schwellen-
fundierung ebenfalls wirtschaftlich durch Betonfunda-
mente zu ersetzen. Anderseits zwingt das rasche Anwach-
sen der notwendigen Betonmeneen für die Übertragung
größerer Momente recht bald zum Verlassen des Block-
systems und man wird von einer gewissen Grenze an zu
vorteilhafteren Fundierungsmethoden übergehen, z.B. im
Sinne der Einzelfundierung der vier Eckstiele des Mastes.
Vor allem wird dies nötig, wenn Fundamente in stark
wasserführenden Boden eingebaut werden sollen, wo mei-
stens durch die Wasserhaltung in den Baugruben unver-
hältnismäßix hohe Beträge verschlungen werden.
Mit welchem Grad der Annäherung an die Wirk-
lichkeit die errechneten Momente an die tatsächlich ge-
messenen herankommen, muß durch neue Versuche fest-
gestellt werden. Diese müßten in erster Linie darauf ge-
richtig sein festzustellen, inwieweit sich bei ähnlicher Ver-
größerung der Fundamente deren errechnete Tragfähigkeit
mit der durch den praktischen Versuch gemessenen deckt,
u. zw. müßte der Versuch in Größenverhältnissen durchge-
führt werden, wic sie dem heutigen Stand der Technik ent-
sprechen, etwa in der Weise, daß eine erste Reihe von
etwa 3 Fundamenten in aufsteigender Größe von rd.
3 m’ angefangen bis zu rd. 30 m? Betoninhalt für das
vrößte Fundament hergestellt und in gleichen Boden ein-
gebaut werden. Ferner müßte durch cine zweite Reihe
von Fundamenten mit ein und derselben Form und Größe,
jedoch in verschiedenartisen Boden eingebaut, der Ein-
fluß der Bodenart festgestellt werden. Vorliezende Mce-
thode wird mit größerer Annäherung eine Funktion für
die Veränderung der Tragfähigkeit von Fundamenten in
Abhängigkeit von ihrer Vergrölerung geben, als es nach
der bisherigen Methode der Fall ist; jedoch kann ein exak-
tes Weerturteil erst nach neuen Versuchen in obiger Rich-
tung abgegeben werden. Aber abgesehen davon wäre auch
bei Gleichwertirkeit der Methoden im Hinblick auf Trag-
fühigkeitsergebnisse derjenigen Methode der Vorzug zu
geben, welche Schlüsse auf die Bodenbeanspruchung und
damit auf die Fundamentbeanspruchungen zuläßt: denn
gerade die neuesten Vorkommnisse weisen darauf hin, daß
man in der Praxis noch kein Auge für diese Zusammen-
hänge hat.
Der aperiodische Verstärker in der Meßtechnik‘.
Von Manfred von Ardenne, Berlin.
Übersicht. Auf die vorzügliche Eignung von Verstär-
kern mit Widerstandskopplung und Mehrfachröhrenaufbau
für die Messung sehr kleiner Hoch- und Niederfrequenzspan-
nungen wird hingewiesen. Die zweckmäßige Ausführung
eines solchen Verstärkers wird an Hand eines Modelles be-
schrieben. Besonders wird auf eine Einrichtung einge-
sangen, in der ein Meßverstärker für Hochfrequenz mit
einem Röhrenvoltineter kombiniert ist und mit der noch
Hochfrequenzspannungen von 10— V bestimmt werden kön-
nen. Weiterhin wird die Kombination des Meßverstärkers
mit einer Braunschen Röhre besprochen.
Die Empfindlichkeit elektrischer Meßinstrumente ist
begrenzt. Es ist daher schon frühzeitig versucht worden,
die Verstärkerwirkung von Hlektronenröhren auszu-
nutzen, um die untere Meßerenze herabzusetzen. Wie
weit es möglich ist, durch einen vorgzeschalteten Gleich-
tromverstärker die Empfindlichkeit bei Gleichspan.-
nung s- Messungen zu verbessern und welche neuen
Grenzen Sich hierbei einstellen, ist bereits ausführlich
von Jäger und Kußmann! untersucht worden. Uber
die Ausführung und Anwendung von Vorverstärkern für
die Messung sehr kleiner Wechselspannunzgen
und insbesondere für die Messung sehr kleiner Hoch-
Trequenz-Wechselspannungen ist bisher kaum etwas ver-
öffentlicht worden.
Forderungen,diean einenMeßverstärker
zu stellen sind.
Fin Verstärker, der zur Erhöhung des Meßbereiches
eines Wechselspannungsmessers benutzt werden soll, muß
nach der Eichung einen auch über große Zeiträume
konstanten Verstärkungserad aufweisen. Ebenso
* In anderer Form als Vortrag im Elektrotechnischen Verein am
A IX. 1920 gehalten.
ı Jäger u. Kußmann, Phys. Z. Bd. 28, S. 645.
wie bei dem nachrzeschalteten Wechselspannungsmesser
soll aueh der Vorverstärker innerhalb des in Frage kom-
menden Meßbereichs frequenzunabhängix sein.
Ist eine Frequenzabhängzierkeit nicht zu vermeiden, wie
‘beispielsweise bei Hochfrequenzmessungen, so soll diese
möglichst gering sein, damit der Melsfehler auch dann
klein bleibt, wenn keine sehr genauen Frequenzbestim-
mungen vorgenommen werden. Um verschiedene Emp-
findliehkeitsstufen einstellen zu können, muß weiterhin
der Verstärkuneserad innerhalb gewisser Gren-
zen in definierter Weise veränderlich sein Der
Widerstand des Meßverstärkers an der Eingzangseite soll
eroß sein gegenüber den Widerständen, an denen die zu
messenden Spannungen abgenommen werden, damit er
keine Belastung darstellt. Der Widerstand an der Aus-
sangseite des Meßverstärkers muß anderseits so klein
und so geartet sein, daß das nachzeschaltete MeBinstru-
ment ebenfalls keine Belastung bedingt, die die Gesamt-
spannungsverstärkung des Mellverstärkers verringern
und noch eine Frequenzabhängirkeit hervorrufen kann.
Ist die letztere Forderung nicht zu erfüllen, so darf der
Meßverstärker nicht für sieh allein geeicht werden son-
dern nur im Zusammenwirken mit dem Meßinstrument.
Die verschiedenen ‘Anforderungen lassen sich praktisch
am einfachsten erfüllen, wenn die verschiedenen Stufen
des Meßverstärkers über Ohmsche Widerstände mitein-
ander gekoppelt und die Röhren- und Schaltungskapazi-
täten durch den kapazitätsarmen Mecehrfachröhrenaufbau
auf ein Minimum reduziert werden.
aperiodische Verstärker als
Meßverstärker.
Der
Um einen konstanten Verstärkungserad zu erhalten,
kommt es, konstante Stroimquellen vorausgesetzt, darauf
an, daß die verschiedenen Teile des Verstärkers sich
nieht ändern. Die meisten Fehlermörlichkeiten liegen
hier in den Röhren. Bei Anwendung der Widerstands-
1618
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45
7. November 19298
kopplung für Niederfrequenz und für Hochfrequenz sind
die Röhren jedoch so wenig belastet, daß erhebliche Än-
derungen der Empfindlichkeiten im Betrieb recht selten
zu beobachten sind. Die Widerstandskopplung gewähr-
leistet weiterhin, besonders bei kapazitätssrmem Auf-
bau und entsprechender Dimensionierung, eine ausge-
zeichnete Frequenzunabhängigkeit. Bei Frequenzen über
etwa 300 kHz, wo wirksame Verstärkungsgrade mit aperio-
dischen Kopplungen nur zu erreichen sind, wenn eine ge-
wisse Anpassung zwischen dem Widerstand der schädlichen
Kapazität und dem inneren Röhrenwiderstand besteht,
ist die Frequenzabhängigkeit noch nicht so stark, daß
es auf eine sehr genaue Bestimmung der Frequenz an-
kommt. Auch die Einstellung der verschiedenen Emp-
findlichkeitsstufen gelingt bei aperiodischer Kopplung
zwischen den Röhren recht einfach. Der Widerstand des
Meßverstärkers an der Eingangseite ist besonders bei
Hochfrequenz aber auch bei Niederfrequenz in erster
Linie bestimmt durch den Scheinwiderstand, der infolge
der Anodenrückwirkung besteht. Dieser Widerstand ist
der Natur seines Entstehens nach sehr frequenzabhängieg.
Abb. 1. Schaltung des Meßverstärkers.
Bei Niederfrequenz (f< 10000 Hz) liegt der Widerstand
an der Eingangseite je nach der Dimensionierung etwa
in der Größenordnung 10°Q und mehr. Bei Hochfrequenz
(f< 1300 kHz) liegt der Eingangswiderstand bei einer
Anordnung, wie sie unten beschrieben ist, etwa in der
Größenordnung 2:10* Q und mehr. Bei den meisten
Messungen werden die genannten Werte für den Ein-
gangswiderstand groß sein gegenüber dem Widerstand,
an dem die sehr kleine Spannung gemessen wird. Sollen
schr kleine Spannungen an höheren Widerständen ge-
messen werden, so kann der Widerstand an der Eingangs-
seite durch entsprechende Dimensionierung der ersten
Stufe des Meßverstärkers sehr heraufgesetzt werden.
Dadurch, daß in der ersten Stufe auf eine wirksame Ver-
stärkung verzichtet wird und gleichzeitig eine Röhre mit
großem Durchgriff, sehr kleiner Gitter-Anode-Kapazität
und ein kleiner Kopplungswiderstand benutzt werden,
kann die Rückwirkung hinreichend abgeschwächt wer-
den. Bei einer solchen Ausbildung der Eingangseite des
Meßverstärkers ist die Größe des Eingangswiderstandes
dann im wesentlichen durch die Gitterströme, den Isola-
tionswiderstand usw. gegeben. Bei der Durchführung
von Messungen, bei denen das Eingangsgitter nicht über
einen kleinen Widerstand mit der Kathode verbunden ist,
muß sehr darauf geachtet und eventuell durch Abschir-
mung verhindert werden, daß nicht auf kapazitivem Wege
unkontrollierbare Spannungen in den Verstärker gelangen,
die das Meßergebnis fälschen. Die Verbindung des ei-
gentlichen Meßinstrumentes mit der Ausgangseite des
Verstärkers ist meist in einwandfreier Weise möglich,
da der Eingangswiderstand des Verstärkers, der durch
den inneren Widerstand der letzten Röhre gegeben ist,
relativ niedrig liegt. Speziellere Angaben über die Ge-
staltung der Ausgangseite des Meßverstärkers für Hoch-
und Niederfrequenz sind in einem späteren Abschnitt bei
der Besprechung eines Ausführungsbeispiels behandelt.
Voraussetzung für ein einwandfreies Arbeiten ist
natürlich eine Anordnung, die so getroffen ist, daß keine
kritischen Kopplungen zwischen Eingangs- und Aus-
gangseite bestehen. Gegenüber abgestimmten Verstär-
kern haben aperiodische Verstärker für Hochfrequenz
den Vorteil, daß die Phasenverhältnisse so liegen, daß
die Rückwirkung von Stufe zu Stufe über die Kapazi-
tät Gitter-Anode keine Schwingneigung bedingt? Für
Messungen im Bereich hörbarer Frequenzen sind schon
gelegentlich Vorverstärker benutzt worden? Für Hoch-
frequenz, wo bisher geeignete Verstärker nicht zur Ver-
2 Auf diese Pragon wurde an maa Stelle hingewiesen: M. v. Ar,
denne, Jahrb, drahtl. Telegr. Bd. 32,
8 Telef. Zg. H. 45/45, 8. 54.
fügung standen und wo die Schwierigkeiten besonders
groß sind, haben bisher kaum Versuche in dieser Rich-
tung stattgefunden. Es soll deshalb im folgenden in
erster Linie auf die Konstruktion eines Meßverstärkers
für Hochfrequenz eingegangen werden.
Ein Ausführungsbeispiel.
Eine zweckmäßige Schaltung für einen Meßverstär-
ker, der im Frequenzbereich von etwa 50..1000 kHz
einwandfrei arbeitet, ist in Abb. 1 wiedergegeben. Da-
mit eine wirksame und stabile Verstärkung der Hoch-
frequenz stattfindet, sind bei dem Meßverstärker alle die
Gesichtspunkte zu beachten, die bereits an anderer Stelle
auseinandergesetzt wurden? Da bei dem in Abb. 2 abge-
Abb. 2. Meßverstärker mit Netzanschlußteil.
bildeten Modellgerät der Anodenstrom einem Netzan-
schlußgerät entnommen wurde, mußte, um unabhängig
von den langsamen Netzschwankungen zu sein, eine be-
sondere Ausgleichvorrichtung vorgesehen werden. Auch
bei Batteriebetrieb ist die gleiche Einrichtung zweck-
mäßig, um eine Regelungsmöglichkeit zu besitzen, wenn
die Spannung der Batterien abfällt. Die Regelung
kann bei einem Gerät nach Abb. 1 in einfacher Weise
dadurch geschehen, daß der Anodenstromverbrauch
Abb. 3. Innenansicht des aperiodischen Verstärkers.
des gesamten Verstärkers immer auf den gleichen
Wert gebracht wird. In allen Stufen des in Abb. 1 ge-
zeichneten Meßverstärkers befinden sich relativ hone
Widerstände im Anodenkreis, die die betreffenden Röh-
ren vor einer Überlastung schützen. Die Frequenzab-
hängigkeit des aperiodischen Verstärkers ist durch den
sehr kapazitätsarmen Aufbau relativ gering. Die kon-
struktive Ausführung des Modelles ist aus Abb. 3 zu
ersehen, in der das Innere des Apparates von oben auf-
genommen ist. Durch günstige Leitungsführung und
durch sorgfältige Abschirmung aller Röhren und Teile
(s. hierzu die Rückansicht Abb. 4) sowie durch sorg-
fältige Abschirmung der gesamten Apparatur mit dem
nachgeschalteten Meßinstrument gelingt es, die Stabili-
tät bei Verstärkungsgraden von IO und mehr aufrecht-
zucerhalten.
Um die verschiedenen Meßbereiche zu erhalten, kön-
nen SÉ einem Gerät nach Abb. 1 an Stelle der erster
‘ M. v. Ardenne, Jahrb. draht!. Telegr. Bd. 33, 8. 166.
EES
nn ann,
7. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45
1619
beiden Röhren Zwischenstecker eingesetzt werden, die
das Gitter der ersten Stufe und die Anode der zweiten
Stufe durch einen kleinen Übertragungskondensator ver-
binden. Wie die Verstärkungskurven verlaufen, die bei
dem Modellgerät für 1, 2 und 3 Zweifachröhren und
einem Gesamtstromverbrauch von 4 mA erhalten wurden,
geht aus Abb.5 hervor. Es soll jedoch in diesem Zu-
sammenhang darauf hingewiesen werden, daß aus diesen
Kurven keine direkten Schlüsse auf die Verwendung der
entsprechenden Anordnungen für Rundfunkzwecke ge-
zogen werden können, weil bei dem anderen Verwen-
dungszweck hinsichtlich Verstärkung erheblich günsti-
gere Anodenspannungsverhältnisse und damit ein höherer
Anodenstromverbrauch zweckmäßig einzustellen sind. Bei
den für Rundfunkzwecke günstigen Betriebsverhältnissen
verläuft daher insbesondere die Kurve für drei Röhren
hauptsächlich im Bereich der Wellen unter 1000 m noch
erheblich höher. Die gleichen Betriebsverhältnisse sind
für den vorliegenden Zweck nicht angewandt worden,
um hinsichtlich der Netzspannungschwankungen und der
Stabilität eine Sicherheit zu haben.
Abb. A Rückansicht des aperiodischen Verstärkers.
Der Widerstand an der Eingangseite beträgt für
Frequenzen über etwa 300 Hz, wie bereits oben ange-
geben wurde, mehr als 2. 10° Q und erwies sich als aus-
reichend für die meisten in Frage kommenden Zwecke.
Die Meßinstrumente, deren Kombination mit dem Meß-
verstärker vorteilhaft ist, besitzen meist einen Ohmschen
Widerstand, der auch für Hochfrequenz größer ist als
10° Q. Gleichzeitig besitzen die in Frage kommenden
Instrumente meist eine Kapazität von einigen Zenti-
metern. Diese Daten lassen eine Ankopplung, wie sie
in Abb. 1 vorgeschlagen ist, zweckmäßig erscheinen. Um
einen hohen (Gesamtver-
stärkungsgrad und eine
frequenzunabhängige An-
kopplung des Meßinstru-
mentes zu erhalten, kommt
es darauf an, daß der an-
gekoppelte Schwingungs-
kreis einen hohen Reso-
nanzwiderstand besitzt und
gleichzeitig fest mit dem
Ausgangskreis des Hoch-
frequenzverstärkers gekop-
pelt ist. Auch für die kür- u
zeren Rundfunkwellen ist 3 Ss
auf diese Weise bei Ab- 5
stimmung der Anoden- 2 e
widerstand groß gegenüber >
dem inneren Röhrenwider-
stand der letzten Stufe.
Infolge der geringen Be-
lastung wird daher die
volle EMK der letzten
Stufe wirksam. Gleichzei- ;
tig ist durch die feste
Kopplung auch erreicht,
daß es nicht auf eine
punktförmig genaur Ein-
stellung auf Resonanz bei dem Schwingungskreis an-
kommt. Für viele Zwecke wird bei der Messung die
gleichzeitige akustische Kontrolle, die in Abb. 1 vorge-
sehen ist, sehr willkommen sein.
Für Niederfrequenzmessungen wird es sich emp-
fehlen, eine galvanische Kopplung zwischen Meßver-
stärker und dem Meßinstrument vorzusehen. Gleichzeitig
sind bei Niederfrequenzmessungen die Daten für die
Übertragungskondensatoren und die Gitterableitewider-
An AH 700 HX GH 1500m 8800
Abb.5. Eichkurven des Verstärkers.
stände in bekannter Weise zu vergrößern. Im Interesse
der Stabilität empfiehlt es sich, bei Niederfrequenz nicht
mehr als vier Stufen für den Meßverstärker vorzusehen.
Die Eichung des Meßverstärkers.
Eine präzise Eichung des Meßverstärkers wird wegen
der hohen Verstärkungsziffern zunächst nicht ganz ein-
fach erscheinen. Mit Hilfe der bereits früher in dieser
Zeitschrift beschriebenen Meßeinrichtung® gelang die
Eichung für Hochfrequenz jedoch verhältnismäßig leicht.
Abb. 6. Einrichtung mit Röhrenvoltmeter für die Messung
von Hochfrequenzspannungen von 10 —V.
Nur erwies es sich als notwendig, um die sehr kleinen
Teilspannungen zu erhalten, zwei Spannungsteiler hinter-
einanderzuschalten und eine besondere Abschirmung im
Spannungsteiler anzuwenden®. Bei der Eichung ist dar-
auf zu achten, daß keine Übersteuerung der letzten
Stufe des Hochfrequenzverstärkers stattfindet, die eine
Amplitudenabhängigkeit des Verstärkungsgrades bedingen
würde. Bei der Eichung empfiehlt es sich weiterhin, die
kleine Eingangspannung mit Hilfe verschiedener Span-
nungsteilerverhältnisse zu erzeugen, um sich über das
einwandfreie Arbeiten der Spannungsteiler zu verge-
wissern und um die ungefähre Größe des Meßfehlers
kennenzulernen.
Einige wichtige Anwendungsgebiete des
Meßverstärkers.
Eine besondere Bedeutung besitzt die Kombination
eines Meßverstärkers mit einem Röhrenvoltmeter oder
Elektrometer. Hierbei ist zu beachten, daß die Emp-
findlichkeit des Instrumentes in einem gewissen Verhält-
nis zu der letzten Stufe des Hochfrequenzverstärkers
Abb. 7. Aperiodischer Verstärker und Braunsche Röhre.
stehen muß, um die bereits erwähnte Übersteuerung zu
vermeiden. Die Kombination des beschriebenen Melver-
stärkers mit einem empfindlichen Röhrenvoltmeter, die
sich im Laboratorium des Verfassers als außerordentlich
nützlich erwiesen hat, ist in Abb.6 wiedergegeben. Mit
Hilfe dieser Einrichtung gelang es, Hochfrequenzspan-
nungen von 10-3 V und weniger bei sehr kurzer Meß-
dauer zu bestimmen. Die Einrichtung ermöglichte Feld-
stärkemessungen sehr entfernter Stationen unter An-
wendung kleiner Rahmenantennen. Besonders vorteilhaft
erwies sich die Einrichtung unter anderem bei Unter-
suchungen über die Abschirmung und über die Leitungs-
führung in Empfängern mit großen Hochfrequenzverstär-
kungsgraden. Mit Hilfe der Einrichtung war es möür-
6 M. v. Ardenne, ETZ 1928, S. 1675. l
s M. v. Ardenne, Radio-Markt, Pößneck, 1923, H. 28, 3.11.
1620
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45
7. November 1929
lich, Spannungsabfälle (Größenordnung 10V und weni-
ger) zu ermitteln, die, wie eine entsprechende Nachrech-
nung ergab, bereits eine Selbsterregung verursachen
konnten. Erst mit Hilfe der angedeuteten Einrichtung
gelang es beispielsweise für den Loewe-Rahmenemp-
fänger mit aperiodischer Hochfrequenzverstärkung, die
Leitungsführung und Anordnung der Teile aufzufinden,
die im Betrieb eine Stabilität gewährleisten. Weitere An-
wendungszwecke ergaben sich durch die Kombination
eines Meßverstärkers mit verschiedenen anderen in
einem Buch des Verfassers veröffentlichten Einrichtun-
gen’. Unter diesen ist besonders die Kombination mit
? M. v. Ardenne, Verstärkerineßtechnik. Verlag Julius Springer,
Berlin 1929.
einer Braunschen Röhre zu erwähnen (Abb. 7). Es ge-
lang auf diese Weise, die Notwendigkeit eines Kompro-
misses zwischen Helligkeit des Bildpunktes und Emp-
findlichkeit der Anordnung zu vermeiden. Durch die
Kombination des Vorverstärkers mit der Braunschen
Röhre® sind sehr viele Vorgänge oszillographisch zu er-
fassen, die sich bisher der Messung durch die Kleinheit
der bei ihnen auftretenden Spannungen entzogen. Spe-
ziellere Mitteilungen über Ergebnisse mit der beschrie-
benen Anordnung sollen einer späteren Veröffentlichung
vorbehalten bleiben.
-f Eine durch die Elektrodenanordnung besonders für diese
Kombination geeignete Braunsche Röhre wird neuerdings von E. Lesbold,
Köln-Bayental in den Handel gebracht.
Die Elektrizität in einem neuzeitlichen Warenhaus.
Bei Ausführung des neuen Karstadt-Waren-
hauses in Berlin-Neukölln wurden die technischen Fort-
sehritte der letzten Zeit in großzügiger Weise verwertet.
Dic bauliche Gestaltung ist sowohl in den Einzelheiten als
auch im architektonischen (Gesamteindruck imponierend,
sie wird hervorragend ergänzt durch eine vollkommene
Abb. 1.
ge
Abb. 3. Das unterirdische „Zentralnervensystem“ im Bau.
technische Inneneinrichtung, die von der Elektrizität
als Helferin ausschließlichen und weitgehenden Gebrauch
macht. Von der gesamten Transformatorenleistung wer-
den allein 1200 kW für Elektrowärmeverwendung be-
nötiet.
Der Strombedarf dieses vollelektrischen
Warenhauses wird am besten wohl gekennzeichnet
durch die Tatsache, daß die mit Hochspannung bezogene
Leistung eine gleichzeitige Belastung von 4800 KVA er-
reichen kann. In 6 großen Transformatoren von je BIEN A
wird die Spannung von 6000 auf 380 V für Kraftzwecke und
220 V für Lichtzwecke herabgesetzt. Für weitere zwei
Transformatoren ist der Platz bereits vorgesehen. Während
Abb. 1 einen Blick in die im Tiefkeller untergebrachte zen-
trale Schaltanlage gewährt, zeigt Abb.2 den Ölschalter-
raum für die 4800 kV-Transformatorenstation. Der Lei-
stungsbedarf des Karstadt-Hauses entspricht also etwa
demjenigen, der vom Kraftwerk einer mittelgroßen Stadt
für die Versorgung der Bevölkerung abgegeben wird.
Für die 6, später 8 Transformatoren ist eine empfind-
liche Wärmeschutzanlage eingebaut, die ein Hupensignal
auslöst, wenn der Transformator wärmer als 90 ° wird. Auf
Abb. 2. Ölschalterraum für die 6 Transformatoren von je 800 kVA.
einer Signaltafel erscheint dann die Nummer des über-
lasteten 'ITransformators, und wird das Signal nicht be-
achtet, so erfolgt bei 100° die selbsttätige Auslösung des
Ölsehalters, der den Transformator spannungs- und strom-
los macht, da mit dem Ölschalter auch der Niederspan-
nungs-Selbstschalter anspricht.
Im ganzen Karstadt-Hause ist kein
Gas. Auch die umfangreichen Großküchenanlagen für
die Beköstigung des Personals und für die Belieferung
der Erfrischungs- und Restaurationsräume, die 1700 Per-
sonen fassen, werden ausschließlich mit Elektrizität be-
trieben, so daß auch in diesen Nebenbetrieben die Grund-
sätze, welche der Gesamtdurchführung zugrunde gelegt
wurden, nämlich „höchste Sicherheit, größte Zweck-
mäßizkeit, vollkommene Schönheit”, verwirklicht sind.
Die beiden elektrischen Großküchen haben 6 große
|
|
7.. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45
1621
Elektroherde mit 54 Kochstellen, 14 Brat- und Backöfen,
11 große Wärmeschränke, 3 Wurstkessel und 2 Kipp-
kesselbatterien, diverse Grills und 14 elektrische Groß-
kaffeemaschinen. Abb. 4, ein Blick in eine der beiden
Großküchen, zeigt die musterhafte Raumdisposition und
die guten Arbeitsbedingungen, welche durch Verwendung
der Elektrizität erzielt sind.
Für die gesamte Licht-, Kraft- und Telephonanlage sind
insgesamt nicht weniger als 500 000 m elektrische Leitun-
Abb. 4 Die elektrische Großküche für die Gaststätten innerhalb des
Karstadt-Hauses (Anschlußwert aller Elektrowärmegerfite im Karstadt-
Hause über 1200 kW.
gen (Abb. 3) im Hause verlegt. Die elektrischen Leitungen
(Rohr- und Kabelleitungen) sind von vornherein mit der
Planung des Baues bis ins Kleinste bedacht und durch bau-
seitige Maßnahmen vorbereitet worden, so daß der gesamte
Bau trotz der großen Zahl der Leitungen durch keine sicht-
Abb.5. ‚Lichtarchitektur am Karstadt-Hause durch Flutlichtanstrahlung,
verdeckte Glühlampenleisten und (auf den Türmen) Leuchtröhren.
baren oder störenden Teile der Installation in seiner Gec-
schlossenheit und Schönheit beeinträchtigt wird.
Die Außenfront wird durch Anstrahlung mit Flut-
licht beleuchtet und ihre Architektur mittels Leucht-
röhren betent (Abb. 5). Die Schaufenster erhielten
Leuchten mit Glasspiegeln (Abb.6). Über 60000 Glüh-
lampen, darunter 700 Großglühlampen, erfüllen das
Haus mit einer wunderbaren Helle. Geschmackvolle
Silberleuchten in Kugel- und Kegelformen (Abb. 7) schaf-
fen eine blendungsfreie und lichttechnisch hervorragende
ösung der Beleuchtungsprobleme in den Verkaufslagern
und auf den Gängen (Abb. 7 u. 8). Die Nebenkorridore
sind mit cbenfalls blendungsfreien Tropfenleuchten aus-
gerüstet. Bemerkenswert ist die weitgehende Unterteilung.
aller Beleuchtungstromkreise, von denen keiner für mehr
als 6 A bemessen und mit Abschmelzsicherungen gesichert
ist. Die einzelnen Stromkreise sind an Verteilungstafeln
(Abb. 9) in den jeweiligen Stockwerken geführt, dort
mit N-Diazed-Sicherungen abgesichert und durch Siemens-
Ceka-Schalter geschaltet. Die Verwendung dieser beiden
ysteme zusammen ergab besonders kleine Abmessungen
für diese Verteilungsgruppen. Auch im übrigen Hause
sind ausschließlich Ceka-Kippschalter und -Steckdosen ver-
wendet!. Diese Schalter und Steckdosen passen sich in
Form und Farbe harmonisch der sie umgebenden Architek-
tur an. Man hat nicht mehr den Eindruck, daß diese In-
stallationsteile Fremdkörper sind, sondern sie wirken als
stilgerechte Bestandteile einer geschmackvollen Innen-
einrichtung.
. Für die Bewegung des „lebenden Inventars“ und der
Besucher dienen 24 Rolitreppen, von denen jede 6000 Per-
sonen stündlich befördern kann, außerdem 24 Personen-
und 8 Lastenaufzüge. Sogar ein Automobilaufzug befindet
sich im Hause, so daß die Waren ohne Umpackung von der
Straße bis an die Lager in den einzelnen Stockwerken ge- .
bracht werden.
Nicht nur die Heizungsanlage sondern auch die Kühl-
anlage (Abb. 10) ist zentralisiert und elektrisch angetrie-
ben. Ein durch das ganze Haus verlegtes System von Kühl-
Abb. 6. Schaufenster, wirkungsvoll „beleuchtet durch Siemens-Ulas
spiegelleuchten.
leitungen führt jeder Abteilung die für Lebensmittel,
Büffets. usw. erforderliche Kälte zu. Die Kälteleistung
der 3 Kompressoren, die außerdem zur Herstellung der im
Hause erforderlichen Mengen Kunsteis dient, beträgt
750 000 kcal/h.
Zentralisiert ist auch die Ventilation. Die Luft wird,
bevor sie in die Räume gefördert wird, gewaschen und in
Abb. 7. Beleuchtung in einem Obergeschoß mit Siemens-Kegelluzetten.
einer stündlichen Menge von 170 000 m? unter völliger Ver-
meidung von Zugerscheinungen in die Räume geliefert.
Gleichzeitig werden, ebenfalls in der Stunde, 280 000 m’?
verbrauchte Luft zentral abgesaugt. Auch die an diesen
Beispielen erläuterte Verwendung elektrischer Kraft im
Hause erreicht mit rd. 1800 kW Anschlußwert imponie-
rende Ausmaße.
Eine zentrale Telephonanlage mit 15 Amtstellen und
170 Nebenstellen nach System S & H gibt die Möglichkeit
ı Vgl ETZ 192, S. 321.
1822
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45
7. November 1929
schneller Verständigung nach außen und innerhalb des
Hauses.
Interessant sind die außerordentlich weitgehenden
Sicherheitsvorrichtungen sowohl mit Bezug auf das Melde-
wesen bei Bränden als auch die Not- und Sicherheits-Be-
leuchtungsvorkehrungen. Die Feuermeldeanlage spricht
nicht nur innerhalb des Hauses bei Ausbruch eines Brandes
Abb. 8 Blick in den Hauptlichthof (künstliche Beleuchtung im Erd-
geschoß durch Siemens-Kugelleuchten, in den Obergeschossen durch
Siemens-Kegelluzetten).
selbsttätig an, sondern gibt den Alarm ebenfalls selbst-
tätig der städtischen Feuerwache weiter.
Abb. 10. Die zentrale Kühlanlage versorgt mit 759000 keal/h Kälte-
leistung das ganze Haus durch ein eingebautes Röhrensystem.
Eine Störung der Stromzufuhr, die in zwei vonein-
ander unabhängigen Hochspannungschleifen von der
BEWAG aus erfolgt, ist unwahrscheinlich.
Sollten jedoch infolge einer Störung beide Schlei-
fen außer Betrieb sein, so schaltet sich die Sicher-
heitsbeleuchtung selbsttätig auf eine Zentralbatterie
(Abb. 11) mit einer Kapazität von 1512 A bei maximal
504 A Entladungstrom um. Diese völlig unabhängige
Batteriestromquelle ist imstande, die gesamte Sicherheits-
und Notbeleuchtung 8h lang zu versorgen. Die Batterien
Abb. 9. Eine der Verteilungstafeln für 1% Stromkreise. Der gedrängte
Aufbau ist durch Ceka-Kippschalter in Zusammenbau mit N-Diazed-
Sicherungen erzielt.
für Telephon- und Signalanlagen (Abb. 11) sind von der
Zentralbatterie vollkommen getrennt und besitzen beson-
dere Lade- und Umformereinrichtungen.
Die gesamte Verteilungsanlage für die Not- und Sicher-
heitsanlage ist in besonderen Kabelkanälen verlegt und in
Abb. 11. Die Batterien für Not- und Sicherheitsbeleuchtung, ganz ge-
trennt davon die Batterien für Signal- und Telephonzwecke (auf dem
Bild rechts).
eisenbandarmierten, aiso besonders geschützten Kabeln
ausgeführt.
Die elektrischen Anlagen bei Karstadt sind im Stark-
stromteil von den SSW, im Schwachstromteil von S&H
installiert worden und zeigen in vielen Einzelheiten tech-
nische Neuerungen, die für Warenhausbauten in Zukunft
als Muster gelten werden. Dipl.-Ing. Pick, Berlin.
ui EEE m —
7. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45
1623
Lüftung von Transformatorenkammern.
Von F. Sieber und F. Heiles, Aachen.
Übersicht. In einer früheren Arbeit! ist gezeigt wor-
den, wie sich an Hand einfacher Formeln die Abmessungen
für Zu- und Abluftkanäle von Transformatorenkammern be-
stimmen lassen, die ausreichend sind, um bei natürlicher
Lüftung die Abführung der Verlustwärme zu gewährleisten.
Obgleich die dort entwickelten Formeln so einfach sind, daß
ihre Benutzung weder viel Zeit noch Rechenarbeit erfordert,
ist es für den Betriebsfachmann doch erwünscht, wenn er
sich ohne nennenswerte Rechnung schnell ein Bild über die
jeweiligen Verhältnisse machen kann. Es soll in dieser Ar-
beit versucht werden, die hierzu nötigen Unferlagen zu
. schaffen.
Die Luftmenge, die ein Transformator mit Selbstlüf-
tung in der Zeiteinheit benötigt, hängt ab von der Höhe
der abzuführenden Verluste und dem Temperaturunter-
schied der ein- und austretenden Luft. Diese Luftmenge
läßt sich berechnen nach der Gleichung
— 0875. l Vim 1
L=085 |; Fim sh =: es & « (1)
In dieser Gleichung sind
L die Luftmenge in m?/s i
V die Verluste des Transformators in kW,
At = t — to vgl.
L die Temperatur der austretenden Luft, Abb.1
fọ die Temperatur der eintretenden Luft f g i
Nach Formel (1) ergeben sich für 1 kW Verluste und ver-
schiedene Lufterwärmungen At die in der Zahlentafel 1
angegebenen Luftmengen.
Zahlentafell.
Erwärmung dite to=| 5° 10° | 15° 2° | 2° 30°
Erforderliche l |
Luftmenge in 18 0,175 : 0.0875 | 0,0583 | 0,0437 | 0,12.50 | 0,0262
Für 1kW in 1min 10,50 | 5,25 263 210 11,75
Verluste inm? inih &0 | 315 1575 | 126 — 105
Der Temperaturunterschied A t erzeugt nun die wirk-
same Druckhöhe, die die Luftbewegung hervorruft. Die
Druckhöhe muß die Luft in Zu- und Abluftkanal beschleu-
nigen und außerdem die Strömungswiderstände überwin-
den, die die Luft auf ihrem Wege findet.
Die Beziehungen, die auf Grund dieser Überlegungen
in der erwähnten früheren Arbeit entwickelt wurden
[G1. (6) und (7)], lassen sich in der Form schreiben
13
2 Hi — a 2
Feit =135 (5 RV?
Darin ist zur Abkürzung gesetzt
LU A LEN.
RZ + iHi gt) Hm (10+ siele
und S
H=-, +h,+h, a a ee Eë h (4)
Soweit die Bedeutung der einzelnen Größen nicht aus
Abb. 1 hervorgeht, sind
F, der Querschnitt des Abluftkanals in m°,
F, der Querschnitt des Zuluftkanals in m},
— 8
m Fi
3 E, die Summe der Widerstandskoeffizienten der im Ab-
luftkanal befindlichen Einzelwiderstände,
die Summe der Widerstandskoeffizienten der im Zu-
luftkanal befindlichen Einzelwiderstände,
A der Reibungskoeffizient in den Leitungskanälen,
I, die Länge des Abluftkanals in m,
l die Länge des Zuluftkanals in m,
U, der Querschnittsumfang des Abluftkanals in m,
U, der Querschnittsumfang des Zuluftkanals in m.
1 F. Sieber, ETZ 19%, & 114
Zahlenmäßig kann für die Koeffizienten gesetzt werden:
& = 1,5 für ein|_ Knie,
č = 1,0 für einen \ Rogen,
& = 0,6 für ein > Knie,
E = 1, ... 2,0 für Gitter, je nach freiem Querschnitt,
à = 0,007 (im Mittel).
Die Berechnung des Produktes F,?- H’ wird dadurch
erschwert, daß in der Größe R Kanalabmessungen ent-
halten sind [vel. Gl. (3)]. Allerdings trägt das Glied,
in dem diese vorkom-
men, im allgemeinen
wenig zum Betrage von
R bei. Man geht daher
zweckmäßig so vor, daß
man-R zunächst unter
Vernachlässigung der
Reibung in den Kanälen
und unter Annahme eines
Wertes für m bestimmt,
gaz Produkt F,- H’ be-
rechnet und nach dem
Ergebnis die Abmessun-
gen der Kanäle ent-
wirft. Alsdann kann
unter Berücksichtigung
der Reibung an den Ka-
nalwänden und des wirk-
lichen Wertes für m der
genauere Betrag von R
ermittelt werden.
In erster Annähe-
rung kann dann F, oder
F H’ um den gleichen Pro-
zentsatz vergrößert oder
verkleinert werden, um
den der genauere Betrag
von R größer oder klei-
ner ist als der zuerst eingesetzte. Die Bestimmung des
Produktes FA. H’ nach Gl. (2) kann mit Hilfe des Nomo-
grammes Abb. 2 erfolgen.
BEN
——
uam m e — sr mn gms sun mm run zg zl u pm Co
Abb. 1. Allgemeine Form einer
Transformatorenkammer.
700
x
80
70
60
s0 oo
SO
150
Ai
gi 200
20 —
300
15
400
vi 500
d w’ 600
7 700
6 &0
SCH
5 a 1000
y e
7500
3 20°
2000
P 25°
4000
0 5000
Za 6000
07 7000
S =
05 28 1 y S — 1/0000
Ge FH=135(,,) RV Ry?
G*R’
Abb. 2 Nomogramm zur Bestimmung der Abmessungen
des Abluftkanals.
16234
Elektrotechnische -Zeitschritt 1929 Heft 43
7. November 1929
Um schnell einen Überblick über die erforderlichen
Abmessungen des Abluftkanals zu bekommen, sind dese
Größen für das in Abb. 3 dargestellte Beispiel für ver-
verschiedene Werte der PO g Sr
abzuführenden Verlust-
wärme berechnet und
in Abb.4 für A t= 20°
aufgetragen. Die in
Abb. 3 angegebenen
Höhenabmessungen
h, = 3,5 m und h,=1,5m
sowie das bei der Be-
rechnung zugrunde ge-
legte Querschnittsver-
hältnis m = 3⁄4 entspre-
chen ungefähr den Wer-
ten, wie sie bei Kam-
mern für Transforma-
toren mittlerer Leistung
üblich sind.
Als Einzelwiderstände
sind im Abluftkanal ein
Gitter mit Luftumlen-
kung (E = 15),- im
Zuluftkanal an sehr
weitmaschiges itter a
(E = 1,0) sowie. zwei Abb. 8. „Normalkammer“ für Trans-
rechtwinklige Knie (für formatoren mittlerer Leistung.
jedes E = 1,5) angenom
men. Ohne Berücksichtigung der Reibung an den Kanal-
wänden wird dann
R=(10+15)+ CT (10+10+15+153)=47. 6)
An Hand von Abb. 4 läßt sich, wenn die abzuführen-
den Verluste bekannt sind, sehr schnell feststellen, welchen
Querschnitt und welche Höhe der Abluftkanal haben mul.
Bei Berechnung der in Abb. 4 eingetragenen Werte
wurde auch der Einfluß der Luftreibung an den Kanal-
wänden ermittelt unter der Annahme, daß die Kanalquer-
schnitte Quadratform haben. Der Einfluß ist am größten
bei der kleinsten Leistung und bei Anwendung der größten
Höhe. Für 10 kW und h, = 8 m erfordert diese Reibung
nur eine Vergrößerung des Querschnittes F, um etwa 5 %.
Für kleiner werdende Höhe und wachsende Leistung geht
der Einfluß sehr rasch zurück. Seine Berücksichtigung
in den Kurven konnte daher unterbleiben.
Wie schon erwähnt, gelten die Kurven in Abb. 4 nur
für eine Temperaturdifferenz At = 20°. Für andere Werte
von At lassen sich die Verluste, deren Abführung möglich
ist, durch Umrechnung ermitteln. Die Umrechnüngstfak-
toren ergeben sich auf Grund der Gl. (2).
Wenn wir die Verlustwerte für At=20° mit 100 %
bezeichnen, so können z. B. bei At=25° 140%, bei
At = 15° 65% dieser Werte abgeführt werden.
Es ist noch zu bemerken, daß wir die durch die
Wände der Kammer abgeleitete Wärme nicht in Rechnung
gezogen haben. Bei kleineren Transformatoren kann die
auf diesem . Wege abgeführte Wärme einen erheblichen
Teilbetrag der gesamten Verlustwärme ausmachen. Trotz-
IN
NSSEHEBE
II
es
<
mn
KEE
EE
Wee
7
L
F
H
R
`
SS
KÉ
w
m
=
Abb. 4 Verluste in kW, die bei St - 20° abgeführt werden können
abhängig von Querschnitt und Höhe des Abluftkanals.
dem erscheint es nicht ratsam, bei der Festlegung der Ka-
nalquerschnitte darauf Rücksicht zu nehmen. Es kann
nämlich leicht der Fall eintreten, daß durch spätere Er-
weiterungsbauten eine Transformatorenkammer, die vor-
her frei gelegen hat, nunmehr von weiteren derartigen
Kammern oder anderen Gebilden, die die Wärmeabgabe
hindern, eingeschlossen wird. Dann ist es jedenfalls vor-
teilhafter, wenn man vorher die Kanalabmessungen reich-
lich gewählt hat, als daß man nachträglich gezwungen ist,
sie den neuen Verhältnissen entsprechend zu vergrößern.
Kanadas hydroelektrische Fortschritte im Jahr 1928.
Von G. Reglin, Montreal.
Mit mehr als 0,55 Mill PS Zuwachs war das Jahr 1928
das ergiebigste für die Entwicklung der Wasserkraft-
nutzung Kanadas, und schon zeugen weitere unter-
zeichnete Kontrakte sowie bereits im Bau befindliche
hydroelektrische Werke von einer_noch größeren Aus-
dehnung im laufenden Jahr. Die "genannte Steigerung
mag dem Ingenieur des alten Kontinents lediglich bei der
Betrachtung der Zahl der Pferdestärken vielleicht gering
erscheinen, wenn er die Größe des Gebiets mit der Lei-
stung vergleicht. Man muß aber bedenken, daß der
ganze Norden nur cin Pelztiergebiet und daher der
Technik nicht zugänglich ist und die ausgebaute Lei-
stung sich allein auf den östlichen Teil mit den Haupt-
städten und auf einige Zentren im Westen verteilt.
Trotz des großen Reichtums des Landes — es beherrscht
den Weltmarkt in Nickel und Asbest, steht innerhalb
der Weltproduktion an zweiter Stelle mit Kobalt, an
dritter mit Gold und Silber, an vierter mit Blei und
Kupfer und an sechster mit Zink — hat Kanada nur 11 Mill
Einwohner. Bisher im Schatten der V.S. Amerika verhar-
rend, steigt seine Bevölkerungs- und Arbeitskurve nun-
mehr aber rapide und stetig; Montreal zählte z. B. 1910 erst
t Kanada umfaßt oe Mill km®, Europa rd. 10 Mill km.
rd. 120 000 Köpfe, hat heute jedoch bereits 1 Million über-
schritten, in Toronto wurden 1921 nur 761 elektrische Öfen
festgestellt, während die Statistik des letzten Jahres schon
mehr als 18000 aufweist. Die Arbeitszunahme betrug
gegen 1924 20 % und in den maritimen Provinzen Ontario
und Quebec sogar 25%. Industriell weitaus vorherr-
schend ist die Gewinnung von Holz und damit eng zu-
sammenhängend die Herstellung von Papier im Wert von
rd. 219,3 bzw. 134,5 Mill $. Kanada hat im vergangenen
Jahr sogar die Führung gegenüber den V.S. Amerika in
der Erzeugung von Zeitungspapier mit 2,082 Mill t, d.h.
einem Vorsprung von 0,6 Mill t, übernommen. Die Verwen-
dung von Dampfkraft beträgt in diesem Industriezweig
nur 8% der insgesamt installierten Kilowatt. An Wasser-
kräften waren bis Ende 1928 5,35 Mill PS ausgebaut (eine
Steigerung um 11,5% gegen das Vorjahr), und für die
nahe Zukunft sind große hydroelektrische Projekte ge-
plant, z. T. auch bereits in Ausführung begriffen. Die Be-
deutung dieses umfangreichen Erweiterungsprogramms für
das Gedeihen der einzelnen Provinzen wird daraus er-
sichtlich, daß für den Ausbau von Übertragung und Ver-
teilung der 1928 installierten Leistung sowie der bereits in
Betrieb befindlichen nicht weniger als 330 Mill $ verlangt
worden sind. Man schätzt ferner, daß für jeden der so ver-
7. November 1929
ausgabten Dollar 6 $ nötig werden, um die Energie den
Verbrauchern zuzuführen, so daß sich insgesamt ein Auf-
wand von 2,3 Mrd $ ergibt.
Das Jahr 1928 hat in jeder Provinz eine namhafte
Entwicklung der Kraftanlagen gebracht, wobei Quebec
mit hydroelektrischen Werken an erster Stelle steht.
Saskatchewan trat zum erstenmal mit einem solchen am
Churchill River zur Versorgung des neuen nördlichen
Minendistrikts auf den Plan, derweilen in Britisch-Colum-
Abb. 1. Great Falls-Kraftwerk der Manitoba Power Co. am Manitoba (6 Maschinensätze zu je
28 000 PS = 168 000 PS).
bia, Alberta, Manitoba, Ontario und an der Ostküste wich-
tige Neuanlagen vorbereitet und geschaffen, bestehende
Kraftwerke erweitert worden sind. Im einzelnen sei dar-
über folgendes berichtet:
Britisch-Columbia. Hier sind 1928 Wasser-
kräfte in Stärke von 79560 PS ausgebaut worden, die mit
den bereits verwerteten mehr
als 350000 PS für die Pro-
vinz ergeben. Die West Ko»-
tenay Power and Light Co. be-
endete den Bau des 75 000 PS-
Kraftwerks in South-Slocan
am Kootenay River. Man hat
drei Turbinen von je 25 000 PS
in dieser Anlage installiert,
die zusammen mit zwei ande-
ren an dem gleichen Fluß lie-
genden Werken dem Minen-
komplex von Roosland elektri-
sche Arbeit zuführen. Ebenso
vollendete die genannte Ge-
sellschaft eine Freiluftstation
von rd. 100 000 kW und baute
in Verbindung damit eine
50 km lange 60 kV-Leitung
von Bonnington nach Ymir.
Um die Belieferung dieses
schnell aufblühenden Distrikts
sicherzustellen, hat die Ge-
sellschaft mit der Provinz
einen Vertrag vereinbart, der
die Ausnutzung des Pend
d’Oreille mit einer Mehrlei-
stung von 80000 PS vorsieht.
Ein anderes Unternehmen
das Wasser des Flusses dem am Setonsee gelegenen
und wahrscheinlich 1931 fertig werdenden Kraftwerk zu-
leitet. Im ersten Ausbau entfallen auf dieses 28000 PS,
doch ist eine Steigerung bis 0,6 Mill PS möglich. Ab-
gesehen von kleineren Anlagen mit zusammen 9810 PS ver-
dient noch ein jetzt in Ausführung genommenes 15 000 PS-
Projekt am Elk River Erwähnung. Die Ausnutzbarkeit der
Flüsse Nimpkisch, Campbell, Stamp, Skeena, Bukley und
Chilco wurde von Kommissionen geprüft, teilweise sind
auch schon bezügliche Kontrakte gezeichnet worden.
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 45
1625
Alberta. Am Bow River, etwa 50 km westlich
von Calgary, hat die Calgary Power Co. den Bau eines
18000 PS-Werks begonnen, dessen bereits fertiggestellter
Damm 32 m hoch ist, und das voraussichtlich im November
seine Tätigkeit aufnehmen wird. Ä
Saskatchewan. Zum erstenmal hat die Provinz,
wie oben bereits bemerkt, ein hydroelektrisches Projekt
zu verzeichnen, u.zw. ist das Kraftwerk an den Island-
fällen des Churchill durch die Hudson Bay-Mining Co. im
nördlichen Teil der Provinz
ausgearbeitet worden. Es
dient der Versorgung der
Flin-Flon-Mine (rd. 110 km
Übertragungsleistung) und
wird nach seiner Vollendung
über sechs Maschineneinhei-
ten von je 14 000 PS verfügen,
wovon drei Ende 1930 laufen
sollen.
Manitoba. Für diese
Provinz war 1928 eines der
wirksamsten Jahre auf dem
Gebiet der Wasserkraftnut-
zung. Man hat ein großes
Kraftwerk vollendet und den
Bau zweier neuer am Winni-
pegfluß sichergestellt. Die
Manitoba Power Company be-
endete die Installation der
fünften und sechsten Einheit
von je 28000 PS in der Great
Falls-Station, womit deren
Leistung 168 000 PS erreichte
(Abb. 1). Die ausführende
Firma, die die Elektrizitäts-
versorgung des südlichen Teils
der Provinz beherrscht, baute
hierfür eine 65 km lange
Hochspannungsleitung. An
zweiter Stelle steht der Be-
einn der Arbeiten an der Seven Sisters’Seite des Winni-
peg Rivers. Das hier entstehende Kraftwerk ist für
eine maximale Leistung von 225000 PS in sechs Ma-
schinensätzen zu je 37500 PS disponiert, die ein Gefälle
von fast 20 m ausnutzen. Drei der Turbinen dürften
vor Ende 1930 in Wirksamkeit treten können. Durch
nahm das Alouettewerk mit Abb. 2. Paugan Falls-Kraftwerk der Gatineau Power Co. in Quebee (ausgebaut für 8 Maschinensätze
12500 PS in Betrieb. Die zu je 34000 PS = 272000 PS, endgültige Leistung 476 000 PS).
Bridge River Power Co. machte
Fortschritte im Bau des rd. 5 km langen Tunnels, der
eine auf Gittermasten geführte 110 kV-Doppelleitung von
etwa 120..135km Länge wird dem Gebiet südlich und
westlich des Kraftwerks Elektrizität zugeführt. Dar-
über hinaus benötigt Winnipeg aber einen bedeutenden
Zuwachs an Kraft, der durch eine Station nahe Point
du Bois (Winnipeg River) mit 105 000 PS gedeckt werden
soll. Diese Slave Falls-Station liegt etwa 10 km strom-
abwärts von Point du Bois und erhält acht Maschinen-
einheiten von je 12500 PS, insgesamt also 0,1 Mill PS.
Vier Hochspannungsleitungen transportieren auf zwei par-
allelen Wegen die Elektrizität nach Winnipeg. Anfangs
1626
1931 soll der Betrieb mit zwei Maschinen aufgenommen
werden. Die Baukosten des Werks und der Leitung hat
man auf 10,5 Mill $ veranschlagt.
Ontario. Zunächst ist die Inbetriebnahme der
220 kV-Leitung zwischen dem Ottawa River und Toronto,
wo sie in das Niagaragebiet eingreift, zu nennen. Sie be-
fördert vorläufig 80000 PS, eine Leistung, die nach dem
Vertrag künftig 260 000 PS betragen soll. Ebenso wurde
eine 110 kV-Leitung vom Ottawa nach Smith’s Falls voll-
endet; mit 60 Hz arbeitend, dient sie zur Übertragung von
60000 PS mit einer zusätzlichen Reserve von 40000 PS.
In Betrieb kamen ferner ein 1800 PS-Kraftwerk am South
River und ein solches von
2200 PS am South-Muskoka.
Die geplante Aufstellung
einer zehnten 55 000 PS-Ma-
schine in der Queenston-Zen-
trale wurde unterlassen und
die Versorgung dem 54 000 PS-
Werk in Alexander Landing vr
am Nipigonfluß übertragen,
das 1931 seine Tätigkeit auf-
nehmen will. Innerhalb der
Arbeiten der Hydro-Rlectric
Power Commission? vollendete
die Spruce Falls Company bei
Smoky Falls am Mattagami
ein Werk von 56230 PS zur
Belieferung der Holz- und
Papierbetriebe in Kapuska-
sing, zu welchem Zweck eine
Hochspannungsleitung von
85 km erforderlich wurde.
Eine andere Gesellschaft hat
cin Kraftwerk von 13200 PS
in Calm-Lakce am Seinefluß
in Dienst gestellt, dessen Pro-
duktion nach Fort Frances
zur Verfügung der dortigen
Holz- und Papierindustrie ge-
langt. Ebenso wurden 2000 PS
am Eagle River verwertet,
während die International Nickel Co. ihre 28200 PS-An-
lage am Spanish River in diesem Frühjahr mit der Arbeit
beginnen ließ.
- +
Quebec. Der Hauptanteil an den in dieser Provinz
1928 hergestellten neuen Kraftanlagen und Hochspan-
nungsleitungen von insgesamt über 0,3 Mill PS gehört,
abgesehen von dem Shawiniganwerk auf der Insel Maligne,
dem Pauganwerk der Ciatincau Power Co., welches seit
September 1928 mit sechs Turbinen von je 34 000 PS ins-
gesamt 204 000 PS leistet; zwei weitere Maschinensätze
die eine Erhöhung auf 272000 PS bringen werden, sind
vorgesehen (Abb. 2). Dieselbe Gesellschaft hat auch ihre
beiden anderen, etwas weiter stromabwärts am Gatineau
River liegenden Stationen erweitert, u.zw. das Chelsea-
werk um 34000 PS und die Anlage in Farmers Rapids
um 24000 PS (Abb. 3). Sie plant ferner die Gewinnung
von 80000 PS an den Nigger Rapids des schon genannten
Flusses, der ein Gefälle von rd. 20 m hat. Das Wasser-
becken von Chelsea besitzt ein Fassungsvermögen von
3 Mill mi Das Bryson-Kraftwerk der Gatineau Power Co.
am Ottawa erhielt eine zweite Turbine von 25000 PS.
In Verbindung mit den erwähnten Kraftwerksbauten
wurde eine 220 kV-Leitung von Paugan Falls zum An-
schluß bei Chats Falls an die Linie nach Toronto sowie
an die 110 kV-Leitung von Farmers Station nach Ottawa
und Ost-Ontario errichtet. Eine weitere 110 kV-Leitung
verbindet das Brysonwerk und Hull. Die Leistung der
Shawinigan-Zentrale ist um 43 000 PS auf 178500 PS ver-
größert werden und geht seit März 1929 noch darüber
hinaus. Die diese Anlagen ausführende Shawinigan
Water and Power Co. verfügt über 0,7 Mill PS und hat
vertraglich eine Arbeit am St. Maurice River übernommen,
dessen Gefälle 195 ın beträgt und 1 Mill PS liefern wird.
Das erste zu diesem Komplex gehörende Kraftwerk dürfte
1933 fertig werden. Die Quinze Power Co. steigerte die
Leistung ihrer Zentrale am Quinze um weitere 10 000 PS
und die des Isle Malirne-Werks am Saguenay River um
45 00 PS. In Chute-a-Caron, am gleichen Fluß gelegen,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45
7. November 1929
ist ein Kraftwerk mit vier Maschinen zu je 65 000 PS im
Bau und wird ein Gefälle von 45 m ausnutzen. Eine zweite
Station soll bei 62 m Gefälle 1 Mill PS liefern. Auch in
Quebec hat man 1928 außerdem eine Anzahl kleinerer
Werke fertiggestellt; unter den Projekten ist noch das
der Montreal Island Power Co. am Prairie River mit an-
fangs sechs Einheiten zu je 8800 PS zu nennen. Die vor-
läufige Kraftanlage am Lievre River mit 90000 und
maximal 120000 PS verfügt über ein Sammelbecken von
0,75 Mill m’. Seit Februar 1929 liefert ein Wasserkraftwerk
mit zwei Turbinen von je 2900 PS der Stadt Sherbrooke
elektrische Arbeit. Voraussichtlich werden weitere hydro-
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Abb. 3. Kraftwerk Farmers-Rapids der Gatineau Power Co. am Gatineau mit 5 Maschinensätzen zu je
24 000 PS = 1% 000 PS im Vordergrund. Hinten das Chelseawerk derselben Gesellschaft mit 5 Maschinen-
sätzen zu je 34 000 PS = 170000 PS.
elektrische Anlagen in der Provinz u.a. 30000 PS am
Ottawa und 15 000 PS am St. Lawrence nutzbar machen.
New Brunswick. Das abgelaufene Jahr war
bedeutsam durch die Fertigstellung des vier Maschinen-
sätze zu je 20000 PS umfassenden Kraftwerks am St. John
River; etwa 75 % des dort erzeugten Stroms werden von
der Holz- und Papierindustrie abgenommen, deren eine
Anlage täglich etwa 500 t Zeitungspapier liefert und mit
dem Kraftwerk durch eine 132kV-Leitung von 175 km
Länge verbunden ist. Als Neuanlage in dieser Provinz
wäre noch eine sich über 42 km erstreckende 6,6 kV-Lei-
tung nach Dorchester und St. Joseph anzuführen.
Nova Scotia. Hier hat sich im Jahr 1928 die
Kraftwerksleistung um 8440 PS erhöht, welche Zunahme
bereits festgelegte Ausführungen auf 34550 PS steigern.
Des schnellen Anwachsens der Nachfrage nach elektri-
scher Arbeit wegen ist eine Kommission gebildet worden,
die den Ingram, den Indianfluß sowie den North-East und
den Sackville River untersucht. Schon jetzt berichtet man,
daß schätzungsweise 25 Mill kWh jährlich verfügbar sein
werden. Am Mersey baut die Provinz drei Wasserkraft-
werke, u.zw. eins am Upper-Lake Fall (7750 PS), ein
zweites am Lower-Lake Fall (10600 PS) und ein drittes
am Big Fall (12700 PS). Kaum erwähnenswert sind
einige kleine Stationen, die im Lauf des Berichtsjahres
in Betrieb genommen worden sind.
Prince Edward Island. Ein kleines Kraft-
werk der Montague-KLlectric Co. von 160 PS hat die Arbeit
begonnen.
Der Strombedarf nimmt in Kanada bemerkenswert zu.
So sind durchschnittlich im Dezember 1928, Januar und
Februar 1929 bzw. 43,7, 45,9 und 44,6 Mill kWh erzeugt
worden gegen 39,0, 38,6 und 38,9 Mill kWh in den ent-
sprechenden Monaten des Vorjahres, was eine Erhöhung
um 15,5% bedeutet. Am Ende des Berichtsjahres waren,
wie schon bemerkt, 5,35 Mill PS ausgebaut gegenüber 4,3
in 1927 und 4,6 in 1926°.
t Vgl. S. 16831.
7. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45. 1627
RUNDSCHAU.
Hochspannungstechnik.
Weanderwellen: Bildung, Fortpflanzung und Schutz. —
In einer Reihe von Aufsätzen beschäftigt sich Ch. Ledoux
mit den verschiedenen Wanderwellen- und Überspannungs-
erscheinungen. Ledoux bemüht sich, eine neue Theorie
von den Wanderwellenvorgängen aufzustellen, die im Gegen-
satz zu den bisher bekannten Theorien in unmittelbarem
Zusammenhang mit dem Experiment stehen soll, olıne dabei
jemals die physikalische Seite der Erscheinungen außer
acht zu lassen. lm großen und ganzen haben seine Aus-
fihrungen wohl den Zweck, einen Nachweis für die Wirk-
samkeit der zahlreichen von ihm angegebenen Überspan-
nungschutzvorrichtungen zu bringen. Trotz des großen
Wertes, den Ledoux auf den Zusammenhang zwischen
Theorie und Experiment legt, sind die Mitteilungen über
die von ihm durchgeführten und seiner Theorie zugrunde
velegten Versuche außerordentlich knapp. Dabei ist auch
die Versuchsanordnung, mit der er die Untersuchung von
Stirnsteilheiten und die Prüfung der verschiedenen Über-
spannungschutz-Vorrichtungen durchführte, etwas unüber-
sichtlich in ihrer Wirkungsweise, so daß es schwer ist, die
Berechtigung der von Ledoux aus seinen Versuchen ze-
zogenen Schlüsse nachzuprüfen. Es ist auch wahrschein-
lich, daß eine genauere Untersuehung seiner Schutzanord-
nungen etwa mit dem Kathodenoszillorraphen eine etwas
andere Wirkungsweise ergeben wird, als Ledoux sie an-
nimmt.
8r
S0Hz
Abb. 1. Prüfanordnung nach Ledoux.
Die von ihm benutzte Prüfanordnung zeigt Abb. 1. Der
von dem Hochspannungstransformator T aufgeladene Kon-
densator K entlädt sich jeweils im Spannungsmaximum
über den Synchronschalter B auf die angeschlossene Dop-
pelleitune. An dem Leitungstück CD wird (ähnlich wie
bei der Binderschen Schleifenmethode) die Steilheit der
Ein- und Ausschaltwellen bzw. deren Änderung nach Ein-
bau von Schutzapparaten festgestellt (CE). Zur Vermei-
dung von Wellenreflexionen am offenen Leitungsende ist
dieses mit einem Wider-
stand R überbrückt. Um
seinen Zweck zu erfüllen,
müßte letzterer dem Wel-
lenwiderstand der ange-
schlossenen Leitung gleich
sein. Er wurde aber aus
Rücksicht auf die zur Ver-
figung stehende Leistung
stets höher gewählt und Abb.2. Die Spule als Kettenleiter.
deshalb noch ein besonde-
rer „Überspannungsdämpfer” mit dem Widerstand in Reihe
geschaltet, der jegliche Reflexion verhindern soll.
Von den Überspannungserscheinungen und ihren Be-
kämpfungsmitteln ergibt sich nach Ledoux etwa folgendes
Bild: Als Entstehungsursache von Wanderwellen kommen
indirekte Blitzschläge, Ein- und Ausschaltvorgänge in
Betracht. Durch indirekte Blitzschläxre werden mit größ-
ter Wahrscheinlichkeit gedämpfte Schwingungen von 10°
bis 10° Hz ausgelöst. Neuere experimentelle Arbeiten lassen.
allerdings vermuten, daß diese Wanderwellen aperiodische
Vorgänge sind. Doch sind die Verhältnisse noch wenig
geklärt. Bei Einschaltvorgzängen ergeben sich verhältnis-
mäßig flache Stirnen, nicht unter 400...600 m bei 10 bis
30 kV Einschaltspannung!, lediglich bei höheren Spannun-
gen können steilere W ellen auftreten. Ausschaltvorzänge
bei induktionsfreien Kreisen zeitizen noch viel flachere
Stirnen, lediglich beim Ausschalten induktiver Kreise
können steilere Stirnen auftreten (300 m). Die steilsten
Stirnen scheinen bei (intermittierenden) Frdschlüssen
aufzutreten, wenigstens ist dies aus den häufigen dabei
t Vgl. hierzu jedoch die Untersuehungen von Wellenstirnen mit
dem Kathodenoszillographen in Arch. El. Bd. 18, S. 499; ETZ 1928, S. 227.
vorkommenden Wicklungschäden zu schließen. Die Steil-
heit kann hier bis zu mehreren tausend Volt/m betragen.
Für die Beurteilung der Vorgänge in Transformator-
wicklungen ist wesentlich, das Eindringen von Wander-
wellen in Spulen genau zu kennen. Die „klassische“
Auffassung der Spule als Kettenleiter (Abb.2) ist „radi-
kal falsch” und ebenso alle daraus bezüglich des Ein-
dringens von Wanderwellen in Spulen sich ergebenden
Folgerungen einschließlich der kritischen Frequenz, Le-
doux entwickelt hier eine eigene Theorie, die jedoch im
Grunde auf die bereits vonRogowski behandelte Dar-
stellung? des Eindrinzens von Wanderwellen in Spulen
hinausläuft. Es ergibt sich hierbei, daß die Spule beim
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Abb. A Wirkungsbild des
kapazitiven Widerstandes.
Abb. 8. Kapazitiver
Widerstand.
Auftreffen von Rechteckwellen nicht sofort als sehr hoher
Widerstand wirkt. Der Wellenwiderstand der Spule
wächst vielmehr erst mit dem Eindringen der Welle in
die Spule. Die Verflachung der eindringenden Welle ist
im wesentlichen auf die Induzierung von Teilwellen auf
die benachbarten Windungen zurückzuführen. Die Ver-
flachung ist selır stark bei Transformatoren geringer Lei-
stung. Transformatoren großer Leistung dagegen, deren
Wicklung sich sehr stark der einlagigen Zylinderspule
nähert, lassen eindrinzende Wellen fast unverzerrt durch,
Aus diesem Grunde liegen bei Transformatoren kleiner
Leistung die Windungsdurchschläge in der überwiegenden
Mehrzahl im Wicklungsanfang, während sie bei denen
großer Leistung an irgendeiner Stelle in beliebiger Ent-
fernung vom Anfangspunkt auftreten. Man sollte deshalb
Transformatoren nur bis zu Leistungen von 200 ... 440
kVA bei Spannungen von 10..10W0 kV mit verstärkten
Eingangswindungen ausführen, Für Transformatoren
größerer Leistung ist dies unzweckmäßig. Für Transfor-
matoren ganz kleiner Leistung empfiehlt Ledoux seinen
„induktiven Schutzwiderstand“, bei dem die beiden ersten
Spulen aus Eisendraht hergestellt sind.
Neben den Schutzmaßnahmen, die beim Bau der Trans-
formatoren selbst berücksichtigt werden können, hält Le-
doux in den Netzen noch besondere Überspannungschutz-
Vorrichtungen für erforderlich, auch bei Anlagen über
100 kV. Man sollte sich hier nicht etwa auf eine verstärkte
Transformatorisolation beschränken, da außer den Trans-
formatoren auch noch andere für den Betrieb wichtige
Netzteile durch Überspannungen gefährdet werden können.
Die Verwendung von Schutzschaltern zur Verhütung steil-
stirniger Ein- und Ausschaltvorgänge ist zweckmäbis,
ebenso die Benutzung des Blitzseils zum Schutz gegen
atmosphärische Entladungen. Von der Vetersen-Spule
und ähnlichen Schutzmaßnahmen zur Löschung des
Erdschlußstromes befürchtet Ledoux Resonanzüberspan-
nungen. Die beste Schutzmaßnahme ist hier der Einbau
“eines Widerstandes zwischen Transformator-Nullpunkt
und Erde, der je nach den Verhältnissen zwischen 500 und
2000 Q liegen soll. Sehr geeignet für diesen Zweck ist der
weiter unten beschriebene Ledouxsche „kapazitive Wider-
t W.Rogowski, Arch. ElL Bd. 6 S. 265
BECHER EZ
1628
stand” und sein „Erdschlußdämpfer”, der in seiner Wir-
kungsweise dem ebenfalls weiter unten beschriebenen
„Überspannungsdämpfer“ entspricht. Auch den letzteren
kann man an Stelle einer unmittelbaren Nullpunkterdung
verwenden. |
Der Hörnerableiter mit Dämpfungswiderstand ist —
durchgebildet oder nicht — jedenfalls unfähig, Wander-
wellen abzuleiten, dazu ist seine Anesprechspannung zu
hoch. Spricht er aber an, so löst er bei geringem Dämp-
fungswiderstand steile Entladewellen aus, und es ist des-
halb richtig, von ihm zu sagen, er sei ein Apparat, der
um so gefährlicher wird, je wirksamer er ist. Da er oft
mehrmals anspricht, kann er zu Resonanzerscheinungen
führen. Diesen Nachteil vermeiden die Ventilableiter
(Gilles, Autovalve), aber diese haben eine zu hohe An-
sprechverzögerung, um wirksam zu sein’. Überspanungs-
schutzvorrichtungen mit Koronawirkung (Stacheldraht-
schutz) sind nur für sehr hohe Spannungen anwendbar
und vertragen sich oft nicht mit der Sicherheit der Anlage.
Der Glimmschutz der Dr. Paul Meyer A. G. besitzt eine zu
kleine Kapazität, um wirksam zu sein. Bei gleichgroßer
Kapazität ist er jedoch dem gewöhnlichen Kondensator
vorzuziehen. Wasserwiderstände, als Überspannungr-
ableiter in die Phasenleitung eingebaut, müssen mit
zu hohen Widerständen arbeiten, um nennenswerte Ener-
gien abführen zu können. Demgegenüber stellt der Le-
douxsche „kapazitive Widerstand” einen stark verbesser-
ten Überspannungsableiter dar. Den Aufbau dieses Wider-
standes zeigt Abb.3. In einem Steingutrohr A befinden
sich verschiedene Glasgefäße D, die mit einer Leitermasse
E gefüllt sind. Der noch freie Teil des Rohres ist mit
schlecht leitendem Wasser ausgefüllt. Die untere Ab-
schlußkappe B und der Stift F bilden die Zuführungen.
Die elektrische Wirksamkeit der Anordnung gibt das
Schema in Abb. 4 wieder.. Es handelt sich also um eine
Parallel- und Hintereinanderschaltung von Widerständen
(Wasser) und Kapazitäten (Leitermase — Glas —
Wasser). Die Frequenzabhängigkeit der Anordnung bei
unbedingt aperiodischer Dämpfung macht sie besonders
hohen Frequenzen gegenüber wirksam.
Den Schutzspulen widmet Ledoux einen besonders um-
fangreichen Abschnitt. Er ist der Meinung, daß alle bis-
herigen Bearbeiter der Schutzspulenfrage die Wirkungs-
weise der Spulen nicht richtig erkannt hätten und deshalb
zu falschen, praktisch nicht verwertbaren Ergebnissen ge-
kommen seien. Nach Ledoux entspricht weder dıe Auf-
fassung der Spule als punktförmige Induktivität, noch die
als reine Doppelleitung ihrem tatsächlichen Verhalten.
Dieses ergibt sich erst, wenn man die Schutzspule als eine
Anordnung auffaßt, die durch drei spezifische Koeffi-
zienten charakterisiert ist: den relativen Schutzkoeffizien-
ten, den Verflachungskoeffizienten und den Dämpfunes-
koeffizienten, die zusammen ein Maß für den Schutzwert
der Spule abgeben. Der relative Schutzkoeffizient wird
aus der Wirkungsweise der Spule als reine Doppelleitung
abgeleitet. Sie besitzt hier einen bestimmten gleichbleiben-
den Wellenwiderstand Z, und der relative Schutzkoeffi-
zient ergibt sich dann zu
ee...
"T (Z +Z) (Zr +29‘
wobei Z, der Wellenwiderstand der Leitung vor und Z,
hinter der Spule ist. Es ergibt sich hieraus, daß die Spule
schädlich wirkt (Ar,>1), wenn ihr Wellenwiderstand
zwischen Z, und Z, liegt, und es entsteht der ungünstigste
Fall (Krmax) für Zg = VZ, Z}. Die Spulenwirkung wird
um so günstiger (Är< 1), je höher der Wellenwiderstand
über dem der angeschlossenen Leitung liegt, oder aber je
tiefer darunter (Kondensatoren). Bei Schutzspulen ist es
nicht immer leicht, ihren Wellenwiderstand mit Sicherheit
über den des zu schützenden Transformators zu legen.
Es ist dann zweckmäßig, die Spule nicht unmittelbar vor
den Transformator zu schalten, sondern soweit davor,
daß durch die zwischenliegende Leitung geringeren Wel-
lenwiderstandes eine ausreichende Herabsetzung des rela-
tiven Schutzkoeffizienten erzielt wird. Der Verflachungs-
koeffizient wird bestimmt durch die Stärke der magne-
tischen Verkettung der Spulenwindungen, der Dämpfungs-
koeffizient durch die Stärke der Verluste (Drahtwider-
stand, Ableitung usw.). Bei den üblichen Spulenanord-
nungen liegen die beiden letzten Koeffizienten nur wenig
unterhalb von 1, und es ist nicht leicht, sie sehr viel stärker
herabzusetzen. Dazu bedarf es besonderer Maßnahmen,
dio bei den von Ledoux angegebenen Schutzanordnungen,
der „Widerstandspule”, dem „Überspannungsdämpfer“ und
3 VPezüglich des Autovalve-Ableiters siehe jedoch ETZ 1928, S. 1307.
€ Siehe hierzu jedoch ETZ 1928, S. 1308.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45
7. November 1929
dem „Wellenabflacher und -dämpfer“ zur Anwendung ge-
kommen sind.
Die „Widerstandspule”* (Abb.5) besteht aus einer
Spule aus blankem, in eine Graphitmasse eingebetteten
Kupferdrahf. Trifft eine Wanderwelle auf die Spule auf,
so wird nicht die ganze Welle dem Draht folgen, sondern
ein Teil in die Graphitmasse eindringen und die nächsten
Windungen jeweils vor der Hauptwelle erreichen. Hier-
durch soll eine besondere Verflachung erzielt werden‘.
Die Teilwellen erfahren gleichzeitig in dem Widerstand
eine starke Dämpfung.
Der „Überspannungsdämpfer“ ist in seinem schema-
tischen Aufbau in Abb. 6 wiedergegeben. Er besteht aus
drei hintereinander geschalteten Spulen G, H, E, aus gal-
vanisiertem Eisendraht, die
konzentrisch zueinander an-
geordnet und so in Serie ge-
schaltet sind, daß sie einen
gleichgerichteten Fluß erzeu-
gen. Die mittlere Spule H ist
in Graphitmasse F eingebet-
tet, entspricht also in ihrer
Wirkungsweise der Wider-
standspule nach Abb. 5. Durch
die gegenseitige Induzierung
von Teilwellen in den drei
Spulen soll die Verflachung
der Welle noch weiter erhöht
werden.
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Abb. 5. Widerstandspule. Abb. 7. Wellenabflacher und
-dämpfer.
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Abb. 6. Überspannungsdämpfer.
Der „Wellenabflacher und -dämpfer” ist als Schutz-
anordnung mit Kondensatorwirkung gedacht und soll
gegenüber den üblichen Schutzkondensatoren dieselben
Vorzüge besitzen wie der Überspannungsdämpfer gegen-
über den üblichen Spulen, Seinen Aufbau zeigt Abb.”
In eine Steingutröhre C sind 4 Spulen mit gleichem Wick-
lungsinn eingebaut, von denen zwei (A, B) in bifilarer
Hintereinanderschaltung in der Hochspannungsleitung
(Anschlüsse D, E), die beiden andern F, G in der gleichen
Schaltungsweise an Erde (Kappe H) liegen. Den Win-
dungen der Hochspannungspule sind die Windungen der
Erdspule jeweils genau parallelgeführt, so daß sich ein
praktisch gleichbleibender Wellenwiderstand ergibt. Der
Zwischenraum zwischen den Drähten ist mit einer Iso-
liermasse I von hoher Dielektrizitätskonstante ausgefüllt.
Gegenüber Wanderwellen wirkt die Anordnung wie eine
Leitung mit geringem Wellenwiderstand (etwa 100 Q) mit
sehr starker Dämpfung®, gegenüber langwelligen Schwin-
gungen wie ein Kondensator. Die Erdspulen liegen nicht
unmittelbar, sondern über verschieden hohe Widerstände
R an Erde, so daß hierdurch Resonanzmöglichkeiten ver-
mieden werden. Durch sorgfältige Wahl der Isolierung
und der Abstände ist jede Durchschlaggefahr vermieden.
Verschiedene derartige Schutzanordnungen sind bereits
ausgeführt, über deren Einbau berichtet wird. (Ch. Le-
doux nn Gen. de UI Bd. 22, S. 851, 865, 923, 983, 1045
u. 1119.) Fl.
5 Siehe hierzu jedoch die Untersuchungen über die Wirkung
von Widerstän:den bei Spulen und Kondensatoren mit dem Kathoden-
Geer WC ETZ 1928, S. 1308. ! , `
€ Ob die Dämpfung wirklich_so stark ist, wie Ledoux annimmt.
muß bezweifelt werden. Aus Untersuchungen ähnlicher Spulen-
ansrdnungen mit dem Kath»denoszill»graphen zu schließen, kann sich
die Anordnung nicht, anders verhalten als eine ‚ge woan che Doppel-
leitung bzw. Kabel mit entsprechendem Wellenwiderstand.. D. Ber.
7. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45
1629
Apparate.
Einbau von Stromwandlern in Hochspannungs-Ölschal-
ter. — J. C. Rea berichtet in einem Aufsatz zunächst
über die „Anfänge der Elektrotechnik”, wo der Ölschalter
durch einen unmittelbar vom Strom durchflossenen Aus-
löser betätigt wurde, und wie die dabei auftretenden
Schwierigkeiten leicht durch die Betätigung mit Sekun-
därrelais überwunden wurden, die an Stromwandler ange-
schlossen waren. Es wird darauf hingewiesen, daß diese
Stromwandler zuweilen bei hohen Spannungen beträcht-
liche Kosten verursachten. Die Verwendung von Ring-
kernen auf den Ölschalter-Durchführungen ist zwar hin-
sichtlich der Spannungsicherheit einwandfrei, gibt aber
erst bei Stromstärken über 500 A, wie sie bei Hochspan-
rungschaltern kaum jemals vorkommen, ausreichende
Leistung und Genauigkeit. Es mußten also Wickelstrom-
wandler Anwendung finden. Die Modelle mit Schenkel-
kern, bei denen Primär- und Sekundärwicklung auf gegen-
überliegenden Schenkeln lagen, waren zwar konstruktiv
einfach, aber meßtechnisch infolge der hohen Streuung
sehr ungünstig. Die Isolierung eines in einen Ölschalter
eingebauten Stromwandlers bietet beträchtliche Schwie-
riekeiten, einmal deswegen, weil man mit dem schlechten,
verschmutzten Schalteröl als Isolierung zu rechnen hat,
zum andern wegen der unmittelbaren Verrußungsgefahr.
Es wurde schließlich eine Schenkeltype geschaffen, mit ko-
axialer Primär- und Sekundärwicklung, durch mehrere
Hartpapier-Isolierzylinder voneinander getrennt. Für
132 kV werden drei konzentrische Zylinder verwendet, der
innerste ruht in gerillten Porzellan-Endtellern. Auf Par-
allelwiderstände zur Sprungwellen-Isolierung wurde ganz
verzichtet; statt dessen wurden die Windungen sehr gut
gegeneinander isoliert. Der Wandler hat 400 primäre AW,
der Stromfehler kann in neuartiger Weise (nach U.S.A.-
Patent 1550906) dadurch vollständig auf null gebracht
werden, daß man zwei Sekundärwicklungen ungleicher
Windungszahl parallelschaltet. Durch richtige Wahl des
Windungszahlenverhältnisses kann jede beliebige Fein-
abgleichung erzielt werden. Die Leistung des Wandlers
ist gering, man erhält in der Klasse E etwa 2,5 VA bei
cos œ = 0,9, in der Klasse F etwa 10 VA, immerhin zur
Betätigung eines Zählers oder eines nur wenige VA ver-
brauchenden Relais genügend.
Die auf amerikanische Verhältnisse zutreffenden
Überlegungen dürften hier nicht Geltung haben. Der Preis
eines neuzeitlichen 110 kV-Stromwandlers beträgt nur
etwa 10% vom Preis eines 110 kV-Ölschalters, man hat
aber dafür einen genauen Wandler der E-Klasse mit hoher
Leistung, der weder durch die Erschütterungen des Öl-
schalters noch die Ölverschmutzung leiden kann. (J. C
Rea, J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 47, S. 872.) Kth.
Beleuchtung.
Schalenhalter mit konzentrischer Verstellbarkeit der
Glühbirne. — Im allgemeinen werden die Glühlampen in
Armaturen dadurch verstellbar gemacht, daß oben am
Abb. 8 Konzentrische Klemme
am Schalenhalter. mit konzentrischer Klemme.
Schalenhalter in einem Nippel eine seitliche Schraube
vorhanden ist, die das Rohrstück, welches die Fassung
trägt, an den Nippel festklemmt. Da d ıs Kohrstück beim
Festklemmen jedesmal etwas zur Seite geschoben wird,
wird die Glühlampe aus der Mitte der Armatur gerückt.
Ahh, 9. Beleuchtungskörper -
Namentlich bei längeren Rohrpendeln macht sich die Ab-
weichung aus der Mitte noch dadurch bemerkbar, daß
die Pendel selbst nicht genau lotrecht hängen. Die
Tirma Dipl.-Ing. D. Roschanski, Berlin W9, sieht daher
eine konzentrische Befestigung der Glühbirne! in der
Weise vor (Abb. 8), daß der oben mit einigen zur Achse
parallelen Schlitzen versehene Schalenhalter mehrere ko-
nische Gewindegänge g zur Aufnahme einer Mutter m be-
sitzt. Nach Lockerung der Mutter kann das Rohrstück r
beliebig eingestellt und danach am Schalenhalter s durch
Andrehen der Mutter m von Hand einfach festgeschraubt
werden, so daß die konzentrische Lage der Lampe ge-
wahrt bleibt. Die Firma rüstet neuerdings ihre Beleuch-
tungskörper (Abb.9) mit diesem konzentrischen Schalen-
halter aus. Ka.
Elektrizitätswerke.
Das Shannonwerk in Irland. — Die von den SSW zu-
sammen mit der Siemens-Bauunion erbaute Shannonanlage
ist am 4. X. d. J. bis auf einige unwesentliche Restarbei-
ten fertiggestellt worden; sie wurde der Irischen Regie-
rung als betriebsfertixg gemeldet. Die umfangreiche An-
lage hat rd. 110 Mill RM gekostet und besteht im wasser-
baulichen Teil aus einem Stauwehr mit zwei Überfall-
öffnungen von 18mI1.W. und vier Grundablässen von je
10m 1.W., dem Einlaufbauwerk mit drei Öffnungen von.
je 25m 1. W. und einem Schiffsdurchlaß von 10m 1. W.,
dem 12 km langen Oberwasserkanal — der Hauptarbeit
im wasserbaulichen Teil —, dem Wasserschloß am unteren
Ende des Kanals in Ardnacrusha, nebst Leerschuß und
Schiffschleuse und dem Unterwasserkanal, der vom Kraft-
werk bis zum alten Shannonlauf führt. Von dem Wasser-
schloß führen drei Druckrohrleitungen von 6 m Durch-
messer zum Maschinenhaus, in welchem zunächst (1. Aus-
bau) drei Maschinensätze, bestehend aus je einer 38 000
PS-Francisturbine, gekuppelt mit einem Drehstrom-Gene-
rator von 30 000 kVA Leistung, aufgestellt sind.
Der ganze elektrische Teil der Shannonanlage, be-
stehend aus den bereits erwähnten Generatoren, den da-
zugehörigen Freilufttransformatoren für 38 kV und 110kV,
den umfangreichen Schaltanlagen in Ardnacrusha, Dublin
und Cork, den 110 kV /38 kV/10 kV-Freileitungen mit einer
Gesamtlänge von rd. 3400 km und den zahlreichen Trans-
formatorenstationen, die über den ganzen Irischen Frei-
staat verteilt sind, ist von H Wallem in der ETZ 1927,
H. 2, S. 33, H. 28, S. 990, H. 29, S. 1027, H. 35. S. 1255 näher
beschrieben worden. Alle zur Anlage gehörigen Maschi-
nen Apparate, Eisenkonstruktionen aller Art und Bau-
materialien sind von deutschen Firmen geliefert worden.
Das ganze Werk ist in knapp 4 Jahren vollendet worden.
Die Anlage ist provisorisch bereits im Betrieb gewesen
und hat sich durchweg bewährt. Die endgültige Inbetrieb-
setzung wird erfolgen, sobald die regierungseitig über-
nommenen Arbeiten fertiggestellt sein werden. Wm.
Bahnen und Fahrzeuge.
Die Elektrisierung der Bahn Visp— Zermatt. — Am
20. VIII. d. J. ist eine der ältesten Hochgebirgesbahnen der
Schweiz, die Bahn Visp— Zermatt, vom Dampfbetrieb auf
elektrischen Betrieb übergegangen. Die Bahn wurde in
den Jahren 1888/1891 für Dampfbetrieb gebaut und über-
windet bei 35 km Länge eine Erhebung von 950 m. Die
Reibungstrecken haben höchste Steigungen von 45 lee, die
Zahnstangenstrecken solche von 125°/%. Der kleinste
Krümmungshalbmesser ist 80 m. Der Verkehr betrug
1891 34 000 Personen und stieg von da bis 1913 auf 100 000,
1928 auf 117 500. Diese Verkehrsteigerung hängt mit der
Vollendung der Furka-Obceralpbahn zusammen, die einen
unmittelbaren Verkehr mit Luzern über Andermatt--
Göschenen und mit St. Moritz über Disentis—Chur ermög-
licht. Um einzelne Wagen und ganze Züge von einem Netz
aufs andere überzuführen, wurde eine Schmalspurverbin-
dung Brige—Visp gebaut, mit deren Eröffnung den an-
stobenden Bahnverwaltungen großse Vorteile erwuchsen,
indem in Zukunft durchgehende Wagen Zermatt—St. Mo-
ritz, Zermatt—Göschenen usw. eingeführt werden können.
Gleichzeitig wurde die Elektrisierung der Strecke Visp—
Zermatt in die Hand genommen.
Die Visp-Zermatt-Bahn ist die erste, mit Einphasen-
strom betriebene kombinierte Reibungs- und Zahnradbahn.
Als Fahrdrahtspannung wählte man 11000 V, so daß man
den Fahrstrom durch Zwischenschalten von selbsttätigen
Transformatoren unmittelbar von der Fahrleitung der SBB
beziehen kann. Die Lokomotiven weisen insofern eine bc-
merkenswerte Neuerung auf, als der T.okomotivkasten zwecks
(rewichtsverminderung ausschließlich aus Aluminium-
lerierunzen gebaut ist. Die Motoren haben eine Leistung
1 DRGM. 991 603.
1830
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45
7. November 1929
von etwa 700 PS, die über eine doppelte Zahnradüber-
setzung auf die Triebachsen bzw. Triebzahnräder über-
tragen wird. Neben der bei diesen Bahnen üblichen Va-
kuumbremse hat die Lokomotive noch eine elektrische
Bremse, indem bei der Talfahrt die Motoren von einem be-
sonderen Generator der Ladegruppe, die zum Laden der
Akkumulatorenbatterie für die Beleuchtung und Steuerung
dient, erregt werden und als Stromerzeuger auf Wider-
stände arbeiten. Selbst beim Ausbleiben der Fahrdraht-
spannung bleibt die Bremswirkung aufrechterhalten, in-
dem die Erregergruppe selbsttätig von der Hilfsbatterie
aus angetrieben wird. Die Lokomotiven sind für Ein-
mannbedienung eingerichtet und enthalten alle dafür er-
forderlichen Sicherheitsvorrichtungen.
Das zusammenhängende Schmalspurnetz der Schweiz
hat durch die Vollendung dieser Verbindungstrecke eine
(Gesamtlänge von über 500 km erhalten und ist dadurch
das größte Schmalspurnetz dieser Art in Europa. (Bull.
SEV Bd. 40, S. 577.) e
Elektrisierung der Ungarischen Staatsbahnen. Wie
aus einem Aufsatz von L. v.Verebely in „Elektrotech-
nika“ Bd. 22, S. 98, über den gegenwärtigen Stand der
Elektrisierung in Ungarn hervorgeht, ist die Kandó-
Lokomotive auf der Probestrecke Budapest—Alag dau-
ernd im Betrieb und hat bis jetzt fast 20 000 km geleistet.
Auf Grund der günstigen Erfahrungen mit dieser Loko-
motive wurde im Dezember 1928 beschlossen, die Haupt-
bahnlinie Budapest— Hegyeshalom der Ungarischen Staats-
bahnen mit dem Phasenumformer-System von Kandó zu
elektrisieren. Zuerst wird die 100 km lange Strecke
Budapest—Komärom ausgebaut. Die Bauarbeiten werden
inn Laufe des Sommers begonnen. Die Fabrikation der
Lokomotiven wird in den nächsten Wochen, der normale
elektrische Betrieb auf der Strecke Budapest—Komärom
voraussichtlich im Sommer 1930 aufgenommen. (Aus El.
| 1 a Bd. 47, S. 819, nach Elektrotechnika Bd. 22,
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Spannungstabilisator System Soulier. — Das Wesentliche
dieses Gerätes zur Konstanthaltung der Spannung, über das
A. Soulier berichte, besteht in der Hintereinander-
schaltung von Kapazität C und Selbstinduktion L an ein
Wechselstromnetz. Die Vektoren der Spannungen, welche
über C und L abgegriffen werden, sind um je 90° gegen
den Strom verschoben. Beide Spannungsvektoren können
also algebraisch addiert werden. Die resultierende Span-
nung ist Vr= Vr — Vc. Etwa auftretende Schwan-
kungen von Vpr könnten also durch eine Änderung der
Spannung Hr kompensiert werden, wobei Vc konstant
bleibt. In Abb. 10 liegt ein elektrolytischer Kondensator C
von etwa 200 uF Größe in Serie mit einer Spule L, die
senkrecht angeordnet ist und einen unterteilten Eisen-
kern E von 2 kg Gewicht enthält. An die Klemmen A, B
wird das Netz konstanter Frequenz angelegt. Treten hier
Spannungschwankungen bis zu 20 % auf, so bleibt die über
dem Kondensator C an den Klemmen D, F entnommene
Wechselspannung bis auf 1% konstant. Jeder Netzspan-
nung entspricht eine selbsttätige Verschiebung des Eisen-
kernes E im Innern der Spule L. Dieser Verschiebung ent-
spricht wiederum eine
Änderung der Selbst-
induktion und damit
eine Änderung der
Spannung Vr. Die Ein-
richtung ist für die
Heizung von Coolidge-
Röntgenröhren bent:tzt.
Statt des Hleizstromes
oder der Heizspannung
kann man die Konstanz
der letzteren wesentlich
genauer durch die Emis-
sion messen, da diese
der vierten Potenz der
Drahttemperatur proportional ist. Aber selbst hier fand
man bei Netzschwankungen um #15 % eine völlige Kon-
stanz der Emission. (Rev. Gén. de FEL Bd. 24, S. 196.)
Lü.
Abb. 10. Schaltung des Spannungs-
stabilisators System Soulier.
Verschiedenes.
30jähriges Bestehen des Elektrotechnischen Vereins
Mannheim-Ludwigshafen. — Am 12. und 13. Oktober 1929
beging der zum VDE gehörende Elektrotechnische
Verein Mannheim-Ludwigshafen unter zahl-
reicher Beteiligung weitester Kreise die Feier seines
30jährigen Bestehens gemeinsam mit dem Mann-
1 Comptes Rendus Bd. 186, S. 1528.
heimer Bezirksverein des VdI, der gleichzeitig auf ein
60jähriges Bestehen zurücksehen konnte. Beide Vereine
stehen fast nunmehr 30 Jahre in engster Gemeinschaftsarbeit.
Samstag,den12.Oktober, nachm., wurde die Wander-
schau „Der Vertriebsingenieur“ in der gemeinsamen Vereins-
wohnung der beiden Vereine eröffnet, am Abend fand ein
unter Leitung von Direktor K. Reitz (VDE) stehender
Begrüßungsabend statt, der die Teilnehmer (Gäste und
Mitglieder) in angeregtester Stimmung vereinte. Sonn-
tag, den 13. Oktober, vorm., konnte Herr Direktor
Fröben (VdlI) zu einem „Akademischen Fest-
akt“ im Rosengarten neben den Vertretern von Staat,
Stadt, Wissenschaft und Industrie, den Vertretern der
Hauptvereine (für den VDE Herrn Generalsekretär
Scehirp) eine große Zahl von Damen und Herren be-
erüßen. Den die Geschichte der beiden Jubelvereine
schildernden Begrüßungsansprachen und den Vertreter-
ansprachen folgten Ehrungen. Der E.V. Mannheim-Lud-
wieshafen ernannte zwei seiner Gründer, die Herren Di-
rektor Hugo Stotz sowie Dr. Wittsack, zu seinen
Ehrenmitgliedern.
Den Festvortrag „Kraft-Wirtschaft” hatte Herr Prof.
Dr.-Ing. E.h. Dr. Robert Haas, Rheinfelden, übernom-
men, der das Interesse seiner Zuhörer durch interessante
Behandlung des Vortragsthemas zu fesseln verstand.
Ein gemeinsames Abendessen im Friedrichspark ver-
einigte die große Zahl von Damen und Herren, unter
denen sich Mitglieder des Württembergischen, des Hessi-
schen Elektrotechnischen Vereins, der Elektrotechnischen
Gesellschaft zu Frankfurt a. M. u. a. befanden.
Hervorgehoben zu werden verdient das seit Jahr-
zehnten verständnisvolle Zusammenarbeiten der Orts-
vereine des VdI und VDE. Schp.
Getriebe. — Als eine der wesentlichen Aufgaben der
Ingenieurwissenschaft pflegen wir die Schaffung von Ein-
richtungen zu betrachten, die die menschliche Arbeitslei-
stung weitgehend ausschalten und durch diejenige von
Mechanismen nicht nur ersetzen sondern auch in ihrer
Wirkung erheblich überbieten. Täglich kommen wir mit
unzähligen Erzeugnissen der Technik in Berührung, in
denen wir diese Aufgabe verwirklicht sehen.
Bei aller verwirrenden Fülle der Erscheinungen ist
festzustellen, daß die Grundelemente jener Mechanismen
sich in vielen Zügen gleichen. Diese Elemente sind die
„Getriebe“, die das Spiel der mechanischen Kräfte regeln
und in die gewünschten Bahnen lenken. Ihr Wirken er-
kennen wir bei der stufenweisen Geschwindigkeitschal-
tung der Kraftwagen, wir beobachten es im Arbeiten des
Lokomotivtriebwerks, es kommt zum sichtbaren Ausdruck
in den verwickelten Bewegungsvorgängen bei Ver-
packungs-, Bäckerei-, Zigarettenmaschinen u. v. a. m.
Die immer weiter getriebene Ausschaltung des Men-
schen aus der Fertigung stellt den Erbauern solcher Ma-
schinen täglich neue Aufgaben. Es bedeutet eine Art
geistiger Rationalisierung, wenn diese Aufgaben nicht an
den verschiedensten Stellen nur für den vorliegenden Fall
gelöst werden, sondern wenn die deutschen Ingenieure
schon bei ihrer fachlichen Ausbildung das Rüstzeug er-
en das sie befähigt, größere Zusammenhänge zu er-
assen.
Einer der ersten, die diese Notwendigkeit klar erkann-
ten und durch eine grundlegende wissenschaftliche Be-
handlung dieser Fragen dem planmäßigen Aufbau einer
Getriebelehre den Boden bereiteten, war Franz Reu-
leaux, der erste Rektor der Technischen Hochschule in
Charlottenburg. Als „Vater der Kinematik” hat er sich
in den Kreisen der Technik einen bedeutenden Namen ge-
macht, einen Namen, dessen Klang noch heute so viel gilt,
daß die Technische Hochschule Charlottenburg und der
Berliner Bezirksverein des Vereines deutscher Ingenieure
sich zusammengetan haben, um die 100. Wiederkehr sei-
nes Geburtstages am 30. IX. durch einen feierlichen
Festakt im Ehrenhof der Technischen Hochschule am
Vormittag des 11. November zu würdigen. Die Festrede
wird Prof. Kammerer halten. Am Nachmittag folgen
wissenschaftliche Vorträge. Anschließend an den Fest-
akt wird in der Technischen Hochschule eine Getriebe-
ausstellung! eröffnet, die von den Lehrstühlen für Zwang-
lauflehre und für Werk- und Gerätebau an der T.H. Char-
lottenburg, dem Verein deutscher Ingenieure, vom Aus-
schuß für wirtschaftliche Fertigung und vom Verein
Deutscher Maschinenbau-Anstalten veranstaltet wird und
bis zum 24. XI. täglich von 10 bis 20h geöffnet bleibt. Die
interessante Ausstellung zeigt Reuleaux’ kinetische Samm-
lung und eine Reihe neuzeitlicher Getriebe und wird
zweifellos in Fachkreisen große Aufmerksamkeit finden.
of
1 Vgl. ETZ 1929, S. 1597.
DG November 1928
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45 `
1631
Energiewirtschaft.
Weiterer Ausbau kanadischer Wasserkräfte. — Die
in dem Aufsatz von G. Reglin auf S. 1624 erwähnte
ilydro-Electric Power Commission der Pro-
vinz Ontario weist im Jahresbericht für 1927/28 eine Stei-
gerung ihrer Investitionen in den verschiedenen Versor-
sungsystemen! auf 211,218 Mill $ nach, wovon 161,994
Mill $ auf Niagara und rd. je 14 Mill $ auf die Thunder
Bay und das Central Ontario and Trent-System entfallen.
Mit den Geldanlagen für die städtischen Verteilungsy-
steme usw. (85,986 Mill $) ergibt sich eine Summe von
297,204 Mill $. Die Gesamteinnahme der Kommission be-
trug ohne die hydroelektrischen Bahnen 24,287 Mill $ und
der schließliche Nettosurplus 0,941 Mill $. Bemerkens-
wert ist die Einriehtung ländlicher, von der Kommission
direkt versoreter Kraftdistrikte, in denen sie bereits über
7,2 Mill $ investiert und wozu die Regierung von Onta-
rio 50 %, d.h. rd. 3,5 Mill $ als Zuschuß für Übertragungs-
leitungen und Ausrüstung beigetragen hat. Diese Di-
strikte umfassen schon mehr als 31000 Abnehmer und
etwa 6000 km Übertragungsleitungen. Was die technische
Entwicklung der einzelnen Systeme betrifft, so ist in dem
des Niagara im Oktober 1928 das erste Arbeitsquan-
tum der Gatineau Power Co. über die von Reglin schon
erwähnte 220 kV-Leitung seitens der Kommission abge-
nommen worden. Diese Höchstspannungslinie beginnt an
einem Punkt der interprovinzialen Grenze am Ottawa,
führt nach dem rd. 300 km entfernten Leaside am Rande
Torontos und besteht aus Stahlaluminiumkabeln, die von
nahezu 1000 Stahltürmen getragen werden. Den Bau einer
zweiten solehen Leitung wollte man in diesem Jahr in An-
griff nehmen, in dem die Kommission auch eine 110 kV-
Leitung von Niagara Falls nach St. Thomas errichtet. Im
Georgian Bay-System, we die Elektrizität fünf zu-
sammenzeschlossenen Kraftwerken und einer Umformer-
<tation entnommen wird, sollte 1929 eine sechste Strom-
quelle bei den Trethewey Falls am südlichen Arm des Mus-
koka (2300 PS) den Dienst beginnen. Bezüglich einer sieben-
ten Anlage bei den Ragged Rapids des Musquash sind Un-
tersuchungen im Gange. Für das St. Lawrence-Sy-
stem wird der Strom bei Cornwall von der Cedars Rapids
Transmission Co. geliefert, man hat aber im Berichtsjahr
durch eine Leitung von Brockville nach Ottawa auch eine
Verbindung mit dem Cratineau-Kraftnetz hergestellt. Das
Rideau-System erhält seine Energie von den Kraftwer-
ken bei High Falls und Carleton Place am Mississippi,
außerdem wird elektrische Arbeit der Rideau Power Co.
bei Merriekville entnommen. Durch eine in der Nähe
der Smith’s Falls errichtete 110 kV-Station ist auch hier
als Reserve die Möglichkeit gegeben, Strom vom Gatineau-
netz zu beziehen. In diesem System hat die Kommission
nunmehr auch den ersten ländlichen Kraftdistrikt ange-
legt. Im Thunder Bay-System, das von einer hydro-
elektrischen Anlage an den Cameronfällen des Nipigon
zespeist wird, ist, abgesehen von den Städten Port Arthur,
Fort William und Nipigon die Holz- und Papierindustrie
Hauptabnehmer und hat trotz ihrer wirtschaftlich ungün-
stigen Lage im November 1928 65 000 PS beansprucht.
Da die Anlage an den Cameronfällen jetzt voll belastet
ist, geht man damit um, 54000 TS Zusatzleistung im
Alexanderwerk zu schaffen. Für das Ottawa -System
ist die Ottawa and Hull Power Co. verpflichtet, 20 000 PS
vom Kraftwerk Hull (Quebec) der Kommission zur Ver-
fügung zu stellen, doch wird ebenfalls Zusatzstrom von
der Gatineau Power Co. geliefert, der der Kommission
auch für das im übrigen aus Kraftanlagen am Trent und
OÖtonabee gespeiste Central Ontarioand Trent-
System von den Smith's Falls durch eine bei Kingston an-
geschlossene Übertrazungsleitung zur Verfügung steht.
Das Nipissing-System deckt seinen Klektrizitätsbe-
darf durch zwei am South River liegende Wasserkraft-
werke, deren eines bei Nipissing, das andere bei Binzham
Chute errichtet ist. Etwas oberhalb des letzteren, bei
Elliott Chute, hat die Kommission im Berichtsjahr den
Bau einer dritten Anlage (1800 PS) begonnen, der heute
fertig sein dürfte.
Infolge der schnellen Entwicklung erfordert die Skizze
Reglins, die, wie wir annehmen, sich auf einen im kana-
dischen Ministerium des Innern ausgearbeiteten Bericht
stützt, schon wieder einige Ergänzungen. Nach der Zeit-
schrift Power hat die British Columbia Power Corp. die
Genehmigung erhalten, 9 000 PS am Campbell River aus-
zubauen, und die West Kootenay Power & Light Co. geht
an die Errichtung eines großen Damms Zwischen dem
Adamsee und dem Shuswaysee, um für British-Columbia
30000 PS östlich von Kamloops aus dem Adams River zu
gewinnen. Das der Winnipeg Electric Co. in der Mani-
1 Vgl. ETZ 19277, S. 326.
tobaprovinz gehörende, von deren Tochtergesellschaft, der
Northwestern Power Co. in Angriff genommene Kraft-
werk Seven Sisters (225 000 PS Endleistung) macht gute
Fortschritte. Um die wachsende Nachfrage der Industrie
von Sault Ste. Marie (Stahlwerke der Lake Superior
Corp.) in Ontario zu befriedigen, baut die Algoma Di-
strict Power Co. bei High Falls am Michipicoten River
ein neues Kraftwerk (10000 PS), und sie beabsichtigt fer-
ner, weitere 15000 PS demnächst dem genannten Fluß zu
entnehmen. Auch das in Alberta in Arbeit befindliche Kraft-
werk der Calgary Power Co. am Bow River schreitet
schnell voran, wird im November teilweise den Betrieb
aufnehmen und nach vollem Ausbau 36 000 PS leisten. Es
ist die bis jetzt größte hydroelektrische Anlage der Pro-
vinz. Schließlich wäre noch ein Projekt der British Co-
lumbia Electric Railway Co. am Ruskin zu erwähnen, wo
zunächst eine 47000 PS-Einheit und später eine zweite
eleichzroße installiert werden sollen.
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft'. — Die
rückläufize Konjunktur der Industrie und die ungünstige
wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft haben 1928 den
Stromabsatz des Märkischen FElektricitäts-
werks A.G. Berlin, nachteilig beeinflußt, so daß er
sich nur von 427,969 auf 477,219 Mill kWh, d.h. um 11,5 %
erhöhen konnte. An dieser Zunahme waren die industriel-
len Großabnehmer mit 9,6 %, die Städte als Großabnehmer
mit 8,85 %, die Genossenschaften und Güter mit 14,5 %
und die Kleinabnehmer mit 20 % beteiligt. Die maschi-
nelle Erweiterung von Finkenheerd um 40 000 kW dürfte
nunmehr vollendet sein. Das Dieselkraftwerk Hennigs-
dorf (15000 kW) nahm Anfang 1929 den Probebetrieb
auf, und das Wasserkraftwerk Guben wurde um 430 kW
vergrößert; damit ist die Leistung der Kraftwerke um
rd. 55400 kW gestiegen. Die Angliederung des südlichen
Teils von Mecklenburg-Strelitz erweiterte das Versor-
gungsgebiet auf rd. 36 000 km?, letzteres umfaßt nunmelır
40 Stadt- und Landkreise. Infolge eines Vertrags mit der
Überlandzentrale Pommern A.G. wird seit Jahresbeginn
ein erheblicher Anteil des Strombedarfs der Provinz Pom-
mern von der Berichterstatterin gedeckt, deren hier schon
erwähntes Abkommen mit der Bewag? den Austausch der
beiderseitixen Stromversorgunesrechte außerhalb und in-
nerhalb Berlins geregelt hat. Für die Stromlieferung an
die Pommernwerke wurde die Errichtung einer 100 kV-
Leitung von Heegermühle nach Pasewalk begonnen und
im Zusammenhang damit die bisherige 50 kV-Leitung
Strausberg-Heezermühle für 190 kV umgebaut. Im Ge-
biet der Brandenburgischen Kreis-Elektrizitätswerke sind
diejenigen 50 kV-Leitungen um- und neugebaut worden,
die für den Übergang der Stromlieferung vom Kraftwerk
Oberhavel auf die Zentrale Finkenheerd notwendig wur-
den, Die Streckenlänge des MEW-Hochspannungsnetzes
betrug Ende 1928 nahezu 10 864 km. Die Strompreise, die,
wie der Bericht sagt, seit der (roldmarkumstellung eine
sinkende Tendenz zeigten, taten das auch im letzten Jahr,
doch hat sich der Durchschnittspreis wegen des verhält-
nismäßig stärkeren Zuwachses der Mittel- und Kleinver-
braucher nicht im gleichen Maß wie 1927 ermäßigt. Als
Bruttogeschäftsgewinn werden 20 567466 RM (18790414
i. V.) und als Reingewinn 5558399 RM (4 122517 i. V.)
auszewiesen, wovon wieder 10% des inzwischen auf
56 Mill RM erhöhten Aktienkapitals als Dividende ver-
teilt worden sind.
Eine Reihe ungünstiger wirtschaftlicher Faktoren
hat den Bemühungen des Überlandwerks Glau-
chau A.G., Glauchau, im Geschäftsjahr 1928/29 nicht den
ihnen angemessenen Erfolg zuteil werden lassen. Im
Dampfkraftwerk wurden 6,929, im Wasserkraftwerk Wal-
denburg aber nur 2,276 Mill kWh erzeugt; mit 11,197 Mill
kWh, die das Werk fast ganz aus dem Landesnetz be-
zogen hat, betrug das Ausbringen 20,402 Mill kWh, d.s.
10,7% mehr als im Vorjahr (18,439 Mill kWh). Die nutz-
bare Stromabgzabe ist bei 17528 kW Gesamtanschlußwert
(15926 i. V.) von 15,997 auf 18,360 Mill kWh, mithin um
nahezu 15 % gestiegen. Betriebseinnahmen, einschl. des
Gewinns aus Warenverkauf, stellten sich auf 1725 586 RM
(1472486 i.V.) und der Reingewinn auf 117513 RM
(86635 i.V.). Hieraus hat die Gesellschaft bei nunmehr
2 Mill RM Aktienkapital wieder 8% Dividende gegeben.
Wie die UÜberlandzentrale Grenzmark
A.G., Flatow i. Westpr., in ihrem Bericht für 1928 sagt,
ist dort das Verlangen, sich der Elektrizität als Hilfskraft
zu bedienen, so stark, daß oft die mit der Beschaffung der
Anlage sich ergebenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten
unter Hintansetzung anderer Bedarfsfragen überwunden
werden, und für dieses östliche Gebiet sei auch die Tat-
t Vol ETZ 192%, S. 1597.
2? Ygl. ETZ 1929, S. 328.
1632
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45
7. November 1929
sache bemerkenswert, daß einzelne Bezirke der Elektri-
zitätsversorgung immer noch offen stehen und hier noch
die Möglichkeit vorliege, Neuland zu erschließen. In-
folgedessen konnte die Gesellschaft trotz des wirtschaft-
lichen Rückgangs und besonders der Notlage in der Land-
wirtschaft den Strombezug von den Brandenburgischen
Elektrizitäts-, Gas- und Wasserwerken auf 2,279 Mill kWh
(2,155 i. V.), d.h. um 5,8 %, und die nutzbare Stromabgabe
bei 17% Netzverlust (184% i. V.) um 8,1% von 1,758
auf 1,918 Mill kWh erhöhen. Die Maßnahme, den Ausbau
neuer ÖOrtsnetze nicht mehr den Genossenschaften oder
politischen Gemeinden zu überlassen, sondern auf eigene
Rechnung mit neu aufgenommenem Kapital durchzufüh-
ren, hat sich bewährt und soll fortgesetzt werden. Der
mittlere Verkaufspreis der Kilowattstunde ist im Be-
richtsiahr von 20,8 auf 20,2 Pf gesenkt worden. Die
Stromlieferungen erbrachten 395 840 RM (367561 i.V.),
Installationen und Verkäufe 43373 RM (23288 i.V.) und
Zinsen 11 976 RM (3596 i. V.). Aus dem 102527 RM be-
tragenden Reinzewinn (87066 i. V.) wurden wiederum
12% Dividende auf diesmal 0,804 Mill RM Stammaktien-
kapital verteilt.
GEWERBLICHER RECHTSSCHUTZ.
Neue spanische Gesetze für gewerblichen Rechtsschutz.
— Am 15. IX. 1929 ist ein neues spanisches Patentgesetz
in Kraft getreten, das z.T. erhebliche Abweichungen von
dem bisher geltenden enthält. Den Anspruch auf ein
Patent hat der erste Anmelder; es ist jedoch bei Anmel-
dungen auf Firmen- oder Gesellschaftsnamen die Nen-
nung des Erfinders erforderlich. Die vom Patentschutz
auszeschlossenen Gegenstände entsprechen den in den
meisten Ländern üblichen, außerdem sind auch Produkte
cder industrielle Ergebnisse nicht schützbar, wohl aber
Verfahren und Apparate zu deren Herstellung. Eine Er-
findung gilt als neu, wenn sie weder in Spanien noch im
Ausland bekannt gemacht oder zur Ausführung zebracht
worden war; doch beeinträchtigen Versuche des Erfinders
oder die Ausstellung des Erfindungsgegenstandes die Neu-
heit nicht.
Man hat folgende vier Arten von Patenten geschaffen:
Erfindungspatente, Zusatzpatente, Einführungspatente und
Nutzungspatente Erfindungspatente können eine
Lebensdauer bis zu 20 Jahren haben und schützen Erfin-
dungen, die bisher weder in Spanien noch im Ausland be-
kannt oder ausgenutzt waren. Zusatzpatente wer-
den für Verbesserungen der durch andere Patente ge-
schitzten Erfindungen erteilt und haben dieselbe Lebens-
dauer wie das Hauptpatent. Es sind höchstens drei Zu-
satzpatente zu einem Hauptpatent zulässig. Einfüh-
rungzgspatente werden für eine Höchstdauer von
10 Jahren erteilt, u.zw. für Erfindungen, die bereits im
Ausland bekannt oder geschützt sind, aber in Spanien
noch nicht ausgenutzt wurden. Sie gewähren aber nicht
das Recht, die Einführung von entsprechenden Gegen-
ständen aus dem Ausland zu verhindern. Erfindunes-
patente können in Finführunespäatente umgewandelt wer-
den, jedoch ist das Umgzekehrte nicht zulässig. Nut-
zunxzspatente haben eine Lebensdauer bis zu 10 Jah-
ren und sind geschaffen worden, um die nationale Indu-
strie durch Beschränkung der Einfuhr aus dem Ausland
zu schützen. Sie werden demienigen erteilt, der eine in
Spanien neue Industrie begründet hat oder sie augen-
blicklich gründet bzw. die Absicht hat, es zu tun, und zu
ihrer Entwicklung Fortschritte erbringt. Durch ein
Nutzungspatent erhält er das alleinige Herstellungsrecht,
ohne jedoch verhindern zu können, daß Dritte dieselben
Erzeugnisse aus dem Ausland einführen. Endlich kann
der Patentinhaber auch Vorbenutzer nicht an der Weiter-
entwicklung der vorbenutzten Gegenstände hindern. Ein
solches Patent kommt somit nur für in Spanien ansässige
Anmelder in Frage.
Für Erfindungs- und Zusatzpatente ist der Aus-
übungsnachweis innerhalb von drei Jahren, vom Tage der
Patenturkunde gerechnet, zu erbringen. Kann eine prak-
tische Ausübung in diesem Zeitraum infolge Fehlens
eines Unternehmens nicht nachgewiesen werden, so tritt
an deren Stelle eine Zwangslizenz. Diese wird in Form
eines Inserats im Amtsblatt veröffentlicht und kann wäh-
rend dreier Jahre wiederholt werden. Ausübungsnach-
weis und Zwangslizenz unterstehen, wie schon in den
letzten Jahren, einer amtlichen Kontrolle.
Kinführungspatente müssen vom ersten Jahre ihres
Bestehens ab in Spanien praktisch ausgeübt werden. Der
amtliche Ausübungesnachweis hierfür ist jedes Jahr zu
erbringen. Zwangslizenzen sind für Einführungspätente
nicht vorgesehen. Die Wiederholung von praktischen
Ausübungsnachweisen ist fakultativ, so daß Patente nicht
verfallen, wenn die Wiederholung unterlassen wird. An-
ders liegen dagegen die Dinge bei Zwangslizenzen, bei
denen die Unterlassung der Wiederholung den Verfall des
Patents zur Folge hat. Die sehr strengen Vorschriften
über Ausübungsnachweise und Zwangslizenzen, über die
an dieser Stelle schon berichtet worden ist!, und die offen-
bar von der Annahme ausgehen, daß man damit künstlich
eine Industrie im Lande schaffen könne, haben nach Mit-
teilung meines Vertrauensmannes in spanischen Ge-
schäftskreisen allgemeinen Protest hervorgerufen, so daß
mit einer Aenderung dieser insbesondere für die aus-
ländischen Anmelder schädlichen Bestimmungen in abseh-
barer Zeit zu rechnen ist. Das Verfahren der Patent-
erteilung ist in der Weise geregelt, daß das Patentamt
lediglich auf Klarheit der Unterlagen und allgemeine Re-
dingungen der Patentfähigkeit prüft. Es ist dann die
Möglichkeit eines Einspruchs durch Dritte vorgesehen,
der innerhalb von 20 Tazen nach der Bewilligung des
Patents beim Patentamt erhoben werden kann. Spätere
Beschwerden können nur noch vor den ordentlichen Ge-
richten vorgebracht werden.
Das neue Gesetz hat ferner einen Gebrauchs-
musterschutz geschaffen, der für 10 Jahre erteilt
und um weitere 10 Jahre verlängert werden kann. Der
Gegenstand des Gebrauchsmusters ist ähnlich wie im
deutschen Gesetz festgelegt. Gebrauchsmuster werden
bekanntgemacht, worauf innerhalb von zwei Monaten vom
Tage der Veröffentlichung ab Einspruch erhoben werden
kann. Für Gebrauchsmuster muß in jedem Jahr die prak-
tische Ausführung nachgewiesen werden. Zwanegslizen-
zen sind bei Gebrauchsmustern nicht statthaft. Das Pa-
tentamt kann auf Wunsch des Anmelders Gebrauchs-
muster in Patente umwandeln.
Für Geschmacksmuster bleibt der Schutz in der bis-
herizen Form bestehen.
Für Warenzeichen sind die Aenderungen des Gesetzes
vorwiegend formeller Natur. Außerdem ist eine Ver-
pflichtung für die Produzenten oder Verkäufer von phar-
mazeutischen Produkten, Mineralwässern, Biiouteriewaren
und Edelmetallen vorgesehen, sich für ihre Waren Waren-
zeichen eintragen zu lassen. Das Gesetz sieht den Schutz
nn Verbandszeichen vor, die jedoch nicht übertragbar
sind.
Aenderung des Patentgesetzes in Rußland. — Am
1. X. 1929 ist in Rußland ein neues Gesetz, betreffend pa-
tentamtliche Gebühren, veröffentlicht worden, das grund-
sätzlich mit dem bisherigen Prinzip der gebührenfreien
Anmeldung von Patenten und mit der Stundung der Jah-
reszebühren bis zur Ausnutzung des Patents bricht. Der
Erfinder oder dessen Erben haben in Zukunft eine An-
meldegebiihr von 10 Rb! zu zahlen, alle anderen Anmelder
50 Rbl. Dies bedeutet, daß praktisch ein großer Teil der
ausländischen Anmelder die höhere Gebühr zu zahlen hat.
Für auszeeschiedene Patentanmeldunsren müssen die An-
ıneldezebühren unter Anrechnung der für die ursprüng-
liche Anmeldung entrichteten Gebühr bezahlt werden. Die
Jahreszebühren sind ganz wesentlich erhöht worden und
steigen von 50 Rbl im 1. bis 3. Jahr allmählich bis auf
575 Rbl im 15. Jahr. Für Zusatzpatente sind keine Jahres-
taxen zu entrichten, wenn sie dem Inhaber des Haupt-
patents erteilt werden, dagegen Jahrestaxen in voller
Höhe, wenn die Besitzer weder Inhaber noch Erfinder des
Ilauptpatents sind. Die Zahlung der Jahreszebühren
hat innerhalb der ersten zwei Monate jedes Patentjiahres
zu erfolgen. Bei Versäumung der Frist wird außerdem
eine Strafe erhoben. Überschreitet die Versäumnis sechs
Monate, so wird das Patent für nichtig erklärt. Die Über-
tragung und die Lizenzerteilung sind in Zukunft eben-
falls gebührenpflichtie.
Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld I, Berlin.
Die fünfjährige Präklusivfrist. — Durch das Patent-
gesetz ist bestimmt, das ein Patent nach fünf Jahren nicht
mehr auf Grund abdruckschriftlicher Vorveröffentlichunge
oder offenkundiser Benutzung im Inland nichtizzeklaet
werden kann. Bei Versäumung dieser fünfjährigen Frist
gewährte das Patentamt keine Wiedereinsetzung in den
vorigen Stand, ohne jede Rücksicht darauf, ob ein Ver-
schulden des Versäumenden vorlag oder nicht. Demgesen-
über hat das letzte Urteil des Reichsgerichts vom 15. VI.
1929 beim Versäumen der fünfjährigen Präklusivfrist die
Wijedereinsetzung in den vorigen Stand gewährt. Es
fragt sich, ob die Rechtsprechung des Patentamts diesem
Urteil folgen wird.
Patentanwalt Dipl.-Ing. C. W. Stort, Berlin.
1 Vgl. ETZ om 8. 874.
7. November 1929
| EV
Elektrotechnischer Verein.
.(Bingetragener Verein. Gegründet 1879.).
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
stelle, Berlin W 36, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02.
Einladung
zur Fachsitzung für Elektromaschinenbau (EVM) an
Dienstag, dem 12. November 1929, 7% Uhr abends, in der
Teehnischen Hochschule zn sarlotfenbare EB Hörsaal
r.
Tagesordnung:
Vortrag des Herrn Dr.-Ing. E. Weber über die
Frage: „Was ist Streuung und wie be-
rechnet man sie?“
Inhaltsangabe:
Physikalischer und technischer Streubegriff bei Werh-
selstrom. — Definition aus Kraftlinienbildern oder aus den
Differentialgleichungen? — Sind die Streukoe£ffizienten
stromabhängig? — Einfluß des Eisens auf die Streuung. —
Streuung in Mehrphasensystemen.
Gäste willkommen!
Nachsitzung im „Grand-Hotel am Knie“ in Charlotten-
burg, Bismarckstraße 1.
Fachaussehuß für Elektromaschinenbau.
Der Vorsitzende:
Dr. Kloss.
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftstelle: Berlin W 67. Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 6862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
Ausschuß für Blitzableiterbau.
Der-Ausschuß für Blitzableiterbau gibt im Nachgang .
zu den in Heft 18 und 20 der ETZ 1929 bereits veröffent-
lichten Normblattentwürfen folgende Ausarbeitungen
weiterer Normblattentwürfe bekannt:
DIN VDE 1825 Blitzableiter. Dachleitungstützen zur Be-
festigung der Leitung an Firststeinen und
Gratsteinen.
DIN VDE 1826 Rlitzableiter. Dachleitungstützen zur Be-
festigung der Leitung am Dachfirst.
DIN VDE 1827 Blitzableiter. Dachleitungstützen zur Be-
festigung der Leitung auf Ziegeldächern.
DIN VDE 1828 Bl.1 Blitzableiter. Dachleitungstützen für
Schieferdächer und Pappdächer.
DIN VDE 1828 Bl.2 Blitzableiter: Dachleitungstützen für
Schieferdächer und Pappdächer.
DIN VDE 1840 Blitzableiter. Schelleisen.
Etwaige Einsprüche bitten wir in dreifacher
Ausfertigung bis zum 1. Dezember 1929 an die Geschäfts-
stelle des VDE zu richten.
(Normblattentwürfe siehe S. 1633 ... 1637.)
Bericht über die XXXIV. Jahresversammlung des Ver-
bandes Deutscher Elektrotechniker am 8. und 9. Juli
1929 im Städtischen Konzerthaus zu Aachen.
1. Verbandsversammlung (Ferntagung)
am
Montag, dem 8. Juli 1929, 9 Uhr vormittags.
(Fortsetzung von S. 1609.)
Vorsitzender: Meine Damen und Herren! Hoch-
verehrte Versammlungen und liebe Freunde im Haag, in
Wien und in Budapest! Die freundschaftlichen Worte, die
Ihre Herren Redner soeben an uns alle gerichtet haben,
die wir heute durch das Band der elektrischen Fernkabel
zu einer geistigen Gemeinschaft miteinander verbunden
sind, haben nicht nur unser Ohr getroffen: der elektrische
Elektrotechnische Zeitschrift 1929. Heft 45
O VEREINSNACHRICHTEN. => = S SEE Er
Noch nicht endgültig
Blitzableiter
Dachleitungstützen _ an
zur Befestigung der Leitung an Firststeinen | Entwurf 1
und Gratsteinen VDE 1825
; Elektrotechnik
Maße in mm
A. Befestigung der Leitung in der Mitte" ee
d. d
Leiterdurchmesser
8 bis Iömm
Bezeichnung einer vollständigen Dachleitungstütze Form A.
von Breite b = ....1) mm und Höhe h = ....3) mm:
Dachleitungstütze A ....!) X ....:) VDE 1825
B. Befestigung der Leitung seitlich
2
Leiterdurchmesser
Obisiömm `
Bezeichnung einer vollständigen Dachleitungstütze Form B
von Breite b = ....1) mm, und Höhe.h=....?) mm:
Dachleitungstütze B....!) X ....2) VDE 1825
Stückzahl | | Be-
Form | Form Bezeichnung ie | Werkstoff Get
2 | Bügelhälfte. . . . . | 1 | St. 37.12 | verzinkt
Sechskantschraube
2 | 2 | M6x30 DIN 931 2. Messing
Sechskantmutter M 6
Das. ee E
EE | E
Se l : Spannteil ..... | 5 | St. 37.12 | verzinkt
Dn ‚Die Maße b und A sind bei Bestellung anzugeben. Sie
richten sich nach der Größe der Firststeine oder Gratsteine.
Gewinde: Metrisch nach DIN 13
Verband Deutscher Elektrotechniker E. V.
- November 1929 Ausschuß für Blitzableiterbau |
1834
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45
7. November 1929
(Forisetzung der Normblattentwürfe von S. 1633.)
Blitzableiter
Dachleitungstützen
zur Befestigung der Leitung am Dachfirst
Maße in mm
Stiickzahl :
ERBEN hit. Së Bezeichnung
Form A Form B
Stütze St 37.12
Noch nicht endgüitig BETTER
ES EE DIN
Entwurf 1
Elektrotechnik VDE 1826
A. Zum Anschrauben
Teil | Werkstoff | Bemerkung
verzinkt
Halbrundschraube
l MEA DIN 86
Stütze. e.
St 37.12
3 Messing
nee en ei
St 37.12 |
1) Leiterdurchmesser d ist bei Bestellung anzugeben
Gewinde: Metrisch nach DIN 13
B. Zum Einschlagen
Bezeichnung einer vollständigen Dachleitung-
stütze Form B. für Leiterdurchmesser d =
...!)mm: Dachleitungstütze B...!) VDE 1826
260
November 1929
Funke, der die Kabelstrecken durcheilte, hat auch unsere
Herzen entzündet. So sehr auch ein jeder von uns ge-
wiß sein Vaterland liebt, so sehr er auch in erster Linie
ein guter Österreicher, ein stolzer Ungar, ein aufrechter
Niederländer oder ein treuer Deutscher ist und bleiben
wird, so schwinden doch in dieser Stunde die Grenzen un-
serer Länder vor dem gewaltigen Gefühl der menschlichen
Zusammengehörigkeit.
„Wer sich einmal der Elektrotechnik ergeben hat, der
kommt nie wieder von ihr los!” Herr Zipernowsky hat es
aus der Erfahrung eines Menschenalters heraus so schön
gesagt, und wir alle empfinden es mit ihm, daß es vor
allem die gemeinsame Liebe zu unserer göttlichen Wissen-
schaft, zu unserem schönen Berufe ist, die uns heute mit
Hochspannung durchfließt und uns über den Alltag, über
alle Eizeninteressen weihevoll erhebt. — Iech darf den
Herren Rednern im Namen aller Anwesenden herzlichsten
Dank für ihre freundliche Gesinnung, für ihre liebenswür-
digen Worte und Grüße sagen und der Hoffnung Ausdruck
geben, daß der elektrische Kontakt von heute eine immer
festere Verbindung unter uns zeitigen möge, die jedem
Lande Gutes bringe und der Zukunft unserer Elektrotech-
nik allseits zum Besten diene.
Sie aber, meine deutschen Damen und Herren in Aachen,
bitte ich zum Zeichen unseres Dankes und unserer auf-
richtigen Freundschaft mit mir einzustimmen in den Ruf,
mit dem wir unsere heutige Ferntagung beschließen
wollen: Unsere Kollegen und lieben Freunde mit ihren
verehrten Damen an den Ufern der Donau, in Wien und
Budapest wie im benachbarten Haag, sie leben hoch!
Sehr gechrte Herren! Wir gehen nun zur Behandlung
unserer geschäftlichen Angelegenheiten
über, und ich bitte Sie, freundlichst auch diesem Teil un-
serer Sitzung beiwohnen und ihm dieselbe Aufmerksam-
keit schenken zu wollen, wie dem ersten Teil unserer heu-
tigen Versammlung.
verzinkt
verzinkt
Bezeichnung einer vollständigen Dach-
leitungstütze Form A für Leiterdurch-
messer d = ...!)mm:
Dachleitungstütze A ....!) VDE 1836
Verband Deutscher Elektrotechniker E.V. — Ausschuß für Blitzableiterbau
Ehe ich aber unserem Generalsekretär, Herrn Direk-
tor Schirp, das Wort erteile, habe ich Ihnen noch zwei
Angelegenheiten vorzutragen:
Seit der letzten Jahresversammlung hat der Verband
Deutscher Elektrotechniker wiederum eine Reihe ver-
dienstvoller Mitglieder durch den unerbittlichen Tod ver-
loren. Ich möchte Ihnen folgende Herren besonders nam-
haft machen:
Albrecht, Max, Direktor, Dortmund.
Baldamus, Max, Direktor, Dr.-Ing., Magdeburg,
Baumann, Richard, Prof. Dr.-Ing. E. h. Stuttgart.
Bertelsmeier, Gustav, Dr. Dipl.-Ing., Hameln.
Breslauer, Max, Dr., Privatdozent, Berlin.
Breul, Justus, Direktor, Berlin.
Bung, K., Ing., Köln.
Deutsch, Felix, Geh. Kommerzienrat, Dr.-Ing. E. h,
Dr. rer. pol. E. h., Berlin.
v. Einem, Günther, Direktor, Kassel.
Engelmann, Friedrich, Direktor, Frankfurt.
Goetz, Heinrich, Direktor, Chemnitz.
Graf, Georg, Dipl.-Ing., Direktor, Baden-Baden.
Grünholz, Hans, Dr., Dipl.-Ing., Berlin-Charlottenbureg.
Henrich, Emil, Direktor, Dresden.
Hoppe, Edmund, Prof. Dr., Göttingen.
Hübner, Bergwerksdirektor, Beuthen O/S.
Irrmisch, Hans, Direktor, Gleiwitz O/S.
Kittler, Erasmus, Geh. Rat Dr. phil. Dr.-Ing. E. h.
Darmstadt.
Kubierschky, Generaldirektor, Berlin.
Kurtenacker, Ing., Niederzeugheim b. Hadamar.
Maier, Reichsbahnoberrat, Karlsruhe.
Meßmer, Ferdinand, Telegraphendirektor, Freiburg.
Monath, Fritz, Direktor, Landshut.
Müller, Adolph, Dr.-Ing. E. h., Generaldirektor, Berlin.
Oppenheimer, Dr. Dipl.-Ing., Essen.
Raschig, Dr. Ludwigshafen a. Rh.
7. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45
(Forisetzung der Normblattentwürfe von S. 1634.)
Blitzableiter
Dachleitungstütze
zur Befestigung der Leitung auf Ziegeldächern
Noch nicht endgültig
Entwurf 1
Elektrotechnik VDE 1924
Maße in mm
Bezeichnung einer vollständigen Dachleitungstütze für Leiterdurchmesser d = ...!) mm:
Dachleitungstütze ..
Stückzahl Bezeichnung
Stütze Wu ën eu ee E eg
` Lasche .
S Z-Stück
..!) VDE 1827 K
Werkstoff Bemerkung
l St. 37.12 |
St. 37.12 |
verzinkt
verzinkt
Halbrundschraube M 6x16 DIN 86...
1) Leiterdurchmesser d ist bei Bestellung anzugeben
Gewinde: Metrisch nach DIN 13
November 1929 Verband Deutscher Elektrotechniker E. V. — Ausschuß für Blitzableiterbau
Rotth, August, Obering., Berlin.
Ruhstrat, Ernst, Direktor, Göttingen.
Scherbius, Dr.-Ing., Berlin-Wannsce.
Schorr, Peter, Obering., Ensheim (Saar).
Schwab, Max, Generaldirektor, Düsseldorf.
Seyfferth, Alfred, Direktor, Krefeld.
Siedentopf, Otto. Patentanwalt, Berlin.
Singer, Konrad, Obering., Nürnberg.
Sondermann, Heinrich, Direktor, Magdebure.
Thomas, Adolf, Direktor, Schweidnitz.
v. Troeltsch, G., Obering., Heidenheim a. Brenz.
Weyl, Joseph, Ing., Frankfurt a. M.
Wien, Wilhelm, Geh. Hofrat Dr., München.
Unter diesen Verstorbenen befinden sich der lang-
jährige Vorsitzende des Elektrotechnischen Vereins
Kassel, Herr Direktor G. von Einem, der ETG zu Magde-
burg, Herr Direktor Dr. Baldamus, der langjährige Vor-
sitzende des EV am Niederrhein, Herr Direktor A. Seyf-
ferth, der Vorsitzende des EV Südbaden, Herr Tele-
graphendirektor F. Meßmer, sowie der Vorsitzende des
Oberrheinischen E. V., Herr Reichsbahnoberrat Maier,
Karlsruhe.
Ganz besonders aber möchte ich den schweren Ver-
lust hervorheben, den der Verband durch den Tod des
Herrn Geheimrat Dr. Deutsch, des Herrn Geheimrat
Dr. Kittler, des Herrn Generaldirektor Kubiersch-
ky und des Herrn Generaldirektor Dr. Adolph Müller
erlitten hat.
Geheimrat Deutsch, der in den Zeiten des Uran-
fanges der Elektrotechnik mit EmilRathenau die „All-
gemeine Elektricitäts-Gesellschaft”, Berlin, ins Leben rief
und ein Menschenalter hindurch als Mitglied des Vor-
standes, zuletzt — nach dem Ableben Rathenaus — als Vor-
sitzender leitete, hat, obgleich er von Hause aus nicht Tech-
niker, sondern Kaufmann war, soviel für die Förderung
und Entwicklung der deutschen Elektrotechnik und der
elektrotechnischen Industrie geleistet, daß sein Name für
alle Zeiten in den Annalen der elektrotechnischen Welt-
geschichte einen ersten Platz einnehmen wird.
(reheimrat Kittler,der am 14. März d. J. im 77. Le-
bensjahre verschied, ist jedem Älteren von uns als wissen-
schaftlicher Wegbereiter der Elektrotechnik und hervor-
ragender Lehrer im Gedächtnis. Er hat sich das unbe-
strittene Verdienst erworben, als erster an einer Techni-
schen Hochschule Deutschlands, in Darmstadt, das plan-
mäßige Studium der Elektrotechnik und das erste elektro-
technische Laboratorium ohne jedes Vorbild geschaffen zu
haben. Als Sohn eines Schneidermeisters in Schwabach
bei Nürnberg geboren und zunächst Volksschullehrer ge-
worden, arbeitete er sich mit eigener Energie aus den be-
scheidenen Verhältnissen seiner Jugend zum Professor der
Physik an der Universität München empor und wurde 1882
von Prof. Dorn für den an der Technischen Hochschule
Darmstadt soeben gegründeten neuen Lehrstuhl für Elek-
trotechnik in Vorschlag gebracht. Den gewaltigen Auf-
stieg, den Darmstadt seitdem als Bildungstätte für die
Elektrotechnik genommen hat, verdankt es zu +-inem
großen Teil der Arbeit und der Persönlichkeit Kittlers,
der es — ein Meister des Wortes — verstand, in klarem,
anschaulichem und fesselndem Vortrag, sein Wissen
mühelos und in überzeugender Weise seinen Hörern ein-
zuprägen. Tausende von Schülern haben zu seinen Füßen
gesessen und verbreiten heute noch in ihren Leistungen
in ersten, führenden Stellen der deutschen Elektrotechnik
seinen Ruhm. Auch Kittlers literarische Tätigkeit und
seine vielseitige Wirksamkeit als Gutachter und Sachver-
ständiger für die Schaffung neuer elektrotechnischer An-
lagen haben die Entwicklung der deutschen Elektrotechnik
stark beeinflußt und gefördert.
Generaldirektor Kubierschky, der am 11. Mai
d. J. im Alter von 60 Jahren unerwartet in Rio de Janeiro
einem Herzschlag erlag, entstammte einer angesehenen
(Fortsetzung auf S. 1637.)
7. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45
1636
(Fortsetzung der Normblattentwürfe von S. 1635.)
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7. November 1929
(Forisetzung der Normblattentwürfe von S. 1636.)
Noch nicht endgültig
Biitzableiter
Schelleisen
Elektrotechnik
Maße in mm
A. Zur Befestigung an Holz B. Zur Befestigung an Mauern
Bezeichnung eines vollständigen Schelleisens Form A für Leiter-
durchmesser d = ...!)mm: Schelleisen A ....!) VDE 1840
en Bezeich Teil |Werkstort | Ze
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Form A | Form B merkung
l
Stütze
l Lasche. . ..... 2 | St.37.12 | verzinkt
Stütze 2 22202. gz 37.12 | verzinkt
“Halbrundschraube Fr l
M6x16 DIN 86
4 | Messing
Leiterdurchmesser d ist bei Bestellung anzugeben
Gewinde: Metrisch nach DIN 13
Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
November 1929 Ausschuß für Blitzableiterbau
Breslauer Bürgerfamilie und war nach Absolvierung der
Technischen Hochschule Charlottenburg und München zu-
nächst als Ingenieur für Eisenbalınbauten tätig. Im Jahre
1%1 war Kubierschky mit dem jetzigen Staatssekretär des
Reichspostamts, Dr. Feyerabend, iin Amerika, um dort
die technische Bedeutung und den wirtschaftlichen Wert
der automatischen Telephonie zu prüfen. Der Erfolg seiner
Reise war der Ankauf der sogen. Strowger-Patente für
Deutschland, durch welche der Grundstein der heutigen
'ernsprechtechnik mit Selbstanschluß gelegt wurde. Von
1912 ab hat Kubierschky die Geschicke der Mix & Genest
LG als Vorstandsmitglied und später als Vorsitzender
fast 17 Jahre lang geleitet und durch sein vielseitiges
Wissen, seine Schaffenskraft und sein klares Urteil in
allen Fragen praktischer Wirtschaftsführung seiner Ge-
sellschaft große Erfolge errungen.
Generaldirektor Dr. Müller, der am 13. Oktober
8 im Alter von 76 Jahren in Berlin verschied, muß als
Gründer und Pionier der deutschen Akkumulatorentech-
nik angesehen werden. Er schuf im Jahre 1888 die
„Akkumulatorenfabrik Müller & Einbeck“ in Hagen i. W.,
die dann im Jahre 1890 unter Beteiligung von Siemens &
Halske und der AEG in die „Akkumulatorenfabrik A. G.”
umgewandelt wurde. Unter Müllers Führung hat diese
Gesellschaft in kurzer Zeit Weltbedeutung erlangt. In
Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die
‚ntwicklung und Einführung des elektrischen Akkumu-
ators verlieh die Technische Hochschule Hannover im
ne H a Müller die Würde eines
"Ing. E. h.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45
1 | St. 37.12 | verzinkt §
1637
Der „Verband Deutscher Elektrotechniker” wird allen
diesen Männern, die in ihrer Lebensarbeit immer treu
zum Verbande gestanden und ihn in jeder Weise unter-
stützt haben, stets ein ebrenvolles Andenken bewahren.
Wir sind stolz darauf, daß wir die nun von uns Gegan-
genen zu den Unsrigen zählen durften. — — — Sie haben
sich, meine Herren, zur Ehrung der Dahingeschiedenen
von Ihren Plätzen erhoben. Ich danke Ihnen!
Und nun, meine Herren, von den Toten zurück zu
den Lebenden! Besonders zu einem von uns, der noch —
gottlob — im Lichte der Sonne wandelt, aber für den
„verband Deutscher Elektrotechniker“ in seinem Leben
soviel gearbeitet und geleistet hat, daß er die Krone der
Unsterblichkeit schon heute für sich in Anspruch nehmen
könnte.
Meine sehr verehrten Herren! Der 8 32 unserer Ver-
bandsatzung sieht vor, daß Mitglieder des Verbandes zu
Ehrenmitgliedern ernannt werden können, die
sich um den Verband oder um die Zwecke, die er ver-
folgt, besondere Verdienste erworben haben. Von dieser
Bestimmung hat der Verband bisher — und das mit
Recht — nur sehr beschränkten Gebrauch gemacht. Bis
jetzt ist die Ehrenmitgliedschaft seit Bestehen des Ver-
bandes nur an acht Verbandsmitglieder erteilt worden,
deren Verdienste um den Verband über allem Zweifel er-
haben waren, — die Herren Emil Rathenau, Wilh.
v. Siemens, Emil Budde und Georg Klingen-
berg, — die alle vier leider nicht mehr unter uns wei-
len. Geheimrat Prof. Dr. Görges, Exz. Reichsrat
von Miller, Geheimrat Prof. Kohlrausch und
Präsident Prof. Dr. Strecker, diese vier leben —
gottlob — noch unter uns und mit uns.
Der Vorstand hat nun zwar die Absicht, diese weise
Sparsamkeit auch weiterhin walten zu lassen und Ihnen
nur dann eine Ehrenmitgliedschaft vorzuschlagen, wenn
sie mit voller Überzeugung und einstimmig vertreien
werden kann. Das ist aber in diesem Jahre der Fall bei
cinem Mitglicde, das seit Jahrzehnten in unermüdlicher
und uneigennütziger, wichtiger und erfolgreicher Arbeit
für den Verband an erster Stelle gestanden hat, Herrn
Geheimrat Dr. C. L. Weber, Berlin, der schon im Jahre
1905 auf der Jahresversammlung in Weimar von Prof.
Budde, als dieser Verbandsvorsitzender wurde, den Vor-
sitz der „Kommission für Errichtungs- und Betriebsvor-
schriften“ übernahm, 1919 auch Vorsitzender des „Über-
wachungsausschusses“ und 1925 Vorsitzender der „Kom-
.. zur Durchführung der Verbandsvorschriften“
wurde.
Jedem deutschen Elektrotechniker, der an dieser für
die Entwicklung der Elektrotechnik und ihrer Anwen-
dung im praktischen Leben so außerordentlich wichtigen
Verbandsarbeit mitgewirkt hat, ist der Name Weber ge-
läufig und der Träger dieses Namens mit seiner beschei-
denen Liebenswürdigkeit, seinem tiefen Wissen und sei-
ner energischen Arbeitskraft bekannt. Neben seiner um-
fangreichen Berufsarbeit und neben seiner literarischen
Betätigung hat Herr Weber stets Zeit und Kraft gefun-
den, als Vorsitzender der von mir genannten Kommissio-
nen unermüdlich und uneigennützig dem Verband zu
dienen. Erst nach Beendigung der jetzt der Jahresver-
sammlung vorliegenden Arbeiten legte Herr Geheimrat
Weber den Vorsitz in der „Kommission für Errichtungs-
und Betriebsvorschriften“ nach rund 25jähriger erfolg-
reicher Tätigkeit als Vorsitzender nieder.
Der Vorstand des Verbandes hat es als eine Ehren-
pflicht empfunden, Herrn Weber den Dank des Verban-
des in der würdigsten Form zum Ausdruck zu bringen,
die uns möglich ist. Deshalb hat der Vorstand einstim-
mig beschlossen, dem Ausschuß und der Jahresversamm-
lung die Ernennung des Herrn Geheimrat
Dr. Weber zum Ehrenmitglied des „Ver-
bandes Deutscher Elektrotechniker” vorzu-
schlagen. Der Ausschuß hat in seiner gestrigen Sitzung
diesen Vorschlag einstimmig genehmigt, so daß ich nun-
mehr auch der Jahresversammlung denselben Vorschlag
unterbreiten kann.
Da sich kein Widerspruch erhebt,‘ darf ich Ihrem
Beifall entnehmen, daß Sie, meine schr geehrten Herren,
ebenfalls einstimmig dem Vorschlag des Vorstandes und
des Ausschusses beitreten.
Die Urkunde, mit der wir Herrn Geheimrat Dr. We-
ber zu unserem Ehrenmitgliede erküren, hat folgenden
Wortlaut:
„Den durch seine Mitarbeit an den für deutsche Wis-
senschaft, Technik und Wirtschaft so bedeutungsvollen
Aufgaben des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker“,
besonders durch seine unermüdliche Tätigkeit für die
1838
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45
7. November 1929
grundlegenden Errichtungs- und Betriebsvorschriften des
VDE als langjähriger Kommissionsvorsitzender hochver-
dienten
Geheimen Regierungsrat Dr. phil. C. L. Weber
ernennt der „Verband Deutscher Elektrotechniker” an-
läßlich der 34. Jahresversammlung zu seinem
Ehrenmitgliede.
Aachen, den 8. Juli 1929.
Verband Deutscher Elektrotechniker, e. V., Berlin.“
Mein hochverehrter Herr Weber! Im Namen des
Vorstandes, des Ausschusses und der Mitgliederversamm-
lung des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker“ habe
ich die Ehre, Ihnen diese Urkunde zu überreichen und
Sie als unser jüngstes Ehrenmitglied herzlichst zu be-
srüßen. Wir alle danken Ihnen aufrichtig und mit größ-
ter Anerkennung für die jahrzehntelange, treue und um-
sichtige Arbeit, die Sie in so erfolgreicher Weise unse-
ren Verbands-Angelegenheiten gewidmet haben. Durch
Ihre führende Tätigkeit in der „Kommission für Errich-
tungs- und Betriebsvorschriften“ haben Sie sich nicht
nur um den Verband, sondern um die gesamte klektro-
technik auf allen ihren Gebieten, sowie nicht zuletzt für
das Wohl der Allgemeinheit, größte Verdienste erworben.
Wir wünschen Ihnen, daß Sie dem „Verband Deut-
scher Elektrotechniker“ auch in der neuen Würde als
sein Ehrenmitglied noch viele lange Jahre in alter
Frische des Geistes und des Körpers erhalten bleiben
mögen, und wir würden Ihnen stets dankbar sein, wenn
Sie uns auch in Zukunft Ihre Kenntnisse und Erfahrun-
gen, Ihren gesunden Blick für die Wirklichkeit und Ihre
wertvolle Mitarbeit nicht versagen wollten. Herzlichen
Glückwunsch! Ad multos annos!
Unser jüngstes Ehrenmitglied hat das Wort.
Weber, Berlin: Meine Herren! Ich bitte Sie, meinen
tiefempfundenen Dank entgegenzunehmen für die außer-
ordentliche Ehrung, die Sie soeben beschlossen und mir
verkündet haben. Ich möchte diesen Dank, der aus einem
übervollen Herzen kommt, ganz besonders aber auch den
Herren aussprechen, die durch mehr als 30 Jahre an den
Vorschriften mitgearbeitet und ihr Zustandekommen er-
möglicht haben. An den ersten Vorarbeiten und Be-
schlüssen sind viele beteiligt gewesen, die jetzt nicht
mehr unter uns weilen. Aber ein kleines Häuflein von
Aufrechten aus der Zahl der Männer, die in diesen sagen-
haften Tagen mitgewirkt haben, ist erfreulicherweise
hier anwesend. Ich darf sie wohl nennen. Es sind dies
die Herren Strecker, Görges und Passavant.
Außerdem waren, die nicht anwesend sind, an den aller-
ersten Vorarbeiten beteiligt: Herr Heinke und Herr
Wedding. Mir ist es vergönnt gewesen, in den ersten
Jahren nach der Gründung des Verbandes dafür einzu-
treten, daß der Verband die Aufstellung von Vorschriften
in die Hand genommen hat. Das war damals nicht so
selbstverständlich, wie es heute erscheint. Der Verband
war gegründet zunächst zur Abwehr nach außen. Für
Aufbauarbeiten im Innern war er nicht organisiert, und
es bestand das große Hindernis eines weit verbreiteten
Mißtrauens gegen alles, was nach Vorschriften aussah.
Bei einer Gelegenheit, wo mir das entgegentrat, habe ich
im Elektrotechnischen Verein vorgeschlagen, daß die
Elektrotechnik sich selbst die Vorschriften gibt und mit
ihrer ganzen Autorität sich hinter diese Vorschriften
stellt. Darauf ist der E.V. (Berlin) eingegangen und hat
unter Mitwirkung sehr namhafter Mitglieder wie Do-
browolski, v. Hefner-ÄAlteneck und anderer,
einen Entwurf aufgestellt, ihn in einer öffentlichen Sit-
zung durchberaten und diesen Vorschlag dem Verbande
zu treuen Händen zur Weiterbearbeitung sowie zur Ein-
führung der Öffentlichkeit übergeben.
Diese Nebenumstände sind immerhin so wichtig, daß
sie heute der Erwähnung verdienen.
Als aber diese Vorlage im Jahre 1895 auf der Mün-
chener Tagung zur Abstimmung kommen sollte, regte
sich das erwähnte Mißtrauen, und es war nahe daran,
daß die Vorlage unter den Tisch fiel. Ich habe damals
nochmal dafür gesprochen, daß der Verband diese Ar-
beiten machen müßte, um zu verhindern, daß sie ihm von
außen aufgedrängt würden. Die Vorlage wurde zwar
nicht ohne weiteres angenommen, aber es ist doch ein
positiver Beschluß gefaßt worden. Wenige Monate da-
nach wurden die ersten Vorschriften beschlossen und in
die Welt gebracht. Man hat mir alsdann den Auftrag
gegeben, die Erläuterungen zu schreiben. Auch dies war
nicht so einfach, wie es sich heute ansieht. Es war etwas
anderes, mit einer Kommission an den Vorschriften mit-
zuarbeiten, oder aber mit seiner Person und seinem Na-
ınen für die Beschlüsse einzutreten gegenüber der immer
noch sehr stark verbreiteten Gegnerschaft. Ich glaube
aber, daß die Erläuterungen doch erheblich dazu beige-
tragen haben, die Bedeutung der Vorschriften klarzustel-
len und das Mißtrauen zu beseitigen. Auf dieser Grund-
lage war dann der Boden gelockert, und wenige Jahre
später konnten noch viele andere Vorschriften heraus-
gebracht werden. Sie sind rasch gewachsen und mehr
geworden und bilden schon einen kleinen Wald, der be-
fürchten läßt, daß er uns über den Kopf wächst und zu
viele Kräfte in Anspruch nimmt.
Wenn ich nun frage, ob meine Person wirklich diese
große Ehrung verdient hat, so möchte ich annehmen, daß
der Verband mit dieser Ehrung Dank und Anerkennung
all denen sagen will, die durch all die Jahre hindurch das
Zustandekommen der Vorschriften durch redliche Zu-
sammenarbeit ermöglicht haben.
Diese Gemeinschaftsarbeit hat uns aber neben den
Vorschriften noch ein großes Ergebnis gebracht, das ist
die Selbstverwaltung auf diesem Gebiet. Sie ist durch-
gekämpft worden und hat sich durchgesetzt gegen erheb-
liche Hindernisse. Heute ist die Selbstverwaltung stabi-
lisiert, festgewurzelt und anerkannt. Behörden und
schaffende Elektrotechnik ziehen an dem gleichen Strange.
Diese Arbeit, die hinter uns liegt, hat zu gleicher Zeit
die notwendige Organisation wachsen lassen, so daß der
einzelne, wenn er heute zuriücktritt, sicher ist, daß hinter
ihm junge Kräfte stehen, die neuen Aufgaben ins Auge
schen können und neuen Zielen mit Aussicht auf Erfolg
nachstreben können. Die Aufgaben, die sich für die Elek-
trotechpik auf dem Gebiet der Vorschriften sowohl als
auf anderen Gebieten für die Gemeinschaftsarbeit erze-
ben, sind außerordentlich groß. Ich erinnere an den Ge-
danken „Internationale Vorschriften“. Das sind ver-
lockende Ziele, und man kann sagen, die Elektrotechnik
und ihre Organisation sind dafür gerüstet und vorberei-
tet. „Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag!“
Vorsitzender:
Schirp das Wort.
` Schirp: Meine sehr verehrten Herren! Der ausführ-
liche Bericht über die Tätigkeit des Verbandes seit der
Jahresversammlung 1928, die bekanntlich in Berlin statt-
fand, ist in der ETZ 1929 S. 842 u. 874 veröffentlicht. Ich
darf mich deshalb auf das wesentlichste heute hier be-
schränken.
Bereits im vorjährigen Tätigkeitsbericht konnte ge-
sagt werden, daß trotz Beschränkung auf die bisherigen
Arbeitsgebiete eine wesentlich gesteigerte Tätigkeit
gegenüber früheren Jahren im Verbande eingesetzt hat.
Diese Tätigkeit hat in der Berichtzeit eine um ein Be-
deutendes noch gesteigerte Inanspruchnahme aller an den
VDE-Arbeiten Beteiligten erfahren, so daß vielseitig auf
eine größere Entlastung namentlich der ehrenamtlich
Tätizen aus den verschiedensten Interessentenkreisen ge-
drängt wurde. Hervorgerufen wurde die ungewöhnlich
hohe Arbeitsbelastung hauptsächlich durch die große Zahl
der wichtigen und umfangreichen Arbeiten, die bis zur
diesiährigen Jahresversammlung zum Abschluß gebracht
werden mußten. Mit der Verabschiedung dieser Arbeiten
ist die gewünschte fühlbare Entlastung zu erwarten, um
so mehr als an dem vom VDE seit Jahren vertretenen
Standpunkt festgehalten wird, Änderungen an den Ver-
bandsbestimmungren allzemein nur nach einer fünfjährigen
Laufzeit in Aussicht zu nehmen. Seitens des Verbandes
wird dieser Standpunkt unbedingt aufrechterhalten wer
den, weshalb alle Interessentenkreise dringend gebeten
werden, mit Änderungsanträgen an neuen Verbandsbestim-
mungen innerhalb der fünfjährigen Laufzeit zurückzu-
halten. Die vermehrte Inanspruchnahme aller an.den Ar-
beiten des Verbandes Beteiligten gibt uns wiederum Ver-
anlassung, allen für ihre wertvolle und opferwillige Unter-
stützung herzlichen Dank zu sagen.
Herr Schirp gibt hierauf einen Auszug aus dem
Bericht über die Tätigkeit des Verban-
des seit der Jahresversammlung.
Meine sehr verehrten Herren! Bezüglich der Tätig-
keit der einzelnen Kommissionen muß ich auf den aus-
führlichen Bericht, den ich eingangs erwähnte, verweisen.
Ich darf hierbei darauf aufmerksam machen, daß es sich
zum Teil um umfangreiche und wichtige Arbeiten handelt.
Insbesondere war dies der Fall bei den Arbeiten des Son-
derausschusses für die Errichtung von Starkstromanlasen
mit Betriebspannungen bis zu 1000 V sowie für Anlagen von
1000 V und darüber unter dem Vorsitz der Herren Zaudy
und Rachel, der Kommission für Maschinen und Trans-
formatoren unter dem Vorsitz von Herrn Prof. Kloss,
der Kommission für Freileitung unter dem Vorsitz von
Ich erteile Herrn Generalsekretär
7. November 19239
Herrn Dr. Fröhlich, der Kommission für Isolierstoffe
unter dem Vorsitz von Herrn Dr. Georg Meyer. Allen
an den Arbeiten Beteiligten gebührt der aufrichtige Dank
des gesamten Verbandes.
Zur Beschlußfassung werden die Arbeiten von 13 Kom-
missionen vorgelegt. Für 3 Einzelarbeiten erbitten die zu-
ständigen Arbeitsgruppen von der Jahresversammlung die
Befugnis, noch nachträglich eingegangene Arbeiten durch
den Vorstand verabschieden zu lassen und diese Ände-
rung dann in den endgültigen Wortlaut aufnehmen zu
dürfen. Es handelt sich um die „Vorschriften nebst Aus-
führungsreeeln für die Errichtung von Starkstromanlagen
mit Betriebspannunsen unter 1000 V, V.E.S.1, 1930“ des-
gleichen um die „Vorschriften nebst Ausführungsregeln
für die Errichtung von Starkstromanlagen mit Betrieb-
spannungen von 1000 V und darüber V.E.S. 2./1930“, ferner
ee „vorschriften für Starkstrom-Freileitungen V.S.F./
1930”.
Die zuständigen Arbeitsgruppen erbitten ferner für
den Vorstand Vollmacht durch die Jahresversammlung für
4 Einzelarbeiten, nämlich nach Bearbeitung der gegen die
noch zu veröffentlichenden Entwürfe eingehenden Ein-
sprüche verabschieden und mit dem 1. Januar 1930 in Kraft
setzen zu können. Es handelt sich um folgende Arbeiten:
1.
„Regeln für die Bewertung und Prüfung von elektri-
schen Bahnmotoren und sonstigen Maschinen und
Transformatoren auf Triebfahrzeugen R.E.B.“
„Vorschriften für elektrisch beheiztes Spielzeug.”
PE a für Heizgeräte für Haarbehand-
ung.
„Leitsätze für zweipolige Steckvorrichtungen mit
EE für Erdung, Nullung und Schutzschal-
ung.“
Der Ausschuß des Verbandes hat sich in seiner gestri-
gen Sitzung mit diesen einzelnen Arbeiten beschäftigt und
legt Ihnen gleichzeitig mit dem Vorstande die gesamten
Arbeiten spruchreif zur Beschlußfassung auf Annahme vor.
Ich darf der Jahresversammlung nunmehr diese einzelnen
Arbeiten der nachstehend aufgeführten Kommissionen
benennen:
1.
2:
Kommission für Errichtungs- und Be-
triebsvorschriften.
a) Vorschriften nebst Ausführungs-
regelnfürdie Errichtung vonStark-
stromanlagen mit Betriebspannun-
zen unter 1000 V, V.E.S.1./1930. Gültig ab
1. Januar 1930.
b) Vorschriften nebst Ausführungs-
regeln für die Errichtung von
Starkstromanlagen mit Betrieb-
Spannungen von 1000 V und darüber
V. E. S. 2./1930. Gültig ab 1. Januar 1930.
c) Vorschriften nebst Ausführungs-
regeln für den Betrieb von Stark-
engen V.B.S./1929. Gültig ab 1. Juli
d) Vorschriften für die Ausführung
schlagwettergeschützter elektri-
scher Maschinen, Transformatoren
und Geräte. Gültig ab 1. Juli 1929.
e) Regeln für die Errichtung von
A las nlagen. Gültig ab 1. Januar
f) Vorschriften fürdenHochspannung-
schutz in medizinischen Röntgen-
anlagen. Gültig ab 1. Januar 1930.
g) Änderung von § 15 der „Leitsätze für
Spannungsucher bis 750 V“ vom 1. April
1927. Gültig ab 1. Juli 1929.
h) Außerkraftsetzung nachstehender Arbeiten:
Vorschriften fürdie Errichtung und
den Betrieb elektrischer Stark-
etromanlagen nebst Ausführunes-
regeln. Gültig ab 1. Juli 1924.
Leitsätze für die Errichtung elek-
trischer Starkstromanlagen in der
Landwirtschaft. Gültig ab 1. Januar 1926.
Vorschriften für die Ausführung
von Schlagwetter-Schutzvorrich-
tungen an elektrischen Maschinen,
Transformatoren und Apparaten.
Gültig ab 1. Januar 1926.
Kommission für Maschinen und Trans-
formatoren.
a) Regeln für die Bewertune und Prü-
fung von elektrischen Maschinen
R. E. M./1930. Gültig ab 1. Januar 1930.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 45
. Kommission für
1639
b) Regeln für die Bewertung und Priü-
fung von Transformatoren R. E. T./1930.
Gültig ab 1. Januar 1930.
c) Außerkraftsetzung nachstehender Arbeiten:
Regeln für die Bewertung und Prü-
fung elektrischer Maschinen R.E.M.
1923. Gültig ab 1. Januar 1923.
Regeln für die Bewertung und Prü-
fung von Transformatoren R. E. T./1923.
Gültig ab 1. Januar 1923.
Elektrowerkzeuge.
a) Änderung der „Regeln für die Bewer-
tung und Prüfung von Handbohr-
namen vom 1. Juli 1927. Gültig ab 1. Juli
1 S
b) Änderung der „Regeln für die Bewer-
tung und Prüfung von Schleif- und
Poliermaschinen“ vom 1. Juli 1927. Gültig
ab 1. Juli 1929.
c) Änderung der „Regeln für die Bewer-
tung und Prüfung von Hand- und
Supportschleifmaschinen”“ vom 1. Ja-
nuar 1926. Gültig ab 1. Juli 1929.
. Kommission für Freileitungen.
a) Vorschriften für Starkstrom-Frei-
Leitungen V.S.F./1930. Gültig ab 1. Januar
1930
b) Außerkraftsetzung der „Vorschriften für
Starkstrom-Freileitungen”. Gültig ab
1. Oktober 1923.
. Kommission für Drähte und Kabel.
a) Änderungen der ab 1. Januar 1928 gültigen „V or-
schriften für isolierte Leitungen in
Starkstromanlagen V.I. L./1930”. Gültig
ab 1. Januar 1930.
b) Vorschriften für umhüllte Leitun-
gen. Gültig ab 1. Juli 1930.
c) Außerkraftsetzung der „Normen für um-
ra Leitungen“ Gültig ab 1. Oktober
. Kommissionfürlnstallationsmaterial.
Leitsätze für Installations-Selbst-
schalter. Gültig ab 1. Juli 1930.
. Kommission für Hochfrequenztechnik.
a) Vorschriften für Rundfunkgeräte,
die mit Starkstromanlagen(-netzen)
Sn ne stehen. Gültig ab 1.Julı
1929. ;
b) Änderungen der „Regeln für den Bauund
Prüfung von Hochfrequenz-Heilge-
räten“ vom 1. Juli 1928. Gültig ab 1. Juli 1929.
c) Außerkraftsetzung nachstehender Arbeiten:
Vorschriften für Wechselstrom-
Netzanschlußgeräte. Gültig ab 1. April
1927.
Vorschriften für Gleichstrom-Netz-
anschlußgeräte. Gültig ab 1. Juli 1927.
Vorschriften für Gleichstrom-Netz-
anschlußempfänger. Gültig ab 1. Juli 1927.
Vorschriften für Verbindungsgeräfte.
Gültig ab 1. Oktober 1925.
. Kommission für Isolierstoffe.
a) Leitsätze für die Lieferung und
Prüfung von Preßspan. Gültig ab 1. Juli
1929.
b) Leitsätze für die Prüfung der Stoff-
eigenschaften keramischer Isolier-
teile für Nennspannungen unter
1000 V. Gültig ab 1. Juli 1929.
c) Leitsätze für die Bewertung und
Prüfung von Fiber als Isolierstoff.
Gültig ab 1. Juli 1929.
d) Leitsätze für die Bestimmung elek-
trischer Eigenschaften von festen
Isolierstoffen. Gültig ab 1. Juli 1929.
e) Leitsätze für die Erzeugung be-
stimmter Luftfeuchtigkeit zur Prü-
fung elektrischer Isolierstoffe. Gül-
tig ab 1. Juli 1929.
IN Leitsätze für die Prüfung von Elek-
trolackpappe. Gültig ab 1. Juli 1929.
g) Leitsätze für die Prüfung von Ver-
geußmassen für (Geräte unter 1000 V
i Nennspannung. Gültig ab 1. Juli 1929.
1840
h) Leitsätze für die Bewertung und
Prüfung von Holz als I]Isolierstoff.
Gültig ab 1. Juli 1929.
i) Leitsätze für die Prüfung von
Glimmererzeugnissen.
1929.
k) Leitsätze für die Prüfung von na-
türlichen Gesteinen. Gültig ab 1. Juli
1929.
9 Kommission für Handzgeräte.
Gültig ab 1. Juli
a) Änderung der ab 1. Januar 1927 gültigen „Vor-
schriften für Handzeräte mit Kleinst-
no oren V.G. K. M./1930“%“. Gültig ab 1. Januar
1930.
b) Vorschriften für Geräte - Einbau-
sehalter für Spannungen bis 250 V.
Gültig ab 1. Juli 1929.
c) Zusatz zu den ab 1. Juli 1930 gültigen „Vor-
schriften für die elektrische Aus-
rüstung von Stehlampen”“ betr. Rauch-
verzehrer u. dgl. Gültig ab 1. Juli 1930.
d) Außerkraftsetzunz der „Vorschriften
Handgeräte-Einbauschalter“.
ab 1. Juli 1926.
10. Ausschuß für den elektrischen Sicher-
heitserad.
für
Giültiz
a) Leitsätze für die Prüfung von Iso-
latoren
aus keramischen Werkstof-
fen für Spannungen von 1000 V an.
Gültig ab 1. Juli 1929.
b) Außerkraftsetzunge der „Leitsätze für die
Prüfung von Isolatoren aus kerami-
schen Werkstoffen für Spannunzen
von 100V an“. Gültig ab 1. Juli 1928.
1l. Kommission für Bahnwesen.
a) Neufassung der „Regeln für die Bewer-
tung und Prüfuhxz von elektrischen
Bahnmotoren und sonstigen Maschi-
nen und Transformatorenauf Trieb-
fahrzeugeen R. E. B./1930.
b) Außerkraftsetzung der „Regeln für die Be-
wertung und Prüfung von elektri-
schen Bahnmotoren und sonstigen
Maschinen und Transformatoren auf
Triebfahrzeugren R.E. B./1925*.
12. Kommission für Koch- und Heizgeräte.
a) Vorschriften für elektrisch beheiz-
tes Spielzeug.
b) Sonderbestimmungen für Heizee-
räte für Haarbehanundlune (Anhang 2 zu
den „Vorschriften für elektrische Heizeeräte und
elektrische Heizeinrichtunzen V. B. Hz./1925“).
13. Großer Steckerausschuß.
Leitsätze für zweipolire Steekvor-
richtungen mit Schutzkontakt(Woh-
nunesteekvorrichtun«een 250 V 10 A)
für Erdung, Nullung und Schutz-
schaltung.
Vorsitzender: M. H., Sie haben den Berieht der Ge-
schäftstelle vernommen. Iech darf daran erinnern, daß er
in der ETZ vollständig erschienen ist. Ein Sonderibdruck
steht Ihnen zur Verfügung. Sie haben am Schluß auch
die verschiedenen Anträge gehört, die als Endarbeit
unserer Kommissionen gestern durch den Ausschuß ge-
nehmist sind und Ihnen nunmehr zur Annahme vorgelegt
werden. Eine Diskussion über einzelne Punkte dieser
Ausschußarbeiten ist hier bei einer derartigen Mitglieder-
versammlung unmöglich. Es handelt sich um Spezial-
arbeiten, die Fachleute jahrelang beschäftigt haben. Es
liegen verschiedene Einsprüche zum Teil noch vor. Der
Ausschuß ist gestern mit den Vorsitzenden der Kommis-
sionen und dem Vorstande dahin übereinzekommen, daß
diese letzten Bedenken verhandelt oder zum Ausgleich ze-
bracht werden sollen, entweder durch eine Annahme oder
Ablehnung. Gegen die Arbeiten der „Kommission für Frei-
leitungen“ ist noch ein Einspruch der Reichsteleeraphen-
verwaltung eingegangen, hinsichtlich der neuen Begriffs-
festsetzung „Wreileitung“ und „Leitung“. Auch dieser
Einspruch wird noch einmal behandelt.
Darf ich fragen, ob Widersprüche gegen die Anträge
des Vorstandes, des Ausschusses und der Kommissionen
bestehen?
Nein, es ist nicht der Fall.
schluß zu. Ich danke Ihnen.
Sie stimmen also dem Be-
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 45
7. November 1929
Sehirp: Ich darf weiter berichten über die Mitglieder-
bewegung.
Am 15. Mai 1928 betrug die Mitgliederzahl des Ver-
bandes 10 052,
am 15. Mai 1929 betrug die Mitgliederzahl des Ver-
bandes 10 353.
Das bedeutet einen Zuwachs von 301 Mitgliedern, an und
für sich erfreulich, aber noch immer nicht genügend, da
leider noch viele Berufskollegen dem Verbande nicht an-
gehören. Seit dem Zutritt der Ortsgruppe Annaberg des
E.V. Chemnitz und des E.V. Braunschweig ist die Mit-
geliederzahl auf 10429 gestiegen.
Die geprüfte Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrech-
nung liegen im Original zur Einsicht aus. Ich bitte Herrn
Geheimrat Grauert über die Bücherrevision Bericht zu
erstatten. `
Grauert, Berlin: Ich habe mit Herrn Dr. Max Levy
eine gründliche Prüfung der Bücher vorgenommen, wir
haben aber nichts zu beanstanden, sondern alles in Ordnung
befunden. Ich beantrage daher die Entlastung des Vor-
standes und der Geschäftstelle. Wenn kein Widerspruch
erhoben wird, stelle ich Ihre Zustimmung fest, daß dem
Vorstande und der Geschäftsführung die beantragte Ent-
lastungz erteilt ist und darf dem Vorstande und der Ge-
schäftstelle unseren verbindlichsten Dank für ihre mühe-
volle erfolgreiche Arbeit aussprechen.
Vorsitzender: Der Vorstand dankt den beiden Ilerren,
daß sie sieh alljährlich der Arbeit unserer Bücherprüfunge
unterzogen haben. Herr Dr. Levy hat gebeten, ihn in Zu-
kunft von dieser Arbeit zu entbinden, weil er anderweitig
zu stark in Anspruch genommen wäre An Stelle von
Herrn Dr. Max Levy empfehlen wir Herrn Direktor
Froese vonder AEG zu wählen. Ich nehme an, daß er
damit einverstanden ist. Herr Geh. Rat Grauert wird uns
hoffentlich noch recht lange seine Mitarbeit erhalten. Ich
komme auf die Mitteilung des Herrn Generalsekretär über
den Zuwachs der Mitgliederzahl zurück. Besonders er-
freut sind wir über die Bildung der Ortsgruppe Annaberg,
vorläufiz unter den Banner von Chemnitz, sowie über die
dank der erfolgreichen Werbung des Prof. Dr. Marx
vollzogene Gründung des E.V. Braunschweig. Wir dan-
ken den Herren Hermanni und Marx für ihre erfole-
reichen Bemühungen für die Gründung von Annaberg und
Braunschweig. (Allgemeiner Beifall.) Wir gehen jetzt
weiter zur Tagesordnung, Punkt 4b) Anträge.
Sehirp: Vorstand und Ausschuß schlagen vor, den
Miteliedsbeitrae für 1930 zu belassen wie für das Jahr
1929.
Vorsitzender: Die Frage ist sehr einzchend im Aus-
schuß besprochen worden. In jedem Jahre wird der Wunsch
ausgesprochen, die Miteliederbeiträge herabzusetzen. es
kommen aber auch Anträge auf Heraufsetzunge. Wir emp-
fehlen, die Höhe, wie für das Jahr 1929, zu belassen. Der
Ausschuß hat zugestimmt, weil er wußte. daß der Verband
diese 30 RM von seinen persönlichen Mitgliedern haben
muß, wenn er die großen Aufgaben erfüllen will, die ihm
in den nächsten Jahren bevorstehen. Die Zustände in den
Verwaltunesräumen sind katastrophal geworden, sind
nicht mehr würdig, als solch zu gelten. Wir müssen end-
lich zu neuen Räumen kommen. Es ist nieht so einfach,
etwas Passendes zu finden. Wir müssen schon bauen.
Wenn wir die Prüfstelle mit hereinnehmen wollen, so
müssen wir doch Räume für sie haben, wie Werkstatt. La-
boratorium usw. Das kostet Geld, Geld und dreimal Geld.
Wir haben schon einen Grundstock. Dieser reicht aber
noch lange nicht, sondern er muß vergrößert werden. Es
würde ein Leichtsinn sein, an den bau heranzutreten, wenn
die Mittel nicht vorhanden wären. Wir müssen Sie deshalb
bitten, die 30 RM Jahresbeitrag beizubehalten.
Ich bitte also um Zustimmung. Ich höre keinen Wider-
spruch, im Gegenteil Zustimmung. Jch danke.
Schirp: Wir kommen jetzt zu Punkt 4c Sat-
zunzsänderunge Zur Erleichterung unserer Voer-
handlungen mit der Steuerbehörde haben wir eine Ände-
rung der Satzung in Vorschlag gebracht. Ich möchte mir
erlauben, die neue Fassung, die beantragt ist, vorzulesen.
8 3 erhält folrenden Zusatz:
„Ausgeschlossen sind Erwerbs- oder sonstige eigen-
wirtschaftliche Zwecke, vielmehr soll der Verband ledig-
lich dem gemeinen Besten auf dem Gebiete der elektro-
technischen Wissenschaften dienen.”
8 6 erhält folgenden Zusatz:
„Kein Mitglied hat während seiner Zugehörigkeit zum
Verband oder nach seinem Ausscheiden Ansprüche an das
Verbandsvermözren oder auf Auszahlung von Gewinnen
7. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45
1641
oder auf ähnliche Vermörensvorteile, auch nicht auf
Rückzahlung von Einlagen oder sonstigen Beiträgen.”
8 33 erhält folgenden Zusatz:
‚Bei Auflösung des Verbandes muß das vorhandene
Vermögen ausschließlich zemeinnütziren Zwecken auf
elektrotechnisch-wissenschaftlichern Gebiete zugeführt
werden, insbesondere auch durch Überweisung an gemein-
nützire Körperschaften: jede Zuwendung von Vermögen
oder Vermörensvorteilen an Mitglieder des Verbandes ist
ausgeschlossen.”
Vorsitzender: Wir haben aus dem Wortlaut gehört,
daß es sich um eine rein formelle Angelegenheit handelt.
Ih darf annehmen, daß der Satzunzsänderung zugestimmt
wird. Dureh den Ausschuß ist dieses bereits erfolgt. Es
ist keiner dagegen. Es lagen andere Anträge vor zum
Teil sehr einschneidender Art. Diese Anträge sind zu-
nächst zurückgezogen worden. Es wurde ein kleiner Aus-
schuß gegründet, der unsere ganze Satzung gründlich
unter die Lupe nehmen will. Hierzu sind 6 Herren ge-
wählt worden, aus kleinen und großen Vereinen, Vereinen
ans Mittel-, Süd- und Westdeutschland. Dieser Ausschuß
wird mit dem Vorstand auftragszemäß an die Satzunes-
änderung heranzchen und diese voraussichtlich in der
nächsten Jahresversammlung vorlegen.
e A. Ze
Sehirp: Wir kommen nunmehr zu Punkt4d) Nen-
wahl von Vorstands- und Ausschußmit-
eliedern.
Mit Ende 1929 scheiden aus dem Vorstande fol-
eende Herren aus: Brauns, Dettmar, Köttren,
Krone, Mayer, Montanus, Petersen. Sar-
fert, de Thierry, Wechmann.
Die Wiederwahl des Herrn Sarfert ist auf ein Jahr zu-
lässig. Die Wiederwahl der übrigen Herren mit Aus-
nahme des IIerrn Krone ist auf 2 Jahre zulässie.
Mit Ende 1929 ist Herr Krone 6 Jahre im Vorstande.
Nach § 9 der Satzung erlischt damit die Amtsdauer des
Herrn Krone.
In der Vorstandsitzung vom 7. Mai 1929 ist einstimmig
beschlossen worden, aus besonderen Gründen die Wieder-
wahl des Herrn Krone auf weitere 2 Jahre Ausschuß und
Jahresversammlung vorzuschlagen. Die Ausschußsitzua«
hat diesem Vorschlage gestern einstimmig zugestimmt.
Ich bitte auch um Ihre Zustimmung. (Beifall.)
Vorsitzender: Dieser einstimmize Beschluß ist gegen
meine Stimme erfolet. Man hat mich in eine etwas be-
drängte Lage gebracht. Ich kann mich jedoch den rein
sachlichen Gründen nicht verschließen. Es liegen wich-
tige Sachen vor, die vielleicht etwas darunter leiden könn-
ten, wenn im Augenblick ein Wechsel im Vorstande statt-
fände. Teh glaube, es ist ein kleiner Greburtsfehler, daß
der Vorstand nur auf 2 Jahre gewählt wird und so sich
alle zwei Jahre ein neuer Vorsitzender einarbeiten muß.
Das geht nach meiner Auffassung heute nicht mehr, viel-
leicht früher einmal, wo der Verband noch kleiner war.
Es laufen die Vorarbeiten für ein eigenes Hausgrundst ück
und die Verhandlungen mit dem E. V. (Berlin) wegen der
Auseinandersetzung über die ETZ und das Archiv. Aber
auf der anderen Seite habe ich ein etwas unangenehmes
Gefühl. Ich hänge nicht an diesem Amt, aber so wenig ich
mich vor dem Amt drücken will, so wenig möchte ich mich
auch in den Vordergrund stellen. Ich habe dem Vorstand
sowie dem Ausschuß meinen Standpunkt dargetan. Wenn
bei einem von Ihnen Bedenken gegen meine Wiederwahl
bestehen, so bitte ich, dies rücksiehtslos zu äußern. Teh
würde dann sofort gehen. Ich bitte also gegebenenfalls
um Zustimmung. (Großer Beifall.)
Ich spreche Ihnen also meinen herzlichen Dank für
das mir bewiesene Vertrauen aus und hoffe, noch weitere
2 Jahre nach Ihren Wünschen für den Verband tätig sein
zu können, und daß ich daun auch nach 2 Jahren noch ein
enädiees Urteil bei Ihnen finde.
Schirp: Der Jahresversammlunz Hegt noch ob, den
ersten und den ersten stellvertretenden Vorsitzenden zu
wählen. Es wird Ihnen empfohlen wiederzuwählen:
Herrn Krone zum Vorsitzenden,
Herrn Petersen zum 1. stellvertretenden Vor-
sitzenden.
(Beifall.)
Vorsitzender: Ich dauke meinerseits, ich darf an-
nehmen, daß Herr Petersen auch zustimmt.
Sehirp: Bezüglich Neuwahl der Ausschuß mit-
glieder teile ich mit, daß Ende 1929 als VDE-Vertreter aus
dem Auschuß die Herren ausscheiden: Craemer, His-
sink,OÖrlich,Roos,Ruppel,Schering,Siesg,
Vogelsang, Voigt, Werner und Wölcke.
Vorstand und Ausschuß haben die Wiederwahl dieser
Herren auf 2 Jahre vorgeschlagen.
Vorsitzender: Ich darf annehmen, daß Sie auch mit
dieser Wiederwahl einverstanden sind. (Jawohl, Wieder-
wahl.)
Vorsitzender: Ich danke Ihnen.
Schirp: Als letzter Punkt der Tagesordnung kommt
die Wahldes Ortes, wo die nächste Jahresversamm-
lung abgehalten wird. Einladungen an den VDE, die
nächste Jahresversammlung am Orte der Einladenden ab-
zuhalten, sind cingegangen
für 1930
vom Magistrat der Stadt Magdeburg,
„ Bürgermeister der Stadt Stralsund,
„ Oberbürzermeister der Stadt Bamberg i. B.,
vw Beigeordneten der Stadt Koblenz,
„ Städt. Verkehrs- undWirtschaftsamt der Stadt Köln,
von der Fremdenverkehrskommission der Stadt Wien,
„ der Verkehrstelle der Stadt Mainz,
vom Oberbürzermeister der Stadt Karlsruhe und vom
Öberrheinischen Elektrotechnischen Verein, Karls-
ruhe.
„ Oberbürzermeister der Stadt Darmstadt und von
der ITessischen Elektrotechnischen Gesellschaft,
Darmstadt,
für 1931
vom Magistrat der Stadt Frankfurt a.M. und von der
Elektrotechnischen Gesellschaft Frankfurt a.M.
für 1932
vom Württembergischen Elektrotechnischen Verein
Stuttgart.
Letzterer hat gebeten, falls im nächsten Jahr eine
reguläre Jahresversammlung stattfindet, 1930 nach Stutt-
gart zu kommen. Es darf die Einladung von Frankfurt
durch den Hinweis unterstützt werden. daß die Elektro-
technische Gesellschaft Frankfurt 1931 ihr 50jähriees Be-
stehen feiert, und daß es gleichzeitig 40 Jahre her ist seit
der Elektrotechnischen Ausstellung und des Internatio-
nalen Elektriker-Kongresses in Frankfurt. Diese Um-
stände haben den Vorstand und Ausschuß bewogen, Ihnen
vorzuschlagen, für 1931 die Einladung von Frankfurt an-
zunehmen. Bezüglich 1930 hat man mit Rücksicht auf die
in Berlin stattfindende „Weltkraftkonferenz“ und die in
Skandinavien stattfindende Konferenz der „Internatio-
"nalen Elektrotechnischen Kommission“ vorgeschlagen, im
nächsten Jahre keine Jahresversammlung abzuhalten, son-
dern lediglich eine Vorstands- und Ausschußsitzung, der
Vollmacht gegeben werden soll, die Funktionen. die sonst
die Jahresversammlunz hat, wahrzunehmen. Der Vor-
schlag lautet dahin, 1930 keine Jahresversammluneg abzu-
halten, sondern nur eine Vorstands- und Ausschußsitzung
mit der vorerwälhnten Vollmacht. Im Jahre 1931 aber eine
reguläre Jahresversammlung in Frankfurt abzuhalten aus
den Gründen, die ich eben erwähnte.
Vorsitzender: Meine Herren, es unterliegt Ihrer Ent-
scheidung. ob Sie 1930 mit Rücksicht auf die „Weltkraft-
konferenz” sowie die „IEC-Tagung“ in Skandinavien, auf
eine Jahresversammlung verzichten wollen. Der Antrag
war von Herrn Dr. Sarfert gestellt. Der Vorstand hat
dem zugestimmt. Wenn Sie dem auch zustimmen, so ist
das sehr angenehm, da aus den eben erwähnten Gründen
unsere Kräfte schon sehr in Anspruch genommen sind.
Vom Ausschuß ist unser Vorschlag einstimmig genehmigt
worden. Man bat geglaubt, auch der Mitgzliederversamm-
lung einen Gefallen zu tun. (Großer Beifall.)
Vorsitzender: Ich glaube annehmen zu können, daß
Sie mit dem Antraxe des Vorstandes einverstanden sind.
Die deutsche Welt muß sparsam sein, gehen wir mit einem
euten Beispiel voran. Nächstes Jahr lassen wir also die
Jahresversammlunze ausfallen. 1931 gehen wir nach
Frankfurt a. M., insbesondere mit Rücksicht auf das Dal,
rige Bestehen der Elektrotechnischen Gesellschaft. Was
1932 wird, brauchen wir heute noch nicht zu beschließen.
Gurt 1932 würde ich Ihnen aber ans Herz legen, daß Stutt-
gart in Aussicht genommen wird. Die Einladung liegt
schon sehr lange vor und ist gestern in der Ausschuß-
sitzunz in herzlichster Weise wiederholt worden.
Wir haben gestern im Ausschuß über die zweck-
mäßigrste Zeit gesprochen. Die Zeit Anfang Juli wurde
wegen der Schulferien von verschiedenen Seiten bemän-
gelt. Auch mit Rücksicht auf Reisezeit und Hochschul-
ferien ist gestern in der Ausschußsitzung der Beschluß
gefaßt worden, Ihnen als geeignetste Zeit für die Jahres-
versammlung 1931 in Frankfurt a M. den 15. bis 30. Juni
vorzuschlagen. Sind Sie derselben Meinung? (Beifall, ein-
verstanden.)
1642
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45
7. November 1929
Vorsitzender: Zu Punkt „Verschiedenes“
hat der Vorstand keine Vorlage zu machen.
Ich darf dann daran erinnern, daß wir um 15 Uhr einen
Vortrag von Herrn Prof. Rogowski haben. Der Vor-
trag findet in der Technischen Hochschule statt. Daran
anschließend beginnen wir mit den festgelegten Fachbe-
richten, die hoffentlich alle sehr zahlreich besucht werden.
Heute abend haben wir dann mit den Aachener Kol-
legen gemeinsames Abendessen im neuen Kurhaus Quel-
lenhof, in der Monheimsallee.
Meine Herren, ich danke Ihnen, ich schließe hiermit
die Sitzung. (Beifall.)
(Schluß folgt.)
Verband Deutscher Elektrotechniker e.V.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Berlin W 57, Kurfürstenstraße 15/16.
NA
Bekanntmachung. :
Die Prüfstelle hat einen Nachtrag nach dem Stande
vom 1.X.1929 zu der „Zusammenstellung der erteilten
Genehmigungen zur Benutzung des VDE-Zeichens sowie
der zugewiesenen Firmenkennfäden nach dem Stande vom
1. }. 1929“ herausgegeben.
Wir machen darauf aufınerksam, daß dieser Nachtrag
gegen Einsendung des Portos kostenlos abgegeben wird.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Zimmermann.
REF
Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen.
Zuschriften mit dem Bemerk „Betrifft AEF* sind zu richten an die
Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Potsdamer
Straße 118a IL, Fernspr. Amt Kurfürst 9697.
Der AEF hat die folgenden Druckschriften und Tafeln
herausgegeben, auf die er hiermit hinweist:
1. Die „Verhandlungen des AEF in den Jahren 1%7
bis 1927“ sind im Verlage von Julius Springer erschie-
nen und durch den Buchhandel zu beziehen. 49 S. im For-
mat A4, Preis 5 RM.
2.3 Wandtafeln Formelzeichen und 2 Wandtafeln Ein-
heitszeichen auf Steifpapier im Format A1: 59,4 X 84,1cm?
und mit Ösen zum Aufhängen. Sie sind zu beziehen von
der Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin
W 35, Potsdamer Straße 118a Il, zum Preise von je 35 Pf.
Für Verpackung und Versand sind für 1 bis 5 Tafeln 55 Pf
beizufügen.
3. Taschenheftchen, 15 S. im Format A6. Es enthält
allgemeine Angaben über den AEF, alle Zeichenlisten und
4 Sätze (ohne Erläuterungen). Es ist ebenfalls von der
Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins zu beziehen.
Preis (Versand inbegriffen) 1 Stück 25 Pf, 2 Stück 40 Pf,
3 Stück 50 Pf, 4 und mehr Stück 15 Pf das Stück.
4. Die meisten Listen und Sätze des AEF sind auch
in Form von Normblättern erschienen. Diese sind zu be-
ziehen vom Beuth-Verlag G.m.b.H. in Berlin SW 19.
Strecker.
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechnischer Verein Chemnitz. 14. XI. 1929, abds.
Th, Hörsaal 199 der staatl. Akademie für Technik: a) Vor-
trag Dipl.-Ing. C.Reinarz, „Kurzschlußsicherheit in Dreh-
strom-Niederspannungsanlagen“. b) Vortrag Dipl.-Ing. L.
Krug, „Selbstschalter in offener und gekapselter Ausfüh,
rung unter Berücks. der Abschaltleistung“.
Elektrotechnischer Verein Düsseldorf. 21. XI. 1929,
abends 8h, Städt. Tonhalle, Oberlichtsaal: Vortrag Dir.
Rösing, “Betriebserfahrungen und Neuanlagen des Städt.
Elektr.-Werks Düsseldorf“.
Elektrotechnischer Verein des rhein.-westf. Industrie-
bezirks, Essen. 12. XI. 1929, abds. 7h, Gaststätte Kaupen-
höhe: Lichtbildervortrag Dr.-Ing. M. Weiset, „Probleme
der Starkstromkabeltechnik“.
Elektrotechnische Gesellschaft zu Frankfurt a. M.
9. XI. 1929, abds. "oh, sämtl. Räume der Loge Carl, Mozart-
platz: Winterfest mit Festessen und Tanz. Herren- und
Damenkarten 2,50 RM einschl. Steuer. Trockenes Gedeck
3,50 RM.
Elektrotechnische Gesellschaft Halle a. S.
abds. 84h, Saal des Bierhauses Engelhardt, Bernburger
Straße: Vortrag Dipl.-Ing. Föhl, „Anwendung von Ruths-
Wärmespeichern und deren Herstellung“ (m. Film u. Lichtb ).
Elektrotechnische Gesellschaft Hannover. 12. XT. 1929,
abds. 8h, Hörsaal 42 der T.H.: Lichtbildervortrag Dipl. -Ing.
König. „Hochspannungs-Luftschalter, ihre Entwicklung
und Bedeutung“.
Elektrotechnische Gesellschaft zu Nürnberg. &. XI.
1929, abs. 8h, SSW, Nürnberg, Frauentorgraben 35: Vortrag
Baurat Wiener, ,Vom Bau des Shannon-Kraftwerkes“,
13. XT. 1929,
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
G. Rückle bk — In Frankfurt a. M. starb im Alter von
50 Jahren der Mathematiker Dr. G. Rückle. Er ist den
Elektrotechnikern durch seine Arbeiten über die Theorie
des Fernsprechverkehrs bekannt geworden.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Über die dielektrischen Eigenschaften des Transfor-
mator- und Schalteröles.
Durch die dielektrische Verschiebung? läßt sich der Um-
stand erklären, daß bei Durchführungen, welche mit Öl ge-
füllt sind, die Durchschlagfestigkeit durch zwischengelegte
Hartpapierzylinder erhöht wird. Einige Prozent Wasser
im Öl wären unschädlich, wenn das Wasser gleichmäßig
verteilt wäre. Die Wasserteilchen bewegen sich aber nach
denjenigen Stellen, wo hohe Feldstärken herrschen. Vor
dem Durehschlag befinden sich an diesen Stellen hohe Pra-
zentsätze von Wasser, die dann zum Durchschlag führen.
Das ist im Transformator möglich, da hier der Raum, wo
hohe Feldstärken herrschen, dem Gesamtraum gegenüber
klein ist. Bei den Durchführungen ist es aber anders, da
hier an der ganzen Innenfläche des Ölraumes die maximale
Feldstärke herrscht. Infolgedessen Können sich an diesen
Stellen nicht so hohe Prozentsätze von Wasserteilchen an-
sammeln wie in Transformatoren. Deshalb kann also
das Durchführungsöl schlechtere Qualität haben als das
Transformatoröl. Wenn die Durchführung aber unter-
teilt ist, so ist die Innenfläche, wo die maximale Feld-
stärke herrscht, dem Gesamtraum gegenüber noch größer,
d. h. es können sich noch weniger Wasserteilchen ansam-
meln, und dadurch wird die dielektrische Festigkeit
erhöht.
Marosvásárhely (Targul-Mures) 28 VIII. 1929.
Wilhelm Keleti.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Ausbreitung der elektromarncti-
schen Wellen. Von Dr. A. Sacklowski. Mit
einer Einführung von Prof. Dr.-Ing. K. W. Wagner.
Einzeldarstellung. aus d. el. Nachrichtentechn., herausg.
von F. Moench, Bd.2. Mit 45 Abb., XII u. 129 S. in
Verlag Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1928. Preis
geh. 4,50 RM, geb. 6 RM.
In ganz kurzer Zeit ist dieses Gebiet so umfangreich
geworden, daß die Übersicht über die vorhandene Literatur
ı Vgl. A.Gyemant, ETZ 19%, S. 1225.
7. November 1929
: Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 45
1643
nur mit großem Zeitaufwand zu erlangen ist. Der Ver-
fasser hat sich deshalb der Mühe unterzogen, alle zugäng-
lichen Arbeiten des In- und Auslandes zu sammeln. Er
nennt etwa 500 verschiedene Stellen. Besonders ausführ-
lich sind die Methoden der Feldstärkemessung behandelt,
da sie in erster Linie das Rüstzeug für die experimentelle
Durchforschung des Gebietes bilden. Die bisher gefun-
denen Ergebnisse werden angeführt, die verschiedenen
Erscheinungen besprochen und miteinander verglichen, so-
weit das beim heutigen Stande der Erfahrung möglich ist.
Auch die theoretischen Arbeiten sind aufgeführt und in
ihren Grundzügen erläutert. Es muß als besonderes Ver-
dienst betrachtet werden, daß der Verfasser hier nicht
der einen oder anderen Anschauung den Vorzug gibt, son-
dern gleichmäßig alle Theorien behandelt. Auf eine ver-
gleichende Kritik mußte hier allerdings verzichtet wer-
0 das vorliegende Material dazu noch nicht aus-
reicht.
Allen denen, die sich in das umfangreiche und kom-
plizierte Gebiet der elektrischen Ausbreitungsvorgänge
Einblick verschaffen wollen, wird diese Sammlung wert-
volle Dienste leisten. Roessler.
Wörterbuch der Elektrischen Nachrich-
tentechnik der deutschen und französischen Sprache.
I. Teil: Französisch-Deutsch. Von O. Sattelbereg.
Mit 187 S. in kl. 8°. Selbstverlag, Berlin-Tempelhof,
Attilastr. 148, 1928. Preis geb. 9,75 RM.
Der vorliegende erste Teil des Wörterbuchs ist das
französisch-deutsche Gegenstück zu dem im Januar 1925
erschienenen enelisch-deutschen Wörterbuch des gleichen
Verfassers. Das Buch bleibt hinter seinem englischen Vor-
gänger an Umfang zurück (187 Seiten gegen 292 Seiten),
was wohl zum größten Teil auf die gedrängte Form der
Darstellung zurückzuführen ist: es arbeitet viel mit Ab-
kürzungen. Vorweg muß gesagt werden, daß das Buch
eine fleißige Arbeit ist, in der viel Material zusammen-
getragen wurde. Es umfaßt gemäß der einleitenden Über-
sicht folgende Gebiete: Selbstanschlußtelephonie, Bau von
Leitungen, Fernsprechwesen, Fernkabel, Leitungstheorie,
Funkwesen, Telegraphie, Röhren, Verstärkertechnik. In
dem Abschnitt Fernsprechwesen sind auch viele Ausdrücke
des Fernsprechbetriebes enthalten; dem Charakter des
Buches entsprechend ist der Betrieb jedoch weniger aus-
giebig berücksichtigt worden als die Technik des Fern-
sprechwesens.
Leider hat sich eine erhebliche Zahl von Druckfehlern
` eingeschlichen; es scheint, als habe der Verfasser die so
wertvolle Arbeit etwas zu rasch abgeschlossen. Darauf
mögen auch die Fehlübersetzugen zurückzuführen sein,
auf die man nicht gar selten stößt (aeronef heißt Luft-
schiff, nicht Flugzeug, appel à préavis heißt Gespräch mit
Voranmeldung, nicht XP-Gespräch; avarie bedeutet
Schiffsbeschädigung, nicht Schiffbruch; usw.).
Trotz solcher Mängel, die bei einer Neuauflage aus-
gemerzt oder durch einen Nachtrag berichtiet werden
müßten, wird das Erscheinen des Buches von allen Fern-
meldetechnikern, die auch französische Fachaufsätze lesen
oder schreiben müssen, oder die in die Lage kommen, vor
einem Gremium ausländischer Fachgenossen zu sprechen,
lebhaft begrüßt werden. Es füllt eine oft beklagte Lücke
aus und wird die Zusammenarbeit mit den Kollegen des
Auslandes wesentlich erleichtern. Buttler.
Befördertechnik. Von Dipl.-Ing H. R. Müller.
(Techn. Fachbücher Bd. 5. Herausg. v. Dipl.-Ing. A.
Meyer.) Mit 34 Abb. im Text, 92 Aufg. nebst Löse. u.
116 S. in 8%. C. W. Kreidel’s Verlag, München 1928.
Preis steif geh. 2,25 RM.
Das Büchlein ist für die Einführung und die allge-
meine Unterweisung von Laien und technischen Anfängern
auf dem (Gebiet der Transportmittel durchaus geeignet,
denn es behandelt, nach anschaulichster Erläuterung der
mechanischen Grundbegriffe, das Wesen und die Arbeits-
weise der häufigsten Vorrichtungen für den Horizontal-
transport von Gütern in überaus Jleichtverständlicher
Art. Nichtverständlich bleibt nur, warum statt der
alleemeingebräuchlichen Bezeichnung Fördertechnik der
ebenso ungewöhnliche wie unschöne Ausdruck „Beförder-
technik“ gewählt worden ist.
Für eine Neuauflage empfiehlt es sich u. a., die Wen-
delrutsche nicht als spiralförmig sondern als schrauben-
förmig zu bezeichnen, und die Zuespitzenbahn nicht als
doppelseilige sondern als einseilige Fahrbahn zu behan-
deln sowie die Laufrollen in Abb. 18 zweckmäßig gerillt
zu zeichnen. Besonders aber würde eine Berücksichtigung
der doch nicht unwichtizen Förderrinnen und Luftförderer
den Wert des Büchleins noch erhöhen können.
Michenfelder.
Systematische Fabriks-Rationalisierung.
Von R. v. Holzer. Mit zahlr. Abb. u. 1 Tab., VIII u.
152 S. in 8°. Verlag R. Oldenbourg, München u. Berlin
1928. Preis geh. 6 RM.
Der Verfasser ist der Ansicht, daß in vielen Fabriken
die Bestrebung zur Rationalisierung entweder ergebnislos
oder nur von teilweisem Erfolg sind. In seinem Buche hat
er einen Weg gezeigt, wie eine erfolgreiche Rationali-
sierung durchzuführen ist.
Über den Inhalt der sieben Hauptabschnitte ist folgen-
des zu sagen: Der erste behandelt die Elemente der Ratio-
nalisierung, die Vorbereitung, das Programm und die
Wege zum Ziel. Abschnitt 2 beleuchtet in knapper Form
alle Maßnahmen zur Herabsetzung des Verkaufspreises.
Die meisten der angeschnittenen Fragen sind in Fach-
kreisen schon oft Gegenstand der Erörterung bei den
Organisationen des RKW. gewesen. Über die Abschnitte 3
bis 6 gilt ähnliches. Hauptsächlich ist darin eine An-
zahl wertvoller Anregungen über die Beschleunigung
des Kapitalumsatzes, über die Fertigungsmenze und
Güteverbesserung sowie über die Verkaufsorganisation
gegeben. In den Abschnitten 7 und 8 übt der Verfasser
eine Z. T. recht herbe Kritik am Rationalisierungswillen
der deutschen Industrie (S. 135). Wenn er sagt, daß beim
größten Teil der Industrieunternehmungen noch nicht ein-
mal die schüchternsten Anfänge der Rationalisierung zu
bemerken wären, so kann man das als Übertreibung nicht
ganz ernst nehmen. Jeder Kenner der maßgebenden deut-
schen Unternehmungen weiß, mit welch erheblichen
Opfern, trotz schwieriger Verhältnisse, die Rationalisie-
rung der Betriebe vorwärts getrieben worden ist. Selbst-
verständlich bleibt noch viel Arbeit zu leisten, ehe wir
zufrieden sein können. Bei der Schwierigkeit der Absatz-
steigerung wird es von Jahr zu Jahr schwerer, die Kosten
der Rationalisierung in Einklang mit den verfügbaren Ka-
pitalien zu bringen. Wenigstens gilt das für viele ka-
pitalschwächere Unternehmungen. Das ist der wahre
Grund des mitunter zögernden Fortschrittes der Rationa-
lisierungsarbeit.
Im ganzen genommen stellt das Buch eine gründliche
Arbeit dar, kann selbst dem fachkundigen Leser mancherlei
Anregung geben und verdient, in einschlägigen Kreisen
gelesen zu werden. Druck und Ausstattung des Buches
sind als gut zu bezeichnen. Drescher.
Der große Duden. Rechtschreibung d. dt. Sprache
u. d. Fremdwörter nach den f. Deutschland, Österreich
u. d. Schweiz gültigen amtl. Regeln. Bearb. v. Dr. T
Matthias. 10. neubearb. u. erw. Aufl. Mit 54* u.
647 S. in kl. 8%. Verlag Bibliographisches Institut AG.,
Leipzig 1929. Preis geb. 4,50 RM.
Die Neuauflage des „Duden“, der auch der ETZ im
allgemeinen als Richtschnur dient, berücksichtigt nicht
nur die seit 1915, dem Jahre der 9. Auflage, erfolgten Ver-
änderungen sondern hat auch erheblich an Umfang ge-
wonnen. Neben der Aufnahme sprachlicher Neuschöpfun-
gen ist die Verdeutschung und Erklärung von Fremd-
wörtern weiter ausgebaut worden, bei geographischen Be-
zeichnungen wird nicht nur angegeben, ob es sich um
eine Stadt oder ein Gebirge usw. handelt, sondern auch,
wo die Stadt bzw. das Gebirge liegt. Neu aufgenommen
sind u.a. auch die chemischen Symbole sowie häufig
vorkommende Maßeinheiten nebst ihren Abkürzungen.
Die angegebenen Kurzzeichen stimmen allerdings nicht
immer mit dem Schriftbrauch und den Zeichen des AEF
überein. („Duden“ schreibt z.B. KVA statt kVA und
setzt dkg statt Dg für Dekagramm). An wichtigen
Neuerungen sei erwähnt, daß sich „Waage“ neuerdings
mit Doppel-a schreibt, ebenso die Ableitungen, z. B.
„waagerecht“; die Schreibung „Büro“ hat über „Bureau“
gesiert; bei Abkürzungen wie DRP. oder AG. steht nur
mehr ein Punkt (früher D.R.P. und A.G.).
Der „Duden“ ist ein billiges und sehr nützliches Buch;
wenn er zum wenigsten im Besitz jedes Autors wäre und
auch häufig zu Rate gezogen würde, ließe sich manche
unnötige Arbeit in Redaktion und Setzerci vermeiden.
H. Dieterlein.
Eingegangene Doktordissertationen.
Erhard Grünert, Beiträge zur Kenntnis der Ent-
schwefelung der Kohle. T.H. Dresden 1929, (8. A. aus
Journ. prakt. Chemie Bd. 122.)
Herbert P. Lechla, Muttergewinde u. Gewindebohrer,
ein Beitrag zur Frage der Stehbolzen. "TH Dresden 1927.
Verlag Bauer & Schaurte, Rheinische Schrauben- u.
Mutternfabrik AG., Neuß a. Rh.
1844
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 45
7. November 1928
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Metallpreise im 3. Vierteljahr 1929'. — Die Entwick-
lung der Metallmärkte war im 3. Vierteljahr gekennzeichnet
durch eine Neigung zur Schwäche. Auf fast allen Märkten
machte sich ein Zurückgehen des Verbrauchs bemerkbar. Ein
Versuch, anfangs September die Kupferpreise erneut in
die Höhe zu treiben, scheiterte, weil die Nachfrage nach dem
roten Metall weder in den V.S. Amerika noch in Europa jene
Dringlichkeit und Stärke aufwies, die im 1. Quartal d. J. zu
verzeichnen war. Infolgedessen konnten sich auch die inner-
halb des Kupferkartells einer erneuten Preissteigerung ent-
gegenstehenden Kräfte durchsetzen. Die in Amerika vorge-
nommene Erhöhung der Kupferpreise um 0,25 cts/lb wurde
nach kurzer Zeit wieder rückgängig gemacht. Auf dem
Zinnmarkt verursachten die Erklärungen über Bildung
eines Kartells im Juli erneut erhebliche Preissteigerungen,
die sich jedoch auf die Dauer nicht halten ließen. Die Preise
sind im Laufe des Oktober auf einen Tiefstand gesunken, der
1929 bisher noch nicht erreicht war. Während die Blei-
preise sich im 3. Vierteljahr gut behaupten konnten, erfuhren
die Zinkpreise weitere Rückgänge, u.zw. in einem Maße,
daß Ende September der Zinkpreis bereits unter dem Blei-
preise lag. Die amtlichen Londoner Monatsdurchschnitts-
preise in £/ton sind im folgenden einander gegenüberge-
stellt:
Monat | Kupfer Blei | Zink | Zinn
Juni.....|74. 7. 9. |23.13.10 1/2 26. 4. 3%,|200. 5. oa,
Juli ..... 72. 3.11 Wie 22.16. 28,25. 6. 717,209. 11. 6%7,,
August .. 73.16. an, |23. 3. 8%- 24.17.11 1209.17. Ui
Sept. ....|75. 6. 91/4 23.11. 142124. 4. 2 1204.18. 9
Die Bewegung der Metallpreise im einzelnen geht aus
Abb. 1 hervor. Die deutsche Preisindexziffer der Metallwirt-
schaft ergibt sich aus nachstehender Übersicht:
Preisindexziffer der Metallwirtschaft.
1909/13 = 100
Gesamtindexziffer
28. VI. `
152 ı
Kupfer . .
Blei .
Zink . .
Zinn .
Alum num
Nickel
Antimon
Mir
oc R Bro e Ss
EE E
ion
TT
LR,
EE
Abb. 1. Metallpreise im 3. Vierteljahr 19%.
Aluminium: W W°, Blöcke und Barren — Elektrolytkupfer: Delnotiz
Berlin — Zinn: per Kasse - Zink: nahe Sichten — Blei: nahe Siehten —
Quecksilber: in £ Flasche zu 70 80 Ibs.
1 Vgl. ETZ 19%, S. 1104.
DieWeltproduktion vonKupfer hat im 3. Vier-
teljahr wesentlich abgenommen. Während sie noch im Mai
nach dem American Bureau of Metal Statistics rd. 193 000
tons betrug, stellte sie sich in den nächsten drei Monaten
auf nur noch rd. 174 000 tons. Im September erfuhr die Kup-
fergewinnung infolge Streiks bei einer großen amerikani-
schen Raffinerie einen weiteren Rückgang. Gleichzeitig
nahmen die Kupfervorräte wesentlich zu. Einem Vorrat an
Raffinadekupfer von rd. 70 000 tons am 1. VI. standen Vor-
räte von rd. 104 000 tons dieser Sorte am 1.IX. und von rd.
94 800 tons am 1. X. gegenüber; in der gleichen Zeit stiegen
die Vorräte an Raffinade- und anderem Kupfer in Großbri-
tannien von rd. 6700 auf rd. 10 900 tons (8700 tons am 1. X.).
— Die Weltbleierzeugung hielt sich im 3. Vierteljahr
etwa auf der gleichen Höhe wie im 1. Halbjahr, die durch-
schnittliche Tagesleistung in den ersten acht Monaten betrug
5300 tons. Die Vorräte an raffiniertem Blei in den V.S. Ame-
rika stiegen von rd. 51 800 tons am 1. VI. auf 76 600 tons am
1. IX. und haben inzwischen weiter namhaft zugenommen. —
Die Zinkgewinnung der Welt war in den Monaten Juli
und August mit einer durchschnittlichen Tagesproduktion
von rd. 4400 tons um etwa 100 tons niedriger als im 2. Vier-
teljahr, aber immer noch um rd. 100 tons höher als im Monats-
durchschnitt des Jahres 1928. Auch die Zinkvorräte sind
gewachsen, u. zw. in den V.S. Amerika von rd. 33 800 tons
am 1. VI. auf rd. 47800 tons am 1. VIII.; die Weltvorräte
erhöhten sich zu diesen Terminen von 71500 auf rd. 85 300
tons. Hg.
Kanadas Elektroproduktion i. J. 1928. — Da in diesem
Heft mehrfach von Kanada die Rede ist, sei nach El. World
mitgeteilt, daß der Wert der Erzeugung elektrischer Appa-
rate und Zubehörteile in diesem Lande, wie amtlich berich-
tet wird, 1928 93,672 Mill $ betragen hat. Das ist die höchste
bisher erreichte Summe, sie übertrifft die von 1927 (78,559
Mill $) um rd. 15 Mill $ oder 19 %. Besonders stark war die
Zunahme in der Fabrikation von Zubehörteilen (supplies).
Vergleichsweise stellte sich die Steigerung gegenüber dem
entsprechenden Vorjahr in 1924 auf 5, 1925 auf 4 und 1926
bzw. 1927 auf rd. 9 Mill $. Das von 137 Firmen in dieser
Industrie angelegte und arbeitende Kapital betrug 87,953
Mill $, die Zahl der Beschäftigten im Monatsdurchschnitt
18 193 und die Summe der Gehälter sowie der Löhne 22,756
Mill $. Als Materialkosten werden 38,784 und als Arbeits-
wert 54,888 Mill $ angegeben.
Elektrotechnischer Außenhandel der V.S. Amerika’. —
Die Ausfuhr elektrischer Maschinen, Apparate und Zube-
hörteile hatte im Juli 1929 einen Wert von 12891 948 $
und war damit um 2 971 960 $ oder 30% größer als im glei-
chen Monat des Vorjahres (9919 988 $). Die Steigerung be-
traf in der Hauptsache Krafttransformatoren von 500 kVA
und mehr, Drehumformer usw., kleinste Motoren und solche
der stationären Type bis 200 PS, ferner den größten Teil
der verschiedenen Radiogeräte, Fernsprechinstrumente und
-einrichtungen, Eisenbahnsignale, Isoliermaterial, nicht näher
bezeichnete elektrische Vorrichtungen sowie isoliertes Lei-
tungsmaterial aus Kupfer. Dagegen ist der Export von
größeren Gleichstromgeneratoren, Akkumulatoren, Stark-
stromschalttafeln, Blitzableitern, Drosselspulen usw. wie auch
von Metalldrahtlaımpen merklich zurückgegangen.
Aus der Geschäftswelt.— In das Handelsregister wurden
eingetragen: Elektrizitäts-A.G. Mitteldeutsch-
land, Kassel (0,1 Mill RM): Studium der wirtschaftlichen
Organisations- und Betätigungsformen der deutschen Elektri-
zitätswirtschaft, Errichtung, Erwerb und Betrieb elektrowirt-
schaftlicher Anlagen usw. Gründer sind der Kommunale Zweck-
verband Überlandwerk Edertalsperre, Kassel, der Zweckver-
band Überlandwerk Fulda-Hünfeld-Schlüchtern, Fulda, die
Landkreise Hanau und Kirchhain sowie die Preußische Elek-
trizitäts-A.G., Berlin; Schaltbau G. m. b. H., München
(20000 RM): Herstellung und Vertrieb elektrotechnischer
Apparate und Geräte, besonders elektrotechnischer Schalt-
geräte und Schaltanlagen.
1 El. World, Bd. 94, 1929, S. 713. Vgl. ETZ 1928, H 14%: 192%, S. 1572
Bezugsquellenverzeichnis.
Yraze 3230: Wer stellt Konusmembranen für magne-
tische und dynamische Lautsprecher her?
Frage 321: Wer fertigt Stahlmagnete für magne-
tische Lautsprecher an?
Abschluß des Heftes: 2. November 1%9.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
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Ger sekundären Streuinduktivität, der Windungsabweich, u, des Leerlauf-
u x. Btromwandlern 1653 — Heinrich, Über neue Erschein, im Kon
korfelde sehr schnell schei: Stromkreise 1656 Zettelrohrposten, Förder-
u. Bandposten in Fer. ptern 1657 Honigmann, Österreichs
koindustrie i. J. 1928 1660.
uodschau: Amerik. Drehstrom-Aufzugmotoren m
edere Wicki. asynchr, Wechselstrommasch. 1663
igsapparat — Helligkeitschwank. an
Wen d. Lichtwirtsch. für die Glühlampenindustrie —
Käfiganker 1662 —
Temperatur-Über
selbstreg. Gleichstrombogenlampen
Leuchtdichte u. Ge-
Sondertag. der VdEW
Betriebs-
Eine
Nominelle Leist. o
samtstrahlungsdichte v. Wolframwendeln 1664 —
Kochen — Wolfram-Zirkonoxyd-Öfen —
leist. v. Bahnmotoren 1665 — Hochfrequenzerzeug. f. Elektroöfen Hoch-
frequenzofen m. rotier. Funkenstrecke u, veränderl, Schwingungszahl — Der
dt. Kurzwellen-Rundfunksender Neue Funkstationen — Neues Diagramm Zz.
Darstell,. der Arbeitsweise v. Stromtransform. 1667 — Windungsprobe an
über el,
Spulen m. Hochfrequenz Betr. u, Überwach, v. Dampfkesseln 1668 — Silumin
in der Elektrot. 1669 — Neue Vorlesungen an d T. H. Dresden Neue Normbl.
d. DNA 1669 Energiewirtschaft 166% Vereinsnachrich*
ten 1670 Sitzungskalender 168 - Persönliches 1681 —
Briefe a. d,Schriftleit.: H. Carpentier, G. Markt / K. Langhard 1682
Geschäftl. Mitteilungen 168: Bezugsqunuellenver-
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‚3 kt Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 - 14. November 1929
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18465
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
—. -
|
|
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
50. Jahrgang E
Berlin, 14. November 1929
Heft 46
17. Jahresversammilung der Deutschen Beleuchtungstechnischen Gesellschaft in Wien.
Die diesjährige Jahresversammlung der Deutschen
Beleuchtungstechnischen Gesellschaft! wurde gemeinsam
mit der Österreichischen Lichttechnischen Gesellschaft in
Wien vom 12. ... 15. IX. abgehalten. Prof. Dr. F. Ehren-
haft von der Universität Wien entsprach mit seinem auf-
schlußreichen Einführungsvortrag über „Änderung
der Anschauungen über das Licht im
Lanfe der Jahrhunderte“ einem schon lange von
seiten der Lichttechniker geäußerten Wunsch nach einer
alleemein verständlichen zusammenfassenden Darstellung
über dieses Gebiet. Der Vortragende gab einen geschicht-
lichen Überblick über die verschiedenen Lichttheorien und
behandelte dann die neuesten Forschuneserzebnisse der
Physik, die zu einem Kompromiß der beiden grundlegen-
den Hypothesen, der Newtonschen Korpuskulartheorie und
der Huygensschen Wellentheorie geführt haben.
Die Vorträge des ersten Verhandlunestages beschäf-
tisten sich mit dem Thema „Das Glasinder Licht-
technik“. Dr.-Ing. L. Bloch behandelte „DieKenn-
zeichnung lichtstreuender Gläser“ und be-
richtete über die Arbeiten der Kommission für Beleuch-
tungsglas der Deutschen Beleuchtunzstechnischen Gesell-
schaft und der Deutschen Glastechnischen Gesellschaft.
Die erste Aufgabe der Kommission bestand in der Einfüh-
rung einheitlicher Bezeichnungen für die verschiedenen
Sorten lichtstreuender Gläser. Danach hat man zwei
Hlauptklassen zu unterscheiden, die „Mattgläser“, d. h.
Klargläser, deren Oberfläche durch Sandstrahlgxebläse oder
durch Säurebehandlung aufgerauht ist, und „Trübgläser“,
bei denen die Glasschicht ganz oder teilweise durch ein-
clagerte kleine Teilchen getrübt ist. Für jede dieser
beiden Kategorien sind drei Unterklassen vorgesehen. Die
fir die Verwendung in der Lichttechnik wichtigsten Eigen-
schaften der Gläser sind die Lichtdurchlässigkeit, die
hückstrahlung (Reflexion) und die Absorption, ferner die
Lichtverteilunz (Indikatrix) und das Streuvermögen. Bei
der Durchlässigkeit und Rückstrahlung ist zwischen ge-
richteter und zerstreuter Durchlässigkeit bzw. Rückstrah-
lung zu unterscheiden. Für die meisten von diesen Größen
wurden von der Kommission Definitionen aufgestellt, die
von der Kommission für Beleuchtuneselas bei der inter-
nationalen Beleuchtuneskommission im vorigen Jahre an-
“nommen worden sind. In weiterer Verfolgung dieser
Arbeiten sollen auch Richtlinien für die Beurteilung fer-
tizer Glocken und Schalen sowie vollständiger Leuchten
aus Jichtstreuenden Gläsern ausgearbeitet werden, bei
denen vor allem der Wirkungsgrad und die Verteilung
der Leuchtdichte über die Glockenoberfläche interessieren.
lür die Beurteilung und Messung dieser verschiedenen
Eigenschaften wurde vom Vortragenden eine Reihe von
orschlägen gemacht.
„Die optischen Eigenschaften von
Trübgläsern und trüben Lösungen“ besprach
Dr. H. Schönborn. Die Lichtzerstreuung in Trüb-
vläsern entsteht teils durch Brechung, teils durch Beu-
tung an den kleinen in die Glasmasse eingelagerten Teil-
chen. Sie hängt ab von der Konzentration, der Größe, der
Art und Form dieser Teilchen. Für Untersuchungen über
den Einfluß dieser einzelnen Faktoren sind Trübgläser
selbst meist wenig geeignet, da die Eigenart der Glas-
bereitung es fast unmöglich macht, Versuchsgläser in
senau der gewünschten Beschaffenheit herzustellen. Da-
xeren lassen sich die verschiedenen Eigenschaften sehr
equem an trüben Lösungen studieren, die aus Suspen-
»ıonen von Schellack oder Paraffinöl in einem Wasser-
Alkohol-Gemisch oder aus kolloidalen Aluminiumoxyd-
! Bericht fiber die Versammlung des Vorjahres: ETZ 1928, S. 1262.
Lösungen bestehen. Versuche an solchen Lösungen zeigen,
daß die gerichtete Durchlässigkeit, die Gesamtdurchlässig-
keit und die Reflexion von der Schichtdicke und der Kon-
zentration der trübenden Teilchen abhängig sind. Mit Zu-
nahme der Teilchengröße wird die Gesamtdurchlässigkeit
bei gleichbleibender gerichteter Durchlässigkeit größer
und die Lichtverteilungskurve steiler. Trübgläser zeigen
ein ganz entsprechendes Verhalten, doch werden bei ihnen
die verschiedenartigsten Formen der Lichtverteilung ge-
funden. Bei der experimentellen Bestimmung der mittleren
Weglänge, die das Licht beim Durchgang durch das trübe
Medium zurücklext, wurde festgestellt, daß die für diese
Weglängen berechneten Absorptionen kleiner ausfallen
als die bei Trübrläsern tatsächlich beobachteten. Infolge-
dessen sind die Lichtverluste in Trübgläsern weniger
durch die Absorption im Grundglas sondern hauptsächlich
dureh die Absorption an den trübenden Teilchen zu er-
klären. Neuerdings ist es gelungen, nicht nur Überfang-
gläser sondern auch in der Masse zetrübte Gläser von
relativ geringer Absorption herzustellen.
In dem darauf folgenden Vortrag sprach Dr.-Ing. H.
GG Frühling über „Die Ausleuchtung licht-
streuender Verglasungen“ Die Beleuchtungs-
kunst der heutigen Architektur geht immer mehr zur
Verwendung großflächizer Lichtquellen über. Unter die-
sen spielen Flächen aus lichtstreuenden Gläsern, die durch
dahinter angeordnete Glühlampen durchleuchtet werden,
eine wichtige Rolle In der Praxis handelt es sich dar-
um, auf der leuchtenden Scheibe eine genügend hohe
Leuchtdichte zu erzielen und die Fläche (von gewissen
Ausnahmen abgeschen) möglichst gleichmäßig auszu-
leuchten. Versuche zeigten, daß bei Verwendung von
Mattelas eine gleichmäßige Ausleuchtung im allgemeinen
nicht zu erzielen ist; gute Ergebnisse bei relativ gerin-
gem Lichtverlust liefern geeignete Trübgläser, insbeson-
dere gutes Opal-Überfangglas. Das an künstliche Beleuch-
tung in Innenräumen adaptierte Auge kann in den meisten
Fällen erst Leuchtdichte-Unterschiede auf der leuchten-
den Fläche wahrnehmen, die im Verhältnis von 1:2
stehen. Durch eine größere Anzahl von Messungen wurde
festgestellt, daß bei Verwendung von gutem Opal-Über-
fangglas der Abstand der Lampen von der Scheibe minde-
stens halb so groß sein muß als der Abstand der Lampen
untereinander, um der genannten Bedingung zu genügen.
Der Wirkungsgrad, d. h. das Verhältnis des aus der
Scheibe austretenden zum aufgewendeten Lichtstrom wurde
für derartige Anlagen unter verschiedenen Bedingungen
untersucht und im Mittel zu etwa 20..40% gefunden.
Die Ermittlung der zur Erzielung einer bestimmten
l,euchtdichte erforderlichen Lampenzahl und -größe wurde
besprochen und weitere für die praktische Ausführung
lichtstreuender Verglasungen wichtige Gesichtspunkte,
wie Auswahl geeigneter (Giläser, Wahl der Lampenart,
Energieverbrauch und Instandhaltung, behandelt.
Dr. W. Bertelsmann brachte eine Abhandlung
über „Das Beleuchtunesglas für Gaslicht”.
Bei den Lichtquellen für Gasbeleuchtung wird Glas haupt-
sächlich in der Form von Klarirlaszylindern verwendet,
die durch Steigerung der Luftzufuhr zur Flamme den
Verbrennungsvorgang beschleunigen sollen. Infolge der
groben J’lammennähe werden die Gläser stark erhitzt,
beim Aucrbrenner auf etwa 19% ...225°. Die Herstellung
genügend widerstandsfähirer Zylinder machte anfangs
groe Schwierigkeiten. Erst das antimonhaltire Bor-
silikatglas von Schott, das sich als außerordentlich
widerstandsfähig erwies, brachte eine entscheidende Wen-
dung und ermöglichte überhaupt erst die praktische Ein-
führung des hängenden Gasglühlichts, bei dem der Zylin-
1616
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 46
14. November 1929
a 1, 2a Em ur al en m EEN en ne, I ei Tree
der noch viel höhere Temperaturen, bis über 350 °, er-
reicht. Bei den neuerdings zur Einführung gelangten
Kinbau- und CGruppenbrennern sind Zylinder entbehrlich
veworden: man verwendet hier nur noch Glaszlocken aus
sorsilikatizlas als schützende Umhüllung der Lampe.
Der Vortrag von Dr. Frhr. F. K. v. Göler über
„Die Kennzeichnung farbiger Gläsernach
der Dreifarbentheorie“ brachte zunächst eine
kurze Einführung in die Young-Helmholtzsche Theorie
der Farbempfindung. Diese Theorie nimmt an, daß auf
der Netzhaut des Auges drei voneinander unabhängige
Arten von Lichtempfäugern vorhanden sind, von denen
die einen auf rotes, die andern auf blaues und die dritten
auf grünes Licht reagieren. Der erhaltene Gesamtfarb-
eindruck ergibt sich aus dem Verhältnis der Erregungs-
stärken dieser drei Grundempfindungen. Die Erregungs-
stärken werden berechnet aus der spektralen Energie-
verteilung des Lichts und aus den Empfindlichkeitskur-
ven der drei Grundempfindungen, die von König auf
Grund umfangreicher physiologischer Untersuchungen
sewonnen worden sind. Die auf diese Weise erhaltenen
D D P D kb D
drei Zahlenwerte dienen zur Kennzeichnung des Farbein-
lrueks. Sie können zur besseren Veranschaulichung in
Form von Dreieeks-Koordinaten dargestellt werden
(Maxwellsches Farbdreieek). Der von gefärbten Gläsern
hervorzerufene Farbeindruck hängt nicht nur von den
Wixzenschaften des Glases sondern auch von der spektralen
Kinerzieverteilung, d.h. also der Farbe der hinter dem
Glas befindlichen Lichtquelle ab. Farbige Gläser können
also in ihrer Wirkung immer nur zusammen mit der bc-
nutzten Lichtquelle beurteilt werden. Für die Kenn-
zeichnung farbiger Gläser, z.B. von Sienalscheiben, hat
sich das hier besprochene Verfahren als recht geeignet
erwiesen.
Über Messungan Glühlampen mit ultra-
violettdurehlässiger Glashülle“ berichtete
Hoas Hat W. Dziobek auf Grund von Versuchen, die
eemeinmsam mit Dr. Spiller durchgeführt wurden. Die
hiolowische Wirksamkeit der ultravieletten Strahlen, die
in neuerer Zeit erforscht worden ist, hat für die Medizin
eine große Bedeutung erlangt. Biologisch wirksam sind
im allgemeinen hauptsächlich die Strahlen mit einer Wel-
lenlänge zwischen 280 und 320 my, das Maximum der bio-
logischen Wirksamkeit liegt bei etwa 297 mp. Für die
Erzeugung ultravioletter Strahlen wird bisher meist die
Quarz-Quecksilberlanıpe benutzt. Die neuerdings herge-
stellten CHühlaınpen mit Kolben aus ultraviolettdurchläs-
sirem Glas geben im Gegensatz zur Quarzlampe ein kon-
tinuierliches Spektrum. Der Lichtverteilung in den ver-
schiedenen Raumrichtungen, die eine solche Lampe im
sichtbaren Gebiet besitzt, entspricht eine räumliche Ener-
eieverteilunz im Bereich der ultravioletten Strahlung.
Diese BKinergieverteilung wurde für verschiedene Wellen-
kingen mit Hilfe eines um die Lampe schwenkbaren
Quarzspektrogzraphen gemessen. Ts zeigt sich, daß die
nerzieverteilungeskurve im Ultraviolett eine gewisse
Almnlichkeit mit der Lichtverteilungskurve hat, doch tritt
das Maximum nicht bei 0°, sondern etwa bei 90 ° auf, was
auf die größere Dicke der absorbierenden Glasschicht an
der Kolbenkuppe zurückzuführen ist. Dieser Unterschied
tritt um so stärker hervor, je kürzer die Wellenlänze
wird. Versuehe über die Messung der Gesamtenergie für
eine bestimmte Wellenlänge sind noch im Gange.
Ing. O. Herbatschek sprach über „Versuche
zur beschleunigten Kükenaufzucht durch
künstliche Belichtung“ Während der Winter-
monate aufgezogene Küken zeigen oft ein starkes Zu:
rückbleiben gegenüber der normalen Entwicklung, was
zum Teil auf die verringerte Helligrkeits- und Ultravio-
lottstrahlung des Sonnen- und Himmelslichts zurückzu-
führen ist. Es liegt nahe, diesen Mangel durch zusätz-
liche künstliche Beleuchtung und durch Bestrahlung mit
ultraviolettem Licht auszugleichen. Von den Wiener
Städtischen Klektrizitätswerken wurden gemeinsam mit
der Hochschule für Bodenkultur Versuche angestellt, die
zeigten, daß Küken, die täglich einize Stunden hinduren
eine zusätzliche ultraviolette Bestrahlung erhielten, den
nicht bestrahlten hinsichtlich Wachstum und Knochenbau
überlegen waren. Als Lichtquellen wurden Glühlampen
mit ultraviolettdurehlässigem Glas und Quecksilber-
dampflampen mit Quarzbrenner unter Vorschaltung ge-
eieneter Filter verwendet, die den Strahlenbereich bis zu
2S5 myu herab hindurehlassen. Die ‚Betriebskosten der Be-
strahlunz betragen etwa 5% des Verkaufspreises der
Tiere. Die Versuche werden weiter fortgesetzt.
Über den „Einfluß der Gase im Glas auf
lichtteehnische Fragen“ sprach Frau Dr. M.
Schirrmann. Der Glasherstellungsprozeß bringt es
mit sich, daß zasförmige Reaktionsprodukte und Dämpfe,
insbesondere Wasserdampf, von der Glasmasse absorbiert
werden und nach dem Erkalten als Gasbläschen, sog.
„Gispen“, eine Trübung des Glases verursachen. Auch
nach der Herstellung können sich Gase an der Oberfläche
des Glases festsetzten. Alle diese Erscheinungen sind höch-=t
unerwünscht, da sie nicht nur eine Trübung der Glas-
masse hervorrufen sondern auch z. B. in der Glühlampen-
fabrikation eine Verschlechterung des Vakuums und che-
mische Reaktionen mit dem Wolframmetall des Leucht-
drahts bewirken können. Durch Abtragung des Wolfram-
drahts wird die Lebensdauer der Lampe verringert, die
Reaktionsprodukte schlagen sich auf der Innenseite der
Glaswandung nieder und verschlechtern die Lichtaus-
strahlung. Um die im Glaskolben vorhandenen Restgase
wieder zu entfernen, kann man verschiedene Methoden
anwenden: die Einbringung geeigneter Chemikalien (sor.
„Getter”), Erhitzen während der Evakuierung, das Ver-
fahren der elektrolytischen Verdrängung”? und die An-
wendung eines Ionenbombardements.
Der zweite Tag der Jahresversammluns brachte Bei-
träge zu dem Thema Raumbeleuchtung. Einen
Überblick über „Neue Grundzügeder Belcuch-
tungstechnik” brachte Dr.-Ing. W. Arndt. Die
neuere Entwicklung der Lichttechnik hat gzezrigt, daß eine
Behandlung aller Beleuchtungsprobleme mit physikalischen
und technischen Methoden allein nicht möglieh ist. Wah-
rend früher die Lichterzeugung im Vordergrund des lnu-
teresses stand, ist es heute die Wirkung des Lichts, die
eigentliche Beleuchtung, die nach den verschiedensten
physikalischen, physiologischen und psychologischen Ge-
sichtspunkten erforscht werden muß. Für die physikali-
-sche Behandlung beleuchtungstechnischer Probleme kann
neben der Leistunesgröße des Lichtstroms die bereits
früher vom Vortrarzenden vorgeschlagene Zustandsgeröße
der Raumhelligkeit, eine integrierte Beleuchtungstärke
in einem Raumelement, heranzezogen werden. Der Mit-
telwert aller dieser von Punkt zu Punkt verschiedenen
Raumhelligrkeitswerte in irgendeinem Raum wird als Kenn-
zeichen für dessen Hellirkeitszustand vorgeschlagen.
Diese Größe kann in zwei Summanden zerlegt werden,
die der Primär- und Sekundärleuchtung entsprechen und
Aufschluß über Blendunge, Diffusität und Schattirkeit
geben sollen.
Ing. H. Linzenfelser brachte in seinem Vortrag
„Zur Messung und Beurteilung der räum-
lichen Beleuchtung“ reichhaltiges Versuchsmiäte-
rial über die Anwendung der von ihm ausgearbeiteten
und früher beschriebenen Methode, die Beleuchtung an
einer Stelle des Raumes durch den „Beleuchtungsvertei-
lJungskörper“ zu kennzeichnen. Mißt man an einem Punkte
des Raumes nicht nur, wie bisher meist üblich, die Hori-
zontalbeleuebtunzstärke sondern auch die Beleuchtunestär-
ken in sämtlichen durch diesen Punkt denkbaren Ebenen
und trägt diese Werte als räumliches Polardiagramm auf,
so erhält man den Beleuchtungsverteilungzskörper dies»:
Punktes. Es läßt sich zeigen, daß dieser Beleuchtunges-
verteilungskörper aus einem punktförmigen, von der
Lichtquelle gelieferten, und einem großflächigen, von
Decke und Wänden des Raumes herrührenden Anteil zu-
sammensesetzt werden kann. In einem Raum mit einer
Grundfläche von 3X 5m und einer Höhe von 3,5 m wurde
der Beleuchtungsverteilungskörper in der Mitte des Rau-
mes und in einer Eeke bei direkter, halbindirekter und
wanzindirekter Beleuchtung gemessen, u.zw. bei ver-
schiedenem Reflexionsvermögen der Wände und Decke.
Die Versuchsergebnisse zeigen, daß die beschriebene Me-
thode gut geeignet ist, die Eigenschaften der verschiede-
nen Beleuchtungsarten zu charakterisieren. Durch die
Zerlegung in punktförmigen und großflächigen Anteil
läßt sich der verschiedene Grad der Diffusität bei ver-
schiedenen Beleuchtungsarten sowie der sich an ver
schiedenen Stellen des gleichen Raumes ergebende zah-
lenmäßig verfolgen. Auf diese Weise dürfte es möglich
sein, dem Begriff „Raumbeleuchtung“ praktisch näher zu
kommen. Einen andern Weg zur Kennzeichnung der
Raumbeleuchtung zeigte Dr.-Ing. L. Bloch in der a:
schließenden Aussprache. Von der Tatsache ausgehend,
daß der auf unser Auge wirkende Kindruck eines be-
leuchteten Raumes durch die Verteilung der Helligkeit
auf dessen Berrenzungsflächen bedingt ist, wurde vorze-
schlagen, die Verteilung der Leuchtdichte auf Wänden,
Decke und Fußboden des Raumes durch ein in der Raum-
mitte stehendes Photometer aufzunelimen und die so erT-
haltenen Werte in Kurvenform über den Begrenzungs-
flächen des Raumes aufzutragen. Die vorgeführten Bei-
spiele ergaben ein anschauliches Bild von der Wirkung
= z M.Pir aniu. E. Lax ‚2. Techn. Phys. Bd. 3, S. 232.
„=m mei A e
|
14. November 1928
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
1647
verschiedener Beleuchtungsarten und zeigten, daß auch
auf diesem Wege charakteristische Zahlenwerte zur
Kennzeichnung der räumlichen Beleuchtung erhalten wer-
den können.
Die Vorträge und die sieh daran anschließende Aus-
sprache ermöglichten die Klärung mancher auf dem Ge-
biet des Beleuchtungszrlases und der Raumbeleuchtungz
schwebenden Fragen. Die freundschaftliche Zusammen-
arbeit der österreichischen und der deutschen Lichttech-
niker ist durch diese zsemeinschaftliche Veranstaltung
weiter gefördert worden, was auch darin zum Ausdruck
kam, daß ein Vertreter der Österreichischen Lichttechni-
schen Gesellschaft in den Ausschuß der Deutschen Be-
leuchtungstechnischen Gesellschaft gewählt wurde. Als
besondere Ehrung wurde den deutschen Gästen ein Emp-
fang im Wiener Rathaus und eine herzliche Berrüßungs-
ansprache durch den ersten Bürgermeister Seitz zuteil.
Der bisherige Vorsitzende der Deutschen Beleuchtungs-
technischen Gesellschaft Dr.-Ing. B. h. K. Lempe-
lius wurde wiedergewählt. Als Tagungsort für dic
nächste Jahresversammlung wurde Danzig festgesetzt.
H. G. Frühling, Berlin.
Der Einfluß ungleichmäßig verteilter Zusatzlasten auf die Durchhänge
von Freileitungen.
Von Dipl.-Ing. K. Langhard, Bein.
Übersicht. Bei Freileitungen mit Hängeketten geben
Zusatzlasten auf nur einer einzelnen Spannweite bedeutend
erößere Durchhänge bei dieser Spannweite als gleichgruße
Zusatzlasten je Längeneinheit auf sämtlichen Spannweiten.
Der Verfasser stellt für Hängeketten und Halbabspannketten
die Ergebnisse theoretischer Untersuchungen zusammen, die
er in guter Übereinstimmung mit beobachteten Werten fin-
det, und prüft verschiedene Möglichkeiten zur Verbesserung
der Verhältnisse in Fällen, wo bei ungünstig verteilter Zu-
satzlast zu große Durchhänge auftreten. .
Bei der Projektierung von Freileitunzen wird für die
Leiterseile gewöhnlich eine durch behördliche Vorschriften
rerebene gleichmäßiz verteilte Zusatzlast zugrunde gelegt
und nach Maßgabe dieser Belastunzsannahmen werden die
Traxwerke bemessen und ihre Verteilung im Gelände vor-
Abb. 1.
zsenommen. ka ist bekannt, daß, wenn bei einer Freileitung
mit Hängeketten dieselbe Zusatzlast nur auf einer einzel-
nen Spannweite vorhanden ist, bei dieser ein größerer
Durchhang auftritt als wenn auch die angrenzenden Spann-
weiten belastet sind. Die behördlichen Vorschriften be-
Af a,bis Qn-320m Af
7 VA
6 6
5 5 A
y 4
3 fe
2 2 |
Ze 3 M-2 7 1
Gr He Ae? Li
Abb. 2. Durchhangsvergrößerungen Sf
der kritischen Spannweite als Funktion
der Zahl der Nachbarspannweiten.
rücksichtigen diesen Umstand in der Weise, daß für gleich-
mäßig verteilte Zusatzlast ein so großer Abstand gegen bo-
den einzuhalten ist, daß auch noch eine gewisse Vergröße-
rung des Durchhanzes weder die Betriebsicherheit der Lei-
tung noch die Sicherheit von Personen gefährdet; bei Lei-
tuneskreuzunzen ist im behördlich vorgeschriebenen AD-
stand auch die Entfernung von den Tragwerken berück-
sichtigt.
Die Größe des Einflusses ungleicher Verteilung von
Zusatzlasten dürfte nieht allgemein bekannt sein, wir er-
achten es deshalb für interessant, sie für ein bestimmtes Al-
Stahlseil zahlenmäßig zusammenzustellen, und verweisen
auch auf eine Studie von Bourquin!.
t! Bourquin, Bull. SEV Bd. 14, S. 545.
Asymptote
EU 200 300 a 500 600 m
Abb. % Durehhangsvergrößerungen If
der kritischen Spannweite als Funktion
der Größe der Nachbarspannweiten.
Der Verfasser beschränkt sich des Raumes halber
auf die Ergebnisse der theoretischen Untersuchungen und
möchte auch darauf hinweisen, daß sie zahlenmäßig nur
für die Paten des näher betrachteten Al-Stahlseiles gültig
sind. Da aber die verschiedenen Seile hinsichtlich ihreı
mechanischen Eigenschaften nur wenig voneinander ab-
weichen, dürften auch die erhaltenen Zahlen ziemlich all-
gemeine Geltung haben. Um Verwechslungen vorzubeu-
gen, sei den näheren Ausführungen noch eine kurze Er-
klärunz einiger Bezeichnungen voranzestellt.
Mitkritischer Spannweite wird in der Folge
stets diejenize bezeichnet, bei welcher die Purchhanzsver-
größerunzen näher untersucht werden sollen. Die Duren:
hanesvererößerungzen einer bestimmten Spann-
weite bei irgendeiner Zusatzlast in dieser Spannweite, aber
ohne solche in allen angrenzenden, beziehen sich alle aut
den Grunddurehhang bei 2 kg/m Zusatzlast, gleichmälsiz
verteilt auf alle Spannweiten (Abb. 1). Der besseren ber-
sicht halber seien die Angaben des der Untersuchung zu-
grunde gelegten Seiles nochmals zusammengestellt”.
Querschnitt des Seiles . . . . 2,103 em?
Gewicht je Längeneinheit . . 0,830 kg
Elastizitätsmaß . . . . . 755.105kg’cm?
Wärmedehnungszahl . . . . 189.10
Länge der Ketten . . . . . 163cm
Gewicht der Ketten. . . . . 40kg.
I. Ebene Spannfelder.
Unsere rechnerischen Untersuchungen haben ergeben:
1. Die Reihenfolge der verschiedenen und ungleich
groBen Nachbarspannweiten 1.. K, (K+ 1) ...n hat keinen
wesentlichen Einfluß auf die Durechhanesveränderung der
kritischen Spannweite, praktisch kann er im allgemeinen
| .
1a, 015 Gr:
GH 015 an
A 200 300
ww
500 mM
Abb. A Durchhangsyergrößerungen Sf als
Funktion der kritischen Spannweite und
der Zusatzlast.
vernachlässigt werden. Die Durchhangesveränderunzen
werden am größten, wenn die Spannweiten ihrer Größe
nach abnehimend von K+1 nach n angeordnet werden.
Falls die mittlere Spannweite sämtlicher Spannweiten der
rechten Seite von derjenigen auf der linken Seite der kriti-
schen Spannweite nicht allzusehr abweicht, darf der Ein-
fluß der beiden Seiten als eleicheroß auf die Durch-
hangesveränderung der kritischen Spannweite angenommen
werden.
2. Die Beteilivzunz der links und rechts gelegenen
Nachbarspannweiten an der Durchhanzsveränderungz der
kritischen Spannweite nimmt sehr rasch ab mit zunehmen-
der Entfernung von der mit Zusatzlast behafteten kriti-
2? Vgl.a. Langhard, ETZ 1928 S. 1181.
1848
Berechnungen die
zu berücksichtigen
schen Spannweite Es genügt, bei
nächstgelegenen 4..5 Spannfelder
(Abb. 2).
3. Es läßt sich leicht eine Grenzwertlinie für die
Durchhangsveränderung der kritischen Spannweite als
Funktion der Größe der kritischen Spannweite selbst und
der Zusatzlast bestimmen. Nehmen wir z. B. an, die kri-
tische Spannweite betrage 320 m, sämtliche Nachbarspann-
weiten 150m. Bei der schon oben erwähnten ungleich-
mäßig verteilten Belastung von 2 keim erhalten wir eine
Durchhangsvergrößerung der kritischen Spannweite von
4,20m (Punkt A in Abb. 3). Verändern wir nun bei
gleichbleibender kritischer Spannweite die Nachbarspann-
weiten links und rechts von 150m auf 500m, so wächst
die Durchhangsvergrößerung der kritischen Spannweite
auf 7 m (Punkt B in Abb. 3), um schließlich bei fort-
währender Vergrößerung der Nachbarspannweiten einem
Grenzwert zuzustreben, der aber von B nicht mehr weit
entfernt ist. Führen wir dieselbe Untersuchung für ver-
schiedene kritische Spannweiten durch und verbinden ent-
sprechende Punkte miteinander, so erhalten wir leicht die
erwähnte Grenzwertlinie.e Aus den Kurven der Abb. 4
folgt nun das bemerkenswerte Ergebnis, daß die Durch-
hangsveränderungen der kritischen Spannweite, wie auclı
die Nachbarspannweiten beschaffen sein mögen, nicht über
einen gewissen Höchstwert hinausgehen können und daß
dieser sowohl von der größten erreichbaren Spannweite
als auch von den Belastungsannahmen und den mechani-
schen Eigenschaften des Seiles abhängig ist”.
Abb. 6.
Die Ursache der oben erwähnten Durchhangsverzröße-
rungen bei Hängeketten liegt in erster Linie in der Be-
wezrlichkeit der Aufhängepunkte des Stromleiters. Es ist
nun aber möglich, 1. diese Bewegungen auszuschalten oder
2. nur einzuschränken, so daß ein gewisser Spannungsaus-
gleich unter den verschiedenen Spannweiten sich noch aus-
zuwirken vermag. Diese Bedingungen können durch nach-
folgende Anordnungen erfüllt werden:
1. durch Abspannungen,
2. durch lIalbabspannungen.
Vollständige Abspannungen bedingen jedoch besonders
ausgebildete Traxwerke. Wie Abb. 2 zeigt, sind Abspann-
maste auch in bezug auf die Durchhangstabilisierung beı-
nahe unwirksam, wenn sie nicht in kurzen Abständen nach-
einander angeordnet werden. Durch die wiederholte An-
wendunz von Abspannmasten wird aber eine gewisse un-
erwünschte Starrheit der Leitung hervorgerufen, die sich
namentlich auf die Isolatoren in unzünstizger Weise aus-
wirkt (stoßweise Belastungen, größere Beanspruchungen).
Für bereits erstellte Leitungen fallen Abspannunzen auber
Betracht, da sie eine weitgehende Verstärkung der ge-
wöhnlichen Trag- oder Stützmasten erfordern. Wir sehen
deshalb von einer weiteren Erörterung zu 1. ab und wenden
uns den unter 2. erwähnten llalbabspannunzen zu, welche '
etwas näher ins Auge gefaßt werden sollen.
Die Halbabspannung besteht aus 2 Isolatorenketten,
die in einem Winkel, der etwa zwischen 60° und 90° liegt,
anzcordnet sind. Die Wirkung der Halbabspannunz nähert
sich um so mehr der Wirkung der Ganzabspannung, je
größer der erwähnte Winkel ist, und um so mehr der
Hängcekette, je kleiner dieser Winkel ist. Für die zahlen-
7 Für die Grundlagen zur Berechnung der Kurven Abb. 4 vgl. a.
Carpentier, Rev. Gén. CEL Bd. 19. S. 108; Bourquin, Bull. SEN
Bd. 14, 8. 535 sowie den Aufsatz des Verfassers, ETZ 198, 8. 1181.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46
14. November 1929
mäßige Erfassung dieser Wirksamkeit wurden die Unter-
suchungen wie oben durchgeführt und angenommen, dal
sich das Halbabspanndreieck wie eine starre Scheibe ver-
halte, die sich um einen gedachten Drehpunkt O reibungs-
los drehen könne (vel. Ahb.5 u. 6). An der Berechnung
ändert sich nur die Gleichgewichtsbedingeungz für den ein-
zelnen Aufhängepunkt, doch bietet deren Aufstellung keine
Schwierigkeiten. Aus den Kurven der Abb. 7 ersieht man
nun leicht, daß sich mit Halbabspannungen eine wesent-
liche Verminderung der Durchhangsvergrößerungen ge-
genüber llänzeketten erzielen läßt.
I Halbabspaunung im Punkt X
A
J y kg/m oder K+1
5 2 kg/m I II Halbabspannung im Punkt X
al. ge und K+1.
i m
. I Abb. 7. Durchhangsvergrüßerungen
7 kg/m S sf als Funktion der kritischen
Spannweite und der Zusatzlnst bei
700 200 30 #00 500m Halbabspannungen.
In gewissem Zusammenhang mit den erwähnten Unter-
suchungen steht noch die Frage nach der Beanspruchunz
der Trazwerke infolge der neuen Kräfteverhältnisse und
wir erachten es als erwünscht, einige diesbezügliche An-
haltspunkte noch kurz anzugeben.
1. Annahme von einseitigem Leiterbruch bei Zusatz-
Die Verminderung des einseitigen Seilzures infolze
Ausienkens des Halbabspann-
dreieckes erreicht nur etwa die
Hälfte des Wertes bei Hänge-
ketten.
2. Die Differenzzüre in
einem Auflängepunkt infolre
unzeleichmäßig verteilter Zu-
satzlasten, aber bei intakten
Leitern, können das Doppelte
derjenigen, die bei Hängeketten
auftreten, erreichen. Zu 2. ist
hingegen zu bemerken, daß dic-
selbe ungünstirste J.astvertei-
lung auf allen Leitern wohl als ausgeschlossen betrachtet
werden darf. Für die Berechnung wird die Annahme von
2..3 ungzünstigst belasteten Leitern genügen.
Falls Halbabspannungen in bestehende Leitungen ein-
gebaut werden sollen, liegen in den fraglichen Punkten
wohl ausschließlich Trag- oder Stützmasten vor, also
solche, die nicht auf vollen einseitigen Zug berechnet sind.
Selbstverständlich müssen diese auf die neuen ungünstig-
sten Kräfte hin untersucht und unter Umständen verstärkt
werden.
Der Vollständigkeit halber soll noch eine letzte Mai,
lichkeit einer Verbesserung der Verhältnisse kurz gestreift
werden. Der Grundabstand läßt sich selbstverständlich
auch vergrößern durch Wahl höherer Masttypen, und da
können in bezug auf die Durchhänee Halbabspannuneen
und höhere Masten miteinander in Konkurrenz treten. Dir
Entscheidung für die eine oder andere Möglichkeit richtet
sich in erster Linie nach dem Ergebnis eines Kostenver-
gleiches, und dieser ist wiederum abhängig von den Ver-
hältnissen der Leitung (Größe der Spannweiten, Konstruk-
tion der Masten) und kann deshalb nicht von vornherein an-
gegeben werden. In einem besonderen Falle zeigte sich
zum Beispiel, daß bei Leitungen mit großer 1 oiterzahl die
kleiner
teurer
billiger
last.
Lä
t l
Bg bg
Abb. 8.
Halbabspannungen sind als entsprechend höhere
Mastty pen.
Nahelicgend wäre auch die Erhöhung des Ausgangseil-
zuzes. Der Gewinn an Abstand gegen Boden ist aber, wie
die Rechnung zeigt (vgl. Abb. 4), nur gering, und bei be-
reits erstellten Leitungen bedingt diese Lösung eine Neu-
regelung der in Frage kommenden Spannweiten und unter
Umständen eine Verstärkung der Tragwerke.
IL Geneigte Spannfelder.
Hier sind die Verhältnisse nicht mehr so einfach wir
hei den oben betrachteten ebenen Spannfeldern. Zusam-
menfassend kann aber gesagt werden, daß die Bewerlich-
keit der Aufhänzepunkte stark abhängig ist von der Ge-
samt-Vertikalkomponente der Seilkräfte Da die Isolatoren-
auslenkunzen ungefähr kubisch wachsende oder abneh-
mende Durchhanesveränderunzren hervorrufen, so können
Punkte mit besonders großen Giesamt-Vertikalkomponenten
als Fixpunkte, d. h. als solche ohne großen Einfluß auf die
Durchhanzsveränderungen angesehen werden. Anders lie-
sen die Verhältnisse, wenn es sich um Aufhängepunkte
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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46
1649
handelt, die beinahe in der Seillinie selbst liegen, daß also
die Gesamt-V ertikalkomponente fast zu Null "wird. Diese
Punkte sind dann im Vergleich zu den bei ebenen Spann-
feldern betrachteten sehr beweglich und haben großen Ein-
fluß auf die Durchhangsveränderungen. In derartigen
Fällen wird es sich empfehlen — besonders bei Leitungen
im Gebirge, wo große Zusatzlasten zu gewärtigen sind —
auch mit Rücksicht auf die gerinzen Abstände zwischen
Seil und Auslezer den Leiter am Mast abzuspannen (vel.
Abh.8). Jene extremen Fälle liegen aber außerhalb des
Rahmens unserer Untersuchungen und müssen den Ver-
haltnissen entsprechend für sich behandelt werden. Für
alle übrigen Fälle, wo die Höhenunterschiede nicht derart
groß sind, dürfen wir die in Abschn. I, 1....3. gewonnenen
Ergebnisse verallgemeinern.
III. Beobachtungen über Durchhangsvergrößerungen
infolge ungleichmäßig verteilter Zusatzlasten.
Gerade der Winter 1928/29 mit seinen oft schweren
Schneefällen hat die Erscheinungen, die hier Gegenstand
unserer Untersuchungen geworden sind, in augzenfälliger
Weise gezeigt. Dem Verfasser sind Fälle bekannt, wo bei
Leitungen mit Hängeketten einseitig verteilte Schneewalzen
von über 25cm Dmr. und dadurch verursachte Durch-
hanzsvergrößerunzen von über 6m in Spannweiten von un-
sefähr 300 m festgestellt worden sind.
Die Wirkung des Buchholzschutzes bei Generatorenschäden.
Von Dr.-Ing.
ÜDdersicht. Es wird im folgenden über Versuche be-
richtet, bei denen an einer 3000 kW-Maschine im Kraftwerk
Moabit der BEWAG Generatorenschäden möglichst natur-
getreu nachgeahmt wurden, um die Wirkungsweise des
neuen Buchholz-Generatorenschutzes zu untersuchen. Aus-
geführt wurden Windungschlüsse, Spulenschlüsse und Erd-
schlüsse. Der Verlauf der Versuche wird beschrieben und
es wird die Schlußfolgerung gezogen, daß die Ansprech-
zeiten des Schutzes sich selbsttätig der Bedeutung des abzu-
schaltenden Fehlers anpassen und daß in allen Fällen die
Auslösung so frühzeitig erfolgt, daß der Fehler auf seine
Ursprungstelle beschränkt bleibt.
Die Übertrazunz des Grundgedankens des Buchholz-
schutzes für flüssigkeitsisolierte elektrische Apparate auf
elektrische Einrichtungen ohne flüssige Isoliermittel hat,
wie kürzlich in dieser Zeitschrift! mitgeteilt wurde, zur
Konstruktion eines insbesondere für den Schutzvon
Generatoren bestimmten Apparates geführt. Ein-
gehende Versuche im Laboratorium und eine mehrmona-
tize Erprobungszeit im Betriebe an einer 10 000 kW-Ma-
sehine berechtigten zu der Annahme, daß die neue Ein-
richtung für den Schutz von Generatoren bei inneren
Felilern eine ähnliche Bedeutung gewinnen könnte, wie
sie der Buchholzschutz für Transformatoren? seit Jahren
besitzt. In dem neu entwickelten Generatorenschutz wird
die verschieden große Durchlässigkeit der Generator-
abluft für Wärmestrahlung bei fehlerhaftem und fehler-
freiem Generator zur Einleitung der für den Schutz der
Maschine erforderlichen Maßnahmen ausgenutzt. Diese
Verschiedenheiten werden hervorgerufen durch den Ge-
halt an Zersetzungstoffen der Konstruktionsmaterialien
in der Abluft. insbesondere Rauch- und Rußbestandteilen,
die aus der Zerstörung von Isoliermaterial und aus Me-
talllämpfen der Fehlerlichtbogen herrühren.
Warmiuffikommer
S Rücklouf -Lul tseo
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Abb. 1.
Kühlluftführung in dem für die Versuche benutzten
30 kW-(ienerator.
Daß die entwickelte Apparatur gut geeignet war, das
Vorhandensein von Rauch in der durchströmenden Luft
nachzuweisen, hatten bereits die Vorversuche einwand-
frei gezeigt. Da jedoch die Verwendung der bisher nur
i ETZ 19%, S 1016.
2? ETZ 192%, S. 1257.
Hans Schwenkhagen, Kassel.
als lästig empfundenen Zersetzungstoffe zu nützlichen
Zwecken bei Generatoren noch nie in Erwägung gezogen
worden war, waren naturgemäß keine Unterlagen dar-
über vorhanden, ob und in welchem Ausmaß wirkliche
(reneratorfehler mit einer Rauchentwicklung verbunden
waren. Insbesondere war noch die Frage zu klären, ob
die Einwirkung einer Schutzeinrichtung, die von den Zer-
setzungstoffen Gebrauch macht, nicht zu spät käme, um
die Ausbreitung des beginnenden Fehlers in genügend
engen Grenzen zu halten. Es lag deshalb der Wunsch
vor, das Verhalten des Schutzes bei möglichst naturge-
treu nachgeahmten Fehlern einwandfrei zu untersuchen.
D
erem a
d = e Ki Së ~a = > em ` j ZZ SËCH ` — Tome
Abb. 2. 3000 kW-Generator mit Versuchsaufbau.
Diese Untersuchungen konnten an einem 3000 kW-
Generator für 3150 kVA mit einer Betriebspannung von
6000 V ausgeführt werden, der im Kraftwerk Moabit der
BEWAG stand und nach der bevorstehenden Außerbetricb-
setzung verschrottet werden sollte. Die Drehzahl des
Generators betrug 1500 U/min. Betriebsmäßig entnimmt
der Generator seine Frischluft ohne Zwischenschaltung
eines Filters dem Kondensationskeller. Die Luft wird
dem Generator von beiden Seiten aus durch Ventilatoren
zugeführt. Ein Teil der Luft dient zur unmittelbaren
Kühlung der Wickelköpfe und verläßt den Generator an
Abluftöffnunsen in der Mitte der oberen Abdeckkappen
der Statorwickelköpfe. Die Hauptluftmenge passiert den
Luftsehlitz des Generators in axialer Richtung und wird
durch einen in der Mitte liegenden, etwa 10 em breiten
Ventilationsschlitz im Stator nach außen abgeführt. Das
Blieehpaket des Stators sitzt in einem massiven Gußman-
tel, der zusätzlich mit Wasser gekühlt werden kann. Für
die Versuche wurde die Luftführung des Generators in
einen Kreislauf umgewandelt, um den heute mit Rück-
sicht auf die Verstaubung üblichen Bauarten der Kühl-
anlagen möglichst nahezukommen. Zu dem Zwecke
wurde oberhalb des Generators aus einem mit Pappe ab-
gedichteten Holzverschlaxg eine Warmluftkammer von
2% m? Inhalt aufgebaut, an die auch die Ausblaseöffnungzen
der Wickelkopf-Kühlluft angeschlossen waren. Eine sche-
matische Darstellung der Luftführung in der Maschine und
der für die Versuche neu eingebauten Warmluftkammer zeigt
Abb. 1. Die Warmluftkammer wurde durch einen Holzkanal
von etwa 4 m? lichtem Querschnitt (hierfür wurde zum
großen Teil die ursprünglich vorhandene Saugleitunz des
Generators verwendet) mit dem Ansaugstutzen der Ma-
schine verbunden. Durch Öffnen je einer Klappe von
1850
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46
14. November 1929
EEN
% m? Größe an der Warmluftkammer und dem Ansaug-
stutzen konnte der Generator auch in eine frischluftge-
kühlte Maschine umgewandelt werden. Ein Bild des ge-
samten Aufbaues der Luftführung im Generator gibt
Abb. 2. Hier ist gleichzeitig zu erkennen, wie der Buch-
holzschutz in die Luftführung des Generators eingeschal-
tet wurde. Der Schutzapparat ist mit seiner Längsaclıse
parallel zum Gencrator aufgestellt und erhält seine Luft-
zuführung durch einen am Ausgang der Warmluftkam-
mer im Luftkanal liegenden Trichter über eine biegsame
Rohrleitung von 3” LW und etwa 50cm Länge. Die
Abluftöffnung des Apparates ist durch eine zweite der-
artige Leitung mit der Ansaugöffnung des Generators
verbunden. Durch Einbau
einer Drosselklappe in die
Verbindungsleitunz zwi-
schen dem Abluftstutzen rechts ,
des Apparates und der -7 z
Saugkammer des Genera- 4 i
tors wird die Luftmenge, [17 P BE
die den Apparat passiert,
auf den normalen Wert (rd.
40 l/s) eingestellt. Die bei ;
dem Betrieb mit Frischluft- |
kühlung vom Generator
umgewälzte Luftmenge |!
wurde mit einem AÄnemo- |
meter gemessen. Sie betrug ;
nach Messung in der Ab- |
luftöffnung 2m?’/s. Zu die-
sem Wert sind für die tat-
sächliche Kühlluftmenge |
noch der Luftverbrauch des : |
Schutzapparates und die | l
Verluste durch Undichtig- . |
keiten der Warmluftkam- AU
mer zu addieren. Die Ge-
samtluftmenge dürfte etwa i |
2,5 m?/s betragen haben. (In
}
E Dee
| = gp em man an m um an Im am af am
a Äé
Abb.3. Querschnittbild der Nut.
Für die Versuche wurde der Buchholzschutz so ge-
schaltet, daß von ihm aus
1. eine Signallampe betätigt wurde, die sein An-
sprechen am Generator selbst anzeigte, und
2. wurde parallel zu dieser Lampe die Betätigung des
Kurzschlußschalters für das Feld der [Erregerma-
schine gelegt.
Eine Schnellentregung besaß der Generator nicht.
Eine Betätigung des Generatorölschalters vom Apparat
aus erfolgte nicht, da der Generator bei keinem Versuch
an das Netz angeschlossen war, um Rückwirkungen auf
den normalen Betrieb zu vermeiden. Der für den Ver-
such verwendete Buchholz-Generatorsehutzapparat war
der gleiche, der unmittelbar vorher längere Zeit in einer
ringlaufgekühlten 10 000 kW-Maschine des Städt. Elektri-
zitätswerkes Kassel eingebaut gewesen war. Der Apparat
wurde für die Versuche auf die gleiche Empfindlichkeit
eingestellt, die er dort im Betrieb gehabt hatte und bei
der während der Frprobungszeit keinerlei schädliche
Rückwirkungen auf den Betrieb, wie Fehlauslösungen
"o dgl., aufgetreten waren.
Der fiir den Versuch benutzte Generator hatte 48 ge-
schlossene Nuten. Die Wieklung des Generators bestand
aus zwei parallel grschalteten Zweigen von je 36 Win-
dungen in 1 Phase. Diese 36 Windungen sind in 4 Spu-
len zu je 9 Windungen unterteilt. Das Querschnittbild
einer Nut zeigt Abb. 3. Jede Windung besteht aus 4 par-
allel geschalteten Leitern aus Rundkupfer von 5,5 mm Dmr.
Der äußere Durchmesser des isolierten Leiters beträst
6,2mm. Jede zweite Windung ist gegen die Nachbar-
re Kappe
links
Bere |
pera r-rit
windung durch Umhüllung mit einer 1 mm starken Lage
Preßspan isoliert. Das gesamte Windungspaket liegt in
einer 5mm starken Mikanithülse. Das Wickelschema des
Stators zeigt Abb. 4, wobei zu beachten ist, daß jede ge-
zeichnete Spule 9 Windungen enthält, daß also zwischen
dem Anfang jeder Spule und der Bügelverbindung zur
nächsten Spule jeweils 9 Windungen liegen.
Untersucht wurde die Wirkungsweise des Schutz-
apparates bei
Windungschlüssen,
Spulenschlüssen und
Erdschlüssen.
Obere Kappe
Er GI
| WEE EE VE ee
ee E O ET Geescht
i
Ò
Abb. A Wickelschema des Stators und der Schaltverbindungen.
Auf die Untersuchung der Wirkungsweise des Schutz-
apparates bei Kurzschlüssen mußte aus Zeitmangel ver-
zichtet werden.
arm mmunannaene
.
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D
Í Abb. 5. Windungschluß
hergestellt durch Eintrei-
ben eines Kupferkeiles
zwischen zwei Win-
dungen.
..
MAER
..
eo.
IL EE EE
Als erster Versuch wurde ein metallischer Windungs-
schluß in einer Phase dadurch hergestellt, daß an der
Abbiezungstelle des Bügels der betreffenden Spule zwi-
schen die erste und zweite Windung nach Abb. 5 ein Kup-
ferkeil getrieben wurde. An Stelle der entfernten normi-
len Isolation wurde die so geschaffene Fehlerstelle mit
I;xzelsiorleinen neu umbandelt. Die fehlerhafte Windung
war die Eingangswindung des Generators, führte also
gegen rde die größte Spannung. Bei voller Drehzahl
wurde der Kurzschluß des Feldes der Erregermaschine
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aufgehoben und die Erregung langsam gesteigert. Nach
etwa 30s, als die Erregung 20 A betrug, also etwa 40 %
des Leerlauf-Erregerstromes, löste der Buchholzschutz be-
reits aus und schloß das Feld der Erregermaschine wie-
der kurz. Beim Öffnen des Kreislaufs unmittelbar danach
war kaum Rauch zu beobachten, doch zeigte sich am Ge-
ruch deutlich, daß die Maschine fehlerhaft war. Bei der
Untersuchung des Fehlers wurde festgestellt, daß die
kurzgeschlossene Windung merklich erhitzt war. Abb. 6
Abb. 6. Verfärbung des zur Umbandelung des Bügels benutzten
Exzelsiorbandes durch Windungschluß,.
zeigt die neu aufgebrachte Isolation. Es geht daraus her-
vor, daß nur in unmittelbarer Nachbarschaft der kurzge-
schlossenen Windung das Isolationsmaterial leicht ge-
bräunt war. Schon die dritte Lage des Isolierbandes war
nicht mehr merklich angegriffen. Beim späteren Auf-
schneiden der für diesen Versuch benutzten Windung
wurde festgestellt, daß auch auf der übrigen Länge des
Leiters die ursprüngliche Isolation nur ganz gering-
fügig gebräunt war.
Abb. 7. Windungschluß
im Bügel, hergestellt durch
Kupferkeil.
Bei einem zweiten Versuch gleicher Art wurde der
Keil nicht an der Biegungstelle der Leiter angebracht,
sondern an einer Stelle des Bügels, wo die Leiter parallel
nebeneinander laufen (Abb. 7). Kurzgeschlossen waren
in diesem Fall die beiden letzten Windungen der Ein-
gangspule. Die Erregung der Maschine wurde bei diesem
Versuch nicht langsam gesteigert, es wurde vielmehr der
Nebenschlußregler auf den Wert eingestellt, der der nor-
malen Erregung entsprach. Bei voller Drehzahl der Ma-
schine wurde dann der Kurzschluß des Feldes der Er-
regermaschine aufgehoben, so daß sich die Maschine
selbst bis auf den gewünschten Wert erregte Nach den
Beobachtungen am Erregerstromzeiger begann unter
diesen Verhältnissen die eigentliche Erregung nach etwa
6 s. Nach weiteren 4 s sprach der Buchholzschutz an.
Gleichzeitig trat am Generator bläulicher Rauch in er-
heblicher Menge aus den Fugen und Verschalungen des
Kreislaufes. Die Auslösung des Kurzschlußschalters am
Magnetfeld erfolgte gegenüber dem Ansprechen des Appa-
rates um einige Sekunden verzögert, da, wie sich nach-
träglich herausstellte, der Erregerschalter klemmte. Auf
der Erregerseite des Generators traten vereinzelt Funken
aus der Abluftöffnung aus. Um das Entstehen eines
Brandes zu verhüten, wurde durch die obere Abluftöff-
na an der Erregerscite mit einem Tetralöscher ge-
öscht.
Beim Aufnehmen des Generators zeigte sich, daß in
diesem Falle nicht ein rein metallischer Windungschluß
vorhanden gewesen war, sondern daß, wahrscheinlich
durch die Wirkung der elektrodynamischen Kräfte, der
nicht genügend fest zwischen die Leiter eingetriebene
Keil einen Lichtbogen zwischen den kurzgeschlossenen
Windungen eingeleitet hatte. Durch diesen Lichtbogen
ist der Keil selbst geschmolzen und einige der benachbar-
ten Leiter sind auf kurze Entfernung angegriffen. Der
Lichtbogen hat von innen heraus ein Loch in die isolie-
rende Umhüllung des Bügels gebrannt und die Bügeliso-
lation ist von den heraustretenden Flammen oberflächlich
angekohlt. Ebenso ist nach unten ein kleines Brandloch
in der Bügelisolation entstanden, jedoch sind an der übri-
gen Isolation der Wickelköpfe keine Schäden aufgetreten.
Selbst der unmittelbar unter dem beschädigten Bügel lie-
gende zweite Bügel ist nur auf einer Fläche von etwa
4X5 mm? gering angegriffen. Ändere Schäden waren
nicht festzustellen. Beim Ausschneiden der Fehlerstelle
zeigte sich, daß die Wicklung selbst nicht beschädigt war.
Das Kupfer war nicht verfärbt und auch die Isolation an
der kurzgeschiossenen Windung war nur ein wenig an-
geschwärzt. Die Fehlerstelle selbst ist in Abb. 8 dar-
gestellt.
Abb. & Durch einen Windungschluß über Lichtbogen beschädigter
Bügel.
Spulenschlüsse wurden in der Weise ausge-
führt, daß zwischen Anfang und Ende je einer aus neun
Windungen bestehenden Spule eine metallische Verbin-
dung durch ein Kabelstück hergestellt wurde, das bedeu-
tend größeren Querschnitt als die Wicklung selbst be-
saß. Diese Versuche wurden mehrfach mit verschiedenen
Spulen ausgeführt. Z. B. wurde an der gleichen Spule
nacheinander je ein Versuch ausgeführt, bei dem der Er-
regerstrom das eine Mal auf den Endwert von etwa 95 A
eingestellt war, das andere Mal auf einen Endwert von
etwa 70 A (Abb. 9). Bei voller Drehzahl wurde der Feh-
ler dann durch Aufheben des Feldkurzschlusses sozu-
sagen eingeleitet. Nach etwa 6 s begann der eigentliche
Erregungsvorgang. Bei dem Versuch mit höherem Er-
regerstrom löste der Schalter nach 9 s durch den Buch-
holzschutz aus, als der Erregerstrom 80 A erreicht hatte.
Bei dem Versuch mit schwachem Erregerstrom erfolgte
die Auslösung 10s nach Aufheben des Feldkurzschlusses
bei einem Erregerstrom von etwa 65 A. In beiden Fällen
wurde Rauch an der Maschine praktisch nicht sichtbar,
Geruch jedoch deutlich wahrnehmbar. Irgendwelche Ver-
änderungen in der Isolation der Spule oder der Bügel
Sn auch nach dem Zerschneiden der Spule nicht fest-
stellbar.
Zwei weitere gleiche Versuche mit einer anderen
Spule sollten die Verschiedenheit beim Arbeiten des
Schutzes an der kreislaufgekühlten und an der frei aus-
blasenden Maschine zeigen. Beim Versuch mit der
kreislaufgekühlten Maschine stieg die Erregung
auf einen Endwert von 74 A. Nach 8,5 s sprach der Schutz
an. Rauch war nicht wahrnehmbar. Bei der freiaus-
blasenden Maschine erfolgte die Auslösung erst 19 s
rach Aufheben des Feldkurzschlusses. Der Erregerstronm
betrug etwa von der 10. Sekunde ab konstant 74 A. Auch
hier war an der Austrittsöffnung der Maschine die Rauch-
dichte noch so gering, daß sie mit dem Auge kaum wahr-
genommen werden konnte, doch war der Geruch natur-
gemäß deutlicher feststellbar. Beim Aufschneiden zeigte
sich auch hier die Isolation der Spule nicht wahrnehmbar
verändert.
Zwei weitere Versuche wurden noch ausgeführt, um
das Verhalten des Buchhotzschutzes bei Erdschluß mit
geringen Stromstärken zu untersuchen. Um den Erd-
schluß möglichst naturgetreu einzuleiten, wurde dic-
jenige Spule, an der der erste Versuch vorgenommen
werden sollte, zunächst von der übrigen Wicklung ge-
trennt und mit Hilfe eines Spannunzswandlers nach
Abb. 10 gegen Erde durchgeschlagen. Beim ersten dieser
Versuche erfolgte der Durchschlag an den Bügelverbin-
dungen gegen ‘eine Befestigungsklaue, u.zw. unter der .
Fläche der Klaue bei einer Spannung von 21kV. Die
Fehlerstelle wurde anschließend noch einige Sekunden
lang mit dem Strom des Spannungswandlers belastet, um
sicher zu gehen, daß auch bei Betriebspannung ein Über-
gang erfolgen würde. Die fehlerhafte Spule wurde dann
1652
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wicder an die Wiceklung angeschlossen (Abb. 11) und der
Nullpunkt der Maschine über einen Trennschalter, einen
Stromwandler zur Messung des Erdschlußstromes und
einen Wasserwiderstand zur Begrenzung des Frdschluß-
stromes geerdet. Der Wasserwiderstand betrug bei 220 V
Wechselspannung etwa 195 Q, so daß, wenn man Propor-
tionalität zwischen E und Z in erster Annäherung an:
nimmt, bei Leeerlauferrezung des Generators etwa 14 A
Erdschlußstrom fließen konnten. Beim Hauptversuch
war der 'Trennschalter in der Erdungsleitung des Genera-
tors zunächst geöffnet. Die Erregung wurde langsam auf
ihren Leerlaufwert gesteigert. Nach einiger Zeit wurde
dann der Erdungstrennschalter eingelegt. Beim Einschal-
ten des Erdschlusses trat sofort mit dumpfem Schlag eine
weißliche Rauchwolke auf der Antriebseite aus der Ma-
schine aus, der unmittelbar eine bräunlich-zgelb gefärbte
Qualmwolke mit einzelnen Funken folgte. Die Zeit vom
Einlegen des KErdschlußschalters bis zur Auslösung des
Schalters ist unter diesen Umständen nicht genau gemes-
sen worden. Sie kann nach den Beobachtungen höchstens
3 s betragen haben.
Auch bei diesem Versuch trat wieder ein Festklem-
men des Kurzschlußschalters des Erregerfeldes auf, so
daß auch nach dem Ansprechen des Buchholzschutzes der
Generator noch weiter erregt war. Erst auf telephoni-
schen Anruf wurde die Erregung abgeschaltet. Der Feh-
ler hatte etwa 11 s länger gestanden, als er nach dem An-
f 220 Ur
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Zeit in Sek At
Abb. oa Zeitlicher Verlauf des Er- Abb. 10.
regerstromes bei Selbsterregung.
sprechen des Buchholzschutzes hätte bestehen dürfen. Der
entstandene Brand wurde durch Einblasen von überhitz-
tem Dampf, der von der Turbinenzuleitung entnommen
rar, gelöscht, u. zw. erfolgte die Dampfzufuhr schon, als
die Maschine noch erregt war. Die Qualmentwicklun:
verstärkte sich daraufhin zunächst, hörte dann aber völ-
lig auf. Beim Aufnehmen der Maschine zeigte sich, daß
trotz des Löschens mit Dampf (die Einblasestelle ist in
Abb. 2 vorn an der Umluftleitunz deutlich zu erkennen)
Feuchtigkeit nicht festgestellt werden konnte. Die Fehler-
stelle selbst lag — entsprechend Jer Punktierung — an
den Bügeln der Antriebseite, u. zw. war als Folge des Erd-
schlusses sofort ein Windungschluß entstanden. Die hohe
Liichtbogenstromstärke hatte die beiden ursprünglich
betroffenen Leiter sofort abgeschmolzen und war dann
auf die Nachbarleiter übergegangen, so daß fast alle Teil-
leiter der betreffenden Spule, z. T. auf mehrere Zentimeter
Länge, abzeschmolzen waren. Durch die hohe Licht-
hogentemperatur war das Isolationsmaterial des Bugels
entzündet worden und auf einer Länge von etwa 20 em
auf der Bügelinnenseite abzebrannt. Trotz dieses relativ
schweren Schadens infolge der nicht rechtzeitie ab-
geschalteten Erregung sind jedoch weder die Nachbar-
bügel noch der Rotor der Maschine, dem die Fehler-
stelle unmittelbar zurekehrt war, angegriffen worden.
Nach Auswechslung der beschädigten Spule wäre die Ma-
schine wieder voll betriebsfähig gewesen. Die (Größe des
Fehlers ist natürlich in diesem Fall nieht durch das Ein-
greifen des Buchholzschutzes beschränkt worden, der
Schaden hat sieh vielmehr.fast unbegrenzt auswirken
können, weil der FErregerschalter versarte.
Beim zweiten KErdschlußversuch wurde eine andere
Spule punktiert, wobei, wie später festgestellt wurde, der
Durchschlag im Innern der Nut, etwa 5 em von der Kante
des Ventilationsschlitzes entfernt, bei 25.2 kV erfolgte.
Pie Schaltung hierfür war die gleiche wie in Abb. 10
dargestellte Die Schaltunz des Hauptversuches zeigt
Abb. 12. Bei diesem Versuch war die beschädirte Phase
allein an den Nullpunkt angeschlossen, um möglichst
übersichtliche Verhältnisse zu schaffen und um an der
Herstellung von Verbindungen an den Bügeln. die sehr
viel Zeit in Anspruch nimmt, zu sparen. Der Widerstand
betrug bei diesen Versuchen etwa 1609 bei der Messung
Punktierung einer Generator-
spule mit Prüfspannung.
mit 220 V Wechselstrom. Vor Einschaltung des Erd-
sehlußschalters wurde die Maschine zunächst etwa 10 min
lang mit halber Erregung betrieben, ohne daß sich irgend-
welche anormale Erscheinungen zeigten. Der Erdschluß-
schalter. wurde dann eingelegt, ein Stromübergang er-
folgte jedoch nicht. Bei geöffnetem Nullpunktschälter
wurde dann die Erregung auf 40 A, also ungefähr 80%,
des Leerlauferregerstromes, erhöht und der Erdune--
schalter wiederum eingelegt. Nach der Ablesune am
Amperemeter gingen etwa 15 A an der Fehlerstelle über.
Nach 20 s wurde, ohne daß irgendwelche anormale Er-
scheinungen an der Maschine zu beobachten gewesen
wären, aberrert, und der Erdungschalter wurde wieder
geöffnet. Unmittelbar darauf wurde bei gleichem Er-
rezungstrom wieder eingeschaltet und die Maschine in
diesem Zustand 3 min 15 s lang betrieben. Auch jetzt war
durchaus nichts Anormales an der Maschine durch Ge-
ruch
oder Geräusch feststellbar. Die Erregung wurde
VIER
\ $
k
Abb. 11 u. 12. Erdschlußversuche mit begrenztem Erdschlub-
strom.
2 l Oé
deshalb auf Leerlauferregerstrom 53 A erhöht. wobei der
Erdschlußstrom auf 20 A stieg. Nach etwa weiteren 20 s
zeigte sich das Vorhandensein eines Fehlers am Geruch.
50 s nach Erhöhung des Stromes löste der Schutzapparat
aus. Im gleichen Augenblick waren Rauchaustritt und ge-
ringer Funkenflug an den Abluftöffnungen der Erreger-
und Antriebseite sichtbar. Der Erregerschalter fiel pro-
erammäßig, die Rauchentwicklung ging daraufhin zu-
rück, gelöscht wurde nicht. Beim Aufnehmen der Ma-
schine konnte festgestellt werden, daß die Spule, in der
der Erdschluß lag, schwach erwärmt war, daß also in die-
ser Spule ein Windungschlußstrom entstanden war. An
der Kante des Ventilationsschlitzes befand sich in der Hülse
ein Loch von etwa 10 mm Dmr., durch das Kupferperlen
nach außen getreten waren. In der Spulenhülse waren,
durch dieses Loch hindurch sichtbar, einige Kubikzenti-
meter Hohlraum entstanden. Nach Abschneiden der Bü-
gel auf beiden Seiten des beschädigten Stabes konnte der
Stab herauszezogen werden. Dabei wurde festgestellt.
daß die Spule selbst, abgesehen von der Fehlerstelle an
sich, nicht merklich angegriffen war. An der Fehlerstelle
war durch den Windungschluß-Lichtbogen mit seiner
hohen Stromstärke eine größere Menge Kupfer an den
zunächst betroffenen im Grunde der Nut liegenden Win-
dungen geschmolzen. Da der beschädigte Stab selbst in
der Maschine oben lag, ist das geschmolzene Kupfer von
der Fehlerstelle aus auch in die übrigen Windungen der
fehlerhaften Spule hineingelaufen, hat auch hier die lso-
lation zerstört und weitere Windungschlüsse eingeleitet.
Durch den Überdruck an der Fehlerstelle ist dann das
etwa 15 cm entfernt liegende Loch in der Hülse am
Ventilationsschlitz entstanden, durch das sich der Fehler
Luft gemacht hat, so daß die Auslösung durch die aus-
tretenden Zersetzungsbestandteile bewirkt werden konnte.
Das Eisenpaket des Generators ist, wie einwandfrei fest-
gestellt werden konnte, überhaupt nicht angegriffen, trotz-
dem der Erdschlußstrom im ganzen über 4 min auf div
Fchlerstelle eingewirkt hat. Es zeigten sich weder Ver-
schmorungen noch Verfärbungen.
Diese Versuche mit Erdschluß haben, übereinstim-
mend mit früheren Versuchen, die in einem Prüffeld vor-
genommen wurden, gezeigt, daß bei reinem Frdschluß
eine Rauchentwicklung nur in sehr geringem Ausmaß
ii nn rn
14. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46
1653
eintritt. Bei diesen früheren Versuchen, die im Luft-
kreislauf einer 3000 kW-Maschine an behelfsmäßig ange-
brachten Versuchstäben vorgenommen wurden, konnte
festgestellt werden, daß bei einer Erdschlußstromstärke
von 20 A der Apparat zwar kurzzeitig eine schwache
Rauchentwicklung anzeigte, diese jedoch für eine Aus-
lösung nicht genügte. Bei 40 A Erdschlußstrom dagegen
erfolgte unter den gleichen Verhältnissen eine Auslösung
durch den Apparat innerhalb weniger Sekunden nach dem
Einschalten des Erdschlusses.
Bei einem zweiten rleichartiren Versuch mit 40 A
FErdschlußstrom hatte der Apparat nicht angesprochen.
Bei diesem Versuch hatte sich zwischen dem Kupferleiter
und dem Eisenpaket eine metallische Brücke aus ge-
schmolzenem Kupfer gebildet, ohne daß nennenswerte
Zerstörunsen an dem Isolationsmaterial aufgetreten waren.
Die Versuche mit dem Buchholz-Generatorenschutz
haben gezeigt, daß der Apparat außerordentlich geringe
Kauchdichte zum Ansprechen benötigt. Er arbeitet be-
reits bei Rauchmengen, die mit dem Auge kaum sichtbar
sind. Die Versuche haben weiterhin gelehrt, daß bei
ernsthaften (Gieneratorfehlern, insbesondere in all den
Fällen, in denen große Lichtbogen-Stromstärken im Innern
des Generators auftreten, Rauch in sehr erheblicher
Menge entwickelt wird. Die in diesen Fällen vorhan-
dene Rauchstärke übersteigt das zur Betätirung des Ap-
parates erforderliche Maß um ein bedeutendes Vielfaches.
Allerdings wäre es sehr erwünscht, diese Ergebnisse ge-
lerentlich auch an einer Maschine mit größerer Kühlluft-
menge nachzuprüfen.
Das Ergebnis der Versuche hinsichtlich der Recht-
zeitigkeit der Auslösung kann dahin zusammenre-
faßt werden, daß der Apparat nicht in allen Fällen in den
gleich kurzen Anspreehzeiten auslöst, wie ein für den þe-
sonderen Fehlerfall einzestellter elektrischer Schutz aus-
lösen müßte. Die Auslösezeit des Apparates paßt sich
vielmehr selbsttätig dem Umfang und der (refährliechkeit
des Fehlers für den Generator in der Weise an, daß
schwerwiegende Fehler in sehr kurzer Verzögerungeszeit,
geringfügige Fehler, bei denen eine unmittelbare Gefahr
für den Bestand der Wieklung noch nicht vorhanden ist,
erst nach länzerer Zeit zur Auslösung führen. Sie
schwankt zwischen der Mindestzeit, die die Rauchpartikel-
chen für die Zurücklegung des Weges von der Fehlerstelle
bis zur Apparatur benötigen, bei schweren Fehlern und
mehreren Minuten bei leichteren Fehlern mit zeringer
Wärmeentwicklung an der Fehlerstelle.
Die Auslösezeit ist aber, vom Standpunkt der Er-
haltung des Generators aus gesehen, nicht so wesentlich
wie vielmehr die Frage. ob innerhalb der Zeit bis zum
Ansprechen des Apparates der Fehler so viel weiter um
sich greift, daß eine größere Ausbesserung erforderlich
wird als bei früherer Abschaltung. Für die Beurteilung
des Schutzwertes des Apparates ist also in erster Linie
maßgebend, daß bei keinem der ausgeführten
Versuche mehr als diejenige Spule be-
schädigt wurde,inderder Fehler begann.
Mit der Auswechslung einer cinzigen Spule, die auch bei
dem geringsten Fehler nicht zu umechen ist, wäre also in
allen untersuchten Fällen der Schaden behoben gewesen.
Es bliebe hier nur noch der Wünsch offen, zu untersuchen,
inwieweit der Apparat bei Erdschlüssen mithohen Erd-
schlußströmen, bei denen eine Beschädigung des Eisen-
päkctes eher als bei der hier verwendeten geringen Erd-
schluß-Stromstärke eintreten kann, rechtzeitig anspricht,
um die gefürchteten Verbrennungen des Eisenpaketes zu
verhindern. Die Antwort hierauf wird jedoch nicht bei
versuchsmäßiger Nachahmung von Erdschlüssen mit hoher
Erdsehluß-Stromstärke erhalten werden können, weil die
näaturgetreue Nachahmung eines Hülsendurchschlages in-
nerhalb der Nut nur in den seltensten Fällen gelingt.
Überhaupt werden derartige Schädenversuche niemals den
wirklichen Verhältnissen ganz gerecht werden können,
weil der Fehler hierbei sich stets während der Erregungs-
zeit ausbildet, während er sich in der Praxis stets bei
voller Erregung plötzlich einstellt.
Die Versuche haben gezeigt, daß bei allen Generator-
fehlern, durch die der Bestand der Wicklung gefährdet ist,
insbesondere bei Windungs- und Spulenschlüssen, sowie
bei Fehlern, die mit einem Lichtbogen hoher Leistung im
Inneren des Generators verbunden sind, erhebliche Rauch-
mengen auftreten, durch die ein Ansprechen des neu ent-
wickelten Buchholz-Generatorschutzapparates innerhalb
so kurzer Zeit gewährleistet wird, daß ein Umsichegreifen
der Zerstörung auf die der Ursprungstelle benachbarten
Teile praktisch ausgeschlossen erscheint. Die Versuche
haben fernerhin gezeigt, daß es zweckmäßig sein wird,
von der Schutzeinrichtung aus außer dem Generatoröl-
schalter und der Entregungseinrichtung auch eine Lösch-
einrichtung für einen etwa entstehenden Gencratorbrand
zu betätiren, um ein Weiterbrennen des durch den Licht-
bogen in kürzester Zeit entzündeten Isoliermaterials im
Kühlluftstrom des Generators zu verhindern.
Ein Meßverfahren zur Bestimmung der sekundären Streuinduktivität, der Windungsabweichung
und des Leerlaufstromes von Stromwandlern.
(Mitteilung aus dem Elektrischen Prüfamt 1, Ilmenau.)
Von Dipl.-Ing. Kurt Gocht, Ilmenau.
Übersicht. Fs wird ein Verfahren angegeben, vermit-
tels dessen allein durch zweckentspr echende Messungen der
Stromfehler und Winkelfehler eines Stromwandlers zunächst
die sekundäre Reaktanz und die Windungsabweichung, an-
schließend die Leerlaufstrom-Charakteristik bestimmt wer-
den können.
Im folgenden wird die Kenntnis des Diarrammes des
Stromwandlers von Möllinger und Gewecke! als
bekannt vorausgesetzt. Das Diagramm gestattet die Be-
stimmung des Stromfehlers f% und Fehlwinkels A (Min.)
bei jeder beliebigen sekundären Belastung des Wandlers,
setzt aber zur Feststellung die Kenntnis folgender Größen
Voraus:
a) Kenntnis der inneren sekundären Streureaktanz X,
des Wandlers;
b) Kenntnis der sekundären Windungsabweichung
1 A
b ”/a = 100. i " ”-1), die dadurch entsteht, daß
die sekundäre W ins Sale na in der Regel um eine
oder mehrere Windunsen kleiner gemacht wird als
dem Nennwert des UÜbersetzungsverhältnisses ü ent-
spricht;
c) Kenntnis der Leerlaufstrom-Charakteristik, d. h. der
Wirk- und Blindkomponente Ze und Ze des Leerlauf-
stroms I, als Funktion der sekundären Klemmen-
spannung E}.
ı Möllinxeru Gewecke, ETZ 1912, S. 270.
Zu a) Ein direktes Meßverfahren zur Bestimmung der
sekundären Streureaktanz X, war bisher nicht bekannt.
Es ist zwar leicht, die wirksame Reaktanz (X, + X, ñ)
Su messen, die Zerlegung dieses Ausdrucks in seine Glie-
der macht dagegen scheinbar unüberwindliche Schwierig-
keiten. Möllinger und Gewecke nehmen an, dab X, = X, d
ist. Schering ermittelte später den wahren Wert von X,
indirekt als Schlußglied des Möllinzer-Diaxramms?, mußte
aber dabei alle übrigen Bestimmungstücke außer der Win-
dungsabweichung, insbesondere die Leerlaufstrom-Charak-
teristik als bekannt voraussetzen. Er bewies durch seine
Versuche, daß X, und X, ü beträchtlich voneinander ver-
schieden sein können. Janviers versucht in einem kürz-
lich veröffentlichten Aufsatz? die Streureaktanz dureh ein
eraphisches Näheringsverfahren zu ermitteln; der Erfolg
ist aber gering; wir konnten bei Anwendung des Verfah-
rens mehr als 1%Oprozentige Abweichungen vom wahren
Werte feststellen.
Zu b) Ein direktes Meßverfahren zur Bestimmung
der Windungsabweichung b % am fertigen Wandler war
bisher nicht bekannt. Man war darauf angewiesen, sich
möglichst genaue Wicklungesdaten von der Derstellerfirma
seben zu lassen und daraus b% zu errechnen oder die
Windungssabweichung nach der Methode von Scherinz
gleichzeitig mit X, aus dem Diagramm zu entnehmen. In
der Arbeit von Janviers wird die Windungesabweichung als
bekannt vorausgesetzt.
ı Schering, Arch. EI. Bd. 7. 47.
3 W. Janviers, Rev. Gén. de À EL Bd. 24 S. 619. Vgl. das Referat
auf S. 1667 dieses Heftes.
1654
Zu c) Die Aufnahme des Leerlaufstroms lọ bzw. seiner
Komponenten Im und Je wird im allgemeinen mit einem
Woechselstromkompensator vorgenommen. Abgesehen da-
von, daß das Arbeiten mit diesem Apparat umständlich
und zeitraubenJ ist und ein gewisses Maß von Erfahrung
und experimenteller Geschicklichkeit voraussetzt, hat das
Verfahren auch den grundsätzlichen Nachteil, daß der
Magnetisierungstrom nicht unter Last sondern im Leer-
lauf festgestellt wird; Schering* konnte allerdings aus der
guten Übereinstimmung von Messungen mit den Dia-
csrammwerten die Schlußfolgerung ziehen, daß der Be-
triebswert durch den Leerlaufwert ersetzt werden darf.
Nachstehend wird ein einfaches Verfahren beschrieben,
vermittels dessen man ohne Kenntnis von Konstruktions-
daten unter Last allein durch zweckentsprechende Messun-
gen der Stromfehler und Winkelfehler die Größen X,
b%, Er. In Im. Io und damit alle Bestimmungstücke des
Stromwandlerdiagramms ermitteln kann.
Grundlage des Verfahrens.
Unter bekannten, zulässigen Vernachlässigungen läßt
sich der hier in Frage kommende Teil des Stromwandler-
diagramms in Form der Abb. 1 darstellen:
f Prozentualer Stromfehler,
A Winkelfehler in Min.,
h prozentuale Windungsabweichung,
I, J.eerlaufstrom, n ;
Im Magnetisierungstrom, ezogen au
Iw Wattkomponente des Leerlaufstromes, Sekundärseite.
Dabei sind J% Je, Je, up Funktionen von E, allein. Das
Diagramm stelle einen bestimmten Belastungsfall dar. Der
äußere Belastungswiderstand sei induktionsfrei, so daß X,
die Streurceaktanz des Wandlers darstellt.
Teilversuch 1: Wir vergrößern den Widerstand
R, durch Einschaltung induktionsfreier Widerstände in
den sekundären Stromkreis mehr und mehr und vermin-
dern dabei den Strom 1, in gleichem Verhältnis, derart,
daß das Produkt J R, unverändert bleibt. Dann bewegt
sich der Endpunkt B das
Vektors E, auf der Gera-
den AC.
Teilversuch 2:
Wir bringen eine bekannte
eisenfreie Drosselspule Xa
in den Belastungskreis und:
vergrößern dadurch die
Reaktanz auf den Betrag
(X, + Xa). Ändern wir
wiederum R, und 1, der-
art ab, daß das Produkt
I, R, den alten Wert be-
hält, dann bewegt sich der
Endpunkt des Vektors E,
un auf der Geraden
"Wir nehmen zunächst
an, es gäbe ein direktes
Verfahren zur Messung der
EMK E,. Stellen wir für
jeden Teilversuch die
Funktionen E, = f (Ra) 05 X. A e
eraphisch in dem gleichen 2%
Kurvenblatt dar, so erhal- Abb. 1.
ten wir zwei Kurven, die
in einfachster Weise gegeneinander verschoben sind:
Zu gleichen Werten von E, gehören nämlich Widerstände
Ra, die sich verhalten wie
RN _ X, +Xa_
RJ = = konst. ...... (1)
Entnehmen wir also aus beiden Kurven die zu einem be-
stimmten Wert von E, gehörigen Widerstände Rl und
Rs‘, so errechnet sich die Streureaktanz des Wandlers
aus Formel (1) zu
Die EMK E, ist allerdings nicht direkt meßbar. In
der beschriebenen Versuchsanordnung gehören aber zu
gleichen Werten von E, auch gleiche Werte von ọ, und
damit stimmt schließlich, wie leicht einzusehen ist, das
ganze Diagramm der Abb. 1 in beiden Fällen überein. Das
Prinzip unseres Meßverfahrens ändert sich demnach nicht,
wenn wir bei jedem Teilversuch an Stelle der unbekannten
« Wie Fußnote 2.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Ae
14. November 1929
Funktion E, = f(R,) die Funktion I, ô= f(R,) auftragen,
sofern wir den Winkelfehler ô nach einem der bekannten
Verfahren gemessen haben. Die Formel (2) bleibt gültig
vag wen in gleicher Weise den Wert der Streureak-
anz $,
Die Ermittlung der Windungsabweichung b % beruht
auf der Überlegung, daß für gleiches E, auch die Strecken
I, (f%+b%) des Diagramms übereinstimmen. Messen
wir bei jedem Teilversuch auch den Stromfehler f %, zeich-
nen die beiden Kurven 1f = F(R,) und bestimmen die zu
den oben bestimmten zusammengehörigen \Widerständen
RÄ und SÄI gehörenden Produkte Ié fi bzw. LI gi , 80
errechnet sich die Windungsabweichung aus der Formel
Gud b) = 17 (f1 bi zu
LI dl — el
b Ui, = FR z Ee "—— OC)
Ié SH Ié
‚Sind erst einmal X, und b % bekannt, so liefert jede
beliebige Messung des Strom- und Winkelfchlers bei be-
kannter äußerer Bürde einen Punkt der Leerlaufstrom-
Charakteristik I, = f(E) nebst dem zugehörigen Winkel
vba die Komponenten Im und /w. Sind nämlich Ra und
Aa die Komponente; der Bürdenreaktanz, f % und ô (Min.)
die gemessenen Fehlerwerte, I, der Sekundärstrom, Ra
der innere Ohmsche Widerstand, so wird
/ A vi )
100 I, = Oe GE E me de a (4)
b
tg (ọ +4) =— Er |
344 \ (hieraus folgt y) . . 0)
sA |
ii Kit Ra
E = la V(X; + Xak + (Rai + Ra) e o . (6)
Im = Jngin ab, Iw = locos y.
Man braucht also nur in bekannter Weise die Fehler-
werte f % und ô (Min.) z. B. bei konstanter Bürde für ver-
schiedene Ströme aufzunehmen, so liefert die Meßreihe
vermittels der Formeln (4), (5), (6) ebenso viele Punkte
der Leerlaufcharakteristik wie Teilmessungen ausgeführt
wurden. Damit sind alle Bestimmungstücke bekannt, um
das Stromwandlerdiagramm für jeden beliebigen Be-
lastungsfall zu zeichnen. Der Gang der Genauigkeit des
Verfahrens soll an Hand eines Beispieles dargelegt werden.
Beispiel.
Untersucht wurde ein Stromwandler der Koch & Ster-
zel AG., Klasse F, Modell TCJW III, 12,5/25/50 A zu5A,
Nennbürde 1,2 Q, im Meßbereich 50/5 A. Stromfehler und
Winkelfehler wurden nach der Kompensationsmethode von
Schering und Alberti? gemessen. Die Messung der
Stromstärke wurde mit einem zweiten Wandler 50/5 A
mit angeschlossenem Präzisions-Amperemeter vorgenom-
men. Der Stromwandler wurde in der üblichen Weise an
die Kompensationsbrücke angeschlossen. In dem Bürden-
kreis der Sekundärseite lag außer dem Sekundärnormal
und den Zuleitungen ein induktionsfreier, bis 8 A belast-
barer Dekaden-Kurbelwiderstand Av für 0, 0,1, 0,2.., 19
in seiner Nullstellung sowie eine Luftdrosselspule R=
0,180, Xa = 0,52Q bei 50 Hz. Die Drossel konnte durch
einen kräftigen Schalter überbrückt werden.
Der Sekundärstromkreis wurde nun an irgendeiner
Stelle geöffnet, um nach Zwischenschaltung einer Gleich-
stromquelle den Gleichstromwiderstand des gesamten
Kreises bestimmen zu können. Er betrug ohne Drossel-
spulo (Spule durch Schalter überbrückt) Rz = 0,640,
mit Drosselspule (Schalter geöffnet) R, = 0.82 Q.
Nach sorgfältiger Entmagnetisierung wurden dann in
der Brücke folgende beide Meßreihen aufgenommen:
Reihe 1 ohne Drossel (Drossel durch Schalter über-
brückt), Reihe 2 mit Drossel; R, wurde durch Verstellen
des Dekadenwiderstandes verändert; gleichzeitig wurde
I, so abgeändert, daß das Produkt I, R, über beide Meb-
reihen hin unverändert blieb; gewählt wurde der Wert
L Ra = konst. = 3,2.
| Ro l R: | Ir Ai Aën hô | hf
|
Meßreihe 1 0 0,64 | 50 +0,07 7,4 | 37,0 | + 0,350
ohne Drossel 0,3 0,94 | 3,405 —0,01 | 13,7 46,6 | — 0,034
0,7 ! 1,34 ' 2,39 _ —0,106. 21,1 ' 50,5 | — 0,251
Meßreihe 2 0,3 | 1,12 | 2,86 |—0,30 | 12,65: 36,2 | — 0,858
mit Drossel 0,6 | 1,42 | 2,255 —0,34 | 19,3 | 43,5 | — 0,767
Xa = 0,52 0,9 | 1,72 , 1,860 .—0,44 | 25,2 ; 46,8 | — 0,818
In Abb. 2 ist ,d5=f(R,) für beide Meßreihen gra
phisch dargestellt. Wir suchen aus der Abbildung für
5 Scheringu. Alberti, Arch. EL Bd. 2, S. %3. Referat ETZ
1915, H. 860.
nn zm wt P pm
14. November 1929
einen beliebigen ve von Í ô die zugehörigen Werte Ra.
Das Verhältnis SC soll dann konstant sein. So ergibt
sich für ð = 40 ‚das Wertepaar RM = 1,25 und
RI = 0,70, woraus = -- = 1,79.
i R, 4
Für l, ð= 45 erhalten wir entsprechend RI S
was wiederum 1,79 ergibt. Somit errechnet sich die Streu-
reaktanz des Stromwandlers nach Gl. (2):
X, = H s == mr = 0,66 Q bei 50 Hz.
=
Zur Bestimmung der Windungsabweichung zeichnen
wir die Funktion If = F(R,) für beide Meßreihen auf
(Abb. 3). Nun suchen wir zu einem der oben gefundenen
Widerstandswertepaare, z.B. für R,I = 0,70 und Ralf = 1,25
die zugehörigen Werte If auf
Abb. 3 und arbeiten nach folgendem
Schema:
Gë Gë WW 72 Zë 36 18 20
——> Az -10
Abb. 2.
Rı | h = s | If aus Kurve
2
Rıl = 0,70 hl =457 hll = +02
SÄI =1%5 nl = 2,56 SI ell — — 0,79
Dann ist nach Formel (3)
_ — 09—021 _ 100 _ D
b= 256 au HAT
Benutzen wir das Wertepaar RA 0,86 und RA 1,54,
so erhalten wir
p— _ 6 — 004 _ 080
~ 8373—2088 `~ 1,65
Im Mittel ist also b = — 0,492 %.
Bevor wir dazu übergehen, die Leerlaufcha-
'rakteristik zu bestimmen, wollen wir uns einen
Überblick über die Genauigkeit der Werte X, und b %
verschaffen, indem wir das Verfahren nochmals in glei-
cher Anordnung aber mit anderen Stromstärken, nämlich
für Is Ra = konst. = 4,48 wiederholen. Wir erhalten:
080 L — 0,486 fn.
| Ro | LA | | Säin lô (Min.) bé | If
Meßreihe 1 0 0,64 7 + 0,10 6,2 43,4 | + 0,70
ohne Drossel 0,3 0,94 4,77 + 0,03 11,8 5,3 | + 0,143
0,7 1,34 3,34 | — 0,065' 18,2 60,8 _ | — 0,217
Meßreihe 2 0,3 1,12 4,0 — 0,20 10,4 41,6 | — 0,80
mit Drossel, 0,6 1,42 3,15 | — 0,275 15,9 50,1 | — 0,866
Xa = 0,52 0,9 1,72 2,60 | — 0,335 20,5 63,3 | — 0,870
Nach Aufzeichnung der Kurven erhalten wir für
I ð= 50: R” In = 1,815
RT RA eer
S ` X, = 0,64,
1,8 = 45: “= GE = 1,818 |
II
während wir bei dem ersten Versuch r
X, = 0,66 gefunden hatten. i
Zur Bestimmung von b % erhalten wir für das Werte-
paar RA = == 0, 175, R,ll= = 1,405:
=1,79 sowie
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
3,0
ye HHHH-
1655
R: | k= me | lf aus Kurve
| 2
SJ = 0775 1.1 =578 zIyl = +00
Ra! = 1,405 711819 HI ell — — age
— 0 £6 — 040
b=== un CH
5,78 — 3,19 OAST So
Für das Wertepaar RA = 0,663 bzw. R! = 1,205 folgt
in gleicher Weise
— 0,82 — 0,64
EE EE SCENE EE OI
DEE e
Im Mittel ergibt sich also b= — 0,485 % gegenüber
b = — 0,492 % beim ersten Versuch. Die Übereinstimmung
zwischen den Messungen ist demnach recht gut. Im
folgenden rechnen wir mit
X = 0,65, h = — 0,55 Dia.
Leerlaufcharakteristik. — Die Bestimmung
der Funktion Io = f(E) nebst den zugehörigen Winkeln
Jó
II] 11 FT
ON EI BE EEE IP GE
ist recht einfach, sobald X, und b bekannt sind. Jede be-
liebige Aufnahme der Fehlerwerte f% und ô, die bei be-
kannter Bürde und bekanntem Strom vorgenommen wurde,
ist geeignet, einen Punkt der Charakteristik zu liefern.
Die Berechnung erfolgt vermittels der Formeln (4)... (7).
Wir greifen zunächst einige unserer bisherigen Versuchs-
werte heraus und finden:
ga
Ra: X: I; I | &(Min.)
!
|
| 18° 45’
|
2,39 !—0105| 211 8,56 2,06
1,34 | 0,65 | 3,34 |—o,0e5 | 18,2 4,98 | 2,58 21° €
0,94 | 0,65 | 4,77 ! +0,03 | 11,8 5,44 2,77 19° 7
112 | 1,17 | 4,0 :—020 | 10,4 | 650 3,05 20° 29°
Die Kurve kann natürlich durch Aufnahme weiterer
F'chlerwerte beliebig erweitert werden. Z.B. ergibt
sich für
t
R Xe | Is | S Die | A (Min.) | Er; | 100 Jo | y
17,7 0,79 4°
15,2 1,37 1,07 6° 20
13,2 1,82 1,31 8° 40
10,5 2,74 1,71 12° 1%
In Abb. 4 haben is alle so errechneten Punkte der
Funktion 100 Jo = f(E) eingetragen. Sie lassen sich
zwanglos zu einer Kurve verbinden.
Vermittels des Winkels vw können dann Je und Je
nach Gl. (7) berechnet werden.
Zum Vergleich wurden schließlich noch einige Punkte
der Leerlaufstrom-Charakteristik nach der bekannten
Methode mit einem Wechselstromkompensator, Bauart
Krukowski, aufgenommen:
Er | 10% | MI
1,82 1,35 14,4°
3,32 1,95 18,9°
5,42 2,60 22,0°
Die Kurve, die in Abb. 4 gestrichelt eingetragen ist,
weicht nur sehr wenig, u. zw. bei höheren Werten von Ey
nach unten gegen die frühere ab. Ob die kleine Ab-
weichung gesetzmäßig ist oder auf Ungenauigkeiten der
Messungen zurückzuführen ist, muß durch weitere Ver
suche entschieden werden.
1856
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
14. November 1929
Über neue Erscheinungen im Kondensatorfelde sehr schnell schwingender Stromkreise*.
Von Dr.-Ing. K. Heinrich, Wismar, Ostsee.
Übersicht. Es werden lichtbogenartige Erscheinungen
im schnellschwingenden Kondensatorfelde beschrieben, be-
sonders die Erscheinung der frei an einem Belag brennenden
Flamme, wenn der Belag als Spitze ausgebildet ist. Für diese
Erscheinung wird eine Erklärung zu geben versucht.
Bildet man die Beläge eines Kondensators eines sehr
schnell schwingenden Stromkreises so aus, daß ein Belag
eine Platte P und der andere Belag ein Drahtstift S ist
(Abb. 1), so tritt, wenn man den Stift S der Platte P ge-
nügend weit nähert, ein lichtbogenähnlicher Überschlag
ein. Zieht man den Stift S weiter zurück, so bleibt der
Überschlag bestehen. Man kann dabei sehr deutlich einen
Kern K und eine Hülle H beobachten. Der Kern K
schneidet auf der Platte P einen Kreisring R von schr
stark leuchtender hellblauer Farbe aus, während die
Hülle H die Platte P nur unregelmäßig „beleckt“. Bringt
man auf der Platte P kleine, steeknadelkopfgroße Lötzinn-
pünktchen an, so bemerkt man, daß dieses Zinn augen-
blicklich schmilzt, wenn man den Kern K über das Zinn
streichen läßt, während die Hülle H keine sonderliche
Schmelzwirkung zeigt. Bläst
man gegen diesen scheinbaren
Lichtbogen, so läßt sich bei
einiger Vorsicht die Hülle H
vom Kern K beinahe völlig
wegblasen.
A
`
S TI
Abb. 2.
Zieht man den Stift S weiter von der Platte P ab. sa
reißt der Lichtbogen ab und aus der Spitze des Stiftes S
heraus brennt vollkommen frei eine Flamme, bei
der wiederum Kern K und Hülle H unterschieden w erden
können (Abh.2). Hält man die Spitze des Stiftes S bei
austretender Flamme an eine Glasplatte (Abb. 3), so wird
durch diese Platte unter äußerst starker Lichtentwieklung
fast augenblicklieh ein Loch gebohrt. Dabei ist zu beoh-
achten, daß diese Arbeit nur von dem Kern K geleistet
wird, die Hülle H, die man leicht wegblasen kann, umgibt
nur lose den Kern K. — Bringt man weiter von unten an
die Spitze des Stiftes S einen Glasstab (Abb. 4). so tritt
bei genügender Annäherung nur der Kern K auf den Glas-
stab über, während die Hülle H losgelöst frei nach der
Platte P zu nach oben brennt.
. Bläst man die gesamte Flamme aus und drückt einen
Glasstab oder eine Glasplatte gegen die Spitze des Stiftes
S, so beginnt die Umgebung der Berührungstelle bald rot
zu glühen. Beim Entfernen des Glases erscheint die
klamme wieder. TIsolierstoffe. wie Pertinax, Hartgummi
usw., verbrennen beim Übertritt des Kernes K unter sehr
starker Lichtentwieklung. Sie werden, ohne daß vorher
die Flamme brennt, bei Berührung mit dem Stift S sofort
entzündet.
Sobald der Kern K auf einen zweiten Stoff auftrifft,
wird auch der Stift S im Spitzenteil zur Hellelut gebracht.
Nähert man der Spitze Metall, etwa ein an einem Glasstab
hefestigtes Drahtstück, so schmelzen Drahtstück und Stift.
S unter starker Liiehtentwieklung sehr schnell ab. Wird
das Material des Stiftes S gewechselt, so ändert sich ledig-
heh die Farbe: der Hülle H bei freibrennender Flamme
zwischen Hell- und Dunkelgelb, während der Kern K seine
stark leuchtende hellblaue Farbe behält. Setzt man ein
kleines Glaströpfehen auf die Stiftspitze, so leuchtet der
* Eingeg. am 22. VI. 1929.
Kern K besonders stark und die Hülle H tritt gesondert
stichflammenartig aus.
Bei den Versuchen betrug die Spannung zwischen den
Kondensatorbelägen durchschnittlich U = 1200 V, ge-
messen mit einem eigens angefertigten statischen Volt-
meter, und die Schwingleistung etwa 300 W bei einer Fre-
quenz von 10° Hz. Der Schwingkreis war an einen Röh-
rengenerator von Ä-— äm angekoppelt!. Die verwendete
Platte hatte 10 em Dmr., der Stift — wahlweise Kupfer,
Stahl, Bronze — war 0,1 cm stark. Der größte erzielte
Abstand zwischen Platte P und Stiftspitze bei brennender
Flamme betrug 5,5 cm. Eine Glasplstte von 3mm Dicke
wurde in 1,5 s durchbohrt.
A
Ai Ki
A e P
Glasplatte blasstaob
Abb. 3. Abb. A
Im folgenden wird versucht, eine teilweise Erklärung
der Vorgänge zu finden. Bringt man an die Spitze des
Stiftes S zwei aufeinander liegende Glasplatten, so wird
nur die der Spitze zugekehrte Platte sofort durchbohrt,
während erst geraume Zeit später auch die zweite Platte
durchbohrt wird. Das „Bohrloch“ der ersten Platte ist
dabei von einem metallischen, schwarzen Belag umgeben.
Bei näherer Beobachtung zeigt sich, daß dieser Belag durch
die Hülle H hervorgerufen wird. Untersucht man den
Belag, so findet man ihn aus demselben Metall wie der Stift
G bestehend. Daraus könnte gefolgert werden, daß die
Hille H aus Metalldampf des Stiftes S besteht, der sich auf
der Platte niedergeschlagen hat. In der Tat nimmt der
Stift S auch bei frei brennender Flamme, ohne daß er glüht
oder abbrennt, bei längerem Brennen ab.
Wie aber ist das „Verdampfen” des Stiftmetalls zu
erklären? — Zunächst ist durch den Schwingstrom die
Zahl der im Schwingkreis schwingenden Elektronen und
damit auch die Zahl der von den Kondensatorbelägen mm
das Dielektrikum übertreten wollenden Elektronen re-
geben. Ist die Stiftspitze sehr scharf, so werden an ihr
unvergleichlich mehr Elektronen in das Dielektrikum
übertreten wollen als von einer gleich großen Teilfläche
der Platte P. Daher wird das Dielektrikum an der Stift-
spitze stark erhitzt, u. zw. scheinbar um so mehr, je größer
die Dielektrizitätskonstante ist. Diese starke punkt-
förmige Erhitzung wirkt auf die Spitze zurück, die da-
durch weißglühend wird und die Metallverdampfun:z be-
wirkt. Dadurch ist auch das IHerausschießen einer Stich-
flamme bei einem aufgebrachten Glaströpfehen zu er-
klären. Diese Hülle besteht dann aus glühenden Glas-
teilehen, die wesentlich leichter als die glühenden Mectall-
teilchen sind und infolgedessen eine längere Flamme
liefern?. Nun wird aber durch das Grlühen der Spitze des
Stiftes S noch eine weitere Wirkung ausgelöst: der
bekannte Vorgang in jeder Glühkathodenröhre, nur mit
dem Unterschied, daß die Kathode sich selbst glühend er-
hält. Dann muß aber auch eine Gleichrichterwirkung in
dem Schwingkreis nachweisbar sein; die Platte P hat in
der Tat ein zwar sehr schwaches, aber deutlich ausge-
prägtes positives Potential. Hat der Stift S von vorn-
herein in Luft einen so großen Abstand, daß ein Cher:
schlag nicht erfolgt. so treten zwar aus der Stiftspitze
Elektronen in das Dielektrikum Luft über, aber sie er-
hitzen die Luft nicht so weit, daß ein Glühen eintritt. Erst
wenn dureh Glas oder Pertinax die Spitze zum Glühen
gebracht ist, brennt denn auch in Luft die Flamme weiter.
Die Metallteilchen der Hülle H haben dasselbe Potential
wie der Stift S. Die Hülle H wird daher nach der Platte P
neigen müssen.
! Die gesamte Schaltanordnung entspricht der. wie sie in dem
Aufsatz des Verfassers in der ETZ 19%, H 1188 angegeben wurde.
2 Es sei gleichzeitig auf die einschlägige Literatur über Ent-
ladungen in Gasen verwiesen.
14. November 1929
Es wird ausdrücklich bemerkt, daß es sich nur um
den Versuch einer Erklärung handelt. Die hier geschil-
derten Beobachtungen sollen den Anstoß für weitere
Untersuchungen geben. Die Beobachtungen wurden vom
nn im El. Institut der St. Ing.-Akademie Wismar
ausgeführt.
Zusatz bei der Korrektur’: Die Beobaclı-
tungen scheinen noch weitere Folgerungen zuzulassen:
Es scheint so, als ob die Elektronen nur durch Nicht-
metalle hindurchgehen, bei Metallen sich jedoch nur
auf der Oberfläche bewegen. Bringt man Nichtmetalle in
das Kondensatorfeld, so werden diese erwärmt und halten
die Wärme noch eine Zeitlang nach dem Ausschalten des
Schwingkreises. Bringt man Metalle in das Kondensator-
feld oder auch nur in die Nähe der Beläge, so tritt beim
Berühren mit der Hand eine starke Wärmeempfindung
an den berührenden Hautstellen ein, das Metall scheint
3 Eingeg. am 17. X. 1929.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
1657
heiß zu sein. Wird der Schwingkreis jedoch abgeschaltet,
so ist in dem Metall keine Temperatursteigerung nach-
zuweisen. Die beim Anfassen des Metalls unter Betrieb
stark fühlbare Hitze scheint dadurch zu entstehen, daß
die sich auf der Metalloberfläche bewegenden Elektronen
die berührenden Hautstellen treffen und dadurch die
Wärmebildung hervorrufen.
Der Widerstand, den Nichtmetalle den Elektronen ent-
gegensetzen, hängt von der Art des Nichtmetalls ab. Er
ist auf alle Fälle größer als der Oberflächenwiderstand
von Metallen. Die Elektronen werden daher bei der Wahl
stets den Weg über die Metalloberfläche vorziehen.
Bringt man ein Kircherol-Thermometer in ein Konden-
satorfeld, so steigt dessen Säule schnell ant Nähert man
mit Hilfe von Seidenfäden oder einer Glasstange der
Thermometerkugel ein Metallstück mit etwa denselben
Abmessungen wie die der Thermometerkugel, so nimmt
die Steiggeschwindigkeit der Thermometersäule sofort ab.
« ETZ 1929, S. 1088.
Zettelrohrposten, Förderbänder und Bandposten in Fernämtern'.
Die Eigenart des Fernverkehrs bedingt im Gegen-
satz zum ÖOrtsverkehr das Aufzeichnen der gewünsch-
ten Gesprächsverbindungen. Bei der Anmeldung
cines Ferngesprächs durch einen Teilnehmer hat die
Beamtin des Meldeamts auf einem Gesprächs-
blatt Nummer des rufenden, Ort und Nummer des ver-
langten Teilnehmers, Anmeldezeit usw. zu vermerken.
Ferner ist beim Herstellen von Fernverbindungen unter
Zusammenschaltung von zwei oder mehr Fernleitungen
bei den solche Durchgangsverbindungen ausführenden
Ämtern aus betrieblichen Gründen die Ausfertigung sog.
Durchgangsblätter an den Fernschränken nötig.
Die Gesprächshlätter werden vom Meldeamt aus den ein-
zelnen Fernplätzen zur weiteren Erledigung der ange-
meldeten Verbindung zugeführt und die Durchzangsblätter
im allzemeinen zwischen den einzelnen Fernplätzen aus-
getauscht.
T Zettelfaltung für Rohrpost von
Zwietusch & Co.
IT Zettelfaltuns für Rohrpost von
Mix & Genest.
Abb. 1.
Ee
In kleineren Fernämtern geschieht die Beförderung
der genannten Blätter von einer Dienststelle zur anderen
von Hand oder durch besondere Boten. In größeren Fern-
ämtern wird zur Erzielung einer möglichst schnellen Be-
förderung der Blätter an die einzelnen in Frage kommen-
den Arbeitsplätze, zur Ersparnis von Personalkosten und
zur Betriebsverbesserung (Verminderung einer gewissen
Unruhe bei der Blätterverteilung, Verringerung der Zalıl
der Irrläufer infolge unrichtiger Sortierung) eine Zettel-
rohrpost eingerichtet. Außer den oben genannten Blättern
sind in größeren Fernämtern noch Auskunftesblät-
ter zur Aufzeichnung von Anfragen und Aufträgen der
Teilnehmer in bezug auf den Fernverkehr und Stö-
runegsblätter zum Vermerk von Störungen, die in
den Fernleitungen oder den eigenen technischen Einrich-
tungen beobachtet werden, im Gebrauch, die ebenfalls den
einzelnen Dienststellen durch Rohrpost zugehen.
Wesen der Zettelrohrposten. Die ge-
nannten Blätter haben in der Regel eine Länge von 140 mm
und eine Breite von 60 mm. Sie werden nach Ankniffung
einer sog. Fahne, d.h. ein Teil des Zettels wird am An-
fang oder Ende des Zettels umzeknifft, durch Druckluft
«der durch Saugluft, zu deren Erzeugung ein durch einen
Elektromotor angetriebenes Gebläse dient, in rechteckig
gezogenen Messingrohren von rd. 70 X 10 mm 1l. W. ohne
Verwendung von Büchsen wie in Haus- oder Stadtrolır-
posten befördert. Die beiden Firmen, die für die Deutsche
Reiehspost Zettelrohrposten eingerichtet haben, sind E. Zwie-
tusch & Co. G. m. b. H. und Mix & Genest AG., beide in Ber-
lin. Jene verwendet als Fahrrohr glattes Messingrohr, diese
Messingrohr mit je acht kleinen Riefen in den Breitseiten.
Bei den Anlagen von Zwietusch fährt das Blatt mit einer
35 mm langen Fahne voran im Rohr, bei den Anlagen von Mix
& (renest mit einer 9 mm langen Falne am Ende (Abh.1).
ı O. Kuhn, Tel. u. SE Techn. Bd. 17, S. 91, 170, 213, 242, 275,
309, 341, 370; Bd. 18, 8. 78, 109
Grundsätzliche Anordnung einer Zet-
telrohrpostanlage. Vom Meldeamt aus gelangen
die Gesprächsblätter und die Auskunftsblätter über För-
derbänder oder durch Saugluftrohrpost zu einer im Fern-
saal möglichst zentral anzuordnenden Rohrpost-Ver-
teilerstelle (Abb. 2). Von hier werden sie den Fern-
CE2]
PRACAN
739
ernschrentreMeI
A r 7
Druckluft Zuföhru Ebert 1
Abb. 2. Grundsätzliche Anordnung einer Zettelrohrpost mit Druckluft-
und Saugluftbetrieb.
schränken in Einzelrohren durch Druckluft zugeführt;
je zwei oder drei Fernplätzen ist ein gemeinsames Fahr-
rohr zugeordnet, das bei der Verteilerstelle mit einem
Druckluftsender ausgerüstet ist und im Fern-
schrank in einem Druckluftempfänger endiegt.
Die im Gebläse erzeugte Druckluft wird der Verteiler-
stelle in einem Luftrohr zugeführt, an das die Sender un-
ter Verwendung eines Luftverteilerkastens angeschlossen
sind. Die an den Fernplätzen auszufüllenden Durch-
gangsblätter, die Auskunftsblätter — soweit sie an die-
sen Plätzen mit einer Antwort zu versehen und der
Auskunftsantwortstelle zuzuleiten sind — und
die Störungsblätter gelangen durch Saugluftbetrieb nach
einer Rohrpost-Sammelstelle. Da es sich auf
diesem Wege um einen Sammelbetrieb, also um keine Ein-
zelverteilung handelt, genügen wenige Fahrrohre, in die
jeweils 6...8 Saugluftsender — an jedem zweiten Fern-
platz einer — eingebaut werden. An der Rohrpost-Sammel-
stelle mündet das Sauegluftfahrrohr in einen Saugluft-
empfänger ein. Rohrpost-Sammelstelle und Rohrpost-Ver-
teilerstelle stehen entweder durch ein Förderband oder
u. U. durch Saugluft-Rohrpost miteinander in Verbindung,
um Durchgangs-, Störungsblätter usw. zur weiteren Ver-
teilung an die Fernplätze bzw. an die Störungstelle der
Verteilerstelle zuführen zu können. Bei älteren Anlagen
sind Rohrpost-Verteilerstelle und Rohrpost-Sammelstelle
vereinigt.
Technische Einrichtung fürden Druck-
luftbetrieb. Am Druckluftsender der Verteilerstelle
(Abb. 3) wird nach Einführen des Gesprächs- usw. Blatts
in den Spalt Ö durch Betätigen der Taste T, eine Klappe
1658
K, geöffnet, die im Ruhezustand das vom Gebläse kom-
mende Luftzuführungsrohr R, abschließt. Dadurch
strömt Luft in die Kammer R,, schließt die Öffnung Ö
mit der Klappe K, ab, wirkt auf die angekniffte Fahne
des Blattes ein und treibt dieses durch das Fahrrohr bis
zum Empfänger E Durch Drücken der Taste T, schließt
sich gleichzeitig ein Stromkreis über einen Ruhekontakt
am Empfänger, wodurch der Elektromaenet M erregt wird
und den als Anker ausgebildeten, mit der Luftklappe K,
in Verbindung stehenden Hebel A angezogen hält, auch
rn S
i Lufawführungsrohr | '\
U
i s h
1 P
O _ _Aahrrohr Ce
Si EE aT
VM jt E
EE SS
Abb. 3. Schematische Darstellung des Druckluftbetriebs.
wenn T, wieder losgelassen wird. Das am Empfänger
ankommende Blatt streift über einen Hebel H, der den
Ruhekontakt öffnet, dadurch den Stromkreis unterbricht
und so den Anker A am Sender zum Abfallen bringt.
Klappe K, schließt nunmehr die Luftzuführung ab, die
Öffnung Ö wird wieder freigegeben. Die Taste l's dient
zur Unterbrechung des genannten Stromkreises, wenn T,
versehentlich ohne Einführen eines Blatts in den Sender
geschlossen worden sein sollte.
Technische Einrichtung für den
luftbetrieb. Das am Ende offene Saugluftrohr wird
mit einem Luftfilter zum Reinigen der dauernd aus dem
Fernsaal anzesaurten Luft von Staub, Schmutzteilchen
usw. verschen. Die an den Fernplätzen in das Rohr einzu-
bauenden Saugzluftsender (Abb. 4) stellen im we
sentlichen Klappen dar, die im Ruhezustand Ausschnitte
in der oberen Breitseite des flach geführten Rohrs für
das Finführen Blätter abdecken. Beim Beschicken
Dang
der
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
14. November 1929
schlußkappe abgedeckt, deren Drehachse sich ungefähr
am unteren Ende der oberen Kammer befindet. Beide
Kammern stehen durch je ein Zweigrohr mit dem zum
Gebläse führenden Luftrohr in Verbindung. Die Zweig-
rohre können durch im Innern eingebaute Luftabsperr-
klappen wechselweise verschlossen werden. Im Betriebs-
zustand schließt die Luftabsperrklappe des oberen Zweig-
rohrs die obere Kammer vom Luftrohr ab, die Klappe
der unteren Kammer ist geöffnet, die Klappe zwischen
den beiden Kammern hängt senkrecht herab, so daß beide
Kammern miteinander verbunden sind. Da aus den Fahr-
rohren Luft angesaugt wird und auch die Verschluß-
klappe der unteren Kammer durch das Ansaugen ge-
schlossen ist, werden die in die Saugluftsender einge-
führten Gesprächsblätter vom Luftstrom mitgenommen,
gelangen in die obere Kammer, in die das Fahrrohr mün-
det, und fallen in die untere Kammer gegen die Ver-
schlußklappe. Zwei in dieser angebrachte, mit Glas oder
Zellon abgedeckte Fenster gestatten die Beobachtung, ob
sich Zettel in der Kammer befinden oder nicht. Zwecks
Entleerung der Kammer drückt die Beamtin den in den
Bildern sichtbaren Hebel nieder. Durch ein Gestänge
wird das untere Zweigrohr infolge Umlegens der Luft-
absperrklappe geschlossen, das der oberen Kammer ge-
öffnet und gleichzeitig die Klappe im Innern so weit um-
gelegt, daß die beiden Kammern voneinander getrennt
werden. Da nunmehr aus der unteren Kammer keine
Luft mehr abgesaugt wird, bewegt sich die vorher schräg
angezogene Verschlußklappe der unteren Kammer in eine
senkrechte Lage, die Öffnung ist freigegeben und die
anzekommenen Blätter fallen heraus. Gelangen während
dieser Zeit weiter Blätter in den Empfänger, so sammeln
sie sich in der oberen Kammer. Beim Rückführen des
Hebels in die Ruhelage werden die beiden Luftabsperr-
klappen in umgekehrter Richtung betätigt und die
Trennklappe zwischen den beiden Saugkammern geht in
die senkrechte Ruhelage zurück. Die inzwischen ange-
langten -Blätter gleiten nunmehr in die untere Kammer,
deren Verschlußklappe sich infolge Ansaugens der Luft
wieder vor die Öffnung gelegt hat.
GC LE > m
Lrnprange
Ge O finet
Abb. A. Schematische Darstellung des Saugluftbetriebs (mit Sehleusenempfånger .
des Senders wird die Klappe hochgehoben und das Blatt
von oben schräg eingeführt. Die Saugluftsender werden
so in die Tischplatte der Fernschränke eingebaut, daß sie
mit der Oberfläche der Platte büadig abschließen. Der
Saugluftempfänger, in dem das Fahrrohr ein-
mündet, wird aus einem luftdicht verschlossenen, durch
ein Luftzuführungsrohr mit dem Gebläse in Verbindung
stehenden Metallgehäuse gebildet. Die im Saugluftstrom
mitgeführten Blätter fallen in das Gehäuse und werden
von ihm aus ins Freie befördert. In älteren Anlagen ge-
schielt dies durch zwei im Innern des Gehäuses sich ge-
genceinander drehende, gegen die Gehäusewandungen dicht
abschließende Walzen. Die Blätter werden von beiden
Walzen gefaßt und fallen durch einen von zwei federnden
Bleehen begrenzten Spalt aus dem Gehäuse nach unten
heraus (Walzenempfänger).
In neueren Anlagen verwendet man den in Abb. 4
dargestellten einfacheren Schleusenempfänger.
Er besteht z. B. aus einem Metallgehäuse mit zwei über-
einander befindlichen Saugkammern. Beide können
durch eine im Innern befindliche umlegbare Klappe von-
einander getrennt werden. Der abeeschrärte vordere Teil
der unteren Kammer wird gewöhnlich durch eine Ver-
Bauart der Rohrpost-Verteilerstellv
und der Rohrpost-Sammelstelle. Der Vertei-
lertisch älterer Bauart ist mit einem Rahmen ausgerüstet,
in dem die Druckluftsender bis zu sechs Reihen hinter-
einander und je sieben nebeneinander — insgesamt bis 42
Stück — eingebaut sind. Unterhalb der Tischplatte be-
findet sich der Luftverteilungskasten. An ihn sind mit-
tels Stutzen einerseits die Sender angeschlossen, ander-
seits mündet in ihn das vom Gebläse kommende Zufüh-
rungsrohr für die Druckluft ein. In älteren Zettelrohr-
postanlagen sind die Saugluftempfänger — in der Regel
Walzenempfänger — allgemein auf dem Rohrpost-Vertei-
lertisch mit untergebracht. Bei größeren Fernämtern mit
mehr als 42 Sendern wurden Tische mit zwei oder drei
Senderfeldern von Fall zu Fall beschafft.
Da sich aus der Vereinigung von Sende- und Emp-
fangstelle aber Schwierigkeiten in der Bedienung erga-
ben, werden beide Stellen neuerdings getrennt vonein-
ander angeordnet. Die neuen Verteilertische haben ein
Feld zum Einbau von sieben Reihen zu je sieben, d. h. im
ganzen 49 Sendern. Dies ist erfahrungsgemäß die Höchst-
zahl von Sendern, die eine Beamtin bedienen kann. Zu
Zeiten stärksten Verkehrs ist infolge Weefalls der Saug-
14. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
1659
luftempfänger die Möglichkeit geschaffen, daß eine Be-
amtin auf der der eigentlichen Verteilerbeamtin gegen-
überliegenden Tischseite Aushilfe leisten kann. Sind bei
einem Amte mehr als 49 Druckluft-Fahrrohre nötig, so
wird die Rohrpost-Verteilerstelle durch Aufstellen meh-
rerer solcher Normal-Verteilertische gebildet.
Für die Rohrpost-Sammelstelle werden in der Regel
Tische in den Größenabmessungen der Meldetische ver:
wendet, damit beide Arten von Tischen in einer Reihe
aufgestellt werden können. Auf jedem Tisch finden bis
zu vier Saugluftempfänger Platz. Sie werden in zwei
Gruppen von je zwei Stück so aufgebaut, daß sich in der
Mitte eine Mulde zur Aufnahme der ankommenden Blätter
unterbringen läßt. Die einzelnen Schleusenempfänger
sind an ein im Unterteil des Rohrpost-Sammeltisches endi-
gendes, vom Gebläse kommendes Saugluftrohr ange-
schlossen. Die Rohrpost-Sammelstelle wird möglichst nahe
der Verteilerstelle untergebracht, insbesondere in kleine-
ren Fernämtern, damit die Beamtin dieser Stelle die an-
kommenden Durchgangs- usw. Blätter den Sammelmulden
selbst entnehmen oder die Beamtin der an die Verteiler-
stelle anstoßenden Leit- oder Auskunftstelle die Empfän-
ger mit bedienen und die Blätter der Verteilerstelle kurzer
Hand hinreichen kann.
a Luft-Eintritt
b Luft-Austritt
A,B Läufer, entgegengesetzt
drehend
1..4 Flügel der Läufer
Abb. 5. Rootsches Gebläse für
Zettelrohrposten.
Einrichtung für die selbsttätige Ent-
leerung der Schleusenempfänger. Zur Er-
sparnis von Personal wird bei großen Fernämtern die
Einrichtung getroffen, daß sich die Schleusenempfänger
selbsttätig öffnen und die angekommenen Blätter hinaus-
befördern. In dem Aufsatz vonO.Kuhn? ist die beim neuen
Fernamt in Köln-Deutz angewandte Vorrichtung näher
beschrieben. Die Schleusenempfänger befinden sich in
zwei Reihen auf besonderen Eisenkonstruktionen. Durch
Kurvenscheiben, die von einem Elektromotor in Um-
drehung versetzt werden, erfolgt eine Betätigung der an
den Empfängern angebrachten lebel des Klappenumlege-
gestänges. Die Blätter fallen auf unterhalb der Schleu-
senempfänger sich bewegende Förderbänder und gelangen
auf diesen zu der die weitere Verteilung vorncehmenden
Dienststelle Die beiden Firmen Zwietusch & Co. und
Mix & Genest haben neuerdings einfachere selbsttätire
Entleerungseinrichtungen für einzelne Empfänger oder
für Gruppen solcher Apparate, z.B. für die vier Emp-
fänger eines Rohrpost-Sammeltisches, geschaffen. Bei der
Einrichtung der Firma Zwietusch & Co. werden die Emp-
fänger durch Umsteuern von Luftwegen in ihnen mittels
eines elektrisch betätigten Ventils, bei der von Mix &
Genest mechanisch durch eine hin- und hergehende Steuer-
stange geöffnet und wieder geschlossen.
Anordnung der Druckluftempfänger
und der Saugluftsender in den Fern-
plätzen. Die Druckluftempfänger werden an den Fern-
schränken in das sog. Spiegelbrett, das rechtwinklig an
die Tischplatte des Arbeitsplatzes anstößt, eingebaut, die
Saugluftempfänger in den vorderen Teil der Tischplatte.
In Fern-Doppeltischen finden beide Apparate im mittle-
ren Teil der Tischplatte Platz, die je zwei gegenüber-
liegende Fernplätze voneinander trennt, in Fern-Einfach-
tischen in der an die Tischplatte anstoßenden waagerech-
ten Platte.
Gebläseanlage. Das durch einen Elektromotor
anzutreibende Gebläse hat aus dem Saugluft-Fahrrohr-
system Luft anzusaugen, diese zu verdichten und in das
Druckluft-Fahrrohrsystem zu pressen. Der Spannungs-
unterschied zwischen Druck- und Saugluft beträgt je nach
dem Umfang einer Zettelrohrpostanlaxe 750 ... 1500 mm WS.
bei einer Fahrgeschwindigkeit der Blätter von 7 ... 8 m/s. Bei
der Deutschen Reichspost werden vorwiegend Rootsche
Gebläse (Abb. 5), seltener Kreiskolbengebläse und Tur-
binengebläse verwendet. Turbinengebläse arbeiten un-
2 Tel. u. Fernspr. Techn. Bd. 17, wie Fußnote 1.
wirtschaftlicher als jene, sie verursachen aber weniger
Geräusch und gelangen daher dann zur Aufstellung, wenn
die örtlichen Verhältnisse die Einrichtung des Rohrpost-
maschinenraums im Kellergeschoß nicht gestatten.
In kleineren und mittleren Fernämtern — bis etwa
145 Fernplätze mit 49 Druckluft-Fahrrohren — wird ein
Rootgebläse von 8,8 m?/min Leistung bei 1000 mm Wasser-
säule Druckunterschied und 3 PS Kraftbedarf oder ein
Kreiskolbengebläse von 9,5 m?/min bei gleichem Druck-
unterschied und 3,4 PS Kraftbedarf aufgestellt, in größe-
ren Fernämtern ein Gebläse von 16,5 m?/min und 5,4 bzw.
17,4 m®/min und 5,9 PS. Turbinengebläse erfordern bei
gleichem Druckunterschied und 8,5 m?/min Leistung 4,5 PS
bzw. bei 20 m?/min Leistung 8 PS Kraftbedarf.
Rohrnetz. Die Luftzuführungsrohre vom Gebläse
zur Rohrpoststelle sind Eisenblechrohre von 100 bis
200 mm Dmr. Zur Verminderung des Spannungsabfalls
müssen sie auf kürzestem Wege geführt werden. Die
Messingfahrrohre sind auf gerader Strecke in Längen von
3..5 m zu verlegen. Bei Richtungsänderungen finden
Bogenstücke Verwendung, u. zw. Flachbogen mit
einem Halbmesser von mindestens 200 mm, Hochkant-
bogen mit einem solchen von mindestens 500 mm, ferner
Rohrverdrehungen und u U. Schrauben-
bogen. Die Verbindung der einzelnen Rohrstücke er-
folgt entweder unter Verwendung von Muffen (Mix &
Genest) oder in der Weise, daß das eine Ende des Rohr-
stücks muffenartig erweitert und der Anfang des zweiten
Rohrstücks in diese Erweiterung eingeschoben wird (Zwie-
un & Co.). Die Verbindungstellen werden mit Kitt ge-
ichtet.
In die Fahrrohre werden in Abständen von 6..8m
Reinigungsverschlüsse eingebaut, die im Fall
von Störungen das Entfernen steckengebliebener Blätter
erleichtern.
Die Fahrrohre werden in der Regel in Kanälen von
rd. 150 mm Tiefe verlegt, die im Fußboden der Fern-
sprechsäle auszusparen sind. Die Abdeckung der Kanäle
erfolgt durch aufnehmbare Holzplatten in Eisenrahmen
oder Eisenblechplatten. In kleineren Ämtern werden die
Rohrpostrohre u. U. vom Rohrpostverteilertisch und dem
Rohrpost-Sammeltisch durch Öffnungen unmittelbar nach
dem darunter befindlichen Raume geführt und an der
Decke dieses Raumes in Bündeln so verlegt, daß sie
durch die Decke am Ende der Fernschrankreihen wieder
hochsteigen. Von hier aus können sie im unteren, rück-
wärtisen Teil der Fernschränke untergebracht oder in
einfachen Holzkanälen auf der Bedielung hinter den
Ba da nach den einzelnen Fernschränken geführt
werden.
a — a E ël
Abb. 6. Vereinfachte Zettelrohrpost von Mix & Genest.
Vereinfachte Zettelrohrposten. Zettel-
rohrposten der beschriebenen Art kommen aus betrieb-
lichen und wirtschaftlichen Gründen in Fernsprechämtern
in Frage, wenn diese bei der Neueinrichtung bereits 60 oder
mehr Fernplätze umfassen. In dem Bestreben, auch für
Fernämter kleineren Umfangs die Vorteile
einer mechanischen Blätterverteilung zu schaffen, die den
Anspruch auf Wirtschaftlichkeit haben muß, sind verein-
fachte Zettelrohrposten entwickelt worden. Gemeinsam ist
solehen Anlagen, daß zur Ersparung einer besonderen
Verteilerbeamtin die Beamtinnen des Meldeamts selbst die
Versendung der Gesprächs- usw. Blätter nebenbei vor-
nehmen. Die Firmen Zwietusch & Co. sowie Mix & Ge-
nest verwenden für vereinfachte Zettelrohrposten die
Apparate usw. der vorher beschriebenen normalen Anlagen.
Bei dem System von Mix & Genest wird in den Mittelteil
von zwei aneinanderstoßenden Meldetis:hen ein Senderfeld
nach Abb. 6, aufnahmefühig für 4 X 5 Sender, eingebaut.
1660
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46
14. November 1929
Zwietusch & Co. füzen zwischen je zwei Meldetischen einen
schmalen Verteilertisch für insgesamt 3X 7 = 21 Sender
ein, so daß diese den benachbarten vier Meldebeamtinnen
erreichbar sind.
Bei der von C. Aug. Schmidt Söhne in Hamburg ent-
worfenen vereinfachten Zettelrohrpost führen bis zu
14 Fahrrohre dicht nebeneinander und hochkant verlegt
unter dem mittleren Teil der Tischplatte der Meldetische
entlang. Jeder Meldetisch erhält ein Senderfeld zur Auf-
nahme von insgesamt 2X 7 = 14 Sendern. Diese bestehen
im wesentlichen aus einer rechtwinklig zur Fahrrohrrich-
tung verschiebbaren Klappe, die einen in der Schmalseite
des Rohrs angebrachten 120 mm langen und 8 mm breiten
Sendeschlitz verschließt. Die Blätter sind demnach mit
der langen Kanto in den Sender einzuführen. Wenn ein
Sender des Fahrrohrs geöffnet wird und solange sich im
Rohr ein Blatt in Fahrt befindet, werden die an den übri-
gen Meldetischen desselben Rohrs befindlichen Sender
elektromagnetisch verriegelt. Druckluft wird erst beim
Betätigen eines Senders dem Fahrrohr zugeführt, u. zw.
durch Ansprechen eines Ventils auf elektrischem Were
in Abhängigkeit von dem Öffnen des Senders. Die Ab-
schaltung des Luftstromes erfolgt durch Unterbrechung
eines Stromkreises am Empfänger wie bei den Rolırposten
von Zwietusch & Co. sowie Mix & Genest. Zwischen den
Fernplätzen und dem Meldeamt werden Durchgangsblätter
usw. durch Saugluftbetrieb befördert unter Verwendune
eines einfachen Saugluftemfänzers. Dieser wird mit der
Saueluftleitung des Gebläses durch ein Ventil in Verbin-
dung gebracht, das ein beim Betätigen der Saugluftsender
ansprechendes Zeitrelais einschaltet. Durch Einbau von
Weichen in die Fahrrohre können an jedes Rohr zwei
oder mehr Empfänger angeschlossen werden. Die Weichen
lassen sich durch Druckknöpfe neben den Sendern auf
elektrischem Wege steuern.
Bei allen vereinfachten Zettelrohrposten werden die
Saugluftempfänger auf dem ersten Meldetisch angeordnet.
Dessen Beamtinnen haben die Empfänger nebenbei mit zu
entleeren und die ankommenden Dur:zhgangsblätter usw.
weiterzuleiten. Sb.
Österreichs Elektroindustrie im Jahre 1928*).
Von E. Honigmann, Wien.
Die im Jahre 1927 beobachtete leichte Besserung der
allgemeinen wirtschaftlichen Verhält-
nisse hat 1928 keine besonderen Fortschritte gemacht,
immerhin aber auch keine Rückschritte, wie eine Gegen-
überstellung der günstigen und ungünstigen Faktoren er-
«ibt. Gewachsen ist der Kohlenverbrauch; die inländische
Erzeugung erhöhte sich um 7,9 %, die Einfuhr nur um 2 %,
wozu wohl der Ausbau der Wasserkräfte und die Rationa-
lisierung zahlreicher Betriebe beigetragen haben. Vom Bun-
ddesamt für Statistik! sind Erhebungen über die Jahres-
umsätze der bedeutendsten Industrie-Aktiengesellschaften
angestellt worden, und auf seine Umfrage hat ein Viertel
aller Gesellschaften, nämlich 260, die ein Drittel des ge-
samten österreichischen Aktienkapitals repräsentieren, die
(ieschäftsergebnisse der letzten drei Jahre mitgeteilt.
Unter ihnen befinden sieh 20 Unternehmungen aus der
Gruppe „Beleuchtung, Kraft, Leitung“ mit einem Kapital
von 96,244 Mill S: ihre Umsätze betrugen 1925 56.045, 1926
65,421 und 1927 78,166 Mill S, sind also in recht erfreu-
licher Entwicklung begriffen, im Verhältnis zum Kapital
allerdings, an denen anderer Branchen gemessen, niedrig.
Die Ursache ist vermutlich in den hohen Anlazekosten der
Stromlieferungswerke zu suchen. Die Zahl der Arbeits-
losen war im Berichtsjahre noch immer sehr groß, hat sich
aber doch gegen das Vorjahr etwas verringert, ebenso die
der Insolvenzen, u. zw. bei den Ausrleichen um 21 %, bei
den Konkursen allerdings nur um 5,5 %. Sie ist aber immer
noch verhältnismäßiz sehr hoch, genau so hoch wie in
der uns wirtschaftlich doch so überlegenen Tschechoslowa-
kei und sechsmal so hoch wie im Jahre 1923, knapp nach
dem Aufhören der Inflation. Im Außenhandel hat sich
eine Belebung insofern gezeigt, als sein Gesamtumsatz ge-
stiegen ist, wenn auch nicht in dem Maße wie im Voriahre.
Das Passivum hat sieh ein wenig gesenkt, der Ausfuhr-
iiberschuß der Fertigfabrikate etwas gehoben, ein Zeichen,
daß die Anstrengungen unserer Industrie, ihre Erzeugnisse
im Ausland zu verbreiten, nicht erfolglos geblieben sind.
Von Interesse ist die Bewegung der Elektrizi-
tätsaktien auf dem Kapitalmarkte. Während ihr Kurs-
index 1926 durchschnittlich nicht viel über 500 lag. setzte
er im Jahre 1928 mit 762 ein und schloß im Dezember mit
ungefähr der gleichen Zahl (765). Sein Tiefpunkt lag im
März (678), die Spitze der Kurve im Mai (797). Im all-
gemeinen sind die Elektrizitätsaktien an der Börse nied-
riger bewertet worden als im Vorjiahre, was vielleicht auf
den Beschluß der Bundesbahnen, eine Pause in der Elek-
trisierung eintreten zu lassen, zurückzuführen ist.
Die fabrizierende Elektroindustrie gehört zwei-
fellos zu denjenigen, die i. a. auch in der Zeit wirt-
schaftlicher Depression zufriedenstellende Ergebnisse er-
zielen konnten. Das liegt in der fast stürmischen Ent-
wicklung begründet, die die Elektrizitätsverwertung seit
dem Kriege in Österreich genommen hat. Der Ausbau der
alpinen Wasserkräfte, die Errichtung eines engmaschigen
Leitungsnetzes, das alle Bundesländer mit elektrischer
Arbeit versorgt, die Umstellung der westlichen Bahnen
* Vgl. ETZ tom S. 1784.
t Statistische Nachrichten des B. A. für Statistik Jahrg. 7, S. 36 ft.
vom Dampf- auf elektrischen Betrieb, der wachsende Um-
fang der Einrichtungen für Telephon- und Telegraphen-
dienst, die Vergrößerung der städtischen Elektrizitäts-
werke, insbesondere die rasche Entwicklung des Strom-
bedarfs der großstädtischen Bevölkerung sowie der Stra-
Benbahnen brachten den elektrotechnischen Fabriken eine
Fülle von Aufträgen, so daß man eigentlich meinen müßte,
sie könnten auf eine zebnjährige Hochkoniunktur zurück-
blicken. Wenn das nun aber doch nur in beschränktem
Maße der Fall ist, so liegt das vor allem daran, daß auch
diese Fülle von Aufgaben noch immer nicht ausreicht, um
die gewaltigen Anlagen unserer führenden Unternehmun-
gen voll zu beschäftigen. Obwohl sie schätzungsweise 30
bis 40 % ihrer Erzeugung exportieren, sind ihre Werks-
einrichtungen bei weitem noch nicht voll ausgenutzt. Die
Konsumkraft Österreichs ist viel zu gering, und die Werbe-
organisation der Fabriken mußte ihre Tätigkeit aufs
äußerste anspannen, um im Umsatz und Ertrag nicht gegen
die Vorjahre zurückzubleiben?.
Das ist nicht so leicht, zumal, der allgemeinen wirt-
schaftlichen Depression entsprechend, die Investitionen
der österreichischen Industrie nachgelassen haben. Immer-
hin schreitet die Elektrisierung der Betriebseinrichtunzen
in Industrie, Gewerbe, Verkehr, Landwirtschaft und Haus-
halt unaufhaltsam vorwärts. Die zunehmende Erschlie-
Bung der Wasserkräfte und die Rationalisierung der all-
gemeinen Kraftversorgung führt zur allmählichen Um-
stellung von der Stromerzeugung in eigenen Anlagen zum
Strombezug aus den Netzen der Großkraftwerke, wobei
naturgemäß Veränderungen und Neueinrichtung elek-
trischer Anlagen unvermeidlich sind. Der Notwendigkeit,
die Maschinen der Fabriken zu automatisieren und zu
modernisieren, was vielfach auf elektrotechnischem Wege
geschehen muß, kann sich bei dem heutigen scharfen Kon-
kurrenzkampf niemand entziehen, der nicht unterliegen
will. Im Berichtsjahre traten dabei als Arbeitzeber für
die Elektroindustrie hervor die Papvierfabriken, die eisen-
verarbeitenden und chemischen Industrien, die Holz- und
Automobilindustrie, aber auch kleinere Fabriken und Ge-
werbetreibende, die dureh intensive und geschickte Pro-
paganda mit den Vorzügen des elektrischen Betriebes ver-
traut gemacht worden waren, zählen zur ständigen Kund-
schaft der elektroteechnischen Unternehmungen. Gewisse
Spezialitäten, wie Werkzeugmaschinenantriebe, Transport-
und Verladeanlagen, Aufzüge, geben gut zutun. Die elek-
trische Dampf- und Warmwassererzeugung, auch die in-
dustrielle Elektroheizung, setzten sich immer mehr dureh:
die Einriehtung elektrischer Schweißanlagen nimmt mit
der Vervollkommnung der dafür konstruierten Maschinen
ebenfalls dauernd zu. Die Fortschritte der Lichttechnik
tragen dazu bei, das allgemeine Lichtbedürfnis zu erhöhen, `
die Beleuchtungsanlagen zu erweitern und zu verbessern,
die Installationstätirkeit anzuregen und den Absatz an
Lampen und Leuchtkörpern zu steigern. Auch verschie-
dene neuartige sinnreiche Spezialanlageen für Biühnenbe-
leuchtung dürfen nicht unerwähnt bleiben. Neben dem Ab-
satz im Inlande wurde der Export von sämtlichen Fabri-
kationsfirmen eifrig gepflegt. Aber außer dem außer-
® Vgl. auch ETZ 19%, S. 181. D.S.
14. November 1929
ordentlich scharfen Wettbewerb der in den verschiedenen
Ländern neu entstandenen oder stark vergrößerten Indu-
strien, zu dem überall derjenige Deutschlands, aber auch
der Weststaaten, ja der der V.S. Amerika kommt, ist es
vor allem die hochschutzzöllnerische und die heutige Han-
delspolitik überall beherrschende Tendenz zur Autarkie,
welche uns die Eroberung und Behauptung der fremden
Mörkte erschwert. Trotzdem ist es der Elektroindustrie
gelungen, einen erheblichen Teil ihrer Erzeugung im Aus-
lande abzusetzen, obwohl sie häufig in der Preisstellung
bis an die Grenze des überhaupt noch Möglichen zu gehen
gezwungen ist. Dabei erhöhen sich die Produktionskosten
von Jahr zu Jahr. Die wiederholt angekündigte Verminde-
rung der Steuern ist ausgeblieben, die Höhe der sozialen
Leistungen und die Steigerung der Gehälter und Löhne
vereitelt die Bestrebungen, die Gestehungskosten durch
Rationalisierung zu vermindern. Die Schwachstromindu-
strie hatte auch längere Zeit unter einem Streik zu leiden,
der sich an Lohnkämpfe in der Metallindustrie anschloß
und im Dezember zu einer Einigung führte. Die Erhöhung
der Selbstkosten ist aber nur in seltenen Fällen durch bes-
sere Verkaufspreise einzubringen.
Befriedigend liegen die Verhältnisse in der Schwach-
stromindustrie, die einen überwiegend großen Teil ihrer
Erzeugnisse an die Post- und Telegraphenverwaltung ab-
setzt, wobei die einzelnen Fabriken, die durchweg mit
einem gewissen Kontingent an den Aufträgen beteiligt
sind, mit gleichmäßigerer Beschäftigung rechnen können.
Hierbei spielten die Arbeiten für die Vollautomatisierung
des Wiener Fernsprechnetzes, die bald ihrem Abschluß
entzegengehen, und den Ausbau des Fernkabelnetzes die
Hauptrolle. Letzteres wurde an jenes der Tschechoslowa-
kei durch ein 98 paariges Normalfernkabel angeschlossen
(72,6 km von Wien bis zur Grenze Lundenburg). Die Ver-
hindung mit Jugoslawien ist im Berichtsjahre von Wien
bis Bruck a M. durch ein 166paarizes und von da bis Graz
durch ein 98paariges Normalfernkabel in einer Länge von
zusammen 271,5 km vollendet. Die Ferngespräche mit dem
Auslande haben sich sprungweise vermehrt, aber auch der
Überlandsprechverkehr im Inlande. Den Fernkabeln hat
man auch die Einführung der Tonfrequenztelegraphie zu
danken, die eine bedeutende Beschleunigung und Verbesse-
rung des Telegraphenbetriebes ermöglicht, ja als Beginn
einer neuen Entwicklungsperiode angesehen werden kann.
Die infolge der Elektrisierung der Bundesbahnen notwen-
dig gewordene Verkabelung der Fernmeldeleitungen zur
Hintanhaltung von Störungen durch Starkstrom wurde
fortzesetzt. Überlandfreileitungen sind 1928 in einer Ge-
samtlängze von 7234,9 km neu errichtet worden. Das Fern-
sprechleitungsnetz hat eine Linienlänge von 29056, eine
lLeitungslänge von 773803 km, davon 620273 km Kabel.
Der Rundfunk entwickelt sich befriedigend — die „Ravag”
hat in den ersten vier Jahren ihres Bestehens rd. 20 Mill S
der Volkswirtschaft zugeführt, davon allein 7,5 Mill S an
Steuern und fast ebensoviel für Investitionen — ebenso
die Radioindustrie: in Österreich wurden fast 0,3 Mill Röh-
ren erzeugt, und der Export österreichischer Apparate für
drahtlose Fernvermittlung ist außerordentlich bedeutend.
Die Hoffnung, daß die schweren Zeiten, welche das
Installationsgewerbe seit langem durchzumachen
hatte, vorüber seien, hat sieh leider nicht erfüllt. Im Ge-
senteil wird das Jahr 1928 von den maßrebenden Ver-
tretern dieses Gewerbes zu den ungünstigsten gerechnet,
die seine Geschichte aufzuweisen hat. Es ist erklärlich, daß
die allgemeine Wirtschaftslage sich in einem Erwerbszweig
besonders klar widerspiegelt, der bei so vielen Einrich-
tungen des modernen Lebens einzugreifen hat. Vor allem
wird das fast vollkommene Fehlen privater Bautätigkeit
außerordentlich beklagt, und die Hoffnungen, die man auf
eine größere Gesichtspunkte berücksichtirende Abiünde-
rung der Mietengesetzgebung gesetzt hat, sind arg ent-
täuscht worden. Der Großteil der Installateure sieht sich
nach wie vor auf die Ausführung von Reparaturen und
Instandhaltungsarbeiten angewiesen, zZ. T. auch auf den
Verkauf von Haushaltunesartikeln, Beleuchtungskörpern
u. dgl. Aber trotz der offenbaren Notlage des Gewerbes
ist der Zudrang zu ihm nach wie vor übermäßig stark und
übertrifft den Bedarf ganz bedeutend. Nach Mitteilung
der Wiener Genossenschaft beträgt ihr Mitgliederstand
1762, davon 1186 in Wien selbst und 521 in Niederöster-
reich. Gegen 50 Konzessionäre waren unbekannten Aufent-
halts, und über 200 üben das Gewerbe überhaupt nicht aus.
Im Berichtsjahr wurden trotzdem 46 neue Konzessionen
ausgegeben. Eine Besserung verspricht man sich von der
neuen Regelung des Befähigungsnachweises, da in Zukunft
isewerber um aie „Unterstufe” Konzession mit Ausnahme
der Absolventen gewisser Fachschulen sich einer amtlichen
Prüfung unterziehen müssen, von der es jetzt keinen Dispens
mehr gibt. Besondere Anerkennung verdient, daß die Lei-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Ae
1661
tung der Genossenschaft der Ausbildung des Nachwuchses
ihr Augenmerk mit Sorgfalt und weitschauend zuwendcet.
Uberhaupt muß anerkannt werden, wie außerordentlich
eifrig die Organisationen, in denen die Installationsfirmen
sich zusammengefunden haben, bemüht sind, die schlechte
Lage des Handwerks durch entsprechende Maßnahmen zu
verbessern. Es sei nur an die Ausbildungskurse erinnert,
um die Mitglieder mit den neuen Errungenschaften der
Technik vertraut zu machen, ferner an die Beteiligung an
der vom Gremium der Wiener Kaufmannschaft und der
Elektroindustrie ins Leben gerufenen Schaufensterlicht-
werbung, die nicht nur den lichttechnischen Fortschritt be-
merkenswert gefördert, sondern vielen Elektrikern neue,
gute Kunden gebracht hat.
Der Vertriebelektrischer Erzeugnisse
hat seit dem Kriege, den veränderten wirtschaftlichen
und finanziellen Verhältnissen entsprechend, neue Bahnen
eingeschlagen. Während des Krieges wurde die einhei-
mische Erzeugung so ausgebaut, daß es nur noch wenige
elektrotechnische Fabrikate gibt, die nicht im Inlande
erhältlich wären. Die Schmälerung des Absatzgebietes
durch den Verfall des alten Reiches, der Ausbau und
die Neuschöpfung elektrischer Industrien in den Nach-
folgestaaten, der Zwang, aus Gründen der Rationalisie-
rung die Produktion zu vergrößern, obwohl der Absatz
immer schwerer gefunden wird, nötigten auch unsere
eroßen Unternehmungen, das Geschäft sozusagen auf allen
Seiten zu machen. In ihren Zweigbureaus und Filialen
stehen ihnen energische Verkaufsorganisationen zur Ver-
fügung, Bankverbindungen und Gegengeschäfte sichern
ihnen die Aufträge der anderen Industrien, die Rücksicht
auf Einheitlichkeit, Konstruktion und einfache Lager-
haltung bringt ihnen als Hersteller fast aller großen An-
lagen auch die Bevorzugung bei der Nachbeschaffunz
von Betriebs- und Ergänzunzsmaterialien, ihre finanzielle
Stärke ermöglicht ihnen, bei Kreditgabe oder Zielgewäh-
rung entzezenkommender zu sein als die kleineren Kon-
kurrenzunternehmuneen, die aber doch auf den Bezug man-
cher Artikel bei ihnen angewiesen sind, zumal einige wich-
tige Fabrikatgruppen, wie Glühlampen, Leitungsmateria-
lien, Isolierrohre, z. T. auch Porzellan kartelliert sind und
ihre Erzeuger die Zwischenhändler und Konsumenten kon-
trollieren, Preise und Bedingungen vorschreiben können.
Kein Wunder, wenn der Großhändler, wo immer er kann,
ausländische Lieferanten vorzieht, bei denen er überdies
oft größeren Kredit und günstigere Zahlungsbedingungen
findet. Allem Anschein nach scheint aber die Blüte des
Enegroszeschäftes vorüber zu sein. Anders beim Detail-
listen: Immer größer wird die Zahl elektrotechnischer Ein-
richtungsgegenstände, zu deren Benutzung der Laie keines
Installateurs mehr bedarf und die er deshalb am liebsten in
offenen Geschäften kauft. Unter ihnen tun sich besonders
die Radiogeschäfte hervor, und wenn auch zahlreiche In-
solvenzen vorgekommen sind, haben sich doch viele ganz
vortrefflich entwickeln können.
Was nun den Export anlangt, so haben die Händler
mehr und mehr auf diesen früher recht einträglichen Teil
ihrer Tätigkeit verzichten müssen, und die Ziffern der Han-
delsstatistik dürften zum großen Teil auf das Konto der
Fabriken zu setzen sein. Einen Überblick über das Ge-
samtbild der Ein- und Ausfuhr in den letzten drei Jahren
gewährt die Zahlentafel. Noch immer gehören die elektro-
technischen Erzeugnisse zu den Aktiven der österreichi-
schen Handelsbilanz. Der Ausfuhrüberschuß belief sich im
Berichtsiahr der Menge nach auf 9381 dz, dem Werte nach
auf 23,411 Mill S. Im Jahre 1927 betrugen die auf Grund
der definitiven statistischen Berechnungen sich ergebenden
entsprechenden Ziffern 21 649 dz bzw. 24,647 Mill S. Wäh-
rend also im Voriahre der Durchschnittswert eines Doppel-
zentners sich auf fast 2500 S belief, sank er im Berichts-
jahre auf rd. 1110 S. Diese Divergenz ist so auffallend,
daß man Berechnungsfehler vermuten müßte, wenn die
Werte noch wie früher geschätzt und nicht auf Grund von
Deklarationen festgestellt würden, die im großen und gan-
zen als wahrheitszetreu angenommen werden können. So
erklärt sich der Unterschied einerseits aus den Preisunter-
sehieden zwischen Import- und Exportwaren, da i. a. aus
dem Auslande mehr Qualitäts- als Massenartikel bezogen
werden, die Preise aber für den Wettbewerb auf dem Welt-
markt niedrigst bemessen sein müssen, anderseits dar-
aus, daß sich in den einzelnen Untergruppen Artikel von
außerordentlich verschiedenem Handelswerte beieinander
finden und das Assortiment in den einzelnen Jahren zu-
fälligen Einflüssen unterliegt. Die gleiche Erscheinung
zeigt sich auch in mitunter erstaunlichem Maße bei der Be-
trachtung der einzelnen Tarifpositionen, wie sie die Zah-
lentafel wiedergibt.
(Zahlentafel s, S. 1662).
1862
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
14. November 1929
Österreichg Ein- und Ausfuhr elektrischer Erzeugnisse i. J. 1928.
Einfuhr Ausfuhr
Erzeugnisse Wert in 1000 S Menge in dz Wert in 1000 8 Menge in dz u.
1928 | 1927 | 192% | 198 | 197 | 19% | 198 | en | 19% 1928 1927 1926
|
1003 | Elektrische Maschinen | |
„1006| und Transformatoren| 13 292| 9619; 9135| 17887) 11490 10748|14974 1083910 161 31 840; 2515s 22 958
1007 | Telegraphen-, Läute-,
1009 Signal- und Eisen- |
1012 bahnsicherungs- |
apparate ..... 847, 663| 313 480 311 141| 721 430; 662 444 328 600
1008 | Telephone und Mikro-
phone . ...... 4078| 2824| 2636 1 312 673 498| 3796) 6202| 5315 1395 1 429 1569
1010 | Apparate für drahtlose
Fernvermittlung 4 203| 2101| 1333 764 326 196| 7518, 6179| 5321 2 002 1161 1 075
1011 | Röntgen- und elektro- | |
medizinische Appa-
rate und Hilfsgeräte.| 1 422; 958| 806 929 48] 333| 1370, 1452| 1485 761 887 663
Zwischensumme. . 13 405| 14 263: 12 783 4 602
1013 | Elektrizitätsmeß- und
Zählapparate .| 2728: 2132| 2295 1973| 1570| 1944 1010| 880 1291
1014 | Bogen-, Quarz-, Queck- |
silberdampflampen 170 99| 103 2] 26 46
| 7 895 7 496 —
Stück ` Stück Stück | | Stück Stück Stück
1015 | Glühlampen . . . . . 2979. 3016 22 919 21 den 19 901 5 921 498/18 660 934/20 339 985
1016 | Röntgenröhren . 12 II 8 167 104 246 9 7 7
Zwischensumme. .| 3257| 3204! 3553 1 200 1 324 41/123 553| 21 471 20 389 7925 7 496 53
Stück | — — ı — |2319 6522497 37313 038 152| — — : — |19921 498|18 660 934/20 389 955
1017 | Elektrische Öfen, Heiz- | |
„1018| und Kochapparate; |
Bügeleisen, elek- |
trische Apparate und ! |
Vorrichtungen n. b. b.| 10 498! 10 833 9270 9 409 9 21 6 438| 11 207| 7406 6144 16674 10988, 9241
1020 | Kabel und isolierte | | Ä |
1021 Drähte. . ..... 1 033 621 292 1 454 694 314| 4084| 5468! 5010 13 Vo 19 899, 16 215
1022 | Akkumulatoren 331 195 163 498 368: 270| 6761| 6501 556 2 067 1 707 1648
1023 | Elektrische | | |
Beleuchtungskohle 65 60° 48 97 106: 75 28 88; 162], 45 208, 553
1024 | Elektroden ..... 1573| 1086 1322| 18177 298 14419 22. 46| 189 120 211; 184
1025 | Elektrische Kohlen, | | |
andere. . 582! 461) 268| 1057 552: (ugi 82 e 69 29 38' au
Zwischensumme. .| 2220' 1607| 1638| 19331 995€! 14610] 132! 201] 420 194 457 1 357
1019 | Isolierrohre. . .... 567; 249| 198 3 499 l 578. 1116| 331) 314) 34l 2091) ? 126, 2 273
E Isolations- und Montie- | |
1028 rungsbestandteile . .| 284S 2910; 2308| 13827| 14 389, 11 664 200) 381! 1007 879) 890 998
Gesamtsumme . .|47 324! 37 916! 33 940| 71691) 51790! 47 2846|70 735| 62 5631 58 755 81 072, 73 439 59 H1
Davon Glühlampen ! | | |
Stück | — | — — |2319 65212 497 373/3 028 152 — | — 19921 498 18 660 934,20 389 985
Amerikanische Drehstrom-Aufzugmotoren
mit Käfiganker.
Die allgemeine Bevorzugung von Käfiganker-Mo-
toren in den V.S. Amerika hat auch zur Anwendung
dieser Motorenart zum Aufzugbetrieb geführt, wobei zu
beachten ist, daß die schnellfahrenden und dauernd benutz-
ten Aufzüge der amerikanischen Wolkenkratzer besonders
scharfe Anforderungen an die Motoren stellen. Die Er-
zielung des notwendigen Anzugsmomentes ohne über-
mäßige Stromaufnahme bietet keine besonderen Schwierig-
keiten: man macht eben den Läuferwiderstand entspre-
chend hoch und nimmt den hierdurch bedingten starken
Schlupf in Kauf, da ja die Zeit des Laufes mit voller
Drehzahl gegenüber der Anfahrzeit ganz gering ist. Ob
die unvermeidlichen Verluste während der Beschleuni-
eungsperiode im Motor selbst oder, wie bei Schleifring-
motoren, im Anlasser auftreten. ist an sich gleichgültig; es
muß nur für schnelle Wärmeableitung, also zute Lüftung
gesorgt werden. Bei dem Motor der Lincoln Electric. Co.
wird zu diesem Zweck das Gehäuse aus elektrisch ge-
schweißtem Stahl mit jalousicartisen Luftöffnungen herge-
stellt; auch der Läufer ist unter Vermeidung von Gußeisen
aus geschweißtem Stahl aufgebaut, wobei ebenfalls eine
sehr luftige Konstruktion erzielt wird und — was beson-
ders wichtig ist — eine geringe Schwungmasse.
Eine gewisse Schwierigkeit besteht bekanntlich bei
schnellaufenden Aufzüzen in der genauen Stockwerkein-
stellung beim Anhalten; bei uns wird hierfür häufig ein
besonderer Hilfsmotor benutzt. In Amerika scheinen sich
Motoren mit Polumschaltung einzuführen: Man benutzt die
niedrige Polzahl (hohe Drehzahl) zum Anfahren und zur
Fahrt und schaltet kurz vor dem Anhalten auf die hohe
Polzahl (niedrige Drehzahl) um. Der Aufzug nähert sich
dann ganz langsam dem gewünschten Stockwerk und kann
mit größter Genauigkeit und mit geringer Beanspruchung
der mechanischen Bremse angehalten werden. Als Neben-
vorteil ergibt sich dann noch ein gewisser Energierück-
gewinn beim elektrischen Bremsen, also beim Übergang
von der hohen auf die niedrige Drehzahl.
Interessante Einzelheiten über polumschaltbare Auf-
zugmotoren mit Käfiganker enthält ein Aufsatz von E. E.
Dreese!. Hiernach wird als „geringe Polzahl“ 4 oder
mehr, als „hohe Polzahl” 48 oder weniger verwendet. Das
Verhältnis der Polzahlen liegt zwischen 1 : 2 und 1:6. Der
Verfasser entwickelt einige einfache Formeln, aus denen
er dann folgende recht lehrreiche Zahlentafel berechnet:
Polzahlverhältnis . . . . 2 2 2 2 e 2 3 A 6
Gesamte k'netische Energie des Systems bei
voller Geschwindigkeit. . . - . 2 2 2 .. 1 1 1 )
Beim Bremsen zurückgewonnene Energie . . | 0,5 0,44 0,37 0,28
In der mechanischen Bremse verlorene Energie | 0,25 0,11 | 006 0,08
Im Rotor beim Bremsen verlorene Energie . . | 0,25 0,45 0,57 0,69
Im Rotor während eines vollen Spiels (An- |
fahren und Anhalten) verlorıne Energie 1,25 | 1,45 157 1,6
Der deutschen Elektrotechnik bleiben technische
Fortschritte dieser Art leider verschlossen, weil die mel-
sten Elektrizitätswerke Motoren ohne Schleifrinze nicht
zulassen. L. Schüler.
ı E. E. Dreese, J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 48. S. 32.
14. November 19298
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
1663
RUNDSCHAU,
Elektromaschinenbau.
Über neuere Wicklungen asynchroner Wechselstrom-
maschinen. — Ph. Suter, Baden (Schweiz), gibt einen
kurzen Überblick über neuzeitliche Wicklungsarten. Da
sich offene Nuten und magnetische Keile bisher nicht durch-
setzen konnten, ist man bei Niederspannung fast allge-
mein zur Träufelwicklung übergegangen. Weil bei dieser
Wicklung die Spulen vor dem Einträufeln auf Wicklungs-
schablonen hergestellt werden, kommt man immer mehr
von der Zwei- und Drei-Ebenen-Wicklung ab und zur
„Schablonenwicklung“ (Wicklung mit gleichen Spulen-
köpfen). Die einfache „Schablonenwicklung“ macht nun
bei Reparaturen Schwierigkeiten, so daß man in letzter
Zeit zur „Gruppenwicklung“ übergegangen ist. Das
Schema dieser Wicklung ist in Abb.1 dargestellt. Der
Abb. 1. Abb. 2. Schema einer geteilten
Gruppenwicklung; dreiphasig, 2
Pole, Nutzahl spezifisch 4, total 24.
Schema einer Gruppen-
wicklung; dreiphasig, 4 Pole, Nut-
zahl spezifisch 3, total 36.
Vorteil dieser Wicklung besteht, abgesehen von einer
nennenswerten Kupferersparnis, in der Möglichkeit, die
einzelnen Phasen gut abzuisolieren. Das Weglassen der
Umbändelung der Wickelköpfe wird mit Rücksicht auf
die bessere Kühlung und die heutigen vollkommenen Im-
prägnierungsverfahren empfohlen. Bei kleinen Polzahlen
und großen Nutenzahlen für 1 Pol und 1 Phase kann man
„geteilte Gruppenwicklung”“ anwenden (Abb. 2).
Von Wicklungen für Spannungen über 2000 V werden
einige veraltete Methoden beschrieben, die hier nicht
wiedergegeben werden sollen. Die wichtigste, heute wohl
allgemein übliche Wicklungsmethode ist die des Einschie-
bens von „U-Spulen“ (Halbformspulen), Abb.3. Diese
Spulen werden auf Schablonen gewickelt und mittels be-
sonderer Isolierverfahren isoliert und mit Mikanit um-
faßt. Nach dem Einschieben werden die offenen Enden zu
Wickelköpfen zusammengebogen und verlötet oder ver-
schweißt, letzteres fast stets mit elektrischen Stumpf-
schweißverfahren. Diese Wicklungen lohnen immer bei
größeren Objekten. Für kleine Maschinen mit vielen
Drähten wird immer noch gefädelte Wicklung verwendet.
Bei gewöhnlichen U-Wicklungen müssen die freien Spulen-
enden durch doppeltes Biegen außerhalb des Nutenkreises
geführt werden, mit Aus-
nahme der äußersten Ebene,
wo auch einmaliges Biegen Liest
erfolgen kann. Diese Män- m — u
gel können durch Verlegen
der Verbindungstellen (of-
fene Wicklungseite) zu
beiden Seiten des aktiven
Eisens nach Abb. 4 besei-
tigt werden. Die Spulen
werden hier abwechselnd
von beiden Seiten einge-
schoben. Die Gruppenspu-
len werden alle gleich.
Auch hier sind Reparatu-
ren umständlich und kost-
spielig, da die Spulen eine Kette bilden und das Heraus-
nehmen einer Spule das Öffnen der beiden benachbarten
„Gruppenspulen” bedingt.
Wicklungen für mehrteilige Ständer können ohne
weiteres so ausgeführt werden, daß die Trennfugen bei
ciner durch 4 teilbaren Polzahl (bei zweiteiligem Stän-
der) offen bleiben. Die bisher bekannten derartigen Wick-
lungen haben alle den Nachteil, daß sie in den metallischen
Abb. 3. U-Spule (Halbformspule),
fertig zum Einschicben.
Hüllteilen der Wickelräume erhebliche zusätzliche Ver»
luste verursachen. Der Grund dafür ist darin zu suchen,
daß die Ströme in den Wickelköpfen stets eine erhebliche
tangentiale Durchflutung des Wickelraumes ergeben, wäh-
rend bei gewöhnlichen „Spulen“- oder „Gruppenwicklun-
1A
d
C
Keess ll
Ss E EE E a
d
;
A
Al
«SITES
N
A
C Verbindungstellen
Abb. 4. U-Wicklung mit gleichen Spulen; Hälfte einer 4poligen
Dreiphasenwicklung.
gen“ diese tangentiale Komponente in jedem Augenblick
null ist. Man hat Lösungen mit verkürzten oder weg-
gelassenen überbrückenden Spulen versucht (Abb.5), die
aber eine Störung der Induktion in einzelnen Phasen be-
deuten und daher im allgemeinen, zumal für Motoren, nicht
empfohlen werden können. Man kann die Anzahl der nach-
U
N
‚»
œ
Abb. A Mittel zur Vermeidung
nachträglicher Spulenmontage
bei geteilten Blechkörpern. A und
B Trennfugen. Bei A Weglassen
` der überbrückenden Gruppen-
| spulen, bei B Kürzen der über-
| brückenden Gruppenspulen.
bA,
ONR Ee
i
=
2 E, dr d
me—
träglich einzuwickelnden Spulen verringern, wenn man
die Drei-Ebenen-Wicklung vermeidet und in solchen Fällen
nur Zwei-Ebenen-Wicklung anwendet. Auch in diesem
Falle muß man unter Umständen wegen des Einbringens
einer Spule mehrere Spulen am Ort wickeln, sobald die auf
ein Teilstück entfallende Polzahl nicht durch 4 teilbar ist.
Man kann das vermeiden, wenn man neben den über-
brückenden Spulen gekröpfte Spulen anwendet (Abb.6).
Ze Polzahl jedes Teilstückes muß dann nur durch 2 teil-
ar sein.
Abb. 7. Wicklungschema eines
Induktionsreglerszur Vermeidung
Abb. 6. Schema einer Spulen-
wicklung in 2 Ebenen, mit 2 ge-
kröpften Gruppenspulen für zwei-
teiligen Blecehkörper, dreiphasig,
A Pole, Nutzahl spezifisch 1,
total 12.
von Phasenverschiebung
zwischen ungeregelter Spannung
und großem Drehmoment, drei-
phasig,2Pole, Nutzahl spezifisch2,
total 12.
Bei Induktionsreglern treten durch die hohen Span-
nungen und außerordentlich hohen Stromstärken (bis
4000 A) Schwierigkeiten auf, die durch die hohen u.U.
auftretenden Kurzschlußströme noch vergrößert werden.
Um die außerordentlichen Kurzschlußkräfte zu beherr-
schen, hat die Firma Brown, Boveri & Cie. die sog.’
1661
„Ringwicklung”“ ausgeführt, bei der die drei oder sechs
Phasen zu ringförmigen Sammelschienen geführt werden,
die man mit den Spulenköpfen stets leicht abstützen kann.
Hohe Spannungen beherrscht man durch Schablonenwick-
lung, die im Läufer in offene Nuten eingelegt werden,
während im Ständer „U-Spulen” verwendet werden. Um
die Phasenverschiebung der Zusatzspannung einerseits
und die großen Drehmomente anderseits zu vermeiden, ver-
wendet man Doppel-Induktionsregler. Die genannte Firma
hat nach einem neuen Patent die Doppel-Induktionsregler
durch einen zweiteiligen Regler ersetzt. In den in Eisen-
mitte angeordneten Luftspulen kreuzen sich nach Abb. 7
die Spulen zweier Phasen. Dadurch laufen die Drehfelder
links und rechts dieses Luftspaltes gegensinnig. Die Wick-
lung ist genau dieselbe wie bei einem Doppel-Induktions-
regler. (Ph. Suter, Schweiz. Techn. Z. Bd. 25, I
Meßgeräte und Meßverfahren.
Temperatur-Überwachungsapparate — Abb. S zeigt
den Apparat für elektrische Öfen. Der innere Stab a
besteht aus einem Material mit sehr geringem Ausdeh-
nungskoeffizienten, während für das diesen Stab um-
eebende äußere Rohr b ein Material mit sehr großem Aus-
dehnungskoeffizienten gewählt ist. Rohr und Stab sind
am unteren Ende fest miteinander verschraubt, am oberen
lünde aber freispielend ineinander gelagert. Im Apparat-
kopf, der fest mit dem Außenrohr i
verbunden ist, sind zwei Kontakte
angeordnet, von denen der eine vom
Stab getragen wird, während der
andere einstellbar mit dem Kopf ver-
bunden ist. Die Einstellung des Ap-
parates erfolgt mit dem außerhalb
des Kopfes sitzenden Drehknopf und
ist an einem Zeiger abzulesen. Die
Verstellung erfolgt durch Verän-
derung der Federvorspannung; da-
durch ist die Kontaktauslösung für
jeden Temperaturpunkt innerhalb
eines gewissen Meßbereiches mög-
lich. Die Apparate werden für Tem-
peraturen bis 300° und bis 1000 °
geliefert. Die Lebensdauer des ex-
ponierten äußeren Rohres, welches
ersetzbar ist, erreicht nach dem Be-
richt bei Gebrauch zwischen 800 und
1000 ° etwa 5000h. Über die Halt-
barkeit der Kontakte werden keine
weiteren Angaben gemacht bis auf
die eine Bemerkung, daß der Appa-
rat nur mit geringem Strom be-
schickt wird und die Schaltung des
Heizstromes des Ofens über ein Re-
lais erfolet. Der Einstellbereich ist
etwa 400 °, und der Apparat soll die
Temperatur bis auf % ° genau zu
halten gestatten. Bei dem Regler
für (rasöfen ist statt des Kontakt-
orzans ein Scheibenventil vorge-
sehen, welches den Durchfluß des
(Cases regelt und welches durch die Differenz der Aus-
dehnung der mittleren Stange und des Außenrohres ge-
steuert wird. (Engg. Bd. 124. S. 747.) Schö.
Abb.8. Temperatur-Über-
wachungsapparat fürelek-
trische Öfen.
Beleuchtung.
‚Die Helligkeitschwankungen an selbstregeinden
Gleichstrombogenlampen. — Der Kohlennachschub bei den
meisten heutigen selbstregelnden Gleichstrombogenlam-
pen, namentlich bei den für Projektionszwecke gebauten,
erfolgt diskontinuierlich. Die dadurch bedingten Hel-
ligkeitschwankungen wurden mit einer lichtelektrischen
Kaliumzelle in Verbindung mit einem Saitenelektrometer
registriert, während gleichzeitig die Spannung und die
Stellung der positiven Kohle aufgezeichnet wurden. Unter-
sucht wurden eine Weulelampe und zwei Lampen von Kör-
ting & Mathiesen. Die Helligkeitschwankungen variieren
zwischen etwa 1% und 8%. Die Weulelampe hatte bei 15 A
ein Schwankungsminimum von 2,5%. Die 30 A-Lamre
von Körting & Mathiesen wies etwa 13 %, die 8 A-Lampe
etwa 5,3% Helligkeitschwankungen auf. (A. Graf, Z.
Techn. Phys. Bd. 9, S. 60.) Br.
Die Bedeutung der Lichtwirtschaft für die Glüh-
lampenindustrie. — Die Idee, den Verbraucher syste-
matisch auf die große wirtschaftliche Bedeutung der
richtiger und ausgiebiger Beleuchtung innewohnenden
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
14. November 1929
produktiven Kräfte hinzuweisen, hat nicht sehr lange nach
der Gründung der Osram G. m. b. H., wie deren
Direktor Chr. P. Jensen in einem lesenswerten Auf-
satz! sagt, eine innere Umstellung aller am Vertrieb be-
teiligten Organe veranlaßt, um nicht mehr so sehr das
Produkt selbst, die Glühlampe, sondern seine Leistung,
das Licht, zu propagieren. So kam man zur Einführung
der Lichtwirtschaft, die wirtschaftliche Probleme
unter dem Gesichtswinkel der Beleuchtung behandelt.
Man schuf das Lichthaus am Warschauer Platz und eine
Abteilung für Lichtwirtschaft, doch zeigte sich bald die
Notwendigkeit viel tiefer greifender Maßnahmen, wenn
die Aufgabe mit Aussicht auf durchschlagenden Erfolg
gelöst werden sollte. Zu dem Zweck schien zunächst eine
Zusammenfassung aller Kräfte in nationalen Gesellschaf-
ten für Lichtwirtschaft möglich, ein Weg, der indessen
vorerst wieder verlassen werden mußte. Statt dessen ent-
stand unter der Mitarbeit der Verbände der Installateure
und Beleüchtungshändler gemeinschaftlich mit der Orga-
nisation des Einzelhandels, der Dekorateur- und Reklame-
verbände die Zentrale der deutschen Schau-
fenster-Lichtwerbung, deren Erfolge — auch
die Lichtfeste zahlreicher Großstädte trugen die Licht-
idee in weite Kreise — 1928 zur Errichtung der Zen-
trale für Lichtwerbung führten. Ihr gehören
die VdEW, der Reichsverband des deutschen Elektro-
Installateur-Gewerbes, der Verband des Beleuchtung:-
und Elektro-Einzelhandels Deutschlands und die Glüh-
lampenindustrie an. Örtliche Elektrogemeinschaften füh-
ren nach den von dieser Zentrale aufgestellten Richt-
linien gemeinschaftliche Werbeaktionen durch, ihre Er-
fahrungen werden sich vielleicht später auch für andere
(rebiete der Elektrotechnik verwerten lassen. Nach dem
Hinweis, daß kaum ein Zweig der Elektrotechnik weniger
als das Elektroinstallateurgewerbe für aktive Werbung
vorbereitet war, erwähnt Jensen aus der Vorgeschichte
der A.F.I. das im wohlverstandenen eigenen Interesse
gelegene Bestreben der deutschen Glühlampenindustrie,
sich für den Vertrieb ihrer Erzeugnisse lediglich des
lezitimen Zwischenhandels zu bedienen, der den elektro-
technischen Großhandel, die Installateure und Beleuch-
tungsgeschäfte umfaßte, um diesem Zwischenhandel die
erforderliche wirtschaftliche Stärkung zu geben. Aus-
sprachen zwischen den berufenen Verbandsleitungen der
Installateure und Beleuchtungskörperhändler mit der
Osram-Gesellschaft hatten es als wünschenswert erschei-
nen lassen, gemeinschaftliche Mittel und Wege zu suchen,
um Installateurgewerbe und Beleuchtungskörperhandel
durch Steigerung ihres Absatzes auf verbesserter wirt-
schaftlicher Grundlage in ihrer Leistungsfähigkeit zu
heben. Daher beschloß man die Bildung einer Arbeits-
eemeinschaft zur Förderung des Elektro-
Installateur- und Beleucktungzs-Gewer-
bes (A.F.I.) durch dessen Beratung und Unterstützung
auf den Gebieten der Technik. der Werbung und der Wirt-
schaft. Über den Grundgedanken, die Ziele und die Tätig-
keit der Elektrogemeinschaften ist in der ETZ schon früher
berichtet worden. Eine grundsätzliche Aufklärung der um-
fassenden Gruppe von Verbrauchern, die sich, wie indu-
strielle Mittel- und Großbetricbe, Verkehrsgesellschaften,
Stadtverwaltungen, Kaufhäuser usw., nicht mehr durch
den Elektroinstallateur bedienen lassen, sondern für In-
stallationen meist eigene Arbeitskräfte unterhalten bzw.
solche durch den Großinstallateur ausführen lassen, wird
um so eher möglich sein, als hier zahlenmäßize Unter-
lagen darüber zur Verfügung stehen, weiche Gewinne
durch Vermehrung und Verbesserung des Produktions-
ergebnisses mit Hilfe besserer Beleuchtung in Betrieben
gleicher Branche erzielt worden sind bzw. erreicht werden
können. Die Bereitstellung überzeugungskräftiger De-
monstrations- und Werbemittel läßt sich die Abteilung für
Lichtwirtschaft angelegen sein.
„Die Lichtwirtschaft”, so schließt Jensen seine Aus-
führungen, „hat sich ein beschleunigtes Tempo der natür-
lichen Steigerung des Lichtbedürfnisses zur Aufgabe ge-
macht. In dem Maße, in dem es ihr gelingt, ihre Ideen
zum Allgemeingut werden zu lassen, wird sich diese Be-
schleunigung eınstellen und damit automatisch ein größe-
rer Bedarf an Glühlampen eintreten, eine weitere Ver-
besserung und Verbilligung des Produktes fördernd.“
Leuchtdichte und Gesamtstrahlungsdichte von Wolf-
ramwendeln. — Die Frage nach der Leuchtdichte und der
(fesamtstrahlungsdichte von Wolframwendeln ist nicht
wie bei glattfädigen Glühkörpern durch Angabe der Tem-
peratur eindeutig beantwortet, da sich die gegenseitige Be-
strahlung der einzelnen Flächenteile des Glühkörrers je
I (isram-Nachrichten vom 15. IX. 1929.
14. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
‘1665
nach der Ganghöhe (Steigungsfaktor) und dem Verhältnis
des Wendelkerns zum Drahtdurchmesser (Kernfaktor)
ändert. Um diese Größen zu bestimmen, muß man zunächst
die Flächengröße der Wendelproiektion für eine Reihe von
Projektionswinkeln ermitteln. Zu dem Zweck wurde eine
besondere Wendelzeichenmaschine konstruiert, mit deren
Hilfe über 100 Projektionen von Wendeln vom Kernfak-
tor 4 und 6, vier verschiedenen Steigungsfaktoren aus
11...15 verschiedenen Richtungen angefertigt wurden. An
jeder Projektion wurden planimetrisch für je eine Wendel-
eanghöhe die unabgedeckte Außenseite des Drahts, die
sichtbare Innenseite des Drahts und die Größe der Lücken
gegenüber der Projektion der umhüllenden Zylinderfläche
gleicher Höhe bestimmt. Diese Einzelwerte sind gemäß
der Größe des von ihnen eingenommenen Raumwinkels zu
bewerten. Daraus kann man dann die Größe der Raum-
winkelprojektion einer Ganghöhe und damit der gesamten
Wendel ermitteln. Bestimmt man in der Ulbrichtschen
Kugel den Lichtstrom und mißt die Leistungsaufnahme
beim Erhitzen im Vakuum auf gegebene Temperaturen,
so lassen sich Mittelwerte für die Leuchtdichte und die Ge-
samtstrahlungsdichte für die betreffenden Temperaturen
berechnen. Dabei sind für die Veränderungen, die durch
Abkühlung an den Drahtenden entstehen, Korrekturen an-
zubringen. Die so ermittelten Werte wurden nachgeprüft,
indem die Leuchtdichte der einzelnen Teile der Wendel-
fläche direkt auf photographischem Wege bestimmt wurde.
Beide Wege führen zu gut übereinstimmenden Ergebnis-
sen. Für einen Kernfaktor A und einen Steirzungsfaktor 1,5
ergab sich, daß die Lichtstromdichte der Wolframwendel
etwa 1,31mal, die Cresamtstrahlungsdichte etwa 1,40mal so
vroß wie von ebenen Wolframflächen ist. (G. Holst,
E.Lax,E.Oosterhuis,M. Pirani, Z. techn. Phys.
Bd. 9, S. 186.) Br.
Heizung. Öfen.
Einc Sondertagung der VdAEW über elektrisches Kochen.
— Am 15./16. X. hielt die Vereinigung der Elek-
trızitätswerke eine Sondertagung über elek-
trisches Kochen ab; diese bildete den Auftakt zu
einem Werbekursus, der, von der Vereinigung und dem
Zentralverband der deutschen elektrotechnischen Industrie
in Verfolg des Programms der „Gemeinschaftswerbung”
veranstaltet, bis zum 19. X. dauerte. Der Vorsitzende und
der Verwaltungsdirektor der VdAEW legten in ihren die ein-
zelnen Vorträge umrahmenden Ausführungen etwa fol-
sende Gedankenzänge dar: Die Tagung werde in keiner
Weise eine Kampfstellung gegenüber dem Cas einnehmen,
betont aber müsse doch werden, daß die alte These „Licht
und Kraft der Elektrizität, die Wärme dem Gas“ heute
nicht mehr aufrecht zu halten sei. Die Vereinigung werde
Bestrebunzen nicht unterstützen, die darauf abzielen, das
Gas aus den Haushaltunzen und Gewerben, in denen es
einmal eingeführt sei, gewaltsam zu verdrängen, müsse
aber Sorge tragen, daß in allen Neubauten und Neuanlagen
der Elektrizität der ihr gzebührende Platz auch bei der
Wärmeversorzung gesichert werde; im besonderen werde
sie dahin wirken, daß nicht ein zweites Energie-(Gas-)
Netz nach Neusiedlungen oder Ortschaften verlegt werde,
die von vorhandenen elektrischen Leitungen aus wirt-
schaftlich auch mit Wärme versorgt werden könnten. Eine
derartige Kapitalvergeudung dürfe das verarmte deutsche
Volk sich nicht leisten.
Der erste Tax der Versammlung war der elektrischen
Haushaltküche, der zweite der elektrischen Großküche und
der Anwendung der Elektrizität in den Molkereien gewid-
met. Der Eindruck, den man von der Tagung erhielt, war der,
daß die von den elektrischen Großküchen den Gastwirten
gewährten Vorteile heute bereits in weiten Kreisen voll er-
kannt sind und mit der Einführung dieser Küchen in allen
Gaststätten, die auf Sauberkeit des Betriebs und Güte der
verabreichten Speisen Wert legen, mit Bestimmtheit in kur-
zer Zeit zu rechnen ist. Bei den llaushaltküchen gilt es,
was sich als weit schwieriger und vor allem eine längere
Zeit beanspruchend erweist, die Abneigung der Hausfrau
regen Neuerungen zu überwinden; denn das elektrische
Kochen stellt wegen der bei ihm auftretenden weit niedri-
geren Temperaturen gegenüber dem Kochen auf offener
Flamme — mag sie durch feste Brennstoffe oder Gas er-
zeugt sein — stets Neues dar, so daß eine geringe Um-
stellung der Hausfrau nicht zu vermeiden ist, wenn sie
alle Vorteile der vollelektrischen Küche ausnutzen will.
Erwähnt sei, daß in den Vorträgen und Erörterungen
die „elektrische Sommerküche“ nicht behandelt wurde,
obwohl diese geeignet erscheint, den Übergang zur voll-
elektrischen Küche wesentlich zu erleichtern, u. zw. so-
wohl den Elektrizitätswerken wie den Hausfrauen, näm-
lich überall dort, wo man sich in Siedlungs- und Neubauten
noch nicht zur Einführung einer Sammelheizung für den
ganzen Baublock entschließen kann. Hier dürfte die Stock-
werk-Warmwasserheizung sich durchsetzen, bei der eine
Feuerstelle in der Küche die Herstellung des heißen Wassers
fir Wohnungsheizung und Wirtschaft, zugleich aber auch
die Beheizung des Kochherdes übernimmt. Nach Abschluß
der winterlichen Heizperiode werden diese Öfen bisher durch
Hochstellen des Rostes und Einführung von Wärmeschutz-
wänden für die alleinige Herdbefeuerung umgewandelt. Un-
ter Fortlassung dieser Umbauten kann man nun im Sommer
die Feuerstelle zanz stillezgen und zur rein elektrischen
Sommerkiüche übergehen. Die Elektrizitätswerke würden
sich dadurch einen sehr angenehmen ‚„Sommerstromabneh-
mer” sichern, den sie ohne das Bedenken, ihre Netze zu
überlasten. anschließen können: den Hanefrauen aber wird
während des ganzen Sommers das Heranschaffen von
Brennstoff und die Beseitigung der Asche erspart, eine
nicht zu unterschätzende Wirtschaftserleichterung; zugleich
hätten sie in der bestehenbleibenden Feuerstätte eine volle
Reserve bei einem etwaigen Versagen des Stroms, die sie
auch mit heranziehen könnten. wenn bei besonderen Fest-
lichkeiten die elektrischen Kochgzeräte nicht ausreichen
sollten. Die kleinen elektrischen Tischzeräte, wie Tee-
und Kaffeemaschinen, Brotröster. Wärmeplatten usw., wer-
den in Wohnungen mit elektrischer Sommerküche auch
während des Winters zebraucht werden. Letztere ist nur
als ein Übergang anzusehen. kann aber als Vorläufer der
vollelektrischen Kiche den Hausfrauen wie den Elektrizi-
tatswerken gute Dienste leisten. Thierbach.
Woltram-Zirkonoxyd-Öfen. — Als einfacher und nicht
zu teurer elektrischrr Ofen wird ein für Laboratoriums-
zwecke geeigneter Widerstandsofen beschrieben, dessen
feuerfestes Material Zirkonoxvd ist. während der Heiz-
draht aus Wolfram besteht. Es können mit solchen Öfen
von beträchtlicher Lebensdauer Temperaturen über 2000 °
erreicht werden. Bei einem Stromverbrauch von 8..15 A
stellt sich der Betrieb nicht zu teuer: außerdem können
diese Öfen direkt an das Netz angeschlossen werden: Man
kann die Öfen sowohl als Innenwicklungs- wie als Außen-
wieklungsöfen herstellen. Notwendig ist aber in jedem
Fall die Verwendung eines Schutzgases, etwa von gce-
reinigtem Wasserstoff. um das Wolfram vor Oxydation zu
schützen. (W. M. Cohn, Z. techn. Phys. Bd. 9, S. nn
r.
Bahnen und Fahrzeuge.
Nominelle Leistung und Betriebsleistung von Bahn-
motoren. — Infolge der Raumbeerenzung durch die Spur-
weite und des Abstandes von den Schienen, der starken
Beanspruchung hinsichtlich Drehmoment und Leistunz
und auch durch die Erschütterungen bei Fahrt, und infolre
der schlechten Zugänglichkeit und Überwachungsmörlich-
keit hat die Konstruktion der Bahnmotoren immer schon
in Händen von Spezialisten gelegen.
Eine andere Eizentümlichkeit der Bahnmotoren liegt
in der Festsetzung ihrer nominellen Leistung, die von der
hei anderen Betrieben üblichen wesentlich abweicht. Sie ist
„war Gegenstand der British Standard Specification, aber
nur die Bahnspezialisten kennen den Zusammenhang zwi-
schen ihr und der Leistung im Betrieb. Ein direkter Zu-
sammenhang ist nicht vorhanden. Daher sind auch Metho-
den zur Bestimmung der Motorcharakteristiken entwickelt
worden, wie sie bei anderen elektrischen Maschinen nicht
üblich sind.
Die nominelle Leistung eines Motors — es soll hier
nur von Gileichstrommotoren die Rede sein, da sie am wei-
testen verbreitet sind — ist nach der British Standard Sre-
cification definiert als die Leistung, die von dem Hersteller
unter Innehaltung der vorgeschriebenen Bedingungen fest-
ecleget ist. Diese Definition ist unbrauchbar. Die Defi-
nition nach den amerikanischen Regeln lautet: die nomi-
nelle Leistung von Maschinen und Apparaten ist die will-
kürlich gewählte Festsetzung einer Grenzleistung. Sie
opfert die Deutlichkeit der Kürze und ist zu allgemein für
ihren Zweck. Im folgenden soll eine neuzeitliche Fassung
vorgeschlagen werden. Die nominelle Leistung einer Ma-
schine ist die zahlenmäßige Charakteristik einer Leistung
und wird unter Innehaltung von bestimmten Grenzen in
besonderer Weise festgesetzt.
Allzemein ist die nominelle Leistung einer Maschine
etwas Willkürliches. Sie soll natürlich in enger Beziehung
zur Beanspruchung des Motors im Betrieb stehen. Ist
beispielsweise eine 10 PS-Leistung in einem stationären
Betrieb dauernd erforderlich, so soll der dafür ausge-
1666
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
14. November 1929
wählte Motor mit 10 PS gestempelt sein, und die Methode
der Leistungsbestimmung soll nach Möglichkeit die Sicher-
heit dafür gewähren, daß der Motor diese Leistung her-
gibt. Dies versteht man allgemein unter Stempelleistung.
Bei den Bahnmotoren giht es indes solch klaren Zu-
sammenhang zwischen nomineller und Betriebsleistung
nicht; dieser Zusammenhang kann sich außerdem grund-
sätzlich ändern, wenn die Bauart der Motoren eine andere
wird, z. B. von der geschlossenen in die ventilierte über-
eeht: Der projektierende Ingenieur muß sich entsprechend
umstellen. Der Betrieb oder wenigstens die Grenzleistung
ist bei Bahnen meist ziemlich genau bekannt. Ein Motor
kann dafür mit genüzender Genauigkeit bestimmt werden.
Dies hat aber mit der Stempelleistung des Motors nichts
zu tun.
Obgleich also eine feste Beziehung zwischen nomineller
und Betriebsleistung nicht besteht, oder vielleicht gerade
aus diesem Grunde, gibt man neuerdings zwei Leistungen
an: die Stunden- und die Dauerleistungz. Allzemein gilt je-
doch bei Straßenbahnen noch die Stundenleistung als nomi-
nelle Leistung, wenn auch die Dauerleistung mehr und
mehr an Bedeutung gewinnt, weil sie sich enzer dem Be-
trieb anpaßt; sie wird mit der Zeit vielleicht die Stunden-
leistung ganz verdrängen.
Der Grund, warum früher die Stundenleistung als
Stempelleistung einzeführt wurde, dürfte der gewesen sein,
daß bei Motoren ohne Wendepole der Stundenstrom und da-
mit die Stundenleistunz annähernd das Maximum darstellt,
bei dem die Kommutierung des Motors noch einwandfrei war.
Der Anfahrstrom wurde daher gleich dem Stundenstrom
gewählt. Bei den heute üblichen Wendepolmotoren bildet
der Stundenstrom weder eine Belastungserenze noch steht
er in einer Beziehung zum Spitzenstrom im Betrieb. Abge-
sehen davon, daß er für die Prüfung der Motoren eine ge-
eiznete Belastung darstellt, die scharf genug ist, um etwaige
Fehler aufzudecken, hat er seine Bedeutung verloren; des-
wegen aber, weil der Stundenlauf eine brauchbare Be-
lastunz für die Motoren im Prüffeld darstellt, darf die
Stundenleistung noch nicht zur Stempelleistung erhoben
werden. Die nominelle Leistung soll sich auf eine Motor-
type und nicht nur auf einen einzelnen Motor beziehen.
Der Autor und das British Committee of the International
llectrotechnical Commission haben daher vor einiger Zeit
vergeschlagen, den Stundenlauf als nominelle Leistung
ganz fallen zu lassen, u. zw. hauptsächlich in der Er-
wägung, daß ihm eine Bedeutung beizxemessen wird, die
ihm nicht zukommt, und daß der nur willkürliche Zusam-
menhang mit dem Betrieb meist übersehen wird.
Die Dauerleistunz kommt der Belastung im Betrieb
näher besonders bei ventilierten Motoren. Nichtsdesto-
weniger soll auch ihr, ebenso wie der Stundenleistung, nur
der Wert einzeräumt werden, der ihrer künstlichen Natur
entspricht. Obwohl beide Läufe im allgemeinen mit der
rwärmung im Betrieb in Verbindung gebracht werden
können, ist der Zusammenhang nur unbestimmt. Außer-
dem sollte eine Erwärmungesgrenze nicht vorgeschrieben
oder unnötig niedrig gehalten werden, ohne Hinweis auf
andere Eigenschaften, zur Erreichung eines zufrieden-
stellenden Betriebes. Mäßire Erwärmung der Motoren
braucht nicht. schädlich sein, und ihre Herabsetzung wird
leicht um einen zu großen Preis erkauft. Die Amerikaner,
die auf Vermeidung von nutzlosem KEizenzewieht bei Zü-
ven besonders bedacht sind, streben bei ihren Isolierstoffen
Temperaturen von 145° und für kurze Perioden noch
höhere Werte an. 130° werden für normalen Betrieb als
eceienet betrachtet. Es muß verlangt werden, daß die
maximale Erwärmung im Betrieb noch genügend weit un-
ten der kleinsten schädlichen Erwärmung liegt, sonst aber
soll der Projekteur freie Hand haben und nicht an eine
nominelle Leistung gebunden sein.
Erwärmungder Motoren. Der Projiekteur muß
imstande sein, die Erwärmung des Motors in dem Betrieb,
für den er bestimmt ist, im vorhinein mit genügender Gre-
nauigkeit berechnen zu können. Es sollen im folgenden
die Erwärmung im Betricb, die Motorprüfungen, auf Grund
derer die ungefähre Erwärmung im Betrieb nachgeahmt
werden kann, die geeigneten Methoden der Erwärmungs-
berechnung aus den Prüfungen betrachtet werden.
Die Erwärmung eines Bahnmotors im Betrieb hängt
von der Temperatur der umgebenden Luft, von der Zue-
luft, von der Größe, der Verteilung und der Einwirkunes-
dauer der Motorverluste und von den Maßnahmen zur Ab-
führung der Wärme ab. Allgemein spricht man nur von
den Temperaturerhöhunzen, doch müssen die örtlich auf-
tretenden Temperaturen berücksichtigt werden, falls dabei
Grenzerwärmungen erreicht werden, bei denen die Isolier-
stoffe zerstört werden können.
Die Teinperaturzunahme eines bestimmten Motorteiles
im Betrieb hängt von der in ihm selbst erzeugten Wärme
und von der der Umgebung, die durch Leitung, Berührung
oder Strahlung übertragen wird, ab. Natürlich kann die
gegenseitize Beeinflussung verschieden sein; sie wird bei-
spielsweise zwischen Anker und Feld bei geschlossenen
Motoren, wo die ganze Ankerwärme durch die Pole und
das Gehäuse abgeleitet werden muß, viel stärker sein als
bei ventilierten Motoren. Die Art der Ventilation, ob
Serien- oder Parallelventilation, ist ebenfalls von Bedeu-
tung. Wenn übrigens alle Teile eines Motors im Betriebe
gleichmäßig die zulässige Erwärmungsgrenze erreichen,
so braucht dies bei den künstlichen Belastungen auf dem
Prüfstand nicht der Fall sein.
Die Verluste, die zur Erwärmung des Motors bei-
tragen, können eingeteilt werden in:
Ohmsche Verluste,
Bürstenübergangsverluste,
Bürstenreibungsverluste,
Eisenverluste,
zusätzliche Verluste bei Last; sie bestehen aus Wider-
stands- und Eisenverlusten, die der Rechnung nicht
zugänglich sind.
Im Betriebe wechseln diese Verluste in der Größe und im
Verhältnis zueinander von Augenblick zu Augenblick. Es
ist daher unmöglich, sie auf dem Prüfstand nachzuahımen.
Da jedoch die Motoren eine beträchtliche Wärmekapazität
haben, genügt es, wenn im Betrieb jeweils größere Ab-
schnitte zusammengefaßt und die mittleren Verluste be-
stimmt werden.
Die Abkühlunz der Motoren ist verschieden, je nach-
dem die Motoren fremd-, eizenventiliert oder geschlossen
sind. Im zweiten Fall steigt die Wärmeabfuhr ungefähr
proportional mit der Motordrehzahl. Beim geschlossenen
Motor ist der innere Temperaturausgleich um so gleichför-
mizer und demzemäß die Wärmenbleitunz um so günstiger,
je höher die Drehzahl ist. Bei den fremdventilierten Mo-
toren hat die Motordrehzahl kaum einen Einfluß auf die
Abfuhr. Daß die durch den Motor zesaurte oder zedrückte
Luftmenze eine ausschlaggebende Rolle für die Abfuhr der
Verluste spielt, ist selbstverständlich.
Die hauptsächlichen Verluste sind oben bereits auf-
gezählt. Es soll noch einiges über ihr Größenverhältnis
und die Mörlichkeit ihrer Bestimmung gesagt werden. Wich-
tie ist, daß die anzenommenen Verluste mit den tatsäch-
lichen möglichst genau übereinstimmen, u. zw. immer
mit Rücksicht auf einfache Berechnung, und zweitens, daß
beim Gebrauch der Erwärmunges- und Abkühluneskurven
die gleichen Methoden angewandt werden wie bei ihrer
Aufstellung, um Irrtümer zu vermeiden. Bei jeder dieser
Kurven sollten gleichzeitig die Widerstände, die Eisenver-
lustkurven und die Reibungskocffizienten mit angegeben
werden. Den Hauptteil bilden die Kupferverluste; sie kön-
nen genau bestimmt werden. Etwa auftretende Wirbel-
stromverluste werden zu den zusätzlichen Verlusten bei
Last gerechnet; sie können durch Unterteilen und Verdril-
len der Leiter ziemlich vermieden werden. Die Bürsten-
übergangsverluste sind viel kleiner, aber auch schwerer
zu bestimmen: sie hänzen vom Zustand des Kommutators
und der Bürsten ab. Man setzt sie mit einem konstanten
Spannungsabfall von etwa 2 V, multipliziert mit dem jewei-
ligen Strom, in Rechnung. Die Kommutator-Reibungs-
verluste hängen von den gleichen Faktoren ab. Sie ergeben
sich aus dem Produkt der Drehzahl und einer Konstanten,
die aus mehreren L,äufen erhalten wird.
Die Eisenverluste sind beträchtlich. Sie im voraus zu
bereehnen, ist sehr schwierig, da sie bei derselben Type
von Motor zu Motor wechseln. Ihre Messung erfolgt bei
offenem Ankerstromkreis und fremderregter Maschine un-
ter Änderung der Drehzahlen und der Erregung. Bei Last
sind sie um einen zusätzlichen Betrag zu vergrößern, der
aber rechnerisch nicht erfabbar ist.
Unter den zusätzlichen Verlusten bei Last sind all die
Verluste zusammengefaßt, die außer den vorher aufzezähl-
ten noch auftreten. Sie werden als die Differenz zwischen
den aus Bremsung ermittelten Gesamtverlusten und der
Summe der zerechneten und geschätzten Verluste bestimmt.
Bei den American Standardization Rules sind sie durch
einen prozentualen Zuschlag zu den Eisenverlusten be-
rücksichtigt, der von der Last abhängt.
Die Eignungsprüfung eines Motors für einen bestimm-
ten Betrieb erfolzt am besten durch eine Probefahrt auf
einer passenden Strecke mit den richtigen Haltestellen und
Verhältnissen. Die Fahrt muß so lange ausgedehnt wer-
den, bis die Motoren ihre Endtemperatur erreicht haben.
Wo dies nicht möglich ist, muß ein Lauf im Prüffeld von
De
14. November 1929
hinlänzlicher Dauer gemacht werden, wobei die gleichen
Geschwindiekeiten und Belastungen eingehalten werden
sollten wie im Betrieb.
Über den Zusammenhang zwischen Tirwärmunzen auf
dem Prüfstand und im Betrieb gibt eine Reihe von Ver-
suchen Aufschluß, die unter den gleichen Bedingungen
gemacht wurden. Danach ergibt sich für geschlossene Mo-
toren, daß sie bei derselben Temperaturerhöhung im Be-
trieb etwa 30% mehr Verluste abführen können als im
Prüffeld. Bei ventilierten Motoren ist praktisch kein Un-
terschied. Es können also Erwärmungs- und Abkühlungs-
kurven, die auf dem Prüfstand aufgenommen sind, für die
heute allein vorkommenden selbstventilierten Motoren
ohne weiteres für den Betrieb verwendet werden. (F. W.
Carter, J. Inst. El. Engs. London Bd. 6, S. 994.) Trb.
Bergbau und Hütte.
Hochfrequenzerzeuger für Elektroöfen. — M.Dufour
behandelt das für den Schmelzprozeß im Hochfrequenzofen
sehr wichtige Problem der Erzeugung hochfrequenter
Wechselströme durch Funkenstrecken, wobei kurz auf die
Wirkungsweise und auf die Schaltungsmöslichkeiten der
elektrischen Stromkreise eingegangen wird. Drei wesent-
liche Zeitabschnitte sind beim Betrieb mit einer Funken-
strecke zu unterscheiden:
1. die Zeitdauer der Aufladung der Kondensatoren,
2. die Zeitdauer der oszillatorischen Entladung der-
selben,
3. die Zeitdauer des Bestehens eines Lichtboeens.
Bei einer guten Energieausbeute, also bei einem guten
Wirkungsgrad der Anlage, müssen die Zeitdauer der Auf-
ladung der Kondensatoren und die Zeitdauer des Be-
stehens eines Liehtbogens sehr kurz sein. Die Erriebie-
keit an hochfrequenter Wechselstromenergie wird für die
Funkenstreeke mit Graphitelektroden über ein Queck-
silberbad (Methode Aiax-Northrup) mit 35kW, für die
rotierende Funkenstrecke mit 25 kW und für die Licht-
funkenstrecke mit 50kW angegeben. Durch Auslöschung
der Funkenstrecke mit einem Gasstrom parallel zum Licht-
bogen und durch Verbesserungen der alten Erzeugrungs-
methode glaubt Dufour die Leistung der Löschfunkenent-
l:dung auf 100 kW steigern zu können.
Vermißt werden in der Arbeit Anzaben über die Wirt-
schaftlichkeit dieser Erzeurunesmethode. Denn die Wirt-
schaftlichkeit wird erst entscheiden, cb diese Hochfre-
auenz-Erzeurungsmethode für praktische Betriebe in Be-
tracht kommt. (M. Dufour, Bull. Soc. Franc. des El.
Bd. 8, S. 929.) V.E.
Ein Hochfrequenzofen mit rotierender Funkenstrecke
und veränderlicher Schwingungszahl. — Kraemer be-
schreibt eine vom eisenhüttenmännischen Institut der
T. H. Berlin gebaute Hochfrequenz-Schmelzanlage. Diese
zeichnet sich vor anderen in der deutschen Literatur be-
schriebenen Anlagen dadurch aus, daß eine rotierende
Funkenstrecke zur Erzeugung der erforderlichen hoch-
frequenten Wechselströme benutzt wurde. Die Funken-
strecke regt bekanntlich in einem elektrischen Strom-
kreis, der aus der Ofenspule und einer Kapazität besteht,
Schwingungen an, die gedämpft ausschwingen. Die Appa-
ratur hat für den Betrieb gewisse Vor- und Nachteile.
Der Vorteil besteht darin, daß die Frequenz durch Ein-
schalten von zusätzlichen Kondensatoren sich beliebig
ändern und der Größe der zu schmelzenden Körper an-
passen läßt. Nachteile entstehen dadurch, daß die Anlage
mit gedämpften Schwingungen arbeitet und die Isolation
der Anlage sowie die Durchschlarsfeldstärke der Konden-
satoren nach der Maximalamplitude der zeitlich veränder-
lichen elektrischen Schwingungen bemessen werden muß,
was gegenüber einer Apparatur, die mit ungedämpften
Wellen arbeitet, eine gewisse wirtschaftliche Belastung
mit sich bringt. Eine Apparatur mit gedämpfter Funken-
strecke mag vielleicht wirtschaftlich sein, wenn nur mit
sehr kleinen Einsatzmengen gearbeitet wird und die Fre-
quenz dementsprechend hoch gewählt werden muß. Für
industrielle Betriebe, die mit einem Einsatz von 30 kg und
mehr an Schmelzgut rechnen müssen, ist nach Vergleich
der Preise eine Ofenanlage mit Maschinengenerator
billiger.
Von Interesse ist noch die Beschreibung eines Va-
kuumofens und seines Aufbaues aus keramischen gegen
hohe Temperaturen unempfindlichen Baustoffen. (M. H.
Kraemer,St.u. E. Bd. 48, S. 1120.) V.E.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
1667
Fernmeldetechnik.
Der deutsche Kurzwellen-Rundfunksender. — Der
deutsche Kurzwellen-Rundfunksender, von der Telefunken-
Gesellschaft erbaut, ist im Hause des Deutschlandsenders,
etwa 3 km südlich von Königswusterhausen, aufgestellt
worden. Die bei kurzen Wellen im besonderen Maße er-
forderliche Konstanz der Frequenz wird durch „Kristall-
steuerung“ erreicht. Diese bedingt eine Leistungsteige-
rung von wenigen Watt bis zur Antennenhöchstleistung
ven rd. 30 kW, außerdem eine mehrmalige Frequenzver-
viefachung. Die Schwingungserzeugung, Leistungsioige-
rung und Frequenzvervielfachung geschehen in 7 Stufen.
Jede einzelne Stufe besitzt einen abgestimmten Gitter-
und einen abgestimmten Anodenkreis. Nur der Gitter-
kreis der Kristalistufe enthält lediglich den Kristall. Der
Anodenkreis jeder Stufe ist mit dem Gitterkreis der nächst
höheren induktiv gekoppelt. Der Sender hat also ein-
schließlich des Antennenkreises 14 abzustimmende Kreise.
Die einzelnen Stufen sind zekapselt. Die Stufen 2...7 sind
neutrodynisiert. Die Modulation findet in der vorletzten
Stufe statt, u.zw. nach der Gittergleichstrommethode.
Zur Beurteilung der Güte der Modulation und zur Mes-
sung des Modulationsgrades dient ein Überwachungsgerät.
Die zur Bedienung des Senders erforderlichen Schalt-
organe sind, soweit sie nicht Hochspannung führen, in
einem Schaltpult untergebracht, das sich an den Unterbau
des eigentlichen Senders anschließt. Zum Betrieb des Sen-
ders sind 13 voneinander unabhängige Spannunesquellen
nötig. Die Heizung der Modulationsröhren geschieht mit
Wechselstrom von 10000 Hz. Die übrigen Röhren werden
mit Gleichstrom geheizt. Der Anodenstrom der beiden
wassergekühlten Röhren wird Gleichstrom-Hochspan-
nungsmaschinen von 10 000 V entnommen. Die Kihlanlare
für die beiden 20 kW-Röhren ist an den Sammelbehälter
und den Rückkühler des Deutschlandsenders angeschlos-
sen, hat aber im übrigen ein eigenes Leitunesnetz. Als
Luftleiter dient eine Eindrahtantenne, die in der 9. Ober-
welle angereet wird. Die Messungen am Sender haben eine
Antennenleistung bei Telegraphie von rd. 32 kW und bei
Telephonie von rd. 8 kW ergeben. Der Sender arbeitet
seit dem 26. VIII. d. J. mit der Frequenz 9560 Hz (Welle
31,38 m) im Probebetrieb und überträgt jeden Abend von
&h ab das Berliner Programm. (A. Semm, Tel. u.
Fernspr. Techn. Bd. 18, S. 187.) Sb.
Neue Funkstationen. — In Spanien wurde eine eigene
Transradio-Gesellschaft gegründet, die „Transradio Espa-
ñola“, die es sich zur Aufgabe gesetzt hat, mit den über-
sceischen Ländern in direkten Verkehr zu treten. Weiter
wird aus Bogotá (Columbien) gemeldet, daß der dortige
Rundfunksender seinen Betrieb aufgenommen und gute
Reichweiten ergeben hat. Beide Anlagen wurden von der
Telefunken-Gesellschaft erbaut. of
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Neues Diagramm zur Darstellung der Arbeitsweise
von Stromtransformatoren. — W. Janvier ist es dureh
geschickte Umformung des klassischen Stromwandlerdia-
gramms gelungen, ein neues Diagramm zu entwerfen, bei
dem die Lecrlaufstrom-Charakteristik Ja = f(E,) mit dem
dy Primärstrom
Ja Sekundärstrom
I; Leerlaufstrom, bezogen auf Se-
kundärseite
E: Sekundärspannung
Ohmseher Widerstand des
äußeren Kreises
X induktiver Widerstand des
fußeren Kreises
R: VOhmscher Widerstand des Sekun-
därkreises
X, induktiver Widerstand
kundarkreises
Z Impedanz des Sekundärkreises
ZYIR+ RY LU + Ka
W Phasenverschiebung zwischen Leerlaufstrom und umgeklappter Se-
kundärspannung = 4 th — HA
des Se-
9 Phasenverschiebung zwischen Sekundärstrom und Sekundärspannune
E Phasenverschiebung zwischen Primär- und Sekundärstrom
J Es . n v P
K= Kä K, - Windungsverhältnis "" 4K- K—K,
$ nı
Abb. 9.
1068
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
14. November 1929
Belastungsdiagramm derart organisch verbunden ist, daß
man aus ihm ohne jede Umzeichnung für jede äußere se-
kundäre Belastung den Übersetzungsfehler und Winkel-
fehler bestimmen kann. Vorausgesetzt ist dabei die Kennt-
nis der Windungsabweichung und der inneren sekundären
Streureaktanz. (Für die Bestimmung der Streureaktanz
gibt der Verfasser ein Näherungsverfahren an, das aber
nur in Ausnahmefällen brauchbare Ergebnisse zeitigt).
Das in Abb. 1 dargestellte Diagramm liefert unabhängig
von der Weeer und vom Widerstand des äuße-
ren Kreises die Werte K; ~ Z X OH und eine = Z X HC.
Der Betriebspunkt C wird mit Hilfe einer auf der Kurve
f(Y) angebrachten E,-Skala ermittelt. (W. Janvier,
Rev. Gén. de UEL Bd. 24, S. 619). cht.
Windungsprobe an Spulen mit Hochfrequenz. — Das
bereits früher erwähnte Rylander-Verfahren zur fabri-
kationsmäßigen Prüfung von Maschinen- und Transfor-
matorenspulen wird bei der Westinghouse Co. an vielen
Stellen der Fabrikation angewandt. Die verwendete Fre-
quenz in Form zedämpfter Schwingungen ist zwischen
10 000 und 200 000 Hz für Einzelspulen und 5000... 100 000 Hz
für vollständige Apparate. Die Schwingungen werden
durch Entladungen eines Schwinzungskreises gebildet,
dessen Induktivität der Prüfling selbst ist. Abb. 10.zeirt
Abb. 10. Abb. 11.
die Schaltung. RF ist eine rotierende Scheibenfunken-
strecke zum Einleiten der Schwingung, MF ist die Mef-
funkenstrecke parallel zu dem Prüfling x. In jeder Halb-
welle geht ein Hochfrequenz-Wellenzug durch die Wick-
Jung, dessen Frequenz gegeben ist durch die Gleichung
je 0,159
Vo
wobei Lz die Induktivität des Prüflings ist.
Besonders wichtig ist bei diesem Verfahren, daß man
innere Durchschläge sofort erkennen kann mit Hilfe eines
zweiten Schwingungskreises (Abb. 11) mit einem Meß-
instrument, das auf die Frequenz im eigentlichen Prüfkreis
abgestimmt ist. Schlägt der Prüfling durch, so ändert sieh
seine Induktivität, die Frequenz des Sekundärkreises ist
aber unverändert geblieben, und das Zeigergalvanometer
geht sofort zurück. Eine Anzahl von Bildern zeigt die
Prüfung von Einzelspulen, auch ganzer Apparate. z.B. von
dem Läufer eines 1kW-Gleichstrommotors für 36V. Bei
ihm wird die Hochfrequenz genau so an den Bürsten zuge-
führt wie der Gleichstrom. (J.L.Rylander, The Eleetrie
Journ. Bd. 25, S.10.) Kth.
Allgemeiner Maschinenbau.
Betrieb und Überwachung von Dampfkesseln. — M.
Bouffart stellt die im Dampfkesselbetrieb zu be-
achtenden Regeln zusammen und geht hierbei davon aus,
daß ein Dampfkessel aus zwei an sich voneinander unab-
hängigen Einrichtungen besteht, der Feuerunz und dem
eigentlichen Dampferzeuger. Beide Teile müssen im Be-
trieb durch geeignete Meßinstrumente beobachtet werden,
und es genügt nicht, wenn man, wie es noch vielfach in
der Industrie der Fall ist, eine vollkommene Verbrennung
anstrebt, aber nicht darauf achtet, daß die heißen Gase
auch so viel Wärme wie möglich an das zu verdampfende
Wasser abgeben. Die Meßinstrumente, die zur Über-
wachung der Feucerung notwendig sind, sind zunächst die
Apparate zur Bestimmung der Zusammensetzung der
Abgase:
1. Das Kriterium für eine gut geleitete industrielle
Feuerung ist ein möglichst hoher Gehalt der Brenngase
an CO, bei vollständiger Vermeidung von CO und H. Diese
Regel kann nur befolgt werden, wenn Meßapparate vor-
handen sind, die den Gehalt an CO, und CO + H anzeigen.
Solche Apparate müssen also unter allen Umständen ein-
gebaut werden.
2. Die Abgasanałyse gibt ein Bild darüber, ob die
Verbrennung gut oder schlecht ist (qualitativ), sie muß
ergänzt werden durch die Messung der zugeführten Brenn-
stoffmenge oder der Luft- oder Gasmenge (quantitativ).
Es genügt, wenn einer von diesen drei Werten gemessen
wird, weil die anderen daraus, wenn die Brennstoffzu-
sammensetzung und die Abgasanalyse bekannt sind, durch
Rechnung ermittelt werden können.
Wenn es aus örtlichen Gründen nicht möglich ist,
einen von diesen drei Meßapparaten einzubauen, so kann
man sich durch die Messung der Abgastemperatur am
Kesselende helfen. denn diese Temperatur steht für einen
gegebenen Dampfkessel in eindeutigem Zusammenhang
mit der aufgewendeten Brennstoffmenge, solange die Zu-
sammensetzung der Abgase sich nicht ändert.
Durch diese beiden Faktoren, Abgasanalyse und
Brennstoffmenge, ist die „mittlere Leistung” des Dampf-
kessels eindeutig bestimmt. Der Heizer hat nun die Mög-
lichkeit, durch Änderung der Luftmenge und der Brenn-
stoffmenge den auftretenden Belastunzschwankungen zu
folgen, soweit diese nicht durch die natürliche Speicher-
fähigkeit des Kessels ausgeglichen werden.
3. Nicht unbedingt notwendig, aber erwünscht sind
weitere Temperaturmessungen in den Zügen, besonders
wichtig die Beobachtung der Gastemperatur im Überhitzer
und in den Vorwärmern. Für die Betriebsüberwachung
notwendig sind nur zwei Temperaturmessungen: die Gas-
temperatur am Ende des Kessels und die Dampftemperatur
hinter dem Überhitzer.
4. Zur dauernden Aufzeichnung aller im Betrieb vor-
kommenden Schwankungen, Unregelmäßigkeiten, Fehler
usw. ist der Einbau von selbstschreibenden Zugmessern
erforderlich. Diese zeigen jede Änderung in der Feuer-
führung augenblicklich an, sie sind daher besonders ge-
eignet zur Überwachung des Betriebes und des Personals.
5. Zur Beobachtung des eigentlichen Dampferzeuger:
dienen die Woasserstandsanzeigeer, der Dampfmengen-
messer, das Manometer und das Überhitzerthermometer.
Der Dampfmesser zeigt dem Kesselwärter an, wenn sich
die Dampfentnahme ändert: daraufhin hat er die Feuer-
führung entsprechend nach den oben dargelegten Gesichts-
punkten zu regeln und, wenn keine selbsttätige Speise-
einrichtung vorhanden ist, die Speisung so einzustellen,
daß der Wasserstand immer die vorgeschriebene Höhe
beibehält. Der Wärter muß sich bei seinen Maßnahmen so
einstellen, daß der Dampfdruck konstant bleibt.
Zum Schluß weist Bouffart noch darauf hin, wie
wichtig die zweckmäßiire Anordnung der Instrumente am
Heizerstand ist, und macht bestimmte Vorschläge, wie die
einzelnen Apparate auf einer Tafel angebracht werden
sollten. Bei größeren Anlagen mit mehreren Damnf-
kesseln ist außerdem die gemeinsame Überwachung der
Kessel von einer Zentralstelle aus notwendig. An dieser
Stelle müssen vor allem die Leistungen (Dampfmesser)
der einzelnen Kessel und die Temperaturen der Abga:¢
und des überhitzten Dampfes registriert werden. Er-
wünscht ist außerdem eine Vorrichtung mit etwa 8 Tem-
peraturanzeieern, die auf jeden beliebigen Kessel umge-
schaltet werden kann und gestattet, jederzeit die Gas-
temperaturen in den Zügen jedes Kessels nachzuprüfen.
Die Ersparnisse, die bei Umstellung eines veralteten
Betriebes auf wirtschaftliche Feuerführunz erzielt wer-
den, sind sehr groß und lohnen in jedem Fall die geringen
Anschaffungeskosten für die Meßinstrumente.
In der Arbeit von Bouffart sind hiermit alle Ein-
richtungen, die zur Überwachung und Verbesserung der
Feuerführung notwendig sind, richtige und übersichtlich
zusammengestellt. Es feblt jedoch der Hinweis darauf,
daß, wenigstens bei Hochleistungskesseln, zur Über-
wachung des eigentlichen Dampferzeugers auch eine sorg-
fältige Beobachtung des Speisewassers gehört. Wie sich
die Rückstände des Brennstoffes in den Aschentrichtern
sammeln, so lagern sich im Kessel die Rückstände aus
dem Wasser ab. Deshalb sind von Zeit zu Zeit Analysen
des Kesselwassers notwendig, damit jede Anreicherunz
von schädlichen Bestandteilen früh genug erkannt und
durch Betätigung der Schlämmvorrichtungen behoben
werden kann. (Bouffart, Rev. d. Mines Bd. 15, ne
Werkstatt und Baustoffe.
Silumin in der Elektrotechnik. — Unter dem Titel
„Silumin in der Elektrotechnik“ ist eine Druckschrift! er-
schienen, die in übersichtlicher Weise schildert, inwie-
weit diese von der Metallzesellschaft A. G., Frankfurt a. M.,
1 Herausgegeben von der Metallgesellschaft A.G. Frankfurt a. M.
14. November 1929
hergestellte Leichtmetall-Gußlegierung! in der Elektro-
technik Eingang gefunden hat. Es ist interessant zu sehen,
daß sich die vor 7 Jahren an die neue Legierung ge-
knüpften Hoffnungen gerade in der elektrotechnischen In-
dustrie erfüllt haben. Eine ganze Reihe von Abbildungen
der verschiedensten Teile des Schalter-, Generatoren- und
Abb. 13. Ölschalterdeckel.
Apparatebaues zeigen die praktische Bewährung, da es
sich um Teile handelt, die seit Jahren serienmäßig ge-
baut werden. Abb. 1 stellt die Aufsicht auf den Deckel
eines Hochleistungs-Ölschalters dar, während Abb. 2 ein
Lagerschild für Elektromotoren zeigt. Die Gründe für
die rasche Verbreitung des Baustoffes sind: geringes Ge-
Abb. 14. Lagerschild für Elektromotoren.
wicht bei hoher Festigkeit, gute elektrische Leitfähigkeit,
das Fehlen jedes Magnetismus und gute Korrosionsbestän-
digkeit. Da Silumin außerdem gegenüber Rotguß und
Messing wirtschaftliche Vorteile bietet, so hat es neben
der großen Verbreitung in fast allen Industriezweigen
auch in der Elektroindustrie Eingang gefunden. fi.
Verschiedenes.
Neue Vorlesungen an der T.-H. Dresden. — Wie wir
zu der in ETZ 1929, S. 1507 gemeldeten Ernennung des
Herrn Direktor Rachel zum Honorarprofessor von der
Dresdener Technischen Hochschule, Dresden, erfahren, um-
faßt sein Lehrauftrag das Gebiet Elektrizitätsver-
sorgung; es sollen Planung und Bau der Anlagen für
Elektrizitätserzeugung und -verteilung und, als neuc
Lehrrichtung an der Technischen Hochschule, auch der
Betrieb der Anlagen behandelt werden, der ja an-
gesichts des immer weiter um sich greifenden Zusammen-
schlusses der Energiequellen von größter Bedeutung ge-
worden ist. Zugleich sollen die Vorlesungen die Studie-
renden indieElektrizitätswirtschafteinführen,
um der Wichtigkeit und den wirtschaftlichen, Betrachtun-
gen Rechnung zu tragen und abschließend die großen Ge-
sichtspunkte für die Weiterentwicklung zur Darstellung
gelangen zu lassen. Dadurch, daß sowohl die technischen
Möglichkeiten wie auch die wirtschaftlichen Gesichts-
punkte von einer Stelle aus in engem Zusammenhange
behandelt werden, soll erreicht werden, daß sich die Stu-
dierenden, die für rein wirtschaftliche Betrachtungen
häufig wenig Interesse bekunden, mit solchen Gedanken-
ı Vgl. ETZ 1922. S. c24.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
1669
gängen befreunden und bereits von der Hochschule aus mit
der entsprechenden Einstellung an ihre praktischen Auf-
gaben herantreten. vde
Neue Normblätter des DNA. — Eisenbahn-
wesen: DIN 1574 Radreifen für Vollspurbahn-Fahr-
zeuge, Fertigprofil — 1575 Radreifen für Schmalspur-
bahn-Fahrzeuge, Fertigprofil — 1576 Radreifen mit
schwachem Spurkranz für Industriebahn-Fahrzeuge, Fer-
tigprofil — 1577 Radreifen mit verstärktem Spurkranz
für Industriebahn-Fahrzeuge, Fertigprofil.
Grundnormen: DIN 1340 Brennbare technische
Gase (Brenngase), Benennung — 4544 Karteikästen, Kar-
tenformate, lichte Maße der Karteikästen.
Bauwesen: DIN 1030 Gütevorschriften für orts-
feste Stahlhäuser — 1030 Beiblatt, Erläuterungen zu den
Gütevorschriften für ortsfeste Stahlhäuser.
Chemische Geräte: DIN DENOG 14 Chemische
Thermometer, Gebrauchs-Normalthermometer, Teilung
nach der gesetzlichen (hundertteiligen) Temperaturskala
— DENOG 27 Tropftrichter, Lampenarbeit — DENOG 28
Scheidetrichter, Hüttenarbeit — DENOG 41 Wägegläser.
Kraftfahrbau: DIN KrW 136 Flachbettfelgen
mit Seitenring für Stahlseil-(SS-)Niederdruckreifen für
Personenkraftwagen — Vornorm KrW 504 Zahnketten
mit Außenführung.
Lokomotivbau: DIN LON 8035 Pyrometer, Bau-
art Siemens & Halske, Anschluß- und Einbaumaße.
Energiewirtschaft.
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft'. — Die
Berliner Städtischen Elektrizitätswerke
A. G., die Ende 1928 über 521 950 kW ausnutzbare Maximal-
leistung der Turbogeneratoren verfügten, haben in diesem
Geschäftsjahr die Abmachung mit der Elektrowerke A.G.
über die vertraglich bereitzustellende Leistung dahin ge-
ändert, daß die Dauerleistung von 60 000 kW in den Win-
termonaten auf 80000 kW erhöht und während einiger
Stunden zur Deckung des Spitzenbedarfs auf insgesamt
110000 kW gesteigert werden kann. Die Stromlieferung
der Elektrowerke an die Städt. und Kreis-Kraftwerk Span-
dau G. m. b. H. wurde in ein neues Abkommen einbe-
zogen, nach dem die Bewag auch Fernstrom über das
Spandauer Werk übernimmt; nach einer gewissen Anlauf-
zeit erhöht sich diese Leistung auf 30000 kW?. Für die
weitere Deckung des Spitzenbedarfs wurde im Kraftwerk
Charlottenburg eine Ruthsspeicheranlage errichtet, die
während einer Belastungspitze rd. 67 000 kWh zu erzeugen
vermag. Für den gleichen Zweck ist ein neues Großkraft-
werk im Westen Berlins heute bereits in Arbeit, das mit
insgesamt rd. 224 000 kW ausgerüstet werden wird? Klin-
genberg, das an der (resamtproduktion mit über 40 % be-
teiligt war, ist bereits ein ausgesprochenes Grundlastwerk
geworden. Seine Höchstbelastung betrug längere Zeit hin-
durch 210000 kW, und am 11. XII. 1928 hat es 3,171 Mill
kWh erzeugt. Auf dem Gelände der Zentrale Charlotten-
burg kam im Juni das Bahnabspannwerk West zur Ver-
sorgung der Reichsbahn in Betrieb. Erweitert wurden
Rummelsburg und Steglitz, ein typisches Kondensations-
kraftwerk, das man jetzt zum Heizkraftwerk mit Gegen-
druckbetrieb und zugeschalteter Pumpenheizung umge-
Staltet hat; es ist das erste öffentliche deutsche Elektri-
zitätswerk, das restlos Strom- und Wärmeerzeugung ver-
einigt. Die Städteheizungsanlagen Charlottenburg und
Steglitz konnten ebenfalls weiter ausgebaut werden. Iın
Zählermeßbereich der Niederspannungsabnehmer ist der
Anschlußwert von 505 157 auf 559 603 kW, d. h. um nahezu
11 %, gewachsen, die Vertragsleistung der Hochspannungs-
abnehmer erhöhte sich um 20 % von 285 139 auf 342 143
kVA und der Anschlußwert der öffentlichen Beleuchtung
gleichfalls um nahezu 11 % von 2102 auf 2325 kW. Die
Zahl der eingebauten Zähler hat um fast 25 % von 576 989
auf 719783 und die der Hausanschlüsse und Hochspannungs-
übergabestationen um 9,4% von 78223 auf 85577 zuge-
nommen. In den eigenen Kraftwerken erzeugte die Ge-
sellschaft 888,127 Mill kWh (686,503 i. V.) und an Fremd-
strom bezog sie von den Elektrowerken 363,208 (343,108
i.V.) sowie aus anderen Quellen 48,306 MillkWh (65,418
i.V.). Bei einem Selbstverbrauch von 51,464 Mill kWh
(32,812 i.V.) gelangten 1248,177 MillkWh in das Netz
(1062,217 i. V.), und 1098,030 Mill kWh wurden verkauft,
d. h. 20,3 % mehr als 1927 (912,883 Mill kWh); die Verluste
betrugen mithin 12,03% (14,06 % i.V.). Der Anteil des
ı Vgl. ETZ 1929, S. 1631.
2 Vgl. ETZ 1928, S. 873.
3 Vgl. ETZ 1928, S. 1343.
1670
Fremdstroms an der Gesamtabrabe hat sich weiter auf
31,7% verringert (37,3 % i. V.). Die Jahreshöchstbelastung
war mit 438 300 kW gegen 356 400 LV. um nahezu 3 %
größer als 1927; dabei sind diesmal aber 12000 kW der
Städt. und Kreis-Kraftwerk Spandau G.m.b. H mit be-
rücksichtirt. Hinsichtlich der Benutzungzsdauer sei auf
den Bericht der Verkehrsdirektion! verwiesen. Die Ver-
waltung hebt dann besonders die Aufnahme der elektri-
schen Zueförderung auf der Berliner Stadtbahn im Juni
1928 hervor und erwähnt weiter die bekannten Verträre
der Stadt Berlin und der Bewag mit dem Märkischen Elck-
trieitätswerk und deren Tochtergesellschaften?. Stark be-
einflußt wurde die Geschäftsentwicklung der Berichterstat-
terin durch die Einfihrunz ihres sog. Zusatzabkommens
H 28/I, mit dem sie ihren Hochspannungsabnehmern die
Möglichkeit gegeben hat, dureh Ausnutzung eines Staffel-
tarifs einen niedrigeren Arbeitspreis zu erzielen und die
Leistungskosten dureh Einschränkung der Entnahme wäh-
rend der Spitzenstunden im Winter und Erhöhung der
Nachtleistunz zu senken. Die damit ermöglichte Verbilli-
gung führte zu einer Steigerung der Nachtstromabzabe um
34 %. Die Lieferung für Traktionszwecke hat um 30 % zu-
genommen. Der Niederspannungsverbrauch ist erheblich
gewachsen, und auch von dem Speicherstrom-Nachttarif
hat die Kundschaft in erhöhtem Umfang Gebrauch ge-
macht. Auf 1 Mill kWh nach dem XNormaltarif von
16 Pf/kWh wurden 4571 kWh Speichernachtstrom ver-
braucht (2931 i. V.). Ein Stromlieferungsvertrag mit der
Deutschen Industriewerke A.G., Spandau, wird voraus-
sichtlich bei zur Verfügung zu stellenden 8500 kW einen
Absatz von etwa 25 Mill kWh jährlich bringen. An Kabeln,
Freileitungzen, lernsprech-, Prüf- und Siznalkabeln hat
die Gesellschaft etwa 3100 km verlegt, d.i. ein Zuwachs
von etwa 20%. Wegen Mangel an geeieneten Grund-
stiicken für Stützpunkte bzw. wegen der hehen Preise
solcher im Innern der Stadt Berlin entschloß sie sich,
zu einem neuen System von 6 kV -Stützpunkt-Schaltanlaren
überzuzchen. Dem elektrotecehnisehen Aufbau ihrer Ge-
samtanlagen liegt nunmehr die völlige durchgeführte Grup-
penschaltungz zugrunde. Die Umschaltung von Gleichstrom
auf Drehstrom wurde fortgesetzt. Das Flektrissima-Teil-
zahlungesystem ist weiter außerordentlich gewachsen: im
Berichtsjahr gingen bei der Bewag rd. 170000 Kredit-
gesuche ein, d. s. über 52% mehr als 1927 (111500). Die
Abwicklung der Geschäfte mit den Abnehmern und den
Mitgliedern der „E“-Organisation verlief wieder reibungs-
los. Die Einnahmen aus Stromlieferunz betrugen
129171738 RM (115 732422 i. V.) und die übrigen Ein-
nahmen (aus Wärme- und Eislieferunge. Vermietungzen.
Wohngebäuden sowie die Installationszewinne) insgesamt
I Verl ETZ 199, 8. 1214.
2 Verl. ETZ 189, S. 423.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46
14. November 1929
1568 629 RM (R 423 403 i. V.), während Betrieb und Strom-
bezug 37 172983 RM erforderten (36 007845 i. V.). Bei
einem Reingewinn von 1959408 RM (1935 790 i. V.) hat
die Gesellschaft wieder 10% auf 15 Mill RM Aktienkapi-
tal verteilt. Dem Geschäftsbericht sind auch diesmal zahl-
reiche sehr instruktive Tabellen und Schaubilder beigege-
ben worden.
Der (resamtanschlußwert des Städtischen Elek-
trizitätswerks Bielefeld ist 1928 von 39 943 auf
44552 kW gestieren, d. s. 235,4 kW je 1000 Einwohner
(214,3 i. V.). Die Zahl der Abnehmer hat sich von 27 716
auf 31 186 und die Gesamterzeugungz von 37,449 auf 41,687
Mill kWh, also um 11,2% erhöht. Dabei wuchs die Strom-
abeahe für Kraft von 24,113 um 97% auf 26,447, die für
Beleuchtung von 5,974 um 135% auf 6,779 und die Liefe-
rung für die Straßenbahn Son 1,728 um rd. 34% auf
2,313 Mill kWh. Darin, daß das Verkältnis der Strom-
abrabe für Beleuchtung und Kraft sieh von 1: 4,15 auf
1: 3,9 verschoben hat, kommt der Einfluß der schlechten
Konjunktur in der Industrie und im Kleinzewerbe zum
Ausdruck. Die Höchstlast der Drehstromzentrale von
15000 kW (14800 i. VY.) hatte eine Benutzunzsdauer von
80h (2530 1.V.). Von den bezahlten Kilowäattstunden
entfielen 74,8% auf gewerbliche Zwecke, 18,7 % auf Be-
leuchtung und 6,54 % auf die Straßenbahn. Die Finnah-
men verteilt sich entsprechend zu 49,32, 47,16 und 3,52 %.
Die Anlarekosten sind von 18,003 auf 19,336 Mill RM und
der Betriebsüberschuß von 2,141 auf 23,336 MiN RM æv-
stiegen. 1,25 Mill RM wurden an die Kämmereikasse ab-
geführt (0,8 i. V.).
Der Elektrizitätsverband Gröba, Kötr-
schenbroda, hat 1928 die Eigenerzeugung und den Fremd-
bezug von 98 auf 115 Mill kWh steigern können, obgleich
annähernd 5 Mill kWh infolge Verschlechterung der wirt-
schaftlichen Lage eines Teils der Abnehmer ausgefallen
sind. Die Höchstleistungz betrug 33000 kW (30.000 i. V.)
und die größte Tagesabgabe 0,515 Mill kWh. Das 1927
errichtete Kraftwerk Plessa war an der Leistungsabrabe
bereits mehrfach bis zu 16000 kW beteiligt; sein Ausbin
ist nunmehr vorläufig abgeschlossen worden. Der Mehr-
bedarf an Strom soll bei tragbaren Bezugzspreisen weitest-
gehend von den Mitteldeutschen Stahlwerken in Lauch-
hammer und der A. G. Sächsische Werke gedeckt werden.
Zwecks größter Nieherung des Betriebs wird das als
zweiter Schwerpunkt des Versorgungsgebiets wichtige
Umspannwerk ltzdorf bei Roßwein um 10000 kVA er-
weitert. Damit kann das Verbandsunternehmen künftig
bis zu 50 000 kW abgeben. Es dehnte seine 60 KV -Anlaren
wesentlich aus und errichtete zwei weitere Umspannwerke
in der L.ößnitz und in Radebure. Der Stromverkauf er-
brachte 7647567 RM, wozu an weiteren Einnahmen noch
359 724 RM hinzukamen. Als bruttoertraz weist der bericht
2033053 RM aus.
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
stelle, Berlin W 35, Potsdamer Str. 11Sa Il, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 2697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 135 02.
Jahresbeitrag der inländischen Mitglieder für 1930.
Der Mitgliedsbeitrag für das Jahr 1930 beträgt:
i. für persönliche inländische Mit-
glieder aa aaa 30 RM
für Jungmitglieder E 15 5;
I. für korporative T N Mit-
glieder:
1. Behörden, Schulen, wissenschaftliche Ver- `’
eine usw. . . . 36 „
2. Sonstige körkerschaftliche Mitglieder. stilt.
und staatl. Betriebe, auch Eltwerke, Priv at-
firmen, offene Handelszesellschaften, Ge-
sellsehaften mit beschränkter Haftune,
Aktienzesellschaften usw., die beschäf-
tigen:
a) bis 50 Angestellte und Arbeiter. . 5O
b) von 51 bis 100 Angestellte und Arbeite r T5 ge
c) von 101 bis 250 Angestellte und Arbeiter 120 „
d) von 251 bis 500 Angestellte und Arbeiter 150 „
e) Sc A01 bis 1000 Angestellte und Ar-
eiter
SE
f) von 1001 bis 2500 Angestellte und Ar-
heiter . . Ai RM
g) von 2501 bis 5000 Anzestellte und Ar-
beiter . 600 „
h) von 5001 bis 10.000 Angestellte und
Arbeiter . . . 900
Die Beiträxre werden baldiest Aut Ans GE
konto: Elektrotechnischer Verein, Berlin Nr. 13302, er-
beten, da sonst die ordnungsmäßire Zustellung der ETZ
über den 1. Januar 1930 hinaus nicht gewährleistet wer-
den kann.
Elektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
Einladung
zur ordentlichen Sitzung des Elektrotechnischen Vereins
verbunden mit der 6. Hauptversammlung der Heinrich-
Hertz - Gesellschaft zur Förderung des Funkwesens am
Dienstag, dem 19. November 1929, abends 7% Uhr (pünkt-
lich) im Hörsaal 301 im Erweiterunesbau der Technischen
Hochschule in Charlottenburg.
Tagesordnung
I. Geschäftliche Angelegenheiten.
Il. Vorträge:
1. Herr Direktor W. Hahnemann: „Neuere
Resultate auf dem Gebiete der ultra-
kurzen Wellen.“
14. November 1929
2. Herr Oberpostrat Professor Dr. F.Kiebitz: „Er-
gebnisse derim April 1929 beiden Ber-
liner Rundfunkteilnehmern gehalte-
nen Umfrage über die Empfanxzsver-
hältnisse.“
3. Herr Dr.-Ing. W. Runge: „Hochfrequenz-
verstärkune kurzer Wellen.“
4. Uert Dipl.-Ing. P. v. Handel: Unter:
suchungen über quarzgesteuerte
Schwingvorgänge.”
Einlaß in den Vortragsaal gegen Vor-
zeigung der Mitgliedskarten. Auf den Na-
men ausgestellte Gastkarten werden bei Vor-
ausbestellung bis 18. November von der Gesehäftstelle
des Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Potsdamer
Straße 118a IÍ ausgegeben.
Nachsitzung im „Grand-Hotel am Knie“, Char-
lottenburg, Bismarckstraße 1.
Elektrotechnischer Verein.
Der Vorsitzende:
K. W. Wagner.
Ordentliche Sitzung
am 24. September 1929 in der Technischen Hochschule zu
Charlottenburg.
Vorsitz: Herr Professor Matthias.
Sehr verehrte Damen und Herren! Ich freue mich, daß
Sie so zahlreich erschienen sind, um nach dem langen
Sommer die Versammlungstätirckeit wieder zu eröffnen,
und heiße Sie herzlich willkommen.
Seit der letzten ordentlichen Sitzunz im Mai sind 85
Neuanmeldunzen eingerangen; ein Verzeichnis liegt hier
aus. Gegen den Bericht über die Maisitzunz sind Ein-
wendungen nicht erhoben worden: der Bericht gilt somit
als angenommen.
In der nächsten ordentlichen Sitzung am 22. Oktober
wird Herr Prof. Dr. Pirani einen Vortrag halten über
das Thema: „Fortschritte und Entwicklunzsmörzlichkeiten
auf dem Gebiete der Leuchtröhren.“ Vorher wird Herr
Direktor Dr. Finekh von der Osram G. m. b. H. in einem
kurzen Vortrag auf die Verdienste des Ingenieurs Göbel
hinweisen, des deutschen Erfinders der elektrischen Glüh-
lampe, über dessen Erfindung ja vor einigen Jahren in der
ETZ in einem sehr interessanten Aufsatz von leren Heck:
mann! Näheres mitzeteilt worden ist, und ferner die Ver-
dienste Edisons um die Entwieklunz der Glühlampe
schildern. In den V. S. Amerika finden nämlich Mitte Ok-
tober größere Festlichkeiten zu Ehren Edisons statt, die
ihren Höhepunkt am 21. oder 22. Oktober erreichen. Das
paßt also ganz gut zu unserem Termin. Da Edison seit
1890 Ehrenmitglied des Elektrotechnischen Vereins ist,
wollen also auch wir in dieser Sitzunz am 22. Oktober sei-
ner gedenken.
Ich habe dann noch folgende geschäftliche Mitteilun-
gen zu machen. Wie Ihnen erinnerlich sein wird, hat der
Flektrotechnische Verein gemeinsam mit dem Außeninsti-
tut der Technischen Hochschule im Winter 1927/1928 eine
Vortragsreihe über das Gebiet der „Relais und Schutz-
schaltungzen“ veranstaltet. Piese Vortragsreihe war ent-
sprechend der Bedeutung des Themas außerordentlich stark
besucht. Bei ihrer Veranstaltung war bereits beschlossen
worden, die sehr wertvollen Vorträge durch Drucklerung
festzuhalten. Sie sind jetzt von Herrn Prof. Pr. Rüden-
berg herausgegeben worden, der ebenfalls an der Vor-
tragsreihe beteiligt war, und im Verlage von Julius Sprin-
ger erschienen. Sie stellen in ihrem Aufbau einen syste-
matischen Lehrgang der Relais-Schutztechnik dar. Die neue-
sten Schaltunzen und Konstruktionen sind noch während
der Drucklegung berücksichtigt worden, so daß die Ver-
öffentlichung dem heutiren Stande der Praxis voll ent-
spricht. Nähere Auskunft über Inhalt, Umfanz und Aus-
stattung des Werkes erteilt die Geschäftstelle des Vereins.
Ich mache unsere Mitglieder besonders darauf aufmerksam,
daß sie nach vertraxlicher Abmachung des Elektrotechni-
schen Vereins mit der Verlagsbuchhandlunz berechtigt
sind, die Vorträge direkt vom Verlage zu einem Bezugs-
preis von 19,15 RM statt 22,50 RM zu beziehen; also immer-
hin eine ansehnliche Ermäliigunse.
Wir kommen nun zum zweiten Gegenstand unserer
Tagesordnung. Wie Ihnen bekannt sein wird, ist die ETZ
am 1. Januar dieses Jahres in das gemeinsame Eigentum
ı H.Beekmanun, ETZ 1923, S. 1031.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
1671
des Verbandes Deutscher Elektrotechniker und des Elek-
trotechnischen Vereins übergerangen. Nun ist es in die-
sem Zusammenhang notwendig geworden, daß in der
Satzung des Elektrotechnischen Vereins die Gemeinnützig-
keit des Vereins, die ohnehin schon bestand, noch mehr
betont wird als bisher. Der Vorstand beantragt daher, die
in der Einladung abzedruckten Satzunzsänderungen zu ge-
nehmigren. Sie stimmen wörtlich überein mit den ent-
sprechenden Satzungsänderungen, die auch der VDE aus
demselben Anlaß vorgenommen hat. Ich werde die
Satzungsänderungen vorlesen:
Zweck des Vereins.
82.
Dieser $ erhält folzenden Zusatz:
„Ausgeschlossen sind Erwerbs- oder sonstige eizen-
wirtschaftliche Zwecke, vielmehr soll der Verein lediglich
dem gemeinen Besten auf dem Gebiete der elektrotechni-
schen Wissenschaft dienen.“
Mitgliedschaft.
SH
Dieser § erhält folgenden Zusatz:
„Kein Mitglied hat während seiner Zugehörigkeit zum
TElektrotechnischen Verein oder nach seinem Ausscheiden
Ansprüche an das Vereinsvermösen oder auf Auszahlung
von Gewinnen oder auf ähnliche Vermözensvorteile, auch
nicht auf Rückzahlung von Einlagen oder sonstigen Be-
trägen.”“
Auflösung des Vereins.
§ 29.
Dieser § erhält folgenden Zusatz:
„Bei Auflösung des Elektrotechnischen Vereins muß
das vorhandene Vermögen ausschließlich gemeinnützizen
Zwecken auf elektrotechnisch-wissenschaftlichem Gebiete.
zugeführt werden, insbesondere auch durch Überweisung
an gemeinnützige Körperschaften; jede Zuwendung von
Vermögen oder Vermözensvorteilen an Mitglieder des Ver-
eins ist ausgeschlossen.”
Nun, wir hoffen ja alle, daß der Verein ewige Zeit be-
stehen wird, und keiner rechnet wohl damit, einmal aus
der Auflösung des Vereins Kapital zu schlagen. Ich glaube
daher, wir können diesen Änderungen ohne weiteres zu-
stimmen. Der Ordnung halber möchte ich aber doch fra-
gen, ob das Wort hierzu gewünscht wird. — Das geschieht
nicht. Wir kommen dann zur Abstimmung. Wer gegen
die Satzunzsänderungen ist. den bitte ieh, die Hand zu er-
heben. — Das geschieht nicht. Iech darf also mit Freuden
feststellen, daß diese Satzunzsänderunzen einstimmig an-
genommen worden sind.
Wir kommen nun zum dritten Gerenstand der Tages-
ordnung, zu dem Vortrag des Herrn Manfred von Ar-
denne über das Thema: „Verschiedene Anwendungen
von Elektronenröhren in der Meßtechnik?” Ich bitte
Herrn von Ardenne, das Wort zu ergreifen.
Herr von Ardenne hält den Vortrag, der lebhaften
Beifall auslöst.
Vorsitzender: Ich darf wohl in Ihrem Namen dem Herrn
Vortrazenden unseren herzlichen Dank für seine sehr in-
teressanten Ausführungen aussprechen. Er hat uns zwar
in ein Spezialgebiet hineingeführt; aber ich glaube, nicht
nur die Herren Spezialisten haben Freude an seinem Vor-
trag gehabt, sondern auch die Herren von der Starkstrom-
technik werden manche nützliche Anwendung wittern. Wir
freuen uns außerordentlich, daß wir das normale Schalt-
tafeleerät, das uns so handlich und geläufig ist, nun tat-
sächlich für die Messung von Größen verwenden können,
die bisher eigentlich nur den physikalischen Meßgeräten
zugänglich waren. Dankenswert ist auch, daß der Herr
Vortragende nicht nur die Vorteile seiner Meßimethode aus-
einandergesetzt, sondern auch ihre Grenzen sehr offen be-
kannt hat. Gerade das gibt uns auch ein besseres Gefühl
dafür, wie weit wir in der Anwendung des uns Vorgetrage-
nen gehen können.
Ich möchte nun fragen, ob das Wort zu den Ausfüh-
rungen gewünscht wird.
Es folgt eine kurze Besprechung des Vortrags.
Vorsitzender: Da das Wort nicht mehr gewünscht wird,
darf ich die Diskussion schließen. Ich tue das, indem ich
den Ilerren Diskussionsrednern für die Belebung der Aus-
sprache danke und auch dem llerrn Vortragenden für die
zusätzlichen Erläuterungen.
.. Der Vortrag wurde in erweiterter Form in der ETZ 19%, S. 1617.
veröffentlicht.
1672
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
14. November 1929
Neuanmeldungen zum Elektrotechnischen Verein E.V.
AEG Compania Generala de Electricitate, Brasov (Rumänien)
Allgemeine Telegraphen-Gesellschaft m. b. H., Berlin
Ansorge, Helmut, cand. ing., Bin.-Charlottenburg
Appelt, Günther, Berlin
Bischkopf, Hermann, Hobrechtsfelde
Bormann, Werner, cand. ing., Bln.-Charlottenburg
Brandt, Fritz, Ingenieur, Berlin
Chronz, Paul, Dipl.-Ing.. Berlin
Döring, Werner, Dipl.-Ing., Bln.-Charlottenburg
Dreise, Otto, Elektroing., Berlin
Elsner, Richard, Dipl.-Ing., Bln.-U'barlottenburg
Fischer, Paul, Kaufmann, Berlin
Fislage, Julius, Ingenieur, Eberswalde
Florescu, Matei, Elektroing.. Bukarest
Forchhammer, Nels B., Elektroing., Finkenkrug
Forster, Alexander, Betriebsleiter, Wien
Galun, Wilhelm, Dipl.-Ing.. Berlin
Giese, Erich, Ingenieur, Bln.-Charlottenbur
Gosselk, Friedrich-Wilhelm, Elektroing., Bin.-Charlottenburg
Guthjahr, Eberhard, Ingenieur, Bin.-Buckow
Haizmann, Walter, Dipl.-Ing., Bin.-Charlottenburg
Hammerschmidt ‚ Wilhelm, Dipl.-Ing.. Koblenz
Harm, Hans, Dipl.-Ing., Bin.-Reinickendorf-Ost
ssekief, cand. ing., Bin.-Charlottenburg
nne, Karl, Dipl.-Ing., Alfeld a. d. Leine
useler, Richard, stud. rer. techn., Neukölln
Il, Hermann, Dipl.-Ing, Bln.-Niederschöneweide
nz, Oskar, stud. ing., Berlin :
ffmann, Richard, Elektroing., Landsberg (Warthe)
pf, Ernst, Ingenieur, Berlin
rn, Guido, Fabrikant, Bin.-Weißensee
ske, Erwin, cand. ing., Bin.-Neukölln
h, Joseph, Dipl.-Ing., Bin.-Charlottenburg
zok, Max. Bin.-Rosenthal j
smann., Siegfried, Ingenieur, Cernanti (Czernowitz)
zyk, Emiljan, Elektroing., Dolina (Polen)
emann, Heinrich, Dr. phil., Berlin
ebitzsch, Werner, Dipl.-Ing., Berlin
rs, Fricis, Dipl.-Ing., Riga
‚Carl, Elektroing.. Berlin
er, Tobias, Dipl.-Ing., Berlin
tein, Friedrich, Obering., Berlin
nn, Kurt, Ingenieur, Potsdam
rion, F.R., Ingenieur. Berlin
ttern, Hans-Joachim, Student, Bin.-Wilmersdorf
Maver, Josef, Dipl.-Ing., Bin.-Steglitz
Mochow, Albert, stud. ing., Bln.-Schlachtensee
Müller, Oskar, Elektroing., Bin.-Rosenthal
Neuber, Walter, Dipl.-Ing... Bln.-Biesdorf
Netze, Erich, Ingenieur. Bin.-Tegel
Obstfeld, Leon. Dipl.-Ing., Berlin
Oehler, K.. Dr.-Ing., Zurich
Pfalzgraf. Carl, Inhaber der Akkumulatorenfabrik System Pfalz-
graf G. m. b. H.. Bln.-Frohnau
Philler, Albrecht, Dipl.-Ing.. Bln.-Lichterfelde
Planer, Viktor, Direktor der Norddeutschen Kabelwerke, Bln.-Lankwitz
a
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ed na E EE ee BEE EE EE EE LE
EH
CR E
a
Reinhardt. Gustav. Dipl.-Ing.. Charlottenburg
Richter, Erhart, Ingenieur, Bin.-Charlottenburg
Richter, Hans Joachim, cand. ing.. Bin.-Schlachtensee
Richter, Hermann, en .. Blin.-Charlottenburg
Rieper, Ġerhard, Dipl.-Ing., baal
Rietz, Claus, stud. ing., Bln.-Charlottenburg
Röhnisch, Walter, Bin lerligensce
Ridiger, Gustav, Klektromeister, Berlin
Sander, Peter, Dipl.-Ing., Berlin
Scheib, Artur, cand. ing., Nürnber
Schiffmann, Rudolf, Obering., Bln.-Wilmersdorf
Schlenkhoff, Albert, ENG CC Herne i. Westf.
Schlesinger, Edgar, Geschäftsführer, Bln.-Wilmersdorf
Schmidt Heine. sipl.-Ing., Bln.-Charlottenburg
Schmutz, Oskar, Dipl.-Ing., Bln.-Siemensstadt
Schuttke, Eduard, cand, ing.. Bin.-Reinickendorf
Seiler, Johannes, Physiker, Bln.-Friedenau
Sichelschmidt, Ernst, Dipl.-Ing., Berlin
Simmons, Donald, M., Eleetrical Engineer, New York City
Sommerguth, Herbert, cand. ing., Berlin
Speer, Ernst, Bin.-Johannisthal
Stern, Ernst, Ingenieur, Blu.-Johannisthal
Stiller, Willv, stud. ing., Berlin
Syree, Bruno, Dipl.-Ing., Bln.-Charlottenburg
Szepesi, Endre, cand. ing.. Budapest
Tesch, Walter, Ingenieur, Bln.-Pankow
Thiem, Ernst, Ingenieur, Bin.-Charlottenburg
Wappler, Rudolf, Student, Bln.-Charlottenburg
Wiesner, Kurt, Berlin.
Wilms, Wilhelm, Dipl.-Ing., Berlin
Zerelles, Hans, Dipl.-Ing., Bln.-Spandau
lElektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 586204.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
Kommission für Errichtungs- und Betriebs-
vorschriften.
Die Jahresversammlung 1929 hatte den für die
„vorschriftennebstAusführungsregeln
für die Errichtung von Starkstromanla-
gen mit Betriebspannungen unter 1000 V,
V.E.S. 1./1930"
zuständigen Referentenausschuß bevollmächtigt, den in
ETZ 1929, S. 541 und 872 veröffentlichten Schluß-
entwurf einer nochmaligen Überprüfung zu unter-
ziehen, um nach Ablauf der Einspruchsfrist noch einge-
gangene Anregungen gegebenenfalls bei dem endgültigen
Wortlaut zu berücksichtigen.
Diese Überprüfung ist im Einvernehmen mit den An-
tragstellern erfolgt, und der Vorstand hat in seiner am
8. November 1929 abgehaltenen Sitzung den nachstehend
veröffentlichten Änderungen an dem Schlußentwurf
zugestimmt, so daß die V.E.S. 1./1930 mit diesen Ande-
runzen am 1. Januar 1930 in Kraft treten.
Nachtrag 2 zum Schlußentwurf
der
„Vorschriften nebst Ausführungsregeln für die Errichtung
von Starkstromanlagen mit Betriebspannungen unter
1000 V, V.E.S. 1./1930”.
Inhaltsübersicht.
V. Sonderbestimmungen für Anlagen besonderer Art.
A. Prüffelder, Laboratorien, Einrichtungen für Betriebs-
versuche und behelfsmäßige Einrichtungen.
8 37. Prüffelder, Justierräume und Laboratorien. Einrich-
tungen für Betriebsversuche und behelfsmäßige Ein-
richtungen.
I. Gültigkeit.
$ 1.
i Die Vorschrift b) erhält folgenden geänderten Wort-
aut:
Geltungsbereich.
ne „b) Die nachstehenden Vorschriften und Regeln gelten
für Starkstromanlagen oder Teile solcher mit Betriebspan-
nungen unter 1000 V mit Ausnahme von im Erdboden ver-
legten Leitungsnetzen, der gesamten Fahrleitunzsanlare
elektrischer Bahnen (Vollbahnen, Straßenbahnen, straßen-
bahnähnliche eKleinbahnen und Stadtschnellbahnen), der
Fahrzeuge über Taxe sowie der elektrochemischen Be-
triebsapparate.”
II. Begriffserklärungen.
82.
Die Vorschrift ci wird, wie folgt, erweitert:
ne) Freileitunzen im Sinne dieser Vorschriften
sind außerhalb von Grebäuden geführte oberirdische Lei-
tungsanlagen, bei denen die Leitungen keine Schutzver-
kleidung haben, einschließlich der lsolatoren und Träger
(Maste, Dachständer usw.) sowie der zuzehörenden Haus-
anschlußleitungen (Ausnahme siche d).”
III. Allgemein gültige Bestimmungen.
A. Allgemeine Schutzmaßnahmen.
$ 3.
Schutz gegen zu hohe Berührungspannunz.
Die Regel 5 wird durch folgenden Absatz 3 erweitert:
„Fernineldegeräte siehe $ 15i)“.
B. Elektrische Maschinen, Transformatoren und
Akkumulatoren.
$7.
Transformatoren.
Regel 1 erhält folzenden neuen Abs. 2:
„Bei der Auswahl des Aufstellungsortes ist daranf
zu achten, daß bei Bränden und ihren Folgen der freie
Verkehr in Ausgängen und Treppen nicht behindert ist.“
$ 8.
(Siche auch § 32.)
Akkumulatoren.
l Die Vorschrift b) erhält folgenden geänderten Wort-
aut:
„b) Bei Spannungen von mehr als 250 V gegen Erde
müssen die Batterien mit einem isolierenden Bedienungs-
gang umgeben sein.“
D. Apparate.
§ 1l.
(Siehe auch Ss 3 und 10.)
Schalter.
Der 2. Absatz von d) erhält
Wortlaut:
„Schalter für ortsveränderliche Stromverbraucher, die
durch Steckvorrichtungen gemäß § 13e) angeschlossen
werden, sowie solche, die in Verbraucherstromkreisen
liezen und kleinere Glühlampengruppen bedienen, unter-
liegen dieser Vorschrift nicht.“
folgenden geänderten
14. November 19298
Regel 1 erhält folgenden geänderten Wortlaut:
„1. Als kleinere Glühlampengruppen gelten solche,
die nach $ 14* mit nicht mehr als 6 bzw. bis zu 25 A ge-
sichert sind.“
Regel 3 erhält folgenden geänderten Wortlaut:
„3. Schalter für Stromverbraucher mit XNennleistun-
gen bis 5kW sollen in Gleichstromanlagen Moment-
schalter sein.“
8 12.
(Siehe auch SS 3 und 10.)
Anlasser und Widerstandsxzeräte.
In Regel 1 wird der die Ausnahmen enthaltende Klam-
merausdruck, wie folgt, erweitert:
„[Ausnahmen siehe $$ 281 und 39i].“
§ 14.
(Siehe auch SS 3 und 10.)
Stromsicherungen (Schmelzsicherungen
und Selbstschalter).
Regel 1 erhält folzenden geänderten Wortlaut:
„1. Die Stromstärke der Stromsicherung soll nicht
größer sein, als nach der Belastungstafel und den übrigen
Regeln von § 20 für die betreffende Leitung zulässig ist.“
Rezel 8 erhält folgenden zeänderten Wortlaut:
„8. Die gemeinsame Sicherung mehrerer Verteilungs-
leitungen in Gebäuden soll nicht mehr als 6 A Nenn-
stromstärke haben. Führen solche Verteilungsleitungen
nur zu Glühlampen mit Lampensockel E40 (Goliath-
Sockel), so kann die gemeinsame Sicherung bis zu 25 A
Nennstromstärke haben.“
$ 15.
(Siehe auch SS 3 und 10.)
ÖrtsveränderlicheGeräte.
Die Vorschrift e) erhält folgenden geänderten Wort-
laut:
„e) Spielzeuge, d.h solche Geräte, die ihrer Bau-
art und ihrem Wesen nach nicht als Gebrauchsgegenstände
anzusehen sind, dürfen nur mit einer Betriebspannung bis
24 V betrieben werden.
Der Ansehluß derartiger Geräte ist nur gestattet:
an Wechselstromnetze bei Verwendung von
Transformatoren oder Umformern mit elektrisch getrenn-
ten Wicklungen für eine Betriebspannung bis 24 V,
an «Gleichstromnetze nur bei Verwendung von
Unnformern mit elektrisch getrennten Wieklungen für eine
Betriebspannune bis 24V. Eine leitende Verbindung mit
dem Starkstromnetz (z. B. durch Lampenwiderstände) ist
verboten.
Für Koch- und Heizzeräte als Spielzeuge mit Betrieb-
spannungen über 24} V gelten die „Vorschriften für elek-
trisch beheiztes Spielzeug“.
Fernmeldexeräte.
Abs. 1 der Vorschrift i) erhält folzende erweiterte
Fassung:
s) Die Fernmeldeanlage muß eine gesonderte elek-
trische Anlage bilden. Soweit die Fernmeldeanlagen
räumlich und elektrisch von dem Netz zuverliissig ge-
trennt sind, unterliegen sie den „Regeln für die Errichtung
elektrischer Fernmeldeanlagen”.
F. Leuchten und Zubehör.
S 17.
OÖrt<feste Beleucehtungskörper (auch
Sechnur- und Zugpendel).
Regel t erhält folgende erweiterte Fassung:
„t. Werden Steckvorrichtungen in Beleuchtungskör-
per eingebaut, so sollen die zu ihnen führenden Leitungen
einen Mindestquersehnitt von L mm? aufweisen. Die Steck-
vorrichtungen sollen den Bestimmungen in $13 ent-
sprechen. °
Steckdosen zum Einschrauben
tunlichst nicht verwendet werden.“
§ 18.
Örtsveränderliche Beleuchtunxzskörper
(Stehleuchter, Handleuchter).
An den Schluß der Vorschrift b) wird eine
Regel 1 folgenden Wortlautes angefügt:
sl. Werden Steekvorrichtungen in Stehleuchter ein-
gebaut, so sollen die zu ihnen führenden Leitungen und
die Zuleitungschnur einen Mindestquersehnitt von L mm?
aufweisen. Die Steckvorriehtungen sollen den Bestim-
mungen in $ 13 entsprechen.
in Fassungen sollen
neue
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46
1673
Steckvorrichtungen zum Einschrauben in Fassungen
sollen tunlichst nicht verwendet werden.“
Hierdurch erhält die bisherige Regel 1 die Kenn-
ziffer 2.
Pie Vorschrift d) erhält folzenden geänderten Wort-
laut:
„A) Schaltfassunzen in Handleuchtern sind verboten;
jedoch sind Schalter bis 250 V und für mindestens 6 A zu-
lässig. Diese Schalter müssen den Vorschriften für
Dosenschalter entsprechen und so im Körper oder Griff
einzebaut sein. daß sie mechanischen Beschädigungen ent-
zogen bleiben.”
Die Vorschrift i) erhält folgenden geänderten Wort-
laut:
ll Faßausleuchter dürfen nur mit Spannun-
gen von höchstens 42 V betrieben werden: sie brauchen
den Anforderungen für Handleuchter nieht zu genügen.”
Die Vorschrift 1) erhält am Schluß folgenden Hin-
weis:
[.vgl. $28 g)“].
G. Beschaffenheit und Verlegung der Leitungen.
8 20.
Bemessung der Leitungen.
In Regel 4 erhält die Fassung für den Querschnitt
von 1,5 mm? folgende Änderung:
„für festverlegte isolierte Leitungen und für festverlegte
umhüllte Leitungen sowie für Bleikabel . . 1,5 mm?“
S 22.
FTreileitungen.
Der 1. Satz von Vorschrift b) wird wie folgt ge-
ändert:
„Die Leitungen sowie Apparate an Freileitunzen sind
so anzubringen, daß sie ohne besondere Hilfsmittel weder
vom Erdboden noch von Dächern, Ausbauten, Fenstern
und anderen von Menschen betretenen Stätten aus zuräng-
lich sind: wenn diese Stätten selbst nur durch besondere
Hilfsmittel zugänglich sind, so genügt es, an diesen
Stätten oder an ihren Zurzängen gut erkennbare Warnung-
schilder anzubringen oder die Leitungen in geeigneter
Weise gegen zufällizes Berühren zu schützen.“
In Vorsehrift cl treten folgende Änderungen ein:
Der 1. Satz von Abs. 2 erhält folgende erweiterte
Fassung:
„Eindrähtire Leitungen aus Stahl und Aluminiun
nebst seinen Legierungen sind nicht zulässig: eindrähtige
Leitungen aus Kupfer sind nur in einem Querschnitt bis
16 mm’ zulässig.“
In dem 4. und 5.
ändern in „Nennlast“.
In dem 5. Abs. ist der Zahlenwert 288 zu ändern in
„228°,
In dem 6. Abs. ist die angegebene höchstzulässire
Zuebennspruchungz für Aluminiumseile von 9 kg/mm”
richtiezustellen in „8 kg/mm?“.
Die Vorschrift i) erhält folgende geänderte und er-
weiterte Fassung:
Jl Bei sieh kreuzenden oder parallel verlaufenden
Leitungen, die an zetrenntem oder gzemeinsamem (restänze
geführt sind, ist durch die Leitungesführunz oder durch
besondere Vorkehrungen dafür zu sorgen, daß Berührung
oder unzulässire Annäherung der beiden Arten von Lei-
tungen verhütet oder ungefährlich gemacht ‚werden [siehe
auch 8 4 a)].
Fernmeldeleitunzen dürfen am gleichen Gestänze nur
unterhalb der Starkstromleitunzen verlegt werden.”
Die Vorschrift I) erhält folgenden geänderten Wort-
laut:
+D) Im übrigen gelten die „Vorschriften für den Bau
von Starkstrom-Freileitunzen V.S.F.”
Abs. ist das Wort „VPrüflast” zu
IV. Sonderbestimmungen für Räume besonderer Art.
S 28.
Elektrische Betriebsräume.
Die Vorschrift a) erhält folgenden erweiterten Wort-
laut:
„a) Entgegen § 3a) kann von dem Schutz gegen 7u-
fällige Berührung blanker, unter Spannung gegen Erde
stehender Teile in Anlagen mit Spannungen bis höchstens
250 V gegen Erde insoweit abgesehen werden, als dieser
Schutz nach den örtlichen Verhältnissen entbehrlich oder
der Bedienung und Beaufsiehtirung hinderlich ist.“
Die Vorschrift g) erhält folrenden geänderten Wort-
laut:
1674
„z) Hebezeuge und Transportmaschi-
nen. Bei Hebezeugen und gleichartigen Transport-
maschinen müssen Vorkehrungen getroffen sein, die den
Führer sowohl auf dem für das Besteigen und Verlassen
des Führerstandes vorgesehenen Weg gegen zufällige Be-
rührung von Schleifleitunzen als auch in Reichweite vom
Steuerplatz gegen zufällige Berührung Spannung führen-
der Teile jeder Art schützen.
Die Hauptschleifleitungen müssen allpolig abschalt-
bar sein; werden mehrere solcher Maschinen von der glei-
chen Leitung gespeist, so müssen außerdem die einzelnen
Maschinen für sieh allpoliz abschaltbar sein.
Die festverlexten Leitungen müssen im und am Führer-
stand gegen Beschädigungen geschützt sein.
Im übrigen gelten die Maschinen mit und auch solche
ohne Führerbegzleitung als elektrische Betriebsräume. Für
Triebwerksräume von Aufzüzen gilt dieses jedoch nur
dann, wenn in der Nähe ihres Einganges, getrennt von
dem Triebwerk und dessen Steuerung, ein gegen zufällige
Berührung geschützter Hauptschalter leicht zugänglich
und auzenfällig angebracht wird, der die Zuleitung vom
Triebwerksraum allpolig abschaltet, und ferner der Raum
ienseits dieses Hauptschalters augenfällig als elektrischer
Betriebsraum gekennzeichnet ist.
Entgegen S 181) sind Handleuchter bei Gleichstrom
bis 1000 V zulässig.”
S 29.
Abgeschlossene elektrische Betriebs-
räume.
Die Vorschrift a) erhält folgenden geänderten Wort-
aut:
„a) Eintzezen $ 3a) kann von dem Schutz gegen zu-
fällige Berührung blanker, unter Spannung gegen Erde
stehender Teile insoweit abgesehen werden, als dieser
Schutz nach den örtlichen Verhältnissen entbehrlich oder
der Bedienung und Beaufsichtigung hinderlich ist.“
§ 30.
Betriebstätten.
ie Vorschrift a) erhält folgenden erweiterten Wort-
aut:
Al Entgegen SS 3b) und 21a) dürfen bei Anlagen
mit Spannungen bis höchstens 250 V gegen Erde die im
Handbereich liegenden Zuführungsleitungen zu Maschinen
unzeschützt verlegt werden. wenn sie unter den örtlichen
Verhältnissen keiner Beschädigung ausgesetzt sind.”
V. Sonderbestimmungen für Anlagen besonderer Art.
A, Prülfelder, Laboratorien, Einrichtungen für Betriebs-
versuche und behelfsmäßige Einrichtungen.
3 37.
Prüffelder, Justierräume und
Laboratorien.
a) Für festverleste Leitungen sind Abweichungen von
den Bestimmungen über Stützpunkte der Leitungen u. del.
zulässig. doch ist dafür zu sorgen, daß die Bestimmungen
hinsichtlich mechanischer Festigkeit, zufälliger gefahr-
bringender Berührung, Schutz gegen elektrische Feuer-
erscheinuneen und Erdung für den ordnunzsmäßigen Ge-
brauch erfüllt sind.
b) Ständige Prüffelder, Justierräume und Labora-
torien sind mit festen Aberenzunzen und Warnunestafeln
zu versehen. Fliegende Prüfstände sind durch eine auf-
fallende Absperrung (Schranken, Seile oder dgl.) kennt-
lich zu machen.
1. Wenn in ständigen Prüffeldern, Justierräumen und
Laboratorien an den behelfsmäßigen Leitungen, an den
Apparaten usw. der Schutz gegen zufällige Berührung
Spannung führender Teile nicht angewendet wird, sollen
die Gänge hinreichend breit und der Bedienungsraum ge-
nügend groß sein.
ce) Bei Schalt- und Verteilungstafeln für Eich- und
Prüfzwecke ist Holz als Bau- und Isolierstoff zulässig.
Einrichtungen für Betriebsversuche und
behelfsmäßige Einrichtungen.
Außer den Bestimmungen unter a) bis c) gilt noch
folgendes:
d) Die für Betriebsversuche erforderlichen Einrich-
tungen brauchen den allzemeinen Bestimmungen unter IlI
nicht zu entsprechen, wenn die Versuche unter sachkun-
diger Aufsicht stehen.
e) Behelfsmäßize Einrichtungen sind durch War-
nunzstafeln zu kennzeichnen und durch Schutzseländer,
Schutzverschläze oder del. gegen den Zutritt Unberufener
abzugrenzen. Den örtlichen Verhältnissen ist dabei Rech-
nung zu tragen.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
14. November 1929
Die beweglichen und ortsveränderlichen Einrichtun-
gen sowie die Beleuchtungskörper, Apparate, Meßgzeräte
usw. müssen den allgemein gültigen Bestimmungen unter
III genügen.
Bei Schalt- und Verteilungstafeln ist Holz als Bau-
stoff, nicht aber als Isolierstoff zulässig.
B. Theater, Lichtspielhäuser, Kleinkunstbühnen, Zirkus-
gebäude und diesen gleichzustellende Versammlungsräume.
$ 38.
Allgemeine Bestimmungen.
i Die Vorschrift f) erhält folgenden verkürzten Wort-
aut:
„DB Bei elektrischen Notbeleuchtungen müssen die
Lampen an eine oder mehrere räumlich und elektrisch von
der Hauptanlage unabhängige Stromquellen angeschlossen
werden.”
Die Vorschrift g) erhält für den 1. Abs. folgenden
geänderten Wortlaut:
„&) Falls neben der Notbeleuchtung und der Haupt-
beleuchtung für den Zuschauerraum noch cine besondere
Hilfsbeleuchtung eingerichtet ist, muß diese von einer
außerhalb des Beleuchter- oder Bildwerferraumes ge-
legenen Stelle aus einschaltbar sein.“
Bericht über die XXXIV. Jahresversammlung des
Verbandes Deutscher Elektrotechniker am 8. und
9. Juli 1929 im Städtischen Konzerthaus zu Aachen.
2. Verbandsversammlung
am
Dienstag, dem 9. Juli 1929, 9 Uhr vormittags.
(Schluß von AS, 1642.)
Den Vorsitz führt Herr Generaldirektor Dr. Krone,
Dortmund.
Vorsitzender: Ich eröffne heute dia zweite Verbands-
Sitzung und bin sehr erfreut, Sie hier in so stattlicher
Anzahl nach der gestrigen Anstrengung begrüßen zu
können. Denjenigen, die es gestern nicht gehört haben,
will ich kurz mitteilen, daß Haag, Wien und Budapest auf
telegraphischem Wege Grüße entboten haben. Die An-
sprachen waren tadellos zu vernelimen, so daß die Über-
tragung grobe Begeisterung erregt hat.
M. H., wir wollen uns heute, nachdem wir uns gestern
hauptsächlich dem Schwaclistrom gewidmet hatten, dem
Starkstromeebiet zuwenden.
Zuerst spricht Herr Generaldirektor Dr.-Ing. E. h.
Frank, Berlin, über: „Der Zusammenschluß großer
Netze im Lichte der Elektrizitätswirtschaft“, an zweiter
Stelle Herr Prof. Dr.-Ing. E. h. Rüdenberg, Berlin,
über: „Das Verhalten elektrischer Kraftwerke und Netze
beim Zusammenschluß“, und an dritter Stelle Herr Ober-
ingenieur Dr.-Ing. Piloty, Berlin, über: „Wirkung des
Zusammenschlusses großer Netze auf ihren Betrieb“.
Wir werden nicht dreimal, sondern nur einmal am
Schlusse eine Diskussion haben und bitten Sie dringend,
eifrig hieran teilzunehmen, da die Diskussion meistens
die Hauptsache ist.
Ich erteile das Wort Herrn Generaldirektor Dr.
Frank, Berlin, zu seinem Vortrag: „Der Zusammen-
schluß großer Netze im Lichte der Elektrizitätswirt-
schaft.”
(Die Veröffentlichung dieses Vortrages ist in der
ETZ 1929, S. 963 erfolgt.)
Das Wort erhält nunmehr Herr Prof. Dr. Rüden-
berg, Berlin, zu seinem Vortrage: „Das Verhalten elek-
trischer Kraftwerke und Netze beim Zusammenschlub.”
(Dieser Vortrag ist in der ETZ 1929, S. 970, er-
schienen.) A
Das Wort erteile ich nunmehr Herrn Obering. Dr.
Piloty, Berlin, zu seinem Vortrage: „Wirkung des
Zusammenschlusses großer Netze auf ihren Betrieb.”
(Dieser Vortrag ist in der ETZ 1929, S. 98, er-
schienen.)
Indem ich zunächst den drei Herren Rednern namens
der Versammlung den herzlichsten Dank ausspreche für
das, was Sie uns geboten haben, eröffne ich die Aus-
sprache über die drei Vorträge und erteile das Wort St,
Exzellenz Herrn Reichsrat Dr. von Miller, München.
O. v. Miller, München (wezen der Kürze der zur
Verfiigung stehenden Zeit schriftlich eingereicht): Als
ich im Jahre 1891 mit der Allgemeinen Elektricitäls-
14. November 1929
Gesellschaft und der Maschinenfabrik Oerlikon die erste
sroße Kraftübertragung von Laufen nach Frankfurt
ausführte, tat ich das ausdrücklich, um den Beweis
zu liefern, daß besonders günstige Kraftquellen, seien
es Wasserkräfte oder Grubenzentralen über ganze Län-
der mit Hilfe des hochgespannten elektrischen Stromes
verteilt werden können. Ich hatte berechnet, daß zu
einer wirtschaftlichen Übertragung der Wasserkraft in
Laufen auf nahezu 200 km Entfernung 25000 V not-
wendig scien. Die Verwendung einer so hohen Span-
nung erschien damals kaum durchführbar. Auch Fach-
leute und Gelehrte erhoben Bedenken, und es wurden
gegen das Unternehmen anfänglich von der Reichsrexie-
rung und dann von der badischen Regierung große
Schwierigkeiten gemacht. Der Versuch gelang aber über
Erwarten gut, sowohl bezüglich der Sicherheit als auch
der Wirtschaftlichkeit, so dab der Weg zu weitgehender
Stromverteilung eröffnet war.
Im unmittelbaren Anschluß an die Frankfurter Aus-
stellung entstanden die Etschwerke, welche von Meran
aus das ganze Etschtal mit Elektrizität versorgten; ferner
wurden in Siebenbürgen die Wasserkräfte der Karpathen
für die Elektrizitätsversorgung der Provinz Hermann-
stadt ausgenützt. Es wurden weiterhin Überlandwerke im
Rheinland und Westfalen, in Schlesien und in Bayern er-
richtet. Leider wurden diese Werke nicht nach groß-
zügigen Gesichtspunkten unter Berücksichtigung der
Interessen des ganzen Landes, sondern nur lokalen Ver-
hältnissen entsprechend, ausgebaut, wobei Versorzungs-
zebiete sich durchkreuzten und durch ihre Zersplitterung
ungünstige Wirtschaftsverhältnisse ergaben.
Ich hielt es deshalb für nötig, ein Projekt für die Ge-
samt-Elektrizitätsversorgung von Bayern auszuführen, um
in einer gemeinsamen Sammelschiene die verschiedenen
Wasserkräfte und Wärmekräfte zu vereinen und über
ganz Bayern zu verteilen. Die technischen Grundlagen
und die praktische Ausführung dieses großen Unterneh-
mens, welchem ich den Namen Bavyernwerk gab, waren
verhältnismäßig einfach. Weniger leicht war es, die wirt-
schaftlichen Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen.
Ich habe es für nötig gehalten, die bestehenden Unter-
nehmungen in ihrer Wirksamkeit zu belassen und insbe-
sondere die Detailversorgung mit Elektrizität denselben
auch weiterhin anzuvertrauen. Ich begnügte mich damit,
den einzelnen Überlandwerken den besonders billigen
Strom des Walchenseewerkes, der Isar-Kraftwerke usw.
zuzuführen und dafür zu sorgen, daß diese Werke
sowie die Hauptsammelschiene, für welche genügend
Privatkapital wohl kaum zu beschaffen gewesen wäre,
vom Staat ausgeführt wurden. Eine wesentliche Schwie-
riekeit bestand nur darin, daß die Stadt Nürnberg die
nußergewöhnlich günstige Wasserkraft des Walchensees
für sich allein in Anspruch nehmen wollte, während ich
trotz der unleugbaren Verteuerung diese günstigste Ener-
eirquelle auch den industriell weniger bevorzugten Ge-
bieten in Niederbayern, der Oberpfalz usf. zugute kommen
ließ.
Die Berücksichtigung dieser allgemeinen Interessen
war gerade der Hauptgrund, weshalb das staatliche
Bayernwerk von mir geschaffen werden mußte.
Auch im Reiche entstanden Sorgen, daß die bestehen-
den Elektrizitätswerke bei ihrer Erweiterung mehr auf
ihre speziellen wirtschaftlichen Vorteile als auf die all-
vemeinen Reichsinteressen Rücksicht nehmen könnten,
und es bestand deshalb der Wunsch nach einer gesetzlichen
Regelung der Reichs-Elektrizitätsversorgung. Ich ver-
trat die Ansicht, daß allgemeine Gesetze für eine Aufgabe,
deren Art und Umfang noch nicht bekannt ist, nur schädi-
gend sein können und empfahl deshalb, zunächst ein Pro-
jekt für eine einheitliche und möglichst wirtschaftliche
Versorgung aller Teile des Reiches mit Elektrizität aus-
zuführen und dann erst zu bestimmen, welche staatlichen
Maßnahmen zur Verwirklichung dieses Planes notwendig
werden.
Der Reichswirtschaftsminister beauftragte Herrn
Geh.-Rat BLOCK und mich mit der Ausarbeitung je eines
Gutachtens für den von mir beantragten Plan. Als Grund-
lagen für ein derartiges Proiekt waren vor allem die Er-
hebunzen über den gegenwärtigen Konsum sowie über
die bestehenden Leitungen und Stromerzcugungsanlaren
wichtig. Unter Verwendung dieser Erhebunzen und unter
Ausnutzung der Erfahrungen, die ich nun seit 45 Jahren
beim Bau der verschiedensten Elektrizitätswerke ge-
wonnen habe, wurde zunächst ein Konsumplan für die von
den öffentlichen Werken zu liefernde elektrische Energie
aufgestellt, welcher für abschbare Zeiten einen Strom-
bedarf von 34 Mrd kWh ergab. Es war sodann zu prüfen,
welche der vorhandenen Elcktrizitätswerke nach wirt-
schaftlichen Gesichtspunkten bestehen bleiben können,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
1675
welche zu erweitern sind und welche Neuanlagen von
Wasserkräften bzw. Wärmekräften zu errichten sind. Im
eanzen sind rd. 85 Mill kW gleichzeitiger Leistung er-
forderlich, von welchen etwa 4,5 Mill kW im Jahre 1925
bereits vorhanden waren.
Nun mußte der Plan gemacht werden, in welcher
Weise durch Leitungen von 220, 100 und 40..60kV die
erzeugte Elektrizität am zweckmäßigsten verteilt wer-
den könnte, wobei im ganzen Reichsgebict jede vorhandene
Leitung berücksichtigt und jede erforderliche Verstär-
kung bzw. Ergänzung vorgeschen wurde. Selbstverständ-
lich wurden in gleicher Weise die vorhandenen Transfor-
matoranlaren und ihre Ergänzung sowie alle Schalt- und
Rezuliereinrichtuneen eingehendst bestimmt und verteilt,
so daß ein Gesamtprojekt für die zweckmäßieste Strom-
crzeugung und Stromverteilunge für Deutschland unter
weitgehendster Berücksichtigung der vorhandenen An-
lagen vorgeschlagen werden konnte. Zur Durchführung
dieses Planes halte ich nicht ein staatliches Unternehmen
für erforderlich, sondern empfehle die Erhaltung und den
Zusammenschluß der vorhandenen Werke nach einem das
Gesamtinteresse des Reiches schützenden Plan, der zu-
nächst als Information für alle Elektrizitätsunternehmun-
gen behördlicher und privater Natur gelten soll. Soweit
hierdurch die Interessen der einzelnen Unternehmungen
gefördert werden, werden sich der Durchführung keine
Schwierigkeiten bieten.
Ich glaube aber, daß auch diejenigen Fragen, die nicht
das Interesse de” Unternehmer, sondern das der Allge-
meinheit betreffen, wie z.B. die Versorgung der wirt-
schaftlich weniger begünstigten Gebiete, die nötige Be-
rücksichtigung finden können, namentlich wenn der Staat
sich an diesen Aufgaben beteiligt oder sonstige Unter-
stützungen gewährt, und daß deshalb auch hierfür Mittel
der Gesetzgebung kaum notwendig werden dürften.
Das ist der Weg, den ich empfehlen möchte, damit die
großen Vorteile der elektrischen Energieverteilung allen
Ständen, allen Ländern und als Vorbild auch der ganzen
Welt zum Segen gereichen würden.
Vorsitzender: Ich erteile weiter das Wort Herrn Prof.
Dr. Petersen, Berlin.
Petersen, Berlin (schriftlich ergänzt): Gestatten Sie
mir, meine Herren, zunächst einige Worte zu der Frage,
welche technisch-wirtschaftliche Bedeu-
tung der von Herrn RÜDENBERG in so anschaulicher
Weise erläuterte Betrieb einer langen Fern-
leitung mitnatürlicher Leistung bzw. mit
anzepaßtenLeitungskonstanten nach meiner
Auffassung besitzt.
Die vom Herrn Vortragenden gegebene Darstellung
des Verhaltens einer Leitung, welche mit ihrer natür-
lichen Leistung belastet ist, besitzt zweifellos großes
physikalisches Interesse. Es muß indessen darauf
hingewiesen werden, daß ein solcher Betrieb unserer
Praxis nichts Neues ist, daß vielmehr lange Leitungen
gewöhnlich schon annähernd auf diese Weise betrieben
werden. Die Bedingung des abgestimmten Betriebes ist
die, daß überall längs der Leitung konstante Spannung
herrscht. Streng genommen ist dies nur mit unendlich
tein verteilten Kompensationsmitteln (Drosseln, Phasen-
schiebern, Kondensatoren) möglich. Da aber die Kom-
pensationsmittel in Wirklichkeit in unendlicher Zahl kon-
zentriert aufgestellt werden müssen, ergibt sich ein Be-
trieb, bei dem an einer bestimmten Anzahl von Zwischen-
stationen die Spannung ungefähr konstant gehalten wird.
Dies ist aber schon die gewöhnliche Betriebsweise der
Großkraft-Übertragungen unter den praktisch vorliegen-
den Verhältnissen.
Der Leistungsfaktor der Belastung einer Lei-
tung, die ungefähr in solcher Weise betrieben wird, ist
nur unter Voraussetzung unendlich verteilter Kompen-
sation gleich der Einheit. Bei konzentrierter Kompensa-
tion weicht der Leistungsfaktor auch bei Konstantspan-
nunesbetrieb unter Umständen beträchtlich von der Ein-
heit ab, u. zw. um so mehr, je länger die Leitungsab-
schnitte sind. Es wäre daher verfehlt, unter allen Um-
ständen die Belastung mit dem Leeistungsfaktor 1 als die
natürlich gegebene und einzig richtige anzusehen.
Die wirtschaftliche Bedeutung des natürlichen Be-
triebes darf keinesfalls überschätzt werden. Für die Be-
urteilung der wirtschaftlichsten Betriebsweise sind nicht
nur die Verluste, sondern auch, u. zw. in erster Linie die
Ausnutzung des investierten Kapitals von Bedeutung. Be-
trachten wir beispielsweise eine 400 km lange Doppellei-
tung für 220 kV. Ihre Anlagekosten belaufen sich auf
3000 RM/km, d.h. auf insgesamt 30000000 RM. Die
Nennleistung der Leitung möge mit einer Benutzungs-
dauer von 6000 h im Jahr übertragen werden. Rechnen
1676
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 46
14. November 1929
wir mit einem Kapitaldienst von 15 %, so ergeben sich
die nachstehend aufgeführten, auf die Kilowattstunde um-
serechneten festen Kosten:
Nennleistung
BOMW 15 Pf/kWŴWh
100 , 045 `
150 ,„ 050
200 ,, 0,38 SS
Die durch die Verluste hervorgerufenen Kosten (Er-
zeueungskosten 1,5 Pf/kWh) sind bei verschiedenen Wer-
ten des mittleren Jahreswirkungserades nachstehend auf-
geführt:
Mittlerer
Jahreswirkungsgrad
0.95 -0,07 Pf/!’kWh
0,90 017 u
085 0,27 i
0,850 0,37 $
Ein Vergleich der Zahlenwerte lehrt, daß bei den
praktisch möglichen Belastungen, die sicher kleiner als
100 MW sind, selbst bei Zugrundelegrung schlechter Wir-
kungeserade die Kosten des Kapitaldienstes überwiegen.
Es kommt daher weniger auf die Verringerung der Ver-
luste als auf möglichst hohe Ausnutzung der Leitung an.
Daher können erhebliche Abweichungen vom natürlichen
Betrieb, den der Vortrazende als den wirtschaftlichsten
hervorgehoben hat, in Wahrheit wirtschaftlich sein.
In zweiter Linie, meine Herren, scheint es mir not-
wendig zu sein, zu den bedeutungsvollen Ausführungen
des Herrn Vortragenden betreffend die praktischen Hilfs-
mittel für den Betrieb langer Fernleitungen einige er-
zänzende, kritische Bemerkungen zu machen.
Wenn auch, wie wir eben gesehen haben, der Kon-
stantspannungsbetrieb eines aus mehreren Teilstrecken
bestehenden Großleistungs - Übertrarungstranges mit
Rücksicht auf die Wirtschaftlichkeit des Betrie-
bes keine ausgesprochen ausgezeichnete Rolle spielt, so
kann dies doch mit Rücksicht auf die Stabilität der
beteiligten Kraftwerke der Fall sein. Dann nämlich,
wenn an den Leitunestranz angeschlossene Kraftwerke
Spannungen entwickeln, welche eine größere VPhasenver-
schiebung als der kritische Winkel besitzen. In einem
solchen Fall müssen, wie der Herr Vortrasende bereits
auseinandergesetzt hat, auf dem Leitungstrane Span-
nunestützpunkte mit Hilfe von Blindleistunes-
apparaten geschaffen werden. Als solche Blindleistungs-
apparate kommen aber für den geschilderten Zweck nur
Synchronmaschinen in Betracht. Der Grund ist aus
Abb. 1 ersichtlich, welche die Charakteristik: Blind-
leistung Q abhängig von der Spannung U
darstellt. DieSynchronmaschine hat ihrer Natur
nach die Eigenschaft, die Spannung unabhängig
von ihrer Belastung konstant zu halten. Wäre sie un-
endlich groß, so würde ihre Charakteristik durch eine
vertikale Gerade gegeben sein. Nur infolge ihrer cend-
lichen Größe entwickelt sie einen Spannungsabfall, der
zu einer Kurvenneigungz führt, der jn der Abbildung
übertrieben bezeichnet ist. Alle anderen Maschinen und
Apparate, insbesondere auch die Asynehron-
maschinen, liefern eine Blindleistung, welche mit sin-
kender Spannungabnimmt. Dasgewünschte
Verhalten ist die vertikale Gerade. Die Abwei-
ehung hiervou muß durch selbsttätige Regelorgane
fortgeregelt wer-
den. Es ist plausibel, Q
daß dies bei der Syn-
chronmaschineam
schnellsten und leichte-
sten geschehen kann.Mit ind.
diesem Ergebnis stehen t
auch die Erfahrungen
der großen amerikani-
schen Netze in berein-
stimmung, in welchen |
sich die Synehron-
naschinenalssta-
bilisierende Or-
gane vortrefflich þe-
währt haben. Dagegen
ist es völlig unge-
wiß,vobAsynchron-
maschinen und Drosseln in der Laze sind, einen
Petrieb zu ermöglichen, bei welchem Kraftwerkspannungzen
Winkel, die den kritischen übersteigen, mit-
einander bilden.
Trotzdem ist die Drosselspule als Kompensationsmit-
tel durchaus nicht zu verwerfen. Sie darf aber vorläufig
(untererr.)
l
l Drossel oder
> Asynchron ‘A.
l
l
| Synchron-Nasch.
l
Abb. 1.
wenigstens, solange weitere Erfahrungen nicht vorliegen,
nur als träge wirkendes Kompensationsorgan zur Erzie-
lung eines wirtschaftlichen Betriebes betrachtet werden.
Für die Stützung der Spannung mit Rücksicht
auf Stabilität wird man die Synchronma-
schine nicht eutbehren können.
Nach den vorliegenden amerikanischen Erfahrungen
und auch nach den Betriebsergebnissen deutscher ber-
landwerke scheinen Synchronmaschinen für die Entfal-
tung ihrer stabilisierenden Wirkung im Normal-
betrieb keiner besonderen Schnellerregune zu
bedürfen. Es genügen vielmehr die üblichen Schnell-
regler in Verbindung mit normalen Errerermaschinen.
Die amerikanischen Schnellerregungsy-
steme, welche der Herr Vortragende erwähnte, sind als
Hilfsmittel für die Stabilisierung gezenüber Stößen
zu betrachten. Auf ihre Bedeutung werde ich noch
zu sprechen kommen. In diesem Zusammenhange möchte
ich noch darauf hinweisen, daß die natürliche Lei-
stung bzw. irgendein Vielfaches von ihr, beispielsweise
das 1,ofache bei langen Leitungen, d. h. bei sol-
chen Leitungen, bei welchen in diesem Falle der kri-
tische Winkel überstiegen wird, nur dann
als Grenzleistung betrachtet werden darf, wenn die Span-
nung durch Synchronmaschinen gestützt wird.
Die von dem IIerrn Vortragenden als aussichtsreich
hervorzehobene Serienkompensation mittels
Serienkondensatoren muß praktisch als frommer
Wunsch bezeichnet werden. Ist es schon heute unmöglich,
auch nur solche Kondensatoren wirtschaftlich zu
bauen, welche dem Normalstrom gewachsen sind, so ist
es ganz und gar unmöglich, sie für die unver-
meidliche Beanspruchung durch Kurz-
schlußströme auszulegen. Man hat in Amerika
Versuche gemacht, solche Serienkondensatoren im Falle
eines Kurzschlusses durch einen Schalter zu überbrücken.
Die zugehörige Einrichtung ist sehr verwickelt und wird
wohl kaum Eingang mndie deutsche Praxis finden.
Außerdem setzt man die Kompensation gerade dann,
wenn man sie am notwendigsten braucht,
außer Tätigkeit.
Kine besondere Betrachtung verdienen, wie ich ja
schon andeutete, die aus der amerikanischen Praxis be-
kannten Einriehtungzen zur Erhöhung der Stoßstabilität,
die dort unter dem Namen super-excitation, quick-response-
excitation bekannt. sind: Iech muß dringend davor warnen,
derartige Einrichtungen ohne weitere Kritik für den Be-
trieb deutscher Netze zu übernehmen. Sie sind in Ame-
rika ausschließlich mit Rücksicht auf den Erd-
kurzschluß, den es in Netzen mit Erdschluß-
kompensation nicht gibt. entwickelt worden.
Die amerikanische Praxis verzichtet ausdrücklich auf di»
Forderung, große stoßempfindliche Netze, auch gegenüber
nehrphasirenKurzschlüssen stabil zu machen.
Im großen und ganzen kann man das Verhältnis der
Anzahl von Erdsehlüssen zu der Anzahl von mehrphasi-
ven Kurzschlüssen gleich 10 : 1 setzen. Ich sche nicht
ein. warum wir über die amerikanische Forderung hinaus-
echen sollen, daf Erdschlüsse den Betrieb nicht umwerfen
dürfen. Ks muß aueh darauf hingewiesen werden, dab es
beim heutigen Stand der Technik mehr als zweifelhaft
erscheint, ob es überhaupt möglich ist, große Netze gegen
mehrphasire Kurzschlüsse in nennenswertem Maße zu sta-
bilisieren. Ich glaube nicht, daß die vom Herrn Vortragen-
den erwähnten Einrichtungen hierzu in der Lage sind.
Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, daß die
Verwendung von Stoßerrerzungseinrichtungen andere
sehwerwierende Nachteile, insbesondere eine bedeutende
Vererößerung der Kurzschlußströme und aller ihrer
Folzeerscheinungen nach sich zieht. Unter diesen Umstän-
den muß ich die Überzeugung aussprechen, daß ihre Ver-
wendung in großen Überlandnetzen einen technischen
Mißzriff bedeutet.
Stellt man sieh auf diesen Standpunkt, dann verliert
auch die vom Herrn Vortragenden behandelte Frage der
Abschaltzeit der Ö€l€schalter wesentlich an Bedeutunz.
Gleichwohl wird man dem Herrn Vortragenden darin zu-
stimmen können, daß die Reaktanzen von Trans-
f{ormatoren nieht unnötig groß gemacht
werden sollten, damit die Stabilität des Normalbe-
triebes nicht verschlechtert, d.h. die Pendelungs-
gefahr nicht erhöht wird.
Zum Schluß möchte ich noch darauf hinweisen, daß
Zahlen über die maximal übertragbare Leistung mit
Vorsieht zu betrachten sind, da man unter verschie-
denen Annahmen zu ganz verschiedenen Ergebnissen ge-
langen kann. Man darf daher auch die Zahlen des Herrn
Vortrarenden nur als Beispiele für die zu erwartende
Größenordnung ansehen. Ich nehme an, daß auch Herr
14. November 1929
Prof. RÜDENBERG
wissen will.
sie nur in diesem Sinne bewertet
Vorsitzender: Das Wort erhält Herr Generaldirektor
Dr. Jahneke, Berlin.
Jahncke, Berlin: Ich will die Ausführungen zu dem
heutigen Thema nur kurz ergänzen, u.zw. im Hinblick
auf die Energiequellen, welche uns in Deutschland zur
Verfürung stehen. Da wir auch mit Energierohstoffen
nieht überreich versorgt sind, ist das eine Angelegenheit,
die sehr weitsichtig behandelt und vorbedacht werden muß.
Wir werden in diesem Jahre in Deutschland insgesamt
rund 30 Mill kWh verbrauchen sowohl in öffentlichen wie
in privaten Elektrizitätswerken. Hiervon werden rd. Lë
aus Braunkohle. 14 aus Steinkohle und das letzte Drittel
aus Wasserkraft, Gas, Öl usw. gewonnen.
Bezüglieh der Steinkohle liegt noch kein Grund zu
irgendwelcher Besorgnis vor, es ist für viele hundert
Jahre genügend Vorrat da. Die Aufgabe, die dort für
die nächsten Jahre vorliegt, besteht darin, in den Stein-
kohlenbezirken die Abfallkohle, die noch nicht an Ort und
Stelle verwendet werden Kann, der Elektrizitätswirtschaft
nutzbar zu machen. Im rheinisch-westfälischen Kohlen-
revier sind dazu genügend Kraftwerke vorhanden, wäh-
rend im Osten das von uns neu in Angriff genommene
Kraftwerk in Cosel diesem Zwecke dienen soll.
Rd. 10 Mill kWh werden also aus Braunkohle erzeugt.
Dazu sind rund gerechnet 2,5 Mill t Rohbraunkoble nötie,
d.h. also, wenn wir mit einer hundertiährigen Voraus-
sicht rechnen, daß wir bei einem Betriebe im jetzigen
Umfanee in 100 Jahren 2,5 Mrd t Braunkohle brauchen
wiirden.
Nach dem letzten Bericht der Geolorischen Landes-
anstalt sind in ganz Deutschland 17,5 Mrd t im Tagebau
zu zewinnende Braunkohle erbohrt. Die Zahl wird sich
durch neue Bohrungen wenig mehr verändern, wohl aber
verschiebt sich das Verhältnis zwischen Tagebau- und
Tiefbaukohle immer weiter zugunsten der Taxrebaukohle.
Die Gesamtförderunz an Braunkohle betrug im vorigen
Jahr 165 Mill t, d.h. also, bei dem jetzigen Verbrauch an
Braunkohle reicht unsere Tazebaukohle rd. 100 Jahre. —
Tiefbaukohlen sind bis jetzt 7,5 Mrd t erbohrt worden.
Hier kann man aber annehmen, daß nicht mehr als die
Hälfte erhohrt sind, daß also die wirkliche Zahl wohl
als doppelt so hoch angenommen werden kann. Hinzu
kommt noch, daß dabei ein Abbauverlust, wie er jetzt not-
wendig ist, von 35...40% eingerechnet ist. Dieser wird
sich im Laufe der Jahre sieher auch noeh verringern. Es
scheint mir berechtigt zu sein, zu sagen, daß neben der
Tarzebaukohle noch ebensoviel zewinnbare Tiefbaukohle
vorhanden ist, also auch für 100 Jahre beim heutigen
Verbrauch.
Nur für die Elektrizitätswirtschaft gesehen, fällt aber
diese Betrachtung noch wesentlich günstiger aus. teh habe
soeben festgestellt, daß man beim heutigen Bedarf an
Braunkohle für Klektrizitätserzeurung in Deutschland in
100 Jahren für Deckung dieses Bedarfes 25 Mrd t Kohle
haben müßte. Da kann ich Ihnen aber aus meiner Kenntnis
der einzelnen Gesellschaften heraus sagen, daß mindestens
die doppelte Menge Kohle, also 5 Mrd t Tarxebaukohle, in
der Erde für die Klektrizitätswirtschaflt heute schon re-
serviert ist, d.h. also, Sie können den heutigen Bedarf
an Braunkohle für die Elektrizitätswirtschaft verdoppeln
und reichen dann immer noch 100 Jahre mit der zur Ver-
fügung stehenden Tagxebaukohle.
Ich stelle mir also die künftige Elektrizitätswirtschaft
anf der Braunkohle in Deutschland so vor, daß man zu-
nächst noch den Verbrauch an Taxebaukohle für diese
Wirtschaft verdoppeln wird. Das wird aber schon in höch-
stens 10 Jahren erreicht sein. Dann wird man in größerem
Stile als bisher in den Bezirken, die mit Braunkohlenstrom
versorgt wurden, Wasserkraft mit heranziehen müssen,
und da wir in Mittel- und Ostdeutschland so gut wie gar
keine Wasserkraftenerzie haben, muß diese dann vom
Süden bezogen werden. Dann ist es aber nötier, daß die
groben 100 000 V-Versorgungesnetze untereinander verkup-
pelt sind, damit die Wasserkräfte über den ganzen Bezirk
von Ost- und Mitteldeutschland gegen die Dampfkräfte
auszeelichen werden können.
Ich rechne weiter damit, daß in 20...30 Jahren die
Technik so weit sein wird, daß man auch die Tiefbaukohie
wirtschaftlich abbauen kann. Dazu ist in erster Linie
notwendig, daß man nieht 40 % der Kohle als Sicherheits-
pfeiler in der Erde stehen lassen muß, denn das gerenzte
Ja an Raubbau. Aber in 20..30 Jahren wird man dann
Tiefbaukohle mit heranziehen und damit die Tagebaukohle
strecken.
Diese Überlerunz war tatsächlich der erste Anlaß
zur Gründung der Aktienzesellschaft für deutsche Elek-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
1677
trizitätswirtschaft, die in der Folgezeit eine wesentliche
Rolle in der deutschen Elektrizitätswirtschaft spielen wird.
Vorsitzender: Das Wort erhält Herr Direktor Baurat
Rachel, Dresden.
Rachel, Dresden: Herr Prof. RÜDENBERG hat über
die Stabilitätsverhältnisse der Kraftübertragung vorge-
tragen und dabei die Stabilitätstörungen und die Abhilfs-
mittel dagegen behandelt. Solche Stabilitätstörunzeen sind
nicht etwa bisher in Deutschland unbekannt gewesen und
jetzt neu hinzugekommen: das ist nicht der Fall, und das
hat Herr Prof. RÜDENBERGauch nicht gemeint. Aber es
ist vielleicht zweckmäßig, dies zur Vermeidung mißver-
ständlicher Auffassungen außenstehender Kreise beson-
ders zu betonen.
Sie haben gehört, daß Herr Prof. PETERSEN die
UÜbertragunz der amerikanischen Praxis zur Verhütung
von Stabilitätstörungen auf deutsche Verhältnisse kritisch
behandelt hat. Er hat dabei zum Ausdruck gebracht, daf
das, was die Amerikaner getan haben, wegen des Erd-
kurzschlusses getan worden ist, weil ja bekanntlich die
amerikanischen Anlagen in der Regel mit festzeerdetem
Nullpunkt ausgeführt sind und demgzemäß jeder Erdschluß
einen Erdkurzschluß mit seinen unangenehmen Nachwir-
kungen bedeutet. Wir haben keine Anlagen mit fest-
zeerdetem Nullpunkt in Deutschland, sondern entweder
Anlagen mit isoliertem Nullpunkt oder mit Erdschluß-
löschspulen. Ich nehme an, daß die Ausführungen von
Herrn Prof. PETERSEN nicht so zu verstehen sind, als
brauchten wir uns im Hinblick auf das Vorhandensein
einer Eirdschlußlösehung mit Verbesserunesmaßnahmen
für die Stabilitätsverhältnisse nicht zu befassen, sondern
daß er nur meinte, daß man heute über die zweckmäßigrsten
Mittel zur Verbesserung der Stabilitätsverhältnisse noch
nichts Endzültires sagen kann.
Herr Prof. RÜDENBERG zeigte u.a. ein Oszilloeramm
von Versuehen. die von der Aktiengresellschaft Sächsische
Werke unter der dankenswerten Mitarbeit der Studien-
zesellschaft für Höchstspannungsanlazen und der Siemens-
Schuckertwerke im Großkraftwerk Hirschfelde durchge-
führt worden sind. Diese Versuche haben die im prakti-
schen Betrieb hervorzetretenen Erfahrungen, daß die Sta-
bilitätsverhältnisse in unseren 100 kV-Netzen nicht voll
befriedigend sind, im kleinen Rahmen durchaus bestätigt.
Diese Versuche haben insbesondere gezeigt, daß für die
Verbesserung der Stabilitätsverhältnisse nieht nur etwas
Goin werden mub, sondern offenbar auch getan werden
kann. Über die Mittel, mit denen man die Verbesserung
tatsächlich erzielen wird, darüber kann man heute noch
nicht entscheiden. aber ich hoffe. daß Herr Prof. PETERSEN
mir zustimmt, daß die Frage der Verbesserung der Sta-
hilitätsverhältnisse auch für Deutschland aktuell ist, und
man für diese Verbesserung etwas tun muß. Ich sche, daß
Herr Prof. PETERSEN dem zustimmt.
Bei der ganzen Frage drehte es sieh ja nieht darum,
daß man sehr häufig Stabilitätstörungen in unseren An-
lagen hat, im Gexzenteil, die Stabilitätstöruneen sind außer-
ordentlieh selten. Wenn wir trotzdem dem Problem bei
der Aktienzesellschaft Sächsische Werke näherretreten
sind, so haben wir es getan, weil die Stabilitätstörunzen
die unanzenehmsten Störungen sind, die es überhaupt in
der Großversorswung gibt. Sie sind deshalb so mmangenehm
und so gefürchtet, weil die Maschinen außer Tritt gehen.
unter Umständen der ganze Leistunesfluß zwischen Er-
zeuzung, UÜbertragunz und Abnehmer zerreibt, ganze
\Maschinenzruppen cder ganze Kraftwerke neu hochre-
fahren und neu synchronisiert werden miissen.
das
l i Man kann
auscinandergefallene Netz nicht einfach wieder zu-
sammensehalten. Die Wiederherstellung des ordnungsge-
mäßen Betriebszustandes ist unter 10...20 min Zeitauf-
wand nicht zu erzielen. Am zefährdetsten ist natureemäl
die Zeit der tägiiehen Vollbelastunz der L eitungen, weil
man sich dabei u. U. in der Nähe der Stahilitätsgrenze der
Übertragung bewegt, und es mitunter selbst nur verhält-
nismälig entfernt liegender Kurzschlüsse und dadureh
hervorgeerufener Spannungsabsenkunzen bedarf, um Un-
<tabilitätsvoreänee, Pendelungen oder gar Auslösungen
hervorzurufen, und es ist deshalb verständlich, daß das
Interesse an dem Stabilitätsproblem in letzter Zeit so go-
wachsen ist, weil ja dureh die fortschreitende Steigerung
des Absatzes eine immer erößere Zahl Leitungen und
Netze in den tägliehen Vollastbetrieb hineinzewachsen
sind.
Unsere Versuche in IHirschfelde, die zunächst natür-
lieh lokalen Charakter haben können, haben einmal ge-
zeigt, da die mechanische Regelung der Dampfturbinen
wohl zu träg ist. und das andere Mal. daß der Sicherheits-
obstand, der zwischen dem Rerulierbereich der Dampf-
1678
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Ae
14. November 1929
turbinenregelung und dem Ansprechen des Schnellschluß-
ventils liegt, zu klein ist, so daß schon bei Pendelungen
infolge von Stabilitätstörungen der Schnellschluß un-
nötigerweise zum Ansprechen kam. Das sind z. B. Dinge,
die sich wohl werden abändern lassen, und zu deren Ab-
änderung wir uns entschließen müssen.
Weiter haben unsere Versuche gezeigt, daß auch in
der Frage der Steigerung der Erregerspannung noch Fort-
schritte anzustreben sind. Es zeigte sich, wie das ja auch
Prof. RÜDENBERG ganz allgemein dargelegt hat, daß der
zeitliche Verlauf der Pendelungen und der Spannungs-
regelung von grundlegender Bedeutung ist. Wenn wir
mit der Spannungsregelung schnell genug sind, so ist es
u. U. möglich, die sich der Instabilität nähernden Maschi-
nen noch zu halten oder schon unstabile Maschinen wäh-
rend des Pendelns wieder einzufangen. Ich habe aus unse-
ren Versuchen und deren Ausmittlung jedenfalls den Ein-
druck gewonnen, daß man vielleicht doch auch die Frage
wird weiter behandeln müssen, ob die jetzt in Deutschland
übliche Auslegung der Erregermaschinen wirklich die
richtigste ist, oder ob wir nicht auch auf diesem Gebiet,
sei es nach den Gedankengzängen der Amerikaner, sei es
nach anderen Erwägungen, neue Wege gehen müssen. Auf
jeden Fall möchte ich auf Grund unserer Betriebsbeob-
achtungen und der Ergebnisse unserer ersten Versuche
betonen, daß auch in Deutschland eine zielbewußte Wei-
terverfolgung der Verbesserung der Stabilitätsverhält-
nisse der Kraftübertragung m. E. ein unbedingtes Erfor-
dernis ist.
Vorsitzender: Ich erteile weiter das Wort Herrn
Direktor Dipl.-Ing. Lipken, Dortmund.
Lipken, Dortmund: Die technischen Betriebsmittel
für einen guten zuverlässigen Gemeinschaftsbetrieb sind
hier eingehend besprochen worden. Wir müssen aber auch
dann gerüstet sein, wenn gelegentlich mal infolge beson-
derer Umstände die Stabilität des Systems gestört werden
sollte. In solchen Fällen ist es von außerordentlicher
Bedeutung, daß das abgetrennte Kraftwerk in der Lage
ist, bis zur Wiederherstellung der Kupplung und plan-
mäßigen Lastverteilung die Versorgung seines Bezirkes
durchzuhalten. Nach dem Vortrag von Illerrn Dr. PI-
LOTY sieht der Spennemannsche Fahrplan außer „Fre-
quenzmaschinen”“ und „Fahrplanmaschinen“ hierfür ja
ausdrücklich „Bereitschaftsmaschinen“ vor.
Bei Dampfkraftwerken werden nun derartige Bereit-
schaftsmaschinen große momentane Belastungen nur dann
auffangen können, wenn ihnen sofort genügend Dampf
zur Verfügung steht. Wirtschaftlich ist es aber natürlich
gar nicht möglich, soviel Kesselheizfläche dauernd für der-
artige Ausnahmefälle unter Dampf zu halten. Am rasche-
sten vermag noch die Kohlenstaubfeuerung plötzlichen
Laststeigeruneen zu folgen. Eine volle Sicherheit aber
durch ihre wirklich momentane Betriebsbereitschaft bei
plötzlichen Überlastungen bieten die Dampfspeicher. Im
umgekehrten Fall der plötzlichen Entlastung des Kraft-
werks vermag derselbe Speicher den überschüssigen
Dampf aufzuuchmen und schließlich ist für das frequenz-
fahrende Kraftwerk mit seinen dauernden Belastung-
schwankungen der Dampfspeicher schon aus rein wirt-
schaftlichen Gründen für die Betriebsführung zweck-
mäßig.
Eine ähnliche Sicherheit können Speicherwasser-
kräfte bieten, mögen es nun Pumpspeicherwerke oder
reine Talsperrenwerke sein, die wegen ihres dauernden
Wasservorrats besonders wertvoll sind. Wenn diese unter
voller Automatisierung der gesamten Betriebsvorgänge
in einem Bruchteil der bei Handbedienung benötigten Zeit
aufs Netz geschaltet werden, vermögen auch sie in der
Regel den abgetrennten Netzbetrieb ohne Störung anf-
rechtzuerhalten. Das sind also ebenfalls wertvolle Hilfs-
mittel für die Sicherheit beim Gemeinschaftsbetrieb.
Vorsitzender: Das Wort erhält Herr Direktor Föhl,
Berlin.
Fohl, Berlin: Außer den Fahrplanwerken und Fre-
quenzwerken gibt es noch diejenigen Grundlastwerke,
welche anfallende Überschußenergzie in elektrische Ener-
gie umsetzen. Ilierzu gehören Wasserkräfte ohne Spei-
cherfähigkeit, Gichtgaszentralen sowie Industrie- und
Heizkraftwerke, welche den zu Heizzwecken benötigten
Dampf im Gerendruckbetrieb zur Krafterzeurung aus-
nutzen. Alle diese Kraftwerke sind so zu regeln, daß sie
die gesamte anfallende Finereie ausnutzen. Sie schneiden
also einen nicht willkürlich beeinflußbaren Teil aus der
Gesamtbelastuneskurve heraus.
krst oberhalb dieser Kraftwerke sind die Fahrplan-
werke einzusetzen. Als solche kommen in erster Linie
die thermischen Großkraftwerke in Frage. Für ihre Re-
gelung hat Dr. RUTNS den Vorschlag gemacht, die Fahr-
plansteuerung nicht auf die Turbinensteuerung, sondern
vielmehr auf die Regelung des Kessels wirken zu lassen,
weil die Belastung der Turbine viel leichter der Dampf-
e des Kessels angepaßt werden kann als umge-
chrt.
Bei einer solchen Regelung müssen die Spitzenkraft-
werke den noch übrig bleibenden Teil der Belastung
decken, der dann einen sehr unregelmäßigen, zwischen
Leerlauf und Vollast stark schwankenden Verlauf zeigen
` wird. Solche Spitzenkraftwerke sollen deshalb als Spei-
eherkraftwerke ausgebildet werden. Sie erhalten auf
diese Weise eine so große Elastizität, daß sie nicht nur
alle Belastungschwankungen übernehmen können, son-
dern zugleich auch bei Störungen in der Kraftübertra-
gung zwischen den Kraftwerken augenblicklich für die
ausfallende Leistung einsprinzen können.
Eine Verminderung der Höhe der Spitze kann zwar
durch die Verschiebung der Sonnenuntergangszeit beim
Zusammenschluß von in westöstlicher Richtung weit aus-
einanderliegenden Kraftwerken erzielt werden. Die Ver-
minderung der installierten Leistung durch den besten-
falls hierbei erreichbaren Ausgleich entspricht jedoch bei
weitem nicht der Höhe des für die Fernleitung aufzuwen-
denden Anlagekapitals, so daß auch beim Zusammenschluß
größter Netze der Transport des Spitzenstroms durch die
Fernleitungen unwirtschaftlich bleiben wird.
Im Kraftwerk Oberlungwitz der S. E. L.G. hat eine
Ruthsspeicheranlage bei einem Kurzschluß im 30 kV-XNetz,
aus dem das Oberlungwitzer 10 kV-Netz im allgemeinen
gespeist wird, den Betrieb in dem letzteren Netz aufrecht-
erhalten, ohne daß die angeschlossenen Verbraucher von
der Störung etwas gemerkt hätten. Es darf erwartet wer-
den, daß die durch solche Anlagen erhöhte Betriebsicher-
heit fördernd auf den Zusammenschluß der Versorgungs-
netze einwirken wird.
Vorsitzender: Das Wort erteile ich nunmehr Herrn
Dipl.-Ing. Hammerer, Berlin.
Hammerer, Berlin: Wie die vorauszeranzenen Aus-
führungen gezeigt haben, steht das in theoretischer Hin-
sicht zwar schon längst als geklärt zu betrachtende Prao-
blem des Parallelbetriebes infolge der sich darum grup-
pierenden Einzelfragen heute wieder mehr denn je im
Mittelpunkt des Interesses weiter Kreise. Zielten die
Vorträge darauf ab, die verschiedenen neuerdings aufge-
tauchten Gesichtspunkte von einem umfassenden und da-
her abstrakteren Standpunkt aus, so, wie es der Sonntags-
arbeit des Inzenieurs ziemt, zu behandeln, so darf es wohl
der Diskussion gestattet sein, auf den einen oder anderen
Grat- und Gipfelpunkt, den der rasche Flug aus der Ferne
erkennen ließ, noch einmal zurückzukehren.
Ich knüpfe an das erste Lichtbild! in dem Vortrag
des Herrn Prof. RÜDENBERG an, das den Zusammen-
hang zwischen der an der Erzceugerstelle zu haltenden
Spannung U, und der an der Verbraucherstelle herrschen-
den Spannung U bei einer gewissen Belastung J, gekenn-
zeichnet dureh Wirkstrom Jo und Blindstrom Jb, mit
einem bestimmten Phasenverschiebungswinkel p an der
Verbraucherstelle darstellt (Abb. 1).
Die diesem Diagramm zugrunde liegende Gleichung
| Du =Üt+t(r-jk))
läßt sich durch Zerlegen des Stromes J in seine beiden
Komponenten Jw und Jo in die Form
D= jh wtr jk Ja
bringen? und gestattet so, mühelos eine Reihe geometrischer
Örter für die verschiedenen an sieh zunächst willkürlich
veränderlichen Betriebsgerößen aufzufinden.
Infolge des Umstandes, daß
TL. die Dreiecke ABP o, Po CP und AMP stets in ihrem
Winkel w übereinstimmen und somit einander ähnlich sind,
2. das Dreieck ABP% proportional Jw, das Dreieck
Pob CP proportional Jè und das Dreieck AMP proportional
J ist, findet man als geometrischen Ort
a) konstanter Wirkleistune
eine Gerade senkrecht zur Hypotenuse des Jw-Dreiecks
durch den Punkt Po,
b) konstanter Blindleistung
eine Gerade senkrecht zur Hypotenuse des Jd-Dreiecks
durch den Punkt P,
1 ETZ 19%, 8. 970, Abb. 2.
Ss 2 y el. Burger. Siemens-Z. 1922, S. 51 u. Ossanna, ETZ 19%,
S. 1025 u. El. u. Maschinenb. 1926, S. 113.
14. November 1929
c) konstanter Scheinleistung
einen Kreis um den Leerlaufpunkt A und mit der Hypo-
tenuse AP des J-Dreiecks als Halbmesser,
Wirkleistung
Blindleistung
eine Gerade durch den vorhererwähnten Leerlaufpunkt A
und den Belastungspunkt P.
Das Problem der Spannungsregelung gewinnt damit
an Übersichtlichkeit und Einfachheit, weil mit einem Blick
die Auswirkung jedes Reguliervorganges sowohl auf die
d) konstanten Verhältnisses
=konst.
+ Jo -Rchtg.
dg
j; S
MA AnA
r
|
Jh -konst
Abb. 2. Spannungsdiagramm einer Wechselstrom-Freileitung.
einzelnen Betriebsgrößen wie auch insbesondere auf die
Spannunzsverhältnisse selbst nach ihren beiden Kom-
ponenten überblickt werden kann.
Man erkennt (Abb. 2), daß nicht unter allen Umständen
eine sowohl nach Spannungsgröße wie nach Spannungs-
richtung befriedigende Regulierung durch Blindstrom mit-
tels parallel geschalteter Zusatzeinrichtungen möglich ist,
da entweder der Phasenwinkel zwischen den beiden Span-
nungen U, und U oder ihr Größenunterschied unzulässig
wird. Ebensowenig befriedigt in allen Fällen eine Regulie-
rung mittels in Reihe geschalteter Zusatzeinrichtungen. Wäh-
rend im ersten Fall der Reguliervorgang gekennzeichnet
ist durch ein Wandern des Belastungspunktes P auf der
Geraden für Jw = konst., hat eine Veränderung der Lei-
tungscharakteristik eine Änderung des vorerwähnten Win-
kels w zur Folge, so daß der Punkt P auf
der Geraden MP wandert und damit das
Jw/Jd -Koordinatenkreuz gegenüber sei-
ner früheren Lage um den gleichen Be-
trag, um den sich der Winkel w geändert
hat, zedreht wird.
Die gleichzeitige Anwendung von
Parallel- und Serienkompensation hin-
gegen wird stets zu günstigen Spannungs-
verhältnissen führen. Die von Herrn
Prof. RÜDENBERG erwähnte Nivellierung von Leitungen’
wird zur Selbstverständlichkeit.
Mit der soeben vorgetragenen Aufgabe ist jedoch der
Anwendungsbereich des in Rede stehenden Diagramms
noch nicht erschöpft; abgesehen von der Auswertung in
Form von Betriebsdiagrammen lassen sich auch Unter-
suchungen hinsichtlich der Verhältnisse in parallel ge-
schalteten Leitungsystemen übersichtlich durchführen; sie
gehen letzten Endes alle davon aus, daß für jedes Einzel-
system sowohl die Spannungen Ua an der Erzeugerstelle
wie die Spannungen U an der Verbraucherstelle unter-
einander gleich sind. Hierauf näher einzugehen, verbictet.
allerdings die vorgerückte Zeit.
Zum Schluß meiner Ausführungen möchte ich, um Miß-
verständnisse zu vermeiden, ausdrücklich darauf hin-
weisen, daß die Gegenüberstellung einer graphischen
Methode keinesfalls bezweckte, diese in einen gewissen Ge-
gensatz zur rein Technerischen Behandlung des Problems,
wie sie von Herrn Prof. RÜDENBERG im vorausgehenden
vorwiegend angewendet wurde, zu stellen, sondern sie
wollte vielmehr lediglich eine bescheidene und für die
Werktagsarbeit des Ingenieurs gedachte Ergänzung sein.
Vorsitzender: Das Wort hat Herr Generaldirektor
Dr. Frank, Berlin.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
a -konst
1679
Frank, Berlin: Ich will mich ganz kurz fassen. Ich
möchte zu den Ausführungen, die wir von Herrn Prof.
PETERSEN gehört haben, der hauptsächlich über die
Grenzwerte sprach, und dem ich vollkommen recht gebe,
bemerken, daß dem eine Reihe von Faktoren entgegen-
stehen, die man in Anrechnung setzen muß. Im Laufe der
Jahre werden wir auch diese Faktoren noch ändern können.
Die Ausführungen des Herrn JAHNCKE widersprechen
meinen Ausführungen in keiner Weise. Auch ich bin der
Meinung, daß die Lebensdauer der Braunkohle weit mehr
als fünfzig Jahre beträgt, das hat Herr JAHNCKE noch ein-
mal bestätigt. Es ist weiter hier geäußert
worden, daß der Zusammenschluß großer
Netze durch die Leitungskosten entschie-
den zu teuer würde. Es wäre wichtiger,
an Ort und Stelle, hauptsächlich wo es
sich um Spitzenstrom handelt, Spitzen-
speicher aufzustellen. Wir bauen nicht
Leitungen, lediglich um Spitzenströme
zu übertragen, sondern wir müssen sie
sowieso haben. Es dreht sich besonders
darum, daß wir gleich von Anfang an die
Anlagen so einrichten, daß sie allen An-
forderungen gewachsen sind.
Vorsitzender: Ich erteile weiter das
Wort Herrn Obering. Dr. Piloty,
Berlin.
Piloty, Berlin (schriftlich): Die Aus-
führungen des Herrn FÖHL geben mir die
erwünschte Gelegenheit, auf die Notwen-
digkeit einer klaren Terminologie hinzu-
weisen. Herr FÖHL unterscheidet zwischen
Kraftwerken verschiedener wirtschaft-
licher Charakteristik, insbesondere zwi-
schen Spitzen- und Grundlastwerken. Die
oft erörterten, durch diese Ausdrücke ge-
kennzeichneten Unterschiede berühren in
keiner Weise die in meinem Vortrag ge-
troffene Unterscheidung zwischen Frequenz- und Fahr-
planwerk. Bei dem von mir geschilderten planmäßigen Be-
triebe wird die auf Grund der vorliegenden Betricbserfah-
rungen voraus ermittelte Gesamtbelastungskurve in irgend-
welcher Weise auf die Kraftwerke im voraus verteilt. Alle
Werke bis auf eins können dabei leistungsabhängig geregelt
P -ronst
Jo- konst.
Jo th =konst,
\;
Im
Y
l
‚Löngskompensierung
ach
Ii
Ld N)
|
|
N a
th Rchig.
-Um-Rchtg.
ee Rh.
Abb. 8 Kompensierung und Nivellierung.
werden, also als Fahrplanwerke fahren. Welche Gestalt die
einzelnen Fahrpläne besitzen, ist dabei vollständig gleich-
gültig, so daß im Prinzip auch Spitzenwerke mit einer
Fahrplanregelung versehen werden können. Das übrig-
bleibende, für die Freauenzhaltung verantwortliche Werk
würde ebenfalls seinen vorausberechneten Fahrplan ein-
halten, wenn die Vorausberechnung der Gesamtbelastung
mit mathematischer Genauigkeit erfolgt wäre. Da dies
aber nicht der Fall ist, muß das Frequenzwerk die Ab-
weichungen der wirklichen Gesamtbelastung gegenüber
der angenommenen überlagert über seinen eigenen Fahr-
plan mit übernehmen. Trotzdem kann das Frequenzwerk
im wesentlichen ein Grundlastwerk sein, falls es groß
genug ist, daß die Abweichungen zwischen Vorausberech-
nung und Wirklichkeit seiner Leistungsfähirkeit gegen-
über nur eine untergeordnete Rolle spielen. Ich möchte
daher vorschlagen, die Ausdrücke „Frequenzwerk“ und
-
1680
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
14. November 1928
„Fahrplanwerk” für die Bezeichnung der von mir behan-
delten rezeltechnischen Unterschiede zu reservieren.
. Herr FÖHL hat ferner den Vorschlag gemacht, bei ther-
mischen Großkraftwerken die Fahrplansteuerung auf die
Regelung des Kessels wirken zu lassen und die Belastung
der Turbine dann der Kesselbeheizung anzupassen, d.h.
also nach dem Dampfdruck zu steuern. Gegen diesen Vor-
schlag müssen, wenigstens solange er sich auf Grok-
kraftwerke bezieht, welche für den Zusammenhang des
Netzes eine entscheidende Rolle spielen, ernste Bedenken
geltend gemacht werden. Ich glaube in meinem Vortrag
nachgewiesen zu haben, daß man bei solchen Werken auf
das Vorhandensein eines normal eingestellten Drehzahl-
regelers wegen des Verhaltens des Gesamtbetriebes bei
Störungen nicht verzichten kann, und daß die Fahrplan-
rezelung sich darauf beschränken muß, die Eigenschaften
dieses Reglers verhältnismäßig langsam wirkend zu ver-
ändern. Nach dem Vorschlag von Herrn Dr. RUTHS und
Herrn FÖHL muß die Einwirkung nun abhängig vom
Dampfdruck erfolgen, während eine automatische Feue-
rungsregelune nach einem festen Fahrplan arbeitet. Es
erscheint mir nicht sicher, ob es wenigstens bei modernen
Hochdruckkesseln mit verhältnismäßig geringem Wasser-
raum und Kohlenstaubfeuerung gelingt, die Steuerung der
Turbine abhängig vom Dampfdruck träge genug zu machen,
um den elektrischen Bedürfnissen gerecht zu werden, ohne
daß unzulässige Druckschwankungen auftreten. Anderer-
seits kann ich nicht einsehen, warum das gebräuchliche
Verfahren, die Turbinen nach dem elektrischen Bedürfnis,
die Feuerungsreecelung nach dem Dampfdruck arbeiten zu
lassen, weniger einfach sein soll. Dabei ist auch nicht
gesagt, daß sämtliche Kessel nach dem Druck geregelt
werden müssen. Man kann vielmehr eine Anzahl von
Kesseln nach Fahrplan regeln und nur einen oder mehrere
ubrig bleibende Kessel für den Ausgleich zwischen Wirk-
lichkeit und Vorausberechnungz abhängig vom Dampfdruck
sorgen lassen, in ganz ähnlicher Weise wie es für die
J.eistungsverteilung bei parallel arbeitenden Maschinen
verschiedener Kraftwerke vorgeschlagen wird.
Herr Prof. Dr. Rüdenberzg
Vorsitzender: wird
sprechen.
Rüdenberg, Berlin: Tch habe mich bemüht, in meinem
Bericht eine Übersicht über die Probleme der Kupplung
von Netzen und der Fernübertraxwzung elektrischer
Leistung zu geben, die nicht nur mit allzemeinen Worten
arbeitet, sondern die vorliegenden Zusammenhänge quanti-
tativ, aber trotzdem auf möglichst verständliche Weise, er-
faßt. Es kam mir nicht darauf an, dureh die didaktische
Zergliederung des Stoffes neue Ergebnisse zu gewinnen,
sondern nur darauf, die recht komplizierten Zusammen-
hänge der vorliezenden Probleme einem größeren llörer-
kreise sinnfällig näherzubrinzen.
Von Folgerungen, die über den Rahmen des quantitativ
Beweisbaren hinausgehen, oder die durch bestimmte gut
angelegte Versuche gestützt werden, habe ich mich mög-
lichst fernzehalten, da man bei derart neuen Gebieten sonst
leicht ins Reich der Prophezeiungen gerät.
Ich möchte mich deshalb über zahlreiche von Herrn
Prof. PETERSEN anzeschnittene Einzelfraren, über die ich
anderer Ansicht bin, hier nieht äußern, sondern die Ent-
scheidunz ruhig der praktischen Entwicklung in der Zu-
kunft überlassen. Nur auf drei Punkte der Kritik von
Herrn Prof. PETERSEN möchte ich eingehen, obwohl sie
zum Teil nur in losem Zusammenhanze mit meinem Re-
ferat stehen:
1. Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit von
Fernleitunxzen habe ich entsprechend dem mir zuge-
wiesenen Thema nur diejenigen technischen Gesichtspunkte
behandelt, die spezifisch für die Leistunesübertrarung
auf sehr grobe Entfernungen sind, wie dies auch in der
Tinleitunz besonders hervorzchoben ist. Daß man hei der
Betrachtung der (resamtwirtschaftlichkeit die festen Kosten
der Leitung. die ja den Ilauptkapitalaufwand darstellen.
nicht vernachlässigen wird. ist sicher richtige. Dies ändert
jedoch nichts an der Tatsache, daß man die „natürliche Lei-
stung“ einer langen Fernleitung praktisch nicht gar zu sehr
überschreiten darf. denn sonst treten neben den Strom-
wärmeverlusten auch so große Spannunseschwankungen auf,
daß der technische Betrieb dieser Übertragung prak-
tisch unmöglich wird. Übrigens habe ich ia auch in dem
Vortrag erörtert. wie man durch das teehnische Mittel der
Kompensierung der Blindleistunz die Vorteile des natür-
lichen Betriebes hinsichtlich der Verluste und Spannungs-
schwankungen auf künstliche Weise erheblieh hinausrücken
kann.
2. Die Frage. ob zur weitgehenden Kompensierunz von
ernleitungen Synehrenmaschinen oder Asyn-
chronmaschinen vorteilhafter sind, bildete nicht den
Gegenstand meines Referates. Ich habe mich bemüht, bei-
den Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. indem ich meine
Ausführungen im allgemeinen auf Synchronmaschinen be-
zog und hier und da auf die bei Asynehronmaschinen auf-
tretenden Unterschiede hinwies, die nur von sekundärer
Natur für die behandelten Probleme sind. Herr Prof. PE-
TERSEN hat zweifellos recht. daß sich unendlieh große Syn-
ehronmaschinen äußerst vorteilhaft für die Stützunz der
Spannung längs einer langen Fernleitunz verhalten wür-
den. Da diese aber unbezahlbar sind. und wir auf Maschi-
nen von endlicher Größe angewiesen sind, die zur iber-
traeenen Leistung in einem angemessenen Verhältnis stehen
muß, so brauchen diese Maschinen notwendigerweise einen
Spannungs- oder Erregerstromregler. Dieser läßt sich aber
im Prinzip bei Asynchronmaschinen ebenso leicht anor:!!-
nen wie bei Synchronmaschinen, nur in Ausführungsform
und Wirkungsweise unterscheiden sich diese Reeelunzs-
anordnunzen voneinander. Als Hauptnachteil der Synchron-
maschinen für Kompensierungszwecke von Fernleitunzen
ist die größere Pendelungseefahr zu erwähnen, als Haupt-
nachteil der Asynchrormaschinen die schwierizere Kommu-
tierunz des Erregers. Wer von beiden den Sieg davontra-
zen wird. dürfen wir auch hier der Zukunft überlassen.
3. Was die MittelzurVerbesserungerdesPBe-
triebes anlangt, so sind sich wohl alle größeren Unter-
nchmuneen darüber einig, daß wir nicht nur bei den langen
Fernleitunzen der Zukunft, sondern schon bei den relativ
kurzen Entfernungen. über die unsere Kraftwerke heute
zusammeneeschlossen sind, drineendnocheinigewei-
tere gebrauchen könnten. Daß wir Kraftwerkstörungen
durch reine Erdschlüsse in unseren «zelöschten Netzen
nieht mehr zu befürchten brauchen. habe ich an mehreren
Stellen meines Referats hervorgehoben. Es bleiben aber
noch zahlreiche weitere Störunzsmörlichkeiten bestehen.
die auf starke Lastschwankungeen. Abschaltungen nach De-
fekten, mehr oder weniger weit entfernte Kurzschlisse und
vieles andere mehr zurückzuführen sind. und die leider
auch unsere heutigen Kraftwerksbetriebe von Zeit zu Zeit
über den Haufen werfen. Auch in den unzelösehten Netzen
Amerikas ist der Erdschluß nur eine der zahlreichen prak-
tisch auftretenden Störunesursachen. und nicht einmal die
häufigste. Hinsichtlich der deutschen Netze schließe ich
mich vollständig den sachlichen Ausführungen an. die Herr
Raurat RACHEL sn klar zum Ausdruck gebracht hat.
Ich glaube., daß die heutigen technischen Kenntnisse auf
dem Gebiete des Zusammenarbeitens von Kraftwerken.
über die ich referiert habe, uns die Möglichkeit geben. nicht
auf dem jetzt erreichten Standpunkte zu verharren. son-
dern in den verschiedenen im Vortraxe anzedeuteten Rich-
tungen weiterzuarbeiten. um die Sicherheit der elektri-
schen Finergieübertraeung allmählich auf ein Höchstmaß
zu bringen.
Vorsitzender: Wir sind nun am Schluß unserer
heutigen Tagung angekommen, und es bleibt mir nur noch
übrig, den drei Vortrazenden dieses Vormittags, den
Herren Generaldirektor Dr. Frank, Prof. Pr. Rüden-
berg und Oberine. Dr. Piloty unseren aufrichtirsten
Dank zum Ausdruck zu bringen für die große Mühe und
einzehende Arbeit, die sie auf ihre Vorträge verwendet
haben.
Herr Frank hat uns einen interessanten Rückblick
und Ausblick über die bisherige Entwieklung der Höchst-
.spannunesleitunzen in Deutschland und ihre voraussicht-
liche Weiterentwicklung in der Zukunft gegeben. Dadurch
hat er das Problem aufgerollt, das nun die Grundlage
für die folgenden Ausführungen der Herren Prof. Rüden-
berg und Dr. Piloty bildete.
Die Vorträge der letzteren beiden Ierren haben uns
sehr eingehend in Erinnerung gebracht und dargelegt,
welche elektrischen Schwierirkeiten bei dem Zusammen-
schluß der Kraftwerke über große Netze eintreten. Die
Herren Riidenberz und Piloty haben eine Anzahl inter-
essanter Erwägungen angestellt und Wege für die Praxis
angegeben, wie der Betriebsmann dieser Schwierigkeiten
Herr werden kann. Ganz einfach liern alle diese Dinge
heute leider noch nicht. Die Wissenschaftler sind wohl
in der theoretischen Erkenntnis der Vorgänge ziemlich
klar und Können diese, wie wir gesehen haben, schon mit
klassisch einfachen Mitteln mechanisch darstellen. Aber
die für die Praxis geeieneten Maßnahmen sind wohl noch
etwas neu für uns, und es wird noch einige Zeit dauern,
bis sie Alleemeingut aller Betriebsleute geworden sind. —
Aber Schwierierkeiten und Rätsel sind ja in unserer Wis-
senschaft stets nur dazu dagewesen, um beseitiet und ge-
löst zu werden, und wir dürfen sicher sein, daß sie ge-
löst werden.
Die den Vorträgen folgende Diskussion war anf
diesem Wege gewiß schon ein bedeutsamer Schritt. Ich
Lë November 1929
danke deshalb auch allen Herren, die sich an dieser Dis-
kussion beteiligt haben.
Ihnen allen, meine Herren, Dank und Anerkennung,
daß Sie der heutigen Tagung so viel Aufmerksamkeit ge-
schenkt haben.
Ich hoffe, daß Sie auch den Fachberichten des heutigen
Nachmittags — wie gestern — viele interessante An-
regungen entnehmen können, und ich möchte unsere
Tagung nicht schließen, ohne allen Herren, die diese Fach-
berichte geleitet oder an ihnen mitgearbeitet haben, den
herzlichsten Dank des Verbandes auszusprechen.
Ich hoffe, daß durch alle diese gemeinsamen Anstren-
gungen das wissenschaftlich-technische Niveau unserer
diesjährigen Versammlung in Aachen wiederum eine wür-
dige Höhe erklommen hat. Dank allen Mitgliedern, die
dabei und dadurch mitgeholfen haben, das allgemeine An-
sehen unseres Verbandes zu heben und zu sichern. Dank
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechn. Gesellschaft zu Frankfurt a.M. 6. XI.
1929, abds. 8h, Kunstgewerbeschule Frankfurt a. M., Neue
Mainzer Str. 47: Lichtbildervortrag Dipl.-Ing. Branden-
burger, „Fernmessungen auch von Hochspannung beein-
flußter Kabelleitungen und die Anordnung von Fernmeß-
Instrumenten in Schaltwarten einschl. Fernmessungen auf
hochfrequentem Wege‘ (Leuchtschaltbilder).
Elektrotechn. Gesellschaft zu Magdeburg. 19. XI. 1929,
abds. 84h, Lichtsaal der Staatl. Ver. Maschinenbauschulen, am
Krökentor 1: Lichtbildervortrag Dipl.-Ing. Jacoby, „Der
asynchrone Drehstrommotor von heute (eine Übersicht)“.
Schiffbautechn. Gesellschaft, Berlin. 21. u. 22. XI. 1929:
auptversammlung mit folg. Vorträgen:
21. XI. 1929, vorm. 94h, Aula der T. H. Berlin: a) Geh.
Reg Rat Koenigs, „Der internationale Schiffsicherheits-
vertrag London 1929“ b) Prof. Bauer, „Antrieb der
Schnelldampfer“. c) Dr. Kempf, „Formgebung für Schnell-
dampfer“. d) Prof. Föttinger, „Die bydrodynamische
Arbeitsübertragung durch hydr. Transformatoren, ein Rück-
blick und Ausblick“. e) Colonello del Genio Navale Rab-
ben o, „Allgem. Betrachtungen üb. Strahlpropeller“. f) Gen.-
Dir. H irsch, „Kondensatorrohre aus Kupfernickellegierun-
en“, De ae
22. XI. 1929. vorm. 9h, Aula der T. H. Berlin: a) Dr.-Ing.
Foerster, „Die Elbeschiffahrt unter dem Einfluß ihrer
Umschlagstechnik“. b) Prof. Dr.-Ing. Weber, „Das allgem.
Ähnlichkeitsprinzip der Physik und sein Zusammenhang mit
der Dimensionslehre und der Modellwissenschaft“. c) Dipl.-
Ing. Herrmann, „Die Anwendung des Ähnlichkeitsprin-
zips der Mechanik auf zeitl. beliebig veränderl. Vorgänge mit
bes. Berücks. schiffhaulicher und aerodynamischer Probleme.
d) Dipl.-Ing. Weinblum, „Die Michellsche Theorie des
Wellenwiderstandes“.
23. XI. 1929: Besichtigungen.
Auskunft erteilt die Geschäftstelle: Berlin W 8, Kanonier-
straße 1.
PERSONLICHES.
S. Löffler +. — Am 22.X. d.J. ist Prof. Dr. Stephan
Löffler im Alter von 52 Jahren an einem Magenleiden
zestorben. Löffler studierte in Zürich, war Assistent von
Prof. Kammerer und wurde später Mitarbeiter von
Prof. Riedieran der T.H. Berlin. Hier habilitierte er
sich auch als Privatdozent und wurde 1912 zum ord.
Honorarprofessor ernannt. Er las über Ölmaschinen und
rotierende Arbeitsmaschinen. Gestützt auf die mit der
Kohlenverflüssigungsanlage von Dr. Bergius gewon-
nenen Erfahrungen trat Löffler 1923 mit dem Gedanken
hervor, die Wärmewirtschaft von Dampfkraftanlagen
durch Anwendung hoher Drucke und Temperaturen zu
verbessernt, ein Verfahren, das bereits mehrfach zur Aus-
führung gekommen ist und auch für die Zukunft wirt-
schaftlichen Erfolg verspricht. In dem vielseitig begabten
Manne, der überdies ein glänzender Dozent war, hat die
neuzeitliche Hochdruckdampftechnik einen ihrer frucht-
barsten Mitarbeiter verloren.
G. Semenza A — Ami ST d. J. verschied in Mailand
nach langer Krankheit der Beratende Ingenieur Guido
Semenza. Der Verstorbene war von 1923 bis 1927 Prä-
sident der Internationalen Elektrotechnischen Kommission
(IEC); unter seinem Vorsitz fand 1927 in Bellagio die
letzte Plenartagung der IEC statt. Wir werden auf die
Verdienste des Verstorbenen in einem besonderen Nach-
ruf zurückkommen.
A. v. Zelewski A
Am 2. IX. d. J. verschied an den Folgen eines
Schlaganfalles Alexander von Zelewski, Oberinge-
ı ETZ 192%, 8. 869.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
1681
auch nochmals unseren Mitgliedern in Aachen für ihre
umfangreichen Vorbereitungen und für die schwierige
Regiearbeit vor und während unserer Jahresversammlung.
Besonderen Dank unserem bewährten Generalsekretär,
Herrn Direktor Schirp, nebst allen Angestellten der
Geschäftstelle sowie der Prüfstelle für die in der Berichts-
zeit geleisteten treuen Dienste.
M. DI Mit dem herzlichen Wunsche, daß unsere
Tagung auch diesmal einem jeden von Ihnen etwas Gutes
und Bleibendes auf den Weg in die Heimat mitgeben
konnte, schließe ich unsere heutige Versammlung. Auf
Wiedersehen, spätestens in zwei Jahren, in Frankfurt
am Main!
Verband Deutscher Elektrotechniker e.V.
Der Vorsitzende: Der Generalsekretär:
Dr. M. Krone. P. Schirp.
nieur bei der AEG-Transformatorenfabrik und Chef einer
Berechnungs- und Konstruktionsabteilung. Der Verstor-
bene wurde 1876 in Rom geboren und besuchte dort Volks-
und Mittelschule, dann 1895 die Eidgenössische T.-H. in
Zürich, wo er 1898 das Diplom als Maschineningenieur er-
hielt. Im Jahre 1899 trat er bei Ganz El. Ges. Budapest
ein und erhielt daselbst in kurzer Zeit eine leitende Stel-
lung. 1922 folgte er einem Ruf der AEG-Transformatoren-
-fabrik als Chef einer Berechnungs- und Konstruktions-
abteilung für Transformatoren.
Zelewski hat im Laufe seines Lebens eine Fülle von
Arbeiten geschaffen, die er leider nicht veröffentlichte,
und die nur seinen näheren Mitarbeitern bekannt sind.
Es soll daher an dieser Stelle der Versuch gemacht wer-
den, eine Zusammenstellung seiner wichtigsten Arbeiten
zu geben. Eine seiner
ersten Arbeiten auf dem
Gebiete der elektrischen
Maschinen und Transfor-
matoren, die ähnlichen in
der Literatur weit voraus- ,
ging, behandelt die Auf-
stellung einer Formel für
die Berechnung des Skin-
ffekts. Es folgt eine Ar-
eit über die Berechnung
der zusätzlichen Streuung
(Querstreuung) bei unsym-
ınetrischer Anordnung der
T'ransformatorenwicklung
und im Zusammenhang da-
mit eine Arbeit über die
Berechnung der Kurz-
schlußkräfte. Dann stellt
er eine Abmessungsformel
für Transformatoren auf
und behandelt die Theorie
des Parallellaufs bei Trans-
formatoren. Anschließend sind Arbeiten zu nennen. über
die Berechnung, Konstruktion und Inbetriebsetzung von
eisenlosen Drosselspulen. SC
Die Fachwelt dürfte interessieren, daß Zelewski ein
Buch in Vorbereitung hatte, in welchem u.a. auch obige
Fragen zusammengestellt sind. Leider ist er durch den Tod
an der Vollendung dieses Buches verhindert worden. Auf
kabeltechnischem Gebicte folgt eine Arbeit über die Be-
rechnung der Eigenschwingungen von Kabelnetzen mit
Rücksicht auf Überspannungen und Durchschläge. Auch
auf dem Gebiete der elektrischen Bahnen hat sich der Ver-
storbene betätigt durch eine Arbeit über die Verwendung
der Wahrscheinlichkeitsrechnung bei Berechnung der Lei-
stung von Bahnkraftwerken. nach gegebenem Fahrplan.
Außerdem erfand er einen Fehlerschalter, der zuerst bei
der Veltlinbahn (Italien) Anwendung fand.
Eine seiner wichtigsten Arbeiten auf dem Gebiete der
mechanischen Festigkeitslehre ist die Bestimmung der
Torsionsschwingungen und Resonanzen einer Welle mit
zwei oder mehreren ‘aufgesetzten Rädern. Auf dem Ge-
biet der IIydraulik liegt eine Arbeit vor über den Bau von
Rohrleitunzen mit Rücksicht auf das wirtschaftliche Opti-
mum. Zum Schlusse sei noch erwähnt, daß v. Zelewski
die erste Förderanlage „System Ilgner“ in Ungarn gebaut
hat.
Schon diese Zusammenstellung, welche keinen An-
spruch auf Vollständigkeit erhebt, zeigt, welch ein her-
vorragender Ingenieur mit dem Verstorbenen vorzeitig
dahingegangen ist. Außerdem verlieren wir an ihm einen
Menschen von vielseitiger Bildung und hervorragenden
Charaktereigenschaften, dessen Andenken im Kreise seiner
Freunde und Mitarbeiter fortleben wird.
A. v. Zelewski f.
1682
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
Beitrag zur Berechnung von Freileitungen.
llerr LANGHARD sagt in seinem „Beitrag zur Derech-
nung von Freileitungen“ (ETZ 1928, N. 1181), daB sich
nach jeder Zustandsänderung die Seilspannungren derart
ausgleichen., daß in Jedem Feld derselbe Horizontalzusz
herrscht. Diese Voraussetzung ist m. E. nicht ganz rich-
tie, denn wenn derselbe Horizontalzug herrscht, werden
die Tlänzeketten nicht aus ihrer senk-
rechten Stellung auslenken. Schon Herr
MARKT hatte in der ETZ 1924, N. 620,
Abb. 1.
diese Voraussetzung gemacht und wie Herr LANGHARDNdie
Vertikalkräfte vernachlässigt, die einen groben Kinfluß
haben, besonders wenn das Leiterseil schwer und im Ge-
biresland gehängt ist. Wenn wir die Voraussetzungen
der Herren LANGHARD und MARKT annehmen, so werden
wir finden, daß im Gebiresland, wie Abb.1 zeigt. mit
gleichen Feldern und Höhenunterschiellen für AB und BU,
d.h. für Ci = Cr, Usch Ar und ha- hy, Aa von
Kette B denselben Betrag haben würde. Das ist indes
nieht der Fall. Wir erinnern daran, daß das Problem
sehon von Herrn BOURQUIN ! und in der Rev. Gen. dl.
1926. N. 109, behandelt ist. Anderseits hat Herr 'TRUXA
in El. u. Maschinenb.” geschrieben: „Ist der Schiefstel-
luneswinkel klein, so kann der waarerechte Seilzug in
allen Spannfeldern gleich angenommen werden.“ Ich habe
in El. u. Maschinenb. darauf schon geantwortet. Meine
Studien über eine Kraftübertragung im Gebirgeslandt zei-
ven, daB die Berechnung mit der Voraussetzung von
Herren LANGHABD und MARKT viel zu große Beträge für
Aa gibt. Es folget daraus. daß man die Anzahl der An-
spannmasten nutzlos vermehren würde. Kine Kraftüber-
trasung mit Jlängeketten ist überdies um so besser, je
weniger Anspannpunkte es gibt.
Paris, 13. VIII 1928.
IL Carpentier, Inzenieur.
Herr fu: K. LANGHARD entwickelte in ETZ 1928,
S. 1181, Formeln für die Bestimmung der Auslenkunz von
liänzeketten an Freileitungzen, die sich bei Temperatur-
änderunzen oder infolge ungleich verteilter Zusatzlasten
einstellen können, und behauptet, dab die Lösung dieser
Aufgabe mit Benutzung seiner Formeln sich viel einfacher
gestaltet als nach meinem sehon vier Jahre früher in ETZ
1924, S. 620 und N. 1452, angegebenen Verfahren. Ich muß
annehmen, daß Herr LANGHARD meinen in der ETZ 1921,
S. 1452, erschienenen Nachtrag zum Hauptaufsatz — die
Krwiderungz auf eine Zuschrift des Herrn H. GRUENHOLZ
— nicht gelesen hat. Dort habe ich die im Hauptaufsatz
nur anzedeutete alzebraische Lösung nachgetragen und
begründet, warum ich die graphische Lösung vorgezogen
habe. Vergleicht man nun diese algebraische Lösung mit
den Ableitungen des Herrn LANGHARD, so findet man, daß
er den nämliehen Weg einschläwrt. Von derselben Zu-
Standseleichung ausgebend, bestimmt auch er, um zu den
wahren Auslenkungen der einzelnen Ketten zu gelangen,
zunächst die Auszleiechspannung p (bei ihm po oder p*).
Dieselbe ergibt sich bei ihm ebenso wie bei mir als reelle
Wurzel einer kubischen Gleichung. Die Berechnung
dieses Wurzelwertes ist aber das Mühsamste im ganzen
kechnungsvorgang, demgegenüber die übrigen Operatio-
nen nebensächlich sind. Für die Lösung wird sich Herr
LANGHARD zweifellos auch entweder der eardanischen
Formeln oder der IIyperbelfunktionen bedienen müssen,
so wie ich es getan habe. Der Unterschied besteht nur
darin, daß er den Rechnungsyorgang unterdrückt und cin-
fach das Ergebnis hinschreibt, während ich auf S. 1452
der ETZ 1924 den Rechnungsvorgang angegeben habe.
Ich will die algebraische Lösung des ersten Beispieles
meines Aufsatzes ETZ 1921, S. 620, mit Benutzung meiner
Bull. S.E.V. 19%
1995. S. 189.
1923, N. 699,
Nice-Banceiron -- St. Tulle, 120000 V, 238 mm,
D. 55.
nn Ba
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
14. November 1929
im Nachtrag ETZ 1924, S. 1152, entwickelten Formeln und
gewählten Bezeichnungen angeben:
Nach Zahlentafel 1 ergeben sich:
für un = je 15 060 em die Werte E je 715 und
bi e = je + 01001
für xr- = 30 000 cm die Werte a; = 2950 und b- = — 0,003 16,
somit:
A=}, idi = Ò. 15000. T15 + 30 C00. 2950 = 15,645 . 107
B=aŅy ez 10 ®.120 C00 = 120.103
1
C= Ñ” xi bi = 6.15000 . 0,0004 — 30 00 . 0,003 76 = — 76,8
t
und
B _ 1%.10
= > —= 767 - 10
ern
Zë 16.8 [u i
Aao Tue
| Hiermit folgt aus meiner Glei-
chung (10) mit e: 2,117 die Auseleichspannung:
p == 917 ke/em?
in Tbereinstimmuns mit dem graphischen Ergebnis. Der
bisherige Weg ist der gleiche, den auch Herr LANGHARD
einschlagen mulste, um aus seiner Gl. (5) die Ausgleich-
spannung po Zu finden. Diese Rechnung wird aber von
ihm überzantzen.
Nun ergibt sich die Auslenkunz z.B. für den Auf-
hänzepunkt 6 ganz einfach aus meiner Gl. (6):
L A2 =} lap 2 -ap-+b)]
= j.15000.[715.917- ?2— 10
= 27.8 cem,
6,917 + 0,0004]
also durch eine verhältnismäßiz kurze numerische Aus-
wertung.
Begnügt sich aber Herr LANGHARD mit der Ermittlung
des von ihm „relative Versehiebung” genannten Wertes
nach seiner Gl. (7), so fehlt die Voraussetzung für einen
Vergleich mit meinem Verfahren, das die wirkliche Aus-
lenkung jedes Stützpunktes zu ermitteln gestattet. Diesen
Vorgang halte ich zudem deshalb für bedenklich, weil in
gewissen praktischen Fällen es unzulässig sein wird, die
gesamte Kettenbewegung nach dieser relativen Verschie-
bung zu beurteilen, um so mehr als das Verfahren obne-
hin schon eine Vernachlässigung in sich schließt, indem es
nicht Rücksicht nimmt auf die horizontalen Rückstell-
kraft schrägstehender Dängeketten. (Siehe ETZ 1921,
S. 620, Fulmote.)
Nach obizem glaube ich feststellen zu können, daß
die von Herrn Ing. LANGHARD geübte Kritik an meinem
Verfahren vermutlich in Unkenntnis meiner schon in ETZ
1924, S. 1152, als Ergänzung zum Jlauptaufsatz ETZ 1924,
S. 620, veröffentlichten Angaben geübt wurde, und daß
sein Rechnungsgang gegeniiber dem von mir an vorge-
nannter Stelle angegebenen weder etwas wesentlich Neues
bietet, noch eine nennenswerte Vereinfachung bedeutet.
Wien, 27. XU. 1928. G.Markt.
Erwiderungen.
Die Einwendungen des Herrn Ing. CARPENTIER ind
berechtigt, aber nur dann von Bedeutnng, wenn es sich um
sebr grobe Auslenkungen sebr langer Hängeketten han-
delt. Das sind Ausnahmefälle. Im allgemeinen wird die
Vernachlässizung des Einflusses der Schrärstellung zu-
lassie sein. Nar auf solche Fälle beziehen sieh meine
Untersuchungen, wie ich ausdrücklich in meiner Arbrit
ETZ 1924, N. 620 (linke Spalte, letzter Absatz) hervorze-
hoben habe. Die langwierigen Rechnungen, die sich andern-
falls ergeben, sind gewöhnlich nicht zu rechtfertigen mit
den unbedeutenden Unterschieden, die sich zumeist her-
ausstellen. Zweifellos sind aber besondere Fälle mörlich,
bei welchem die Richtiestellungz nach CARPENTIER net-
wendig ist. f
Wien, 15. II. 1929 G. Markt
Herr Dr. MARKT sagt, daß ieh die an seinem Verfahren
geübte Kritik vermutlich in Unkenntnis seiner Ergänzung
zum Ilauptaufsatz ausgeübt habe. Es stimmt dies, denn
in der Tat war mir die Kritik des Herrn Ing. GRUENHOLZ
ander Berechnungesweise des Herrn MARKT und die darauf-
folgende Erwiderung nicht bekannt. Nachdem ich mir nun
14. November 1929
aber auch die Kenntnis der algebraischen Lösung „ange-
eignet” und sie einer Prüfung und einem Vergleich mit
meinem Verfahren unterzogen habe, möchte ich an dieser
Stelle begründen, warum ich aueh in bezug auf diese Lö-
sung an meiner früheren Behauptung festhalte.
Es ist richtig, daß ieh für die Berechnung der Aus-
eleichspannung den nämlichen Weg einschlage, wie Herr
MARKT, hingegen weichen die beiden Verfahren stark von-
einander ab. Herr MARKT übersieht nämlich, daß sich
Wi H Rp v .. D a
durch Summenbildung der -Werte sämtlicher Gleichun-
gen (2) seiner V eröffentlichung ETZ 1924 S. 1452 der Wert
oi 3
Feed n” vor die Klamıner des Glieds 2 |
ee = pP? pè
setzen läßt, und daß aus der Bedingung WEE ohne
weiteres die allzemeine Zustandseleichung mit der virtuel-
Dur
len Spannweite Of = V -- entsteht, wie ich sie bereits in
meiner obenerwähnten Arbeit angegeben habe. Statt dessen
addiert Herr MARKT jeweils alle Axz-tleichunzen, und faßt
entsprechende Glieder nach umständlicher Hunn: nbildunz
in die Werte A, B, C zusammen, aus denen sich dann die
Koeffizienten der kubischen Gleichung ergeben. In meinem
Wert Of = VE: — sind jedoch die Summenwerte A, B, C
bereits BK: und es bleibt nur übrig, jeweils die über
die zanze Strecke zwischen den Abspannpunkten konstan-
ten Glieder Seed (t—t)a, Se meiner Gleichung (5) zu be-
rechnen, und die Gleichung nach p* aufzulösen. Nun bhe-
hauptet Herr MARKT, die Auflösung dieser kubischen
Gleichung sei das Mühsamste, offenbar in der Absicht, die
Aufmerksamkeit von der von mir angefochtenen Summen-
bildung der Werte A, B, C auf die ganz untergeordnete
Aufgabe der Auflösung einer kubischen Gleichung abzu-
lenken. Ich finde vielmehr, daß die Auflösung der Gilei-
chung vollkommen nebensächlich für die Behandlung des
ganzen Problems ist. Außerdem erweisen sieh nach meinen
i,rfahrungen die hyperbolischen Funktionen gegenüber der
Methode des wiederholten Einsetzens als sehr unpraktisch.
Für die Begründung seines Einwandes gegen meine
Ableitungen wählt Ierr MARKT das ziemlich problema-
tische Beispiel Nr.1 seines Aufsatzes. ETZ 1924, S. 1452,
und versucht nun an diesem Spezialfall die Einfachheit
seines Verfahrens nachzuweisen. Dies ist allerdings nicht
schwierig in Anbetracht, daß seine Summenelieder A, B, C
nur einmal — d.h. immer für dieselbe Spannweite — be-
rechnet werden müssen.
Damit hat aber Herr Dr. MARKT noch nicht bewiesen,
daß auch in einem ganz allgemeinen Fall — also mit ver-
schiedenen Spannweiten — sein alzebraisches Verfahren,
das ich nach Einsichtnahme der erwähnten Ereänzungz
seines Hauptaufsatzes nun ebenfalls in meine früher gc-
übte Kritik miteinbeziehe, dem von mir angegebenen Rech-
nungsgang ebenbürtiw ist.
Es handelt sich bei diesen Aufgaben gar nieht darum,
die Auslenkungen sehr genau zu bestimmen, sondern einen
Anhaltspunkt zu erhalten, wo und unter welchen Bedin-
eunzen sie am gröten werden können. und da liegt der
Vorteil meiner Formel (7) eben darin, daß die Ausgleich-
spannung p* gar nicht berechnet werden muß. Übrirens
fasse ich die ganze Angelegenheit vielmehr als interessante
mathematische Aufgabe auf, deren Lösung jedoch geringe
praktische Verwendbarkeit erlangen dürfte. Sobald näm-
lich die in der Praxis viel wichtigere Erscheinung der
uneleichmäßix verteilten Zusatzlasten auftritt, ist die
Voraussetzung ausgeglichener Züge noch viel weniger
erfüllt, und die Formeln werden unzuverlässige Werte er-
geben. leh verweise auf eine diesbezügliche Veröffent-
lichunz des Unterzeiehneten (BETZ 1929, 5. 1617).
Was die Ausführungen des Herrn CARPENTIER be-
trifft, so gehe ich vollständig mit ihm einig, wenn er sagt,
daß die Seilspannunzen besonders bei Leitungen mit
Höhenunterschieden niemals ausgeglichen sein können.
Ich habe aber in meiner Veröffentlichung die Leitungen
nur mit ebenen Spannfeldern vorausgesetzt, was schon aus
den Abbildungen und Formeln hervorgeht, es dann aller-
dings unterlassen, auf die Unrichtiekeit der Voraus-
setzunzgen bei Leitungen mit Höhenunterschieden hinzu-
weisen.
Bern, 10. FX. 1929. K. Langhard.
Wir schließen hiermit diese FKrörterunge DS
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46
1683
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Maschinenfabrik Oerlikon’, — Der Geschäftsbericht für
1928/29 stellt bei den Elektrizitätswerken eine namhafte Stei-
gerung der Stromabgabe und Erweiterungen ihrer Anlagen,
den Ankauf vieler Motoren seitens der Abnehmer und als
Folge eine gute Beschäftigung aller Oerlikon-Werkstätten
und -Gießereien fest, der das Gewinnergebnis wegen Preis-
unterbietungen der Konkurrenz neben rücksichtslosen Liefe-
rungsbedingungen aber nieht entsprochen hat. Unter den
Auslandsaufträgen der Abteilung für allgemeineelek-
trische Maschinen und Transformatoren
wird die vollständige Ausrüstung der Zentrale Burgnillo in
Spanien genannt, der zweiten Stufe am Rio Alberche, dessen
erstes Kraftwerk Puente Nuevo in diesem Frühjahr den Be-
trieb aufgenommen hat. Auch zwei vollständig automatisch
arbeitende Anlagen wurden in Spanien geschaffen. Weitere
Bestellungen bezogen sich auf Schwungradgeneratoren zu
Dieselmotoren. Induktionsregleranlagen, Hochspannungsappa-
rate, Hochleistungsölschalter, Transformatoren. Das Kran-
geschäft der Abteilung für elektrische Hebezeuge
und elektromechanische Anw endungen hat
sich sehr entwickelt, nnd bei der Abteilung für Turbo-
maschinen überstieg der Auftragseingang für Dampf-
turbinen, Turbogeneratoren. Ventilatoren, Turbogebläse und
Kompressoren den des Vorjahres. Erwähnt werden kleine
thermische Anlagen, die vermöge ihrer ständigen Betriebs-
bereitschaft und der Unabhängigkeit vom Wasserstand je
nach Umständen wertvolle Winterenergie, Spitzenstrom oder
auch Aushilfsenergie liefern können und dadureh große Vor-
teile bieten. Die Abteilung fir elektrische Bahnen
kann auf die erfolgreiche Inbetriebsetzung verschiedener be-
merkenswerter Lokomotiven zurückblicken. Ihre an die spa-
nische Nordbahn gelieferten 37 Lokomotiven arbeiten in regel-
mäßigem Dienst sehr befriedigend. In Betrieb genommen wur-
den die Unterwerke der Ferrocarriles Vaseongzados mit Ein-
ankerumformern für 1750 V Gleichstrom in einem Kollektor,
zwei der im letzten Jahresberieht angeführten 5400 PS-
Schnellzuglokomotiven mit Einzelachsantrieb für die Paris-
Lyvon-Mediterranee sowie eine Schnellzuglokomotive für die
Great Indian Peninsula Railway. Die bei den Gleichstrom-
tricbfahrzeugen und auch bei den Wechselstromlokomotiven
Typ 1 CC1 der Schweizerischen Bundesbahnen verwendete
elektrische Nutzbremsung ist neuerdings auch bei einem z. Z.
auf dem Netz der SBB laufenden Wechselstrommotorwagen
angewandt worden. Einen Teil der von den SBB 1927 be-
stellten 2 Do 1-Schnellzuglokomotiven hat man an Stelle der
normalen Stufenschaltersteuerung mit einer neuen Einzel-
schaltersteuerung ausgerüstet. Trotz der technischen Erfolge
dieser Abteilung befr iedigte der Bestellungseingang nicht; die
Pause in der E lektrisierung der SBB macht sich bönerkbar,
und auch im Ausland scheint, wie die Direktion sagt, eine
ziemlich allgemeine Unterbrechung der Bahnelektrisierung
eingetreten zu sein. Im Straßenbahnmotorbaun der Abteilung
Spezialbahnen und Gleichrichter beherrscht
der Leichtgewiehtsinotor mit einfacher und doppelter Über-
setzung das Feld. Die Abteilung für Gleichrichter-
bau hat sieh gut eingeführt und u. a. die Anlage der Berner-
Oberland-Bahnen in Zweilütschinen mit einem Gleichrichter
für 800kW Dauerleistung bei I500 V in Gang gesetzt. Die
Betriebserzebnisse der Berichterstatterin betrugen 5 765 287
Fr (5628 809 i.°V.) und verschiedene Einnahmen 196 811 Fr
(163 249 i. V.). Aus 1981913 Fr Reingewinn (1 964 5421. V.)
kamen wieder 8 Oé Dividende anf unverändert 20 Mill Fr Ak-
tienkapital zur Verteilung.
Deutschlands elektrotechnischer Außenhandel’. —
Rahmen des Tarifunterabsehnitts 18 B ergibt sich für den
September 1929 bei der Einfuhr gegenüber dem Vor-
monat (7455 dz bzw. 4,506 Mill RM) eine Abnahme um 1236 dz
(16,6%) bzw. 0,339 Mill RM (7.5 9%) und bei der Ausfuhr
(153 453 dz bzw. 50,889 Mill RM) eine Verringerung um
130951 dz (99%) bzw. 2,795 Mil RM (55%). Im Export des
Berichtsmonats sind 1954 dz Reparationssachlieferungen im
Wert von 0,716 Mill RM inbegriffen. Der Vergleich der ab-
gelanfene nneun Monate mit der gleichen Zeit des Vor-
Jahres zeigt. daß die Einfuhr um 3100 dz (10%) bzw. 7.229
Mil RM (226%) zugenommen hat. Sie umfaßte 9337 Licht-
maschinen (16041 i. V`), 169819 Dynamos, Elektromotoren
usw. (94 316 i. V). 4453 Bogen- usw. Lampen (802 iL V)
3,918 Mill Metalldrahtlampen (3.402 i. V.) und 80 200 Kohle-
faden- usw. Lampen (88 100 1. V.). Die Ausfuhr weist eine Er-
höhung um 125 805 dz (11,6 9%) bzw. 55,717 Mill RM (15,5 %)
anf und enthielt nach z. T. beriehtigten Angaben des Statisti-
schen Reichsamts 70200 dz bzw. 23.914 Mill RM an Repara-
tionssachlieferungeen. Deutschland hat in dieser Periode 68 183
Liehtimaschinen (65 127 i. V.), 524221 Dynamos, Tlektro-
1 Vel ETZ 19%. H 1700.
3 Vel ETZ In, N. 1603; 109, N.
15,
1684
Stat.
Einfuhr in dz
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 46 14. November 1928
Ausfuhr in dz
Nr Erzeugnisse September; Januar;September |Septemberi Januar, September
1929 1929 1928 1929 1929 | 1928
907 a Lichtmaschinen und Lichtzündmaschinen für Motorfahr-
zeuge; Anlaßmotoren für Verbrennungsmotoren . . . 48 712 1 441 519* 6 348* 5 511*
907 Dynamomaschinen, Elektromotoren, Umformer; Trans-
b bis g formatoren und Drosselspulen! . . . 2 2.2.2.2... | 26 293 37 633 26 SE 232 101*| 236 616*
907 h Fertig gearbeitete Anker, Kollektoren? . . 2... ... 122 1 566 1 359 1 093 14 337*| 21 275*
908 a,b | Elektrizitätssammler, deren Ersatzplatten (Elektroden) 465 4 557 5 438 5 989* 39292*) 40 395*
909 Kabel zur Leitung elektrischer Ströme, zur Verlegung in |
Wasser oder Erde geeignet . . . 2» 2 2 20.20.00. 577 29 537 12 601 47 457°, 443 101*: 351 056*
910 Bogenlampen, Quecksilberdampf-, Quarz- "und ähnliche |
a bis c Lampen; Gehäuse dafür mit Glasglocken; Scheinwerfer, Ä
Reflektoren? . e e #2 = 2... 5 2 ma 0. 00% 33 151 91 292 3 240* 3 505*
91la Metallfadenlampen . . . 2.2: 2 2 2 rennen. 287 1 822 1 648 1 432 9 684* 9 235*
911 b Kohlenfaden-, Nernst- und andere Glühlampen 14 52 44 52 316* 585
912 Ai Telegraphenwerke; Bestandteile davon .. 17 114 39 6 | 198* 163
912 A2 | Fernsprecher, Fernsprech-, Wand- und Tischstationen, Fern- |
sprechvermittelungseinrichtungen; Bestandteile davon . 70 815 421 1 328*, 14 343* 11 524*
912 A 3 | Vorrichtungen für die drahtlose Telegraphie und Tele-
phonie; Bestandteile davon . . . x 22.2.2220. 632 4 788 2 544 5 165% 38 463*| 28 756*
912 A4 | Meß-, Zähl- und Registriervorrichtungen, auch in Verbin- |
dung mit Uhrwerken; Bestandteile davon . . . ... 192 1 545 1518 2 GAN 25 360*| 22 706°
912 B Bügeleisen; Bestandteile davon a... ege Be ck De 4 17 14 OCH 5 990* 4 868
912C Heiz-, Koch- und sonstige Wärmeapparate; Bestandteile
EE S.E 136 1668 | *) 1158 1522*| 11512* 9412»
912 D Röntgenröhren; Bestandteile davon s en uoe e e aru A 3 19 10 18 (Eih dE
yl2E Magnetzündapparate und sonstige elektrische Zündsysteme |
sowie Teile davon (ausgenommen Magnete); elektro-
technisches Zubehör für Motorfahrzeuge . . . s...’ 291 2 395 2 177 2 279%; 20 002*| 13 80le
912 Fı Sicherungs- und Signalapparate; Läutewerke; Bestandteile |
EES 15 173 | 135 732* 9709 88220
912 F2 Vorrichtungen für Beleuchtung, Kraftübertragung, Elek- | ,
trolyse; Vorschalte- und Nebenschlußwiderstände; sonst. | |
a. n. g. Vorrichtungen; Bestandteile davon? . .... 949 9712 8 952 28 573*, 238 644*) 235 997°
912 F3 Vorrichtungen für ärztliche oder zahnärztliche Zwecke;
Bestandteile davon (ausgenommen 912D) . . .... 53 526 758 1 288* 13 585* 12 514»
912 F4 Galvanische (auch Trocken-) Elemente, elektr. u. galva-
nische Batterien: Thermoelemente; Bestandteile davon . 24 301 499 7 825 51 104 43 2206
912 F6 Isolationsrollen, -glocken, -knöpfe, Spulen, Taster, Schalter
usw. aus Steingut, Porzellan oder Glas (ausgenommen
TBB) so EE ee EEN — 161 206 6 6 6
912 F6 Jaolationsgegenstände aus Asbest, Asbestpappe, Glimmer
oder Mikanit für die Elektrotechnik (Schutzkasten usw.) 10 104 41*, 451* 407e
812 F7 Isolierröhren für elektr. Leitungen aus Papier oder Pappe; |
Verbindungsstücke dafür. . . 2 2 2 2 2 2 2 2 0. á E 3921* 27347° 1899lə
— Elektrotechnische Erzeugnisse, unvollständig angemeldet . — _— = 6, 22
3 a . J Menge in dz. . 6219 86890 78 790 | 139 502* 1205 284* 1 079 479°
Summe von Tarifunterabschnitt 18B: | Wertin VORM | 4167 | 39175 3 231946 | 48094*, 415 335%; 359 618*
648 a Vorgepreßte Blöcke, Platten und Stangen aus Kohle für
elektrotechnische Zwecke. e 2 20.0.2. 35 288 329 530 8 352 10 484
648 b Kohlenbürsten, Mikrophonkohlen usw.; Kohlenfäden für
elektr. Beleuchtungskörper oder dgl., auch in Verbindung
mit Platm aeaa e weh re ! 5 58 47 73 647* 603
648 o Brennstifte für Bogenlampen . . . 2.2 2 2 222020. 206 1 243 159 477 5 944 5 413
648 d Elektroden +... = # =: # » 2 #2 8 2 37228 22.8 104 4 325 9 073 25 740 | 208583 | 201 086
733 a Porzellanisolatoren für Telegraphen- oder Fernsprech-
leitunpen“: e "ée 00 E ma ne Sr ai — 180 186 8 967*| 61 745°, 46 960°
740 a Glühlampenkolben . . 2. 2 2 2 2 2 en nennen. — 361 294 1 233 12 914 8 160
783 c Bearbeitete Teile von elektrischen Maschinen der Nrn.
907 a/g und von Erzeugnissen der Nrn. 907 h/911 b aus
nicht schmiedbarem Gußeisen . 2 2 2 2 2 2 20. . 219 1 574 2 295
799c dsgl. aus schmiedbarem Eisen . . » 2 2 2 2 2 2 20. 211 713 623 | S S j
890 a Isolierter Draht aus unedlen Metallen für die Elektro-
technik c s Ar ia Ai ee a 183 1 802 1 666 10 973*; 103 131*| 85 864*
motoren usw. (446 105 i.V.), 30333 Bogen- usw. Lampen
(19944 i.V.), 55.679 Mill Metalldrahtlainpen (48,321 i. V.)
und 0,9 Mill Kohlefaden- usw. Lampen (1,698 i. V.) an das
Ausland geliefert. Der Überschuß des Exports betrug
1118 394 dz im Wert von 376,160 Mill RM (1 000 689 dz bzw.
327,672 Mill RM i.V.).
Bezugsquellenverzeichnis.
Frage 322: Wer stellt für Flachendverschluß-
Durehführungen Befestirungsringe nach DIN VDE 7653
und Kappenschraubhülsen nach DIN VDE 7652 her?
Frage 323: Wer fertigt Kaltleim, Marke „Eifen-
beinkleber”“ an?
Frage 324:
Marke T. & A?
Frage 325:
tung „Universal“
! Die Ausfuhr von Quecksailberumformern Ist in Nr. 912 F 2 enthalten. --
? Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile von nicht vollständigen elektrischen
Maschinen. — ° Die Ausfuhr umfaßt auch Teile von Bogenlampen außer
Brennstiften (848c). — * Die Ausfuhr umfaßt auch Quecksilberumformer
aus Nr. 907 b/g und Iaolatlonsgegenstände, auch aus Ambroid, Hartkautschuk
usw. der Nr. 912 F 5 außer Iaolationsglocken (7338). — ê Einfuhr nach Be-
schaffenheit. — * Isolationaglocken unter 733a, andere Waren, auch aus
Ambroid, Hartkautschuk usw., unter 912 F 2. — ’ Die Ausfuhr umfaßt
Isolatoren aller Art aus Stelngut. oder Porzellan. — ® Für die Ausfuhr gelten
die Im Unterabschnitt 18 B bei den Maschinen angegebenen stat. Nro. —
u Berichtigte Zahl.
* Einschließlich der Reparationssachliefurungen.
Wer baut elektrische Türschlösser,
Wer stellt die Nähmaschinenbeleuch-
her?
Abschluß des Heftes: 9. November 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expli.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme In Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H.. Berlin.
Im Buchhandel durch Jullus Springer, Berlin W 9.
LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRI
FRANKFURT.
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Spezialfabrik elektr
und Schaltanlagen
Anlagen für jeden Ver:
zu den höchsten Ge:
halt: Burget, Freiluftstation aus Schleuderbeton 1685 — Schön-
Z. Die el, Küche 1689 — Lüschen, Elektroakust. Übertragungsysteme
è Berücks. d. Telephonie auf weite Entfern. u. d. Klangfilms 1693
scharoff, Die Elektrizitätsversorg. Bulgariens 1695 Mitt, P.T.R.
"5 1698.
andschau: El. Fußgesimsheiz.
1692 — Kraftwerk West d, Bewag —
Anlag. Sila in Süditalien 1609 — Gleisbremsen Kaskadentransform.
Sichmäß, verteilt. Wickl, als Spannungswandler 1700 — Relais an 132 kV-
kor-Durchführ. — Spannungsuchgerät — Verring. d. Blend. bei Auto-
He, 1701 — Lokom. f. gemischt, Betrieb — Verkehrszusammenschl. b.
1716)
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Starkstromapparate
Schaltapparate und
wendungszweck bis
brauchsspannungen.
d Wuppertaler Bahnen — Induktive Erhitz. — Erzwung, Schwing. eines lineare)
Syst. zweiter Ordnung 1702 — Widerstand v. Kupfer — Temperaturabhängigk
Gießerei-Fachausstell. Düsseldorf 1929 1708 — Arbeits
A
d, reman. Magn. — 5.
schulung 1705 — Energiewirtschaft 1705 — Vereinsnachrich
ten 1706 — Sitzungskalender 1713 — Briefe a. d Schrift
leit.: A. Groß/K. Küppers, Dt. Telephonwerke u. Kabelind. A.-G., 1713 -
Literatur: G. Fuchs, Fə Auerbach u, W. Hort, C. Gensel, SSW, W. Win
del
1716 — Bezugsquellenverzeichan,
1714 — Geschäftl. Mitteilungen 1716 — Berichtigunge)!
1716.
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II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47 21. November 1929
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1685
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotech nik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
50. Jahrgang Berlin, 21. November 1929 Heft 47
Freiluftstation aus Schleuderbeton.
Von Dipl.-Ing. R. Burget, Nürnberg.
Übersicht. Es werden der Bau und die konstruktiven
Einzelheiten einer 100/50 kV-Freiluftstation, deren Schalt-
gerüst aus Schleuderbeton besteht, beschrieben und auf die
Vorteile gegenüber anderen Ausführungsarten hingewiesen.
Nachdem man zu der Überzeugung gekommen war,
daß Freiluftstationen sich auch bei den deutschen klima-
tischen Verhältnissen eignen und betriebsicher sind, ferner
daß bei den hohen Gebäudekosten wirtschaftliche Vor-
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WRV Scholthous Ver
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Abb. 1. Lageplan der Umspann-
anlage Neubeckum (Westf.).
Abb. 2. Muffe mit Blei-
einlage.
teile gegenüber umbauten Anlagen zu erwarten sind, hat
man sich bemüht, den im Auslande vorhandenen Vorsprung
auf diesem Gebiete schnellstens wettzumachen. Nach dem
Studium ausländischer, insbesondere amerikanischer An-
lagen wurden Schaltstationen entwickelt, die bald in den
Abb. 8. Aufgegossene Muffen.
umliegenden Ländern größte Beachtung fanden, da die
Entwürfe bei möglichst niedrigen Baukosten auf größte
Übersichtlichkeit, leichte Bedienbarkeit und Zugänglich-
keit der Apparate und auf gutes Aussehen der Gesamt-
anlage größten Wert legten. Abgesehen von einigen
Sonderkonstruktionen können die entstandenen Freiluft-
anlagen je nach Anordnung der Schalter, insbesondere der
Trennschalter, in drei Gruppen eingeteilt werden, u. zw.:
1. Lage der Trennschalter ungefähr 6 m über Boden
wie bei umbauten Schaltanlagen (Hochbauweise);
2. Lage der Trennschalter ungefähr 2 m über Boden
(Mittelbauweise);
3. Lage der Trennschalter ungefähr % m über Boden
(Flachbauweise).
Dieser Aufbau ergibt sich meist zwangsweise aus dem zur
Verfügung stehenden Raum, in zweiter Linie erst aus den
atmosphärischen Verhältnissen
und aus der Geschmacksrichtung
der Auftraggeber.
Bei einer Freiluftanlage
spielen die Kosten des Schalt-
gerüstes die Hauptrolle, da hier
der wirtschaftliche Vorteil ge-
genüber einer ummauerten An-
lage zu suchen ist. Es wurde
deshalb der Aufbau desselben
nach Möglichkeit vereinfacht
und die Stützpunkte und Quer-
träger aus der im Fernleitungs-
bau bisher allgemein üblichen
Eisenfachwerk-Konstruktion
hergestellt, die als die billigste
betrachtet wurde.
Die Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen G.m.b.
H., Dortmund, hat das erstemal mit der fast traditionellen
Konstruktion gebrochen und die Schaltstation Münster
Löngsormierunmg
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Abb. 4. Traversen-
querschnitt.
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Abb. 5. Hochziehen der Traverse.
i. Westf. aus genieteten Vollwand-Blechträgern erbaut,
da mit Rücksicht auf die örtlichen Verhältnisse die un-
ruhige Gitterkonstruktion nicht verwendet werden konnte.
Wenn diese Ausführung auch teurer war als das Gitter-
1686
fachwerk, so konnten die Mehrkosten durch geringere
Fundierungskosten zum größten Teil wieder wettgemacht
werden!. Als weitere Vorteile haben sich noch ergeben,
daß die Anlage übersichtlicher gegliedert ist und Raum-
ersparnis bringt.
Von einer neuzeitlichen Freiluftanlage, die das Herz
der gesamten Elektrizitätsverteilung ist, muß aber nicht
VILL beleet?
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Abb. 6 _ Einlegen einer Traverse.
nur verlangt werden, daß sie übersichtlich entworfen ist
und ein gutes Aussehen hat, sondern sie muß auch, damit
sie ihrem Zweck vollkommen entspricht, ständig betriebs-
bereit sein; es müssen die unangenehmen Unterhaltungs-
und Auswechslungsarbeiten, die durch Verwendung des
Eisens bedingt sind, nach Möglichkeit vollkommen aus der
Anlage ausgeschieden werden.
Abb. 7. Teilansicht des Schleuderbetongerüstes.
In Verfolgung dieses Gedankens hat das Elektrizitäts-
werk Mark (lagen i. Westf.) den Versuch gemacht, durch
Einbau einiger Schleuderbetonmaste den wetterbeständigen
Baustoff Beton in die Freiluftanlage hereinzunehmen und
damit obigen Übelständen abzuhelfen?.
Aufmerksam geworden auf diesen ersten Versuch
haben die Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen G. m.
b. H., Dortmund, für ihre neue 100/50 kV-Schaltstation
Neubeckum zum ersten Male für die Gesamtanlare Maste
und Traversen aus Schleuderbeton, die Trennschalterböck«
aus Stampfbeton vorgesehen. Die Zulieferung sämtlicher
Detonteile erfolgte durch die Beton-Schleuderwerke AG.,
Erlangen. Abb.1 zeigt die Gliederung und den Lageplan
ı AEG-Mitt, 1928, S. 562. on E
2 In der ETZ 199, S. 566, Abb. 1, ist die Anlage des Elektrizitäts-
werkes Mark im Bilde gezeigt.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
21. November 1929
der gesamten Freiluftstation, aus dem zu ersehen ist, daß
der 50- und 100 kV-Teil als Freiluftanlage, der 10 kV-Teil
als umbaute Station ausgeführt sind. Hier hat nur die
reiluftstation Interesse und es sollen deshalb im nach-
folgenden die Einzelheiten derselben besprochen werden.
Abb. 8& Montage der Trennschalterböcke.
Die geschleuderten Querträger werden von 27 Schleu-
derbetonmasten getragen. Um der Anlage ein einheit-
liches Bild zu geben, wurden sämtliche Maste unab-
hängig vom Spitzenzug mit demselben äußeren Durch-
messer ausgeführt. Die Traversen liegen in einer Höhe
von 6,5 bzw. 9 m über Boden in Muffen, wie sie Abb. ?
zeigt. Auf cine elastische Verbindung zwischen Mast und
Traversen wurde größter Wert gelegt,
weshalb die Querträger lose in Ausspa-
rungen der Muffen gelegt wurden. In die
Maulöffnung derselben wurde ein Blei-
band gelegt, um einerseits eine elastische
Auflage der Traversen zu sichern, ander-
seits aber ein Ecken des Traversen-
endes in der Muffe zu verhindern. Ein
Abfluß für sich etwa ansammelndes
Regenwasser ist vorgesehen. Die Befesti-
gung der Muffen am Mast erfolgt in der
üblichen Weise durch Aufgießen, wie in
der ETZ bereits beschrieben? Abb.3
zeigt ausgegossene Muffen kurz nach
dem Gusse mit dem zur Abdichtung ver-
wendeten Lehmring.
Die im Schleuderverfahren herge-
stellten Traversen haben eine Länge von
5.44... 11,90 m und sind in den äußeren
Abmessungen einander vollständig gleich.
damit sowohl die Traversen als auch die
Muffen serienmäßig hergestellt werden
konnten. Die Längsarmierung der Quer-
träger liegt auf einem Kreis, so daß prak-
tisch nach allen Seiten dasselbe \Viderstandsmoment vor-
handen ist. Die obere Seite ist abgeflacht. damit eine Be-
gehung leicht möglich ist, der untere Teil zeigt gebrochene
Flächen, um eine Anpassung an den Kreisquerschnitt des
Mastes zu erzielen und um an Gewicht zu sparen. Abb. /
zeigt einen Traversenquerschnit mit der vorgesehenen
Stahlarmierung.
In den Traversen sind zur Aufnahme von feuerver-
zinkten Abspannbolzen bzw. Traghaken. entsprechend
den Phasenabständen von 1,5 bzw. 2,1 m, mit Rotgußbüch-
sen ausgekleidete Löcher vorgesehen. Die besonders sorg-
fältig feuerverzinkten Eisenteile und die zur Befestigung
derselben an den Traversen verwendeten Rotgußmuttern
gewährleisten eine hohe Wetterbeständigkeit und damit
eine große Betriebsicherheit.
8 ETZ 1999, S. 122.
21. November 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47 1687
LE ET ne DET EIER TEE
Die Montage vollzog sich in der Weise, daß drei Tage waren, wurde mit dem Einlegen der Traversen begonnen.
nach dem Aufguß der ersten Muffen mit dem Stellen der Diese Zeitspanne genügte, um den Betonfundamenten Zeit
Maste begonnen wurde. Das dabei verwendete Stellzeug ist zum Abbinden und Erhärten zu geben. Die Traversen-
montage vollzog sich in derselben ein-
fachen Weise wie das Aufstellen der
Maste. Die 6.5 m über Boden liegen-
den Querträger wurden mit dem vor-
handeıfen Stellzeug eingelegt. Für die
9 m hohen Traversen wurde der Stell-
bock 2 m verlängert. Abb.5 zeigt das
Hochziehen einer Traverse, Abb. 6 das
Einlegen und Ausrichten derselben.
Abb.7 gibt eine Ansicht des fertig-
gestellten Schleuderbetongerüstes un-
mittelbar nach beendigter Montage.
Der Grund, warum Beton-Freiluft-
stationen bisher nicht gebaut wurden,
dürfte darin liegen, daß es wahrschein-
lich nicht für möglich gehalten wurde.
eine den ästhetischen Anforderungen
entsprechende Anlage zu bauen, ferner
in dem Glauben, daß die zu bewältigen-
den Gewichte zu groß und damit die
Montage zu teuer und schließlich, daß
die Anlage nicht erweiterungsfähig sci.
EE rA e e le) A
| EN Ko Lee Mit dem Bau dieser Anlage wurde
P ee e > bewiesen, daß alle diese Befürchtungen
Wa WE nicht zutreffen. Die oben beschriebene
Station wurde unter den ungünstigsten
Verhältnissen in der Sturm- und Re-
senperiode des vorjährigen November
und Dezember mit vollkommen unge-
schulten, mit der Materie unvertrauten
ortsansässigen Arbeitskräften, ledig-
lich unter Leitung einiger fachkun-
diger Monteure durchgeführt. Wären
die Gewichte tatsächlich hinderlich ge-
wesen. so hätte bei dem grundlosen Bo-
den und den zu bewältigenden Wasser-
menzen eine saubere, dem Nivellement
entsprechende Arbeit nicht durchge-
fiihrt werden können, was sich beson-
ders bei den aneinander angegliederten
Traversen, die eine Gerade und keinen
gebrochenen Linienzug ergeben sollen,
bemerkbar zemacht hätte. Den .Wün-
schen der Vereinigten Elektrizitäts-
werke G. m.b. H. entsprechend, wurde
das Gerüst so projektiert, daß es durch
Angliederung weiterer Felder be-
liebiz erweitert werden kann. Infolge
der geringen Fundierungskosten und
der kleineren Erdbewegungen werden
wh D, e
8 >»
AN
Abb. 10. Blick von der Warte.
in dem oben angeführten Aufsatz’ näher
beschrieben; es hat sich trotz des äußerst
ungünstigen, durch Regenzüsse aufge-
weichten Lehmbodens glänzend bewährt;
ein schweres Gerät wäre auf dem boden-
losen Bauplatz nicht transportabel ge-
wesen. Um die Höhenlage gemäß dem
aufgenommenen Nivellement genau ein-
halten zu können, wurde eine 20 cm starke
Sohle in die Mastgruben einbetoniert, auf
die die Masten gestellt wurden. Für sämt-
liche Maste waren Betonfundamente vor-
gesehen, deren oberer Teil achteckig aus-
gebildet war. Auf diese Weise wurde
nicht nur an Beton gespart sondern es
wurden auch die Fundamente an die Mast-
und Traversenform angepaßt.
Es dürfte von Interesse sein, über
Erdaushub und Fundierungskosten einen
Vergleich zwischen Eisen- und Beton-
masten zu ziehen und die Ersparnisse, die
in dieser Hinsicht bei den Betonmasten
gemacht wurden, festzulegen. Infolge der
zeringen Mastabmessungen und der ge-
wählten Formgebung der Fundamente
konnten an Erdaushub 25 % und an Fun-
damentkosten 35 % gespart werden, eine
Ersparnis, die es verständlich macht, dab
die Eisenbetonstation der Eisenfachwerk-
anlage in wirtschaftlicher Hinsicht ge-
wachsen ist.
Nachdem sämtliche Maste gestellt
4 Wie Fußnote 3. Abb. 11. Ansicht vom Schalthaus.
-
-
-
-
GN ARTIA2IK
1688
die etwa vorhandenen Mehrkosten, die vergleichsweise
gegenüber einer Eisenfachwerk-Konstruktion entstehen,
praktisch aufgehoben.
Für die Trennschalterböcke sind Betonpfosten mit
einem Querschnitt von 200 X 150 mm vorgeschen. Die drei
zur Verwendung kommenden Bocktypen unterscheiden sich
lediglich durch die Länge der horizontalen Balken, wäh-
rend die Höhenlage der Schaltergrundplatte über Boden
einheitlich mit 2,2 m festgelegt wurde. Abb. 8 zeigt ein
Montagebild eines Trennschalterbockes der Type III. Der
Aufbau ist folgender: Auf zwei Längsbalken, die von je
zwei bzw. drei Säulen getragen werden, ruhen zwei bzw.
vier Querbalken, auf denen die Trennschaltergrundplatte
sitzt. Die äußeren Kanten der vier Eckpfeiler erhalten
gebrochene Ecken, um eine etwaige Beschädigung derselben
zu vermeiden. Die Verbindung der horizontal angeordneten
Balken mit den vertikalen Säulen erfolgt mittels in die
Säulen eingeschleuderter Bolzen von solcher Länge, daß
die Befestigunzsmutter, die in einer Aussparung der hori-
Abb. 12. 100 kV- und 50 kV-Ölschalter.
zontalen Balken liegt, mit der obersten Fläche abschließt.
Nach dem Zusammenbau werden sämtliche Aussparungen
vergossen, so daß die vorhandenen Eisenteile vor atmo-
sphärischen Einflüssen geschützt sind. Die Fundierun«e
der Böcke erfolgt durch Betonfundamente von 50 X 50 cm.
Die Montage vollzieht sich in der Weise, daß am Boden
eine Längsseite, bestehend aus drei Säulen und einem
Längsbalken, zusammengesetzt und als Ganzes aufgestellt
wird. Die kurzen Querbalken können leicht nach fertiger
Montage der beiden Längsteile über die hinausragenden
Bolzen geschoben und verschraubt werden. Die vorhan-
denen Stoßfugen wurden nachträglich verrieben, so dal
die Böcke als einheitliches Ganzes wirken.
Ein abschließendes Urteil über die Zweekmäßirkeit
des Schleuderbetongerüstes für Freiluftstationen wird man
sich erst dann bilden können, wenn man die fertige Anlage
vor Augen hat. Es sollen deshalb einige Bilder gezeigt
werden, die die fertige Freiluftstation und auch charak-
teristische Einzelteile wiedergeben.
Abb. 9 ist das Gesamtbild von Westen gesehen. Man
sieht deutlich die Anordnung der Doppelsammelschienen:
im Vordergrund 100 kV, im Hintergrund 50kV. Links
sind die Trennschalter für die ankommenden bzw. abgehen-
den Fernleitungen, dann die Ölschalter und schließlich
rechts die Doppelböcke für die beiden Sammelschienen
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
21. November 1929
ersichtlich. Ein Transformator ist fast fertig montiert und
der Kühlturm dafür erstellt. Es überraschen der klare
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Abb. 13. Trennschalterreihe.
übersichtliche Aufbau und die offene durchsichtige Wir-
kung der Gerüstkonstruktion, die durch die kleinen Ab-
ınessungen der Maste bedingt ist.
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Abb. 14. Ein Transformator während der Montage.
Abb. 10 und 11 geben einen Blick von der Schaltwarte
bzw. vom Schalthaus aus. Besonders diese beiden Bilder
zeigen deutlich, wie gut sich die Betonkonstruktion an
die Apparatur anpaßt und mit welcher Sorgfalt die Ein-
—
Fe
/
21. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
1689
teilung von der VEW. gewählt wurde. Jede Schalter-
stellung kann von hier deutlich übersehen werden und
das Auge wird durch die ruhige Wirkung der Betonkon-
struktion nicht von sondern auf die Apparatur gelenkt.
Dieser Vorteil kann nicht hoch genug eingeschätzt wer-
den, da Fehlschaltungen sofort festgestellt werden können.
Interessant ist noch die Ölschalterreihe. Abb. 12 zeigt
vorn 100 kV-, hinten 50 kV-Schalter, Abb. 13 eine Trenn-
schaltergruppe in derselben Reihenfolge und schließ-
lich Abb. 14 einen 100/50/10 kV -Transformator für eine
Leistung von 15 000 kVA mit dem aus Beton hergestellten
Podest für das Ölgefäß.
Die elektrische Küche*.
Von Landesbaurat A. Schönberg, München.
Übersicht. Nachdem in der ETZ 1928, S. 327, ein Be-
richt über die Wärmestromverteilung in Schweinfurt und
Schwandorf erschienen war, werden in folgendem die in
der Zwischenzeit gemachten Fortschritte und Erfahrungen
mitgeteilt. Es wird die Wirtschaftlichkeit von Elektrizitäts-
werken mit und ohne Wärmestromverteilung erörtert, um
Vorurteile zu zerstreuen, die in bezug auf die Wirtschaft-
lichkeit der Wärmestromlieferung für die Elektrizitätswerke
noch weit verbreitet sind.
Im April 1927 wurde auf Anregung Oskar v. Mil-
lers das elektrische Kochen bei den Elektrizitätswerken
Schweinfurt und Schwandorf erstmals in Deutschland sy-
Schwandorf
Schweinfurt
0000
Wh
15000
E
kWh ouf 1Abnehmer l
Obere Kurve: monatliche Gesamtabgabe
Untere Kurve: monatliche Abgabe je Abnehmer
Abb.1. Stromabgabe nach dem Wärmetarif in Schweinfurt undSchwandorf.
stematisch eingeführt. Die hierzu erforderlichen Maß-
nahmen bestanden:
1. in der Auswahl und Zusammenstellung der für den
Vollbetrieb einer elektrischen Küche geeigneten
Apparate,
2. in dem serienweisen Bezug dieser Apparate und de-
ren Abgabe weit unter Selbstkosten gegen Teilzah-
lung oder deren Verleihung gegen kleinste Monats-
raten,
3. in der Einführung eines einfachen und genügend
billigen Tarifes, einheitlich für den gesamten
* Vgl. ETZ om S. 37.
Wärme-, Licht- und Kraftverbrauch eines Haushal-
tes und ohne Beschränkung der Stromverwendung
auf bestimmte Tageszeiten oder bestimmte Lei-
stungen’.
Nachstehend soll über die bisher gemachten Erfah-
rungen und über die hieraus sich ergebenden Schlußfolge-
rungen kurz berichtet werden.
I. Angeschlossene Wärmestromabnelhmer.
Die folgende Liste enthält die nach zweieinhalb-
jähriger Einführungszeit am 30. IX. 1929 angeschlossenen
Wärmestromabnehmer:
Schwein- | Schwan-
furt dorf
Einwohner. .. . 2.2.22 220. 40 000 10 000
d. s8. Haushaltungen rd. pRa e ana 10 000 2 000
Gasanstalt vorhanden? . . ... ja nein
Angeschlossen :
Küchen ohne Heißwasserspeicher . .. 100 85
Küchen mit Heißwasserspeicher . . . . 190 75
Heißwasserspeicher ohne Küchen . . . 200 15
Sonstige Wärmestromabnehmer, die ihre
Einrichtungen nicht durch das Elektri-
zitätswerk bezogen
Zusammen . £60 205
Von den Küchenherden entfallen:
auf Sparherde (Ökonomapparate u. gel, 45 | 10
auf zwei- bis vierstellige Herde . . 245 | LEO
Von den Heißwasserspeichern entfallen: |
auf 25 1-Speicher. . . . 2.2220... 240 70
auf 50 l-Speicher. ...... ac 180 20
Gesamtanschluß an Wärmeapparatn . . . [1400 kW | 535 kW
d.i.auf 1 Abnehmer . . . ....... 25kW| 2,6 kW
Die Liste läßt erkennen:
in beiden Werken die vorwiegende Benutzung von ge-
wöhnlichen Herden gegenüber Sparherden, bedingt durch
den sehr billigen Tarif, der die Anwendung von besonders
stromsparenden, aber von der Norm abweichenden Koch-
methoden erübrigt;
in Schweinfutt die zusätzliche Verwendung von
Heißwasserspeichern, die dort auch zur Ergänzung vor-
handener Gasküchen sehr beliebt sind;
in Schwandorf das Zurückbleiben der Heiß-
wasserspeicher gegenüber den Herden, bedingt durch das
Fehlen von Wasserleitungsanschlüssen, zu niedrige Ge-
schoßhöhe der Wohnhäuser u. dgl.;
einen durchschnittlichen Anschlußwert von 2,5...2,6 KW
Wärme auf 1 Abnehmer, wobei die niedrigere Zahl in
Schweinfurt durch den Einfluß der zusätzlich verwende-
ten Heißwasserspeicher bedingt ist.
II. Stromverbrauch.
Abb. 1 zeigt den monatlichen Wärmestromverbrauch
im ganzen sowie für jeden Abnehmer. Bemerkenswert ist
die Schwankung des Stromverbrauches eines Abnehmers
in den einzelnen Monaten. Sie war zu Beginn der Ein-
führungszeit sehr beträchtlich, beträgt aber gegenwärtig
nur etwa 310% gegenüber dem Mittelwert. Diese ge-
rinze Schwankung beruht darauf, daß zwar der elektrische
Kochbetrieb an sich in den Wintermonaten ebenso wie
beim Graskochen wegen der vielfach üblichen Erwärmung
der kichen durch die vorhandenen Kohlenherde erheblich
ı Tarif: 8 Pfjk\Wh für den gesamten Stromverbrauch des Haus-
haltes zuzüglich, Grundgebühr von 1 KM auf 1 kW Anschlußwert für
Wärme und Kraft bzw. 1 RM auf 1 kW Anschlußwert für Licht.
1690 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 21. November 1929
zurückgeht, dal aber dieser Rückgang teilweise ausge- rung gewonnenen Ergebnisse wurden durch die Zähler-
glichen w ird dureh den Stromverbrauch elektrischer Heiz-
öfen in Wohn- und Schlafräumen.
Die reselmäßize und ausreichende Verwendung der
Wöärmestromeceräte sowie die anhaltend günstige An-
echlußbewegung beweisen die Wirtschaftlichkeit der
Wärmestromverteiluns für die Abnehmer.
III. Wirtschaftlichkeit der Wärmestronm-
die
Um die Wirtschaftlichkeit der Wärmestromverteilung
für die Klektrizitätswerke zu beurieilen, ist in erster Li-
nie der Verlauf der Wärmestromentnalme über die ver-
schiedenen Tagesstunden durch Aufstellung möglichst zu-
verlässiger Wärmestromkurven festzustellen.
Abb. 2 zeigt eine Wärmestromkurve, gezeichnet für
200 elektrisch kochende Abnehmer, die an Hand von Re-
eistrierstreifen aus einem Arbeiterwohnviertel und einer
Beamtensiedlung in Schweinfurt ermittelt wurde. Die
Stromkurve zeigt für einen Sommerwerktag um 11h 45 m
eine steil ansteigende Spitze von 130 kW = 0,65 kW auf
1 Abnehmer, herrührend von der Fertigstellung des Mit-
verteilung für Elektrizitätswerke.
Sommer
SE SE E BEE SFTRZZBEZ =
IT TT
l IND i
IE 01007 E,
Da
ablesungen überprüft und stimmen mit diesen überein.
Nun geht aus der Abb.1 über den durchschnitt-
lichen monatlichen Wärmestromverbrauch in Schweinfurt
allerdings hervor, dal entgegen den Ergebnissen aus
Abb. 2 der Stromverbrauch von 200 angeschlossenen Haus-
haltungen scheinbar nicht 300 000 kWh im Jahr, sondern
nur etwa 20000 kWh beträgt. Der Unterschied rührt
daher, daß sich die Stromkurven Abb. 2 sowie die hieraus
gezogenen Folgerungen auf die mit vollständigen elektri-
schen Küchen ausgestatteten Haushaltungen bezichen,
während der in Schweinfurt eingeführte Tarif daneben
auch den Anschluß von Haushaltungen ermöglicht, die lev-
diglich Heißbwasserspeicher verwenden oder für sonstige
Zwecke nur gelegentlich Wärmestrom entnehmen,
die deshalb einen entsprechend niedrigeren Jahresstrom-
verbrauch haben und den Durchschnitt von 1500 kWh auf
rd. 1100 kWh herabdrücken.
Da die gleichzeitige Höchstleistung der Haushaltun-
gen mit alleiniger Heißwasserbereitung sowie die Höchst-
leistung der Grelegenheitsverbraucher zweifellos länger
als die gleichzeitige Höclstleistung des elektrisch kochen-
Winter
Abb. 22 Wärmestromkurve für 200 Familien mit elektrisch betriebener Küche.
tagessens. Eine zweite ausgesprochene Spitze findet sich
in den Morgenstunden, sie beträgt aber nur etwa 0,3kW
auf 1 Abnehmer und beweist die ziemlich ausgiebige Ver-
wendung der in Schweinfurt allgemein eingeführten elek-
trischen Schnellkocher für die Frühstücksbereitung. Eine
dritte ziemlich flach verlaufende Spitze von etwa 0.3 kW
auf 1 Abnehmer in den Abendstunden ergibt sieh dureh
die Herstellung der Abendmahlzeiten. Auffallend ist die
beträchtliche Wärmestromentnahme zwischen 12h und 18h,
offenbar mit dem Schichtbetrieb der Fabriken zusammen-
hängzend, die einen Teil der Familien veranlaßt, die Haupt-
mahlzeit auf die späten Nachmittagstunden zu verlegen.
Wichtig ist die in Schweinfurt erzielte Nachtbelastung
durch die angeschlossenen Heißwasserspeicher, die durch-
weg als Auslaufspeicher konstruiert sind und die deshalb,
ohne daß durch den Tarif ein Zwang aus
geübt wird, in der Regel am Abend aufgefüllt und
über Nacht eingeschaltet werden, um in den Morgenstunden
das heiße Wasser bereit zu haben. In Wirklichkeit ist in
Schweinfurt der Anteil der Nachtbelastung durch die
Heißwasserspeicher an der gesamten Wärmestroment-
nahme wesentlich größer, als er aus der Wärmestrom-
kurve Abb. 2 ersichtlich ist, weil die zur Herstellung
dieser Kurven ausgewählten F amilien absichtlich so zu-
sammengestellt wurden, daß sie die Wärmeentnahme spe-
ziell durch die elektrisch kochenden Haushaltungen dar-
stellen, bei welchen zur Zeit auf je 100 Herde etwa 65
Heißwasserspeicher entfallen, während für die Gesamt-
heit der Schweinfurter EE aus den in
der Einleitung angefiihrten Gründen neben je 100 Herden
etwa 140 Heißwasserspeicher im Betrieb sind.
Die Planimetrierunz der Wärmestromkurven ergibt
für die Sommermonate eine Tagesarbeit von rd. 900 kWh,
für die Wintermonate eine Tazesarbheit von rd. 750 kWh.
Da die Benutzung der Wärmereräte nicht nur an den
Wochentazen sondern auch an den Sonn- und Feiertagen
— an diesen sogar in erhöhtem Maße — erfolgt, berechnet
sich der Halbiahressiromverbraueh dureh Multiplikation
mit 182 Tagen im Sommer zu 165000 kWh, im Winter zu
135 000 kWh. der Jahresstromverbrauch zu 300 000 kWh.
d.h. 1300 kWh auf 1 Abnehmer. Die durch Planimetrie-
cen Verbraucherkreises ausgenutzt wird, genügt es, für
die Ermittlung der wirtschaftlichen Verhältnisse lediglich
den durch die Stromkurven erfaßten Verbraucherkreis zu
berücksichtigen.
Von Interesse ist die jährliche Ausnutzung der Koch-
spitze, die si i N
an und für sich günstiger ist als die Ausnutzung, wie sie
in den meisten Elektrizitüätswerken ohne Großindustrie-
strom gegenwärtig erzielt wird. Um die Wirtschaftlich-
keit des elektrischen Kochbetriebes richtig beurteilen zu
können, ist zu berücksichtigen, daß derselbe nicht für
sich allein besteht, sondern eine zusätzliche Abgabe der
blektrizitätswerke zu dem bestehenden Licht- und Krati-
verbrauch bildet. In Abb. 3 (S. 1692) ist deshalb die nor-
male Licht-Kraft-Kurve eines Elektrizitätswerkes mit
40 000 Einwohnern. entsprechend 10000 Haushaltungen,
aufgezeichnet und diese Kurve ergänzt durch eine Wärme-
stromkurve für 2000 Haushaltungen, wie sie sich aus
Abb. 2 durch Multiplikation der Ordinaten mit 10 ergibt. Die
kombinierte Licht-Kraft-Wärme-Kurve läßt den außer-
ordentlich starken Ausgleich zwischen der Wärme-
stromkurve und der Licht-Kraft-Kurve deutlich erkennen.
Bei einem Zuwachs an Wärmestrom für 200% Haushal-
tungen zu je 1500 kWh gleich jährlich 3 Mill kWh beträgt
die Zunahme der Höchstleistung nur 500 kW. Die erfor-
derliche Mehrleistung wird somit bei dem gewählten Bei-
spiel jährlich 6000 h ausgenutzt.
Die Feststellung einer 6000stündigen Benutzung
der erforderlichen Mehrleistunx bezieht sich aller-
dings nur auf das dem Beispiel zugrunde liegende Ver-
hältnis zwischen Licht-Kraft-Verbrauch und Wärmerver-
brauch, es gilt also nur, wenn 20% der vorhandenen
Maushaltungen elektrisch kochen. Solanze weniger als
20% der Haushaltungen elektrisch kochen, also in den
ersten Jahren der Einführung, wird die Mehrleistung län-
ger als 6000 h ausgenutzt. Übersteigt die Zahl der elek-
triseh kochenden llaushaltungen 20 % der überhaupt vor-
handenen, so beträgt die Benutzungszeit für die erforder-
liche Mehrleistunz weniger als 6000 h.
Es erscheint zulässig, für die zur Zeit übersehhare
IEntwieklunz der nächsten 10...15 Jahre den Wirtschaft-
21. November 1929
lichkeitsrechnungen die in Abb. 3 ermittelte Stromkurve
für 20 % elektrisch kochende llaushaltunzen zugrunde
zu legen.
In nachstehender Zahlentafel ist nunmehr auf Grund
der erläuterten Stromkurven eine vergleichende Wirt-
schaftlichkeitsrechnung für Elektrizitätswerke mit und
ohne Wärmestromverteilung durchgeführt, wobei für die
Stromerzeugung als Ergänzung zu einer vorhandenen
Mittelgebirgswasserkraft — Höchstleistung im Winter,
Mindestleistung im Sommer — einmal Strombezug von
einem wirtschaftlich arbeitenden Überlandwerk, das an-
dere Mal Stromerzeugung durch eine Dieselanlage ange-
nommen ist.
Zu Zahlentafel 1 ist folgendes zu bemerken:
Die Belastungszunahme in der Zentrale und im Lei-
tungsnetz ergibt sich daraus, daß bei Wärmestromliefe-
rung die im Sommer um 11h 45m erforderliche Spitzen-
leistung um 500 kW größer ist als die ohne Wärmestrom
im Winter um 17h eintretende abendliche Lichtspitze. Für
die Deckung der erforderlichen Spitzenleistung ist die
Wasserkraft, da sie vorübergehend ganz versagen kann,
jeweils nicht in Rechnung gestellt.
Die Jahresarbeit für Licht und Kleinkraft ist reich-
lich hoch angenommen, um nicht nur die sehr zahlreichen
Verhältnisse zu treffen, in welchen schlecht auszenützte
Werke in ihrer Wirtschaftlichkeit naturgemäß leicht ge-
hoben werden können, sondern auch solche Beispiele zu
erfassen, in welchen ein an und für sich bereits gut ren-
Zahlentafel 1. Wirtschaftlichkeitvon
Flektrizitätswerkenmitundohne Wärme-
stromverteilunze.
Blektrizitätswerk mit Wasserkraft
Ergänzung dure durch Bess
Ergänzung durch
Strombezug ` ` E
Licht- Licht,
Nur Licht- | Nur Li cht-
und Kraft- Krati und | und Kraft- Kraft- und
versorgung
'versorgung|'« OTgUng ‚versorgung
|
H
Einwohner (10 000 |
40 000 40 000 40 000
Haushaltungen) ... 40 000
Hiervon elektrisch |
kochende (2000
Haushaltungen) ... — | 10 000 — TI 10000
Angeschlossen:
Licht und Kraft kW 7 000 7 000 7 000 7 000
Wärme ....... ee | — 5 000 — 5 GO
Zusammen .. kW 7000 | 12000 7000! 12.000
Gleichzeitig benutztes
Gruppenmaximum |
um 17h: |
Licht und Kraft kW | 1500| 1500| 1500; 1500
Wärme ....... = — | 400 | 400
Zusammen ..
Gleichzeitig benutztes
Gruppe nmaa nnum
um 11hb 45m;
Licht und Kraft kW
Wärme unter Berück-
sichtigung der Netz-
verluste ...... kW
Zusammen .. kW 550 | 2 000
Belastung der Zentrale |
kW 1 500 2 000 2 000
hierfür erforderlich:
Wasserkraft .. kW (890) (800) (800)
Strombezug bzw. l
Dieselmotoren . kW 1 500 2 000 2 000
Stromverbrauch: |
Licht 225.28, kWh [1200 000 1200 000 |1 200 000 ‚1 200 000
Kraft ....... » 13 000 000 '3 000 000 |3 000 000 3 000 000
Wärme ...... a — 3 000 000 -— 3 000 000
Verluste ..... e 800 000 '1.090 000 | 800 000 | 1 000 000
Zusammen . kWh |4 800 000 8 290 000
4 800 000 |8 200 000
Hiervon deckt die | |
Wasserkraft . kWh |4 000 000 |5 390 000 |4 000 000 5 330 000
Strombezug bzw.
Dieselmctoren kWh
800 000 2 930 000 | 800 000 2 930 000
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
1691
Elektrizitätswerk mit Wasserkraft
Ergänzung durch
e
Ergänzung durch
Strombezug
Lieht-,
'Kraft-und
Wärme-
‚versorgung
|
Licht-,
Nur Licht-
Erate tials und Kraft- |
v ersorgung
Nur Licht-
und Kraft-
versorgung Versorgung
Anlagekosten:
Wasserkraft ..... RM | 800.000 | 800.000 | 800000' 800 000
Zuleitung u. Haupt-
transformatoren- 2
station bzw. Diesel-
motoren ...... RM | 300 000 | 400.000 | 600 000 ; 800 000
Leitungsnetz: |
Hochspannungsnetz |
mit Transformato-
e EE RM | 700 000 | £09000] 700 000 | 830000
Niederspannungsnetz
RM | 500.000 : 690.000 | 500 000 ` 609000
Hausanschlüsse . „, 300 000 | 340 000 | 300 000 | 340 000
Zähler ......... SV 300 000 | 320 000 | 300 000 | 32) 000
Zuschüsse an die
Abnehmer ....
Zusammen ..
RM
Betriebskosten:
15% Verzinsung, Til-
gung, Abschreibung
und Unterhaltung
RM
Strombezug bzw. Be-
triebsmaterial . RM
Gehălter, Löhne, all-
gemeine Unkosten,
Steuern usw. .. RM
RM
Die Mehrkosten der
Wärmestromliefe-
rung betragen . RM —
d. i. bei 3 000 000 kWh
in Pf/kWh ....... —
Angenommener Ver-
kaufspreis für den
WärmestromPf/kWh —
d. i. im ganzen . RM —
Überschuß aus der
Wërmestromlt Ze. |
rung
Zusammen ..
— 250 000
— 8,1
— 10,0
— 309 000
EN — | 59000
tierendes Werk in seinen wirischaftlichen Ergebnissen
noch weiter verbessert werden soll.
Der gleiche Grundgedanke war für die Wahl der
Wasserkraft entscheidend. Die zugrunde gelegte Wasser-
kraft von 800 kW Ausbauleistung ist ohne Wärmestrom-
verteilung bereits mit 5000 Jahresstunden ausgenutzt. Die
Ausnutzung erhöht sich in dem Beispiel durch die Wärme-
verteilung auf 6600h, womit die volle Ausnutzung noch
keineswegs erreicht ist.
Bei Berechnung der Anlagekosten ist die Wasserkraft
mit 800 000 RM für alle vier Fälle gleichhoch eingesetzt.
Im Falle des Strombezuges ist die Haupttransformator-
station einschließlich Zuleitung mit 200 RM/kW berechnet,
bei Verwendung von Dieselmotoren ist die Dieselleistunz
mit 400 RM/kW veranschlagt.
Die Kosten der für die Wärmestromverteilung erfor-
derlichen Netzverstärkung werden von den meisten Blek-
trizitätswerken außerordentlich überschätzt. Zur
Klarstellung der Verhältnisse wurden zahlreiche Beispiele
durchzerechnet und an Hand derselben für die Verstär-
kung des Netzes folgende Beträge eingesetzt:
Für die Erhöhung der gleichzeitigen Leistung von 1500
auf 2000 kW gleich 3% % sind die Kosten des Jlochspan-
nungsnetzes sowie der Hausanschlüsse zu erhöhen um
rd. 15 %. Beim Niederspannungsnetz ist die Erhöhung der
Kosten mit 20 % zu veranschlagen, weil hier die meisten
Verstärkungen bzw. Auswechslunsen nötig werden. Die
Verteuerung der Zähler ist unbedeutend, weil die Ver-
wendung von Doppeltarifzählern u. del nicht nötig ist
und deshalb zumeist die vorhandenen Einheitszähler wei-
ter benutzt werden können, zumal die Herde his zu 3 kW
Leistung bei entsprechend starkem Nulleiter einphasir an-
geschlossen werden.
1892
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
21. November 1929
Ausdrücklich sei bemerkt, daß bei Berechnung der
Netzkosten der Umstand berücksichtigt wurde, daß in
der Regel ein bereits vorhandenes Netz erweitert und ver-
stärkt werden muß, wobei die Mehrkosten selbstverständ-
lich größer sind, als wenn ein neu auszuführendes Licht-
Kraft-Netz mit einem neu auszuführenden Licht-Kraft-
Wärme-Netz verglichen würde.
Als Zuschüsse zu den Wärmeapparaten sind für jeden
Abnehmer 70 RM eingesetzt, ein Betrug, der den gegen-
i N. S
e EE S
d E p
5 2 4 d 8 Li g B
nahmen wurde lange Zeit von den Elektrizitätswerken
angezweifelt. Allmählich gehen jedoch kleinere und grö-
Bere Werke dazu über, ähnliche Tarife und ähnliche Maß-
nahmen zu treffen, und es ist besonders erfreulich, daß in
letzter Zeit eine der größten und fortschrittlichsten Elek-
trizitäts-Unternehmungen in Deutschland die Abgabe von
Wärmestrom zu fast den gleichen Bedingungen aufge-
nommen hat, wie sie in Schweinfurt und in Schwandorf
seit mehr als zwei Jahren sich durchaus bewährt haben.
Winter
bssakro NW a L 111
EE BENER)
EE
€ 2 D 6 8 9 e g (UI 2 2r A
Abb. 8 Normale Licht-Kraft-Kurve des Elektrizitätswerkes einer Stadt mit 40000 Einwohnern (10000 Haushaltungen) zusammengesetzt mit einer
Wärmestromkurve für 2000 Haushaltungen.
wärtigen Ausgaben in Schweinfurt und in Schwandorf
entspricht und der im Laufe der Zeit in dem Maße ab-
nimmt oder ganz verschwindet, als die Massenfabrikation
der elektrischen Kochgeräte und damit die Angleichung
ihrer Preise an die sonstiger Kücheneinrichtungen Fort-
schritte macht.
Bei den Betriebskosten sind für Verzinsung, Tilgung
und Abschreibung der Einfachheit halber für alle Fälle
15 % gerechnet. Der Betrag dürfte ausreichen, nachdem
die Zuschüsse für die Wärmeapparate nicht abzuschrei-
ben, sondern nur innerhalb eines Zeitraumes von etwa
10...15 Jahren zu tilgen sind.
Bei Berechnung des Betriebsmaterials ist für den
Mehrbezug an Strom ein Preis von rd. 3,5 Pf/kWh, für die
Mehrkosten an Dieselöl ein Betrag von rd. 5 Pf/kWh ange-
nommen. Bei dem Preis von 3,5 Pf für den Mehrbezug an
Strom ist zu berücksichtigen, daß daneben ein Baukosten-
zuschuß des Elektrizitätswerkes von 200 RM/kW für die
Haupttransformatorstation veranschlagt ist.
Für Gehälter, Löhne, allgemeine Unkosten und
Steuern sind Beträge eingesetzt, wie sie sich in Schwein-
fürt und Schwandorf bei der Einführung des Wärme-
stromes als nötig erwiesen haben; dabei ist die Erhöhung
der Steuern bei der Wärmestromverteilung entsprechend
dem Mehrertrag berücksichtigt.
Die Zahlentafel zeigt, daß die anteiligen Kosten der
Wärmestromlieferung sich bei dem Werk mit Wasser-
kraft und Strombezug auf 6,8 Pf/kWh stellen und daß so-
mit ein Verkaufspreis von 9 P£f/kWh trotz der an die Ab-
nehmer gewährten Zuschüsse einen reichlichen Nutzen
ergibt. Bei Ergänzung durch einen Dieselmotor kann
Wärmestrom einschließlich der Verzinsung und Tilgung
der Zuschußleistungen an die Abnehmer mit 10 Pf/kWh
noch mit einem Nutzen abgegcben werden, der einer etwa
8 prozentigen Überverzinsung des Anlagekapitals ent-
spricht.
Die vorstehenden Berechnungen bezichen sich auf
einen Durchschnittsfall. Selbstverständlich gibt es Werke,
z.B. mit unausgenutzter Wasserkraft, mit billigen Frei-
leitungsnetzen, die leichter als Kabelnetze verstärkt wer-
den können, die den Wärmestrom billiger als vorstehend
berechnet abgeben können, wie es anderseits auch Werke
z.B. mit teuer arbeitenden Dampfanlagen, mit schlecht
disponierten Leitungsnetzen u. del. gibt. die einen etwas
höheren Wärmestrompreis rechnen müssen, um auf ihre
Kosten zu kommen.
Die Richtigkeit der vom Ingenieurbüro Oskar von
Miller in Schweinfurt und in Schwandorf getroffenen Maß-
Es wäre sehr erwünscht, wenn mit der nunmehr ins
Auge gefaßten tatkräftigen Förderung seitens der Ver-
einigung der Elektrizitätswerke immer mehr Werke
zur Verteilung von Wärmestrom übergehen würden, zu-
mal hierdurch gerade der minderbemittelten Bevölkerung
eine große Erleichterung im Hauswesen und den Elektri-
zitätswerken, wie vorstehend gezeigt, beträchtliche Mehr-
überschüsse gesichert werden könnten.
Elektrische Fußgesimsheizung.
Im Bull. SEV: ist eine interessante elektrische Raum-
heizung nach A. E. Herdener beschrieben, bei welcher
der Heizkörper im Fußge-
sims der Wände angeordnet
wird. Das Fußgesims a
(Abb. 1) wird aus Metall,
in einfachster Ausführung
aus Eisenblech mit wärme-
festem Farb- oder Lack-
anstrich hergestellt. b ist
ein elektrischer Flachheiz-
körper und e dient zu des-
sen Befestigung. e und f
sind Ventilationsöffnungen,
welche die an der hinteren
Oberfläche des Heizkörpers
erzeugte Wärme in den zu
beheizenden Raum leiten
und eine unnötige Erwär-
mung der Mauern verhin-
dern sollen. Die Baulänge
der Fußgesimse beträrt
i 1...2 m und die Verbindun-
gen zwischen den einzelnen Heizelementen können als
Schmelzsicherungen ausgebildet werden.
Es wird mit einer Leistungsaufnahme bis zu 300 W
gerechnet, wobei die Oberflächentemperatur unter LO:
bleibt, so daß eine Staubverbrennung nicht stattfindet. Da
ein Fußgesims ohnehin vorhanden sein muß, sind Anschaf-
fungskosten und Platzbeanspruchung gering. Außerdem
hat das System den Vorteil einer milden, von unten kom-
menden Wärme und einer gleichmäßigen Wärmevertei-
lung. Ka.
ı Bd. 20, 8. 1%.
Abb. 1. Elektrischer Heizkörper
im Fußgesims.
we gea
FT
8
21. November 1929
Elektrotethnische Zeitschrift 1929 Heft 47
1693
Elektroakustische Übertragungsysteme mit besonderer Berücksichtigung der Telephonie
auf weite Entfernungen und des Klangfilms*.
Von Dir. Dr. phil. h. c. Dr.-Ing. E.h. F. Lüschen, Berlin.
Die Elektroakustik hat sich im Laufe des letzten
Jahrzehnts ungewöhnlich schnell und großartig ent-
wickelt. Die Verstärkerröhre hat ihr einen Antrieb ge-
geben, der zu ungealinten Möglichkeiten geführt hat. Es
ist schwer, den Anteil der Elektroakustik an der Elektro-
technik in Zahlen auszudrücken. Sicher ist jedenfalls,
daß sie in der Schwachstromtechnik den Löwenanteil ein-
nimmt. Ich möchte aber immerhin zur Illustration einige
Zahlen nennen. Die Zahl der an das öffentliche Fern-
sprechnetz angeschlossenen Fernsprechstellen beträgt auf
der Erde zur Zeit 43 Mill, die Zahl der Gepräche in Eng-
land jährlich 1,25 Mrd, in Deutschland jährlich 2,5 Mrd.
Die Zahl der Sprechstellen beläuft sich in Deutschland
auf 2,6 Mill; die der Rundfunkteilnehmer betrug in
Deutschland am 1. I. 1929 363 Mill und am 1. IV. 1929
2,54 Mill. Gerade die letzteren Zahlen sind außerordent-
lich vielsagend und zeigen, welches Interesse die Elektro-
akustik, soweit sie über das Fernsprechwesen hinaus-
greift, inzwischen gefunden hat.
koer Ka
10 10
9 9
8 8
7 7
6 6
A ó
4 Lé
J d
2 2
4 1
2%
o2 85 1 2 505 a Q2 9 7
Abb. 1. Dämpfungs-Charakteristik Abh.3. Dimpfungs-Charakte-
einer Spulenkette. ristik einer Kondensator-
kette.
Srhallung Wirkung
Generator
IX
Zum MeBhres
Abb. 2. Abb. AL Siebkette.
Wirkung einer Spulen-
kette.
Das in der Physik etwas vernachlässigste Gebiet der
Akustik und der Elektroakustik ist im letzten Jahrzehnt
messend und theoretisch in allen Beziehungen neu durch-
gearbeitet worden: unsere Erkenntnisse auf diesem Ge-
biet haben sich erheblich vertieft. Besonders in den staat-
lichen Instituten, wie im Telegraphentechnischen Reichs-
amt, und in den Laboratorien der groben Firmen, insbe-
sondere des Siemens-Konzerns sowie in den amerikani-
schen Laboratorien des Bell-Konzerns sind außerordent-
lich tiefgründige Arbeiten durchgeführt worden. leh
nenne nur die Namen einiger deutscher Forscher, die sich
besonders verdient gemacht haben und von denen Ver-
öffentliehungen vorliegen: Stumpf, K. W. Warner,
Erwin Meier, Grützmacher — die letzteren zwei
im Telegraphentechnischen Reichsamt arbeitend — und aus
dem Siemens-Konzern: RieggerTfT,Trendelenburg,
Backhaus, Schottky, Küpfmüller, Ger-
lach, H. F. Mayer, Feldtkeller, Bartels.
Ich habe mir heute abend zur Aufrabe gemacht, das
für die Technik Wesentlichste dieses Wissenschatzes kurz
zusammenzefaßt zu skizzieren und an dem Beispiel der
F'erntelephonie und des Klangfilms, als zwei Gebieten mit
wesentlich verschiedenen Anforderungen, zu erläutern.
Ich gehe dabei auf raumakustische Fragen nicht ein, son-
dern halte mich nur an die elektroakustischen Übertra-
eungsysteme, beginnend mit dem Schallempfänger, der
die Schallenergie in elektrische Energie umwandelt, bis
zum Schalleeber oder Schaällsender, der die elektrische
Energie wieder in akustische Energie umwandelt.
* Vortrag. gehalten im Elektrotechnisehen Verein am 30. IV. 1929.
Solche Übertragungsysteme sind im wesentlichen ge-
kennzeichnet durch ihre Frequenz-Charakteri-
stiken — ihre Dämpfungs- und Phasen-Charakteristik —
und durch ihre Amplituden-Charakteristik,
die wir für einige Fälle zunächst betrachten wollen.
Abb. 1 zeigt die Frequenz-Charakteristik einer Spu-
lenkette. Die Spulen sind in Reihe und die Kondensatoren
parallel geschaltet. Die oberen Frequenzen werden ab-
geschnitten, u. zw. um so mehr, je mehr Glieder hinter-
einander geschaltet werden. Abb. 2*1 zeigt die Wirkung
einer solchen Spulenkette für den einzeschwungenen Zu-
stand. Die Spulenkette läßt nur die Grundschwingunge
durch, reinigt also den
b Strom von seinen Ober-
schwingungen. In Abb. 3
sehen wir eine Konden-
satorkette. Die Kondensa-
toren sind in Reihe und
= die Spulen parallel ge
5 schaltet. Hier werden die
tiefen Frequenzen abge-
s schnitten und nur die
oberen hindurchgelassen.
Abb. 4 zeigt eine Siebkette
und Abb. 5 die Dämpfungs-
Charakteristik dieser Kette.
Man spricht dabei von der
Lochbreite eines solchen
Siebes, indem man die Ent-
fernung der Punkte zwi-
schen den beiden ansteigenden Ästen an der Stelle mißt,
an der die Dämpfung gegenüber der mit der geringsten
Dämpfung übermittelten Frequenz 0,5 Neper beträgt.
0 8000 %000 12000 9000 ©
Abb. a Dimpfungs-Charakteristik.
einer Siebkette.
F “4 . s d !
A Wi, , wi,
KE EE ECH ET
.| 2.13.14 15.16.17.]8.]9. Jeo.|ne.]a2.|ı3.
0,03|1,00|0,18|0,1 1]0,19/0,19]0,15]0,13]0,040, 1 1]0,14J0,1 10,08
14.| 15.116. | 17.] 18.| 19. |20. |21. |22. | 23.| Partialton
0,11j0,02/0,05|,1010,03|0,080,05/0,09!0,03/0,02, Amplitude
Abb. 6. Oszillogramm und Analyse eines Geigentones.
Fast alle elektroakustischen Übertraxrungsysteme
sind solche Siebe, sie übermitteln nur einen begrenzten
Bereich von Frequenzen. Welche Lochbreite man in einem
Übertragungsystem einem solchen Sieb geben muß. hängt
davon ah, was man damit erreichen will. In der Fern-
telephonie empfiehlt es sich, die Loochbreite soweit wie
irgend möglich zu begrenzen, weil die Leitungen um so
billiger werden, je weniger Frequenzen über sie über-
mittelt werden. Man hat gefunden, daß bei den heutigen
Apparaten die Verständlichkeit nieht mehr zunimmt, wenn
man die l.ochbreite nach oben über 2400 Uz erweitert,
und daß man unten unbedenklich bei 300 Hz abschneiden
kann. so daß man bei einem Frequenzbereich von 300 bis
2400 Hz in Fernsprechleitungen mit den heutigen Appa-
raten ein Maximum der Verständlichkeit erreicht. Jeder
Zusatz von weiteren Frequenzen würde unnötig sein. Ich
werde eine Sprachplatte vorführen, die wesentlich mehr
Frequenzen enthält (von 100...7000 Hz). Man wird die
S-Laute z. B. sehr deutlich verstehen können. Ich werde
zeigen, daß diese Platte auch über Lautsprecher noch
durchaus verständlich ist, wenn man den Frequenzbereich
auf 300... 2400 Hz begrenzt. (Versuch) Wo es auf
Klangtreue ankommt, wie im Rundfunk oder im spre-
chenden Film, wird man selbstverständlich eine solche
Sprache nicht mehr annehmen können. Dort handelt es
sich darum, wesentlich größere Bereiche zu übermitteln.
+1 Die Abb. 2 ist mir freundliehst von Herrn K. W. Wagner
zur, Verfügung gestellt worden.
1894
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
21. November 1928
Die folgenden Bilder geben einige Beispiele hierfür.
Abb. 6 zeigt z. B. die Aufnahme eines Geigentones, die
Backhaus im Forschungslaboratorium des Siemens-Kon-
zerns gemacht hat, u. zw. ist auf einer Stradivarius-
Geige die G-Seite angestrichen. Man sieht, daß die Geige
den Grundton wegen ihrer verhältnismäßig kleinen
Fläche viel weniger abstrahlt als den ersten Oberton. Im
übrigen ist zu erkennen, daß man noch bis zum 23. Ober-
ton eine Amplitude nachweisen kann. Abb. 7 zeigt den
Amplitude
3
à
$
7000 2000 4000 6000 8000 10000 Hz 7 7000 2000 9000 6000 8000 10000 12000
Abb. 8& Frequenzverteilung bei
einem sehr scharf gesprochenen 8.
Abb. 7. Frequenzverteilung beim
Konsonanten H.
gesprochenen Konsonanten S. Man sieht, daß der Bereich
dieses Lautes von 1000 bis annähernd 10000 Hz reicht
und daß innerhalb dieses Bereiches noch erhebliche
Spitzen vorhanden sind. Abb. 8 zeigt ein sehr scharf ge-
sprochenes S. Der Frequenzbereich geht sogar bis über
12000 Hz hinaus.
In Abb. 9 sehen wir das Geräusch
7000 2000 #000 6000 8000 70000 Go d
100 500 1000 2000 #000 10000
Abb. 10. Frequenzverteilung eines
Staubsauger-Gcräusches.
Abb. 9. Frequenzverteilung eines
Bunsenbrenner-Geräusches.
eines Bunsenbrenners. Abb. 10 zeigt das Geräusch eines
Staubsaugers. Bemerkenswert ist die besonders scharfe
Spitze. Die Abb. 7..10 sind von Grützmacher nach
einer von ihm ausgearbeiteten Methode, über die er dem-
nächst berichten wird, aufgenommen und mir freundlichst
zur Verfügung gestellt worden.
Aus allen diesen Bildern ersehen wir, daß es erfor-
derlich ist, bei einer Übertragung, die irgendwie An-
spruch auf Klangtreue macht, ein wesentlich breiteres
Frequenzband zu übermitteln als in der normalen Fern-
sprecherei. Ich will an einer Grammophonplatte, die
schon ziemlich viele Frequenzen enthält, zeigen, was es
bedeutet, wenn man die hohen und tiefen Frequenzen ab-
schneidet. (Versuch.) Während man am Anfang des
Rundfunks Lautsprecher verwenden mußte, die einen
sehr begrenzten Frequenzbereich hatten, können die heu-
tigen Apparate wesentlich besser für die Zwecke des
Rundfunks konstruiert werden. Abb. 11 zeigt die Fre-
—n
kb kee keen E Va) E ? BE EES
300 400 500600 800 1000 2009 32000 4000 5000 8000
— Hertz
100 200
Abb. 11. Frequenzkurve des Rieggerschen Kondensatormikrophons.
quenzkurve des Rieggerschen Kondensatormikrophons,
das im Bereich von etwa 50..8&000 Hz alle Frequenzen
mit annähernd gleichem Wirkungsgrad übermittelt.
Abb. 12 zeigt eine Frequenzkurve des Blatthallers, die bei
sehr niedrigen Frequenzen anfangend (Kurve II) eben-
falls fast parallel zur Abszisse verläuft, nachdem es ge-
lungen war, eine sehr unangenehme ZResonanzstelle
(Kurve I) zu beseitigen. Auch der hier aufgestellte
Riffellautsprecher hat eine ähnliche Kurve.
Immerhin sind die Frequenzkurven nicht vollkommen.
Wir sind aber in der glücklichen Lage, einen Mangel in
irgendeinem Teil eines Übertragungsystems in einem an-
deren Teil zu kompensieren. Ein System, bei dem z. B. der
Lautsprecher und auch das Mikrophon bei den hohen und
tiefen Frequenzen noch abfallen, kann dadurch verbessert
werden, daß man die Verstärker entsprechend bemißt, so
daß die tiefen und hohen Frequenzen mehr verstärkt werden
als die mittleren. Es gelingt dadurch, elektroakustische
Übertragungsysteme herzustellen, die von 50 bis annähernd
12000 Hz eine praktisch gleiche Übertragungszüte haben.
Schwierig sind diese Kompensationen allerdings dann,
wenn die Lautsprecher (oder was man sonst vor sich
hat) ausgesprochene spitze Resonanzen haben. Abb. 13
zeigt z. B. Trichterresonanzen bei einem langen konischen
Trichter. Alle diese Spitzen kann man natürlich nicht
kompensieren. Die Frequenzgänze müssen schon einfach
verlaufen, um die Kompensation mit Nutzen anbringen
zu können.
—e "9
I e ba
as > 0r d i Y el \
PR eng a a x
CH 209 300 Wi A 600 800 1000 2000 3000 +009 S000 8000
—n Mont:
Abb. 12. Frequenzkurve des Blatthallers.
Dasselbe gilt für Resonanzen, die aus den Teil-
schwingunzen von Membranen entstehen, wie sie in
Abb. 14 aufgezeichnet sind. Nun Kanu man aus dieser
Frequenzkurve aber nicht nur entnehmen, welche Fre-
quenzen im eingeschwungenen Zustande über das Über-
tragungsystem übertragen werden können, sondern, was
sehr wesentlich ist: Die Dämpfungskurve gibt uns auch
darüber Aufschluß, in welcher kürzesten Zeit eine in den
Durchlässigkeitsbereich fallende Frequenz einschwingt.
Betrachten wir einmal das in Abb. 15 dargestellte Zeichen,
u. zw. zunächst das anregende Zeichen mit einer Fre-
quen von 96 Hz am Eingang des Siebes. Zum Aufbau
ieses Zeichens sind Frequenzen von 0...o0 erforderlich,
sonst könnte es seinen steilen Anstieg nicht haben. Be-
trachten wir nun dieses Zeichen hinter der Kette
mit einem Durchläs-
sigkeitsbereich von
+ 40 Hz, so sehen wir.
daß es langsam ein-
schwingt und erst
nach einer gewissen
Zeit die volle Höhe
erreicht, also einge-
Membrandruck E
, cm
0 Y B N B 2024 28 D E 10x0 hertz 7 schwungen ist. Das
S kommt daher. dab
Abb. 1 É k 2
3 Resonanzen eines langen die Frequenzen. die
Lautsprechertrichters. ` :
H zum steilen Anstieg
nötig sind, nicht durch
die Kette hindurchgelassen
werden. Daß noch mehr
Frequenzen im ursprüng-
lichen Zeichen vorhanden
waren, sehen wir daraus.
daß sich auch hinter den
Ketten mit mittlerer
Durchlässigkeitsfrequenz
von 668 Hz und 923 Hz
Ströme bemerkbar machen.
Man sieht auch deutlich,
daß diese Frequenzen nur
erforderlich waren, um den
Anstieg zu erreichen. denn
nach dem Einschwingen
sind sie nicht mehr vor-
handen. Man kann scht
einfach aus der Lochbreite.
wie ich sie vorhin erklärt
habe, die Zeit des Anstieges berechnen. Sie ist praktisch
gleich 0,9 dividiert durch die Lochbreite in Hertz.
Diese Betrachtungen über die Einschwingvorgänge
selten aber nur unter der Voraussetzung, daß die Fre-
quenzen, die zum Aufhau des Zeichens erforderlich sind,
zu gleicher Zeit ankommen, daß sie mit der gleichen Ge-
schwindigkeit über die Übertragungsysteme laufen. dab
also die Phasenverschiebung proportional der Frequenz
ist. Wo das nicht der Fall ist, treten längere Einschwine-
zeiten ein. Dies ist vor allem bei Pupinkabeln der
Fall. da die verschiedenen Schwingungsfrequenzen
keineswegs mit der gleichen Geschwindigkeit über das
Kabel laufen.
Wir sehen z.B. in Abb. 15a den Einschwingvorzanz
in einem 3000 km langen Normalkabel. Wie Sie sehen,
kommen von dem Zeichen, das dem Kabel am Anfang auf-
gedrückt wird, zunächst die tiefen Frequenzen an: das
a Ss SS Sa E LS
Abb. 14. Resonanzen einer
Membran.
d BEL y
21. November 1929
Zeichen schwingt ein und schließlich bleiben zuletzt beim
Aussehwingvorgang die höchsten Frequenzen übrig, die
am langsamsten über das Kabel laufen. So tritt eine
vollkommene Verzerrung ein. Es ist interessant, daß
man das etwas dadurch verbessern kann, daß man eine
Siebkette einschaltet, die die tiefen Frequenzen unter-
drückt, wie die Abb. 15a gleichfalls zeigt. Während bei
gleicher Laufzeit aller Frequenzen der Einschwingvor-
sang entsprechend einer Lochbreite des Kabels von etwa
Au Hz nur 0,9: 2000 = 0,5 ms (Millisekunden) dauern
würde, dauert er hier infolge der verschiedenen Lauf-
MI Im Ek Di m
AnregendeZeichen = LA Sé GE
l
|
ii 1. il
han nid. A
Hinter Met te -Ay MA ve Yes A A
f=668
Hinter Kette _.; a RM NEIN m, ai dé In m
f=796 adanan Mill aa
Hinter Kette
f=923
Abb. 15. Einsechwingvorgänge eines Zeichens von 79% Hz.
AN NN ANNE AAA MAAN AA AAA Age A Anus
anna Ke 0
ei
nme
lefe Frequenzen _unteralrückt
Abb. 15a. Einschwingvorgans in einem langen Kabel.
zeiten der zum Aufbau erforderlichen Frequenzen
also 1W)mal so lange.
Das ist eine sehr unangenehme Beigabe bei den lan-
ven Kabeln. Nun gibt es aber Gebilde, in denen umge-
kehrt wie im Kabel die hohen Frequenzen schneller
laufen als die tiefen. Man kann also durch diese (iebilde
die zu früh ankommenden tiefen Frequenzen aufhalten,
his sie mit den später ankommenden hohen Frequenzen
wieder zusammenfallen, man kann dadurch auch die
P’hasenlaufzeit-Differenzen kompensieren. Wir haben also
dann neben der Dämpfunzskompe nsation eine Phasen-
kompensation. Geben wir also z.B. auf den Anfang des
Kabels zwei Schwingungen von 700 und 1650 Hz, dann
kommt am Ende zunächst die tiefe Frequenz an. Sie
schwingt ein, und darauf kommt die hohe Frequenz an.
Schalten wir nun an das Kabelende einen solchen Phasen-
ausgleich, dann bringen wir die Frequenzen wieder fast
vollständig zusammen (Abb. 16).
31) ms,
Abb. 17 zeigt, wie ein Gleichstromstoß über ein sol-
ches Phasenausgleichglied lüuft. Zum Aufbau dieses
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47
1695
Grleichstromes sind auch Schwingungen der ganzen Fre-
quenzreihe erforderlich. Man sicht, daß von diesen erst
die hohen und dann die tiefen Frequenzen ankommen.
Dann kommt der Anstieg des Gleichstromzeichens hin-
durch. Beim Aufhören kommen erst die hohen und dann
die tiefen Frequenzen. Später wird das Zeichen abfallen.
Man sieht, daß das Zeichen am Ende des Gliedes sehr viel
flacher ansteigt als am Anfang. Es fehlen eben zu dem
Anstieg all die Frequenzen, die zu früh angekommen sind.
Ich werde hierzu einen Versuch vorführen, u. zw. zeige
0 o m w wë 100 150 200 250 309
f- ?00hz und Ee 1650 z über 3000 km Normalkabel ~
rn abela. n
Kabelende ohne Phasenausgleich
mg, paeem - une
Kabelende mä Phasenausgleich
kees, el
Abb. 16. Wirkung des Phasenausgleichs.
ich zunächst einen Stromstoß in einem ausgeglichenen
System, bei dem die Phasenunterschiede ausgeglichen sind.
Sie hören ein hartes Knacken. ein kurzes kräftiges Gec-
räusch. lch schicke nun den Strom über cin Kabel von
3000 km Länge. Da die höheren Frequenzen später an-
kommen als die tiefen, wird das Knacken musikalisch.
e AMAMAMNNNMNNNNMNNNKNNMNMNMNNNNNNNNNNNNNNNNMANNNVNNNNNNNNNN
m— MS —
b Vor dem Glied ce Zeitkurve
Gleichstromstoß über ein Phasenausgleichxlied.
a Hinter dem Glied
Abb. 17.
(Versuch.) Nun schicke ich den Stromstoß über Phasen-
ausgleichketten. hier kommen die hohen Frequenzen zu-
erst an. Das Knacken bleibt musikalisch, verläuft aber
umgekehrt. (Versuch.)
In der Telephonie läßt man eine Einschwingzzeit von
30 ms zu und hat gefunden, daß die Verständlichkeit da-
bei noch nicht wesentlich leidet. Bei Musikübertragungen
und beim sprechenden Film aber wird man solche Unter-
schiede in den Laufzeiten auf keinen Fall zulassen
können.
Wir haben nunmehr also die beiden Freqauenz-Charak-
teristiken betrachtet, die Aufschluß über die Dämpfungs-
unterschiede der Frequenzen und über die Unterschiede
in der Phasenlaufzeit der verschiedenen Frequenzen ge-
ben. Wir haben gesehen, daß man solche Dämpfungs- und
Phasenlaufzeit-Unterschiede eines Teiles eines Übertra-
eungsystems in einem anderen Teil kompensieren kann.
(Schluß folgt.)
Die Elektrizitätsversorgung Bulgariens.
Von Dipl.-Ing. Simeon R. Owtseharoft, Berlin.
Über die Flektrizitätsversorgeune Bulgariens ist
his jetzt im Ausland sehr wenig bekannt. Es lagen ja
aueh bis vor kurzem keine ausreichenden Angaben vor,
um einen Überblick in dieser Hinsieht zu gewinnen. Nun-
mehr ist dieser Mangel beseitigt durch den Versuch der
Wasserbauabteilung des Landwirtschaftsministeriums vom
vergangenen Jahr, in einem Bericht die Kraftwerke,
Übertragungzsleitunzen und Ortsnetze statistisch zusam-
menzufassen, um die Öffentlichkeit iiber den Stand der
Dinge zu unterrichten. Er schilderte die Lage bis Ende
1927, und vor kurzem hat die gleiche Stelle den Bericht
bis Ende 1928 herausgegeben, erzänzt und begleitet durch
raphische Darstellungen, Diagramme und Karten. Kine
Fülle wertvollen Materials wird damit den Fachkreisen
übermittelt.
Zunächst ist einiges (reschichtliche von Interesse.
Zum erstenmal wurde in Bulgarien zum Nutzen der All-
ecmeinheit die Verwendung elektrischer Arbeit in So-
fia eingeführt durch das Abkommen des Magistrats mit
einem französischen Ingenieur vom Juli 1898, das diesem
eine vierzielährize Konzession für eine elektrise he Stra-
ßenbahn sowie für die Anlage eines Haus- und Straßen-
1696
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47
21. November 1929
beleuchtungsnetzes erteilte Zu diesem Zweck hatte der
Konzessionär unter Ausnützung der Wasserkräfte des
Flusses Isker beim Dorf Pantscharewo (etwa 14 km von
Sofia entfernt) ein Wasserkraftwerk mit zunächst zwei
Maschinensätzen von je 430 kVA Drehstrom, 7150 V,
53 Hz errichtet, das im Lauf der Jahre auf 3180 kVA ge-
bracht worden ist und z. Z. eine weitere Einheit von
1520 kVA erhält. Damit begann allmählich das Vordrin-
gen der Elektrizität in Bulgarien.
Nacheinander wurden die Städte
Trojan, Lom. Kasanlik im
Jahr 1912, Warna 1914, Russe
1917 usw. elektrisiert. Die Ent-
wicklung geht deutlich aus Abb. 1
hervor.
In Betrieb waren bis Ende 1928:
Wasserkraftwerke: 15 bis
100 kVA, 12 bis 500 kVA, 5 bis
1000 kVA, 2 bis 2000 kVA, 1 bis
5000 kVA, 1 mit 6900 kVA instal-
lierten Leistunz. Im Bau befanden
sich: eins mit 8000 kVA (E.W. Rila)
und eins mit %00 kVA (Watscha).
Wärmekraftwerke (Dampf,
bzw. Treiböle): 60 bis 50 KVA, 12
bis 100 kVA, 23 bis 500 kVA, 3 bis
1000 kVA, 2 bis 2000 kVA, 1 mit
2240 kVA, 1 mit 3635 kVA und 1
mit 12800 kVA. Im Bau waren:
1 mit 3800 kVA (Vulkan AG.) und
1 mit 11500 kV A (Staatl. Mine Per-
nik). Zahlentafel 1 zeigt Leistung
Wosser
O DZamof
B Tebi
Abb. 1. Entwicklung der elektrischen Zentralen in Bulgarien.
(Gesamtleistung Ende 1928: 4758 kV A.
und Jahreserzeugunz von 45 der bedeutendsten Kraft-
UN D
werke, deren Lage und bertragungsleitungen aus Abb. 2
zu ersehen sind.
Zahlentafel 1.
Leistung Zahl derWerke| Jahreserzeugung
kW Zahl | % [|M kWh °%
Von 20 bis OY 1 e i 6 13,3 0,327 0,5
„lo. am 22... 21 534 | 6,676 | 10,2
an 500 „ EEN 6 | 13,3 7,989 12,2
„ 1000 „ 199 ....,. 4 8,0 8,311 12,8
an 2000 „ 4999 3 ' 6,7 | 11,506 | 17,6
6900 .. l 2,2 | 16.997 | 25,9
12 800 .. l 2,2 | 13,480 SA
Summe | 45 "mp | 65,286 lioo
Einige der größten Klektrizitätsunternehmungen seien
hier kurz beschrieben. Die konzessionierte Elektrızitäts-
versoreunz der Hauptstadt Sofia (seit 1910 unter dem
Namen „Belzische Anonyme Ges.“ bekannt) erzeugt den
Strom in zwei Kraftwerken, u.zw. einmal im Wasser-
kraftwerk Fantscharewo, in dem 4 Franeis-Spiral-
turbinen (Industr. Elektr. de Genève) mit Drehstron-
generatoren (gleiches Fabrikat) von je 430 kVA, 7150 V,
53 Hz und zwei gleiche Turbinen mit Generatoren (Oerli-
kon) von je 730 kVA arbeiten. Gegenwärtig wird ein Ma-
schinensatz von 1520 kVA aufgestellt. Die Gefällshöhe
beträgt 50 m und die Wassermenge Q = 1,2 bzw. 1,5 bzw.
3,6 m?/s. Die zweite Stromquelle ist das Wärmekraftwerk
Kurilo, das 1927 den Betrieb aufgenommen hat. Es ver-
fügt z. Z. über 2 Turboaggregate (BBC und Charleroi) von
ie 6100 kVA Prehstrom. 6000 V, 53 Hz; die Installierung
eines dritten Maschinensatzes von 10 000 kVA steht bevor.
Die elektrische Arbeit des E. W. Pantseharewo wird
durch Freileitunz (7 kV) bis Sofia geführt und dort in das
Hauptnetz abgegeben. Das E. W. Kurilo verschickt die
seinice ebenfalls durch Freileitunz (35 kV) bis zu dem
Sofioter Umspannwerk Straßenbahnhof, wo der Strom, auf
150 V heruntertransformiert, teils durch Kabel und Frei-
leitung in der Stadt verteilt, teils mittels Gleichrichter
für die Straßenbahn in Gleichstrom (650 V) umgeformt
wird. Die Stadt Sofia hat nach dem Krieg zwei eigene
Kraftwerke errichtet, die mit denen der belgischen Kon-
zession parallel arbeiten: Im Wasserkraftwerk Bojana
nutzen zwei Pelton-Voith-Turbinen mit Drehstromgzenera-
toren (SSW) von ie 860 kVA, 7250 V, 53 Hz die Wasser-
kraft der Sofioter Wasserversorgungsleitung aus. Das Ge-
fälle, das größte in Bulgarien vorkommende, beträgt
995 m, Q = 0,13 m?/s. Der Strom wird bis zu der 2 km ent-
fernten Gleisnrichterstation durch Freileitung geführt
und dort restlos in Gleichstrom für die Straßenbahn um-
geformt. Das Wasserkraftwerk Sofia beim Dorf Sime-
onowo verwertet die Energie der z. Z. im Bau befindlichen
Fernwasserversorgungsleitung der Stadt (vom Rilarre-
birge etwa 70 km weit). Vorläufir ist dort eine Pelton-
Turbine (Escher Wyss) mit einem Generator (SSW) von
860 kV A, 7250 V. 53 Hz, eingebaut. Das Werk wird nach
Fertigstellung der Wasserleitung bis 10000 kVA erwei-
tert, auch sein Strom gelangt durch Freileitung in das
Sofioter Hauptnetz.
Bis zur Inbetriebnahme des E. W. Kurilo hatte die
Konzession ein Reservewärmekraftwerk in der Stadt
(Straßenbahnhof) mit einer Leistung von 680 kVA. Die-
ses ist jetzt nicht mehr in Betrieb. Einige Maschinen
wurden von der Vulkan AG. gekauft und in das von die-
ser Firma gebaute Elektrizitätswerk in dem Maritzaer
Braunkohlenbecken in Südbulgarien überführt. In der
Stadt Sofia befinden sich etwa 140 Transformatoren-
stationen mit einer Gesamtleistung von 17500 kVA.
90...95% der Häuser sind angeschlossen (36 478 An-
schlüsse). Im Jahre 1928 wurden rd. 27.890 Mill kWh er-
zeugt und 21,380 Mill kWh verbraucht. Die Verluste be-
trugen etwa 25%. Der Konsum verteilte sich zu 41.5 %
auf Hausbeleuchtung, 36.6 % auf Kraft, 15,1 % auf die
Straßenbahn und zu 6,8 % auf die Straßenbeleuchtune.
Je Anschluß zählte man etwa 573 kWh, ie Bewohner rd.
100 kWh. Im Oktober 1928 wurde das E. W. Kurilo mit
dem Netz der Granitoid A.G. durch eine 35 kV-Freileitun:
(51,5 Hz) für Parallelarbeit verbunden. Das in der gan-
zen konzessionierten Unternehmung investierte Kapital
schätzt man auf 12 bis 15 Mill RM.
Fine wichtige Elektrizitätsunternehmung der Nach-
kriegszeit ist die Granitoid A.G.. die neben anderen
Industrien (Zement, Kohle) auch die Erzeuguneg elektri-
scher Arbeit in ihr Programm aufgenommen hat, u. zw.
die Ausnutzung der Wasserkräfte des Rilaflusses. Das
(tesamteefälle von 450 m wird in drei Stufen von etwa
ie 150 ın verwertet. Im Jahr 1925 kam das erste Wasser-
kraftwerk Pastra in Betrieb. Es besitzt eine Francis-
Spiralturbine (Voith), Q = 2,01 m?;s, mit direkt zekuppel-
tem Drehstromzenerator (BBC) von 2900 KVA, 5000 V,
50 Hz, und eine zweite gleicher Art, Q = 2,3 m?s, 4000
kV A, Spannung und Frequenz wie vor. Die zweite Stufe.
das E. W. Rila, wird jetzt ausgebaut und in einigen Au,
naten die Arbeit aufnehmen. Inställiert sind dort zwei
Turbinen zu je 4000 kVA. Die elektrische Arbeit des E. W.
Pastra, zu der noch die des neuen E.W. Rila hinzukom-
men wird, gelangt auf 100 km langen 60 KV-Leitunren. die
zunächst nur 35 kV führen. und etwa 85 km langen 15 kV-
Freileitunzen in ganz Südwestbulsarien und mit einem
Ring um Sofia zur Verteilung. Als Hilfskraftwerk hat die
Gesellschaft das E. W. Batanowtzi, das mit dem vor-
erwähnten parallel arbeitet. ka befindet sich bei der der
Gesellschaft gehörenden Zementfabrik Batanowtzi und
enthält ein Turboaggregat (ABRG) von 1130 KVA, 525 V.
50 Hz. Die Granitoid A.G. versorgt 22 Ortschaften. die
staatlichen Minen Pernik, solange deren eigenes Werk
noch im Bau ist, die ganze Umeezend von Sofia und
viele andere Industrien. Die installierte Leistung betrug
Ende 1928 7205 kW, die Erzeugung im Berichtsiahr etwa
20,17 Mil} kWh. Investiert sind rd. 5,15 Mil RM.
Auch das Wassersyndikat „Watscha“ ist ein sehr
wichtiges HKlektrizitätsunternehmen in Bulgarien. Es
wurde in der ersten Nachkriegszeit genossenschaftlich
von fast allen Ortschaften Südbulgariens, vorwiegend um
Plovdiv, gegründet und bezweckt die Ausnützung der
Gewässer, die auf den Rhodope-Gebirgsketten entspringen
und nördlich in die Maritza abfließen. Darunter befindet
sich z. Z. als Ausbauobjekt der Fluß Kritschim. Man hat
im Lauf der Jahre sehr kostspielige und nicht (mmer
zum Ziel führende Wasserbauten ausgeführt, bis schließ-
lich das geplante Woasserkraftwerk ausgeschrieben und
in Bau genommen wurde. Zunächst werden dort zwei
vertikale Franeis-Turbinen mit einer Leistung von je
5000 PS zur Aufstellung kommen; der endgültige Aus-
bau soll bis 40000 kVA liefern. Erzeugt wird Dreh-
strom 6000 V, 50 Hz. Die neue Anlage wird durch eine
60 kV-Freileitung mit dem 1927 in Plovdiv von dem-
selben Syndikat in Betrieb gesetzten Wärmekraftwerk
21. November 1928
verbunden, das z. Z. über zwei Turbosätze (Stal) von
je 2240 kVA Drehstrom, 2000 V, 50 Hz verfügt und
seinen Strom in Plovdiv selbst sowie durch eine 15 kV-
Freileitung in der ganzen Umgegend verteilt. Die 1928
EN elektrische Arbeit beläuft sich auf etwa 3 Mill
kWh.
Zu einem wichtigen Zentrum der Elektrizitätsgewin-
nung werden sich die staatlichen Kohlengruben Pernik
entwickeln. Sie haben bis jetzt ein kleines Wärmekraft-
werk von 500 kVA. Die Produktion reicht indessen lange
nicht für den Bedarf der Minen aus, die daher, wie schon
bemerkt, vorläufig Strom von der Granitoid A.G. beziehen
müssen. In ihrem neuen Kraftwerk, das von Skoda er-
baut wird, kommen zunächst zwei Turboaggrezate von je
3750 KVA, 6300 V, 50 Hz zur Aufstellung. Die Verwaltung
der Gruben verfolgt den Plan, neben der vollständigen
Elektrisierung des Betriebs Kohlenwäschereien, eine Bri-
kettfabrik usw. anzulegen und die etwa 35 km lange Eisen-
bahnstrecke Pernik-Sofia zu elektrisieren.
Erwähnenswert ist ferner das von der Kohlengrube
„SchwarzesMeer” (Besitzer Adree A.G.) bei Burgas
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47
1697
trizitätswerken zusammengestellt; den auf die verschie-
denen Betriebskräfte entfallenden prozentualen Anteil
zeigt die Abb. 3.
Zahlentafel 3.
Zahl | Installierte | Erzeugte Arbeit | Aus-
Betriebskraft der |_ _ Leistung | nutzung
Werke | kw | oo | Mill kWh! °% "e
35,003 | 53,7
Wasser. . 17 543 47,3 28,2
Dampf. .... 20 430: 41,7| 22,924 35,1 15,5
Treiböle . . . . 4711| 11,0 7,359 | 11,2 22,9
Summe 42 6841100 65,286 ‚100 im Mittel
E | en 21.8
Hieraus ist zu ersehen, daß die beste Ausnutzung die
Wasserkraftwerke mit 28,2% aufweisen. Sie verfügen
über 47,3 % der installierten Leistung und beteiligen sich
an der Gesamterzeugung mit 53,7%.
Der größte Teil (etwa 711%) der Werke gehört
Aktiensesellschaften, Industriewerken und Privatpersonen.
Den Besitz je nach der Unternehmungsform veranschau-
licht die Zahlentafel 4. Abb.4
eibt ein Bild der prozentualen
Beteiligung der einzelnen Unter-
nehmungsformen an der gesam-
ten Elektrizitätswirtschaft des
Landes im Jahr 1928.
Ra,
A © er
_/Ürehowo ę > AL,
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X ah | Er Gogo e S Set ER =
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re Ur IND Ubobrowo
W | \ Aartoschewo\
| Pernik Sofia Siwen o e
D! Simeorowo yasani o D
S u o d „Dr "wi IN N
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| Batony -Zagoro Ob Jombo! urgas
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e A: | a, a { i è -
/ > = N of N / 70000....13000kVA bis EAV
/ geg SE ee d 5000.....10000 » IPIN
mem. P A d e d
29 E NTA RT gg 1000 5000 e „DAL,
GRIECHENLAND N 00 — 100 » 335
j CO m... 50 e =l-
> m = DT ` As ` SW EE: ; 0
Abb.2. Lage und Übertragungsleitungen der bedeutendsten bulgarischen Kraftwerke, A Unterwerke
m Lomoesgrenze
im Jahr 1927 und 1928 errichtete Wärmekraftwerk, das
mit BBC-Turbogeneratoren von zusammen 3635 kVA Dreh-
strom, 3000 V, 50 Hz, ausgerüstet ist. Die Jahreseızeugung,
die die Mine selbst, die Stadt Burgas und die Umgebung
aufnehmen, beträgt etwa 15 Mill kWh.
Die Stadt Russe hat seit 1917 ein Dieselkraftwerk, das
1927 erweitert wurde, mit einer Gesamtleistung von 1280
kVA Drehstrom, 3000 V, 50 Hz. Produziert werden jähr-
lich 1,7 Mill kWh. Auch Warna besitzt seit 1914 ein Diesel-
kraftwerk von 600 kVA, das im Berichtsjahr 1,4 Mill kWh
geliefert hat.
Die gesamte installierte Leistung der in Betrieb und
im Bau befindlichen Elektrizitätswerke geht aus Zahlen-
tafel 2 hervor.
Zahlentafel 2.
in Betrieb im Bau
Betriebskraft ` Zahl | Leistung | Zahl Leistung
der Werke in kVA |derWerke | KVA
Wasser . . 2. 2.2... 3l 18 336 5 I8 820
Dampf . a.. 13 21416 2 15 300
Treiböle. . . . ... 103 7776 4 1 055
Summe | 147 | 47528 | 11 35175
In Zalılentafel 3 sind die installierte Leistung sowie
die Jahreserzeugung (1928) von 45 bedeutendsten Elek-
In ganz Bulgarien sind z. Z. 110 Ortschaften, darunter
52 Städte und 58 Dörfer, mit zusammen etwa 0,8 Mill
Einwohnern elektrisch versorgt und rd. 80 000 Anschlüsse
Abb. 3. Anteil der Betriebskräfte an der installierten Leistung
und der Jahreserzeugung von 1928.
vorhanden. Von den 1928 insgesamt erzeugten 65,286 Mill
kWh wurden verbraucht:
Mill kWh %
Für Haus- und Straßenbeleuchtung . 22,7 41,2
„ Kraft e 98.4 52.0
„ die Straßenbahn in Sofia 3,7 6.8
54,8 100,0
1698
21. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 .
Zahlentafel 4.
Wasser Dampf Treiböle Gesamt
! LŽ] Installierte | Erzeugte -4 Installierte Erzeugte ai Installierte | Erzeugt: 3) Installierte Erzeugte
Besitzer To Leistung Arbeit GZ Leistung Arbeit ET Leistun E | Arbeit Z Tl Leistung Arbeit
| Ta min Et ge ZC? EE Ee e Aa ag Wu o
ka Mi i ba : be r CH l
BE kW A kWh | D, -z kW | Wéi kWh | Dis E kW l Dis kWh Hie Kä kW His kW WÉI
|
l. Staat . = — —' — — | 1,2; 2.399 3,5
2, Gemeinden 3 3580| 20,2. 6,514 18,6|— 2940, 064,7) 4,764 6520| 15,5 11,278! 17,3
3. Wassersyndi- | |
kate ! 4 i 1348| 7,7. 0,823 24 2240| 11,0) 1,822 8012| 365: 4,3: DA 60| 7 | 3953| 8,9: 3,083) 4,7
4. A.G., Private | | ' |
usw. . . . . |10 |11 605) 66,4 26,908 76,81 4 | 17 690| 86,5; 18,703 81,5] 3 33A 7,5) 0,842) 11,3]17 | 29 633| 69,5! 46,454 71.1
5. Volksbanken iji | | |
usw. Al 1010) 5.7 0759 2,2 8 106% 23.5!) 1,314! 17.8[12 | 2078| A0 2,072: 3.2
Summe jd 7 543 100 | 35,004] 160 | 6 ,20430,100 122,924 100 117 | 4711| 100 | 7.359: 100 45 |42 654| 100 65.2836100
Die Gesamtverluste betrugen etwa 16 %. Auf jeden
Kopf der Bevölkerung entfielen somit etwa 10 kWh, was
natürlich im Vergleich mit anderen Ländern noch sehr
gering ist.
Die Übertragung
des von den Elektri-
zitätswerken erzeug-
ten Stromes (90%
Drehstrom) erfolgt
durch Kabel — haupt-
sächlich in den Ort-
schaften — und Frei-
leitungen. Die Hoch-
spannungsleitungen
weisen folgende Span-
nungen und Längen
auf:
kV km
60 100
35 26
15 250
WC D Abb. A Anteil der einzelnen Unter-
nehmungsformen an der Jahreserzeu-
530 gung von 1928.
Als Verbrauchspannungen werden zu 95 % 380/220 V,
zu 2% 150V (nur in Sofia) und zu3% 110 V verwendet.
Die mittleren Verkaufspreise der elektrischen Arbeit
für Beleuchtung betragen bei den
Pf/kWh
Aktiengesellschaften 17,5
Wassersyndikaten . 21,0
Gemeinden 23,7
Genossenschaften 25,5
Volksbanken . 29,5
Die langen Krieesjahre und das EE EE Ende
des Kriegs haben das Land wirtschaftlich vollkommen
ruiniert. Darin liegt auch der Grund, daß das Interesse
für die Elektrisierung des Landes bis vor kurzem sehr
schwach war. Erst seit einigen Jahren wird dieser größere
Aufmerksamkeit gewidmet. Man erblickt in ihr einen
Faktor zur wirtschaftlichen Genesung und zu kulturellen
Aufstieg. Auch die Spuren einer systematischen Arbeit
sind sehon zu sehen. Die Gruppe der Elektroinzenieure
im „Verein Bulgarischer Ingenieure und Architekten”
hatte kürzlich die Vertreter der größeren Elektrizitäts-
werke nach Sofia geladen, um über die Elektrisierung zu
beraten und eine gewisse Planmäßigkeit in den weiteren
Ausbau zu bringen.
Mitteilungen
der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt.
Bekanntmachung über Prüfungen und Beglaubigungen
durch die elektrischen Prüfämter‘.
Nr. 275.
Auf Grund des § 10 des Gesetzes vom 1.VT. 1898,
hetreffend die elektrischen Maßeinheiten, werden folgende
Elektrizitätszählerformen dem untenstehenden beglaubi-
gungsfähigen Systeme E
Zusatz zu System EE die Formen J6, J6E, J6nk,
J6Emk, TJ6, TJ6E. UJ6 und UJ6 k Induktions-
zähler für einphasiren Wechselstrom, sämtlich hergestellt
von der Allgemeinen Elektrieitäts-Gesellschaft in Berlin.
Berlin-Charlottenburg, den 7. IX. 1929.
Der Präsident
der Physikalisch-Teehnischen Reichsanstalt.
Paschen.
Beschreibung.
Zusatz zu System 151 1311,
die Formen J6, Jet, J6mk, J6Emk, ' TJ6, DOE, UJ6
und UJ6E, Induktionszähler für einphasigen Wechsel-
strom, hergestellt von der Allgemeinen Elektrieitäts-
Gesellschaft in Berlin.
Die durch die Bekanntmachungen Nr. 219 vom 7. VITI.
1926, Nr. 225 vom 8X. 1926, Nr. 210 vom 15. V1. 1927,
Nr. 242 vom 8. VIL 1927, Nr. 262 vom 12. VI. 1928 und
Nr. ul vom 1. X. 1928 zur Beglaubigung zugelassenen In-
duktionszähler für einphasigen Wechselstrom der Formen
` a ` H WW E
J, JE, Jmk, JEmk, TJ, TJE, UJ und UJE des Systems T31 |
werden auch in einer geänderten Ausführung unter den
Formbezeichnunzen J6, Jonk, Junk, J6Emk, To, TIGE,
Reiehsministerialblatt 1929, S. 623.
UJ6 und UJ6E hergestellt und können in dieser Ausfüh-
rung für die in den genannten Bekanntmachungen aufge-
führten Meßbereiche beglaubigt werden. Die Zähler dieser
neuen Ausführung unterscheiden sich von denen der bis-
her zugelassenen Ausführung im wesentlichen in folgen-
den Punkten:
1.
2.
Die Abmessungen des Gehäuses sind vergrößert.
Die Ankerscheibe hat einen größeren Durchmesser er-
halten.
Die Querschnitte des Stromeisens und des Schlußkerne:
des Spannungseisens sind verringert. Die Stoßfure
zwischen dem Spannuneskern, auf dem die Spannungs- `
spule sitzt, und dem Schlußkern des Spannungseisen-
liegt oberhalb der Spannungspule.
Die Länge der Spannungspole ist etwas verkürzt.
Für die Leerlaufhemmung ist ein am Spannungseisen
befestistes Streublech vorgesehen, das ein an der
Systemachse befestirtes Eisenhäkchen beeinflußt.
Die untersuchten Zähler der Formen J6 und Je
hatten folzende Eigenschaften:
Form J6
3.
z5
Form Jet
Drehmoment bei Nenn-
last
Anlaufstromstärke (bei
induktionsfreier Be-
lastung)
etwa 5,0 cmg etwa 103 cmg
03..04% 0.20,
der Nenustromstärke
Zë
Ankergewicht j . „ 5g etwa 26,5 g
Drehzahl bei Nennlast „ 44 U min »„ 8 Umin
Firenverhrauch im
Spannunuskreis bei
11V und 220 V, 50 Hz „ 059W OW
Eirenverbrauch des
Hlauptstromspulen-
paares:
bei 5 A Nennstrom „ 066 W
„WW. Pr = WE a W
ze 15 A ze Ze 0,93 W SNE
21. November 1928
Das Kraftwerk West der Berliner Städtische Elektri-
zitätswerke AG. — Der Elektrizitätsbedarf der Reichs-
RUNDSCHAU.
Elektrizitätswerke und Kraftübertragung.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
1699
Bezüglich der technischen Einzelhaiten über die Ge-
samtanlage sei auf einen demnächst im Elektrotechnischen
hauptstadt steigt weiterhin stark an Die Berliner Städt.
|
|
|
|
|
ANARANNANI) ANAN.
Flektrizitätswerke AG. sah sich daher genötigt, weitere
Betriebsmittel für das Jahr 1931 bereitzustellen. Ein neues
mehreren Monaten im
Siemensstadt und Spandau im
Großkraftwerk befindet
\Westen Berlins zwischen
Bau und soll im Herbst
1931 die Stromlieferung
aufnehmen.
Die installierte Lei-
stung des Werkes be-
trägt 228000 kW, aufge-
löst in 6 Hauptmaschinen
von je 34000 kW und
2 Hausturbinensätzen
von je 12000 kW. Das
Kesselhaus umfaßt 8
Teilkammer-Großkessel
von je 2400 m? Heiz-
fläche. Die Kessel sind
für 32 atü konzessio-
niert. Abb. 1 u. 2 geben
Lageplan des neuen
Werkes sowie ein Bau-
bild aus dem Monat Sep-
tember d. J. wieder.
Vom Standpunkt der
modernen Kraftwerks-
technik sind folgende
Finzelheiten der Werk-
planung besonders inter-
essaānt:
Unterschubfeuerung
für alle Kessel.
Ausbildung des Kohlenlagers als Bunkerhaus für
Bahn- und Schiffstransport.
Vorkehrung für die Entaschungz der Brennkammern
und Abgase,
vertikale Kühlwasserpumpen,
Ausbildung des Schalthauses.
Siebhaus
30 kV-Haus
Warte
Kesselhaus
6 kV-Haus
Lager
Werkstatt
GEELNKREEKEKIKTE
Entaschung
\ uu
SUT
< Spree 25
Knnnannnnnnnananmunnnnen
Le
wé
Lageplan des Kraftwerks West, Berlin.
Jahre.
Abb. 2. Kraftwerk West, Berlin.
Kühlwasserpumpenhaus
Transformatorenhaus
Maschinenhaus
Pumpenhaus
Kohlenbunker
Bürogebäude
50 75 Mom
mit einer Energieerzeugung von
Baubild vom 5. IX. 1929.
Verein zu haltenden Vortrag verwiesen, der in der ETZ
zur Veröffentlichung gelangen wird.
Die elektrischen An-
lagen Sila in Süditalien.
— Der Fluß Neto hat
scine Quellen im Ge-
biete der Sila Grande
im südlichen Teile des
italienischen Festlandes
in einer Höhe von
1500 m ü.M. und mün-
det in. das Jonische
Meer. Die Hauptgrenze
der Anlagen umfaßt
zwei große Staubecken
für die Flüsse Arvo und
Ampollino (1270 m
ü.M.), Nebenflüsse des
Neto, mit einem Fas-
sungsvermögen von DU
Mill m’, die dureh
einen Tunnelkanal mit-
einander verbunden sind.
Auch die Wasser des
Neto werden in einem
Staubecken gesammelt
(1300 m ü. M.) mit einem
Fassungsvermögen von
25 Mill m?, Die vereinig-
ten Wasser werden mit
einem Gefälle von 539 m
dem Kraftwerk Timpa
Grande zugeführt. In
den drei Kraftwerken
Juri Vetere, S. Giovanni
und Timpa Grande wer-
den zusammen 230 000
PS erzeugt, u. zw. 60 000
PS, 140000 PS und
30000 PS. Man rechnet
600 ...700 Mill kWh im
Das Kraftwerk Timpa Grande ist sehr großzügig ge-
baut. Hier werden die Kraftmenzen der verschiedenen
Zentralen zusammengefaßt und verteilt. Es geht eine
150 kV-Leitung nach Apulien, eine 150 kV-Leitung nach
Neapel, eine von 60 kV nach Cotrone und eine von 6) KV
nach Reggio und Cosenza. Bemerkenswert ist die 26) km
lange Kraftleitung nach Apulien (Bari), auf der 60 000 kW
zu befördern sind. Man verwend
ete Aluminiumstahlseil
1700
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47
21. November 1929
von für die verschiedenen Strecken entsprechend bemesse-
nen Querschnitten von 120, 130 und 171 mm,
Interessant ist ferner, daß das Kraftwerk Timpa
Grande mit Bari, Foggia, Benevento und dem Kraftwerk
Matese der Soc. Meridionale di Elettricità, später auch
mit Neapel durch Hochfrequenztelephonie System „Tele-
funken“ verbunden sind.
Das Netz der Kraftübertragung der Soc. Meridionale
di Elettricità soll nach vollständigem Ausbau 2000 km
Länge haben. Die Gesamtmaschinenleistung wird mit
600 000 kVA angegeben. Diese Zahlen entsprechen einer
Jahreserzeugung von 1Mrd kWh. (F.Mottiu.G. Fer-
rando, L’Energia elettrica degli impianti Silani. I, Ener-
gia el. Bd. 4.) Rtz.
Apparate.
Gleisbremsen. — Die mechanisierte Ablaufanlage auf
dem Verschiebebahnhof Mechanicville (V.S. Amerika) wird
in Railway Age als die z. Z. vollkommenste Anlage ihrer
Art bezeichnet. Es sind in großem Umfange Hannauersche
Gleisbremsen verwendet. Sie sind von besonders schwerer
Konstruktion, mit Federn un-
ter der Schiene und starken
Bremsbalken. Die Hebelan-
ordnung ist so gewählt, daß
der Druck auf beiden Seiten
eines Rades gleich groß ist
(Abb. 3). Ferner arbeiten die
Bremsen an jeder Schiene un-
abhängig voneinander. Mit
dieser Anordnung soll er-
reicht werden, daß ein Wagen,
der durch zu starkes Bremsen
geklettert ist, noch durch die
Flanschen in der Gleisbremse
geführt wird, bis er am Ende
wieder auf die Laufschienen
abrollt. Es ist nur ein Gesamtantrieb vorgesehen, der eine
gleichmäßige Abnutzung der Brenisbalken gewährleistet.
Die Anlage wird von zwei Stellwerkstürmen bedient.
Abb. 3. Prinzipskizze einer
(ileisbremse.
Der eine Turm umfaßt 9 Gleisbremseinheiten und
15 Weichen, der andere Turm 8 Gleisbremseinheiten und
e, Ree
Noch e. >o
~ SIUR NED WENA
Lë e t
Be Tamm = Turm?
SOEP E udn e
: n ee Tem
SC gf sJurmt
20 Weichen. 3 Gleisbremsen bestehen aus je einer Gleis-
bremseinheit, die anderen 7 Gleisbremsen aus je 2 Gleis-
bremseinheiten; im ganzen sind also für 36 Gleise
10 Gleisbremsen verwendet. Sie liegen in 3 Staffeln, so
daß jeder vom Ablaufberg abrollende Wagen 3 Gleis-
bremsen durchläuft. Die zahlreiche Verwendung von
Gleisbremsen gewährleistet zweifellos eine sichere Ab-
standhaltung der schnell hintereinander folgenden
Wagen. Die Weichenentwicklung der Verteilungsweichen
ist so durchgeführt, daß eine strenge Bündelung der Rich-
tungsgleise erreicht worden ist. Diese Anordnung ist
offenbar der in Deutschland neuerdings beliebten Gleis-
entwicklung nachempfunden. Sie muß als sehr zweck:
mäßig bezeichnet werden.
Besonders beachtlich ist noch die starke Sicherung
kegen Störungen der elektrischen Stromzuführung. Das
Krafthaus wird von zwei von außen kommenden Kraft-
quellen beliefert: Drehstrom 25 Hz von der örtlichen
Maschine mit 550 V und Drehstrom von der Stadt mit
440 V. Im Falle des Versagens beider Stromquellen wird
eine Akkumulatorenbatterie mit 258 V selbsttätig einge-
schaltet. Ferner verdient noch erwähnt zu werden die
„Farbenlicht-Ablaufsignal-Einrichtung“. 3 Signale sind
auf die Länge der Einfahrgruppe verteilt; sie zeigen die
Signale in beiden Richtungen. Außerdem sind für un-
sichtiges Wetter Signalhörner zwischen ie zwei Signalen
aufgestellt. Sie sichern für alle Fälle die Befehlsüber-
mittlung des Rangierleiters auf die Abdrücklokomotive.
Um einen feinfühligen Ablaufbetrieb zu ermöglichen,
wird mit 5 Signalzeichen gearbeitet: „Langsam“, „Mittel“,
„Schnell“, „Halt“ und „Zurück“. Es sei noch kurz er-
wähnt, daß die Rangierzettel mit elektrischen Fern-
schreibmaschinen den Weichenstellern übermittelt werden
und daß eine Rohrpostleitung den ganzen Bahnhof zur
Übersendung der Zugpapiere durchzieht.
Die Ablaufanlage des Verschiebebahnhofs Selkirk
(V.S. Amerika) beschreibt R. B. Elsworth. Die In-
betriebnahme der neu errichteten Gleisbremsanlage dieses
Bahnhofs zeitigte folgende wirtschaftliche Erfolge: Steige-
rung der Betriebsleistungen um 50% und Einführung
einer zweischichtigen Dienstzeit an Stelle einer drei-
schichtigen! Obgleich der Betrieb zweimal je 4h (von
4 bis 8h und von 16 bis 20h) ruht, soll die Verzögerung in
der Wagenbehandlung durchaus erträglich sein. Die
Einfahrgruppe besteht aus 15 Gleisen, die Richtungs-
gruppe umfaßt 25 Gleise. Zwei Gleise sind von der Ein-
fahrgruppe bis zum Hauptablaufberg geführt, damit ein
zweiter Zug zum Ablauf bereitgestellt werden kann,
während der erste noch abläuft (Abb. 4). Vorhanden sind
33 Gleisbremsen, 28 davon sind Doppelgleisbremsen, je
zur Hälfte 12m und 10m lang, und 5 sind einfache Gleis-
bremsen von 12m Länge. Die Doppelgleisbremsen sind
an beiden Schienen des Gleises angebracht und die ein-
fachen Gleisbremsen nur längs einer Schiene. Die Motoren,
der Antriebsvorrichtung sind in Eisenkästen auf zwei
Betonpfählen neben den Gleisbremsen befestigt. Die
Bremswärter haben die Möglichkeit, dic Gleisbremsen auf
fünf verschiedene Druckstufen einzustellen. Sie sind also
schr gut regelbar. Hinter den Gleisbremsen liegen noch
zur Sicherheit mechanisierte Hemmschuhe, uin nicht ge-
nügend abgebremste Wagen noch nachträglich zum Still-
stand zu bringen.
Besonders erwähnenswert ist die Unterbringung
sämtlicher Weichen, Gleisbremsen und Hemmschuhe in
drei Stellwerkstürmen: Sämtliche Hebel sind auf einer
um ungefähr 30 ° gegen die Horizontale geneigten Tisch-
platte angeordnet. Die oberste Reihe der Hebel ist für
die Bedienung der Hemmschuhe, die mittlere Reihe für
die oben genannten fünf verschiedenen Einstellungsmösr-
lichkeiten der Gleisbremsen und die unterste Reihe für
die Weichen. Ein Mann kann die sämtlichen Hebel eines
Turmes bedienen.
Sehr beachtlich ist noch die Beleuchtung der Gleis-
anlage des Hauptablaufberges. Die riesigen Schein-
werfer sind auf die Dächer der Stellwerkstürme gesetzt:
sie geben so eine blendungsfreie und übersichtliche Be-
Aangiermeister
l_ 1)
Nach New Vork—
Abb. 4. Gleisplan.
leuchtung des gesamten Ablaufbetriebes. (Anlage Mecha-
nicville: Railway Age Bd. 84, S. 295. — Anlage Selkirk:
R. B. Elsworth, Railway Age Bd. 34, S.735.) Go.
Elektromaschinenbau.
Der Kaskadentransformator mit ungleichmäßig ver-
teilten Wicklungen als Spannungswandler. — Im Anschluß
an eine früher erschienene Arbeit! über Transformatoren
mit Wicklungen in Kaskadenschaltung untersucht E.
Wirz eine neue Schaltung des Kaskadentransformators,
bei welcher die Primärwicklung ungleichmäßig auf beide
Schenkel verteilt ist, die Sekundärwicklung dagegen nur
auf einem Schenkel untergebracht ist und beide Wicklun-
gen zwangsläufig durch’ gegengeschaltete Kaskadenwick-
lungen miteinander verkettet sind. Hierbei wird zezeigt,
daß bei leerlaufendem Transformator der Strom in den
Kaskadenwicklungen bei untereinander gleichen Windungs-
zahlen nur durch die Differenz der Durchflutungen beider
Schenkel bestimmt ist, so daß derselbe um so größer wer-
den muß, je ungleichmäßiger die Verteilung der Primär-
wicklung auf beide Schenkel ist. Durch Änderung der
Windungszahlen der Kaskadenwicklungen in der einen
oder der anderen Richtung kann damit der Richtungsinn
des Kaskadenstromes derart beeinflußt werden, daß das
durch ihn hervorgerufene Zusatzfeld im Sinne oder in ent-
zegengesetzter Richtung des Hauptfeldes wirkt. Sind vr
und (un die Teilwindungszahlen der auf den beiden Schen-
E. Wirz, Bull. SEV Bd. 18, S. 257 u. 355.
1. November 1929
keln unterzebrachten primären Wicklungshälften, so muß
bei gleichen Windungszahlen der Kaskadenwicklungen für
den Kaskadenstrom die charakteristische Bedingung gelten
. >
w,zu
(e LI
J0z0.
Die Anordnung der Wicklung ist in der Abb. 5 schematisch
angegeben. Für “,,> Hun wird der Kaskadenstrom Je
positiv und das Zusatzfeld mit dem Hauptfeld gleichgerich-
tet sein, während für w,7< un der Kaskadenstrom nega-
tiv wird und dementsprechend das Zusatzfeld dem Haupt-
feld entgegengesetzt gerichtet ist. Im letzteren Falle wird
auch bei Leerlauf der Kaskadenstrom dem Leerlaufstrom
entgegengesetzt gerichtet sein und deshalb stets der resul-
tierende Leerlaufstrom herabgesetzt werden, wodurch diese
Schaltung bei sehr hohen Spannungen eine viel bessere
Materialausnutzung als beim normalen Spannungswandler
bedingen wird.
N MES?
Abb. 5 Wicklungschema des Kaskadentransformators
mit ungleichmäßig verteilter Primärwicklung.
Der Verfasser entwickelt sodann bei Leerlauf und bei
Kurzschluß, u. zw. bei Primär- und bei Sekundärspeisung
die Beziehungen für die absoluten Übersetzungsfaktoren
der Ströme und Spannungen mit den zugehörigen Winkel-
abweichungen, wie diese namentlich für Spannungswand-
ler erforderlich sind. Aus den Beziehungen für den Leer-
lauf- und den Kurzschlußzustand ergeben sich alsdann
durch Superposition diejenigen für den normalen Be-
lastungszustand. Aus den entwickelten Beziehungen er-
kennt man, daß bei dieser Schaltung drei scharf umgrenzte
Arbeitszustände möglich sind, die jederzeit ohne äußere
Hilfsmittel und nur durch zweckentsprechende Abstimmung
der Windunzszahlen erreicht werden können. Diese Un-
tersuchung ergibt auch, daß die Verhältnisse dieser Schal-
tung viel günstiger als bei der früher besprochenen Schal-
tung liegen und unter gewissen Bedingungen eine große
praktische Verwendbarkeit voraussehen lassen. An Hand
eines Rechnungsbeispieles wird dann gezeigt, wie sich die
Verhältnisse praktisch nachrechnen lassen und daß be-
reits ein verhältnismäßig kleines negatives Zusatzfeld ge-
nügt, um den Lecrlaufstrom beträchtlich herabzusetzen.
(E. Wirz, Arch. El. Bd. 21, H.6, S. 563.)
Mefßgeräte und Meßverfahren.
Relais an 132 kV-Kondensator-Durehführungen. —
Die C-Messung ist auch in Amerika an manchen Stellen
statt Spannunzswandlern als Spannungsteiler verwende!
worden. Um die dabei verfügbare Leistung zu erhöhen,
hat man bei der West Penn Power Company in Pittsburgh
drei normale 132 kV-Durchführungen mit zwei in V ge-
schalteten Zwischentransformatoren in einen Kessel ein-
gebaut. Damit kann man sekundär Drehstrom als Span-
nungsauelle für Erdschluß-Richtungsrelais abnehmen. Der
Zusammenbau läßt gegenüber drei Einzelkesseln etwa
4000 $ sparen, außerdem noch an Fundamenten, Raum und
Unterhaltkosten. Hierzu ist zu bemerken, daß für die
deutsche Praxis die Aufstellung besonderer Meßkonden-
satoren selten in Frage kommt, meist verwendet man zur
C-Messunz die Ölschalter-Durchführungen. (H. A. P.
Langstaff, El. World Bd. 92, Ss. 1137.) Kth.
Spannungsuchgerät. — Das neue Spannungsuchgerät
der Siemens & Halske AG. dient in erster Linie dazu.
Starkstromkabel jeder Art, deren Enden nicht zugänglich
bzw. nicht gleich erreichbar sind, auf Spannungslosigkeit
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
1701
zu untersuchen. Es wird demnach bei Kabelmontagen
und Reparaturen benutzt, um Unglücksfälle zu verhüten,
die etwa durch das Anschneiden von stromführenden
Kabeln entstehen können. Weiterhin eignet sich das
Gerät zum Feststellen der Lage stromführender Kabel
und Leitungen, die etwa unsichtbar in der Wand oder in
der Erde verlegt end Auch vermag man mit dem Ge-
rät größere Fehlerstellen und Erdschlüsse aufzufinden,
u. zw. ist es hierbei ebenfalls gleichgültig, ob die Kabel
und Leitungen sichtbar oder unsichtbar verlegt sind. Die
Art der Kabel ist gleichgültig, man kann also sowohl be-
wehrte als auch unbewehrte Gleich-, Wechsel- und Dreh-
stıiomkabel untersuchen. Das Gerät (Abb.6) besteht im
Abb. 6 Spannungsuchgerät.
wesentlichen aus einer Suchspule, einem Zweirölırenver-
stärker und einem normalen Rundfunkhörer. Als Strom-
quellen für die Verstärkerröhren (Telefunken-Doppel-
gitterröhren REO 72d) dienen Taschenlampenbatterien.
die nach Erschöpfung leicht auszuwechseln sind. Die ge-
samte Apparatur ist in eineh bequem tragbaren Eichen-
holzkasten eingebaut, wobei alle Teile genügend ge-
schützt aber doch leicht zugänglich sind. Im Deckel ist
noch Platz zum Aufbewahren des Hörers und der Such-
spule. Benutzt wird das Gerät in der Weise, daß man die
Suchspule in die Nähe des stromführenden Leiters bringt;
dadurch werden dem Kraftfluß entsprechende Ströme in-
duziert, die verstärkt und im Telephon als summendes
Geräusch hörbar werden. Wird bei Annäherung an das
Kabel kein Ton hörbar; so ist es spannungslos. Bei der
Benutzung hat man darauf zu achten, daß der Pfeil auf
der Suchspule in der Richtung des Kabels weist, d. h. daß
die Spule senkrecht zum Kabel steht. Die Einrichtung
ist so empfindlich, daß selbst bei einem nur unter Span-
nung stehenden Kabel die geringen Verlustströme genü-
gen, einen deutlich wahrnehmbaren Ton im Hörer zu er-
zeugen. Die Höhe des Tones hängt von den jedem Wech-
selstrom überlagerten Oberschwingungen ab, so daß es
im allgemeinen möglich ist, parallellaufende Wechsel-
stromkabel an der Tonhöhe voneinander zu unterschei-
den. Gleichstromkabel sind an dem durch die Kommutator-
geräusche hervorgerufenen hohen Ton leicht zu erken-
nen. Liegen mehrere Kabel nahe zusammen, so hebt ınan
zweckmäßig die Kabel etwas voneinander ab und tastet
sie einzeln ab. Wird das Gerät zum Fehlersuchen be-
nutzt, so belastet man das Kabel oder die Leitung mög-
lichst hoch, um die Fernwirkung zu verstärken. Fehler-
stellen und Erdschlüsse machen sich durch schnelle Ab-
nahme der Lautstärke im Hörer bemerkbar. Handelt es
sich um das Aufsuchen von Fehlern an unsichtbar ver-
legten Leitungen, so kann man zuerst die ungefähre
Fehlerlage und am freigelegten Kabel die genaue Fehler-
stelle ermitteln. (O. Spieß, Siemens-Z. Bd. 8, S. 741.)
Jkl.
Beleuchtung.
Verringerung der Blendung bei Automobilscheinwer-
fern. — T. Walsh beschäftigt sich eingehend mit Ver-
suchen zwecks Verringerung der Blendwirkungen von
Automobilscheinwerfern. Aus seinen Laboratoriumsver-
suchen und seinen eigenen Fahrversuchen leitet er eine
Reihe von Gesetzen und Folgerungen ab.
1. Die Sichtbarkeit des Scheinwerfers steigt mit zu-
nehmender Kerzenstärke.
1702
2. Beim Begegnen mit anderen Fahrzeugen muß Blen-
dung vermieden werden, ohne daß die Lichtstärke zu
stark vermindert wird. Eine Mindestsichtweite wird
erreicht durch Festlegung verschiedener Werte:
Mindestwert für die axiale Kerzenstärke Jo.
Maximalwert für die Kerzenstärke des Schein-
werferlichtes im oberen Quadranten, Richtung der
Augenhöhe (J). Das Verhältnis J : Ja soll mög-
lichst klein sein, darf aber wahrscheinlich nicht
unter 0,1 reduzięrt werden, weil der Winkel zwi-
schen den beiden Meßrichtungen sehr klein ist.
Maximalwert für die Anbringungshöhe der
Scheinwerfer.
Minimalwert für die Sitzhöhe des Fahrers.
3. Der Wert für J, (2) muß möglichst groß sein.
4. Fordert der Fahrer stärkeres Licht, so sind zwei
Anlagen notwendig:
1 Paar Scheinwerfer mit gewünschter Kerzen-
stärke, das aber beim Begegnen ausgeschaltet wer-
den muß.
Das zweite Paar gemäß den unter 2 erwähnten
Forderungen. Es lassen sich auch beide Licht-
arten in einer Änlage vereinen durch Benutzung
einer „dipping”-Vorriehtunig‘!.
5. Wenn sich an der Rückseite des Fahrzeuges ein ge-
eigneter Scheinwerfer befindet, kann das Verhält-
nis J/Ja bedeutend vergrößert werden, z.B. auf 0.3.
Dieser Rückscheinwerfer? könnte eine bestimmte
Farbe haben, z. B. rot oder zelbrot.
(J. W. T. Walsh. Journ. Opt. Soc. Am. Bd. 18, S. 202.)
F. Bn.
Bahnen und Fahrzeuge.
Lokomotive für gemischten Betrieb. — Auf der Linie
Chicago North Shore—Milwaukee stehen zwei Güterzug-
lukomotiven in Betrieb, die insofern eine neue Gattung
darstellen, als sie sowohl auf Strecken mit Oberleitun«
als auch auf solchen ohne Öberleitunz verwendet werden
können. Sie sind mit Stromabnehmer und Batterie ausge-
rüstet. Die Batterie ist groß genug, um Züge auf An-
schlußgleisen zu den Fabriken usw. zu befördern, wo-
durch der Verwendungsbereich der Lokomotive vergrö-
Bert wird. Jedes Fehlen von Rauch, Geräusch und schäd-
lichen (rasen ermöglicht es, mit der Lokomotive auch in
Gebäude zu fahren. Jede Lokomotive ist ausgerüstet mit
4 Motoren von je 153 kW und einer Batterie von 192 Zel-
len mit 600 Ah; sie- kann mit aufgeladener Batterie 260 kWh
abgeben. Mit der Batterie allein vermag die Lokomotive
33 beladene Güterwagen auf einer 85 km lanzen Strecke
mit einer Geschwindigkeit von 19 km/h zu befördern: mit
geringerer Last läßt sich die Geschwindigkeit auf 32 km/h
steigern. *Auf jeder Lokomotive ist ein Motorgenerator
von 25 kW zur Aufladung der Batterie vorhanden. Das
Ein- bzw. Abschalten desselben erfolgt je nach dem Lade-
zustand der Batterie selbsttätig; auch wird er selbsttätig
stillgesetzt, wenn die Lokomotive während der Aufladung
der Batterie auf ein Gleis ohne Oberleitung fährt: umee-
kehrt auch selbsttätig wieder eingeschaltet, wenn die Lo-
komotive vom Netz aus wieder gespeist wird. Die Um-
schaltung der Hauptmotoren von der Oberleitung auf die
Batterie erfolgt selbsttätig: umgekehrt. jedoch, wenn die
Lokomotive von einer Strecke ohne Oberleitung auf eine
solche mit Oberleitung fährt, muß der Fahrer auf die
Nullstellung des Fahrschalters gehen und neu einschalten.
Bei 600 V Netzspannung kann die Lokomotive eine Zug-
kraft von 10000 kg bei etwa 22 kwh Geschwindigkeit
lh lang und von 7700 kg bei 24 km/h dauernd entwickeln.
Hauptangaben:
Loöokomotivgewicht int 2 202 aaa 59
Batteriekapazität in Ah (6 h) 680
Mittlere Spannung (6h) in V . 380
Batteriekapazität in kWh (6 h). 25%
Max. Entladestrom in A&A . . . 3000
v Leistungsabgabe in kW 660
Batteriegewicht in kg annähernd 1350
(Railway Age Bd. 81. S. 668.) Trb.
Verkehrszusammenschluß bei den Wuppertaler Bah-
nen. — Zu obiger Mitteilung auf N. 1562 ist nachzutrarxen,
daß die Tarifremeinschaft zwischen den Elberfelder und
Barmer Bahnen nicht im Zusammenhang mit dem Gesetz
ı Die „dipping-Anlage" eine englische Abblendeinriehtung, besteht
aus kippbaren Scheinwerfern. D., Ber. s
Die Wirkung der Rüekscheinwerfer wäll der Verfasser nach
Abschluß der Versuche besonders besprechen. (D. Ber.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
21. November 1929
über die Neugliederung der Gemeinden steht. Die Bestre-
bungen zur Schaffung von Übergangsmöglichkeiten und
Tarifgemeinschaft bestehen schon seit mehreren Jahren,
und eine Verständigung zwischen den Bahnen über die
FKinführung wurde herbeigeführt, bevor das Gesetz über
die Neugliederung Geltung erlangt hatte. of
Bergbau und Hütte.
Induktive Erhitzung. — Für dieses neuzeitliche Pro-
blem hat M. Bunet in Anlehnung an die Arbeiten von
Lord Kelvin über den Skineffekt eine Berechnunrs-
weise der Leistung aufgestellt, die ein Metallzylinder aus
dem elektromaznetischen Kraftfeld einer Spule aufzuneh-
men vermag. Die ungleichmäßige Stromverteilung in
einem dicken metallischen Leiter wird mit Hilfe Bessel-
scher Serienfunktionen berechnet. Aus dieser Berech-
nung geht klar hervor, daß die Stromdichte mit der Ent-
fernung von der Oberfläche sehr stark abnimmt. Aus der
(rleichung für die Stromverteilung in einem metallischen
Leiter wird dann die Leistung bestimmt, die ein Körper
im Magnetfeld in Wärme umsetzt. Diese beträgt
P = 400 u IR H gë Watt,
R uf vi
wobei
T, die Länge des Zylinders
R seinen Halbmesser
o die spez. Leitfähigkeit des Metalls
H die Permeabilität
f die Frequenz
U, dic elektromotorische Kraft an der Oberfläche
a einen Faktor bedeutet, der das Verhältnis der
Körperlänge zur effektiven Kraftlinienlänge der
Spule darstellt.
Wird an Stelle der elektromotorischen Kraft die
Stromdichte Do an der Oberfläche eingeführt, so geht diese
Gleichung über in
P=CrRLoDè.
C bedeutet dabei eine Länge, die sich nach der Theorie
für die Frequenz von 50 Hz, für Kupfer von 65° zu 1 cm
errechnet. — Für die Frequenz von 5000 Hz beträgt diese
Größe 1 mm.
Nach Einführung der Induktionswerte für die Leiter
eines Ofenkreises in die Gleichung für einen Transfor-
mator wird unter Vernachlässigung des effektiven Wi-
derstandes der Primärspule die Formel zur Berechnunz
des Phasenwinkels und der Leistung entwickelt, die einem
Hochfreauenzofen bei einer bekannten Ofenspannung zu-
geführt wird. Die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der
rein theoretisch entwickelten Formeln wird dabei an Er-
fahrungswerten nicht geprüft.
lm nächsten Kapitel wird auf die Schaltungesmöszlich-
keiten eines llochfrequenzofenkreises unter Verwendung
von Kondensatoren eingegangen. Hieran anschließend
werden Berechnungen für die Entladung eines Konden-
satorkreises angestellt. (Solche Berechnungen sind in
der drahtlosen Telegraphie früher vielfach ausgeführt
worden.)
In zwei von Bunet angegebenen Schaltungen eines
Hochfrenuenzofenkreises mit Funkenstrecken liegt paral-
lel zur Speiseleitung ein Kondensator, der über die mit
einem Öfenkreis in Serie zeschalteten Funkenstrecken
entladen wird, bzw. es liegt die Funkenstrecke parallel
zur Speiseleitung und der Kondensator in Serie mit der
Ofenspule.
Zuletzt werden noch die Induktionsöfen kurz er-
wähnt, bei denen durch Verwendung von Eisen der Ìn-
duktionsfluß einer Ofenspule erhöht wird. Dabei wird
festgestellt, daß eine wesentliche Erhöhung des magneti-
schen Flusses erst erzielt wird, wenn der Fisenkörper
eine zeschlossene Form erhält. (M. Bunet, Bull. Soc.
Frang. des El. Bd. 8 8. 940.) V.E.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Erzwungene Schwingungen eines linearen Systems
zweiter Ordnung. — Bei der Betrachtung der Frequenz-
abhängrirkeit elektrischer Systeme gelangt man immer
auf Formen der Gestalt
anà” +a, a” l . not On
I a E u FOREN D (EE
wo A fm œ die Kreisfrequenz und a und b Funk-
tionen der Kapazitäten, Widerstände und Koeffizienten
der Selbstinduktion und der Gegeninduktion sind. Von
21. November 1928
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
1703
Tellegen wird diese Form für den einfachen Falln = 2,
womit sie in der Gestalt
apX®+tbgi+ter
LE GELEET
geschrieben wird, eingehend untersucht. Wenn die Form
das Verhältnis der Spannung zwischen irgend zwei Punk-
ten eines Systems zur EMK darstellt und das System keine
Gegeninduktionen enthält, so sind a, b und c dem Betrage
nach niemals größer als Eins. a, b und c brauchen nicht
gleiches Vorzeichen zu haben. Alle Formen, worin p, q
und r dasselbe Vorzeichen haben (was immer erfüllt sein
muß), lassen sich auch als Spannungsverhältnis verwirk-
lichen. Da man a, b und c verschiedene Vorzeichen geben
kann, ergibt sich die Möglichkeit, Fälle zu konstruieren,
bei denen die Amplitude sich mit der Frequenz nicht än-
dert, wohl aber die Phase!. Die einfachste Schaltung
dieser Art ist wohl die nach Abb. 7*?. Wenn A die Mitte des
Widerstandes R, ist, so ist die Spannung zwischen den
Punkten A und B immer die Hälfte der Spannung der EMK.
Durch Änderung der Frequenz läßt sich die Phase um
180° drehen. Für die speziellen Fälle, wo a, b, c gleich
1, O oder — 1 sind, wurden
Amplitude, Phase und Ver-
zögerungszeit (d. h. die Phase
dividiert durch ol als Funk-
tion der Frequenz zezeichnet,
wobei letztere in loxarithmi-
schem Maßstab aufgetragen
wurde, um Symmetrie in den
Kurven zu erreichen. Bei der
Diskussion der Form für will-
kürliche Werte von a, b, c er-
geben sich verschiedene (ie-
staltmöglichkeiten. welche für
Amplitude und Phase eben-
falls gezeichnet wurden. Nimmt die Frequenz nachein-
ander alle Werte von Null bis Unendlich an, so ändert sich
die Phase
von Q0 bis 0, wenn a, b und c gleiches Vorzeichen,
von 0 bis 2x, wenn a und e gleiches, b das entgegen-
gesetzte Vorzeichen,
von OÖ bis x, wenn a und c entgegengesetztes Vorzeichen
haben.
(B. D. H. Teilegen, Arch. El. Bd. 22, H. 1, 5. 62.)
Abb. 7.
Der Widerstand von Kupfer. — Die geschichtliche
Entwicklung der Bemiihungen. einen Standardwert für die
elektrische Leitfähigkeit des Kupfers bzw. seinen spezifi-
schen Widerstand festzulegen. wird ven A. Broido be-
schrieben. Die Zusammenstellung sei hier noch einmal
wiedergegeben (Zahlentafel 1). Sie bezieht sich auf einen
Draht von 1 km Länge, 1 mm? Querschnitt und 20 °.
Zahlentafelll. Q
1. Matthiessen (Am. Inst. El. TIER: ale 17,2]
2. Lindeck-Matthiessen (1904) . 17,18
3. ESC standard (1904) 17,26
4. VDE (1896—1906). . . 17,00
5. Am. Inst. El. Engs. (1907—1910) . 17,30
6. VDE (1907 bis jetzt) . . ; 17,84
7. Am. Inst. El. Engs. (1911). Sé 17,21
8. Internationaler Normalwert (seit 1913) 17,24
(Z. Techn. Phys. Bd. 9, S. 194.) Br.
Die Temperaturabhängigkeit des remanenten Magnetis-
mus. — Die Dauermarnete ändern ihr magnetisches Mo-
ment mit der Temperatur nicht unerheblich. Im allzemei-
nen nimmt die Kraftlinienzahl mit der Temperatur ab. Für
die Verwendung in der Technik zu Meßinstrumenten ist
diese Eigenschaft öfters sehr störend. Dauernde Ande-
rungen können durch künstliche Alterung unschädlieh
gemacht werden. Es bleiben dann immer noch die
Die Linienänderung mit der
Temperatur läßt sich durch die Formel wiedergeben
$ =-&,|lta(lt—15)]); a hat für normal gehärteten
Chromstahl den Wert 22. 10—. Durch starke mecha-
nische Hartung des Materials lassen sich nun positive Tem-
peraturkoeffizienten erzielen. So hat naturharter Feder-
stahl von der Stärke 3.0 nm den Temperaturkoeffizienten
+ 7.9: 10. Durch geeignete Wärmebehandlung wird der
ale positive Wert verkleinert, und es gelingt so, Magnet-
stäbe herzustellen, die im Bereich von 15 bis 100° prak-
reversiblen Änderungen.
ı Eine spezielle Schaltung dieser Art w Wetz schon gegeben von
1. A.C au pbell u R. M. Foster, Transact Am. Inst. El. Engs
Ld 3%. 253.
Se S.a H.0.Mölle r, Behandlung von Schwingzungsaufgaben mit
komplexen Amplituden und mit Vektoren. Verl. S. Hirzel, Leipzig 1928,
“De
tisch keine Temperaturabhängigkeit zeigen. Bei gehärteten
Stählen erreicht man kleine Temperaturkoeffizienten nur.
wenn man von sehr hohen Temperaturen aus härtet. Für
praktische Zwecke sind jedoch derart schroff gehärtete
Stähle unbrauchbar, da ihr maegnetisches Moment sehr
klein ist; außerdem hat die Behandlung eine sehr große
Sprödigkeit zur Folge. (H.Gewecke, Z. Techn. Phys.
Bd. 9, S.57) Br.
Verschiedenes.
5. Gießerei-Fachausstellung Düsseldorf 1929. — Diese
fand vom 4. bis 22. IX. d. J. unter dem Motto „Sparsame
Wirtschaft im Gicßereibetrieb“ statt. Wie solche in kapi-
talarmen Zeiten wie den jetzigen ohne großen Kapitalauf-
wand durch richtige Ausnutzung der Rohstoffe, Verringe-
rung des Ausschusses, Rationalisierung der menschlichen
Arbeit zu ermöglichen. ist, sollte gezeigt werden. Unstreitie
dürfte hier die Ausstellungsleitung einen Erfolg zu ver-
zeichnen haben, die das umfangreiche, mit großer Sorgfalt
zusammengetragene Material in anregendster und über-
sichtlicher Weise zur Schau gestellt hatte, wobei sie auch
verständnisvolle Mitarbeit der Industrie gefunden hat.
Lehrschau und Firmenausstellung waren die Ausstellunes-
gruppen.
Die Lehrschau erstreckte sich über 20 Abteilungen.
Wohl lückenlos bot sich die Abteilung „Werkstoffprüfung“
dar, in deren Unterabteilung “„Ihermonetrie und ther-
mische Analyse“ elektrische Temperaturmeßgeräte und
Öfensysteme wie der Tamman-Ofen zur Aufnahme von Ab-
kühlungskurven die Mitwirkung der Elektrizität in der
Meßkunde dartaten. In erhöhtem Maße zeigte sich diese
in der „Röntgentechnik“, in der wohl zum ersten Male die
Köntgenuntersuchung von Werkstoffen gezeigt wurde.
An dieser Sonderausstellung hatte sich besonders die
Schweißversuchsabteilung der Deutschen Reichsbahn-
(resellschaft, Wittenberge, beteiligt. Eine Seifert-Spek-
tralisovolt-Röntzeneinricehtung, wie sie von der DRG für
die Untersuchung von Eisen- und Stahlbauwerken und die
Prüfung von Kesseln, Behältern, Feuerkisten und Guß-
stücken aller Art in den Werkstätten verwendet wird,
wurde im Betrieb vorgeführt. Der gelieferte Netzstrom
von 220 V wird in einem Hoclispannungs-Spezialtransfor-
mator bis zu 200 kV hochtransformiert. Zwei Hoch-
spannungsglühventile mit angebauten Amperemcetern zur
Messung des Heizstromes dienen zur Gleichrichtung des
hochgespannten Wechselstromes. Da man nur inter-
mittierenden Gleichstrom erhält, werden zwei Jloch-
spannungskondensatoren von besonders großer Kapazität
zur Erzeugung konstanter Gleichspannung aufgeladen, so
daß die Röntgenröhre mit konstantem Gleichstrom gespeist
werden kann. Für die Heizung der beiden Glühventile
und die Glühkathode der Elektronen-Röntgerrohre sind
Transformatoren vorhanden, die in Hartgummigefäße mit
Ölfüllunzen eingebaut sind. Eine Funkenstrecke dient zur
Messung der Hochspannung. Als Röntgenröhre wird eine
Röhre „Matwa-Metalix® mit Strichfokus bis 200 kV und
Strahlenschutz benutzt. Die beiden Enden der Röhre sind
aus Glas. der mittlere Teil aus chromhaltigem Eisen. Die
drei Stücke sind an den Berührungstellen miteinander ver-
schmolzen. Um die eiserne Röhre liegt ein Bleimantel und
über diesem eine Messingröhre al’ Kappe. Da das Blei das
Atomgeewicht 205 hat, ist es für Röntenstrahlen nahezu
undurchlässig, und der Austritt der Strahlen kann allein
durch ein hierfür bestimmtes Loch in der armierten Röhre
erfolgen. Die Röhre wird mit Wasser gekühlt. Sie liegt
in einem Kasten, dessen innere Deckelseite nur mit Blei
belegt werden braucht und auf den der zu untersuchende
Gegenstand gelegt wird. Die Strahlen gehen durch den
Gegenstand und fallen auf den darüber angebrachten
Leuchtschirm, der dureh einen unter 45° geneigt liegenden
Spiegel betrachtet werden kann. Dadurch ist jeder Schaden
für den Beobachter durch die Strahlen ausgeschlossen.
Anderseits können auch röntzenphotographische Aufnahmen
auf Film oder Papier gemacht werden. Interessante Unter-
suchungen, wie die eines Lokomotivzylinders, -kreuz-
kopfes, -dampfsammelkasten. Pumpenzylinders usw., wur-
den gezeigt und erwiesen, wie wichtig solche zur Sicher-
heit über die Ausführung von Schweißarbeit und für die
Gütebestimmung von Material sind.
Die Anwendungsmörlichkeiten der Elektrizität im
Gießereibetriebe waren wie folgt zusammengestellt: Ver-
wendung elektromotorischer Antriebe als Binzel- bzw.
Gruppenantriebe. Verwendung der Elektrowärme zum
Trocknen der Formen, zum Schmelzen des Einsatzes und
Verrüten des fertigen Eisens. Sichere Temperaturreze-
lung. Gewichtsersparnis bei verbesserter Qualität. Die
Transportanlaren im Gießereibetrieb, denen heute im Ilin-
blick auf die Verminderung der Betriebskosten zunehmende
Beachtung geschenkt wird, werden elektrisch betrieben.
1704
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47
21. November 1929
Elektrozüge „Kuli“ von Schenk & Liebe-Harkort, Düssel-
dorf, Welter-Elektrozüge, Hängebahnen mit elektrischem
Antrieb von Pohlig, Köln, waren zu schen. Für Gießerei-
krane und Fahrwerke hatten die SSW, Berlin, einen asyn-
chronen gekapselten Drehstrom-Kranmotor mit Anlaß-
alze für die neue untersynchrone Senkbremsschaltung
(DRP.) ausgestellt. Letztere ermöglicht eine eindeutige
Lastbewegung nach unten und eine selbsttätige Begren-
zung der Senkzeschwindigkeit auch bei geringeren Motor-
drelizahlen. Gegen Laständerungen ist diese Geschwindig-
keitsregelung sehr unempfindlich. Besondere Sicherheits-
bzw. Zusatzeinrichtungen sind nicht erforderlich. Der
Motor, der einphasig am Netz liegt, wobei zwei Ständer-
phasen parallel geschaltet sind, kann nur Bremsmomente
ausüben, die der mechanischen Drehung durch die herab-
gehende Last entgegenwirken. Die Neuerung hat sich in
der Praxis bereits mit bestem Erfolge eingefihrt.
Die AEG, Berlin, rüstet neuerdings die Gießerri-
krane mit Drehstrom-Doppelkranmotoren aus, die als
Asynehronmotor mit drei Schleifringen infolge zweier ge-
trennter Wicklunzen im Ständer und Läufer doppelte Hub-
und Senkgeschwindigekeit für Lasten bis halbe Vollast zu-
lassen, so daß diese mit 6 m/min bei 3 m/min Vollasthub-
geschwindigkeit gehoben und gesenkt werden. Als weitere
Neuheit ist die Feinregelung durch Tippschaltung hinzu-
gekommen, die beim Arbeiten mit den Modellen, Kernen
und Formkästen sehr geringe Geschwindirkeiten und die
Zurücklegung kleinster Wege (1...2mm) ermöglicht. Diese
triti an Stelle des sogenannten „Stromspritzergeben” zur
Zwruüucklerung kleinster Wege, arbeitet aber noch wesent-
lich besser. Mit der Tippschaltung wird die Einschaltzeit
auf etwa 0,3 s und der Wer auf etwa 0,6 mm herunter-
gedrückt, der bisher nur zu 2,5 mm bei einer Vollast-
Hubzeschwindigkeit von 3 m/min im günstigsten Falle zu
erzielen war. Durch fortxesetztes Niederdrücken und
Loslassen eines Knopfes mit dem Fuß bei Steuerwalze
mit Handrad oder mit der Hand am Handgriff des Steuer-
seils bei Kranen ohne Führerkorb wird ein elektromagne-
tischer Schalter, ein Schütz, betätigt, durch das der Motor-
strom ein- und ausgeschaltet oder geschwächt wird. Der
Masnetbremslüfter bleibt dabei gelüftst, so daß alle Be-
wezungen stoßfrei erfolgen. Durch die Tippsehaltung
werden das Triebwerk, die Steuerwalze und der Magnet-
bremslüfter erheblich geschont und Strom gespart. Die
Tippsehaltung läßt sich in Verbindung mit dem Doppel-
kranmotor ausführen, wenn die Bedienung der Steuer-
walze durch Handrad erfolgt. Die Geschwindigkeit läßt
sieh dann in besonders weiten Grenzen regeln und ein
Höchstmaß an Leistung erzielen. Die AEG-Tippschal-
tung war in einer Krananlage der Nomax, Duisburg-Ham-
‚born, eingebaut.
Die AEG zeigte auch Ausführungen von Wander-
trockenöfen und Schränke für das Trocknen von Guß-
kernen und Öfen für das Ausglühen von Gußteilen. Die
SSW führten auf dem Stande des RWE einen elektri-
schen Glüh- und Härteofen als Chromnickel-Muffelofen
vor, in den bei Temperaturen bis 1100° Härtungen und
Zementierungen von Metallteilen vorgenommen werden.
Die aus hochwertiger Chromnickellegierunz bestehende
Heizwicklung liegt frei in einer hochfeuerfesten Wandung
aus Spezialschamotte, die von starken Isoliersteinschich-
ten umgeben ist. Die Heizwicklung im Boden ist durch
ein Blech von hochwärmebeständigem Metall abgedeckt.
Ein weiteres SS\W-Erzeurnis war ein Salzbad-Tiegelofen
zum Blankhärten, Zementieren und Anlassen von Stählen
und zum Blankgelühen von Metallezierunzen in einem
Härtebade aus besonderen Salzen. Temperaturen bis zu
etwa 1000 ° werden erreicht und genau geregelt.
Einen elektrisch heizbaren Muffelofen mit Schambotte-
muffeln für Silitstabheizunz für Temperaturen bis
1400° mit vollständig geschlossenem Gehäuse hatte
Marcel Knülle, Düsseldorf, einen Muffel- und Tiegelofen
mit. Karborundumstabheizung und Sicherheitspolklemmen
zum innigen Kontakt des Stromanschlusses Ströhlein
& Co., Düsseldorf, ausgestellt. Beide Öfen sind auf dem
Regelwiderstand aufgebaut. Sie finden in der Labo-
ratoriumspraxis zunehmende Verwendung. Max Uhlen-
dorf, Berlin-Lichtenberg, führte den neuen „UDO*"-Dop-
pelkammer-Elektroofen für Schneidenhärtunz von Ar-
beitstählen vor. Bei diesem erfolgt in der unteren Muf-
fel die langsame Vorwärmunz zwecks Verhütung von
Nlärterissen, in der oberen alsdann sehnelle Aufheizung
auf Härtetemperatur zwecks Vermeidung von Entkoh-
lung. Beide Muffeln sind je für sich schalt- und regelbar.
Die Anwendung des elektrischen Ofens in der Eisen-
eießerei kann 1. zur Schmelzunz von kaltem Einsatz, 2.
zur Erzeugung von synthetischem Gußeisen, 3. zur Nach-
raffination von flüssirem Kupoleisen erfolren. Die bei-
den ersten Verfahren sind wegen des hoben Stromver-
brauchs nur bei geringen Stromkosten anwendbar und
daher für deutsche Verhältnisse wenig geeignet. Sehr
geeignet ist dagegen das dritte Verfahren, das bei einer
Raffinationsdauer von % bis X h einen Stromverbrauch von
75..150 kWhi/t erfordert. Diese Angaben waren in der
„Lehrschau” gemacht. Hierzu waren in Zeichnungen ver-
schiedene Ofentypen gegeben, wie der Ajax-Wyatt-Elek-
troofen, ein Induktionsofen mit vertikaler Eisenrinne:
der Heroult-Ofen,;, der Elektroofen für Metallschmelzung
nach Bailey, ein Widerstandsofen; ein Rennerfelt-Ofen
neuester Bauart für die Stahlerzeugung. Bei letzterem
tritt eine horizontale Elektrode auf jeder Ofenseite in den
Ofenraum, die in vertikaler Richtung drehbar ist, wäh-
rend die dritte Elektrode durch den Deckel in den Ofen-
raum eingeführt wird. In der Bauart „Russ” war ein
Lichtbogen-Flammenofen als Elektrostahlofen von 2... 31
Fassung in verschiedener Elektrodenanordnung zu schen,
indem diese zu dreien in paralleler Lage zueinander oder
mit Neigung der beiden äußeren gegen die mittlere
von oben in den Ofenraum oder zwei auf der einen und
eine auf der anderen Seite horizontal eingeführt werden.
Der „Russ“-Elektroofen wird von der „Industrie“ Blek-
troofen, Köln, gebaut, die verschiedene Typen ausgestellt
hatte, wie zwei Lichtbogen-Widerstandsöfen für das
Schmelzen aller Metalle, zur Herstellung von Stahl und
Gulseisen, einen Lichtbozgen-Trommelofen zum Schmelzen
von Kupfer, Bronze usw., einen kippbaren Widerstands-
Tiezelofen zum Schmelzen von Metallen und einen Imn-
duktionsofen neuester Konstruktion mit offener Schmelz-
rinne zum Schmelzen von Eisen und Nichteisenmetallen,
der schon für eine Abstichleistung bis zu 2000 kg geliefert
worden ist. An den Herd als Eisenkörper mit feuerfester
Auskleidung ist die Schmelzrinne seitlich angesetzt, die als
Sekundärstronkreis einen senkrecht stehenden Transfor-
mator umschließt, der mit Gebläseluft gekühlt wird. Die
Wärme wird nur durch Induktion übertragen und kann
dureh Spannungzsänderung in den feinsten Stufen zerexelt
werden. Beliebig starke Heizströme bei kleinsiem
Wärmeverlust sind erzielbar. Der Ofen ist für Bin- und
Dreiphasenanschluß 110...500 V eingerichtet.
Fine Hochfrequenz-Schmelzofenanlage mit einem
eisenlosen Induktionsofen mit 6 | Ofenfassungesvermören,
30 kW. 10000 Hz hatte C. Lorenz AG.. Berlin. aus-
gestellt und in Betrieb vorgeführt. Die Anlage be-
steht aus den Netzanschlußapparaten, dem Drehstrom-
HHochfrequenz-Maschinensatz, dem eisernen Schaltschrank
mit einzebauten Kondensatoren und dem Kippofen. Die
Anlage kann in metallurgischen Laboratorien, im Werk-
stofiprüffeld und in Industrieanlagen Verwendung fin-
den. Der Maschinensatz besteht aus einem 45 kW-Dreh-
strommotor für 3000 U/min, zekuppelt mit einem Hoch-
frequenzgenerator für 10000 Hz. Für die Generator-
errerung ist (rleichspannung von 230 V erforderlich, die,
falls sie aus dem Netz nicht erhältlich ist, mittels eines
kleinen Drehstrom-Gleichstrom-Umformers von etwa
400 W Leistung erzeugt wird. Erreger- und Arbeitswick-
lung liegen bei dem Lorenz-Hochfrequenzgenerator im
Stator, so daß der Rotor keine Wicklung und keine
Schleifringe trägt. Mit den Kondensatoren im Schalt-
schrank wird der Ofenkreis auf die Frequenz und Span-
nung des Generators feinstufiz abgestimmt. Der Kipp-
ofen enthält die Ofenspule mit cingestampftem "Diesel, die
aus Kupferrohr besteht und mit Wasser gekühlt wird. Der
Spule wird der Wechselstrom von 10000 Hz zugeführt.
und das im Innern der Spule liegende Sehmelzgut wird
infolge der in ihm erzeugten Wirbelströme erwärmt und
geschmolzen. In dem in Betrieb vorgeführten Ofen wer-
den 40 ke Eisen in 60 min geschmolzen. Der Ofen arbeitet
mit offener Schmelzrinne und ist demgemäß nicht an ein
und dasselbe Schmelzzut gebunden.
Einen Hochfreauenzofen mit Quecksilberfunkenstrecke
System Ainx-Northrup-Hirsch-Kupfer mit 35 kVA-Trans-
formatorenleistung als Laboratoriumsofen für Stahlwerke
hatte Hirsch, Kupfer- und Messingzwerke, Abt. Elektroofen-
bau, Eberswalde, zur Schau gestellt. Der bekannte Tiere]
ist unter Verwendung eines isolierenden Schutzzylinders
in eine aus flachem Kupferrohr gewickelte, wassertdureh-
flossene Primärspule eingebaut. Die Erhitzunz des
Schmelzzutes erfolgt nach dem Induktionsprinzip durch
Ströme, die in dem Einsatz selbst erzeugt werden. Der
Hochfrequenzofen arbeitet mit Funkenstrecken. Die Ent-
ladung einer Kondensatorbatterie erfolet über eine Fun-
kenstrecke hinweg. Durch die Parallelschaltung der Kon-
densatorbatterie mit der Funkenstrecke wird die dem Ein-
phasentransformator primärseitixg aufgzedrückte Normal-
frequenz auf ein Vielfaches gesteigert. Der 35 KVA-Satz
arbeitet z. B. je nach der verwendeten Ofenspule mit Fre-
guenzen zwischen 1200 und 100 000 Hz. Die Funkenstrecke
besteht aus einem doppelwandigen Gußeisenbehälter, der
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21. November 1929
' Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47
1705
mit Quecksilber gefüllt ist. In dem Gußeisenbehälter sind
gut isoliert und abgedichtet die zwei Elektroden einge-
setzt. Flammenkammer und Elektroden werden mit Wasser
gekühlt. Die vom Ofen aufgenommene Leistung kann durch
Veränderung der Länge des Funkenüberschlagweges zwi-
echen Elektroden und Quecksilberspiegel eingestellt wer-
den, indem der Spiegel in der Höhenlage geändert wird.
Die elektrische Ausrüstung des Ofens ist normalerweise
zum cinphasigen Anschluß an 220, 380 und 500 V Wechsel-
strom vorgesehen.
Abschließend sei noch auf die fortschreitende Entwick-
lung von Temperaturmeßzeräten hingewiesen, da die
große Bedeutung der Einhaltung bestimmter Temperaturen
im Fertizungesprozeß und zur Schonung der Öfen erkannt
ist. Elektrisch spielt hier im Bau des Geräts das Thermo-
element und die Glühfadenlampe eine große Rolle. Eine
Aufzählung der verschiedenen, auf der Ausstellung ge-
zeigten Instrumente dürfte von Interesse sein. Bei Sie-
mens & Halske das Ardometer und das Glühfaden-Pyro-
meter, bei Hartmann & Braun das thermoelektrische Pyro-
meter und das Strahlungzspyrometer „Pyrradio“, beim
Pyro-Werk das „Pyro“ und das „Optix“, bei M. Schmeling
& Co., Düsseldorf, das „Pyrophot“. Es würde zu weit
führen, hier auf Einzelheiten der Konstruktion einzugehen.
Przygode.
Arbeitsschulung. — Bei der 2. Jahresversammlung des
Deutschen Instituts für technische Ar-
beitsschulung (Dinta) in Düsseldorf (25. IX.) hat
der Vorsitzende, Generaldirektor Dr. A. Vögler, die
Gründung einer Gesellschaft der Freunde des
Dinta bekanntgegeben, deren Aufgabe sein soll, das In-
stitut bei der Durchführung seiner Bestrebungen zu unter-
stützen. Über die Aufnahme entscheidet der Vorstand
durch einfachen Mehrheitsbeschluß. Die Höhe des jähr-
lichen Miteliedsbeitrags ist dem freien Ermessen anlıeim-
eestellt. beträgt aber für Finzelmitglieder mindestens
15 RM. Die lebenslängliche Mitgliedschaft kann von diesen
bei einmaliger Zahlung von 500 RM erworben werden. Eine
zunächst vierteljährlich erscheinende Institutszeitschrift
„Aarbeitsschulunge“ will die Freunde des Dinta über dessen
Arbeiten unterrichten, sie aber auch gleichzeitig zu Mit-
trägern des begonnenen großen Werkes machen. Wie in
der Einleitung zu dem ersten Heft, das auch den Tätig-
keitsbericht des Instituts für 1928/29 enthält, gesagt wird,
hat dieses in den vier Jahren seines Bestehens eine plan-
mäßige Nachwuchsschulung in Industrie und Bergbau ins
Leben gerufen und seit einiger Zeit auch maßgebliche
Kreise der Landwirtschaft für die gleiche Frage inter-
essiert. In der Anlernung erwachsener Arbeiter und Ar-
beiterinnen sind bereits auf verschiedenen Gebieten für
die gesamte Wirtschaft beachtliche Erfolge erzielt worden.
Energiewirtschaft.
Die Motorisierung der schwedischen Industrie. -— An
Hand der offiziellen schweidischen Statistik über den
Stromverbrauch der Industrie erörtert V. Källström
in der ERA 1928, S. 193, den Ersatz der körperlichen Ar-
beitskraft durch maschinelle Einrichtungen. Erzwungen
wurde dieser einerseits, um große Mengen ohne nennens-
wcrte Beeinträchtigung der Qualität erzeugen zu können,
nachdem die Aufnahrmefähizkeit des Mittelstandes stark
gewachsen war, anderseits durch die verschärfte Kon-
kurrenz unter den Herstellern. Die Motorisierung bildet
eine Grundlage und gleichzeitig eine Stufe in der mate-
riellen Entwicklung Westeuropas und wurde nach dem
Krier in vielen Ländern beschleunigt, ohne Zweifel unter
dem Einfluß der hohen Arbeitslöhne in den letzten Kriers-
jahren und während der darauf folgenden llochkonjunk-
tur. Die gegenüber der Vorkrierszeit wesentliche und ge-
hlicebene Teuerung der menschlichen Arbeitskraft und die
Einführung des achtstündieen Arbeitstages steirerten
bald die Arbeitskosten in den meisten Prod':ıktionszweiren
derart, daß Ersatz der Handarbeit dureh Maschinenkraft
wirtschaftliche Vorteile bot, bzw. als eine Notwendigkeit
erschien. Die Bestrebungen nach Spezialisierung und
Normung haben diese Entwicklung gefördert. Beachtlich
ist dabei, wie die Motorisierung mit der Einführung des
elektrischen Antriebs in der Industrie unter Verdrängung
der direkten Wasserkraft- und Dampfkraftantriebe Hand
in Hand geht. In der Zeit von 1913 bis 1926 war die pro-
zentuale Erhöhung der Erzeugung in Schweden (23 %)
etwa doppelt so groß wie die Vermehrung der Arbeiter-
zahl. Gleichzeitig wuchs die Maschinenleistung um 80 %
und die Motorenleistung ie Arbeiter von 2,5 auf 4 PN.
er Gedanke liegt nahe, dies darauf zurückzuführen, daß
kleinere Betriebe, in denen die Handarbeit im Vergleich
kWh
mit der Großindustrie noch eine gewisse Rolle spielt, still-
gelegt worden sind, eine Vermutung, die aber dadurch
widerlegt wird, daß die Durchschnittszahl der Arbeiter
ie Anlage nicht gestiegen, sondern vielmehr von 39 auf
32 gefallen ist. Der Anteil der elektrischen Antriebe nach
der Motorleistung in Pferdestärken wurde in der zenann-
ten Zeit von 48% auf 77 % erhöht, während andere An-
triebsarten stark zurückgegangen sind. Die Ölmotoren
konnten jedoch infolge der Verbilligung der Brennöle nach
dem Krieg und der Vervollkommnung der Konstruktion
ihre Stellung einigermaßen behaupten.
In einem zweiten Artikel (Svenska Vattenkraftföre-
ningens Publikationer Nr. 209, 1928) betrachtet der Ver-
fasser den Stromverbrauch je nach dem Verwen-
dungeszweck, u.zw. für die vier llauptzruppen: die allge-
meinen Industrieanlagen, die elektrochemische Industrie,
bürgerliche Zwecke einschließlich Beleuchtung und für
die elektrischen Bahnen seit 1912. Eine Unstetirkeit der
Entwicklung im Jahr 1921 beruht dabei nicht nur auf der
auszeprästen Konjunktur, sondern auch auf Änderungen
in der Abgabe und Behandlung des Primärmaterials. Bis
einschließlich 1920 wurde der Stromverbrauch im Kraft-
werk, später jedoch am Verwendungsort gemessen. Die
Verluste in den Übertragungsleitungen lürften 12% be-
tragen. Eine Darstellung des Stromverbrauchs im Jahr
1917 zeigt, daß auf industriellen Verbrauch 825% (auf
Schmelzen und Elektrolyse 22%), auf Beleuchtung usw.
125% und auf den Bahnbetrieb 5% entfielen. Dabei ist
zu berücksichtigen, daß die Industrie als Abnehmer nur
bezüglich der Menge die führende Stellung einnimmt, wo-
gegen das Bild vom wirtschaftlichen Standpunkt aus be-
trachtet anders aussieht: denn nach der Statistik vom
Jalır 1920 war der mittlere Strompreis einiger namhafter
staatlicher und privater Kraftwerke für sog. bürgerliche
Zwecke 19,6 Öre/kWh gegenüber 34 Öhre/k\Wh für in-
dustriellen Bedarf. Dieser verteilte sich 1927 folgender-
maben:
Zellstofffabriken . . 20,8% Werkstätten, Werften 4,8%
Eisenwerke 2. 20,4 „ Erzgruben ..... 41,
Papierfabriken . . . 19,4 „ Textilindustrie . . . 3,4 „
Elektrochemie , 84 „ Sägewerke . 31,
Sonstige Industrien 15,6 %. Hldn.
Erzeugung und Verbrauch elektrischer Arbeit in
Deutschland!. — Die Erzeugung der 122 Elektrizi-
tätswerke übertraf im Juli 1929 die des Vormonats um
71.6 Mill kWh und die des Parallelmonats von 1928 um
245,5 Mill kWh (22%). Arbeitstäglich stellte sich letztere
Erhöhung auf 7,489 Mill kWh (17 %), während die Pro-
duktion gegeniiber der des Juni um 1,195 Mill kWh zu-
rückgeblieben ist. Der August hat im Vergleich zum
Vormonat eine Steigerung um 66.4 % und gegen den August
1928 eine solche um 220,0 Mill kWh (18%) gebracht. Ar-
heitstärlich betrugen die Erhöhungen bzw. 2.463 und
8.149 Mill kWh (18%). Im Juni 1929 istderAnscehluß-
wert der von 103 Werken versorgten gewerblichen Ah-
nehmer im Vergleich zum Mai um 23000 kW und gegen-
über dem gleichen Monat des Vorjahres um 0,229 Mill kW
(55%) gewachsen. Der Verbrauch dieser Konsu-
menten zeigt eine Zunahme um bzw. 20,9 und 72,3 Mill
(16%), die arbeitstärlich bzw. 0,838 um 3.6 Mill
kWh (20%) ausmachte Für den Juli ergibt sich beim
Anschlußwert ein Mehr von 15000 kW gegen den
Juni und von 0,239 Mill kW im Vergleich zum Juli 1928.
Der Verbrauch ist bzw. um 10,6 und 62,9 Mill kWh
(173%) gestiegen. Arbeitstäglich war er um 1,647 Mill
kWh erößer als im vorjährigen Parallelmonat, aber um
1,183 Mill kWh geringer als im Juni.
Anschlufiwert und Verbrauch der
von 103 Elektrizitätswerken direkt
belieferten gewerblichen Abnehmer
Von 122 Elektrizi-
tätswerken selbst
erzeugte Mill kWh
ar WM arbeitstäglicher
Mo-| beits- j „| An | Gesamt- Verbrauch l
ins- arbeits- | Schluß- =
nat | tage , verbrauch ES E Ae
gesamt täglich rer : p Ekel EE
Mill kw] Mil kWh | Sai (ëss
SC
1929 1928] 1929 | 1928 |1929 1928]1929; 1928
| | | | Ä
I. 26 | 26 | 1443.6 1234.4] 55,5 47.5| 43 40] 540,0 475,7 | 20,8: 18,3| 4,8 '4,6
II. 24 25 | 1282,0 11288] 53,4 45.2] 4,3 4&1] 403 45811208 18.3| 4.8 48
IT. 25 27 | 1306,9! 1172.7] 52,3 43,41 4.3 411 510.2 4837| 204 1791437 44
IV. 25 23 | 129.1 1048,91 52,0. 45,6| 4,3: 4,1] 511,6 43651 205 19.0147 46
V. 2525 | 1302.3 108261521 4343| 43. 4.11 509.9 444.1 | 20.4 178147 33
VI. 25 Oe | 1297.4 1684.0|51.9 41,71 44 41| 531,1 | 4588| 21,2 17.649 4.3
VII. | 27 | % | 1369.0 1123.5] 50,7, 43.2 44 Al 51,7 | 47581201. 18414,6 44
VIH.| 27 | 27 | 1435.4 121545332 5.0| . 42 , W970 `, 184. A
CH
ı Vgl. ETZ 199, S. 1380.
1708
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Die Be-
triebsergebnisse der Elektrizitätsunternehmungen, die die
Elektrizitäts-A.G.vorm. W.Lahmeyer&Co,
Frankfurt a. M., verwaltet bzw. die ihr nahestehen, konn-
ten im Geschäftsiahr 1923/29 trotz der durchschnittlich
um etwa 16 bis 17 % gewachsenen Jahresleistungen keine
entsprechende Erhöhung erfahren, wofür der Vorstand die
schon oft genannten Gründe anführt, darunter die sozia-
len Lasten, die fast 20 % der Einnahmen erfordern. Zu
der steuerlichen Bevorzugung der kommunalen Werke,
bei denen nach seiner Ansicht die fiskalischen Rücksich-
ten heute den Ausschlag geben, bemerkt er folgendes: „Ob
das Axiom, daß die Elcektrizitätsversorzung ausschließ-
lich in der kommunalen Hand liegen misse, überhaupt
haltbar und nicht sehr anfechtbar ist, darf füglich als sehr
zweifelhaft betrachtet werden. Vielleicht wäre es viel
wirtschaftlicher und besser — die sozialen Rücksichten
scheiden ja, wie gesagt, fast überall aus —, wenn die
Kommunen sich von den hiermit verbundenen Risiken,
die besonders aus den schnell fortschreitenden Neuerun-
een erwachsen, und von der unvermeidlich und notwendi-
zerweise immer stärker steigenden Schuldenlast frei-
machen und sich mindestens die gleichen Vorteile mit dem
erforderlichen Einflusse in anderer Weise sichern würden.
Es wäre ein verhängenisvoller Irrtum, zu glauben, daß die
technische Entwicklung auf diesem Gebiete schon zu einem
gewissen Abschlusse gelangt sei und deshalb eine vorwie-
gend verwaltungsmäßigze Tätigkeit heute schon genüge.
Für die Stromerzeugungsanlagen gilt dies in erster Linie.
Die Stromerzeugung drängt ins Große. besonders mit
Rücksicht auf die Versorgung großer und größter In-
dustriewerke, wobei die Lieferpreise häufig nahe an die
(estehungskosten heranzehen und daher nur in einer
ı Vgl. ETZ 1929, S. 1669.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
21. November 1929
Großerzeugung tragbar sind. Aus diesen Gründen haben
wir stets und seit vielen Jahren bei den uns nahestehen-
den Unternehmungen auf den Zusammenschluß hinzear-
beitet und ihn zu fördern gesucht. Diese Zusammen-
schlüsse erscheinen um so wichtiger, als die Stromvertei-
lungsanlagən der Einzelunternehmungen an und für sieh
schon entsprechend den wachsenden Anschlüssen und dem
stetig steigenden Verbrauche fortgesetzte Erweiterungen
und Vergrößerungen erfordern, für welche verhältnis-
mäßig große Mittel benötigst werden, deren Beschaffung,
wie schon erwähnt, mit großen Zinslasten verbunden ist.
welchen nicht immer sofort gleiche Erträenisse und die
Möglichkeit, xenügzende Rücklagen zu bilden, gegenüber-
stehen.“ Der Gesamtanschlußwert der EBlektrizıtätswerke
des Konzerns betrug insgesamt 479 704 kW (436 291 i. V.).
ist also gegen das Vorjahr um rd. 10 % gestiegen. Der
nutzbare Absatz hat sich um rd. 16 % von 404,953 auf
470,474 Mill kWh erhöht. Die Leistung der Straßenbälnen
war mit 5.165 Mill Wagenkm um 10,5% größer als 1927
(4,676 Mill Wagenkm), und die Zahl der von ihnen beför-
derten Personen zeist eine Zunahme von 13813 aut
14,801 Mill, d.h. um 7.5 Auch im Berichtsjahr waren
die verschiedenen Bauabteilungen der Lahmeyer-Gesell-
schaft gut beschäftigt. Das Dampfkraftwerk Memel kam
in Betrieb, das Pumpspeicherwerk Herdecke des RWE
und das Vermuntwerk der Vorarlberger Illwerke werden
voraussichtlich im Winter ihre Tätigkeit aufnehmen. In
Arbeit befinden sich u. a. die beiden Kraftwerke der
Untere Ier A.G., das Obervermuntwerk der Vorarlberger
Illwerke, der erste Ausbau des Schluchseewerks. das
Kraftwerk Hollerich a. d. Lahn für die Main-Kraftwerke.
Der Ceschäftsgewinn der Berichterstatterin betrug
5391 988 RM (4465336 i. V.) und der Überschuß 2 410 139
RM (2 032 870 i. V.). Hieraus sind auf 18 Mill RM Stamm-
aktienkapital 12 % Dividende verteilt worden (10 % 1.V.).
VEREINSNACHRICHTEN.
EV
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
stelle, Berlin W 35. Potsdamer Str. 118a Il. Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02.
Mitgliedsbeitrag für 1930.
Die Mitglieder werden in ihrem eigenen Inter-
esse um umgehende Bezahlung des Mitgliedsbeitrages
für das Jahr 1930 gebeten. da nur dann der ununter-
brochene Fortbezug der ETZ gesichert ist. Wir machen
darauf aufmerksam, daß die Weiterlieferungeder
ETZ nur für diejenigen Mitglieder veran-
laßt werden kann, die den Mitgliedsbeitrag rechtzeitig ent-
richtet haben.
Elektrotechnischer Verein e.V.
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
Einladung
zur Fachsitzung für elektrisches Nachrichtenwesen
(EVN) am Dienstag, dem 26. November 1929, 7% Uhr
abends, in der Technischen Hochschule zu Charlottenburg,
Erweiterungsbau, Hörsaal Nr. 301.
Taxresordnune:
Vortrag: Vortrag des Herrn Dipl.-Ing. Ritter
über das Thema „Elektrische Chiffrierma-
schinen“.
Inhaltsangabe:
Rlektro-meehanisehe Verzifferung nach dem „ENIGMA”-
System.
Die Notwendigkeit der Verzifferunz brieflieher,
drahttelegraphiseher und drahtloser Nachrichten, gleich-
gültig für welche Zwecke, ist aus wirtschaftlichen und
politischen Gründen erwiesen. Handschriftliche Verfah-
ren aller Arten bedingen lange Ausbildung besonders ge-
eieneter Persönlichkeiten, erun Zeitaufwand und Irr-
tümer dureh die Begrenzung der Aufnahmefähirkeit von
Verzifferer und Entzifferer. Für den Ersatz der hand-
schriftlichen Verzifferunz durch mechanische oder elek-
tro-mechanische Geräte ist die Vorbedinzungz mindestens
gleichwertige Sicherheit gegen unbefurte FEntzifferung.
La wird nachgewiesen, daß diese dureh die Scherbnus-
schen „ENIGMA“-Patente gewährleistet ist. Es werden
an Hand der Modelle die Entwicklungsstufen gezeigt. die
durch die steigende Anforderung und Betriebsergebnisse
der Praxis zu den seit einiger Zeit in den praktischen
Gebrauch eingeführten. verschiedenen schreibenden und
optischen Ausführungsformen der „ENIGMA“-Maschine
veführt haben.
Gäste willkommen!
Nachsitzung im „Grand-Hotel am Knie”, Char-
lottenburge, Bismarckstr. 1.
Fachausscehuß für elektrisches Nachrichtenwesen.
Der Vorsitzende:
Arendt.
Einladung
zu einer gemeinsamen Festsitzung des Elektrotechnischen
Vereins e.V. und der Heinrich-Hertz-Gesellschaft zur
Förderung des Funkwesens e.V. am Mittwoch, dem
27. November 1929, abends 7% Uhr im Festsaal des Neuen
Rathauses zu Berlin-Schöneberg, Rudolf-Wilde-Platz.
Tagesordnung:
I. Verleihung der Goldenen Heinrich-Hertz-Medaille.
2. Experimentalvortrag des Herrn Direktor Dr. F.
Scehröter über das Thema: „Hertz’'sche und
infrarote Strahlen als Nachrichten-
mittel‘.
Inhaltsangabe:
a) Eingrenzung des Wellenbereiehs; die praktisch ver-
wendbaren Bänder zwischen 10 cm und 100 cm und
im kurzwelligen Infrarot.
b) Die Ausbreitunesgesetze
Wellen.
cl Erzeugung. Aussendung
quasi-optiseher Wellen.
d) Technische Anwendunesgebiete.
e) Vorführungen.
Mit Rücksicht auf die beschränkte Zahl von Tlätzen
in dem Festsaal ist der Zutritt nur gegen be-
sondere Eintrittskarten gestattet. die in der
Geschäftstelle des Flektroteehnischen Vereins in Berlin
\W235. Potsdamer Str. 118a ll. erhältlich sind. Die Mit-
£liedskarten berechtigen allein nicht zum Zutritt.
Im Anschluß an die Festsitzung findet ein Zwang-
leses Beisammensein” mit einem einfachen. war-
men Abendessen in der neben dem Festsaal befindlichen
.Brandenburghalle* statt. Die Karte die zur
Beteilieunz an dem Abendessen einschl. einer halben
dieser „quasi-optischen“
und Empfang vebündelter
21. November 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47 1707
Flasche Wein! (Mosel-, Rhein- oder Bordeauxwein nach richtung und den Betrieb elektrischer Anlagen“; er war
Wahl) berechtigt, kostet 4,35 RM und ist bis späte-
tens 5. November mittags ebenfalls bei der Ge-
schäftstelle des Elektrotechnischen Vereins zu beziehen
(Postscheckkonto Berlin Nr. 13302). Ein Verkauf
von Teilnehmerkarten am Festabend fin-
detnicht statt.
Dunkler Anzug erbete
KEE
bis Rudolf-Wilde-Platz:
Straßenbahnlinien: Nr. 52
Autobuslinie Nr. 14;
s Hauptstraße Ecke Tempelhofer Straße,
5 Minuten zu gehen:
Straßenbahnlinien: Nr. 40, 43, 61. 65, 71, 74, 174;
Autobuslinie Nr. 5. n
Elektrotechnischer Verein e. V.
Der Vorsitzende:
K. W. Wagner.
‚60, 119;
dann
Ordentliche Sitzung
am 22. Oktober 1929 in der Technischen Hochschule zu
Charlottenburg.
Vorsitz: Herr Präsident Professor Dr. K. W.
Wagner:
Meine Damen und Herren! Ich eröffne die Sitzung
und heiße Sie namens der veranstaltenden Vereine — des
Elektrotechnischen Vereins, der Deutschen Beleuchtungs-
technischen Gesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für
Technische Physik und der Physikalischen Gesellschaft
zu Berlin — herzlieh willkommen.
Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, habe ich
cine traurige Pflicht zu erfüllen. Wie Sie wissen, ist am
39. September dieses Jahres an den Folgen einer Gallen-
steinoperation der Geheime Regierungsrat Dr. Carl Lud-
wig Weber gestorben. (Die Anwesenden erheben sich.)
Eines der tätigzsten und verdienstvollsten Mitglieder ist
damit aus unseren Reihen gegangen, eine empfindliche
Lücke hinterlassend. Mit dem Elektrotechnischen Verein
trauert die gesamte deutsche Elektrotechnik um ihn als
einen Mann, der an der Entwicklung der Elektrotechnik
so erfolgreich mitzewirkt hat.
(icheimrat Weber, der ein Alter von 70 Jahren er-
reicht hat, begann seine berufliche Laufbahn als Privat-
dozent der Technischen Hochschule München im Jahre
1886. Als Nachfolgerv. Gaisberge’s und Uppen-Born’s
iibernahım er 1890 die Leitung der elektrotechnischen
Versuchsstation München. 1893 wurde er Mitglied des
Reichspatentamts und blieb hier. bis er im Jahre 1925
infolge Erreichung der Altersgrenze aus seinem Amte
schied. Seine Fähigkeiten und hervorragenden Leistun-
sen bewirkten es. dab er in einer Zeit. die dem Auf-
rücken des Technikers in höhere Verwaltungstellen des
Staates nieht günstig zesinnt war, bis zum Abteilungs-
versitzenden aufsteigen konnte. Sie lenkten auch die
Aufmerksamkeit des Staatssekretärs Sydow auf We-
ber: er berief Weber zeitweilig ins Reichsschatzamt zur
fachlichen Bearbeitung von gesetzgeberischen Fragen auf
elektroteehnischem (Crebiet.
Für die Bedeutung der Arbeit in fachlichen Vereini-
gungen hat ein Mann, dem sein Beruf so am Ierzen lag,
wie Weber, natürlich vollstes Verständnis gehabt. Be-
reits im Jahre 1895 wurde er Mitglied des Elektrotech-
nischen Vereins; er ist ihm bis zu seinem Tode treu ge-
blieben. Vieles hat der Verein ihm zu danken, wie der
Verein andererseits die Plattform gewesen ist. von der
aus Weber für seine wertvollen Arbeiten und Bestrebun-
ven die Fachwelt interessieren und Mitarbeiter gewinnen
konnte.
kr hielt im Verein zunächst Vorträge über elektro-
theoretische Gebiete, über die Elektrotechnik und ihre Be-
ziehung zum Päütentwesen, über Blitzschutzfraren und
schließlich über die Fragen der Sicherheit in der Elek-
trotechnik. Immer mehr schälte sieh sein Interesse für
das letztere Gebiet heraus.
hier das Ziel: Die in der Elektrotechnik zur Aussehal-
tung von Gefahren nötigen Vorschriften zusammenzu-
stellen, sie von einer berufenen zentralen Fachstelle aus
zu überwachen, sie ständig und zeitzemäß abzuändern
und auszubauen und ihnen zesetzesmäßize Geltung zu
verschaffen. In diesem Sinne hat er maßzebend mitge-
wirkt an der Ausarbeitung der „Vorschriften für die Er-
1 Der Pächter des Ratsweinkellers ist auf Grund des mit dem
Magistrat abgeschlossenen Vertrags ve rptlie htet, als Getränk zunächst
Wein zu geben; hinterher wird Bier verabreicht.
Mit Ausdauer verfolgte er,
auch der berufene Mann, die Erläuterungen zu diesem
„eorpus juris“ der Elektrotechnik zu schreiben und hat
sich dieser Aufgabe in vorbildlicher Weise entledigt. Wie
schr seine Bestrebungen, die anfänglich erheblichen Wi-
derstanden beregneten, einem dringenden Bedürfnis ent-
sprachen, kann daraus ersehen werden, daß seine Erläute-
rungen heute die 16. Auflage erreicht haben, und daß sie
dem Ausland die Anregung gaben, Arbeiten gleicher Art
in Angriff zu nehmen. Die Verleihung der Ehrenmit-
vliedschaft des VDE auf der diesiährieen Jahresversamm-
lung in Aachen war die wohlverdiente Anerkennung seiner
Leistungen.
Oft und in dankenswerter Weise hat Weber seine
Arbeitskraft und sein Wissen in den Dienst des Elektro-
technischen Vereins gestellt: Er war 7 Jahre Schrift-
führer im Vorstande des Vereins, 3 Jahre Vorsteher des
Hauptausschusses und 14 Jahre, bis zu seinem Tode.
Ausschußmitglied. Er führte ferner den Vorsitz im Ar-
beitsausschuß für geschichtliche Arbeiten. Er war immer
vom vollsten Vertrauen des Vereins getragen; die oft-
malige Wiederwahl und langjährige Tätigkeit an sicht-
baren Stellen des Vereins waren einerseits eine Aner-
kennung und Würdigung seiner Person und seiner Ver-
dienste, wie sie sich andererseits segensreich für den
Verein und dessen Gedeihen auszewirkt haben.
Im persönlichen und gesellschaftlichen Verkehr offen-
barte Weber ein Wesen, das ihm die Verehrung und Zu-
neizung aller derer sicherte, die das Glück hatten, mit
ihm in nähere Berührung zu kommen. Er plauderte gern
und anregend aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen.
er hörte ebenso gern und interessiert zu, wenn ein
anderer aus seinen Erinnerungen erzählte.
Der ideale Zug seines Wesens hat sich wohl am
hesten offenbart. als er, der damals 55 Jahre alt war, bei
Ausbruch des Krieges freiwillig an die Front zog und
als Pionieroffizier dem Vaterlande diente, bis ihn eine
schwere und langzwierize Krankheit zur Rückkehr in die
leimat zwang.
Geheimrat Weber gehörte zu jenen Männern. die es
für ihre Pflicht zu halten scheinen, in den Sielen zu
sterben, nachdem sie bis zum letzten Atemzug für die
sich selbst gestellte Lebensaufzabe gewirkt haben.
Sein Leben, das reich war an Arbeit wie an Erfolg.
an Saat wie an Ernte, sei ein Vorbild für die Mitglieder
unseres Vereins, dem er 35 Jahre lang angehörte. Wir
rechnen es uns zur Ehre an, das Andenken an ein solches
Leben in steter Erinnerung zu halten und es als eine
Art Erbe zu betreuen. Meine Damen und Herren! Sie
haben sich zu Ehren des Toten von den Plätzen erhoben.
leh danke Ihnen. —
Seit der letzten ordentlichen Sitzung des Elektro-
technischen Vereins sind 25 Neuanmeldungen einzegan-
gen. Die Liste liegt hier zur Einsicht aus.
Die Vereinstätigkeit wird bis Weihnachten sehr rege
sein. Im Fachausschuß für den Bau und Betrieb von
Klektrizitätswerken wird am 29, Oktober Herr Dipl.-Ing.
Tama vortragen über „Die Verwendung von Kondensa-
toren zum Zwecke der Verbesserung des Leistungsfak-
tors in Starkstromnetzen unter besonderer Berücksichti-
gung der praktischen Erfahrungen bei den Hirsch,
Kupfer- und Messingwerken A.G. in Finow/Mark“.
Am 5. November wird im Fachausschuß für Installa-
tionstechnik Herr Oberingenieur Krüger vortragen über
das Thema: „Der heutige Stand der Lichtreklame unter
besonderer Berücksiehtirung der Leuchtröhren“.
Am 12. November wird im Fachausschuß für Elek-
tromaschinenbau Herr Ing. Dr. E. Weber sprechen über
die Frage: „Was ist Streuung und wie berechnet man sie?“
Im Ausschuß für elektrisches Nachrichtenwesen
spricht am 19. November Herr Dipl.-Ing. Ritter über
„Klektrische Chiffriermaschinen“,
Am 27. November wird der Elektrotechnische Verein
in Gemeinschaft mit der Heinrich-Hertz-Gesellschaft wie-
der eine Festsitzungz veranstalten. Die Einladungen hier-
zu werden rechtzeitig ergehen.
leh weise ferner darauf bin, daß am kommenden
Montag, dem 28. Oktober. eine Vortragsreihe des Elektro-
technischen Vereins in Gemeinschaft mit dem Außeninst-
tut der Technischen Hochschule beginnen wird, u. zw.
über das Thema: „Vunktionentheorie und ihre Anwen-
dung in der Teehnik“. Die einzelnen Vorträge werden
von hervorragenden Fachleuten gehalten werden. Nähere
Auskunft gibt die Geschäftstelle des Elektrotechnischen
Vereins.
Des weiteren erinnere ieh daran. daß am 8. November
das Fest der Technik“ in sämtlichen Räumen des Zoolo-
gischen Gartens stattfinden wird. Dieses Fest, das sieh
einer steigenden Beliebtheit erfreut, wird von den tech-
1708
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
21. November 1929
nisch-wissenschaftlichen Vereinen veranstaltet: sein Rein-
sewmn wird zur Unterstützung notleidender Ingenieure
verwendet. Auch aus diesem Grunde möchte ich zu einer
regen Beteiligung einladen.
Wie Ihnen bekannt sein wird, finden gegenwärtig
aus Anlaß des 50jährigen Jubiläums der elektrischen
Glühlampe große Festlichkeiten in den V. S. Amerika
statt, u.zw. zu Ehren unseres Ehrenmitgliedes Professor
Edison. Wenn wir seiner und seiner großen Ver-
dienste gedenken, wollen wir aber auch nicht vergessen,
daß ein Deutscher, der Ingenieur Göbel aus Springe
in der Provinz Hannover, breits im Jahre 1854 eine elek-
trische Glühlampe erfunden hat. Herr Direktor Dr.
Finckh von der Osram-Gesellschaft hat sich in liebens-
würdiger Weise bereit erklärt, die Verdienste Göbels und
Edisons in einer Ansprache zu würdigen. Ich bitte Herrn
Dr. Finckh das Wort zu nehmen.
Herr Finckh: „Goldenes Jubeliahr des Lichtes“ haben
die Amerikaner das Jahr 1929 getauft. Die amerikani-
schen Blätter und auch unsere Zeitungen haben über eine
Reihe von Veranstaltungen berichiet, die aus diesem An-
laß veranstaltet wurden. Im goldenen Jubeljahr des
Lichtes wollen die Amerikaner ihrer Freude Ausdruck
geben über die mächtige Entwicklung der Elektrotechnik,
die vor 50 Jahren von der elektrischen Glühlampe ihren
Ausgang genommen hat. Gestern haben die Feste ihren
Höhepunkt erreicht in einem Bankett, das HenryFord
seinem Freunde Edison gegeben hat, auf dem sich die
Spitzen des Staates und der Wirtschaft, der Wissenschaft
und der Industrie zusammenfanden. Sie feierten den Er-
finder Edison und in ihm und mit ihm das goldene Jubi-
läum des Lichtes und die kulturelle und volkswirtschaft-
liche Bedeutung der Elektrizität. Was ist geschehen?
Warum ist als Höhepunkt der Feier des goldenen Jubi-
läums des Lichtes gerade der gestrize Tag gewählt wor-
den? Genau vor 50 Jahren brannte im Laboratoriu:n
Edisons in Monroepark bei New York eine Glühlampe mit
einem Kobhlefaden. der aus Papier hergestellt war. Es
war nicht die erste Glühlampe, die in diesem Laborato-
rium brannte. Viele hundert Experimente hatte Edison
schon während zweier Jahre angestellt. Lange Zeit hatte
er schon mit einem anderen Material, u.zw. mit Platin
searbeitet und bemerkenswerte Ergebnisse erzielt. Auch
war Edison durchaus nicht der einzige, der schon vor
dem 21. Oktober 1879 Glühlampen gebaut hatte. In Ame-
rika und England war an ihrer Herstellung gearbeitet
worden. Wie umstritten unter diesen Umständen die
Frage des Erfinders der Glühlampe war. zeigte sich schon
daran, daß unmittelbar nach dem Erscheinen des Patentes,
das sich auf die obenerwähnte Glühlampe bezieht, harte
Kämpfe um die Priorität einsetzten, die in der alten und
neuen Welt jalırelang andauerten. Trotzdem aber bleibt
die Tatsache bestehen, daß jene Lampe, die vor 50 Jahren
im Laboratorium aufleuchtete und nach 40 Stunden er-
losch, den Ausgangspunkt der Beleuchtung durch Glüh-
lampen und der Entwicklung der Starkstromindustrie
bedeutete; es bleibt unbestritten, daß Edison alle Möglich-
keiten, die in seiner Lampe lagen, erkannt und mit er-
finderischem Blick und großer Energie durchgeführt hat.
Im Hinblick auf Edisons Verdienste an der Entwick-
lung der modernen Beleuchtung müssen wir noch einen
Augenblick bei der Frage nach dem Erfinder verweilen.
In dem Kampf um die Priorität, den Edisons Erfindung
auslöste, tauchen in Amerika und England eine Reihe von
Namen auf, von denen in Amerika
Sawyer — Man — Maxim,
in England
Swan
die meist genannten sind. Es würde viel zu weit führen,
die dramatische Geschichte dieser Kämpfe, die sich haupt-
sächlich vor den Patentämtern abspielten, hier auch nur
zu streifen. Der Streit ging darum, ob die genannten
Männer sehon ein Jahr vorher, als Edison sieh noeh mit
Platinlampen beschäftigte, Glühlampen mit Kohle als
Leuehtkörper hergestellt hatten. Diese Frage wurde hc-
jaht, aber gleichzeitig Edisons Lampe als charakteristisch
verschieden und damit patentwürdiz bezeichnet. Merk-
würdigerweise tauchte in diesen Kämpfen niemals der
Name des Mannes auf, der sehon 25 Jahre früher — also
jetzt vor 75 Jahren — sich mit Glühlampen beschäftigt
hatte. Niemand wußte, auch Edison nicht, daß sehon im
Jahre 1854 eine Lichtquelle geschaffen wurde, die man
im Gegensatz zu noch früheren Experimenten nicht als
physikalischen Apparat. sondern als wirkliche Glühlampe
bezeichnen muß. Im Jahre 1848 war der aus Springe bei
Hannover zebürtire Uhrmacher Heinrich Goebel
nach Amerika ausgewandert und hatte sich schon in jun-
zen Jahren neben anderen Problemen mit der elektrischen
Beleuchtung beschäftigt, wozu er die Anregung sehon in
Deutschland empfangen hatte. Goebel war ein sehr ge-
schickter Experimentator und Barometermacher. Wie es
scheint durch Zufall, wurde er auf die stromleitenden
Eigenschaften einer verkohlten Bambusfaser aufmerksam
und, um ihr Verhalten beim Glühen zu beobachten, ver-
sah er sie mit angekitteten Stromzuführungen und
selhmolz die Drähte in, die Spitze einer Barometerröhre
ein. In dieser Röhre erzeugte er das nötige Vakuum, um
die Kohle vor der Verbrennung zu schützen, und schmolz
das Ganze ab, So entstand seine erste Glühlampe. Die
Lampe brannte einige hundert Stunden. Es ist nicht be-
kannt, wieviel Lampen Goebel hergestellt hat. Verkauft
hat er sie nicht. Dagegen beleuchtete er das Schau-
fenster seines kleinen Ladens in New York mit diesen
Lampen; diese Beleuchtung soll damals erhebliches Auf-
schen erregt haben. Besonders originell ist ene andere
Verwendunesart, die er seinen Lampen gegeben hat. Er
hatte ein zeroßes Fernrohr auf einem Warzen montiert
und fuhr damit des Nachts durch die Straßen von New
York, um die Wunder des Sternenhimmels zu zeigen.
Auf diesem Wagen hatte er einige Lampen montiert, die
er vom Bock aus bedienen konnte, und die gewisser-
maßen eine Reklamebeleuchtung für seine nächtliche
Schaustellunz bedeuteten. Goebel hat sich später mit
anderen Dingen beschäftigt und ist auf die Glühlampe
nicht mehr zurückgzekommen. Den Versuch, sie weiter
zu entwickeln, hat er nicht gemacht. Die großen Mög-
lichkeiten, die in seiner Lampe schlummerten. hat er nicht
erkannt. Es ist wahrscheinlich, daß seine Erfindung für
immer der Vergessenheit anheim gefallen wäre, wenn
nicht lange Jahre, nachdem die elektrische Beleuchtung
schon herrschend war. ein Patentprozeß die Erinnerung
an sie wieder geweckt hätte. Kurz bevor die Edison-
Patente abliefen, verklasten im Jahre 1893 die Inhaber
dieser Patente verschiedene Firmen in Amerika wegen
Patentverletzung, darunter auch die Beacon Vacuum
Pump and Electrice Company in Boston. Hierbei geschah
etwas sehr Unerwartetes. Die Firma behauptete, Edisons
Patente nicht zu verletzen, weil sie nach dem Verfahren
von Goebel arbeite. Goebel lebte noch. Goebel wurde
aufgefordert, seine alten Versuche zu wiederholen — be-
triebsfähige Lampen aus der ersten Zeit existierten nicht
mehr — und der Prozeß endete mit der Feststellung, daß
Goebel schon 1854 brauchbare Lampen hergestellt hatte.
Die spätere Forschung hat keine neuen Tatsachen zutage
gefördert, und so muß man Goebel unbestritten als den
ersten Hersteller einer Glühlampe bezeichnen. In dank-
barer Erinnerung an diese Leistung Goebels hat der
Elektrotechnische Verein Hannover vor einigen Wochen
am Geburtshause Goebels in Springe eine Gedenktafel
anbringen lassen und feierlich enthüllt.
Um Edisons Verdienste um die elektrische Beleuch-
tung zu würdigen. die Mißerfolxze anderer Erfinder zu
verstehen und um im besonderen einzusehen, daß Goebels
Erfindung ihrer Zeit voraus geeilt und noch nicht in der
Lage war, die Industrie zu befruchten, müssen wir uns
in die Zeit von 1878 zurückversetzen und ein Bild vom
damaligen Stande der Technik gewinnen. Im Jahre 1854
fehlte eine Kunst, die unbedingt beherrscht werden muß.
wenn ein L.euchtkörper zum Glühen gebracht werden
soll, der durch den Sauerstoff der Luft angegriffen wird.
Goebel hat, wie schon erwähnt, seine Lampe in einem
Barometer- Vakuum hergestellt. Mit Hilfe des Barometers
kann man zwar ein Vakuum erzeugen, nicht aber es auf-
recht erhalten, wenn es später verringert wird, z. RB.
durch Abgabe von Gasen. die aus dem Leuchtkörper
stammen. Es fehlte zu Gocbels Zeit die dazu nötige
Pumpe. Erst 1865 erfand Sprengel die nach ihm be-
nannte Pumpe; im Jahre 1878 verfüzte man schon über
einige andere mechanische Methoden, um ein gutes Va-
kuum herzustellen. So ist die Vakuumtechnik mit der
Glühlampentechnik enz verbunden; es sei daran erinnert.
daß in allerneuester Zeit die Herstellung von Sende- und
Empfängerröhren erst möglich war, nachdem die Vakuum-
technik sich zur Hochvakuumtechnik weiter entwickelt
hatte. Noch wichtiger ist die Frare der Stromquellen. die
für die elektrische Beleuchtung zur Verfügung standen.
Goebel mußte seine Lampen mit selbst hergestellten Pri-
märelementen betreiben. Auf dieser Grundlage war cine
elektrische Beleuchtung unmöglich. Im Jahre 1878 standen
dagegen elektrische Stromquellen in beliebiger Stärke zur
Verfügung. Seit Wernervon Siemens 1866 das dy-
namoelektrische Prinzip entdeckt hatte, waren eine Reihe
von Maschinentypen entstanden, von denen als die wichtig-
sten in Europa die von Siemens und Gramme. im
Amerika die von Wallace. Weston.Hochhausen
und Brush genannt seien. Als Verbraucher für diese
Stromauellen kam in erster Linie die Bogenlampe in Fraze.
An Borenlampen gab es. seit Foucault die erste tech-
21. November 19298
nisch brauchbare Lampe hergestellt hatte, eine ganze Reihe
von Typen. Die Bogenlampe hatte sich zu dieser Zeit schon
ein erhebliches Gebiet erobert, insbesondere die Straßen-
beleuchtung und die Fabrikbeleuchtung. Aber ihre Vor-
züge und Nachteile waren so scharf zu erkennen, daß man
die Grenze ihrer Verwendungsfähigrkeit gegenüber ihrem
Konkurrenten. dem Leuchtgas. deutlich voraussagen konnte.
Eine Schwierigkeit, die den Bogenlampen anhaftete, näm-
lich daß sie sämtlich nur als Einzellampe brennen konnten,
also jede einzelne von einer besonderen Maschine gesreist
werden mußte, wurde gerade in diesen Jahren beseitigt.
Auch die reine Parallelschaltung in einem Stromkreis war
schon auf dem Wege. Aber einige andere Schwierigkeiten
waren nicht zu beseitigen. Der Abbrand der Kohle ver-
ursachte große Bedienungskosten; vor allem war die Teil-
barkeit bis herunter auf beliebig kleine Lichteinheiten
nicht möglich. Dies war aber gerade der Vorzug der Gas-
beleuchtung. Die Probleme der Beleuchtung mit Bogen-
lampen beschäftigten überall die Elektrotechniker.
Um diese Zeit, Anfang des Jahres 1878, begann Edison
sich mit der Frage der elektrischen Beleuchtung zu be-
schäftigen. Seine Erfindungsgabe hatte er schon auf an-
deren Gebieten erprobt. Er hatte sich mit dem Telephon
beschäftigt und den Phonographen erfunden. Für seine Art
zu arbeiten ist charakteristisch. daß er sich sofort mit
dem ganzen Problem der elektrischen Beleuchtung befaßte,
in dessen Rahmen die Glühlampe nur eine Teilfrage vor-
stellt. Elektrotechnisch gesprochen sollte das System der
Beleuchtung, das er aufbauen wollte, ganz bestimmte Vor-
aussetzungen haben. Die Erzeugermaschine sollte, im
Gegensatz zu den Bogenlampen, mit möglichst hoher Span-
nung arbeiten. Er erkannte ganz klar. daß hohe Spannung
notwendig sei. um den Wirkungsgrad der Maschine hoch
zu treiben und dadurch ihre Dimensionen verkleinern zu
können. Die bis dahin gebräuchlichen Maschiren für Bogen-
lamren. die ja mit niedriger Spannung liefen, waren in
dieser Beziehung sehr ungünstig. Im Stromkreis sollten
alle Lampen rarallelzeschaltet sein. Endlich sollte die
nötige Regulierung der Spannung bzw. Stromstärke an
der Maschine erfolgen und nicht. wie es vielfach üblich
war. an den Verbraucherstellen. Diesen Forderungen an
die Maschine mußten nun die Eigenschaften der Stromver-
braucher, d.h. der Glühlampe, angepaßt werden. Wenn
viele solcher Lampen in reiner Parnallelschaltung brennen
sollen. so war das erste Erfordernis, daß sie alle den glei-
chen Widerstand hatten. Mit Kohle als Leuchtkörper war
diese Bedingung schwer zu erfüllen. Daher erklärt es sich,
daß Edison seine ersten Versuche zur Herstellung von
Glühlampen im Jahre 1878 nicht mit Kohle, sondern mit
Platin angestellt hat. In einem aus Platin gezogenen Draht
war die Bedingung zleichmäßizen Widerstandes verhält-
nismäßig leicht zu erfüllen. Viele hundert Experimente
machte er. um brauchbare Platinlampen herzustellen. Er
glaubte schon sehr weit zu sein, denn er untersuchte die
Möglichkeiten der Beschaffung von Platin und sandte seine
Agenten in die ganze Welt, um neue Fundstätten zu suchen.
Aber er scheiterte schließlich an dem zu tiefen Schmelz-
punkt des Platins. Wollte man überhaupt einigermaßen
Licht von einer Platinlampe bekommen. so mußte man so
nahe an den Schmelzpunkt des Platins heranzehen. daß
der Betrieb unsicher wurde. Heute wissen wir, daß andere
Metalle, in erster Linie das Wolfram. einen so hohen
Schmelzpunkt haben, daß man mit guter Lichtausbeute
eine Lampe betreiben kann. Kurz entschlossen wendete
Fdison sich 1879 der Kohle zu. Nach vielen Versuchen
landete er bei einem hufeisenförmigen Kohlefaden. der
aus Karton geschnitten. mit Teer und Laimpenruß be-
striehen und verkohlt wurde. Ein solcher Faden brannte
heute vor 50 Jahren in Edisons Lampe. Das Besondere
dieser Lamre ist. daß an ihr Edison erkannte. daß er mit
Kohle auf dem rechten Were war; denn die Lampe brannte
enügend lange. um die Hoffnung zu geben. auf dieser
Grundlage eine technische Herstellung zu ermösrrliehen.
Die Kohle verbrauchte etwa 5 W/K. eine Lichtausbeute,
die den Wettbewerb mit dem Leuchtgzas durchaus mög-
lich erscheinen ließ. Außerdem hatte die Kohle im Ge-
wensatz zu Platin den gewünschten hohen Widerstand,
so daß der Leuchtkörper einerseits genügend klein
war, anderseits günstig gebaute Stromerzeuger zu ihrem
Betrieb verwendet werden konnten. Die äußere Form der
Lampe war ganz ähnlich der uns heute noch vertrauten
Form der Kohlefadenlampe. Sie hatte eine birnenförmire
Crlashülle, die Stromzuführung erfolgte durch zwei luft-
dicht in das Glas eingeschmolzene Platindrähte, an die
der Kohlefaden angekittet war. An Stelle von Papier ver-
wendete er sehr bald eine verkohlte Bambusfaser, die eine
dichte Kohle von gleichmäßizem Widerstand gab. Mit der
Glühlampe und der Maschine war aber das System der
elektrischen Beleuchtung, wie es Edison sich dachte, durch-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
1709
v
aus noch nicht fertig. Ältere Glühlampen hatten meist
zwei freie Drahtenden, die aus dem Glas herausragten.
durch die die Frage der Verbindung mit dem Leitungsnetz
noch nicht gelöst war. Edisons Lampe hatte sehr bald
einen Schraubsockel, der heute noch unter dem Namen
Edison-Sockel bekannt ist. Zu ihm gehört als entsprechen-
des Installationselement die Fassung. Die Frage der In-
stallation der Glühlampe war überhaupt von Grund aus
zu lösen, wenn, wie es Edison vorschwebte, die Lampe von
Laien ausgewechselt werden sollte. ohne daß das elek-
trische System durch Brennen oder Nichtbrennen von
Lampen beeinflußt wurde. Die Ausführung dieses Teiles
seines Planes wurde in ganz hervorragender Weise unter-
stützt durch einen Mann, der sich um die deutsche Elektro-
technik große Verdienste erworben hat. Sigmund
Bergmann hatte in Amerika in Edisons Laboratorium
gearbeitet. Als Edison Newark verließ, hatten sich die
beiden getrennt. Bergmann hatte in New York eine eigene
Fabrik aufgemacht. Edison übertrug ihm später die Her-
stellung des ersten verkaufsfertigen Modells des Phono-
graphen. Auch bei der Einführung der Glühlampe arbei-
teten beide Männer eng zusammen. Edison war Teilhaber
der Bergmannschen Firma. Die Firma beschäftigte sich
mit der Ausbildung des gesamten Installationsmaterials
für die neue Glühlampe. Sockel und Fassung wurden schon
erwähnt. Es wurden die Schalter entwickelt, von denen
es sehr bald Hahnschalter. Druckknopf- und Hebelschalter
gab. Die Isolierung der Drähte wurde durchgebildet. Die
Anfänge des Beremann-Rohres gehen auf jene Zeit zurück.
Als weiteres wichtiges Element wurden die Sicherungen
entwickelt. Dadurch wurde die Brandgefahr stark ver-
rinzert, die bei den damaligen Anlagen für Bogenlampen
nicht unerheblich war. Endlich mußten passende Arma-
turen und Beleuchtuneskörper gebaut werden, von denen
es schr bald eine große Zahl von Modellen gab. So ent-
stand durch die Anregung Edisons und den praktischen
Blick Bergmanns in weniger als vier Jahren ein geschlos-
senes Installationssystem, das die Verwendung der Glüh-
lampe unter den verschiedenartigsten Verhältnissen ge-
stattete. Es wurde ergänzt durch die Erfindung eines elek-
trolytischen Stromzählers durch Edison.
Edisons Energie in dem Ausbau seiner Erfindung war
cbenso groß wie sein Glaube an die Bedeutung derselber.
Durch Inanspruchnahme der Zeiturgen sorgte er sehr leb
haft für das Bekanntwerden seiner Lampe. Da er wirk-
lich alles vorausgesehen und vorbereitet hatte, was für
ihre Entwicklung notwendig war, sn fand er auch sehr bald
die Geldgeber, die die technische Verwertung der Erfin-
dung übernahmen. Nicht nur technisch ist die Erfindung
der Edison-Lampe außergewöhnlich schnell gefördert wor-
den, auch wirtschaftlich ist sie unerhört rasch in alle
Länder der Erde gedrungen. 1880 stellte Edison die erste
Lampe fabrikmäßig in einer von ihm gegründeten Gesell-
schaft her. Sein erster Auftrag war die Beleuchtung des
Dampfers „Columbia“, der am 2.V.1880 zum erstenmal
elektrisch beleuchtet wurde. Der leitende Ingenieur be-
richtete, daß die ersten Lampen mit den erwähnten Leucht-
körpern aus Papier recht schlecht waren, daß aber die
bald darauf gelieferten Lampen mit Leuclitkörpern aus
Bambusfasern. zu denen Edison übergegangen war, gute
Ergebnisse geliefert hätten. Die erste Zentrale, die er in
New York erbaute, kam am 4. IX. 1882 in Betrieb. Sie um-
faßte 85 Häuser mit 2300 Lampen, die zwei Jahre später
auf 500 Häuser mit 11000 Lampen ausgebaut wurde. Zu
dieser Zeit brannten in Amerika 307 Anlagen mit 59 000
Lampen. Abgeschen davon baute Bergmanns Gesellschaft
viele Anlagen für alle möglichen Zwecke, u. zw. nicht
nur in Amerika, sondern auch in England und auf dem
Kontinent. Auf dem Kontinent waren Edison-Lampen zum
ersten Male auf der Pariser Weltausstellung 1881 erschie-
nen, wo sie das Interesse aller europäischen Elektrotech-
niker erweckten, jedoch noch sehr verschieden beurteilt
wurden. Dort sah auch EmilRathenau die Lampen, er-
kannte sofort ihre Bedeutung und trat in Beziehungen zu
dem Inhaber der amerikanischen Edison-Patente. 1882 ließ
er eine Probebeleuchtung in der Wilhelmstraße ausführen.
1883 fand die Gründung der Deutschen Edison-Gesellschaft
statt, aus der, wie bekannt, die AEG hervorging. Haupt-
arbeitszebiet der Deutschen Edison-Gesellschaft war in den
ersten Jahren die Herstellung von Glühlampen und die
Einrichtung vollständiger Beleuchtungsanlagen nach Edi-
son. Normale Anlagen zu jener Zeit waren solche von 2,
5, 8, 18 und 32 PN; letztere konnten 255 Lampen zu 16 Ker-
zen aufnehmen. Werner von Siemens erhielt die ersten
Nachrichten über die Glühlampe nicht von Edison sondern
über England von Swan. Eigene Versuche, Glühlampen
herzustellen, führten nicht zu dem gewünschten Erfolg,
so daß, als Siemens & Halske 1883 die Fabrikation von
Glühlampen aufnahm, auch diese unter Edison-Patenten
hergestellt wurden.
1710
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21. November 1929
Ähnlich rasch ist die Entwicklung in anderen Liin-
dern gewesen. Von der Aufregung, die damals die celek-
trische Beleuchtung, u.zw. sowohl die Bogenlampe wie
die Glühlampe. in den Kreisen der Elektrotechnik und
der Finanzwelt hervorrief, kann man sich heute schwer
mehr einen Begriff machen. IIunderte von Erfindungen
und Verbesserungen tauchten auf, mußten geprüft, einge-
führt oder verworfen werden. Ihre patentrechtliche Be-
deutung mußte geklärt werden: schließlich wollte die
Finanzwelt wissen, ob sie der Erfindung Geld anvertrauen
könnte. Werner von Siemens spricht 1878 in einem Briefe
an Prof. Schellen in Köln von einem walırhaft entsetzlichen
elektrischen Beleuchtungszetümmel. Im Mittelpunkt der
zanzen Bewegung stand der Name Edisons: mehr und mehr
wurde klar, daß der Weg, den er sich für die Entwicklung
vorgenommen, der richtige war. Die Bedeutung seiner
Erfindung kann nicht treffender charakterisiert werden,
als durch das Urteil der beiden Männer, die schon erwähnt
worden sind und die in ganz besonderem Maße mit der
Entwicklung verflochten waren. Walter Rathenau
urteilt schon 1881: „Trotz beachtenswerter Resultate,
welche mit elektrischem Bogenlicht bisher erzielt wurden,
tritt die Unzulänglichkeit des letzteren für Zwecke des
häuslichen und gewerblichen Lebens sowie die Notwendig-
keit immer mehr hervor, das elektrische Licht mit Eigen-
schaften auszustatten. welche alle Vorteile der vorhande-
ren Beleuchtungsarten aufwieren und die mit letzteren
verbundenen Nachteile beseitigen. mit anderen Worten:
Elektrisches Licht muß annähernd Form und Verwen-
dungsweise des Gaslichtes — als der bisher vorteilhafte-
sten Beleuchtungsart — annehmen.
Dieser Bedingung konnte das Boeenlicht nieht ent-
sprechen, weil es an Mitteln fehlt, die intensiven Licht-
quellen durch Teilung jeder Verwendungsweise anzupas-
sen, weil ferner Gefahren mit den hochgespannten Strömen
verbunden und die zur Erzeugung der letzteren dienenden
Apparate wegen komplizierter Mechanismen häufigen Stö-
rungen ausgesetzt waren. Unter solchen Umständen muß
Edisons System, welches alle Vorzüge vorhandener Be-
leuchtunegen in potenziertem Maße besitzt und frei von den
ienen anhaftenden Fehlern und Mängeln uns entgegentritt,
als epochemachendes Ereignis betrachtet werden.
Um der Glühlampe die alleemeine Verbreitung zu
verschaffen. zu welcher sie entschieden berufen ist. rich-
tete Edison sein nächstes Ziel auf Anlage von Zentral-
stellen zur Erzeugung des elektrischen Stromes und auf
Konstruktion der Leitungen zur Verteilung desselben an
die einzelnen Lampengruppen. Auch in diesem Teil der
vlänzend gelösten Aufgabe schmiegte er sich gebräuch-
lichen Einrichtungen der Gasbeleuchtung innig an. wie
beispielsweise die Apparate zur Messung der verbrauchten
llektrizitätsmengen erkennen lassen. die nach Art von
(rasuhren konstruiert sind.“ — Und Werner von Siemens
schreibt in einem Briefe aus dem Jahre 1886 — nachdem
er in demselben Briefe auseinandergesetzt hat. daß sein
Urteil sich erst allmählich gebildet habe —: „Edison hat
durch neue Ililfsmittel und richtige Kombination einen
bis dahin nicht vorhandenen technisch verwertbaren
Gegenstand — die Edison-Glühlampe — geschaffen. Die
Erfindungsgedanken, welche ihn leiteten, sind:
1. Die Herstellung der notwendigen dünnen und dabei
hinlänglich festen Kohlefäden durch organisch hoch-
erhitzte Faser.
2. Der vollkommen hermetische Finschluß derselben.
3. Das möglichst absolute Vacuum zur Beseitigung der
Verstäubung.
Diese allein zum Ziele führende Kombination exi-
stierte vor Edison nicht. Es würde also unrecht sein, ihn
nicht im Besitze seines Patentrechtes zu schützen. Mögen
daher die Einzelheiten der Erfindung schon teilweise oder
auch ganz bekannt gewesen sein, die praktisch brauchbare
Edison-Lampe ist durch ihn zuerst in die Welt gekommen,
ist also seine Erfindung.”
Edison ist heute 82 Jahre alt.. In Anerkennung seiner
Verdienste um die Entwicklung der elektrischen Beleuch-
tung hat der Elektrotechnische Verein ihn schon vor lan-
sen Jahren zu seinem Ehrenmitglied ernannt. Es ist be-
kannt, daß die weitere Entwicklung der Glühlampenbe-
leuchtung noch einmal einen Aufenthalt erfahren hat da-
durch, daß das Leuchtgas als Gaselühlicht etwa um die
Jahrhundertwende noch einmal in Konkurrenz mit ihr
trat. Der Ersatz des verhältnismäßig viel Strom verbrau-
chenden Kohlefadens durch wirkunesvollere Leuchtkörper
hat dann diese Konkurrenz wieder beseitigt. In den letz-
ten 25 Jahren hat über die Nernstlampe, die Tantallampe,
die Ösmiumlampe und endlich die Wolframlampe die Glüh-
lampenbeleuchtung die beherrschende Stellung erworben.
Glanzvoll in der Menge, zweckmäßig in der Anwendung
und billig erstrahlt heute das elektrische Licht überall,
wo cs gilt, das Tageslicht zu ersetzen. Jeder Wunsch
einer besonderen Beleuchtung kann heute spielend erfüllt
werden. Goldenes Jubiläum des Lichtes nennen die Ame-
rikaner die Zeit, in der sie diesen Siegeszug der elektri-
schen Beleuchtung feiern. In den Mittelpunkt des Er-
innerus stellen sie stolz ihren Mitbürger und Erfinder
dison, aus dessen Händen vor 50 Jahren die Edison-
Lampe hervorging. Auch wir haben alle Veranlassung,
uns dankbar dieser Zeit und des Mannes zu erinnern, der
durch seinen technischen Weitblick diesen Siegeszug
eingeleitet hat. Unbestritten erstrahlt der Ruhm Edisons
als des Mannes, der den ncuen Weg eröffnet hat, des
Mannes, der durch scine Erfindung Tausenden und Tau-
senden von Menschen Arbeit gegeben und die Schaffung
wirtschaftlicher Werte von ungeheurem Umfang einge-
leitet hat. |
Vorsitzender: In Ihrer aller Namen danke ich Herrn
Dr. Finckh herzlich für seine ausgezeichneten Worte.
Ihr reger Beifall hat gezeigt, daß er Ihnen aus dem Her-
zen gesprochen hat. Die Festlichkeiten zu Ehren Edisons
in Amerika haben, wie Sie bereits hörten, gestern ihren
Höhepunkt erreicht. Ich habe aus diesem Anlaß am
20. Oktober folgendes Telegramm an Edison abzesandt:
„Anläßlich des Glühlampenjubiläums sendet der
Elektrotechnische Verein seinem hochverehrten Ehren-
mitgliede die herzlichsten Glückwünsche. Der Verein
wird gemeinsam mit befreundeten Gesellschaften in
einer besonders feierlichen Sitzung am 2%. Oktober
der unvergänglichen Verdienste seines Ehrenmitglieds
um die Entwicklung der Glühlampentechnik geden-
en.
Ich darf hoffen, daß die Gefühle, die aus diesem Tele-
gramm sprechen, von Ihnen allen geteilt werden.
(T,ebhafte Zustimmung.)
Wir kommen nun zum dritten Gegenstand der Tages-
ordnung, zu dem Vortrag des Herrn Professor Dr. Pi-
rani über: „Fortschritte und Entwicklunsesmörlichkeiten
auf dem Gebiete der Leuchtröhren.“ — Ich erteile Herrn
Professor Dr. Pirani das Wort.
Der von interessanten Versuchen begleitete Vortrag
löst lebhaften Beifall aus.
Vorsitzender: Meine Damen und Herren! Es bleibt
mir noch die angenehme Pflicht, Herrn Professor Dr.
Pirani für seinen außerordentlich interessanten und
lichtvollen Vortrag unseren herzlichsten Dank Auszuspre-
chen. Sie haben es bereits getan durch den lebhaften Bei-
fall, den Sie ihm gespendet haben.
Neuanmeldungen zum Elektrotechnischen Verein e. V.
j | Falkenhain
r Elisabeth. Dr. phil.. Bln.-Charlottenburg
Borries, Bodo, Dipl.-Ing., Blin.-Charlottenburg
Illenberger, Justin. Dipl.-Ing.. Bin.-Charlottenburg
Karl. Oberpostrat, Bin.-Steglitz
ardt, Fritz. Ingenieur, Berlin
n, Karl. Telegrapheninspektor, Bin.-Tempelhot
. Werner. Dipl.-Ing.. Bin.-Siemensstadt
cht, Willy, Ingenieur, Bin.-Charlottenburg
a. K., Elestroine., Berlin
wskv, Herbert, Ingenieur, Bin.-Treptow
er, Johannes, Konstrukteur, Berlin
lwin, Ingenieur, Bin.-Karlshorst
‚ Georg. Ingenieur. Bin.-Tegel
‚ Kurt, Techniker, Berlin
ne, Fischel, Dipl.-Ing.. Berlin
r, Hans, Dipl.-Ing., Bin.-Charlottenburg
pack. Hans, Dipl.-Ing., Berlin
h, Wilhelm, Ingenieur. Wien-Gesthof
ın. Fritz, Dipl.-Ing., Bin.-Oberschöneweide
Alfred, Postrat, Dr., Bin.-Steglitz
Heinrich, Dipl.-Ing., Zeuthen í. d. Mark
Imann, Harry. Elektroing.. Berlin
er, Hanns-Joachim. Dipl.-Ing., Bin.-Charlottenburg
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Elektrotechnischer Verein e.V.
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B1 Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
Kommission für Bahnwesen.
Die Kommission veröffentlicht nachstehend folzende
von der Normgruppe „Bahnen“ des Zentralverbandes der
deutschen elektrotechnischen Industrie aufgestellte Norm-
blattentwürfe:
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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47
21. November 1929
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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
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1712
21. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
1713
Noch nicht endgültig
Elektrische Bahnen
Einpolige elektrische Bremskupplung
Rosetten
DIN
Entwurf 1
Eiektrotechnik | VDE 3194
Form A
für den Kabelans:hluß
Bezeichnung:
Rosette A VDE 3194
Form B
für die Verbindungstasche
Bezeichnung:
Rosette B VDE 3194!
Form C
für die Blindtasche
Bezeichnung:
Rosette C VDE 3194
Ausführung: bearbeitet
Werkstoff: Hartholz in
Leinöl gekocht
Verband Deutscher Elektrotechniker E.V.
November 1929 "band Deutscher Verkehrsverwaltungen E.V.
DIN VDE 31%, Elektrische Bahnen, einpolige elektrische
Bremskupplung, Klaue.
DIN VDE 3191, Elektrische Bahnen, einpolige elektrische
Br:mskupplung, Kabelanschluß.
Elektrische Bahnen, einpolige elektrische
Bremskupplung, Verbindungstasche.
Elektrische Bahnen, einpolige elektrische
Bremskupplung, Blindtasche.
Elektrische Bahnen, einpolige elektrische
Bremskupplung, Rosetten.
Einsprüche gegen diese Entwürfe sind in doppelter Aus-
fertigung bis zum 30. Dezember 1929 an die (seschäftstelle
des VDE zu richten.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
DIN VDE 3192,
DIN VDE 3193,
DIN VDE 3194,
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechn. Gesellschaft Hannover. 26. XI. 1929,
abds. 8 h, Hörsaal 42 der T. H.: Lichtbildervortrag Dipl.-Ing.
Blänsdorf „Zunahme der Leistungen, Drücke, Tempera-
turen und Spannungen der Dampfturbosätze“.
Elektrotechn. Verein Leipzig. 26. XI. 1929, abds. 8h,
Hotel Sachsenhof: Lichtbildervortrag Dir. Gruber, „Das
Problem der Energieaufspeicherung in der Elektrizitäts-
wirtschaft.“
Pomm. Elektrotechn. Verein, Stettin. 22. XI. 1929,
abds. 8% h, Konzerthaus: Vortrag Dir. Probst, „Die
Schalteinrichtungen des 600 000 kW-Großkraftwerks Buenos-
Aires im Vergleich mit den Großkraftwerken Deutschlands,
Englands ‚-Frankreichs und Nordamerikas“.
Württ. Elektrotechn. Verein, Stuttgart. 24. XI. 1929,
vorm. 11h, Stuttgarter Planetarium: Sonderveranstaltung,
u.a. Vorführung des Foucaultschen Pendelversuchs.
Röntgen-Vereinigung und Ärztlicher Verein für Strah-
lenkunde, Berlin. 28. XI. 1929, abds. 8 h, Hörsaal des Inst.
f. Strahlenforschung, Berlin, Luisenplatz 7: a) Vortrag
Schneider, „Die biologische u. physikal. Dosierung in
ihrer prakt. Bedeut. für die Röntgentherapie“. b) Vortrag
Feus, „Demonstration von Thoraxbildern bei Lymphogra-
nulomatose“. c) Vortrag H. Behnken, „Dosimetrische
Untersuch. über Röntgenstrahlenschutz u. Strahlenschutz-
röhren“.
Physikalische Gesellschaft zu Berlin. 22. XI. 1929,
nachm. 5% h, gr. Hörsaal des Physikal. Inst. d. Universität,
Reichstagsufer 7—8: a) Vortrag P. Pringsheim, „Über
den Einfluß von Fremdgasen auf die Absorption der Resonanz-
linie in Quecksilberdampf“. b) Vortrag F. Simon, „Be-
schreibung einer Anlage zur Erzeugung sehr tiefer Tempe-
raturen. Die spezifischen Wärmen der Wasserstoffmodifika-
tionen im festen Zustande von 2° abs. aufwärts.“
Hannoversche Hochschulgemeinschaft. 29. u. 30. XT.
1929: 11. Hannoverscher Hochschultag. U. a. 30. XT. 1929,
nachm. 4h, Hörsaal 151 der T.H.: Vortragsfolge: „Die
deutsche Elektrowirtschaft“. a) Prof. G. Dettmar, „Die
Elektrizitätsversorgung Deutschlands“. b) Generaldir. M.
Krone, „Die Elektrizitätsverteilung“. c) Generaldir. A.
Bannwarth, „Bau neuzeitl. Großkraftwerke“.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Ein neuer Weg zur Begrenzung hoher Kurzschlußströme.
Die Darlegungen von Dr.-Ing. KÜPPERS (ETZ 1929,
S. 674) über die Begrenzung von Kurzschlußströmen durch
Wirkwiderstände, die ihren Widerstandswert stark mit der
Temperatur steigern, kommen zu dem Ergebnis, daß der-
artige Widerstände gegenüber Drosselspulen nur den ein-
zigen, im allgemeinen aber vollständige bedeutungslosen
Nachteil etwas höherer Verluste bei Nennbetrieb hätten.
Diese Behauptung scheint mir einen wichtigen Gesichts-
punkt zu tibersehen.
Die Drosselspule gestettet, für einen durch die zulässige
Kurzschlußstromstärke gegebenen Widerstandswert die zu-
lässige Einschaltdauer in weiten Grenzen durch Änderung
des Kupferauerschnitts willkürlich zu wählen. Bei dem
temperaturabhängigen Widerstand besteht diese Freiheit
nicht, die zulässige Kurzschlußstromstärke bedingt viel-
mehr die zulässire Einschaltdauer. Dies begrenzt die Ver-
wendbarkeit solcher Widerstände in gewissem Umfange.
Will man z. B. in einem größeren Verteilungsnetz die
Kurzschlußstromstärken in üblicher Weise durch Einbau
solcher Widerstände in die Speiseleitungen begrenzen, so
muß man damit rechnen, daß die Ölschalter etwa bei den
Anschlüssen der Stromabnehmer mit unverzögerter Aus-
lösung versehen sind, daß aber von dort aus bis zum Speise-
leitungschalter unter Umständen mehrere Ölschalter hinter-
einanderliegen, deren Auslösezeiten zur Erzielung selck-
tiver Abschaltung gestaffelt sind. Es ergibt sich dann
ohne weiteres für den Speiseleitungschalter eine Auslöse-
verzögerung, die zehnmal so groß, wenn nicht größer sein
kann als bei dem unverzögert auslösenden Schalter. Der
Widerstand muß nun so bemessen werden, daß er in der
Eigenzeit von beispielsweise 0,3 s des unverzögert aus-
lösenden Schalters eine Temperatur erreicht, die den Kurz-
schlußstrom auf den für diesen Schalter zulässigen Wert
herabsetzt. Nach den Mitteilungen von Dr.-Ing. KÜPPERS
kommt dafür eine Temperatur in der Gegend von 800 °
in Betracht. Tritt nun em Kurzschluß in der Speiseleitunz
auf, deren Ölschalter mit einer Verzögerung von beispiels-
weise 3 s ausgelöst wird, so würde der Widerstand diese
Belastung von zehnfacher Dauer zweifellos nicht vertra-
gen und schmelzen.
Ähnliche Schwierigkeiten ergeben sich, wenn man mit
der Möglichkeit rechnen muß, daß mehrmals kurz hinter-
einander auf einen Kurzschluß geschaltet wird.
Diese enge Verknüpfung von zulässiger Kurzschluß-
stromstärke und Einschaltdauer, die nur einen geringen
Spielraum gewährt, muß bei der Anwendung des neuen
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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47
21. November 1929
Sehutzmittels, das im übrigen zweifellos sehr wertvoll nne
vielseitig anwendbar sein dürfte, stets im Auge behalten
werden.
Mannheim, 10. V. 1929. Dipl.-Ing. A. Groß:
Erwiderung.
Die Behauptung des ern Dipl.-Ing. GROSS, daß bei
dem temperaturabhänrizen Widerstand die zulässire Kurz-
schlußstromstärke die zulässige Einschaltdauer bedinge,
ist in dieser Form nicht zanz zutreffend. Auch der tempe-
raturabhänzize Widerstand gestattet durch Änderung des
Querschnittes eine sehr weitgehende Beeinflussung der
zulässigen Einschaltdauer. Allerdings steht letztere in
einem bestimmten Verhältnis zu der für die Erreichung
der Schutzwirkungz erforderlichen Mindestzeit, die ihrer-
seits wieder durch die Auslösezeit der zu schützenden
Schalter bedingt ist.
Auf S. 677 habe ich schon nachgewiesen. daß die
Schutzwirkunz ohne weiteres innerhalb einer Zeit erreich-
bar ist. die nur etwa den zehnten Teil derienizen ausmacht,
die dem Widerstand ohne Gefahr des VDurchbrennens zù-
wemutet werden kann. Das entspricht also schon den Er-
fordernissen des von Herrn GROSS anreführten Beispieles.
Darüber hinaus besteht aber noch die Möglichkeit, durch
Änderung des normalen Spannunvsabfalls das Verhältnis
zwischen Sehutzwirkungzszeit und zulässirer Einschalt-
dauer sehr weitrehend zu verbessern. Es macht keine
Schwierigkeit, innerhalb wirtschaftlicher Grenzen dieses
Verhältnis auf 1:20 bis 1:25 zu steigern.
Es fragt sich nur, ob eine derartige Verlängerung der
Einschaltdauer praktisch notwendig ist. Man soll das zur
Begrenzung des Kurzschlußstromes dienende Sehutzmittel
(Drosselspule oder Widerstand) nach Möglichkeit immer
dahin legen, wo es für die zgerinzrstmörliche
Durchgangsleistung bemessen werden kann. denn
da hat es die größte Schutzwirkunz. Der Schutzwider-
stand gehört also in dem von Herrn GROSS betrachteten
Beispiel nieht in die mehrere Unterverteilunsen be-
liefernde IHauptspeiseleitunz, sondern er gehört vor
oder hinter den letzten Abzweierschalter, der die eigent-
heh zu schützenden Schalter mit Strom versorgt. Für diese
Kinbauweise lassen sieh aber Wirkungszeit und Einschalt-
dauer mit Leichtigkeit auf die erforderlichen Werte
bringen.
Daß die nenen Bezrenzungyswiderstände bei ihrer
Billigkeit gerade ihren Einbau in Abzweigekleiner
Leistung gestatten, ist m. E. ein großer Vorteil. Daß
ihr Anwendungsgebiet nicht allumfassend sondern in ge-
wisser Weise beschränkt ist, habe ich in meiner Arbeit
selbst bereits erwähnt. Diese Beschränkung habe ich
allerdings nicht, wie Herr Dipl.-Ing. GROSS wünscht, als
besonderen Nachteil gekennzeichnet.
Die von Ilerrn GROSS ferner befürchteten Schwierig-
keiten bei einem mehrmals kurz hintereinander erfolgen-
den Einschalten auf Kurzschluß sind m. E. praktisch ohne
erhebliche Bedeutung. Es ist doch wohl allzemein üblich,
daß nach einem selbsttätigen Auslösen eines Schalters bis
zum Wiedereinschalten stets eine gewisse Zeit (meistens
einige Minuten) gewartet wird. Diese Zeit genügt für
die Berrenzungswiderstände vollauf zur ausreichenden Ab-
kuühlung, da sie ja ohnehin schon eine sehr geringe Masse
bei großer Abkühlunzsoberfläche besitzen. Demgegenüber
bedarf eine Drosselspule einer viel längeren Abkühlunrs-
zeit. Sie würde also, wenn wirklich mehrmals kurz hinter-
einander auf einen Kurzschluß geschaltet wird, die für sie
gefährliche Temperaturgrenze u. U. sogar leichter er-
reiehen können, als der Eisenwiderstand. Dabei sei aber
nochmals daran erinnert, daß bei einer vorkommenden Zer-
störunz einer Drosselspule stets ein viel größerer Wert
verloren geht. als wenn die billiren und leicht ersetzbaren
Fisenbänder des Beerenzungswiderstandes durehbrennen.
Selbstverständlich will ich nicht behauptet haben, daß
die Eisenwiderstände überall und in jeder Beziehung der
Prosselspule überlegen seien. Die Drosselspule wird ihr
Feld für eroße Durcheanesleistunzgen, hohe Spannungen
und besonders lange Einschaltzeiten stets behaupten. In
vielen Fällen kann es auch durchaus zweckmäßig sein,
beide Schutzmittel wleichzeitiz anzuwenden. Is hängt
stets von den jeweilizen Betriehsverhältnissen ab. Immer-
hin ergibt sich aber für das neue Schutzmittel ein sehr
umfangreiches Anwendungsgebiet, innerhalb dessen
es gegenüber der Drosselspule wesentliche Vorteile für
sich beanspruchen kann.
Kassel-Wilhelmshöhe, 28. VI. 1929.
Ir Inc K. Küppers.
Die Stromversorgungsanlagen der Deutschen Reichspost.
Die auf S. 1254 der ETZ d.J. erwähnten Argonal-
Gleichriechter sind von unserer Firma anszeführt und ge-
liefert worden.
Berlin, 29. X. 1929.
Deutsche Telephonwerk= u. Kabelindustrie
Aktiengesellschaft.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die Bildtielerraphie. Von Dipl.-Ing. G. Fuchs.
2. erw. Aufl. Mit 37 Abb., 2 Taf. u. 144 S. in er. ba
Verlag von Georg Siemens, Berlin 1928. Preis geh. 6 RM:
geb. 7,50 RM.
Gegenüber der ersten, im Jahre 1926 erschienenen
Auflage, welche auf S. 38 der ETZ d. J. besprochen wurde,
weist die vorliegende zweite Auflage. entsprechend den
bedeutenden Fortschritten der Bildtelerraphie in den
letzten Jahren, Iörweiterungen auf, die auf diese Fort-
schritte Rücksicht nehmen. Der Abschnitt über die licht-
elektrischen Zellen und die auf der Verwendung von licht-
elektrischen Zellen beruhenden Sendemethoden ist einer
durehgreifenden Umarheitung unterzogen worden, die Ab-
tastungz im diffus reflektierten Lichte ist neu hinzugekom-
men. Die Fortschritte in der Synehronisierunz werden
in dem neu hinzuzrekommenen Absehnitte VI: bie lünrste
Entwicklung der Bildtelegraphie (1925 ... 1928) S. 139 ... 141
in sehr präxwnanter Weise charakterisiert. Es ist erfreu-
lich, daß der Verfasser die Zukunftsaufgaben der Bild-
telerraphie, im besonderen das elektrische Fernsehen. mit
der kritischen Lupe des Fachmannes, nicht mit dem vielen
Journalisten eigenen Optimismus betrachtet. Wenn auch
ein Fernsehen grober Bilder schon jetzt mit Hilfe ver-
hältnismäßig einfacher Mittel möglich ist, sind wir von
einem wirtschaftlichen Fernsehen noch sehr weit entfernt:
für ein solches Fernsehen müssen noch Probleme der Tele-
eraphentechnik gelöst werden, die mit der eizentlichen
Bildtelegraphie zunächst gar nichts zu tun haben. Ts ist
daher durchaus zu verurteilen, wenn heute schen von
manchen Zeitungschreibern der Stand der Bildtelerraphie
so hinzestellt wird, als ob wir bald im eigenen Heim
Tbeatervorstellunzen mit dem Auge folgen könnten. Es
ist viel besser, daß, wie in dem vorliegenden Buche, auf
die noch zu überwindenden Schwierigkeiten aufmerksam
gemacht und der Leser vor übertriebenen Hoffnungen ge-
warnt wird. Das Buch kann als ein Werk, das von einem
mit der Materie wohl vertrauten Fachmanne geschrieben
ist, aufs beste empfohlen werden. A. Korn.
Handbuch der physikalischen und techni-
schen Mechanik. Herause. v. Prof. Dr. F. Auer-
bach u. Prof. Dr. W. Hort. Bd. 1, Lief. 2. Mit 303 Abh.
im Text, VIII u. 388 S. in er. 8°. Verlag von J. A. Barth,
Leipzig 1928. Preis geh. 37,50 M.
Das Handbuch der physikalischen und technischen
Mechanik ist durch einen weiteren Band, und zwar L.ief. 2
des Bandes I, ergänzt worden. — M. Winkelmann
leitet diesen Band mit einer Besprechung der Prinzipien
der Mechanik ein. Ausgehend von grundsätzlichen Er-
wärungen mit historischen Ergänzungen werden die ele-
mentaren Grundsätze der Mechanik erörtert, woran sich
die allzemeinen Sätze der Systemmechanik und die Diffe-
rentialprinzipe anschließen. Neben den bekannten Sätzen
von Boltzmann, d’Alembert, Lagrange usw., die in ams-
gezeichneter Klarheit dargestellt werden, wird auf dir
moderne Auffassung der Systemmechanik, wie sie dureh
Hamel in seinem klassischen Lehrbuch, ausgehend von
Volumenelement, aufgebaut wird, eingegangen. Abge-
schlossen wird dieses erste Kapitel durch die Integral- und
Minimumprinzipe, die unter Verwendung vektorieller Dar-
stellung sehr anschaulich wirken. Nachdem hiermit ein
Überblick über das gesamte Gebiet der Mechanik gereben
ist, folet eine Behandlung der Geometrie der Massen
durch R. Skutsch, wobei allgemeine Betrachtungen
über Schwerpunkte, Momente 1. und 2. Grades dureh Bri-
spiele sehr instruktiv ergänzt werden. Es schließt sich
an die geometrische Bewerungslehre von R. Beyer,
der für die ebene und räumliche Bewegung die be-
kannten Sätze der freien und gebundenen Bewerune.
der Schiebung, Drehung, der Gesehwindiekeits- und Be-
schleunigungesverhältnisse sowie der Relativbewerune
mit zahlreichen Beispielen behandelt. In der Kinematik
der Schwingungen und Wellen wird von F. Auerbach
21. November 1929
alles Grundlegende der Theorie der Wellenbewerungen,
wie Fourierschwingungen, Lissajouschwingungen, Koppel-
schwingungen, Schwebungen, Reflexion, Brechung, Inter-
ferenz usw. eingehend erörtert. Die Zwanglaufmechanik
von R. Beyer ist aufgebaut auf grundsätzliche Bemer-
kungen über die Elementenpaare, um dann einzelne Ge-
triebearten sowie rechnerische und graphische Metho-
den zur Getriebesynthese zu besprechen. In einem weite-
ren Abschnitt, Allgemeine und graphische Statik, geht
H. Reißner von prinzipiellen Betrachtungen über
Kraftbegriff und Kraftarten aus und behandelt dann Kraft-
systeme am starren Körper unter den verschiedensten Ge-
sichtspunkten. Abgerundet wird dieser Abschnitt durch
Ausführungen über das Gleichgewicht unter Heranzichung
des Prinzips der virtuellen Verrückungen. Den Abschluß
dieser Lieferung bildet ein Kapitel über Statik und Kine-
matik der einfachen Maschinen von P. Stephan, der zu-
nächst ganz einfache Dinge, wie schiefe Ebene, Keil usw.,
betrachtet und dann diese Fragen ergänzt durch Bespre-
ehung verschiedener Hebel, Zahnräder und komplizierter
Getriebe.
Die Durchsicht dieses neuen Bandes des großen Ge-
samtwerkes erweckt den Eindruck, daß hier in bezug auf
erundlezende mechanische Betrachtungen etwas sehr Wert-
voiles geschaffen worden ist, was nicht nur im Rahmen
des Handbuches. sondern auch allgemeine Bedeutung hat.
Kine reichliche Firurenbeilage, vielfache fruchtbare Ver-
wendung der Vektorenreehnung, ausführliche Literatur-
verzeichnisse tragen dazu bei, dem Leser eine gute Ein-
führung und Einarbeitung in die Probleme zu vermitteln.
Es ist zu wünschen, daß der praktische Ingenieur, dem
wegen Seiner beschränkten Zeit einerseits Spezialwerke
durch ihre große Ausführlichkeit zu unbequem sind, und
dem anderseits die Taschenbücher zu wenig geben, zu
diesem Handbuch greifen wird; er wird nicht enttäuscht
sein. V.Blaeß.
Wirtschaftlich Konstruieren. Von C. Gen-
sel. Mit 43 Abb., VIII u. 100 S. in 8°. Verlag Friedr.
Vieweg & Sohn A.-G., Braunschweig 1929. Preis geb.
350 RM, geb. 4,75 RM.
Das Buch wendet sich in erster Linie an die Konstruk-
teure, die heute mehr denn je wirtschaftlich denken und
konstruieren müssen, damit man ihr Werk leicht und billig
fertigen kann, sodann aber auch an die Abnehmer, die sich
gut und billig versorgen wollen.
Das Buch hat 3 Hauptabschnitte. Abschnitt I „Allge-
meines” bringt die Begriffe der Wirtschaftlichkeit von
Konstruktionen und weist auf die Vorteile guter prak-
tıischer Erfahrungen der Konstrukteure hin, die sich im
Einzelbau, in der Reihen- und Fließfertigunz auswirken.
In ihm sind ferner Ersparnisse aufgeführt, die sich dureh
den Einkauf geeigneter Werkstoffe und die Verwendung
vorhandener Modelle erzielen lassen. Er gliedert die Wirt-
schaftlichkeit in a) eine Wirtschaftlichkeit vom Stand-
punkte des Erzeugers und b) in eine solche vom Stand-
punkte des Abnehmers, denen beiden der Konstrukteur ge-
recht werden muß. Abschnitt II beleuchtet unter Wirt-
sehaftlichkeit vom Standpunkte des Erzeugers die wirt-
sehaftliche Formgebung von Guß-, Stahlzuß-, Schmiede-
und Preßteilen, ferner die Werkstoff- und Bearbeitungs-
kosten, den Zusammenbau, den Werkzeug- und Vorrich-
tunzsbau, die Werks- und DINormen und schließlich die
Wirtschaftlichkeit, die sich durch schnelle Lieferung er-
zielen läßt. Abschnitt III behandelt unter Wirtschaftlich-
keit vom Standpunkte des Abnehmers die Betriebskosten
und hier u.a. Kraftersparnis, Wirkungsgrad, Bedienung,
Instandsetzung, Zuverlässigkeit, Zusammenbau, ferner
unter Lebensdauer einer Konstruktion statische und
dynamische Kräfte, Abnutzung, richtige Bemessung usw.
und schließlich die Lieferzeit sowie die den Käufer stark
angehende Erhöhung der Fabrikationsgeschwindigkeit
durch die Neukonstruktion.
Das Buch bringt in gedrängter Form, mit vielen Bei-
spielen belegt, eine Fülle von Anregungen für den Kon-
strukteur; aber auch für den Abnehmer, sei er Ingenienr
oder Kaufmann, enthält es wertvolle Finzerzeize und wird
die Abnehmer abhalten, übertriebene Forderungen zu
stellen, die dem Konstrukteur häufig größere Schwierig-
keiten machen als die Vorteile, durch das Bestehen auf
dem eigenen Willen. ausmachen. Jeder Konstrukteur und
jeder Einkäufer sollte das Buch lesen.
Wilhelm Probst.
Kraftwerksbauten. Heraus. v. d. Siemens-
Schuckertwerke AG. Mit zahlr. Abb. VI u.
101 S. in 4°. VDI-Verlag, G. m. b. H., Berlin 1928. Preis
geb. 5 RM.
Unter diesem Titel hat die Abteilung Zentralstationen
Jer Siemens-Schuckertwerke eine Sammlung neuerer Kraft-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 47
1716
und Umspannwerke herausgegeben, wohl vornehmlich um
die Architektur zu zeigen, da Schnitt- und Dispositions-
zeichnungen, durch die das Werk auch dem projektieren-
den Ingenieur Nutzen brächte, fast gänzlieh fehlen und die
wenigen, die wiedergegeben worden sind, zu klein sind.
Deshalb ist es bedauerlich, daß der Name der Arehitek-
ten nirgends mitgeteilt worden ist. Das Buch zeigt sehr
deutlich, daß es schlechterdings unmöglich ist, bei der
Lösung architektonischer Aufgaben die künstlerische
Seite unberücksichtirt zu lassen, dureh irgendein Ilinter-
türchen schleicht sich die Kunst doch ein, wie z.B. der
Blick auf den Zwischenhof des Kraftwerks Leverkusen
(S. 18) beweist, dessen Stützpfeilerreihen in zweifellos
ungzewollter aber durchaus erfreulicher Weise an die
Stützpfeiler gotischer Kirchen erinnern. oder die An-
sicht des Schornsteinsockels auf S. 41. Man sollte dann
aber die künstlerischen Probleme bewußt als solche an-
fassen. Die Ausstattung und Wiedergabe der Abbildungen
ist mustergültie. Hamm.
Die Elektrizitätswirtschaft der Freien
Stadt Danzig. Vortrag gehalten von Prof. Dr. W.
Windel in der Aula d. T. H. Danzig am 4. XII. 1928.
Mit 28 Abb., 7 Tab. u. 47 S. in 8%. Bezug durch das
Städtische Betriebsamt Danzig.
Schon seit langer Zeit ist ein heftiger Streit darüber
entbrannt, ob es technisch und vor allem wirtschaftlich
richtig war, die Wasserkräfte der Radaune zum Zweck
der Elektrizitätsgewinnung durch die Freie Stadt Danzig
auszubauen. Der Verfasser nimmt in der vorliegenden
Schrift, die im wesentlichen eine Wiedergabe seines auf
Veranlassung des Städtischen Betriebsamtes Danzig am
4. XII. 1928 gehaltenen Vortrages in der T.H. Danzig
darstellt, zu dieser Frage Stellung. Er stützt sich dabei
auf die Geschäftsberichte des Betriebsamtes vom 1. IV.
1924 bis 31. III. 1928 und kommt auf Grund einer länge-
ren Kostenanalvse zu dem Ergebnis, daß trotz der hohen
Anlazekosten für die beiden Wasserkraftwerke Bölkau
und Lappin der Wasserkraftstrom im Jahre 1927 wesent-
lich billiger als der Strom vom alten Dampfkraftwerk er-
zeugt werden konnte Zu diesem günstigen Ergebnis
kommt der Verfasser dadurch, daß er sowohl über die
Verteilung der Unkosten auf die Dampf- und Wasserkraft
nals auch über die Höhe der Zins- und Abschreibungsätze
Annahmen macht, die für die speziellen Verhältnisse in
Danzig vielleicht zutreffen mögen, die aber im allgeemei-
nen, wie er auch hervorhebt, unzulässig sind. Außerdem
ergibt der Rechnungsgang, daß das günstige Ergebnis für
die Wasserkraft durch die höhere Benutzungsdauer der
Wassererundkraft im Gegensatz zu der niedrigeren der
Dampfspitzenkräaft erzielt wird. Eine Kostenuntersuchune
für ein Dampfkraftwerk bei gleicher Benutzungsdauer
wie das Wasserkraftwerk würde besseren Aufschluß über
die wirtschaftliche Berechtigung des Ausbaues der Ra-
daune-Wasserkräfte gegeben haben. Von dieser Inter-
suchung hat der Verfasser jedoch Abstand genommen, da
er sich, wie er ausdrücklich betont, nur auf den Boden
der gegebenen Tatsachen stellen und den Nachweis er-
bringen wollte, daß Danzig mit den nun einmal vorhan-
denen Anlagen ein zufriedenstellendes, wirtschaftliches
Ergebnis erzielen kann.
An Hand von ausführlichem Zahlenmaterial unter-
sucht der Verfasser ferner, unter welchen Bedingungen
bei Zunahme der Belastung der Strombezuz vom Östpreu-
Benwerk für Danzig zu empfehlen ist, warum der gegen-
wärtie nur für größere Abnehmer eingeführte Grundee-
bührentarif auch auf die kleinen Abnehmer auszudehnen
ist, welche Vorteile von dieser Maßnahme zu erwarten
sind und wie die Einschränkung des Kohlenverbraurchs
durch stärkste Heranziehung der Wasserkraft den Frei-
staat Danzig vom Ausland unabhängig macht. Gerade das
in den Tabellen gegebene Zahlenmaterial macht diese
Abhandlung lesenswert für alle diejenigen, die sich für
den Ausbau der Wasserkräfte im norddeutschen Tieflanıd
im allgemeinen und im besonderen für die Verhältnisse in
Danzig interessieren.
Die Abhandlung kann außerdem als Musterbeispiel
dafür empfohlen werden, wie Wirtschaftlichkeitsunter-
suchungen für kleine oder mittlere Elektrizitätsunter-
nehmen rasch und zweckmäßig durchzuführen sind.
Dr. E. Krohne.
1716
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 47
21. November 1929
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Maßnahmen zur Verringerung des Kupferverbrauchs
in der russischen Elektroindustrie. — Das Bestreben der
Industrie in Sowjetrußland, mit heimischen Rohstoffen aus-
zukommen und möglichst wenig aus dem Ausland zu be-
ziehen, hat auch die elektrotechnische Industrie veranlaßt,
Mittel und Wege zu suchen, um den Kupferverbrauch
zu verringern und das rote Metall durch Aluminium,
Eisen u. dgl. zu ersetzen. Im Jahr 1927/28 betrug der Kupfer-
verbrauch in Rußland 50 370t, wovon auf die elektrotech-
nische Industrie 24 500t oder 49% entfielen; im laufenden
Jahr dürfte dieser Bedarf 27 400 t ausmachen. Für Luft- und
innere Leitungen dienen davon 72%, für die übrigen elektro-
technischen Zwecke 28%. Außerdem wird die Herstellung
von Messing und sonstigen Legierungen in diesem Jahr
3800 t erfordern.
Um nun an Kupfer zu sparen, will man die bis jetzt
höchste Niederspannung von 220 V durch 380 V ersetzen,
für Fernleitungen statt 2..3kV Netze mit 6kV und statt
35 kV, wo es nur angeht, 60 kV verwenden. Diese Maß-
nahme allein läßt im Betriebsjahr 1928/29 eine Ersparnis
an Kupfer von 20... 25 % erwarten. Leitungen mit schwacher
Belastung, deren Querschnitt aus Festigkeitsrücksichten
6..10 mm? nicht unterschreitet, sollen durch eiserne Lei-
tungen ersetzt werden. was eine Ersparnis von rd. 100 t
elektrolytischen Kupfers im Jahr ergibt. Da die tatsächliche
Leitungsfähigkeit der Kupferleitungen und Kabel nın 2..3%
höher ist als die nominelle, können ihre geometrischen Ab-
ımessungen um diesen Betrag vermindert werden. Dies er-
gibt eine Ersparnis von 400... 600t im Jahr. Durch die Zu-
lassung der Erzeugung von Leitungen nicht standardisierter
Querschnitte aus demselben Halbfabrikat, wenn z.B. nach
der Berechnung 60 mm? statt des standardisierten Quer-
schnitts von 70 mm? genügen, könnten wieder 5..10%
Kupfer erspart werden. Wo es nur möglich ist, soll ein um
10% größerer Spannungsabfall im Netz gegenüber dem be-
rechneten gestattet werden, was einer Kupferersparnis von
10°, gleichkommt. Nach vorgenonmener Berechnung be-
trägt der Wert des Energieverlustes kaum 10% der Kosten
des ersparten Kupfers. Ferner ist der Ersatz des Kupfers
durch Aluminium, zunächst für Fernleitungen mit großen
Querschnitten, vorgesehen, ein bereits gelöstes, für Rußland
jedoch sehr wichtiges Probleni, da es dadurch 50 % an aus-
ländischer Valuta und etwa 20...25% der Kosten für Lei-
tungen ersparen kann. Von der Fabrik „Dynamo“ in Moskau
werden bereits Mannlochdeckel, Deckel für Ölschalter, Bür-
stenhalter, Ventilatoren usw., die bis jetzt aus Aluminium,
Kupfer, Bronze und Messing hergestellt wurden, aus Fisen
und Stahl gefertigt. und die Fabrik „Elektroapparat“ erzeugt
die schweren, aus Messing gegossenen Deckel für Ölschalter
nunmehr aus Gußeisen.
Auf dem Gebiet des Installationsmaterials wird in vielen
Fällen Messingblech durch verzinktes Eisenblech ersetzt.
Auch bei der Herstellung von geschlossenen Marineapparaten
verzichtet man auf Messing, was eine Ersparnis von 50... 60 t
Kupfer im Jahr bringen soll. Große Ersparnisse lassen sich
in der Fertigung von Beleuchtungsarmaturen erzielen, die
Verwendung von verkupfertem oder oxydiertem Eisen hat
im laufenden Jahr auf diesem Gebiet eine Einsparung von
48t Messing ermöglicht. Bei der Erzeugung der Isolier-
rohre verringert man einerseits die Wandstärke der Messing-
rohre, wodurch 1928/29 schon 33t an Gewicht erspart wur-
den, anderseits fabriziert man sie aus verzinktem Eisen.
Auf diese Weise kann der Verbrauch an Messing auf 25%
des gegenwärtigen Bedarfs herabgedrückt und der Gebrauch
von Messingrohr nur für Fälle zugelassen werden, wo eiserne
ganz ausgeschlossen erscheinen. Schwieriger ist der Ersatz
des Messings für Schwachstromapparate, da die Fabrikations-
einrichtungen zu dem Zweck eine gründliche Umgestaltung
verlangen, und doch wurde auf diesem Gebiet bereits eine
Kupferersparnis von 350 t im Jahr errechnet. Viele Zweige
der elektrotechnischen Industrie erfordern allerdings zur
Durchführung der geplanten Maßnahmen gründliche Über-
lerung; die Schwierigkeiten dürften jedoch nieht unüber-
windlich sein. (Ing. D. P. Friedmann, Elektritschestwo
1929, Nr. 11/12.) Dipl.-Ing. A. Brauner.
Der elektrotechnische Außenhandel Schwedens!. —
Wie die Zahlentafel, in der nach der amtlichen Statistik die
wichtigsten Erzeugnisse (ohne Belenuchtungskörper) zusam-
inengestellt sind, zeigt, ist im Jahr 192x die Einfuhr
mengenmäßig um 870t (7%) und wertlich um 4.22 Mill Kr
(14%) größer gewesen als 1927 (11 858 t bw. 30.722 Mill Kr).
Deutschland war daran mit 8896 t (8389 i. V.) im Wert von
22,763 Mill Kr (20.471 i. V.), also mit rd. 65 % beteiligt, ein
Prozentsatz, der jedoch bei Kabeln und Leitungen, Isolier-
1 Vgl. ETZ 19%, 8. 372.
Für die Sehriftleitung verantwortlich: E.
rohren, Sicherungen, Zählern usw. wesentlich höher, dagegen
bei anderen Artikeln, wie galvanischen Elementen, Glüh-
Lompen, elektrotechnischen Kohlen, erheblich niedriger lag.
Das läßt auf die Konkurrenz Dänemarks, Hollands bzw. der
V.S. Amerika und Englands schließen. Die Ausfuhr
übertraf die des Vorjahres (15 761 t bzw. 57,599 Mill Kr) um
3126 t (22%) und 15,237 Mill Kr (26%). Ihren Haupt-
gegenstand bildeten wieder elektrische Maschinen und Trans-
formatoren, d.h. die Erzeugnisse der Großfirmen ASEA.
Luth & Rosén, Elektrolux usw. Die Staubsauger, das
Hauptprodukt der letztgenannten Firma, waren wertlich mit
nicht weniger als 40 % vertreten. Da die AB. Elektrolux ihre
Fabrikationsstätten im Ausland erweitert hat, dürfte die Ñe-
deutung des Staubsaugers für den schwedischen Export sinken.
An zweiter Stelle stehen die Fernsprech- und Telegraphen-
apparate, im wesentlichen Erzeugnisse der Telephon AR.
L. M. Ericsson. Große Posten von Kabeln und Leitungen
sowie Akkumulatoren (der alkalischen Type) und elektro-
technische Spezialapparate (darunter überwiegend Radio-
geräte) waren die weiteren Hauptartikel der Ausfuhr. Als
wichtigste Bestimmungsländer sind für Maschinen Ruß-
land, Finnland, England, Belgien, Kanada, für Kabel Mexiko.
Argentinien, Polen und Rußland zu nennen. In der Handels-
bilanz Schwedens entsprach der Elektroexport nur 4,64%
der Gesamtausfuhr. Am Gesamtimport war die elektrotech-
nische Einfuhr 1928 mit 2,65 % beteiligt; der Elektroimport
aus Deutschland stellte sich auf 4,34 % der ganzen deutschen
Einfuhr nach Schweden.
Ausfuhr
1000 Kr
f Einfuhr
Erzeugnisse
t | 1000 Kr t
Generatoren, Motoren, Trans-
formatoren `...
Maschinenanker und -gehäuse
Akkumulatoren ........... 1180 1 762 674 ı 3051
Galvanische Elemente ..... 1 788 3 577 4 13
Apparate und Schalttafeln . 50 139 187 551
Widerstände „22 c2cceee ee 127 | 351 406 | 1204
Öl- und andere Schalter ... 358 | 1396 432 , 119%
Sicherungen `... 291 ` 876 IR 562
Meßinstrumente und Zähler . 167 1827 3 8]
Bogenlampen ..... EEE 6'314 — | l
Glühlampen `... 180 | 3770 8 217
Fassungen und Sockel ..... 196 555 1 | 10
Elektrische Härteöfen, Heiz-
gerät für Haushaltungen . 79 | 192 60 14
Kochgeräte ...22220222200. 5: 4] 2 20
Porzellanisolatoren ........ 421 643 69 ` 235
Isolierrohre ...esenenenenno 558 ` 550 2 4
Kabel und Drähte ........ 2 809 | 3 081 2 337 430
Elektrische Lokomotiven 14 26 — —
Elektrotechnische Kohlen .. 2426 1 477 627 386
Telegraphen- und Fernsprech-
apparate e 4 59 902 13785
Spezialapparate ........... 804 9296 271: 3037
| 12728 | 34942 | 19 187 | 72836
® Einschl. 1190 t bezw. 16,9 Mill Kr Staubsauger. Hldn.
Berichtigung.
Zu der Arbeit „Die neue Entwicklung des
Glimmerkondensators” (ETZ 1929, S. 1156) teilt
uns die Firma C. Lorenz AG. mit, daß bei der Entwick-
lung des Glimmerkondensators durch die genannte Firma
zwar schon vor dem Jahre 1909 Kupferbleche als Belegun-
gen verwendet wurden, die Entwicklung der in Abb. 1,
S. 1157, dargestellten Form aber erst im Jahre 1910 ihren
Abschluß fand. In der Bezeichnung der Abb. 1 müßte es
also anstatt „aus dem Jahre 1907” richtiger heißen „au:
dem Jahre 1910% Herr Dr. Burstyn, der zu dieser
Zeit ebenfalls an der Entwicklung von Glimmerkondensa-
toren gearbeitet hatte, sowie Herr Scheller, als frü-
herer Mitarbeiter der Firma, der auf die Entwicklung der
Type der Abb. 1 maßszebenden Einfluß gehabt hatte, mach-
ten auf diese Tatsache aufmerksam.
Bezugsquellenverzeichnis.
Frage 328: Welche Firma liefert Drehschalter für
Unterputzverlegung zur Schaltung von zwei Lampengrup-
pen, einzeln oder zusammen brennend, von zwei oder drei
Stellen aus (Kombinierte Serien-Wechselschaltung). Auf
der Vorderseite des JPorzellansockels dieses Fabrikates
steht: Helbus D.R.P.
Abschluß des Heftes: 16. November 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expl.
C. Zehme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H., Berlin.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9.
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Für Großkraftwerke und die elektrochemische Industrie
Großautomaten Form TF. Einheiten bis 15000 A. Form EM bis 27000A. 750V
Siehe auch Mitteilung der AEG, Seite 35
halt: Voigtländer, Neuart. Kenngrößen f. el. Zugförd., insbes,
m u. Stadtschnellbahnen 1717 Alterthum, Üb. d neuest. Fort-
€a. d Gebiet d Wolframdrahtlamp. 1723 Rosén, Eine elektro-
„Gleichungswaage' 1726 Lüschen, Blektroakust, Übertragungs-
Wm bes. Berücksicht. d. Teleph. auf weite Entfern. u. d. Klangfilms
718 — Friedrich, Die internat. Elektroind. in Zahlen 1738.
nåschau: Stör. d. Wellenausbreit. durch Unregelmäß,. i,
i Leit. — Hilfsmeßgerät f. d. Zählerkontrolleur 1737 Verbess.
Zeichner nach Rosa 1738 — Neue Wege z. Sicherung des nächtl. Luft-
fs 1730 — El. Ausrüst. einer großen Drehbank d. Schieß-Defries AG, —
üb. den Durchschlag u. d Verluste einiger fester Isolierstoffe 1740 —
Aufbau
Druckschriften Sa/V 344, 346, 368, Liste Sa/V 6
Prakt. Anwend. d Fourierschen Integrals — Glühversuche z. Verbess. v. Trans»
formatorenblech 1741 — Jubiläum d techn. Lehranst. in Köln — Feier d. hundert-
sten Geburtstages v, Franz Reuleaux — Spann. el. Anlagen f. Flugzeuge 1742 —
Jahresversamml, Kongresse,:Ausstell, 1742 — Energie-
wirtschaft 1742 — Rechtspflege 174 — Vereinsnachrichten
1745 — Sitzungskalender 1752 — Persönliches 17% — Briefe
a. d SchriHtleit.: A. “Gaudenzi 1754 Literatur: 'F. Niethammer,
H Kolbe, G. Schuchardt, W. Wien u. F. Harms, 'NELA, M., Foerster, W. Schulz
1754 — Geschäftl, Mitteilungen 1756 — Bezugsquellemver.
zeichn. 1756 — Berichtigung 1756.
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28. NOVEMBER 1929
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Elektrotechnische Zeitschrift
1717
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher
Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
50. Jahrgang
Berlin, 28. November 1929
Heft 48
Neuartige Kenngrößen für elektrische Zugförderung, insbesondere Straßen-
und Stadtschnellbahnen.
Von Dr.-Ing. Hans Voigtländer, Berlin. e
Übersicht. An Hand eines in einem früheren Aufsatz
beschriebenen Verfahrens werden die Beziehungen zwischen
Stundendrehmoment und -drehzahl sowie Übersetzungsver-
hältnis eines Bahnmotors einerseits und Zuggewicht, Sta-
tionsentfernung, Fahrzeit, Wh/tkın und Motorbeanspruchung
anderseits in neuartiger Weise untersucht und daraus zwei
Faktoren entwickelt, der Beschleunigungsfakter w und die
Prozent-Stationsentfernung ‚So, durch deren Bemessung
man Fahrzeit, Wh/tkm uud Motorbeanspruchung in ziemlich
weiten Grenzen beeinflussen kann. Sodann wird der Einfluß
einer Maximalbeanspruchung und des Zeitrückhaltes be-
trachtet. Die Ausführungen bezwecken, den Projekteuren
den für zweckmäßige Arbeit erforderlichen Ein- und Über-
blick sowie ein Mittel an die Hand zu geben, um die mit-
unter umfangreichen und zeitraubenden Berechnungen über-
sichtlich und rasch erledigen zu können. Auch für Studien-
swecke mag das angegebene Verfahren manche Vorteile
bieten.
In einer früheren Arbeit! wurde ein Verfahren be-
schrieben, das die rasche Ermittlung der im Bahnbetrieb
wichtigen Größen Fahrzeit, Wattstundenverbrauch, Effek-
tivstrom usw. mit Hilfe einiger allzemeinzültiger Uın-
rechnungsformeln und Kurvenblätter ermöglicht. Das
Verfahren berulit auf der Verwendung einer Prozent-
charakteristik, d. h. der Charakteristik eines Grleiehstrom-
Bahnmotors mit den Stundenleistungsdaten „1“ für Dreh-
moment, Drelizahl und Strom, sowie der Einführung der
Begriffe Prozent-Anfahrbeschleunigung, Prozent-Fahr-
widerstand und Prozent-Bremsverzözerung, die proportio-
nal ihren effektiven Werten und umgekehrt proportional
einem Beschleunigungsfaktor waren, der die Zugkraft-
konstante, das Motor-Stundendrehmoınent und die Zuxzmasse
ie Motor enthielt. Die Ermittlung der Größen Prozent-
fahrzeit, Prozent-Amperesekunden und Prozent-Ampere-
quadrat-Sekunden aus den Fahr-, Auslauf- und Bremskur-
ventafeln erforderte die Kenntnis zweier Faktoren, des
Beschleunigungsfaktors de und der Prozent-Stationsentfer-
nung Sy, die durch folgende Gleichungen definiert waren:
_ K May: a
p = Gy re er ee at
` v8
KU Bap e (2)
2 nz
ii
Hierin bedeuteten: K = D` die Zugkraftkonstante
(enthaltend das Verhältnis ü von Zähnezahl des großen
Zahnrades zu der des Ritzels, Treibraddurchmesser D in m
und den Getriebewirkungsgrad nz), Mda, das Motor-Stun-
dendrehmoment, ọ den Massenfaktor zur Umrechnung des
Zuggewichtes (in t je Motor), ne die Masse, S die effektive
oü F die Geschwindigkeitskon-
stante und z, die Motor-Stundendrehzahl. Mit Hilfe von w
mußten dann die Größe von Prozent-Fahrwiderstand XW,
Prozent-Bremsverzögerung De, und P’rozent-Anfahrstrom
je Motor Jm%, wie folgt ermittelt werden:
Stationsentfernunginm, k =
w
N = , . (3)
eY
Po
Pio , Dit MEN EEE)
3! ETZ 19%, 8. 561.
Mao = ro HS.. EE we Be)
JM, = f (Mar) (Prozentcharakteristik). . . . (6)
Es bedeutete: 1w den Fahrwiderstard in kg/t, pp bzw.
p die effektive Bremsverzözerung bzw. Anfahrbeschleuni-
gung in m/s? und Mën, das Prozent-Anfahrdrehmoment
je Motor, das gleich der Summe aus Prozent-Anfahrbe-
schleunierung Po, und Prozent-Fahrwiderstand W war. Der
erforderliche Prozent-Anfahrstrom JM% wurde aus der
Prozentcharakteristik bestimmt. Die heutigen Ausführun-
gen haben nun den Zweck, die Vielseitigkeit und Klarheit
des Rechnens mit Prozentwerten tiefergehend aufzuzeigen
und dadurch dem Benutzer des Verfahrens die Übersicht
zu geben, die er zur zweekmäßigen Anwendung braucht,
um so mehr, als es sich ja nicht nur darum handelt, für
gegebene Motoren die gesuchten Zugförderungsgrößen zu
finden, sondern auch darum, die unbekannte Motorleistung
zu ermitteln, die Verhältnisse so abzustimmen, daß der
Motor ausgenutzt wird, bestehende Bahnanlagen in irgend-
einer Hinsicht zu ver rhessern, z. B. die Fahrzeit zu kür-
ZEN USW.
Für die folgenden Untersuchungen soll angenommen
werden, daß die effektive Anfahrbeschleunigung p=
0,7 m/s?, die Bremsverzögerung Pp = 1.0 m/s? und der
Fahrwiderstand w =6b kg/t beträgt; um nun die bereits
beschriebenen Fahrkurven (wie Abb. 2 des früheren Auf-
satzes) verwenden zu können, möge w so gewählt werden,
daß W nacheinander die Werte 0,08 0,1, 0,15 SE
e
ee GES
NI zu Y z= Y
Zu Ma, =Po,t+% wird dann das er-
forderliche JM% aus der Prozentcharakteristik (Abb. 1
des früheren Aufsatzes) entnommen. In Zahlentafel 1
sind die einzelnen Werte zusammengestellt.
Zahlentafell.
. S m
Dann ergibt sich p zu PER und De, bzw.
Ph 10
bzw. li,
w = 6 kg/t p = 0,7 m/s? p = 1,0 m/s!
ges A Sg
W | d | po, 3 Mdù | JM°; | Da,
0,08 ` 0,895 1,01 1.09 rd. 1,07 1,44
0,1 I 0,556 1,26 1,36 „1,28 1,8
0,15 | 0,371 1,88 2,03 „» 1,81 2,7
Wir schen also, daß JM% (d. h. der tatsächliche An-
fahırstrom im Verhältnis zum Stundenstrom) und die Pro-
zent-Bremsverzözerung pay mit abnehmendem e steigen.
Es sind mun für vier verschiedene Prozent-Stationsent-
ternunzen Su, sowie Po, entsprechend Zahlentafel 1 die
Größen Vmgo, Vo, und B ermittelt und in Abb. 1 in Ab-
hänziekeit von JM% aufzetraxen, u.zw. zunächst ohne
Berücksichtigung eines stromlosen Auslaufes; die erhal-
tenen Werte entsprechen somit der jeweiliz kürzesten
Fahrzeit. Wir finden, daß B und V% mit abnehmendem
Steigen, Velo, dagegen abnimmt; ferner daß B und
Umt mit steigendem Jyo, zunehmen, während Yo, fast
konstant bleibt: Verkleinerung von y endlich wirkt er-
höhend auf Bund Vo. während sich bei WIEN dieser Ein-
ftuh bei größeren W erten von Se, (7,5 und mehr) etwas
verwischt.
Die Kurven der Abb. 1 sollen nun dazu benutzt wer-
den, die Zusammenhänge zwischen mittlerer Fahrgeschwin
1718
—
digkeit, Wh/tkm und B in Verbindung mit den in Zahlen-
tafel 1 gefundenen Prozent-Anfahrströmen JM% zahlen-
mäßig zu untersuchen, denn es sollen ja Anfahrbeschleuni-
gung, Bremsverzögerung und Fahrwiderstand sowie Sta-
tionsentfernung bei Annahme verschiedener Werte von
So, und y konstant bleiben. In Zahlentafel 2 sind die Ir-
Zahlentafel2. Prozent-Anfahrstrom J mo, entsprechend ab aus Zahlentafel 1;
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48
28. November 1929
Es soll nun untersucht werden, wie sich die Einfül:-
rung einer Grenzbeanspruchung auf die Kurven Abb. 1
auswirkt. Ein bekanntes Mittel zur Herabsetzung der Mo-
torbeanspruchung ist der stromlose Auslauf, dessen gra-
phische Berücksichtigung im früheren Aufsatz bereits br-
schrieben war. Bestimmt man für beliebig gewählte
WEN Vo und B aus Abb. 1.
| 7 8 9 | 10 11 j 12 18. 14, 15 | ı6
v o Ku y Yip ai
A ntl. = m "9 —_|Whitkm = Vo, pw Luz en kn Cf vmt', | W!.tkm! B | Lat kns | B
| So, So, So jrd. o rd % rd.% ri.% rd. % frd. 9%
2,5 0,371 | 0,99 |1,25 10,92 | 0,626 0,382 | 0,464 0,143 0,385 102 | 104 |142 S 77 116 |131
0,556 | 0,893 | 1,18 0,78 | 0,565 0,421 0,656 0,2 2 0,472 112 | 148 |120:141 141 |11
0,695 | 0,83 |1,135 0,7 0,524 0,436 0,788 | 0,366 0,527 116 | 177 108 ' 198 , 158 | 100
5 0,371 | 1,19 10,87 '0,745| 0,532 0,324 l 0,323 i 0,101 0,272 go 73 115] 55| 82 |106
„ 0,556 | 1,125 ; 0,8 0,65 | 0,503 0,375 0,445 0,185 0,333 100 , 100 |100 | 100 | 100 | 93
(Normal- | | | | |
fall)
„| 0,895 | 1,07 10,775 0,505] 0,478 0,399 , 0,539 | 0,259 0,373 106 | 121 92 140 | 112 | 85
1 l i
10 0,371 | 1,375 ' 0,62 0,6 0,434 0,285 | 0,23 | 0,072 0,193 71 52 92 39] 58 | Sé
„'0.556 | 1.365 05065 0.54 | 0432 0.322 0,314 | 0,131 0,236 86 A, 83: 71) 71 | 77
„10,695 | 1,325 ' 0,535 0,51 | 0,418 0,349 | 0,372 0,183 0,264 93 83 | 78. 9| 79| 73
gebnisse dieser Auswertung niedergelegt, wobei die fol-
renden Beziehungen Verwendung fanden:
G z
Madz = we = k =yk (7)
vv vi Ve ` , (8)
e kV Ss, KEN so,
st = 973 == Vë, e e è e ù
pont np. Va HR : Dm
fm), — Cmtl? k WK =; E E = rn - (10)
d (e
EE Mast 2 1434 e
Wh tkm = Io, —-—— = Vo — = Ke, a. (11)
M Gyk mEk S
In den Sp. 3...5 sind die sich Ree Sp. 1 und
2 aus Abb. 1 und Zahlentafel 1 ergebenden Werte einge-
tragen und in den Sp. 7... 10 die sich nach den Gleichungen
(8)... (11) ergebenden Werte, die in den Sp. 11...15 auf
ihre Größe bei Se, = 5 und y = 0,556 bezogen und in Pro-
zenten dieser Werte ausgedrückt sind. Diese Verhaltnis-
werte sind auch in den Abb. 2 und 3 zur Darstellung ge-
bracht. Daraus schließen wir folgendes:
Die effektive mittlere Fahrgeschwindigkeit Gau steigt
mit zunehmendem w und abnehmendem An. ebenso, jedoch
in stärkerem Maße, die Wh/tkm und noch mehr die Stunden-
leistung Lat der zu verwendenden Motoren; die Motorbe-
anspruchung B jedoch steigt nur mit abnehmendem Son,
mit zunehmendem w dagegen sinkt sie. Um also z. B.
möglichst kurze Fahrzeiten zu bekommen, muß man Se,
möglichst klein und y möglichst groß zu halten bestrebt
sein, um so höher jedoch liegen der Wattstundenverbrauch
und die Motorstundenleistung. Die in Sp. 15 eingetrage-
nen Werte für Ast sollen einen Anhalt bieten, wie sich
die in Sp. 14 angegebene Stundenleistung aus Stunden-
drehmoment und Stundendrehzahl zusammensetzen kann;
nach Gl. (7) war ja Ma, ` wi. Will man Mäe konstant
halten oder verringern, so muß k entsprechende Werte
annehmen, mit denen man dann aus Sp. 15 die Stun-
dendrehzahl net finden kann; ist anderseits ein Höchst-
wert für pe gegeben, so ergibt sich k aus Sp. 15 und da-
mit auch das Stundendrehmoment Ma, = yk.
In Zahlentafel 2 sind in Sp. 16 noch Verhältniswerte
für B eingetragen, die sich auf B — 0,7 = 100 % beziehen.
Da der Dauerstrom von selbsteelüfteten Bahnmotoren
etwa 70% des Stundenstromes beträgt, kann die im Dauer-
betrieb höchstzulässige Motorbeanspruchung (Kifektiv-
strom) zu 0,7 angesetzt werden, wobei es unerörtert
bleibe, ob die Beurteilung der Motorerwärmung nach dem
Effektivstrom in allen Fällen angängig ist. Bei den
Werten für Bin Zahlentafel 2 ist die Llaltezeit nicht be-
rücksichtigt, doch wäre das durch Einsetzung einer ent-
sprechenden Prozentzeit leicht möglich; aus naheliegen-
den Gründen ist in dieser Untersne hung darauf verzichtet.
Man sieht aus Zahlentafel 2, Sp. 5 bzw. 16, daß bei kleinem
So, und kleinem, wm die als a angenommene Grenz-
beanspruchung Bmax = 0,7 überschritten wird, daß also
ein solches Fahrdiagramm im Dauerbetrieb unter den ge-
wählten Verhältnissen nicht gefahren werden darf; im
Hinblick auf die bisherigen Ergebnisse wäre also zu sagen,
daB die kleinstzulässigen Werte von E% und y durch die
Höhe der Beanspruchung B gegeben werden.
Prozent-Stationsentfernungen So, bei steigendem J mo, die
mittlere Prozent-Fahrgeschwindigkeit vmt», und das zu-
gehörige Voy so, daß nach Erreichung von B = 0,7 (ohne
stromlosen Auslauf) dieser Wert konstant bleibt, so muß
SY%-75
Ek ZER:
y=0,495
y = 0,556 ——— yp- 0371
Abb. 1. Motorbeanspruchung P, mittlere Prozent-Fahrgeschwindigkeit
Yıntl.o, und Wattstundenfaktor Vo, in Abhängigkeit vom Prozent-Anfahr-
strom je "Motor JM oz
-< E e E
28. November 1928
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
1719
ein stetig zunehmender stromloser Auslauf in das Fahr-
diagramm eingefügt werden, wodurch Got, und Vo, sin-
ken. Die Kurven der Abb. 1 nehmen dann die in Abb. 4
gezeigte Form an; da sie die obere Grenze für page, BZW.
Vo, darstellen, sollen sie Grenzkurven genannt werden.
Aus der Abb. 4 ziehen wir den wichtigen Schluß, daß der
Einfluß der Grenzbeanspruchung mit steigender Prozent-
Stationsentfernung So, abnimmt, nicht nur in seiner Grö-
ßenordnung sondern auch hinsichtlich der Größe des
Prozentstromes JM% bei dem ein Abnehmen der mittle-
ren Prozent-Fahrgeschwindigkeit "ege, und des Wattstun-
denfaktors V% eintritt. Erinnert man sich der Fest-
stellung, daß zur Kürzung der Fahrzeit eine Verkleine-
rung von S%, und eine Vergrößerung von y erforderlich
war, so mag man die Richtigkeit dieses Schlusscs bei Be-
trachtung der Abb. 4 in Zweifel ziehen, da er einen Ver-
lauf der vo, -Kurven voraussetzte,der mit Rücksicht
auf die Motorbeanspruchung als nicht oder nur bedingt
zutreffend anzusehen ist.
Effektive mittlere Fahr-
geschwindigkeit vmt]. (
und Whitkm (— — —) in Ab-
hängigkeit von y
)
Motorbeanspruchung B ( )
und Stundenleistung Let (— — —)
in Abhängigkeit von y
a für So, = 25
b KA A) = 5,0
C ww n IO
Abb. 2
(zu Zahlentafel 2).
Durch den charakteristischen Verlauf der Grenzkur-
ven werden nun „1.0, undWh/tkm zum Teil anderg Werte
als in Zahlentafel 2 und den Abb. 2 und 3 angegeben an-
nehmen müssen, u. zw. für die folgenden Fälle: Sy, = 2,5,
a = 0,371 und 0,556 sowie Ro, = 5, p = 0,371. Um aber den
Einfluß der Grenzbeanspruchung allgemeiner erfassen zu
können als in dem für die Abb. 2 und 3 gewählten Beispiel,
sollen jetzt Gan. und Wh/tkm aus Abb. 4 für die Prozent-
ströme JM% = 1,0, 1,5, 2,0 bestimmt werden; die Ergeb-
nisse sind in den Abb.5 ... 7 aufgezeichnet, u. zw. als Funk-
tion von p, d'Mo, und wW.
Aus Abb. 5 geht hervor, daß bei konstantem % eine
Steigerung der effektiven Anfahrbeschleunigung durch
Erhöhung von JM%,nur dann eine Kürzung der Fahr-
zeit zur Folge hat, wenn die Prozent-Stationsentfernung
S% etwa gleich 5,0 ist und wenn die Größe von w so ge-
wählt wird, daß man sich jeweilig auf dem aufsteigenden
Kurvenast bewegt; diese Größe von w richtet sich also
nach der Höhe der verlangten Anfahrbeschleunigung der-
art, daß y um so größer sein muß, je größer die Anfahr-
beschleunigung ist. Bei kleinen Werten von Se, (um 2,5)
würde eine derartige Steigerung der Anfahrbeschleuni-
gung entweder keine nennenswerte Fahrzeitkürzung oder
sogar eine Fahrzeitverlängerung zur Folge haben, je nach
der Größe von y. Das Optimum an Fahrzeit liegt bei
p = 0,4 ... 1,2 m/s? auch jetzt wieder bei kleinem dag, und
grobem vn, Steigert man dagegen die Anfahrbeschleuni-
gung bei konstantem Prozentstrom JM°, durch Vergröße-
rung von db (Abb. 6 und 7) so ergibt sich stets eine Fahr-
zeitkürzung, ganz gleich, wie groß So, ist. Will man bei
einer solchen Maßnahme stets die günstigste Fahrzeit er-
halten, so richtet sich die Größe von ën, danach, welche
Vnt- Kurve für ein bestimmtes y höher liegt, die für kleines
oe 2,5 D
Effektive mittlere Fahrgeschwindigkeit rat, (
und Wh’tkm (— — —) in Abhängigkeit von So;
) und Stundenleistung Lst (- — —)
Motorbeanspruchung B (
in Abhängigkeit von So, >
a für y = 0,6% b für y = 0556
c für y = 0,971
Abb. 3 (zu Zahlentafel 2.
Oe oder die für größere Werte; überträgt man daher z. B.
in Abb. 6 die Schnittpunkte der vmt). Kurven für So, = 2,5
und 5 für gleiches w auf die Geraden p = f(J Mm»), "so er-
hält man eine Linie, die für die Wahl von So, entscheidend
wäre; oberhalb dieser Linie ist So% = 2,5 günstiger, unter-
halb Sop = 5. Die gleichen Schlüsse kann man sinngemäß
auch aus Abb. 5 ziehen.
Für die Wh/tkm findet man, daß sie mit steigendem y
bei konstantem p bzw. J M° ebenfalls zunehmen und mit
steigendem p bzw. JM?;, bei konstantem de sinken. Durch
die charakteristische Form der V%,-Grenzkurven ergibt
sich für mittleres An, (etwa 5,0) zunächst ein fast horizon-
taler Verlauf, weil dabei B = 0,7 noch nicht erreicht ist
und das Fahrdiagramm gemäß Voraussetzung noch keinen
stromlosen Auslauf enthält.
Es liegt nun nahe, die Abb. 5...7 daraufhin zu ver-
gleichen, wie man bei konstanter mittlerer Fahrgeschwin-
digkeit den Wattstundenverbrauch durch zweckmäßigze
Wahl von Ba, und w günstig beeinflussen kann. Ermittelt
man aus Abb. 5 z. B. für die Werte von p, bei denen "ntl.
für So p= 2,5 und 5 gleichgroß ist (also für die Schnitt-
1720
punkte der ® .ı.-Kurven), die Wh/tkm, so erhält man foi-
sende Zahlen:
v= 0371 0,556 0 695
P= a Ai ` Au bei Sy, =2
2409 3 0,46 bei So, = 2,5
Wh tkm = 032 0435 052 „ So = 50.
Man sieht also, daß hinsichtlich des Wattstundenver-
brauches das größere 8% unzünstiger ist; der Motor ist
hierbei auch noch nicht voll beansprucht, da die Punkte
auf dem nahezu horizontalen Teil der Kurven liegen.
Ähnliches gilt für die Abb. 6 und 7.
Urt Yo
7,3
Aë Verlauf Ohne
Beanspruchungs-
grenze
10 Verlauf ohne
Beanspruchungs-
grenze
09
0,8
07 =25
0,6
73
V%
n2 Chungs-
17
70
03 `
rlauf ohne
08 Beanspruchungs =
` grenze
0,7
S%F5
A a aa a a a a ~ Y
25
05
soe 08 Zë 12 Ze 16 18 20 Zë
M Yo
S - — yp (LO eer NN — -- — — y! 70371
Abb. 4. Mittlere Prozent-Fahrgeschwindigkeit einge, und Wattstunden-
faktor V% in Abhängigkeit vom Prozent-Anfahrstrom je Motor Jye,
bei Einführung der Grenzbeanspruchmmg Pmax = 97 vgl. Abb. p.
Noch eine weitere Feststellung ist interessant: über-
trägt man die Schnittpunkte der Wh/tkm-Kurven Abb. 5 auf
die vmt Kurven, so sicht man, daß bei gleichem Watt-
stundenverbrauch je tkm die effektive mittlere Fahree-
schwindigkeit ae, BEI So, = 2,5 höher liegt als bei So, = 5.0;
es gibt also für jedes y einen allerdings kleinen Bereich
für die Anfahrbeschleunigeunge p, in dem mit 5%, = 25
gegenüber So = 9,0 größeres bzw. gleiches rau mit
A
gleichen bzw. weniger Wh/tkm erreicht werden kann, wenn
auch die Unterschiede sich in kleinen Grenzen bewegen.
Bei jeweils kleineren (größeren) Werten von p liegen
Vnt und Wh tkm bei No, = 25 (5,0) höher. Mit weiter
steigendem p nähern sich die V°;,-Kurven wieder, während
die "mi, .Kurvenauseinandergehen; es gibt also auch gro-
Bere Werte von p. bei denen man mit gleichen oder nur
wenig mehr Wh tkm bei So, = 5 größeres t„u,erreicht als
mit An, = 2,5.
Bisher ist rein theoretisch untersucht, wie man die
Fahrzeit dureh zweekmäßize Wahl der Größen w und Ze,
beeinflussen kann und wir sich dabei Motorbeanspruchung
und Wattstundenverbraueh äudern können. Sehen wir
von einigen durch die Einführung der Grenzbeanspruchun:
geschaffenen Sonderbedingzungen ab, so bleibt als Ergeb-
nis, daß großes y und kleines 8% sich fahrtzeitkürzend
auswirken; wir haben uns daher damit zu befassen, wie
man y und 8% im angedeuteten Sinn beeinflussen kann.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48
28. November 1929
Gcht man auf die eingangs genannten Formeln (1) und (2)
zurück, betrachtet die Größen Gy, S und o zunächst wie-
der als gegeben und unveränderlich und bedenkt, dab
Ü 1. e
K= D”k ist, wobei man auch D als gegeben und kon-
stant ansehen kann, so erhält man
y = ü Mdg 28 Eee e sr EI
i Ma
An, E, r E aa (13)
N
Diesen Gleichungen zufolge wird eine Verkleinerung
von d die Prozent-Stationsentfernung S% erheblich stärker
beeinflussen als vn, u. zw. mit der dritten Potenz; so-
mit wird ein kleines Verhältnis gd der Zähnezahl des
eroßen Zahnrades zu der des Ritzels auf S5% im ge-
wünschten Sinn wirken. Um nun w zu vergrößern, mub
Mazı stärker als umgekehrt proportional d steigen; der
damit verbundene ungünstige Einfluß auf Se, kann evtl.
durch die Wahl von Mer wieder ausgeglichen werden; oft
wird damit aueh noch eine weitere Herabsetzung von S%
möglich sein. Die Erreichung möglichst kurzer Fahr-
zeiten bedingt also kleines Übersetzungsverhältnis ñ,
großes Stundendrehimoment Mas und große Stundendreh-
zahl jaa, also auch große Stundenleistung Le: letzteres
ging ja auch schon aus den Kurven Abb. 2 und 3 hervor.
Ob ein Motor der so gefundenen Leistung in den vorhan-
denen Raum eingebaut werden kann, ebenso ob mit ibm
die zugelassenen Abstände von Schienenoberkante einzu
halten sind, ist eine hier nicht zu untersuchende Frage.
Pie Nichterfüllung solcher Forderungen würde aber nichts
anderes bedeuten als eine konstruktive Grenze, die der
Kürzung der Fahrzeit gesetzt ist.
Aus den Gleichungen (1) und (2) geht auch hervor,
daß auf die Größe von y und So, auch die soeben als
konstant angesehenen Werte OM, S und D Einfluß haben.
Bei der mittleren Stationsentfernung S und dem Treib-
raddurchmesser D wird man wohl fast stets mit gegebenen
Zahlen zu rechnen haben, doch sieht man, daß eine Ver-
erößerung von D auf y und ba, genau so wirkt wie eine
Verkleinerung von ü und daß eine Vergrößerung der
mittleren Stationsentfernunz S direkt proportional die
Prozent-Stationsentfernung S% beeinflußt. Diese Erkennt-
nis ließe vielleicht den Schluß zu, daß grobe Stations-
entfernung ungünstig auf die Fahrzeit wirkt, weil da-
durch S% heraufzesetzt wird und deshalb nach früheren
Überlegungen kleinere Werte für die mittlere Fahr-
geschwindigkeit resultieren. Das trifft natürlich nicht
zu, wovon man Sich leicht überzeugen kann; bleiben näm-
lich für zwei verschieden große Stationsentfernunzen sS
die Größen Mag, A, D H und GM, also auch K, k, y,
kna?
kn,, und u - konstant, so ist Se, zwar proportional S,
aber es steigt ja Cotta, mit wachsendem S°% (Ahh 13. also
auch Cat, = Tote, KR, mit wachsendem S; ebenso nimmt
unter diesen Verhältnissen Wh/tkm mit steigendem S ab,
da Ve, mit steigendem 8% sinkt; es Ändert sich auch dir
Motorbeanspruchung, u. zw. hängt es von der Größ»
von bp und JM% ab, ob der Motor bei der kleineren
Stationsentfernung vielleicht schon überbeansprucht, bei
der größeren dagegen nicht ausgenutzt ist.
Das Zuggrewicht Gm je Motor als Beeinflussune--
faktor für y und Se, ist noch besonders zu erwähnen.
Es war schon angedeutet, daß der Möglichkeit des Ein-
baues großer Motorleistunzen konstruktive Grenzen ge-
zogen sein können; wenn wir auch in der Herabsetzung
des Zuggewichts @M je Motor durch Leichtbau der Wagen
eine Möglichkeit haben, entweder 9 = -- ‚x zu ver-
QCM
erößern oder das Stundendrehmoment und damit die
Motorgröße herabzusetzen oder die Zuekraftkonstante
K = ü und damit das Übersetzungsverhältnis ü zu ver-
ringern (größere Abstände des Zahnrad-Schutzkastens von
S.-0.1), so sind auch hier konstruktive Grenzen gegeben.
Oft dagegen wird es aber möglich sein, das Zuggewieht
je Motor Gm dadurch. u. zw. meistens in weit stärke-
rem Maße als dureh Leichtbau herabzusetzen. daß man
die Motorzahl im 'Triebwazxen erhöht oder die Beiwaren
ganz oder zum Teil durch Triebwagen ersetzt. Der Vor-
teil dieser bisweilen in der Praxis schon angewendeten
Maßnahme prägt sich in unseren Gleichungen und Unter-
suchunzen sehr deutlieh aus, besonders dann, wenn man
den Einfluß des sinkenden GM sich nicht nur in einer
Vergrößerung von y und damit auch von 8%, sondern auch
in einer Verringerung von K bzw. ü und damit einer
me: pm
-mw
28. November 1929
Herabsetzung von S% in der dritten Potenz von ü oder
aber in einer Verkleinerung des Stundendrehmomentes
und somit der Stundenleistung auswirken läßt. In Grenz-
fällen, wo der Einbau größerer Motoren aus Raumgründen
unmöglich ist, wird die Vergrößerung der Motorzahl im
Zuge das einzig wirksame Mittel zu weiterer Fahrzeit-
kürzung, wenn die üblichen Maßnahmen, wie Erhöhung
von Anfahrbeschleunigung und Bremsverzögerung, Kür-
zung der Aufenthaltszeiten usw. bereits erschöpft sind.
Daß in der Beurteilung aller solcher Fragen hier die
Wirtschaftlichkeit vollkommen außer acht gelassen ist,
ändert nichts an rein technischen Tatsachen; daß aber
bei einer Nutzanwendung unserer Erkenntnisse auch die
wirtschaftliche Seite eingehend zu studieren ist, bedarf
kaum der Erwähnung.
IN
dee
BERESSE
RE W
Q 82
BSR
Haas ée 06 08 10 372 1% 16
P m/seh?
So, - 25 = So, ` DM
Abb. 5. Einffuß der Grenzbeanspruchung Fmax - 97 auf Whtkm
und rett,
Um nun einen Überblick zu geben, wie die zweck:
entsprechende Anwendung unserer Feststellungen sich
auf die Form der Fahrdiagramme auswirkt. ist die Abb. 8
beigegeben, in der für eine bestimmte Stationsentfernung
I>iagramme für acht verschiedene Motorleistunzen aufge-
zeichnet sind. Bei Diarxramın 1 ist die Motorleistung so
gewählt, daß die geradlinige Anfahrbeschleunieung bis
zur zulässiren Höchstzeschwindirkeit durchgehalten und
der Strom bei Erreichung dieser Geschwindigkeit abge-
schaltet wird; mit sinkender Motorleistung hört. die gerad-
linige Anfahrbeschleunigung bei immer kleineren Ge-
echwindirkeiten auf, ebenso bleibt auch die erreichte
höchste Fahrgeschwindirkeit immer mehr unter der zu-
gelassenen Höchstgeschwindigkeit.
l In Abb. 9 endlich sind die Werte von ü, 8%, Y, JM%,
Wh/tkm, JM% Jst und Lst (bzw. Ma, bei konstanter
Stundendrehzahl). bezogen auf ihre Größe bei Diagramm 8
der Abb.8, als Funktion der reinen Fahrzeit, ebenfalls
bezogen auf die bei Diagramm 8 erreichte Fahrzeit, auf-
getragen. Das zur Erreichung kürzerer Fahrzeiten als
sünstig und erforderlich erkannte Verhalten von ü, 5%
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
1721
und y ist aus den Kurven 1 und 2 deutlich zu sehen, eben-
falls aus den Kurven 4 und 6 der Einfluß auf den Watt-
stundenverbrauch auf 1 tkm und die Stundenleistung (bei
konstanter Stundendrehzahl zugleich Stundendrehmoment).
Aus der Kurve 3 sieht man, daß der Prozent-Anfahrstrom je
Motor JM% mit steigender Motorleistung und sinkender
Fahrzeit ebenfalls abnimmt und daher der Motor bei der
Anfahrt weniger überlastet wird (Kommutierung'!), aus
Bin =V W
08
0,7
Br
Zë 12 Zë 16 18 20 22
GB 70 12 1% 16 78 2022
M Yo
"rr Sy E2 0080: A
Abb. 6 Einfluß der Grenzbeanspruchung Bun, = 97 auf Wh tkm
und rot,
Kurve 5 jedoch, daß der effektive Anfahrstrom JM% Jst
zunimmt, die Spitzenbelastung der Stromlieferungsanlage
also wächst. Die Diagramme sind so bestimmt, daß der
Motor jeweils möglichst voll beansprucht ist (B = 0,7).
Man sieht aus Abb. 9, daß eine Fahrzeit von 82,5 % schon
eine Motorleistung von etwa 225% benötigt und die
Wh/tkm auf rd. 170% steigen läßt, während die Anfahr-
Stromspitze auf etwa 160 % anwächst; eine derart. beab-
sichtirte Fahrzeitkürzung bedeutet also nicht nur die An-
schaffunz stärkerer Motoren und entsprechender Steue-
rungsteile sowie festere mechanische Konstruktion der
Waren, sondern auch entsprechende Verstärkung der
Stromlieferungsanlage; sie bedeutet aber auf der anderen
Seite Ersparnisse an Zurzahl und personal, Erhöhung
der Jahres-Kiloneterleistunz und daher bessere Aus-
nutzung des Materials, erhöhtes Platzangebot usw. von
einer größeren Werbekraft auf das Publikum abgesehen:
die Wirtsehaftlichkeitsberechnung hätte solche Fragen also
zu berücksichtigen.
Es sollen nun noch kurz die Auswirkungen eines Zeit-
rückhaltes besprochen werden. Die in Abb.1 gezeigten
1722
Vmtl. -Kurven entsprachen der kürzesten Fahrzeit; die
in Abb. 4 dargestellten Grenzkurven für vmt. begannen
nn ohne stromlosen Auslauf, während bei steigen-
dem Jm% mit Rücksicht auf B ein zunehmender strom-
loser Auslauf erforderlich war. Solange nun ein strom-
loser Auslauf vorhanden ist, enthält das Fahrdiagramm
EE
NTN
NN CW
IKNI IW
SE
d D
_-——_— So, = 50
Abb. 7. Einfluß der Grenzbeanspruchung Bmax = 97
auf Wh:tkm und vmtl.
zwar einen Zeitrückhalt, gegeben durch den Abstand der
Grenzkurve von der Kurve für absolut größtes Var
aber bei einer Inanspruchnahme dieses Rückhaltes über-
steigt B den als Grenze angenommenen Wert; außerdem
müßte auch JM“ cine solche von Se, abhängige Größe
annehmen, damit der Zeitrückhalt wirklich die gewünschte
Größe erreicht. Um also überhaupt erst einmal die Werte
Von Ye, Zu kennen, die einen Zeitrückhalt von ge-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
EES
90% Fah,
28. November 1929
wünschter Höhe einschließen, müssen Kurven ermittelt
werden, die um diesen (prozentualen) Zeitrückhalt unter
den Kurven für te, legen. Dadurch nimmt die
Motorbeanspruxchung ab, so daß also auch mit Rücksicht
auf gute Motorausnutzung große Werte von S% ungün-
stiger sind als kleine, da bei ihnen nach Abb. 1 die Bean-
sek remme Fahrzeit
Abb. 8. Kürzere Fahrzeit durch höhere Motorleistung (vgl. hierzu Abb. 9.
spruchung sowieso schon unter der Grenze liegt. Bei
kleinen Beträgen von S% ist die Gate -Kkutve mit Zeit-
rückhalt (für normale Fahrzeit) um die Größe dieses Zeit-
rückhaltes unter der Grenz-
kurve einzutragen; damit
bleibt aber die Motorbean-
spruchung bei normaler
Fahrzeit ebenfalls unter
Bmax = 0,7, wenn auch um
weniger als bei großem Ae
Wie bereits an anderer
Stelle? ausgeführt, kann in
solchen Fällen, wo der Zeit-
rückhalt verhältnismäßig we-
nig in Anspruch genommen
1 “und So,
zw
3 JM%
+ Wh tkm
5 Amp. Anfahrstrom = Jyo ` Jst
6 Stundenleistung, zugleich Stun-
dendrehmoment bei konstanter
Stundendrehzahl
Abb. o Charakteristische Grundlagen
und Ergebnisse der Ahb.8 in Abhängig-
keit von der Fahrzeit; sämtliche Größen
in Prozent ihrer Werte bei Diagramm :
wird. die Beanspruchungsgrenze für kürzeste Fahrzeit
gegebenenfalls höher gewählt werden als die für normale
Fahrzeit. doch ist darauf zu achten, daß die (reschwin-
diekeitskurve für Normalbetrieb, die um den Zeitrückhalt
unter der Grenzkurve für kürzeste Fahrzeit liegt, div
(Grenzkurve für Normalbetrieb nicht übersteigt.
2 Wiss. Veröff. Siem.-Konz. Bil. 7,
S. 169.
28. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
1723
Über die neuesten Fortschritte auf dem Gebiet der Wolframdrahtlampen.
Von H. Alterthum, Berlin.
Übersicht. Der Aufsatz gibt eine historische Darstel-
lung der Entwicklung besonders formbeständiger Drähte
für die Leuchtkörper von Wolframglühlampen sowie die
Beschreibung ihrer Eigenschaften und Anwendungen in der
Glühlampentechnik.
Die bekannten grundlegenden Verfahren! der Glüh-
lampentechnik, soweit sie das Leuchtkörpermaterial be-
treffen, sind das Ziehverfahren für Wolframdrähte (Gene-
ral Electrie Co.) und das Pintschverfahren; das letztere
besteht darin, einen gespritzten Faden aus gepastetem
Wolframpulver durch fortlaufendes Erhitzen auf hohe
Temperaturen in sog. Einkristalle zu verwandeln. Die
(Gründe, weshalb das Pintscehverfahren heute nicht in glei-
chem Umfange wie das Drahtziehverfahren angewendet
wird, liegen offenbar in der wirtschaftlichen Überlegen-
heit des Ziehverfahrens, zudem man heute in der Lage ist,
mit dem Ziehverfahren ein Leuchtkörpermaterial herzu-
stellen, das als sog. Langkristalldraht von den Zwangs-
zuständen frei ist, die der gezogene Draht aufwies. Dieser
Erfolg ist den jahrelangen Bemühungen der Betriebe
und Laboratorien der Glühlampenfabriken fast der ganzen
Welt zu verdanken. Ausgehend von dem bisherigen Verfah-
ren kann heute gezogener Draht hergestellt werden, der
auch bei den höchsten Temperaturen der Lampe ebenso
formbeständig bleibt wie der Pintsch-Einkristallfaden; es
ist einer der wesentlichsten Vorteile dieser Verfahren,
daß die nach ihnen hergestellten Wendeln derartige
Eigenschaften aufweisen, daß die günstige Anfangs-Licht-
ausbeute der Lampen während der ganzen Lebensdauer
erhalten bleibt. Wie dieses Ziel erreicht wurde und
welche Fortschritte damit auf dem Glühlampengebiet ge-
macht worden sind, sei hier zusammenfassend dargestellt.
Abb. 2 Korngrenze zweier Kristalle
im Pintschfaden.
Abb. 1. Demonstration des
Durchhangs verschieden
kristallisierter Drähte.
Abb. 3 Korngrenze zweier Kristalle
im Langkristalldraht.
Sehr sinnfällig hat bereits 1926 Koref? den Unter-
schied einer solchen neuen Wendel gegenüber einer alten
durch folgenden Versuch (Abb. 1) gezeigt: Zwei Wolfram-
drahtwendeln w, und w, werden auf einem gemeinsamen Ge-
stell an den gleichzeitig als Stromzuführungen dienenden
Metallklemmen k, und k, senkrecht aufgehängt und durch
die kleinen Gewichte g, und g leicht elastisch gestrafft.
Die Stromleitung erfolet durch mit einem Schlitz ver-
sehene mit Quecksilber gefüllte Eisennäpfehen n. und ns,
durch welche die Wendeln an ihrem unteren Ende hin-
durehhängen. Über dieses Gestell ist ein Glaszylinder ge-
stülpt, durch den Wasserstoff oder ein anderes Wolfram
nicht angreifendes Gas bei o einströmt und bei u austritt.
Erhitzt man jetzt beide Wendeln auf Glühlampentempe-
ratur, so hängt sich die aus zewöhnlichem gezogenen
Draht bestehende Wendel aus der Schrauhenform fast bis
zur (Geraden durch, während die andere Wendel bei glei-
cher Belastung und Temperatur ihre Gestalt unverändert
beibehält.
t H. Alterthum. Wolfram. Braunschweig 1925.
2 F.Koref, Metallbörse Bd. 17, S. 793.
Durch die Arbeiten, die zu diesem Ergebnis geführt
haben, wurde bekannt, daß es die besondere Kristall-
struktur des Drahtes ist, die ihm diese Eigenschaften ver-
leiht. Jacoby und Koref? sowie unabhängig davon
Goucher* zeigten, daß es bei einem stabilen Draht
nicht darauf ankommt, daß er in seiner ganzen Länge aus
einem einzigen Kristall besteht, sondern daß cs genügt,
wenn er aus wenigen Kristallen besteht, vorausgesetzt,
daß die Grenzflächen zweier sich berührenden Kristalle
nicht senkrecht oder nahezu senkrecht zur Drahtachse
stehen; sie müssen sich vielmehr auf einer weit größeren
Fläche als der Querschnitt beträgt, gegenseitig berühren,
d.h. auf einem längeren Drahtstück nebeneinander her-
laufen. Abb.2 zeigt eine Stoßstelle eines Pintschfadens,
wie sie manchmal vorkommt; sie verläuft nahezu senkrecht
zum Längsschnitt. Abb. 3 zeigt eine solche eines Drabtes,
bei der zwei durch verschiedene Ätzung gekennzeichnete
Kristalle sich in der soeben geschilderten Weise berühren.
Die Verankerung der beiden Kristalle wird dadurch offen-
bar stark vergrößert und die Festigkeit ist dadurch prak-
tisch dieselbe. als wenn die beiden Kristalle ein einziger
wären. Die Kristalle eines solchen Drahtes sind überein-
ander gestapelt wie die sog. „Stapel“ jedes Faserstoffes
und man hat solche Kristalldrähte daher auch Stapel-
kristalldrähte genannt. Abb. 4 zeigt im Gegensatz dazu
die Kristallstruktur eines gewöhnlichen gezogenen
Drahtes, wie sie sich nach längerer Betriebsdauer aus-
bilden kann.
Abb. 5. Faserstruktur eines
gezogenen Drahtes.
Abb. A Kristallstruktur eines
gewöhnlichen gezogenen Drahtes
nach längerer Brenndauer.
Eine derartige Stapelkristallstruktur wird gewöhn-
lich auf zwei voneinander prinzipiell verschiedenen
Wegen erreicht. Der eine besteht darin, daß man den ge-
zozenen Draht einer Reihe von thermischen Behandlungen
unterwirft, die noch mit mechanischen Deformationen
kombiniert sein können, der andere darin, daß man dem
Ausgangsmaterial des Drahtes, also der Wolframsäure
oder dem Metallpulver, einen Zusatz oder eine Reihe von
Zusätzen einverleibt, die die nachherige Kristallisation
des Drahtes im gewünschten Sinne beeinflussen, ohne daß
eine besondere Nachbehandlung des fertig gezogenen
Drahtes nötig wäre. Der Draht wird nach dem thermisch-
mechanischen Verfahren, wie es der Kürze halber ge-
nannt sei, zunächst auf die Temperatur gebracht, bei der
die Fasern des gezogenen Drahtes gerade zu zerfallen
beeinnen. Abb. 5 zeigt einen gewöhnlichen, Faser-
struktur besitzenden Draht, Abb.6 einen gerade bis zur
Auflösung der Zicehstruktur geglühten Draht; die dazu er-
forderliche Temperatur und Zeit sollen so bemessen
sein, daß der Draht gerade noch biegsam bleibt,
was sich durch Ausprobieren leicht feststellen läßt. Nach
dieser Vorbehandlung wird der Draht auf eine sehr hohe,
nur durch den Schmelzpunkt und die Festigkeit des Ma-
terials sowie durch apparative Rücksichten nach oben be-
grenzte Temperatur erhitzt, wobei die aus der Faserstruk-
tur entstandenen Zerfallprodukte sich zu neuen Kristallen
vereinen, die sich über Längen von mehreren Drahtdurch-
messern erstrecken vnd mit ihren Nachbarkristallen durch
Überlappung eng verankert sind. Das Verfahren wird in
seiner Wirksamkeit noch unterstützt, wenn die eine oder
alle beide der beiden Temperaturbehandlunzen wie beim
Pintschverfahren am fortlaufenden Draht ausgeführt wer-
den. Schr wirksam ist es, den Draht zwischen den beiden
thermischen Behandlungen einer mechanischen Deforma-
tion zu unterwerfen, z.B. ihn cine oder mehrere Stufen
3 DRP. 371 623.
1 DRP. 399 896.
1724
herunterzuziehen und ihn dann erst auf die hohe Tempe-
ratur zu erhitzen, wodurch die Verzahnung der Stoß-
stellen noch weitzehend vergrößert wird.
Der zweite Weg, auf dem man dasselbe Ziel erreichen
kann, ging ursprünglich davon aus, das bei der Herstel-
lung verwandte Natriumwolframat gunz oder zum Teil
durch die Wolframate anderer Alkalimetalle, z.B. Li-
thiumwolframat oder Kaliumwolframat zu ersetzen, und
Pacz°, der dieses Verfahren vorgeschlagen hat, hat eine
besonders gute Wirkung durch Verwendung aller drei
genannten Wolframate in einem genau ausgewählten
Mengenverhältnis erzielt Dieses Verfahren ist dann
weiter ausgebaut worden®, indem dem Draht von vorn-
herein ein Zusatz innig einverleibt wurde, der Kicsel-
säure und ein Alkalimetall (z. B. Natrium oder Rubidium)
enthält, wobei dieser Zusatz eine solche Verdampfungs-
temperatur hat, daß er bei oder unterhalb der Sinter-
tempeıatur des Wolframs verdampft, u.zw. hauptsächlich
in dem Temperaturbereich, wo rasches Wachstum der
Wolframkörner stattfindet. Dieser Zusatz kann entweder
dem fertig reduzierten Metallpulver vor dem Stabpressen
oder aber schon in einem früheren Stadium des Verfahrens
der Wolframsäure oder einer anderen Verbindung, aus
der das Metall hergestellt wird, einverleibt werden; seine
Wirksamkeit stellt man sich so vor, daß er mit den im
Metall enthaltenen Verunreinigungen eine Verbindung
eingeht, die bei oder unterhalb der Sinterungstemperatur
des Wolframs verflüchtigt wird: er iibt also eine rei-
nigende Wirkung aus, deren Einfluß auf die Kristallstruk-
tur besonders von Smithells’ eingehend untersucht
worden ist.
Abb. 8 Aufgewickelter Ein-
kristalldraht, kantig geftzt
(schematisch).
Abb. & Aufgelöste Faserstruktur
eines gezogenen Drahtes.
SS D
Ah, 9. SE dem See
kristallisierter Draht, kantig ge-
Atzt (schematisch).
Abb. 7. Ursprünglich zyliudrischer
Finkristallkörper nach dem Anätzen
(schematisch».
Ein weiterer Fortschritt wurde erreicht, als man dazu
überging, die endgültige Kristallbildung erst nach der
Wicklung der Leuchtkörperwendel erfolgen zu lassen. Ver-
schiebungen der Kristallelemente und Verbiegung des
Kristallgitters werden so vermieden, da sich jetzt der end-
gültige Kristall aufbaut, ohne nachher noch einer Defor-
mation unterworfen zu werden. Der Grund für dieses
Verhalten liegt in der kristallog raphischen Struktur eines
so hergestellten Drahtes, da in ihm die Verankerung
der Stoßstellen unverändert bleibt, die Struktur der da-
zwischen liegenden Kristalle jedoch eine andere ist. als
wenn ein fertig kristallisierter Draht in Schraubenform
gewickelt wird. Ein solcher schraubenförmiger Leucht-
körper verhält sich nämlich praktisch so, als wäre
er aus einem einzigen oder einer Anzahl aneinanderse-
laxerter Kristalle herausgeschnitten worden. Dies kann
durch Anätzen der Wendeln kenntlich gemacht werden.
Es ist aus der Kristallographie bekannt und gilt ent-
sprechend für die Metallkristallographie, daß zylindrische
kEinkristallkörper beim Anätzen allmählich eine prisma-
tische Gestalt annehmen, wie schematisch in Abb. 7 dar-
gestellt. Ätzt man einen schraubenförmigen Leucht-
körper, der durch Aufwickeln eines Einkristalldrahtes
entstanden ist, so folgen die Ätzkanten den Schrauben-
windungen, wie es Abb.8 zeigt. Der Hüllkörper der
Schraube bleibt also auch nach der Ätzung ein Zylinder.
Erfolgt die Kristallisation jedoch erst nach der Form-
gebung zur Schraube, so folgen die Ätzkanten der Wendel
nicht mehr den Schraubenwindungen. Es bilden sich viel-
mehr, wie dies Abb.9 darstellt, an der Außenseite als
Ätzerscheinungen facettenartize Abplattungen aus, die in
sanz gesetzmäßiger Weise zur Schraubenachse, nicht aber
5 Aik Pat. 1299 017.
* Amer. Pat. 1410 Ja
C.J. Smithells, J. Inst. Metals Bd. 27. S. 107.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48
‚in der fertigen Lampe.
28. November 1929
wie in Abb. 8 zur Drahtachse angeordnet sind. Eine solche
Wendel ist also so kristallisiert, als ob sie aus einem
großen Kristall herausgeschnitten wäre; der Hüllkörper
der geätzten Wendel ist kein Zylinder, sondern ein mit
Abplattungen versehener, der prismatischen Form zu-
strebender Körper, wobei die Kanten der Abplattungen
parallel zur Schraubenachse laufen. Die Stärke der Ab-
plattungen und die Einzelheiten ihrer Ausbildungen hän-
gen von der Dauer der Ätzung ab, ihre Lage von dem
Winkel, den die Achsen des gedachten Kristalls mit der
Schraubenachse bilden. Diese auch vom kristallogra-
phischen Standpunkt interessanten Verhältnisse haben
Groß, Koref und Moers? näher untersucht und
ausgewertet. Eine Silhouette einer Reihe vollständig
kantig angeätzter Windungen einer solchen Wendel ist in
Abb. 10 wiedergegeben.
Eine Korngrenze eines
solchen Drahtes mit
sich überlappenden Kri-
Abb. 11.
stallen zeigt
Korngrenze eines
Schraubenkristalldrahtes.
Abb. 10. Silhouette eines nach Abb. 11.
dom Aufwickeln kristallisierten
Drahtes, der kantig geätzt ist.
Die Herstellung solcher Spiralkristalle oder, wie man
sie richtiger nennt, Schraubenkristalle ist verhältnismäßig
einfach und geschieht, wie schon oben angedeutet, da-
durch, daß man die Kristallstruktur nicht vor dem Wickeln
zur Wendel erzeugt, sondern nach diesem, u. zw. entweder
vor der Montierung auf dem Gestell oder auch ebensogut
Nur das Vorglühen zum Zerfall
der Faserstruktur und gegebenenfalls eine mechanische
Deformation des Drahtes durch Ziehen oder auf anderem
Were muß vor dem Wickeln erfolgen. Im Falle von
Drähten mit Zusätzen ist eine solche thermisch-mecha-
nische Vorbehandlung nicht immer notwendig, wodurch
sich die Herstellung noch vereinfacht. Die Heiß-Form-
beständiekeit von Leuchtkörpern aus solchen Kristallen
ist derjenigen von kleinkristallinen Wendeln überlegen.
Man kann also jetzt den Kerndurchmesser der Wendeln
weit größer als früher wählen, wodurch die Wirtschaft-
lichkeit der Lampe bei den gasgefüllten Typen beträcht-
lich gesteigert wird.
Abb. 12. Unrund profilierte Kerne für Wendeln.
Man kann aber den Kerndurchmcesser noch größer
wählen und die Wendel so weiter verkürzen, wenn der
zur Herstellung der Schraube benutzte Draht in kurzen
Abständen Deformationsstellen aufweist; solche Stellen
wirken dann gewissermaßen als Keimstellen für die Kri-
stallumwandlung, indem sie den Eintritt der Kristall-
umwandlung begünstigen, die sich von diesen Stellen aus
in die benachbarten, nicht oder ungenügend deformierten
Stellen fortpflanzt. Solche Deformationen können durch
Schlag- oder Druckwirkung erzeugt werden; es genügt
jedoch auch. wenn die Krümmung des Drahtes an diesen
Stellen stärker ist als in seinem sonstigen Verlauf. Dar-
aus ergibt sich als einfachste Ausführung das Wickeln
der Wendeln auf einen Kern ungleichmäßigen Profiles
oder einen, der aus mehreren aneinandergelegten zusam-
mengesetzt ist, wie es in Abb. 12a und b schematisch dar-
gestellt ist. An den stärker gekrümmten Stellen erfährt
der Draht eine stärkere Deformation — und damit eine
Keimsielle — als an den Stellen des größeren Krüm-
KS R: Grob, F. Korefu. K. Moers. Z. Phys. Rd. 22. 8
28. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48
1725
mungsradius. Diese Art der Formgebung der Wendel ist,
wie man leicht einsieht, zahlreicher Variationen fähig,
außer der Kristallstruktur des Leuchtkörpers werden da-
durch vor allem auch seine Länge und Form beeinflußt.
Mit diesem Verfahren kann man bei gleichem Durchhang
den Kerndurchmesser von Leuchtkörpern derart stei-
gern, daß ihre Länge auf den dritten Teil der bisher üb-
lichen und noch weiter herabgesetzt werden kann. Ein
extremes Beispiel für einen derartigen Leuchtkörper
bietet die nach diesem Verfahren? hergestellte sog. Stern-
wendel, die schematisch'® in Abb. 13 in der Längs- und
Abb. 13. Sternwendel, Längs- und Seitenansicht.
Seitenansicht dargestellt ist. Die Sternwendel entsteht,
wenn man als Kern nicht einen schwach profilierten
Draht, sondern ein schmales Band verwendet. Dabei wird
der Draht zum Teil elastisch, zum Teil überelastisch be-
ansprucht. Nach Entfernung des Bandes gehen die elasti-
schen Verformungen federnd zurück, die Wendel springt
auf und vergrößert dadurch ihren Kerndurchmesser noch
weiter, während die überelastischen Deformationen nicht
zurückgehen.
Die Fortschritte, die die Glühlampentechnik mit Hilfe
der in den vorangehenden Abschnitten beschriebenen Ver-
vollkommnungen des Drahtmaterials gemacht hat, liegen
in verschiedener Richtung. Der hauptsächliche Erfolg
ist wohl der, daß die normalen gasgefüllten Lampen
jetzt nicht mehr im Laufe ihres Brennens denjenigen Grad
von Durchhang aufweisen, der früher für sie charakte-
ristisch war und der dazu führte, daß nicht nur der Licht-
strom sondern auch die Lichtausbeute, d.h. die für 1 W
ausgestrahlten Kerzen weit unter den beim Einschalten
vorhandenen Wert sanken. Dadurch ist es auch gelungen,
das Gasfüllungsprinzip bei Lampen kleinerer Wattzahl als
bisher zu verwenden. So liegt!! die Grenze zwischen luft-
leerer und gasgefüllter Lampe heute im allgemeinen bei
25 ... 30 W. Bei Vakuumlampen selbst ist man eben-
falls fast allgemein von der Langdrahtform des Leucht-
körpers zur Wendelform übergegangen; dadurch wurde der
Leuchtkörper mehr zusammengedrängt, die Lampe kleiner
und handlicher. die Zahl der Halter ließ sich vermindern.
wodurch die Montierung erleichtert wurde. Die Zahl der
Typen konnte infolge der Konstruktions-Vereinheitlichung
vermindert werden.
Eine grundlegende Änderung schuf der neue Draht
jedoch auf dem Gebiet der Projektionslampen.
Man wußte schon lange, daß die besonderen Vorteile der
rasgefüllten Metalldrahtlampe, nämlich der Fortfall der
Wartung, des Ersatzes abgebrannter Kohlen sowie der
Keparaturbedürfnisse des Regelwerkes. das ruhige,
gleichmäßige Brennen und die Feuersicherheit diese
Lampen zum Ersatz von Bogenlampen in der Projektions-
technik geradezu prädestinierten. Ihrer Verwendung
stand lediglich entgegen die auch bei den normalen Nitra-
lampen noch zu große Ausdehnung des Leuchtkörpers, der
für Projektionszwecke in möglichster Annäherung punkt-
förmig sein, jedenfalls aber eine möglichst große "Leucht
dichte (HK/mm?) ergeben soll. Die dazu erforderliche
eedrungene Form des Leuchtkörpers ließ sich mit dem
alten gezogenen Draht nur unvollständig erreichen und
vestattete keinesfalls. die Temperatur des Leuclitkörpers
auf das gewünschte Maß zu steigern, weil dann Berührun-
ren der einzelnen Windungen eintraten, die ganze Leucht-
körperteile kurzschlossen, vom Durchhang und seinen
oben beschriebenen Nachteilen ganz zu schweigen. Durch
Verwendung des Stapel- bzw. Langkristalldrahtes sind
alle diese Schwierigkeiten beseitigt worden und es ist ge-
lungen, Lampen herzustellen, die den schärfsten Anforde-
rungen der Projektionstechnik weitzehend genügen, ohne
im Laufe ihres Lebens an Wirkung wesentlich nachzu-
lassen. Eine Reihe neuer Lampentypen dieser Art ist von
Born und Reeb* beschrieben worden; die Leuchtdichte
einer röhrenförmigen Projektionslampe beträgt mehr als
® DRP. 49 644.
10 E. Lax u. Lee in H. Geiger u.R. Scheel, Hand-
buch d- Physik Ha: 19, 8. 870
E. La u. M Pirani in H. Geiger u.R. Scheel, Hand-
buch d. Phvsik “Bd: 19, H
F.Born u. Ô. Roeb, Licht u. Lampe, im Erscheinen begriffen.
das Zehnfache einer normalen gasgefüllten Lampe; man
kann ferner die Leuchtdichte durch Verwendung dicker
Drähte, also niedriger Betriebspannung, noch um ein
Mehrfaches erhöhen.
Einer der allerjüngsten Erfolge, der noch über die
bisher geschilderten hinausgeht und dessen Entwicklung
noch nicht abgeschlossen ist, ist aber in der Verwendung
von sog. Doppelschrauben als Leuchtkörper zu er-
blicken. Bei einer Doppelschraube geht man von einer
fortlaufend gewickelten Wendel aus und wickelt sie
nochmals in Schraubenform auf, wie in Abb. 14 darge-
stellt!'. Man wußte schon immer, daß durch eine solche
Leuchtkörperform die Wirtschaftlichkeit einer gasgefüll-
ten Lampe nach dem Prinzip von Langmuir? noch
weiter als durch Verwendung einer einfachen Schraube
gesteigert werden kann. Solche Leuchtkörper konnten
aber bisher keine praktische Verwendung finden. weil
es nicht gelungen war, denselben die nötige Form-
beständigkeit zu verleihen. Sie hingen vielmehr entweder
sofort nach dem Einschalten des Stromes stark durch oder
verzerrten sich beim Gebrauch, da die zwischen zwei
Haltern hängenden Teile eines solchen Leuchtkörpers ja
weit schwerer sind als bei Einfachwendeln. In logischer
Fortführung des bei dem Schraubenkristall angewandten
Verfahrens, einem Leuchtkörper erst nach dem Auf-
wickeln die endgültige Kristallstruktur zu verleihen, ge-
langt man auch zu einem stabilen, heißformbeständigen
Abb 14. Doppelschraube.
Leuchtkörper in Doppelschraubenform, wenn man einen
Wolframdrabt schraubenförmig aufwickelt, diese Schraube
dann abermals schraubenförmig aufwindet und die zur Er-
zielung der endgültigen Kristallform erforderliche Hitze-
behandlung erst nach dieser endgültigen Formgebung an-
wendet. Es werden dadurch wie bei der Einfachschraube
nicht nur den gesamten Leuchtkörper erfüllende, sich
überlappende, unverbogene Kristalle erzeugt, die auch
a
Abb. 15. Leuchtgestelle von (a) Einfach- und (b) Doppel-
schrauben-Autosucherlampen.
später nicht mehr rekristallisieren, sondern es wird gleich-
zeitig auch der Doppelschraube die ihr innewohnende Fec-
derung genommen. Der so erzeugte Doppelschrauben-
körper hat eine so überraschend weitgehende Formbestän-
digkeit, daß nicht nur Verzerrung sondern auch jeglicher
nennenswerte Durchhang des Leuchtkörpers selbst nach
sehr lanzer Brenndauer verhindert sind. Solche Leucht-
körper haben dann eine wesentlich kleinere Umhüllungs-
länge als entsprechend gebaute aus Einfachwendeln, wo-
durch es einmal gelingt, den Wirkungsgrad bei gasgefüll-
ten Lampen noch weiter beträchtlich zu erhöhen, u. zw.
bei einer Type für 30 W, 220 V um etwa 20%. Die weit-
gehende Zusammendrängung des Leuchtkörpers bringt
den weiteren, auch für Vakuumlampen nutzbar zu machen-
den Vorteil, daß die Halterung des Leuchtkörpers verein-
facht wird. Die ebenfalls erzielte Erhöhung der Leucht-
dichte gibt ferner den Vorteil der unmittelbaren Verwend-
barkeit für besondere Zwecke, z.B. als Projektionslampen
für Scheinwerfer usw. Leuchtkörper dieser Art sind eben-
falls in der Patentliteratur mehrfach erwähnt; mit der-
artigen Leuchtkörpern auszerüstete Lampen sind vor
kurzem von Bergmans und van Liempt" be-
schrieben worden. Abb. 15a und b zeigen die Änderung
8 J. Langmuir u. Orange, Proc. Am. Inst. El. Engs. Bd. 32,
S. 1915.
H J. Bergmans u. J. A. M. van Liempt Polytechn. Weekbl.
vom 31. I. 192%, Nr. 5.
1726
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
28. November 1929
gegenüber einer Einfachwendel bei einer im Jahre 1926
von der Ösram-Gesellschaft herauszebrachten Type dieser
Art, einer Autosucherlampe. Ein wichtiger Schritt zu
einer weiteren Verbesserung scheint damit getan zu sein.
Naturgemäß vollzielit sich die Einführung derartiger
Neuerungen nicht so schnell, wie es Hersteller und Ver-
braucher gern sähen, da bei der lubetriebsetzunz einer
neuen Lampentype stets eine bestimmte Lebensdauer ge-
währleistet und verlangt wird. Es steht nun mit der Prü-
fung der Lebensdauer heute nicht mehr so wie zu den Zei-
ten der Anfänge der Metalldrahtlampen, wo eine amtliche
Bescheinigung über die Lebensdauer von vielleicht sechs
Lampen eine mehr als ausreichende Gewähr für den Ver-
braucher bot. Die Lebensdauern von Glühlampen sind, wie
die Arbeiten von Becker, Plaut und Runge” ve-
lehrt haben, vielinehr nach den Regeln der mathematischen
» R. Becker. H. Plaut n. J. Runge, Anwendungen der
mathematischen Statistik auf Probleme der Massenfabrikation, Berlin
1927. — H. Plaut, Z. Techn. Phys. Bd. 6 S. 225; Bd. 10, S. 175.
Statistik als Kollektivgegenstand zu behandeln. Dabei
genügt es nicht, wenn man nur eine möglichst große An-
zahl von Lampen einem Brenndauerversuch unterwirft,
sondern ein solcher Versuch mit Hunderten oder Tausen-
den von Lampen muß wieder und wieder wiederholt wer-
den; denn durch jede noch so kleine Veränderunz in der
Fertigung oder Ausführung kann sich nicht nur der mitt-
lere Wert der Lebensdauer als solcher ändern, sondern
auch die Streuungesmaße ändern sich; die Folge hiervon
ist wiederum, daß die Wirkung der an den Netzen vor-
kommenden Spannunzschwankungen anders zu bewerten
ist. Bedenkt man, daß zu einem Versuch von 1500 Brenn-
stunden mit der für die Zwischenmessungzen und die
„Überlebenden“ aufzuwendenden Zeit rund drei Monate
erforderlich sind und daß während der ersten Zeit der
Herstellung einer neuen Type an deren Fertigung stets
noch weitere kleine Verbesserungen vorgenommen wer-
den, so sieht man leicht ein, daß bis zur Einführung des
endeültiren. alle Teile befriedirenden Erzeurnisses sehr
erhebliche Zeit vergehen kann.
Eine elektromechanische ‚„Gleichungswaage‘“.
Von Ing. Georg Rosen, Stockholm.
Übersicht. Fs wird ein vom Verfasser vorgeschlagener
elektromechanischer Apparat zur Auflösung von Gleichungen
höheren Grades mit einer Unbekannten beschrieben.
Der Gedanke, das Waageprinzip zur Auflösung von
Gleichungen zu benutzen, ist nicht neu, man kennt ähnliche
Apparate, die z.B. hydrostatisch? oder unter Benutzung
einer Brickenschaltung? arbeiten. Man muß indessen zu-
geben, daß die Elektrizität viel sauberer und bequemer in
einem Apparat zu handhaben ist als eine Flüssigkeit.
Außerdem ist bei dem hier beschriebenen elektrischen
Apparat eine Genauigkeit erreichbar, die bei hydrostati-
schen Apparaten nicht denkbar ist.
Die aufzulösende Gleichung soll folgende Form haben:
ac+hb?+cP+d4x+te + ..+k=0.
Der Hauptteil des Apparates besteht aus einem Waage-
balken, auf welehen eine Anzahl von Drehmomenten wir-
ken. Jedes Glied der linken Seite der Gleichung soll
dureh ein Drehmoment dargestellt werden. Wenn die
Sumine dieser VDrehmornente gleich Null wird, d.h. wenn
der Waagebalken im Gleichgewicht ist, ist die durch die
Gleichung auszedrückte Bedingung erfüllt. Jedes Dreh-
moment kann ja als Produkt aus einer Kraft und dem
Mebeların dieser Kraft ausgedrückt werden. Für jedes
Glied, das die Unbekannte enthält, besteht die Kraft aus
der Anziehung bzw. der Abstolsunz zwischen stromdureh-
flossenen Spulen, von denen eine am Waagebalken hängt,
die andere fest ist. Der Ilebelarm ist dureh den Abstand
zwischen dem Aufhängepunkt der ersten Spule und dem
Drehpunkt des Waagebalkens gegeben.
In jedem Glied. welches die Unbekannte enthält.
wird nun der Hebelarm dem Koeffizienten und die zwi-
schen den Spulen wirkende Kraft der Unbekannten pro-
portional gemacht. Der nachstehend beschriebene Apparat
genügt zur Auflösung von Gleichungen dritten Grades,
indessen können nach demselben Prinzip Apparate für
Gleichungen beliebigen Grades gebaut werden.
Beschreibung der Gleichungswaaxe.
In Abb. 1 bezeichnet 7 einen Waarebalken mit dem
Drehpunkt 2. 3 und 4 sind Waareschalen für lose Ge-
wichte. Der hier dargestellte Apparat hat drei Paare von
Spulen 5..10. Alle Spulen sind einander gleich; von
jedem Paar hängt eine Spule am Waagebalken, die andere
ruht auf der Bodenplatte des Apparates.
Es sei angenommen, daß man jede der hängenden
Spulen auf jeden beliebigen Abstand beiderseits des Dreh-
punktes 2 bringen kann. Für diesen Zweck können z. B.
mehrere parallele Waagebalken zu einem starren System
1 Vegl. z. B. Eneyklopädie d. mathemat. Wissensch. Bd. 1. S. 1072,
Fußnote.
= ETZ 1910 N, 739. — Bin mechanisch arbeitender Apparat zur
Lösung von Netzgleichungen wurde in der ETZ 1911, S. 973 u. loob De-
schrieben.
zusammengesetzt sein, einer für jedes Spulenpaar. Die
jeweils untere Spule soll immer gerade unter der zuge-
höriren oberen liegen. Mit + und — sei schließlich eine
Stromqmelle bezeichnet (Abb.2). Von der Stromauelle
geht ein Stromkreis aus, bestehend aus dem zweckent-
sprechend bemessenen Widerstand 12 und den festen Spulen
6. 8 und 10. Die Stromstärke in diesem Kreise wird als
Einheitstrom bezeichnet und gleich Eins gesetzt. Ein
anderer Stromkreis besteht aus Spule 5, dem Strommesser
13 und einem Regelwiderstand 14 mit Gleitkontakt 15.
Ein dritter Stromkreis besteht aus Spule 7 und Regel-
widerstand 16 mit Gleitkontakt 17. Schließlich ist noch
ein vierter Stromkreis mit der Spule 9, dem Widerstand
18 und Gleitkontakt 19 vorhanden. Die Gleitkontakte 15.
17 und 19 sind miteinander mechanisch verbunden, so dab
sich ihre jeweiligen Stellungen entsprechen.
Abb. 1. Schematische Darstellung der Gleiehungs waare.
Die Widerstände 14. 16 und 18 sind im Verhältnis zu-
einander derart abzepaßt, daß die Stromstärke in der
Spule 7 immer das Quadrat des Stromes durch Spule 5
beträgt. Weiterhin ist der Strom durch Spule 9 immer
die dritte Potenz des Stromes in Spule 5. u.zw. im Mab
des Kinheitstromes gemessen. Wenn der Strom durch die
Spule 5 variabel gemacht und als r betrachtet wird, be-
kommt man also in den Spulen 7 und 9 die Stromstärken
rund rd Mit 11 wird schließlich ein Einheitsgewicht
bezeichnet, d.h. ein Gewieht gleich der zwischen zwei
Spulen wirkenden Kraft. wenn die Stromstärke in den
Spulen vleich Eins ist. Das Gewicht 11 läßt sich wie die
hänzenden Spulen längs des Waagebalkens verschieben.
Arbeitsweise.
Die verschiedenen auf den Waarebalken wirkenden
Drehmomente werden in folgender Weise erhalten.
Glied ar. — Dem Koeffizienten a soll der in das
Drehmoment eingehende Hebelarm entsprechen. Das
Spulenpaar 5, 6 wird deshalb auf einen Abstand von dem
Drehpunkt 2 eingestellt, der in einem zewählten Maßstah
gleich a ist. Durch Spule 6 fließt ein Strom gleich Eins,
durch Spule 5 der Strom r. Die zwischen zwei Spulen
wirkende Kraft ist, ceteris paribus, dem Produkt der
Stromstärken proportional, das Drehmoment ist also axr
-
Glied b.r?. — Die Spulen 7 und 8 werden in den
Abstand b vom Drehpunkt gebracht, Durch Spule & fliet
die Stromstärke Eins, dureh 7 die Stromstärke Së. Das
Drehmoment ist also gleich b T.
1 fr eg —
28. November 1929
Glied en Auf dieselbe Weise erhält man mittels
der Spulen 9, 10 ein Drehmoment e rd.
Wenn der Apparat gebraucht werden soll, bringt man
also zuerst die drei Spulen in die richtigen Abstände vom
Drehpunkt, u. zw. auf die rechte oder linke Seite, je nach-
dem der betreffende Koeffizient positiv oder negativ ist.
Der elektrische Strom ist vorläufig noch ausge-
schaltet. Zunächst wird die Waage durch Gewichte, die
in die Waageschalen 3 und 4 gelegt werden, ins Gleich-
gewicht gebracht und ferner das Gewicht 11 im Abstande k
vom Drehpunkt eingehängt. Jetzt wird der Strom einge-
schaltet und das Kontaktkreuz 15, 17, 19 gedreht, wodurch
die Stromstärken in den Spulen A 7 und 9 in beschriebener
Weise geregelt werden, bis die Waage ins Gleichgewicht
komnt. Die dann am Strommesser abgelesene Strom-
stärke entspricht einem Wert der Unbekannten, der eine
Wurzel der Gleichung ist. Durch weitere Änderung der
Stromstärke werden die übrigen Wurzeln gefunden. Um
zuerst die positiven Wurzeln aufzusuchen, sind sämtliche
Spulen derart zusammenzuschalten, daß zwischen allen
Paaren Anziehung stattfindet. Um dann negative Wur-
zeln zu suchen, ist bei denjenigen Spulenpaaren, die un-
geraden Potenzen von x entsprechen, der Strom in einer
Spule zu wenden.
Für das Auflösen von Gleichungen vierten Grades
sind noch ein Regelwiderstand und ein weiteres Paar
Spulen erforderlich. Der neue Widerstand soll die Strom-
stärke durch die neue obere Spule auf dem Wert z* halten.
Für jede neue Potenz der Unbekannten werden also ein
neues Spulenpaar und der zugehörige Widerstand cr-
forderlich.
Abb. 3. Geänderte Schaltung.
Abb. 2. Schaltbild.
In dem Schaltbild Abb. 3 wird eine von der vorgehend
ceschilderten etwas abweichende Vorrichtung dargestellt.
Der Waagebalken und die Spulen sind dieselben wie vor-
her, der Einheitstrom wird aber nur durch eine der Spulen,
u. zw. durch 6 geführt. Der Strom z fließt durch die Spulen
3.7 und 8. Durch 9 und 10 wird ein Strom geführt, dessen
Größe, im Maße des Einheitstromes gemessen, x’! beträgt.
Die Spulen 5, 6 erzeugen ein Drehmoment az. Da der
Strom z durch die beiden Spulen 7 und 8 fließt, entsteht
zwischen letzteren eine Kraft proportional x”. In der-
selben Weise entsteht zwischen 9 und 16 die Kraft (Gott
d.h. zx? usw. Durch diese Anordnung werden folgende
Vorteile erreicht: Man braucht einen Widerstand weniger
als vorher, für eine Gleichung dritten Grades also zwei,
für eine Gleichung vierten Grades drei Widerstände usw.
Die Stromstärke sinkt in den Spulen, die Glieder höheren
D 3: j
Grades bedeuten; statt z? erhält man x, aus zf wird
X? USW.
Die Einzelheiten können in den angedeuteten Vor-
richtungen offenbar in mehreren Richtungen geändert
werden. Bei der Vorrichtung nach Abb.2 könnte man
z. B. den Einheitstrom durch die oberen Spulen anstatt
durch die unteren senden. Dabei werden nur zwei Strom-
zuleitungen zum Waagebalken erforderlich. Statt Spulen,
die den Einheitstrom führen, können auch Pole von per-
manenten Magneten gebraucht werden.
Würde man nach dem hier angegebenen Prinzip einen
Apparat bauen, so würde man feststellen, daß der An-
wendungsbereich für ein System von zusammengeschal-
teten veränderlichen Widerständen, insbesondere bei
höheren Potenzen der Unbekannten, aus praktischen Grün-
den ziemlich beschränkt ist. Man könnte deshalb den
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48
1727
Apparat mit mehreren austauschbaren Systemen versehen,
wobei gleichzeitig der Widerstand 12 für den Einheitstrom
und das Gewicht 11 austauschbar sein sollten.
Da es sich hier um eine Nullmethode handelt und da
es gleichzeitig von Wichtigkeit ist, daß sich die Abstände
zwischen den oberen und den unteren Spulen nicht ändern,
soll die Bewegung des Waagebalkens auf ein Minimum
beschränkt sein (z. B. nur ein Bruchteil eines Millimeters
an den Enden). Um die „Bewegung“ dennoch wahrzuneh-
men, kann man an den Enden des Balkens Kontaktvor-
richtungen anordnen (von denen nur die eine auf einmal
ihren Strom schließt), die in einem besonderen Stromkreis
liegen und ein Signalsystem mit z. B. zwei Lampen, einem
Stromrichtungsanzeiger oder dgl. betätigen. Statt die
oberen Spulen aufzuhängen, kann man sie auch in Nuten
führen oder z.B. auf zwei parallele Stangen schieben,
die dann auch als Stromleiter dienen können. Die Strom-
zuleitung zu dem Waagebalken kann durch biegsame Bän-
der oder durch in Quecksilbernäpfe tauchende Spitzen be-
wirkt werden.
Beispiel.
Folgende Gleichung sei aufzulösen:
z3 — 9 æ -+23 x —- 50.
~ Die Funktionskurve dieser Gleichung zeigt Abb. 4.
Die Gleichung hat drei Wurzeln, u. zw. + 1, +3 und + 5.
Die Waage hat drei Paare von Spulen. Jede Spule be-
sitzt 500 Windungen 0,5 mm-Kupferdraht. Die Abmessun-
gen der Spulen sind aus Abb. 5 ersichtlich. Der Einheits-
strom wird zu 0,5 A gewählt. Die Längeneinheit für die
Koeffizientenskala sei 1 cm.
Die gegenseitige Kraft zwischen zwei Spulen wird
dann annähernd
P = 518 x Gramm.
Man findet somit das resultierende Drehmoment Mz:
Mz = 1 x. 57,8 — 9 x? . 57,8 + 23 x . 57,8 — 15 . 57,8 [emg]
oder
Mz = y . 51,8 [cmg].
xz =? gibt y =3 und somit M = 3. 57,8 = 173 cmg.
Hieraus findet man die Drehmomentskala, die in
Abb. 4 eingezeichnet wurde.
Die hängenden Spulen wiegen zusammen annähernd
0,8 kg. Der Waagebalken soll deshalb für eine Last von
einigen Kilogramm konstruiert sein. Eine solche Waage
gibt einen sicheren Aus-
schlag für ein Drehmo-
ment von 0,2 cmg. Setzt
200 man versuchsweise r =
cmg \-3 1,001 (eine Abweichung
150 - vom richtigen Wurzel-
wert um 0,1 %), so wird
y = 0,008 und das ent-
sprechende Drehmoment
0,46 cmg oder mchr als
zweimal so groß, als für
einen sicheren Aus-
schlag nötig ist.
100
150
2%
Abb. 4. Funktionskurve.
Abb. 5. Spulenmaße (in mm).
Die Methode selbst ermöglicht also einen beachtens-
werten Grad von Genauigkeit, wenn nur die Widerstände
und der Strommesser entsprechend genau sind. In jedem
Apparat hat man ja mechanische Elemente, Hebelarme, Ge-
wichte, Schrauben u. dgl., von deren Ausführung die Ge-
nauigkeit abhängt. Die in den beschriebenen Apparat ein-
gehenden elektromechanischen Elemente sind in dieser Hin-
sicht anderen, rein mechanischen Konstruktionselementen
nicht unterlegen. l
1728
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
28. November 1929
Elektroakustische Übertragungsysteme mit besonderer Berücksichtigung der Telephonie
auf weite Entfernungen und des Klangfilms.”.
Von Dir. Dr. phil. h. c. Dr.-Ing. E. h. F. Lüschen, Berlin.
(Schluß von 8. 1695.)
Wir kommen nun zu der Amplituden-Charak-
teriestik. Wir verstehen unter Amplituden-Charakte-
. ristik diejenige Charakteristik, die angibt, in welcher
Weise Strom und Spannung in einem System voneinander
abhängig sind, ob sie z. B. in einem linearen Verhältnis
stehen. In Abb. 18 sehen wir eine solche Charakteristik.
Man sieht, daß bei einer doppelten Amplitude auch ein
doppelter Ausschlag vor-
handen ist. Es besteht also 20
Linearität in diesen Grö-
Ben. Ist das nicht der Fall,
dann treten Schwingungen %
auf, die ursprünglich gar A
nicht vorhanden waren.
Man findet Nichtlinearitä-
ten besonders häufig, wenn
man zu größeren Ampli-
tuden kommt, und spricht 5
dann von „Überschreien“.
Solche Überschrei-Effekte
findet man z.B. bei sehr 0
langen Kabeln. Sie sehen 7 2 3 u
zweı Beispiele in Abb. 19 —>?
und 20, die von Grütz-
macher aufgenommen sind.
Abb. 19 zeigt die Klangbil-
der am Ausgang einer 2400 km langen Pupinleitung mit
Phasenausgleich. Außer dem Grundton sehen Sie noch den
ersten und zweiten Oberton.
Ganz schlimm wird eine solche nichtlineare Verzer-
rung, wenn man mehrere Frequenzen gleichzeitig über-
mittelt; wenn man z. B. zwei Töne auf das System gibt,
dann treten nicht nur die Grundtöne p und q auf sondern
auch noch die Obertöne p + q und p — q sowie andere Kom-
binationstöne, von denen besonders der Ton 2 p — q her-
vortritt. Es ist einleuchtend, daß ein solches System u. U.
zu schrecklichen Tonverzerrungen führen kann. In Abb. 20
sehen Sie deutlich, wie man das vermeiden kann. Zwei
Töne sind mit 0,125V auf den
Anfang der Leitung gegeben. . DET z
Wie die. Photographie am Ende v EE RER
der Leitung zeigt, sind die beiden 3
Töne am Ende der Leitung vor- A
handen, während die Öbertöne ’
nur andeutungsweise zu erken-
nen sind, da die Spulen nicht
überlastet waren. Bei 0,25 V und *
noch mehr bei 0,5 V sieht man die °
Differenztöne schon deutlicher. *
Wir können feststellen, daß bei
Erhöhung der Spannung am Ein-
gang die Verzerrung zunimmt. e
Sie ist Ihnen aus dem Rundfunk `"
bekannt. Ich werde sie mit einer kW
Grammophonplatte vorführen, ”
indem ich ein Rohr überschreie.
(Versuch.) Der Grund für diese
Überschreiung liegt meist nicht
am Rundfunksender, sondern dar- ?
an, daß man den Empfänger über- gl
steuert hat. Es empfiehlt sich ``
daher, erst bei sich die Ursache
zu suchen, bevor man auf den
Sender schilt, denn diese sind
heute meist sehr gut. Ich möchte
noch hinzufügen, daß diese Ver-
zerrung nicht zu kompensieren ist. Man muß sie deshalb
unter allen Umständen vermeiden.
Wie wirken sich nun diese Erkenntnisse in der Tele-
phonie auf weite Entfernungen aus? Wir haben gesehen:
Wir brauchen zunächst einen Frequenzbereich von
300..2400 Hz. Wir lassen sodann höchstens einen Pha-
senlaufzeit-Unterschied von 30 ms zu und wünschen keine
störenden nichtlinearen Verzerrungen.
* Vortrag, gehalten im Elektrotechnischen Verein am 3%. IV. 1929.
4
05 V
Abb. 18. Amplituden-Charakteristik.
1 } . !
a ar am m perwa ef em.
!
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t
zl er EI AR PO pal AS
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Oben: Leitungsende
Abb. 20. Amplitudenabhängigkeit einer Pupinleitung.
Um nun festzustellen, wie ein Fernleitungsystem
aussehen muß, das diesen Bedingungen genügt, muß ich
Sie bitten, zunächst einmal die beiden in Betracht kom-
S S 5
= 3 N
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BA fe?
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kg 1 Grund-
i A Os. ton p
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{ R ! MN BER 270G. ZB
l
2 Grund-
töne p,q
Abb. 19. Klangbilder, aufgenommen an einer 2400 km langen Pupin-
leitung.
menden Schaltungen sich kurz ins Gedächtnis zurückzu-
rufen. Die erste Schaltung ist die Zweidrahtschaltung, so
genannt, weil sie über eine Doppelleitung arbeitet. Wir
sehen sie in Abb. 21. Der Strom aus Leitung F, geht zu-
MR Ai: E Ltd NC e. SANT e f
A2 omw muerarer aw ar Du ~
er e eu Ae
D
4
"
05 V 0.125 V
Unten: Leitungsanfang
nächst über den Übertrager und den oberen Verstärker,
kommt an die beiden Verteilungspunkte, geht nach links
und rechts: einmal in die wirkliche Leitung und einmal
in die Nachbildung dieser Leitung. Stimmen wirkliche
Leitung und Nachbildung im Scheinwiderstand überein,
dann entsteht kein Rückstrom. In Wirklichkeit aber
stimmt diese Nachbildung nicht für alle Frequenzen, 30
daß doch ein Rückstrom entsteht, der einerseits zum Spre-
cher zurückläuft, anderseits aber auch im Kreislauf wie-
der über den oberen Verstärker zurückkommt und den ur-
28. N ovember 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 1729
sprünglichen Strom je nach der Phase verstärkt oder.
schwächt. Wenn die Nachbildung mit der wirklichen Lei-
tung wenig gut übereinstimmt und die Verstärkung im
Kreislauf größer ist als die Dämpfung, ist es möglich, daß
das ganze System durch diese Rückkopplung zum Pfeifen
kommt, auf alle Fälle tritt durch die Echos eine Verzer-
rung der Sprache ein. Bei Hintereinanderschaltung meh-
rerer solcher Verstärker summieren sich die Verzerrun-
gen nach komplizierten Gesetzen mehr oder weniger. Da-
durch ist das System in seiner Reichweite begrenzt.
vö i
E d ees | F? RER
Abb. 21. Zweidrahtschaltung.
Bei größeren Längen muß man eine Vierdrahtleitung
benutzen, so genannt, weil eine Doppelleitung zum Spre-
chen in der einen und eine andere Doppelleitung zum
Sprechen in der anderen Richtung benutzt wird. Wir
sehen in Abb. 22, daß eine Rückkopplung nur an den
I:
aa Y e [ese ell n) [EE
Dës
eA FEFFE
LO WW
Abb. 22. Vierdrabtschaltung.
As
Enden auftritt. Das Echo kann aber hier glücklicher-
weise mit einer sogenannten Echosperre unterdrückt wer-
den. Von der zu übertragenden Energie wird ein Teil in
dem Verstärker a abgespalten und dazu benutzt, um einen
in der entgegengesetzten Richtung wirkenden Verstärker
außer Betrieb zu setzen, so daß das Echo nicht zurück-
laufen kann. — Ich nehme an, daß nur wenige von Ihnen
ein Echo bisher gehört haben, wie es sich in einer Fern-
sprechleitung auswirkt. Die Reichspostverwaltung hat
mir freundlicherweise einige Leitungen zum Wernerwerk
zur Verfügung gestellt. Wir haben dort ein Kunstkabel
mit einer Laufzeit von einigen hundert Millisekunden.
Ich werde das Echo am Lautsprecher vorführen, u. zw.
wird jemand in dem Wernerwerk an das Mikrophon klop-
fen und dieses Klopfen werden wir hier mehrere Male
hören, da erst nach mehreren Umläufen das Echo genü-
gend gedämpft ist. (Versuch.) Ich schalte nun die Echo-
sperre ein und wir hören das Zeichen nur ein einziges
Mal. Das Echo ist vollkommen unterdrückt. (Versuch.)
Abb. 23 zeigt ein photographiertes Echo. Es wird
immer kleiner, da die Dämpfung größer ist als die Ver-
stärkung. Würde das nicht der Fall sein, so würde ein
Pfeifen eintreten:
In der Tafel Abb. 24 sehen wir die Methoden, nach
denen bisher die Übertragungsysteme für Telephonie auf
große Entfernungen aufgebaut waren, u. zw. gab es zwei
Systeme: 1a und 1b (das amerikanische und das deutsche
System). Im allgemeinen haben sie den gleichen Aufbau.
In Abständen von 1,83 km (Amerika) bzw. 2 km (Deutsch-
land) sind Pupinspulen eingeschaltet. Eine prinzipielle
Bedeutung hat dieser Unterschied in den Abständen nicht.
Der Grund liegt darin, daß wir das metrische System ha-
ben, während die Amerikaner ihre Entfernungen noch
nach Fuß berechnen (sie wählten hier 6000 Fuß). In bei-
den Fällen sind für die Vierdrahtleitungen 0,9 mm-Leiter
benutzt. Für die Zweidrahtleitungen haben wir 1,4 mm-
Leiter und die Amerikaner 1,3 mm-Leiter verwendet. Es
ergeben sich dann z. B. für den Stromkreis die Grenzfre-
quenzen 2900 und 2750 Hz. Die 0,9 mm-Leiter werden bei
einer Dämpfung von 3,25 bzw. 2,75 für ein Verstärkerfeld
von 150 bzw. 140 km benutzt, um im Vierdrahtstromkreis
ein Frequenzband von 300 ... 2200 Hz zu übermitteln. Die-
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ENEE UO MANANNAN
al Echesperrer ,
Abb. 23. Wirkung der Echosperrer.
ses Ergebnis hatten beide Systeme, obwohl sie vonein-
ander unabhängig entwickelt sind. In den Zweidrabtlei-
tungen konnte man in beiden Systemen nur 300 ... 2000 Hz,
also 400 Hz weniger übermitteln, als wir heute für rich-
tig halten,
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2900
z
2900
3600
295
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Abb. 4. Pupinisierungsmethoden.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem ameri-
kanischen und dem deutschen System besteht darin, daß
die Amerikaner eine Dämpfung von 1,8 Neper und wir
eine Dämpfung von 1,35 Neper in den Zweidrahtleitungen
haben. Der Grund hierfür liegt darin, daß die Ameri-
kaner die Zweidrahtleitung fast ausschließlich mit einem
Verstärker und nur für den Nebenverkehr benutzt haben,
während wir großen Wert darauf legten, die Zweidraht-
leitungen auch auf größere Entfernungen zu benutzen,
weil sie um mindestens 20..25 % billiger sind als die
Vierdrahtverbindungen. In beiden Systemen ist noch eine
leicht belastete Leitung vorhanden, die mit wesentlich we-
niger Induktivität versehen ist und infolgedessen eine
wesentlich höhere Grenzfrequenz hat. In diesen Leitun-
gen ist die Geschwindigkeit der Fortpflanzung der elek-
trischen Wellen wesentlich größer und die Unterschiede
in den Laufzeiten der verschiedenen Frequenzen wesent-
lich geringer als in den vorher genannten. Wegen der
Phasenverzerrung kann man nämlich die stärker belaste-
ten Vierdrabtleitungen nur auf etwa 1500 bis höchstens
1800 km benutzen. Für größere Längen werden die Ein-
schwingvorgänge zu lang und man mußte zu leicht be-
1730
lasteten Leitungen übergehen. Wegen ihrer größeren
bämpfungen verlangen diese Leitungen aber die Einsehal-
tung eines besonderen Verstärkers zwischen den anderen
Verstärkern in Entfernungen von 75 bzw. 70 km. Also
für eine verhältnismäßig geringe Anzahl der Leitungen
für ganz große Entfernungen mußte man besondere Ver-
stärkeränmter einbauen mit besonderem Personal und be-
sonderer Überwachung. Es war daher eine sehr bedeu-
tende Erfindung Küpfmüllers?, daß er den eingangs
besprochenen Phasenausgleich für diese Leitungen erfand,
wodurch es möglich wurde, stark belastete Leitungen auch
für grohe Entfernungen zu benutzen.
Abb. 35. Restdäimpfungskurve einer 2980 km langen Zweidrahtleitung.
Wir haben nunmehr ein System aufgebaut, das aus-
schließlich Verstärker in Entfernungen von 140 km hat
und für alle Leitungen gleichmäßig 300 ... 2400 Hz über-
imittelt und das ferner gestattet, die Zweidrahtleitungen
zu wesentlich größeren Längen zusanımenzuschalten, d. h.
eine Nachbildung für diesen Bereich unter allen Umstän-
den sicherzustellen.
Fi—F; mit Phasenausgleich
F\-F3 ohne m
Abb. 2%. Restdfinpfungskurve einer 5480 km langen Vierdrahtleitung
mit und ohne Phasenausgleich.
In diesem System (vgl. Abb. 24) werden die Spulen
in 1,7 km Entfernung eingeschaltet: die Grenzfrequenz in
den Stammleitungzen beträgt 3450 statt 2750 Hz in den
0,9 mm-Leitungen und 3400 in den 1,4 mm-Leitungen. Die
Reichspostverwaltunz entschloß sieh, das dritte Rhein-
landkabel zwischen Hannover und Wiedenbrück nach die-
sem Verfahren zu bauen, um diese Methode auszuprobie-
ren. Zum Vergleich wurden aber auch noch einige
schwach pupinisierte Leitungen einzebaut mit Verstärkern
in Abständen von 70 km.
Das Kabel gestattete nun, Leitungen verschiedenster
Längen zusamnienzuschalten, u. zw. eine Zweidrahtileituns
von 1490 km und von 2980 km (Abb, 25 zeigt die Rest-
dämpfuneskurve, die von 300... 2400 Hz einen durehaus
befriedirenden Verlauf hat) sowie Vierdrahtleitungen
mit Phasennuseleiech von 2720 und 5480 km (Abb. 26 zeigt
die Restdämpfung dieser Leitung mit und ohne Phasen-
ausgleich). Die Entzerrungsmittel, die zur Dämpfungs-
und Phasenverzerrung gebraucht wurden, wurden in der
? Küpfmüller, El. Nachr. Techn. Bd. 3, S. 32.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
28. November 1929
Fabrik berechnet und in die Leitung eingeschaltet. Man
könnte durch eine zusätzliche Entzerrung die Kurve ver-
bessern. Das hat sieh aber nicht als notwendig erwiesen,
so daß man Leitungslängen von 2720 km und die doppelte
Leitunzslänge von 5440 km bhne diese besonderen Mitel
verwenden konnte Außerdem konnten wir noch 2720
und 5480 km leicht pupinisierte Leitung zusammenschul-
ten (vel. Abb. 27). Wir hatten also die Möglichkeit, über
eine Zweidrahtleitunz mit 10 und 20 Verstärkern über
2980 kın, über Vierdrahtleitungeen mit 40 Verstärkern
über 5400 km mit Phasenausgleich und mit 80 Verstär-
kern über 5400 km ohne Phasenausgleich in der leicht pu-
pinisierten Leitung zu sprechen.
Abb. 77. Restdäinpfungskurve eines 5480 km langen leicht pupinisierten
Fernkabels.
Man kam zu dem Ergebnis, daß die längsten L.eitun-
gen mit Phasenausgleich ein besseres Resultat ergaben
als die Leitungen mit schwacher Pupinisierunz, da tat-
sächliech in der mit dem Phasenausgleich versehenen Lei-
tung die Einschwingvorränge beseitigt werden, während
das in den schwach pupinisierten Leitungen nicht ganz
der Fall ist. Auch war es möglich, über 10110 km mit
120 Verstärkern eine wirklich gute Verständigung zu er-
zielen. Die Leitung hatte dabei eine Dämpfung von
300 Neper. Im Wirkungsgrad-Verhältnis ausgedrückt be-
deutet das eine Zahl mit 150 Nullen.
Wir kommen nun zum Tonfilm. Trierseon, Küchen-
meister, Tobis, Klangfilm, Movietone, Vitaphon, Photo-
phon, Phototon, Mihály, Köhnemann und viele andere
-phon und -ton —, das sind die versehiedenen Systeme, die
im Tonfilm bestehen. leh beabsichtige nicht, jedes ein-
zelne System zu besprechen, da die verschiedenen Systeme
sehr vieles gemeinsam haben, so dab man gewisse K las-
sen in diesen verschiedenen Systemen unterscheiden kann.
Abb. 28.
Klangtilmaufnahıne.
Kin Klangfilm entsteht (Abb. 28) in der Weise, dan
gleichzeitig die Liehtwellen in der Kamera und die Ton-
wellen im Tonempfänger aufgenommen werden. INS
Schallwellen werden von dem Scehallempfänzrer, dem Mai-
krophon, in elektrische Wellen umgewandelt, diese wer-
den einem Verstärker zugeführt und auf einen Klanzauf-
nahme-Apparat geleitet. der mit der Kamera synchron zan-
getrieben wird. Die verschiedenen Systeme untersc he-:-
den sieh grundsätzlich nur im Klangaufnahme-Apparat.
Wir müssen uns dabei fragen, was das System leisten
soll. Es soll also zunächst ein gewisses Fremenzbiand
aufzeichnen Können. ka soll ferner gewisse Intensitäts-
unterschiede zulassen, was bei der Musik sehr wichtig
ist. Schließlich soll es keine nichtlinearen Verzerrungen
haben. Das sind die drei Haupterfordernisse.
Als erstes System nenne ich das der Aufzeiechnunz auf
eine Wachsplätte. Auf ein Mikrophon wird gesprochen.
die Ströme werden verstärkt (Abb. 29) und einem Elek-
tromaznetsystem zugeleitet, das den Schreibstift bew esr.
28. November 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 1731
Der Stift bewegt sich quer zur Richtung der laufenden
Platte und schneidet eine Rille in die Weachsplatte ein.
Bei der Wiedergabe ist es umgekehrt: In der Rille läuft
eine Abnahmenadel, die einen Magnet in einem Magnet-
feld bewegt und Ströme entstehen läßt, die dem Laut-
sprecher zugeleitet werden.
Verstärker
Grammophonplatte
Abb. 29. Besprechung einer Wachsplatte.
Bei der Frage, welche Frequenzen man bei einer sol-
chen Platte aufzeichnen kann, muß man sich über die Ge-
schwindigkeit der Platte klar werden. Normalerweise läßt
man sie mit 78 U/min laufen. Am inneren Rande der `
Platte hat man dann eine Geschwindigkeit von etwi
40 cm/s. Bei 7000 Hz kommen wir auf eine Länge der
'Halbwelle von 30 p, bei 10000 Hz von 21 u. Es ist klar,
daß die Ausschläge der Nadel noch kleiner werden müssen,
wie man aus Abb. 30 sieht. Die Nadel hat einen Durch,
Rillenbreite 130 u, Nadelradius 65 m,
Drehzahl der Platte 78 U min, Radius
genügend groß A des inneren Randes der Aufzeichnung
[10 em, Geschwindigkeit 42 cm s
Frequenz
Rile 7009 Hz 10009 Hz
Grenze Wellenlänge
420 _ A9 S
Nadel ZU) mm = 60 4 ioui mm=42u
Maximalamplitude
zu klein A zz ldn A ss Dën
Abb. 30. Verwendung der Wachs-
platte.
messer von 69 p. Die Grenze ist gegeben, wenn der Krüm-
mungsradius der äußeren Rillenkrümmung mit dem Krüm-
mungsradius der Nadel zusammenfällt. Bei einer Rillen-
breite von 130 p, wie wir sie normal haben, und bei einem
Nadelradius von 65 u kann man berechnen, daß die Maxi-
malamplitude bei der Geschwindigkeit von 42 cm/s nur
1,4 u und bei 10000 Hz sogar nur 0,6 p betragen darf.
Es ist klar, daß man bei diesen sehr kleinen Größen hart
an der Grenze des Möglichen ist.
Abb. 31. Aufnahme nach dem Intensitfitsverfahren.
Die Aufzeichnung der verschiedenen Frequenzen cr-
folet folgendermaßen. Die Spannung, die bei der Abnahme
entsteht. ist proportional der Geschwindigkeit der Nadel.
Wir müssen nun die Aufzeichnungen der Amplitude zu
vornehmen. daß bei verschiedenen Frequenzen und bei
Jeicher Intensität die Geschwindigkeit der Nadel die
rleiche ist, daß also Amplitude mal Frequenz gleich ist.
Mit zunehmender Frequenz werden also die Amplituden
immer kleiner. nach den tiefen Frequenzen bin werden
sje zrößer. Bei den allertiefsten Frequenzen würde
da= dahin führen. daß die Rillen ineinander laufen. In-
folszedessen verwendet man dieses Verfahren nur bis
>50) Hz und zeichnet dann mit gleichen Amplituden für
gleiche Intensitäten bei den verschiedenen Frequenzen
auf. Dutch die Verstärkers-haltunz kann man diesen Ab-
fall in der Energieaufzeichnung wieder kompensieren,
wenn man nicht vorzicht, auf die tiefen Frequenzen bis
zu einem gewissen Grade zu verzichten, um die Röhren
nieht zu überlasten. Jedenfalls ist es sehr schwierig, bei
den hohen Frequenzen große Intensitätsunterschiede auf-
zuzeichnen. Bei 5500 Hz fallen die Platten auch durchweg
erheblich ab.
Photoz elle
EES / Verstärker
Lautsprecher
Abb. 32. Wiedergabe nach dem Intensitätsverfahren.
Das Plattenverfahren ist schon 1903/04 von O.
Mester? angewendet worden, als man noch keine elek-
trische Übertragung kannte. Selbstverständlich konnte es
ihm angesichts der damaligen Mittel nicht beschieden sein,
einen Dauererfolz zu haben. Immerhin hat er schon 500
bis 600 Tonfilme geschaffen. Für den Plattenwechsel hat
er schon das jetzt von Breusing? angewendete Ver-
fahren, nämlich zwei Plattenteller, verwendet. Durch einen
Kontakt am Film konnte von einer Platte auf die andere
Platte umgeschaltet werden. In Amerika haben Warner
Brothers im Vitaphonverfahren
gemeinsam mit der Western Elec-
trie Co. dieses System mit Hilf.
der uns heute zur Verfügung ste-
henden elektrischen Hilfsmittel
zu einem ersten großen Erfolg im
Tonfilm geführt. Mit dem „Sing-
ing Fool“ war der große Schla-
ger erziclt, der alle Welt aufhor-
chen und die Stimmung erheblich
zugunsten des Tonfilms umschla-
gen ließ.
Spiegel
Verstärker
Mikrophon
Abb. 3. Triergonfilm Abb. 3, Aufnahme nach dem Ampli-
(Intensitätsverfahren:. tudenverfahren.
Das Plattenschneideverfahren steht auch der Klang-
film-Gesellschaft zur Verfügung. Die Verfahren wurden
von der AEG und von S & H entwickelt. Auch die Tobis
verfügt durch die Arbeiten von Mester über ein solches
Verfahren. Ferner verwendet die Lignose Hörfilm-Ge-
sellschaft dieses Verfahren nach Breusine.
Ein anderes Verfahren besteht darin, die Klänge auf
einem Stahldraht aufzuzeichnen. Der Stahldraht wird an
einem Tlektromasneten vorbeireführt, dem die Ströme
vom Mikrophon zugeführt werden. er wird dabei im
Rhythmus der Schallsehwingungeen magnetisiert. An einem
umgekehrten Sy:temn vorbeiereführt. können über Ver-
stärker die Ströme einem Lautsprecher zugeführt und
wieder abrehört werden. Dieses Verfahren wurde von
dem Dänen Poulsen? erfnaden. feh habe schon vor
acht Jahren bei dem finnischen Inzenieur Tizerstäd!
in Kopenhagen -preehende Filme nach diesem Verfahren
gehört. Nach den damaligen Verhältnissen kamen sie mir
s O Mester, Kinoteehn. 19, S. 4909,
t Kinotecehn. 1028, S. 49. j Bess ;
° Ponlsen, Ann. Phys. 1900, 8.75. ETZ 1901, S. 57, 181, 240.
1732 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 28. November 1928
nicht einmal schlecht vor. Später haben sich Kiliani
und Stille dieses Verfahrens angenommen®. Letzterer
hat sich mit der Blattner-Gesellschaft zusammengetan.
Über die Leistungsfähigkeit dieses Systems ist fol-
gendes zu sagen: Wenn man es mit der Aufnahme auf einen
Film vergleicht, dann muß man die Spaltbreite, die man
für einen Lichtspalt erreichen kann, mit der Spaltbreite
vergleichen, die in einem Magnetfeld erreichbar ist. Beim
Film kann man 20 u Spaltbreite leicht erzielen. Ich weiß
nicht, ob es schon gelungen ist, bei einem Maxgnetsystem
eine Spaltbreite von 200 u, also vom Zehnfachen, zu er-
reichen. Sollte das gelingen,
dann würde das bedeuten, daß
man den Stahldraht. wenn
man mit ihm die gleiche Güte
erreichen wollte, noch zehn-
mal so schnell laufen lassen
müßte wie den entsprechen-
den Film. Wir werden viel-
leicht bald sehen, was aus die-
sem System wird, da ja schon
ilmproduktionen mit ihm an-
gekündigt sind.
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Abb. 35. Aufzeichnungen nach Abb. 37. Ton- und Rildwiedergabe-
dem Amplitudenverfahren. Apparat.
Wir kommen nun zu dem System der photographi-
schen Aufzeichnung der Laute auf den Film. Wir müssen
hierbei zwei grundsätzlich verschiedene Verfahren unter-
scheiden: das Intensitäts- oder Schattierungsverfahren
und das Schwarz-Weiß-Verfahren. Das Intensitätsver-
fahren bestcht darin, daß man eine Lichtquelle — z.B.
eine sprechende Bogenlampe — durch die Mikrophon-
ströme so beeinflußt, daß die Lichtschwankungen propor-
tional den Schwankungen des elektrischen Stromes sind.
Verstärker
Lichtquelle Lautsprecher
Nbjektiv
Abb. 36. Wiedergabe nach dem Amplitudenverfahren.
Durch ein Linsensystem wird ein Spalt auf dem Film ab-
gebildet. Je naclı der Beeinflussung der Lampe kommen
dann größere oder geringere Schwärzungen zustande
(Abb. 31). Zur Wiedergabe läßt man den Film an einem
Lichtspalt vorbeilaufen, von dem aus durch den Film
hindurch das Licht auf eine Photozelle fällt. Je nach der
Schwärzung wird mehr oder weniger Licht auf die Zelle
fallen, die diese Lichtschwankungen in elektrische Ströme
zurückverwandelt und über einen Verstärker dem Laut-
sprecher zuführt (Abb. 32).
Dieses Verfahren ist zum ersten Male bei Triergon
von aen drei Erfindern Voigt, Engl und Massolle
6 Stille. Kinoteehn. 1929, S. 322. — Ein Bericht über die erzielten
Verbesserungen wird demnächst in der ETZ erscheinen.
zu einem brauchbaren System entwickelt worden. In
Abb. 33 sehen Sie einen Triergonfilm, bei dem auf dem
normalen Film der Ton photographiert ist. Die Unter-
schiede in der Schwärzung bedeuten Lautstärkenunter-
schiede, die Unterschiede in der Dichte aer Linien bedeņ-
ten Frequenzunterschiede.
Grenzfrequenz mit
25% Abfall
Co fh Hz
46 6
24 Bilder
532 0,187.10°° |168000 | 26800 0
28 Bilder 0375 84000 | 13400 011
0.750 «2000 | 6700 0.
v ` Filmgeschmindigket in cm/s
S e Spaltbreite in p
= Einschwingzeit m.s
Abb. 8. Filmgeschwindigkeit und Frequenzgrenzen.
Die Klangfilm-Gesellschaft verwendet als Lichtrelais
die vonder AEG unter Leitung vonLichtenachKaro-
l us entwickelte Kerrzelle’, die auch die Aufzeichnung der
höchsten Frequenzen gestattet.
Das zweite System, das man verwenden kann, ist das
Amplitudensy stem. Von einer Lichtquelle wird ein Licht-
strahl auf einen Spiegel eines Öszillographen geworfen,
der reflektiert und über ein Linsensystem wieder auf dem
vorbeilaufenden Film abgebildet wird (Abb. 34). Durch
die Sprechströme wird der Spiegel bewegt und führt mehr
oder weniger große Ausschläge aus. Man erhält Streifen,
wie sie in Abb. 35 abgebil-
det sind, wobei die Ampli-
tudengröße ein Bild von
der Lautstärke und die
Dichte der Linien Auf-
schluß über die Höhe der
Frequenz gibt. Die Wie-
dergabe solcher Filme er-
folgt in derselben Weise
wie bei den anderen Fil-
men. Ein Spalt wird abge-
bildet (Abb. 36). der auf
die Photozelle mehr oder
weniger Licht fallen läßt.
Abb. 39. Filmstreifen von Tobis- Abb. 40. Filmstreifen der Radio
Klangfilm oder Movieton. Corp.
Ausgebildet wurde dieses System von Petersen
und Poulsen sowie im Zentralloboratorium der Siemens
& Halske AG. von Gerlach und Kemna. Es steht
ebenfalls der Klangfilm-Gesellschaft zur Verfügung. Ich
möchte noch hinzufügen, daß das Intensitätsverfahren
auch von der Fox-Gesellschaft in Amerika verwendet
wird und daß die Triergon-Gesellschaft, die jetzige Tobis.,
eine Glimmlampe als Lichtrelais verwendet.
Abb. 37 zeigt einen Tonwiedergabe- und Bildwieder-
gabe-Apparat. Man sieht die Filmführung, den Bildpro-
“ Vgl. ETZ 1929, S. 74.
28. N öyamber 1929
jektor und den Projektor für den Ton. Der Ton ist na-
türlich nicht unmittelbar neben dem zugehörigen Bild,
sondern in einer gewissen Entfernung — 38,5 cm “sind
heute schon normalisiert — angebracht. Diese Verschie-
bung ist notwendig, da sich der Film an der Bildstelle
ruckweise bewegen muß, während er für den Klang mit
gleichbleibender Geschwindigkeit bewegt werden muß,
damit keine Tonschwankungen auftreten. Aus diesem
Grunde wird auch auf der Rolle, die die Führung des
Filmes besorgt, ein Schwungrad angebracht, das zum
erstenmal von der Triergon-Gesellschaft mit Erfolg an-
gewendet worden ist.
In Abb. 38 sehen Sie, welche Frequenzen man auf
einen Film aufbringen kann. Heute nimmt man 24 Bilder
in der Sekunde auf. Die Geschwindigkeit beträgt dann
46,6 om/s. Man kann bei einem Spalt von 20 u Frequenzen
von 11000 Hz abbilden, ohne daß ein Abfall von mehr
als 25% vorhanden wäre. Diese Möglichkeit, beliebig
viele Frequenzen abzubilden, ist der größte Vorteil, den
wir in der Aufzeichnung auf dem Film haben. Außerdem
scheint es, als ob man auch beim Filmverfahren wesent-
lich weniger Geräusche hat als beim Plattenverfahren
(Nadelgeräusche!).
Man bringt heute im allgemeinen Bild und Ton auf
einen Film. Sicherlich kann man bei der Verwendung
eines breiteren Filmes für den Ton in bezug auf Geräusch-
freiheit, Intensitätsunterschiede usw. noch günstigere Re-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48
1733
sultate erzielen. Es ist auch noch nicht gesagt, welches
Verfahren billiger ist, da die Kopierung auf einen Film,
nachdem die Filme verschieden entwickelt worden sind,
auch erhebliche Kosten verursacht. Es ist aber darüber,
ob ein oder zwei Filme, noch nicht das letzte Wort ge-
sprochen.
In Abb. 39 sehen Sie, wie das Bild im Tobis-Klang-
filmverfahren und Movietoneverfahren verkleinert wird,
um Platz für die Tonaufzeichnung zu gewinnen. Die
Radio Corporation in Amerika, die das Amplitudenverfah-
ren verwendet, verkleinert das Bild in beiden Richtungen
und vergrößert den Bildstrich (vgl. Abb. 40). Für beide
Verfahren lassen sich Vorteile und Nachteile angeben.
Es würde aber zu weit führen, darauf noch einzugehen.
Meine Herren, nachdem Sie mir so lange freundliclıst
zugehört haben, werde ich nunmehr meinen Vortrag mit
meinem Bilde im Sprechfilm beenden lassen, das aller-
dings im Laboratorium aufgenommen worden und infolge-
dessen filmisch nicht besonders gut ist. Fürchten Sie
nicht, daß es ebenso lange sprechen wird, wie ich ge-
sprochen habe. Im Anschluß an das Schlußwort, das mein
Bild jetzt zu Ihnen sprechen wird, wird noch ein nach dem
Amplitudenverfahren aufgenommener Klavierfilm ohne
Bild gespielt werden, um Ihnen einen Begriff davon zu
geben, welche Intensitätsunterschiede und welche Ge-
EE? man erreichen kann. (Vorführung der
ilme
Die internationale Elektroindustrie in Zahlen.
Von A. Friedrich, Berlin.
Übersicht. Der Zentralverband der deutschen elektro-
technischen Industrie hat erstmalig den statistischen Anhang
seiner Geschäftsberichte zu einem umfangreichen Nachschlage-
buch „Statistischer Bericht 1929“ ausgebaut. Er bringt für
alle wichtigeren Länder der Erde Zahlen des Außenhandels
sowie der Produktion und rundet dies Bild durch Angaben
über die internationale Entwicklung elektrotechnischer An-
wendungsgebiete ab. Hier folgt ein Auszug daraus.
Während für zahlreiche Industrien schon seit Jahr-
zehnten gute statistische Literatur zur Verfügung steht,
gibt es bisher über die Entwicklung der Elektroindustrie
und ihrer Anwendungsgebiete ziffernmäßiges Orientic-
runesmaterial in nur sehr bescheidenem Umfange. Die
ersten interessanten Versuche, das internationale Kräfte-
verhältnis in Produktion und Außenhandel zu berechnen
oder doch abzutasten, wurden vor rund drei Jahren für
die Zwecke der Genfer Weltwirtschaftskonferenz gemacht,
insbesondere im Memorandum des Zentralverbands der
deutschen elektrotechnischen Industrie und in der Mono-
eraphie der British Electrical and Allied Manufacturers’
Association. Mängel der damaligen Arbeiten ergaben sich
aus der Kürze der Vorbereitungszeit.
Wenn in diesem Jahr der Zentralverband den
seinen Geschäftsbericht ergänzenden statistischen Anhang
zu einem umfangreichen selbständigen Bericht über alle
erfaßbaren Größen der Produktions-, Außenhandels- und
Anwendungsgebiete der Elektrotechnik ausgebaut hat, so
füllt diese gründliche Arbeit, der auch in der ausländi-
schen Literatur ein ähnlich umfassendes Kompendium
noch nirgends zur Seite steht, eine vielfach empfundene
Lücke aus.
Der Bericht maßt sich nicht an, ein allseitiges inter-
nationales Nachschlagewerk zu sein, und macht auch keinen
Versuch, die elektrotechnische Weltproduktion und den
Anteil der einzelnen Länder an ihr auch nur annäherungs-
weise abzuschätzen, beschränkt sich vielmehr auf Wieder-
gabe und Verwertung der bisher zur Verfügung stehenden
einwandfreien statistischen Unterlagen. Da insbesondere
über die Produktion in einer Reihe wichtiger Länder, so
in Deutschland, statistische Erhebungen überhaupt nicht
vorhanden sind, da ferner die Wertziffern der einzelnen
Länder infolge von Preisunterschieden nicht ohne weiteres
vergleichbar sind, so konnte ein Weltbild nicht gezeichnet
werden, und es wäre erwünscht, wenn auf allen beteiligten
Seiten, auch in Deutschland, der Bericht des Zentralver-
bands als Anregung angesehen würde, hier bisher Ver-
säumtes nachzuholen. Wenn z.B. in den V.S. Amerika
für die Elektroindustrie wie für alle anderen Industrie-
zweige alle zwei Jahre eine gründliche Erfassung der
Produktionswerte, der Beschäftigtenziffern, der Lohn-
summen usw. möglich und nützlich ist, und wenn z.B. das
Department of Commerce mit den Quartals-Umsatzziffern
der 81 wichtigsten Elektrofirmen der Vereinigten Staaten
auch im Ausland eine günstige propagandistische Wirkung
erzielt, so sollte vielleicht auch in Deutschland eine Form
gefunden werden, diesem Beispiel zu folgen. Der Gesamt-
verbrauch elektrotechnischer Erzeugnisse kann nicht be-
rechnet und eine genaue Marktanalyse nicht vorgenommen
werden, solange nicht außer der Ein- und Ausfuhr auclı
die Erzeugung bekannt ist.
Einzelne Lücken ergeben sich im Bericht des Zentral-
verbands naturgemäß auch bei der ziffernmäßigen Dar-
stellung der Anwenduneseebiete: hier fehlen z. B. — offen-
bar infolge der unzureichenden Beschaffenheit des zur Zeit
vorhandenen internationalen Materials — Angaben über
die in den wichtigsten Ländern arbeitenden Elektro-
motoren. über den Stromverbrauch der Elektrochemie und
-metallurgie. über das Telegraphenwesen usw. Da aber,
wie im Vorwort ausgeführt wird, der Bericht in der
jetzigen umfassenden Gestalt jährlich herausgegeben und
durch Erfassung noch weiterer Gebiete verbreitert wer-
den soll, ist man wohl zu der Annahme berechtigt, daß
diese Publikationen sich im Laufe der Zeit zu einem elek-
trotechnischen Standard-Jahrbuch entwickeln werden, das
lückenlos über alle internationalen Erscheinungen dieser
Industrie informiert.
Sämtliche Angaben über Produktion und Außenhandel
werden in Wertziffern gemacht, die durchweg in Reichs-
mark umgerechnet worden sind. Diese einheitliche Um-
rechnung gibt erst die Möglichkeit, die einzelnen Ziffern
miteinander in einen Vergleich zu setzen; man würde viel-
leicht in künftigen Neuausgaben eine Tabelle beifügen,
die zeigt, nach welchen Kursen die Umrechsung vorge-
nommen wurde. Auch wäre zu erwägen, ob nicht für einige
Einzeltabellen (Gesamtaußenhandel, Außenhandel nach
Warengruppen, Glühlampenherstellung u. a.) ergänzend
Mengen- oder Stückziffern veröffentlicht werden sollten.
Daß den Darstellungen der Produktion und des Außen-
handels als dritter Teil noch Zahlen über Elektrizitäts-
erzeusunge und elektrotechnische Anwendungsgebiete fol-
gen, ist eine sehr begrüßenswerte Ergänzung, die es er-
laubt, weitere Entwieklungsmöslichkeiten, beispielsweise
Möglichkeiten der Warenausfuhr nach den einzelnen
Märkten, einigermaßen abzuschätzen. Dies gilt in erster
Linie für die meisten Zweige der Schwachstromtechnik.
Ein großer Vorzug, den die gesamte Publikation in allen
Teilen hat, ist die sehr übersichtliche Einteilung und Dar-
1734
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48
28. November 1929
stellung. so daß das angesammelte gewaltige Zahlenmate-
rial ohne besondere Einarbeitung sofort benutzt werden
kann.
I. Elektroaußenhandel.
Daß die Außenhandelsentwicklung im Statistischen
Bericht am ausführlichsten behandelt ist und 229 Seiten
von den insgesamt 291 Seiten einnimmt, entspricht wohl in
erster Linie der Tatsache, daß hierfür Zahlenmaterial in
erößtem Umfang zur Verfügung steht. Die Bedeutung
des Außenhandels, insbesondere des Exportanteils,
gegenüber der Produktion (oder eigentlich dem Gesamt-
absatz, der aber meist unbekannt ist) variiert in den Haupt-
ländern sehr stark. Während beispielsweise der Ausfuhr-
anteil an der Produktion in den V.S. Amerika nur etwa
8% ausmacht. wird er für Deutschland und England
schätzungsweise auf 20 % angegeben, und bei Holland über-
steigt er sogar 35 %. Mit Recht unterstreicht der Bericht.
daß man bei diesen Durelischnittsziffern nicht vergessen
darf, daß die meisten am Export interessierten deutschen
Firmen mehr als 30% im Ausland absetzen, während die
anderen Firmen viel geringfügiger oder gar nicht an der
Ausfuhr beteiligt sind. Hieraus wird die Schlußfoleerung
gezogen: „Die Ausfuhrabhängirkeit der deutschen elek-
trotechnischen Industrie wird sich zum besonderen Nach-
teil Deutschlands naturgemäß dann bemerkbar machen,
wenn die protektionistische Welle, die in der Nachkriegs-
zeit die Welt überflutet hat, anstatt abzuebben, in der zu-
künftigen Handelspolitik der Hauptabsatzländer eine noch
größere Rolle spielen sollte als bisher. Die Schäden, die
hieraus entstehen müßten, würden sich für Deutschland
nicht auf die gesamte Industrie gleichmäßig verteilen. son-
dern mit besonderer Schärfe gerade diejenigen Firmen
treffen, mit deren Leistungsfähiskeit die innerwirtschaft-
liche wie auch die weltwirtschaftliche Geltung der deut-
schen elektrotechnischen Industrie untrennbar verbunden
ist“ (8.5).
Über die grundlegende internationale Verschiebung in
der Ausfuhrentwieklung der wichtigsten
Länder informiert die Zahlentafel 1 (nach S. 227 a), aus
der hervorgeht, daß Deutschland auch 1928 unter den Ex-
portländern an erster Stelle stand, daß aber gegenüber 1913
sein Ausfuhrzuwachs mit 60 % der niedrigste war, wäh-
rend er z. B. für die V.S. Amerika 300, für die Niederlande
180. für Schweden 480 % usw. betrug. Der internationale
Durchschnittszuwachs liegt bei rd. 160 %.
1. Weltelektroausfuhr.
1913
1925 1928 Anteil an der
Gesamtausfuhr
0
Q
Länder
Ausfuhrzuwachs
1928 gegen 1913
1913 =1
1913 | 1925 | 1
Deutschland! ....... 330,6 | 366,5 536,1 40,4 ! 25,8 | 28,8 1,6
V. S. Amerika ...... 112,4 354,0 AA. A 15,7 , 25.1 24,0 4,0
Großbritannien ..... 157,4 356,5 377,6 22,0 | 25,2 : 20,2 2,4
Niederlande? ....... 12,08 53,7 105,8 1,7 38. 5,6 8.8
Schweden .......... 14,1 40,3 81,6 2,0 28, 44 5,8
Frankreich ......... 30,2 18,3 69,1 4,2 5,5 3,7 2,3
Österreich, Ungarn,
Tschechoslowakei 10,4 53,8 67,04 1,5 3,0 3,6 6,4
Schweiz ... 22.222220. 24,8 47,6 668,7 3,5 3,4 3,8 2,7
Belgien ............ 10.08 | 17,8 38,5 1,4 1.3 2,1 3,9
Kanadas ........... 0,3 14,5° 20,2 0,0 0,9 1,1 | 67,3
Dänemark ......... 1,7 12,2 18,99 0,2 0,9 1.0 | 11,1
Japan e Een Br 1,6 11,1 18,5 0,2 0,8 1.0 | 11,6
Italien ........2..... 8,3 12,3 | 168,3 1,2 0,9 0,9 2,0
Summe.. | 713,8 1419,2 /1864,7 |100 100 -100 2,6
1 Einschl. Reparationslieferungen.
P Einschl. Durchfuhr.
3 1913 Wert geschätzt.
€ Hierin enthaltener Wert für Österreich 1928 errechnet unter
Zugrundelegung von Januar bis September 1928». g
> Nach Schätzung Martel (Messager de Bruxelles 1917).
® Ensch), Wiederausfuhr.
Fiskaljahr Ende 31. III. 1926.
1928 geschätzt mit 20°%, Zunahme gegenüber 1927.
=
Für die Verteilung der Welteinfuhr gibt der Be-
richt, wie für alle sonstigen Zahlerreihen der Außenhan-
delsentwicklunge. die Angaben nur für die Zeit von 1925
bis 1928; wir verweisen hinsichtlich der Angaben für 1913
und 1921 auf den Geschäftsbericht des Zentralverbands für
1925/26, dessen Tabellen in der ETZ 1927, 8. 391 ff. ver-
öffentlicht wurden.
Die Entwicklung der Welteinfuhr ergibt für die 45
erfaßten Länder in der Zeit von 1925 bis 1925 eine Steige-
rung von 12492 auf 1711,1 Mill RM, die sich jedoch auf
die einzelnen Gebiete ungleich verteilt. Wichtig ist z. B.,
wie der Bericht einleitend bemerkt. daß „bisher der euro-
päische Markt trotz der handelspolitischen Hemmnisse. die
den möglichen Güteraustausch zweifellos an seiner vollen
Entfaltung gehindert haben. eine bemerkenswert stärkere
Aufnahmefähigkeit gezeigt hat als vor dem Kriege“ (S.6).
In dieser Periode stieg der Anteil der 24 europäischen
Länder an der Welteinfuhr von 44,7 auf 535 %, während
der Anteil der übrigen Erdteile durchweg etwas zurück-
gegangen ist, am meisten der Asiens. Die zweifellos
später noch einmal sehr entwicklungsfähiren asiatischen
Märkte nahmen 1928 nur 192,7 Mill RM auf gegenüber 184.1
Mill RM im Jahre 1925; diese schr geringe Steigerunz
kommt einem relativen Rückgang von 14,8 auf 11,3 %, ge-
messen an der gesamten Welteinfuhr, gleich.
Bei dem später folgenden Vergleich deutscher Ausfuhr-
ziffern der Vor- und Nachkriegszeit nach Gebiets- und Erd-
teilen ist allerdings zu beachten, daß infolge der neuen
Grenzziehung ein Teil des gegenwärtigen deutschen Ex-
ports nach den europäischen Ländern vor dem Kriege
Binnenhandel war; entsprechende Feststellungen gelten
auch für andere Länder wie Österreich und Ungarn, so
daß also die erwähnte stärkere Aufnahmefähigkeit des
europäischen Kontinents teilweise künstlicher Natur ist.
DainderdeutschenElektroausfuhr
(Zahlentafel 2. Auszug aus S. 17) die Versorgung der
europäischen, insbesondere mittel- und osteuropäischen.
Länder an weitaus erster Stelle steht — der Anteil der
europäischen Märkte an der deutschen Gesamtausfuhr be-
trug 1928 fast vier Fünftel —, mußte der gesteigerte
Elektrobedarf dieser Gebiete sich in der deutschen Bx-
portentwieklung widerspiegeln. Dabei fallen einige Län-
- der durch besonders große Zunahme deutscher Belieferung
auf, so hat sich z. B. von 1925 bis 1928 die Ausfuhr nach
Frankreich verfünffacht, nach Rußland fast vervierfacht,
nach Finnland verdreifacht, nach Polen und Ungarn etwa
verdoppelt. Unter den Überseemärkten Deutschlands zeigen
besondere Steigerungen Argentinien, Australien. Nieder-
ländisch-Indien und Siam. während anderseits die Ausfuhr
nach Japan und teilweise auch nach China erheblich ze-
sunken ist. Es bleibt abzuwarten, ob und in welchem Um-
fang die deutsche Exportentwicklung auf einigen wich-
tigen Marktxebieten durch die großen Finanzierungsan-
strengungen anderer Länder, in erster Linie der V. NS.
Amerika, beeinflußt werden wird. Der Bericht betont diese
amerikanische Expansion ausdrücklich und meint wohl
auch im Hinblick hierauf, daß cine Wiedererlangung der
Vorkriegstellung auf dem Elektroweltmarkt für Deutsch-
land nicht möglich sei. „Es müßte vielmehr als ein Erfolg
der privaten Initiative und der staatliche Exportförde-
rungs- und Handelspolitik angesehen werden. wenn der
heute wiedergewonnene Anteil am Weltelektrohandel von
Deutschland auf die Dauer gehalten werden kann“ (5.4).
3. Deutsche Elektroausfuhr nach Gebiets-
gruppen.
Anteil an der
G s
1913 | 1925 | 1928 nn
nn | | 1913 | 1925 | 1928
1000 RM e
Großbritannien einschl. Irland
51 694 | 69 549
u. Niederlande ........... 87 717 | 15,6 | 19.0 | 16.4
Osteuropa! e 35 618 | 38 035 | 84 649 | 10.3 | 10,4 15.
Mitteleuropa und Balkan? ... | 29009 45 704 | 74 737 RR 12.2139
Nordeuropa? ., 22002000. 35 841 | 50 144 | 69 006 | 10.9 | 15,6 12,8
Westeuropa® .........00r0 00: 56.465 | 29 599 : 54 039 | 17,1 83 10,1
Italien u. Schweiz........... 30 917 | 39 885 ` 48 785 9.3 11.0 81
Sonstige enropaische Länder . 281 486 974 0,1: 01 02
Europa... 1239825 ‚273 402 ‚+19 907 6 4.6
Südamerika... 39 184 | 36 193 | 49 564 9| 98 | 9,3
Ostasien” areas 18 950 ' 27 901 | 28 911 T) Trl ód
Britische Dominions® ........ 10 373 | 10 523 | 15 494 0 28. 2,9
Nord- und Mittelamerika .... | 15 029 | 13 412 ' 14 656 D BT:
Sonstige außereuropaische
Länder 2. 2... 3222 200 | 5066 | 7552 1
Übersee .. | un 736 93095 116177
ege
Summe .. [330561 366 497 |536 084 |100 Lon 100
I Rußland, Polen, Danzig, Lettland, Litauen, Fetland. .
2 (Österreich, Ungarn, Tschechoslowakei, Südslawien, Bulgarien, Ru-
mänien, Griechenland.
® Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland. ,
© Belgien, Luxemburg, Frankreich, ElsaB- Lothringen und Saargebiet.
5» China, Japan, Niederländisch-Indien. .
€ Ägypten, Britisch-Afrika, Britisch-Indien, Palästina, Australischer
Bund, Neuseeland.
28. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48
17365
Die deutsche Wareneinfuhr machte 1923 nur
ein Zehntel des Ausfuhrwertes aus, immerhin hat der Pro-
zentsatz in den letzten Jahren eine allmähliche Vergröße-
rung erfahren. Es kann dabei berücksichtigt werden, daß
1928 für 5,6 Mill RM Waren aus dem Saargebiet stammten.
Das stärkste Anwachsen in der Belieferung Deutschlands
zeigt Holland, dessen Ausfuhr hierher von 2.5 Mill RM in
1925 auf 10.8 Mill RM in 1928 gestiegen ist; an zweiter
Stelle folgen die V. S. Amerika, deren Export nach
Deutschland sich in dieser Zeit von 5.3 auf 8,4 Mill RM hob.
Der Bericht gibt übrigens sowohl für die Ausfuhr wie
für die Einfuhr die Zahlenreihen der einzelnen Waren-
gruppen nach Ländern geordnet wieder, ferner auch eine
interessante Aufeliederunze der Reparationssach-
lieferungen elektrotechnischer Erzeugnisse Diese
betrugen 1925: 10,18, 1926: 15,35, 1927: 13,85 und 1928:
22.23 Mill RM; Hauptabncehmer auf Iteparationskonto waren
1928 Frankreich mit 482, Rumänien mit 15,2 und Süd-
slawien mit 11,3 % (S.51).
Von den übrigen Ländern wird die Außenhandels-
entwicklung der V.S.Amerika und Großbritanniens mit
Ausführlichkeit behandelt. Von der amerikanischen Ge-
saumtausfuhr des Jahres 1928 (vgl. Zahlentafel 1) entfielen
19.1 % auf Generatoren, Motoren, Transformatoren usw.,
10.4 % auf Schaltapparate und Installationsmaterial, 15.2 %
auf Telegraphen- und Telephonmaterial mit und ohne
Draht. 45 % auf isolierte Drähte und Kabel. Der Haupt-
teil des Exports der Vereinigten Staaten bleibt auf dem
amerikanischen Kontinent: 1928 betrug er 57.6 %; Haupt-
kunde war Kanada mit 27,5 %. Besonders interessant ist
das Eindringen amerikanischer Erzeugnisse in Gebiete des
britischen Herrschaftsbereichs. so nach den afrikanischen
Kolonien. nach der Südafrikanischen Union. nach Britisch-
Indien. Die amerikanische Ausfuhr nach Japan zeigt
(ebenso wie die deutsche) einen starken Rückgang von
45.7 auf 21.4 Mill RM in der Zeit von 1925 bis 1928, dagegen
der China-Export — anders als bei Deutschland — eine be-
merkenswerte Steigerung von 4.6 auf 84 Mill RM. Man
erinnere sich in diesem Zusammenhang an das im Jahre
1929 erfolgte Eindringen amerikanischen Kapitals in die
chinesische und britiseh-indische Elektrizitätserzeugung,
Transaktionen, die eine Verstärkung der erwähnten Ten-
denzen erwarten lassen. Wir beschränken uns im folgen-
den auf die dem Bericht auszugsweise entnommene Waren-
ausfuhr der Vereinigten Staaten nach Erdteilen (Zahlen-
tafel 3. Auszug aus S. 85).
3. Elektroausfuhr der V.S. Amerika nach
den einzelnen Erdteilen.
1925 1926 | 1927 | 192
Erdteile a nr a = aa te rn
1000 RM
Europe... 2.3.28 | 67 482 58 140 74 77% 83 354
Afrika. usa as 5 R25 7 930 9428 10 286
ASIEN — 2 Ate d NIE AR 66 297 ‘5 199 62 048 61 493
Nord- und Mittelamerika 128 001 130 022° 143 303 173 662
Südamerika ............ 50 359 83 852 85 049 85 019
Australien... .....- 2220. 30 627 43 057 41 983 34 576
Summe | 354591 | 399 106 417485 448 390
Die Einfuhr der V.S. Amerika ist mit 11,1 Mill RM
(1928) sehr gering und hat auch in den letzten Jahren
nur eine verhältnismäßig kleine Steigerung erfahren
(1925: 9,1 Mill RM). An erster Stelle unter den Einfuhr-
ländern steht Japan mit 3,98 Mill RM (vorwiegend Glüh-
lampen), an zweiter und dritter Schweden und Deutsch-
Land mit 2,54 und 2,28 Mill RM.
Geht die deutsche Ausfuhr in der Hauptsache nach
Ländern des europäischen Kontinents. die der Vereinigten
Staaten zum größeren Teil nach Ländern des nord- und
siidamerikanischen Kontinents, so wird bei weitem der
größte Teil der Ausfuhr Großbritanniens von
dessen Dominien, Kolonien und Mandatsgebieten aufge-
nommen; nur ein restliches Drittel geht in die übrigen
Teile der Welt. Die Ausfuhrentwicklung Großbritanniens
stellt neben den anderen großen Produktions- und Aus-
fuhrländern insofern eine Ausnahme dar, als sein Export
seit einigen Jahren stagniert, so daß dessen Anteil an der
Weltausfuhr (vgl. Zahlentafel 1) zurückgegangen ist.
Die zebietsmäßize Verteilung der britischen Ausfuhr nach
wichtigen Warengruppen ergibt sich aus Zahlentafel 4
(zusammengestellt nach S. 125 ... 139).
Soweit die Ziffern auch bereits für das Jahr 1928 vor-
liegen. zeigen sie für elektrische Maschinen. Telegraphen-
und Telephondrähte und -kabel sowie für Akkumulatoren
einen Rückgang der Ausfuhr nach den Kolonien und Do-
A Elektroausfuhr Großbritanniens.
Ausfuhrwert | Davon nach
' britischen
Erzeugnisse in Mill RM ` Gebieten in %
1927
Generatoren, Motoren
See Teen»
Regel- u. Schaltvorrichtungen ; SN 2
Telegraphen-, Telephondrähte u. -kabel . | 14,32 10,53 65,6 62.9
Untersee-Telegraphen- u. -Telephonkabel. | 32,51 | 11,21 2,5 18,3
Drahtlose Telegraphie und Telephonie .. | 22,46 | 20,47 36,9 39,3
Telegraphie u. Telephonie mit Draht 35,02 | 34,30 55,5 DI.
Akkumulatoren `, 9.85 10,99 76,6 82,9
Glühlampen. 2... 200 0 ee 10,37 | 12,13 84,2 80.1
Elektr. Beleuchtungszubehör .......... 13,28 | 13,31 74,7 76,0
minien. An der britischen Einfuhr, die 1928 99,5 Mill RM
betrug, waren Deutschland mit 31,5, die V.S. Amerika mit
24,1 und die Niederlande mit 10,0 % beteiligt.
Anschließend bringt der Bericht noch ausführliche
Aus- und Einfuhrziffern (fast durchweg nach Waren-
gruppen und Ländern gegliedert) für Belgien, Frankreich,
Italien, die Niederlande, Österreich, Schweden. die Schweiz,
die Tschechoslowakei, Ungarn und Japan, ferner die Ein-
fuhrwerte. ebenso gegliedert, für weitere 19 europäische
und außereuropäische Länder.
II. Elektroproduktion. `
Infolge der nur teilweisen statistischen Erfassung
der elektrotechnischen Produktionswerte werden in diesem
Teil des Berichts lediglich diejenigen 11 Länder aufge-
führt, für die amtliches Erhebungsmaterial vorgelegen hat.
Die Erhebungen werden fast überall jährlich vorgenom-
men, mit Ausnahme der Vereinigten Staaten, wo
der Census of Manufacturers des Department of Commerce
seit 1920 alle zwei Jahre alle Unternehmungen erfaßt, deren
Jahresproduktion 5000 $ übersteigt, und Großbritan-
niens, wo für sämtliche Firmen alle fünf Jahre durch
den Census of Production Office (Board of Trade) eine
umfassende Erhebung veranstaltet wird. Als zwölftes Land
wird ferner noch Japan aufgeführt, dessen Produktions-
wertzahlen aber nicht amtlichen Charakters sind. Von
wichtigen Produktionsländern fehlen außer Deutschland
insbesondere Frankreich, Belgien, die Schweiz und Italien.
Da für Deutschland im einleitenden Text (S. 5) der
Ausfuhranteil mit etwa 20 % angenommen wird und da 1928
für 536.1 Mill RM Elektroprodukte ausgeführt worden
sind, ergibt sich, daß man den Wert der deutschen Er-
zeugung auf rd. 2,6 bis 23,7 Mrd RM geschätzt hat. Wir
erwähnen diese Ziffer, für die rechnerische Unterlagen
nieht vorhanden sind, lediglich, um einen ganz ungefähren
Anhaltspunkt für die Größenordnung Deutschlands zu
geben.
Die folgenden Zahlentafeln 5 und 6 sind auf Grund
des Statistischen Berichts (S. 233...247) zusammenge-
stellt; es ist zu berücksichtigen, daß infolze verschiede-
nen Preisstandes die W ertziffern nicht immer genau den
Produktionsmengen entsprechen. Bei den Japan - Ziffern
ist zu beachten, daß sich offenbar die Preise dem von 1923
auf 1924 gesunkenen Yenkurs nur langsam angepaßt
haben; hier ist der Wertrückgang nicht mit einem Pro-
duktionsrückgang identisch. In Holland wird die Er-
5. Produktionswerte der elektrotech-
nischen Industrie in einigen Ländern.
1923 | 1924 | 1925 | 1926 | 1927
Länder
Mill RM
V. 8. Amerika ...... (7100,0)*
Großbritannien ...... .
Australien! ........ i 48,1
Kannada... 320,9
Neuseeland ......:.... 5
Südafrika! .......... e 2
Schweden `... 9 131,8
Finnland e ; 9 ci
Dänemark .......... e 4 43, y
Niederlande ......:.. S e 94.6°
UdSSR? Zeie EEN ër e dei 244, 308,9
ën sauna 378,5 336, 5 380,3 465,0 ! d
1 1924 = 1. VII. 1023/30. VI. 1924 usw.
23 1924 = 1. IV. 1924/31. III. 1925 usw.
3 1924 = 1. X. 1923/30. IX. 1924 nsw.
4 Der Bericht nennt für 1927 nur die Elektrofabrikation der elektro-
technischen Industrie, die 6517.6 MII RM betrug. Die im Jahr 1425 init
476,9 Mil RM angege A ne Elektrofabrikation anderer Industrien dürfte sich
1927 auf 500...600 Mitt RM erhöht haben.
Ee Schätzung, vgl. Text.
1736
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
28. November 1929
zeugung ohne Glühlampen, Radiomaterial, Akkumulatoren
usw. erfaßt, für 1927 wurde deren Wert auf 65 Mill
RM (Vorjahr: 64 Mill RM) geschätzt, d.h. auf mehr als
zwei Drittel der Gesamtproduktion, da für die übrigen
Warengruppen 1927 ein Wert von nur 29,6 Mill RM er-
rechnet wurde. Dies erklärt auch die für Holland ein-
gesetzte zu geringe Beschäftigtenziffer.
6. Beschäftigtenzahlderelektro-
technischen Industrie in’einigen Ländern.
V. 8. Amerika! ....... 309 113 . : | ;
Großbritannien ...... 3 156 508 s | ;
Australien? .......... 4 2 641 2 962 $ séi 4 436
Kanada ..........:.. 13 268 13 670 14 112 Wa
Neuseeland .......... 207 215 197
Südafrika? .......... S 975 1 033 ;
Schweden ........... 7 625 7970 | 10329 11 "800 12 864
Finnland ............ 1164 909 964 1 219 | 5
Dänemark? .......... : A S (8 058) | (3 346)
Niederlande ......... 8101 8 708 3 067 4 160 4 564
UdS8R? ........2... 5 7 S 23880 24178
Japan iu. 29 788 36 607 | 40827 | >
ı Zahl der Arbeiter betrug 1923: 234 802, 1925: 239 921,
1927: 246 565.
3 1924 = 1. VII. 1923/30. VI. 1924 usw.
3 1924 = 1. IV. 1924/31. III. 1925 usw.
$ nur Arbeiter, unvollstän erfaßt.
s ohne Glühlampen- und oindustrie; Philips beschäftigte anfangs
1929 25 000 Arbeiter allein innerhalb der holländischen Grenzen.
1924 = 1. X. 1923/30. IX. 1924 usw.
Ill. Elektrizitätserzeugung und Anwendungsgebiete der
Elektrotechnik.
Die Entwicklung der Elektrizitätserzeugung und ins-
besondere des Elektrizitätsverbrauchs ist natürlich ein
charakteristisches Merkmal des jeweils erreichten Elek-
trisierungstandes und deutet die noch bestehenden Ent-
wieklungs- und Versorgungsmöglichkeiten an. Da über
die Elektrizitätsverteilung an die Verbrauchergruppen
für die meisten Länder — die deutsche Erhebung von
1925 bildet in dieser Hinsicht eine nachahmenswerte Aus-
nahme — nur ungenaue Schätzungen vorhanden sind,
beschränkt sich der Bericht darauf, im Textteil (S. 253)
einige wichtige Tatsachen dieser Art zu erwähnen: so
z.B. den 5,5 Mrd kWh betragenden Stromverbrauch der
elektrochemischen und -metallurgischen Industrie Nor-
wegens, den gegenwärtig etwa 1,5 Mrd kWh ausmachen-
den Elektrizitätsexport Kanadas, den hohen Strom-
verbrauch der kanadischen Zellstoff- und Papierindustrie
usw. Es sei in diesem Zusammenhang erwähnt, daß der
deutsche elektrochemische Stromverbrauch für 1927 auf
5 Mrd kWh geschätzt worden ist!.
Über die Elektrizitätserzeugung wird für
die Jahre 1925/26 im Bericht grundiegendes Material ver-
öffentlicht, das die Ermittlung einer Weltziffer erlaubt:
184,044 Mrd kWh, eine Zahl, die sich jedoch bei Hinzu-
rechnung einiger europäischer Länder (Spanien, Portugal
usw.), einiger asiatischer Gebiete (China, Britisch- und
Niederländisch-Indien, Russisch-Asien) usw. insgesamt
um einige Milliarden erhöhen dürfte. Auf Grund der mit
möglichster Genauigkeit errechneten Weltziffer für 1925
war es möglich, die Welterzeugung für die Jahre 1926
und 1927, für die das Material nicht mit solcher Vollstän-
digkeit vorliegt, doch einigermaßen richtig abzuschätzen.
In Zahlentafel 7 (Auszug aus S. 257) lassen wir die teil-
weise unvollständigen Angaben über die installierte Lei-
stung sowie die zahlreichen Quellenangaben fort.
Ein interessantes Bild bietet der Elektrisierungs-
stand der Eisenbahnen in den wichtigsten Ländern.
An der Spitze steht die Schweiz mit einem elektrisierten
Anteil von 62,3% am gesamten schweizerischen Bahn-
netz a I. 1929), wie überhaupt die Zahlen erkennen
1 Torna von Dir. Dr.-Ing. Job. Hess, vgl. Die Chemische In-
dustrie 1929, H. 1
7.Elektrizitätserzeugunginverschiedenen
Ländern.
21 218
1 988
25 135
14 231
....... 1 11 26,000 02 0110041000000.
230 000
ı Nur Erzeugung der Öffentlichen Werke.
3 Erzeugung sämtlicher Kraftwerke.
3 Die Zahlen für Großbritannien enthalten einen nger nn Prozent-
tätserzseugung
satz der Erzeug gewerblicher Eigenanlagen sowie die Ele
der Bahnkraftwerke
€ errechnet aater Zugrundel der Erze der gleichen Länder
2 1925 én AE 142 175 Mill kWh), also a Aus en, Dänemark
Ge deren Elektrizitätserzeugung im Jahre 1927 noch nicht be-
lassen, daß „die elektrische Zugförderung am weitesten
in den kohlenarmen Ländern Schweiz, Österreich, Italien,
Schweden und Norwegen fortgeschritten ist* (S. 261).
Die Ziffern für Deutschland nach dem Stand vom 1. VI.
1929 lauten auf 1327 km elektrisierter Streckenlänge, d.h.
2,5 % des gesamten Bahnnetzes. In den V.S. Amerika be-
trug zwar bereits am 1. I. 1927 die elektrisierte Strecken-
länge 2880 km, doch entsprach diese Länge nur 0,7% des
Bahnnetzes der Union.
In der Verteilung der Fernsprechstellen
(S. 265..271) stehen die VS Amerika mit 60,5% bei
weitem an der Spitze, es folgt der absoluten Ziffer nach
Deutschland mit 9% der Fernsprechstellen der Welt.
Hinsichtlich der Fernsprechdichte — Anzahl der ange-
schlossenen Fernsprechstellen je 100 Einwohner — steht
allerdings Deutschland mit 4,2 (V.S. Amerika 15,3) auch
hinter Ländern wie Kanada, Neuseeland, Dänemark.
Schweden, Australien, Norwegen und der Schweiz zu-
rück. Das Übergewicht der amerikanischen Ziffern (Te-
lephonnetze der American Telephone & Telegraph Co.
sowie der International Telephone & Telegraph Corp.)
zeigt sich auch darin, daß rd. ‘0% aller Fernsprechan-
lagen der Erde von Privatgesellschaften und
nur rd. 30 % vom Staat betrieben werden, obwohl letz-
terer auf diesem Gebiet u. a. in Deutschland, Frankreich,
Großbritannien, Belgien, Holland, Österreich, Polen.
EE Neuseeland ausschließlicher Unterneh-
mer ist.
Den Abschluß des dritten Teils des Berichts (3.273
bis 291) bilden ausführliche Angaben über die Länge der
europäischen Fernsprechkabel, der Unterseckabel der
Welt, die Funkstellen (Küsten-, Land- und Bordfunk-
stellen) und den Rundfunk.
Gerade die Zahlentafein über Elektrizitätserzeugung
und elektrotechnische Anwendungsgebiete zeigen, welch
gewaltige Elektrisierungsmöglichkeiten noch auf dem
größten Teil der Erdoberfläche vorhanden sind. Für
Deutschland ergibt sich aus diesen Ziffern auf den mei-
sten Gebieten erst ein mittlerer Grad der Elektrisierung.
Anderseits steht in den menschenreichen Teilen Ost-
europas, Indiens und des Fernen Ostens die Elektrisie-
rung in fast jeder Hinsicht noch in ihren ersten Entwick-
lungstadien.
28. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
1737
RUNDSCHAU,
Leitungen.
Die Störungen der Wellenausbreitung durch Unregel-
mäßigkeiten im Aufbau pupinisierter Leitungen. — Die
bekannten Gesetze der Wellenausbreitung längs pupini-
sierter Leitungen beruhen auf der Annahme vollkommener
Homogenität der einzelnen Kettenglieder. Diese Voraus-
setzung ist in der Praxis nie erfüllt, weil zu den kleinen
Inhomogenitäten der Leitung noch größere Unregelmäßig-
keiten in Aufbau und Lage der Pupinspulen treten. Für
die hohen’ Anforderungen hinsichtlich der Verzerrungs-
freiheit der Zeichenübertragung, welche bei heutigen Lei-
tungen namentlich bei Benutzung für Rundfunkzwecke ge-
stellt werden müssen, bedeuten diese Unregelmäßigkeiten
Abb. 1. Gesamt-Einflußfaktor der Unregelmäßigkeiten
auf die Verzerrung. l
des Leitungsaufbaues bereits eine fühlbare Störung: denn
sie bewirken, daß Wellenwiderstand und Ausbreitungs-
ziffer merklich frequenzabhängig werden, so daß die über-
tragenen Signale eine unerwünschte Verzerrung erleiden.
Um diese Erscheinungen und die hiergegen zu treffenden
Maßnahmen zu untersuchen, kann man sich in hinreichen-
der Allgemeinheit auf Unregelmäßigkeiten der Spulen-
impedanz beschränken. Man findet dann in erster Nähe-
rung eine relative Verzerrung der übertragenen Zeichen,
welche diesen Unregelmäßigkeiten proportional ist. Für
sehr niedrige Frequenz ist der (Gesamteinfluß der Unregel-
en
IA,
BURVANINLI
ER LM
0 8.000 #000 2400043
Abb. 3. Frequenzabhängigkeit der
Verzerrung durch eine Unregelmäßig-
keit nahe am Empfangsende.
Abb. 2. Störungsvektor eines
einzelnen unregelmäßigen
Kettengliedes.
mäßigkeiten sehr klein; er steigt dann mit wachsender
Frequenz nach Abb.1 rasch an, um nach Überschreitung
eines Maximums bei Annäherung an die Grenzfrequenz
der Leitung wieder stark zu sinken. Hinsichtlich der Ver-
zerrung verhalten sich die im oberen Teil des übertrage-
nen Frequenzbereiches liegenden Frequenzen am ungün-
stigsten. Anders wirkt sich der besondere Einfluß eines
einzelnen vom Mittel abweichenden „Kettengliedes* aus.
Beispielsweise kann die relative Störung einer um r Glie-
der vom Ende entfernten Unregelmäßigkeit durch einen
ihr proportionalen Vektor repräsentiert werden, welcher
bei wachsender Frequenz bis zur Grenzfrequenz nach
Abb. 2 alle vier Quadranten r-mal durchläuft. Der Betrag
dieses Vektors und damit die Bedeutung der Unregel-
mäßigkeit vermindert sich exponentiell mit r außerordent-
lich rasch, so daß es für eine saubere Signalübertragunz
hinreicht, die in der Nähe des Empfängerendes befindlichen
„Kettenglieder“ sogeneinander möglichst genau abzu-
gleichen; wird die Leitung in beiden Richtungen benutzt,
so gilt diese Forderung sinngemäß für beide Leitungs-
enden. Sind mehrere Glieder mit Unregelmäßigkeiten be-
haftet, so überlagern sich die von ihnen hervorgerufenen
Verzerrungen, so daß die Untersuchung der Einzelwir-
kung einer Unregelmäßigkeit bereits ein hinreichendes
Gesamtbild liefert. Bei der Beurteilung der Verzerrung
kann man sich im allgemeinen auf die Untersuchung der
Amplitudenverzerrung beschränken, während die Phasen-
%
Abb. A Frequenzabhängigkeit
der Verzerrung durch eine Un-
regelmäßigkeit fern vom Emp-
fangsende.
25000 hiz
verzerrung crst eine sekundäre Rolle spielt. Auf Grund
der genannten Konstruktion der Verzerrung als Produkt
aus einem Gesamt-Einflußfaktor nach Abb. 1 und dem Ein-
fluß des Einzelgliedes nach Abb. 2 ergibt sich dann die in
Abb.3 u. 4 wiedergegebene Frequenzabhängigkeit der
Verzerrung, welche die oben aufgeführten Gesichtspunkte
zur Verminderung dieser Erscheinung zahlenmäßig be-
stätiet. (A.G. Warren, J. Inst. El. Engs., London,
Bd. 66, S. 628.) Oldff.
Metßgeräte und Meßverfahren.
Hilfsmeßgerät für den Zählerkontrolleur.. — Die
fabrikneu angelieferten Zähler werden in der Regel im
Eichraum der Elektrizitätswerke vor Abzabe zur Mor-
tage auf die Richtigkeit der
Angaben geprüft. Außer die-
ser Eichraumprüfung werden
die Zähler in bestimmten län-
geren Zeitabständen an ihrem
Montageort kontrolliert, u.zw.
insbesondere dann, wenn sich
auf Grund der monatlichen
Zählerablesungen Unstimmie-
keiten in der Verbrauchs-
angabe bemerkbar machen.
Während nun bei der Eich-
raumprüfunz dem Eicher in
bequemer Weise eine Reihe
von Meßegeräten zur Ermitt-
lung der Zählerfehlerquellen
zur Verfügung stehen, mul
sich der Zählerkontrolleur bei
der Kontrolle des Zählers am
Montageort auf möglichst we-
nig Apparate beschränken, um
nicht zu großen Instrumenten-
ballast mitschleppen zu müs-
sen. Bei der Wahl der trans-
portablen Meßinstrumente
wird deshalb Wert darauf ge-
legt, daß diese ein möglichst
geringes Gewicht haben und
in ihren Abmessungen nicht
zu sperrig sind.
Vor nicht allzu langer Zeit hat die Firma P. Gossen
& Co., Fabrik elektrischer Meßgeräte in Erlangen, ein
Meßinstrument herausgebracht, das sich infolge seiner ge-
ringen Abmessungen und seines Gewiclites besonders für
den Aktentaschentransport eignet. Das neu in den Han-
del gebrachte Instrument wird als Wechselstrom-Dreh-
spulinstrument bezeichnet; die genannte Firma stellt
solche Instrumente als Milliamperemeter bis zu 50 mA
und als Voltmeter ohne Vorschaltwiderstände bis zu
450 V her. Von diesen Instrumenten eignet sich ganz be-
sonders das Wechselstrom-Milliamperemeter (Abb. 5) zur
Kontrolle von Zählern am Montageort. Mit Hilfe diese=
Instrumentes kann der Zählerkontrolleur vor Vornahme
von umfangreichen Messungen und dem damit verbunde-
nen zZeitraubenden Einbau von Meßinstrumenten festste'-
len, ob die Spannungspulen des Zählers unterbrochen sind.
Abb. 5. Wechselstrom-
Milliamperemeter.
1738
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48
28. November 1929
Ein Öffnen des Zählers, d.h. Abnehmen des Zählergehäu-
ses und Entfernung der Plomben, ist hierzu nicht nötig.
Erfahrungsgemäß ist eine große Anzahl von Störun-
gen in den Zählerangaben darauf zurückzuführen, daß die
Spannungspulen unterbrochen sind infolge von Blitz-
schlägen, Überspannungen und normalen Defekten. Ist
bei Mehrphasenzählern eine dieser Spannungspulen unter-
brochen, so bleibt der Zähler deswegen nicht stehen, da
die Ankerscheibe durch die übrigen unversehrten Span-
nungsysteme angetrieben wird. Je nachdem nun die eine
Abb. 6.
oder andere Spannungspule unterbrochen ist, wird der
Zähler einen größeren oder kleineren Fehler in seinen
Angaben machen, und es kann unter Umständen diese
Fehlanzeige erst nach Monaten durch das Strombüro fest-
gestellt werden.
Die Ermittlung, ob eine Zähler-Spannungspule unter-
brochen ist, vollzieht sich mit Hilfe des Wechselstrom-
Milliamperemeters in sehr einfacher Weise. Der Zähler-
kontrolleur wird sofort bei Ankunft am Montageort des
Zählers den Klemmdeckel abnehmen, den Verbindungsteg
zwischen Strom- und Spannungspule lösen und anstatt die-
ses Verbindungsteges sein Milliamperemeter anschließen
(Abb.6). Ist die betreffende Spannungspule in Ordnung,
so zeigt das Wechselstrom-Milliamperemeter die Strom-
aufnahme der Spannungspule bei der zur Zeit herrschen-
den Betriebspannung an. Ist Unterbrechung vorhanden in
der Spannungspule, dann wird das Instrument keinen
Ausschlag geben. Durch diese in kurzer Zeitdauer aus-
geführte Voruntersuchung wird der Zählerkontrolleur so-
fort in Kenntnis gesetzt, ob ein weiterer Einbau von Meß-
instrumenten nötig ist, oder ob der Zähler wegen Repa-
ratur demontiert und in den Eichraum geschickt werden
muß. Bekanntlich ist die Stromaufnahme der Spannungs-
spulen bei den verschiedenen Zählertypen verschieden.
Damit nun der Zählerkontrolleur sich ein Bild machen
kann, ob die Stromaufnahme des von ihm untersuchten
Zählers in Ordnung ist, wird man zweckmäßigerweise im
Zählereichraum an einer Reihe von geführten Zähler-
typen mit dem obenerwähnten Wechselstrom-Milliampere-
meter die Stromaufnahme bestimmen und die so erhalte-
nen Werte in einer kleinen Zahlentafel zusammengestellt
dem Zählerkontrolleur mitgeben.
Aber auch das Wechselstrom-Drehspul-Voltmeter ist
für die Vornahme von Zählerkontrollen ein sehr will-
kommenes Instrument. Wählt man 5/150/300 V als Meß-
bereich, so kann man bei der Kontrolle des Zählers an
seinem Montageort feststellen, bei welcher Spannung man
den Zähler kontrolliert hat, u.zw. ist dieser Meßbereich
ausreichend für Überlandzentralen, 120 und 220 V, also
für Licht- und Kraftspannungen. Ganz besonders wert-
voll ist aber, daß dem Instrument noch ein Meßbereich
beigegeben ist für eine Spannung bis zu 5 V mit geringem
Stromverbrauch. Mit llilfe dieses Meßbereiches kann der
Zählerkontrolleur bei Zählern, die an Stromwandler an-
geschlossen sind, feststellen, ob die sekundären Verbin-
dungsleitungen zwischen Wandlern und Zähler unter-
brochen sind (Abb.7). Die Untersuchung wird in folgen-
der Weise ausgeführt: Bei betriebsmäßiger Belastung
am Montaxcort des Zählers wird zuerst an den Stromklem-
men des Zählers mit dem Meßbereich 300 oder 150 V fest-
gestellt, ob die Wandlerleitung unterbrochen ist. Erhält
der Kontrolleur hierbei keinen Ausschlag, so legt er den
Meßbereich 5V an und kann aus dem erhaltenen Aus-
schlag ohne weiteres beurteilen, ob der Wandler sekun-
där nicht mit einer höheren Spannung beansprucht wird.
als der auf seinem Schild angegebenen Nennbürde ent-
spricht.
Abb. 7.
Endlich sei noch erwähnt, daß der Kontrolleur mit
diesem kleinen Aktentascheninstrument auch noch die
Spannung an den Spannungswandlern kontrollieren und
feststellen kann, ob die Spannung der Wandler in alleu
drei Phasen dieselbe ist (Abb. 8). Diese Feststellung gibt
ihm ein Urteil darüber, ob nicht in einer der Spannungs-
wandlerleitungen eine Unterbrechung oder ein Durch-
schmelzen der Sicherung eingetreten ist. Fy.
Nad
Abb. 8.
Der verbesserte Kurvenzeichner nach Rosa. — Die
erste Ausführung eines Kurvenzeichners liegt bereits 30
Jahre zurück!, sie wurde vergessen, als Blondel mit dem
Oszillographen auftauchte. Rosa kam während seiner
Tätigkeit beim Bureau of Standards nicht dazu, sich dem
Apparat zu widmen, die Arbeiten wurden erst nach seinem
Tode von Bonn aufgenommen gelegentlich der Prüfung
eines 1000 IIz-Generators, bei dem der OÖszillograph nach
Blondel bereits nicht mehr zuverlässig arbeitet.
Der Rosa-Kurvenzeichner ist abgeleitet von der Punkt-
methode mit einer synchron laufenden Kontaktscheibe.
Mit kurzzeitigen Stromstößen, die dem Einzelpunkt der
Welle entsprechen, wird ein Kondensator bis zu dem be-
treffenden Wert geladen und mit einem Schalter auf ein
ballistisches Galvanometer entladen. Der Ausschlag ist
proportional dem Momentanwert der Kurve. Die Methode
ist mühselig und erfordert konstante Spannung und kon-
stante Frequenz. In der Ausführung von Rosa wird die
Kurve in wenigen Minuten aufgenommen, die Verdrehung
des Kommutators und das Zeichnen der Punkte erfolgen
selbsttätig. Die Arbeitsweise ist folgende (Abb. 9): Der zu
, Ié.
IO
Abb. 9. Kurvenzeichner.
analysierende Wechselstrom durchläuft den Meßwiderstanid
zy, dessen Klemmen über den Kontaktmacher B und das
CGialvanometer G an die Punkte P und Q geführt sind. Im
(ralvanometerkreis wirken 2 elektromotorische Kräfte:
proportional dem Momentanwert des Stromes in zy, und
proportional der Entfernung PO Wird P so lange nach-
gestellt, bis das CGralvanometer stromlos ist. so ist die
Strecke PQ gleich dem gesuchten Momentanwert der
Welle. Der Abstand PQ ist demnach als Ordinate und
die Winkeldrehung des Kontaktmachers als Abszisse zu
benutzen, um die Kurve in üblicher Weise zu zeichnen.
Das neue Instrument arbeitet nun so, daß in dem Augen-
blick, in dem das Galvanometer G stromlos ist, die Stellung
von P sofort auf die Trommel gedruckt wird. Wenn das
geschehen ist. dreht sich der Kommutator bzw. die Bürste
um einen kleinen Winkel, und es kann ein weiterer Punkt
registriert werden. Die Registrierung erfolgt mit einem
Farbband. Der Beobachter löst die Markierung und den
Fortbewegungsmechanismus aus. sobald er bei dem Gal-
vanometer den Zeiger durch Null gehen sieht, während
t Phys. Rev. Bd. 6, S. 17.
28. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
1739
er mit der rechten Hand die Walze MN langsam gedreht
hat. Man kann bis zu 20 Punkte/min drucken.
Die weiteren Ausführungen beziehen sich auf die Kon-
struktion der Kontakteinrichtung und den Vergleich mit
den Ergebnissen des Oszillographen. Vor diesem hat der
Kurvenzeichner den großen Vorteil der hohen Empfind-
lichkeit, denn er benötigt nur eine Spannung von 100 mV.
Die Genauigkeit beider Verfahren kann man etwa gleich
hoch einschätzen. Der Kurvenzeichner ist nahezu unver-
wüstlich.
Die aufgenommenen Kurven mit etwa 150 Meßpunkten
für eine volle Periode bei 50 Hz geben einen sehr guten
Kurvenverlauf, selbst Kondensatorentladungen mit einer
Frequenz von 450 Hz sind noch sehr gut aufgezeichnet
worden. Der Apparat wird von der Firma Leeds & North-
rup, Philadelphia, hergestellt. (N. E. Bonn, J. Opt. Soc.
of Am. Bd. 17, 8.207.) Kth.
Beleuchtung.
Neue Wege zur Sicherung des nächtlichen Luftverkehrs.
— Je stärker aus wirtschaftlichen und verkehrstechni-
schen Gründen die Notwendigkeit eines gesteigerten
Nachtflugverkehrs hervortritt, desto mehr rückt seine
Sicherung durch ausreichende und völlig verläßlich ar-
beitende Leuchten in den Vordergrund des Interesses. Die
Julius Pintsch AG. baut neuerdings elektrische Leuchten,
bei denen die auf den deutschen
Nachtflugstrecken gesammelten
Erfahrungen ausgewertet wur-
den. Die neuen Feuer weisen
kurz folgende große Vorteile
auf:
1. lange Blitzdauer bei schnel-
ler Blitzfolge,
2. Dachlicht als Zusatzfeuer,
3. neuartige Röhrenlampe mit
langer Lebensdauer.
Abb. 10.
Als hauptsächliche Eigenschaft muß eine Verdoppelung
der Blitzdauer bei gleichschneller Blitzfolge wie bisher
oder aber Verdoppelung der Blitzfolge bei gleicher Um-
drehungszeit gegenüber anderen Leuchten bezeichnet wer-
den. Bekanntlich ist ja die schnelle Folge der einzelnen
Blitze außerordentlich wertvoll für den sehr in Anspruch
genommenen Piloten, und weiter wird durch eine möglichst
lanze Dauer der Blitze eine Verringerung des Leucht-
wertes bzw. der Reichweite des Feuers verhindert. Dies
wird bei den neuen Feuern durch die Verwendung von
zwei Optiken erreicht, die um eine Lichtquelle drehbar
angeordnet sind. Diese Lösung stellt für das Gebiet der `
lL.uftfahrtleuchten eine grundsätzliche Neuerung dar. Die
Optiken bestehen aus geschliffenen Linsenelementen und
ermöglichen daher eine fast restlose Ausnutzung des von
der Lichtquelle ausgestrahlten hochkerzigen Liclhtstromes.
Die genannte Firma baut diese neuen Leuchten (Abb. 10
bis 12) in drei verschiedenen Größen. Die beiden größeren
DL150 und DL 115 sind mit einer selbsttätigen Glülıh-
Abb. 11.
lampen-Wechselvorrichtung ausgerüstet, die nur bei Bce-
sehädigung der Glühlampe, jedoch nicht bei Ausfall des
Netzstromes in Tätigkeit tritt. Da der erfolgte Lampen-
wechsel durch eine Kontrollampe im Schaitschrank an-
gezeigt wird, gibt diese Lampenwechsel-Vorrichtung den
Leuchten eine große Betriebsicherheit und gestattet weiter
die volle Ausnutzung der Lebensdauer der Glühlampen.
Neu ist auch die für die beiden größeren Leuchten
verwendete Röhrenglühlampe. Um die bei längerer Brenn-
dauer unvermeidliche Schwärzung der Glaskolben mög-
lichst unwirksam zu machen, verlegte man den Leucht-
körper in den unteren Teil der Lampe, so daß die Schwär-
zung nur im oberen Teil des Kolbens eintritt und die Ab-
sorption des Lichtes nur unwesentlich wird. Die Lebens-
dauer dieser neuen Röhrenlampen ist außerdem erheblich
größer als die der bisher üblichen Scheinwerferlampen.
Die Leuchten DL 150 und DL 115 haben eine Lichtstärke
von 1 Mill und 300000 HK. Abb. 12a stellt eine Nacht-
aufnahme der probeweise aufgestellten Drehlinsenleuchte
DL 115 dar.
Eine weitere Neuerung bringen die Leuchten durch
ein zusätzliches rotes oder weißes Dachlicht oder ein
Kursfeuer-Dachlicht, deren Verwendung eine Reihe von
Verbesserungen für die Befeuerung von Nachtflugstrecken
gewährleistet. So kann das Dachlicht die natürliche
PINTSEH
PINI SCI
Abb. 12.
Höhenstreuung der umlaufenden Hauptoptiken nach oben
fortsetzen und dem Piloten als rotes oder weißes Fest-
licht jederzeit den Standort der Leuchte anzeigen oder
ihr Wiederauffinden erleichtern.
Weiter kann das rote oder weiße Dachlicht durch
einen besonderen auf der Schalttafel angebrachten Wir-
belstrom-Kennungsgeber eine von der Hauptleuchte unab-
hängige Blinklichtkennung geben, also beispielsweise nach
dem Morsealphabet die laufende Nummer der Leuchte
blinken und dadurch eine genaue Ortsbestimmung ermöz-
lichen. Die Blinklichtkennung des Dachlichtes kann durch
einen am Drehtisch angeordneten Kontakt zwangsläufig
mit der einfachen Kennung der Hauptleuchten gekuppelt
werden dergestalt,. daß das Dachlicht nur dann auf-
leuchtet. wenn die beiden Hauptlichtkegel in die Richtung
der Flugstrecke fallen. Dem Piloten kann durch eine
von der Hauptleuchte abhängige Blinkliehtkennungz die
Flugrichtung angegeben werden, auch wenn er infolge
schlechter Sicht die nächste Leuchte der Strecke nicht
1740
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 48
28. November 1929
erkennen kann. An Stelle der
Glasglocke des Dachlichtes kann
endlich ein Kursfeuer-Dachlicht
mit zwei fest eingebauten Gürtel-
linsen-Segmenten vorgesehen
werden, die in Richtung der
Flugstrecke leuchten und genau
wie bei der Küstenbefeuerung
einen Leitsektor als Festlicht
strahlen.
Eine Neuerung in jeder Hin-
sicht ist die kleine Ausführung
dieser Drehlinsenleuchten, DL 50
genannt. Diese Leuchte über;
trifft durch ihre Lichtausbeute
von 150 000 HK, bezogen auf ihr
Gesamtgewicht, die bisher be-
kannten Feuer und kann wegen
ihrer Leichtigkeit als „Aufzugs-
leuchte“ in Verbindung mit einem
gleichfalls neu konstruierten
„Aufzugsmast* auf der Erde
nachgesehen und gereinigt wer-
den, ohne daß ein Besteigen des
Mastes erforderlich ist. Das ist
an und für sich schon für das Be-
Abb. 12a. Nachtaufnahme der probeweise aufgestellten Drehlinsen-
leuchte DL 115.
dienungs- bzw. Kontrollpersonal eine große Erleichte-
rung, die besonders aber noch im Winter bei Vereisung
der Steigeleitern in Erscheinung tritt. fi
Elektrische Antriebe.
Elektrische Ausrüstung einer großen Drehbank der
Schieß-Defries AG. — Auf der Leipziger Messe wurde
eine große Drehbank der Schieß-Defries A.G. mit elek-
trischem Antrieb von Brown Boveri & Cie. ausgestellt
(Abb. 13). Der Hauptantrieb erfolgt durch einen regelbaren
Gleichstrommotor von 46 PS, 400 ... 1200 U/min, 220 V, der
von einer Universal-Druckknopfsteuerung gesteuert wird.
Die Steuerorgane sind in einem Schaltschrank unterge-
gebracht (Abb. 14). Sämtliche Manöver für „Vorwärts“,
„Rückwärts“, „Schneller“, ..Langsamer“, „Halt“ werden
durch Druckknöpfe eingeleitet. Außerdem ist noch ein Ma-
növer „Einrichten“ vorhanden, derart wirkend, daß der Mo-
tor mit etwa Lë seiner Grunddrehzahl läuft, solange
die Druckknöpfe „Vorwärts“ oder „Rückwärts“ gedrückt
werden. Es sind insgesamt drei Kommandostellen vor-
handen, u. zw. eine am Spindelkasten und je eine auf
den beiden Supporten. Für die Schnellverstellung der
beiden Supporte ist je ein Gleichstrommotor, 2PS inter-
mittierend, etwa 2825 U/min, vorhanden, die ebenfalls
durch Druckknöpfe im einen oder anderen Sinne gesteuert
werden. Für die Reitstockverstellung ist ein Gleich-
strommpotor von 2 PS intermittierend, etwa 1400 U/min,
—————— pre mng Keng
R
vr.
->
->
-.-
a
E
Abb. 14. Schaltschrank der Druckknopfsteuerung.
vorgesehen, in Ausführung als Einbau-Flanschmotor.
Dieser Motor wird, da er nur selten zu bedienen ist, durch
einen Kontroller gesteuert. fi
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Untersuchungen über den Durchschlag und die Ver-
luste einiger fester Isolierstoffe. — K. Halbach unter-
sucht einige für die Praxis wichtige Isolierstoffe, nämlich
Porzellane, Hartpapiere und Gläser auf ihre elektrischen
Eigenschaften hin. Er zeigt, daß man auf Grund des zeit-
lichen Verlaufs des Verlustfaktors (Tangente des Ver-
lustwinkels) vor dem Durchschlag die Art des Durch-
schlages — ob Wärme- oder rein elektrischer Durchschlag
— genau angeben kann. Vor dem Wärmedurchschlag steigt
nämlich der Verlustfaktor mit der Zeit in charakteristi-
scher Weise an, während vor dem rein elektrischen Durch-
schlag dieser Anstieg nicht erfolgt (Abb. 15). Da sich so-
mit der Wärmedurchschlag aus dem zeitlichen Verlauf des
Verlustfaktors vorhersagen läßt, ist es möglich, die zum
Durchschlag führende Spannung als Durchschlagspannunz
aufzunehmen, ohne den Durchschlag herbeizuführen. Hier-
durch wird bei geeigneter Handhabung das Material nach-
weislich nicht geschädigt, so daß sich mit ein und der-
selben Versuchsplatte beliebig viele Durchschlagwerte
aufnchmen lassen. Die auf diese Weise gewonnenen Werte
zeichnen sich durch geringe Streuung aus, da ja immer
der gleiche Körper und die gleiche Stelle desselben unter-
28. November 1928
sucht werden. Gleichzeitig läßt sich auf Grund der Beob-
achtung des zeitlichen Verlustfaktoranstieges angeben, ob
die zum Versuch gewählte Belastungszeit einer Dauer-
belastung gleichzusetzen ist.
Es ist also ohne weıteres mög-
lich, die Abhängigkeit der
Durchschlagspannung von der
Temperatur für Dauerbe-
lastung an einer einzigen Ver-
suchsplatte aufzunehmen und
durch das vorher angegebene
Kriterium des verschieden-
artigen zeitlichen Verlustfak-
torverlaufs vor dem Durch-
schlag den Kreuzpunkt von
Wärme- und rein elektrischem
Durchschlag nach Temperatur
und Spannung zu bestimmen.
Der Verfasser untersucht
nach der oben angegebenen
Methode je zwei Porzellane.,
Hartpapier und Gläser und
findet den Kreuzpunkt des
rein elektrischen und des
Wärmedurchschlags in seiner
Versuchsanordnung für die
Porzellane bei 89° und 120°.
für die Hartpapiere bei 17°
und 53° und für die Gläser
bei über 200° und unter 0°
(Abb. 16).
Ferner wird die Abhängigkeit der Durchschlagspan-
nung von der Zeitdauer der Belastung im Gebiet des
Wärme- und des rein elektrischen -Durchschlages unter-
sucht und beim Wärmedurchschlag sehr stark ausgeprägt
gefunden. Anschließend untersucht Halbach tg ô nnd die
Verluste abhängig von Feldstärke und Temperatur und
4 =Durchschlog
—> Zeil
Abb. 15. Zeitlicher Verlauf
des tg ô vor dem Durchschlag.
a bei niedriger Temperatur,
elektrischer Durchschlag.
b bei hoher Temperatur,
Wärmedurchschlag.
6
S
E |
SES
Bee
IR
AN
FN a
be
EE
—> Durohschlagtehks
0 20% 60 80 106120 140 360 180 200°C
Temperatur T
Abb. 16. Zusammenstellung der Durchschlagfeldstärken verschiedener
Materialien abhängig von der Temperatur bei Dauerbelastung.
zeigt, ob und wieweit der Verlustfaktor unmittelbar zum
Vergleich der Verluste verschiedener Isolierstoffe heran-
gezogen werden kann. Schließlich werden Angaben über
die Stoß-Durchschlagspannung und ihre Abhängigkeit von
Stoßzahl und Temperatur gemacht und diese Werte mit den
bei Wechselspannung gefundenen verglichen. (K. Hal-
bach. Arch. El. Bd. 21, H. 6, S. 535.)
Die praktische Anwendung des Fourierschen Inte-
grals. — Wie bekannt, lassen sich Zeitfunktionen sehr all-
gemeiner Form durch das Fouriersche Integral darstellen.
Hiervon wird in vielen Zweigen der Physik und Technik
Gebrauch gemacht, u. zw. geht man, mag es sich nun um
die Fortpflanzung von Strömen längs Leitern, um akusti-
eche oder Wärmeleitungsprobleme handeln, stets nach der
von Fourier angegebenen Methode vor: Die einge-
prägte Kraft, deren zeitlicher Verlauf gegeben ist, wird
durch das Fouriersche Integral als Übereinanderlagerung
von Sinusschwingungen dargestellt; für jede dieser
Schwingungen ist das Problem leicht zu lösen, und man
erhält also die gesuchte Größe wieder als Summe einzelner
Sinusvorgänge, d. h. ale Fouriersches Integral. Dies wird
wieder rückwärts in eine Zeitfunktion verwandelt, womit
die Lösung gefunden ist. Die praktische Durchführung
dieses Verfahrens wird dadurch behindert, daß die auf-
tretenden Integrale meist für den Techniker schwierig zu
F>
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 1741
handhaben sind. Campbell hat daher versucht, eine Art
Tafel ausgewerteter Integrale zu geben.
Der Fouriersche Integralsatz kann in der symmetri-
schen Form geschrieben werden:
TP
+ œ
Gl) = f F(fie df,
TR —2nift
FN)=[G® dt.
Die beiden Gleichungen lösen sieh gegenseitig; die Funk-
tionen G(t) und F(f) (fFrequenz) sind einander zuge-
ordnet und werden von Campbell als „Partner“ (mates)
bezeichnet. Um die Symmetrie noch zu erhöhen, sieht
Campbell auch die Funktion G als Entwicklungskoeffi-
zienten an, indem er schreibt
G= fG) Sali — g dy,
wo © (£) den „Einheitsimpuls“ bedeutet, also eine Funktion,
die für CEO verschwindet, während jenadt=1 ist.
Die Campbellsche Tafel gibt dann auf SCH 30 Seiten zu-
sammengchörige „Koeffizienten“ F(f) und G(g); ein us
schnitt derselben sieht so aus:
Gig
Nr. Fit |
usw.
Dabei bedeutet, wie den Erläuterungen zu der Tafel
zu entnehmen ist, B irgendeine komplexe Zahl mit positi-
vem Realteil, ferner ist p=?2nxif. Wie das Beispiel zeigt,
wurde versucht, jeweils auch den Bereich für die einzel-
nen Größen anzugeben, in dem die Zuordnung der beiden
Partner gültig ist; doch will die Tafel in dieser Beziehung
und auch sonst nur als ein erster Versuch gelten, der noch
der Ergänzung bedarf.
Auf Grund einer kürzlich von Carson aufgestellten
Beziehung kann man die Tafel übrigens auch als eine
Operatorentafel auffassen. Die Funktion F(f) = F(pl2 xi)
kann man nämlich, als Funktion von p betrachtet, als Ope-
rator ansehen, dann ist G(t) die zugehörige Zeitfunktion,
vorausgesetzt, daß die wirkende Kraft die Form des Ein-
heitsimpulses hat. Nimmt man dagegen für diese, wie üb-
lich, die Form des „Einheitsprunges“ an (Hoeaviside-
scher Operandus 1), so ist G(t) die durch den Operator
pF (p/2xi) symbolisch gegebene Zeitfunktion.
In einer zweiten Tafel wird eine größere Anzahl von
Anwendungen gebracht, wobei die wirkende Kraft als Ein-
heitsimpuls, als Einheitsprung oder als plötzlich ein-
setzende Wechselspannung 1 angenommen wurde; die
Tafel gibt für eine Anzahl Probleme aus der Leitungs-
theorie und Schwingungstechnik direkt den zeitlichen
Verlauf der Wirkung (z.B. des Stromes im Endglied eines
künstlichen Kabels). Diese Tafeln versprechen danach ein
sehr nützliches Hilfsmittel der rechnerischen Erfassung
von Ausgleichsvorgängen u.dgl. zu werden. (Camp-
bell, Bell syst. techn. Journ. Bd.7, S. 639.) Sal.
Werkstatt und Baustoffe.
Glühversuche zur Verbesserung von Transformatoren-
blech. — Die zahlreich vorliegenden Forschungsergebniss«
lassen sich dahin zusammenfassen, daß die Güte des Trans-
formatorenblechs, abgesehen von seiner chemischen Zu-
sammensetzung, durch die Korngröße und Kornform sowie
seinen Kohlenstoff- und Sauerstoffgehalt beeinflußt wird.
An ein 0,35 mm starkes Transformatorenblech mit etwa
4 % Si werden heute folgende Mindestforderungen gestellt:
Vio => 13, Vis == 3,25 Wikg, Bas = 14 500, Bis = 15500.
Paez 16500, Banz 18500 Gauß. Die Versuche wurden
mit fertig geschnittenen Rohblech-Epstein-Proben von
0,35 mm Blechstärke angestellt. Das Glühen wurde in zwei
1742
parallelen Reihen, u. zw.
Wasserstoffstrom
wird der Kohlensto
duktion der Oxy
reits deutlich di
ie so behandel
Sauerstoffgehalt
tische Eigenschaf
schlechten, stark
uneinheitlichem
WOIVErIUSI
ausübt.
zung, bei
Glühzeiten
bilder zeigen deutlich di
gegenüber der Glühung
wird die abs
ist dure
Die im Jahre 1879
vercinigten
Ssaugewerkschule,
feiern am 14. un
stehen und ]
lichst. ein. Geplant ist u. a. eine Besichtigung der drei An-
Stalten mit den Erweiterungsba
sucher werden gebeten, ihre Anschrift und die Zeit ihres
Schulbesuches an d
zwecks Zusendung des genauen Programms mitzuteilen
und anzugeben, ob eine Teilnahme beabsichtigt ist. Die
Anschriften
SR Z Hz
47 WOSSErSIOTT geghint
k? Ee ewen:
Ge, men,
N
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ër Temperatur in des
Versuche mit eine
denen sowohl die
variiert wurden
u, 18 dargestellte Abhängig
Köln,
sucher ist erwünscht. of
Feier des hunderts
leaux. — Der Ho
11. XI.
direktors Re
der deutschen
Bedeutung Re
Maschinenh
d.
Preiswirdisekeit an die
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euleaux' kinem
Großes
e Überlegen!
ten Proben
und dements
ten auf. W
sauerstof
Gefüge ergaben bei einer Glühdauer von
6h eine günstigste Glühtemperatur von 900 °.
zeigte sich bereit
£netischen Eige
Abkühlung des
vermieden werde
ieit der Wasserstoffglühung.
wiesen einen sehr geringen
prechend günstige
eitere Versuche mit einer
fhaltigen Schmelze mit äußerst
n (Überglühung).
Werkstoffes
muß, wie festgestellt wurde,
n, da diese ei
ne sehr nachteilige Wirkung
r mittelhoch gckohlten Schmel-
tlühtemperaturen als auch die
‚, ergaben die in den Abb. 17
keit der Wattveiluste Via und
Vis von der Glühtemperatur und der Glühzeit. Die Schau-
i üge der Wasserstoffglühung
unter Luftabschluß.
er Wattverluste in erster Linie
durch die Qualität des Rohwerkstoffes beeinflußt. Jedoch
eine zweckentsprechende Wasserstoffglühune
e Vorz
olute Höhe d
gleichzeiti
Maschinenbauschulen, Köln, die
J. ihr fünfzigjähriges Be-
ten Geburtstages von Franz Reu-
stakt im Ehrenhof der T. IT. Berlin am
J. wurde durch eine
uter als Vertre
Maschinenh
uleaux’ für:
aus hervorhob.
seiner Festrede auf den Weitblick Ir! aux" für alles
Kommende hin.
Getriebelehre!, den
"einmessung
Taylorschen
kannt
lie Entwicklung des deutschen
Prof. K
Als erster erkannte er die Bedeutung der It:
Vorteil des
zur Voraussetzung hat.
Schnelldrehstahls
auf die
ist sein Mahnruf
an die deutsche Industrie, die
Stelle der Billiekeit zu
der aueh heute noch gilt.
ninmt
Platz ein.
In der Getriehe-Ausstellung
Interesse
erregen die Abbildungen
Vel. ETZ 1929, N, 1630,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
modelle zur vergleichenden
nach Prof. Dr. R
wand geworfen.
magne-
zahl zwischen Elektromotor un
ders in Erscheinung treten.
Bei 1000 ©
Verschlechterung der ma-
Eine rasche
1n rte mëch water
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—> Vemperatur in dr
Abb. 17 u. 18. Abhängigkeit der Verlustziffern geglühter Bleche von der Temperatur und Glühzeit.
finden.
Vortrag wurde mit
nommen. Pge.
Natürlich
staatlichen
Staatliche
Werksehulen
(Reg.-Rat Dr. S chmidt,
ähler,
Den Vorsitz in der
l.änder d
Tschechoslowakei, USA,
minium.
Beide Sitzungen verliefen
reich, und die Arbeiten machten
anderer ehemaliger Be-
tionsausse huh (Committee
wiegend mit der
Ansprache des General-
reter des Spitzenverbandes tiste. An dieser Sitzung nahmen
au-Industrie eröffnet. der die IEC. Herr Prof p eldmann
Nammerer wies in
Austauschhaus. der die
den Tinfluß des
"ertieung. Be-
len Erzeugung
nen Frankreich 1926. — E. (
Sammlu den ersten a h i
ammlung trizitätsanlagen F rankreichs von
fern:
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3° o
7
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Ad
Fachgruppe
führte Herr Dr. Apt. Anwesend
Deutschland. England,
Zur Beratung stand die Lesen.
stellung der Werte von weich- und hartgeelühtem
Außer den obiren Fachgrupp
Ehrenpräsident der TEC, Herr Mail
Von deutscher Seite waren die He
berge und der Vorsitzende des de
`, Herr Geheimrat Prof. Dr.
TeNnISSs
zielle Statistik der öffentlichen Z
in Zahlentafe] I die die Erzeueun
28. November 1929
der mechanischen und elektromechanischen Projektions-
Schalt-
ranke, Berlin.
werksmäßig bewegt, für eine größere Hörerschaft durch
den Projektionsapparat als Schattenbilder auf die Lein-
Im besonderen Saal werden eine grö-
Bere Zahl praktisch angewandter Getriebe gezeigt, unter
denen Untersetzungsgetriebe zur Verminderung der Dreh-
d “Arbeitsmaschine beson-
und Getriebelehre
Letztere werden,
In der nachmittags Stattzefundenen wissenschaftlichen
Tagung sprach Prof. Dr.-Ing. 4. Alt,
resden, über
„Die Bedeutung der Ge-
triebelehre für den Bau
von Verarbeitungsma-
schinen“ und Prof. Dr.
“ranke ‚ Berlin.
über „Neue Wege: Eine
vergleichende Schalt-
und Getriebelehre“.
Prof. Franke gab hier-
bei zum ersten Male
einen Überblick über
seine eingehenden Ar-
beiten zu den Zusam-
menhängen zwischen
elektrischen Schaltun-
gen und mechanischen
Gretrieben. Besondere
Begriffe waren zu schaf-
fen, um die eigentlichen
Getriebe zu ermitteln
und durch ihre mannie-
fache Zusammenstellung
alle möglichen Ausfüh-
Tungsarten für einen
"organg erschöpfend zu
Die Analogie zwischen elektrischen und mecha-
nischen Vorgängen war hierbei überraschend. und es ist.
wie der Redner hervorhob, verwunderlich, dat man bis-
her keinen praktischen Nutzen daraus gezogen hatte. Der
außerordentlichem Beifall
aufee-
Spannungen elektrischer Anlagen für Flugzeuge. —
In der ETZ 1929, S. 870, wurde der Entwurf 5 zu DIN Vor-
norm L 47 veröffentlicht. Das Normblatt ist jetzt beim
T. November
Meßinstr u -
Deutschland
SE eine Veredelung zu erreichen. Die Wasserstoff- Beuth-Verlag, Berlin, bezugsfertig. of
Slühung ist daher dazu geeignet, gute Schmelzungen in
besonders hochwertiges Material zu verwandeln und Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
schlechte Schmelzungen soweit zu verbessern, daß sie den Teiltagungen der Internationalen Elektrotechnischen
vorgeschriebenen Qualität orderungen genügen. (M. Kommission (IEC) in Berlin. — Am 6. und
e Í o os, W. Oertelu R. Sch erer, St. u. E. Ba. 48, 1929 hielten die Fachgruppe für Meßinstrumente und die
8.475.) R Fachgruppe für Aluminium der IEC unter außerordentlich
e reger Beteiligung Sitzungen in B erlin ahb.
, Verschiedenes. Den Vorsitz in der Fachgruppe
Jubiläum der technischen Lehranstalten in Köln. — mente, deren technisches Sekretariat
PTR) hat, führte Herr Li.
Colonel Edgeu mbe (England).
von Deutschland, England, Frankreich, Italien, Polen und
der Schweiz anwesend. Zur Beratung Standen elektrische
S Waren Vertreter
Alumini um
waren Vertreter der
Frankreich, Holland.
Alu-
außerordentlich erfolg-
gute Fortschritte.
en tagte noch der A k-
of Action), der sieh
Vorbereitung für die kommende Voll-
tagung der IEC im Juli 1930 in
vor-
Skandinavi en beschäf-
u. a. der Präsident der
(Holland),
sowie der
loux (q SA) teil.
eren Prof. Dr. R üden-
utschen Komniitteces der
Streek er, zugegen.
Energiewirtschaft.
und Verteilung elektrischer Arbeit in
6 ieu bespricht die
wecken dienenden
1926 und gibt mnächst
g kennzeichnenden Zif-
offi-
Elek-
- EN
28. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
1743
Zahlentafelll.
Wärme- Wasser
kraft- kraft- Zusammen
werke werke
Installierte Leistung . Mill KVA 4.626 1,682 6,308
Verfügbare Leistung . Mill kW 3.324 0,832 4.156
Erzeugung Mill kWh | 6525,457 | 4742,83 11 268,440
Benutzungsdauer der installierten
Leistung A .h 1369 2819 1793
Benutzungsdauer der verfügbaren |
Leistung ........h 1904 | 5704 2122
Als verfügbare Leistung wird bei Dampfanlagen die
erößte, mit den vorhandenen Einrichtungen erzceugbare,
bei Wasserkraftwerken die im mehrjährigen Durchschnitt
vorhandene Leistung bezeichnet. Von der Gesnmterzeu-
eung entfielen 58% auf Wärmekraft-, 42% auf Wasser-
kraftanlagen. Da der Energieexport 56 Mill kWh betrug,
wogegen 396 Mill kWh in der gleichen Zeit eingeführt
wurden, standen zur Befriedigung des Inlandbedarfes 1926
rd. 11.608 Mrd kWh zur Verfügung, über deren Verwen-
dung die Zahlentafel 2 Aufschluß gibt:
Zahlentafel 2.
Abnehmer Verbrauch in Mill kWh | Ho
|
Niederspannungs- ‚fLicht.. 954 | 82
abnehmer Kraft . 880| 7,6
Elektrochemische und elektro-
Hochspannungs- | metallurgische Zwecke 2102 | 18,0
abnehmer Verkehrsanstalten 657! 5,6
(Sonstige Abnehmer 5383 | 46.4
Verluste 1632 | 14,2
Im Durchschnitt der Jahre 1923/1926 zeigt die Produktion
in den Wärmekraftwerken eine jährliche Steigerung von
20 %, in den Weasserkraftanlagen eine solche von 13 %,
für beide Erzeugungsarten rd. 14 %. Die bemerkenswert
hohe Benutzungsdauer der Wasserkraftwerke erklärt sich
z. T. dureh den Umstand, daß sie auf die Jahresmittel-
leistunz bezogen wurde, aber auch durch die günstigen
Abflußverhältnisse im Berichtsialre und die schon gut
entwickelte Verbundwirtschaft. Das Leitungsnetz umfaßte
an Streckenlänge:
6R 425 km Niederspannungzeleitungen,
S7261 ,„ Hochspannungsleitungen, vorwiegend für
Verteilung,
795 „ Höchstspannunesleitungen.
Von der (resamterzeugzung wurden 6396 Mill kWh in
das Netz geliefert. der Rest unmittelbar von den Kraft-
werkssammelschienen an die Verbraucher abgegeben. Die
Arbeitsabzabe je 1 km Streckenlänge der Niederspan-
nungesleitungen stellte sich auf 26 800 kWh. Der Enereie-
verbrauch je Einwohner wird durch folgende Ziffern ge-
kennzeichnet:
Die Gesamterzeugune stellte sich auf. 285 kWh,
In das Netz wurden geliefert i 3831. 5
Verbraucht wurden hiervon für andere als
elektrochemische, elektrometallurgzische
oder Traktionszwecke 130 ,,
Von der 40,7 Millionen zählenden Bev alkor waren an-
fangs 1927 noch 9,675 Millionen unversorgt, die 19771 Ort-
-chaften bewohnten. welehe Zahl im Hinblick auf die 37 981
betragzende Gesamtzahl aller Ortschaften sehr erheblich
«veonannt werden muß. Bis zum Beginn des Jahres 1928 ist
allerdings die Zahl der unversorsten Ortschaften auf
16 747 mit 7.960 Mill Einwohnern gesunken. Bezogen auf
die Zahl der versorgten Einwohner, stellte sich der Ver-
brauch an den Niederspannungsleitungzen entnommenem
Strom auf 31.7 kWh für Licht und 296 kWh für Kraft ie
Kopf. Ein richtireres Bild von dem Stromverbrauch ge
winnt man. wenn der der elektrochemischen und elektro-
metallureischen Industrie sowie jener der Verkehrsanstal-
ten ausgeschieden, dagegen die von den Kraftwerksammel-
<chienen für andere Zwecke unmittelbar abgegebene Kraft
hinzugerechnet wird. was dann einen Gesamtverbrauch
von 7917 Mill kWh, entsprechend 195 E er-
sibt. (Rev. Gén. d FEL Bd. 25, 1929, S. 423.) Bp.
Aus der deutschen Tlektrizitätswirtschaft!. — Die
=Stadtverordnetenversammlune von Frankfurt a.M. hat
nunmehr die in der ETZ 1929, S. 1531 erwähnten Verträge
mit der Preußischen Elektrizitäts-AG. über
die Rationalisierung der KElektrowirtschaft im Rhein-Main-
ssecbiet genehmigt, und damit sind die Bemühungen letzterer
um eine zweckmäßize Organisation im südlichen Teil ihrer
1 Vgl. ETZ 1929, 8. 1706.
Interessensphäre vorläufig zum Abschluß gelangt. Im
Kasseler Bezirk soll, wie bekannt!, der Elektrozweckver-
band Mitteldeutschland unter erheblicher Beteiligung der
Preag in eine Aktienzesellschaft übergeführt werden. Er
hat im Geschäftsjahr 1928/29 rd. 157 Mill kWh nutzbar ab-
gegeben (132 i.V.). Wie weiter berichtet wird, beabsich-
tigt die Preag. den Elektrizitätsverband Weißenfels-
Zeitz zu übernehmen, der etwa 400 Ortschaften mit
Strom versorgt, den er von dem Kraftwerk der A. Rie-
beck’schen Montanwerke AG. in Theißen bezieht. Die Han-
noversche Stromversorgungs-AG. hat unter Änderung
ihrer Firma in Hannover-Braunschweigische
Stromversorgungs-AG. ihr Aktienkapital auf
12 Mill RM erhöht — die Preag übernahm 8,88, die Über-
landwerk Braunschweig G. m. b. H. 3.12 Mill RM —. die im
alleinigen Besitz der Preag befindlichen Unternehmungen
Braunschweig-Hannoversche Überlandzentrale AG., Nord-
stemmen, die Hlektrizitätswerk Söhlde G. m. b. H. so-
wie die Kreiselektrizitätsversorgung Sulingen aufgenom-
men und die Verschmelzung mit der Überlandwerke Braun-
schweie G. m. b. H. durchgeführt.
Nach langen Verhandlungen zwischen der Stadt
Bonn und dem RWE bzw. dem Elektrizitätswerk Berg-
geist haben die Stadtverordneten dem Berl. Börs.-Cour. zu-
folge soeben auf Vorschlag des Magistrats beschlossen,
einen Ntromlieferungsvertrag mit der Stadt Köln bzw. dem
dortigen städtischen Elektrizitätswerk abzuschließen. Die
bisher noch von Berggeist versorgten einzemeindeten Vor-
orte will die Stadt nach Ablauf des bezüglichen Vertrags
von Mitte 1930 an selbst mit elektrischer Arbeit versehen.
Wie die Köln. Volkszg. schreibt, betragen die Kosten dieser
Erweiterung der Bonner Stromversorgung 3.1 Mill RM, wo-
von 14 Mill RM auf die Verlegung zweier Hochspannungs-
kabel von Köln nach Bonn, 0,4 Mill RM auf Umbauten im
Bonner Kraftwerk, 0,785 Mill RM auf den Ausbau der Ver-
teilungesnetze in der Altstadt und den Vororten und 0,515
Mill RM auf den Ankauf der Stromnetze des Berggeist ent-
fallen. Die nutzbare Lieferung des Bonner Elektrizitäts-
werks betrug 1928 rd. 10.7 Mill kWh.
Der Verbandsausschuß des Schleswig-Holsteinischen
Elektrizitätsverbandes hat dessen Umwandlung in eine Ak-
tiengesellschaft, die Schleswig-Holsteinische
Stromversaregunges-ÄAG. unter Mitwirkung der
Preußischen Elektrizitäts-AG. beschlossen, die sich mit
72% an dem Aktienkapital von 4 Mill RM beteiligen wird,
während 28 % auf die Landkreise entfallen.
Die Generalversammlungen der Ludw. Loewe & Co.
AG., der AG. für Gas-, Wasser- und Elektricitäts-Anlagen
(AGWEA) sowie der Gesellschaft für elektrische Unter-
nehmungzen haben jetzt einer Vereinigung dieser in der
Gesellschaft für elektrische Unterneh-
mungen — Ludw. Loewe & Co. AG. Berlin, zuge-
stimmt. Das Aktienkapital der Gesfürel wird um 25 auf
100 Mill RM erhöht. Wie deren Vorstand in der G.V. u. a.
darlegte, bezweckt die Verschmelzung außer der Verein-
fachung der drei Betriebe, die neue Gesellschaft als ein
einziges starkes Unternehmen hinzustellen, dessen Re-
serven und Möglichkeiten zur Schaffung neuer Mittel zu-
gleich mit den engen Beziehungen zu ausländischen Gesell-
schaften große Chancen böten. Gerade der jetzige Zeit-
punkt. in dem eine Zusammenarbeit mit der kommunalen
Wirtschaft unter erheblicher Beteiligung des Privatkapi-
tals als richtige Form der Rationalisierung in greifbare
Nähe gerückt sei und in dem sowohl im Maschinen- als auch
im Werkzeuzmasechinenbau engere Zusammenschlüsse not-
wendig würden, müsse das Werk in materieller und tech-
nischer Beziehung gerüstet finden, um im gegebenen Fall
sofort eingreifen zu können. Auch die Verwaltung der
Agwea erwartet von der Fusion wegen der internationalen
Geltung und der größeren Finanzkraft der neuen Gesell-
schaft eine wesentliche Erleichterung bei der Lösung der
ihr zufallenden Aufgaben.
Obgleich der Stromabsatz der Niederrheini-
schen Licht-und Kraftwerke AG. Rheydt. 1928
im Verhältnis zum Voriahr einen beträchtlichen Stillstand
erfahren hat, konnte die Gesellschaft. finanziell ein befrie-
dieendes Ergebnis erzielen. Bei 37212 kW Anschlußwert
am Jahresschluß (35550 i. V.) ist die L II EN nur von
11.313 auf 41.660 Mill a also um 0.8% gestiegen (die
Gasabgabe um etwa 273%). Sowohl das Kraftwerk
Ithevd wie das a Frimmersdorf der Nieder-
rheinischen Braunkohlenwerke AG. haben zufriedenstel-
lend gearbeitet. Der Betriebsüberschuß stellte sich auf
3683133 RM (5105394 i. V.) und der Reinzewinn auf
27 24T RM (530 575 i. V>. Hierans wurden wieder 5 % Di-
vidende auf unverändert 10 Mill RM Aktienkapital verteilt.
ı Ygl. ETZ 192%, S. 1881.
1744
RECHTSPFLEGE.
Über die Pflicht der Elektrizitätswerke zur Liefe-
rung von Reservestrom. — In der ETZ hat über die
grundsätzliche und bedeutungzsvolle Frage. ob überhaupt
und inwieweit für die Elektrizitätswerke eine Pflicht zur
Lieferung von Reservestrom besteht oder konstruierbar
ist, bereits eine alleemeine Betrachtung ihrer rechtlichen
Grundlagen Platz gefunden!. Es wurde die Auffassung
vertreten und begründet, daß ein Kraftwerk den von einem
Verbraucher gewünschten Vertragsabschluß dann ver-
weigern kann, wenn der Verbraucher den Anschluß nur
als „Reserve“ eigener Anlagen ansicht, seine Inanspruch-
nahme also nur bei außerzewöhnlichen Anlässen in Frage
kommt und die unbestimmte Inanspruchnahme der He
serve“ für das Kraftwerk eine nach Treu und Glauben
nicht mehr zumutbare Leistung bedeuten würde, ferner,
daß ein Kraftwerk einen bereits bestehenden Stromliefe-
rungsvertrag aufheben oder doch mindestens modifizieren
kann, wenn der Abnehmer den Strombezugz für die Regel
einstellt, weil er seinen Strombedarf anderweit decken
kann und deckt.
Die Rechtsprechung steht i.a. auf dem gleichen Stand-
runkt und kennt keine absolute Pflicht der Elektrizitäts-
werke zur Lieferung von Reservestrom. die man im
Schrifttum da und dort zu konstruieren versucht. In be-
sonders klarer Weise spiegelt sich diese Auffassung in
einem Urteil des OLG. Stettin vom 27. XI. 1928 — 1U
296/28 — wider, über das im folgenden berichtet werden
soll. Der Sachverhalt des praktischen Falles war dieser:
Die Unternehmerin einer in bester Verkehrslage gelecege-
nen Gaststätte erheblichen Umfanges bezog von einem
blektrizitätswerke für die Zwecke dieses Betriebes Strom.
Aus den für den Stromlieferungsvertrag maßzebenden
Liieferungsbedingungen sind nachstehende Bestimmungen
von Bedeutung. Das Werk ist nach diesen Bedinrun-
sen nicht verpflichtet, bestehende elektrische Anlagen,
die von eigener oder fremder Zentrale eine Leitung be-
sitzen. an ihr Leitungsnetz anzuschließen. Auch kann
das Werk, falls der Abnehmer unzulässige Änderungen
in der bestehenden Einrichtung vornimmt, die Leitung
ohne richterliche Entscheidung absperren lassen und die
fernere Lieferung von elektrischem Strom einstellen.
Die Unternehmerin schaffte sich nun selbst eine Ein-
richtung zur Erzeugung von elektrischem Strom an und
beabsichtigte zugestandenermaßen, von dem Werke zu
Zwecken der Beleuchtung der Gaststätte nur noch L.icht-
strom zu beziehen: bei Störungen ihrer Anlage und nach
L Uhr nachts, da zu dieser Zeit für die Bedienung des
aufgestellten Stromerzeugers kein Personal mehr zur
Verfügung steht. Unternehmerin und Werk traten in
Verhandlungen, die zunächst damit endeten, daß sich das
Werk zur Lieferung von Reservestrom bereit erklärte,
falls die Unternehmerin eine jährliche Abnahme von
10000 kWh garantiere. Die bisherige Abnahmezarantie
der Unternehmerin betruz 20000 kWh. Die Unternehms-
rin erklärte, auf dieses Verlangen nicht eingehen zu
können. Das Werk beantragte gerichtliche Entscheiduniz.
Die Entscheidung war darauf abzustellen, ob das
Werk unter den gegebenen Umständen zur Lieferung ver-
pflichtet ist. Diese Verpflichtung des Werkes, unter den
segebenen Umständen, d.i. bei Fortbetrieb der eigenen
elektrischen Zentrale durch die Unternehmerin, an diese
Strom zu liefern, kann rechtlich auf verschiedenen Grund-
lagen beruhen. Es kann sich entweder um die Fortdauer
des früheren Vertragsverhältnisses der beiden Parteien
oder um eine dem Werke obliegende Verpflichtung zur
Leistung von Schadensersatz handeln. die gemäß $ 826
BGB. aus der mangelnden Bereitschaft herzuleiten wäre,
durch geeignete vertragliche Abmachuneen die Grundlage
der etwa gebotenen Belieferung der Unternehmerin zu be-
schaffen. Was die Fortdauer des bisherigen Vertrags-
verhältnisses anbelangt, so ist ohne weiteres ersichtlich,
daß der von der Unternehmerin durch Errichtung der
eizenen Zentrale geschaffene Zustand die Bestimmungen
der Lieferungsbedinzungen verletzt. Dem Werke würde
also nach den gleichen Lieferungsbedingungen ohne wei-
teres die Kündigung des Vertragsverhältnisses zustchen,
es sci denn, daß die Ausübung dieser Kündigungsbefug-
nis nach den Umständen des vorliegenden Falles gegen
zwingende Gesetzesvorschriften verstoßen würde. Als
solche kommt nach Lage der Sache nur diejenige des
$ 138 Abs. 1 BGB. in Betracht, derzufolge das Gesetz
solchen Rechtsgeschäften die Wirksamkeit versagt, die
gegen die guten Sitten verstoßen. Die Erörterung der
Frage, ob das bisherige Vertragsverhältnis der Parteien
die Kündigung überdauert hat, weil diese, gegen die zuten
Sitten verstoßend, rechtlich nicht wirksam werden konnte,
1 1928, S. 1750.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
28. November 1929
führt auf die gleiche Prüfung. die die andere mögliche
Klagegrundlage verlangt, nämlich die, ob das Werk sich
eines Verstoßes gegen die guten Sitten schuldig macht,
wenn es sich weigert, unter den gegebenen Umständen die
Unternehmerin mit Strom zu beliefern.
Diese Frage, ob das Werk durch sein Handeln oder
Unterlassen sich eines Verstoßes gegen die guten Sitten
schuldig machte, kann nun auch bei Rechtsstreitigkeiten
der vorliegenden Art nur nach den besonderen Umstän-
den des Einzelfalles entschieden werden. Es ist insbe-
sondere nicht das Bestehen eines allgemeinen bon:
trahierungszwanges“ anzuerkennen, der gemeinwirtschaft-
liche Unternehmungen von der Art derjenigen träfe,
wie sie das Werk betreibt. Die Sonderstellung dieser
Unternehmungen kann vielmehr ein aus den wirtschaft-
lichen Grundlagen des Zusammenlebens der Menschen in
dem gegenwärtigen Zustande herzuleitendes Sittenzebot
nur nach Maßgabe der Eizentümlichkeiten dieser Son-
derstellung rechtfertigen. Also einmal nur solchen Ver-
brauchern gegenüber, die ihrer Lage nach den für sie
wirtschaftlich lebenswichtigen Strom nur von dem Grob-
erzeuzer erhalten können, andererseits nur dann, wenn
sich der Verbraucher den mit dem Gemeinschaftszweck
des Unternehmens notwendig verbundenen Lieferungs-
bedingungen fügen will (vgl. RGZ. Bd. 111, S. 311).
Auf die Unternehmerin treffen diese Voraussetzungen
indessen nicht zu. Sie bedarf einmal zur Aufrechterhal-
tung ihres Betriebes nicht notwendig des von dem Werke
gelieferten Stromes. Dies ergibt sich ohne weiteres aus
der Aufstellung eines eigenen Stromerzeugers, der in der
Lage ist, die Räume in vollem Umfange mit Lichtstrom
zu beschicken. Demgegenüber kann nicht einzewendet
werden, daß sich im Betriebe dieses Stromerzeugrers
Störungen ergeben könnten. Denn solche Störungen wür-
den nur eine zeitweilige Unterbrechung der Beleuchtunges-
möglichkeit zur Folge haben, vor allem aber würde es
sich dabei um Zufälligkeiten handeln, wie sie sich auch
in dem Betriebe des Werkes ereigenen könnten. Außer
Betracht zu bleiben hat ferner der Wunsch der Unter-
nehmerin, die Hilfe des Werkes für die Zeit nach 1 Uhr
nachts in Anspruch zu nehmen. Denn wenn die Unter-
nehmerin ihre elektrische Zentrale bis 1 Uhr nachts be-
treiben kann, so hat sie auch die Möglichkeit, sie zu jeder
Zeit zu betreiben, in der sie genötigt ist, elektrischen
Strom zu verbrauchen. Nimmt sie diese Möglichkeit nicht
wahr, weil der Betrieb des Stromerzeugers sich vielleicht
weniger wirtschaftlich in den späten Nachtstunden ge-
staltet, so könnte diese Tatsache es keineswegs recht-
fertigen, das Werk gerade in solchem Umfange zur Lire-
ferung von Reservestrom für verpflichtet zu halten, dab
sich der Betrieb des Stromerzeugers der Unternehmerin
wirtschaftlich gestaltet.
Es bleibt zu untersuchen, ob die Lieferungsbedinzun-
gen des Werkes mit ihrem auf die Verbraucher ausge-
übten Zwang, den von ihnen benötigten Strom nur von dem
Werke zu beziehen, sich in Übereinstimmung mit den
guten Sitten befindet. Für die Entscheidung dieser Frage
ist davon auszugehen, wie die Verhältnisse liegen, wenn
der Standpunkt, den die Unternehmerin einnimmt, ein all-
gemeiner würde. Damit läuft die Entscheidung auf die
Frage hinaus, ob das Werk sich von allen seinen Ver-
brauchern gefallen lassen müßte, daß sich diese auf die
Stromabnahme von ihm für Teile ihres Verbrauches zu
ihnen genehmen Zeiten beschränken. Es ist schon- aus
allgemeinen Erwägungen wirtschaftlicher Art zu erken-
nen, daß unter solchen Umständen ein geordneter gemein-
wirtschaftlicher Betrieb des Werkes nicht möglich wäre.
Unvorhergesehene Stromentnahmen besonders von Grob-
abnehmern könnten, selbst wenn die Einrichtungen des
Werkes in der Lage wären, den plötzlichen Zugang eines
einzelnen von ihnen auszuhalten, doch in ihrem Zusam-
menwirken zu schweren Störungen führen, denen das
Werk nur durch Schaffung besonderer, kostspieliger.
sonst nicht benötigter Einrichtungen begegnen könnte.
Hinzu kommt, daß die zeitliche Unvorhersehbarkeit der
Inanspruchnahme die Anschaffung von Maschinensätzen
bedingen würde, die, zu Zeiten unbenutzt daliegend. eine
wirtschaftliche Belastung des Werkes darstellten, die bei
der Notwendigkeit einer Verzinsung des Anlagekapitals
eine alle Verbraucher treffende Erhöhung der Strom-
preise bedingen würde. Die Zulassung derartiger Mög-
lichkeiten würde also, wenn das Werk sich schlechthin
auf sie einlassen müßte, eine Infragestellung der Gemein-
wirtschaftlichkeit seines Unternehmens herbeiführen.
Natürlich kann es Wirtschaftszusammenhänge geben. die
es dem Werke geraten erscheinen lassen, auch an solche
Abnehmer Strom zu liefern, die nicht ihren Gesamtbedarf
bei ihm decken wollen. Das kann insbesondere der Fall
sein. wenn solche Abnehmer bereit sind, ausgleichende
28. November 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 1745
Gegenleistungen zu übernehmen. Ob das Werk sich auf
derartiges einlassen will und unter welchen Bedingungen
es das tun will, muß jedoch wenigstens dann seiner freien
Erwägung überlassen bleiben, wenn, wie im vorliegenden
Fall, der Abnehmer zur Erhaltung seines wirtschaftlichen
Bestehens nicht darauf angewiesen ist, gerade Reserve-
strom und nur diesen von dem Werke zu beziehen. Ein
dem Grundsatze des $ 826 BGB. zu entnehmender Zwang,
sich überhaupt mit der Unternehmerin unter den gegebe-
nen Umständen in ein Vertragsverhältnis einzulassen,
kann jedenfalls nicht anerkannt werden. Eine Schranke
für die Ausübung des dem Werke insoweit zuzuerkennen-
den freien Beliebens kann nur die Vorschrift des $ 138
BGB. abgeben, insofern diese die Rechtsgültigkeit solcher
Verträge trifft, die, aus freier Entschließung eingegangen,
durch ihren besonderen Inhalt gegen die guten Sitten
verstoßen. Alles derartige würde aber im gegebenen
Falle erst in Betracht kommen, wenn das Werk sich etwa
gegen seine Bereitschaft übermäßige Vorteile hätte ver-
sprechen lassen. Dr. C. v. dem Busch.
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
stelle, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a Il, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 138 02.
Mitgliedsbeitrag für 1930.
Die Mitglieder werden in ihrem eigenen Inter-
esse um umgehende Bezahlung des Mitgliedsbeitrages
tür das Jahr 1930 gebeten, da nur dann der ununter-
brochene Fortbezug der ETZ gesichert ist. Wir machen
darauf aufmerksam, daß die Weiterlieferung der
ETZ nur für diejenigen Mitglieder veran-
laßt werden kann, die den Mitgliedsbeitrag rechtzeitig ent-
richtet haben.
Elektrotechnischer Verein e.V.
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
Einladung
zur außerordentlichen Sitzung am Dienstag, dem 3. De-
zember 1929. 7% Uhr abends, in der Technischen Hoch-
schule zu Charlottenburg EB Hörsaal Nr. 301.
Tagesordnung:
Vorträge des Herrn Professor Smurow (Lenin-
grad) über die Themen:
1. „Ergebnisseeinerexperimentellen Un-
tersuchung des Einflusses der magne-
tischen Felder auf die dielektrische
Festigkeit von Isolatoren“
Fine Beschreibung von Versuchen und von deren
Ergebnissen zur Untersuchung der Einflüsse der
magnetischen Felder auf die dielektrische Festig-
keit von gasförmigzen, flüssigen und festen Isolier-
stoffen und auf deren Erwärmung unter diesem
Einfluß. Das Auftreten von magnetischen Eigen-
schaften in Isolierstoffen unter dem Einfluß von
elektrischen Feldern.
2: „Experimentelle Untersuchung des
Alterns von Transformatorenölen“
Es werden Versuche beschrieben, um die beim
Altern eines Transformatorenöles auftretenden
chemischen Veränderungen in Zusammenhang mit
den dielektrischen Verlusten des Öles zu setzen.
Einlaß in den Vortragsaal gegen Vor-
zeigung der Mitgliedskarten Auf den
Namen ausgestellte Gastkarten werden bei
Vorausbestellung bis 2. Dezember von der Geschäftstelle
des Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Potsdamer
Straße 118all, ausgegeben.
Gäste willkommen!
Nuachsitzung im „Grand-Hotel am Knie“, Charlotten-
burg, Bismarckstraße 1.
Einladung
zur außerordentlichen Sitzung am Mittwoch. dem 4. De-
zember 1929. 7% Uhr abends, im Physikalischen Hörsaal
der Hochschule zu Charlottenburg.
Tagesordnunz:
Auf vielseitigen Wunsch wird Herr Professor Dr.
Pirani den am 29. Oktober 1929 gehaltenen Vortrag
über das Thema: „Fortschritte und Entwick-
lungsmöglichkeiten auf dem Gebiete der
Leuchtröhren“ nochmals halten.
Inhaltsangabe:
Fragestellung.
Physikalische und physiologische Grundlagen der
Lichterzeugung.
Die bisherigen Hindernisse für den Anschluß von
Leuchtröhren an normale Betriebspannungen.
Bisherige Schwierigkeiten der Erreichung genügen-
der Lebensdauer.
Neue Verfahren zur Erhöhung der Leuchtdichte.
Röhren für hohe Energieaufnahme.
Röhren mit hoher Lichtausbeute.
Einlaß inden Vortragsaal gegen Vor-
zeigung der Mitgliedskarten Auf den
Namen ausgestellte Gastkarten werden bei
. Vorausbestellung bis 3. Dezember von der Geschäftstelle
des Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Potsdamer
Straße 118a H, ausgegeben. l
Gäste willkommen!
Nachsitzung im „Grand-Hotel am Knie“, Charlotten-
burg, Bismarckstraße 1.
Elektrotechnischer Verein.
Der Vorsitzende.
K. W. Wagner.
Erscheinen des Il. Bandes der „Geschichtlichen
Einzeldarstellungen aus der Elektrotechnik‘.
Im Mai 1928 waren die Mitglieder des Elektrotechni-
schen Vereins und der dem Verbande Deutscher Elektro-
techniker angeschlossenen Vereine auf die Sammlung
„Geschichtliche Einzeldarstellungen aus der Elektrotech-
nik“ aufmerksam gemacht worden, die der Elektrotech-
nische Verein im Interesse der wissenschaftlichen For-
schung und zur Förderung der Weiterbildung der Fach-
genossen herausgibt. Dem damals erschienenen I. Band
folgt jetzt der zweite, der eine Abhandlung des Herrn
Dr.-Ing. E.h. Max Vogelsang enthält:
„Geschichtliche Entwicklung der Hoch-
spannungs-Schalttechnik“.
Der Verfasser, der zu den Pionieren auf diesem Ge-
biete zählt und die Entwicklung der Hochspannungs-
Schalttechnik von den Anfängen an miterlebt hat, behan-
delt — auf 176 Seiten mit 252 Abbildungen — den Stoff
von dem Geburtsjahr der Hochspannungstechnik 1886 an
bis etwa 1914. Seine Darstellung atmet daher die Frische
persönlichen Erlcbens, ohne daß dadurch das objektive
Erforschen der Quellen (vor allem in- und ausländischer
Zeitschriften und Patente) vernachlässigt worden wäre.
Das Buch — vom Verlag Julius Springer vorzüglich aus-
gestattet — läßt in knapper und fesselnder Darstellung
teilnehmen an dem nie ruhenden Kampfe gegen den Kurz-
schluß, der in der Hochspannungs-Schalttechnik ausge-
kämpft wird, und gibt so einen Ausschnitt aus dem all-
gemeinen Ringen um den Fortschritt in der Elektro-
technik.
Bei den alteren Fachgenossen wird das Buch manche
Erinnerung an vergangene Zeiten wachrufen, für die jün-
geren bietet sein reicher Inhalt eine wertvolle Quelle der
Anregung und Belehrung. Das Buch stellt ein
nettes Weihnachtsgeschenk dar.
Für die Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins
und der anderen dem Verbande Deutscher Elektrotech-
niker angeschlossenen Vereine kostet das Exemplar:
a) auf dem Subskriptionswege
broschiert für das Inland: 11.00 RM; gebunden 11.70 RM,
„ „ Ausland: 11,20 „ en 11,90 „
einschließlich Porto und Verpackung;
bi imBuchhandel
broschiert für das Inland: 21.00 RM; gebunden = 20 RM,
Lé „ Ausland: 21,00 .. 22.20 „
einschließlich Porto und Verpackung;
1746 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48 28. November 19% |
Wir bitten, die Bestellungen an die (reschäftstelle des
Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Potsdamer Str.
118a Il zu richten und gleichzeitig den Betrag einzusenden
(Postscheckkonto Elektrotechnischer Verein, Berlin
Nr. 13302).
Elektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
Besprechung des Vortrags’
des Herrn Oberingenieurs Biermanns:
„Hochleistungschalter ohne Ol“.
Vorsitz: Herr Direktor Dr. Ing. E. h. Rehmer.
Herr Ruppel: Ich möchte zunächst Herrn BIER-
MANNS herzlich danken für die ideale Zusammenarbeit
bei der Ausarbeitung des Schalters und bei der ÄAuspro-
bung der einzelnen Versuchstadien. Ich brauche in die-
sem Kreise wohl nicht zu betonen, daß diese Zusammen-
arbeit mit Herrn BIERMANNS immer eine ideale gewesen
ist. Besonders möchte ich auch noch den Mitarbeitern
des Herrn BIERMANNS danken, die sich für die Ausbildung
des Schalters in mustergültiger Weise eingesetzt haben,
denn sonst hätte nicht in so kurzer Zeit ein fabrikations-
mäßiger Schalter hier stehen können. Besonders möchte
ich auch lIerrn Dr. STERN danken, der es mir ermög-
licht hat, die Versuche in der neuen Hlochleistungsanlage
der AEG durchzuführen. Ich verstehe jetzt sehr gut den
Schrei des Herrn Professor MATTHIAS nach „Hochlei-
stungs-Prüfanlagen“. Denn die vollendete Durchbildung
ohne eine solche Hochleistungs-Prüfanlage wäre einfach
unmöglich gewesen. Auch die unermüdliche Mitarbeit
meines Assistenten, Herrn Ing. FRIEBE, muß ich hier
hervorheben.
Ich möchte aber auch Herrn Dr. REHMER danken,
denn er ist, wie Sie ja alle wissen, immer und immer wie-
der dafür eingetreten, „daß wir uns nun endlich einmal
vom Öl freimachen“. Die Elektrizitätswerk-Direktoren
haben ja manche schwere und sorgenvolle Stunde mit dem
Ölschalter erlebt. Aber Herr Dr. REHMER hat nicht nur
die Sorgen geschildert, sondern auch mit die Richtung für
die zukünftige Entwicklung gegeben, u.zw. war er viel-
leicht besonders dazu prädestiniert, weil er gezwungen
ist, in einem großen städtischen Netz zu arbeiten. Wer
weiß, welches Gefühl es ist, in der Nähe bewohnter Gc-
bäude Unterstationen mit Explosionsgefahr zu betreiben,
der kennt die Sorgen des Herrn Dr. REHMER. Wenn nun
nicht schon so der Boden vorbereitet gewesen wäre und
die führenden Werke selbst verlangt hätten, sich vom Öl
im Hochleistungschalter freizumachen, dann hätte ich
wohl vergeblich versucht, meine Ideen an den Mann bzw.
an die Firma zu bringen. `
Nun möchte ich mir einige Worte zu den Ausführun-
gen des Herrn BIERMANNS über die Theorie des Öl- und
des Preßluftschalters gestatten. Die Theorie des Licht-
bogens ist in den 25 oder 30 Jahren des Bestehens des
Ölschalters nicht gelöst worden, und ich glaube, daß es
vermessen wäre, zu verlangen, daß wir sie nun schnell
für Preßluftschalter lösen können. Sie wissen auch, daß
gerade in den letzten Jahren eigentlich erst etwas mehr
Klarheit in die Schaltvorgänge beim Ölschalter gekommen
ist. Damit will ich keinesfalls sagen, daß die Vorgänge
beim Löschen des Lichtbogens nun restlos zeklärt sind:
wir haben aber jetzt bessere Vorstellungen davon.
Ich glaube, daß wir beim Preßluftschaälter uns in
einer etwas günstigeren Position gegenüber dem Ölschal-
ter befinden. Die durchsichtigeren Vorgänge des Lö-
schens beim Preßluftschalter, so wie sie Herr BIERMANNS
soeben entwickelt hat, dürften im wesentlichen zutreffen.
Daß die Beweise für die Theorie, die in den berechneten
Zahlen und Tabellen aufgeführt wurden, gut stimmen,
zeigten die Kinoaufnahmen und die Werte, die wir bei
unseren Versuchen erhalten haben; sie geben gute Über-
einstimmung mit der von Herrn BIERMANNS erläuterten
Theorie des Preßluftschalters.
Nun hat Herr BIERMANNS gezeigt, daß es sehr leicht
möglich ist, den Preßluftschalter in die vorhandenen An-
lagen einzubauen. Ich habe auch darüber nachgedacht,
wie man noch einen Schritt weiter gehen könnte und für
sekapselte Anlagen Preßluftschalter verwenden kann.
Auf Grund der Skizzen und Zeichnungen, die ich hier-
über hergestellt habe, möchte ich behaupten, daß sich der
Preßluftschalter auch in zekapselte Anlagen sehr günstig
einbauen läßt. Es ist wohl nicht zuviel gesagt, wenn man
t ETZ 199, S. 1073
behauptet, daß diese gekapselten Anlagen erst dann ihre
eigentliche Aufgabe erfüllen, wenn bei ihnen nicht wie
bei Ölschaltern infolge einer Explosion der ganze Raum
unter Rauchschwaden gesetzt werden kann.
Ich möchte dann noch auf einen anderen Verwen-
dungszweck des Preßluftschalters hinweisen, den man
bereits früher erstrebt hatte: die Verwendung im Bahn-
betrieb. Schon früher sind über das Abschalten elektri-
scher Lokomotiven durch Preßluftschalter Versuche an-
gestellt worden, weil in der Lokomotive Preßluft an sich
genügend vorhanden ist. Die Resultate der damaligen
Versuche waren zwar recht beachtlich, aber es gelang
doch nur, geringe Stromstärken abzuschalten; nach der
seinerzeitigen Veröffentlichung nur etwa 750 A bei
15 000 V. Solche Leistungen würde ein Preßluftschalter
in der heutigen Form auch mit den Drücken von 5 atü
der Lokomotiven spielend bewältigen.
|
VRZZEZZZEZCH
N
N
Y)
Abb. 1. Hochleistungs- Abb. 2. Luftschalter mit Antrieb.
Luftschalter.
Heute ist noch nicht restlos zu übersehen, in welcher
Weise der Preßluftschalter in die Zentralen eingebaut
werden kann. Jedenfalls wird es aber keiner wesent-
lichen baulichen Änderungen bedürfen. Anders wird es
allerdings, wenn es sich um neue Projekte handelt, denu
dann wird man wahrscheinlich vollständig andere und
wohl klarere Anordnungen treffen können.
Nun hat Herr BIER-
MANNS gesagt, daß jetzt die
Vorarbeit eigentlich ge-
schafft ist, und daß jetzt
die Elektrizitätswerke das
Wort haben. Ich möchte
mich diesem Wunsch des NÀ!
Herrn BIERMANNS anschlie- AN
Don: „Elektrizitätswerke N
an die Front!“ (Lebhafter s NS
Beifall.)
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Abb. 3. Luftströmung in einem Abb. A Hochleistungs-Luftschalter
Rohr. mit Zusatzblasun æ.
Herr Kesselring: Ich möchte nur drei Punkte kurz
erwähnen. Punkt 1: Auch ich gratuliere Herrn Professor
RUPPPEL und seinen Mitarbeitern herzlich zu dem schönen
und großen Erfolg. Unter Punkt 2 werde ich kurz über
ähnliche Versuche mit Preßluftschaltern, welehe im Foch-
. leistungsprüffeld der Siemens-Schuckertwerke durchee-
führt wurden, berichten, aus denen hervorgeht, daß im
|
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28. November 1929
wesentlichen eine vollständige Übereinstimmung mit den
von Herrn BIERMANNS vorgetragenen Ergebnissen be-
steht. Zum Schluß möchte ich Ihnen von einer anderen, von
Amerika ausgehenden Lösung eines Hochleistungschalters
ohne Öl etwas erzählen, die ebenfalls berechtigte Aus-
sicht auf Erfolg hat.
KI
Abb. a Kinematographische Aufnahme des Abschaltverganges. `
Die ersten Versuche bei den SSW wurden mit einem
Preßluftschalter, den Abb. 1 im Schnitt darstellt, und der
nach Angaben unseres Herrn Direktor Dr. KÖTTGEN ge-
baut wurde, durchgeführt. Von der Konstruktion nach
Herrn Prof. RUPPEL unterscheidet sich dieser Schalter da-
durch, daß zweipolige Unterbrechung angewendet wurde,
so daß kein Gleitkontakt notwendig ist. Die Luft wird
den Unterbrechungstellen durch zwei Kanäle zugeführt,
wobei die Anordnung so getroffen ist, daß eine möglichst
wirbelungsfreie Strömung entsteht. Wir untersuchten
den Schalter in dieser Form bei Drücken, die mit Rück-
sicht auf die Kompressoren — wir wollten nur einstufige
Kompressoren verwenden — nicht über 6 at gesteigert
wurden. Der Antrieb des Schalters erfolgte ebenfalls
6 ] S
an
E A ir N 4
ia N MN d vn én nm e o e NN Na
1 Spannung l 4 unterbrochener Strom
2 wiederkehrende Spannung 5 Zeit (a
3 Strom 6 Absechaltzeit: 0,01 s
Abb. 6. Oszillogramm des Luftschalters.
mittels Preßluft. Der Aufbau von Sehalter und Antrieb
ist aus Abb. 2 ersichtlich. Die Leitungsführung ist ein-
fach, die Zuleitung geht nach dem oberen Kontakt, die
Ableitung kann in gleicher Richtung nach unten weiter-
geführt werden. Der Antrieb selbst ist zugänglich und
geerdet. Der Auspuff erfolgte ins Freie. Mit diesem Schal-
ter haben wir eine größere Zahl von Versuchen gemacht
und gleich das erste Modell hat eine einphasige Abschalt-
leistung bis zu 130 MVA ergeben. Dann blieb aber be-
sonders bei höherer Spannung der Lichtbogen manchmal
stehen. Wir haben versucht, diese Erscheinung zu besei-
tigen und zu diesem Zweck den Vorgang mit Hilfe einer
Zeitlupe verfolgt. Die Strömungsgeschwindiekeit, welche
sich aus den Zeitlupenaufnahmen ergab, indem wir die
Fortbewegung des Lichtbogens ausgewertet haben, führte
zu Geschwindigkeiten bis zu 600 m/s. Das Auftreten von
Stehfeuer erklärte sieh vermutlich wie folgt: Bei einer
[.uftströmung in einem Rohr, vgl. Abb. 3, ist die Strö-
mungsgeschwindigkeit an der Innenoberfläche des Roh-
res klein, und der Lichtbogen kann dort ziemlich unge-
stört brennen. Unter dem Einfluß der Luft verschiebt
sich lediglich der Mittelteil des Lichtbogens. Ordnet man
„wei Zusatzdüsen 5/6 an, so kann die Stromleitung längs
der Rohrwand unterbrochen werden und eine Rückzün-
dung wird nicht mehr erfolgen. Abb. 4 zeigt schema-
tisch einen derartigen Schalter mit Zusatzblasung. Der
untere Teil der beweglichen Trennwand ist als Zylinder
ausgebildet, welcher soviel Luft aufnehmen kann, als zur
sicheren Löschung notwendig ist. Durch diese Konstruk-
tion wurden Zuleitungen mit verrinzertem Querschnitt
vollständig vermieden. Der Schalter nach Abb. 4 ergab
dreipolie Abschaltleistunzen von über 400 MVA. In
Abh.5 sind vier Einzelbilder einer kinematorraphischen
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
1747
Aufnahme des Abschaltvorganges mit einem Schalter nach
Abb. 3 zusammengestellt. Die aus dem Schalter ausge-
stoßene glüliende Luftsäule ist etwa 1 m lang. Die Ab-
schaltung erfolgte unter großem Getöse; es ist daher
sicher vorteilhaft, die Auspufföffnung in einen Kamin
einmünden zu lassen. Abb. 6 zeigt das zugehörige Oszil-
logramm. Man ersielit, daß gerade der unzünstigste
Fall vorlag, bei dem der Lichtbogen praktisch über eine
volle Halbwelle gebrannt hat. Unter Umständen tritt,
wie auch Herr BIERMANNS gezeigt hat, so gut wie kein
Schaltfeuer auf. Aus meinen Darlegungen ersehen Sie,
daß unsere Versuche zu dem gleichen oder mindestens
zu einem ähnlichen Resultat geführt haben, obwohl die
verwendete Konstruktion sich in manchen Punkten unter-
scheidet. Es besteht somit die Möglichkeit, unter Anwen-
dung von Preßluft Hochleistungschalter zu schaffen, die
gute Aussicht haben, den Ölschalter in manchen Fällen zu
verdrängen.
aN
Z
N
N
Dees
Kee
Abb. 7. Schema des De-Ion-Schalters.
Eine andere Lösung des Problems ist in Amerika von
SLEPIAN gefunden worden. Es handelt sich dabei um
Ginen Luftschalter, der jedoch keine Preßluft zur Licht-
bogenlöschung braucht, sondern in der normalen Atmo-
sphäre arbeitet. Die Löschung beruht auf einem ganz
anderen Grundsatz. SLEPIAN hat nämlich gefunden, daß
im Moment des Stromnulldurchgangs die unmittelbare
Umgebung der Kathode sehr schnell entionisiert wird,
u.zw. liegt diese Entionisierungzeit in der Größenord-
nung der Zeit t, welche
Herr BIERMANNS zu 10
m/s bei Generatoren und
zu 20 m/s bei Transfor-
matoren angegeben hat.
SLEPIAN fand weiter, daß
der Lichtbogen bei zwei
Elektroden und einer
Spannung bis zu etwa
200 V infolge dieses
sntionisierungseffektes
praktisch bei beliebig
kleinen Zeiten t immer
auslöscht?. Bei 400 V
genügen zwei Elektro-
den unter Umständen
nicht mehr, da der An-
stieg dann nicht höher
als 5: 10° V/s sein darf,
wenn eine Neuzündung
mit Sicherheit vermie-
den werden soll. Die ge-
niale Idee von SLEPIAN
bestand nun darin, durch
Zwischenschieben von
Platten in die Bahn des
Lichtbogens mehrere
derartige entionisieren-
de Stellen zu schaffen,
u.zw. gerade soviel, als zur Vermeidung einer Rückzün-
dung nötig sind. Bei 400 V benötigt man 3...4 Platten,
bei 1000 V 5...6 Platten usw.
Abb.7 zeigt das Prinzip dieses sogenannten De-Ion-
Breakers. Bei Trennung der Kontakte entsteht ein Licht-
bogen, der durch ein magnetisches Blasfeld in Richtung
des Pfeiles bewegt wird. Der Lichtbogen wird in den
keilförmixen Ausschnitt der Entionisierungsplatten hin-
eingepreßt, wobei sich seine Stromdichte vergrößert. Er
trifft dann auf ein radiales Magnetfeld und fängt an zwi-
schen den Platten mit sehr großer Gesehwindirkeit zu
rotieren. Dieser Aufbau, der erst nach vielen und müh-
? Siehe: Kesselring, ETZ 1%, S. 1011, Abb. 21.
Abb. 8.
De-Ion-Schalter.
1748
samen Versuchen gefunden wurde, ist durch
Umstand bedingt. Wir hatten gesehen, d
schung notwendig ist, den Lichtbogen zu unterteilen. Da
egens erreicht man, daß auf den Platten
Abschaltleistung 410 MVA
unterhrochener Strom 22000 A
wiederkehrende (verkettete)
Spannung 105 kV,
Abb. 9. Oszillogramm des De-Ion-Schalters.
stungen von über 400 000 kVA bis zu vierzigmal hinter-
einander unterbrochen, ohne daß nennenswerte Störungen
auftraten. Wie ersichtlich, ist der Vorgang der Licht-
bogenlöschung beim De-Ion-Breaker ein prinzipiell an-
erer.
Abb.
Unter d
kurz an den
Kontakten auftreten und dann verschwindet er in dem
keilförmigen Schlund und „ward nicht mehr gesehen“.
bb. 9 zeigt ein Oszillogramm, das von WESTING-
HOUSE an einem derartigen Schalter aufgenommen wurde.
Der unterbrochene Strom beträgt 33 000 ‚ die wieder-
kehrende Spannung 15 600 V im einen Fall und 25 000 A
bei 12 000 V im zweiten Fall. Die Unterbrechung erfolgt.
immer in ein big höchstens zwei Halbwellen‘ Daß es sich
nicht um Zufallswerte handelt, ersehen Sie aus Abb. 10,
700
200 MVA
Abb. 10. Meßwerte des De-lon-Schaltery.
ausgeht,
Ich glaube, daß auch diese Konstruktion neben dem
Preßluftschalter eine gute und entwicklungsfähige Lö-
sung eines Hochleistungschalters ohne Öl darstellt. (Leb-
hafter Beifall.)
Elektrotechnischer Verein E. V.
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
a en nd
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
28. November 1929
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt Bi Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
Kommission für Errichtungs- und Betriebs-
vorschriften.
Die Jahresversammlung 1929 hatte den für die
‚Vorschriften nebst Ausführungsregeln
zuständigen Sonderausschuß bevollmächtigt, den in ETZ
1929, S. 692 und 950 veröffentlichten Sch] ußentwurf
Überprüfung zu unterziehen, um nach
Ablauf der Einspruchsfrist noch eingegangzene Anregun-
zen gegebenenfalls bei dem endgültigen Wortlaut zu be-
Diese Überprüfung ist im Einvernehmen mit den An-
tragstellern erfolgt, und der Vorstand hat in seiner Sit-
Nachtrag 2 zum Schlußentwurf
der
„Vorschriften nebst Ausführungsregeln für die Errich-
tung von Starkstromanlagen mit Betriebspannungen von
000 V und darüber V.E.S. CH
Inhaltsübersicht.
V. Sonderbestimmungen für Anlagen besonderer Art.
A. Prütfelder, Laboratorien, Einrichtungen für Betriebs-
versuche und behelfsmäßige Einrichtungen.
$ 28. Prüffelder und Laboratorien.
8 29. Einrichtungen für Betriebsversuche und be-
helfsmäßige Einrichtungen.
Die bisherigen §§ 29 his 32 erhalten die Kennziffern
30 bis 33. i
II. Begriffserklärungen.
§ 2.
Die Vorschrift c) erhält folgende erweiterte Fassung:
„e) Freileitun gen im Sinne dieser Vorschriften
sind außerhalb von Gebäuden geführte oberirdische Lei-
tungsanlagen, bei denen die Leitungen keine Schutzver-
kleidung haben, einschließlich der Isolatoren und Träger
(Maste, Dachständer usw.).”
B. Elektrische Maschinen, Transformatoren
und Akkumulatoren.
§ 6.
Elektrische Maschinen.
In der Vorschrift a) wird das Wort „Nenrlast“ in
„Nennleistun g” und das Wort „Überlast“ in „Über-
lastung“ abgeändert.
Regel 3 erhält folgende geänderte Fassung:
»3. Auf die Möglichkeit zusätzlicher Gefährdungen für
i ‚ Umgebung und Bedienung in Verbindung mit
Der einleitende Satz von Regel 4 wird, wie folgt,
zeändert:
„4. Für die auf ein Netz arbeitenden Generatoren jeder
Leistung werden folgende Schutze inrichtun gen
empfohlen:“
Hinter die Vorschrift f) wird eine neue Regel mit
der Kennziffer 6 und
ni a
Ate Å=
nn
28. November 1929
soll er bei der Aufstellung durch Lage, Anordnung oder
besondere Schufzvorkehrungen erreicht werden.“
Die bisherigen Regeln 6 und 7 erhalten die Kenn-
ziffern 7 und 8.
Die nunmehrige Regel 7 erhält folgenden abgeän-
derten Wortlaut:
JI. Bei der Aufstellung von Generatoren und Umfor-
mern ist darauf zu achten, daß ihre mechanische sowie ihre
Strom- und Spannungsfestigkeit und ihre sonstigen, für den
gefahrlosen Betrieb wesentlichen Eigenschaften ausreichend
gewahrt bleiben. Anderenfalls sollen besondere Maßnahnıen
getroffen werden.“
Die Vorschrift g)
Wortlaut:
„Z) Umbauten und Verschläge für luftzekühlte Ma-
schinen müssen so beschaffen und bemessen sein, daß
ihre Entzündung durch die in f) erwähnten Feuererschei-
nungen ausgeschlossen und die Kühlung der Maschine
nicht behindert ist.“
Transformatoren.
Regel 2 erhält folgende geänderte Fassung:
„2. Auf die Möglichkeit zusätzlicher Gefährdungen für
Transformator, Umgebung und Bedienung in Verbindung
mit dem Netz ist zu achten. Derartige Gefährdungen
können z. R. entstehen durch ungleiche Schaltart, ungleiche
Kurzschlußspannung u. dgl.“
Der einführende Satz von Regel 3 erhält folgende
Fassung:
„3. Für Transformatoren jeder Leistung werden fol-
gende Schutzeinrichtungen empfohlen:“
Der Absatz „Selbsttätir wirkende Einrichtungen“
hält folgende geänderte Fassung:
„Selbsttätig wirkende Einrichtungen
bei Transformatoren bis 5000 kVA:
zum Schutz vegen Uberstrom in (m—1)-Phasen-
Leitungen, wenn Schalter verwendet werden und der
Sternpunkt nicht geerdet ist; in m-Phasen-Leitungen, wenn
der Sternpunkt geerdet ist oder Schmelzsicherun-
gen verwendet werden: hierbei bedeutet m die Phasen-
zahl: bei Transformatoren über buu0 KVA: zum Schutz
gegen Überstrom in sämtlichen Phasenleitungen.
Hiervon kann abgesehen werden bei Transformatoren
in ständig besetzten Stationen, die mit Fehlerschutz ver-
sehen sind.“
Regel 5
weitert:
„Ferner ist bei der Auswahl des Aufstellungsortes dar-
auf zu achten, daß bei Bränden und ihren Folgen der freie
Verkehr in Ausgängen und Treppen nicht behindert ist.“
C. Schaltanlagen.
89.
Schaltung.
Der 2. Absatz der Vorschrift a) erhält folgende er-
weiterte Fassung:
„Jede Schaltanlage muß an Ort und Stelle als Ganzes
und in weit verzweieten Anlagen auch in ihren wesent-
lichen Teilen (z.B. vor Ölschaltern) im Leerlauf durch
Trennschalter mit erkennbaren Trennstellen span-
nun«slos gemacht werden können. Zwischen Generator
und zugehörendem Ölschalter ist ein Trennschalter nicht
erforderlich.”
Anschließend wird eine neue Regel 1 folgenden Wort-
lautes aufgenommen:
„l. An Abzweigen (z. B.Ölschalterzellen), die hiernach
keine eigenen Trennschalter haben, soll eine Aufschrift
entsprechenden Inhaltes angebracht werden.“
Die bisherige Regel 1 erhält die Kennziffer 2.
§ 10.
Schaltgerüste und Schaltkasten.
Regel 4 erhält folgenden geänderten Wortlaut:
„4. Die Türen von Schalträumen sollen im allgemeinen
nach außen aufschlagen, wenn nicht wegen Gefährdung
(z. B. Verrußung) benachbarter Räume, wie Treppenhäuser,
Saımnmelschienenräume oder dgl., eine andere Anordnung
zweckmäüßBiger ist.“
Hicran anschließend wird eine neue Regel 5 folgen-
den Wortlautes eingefügt:
„>. Wenn eine unmittelbar in das Freie gehende Hoch-
spannungszelle nur nach Öffnen der sonst verschlossenen
Zellentür besichtigt werden kann, so soll hinter der Tür
eine Abwehrleiste (Geländer oder dgl.) zum Schutz gegen
zufällige Berührung Hochspannung führender Teile ange-
bracht sein, es sei denn, daß die Unterkante der Hochspan-
erhält folgenden geänderten
er-
wird durch folgenden neuen Absatz er-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48
1749
nungzelle an der Tür 200 mm oder mehr über dem Ge-
lände vor der Schwelle liegt.“
Die bisherige Regel 5 erhält die Kennziffer 6.
Hinter die Vorschrift d) wird eine neue Regel 7
folgenden Wortlautes eingefügt:
„7. Bei größeren Schaltanlagen wird die Kennzeich-
nung des Drehsinnes an einer zweckmäßigen Stelle emp-
fohlen.“
Die bisherige Regel 6 erhält die Kennziffer 8.
Die Vorschrift f) erhält folgenden geänderten
Wortlaut:
Jl Wenn bei Anlagen, die mit anderen zusammen-
geschaltet sind, von den Kennfarben nach DIN VDE 705
abzewichen ist. so sind dort neben den Werkskennfarben
noch Farbringe in den genormten Kennfarben anzu-
bringen.“
§ 11.
Schalter.
Die Vorschrift f) erhält folgende geänderte Fassung:
„f) Beträgt die größtmögliche Ausschaltleistung bei
allpoligem Kurzschluß an einem Ölschalter der Anlage
mehr als 150 MVA, so dürfen die Öffnungen von Öl-
schalterräumen, die im Keller oder Erdgeschoß liegen,
nicht unmittelbar auf einen dem öffentlichen Verkehr zu-
gänglichen Raum gerichtet sein.”
Regel 4 wird durch folgenden neuen Absatz erweitert:
„Ferner ist beider Auswahl des Aufstellungsortes dar-
auf zu achten, daß bei Bränden und ihren Folgen der freie
Verkehr in Ausgängen und Treppen nicht. behindert ist.“
Regel 5 wird durch folgenden neuen Absatz erweitert:
„Außerdem sind in Schaltanlagen Einrichtungen zum
Feuerlöschen vorzusehen.“
g 12.
Meßeinrichtungen.
Regel 2 erhält folgenden geänderten Wortlaut:
„2. Die Zuleitungen sollen nicht ausschaltbar sein,
anderenfalls sind Maßnahmen zu treffen, daß das Schalten
keine Fehlanzeige zuläßt; der Einbau von Stromsicherun-
gen bleibt hiervon unberührt. Diese Bestimmung gilt nicht
für Synchronisiereinrichtungen. Die Zuleitungen sollen
ferner übersichtlich angeordnet sowie leicht nachprüfbar
sein.‘
§ 13.
Sienaleinrichtunzen.
Die Vorschrift a) erhält folgenden geänderten Wort-
laut:
„a) Die Sienaleinrichtungen, deren Versagen eine Ge-
fährdung des Betriebspersonales oder der Anlage zur Folge
haben kann. müssen so eingerichtet und angeordnet sein,
daß sie bei Störungen des eigenen Stromkreises oder ihrer
Stromqucelle entweder auf „Gefahr“ stehen oder die eigene
Beschädigung melden; anderenfalls müssen geeignete MaR-
nahmen getroffen werden, um die Gefährdung möglichst
zu verhüten.“
E. Überspannung- und Überstromschutz.
§ 16.
Chberspannungschutz.
Die Vorschrift a) erhält folgenden geänderten Wort-
laut:
„a) Bei der Errichtung von Starkstromanlagen ist
der Schutz gegen die Gefahren durch Überspannungen zu
berücksichtigen.”
Regel 2 erhält folgenden geänderten Wortlaut:
„2. Schutzmaßnahmen empfehlen sich besonders, wenn
die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Überspannungen
groß ıst (z. B. bei Anlagen in Verbindung mit Freileitungs-
netzen in gewitterreichen Gegenden sowie in Verbindung
mit Übergangstellen von Freileitungen auf Kabel), ferner
wenn im Einzelfall die Auswirkung einer Beschädigung
von Anlagen oder eines Überse hlages auf Bedienung, Um-
gebung oder Öffentlichkeit groß sein kann (z.B. Unter-
brechung der Stromlieferung bei Betrieben mit weitgehend
zentralisierter Stromversorgung oder Fabrikation sowie bei
Industrien, deren Erzeugnisse dureh Störung des Herstel-
lungsvorganges entwertet werden; Zusatzgefahren durch
die Art des Betriebes oder dgl. bei Auftreten von Über-
schlagslichtbogen usw.) und schließlich bei Anlagen min-
deren elektrischen Sicherheitsgrades, z. B. bei technisch ver-
alteten Anlagen.“
S 17.
Überstromschutz.
Die Vorschrift a) erhält folgenden geänderten Wort-
laut:
1750
„a) In Starkstromanlagen müssen Maßnahmen zum
Schutz gegen die Gefahren durch Überströme vorgeschen
werden.“
Der 2. Absatz von Regel 1 erhält folgenden geänderten
Wortlaut:
„In weitverzweigten und mehrfach gespeisten Über-
tragungsnetzen soll angestrebt werden, daß dieses Ab-
schalten möglichst unabhängig von äußeren Einflüssen, von
der augenblicklichen Spannung, Belastung und Schaltung
der Anlage sowie von der jeweiligen Stellung der An-
sprechorgane der Überstrom-Sehutzeinrichtungen und von
der Häufigkeit ihres Ansprechens ist.“
Abs. 1 von Regel 4 erhält folgenden
Wortlaut:
zeänderten
Verschmutzung oder Einfrieren sowie durch Feuchtigkeit,
Fremdkörperüberbrückung oder Erschütterungen vermie-
Die Vorschrift b) wird zu einer Regel 5 unter Bei-
behaltung des bisherigen Wortlautes umgestaltet.
F. Leitungen.
$ 18.
Blanke, umhüllteund isolierte Leitungen
(einschließlich Bleikabel).
Regel 1 wird durch folgenden neuen Absatz erweitert:
„Bei der Bemessung der Leitungen ist auf die Kurz-
schlußerwärmung und ihren Zusammenhang mit der Aus-
lösezeit. der Überstrom-Schutzeinrichtungen (siehe § 17 O
Rücksicht zu nehmen.“
Die bisherige Regel 2 wird gestrichen.
Die bisherigen Regeln 3 bis 11 erhalten die Kenn-
ziffern 2 bis 10,
Die Vorschrift g) wird durch folgenden neuen Absatz
erweitert:
„Eine Verringerung der vorgeschriebenen Abstände
ist zugelassen für die Einführungstellen an Zylinder- und
Kegel-Endverschlüssen bis 10 kV in Gebäuden (siehe
Normblatt DIN VDE 7692) .“
Hinter der Vorschrift h) wird eine neue Regel 11
folgenden Wortlautes eingefügt:
„11. Die vorstehenden Anforderungen gelten für öffent-
liche Fernmeldeleitungen als erfüllt, wenn die Starkstrom-
leitungen den „Leitsätze für Maßnahmen an Fernmelde-
und an Drehstromanlagen im Hinblick auf gegenseitige
Näherungen“ entsprechen.“
8 19.
Freileitungen.
Die Vorschrift h) erhält folgende Änderungen;
Abs. 1 erhält folgende geänderte Fassung: f
„h) Die Führung von Leitungen über Gebäude ist im
eigentlichen Stadtgebiet tunlichst zu vermeiden; dieses gilt
i j ‚in denen feuergefährliche
Über Gebäude
Bedachung auf Holzverschalung,
Rohr-, Ret-, Schindel-, Lehmschindel- und del.
Dächer) dürfen Leitungen nicht hinweggeführt werden, es
sei denn, daß der Abstand vom Dachfirst bis zur untersten
citung mindestens 12 m beträgt.”
Die Abschnitte a) und ß) erhalten folgende abreän-
derte Fassung:
„@) Der senkrechte Abstand Zwischen den nicht aus-
zeschwungenen Leitungen und darunter liegenden Ge-
bäudeteilen (Dachfirst, Oberkante der Schornsteine u.
del.) muß mindestens 3 m betragen und zwar bei Lei-
tungen mit Kettenisolatoren auch dann, wenn die unterste
Leitung in einem benachbarten Feld bei größtem Durch-
hans reißt oder, wenn sie bei normaler Eisbelastung den
Fisbehang in beiden Nachbarfeldern abgeworfen, ini
Kreuzung foll dagegen noch festgehalten hat.
B) Bei der Führung seitlich von Gebäuden oder Ge-
bäudeteilen dürfen sich Leitungen, die sich leicht aus-
schalten lassen, im une£ünstigsten Falle und im unbe-
schädieten Zustande festen Gebäudeteilen nicht auf
wenizer als 3 m nähern können. Alle übrigen Leitungen
dürfen sich im unzünstiesten Falle und im unbeschä-
disten Zustande festen Gebäudeteilen nicht auf weniger
als 5 m nähern können.
In beiden Fällen ist das Ausschwinzen der Leitungen
zu berücksichtigen.“
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48
28. November 1929
Grundstücke oder rRewerbliche An-
agen geführt werden, müssen sie mit erhöhter Sicherheit
ausgeführt werden.
An Stelle der Ausführung mit erhöhter Sicherheit
können auch Vorrichtungen angebracht werden, die herab-
fallende eitungen auffangen (z. B. Schutznetze, Schutz-
leitungen oder del.). Ihre Anwendung ist jedoch möglichst
einzuschränken.“
Neu eingefügt werden folgende Vorschriften l) und
Jl Wenn Freileitungen verkehrsreie he Fahr-
„m) Wenn sich Freileitungen verkehrsrejiche n
Fahrwege n So weit nähern, daß die Entfernung der
Maste von der Straßengrenze kleiner als die Masthöhe über
Freileitungen mit er-
Bei Verwendung
von Einfach- oder Doppel-Holzmasten müssen außerdem
orkehrungen gegen deren Umbruch nach der Straße zu
getroffen werden.”
Die hieran anschließende Regel 2 erhält folgende er-
weiterte Fassung:
„2. Die vorstehenden Anforderungen gelten als erfüllt.
wenn die Freileitungen den „Vorschriften für den Bau von
Starkstrom-Freileitungen KSE: entsprechen.
Für die Querschnitte der Leitungen sind
blätter DIN VDE 8200 bis 8203 maßgebend.“
Die früheren Vorschriften l) bis t) erhalten die Kenn-
buchstaben n) bis v).
Vorschrift u) (früher s) erhält folgenden geänderten
aut:
Wortl
nu) Schutznetze, Schutzleitungen oder dgl. müssen zo
gestaltet oder angebracht werden, d
zwischen den unbeschädigten
hütet wird und, daß
gefangen werden können. Sie müssen, wenn sie nicht ve-
erdet werden können, entsprechend der höchsten hier vor-
die Norm-
(früher t) wird eine peue
Regel 4 folgenden Wortlautes aufgenommen:
„4. Die vorstehenden Anforderungen gelten für öffent-
liche Fernmeldeleitungen als erfüllt, wenn die Starkstrom-
Freileitungen den „Leitsätze für MaBnahmen an Fernmelde-
und an Drehstromanlagen im Hinblick auf gegenseitige
IV. Sonderbestimmungen für Räume besonderer Art.
§ 21.
Abgeschlossene elektrische
räume.
Regel 2 erhält folgenden geänderten
»2. Die Türen der abgeschlossenen elektrischen Be-
triebsräume sollen von innen nnr mit der Klinke. von
außen nur mit einem Bartschlüssel (nicht mit einem Steck-
schlüssel) geöffnet werden können.“
In Regel 3 wird am Schluß folgender Hinweis auf-
genommen:
„(Siehe auch $ 104)“,
' In Regel 4 wird am Sehluß folgender Hinweis auf-
genommen:
»(siehe auch $ 10 2)“,
Betriebs-
Wortlaut:
V, Sonderbestimmungen für Anlagen besonderer Art.
A. Prüffelder, Laboratorien, Einrichtungen für Betriebs-
versuche und behelfsmäßige Einrichtungen.
§ 28.
Prüffelder und Laboratorien
a) Ständire Prüffelder und Laboratorien sind mit
festen Aberenzungen und entsprechenden Warnunestafelm
zu versehen. Flierende Prüfstände und Meßwaren sined
durch eine auffallende Absperrung (Schranken. Seile oder
del.) kenntlich zu machen.
l. In ständigen Prüffeldern und Laboratorien sollera
die Stände, in denen unter Spannung gearbeitet wird,
Regen die Nachbarschaft abgegrenzt werden, wenn dort
gleichzeitig Aufstellungs-, Vorbereitungsarbeiten u. dgl.
vorgenommen werden.
em — me, —
28. November 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 1751
2. Wenn in Prüffeldern, Laboratorien u. dgl. an den
behelfsmäßigen Leitungen, an den Apparaten usw. der Schutz
gegen zufällige Berührung Spannung führender Teile nicht
angewendet wird, sollen die Gänge hinreichend breit und
der Bedienungsraum genügend groß sein.
§ 29.
Einrichtungen für Betriebsversuche und
behelfsmäßige Einrichtungen.
a) Die für Betriebsversuche erforderlichen Einrich-
tungen brauchen den allgemeinen Bestimmungen unter II)
nicht zu entsprechen, wenn die Versuche unter sachkun-
diger Aufsicht stehen.
b) Behelfsmäßige Einrichtungen sind durch War-
nungstafeln zu kennzeichnen und durch Schutzgeländer,
Schutzverschläge oder dgl. gegen den Zutritt Unberufener
abzugrenzen, nötigenfalls unter Verschluß zu halten. Den
örtlichen Verhältnissen ist dabei Rechnung zu tragen.
Kommission für Koch- und Heizgeräte.
Die Jahresversamlung des VDE 1929 in Aachen hat
den Vorstand ermächtigt, die
Sonderbestimmunzen für Heizgeräte
für Haarbehandlung
sowie die
Vorschriften für elektrisch beheiztes
Spielzeug
als endgültige VDE-Arbeit in Kraft zu setzen.
Nachstehend werden die beiden Arbeiten in ihrer
endeültiren Fassung bekanntgegeben.
Anhang 2
zu den „Vorschriften für elektrische Heizgeräte und
elektrische Heizeinrichtungen, V. E. Hz./1925*.
Sonderbestimmungen für Heizgeräte für Haarbehandlung.
8 78.
Die nachstehenden Vorschriften treten am 1. Januar
1930 in Kraft.
§ 79.
Die Vorschriften gelten für direkt elektrisch beheizte
Dauerwellengeeräte,. Kämme und Brennscheren, deren
Metallteile betriebsmäßig mit dem menschlichen Körper
in Berührunz kommen.
Für Heißluftduschen gelten die „Vorschriften für Ge-
räte mit Kleinstmotoren V.G.K.M.“
§ 80.
Heizkörper müssen Einrichtungen haben, durch die
das Eindringen von Feuchtigkeit auch an der Einfüh-
rungstelle der Leitungen sowie eine Verletzung der Lei-
tungen verhindert wird.
Der geringste Durchmesser des Heizleiters darf
0.03 mm nicht unterschreiten.
& 81.
Zum Anschluß der Geräte sind NSA-, NLH- oder
NILHCG-Leitungen zu verwenden.
Rollen, über die Leitungen geführt werden, müssen
einen Mindestdurchmesser von 35 mm und einen Flansch-
Adurchmesser von mindestens 45 mm haben.
Die Zuleitung muß an der Einführungstelle und an
der Klemmvorrichtung zur Höhenfeststellung gegen
starke Verbiegung oder Verletzung (z.B. dureh scharfe
Netallränder) geschützt sein. Sofern nicht andere Vor-
kehrungen getroffen sind, muß bei Einführung der Zu-
leitung durch Metallteile in das Gerät eine isolierende
Buchse verwendet werden, die im Gerät gesichert befestigt
ist (Gerenmutter, Spreneringz oder del.).
& 82.
(Gilt nur für Geräte für Spannungen über 42V.)
Die Geräte müssen für Erdung, Nullung oder Schutz-
schaltung eingerichtet sein; die zur Durchführung dieser
N\faßnahmen erforderlichen Einrichtungen müssen fabrik-
miäßiz angebracht, die Anschlußstelle als solche gekenn-
zeichnet sein.
Alle der Berührung zugänglichen nicht Spannung füh-
renden Metallteile der Geräte, die Spannung annehmen
können, missen miteinander und mit der Anschlulsstelle
fiir den Schutzleiter gut leitend verbunden sein.
P’rüfune.
8 83.
Geräte müssen nach fünfmalizem Fall aus 15 m Höhe
auf eine mindestens 5 mm dicke Eisenplatte einer Prü-
funz auf Feuchtirkeitsicherheit nach den „Vorschriften,
Regeln und Normen für die Konstruktion und Prüfung von
Installationsmaterial bis 750 V Nennspannung, K. PI"
(8 95. Stufe 1) unterzogen werden und eine Wechselspan-
nung von 1500 V 1 min lang aushalten, ohne daß ein Über-
schlag erfolgt.
Hierauf müssen sie %# h lang mit der Nennaufnahme
belastet werden und danach eine nochmalige Spannungs-
prüfung mit 1500 V 1 min aushalten.
§ 84.
Zur Feststellung der Übertemperatur sind die Geräte
freihängend mit der Nennaufnahme zu belasten.
§ 85.
Die Geräte werden bei Raumtemperatur von 20° frei-
hängend 50-mal mit der 1,4-fachen Nennaufnahme je % h
mit je einer dazwischenliegenden Abkühlungspause von
mindestens 14 h belastet. Hierauf ist eine Prüfung auf
Feuchtigkeitsicherheit nach K.P.I. § 95, Stufe 1, vorzu-
nehmen. Die Geräte müssen hierbei eine Wechselspan-
nung von 1500 V 1 min lang aushalten, ohne daß ein Über-
schlag erfolgt.
§ 86.
Steckvorrichtungen sind sinngemäß den Prüfbestim-
mungen der K.P.I. §§ 39 und 40 zu unterziehen.
Vorschriften für elektrisch beheiztes Spielzeug.
I. Gültigkeit.
§ 1.
Geltungsbeginn.
Die Vorschriften sind gültig ab 1. Januar 1930.
(Für die Verarbeitung vorhandener Werkstoffvor-
räte und die Räumung von Lagervorräten wird eine Über-
gangsfrist bis zum 1. Januar 1931 eingeräumt.)
§ 2.
Geltungsbereich.
Die nachstehenden Vorschriften gelten für elektrisch
beheiztes Spielzeug für Spannungen über 24 V.
Außer diesen Vorschriften muß elektrisch beheiztes
Spielzeug auch den „Vorschriften nebst Ausführungs-
regeln für die Errichtung von Starkstromanlagen mit Be-
triebspannungen unter 1000 Y, V.E.S. 1.“ sowie den „Vor-
schriften für elektrische Heizgeräte und elektrische Heiz-
einrichtungen, V.E.Hz.“ entsprechen.
II. Bestimmungen.
A. Bau.
83.
Spannung.
Elektrisch beheiztes Spielzeug darf nur für eine
Betriebspannung eingerichtet sein.
84.
Mechanische Festigkeit.
Alle elektrischen Einrichtungen sowie auch die Ge-
häuseteile und Schutzabdeckungen müssen so ausgeführt
und angeordnet sein, daß bei den im Spielbetrieb vor-
kommenden mechanischen Beanspruchungen durch Fall
und Stoß die Sicherheit des Spielzeugs nicht beeinträch-
tigt wird.
§ 5.
Befestigung der Schutzabdeekungen.
Alle Schutzverkleidungen, die Spannung führende
Teile abdecken, müssen so gebaut sein, daß sie nicht mit-
tels gewöhnlicher, einem Kinde zugeänglicher Werkzeuge
entfernt werden können. Die Befestigung soll nur durch
Nieten, Schweißen, Falzen oder dgl. erfolgen, Verschrau-
bungen sind unzulässig. Si
Entlüftungen und Öffnungen im Gehäuse.
Entlüftungen und Öffnungen im Gehäuse müssen so
ausgebildet sein, daß das Berühren Spannung führender
Teile beim Durchstecken von Dräliten, Nadeln usw. un-
mörlich ist.
Überfließendes Kochgut oder Feuchtigkeit darf nicht
zu den Spannung führenden Teilen gelangen.
§ 7.
Luftstrecken.
Luftstrecken zwisehen Spannung führenden Teilen
und nicht isolierten Gehüuseteilen dürfen 6 mm nicht
unterschreiten.
§ 8.
Schalter.
Etwaige Schalter sind in dem der Erwärmung am
wenigsten ausgesetzten Teil des Gehäuses einzubauen.
Die Schaltstellunz muß erkennbar sein.
1752 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48 28. November 1829
Die am Spielzeug angebrachten Schalter sind so ein- ratur gehalten werden. Hiernach müssen die Geräte im
zubauen, daß nur der Griff aus dem Gehäuse des Spiel- warmen und kalten Zustand einer Prüfung nach § 12 ve
zeuges herausragt. Herausragende Schaltergriffe sind nügen.
gegen mechanische Beschädigung zu schützen (z.B. ver- & 12.
senkte Anordnung). Feuchtigkeitsprobe.
$ 9. Das Spielzeug wird auf Feuchtigkeitsicherheit einer
Zuleitungen. Prüfung nach § 95 der „Vorschriften, Regeln und Normen
Zuleitungen müssen fest am Gerät angeschlossen sein. für die Konstruktion
Gerätesteckvorrichtungen sind unzulässig. Due un SCH wu
ationsmaterial bis 750V
B. Prüfung, Nennspannung, K.P.l.
ZE S 10. (Stufe 1) sinngemäß
Festigkeitsprobe. unterzogen.
Zur Prüfung der mechanischen Festigkeit sind die
Geräte mit Schnüren von 2 m Länge an einem Aufhänge- § 13.
punkt. zu befestigen und |
aus 300 mm Höhe auf Belastungsprobe.
eine Wandfläche aus:
Holz fallen zu lassen.
(Hierzu Abb.1 und 2.)
Der Versuch ist
bei kantigen Geräten
Das Spielzeuz muß
mal mit dazwischen-
liegenden Abkühlungs-
pausen von mindestens
lh mit der 1,4-fachen
Be Ze well
einmal, bei anderen Gec- Abb. 2. füßen jeweils 10 h lang
räten (Ahb.2) im gan-
zen sechsmal durehzu-
führen. Spannung füh-
rende Teile dürfen bei
geprüft werden und da-
nach die in $ 12 vorgesehene Prüfung auf Feuchtigkeit-
sicherheit aushalten.
der Prüfung der Berüh-
rung nicht zugänglich
oder äußere Teile Span-
8 14.
Isolationsprobe.
Alle Spannung führenden Teile müssen im kalten und
nung führend werden. im Anschluß an die Prüfung nach § 12 sowie auch nach
§ 13 im betriebswarmen Zustand gegen die Metallteile des
Abb.
§ 11. Gerätes, ferner die Adern der Anschlußschnüre gegen-
Cbhberflutungsprobe. einander, ohne Vorschaltung von Widerständen einer
Spielzeug-Kochgeräte werden gegen die Wirkung Wechselspannung von 1500V 1 min lang widerstehen
überfließenden Kochgutes in der Weise geprüft, daß man können.
ein Überlaufen von Wasser an jeder Koch- und Backstelle
5 min lang herbeiführt. Die Geräte sind während des
Versuches in ein Wasserbad von 2 mm Tiefe zu stellen
und sollen mit ihren eigenen Heizkörpern auf Kochtempe-
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
SITZUNGSKALENDER. Wagenbauanstalt“. b) Reichsbahnrat Philipp. „Auszug
aus einem Filmvortrag über die Rationalisierung in der
Elektrotechn. Verein Braunschweig. a) 4. XII. 1929, Wagjponindustrie, der die tatsächl. i ibt“.
abds. 8h, Saal 111 der T. H., Eingang Pockelstraße: Vorträge ja . f à ee Auen k
Dir. Rosenberg und Dir. Königswerther: 1. „Der Deutscher Wasserwirtschafts- und Wasserkraft-Ver-
Aufbau einer Fabrik für fließende Fertigung, erläutert an den band, Berlin, 5. XIT. 1929, abds. 6h, gr. Festsaal des Hotels
Einrichtungen der AEG-Zählerfabrik.“ 2. „Vorführung eines Prinz Albrecht, Prinz-Albrecht-Str. 9: 1. Vortrag Dr.-jur.
Films über die Konstruktion und Fabrikation von AEG-Zäh- A. Herzfeld, „Das preuß. Wasserstrafrecht im Lichte
lern.“ b) 6. XII. 1929, abds. 8 h: Gesellschaftsabend im großen moderner Strafrechtsgrundsätze“. 2. Dr.-Ing. F.Maier, „Die
Saal des Parkhotelas. Leistungsteigerung bei Wasserkraftanlagen durch Pumpspei-
cherung“. Anschließ. Aussprache.
Thür. Elektrotechn. Verein Erfurt. 6. XII. 1929, abds.
8h, Münchner Bürgerbräu: Filmabend — Vorführung techn.
Filme.
Elektrotechn. Gesellschaft zu Frankfurt a M. a) 4. XII.
1429, abds. 8h, Kunstgewerbeschule, Neue Mainzer Str. 47:
Vortrag Dipl.-Ing. König, ,.Theorie und Praxis im Bau und
Betrieb von Hochspannungs-Apparaten“. b) Der auf 8. 1081
für den 6. XII. angekiindigte Vortrag von Dipl.-Ing. Bran-
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
G. Semenza f}.
Am 7.XI. starb in Mailand Ing. Guido Semenza
denburger, „Fernmessungen auch von Hochspannung be- im 61. Lebensjahre. Der vorzeitig aus dem Leben
einflußter Kabelleitungen usw., hat bereits am 6.X1.1929 Geschiedene hat die Entwicklung des HElektrizitäts--
stattgefunden. wesens in Italien stark beeinflußt. Semenza wurde
Elektrotechn. Verein München. a) 4. XII. 1929, abds. 8h, LJ 1868 in London geboren und kehrte schon als Kind
Hörsaal 186 der T. H.: Lichtbildervortrag Dir. H. Probst, mit seinen italienischen Eltern nach Italien zurück. Er
„Die Einrichtungen der Schaltanlage des Großkraftwerks legte 1593 in Mailand das Ingenicurexamen ab und stu-
Buenos Aires“ suwie „Der Ersatz der Ölschalter durch Prel- dierte weiterhin noch am Institut Montefiore. Von 1595 bis
luftschalter“. b) 18. XII. 1929, abds. 8h, Hörsaal 127 der 1917 Chefelektriker und Berater der Società Edison in
T. H.: Lichtbildervortrag Bergrat J. Nagelmann, „Bau Mailand, entwarf und leitete E den Bau des Kraft-
der bayerischen Zugspitzbahn, insbes. Bau des 4,5 km langen werks Paderno und der Fernleitung Paderno— Mailand
Tunnels vom Riffelriß zum Platt“. (55 km), welche zu den ersten Fernleitungen mit hachıze-
l spanntem Drehstrom überhaupt gehört (13500 V). Gleich-
zeitig beschäftigte er sich mit dem Studium und Entwurf
Physikalische Gesellschaft und Deutsche Gesellschaft des Elektrizitäts-Verteilungsnetzes Mailand, welches nach
für techn. Physik. Berlin. 29. XI. 1929. abds. 74h, gr. Seinen Plänen ausgeführt wurde und als solches noch
Hörsaal d. Physikal. Inst. d. T.H.: Vortrag G. Masing, heute teilweise in Betrieb ist. . .
„Physikal. Erkenntnisse an vergütbaren Berylliumlegie- Als Beratender Inzenieur war Semenza in Italien und
ne dem Auslande sehr bekannt und auch dort als solcher leb-
R l haft tätig. Er war Mitglicd und Vorstand verschiedener
Deutsche Maschinentechn. Gesellschaft. 3. XIT. 1929, technischer Kommissionen und erwarb sich große Ver-
abds. Th, gr. Saal des Ingenieurhauses, Berlin, Friedrich- dienste um die Entwicklung des staatlichen Telephon-
Ebert-Str. 27: Hauptversammlung mit folg. Vorträgen: a) Be- netzes, das gegenwärtig noch nach seinen Angaben und
richt des Techn. Ausschusses über das Ergebnis der diesjähr. Plänen ausgebaut wird.
Benth-Aufgabe betr. „Untersuchungen über die wirtschaft- Semenza hat als erster von den italienischen Fach-
liche Herstellung von Eisenbalımwagen und Entwurf einer männern auf die Nachteile des in seinem Heimatlande bis
28. November 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
1763
vor kurzem noch allein üblichen Drehstromsystems im
Betriebe der elektrischen Hauptbahnen, hauptsächlich im
Vergleich zum System mit hochgespanntem Gleichstrom,
hingewiesen. In der Tat kommt letzteres in Italien für
ei llauptbahnbetrieb zu immer ausz:dehnterer Verwen-
ung.
Der Verstorbene war einer der Begründer der Asso-
eciazione Elettrotecnica Italiana (A.E.I.), deren eifrig
tätiger Präsident er von 1915 bis 1918 war. Er gehörte
auch zu den Gründern der Internationalen Elektrotech-
nischen Kommission (I. E.C.)!, welche den Stand ihrer
heutigen Entwicklung und Bedeutung großenteils seiner
unermüdlichen Tätigkeit als ihr Präsident (1923 bis 1927)
verdankt. Auch auf industriellem Gebiet betätigte sich
Semenza mit Erfolg. Es gelang ihm, die einheimische
Meßinstrumentefabrik C. G.S. zu blühender, früher nie
erreichter Entwicklung zu bringen. Aus seiner Feder
G. Semenza t.
stammen verschiedene technische Originalarbeiten, u.a.:
„Die Erweiterung des Kelvinsatzes auf die Leitungs-
berechnung“, „Graphische Tafeln für die Leitungsver-
legung“, verschiedene Arbeiten über Maste für Kraft-
übertragungen und IJsolatoren; ihm ist die Einführung
der elastischen Maste und der sogenannten Paderno-Iso-
latoren zu verdanken, die von ihm entworfen wurden und
die noch heute zu den besten Stützisolatoren gehören.
Seine großen Verdienste wurden auch im Auslande
anerkannt; er wurde nach London eingeladen, um dort
die „Kelvin Lecture“ vor der Institution of Electrical
Engineers zu halten. Von dieser letzteren wurde ihm erst >:
im März d.J. die Faraday-Medaille verliehen. Bis zu
seinem Ableben war Semenza mehrere Jahre hindurch
Honorarsekretär des American Institute of Electrical
Engineers und der Institution of Electrical Engineers für
Italien.
Mit ihm ist nicht nur ein hervorragender Techniker
sondern auch ein Ehrenmann im edelsten Sinn des Wortes
dahingegangen. Er war nicht nur ein technisch schaffender
(reist sondern auch ein für alles Sehöne und Gute be-
zeisterungsfähiger, künstlerisch empfindender Mann und
Mensch. Dies beweisen auch seine Vorliebe und sein Ver-
»tändnis für die reine Musik, deren Pflege er sich beson-
ders angelegen sein ließ.
Fr. Praedel. Herr Fr. Pracedel, seit 1.IV. d IL
I>irektor und Vorstandsmitglied der Schluchseewerk AG.,
Freiburg i. Br., ist zum Vorstandsmitglied der am 16. IX.
d. J. neu gegründeten Rheinkraftwerk Albbruck-Dogern
AC. in Waldshut ernannt worden.
Jubiläum. — Am 10. XI. d. J. konnte Herr Gottfried
Becker, Betriebsleiter und Prokurist der Porzellan-
fabrik Joseph Schachtel AG., Sophienau (Bad Charlotten-
brunn), auf eine 50jährixe-Tätigkeit in der genannten Fa-
brik zurückblicken.
t Vgl auch ETZ 1929, 8. 1681.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der
Schriftleituag und ohne deren Verbindlichkeit.)
Die Temperatur des Kathodenfleck«a.
Ich teile die Auffassung von Herrn Db. (ETZ 1929,
S.428), die Anwendung der pyrometrischen Meßmethode
soi nur zulässig bei reinen und angenähert reinen Tem-
peraturstrahlern.. Wo überwiegend Fluoreszenz und
Phosphoreszenz vorhanden ist oder gar ein reines Linien-
spektrum emittiert wird, darf diese Methode nicht an-
gewendet werden.
In unserem besonderen Fall war aber der anvisierte
Kathodenfleck an einem dünnen Wolframblech fixiert.
Der Untergrund des Kathodenfleckes ist also ein fester
Körper, ähnlich wie die Elektroden beim Kohle- und Wolf-
rambogen, an denen bekanntlich mit dem optischen Pyro-
meter die Temperatur bestimmt werden darf. Spektro-
skopische Beobachtungen zeigen am Hg-Kathodenfleck
außer dem vorherrschenden Linienspektrum noch einen
kontinuierlichen Anteil, der entschieden nicht zu vernach-
lässigen ist. Man könnte nun annehmen, wir hätten es hier
mit einem Wolfram-lIg-Bogen zu tun. Dies ist aber nicht
der Fall, denn trotz der Fixierung waren die Eigenschaf-
ten des l1Ig-Bogens unverändert vorhanden. Der Span-
nungsabfall blieb konstant bei fixiertem und unfixiertem
Fleck. Der Bogen löschte unter 1A, wobei das fixierende
Blech sich bekanntlich bis etwa 2000 ° erhitzen Könnte,
ohne stark merkliche Elektronenemission zu Zeigen.
An eine Lichtemission aus dem Kathodenfleck, ange-
rext durch chemische Prozesse, kann man nicht glauben,
weil bei bestem Vakuum (p < 10— mm Hg) gearbeitet
wurde. Auf Grund eines anderen Experimentes mit sehr
dünnen Platin-, Wolfram- und Quarzfäden habe ich die
Überzeugung gewonnen: im Kathodenfleck muß mit Tem-
peraturen von der Größenordnung 2000 ° gerechnet wer-
den. Dieser Versuch ist auf folgende Weise durchgeführt
worden:
Über dem Heg einer Kathode eines Gleichrichters, be-
stehend aus einem Quarzrolır von etwa 25 mm Dmr. und
etwa 15 mm Länge (Mcetallboden aufgeschliffen), wurden
in einer Ebene abwechselnd drei Wolframdrähte von
0,05 mm Dmr., drei Platindrähte von 0,15mm Dmr. und
drei 10prozentige Platiniridiumdrähte von 0,07 mm Dmr.
in einem Glimmerrahmen ausgespannt. Die neun Fäden
ruhten auf dem ebengeschliffenen Ende des Quarzrohres
auf. Dann folgte ein zweites Quarzrolhr von gleichem
Durchmesser und 10 mm Länge, das ebenfalls geschliffen
war und auf die Fäden zu liegen kam. Das Ganze wurde
mit zwei Klammern auf dem Boden des Grleichrichters
festgespannt. Unterhalb der Drahtharfe befand sich eine
kleine isolierte Zündanode. Man war also imstande, einen
Kathodenfleck zu erzeugen, wenn der Hg-:Spiegel etwa
10 mm tiefer als die Drahtebene war. Das Kathoden-IIg
konnte beliebig langsam gehoben und so die feinen Drähte
in den Bereich des rasch wandernden Kathodenfleckes
gebracht werden. Bei ruhigem IIg-Spiegel war zwischen
diesem und der Drahtebene nach dem Schmelzversuch
sicher noch ein Abstand von etwa 0,5 mm zu erkennen.
Bei brennendem Bogen und bewegtem IIg-Spiegel hin-
gegen wurden die Drähte von den Wellenbergen gestreift.
Vor dem Schmelzversuch blieben alle Drähte bei einem
Abstand von etwa 1 mm erhalten und glühten nicht ein-
mal. Bei den geringeren Distanzen schmolzen aber die
Platin- und die Platiniridiumdrähte bei 10..12 A, die
Wolframdrälite hingegen blieben erhalten auch bei Strö-
men bis 50 A. Sie glühten bei kleineren Stromwerten
hie und da auf, bei 40...50 A scheinbar dauernd. Der eine
Platinfaden war zu einem Bändchen von 0,07 X 0,25 mm
ausgezogen worden. An diesem konnte man nach
der Demontage zwei Einschnitte beobachten, die von
Schmelzwirkungen des durchschneidenden Kathoden-
fleckes herrührten (Breitseite des Bändchens horizon-
tal gelagert). Es war bei diesen Versuchen noch die
Frage zu beantworten, ob die Drähte nicht kurzzeitig
einen Teil oder den ganzen Kathodenstrom führten und
dann durchschmolzen. Die Tatsache, daß die Platindrähte
bei neunfachem Querschnitt und 10..12 A schmolzen.
während die Wolframfäden bei einfachem Querschnitt und
50 A noclı bestehen blieben, deutet darauf hin, daß von
einer Stromführung nicht gesprochen werden kann. Ein
weiterer Versuch mit Quarzfäden von 0.1 mm Dmr. mit
sehr geringer elektrischer Leitfähigkeit brachte eben-
falls den Beweis, daß sie bis zum Schmelzpunkt sich er-
hitzt hatten (max. 1700°). Zum Vergleich waren noch
drei Platin- und drei Wolframfäden von 0,1 mm Dmr.
eingespannt worden. Bei diesem Versuch war es viel
leichter möglich, Platin mit 1760° und 1Vprozentiges
1754
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
28. November 19%
Platiniridium mit 1850° Schmelztemperatur zu verflüssi-
gen als Quarz. Dies hängt vermutlich mit der erhöhten
Strahlung des Quarzcs zusammen.
Ich habe auf Grund dieser und noch anderer Beobach-
tungen die Überzeugung gewonnen, die untere Grenze der
Kathodenflecktemperatur liegt bei 1850° und nicht bei
einigen 100°. Unter Kathodenfleck verstehe ich den
Raumteil, innerhalb dessen der Kathodenfall nachgewie-
sen werden kann. Von der Basis des Fleckes, dem flüssi-
gen Ig, vermute auch ich, sie habe nur einige hundert
Grad. Die höhere Temperatur (rd. 2000 °) wird ganz ent-
schieden das Gas haben, u. zw. im Kathodenfleck über der
flüssigen Basis. Die Erwärmung der Sonden durch Bom-
bardement und die Rekombinationsenergie sind zum Teil
iedenfalls richtig, man sieht aber nicht ein, weshalb das
neutrale Gas nicht in gleicher Art beeinflußt und auf
Temperaturen gebracht werden kann, die den an Son-
den gemessenen entsprechen. Spielen das Bombarde-
ment und die Rekombination an den Sonden eine große
Rolle, dann ist nicht verständlich, weshalb ein Platin-
draht mit neunfachem Querschnitt bei 10...12 A schmilzt
und ein Wolframfaden mit einfachem Querschnitt bei 50 A
erhalten bleibt und dabei dauernd glühte entsprechend
einer durch ein geeichtes Rauchgelas beobachteten Tempe-
ratur von angzenähert 2000 °.
Temperaturmessungen im Kohlebogen mit Sonden sind
bekannt und von SEELIGER in seinem Buch über (rasent-
ladungen auf Seite 295 angeführt. Dort wird angenommen,
die Sonde habe die Temperatur des umgebenden Gases.
Die Messung im Kohlebogen mit optischem Pyrometer ist
unstatthaft, weil dieser, wenn die festen Elektroden nicht
als Untergrund anvisiert werden, ein reines Linienspek-
trum zeigt ohne jeden kontinuierlichen Anteil.
Zusammenfassund muß gesagt sein: Die Vorgänge
innerhalb des Kathodenfleckes sind nicht genügend genau
bekannt, um alles eindeutig erklären zu können. Für
uns genügt vorläufig die Tatsache, daß im Kathodenfleck
mit etwa 2000 H zu rechnen ist und nicht mit nur einigen
hundert Grad.
Die Versuche sind im Physikalischen Laboratorium
der A.G. Brown, Boveri & Co. in Baden durchgeführt
worden.
Baden (Schweiz), 24. VI. 1929. A.Gaudenzi.
Erwiderung.
Auf die Ausführungen des Herru GAUDENZI erwidert
unser Berichterstatter folgendes:
Nach den Beobachtungen von Herrn GAUDENZI zeirt
der Kathodenfleck des Quecksilberlichtbogens „außer dem
vorherrschenden Linienspektrum noch einen kontinuier-
lichen Anteil”. Wegen dieses vorherrschenden
Linienspektru ms kann der Kathodenfleck kein Tem-
peraturstrahler sein, so daß die Bestimmung seiner Tem-
peratur mit einem optischen Pyrometer nicht möglich ist.
Fixiert man den Fleck durch einen Wolframstift und be-
nutzt für die Bogenentladung eine über der Kathode sich
stark erweiternde Röhre mit von der Kathode entfernt
angeordneter Anode — dies alles, damit außer dem Licht
des Kathodenflecks möglichst wenig Licht von andern
Teilen der Entladung in das Spektroskop gelangt —, so
zeigt cs sich, daß der kontinuicrliche Anteil gegenüber dem
vorherrschenden Linienspektrum an Helligkeit fast völlig `
zurücktritt und folglich auf eine Pyrometerablesung einen
zu vernachlässieenden Einfluß ausübt.
Herr GAUDENZEI stützt sich nun auf Beobachtungen an
Temperatursonden, um zu zeigen, daß die Tem-
peratur des Kathodenflecks zu etwa 2000 ° geschätzt wer-
den müsse. Dieser Sehlußweise liegt die irrigee Annahme
zugrunde, daß Temperatursonden auch in einem stark ioni-
sierten Gas die Temperatur des Gases anzeigen oder wenig-
stens zu schätzen erlauben. Das ist bekanntlich nicht der
Fall: denn in einem ionisierten Gas wird eine Sonde durch
das Bombardement und die Rekombinationsenergie der auf
sie auftreffenden Ladunesteilcehen erwärmt und kann bei
hohen Ionisierungeszraden des Gases wie in der Nähe des
Kathodenflecks Temperaturen annehmen, welche die des
wmgebenden Gases weit übertreffen. Dieser Einwand trifft
auch die von SEELIGER in seinem Buch über Gasent-
ladunsen 8.295 übrirens „mit kritischer Vorsicht” an-
geführten Temperaturinessungen mit Sonden im Kohle-
lichtbogen. Herr GAUDENZI hält dem entgegen, es sei
nicht einzusehen, warum das neutrale Gas nicht in gleicher
Weise dureh Ladunesteilehen erwärmt werde wie eine
Sonde. Dafür können die Gründe angegeben werden.
Erstens werden die Moleküle des Gases, hier sind es
Quecksilberatome, viel seltener dureh Ladunesteilchen ge-
troffen als Sonden, weil sie viel kleiner sind als die letz-
teren. Zweitens reflektieren Quecksilberatome die Elek-
tronen, während Sonden Elektronen absorbieren, sich ne-
gativ aufladen und so zum Bombardement durch positive
Ionen Anlaß geben, die an der Sondenoberfläche rekom-
binieren. Sofern man von der Möglichkeit der Begrenzung
der Ionenströme durch „orbital motion“ (LANGMUIR) ab-
sieht, was bei großen Ionendichten erlaubt ist, ist die der
Öberflächeneinheit zugeführte Energie unabhängig vom
Durchmesser einer drahtförmigen Sonde. Infolgedessen
ist zu erwarten, daß unabhängig vom Durchmesser einer
solchen Sonde diese um so cher schmilzt, je niedriger der
Schmelzpunkt und je kleiner das Strahlungsvermögen, was
in Übereinstimmung steht mit den Beobachtungen von
Herrn GAUDENZI. Diese Beobachtungen sprechen daher
nicht gegen die Auffassung, daß die Temperatur im Katho-
denfleck des Quecksilberlichtbogens bedeutend niedriger
sei, als man bei Voraussetzung thermoionischer Emission
anzunehmen gezwungen ist.
LITERATUR.
Besprechungen.
Elektrizitätim Hause. Von Prof. Dr. F. Niet-
hammer. (Samml. Göschen Nr. 1006.) Mit 104 Fig. u.
140 S. in kl. 8%. Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin
u. Leipzig 1929. Preis geb. 1,50 RM.
Bei dem Umfang, den heutigen Tages bereits die An-
wendung der Elektrizität im Hause annimmt, und noch
mehr bei der maßgebenden Bedeutung, welche diese in Zu-
kunft für unser ganzes Kulturleben hat, ist es zweifellos
von nicht zu unterschätzender Bedeutung, wenn jeder-
mann in genügendem Maße über dieses Problem unter-
richtet. ist. Infolgedessen sind die Veröffentlichungen zu
begrüßen, die sich mit dem Problem „Elektrizität im
Hause“ beschäftigen. Es ist jetzt in der bekannten Sammlung
Göschen von Professor Dr. F. Niethammer ein Band
erschienen, der diesen Zweck erfüllen soll. Man muß sagen,
daß der Verfasser sich seine Aufgabe vielleicht sogar zu
weit gesteckt hat, denn die anfangs gebrachten Ausfüh-
rungen über „Hochspannungsanschlüsse, Hauszentralen
mit Dampf-, Wasserantrieb usw.“ könnten zweckmäßig
herausgelassen werden, ebenso die über die Anwendungen
für gewerbliche und landwirtschaftliche Zwecke, die bei
voller Würdigung selbst wieder ein ganzes Buch ausfüllen
könnten. Jedenfalls gibt das Buch eine zweckmäßige Auf-
klärung über die elektrische Hausinstallation und die Ver-
wendung der Elektrizität als Licht-, Kraft- und, was neuer-
dings besonders in Frage kommt, als Wärmequelle An-
schließend wird noch über elektrische Fernmelde- und
Schwachstromzeräte berichtet, so daß also der Leser über
das zeitgemäße Problem „Elektrizität im Hause“ einen
guten Überblick bekommt. O. Yent.
Stromarten und Spannungen in den deut-
schen Orten. Von H. Kolbe, Mit XII u. 659 S.
in 8°. Verlag J. Widmann, Durlach (Baden) 1929. Prei=
geb. 16 RM.
Dieses auch in bezug auf Druck und Ausstattung gute
Hilfsbuch befriedigt ein von der Elektrizitätsindustrie«-
und ihrer Kundschaft sehon seit langem empfundenes.
vom Verfasser in der Einleitung näher begründetes Be-
dürfnis. vorausgesetzt natürlich, daß seine Angaben. für
die freilich keine Gewähr übernommen wird, überall zn-
treffen. Sie werden dauernd kontrolliert und. soweit
- nötig, jeweils schnellstens berichtiget bzw. ergänzt werden
müssen. Für die bei ihrer Sammlung und Herausgabe ge-
leistete mühevolle Arbeit verdienen der Verfasser, seine
Mitarbeiter wie auch der Verlag Anerkennung.
F. Meißner.
KRKohlenelektroden für elektrische Öfen.
Ihre Herstellung, Prüfung u. Verwendung, nebst ein.
Übersicht d. dt. Patente. Von G. Schuchardt. Mit
Abb. u. 33 S. in gr. 8°. Polytechnische Buchhalg. A. Seidel,
Berlin 1928. Preis kart. 6 RM.
Im Anschluß an die frühere Arbeit des Verfassers
„Beiträge zur Kenntnis der Fabrikation und Untersu-
chung von Kohlenelektroden für die elektrochemische
Industrie“ wird in obengenannter Arbeit die Herstellung
dieser Elektroden beschrieben. Die Arbeitsvorgänge, auf
denen sich die Fabrikation dieser Elektrode aufbaut,
werden geschildert. Ausgehend von der Wahl der Roh-
stoffe und ihrer Eignung für die Elektroden, wird der
Arbeitsvorgang der Aufbereitung, der Mischung der
Rohstoffe und der des Pressens behandelt, wobei auch
Nr
1
"8 vu "Ss DD o d — mm ei
nr
28. November 1929
auf die Maschinen, die benutzt werden, näher eingegan-
gen wird. Ein größeres Kapitel ist dem Brennen der
Elektroden (Verkoken) und der Betriebskontrolle ge-
widmet. Die Prüfung des Fertigfabrikates erstreckt
sich in der Hauptsache auf eine Widerstands- oder elck-
trische Leitfähigkeitsmessung, auf eine Dichte- und Po-
rositätsbestimmung. In dem nächstfolgenden Kapitel
wird auf die Verwendung der Elektroden in den Öfen und
auf die Annippelung zum Zwecke des restlosen Ver-
brauches des Elektrodenmaterials eingegangen, wobei
festgestellt wird, daß keine allgemeine Norm der Elek-
trodenform in der Industrie vorhanden ist, daß jede
Ofenart die Verwendung einer bestimmten Form vor-
schreibt. In Kürze werden noch die Eigenschaften der
-Graphitelektrode, der amorphen Elektrode und der Elek-
trode nachSöderberg hervorgehoben. Die Verbreitung
der letzteren Elektrode geht aus einer Zahlentafel her-
vor, in der die Ofenanlagen in verschieden industriell
wichtigen Ländern berücksichtigt sind. Ein Vergleich
der Vor- und Nachteile der einzelnen Elektroden im
Ofenbetrieb läßt aus den veröffentlichten Betriepsdaten
noch keinen endgültigen Schluß auf die Wirtschaftlich-
keit zu, so daß heute noch nicht feststeht. ob der Elek-
trode nach Söderberg, die infolge ihrer geringen Ener-
ejedichte größere Ausmaße der Formen verlangt, aber
in der Herstellung einfacher ist, oder der Graphitelek-
trode der Vorzug zu geben ist, die infolge der besseren
elektrischen Leitfähigkeit größere Tinergeiedichte und
damit bessere Bedingungen für die Liichtbogenbildung
und die Konstanz des Bogens zuläßt. Zum Abschluß der
mit großer Sorgfalt ausgeführten Arbeit werden die
Ofenpatente, die sich auf die Verwendung von Elektro-
den beziehen, in zeitlicher Folge zusammengestellt.
Die technische Literatur der Wärmceerzeugung im
Lichtbogen erfährt durch die Arbeit eine Erweiterung,
die unsere Kenntnis über den Gegenstand der Elektrode
vertieft, aber auch erkennen läßt, daß die Untersuchun-
gen der wirtschaftlichen Verhältnisse im Gebrauch die-
ser Elektrode noch nicht zum Abschluß gekommen sind.
V. Engelhardt.
Handbuch der Experimentalphysik. Unter
Mitwirk. v. zahlr. Fachgen. herausg. v. W. Wien u.
F. Harms. Unter Mitarb. v. H Lenz Bd. 13,2. Teil:
PhysikderGlühelektroden. Von Prof. Dr. W.
Schottky u. Dr.-Ing. H. Rothe; Herstellung
derGlühelektroden. Von Dr. rer. techn. H. Si-
mon: Technische Elektronenröhren und
ihre Verwendung. Von Dr.-Ing H. Rothe. Mit
179 Abb., X u. 4% S. in erg Akademische Verlags-
gesellschaft m. b. H., Leipzig 1928.. Preis geh. 44 RM,
geb. 46 RM.
Der mir vorliegende Rand XIII, 2. Teil, des Hand-
huches der Experimentalphysik enthält drei Unterabtei-
Jungen, die von verschiedenen Verfassern geschrieben
worden sind.
Im ersten Teil behandeln Schottky und Rothe
die Physik der CGlühelektronen vom thermodynamischen
Standpunkte aus. Die Verfasser gehen von der funda-
ınentalen Richardsonschen Gleichung aus. Dann folgen
die Anwendung der Thermodynamik auf die Glühemis-
sion, der Elektronendampfdruck, die Ionisation an heißen
Substanzen, die thermionischen Wärmeeffekte usw. und
schließlich die Schwankunegserscheinungen. Für ein Hand-
buch der Physik hätte ich mir nur noch eine etwas aus-
füihrlichere geschichtliche Einleitung gewünscht, da die
Arbeiten der Vorläufer von Richardson doch in ihrer
Bedeutung keineswegs zu unterschätzen sind. Die ganze
Darstellung ist aber durchweg vortrefflich, und man kann
sich daraus ein sehr gutes Bild des ganzen Erscheinunes-
komplexes aneignen.
Ein kürzerer 2. Teil behandelt die Herstellung der
€ slühelektroden und ist von Simon verfaßt worden. Nach
I3esprechung der verschiedenen Arten der Glühelektroden,
der Elektrodenmaterialien und der Elektrodenanordnungen
bespricht er die Evakuierungsmethoden und die Tempera-
t urbestimmung. Dieser Teil bringt alles Wesentliche, was
darüber zu Sagen ist.
Der 3. Teil befaßt sich mit den technischen Elektronen-
röhren und ihren Anwendungen und ist von Rothe ge-
schrieben worden. Er schildert darin die technischen
Hlektronenröhren, deren Verwendung als Verstärker, als
Schwingzungserzeuger und schliellich ihre Anwendunz
als Gleichrichter. Auch dieser Teil gibt eine für den
Physiker recht ordentliche Einführung in das ganze mehr
technische Gebiet. A.Wehnelt
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 48
1755
Three-Phase, Four-Wire and Two-Phase,
Five-WireMetering. Serial Report of the Meter
Committee 1927—28. National Electrice Light Asso-
ciation, New York City 1928.
Vorliegender Bericht der Nela ist eine Fortsetzung
des Report Nr. 267/53 vom Mai 1927, welcher sich bereits
mit Meßmethoden in Drehstrom-Dreileiternetzen beschäf-
tigt. Nunmehr werden die Methoden zur Messung der in
Dreiphasen-Vierleiter- und Zweiphasen-Fünfleiteranlagen
verbrauchten elektrischen Arbeit dargestellt. Ferner
werden die meßtechnischen Aufgaben besprochen,
welche auftreten, wenn ein radiales, von einem Punkt
ausstrahlendes Verteilungsystem auf ein Niederspan-
nungs-Wechselstromnetz geschaltet wird. Schließlich
folgen noch Meßmethoden für Verteilungsysteme in Drei-
eckschaltung, bei welchen die eine Phase in der Mitte an-
gezapft ist. In einer Anzahl von Tabellen sind die in
Amerika gebräuchlichen Spannungen bei den verschiede-
nen Schaltungsarten zusammengestellt. Der Bericht
dürfte sich besonders für Elektrizitätswerke, welche mit
der Umschaltung ihrer Verteilungsnetze beschäftigt sind,
als nützlich erweisen. Schachenmeier.
Taschenbuch für Bauingenieure. Unter Mit-
arbeit vieler Fachgen. herausg. von Geh. Hofrat Prof.
Dr.-Ing. E.h. M. Foerster. 5. verbess. u. erw. Aufl.
2 Bände mit 3238 Textfig.. XXI u. 2537 S. in 8%. Verlag
von Julius Springer, Berlin 1928. Preis geb. 42,50 RM.
Die nach dreiiähriger Pause nötig gewordene 5. Auf-
lage dieses zweibändigen Taschen- oder vielmehr Hand-
buches weist eine der Neuzeit entsprechende Vervollständi-
zung bzw. Durcharbeitung auf. Die Verteilung des Stoffes
auf eine Reihe namhafter Fachleute gewährleistet die sach-
gemäße Bearbeitung aller einzelnen Gebicte. Von diesen
ist die Elektrotechnik an mehreren stark interessiert; es
seien nur die Abschnitte erwähnt Wasserbau und Wasser-
wirtschaft, Fernmeldeanlagen und Eisenbahnsicherungs-
wesen, Eisenbahnwesen mit den Sonderteilen Straßen-
bahnen, Stadtsehnellbahnen und elektrische Hauptbalınen,
daneben auch die dem Buche eine allgemeine Verwen-
dung sichernden Abschnitte Mathematik, Mechanik, Festig-
keitslehre, Baustoffe, Maschinenbaukunde. Daß die mit den
rein baulichen Teilen der Kraftwerke, Unterwerke, Frei-
luftstationen usw. beschäftigten Büros der Elektrizitäts-
industrie das Buch auf dem Arbeitstisch nicht missen
können, bedarf keines Hinweises.
Besonders bemerkenswert sind d'e sachlich kurze Be-
arbeitung des Stoffes, die übersichtliche Gruppierung der
Abschnitte und der klare Druck des Textes und der zeich-
nerischen Darstellungen, die ein rasches Eindringen auch
in ferner liegende Gebiete ermöglichen. Zehme.
Das Förderhöhenverhältnis der Kreisel-
pumpen für die ideale und wirkliche
Flüssigkeit (H. 307 der Forschungsarbeiten). Von
Dr.-Ing. W.Schulz. Mit 35 Abb., 6 Taf. u. 28 S. in 4°.
VDI-Verlag GmbH Berlin 1928. Preis geh. 5 RM,
f. VDI-Mitgl. 4,50 RM.
Das Buch will die vorhandene Lücke in den rein theo-
retischen Grundlagen ausfüllen. Nachdem es Spann-
hake im Jahre 1925 gelungen war, das rotierende Gitter
der Schleuderpumpe mit radial gerichteten Schaufeln und
für ein beliebiges Verhältnis der Ñin- und Ausflußradien
zu behandeln, wird vom Verfasser der vorliegenden For-
schungsarbeit der Versuch unternommen, die spezifische
Schaufelarbeit eines logarithmisch-spiraligen Schaufel-
rades ebenfalls für ein beliebiges Verhältnis der Ein- und
Austrittsradien und beliebige Schaufelzahlen mathematisch
für eine ideale reibungslose Flüssigkeit zu erfassen.
Eingehende praktische Versuche an einer Spezial-
pumpe, die im zweiten Teil des Buches näher besprochen
werden, sollen die Übereinstimmung der rechnerisch er-
ımittelten theoretischen Ergebnisse mit den Werten der
Praxis unter Berücksichtigung des Einflusses der wirk-
lichen Flüssigkeit nachweisen. Wenn der erste Buchteil
infolge der abstrakten und’ nicht jedem geläufigen mathe-
matischen Entwicklungen allein genommen für die Allge-
meinheit weniger Interesse haben dürfte, so sind die prak-
tischen Versuchsergebnisse für die Pumpen bauende Indu-
strie zweifellos sehr zu begrüßen, da sie neue Anregungen
geben und geeignet sind, Verbesserungen im Bau von
Kreiselpumpen zu zeitigen. G. Garbotz.
1756
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 48
28. November 1929
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Aus der russischen Elektroindustrie. — Die Bestel-
lungen der Handelsvertretung der UdSSR in
Deutschland und der von ihr kontrollierten Organi-
sationen betrugen im Wirtschaftsjahr 1928/29 für Elektro-
maschinen und elextrotechnische Erzeugnisse zusammen
10,861 Mill Rbl (8,633 i. V.). wovon auf Elektromaschinen
7,061 Mill Rb}! (5,117 i. V.) entfielen, sie sind also im ganzen
um 2,23 Mill Rbl oder 26 % gegenüber 1927/28 und bei Elek-
tromaschinen, unter denen man einzeln bestellte zu verstehen
hat, um 1,94 Mill Rbl bzw. 38 % gestiegen.
Über die Produktion der Schwachstromindustrie auf dem
Radiogebiet macht die Handelsvertretung folgende An-
gaben und bemerkt dazu, daß diese Industrie Ende 1928 erst
etwa 30 bis 40 % des Bedarfs decken konnte; etwa 65% der
Nachfrage nach Empfängern und Ersatzteilen wurden noch
handwerksmäßig hergestellt:
Radiogerft `
(Stückzahlen)
in Din des Vorjahres
192829 | 1929 30*
EE GE de DEE ee
16 100 ı 38400: 71500 288,5 186,1
1929 9*
19278 | 1928 29
Röhrenempfänger ..
Detektorempfänger. | 80 900 | 182 800 '338 000 | 225,9 | 184,9
Kopfhörer......... 454 900 | 300 000 658200 65,9 | 219.4
Lautsprecher ...... — |132 500 338700 — 255,7
In Ausführung des zwischen dem „GET“ und der General
Electrice Co. abgeschlossenen Vertrags über technische
Hilfe! hat letztere nunmehr eine Anzahl ihrer Patente nnd
Entwürfe dem Trust zur Verfügung gestellt, darunter auch
Entwürfe der für die Elektrisierung der Eisenbahnen erforder-
lichen Einrichtungen. Der Vorschlag. 66 amerikanische Elek-
troingenieure zur Arbeit in den Fabriken des Trusts heran-
zuziehen, wurde, wie die Volkswirtschaft berichtet, mit einer
Sonderkonmiission der GECo. erörtert, die auch den Auftrag
erhielt, konkrete Vorschläge für die Einrichtung von GießBe-
reien in den elektrotechntschen Fabriken der Sowjetunion
zu machen und Pläne Dir eine neue Turbinenfabrik in Char-
kow zu entwerfen. Im Zusammenhang damit sei ein Aufsatz.
von Professor Dr. G. Dettmar über Auslandshilfe beim
Wiederaufbau der russischen Industrie? erwähnt, in dem der
Verfasser auf Grund eigener Beobachtungen? die verschiede-
nen Wege zur Heranziehung des Auslands für die Förderung
des Industrieaufbaues in Sowjetrußland bespricht. Dazu gc-
hört auch die Vergebung von Konzessionen, die seit
Anfang 1929 nach einer neuen Verordnung erfolgt und unter
deren zahlreichen Objekten die Handelsvertretung kürzlich
die Errichtung je einer Fabrik für Installationsmaterial und
Heizapparate angeführt hat. Beide will man im Zentrum
Rußlands anlegen, da sie als sehr wichtige Faktoren bei
der Elektrisierung des Landes betrachtet werden. Der Pro-
duktionswert des erstgenannten Werks. soll jährlich etwa
10 Mill Rbl bei Kapitalinvestitionen von rd. 4 Mill Rbl be-
tragen. Auch eine Reihe von Kraftwerksbauten und -betrieben
bietet dem fremdländischen Kapital Beteiligungsmöglich-
keiten, und nach der Köln. Zg. scheint sich die Westinghouse
Kleetrie & Manufacturing Co. sowohl für diese wie für die
Errichtung verschiedener elektroindustrieller Fabrikations-
stätten zu interessieren.
Auf Grund eines Erlasses des Obersten Volkswirtschafts-
rats der UdSSR ist nach Mitteilung der Ind. Handelszg. die
Bildung eines Konzerns der elektrotecehnischen
Industrie (WEO) geplant. dem auch die Industrieabtei-
lung des „Glawelektro“ unmittelbar unterstellt werden und
in den der GET, ferner der Schwachstromtrust, der staatliche
Trust für Herstellung und Absatz von Röntgen- und elektro-
medizinischen Apparaten „Rema“ sowie der Akkumulatoren-
trust eingegliedert werden sollen.
Frankreichs elektrotechnischer Außenhandel!. — Im
ersten Halbjahr 1929 ist nach Angaben der Rev. Gen.
de VELIS die Einfuhr auf 169839 dz im Wert von 295,860
Mill Fr gestiegen, d. s. 49 700 dz (82%) und 121.835 Mill Fr
(70%) mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres (60 139 dz
bzw. 174,025 Mill Fr). Die Zunahme erstreckte sich im wesent-
lichen auf Apparate, isoliertes Leitungsmaterial, Konden-
satoren und Isolationsteile aus Porzellan. Glas usw. Die
Ausfuhr weist mit 153 776 dz and 214.160 Mill Fr nur eine
Erhöhung um 713 dz und 10,755 Mill Fr (595) gegen die ersten
6 Monate von 1928 auf (153 063 dz bzw. 203.345 Mill Fr).
Merklich zugenommen hat der Export von Bogenlampen, Lei-
Nach den vorgesehenen Plan- bzw. Kontrollziffern.
Vel. ETZ 1020, H 735.
Techn. Wirtsch. Bd. 22, 192%, S. 245.
Val, ETZ 19%, H 065 ff
Val. ETZ 1929, S. 1316.
Bd. 26. 1929, N. 503.
CG a w Nm A
tungsmaterial, verschiedenen Zubehörteilen, Akkumulatoren
und Isolationsmaterial aus Porzellan, Glas usw. Der Č ber-
schußder Ausfuhr stellte sich der Menge nach auf 43 937 da
(92 924 i. V.), während wertlich die Einfuhr um 81,760 Mill Fr
größer war (Exportüberschuß i. V. 29,320 Mill Fr).
Elektrotechnischer Außenhandel der V.S. Amerika’. —
Im August 1929 betrug der Wert der Ausfuhr elektri-
scher Maschinen, Apparate und Zubehörteile 11 898 809 $, d. s.
3175869 $ oder 36 mehr als im Parallelmonat des Vor-
jahres. Die Zunahme betraf im wesentlichen Transformatoren
für Instrumente, kleinste und stationäre Motoren bis 200 PR
sowie Bahnmotoren, ferner verschiedene Haushaltapparate,
Radiogerät. Fernsprecheinrichtungen, Eisenbahnsignale, Zünd-
vorrichtungen. nicht näher bezeichnete elektrische Apparate
und elektrotechnisches Porzellan für eine Spannung unter
66 kV. Der Export von Dampfturbogeneratoren, Starkstrom-
schalttafeln, Teilen und Zubehör von Motoren war merklich
geringer als im Augast 1928.
Aus der Geschäftswelt. — DieAllgemeineElek-
trieitäts-Gesellschaft hat nunmehr die durch die
bekannte Transaktion mit der International General Electric
Co2, die 30 Mill RM Stammaktien der AEG zum Kurs von
200% erwirbt, neben der Umwandlung der Varzugs- in
Stammaktien notwendig gewordene Kapitalserhöhnng zu-
nächst im Umfang von 13,750 Mill RM durchgeführt, womit
ihr Grundkapital 200 Mill RM erreicht. Aus dem Prospekt
für die Zulassung dieser neuen Stücke zur Berliner Börse geht
u.a. hervor, daß die Gesellschaft am 1. VIII. 18 705 Beamte
und 41 402 Arbeiter beschäftigte und in 35 Ländern durch
einheimische Gesellschaften bzw. Zweigniederlassuugen ihrer
deutschen Tochterunternehmungen vertreten wird. Zu den
eigenen Gesellschaften gehören im wesentlichen die AEG Tbe-
rica de Electricidad S. A., Madrid (5 Mill Pes), die Elektriska
Aktiebolaget AEG Stockholm (5 Mill Kr), die Elektricitets-
Aktieselskabet AEG, Oslo (1,5 Mill Kr), die N. V. Electrici-
teits Maatsehappij AEG, Amsterdam (0,5 Mill Gld), die Société
Luxembourgeoise pour Entreprises Electriques S. A., Luxen:-
burg (3 Mill Frs), die AEG Cia. Argentinia de Electricidad
S. A. Buenos Aires (2 Mill m$n) und die AEG Engineering
Co. S. A. (Proprietary) Ltd., Johannesburg (0,025 Mill £).
Fiir das Geschäftsjahr 1928/29 wird ein befriedigendes Ergeb-
nis erwartet.
ln das Handelsregister wurden eingetragen: Tech-
nische Werke G.m.b.H. Jastrow, Grenzmark
Posen-Westpreußen, Jastrow (0.305 Mill RM): Re-
trieb der städtischen Betriebswerke, darunter des Elektrizitäts- `
werks; Neon-Allgemeine Lichtröhrengesell-
schaft m.b. H., Berlin (20 000 RM): Herstellung und Ver-
trieb von Neon-Lichtröhren; Elektro-Maschinenbau-
Gesellschaft m.b. H.. Magdeburg (20 000 RM): Fabri-
kation von und Handel mit Elektromotoren; Schreibemit
Lieht, G.m. b. H.. Berlin (20000 RM): Herstellung und
Vertrieb moderner Lichtreklameeinrichtungen und dazu ge-
höriger elektrotechnischer Artikel; Süddeutsche Appa-
ratefabrikG.m.b. H., Nürnberg (1 Mill RM): Herstellung
und Vertrieb von Apparaten auf dem Gebiet des Fernmelde-.
Signal- und Rundfunkwesens. Die Siiddeutsche Telefon-, Ap-
parate-, Kabel- und Drahtwerke AG.. Niirnberg, hat den der
Erzeugung von Apparaten auf dem genannten Gebiet dienen-
den Teil ihres Geschäftsbetriebs in das neue Unternehmen
eingebracht?; Strom- und Gasversorgung Elze
(Hann.) G. m. b. H., Elze (50 000 RM): Versorgung der Pe-
völkerung mit Elektrizität und Gas, Erzeugung. Bezug und
Lieferung der benötigten Licht-, Heiz- und Kraftmittel, Er-
riehtung der erforderlichen Anlagen usw.
1 EI. World. Rd. 94. 19%, S. 811, Vgl. ETZ 1928, S. 163% 199 H. 1644
2 Vil. ETZ Ia, 8.122, 1355.
3 Vgl ETZ 1020. S. 1572.
Berichtigung.
Im Aufsatz „Betriebskurven für 2X2OKV-
Drehstromfernleitungen* (ETZ 1929, N. 451
u. 493) ist, wie uns Verfasser nachträglich mitteilt. auf
S. 496, l. Sp.. 12. Z. v. unten, anstatt Urn — 245 kV zu
setzen: Un = 250 kV; ebenso muß es gemäß S. 454, 1. Sp..
Bude IV, onen auf S. 496, 1.Sp., 7. Z. v.unten anstatt
245 — 220 s
E = 1C0. ee = 1136 %, folgendermaßen heißen:
U 250
== Re e H Ee j? A S SE d pi
S = 10 a 16 oan 113,6 09
Abschluß des Heftes: 23. November 1929.
Rechtsverbindliche ée dieses Heftes
19000 Bxpl.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. B.. Rerlin.
Im Ruchhandel durch Jullus Springer, Berlin W 9.
Gekapselte
Hochspannungs-
Schaltanlagen &
bis 30 kV.
Be WTA
D a
e a Lë Ce
A8 Ké I Ye
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eg Kä
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e BRETTEN
8
LEKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
elten& Guillesume Cariswerk A-G.
* VDE-Fachbericht-Sonderheft 1929 1757 — Alftan, Kraftw.
— Flade, Verfahr. z. Ermittl. v. Dauerkurzschluß-Stromstärken
1761 — Beckmann, Verwend. d. SA-Telephontechnik f. d. Steue-
T Elektropostanl. 1765 — Schaper, Amerik. Wechselstrom-Floating-
Peter 1768 — Müller, Materialgewichte u. Trommelraumbedarf el.
2 -— Sequenz, Stromwendungsschwank. d. Spann. v. Gleichstrom-
EE. Teil 1775.
n ds chau: Synchronmot. m. wandernd. Erregerachse — Geschloss.
ahrmeyer-Mot. 1779 — Armatol-Mastenschutz 1790 — Betriebserfahr, an
elt. — Eine neue Art gußgekaps. Schaltanl. 1781 — Instrum. z, Mess.
Këtettäëäten u. Kapazitäten — Selbsttät. Vakuummesser f. Gleichr. 1782
Eranom. — Wirtschaftlichk. el. Widerstandsöfen — Winkelfass. d. Bam-
Zn. -Ges,. — Verkehrstechn. Verbes b. d. Schwebebahn
Ka
È zicht. — Schwere dieselelektr. Lokom. d. Kanad. National-Eisen
Vohwinkel—
#— Barmen 1783 — Elektris. d. Bostoner Schmalspurbahn — Schlenen-
öln-Mulheim
bahn — Handhab. schwerer Schmiedestücke unt. d. Hammer 1785 — Wirt
schaftsbericht d Dt. Rundfunks für 1928 — Mess. am rückgekopp. Wider-
standsverstärker, Kompensiert. Verstärk, m. gerader Frequenzkurve 1786 —
Vor der Einführ. d. Tonfrequenzverfahr, f. Zweidrahtverstärkerleit. b. d. D. R. P.
Phosphoreszenz im Zusammenh. m, el, Erschein, 1787 — Vernick, v. Aluminium
u. Aluminiumlegier. — Einfl. d. Glasur auf d Isolatorenfest. 1788 — Dr.-Ing.
Promot. a. d dt, T. H. Neue Normbl. des DNA 1789 — Energiewirt:
schaft 1789 — Vereinsnachrichten 1791! — Sitzungskalen:
der 1792? — Persönliches 1793 — Briefead Schrift: H. Schulz
IB Koetzold, Thoma / R. Rüdenberg 1798 — Literatur: A. Hund,
W. Pfanhauser, H Ring, Inst. f. angew. Mathematik a. d Universität Berlin
E. Lenhart, M. Moser, VDI, G. Meyersberg, M. Meisner 1793 — Eingegang
Doktordiss. 17965 — Geschäftl. Mitteilungen 1796 — Bezuge
quellenverzeichn. 179%.
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Let, e? Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 5. Dezember 192
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rung bellebiger Vorgänge, zur Anwen-
dung in Brückenschaltungen, u. ähnl.
Stromrelajis zur Konstanthaltung oder
Regulierung der Stromstärke,
Spannungsrelajis zur Konstanthal-
tung der Spannung oder zur Regulie-
rung auf höchste oder niedrigste
Spannung.
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BERLIN- Genee
1757
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik) |
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
50. Jahrgang
Berlin, 5. Dezember 1929
Heft 49
VDE -Fachbericht-Sonderheft 1929.
Das VDE - Fachbericht - Sonderheft 1929 der XXXIV. Jahresversammlung des VDE in Aachen ist soeben
erschienen.
Der Inhalt des Heftes gibt die auf der XXXIV. Jalhresversammlung des VDE am 8. und 9. Juli 1929
in der Technischen Hochschule Aachen gehaltenen. Fachberichte nebst den anschließenden Besprechungen wieder.
Die Preise sind:
WW LE kAd ”
gebunden
39 LI
Versandkosten
| Bestellungen bitten wir umgehend an die Geschäftstelle des VDE, Berlin W 57,
richten. Der Versand erfolgt sofort.
Für Mitglieder des VDE geheftet
gebunden
für Nichtmitglieder geheftet. . .
050 „.
Potsdamer Straße 68, zu
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
Das Kraftwerk imatra.
Von Obering. Alt. Alftan, Helsingfors.
Allgemeines über dic verfügbaren Wasser-
kräfte.
Die wertvollsten Wasserkräfte Finnlands liegen süd-
lich der Nordgrenze des Einzugsgebietes des Ule-Flusses.
Es sind hauptsächlich die Stromschnellen der Wuoksen-,
Kymmene-, Kumo- und Ule-Flüsse, die für die Errichtung
von Groß- Wasserkraftwerken in Fruge kommen. Die gc-
samten Wasserkräfte dieser Flüsse betragen bei unge-
Er EE Ze -
+ *\_adoga-g, l
See
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a” .Y, Finnischer Meerbusen
Abb. 1 Miss des Kraftwerks und der 120 kV-Fernleitungen.
r-zeltem Mittelwasser etwa 875000 Turbinen-PS, wovon
bis vor kurzem nur rd. 10 % ausgebaut waren. Eingehende
Untersuchungen über die Voraussetzungen des Ausbaues
der Wasserkräfte der vorerwälnten Flüsse haben er-
geben, daß der Wuoksen seines gleichmäßigen Zuflusses
und der verhältnismäßig hohen Gefälle wegen in erster
Linie für die Energiegewinnung in Betracht kommt.
Durch diesen Fluß, der im östlichen Teil des Landes liegt
(Abb. 1), ergießt sich das Wasser des Saima-Sees in den
Ladoga. Vom Wuoksen-Fluß ist wiederum derjenige Teil,
der zwischen dem Saima-See und dem Orte Jääski liegt, der
sogenannte obere Wuoksen, der wirtschaftlich bedeutend-
ste; denn das gesamte Gefälle auf dieser Strecke beträgt
4,24 m (Abb.2). Die Abflußmenge beträgt bei normalem
Niederwasser 480 m?/s, bei Mittelwasser 570 m?/s und bei
normalem Hochwasser 670 nı?/s. Beim niedrigsten beobach-
teten Wasserstand betrug die Abflußmenge 350 m?/s und
beim höchsten Hochwasser 1200 m?/s.
Da der Saima-See mit seiner rd. 5000 km? weiten Fläche
als natürliches Staubecken eine außerordentlich günstige
Gelegenheit zur Regelung der Abflußmenge bietet, konnte
Soima Toinionkoski
Ensonkoski
Rouhiolonkoski
25 km
0 5 v 75 e
Abb. 2. Gefälle des Wuoksen.
für den Ausbau der Wasserkräfte des Wuoksen eine Was-
sermenge von 800 m?/s zugrunde gelegt werden. Von den
Stromschnellen des Wuoksen sind wiederum die am Imatra
die bedeutendsten.
Das Kraftwerk Imatra
Im Jahre 1921 beschloß der Reichstag auf Vorschlag
des Finanzausschusses auf Staatskosten am Imatra ein
Wasserkraftwerk zur Gewinnung elektrischer Energie zu
errichten. Der Ausbau des Kraftwerkes sollte in zwei ge-
trennten Abschnitten durchgeführt werden, wobei der
erste Ausbau 4 Maschinensätze und der zweite Ausbau
weitere 4 Maschinensätze von je 27000 Turbinen-PS um-
faßt. Das Nutzgefälle beträgt beim ersten Ausbau 23 m
1768
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
6. Dezember 1929
und soll nach Vollendung des zweiten Ausbaues auf 24m
erhöht werden. Die Gesamtleistung des vollendeten Kraft-
werkes beträgt somit 216 000 Turbinen-PS.
Wie aus dem Lageplan (Abb.3) ersichtlich, ist das
Stauwehr quer über dem früheren Flußbett oberhalb der
Hauptstromschnelle errichtet. Es besteht aus einem festen
und einem beweglichen Teil, wovon der letztere mit drei
Wehröffnungen versehen ist. Zwei dieser Welıröffnungen
sind mit 17 m breiten und 6,5 m hohen Walzenverschlüssen
und die dritte mit einem 12m breiten und 45m hohen
Sektorverschluß ausgerüstet. Um im Winter das Fest-
frieren der Wehrverschlüsse zu verhindern, werden deren
seitliche Abdichtungen sowohl elektrisch als auch. im Not-
falle mit Dampf geheizt.
Abb. 3. Lageplan.
Da das Oberwasser bis 6m über dem ursprünglichen
Wasserstand des Flusses aufgestaut wird und der Ober-
wasserspiegel bedeutend höher als das umliegende Gelände
liegt, sind zu beiden Seiten des Flußlaufes als direkte Fort-
setzung des Stauwcehres Uferdämme angelegt. Es entsteht
hierdurch oberhalb des Wehres ein Stauweiher von rd.
4,5km Länge und etwa 0,6km Breite, wobei einige un-
mittelbar oberhalb des Stauwehres gelegene Stromsehnellen
verschwinden und deren Gefälle dem Kraftwerke zugute
kommen. Hinter den Üferdämmen befinden sich auf beiden
Ufern selbsttätige Pumpenanlagen, die das hinter den
Staudämmen sich ansammelnde Sicker- bzw. Regenwasser
in den Stauweiher befördern.
Beim Ausbau des Kraftwerkes ist nicht das ursprüng-
liche Strombett zum Zu- und Ableiten des Wassers benutzt
Abb. 4.
worden, sondern zu diesem Zweck sind auf der östlichen
Seite der Hauptstromschnelle, unterhalb deren der Wuok-
scen ein scharfes Knie bildet, das Kraftwerk mit zugehöri-
gen Werkkanälen derart angelegt, daß die Achse dieser
Kanäle das Knie in einer Geraden abschneidet. Sowohl der
Oberwasserkanal als auch der Unterwasserkanal haben
eine Länge von je rd. 400 m und sind für eine Wasser-
menge von 800 m?/s berechnet, d.h. sie sind so ausgeführt,
daß sie dem vollständigen Ausbau des Werkes entsprechen
und folglich keiner Erweiterung mehr bedürfen. Der Ober-
wasserkanal hat eine Breite von 85 m und eine Wassertiefe
von 5,4ın, während der Unterwasserkanal rd. 30 m breit
ist und einen mittleren Querschnitt von etwa 300 m? hat.
Das Maschinenhaus, dessen erster Ausbau Platz für
4 Maschinensätze bietet, liegt quer zum Oberwasserkanal
und hat eine Länge von 74m und eine Höhe von 47 m, ge-
rechnet von der Sohle des Unterwasserkanals bis zum
Dachgicbel (Abb. 4). Das Maschinenhaus besteht aus zwei
Hauptteilen, dem unterwasserseitiren Teil, in dem die
Turbinen und Generatoren nebst verschiedenen Hilfs-
maschinen untergebracht sind, und dem oberwasserseitigen
Teil, der sog. „Lukenhalle*, in der sich die Abschluß-
organe der Turbinenkammern und deren Windwerke nebst
Antrieben befinden (Abb.5). Den Maschinensaal selbst
zeigt Abb. 6.
Maschinenhaus und Schaltanlagen, von der Unterwasserseite gesehen.
Die Turbinen sind Einfach-Franeisturbinen mit verti-
kaler Welle und haben eine Leistung von 27 000 PS bei
ciner Umdrehungszahl von 125 U/min. Die Regelung der
Turbinen erfolgt in üblicher Weise durch Servomotoren
und mit Riemen angetriebene Zentrifugalpendel, wobei
Gecken
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NN
Abb. 5. Maschinenhaus im Schnitt.
die Vorkehrungen so getroffen sind, daß beim eventuellen
Absprinzen des Riemens bzw. bei Riemenbruch der Ma-
schinensatz nicht abgestellt wird, sondern der Servomotor
in seiner innegehabten Lage verriegelt und der Maschinen-
wärter durch ein akustisches Signal auf die Störung
aufmerksam gemacht wird. —
Die Turbinen sind mit direkt
aufgebauten Drehstrom-Genera-
toren gekuppelt, deren Spannung
10 000...11000 V bei 50 Hz be-
“trägt. Der Generator ist so auf-
ecstellt, daß die obere Ständer-
kante sich in Höhe des Ma-
schinensaal-Fußbodens befindet
(Abb. 5). Um den Ständer herum
ist ein Luftkanal angeordnet. in
dem die vom Generator erwärmte
Kühlluft aufgesammelt und nach-
her durch einen besonderen Luft-
schacht ins Freie abgeleitet wird.
Im Winter wird die erwärmt:
Kühlluft durch ein besondere
System von Schiebern und Türen
der Luken- und Masechinenhalle
zugeführt oder teilweise mit der aus dem Freien einge-
sogenen kalten Luft im Geschoß unterhalb des Stators
vermengt und dem Generator wieder zugeführt. — Die
Turbinen haben je ein Lager, das sich direkt auf dem
Turbinendeckel befindet. Die Generatoren dagegen haben
je zwei llalslager und ein auf dem oberen Armkreuz an-
vcbrachtes, als Seementlager ausgeführtes Trarlager. da=
sowohl das Gewicht der rotierenden Teile des Maschinen-
satzes als auch die vom Wasserdruck herrührende axiale
Belastung aufzunehmen hat.
Das Abbremsen der Maschinen beim Abstellen erfolgt
zunächst elektrisch und nachher, wenn eine gewisse Dreh-
zahl erreicht ist, mechanisch mittels hydraulıscher Brem-
een, bis die Maschine zum Stillstand gebracht ist.
Den Erregerstrom liefern direkt aufgebaute Erreger-
maschinen, die ihren Erregerstrom wiederum von einer
von einem Asyncehronmotor angetriebenen Hilfserreger-
dynamo erhalten, da die Stromstärken der Haupterreger-
maschinen von den Schnellreglern nicht bewältigt werden
können.
Die Energie der Generatoren wird mittels Erdkabel
zu den Transformatoren und Schaltanlagen weitergeleitet.
Nur ein geringer Teil wird über Drosseln und Transforma-
toren schon im Maschinenhause den Generatoren entnonm-
men und zum Antrieb der Kompressoren, der Regler sowie
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5. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49
1769
der Hilfserregermaschinen benutzt. Zu jedem Generator
gehört je ein 24000 kVA-Drehstrom-Transformator, der
ohne zwischenliegenden Schalter an den Generator ange-
schlossen ist. Wie bereits erwähnt, haben die Haupttrans-
formatoren eine Leistung von 24000 kVA und eine Über-
setzung von 11 000/121 000 VY. Sie sind als Kerntransforma-
toren ausgeführt und mit in Stern-Dreieck geschalteten
Zylinderwicklungen versehen. Ein Generator bildet mit
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Ss Kaes
Abb. 6. Maschinensaal.
zugehörigem Transformator eine gemeinsame Gruppe, die
auf der 120 kV-Seite mittels Ölschalter an die 120 kV -Sam-
melschienen angeschlossen wird. Jede Greenerator-Trans-
formatorgruppe ist mit Differentialschutz, Überstrom- und
Überspannungschutz versehen.
Die 120 kV-Schaltanlage ist als Freiluftanlage ausge-
führt und mit einem Doppelsammelschienen- und außer-
dem mit einem Hilfsammelschienen-System ausgerüstet
(Abh. 7). Durch diese Anordnung wird erreicht, daß jeder
beliebige Ölschalter jederzeit außer Betrieb genommen
und durch den Kuppelschalter ohne Stromunterbrechung
ersetzt werden kann. Von den 120 kV-Sammelschienen
zweirzen die abzehenden Fernleitunzen ab.
Zwei der Generatoren
sind auch an ein 11 kV-Dop-
pelsammelschienen-System an-
geschlossen. An dieses Schie-
nensystem, das besonders zur
Deckung des lokalen Energie-
bedarfes vorgesehen ist, sind
je zwei 400kVA- und zwei
3000 kV A-Transformatoren an-
geschlossen, die die Maschi- TE CS
nenspannung auf 22kV bzw. 0- Schiene LY
35 kV umspannen. Ferner
sind an die 11kV-Sammel-
schienen zwei 1000 kVA- j) z
T'ransformatoren mit einer nach Wiborg
Übersetzung von 11/3,3 kV an-
geschlossen. Mittels zweier
300 kV A-Transformatoren
wird die Spannung von 3,3 kV
fiir Kleinmotoren und Be-
leuchtungzszwecke auf 380/220 L
r e A H } [u I A FA | |
Volt herabgesetzt. Haupt- |
Sämtliche vorerwähnten ransformator
Mittelvoltanlagen sind mit
Doppelsammelschienen - Syste-
men ausgerüstet und in einem
gemeinsamen Schaltzebäude
untergebracht. Die Schalt-
anlagen sind nach dem Hallen-
system mit versenkt eingebau-
ten Ölschaltern ausgeführt.
Im Schaltzebäude sind in einer besonderen Maschinen-
halle drei Umformersätze untergebracht, die auf der Dreh-
stromseite mit Synchronmaschinen ausgerüstet sind. Einer
der Umformer, dessen Leistung 180 kV A beträgt, dient als
teserve-Erregermaschine und die beiden anderen von je
200 kVA Leistung zur Aufladung einer 600 Ah-Akkumu-
latorenbatterie, die ebenfalls in einem besonderen Raum
im Schaltzebäude untergebracht ist. Diese Batterie lie-
fert den erforderlichen Gleichstrom für die Antriebe der
Woehrwalzen, des Sektors, der Turbinenschütze und für
die Notbeleuchtung.
Ölschalter
Imatra
AbD. 8.
Sämtliche Ölschalter sind mit elektrischem Motor-
antrieb versehen, wogegen fast alle Trennschalter für
Handbetätigung ausgeführt sind. Die Betätigung der Öl-
schalter erfolgt vom Kommandoraume aus. Sämtliche
Schalter sind mit Stellungszeigern versehen, die im Zu-
sammenhang mit einem Betriebschaltbild nebst den Kon-
taktzebern und. Signallampen der Ölschalter auf Schalt-
pulten angeordnet sind. Der Kommandoraum liegt eben-
falls im Schaltzebäude und ist räumlich so angeordnet,
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Abb. 7. Teil der 120 kV-Freiluftanlage.
daß das Bedienungspersonal vom Fenster aus die gesamte
120 kV-Freiluftschaltanlare gut überblicken und an Hand
eines Schaltbildes in axonometrischer Darstellung auszu-
führende Schaltungen verfolgen kann (Abb.8).
Reserveseil
nach Willmanstrand
Ölschalter
Axonometrisches Schaltbild.
Im Kommandoraum sind außer den Instrumenten-
tafeln und Betätigungspulten der Generatoren, Transfor-
matoren, Hilfskraftmaschinen und Fernleitungen auch auf
besonderen Apparatetafeln die Schnellregler unterge-
bracht. Außer der Werkstätte und Ölküche befinden sieh
im Schaltgebäude noch die Büro- und Laboratoriumsräume.
Die Fernleitunzen.
Wie erwähnt wird die Energie in den 24000 kV A-
Haupttransformatoren auf 120 kV umeespannt und mit
dieser Spannung mittels Fernleitungen zu den Unter-
1760
werken weitergeleitet. Es sind zwei Hauptübertragungs-
leitungen ausgebaut worden, von denen die eine sich nach
der im östlichen Teil des Landes gelegenen Stadt Wiborg
und die andere durch Südfinnland über Willmanstrand
nach Hikiä erstreckt, um sich dort in zwei Abzweigen, von
denen der eine nach Helsingfors und der andere über
Forssa nach Abo führt, zu verzweigen. .Ferner befindet
sich noch eine 120 kV-Fernleitung von Helsingfors nach
Wirkby im Bau (Abb.1).
Die Längen der einzelnen Leitungstrecken sind fol-
gende: Imatra— Wiborg 53 km, Imatra—Hikiä 220 km,
Hikiä—Helsingfors 60 km, Hikiä—Abo 160 km und Hel-
sinzfors—Wirkby 60 km. Auf der Leitungstrecke Imatra
—Wiborg ist als Leitungsmaterial Stahl-Aluminium-Seil,
welches seinen Eigenschaften nach einem Kupferseil von
35 mm? Querschnitt äquivalent ist, benutzt worden. Die
übrigen Leitungen sind alle mit Kupferseilen ausgerüstet,
wobei auf der Strecke Imatra—Hikiä, welche später als
Doppelleitung ausgeführt wird, vorläufig nur 4 Leiter von
150 mm? Querschnitt aufgehängt sind. Die Leitungstrecken
Hikiä—Helsingfors und Hikiä— Abo sind in gleicher Weise
ausgeführt, nur mit dem Unterschiede, daß hier 95 mm".
bzw. 120 mm?-Seile benutzt wurden. Auf der Strecke Hel-
sinzfors—Wirkby kommen Seile mit 70 mm? Querschnitt
zur Verwendung.
Die Leitunzsmaste sind von dem Erbauer des Kraft-
werkes, dem Staatlichen Wasserkraftamt, entworfen wor-
den und bei der Durchbildung derselben sind alle durch
die außergewöhnlichen klimatischen Verhältnisse beding-
ten Umstände berücksichtigt worden. Es sei hier nur er-
wähnt, daß sämtliche Gittermaste portalartig ausgebildet
sind, wobei eine als Rahmenbinder ausgeführte Traverse
von Pendelständern getragen wird, die auf Gelenken ge-
lagert sind. Die Verbindung zwischen der Traverse und
den Pendelständern erfolgt ebenfalls durch Gelenke. Die
ganze Mastkonstruktion wird mittels rundeiserner Kreuz-
verbände versteift. Die Maste sind mit besonderen Schutz-
seilen ausgerüstet, damit u. U. beim Ilerabfallen eines
Leiters die Kreuzverbände nicht beschädigt werden
(Abb.9). Auf der Leitungstreecke Imatra— Wiborg sind
Abb. 9. Tragmast für die Fernleitung nach Westfinnland.
die Traversen der Tragmaste nicht als Fachwerkkon-
struktion, sondern als Rohre aus Eisenblech ausgeführt.
Die Leitunssmaste haben aufgeteilte Fundamente aus ar-
miertem Beton und das Volumen derselben beträgt bei
den Abspannmasten rd. 12 m? und bei den Tragmasten
rd. 6 m’. Die Form der Fundamente ist obeliskenartig, mit
einer unten anschließenden Grundplatte.
Bei der im Bau befindlichen Leitung Helsinsfors—
Wirkby werden ebenfalls Gittermaste verwendet, wobei die
Konstruktion der Maste leichter ausgeführt ist als bei den
vorerwälnnten lHauptleitungen und grundsätzlich von der
früher beschriebenen Konstruktion dadurch abweicht, daß
die Maste selbst in der Leitungsrichtung mit Stahlseilen
am Erdboden verankert werden (Abb. 10). Besonders
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
5. Dezember 1929
interessant bei dieser Leitungstrecke ist, daß nur Trag-
maste und gar keine Abspannmaste im üblichen Sinne
vorhanden sind. Nur an Weg- und Bahnkreuzungen sind
Abspannmaste verwendet worden.
Die Spannweiten sind bei den Leitungen nach West.
finnland 250...300 m und auf der Leitungstrecke Imatra
— Wiborg 225 ....250 m.
Als Seilverbinder wurden für sämtliche Leitungen so-
genannte „Stoßverbinder” benutzt. Auch die Abspannklem-
men sind auf den Hauptstrecken nach dem gleichen System
ausgeführt und auf Anregung des Wasserkraftamtes kon-
struiert worden. Als Erdungseile sind 50 mm?-Stahlseile
benutzt worden, welche an der oberen Kante der Traverse
befestigt sind.
Die Leitungseile sind an Isolatorenketten aus Por-
zellan aufgehängt; es gelangten hauptsächlich V-Ring-
isolatoren normaler Größe zur Verwendung. Die Glieder-
zahl ist bei den Tragketten 7 und bei den Abspannketten 8.
Auf der Leitungstrecke Hikiä—Abo wurden die Abspann-
ketten mit vierzliedrigen Motorisolatoren ausgerüstet.
Abb. 10. Mast auf der Strecke Helsingfors- Wirkby.
Die Unterwerke.
In den Unterwerken wird die 120 kV-Übertragungspan-
nung auf 35 kV bzw. 10 kV umgespannt und die Energie
direkt an die Abnehmer abgegeben. Beim Aufbau der
Unterwerke sind in der Hauptsache die gleichen Gesichts-
punkte maßzebend gewesen wie bei den Schaltanlagen des
Kraftwerkes selbst. Auch hier sind die 120 kV-Anlagen
als Freiluftanlagen und die Mittelvoltanlaren in Schalt-
häusern nach dem Hallenbausystem ausgeführt. Besonders
wurde darauf geachtet, daß die verschiedenen Unterwerke
möglichst einheitlich ausgeführt wurden.
Vorläufige sind fünf Unterwerke errichtet worden,
u. zw. in Wiborg, Willmanstrand, Hikiä, Helsingfors und
Abo. Das Unterwerk in Wirkby befindet sich noch im
Bau. Von den vorerwähnten Unterwerken sind die in
Helsingfors und Abo die größten und sind mit je zwei
10000 kV A-Drehstrom-Transformatoren ausgerüstet. Diese
Transformatoren sind als Kerntransformatoren für Frei-
luftmontage ausgeführt und mit drei Wicklungen für 1%,
35 und 6,6 kV versehen. Die dritte Wicklung für 6,6 kV
ist ausschließlich für die synchronen Phasenkompensato-
ren, von denen in Abo zwei Stück von je 7500 kVA auf-
gestellt sind, vorgesehen. In dem Unterwerk Helsingfors
ist diese Wicklung noch unbenutzt, weil die Regelung der
Phasenverschiebung vorläufig mit den Generatoren de:
städtischen Elektrizitätswerkes Helsingfors vorgenommen
wird. In Wiborg, Willmanstrand und Hikiä sind je vier
Einphasentransformatoren von je 2000 kVA aufgestellt.
Der vierte Transformator dient als Reserve und kann je-
derzeit während des Betriebes als Ersatz für einen anderen
einzeschaltet werden. Die Transformatoren sind ebenfalls
im kreien aufgestellt und auf der 35 kV-Seite mit Stufen-
schaltern ausgerüstet, die bei Belastung eine weitgehende
Regelung der Spannung gestatten. Sowohl diese Stufen-
schalter als auch die Ölschalter werden vom Kommando-
raum aus mit elektrischer Fernsteuerung betätigt.
Mittels einer Hochfrequenztelephonie-Anlage sind das
Kraftwerk in Imatra, die Unterwerke und das Hauptbüro
in Helsingfors in der Lage, sich miteinander beliebig zu
verständigen.
6. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
1761
Verfahren zur Ermittlung von Dauerkurzschluß-Stromstärken in Netzen.
(Eine Zusammenstellung.)
Von Dipl.-Ing. Wolfgang Flade, Leipzig.
Übersicht. Nach der vom VDE durchgeführten Nor-
mung eines genauen Verfahrens zur Kurzschlußberechnung,
das alle Bedürfnisse weitgehend befriedigt, kann die Frage
im gewissen Sinne als gelöst betrachtet werden. Die vor-
liegende Abhandlung verfolgt den Zweck, einen Rückblick
auf den Weg zu geben, den Forschung und Entwicklung
nahmen.
Nach Festlegung eines Verfahrens durch die Kommis-
sion für Wechselstrom-Hochspannungschaltgeräte! wird
eine Übersicht über verschiedene rechnerische und zeich-
nerische Verfahren willkommen sein, damit man sich in
Kürze über die umfangreiche Literatur informieren kann,
die die Grundlage für diese Festlegung abgegeben haben
mas.
Die
deuten:
FE Spannung im Stator- (Außen-) Kreis des Genera-
tors, verkettete Spannung [V],
E, Spannung der Maschine bei Vollasterregung und
Leerlauf [V],
E, Streuspannung [V],
Kurzschlußspannung des Transformators in % der
Betriebspannung,
In Normalstromstärke, Nennstromstärke [A].
Ia VDauerkurzschluß-Stromstärke des Generators bei
Vollasterregung, normalem cos und normaler
Drehzahl [A],
Ja, Pauerkurzschluß-Stromstärke bei
schluß und Vollasterregung,
Ik Dauerkurzschluß-Stromstärke bei Leerlauferregung
[A], S
N Leistung: N= v3 EI[kVA]
" ~ 1000 '
Generatorimpedanz für Dauerkurzschlußstrom [Q],
in dem Aufatz verwendeten Bezeichnungen be-
Klemmenkurz-
Za Ankerreaktanz,
Zs Streureaktanz,
z Impedanz angeschlossener Leitungen und Appa-
rate [Q]
r Ohmscher Widerstand der durchflossenen Strom-
bahnen [Q], en
N EE der Maschine
A, Induktivität [H] | der angeschlossenen Apparate
und Leitungen,
u relative Spannung, bezogen auf die Nennspannung,
v relative FErregerstromstärke, bezogen auf Leer-
lauferregung,
a numerische a re
c Faktor der Spannung, ¢ = 1,0..
f Frequenz des Wechselstromes, 50 Hz,
w Kreisfrequenz, w = 2 xf,
£s Streuung in %,
k Koeffizient von Foerster.
Im folgenden wollen wir uns nur mit dem Dauer-
kurzschlußstrom befassen. Bei diesem tritt nach dem Ab-
klingen der Extraströme praktisch Sinusform cin, was die
Anwendung der üblichen Rechenmethoden mit Effektivwer-
ten ermöglicht. Eine große Schwierigkeit bietet bei allen
rechnerischen Verfahren die Berücksichtigung der Form
der Magnetisierungskennlinie.
In nicht allzu ausgedehnten Netzen kann die Spannung
als konstant und gleich der Nennspannung des Kraftwerks
anzesehen werden. Man rechnet im allgemeinen damit, daß
die Rezler die Spannung auf den Betrag der Leerlaufspan-
nung E heraufzusetzen suchen und nimmt Eo um 40 %
höher an als die Betriebspinnung E. Unter derselben Be-
dinzunz kann meist der Ohmsche Widerstand gegenüber
dem induktiven vernachlässigt werden. Den gesamten bei
Klemmenkurzschluß auftretenden Spannungsabfall im Inne-
ren des Generators (einschließlich der Ankerrückwirkung)
denkt man sich durch die sog. Generatorimpedanz Ze her-
vorzerufen. Den angegebenen Formeln liegt Sternschal-
tung zugrunde; Umrechnungsformeln für Transformatoren
finden sich in den R.E.H.?
1 Anhang zu den Regeln für die Konstruktion, Prüfung und Verwen-
dung von W echselstrom-Hochspannungschaltgeräten (R.E.H.), ETZ 1929,
S. 242 u. 279. — Über die Begründung der im Anhang zu den R.E.H. ge-
gehenen Berechnungsweise werden in der ETZ anfangs nächsten Jahres
chter SE veröffentlicht. werden.
gl. ETZ 1929, S. 245
e SÉ 1929, S. 244 u. 245.
1. Der dreiphasige Kurzschluß.
Der beim dreiphasizen Kurzschluß auftretende Dauer-
kurzschlußstrom soll als weitaus wichtigster zunächst aus-
schließlich behandelt werden. Für Überschlagsrechnungen
wird vom VDE der Wert /4=3/„ vorgeschlagen, ein Be-
trag, der bei Berücksichtigung der VDE-Vorschriften
(R.E.M.) beim Bau großer Generatoren nicht überschrit-
ten werden könne. Das überstrichene Gebiet wird meist
mit Ta = 1,5... 3 In oder Ja = 1,4...2,8 /n angegeben.
Verfahren von BBC.
Jeder Berechnung von Kurzschlußstromstärken liegt
das Ohmsche Gesetz zugrunde; auf dessen einfachste
Form ist das Verfahren von BBC aufgebaut®. Die Ver-
fasser gehen von der normalen Generator-EMK aus und
schreiben
z
Ga
Ist der Generator über Widerstände kurzgeschlossen, so
treten weitere Reaktanzen im Nenner hinzu:
E
vy,
20,72
Verfahren von Panzerbieter.
Panzerbieter? geht einen Schritt weiter und entwickelt
ein Rechenverfahren, das sich von dem eben erwähnten nur
durch die Hinzufügung eines Faktors ce zur Spannung E
unterscheidet, der die ungünstige Wirkung der Schnellreg-
ler berücksichtigen soll. Je nach der Größe der Impedan-
zen zwischen Kraftwerk und Störungstelle soll der Wert c
zwischen 1 und 1,4 schwanken.
Verfahren R.E.H.
Der Entwurf zu den R.E.H.° erweitert den Nenner zur
vollständigen Reaktanz
eeng
Die Kommision gibt mit dieser Gleichung die vereinfachte
Form von Resultaten Biermannsscher Untersuchungen’. Im
allgemeinen bedeutet die Berücksichtigung des Ohmschen
Widerstandes bei normalem cos gegenüber der Unge-
nauigkeit der bisher angeführten Formeln eine unange-
brachte und kaum lohnende Verbesserung. Zur Über-
schlagsrechnung empfiehlt auch der VDE die Vernach-
lässigung der Ohmschen Widerstände:
14E
v3
Sot l
Im Anhang zu den R.E.H. finden sich Gleichungen,
die einen ähnlichen Aufbau aufweisen. Nur die Berech-
nung der Maschinenreaktanzen zeigt AME EERS
E
Iaz
lian
wl l a
Allen angeführten rechnerischen Verfahren liegt eine ge-
radlinize Ersatzcharakteristik (sog. Charakteristik der un-
gesättisten Maschine) zugrunde Die zuletzt angeführte
Formel gilt angeblich für eine Ersatzzerade durch den Ur-
sprunz und den Punkt normaler Betriebspannung bei
Leerlauferrezung, also für eine verhältnismäßig steil ver-
laufende Linie. Zu genauerer Ermittlung der Ströme kann
ein verbessernder Kurzschlußfaktor k hinzutreten, der
einer Tafel zu entnehmen ist; er gleicht die Unterschiede
der Werte von Jg aus. die durch die Einführung der für
die Rechnung unerläßlichen Ersatzgeraden im Gegensatz
zur Charakteristik entstehen. Die sich hierbei ergebenden
Näherungswerte sind sehr gut, die Lage der Ersatzgeraden
entspricht aber nicht der Gleichungsform.
BBC-Mitt. Baden Bd. 7, S. 31 u. 70.
Panzerbieter, Siemens-Z. Bd. 2, 8. 436 u. 592.
ETZ 1923, 8. 997.
Biermanns, ETZ 1919, S. 593, 612, 633, 648. Arch. El. Bd. 8,
ETZ 1929, 8. 280.
sch ED Om &
8. 278.
H
1762
Verfahren von Biermann.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49
6. Dezember 1929
gangene Fehler zwischen wahrer und errechneter Strom-
Biermann’ legt die Ersatzgerade durch den Punkt der - Stärke sehr klein. Die entsprechende Gleichung lautet
Leerlaufspannung und den Nullpunkt, was bei Anwendung
der Gleichungsform
ebenfalls unzulässig erscheint. Foerster (s. u.) zeigt
die analytisch zutreffende Lage der Ersatzgeraden.
Verfahren von Rüdenberg.
Unbestritten die genauesten Werte der Dauerkurz-
schluß-Stromstärken ergibt das zeichnerische Verfahren
von Rüdenberg‘®, weil dabei der Kennlinienverlauf volle
Berücksichtigung erfährt. In die Leerlaufcharakteristik
E =f (Ierr) wird vom Vollasterregungspunkt (vgl. Abb. 1)
aus rückwärts die Kurzschlußcharakteristik unter einem
Winkel a aufgetragen:
_ Eu
Bam],
Der Schnittpunkt beider Kennlinien ergibt den wirklichen
Arbeitspunkt des Systems. Bei Klemmenkurzschluß (œ L = 0)
erreicht der Strom seinen Höchstwert, die Spannung
einen Wert Eu, der dem Wert der Streuspannung Ex bei
Normalstrom im Potierschen Dreieck entspricht. Rüden-
berg hat an gleicher Stelle auch ein Verfahren für Vor-
belastung ausgearbeitet, welches die Scheidung des Ge-
samtstroms in Nutz- und Kurzschlußstrom bei jedem be-
liebigen Netzkurzschluß festzustellen gestattet. Durch eine
einfache rechnerische Verbesserung ist es möglich, auch
Ohmsche Widerstände zu berücksichtigen, d. h. mit diesem
Verfahren ist jede zeichnerisch mögliche Genauigkeit zu
erzielen. Für genauere Bestimmungen hat die Kommis-
sion für Hochspannungschaltgeräte!! dieses Verfahren
prinzipiell übernommen.
-= 0 S bzw. tga = - 7 — =
4 err
Abb. 1. Verfahren von Rüdenberg.
Verfahren von Foerster.
Das zeichnerische Verfahren von Rüdenberg gab Foer-
ster!? Anlaß zur Aufstellung und Begründung eines besse-
ren rechnerischen Näherungsverfahrens. In Entwicklung
des Verfahrens von Panzerbieter stellt er grundlegend fest,
daß die Ersatzcharakteristik (Ersatzgerade) nicht durch
den Nullpunkt, sondern durch den Klemmenkurzschlußpunkt
als unteren Punkt zu legen ist. Diese Behauptung wird
durch eine Nachrechnung bewiesen. Durch Verlegung des
oberen Punktes von E, nach kE, auf einer Parallelen
zur Ordinate E versucht Foerster eine noch engere An-
schmiegung der Ersatzgeraden an die Kennlinie. Diese
Verlegung begründet er mit dem Hinweis darauf, daß die
Charakteristik meist nur in dem Gebiet unterhalb des
Knies zur Ermittlung von Kurzschlußströmen gebraucht
werde. Der Abstand Kennlinie — Ersatzkennlinie ist bei
diesem letzten Näherungsverfahren am geringsten, der be-
° Biermanns, Überströme in Hochspannungsanlagen
Verlag Julius Springer, Benin 1926. p PAETE ARED: Be 200:
enberg, Kurzschlußströme beim Betrieb von G
werken. Verlag Julius Springer, Berlin 1925. 8 deele
IL Anhang zu den RER. ETZ 1929, 8. 279.
13 P Foerster, ETZ 1926, S. 1104.
Ich will versuchen, dem Leser die analytische Darstellung
dieser Gleichung durch eine elementare Beweisführung
noch deutlicher zu machen (vgl. Abb. 2).
Abb. 2. Lage der Ersatzkennlinie nach Foerster.
Die Verhältnisse bei Klemmenkurzschluß eines Gene-
rators sind durch die Gleichung
dargestellt. Sc bezeichnet man als „synchrone Reaktanz”
oder einfach (Generator-)Reaktanz (reine Rechengröße!),
H sei die Leerlaufspannung, Ia, der Klemmenkurzschluß-
v3
strom des betrachteten Generators. In A (Abb. 2) schnei-
den sich zwei Gerade G und H. Zwei einander par-
allele Gerade im Abstande Ja, und 1 vom Punkte A (senk-
recht zum Strahl von A) werden von G und H geschnitten;
die entstehenden Strecken zwischen G und H heißen
CD= m und EF = gg. Man erkennt die Proportion
Eo
v3 Zo
CR
Die Strecke 1 stellt eine Widerstandseinheit dar. Durch
Punkt D wird eine Parallele G’ zu G gelegt. Die Strecke ?
werde nun von B aus über A hinaus angetragen (End-
punkt K). Ein Lot auf BAK in K schneidet H in S, eine
Parallele zu BAK durch D in O und @ in S’. Die Strecke
SS’ stellt wiederum die synchrone Reaktanz Zg dar
eer der schraffierten Dreiecke). Bezeichnet man
ie Strecke BD mit Ka (für Vollast; Potiersches Dreieck!
entspricht der Streuspannung bei
schreibt
Es,
v3
u 2
SE FEB RT (2)
Normalstrom) und
so wird Ze im gleichen Maßstab wie Ze durch die Strecke
OS dargestellt (Zə sog. Streureaktanz). Bei Netzkurzschluß
treten außer Ze (bzw. Zs) noch weitere Widerstände auf.
Es liegt dann etwa die Gleichung
Fo
la = u. ;
Set 2%
7
5. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
1763
vor. Von S aus wird auf der Geraden durch SOS’ der
Widerstand z = SS, nach oben angetrasen. Die Gerade H
erhält die neue Lage H’ durch S, und D, hat also eine
Drehung um Punkt D ausgeführt und schneidet die Ge-
rade G im Punkte A’. Eine Parallele zu AB durch A’
schneidet CD in P Die Richtigkeit der analytischen Pro-
portion für Gl. (3)
kann in derselben Weise wie bei Gl. a) nachgewiesen
werden. Die Strecken z werden oft als Vielfache von 2s
betrachtet. Dementsprechend wird die Summe
Za +2=a2
vom Nullpunkte O des Systems (Spannung, Erregerstrom)
aus direkt angetragen.
VerfahrenvonRuschowy.
Eine fortlaufende graphische Bestimmung der Dauer-
kurzschlußstromstärken längs des ganzen Netzes ent-
wickelte Ruschowy!?. An Hand des einfachen Rüdenberg-
schen Diagramms zeigt er zunächst die Entstehung der sog.
Belastungskennlinien, die er durch Gerade ersetzt. Durch
deren Schnittpunkt mit sog. Abfallgeraden (entsprechend
den Hypotenusen der Kurzschlußdreiecke für Netzkurz-
schluß oder Generatorkurzschluß) erhält man die Höhe
der Kurzschlußströme an der Störungstelle und die dazu-
gehörige Kraftwerkspannung durch Horizontal- und Verti-
kal-Achsenabstände. Dieses Verfahren eignet sich beson-
ders zur graphischen Erfassung mehrfach gespeister Netze.
Einfluß der Netzform.
Biermanns und andere erwähnen die Ermittlung der
Kurzschlußstromstärken mittels eines sog. Netzmodells. ein
Verfahren, das namentlich für verzweigte und rechnerisch
schwer zu erfassende Netzsysteme angewandt wird. Die
in Frage kommenden Leitungen werden in entsprechen-
dem Maßstab nachgebildet und mit elektrischen Eigen-
schaften (œw L. R) versehen. Bei Anlegen geeigneter Span-
nung läßt sich die Stromstärke der Kurzschlußströme an
jeder beliebigen Stelle des Netzmodells messen. Der Be-
trieb des Modells kann bei Verwendung nur Ohmscher
Widerstände auch mit Gleichstrom erfolgen.
2. Der zweipolige Kurzschluß.
Neben dem dreipoligen kommt auch dem zweipoligen
Dauerkurzschlußstrom Bedeutung zu, während der ein-
polige nach den Ansichten der meisten Verfasser (Rüden-
berg, Ollendorff, VDE) normalerweise gänzlich zurücktritt.
Die Genauigkeit der zeichnerischen Ermittlung ist
auch hierbei allen rechnerischen Verfahren um vieles vor-
aus. Rüdenberg gibt den einfachsten Weg an, der auch
für die Aufstellung der Regeln maßgebend gewesen ist.
Der Betrag des Streuwiderstandes 2, im Diagramm ist zu
verdoppeln. Die nun steiler verlaufende Kurzschlußkenn-
linie schneidet die Leerlaufkennlinie an einem Punkte hö-
herer Spannung und — scheinbar — geringerer Strom-
stärke. Zur Bestimmung der wahren Größe von Jam ist
der Diagrammwert — aus Gründen der Anordnung der am
Kurzschluß beteiligten Wicklungen — mit V3 zu multi-
plizieren. Rüdenberg bemerkt nebenbei, daß der zweipolige
Kurzschlußstrom im Mittel das 1,5fache des dreipoligen
beträgt, die R.E.H.'* geben das Verhältnis beider Strom-
stärken zu 1,3 an. Der Anhang zu den R.E.H.'® gibt außer-
dem noch Gleichungen zur rechnerischen Ermittlung zwei-
poliger Dauerkurzschlußströme. (Genau wie beim drei-
poligen Kurzschluß dient eine Formel
Ia E
lanı=(77) Se +2az,
(für die ungesättigte Maschine) zur angenäherten Berech-
nung, deren Ergebnis durch Hinzunahme des Faktors k
nachträglich verbessert werden kann.
3. Rechenbeispiele.
Aus naheliegenden Gründen ist mir die Durchführung
einer weitergehenden Rechnung hier unmöglich. Ich
wählte drei der einfachsten Fälle (Abb. 3), um die Ge-
nauigkeit der angeführten Verfahren daran nachzuprüfen:
Fall a) Sammelschienenkurzschluß,
Fall b) einseitig gespeister Netzkurzschluß,
Fall c) doppelseitig gespeister Netzkurzschluß.
Die Speisung versieht eine kleine Kraftstation von
N = 30000 kVA Leistung. Zwei gleiche Generatoren ar-
2 Ruschowy, Siemens-Z. Bd. 7, S. 530 u. 595.
H Wie Fußnote 6
3 Wie Fuönote 1.
beiten über Transformatoren auf Sammelschienen. Die
Transformatoren spannen von 6000 V auf 50 000 V um. Die
Streuung der Maschinen beträgt ge = 24 %.
Allgemein wird für Berechnungen von Leitungsnetzen
zur Vereinfachung ein einheitlicher Leistungsfaktor an-
genommen. Für den vor-
liegenden Fall ist sein
Betrag nahezu cos ọ = 0;
die Berechnung erfolgt
also nur für Blind-
ströme, wofür auch die
zeichnerischen Verfah-
ren exakt gelten. Ad-
ditionen und Subtrak-
tionen der Blindgrößen
erfolgen rein algebra-
isch. Für praktische
Rechnungen wird die
Kä der Spannung meist
mit der Reaktanz im
c) Nenner vereinigt. Die
in jeder Rechnung wie-
derkehrenden Wider-
standsgrößen seien vor-
ausgeschickt. Nach der
Angabe von Panzerbie-
ter beträgt der induk-
tive Widerstand z sym-
metrischer Drehstrom-
Freileitungen im Mittel
z = 0,4 Q/km. Dann erhält man für Einfachleitungen von
der Länge
a)
Abb. 3. Drei Kurzschlußfälle.
l= 30km zy3=208Q
l= 130 km z2V3Z-RON.
Die Widerstände der angeschlossenen Transformatoren er-
halten bei einer Kurzschlußspannung von er = 4,5 %
(entspr. einer Oberspannung von 50kV) folgende Werte:
— ep ERYV3
Zr y3 = 100 N .1000 =13Q.
In Anlehnung an eine Angabe des R.E.H.-Anhanges’® ist
für die aufgestellten Maschinen das Verhältnis /k/In = 0,7
(Turbogeneratoren) eingehalten worden. Für die Maschi-
nen wurde weiterhin der Wert m; = Id/In = 1,8 zugrunde
gelegt (R.E.M.). Sämtliche Rechengrößen wurden auf die
Spannung von 50kV bezogen. Alle Untersuchungen wur-
den für den ungünstigsten Fall (Vollasterregung) durch-
geführt. Allen Diagrammen liegt die Normalcharakte-
ristik des VDE!® zugrunde.
Verfahren von BBC.
Turbogenerator:
Am ni __ A `
ma N . 1000 1,8 . 15 000 . 1000
Turbogenerator und Transformator in Reihe:
zg V3 +2rV3 = 160 +13 = 1733 Q.
50 000
= 160 Q.
Fall a) la; = ld = 75 7 289 A
Id, = Id + la = 578 A
Fall b) Ja = E — 466 A
1°. 4208
Ir = 50 000
d
CES NA
Ja = Id’ + la” = 448 A.
Verfahren von Panzerbieter.
= __ eE?:vV3 _14.50000°.V3 _
zg V3 = mg N .1000 — 1,8.15 000. 1000 =.
zg V3 + Zr V3 = 237 Q.
Fall a) a = la“ = — 997 = 295 A
la, = 590 A
Fallb) Jea N
1 208
16 ETZ 1929, 8. 243.
1764 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 5. Dezember 1929
1,4. 50 000
Fall c) la = 237 + 208 = 271 A
„_ 14.50000 _
lal = 237} 90 ~ 214 A
Ja = 485 A.
e
Verfahren von Foerster.
Zg V3 = X24 Q; ZG y3 + Zr V3 = 237 Q, vel. Panzerbicter.
k = 1,6 (Vollasterregung)
k Eg = 1,6 . 1,4 . 50 000 = 112 000 V
k z V3 = 1,6 . 237 = 380 Q.
Fala) aisle a — 295 A
la, = 590 A
Fallb) Ja SE — 532 A
330 1 908
Se d
Fall c) la = 380 + 208 = 280 A
„_ 112000 oag.
la“ = 380 Loi = 238 A
Ja = 518 A.
yr
12
10
08
u
,
Kl , ,
O 029% 06 08 7 75 20 25
— >)
Abb. A Verfahren von Rüdenberg, Fall b».
3A
0 02 7 0608 7 15 2 25
A A
ss yY
Abb. 5 Verfahren ven Rüdenberg, Fall ©.
Verfahren von Rüdenberge (Abb.4 u. 5).
Normalstrom Ja von Generator und Transformator:
7
Be 1000 A = __ 1000.15 000 13 A.
v3 E v3.50 000
Hilfsgrößen für das Diagramm:
Fall a) FEN
° | F 5.50.00
LE m Ben
Fall b) 23,V3= L a = 17,3 Q
Ze V3 +eV3 =173 +208 = 38,1, = 22.173 Q
a=22
1,4 . 50 000
la, = —— gg = 590 A
as
In =2.173 = 346 A
Id Aen Tk o Jda _ 110 _
In = 1,70, p Oe E E 0,70 — 2,43,
GEN E BEER
Ir Ie 0,7 = 1,43
In
Falle) „ya "E = 924.5000 _ ggg
In 173
Zs V3 + z V3 = 69,3 + 20,8 = 90,1 = 1,30 .69,3 Q
a’ =18
Zs V3 +z V3 = 69,3 + 90 = 159,3 - 2,30.693 Q
a=23
Ia, > A
In =13 A
In _ x Ik Ja In
7,710, —=01,, TA, 7, =148.
Wegen der vollständigen Übereinstimmung von Gene-
ratoren und Transformatoren können die Teilstromstärken
I’ und I” aus einem Diagramm ermittelt werden.
Verfahren REH,
el — = (18-09) un =19
Jr In V3 173 V3
In za V3 =344Q
0,24 . 50 0C0 E
e, ID e A0 2zV3=-630Q
7 173.y3 dé S
2a v3 + Za y3 = 413,3 Q
v=108+ [e EN P 2 Wi F (cos g)
Ja
— 1,08 + (4,45 . 0,24 + 1,43 — 0,43) . 1 = 3,15.
Damit ist nahezu JS - 2o.
Fah a) la; = la” = (7 2)
Za kä as
an, 50000 ann.
=315 EE
la = 763 A
Fall b) Ja= 3,15 am EI A
AS”. 4208
| 8 5000 `
SEN EE
50 000
Ze E 4
l =315 -3p A
Ia = 675 A.
Zahlentafel 1. Vergleich der Ergebnisse.
Fall a) | Fall b) | Fall c)
Verfahren E SEN EE E ——-
3 Werte Ig in Amp.
Rüdenberg.... . . . a ous | 55,
REH. ........ 295 | am | 281 241
Foerster . 2 2 2 2 2 2. 295 l 532 280 l is
Panzerbieter . .o 2... 295 502 i 271 214
a, Aa e ee 295 475 283 194
Zahlentafel 1 gestattet einen Vergleich zwischen dem
genauen zeichnerischen Ergebnis und den rechnerischen
Näherungsverfahren. Die Werte nach BBC und R.E.H.
sind dureh Multiplikation mit dem Verhältnis der Klem-
menkurzschlußströme!" vergleichsfähig gemacht worden
I I
1 (- je (- eqs "H ‚da Ik, en Ik;
5. Dezember 1929
(Reduktion auf den gemeinsamen Klemmenkurzschluß-
strom Ja). Sinnfälliger als jede Zusammenstellung führt
die graphische Darstellung (Abb.6 u. 7) vor Augen, was
von den einzelnen Rechenverfahren an Genauigkeit ver-
langt werden kann.
Die besten Näherungswerte gibt das Verfahren des
VDE; in kurzem Abstand folgt das Verfahren von Foer-
ster, dessen Genauigkeit übrigens durch Variation des
Abb. 6. Vergleich der Ergebnisse, Fall b).
Faktors k für jeden Einzelfall beliebig gesteigert werden
kann. Der große Vorteil der beiden Verfahren R.E.H. und
Foerster besteht darin, daß die Genauigkeit (wegen des
zweiten Schnittes von Kennlinie und Ersatzkennlinie im
Nutzbereich) mit steigenden Netzreaktanzen rasch wieder
zunimmt. Als besonderer Vorteil des Rechenverfahrens
R.E.H. erweist sich der Umstand, daß die Werte sehr
leicht auf andere Erregungsverhältnisse wumzurechnen
sind. Durch Auftragen der Fehlerwerte (absolut oder
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49
1765
prozentual) über der numerischen Kurzschlußentfernung a
kann man ein weiteres Bild von der Genauigkeit der Ver-
fahren erhalten.
Die Größe kapazitiver Stromstärken kann in genau
der gleichen Weise wie die der induktiven bestimmt wer-
den. Durch nachträgliche geometrische Addition der ka-
pazitiven und Ohmschen Widerstände erfolgt die Korrek-
tur der Stromstärken®®.
VI
0 020% 06.08 1
—
Abb. 7. Vergleich der Ergebnisse, Fall c).
Bei Kabelbetrieb ist insbesondere darauf zu achten,
daß die Kapazität der Leitungen niemals die Größen-
ordnung der Induktivität der angeschlossenen Maschinen
und Apparate erreichen kann, da sonst Resonanz auftritt.”
Durch Einbau oder Zuschalten von Drosselspulen o ä.
hat man die Möglichkeit, sich weit genug vom Resonanz-
gebiet entfernt zu halten.
18 Rüdenberg, wie Fußnote 10; ferner: Kapazität bei 220 kV-Frei-
leitungen, ETZ 1929, 8. 970.
Die Verwendung der SA-Telephontechnik für die Steuerung von Elektropostanlagen.
Von C. Beckmann, Berlin-Zehlendorf.
Übersicht. Die Wirkungsweise der Elektropost für
Aktenbeförderung wird beschrieben. Die Schaltung der in
großen Anlagen zur Anwendung kommenden elektrischen
Steuerung der Elektropostwagen mit Hilfe von Teilen der
GE wird eingehend an Hand des Stromlaufes er-
äutert.
Die mechanische Aktenförderung findet in neuzeit-
lichen Bürogebäuden immer mehr Eingang, weil sich ge-
zeigt hat, daß durch die selbsttätige Förderung nicht allein
Botenlöhne erspart werden, sondern auch Ersparnisse an
Beamtenzeit stattfinden, indem ihnen die Schriftstücke
durch die mechanische Förderung fließend zugeführt wer-
den. Die Beamten bleiben bei ihrer Arbeit an ihren Plätzen
und haben keine Veranlassung, Schriftstücke ihren Kol-
legen etwa persönlich zu überbringen.
Die Elektropost ist eine Elektrohanzebahn, die in
Wechselwirkung mit elektrisch betriebenen Aufzürzen
steht. Ihre Wirkunzsweise ist in Abb. 1 dargestellt. Die
Wagen der Elektrohängebahn haben einen Behälter für die
zu transportierenden Akten. Die Aufzüge sind mit je
einem gleichartigen Sende- und Empfangsfach auszerüstet.
In der obersten Stellung der Aufzüge befindet sich das
Sendefach oberhalb, das Empfangsfach unterhalb des
Wagenbehälterss.. Der Wagen und das Empfangsfach des
Aufzuges sind mit Rechen versehen, die während der Vor-
beifahrt des Wagens den Inhalt aus den Fächern heraus-
streifen und in das in diesem Augenblick darunter befind-
liche Fach gleiten lassen. Um mehrere Aufzüge oder Sta-
tionen mit einem Wagen zu bedienen, rüstet man den
Wagen mit so viel Fächern aus als Stationen vorhanden
sind (Abb. 2).
Infolge der Größe der Wagen bei Verwendung vieler
Fächer stellen sich aber schon bei 5...6 Stationen Schwie-
riekeiten in der Ausführung ein, weil die Anlagen wegen
zu großer Dimensionen ‚nicht mehr in den Büroräumlich-
keiten untergebracht werden können. Die Mix & Genest AG.
zur
Station
Abh. 1.
Wirkungsw eise der Elektropost.
1766
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
5. Dezember 1928
verwendet daher ein ihr patentiertes Verfahren, bei dem
jeder Wagen wie in Abb. 1 nur ein Aufnahmefach ent-
hält und die Förderung der Akten nach der gewünschten
Station mit Hilfe einer elektrischen Steuerung erfolgi, die
nachstehend näher erläutert wird. Bei diesem System be-
steht die Möglichkeit, beliebig viele Stationen eines Büro-
gebäudes durch eine einzige Elektrohängebahn zu ver-
binden und zu bedienen. Abb. 3 zeigt die Anordnung einer
solchen größeren Anlage, bei der die Stationen sich in ver-
schiedenen Stockwerken befinden. Es sind dem Bedarf
entsprechend eine Anzahl Wagen vorgesehen, die unterein-
ander durch eine Blockschaltung bekannter Art in rich-
tiger Entfernung gehalten werden. Die Steuerung der
Sendungen erfolgt durch Wählscheiben genau so wie bei
der automatischen Telephonie nach dem SA-System. Abb. 4
zeigt eine Station mit Nummernwähler. Das Empfangs-
fach der Station wird in der untersten Stellung des Auf-
zuges schräg gestellt, so daß die mitgeführten Akten her-
D S
Abb. 2. Elektropostwagen
älterer Bauart mit zehn
Fächern für Anlagen ohne
Steuerung.
ausgleiten können. Durch zweimalige Betätigung der
Nummernscheibe werden zwei am Aufzug befindliche
Drehwähler eingestellt, die die vorgenommene Wählung
für den nächsten leeren Wagen bereithalten. Sobald ein
leerer Wagen — ein besetzter Wagen fährt vorüber, ohne
irgend etwas zu betätigen — sich einer Station nähert,
laufen die beiden Drehwähler ab und übertragen die ein-
gestellte Nummer auf zwei im Wagen befindliche Dreh-
wähler. Der Aufzug ist inzwischen bis in die Fahrbahn
gestiegen und der Wagen nimmt die Sendung entgegen.
Er ist jetzt für die gewünschte Station eingestellt und be-
tätigt den Aufzug derselben, sobald er sich genügend ge-
nähert hat. Bei der Vorbeifahrt gibt der Wagen die Sen-
dung ab, gleichzeitig werden die Wähler auf 0 gestellt, so
daß der Wagen wieder für eine neue Sendung bereit ist.
Wenn mehrere Stationen das gleiche Ziel eingestellt haben,
so sammelt der Wagen von diesen Stationen ein, auch
wenn er bereits beladen ist. Die Einsammlung erfolgt aber
nur so lange, bis der Wagen bis zu einer Höchstgrenze
vollzeladen ist. Ist diese überschritten, so nimmt er keine
weiteren ‘Sendungen auf. Für die Betätigung der Schal-
tung während der Vorbeifahrt der Wagen an den Stationen
sind Schleif- und Unterbrecherkontakte vorgesehen. Das
Prinzip dieser Schaltung ist in der Abb. 5 dargestellt,
au der auch die Innenschaltung des Wagens ersicht-
‚lieh ist.
Die einzelnen Vorgänge bei der Wählung und die Ein-
und Abstellung der Apparate sind nachstehend erläutert.
Alle in dem Schaltsatz der Station angebrachten Schalt-
werke, Relais, Widerstände usw. finden sich unterhalb der
ale $
f E:
beet
strichpunktierten Linie. Oberhalb der Linie befinden sich
diejenigen Schaltorgane, die an dem Gleis der Elektropost
an jeder Station befestigt sind. Soll eine Sendung abge-
schickt werden, z. B. nach Station 23, so ist die Nummern-
scheibe zunächst auf die Ziffer 2 einzustellen. Infolge-
dessen fließt ein Strom von Minus über Relais R,, Kontakt
Ni, ns der Nummernscheibe zur Erde v, zieht an und
schließt die Kontakte via und danach op, Hierauf wird
nunmehr Relais A,, von Minus über Kontakt via und n,,
n, geschlossen. Beim Rücklauf der Nummernscheibe
werden durch n, und n, zwei Unterbrechungen her-
gestellt, die bewirken, daß der Wähler DA zwei Strom-
stöße erhält. Sie fließen von minus über die Wählerwick-
lung DA, W, — Kontakt r,, tib, a, zur Erde. Der
A-Wöähler hat also zwei Schritte gemacht und die Kontakt-
arme auf Nr. 2 eingestellt. Nach Ablauf kommt die Num-
mernscheibe zur Ruhe und die Kontakte ga, fa, Ns wer-
den geschlossen, nı, na und n, werden unterbrochen.
— eg e alle sees, mm a:
II EH NL
bame
-
E
l mn med
(une Ze /
,
Abb. 3. Elektropostanlage für ein Verwaltungsgebäude.
Durch Schließung von Kontakt ns, und ną sowie na bei
der Nummernscheibe fließt ein Strom von Minus über R,
in den 3. Kontaktkranz des A-Wählers und die Kontakte
Ns, Na, Ns zur Erde Das Relais R, zieht an, betätigt
die mit R, bezeichneten Kontakte und hält sich selbst
über Minus, 1. Wicklung von A,, 3. Kranz des A-Wählers,
2 Wicklung R, und Kontakt r, nach Erde.
Die Nummernscheibe wird das zweite Mal, u. zw.
auf Nr. 3 gedreht. Die Relais V, und A, werden wieder
betätigt. Beim Rücklauf der Nummernscheibe fließen drei
Stromstöße, da jetzt A, dreimal abfällt, von Minus über
DB, W, über r,, vib, zur Erde Der B-Wähler
stellt infolgedessen seinen "Schalthebel auf Nr. 3. Ist die
Nummernscheibe in der Endstellung angekommen, so trennt
sie ni, na und n, und schließt ng, n, und ns. Infolge-
dessen fließt von Minus der Strom über den Haltemagneten
HM, durch den die Nummernscheibe gesperrt wird, über
den 3. Kontaktkranz des B-Wählers und ns, Nna, fa der
Nummernscheibe nach Erde. Weitere Wählungen können
vorläufig nicht erfolgen.
n der Nähe der Laufschiene sind die Kontakte I, II,
III und IV angebracht. Je 10 Kontakte sind bei Z A und
B angebracht, die mit den korrespondierenden Kontakten
der A- und B-Wähler der Station in Verbindung stehen.
Außerdem sind noch zwei besondere Kontakte Ar und Bi
vorhanden. Von diesen Kontakten sind infolge der Wäh-
lung bei A Kontakte Nr. 2, bei B Kontakte Nr. 3 vor-
bereitet. Ein vorbeifahrender Wagen berührt mit seinen
korrespondierenden Kontaktbürsten A und B die entspre-
chenden Kontakte A und B der Stationen. Der Abstand
| 5, Dezember 1929
` der beiden Kontaktreihen ist bei dem Wagen und bei der
" Station gleich. Jeder leere Wagen besitzt eine Schaltung,
` durch die er bei der Station die Kontakte Ar und B; über-
brückt. Zu diesem Zwecke sind am Wagen Kontaktbürsten
“ A und Be vorgesehen, die in der Nullstelung des B-
` Wëhlers durch den 2. Kontaktarm überbrückt werden. In-
' folgedessen wird jeder Wagen, der noch keine Wählung
' besitzt, bei der Station die ! Kontakte überbrücken und
: dadurch das Relais R über minus, Wicklung von Ra,
den 2. Kontaktkranz des A-Wählers über Ar durch den
' Wagen nach Pr, den 2. Kranz des B-Wählers nach Plus
betätigt. R, schließt die Kontakte r, und hält sich selbst
e,
Abb. 4. Elektropost-Station mit Nummernwähler.
von Minus über seine Wieklung, den Kontakt rą und
den Endschalter ES. Der zweite r,-Kontakt betätigt das
Aufzug wendeschiütz AW. Der Aufzug steigt nach oben
und stellt sich in die Fahrbahn des Wagens. Ist da-
gegen bei dieser Station nicht gewählt, so ist auch der
Sstromweg über Ar und Bı nicht vorbereitet und der Auf-
zug kann nicht aufsteigen. Kommt aber ein Wagen, dessen
Wähler auf 23 bereits eingestellt sind, so ist zwar die
3rücke zwischen den Kontaktbürsten Ar und Bı im
Waseenwähler unterbrochen, aber er hat dafür an den Bür-
ten A,» und B, eine Brücke und bringt den Aufzug in
ler gleichen Weise zum Aufsteigen, indem er einen Strom
schließt von Minus über Wicklung Ra, den ersten Arm
les A-Wählers, Leitung 2, nach I, Kontakt A, im Wagen
on Kontaktbürste A, nach dem 1. Kranz des A-Wählers
‚.eitung 2, nach Age über den Zuladekontakt ZL nach
?f, von Bf über den ersten Arm des B-Wählers nach Bas,
;ürste B, zum Kontakt IB, der Station, von hier durch
‚eitung B, nach dem ersten Arm des B-Wählers zur
"re. Wenn der Wagen jedoch soweit beladen ist, daß
er Zuladeschütz-Kontakt ZL unterbrochen wird, so kann
r den Aufzug nicht betätigen. Die Zuladung findet also
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
1767
nur so lange statt, als der Zuladeschütz-Kontakt ZL ge-
schlossen ist, d. h. solange das Fach des Wagens noch Platz
zur Aufnahme einer neuen Sendung hat.
Bei seiner Weiterfahrt hat der Wagen die Sendung
abgestreift und passiert nun die Kontaktschienenreihe I/II
und IV. Die Kontaktreihe I/II hat den Zweck, die beiden
Wagenwähler durch Kontaktgebung auf Null einzustellen.
Dies geschieht von Minus über die Unterbrecherkon-
takte o (III), die Kontaktbürsten A,, einen Widerstand,
den in der Arbeitstellung des Wählers geschlossenen
Wellenkontakt des Wählers DA, Leitung Am, Bürsten Am,
zur Schiene m, die über r, an Erde liegt. Die Rück-
stellung des Wählers B auf dem Wagen er-
folgt in der gleichen Weise über die Kon-
takte III, Bürste Bə den Wellenarbeitskon-
takt, den Drehmagnet DB und die Bürsten
Bm. Die Wähler laufen demnach während
des Passierens der Unterbrecherkontakte
III o in ihre Nullstellung zurück.
Bei der Weiterfahrt passiert der Wagen
die beiden parallelliegenden Kontaktreihen
pIV und q IV. Durch sie wird die Einstel-
lung der Stationswähler auf die Wagen-
wähler übertragen. Dies geschieht dadurch,
daß die Wähler mit den Wählern der Sta-
tionen in Reihe geschaltet werden und auf
der Kontaktschiene Unterbrechungen her-
vorrufen, die einerseits die Einstellung der
Wagenwähler und anderseits die Abstal-
lung der Stationswähler bewirken. Der
Stromweg für die A-Wähler ist der folgende:
Von Minus über DA, über einen Wellen-
arbeitskontakt nach der Schiene p und der
Kontaktbürste Ap am Wagen, von Ap über
den Drehmagneten DA des A-Wählers nach
Am, von Am über die M-Schiene zur Erde.
Da der A-Wähler der Station auf zwei
Schritte eingestellt war, macht er jetzt
10 Schritte vorwärts bis zu seiner Null-
stellung, d.h. bis der Wellenarbeitskontakt
unterbrochen wird. Der Wagenwähler hat
gleichfalls 10 Schritte gemacht, da aber bei
ihm die Reihenfolge der angeschlossenen
Kontakte umgekehrt ist, so steht sein
Wählarm jetzt auf Kontakt Nr.2. Bei dem
B-Wähler erfolgt die Einstellung in der
gleichen Weise über die q-Kontaktschiene.
Der Strom fließt von Minus über DB, den
Wellenkontakt des Wählers B zum Kontakt
ra. Kontaktschiene q, Kontaktbürste Bq des
Wagens zum Drehmagneten des B-Wählers
nach Kontaktbürste Bm über die Schiene m,
den Kontakt r, nach Plus. Der B-Wähler der
Station macht neun Schritte vorwärts, bis er
die Nullstellung erreicht hat, der B-Wähler
des Wagens macht gleichfalls neun Schritte
und stellt sich demnach auf Kontakt Nr. 3
ein. Die Wähler des Wagens sind daher so
eingestellt, daß sie die Kontaktbürsten As»
und B, über den Zuladekontakt ZL mitein-
ander verbinden. Bei der Weiterfahrt be-
tätigt der Wagen den Endschalter ES, in-
folgedessen wird der Strom von R, unter-
brochen, das Aufzugswendeschütz AW fällt
ab, der Aufzug kehrt in die Ruhelage zurück
und ist für eine neue Sendung frei.
Der Wagen fährt nun mit der übernommenen Sendung
weiter und passiert alle Stationen, deren Nummer nicht
der von seinen Wählern eingenommenen Stellung entspricht.
Sobald er die Station 23 erreicht, passiert er zunächst die
Kontakte IAB und erreicht dann die beiden Kon-
takte II AB, d. h. die Charakteristik der Station 23. Jetzt
entsteht ein Stromstoß von Minus über R,, Kontakt II A,,
Kontaktbürste A, am Wagen, Age, Zuladekontakt ZŁ
nach Bf zum Kontakt B, am ersten Kranz des B-Wählers
zur Kontaktbürste B, nach dem Kontakt II B, zur Erde.
Wenn der Zuladekontakt ZL des Wagens unterbrochen
ist, dann fließt der Strom von Age über Am zur Bürste
Am, über die Schiene /Im bei der Station nach der Kon-
taktbürste Bm, von Bm über Bf nach B,. Das Relais R,
zieht an und betätigt dadurch das Relais Rə. Das Emp-
fangschütz E betätigt einen am Aufzugskorb befindlichen
Rechen, der die im Wagenfach befindlichen Gegenstände
in das Empfangsfach des Aufzuges abstreift. Durch das
Relais A, wird, wie bereits oben beschrieben, der Aufzuz
in Bewegung gesetzt, der Wagen passiert ihn bei seiner
Weiterfahrt, ladet, da das Empfangschütz E angezogen
ist, die Sendung ab und nimmt evtl. eine neue Sendung
1768 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 5. Dezember 1929
mit, falls die Station eingestellt war. Bei der weiteren
Fahrt erfolgt die Rückstellung der Wagenwähler wie oben
beschrieben an den Schienen I/II und die neue Einstellung
an der Schiene IV, vorausgesetzt daß die Nummernscheibe
vorher betätigt war. Hat der die Station Bedienende sich
bei der Zählung geirrt, so kann er durch Aufdrücken auf
Ma tion
Wäi
AWöthler
Pr
die Rückstelltaste RS, die Wähler in die Nullstellung zu-
rücklaufen lassen.
Für die Dauer der Durchfahrt des Wagens durch einen
hochgezogenen Aufzug sind noch zwei weitere Funktionen
notwendig. Erstens muß der Fühlhebel hochgezogen wer-
den, der den Zweck hat, zu verhüten, daß der Wagen über-
laden wird. Zweitens muß eine auf der Rückseite des
Wagenkastens befindliche Klappe geöffnet werden, die
verhindert, daß die Sendungen während der Fahrt heraus-
fallen. Zu diesem Zweck sind auf dem Wagen zwei Ma-
gnete für Fühlhebel und Wagenklappe vorgesehen, deren
Leitungen einerseits mit Minus, anderseits mit der
Abb. 5. Stromlauf der Steu-
rung einer Elektropostanlage
mit Nummernscheibe und
Wählern.
zum ÄAufku ıgswendeschlz
Bürste n verbunden sind. Die Bürste n ‚gleitet während
der Durchfahrt durch den Aufzug auf der Schiene n, die
über einen Kontakt des Aufzugswendeschützes mit Erde
verbunden ist. Hiernach erfolgt die Betätigung der beiden
Magnete nur dann, wenn der Aufzug sich in der oberen
Lage befindet.
Das amerikanische Wechselstrom-Floating-Signalsystem.
(Ein ganzselbsttätiges Ladesystem für Batterien.)
Von Dipl.-Ing. Fritz Schaper, Hannover.
Übersicht. Der Grundgedanke des Floatingsystems
— Stromversorgung für Signalzwecke durch kleine mit dem
Wechselstromnetz in einer Art Pufferschaltung arbeitende
Batterien — wird erläutert und sein Aufbau kurz beschrieben.
Dann folgt die Besprechung der einzelnen Aufbauteile: Speise-
einrichtungen, Transformatoren, Gleichrichter und Batterien.
Zum Schluß ist eine kurze Wertung des Floatingsystems ge-
geben.
Bei der großen Ausbreitung, die der Wechselstrom in `°.
den letzten Jahren erfahren hat, ist es für die Eisenbahn -
besonders auf langen Strecken von größter Bedeutung,
sich dieses Betriebsmittel für Signal-, Weichen- und Kon-
trollkreise in zweckmäßigster Form zunutze zu machen.
Da für diese Anlagen eine möglichst hohe Betriebsicher-
heit erforderlich ist, kommt reiner Wechselstrom kaum in
Frage, denn bei der geringsten Störung an den Zuleitun-
gen oder im Kraftwerk wären die Signalanlagen und da-
mit der gesamte Verkehr lahmgelegt. Durch Schnee und
Rauhreif kann die Belastung der Signal- und Weichen-
motoren erheblich vergrößert werden, so daß die nur wenig
überlastbaren Wechselstrommotoren nicht mehr ausreichen
würden. Relais sind für Wechselstrom bedeutend kom-
plizierter, da ihre Kerne aus Blechen hergestellt werden
müssen und die Anker besonders schwer auszuführen
Sn um durch das Gewicht die nötige Trägheit zu er-
alten.
Bei Gleichstrom lassen sich die aufgeführten Nach-
teile ziemlich vermeiden. Die Betriebsicherheit wächst
durch Aufspeicherung in Akkumulatorenbatterien ganz er-
heblich. Gleichstrommotoren sind bis über das Doppelte
ihres Nenndrehmomentes überlastbar und die Relais be-
deutend einfacher und billiger. Sofern aber die Anwen-
dung von Gleichstrom mit der Anlage besonderer Kraft-
werke oder großer Umformerstationen verbunden ist und
auf langen Strecken sehr hohe Leitungsunkosten auftre-
ten, erscheint seine Verwendung höchst unwirtschaftlich.
Wechselstrom hat in dieser Beziehung ganz wesentliche
Vorteile aufzuweisen.
Die Vorzüge beider Stromarten unter weitgehender
Vermeidung ihrer Nachteile finden wir in dem amerikani-
schen Floating-Signalsystem vereinigt, das bei einfachster
Bauart weitgehenden Anforderungen an Betriebsicherheit,
Billigkeit und Anpassungsfähigkeit entspricht. Vor der
eingehenden Behandlung der einzelnen Teile des Floatin:-
systems sei eine Erklärung des dem System zugrunde
liegenden Floatingprinzips und eine kurze Beschreibun:
des Gesamtaufbaues gegeben. Die
- Bezeichnung „floating* (schwim-
Wechselstrom Upeiseel mend, schwebend) ergibt sich aus
der Arbeitsweise der Batterie. Da:
Wesen der Floatingbatterie besteht‘
darin, daß sie bei beliebiger Strom-
entnahme gleichzeitig durch einen
ununterbrochenen, gleichmäßigen.
Transf. meistens geringen Ladestrom im
geladenen Zustand schwebend
(floating) erhalten wird. Sie ist
also, wie die Schaltung Abb.1 er-
Widerst. 3
Rootingbofterie
IN
Gleichstrom Signalkreis
FGGG
Abb. 1. Wechselstrom- Abb. 2. Doppelwellenausnutzung.
Floatingschaltung.
kennen läßt, parallel zu dem verbrauchenden Signalkrei=
ohne Unterbrechungsmöglichkeit an die Ladeeinrichtunz
angeschlossen.
An Hand dieses Grundgedankens läßt sich nun leicht
das Schaltbild einer Floatinganlage, die z.B. als Kraft-
quelle für eine selbständige Signalanlage dienen soll, ent-
A da
5. Dezember 1929
werfen. Der Verbrauchstrom wird einer Wechselstrom-
speiseleitung entnommen und dem Transformator zugeführt,
der die Netzspannung auf die Apparatspannung übersetzt.
Der in der Sekundärwicklung des Transformators er-
zeugte Wechselstrom wird durch einen Kleingleichrichter
in pulsierenden Gleichstrom umgewandelt. Dieser Gleich-
strom dient dazu, die Floatingbatterie dauernd geladen
zu erhalten und mit ihr zusammen die hohen, aber nur
kurzzeitigen Stromstöße für die Signalstellung usw. zu
liefern. Die Floatingschaltung ist eine Art Pufferschal-
tung, bei der der gesamte Energieverbrauch gering ist, sich
aber aus verhältnismäßig sehr hohen. kurzzeitigen Strom-
stößen in weiten Abständen zusammensetzt. Der Speise- |
strom, der durch den Widerstand genau auf den zeitlichen
Durchschnittswert des Verbrauchs eingestellt ist, wird also
auf wenige Prozente der Stromstoßhöhe im Signalkreis
beschränkt. Der Wegfall jeglicher Bedienung, der gute
Wirkungsgrad und die hohe Betriebsicherheit, wie sie durch
die Batterie in der Floatingschaltung erreicht werden,
machen das System besonders geeignet als Stromquelle für
selbsttätige Anlagen.
; Nachdem im vorhergehenden die einzelnen Aufbauteile
des Floatingsystems und dessen Arbeitsweise in großen
Umrissen erfaßt worden sind, sollen im folgenden, von der
Kraftauelle fortschreitend bis zum Verbrauchskreis, die
Einzelheiten genauer beleuchtet werden. Es ergibt sich da
zunächst die Frage: Was für eine Kraftquelle hat man für
das Floatingsystem zu wählen? Zwei Möglichkeiten
bieten sich:
1. ein in dem zu versorgenden Gebiet zentral gelegenes
eigenes Kraft- oder Umspannwerk,
2. die Verwendung des für die Bahnhofsbeleuchtung so-
wieso vorhandenen Lichtnetzes als Kraftquelle.
Es leuchtet hier ohne weiteres ein, daß die unter 2.
genannte Anordnung ganz hervorragende wirtschaftliche
Vorteile aufzuweisen hat; denn die hohen Unkosten für
das zentrale Werk fallen vollkommen aus und die Lei-
tungsunkosten lassen sich für Fall 2. auf ein Minimum re-
duzieren. Die Leitungslänge ist ja erheblich vermindert, da
die Signale meistens nahe bei dem Bahnhof liegen, und der
Leitungsquerschnitt kann geringer gewählt werden, da
man den Spannungsabfall, der bei zentraler Versorgung
sehr groß werden kann. nicht mehr zu berücksichtigen
hat. Eine wesentliche Erleichterung läßt sich im Fall 2.
noch erreichen, wenn man den Transformator des Floa-
tingsystems in das Bahnhofsgebäude verlegt, um die Zu-
leitungen, die ja dann nur sehr geringe Spannungen füh-
ren, mit auf den Bahntelegraphenstangen verlegen zu
können. Für sehr lange Strecken bietet das Floating-
system ganz besondere Vorteile, da man die erforderliche
Energie zunächst auf Hochspannungsleitungen zuführen
kann und sie dann von einzelnen Punkten aus über Nie-
derspannungs-Verteilernetze ihrem Verbrauchsort zuleitet.
Von dieser Methode ist auf den langen amerikanischen
Strecken in ausgiebiger Weise Gebrauch gemacht.
Am Verbrauchsort wird zunächst die Spannung her-
untertransformiert und dann gleichgerichtet. Die Schaltung
der Sekundärseite der Transformatoren ist wesentlich
durch die Eigenschaften der Gleichrichter bestimmt. Es
kommen hier bekanntlich die Halbwellen-, die Doppelwel-
len-Graetz- und die Doppelwellen-Transformatorschaltung
in Frage. Hierzu ist besonders zu bemerken, daß man mit
der einfachen Halbwellenschaltung leicht beide Wellen-
hälften ausnutzen kann, wenn man die Anschlüsse auf der
Primärseite der Transformatoren nach Abb. 2 anordnet.
Sind an derselben Stelle mehrere Spannungen erforderlich,
2. B. für eine Gleisbatterie e V) und eine Signalbatterie
(10 V), so kann man auf der Sekundärseite des Trans-
formators zwei oder mehrere Wicklungen anbringen, die
dann, von einer Primärwicklung gespeist, auf die getrenn-
ten Verbrauchskreise arbeiten. Die Anpassungsfähigkeit
des Floatingsystems ist also sehr gut.
Nachdem so alle Vorteile des Wechselstromes bei der
Übertragung und der Herstellung der verschiedenen Ge-
brauchspannungen ausgenutzt sind, wird die Umformung
in Gleichstrom durchgeführt, der durch die Aufspeiche-
rung und die günstigen Betriebsbedingungen weitere Vor-
teile bietet. An Kleingleichrichtern, die für die Umfor-
mung im Floatingsystem Bedeutung erlangt haben oder
noch erlangen werden, sind vier Typen zu nennen:
a) Pendelgleichrichter,
~ b) Elektrolytgleichrichter,
c) Trockengleichrichter,
d) Glimmlicht- und Glühkathodengleichrichter.
Der Pendelgleichrichter, der bis 1925 in den amerika-
nischen Floatinganlagen benutzt wurde, scheidet heute
aus, ebenso ist der Glimmlichtgleichrichter für ein ganz-
selbsttätiges System infolge seiner geringen Lebensdauer
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
1769
unbrauchbar. Der Glühkathodengleichrichter kommt in
Frage bei Spannungen von 20 und mehr Volt, obwohl auch
hier die geringe Lebensdauer von größtem Nachteil ist.
In Amerika ist seit 1925 für Floatinganlagen nur
der Elektrolytgleichrichter (Balkite-Gleich-
richter, Abb. 3) im Gebrauch. Da er sich im praktischen
Betrieb gut bewährt hat, aber in Deutschland nur wenig
bekannt geworden ist, sei eine kurze Schilderung seines
Aufbaues und seiner wesentlichen Eigenschaften gegeben‘.
In ein Glasgefäß mit verdünnter Schwefelsäure (spez. Gew.
1,25) sind eine Tantalplatte und ein Bleistab als Elektroden
getaucht. Diese Zusammenstellung ist gewählt worden, da
die Schwefelsäure nur einen sehr geringen Widerstand be-
sitzt, Blei von ihr nur sehr wenig und Tantal bei guter
Gleichrichterwirkung so gut wie gar nicht angegriffen
wird. Die Kontrolle des Gleichrichters beschränkt sich
darauf, daß man ungefähr in Abständen von einem Jahr
destilliertes Wasser nachfüllen muß, um den durch Ver-
gasung entstehenden Verlust zu ersetzen. Der Wirkungs-
grad der Balkite-Gleichrichter beträgt im günstigsten Fall
(10 V,05..1A) nach
den Angaben des
amerikanischen Bu-
reau of Standards
über 43 %. Kurz zu-
sammengefaßt hat der
Balkite-Gleichrichter
folgende Haupteigen-
schaften:
Tantai
BIT
Au?
OAW
rm | ke d -
KH u E
be? và =
gan: i
Zo ` ef 8 "EAR,
1 Positive Platten 5 Gummitrennwand
Abb. 3. Balkite-Gleich-
e 6 Plattenfuß für Negative
richter.
„ Positive
2 Negative „
s Gummidichtung 7 ù
4 Holztrennwand
Abb. 4. Amerikanischer Blei-
akkumulator.
Hohe Haltbarkeit und Lebensdauer,
geringen inneren Widerstand in der Durchgangs-
richtung,
hohen rückwärtigen Widerstand,
geringe Anschaffungskosten,
verhältnismäßig guten Wirkungsgrad,
. einfache Kontrolle.
Trotz der guten Eignung des Balkite-Gleichrichters
scheint das Ideal für das Floatingsystem der von den
SSW herausgebrachte Trockengleichrichter? zu sein, er
scheint dem Balkite-Gleichrichter besonders in bezug auf
Lebensdauer, Anschaffungskosten und Einfachheit der
Kontrolle bei weitem überlegen. Damit sind die Lade-
einrichtungen für das Floatingsystem in großen Zügen
klargestellt.
Wir kommen jetzt zu dem wichtigsten Teil des
Systems: der Batterie. Ihre Arbeitsweise ist schon
EE Wir haben im Signalkreis zu unter-
scheiden:
1. Dauernde Belastung mit nur geringer Stromstärke,
die in den erforderlichen Relais verbraucht und direkt vom
Gleichrichter geliefert wird. Die Beleuchtung der Signale
geschieht normal mit von einer besonderen Transformator-
wicklung geliefertem Wechselstrom. Sie wird aber beim
Ausbleiben des Wechselstromes durch ein Relais auf die
Batterie geschaltet.
2. Kurzzeitige Belastung mit hoher Stromstärke. Hier-
zu gehören besonders die kurzen, aber starken Stromstöße,
die der Flügelmotor zur Signalstellung erfordert (z.B. 3s
lang 7 A). Diese Stromstöße werden von der Signalbatterie
geliefert, die wiederum durch den viel geringeren Lade-
-1 ve ETZ 1927. S. 10-4.
ı Vgl. ETZ 19%, S. 15%.
mep- bor
1770
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
6. Dezember 1928
strom, aber in erheblich längerer Zeit (Erholungszeit der
Batterie) auf den Ausgangszustand gebracht wird. Der
dauernde Ladestrom läßt sich als zeitlicher Durchschniitts-
wert der Entladestromstöße errechnen zu
t=T
Xit
deiere
Bci täglich 100 Signalstellungen (3s, 7A) ergibt sich der
l.adestrom also zu EE
J= 94.3600
Der Gleichrichter und alle anderen Speiseeinrichtungen
(Transformator, Speiseleitung und Kraftquelle) haben also
nur 25 mA zu liefern, zu denen jeweils die entsprechenden
Verluste in der Batterie, im Gleichrichter, Transformator
und Speiseleitung hinzukommen, während sonst alle Speise-
einrichtungen für einen Strom von ungefähr 7 A zu bemes-
sen wären. Durch dies Zahlenbeispiel kommt ein wesent-
licher Vorteil des Systemes klar zum Ausdruck: Trotzdem
die Stromstöße im Verbrauchskreise sehr hoch sind, kann
man dank der Floatingbatterie die Speiseeinrichtungen
sehr klein und billig gestalten, da der Speisestrom weniger
als ein Hundertstel der Verbrauchstromspitzen beträgt.
Dieser geringe Stromverbrauch (bzw. große Entladezeit)
ermöglicht es, für die positiven Platten Masseplatten zu
verwenden, was für die Kapazität und die Lebensdauer der
Batterie von Vorteil ist. Ein Beispiel der in Amerika be-
nutzten Zellen zeigt uns Abb. 4.
In der obigen verlustlos durchgeführten Berechnung
wurde schon auf die Verluste in der Batterie hingewiesen.
Der Wirkungsgrad der Batterie (normal 0,9... 0,96 max.)
ergibt sich als
= 0,025 A.
_ entladene
w— geladene
Amperestunden.
Da die Floatingscha:itung der Pufferschaltung ähnlich ist,
in der man bekanntlich den höchsten Batteriewirkungsgrad
erzielt, ist der Wirkungsgrad der Floatingbatterie schr
hoch, was durch Versuche bestätigt wurde. Die auftreten-
den Verluste sind wesentlich durch Selbstentladung be-
dingt, während die Verluste durch chemische Umsetzungen
bei der Gasbildung so gut wie ganz fortfallen, was schon
durch die Wahl der Zellenbatteriespannung klar zum Aus-
druck kommt.
Man kann durch geeignete Wahl des Ladestromes die
Betriebspannung in dem in Frage kommenden Bereich be-
liebig verändern. Es handelt sich nun darum, die günstigste
Spannung zu wählen. Zu diesem Zwecke sind folgende
zwei Bedingungen möglichst gut zu erfüllen:
1. geringste Verluste,
2. größte Kapazität.
Die erste Bedingung ist. bei einer Spannung von 2,1 V er-
füllt, während die zweite je nach der Zellentype eine Span-
nung von 2,4...2,7 V erfordert. Aus eingehenden Über-
legungen und Versuchen hat sich eine Zellenbetriebspan-
nung von 2,15 V als günstigste erwiesen, damit fallen also
die Verluste durch Gasentwicklung bei starker Ladung
fast vollständig aus. Die Ursache der Verluste in der
Floatingbatterie bleibt also wesentlich die Selbstentladune.
Aus Versuchen ergab sich z. B. für die AFA-Type Mn? ein
Stromverlust durch Selbstentladung von ungefähr 60 mA,
also weniger als 1% des zcehnstündigen Entladestromes
(6,6 A). Für die oben errechneten Verhältnisse ergibt sich
nun insgesamt ein Ladestrom von weniger als 0,1 A, der
bei höchsten Belastungen auf Güterbahnhöfen bis zu 0,5 A
wachsen kann.
Mit diesem Ladestrom sind wir in der Lage, die Klem-
menspannung der Floatingbatterie konstant zu halten. Um
hiervon ein genaueres Bild zu geben, sei der Verlauf der
Floating-Klemmenspannung an Hand des Oszillogrammes
Abb. 5 erläutert, u. zw. für einen Entladestromstoß von 7A
und 3s Dauer. Beim Einschalten fällt die Spannung zu-
nächst schnell dann langsam ab, bis sie beim Ausschalten
der Belastung zunächst wieder steil (innerer Widerstand),
dann aber ganz allmiühlich bis zum Ausrangswert ansteigt.
Die Zeit vom Ausschalten bis zum Wiedererreichen der
Floatinespannung (Erholungszeit) betrug im vorliegenden
Falle bei einer Floatinzspannung von 2,2 V über 5 min. Sie
läßt sich aber durch Erniedrigeung der Floatinzspannung
auf 21..215V noch wesentlich verringern. Damit dürfte
die Arbeitsweise der Floatinzbatterie in großen Zügen ge-
klärt sein. Aus dieser Arbeitsweise ergeben sieh für den
praktischen Betrieb einige wichtize Tatsachen.
Die Unterbringung von gewöhnlichen Batterien
ist besonders durch die Frostgefahr erschwert. Bei vor-
schreitender Entladung sinkt mit der Klemmenspannun«
auch die Säuredichte. Damit kommt der Gefrierpunkt der
Säure in den Bereich der im Winter herrschenden Tempe-
raturen, so daß man die Batterie gegen Frost besonders
schützen muß. Für Floatingbatterien sind solche Maß-
nahmen nicht nötig, da bei ihnen die Säuredichte immer
über 1,2 bleibt, so daß ihr Gefrierpunkt erst bei — 50 ?
erreicht wird.
Diese hohe Frostsicherheit ermöglicht es, die Floatinz-
batterien im Freien neben dem Signal aufzustellen. So ist
z.B. in amerikanischen Anlagen die Floatinganlaze in
einem am Mast sitzenden Schrank oder auch in einer be-
tonierten Grube neben dem Mast untergebracht.
ee deier,
Ausschalten
Abb.5. Verlauf der Spannung eines Akkumulators bei einem Stromstoß.
Das Floatingsystem muß also infolge seiner gerin-
gen Ansprüche an Platz und Raum und seiner guten An-
passungsfähigkeit an jede Umgebung den gegenwärtiz
im Eisenbahnsignalwesen benutzten Stromversorzunes-
systemen vorgezogen werden. Auf langen Strecken ist es
das einzig mögliche System, da seine Unterbringung auf
freier Strecke in keinem Falle Schwierigkeiten bereitet.
Aber auch auf dem Güterbahnhof, dem anderen Extrem,
kann es sich mindestens mit den übrigen Systemen messen
was Raumbedarf anbetrifft, in bezug auf seine Anpassunes-
fähigkeit und Sicherheit ist es ihnen bestimmt überlegen.
Bei solchen oft auf sehr kleinem Raum zusammen es,
pferchten Floatinganlagen darf man auf keinen Fall die
Übersichtlichkeit und Zugänglichkeit vernachlässigen.
Batteriegefäße und solche für elektrolytische Gleichrichter
sind aus Glas herzustellen, damit der Kontrollbeamte auf
den ersten Blick ihren Zustand übersehen kann. Im übri-
gen lassen sich diese beiden Bedingungen bei geschick-
ter Anordnung der Einzelteile gut und leicht erfüllen.
Je besser die Übersichtlichkeit und Zugänglichkeit sind.
desto einfacher werden Bedienung und Kon-
trolle. Bedienung des Floatingesystemes ist zwar im
normalen Betriebe nicht nötig, sie ist nur für neuauf-
gestellte Batterien bis zur genauen Einstellung auf die
Betriebspannung erforderlich. Ist eine neue Batterie
aufgestellt, so wird man sie zunächst erst einmal voll-
kommen aufladen, was durch Verringern des Regelwider-
standes erreichbar ist. Dann schaltet man den Wider-
stand langsam wieder ein, bis die Batterie die gewünschte
Spannung erreicht hat. Am sichersten läßt sich dieser
Punkt erfassen, wenn man an die Klemmen der Batterie
ein schreibendes Voltmeter legt. Diese erste Einstellung
muß sehr sorgfältig erfolgen, da auf ihr der gesamte spä-
tere Betrieb aufgebaut ist. Ist sie genügend sorgfältig ze-
schehen, so ist die Kontrolle nur in sehr großen Zwischen-
räumen erforderlich. Sie kann mit der Kontrolle des Si-
enales zusammeneefaßt werden. Der Kontrollbeamte hat
dabei im wesentlichen auf den Zustand von Batterien und
Gileiehrichter zu achten. Fin Nachfüllen von destilliertem
Wasser zu der Schwefelsäure ist nur selten nötig, da die
Gasentwieklung nur gering ist. In Amerika hat man die
Kontrollzeiten auf ein halbes bis sorar ein zanzes Jahr
ausgedehnt, was den besten Beweis für den vollkommen
selbsttätizen Betrieb des Floatinesystems liefert.
Faßt man alle Einzelheiten zusammen, so ergibt sich,
daß das Floatingesystem technisch infolge seiner hohen Be-
triebsicherheit und Anpassungsfähigrkeit und wirtschaft-
lich durch seine geringen Anschaffungs- und Betriebsun-
kosten allen anderen Systemen überlegen ist. Unter allen
Vorteilen verleiht dem Floatingsystem den größten Vorzug
seine hohe Betriebsicherheit. die es durch den vollselbst-
tätiren Betrieb erreieht. Unabhängig von Stromunter-
brechungen und ganz besonders von menschlicher Wartung
liefert es jederzeit die zum Sisnaldienst erforderliche
Energie als wesentlichste Grundlage einer vorzügslichen
Sicherheit im Eisenbahnverkehr. Zum Schluß sei noch
kurz darauf hingewiesen, daß die Floatineschaltunz auch
in vielen anderen Betrieben groBe Vorteile bietet.
6. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49
1771
Materialgewichte und Trommelraumbedarf elektrischer Kabel.
Von Dr.-Ing. Hans Müller, Meißen.
Übersicht. Es werden zwei Nomogramme für die Ma-
terialgewichtsermittlung und die Berechnung der Trommel-
abmessungen für elektrische Kabel angegeben. Bei dieser
Gelegenheit werden insbesondere die spezifischen Gewichte
der im Kabel vorkommenden Stoffe einschließlich der Im-
prägniermassen zahlenmäßig festgelegt und auf ihren Ge-
nauigkeitsgrad hin kritisch gewürdigt.
A. Die Materialgewichte der Kabel.
Bei nur wenigen industriellen Erzeugnissen nehmen
die Materialkosten eine so überragende Stellung inner-
halb der Selbstkosten ein wie beim elektrischen Kabel.
Die Ermittlung der Materialgewichte ist aber infolge der
nach Art und Form großen Mannigfaltigkeit, in der die
v. Dobbeler angegeben worden) Da es sich hier um
additive und multiplikative Glieder handelt, kommt das
dort beschriebene Beispiel in Frage, in dem zwei parallele
und zwei sich senkrecht schneidende Skalen von zwei auf-
einander senkrecht stehenden Geraden geschnitten wer-
den; für diese Anordnung ist die Beziehung
EE EE
abgeleitet worden, wo n und E die Teilung der parallelen
Skalen, a ihren Abstand voneinander und E und # die
Teilung der sich senkrecht schneidenden Skalen bedeuten.
Gl. (1) wäre dementsprechend auf die Form zu bringen:
einzelnen Stoffe im Kabel vorkommen, reichlich unbe- da de D (1a)
quem. Es liegt daher nahe, nach einem graphischen Ver- ge y
fahren hierfür zu suchen. Die rechnerische Gewichts- 4
Ge #8 | cu GE ee 0.808 | 2L..... 0.179 T q . 26,8
105 Isollermasse a SS Ki DEET | a) in der Cu-Litze. ... 2. 2 2 2 2 2. . 0,085 x Cu-Gew. i
b) on ,, Isolation (Ader und Gürtel). . 0,80 x Pap.-Gew.
0 c) im BUN. eg ig > dar are. re re 2,00 x Pap.-Gew.
see ne 1,20 x Jute- Gew.
95- Teer und Asphalt . EELER E 1,20 x Jute-Gew.
g Papier (Isolation) . . .... a) 1L und Gürtel . . 2.22 22200. 0,755 Nr. 4
DI BED a A e, te G 1,51 » 8
85 a man rt a ne er) BB en EE 2,26 » 10 `
8 Gummi (Isolation) ...... a) 1L und Gürtel . 2. 2 2 2 2220. 160 Nr. 9
Don en EEN ee a aa 3,23 „ 14
75 E 6): SE a a a atie Er ER GER 4,85 „16
? Beilauf”’ nn SEN B p
7 17 1. Jute cn nee a) EE ee ne a 1,10 Nr. 7
65 b) 3 L >. © è > è o > » o o >ù > ù >o ù a o 0,91 TT 5
e ge IE a EES Me Bay 1,00 „__6
6 16 2. Papler `... DET er ae 0,76 Nr. 4
55- b EE ooa a En Bus 0,63 sa 1l
’ IL 0) 4L., SE ae EE EE 0,70 D g
5 3. Gummi .. 2... 2 2.0. a) DL aun ar a e D Daer eler Aë 3,10 Nr Uu
dl, 75 D GL EE e E EE 2,47 „12
AT? SE EE DET we Be a ee ee er DAL. el
Zi -- * Für alle Beilaufgewichte gilt die Voraussetzung: dą = Aderdmr., d; = 0
EE REENEN e.s... 11,4 Nr.18
14 Bewehrungsjute . . 2. 2 20 0 00 nenne 0,65 Nr. 2
A 13 Bandeisen und Runddraht Le Le ool ool o l l ee. I BAD Nr. 16
2 a Flach- und Profildraht `... 7,00 Nr.17
2 -T S Eingezeichnetes Beispiel
15 4> gI Papiergewicht der Aderisolation von 1 km NKBA 3x70r.6kKV, d; = 10,8, da = 14,8, y Nr. 10,
’ 7 G = 180
ee 2
asf . ad
V 000 2000 3000 #000 5000 6000 7000 8000 9000 W000 11000 12000
0
300 400 500 600 700 800 300 1000
. Abb. 1. Nomogramm der Materialgewichte.
0 50 100 150 200
1100 1200
ermittlung geht den üblichen Weg der Multiplikation des
Volumens mit dem spezifischen Gewicht. Bei der Be-
stimmung des Volumens ist davon auszugehen, daß alle
Stoffe durch das ganze Kabel hindurch die gleichen Quer-
schnittsflächen beibehalten; multipliziert man eine solche
Fläche in mm? mit der Länge in km. so erhält man das
Volumen in dm?, der Bezugseinheit für die srezifischen
Gewichte in kg. Man erhält also durch Multiplikation des
Querschnitts des betreffenden Materials in mm? mit dem
spezifischen Gewicht das Materialgewicht in kg für km
Kabel bzw. es ist
G=yF,
wenn G das Gewicht in kg/km Kabel, y das spezifische Ge-
wicht und F die Querschnittsfläche in mm? bedeuten. Be-
trachtet man den Querschnitt eines Dreileiter-Starkstrom-
kabels mit runden Leitern, so erkennt man, daß die mei-
sten Stoffe in einem kreisringförmiren Querschnitt oder
einem Vielfachen davon auftreten. Sind da der Außen-
durchmesser und di der Innendurchmesser des Kreisringes.
sn ist
F = (da — dei x
bzw. kii
G=17 (da? — di"). si ee E e he (1)
Geeignete Verfahren zur Herstellung
grammen für 4 Veränderliche sind
von Nomo-
von Prof. C.
Ein geeignetes Nomogramnı erhält man etwa mit den
Werten:
_ 100
n = 0.02 dai, m
t = =, und ® = 0,02 G.
Für di und da werden ungefähr die Werte von 0... 105,
für y von 0... 11,4 und für G von 0... 12 000 gebraucht. Da
durch die quadratische Teilung der beiden parallelen
Skalen die kleinen Werte für de und da sehr dicht zu-
sammenfallen, empfichlt es sich, in das Nomogramm noch
einen zweiten Maßstab einzuzeichnen, der für de und da
etwa die Werte von 0...30 berücksichtigt, für G ergibt
sich dann ein Bereich von 0... 1200. Diesen zweiten Maß-
stab erhält man, wenn man bei n, E und ð den Faktor 0,02
durch 0,2 ersetzt. Ein Nomogramm mit diesen zwei Maß-
stäben ist in Abb. 1 dargestellt. Man beachte, daß zu den
an der linken Seite der parallelen Skalen eingetragenen
Werten für de und da in den Grenzen zwischen 0 und 105
auf der Skala für G die oberen Werte von 0... 12000 ge-
hören, während die rechten Seiten der parallelen Skalen
zu der unteren Skala für G von 0... 1200 gehören.
Man hat jetzt die y-Skala für die y-Werte der im
Kabel vorhandenen Stoffe einzurichten, wobei man durch
E — 0,02 déi, a
?
! ETZ 1928, S. 467.
1772
entsprechende Umrechnung dieses Faktors auch Ab-
weichungen von der für das Nomogramm zugrunde geleg-
ten kreisrinzfürmiren Querschnittsform berücksichtigen
kann; y ist dann nicht mehr das tatsächliche spezifische
Gewicht, sondern das spezifische Gewicht, welches der
betreffende Stoff haben würde, wenn er unter Beibehal-
tung seines wirklichen Gewichtes das Volumen einnehmen
wiirde, das für ihn in dem Nomogzramm zugrunde gelegt
wurde.
Das festzewick:lte Papier der Aderisolation von
Starkstromkabeln mit runden Leitern bildet einen genau
kreisringförmigen Querschnitt, sein spezifisches Gewicht
ist y = 0,75 für Einleiterkabel. In Zwei- und Dreileiter-
kabeln tritt dieses Papier zwei- und dreimal auf, außer-
dem sind infolge der Verseilung die Adern etwa 0,5%
länger als das Kabel. Beide Abweichungen werden durch
den Faktor y ausgeglichen, wenn man
für Zweileiterkabel y=2- 1,005 : 0,75 = 1,51 und
„ Dreileiterkabel y=3- 1,005 : 0,75 = 2,26
sctzt. Bei Vierleiterkabeln ist meistens der vierte Leiter
als Nulleiter schwächer ausgebildet; man ermittelt in
diesem Falle die Papierzewichte am besten getrennt für
3+1 Ader. Für die Gürtelisolation gilt dasselbe y wie
für die Aderisolation bei Einleiterkabeln. Dabei ist es
zweckmäßig, die zwei Lagen Papier, welche in der Regel
über dem Bleimantrl als Unterlage für die Jutebedeckung
aufgebracht werden, mit der Gürtelisolation zusammen zu
erfassen, indem man den Durchmesser über der Gürtel-
isolation bei der Gewichtsermittlung um 1 mm größer ein-
setzt. Die angegebenen Papiergewichte beziehen sich auf
festgewickeltes Papier mit einem mittleren Feuchtigkeits-
gehalt von I %.
Besteht die Ader- und Gürtelisolation au Gummi,
so erhält man die Werte:
. y = 1,6 für Einleiterkabel und Gürtelisolation,
y = 2. 1,01 - 1,6 = 3,23 für Zweileiterkabel und
y = 3. 1,01. 1,6 = 4,85 „ Dreileiterkabel.
(Da Gummikabel in der Regel mit kürzerem Drall verseilt
werden, wurde für den Längenunterschied zwischen Ader
und Kabel 1 % eingesetzt.)
Für den Bleimantel, welcher ebenfalls eine genau
kreisringförmize Querschnittsfläche bildet, ist y = 11,4.
Von der Bewehrung sei zunächst dieEisenschicht‘
besprochen. Sie besteht entweder aus zwei Lagen Band-
eisen mit einer negativen Überlappung von 25 % des Vor-
schubes tk = — 0,25), aus Runddrähiten, aus trapezförmi-
gen Flachdrähten oder aus besonderen Profildrähten.
Beim Bandeisen ist die kreisringförmize Querschnitts-
fläche nur zu 75% ausgefüllt, beim Runddraht besteht
etwa das gleiche Verhältnis, nämlich 4
x
4 d? : d, wenn d der Durchmesser des Eisendrahtes ist),
: 1 (entsprechend
der Mittelwert aus beiden ist etwa 0,77. Mit einem spezi-
fischen Gewicht für Eisendraht und Bandeisen von 7,8
erhält man für die Skala den Wert y= 0,77-7,8 = 6,0.
Bei den Flach- und Profildrähten ist theoretiseh die Quer-
schnittsfläche voll ausgefüllt, es ist jedoch für die Ah-
rundungen an den Berührungsflächen der Einzeldrähte
ein Abzug zu machen, der sich zwischen 8 und 12 % be-
wegt. In diesem Falle ist also y= 7,0 ein geeigneter
Mittelwert.
Die Jute ist ein Stoff, der bedeutend weniger homo-
gen ist und dessen Gewicht sich nicht so scharf erfassen
läßt wie das der übrigen Stoffe. Den Ausgangspunkt
müssen daher hier empirische Werte bilden. Ich habe aus
vielen Messungen folgendes als brauchbare Durchschnitts-
werte ermittelt: Mit einer Jute C Nr. 0,5 metriseh (be-
kanntlich eine Jute der C-Qualität, von der ein 0,5 km
langer Faden 1 kg wiegt) erreicht man einen Auftrag von
1,5 mm, d. h. die Wandstärke der kreisringförmigen Quer-
schnittsfläche einer solehen Jutebelerunz beträgt 1,5 mm.
Als spezifisches Gewicht der unzetränkten Jute, bezogen
auf das Volumen des entsprechenden Ilohlzylinders von
der Wandstärke 1.5 mm, ergab sieh aus diesen Messungen
y = 0,65. Dieser Wert ist in die y-Skala als spezifisches
Gewicht für die unzetränkte Jutebedeekung unter und
über der Bewehrung einzusetzen. Für eine annähernd
richtige Gewichtsermittlung der Jute ist natürlich außer
y auch die Zugrundelerung einer richtigen Wandstärke
von ausschlaggebender Bedeutung. Es sei daher hier noch
angegeben, wie man die Stärken anderer Jutefäden, aus-
gehend von den oben erwähnten empirischen Werten, er-
rechnet. Der Auftrag der Jute sei dem Durchmesser des
einzelnen Jutefadens gleichgesetzt (die tatsächlich erfol-
gende Deformierung der Jutefäden wird relativ für alle
Jutestärken etwa die gleiche sein). Dann hat 1 kg eines
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49
6. Dezember 1929
Jutefadens C Nr.0,50 das Volumen 0,88 dm? Dividiert
man dieses Volumen durch die Länge eines Jutefadens in
km, die dem Gewicht von 1 kg entspricht, d.h. also durch
die Nummer der JJutedimension, so erhält man den Quer-
schnitt des Jutefadens in mm? und hieraus den Durch-
messer bzw. den Auftrag des Jutefadens. Bezeichnet man
mit s den Auftrag der Jute in mm und mit J die Nummer
der Jutedimension, so entspricht der obigen Cberlegung
die Formel
x 088
A "d
_ 1,06
$ Z o o
yJ
Aus dieser Formel erhält man z.B. mit Jute C Nr. 0,8 für
8 den Wert 1,185 und mit Jute C Nr. 0,3 für s den Wert
1,935, also knapp 1,2 und 2,0. Diese Werte habe ich durch
Messungen bestätigt gefunden. l
Auch die Beilaufjute läßt sich in das dem Nomo-
gramm zugrunde gelegte System einordnen. Die Dichte
der Juteausfüllung in den Beilaufräumen sowie die Größe
der Querschnittsflächen der Beilaufräume habe ich an
anderer Stelle behandelt? Ich habe für y 0,5...0,6 ange-
geben. Die Spanne zwischen dem Wert von y für die Be-
wehrungsjute und dem kleinsten Wert von y für die Bei-
laufjute von 0,65 bis herunter auf 0,5 erklärt sich aus der
Tatsache, daß elastische Stoffe wie Jute sich in einem
Raum mit wenigstens nach einer Richtung hin kleiner
Ausdehnung (z.B. geringe Wandstärke bei der Beweh-
rungsiute) stärker zusammenpressen als in Räumen mit
größeren Ausdehnungen. Infolgedessen gilt auch für die
Beilaufjute von den beiden Grenzwerten für y der Wert
0,6 für schwache Kabel mit kleinen Beilaufräumen und
der Wert 0,5 für starke Kabel mit großen Beilaufräumen.
Für das Nomogramm soll der Mittelwert von 0,55 zu-
grundegelegt werden. Die Querschnittsflächen der Bei-
laufräume sind 1,571d? für Zweileiterkabel, 1,291 d? für
Dreileiterkabel und 1,434 d? für Vicrleiterkabel, wenn d
der Aderdurchmesser ist. Setzt man in dem \omozramm
Man
kann den Faktor y derart vergrößern, daß man mit dieser
Bezugsfläche die richtigen Beilaufgewichte erhält: daher
ist in die Skala einzusetzen:
Si
oder
(3)
da=d und d; = 0, so erhält man eine Fläche ` d.
$
y= Ss GE -0,55 = 1,1 für Zweileiterkabel,
y= 2 a .0,55 = 0,91 „ Dreileiterkabel,
VE 4.1434 .055=1)0 „ Vierleiterkabel.
Die angegebenen Zahlen für Jutegewichte gelten für Tute
mit einem mittleren Feuchtigkeitsgehalt von 15 %. Beim
Beilauf ist außerdem darauf zu achten, daß die Ausfüllun«
der Hohlräume tatsächlich in der beschriebenen? Dichte
erfolgt; nur dann sind die Zahlen richtig. Man trifft auch
Kabel, die weniger dicht ausgefüllt sind und die deshalb
noch nicht unrund sind. Diese Kabel leisten aber gerin-
geren Widerstand gegen Eindrücken des Bleimantels und
enthalten entsprechend der fehlenden Jute mehr Imprä-
gniermasse.
Benutzt man Papiergarnals Beilauf, so legt man
als spezifisches Gewicht der Raumausfüllung die Hälfte
des Wertes für festgewickeltes Papier zugrunde und er-
hält unter Berücksichtigung der Flächenreduzierunz in
derselben Weise wie bei der Jute:
y= on . 0,38 = 0,16 für Zweileiterkabel,
CM
== = E .0,38 = 0,63 „ Dreileiterkabel,
Jan SH .038=0,70 „ Vierleiterkabel.
Bezüglich des Feuchtirkeitsgehaltes gilt hier dasselbe,
was für das lsolationspapier festgelegt wurde. Außerdem
ist wie beim Jutebeilauf der Ausfüllungsgrad der IlIohl-
räume zu beachten.
Erfolgt die Ausfüllung der Beilaufräume durch
Gummi, so werden nur die äußeren Beilaufzwickel aus-
gefüllt; die Querschnittsflächen der Beilaufräume sind
dann 1571d? für Zweileiterkabel, 1,251 d? für Dreileiter-
kabel und 1,219d? für Vierleiterkabel. Mit einem spezi-
t ETZ 1997, S. 4%.
3 Wie Fußnote 2.
= r mr
5. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49
1773
fischen Gewicht für Ausfüllgummi von 1,55 erhält man in
der gleichen Weise wie für Jute und Papierbeilauf:
ge on .155 = 310 für Zweileiterkabel,
DL. 251 .155= 247 „ Dreileiterkabel,
N
A 1219
.155=2,41 „ Vierleiterkabel.
Zu beachten ist, daß es sich hier nur um die Ausfüllung
der Zwickel handelt: die im gleichen Arbeitsvorgang um-
preßte äußere Hülle ist als Gürtelisolation
zu behandeln. 50
4000 e
pt?
SS RR KURS ®
era
m »
TD
Dè = D, ==
2600
War bei den bisher behandelten Stoffen ein teilweise
vollkommen und in den übrigen Fällen wenigstens an-
nähernd gleichmäßiges Vorkommen festzustellen, so wird
die Angabe einheitlicher Werte für die jetzt zu be-
sprechenden Tränkmassen wegen der großen Ver-
schiedenartigkeit an ganz bestimmte Voraussetzungen bce-
züglich des Sättigungsgrades der Tränkung gebunden sein
miissen. Für die Tränkung der Kabelseele be-
deutet es einen großen Unterschied, ob ein Kabel heiß
aus der Tränkmasse herauszehoben wird, so daß ein
großer Teil der in heißem Zustand sehr dünnflüssigen
Masse wieder herausfließen kann, oder ob man das Kabel
in der Tränkmasse lo lange erkalten läßt, bis die Tränk-
masse vollständig salbenartige Struktur besitzt. Für die
Zahlen, die ich im folgenden angebe. gilt der letzte Fall
als Voraussetzung. lch werde die Tränkmassen nicht in
das Nomogramm einführen, sondern sie als Vielfaches der
Stoffe, welche sie durchsetzen, bestimmen. Für die Tränk-
masse der Kabelseele hat man dabei folgende Anteile zu
unterscheiden:
1. den Teil, welcher sich in den Hohlräumen der Kupfer-
litzen befindet,
2. den Teil, welcher sich in der Ader- und Gürtelisola-
tion befindet,
3. den Teil, welcher sich im Beilauf befindet.
na ll Gg | Der Füllungsgrad der Kupferlitze ist bekanntlich? im
EZ OS III III E 90 Mittel etwa 75 %, d.h. 25 % des von der Litze beanspruch-
2900 N o oý ten Volumens werden beim Tränken durch Masse ausge-
Weg 2300 ITU 300 R 100- füllt. Unter Berücksichtigung eines spezifischen Ge-
Br N E X wichtes fir die Tränkmasse von 0,92 und für das Kupfer
SE NEEN HE 200 | N von 8,90 erhält man für das Gewicht der unter 1. aufge-
zu 17 ti 100 125 führten Tränkmasse das 0,035fache des Kupfergewichtes.
2000 000 Für die unter 2. aufgeführte Tränkmasse habe ich durch
Be 1900 MEN lu 00 / Messungen als Gewicht das 0,80fache des Papiergewiclıtes
See aaoo SES ES RRE Ee gefunden, ebenso für die unter 3. aufgeführte Masse bei
Lasel ER ER EBENEN TN Jutebeilauf das 1.20fache des Jutegewichtes und bei Pa-
EEE a ee N pierbeilauf das 2,00fache des Papiergewichtes. Auch hier
een en — LU 1500 ist zu beachten, daß die angegebenen Zahlen nur richtig
SÉ MO ——+— an #00 sind, wenn das Papier fest gewickelt ist und die Ausfül-
7700 een RA Vë lung der Beilaufräume die vorgeschriebene Der bat
CE ee i ränkun
= == 4: E | de a: nr hrungsju et
EE SE EE 800 2 liegen die Verhältnisse noch
SE Bari zZ... E Mn E S ungleichmäßiger als bei der
S S SS Sag SSS J KI EE E EE kg %0 0 Tränkung der Kabelseele. Es
> 9 3 er L werden GE u
artige Stoffe verwandt, es
Eingezeichnetes Beispiel: Trommel für 400 m NKBA 3x 70 r-6 kV wird teilweise die Jute vor
D-51 D, = 1000 D: :: 1630 B = 800 der Verarbeitung getränkt
e und geschleudert, teilweise
Abb. 2a. Trommel-Nomogranım. bei der N erarb une pn
Die Werte. welche man tür
| R w ; das Gewicht der Tränkmasse erhält, schwanken daher auch
deg Age LE 50 zwischen dem 0,75fachen und dem 1,6fachen des Jutege-
IT,
so 5
Fe
u
Dee
===
+
S
HU e x
N g |
S GE
~ m | R
CG
Käl
DNA
~
~
D
SEET
e HH x
200 BEBERBERLNN! Y
GL III
BS ol GE HH 4100
S S SSS SSS
S A R X PLS IRIA N
—> 8 in mm
Ahb. 2b. Troinnmel-Nomogramm.
wichtes. Wenn ich einen Mittelwert vom 1,20fachen des
Jutegewichtes hierfür vorschlage, so ist dabei zu beach-
ten, daß bei Tränkmassen, die überwiegend aus Pech be-
stehen, diese Zahl etwas zu niedrig gewählt ist, während
sie bei reinen Teertränkungen zu hoch ist.
Um das bisher als Richtschnur gewählte Beispiel eines
Starkstromkabels mit runden Leitern zu erschöpfen, wäre
nur noch das Kupfer zu erwähnen, welches ich nicht in
das Nomogramm aufgenommen habe, da es schon in der
Bezeichnung des Kabels als Querschnitt in mm? enthalten
ist. Man hat daher nur den Leiterquerschnitt
bei Einleiterkabeln mit 8,9,
„ Zweileiterkabeln „ 2-1,005 - 8,
„ Dreileiterkabeln „ 3- 1,005 - 8,
zu multiplizieren.
Die Verlängerung der Einzeldrähte durch die Litzen-
verseilung ist dabei unberücksichtigt geblieben. Zwischen
der Leitfähigkeit des Elektrolytkupfers und der Leit-
fähigkeit, welche für den Leiterquerschnitt im Kabel ge-
fordert wird, besteht eine Spanne, die es gestattet, die
Kupferquerschnitte so zu bemessen, wie sie sich aus der
angegebenen Gewichtsberechnung ergeben würden.
Für Sektorkabel gilt das Nomogramm zunächst
nur von der Gürtelisolation ab. Der Querschnitt inner-
halb der Gürtelisolation muß ohnehin von Fall zu Fall
maßstäblich konstruiert wer-
den; bei dieser Gelegenheit
kann das Material für diesen
Teil des Querschnitts festge-
legt werden. Man bestimmt
den Umfang des Sektorleiters
Le
9 = 17,9 und
9 = 26,8
1774
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49
5. Dezember 1929
und erhält durch Division durch x den Wert’ für de und
durch Hinzufügen der doppelten Isolationswandstärke den
Wert für da. Mit Hilfe dieser beiden Werte kann man das
Gewicht der Aderisolation aus dem Nomogramm entneh-
men. Die Beilaufflächen errechnet man mit ausreichender
Genauigkeit, indem man von der durch die Gürtelisolation
umschlossenen EE ein entsprechendes Viel-
faches von da? T abzieht. (Dieser Faktor hängt von der
Art der Sektorkonstruktionen ab, die bei den einzelnen
Werken verschieden ausgeführt werden.)
Bei Schwachstromkabeln benutzt man das
Nomogramm erst vom Bleimantel ab; denn die Kabelseele
besteht durchweg aus gleichen Gebilden, so daß man hier-
für die Materialgewichte verhältnismäßig einfach errech-
nen kann, indem man von dem entsprechenden Element,
der Ader, dem Paar oder dem Vierer ausgeht. Treten hier-
bei einzelne Lagen von Papier auf (wie sie übrigens auch
bei anderem Material vorkommen, z.B. imprägniertes
Band bei Gummikabeln), so errechnet man ihr Gewicht
zweckmäßig aus der Öberfläche, da in der Regel das
Quadratmetergewicht derartigen Materials bekannt ist.
Multipliziert man eine Dimension einer Fläche in mm mit
der anderen Dimension in kin, so erhält man die Fläche
in m? Multipliziert man also den Durchmesser in mm,
über dem das Material aufgebracht ist, mit dem x-fachen
(Juadratmetergewicht des Materials, so erhält man sein
Gewicht für 1 km Länge. Dabei ist die UÜberlappung,
wenn sie positiv ist, durch Zuschläge entsprechend der pro-
zentualen Überlappung im umgekehrten lall durch ent-
sprechende Abzüge zu berücksichtigen. Bei der Baum-
woll- und Seidenbespinnung dünner Drähte geht man zur
Gewichtsermittlung zweckmäßig andere Wege, die schon
früher von S. Ledermann an dieser Stelle erörtert
wurden® Das gleiche Verfahren läßt sieh sinngemäß auch
auf Beflechtungzen anwenden.
B. Das nutzbare Trommelvolumen.
Zu den Materialkosten im weiteren Sinne gehören
auch die Kosten für das Verpackunssmaterial, in diesem
Falle also für die Kabeltrommeln. Es sei daher hier
noch ein Verfahren zur Ermittlung der richtigen Trommel-
abmessungen angegeben. Eine von mir früher angegebene
Berechnungsmethode für das Fassungsvermögen der
Trommeln benutzt das nutzbare Volumen der Trommel
und das Volumen des Kabels mit dem Quadrat des Durch-
messers als Querschnitt”. Sind L die Kabellänge. D, der
Kerndurchmesser, Da der nutzbare Flanschdurchmesser,
B die lichte Weite der Trommel und D der Kabeldurch-
messer, sn entspricht diesem Annäherungesverfahren die
Gleichung 4000
DE=DIE2ER ED ..2.4.% W
a B
wo L in m und alle übrigen Abmessungen in mm einzu-
setzen sind. Auch für die Darstellung der Gl. (4) läßt
sich das schon einmal besprochene Nomosramm verwenden,
dem die Beziehung n— =a zugrunde liegt, wobei in
diesem Falle, da 5 Veränderliche gebraucht werden, der
Abstand a der parallelen Skalen veränderlich ist: man er-
hält also eine Schar vieler paralleler Skalen für die E-
bzw. D,-Werte. Mit den Maßstäben
n=0,00002 D}, §=00002 D, wn äs SP,
bae (A H D
0,00002 E S 7775
erzielt man ein brauchbares Nomogramm. In der gleichen
Weise wie beim ersten Nomogramm läßt sich auch in
dieses Nomogramı ein zweiter Maßstab eintragen, wenn
man 1
n = 0,000 2 DA & = 0,0002 D? und #= Gë D?
setzt. In Abb.2a und 2b sind diese Nomogramme mit
den beiden Maßstäben getrennt dargestellt (dies geschah
mit Rücksicht auf den einfarbizen verkleinerten Druck;
wenn man das Nomogramm zeichnet, verwendet man
zweckmäßig für beide Maßstäbe verschiedene Farben).
lür die Benutzung des Nomosramms sei noch daran er-
innert, daß die zugrunde gelerte Formel eine Annähe-
rungsformel ist, die dann ungenau wird. wenn es sich um
sehr kurze Längen handelt. die nur eine bis zwei Lagen
auf der Trommel bilden. Für diese Fälle, welche z.B.
bei den oft sehr kurzen hochpaarigen Ansehlußkabeln der
keichspost auftreten, läßt sich die Rechnung mit der ge-
nauen Formel“ nieht vermeiden.
5 ETZ 19%, S. 147.
e ETZ 1923} N. R43.
7 ETZ 1977, S. 423.
d Wie Fußnote 7 7
C. Beispiel.
Abschließend möchte ich an Hand eines Beispiels
die Verwendung der beschriebenen Nomogramme für die
Materialgewicht- und Trommelraum-Ermittlung im Zu-
sammenhang zeigen. Ich wähle ein Dreileiterkabel für
6000 V mit runden Leitern vom Querschnitt 70 mm’,
dessen Bezeichnung nach den VDE-Vorschriften NKBA
3X 70r-6kV lautet. Für dieses Kabel gelten folgende
Kenstruktionsdaten:
Kupferlitze . . . . 10,8 mm Dmr.
Papierisolierte Ader .. 148 „ 2
3 verseilte Adern . . . 319 „ 5
Gürtelisolation . . . . 359 „ =
Bleimantel BB ee E j
1. Jutebedeckung . . . 439 „ i
2 Lagen Bandeisen . . 471 „ S
2. Jutebedeckung . . . 511 „ SC
Zum Aufsuchen der jedesmal zusammenzehörig>n vier
Skalenschnittpunkte verwendet man zweckmäßig anstatt
eines rechtwinkligen Dreiecks eine Zelluloidplatte, auf
der man zwei sich rechtwinklig überschneidende Geraden
einritzt. Wollte man sich auf das Dreieck beschränken,
so mülltte man die Nomosramme schr weit auseinander-
ziehen. In der nachfolgenden Zahlentafel sind die vier
Skalenschnittpunkte da, di, y und G für die Ermittlung
eines jeden Materials zusammengestellt.
d; da Y | G
mm mm Nr kg
Papier der Aderisolation . . . . .| 10.8 | 148 10 180
Beilaufjute . . 0 14,8 5.155
Papier der Gürtelisolation t u. 2 L- gen
über dem Bleimantel . . . . . | 3L9 | 36.9 4 200
Blei... 35,9 | 39,9 18 ; 2700
Jute der ersten Bedec kung (ohne | |
die 2 Papierlagen) . . . 40,9 | 43,9 2 130
Bandeisen 439 | 471 16 1370
Jute der zweiten Bedeckung . | | 47,1: BI, 2 — 200
Es folgen die Materialgewichte, die ohne Nomogramım
zu ermitteln sind:
Kupfer: 70-268 0. 1876 ku
Tränkmasse der Isolation:
1. 0,035 X Cu-Gewicht . . 66 „
2. 0,80 X Gewicht des Ader- und Gürtel-
isolationspapiers 3 , , 3H,
3. 1,20 X Gewicht der Beilaufjute. . . I86
Zusammen 556 keg.
Tränkmasse der Bewehrune:
1,20 X Gewicht der Bewelirungsjute . . 400 „-
Damit sind sämtliche Materialzewichte bezogen auf 1km
Kabel ermittelt.
Will man «das Gesamtgewicht des Kabels haben, so
hat man von der Summe der Materialgewichte von 7767 kg
die herauszetrocknete Feuchtigkeit abzuzichen. also in die-
sem Beispiel 9% des Papiergewichts gleich 34 kg und 15 25
des Gewichtes der Beilaufjute gleich 23 ke. Das Gesamt-
gewicht des Kabels beträgt dann etwa 7700 ke. (In dem
wählten Beispiel spielt das Gewicht des herausgetrock-
neten Wassers kaum eine Rolle; bei Höchstspannunes-
kabeln ist das Verhältnis jedoch anders.) Ich erwähne
noch — was aus dieser Rechnung bereits hervorgeht —.
daß die angegebenen Zahlen keinerlei Zuschläge für bei
der Fabrikation entstehende Abfälle enthalten.
Für die Festlegung der Trommelabmessungen sei an-
genommen, daß der Kunde das Kabel in Einzellänzen von
400 m verlangt. Mit Rücksicht auf den Kabeldurchmesser
sei D, = 1000 mm angenommen. Demnach sind jetzt die
Skalenpunkte D — 51, L = 400 und D, = 1000 bestimmt.
Legt man die beiden senkrechten Geraden dureh diese drei
Punkte, so findet man, daß zu jedem Wert von B ein ent-
sprechender von Da gehört; man muß also für eine der
beiden Größen noch eine Entscheidung treffen, die bezüg-
lich der Breite B etwa durch die Breite des Transport-
gerätes und bezüglich des Durchmessers D, durch die
Höhen der zu passierenden Tore und Brückenbogen be-
dingt sein mag. Es soll für den vorliegenden Fall
B = 800 mm angenommen werden, dann ergibt sich für D,
etwa 1630 mm. Zu diesem Wert für D, sind etwa 10 %
zu addieren, da über dem nutzbaren Raum der Trommel
außen je etwa 5% des Flanschdurchmessers freibleiben
müssen. Man erhält also folgende Trommelabmessungen:
äußerer Vlanschdurchmesser 1800 mm
Kerndurchmesser . . 2.2.2... 100 ,
lichte Weite . .. o.. HN —
Damit ist auch der Tromme Deen des als Beis; iel
gewählten Kabels bestimmt.
geed
6. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
1776
Die Stromwendungschwankungen der Spannung von Gleichstromerzeugern.
II. Teil
(Wicklungen mit mehr als 2 wäerte in 1 Nut.)
Von Ing. Dr. techn. Heinrich Sequenz, Wien.
Übersicht. Für Gleichstromankerwicklungen mit mehr
als zwei Spulenseiten in einer Nut, bei denen die Nuten- und
Stegzahl durch die Paarzahl der Ankerstromzweige ganz-
zahlig teilbar sind und die ebenso viele Pole wie Anker-
stromzweige haben, werden Formeln für den Ungleich- `
fürmigkeitsgrad der Spannung hergeleitet. Dabei wird
eine neue Art der Wicklungsdarstellung verwendet, die in
einer Verbindung des Spannungsvielecks mit dem reduzierten
Schema von Arnold besteht. Vorausgesetzt wird bei diesen
Formeln. daß die Feldmagnete der Gleichstrommaschine ein
zeitlich unveränderliches Feld erzeugen, dessen Normalkonı-
ponente der Induktion am Ankerunfang sinusförmig ver-
teilt ist.
Einleitung.
Im ersten Teile dieses Aufsatzes* wurden jene Wick-
lungen auf die Spannuneschwankungen untersucht, die
dieselbe Nutenzahl wie Stegzahl hatten, bei denen also
in einer Nut nur zwei Spulenseiten untergebracht waren.
In diesem zweiten Teile sollen nun Wicklungen be-
trachtet werden, wo mehr als zwei Spulenseiten in einer
Nut liegen. Hier wird die Stegzalıl daher ein Vielfaches
der Nutenzahl sein. Die Untersuchungen sollen aber nieht
für alle möglichen Fälle durchgeführt. sondern mit fol-
genden Einschränkungen gemacht werden:
1. Auszeschieden seien Wickluneen, bei denen die
Nutenzahl N, die Sterzahl K und die Polpaarzahl p durch
die Paarzahl der Ankerstromkreise nicht zanzzahlie teil- `
har -sind. Nur bei ganzzahligen Werten der angeführten
Verhältnisse decken sich die a Spannungsvielecke der
Wicklnug völlig und nur solche Wicklungen MOREN INCL
í t
untersucht werden. Bei Werten der Verhältnisse RE
und , die nieht zganzzahliz sind, decken sich die a Span-
nungesvieleeke nicht: sie liegen gegeneinander verschoben
und es können Ausgleichströme entstehen, die zu Bürsten-
feuer führen.
2. Ferner seien Wicklungen aus der Betrachtung aus-
geschlossen, die Spannungsvielecke mit nach innen gerich-
teten Ecken aufweisen.
Wenn auch die jetzt genannten Fälle noch in den
Kreis der Untersuchungen aufzenomnen worden wären,
so würde der Umfang der Arbeit unerträglich groß ge-
worden sein. In diesem Aufsatze ist aber das Verfahren,
nach dem der Uneleichförmierkeitserad der Spannung er-
mittelt wurde, so oft verwendet worden, daß eine Anwen-
dung auf einen Sonderfall aus den hier nicht betrachteten
Wicklungen keinerlei Schwierigkeit bereiten kann.
I. Bedingung für Spannungsvielecke mit nur nach außen
gerichteten Ecken.
In den Abb.7 u. 8 meiner Arbeit! „Die Symmetric-
bedingungen für Gleichstromankerwieklunsxen“* sind Wick-
lungen dargestellt, deren Spannungsviclecke Ecken auf-
weisen, die nach innen gerichtet sind. Auch in R. Rich-
ter. .Ankerwicklunsen für Gleich- und Wechselstrom-
maschinen“? ist auf S. 58 in Abb. 53 ein Spannunegsvieleck
einer ceinzängigen Wellenwicklung gezeichnet, das nach
innen gerichtete Ecken enthält.
Für die Ableitung der Formeln für die Spannungs-
schwankungen wird es nun nicht gleichgültig sein, ob das
Spannungsvieleck nur Ecken enthält, die nach außen ge-
richtet sind, oder auch solche,
sind. Es soll daher die Bedingung zuerst gesucht werden,
die erfüllt werden muß, damit das Spannungsvieleck nur
nach außen gerichtete Ecken aufweist.
Bekanntlich zeichnet man das Spannungsvieleck einer
Wicklung (nach dem angeführten Buche von Richter) auf
folgende Weise:
1. entwirft man den Spannungstern, wobei der Phasen-
winkel zwischen a ae Strahlen
a = . 360°
e
beträgt, wenn t, der größte Teiler ist, den die Nuten-
zahl N und die Polpaarzahl p gemeinsam haben;
I. Teil: ETZ 1929, S. 1221.
ETZ 1928, S. 1217.
2 Berlin 19%, Verlag Julius Springer.
die nach innen gerichtet.
2. beziffert man einen beliebigen Strahl mit 1,2,...
wobei 8n die Zahl der Spulenseiten in einer Nut be-
E dann beziffert man jenen Strahl, der um den
inke
P o
a= y Ku
gegen den zuerst bezifferten Strahl phasenverschoben
y HLZ ee
mals a° NEE Strahl mit ën LL Sn +2,
=
., Sn + v5
3. beginnt Se das Spannungsvieleck zu zeichnen, in-
dem man einen beliebigen Spannungstrahl mit der
Bezifferung x aufträgt; an diesen Strahl setzt man
den Spannungstrahl des Sternes mit der Bezifferunz
(£+ yg), an diesen den Strahl (ce +2yx) usw.
Yg ist dabei der Stegschritt.
Bei einer eingänxzigen Schleifenwick-
lung ist nun Yg = 1. Beginnt man das Spannungsvieleck
mit dem Strahle „1“ zu zeichnen, so hat man an diesen
den Strahl 1 + Y= „2“ zu reihen, an diesen den Strahl
Ce EE „3, USW.
N so haben bei Bern Schleifenwick-
ist, mit Sn; dann den um aber-
A
Liegen > Spulenseiten in der Nut
lungen mit Spulen gleicher Weite ~% Spulen dieselbe
Phase; d.h. ein Strahl des BERNER trägt die Be-
Sn
zifferung 1, 2,... ké Spannungs-
a Sn
Es kommen dalıer E
in wo Phasenlage. Das Spannungsvieleck
hat somit CR Ecken und jede seiner Seiten enthält A
strahlen
gleichgerichtete Spulenspannungen. Das Spannungsvieleck
weist also nur nach außen gerichtete Ecken
auf. Bekanntlich ist aber für solche eingängige Schleifen-
wicklungen die Polzahl 2p
A 4 gleich der Ankerstromzweig-
f % zahl 2a, also
k =
In 5 7 2 a = p.
2 1 l Es liegt die Vermutung
nahe, daß alle Wieklungen mit
soviel Ankerstromzweigen als
Polen nur nach außen gerich-
tete Ecken im Spannungsviel-
eck haben werden.
Betrachten wir die Wel-
lenwieklunesen. Die
Wicklungsformel lautet hier:
Abb. 1. Spannungstern einer
Wellenwieklung mit a ~ p.
Pe
KT p
Ist a= p, dann wird daraus
A Io K _
EE ES
Wir zeichnen nun den Spannungstern, dessen Strahlen
um den Winkel
a’ = . 360°
in der Phase verschoben sind. Dann beziffern wir den
ersten Strahl mit 1, 2...., D Nun suchen wir den Strahl,
der gegen den jetzt bezifferten um den Winkel
p SIE) oO
Ar e ) = r
A u
phasenverschoben ist. Wir haben aber im Spannungstern
- Strahlen, den N und
i l
p =a gemeinsam haben. Gehen wir daher um den Win-
kel a weiter, so kommen wir zu einem Strahl, der gegen
den zuerst bezifferten der'a-te -Strahl ist, wenn |
azaf,
N .360° für p =a)
wobei t, der größte Teiler ist,
1776
gesetzt wird. Diesen neuen Strahl Ben wir nun mit
DHL F E7 Sn (siehe Abb. 1). , , die Zahl der
1
Strahlen des Spannungsternes, ist selbstverständlich durch
a nicht teilbar, da ja t, der größte Teiler ist, den N
und a gemeinsam haben. Daher trägt der letzte Strahl die
Í K Sn
Bezifferung (a oJ) ta"
nungsvieleck auf, indem wir mit dem Strahl „1” beginnen,
so haben wir daran den Strahl 1+y,=1+ 7 +1 zu
fügen. Dies gibt für linksgängige Wicklungen den Strahl
Zeichnen wir nun das Span-
mit der Bezifferung - - und für rechtsgängige Wick-
lungen den Strahl (7 + 2) = vi, Nun haben wir für
linksgängige Strahl 1 + 2 yg =
K K K
1+2 | = 1) pa S —1, d. h. den Strahl SE l anzufügen.
Für rechtsgängige Wicklungen ist der Strahl 1 + Zus =
1-+2 LG -+ 1) = 22 +3, d.h. der Strahl „3“ anzusetzen
usw. Jetzt sehen wir, daß bei rechtsgängigen Wicklungen
die aneinanderzureihenden Strahlen 1, 2, 3,...in dieselbe
Gerade zu liegen kommen und bei linksgängigen Wick-
Das heißt
aber, daß wir bei solchen Wellenwicklungen,für
die a= p ist, wie bei der gewöhnlichen Schleifenwick-
lung ein Spannungsvieleck erhalten, das nur nach
außen gerichtete Ecken aufweist.
Wicklungen den
lungen die Strahlen a? a „2... ebenso.
Abb. 2 Spannungsrieleck und reduziertes Schema
N Sn
für a gerade, - „ ungerade.
2
Auch der Beweis von der negativen Seite her ist
leicht zu führen. Ist der Spannungstern gezeichnet, so
hat man on den Strahl „1“ im Spannungsvieleck den Strahl
Kra
WEE *) zu fügen. Damit dieses Spannungsvieleck
aber keine nach innen gerichteten Ecken aufweise, muß
dieser zweite Strahl die Bezifferung „2“ oder a tragen,
K K
d.h. zu 1 muß entweder EH oder En dazu-
gezählt werden. Das bedeutet aber nichts anderes, als daß
Y«= t1 sein muß, oder a =p ist.
In jedem anderen Falle würde, wie man sich leicht
überzeugen kann, zwischen zwei parallelen Strahlen eine
Anzahl anders gerichteter Strahlen liegen, was aber schon
nach innen gerichtete Ecken liefert.
Daher gilt allgemein: Wicklungen, für die
die Polzahl gleich der Ankerstrom-
zweigzahl ist, geben Spannungsviel-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49
5. Dezember 1929
ecke mit Ecken, die nur nach außen ge-
richtet sind. Dies gilt aber nur für Wicklungen.
deren Spulen alle gleiche Weiten haben, Treppenwick-
lungen verhalten sich anders. Auf diese soll in dieser
Untersuchung aber nicht eingegangen werden.
TrÒrl
=
244772 - - pm on
| Bil | |
| Z i | t l
í Creid i Turid i
E | |
r- , GË A l
i -as i
e P -Ih i
iB) APICH m
MR i |
"BE AF ai £ £,
de CD E mm
bk
N 8
Abb. 3. Spannungschwankungen für SE gerade, Se ungerade.
II. Bürstenbreite kleiner als eine Stegteilung (b< ty).
a) = geradzahlig.
s
a) -> ungerade.
Wie aus den Abb. 2 u. 3 zu ersehen ist, ist der Höchst-
wert der Spannung gleich dem Durchmesser 2 R des dem
Spannungsvieleck umschriebenen Kreises und tritt bei der
Bürstenstellung B,B, auf.
Emar zAB=2R.
Der Kleinstwert dagegen ist die Projektion des Durch-
messers des dem Spannungsvieleck einbeschriebenen
Kreises auf die Bürstenstellung B,B,, also
mn mn nu na b—i
Emnin = FF = D'C =2Rcos — cos 2 TETA
N K Tr 2
in Hundertteilen vom
Die Spannungschwankungen
Mittelwert werden daher
za ra b—i
E E 1 — CoS ~p» COS K a
eo — + Emax — Emin gogy 4. " K TE Ann
% LR t Enin 0% na na p—; 100%.
1-+co8s ,, cos „. * ——
N K Tr
B) = - gerade.
Aus den Abb. 3 u. 4 erkennt man, daß der Kleinstwert
der Spannung bei einem geradzahligen si, d.h. für den
Fall, daß in einer Nut eine gerade Anzahl von Spulen-
seiten nebeneinander liegen, den Wert
xa 2na ty + i¿—b
N na Segen See E !
Emin =2R cos Lu cos Kig 5
annimmt, weil hier
| 2ra %Kri—b
Ki, 2
ist, während früher
| — 2ra bi
Kt, 2
war. Die Spannungschwankungen sind in diesem Falle
na na Tz, +?T—b
1— cos —,,: 008 - ‚= a
g A N K Tr S
=t- "en na ri 10%
1 + cos — C08 —- e "ge =
Die Frequenz der Spannungschwankungen ist
2v n
K
f= - --— = N — [Hz].
Sa TK 60
6. Dezember 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49 1777
/ : 5 : x D
b) 2 ungeradzahlig. Diese Formel gilt für ein geradzahliges 5,
A .. D e DÉI . A
e ge gerade: für das sie abgeleitet wurde. Für ein ungerades E
wird die Ungleichförmigkeit der Spannung
Der Höchstwert der Spannung ist, wie die Abb.5 u. 6 aa BEE
lehren, gleich AB. 1— cos N Gok p
Emax = AB = R+ R cos" = 2 R cost Sea EE E
+ SS 1+ cos ar Dee, $
l ZA A tk
Zä _
8" e Ze
SD
N
Abb. A Spannungsvieleck
und reduziertes Schema für Abb. 6. Bpannungschwankungen
N 3n N Sa
z gerade, - Dë gerade. für EE ungerade, Ea gerade.
$
i
WH
Abb. 7. Spannungsvieleck und reduziertes Schema für x ungerade,
En LC )
2 ungerade, CA — 1J gerade.
£ CB
“ Ze
Abb. 5. Spannungsvieleck und feduziertes Schema
N
für ungerade, > gerade. `
a 2
Der Kleinstwert der Spannung ist die Projektion der Viel-
ecksehne CD auf die Bürstenverbindungslinie B,B,; da- -
ber ist N Sn
SE SER TA Te +i—b Abb. + Spannungschwankungen für ES ungerade, SCH ungerade,
Emin = C”D" = CD cos EE $ D R
K y LU = ı) gerade und ò < - a .
an na, TE 2\2
= 2 R cos? zy og KO ug ` A. Bürstenbreitekleineralseine halbe
; ; TK
Die Spannungschwankungen werden damit Stegteilung k * ERR
an an 7 +i—b , , -= |
1— cos PR CoS nn Der Höchstwert ist hier offenbar AB. Macht man die
e ei, — A SE al E WS o 100 % Annahme, daß der zu einer Vielecksehne gehörige Peri-
Sr an an T kti —b Kë pheriewinkel im gegenüberliegenden Eckpunkte durch die
1+cos_._ eos -> - —- -— Verbindungsgeraden der Endpunkte der Spannungstrahlen
2N K Tk in dieser Vieleckschne mit diesem gegenüberliegenden
1778
Eckpunkte in gleiche Teile zerlegt wird, so erhält man
für den Spannungshöchst wert
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49
5. Dezember 1929
Bei der Ermittlung des Mindestwertes der Spannung
hat man zwei Fälle zu unterscheiden, nämlich den Fall,
daß 3 (2-1) geradzahlig, und den Fall, daß dieser
Wert ungeradzahlig ist. Es soll zuerst der erste Fall be-
handelt, also die Untersuchungen für ein geradzah-
liges 5 (7 1) durchgeführt werden.
Sn
-~ - — 1
Dieser Fall ist in Abb.7 gezeichnet Kan
Der Mindestwert der Spannung tritt bei der dargestellten
Wicklung (35 Spulen in jedem Paar der Ankerstrom-
zweige. die in 7 Nuten untergebracht sind) zweimal in
einer Periode der Stromwendungschwankungen auf, wie
man aus der Abb. 8 erkennen kann. Diese Mindest-
werte sind
un FE ax (ie
Low C co Ki. +i—o)
K
—_ DEco SIKL;
= DE cos Kı E Se d
Die Diazonalen CB und DE können angenähert gerechnet
werden zu
CB = DE = | (CE + DB)
Mit diesen Werten findet man den Mindestwert der Span-
nung
ax an 2 an
Kin = 2 R cos -57 | c08?—-—- — - - sin?’ wn |
min ZA ZA Sn 2N
AR (Tg . 1
| >< CoS Kr "o + r—) Er
i81 cos K
; 8 N ! 2 i À ; E : D
Abb. o Spannungsvieleck und reduziertes Schema für ungerade, Die Ungleichförmigkeit der Spannung ist daher für
1 8 e A l (äs
TE N 5 e -1) üngerade: ein geradzahliges 2 E — 11:
ax ax 2 ‚an an AR (te i
o ~> COS —— — | cos? -— -— SID’ ss 08 >,» COS e ı — D
GER Ee? Aa, yo T D
VAE EEGENEN E E
bt ax an 2 un an UR (Te SEN 3
` COS n C08 7„- ees? ane — BIL? a. | cos - COS -> S I=
2N K t aN a a Ska Ee
N > 9 AQIN QIN da 3 1 A 3
SN P oa 7 2 in RT Nimmt man nun 2 Ke Së ungeradzahlix
Sta Ä Gr A vk A Ns Vë S S
lees SC Se? an. sp ist nach Abb.9 u. 10 der Spannungshöchstwert wie
N 8
Abb. 10. Spannungschwankungen für SR ungerade, 5 ungerade,
1 (> ) , i
Af — 1 y ungerade une S D D
g CG bei E eg b d ai
r
ER SE ZA
2 Se
UN
en | a?
CoS o y E CS
deg à
ax 2 sin? ax Se e
2 N An ö 2 N È 2 K K TK
früher
Der Spannungskleinstwert wird dagegen
‘r LAN axr TK SE
Emin = CD cos | o Sa ET
K
SS COS o y d COS? an" we 9N
i x< cos -< T- (Sen
S Arel 2 7
Die Ungleichförmigkeit der Spannung wird dater für
S
cin ungeradzahliges 9 (7 — J|:
T
an EE an un | Kı: d
= sin? -~ feos a -ecos rel biz
s ed 2K tg‘ 2
Ge - .100%
SS S g :
ax K ;
| $ E
(Shlup folgt.y
6. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
1779
RUNDSCHAU.
Elektromaschinenbau.
Synehronmotoren mit wandernder Erregerachse —
Von V. A. F y nn werden in El. u. Maschinenb. Motoren be-
schrieben, die einigen bekannten Formen von Mehrphasen-
Induktions-Kommutatormotoren nahe verwandt sind. Der
Läufer trägt die über Schleifringe mit dem Netz verbundene
Dreiphasenwicklung sowie
die Kommutatorwicklung,
die die Erregung liefert.
Der Ständer enthält die Er-
regerwicklungen, die eben-
so wie die Kommutator-
bürsten verstellbar ange-
ordnet sind. An zahl-
reichen Kreisdiagrammen
zeigt A. Fynn, wie sich
in Abhängigkeit von der
Lage der Drehfeldachse
bei den verschiedenen Stel-
lungen der Bürsten und
Erregerwicklungen zuein-
ander das synchronisierende Moment M, der Leistungs-
faktor cosg und das der Läuferdurehflutung entsprechende
Feld Şa ändern. i
Zur Vereinfachung der immerhin noch unübersicht-
lichen Diagramme ist die Erregerwicklung statt dreiphasig
nur zweiphasig angenommen. Ein Kreisdiagramm sei in
Abb. 1 vereinfacht wiedergegeben: Es stellen dar "kd das zur
angelegten Spannung gehörige Drehfeld, zk, das Erreger-
feld, a das Ankerfeld. yd = Ne + Sa, Das Drehmoment ist
bei gegebenem ýa proportional der zu 7%4 senkrecht stehen-
den Komponente von f%s. Bekanntlich ergibt sich ein
Wechseldrehmoment mit doppelter Schlupffrequenz des
Motors. Die Spitze von şe bewegt sich also mit doppelter
Winkelgeschwindigkeit um Z. Die Lage des Mittelpunktes
Z sowie der Halbmesser r des Kreises um Z sind durch
die gegenseitige Lage der Erregerwicklungen und Bürsten
gegeben. Aus der Lage von ya läßt sich der Leistungs-
faktor cos entnehmen.
In Abb. 1 liegt Z in der Richtung von ?yd, und M be-
sitzt ebenso große positive wie negative Werte. Der
Mittelwert von M ist dagegen positiv (Motor), wenn Z im
Quadranten Z und JI liegt, negativ (Generator) für Z im
Quadranten I/II und IV. Der Leistungsfaktor ändert sich
ebenfalls mit der Lage des Drehfeldes a gegenüber den
Frregerwicklungen. Der Motor belastet das Netz kapa-
zitiv, wenn die Komponente von %e in Richtung ada größer
ist als Ña, induktiv. wenn sie kleiner ist. (Val. A.Fynn.
El. u. Maschinenb. Bd. 47, S. 25 u. 49.) Zrn.
Geschlossene Garbe-Lahmeyer-Motoren. — Bei großen
Motorleistungen reicht die Anbringung von Rippen am
die beim Mantelmotor
Gehäuse und auch
angewandte
Kühlmethode nicht mehr aus, um bei wirtschaftlicher Aus-
nutzung des Materials die Verlustwärme abzuführen. Da-
ker haben bereits im Jahre 1921 die Deutschen Elektrizi-
tüts-Werke zu Aachen, Garbe, Lahmeyer & Co. einen
anderen Weg mit Erfolg beschritten, der auch bei großen
Leistungen die wirtschaftliche Verwendung ganz ge-
schlossener Motoren gestattet. Abb.2 zeigt die erste
e ande-Lahhmeyer +
Zei €
ege
a 2 y
Wm em ki
| ®
ke 1
Abb. 3. Motor und Kühler zusammengebaut.
Ausführung eines Motors, dessen Innenluft, ohne mit der
Außenluft in unmittelbare Berührung zu kommen, nach
dem sogenannten Gegenstromprinzip gekühlt
Abb. 4 Weg der Kühlluft im Motor nach Abb. 3.
wird. In der hohlen Grundplatte ist ein Lamellenkülller aus
dünnwandigem Blech eingebaut. Durch einen im Innern
des Motors befindlichen Lüfter a wird die Innenluft durch
den Kühler getrie-
ben, wo sie ihre
Wärme an die Wan-
dungen abgeben kann.
Durch einen zweiten
außen befindlichen
Lüfter ce wird Außen-
luft im Gregenstrom
an der Außenseite
der Lamellen b ent-
lanzgedrückt. wo sie
die vom inneren Luft-
strom abgegebene
Wärme aufnimmt und
aus der an der An-
triebseite offenen
(Grundplatte ins Freie
befördert. Da der in
der Grundplatte un-
tergebrachte Kühl-
körper in staubigen `
Betrieben der Gefahr
der Verschmutzung
sehr ausgesetzt ist.
hat die genannte Firma noch eine andere Ausführung
durchgebildet, bei der der Kühlkörper über dem: Motor
angeordnet ist. Bezüglich der Wirkungsweise besteht kein -
Unterschied gegenüber der Ausführung nach Abb. 2.
CEO
Abb. 2. Prinzip der Gegenstromkühlung an einem geschlossenen Motor.
1780
Ein besonderer Vorzug der beschriebenen Ausführung
liegt darin, daß der Motor selbst hinsichtlich seines Auf-
baues von der normalen Ausführung nicht abweicht, und
daß die Kühleinrichtung nachträglich an jeden auf Lager
vorrätigen Motor angebaut werden kann. Einen Nachteil
kann man darin erbiicken, daß Motor und Kühler kein
geschlossenes Ganzes bilden, und daß der freiliegende
Kühler und seine Anschlußstutzen in rauhen Betrieben
leicht Leschädigt werden können. Die weitere Entwick-
lung führte daher zu einem Motor, von dem Abb.3 eine
Gesamtansicht zeigt. Motor und Kühler bilden hier ein ge-
schlossenen, einheitliches und formschönes Ganzes, das auch
E %
men aoa
- haah VRA Suse A. a
Abb. 5 Manschette.
die rauheste Behandlung verträgt, ohne Schaden zu neh-
men. Der ganze Motor ist in ein oben offenes Gehäuse
olıne mittlere Teilfuge (DRP. a.) eingebaut. Das Fehlen
dieser Teilfuge verringert die Länge der abzudichtenden
Flächen und gewährleistet daher einen besseren Ab-
schluß gegen die Außenluft. Den oberen Abechluß bildet
der durch eine kräftige Haube geschützte Kühler. Nach
Abnehmen dieser Schutzhaube kann der Kühler bequem
gereinigt werden. Wenn der Kühler abgehoben ist, sind
alle Teile des Motors bequem zugänglich. Der Läufer
läßt sich samt Ständerblechpaket und Lagerschildern nach
oben herausnehmen. Es ist aber auch möglich, den Läufer
allein nach der Antriebseite hin axial herauezuziehen,
nachdem das Lagerschild der Antriebsceite entfernt ist.
Die Kühlung erfolgt nach den gleichen Gesichtspunkten
wie bei den in Abb. 2 dargestellten Maschinen. Der Weg
der Innen- und Außenluft innerhalb des Kühlers ist in
Abb.4 durch Pfeile angedeutet. Der Motor hat sich gut
bewährt. fi
Leitungen.
Armatol-Mastenschutz. — Um an hölzernen Leitungs-
nıasten die Stelle, wo der Mast das Erdreich verläßt, der ge-
fährlichen Einwirkung von Luft und Feuchtigkeit und so-
mit der Fäulnisbildung zu entziehen, hat die Firma Wil-
helm Carstens G. m. b. H., Hamburg, ein Verfahren ausge-
arbeitet, das unter dem Namen „Armatol“-Mastenschutz!
auf den Markt kommt. Eine aus verzinktem Eisenblech her-
gestellte Manschette (Abb.5) wird derartig um den Mast
gelegt, daß zwischen Mast und Manschette ein Raum von
etwa 20..25 mm verbleibt. Dieser Luftraum wird mit
einer vorher auf Siedehitze gebrachten Isoliermasse aus-
gegossen, wodurch ein luftdichter und feuchtigkeitsicherer
Verschluß der gefährdeten Zone erreicht wird. Die Isolier-
masse hält den Mast von allen fäulniserregenden Einflüs-
sen und Fäulniserregern frei. Die Manschette ist 62cm
lang, der Länge nach aufgeschnitten und an den Schnitt-
flächen beiderseits mit einem Falz versehen. Die Falze
greifen ineinander, wodurch sich die Manschette leicht
schließen läßt. Sie wird so eingesetzt, daß nur die Hälfte
der Manschette, also etwa 31 cm, in die Erde hineinkommt.
Der zu schützende Mast wird also auf eine Tiefe von etwa
31 cm freigegraben und die Manschette herumgelegt. Die
normale Manschette hat einen Durchmesser von 240 mm
und paßt in den meisten Fällen für den 10-m-Mast mit
17...19 cm Zopfstärke. Für stärkere Masten wird einfach
1 DRP. Nr. 355 050,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49
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Abb. 6. Manschette mit Paßstück.
Abb.8. Manschette nach Fertigstellung.
D Dezember 1929
cin Paßstück, je nach Stärke des Mastes, in die Falze hin-
eingeschoben (Abb. 6). Diese Paßstücke werden in einer
Breite von 60, 120, 180 und 240 mm geliefert. Nachdem
die Manschette eingesetzt ist, wird die ausgehobene Erde
rinesherum wieder eingestampft, u.zw. in der Art, daß
der Luftraum zwischen Manschette und Mast überall gleich-
mäßig ist. Dieser Luftraum wird jetzt mit einem beson-
ders für diesen Zweck präparierten heißen Isoliergoudron
auszegossen (Abb. 7). Es ist darauf zu achten. daß die
in der Kelle befindliche Masse nicht schäumt oder brodelt,
da sonst die Gefahr vorliegt, daß die ausgegossene Masse
in der Manschette Blasen bildet und sich auch nach dem
Abb. 7. Ausgießen der Manschette.
Erkalten in der Masse Luftbläschen bilden. Man gieße da-
her die Masse langsam ein. Es empfiehlt sich, zwei- oder
dreimal nachzugießen, damit auf jeden Fall eine absolut
homogene Schicht erzielt wird. Nachdem man mit dem
Vergießen des Isoliergoudrons fertig ist, wird die Man-
schette oben geschlossen.
Um nun einen möglichst
dichten und festen Ab-
schluß und einen glat-
ten Übergang von Man-
schette zum Mast zu er-
halten, damit sich ober-
halb der Isoliermasse
keine Feuchtigkeit an-
sammeln kann, ist der
obere Teil der Man-
schette mehrfach ge-
schlitzt, so daß einzelne
Streifen entstehen, die
übereinander greifen.
Diese Streifen werden
halsförmig an den Mast.
gepreßt und durch eine
Schelle festgelegt. so
daß ein fester und glat-
ter Abschluß erreicht
ist und Regenwasser ab-
laufen kann (Abb.8).
Zur Erhöhung der Halt-
barkeit und zum bes-
seren Abschluß gegen
Feuchtigkeit wird der obere Teil der Manschette, beson-
ders der Hals, mit dem heißen Is»liergoudron nochmals
überstrichen und die Arbeit ist fertig.
Für die Auflösung des Isoliergoudrons empfiehlt es
sich, einen transportablen Schmelzkessel von rd. 150 kg
Fassungsvermögen mitzuführen, der für ungefähr einen
Tag ausreicht. Von diesem Kochkessel bringt man die Ver-
gußmasse in einen tragbaren Blechbehälter zu rd. 50 kg
Inhalt, welcher von Mast zu Mast getragen wird. Die Ein-
füllung geschieht mit einer Kelle. Die Vergußmasse ist
langsam einzugießen, und man soll sich vor dem Schließen
der Manschette überzeugen, ob die Masse auch nicht mehr
nachgesackt ist. Die Vergußmasse muß bei guter Elastizi-
tät einen möglichst hohen Tropfpunkt haben, damit die-
selbe in der Sommerhitze nicht zu weich und im Winter
bei niedriger Temperatur nicht spröde und rissig wird.
Nach den gemachten Erfahrungen können 3 Mann täg-
lich 15 ... 20 Manschetten einbauen. W.Carstens.
m
6. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 49
1781
Betriebserfahrungen an 140 kV-Leitungen. — Hem-
street berichtet über bemerkenswerte Erfahrungen an
den in den V. S. Amerika zwischen Michigan- und Huronsee
gelegenen 140 kV-Leitungen der Consumers Power Co.
Diese Leitungen werden in einem Teil des Netzes mit 60,
im anderen mit 30 Hz betrieben und sind durch einen
15 000 kVA-Frequenzumformer in einem der Unterwerke
miteinander gekuppelt. Sie sind als Drehstrom-Doppel-
leitungen mit übereinander angeordneten Phasen, auf
einigen Strecken auch als Einfachleitungen ausgeführt.
Die Gesamtlänge der Leitungen beträgt etwa 1000 km.
Die Zahl der Isolatoren, eine Ohio-Braß-Type, ist in den
Hängeketten 9...10, in den Abspannketten durchweg 12
Glieder. Erdseile und Lichtbogenschutz waren auf den
zuerst erbauten Strecken nicht vorgesehen. Erst 1920 er-
bielten zwei neue Strecken von etwa 100 km Lichtbogen-
hörner. Auf einem Teil der Leitung wurden die Spitzen
der Lichtbogenhörner auch mit Isolierkörpern zwecks Be-
einflussung der Feldverteilung und Erhöhung der Über-
schlagspannung der Ketten versehen. Da die Netze sehr
unter Überschlägen zu leiden hatten, wurden klydono-
graphische Untersuchungen und im Anschluß an die Ge-
witterperiode 1925 außerdem sorgfältige Überprüfungen
der im voraufgegangenen Jahr neu verlegten Strecken
vorgenommen, wobei eine besonders dafür ausgebildete
Mannschaft jeden Mast zu ersteigen und die Leitungen
sowie alle Teile der Isolatoren und Mastköpfe auf Spuren
von Überschiägen genau zu untersuchen hatte. Diese
Überprüfung wurde, um Vergleichsunterlagen zu gewin-
nen, später auch auf andere Leitungsteile ausgedehnt, ins-
gesamt auf etwa 500 km.
Die Beobachtungen ergaben, daß vorzugsweise an der
obersten Phase Überschläge aufgetreten waren, was die
durch Laboratoriumsversuche von Peek gefundene Tat-
sache bestätigt, wonach die in den Netzen induzierten Blitz-
spannungen mit der Höhe der Leitungen über dem Erd-
boden zunehmen und zwischen 9 ... 15 kV /m liegen. Bei den
mit Vorrichtungen zur Beeinflussung der Feldverteilung
ausgerüsteten Strecken zeigte es sich, daß dadurch die
Überschlagspannung der Ketten bis zu einem gewissen
Grade erhöht werden konnte, wenn auch nicht genügend,
um selbst den unteren Leiter völlig frei von Überschlägen
zu halten. An den mit Lichtbogenhörnern ausgerüsteten
Strecken sind keinerlei Zerstörungen an Leitern oder den
übrigen Armaturen aufgetreten. Auch die Erdungsver-
hältnisse der Leitungsmasten müssen eine besondere Rolle
spielen, indem mit wenigen Ausnahmen die Zahl der Über-
schläge mit dem Erdungswiderstand zu- und abnimmt. Die
Erdungswiderstände einer nach dem Bericht am meisten
gestörten Strecke in trockenem und sandigem Gelände
waren sehr hoch und erreichten Höchstwerte bis 1200 Q.
Die Annahme, daß der Lichtbogen in jeder Halbperiode
von neuem zündet, scheint durch die Erfahrungen bei den
Untersuchungen an den Isolatorenketten bestätigt zu wer-
den. Die Lichtbogenspuren waren bei den mit 30 Hz be-
triebenen Leitungen tiefer eingebrannt als bei den 60 Hz-
Leitungen, da bei der niedrigeren Frequenz der Lichtbogen
an ieder Stelle länger haftet.
Eine genauere Untersuchung der Teil- und Vollüber-
schläge an den Isolatorenketten mit und ohne Lichtbogen-
schutz ergab, daß in praktisch 50 % der Fälle an unge-
schützten Ketten die Kappen sämtlicher Isolatoren Brand-
stellen zeigten. Die Teilüberschläge an Ketten mit Schutz-
hörnern schwanken zwischen 19 und 37 % an den Gliedern
unter dem ersten, dem Aufhängepunkt zunächst gelegenen;
jedoch sind die Überschläge zu der Kappe des ersten Iso-
lators zahlreicher. Brandspuren am Leitungseil wurden
nur in 4%, an der Hängceklemme nur in 8% der fest-
gestellten Fälle gefunden, wenn Lichtbogenhörner vorge-
sehen waren, gegenüber 60 bzw. 48 % bei den ungeschütz-
ten Leitungen. Aus den Untersuchungen geht weiter her-
vor, daß ein großer Teil der Überschläge über die Iso-
latorenkette hinweggeht und nicht nur zwischen Leiter
und Mastkonstruktion erfolgt, ohne die Isolatorenkette zu
berühren, wie im allgemeinen angenommen wird. Offenbar
finden Teilüberschläge und das Anschmoren der Kappen
im Augenblick des ersten einleitenden Überschlags statt;
aenn der stehende Lichtbogen wird in fast allen Fällen
von der Kette durch elektrodynamische und Wärmewir-
kung weggetrieben.
Vier zur Aufzeichnung von Überspannungen im Lei-
tungsnetz der Gesellschaft verteilte Klydonographen zeig-
ten im Zeitraum von 8 Monaten einschließlich der Ge-
witterperiode 1925 im ganzen 567 Überspannungen vom
1,5- bis 10fachen Wert der normalen Betriebspannung
gegen Erde an, wobei nur Blitzüberspannungen Werte
erreichten, die über das 5fache der Betriebspannung hin-
ausgingen.
Zum Schutz gegen Blitzstörunger erscheint die Ver-
wendung langer Isolatorenketten vorteilhaft und wirt-
schaftlich gerechtfertigt, wenn außerdem genügend Ab-
stand von den übrigen Konstruktionsteilen gehalten wird,
da die Blitzüberschlagspannung einer Kette mit deren
Länge wächst. Die Verwendung von Hclzmasten soll nach
dem Bericht in fern von der Küste gelegenen Leitungs-
abschnitten mit geringem Nebel- und Staubvorkommen iso-
lationstechnische Vorteile bieten, weil bei der in Amerika
häufigen Anordnung der Leitungseile in einer Ebene in
geringstem zulässigen Abstand vom Boden auch ohne Ver-
wendung von Blitzseilen derartige Leitungen ziemlich frei
von blitzstörungen sind. (J.G.Hemstreet, J. Am. Inst.
El. Engs. Bd. 46, S. 1221.) ON.
Apparate.
Eine neue Art gußgekapselter Schaltanlagen. — Die
natürliche Entwicklung im Bau gußgekapselter Schaltan-
lagen führt zur Verwendung von Schalteinheiten immer
größerer Schaltleistung. Es erhebt sich also die Frage,
ob die heute üblichen Ausführungsarten solcher Anlagen
angesichts der immer größer werdenden Beanspruchung
Abb. 9. Senkrecht trennende gußgekapselte Schalteinheit nach
Whitehead für 250000 kVA.
aller tragenden Organe auch für Schalteinheiten geeignet
sind, deren Schaltleistung erheblich über den heute noch
normalen Werten liegt, oder ob nicht bereits von einer
naheliegenden Grenze ab eine grundsätzliche Abkehr von
den geltenden Konstruktionsprinzipien notwendig werden
könnte G. E. Whitehead geht nun bei der Angabe
einer neuen Ausführungsform von der Überlegung aus, daß
es abwegig sei, stets die gesamten, aus Ölschalter, An-
trieb, Relais, Meßinstrumenten und Kapselung bestehen-
den — also keineswegs leichten — Schalteinheiten auf-
wärts und abwärts bzw. vorwärts und rückwärts zu bce-
wegen, um die Verbindung mit dem Sammelschienensystem
oder die Trennung davon herbeizuführen. Er empfiehlt
vielmehr ein grundsätzlich neues Konstruktionsprinzip,
E sich am besten an Hand der Abb.9 u. 10 erläutern
äßt.
Abb. 9 zeigt eine Schalteinheit der neuen Ausführungs-
art für 300 A bei 11 000 V mit einer Abschaltleistung von
250000 kVA. Die Sammelschienen und die eigentliche
Schalteinheit sind in einem kräftigen Eisenrahmengestell
fest eingebaut, dessen Höhe 2,3 m, Breite 0,92m und Tiefe
0,88 m betragen. Die Gesamtanordnung ist dabei aber derari,
daß der Ölschalter nichtsdestoweniger schnell und leicht
ausgewechselt werden kann, ohne daß es nötig wäre, die
ganze Schalteinheit auszubauen oder weitgehend zu ent-
manteln. Die Sammelschienen tragen drei unbewceliche
Kontaktstäbe, welche drei aus den Dürchführungen des
Ölschalters herausragenden, ebenfalls unbeweglichen Kon-
taktstäben unmittelbar gegenüberstehen.
1782
Die Herstellung oder Trennung der Verbindung einer
Schalteinheit mit dem Sammelschienensystem erfolgt, wie
Abb. 10 zeigt, in einfachster Weise durch drei hülsen-
förmige Schaltstücke, die, von je einer besonderen Iso-
latorhülse umfangen, in einem gemeinsamen gußeisernen
Träger angeordnet sind. Durch Betätigung eines über ein
Kegelradgetriebe wirkenden Handrades werden die drei
Hülsenschaltstücke, nach oben bewegt, über die Kontakt-
stäbe der Sammel-
schienen geschoben
oder. nach unten be-
wert, von diesen ab-
1 Jsolator—}
gezogen. f oberer
Die Verbindung BEES
der beweglichen Hül- Nontakr-
senschaltstücke mit
den Kontaktstäben
des Sammelschienen-
systems erfolgt — an
sich bereits durch
einen hülsenartigen
Isolator geschützt —
in einem besonderen
Schutzkasten (siehe
Abb. 10), dessen Ein-
führungsöffnungen
zudem noch durch | `
selbsttätig wirkende
und verriegelte Ver-
schlußdeckel abge-
schlossen werden,
wenn die Schaltein-
heit von den Sam-
melschienen abge-
trennt ist.
Das Gewicht des
beweglichen Teiles
dieser Ausführungs-
form ist so gering,
daß sie durch ein
Kind bedient werden
könnte. Außerdem ist
die Betätigung des
Schalters durch be-
8 selbsträrger
1ölcherheits-
e hhn
VE SCH AAA
Isola,
geschlossen
Abb. 10. Aufbau des Kontaktteiles einer
; . senkrecht trennenden gußgekapselten
SS un Schalteinheit nach W h iteh ea d.
wegliche System noch i
besonders sicher gestaltet. Eine sinnvolle Verriegelungs-
einrichtung verhindert im übrigen jede falsche Schalt-
bewegung.
Die entscheidenden Vorzüge seines Konstruktionsvor-
schlages faßt Whitehead schließlich folgendermaßen zu-
sammen: Geringster Platzbedarf. Unwesentliches Gewicht
der bewegten Teile. Keine Zahnstangen, Getriebe, Draht-
seile, Sperrstangen, Motoren, Leitrollen oder selbstführen-
den Zubehörteile. Keine Kompoundfüllung oder Ölisolation
(mit Ausnahme des Ölschalters). Volle Zugänglichkeit
zu allen Einzelteilen, einschließlich Meßinstrumenten,
Meßleitungen, Kabelanschlüssen usw. Einfacher, aber voll-
ständiger Schutz für die Bedienung. Schaltbrücke leicht
zugänglich und leicht bedienbar. Vollständig in der Fabrik
hergestellte Schalteinheiten. Geringe Errichtungskosten.
Keine Sonderfundamente erforderlich. Geerdet, eisengekap-
selt und ungeziefersicher. Vergrößerung und Änderungen
der Anlage sehr einfach. Bei Reparaturen kein voiiständi-
zes Herausnehmen der Einheit und keine völlige Ent-
mantelung erforderlich. Ölschalter können leicht und ein-
fach ausgewechselt, Reserveschalter in wenigen Minuten
eingebaut werden. (The Electrician Bd. 100, S. 549.) ck.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Ein Instrument zur Messung von Induktivitäten und
Kapazitäten. — A. Täuber-Gretler beschreibt ein In-
duktions-Dynamometer!, mit dem innerhalb weiter Grenzen
sowohl Induktivitäten als auch Kapazitäten auf etwa + 1 %
genau gemessen werden können. Der erforderliche Meß-
strom kann jedem Wechselstromnetz entnommen werden.
Die benutzte Meßmethode beruht auf folgendem Grund-
prinzip. _ Wird durch die Feldspule eines elektrodyna-
mischen Instrumentes mit eisenzeschlossenem Kraftlinien-
weg ein Wechselstrom geschickt und ist die Drehspule
über einen Widerstand geschlossen, welcher induktiv oder
kapazitiv wirken möge, so zeigt die Drehspule unter dem
Einfluß der in ihr durch den Kraftfluß der Feldspule in-
duzierten EMK bei überwierender Induktivität das Be-
! Vel.auch A. Täuber-Gretler, Bull. SEV. Bd. 12, S. 545; ETZ
1928, S. 185.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
5. Dezember 1929
streben, sich in eine solche Lage zu drehen, daß der sie
durchsetzende resultierende Kraftfluß Null ist. Die elek-
trodynamische Kraftwirkung verschwindet, wenn sich In-
duktivität und Kapazität im Drehspulkreis in ihrer Wir-
kung gerade aufheben. Bei überwiegender Kapazität
strebt die Drehspule im Gegensatz zum ersten Fall der-
* jenigen Lage zu, in welcher sie vom größtmöglichen Kraft-
fluß der Feldspule durchsetzt wird. Die Schaltung ist
H
Abb. 11. Schaltung des Induktions-Dynamometers.
nun nach Abb. 11 so gewählt, daß die Drehspule, welche die
Induktivität Lp besitzt, mit einer Induktivität [s und
einem Widerstand Tœ dem eine Kapazität C parallel ge-
schaltet ist, in Reihenschaltung liegt. (A. Täuber-
Gretler, Bull. SEV. Bd. 19, S. 395.) Gør.
Selbsttätige Vakuummesser für Gleichrichter. —
Smede gibt eine Zusammenstellung der für selbst-
tätige Vakuumregelung und -messung in Großgleichrich-
tern in Betracht kommenden Verfahren.
1. Diethermischen Vakuummesser beruhen
auf der bekannten Erscheinung, daß bei stark vermin-
dertem Luftdruck im Gefäß, wenn bereits die freie Weg-
länge der Moleküle groß ist gegen den Abstand des Glüh-
fadens von der Wandung, die Wärmeleitung eines Gases
mit dem Druck stark abnimmt. Man hat deshalb durch
die Temperaturmessung an einem mit konstanter Lei-
stungszufuhr erwärmten Draht ein Mittel, den Gasdruck
zu bestimmen. Die Fadentemperatur wird in der Regel auf
100... 150° gehalten, so daß die Strahlungsverluste noch
klein bleiben gegenüber den
Fr] Verlusten infolge Wärmeab-
IT
leitung durch das Gas. Die
Heizung mit konstantem
Strom kann z.B. erfolgen
durch die Reihenschaltung der
Primärwicklung eines zesät-
tigten und eines ungesättig-
ten Transformators. von de-
nen der erste etwa 110 % der
gewünschten Spannung er-
zeugt und der ungesättigte
10 %. die den 110 % entgegen-
geschaltet werden. Die Hei-
zung kann mit Gleich- oder Wechselstrom erfolgen. Aus-
führungen dieser Art sind auch in der ETZ bereits mehr-
fach beschrieben worden!.
2. Einen Ionisations-Vakuummesser erhält
man in einfacher Weise aus einer gewöhnlichen Ver-
stärkerröhre mit drei Elektroden. Das Gitter wird an ein
positives Potential gelegt. Die Schaltung ist in Abb. 12
wiedergegeben. Der Elektronenstrom zwischen dem Glüh-
faden und dem Gitter muß konstant gehalten werden. Der
Anodenstrom ist dann proportional dem Gasdruck in dem
(rlasgefüß. Der große Nachteil dieses Verfahrens, das an
sich sehr empfindlich ist, besteht darin, daß das Emis-
sionsvermögen der Glühkathode nicht konstant bleibt und
deshalb auch die Eichung sich dauernd ändert.
3. Eine andere Art von Vakuummessern erhält man
dadurch, daß man im Innern eines Glasgefäßes etwa unter
dem Einfluß eines von außen wirkenden Drehfeldes eine
Aluminiumtrommel rotieren läßt. Diese nimmt dann durch
I.uftreibung eine für sich gelagerte Scheibe mit, die
eine Feder als Gegenkruft hat. Der Drehwinkel ist ab-
hängig von der Zähigkeit der eingeschlossenen Luft und
LL
iu Ir
Abb. 12. Ionisations-Vakuum-
messer.
ı Vgl. z. B. ETZ 1928, S. 1512 u. 1582.
mm ` ege:
6. Dezember 1929
damit vom Druck. Eine praktische Ausführung scheint
noch nicht bekannt geworden zu sein.
4. Sehr aussichtsvoll erscheint zur Vakuummessung
die Tatsache, daß das Einsetzen der Glimmentladung
bei konstanter Spannung vom Druck stark abhängig ist.
Bei geeigneter Bemessung der Glimmröhre kann man den
Arbeitsbereich von 1...40: 10? mm erhalten. Das plötz-
liche Einsetzen der Glimmentladung mit zunehmendem
Gasdruck bietet ein willkommenes Mittel, den ziemlich
kräftigen Glimmstrom zur Einschaltung von Relais zu
benutzen, die die Luftpumpe in Tätigkeit setzen, um das
verschlechterte Vakuum wieder zu verbessern. (L.Smede,
The Electric Journ. Bd. 25, S. 437.) Kith.
Relaisgalvanometer. — Von Moll stammt der Ge-
danke, den Ausschlag eines Galvanometers dadurch zu ver-
größern, daß der Lichtstrahl auf ein Differentialthermo-
element so auffällt. daß beide
Lötstellen gleichmäßig erwärmt
werden (ETZ 1927, S. 1774).
Eine geringe Drehung des Spie-
gels des Primärgalvanometers
bewirkt dann eine ungleichmä-
Bige Erwärmung der Lötstellen;
der entstehende Thermostrom
wird an einem zweiten Galvano-
meter gemessen. Der Verfasser
vereinigt nun Thermoelement
und zweites Galvanometer, wie
Abb. 13 zeigt. Die Spule des
Relaisgalvanometers, eine ein-
fache rechteckige Schleife aus
Kupferdraht von 0,25 mm Dmr.,
ist am unteren Ende durch das
Thermoelement aus zwei Kup-
ferblechstreifen und einem Kon-
stantanstreifen geschlossen. Bei
einer Dicke von 20 p der Thermo-
streifen war die Vergrößerung
etwa 200 bei Verwendung einer
gewöhnlichen 25kerzigen Spiraldrahtlampe.
Z. Instrumentenk. Bd. 49, S. 114.) Br.
B
Abb. 13. Relaisgalvano-
meter.
(R. Sewie,
Heizung. Öfen.
Die Wirtschaftlichkeit elektrischer Widerstandsöfen.
— Die Ermittlung der Selbstkosten (Betriebskosten) für
Widerstandsöfen darf sich nicht auf die Ermittlung der
Wärmekosten beschränken; es müssen vielmehr Wärme-
kosten, Lohn und Neben-
kosten berücksichtigt wer-
den. Die Wärmekosten
dienen zur Deckung der
Nutzwärme und der Strah-
lungsverluste. Es wird ge-
zeigt, daß zwischen Mo-
toren und Öfen in bezug
auf das Verhalten im Be-
triebe weitgehende Ähn-
lichkeiten bestehen. Bei der
Ermittlung der Nutzwärme
ist die Erwärmungszeit zu
berücksichtigen. Wie aus
der Abb. 14 hervorgeht, er-
folgt eine völlig gleich-
mäßige Durchwärmung nur
sehr langsam; je größer
die zulässigen Temperatur-
unterschiede zwischen
Oberfläche und Kern des
Gutes sind, um so höher
darf die Übertemperatur
des Ofens über die ver-
langte Endtemperatur des
Gutes gewählt werden, um
so schneller kann die Er-
wärmung vor sich gehen. Anderseits führt die Forde-
rung eines vollen Temperaturausgleichs auf theoretisch
unendlich lange Anwärmezeiten, praktisch auf sehr lange.
Als Nebenkosten werden sämtliche nicht mit dem
Lohn und den Stromkosten erfaßbaren Kosten zusammen-
gefaßt. Eine stets gleiche Einteilung (Schema) für «diese
Kosten läßt sich nicht angeben; für viele Fälle genügt die
folgende:
Nebenkosten am Werkstoff: Werkstoffverlust (Ab-
brand usw.); Kosten durch Ausschuß; Nachbearbei-
tung und \Weiterbearbeitung
Abb. 14. Verlauf der -Temperatur-
verteilung in einer Platte inach
Krauß).
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
1783
Nebenkosten am Ofen: Platzmiete, Abschreibung, Ofen-
reparaturen, Betriebsnebenkosten.
Allgemeine Unkosten.
Beim Vergleich eines elektrischen Ofens mit einem
brennstoffgefeuerten können Löhne und Nebenkosten ein-
ander unmittelbar gegenübergestellt werden, wobei ein im
Aufbau einem Sankeydiagramm ähnliches Schaubild nütz-
liche Dienste leisten kann. Bei der Ermittlung der Wärme-
kosten ist die Art der Strompreiserrechnung wichtig; es
wäre falsch, die Stromkosten nur aus Strompreis und
Stromverbrauch des Ofens zu ermitteln. Vielmehr muß der
Einfluß der Verbraucher von Elektrowärme auf die übri-
gen Stromverbraucher mit berücksichtigt werden; ge-
schieht dies, so wird sich oft ein günstigerer Strompreis
ergeben als ohne diese Berechnung.
Zum Vergleich mehrerer elektrischer Öfen untereinan-
der dienten bisher oft Angaben von Wirkungsgrad oder
Leistungsfähigkeit. Diese Angaben sind nicht eindeutig:
man kann beispielsweise 4 (!) Wirkungsgrade definieren,
je nachdem, ob man die Anheizenergie berücksichtigt oder
nicht, und je nachdem, ob man die Wärme für totes Gewicht
als Verlust zählt oder nicht. Auch die Angabe der Lei-
stungsfähigkeit, die oft verlangt wird, ist verfehlt; sie
bietet keinen eindeutigen Maßstab und ist verechwommen.
Als neuen Weg schlägt Paschkisdie Angabe der unmit-
telbaren Kennzahlen vor (Wärmeverluste im Beharrungs-
zustand, Speicherwärme, Anschlußwert, Zahl der beheiz-
ten Seiten, Heizkörperbelastung [W/cm?], Heizkörperge-
wicht). Bei einer wirtschaftlichen Betriebsführung ist auf
Anpassung der Hilfsgeräte und der Ofenhalle an die Öfen
zu achten. Es empfiehlt sich, einen Betriebsfahrplan auf-
zustellen, der auf drei Grundsätzen aufgebaut sein sollte:
gute räumliche und zeitliche Ausnutzung, Türöffnungs-
zeiten kurz halten, kleines totes Gewicht. In einem be-
stimmten Falle konnte z. B. durch zweckentsprechende An-
einanderreihung der Chargen eine Stromersparnis von
etwa 40 % erzielt werden. (Paschkis, Arch. f. Eisen-
hüttenw. 1929, Gruppe D, Bd. 2, S. 487.) Sb.
Installation.
Winkelfassung der Bamberger Industrie-Gesellschaft.
— Bei den bekannten Konstruktionen der Winkelfassung
liegen die Anschlußkontakte im Innern des an die Wand
festzuschraubenden Sockels; sie sind daher schwer zu-
gänglich und schlecht an die Leitung anzuschließen. Im
Gegensatz dazu besteht die in Abb. 15 dargestellte Fas-
sung der Bamberger Industrie-Gesellschaft, Bamberg, aus
zwei Teilen: dem mit 2 Steckerstiften versehenen An-
schlußstein und dem eigentlichen Fassungskörper, der
zwecks Herstellung einer Verbindung mit dem Anschluß-
stein Steckerbuchsen
besitzt. Die Kon-
struktion ermöglicht
eine solide, übersicht-
liche und schnelle
Montage und verdient
besondere Beachtung
bei Reklamebeleuch-
tungen. Es genügt
bei der Montage obi-
ger Fassungen auf
Leisten, den ober-
sten sowie den unter-
sten Anschlußkontakt
auf der Leiste zu be-
festigen; sämtliche übrigen Anschlußsteine brauchen nur
unter die durchgehende Leitung geklemmt zu wer-
den. Naclı Anschluß der Steine an die Leitungen werden
die Winkelfassungen selbst über die Steckerstifte des
Anschlußsteines geschoben und alsdann an der Wand bzw.
auf der Leiste festzeschraubt. fi
Abb. 15. Winkelfassung.
Bahnen und Fahrzeuge.
Verkehrstechnische Verbesserungen bei der Schwebe-
bahn Vohwinkel—Elberfeld— Barmen. — Das außcrordent-
lich stark beanspruchte Verkehrsmittel über dem Wupper-
tal, die Schwebebahn Vohwinkel—Elberfeldl—Barmen, be-
fördert seit 28 Jahren! von früh bis spät die dicht drängen-
den Menschenmassen, welche die schnellere Fortbewegung
hemmenden engen Talstraßen meiden. Zur Anpassung
an die gesteigerte Verkehrsdichte sieht die Verwaltung
nunmehr den Umbau ihrer 55 Triebwagen in einer nach
mehrjährigen Versuchen ermittelten zweckmäßigeren
Bauart vor. Die wesentlichsten Verbesserungen betreffen
die Sitz- und Türanordnung, die Beleuchtung und die
ı Vgl. ETZ 192%, 5. 343.
1784
Entlüftung. Die alte und neue Sitzanordnung gehen
aus Abb. 16... 18 hervor. Die Einzelsitze auf der Einsteig-
seite hat man ganz entfernt zugunsten einer Verbreite-
rung der Doppelsitze und eines breiteren Ganges für Steh-
plätze und hat in der dritten Klasse am Kopfende noch
einen 3 Personen fassenden Quersitz hinzugefügt. Die
Gesamtzahl der nunmehr in beiden Klassen gepolsterten
Sitze ist dabei nicht geringer geworden. Hatte man früher
17 und 10 Sitze in der dritten bzw. zweiten Wagenklasse,
so sind die entsprechenden Zahlen jetzt 19 und 8.
Die Änderung der Türanordnung — im Anfang
waren Klapptüren an den beiden äußersten Enden des
Wagens, bei einem anderen Jahrgang ebensolche unmiittel-
bar nebeneinander zu beiden Seiten der Klassentrennwand
(Abb. 16) — besteht darin, daß man jetzt Schiebetüren vor-
gesehen hat, die von 700 auf 1100 mm Öffnungsweite ver-
breitert und vor die Mitte der jeweiligen Wagenklasse
gelegt wurden. Den Umbau von Klapptüren in Schiebe-
—— 77450- EE
DOSS 3 5 Lekt? Sl Bet
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OOO wë
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SE
UE)
Abb. 16. Schwebebahnwagen alte Bauart.
fahrtrichtung — =
Abb. 17. Schwebebahnwagen. neueste Ausführung nach dem Umbau.
türen hatte man bereits in den letzten Jahren bei fast
allen Wagen durchgeführt. Beim ersten Versuch ließ man
die Türen in Taschen gleiten, beim zweiten erfolgte die
Türbewegung in einer Kurvenbahn, d. h. die Türen be-
fanden-sich in geöffnetem Zustand außerhalb der Kasten-
wand, während sie nach Schließen mit der Wand bündig
liefen. Bei der Ausführung am neuen Versuchswagen
sind die Schiebetüren zweiteilig und laufen auf Führungs-
bändern dauernd außerhalb des Wagens. Durch diese An-
ordnung hat man erreicht, daß sich der Aus- und Ein-
steigevorgang, der oft 70..80s dauerte, auf 15..20s
kürzen ließ. Hier ist auch erstmalig die Verbindungstür
innerhalb des Wagens zwischen den beiden Abteilen als
Schiebetür ausgebildet. Sie kann wenn nötiz vom Schaff-
ner verriegelt werden, um ein Durcheinanderlaufen der
Fahrgäste der beiden Klassen beim Aus- und Einsteigen
zu verhindern. Neu ist ferner, daß die beiden Haupt-
türen durch ein Steuerventil zu gleicher Zeit, wahlweise
aber auch einzeln vom Schaffner durch Preßluft
betätigt werden, von welcher ohnehin zu Brems-
„wecken stets Vorrat mitgeführt wird. Das St-»uerventil
befindet sich neben der Tür innen, u.zw. nur in der
dritten Klasse. Zur Sicherheit gegen Einklemmen sind
die Türkanten mit Hohlgummileisten verschen. Diese
legen sich dicht gegeneinander, sind dabei aber so nach-
giebig, daß z. B. eine zwischen die sich schließenden Tür-
teile gebrachte Hand nicht verletzt werden kann. Wöäh-
rend der Fahrt werden die Türen durch Drurkluft ge-
schlossen gehalten, außerdem aber noch rein mechanisch
verriegelt.
Eine Zugeinheit besteht aus zwei oder drei
Triebwagen: in Zukunft hofft man nach Verlängerung
sämtlicher Bahnhöfe auch Einstellung von Vierwagen-
zügen zu ermöglichen. Der Schaffner des Vorderwagens
ist zugleich Zugführer. Um ihm die Fahrbereitschaft der
Hinterwagen anzuzeigen, befindet sich am vorderen Ende
der Wagen auf der Einsteigseite eine rote Siznallampe,
die erst erlischt, wenn die Türen beider Abteile ge-
schlossen sind. Die erwähnte mechanische Verrierelung
wird im Innern des Wagens durch einen Hebolzug be-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
onin
te 700 ze 28 re Eu A
D Dezember 1929
wirkt. Ehe diese stattgefunden hat, zeigt eine besondere
Signaltafel für den Fahrer ein „H“ (Halt), rot auf weißem
Grunde, rechts von ihm angeordnet, während das „F“
(Fahrt)-Zeichen nach vollzogener Verriegelung an dessen
Stelle tritt. ‚Später soll auch der Fahrschalter in diese
Verriegelung einbezogen werden (Verhinderung der
Stromeinschaltung durch den Fahrer bei nicht geschlos-
senen Türen).
Die Innenbeleuchtung besteht zur Zeit aus
8 Lampen in der 3. Klasse und 4 Lampen in der 2., bei
der Mehrzahl der Wagen als Deckenbeleuchtung in Grup-
pen zu 4 Stück zusammengebaut. Jetzt hat man eine
dritte Serie hinzugenommen und sie zu 11 bzw. 6 Einzel-
lampen von je 25 W mit lichtstreuenden Überfanggläsern
gleichmäßig verteilt. Da je 6 Lampen zur Serie gehören,
ist eine achtzehnte außen als Schlußlampe angeordnet.
Die Entlüftung brachte eine Abstellung des
Übelstandes der Zugluft. Diesem Zweck dienen kleine
i Fenster, die überall die Ober-
teile der großen Seitenfenster
bilden und um einen kleinen
Winkelbetrag um ihre verti-
kale Scharnierachse nach
außen drehbar sind. So wird
bei der Wagenbewegung die
Luft oberhalb der Köpfe der
sitzenden Fahrgäste abge-
saugt.
Anderelektrischen
Ausrüstung wurde keine
Änderung vorgenommen. Es
sind zwei grundsätzlich ver-
schiedene Bauarten vorhan-
den. Von den 31 Wagen des
ältesten Typs haben 16 Vor-
derwagen besonders starke
Fahrschalter, die den Gesamt-
strom von 4 Motoren aufneh-
men können. An den Trieb-
radumfang oberhalb der Schie-
nen ist ein Zahnkranz ge-
schraubt, der mit dem auf der
Motorwelle sitzenden Ritzel
in Eingriff steht. Die vier
Achsen eines Wagens vertei-
len sich auf 2 Drehgestelle mit
je einem Treib- und Laufrad.
Bei den 24 Wagen der neueren
Bauart (03) ist dagegen der
Motor unter dem Schienenträger gelagert. Der Antrieb des
Triebrades geschieht durch Kegelradübertragung. Hier er-
folgt die Motor-Regelung durch Vielfachschützensteuerung.
Da die Fahrschalter nur Betätigungstrom führen, sind sie
bedeutend schwächer gehalten. Die Steuermagnetspulen
liegen über Vorwiderständen an der Fahrleitungspannung.
Abb. 18. Schwebebahnwagen, neueste Ausführung (Innenansicht:.
Durch Kupplungstücke können die 16 Leitungen beliebig
vieler gleicher Wagen miteinander verbunden werden.
Es sind 7 Hauptstromschütze zur Schaltung der Fahr-
widerstände, ferner ein Schütz für Serien- und 2 Schütze
für Parallelbetrieb der Motoren vorhanden.
Die Luftdruckbremse dient als Gebrauchsbremste.
seltener wird eine mechanische Handbremse und für den
Notfall die Generatorkurzschlußbremse betätigt. Arb.
6. Dezember 1928
Elektrisierung der Bostoner Schmalspurbahn. — Bei
der Elektrisierung der rd. 20 km langen Vorortstrecke
Boston—Revere Beach—Lynn für 600 V Gleichstrom ge-
schieht die Stromzuführung durch eine Kettenoberleitung,
einem als Verstärkungsleitung benutzten Kupfertragseil,
das mit einer Spannweite von 90 m an Jochen aus rost-
freiem Stahl aufgehängt ist. Die Wahl der Oberleitung
an Stelle der dritten Schiene erfolgte mit Rücksicht auf die
ungünstigen Schneeverhältnisse der Strecke.
Die Stromversorgung aus dem 13 800 V - Drehstrom-.
netz geschieht durch zwei gleich große Unterwerke mit
je zwei 1000 kW-Einankerumformern; eins von diesen
ist vollselbsttätig. Ferner ist ein handbedientes fahr-
bares Unterwerk mit einem 1000 kW-Einankerumformer
vorhanden. Die selbsttätigen Blocksignale werden mit
2300 V Wechselstrom gespeist. Vorläufig hat man die vor-
handenen Wagen des Dampfbetriebs beibehalten und mit
der elektrischen Ausrüstung, je zwei 60 PS-Motoren mit
Vielfachsteuerung, sowie mit Führerständen auf der rech-
ten Seite jedes Wagenendes versehen.
Zur schnelleren Abfertigung der Fahrgäste sind die
größeren Bahnhöfe mit Passimetern ausgerüstet. Fahr-
gäste, die nur eine Teilstrecke der Bahn innerhalb dersel-
ben Gemeinde zurücklegen oder nur die der Bahn gehörige
Fähre benutzen wollen, bezahlen am Passimeter den vollen
Fahrpreis und verlangen vom Stationsbeamten einen Gut-
schein, auf dem die Ausgabezeit vermerkt ist und der an
der Zielstation des Fahrgastes mit einem bestimmten Be-
trag eingelöst wird. Zwischen Winthrop Beach und Point
Chirley betreibt die Bahn eine Zubringerlinie mit Motor-
omnibussen. (F. N. Hollongsworth, EI. Traction
Bd. 24, S. 559.) Gthe.
Schienenstoß-Prüfeinrichtungen. — Zur Prüfung der
Güte von Schienenverbindungen bei Gleichstrombahnen
hat die Cambridge Instrument Co. verschiedene Meßein-
richtungen durchgebildet. Verwendet wird zur Messung
immer der Betrfebstrom, und es wird durch Aufdrücken
eines Gestelles mit drei Prüfspitzen und zwei Millivolt-
metern der Spannungsabfall zwischen zwei Schienen-
stücken von je 0,50 m Länge verglichen, von denen eines
die Stoßstelle enthält. Die älteste Form des Anzeige-
gerätes enthielt zwei einander gegenüberliegende Prä-
zisionsinstrumente, beide mit den Meßbereichen 0 ... 12 und
0...60 mV umschaltbar. In einer neueren Ausführung nach
dem Vorschlag von J. Wilson, Chefingenieur der
Buenos Aires Western Railway, sind die beiden Millivolt-
meter zu einem Kreuzzeigerinstrument mit einer Kurven-
scharskala vereinigt. Das System zum Anschluß der Ver-
gleichschiene hat den Meßbereich 0..6mV, das zum An-
schluß des Schienenstoßes 0 ... 12 mV, beide mit einem Emp-
findlichkeitschalter auf das Fünffache umschaltbar. Es
sind 5 Linien gezogen für das Verhältnis 1%, 1%, 2, 2%. 3.
Eine dritte besonders leichte Einrichtung mit den Ab-
messungen 280 X 150 X 110 mm und 3 kg Gewicht enthält
wieder zwei Instrumente für je + 1,5 mV nebeneinander.
Mit diesen Instrumenten hat die gesamte Einrichtung ein
Gewicht von nur 5,3 kg, transportfertig verpackt.
Dem Berichterstatter fällt auf. daß bei allen drei Aus-
führungen noch immer zwei Einzelinstrumente verwendet
werden und nicht ein Kreuzspulinstrument, mit dem sich
die Ablesung noch viel einfacher gestalten würde als mit
dem Kurvenscharinstrument. Es dürfte seinen Grund
darin haben, daß die Cambridge Instrument Co. (und auch
die anderen englischen Firmen, mit Ausnahme von Ever-
shed & Vignoles) noch keine Kreuzspulinstrumente bauen.
In Deutschland hat sich die Messung mit dem Betriebstrom
nicht eingebürgert, hier wird meist eine kräftige Hilfs-
batterie verwendet. (The Electrician Bd. 101, S. 732.) Kith.
Schwere dieselelektrische Lokomotiven der Kanadi-
schen National-Eisenbahn. — Die Kanadische National-
Eisenbahn hat eine durch ihre Größe und Leistung außer-
gewöhnliche Lokomotive mit dieselelektrischem Antrieb
auf der Strecke zwischen Brockeville—Belleville, Ontario
(150 km) in Dienst gestellt. Sie besteht aus zwei kurz
gekuppelten Einheiten mit gleicher Ausrüstung. Ihr Ge-
samtgewicht beträgt 297 t, davon werden 218 t als Rei-
bungsgewicht ausgenutzt. Die Achsanordnung ist 2 D 1
+1D 2. Die Lokomotive vermag mit der für Schnellzug-
dienst ausgelegten Zahnradübersetzung der Achsmotoren
eine Anfahrtzugkraft von 45 t und eine Dauerzugkraft von
19t zu entwickeln.
Jede Lokombotivhälfte ist mit einem schnellaufenden
Dieselmotor von 1350 PS und 800 U/min, dessen Drehzahl
zwischen 300 und 800 U/min veränderlich ist, ausgerüstet.
Das Anlassen der Dieselmotoren geschieht mittels einer
Batterie, durch die der mit dem Dieselmotor gekuppelte
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
1786
Stromerzeuger vorübergehend als Motor angetrieben wird.
Die Ausführung der elektrischen Kraftübertragung bietet
nichts Besonderes. Die Abgase der Dieselmotoren werden
durch einen Wasserkessel ins Freie geführt, der ihnen
einen Teil ihrer Wärme entzieht und gleichzeitig als
Schalldämpfer dient. Die gewonnene Abgaswärme dient
zur Heizung des Zuges bei geringen Kältegraden. Bei
größerer Kälte wird ein ölgefeuerter Dampfkessel, mit
denen jede Lokomotivhälfte ausgerüset ist, zu Hilfe ge-
nommen.
Auf Steigungen von 4 °/% vermag die Lokomotive Züge
von 2800 t mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 30 km/h
zu befördern, während auf horizontalen Strecken mit die-
sem Zuggewicht eine Geschwindigkeit von 64,5 km/h er-
reicht wird. i
Die Dieselmotoren sind von der Firma W. Beardmore
Co. in Glasgow, Schottland, geliefert, während der Lauf-
teil der Lokomotive von der Canadian Locomotive Co. im
Zusammenarbeiten mit den Baldwin Lokomotive-Works
und der General Electric Co. ‘hergestellt worden ist.
(Engg. Bd. 126, S.756 u. Railway Age Bd. 85, S. 1125.)
BE: sb Se
Hebezeuge und Massenförderungen.
Handhabung schwerer Schmiedestücke unter dem Ham-
mer. — Um Schmiedestücke von 80 .. 100t unter dem Ham-
mer oder der Presse heben, senken und, je nachdem der
Arbeitsvorgang es vorschreibt, hin- und herdrehen zu
können, versehen die Forges et Ateliers de Constructions
Electriques, Jeumont, die Laufkatze des Bedienungskrans
E T PAn
ee `
= `
Abb. 19. Kran für Handhabung schwerer Schmiedestücke.
mit 3 Motoren; außer dem Fahrmotor ist ein Motor zum
Heben und Senken des Werkstücks und ein dritter zum
Drehen des letzteren vorhanden. Aus Abb. 19 erkennt man,
daß die Kraft auf das Rad a durch Zahnräder e und d und
Teleskopwelle übertragen wird; an den Enden diescre
Welle befinden sich die Kardankupplungen b. Sowohl die
Hub- und Senk- als auch die Drehbewegung erfolgt mit-
tels Ketten. Zur Vermeidung von Stößen sind Federn e
vorgesehen. Die nicht ganz einfache Übertragung mittels
Teleskopwelle wird vermieden durch eine Ausführunz
derselben Firma nach Abb. 20. Der Motor befindet sich hier
nicht mehr auf der Laufkatze, sondern ist mit dem Übecr-
1786
setzungsgetriebe in einen Kasten eingebaut, der gehoben
und gesenkt werden kann. Die Kapselung des Motors ist
mit Rücksicht auf die vom Schmiedestück ausgestrahlte
Abb. 20. Einbau des Motors für die Drehbewegung in einem heb- imd E
senkbaren Kasten.
Wärme der einfacheren Ausführung ohne Kapselung vor-
re a Forges et Atel. Constr. El. Jeumont 1928,
. 125. a.
Fernmeldetechnik.
Wirtschaftsbericht des deutschen Rundfunks für 1928.
— Der Verwaltungsrat der Deutschen Reichspost ge-
nehmigte in der Sitzung vom den Wirt-
schaftsbericht des Rundfunk-Kommissars von 1928. Da-
nach betrugen die Einnahmen der 10 Rundfunk-Gesell-
schaften aus Gebührenanteilen rd. 31,5 Mill RM, aus son-
stigen Quellen 500000 RM. Die Ausgaben aller Rund-
funk-Gesellschaften, in denen auch die Aufwendungen
der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft enthalten sind, bezif-
fern sich zusammen auf 288 Mill RM. Davon entfallen
auf: Verwaltungskosten (Gehälter und Löhne für das
Verwaltungs- und Betriebspersonal, soziale Abgaben,
Versicherungen, Kosten für Bereitstellung und Unterhal-
tung der Sende- und Betriebsräume, sonstige persönliche
und sachliche Verwaltungsausgaben) 6 Mill RM; Steuern
1,7 Mill RM; Betriebskosten (Aufwendungen für den Be-
trieb der 27 Rundfunk-Sender, Miete für Besprechungs-
leitungen, Kosten für elektrische Kraft usw.) 4,8 Mill
RM; Programmkosten (Honorare für festangestellte
und vorübergehend beschäftigte Künstler, Schauspieler,
Orchester- und Chormitglieder, Vortragende, musika-
lische und literarische Lizenzen, Theaterübertragun-
gen, Nachrichtendienste usw.) 122 Mill RM; Reichs-
Rundfunk-Gesellschaft, Betrieb des Deutschlandsenders,
allgemeine technische Ausgaben, Unterhaltung wissen-
schaftlicher Institute, Werbung, Ausstellungen und dgl.
£1 Mill RM. Die laufenden Abschreibungen erforderten
1,7 Mill RM, an Dividenden wurden 282 000 RM (7,5 % des
Aktienkapitals) und an Tantiemen insgesamt 114000 RM
ausgeschüttet. Der verbleibende Rest von etwa 1,1 Mill
RM wurde für Rückstellungen, gesetzliche Reserve und
Vortrag auf neue Rechnung verwendet. Im Privatbesitz
befinden sich etwa 25,5% des Aktienkapitals, während
74,5% in den Händen der Reichspost, der Landesregie-
rungen, Kommunen und öffentlichen ann us:
Messungen am rückgekoppelten Widerstandsverstär-
ker. Kompensierter Verstärker mit gerader Frequenz-
kurve!. — Die Umkehr der Spannungsphase durch ein
Widerstandsverstärkerelement ermöglicht die phasenrich-
tige Rückkopplung einer zweistufigen Kaskade durch
Ohmschen Widerstand? Abb.21 zeigt das Schaltprinzip;
ein Endrohr, hier zu Meßzwecken als Rohrvoltmeter ge-
schaltet, ist, ebenfalls in Widerstandskopplung, hinzuge-
fügt. Der in bekannter Weise berechnete Verstärkungs-
grad Va der nicht rückgekoppelten Anordnung steigt durch
ı Auszug aus einer EE Ne der T.H. Breslau.
? Turner, Radio-Rev. Bd. 1, S. 317.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
5. Dezember 1929
die Rückkopplung auf das kr-fache (kp Rückkopplungs-
Verstärkungsfaktor), wobei sich kr allgemein zu
1 1
kr = = —— -
ý t= er I1-al
Co
ergibt; er ist die komplexe Amplitude der Grundwelle der
an Rr (Abb. 21) rückgekoppelten, €e die der Eingangspan-
nung. Im Idealfall des linearen und frequenzunabhängigen
Arbeitens wird einfach:
Rr _. en Rr T Rr
Rn mit Rre = Int Ra, FR, Vo Ra, :
Dies stellt indessen nur für mäßige kr bzw. (1 — a) nicht
<1 eine brauchbare Näherung dar, da a in Wirklichkeit
infolge der Nichtlinearität der Röhren von der Ampli-
tude, infolge des endlichen Leitwerts der schädlichen
Nebenschlußkapazitäten Cy und des endlichen Widerstan-
des des Gitterblocks Cx von der Frequenz von e, abhängt.
Ze Zeck Ge 2
Go O EES
wh
En Ru
Schaltung des rückgekoppelten Widerstandsverstärkers
mit Rohrvoltmeter als Ausgang.
a =
Abb. 21.
Im Falle konstanter Ausgangsamplitude erhält man
die Frequenzabhängigkeit, nach der hier zunächst gefragt
wird, allein. Die Rechnung ergibt für dieselbe:
Ken 2:
ro SE Les ,
R,
Yırtam(® u “IR.
wobei
2 1 = Cy Èi
== C R, ;, E Ss 1
also ejne Art „Resonanzkurve“; da das Gebilde indessen
keine induktiven Elemente enthält, wird die Bezeichnung
„Quasiresonanz“ gewählt. Sie involviert eine „Eigenfre-
REN). MEER . Abb. 22
3k Gg
zeigt eine berechnete krw-Kurvenschar mit B =5,2 und
e 6,4107, was etwa dem untersuchten Verstärker ent-
spricht.
Bei den Verstärkungsmessungen ist den besonderen
Schwierigkeiten Rechnung zu tragen, die sich bei der rück-
gekoppelten Anordnung dadurch ergeben, daß vor dem Ein-
gang kathodenseitig der verhältnismäßig große Rückkopp-
lungswiderstand liegt;
die über diesen abflie-
Benden gesamten kapa-
zitiven Störströme der
Eingangsapparatur ver-
ursachen im üblichen
Fall der Kathoden-
erdung Störspannungen
von solcher Größe —
wie eine Überschlags-
rechnung zeigt, von rd.
1000facher Größe der
Meßspannung —, daß
jede Messung unmöglich
wird. Anderseits ergibt
sich, daß Messungen nur
dann mit befriedigender
Genauigkeit durchge-
führt werden können, wenn nichtneutralisierte Gegen-
kapazitäten von mehr als rd. 0,07 cm innerhalb der ge-
samten Apparatur vermieden werden. Dies leistet eine
besonders für diesen Zweck entwickelte Meßanordnung
quenz” & = P, ein „Dekrement“
S
a ap Ss ns a8 SR
1008 1508 2000 3000 5008 7500 008 25008
Abb. 22. Berechnete k,-@-Kurven.
5. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49.
1787
mit induktiv-galvanischer Ankopplung und abgestimmtem
neutralisierten Sekundär-Eingangskreis, bei dem gitter-
seitig (Punkt A in Abb. 21) geerdet ist. Die Messungen
stimmen mit der Rechnung (Abb. 22) befriedigend überein.
Es lassen sich Rückkopplungsverstärkungen von
stabil erreichen.
Des weiteren wird die möglichste Beseitigung der
Trequenzabhängigkeit für den Bereich der Telephonie-
frequenzen angestrebt, da diese eine Ausnutzung der
Rückkopplung oberhalb kr==9 für denselben verbietet.
Durch Verkleinerung von ß, der praktisch keine prinzi-
pielle Grenze gesetzt ist, läßt sich der Verstärkungsab-
fall bei tiefen Frequenzen nach Wunsch beheben, bei
hohen Frequenzen wäre entsprechend die schädliche Ka-
pazität Cw zu verkleinern, wobei man jedoch praktisch
bald zu einer Grenze kommt. Daher liegt der Versuch
nahe, den Verstärkungsabfall bei hohen œw, der durch das
Nacheilen von er gegen es verursacht wird, durch Ein-
führung eines induktiven Elements Z in den jetzt kom-
plexen Rückkopplungswiderstand Ry zu kompensieren.
Indessen ergibt sich hier die Schwierigkeit, daß die An-
ordnung bei der zur Kompensation erforderlichen Größe
von L eine Hochfrequenzanfachung darstellt. Durch Ex-
periment und Rechnung kommt man aber übereinstim-
mend zu einer schwingungsfreien und doch noch wirk-
samen Kompensationsanordnung mit Hilfe eines Dämp-
fungswiderstandes R, von geeigneter Größe parallel L.
Je nach Wahl der Parameter L und R arbeitet dann der
Verstärker im „unter-*, „optimal-“ oder „überkompensier-
ten“ Gebiet. Jeder Verstärker hat, wie gezeigt wird
ein durch seine charakteristischen Konstanten Are, B
und e eindeutig bestimmtes endliches, durch optimale
Werte von L und R, bezeichnetes Kompensationsoptimum;
das äußert sich so, daß z.B. bei Zulassung einer Schwan-
ô kr
Kr mittel
valls Ko bei diesen Werten ein endliches Maximum er-
reicht.
nnd
T
kung innerhalb eines bestimmten Frequenzinter-
2000 3000 $000 2300 1030 1560020000 20000 30000
Abb. 23. k, = f (a) bei L = 12,27 mH
und R, als Parameter.
Abb. 24. kr flw bei L= 873mH
und R; als Parameter.
Abb. 23 und 24 zeigen gemessene Ayr-w-Kurven bei
schlechterer oder besserer Anpassung. Die „natürliche
Grenze“ wurde beim untersuchten Verstärker, wenn im
A hd D k
Gebiet bis w = 33 000 SS —=15% zugelassen wird, bei
Im
k m > 13 experimentell gefunden in befriedigender Über-
einstimmung mit der Rechnung, während ohne Kompen-
sation mit der gleichen Anordnung bei sonst gleichen An-
forderungen nur der achte Teil zu erreichen war. (H.
G.Baerwald, Arch. El. Bd. 22, H. 1, S. 81.)
' Vor der Einführung des Tonfrequenzrufverfahrens
für Zweidrahtverstärkerleitungen bei der Deutschen
Reichspost. — In den Vierdrahtverstärkerleitungen des
deutschen Fernkabelnetzes wird bereits seit einigen Jahren zum
Anruf der Fernämter Wechselstrom von 500 Hz (Tonfrequenz-
strom) statt des sonst üblichen Rufstroms von 25 Hz ver-
wendet; nunmehr wird die Deutsche Reichspost indessen,
wie W. Weinitschke erörtert, den Tonfrequenzanruf
auch für Zweidrahtverstärkerleitungen einführen, in denen
bisher mit 25 Hz gerufen wurde. Anlaß zu dieser Maß-
nahme gibt die Einführung der Unterlagerungstelegraphie
auf Fernkabeladern, die außerdem der Gesprächsvermitt-
lung dienen. Da für letzteren Zweck die Frequenzen unter
300 Hz entbehrlich sind, so ist dieser Frequenzbereich der
Telegraphie überlassen, die ihrerseits Frequenzen bis zu
- direkt
2000 3000 3000 2588 10000 3000 22800 30000 20030
etwa 50 Hz hinauf benötigt. Die weitere Verwendung
des 25periodigen Rufstroms in Zweidrahtverstärkerleitungen
würde demnach die Telegraphie auf Fernkabeladern, die
gleichzeitig für den Sprechverkehr benutzt werden sollen,
unmöglich machen; infolgedessen wird auch hier (in Über-
einstimmung mit Vereinbarungen des CCI) Rufstrom von
500 Hz verwendet werden. Die Fernämter selbst werden
nach wie vor ebenso wie in die Teilnehmer- so auch in die
Fernleitungen mit 25 Hz rufen, doch wird dieser Rufstrom
vor Eintritt in die Fernleitung in 500 Hz-Strom umgesetzt,
der beim Empfangsamt wiederum in 25 Hz-Strom zurück-
zuverwandeln ist. j
Da eine Ruffrequenz von 500 Hz bereits in den Über-
tragungsbereich der Sprache fällt, so muß die Rufspannung
etwa auf die Größenordnung der Spannung der Sprech-
ströme herabgesetzt werden, damit störende Beeinflussung
von Gesprächen durch Rufstrom einer benachbarten Lei-
tung vermieden wird. Diese Verringerung der Rufspan-
nung bedingt ausreichend empfindliche Rufempfangsein-
richtungen, die indessen wegen der Gleichheit von Ruf- und
Sprechspannung auch auf Sprechströme ansprechen wür-
den, wenn nicht Maßnahmen hiergegen getroffen wären.
Als solche dienen: Unterbrechung des 500 Hz-Rufstroms
im Takte von 20 Hz und ferner Verwendung von Ver-
zögerungsrelais in der Rufempfangseinrichtung, so daß
der vom rufenden Amt gesandte Strom erst eine gewisse
Mindestzeit: andauert, bevor die Empfangseinrichtung an-
sprechen kann. Solche Sicherheitsmaßnahmen gegen die
Betätigung der Rufempfangseinrichtung durch Sprech-
ströme weist zwar schon die bisher im Vierdraht-
betriebe benutzte Rufeinrichtung auf; dennoch war die
einfache Übernahme dieser Rufeinrichtung auch für Zwei-
drahtleitungen nicht möglich. Das liegt daran, daß
beim angerufenen Endamt einer Zweidrahtleitung der
Pegel der Rufspannung infolge der Restdämpfung weit
niedriger liegt als beim Endamt einer Vierdrahtleitung.
Die Rufempfangseinrichtung einer Zweidrahtleitung muß
daher eine größere Ansprechempfindlichkeit gegenüber
Rufströmen besitzen als bei Vierdrahtleitungen, muß aber
gleichzeitig ebenso unempfindlich wie diese gegen Sprech-
ströme sein.
Diesen verschärften Bedingungen entspricht die Ton-
frequenzrufeinrichtung von Siemens & Halske. die demnächst
für Zweidrahtleitungen eingeführt wird. Der vom fernen
Amt ankommende Rufstrom (500 Hz, im Takte von
20 Hz unterbrochen) gelangt über einen Vorübertrager
und ein Verstärkerrohr zu einem auf 500 Hz abgestimmten
Schwingungskreis. Infolge dieser Abstimmung wirken
nur die Schwingungen um 500 Hz auf den Gitterkreis des
nun folgenden Gleichrichterrohrs, in dessen Änodenkreis
daher Gleichstromstöße im Takte von 20 Hz auftreten. Sie
wirken auf ein abgestimmtes Zungenfrequenzrelais, das
im Anodenkreis des Gleichrichterrohrs liegt und
nach 170 ms anspricht. Es betätigt dabei ein Verzöge-
runssrelais, das seinerseits wiederum für die ganze Ruf-
dauer ein ebenfalls verzögernd arbeitendes Weiterrufrelais
einschaltet. Dieses endlich schaltet die gewöhnliche Ruf-
stromquelle des Fernamts (25 Hz) an die Leitung zum
Fernplatz des gerufenen Amts. Die doppelte Abstimmung
der Rufempfangseinrichtung auf 500 Hz und auf 20 Hz
sichert zusammen mit der beschriebenen Verzögerungs-
relaiskette die Anordnung gegen Betätigung durch Sprech-
ströme.
Will eine Fernbeamtin in abgehender Richtung
rufen, so legt sie wie üblich ihren Rufschalter um, und der
25 Hz-Rufstrom des Fernamts wird durch Vermittlung von
2 Relais in 500 Hz-Rufstrom umgesetzt, der im Takte von
20 Hz in die Leitung zum fernen Amte fließt.
Montagemäßig werden die gesamten für die Ruf-
umsetzung in beiden Richtungen benötigten Apparate —
4 Relais, 2 Röhren samt Zubehör — auf einer gemein-
samen Platte untergebracht; diese Platten werden auf Ge-
stellen befestigt, u. zw. zu je 16 bei kleinen und zu je 40
bei großen Ämtern. Prüf- und Mithörklinken ermög-
lichen die Überwachung der Rufumsetzer. — Es ist übri-
gens geplant, künftig den Anruf der Zwischenämter durch
Rufstromsendung von mehr als 7 s Dauer aufzugeben und
dafür besondere Dienstleitungen in den Fernkabeln zu be-
nutzen. (W. Weinitschke, Tel. u. Fernspr.-Techn.
Bd. 18, S. 61.) Bur.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Die Phosphoreszenz im Zusammenhang mit elektri-
schen Erscheinungen. — Die bekannte Erscheinung der
Phosphoreszenz ist bereits von Lenard in folgender
Weise gedeutet worden. Absorbiert ein Phosphor einge-
1788
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
6. Dezember 1929
strahltes Licht, so werden in ihm Elektronen abgespalten
(Photoeffekt). Die zunächst freibeweglichen Elektronen
werden bald im Kristallgitter eingefangen und festgehal-
ten. Die Lichtenergie wird so in Form elektrischer Ener-
gie aufgespeichert. Das Leuchten des Phosphors entsteht
bei der Wiedervereinigung des Elektrons mit der positi-
verr Ladung, entsprechend der bekannten Bohrschen Vor-
stellung. Die Wiedervereinigung kann mit der ursprüng-
lichen oder einer anderen positiven Ladung erfolgen. Sie
wird eingeleitet durch die Wärmebewegung im Innern des
Kristalle Der Phosphor leuchtet daher nicht bei tiefen
Temperaturen, wohl aber bei Erwärmung oder bei Be-
strahlunxz mit langwellixrem Licht. Wenn diese Vorstel-
lung zutrifft, so müssen sich die Elektronenbewegungen
bei der Erregung wie beim Leuchten durch direkte elek-
trische Methoden nachweisen lassen. Dies gelingt in der
Tat bei gut isolierenden phosphoreszenzfähigen Kristal-
len, wenn man sie zwischen die Belegungen eines Konden-
sators bringt, der mit einer Stromquelle und einem emp-
findlichen Galvanometer einen Stromkreis bildet. Im
Augenblick der Belichtung zeigt das Galvanometer einen
Strom an, den lichtelektrischen Primärstrom. Wird die
Belichtung unterbrochen, so hört auch bei genügend
tiefer Temperatur des Phosphors schlagartig der Strom
auf. Der erregte Phosphor isoliert weiterhin, da keine
freien Elektronen vorhanden sind. Bei Erwärmung oder
Bestrahlung mit langwelligem Licht setzt in demselben
Augenblick, in dem der Phosphor zu leuchten beginnt,
wieder ein Strom ein, diesmal von entgegengesetzter Rich-
tung. Seine Intensität steigt und sinkt mit der Helligkeit
des Phosphoreszenzlichtes. Dieser lichtelektrische Primär-
strom erweist sich sogar als die allgemeinere Erscheinung.
Er läßt sich bei allen Kristallen beobachten, die eine elek-
tronenliefernde Lichtabsorption aufweisen, das sind be-
sonders Kristalle von hoher Lichtbrechung oder künst-
lich verfärbte Kristalle. Diese Tatsache wirft neues Licht
auf das Wesen eines Isolators. Die isolierenden Eigen-
schaften könnten ja entweder auf das Fehlen von freien
Elektrizitätsatomen zurückzuführen sein oder darauf, daß
zwar freie Elektrizitätsatome vorhanden sind, daß sie aber
solche Hindernisse finden, daß sie im elektrischen Felde,
keine nennenswerten Wege zurücklegen können. Die Erschei-
nung des lichtelektrischen Primärstromes entscheidet ein-
deutig im Sinne der ersten Annahme. Sobald man im Innern
eines isolierenden Kristalls Elektronen durch Lichtabsorp-
tion frei macht, können sie auch im elcktrischen Felde
wandern. Anfangs ist dabei der Strom proportional der
Feldstärke; das Ohmsche Gesetz gilt wie in metallischen
Leitern. Bei hohen Feldstärken tritt aber schließlich wie
in vielen andern Fällen elektrischer Leitung ein Sätti-
eungstrom auf, wenn das Feld ausreicht. alle vom Licht
abgespaltenen Elektronen zur Anode hinüberzuziehen. Der
am längsten bekannte Vertreter lichtelektrischer Leit-
fähigkeit, das Selen, zeigt kompliziertere Erscheinungen.
Es ist kein Isolator mehr, sondern weist sehr merkliche
Dunkelströme auf. Der elektrische Widerstand besonders
mikrokristallin zusammengesetzter Präparate wird nun
erheblich herabgesetzt, wenn man im Selen einen lichtelek-
trischen Primärstrom fließen läßt. Der Primärstrom löst
daher relaisartig sckundäre Ströme aus, deren Stärke die-
jenige des Primärstromes bei weitem übertreffen kann.
Uber haben die zahlreichen früheren Untersuchungen
über das Selen vor der Entdeckung des lichtelektrischen
Primärstroms so wenig eindeutige neh € geliefert.
(R. W. Pohl, Naturwissensch. Bd. 16, S. 477.) Br.
` Chemie.
Vernickeln von Aluminium und Aluminiumlegierun-
gen. — Die Aluminum Company of America ließ im Mellon
Institute of Industrial Researeh an der Universität in
Pittsburgh die verschiedenen Verfahren, Aluminium und
die in der Technik verwendeten Aluminiumlegierungen
elektrolytisch mit anderen Metallen zu überziehen, ein-
gehend untersuchen. Im besonderen handelt es sich darum,
Aluminium zu vernickeln. Es macht einen großen
Unterschied, ob reines Aluminium (99,0 ... 994 % Al) oder
welche seiner Legierungen vernickelt werden soll. Die
erhaltenen Überzüge wurden auf ihre Haftfestigkeit ge-
prüft, indem weiches Metall scharf gebogen, hartes Metall
gebrochen wurde; ein schlechter Überzug blättert dabei
ab. Um den Widerstand gegen Korrosion rasch zu unter-
suchen, wurden die Proben zur Hälfte in eine wässerige
Lösung von je 1% Chlornatrium und Chlorkalzium ein-
getaucht.
Zum Entfetten. welches jeder anderen Behandlung
vorangebt, erwies sich eine Lösung von 22,5 g/l Natrinm-
karbonat und 45 g/l Natriumbikarbonat bei 93 ° oder stark
verdünnte Flußsäure (50prozentige Flußsäure mit 9 Teilen
Wasser verdünnt) geeignet. Eine glatte Oberfläche wird
dann in einem zyankalischen Zinkbade von folgender Zu-
sammensetzung 5 min lang verzinkt:
SH ea E et
NaCN ei > 30 ,
Ammoniak (Dichte 0,90) . 33 „
Gelatine . . DE, E
Es wird bei IE NR N mit einer kathodischen
Stromdichte von 0,5 A/dm? verzinkt. Auf dieser Unterlage
erhält man nachher schöne Niederschläge von Kupfer, Kad-
mium oder Messing, welche gut haften und gelötet werden
können; sie schützen aber nicht gegen Feuchtigkeit oder
Salzlösungen. Wenn man im zyankalischen Bade verkup-
fert und nachher 15 min lang auf 500 ° erhitzt legiert sich
das Kupfer mit dem Aluminium, und man erhält nun
einen viel besseren Schutz. Man kann auch nach Tra-
vers! das Aluminium unmittelbar vernickeln und dann
auf 240 ° erhitzen; dazu sind aber mindestens 10 h nötig.
Am besten rauht man die Oberfläche des Aluminiums
auf, sei es durch Anätzen oder mit dem Sandstrahlgebläse.
Zum Anätzen pflegt man entweder eine starke mit Salz-
säure versetzte Nickelchloridlösung (226 g/l NC: -6 H,O,
89 cm? Salzsäure von der Dichte 1,18, 805 em? Wasser) EE
eine schwache Lösung von Eisenchlorid oder Nickelchlorid
oder Mangansulfat mit viel Salzsäure oder drittens ein Ge-
misch von Salpetersäure (1,42) mit Flußsäure (50% HF)
zu verwenden. Die Nickellösung soll frei von Kupfer sein;
man kann diese Verunreinigung beseitigen, indem man
Aluminiumspäne hineinwirft. Die starke Nickellösung eignet
sich für reines Aluminium, für seine Legierungen aber im
allgemeinen nicht, das Gemisch von Salpetersäure und
Flußsäure besonders für Legierungen mit eutektischem Ge-
füge. Am allgemeinsten verwendbar ist die Manganlösung;
man taucht 15...20s ein.
Zu dem darauffolgenden Vernickeln eignet sich fast
jedes Nickelbad, für Gegenstände mit Vertiefungen das gut
streuende zitronensaure von Hogaboom empfohlene
Bad:
l Nickelammoniumsulfat (mit 6 HO 75 g/l
Natriumchlorid . . DEE, iy
Natriumzitrat (mit 11 H0) . 7,5,
Borsäure. . . . SE Ce
Waren von großer Oberfläche müssen vorher in ein ver-
dünntes Tauchbad länger getaucht werden.
Das. Vernickeln von Aluminium empfiehlt sich beson-
ders für Autoteile. '.Wenn im Gebrauch Spuren von Oxyd
auf der Metallfläche erscheinen, so werden sie von Wind
und Regen wieder abgewaschen, indem anscheinend das
Aluminium passiv wird. Die Legierungen von Aluminium
mit Silizium lassen sich leichter vernickeln als die in Ame-
rika viel verwendete Legierung mit 8% Kupfer. (H. K.
Work, Transact. Am. Electrochem. Soc. Bd. 53, e 361.)
. A.
Werkstatt und Baustoffe.
Der Einfluß der Glasur auf die Isolatorenfestigkeit. —
Diese in Deutschland schon seit einigen Jahren durch ver-
schiedene Veröffentlichungen! bekannte und berücksich-
tigte Bedeutung der Glasur von Porzellanisolatoren be-
handelt D. H. Rowland für amerikanische Verhältnisse.
Er gelangt dabei auf Grund von Zug- und Biezeversuchen
an Probestäben von 2,85 X 15.2cm. die entweder ungla-
siert oder mit verschiedenen Glasuren versehen waren.
zu dem Ergebnis, daß die Art der Glasur einen entschei-
denden Einfluß (von etwa 60 % nach oben bzw. ebensoviel
nach unten gegenüber unglasiertem Porzellan) auf die
Festigkeit ausüben kann. Die folgende Zahlentafel gibt
im einzelnen die an je 25...30 Stäben gleicher Glasur er-
zielten Werte mit der dabei festgestellten mittleren
Streuung wieder:
Mittlere
kg Abweichung
Dr
Jo
Gruppe 1 unglasiert . . . 482 Aë
ber 2 "et eet (är g 461 36
ee 3 590 9,35
be n e A e "ët Ze 590 i 89
CS u Sr et A 779 3,8
Ar 419 | 625
= 7 SEE 435 4,36
= 8 schlecht assende, |
rissige Glasur. . 174 55
ı Am. P. 1956954.
t E. Gerold, Mitt. Hermsd. Schomb. 1925, 5. 395. — ETZ tom
N. 184. — HH andrek. Die Beurteilung der Glasur für Güte und Ke-
triebssicherheit von- Porzellan- lsolatoren, Mitt. Hermsd. Schomb. 1r,
2% 30, S. 879 u. H. 23, 8. 679. — Fachberichte der XXXI. Jahresversamm-
lung des VDE 1926, S. 60.
6. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
1789
Hiernach hat jedenfalls die Beschaffenheit der Ober-
fläche einen ganz außerordentlichen Einfluß auf die
Festigkeit des Porzellans, besonders wenn die Oberfläche
einer Zugspannung ausgesetzt ist. Daß es dabei auf das
Zusammenpassen von Masse und Glasur sehr mit ankommt,
beweist ein Vergleich der Gruppen 2 und 5. die bis auf
einen kleinen Unterschied im Passen der Glasur ganz
gleich waren. Spannungen in der Oberfläche müssen also
unter allen Umständen vermieden werden, wobei schon
Zusätze von färbenden Metalloxyden großen Einfluß aus-
üben können. Falls die Isolatoren, wie Innenraum-Stützer
mit Metallarmaturen versehen werden, kommt es ferner auf
gute Druckverteilung an sowie darauf, daß an Stelle einer
völlig starren Verbindung eine gewisse Nachgiebigkeit zur
besseren Verteilung des Druckes auf die Oberfläche ge-
währleistet ist.
Möglicherweise ist auch die Erscheinung, die gelegent-
lich als Altern des Porzellans bezeichnet worden ist, in
einem Rissigwerden des Isolators infolge Nichtpassens der
Glasur begründet. Jedenfalls werden die elektrischen
Eigenschaften eines Isolators durch die Oberflächen-
beschaffenheit nicht beeinflußt, wenn keine mitwirkende
mechanische Belastung in Frage kommt. (D. H. Row-
land, Gen El. Rev. Bd. 32, S. 136.) W. W.
Verschiedenes.
Dr.-Ing.-Promotionen an den deutschen Technischen
Hochschulen. — Die nachfolgende Zahlentafel gibt einen
Überblick über die im Wintersemester 1928/29 erfolgten
Dr.-Ing.-Promotionen an
den 11 deutschen Techni- «
schen Hochschulen und „
2 Bergakademien. Zum %
Vergleich sind in Abb. 25 S
die betreffenden Zahlen
prozentual ausgewertet
und mit denen für
deutsche Universitäten? im ` Z
gleichen Semester zusam-
mengestellt. Hier sind bei
den Universitätsfakultäten 7
zu den Juristen auch die
Staats- und Wirtschafts-
wissenschaftler gezählt;
für die Technischen Hoch- EE, Kb Ss
schulen rechnen unter „All- CS GER Š xX
gemeine Wissenschaften“ Fet
auch Technische Physik,
Naturwissenschaft, Land- Abb. 25. Doktordissertationen an
Universitäten und Technischen Hoch-
schulen in Prozent der immatriku-
lierten Studierenden (WH. 1928/29)
wirtschaft u. dgl.; die Ab-
teilung „Bauwesen“ umfaßt
Architektur und Bauinge-
nieurwesen; unter ,Stoff-
i ê
3] äl, |5 S
5 =] P~
Hochschule >g 2 & E S E
«| 3 |85 | © S
z | |: 5 3
ZS ià
| | |
1 | Kaes = 2 3 6
Aachen’ ..... 64 233 | 397 | 324 1025 | 5
1 1: 4, 2! 5 14 4 Z
Berlin ....... 291 | 445 | 874 | 697 |1171 | 1079 5 057
2| — 3 10 1
Braunschweg . 149 1 | 125 | 185 | 146 | SCH 2 5
1 2
Breslau ...... 49 266 | 536 851 3
Clausthal ..... | | 376 ` s78 | —
= 1 — Sch a Sot ‚ge
Danzig erde 937 411 138 290 | 54 1 830 l
Darmstadt sa Jap a E 18 I
a 401 | 263 304 , 236 | 545 | 769 2 518
10 ` 2 17 16 4 =
Dresden ...... 1195 220 287 , 266 | 907 2875 |
Freiberg ..... | a 977 ı 4
|
2 14
Hannover .... 196 | 564 | i 1166 1 926 | 5
1 6 7 21
Karlsruhe .... z3 | 181 | 192 106 | 277 ie 1 SC Ä 2
oi 1 = 12 1 4
e 881 367 628 306 1933 |4115 | 3
2) 3 2 15° 1j]; 1 24
Stuttgart ..... 190 337 | 303 | 212 | 243 |572 Jı857 | P
i 35 34 | 100 ! 66 237 `
S ummen: Fa 5805 | 3362 11947 [24910 | 33
® Von den beiden Zahlen ist jeweils die obere die der Dissertationen,
die untere die der immatrikulierten Studierenden.
1 {ber die Promotionen im W.-S. 1927/28 wurde in der ETZ 1929,
8. 506 berichtet.
2? Die weiteren A Universitäten blieben wegen Unvollständigkelt
der Angaben unberücksichtigt.
wirtschaft“ rechnen Chemie, Pharmazie, Hüttenkunde usw.;
Maschinenbau und Elektrotechnik sind zu einer Abteilung
zusammengefaßt. Da der Gegenüberstellung die Zahlen
nur eines Semesters zugrunde liegen, ist sie nur beschränkt
richtig, wird aber den wirklichen Verhältnissen wenigstens
nahekommen. Wie Abb. 25 zeigt, liefert die medizinische
Fakultät verhältnismäßig die meisten Dissertationen; dann
folgt aber dem prozentualen Anteil nach bereits die Stoff-
wirtschaft (weitaus überwiegend Chemie). Insgesamt liegt
die Promotionshäufigkeit an den Technischen Hochschulen
beträchtlich unter der der Universitäten. Die letzte Spalte
der Zahlentafel nennt die Ehrenpromotionen. Hier liegt
das Verhältnis etwas anders: Bei den Technischen Hoch-
schulen kommen auf rd. 25000 Studierende 33 Ehren-
promotionen, bei den Universitäten auf rd. 69000 Stu-
dierende nur 67 Ehrenpromotionen. (Mitt. Verb. Dt. Hoclı-
schulen Bd. 9, S. 203.) nkl.
Neue Normblätter des DNA. — Druckereiwesen: DIN
NAGRA 11 Korrekturzeichen und ihre Erklärung, ent-
worfen von der Zentralkommission der Korrektoren
Deutschlands im Verbande der Deutschen Buchdrucker.
Bauwesen: DIN 1208 Trapsschraube für Bleitraps. —
1250 Spurweiten für Bahngleise.
Maschinenbau, allgemein: DIN 554 Halbblanke Sechs-
kantmuttern. Metrisches, Whitworth- und Whitworth-
Feingewinde.
Bergbau: DIN BERG 10 Luftleitungen, Berieselungs-
leitungen, Rohrendflansche. — BERG 2201 Gliederför-
derer, Schöpfbecher-Doppelglieder, Übersicht. — BERG
2202 Gliederförderer, Entwässerungsbecher-Doppelglieder,
Übersicht. — BERG 2203 Gliederförderer, Vollbecher-
Doppelglieder, Übersicht. — BERG 2204 Gliederförderer,
Leseband-Doppelglieder, Übersicht. — BERG 2205 Glieder-
förderer, Stückkohlenband-Doppelglieder, Übersicht. —
BERG 2206 Gliederförderer, Kratzband-Doppelglieder,
Übersicht. — BERG 2207 Gliederförderer, Kastenband-
Doppelglieder, Übersicht. — BERG 2210 Blatt 1, Glieder-
förderer, Einzelteile. — BERG 2210 Blatt 2, Gliederförde-
rer, Einzelteile, Schöpfbecher. — BERG 2210 Blatt 3,
Gliederförderer, Einzelteile, Entwässerungsbecher. —
BERG 2210 Blatt A Gliederförderer, Becherkette-Einzel-
teile, Vollbecher.
Eisenbahnwagenbau: DIN WAN 2 Merkbuch für Aus-
gestaltung des Teilheftes.
Chemische Geräte: DIN DENOG 201 Einwandige
Trockenschränke (nach Fresenius). — DENOG 202 Dop-
pelwandige Trockenschränke für Mantelheizung. —
DENOG 203 Trichterförmige Wasserbäder (nach Bechi)
Kupferblech. — DENOG 204 Zylindrische Wasserbäder,
Kupferblech. — DENOG 205 Zylindrische Wasserbäder,
Gußeisen. — DENOG 206 Halbkugelige Wasserbäder,
Kupferblech. — DENOG 207 Wasserbadringe, Kupfer. —
DENOG 208 Woasserregler für Wasserbäder. — DENOG
209 Dreifüße. — DENOG 210 Spatel, Nickel.
Energiewirtschaft.
Anlagekosten von Hochdruck - Dampfkraftwerken in
den V.S. Amerika. — Der neueste Bericht der National
Electric Light Association (Nr. 289—73), der sich mit den
Fortschritten der Hochdruck-Dampfkraftwerke
befaßt, ist, wie die früheren, äußerst reich an Zahlen-
angaben und Mitteilungen über bauliche Einzelheiten. Be-
merkenswert ist die Wandlung, die sich in den Ansichten
über das, was Hochdruck ist, vollzogen hat. Während
früher in diesem Rahmen über Anlagen mit 21..28 at An-
fangsdruck berichtet wurde, enthält der vorliegende Be-
richt keine Anlage mit weniger als 42 at; die Mehrzahl
der behandelten Werke hat jedoch 84 at Anfangsdruck und
darüber. Die Betriebserfahrungen sind auch im allge-
meinen günstig.
Vielleicht den wertvollsten Teil des vorliegenden Be-
richtes stellt der Abschnitt dar, in dem die bisherigen Er-
fahrungen über die Kosten von Ilochdruck-Dampfkraft-
werken im Vergleich zu Kraftwerken mit niedrigerem An-
fangsdruck zusammengestellt sind. Als Beispiel sei die
nachstehende Zahlentafel wiedergegeben, die die Baufirma
Stevens & Wood, New York, mitgeteilt hat (s. S. 17%).
Die beiden hier miteinander verglichenen Werke sind aus-
geführt. Das Werk Toronto ist vollständig ausgebaut mit
vier Gruppen von je 30000 kW Nennleistung, doch ist
zugunsten des niedrigen Dampfdrucks eine Leistung von
4.35000 kW der Rechnung zugrunde gelegt, zumal die
Turbinen die Belastung auch in den Sommermonaten ohne
weiteres dauernd aushalten. Beim Deepwater-Kraftwerk
mußten dagegen Annahmen gemacht werden, weil von den
ursprünglich in Aussicht genommenen drei Gruppen zu je
53000 kW Nennleistung tatsächlich nur zwei aufgestellt
1790
“Köstenvergleich zwischen Niederdruck- und Hochdruck-
Dampfkraftwerk, bezogen auf 1 kW Nennleistung.
Anlage | Toronto Deepwater
Nennleistung . . . 2 2 2 22 e. 0.0. kw 140 000 159 000
Anfangsdruck . . 2. 2. 2 2 2 2020. at 28 98
Grunderwerb . . . . 2 2 22.00. . RM/kW 3,12 6,6
SR ër e Geet S 18:58 18'88
ohle erplatz . -. . 2 2 220. in A i
Uferanlage `... a‘ ‘a’ ‘ť a | — 11,25
Gründungen . .. . 2 2 22220. o 66,9 17,48
Gebäude. . ». 2 2 2 2 en en. Sp 45,25 42,5
Rohrleitungen (ohne Kühlwasser-
leitungen) . . 2 2 22020 ‘l’ ii 19, 21,4
Keæselanlage . . . : 2 2 2 2000. D 98,4 130,3
Turbinenanlage . . . l... 22202. Së 111,5 91,1
Elektr. Schaltanlage (nur im Kraft-
work) . A. ve EM e Nr e e AN Vë 50,8 37,7
Betriebsanlagen ` `, . . . 2: 2 2... An 10,2 22,53
Kohlenförderanlage . . . -. .. Se 19,6 13,4
Umformeranlage . . ........ x 28,1 | 27,88
Vorversuche `... ae 5 3,11 | 2,1
Summe . RM/kw | 482,37 | 443,90
wurden. Statt der dritten Gruppe hat man
dagegen beim Ausbau des Werkes eine
Hochdruck-Vorschaltturbine eingebaut,
die Heizdampf an verschiedene Industrie-
anlagen abgibt. Die Rechnung ist aber
unter der Voraussetzung durchgeführt,
als sei das Werk auf 3:53 000 kW ausge-
baut worden; doch sind hier die Nenn-
leistungen der Turbinen und nicht ihre
Dauerhöchstleistungen zugrunde gelegt,
die bis zu 58000 kW steigen können.
Im übrigen werden natürlich die Zah-
len vielfach durch örtliche Umstände be-
einflußt, so daß man sie nicht ohne wei-
teres miteinander: vergleichen kann. Bei-
spielsweise waren die Bodenarbeiten beim
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
6. Dezember 1929
nen tatsächlich beinahe ausgleichen kann. Die hier mit-
geteilten Zahlen sind an wirklich ausgeführten Werken
ermittelt und daher besonders wertvoll.
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft!. — Ober-
baurat Dipl.-Ing. H. Kyser, Weimar, hat in der Sie-
mens-Z. als Auszug aus einem im Mitteldeutschen Be-
zirksverband der VdEW gehaltenen Vortrag einen Auf-
satz über Versuche mit dem Siemens-Westinghouse Im-
pedanzrelais im Thüringenwerknetz veröffentlicht und dar-
indie Thüringische Landeselektrizitäts-
versorgung durch eine instruktive Karte veranschau-
licht, die wir mit Genehmigung der Schriftleitung hier
wiedergeben (Abb. 26).
Der Anschlußwert der Badischen Landes-
elektrizitätsversorgung AG. (Badenwerk).
Karlsruhe, stieg im Geschäftsjahr 1928/29 von 126 236
auf 145076 kW und die Zahl der im Kleinverkauf be-
lieferten Gemeinden von 547 auf 550 mit rd. 88900 Haus-
haltungen, wovon 78250, also 88 %, angeschlossen waren.
Nutzbar abgegeben hat die Gesellschaft insgesamt 201,371
aß a SEN e `
U, Eieleten Ke Se
j O
pr
> P
' „Omar, Jimengy
r ° -n aiden p-
Toronto-Werk, dagegen die Grunderwer- ES GK N matches
bungskosten beim Deepwater-Werk teurer. Pie Be rg
Die großen Schwierigkeiten des Geländes VRR
drücken sich auch in den hohen Kosten S aa
der Gründungen des Toronto-Werkes aus.
Vergleichbar bleiben eigentlich nur die
Kessel- und Turbinenhauskosten, da die
beiden Werke ziemlich gleiche V olleistung
haben. Man erkennt, daß bei Summierung
dieser Kosten die Niederdruckanlage doch
noch etwas billiger als die Hochdruck-
anlage wird. Dieser Unterschied gleicht
sich aber fast vollständig aus, wenn man
L Jg?
50 kV-Leitung Thüringenwerk,
Im ei
G es ges
Ka < e
soomese 100 kV-Leitung Thürinugenwerk,
i e ; ——:- 60 kV-Leitung Thüringenwerk, geplant,
zu diesen Kosten noch die der Rohrleitun- geplant, = = = 100 kV-Leitung AG. Sächsische
gen und der Kohlenförderanlagen hinzu- 3. HR V-Leilung fremd Werke
nimmt. EEE = `
2 u, a -- 80 kV-Leitung Thüringenwerk, A A Dampfkraftwerk, Gaskraftwerk,
Daß tatsächlicn die Wahl des Dampf- — 30 kV-Leitung Thüringenwerk, =æ Wasserkraftwerk,
drucks die gesamten Anlagekosten eines Zeplant. =. "Wasserkraftwerk. geplant:
Großkraftwerkes nur in untergeordnetem : i
; : = em = 90 KN Leitung, fremd, e Umspannwerk,
Maß beinflussen kann, beweisen folgende — = 100 kV-Leitung Thüringenwerk, o Umspannwerk, geplant.
Zahlen. Bei dem für gewöhnlichen Dampf-
druck . entworfenen Großkraftwerk der
Edison Electric Illuminating Co. in Bos-
ton entfallen von den gesamten Anlage-
kosten auf
Kessel- und Turbinengebäude . 20,9 %
Kondensationsanlage . . . . 2...» 91 „
Kohlen- und Aschenförderanlage . . . 34 „
Bodenarbeiten . . . 2 2 2 2 202. 1,99 „,
Versuche vor Inbetriebnahme 1,54,, 30,93%
Kesselanlage . . - 2 2 2 2 2 0. 16,7 %
Rohrleitungen und Isolation . . . . . 85 „ 252%
Turbinenanlage . . . 2. 2 2 2 2 20. 14,9 %
Maschinenfundamente . . . . .... 1,37 ,, 16,27%
Schaltanlage . . . 2 2 2 2 2 2 2. 12,68%
Schaltwerkbauten `, . . . 2 2 2 20. 6,58 „,
Hilfsanlagen . . . 2 2 2 222200 2,34 ,, 21,6 %
Von den hier angedeuteten Hauptteilen einer solchen An-
lage werden durch den Übergang vom Betrieb mit niedri-
gem Dampfdruck zum Hochdruck-Dampfbetrieb in der
Hauptsache nur die Kessel- und die Turbinenanlage ver-
teuert, die zusammen etwa 41 % der Gesamtkosten bean-
- spruchen. Dabei ist die Verteuerung der Turbinenanlage
schon heute unerheblich, die der Kesselanlage gleichfalls
nicht groß, wenn man berücksichtigt, daß der Hochdruck-
kessel erheblich mehr Leistung zu erzeugen gestattet als
der Niederdruckkessel von gleicher Heizflächengröße. Auf
der anderen Seite werden beim Übergang zum Hochdruck-
Dampfbetrieb die Baulichkeiten, die Kondensationsaflagen
mit allem, was dazu gehört, die. zusammen fast 37 % der
Anlagekosten beanspruchen, billiger, so daß die Ersparnis
in diesem Gebict den Mehraufwand für Kessel und Maschi-
mit Reservephase,
Abb. 26. Thüringische Landeselektrizitätsversorgung.
Mill kWh (234,389 i.V.), u.zw. 191,743 (225,087) für
Kraft und sonstige Zwecke im Großverbrauch und 9.628
MillkWh (9,302 i.V.) für Licht im Kleinverbrauch. Der
sich lediglich auf die Versorgung solcher Werke, die nur
bei günstigen Wasserverhältnissen Strom erhalten, be-
ziehende Rückgang der Abgabe ist durch eine außer-
ordentlich große und anhaltende Wasserklemme der
Schwarzwaldflüsse verursacht worden, durch die sich die
Erzeugung des Murg-Schwarzenbachwerks und der frem-
den, auf das Netz der Berichterstatterin arbeitenden Was-
serkräfte gegenüber dem Mittelwert um 30 % verringerte.
Während der strengen Frostperiode konnte das Badenwerk
infolge seiner Verbindung mit dem RWE und durch star-
kes Abarbeiten des Schwarzenbachbeckens den mit ihrem
Netz verbundenen Wasserkraftwerken in großem Umfan g
Aushilfe leisten. Die Stromabgabe hat sich in dieser
Periode um nahezu 50 % gegenüber normalen Verhält-
nissen erhöht. Bei den Kleinverbrauchern ermäßigte sich
der Durchschnittsverkaufspreis der Arbeit infolge bese-
rer Ausnutzung des Mindestabnahmetarifs auf 31 Pf/kWh.
Im August 1928 hat die Gesellschaft die Stromlieferun «x
an die Neckarwerke AG., Eßlingen, und die Stadt Stutt-
gart über die vom Karlsruher Schalthaus abgehende
100 kV -Leitung aufgenommen, die an der Landesgrenze
mit den 100 kV-Leitungen der Württemb. Landes-Elektri-
1 Vgl. ETZ 199, S. 1743.
5. Dezember 1929
zitäts-AG., zusammentrifft. Sie beteiligte sich im Be-
richtsjahr, wie bekannt, mit 37,5 % am Aktienkapital der
von ihr mit gegründeten Schluchseewerk AG., mit 50%
an der Badischen Kraftlieferungsgesellschaft m. b. H.,
Freiburg i. Br. und mit 0,1 Mill RM an der Westdeutschen
Elektrizitätswirtschaft AG. Frankfurt a.M. Mit dem
Elektrizitätswerk Mittelbaden AG., Lahr, das das Gebiet
Öffenburg-Lahr versorgt, wurde ein Lieferungsvertrag
geschlossen. An Stromeinnahmen erzielte die Bericht-
erstatterin 12776419 RM (11715906 i.V.) und aus Ver-
schiedenem 65606 RM (321921 i.V.). Der Reingewinn
betrug 2001 426 RM (209917 i. V.) und gestattete wieder
Ge ee von 9% Dividende auf 21 Mill RM Aktien-
apital.
Kurze Auslandsnachrichten. — Österreich. Die
Oberösterreichische Wasserkraft- und Elektrizitäts-AG.
(OWEAG) und die Elektrizitätswerke Stern & Hafferl
AG. haben sich unter der Firma Österreichische Kraft-
werke AG. (Deka) zusammengeschlossen. Durch die Fu-
sionierung wird die Energiewirtschaft Oberösterreichs
sowie eines Großteils von Salzburg vereinheitlicht und
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
1791
eine Rationalisierung der Betriebe ermöglicht. Diese um-
fassen jetzt in Oberösterreich das Kraftwerk Partenstein
an der Mühl, das Rannawerk, die Werke am Gosausee und
Gosaubach, Steeg, St. Wolfgang, Schwarzensee und Offen-
see, die Traunwerke und die Dampfzentralen in Timelkam
und Frankenburg, ferner die Großarlwerke im Lande
Salzburg. — Rumänien. Verhandlungen der Elektrici-
täts-Lieferungs-Gesellschaft, Berlin, haben zum Abschluß
von Verträgen zwischen einem unter Führung der AEG
stehenden Konsortium und der rumänischen Gesellschaft
Industriile Miniere din Banat (IMBO) geführt. Man plant
die Gründung einer rumänischen Aktiengesellschaft mit
voraussichtlich 500 Mill Lei Kapital, in die die von der
Regierung bereits erteilten Konzessionen für die Elek-
trizitätsversorgung des neurumänischen Banats und eines
Teils von Siebenbürgen sowie als Brennstoffbasis die
Kohlengrube Rusca-Montana eingebracht werden sollen.
Das Versorgungsgebiet umfaßt u.a. die Städte Temesvar
und Arad, und das zunächst für 20000 kW bemessene
nen wird entweder an der Grube oder bei Temesvar
errichtet.
>
VEREINSNACHRICHTEN.
EV
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
stelle, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02.
Einladung
zur Fachsitzung für den Bau und Betrieb von Elek-
trizitätswerken (EVE) am Dienstag, dem 10. De- `
zember 1929, 8h abends in der Technischen Hoch-
schule in Charlottenburg, EB Hörsaal Nr. 301.
Tagesordnung:
Vortrag des Herrn Dr.-Ing. E.h. Rehmer, Direktor
und Vorstandsmitglied der Berliner Städtische Elektrizi-
tätswerke AG., über das Thema:
„Die Projektierungsgrundlagen und der
Aufbau des Kraftwerkes West der Ber-
liner Städt Elektrizitätswerke Akt.-
Ges.“
Inhaltsangabe:
Entwicklung der Strombelastung im Berliner Netz —
Gründe für die Auslegung des Werkes als Spitzenkraft-
werk — Wahl der Turbinen- und Kesselgrößen, Feuerunge-
anlage — Lageplan und Gesamtanordnung des Kraft-
werkes — Einzelheiten aus Kessel-, Turbinen- und Schalt-
anlage.
Gäste willkommen!
Nachsitzung im „Grand-Hotel am Knie“, Charlotten-
burg, Bismarckstr. 1.
Fachausschuß
für den Bau und Betrieb von Elektrizitätswerken.
Der Vorsitzende:
Dr. Rehmer.
Vorläufige Anzeige
betr. 50jährizes Bestehen des Elektrotechnischen Vereins.
Derklektrotechnische Verein,derEnde
Dezember 1879 gegründet wordenist, wird
infolgedessen demnächst 50 Jahre bestehen.
Aus mehrfachen Gründen wird die Jubiläumsfeier in der
Zeit vom 24. bis 27. Januar 1930 stattfinden. In Aussicht
genommen ist die nachstehende „Vorläufige Fest-
folge*:
Freitag,den 24 Januar1930.
a) 2 Uhr nachmittags: Festsitzung in Krolls Großem
Festsaal, Berlin NW 40, Platz der Republik 7.
Ansprache des Vorsitzenden mit einem kurzen
Rückblick auf die Entwieklung der Elektrotechnik
in den vergangenen 50 Jahren.
Glückwünsche anderer Vereine usw.
Ehrungen.
b) S Uhr abends Festessen mit Ball in Krolls sämtlichen
älen.
Sonnabend,den25. Januar 1930.
a) 10 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags, 3 bis 6 Uhr
nachmittags: Technisch-wissenschaftliche Tagung im
Langenbeck-Virchow-Haus (Großer Saal), Berlin
NW 6, Luisenstr. 58/59, bestehend aus Vorträgen her-
vorragender Fachmänner über elektrotechnische
Themen von allgemeinem Interesse.
b) Abends: Bierabend von 8 Uhr ab (Hotel wird noch
bekanntgegeben).
Sonntag, den 26. Januar 1930.
Führung durch Berliner Museen.
Montag,den 27. Januar 1930.
Besichtigung technischer und anderer Betriebe.
Die Einzelheiten werden später bekanntgegeben wer-
den; die Einladungen werden rechtzeitig ergehen.
Erscheinen des Il. Bandes der „Geschichtlichen
Einzeldarstellungen aus der Elektrotechnik“.
Im Mai 1928 waren die Mitglieder des Elektrotechni-
schen Vereins und der dem Verbande Deutscher Elektro-
techniker angeschlossenen Vereine auf die Sammlung
„Geschichtliche Einzeldarstellungen aus der Elektrotech-
nik“ aufmerksam gemacht worden, die der Elektrotech-
nische Verein im Interesse der wissenschaftlichen For-
schung und zur Förderung der Weiterbildung der Fach-
genossen herausgibt. Dem damals erschienenen I. Band
folgt jetzt der zweite, der eine Abhandlung des Herrn
Dr.-Ing. E.h. Max Vogelsang enthält:
„Geschichtliche Entwicklung der Hoch-
spannungs-Schalttechnik“.
Der Verfasser, der zu den Pionieren auf diesem Ge-
biete zählt und die Entwicklung der Hochspannungs-
Schalttechnik von den Anfängen an miterlebt hat, behan-
- delt — auf 176 Seiten mit 252 Abbildungen — den Stoff
von dem Geburtsjahr der Hochspannungstechnik 1886 an
bis etwa 1914. Seine Darstellung atmet daher die Frische
persönlichen Erlebens, ohne daß dadurch das obiektive
Erforschen der Quellen (vor allem in- und ausländischer
Zeitschriften und Patente) vernachlässigt worden wäre.
Das Buch — vom Verlag Julius Springer vorzüglich aus-
gestattet — läßt in knapper und fesselnder Darstellung
teilnehmen an dem nie ruhenden Kampfe gegen den Kurz-
schluß, der in der Hochspannungs-Schalttechnik ausge-
kämpft wird, und gibt so einen Ausschnitt aus dem all-
gemeinen Ringen um den Fortschritt in der Elektro-
technik.
Bei den älteren Fachgenossen wird das Buch manche
Erinnerung an vergangene Zeiten wachrufen, für die jün-
geren bietet sein reicher Inhalt eine wertvolle Quelle der
Anregung und Belehrung. Das Buch stellt ein
nettes Weihnachtsgeschenk dar.
Für die Mitglieder des Elektrotechnischen Vereins
und der anderen dem Verbande Deutscher Elektrotech-
niker angeschlossenen Vereine kostet das Exemplar:
a) auf dm Subskriptionswege
broschiert für das Inland: 11,00 RM; gebunden 11,70 RM,
„ Ausland: 11, EN D S 11,90 „
einschließlich Porto und Verpackung;
1792 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 6. Dezember 1929
bi imBuchhandel
broschiert für das Inland: 21,00 RM; gebunden 22,20 RM,
i a on Ausland: 21,00 , 5 22,20 ,,
einschließlich Porto und Verpackung;
Wir bitten, die Bestellungen an die Gecshäftstelle des
Elektrotechnischen Vereins, Berlin W 35, Potsdamer Str.
118a II zu richten und gleichzeitig den Betrag einzusenden
(Postscheckkonto klektrotechnischer Verein, Berlin
Nr. 13302)
Elektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Feruspt.: Amt B1 Kurfürst Nr. 6862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 218 12.
Bekanntmachung.
Der endgültige Sonderdruck VDE 436
„Vorschriften nebst Ausführungsregeln
für die Errichtung von Starkstrom-
anlagen mit Betriebspannungen unter
1000 V, V.E.S.1./1930*
ist fertiggestellt und kann durch die Geschäftstelle des
VDE bezogen werden.
Im Eigenverlag des VDE ist soeben als Sonderdruck
VDE 468 eine Schrift, betitelt „Organisation und Entwick-
lung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker E. V.“ er-
schienen, die auf Verlangen von der Geschäftstelle des
VDE, Abteilung Verlag, Berlin W 57, Potsdamer Str. 68,
unentgeltlich abgegeben wird.
Kommission für Freileitungen.
Auf Grund der Einsprüche, die gegen die in der ETZ,
Heft 40, veröffentlichten. DIN VDE-Blätter 8002 ... 8005.
8007, 8008 und 8040 ... 8045 für Isolatoren und Isolator-
stützen eingegangen waren, haben die betreffenden Norm-
blattentwürfe verschiedene Änderungen erfahren. Insbe-
sondere sind die Stützenisolatoren Reihe HD (DIN VDE
8002) entsprechend denen der Reihen HW, VHD und VHW
mit Scheitelrille versehen.
Von Kappenisnlatoren (DIN VDE 8007) ist der Iso-
lator K3 gestrichen und die Typenbezeichnung von K4
bis K 8 entsprechend geändert.
Von Vollkernisolatoren (DIN VDE 8008) sind die
Maße des Isolators MK 5 teilweise geändert. Die 1min-
Prüflastwerte sind für sämtliche Vollkernisolatoren gleich
den 1h-Werten gesetzt.
Auch die Isolatorstützen haben manche Vereinfachung
erfahren.
Mit Rücksicht auf diese und viele andere kleinere
Änderungen wird ausdrücklich auf die im Januar 1930 er-
seheinenden endgültigen Normblätter verwiesen, die von
diesem Zeitpunkt ab vom Beuth-Verlag zu beziehen sind.
Auf die Nichtverbindlichkeit der oben erwähnten DIN
VDE-Normblattentwürfe wird hiermit ausdrücklich noch- `
mals hingewiesen.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
Kommission für Hochspannungsschaltgeräte.
Nachtrag zu don kErläuterunezender\orm-
blätter „Innenraumisolatorenm“.
In den Erläuterungen ETZ 1928, N. 1859 und 1885. so-
wie ETZ 1929, S. 175 und 210, wurde nicht besonders her-
vorzehoben. daß sich die Normung nur auf Stützer ‚und
Wanddurchführungen für „Innenraumanlazxen“ be-
zieht: Infolgedessen sind von verschiedenen Werken der-
artige Isolatoren auch für Ölschalter, Transformatoren.
Kabelendverschlüsse usw. verlangt worden. Es wird aus-
drücklich darauf hingewiesen, daß sich die genormten
Innenraumdurchführungen infolge ihres konstruktiven
Aufbaus nicht ohne weiteres für ölgefüllte Apparate ver-
wenden lassen. Um unnötigen Rückfragen vorzubeugen,
wird deshalb gebeten, bei Bestellungen von Apparaten mit
Öl- oder Massefüllung die Vorschrift, genormtes Porzellan
zu verwenden, fallen zu lassen.
Im Auftrage der Normgruppe Innenraumisolatoren.
gez. Kesselring.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Berlin W 67, Kurfürstenstraße 15/16.
Unberechtigte Benutzung des VDE-Zeichens.
Es befinden sich Steckdosen 10 A 250 V für Aufputz-
und Unterputzmontage mit dem VDE-Zeichen und dem
Ursprungszeichen D im Verkehr. Vor dem Ankauf
dieser Erzeugnisse wird gewarnt, da einer Firma, welche
dieses Fabrikzeichen führt, die Genehmigung zur Be-
nutzung des Verbandszeichens bisher nicht erteilt worden
ist. Die obenerwähnten Steckdosen tragen also das Prif-
zeichen zu Unrecht.
Ferner wird vor dem Ankauf von Sicherungspatronen
mit dem VDE-Zeichen und dem Ursprungszeichen Kfc
gewarnt. Für Erzeugnisse mit diesem Fabrikzeichen hat
die Prüfstelle des VDE die Erlaubnis zur Verwendung
des Prüfzeichens nicht erteilt. Es liegt also bei den Pa-
tronen gleichfalls eine unberechtigte Benutzung des VDE-
Zeichens vor. Das vorstehend ab£ebildete Ursprungs-
zeichen ist nicht zu verwechseln mit dem Fabrikzeichen
E Die Firma, welche dieses letztere Zeichen führt.
besitzt die Genehmigung zur Führung des Prüfzeichens
für verschiedene ihrer Erzeugnisse.
SE des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Zimmermann.
AEF
Ausschuß für Einheiten und Formelgrößen.
Zuschriften mit dem Bemerk „Betrifft AEF” sind zu richten an die
Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin N Potsdamer
Straße 118a IL Fernspr. Amt Kurfürst 9697
Der AEF hat die folgenden Druckschriften und Tafeln
herausgegeben, auf die er hiermit hinweist:
1. Die „Verhandlungen des AEF in den Jahren 1907
bis 1927” sind im Verlage von Julius Springer erschie-
nen und durch den Buchhandel zu beziehen. 49 S. im For-
mat A4, Preis 5 RM.
2.3 Wandtafeln Formelzeichen und 2 Wandtafeln Ein-
heitszeichen auf Steifpapier im Format A1: 59,4 X 84,1 cm?
und mit Ösen zum Aufhängen. Sie sind zu beziehen von
der Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins, Berlin
W 35, Potsdamer Straße 118 a II, zum Preise von je 35 Pf.
Für Verpackung und Versand sind für 1 bis 5 Tafeln 55 Pf
beizufügen.
3. Taschenheftehen. 15 S. im Format A6. Es enthält
allgemeine Angaben über den AEF, alle Zeichenlisten und
4 Sätze (ohne Erläuterungen). Es ist ebenfalls von der
Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins zu beziehen.
Preis (Versand inbegriffen) 1 Stück 25 Pf, 2 Stück 40 Pf,
3 Stück 50 Pf, 4 und mehr Stück 15 Pf das Stück.
4. Die meisten Listen und Sätze des AEF sind auch
in Form von Normblättern erschienen. Diese sind zu be-
ziehen vom Beuth-Verlag G. m. b. H. in Berlin SW 19.
Strecker.
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechn. Verein Chemnitz. 12. XIT. 1929, Hör-
saal 199 der Staatl. Akademie für Technik: Vortrag Obering.-
Landsmann, „Der Quecksilberdampfgleichrichter" (m.
Filmvorführung).
Elektrotechnische Gesellschaft Hannover 10. XII.
1929, abds. 8h, Hörsaal 42 der T. H.: Vortrag Obering. Geu-
ter, „Schaltung, Aufbau und Wirkungsweise moderner Rund-
fünk-Netzanschluß-Empfänger mit Kraftverstärkern“ (mit
Lichtb. u. Gerätevorführung).
Schleswig-Holsteinischer Elektrotechn. Verein, Kiel.
6. XII. 1929, Aula der Universität: Vortrag Kapitänlt. a. D.
v. Schiller, „Das Luftschiff Graf Zeppelin auf der Welt-
fahrt“.
6. Dezember 1929
Elektrotechn. Gesellschaft zu Magdeburg. a) 11. XII.
1429, abds, 8h, Aula der Staatl. Ver. Maschinenbauschulen,
am Krökentor 1: Vortrag Oberstudienrat Kosack, „Der
Durchgang der Elektrizität durch Gase und seine besond.
Anwendungen“ (anläßl. des 30jähr. Bestehens der Gesell-
schaft). b) 14. XII. 1929, abds., Pschorrbräu: 30. Stiftungs-
fest, verbunden mit einer Weihnachtsfeier.
Physikalische Gesellschaft zu Berlin. 6. XII. 1929,
nachm. 5% h, gr. Hörsaal d. Physikal. Inst. d. Universität,
Berlin, Reichstags-Ufer 7/8: 1. Vortrag W. Bothe, „Auto-
matische Koinzidenzzählung (m. Vorführ.). 2. Vortrag
S. Erk, „Über die Zähigkeit fester Körper“.
Brennkrafttechnische Gesellschaft, Berlin. 14. XII.
1929. vorm. 10h, Plenarsitzungsaal des Vorläuf. Reichswirt-
schaftsrates, Berlin, Bellevue-Str. 15: 12. Hauptversammlung
nit folg. Vorträgen: 1. Dir. K. Deters, „Die Entwicklung
der Seeschiffahrt und die Brennstoffwirtschaft“. 2. Dr. W.
Krauß, „Das Tankproblem im Kraftwagenbetrieb“. 3.
Prof. Th. "Ka vser, „Die wirtschaftspolitischen Folgen der
Abtretung des ostoberschlesischen Grubengebietes an Polen“.
Auskunft erteilt die Geschäftstelle, Berlin, Potsdamer Str. 19.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
Auszeichnungen. — Der Professor der Physik an der
Universität Leipzig, Dr. Peter Debye, wurde zum
Ehrenmitglied der Chemical Society, London, ernannt.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Einfluß der Vorbelastung auf das Ansprechen von Über-
stromrelais beim Auftreten eines Fehler-(Über-)Stromes.
Entgegen der Annahme des Herrn Obering. KOETZOLD
Weimar. (Erwiderang auf Brief LESCH S. 1386) in seiner
so vorbildlichen Klarstellung einer Fehlauslösung in dem
ihm betrieblich unterstellten 50 kV-Netz vermögen gce-
wöhnliche, d. h. lediglich auf Überstromanregung anspre-
chende U.M.Z.-Relais die an die „lose Netzkupplung“ ge-
stellte Anforderung nur unvollkommen zu erfüllen; trotz
Einbau eines Wahlschutzes und trotz linstellung der
T.M.Z.-Relais des Netzkuppelschalters auf Auslösezeiten,
die größer sind als die bei Fehlern hinter den Netzanschluß-
punkten A und D (s. Abb. 1.8. 1386) durch den Wahlschutz
entsprechend den vorhandenen Impedanzen „gewählten“
Auslösezeiten, muß eine z. B. durch Vorbelastung sich er-
gebende Leistungsbilanz ähnlich der gemäß Abb. 6 (S. 460)
zum Versagen der „losen Netzkupplung” führen. Es ist
fir den Betriebsleiter, der über die wirtschaftliche An-
wendbarkeit der verschiedensten Schutzeinrichtungen zu
entscheiden hat, von Interesse zu wissen, daß die von
Herrn Dipl.-Ing. LESCH, (a 1386) zenannte Abhilfe durch
Verwendung der Impedanzanregung für die Auslöser des
Netzkuppelschalters sich einfach und ohne Mehrkosten
erreichen läßt durch das in ETZ 1929, S. 157/158 beschrie-
bene Tlniversalschutzsystem (Hersteller: Emag, Frankfurt
a. Main). Die gleiche grundsätzliche Bedeutung wie für
Netzkuppelsehalter besitzt die Impedanzanregung für die
zwischen Doppelsammelschienen üblichen S.S.-Kuppelschal-
ter, wenn dieselben, wie allgemein üblich, zugleich als Re-
serveschalter für alle von den Sammelschienen abzweizen-
den Streckensehalter (Abzweige verschiedener Belastbar-
keit) verwendet werden.
Auma/Thür., 20. IX. 1929. H. Schulze.
Erwiderung. lùs liegt allerdings nicht außerhalb des
Bereiches der Möglichkeit, daß unter besonderen Umstän-
den der Netzkuppelschalter auslösen und die Netze trennen
kann, auch ohne daß die Notwendigkeit hierzu unbedingt
vorhanden ist. Diese Auslösungen sind jedoch für den Bce-
trieb bedeutungslos und auch nicht als „Versager” zu be-
trachten, da die Wiederparallelschaltung der auseinander-
gefallenen Netze innerhalb weniger Minuten erfolgen kann,
wie schon im Aufsatz selbst angegeben ist. Wesentlich
aber für den beabsichtigten Erfolg ist zweifellos, daß die
lose Netzkuppelung vor allem dann nicht versagt, wenn
die Trennung tatsächlich erwünscht ist, und in dem ge-
schilderten Fall hat der mehrjährige Betrieb erwiesen, daß
die von früher übernommenen U. M. Z.-Relais ihre Aufgabe
durchaus zufriedenstellend erfüllten.
ı ETZ 1929, S. 459, 1386.
_Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
1793
Das von Herrn SCHULZE neuerdings entwickelte Uni-
versal-Relais kann ałlerdings auch die zusätzlichen nicht
erforderlichen Auslösungen verhindern, da zu seinem An-
lauf außer dem Überstrom noch ein entsprechender Span-
nungszusammeubruch eingetreten sein muß. Jedoch nicht
die Impedanzanregung allein, dic jedes andere Impedanz-
relais ja auch aufweist, gibt diesem Relais gegenüber dem
nur stromabhängigen Relais für diesen Fall seinen Vor-
teil, sondern die Möglichkeit, das Ansprechen der Relais
zwar von der Impedanz abhängig zu machen, die Auslöse-
zeit jedoch unabhängig hiervon fest einzustellen. Erst
hierdurch ist es möglich, das neue Umniversalrelais für
Netzkuppelschalter ohne Störung des Wahlschutzgrund-
satzes in den gekuppelten Netzen selbst anzuwenden, was
unter Umständen gegenüber der Verwendung von reinen
Stromrelais einen gewissen Vorteil bedeuten kann.
Weimar, den 21.X. 1929. Bernd Koetzold.
Das Verhalten elektrischer Kraftwerke und Netze
beim Zusammenschluß.
Auf S. 981 der ETZ 1929 vergißt Herr Prof. RÜDEN-
BERG anzugeben, daß die von ihm eingehend behandelte
Frage über Störungzserscheinungen in Kraftübertragungs-
netzen sowie die Anregung zu Schwebungsversuchen im
Betrieb und das Resultat von Modellversuchen bereits in
ganz ähnlicher Weise in meinem Aufsatz in der ETZ 1928,
d 417, behandelt sind. Da über diese Dinge fast noch
nichts bekannt ist, dürfte es für den Leser von Interesse
sein, hierauf und auf eine ältere, von mir verfaßte Arbeit
im Wasserkraft-Jahrbuch 1924, in welcher bereits das
Wesentliche dieser Überlezungen angescben ist, hinzu-
weisen.
Karlsruhe, 31. VII. 1929. Thoma.
Erwiderung.
Bei dem sehr gedrängten Referat, das ich für die Ver-
bandstagung auszuarbeiten hatte, war es mir leider nicht
möglich, all die vielen Arbeiten zu zitieren, die sich mit
dem einen oder anderen Teil des Themas bereits beschäf-
tigt haben. Ich habe mich daher im allgemeinen auf suni-
marische Literaturangaben und auf Zitate meiner direkten
Mitarbeiter beschränken müssen.
Berlin, 9.X. 1929. R. Rüdenbere.
LITERATUR.
Besprechungen.
Hochfrequenzmeßtechnik. Ihre wissenschaftl.
u. prakt. Grundlagen. Von Dr.-Ing. A. Hund. 2. verm.
u. verb. Aufl. Mit 287 Textabb., XIX u. 526 S. in gr. 8.
Mn von Julius Springer, Berlin 1928. Preis geb.
Daß in verhältnismäßig kurzer Zeit das Buch eine
Neuauflage erleben konnte, ist ein Zeichen dafür, daß es
tatsächlich seinen Platz in der Hochfrequenzmeßtcchnik
ausfüllt, und die vorliegende Auflage, welche den Buch-
umfang um etwa 40 % vergrößerte, wird den mit der Ent-
wicklung der Hochfrequenztechnik gesteigerten Ansprü-
chen an Meßmethcden und Meßgeräten in noch höherem
Maße gerecht. Daß der Verfasser in Nordamerika lebt
und die dort in großer Zahl erschienenen Veröffentlichun-
gen über diesen Gegenstand benutzt hat, kann nur an-
genehm sein, da wesentliche deutsche Fortschritte auch
voll berücksichtigt sind. Diese Auflage enthält neu eine
Anzahl von Röhrenvoltmetern und Spannungsteilern für
Messungen an Verstärkern und Modulationen, den piezo-
elektrischen Kristall als Frequenznormale, Methoden für
Feldstärkemessungen, eine Erweiterung der Theorie lan-
ger llorizontalantennen und ein Kapitel über Siebketten
und ID impfungsapparate. Fine Angabe der einzelnen Ab-
schnitte vermag einen Begriff von dem reichhaltigen Inhalt
des vorzügzliehen Buches zu vermitteln. Selbstverständ-
lich führt einen die Praxis auch immer vor Aufgaben, für
die selbst diese Zusammienstellung keine auszcarbeitete
Meßmethode angibt. Das kann aber nicht als ein Nachteil
des Buches vermerkt werden, solange das Gebiet nicht
abgeschlossen ist. Man wird z.B. heute Angaben über
Messungen mit den ganz kurzen Wellen vermissen, die
z. At. viel Interesse finden.
Das ganze weite Gebiet der Hochfrequenztechnik ist
in dem Buche fast lückenlos erfaßt, so daß es für jeden
Studenten dieses Faches, Ingenieure und Physiker von
großem Wert ist. E. Lübcke.
1794 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49 5. Dezember 1929
Die clektrolytischen Metallnieder- manche XNeuberechnungz von Funktionen überflüssig
i
schläge. Lehrb. d. Galvanotechn. m. Berücks. d. Be-
handl. d. Metalle vor u. nach d. Elektroplättieren. Von
Dr. W. Pfanhauser. 7. Aufl. Mit 383 i. d. Text
vedr. Abb., XIV u. 912 S. in gr. 8%. Verlag von Julius
Springer, Berlin 1928. Preis geb. 40 RM.
Die neue Auflage ist um 82 Seiten und 48 Abbildun-
gen vermehrt. Kin Abschnitt über Galvanisiervorrichtun-
gen für Großbetriebe ist eingefügt worden, in welchem
die halb- und ganzselbsttätigen Wanderbäder be-
schrieben werden. Diese sparen z. B. in Fahrradfabriken,
wo täglich viele Tausend gleichartige Gegenstände ver-
nickelt werden, Zeit und Geld. Die „Vollautomaten“ sind
bis 50 m lang: in einer Anzahl von aneinandergereihten
Bädern wird die Ware entfettet, vorverkupfert, ver-
nieckelt und schließlich getrocknet, wobei immer Spülge-
füße mit kaltem oder heißem Wasser, auch Säurebottiche,
nich Bedarf eingeschaltet sind. Menschliche Arbeit ist
auf das Einhänzen am Anfang und das Abnehmen am
Ende beschränkt. An Gestängen wird die Ware mit ge-
nau berechneter Langsamkeit durch die Bäder geführt
und rasch zum Nachbarbade hinübergzehoben. Bei Störun-
gen schaltet sich das Bad selber aus und eine rote Lampe
meldet. Dem Verchromen sind statt 1 jetzt 46 Seiten
gewidmet. Es werden die Ursachen der häufigen Miß-
erfolge erörtert und die Wege zu ihrer Vermeidung an-
gegeben. Sehr wichtig ist hier der Schutz des Arbeiters
gegen die überaus stark ätzenden Dämpfe des heißen
Chromsäurebades.
Das reiche Buch ist gleichzeitig die beste Timpfeh-
lung für die auf diesem Gebiete führenden Bangbein-
Pfanhauserwerke, an deren Spitze der Verfasser steht.
K. Arndt.
Die symbolische Methode zur Lösune von
Wechselstromaufraben. Einführ. in d. prakt.
Gebrauch. Von H. Ring. 2. verm. u. verb. Aufl. mit
50 Textabb., VIL u. 80 S. in 8%. Verlax von Julius
Springer, Berlin 1928. Preis geh. 4,50 RM.
Wie der Verfasser im Vorwort zur ersten Auflage
betont, soll das vorliegende Büchlein in erster Linie dazu
dienen, für den Gebrauch der symbolischen Methode in
dem großen Kreis derjenigen Praktiker zu werben, welche
nicht viel Wert auf abstrakte Theorien legen, aber
trotzdem brauchbare Methoden zur Abkürzung der Denk-
und Rechenarbeit jederzeit begrüßen werden. Dement-
sprechend werden die Grundlagen des komplexen Rech-
nens ausführlich und allzemein verständlich Schritt für
Schritt aufgebaut und an zahlreichen praktischen Bei-
spielen erprobt. Dem Anfänger auf diesem Gebiet wird
die Arbeit also wesentlich erleichtert: es ist zu win-
schen, daß das Büchlein dazu beitragen wird, manches
von den vorhandenen größeren Werken, welche diese
Grundlagen voraussetzen, der Allgemeinheit näherzu-
bringen.
Vielleicht kann bei einer neuen Auflage das Studium
durch eine kleine Aufzabensammlung, in welcher wohl
die Lösung selbst, nicht aber der Gang der Rechnung zu
finden ist, noch anrezender gestaltet werden. Die Lösung
solcher Aufgaben bildet erfahrungsgemäß eine gute Vor-
übung für die selbsttätige Anwendung des Gelernten in
der Praxis.
Zudem sollte in einer solchen Einführunz noch kurz
darauf hingewiesen werden, daß z. Z. für die symbolische
Methode auch noch andere Schreibweisen als die vom Ver-
fasser benutzte üblich sind. Sonst könnte es vorkommen,
daß der Leser grundlegende Werke, wie z.B. die von
"ränckeloder Breisig, wegen der dort verwendeten
deutschen Buchstaben nach wie vor mit derselben Scheu
betrachtet, obwohl er das u. U. gar nieht mehr nötig hat.
Die Unterteilung des Buches sollte der Übersichtlich-
keit halber so vorgenommen werden, daß, wie im ersten
Fünftel der Seitenzahl, auch im übrigen Teil ab und zu
ein neuer Abschnitt erscheint. Otto Mayr.
Verzeichnis berechneter Funktiontafeln.
Im Auftr. d. Wissenschaftl. Beirats des VdI u. mit
Unterstützung d. Notgemeinschaft d. Dt. Wissenschaft.
llerause. vom Institut f. anzew. Mathematik an d. Uni-
vers. Berlin. L Teil: Besselsche, Kugel- u.
elliptische Funktionen. Mit 30 S. in 4°. VDI-
Verlag, Berlin 1928. Preis geh. 3,50 RM.
Dieses Heftchen verdankt seine Ierauszabe einem
Auftrage des Wissenschaftlichen Beirates des VdI an
das Institut für angewandte Mathematik an der Universi-
tät Berlin. Es erfüllt ein lange empfundenes Bedürfnis
und wird in der Folge allen wissenschaftlich arbeitenden
Ingenieuren ein arbeitsparender Helfer sein, indem es
macht, die bisher an unbekauntem Orte verborgen lagen.
Für die folgenden Teile des Tafelverzeichnisses wäre es
vielleicht erwünscht, die nicht immer glücklich gewähl-
ten Literaturabkürzungen auszuschreiben, da der kleine
Mehraufwand an Platz sich durch erhöhte Übersichtlich-
keit bezahlt macht. Das Institut für angewandte Mathe-
matik der Universität Berlin hat sich durch diese mühe-
volle Arbeit ein großes Verdienst erworben, für das ihm
der Dank der wissenschaftlich arbeitenden Technik
sicher ist. Franz Ollendorff.
Dampfkesselfeuerungen für Braunkohle.
Von Dipl.-Ing. E. Lenhart. Mit 65 Textabb.. IV u.
117 S. in er. 8°. Verlag von Julius Springer, Berlin 1928.
Preis geh. 12 RM, geb. 13.50 RM.
Das vorliegende Buch stellt alle für Braunkohlen-
feuerungen in Frage kommenden Gesichtspunkte in aus-
gezeichneter Weise dar. Es gliedert sich in einen AbD-
schnitt über Brennstoffe und Verbrennung, in dem die
Gewinnung der Rohbraunkohle, ihre Veredelung, die Yor-
gänge bei der Verbrennung und die Verfahren zur Unter-
suchung von Feuerungzen eingehend besprochen werden.
Im zweiten Abschnitt werden die Feuerungen für Roh-
braunkohle behandelt. Besonders beachtenswert sind
hierbei die theoretischen Überlegungen. die der Verfasser
einerseits über die Verbrennungsvoreänge anstellt, an-
derseits über die bei den nicht-mechanischen Feuerungzen
vorkommenden Störungen: Flurkoksbildung, Überschiüt-
ten und Herausschlagzen der Flamme. Diese Untersuchun-
een sind von einer beachtenswerten Klarheit und Ver-
stiändlichkeit und zeigen, daß auch eine so einfache Yor-
richtung, wie sie der Treppenrost für Rohbraunkohle
darstellt. noch manche Verbesserung auf Grund theoreti-
scher Erwägung gestattet. Der dritte Abschnitt behandelt
alle Fauerunzen für veredelte Kohlen, die Verfeuerung der
Braunkohlenbriketts und des Braunkohlenstaubes. Alle
Abschnitte sind einheitlich gegliedert in je drei Teile,
von denen der erste die dureh den Brennstoff gebotenen
theoretischen Erfordernisse behandelt, der zweite an
Hand von guten, klaren Abbildungen charakteristische
Ausführungsformen der betr. Feuerungesbauart beschreibt,
während der dritte eine Reihe von Betriebsergebnissen.
belegt durch Versuchszahlen und Zusammenstellungzen
von Betriebskosten wiedergibt.
Das Buch kann jedem, der Feuerunersanlaren für
Braunkohle zu projektieren oder zu entwerfen hat, bce-
stens empfohlen werden. Wilh. Schultes, Essen.
DerKesselbaustoff. Abriß dessen, was der Dampf-
kessel-Cberwachungs-Ing. von der Herstellung, den
Kirentümlichkeiten u. d. Prüfweise des Baustoffs wissen
muß. Anläßlich eines Lehrganges auf der (ußstahl-
fabrik der Friedr. Krupp AG. gehaltene Vorträge. Von
Dr.-Ing. M. Moser. 3., durchees u. erg. Aufl. Mit
143 Abb., IV u. 29 S. in 4°. Verlag von Julius Springer.
Berlin 1928. Preis kart. 7,50 RM.
Dieser kurze Abriß von der Herstellung, den Eigen-
tümlichkeiten und der Prüfweise des Kesselbaustoffes
entspricht dem Inhalt von Vorträgen, welche der Ver-
fasser vor einem Kreise von Dampfkessel-Überwachunes-
Ingenieuren vor einigen Jahren gehalten hat. Die Tat-
sache, daß schon jetzt eine dritte Auflage notwendig
wurde, zeugt von dem Wert und der Beliebtheit dieser
kurzen aber klaren und übersichtlichen Darstellung. Die
3. Auflage ist entsprechend den Fortschritten der Prüf-
technik erweitert worden und enthält deshalb auch Hin-
weise auf die Prüfung der Dauerstandfestirkeit und
Schwinzungsfestirkeit des Stahls. Auch das alterunes-
beständiee J-Z-Flußeisen ist in den Kreis der Betrach-
tungen eingefügt worden. Das Buch kann denienigen
empfohlen werden, welche in groBen Zügen mit allen den
Kesselbaustoff berührenden Fragen vertraut werden wol-
len. Kin umfangreicher Nachweis über das einschlägire
Sehrifttum gibt den Wegweiser für weitergehende Unter-
richtung. Ebel.
Gesamm. Aufsätze d. Zeitschrift .Maschi-
nenbau‘ Mit 169 Abb. u. 46 S. in 4°. VDI-Verlax
G. m. b. I, Berlin 1928. Preis geh. 2,75 RM.
Als Sonderheft unter vorstehendem Titel sind die in
den letzten Jahrgängen der Zeitschrift „Maschinenbau“
erschienenen Aufsätze über die gegenwärtig in neuer
Intwieklunz begriffenen Getriebe herausgegeben wor-
den. Zwei Getriebearten sind in der Beziehung beson-
ders zu nennen: Die Räder- und die Flüssirkeitsgetriebe.
Anstoß zur Weiterbildung der ersteren gaben einerseits
Getriebe.
nl |
6. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
1796
der Werkzeugmaschinen- und der Kraftfahrzeugbau, die
diese Getriebe als Wechselgetriebe, namentlich in Form
von Räderkästen weitgehend anwenden, anderseits der
Dampfturbinenbau, der Getriebe zur Übertragung sehr
großer Leistungen verlangte Die Flüssirkeitsgetriebe
bieten Aussicht, das steigende Bedürfnis nach Antrieben
mit stufenloser (reschwindirkeitsänderung zu erfüllen.
Sie bilden eine wertvolle Ergänzung der auf geringe Lei-
stung beschränkten Reibrad- und Riementriebe, die mit
kegeligen Trommeln oder mit Scheiben arbeiten. Das
Heft vermittelt einen guten Überblick über den Stand
der Bestrebungen und bietet jedem, der auf dem Gebiete
tätig ist, reiche Anregung. Besonders wertvoll ist, daß
ausländische Ausführungen eingehend behandelt sind.
K utzbach behandelt zunächst die allgemeinen Grund-
lagen der mechanischen Triebwerke, gibt wertvolle Yer-
leichszahlen für die Abmessungen und den Raumbedarf,
den die (Gietriebearten verlangen und weist auf die Auf-
gaben hin, die zur Zeit auf den verschiedenen Gebieten
der Lösung harren. Im zweiten Aufsatz bespricht er das
von ihm angegebene zeichnerische Verfahren zur FKrmitt-
lung der Geschwindigkeits- und Drehzahlverhältnisse
mehrgliedriger Zahngetriebe, in einem späteren weist er
darauf hin, daß es zweckmäßig sei, die Bestimmung der
Übersetzung einheitlich zu regeln.
Altmann behandelt die konstruktive Durchbildung
eleichachsiger Stirnradgetriebe, über die Normung von
llochleistungsseetri>ben bei Demagz— Thyssen berichten
Wolf und Jungzkunz. Neuere Lokomotivgetriebe
nach Ausführungen und Entwürfen der Firma Krupp be-
handelt Oberine. R. Klein Garrard beschreibt
sein in Deutschland von Krupp gebautes Reibradgetriebe,
bei dem die hohen Lagerdrucke gewöhnlicher Reibräder-
paare dadurch vermieden werden, daß die Reibräder
samt einer Gexenrolle von einem Ring kraftschlüssi«
umspannt werden. Aus dem Gebiete der Riementriebe
bringt Prof. Kutzbach Versuche über die Einwirkung
von Haftmitteln auf den Durchzuggrad.
Die zweite Gruppe der Aufsätze über Flüssizkeits-
getriebe leitet J. Ritter durch die Behandlung der
Grundlagen der hydraulischen Energieumformer ein.
Nach einer allgemeinen Erörterung ihrer Vor- und Nach-
teile beschränkt sich der Aufsatz auf die statisch wir-
kenden mit Kolben oder Flügeln arbeitenden Getriebe,
die im Werkzeugmaschinen- und Kraftwagenbau zuneh-
mende Anwendung finden. Ihre konstruktive Durchbil-
dung, aber auch ihre kinematische Verwandtschaft unter-
einander wird eingehend besprochen. Am Schluß sind die
allgemeinen Gesichtspunkte für die Ausbildung der Haupt-
teile, insbesondere der Verdrängerzellen und die Mitte]
zur Regelung der Getriebe erörtert. Prof. Kutzbach
stellt die allgemeinen Gesetze der Regelung stufenloser
Umformer auf. Dr.-Ing. W. Kühn bespricht Versuche
an einem Enor-Flüssiekeitszetriebe von 5 PS Leistung,
das bei dieser Belastung stufenlose Drehzahländerung
von 112...685 U/min ermöglicht, und zeigt, wie das Ge-
triebe rechnerisch erfaßt werden kann.
Mit einem Hinweis auf die Getriebeblätter des AWE
und die Notwendigkeit, die Normung der Getriebe im
Interesse wirtschaftlicher Herstellung weiter zu fördern,
schließt das Heft. Rötscher.
Edelzeuß. Eine Sammlung einschläg. Arbeiten. im Auf-
trage d. Edelgzußverband (GmbH herausz. v. Dipl.-
Ing. G. Meyersberg. 2. umeearb. u. verm. Aufl.
von „Perlitzuß*. Mit 129 Textabb.. V u. 170 N. in gr. 8°.
Verlag von Julius Springer, Berlin 1929. Preis kart.
11 RM.
Die Edelgzußverband G.m.b.H. hat das Buch in
einer 2. Auflage neu herausgegeben. Die der ersten Auf-
lage anhaftenden Mängel sind nach dem Vorwort zur
2. Auflage durch Ausdehnung der Betrachtungen auch
auf die anderen hochwertigen Gruß — also nicht nur Perlit-
euß — erzeuzenden Verfahren beseitigt worden. In der
Neuauflage sind die Diagramme von MaurerundKlin-
zenstein gebührend berücksichtigt. und es könnte nun
das Buch den Anspruch auf einige Vollständigkeit erheben,
wenn auch das Edelzußverfahren von Corsalli Aufnahme
gefunden hätte Dafür konnte das Rüttel- und Schüttel-
verfahren. herausbleiben, nachdem durch Rütteln und
Schütteln des Eisens im Vorherd eines Kupolofens das
Eisen veredelt werden sollte. Das Corsalli-Verfahren hat
der wissenschaftlichen Prüfung standgzehäalten und sich
in der Praxis bewährt, während sich das Rüttel- und
Schüttelverfahren, vorsichtig ausgedrückt, als eine grobe
Selbsttäuschung des Erfinders herausstellte. In der jetzi-
gen Form wird das Buch trotz der kleinen Mängel dem
Betriebsleiter wie dem Konstrukteur und auch dem Elek-
trotechniker viel des Interessanten bieten. M. Escher.
Weltmontanstatistik. Herause. v. d. Preuß.
Geolog. Landesanstalt. Die Versorgung der Weltwirt-
schaft mit Bergwerkserzeugnissen. I. 1860 bis 1922.
1. Teil: Kohlen, Erdöl und Salze. Von Berg-
rat M. Meisner. Mit 132 Zahlentaf. u. 69 Abb., XII u.
228 S. in er. 8%. 2. Teil: Erze und Nichterze.
1. 1860 bis 1926. Von Bergrat M. Meisner. Mit 192
Zahlentaf. u. 107 Abb., XVI u. 394 S. in er. 8°. Verlag
Ferdinand Enke, Stuttgart 1925 u. 1929. Preis von Teil 1
no RM, geb. 16 RM, von Teil 2 geh. 32 RM, geh.
35 A
Für den Gedanken einer derartigen Weltmontansta-
tistik wurden die Vorarbeiten schon einige Jahre vor
Kriegsbeginn aufgenommen und fanden in der von K. Fle-
gel verfaßten „Montanstatistik des Deutschen Reiches
1915” zunächst ihren vorläufigen Abschluß.
Der 1. Teil des jetzt vorliegenden Werkes behandelt
für Kohle, Erdöle und Salze den Zeitraum von 1860 bis
1922; die Berichtzeit des 2. Teils erstreckt sich bis 1926.
„Um den Anschluß an den ersten Teil zu gewinnen und die
Einheitliehkeit der statistischen Linienführung zu wahren.
haben wir“ — sagt der Verfasser im Vorwort dieses Tei-
les — „im folgenden zunächst auch für die schon früher
abrehandelten Bergewirtschaftszebiete die wichtigsten För-
derziffern bis 1926 nachgetragen ... Die nächste Folge
der Weltmontanstatistik soll die Entwieklung der Welt-
montanindustrie von 1920 bis 1930 einheitlich behandeln.
lhr Erscheinen darf, falls der Mitarbeiterkreis erweitert
werden kann, bis etwa 1932 erhofft werden.“
So erfreulich es ist, auch eine deutsche Weltmon-
tanstatistik zu besitzen, so muß immerhin die Frage auf-
geworfen werden, ob es sich verantworten läßt, bei den
heute für wissenschaftliche Arbeiten so äußerst knapp be-
messenen Mitteln eine solche Weltstatistik in Deutsch-
land zu bearbeiten. Steht doch hierfür, wie in dem schon
erwähnten Vorwort dargelegt wird, der Landesanstalt nur
ein einziger Bearbeiter zur Verfügung, dem einstweilen
außer älterer Fachliteratur lediglich der Inhalt unserer
Archive und vereinzelte, gelegentlich auf diplomatischem
Were erhaltene Konsularberichte als Quellen dienten, wäh-
rend z. B. in England und Amerika besonderen Dienst-
stellen mit einem ganzen Stabe wirtschaftlich geschulter
Mitarbeiter und einer großen Schar diplomatischer Helfer
in allen Ländern die Zusammenstellung weltstatistischer
Aufzeichnungen obliegt. Wenn auf einem wissenschaft-
lichen Giebiet die internationale Gemeinschaftsarbeit anzu-
streben ist, so kommt hierfür jede Weltstatistik an aller-
erster Stelle in Betracht. Ob der Völkerbund oder eine
andere internationale Organisation Träger der auf den ver-
schiedensten (rebieten unbedingt notwendigen Weltstatisti-
ken sein soll, soll hier nicht erörtert werden, die Aufgabe
der einzelnen Länder kann m. A. aber nur darin bestehen,
diese Weltstatistiken für möglichst weite Kreise ihrer
Bevölkerung nutzbar zu machen. Die Betonung und Wah-
rung dieses Standpunktes schließt natürlich keineswegs
aus, daß, zumal eine internationale Regelung der Welt-
statistiken noch nieht erfolgt ist, in dem vorliegenden Werk
eine äußerst dankenswerte und wertvolle Arbeit zu be-
grüßen ist. Der HKlektrowirtschaftler wird besonders in
den beiden ersten Abschnitten des 1. Teiles für sein Ar-
beitsgebiet wichtige Unterlagen in guter Vollständigkeit
und übersichtlicher Zusammenstellung finden, da hier die
verschiedenen Kohlenarten, das Erdöl, der Ölschieler, das
Erdgas und Erdwachs behandelt sind; auch die ausführ-
lichen Literaturanzaben dürften ihm gute Dienste leisten.
Der 2. Teil bietet ihm manches Wissenswerte über die in der
Elektrotechnik verwendeten Metalle und Isolierstoffe.
Thierbach.
Eingegangene Doktordissertationen:
Kurt Klemm, Beiträge zur Kenntnis kathodischer Ab-
scheidungsformen. T. H. Dresden 1929.
AdolfEduard Müller, Verluste der Riementriebe bei
Verwendung kleiner Scheiben. T. H. Dresden 1929.
(Val-Forschungsarbeiten, H. 318.) VDI-Verlag G.m.
b. H., Berlin.
EricehSchäfer, Über Formverzerrungen bei Elektronen-
röhren. T. H. Dresden 1929.
Hans Georg Zell, Grundlagen u. Grenzen der Fließ-
arbeit in Betrieben mit ungleichem, hochwertigem Ma-
terial u. reicher Typenzahl. T.H. Dresden 1929.
1796
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Neue Transaktionen der internationalen Elektrofinanz'.
— Auch in dem nunmehr ablaufenden Jahr hat sich das
internationale Kapital sehr lebhaft auf elektrizitätswirt-
schaftlichem Gebiet betätigt, und wieder war es vor allem
Belgien, dessen Presse über zahlreiche, z. T. weit in die
Welt hineinreichende Gründungen, Kapitalserhöhungen, Zu-
sammenschlisse usw. berichten konnte. An erster Stelle
sei die neue Société Financière de Transports
et d’Entreprises industrielles (Sofina) ge-
nannt, der es gelungen sein soll, mit der sieh stark ausdeh-
nenden American & Foreign Power Co. ein Abkommen über
die Abgrenzung der beiderseitigen Arbeitsbereiche zu treffen.
Auf kanadischem Gebiet, u. zw. in Toronto, hat sie zu-
sammen mit der Compañia Hispano-Americana de Electri-
cidad (Chade), der Schweizerischen Kreditanstalt sowie ver-
schiedenen belgischen, amerikanischen und auch deutschen
Banken die Canadian International Light and
Power Investments Ltd. gegründet. Zweck dieser
Gesellschaft, die sich bereits bedeutende Beteiligungen an
verschiedenen Elektrizitätsunternehmungen gesichert hat.
scheint es, wie die Frankf. Zg. annimmt, hauptsächlich zu
sein, in Ländern mit einer gewissen industriellen Entwick-
lung bestehende Elektrizitätswerke nach größeren Gesichts-
punkten zusammenzufassen. Weiter wurde von der Sofina in
Gemeinschaft mit der Banque de Bruxelles und dem Credit
Anversois die Société Internationale d’Ener-
gieetde Transports (Sinetra), Brüssel, errichtet,
deren Leitung in Händen des Präsidenten der Ougree Mari-
haye liegt. Diese Gründung, die die Beteiligung an unab-
hängigen Elektrizitätsfirmen, aber auch an neu aufzu-
bauenden chemischen Gesellschaften verfolgt, bringt die
Sofina mit dem großen belgischen Hüttenkonzern Ougrée
Marihaye in Berührung, der auch auf dem Gebiet der Elektri-
zitätserzeugung interessiert ist. Ferner wird dadurch die Ver-
bindung mit dem Credit du Boerenbond in Louvain verstärkt,
der schon bei der Umgründung der Sofina mitwirkte. Be-
kanntlich hat letztere immer in enger Fühlung mit der
Banque de Bruxelles gearbeitet, es ist daher von
Interesse, daß das dieser bisher gehörende Paket Sofina-
Aktien kürzlich, wie es heißt an schweizerische, englische,
belgische und amerikanische Banken verkauft worden ist.
In der letzten, wegen Beschlußunfähigkeit vertagten Gene-
ralversammlung der Sofina wies D. Heineman darauf
hin, daß die eigenen flüssigen Mittel der Gesellschaft bei
weitem 1 Mrd Fr überstieren und die im laufenden Ge-
schäftsjahr erzielten Gewinne bedeutend höher seien als die
der alten Sofina. — Eine Neuemission der früher zur Löwen-
stein-Gruppe gehörenden Société Internationale
d’ Energie Hydro-Electrique (Sidro) in Höhe
von 32,5 Mill Fr ist z. T. von der Sofina übernommen wor-
den, was ein noch engeres Zusammenarbeiten beider Kon-
zerne erinöglicht. Die Sidro kontrolliert die Mexican Light
& Power Co., die kürzlich mit dem Bau eines neuen Wasser-
kraftwerks am Lerma bei Tepuxtepee in Mexiko für eine Lei-
stung von DU 600 PS begonnen hat, die Mexico Tramways Co.,
die Société d’Electricit6 de la Région de Malmédy (Serma)
und die Barcelona Traction, Light A Power Co. Ltd., von der
z. Z. in Spanien ein Wasser- und ein Braunkohlenkraftwerk
errichtet werden. — Die anfangs 1929 ins Leben gerufene
Cie. Générale d’Entreprises Electriques et Industrielles
(Electrobel) hat eine starke Expansionstätigkeit entwickelt
und zunächst in Brüssel mit 55 Mill Fr die L’Immobi-
liere Electrobel für Grundstücksgeschäfte usw. sowie
bald nachher die Société d’Applications Indu-
strielles des Combustibles (Applico) mit 10 Mill Fr Ka-
pital gegründet, die nach dem Berl. Tagebl. das Verfahren der
International Combustion Engineering Corp. (Verwertung
von Brennstoffen usw.) ausbeutet und die dafür notwendigen
Apparaturen herstellt. An ihr ist die Pariser Gesellschaft
Les Foyers Automatiques beteiligt. Zwischen der Electrobel
und der Société Financière et Commerciale de Transports
d’Electrieit& et d'’Industries (Eleetrafin?), die sich früher
im Antwerpener Straßenbahnbetrieb betätigte, wurde über die
Société d’Eleetrieite de V’Escaut eine Verbindung hergestellt;
das Kapital der Electrafina erfuhr eine entsprechende Er-
höhung. Sodann hat sich die Eleetrobel erheblich an der
spanischen Regadios y Energia de Valencia (Reva) inter-
essiert, ein Unternehmen, das neben Bewässerungsanlagen
die Erzeugung und Verteilung elektrischer Arbeit in der
Gegend von Valeneia betreibt. Diese sowie ihre übrigen Be-
teiligungen in Spanien zusammenzufassen, ist die Aufgabe
der Compagnie Hispano-Belge d'’Entrepri-
ses Electriques et Industriellen (Ilispanvbel),
ı Vel. ETZ 1929, S. 560.
Für die Schriftleitung verantwortlich: FE.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 49
einer neuen Schöpfung der Eleetrobel. die mit 400 Mill Fr ar-
beitet und an der außerdem u. a. die Société Générale de
Belgique, die Banque de Bruxelles und die Electrafina be-
teiligt sind. Sie bezweckt finanzielle, komnierzielle und
industrielle Operationen aller Art, besonders aber die Er-
zeugung, Verteilung und Verwertung elektrischer Arbeit
sowohl in Spanien wie in Belgien und dem übrigen Aus-
land. — Ein neuer sehr beachtlicher Trust, der sich sowohl
auf dem Traktionsgebiet wie in der Elektrowirtschaft be-
tätigt, ist vor kurzem im Rahmen der Empain-Gruppe
dureh die Fusion der Compagnie Generale de Railways et
d’Eleetrieite, der Federation d’Entreprises de Transports et
d’Electrieit&e und der Compagnie Belge des Chemins de Fer
Réunis zu einem rein belgischen Unternehmen mit heute be-
reits 250 Mill Fr entstanden. Ausländisches Kapital steht
dieser Transaktion fern, die aber vielleicht demnächst auch
auf die aus der Société d’Electricit@ et de Traction und der
Compagnie Auxiliaire d’Electrieit® et de Transports soeben
gebildeten Société de Traction et d’Electricit® (260 Mill Fr)
übergreifen wird. — Im Zusammenhang damit sei erwähnt.
daß die Empain-Gruppe ihre Beteiligungen an der fran-
zösischen Elektroindustrie nach einer Meldung der Frankf.
Zg. aus Paris dort in einer besonderen Industriebank zu-
sammenfassen will, an deren Griindung auch ihre französi-
sche Holdinggesellschaft, die Parisienne Electrique, teil-
nehmen wird. Das führt uns nach Frankreich, wo im
Sommer die Société Financière Electrique (Thomson-Hou-
ston) die Union Financière pour 1'Industrie Electrique
übernommen hat und die Etablissements Electro-mécaniques
de Strasbourg durch ein Fabrikationsabkommen in nähere
Beziehung zu der Compagnie Francaise pour
l’Exploitation des procédés Thomson-Hou-
ston getreten sind. Die Schaffung von Mehrstimmrechts-
aktien bei dieser hat den Vizepräsidenten der International
General Electrice Co. zu der Bemerkung Veranlassung ge-
geben, daß letztere weder die Majorität des französischen
Unternehmens besitze, noch dessen Kontrolle anstrebe. UÜbri-
gens hat die von Thomson-Houston und der Société Alsa-
cienne de Constructions mécaniques errichtete Alsthom mit
Unterstützung der International General Electric Co. vor
kurzem in Spanien die über 10 Mill Pes Kapital verfigende
General Electrica Española gegründet. Dem Bau
von Wasser- und Dampfkraftwerken dient in Frankreich fer-
ner die neue Hydro-Electriquedn Midi mit 20 Mill
Fr Aktienkapital, und eine der Frankf. Zg. zufolge unter der
Firma „Sateco“ errichtete Gesellschaft soll sich mit der
Elektrizitätsversorgung Mittel- und Westfrankreichs befassen;
unter ihren Gründern figurieren auch die der Sofina nahe-
stehenden Forces Motrices de la Truyere. — Natürlich hat
der hier kurz besprochene Zeitabschnitt das Kapital der
Schweiz ebenfalls nieht untätig gesehen, ist dieses Land
doch seiner besonderen Verhältnisse und der steuerlichen
Vergünstigung wegen, die dort Trusts und Holdinggesell-
schaften genießen, im Lanf der Jahre neben Belgien zu einem
weiteren Finanzierungszentrum für die internationale Elek-
troindustrie und Elektrizitätswirtschaft geworden. Das be-
weist neuerlich u.a. wieder die Gründung der AG. Mr olta“
für elektrische undindustrielle Unterneh-
mungen, Zürich, mit 12 Mill Fr. deren Gegenstand die
Beteiligung in irgendwelcher Form an Unternehnungen auf
dem Gebiet der gesamten Elektrizitätsindustrie einschl. der
Telephonie und Telegraphie usw. ist. Die Zusammensetzung
ihres Verwaltungsrats weist auf die Teilnahme belgischen
und italienischen Kapitals hin.
Bezugsquellenverzeichnis.
Frage 329: Welche Firma stellt Isoliermaterial für
u o her, z. R. Eternit oder Syndango natu-
relly
Frage 330: Wer baut elektrische Ventilatoren, Type
Wagner? ,
Frage 31: Wer fertigt Folien aus Elektrolytkupfer
in Stärken von 0.01... 0.08 mm an?
Frage 332: Wer stellt Kleintransformatorenbleche
nach Maß her?
Frage 333: Welche Firma baut das Angrick-Reeel-
ventil mit elektrothermischer Betätigung?
Frage 331: Welehe Firma baut Elektromotoren für
Grammophone mit Vorrelere, insbesondere den Stehle-
Motor mit Vorgelege und Zentrifugralregler?
Abschluß des Heftes: 30. November 1929.
‚Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expl.
Zehme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H., Berlin.
Im Eet EE durch Julius Springer, Berlin W 9.
5. Dezember 1929
am m ii Ee, ee Eegenen, e nee
Wi Genee
GE
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‚EKTROTECHNISCHE ZEITSCHRIFT
BH
er Dehnunggrebewegung
ff” DATA
Es wi d
HoCKRKETHALR
nur
Hackethal-
Dehnungskabel
Dehnungs- und
Stauchmöglichkeit
ohne Anderung
der Aderstruktur
bis zu 4°/o
g
nat
DRAHT-UND KABEL WERKE A.-G.
HRNIRIOVER
Halt: Zelewski, Parallelbetrieb v. Transform. 1797 — Tünge-
Scheinwerferbeleucht. v. Gleisanlag. 1802 — Lübcke, 5. Dt. Physiker-
hematikertag in Prag 18068 — Brandl, Elektroisolier. ‚Feuerlöschmittel
Sequenz, Stromwendungsschwank. d. Spann. v. Gleichstromerzeug.
Hmm — Rengert, Verriegelungen als Schutz in Hochsp.-Schaltanl.
Typke, Beta-Naphthylamin z. Konserv. v. Transformatorenölen 1812.
ndschau: Neuere Entwickl. d. Pariser Untergrundb. 1813 — Reinig.
foren mittels Stahlwolle — Höchstspann.-Freileit. 1814 — Imprägnier. v.
amast. im eigenen Betr. — Forschungsergebn. üb. d. Schalter unter Öl
El, betr. Förderwagen-Aufschiebevorricht. 1816 Fernsprechstörwirk.
—1828)
v. Gleichrichterbahnen — Über eine Methode z. Erzeug. v. sehr kurzen elektro-
magn. Wellen — Elektrodenkapazität u. Wanderwellengestalt 1817 — Forschungs-
Inst. f. Elektrowärmetechnik in Hannover. Die Karmarsch-Denkmünze f. Geh.
Rat Kohlrausch, Hannover Elektrot. Neuerungen 1818 Jahresver-
samml, Kongresse, Ausstell. 1818 Energiewirtschaft
1818 Gewerbl. Rechtsschutz 1819 Vereinsnachrichten
1820 — Sitzungskalender 1825 — Persönliches 18235 — Briefe
a. d. Schritftl.: W. Weiler |M. Liwschitz, C. Stoerk, W. Holzer | H. Bechdoldt
1825 — Literatur :-N. Semenoff u. A. Walther, W. Braunbek, H. Loewen,
R. Weck 1826 — Geschäftl. Mitteil. 1827.
BET 7 50.JAHRGANG — IM BUCHHANDEL DURCH JULIUS SPRINGER, BERLIN W9
12. DEZEMBER 1929
ahnanaahblaasam iunedAam
D Eege, CTT ET EE, ET Oe FE TT ie De DA ni a Feen A Men
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A
Großtransformatoren
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 12. Dezember LI
Leistung 10000 kVA, Spannung 105000-52500 /2 x 5250 Volt mit 4 Anzapfungen über Deckel umklemmbar
Einheitstransformatoren
Regel-Transformatoren wie"
Spezialtransformatoren
für alle Zwecke, Spannungen und Leistungen
POGE ELEKTRICITÄTS-AKTIENGESELLSCHAFT
CHEMNITZ
|
|
1797
Elektrotechnische Zeitsch rift
(Zentralblatt für Elektrotechnik) SS?
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F.Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Besser: Berlin W 9
50. Jahrgang
Berlin, 12. Dezember 1929
Heft 50
Parallelbetrieb von Transformatoren.
Von Dipl.-Ing. Alexander Zelewski f, Berlin.
Übersicht. Es werden die Bedingungen für einen ein-
wandfreien Parallelbetrieb von Transformatoren untersucht
und Vorschläge für die vorteilhafteste Abgleichung der
Sollwerte der Kurzschlußspannungen und für die Grenz-
werte der zulässigen Abweichungen in den verschiedenen
Kennmerkmalen gemacht.
Transformatoren können bekanntlich unter gewissen
Voraussetzungen parallelgeschaltet werden. Der Parallel-
betrieb ist ein guter, wenn bei allen Belastungen sich die
Last im Verhältnis zu den Nennleistungen auf die einzel-
nen Parallelläufer verteilt und die algebraische Summe
der Einzelbelastungen gleich der Gesamtbelastung ist.
Die erste Bedingung sichert die einzelnen Umspanner vor
Überlastung, die zweite die volle Belastbarkeit der
Gruppe. Sind die Umspanner an Sammelschienen ange-
schlossen, so hängt meistens die Güte des Parallelbetriebes
ausschließlich von den Eigenschaften des Transformators
ab, es sei denn, daß, besonders bei großen Stromstärken,
die Verbindungsleitungen zu den Sammelschienen bzw. die
in diesen eingebauten Apparate und Vorrichtungen oder
die Spannungsabfälle in den Sammelschienen selbst gegen-
über den Merkmalen der Parallelläufer stark in den Vor-
dergrund treten, was jedoch im allgemeinen nicht der Fall
zu sein pflegt. ` `
Praktisch ist die genaue Einhaltung dieser Bedingun-
gen nicht möglich, besonders wenn Transformatoren ver-
schiedenen Ursprunges oder verschiedener Leistung par-
allelgeschaltet werden müssen. Es ist deshalb der Begriff
des „einwandfreien“ Parallelbetriebes festgelegt worden,
wonach diese Bedingungen mit gewissen Spielgrenzen zu
beachten sind. Statt der Identität aller maßgebenden
Merkmale begnügt man sich mit einer gewissen ange-
näherten Gleichheit der einzelnen Stücke, wobei Ab-
weichungen vom Sollwert nur innerhalb enger Grenzen
zulässig sind.
Parallellauf-Bedingungen.
Die Bedingungen für den einwandfreien Parallellauf
1. Übereinstimmung der Übersetzungsverhältnisse und
der Schaltgruppen,
. Gleichheit der Kurzschlußspannungen nach Größe
und Richtung,
2
3. Gleichheit der Ohmschen ESCH
4
. Gleichheit der Leerlaufströme nach Größe und Rich-
tung. Auf die Verzerrung soll im folgenden nicht
eingegangen werden.
Diese Bedingungen sind nicht alle gleich wichtig. Am
wichtigsten ist die meist leicht erfüllbare Bedingung 1.,
da ohne sie ein Parallellauf überhaupt unmöglich ist und
auch kleine Abweichungen recht störend wirken. Wich-
tig zweiter Ordnung ist die Bedingung 2., da sie nur die
richtige Verteilung der Belastung sichert und ohne sie
der Betrieb zwar möglich ist, jedoch durch Vollbelastung
er Gruppe kleinere oder größere Überlastungen der ein-
zelnen Parallelläufer eintreten können. Die übrigen Be-
ingungen sind im allgemeinen von ganz untergcordneter
edeutung und werden deshalb praktisch selten oder gar
nicht beachtet. Sie bewirken in der Tat nur, daß die
vektorielle Summe der Einzelleistunzen gleich ihrer alge-
braischen wird und daß die Verteilung der Scheinleistun-
gen sowohl primär als auch sekundär gleichartig erfolgt.
Diese Bedingungen, besonders 4., sind äußerst schwer,
wenn überhaupt, zu erfüllen, u.zw. teils aus wirtschaft-
lichen Gründen, teils wegen der Unsicherheit in den
Eigenschaften des verwendeten Eisenbleches. Sie beein-
flussen jedoch, wie erwähnt, den Parallelbetrieb nur sehr
wenig und auch große Unterschiede bedingen nur geringe
Abweichungen von der Sollverteilung der Belastungen.
Es genügt somit, nur die Bedingung der Gleichheit der
Kurzschlußspannungen genauer zu untersuchen.
Der Ersatzstromkreis.
Ein Transformator kann rechnerisch in seiner Wir-
kung bekanntlich durch ein einfaches Leitersystem ersetzt
werden (Abb. 1). Zu diesem Zweck sind die Daten auf die
Us, Un Us Ur, Us Ur
U u VERRAT UUUUU-eU
Usa l
‘
un
y v Yen L
Abb. 1. Vollständiger Ersatz- Abb.2. Vereinfachter Ersatz-
stromkreis. stromkreis.
Übersetzung 1:1 zu reduzieren. Die transformatorische
Wirkung des Transformators braucht alsdann nicht mehr
beachtet zu werden. Der Ersatzstromkreis besteht aus
zwei in Reihe geschalteten Ohmschen und induktiven
Widerständen entsprechend den Daten des Transformators
auf beiden Seiten der Wicklung. Die sekundären Zahlen
erhält man aus den primär gemessenen, indem man mit
dem Quadrat der Übersetzung multipliziert. Von der
Mitte dieser Leiterstücke zweigt ein Nebenschluß ab, der
die dem Leerlaufstrom entsprechenden Widerstände ent-
hält. Um die Rechnung zu vereinfachen, kann man durch
Multiplizieren mit der Nennstromstärke die diesen Wider-
ständen entsprechenden Spannungsabfälle Ur,, Ur,, Us,, Us,
Urs, Us in Volt oder in Prozent der Nennspannung er-
mitteln; diese Größen sind natürlich Vektorgrößen und
lassen deshalb eine einfache Vektorrechnung oder gra-
phische Behandlung zu.
Da, wie schon erwähnt, die sich auf den Leerlauf-
strom, d. h. im Ersatzsystem auf den Nebenschluß beziehen-
den Größen den Parallelbetrieb nur unwesentlich beein-
flussen, genügt es meistens, den Transformator nur durch
einen vereinfachten Stromkreis zu ersetzen (Abb. 2), wo
nun Ur und us der Ohmsche bzw. induktive Bestandteil der
Kurzschlußspannung 4, sind, die vektoriell in der kom-
plexen Form
uy = u, HJY
in die Rechnung eingeführt werden kann.
Parallelbetrieb mehrerer Transfor-
matoren.
Unter der meist zutreffenden Voraussetzung, daß die
parallelgeschalteten Transformatoren gleiche Übersetzung
und Phase haben, kann man bei Vernachlässigung des
Einflusses der Leerlaufströme die Betriebsverhältnisse,
besonders die Verteilung der Ströme, aus dem vereinfach-
ten Ersatzstromkreis für mehrere Transformatoren nach
Abb. 3 ermitteln. Es seien Up, Ugyes.. u Up, und Uge
Me ; up die Kurzschlußspannungen, fe, iy...
1798
in die Nennströme, i, ig ..... lw und i, if... ‚in die
Betriebströme, u. zw. jeweils Vektorgrößen und der ihnen
entsprechende absolute skalare. Wert. Ferner sei d der
gemeinsame Spannungsabfall, wenn die Gruppe voll be-
lastet ist.
Die Vollbelastung tritt ein, wenn der absolute Wert
des Summenstromes gleich der algebraischen Summe der
gleichnamigen Werte der einzelnen Nennströme ist:
n n
i= im lil=J im.
1 1
Aus der Begriffsbestimmung für die Kurzschlußspan-
nungen und Nennströme ergibt sich sofort
und
Auf der rechten
Seite dieser Gleichun-
gen sind lauter be-
kannte Größen, so
daß mit ihnen die
tatsächlichen Bela-
stungströme nach
Größe und Richtung
genau ermittelt wer-
2 Abb. 8. Ersatzstromkreis einer Transfor-
den können.
matorengruppe.
Zahlenbeispiel: 4 Transformatoren laufen parallel,
u.zw. sind
i = 1000 kVA u,=32% un, =16% u, = 358 %
15 = 1600 , Un = 48% Un=14% u, = 5,00 %
i DM „ un=24% Ma zz LZ u, = 260%
i, = 3200 „ u, = 63% urn =08% uk, = 6,35 %.
Dann ist ¿ = 7800 kVA und u, =16+35.32, 1, = 1,4
+3j.48, H, = 1045.24, u, — 08 +j.63, also
D 10 _ 2;
un, 1643.32 I N
u _ 1600 = SÉ
u, 1443.48” Be
1 _ 2000 _ j
i H A ATI
i 3200 = WE
(geg E re een
n =
> KE? 573,9 — j . 1767,2.
(P
1 m
Infolgedessen
PR 125,0 — j . 250,0 `. ;
i = 7800 51397. 11612 7 1160,2 + j . 175,0
Be i’ = 11733
Mer N =). TAJA ua WEE,
tz = 1800 5739 7.17673 128 5.406
295,8 — 7 . 710,1 GE
SE E Be — 2). IE Y H
iy = 7800 5189 — 7.176738 7 3218,7 + j . 260,3
63,5 — j . 499,9 EES
d am [4 1.499 _ ~ un
L = 7800 5739 — 1612 7 2078,2 — j . 394,7
i; = 2115,3
BE E
7799 — j . 0,0.
y, im = v = 78612.
i Dieses rechnerische Verfahren kann bekanntlich durch
ein graphisches ersetzt werden, beide geben die Teil-
ei und den Summenstrom nach Größe und Rich-
ung an.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
12. Dezember 1929
Vereinfachtes Verfahren.
Man erkennt sofort, daß, trotzdem hier ein praktisch
wohl kaum eintretender Fall vorliegt (wegen der starken
Abweichungen in den Kurzschlußspannungen und ihren
Komponenten), die tatsächlichen Teilströme und der Sum-
menstrom ganz unwesentlich von der Verteilung ab-
weichen, die sich einstellen würde, wenn man alle Kurz-
schlußspannungen gleichgerichtet voraussetzt, d.h. die
Rechnung nur auf Grund der absoluten Werte dieser Grö-
ßen durchführt. In der Tat, führt man die Rechnung un-
bekümmert um die vektorielle Eigenschaft der Kurz-
schlußspannungen durch, so erhält man die skalaren Glei-
chungen
ip
Hr
Ip zz: 5 im
Zahlenbeispiel: Im früheren Zahlenbeispiel würden
sich folgende Zahlenwerte ergeben:
D 1000 ét ZE _ 91/.0:
7A 3,58 = 280,9 t = 1169,1 31/, ‚09
i _ 1600 — 81,0
ur, -50 > 320,0 id = 1331,9 81/2 0/00
tg _ 2000 _ Zë 51740
un, = 3,60 = 169,2 t3 = 3201,6 5 /g /co
i _ 3200 _ s RIO
u =45 7 503,9 4 = 2097,4 8!/2 %00
n 3 Zi
` Zm — 1874,0 i = 7800,0
1 km
` 7800 _ ji
und Ug = 18740 = 4,162 di
Ein Vergleich mit den genauen Werten zeigt, daß
dieses vereinfachte Verfahren nur sehr geringe Fehler
(meistens unter 1%) bedingt; natürlich verschwindet auch
die durch den Richtungsunterschied der Ströme bedingte
Überlast der Gruppe von rd. 8°/%. Wie leicht zu beweisen,
ist der Fehler am größten, wenn die Parallelläufer gleich-
groß sind: er wächst mit zunehmender Phasenverschie-
bung der Vektoren, bleibt aber auch in den praktisch un-
günstigsten Fällen sehr gering. So entspricht einem
Fehler von
1% ein Phasenwinkelunterschied von 16,5 °
2 % TE LA LE 23 :
3 % EE LE LA) 28 s
4 % 9 LE
5 % LA LE
(vgl. Abb. 4).
Ist 1 die Länge des größe-
ren Vektors, y jene des klei-
neren und z der Summenvek-
tor, ferner s die algebraische
Abb. 4. Fehler der Vernachlässigung
des Phasenwinkelunterschiedes.
Abb. 5 Fehlerdiagramm.
Summe und ô der Fehler in Teilen dieser algebraischen
Summe, so bestehen die Beziehungen
2=-1+y?+2ycospg s=1l+y ds=s—z,
wenn p der Unterschied der beiden Richtungen der Vek-
toren 1 und y ist.
Es ist auch 1 — ô = Z,
dert, daß
dd _ d
dy
Die Maximumbedingung for-
Z _
=- Jy s7”
12. Dezember 1929
also
FEIT
weil nun aber
zz —_y+tcospg, $% =l,
(y+csp)ity)=1+y’+?2ycosg
1—-y=(1—%y)cospg,
eine Bedingung, die nur für „=1 erfüllt ist. Es folst
hieraus, daß der Fehler am größten ist, wenn beide Vek-
toren gleich groß sind, u.zw. unabhängig von der Pha-
senverschiebung dieser Vektoren. Bei gleichgroßen Vek-
toren beträgt der Fehler offenbar, da
so folst
oder
y=, z? =2 4+2 cos =4 cos F, LEKT = 0085,
Ben D ocn P
ô= 1 — cos 5 = 2 sin ZC:
wie ibrigens aus Abb. 5 leicht ersichtlich ist.
Der größte überhaupt mögliche Fehler tritt für den
praktisch unmöglichen Fall ez 90 ° auf; es ist dann
8=2sin?22°/2 = 0,28.
Selten wird jedoch der Phasenwinkelunterschied der
Ströme mehr als 30...40° betragen, in den meisten prak-
tischen Fällen ist er kleiner als 20 °, der Fehler also höch-
stens 1%..2% und demnach vollständig zu vernach-
lässigen.
Die Güte des Parallellaufess von Transformatoren
gleicher Übersetzung und Schaltart hängt somit praktisch
nur von dem absoluten Wert der Kurzschlußspannungen
ab. Der Parallellauf ist nur dann ein guter, d.h. die Be-
lastungen verteilen sich genau im Verhältnis der Nenn-
leistungen, wenn die Kurzschlußspannungen aller Par-
allelläufer gleichgroß sind. Praktisch ist diese Gleichheit
nicht zu erzielen, da die Transformatoren meistens un-
gleicher Herkunft und Leistung sind. Aber auch Trans-
formatoren gleicher Leistung, die gleichzeitig nach den
gleichen Angaben und in derselben Werkstätte hergestellt
wurden, weisen zuweilen größere oder kleinere Unter-
schiede in den Kurzschlußspannungen auf, die in den Un-
genauigkeiten der Fabrikation liegen und nicht ganz ver-
mieden werden können.
Spielgrenzen.
Es ist deshalb üblich, ein Spiel für die Meßwerte der
Kurzschlußspannung gegenüber ihrem vorgeschriebenen
Sollwert einzuräumen. Bei gleichzeitiger Herstellung
mehrerer Transformatoren gleicher Leistung ist es leicht,
die Abweichungen ihrer Kurzschlußspannungen innerhalb
enger Grenzen zu halten. Bei Transformatoren verschie-
dener Leistung oder gar verschiedenen Ursprungs ist es
dagegen, in Anbetracht der Unsicherheiten in der Voraus-
berechnung, trotz längerer Erfahrungen und genauer Ab-
wägung aller störenden Umstände meistens nur möglich,
eine Spielgrenze von etwa +10 % zu beachten.
Übliche Bedingungen.
Die übliche Bedingung zur Sicherung des Parallel-
laufes ist meistens jene der Gleichheit der Kurzschluß-
spannungen (R.E.T./1923). In Anbetracht der unbedingten
Notwendigkeit gewisser Spielegrenzen für die Meßwerte
dieser Größe an dem fertigen Transformator tritt deshalb
eine gewisse Abweichung vom Sollwert der Stromvertei-
lung ein, die unter Umständen ganz erhebliche Überlastun-
gen bedingen kann.
Sind +3 die Spielgrenzen, N,, N, die Nennleistungen
zweier Transformatoren und 4, der Sollwert ihrer Kurz-
schlußspannungen, so ist die Lastverteilung L, bzw. L, in
den Grenzfällen wie folgt zu berechnen:
N
EEN
E eeng N ,
u, (1 ê) u, (1 Fô)
N _
up (1 F ô)
L» = (Ni + Nə) N N ‚
dE) GEN
oder wenn N +M=N,
Ni ` N.
_ E u SR
E wen HENEN pM
Lt UE, (ER 1F8
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
1798
Führt man den Begriff der Überlastungen dx, Ya durch
die Beziehungen yz Nit, La at kg ein, so
errechnen sich diese zu
BS | 1 1
1+d 178 (ENER
yı = N} N o, Lë YzN) N, A ,
1 +ô 1 Fô (ET (bt,
oder e
er
N OFONA B)’
N,
e mër Se e ee
Viet EA NA FHN: (1+8)
Für gleichgroße Parallelläufer, Na = N, ist natürlich
Yı ee + ð, Y> = + A
Ist der eine Parallelläufer sehr klein, also im Grenz-
falle N, = 0, so ist dagegen
ar EAR
Es kann also hier eine Überlast von 0,20/0,90 = 0,22, d.h.
von 22 % eintreten.
I0%
BEN BB
SPA a a a S
ST TE EN Ei ES E
— ME SES a
BEREEE ANH
BERERBERIEZERNZEEEBENS
ABRRSZZEESSRERERIEES
Abb. 6. Größt-Überlastungen bei verschiedenen Nennleistungs-
verhältnissen.
20
Es wird empfohlen, ein Leistungsverhältnis von höch-
stens 1:3 zu wählen; die höchste Überlast beträgt als-
dann š 3
te OU ESCHER E Ce 2—8”
d.h. y, = 0,30/1,90 = 15,8 %, die Überlast des kleineren
Transformators beträgt somit beinahe 16 %. Abb. 6 gibt die
Überlast bei verschiedenen Leistungsverhältnissen v=
.. LU l
für den Fall, daß der kleinere Transformator die kleinst-
zulässige und der größere die größtzulässige Kurzschluß-
spannung hat.
Die rechte Seite der Abb.6 bezieht sich auf den
weniger wichtigen Fall, daß der kleinere Transformator
die größere und der größere die kleinere Kurzschlußspan-
nung hat. Es sei noch bemerkt, daß stets
Y =— YY.
Man erkennt somit, daß die Forderung der Gleichheit
der Kurzschlußspannungen zweier Parallelläufer infolge
des unbedingt erforderlichen Spieles in den Meßwerten
cine Überlast bis zu 22,2 % bedingen kann.
Abgeglichene Sollwerte.
Wesentlich bessere Betriebsverhältnisse erreicht man,
wenn man die Sollwerte nach einem gewissen Gesetz ab-
gleicht derart, daß der Sollwert des kleineren Transfor-
mators etwas größer als jener des größeren Transfor-
mators gewählt wird, u. zw. um so größer, je kleiner der
Parallelläufer ist. Die Überlast des Transformators mit
der kleineren Leistung N, ist ganz allgemein und im un-
1800
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
12. Dezember 1929
günstigsten Fall, d.h. wenn er die kleinstmögliche und
der Parallelläufer die größtmögliche Kurzschlußspannung
hat, weil
N,
u, (1 — ô) >
L= N —— y N = Aal +y),
471 u 2
Uy (1+ ô) Uk, (1 — ð)
aus à
u ,
yea EE
sl un ES
Y = WEE
Da EN
u, 148 S
zu berechnen.
Hat in der Typenreihe der Transformator mit der Lei-
stung N die Kurzschlußspannung 4, und setzt man
NSN, MEN, u zë, Uk, Pak
£ 1—Ö
so wird al S esch
EEN
7 ga 1— ô
= v
l e 1+8 F ?
Man wähle nun e = f(v) derart, daß für v, = v, = v die
Überlastung y, den Höchstwert erreicht, so daß für zu-
nehmenden Leistungsunterschied die Überlast sich ver-
ringert. Ist nun vs veränderlich und v, konstant, so ergibt
sich durch Logarithmieren und Differentiieren
1 Oe 1 1 1-509&
Y ðn E WEEK
Ei 1+8
v 1-5 ôe,
e 1+5 ðv
€ l1 — ô
VE Zéng
Dieser Ausdruck muß für v, = v =v und g; = E} = E VCT-
schwinden und man erhält die Bedingung
1-5 1 €
1+85 1_ 17 E
Sch 1 1—ô
v E b ar,
vn toggle rps @til=o
(ETH,
also
1-5
v
St SI (SC HESE
woraus einfach
e |
ö e wi
Die Integration zwecks Bestimmung der Funktion
£ = f(v) ergibt ganz allgemein
1-5
e> kv ! .
Da nun für v=1 auch e=1 wird, so ist k=1. und die
Abrgleichungsfunktion ist einfach
A
-3
EZV !
Für den praktischen Fall, ô= 0,10, wird
_ en
Die durch diese Formel bedingte Abgleichung ist in
“Abb. 7 graphisch dargestellt. Eine Zehntelung der Leistung
bedingt somit eine 29prozentige Vergrößerung der Kurz-
schlußspannung, eine Drittelung eine Vergrößerung von
13% 9.
In Anbetracht dessen, daß die Leistungsverhältnisse
der Transformatoren nicht beliebig zu sein pflegen, son-
dern durch die Normung der Typenreihe gegeben sind,
u.zw. derart, daß zwei benachbarte Transformatoren der
Typenreihe im gleichen Leistungsverhältnis von etwa
10,—
y 10 =
tion £ =
1,259 stehen, kann man den Exponenten der Funk-
wv 7 derart wählen, daß auch für die benachbarte
Type die Überlast den zulässigen Höchstwert von ð % er-
reicht. Durch diese Maßnahme erzielt man eine geringere
Zunahme der Kurzschlußspannung. Es muß dann
i—v (ET,
1+5
Re Ar i -=ð
z+1 1— ô +1
1+ô
1
sein, wenn a =vz= 10 2 = 1,258 925 gesetzt wird, d.h.
! z+1
z+1 gr An 10
z+1
oder 10 £ = 1,287 68
x+ 1 = 1,098 147,
woraus x = 0,098 147 (statt 0,111 111).
Bei diesem verkleinerten Zuwachs entspricht einer
Zehntelung der Leistung nur eine Vergrößerung von
rd. 25 %, einer Drittelung eine solche von nur 12 %
EAASANARTEE
‚Eizelle
Lë 075 QO Q% 05 02 00 090 066
Übersetzungsverhältnis » = NN:
Abb. 7. Abgleichungsfunktion.
060 100
Da es auf die haarscharfe Einhaltung der äußersten zu-
lässigen Überlastungsgrenzen nicht ankommt und es auch
selten vorkommen dürfte, daß die Spielgrenzen bei beiden
Transformatoren voll erreicht werden, kann man eine
praktisch sehr brauchbare Vorschrift aufstellen, indem
man die Stufen der Abgleichung von ur statt von 0,023
bis 0,028 ansteigend alle gleich nimmt, u. zw. gleich 0,025,
d.h. 2% % der kleineren Kurzschlußspannung.
u M veranderlch e VN,
4,” Ur Ee(/+6)
Fi
EKEN HHA HH asak. ==
LINJ) SÉ SR veranderlich = A A,
SE E
x
konstant
, konstant
Z
EENEEERER
z4 | || INL Se Ber E
Abb. & Überlastung. Abgleichungstufen a = 0,0%.
DEE (1-8)
BEBENEPFE
x
ls ergäben sich dann die in Abb. 8 eingetragenen Soll-
werte und Überlastunzen. Man erkennt, daß die höchste
Überlast nunmehr 10 % beträgt und der größte Transfor-
mator der stärker überlastete ist. Selbstverständlich treten
starke Unterlastungen auf, die bis zu 32% % betragen
können, wenn etwa der Parallelläufer zehnmal so groß ist
wie der betrachtete; da jener aber dann nur 3% % über-
lastet wird, so erkennt man, daß der Betrieb noch immer
ein sehr erträglicher ist und dal auch das Parallelschalten
eines kleineren Transformators bis zu !/ıo der Leistung
und weniger noch immer Gewinn bringen kann.
Man kann die Sollwerte der Kurzschlußspannungen
einer vollständigen Typenreihe an Hand des Wertes der
Kurzschlußspannung einer zweckmäßig gewählten mitt-
leren Leistung nunmehr für alle Leistungen gegebener
12. Dezember 1929
Spannungsverhältnisse leicht durch sinngemäße Wieder-
holung des Verfahrens ermitteln und erhält dann etwa
die Werte der Zabhlentafel 1.
Zahlentafel 1. Sollwerte für genormte Trans-
formatoren.
Abgleichungstufe der Sollwerte = 0,025.
kVA “k kVA “k kVA | uk
w jes ln mim en go
160 i 4,32 DACH 1600| 3,46 (8,5
dl EE E AECH
» jso o| a iu BiS p
ie E ae
75 | 4,68 (4,1) 800 | 3,69 (3,6) | 8000| 295
100 | 4,50 ml 1000 | 3,6 (3,6) 110000 | 2,88
Zur Berechnung dieser Tafel wurde die Kurzschluß-
spannung eines 1000 kVA -Transformators für 15/3,15 kV
nach DIN 2610 gewählt, u. zw. mit 3,6 %. Wie erkenntlich,
zeigt Zahlentafel 1 eine stärkere Abweichung von den Ab-
stufungen der DIN 2610 und 2600 (Normwerte in Klam-
mern). Diesen Übelstand kann man vermeiden, wenn man
die zulässige Überlast um ein geringes vergrößert; man
setze zu diesem Zweck das Verhältnis der Kurzschluß-
spannungen zweier Transformatoren, die im Leistungsver-
hältnis 10:1 stehen, statt mit 1,25 zu nur 1,15 fest und
erhält die den DI-Normen besser angepaßte Zahlentafel 2,
Zur Benutzung sei bemerkt, daß die Sollwerte nach der
angenäherten Formel
Up, = Up E= Hr, D + (ni — n)a]
berechnet sind, wo a = 0,015 und n, — n, der Unterschied
der Kennzahlen ist.
Diese Formel leitet sich leicht aus der genauen
say“
ab, wenn man beachtet, daß
v=zW ,
zen
also e—10 10
zn
und 10 zita
gesetzt wird. In Anbetracht der Kleinheit von x kann der
Ausdruck links nur wenig von der Einheit abweichen,
d.h. a ist auch sehr klein, man kann deshalb mit großer
Annäherung setzen
eye il—na
1+a
Zahlentafel 2. Sollwerte der Kurzschlußspannungen
einer Typenreihe.
Abgleichungstufe der Sollwerte = 0,015.
n ' KVA uk n kVA uk
0 20 1000 | 3,600 (3,6
1 21 1250 | 3,553 35)
2 22 1600 | 3,506 (83,5)
3 23 2 000 3,459 —
4 24 2 500 3,412 —
5 25 3 200 3,365 —
6 20 4 000 3,318 —
7 27 5 000 3,271 —
8 28 6 400 3,224 D
9 29 8 000 8,177 —
10 30 10 000 3,130 —
11 31 12 500 3,089 —
12 160 4,032 (4,0) 32 16 000 3,049 —
13 200 3,978 (3,9) 33 20 000 3,008 —
14 250 8,924 (3,9) 34 25 000 2,967 —
15 320 3,870 3,9) 35 32 000 2,926 =
16 400 3,816 3,8) 36 40 000 2,885 —
17 500 8,762 3,6) 37 60 000 2,844 —
18 640 3,780 3,6) 38 64 000 2,804 —
19 800 3,654 3,6) 39 80 000 2,763 —
20 1000 3,600 3,6) 40 100 000 2,722 —
Es sei bemerkt, daß auch hier die normale Kurz-
schlußspannung des 1000 kVA-Transformators nach DIN
2610 gewählt wurde und daß in der abgekürzten Formel
für jede Dekade der Kennzahlen n die Kurzschlußspan-
nung des größeren Transformators eingesetzt wurde.
Der Unterschied der Kurzschlußspannungen zweier
benachbarten Typen in der ersten Be d.h. zwischen
den Kennzahlen 0 und 10 beträgt. . . . 0,062 %
in der zweiten Dekade, Kennzahlen 10.. 20 0,054 %
» » dritten a Se 20 ... 30 0,047 %
30... 40 0,041 %.
vu „ Vierten ss e
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
1801
Ist der Unterschied der Kennzahlen der Parallelläufer
kleiner als eine Dekade, d.h. ist das Leistungsverhältnis
kleiner als 10, so ist es in Anbetracht der Kleinheit von a
ohne bemerkenswerten Fehler zulässig, die Formel sinn-
gemäß, von irgendeinem der gegebenen Sollwerte der
Kurzschlußspannungen ausgehend, anzuwenden. Ist z.B.
der Sollwert u,, des kleineren Transformators bekannt, so
ergibt sich jener des größeren zu
u = up [1 — (7, — n) a];
ist dagegen der Sollwert 4, des größeren bekannt, so
ergibt sich jener des kleineren zu
u, = Ug, [14 (01 — 2) a].
Die Werte des Abgleichungsfaktors e innerhalb einer
Dekade und die zu erwartenden Unter- und Überbelastun-
gen im ungünstigsten Falle können aus Abb. 9 entnommen
werden.
Gr
In
SS
E a
0 (hd GOU (LI Q
STE
BT
BEETA ee a RR
4,” a HEN
ES
BEER HH
Sch EE ; S LA KE Eed
NIJ] el N,
PEE
TTY
-0%
=w celt- el
lr:
Abb. 9. Überlastung. EECH a = 0,015.
Bei Betrachtung der Ausgleichsfaktoren und Soll-
werte einer Typenreihe erkennt man, daß die nach diesen
Grundsätzen abgeglichenen Transformatoren sich sehr gut
den vorhandenen Vorschriften anpassen, anderseits die
höchste Überlastung im ungünstigsten Falle noch nicht
11% erreicht. Es wäre deshalb vorteilhaft, die Regeln
für den Parallellauf zweier Transformatoren wie folgt
abzufassen.
Die genormten Leistungen werden in steigender
Reihenfolge geordnet und erhalten Ordnungs- oder Kenn-
zahlen. Für Leistungen über 100 kVA ist die Reihenfolge
eine geschlossene, darunter sind Lücken vorhanden und
man müßte, wie Zahlentafel 2 zeigt, mit gebrochenen Kenn-
zahlen rechnen.
Der Parallellauf zweier Transformatoren ist dann als
einwandfrei zu bezeichnen, wenn neben den üblichen Be-
dingungen die Sollwerte ihrer Kurzschlußspannungen der
Beziehung
u, —u
P P = 0,015 (n; — m)
Uk
genügen und die tatsächlichen Meßwerte nicht mehr als
+10%
von diesen Sollwerten abweichen.
Die Formel gilt mit großer Annäherung, solange der
Unterschied der Kennzahlen kleiner als 10 ist. Ist der
Unterschied größer, so ist das Verfahren sinngemäß zu
wiederholen.
Statt der Formel kann die Zahlentafel 3 benutzt
werden.
Zahlentafel 3. Abgleichungsfaktoren.
NN | €
Hu — M2 | €
SSR RN-OD
1 1,749
18082
Unter der Spalte n ist der Unterschied der Kenn- oder
Ordnungszahlen der Typenreihe der genormten Trans-
formatoren und unter e der Faktor aufgeführt, der angibt,
um wievielmal die Kurzschlußspannung des kleineren
Transformators größer ist als jene des größeren Trans-
formators.
Laufen mehrere Transformatoren parallel, so kann im
ungünstigsten Fall, wenn nämlich ein Transformator klei-
nerer Leistung und mit der kleinstmöglichen Kurzschluß-
spannung parallel geschaltet ist mit mehreren Transfor-
matoren größerer Leistung und alle mit der größtzuläs-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
12. Dezember 1929
sigen Kurzschlußspannung, der kleinere Transformator
uhter Umständen eine erheblich größere Überlast über-
nehmen müssen. Dieser Übelstand kann natürlich durch
die Abgleichung der Sollwerte nicht behoben werden, da
er doch am stärksten auftritt, wenn alle Transformatoren
gleich groß sind, in einem Fall also, wo eine Abgleichung
gar nicht in Frage kommen kann.
Die Wahrscheinlichkeit jedoch, daß ein solcher un-
günstiger Fall sich einstellt, ist gering und nimmt rasch
mi zunehmende: Anzahl der parallel geschalteten Ein-
eiten ab.
Scheinwerferbeleuchtung von Gleisanlagen.
Von Ing. Walter Tüngethal, Berlin.
Übersicht. Es wird ein neuartiges Beleuchtungsystem
auf Verschiebebahnhöfen behandelt, das — in Amerika seit
mehreren Jahren allgemein benutzt — nun auch in Europa
erfolgreich angewandt wird. An Hand einer deutschen An-
lage wird das Wesentliche der Scheinwerferbeleuchtung be-
schrieben. Die wirtschaftlichen Vorteile der Scheinwerfer-
beleuchtung liegen in erster Linie in einer bedeutenden, bis
zu 50 % betragenden Stromersparnis und einer besseren und
übersichtlichen Beleuchtung.
Die Beleuchtung von Rangierbahnhöfen ist eine
schwierige Aufgabe, denn es gilt eine gute Beleuchtung
zu schaffen, bei der eine gefährliche und verantwortungs-
volle Arbeit zu leisten ist. In der Hauptsache kommt es
darauf an, eine gute Übersicht über die Gleise zu schaf-
fen, und gerade hierin liegt bei den ausgedehnten Gebie-
—
(7
den. Diese Anlage, die ebenfalls von den SSW. ausgeführt
wurde, umfaßt einen Bahnkörper von rd. 250 000 m? Aus-
dehnung und etwa 2,5 km Länge. Die Beleuchtung dieser
ausgedehnten Fläche erfolgte von drei Punkten aus, an
denen die Scheinwerfer auf hohen Gittermasten zur Auf-
stellung gebracht sind. Es wurden insgesamt 27 Schein-
werfer mit je 1,5 kW-Glühlampen verwendet. Die Schein-
werfer haben einen Spiegeldurchmesser von 35 cm und
sind mit klaren Gläsern oder mit Streugläsern ausgerü-
stet, je nachdem, ob langgestreckte Felder auf große Ent-
fernung oder breite Felder auf kleine Entfernung zu be-
leuchten waren. Der Plan Abb. 1 ermöglicht eine Über-
sicht über den Umfang dieser Anlage und läßt erkennen,
Ge si ` RN
E Se SA
aos "Al DEER Do ce sana
et Léi
$ Wi
erk
Abb. 1. Scheinwerferbeleuchtung der Gleisanlagen des Bahnhofs Troyl.
ten, die zu beleuchten sind, die Schwierigkeit der Be-
leuchtungsfrage. Bisher wurden zwischen den Gleisen
viele Maste mit einzelnen Schirmleuchten aufgestellt, um
das große Gelände möglichst gleichmäßig zu beleuchten.
Die hierdurch erreichte gute Beleuchtung des Bodens
bzw. des Bahnkörpers zeigte sich jedoch für den Rangier-
betrieb als nicht besonders geeignet, da überall Klagen
des Rangierpersonals laut wurden, daß die Beleuchtung
nicht ausreiche, um die abrollenden Wagen oder das, was
sich auf dem Bahnkörper bewegt, auf größere Entfer-
nung erkennen zu können.
Man geht deshalb heute dazu über, neben der Hori-
zontalbeleuchtung im wesentlichen für eine gute Verti-
kalbeleuchtung, d. h. für eine Beleuchtung der senkrecht
stehenden Flächen zu sorgen, wodurch eine weite und
gute Übersicht wie am Tage ermöglicht wird. Für eine
Beleuchtung dieser Art verwendet man Scheinwerfer, und
es sind auf diesem Gebiete bereits die besten Ergebnisse
erzielt worden. Eine solche Beleuchtung wird schon seit
mehreren Jahren in den V.S. Amerika auf Rangierbahn-
höfen angewendet! und ist in letzter Zeit auch in Europa
erfolgreich eingeführt worden.
Wohl die ersteg Versuche mit einer Scheinwerferbe-
leuchtung in Europa wurden im Anfang des vorigen Jah-
res in Spanien von der Cia. de los Caminos de Hierro del
Norte zusammen mit den Siemens-Schuckertwerken durch-
geführt, die äußerst günstig ausfielen und die Einführung
dieser Beleuchtungsart zur Folge hatten. Inzwischen
sind drei weitere Bahnhöfe in Spanien durch die SSW in
dieser Weise beleuchtet worden. Versuche auf diesem Ge-
biete wurden in letzter Zeit auch von der französischen
Eisenbahngesellschaft Paris-Mittelmeer angestellt und ein
Rangierbahnhof bei Paris mit bestem Erfolge durch
Scheinwerfer beleuchtet. Soviel bekannt ist, wird auch
dort an eine allgemeine Einführung der Scheinwerferbe-
leuchtung gedacht.
Eine Scheinwerferanlage größeren Umfanges ist erst
kürzlich von der Polnischen Eisenbahndirektion Danzig
auf dem Rangierbahnhof Troyl in Betrieb genommen wor-
ı ETZ 1928, S. 762.
mit welcher Einfachheit eine Scheinwerfer-Beleuchtungs-
anlage aufgebaut ist und wie übersichtlich die Beleuch-
tung bei einem beiderseitigen Lichteinfall in Richtung
der Gleise sein muß.
Das Wesentliche einer solchen Anlage ist die richtige
Wahl der Standorte für die Maste bzw. für die Licht-
quellen, bei der dem Charakter der Gleis-
anlage und auch der Lage der Stellwerke
Rechnung zu tragen ist. Unter dieser Be-
rücksichtigung mußten in der Anlage
Troyl die Maste 800 bzw. 1050 m voneinan-
der entfernt aufgestellt werden. Trotz der
großen Abstände der Maste ist aber die
Beleuchtung zwischen diesen vollkommen
ausreichend, da die verwendeten SSW-
Scheinwerfer eine ganz beträchtliche
Lichtstärke besitzen. Die Maste haben
eine Höhe von 30 m, die sich bei den vor-
liegenden Verhältnissen durch Versuche
als notwendig erwiesen hatte, um eine
Blendung im Betriebe bei normaler Sicht
zu vermeiden. Die Gittermaste (Abb. 2)
sind besteigbar und haben oben eine Platt-
form, auf der die Scheinwerfer aufgestellt
sind. Der Stromverbrauch der gesamten
Anlage beträgt 41,5 kW, was einem Ver-
brauch von 0,166 W/m? entspricht. Bei
einer Beleuchtung durch Schirmleuchten
wird dagegen für gewöhnlich mit einem
Verbrauch von 0,25 ... 0,3 W/m? gerechnet.
Das für den Rangierbahnhof Troyl aufge-
stellte Projekt nach der bisherigen Be-
leuchtungsart hatte 147 Schirmleuchten zu
je 500 W und ebenso viele Maste als not-
wendig vorgesehen. Der Verbrauch hätte
somit 73,5 KW betragen. Die Ersparnis
infolge der Scheinwerferbeleuchtung macht also in diesem
Falle 32kW aus, was im Laufe eines Jahres bei rd. 4000
Brennstunden eine Ersparnis von etwa 128 000 kWh gegen-
über der alten Beleuchtungsart bedeutet. Neben dieser be-
deutenden Stromersparnis ist zu berücksichtigen, daß noch
cine weitere indirckte Ersparnis dadurch auftritt, daß bei
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Abb. 2. Schein-
werfermast.
12. Dezember 1929
der Scheinwerferbeleuchtung durch den Vorteil der ein-
gangs erwähnten Vertikalbeleuchtung eine ungleich bes-
sere Beleuchtung als früher erzielt wird.
Im Vordergrund des Interesses steht selbstverständ-
lich die Kostenfrage einer solchen Scheinwerferanlage.
Es sei deshalb noch erwähnt, daß die beschriebene Anlage
sich sogar billiger gestellt hat, als wenn die Beleuchtung
nach altem System mit Schirmleuchten durchgeführt wor-
den wäre. Ferner ist zu beachten, daß die Unterhaltungs-
Abb. 3. Rangierllahnhof Troyl. Blick von Mast JZ in Richtung auf
Mast I. Der Lichtschein am Horizont kennzeichnet den Standort des
Mastes 7 (vgl. Abb. ı).
kosten einer Scheinwerferanlage geringer sein werden,
da sämtliche Lichtquellen an wenigen Punkten zentrali-
siert sind und dadurch die Instandhaltungsarbeiten auf
ein Minimum an Zeitaufwand beschränkt werden.
Die Vorteile der Scheinwerferbeleuchtung sind im
wesentlich aus dem Vorstehenden ersichtlich. Es sei
aber noch besonders darauf hingewiesen, daß anderseits
auch die Betriebsicherheit des Rangierbetriebes neben der
besseren Beleuchtung noch dadurch erhöht wird, daß
heute zwischen den Gleisen keine Maste mehr stehen
brauchen und daher Unfälle, zu denen die zwischen den
Gleisen stehenden Lichtmaste häufig Anlaß gaben, nicht
mehr auftreten können.
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heft 50
1803
Bei der intensiven Beleuchtung und den starken
Lichtquellen des Scheinwerfer-Beleuchtungsystems sind
eine stärkere Ausprägung der Schatten und eine gewisse
Blendwirkung nicht zu vermeiden. Jedoch stören diese
Erscheinungen nach Angabe des Rangierpersonals nur
in der ersten Zeit und eine Gewöhnung an diese Beleuch-
tung stellt sich sehr bald ein. Dies trifft besonders für
Abb. 4 Rangierbahnhof Troyl. Blick vom Stellwerk am mittleren Mast
in Richtung auf Mast DI Links im Vordergrund das Transformatoren-
haus für die Beleuchtungsanlage.
die Blendwirkung zu, da naturgemäß bei dieser neuarti-
gen Beleuchtungseinrichtung das Personal zuerst noch
sehr oft direkt nach oben zur Lichtquelle blickt. Im all-
gemeinen kann man feststellen, daß die Beleuchtung sehr
gut ist und vor allem von den Stellwerken aus der ganze
Bahnhof übersehen und auch von den Lokomotivführern
bei den längsten Zügen diese bis zum letzten Wagen über-
wacht werden können. Die beiden in Abb. 3 und 4 ge-
brachten Aufnahmen von dem beleuchteten Rangierbahn-
hof Troyl geben die Beleuchtungsverhältnisse verhältnis-
mäßig gut wieder, obwohl es schwer ist, eine Nachtauf-
nahme zu erhalten, die die wirklichen Verhältnisse und
die weitgehende Übersicht zum Ausdruck bringt.
Der 5. Deutsche Physiker- und Mathematikertag in Prag, 15. bis 21. IX. 1929*.
Das Programm enthielt 112 Vorträge physikalischen
und 74 mathematischen Inhalts. Man kann also sagen, sehr
viel des Guten. Sollen derartige Tagungen außer dem
persönlichen Gedankenaustausch noch einen Überblick
über den Stand der Forschung und ihrer Richtungen ge-
ben, dann ist unbedingt eine Änderung der bisherigen
Organisation vonnöten. Hierauf wurde auch in den Ge-
schäftsitzungen der einzelnen Gesellschaften von verschic-
denen Seiten mit solchem Nachdruck hingewiesen, dab
wohl schon für die nächste Tagung eine andere Regelung
stattfinden wird, durch die der Wirkungsgrad derartiger
Veranstaltungen gebessert werden kann. Man könnte hicr
so verfahren, daß über einzelne Fachgebiete große, zu-
saminenfassende Berichte in ansprechender Form geboten
würden, welche auch für den Nichtspezialisten die Fort-
schritte und Ziele des betr. Gebietes klar hervortreten
lassen. Die kleinen Vorträge könnten dann in einer grö-
Beren Zahl Parallelsitzungen den Spezialisten Kenntnis
und Anregungen vermitteln. Wünschenswert ist außer-
dem die Herausgabe kurzer Inhaltsangaben vor der Ta-
gung und eine zeitlich genau innegehaltene Folge der
Vorträge, wie es bereits in vorbildlicher Weise auf der
letzten Jahrestagung des VDE in Aachen durchgeführt
war.
Aus der Fülle des diesmal Gebotenen können hier na-
turgemäß nur kurz die Vorträge genannt werden, welche
in Beziehung zur Elektrotechnik stehen. Über den Rah-
men der eigentlichen Physik hinaus ging die einleitende
Tagung für Erkenntnisichre der exakten
.„ ° Der Bericht über die Tagung des Vorjahres in Hamburg er-
schien in der ETZ 1%8, S. 1814. Ss
Wissenschaften, zu der auch die Vorträge der ge-
meinsamen Eröffnungsitzung nach den verschiedenen Be-
erüßungsansprachen zu rechnen sind: Th. Frank, Prag,
Welche Bedeutung haben die gegenwärti-
gen physikalischen Theorien für die all-
gemeine Erkenntnislehre? R. v. Mises, Berlin,
Kausale und statistische Gesetzmäßigkeit
inder Physik und A. Sommerfeld, München, Einige
grundsätzliche Bemerkungen zur Wellen-
mechanik. Sie zeigen, wie das Ineinandergreifen der
einzelnen Wissenschaften eine Überprüfung der gemein-
samen Grundlagen der Physik und Philosophie bedingt.
Aus den Vorträgen über Schwachstrom sind zu
nennen:
W, Deutschmann und W. Schottky, Berlin, Schein-
widerstand-Messungen an Kupferoxydul-
Gleichrichtern. Zur Klärung der Gleichrichter-
wirkung zwischen Kupfer und Kupferoxydul ist zunächst
der komplexe Widerstand nach einer Substitutionsmethode
gemessen. Als Ersatzschema für diesen Widerstand wer-
den zwei Kombinationen einer Kapazität mit zwei Ohm-
schen Widerständen benutzt. Diese drei Größen zeigen
eine große Temperaturabhängigkeit und lassen auf beson-
dere Leitungsvorgänge in der CusO-Schicht als Ursache
der Gleichrichtung schließen.
W. Wolman, Berlin, Frequenzgang des Wir-
belstromeinflusses bei Übertragerblechben.
Der magnetische Widerstand eines Bleches steigt mit der
Frequenz an, weil die Wirbelströme den Fluß aus dem
Innern verdrängen. Nach Betrachtungen analog denen
für die Stromverdrängung in Leitern ergibt sich eine be-
1804 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 12. Dezember 1929
liebige Phase der Induktion gegenüber der aufgedrückten
magnetischen Spannung. Von der wirksamen Induktion
kommt man zur wirksamen Permeabilität, die bei niedri-
gen Frequenzen konstant und gleich der Anfangspermea-
bilität ist und bei höheren Frequenzen abnimmt. Der
Übergang erfolgt ziemlich rasch bei einer Grenzfrequenz,
die für normale Bleche im Hörbereich liegt. Der Schein-
widerstand ist unterhalb dieser Grenzfrequenz ein Kreis-
bogen und verläuft bei höheren Frequenzen um 45° ge-
gen den reellen Anteil geneigt.
W. Deutschmann, Berlin, Flattereffekt auf
pupinisiertenLeitungen. Dieser tritt auf, wenn
man gleichzeitig Telegraphie und Telephonie über eine
Leitung schickt. Durch Hysterese in den Pupinspulen mo-
dulieren sich beide Ströme gegenseitig. Die Sprache wird
im Takte der Telegraphierzeichen verändert und wird
flatterhaft.e. Durch Verwendung von Material für den
Spulenkern mit geringerer Hysterese und durch Verstär-
kung des Sprechstroms gegenüber dem Telegraphierstrom
gelingt eine weitgehende Beseitigung dieser Erscheinung.
E. Roeßler, Berlin, Fernsehen. Mit einem be-
schränkten Frequenzband von etwa 50..10000 Hz gelingt
bereits praktisch ein Fernsehen. Hierbei treten besonders
die Konturen hervor. Aus psychologischen Gründen ge-
nügt dies bereits für einen brauchbaren Bildeindruck.
P. Selönyi, Budapest, Über die weitere Ent-
wicklung der neuen, mittels elektrostati-
scher Ladungen schreibenden Kathoden-
oszillographenröhre!, Diese erstreckt sich in
der Hauptsache auf die Benutzung eines unterteilten
Magnesiumbeschlages als statischer Schutz und gleich-
zeitig als elektrostatische Ablenkungskörper für den Ka-
thodenstrahl. Der Vortragende sprach sich ziemlich zu-
versichtlich über die weitere Entwicklung der Röhre aus.
— Über den Kerr-Effekt-Oszillographen.
Die Vorführung mit Beschreibung erfclgte erst in Buda-
pest. Durch Einschalten eines Babinetschen Kompensators
werden die mit der Kerrzelle hervorgerufenen Helligkeits-
schwankungen in Verschiebung von Interferenzstreifen
senkrecht zur Filmbewegung umgesetzt. Der Oszillograph
ist zunächst nur für niedere Frequenzen (etwa 50 Hz)
EE da für höhere die Lichtintensität nicht aus-
reicht.
F. Krüger, Greifswald, Hochohmige Wider-
stände für niedere und hohe Spannungen.
Durch Kathodenzerstäubung werden auf Bernstein oder
Quarz Platin- oder Goldüberzüge hergestellt, welche
Widerstände von 10°..101?Q ergeben. Sie sind für Elek-
trometermessungen und als Hochspannungswiderstände
brauchbar. Nach 6...8 Wochen Alterung bleiben sie kon-
stant. Ein Pizeinüberzug beschleunigt die Alterung.
Sprüherscheinungen werden durch Einbetten des Wider-
standes in Transformatorenöl in einem Pertinax- oder
Quarzrohr vermieden.
E. Madelung, Frankfurt a M, Messung kleiner
Spannungen. Ein rotierender Kondensator verwan-
delt die Gleichspannung z. B. von einem Thermoelement in
Wechselstrom, der geeignet verstärkt werden kann.
Aus dem Gebiet der Hochfrequenzschwin-
gungen berichteten folgende Vorträge:
H. Pauli, Berlin, Messung elektrischer
Wirkwiderstände mit Hilfe negativer
Widerstände. Einen frequenzabhängigen Widerstand
kann man dadurch bestimmen, daß ein negativer Wider-
stand auf ihn abgeglichen wird, der ganz oder in weiten
Bereichen frequenzunabhängig und mit niederen Frequen-
zen oder Gleichstrom ausgewertet ist. Das Verfahren eig-
e sich besonders für kurze Wellen unter 100 m Wellen-
änge.
H. Plendi, Berlin, Über eine neue Art der
Leistungsverstärkung durch Hochfre-
auenzsteuerung des Gittergleichstrom:.
Bei fremdgesteuerten Sendern kann man das vorletzte
Rohr bedeutend kleiner bemessen, wenn keine Verstär-
kungschaltung, sondern die bisher nur für die Modulation
benutzte Gitter-Gleichstromsteuerung verwendet wird.
Man kommt so zu einer etwa neunfachen Steuerleistung
für die letzte Stufe.
F. Conrad, Berlin, Physikalische Grund-
sätzefür die Unterdrückung vonhochfre-
quenten Störungen. Die Ausbildung gedämpfter
und unzedämpfter Schwingungen wird an der Störquelle
durch Funkenlöschung unterbunden. Die Schwing- und
Strahlfähigkeit von Antennenkreisen wird durch kapazi-
tive Erdung, Ernicedrigung der Eigenfrequenz und Ver-
1 Vgl. ETZ 1928, S. 1815.
größerung des Wirkwiderstandes vermindert. Auch kann
man Antennengebilde in einen geerdeten Faradayschen
Käfig einschließen. Bei elektrischer Kopplung wirkt ein
kapazitiv symmetrischer Aufbau der Störungsauelle
günstig.
E. Kramer, Berlin, Neueszur Gleichwellen-
telephonie. An einem Ort wird eine Grundfrequenz
von Zz. B. 2500 Hz erzeugt und nach den übrigen Sende-
orten übertragen. Durch Frequenzvervielfachung kommt
man dann an allen Orten zu gleicher Wellenlänge, z. B. in
Berlin und Magdeburg und Stettin zu à = 283 m. Die Mo-
dulation wird ebenfalls niederfrequent zu jedem Sendeort
übertragen und erst dort der Hochfrequenz überlagert. In
den Grenzgebieten können dann wegen Nichtüberein-
stimmens der Phase Unregelmäßigkeiten auftreten, die sich
nur für bestimmte Orte beseitigen lassen.
G. Potapenko, Moskau, Über die ultrakurzen
elektrischen Wellen, die nach dem Bark-
hausenschen Schema erzeugt sein können.
Nach den Anschauungen von Barkhausen und Kurz
besteht zwischen Wellenlänge und Gitterspannung Ka die
Beziehung A? Eg = Konst. Vortragender versucht die nach
dem genannten Verfahren erzeugten Wellen in ein Schema
zu bringen, wobei sich noch Zwergwellen 1., 2. und 3. Ord-
nung ergeben für Werte von Konst./4, Konst./9 und
Konst./16, die durch Pendeln von Elektronen in homogenen
Feldern entstehen. Bei der Röhre TKD 49 war die
kleinste erreichbare Welle 3,5 em. Die Leistung derarti-
ger Kurzwellen liegt bei A= 30 cm bei einigen Watt, sie
beträgt bei à = 10 ... 30 cm etwa 1 W und bei A\=10 cm
etwa 0,1 W.
K. Krüger, Berlin, Über Kurzwellenempfang
bei beweglichen Stationen. Es wird ein Zwi-
schenkreisempfänger benutzt; die erste Überlagerungs-
frequenz wird mittels schwingenden Quarzes in einer
Wellenlänge von wenigen 100 m erzeugt. Erst eine zweite
Überlagerung ergibt Tonfrequenz für Telegraphieemp-
fang. Bei dieser Methode treten Störungen durch Er-
schütterungen und Zündmaschinen fast ganz zurück. Mit
nur wenigen Quarzen kann man den ganzen Wellenbereich
überstreichen.
N. v. Korshenewsky, Berlin, Über Schwingun-
gen eines Oszillatorsim Strahlungsfelde.
Bei Empfangsantennen ist die Stromverteilung eine andere
wie bei der Senderantenne, wenn die Empfangsantenne
nicht abgestimmt ist. Bei geeigneter Wahl des Verhalt.
nisses zwischen Wellen- und Antennenlänge kann man
jede beliebige Strom- und Spannungsverteilung erreichen.
Es wird eine einfache Anweisung zur Bestimmung des
Verlaufes angegeben.
Aus dem Gebiet der Gasentladungen sind zu
nennen:
M. Steenbeck, Berlin, Die Aufbauzeit von
Glimmentladungen. Der Zündvorgang einer
Glimmentladung wird mit einem Braunschen Rohr aufge-
nommen. Für die statische Entladung sind einige 10—* s
Zeit erforderlich. Unter vergleichbaren Bedingungen ist
diese Zündungszeit etwa der Wurzel aus dem Molekular-
gewicht des Füllgases proportional. Bei der normalen
Glimmentladung kann der Glimmstrom anfangs bis auf
das 5fache des statischen Endwertes ansteigen.
W. Espe, Berlin, Über die Austrittsarbeit
glühelektrisch ausgelöster Elektronen.
Die Konstanten der Richardson-Gleichung sind an Barium-
Destillationskathoden bestimmt. Die in der Technik neuer-
dings allgemein benutzten Destillationsverfahren werden
angegeben. Die Elektronen-Loslösungsarbeit ist dieselbe
wie bei sog. Pastekathoden, während die Basiskonstante A
etwa 1000mal größer ist und einen Schluß auf größere
GEET der Emissionszentren bei Ba-Filmen er-
aubt.
A, v. Engel, Berlin, Elektrische Messungen
an langen Lichtbogen. Der Lichtbogen von 70 cm
Länge brennt zwischen wassergekühlten Kupferelektro-
den in einem Glas- oder Quarzrohr und ist nach Schön-
herr und Grotrian durch Luftwirbel stabilisiert. Bei
Strömen zwischen 0,8 und 800 A bleibt die Summe von
Kathoden- und Anodenfall konstant. Bei etwa 500 A wird
ein Minimum der Feldstärke von etwa 3 V/cm gefunden.
Die Stromdichte steigt mit dem Bogenstrom an.
E. Lübcke, Berlin, Über Temperaturmessun-
geninQuecksilberdampf-Entladungen. Die
Maxwellsche Verteilung der Elektronengeschwindigkeiten
wird für große Sonden bestätigt. Die Elektronentempera-
tur ist unabhängig von der Stromstärke, abhängig vom
Dampfdruck und liegt zwischen 7000 und 45 000° K. Die
Gastemperaturen sind mit Thermoelementen bestimmt, die
12. Dezember 1929
gleichzeitig als Langmuir-Sonden dienten. Die Gas-
temperaturen liegen zwischen 50 und 450°C. Beide Tem-
peraturen steigen von der Kathode zur Anode. Der Katho-
denfall ist vom Dampfdruck abhängig, der Anodenfall
nicht. Pyrometrische Messungen erlauben hier keinen
Schluß auf eine Temperatur.
Eine Reihe von Vorträgen behandelte Fragen der
Akustik:
F. Eisner, Berlin, Über die Anwendung der
FletscherschenSilbenverständlichkeits-
Methodeinder drahtlosen Telephonie. Bei
stark gestörten Betrieben sind Prüfunzen der Leistungs-
fähigkeit nach der bereits für gewöhnliche Telephonie
ausgearbeiteten Methode der Aufnahme unzusammenhän-
gender Silben von Wert. Die Messungen wurden mit der
Siemensschen Silbentafel im Flugzeug bzw. bei durch Laut-
sprecher nachgeahmtem Flurzeuggeräusch durchgeführt.
H Neumann, Berlin Zur Frage des Wir-
kunesgrades elektrodynamischer Laut-
Sprecher Der Wirkungsgrad läßt sich durch Vergröße-
rung der Fläche, Verkleinerung der Masse, Wahl des Leiter-
materials und durch Steigerung der magnetischen Energie
im Leitervolumen vergrößern. Der letztgenannte Weg
liefert bei Benutzung flacher Magnetisierungspulen und
Verwendung einer 10 %-Fe-Co-Legierung eine Steigerung
der Feldstärke auf etwa 20000 Gauß und bei sonst gleichen
Verhältnissen eine Vergrößerung des Wirkungsgrades um
das 5fache.
C. A. Hartmann, Berlin, Schalldruckmessun-
gen an Mikrophonen, Telephonen und im
freienSchallfelde. Zur Messung von Schalldrucken
wird ein elektrostatisches Kompensationsverfahren auf das
Hochfrequenz-Kondensatormikrophon angewandt. Die elek-
trischen Einrichtungen für die Erzeugung der Amplitude
und Phase der Kompensationsspannung werden beschrie-
ben. Als Beispiel der Methode wird die Übertragungs-
güte von Mikrophonen verschiedener Bauart, Telephonen
und Lautsprechern angegeben.
F. Trendelenburg, Berlin, Beitrag zur Fra ge
der Richtwirkung der Stimme. Die Richtwir-
kung ist für die tiefen Vokale wie „u“ gering, bei höheren
Frequenzen (,„i“-Formant, Zischlaute) sehr beträchtlich
und kann die Sprachverständlichkeit nennenswert beein-
flussen. Bei der Aufnahme von Sprache mittels Mikrophons
kann nur in einem Winkel von 2X 45° von der vorderen
Medianebene des Sprechers aus gleichmäßige Verständlich-
keit erwartet werden.
E. Gehrke, Berlin, Über die Vokale (nach ge-
meinsamen Versuchen mit V. Engelhardt). Es wird
der Amplitudenanteil bei verschiedenen Frequenzen für die
einzelnen Vokale bestimmt. Aus Beobachtungen von Vo-
kalen, die auf Grammophonplatten aufgenommen sind und
mit gewöhnlicher, der doppelten und der halben Frequenz
ablaufen, wird geschlossen, daß zum Erfassen eines Vokals
die absolute Tonhöhe und die relativen Tonverhältnisse
maßgebend sind. Menschliche Vokale werden bei Frequenz-
halbierung zu Blöktönen, während tierische Laute, Z. B.
Hirschrufe, bei Frequenzverdoppelung als vokalartige
Klänge erscheinen sollen.
R. Stenzel, Berlin, InterferenzendurchKol-
benmembranen von besonderer Form. Zur
Kennzeichnung der Eigenschaft einer Membran gehört auch
ihre Richtcharakteristik. Vergrößert man die Schallstärke
durch Benutzung mehrerer nebeneinander gestellter Mem-
branen, dann kann die Richtwirkung sehr scharf werden.
Man vermeidet dieses durch Neigen der einzelnen Membran-
ebenen. Bei einem schwingenden Konus tritt bei höheren
Frequenzen Interferenz auf, welche deren Energie be-
trächtlich herabsetzt. Berechnet man die Strahlung eines
Körpers, der aus drei Viertelkreisflächen zusammengesetzt
ist (Annäherung der Konusform), so ergibt sich ein Mini-
mum bei etwa 2500 Hz und ein Maximum bei 3000 Hz in
Übereinstimmung mit Messungen am Rice-Kellog-Laut-
sprecher.
M. Grützmacher, Berlin, Über Klang- und Ge-
räuschanalyse. Die Aufnahme des Schallspektrums
von Geräuschen läßt sich mit dem früher beschriebenen
Gerät nicht durchführen. Die quadratischen Glieder lassen
sich durch eine Gegentakt-Gleichrichterschaltung vermei-
den. Als Beispiele wurden die Spektren von Zischlauten,
Staubsaugern und Bunsenbrennern gezeigt. Eine neu ent-
wickelte Analysiermethode. die ebenfalls mit Suchfrequenz
arbeitet, benutzt ein Einfadenelektrometer, an dessen
Schneiden die Suchspannung und an dessen Faden die zu
analysierende Klangspannung angelegt wird. Die Analyse
eines Wechselstromgemisches wurde vorgeführt.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
1805
In das Gebiet des Magnetismus sehören folgende
Vorträge:
W. Doebke, Berlin. FerromagnetischeMisch-
körper. Die wirksame Permeabilität magnetischer
Mischkörper, bei denen ein Material körnchenweise in ein
zweites eingebettet ist, muß zwischen zwei Grenzen liegen,
die sich unter Benutzung der wirksamen Leitfähigkeit
durch die Parallel- und Hintereinanderschaltung beider
Stoffe errechnen lassen. Der richtige Wert ergibt sich
‚durch Einfügen einer Lagerungskonstanten, welche die
Orientierung der einzelnen Teilchen angibt. Die experi-
mentell bestimmte wirksame Permeabilität von Masse-
kernen stimmt mit der berechneten gut überein.
H. Jordan, Berlin, Zum Gültigkeitsbereich
der Rayleish-Jordanschen Beziehungen.
Bei ferromagnetischen Stoffen steigen die Permeabilität
und der Winkel zwischen Induktion und Feld, der Ver-
lustwinkel, linear mit der Amplitude an. Nach Raylei gh
enthält die Gleichung für die Hysteresisschleife außer der
Anfangspermeabilität noch eine Hysteresiskonstante. Der
Vortragende führt eine neue Konstante ein, welche von der
Amplitude abhängig ist, so daß die durch sie gegebene
Richtung nicht mehr für alle Sehleifen gleich der Anfangs-
permeabilität ist. Ein abweichendes Verhalten wird an
einem Material gezeigt, bei dem Permeabilität und Verluste
für verschiedene Amplituden noch von der Reihenfoige der
Beanspruchung abhängen, also selbst Hysterese besitzen.
R. Goldschmidt, Berlin, Zur Überla gerung
starker und schwacher Felder in magne-
tischen Materialien. Für schwache Wechselfelder
sind die Anfangspermeabilität und die Jordanschen Ver-
lustkonstanten maßgebend. Bei Überlagerung starker
Gleichfelder ist nach Gans die reversible Permeabilität
von der Induktion eindeutig abhängig. Es ergeben sich
jedoch bei Wechselstrommessungen erhebliche Abweichun-
gen von der Eindeutigkeit der Beziehung. In Abhängigkeit
von der Feldstärke ist die Wirbelstromverlust-Konstante
von der Permeabilität abhängig, die Hysteresekonstante
ansteigend und die Nachwirkungskonstante gleichbleibend.
An zwei überlagerten Wechselfeldern werden die Bedin-
gungen für die Verkleinerung des Flattereffektes studiert.
Aus der großen Zahl der Vorträge über Optik seien
hervorgehoben:
F. Skaupy, Berlin, Versuche zur Herstel-
lung monochromatischen Lichtes. Das durch
ein Prisma zerlegte Licht wird durch ein System von
parallelen Kanälen geschickt, welche mit ihren geschwärz-
ten Wänden die unerwünschten Frequenzen absorbieren.
P. Selenyi, Budapest, Über rotempfindliche
Natrium-Photokathoden. Die Na-Schicht wird
elektrolytisch in die Photozelle eingeführt und durch eben-
falls elektrolytisch eingeführten Sauerstoff sensibilisiert.
Man erhält eine etwa 3... 5mal größere Empfindlichkeit
als bisher, u. zw. für den sichtbaren Spektralbereich.
F. Krüger, Greifswald, Periodische Intensi-
tätsschwankungen der Strahlung von
zasgefülltenGlühlampen. Sie haben eine Periode
von etwa 1 s und eine Amplitude von 1°/» und werden
a Wirbel von Konvektionsströmen der Gasfüllung ge-
eutet.
R. Suhrmanı, Breslau, Beziehungen zwischen
dem normalen lichtelektrischen Effekt
undelektrischen Oberflächeneigenschaf-
ten verschiedener Metalle. Der Photoeffekt
ist von einer gewissen Oberflächenbedeckung des Metalls
mit Wasserstoff abhängig. Ä i
F. Hehlgans, Berlin, Über die Abhängigkeit
einiger elektrooptischer Konstanten von
Nitrobenzol und Nitrotoluol vom Rein-
heitsgrade. Die sehr sorgfältig gereinigten Stoffe
zeigen einen wesentlich höheren Kerreffekt als bisher be-
kannt war und zeichnen sich durch hohe Isolation aus.
Eine Besonderheit der Tagung war die Vortragsfolge
über Biophysik. .
R. Fürth, Prag, Physik der Zelle. Die elek-
trische Struktur der Zelle wird direkt durch zwei Sonden
bestimmt, die auf Elektrometer oder Röhrenvoltmeter
wirken. Die Sonden sind Leiter zweiter Klasse und be-
stehen aus Kapillaren von 0,01 mm Dmr. mit Aga-Ara und
NaCl. Eine indirekte Methode besteht in dem Einführen
elektrisch geladener Probekörperchen, z. B. Farbstoffe.
J. Gicklhorn, Prag, Physik der Zelle Im
Gegensatz zur Körperphysiologie tritt die der Zelle mehr
in den Vordergrund, wobei die physikalischen Methoden
mit Vorsicht auf die Biologie zu übertragen sind. Heute
überwiegt noch die Biochemie. Als Beispiel wurde die
Wasseraufnahme der Pflanze sehr instrukt.v behandelt.
1806
Außer den genannten Gebieten wurden noch die der
Wärme, der theoretischen Physik, der Stoffphysik, Mecha-
nik und Atomphysik behandelt.
Im übrigen bot die schöne, alte Stadt Prag viel An-
regendes und Sehenswertes. Ein Teil der Teilnehmer
folgte noch einer Einladung der Stadt Karlsbad zur Be-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
12. Dezember 1929
sichtigung der Badeanlagen und ein anderer kleinerer einer
Einladung der Mathematischen und Physikalischen Gesell-
schaft zu Budapest und des Ungarischen Elektrotechni-
schen Vereins zur Besichtigung von Budapest und meh-
rerer Fabriken für Glühlampen und Radioröhren.
E. Lübcke.
Elektroisolierende Feuerlöschmittel.
Von Ing. J. Brandl, Fachlehrer und Feuerreferent, Mitarbeiter des sozialen Landesmuseums, München.
Übersicht. Es wird versucht, die chemischen und
physikalischen Eigenschaften der praktisch angewandten
elektroisolierenden Feuerlöschmittel einander gegenüberzu-
stellen.
Die Rationalisierung erfordert, auch jeglicher Wert-
vernichtung vorzubeugen. Daher müssen elektrotech-
nische Betriebe Vorkehrungen für erste Feuerhilfe!
treffen.
Zunächst verlangen die „Leitsätze zur Bekämpfung
von Bränden in elektrischen Anlagen und deren Nähe”,
daß nicht nur das Löschmittel, sondern auch dessen
Förderstoff praktisch Nichtleiter sind. Wird die Trieb-
kohlensäure bei Gasdruckspritzen von chemischen Reak-
tionspatronen erzeugt, so darf sich in keiner Gerätestel-
lung die mineralische Säure mit dem Löschstoff mischen.
Sie würde denselben sofort zum Leiter machen. Die Lösch-
geräte und -stoffe können nach Abb. 1 geprüft werden.
Allgemein wird eine Spannung von 150 kV in weniger
als 2m Abstand gefährlich. Die Höhe der Überschlag-
spannung beeinflussen u. a. der Barometerstand und die
Luftfeuchtigkeit. Die Leitfähigkeit eines Löschstrahles
wächst bei gleichem Stoff mit Kürze und Dichte des Strah-
les. Letztere kann mechanisch und physikalisch geändert
werden. Beispielsweise läßt sich das Strahlgefüge durch
Anreichern mit CO,-Gas lichten. Ein mit letzterem und
Natriumsulfat gesättigter Wasserstrahl eines Handfeuer-
löschers zeigte bei 1 m Strahllänge und 125 kV Spannung
einen Stromübergang von weniger als 0,1 mA*?. Der Quer-
schnitt des Löschstrahles ist vom Löschstoff abhängig
(Abb.2). Er ist bei Methylbromid am kleinsten und bei
CO,-Schnee am größten. Die Wurfweite wächst mit der
Viskosität und der Austrittsgeschwindigkeit des Mediums
(Abb. 2a).
Wir unterscheiden die Feuerlöschmittel nach dem
Aggregatzustand, den sie beim Verlassen des Löschgerätes
zeigen (vgl. die Zahlentafel 1). Dagegen bestimmt der
verflüchtigen sich alle, ohne Rückstände zu hinterlassen.
Das Entfernen des Pulvers aus Generatorwicklungen ist
zeitraubend.
Nun fällt unter den flüssigen Löschisolatoren Methyl-
bromid durch seinen niedrigen Siedepunkt auf. Dasselbe
f
A
£ 24
Statisches Voltmeter `
Induktionsfreier Widerstand
(5000 2, den menschlichen Kör-
per ersetzend)
Erdungsplatte
a Kugel unter Spannung von e
300 000 V gegen Erde , Í
ò Isolatoren
e Löschstrahl (Tetra)
d Handgasdruckspritze (System g
Boyce)
Abb.1. Prüfen des Löschmittels auf Isolierfähigkeit (Versuchsanordnung
des 8EY).
wird aus Bromwasserstoff und Methylalkohol durch Ab-
scheiden von Wasser gewonnen. Es ist farblos, hat äthe-
rischen Geruch, greift keine Materialien an, ist giftrein
und praktisch indifferent. Beim Erwärmen entwickeln
sich CO, H,O und Bromwasserstoff im Verhältnis von
Zahlentafel 1. Löschstoffe.
Aus dem Gerät strömend:
zen Bei normalem Ge- | Rück-
Ageregatzustand 1 1 bei 2° Druck wicht | stände
i a: ——.. der ;, nach
Chemische | | auf 300 ° Sieden ` ` Dämp-| dem
Formel kostet erwärmt oder
der des un- ; spez. be S ent- Je Ge , gurke en Pe
Es Austrittes Seführ Gew. | nötiet wi t rieren| "Gasent- =
gerung | Auction FEAT, Gew. [gitat are, wicklung, =1 | fon
kun. ad IRRE By Dee a Ne ar een.
3 a 5 6 7 8 | ol up
Ca |
1 Methylbromid . ...... | CHBr ı flüssig GEES) Ke 18 280 | 700 | —22 | + 4,5 3 Se
2 | Tetrachlorkohlenstoff (Tetra). CCl, | en | flüssig 2,16 200 | 450** —24 | + 76,5 | BS —
SE i ln
3 | Kohlensäure . . 2.2.2... CO, „ |vergasend| 0,75 , 0,83 | 200 | 960 | —79| — 782 ı 15° —
a ne nen Ve a eE: a ————— | ———— m | 0
j | al wie oben unter Berücksichti-
4 | COySchne . 2 222... - he R fest | 0,45*] 0,59 Ge der sustreibenden CO, 15 | SW
5 | Natriumbikarbonat . ... . 2NaHCO, pulvrig | pulvrig 1 | 22 | 450 1200 | — = +100 1 | Soda
* Von der Konsistenz abhängig. ** Vgl. Abb. 8.
Lagerzustand die Bewegungsform. Die Löschwirkung
eines Stoffes beruht neben der Verdampfungswärme auf
der sich entwickelnden sauerstoffabwehrenden Gasmenge;
deren Gewicht gegenüber Luft ist ebenfalls von Einfluß.
Sämtliche gebräuchlichen dielektrischen Löschmittel
sind praktisch frostsicher. Mit Ausnahme der Pulver
ı Vgl. ETZ 194, 8.806; 1925, 8. 1508; 1927, Roi — Blunk, Feuer-
schutz 1993, S. 100.
x Nach Versuchen der T. H. München vom 9. IL 1926.
2,5:1:4,6. Letzterer wirkt wie alle Bromverbindungen
organisch reizend. Die Förderung aus den Geräten er-
folgt meist durch Stickstoff. Der spezifische Widerstand
beträgt 3. 10° MQ*?.,
Mehr verbreitet als Methylbromid ist Tetrachlor-
kohlenstoff. Dieser wurde 1839 entdeckt; er wird nach
H Versuche des elektrischen Prüfamtes Hamburg vom 25. VL 1925.
4 Vgl. ETZ 1923, S. 109, 466.
12. Dezember 1929
dem Kolbeschen Verfahren (1843, verbessert von A. W.
Hofmann 1860) aus Schwefelkohlenstoff und Chlor-
schwefel hergestellt. Seit 1900 findet Tetra im Feuer-
löschwesen Verwendung. Er ist eine einheitliche che-
mische, farblose Substanz von chloroformähnlichem Ge-
ruch. Der Geschmack ist scharf, die Reaktion neutral und
die Wirkung narkotisch. Der Ausdehnungskoeffizient bei
20° beträgt 0,001 236. Von Tetra werden Kupfer, Eisen
und Gummi angegriffen, dagegen Zinn, Blei, Nickel und
Zink nicht, daher ist das Gerät vor Neufüllung auf Kor-
rosion zu untersuchen. Der Versand erfolgt in Fässern
oder Korbflaschen. Für Reinigungszwecke ist Tetra unter
dem Namen Benzinoform im Handel. Bei Benetzen von
Karbid tritt keine Gasentwicklung auf. Die sich durch
Erwärmen bildenden Dämpfe können durch Reaktion Salz-
säure, Chlor, CO, und unter Umständen auch Phosgen ent-
wickeln. Daher wirken
diese Gase bereits bei einer
Konzentration von 0,16 g/m?
organisch reizend (Abb. 3).
Tetra darf somit nicht in
größeren Mengen in schlecht
lüftbaren Räumen ange-
wandt werden. Um einem
Verflüchtigen vorzubeu-
gen,müssen dieStrahlrohre
derGeräte gasdicht schließ-
bar sein (nach Versuchen
des Tetra-Ausschusses des
IK
IS Nr. 2, Tetra
y
OE Nr. 5, Pulver
d
©
Q
Kal
RDESa Das Austreiben
aus den Handgasdruck- N Sch
spritzen erfolgt meist schnee
durch Preßluft oder Koh-
lensäure. Man rechnet mit
20 g/l Gas. Tetrachlorkoh-
lenstoff ergibt, auf 1cm?
bezogen, eine Leitfähigkeit
von weniger als 3.10”,
der spez. Widerstand be-
trägt 3,3 - 10° MQ. Dieses Ergebnis bietet selbst bei 100 kV **
Spannung und 1 m Abstand absolut sicheren Schutz.
Unter den gasförmigen Löschisolatoren nimmt Kohlen-
säure unbestritten den ersten Rang ein. Jedoch läßt sich
ihre Verwendung als Gas oder Schnee nicht scharf tren-
nen. CO, kann aus natürlichen Quellen oder Abgasen ge-
wonnen werden. So geben Rauchgase die CO, an 10prozen-
tire Sodalösung ab. Sodann wird das Bikarbonat durch
Wasserdampf von 115 ° zerlegt. Gleichzeitig saugt man die
zasförmige CO, mit einem Kompressor ab und verdichtet
sie auf 60 atü. Hierauf erfolgt die Verflüssigung in einem
Kondensator. Um das Gas geruchsinnlich wahrnehmbar
zu machen, setzt man ätherische Öle, wie Wintergrün usw.,
zu. Die gesetzlichen Vorschriften fordern auf 1 kg CO,
1.34 1 Flascheninhalt. 10% CO, in der Luft können zu
akuten Vergiftungen führen. Verflüssigte CO, liefert
nach dem Thompson-Jouleschen Effekt praktisch 30 ... 45 %
Schnee. Der Rest verpufft als treibendes Gas. Die Schnee-
ausbeute nimmt mit wachsender Außentemperatur und
Wurfweite ab. CO, hat eine etwas höhere Dielektrizitäts-
konstante als Luft. Bei 1m Entfernung beträgt die Über-
schlagspannung rd. 160 kV; sie wächst bei schneeüberzoge-
nem Pol bis 180 kV *",
Während CO,-Schnee ähnliche physikalische Eigen-
sc haften wie Wasserschnee besitzt, wird Natriumbikarbo-
D Feuerschutz 1923, Nr. 2. Chem. Zg. 1925, e er ‚133. Chem.
Zentralbl. 1924 ]. S. 1412. Z. angew. Chemie 1921, ga
*% Nach Versuchen des EV vom 19. DI 2%.
* Nach Versuchen von BBC.
Abb. 2. Strahlrohrmundstücke an-
nähernd gleichgroßer Handfeuer-
löscher.
Anz. Maschinenw. 1929, Nr. 89.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 50
1807
nat als Pulver verwendet. Dasselbe ist ein Zwischen-
produkt der Sodafabrikation nach dem Ammoniaksodaver-
fahren. Das weiße Pulver wird durch Zusatz einiger Vo-
lumenprozente Ocker, Ziegelmehl oder Infusorienerde vor
Wasseraufnehmen und damit Backen geschützt. Beim Er-
wärmen werden H,O und CO, zu gleichen Teilen frei. Das
Pulver haftet schlecht an vertikalen Objektflächen. Da-
gegen saugt es Ölsümpfe auf. Im angefeuchteten Zustand
ist das Pulver knetbar und zum Teil in Wasser löslich.
Das Löschpulver wird meist mit Kohlensäure auf den
Nr. 2, Tetra
Nr. 5, Pulver
Nr. 4, Schnee bk 5 70
——> /aufende m
Abb. 2a. Wurfweiten annähernd gleichgroßer Handfeuerlöscher
(vgl. Abb. 2).
Brandherd geblasen. Auf 1 kg Pulver werden 0,08 kg
flüssige CO, benötigt. Dadurch wird die Löschwirkung
des ersteren theoretisch um rd. 40 % erhöht. Ein pulver-
fördernder Gasstrom von Kegelstumpfform ergab bei einer
Achslänge von rd. 200 cm und einem Spitzenwinkel von
rd. 15° gegen eine unter 50 kV Gleichspannung stehende
0 5 70 15 20 25 30 35 90 95 50x100mImQ-5.
Abb. 3. Spannung von Wasserdampf (------- ) und Tetra (
nach Versuchen der I. G. Farbenindustrie.
)
Platte einen Stromübergang von 0,01mA. Das Pulver be-
sitzt geschichtet einen spez. Widerstand von 2,7. 10° MQ.
Der pulverführende CO,-Gasstrom dagegen weist einen
spez. Widerstand von 2,25 - 10’MQ auf. Somit ist die Pul-
verdichte von großem Einfluß. Im elektrischen Lichtbogen
bildet das Natriumbikarbonat eine leitende Schmelze,
welche erstarrt wiederum zum Isolator wird’.
Während die Beschaffung der chemischen Löschmittel
u. a. eine Preisfrage ist, kann Sand im Kleingewerbe beste
Dienste leisten. Dabei ist vor allem die Wasseraufnahme
zu verhindern. Dies wird erreicht durch ausschließliches
Verwenden eines ungefähr reiskörnigen, quarzreichen
Materials, das man in staub- und spritzwasserdichten Be-
hältern lagert. Sand hat unter obigen Löschstoffen die
höchste Wärmebeständigkeit. Er bildet über dem Brand-
herd einen gasdurchlässigen Flammenfilter, ähnlich dem
SNE Dralitgitter einer Davyschen Sicherheits-
ampe.
" Nach Versuchen der PTR. vom 16. X. 1913.
Die Stromwendungschwankungen der Spannung von Gleichstromerzeugern.
II. Teil*
(Wicklungen mit mehr als 2 Spulenseiten in 1 Nut).
Von Ing. Dr. techn. Heinrich Sequenz, Wien.
(Schluß von S. 1778.)
B. Bürstenbreite größeralseine halbe
Stesteilung
DP =
Für ein geradzahliges a (a -
der Höchstwert der Spannung zu
Emax = NO (Abb. 7, S. 1777, u. 8a) =2 R cos? 2
* I. Teil: ETZ 1929, 8. 1221. 2N
1) ergibt sich
und der Mindestwert als Mittelwert der Projektionen der
Sehnen JL und KM (Abb.7) auf die Bürstenverbindungs-
linie BB oder B” B”:
T )
2 "TT
Aus der Abb.7 ersieht man, daß man für JL die Sehne
DB und für KM die Sehne CE setzen kann.
i e er TEF i ax —
Emin = -5 [JL + KM) cos Krp f
1808
2 in? |
Sn Ši 2N
an T )
><c08 „-— - 1b — -_- — il.
Sc 2
Die Ungleichförmigkeit der Spannung ergibt sich
also zu
an san `
Emin = 2 R cos zen SÉ
E an 2
cos S ~ cos? N =
ed, = ¢Ł PEETER SE
9 —1) wird
wie bei dem geradzahligen Wert die Spannung am größ-
ten, wenn dıe Bürsten so stehen, daß ihre Verbindungs-
linie die Symmetrielinie des Spannungsvielecks durch
Fe 2 1
Bei einem ungeradzahligen o
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
sin? = cos - | K -:)
2N Kt, 2
o el e 2 sin? ST f cos S7
COS 5AF eost EE Bn oa es
12. Dezember 1828
breit als eine halbe Stegteilung ist, so kann für diese
Vielecksehne NM also gesetzt werden:
3 +1
NM = op- IH a A PO DECH 2
2 Sn 4
> AR
=2 R cos -pyp | cos ei A sin’ o y
Mithin werden die Mittel-
. 100 %9. werte
( b— E IM+NO _No-+PW
2 SO ne
2 2
an an 2 an 1
= ee Bo na re ; SE
=2Rcos aw [eos 2N ri sin s] SC
l S K
Da nun, wie schon gesagt wurde, die beiden kleinsten
Spannungen, die in einer Periode der Stromwendungs-
Ee GE ee a er
re e ` - Sc
SENT OR db Vir € Vë Sn
U
Vis a d ad Av AV AC A Vë Ek
°
t] 1! l i wi Ir
EN li R S ri
IW l i li i
l ]
)
i
-bt -—--— - |
dp TK
E mer Enz
FL 91
Abb. 8a. Spannungschwankungen
en
--„- ungerade, für
N
für = ungerade, 9
1 (re ) Ki
ol: 1 j gerade und bz 2°
einen Eckpunkt ist. Diese größte Spannung wird dann
z. B. durch die Strecke JK in Abb. 9 dargestellt.
Emax = JK = 2 R cos? y
Betrachtet man die Abb. 9 und 10a, so erkennt man, daß
die kleinste Spannung, die durch diese Wicklung mit
ungeradzahligem KH erzeugt wird, dargestellt
erscheint durch die Projektion des Mittelwertes der beiden
Vielecksehnen LM und NO auf die Bürstenverbindungs-
linie BB oder durch die Projektion des Mittelwertes der
Vielecksehnen NQ und PM auf die Bürstenverbindungs-
linie B”B”. Mit großer Annäherung wird man aber diese
Abb. 10a. Spannungschwankungen
N
Sg ungerade,
2 e = 1) ungerade und b > - ——-
2\2 2 `
Abb. 12. Vergleich der
Spannungschwankungen der
Wicklung mit denen der
Ersatzwicklung.
Bn
o ` ungerade,
TK
schwankungen auftreten, die Projektionen dieser soeben
errechneten Mittelwerte auf die Bürstenverbindungslinien
BB bzw. D'D' sind, da weiter, wie aus Abb.9 u. 10a
zu ersehen ist, diese Bürstenverbindungslinien geren
an
A T
Ttk l
(u - 4 verschoben sind, so können die Span-
die entsprechenden Mittelwerte um den Winkel
nungskleinstwerte wie folgt ausgedrückt werden:
Mittelwerte anschreiben können: GE
LM+NÖO MOL PU _—— 1 = ax [ o IR Z gan
E GE T ENM „22, 2Reos A DOS o y "7 en EIN a y
cos ze $
. e er S >x< cos E b-i)
Da nun aber die Vieleckschne NM in Abb. 9 offenbar die- Zee K 2
selbe ist wie die Vielecksehne CD in der gleichen Ab- K
bildung, deren Projektion auf die unter dem Winkel
an Tr . ; l 8 ;
ro +i— d gegen sie geneigte Bürstenverbin-
K ® ® D
dungslinie der Spannungskleinstwert bei einem ungerad-
zahligen : E — 1) und bei einer Bürste war, die weniger
Die Schwankungen der Spannung zwischen Höchst-
und Kleinstwert, ausgedrückt in Hundertteilen vom ln
wert, werden daher bei einem ungeradzahligen š = _ 1)
und einer Bürstenbreite, die größer als eine halbe Steg-
teilung ist,
12. Dezember 1929
Eiektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50° 1809
an 2 ax Ir Wir ersetzen nun diese
| POS ex 6087 [ CON g ] cos -Fr (è a d Wicklung durch eine solche,
KREE E 2 .100%, die die gleiche Nutenzahl in
cos c08- + | cos? 5; — De E E einem Paar von Ankerstrom-
9 N K IN S IN |“ Ka, Dr zweigen enthält, die aber
Aus den Abb. 6, 8, 8a, 10 und 10a ist zu ersehen, daß
die Frequenz der Stromwendungschwankungen der Span-
nung bei einer Wicklung, die in einem Paar von Anker-
stromzweigen eine ungerade Anzahl von Nuten ent-
hält, gleich
n ;
= 2N en [Hz] ist.
III. Bürstenbreite größer als eins Stegteilung
ET E EE
Hier bedeuten wieder b die Bürstenbreite, tẹ die Steg-
teilung, m eine ganze Zahl und n eine beliebige ganz
oder gebrochene Zahl.
Abb. "1. 'Spannungsvieleck und reduziertes Schenm Tür Bürsten-
breiten größer als eine Stegteitung.
Die Formeln, die wir in diesem Falle erhalten wür-
den, wären erstens recht umständlich auszurechnen; zwei-
tens würde die Lösung der Aufgabe in viele Teilgebiete
zerfallen, so daß die Untersuchungen langwierig werden
würden. Wir wollen aus diesen Gründen die genaue Durch-
rechnung aufgeben und zu einem Näherungsverfahren
greifen. Dieses besteht in folgendem:
Gegeben sei eine Wicklung, bei der d Spulen in 8
Nuten in einem a von Ankerstromzweigen unterge-
? 8 i i ; SR
ibracht sind. 5; A Spulen gleicher Weite liegen in einer
Re: . 8 .
Nut nebeneinander, so daß EN Spannungstrahlen im Span-
nungsvieleck in die gleiche Richtung zu liegen kommen.
Das „reduzierte Schema”, das wieder in Verbindung mit
dem Spannungsvieleck gezeichnet wird, weist a zusam-
menfallende Stromwender mit je d Stegen auf. [In Abb. 11
ist das Spannungsvieleck und dns „reduzierte Schema“
einer solchen Wicklung dargestellt G = 36, a” 12, Zn SEA
Es wurde eine Bürste gewählt, die in der Breite 2% Steg-
teilungen überdeckt.]
' Spannung dargestellt durch
statt der in der Nut
nebeneinanderliegenden Spulen eine einzige Spule besitzt,
so daß zwei solche Einzelspulen sich jetzt in einer Nut be-
finden. Die EMK einer dieser Einzelspulen soll der Summe
der EMKe der 2 nebeneinanderliegenden Spulen der er-
setzten Wicklung gleich sein. Wir bekommen dann ein
Spannungsvieleck, das sich mit dem früheren Spannungs-
vieleck deckt. Nur sind die > in die gleiche Richtung
fallenden Spannungstrahlen dieses früheren Spannungs-
vielecks durch einen einzigen Spannungstrahl ersetzt. Das
Ersatz-Spannungsvieleck besitzt dann a sich deckende
Stromwender mit a Stegen. Die Teilung des Ersatzstrom-
AN
wenders beträgt daher J Stegteilungen des ursprüng-
lichen Stromwenders. Die Bürstenbreite bleibt die gleiche
(Abb. 11).
In Abb. 12, die aus Abb. 11 abgeleitet wurde, sieht man,
daß selbst für solch kleine Nutenzahlen in einem Anker-
N
stromzweigpaar Um die Spannungschwankungen
der wirklich vorhandenen Wicklung sich von den Span-
nungschwankungen der Ersatzwicklung der Größe nach
nicht viel unterscheiden. Eine Rechnung lehrt, daß für
gebräuchliche Steg-, Spulen- und Nutenzahlen, Bürsten-
breiten und Stegteilungen die Unterschiede zwischen tat-
sächlich auftretenden und Ersatzhöchst- und -kleinstwerten
der Spannung in der Größenordnung von 1°/o liegen.
Wir haben in den Formeln, die im ersten Teil abge-
leitet wurden und die für alle möglichen Stegzahlen, die
hier gleich den Nutenzahlen sind, und alle möglichen
Bürstenbreiten aufgestellt wurden, die Stegzahl K durch
die Nutenzahl N und die Stegteilung Tg durch den Wert
Sn
oe re zu ersetzen.
Dann haben wir zu unterscheiden, ob die Bürstenbreite
b= (m + >) Tg kleiner oder größer ist als der Wert
Zre- der gleich der Stegteilung des Ersatzstromwen-
ders ist.
Nehmen wir zuerst den Fall an, daß
l Se É 1 e e Sn
a) d=(m+ la kleiner ist als a ty,
dann können für ein y
a) geradzahliges E
die Spannungschwankungen nach der Formel
1— cos Das en ee
N =K tg
E men a TE .100 Hie
1 + cos ZT eos En E
N K tg
„an b—i ax b—i .
berechnet werden, weil "a — = ist.
N Sn K Tg
2 x
Für ein
Di ungeradzahliges N
und für den Fall, daß die Bürstenbreite b = (m+ +) Tk
kleiner ist als te wird die Ungleichförmigkeit der
ee er 22,
1+ cos <2 cos 2 SE
2N K Ce
1810
Ist aber die Bürstenbreite d= Lei Ze größer ale
5 GN tx, so wird die Ungleichförmigkeit der Spannung
TON = N C] Kig IN
gibt an an an an Wo
cos ZZ + eos o cos 750-957
T
da ja -Æ $ Zeg
2 2 Kı, 2N
Wir betrachten nun den Fall, daß
b) die Bürstenbreite b=(m+>)tx größer
ist als der Wert Tig
Hier müssen wir die Bürstenbreite b = (m+ 1) tg
ausdrücken durch (m+ -= Se tg: Damit wird
=)
Ee
n’ Wei Sn `
m’ bedeutet hier wieder eine ganze Zahl und n’ eine ganze
oder gebrochene Zahl. In den im ersten Teile für Bürsten-
breiten größer als eine ganze Stegteilung abgeleiteten
Formeln sind nun zu ersetzen:
die Stegzahl K durch die Nutenzahl N,
die Stegteilung re durch den Wert S In
die ganze Zahl von Stegteilunzen m, die eine Bürste
überdeckt, durch m’,
der Rest der Überdeckung 1 durch Zu
Befinden sich jetzt in einem Paar von Ankerstrom-
zweigen eine gerade Anzahl von Nuten, ist also
N
a) 5 geradzahlig,
so kann man die Spannungschwankungen nach folgender
Formel berechnen:
cos WAR eog Daa arte m-2wi
N N K gar T
max m’+1l)an Tr sn —2ni'
cos — eg u Dan an K Kaes
N N K Zu
Bei einem
100° ..
r
B) ungeradzahligen >
haben wir wieder zwei Fälle zu unterscheiden:
Im ersten Falle, in dem also ar tx kleiner als
In
2
e0
Tg ist, sind die Spannungschwankungen
0 —
EE a NE E a
N Sy (m + z) cos Leg Pë —ij) n
"on anf ,, 1 ax [Sng 4 j
N + cos N (m + leng Kee EE -i)
m
cos
1 a
"fk größer als
Im zweiten Falle, in dem i
1 Sn D D
99 ÜK ist, wird die Ungleichförmirkeit der Spannung
n
€ Du Z + keen
an
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
anf ,, 1 ant, , an
CO "A (m -+ > )— cos Dog (m+ 1) cos y Ke
Zen, ECK an, , axı i
cos ~-a (m + 3) + cos N (m+ 1) cos N | —
12. Dezember 1929
Die Frequenz der Stromwendungschwankungen der
Spannung bei einer Wicklung, die in einem Paar von
Ankerstromzweigen eine gerade Anzahl von Nuten ent-
hält, ist wie früher
wenn Yg wieder die Geschwindigkeit am Umfange des
Stromwenders darstellt. Die Frequenz der Spannungs-
schwankungen bei einer ungerade n Zahl von Nuten
in einem Paar von Ankerstromzweigen ist
f= mi T 2 N gg [H2].
c) Mittelwerte.
Bei Maschinen mittlerer Größe liegt das Verhältnis
von Nutenzahl zu Polzahl mit Rücksicht auf geräusch-
losen Gang und schmale Wendezonen gewöhnlich zwischen
12 und 16*°. Die Bürstenbreite bei solchen Maschinen be-
trägt zwischen 10 und 25 mm**, die Stromwenderteilung
etwa 7,5 mm*š und die Breite der 130lationsstege 0,6 ... 0.8 mm.
Mit Rücksicht auf die Breite des kommutierten Spulen-
bündels kann das Verhältnis von Stromwenderstegzahl zur
Polzahl mit 24 ... 54 angenommen werden®. Mit diesen Wer-
ten kann man als mittlere Werte der Spulenseitenzahl in
einer Nut bei Maschinen mittlerer Größe 4 ... 8 Spulenseiten
ansehen. Die Zahl der Stromwenderteilungen, die von einer
Bürste überdeckt werden, ist etwa 2... 3.
Bei Maschinen mittlerer Größe werden, wenn die so-
eben angeführten Verhältnisse berücksichtigt werden, die
Spannungschwankungen bei einem geradzahligen SC
und für den Fall, daß die Bürstenbreite kleiner
. l Sn
ist als "a TK’
E dE + 1/3 Die .
j . N S
Wird aber einungeradzahliges — gewählt, so
ist der Ungleichförmigkeitsgrad der Spannung für den
Fall, daß die Bürstenbreite kleiner ist als
Sn
2 2 e:
e 00 = + HEWER
2 D .. D 1 Sn
ist dagegen die Bürste breiter als e a Tě:
8
aber schmäler als ix, so betragen die Span-
nungschwankungen
| e Da = E 16%.
Bci Bürsten, die breiter sind, als der
Wert a Tg angibt, sind die Spannungschwankungen
bei einem geradzahligen = fast +1% des Mittel-
wertes. Sollen diese Spannunzschwankungen
kleiner als % % sein, so müssen in einem
Paar von Ankerstromzweigen mindestens
40 Nuten voreeschen sein, wenn die vorausgzesetzten
mittleren Verhältnisse anzenommen werden.
2 S . N :
Mit einem ungeradzahligen —- werden die
Spannungschwankungen ungefähr % % des Mittelwertes,
. ; f S
wenn die Bürsten breiter. sind als P t, und wenn —- 7
9 'K n” TE
RE : 1 Sn 1 m
Ge ist als 39 tx. Ist aber p TR größer als
8
o S Tg, so nähert sich der Ungleichförmigkeitsgrad
der Spannung dem Werte % %. Sollen auch in diesem
Falle die Spannungschwankungen kleiner
als 4% des Mittelwertes sein, somuß ein
Paar von Ankerstromzweigen mindestens
59 Nuten enthalten.
2i R.Richter, Elektrische Maschinen
-Å Rd. 1, S. 552. Verlag Julius Springer, Ber-
AT lin 1924.
e, 1000 * Wie Fußnote 3; S. 565.
i0 :
1 di * Wie Fußnote 3; S. 564.
27% a ° K.Pichelmayer, Dynamobau,
>n tK 8.117. Verlag S. Hirzel, Leipzig 1908.
12. Dezember 1929
Die Frequenz der Stromwendungschwankungen der
Spannung wird bei Maschinen mittlerer Größe und mitt-
lerer Drehzahl
f = 620 Hz,
wenn ein Ankerstromzweigpaar einegerade Anzahl von
Nuten enthält, und
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 50
1811
f = 1240 Hz,
wenn eine ungerade Zahl von Nuten sich in einem
Paar von Ankerstromzweigen befindet. Dabei ist eine
Umfangsgeschwindigkeit am Stromwender von 14 m/s vor-
ausgesetzt’.
1 Wie Fußnote 3; S. 563.
Verriegelungen als Schutz in Hochspannungs-Schaltanlagen.
Von Ing. H. Rengert, Berlin.
Übersicht. Der Verfasser beschreibt eine von ihm ent-
wickelte neuartige Verriegelung, welche außer größter Ein-
fachheit und Billigkeit den Vorteil hat, ohne irgendwelche
Änderungen zur Sperrung von Hochspannungs-Trennschal-
tern, Ölschaltern, Niederspannungs-Ausschaltern und anderen
Apparaten gleich gut verwendet werden zu können.
In den Vorschriften! für die Herstellung elektrischer
Hochspannungsanlagen der Berliner Städtische Elektrizi-
tätswerke AG. (BEWAG) heißt es unter Abschnitt F 2b:
„In Hochspannungs-Schaltzellen für den Anschluß von
Transformatoren, durch die ein Hochspannungsrückstrom
hervorgerufen werden kann, sind der Hochspannungs-
LE
Abb.1. Hochspannungs-Trennschalter, mittels Schloßverriegelung gesperrt.
Trennschalter, der in jedem Falle erforderliche Nieder-
spannungs-Hauptschalter des Transformators und die
Gitterabschlußtür der Schaltzelle mechanisch zwangläufig
so zu kuppeln bzw. zu verriegeln, daß eine Öffnung des
Hochspannungs-Trennschalters erst möglich ist, nachdem
der dazugehörige Niederspannungs-Hauptschalter des
Transformators geöffnet wurde Erst dann darf die
Gittertür geöffnet werden können. Der Niederspannungs-
Hauptschalter muß außerhalb der Hochspannungs-Schalt-
zellen angeordnet sein. Die vorbezeichneten Schutzmaß-
nahmen müssen auch getroffen werden, wenn nur ein
Transformator in der Anlage aufgestellt wird.”
Ist es schon nicht leicht, diese Vorschriften unter nor-
malen Verhältnissen zu erfüllen, so wird es fast zur Un-
möglichkeit, wenn die einzelnen Hochspannungs-Schalt-
zellen räumlich getrennt liegen. Die Kosten für eine nor-
male. bekannte Gestängeverriegelung oder Kupplung
wachsen dann beinahe im Quadrat mit der zunehmenden
Entfernung. Ist z.B. die Ölschalterzelle im Obergeschoß,
die Transformatorenzelle im Erdgeschoß angeordnet, so ist
meist ein Wust von Gestängen, Kegelrädern, Exzenter-
scheiben und Lagern erforderlich, um eine Kupplung oder
Verriegelung von zwei Schaltern durchzuführen. Ganz
abgesehen von den Kosten derartiger Vorrichtungen tre-
ten die verschiedensten Nachteile und Unzulänglichkeiten
gleich oder doch sehr bald zutage. Ein derartiger Mecha-
nismus mit vielen Rädern, Winkelhebeln und Gestänzen
erfordert Wartung, ist also nicht absolut zuverlässig. Die
Kegelräder lockern sich im Laufe der Zeit auf den Wellen,
greifen nicht mehr ineinander und machen Kupplung und
ı Ausgabe Februar 1928. — Vgl. a. ETZ 1929, S. 924.
Sperrung illusorisch. Der Bedienende kann sich nicht in
jedem Falle erst genauestens über sicheres Funktionieren
der Schaltorgane informieren, teils wegen Zeitmangels,
teils wegen unübersichtlicher Anordnung und unsicht-
baren Verlaufs der Gestänge. So kommt dann ein Unglück
zustande, welches zu verhüten gerade Zweck der ganzen
Sperrvorrichtungen ist.
Weiter besteht die Gefahr des Versagens des Verriege-
lungsmechanismus mittels Gestänge durch Einrosten, da
Abb. 2. Schloßverriegelung, an einem Niederspannungs-Ausschalter
angeordnet.
Hochspannungsräume in der Regel zwar nicht direkt
feucht, aber infolge der nötigen Luftventilation bestimmt
auch niemals trocken sind. Dieser Vorgang wird weiter
dadurch begünstigt, daß die Schaltvorgänge nicht über-
mäßig häufig ausgeführt werden und daß ein Ölen der
gefährdeten Stellen entweder überhaupt vergessen wird
oder aber infolge der damit verbundenen Lebensgefahr
durch allzuleicht mögliches Berühren von Hochspannung
führenden Teilen nicht durchführbar ist. Dann tragen auch
letzten Endes die kreuz und quer durch eine Hochspan-
nungszelle führenden Gestänge einer Kupplung oder
Sperrung nach altem Muster nicht gerade zur Übersicht-
lichkeit der Leitungsführung und damit zum klaren Über-
sehen der gesamten Anlage bei.
Die Verriegelungsvorrichtung des Verfassers umgeht
diese Mängel. Wie aus Abb. 1 u. 2 ersichtlich, besteht das
Hauptelement der Neuerung aus einem gewöhnlichen Bas-
kül-Kastenschloß, dessen Riegel in eine Rundstange ver-
läuft. Diese Schubstange, deren Länge beliebig gewählt
werden kann, greift in die Aussparung eines Flansches,
welcher auf die Welle des zu verriegelnden Schalters auf-
gesetzt ist. An zwei oder mehr Stellen, entsprechend der
Länge des Gestänges, werden einfache Lagervorrichtungen
angeordnet. Überhaupt kann der ganze Apparat so schwach
wie nur denkbar bemessen sein, da keine Kräfte zu über-
tragen sind. Die Montage kann so erfolgen, daß das Schloß
entweder über, unter, rechts oder links vom Schalterantrieb
oder sonst in einem beliebigen Winkel zur Welle des zu
verriegelnden Schalters befestigt wird. Die Schubstange
gleitet dann unmittelbar hinter dem Türgitter. Auf diesem
wird ein Schließblech zur Führung des Schlüssels ange-
bracht, mit welchem die Sperrvorrichtung betätigt wird
(Abb. 1u. 2). `
Zu einer Verriegelung von z. B. Hochspannungs-
Trennschalter und Niederspannungs-Ausschalter gehören
1812
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
12. Dezember 1929
zwei einzelne Sperrvorrichtungen, von welchen je eine an
den Wellen der Schalter montiert wird. Dab:i ist es ganz
gleichgültig, in welchem Abstand sich die beiden Hoch-
spannungszellen voneinander befinden und ob die Schalter
innerhalb oder außerhalb der Zellen angeordnet sind. (Für
den Niederspannungs-Ausschalter wird von der BEWAG
das letztere verlangt!)
Der Vorgang der gegenseitigen Verriegelung ist fol-
gender: Um zu vermeiden, wie schon eingangs erwähnt,
daß in einer Anlage Hochspannungs-Rückstrom hervor-
gerufen werden kann, indem z. B. von einem zweiten Trans-
formator über ein Sammelschienennetz Niederspannung
rückwärts in die Sekundärseite des Transformators ge-
langt, diese dann primärseitig als Hochspannung zutage
tritt und einen zufällig in den Hochspannungszellen arbei-
tenden Menschen töten kann, muß der Niederspannungs-
Ausschalter stets geöffnet werden, bevor der Hochspan-
nungs-Trennschalter gezogen wird (Abb. 3 u. 4). Die
Reihenfolge der zu betätigenden Apparate bei eingeschal-
tetem Transformator muß also folgende sein: Ölschalter —
Niederspannungs-Ausschalter — Trennschalter; bei ausge-
schaltetem Transformator, also beim Einschalten: Trenn-
schalter — Niederspannungs-Ausschalter — Ölschalter.
Aus! Ein !
Hochspannung Hochspannung
Scha Mer GESONIOSSEN,
Schloß ofen, Schlo Gesperrt; £
Schlüssel shochh KT
Tür fer, Tür versperrt,
Wennschoffer Pa- Irennschelfer | a- J
| SC
Ölscholler
SCH VEFTIeGEN
Iransfurmelor
aus!
Mechanisch verriegel
d
Niedersp. - Nieder sp.- d
Auschaller Be: Ausscha her. <—-
Shaler ofen, Schaller geschiossar,
` Schloß gesperrt Schloß ofen,
Rüchsirom t Schlüssel gezogen, Schlüsse! steckt;
Nieder spannung Niedersparnung
Abb. 8. Abb. 4.
Schematische Darstellung der Verriegelungs- und Schaltvorgänge
bei ein- bzw. auszuschaltender Anlage.
Durch diese Reihenfolge der Schaltvorgänge wird
außerdem verhütet, daß der Hochspannungs-Trennschalter
unter Last geschaltet wird, was bekanntlich große Feuer-
erscheinungen und damit nicht selten Unglücksfälle zur
Folge hat. Bei Verwendung der vorstehend beschrie-
benen Verriegelungsvorrichtung ist jedoch ein derartiger
Vorfall ausgeschlossen. Die Ein- bzw. Ausschaltvor-
gänge wickeln sich nämlich folgendermaßen ab: Im aus-
geschalteten Zustande einer Anlage (Abb. 3) sind Trenn-
schalter, Ölschalter und Niederspannungs-Ausschalter ge-
öffnet. In dem Verriegelungschloß des Trennschalters
steckt ein Schlüssel, welcher zu beiden Sperrvorrichtun-
gen paßt. Eine einfache Vorrichtung verhindeit
ein Ausziehen des Schlüssels, bevor nicht der Trennschal-
ter eingelegt ist. Erst dann kann der Schlüssel abgezo-
gen und das Schloß am Niederspannungs-Ausschalter, wel-
ches solange geschlossen war und damit den Schalter ver-
riegelt hielt, geöffnet werden. Hierdurch wird die Sper-
rung aufgehoben und das Einschalten kann erfolgen. Beide
Brücken vom und zum Ölschalter sind geschlossen, dieser
kann eingelegt werden. Der Transformator steht jetzt
unter Spannung. — Solange dieser Zustand herrscht, kann
der Schlüssel aus dem Schloß am Niederspannungs-Aus-
schalter infolge einer bereits vorerwähnten Einrichtung
nicht entfernt werden. Es ist also ein gewolltes oder zu-
fälliges Ausschalten des Hochspannungs-Trennschalters
unter Last nicht möglich (Abb. 4).
Soll die Anlage stromlos gemacht, der Transformator
also abgeschaltet werden, so wird der Ölschalter ausge-
schaltet, das zugehörige Schloß am Niederspannungs-ÄAus-
schalter geöffnet und dieser gezogen. Jetzt erst gibt dieses
Schloß den Schlüssel frei. Nun wird das Schloß am Hoch-
spannungs-Trennschalter geöffnet und dieser gezogen. In
diesem Zustande verbleibt die Anlage (Abb. 3).
So kompliziert sich die Beschreibung des Verriege-
lungsvorganges auch auswirkt, so einfach ist die Hand-
habung selbst. Ein Irrtum in der Reihenfolge der Schalt-
vorgänge ist auf alle Fälle durch die bedingte Zwang-
läufigkeit ausgeschlossen. Eine ungewollte zeitliche
Verschiebung der Schalterbetätigungen ist ebenfalls nicht
denkbar, da sich bei dieser neuartigen Schloßverriegelung
weder ein Zahnrad lösen, noch ein Splint ausfallen kann.
Wartung der Apparatur ist überhaupt nicht erforderlich.
Einmal montiert und eingeölt, ist ein Nachfetten auf lange
Zeit hinaus nicht mehr nötig. Dann aber läßt sich dies
ohne die geringste Schwierigkeit durchführen, da ein Zu-
gang von der offenen Zellentür her, also von vorn, ohne
Behinderung oder Gefahr möglich ist. Die ganze Beschrei-
bung des Verriegelungsvorganges auf die einfachste Form
gebracht lautet: „Hochspannungs-Trennschal-
ter nur ein- und ausschaltbar, wenn Nie-
derspannungschalter ausgeschaltet ist;
Niederspannungs-Ausschalter nur ein-
und ausschaltbar, wenn Hochspannungs-
Trennschalter eingeschaltet ist“
Im Zusammenhang sei hier noch erwähnt, daß die
Sperrung der Gittertür der Ölschalterzelle auch bei der
Schloßverriegelung in der normalen Weise mittels eines
schräg nach unten geneigten Ausschnittes im Drabtgitter,
welcher ein Öffnen der Tür nur bei gezogenem Trenn-
schalter erlaubt, durchgeführt werden kann:(Abb. 1).
Mit dem Vorgesagten ist das Verwendungsgebiet der
neuen Schloßverriegelung keineswegs erschöpft. Auch
zur gegenseitigen Sperrung von Hochspannungs-Trenn-
schalter mit Ölschalter, von Ölschalter und Transforma-
toren-Zellentür gowie auch von zwei Trennschaltern unter-
einander ist sie gleich gut und zweckmäßig zu verwenden.
Beta-Naphthylamin zur Konservierung
von Transformatorenölen.
Von Dr. Typke, Berlin.
Übersicht. Beta-Naphthylamin ist nach den Versuchs-
ergebnissen zur Konservierung von Transformatorenölen
nicht geeignet.
Da sich in letzter Zeit seitens der Verbraucher Inter-
esse für Beta-Naphthylamin zur Konservierung von Trans-
formatorenölen bemerkbar machte, wurden einige Ver-
suche durchgeführt, um festzustellen, ob das Beta-Naph-
thylamin wirklich konservierende Eigenschaften besitzt. Es
wurde zunächst die Kupferverteerungszahl des Öles be-
stimmt. Das Ergebiis war:
Schlamm
Vol-%
Verteerungs-
zahl
Die Verteerungszahl war also etwas niedriger als
ohne Zusatz, die Schlammbildung war dagegen erhöht. Der
Schlamm war in üblicher Weise in der Zentrifuge be-
stimmt worden, da sich das Beta-Naphthylamin vollständig
im Öl gelöst hatte.
Da es sich auch bei anderen Stoffen, z.B. Pyrogallol,
gezeigt hatte, daß sie eine verhältnismäßig günstige An-
fangswirkung haben, während bei längerer Einwirkung
eine starke Verschlechterung des Öles eintritt, wurde die
Verteerungszahl nach 600 h bestimmt. Es wurden eben-
falls 0,5 g Beta-Naphthylamin auf 150 g Öl angewandt.
Verteerungs- | Schlamm
zahl | Vol-%
Versuch 1 |
Öl allen... 0,10 0
Öl mit Beta-Naphthylamin 0,55 | 4
Versuch 2 i
Öl allein. . . 2 oo on 0,17 Ä 0
Öl mit Beta-Naphthylamin. . . . . 0,27 2,5
‘Das Beta-Naphthylamin beeinflußte also das Öl beson-
0 hinsichtlich der Schlammbildung in sehr ungünstiger
eise.
12. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
1813
RUNDSCHAU.
Bahnen und Fahrzeuge.
Die neuere Entwicklung der Pariser Untergrundbah-
nen‘. — Unser Berichterstatter schreibt uns: Die von zwei
Gesellschaften, der Comp. du Metropolitain und der Comp.
du Nord-Sud erbauten Pariser Untergrundbahnen um-
fassen gegenwärtig 12 Strecken (1... 10 für den Metro und
A und B für die Nord-Südbahn, Abb. 1) von einer gesamten
Bahnlänge von 112,6 km mit 198 Haltestellen, wovon 15
End-, 34 einfache und 6 doppelte Umsteigestationen sind.
Alle Baulichkeiten, Tunnel und Grundstücke sind Eigen-
tum der Stadt, die auch alle neuen Bauarbeiten in eigener
Regie durchführt. Nur das feste und rollende Bahnmate-
d, EL ‘in —
O-—— im lou
Gen Projekt
nn Sfodigrenze, OUmfeormerwerk
— — fingbohn u. Sceaux-strecke
wen emp —ı — @l/lehlrisch berieben
Abb. 1. Übersichtskarte der Pariser Untergrundbahn.
rial, Einrichtungen der Umformerwerke, Leitungen usw.
wurden von den Gesellschaften hergestellt.
Die letzten Jahresversammlungen der beiden Gesell-
schaften haben die seit längerer Zeit vorbereitete Fusio-
rierung beschlossen, die in der Weise erfolgte, daß die
Comp. du Métropolitain die Nord-Südbahn übernahm und
künftig sämtliche Untergrundbahnstrecken betreibt. Das
Kapital der Comp. du Metropolitain wurde infolgedessen
von 75 auf 101,5 Mill Fr erhöht, wobei die 106 000 neuen
Aktien zu 250 Fr den Aktionären der Nord-Südbahn zu-
kommen.
Die Anzahl der ausgegebenen Fahrkarten erreichte
im Jahre 1927 527 Mill für den Metro und 86 Mill für die
Nord-Südbahn. Für das Jahr 1928 sind diese Zahlen 536
und 88 Mill. Die Anzahl der jährlichen Fahrkarten bleibt
in den letzten Jahren fast unverändert oder hat sich nur
infolge Eröffnung von neuen Strecken vergrößert, woraus
man auf eine bereits erreichte Grenze der Verkehrskapa-
zität schließen kann. Die Anzahl der Fahrgäste ist um
etwa 20 % höher als die der Fahrkarten, da in den Früh-
stunden (bis 9h) Rückfahrkarten ausgegeben werden.
Eine Statistik über die Belastung der einzelnen Strecken
liegt nicht vor, da Einheitsfahrkarten, die eine beliebig
lange Verweilung auf der Bahn und eine nacheinander-
folgende Benutzung von sämtlichen Strecken beider Ge-
sellschaften gestatten, eingeführt sind. Einige der wich-
ı Vgl. ETZ 1921, 8. 655; 1924, 8. 469.
e eeeeege gn ta Wi R
.
tigsten Strecken (Nr. 1, 3, 4) sind zur Zeit überlastet, und
da eine Verdichtung der Zugfolge, die 98 s auf der Strecke
Nr. 7 erreicht, oder eine Verlängerung der Bahnsteige
schwierig, wenn nicht unmöglich erscheint, müssen neue
Entlastungstrecken geschaffen werden. So werden die
beiden unter den großen Boulevards von Opera zu der
Station République untereinander geführten Verlängerun-
gen der Strecken Nr. 8 und 9 zur Entlastung der Strecken
Nr.1 und 3 dienen; ebenfalls wird die neue Strecke Nr. 7
und die geplante Verlängerung der Strecke Nr.10 den
Verkehr in der :Nordsüdrichtung verbessern.
Die übrigen im Bau befindlichen oder für das nächste
Bauprogramm bestimmten Strecken sind in der Abb. 1 ein-
getragen. Die ersteren
umfassen etwa 18 km
mit 28 neuen Haltestel-
len. Die gesamte kon-
zessionierte Bahnlänge
beträgt 123 km für den
Metro und 19,7 km für
die Nord-Südbahn.
Die seit lange be-
strittene und zu schwe-
ren Kompetenzverhand-
lungen Anlaß gebende
Verlängerung der Un-
terg en über die
Umwallung hinaus in
das nähere Vorstadtge-
biet wurde Ende 1928
von den interessierten
Behörden im Prinzip an-
: genommen. Die ersten
. Vorstadtstrecken: Ver-
: längerung Nr. 1 bis nach
Vincennes, Nr. 3 bis zur
Brücke von Levallois,
Nr. 9 bis zur Brücke von
St. Cloud und der
Strecke A bis nach Issy,
in einer Gesamtlänge
von 3 km werden näch-
stens in den Bau ge-
nommen (Abb. 1, Neben-
karte). Die etwa 250
Mill Fr. erreichenden
Baukosten werden größ-
tenteils von dem De-
partement der Seine ge-
tragen. Im weiteren
Programm stehen bis
35 km Untergrundbahn-
strecken in dem Vor-
stadtgebiet. Die Metro-
Gesellschaft soll künftig auch die noch dampfgetriebene
Untergrundstrecke nach Sceaux wenigstens bis zur Stadt-
grenze übernehmen und elektrisieren. Einem noch spä-
teren Programm scheint auch die ähnliche Übernahme und
Elektrisierung der längs der Stadtgrenze verlaufenden
Ringbahn (52km) anzugehören, welche zwischen Pont
Cardinet und Auteuil (10km) schon von der Staatsbahn
elektrisch betrieben ist, aber auch einen starken Güter-
verkehr aufweist, so daß die Übernahme eine Reorgani-
sation des Metrobetriebes voraussetzen müßte.
Von den in der letzten Zeit vorgenommenen Unter-
erund-Bauarbeiten können die Beseitigung des Tunnels von
Batignolles und der neue Tunnel unter der Seine für die
Strecke Nr.7 erwähnt werden. Der von der Metrostrecke
Nr.2 überkreuzte Eisenbahntunnel von Batignolles, der
einer Erweiterung des Bahnhofs St. Lazare im Wege stand,
wurde durch eine dreiteilige Eisenbrücke von 44 m Länge
ersetzt, deren Mittelteil ein ganz geschlossenes Viadukt
für diese Strecke Nr.2 bildet, und deren Bau ohne Be-
triebstörung durchgeführt wurde. Die Verlängerung der
Strecke Nr. 7 benötigt die Konstruktion eines neuen
(fünften) Tunnels unter der Seine, der als ein aus Guß-
eisensegmenten hergestelltes 678 m langes Rohr von
7296 mm Innendurchmesser durchgeführt ist. Außerdem
ist dieser neue Streckenteil durch seine große Tiefe — er
mußte unter die Hausgründungen der alten Stadtviertel
auf den beiden Seineufern gelegt werden — bemerkenswert.
7o
Ki
eis, a D
1814
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
12. Dezember 1929
Die bisher nur zur Deckung des Strombedarfs der
Untergrund- und Straßenbahnen des Pariser Gebiets die-
nenden Werke sind Ivry von 60 000 kW (Soc. d’Electr. de
la Seine) und St. Denis von 175 000 kW (Soc. d’Electr. de
Paris). Der Strom wird mit 10000 und 13000V den
22 Unterwerken der Untergrundbahnen in Dreiphasen-
kabeln geliefert. Die früher ausschließlich verwendete
Periodenzahl von 25 wird stufenweise durch 50 ersetzt.
Ende 1928 sind noch etwa 25 % des Strombedarfs mit 25 Hz
geliefert worden. Die Umformerwerke sind größtenteils
mit Einankerumformern von 750 und 1500 kW ausgerüstet;
drei von ihnen (Nation, Louvre und St. Antoine) besitzen
auch Quecksilberdampf-Großgleichrichter von 900 bis
1200 kW!. Diese letzte Umformerart hat in diesem Sonder-
falle auch den Vorteil, daß der Übergang von 25 auf 50 Hz
olıne Leistungsverminderung durchführbar ist. In den an
Platzmangel leidenden Unterwerken kann außerdem ein
Ersatz der älteren Einankerumformer durch die Queck-
silbergleichrichter eine Leistungsvergrößcrung ergeben.
Dies gilt beispielsweise für das Werk Louvre, wo vier
Gleichrichter von 900 kW mit Fernbetätigung aufgestellt
wurden. Das größte Umformerwerk Opéra hat eine Lei-
stung von 8000 kW, die Gesamtleistung aller Unterwerke
erreicht 85 000 kW, wovon 21 000 kW für die drei Unter-
werke der Nord-Südbahn. Sammlerbatterien sind in elf
Unterwerken vorhanden; davon dienen sieben für die Be-
leuchtung und vier als Pufferbatterien für das Betriebs-
netz. Die Metrostrecken werden mit einer dritten Schiene
bei 600 V gespeist. Auf den Nord-Südstrecken wird ein
Dreileitersystem (Oberleitung + 600 V, dritte Schiene
— 600 V, Gleise Nulleitung) verwendet. Für die zwei in
dem Nord-Süd-Unterwerk Duhesme aufgestellten Queck-
silbergleichrichter konnte deshalb die mit Rücksicht auf
den Wirkungsgrad günstigere Sekundärspannung von
1200 V statt 600 V gewählt werden, doch mußten denselben
besondere Spannungsteiler (Drehumformer) von 200 kW
Leistung zugegeben werden, die in den Betriebspausen der
Einankerumformer dieses Unterwerkes in Betrieb gesetzt
werden, um die Unregelmäßigkeiten der Belastung aus-
zugleichen.
Die neueren Triebwagen haben eine Gesamtlänge von
14,4 m, zwei Drehgestelle von 9,2 m Drehzapfenabstand, die
je zwei Triebmotoren von 130 kW Leistung besitzen. Meh-
rere Steuersysteme kommen vor; das neueste ist ein elek-
tropneumatisches mit selbsttätiger Fortschaltung. Die
elektropneumatische Türschließvorrichtung wird von dem
Zugbegleiter, der sich im letzten Wagen befindet, bedient;
erst nach erfolgter Schließung kann das von demselben
Zugbegleiter ausgegebene Abfahrtsignal ertönen. Die Züge
sind größtenteils aus 2 Trieb- und 3 Anhängewagen zu-
sammengestellt; der mittlere Anhängewagen ist 1., die
übrigen sowie die Triebwagen 2. Klasse. Ein aus 5 Wagen
bestehender Zug ist 75 m lang und kann normal etwa
500 Personen, wovon 120 sitzend, befördern. Auf der vor-
läufig wenig belasteten Strecke Nr. 10 verkehren einzelne
Triebwagen, die ausnahmsweise auch ein kleines Abteil
1. Klasse haben.
Die Anzahl der gleichzeitig verkehrenden Züge be-
trägt maximal 286, was einer Verkehrsleistung von 123 753
Plätzen/h entspricht.
Die Haltestellen sind mit für jede Fahrrichtung eigenen
Bahnsteigen gebaut; ihre Länge, die bis jetzt 80...90 m
beträgt, wurde auf den neuen Strecken auf 105 m gebracht,
um die jetzige Maximallänge der Züge vergrößern zu
können. Eine entsprechende Verlängerung älterer Bahn-
steige auf den überlasteten Strecken ist geplant. Die
Anzahl der mechanisch betätieten Eingangstüren auf den
Bahnsteigen, die eine beträchtliche Personalersparnis ge-
statten, wird stetig vergrößert. Ihr Schließmechanismus
besteht aus einem Motor, der über eine Reibungskupplung
und eine Zahnradübersetzung eine Schnecke betreibt, auf
der die die Schließstange tragende Mutter sitzt, und aus
mehreren für die Einschaltung der Anlaßwiderstände, Um-
kehirung des Rotorstroms sowie für den Rotorkurzschluß
am Ende der Bewegung bestimmten Kontakten. Die Fern-
steuerung erfolgt entweder durch Druckknöpfe von dem
Standorte des Bahnsteigschaffners aus, soweit dieser auf
wichtigeren Bahnsteigen vorhanden ist, oder durch den
ein- und ausfahrenden Zug selbst. Das zuerst benutzte
Blocksystem der Metrostrecken mit normal auf „halt“
stehenden Signalen wird in neuerer Zeit teilweise durch ein
„offenes“ Blocksystem ersetzt. Es werden entweder Pedal-
kontakte mit Gleichstrom als Hilfstrom oder eine durch
Drosselspulen bewerkstelliete Sektionierune der Gleise
mit Wechselstrom als Hilfstrom zur Fernbetätigung der
Blockrelais verwendet. Auf den Nord-Südbahnstrecken
1 ETZ 1925 S. 624.
ist ein kombiniertes Blocksystem mit drei Signalfarben
(weiß = frei, rot = halt, grün = langsame Fahrt) ein-
geführt.
Zur Erleichterung der Fahrkartenausgabe sind be-
sondere vierfache elektrisch betriebene Fahrkartendruck-
maschinen im Gebrauch, die dem Verkaufsbeamten nach
Bedarf die notwendige Anzahl von frisch gedruckten
Fahrkarten jeder Art liefern. Die umständliche tägliche
Bereitstellung von Fahrkarten, die eine Tagesnummer
tragen, wurde damit vermieden. Fahrkartenautomaten
wurden bis jetzt nicht verwendet. Eine Ausgangskontrolle
besteht auf den Untergrundbahnen nicht.
Unter den Reklameeinrichtungen kommen auch neue,
für die Reklamebilderprojektion auf die Tunnelwände be-
stimmte, auf der Wagendecke befestigte elektrisch be-
triebene Automaten vor.
In der Einrichtung der Bahnhöfe ist die größte Ein-
fachheit eingehalten worden; ihre Ausstattung kann daher
mit jener der neuen Berliner Untergrundbahnhöfe! nicht
verglichen werden. Besonders die überall noch mit frei
hängenden Glühlampen ausgeführte Beleuchtung würde
einer Modernisierung bedürfen. Aus einem übertriebenen
Hang am Bestehenden waren auch die neueren Wagen-
serien den ältesten Wagen gleich ausgeführt worden; nur
auf den Nord-Süd-Strecken sind bessere Eisenwagen im
Betrieb. Personenaufzüge und Fahrtreppen kommen nur
vereinzelt vor. Die Fahrkartenpreise, die in den letzten
Jahren infolge der Frankentwertung wiederholt erhöht
wurden’, betragen gegenwärtig 0,60 Fr für die 2., 1 Fr für
die 1. Klasse und 0,70 Fr für die für zwei beliebige Reisen
geltende Rückfahrkarte 2. Klasse, d. h. 9,8, 16,4 und 11,5 Pf.
Leitungen.
Reinigung von Isolatoren mittels Stahlwolle. — Im
Vaca-Dixon Unterwerk UÜberschläge verursachende Staub-
und Schmutzablagerungen auf den Hängeketten der 220 kV-
Leitungen veranlaßten die Pacific Gas- and Electric Co.,
die Isolatoren wenigstens einmal im Jahr abzuwaschen.
Nach verschiedenen Versuchen hat sich hierzu die Ver-
wendung von mittelstarker Stahlwolle und Bimsstein als
zweckmäßig erwiesen, wobei dieser mehr als Schmier-
denn als Reinigungsmittel dent Nach dem Abwaschen
werden die Isolatoren mit einem trockenen Tuch abge-
rieben. Die Glasur des Porzellans soll durch die Stahl-
wolle keineswegs zerkratzt werden, sondern es soll sich
diese zur raschen und leichten Entfernung aller erhärteten
Krusten als sehr geeignet ergeben haben. (El. World
Bd. 92, S. 897.) ON.
Höchstspannungs - Freileitungen. — Im Freileitungs-
bau haben die Höchstspannungen zu Leiterdurchmessern
geführt, deren zugehöriger Gesamtqauerschnitt in kei-
nem Verhältnis zu den zu übertrargenden Strömen mehr
steht. Die sich ergebenden hohen Seilgewichte in Verbin-
dung mit den aus wirtschaftlichen Gründen erwünschten
möglichst großen Mastabständen haben das Problem des
Leiteraufbaus weiter verwickelt. Die Lösung wurde ge-
sucht einmal in Seilen mit künstlich vermindertem Metall-
querschnitt, dann aber auch im Ersatz des spezifisch
schweren Kupfers durch spezifisch leichtere oder auch
festere Metalle. So entstanden als Grenzfälle der Lösun-
gen das Kupfer-Hohlseil und das Aluminiumseil. Dazwi-
schen liegen Konstruktionen aus Doppelmcetall, Kupfer-
legierungen, Aluminiumlegierungen und schließlich die
Konstruktionen, die das Seil in einen Leitungsteil und
einen Tragteil aufteilen. Von den letztgenannten Kon-
struktionen hat das Stahl-Aluminium-Seil weitgehend Ver-
wendung gefunden. Für England, das für sein im Aufbau
begriffenes Landes-Sammelschienennetz bei 132 kV Seile
von rd. 18 mm Dmr. benötigt, bestreitet W.T. Taylor die
Zweckmäßicrkeit dieses Seiles. Er gründet seine Stellung-
nahme auf die bekannte Tatsache, daß die Luftfeuchtig-
keit in England den bei weitem größten Teil des Jahres
wesentlich höhere Werte aufweist als auf den großen Kon-
tinenten. Demzufolge kommen als Leitermaterial nur
solche Metalle in Frage, die als korrosionsfest zu bezeich-
nen sind. Galvanisierte Eisen- oder Stahldrähte sowie
Doppelmetalldrähte scheiden also aus, Kupfer. Kadmium-
kupfer und Aluminiumbronze bleiben verwendbar. Aber
auch bei Verwendung der zugelassenen Baustoffe geben die
bekannten Ilohlleiterkonstruktionen noch zu Bedenken
Anlaß. Dagegen hat eine Neukonstruktion, der Zellen-
leiter, den ein englisches Werk auf den Markt brinst,
1 ETZ 1926, S. 1356.
2? ETZ 19%, S. Bu.
12. Dezember 1929
einen zweckentsprechenden Aufbau, da dieser nur feuch-
tirkeitsdichte Hohlräume aufweist. Der Zellenleiter ist
aus Hohldrähten bzw. Röhren, die mit massiven Drähten
untermischt sein können, aufgebaut. Die Hohldrähte sind
vorzugsweise aus Kupfer oder Aluminiumbronze vorge-
sehen, die massiven Drähte aus den gleichen Metallen oder
Kadmiumkupfer. Tafel 1 zeigt einige Beispiele aus den
vielen Kombinationsmöglichkeiten mit Angabe von Ge-
wicht und Bruchlast. Leider sind weitere Kennzahlen noch
Tafel.
Außen-Dmr. in mm.
Kupfer massiv.
Kadmium+Kupfer
Avf. massiv . . .. a. 12 124-12
bat Aluminiumbronze
massiv . ..... 6
Kupfer hohl. ....
Aluminiumbronze hohl 7 7
gleichwertiger Kupfer-
querschnitt mm? 80,6 112,9
Gewicht /km in kg Ip 1619 2416
Bruchlast int . ..... 7,8 12,7
nicht gegeben. In der Iloffnung auf ihre baldige Ver-
öffentlichung hat der Verfasser bereits die Kennzahlen für
die verschiedensten Seilkonstruktionen in Tafeln zusam-
mengestellt, um die Grundlage für die spätere Gegenüber-
stellung mit dem Zellenleiter zu schaffen. (W.T. Tay-
lor, The Electrician Bd. 102, S. 290.) Wn.
Imprägnierung von Leitungsmasten im eigenen Be-
triebe. — Die Frage der Leitungsmasten hat in Nordame-
rika sich in früheren Jahren grundsätzlich von der glei-
chen Frage in Deutschland dadurch unterschieden, daß von
dem etwa 4 Mill Stück betragenden Jahresbedarf fast 90 %
aus White Cedar (Thuya und Librocedrus. in Deutschland
als Lebensbaum bekannt) gewonnen wurden; erst in den
letzten Jahren nimmt der Verbrauch von Kiefer stark zu.
Während die Zeder, die sehr widerstandsfähig gegen Fäul-
nis ist, im allzemeinen keine weitere Behandlung erfordert,
wird die Kiefer naturgemäß imprägniert. Doch ist in den
V.S. Amerika die Zahl der Imprägnieranstalten, die hier-
für zur Verfügung stehen. sehr gering, und sie sind sehr
weit verstreut. Die großen Schwierigkeiten, geeignete
Masten in imprägniertem Zustande zu erhalten, veranlaß-
ten daher in den letzten Jahren die Consolidated Gas-Elec-
tric Light and Power Co. zu Baltimore, sich eine eigene
Imprägnieranlage zu schaffen. Da der Bedarf nur etwa
10 000 Stück im Jahre ist, so schien es nicht möglich, auf
wirtschaftlicher Basis eine Druckanlage zu errichten; man
wählte daher eine Abart des schon länger bekannten Dop-
peltankverfahrens. Zwei Vorratstanks wurden aufgestellt,
einer für heißes Öl von etwa 100t Fassung und einer für
kaltes Öl von rd. 40t. Für die Imprägnierung wurden zwei
Tanks von 2X3X4m gebaut. Die Erwärmung des Öles
wird nicht, wie meist üblich, durch Dampfschlangen im
Tank bewirkt, da sich auf diesen oft dickes Öl absetzt und
die Temperatur nicht genügend gleichmäßig zu halten ist,
vielmehr wird das ganze Öl kontinuierlich durch einen
besonderen Erhitzer geschickt. Die Masten werden dann
durch einen Kran mit dem Fußende in den Tank gestellt
und dieser bis zur geforderten Höhe mit heißem Öl gefüllt.
Die Temperatur des heißen Öls muß der Holzart anpenn Di
sein. Rundholz verträst höhere Temperaturen als Schnitt-
holz. Für frische Kiefer kann man bis 105° gehen, für
Kastanie bis 100°, für Kantholz bis 95°. Zu hohe Tempe-
raturen bewirken Reien. Wenn auch höhere Temperatur
die Arbeit beschleunigt, so sind doch diese Nachteile zu
groß, so daß man sich an die oben gegebenen Grenzen hal-
ten muß. Die Temperatur muß so lange gehalten werden,
bis das Holz genügend durchgewärmt und die Luft in ihın
genügend verdünnt ist; das dauert je nach der Holzart
1..5h. Dann muß sofort das kalte Öl an Stelle des hei-
ßen eingebracht werden. Die Temperatur des „Kalten“ Öles
muß genügend unter der des heißen liegen, um eine starke
Kontraktion der Luft im Holze und damit Durchtränkung
mit Öl zu erzielen; anderseits muß sie noch genügend hoch
sein, so daß das Öl noch ordentlich dünnflüssig ist. Als
geeignetste Temperatur wurde etwa 40° gefunden. Das
kalte Bad braucht nicht so lange wie das heiße zu dauern,
muß aber mindestens 1..2h wirken.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 1815
Es gelang, mit diesem Verfahren verhältnismäßig gute
Durchtränkungen des Splintholzes zu erzielen. Die mitt-
lere Aufnahme auf den Kubikmeter betrug für Douglas-
tanne zwischen 40 und 200 ke für Kiefer 50..400 kg
und für Roteiche 60 ... 200 kg. Wenn es nur auf die Ziffern
ankäme, wäre das nicht einmal so schlecht, doch war die
Durchtränkung ziemlich unregelmäßig und ungleichmäßieg.
Noch ungünstiger wird das Bild, wenigstens vom deut-
schen Standpunkt aus, wenn man die Kosten betrachtet. In
der Quelle werden ziemlich genaue Angaben gemacht, und
es läßt sich entnehmen, daß eine richtige Imprägnierarbeit
von den meisten Druckanlagen sehr viel billiger ausgeführt
werden konnte und auch wurde. So blieb denn als einziger
positiver Wert für diese Betriebsart der Umstand, daß sie
der Baltimore-Gesellschaft erlaubt, Masten aus Kiefernholz
zu verwenden und diese zu imprägnieren in einer Gegend,
wo bis zur nächsten für den Handel arbeitenden Imprä-
gnieranlage mindestens 1000 km Bahnfracht zu zahlen
waren. Die Arbeit ist ein ausgesprochener Notbehelf, weil
im Osten der V. S. Amerika das Mastengeschäft und die
Imprägnierung von Leitungsmasten auf ökonomischer Ba-
sis noch nicht so entwickelt sind, daß die geforderten 10 000
Masten jährlich zu einem genügend billigen Preise vom
Handel geliefert werden können. (Wilson, Proc. of the
25. Meeting of the American Wood Preservers Association
1929, S. 109.) U.
Apparate.
Forschungsergebnisse über das Schalten unter Öl. —
In einem Vortrag gelegentlich der Generalversammlung
des SEV in Baden berichtete J. Kopeliowitsch über
Forschungen der BBC und verglich die Ergebnisse mit
denen früherer Arbeiten. Die Untersuchungen galten zu-
nächst der Feststellung der Schalterarbeit bzw. des Zu-
sammenhanges dieser mit Lichtbogenspannung und -länge.
Von den zahlreichen Lichtbogenformeln ist keine geeignet,
die Vorgänge bei größeren Leistungen wirklioh wieder-
zugeben; daher ist für praktische Rechnungen die Be-
nutzung experimentell gewonnener Charakteristiken zu
empfehlen. Derartige, aus Oszillogrammen erhaltene Cha-
rakteristiken zeigt z. B. Abb. 2 für zwei verschiedene
Bogenlängen; die Abhängigkeit der Bogenlänge von der
Abschaltspannung für gegebenen Strom zeigt Abb. 3. Letz-
iech
ez
1000 2000 30004
Abb. 2. Statische Charakteristik Abb.3. Bogenlänge und Abschalt-
des Wechselstromlichtbogens in spannung bei konstantem Strom.
Öl für zwei Bogenlängen. Ji sl sind Ströme wachsender
Größe.
tere Kurven sind ebenfalls Mittelwerte aus zahlreichen
Versuchen. Ihr Versuch ähnelt dem der Durchschlag-
spannung einer Funkenstrecke; der Bogen muß ja auch
nach jedem Nulldurchgang über eine vorionisierte Gas-
strecke hinweg neu zünden.
Die Versuche über den Einfluß der Schaltge-
schwindizkeit wurden mit bis zu 3000 A und 8 kV
für jede Unterbrechungstelle durchgeführt und erhärten
die Tatsache, daß es eine günstigste Geschwindigkeit gibt.
Sie liegt bei 1,2...2 m/s, Abb. 4 zeigt entsprechende Kurven
für Klotzkontakte. Eine Vergrößerung der Geschwindig-
keit über 2 m/s beeinflußt die Lichtbogendauer praktisch
nicht, bewirkt aber eine unerwünschte Vergrößerung des
Schaltweges und der mechanischen Beanspruchung der be-
weglichen Teile. Die Anwendung der Vielfachunter-
brechung hat mit zunehmender Zahl der Unterbrechungs-
stellen eine starke Abnahme der Lichtbogendauer und der
entwickelten Gasmenge zur Folge. Versuche zeigten, daß
die Bozrenlänge bei jeder Unterbrechung unabhängig von
der Zahl der in Reihe liegenden Kontakte ist: aus Ver-
suchen mit einer Unterbrechungstelle dürfen also auf das
Verhalten eines Schalters mit n-facher Unterbrechung und
n-mal größerer Abschaltleistung sichere Schlüsse gezogen
werden, was für das Prüffeld von großer Bedeutung ist.
Der Strom im Bogen bestimmt dessen Querschnitt und
die Größe des Kathotdenflecks. Bei großem Strom sind in-
a Fin Sech
1816
folge geringerer Abkühlung während des Nulldurchganges
eine kleinere Zündspannung und entsprechend größere
Bogenlänge zu erwarten. Anderseits tritt mit wachsendem
Strom eine vergrößerte Blaswirkung auf. Beide Er-
scheinungen wirken zusammen auf die Ausbildung eines
Maximums der Lichtbogendauer bei einer gewissen Strom-
stärke hin, nach dessen Überschreitung die Lichtbogen-
dauer mit weiter wachsendem Strom infolge der quadra-
tisch zunehmenden Blaswirkung abfällt. Die von BBC zur
Vermeidung von Einschaltschwierigkeiten benutzten So-
lenoidkontakte! haben, wie gezeigt wird, auch eine die
Abschaltung begünstigende Blaswirkung. — Interessant
sind die Messungen an Abschaltungen unter Druck
(0... 20 kg/cm?, 25 000 kW). Sie bestätigen im allgemeinen
die Ergebnisse Bauers? und seien hier durch Abb. 5 er-
läutert. Eine Erhöhung des Druckes über 7 kg/cm? er-
schwert danach den Abschaltprozeß. Der physikalische
Zusammenhang erscheint noch nicht völlig geklärt. — Ver-
suche mit verschiedenen Kontaktmetallen und Ölsorten
zeigten, daß ein Einfluß auf die Lichtbogenlänge prak-
tisch nicht vorliegt. Die Eigenfrequenz des Netzes
beeinflußt die Abschaltung: Bei sinkender Eigenfrequenz
wird die Abschaltung erleichtert, die Lichtbogenlänge ver-
kleinert. Diese Wirkung konnte mit Hilfe von Parallel-
kapazitäten zum Schalter nachgewiesen werden. Eine
kurze Mitteilung wird auch über die Beobachtung mittel-
frequenter, durch den Bo-
gen bei kleinen Abschalt-
strömen erzeugter Schwin-
gungen gemacht, die wei-
tere Klärung jedoch einer
späteren Arbeit vorbe-
halten.
BS Ss
EE
EE E
CC 30 E
S
Lichtbogenlänge
Abb. 4 Abhängigkeit der Licht-
bogenlänge, Lichtbogendauer und eege mit dem statischen
Abb.5. Zunahme der Lichtbogen-
Schalterarbeit von der Schalt-
geschwindigkeit. Klotzkontakte,
22000 kVA, 50 Hz.
erdruck im Schalter. 2600 Aeff»
4 kV, Zweifachunterbrechung,
Schaltgeschwindigkeit 1,1 m/s.
Die vom Verfasser gemachten Ausführungen über
Gasentwicklung und Ölkolbentheorie sind teilweise schon
in der ETZ veröffentlicht worden? Die Werte für die
von 1 kWs entwickelte Gasmenge liegen nach früheren
Messungen bei etwa 50 ...60 cm?. Die BBC-Versuche zeig-
ten, daß noch höhere Werte vorkommen und daß mit zu-
nehmender Schalterarbeit das von 1 kWs erzeugte Gas-
volumen eine Steigerung aufweist. Die Ölkolben-
theorie wurde durch Zeitlupenaufnahmen an einem
Glasschalter von 90 1 Ölinhalt bestätigt?. Wegen der beob-
achteten Einzelheiten muß auf die Originalarbeit ver-
wiesen werden, die auch eine ganze Reihe schöner Oszillo-
gramme enthält. Die Druckpulsationen im Schalter wur-
den gleichzeitig mit Spannung und Strom oszillographisch
aufgezeichnet. Schließlich behandelt der Verfasser ein-
gehend Versuche, die über den Wert der Vielfachunter-
brechung und der Löschkammer entscheiden sollten: auch
hierüber sind Abbildungen usw. bereits in der ETZ ver-
öffentlicht worden? Bei Verwendung von Löschkammern
verlangt die schnelle Löschung auch kleiner Stromstärken
einen engen unteren Kammerquerschnitt, der anderseits
bei hohen Strömen zu großen Drücken führen kann. Die
im Kammerschalter entwickelte Gasmenge ist größer als
bei freier Abschaltung, erklärbar wohl durch die ther-
mische Isolierung des Lichtbogens durch die Kammer.
Wegen der im letzten Teil der Arbeit vorgenommenen
Vergleichung der Ergebnisse der Laboratoriumsversuche
mit denen der wenigen bekannten Schaltversuche größeren
Maßstabes darf ebenfalls auf die ETZ-Veröffentlichung
1 Vgl. ETZ 1928, H 681.
? RB. Bauer, Bull. SEV Rd. 8, S. 291.
3 Kopeliowitsch, ETZ 19%, S. 676.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
12. Dezember 1929
verwiesen werden. Den Schluß bildet eine Betrachtung
der Abhebeerscheinungen und ihre Bekämpfung mittels
der Solenoidkontakte. (J.Kopeliowitsch, Bull SE\
Bd. 19, S. 541.) Wi.
Bergbau und Hütte.
Elektrisch betriebene Förderwagen - Aufschiebevor-
richtungen. — zum Aufschieben von Förderwagen auf
den Förderkorb verwendet man, wie F.Wintermeyer
im „Glückauf“ mitteilt, in der Regel ständig in gleicher
Richtung durchlaufende Motoren, weil der Vorstoßhub
verhältnismäßig klein ist und die für jeden Hub erforder-
liche Beschleunigung der Motor- und Getriebemassen beim
Umkehrmotor einen nicht unerheblichen Mehraufwand an
Energie mit sich bringt. Die Ausführung der Demag
wurde bereits in der ETZ beschrieben!. Die Maschinen-
fabrik Hasenclever, Düsseldorf, läßt den Motor (Abb. 6)
= emm dp omg «>
Liew Ze =
Abb. 6. Förderwagen-Aufschiebevorrichtung der Maschinenfabrik
Hasenclever.
über ein Schneckengetriebe, die beiden Reibräder a und b
antreiben, deren Wellen durch ein Stirnräderpaar mit-
einander in Verbindung stehen. Die zur Bewegung des
Seiltriebes dienende Trommel hat den inneren Reibkranz
c, der durch Ausschwenken eines Exzenters, auf dem die
Trommel drehbar gelagert ist, vom Steuerhebel aus mit
den Reibrädern a bzw. b zum Eingriff gebracht werden
kann. Durch die Hebelbewegung wird gleichzeitig eine
Sperre betätigt, welche sich öffnet, sobald die Stoßvorrich-
tung auf Vorlauf geschaltet ist, und sich schließt bei
Schaltung auf Rücklauf und Stillstand. Die Rücklaufbe-
wegung des Stößels erfolgt mit erhöhter Geschwindigkeit,
während das Seil durch eine federnde Spindelspannvor-
richtung dauernd in Spannung gehalten wird, so daß sich
eine federnde Pufferung und ein elastischer Stoß ergeben.
In einer besonderen Ausführung der Firma läuft der
Stößelwagen nicht zwischen den Gleisen sondern dar-
über. Der vom Wagen herabhängende Stoßhebel ist dann,
damit der erforderliche Raum für den Wagenverkehr
unter der Stoßvorrichtung freibleibt, in einer Führung
auf- und abwärts beweglich. Um den Verschleiß zu ver-
mindern sowie um eine schmutz- und staubfreie An-
ordnung der Getriebe zu erzielen, hat die Firma das
Reibrollengetriebe durch ein Planetenräderwerk ersetzt.
(Abb. 7). Der Motor treibt hier über ein Schneckengetriebe:
Abb. 7. Förderwagen-Aufschiebevorrichtung Hasenclever
mit Planetengetriebe.
und die Trommelwelle auf ein Sonnenrad. Mit diesem und
mit dem in der Seiltrommel befindlichen Innenzahnkranz
etehen Planetenräder in Eingriff, die von dem als Brems-
scheibe ausgebildeten Planetenradträger getragen wer-
den, Der Steuerhebel ist durch ein Kettengetriebe mit dem
Bremshebel verbunden. Die Kraftübertragung findet
statt, solange die Bremse angezogen ist; bei Überlastung
gleitet der Planetenradträger unter dem Bremsrad, eo
daß etwaige Stöße gemildert werden. Der Rücklauf des.
t ETZ 1926, 8. 591.
12. Dezember 1929
Stoßwagens erfolgt durch Lüften der Bremse und gleich-
zeitiges Andrücken des Planetenradträgers an einen
Reibbelag des Trommelkranzes. Durch Mittelstellung des
Bedienungshebels wird der Stillstand des Stoßvorganges
erreicht. Gleichzeitig mit dem Auslegen des Bedienungs-
hebels findet eine Einwirkung auf die federnden Sicher-
heitsperren für die Förderwagen statt.
Die Gewerkschaft Eisenhütte Westfalia, Lünen, ver-
wendet die aus Abb. 8 ersichtliche Bauweise, wobei
zwischen den beiden gegenläufigen geschliffenen Treib-
rollen (a und b) aus Gußeisen einerseits und dem ge-
schliffenen zylindrischen Reibkranz d der Aufschubtrom-
mel anderseits eine in einer Schwinge hängende massive
Lederrolle c vom Steuerhebel hin- und hergeschaltet wird.
Die Aufschubtrommel vermittelt die Bewegung durch das
Aufschubseil auf die Schubstange, die in jeder Stellung
angehalten bzw. in gegenläufige Bewegung gebracht
werden kann. Die Schubstange hat im Rücklauf wieder
eine größere Geschwindigkeit als im Vorlauf. Sollte aus
irgendeinem Umstand vor der Aufschiebevorrichtung ein
Wagen entgleisen und gegen den Steuerhebel geworfen
werden bzw. sich dieser zum
Schacht hinbewegen, so läuft
der Stößel rückwärts und
kAnn den Wagen nicht in den.
Schacht stürzen. Durch die
Wahl eines hohen Reibungs-
koeffizienten der Lederschalt-
rolle ist nur ein geringer An-
pressungsdruck erforderlich.
Die Verlagerungen erhalten
geringe spezifische Drücke
und haben daher kaum merk-
lichen Verschleiß. Die Leder-
schaltrolle soll eine Lebensdauer von vielen Monaten be-
sitzen und läßt sich in wenigen Minuten auswechseln.
Abb. 8. Getriebe der Eisenhütte
Westfalia.
Abb. 9. Bauart Notbohm.
Abb. 9 zeigt die Bauart Notbohm, bei welcher das
Antriebseil für den Mitnehmerwagen um 2 mit den Reib-
scheiben a und b verbundene Trommeln geschlungen ist,
und zwischen denen die in einer Schwinge d gelagerte
Reibrolle c liegt. Eine auf dem Schwingungszapfen be-
findliche Kettenrolle überträgt den Antrieb auf die
Abb. 10. Aufschiebevorrichtung mittels Umkehrmotors.
echwingende Reibrolle, die durch Federn stets in die Mit-
tellage gedrängt wird. Der Bedienungsmann muß bei Be-
tätigung des Steuerhebels, mit welchem ein Bremsrahmen
e verbunden ist, jedesmal den Federdruck überwinden.
In der Mittellage des Steuerhebels liegen die Brems-
echuhe an den Seiltrommeln an, während sie beim Aus-
legen nach links oder rechts nach unten fallen. Es ist
Vorsorge getroffen, daß bei Überschreitung der Endlagen
des Mitnehmerwagens der Antrieb ausgerückt wird.
Abb. 10 stellt eine Ausführung mit Umkehrmotor dar,
die auf Schacht Königshall in Betrieb ist. Zum Antrieb
dient ein 5 PS-Kurzechlußmotor, der auf dem nach Art
einer Laufkatze ausgeführten, den Stößel tragenden Mit-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
Gebiet.
1817
nehmerwagen angeordnet ist und durch ein Schneckenge-
triebe die vordern Lauf- und Triebrollen des Wagens an-
treibt. Die Stromzuführung erfolgt durch ein Kabel,
während die Steuerung durch die in der Bahn des Wagens
an deren Endlagen angebrachten Schalthebel vorgenom-
men wird, die den Motor um- oder ausschalten. Beim
Auftreten von Hindernissen gleiten die Triebräder des
Mitnehmerwagens auf der Laufbahn. (F. Winter-
meyer, Glückauf Bd. 64, S. 1573.) Ka.
Fernmeldetechnik.
Fernsprechstörwirkung von Gleichrichterbahnen. —
Wenn in Fernsprechanlagen induktive Störungen durch
Gleichrichter-Beeinflussung auftreten, so müssen grund-
sätzlich drei Voraussetzungen erfüllt sein: die Strromkurve
des Gleichrichters muß eine gewisse Welligkeit haben,
Starkstrom- und Fernsprechanlage müssen irgendwie
elektromagnetisch gekoppelt sein und die Fernsprech-
anlage muß eine Unsymmetrie besitzen. Dementsprechend
untersucht Roehma n nin den ersten drei Kapiteln seiner
Dissertation die Welligkeit und die Mittel zu ihrer Ver-
minderung, die Kopplung zwischen Starkstrom- und
Schwachstromsystem sowie die Unsymmetrie von Fern-
sprechleitungen und -schaltungen!. Das vierte Kapitel be-
handelt die Messung der Fernsprechstörwirkung von
Gleichrichterbahnen?; der im Elektrotechnischen Verein
gehaltene Vortrag über die Messung der Fernsprech-
störwirkung von Starkstromanlagen? gibt, soweit er sich
auf induktiv störende Anlagen bezieht, in kurzer Form
den Inhalt dieses Kapitels wieder. In fünf Anlagen sind
einige Rechnungen ausgeführt und Meßergebnisse, die im
Gleichrichterwerk Tegel der Deutschen Reichsbahngesell-
schaft gewonnen wurden, mitgeteilt. Ein Literaturver-
zeichnis berücksichtigt die neueren Arbeiten auf diesem
(L. Roehmann, Dr.-Ing.-Dissertation, T. H.
Breslau 1928.) Sb.
Über eine Methode zur Erzeugung von sehr kurzen
elektromagnetischen Wellen. — In den Proc. Inst. Radio
Eng. 1928 hat Hitedsugu Yagi eine Methode zur Erzeugung
rascher elektrischer Schwingungen mit Hilfe des Ma-
gnetrons veröffentlicht. Der Verfasser weist nun auf die
tschechische Zeitschrift für Mathematik und Physik sowie
auf ein tschechisches Patent hin, worin er dieses Verfahren
bereits vor vier Jahren angegeben hat. Die Spule des
Magnetrons wird dabei mit Gleichstrom beschickt; in der
Nähe einer bestimmten kritischen Stromstärke erreichen
bekanntlich die magnetisch abgelenkten Elektronen die
Anode nicht mehr. In dieser Gegend ist das Magnetron
geeignet, Schwingungen zu unterhalten. Die Wellenlänge
soll dabei von dem angeschlossenen Schwingungskreise un-
abhängig sein, der nur die Intensität der Schwingungen
bestimmt; sie ist vielmehr abhängig vom Durchmesser der
Anode, von der Anodenspannung und von der Stärke des
Magnetfeldes. Die kürzeste erreichte Wellenlänge betrug
29 cm bei 300 V Anodenspannung. Žáček, Jahrb.
drahtl. Tel. Bd. 32, S. 172.) Kb.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Elektrodenkapazität und Wanderwellengestalt. — Die
durch Widerstände oder durch Selbstinduktion verzögerte
Entladung zwischen Metallelektroden zerfällt bekanntlich
in einen Initialfunken und in eine Nachentladung. Ahn-
lich gibt nun, wie nachgewiesen wird, eine geladene Dop-
pelleitung beim Überschreiten der Zündspannung zwischen
Metallkugeln am Leitungsanfange zunächst eine kurz-
dauernde Entladung der Elektrodenkapazität und unmit-
telbar nachfolgend eine länger dauernde Entladung der
Doppelleitung. Dementsprechend zeigt die entstehende
Wanderwelle einen steileren Buckel aus der Elektroden-
kapazität auf einer flacheren Hauptwelle aus der Doppel-
leitung heraus.
Die Buckelbildung wird für Entladewellen und für
Ladewellen untersucht. Es wird gezeigt, wie hierdurch
die Höchstneigung der Wanderwelle, die Gestalt der Ein-
hüllenden der Quersvannung u.a.m. beeinflußt werden. Für
Buckelwellen hängt der Rückschluß aus der Einhüllenden,
auch aus Messungen in einer Leitungschleife, auf die Wan-
derwellengestalt völlig in der Luft. Insbesondere wird
ferner auch die Bestimmung der Funkenkonstante k mit-
tels Induktion in locker gekoppelten Drahtschleifen durch
1 Das dritte Kapitel (erweitert) erschien auch in Tel. u. Fernspr.
Techn. Rd. 18, S. 18. `
? Das vierte Kapitel wurde auch in El. Bahnen, Sonderheft 1928
veröffentlicht.
3 ETZ 19%, S. 424.
1818
Resonanz auf den Buckel stark, ja bis zur Unmöglichkeit
erschwert.
Da das Auftreten eines Buckels wohl nie ganz zu ver-
meiden ist und bisher nie bewußt auf ein kleinstes Maß
herabgedrückt wurde, so besteht für alle bisherigen Be-
stimmungen von k aus Wanderwellen eine große Unsicher-
heit. Eine Kritik der Auswertbarkeit älterer und vor-
liegender Messungen des Verfassers zur Bestimmung von
k grenzt dessen Wert zwischen 0,12 - 10? und 0,20 - 10-?
ein. (M. Toepler, Arch. El. Bd. 21, H. 5, S. 433.)
Verschiedenes.
Forschungs-Institut für Elektrowärmetechnik in Han-
nover. Die Karmarsch-Denkmünze für Geheimrat Kohl-
rausch, Hannover. — Die Hannoversche Hochschulgemein-
schaft hatte den Beirat des Forschungs-Instituts für Elek-
trowärmetechnik Freitag, den 29. November 1929 zu einer
Sitzung geladen, die von dem derzeitigen Vorsitzenden des
VDE, Herrn Generaldirektor Dr. Krone, Dortmund, gelei-
tet wurde, und in der unter zahlreicher Beteiligunz der
Leiter des Instituts, Herr Prof. Dr. Dettmar, eingehend
berichtete über die bisher durchgeführten Arbeiten (ein-
zelbeheizte Kochgeräte und Wärmespei-
cher) sowie über die in Gang befindlichen Untersuchun-
gen (Kochplatten,direktundindirekt wir-
kende Temperaturreglerund Wärmeisolie-
rungen), von denen die Teilnehmer mit Interesse Kennt-
nis nahmen. Prof. Dr. Dettmar berichtete dann über den
derzeitigen Stand der von ihm mit großen Schwierigkeiten
eingerichteten Kartei für Elektrowärmetech-
nik, die bereits über 6000 Eintragungen verfügt. Leider
mußte mangels genügender Geldmittel ein Teil der ange-
fangenen Arbeiten des Forschungs-Instituts zeitweise ein-
gestellt werden, weshalb die Aufbringung weiterer Geld-
mittel dringend erwünscht ist. Ein Rundgang durch die im
Kellergeschoß der Hochschule untergebrachten Instituts-
räume konnte die Teilnehmer von dem flotten Fortgang
der von Prof. Dr. Dettmar unter Assistenz des Dipl.-Ing.
Backhaus und anderer Herren seit Jahresfrist an Hand
einer großen Zahl aus der Industrie stammender Geräte
aufgenommenen Forschungsarbeiten überzeugen.
Hervorzuheben ist, daß über die Arbeiten des For-
schungs-Instituts bereits zwei gedruckte Mitteilun-
gen vorliegen, u. zw.: „Über die Einzelver-
luste und den Wirkungsgrad direkt be-
heizter elektrischer Kochapparate“* sowie
„Über die Einzelverluste und den Wir-
kungsgrad elektrischer Heißwasserspei-
cher“, denen in Wissenschaft und Praxis weiteste Ver-
breitung zu wünschen ist. Beide Mitteilungen sind durch
das Forschungs-Institut zu beziehen.
In der am nächsten Tage stattgefundenen ordentlichen
Hauptversammlung der Hannoverschen Hoch-
schulgemeinschaft, die von über 400 Teilnehmern
besucht war, wurden u. a. rd. 30000 RM für Forschungs-
und wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung gestellt
unddieKarmarsch-Denkmünze, eine Auszeichnung
für verdienstvolle Tätigkeit in Wissenschaft und Praxis,
dem Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Dr.-Ing. E.h. Wilh. Kohl-
rausch, dem Ehrenmitglied des VDE und Altmeister
der elektrotechnischen Abteilung an der Technischen
Hochschule, der trotz seiner 75 Jahre noch lehrend tätig
ist, als „Meister der wissenschaftlichen und praktischen
Elektrotechnik“ verliehen. Die Karmarsch-Denkmünze ist
eine Medaille aus Bronze mit dem von Prof. Ebbing-
haus modellierten Kopf des bekannten Technologen Kar-
marsch, des Begründers und langjährigen Leiters der Vor-
läuferin der Technischen Hochschule Hannover.
Über die nachmittags gehaltenen Vorträge aus dem
Gebiete „Die Deutsche Elektrowirtschaft“
wird an anderer Stelle besonders berichtet. Schp.
Elektrotechnische Neuerungen. — Die in der ersten
Märzwoche 1930 im Hause der Elektrotechnik
zu Leipzig stattfindende Frühjahrsausstellung wird wieder
eine Fülle von Neuerungen der elektrotechnischen Indu-
stric aufweisen. Wer über seine Neuerungen noch nichts
veröffentlicht hat. tut gut. einen kleinen Original-
bericht mit Abbildungen für das Frühjahrsmesseheft
der ETZ bis spätestens 25.1. 1930 an die Schriftlei-
tungder ETZ,Berlin W9, Linkstraße 23/24 IV,
zu senden.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Zweite Weltkraftkonferenz, Berlin 1930. — Die Ge-
sehäftsführung der Zweiten Weltkraftkonferenz hat nun-
mehr die Anmeldeformulare (Tagunesbeitrag 40 RM) und
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
12. Dezember 1929
einen Führer für Besichtigungen von energiewirt-
schaftlichen Anlagen in Deutschland versandt. Diese Be-
sichtigungen gliedern sich in sieben Gruppen, von denen
die 1. Berlin und Umgebung umfaßt, die 2. nach Westen
und in das rheinisch-westfälische Industriegebiet, die 3.
durch Mitteldeutschland nach Südwesten und Baden. die 4.
durch das mitteldeutsche Braunkohlengebiet nach Bayern.
die 5. über Sachsen und Niederschlesien nach Oberschlesien,
die 6. nach Nordosten in Pommern und Ostpreußen, die 7.
in das Gebiet der Hansastädte (Bremen. Hamburg, Lübeck)
führen soll. Die Zahl der Teilnehmer kann in deren eige-
nem Interesse für jede der vorgesehenen Besichtigunges-
reisen nur beschränkt sein. Wir wiederholen, daß alle An-
fragen und die Zweite Weltkraftkonferenz betreffenden
Korrespondenzen an Weltkraft, Berlin NW 7, Ingenieur-
nn (Telegrammadresse: Weltkraft Berlin) zu richten
sind.
Auskunftstelle des Deutschen Ausstellungs- und Messe-
Amtes auf der Weltausstellung Antwerpen 1930. — Das
Deutsche Ausstellungs- und Messe-Amt beabsichtigt. in
Anlehnung an die Beteiligung der Hamburger und Bremer
Wirtschaftskreise an der Antwerpener Weltausstellung
auf dieser eine Auskunftstelle zu errichten, und bittet
Firmen, die an einer Beteiligung Interesse haben, sich
wegen näherer Mitteilungen umgehend mit ihm in Ver-
bindung zu setzen.
Internationale Ausstellung Elisabethville (Kongo)
1930. — Aus Anlaß der Jahrhundertfeier Belgiens im Jahr
1930 soll auch in der Kongokolonie, u. zw. in Elisabethville,
von Mai bis Juni eine internationale Ausstellung stattfin-
den und die Gebiete des Handels, der Industrie, der Land-
wirtschaft sowie in einer allgemeinen Abteilung die kolo
niale Arbeit umfassen.
Ausstellungs-Messe Nantes 1930. — Vom 3. bis 14. IV.
findet in Nantes eine Handelsmesse für den Westen (Foire
Commerciale de l’Ouest) statt, u. a. mit einer Abteilung
„Elektrizität“. Die Teilnahme ausländischer Aussteller ist
vorgesehen.
11. Internationale und offizielle Handelsmesse Brüssel
1930. — Diese Messe wird vom 2. bis 16.IV. abgehalten.
Ihre Bestimmungen sind beim Deutschen Ausstellungs- und
Messe-Amt erhältlich.
Internationale Messe Posen 1930. — Man will dieses
Unternehmen vom 27. IV. bis 4. V. wiederholen.
Wiener Frühjahrsmesse 1930. — Der Termin der Messe,
die immer in unmittelbarem Anschluß an die Leipziger
Messe abgehalten wird, ist auf die Zeit vom 9. bis 16. III.
festgesetzt worden.
Energiewirtschaft.
Aus dem Geschäftsbericht der Elektrobank!. — Wir
entnehmen dem Geschäftsbericht der Bank für elek-
trische Unternehmungen, Zürich, für 1928/29
zunächst folgende allgemeinen Bemerkungen: „Die stür-
mische Entwicklung auf dem Gebiete der Elektrizitätswirt-
schaft geht ohne Rücksicht auf die politischen und wirt-
schaftlichen Schwankungen unvermindert weiter. In allen
Ländern nimmt der Strombedarf stetig zu, und kaum ist
ein neues Werk dem Betrieb übergeben, harren schon wie-
der eine Reihe neuer, noch größerer Projekte der Verwirk-
lichung. Das Vertrauen der Ingenieure und Wirtschafter
in die großen Möglichkeiten des elektrischen Arbeits-
gebietes scheint auch vom Kapitalanlage suchenden Publi-
kum geteilt zu werden, denn von allen Valoren wurden
die Elektrizitätswerte am wenigsten von den Börsenrück-
schlägen betroffen und erfreuen sich nach wie vor großer
Beliebtheit.“
Von den Beteiligungen der Elektrobank erstreckt sich
eine in Belgien auf die im Sommer gegründete Com-
pagnie Européenne pour Entreprises d’Electricite et d Uti-
lité Publique (Europel), Brüssel, die, wie der Verwal-
tungsrat sagt, in der Lage sein werde, in größerem Aus-
maß bei der Finanzierung elektrischer und anderer Unter-
nehmungen öffentlichen Interesses mitzuwirken. In
Frankreich hat die Electricité de Strasbourg SA. den
Absatz auf 121.1 Mill kWh erhöht: ihre neue Dampfzentrale
„Port du Rhin“ wird bis 60 000 kW vergrößert. Die Forces
Motrices du Haut-Rhin S.A., Mülhausen. lieferte 238.3 Mill
kWh und steigert die Betriebspannung der Übertragunss-
leitung nach Mülhausen auf 135 kV. um größere Energie-
mengen aus den Kraftwerken Mühleberg und Grimsel be-
ziehen zu können. Die Zentrale der Compagnie Centrale
d'Energie Electrique, Paris. in Grand-Quevilly produzierte
105.5 Mill kWh; ihre Filiale, die Société Algérienne
d’Eelairage et de Force hat u.a. die Errichtung eines
1 Vgl. ETZ 1928, S. 1857.
sf rien m ml
12. Dezember 1929
großen Wärmekraftwerks im Hafen von Algier begonnen;
um bedeutende neue Wasserkraftwerke zu bauen, wurde
von ihr die Société des Forces Motrices d’Algerie ge-
gründet. Außerdem hat die Compagnie Centrale zur För-
derung einer weitgehenden Anwendung der Elektrizität
mit befreundeten Unternehmungen die Société Centrale
d’Applications Electriques ins Leben gerufen. Der nun-
mehr reorganisierten Compagnie d’Electricit& Industrielle,
Paris, ist die Konzession für ihre Hauptzentrale am Lac
d’Oo erteilt worden, in der sie eine neue Maschinengruppe
von 10000 kW installiert hat; die gesamte Leistung ihrer
drei Wasserkraftanlagen wird bis 1930 60000 kW er-
reichen. Eine weitere Ausdehnung des Unternehmens ist
projektiert,. besonders die Vergrößerung der Anlagen in
Marignac. Bei der Société des Forces Motrices de la Vienne,
Paris. stieg die Jahreserzeugung um rd. 17 %: die Wasser-
kraftanlage Jousseau ist vollendet, und die Fertigstellung
derjenigen von St. Marc am Taurion, von dem man über-
ies eine zweite Stufe ausbaut, wird für Anfang nächsten
Jahres erwartet. Das Netz der Gesellschaft soll mit denen
der Société Nantaise d’Eclairage et de Force par l’Electri-
cité und der Compagnie du Gaz pour la France et l’Etranger
verbunden werden. Mit diesen beiden Gesellschaften wurde
die Société de Transport d’Energie de l’Ouest (Stello) ge-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
1819
Charco del Cura, hat mit 16200 kW den Betrieb aufge-
nommen, läßt sich aber erst nach Vollendung der Stau-
mauer für die zweite Zentrale Puente Burguillo voll aus-
nutzen. Die Regadios y Energia de Valencia S.A., Valen-
cia, welche die Verwertung der Turia bezweckt, befindet
sich noch im Anfang der Entwicklung. Der Aktivsaldo
der Elektrobank betrug mit Vortrag 9 789 412 Fr (9 656 472
i. V.), woraus wieder 10 % Dividende auf 75 Mill Fr
Aktienkapital verteilt worden sind.
Die Energiegewinnung der Welt. — In Abb. 11! ist
die Menge der 1927 unmittelbar gewonnenen Energieträger
einheitlich auf den Maßstab der Kilowattstunde gebracht.
Die Darstellung zeigt die beherrschende Stellung der Stein-
kohle (77% der Weltenergiegewinnung), die heute noch
in allen Erdteilen an der Spitze sämtlicher Energieträger
steht. Die flüssigen Brennstoffe konnten sich einen be-
sonders starken Anteil in Amerika und in Asien sichern.
Der Beitrag der Wasserkräfte bewegt sich in sehr be-
scheidenen Grenzen. Selbst in Afrika, das fast die Hälfte
aller Wasserkraftvorkommen der Welt besitzt, ist ihre
Beteiligung an der Energiegewinnung nur äußerst gering.
Das gleiche gilt für den Anteil der Braunkohle. Entfielen
doch von den 1928 auf der Erde geförderten 213,5 Mill t
ERT SA ET
Lëck N, NÉI
N N N N RS N
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~ 70 Fr K „ef 7 BR
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SS Ny N 150 Mrd. kW. Woasserkrafl
Sn Ee \ M
VENRAN ahg Mra kWh, ës Mrd. kWh
Kä, Ch 3572 Mrd AWR, A C
| Besser? Fé
MT D
P N 21 Mrd. kWh
— Wasserkraf
0AMrd
Wasserkrafi
420 Mrd kWh
GC
5
09 Mrd. kWh u
Abb. 11. Die Weltenergiegewinnung 1927.
gründet, die das restliche Verbindungstück zwischen den
110 kV-Linien der drei Unternehmungen herstellen wird.
Die Société des Forces Motrices de la Viennr hat sich
ferner um neue Konzessionen an der Vienne Sup6rieure
bemüht und sich an der Société d’Energie Electrique de la
Moyenne Dordogne beteiligt, welch letztere aus dem Fluß
350 000 kW zu gewinnen beabsichtigt. Das Anwachsen der
Stromlieferung auf 727 Mill kWh hat in Italien die
Società Adriatica di Elettricità, Venedig, veranlaßt, den
Bau weiterer Wasserkraftwerke in Aussicht zu nehmen.
Bekanntlich wurde von ihr mit befreundeten Gesellschaften
die Compagnie Italo-Belge pour Entreprises d’Electriecite
et d’Utilitt Publique geschaffen und von dieser, der
Elektrobank usw. wiederum die oben schon genannte
Europel, der die Berichterstatterin zahlreiche Beteili-
gungen abgetreten hat. In Polen ist infolge der Steige-
rung der Leistung in der Zentrale der Lodzer Elektrizi-
tätsgesellschaft AG. deren Stromabgabe um 26 % auf 80,6
MillkWh gewachsen; die Anlagen werden um 20 000 kW
auf 66 000 kW erweitert. Inder Schweiz belief sich die
Energielieferung des Kraftwerks Laufenburg auf 384 Mill
kWh, d.s. 13 % mehr als 1927; 14,6.Mill kWh wurden von
fremden Werken bezogen. Bei den Centralschweizerischen
Kraftwerken, Luzern, erhöhte sich die Stromabgabe, ein-
schließlich der angegliederten Werke Altdorf und Schwyz,
auf 110,2 Mill kWh. Was Spanien angeht, so hat die
Compañia Sevillana de Electricidad, Sevilla, 1928 102,8 Mill
kWh gewonnen und die Konzession für die Erstellung
einer Wasserkraftanlage am Viar (etwa 80 Mill kWh
jährlich) erhalten. Der Stromverbrauch der Compañia
Hispano-Americana de Blectrieidad S.A., Madrid, ist von
498,8 auf 542,9 Mill kWh gewachsen; Ende 1928 betrug ihre
Gesamtleistung 392 600 kW. Die erste der beiden Wasser-
kraftanlagen der Saltos del Alberche, Madrid, genannt
allein 166,2 Mill t auf Deutschland. Da die Elektrizitäts-
gewinnung der Welt im Jahre 1927 etwa 230 Mrd kWh
betragen haben dürfte, sind also aus den geförderten Kohle-
und Erdölmengen sowie aus den ausgenu.zten Wasser-
kräften nur 14 % der darin enthaltenen Energien in elek-
trischen Strom umgewandelt worden. Dehne.
GEWERBLICHER RECHTSSCHUTZ.
Ausfertigung von Patenturkunden. — Durch eine
Entscheidung der Beschwerdeabteilung II vom 30. VII.
1929 wird der Grundsatz aufgestellt, daß über den im
Patentgesetz vorgesehenen Fall der Ausfertigung einer
Urkunde nach der Erteilung des Patents an den Patent-
inhaber hinaus weitere Ausfertigungen zulässig sind,
wenn nach Ansicht des Patentamts ein berechtigtes Inter-
esse besteht. Ein solches wurde bisher schon bei Verlust
der Urkunde angenommen. Im vorliegenden Fall waren
zwei Patentinhaber in Meinungsverschiedenheiten gera-
ten. Der eine wollte unabhängig vom andern über sei-
nen Anteil am Patent verfügen und hatte deshalb die
Ausfertigung einer besonderen Urkunde beantragt. Die
Beschwerdeabteilung stellte fest, daß ihm für diese Ver-
fügungsmöglichkeit die Ausfertigung der Patenturkunde
von großem Nutzen sein könne, weil bei etwaigen Ver-
handlungen über eine Verwertung des Anteils in der
Regel die Vorlegung der Patenturkunde verlangt wird.
Die Beschwerdeabteilung führte dann aus, daß sich Miß-
brauch mit einer weiteren Ausfertigung der Urkunde
nicht treiben lasse, wenn man diese in einer Weise be-
zeishne, die das Vorhandensein einer ersten Ausfertigung
Aus Techn. Wirtsch. (VDI-Verlag) Bd. 22, 1929 S. 288.
1820
ersichtlich mache. Zudem sei die Patenturkunde nicht Trä-
gerin des Patentrechts, sondern nur Beweisurkunde für
die Tatsache der Patenterteilung.
Zahlung von Anmeldegebühren im patentamtlichen
Verfahren. — Das Reichspatentamt hat kürzlich darauf
aufmerksam gemacht, daß häufig bei der Anmeldung von
Patenten, Gebrauchsmustern oder Warenzeichen nicht,
wie die gesetzlichen Vorschriften vorschen, gleich-
zeitig die tarifmäßize Gebühr eingezahlt werde. Das
Amt sei gesetzlich nicht verpflichtet, die Abweisung der
Anmeldung wegen Nichtzahlung der Anmeldegebülhr von
einer vorherigen besonderen Zahlungsaufforderung ab-
hängig zu machen (was z. Z. seine Praxis ist). In der
bezüszlichen Mitteilung wird ferner auf die Notwendigkeit
hingewiesen, bei allen Zahlungen für Neuanmeldungen den
Namen des Anmelders und den Gegenstand der Anmel-
dung, bei allen sonstigen Zahlungen das Aktenzeichen
oder die Rollennummer anzugeben, weil sonst neben der
Erschwerung des Geschäftszanges auch die schädliche
Folge eintreten kann, daß bei nicht rechtzeitiger Fest-
stellung der Zugehörigkeit der geleisteten Zahlung die
Zurückweisung des damit verbundenen Antrags droht.
Ausübungszwang in Kanada. — In einer Entschei-
dung vom 26. VIII. 1929, die das Patent 252 124 betraf, hat
der Präsident des kanadischen Patentamts folgende wich-
tigen Grundsätze über die Handhabung des Ausübungs-
zwangs aufgestellt: „Man kann von dem Patentinhaber
vernünftizerweise nicht verlangen, daß er eine Fabrika-
tion in Kanada beginnt, bevor ein genürzendes Bedürfnis
für den Artikel vorhanden ist, um eine Basis für die Fa-
brikation abzugeben, oder bevor er die Möglichkeit hatte,
sein Produkt einzuführen, es den Interessenten bekannt
zu machen und damit einen Markt dafür zu schaffen. Der
Patentinhaber hat sich vor Ablauf der Dreijahresfrist be-
müht, den patentierten Artikel einzuführen, und auch mit
dem Kläger verhandelt, damit dieser den Artikel in Ka-
nada herstellt und den Anforderungen des Gesetzes ent-
spricht. Die Verhandlungen wurden nicht früher be-
gonnen, weil die Nachfrage nicht einen genügenden Um-
fang der Fabrikation gewährleistete, um diese einträg-
lich zu gestalten. Es ist behauptet worden, daß die Wir-
kung des Gesetzes automatisch eintritt und daß, wenn die
Fabrikation nicht innerhalb von drei Jahren begonnen
hat, das Patent widerrufen werden kann oder daß eine
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
12. Dezember 1929
Zwangslizenz erteilt werden muß. Ich weigere mich, die
§ 40 und 41 des Gesetzes so auszulegen. Patente werden
nicht nur erteilt, um dem Patentinhaber eine Pflicht auf-
zuerlegen, deren Erfüllung nicht immer möglich ist. Das
Gesetz muß dem Patentinhaber ein zewisses Maß von
Schutz geben, und er sollte nicht mit dem Verlust seines
ausschließlichen Rechts bestraft werden, wenn die Nicht-
ausführunz auf Umstände zurückzuführen ist. die nicht
in seiner Macht liegen oder wo der Markt nicht darauf vor-
bereitet ist, den patentierten Artikel aufzunchmen. Ich
finde, daß der Patentinhaber sich zunächst bemüht hat, den
patentierten Gegenstand auf dem kanadischen Markt ein-
zuführen und ihn als einen sehr wünschenswerten Artikel
bekanntzumachen, und daß er nachher versucht hat, wegen
der Fabrikation des Gegenstandes mit den beiden Firmen
zu verhandeln, von denen bekannt war, daß sie allein die
richtige Einrichtung dafür besitzen.“ Aus diesen Grün-
den kommt der Präsident zu einer Zurückweisung der
Klage; das Urteil legt besonderen Wert auf die Bemühun-
gen des Patentinhabers um Fabrikation seiner Erfindung
in Kanada, selbst wenn diese Bemühungen erfolglos waren.
Gewerblicher Rechtsschutz in Ägypten. — Bisher be-
stand an jedem der drei gemischten Gerichte Ägyptens,
Kairo, Alexandria und Mansourah, ein Register zur Ein-
trazung gewerblicher Schutzrechte, so daß man, um voll-
ständigen Schutz zu haben, drei Eintragungen benötigte.
Nach einem Beschluß des gemischten Berufungsgerichts
in Alexandria wird nunmehr bei ihm am 1.1. 1930 ein ein-
ziges Register für ganz Ägypten eingerichtet, das zur Ein-
tragung von Erfindungspatenten, Warenzeichen, literari-
schem, künstlerischem und musikalischem Eigentum dient.
Das vereinfacht die Erwirkung von Schutz in Ägypten
wesentlich.
Beitritt zu den Haager Abkommen. — Brasilien
ist mit Wirkung vom 26. X. 1929 dem Pariser Unionsver-
trag für den Schutz des gewerblichen Eigentums sowie
dem Madrider Abkommen über die Unterdrückung falscher
Herkunftsbezeichnungen und über die internationale Ein-
Lrapung von Warenzeichen in der Fassung der Haager
Konferenz vom 6. XI. 1925 beigetreten.
Ferner hat Großbritannien für seine Kolonie der In-
sen Trinidad und Tobago den Beitritt zu den ersten
beiden Abkommen mit Wirkung vom 21. X. 1929 angezeigt.
Patentanwalt Dipl.-Ing. H. Herzfeld I, Berlin.
VEREINSNACHRICHTEN.
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Gescht
stelle, Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a Il, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 2697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02.
Einladung
zurordentlichen Sitzung am Dienstag,
dem 17. Dezember 1929, 7% Uhr abends in
der Technischen Hochschule zu Char-
lottenburg, Erweiterungsbau Saal Nr. 301.
Tagesordnung:
1. Geschäftliche Mitteilungen.
9%. Vortrax des Herrn Obering. Dr.-Ing. Kesselring
über das Thema: ‚DerExpansionsschalter
(Hochleistungschalter ohne Öl)‘.
Inhaltsangabe:
Das allgemeine Grundgesetz der Flüssiekeitschalter.
Einige aus dem (Grundgesetz hervorgehende Ausfüh-
rungsformen des Expansionsschalters.
Die thermodynamischen Vorgänge während der Ab-
schaltung.
Der Löschvorgang.
Der konstruktive Aufbau des Expansionsschalters.
Anwendung des Grundgesetzes auf die verschiedenen
Flüssiekeitschalter.
Gerenüberstellung der Löschkurven des Preßluft- und
Expansionsschalters.
Einlaß in den Vortragsaal gegen Vor-
zeigung der Mitgliedskarten.
AufdenNamenausgestellteGastkarten
werdenbei Vorausbestellunge bis 16. Dezember
von der Geschäftstelle des Elektrotechnischen Vereins,
Berlin W 35, Potsdamer Straße 118a ll. ausgegeben.
sa nv Lë De
Nachsitzunge im „Grand-Hotel am Knie“, Char-
lottenburg, Bismarckstr. 1.
Elektrotechnischer Verein e. V.
Der Vorsitzende
K. W. Wagner.
Vorläufige Anzeige
betr. 50jähriges Bestehen des Elektrotechnischen Vereins.
Derklektrotechnische Verein,derEnde
Dezember 1879 gegründet wordenist, wird
infolgedessen demnächst 50 Jahre bestehen.
Aus mehrfachen Gründen wird die Jubiläumsfeier in der
Zeit vom 24. bis 27. Januar 1930 stattfinden. In Aussicht
ers ist die nachstehende „Vorläufige Fest-
olge“:
Freitag,den 24 Januar 1930.
a) 2 Uhr nachmittags: Festsitzung in Krolls Großem
Festsaal, Berlin NW 40, Platz der Republik 7.
Ansprache des Vorsitzenden mit einem kurzen
Rückblick auf die Entwicklung der Elektrotechnik
in den vergangenen 50 Jahren.
Glückwünsche anderer Vereine usw.
Ehrungen.
b) a abends Festessen mit Ball in Krolls sämtlichen
älen.
Sonnabend,den 25. Januar 1930.
a) 10 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachmittags, 3 bis 6 Uhr
nachmittags: Technisch-wissenschaftliche Tagung im
Lanzenbeck-Virchow-lIHaus (Großer Saal), Berlin
NW 6, Luisenstr. 58/59, bestehend aus Vorträgen her-
vorragender Fachmänner über elektrotechnische
‘ Themen von allzemeinem Interesse.
b) Abends: Bierabend von 8 Uhr ab (Hotel wird noch
bekanntgegeben).
_ en ege Re en
12. Dezember 1929
Sonntag, den 26. Januar 1930.
Führung durch Berliner Museen.
Montag,den 27 Januar 1930.
Besichtigung technischer und anderer Betriebe.
Die Einzelheiten werden später bekanntgegeben wer-
den; die Einladungen werden rechtzeitig ergehen.
Elektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Geschäftstelle: Berlin W 67, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B 1 Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
VDE-Fachbericht-Sonderheft 1929.
Das VDE-Fachbericht-Sonderheft 1929 der XXXIV.
Jahresversammlung des VDE in Aachen ist soeben er-
schienen. Der Inhalt des Heftes gibt die auf der XXXIV.
Jahresversammlung des VDE am 8. und Í. Juli 1929 in der
Technischen Hochschule Aachen gehaltenen Fachberichte
nebst den anschließenden Besprechungen wieder. Die
Preise sind:
Für Mitglieder geheftet 5,— RM,
> gebunden . . . 6— „
für Nichtmitglieder geheftet 9,— ,
u gebunden . 10,— ,„
Versandkosten 050 ,
Bestellungen bitten wir umgehend an die Geschäftstelle
des VDE, Berlin W 57, Potsdamer Straße 68, zu richten.
Der Versand erfolgt sofort.
Kommission für Freileitungen.
Die Jahresversammlung 1929 hatte die Kommission
bevollmächtigt, den in ETZ 1929, S. 434, 726 und 947 ver-
öffentlichten Schlußentwurf der
„Vorschriften für Starkstrom-Frei-
leitungen V.S. F./1930*
einer nochmalizgen Überprüfung zu unterziehen, um nach
Ablauf der Einspruchsfrist noch eingezangene Anregun-
zen gezebenenfalls bei dem endgültigen Wortlaut zu be-
rücksichtiren sowie das Ergebnis der zur Zeit der Jah-
resversammlung noch schwebenden Verhandlungen mit
dem Deutschen Straßenbauverband in den endgültigen
Wortlaut hineinzuarbeiten.
Diese Überprüfung ist im Einvernehmen mit den An-
tragstellern erfolgt. Außerdem ist das Ergebnis der Ver-
handlungen mit dem Deutschen Straßenbauverband in
&5 32 und 36 aufgenommen.
Die Kommission hat weiter, dem Beispiel der Kom-
mission für Errichtungs- und Betriebsvorschriften fol-
gend, auch für die neuen V.S.F.;1930 die Trennlinie von
1000 V eingeführt, so daß jetzt zwischen Freileitungen
mit Betriebspannungen unter 1 kV und solchen mit Be-
triebspannungen von 1 kV und darüber unterschieden
wird. Die hierdurch bedingten Änderungen sind eben-
falls in dem nachstehenden Nachtrag 3 wiedergegeben.
Der Vorstand hat den nachstehend veröffentlichten
Änderungen an dem Schlußentwurf in seiner am 8. No-
vember 1929 abgehaltenen Sitzung zugestimmt, so daß
die V.S.F./1930 mit diesen Änderungen am 1. Januar 1930
in Kraft treten.
Nachtrag 3 zum Schlußentwurf
der
„Vorschriften für den Bau von Starkstrom-Freileitungen
V.S.F./1930*.
Inhaltsübersicht.
III. Freileitungen für Betriebspannungen von 1 kV
und darüber.
IV. Freileitungen für Betriebspannungen unter 1 kV.
II. Begriffserklärungen.
§ 3.
Die Vorschrift a) erhält folgenden erweiterten Wort-
laut:
„a) Freileitung im Sinne dieser Vorschriften
ist die Gesamtheit der zu einem Zug vereinigten ober-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50-
1821
irdischen Starkstromleitungen mit allen Einrichtungen
zur Führung der Leitungen, also den Stützpunkten —
wie Maste und deren Fundierung, Dachständer, Konsole
u.dgl. —, den Leitungsträgern, Isolatoren, Leitungen
und Erdungen.“
i Die Vorschrift f) erhält folgenden geänderten Wort-
aut:
„£) Dauerzugfestigkeit der Leitungen im
Sinne dieser Vorschriften ist die größte statische Zug-
spannung, die eindrähtige Leitungen oder zu Seilen
verwendete Drähte 1 Jahr lang aushalten müssen, ehe
sie zerreißen.“
Hierdurch wird an allen übrigen Stellen der Vorschriften,
an denen das Wort „Dauerfestigkeit“ gebraucht war,
dieses Wort abgeändert in „Dauerzugfestizkeit“.
a Vorschrift g) erhält folgenden erweiterten Wort-
aut:
wël Höchstzugspannung im Sinne dieser
Vorschriften ist die Zugspannung im tiefsten Punkt
der Leitungen, die nach dem bei der Verlegung ge-
wählten Durchhang weder bei —5° mit der der Be-
rechnung zugrunde gelegten Zusatzlast noch bei — 20 °
ohne Zusatzlast überschritten wird.“
Die der Vorschrift h) angefügte Erklärung wird ge-
strichen.
III. Freileitungen mit Betriebspannungen von 1 kV
und darüber.
A. Leitungen.
§ 4.
Schutz gegen Berührung. Abstände von
Gebäuden.
Der 1. Abs. der Vorschrift c) erhält folgenden er-
weiterten Wortlaut:
wël Die Führung von Leitungen über Gebäude ist
im eigentlichen Stadtgebiet tunlichst zu vermeiden;
dieses gilt besonders für Industriebauten. in denen
feuergefährliche Stoffe verarbeitet oder gelagert wer-
den. Über Gebäude mit weicher Bedachung (Pappe auf
Holzverschalung, Stroh-, Rohr-, Ret-. Schindel-, Lehm-
schindel- u. del. Dächer) dürfen Leitungen nicht hin-
weggeführt werden, es sei denn, daß der Abstand vom
Dachfirst bis zur untersten Leitung mindestens 12 m
beträgt.“
Die Unterabschnitte der Vorschrift c), die mit a)
und ß) gekennzeichnet sind, erhalten folgenden Wortlaut:
„a@) Der senkrechte Abstand zwischen den nicht
ausgeschwungenen Leitungen und darunterliegenden
Gebäudeteilen (Dachfirst, Oberkante der Schornsteine
u. dgl.) muß mindestens 3 m betragen und zwar bei
Leitungen mit Kettenisolatoren auch dann, wenn die
unterste Leitung in einem benachbarten Feld bei
größtem Durchliang reißt oder, wenn sie bei normaler
Eisbelastung den Eisbehang in beiden Nachbarfeldern
abreworfen, im Kreuzungsfeld dagegen noch festge-
halten hat.
B) Bei der Führung seitlich von Gebäuden oder
Gebäudeteilen dürfen sich Leitungen, die sich leicht
ausschalten lassen, im ungünstigsten Falle und im
unbeschädigten Zustande festen Gebäudeteilen nicht
auf weniger als 3 m nähern können. Alle übrigen
Leitungen dürfen sich im ungünstigsten Falle und im
unbeschädigten Zustande festen Gebäudeteilen nicht
auf weniger als 5 m nähern können.
In beiden Fällen ist das Ausschwingen der Lei-
tungen zu berücksichtigen.“
8 6.
Beschaffenheit der Leitungsdrähte und
Leitungseile Mindestquerschnitte.
Die Vorschrift d) wird durch folgenden, am Schluß
anzulüzenden neuen Absatz erweitert:
„Eindrähtige Leitungen sind nur bis 80 m Spann-
weite zulässig (Ausnahme für Fernmeldeleitungen
siehe $ 11).“ T
Zulässige Zugspannungen.
Die Vorschrift a) wird in Vorschriften a) bis c) mit
folgendem Wortlaut aufgeteilt:
.a) In Gegenden, in denen im allzeme!nen keine
größere als die normale Zusatzlast [siehe $ 8b)] zu er-
warten ist, sind folgende Höchstzugspannungen zulässig:
bei eindrähtiren Kupferleitungen 12 kg/mm?
bei Kupferseilen ee a re en e rad 5
bei Aluminiumseilen . 8&8 y»
bei Stahlaluminiumseilen, die den Bedin-
gungen nach §§ 5 u. 6a) entsprechen,
auf den Gesamtquerschnitt bezogen. . 11 ”
1822
bei Seilen aus Bronze Bz II. . 30 kg mm?
bei eindrähtigen Leitungen aus anderen
Werkstoffen 5%,
bei Seilen aus anderen Werkstoffen f í 50 -
der Dauerzugfestigkeit.
b) Da bei großen Spannweiten die Zugspannung in
den Aufhängepunkten der Leitungen nicht mehr vernach-
lässigt werden darf — bei normalen Spannweiten ist der
Zuwachs der Zugspannung gegenüber der Spannung im
tiefsten Punkt so gering, daß er vernachlässigt werden
kann —, darf bei einfacher normaler Zusatzlast die Zug-
spannung an diesen Aufhängepunkten der Leitungseile die
Höchstzugspannung nach a) um höchstens 5% über-
schreiten.
Da die Sicherheit der Leitungen bei auftretenden Zu-
satzlasten mit wachsender Spannweite abnimmt, ist der
Nachweis zu erbringen, daß bei Leitungseilen die 2-fache
normale Zusatzlast den Werkstoff an den Aufhängee-
punkten höchstens bis zur Dauerzugfestigkeit beansprucht.
c) Die vorstehenden Anforderungen gelten für Lei-
tungseile als erfüllt, cin besonderer Nachweis erübrigt sich
also, wenn bei den unter a) festgelegten Höchstzugspan-
nungen die in der nachstehenden Tafel I angegebenen
(irenzspannweiten nicht überschritten werden.
Die zulässigen Spannweiten für eindrähtige Leitungen
sind in §§ 6 und 11 festgelegt.
Die nachstehenden Grenzspannweiten sind nach der
Gleichung der Kettenlinie berechnet.
Tafell.
Grenzspannweiten
Si ; Stahl®
Bronze a Sr mit Prüffestigkeit
E | AN mini- in kgimm
Be Seal Pz0P um | um | E erter
m m ' m n'm mm: m|m
}
35 | 80) 160,
50 (uo ag TT
70 140| 280) 90 9 O
85 Toi on "mie II
120 | 810 (an 2301| 470| u en
150 | 870 "1400| 1290| 630° Di BE
iss |920| "ag |360 s60 | 7]
.. * Für Stahlaluminiumseile geben die Zahlen die entsprechenden
Seilnummern an.
IT Grenzspannweiten für Seile aus Bronze Bz I und Bz III sowie
für Stahlseile werden nachgetragen, sobald die eingeleiteten Versuche
zur Bestimmung der Dauerzugfestigkeit abgeschlossen sind.”
Die bisherigen Vorschriften b) und c) erhalten die
Kennbuchstaben d) und e).
§ 8.
Durchhang.
Tafel II und die zugehörende Fußnote 4 werden, wie
folgt. geändert (s. nächste Spalte oben):
§ 11.
Fernmeldeleitungen am Gestänge von
Starkstromleitungen.
Dieser Paragraph erhält folgende geänderte Fassune:
„a) Fernmeldeleitungen, die mit Starkstromleitungen
am gleichen Gestänge geführt sind, müssen so eingerichtet
sein, daß gefährliche Spannungen in ihnen nicht auftreten
können, oder sie sind entsprechend der induzierten Span-
nung wie Starkstromleitunzen zu behandeln.
Bezüglich der Gefährdung von Fernmeldeleitungen
durch unmittelbare Berührung mit Starkstromleitungen
siehe SS 32 und 36.
Fernmeldeleitungen dürfen am gleichen Gestänge nur
unterhalb der Starkstromleitungen verlert werden.
b) Bei Spannweiten bis 120 m wird Bronze-, Doppel-
metall- und Stahldraht, dessen Nennlast mindestens
350 kg beträgt, mit einem geringeren Querschnitt als `
10 mm? zugelassen. Im übrigen gelten für Fernmelde-
leitungen, die mit Starkstromleitungen am gleichen Ge-
stänge geführt sind, §§ 5 bis 8.“
B. Isolatoren und Zubehör.
§ 12.
Isolatoren.
Die Vorschrift a) erhält folgenden geänderten Wort-
iaut:
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
12. Dezember 1929
„a) Für die Prüfung der Isolatoren gelten die „Leit-
sätze für die Prüfung von Isolatoren aus keramischen
Werkstoffen für Spannungen von 1000 V an“. Soweit die
Isolatoren genormt sind, gelten außerdem die diesbezüg-
lichen Normblätter DIN VDE 8002 bis 8005, 8007 und 8008.
Noch nicht genormte Isolatoren müssen in elektrischer
und — bei Abspannpunkten — auch in mechanischer Hin-
sicht die gleiche Sicherheit wie die genormten Isolatoren
bieten.“
Tafel Il.
U
Dauer Prüf-
Eigen- Wärme- | Elastische zus tee
Werkstoff gewicht Bann e Ce fenn keit
: See? e : 2; eitin! in
je keem? | eç für 1° 'a in cm’kg ke mmiki mir
Der zur zur E u zu
Bronze Bz Inach
DIN VDE 83 w 1,3. 106
Bronze Bz TI nach 2 ` 5 1
nach DIN VDE 8,65.10 3| 1,63.10-5, 72 7.5 | Si 70
1,3. 19
Bä... EE Sasse et EDEN
Aluminium.....1270.10-3 233.10-5 _1_| 12 | 18
l. 0,56 e (RL .
Stahlaluminium -3 5 a ` ES
Stahl mit 40 kg/ e Wi 1 P
A AE
Stahl mit 70 kg/ | ] DOC
-3 5
mm? verzinkt , 7,8 . 10 d 1,1 . 10 1,96. 106
Stahl mit 120 kg/ 3 —5 1 e 4
mm? verzinkt . 8,0 D 10- 1,1 . 10 | 2,0 7 106 129
Stahl mit 150 kg/ e sl
mm? verzinkt .| Bi, 107°) 11.1079 -50,106 | 16)
*“ Dauerzugfestigkeit für Bronze Bz I und Rz III sowie für Stahl
wird nachgetragen, sobald die einge reten Versuche abgeschlossen sind.
.. „Bis zur Bekanntgabe dieser Werte sind diese Werkstoffe mindestens
mit 25facher Sicherheit, bezogen auf die Prüffestigkeit, zu spannen.
Die Vorschrift d) erhält für den Unterabschnitt 2a)
folgenden geänderten Wortlaut:
„2. Stichprobenprüfung.
a) Mechanische Prüfung von Stützen-
isolatoren. Stützenisolatoren, die für Abspann-
zwecke verwendet werden, müssen stichprobenweise
gemäß § 9a) der unter a) genannten Leitsätze mit
entsprechend starken eingekitteten oder eingebleiten
Versuchstützen geprüft werden. Hierbei müssen ge-
normte Isolatoren die in DIN VDE 8002 bis 8005 auf-
geführten, nicht genormte Isolatoren die entsprechen-
den Mindestbruchlasten haben.“
§ 13.
Isolatorstützen und Aufhängeteile.
Die Vorschrift a) erhält folgenden geänderten Wort-
laut:
„a) Für Isolatorstützen und Aufhängeteile gelten die
gleichen Grundsätze wie für Stahlmaste und außerdem die
Normblätter DIN VDE 8040 bis 8045.“
C. Gestänge.
3. Stahlmaste.
§ 24.
Zulässige Spannungen.
Abs.2 und 3 der Vorschrift c) erhalten folgende ge-
änderte Fassung:
„Für die verschiedenen Schlankheitsgrade von Stäben
aus Flußstahl ist œ aus Tafel VI zu entnehmen. Zwischen-
werte sind geradlinig einzuschalten.
In Tafel VI bedeuten:
8
= = ‚wobei 2 ay
SS
F D
I = das für die Berechnung in Frage kommende Träzheits-
moment des ungreschwächten Stabes,
F = Querschnitt des ungeschwächten Stabes,
_ zulässige Zug- und Biegungspannung ` gu is
DÉI D — st.
zulässige Druckspannung nl
—
12. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50 1823
Ee
Bei der Berechnung von Tafel VI sind:
der Elastizitätsmodul Æ = 2 100 000 kg/cm? und
die Streckgrenze ge = 2400 kg/em?
angenommen.“
Die Erklärung zu der Vorschrift d) erhält folgenden
geänderten Wortlaut:
„Sind bei einem Gittermast aus einfachen Winkel-
eisen die in der Abwicklung der Mastseiten in gleicher
Höhe liegenden Streben parallel gerichtet, so kann bei
der Berechnung der Eckstäbe das Trägheitsmoment auf
die zu einem Winkelschenkel parallele Achse bezogen
werden (/„ oder ly, siehe DIN 1028). Bei nicht parallel
gerichteten Streben ist das kleinste Trägheitsmoment (Zy)
einzusetzen (siehe Abb. 2).
In Tafei VI wird der w-Wert für à = 140 von 4,64
geändert in: 4,63.
D. Besondere Bestimmungen.
§ 32.
Kreuzungen und Parallelführungen.
Dieser Paragraph erhält folgende geänderte Fassung:
„a) Wenn Freileitungen über Ortschaften, be-
wohnte Grundstücke oder gewerbliche An-
lagen geführt werden, müssen sie mit erhöhter Sicher-
heit (siehe § 33) ausgeführt werden.
An Stelle der Ausführung mit erhöhter Sicherheit
können auch Vorrichtungen angebracht werden, die herab-
fallende Leitungen auffangen (z.B. Schutznetze, Schutz-
leitungen oder dgl.). Ihre Anwendung ist jedoch möglichst
einzuschränken.
Ferner muß Vorsorge getroffen werden, daß bei un-
gleicher Eisbelastung der Felder oder bei Leitungsbruch
in den Nachbarfeldern kein unzulässig großer Durchhang
in den zu schützenden Teilen der Felder eintritt oder,
daß der erhöhte Durchhang in seinen Folgen unschädlich
gemacht wird.
Schutznetze, Schutzleitungen oder dgl. müssen so ge-
staltet oder angebracht werden, daß eine Berührung zwi-
schen den unbeschädigten Leitungen und ihnen verhütet
wird und, daß gerissene Leitungen von ihnen aufgefangen
werden können. Sie müssen, wenn sie nicht geerdet wer-
den können, entsprechend der höchsten hier vorkommen-
den Spannung isoliert sein. Sind sie aber geerdet, so
müssen sie für den höchsten hier möglichen Erdschluß-
strom ausreichend bemessen sein.
Für Gestänge, die nur für die Aufhängung von
Sehutznetzen, Schutzleitungen oder dgl. bestimmt sind,
gelten die Bestimmungen für die Freileitungsgestänge
sinngemäß mit Ausnahme der Berechnung auf Verdrehen.
b) Wenn Freileitungen verkehrsreicheFahr-
wege kreuzen, müssen sie mit erhöhter Sicherheit (siehe
$ 33) unter Anwendung zusätzlicher Maßnahmen ausge-
führt werden.
Diese Maßnahmen sind:
1. Bei Verwendung von einfachen Holzmasten darf die
Spannweite nicht mehr als 50 m betragen;
2. Einfach- oder Doppel-Holzmaste dürfen nur mit be-
sonderen Erdfüßen verwendet werden:
3. Schalter sind an Kreuzungsmasten nicht zugelassen;
Masttransformatorenstationen sind an den Kreuzun-
gen zu vermeiden;
4. Einfachketten aus Kappenisolatoren unter Erhöhung
des Isolationswertes oder Doppelketten aus Kappen-
oder Vollkernisolatoren ohne Erhöhung des Isola-
tionswertes [siehe § 33c), 2] sind zulässig, wenn
entweder die Hängeketten oben und unten mit
Sehutzhörnern oder Schutzringen ausgerüstet sind
oder, wenn die Befestigung der Leitungen an den
Isolatorenketten so ausgeführt ist, daß die Ketten
beim Reißen der Leitungen im Nachbarfeld als Ab-
spannketten wirken können;
5. Leitungen müssen im Kreuzungsfeld aus einem Stück
ohne Verbindungstellen bestehen;
6. Der nach § 4 für den normalen Zustand mit minde-
stens 7 m vorgeschriebene Abstand der Leitungen
von der Fahrbahn darf bei ungleicher Eisbelastung
der Felder oder bei Leitungsbruch in den Nachbar-
feldern nicht kleiner als 5 m werden.
Handelt es sich aber um die Kreuzung einer ver-
kehrsreichen Straße einer Großstadt, so
gilt außerdem noch folgendes:
7. Die Höchstzugspannung der Leitungen darf 75%
derin $S7a) festgelegten Werte nicht übersteigen und
die Spannweite muß so gewählt werden, daß die
4-fache normale Zusatzlast [siehe $ 8b)] den Werk-
stoff höchstens bis zur Dauerzugfestigkeit bean-
sprucht;
8. Stahlgittermaste müssen quadratischen Querschnitt
haben.
Wird eine Freileitung in einer verkehrs-
reichen Straße einer Großstadt geführt, so sind
die zusätzlichen Maßnahmen unter Ziffern 1 bis 3 und
5 bis 8 anzuwenden; an Stelle von Ziffer 4 tritt jedoch
die nachstehende Ziffer 9:
9, Einfach-Isolatorenketten sind nicht zulässig. Anzu-
wenden sind Doppel-Isolatorenketten ohne Erhöhung
des Isolationswertes, die oben und unten mit Schutz-
hörnern oder Schutzringen auszurüsten sind.
c) Wenn sich Freileitungen verkehrsreichen
Fahrwegen so weit nähern, daß die Entfernung der
Maste von der Straßengrenze kleiner als die Masthöhe
über dem Erdboden ist, so müssen die Freileitungen mit
erhöhter Sicherheit (siehe $ 33) ausgeführt werden. Bei
Verwendung von Einfach- oder Doppel-Holzmasten
müssen außerdem Vorkehrungen gegen deren Umbruch
nach der Straße zu getroffen werden.
Als Vorkehrung gegen Umbruch der Holzmaste nach
der Straße zu genügt z.B. die Anordnung von Streben
an jedem vierten oder fünften Einfach- oder Doppelmast.
d) Bei sich kreuzenden oder parallel verlaufenden
Leitungen, die an getrenntem oder gemeinsamem Ge-
stänge geführt sind, ist durch die Leitungsführung oder
durch besondere Vorkehrungen dafür zu sorgen, daß Be-
rührung oder unzulässige Annäherung der beiden Arten
von Leitungen verhütet oder ungefährlich gemacht
werden.
Empfohlen wird, bei übereinander geführten
Leitungen, die Leitungen mit der höheren Spannung oben
und die Leitungen mit der niedrigeren Spannung unteu
anzuordnen.
Diese Forderungen gelten als erfüllt, wenn bei Kreu-
zungen oder bei parallel übereinander geführten
een die nachstehenden Bestimmungen angewendet
werden:
1. Bei Kreuzungen zwischen zwei Stromkreisen, die
beide Betriebspannungen von 1 kV und darüber
führen, müssen die Leitungen des oben liegendeu
Stromkreises mit erhöhter Sicherheit verlegt wer-
den, sofern keine Schutznetze oder Schutzleitungen
verwendet sind. Zwischen den beiden sich kreuzen-
e den Stromkreisen muß — auch bei größtem Durch-
hang (siehe $ 8) — ein Mindestabstand von 2 m ge-
wahrt bleiben; sind aber die Leitungen des oben
liegenden Stromkreises mit Kettenisolatoren ausge-
rüstet, dann darf — auch bei ungleicher Eisbe-
lastung der Felder oder bei Leitungsbruch in den
Nachbarfeldern — der Mindestabstand zwischen den
Leitungen nicht kleiner als 1 cm/1 kV Betriebspan-
nung, jedoch nicht kleiner als 0,5 m sein.
2. Bei Kreuzungen zwischen zwei Stromkreisen, von
denen der eine eine Betriebspannung von 1 kV und
darüber, der andere aber eine Betriebspannung
unter 1 kV führt, müssen die Leitungen des oben
liegenden Stromkreises mit erhöhter Sicherheit ver-
legt werden, sofern keine Schutznetze verwendet
sind. Außerdem sind im Zuge der Leitungen des
unten liegenden Stromkreises über diesen zwei
oder mehrere geerdete, elektrisch und mechanisch
ausreichend bemessene Schutzdrähte oder -seile an-
zuordnen, die von den Leitungen des oben liegen-
den Stromkreises — auch bei größtem Durchhang
(siehe $ 8) — einen Mindestabstand von 2 m haben
müssen. Der Nulleiter darf jedoch nicht als Schutz-
leitung verwendet werden.
Von der Anbringung von Schutzleitungen kann
abzesehen werden, wenn die Höchstzugspannung der
1824
Leitungen des ob e n liegenden Stromkreises 75 % der
in § 7a) festgelegten Werte nicht übersteigt und
ihre Spannweite so gewählt wird, daß die 4-fache
normale Zusatzlast [siehe $ 8b)] den Werkstoff
höchstens bis zur Dauerzugfestigkeit beansprucht. In
Gegenden,in denen nachweislich größere Zusatzlasten
als die normale regelmäßig aufzutreten pflegen, darf
das 4-fache der größeren Zusatzlast den Werkstoff
höchstens bis zur Dauerzugfestigkeit beanspruchen.
Ferner muß, wenn von der Anbringung von
Schutzleitungen abgesehen wird, zwischen den sich
kreuzenden Stromkreisen — auch bei größtem
Durchhang (siehe § 8) — ein Mindestabstand von 2 m
gewahrt bleiben; sind aber die Leitungen des oben
liegenden Stromkreises mit Kettenisolatoren ausge-
rüstet, dann darf — auch bei ungleicher Eisbe-
lastung der Felder oder bei Leitungsbruch in den
Nachbarfeldern — der Mind:stabstand nicht kleiner
als 1,5 m sein.
3. Bei Kreuzungen von Fernmeldeleitunzen durch
Starkstromleitungen mit Betriebspannungen von
1 kV und darüber gelten die Bestimmungen unter 2.
Handelt es sich aber um Betriebsfernmeldeleitun-
gen, bei denen Vorrichtungen angebracht sind, die
eine Gefährdung des Bedienungspersonales bei Über-
tritt der Spannung von 1kV und darüber auf die
Fernmeldeleitungen ausschließen (z.B. Schutztrans-
formatoren mit genügend hoher Isolation), so gelten
die Bestimmungen unter 1.
4. Bei Parallelführunz von zwei oder mehreren Strom-
kreisen übereinander an gemeinsamem Ge-
stänge, die Betriebspannuneen von 1 kV und darüber
führen, muß die waagerechte Versetzung von zwei
beliebigen Leitungen zweier Stromkreise mindestens
Ge in Metern, betragen; sie darf jedoch nicht kleiner
als 0,2 m sein [siehe 8 9b)]. U ist in diesem Falle
die höhere Betriebspannung in Kilovolt.
Ist diese waagerechte Versetzung nicht vorhan-
den, so müssen die Leitungen der oben liegenden
Stromkreise mit erhöhter Sicherheit verlegt werden,
sofern keine Schutznetze verwendet sind. In diesem
Falle muß zwischen den übereinander liegenden
Stromkreisen — auch bei größtem Durchhang (siehe
88) — ein Mindestabstand von 2m gewahrt bleiben;
sind aber die Leitungen der oben liegenden Strom-
kreise mit Kettenisolatoren ausgerüstet, dann darf
— auch bei ungleicher Eisbelastung der Felder oder
bei Leitunzsbruch in den Nachbarfeldern — der Min-
destabstand zwischen den Leitungen nicht kleiner als
l cm/1 kV Betriebspannung, jedoch nicht kleiner als
0,5 m sein.
5. Bei Parallelführung von zwei oder mehreren Strom-
kreisen übercinander an gemecinsamem Ge-
stänge, die teils eine Betriebspannung von 1 kV und
darüber, teils aber eine Betriebspannung unter 1 kV
führen, müssen die Leitungen der oben liegenden
Stromkreise mit erhöhter Sicherheit verlegt werden,
sofern keine Schutzneize verwendet sind.
Außerdem darf die Höchstzuerspannung der Lei-
tungen der oben liegenden Stromkreise 75% der
in S 7a) festgelegten Werte nicht übersteigen und
ihre Spannweite muß so gewählt werden, daß die
4-fache normale Zusatzlast [siehe § 8b)] den Werk-
stoff höchstens bis zur Dauerzugfestigkeit bean-
sprucht. In Gegenden, in denen nachweislich größere
Zusatzlasten als die normale regelmäßig aufzutreten
pflegen, darf das 4-fache der größeren Zusatzlast den
Werkstoff höchstens bis zur Dauerzugfestigkeit bean-
spruchen.
Ferner ınuß zwischen zwei übereinander
liegenden Stromkreisen. von denen der eine eine
Betriebspannung von 1 kV und darüber, der andere
aber eine Betriebspannung unter 1 kV führt — auch
bei größtem Durchhang (siche § 8) — ein Mindest-
abstand von 2 m gewahrt bleiben; sind aber die Lei-
tungen des o ben liegenden Stromkreises mit Ketten-
isolatoren ausgerüstet, dann darf — auch bei un-
gleicher Eisbelastung der Felder oder bei Leitungs-
bruch in den Nachbarfeldern — der Mindestabstand
nicht kleiner als 1,5 m sein.
6. Bei Parallelführung von Fernmeldeleitungen und
. Starkstromleitungen mit Betriebspannungen von
1kV und darüber übereinander an gemeinsa-
mem Gestänge gelten die Bestimmungen unter 5
(siehe auch $ 11).
Handelt es sich aber um Betriebsfernmeldeleitun-
gen, bei denen Vorrichtungen angebracht sind. die
eine Gefährdung des Bedienungspersonales bei Über-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
12. Dezember 1929
tritt der Spannung von 1 kV und darüber auf die
Fernmeldeleitungen ausschließen (z.B. Schutztrans-
formatoren mit genügend hoher Isolation), so gelten
die Bestimmungen unter 4
e) Bei Kreuzungen mit Eisenbahnen des allgemeinen
Verkehres mit Reichswasserstraßen und mit Fernmelde-
leitungen der Deutschen Reichspost sowie bei Näherun-
gen an Eisenbahnen des allgemeinen Verkehres, an Reichs-
wasserstraßen und an Fernmeldeleitungen der Deutschen
Reichspost gelten besondere Bestimmungen und zwar:
1. Für Eisenbahnen des allgemeinen Verkehres:
a) „Bahnkreuzungsvorschriften für fremde Stark-
stromanlagen B.K. V.“
Di „Leitsätze für Maßnahmen an Fernmelde- und an
Drehstromanlagen im Hinblick auf gegenseitige
Näherungen“;
2. Für Reichswasserstraßen: „Vorschriften
für die Kreuzung von Reichswasserstraßen durch
fremde Starkstromanlagen W.K.V.“;
3. Für Fernmeldeleitungender Deutschen
Reichspost:
a) „Allgemeine Vorschriften für die Ausführung
und den Betrieb neuer elektrischer Starkstrom-
anlagen (ausschließlich der elektrischen Bahnen)
bei Kreuzungen und Näherungen von Telegra-
phen- und Fernsprechleitungen“;
B) Ausführungsbestimmungen des Reichspostmini-
sters zu den allgemeinen Vorschriften unter a);
y) „Vorschriften für die bruchsichere Führung von
Starkstromleitungen mit Betriebspannungen von
1000 V und mehr“;
ô) „Leitsätze für Maßnahmen an Fernmelde- und an
Drehstromanlagen im Hinblick auf gegenseitige
Näherungen“.“
§ 33.
Erhöhte Sicherheit.
Ziffer 2 der Vorschrift c) erhält folgenden abgeän-
derten Wortlaut:
„2. Bei Kettenisolatoren: Einfache Ketten aus
Kappenisolatoren unter gleichzeitiger Erhöhung des
Isolationswertes (Überschlagspannung bei Regen)
derart, daß dieser Wert bei ‚Beiriebspannungen bis
einschließlich 60 kV um 20 % %, über 60kV um 10 %
höher als der niedrigste Isolationswert der gleichen
Leitung in den anschließenden Strecken ist, oder
Doppelketten aus Kappen- oder Vollkernisolatoren
ohne Erhöhung des Isolationswertees.“
IV. Freileitungen mit Betriebspannuungen unter 1 kV.
§ 35.
Allgemeines.
í e Vorschrift a) erhält folgenden geänderten Wort-
aut:
„a) Für Freileitungen mit Betriebspannungen unter
1kV gelten die gleichen Bestimmungen wie für Freileitun-
gen mit Betriebspannungen von 1kV und darüber, soweit
diese nicht durch die folgenden Bestimmungen abgeändert
oder aufgehoben werden.“
§ 36.
Sonderbestimmungen.
Abs. 1 der Vorschrift a) erhält folgenden geänderten
Wortlaut:
„a) Zu § 4a): Sind von Menschen betretene Stätten
nur durch besondere Hilfsmittel zugänglich, so genügt
es, an diesen Stellen oder an ihren Zugängen gut erkenn-
bare Warnunegschilder anzubringen oder die Leitungen in
geeigneter Weise gegen zufälliges Berühren zu schützen.“
Die Vorschriften e) bis g) erhalten folgenden ge-
änderten Wortlaut:
„e) Zu § 4e) bis g): Diese Bestimmungen finden
keine Anwendung.
f) Zu § 5a): Wetterfest umhüllte Leitungen sind bei
Spannungen bis höchstens 250 V gegen Erde zulässig.
g) Zu § 6c): Eindrähtige feuerverzinkte Stahlleitun-
gen sind bei Spannweiten bis 80 m zulässig.“
Die Vorschrift h) (früher k) und die zugehörende
Erklärung erhalten folgenden geänderten Wortlaut:
„h) Zu § 6d): Bei Spannweiten bis zu 35m werden
Kupferleitungen von 6 mm? Querschnitt, Leitungen aus
Aluminiumseil von 16 mm? Querschnitt und Leitungen
aus anderen Werkstoffen mit einer Nennlast von 223 kz
zusclassen.
Die Zulassung von Leitungen mit 228 kg Nennlast er-
möglicht die Verwendung von Bronze, Doppelmetall und
Stahl mit Querschnitten unter 6 mm?.“
Die bisherigen Vorschriften 1) bis n) erhalten die
Kennbuchstaben i) bis |).
12. Dezember 1928
Absatz 1 der Vorschrift m (früher p) erhält folgende
erweiterte Fassung:
„m) Zu $ 12a): Für Betriebspannungen bis 0,5 kV
gelten für Isolatoren DIN VDE 8001 und 8011, für Be-
triebspannungen über 0,5 kV gelten für Isolatoren DIN
VDE 8002 bis 8005.“
In Abs. 2 ist hinter „DIN VDE 8020“ einzufügen:
„für Betriebspannungen bis 0,5 kV.“
Vorschrift n) (früher q) erhält folgenden geänder-
ten Wortlaut:
„n) Zu $ 13a): Für Betriebspannungen bis 0,5 kV
gelten für Isolatorstützen DIN VDE 8001, 8050 und 8051
sowie für Isolatoren RM I DIN VDE 8055 und 8056. Für
Betriebspannungen über 0,5 kV gelten für Isolatorstützen
DIN VDE 8040 bis 8045.“
Die bisherigen Vorschriften r) bis u) erhalten die
Kennbuchstaben ol bis r).
Die Vorschrift s) (früher v) erhält folgenden ge-
änderten Wortlaut:
„s) Zu $ 31: Die Bestimmungen § 31 a) bis c) finden
für Spannungen bis höchstens 250 V gegen Erde keine An-
wendung.
Für das Erden der Maste gelten bei Spannungen bis
höchstens 250 V gegen Erde die „Leitsätze für Erdungen
und Nullung in Niederspannungsanlagen“, für Freilei-
tungen mit Spannungen von mehr als 250 y gegen Erde
die „Leitsätze für Schutzerdungen in Hochspannungs-
anlagen“.“
Die Vorschrift t) (früher w) erhält folgenden geän-
derten Wortlaut:
„t) Zu § 32: Die Bestimmungen § 32a) bis ec) fin-
den keine Anwendung.
Bei Kreuzungen von verkehrsreichen Fahr-
wegen sind ungetränkte Holzmaste nur mit besonderen
Erdfüßen zulässig.
Bei Kreuzungen von verkehrsreichen Fahr-
wegen müssen die Leitungen im Kreuzungsfeld mm alt.
gemeinen aus einem Stück ohne Verbindungstellen be-
stehen. In Ausnahmefällen werden jedoch im Kreuzungs-
feld Verbinder zugelassen.
Von den in § 32d) angeführten Bestimmungen gelten
nur die Ziffern 2 und 5.
Bei Kreuzungen von Fernmeldeleitungen durch Stark-
stromleitungen mit Spannungen bis höchstens 250 V gegen
Erde oder bei Parallelführung von Fernmeldeleitungen
und Starkstromleitungen mit Spannungen bis höchstens
350 V gegen Erde genügt es, wenn die Starkstromleitun-
SITZUNGSKALENDER.
Dresdner Elektrotechn. Verein. 19. XII. 1929: Vortrag
Dir. G. Gut, „Die Wärmeübertragung in der Starkstrom-
technik“.
Elektrotechn. Verein Düsseldorf. 19. XII. 1929, Städt.
Tonhalle; Vortrag Prof. Dr.-Ing. J. Teichmüller, „Die
künstl. Beleuchtung als technische und künstlerische Auf-
gabe“.
Thüringer Elektrotechn. Verein Erfurt. 14. XII. 1929,
abds. 8h, Restaurant Münchner Bürgerbräu: Weihnachts-
feier.
Schleswig-Holsteinischer Elektrotechn. Verein, Kiel.
21. XII. 1929: Weihnachtsfeier in Holsts Hotel.
Elektrotechn. Gesellschaft zu Nürnberg. 13. XII. 1929,
abds. 8h, SSW, Frauentorgraben 35: Vortrag Prof. Dr. H.
Hahn, ' Die Sowjet-Union, ihre Entstehung, Entwicklung
und die Frage der künftigen Wandlungsfähigkeiten in kul-
tureller, politischer und wirtschaftlicher Beziehung“.
Pomm. Elektrotechn. Verein, Stettin. 17. XII. 1929, abds.
8% h, Konzerthaus: Vortrag Obering. Kröll, „Reguliertrans-
formatoren“.
Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft, Berlin. 13. XII.
1929, abds. 8h, Vortragsaal der AEG-Ausstellung der Fabri-
ken, Haus der Technik, Friedrichstr. 110/112, Eingang Licht-
hof: Vortrag Dr.-Ing. H. Piloty, „Wesen und Bedeutung
der Fernwirkanlagen im Kraftwerksbetrieb‘“. Eintrittskarten
bei Abt. Technisches Vortragswesen der AEG, Berlin NW 40,
Friedrich-Karl-Ufer 2/4.
Physikalische Gesellschaft und Deutsche Gesellschaft
für technische Physik, Berlin. 13. XII. 1929, abds. 73⁄4 h,
gr. Hörsaal des Physikal. Inst. d. T. H.: 1. Vortrag E. War-
burg, „Photolyse der Lösungen von Schwefelwasserstoff in
Hexan u. in Wasser“ (n. gemeins. Versuchen mit W. Ru m p).
2. Vortrag bk Herrmann, Röntgenaufnahmen an flüssigen
Kristallen im Magnetfeld“,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
1826
gen als isolierte Leitungen mit wetterfest getränkter Be-
flechtung (NGAW) nach den „Vorschriften für isolierte
Leitungen in Starkstromanlagen V. I. L.“ ausgeführt sind.
Wenn von der Anbringung von Schutzleitungen ab-
gesehen wird, muß bei Kreuzungen von Fernmeldeleitun-
gen durch Starkstromleitungen mit Spannungen von mehr
als 250 V gegen Erde oder bei Parallelführung von Fern-
meldeleitungen und Starkstromleitungen mit Spannungen
von mehr als 250 V gegen Erde am gleichen Gestänge —
auch bei größtem Durchhang — ein Mindestabstand zwi-
schen den beiden Stromkreisen von 1,5 m gewahrt bleiben.
Handelt es sich aber um Betriebsfernmeldeleitungen,
so finden die beiden letzten Absätze keine Anwendung.
Von den in § 32 e), Ziffern 1a), 2, 3a) und DI an-
geführten Bestimmungen gelten nur die Abschnitte, die
sich auf Freileitungen mit Betriebspannungen unter 1kV
beziehen.“
Verband Deutscher Elektrotechniker
Der Generalsekretär:
P.Schirp.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Berlin W 57, Kurfürstenstraße 15/16.
AN
Unberechtigte Benutzung des VDE-Zeichens.
In Heft 44 der Elektrotechnischen Zeitschrift S. 1610
vom 31. Oktober 1929 gaben wir bekannt, daß die im Handel
befindlichen Schraubkappen mit dem Ursprungszeichen
(2) das VDE-Zeichen zu Unrecht tragen. Um Irrtümer
zu vermeiden, weisen wir noch darauf hin, daß dieses Fa-
brikzeichen nicht mit dem Firmenzeichen iden-
tisch ist. Die Firma, welche das zuletzt angegebene Zeichen
führt, hat die Berechtigung zur Führung des VDE-
Zeichens für Schraubkappen erhalten.
Prüfstelle des
Verbandes Deutscher Elektrotechniker
Zimmermann.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
Hochschulnachrichten. — Dr. Hans Busch, a o Prof.
für Physik und angewandte Physik an der Universität
Jena und Leiter der Fernmeldekabelfabrik der AEG, Ber-
lin, wurde als Nachfolger von K. Wirtz zum o. Prof. an
der T. H. Darmstadt ernannt.
Jubiläum. — Am 1. XII. feierte Herr Dr. Karl Mey,
Direktor der Osram-Gesellschaft, das 25jährige Dienst-
jubiläum. 1904 in die AEG eingetreten, ist er seit 1909
Leiter der Glühlampenfabrik, die von 1919 ab als „Fabrik
A“ zum Osram-Konzern gehört. Die technische Entwick-
lung der Fabrik vor dem Kriege war besonders gekenn-
zeichnet durch die Einführung des gezogenen Wolfram-
drahtes. einer amerikanischen Erfindung, und die Ent-
wicklung der gasgefüllten Glühlampe, wodurch ein altes
Problem gelöst wurde. Unabhängig von den Amerikanern
und gleichzeitig mit ihnen fand man nämlich, daß eine
(rasfüllung eine sehr viel höhere Temperatur des Leucht-
körpers praktisch ermöglicht, wenn man den Leuchtkörper
dicht gedrängt anordnet, am besten in Form einer Wendel.
Dr. Mey hat die „Nitra-Lampe“ erstmalig öffentlich in
jener historischen Sitzung des Elektrotechnischen Vereins
am 14. Oktober 1913 vorgeführt. Nach seiner Genesung von
einer schweren Kriegsverwundung betrieb er energisch die
Erweiterung der Fabrikation von Empfänger-, Sende- und
Gleichrichterröhren, für die schon vor dem Kriege die
Coolidge- und Lieben-Röhre Vorläufer gewesen waren.
Jetzt zählt die von Dr. Mey geleitete Fabrik als Röhren-
fabrik wie auch als Glühlampenfabrik zu den bedeutend-
sten der Welt. Dr. Mey ist Miteründer der D. Ges. f.
Techn. Physik und hat große Verdienste um den: Aufbau
der „Physikalischen Berichte“, eines verbildlichen, un-
ersetzlich gewordenen Referatorganes für das Gesamt-
gebiet der Physik. Im VDE war Dr. Mey en Jahre in
der Kommission für Lichttechnik tätig.
1826
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
12. Dezember 1929
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der
Schriftleltuag und ohne deren Verbindlichkeit.)
Netzkupplung.
Zu dem Aufsatz „Netzkupplung“* von Dr.-Ing. M. LIW-
SCHITZ, ETZ 1929, Heft 37 und 39, habe ich folgendes zu
bemerken: Der in Abb. 26. 27 u. 28 dargestellte Netzkupp-
lJungsumformer Alnabru besitzt einer durch Leistungs-
rcelais gesteuerten Thomareeler zur Einstellung der Wirk-
leistung und einen durch cos g-Relais gesteuerten Eilregler
zur Einstellung der Blindleistung. Ich nehme an, daß zwei
verschiedenartige Regler mit ungleicher Regelzeit verwen-
det worden sind, um ein gegenseitiges Pendeln zu vermei-
den, das dadurch eintreten könnte, daß der Wirkleistungs-
regler nicht ohne Einfluß auf die Blindleistung ist. Diese
Anordnung ist der AEG in den deutschen Patenten 463 147
und 468 457 geschützt. Der Ohmsche Widerstand im Sekun-
därkreis des Vordermotors der in Abb. 22 dargestellten
Kaskade hat wohl auch den Zweck, den Einfluß der Wirk-
leistungsregzelung auf die Blindleistung zu verringern und
damit die Überlastbarkeit im untersynchronen Lauf zu er-
höhen. Diese Anordnung ist der AEG im deutschen Patent
482 454 geschützt.
Berlin-Niederschönhausen, 22. IX. 1929.
W.Weiler.
Erwiderung.
Was den ersten Punkt der Zuschrift des Herrn WEI-
LER betrifft, verweise ich auf die von mir zitierte Arbeit
des Herrn Dr. SCHENKEL aus dem Siemens-Jahrbuch
1929 „Der Netzkupplungsumformer Alnabru der norwegi-
schen Staatsbahnen und seine elektrische Arbeitsweise“.
Es sind dort zwei rascharbeitende Regler zur Verwendung
gekommen. Mit Rücksicht auf Pendelungen ist es wichtig,
daß die Eigenschwingungszahlen der beiden Regler ver-
schieden sind. Der Widerstand im Sekundärkreis der
Asynchronmaschine Abb. 22 hat mit der Regelung der
Wirk- und Blindleistung nichts zu tun. Er verfolgt den
Zweck, für den aufgehobenen Widerstand des Sekundär-
kreises der Asyncehronmaschine Ersatz zu schaffen. Ich
verweise auf meine Arbeit im Arch. El. Bd. 19, H. 3, S. 354,
.Asynchronmaschinen mit vom Schlupf unabhängiger
Wirk- und Blindleistung“.
Berlin, 24.X. 1929. M. Liwschitz.
———
Eichung von Kugelfunkenstrecken.
Herr Dr.H. BECHDOLDT veröffentlicht in der ETZ 1929,
S. 1394, Eichmessungen an Kugelfunkenstrecken bei sym-
metrischer Spannungsverteilung und findet z. T. beträcht-
liche Unterschiede zwischen seinen Meßergebnissen und
den vom VDE herausgegebenen Normwerten (VDE 365,
1926). Lediglich zur Klarstellung des geschichtlichen
Zusammenhanges möchten wir eine irrtümliche Bemerkung
über die Entstehung der in den VDE-Regeln angezogenen
Gleichung von PEEK
0,757
Ua =277.11-+-. —
( Lë 5) òD
berichtigen (Ua ist die Durchbruchspannung in kV max,
ö die auf 20° und 760 mm Q.-S. bezogene Luftdichte, D
der Durchmesser, 8 die Schlagweite in cm). fi ist nämlich
für „isolierte Anordnung“, d. h. gleich große und entgegen-
gesetzte Potentiale an den beiden Kugeln, nicht aus Ver-
suchen erschlossen, sondern auf Grund theoretischer Be-
reehnungen von POISSON, PLANA, THOMSON, KIRCHHOFF,
RUSSSLL u.a. ermittelt. Entgegen der ursprünglichen
Erwartung, daß die Überschreitung stets desselben,
dem untersuchten Stoff eigentümlichen Feldstärken-
wcertes (der „Durchbruchfeldstärke*) an der Stelle
höchster Beanspruchung zum (vollkommenen oder unvoll-
kommenen) Durchbruch der Funkenstrecke führen müsse,
fand man bei Umrechnung der Versuchsergebnisse mit den
theoretischen fi-Werten, daß die beim Durchbruch auf-
tretende größte Feldstärke Ea in hohem Maße von D und ô
abhängig war; in weiten Bereichen blieb hingegen s fast
ohne Einfluß. So konnte man hier (etwa zwischen gz
0.38-VD und s=15D) Ca in möglichst guter Annähe-
rung an die Versuchsergebnisse durch eine Rechnungs-
formel mit den Veränderlichen D und ô wiedergeben und
erhielt schließlich die oben angeführte Gleichung für Ua.
Erst bei Ausdehnung der Untersuchungen auf den unsym-
metrischen Fall (eine Kugel geerdet) ging man von den
(auch für diese Anordnung vorliegenden) theoretisch ge-
fundenen f-Werten ab, da sich hier ein ähnlich einfacher
sil
D fi
Ausdruck für die Durchbruchspannung nicht aufstellen
ließ. Unter Zugrundelegung der bei der isolierten Anord-
nung gefundenen Beziehung zwischen &4 und D.A berech-
nete PEEK aus Versuchen an Kugeln von 0,32 ...5 cm Dmr.
Umrechnungswerte f,, die nun auch für den Fall einseitiger
Erdung der Kugelfunkenstrecke in gewissen Grenzen eine
Berechnung von Ud aus einer der oben stehenden Formel
entsprechenden Gleichung ermöglichen sollten. Eine ein-
gehendere Darlezung der Zusammenhänge haben wir an-
läßlich von Versuchen zur Eichung der einseitig geerdeten
Kugelfunkenstrecken gegeben’; auch dort ist als Ergebnis
festgestellt, daß eine Zusammenfassung aller Versuchs-
werte durch eine Gleichung, deren Bau mit den von
TOEPLER und PEEK benutzten übereinstimmt, nicht mör-
lich ist.
Hochspannungslaboratorium der Technischen
Hochschule Berlin, 21. X. 1929.
Carl Stoerk, Wolfgang Holzer.
Erwiderung.
Herr Karl STOERK und Herr Wolfgang HOLZER
gehen im vorstehenden Schreiben in der Hauptsache auf
die Entstehung der Gleichung für
merken, daß der Faktor 1/fi nicht durch Versuche, sondern
durch Rechnung gefunden sei. Bei der Abfassung meiner
Arbeit über die „Eichung der Kugelfunkenstrecken“ war
es mir nicht möglich, die genaue Entstehung dieser Glei-
chung festzustellen, weshalb ich auch den Zusatz machte
„soweit festgestellt werden konnte“. Für das Ergebnis der
Messungen selbst ist aber die Entstehung der Gleichung
weniger wichtig, als vielmehr die Tatsache, daß auch Herr
STOERK
sich die Überschlagspannung zwischen 2 Kugeln nicht für
alle Schlagweiten durch eine Formel von dem Charakter:
Ua (As) ein und be-
und Herr HOLZER festgestellt haben, daß
BER) EE Dy (>)
darstellen läßt.
Vergleicht man die Messungen der Herren STOERK
und HOLZER (Z. Techn. Physik 1929, S. 317) mit meinen
Messungen (ETZ 1929, S. 1394), so sieht man, daß in
beiden Fällen, also für geerdete und isolierte Anordnung
die Abweichung zwischen Rechnung und Versuch für die
verschiedenen Kugeln verschieden groß ist.
schied besteht nur insofern. als in dem einen Fall für
kleine Kugeln verhältnismäßig gute Übereinstimmung
gefunden wurde, in dem anderen Fall für große Kugeln.
Es würde in diesem Zusammenhang noch interessieren, auf
welche Art das von den Herren STOERK und HOLZER be-
nutzte Hochspannungsvoltmeter der Firma E. Haefely &
Co. geeicht ist.
Ein Unter-
Durch die beiden Versuche steht aber fest, daß die
durch Rechnung ermittelten Eichkurven für die verschie-
denen Kugeln untereinander nicht übereinstimmen.
Neu-Rössen, 2. XI. 1929. H. Bechdoldt.
LITERATUR.
Besprechungen.
Die physikalischen Grundlagen der elek-
trischen Festigkeitslehre Von N. Seme-
noffu. A. Walther. Mit 116 Textabb., VII u. 168 S.
in gr. 8°. Verlag v. Julius Springer, Berlin 1928. Preis
geb. 16,50 RM.
Das klar und übersichtlich geschriebene Buch zcrfällt
in drei Teile: Die experimentelle Methode der Erforschung
von elektrischen Feldern — Das Vakuum als Isolator —.
Der Durchschlag von festen Isolatoren.
hält neben bekannten Verfahren zur Bestimmung des elek-
trischen Feldes auch einige neue Methoden, welche in be-
stimmten Fällen mit Vorteil angewendet werden können.
Allerdings darf nicht verhehlt werden, daß in neuerer Zeit
die Kenntnis des elektrostatischen Feldes nicht mehr die
Bedeutung hat wie früher, da man erkannt hat, daß bei
elektrischen Entladungen im allgemeinen durch die auftre-
tenden Raumladungen starke Feldverzerrungen auftreten.
Im 2. Teil
kurz dargestellt, dann die Glühemission von Elektronen
behandelt, daran anschließend die Theorie des Vakuum-
durchschlages, welche auch experimentell gestützt wird.
Der 1. Teil ent-
wird zunächst die Townsendsche Theorie
ı 7. Techn. Phys. Bd. 10, 8. 217.
12. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 50
1827
Die praktische Anwendung des Hochvakuums für Isolier-
zwecke wird wahrscheinlich an den bekannten Schwierig-
keiten der Erhaltung eines Hochvakuums scheitern. Der
letzte Teil, welcher zwei Drittel des ganzen Buches um-
faßt, stellt eine verdienstvolle Bereicherung der Arbeiten
über den elektrischen Durchschlag von festen Isolatoren
dar. Nach einer allgemeinen Betrachtung über den Strom-
durehzang durch feste Isolatoren und die dabei auftreten-
den dielektrischen Verluste wird die Wagnersche Wärme-
theorie theoretisch erläutert und durch eine Reihe zum
Teil neuer Versuchsresultate ergänzt. Es folgt eine Zu-
sammenstellung der experimentellen Untersuchungen des
rein elektrischen Durchschlages und anschließend seine
Theorie, wobei, um eindeutige Verhältnisse zu haben, der
ldurchschlag von Stoffen kristallinischer Struktur den Be-
trachtungen zugrunde gelegt wird. Auf die neueren Unter-
suchungen von Joffe über den Dwurchschlag dünner
Schichten wird kurz hingewiesen.
Infolge der klaren und gedanklich sauberen Dar-
stellungsweise kann das Buch auch zur Einarbeitung in die
Fragen der elektrischen Festigkeitslehre empfohlen werden.
Kesselrine.
DerRadio-Empfänger. Von Dr.-Ing. W.Braun-
bek. (Die Radio-Reihe Bd.2.) 2. umgearb. u. erw.
Aufl. Mit 34 Abb. u. 93 S. in 8%. Verlag Richard Carl
Schmidt & Co., Berlin 1929. Preis geb. 3,50 RM.
In den % Seiten wird in populärer Darstellung ein
Überblick über die ganze drahtlose Empfangstechnik ge-
geben. Ausgehend von den Grundprinzipien des Empfan-
ges werden die verschiedenen Empfangsanordnungen,
auch die modernsten Röhrenempfänger, behandelt. Die
Darstellung scheint das Niveau des Laien gut zu treffen.
A.Meißner.
EinführungindieChemie.VonDr.H.Loewen.
Mit 15 Textabb., 18 Aufg. nebst Lös. u. 131 S. in Si
(Techn. Fachbücher Bd. 6, herausg. v. A. Meyer). C.
W. Kreidel’s Verlag, München 1928. Preis kart. 2,25 RM.
Das Büchlein ist für solche bestimmt, welche nur im
Zahlenrechnen Vorkenntnisse haben. Für die Leser der
ETZ kommt es kaum in Frage; sie wissen ja schon, was
spez. Gewicht und andere einfache Begriffe bedeuten. Im
übrigen ist das Geschick des Verfassers anzuerkennen; nur
stört mich die Eigenbrötelei „Oxid“ statt „Oxyd“, während
Loewen ruhig „Hydrat‘ schreibt, also dem y en sich nicht
den Krieg erklärt hat. K. Arndt.
Handbuch für Betriebsräte in Gemeinde- und
Staatsbetrieben. Herausg. v. Vorst. d. Verb. d. Gemeinde-
u. Staatsarbeiter, bearb. v. R. Weck. Mit 350 S. in 8°.
Verlag Verb. d. Gemeinde- u. Staatsarbeiter, Berlin
1929. Preis geb. 5 RM.
Das Handbuch will kein Kommentar zu arbeitsrecht-
lichen Gesetzen und Verordnungen sein, es ist auch kein
Lehrbuch des Arbeitsrechts, in dem Meinungen verfochten
und in wissenschaftlicher Untersuchung Aufbau und
System des Arbeitsrechts abgehandelt werden. Es gibt zu-
nächst einmal nur eine Zusammenstellung aller der Ge-
setze und Verordnungen, die für die in Gemeinde- und
Staatsbetrieben beschäftigten Arbeitnehmer gelten. Bc-
ginnend bei den maßgeblichen Artikeln der Reichsverfas-
sung, führt das Handbuch durch die Fülle der Gesetze und
Verordnungen, die übersichtlich nach ihrem Sachinhalt in
11 Abschnitten gruppiert wurden. So sind beispielsweise
unter dem Abschnitt „Betriebsvertretung“, dem Abschnitt
„Arbeitsvertragsrecht* oder dem Abschnitt „Arbeitszeit“
alle Rechtsnormen vereint, die auf diese Gebiete Bezug
haben, auch Sonderbestimmungen für einzelne Berufsgrup-
pen fehlen nicht. Wird es der Praktiker sicher schon be-
grüßen, in einem Bande einmal alle arbeitsrechtlichen
Bestimmungen vereinigt zur Hand haben zu können, so hat
das Handbuch doch noch einen weiteren Vorteil. Zu den
einzelnen Paragraphen der verschiedenen Gesetze und Ver-
ordnungen sind nämlich die jeweils erxangenen höchstge-
richtlichen Entscheidungen (Reichsarbeitsgericht, Reichs-
gericht) bis 1928 einschl. nebst Fundstelle in ihrem das
wesentliche wiederholenden reinen Wortlaute angegeben
und lassen so eine zuverlässige Unterrichtung auch über
den Stand der Rechtsprechung zu. Ein umfangreiches Sach-
register gewährleistet schnelles Auffinden gesuchter Be-
stimmungen.
Man darf alles in allem wohl annehmen, daß der Prak-
tiker gern nach diesem Handbuch greifen wird.
v.demBusch.
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Wachsende Bedeutung der American & Foreign Power
Co. — Da im letzten Heft der ETZ ein Abkommen der belgi-
schen Sofina mit der American & Foreign Power
Co über die Abgrenzung der beiderseitigen Arbeitsbereiche
erwähnt worden ist, mögen hier nach EI. World einige An-
gaben über diese 1919 gegründete bedeutende Holdinggesell-
schaft Platz finden, die von der bekannten Electric Bond &
Share Co. beherrscht wird. Dem Bericht der Gesellschaft
über die Ende Juni abgelaufenen 12 Monate zufolge betrugen
die Roheinnahmen der unter ihrer Kontrolle stehenden Unter-
nehmungen allein aus der Akquisitionstätigkeit 45,554 Mill $
gegen 24,178 Mill $ in der entsprechenden Zeit des Vorjahres.
Für die mit Juli abschließende gleich lange Periode ergaben
sich 48.805 Mill $ und ein Netioertrag (vor den Abschrei-
bungen) von 25,076 Mill $. Abgesehen von der Akquisition
haben dieselben Unternehmungen an Roheinnahmen 59,414
Mill $ und als Nettoertrag (wie oben) 30,642 Mill $ gebucht.
Diese Beträge stellten sich für die 12 Monate bis Ende Juli
auf 63,902 bzw. 32,996 Mill $, u. zw. seit Anfang 1929 einschl.
der von dem kürzlich angekauften Kraftwerk im Shanghai
International Settlement erzielten Einnahme. Die von der
American & Foreign Power Co. kontrollierten Unternehmun-
gen liefern z. Z. Licht, Kraft usw. in Kuba, Argentinien, Bra-
silien, Chile, Mexiko, Pananıa, Guatemala, Ekuador, Kolum-
bien, Venezuela, Kostarika und in der genannten internatio-
nalen Niederlassung von Schanghai. Daneben laufen Er-
werbungen und Beteiligungen in verschiedenen anderen Län-
dern. Ende Juni erstreckte sich die Versorgung auf 693 Ge-
meinden, von denen 670 elektrische Arbeit für Beleuchtung
und Kraft erhielten. Die Bevölkerung des gesamten Ver-
surgungsgebiets, einschl. Schanghai, wird auf mehr als 10,25
Millionen geschätzt. Erhebliche Investierungen hat die Ameri-
can & Foreign Power Co. in schnell aufblühenden Städten
und Ortschaften Argentiniens vorgenommen, wo Zz. Z. etwa
140 Städte und Gemeinden beliefert werden und die Rohein-
nahmen daraus jährlich 13,5 Mill $ überschreiten. Die zu
Beginn dieses Jahres aus dem Besitz der Whitehall Electric
Investments Ltd. erworbenen Wasserkraftanlagen in Chile,
die Santiago und Valparaiso speisen, produzieren heute etwa
250 Mill kWh jährlich. d. s. 16 % mehr als inı Vorjahr. Die
Erzeugung der Shanghai Power Co. betrug 1928 rd. 528
Mill kWh und dürfte nach der Vergrößerung ihres Werks um
ee kW im laufenden Jahr voraussichtlich 600 Mill kWh
iefern.
Aus der Geschäftswelt. —- DieSüddeutscheTele-
fon-Apparate-, Kabel- und Drahtwerke AG,
Nürnberg, haben 1928/29 an Fabrikations- und sonstigen Ge-
winnen 2 144 898 RM erzielt (2137 668 i. V.) und aus dem mit
Vortrag 346 315 RM betragenden Reingewinn (341 738 i. V.)
wieder 10 % Dividende gezahlt. Die Kabelfabrik konnte ihre
Einrichtungen etwa im gleichen Umsatz wie 1927/28 aus-
nutzen, die Apparatefabrik erreichte den Vorjahresumsatz
nicht ganz, und das an sich befriedigende Ergebnis der Röh-
renfabrik sowie der Radioabteilung wurde durch einen, wie
der Vorstand sagt, ungewöhnlich harten, noch nicht beende-
ten Konkurrenzkampf beeinträchtigt. Über die Überführung
der Abteilung Telephonapparate in die Süddeutsche Apparate-
fabrik G. m. b. H., Nürnberg, ist in der ETZ 1929, S. 1756,
bereits berichtet worden.
In das Handelsregister wurden eingetragen: Kolster-
TefagRadioG.m.b.H., Rerlin (50 000 RM): Vertrieb ins-
besondere von Erzeugnissen der Kolster-Brandes Ltd. in Sid-
cup, Kent, und der Telephonfabrik Berliner AG., Berlin;
Elektro-Quick Vertriebs-Gesellschaft m.b.
H.. Berlin (20 000 RM): Vertrieb des elektrischen Heißwasser-
erzeugers „Quick“ und anderer elektrischer Apparate in
Deutschland.
Deutschlands elektrotechnischer Außenhandel!. — Im
Oktober 1929 ist innerhalb des Tarifunterabschnitts 18 B
die Einfuhr gegenüber dem Vormonat (6219 dz bzw. 4,167
Mill RM) um 4294 dz (69%) und 0,155 Mill RM (4%) gestie-
gen. Diese Zunahme betrug im Vergleich zum Oktober 1928
2157 dz (26%) und 0,265 Mill RM (6,5%). Für die Aus-
fuhr, die 20 235 dz Sachlieferungen im Wert von 4,962 Mill
RM umfaßte, ergibt der Vergleich mit dem Vormonat
(139 502 dz bzw. 48.094 Mill RM) eine Erhöhung um 24 388 dz
(17,5 %) bzw. 11,791 Mill RM (24,5 %) und gegen den Parallel-
monat des Vorjahres ein Mehr von 48175 dz (41,6%) und
19,991 Mill RM (50%). In den abgelaufenen zehn Mona-
-ten hat der Import gegenüber der gleichen Periode des Vor-
jahres um 10 257 dz (12%) bzw. 7,494 Mill RM (21%) zuge-
nommen und 11 713 Lichtmaschinen (16 628 i. V.), 190 328 Dy-
namos, Elektromotoren usw. (105 586 i. V.), 4621 Bogen- usw.
Lampen (886 i. V.), 4,549 Mill Metalldrahtlampen (4,274 i. V.)
sowie 142 400 Kohlefaden- usw. Lampen (106 700 i. V.) nach
Vgl. ETZ 1928, S8. 1867; 1929, S. 1683.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 50 12. Dezember 1929
Einfuhr indz
Ausfuhrindz
Em Erzeugnisse Oktober Januar/Oktober Oktober Januar/Öktober
1929 1929 1928 1929 1929 1928
978 Lichtmaschinen und Lichtzündmaschinen für Motorfahr-
zeuge; Anlaßmotoren für Verbrennungsmotoren .. . 204 916 1 488 501* 6 849* 5 996*
907 Dynamomaschinen, Elektromotoren, Umformer; Trans-
bbisg formatoren und Drosselspulen! . ee ee 6 653 32 946 | 41424 37 870*| 269 971*| 257 238*
907 h Fertig gearbeitete Anker, Kollektoren? ..... e 422 1 988 1 374 1 863*| 16 200*| 22 814*
908a, b | Elektrizitätssammler, deren Ersatzplatten (Elektroden) š 290 4 847 6 321 4 bü, 43 860*| 46 539*
909 Kabel zur Leitung elektrischer Ströme, zur Verlegung in
Wasser oder Erde geeignet. ee 543 30 080 13 671 50 250*| 493 361*| 394 612*
910 Bogenlampen, Quecksilberdampf-, Quarz- und ähnliche
a bis c Lampen; Gehäuse dafür mit Rasen: Bauen
Reflektoren? . ... 2... ; EEEE 13 164 97 408 3 648* 3 987
911 a Metallfadenlampen . .. s 22 2220000. e 316 2 138 2 052 1 480 11 164*| 10 648*
911 b Kohlenfaden-, Nernst- und andere Glühlampen .... 18 70 50 35 351* 618*
912 Aı Telegraphenwerke; Bestandteile davon ... 2 116 42 23 221* 177
912 A2 Fernsprecher, Fernsprech-, Wand- und Tischstationen, Fern-
sprechvermittelungseinrichtungen; Bestandteile davon . 28 843 497 2 268° 16611*| 12 750*
912 As Vorrichtungen für die drahtlose Telegraphie und Tele-
phonie; Bestandteile davon . ».. 2. 2.222200. 554 5 342 2 888 7 363*| 45 826*| 32 321°
912 A4 Meß-, Zähl- und Registriervorrichtungen, auch in Verbin-
dung mit Uhrwerken; Bestandteile davon . . .... 156 1 701 1 682 2 899%) 28 259*) 24 807°
912 B Bügeleisen; Bestandteile davon . . . . 22220. — 17 16 924 6 914* 5 275
912C Heiz-, Koch- und sonstige Wärmeapparate; Bestandteile
EEN . 178 1746 | 9 1255 1 992* 13504*| 10 560°
912 D Röntgenröhren; Bestandteile davon . . ... 2 21 10 24* 175* 109*
912E Magnetzündapparate und sonstige elektrische Zündsysteme
sowie Teile davon (ausgenommen Magnete); elektro-
technisches Zubehör für Motorfahrzeuge . . . . . . 212 2 607 2 396 2110* 22112* 15 745°
912 Fı Sicherungs- und Signalapparate; Läutewerke; Bestandteile
davon ece E ne re a R 16 189 136 1403* 11 112* 9 643*
912 F2 Vorrichtungen für Beleuchtung, Kraftübertragung, Elek-
trolyse; Vorschalte- und Nebenschlußwiderstände; sonst.
a. n. g. Vorrichtungen; Bestandteile davont . ... . 811 10 523 10 008 32 425* 271 069*| 259 919*
912 F3 Vorrichtungen für ärztliche oder zahnărztliche gie
Bestandteile davon (ausgenommen 912D) . g 41 667 795 1 265* 14850*| 13610*
912 F4 Galvanische (auch Trocken-) Elemente, elektr. u. galva- |
nische Batterien; Thermoelemente; Bestandteile davon . 23 324 621 10 325 61 429 46 376*
912 F5 Isolationsrollen, -glocken, -knöpfe, Spulen, Taster, Schalter
usw. aus Steingut, Porzellan oder Glas (ausgenommen
TISA) u. D Se a re ee ed ag 31 192 212 6 6 6
912 F6 Isolationsgegenstände aus " Asbest, Asbestpappe, Glimmer
oder Mikanit für die Elektrotechnik (Schutzkasten usw.) — 66 UI 54 505* 448*
912 F7 Isolierröhren für elektr. Leitungen aus Papier oder Pappe;
Verbindungsstücke dafür. . . 2» x 2 2220020. : Í i 3 840 31 187*| 20 975°
— Elektrotechnische Erzeugnisse, unvollständig angemeldet . — — — — 6 27
„ J Menge in dz. . 10 513 97 403 | 987146 | 163 890*|1 369 174*.1 195 194*
SE dE: (Ge 1000RM | 4322] 43497 | 936008 | A0 giel 475 220* 399 512%
648 a Vorgepreßte Blöcke, Platten und Stangen aus Kohle für |
elektrotechnische Zwecke . . 2 2220000. 32 | 320 375 2 299 10 651 11 543
648 b Kohlenbürsten, Mikrophonkohlen usw.; Kohlenfäden für |
elektr. Beleuchtungskörper oder ne auch in Verbindung
mit Platin ......» . rn . 5 63 62 85 732* 660
648 c Brennstifte für Bogenlampen . . ... 2.2.2... Br 179 1 422 168 582 6 526 5 874
648 d Elektroden cri i x. 415. se a. ei ae ee 144 4 469 9 803 21 864 | 230 447 | 229 999
733 a Porzellanisolatoren für Telegraphen- oder Fernsprech- i
leitungen? u... Ze pie a u a A — . 180 239 8 382*, 70127*. 51 964*
740 a Glühlampenkolben . . .. 2. 2 2 2 ‘o 14 375 305 2110 15 024 9 049
783 © Bearbeitete Teile von elektrischen Maschinen der Nrn. |
907 a/g und von Erzeugnissen der Nrn. 907 h/911 b aus |
nicht schmiedbarem Gußeisen . x. 2 2.2... 0% 271 1 845 2 463 8
799 c dagl. aus schmiedbarem Eisen `... 167 | 880 © j
890 a Isolierter Draht aus unedlen Metallen für die Elektro- | |
technik... 2:4. 208 EE EENS 192 | 1994 1 873 12 826*, 115 957%, 94 274*
Deutschland gebracht. Bei der Ausfuhr ist ein Anwachsen um
173 980 dz (14,5%) und 75,708 Mill RM (19%) festzustellen.
Die Reparationssachlieferungen betrugen in diesem Zeitab-
schnitt 90 435 dz im Wert von 28,876 Mill RM, und der Stück-
zahl nach erstreckte sich der Export auf 74536 Lichtmaschi-
nen (70551 i. V.), 597 763 Dynamos, Elektromotoren usw.
ı Die Ausfuhr von Quecksilberumformern istin Nr.912F 2 enthalten. —
t Die Ausfuhr umfaßt auch andere Teile von nieht vollständigen elek-
trischen Maschinen. — ? Die Ausfuhr umfaßt auch Teile von Bogen-
lampen außer Brennstiften «648c). — * Die Ausfuhr umfaßt auch Queck-
silberumformer aus Nr. 907 bg und Isolationsgerenstände, auch aus
Ambroid, Hartkautschuk usw.. der Nr. 912 F5 auber Isolutionsglocken
733». — ê Einfuhr nach Be schaffenheit. — è Isolntionsglocken unter 73a,
ande :re Waren, auch aus Ambroid, Hartkautschuk usw., unter 912 F2. —
Die Ausfuhr umfaßt Isol: toren aller Art aus Ste ingut oder Porzellan. —
« Für die Ausfuhr gelten die im Unterabse E 15B bei den Maschinen
“angegebenen stat. Nro. — ® Berichtigte Zahl
SZ Einschließlich der Reparationssaec hlieferungen.
(495 922 i. V.), 34 038 Bogen- usw. Lampen (23102 i. V.),
64,846 Mill Metalldrahtlampen (55,607 i. V.) und 0,980 Mill
Kohlefaden- usw. Lampen (1,816 i. V.). Als Überschuß der
Ausfuhr hat man 1 271 771 dz bzw. 431,723 Mill RM zu buchen
(1108 048 dz bzw. 363.509 Mill RM i. V.).
Berichtigung.
In dem Aufsatz „Die elektrische Küche“, ETZ
1929, S. 1689, muß es in der letzten Zeile der Fußnote 1 auf
S. 1689 statt „1 RM auf 1 kW“ heißen: „1 RM auf 1 hW
(Hektowatt)*.
Abschluß des Heftes: 7. Dezember 1929.
EE Aufla lage dieses Heftes
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Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh mo in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H., Berlin.
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Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9.
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DIE ALTESTE ERFAHRUNG
DIE MODERNSTE KONSTRUKTION
halt: Paulus, Unters. d. Abschaltvorg. in Schmelzsicher. u. Install.. RBG üb. d. 4. Geschäftsjahr 1028 — Fortschr. d. Elektrisier. d ÖBB 1854 —
fEhaltern b. Kurzschlüssen in el. Verteilungsanl. m. Querschn. bis zu 6 mm? Elektr. d. Paris. Vorortb, 1855 — EI, 'Zugförd. in England — Schienenstoß-
licher. bis 25 A. 1829 — Beetz, Ersatzschalt, f. d. gleichzeit. Eich. v. prüfer — EL Getriebe-Fördermasch. 1857 — Das neue Berliner Funkhaus —
tomzähl. m. zwei Meßwerken 1885 — Albers-Schönberg u. Beeinfluss. v. Fernsprechanl. durch Gleichr. — Über den Barkhauseneffekt 1858
owsky, Üb. d. Einwirk. v. Chromnickel-Heizdräht. auf keram. Wick- — Kurze ungedämpfte el. Wellen — Verfeiner, d. W. Thomsonschen Kabeltheorie
Weer 1887 — Müller, Triebwagen der Bern_Neuenburg-Bahn 1841 — — Scheinb. Änder. d. Dielektrizität konst. techn. Isolierst. — Gleitentlad. b. nied.
Tina, Meßgeräte f. Wirk- u, Blindleist. 1844 — Albrecht, Ergebn. Druck 189 — Rechnungsgröß, f. Hochspannungsanl. — Über Lichtenbergsche
itmaschinenstat, d gewerbl. Betriebszähl. 1925 1849. Fig. — Die el. Einr. a. d. Singapoore-Schwimmdock 1860 — Energiewirt-
indschau: Fernsprechverbind. zwischen Europa u. Amerika 1849 — schaft 1861 — Vereinsnachrichten 1862 — Sitzungskalen-
kungsomnibus 1850 — Anzapfschalter f. Transform, — Relais z. Absenk. der 1868 — Persönliches 1868 — Briefe a. d Schriftleit.:
emast b. Kleinabnehmern — Rückleistungsrelais f. d. Schutz v. Dreh- J. Löffler, K. Schöler | W. Dornig, Kesselring, E Weber 1864 — Literatur:
enerat. u. Speiseleit. — Groß. Elektromagnet d franz. Akad, d. Wissensch, M. Vogelsang, R. Rüdenberg, R. W. Pohl, C. Jauer, H. W. Priwin, Hütte,
= Porzellanisolat. u. Isolatorenporz. — Kabelarmaturen 1852 — Wellen- G. Tafel, W. Hagemann 1866 — Geschäftl. Mitteilungen 1368 —
Dezillogr. — Beleuchtungstechn. u. Flugv..x, - Glühlamp! m. Innen- Berichtigung 186.
e 1553 — Nachtilugstr. Brüssel_Ostende — Aus d. Geschäftsber. d. Dt
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—1868) 19. DEZEMBER 1929
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II Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51 19. Dezember 192
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1829
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik)
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
50. Jahrgang
Berlin, 19. Dezember 1929
Heft 51
Untersuchung der Abschaltvorgänge in Schmelzsicherungen und Installations-Selbstschaltern
bei Kurzschlüssen in elektrischen Verteilungsanlagen mit Querschnitten bis zu 6 mm? bzw.
Sicherungen bis 25 A.
(Im Auftrag der Unterkommission für 1.-S.-Schalter des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.)
Von C. Paulus, Oberbaurat, München.
Übersicht. Die theoretischen Grundlagen der Kurz-
schlußvorgänge werden allgemein erörtert und die in elek-
trischen Anlagen wirklich auftretenden Verhältnisse bei
Kurzschluß an Hand von Oszillogrammen dargelegt.
_ Über die Größe des Kurzschlußstromes, der in einer
Verteilungsanlage zustande kommen kann, sowie über die
Zeitdauer des Kurzschlusses bis zum Abschalten der
Fehlerstelle vom Netz durch eine vorgeschaltete Schmelz-
sicherung bzw. durch einen vorgeschalteten 1.-S.-Sch-ulter
herrschen vielfach weit auseinandergehende Ansicltten.
Der Grund hierfür ist in der Hauptsache wohl darin zu
suchen, daß bei derartigen Betrachtungen in den weitaus
meisten Fällen die Ergebnisse von Berechnungen, die oft nur
überschlägiger Art sind, zugrunde gelegt werden. Da ein
Teil der Faktoren, die die Größe des Kurzschlußstromes
in einer Anlage bestimmen, mathematisch nicht erfaßt
werden kann und andere Faktoren nur mit einiger An-
näherung in die Rechnung eingesetzt werden können, lie-
fert diese stets unzuverlässige und je nach ihrem Genauig-
keitsgrade recht unterschiedliche Angaben über die Größe
des zu erwartenden Kurzschlußstromes. Die Tatsache,
daß die errechneten Kurzschlußströme stets größer aus-
fallen als die wirklich auftretenden, führt leicht dazu,
den Gefahren eines Kurzschlusses ungewöhnlich große
Bedeutung zuzumessen. Man war bemüht, diese Fragen
durch oszillographische Aufnahme der Kurzschlußvor-
gänge in den verschiedenartigsten Leitungen möglichst
weitgehend zu klären. Bei Verwendung von Schmelz-
sicherungen und ]1.-S.-Schaltern als Abschaltmittel wurden
Kurzschlußoszillogramme an einem Gleichstrom-Kraftnetz,
an einer Gleichstrom-Lichtleitung sowie an einer Wechsel-
strom-Verteilungsanlage aufgenommen. Die Kurzschluß-
stellen lagen das einemal in größerer Entfernung von
dem Unterwerk, die andern Male in dessen unmittelbarer
Nähe. Außerdem wurden die elektrischen Konstanten der
einzelnen Kurzschlußkreise durch Einbau verschiedener
Zähler in weiteren Grenzen verändert.
Um das Verhalten der Abschaltvorrichtungen auclı bei
den höchsten Beanspruchungen kennen zu lernen, wurden
mit ihnen im Elektrischen Prüfamt 3, München, Kurz-
schlußversuche an einer Batterie mit etwa 550 V Spannung
und einer Kapazität von 3000 Ah durchgeführt. Bei diesen
Prüfungen waren die Spannung und im Zusammenhang
damit die auftretenden Kurzschlußströme bedeutend höher
als in normalen Hausanlagen.
In ähnlicher Weise führte auch das Laboratorium der
AEG-Fabrik für Installationsmaterial Kurzschlußversuche
unter verschärften Bedingungen durch, wobei ein fremd-
erregter Gleichstrom-Schwungradgenerator, der kurz-
zeitig Ströme bis zu 3000 A bei einer Prüfspannung von
550 V liefert, als Stromquelle diente. Das Verhalten der
Batterie und des Schwungradgenerators bezüglich ihrer
Klemmenspannungen während eines Kurzschlusses über
eine normale 25 A-Schmelzsicherung zeigen die ÖOszillo-
gramme Abb.1 und 2. Bei Beginn und Ende des Kurz-
schlußvorganges treten an den Klemmen der Stromquel-
len Überspannungen auf, deren Größe und Verlauf von
der Induktivität und der Stromänderung in der Zeiteinheit
abhängig sind. Die höheren Überspannungen bilden siclı
am Generator aus, jedoch nicht in selır beträchtlicher
Höhe, denn der Begünstigung zur Ausbildung der Über-
spannung durch die größere Induktivität steht der durch
die gleiche Eigenschaft verlangsamte Stromabfall ent-
gegen (Abb.2). Die Spannungsabfälle sind in beiden Fäl-
len unwesentlich. An dieser Stelle sei ausdrücklich be-
merkt, daß die durchgeführten Untersuchungen sich nur
auf geschlossene Schmelzsicherungen 6...25 A, 500 V und
auf 1.-S.-Schalter in Stöpselform 6...15 A, 250 V Gleich-
strom bzw. 380 V Wechselstrom erstrecken.
re-550/>
Le i
Zems
Abb. 1 u. 2 Kurzschluß-Abschaltung durch DII-Stöpsel 25 A, 500 V;
Leitungs- und Batteriewiderstand R = 0,375 Q.
Zunächst sei auf die theoretischen Arbeiten von Oel-
schläger?! verwiesen. Das theoretische Kurzschlußdia-
gramm der Abb.3 bringt den Abschaltvorgang in einer
Schmelzsicherung bei Kurzschluß in einem Gleichstrom-
kreis zur Darstellung. Der Kurzschlußstrom steigt wäh-
rend der Abschmelzzeit — erster Abschnitt des Kurz-
schlußvorganges — annähernd nach einer Exponential-
kurve an, also anfangs rasch, später immer langsamer, und
nähert sich, sofern die Sicherung den Stromkreis nicht
vorher unterbricht und der Stromerzeuger den Kurz-
schlußstrom über längere Zeit in voller Größe liefern
kann, asymptotisch einem Höchstwert, dem dauernden
Kurzschlußstrom Jr Die in der Sicherung entwickelte
Stromwärme erhitzt im Verlaufe dieser Zeit die Schmelz-
leiter auf die Schmelztemperatur. Innerhalb der nun fol-
genden Schaltzeit brennen die Schmelzleiter durch und
unterbrechen nach dem Erlöschen des Ausschaltlicht-
bogens den Kurzschlußkreis. Der Strom fällt je nach
Bauart der Sicherung mehr oder weniger steil von seinem
Höchstwert auf den Wert Null zurück. Die Größe des
dauernden Kurzschlußstromes ist durch die Gleichung
Jk = EIR gegeben, wenn unter E die EMK des Strom-
erzeugers und unter R der Ohmsche Widerstand des ge-
samten Stromkreises einschließlich des Stromerzeugers
verstanden werden. Die Form der Exponentialkurve hängt
von dem Verhältnis L/R = T (Zeitkonstante) ab. Die
EMK des Stromerzeugers und die elektrischen Konstanten
des Kurzschlußkreises bestimmen somit die Größe des
Kurzschlußstromes und den Verlauf des Stromanstieges.
Maßgebend dafür, welchen Wert der durch diese Faktoren
festgelegte Kurzschlußstrom in einer Anlage tatsächlich
erreicht, sind die Abschaltverzögerung der eingebauten
ı Velschläger, ETZ 1904, 8. 762.
1830
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Si
18. Dezember 1929
Unterbrechungsvorrichtungen und das Verhalten des
Stromerzeugers während des Kurzschlußvorganges. Es
sei erwähnt, daß bei Schmelzsicherungen kleiner Nenu-
stromstärke die Stromunterbrechung meist schon vor Ein-
tritt des Beharrungszustandes erfolgt.
Folgende Überlegungen sollen den Einfluß der elek-
trischen Leitungskonstanten und der EMK darleg>n.
Werden während des Kurzschlußvorganges die EMK
des Stromerzeugers und die Induktivität L des Kurz-
schlußkreises als gleichbleibend angenommen. so erfolgt
der Stromanstieg bei verschiedenen Ohmschen
Widerständen R nach Exponentialkurven, wie sie in
Abb.4 dargestellt sind. All diese Kurven haben die
gleiche Anfangsneigung gegen die Zeitachse; die Höchst-
werte, denen sie zustreben, verhalten sich umgekehrt wie
die Widerstände, ebenso die Zeitkonstanten T. (Nach einer
Zeit gleich der Zeitkonstanten T ist der Kurzschlußstrom
auf 63,2 % seines Höclistwertes angewachsen; nacht =4T
kann vom praktischen Standpunkte aus der Höchstwert
ais erreicht betrachtet werden |Beharrungszustand]. Der
waagerechte Abstand zwischen Ordinatenachse und Schnitt-
punkt der Ursprungstangente mit der Asymptote der Ex-
ponentialkurve ist die Zeitkonstante der betreffenden Ex-
ponentialkurve.) Für den Grenzfall R=-0 würde der
Kurzschlußstrom nach der Einhüllenden dieser Kurven-
schar — Ursprungstangente — zunehmen. Die Zeitkon-
Stanten T,, Ta, T3 .... geben in diesen Fällen (R -: 0)
auch jene Zeiten an. nach
welchen der Kurzschluß-
strom jeweils auf die Werte
dk, Jkr, dk... angestiegen
sein würde.
E konst. L konst. R<R.<RKR,
Abb. 3. Kurzsehħlußdiagramm. Abb. 4. Stromanstieg.
Für verschiedene Induktivitäten L er-
gcben sich bei Konstanz der EMK und des Ohmsehen
Widerstandes R während der Kurzschlußzeit Scharen von
Stromanstiegkurven nach Abb. 5. Der dauernde Kurz-
schlußstrom J& wird in allen Fällen gleichgroß, doch wird
er nach verschieden großen Zeiten erreicht. Mit abnehmen-
der Induktivität verkleinert sich die Zeitkonstante; die
Anfangsneigungen der Kurven gegen die Zeitachse wer-
den größer, d.h. der Stromanstieg erfolgt jäher.
t
L< L:< Ll
Abb. 5. Stromanstieg.
L konst.
E konst. R konst.
Abh. 6.
R konst. E> E:
Ntromanstieg.
Die Kurvenschar der Abb.6 zciet den Einfluß
der EMK auf die Größe des Kurzschlußstromes und auf
die Schnelligkeit des Stromanstieges bei gleichbleibender
Induktivität und gleichbleibendem Ohmschen Widerstand
während des Kurzscehlußvorgangees. Mit ‚wachsender
EMK nimmt die Steilheit der Ursprunzstanzente gegen
die Abszissenachse zu (T, =— Ta). Die jeweiligen Strom-
höchstwerte stellen sieh in allen Fällen nach gleichen
Zeiten ein (4 T,:=473). Während des Kurzschlußvor-
ganges verläuft die an der Sicherung liegende Spannunz
zunächst in der Nähe der Nullinie und nimmt zegen Ende
des Stromanstiezes um einiges zu (vgl. Abb. 3). Ihre je-
veilige Größe ist bei Vernachlässigung der Induktivität
(= — Ldi/dd).
und der Kapazität der Sicherung durch die Gleichung
e = Jr definiert, wenn J den augenblicklichen Wert des
ansteigenden Kurzschlußstroms und r den im gleichen Zeit-
punkte vorhandenen Ohmschen Widerstand der Schmelz-
sicherung bezeichnen. Während der Abschmelzzeit neh-
men beide Faktoren der Gleichung zu; der Strom J nach
einer Exponentialkurve wie oben geschildert und der Wi-
derstand r zufolge der durch die Stromwärme bedingten
Temperaturerhöhung der Schmelzleiter. Mit Einsetzen der
Schaltzeit übernimmt der Ausschaltlichtbogen die Strom-
führung in der Sicherung und erhöht ihren Widerstand
sprunghaft. Die Spannungslinie steigt plötzlich steil an
und geht nach vollzogener Stromunterbrechung auf den
Spannungswert über, der nach der Kurzschlußabschaltung
an der Unterbrechungstelle auftritt.
Der Übergang von der Kurzschlußspannung auf die
Netzspannung, wie er in Abb. 3 dargestellt ist, tritt in
praktischen Fällen äußerst selten auf. Da jeder Strom-
kreis eine gewisse Induktivität besitzt, ruft die rasche
Feldänderung während des Stromabfalles Überspannungen
hervor, deren Größe von der Gesamtinduktivität des Kurz-
tromerzeugers, von der
der
schlußkreises einschließlich des
Kurzschlußstromstärke und von
schaltzeit der Schmelz-
sicherung abhängig ist
Dauer der Ab-
J Kurzschlußstrom 25A!
E Spannung am Schalter e——— ty? CH
. ; t nms — CP 551
Ahb.7. Abschaltung eines Kurz-
schlusses dureh einen Installa-
tions-Nelbstschalter.
Abb. o Auslöseströme und Schalt-
zeiten,
Abb. 8. Aufnahmeschaltung und Ideal-Oszillogramm für einen
l.-S.-Schalter.
Das Ideal-Kurzschlußdiagramm eines 1.-S.-Schalters
(Abb.7) weist ähnliche Strom- und Spannungsverhältnisse
wie dasjenige einer Schmelzsicherung auf. Bemerkens-
wert ist die mit dem Sättieungsverhältnis der Eisenteile
zusammenhängende Spannungspitze zu Beginn des Kurz-
schlußvorganges. Für das weitere Verhalten der am I.-S.-
Schalter liegenden Spannung gilt sinngemäß das bei Siche-
rungen Gesagte. In etwa der zweiten Hälfte des Strom-
anstieges setzt die Spannungslinie plötzlich steiler und
unregelmäßicrer ein, gleichzeitig erfolgt die Stromzunahıne
etwas langsamer, als nach dem bisherigen Verlauf der Ex-
ponentialkurve zu erwarten wäre. Vermutlich sind diese
Erscheinungen mit dem mechanischen Schaltvorgang (Ver-
ringerung des Schalterkontaktdruckes) in Verbindung zu
bringen. Während der Schaltzeit vollzieht sich der Über-
gang auf die Netzspannung in ähnlicher Weise wie bei einer
Sicherung. Die Zackenbildungen in der steil aufsteigenden
Spannungskurve sind auf den stark veränderlichen Wider-
stand des Ausschaltlichtbogens zurückzuführen. Da dieser
durch die Luft nur schwach gekühlt wird, kann er sich
trotz der magnetischen Blasung über längere Zeit in der
lL,öschkammer aufrecht erhalten; daselbst steht ihm auch
genügend Raum zur Verfügung, um die Länge und den
18. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
1831
Querschnitt der ionisierten Strombahn in weiten Grenzen
zu verändern. Im Gegensatz hierzu bedingt die starke
Kühlwirkunge des Füllstoffes (Quarzsand) bei Sicherungen
kurze Abschaltzeiten: der Unterbrechungeslichtbogen ist
an eine eng begrenzte. durch die Schmelzkanäle vorge-
»chriebene Bahn gebunden.
Das normale Oszilloeramm eines E.-8.-Schalters gibt
„war eindeutige Antworten auf die meisten Fragen, die
den Abschaltvoreang betreffen, doch läßt es uns teilweise
im unklaren darüber, wie sich die Gesamtauslösezeit auf
die Bewerungesvorzänge der einzelnen Glieder. die das
N\bschalten bewirken, verteilt. Aufsehluß hierüber geben
Sonderoszillogramme. die mit der in Abb. 8a dargestellten
Schaltanordnung an einem Sockel-Selbstschalter aufge-
nommen wurden. Der IL-S.-Schalter liert im lauptstron-
kreis. In Reihe mit seinen Hauptkontakten, die durch das
Schlußstück e überbrückt werden, legt der Nebenwider-
stand S An den Meßklemmen des Nebenwiderstandes sind
in Reihe geschaltet der Vorwiderstand w, die Strom-
schleife O und ein weiterer Vorwider-
stand s. Parallel zum Widerstand w»
liegt ein Hilfskontaktpaar A, und Kp.
BEP e S
+i—
+l- +N-
Abb. 10. Abb. 11. Abb. 12.
Abb. 10..12. Verlegung der Meßschleifenleitung.
Wird der L-S.-Schalter von einem Kurzschlußstrom
durchflossen, so wird sein Anker angezogen; dieser löst
in seiner Endlare die Sperrung von e und betätigt gleich-
zeitig die Hilfskontakte k, und ka. die den Vorschalt-
widerstand w, überbrücken. Während des Beginns der nun-
mehr einsetzenden Drehung des Schlußstückes e werden die
Kontakte k, und k, wieder geöffnet. Von diesem Zeit-
punkt an nimmt der Widerstand w wieder an der Strom-
führung teil. Durch diese Anordnung wird der Maßstab
des von der Meßschleife aufzezeiehneten Kurzschluß-
stromes in demienigen Zeitabschnitt vergrößert, den der
Anker vom Auftreffen auf die Verklinkungz bis zu
DÉI D DÉI . r D
deren Lösung braucht. weil während dieses Zeitab-
schnittes der Vorwiderstand w, durch die Ililfskontakte
kurzgeschlossen ist. Die Oszillogramme geben also Auf-
schluß über die drei Abschnitte des Abschaltvorganges:
Vorhub, Lösung der Verklinkung und Löschung des Licht-
bogens. Die Stromkurven zeigen an der Stelle der plötz-
lichen Erhöhung des Schleifenstromes kleine überlarerte
Schwinsungen. die von der nicht aperiodischen Dämpfung
der Stromschleife herrühren. Das Ideal-Oszillogramın ver-
läuft nach Abb. 8b.
Die Oszillogeramme der Abb. 9, die mit der beschrie-
benen Schaltanordnung aufgenommen wurden, zeigen, daß
mit zunehmender Stromstärke die Marnetbewerung etwas
rascher wird. Die für die übriren Vorgänge benötigten
Zeiten verändern sich im Bereiche der mittleren ber-
ströme nur unwesentlich; erst bei hohen Uberströmen
(Kurzschlußströnen) macht sieh die stärkere marnetische
YJaswirkung in einer Verkürzung der Brenndauer des Aus-
schaltlichtbogens bemerkbar. Die Verkleinerung der Aus-
lösezeiten bei zunehmender Stromstärke wird im wesent-
lichen dureh die immer größer werdende Beschleunigung
des Marnetankers verursacht.
Bevor auf die folgenden Oszilloeramme näher einge-
gangen wird, sollen einige Merkpunkte besprochen werden,
die bei der oszillographischen Aufnahme besonders von
rasch verlaufenden Auseleichsvorgängen zu beachten sind.
Das Entstehen und Verschwinden des Kurzschlußstromes
ruft veränderliehbe magnetische Felder hervor, die sowohl
auf den Kurzschlußkreis selbst als auch auf benachbarte
elektrische Schließungskreise induzierend einwirken. Von
Bedeutung für vorliegende Betrachtungen sind lediglich
die Vorgänge im Kurzschlußkreise selbst. Damit diese ein-
‚andfrei oszillographisch abgebildet werden können, ist
darauf zu achten, daß die zum Oszillographen führenden
Meßleitunzen induktionsfrei (verdrillt) verlegt werden,
so daß die veränderlichen Magnetfelder in ihnen keine re-
sultierende EMK erzeugen können. Diese Forderung ist
besonders für die Stromschleife von größter Wichtigkeit,
da ihr Meßkreis einen viel geringeren Widerstand aufweist
als derienige der Spannungschleife mit dazwischen gce-
schalteten Widerständen. Daß der Oszillograph bei man-
gelhaft verlegter Meßschleifenleitung ein unrichtizes Kur-
venbild für den Kurzschlußvorgang aufzeichnen kann, soll
an folgenden Beispielen gezeigt werden. Abb. 10 stellt den
wirklichen Stromverlauf bei Kurzschluß über eine 25 A-
Sicherung dar. Die zur Öszillographenschleife führende
Meßleitunz war in diesem Falle induktionsfrei bis an den
im Kurzschlußkreis liegenden Nebenwiderstand geführt.
Der Meßstrom wird das getreue Abbild des Kurzschluß-
stromes, da in dem Meßskreis nur die an den Klemmen des
Nebenwiderstandes auftretende Spannung wirksam ist.
Bildet die MeBleitung in der Nähe des Nebenwiderstandes
eine Schleife, so wird diese von einem veränderliehen
Flusse durchsetzt und es entsteht als Darstellung des Kurz-
schlußvorganges über eine 25 A-Schmelzsicherung ein
Oszillogramm nach Abb. 11. Wird die Schleife am Neben-
widerstand um 180 ° gedreht, ohne daß die Anschlußklem-
men der Meßschleife vertauscht werden, so zeichnet diese
le Kurzschlußvorgzang als
Kurvenzug, wie er in Abb. 12 zur
Darstellung gebracht ist. (Die Meß-
leituneschleife am Nebenwiderstand
ist bei Aufnahme der Oszillorramıne
Abb. 11 und 12 absichtlich groß g--
wählt. Kleine Schleifen rufen ent-
Ja i kleinere Wirkungen her-
„Vor.
d
!
|
Abb. 14. Abb. 15.
Abb. 14 u. 15. Durch Meßschleifenleitung
gefälschter und wirklicher Kurzschluß-
verlauf.
reg geg geen 100-0.
Abb. 13. Vorgänge in
der MeBleitungschleife.
Zur Erklärung dieser Vorgänge diene folgendes: Der
Kurzschlußstrom Jk verzweigt sich im Punkte 7 (Abb. 13) in
die zwei Teilströme Js und Jm. Das stark veränderliche
Feld © des Stromes Js durchsetzt die Schleife am Neben-
widerstand und induziert. in ihr eine EMK e = — w d ®/dt,
wenn w die Winduneszahl und d®Pdt die Flußände-
rung in der Zeiteinheit bedeuten. Betrachtet man den
Teil 7-2, den die Schleife der Meßleitunz mit dem Kurz-
schlußkreis gemeinsam hat, so ist die Richtung des indu-
zierten Stromes i und des Kurzschlußstromes Js dureh
Abb. 13 wiedergegeben. Es ist zu beachten, daß die Dar-
stellung nicht maßstabretreu ist; der Strom Js hat die
Größenordnung von einigen hundert Ampere, während der
Induktionsstrom i nur etwa 50..100 mA beträst. Wäh-
rend des Stromanstieres ist im Nebenwiderstand 7 dem
Strom Js entgegengesetzt und während des Stromabfalles
eleichgzeriehtet. Der eigentliche, durch den Spannungs-
abfall am Nebenwiderstand bedingte Meßstrom Jm ist dem
Strome Js dauernd entgegengeriehtet. Er verläuft nach
der Kurve Jm in Abb. 13. Sein llöchstwert beträgt etwa
100...150 mA. Die Überlagerung der Kurven € und Jm
ergibt den in dem Teile 7-2 fließenden resultierenden MeR-
strom, der ein Oszilloeramm nach Abb. 11 aufzeichnet, da
die Richtungen von 7 und Jm auch im Meßschleifenkreis
in derselben Weise wie im Teil 1-2 beibehalten werden.
Wird die Schleife um 180° gedreht, ohne daß die Meß-
schleifenklemmen vertauscht werden, so dreht sich in der
Schleife am Nebenwiderstand der Pfeil von Jm bei gleich-
bleibenden Pfeilen von Cum. Die Meßschfeife zeichnet
damit ein Oszillogeramm nach Abb. 12.
An Hand dieser Überlegungen ist licht nachzuweisen,
daß bei unsachzemäßer Verlegung der Meßschleifenleitung
ein Oszilloeramm nach Abb. 14 zustandekommen kann,
während in Wirklichkeit der Kurzschlußverlauf durch
Abb. 15 dargestellt wird.
Es sei bemerkt, daß die Verlegungsart der Meßschlei-
fenleitung praktisch keinen Einfluß auf den wirklichen
1832
Kurzschlußvorgang hat, sondern nur auf seine oszillo-
graphische Abbildung. Wenn der Aufbau des Nebenwider-
standes keine induktionsfreie Anordnung der Oszillo-
graphen-Meßleitung ermöglicht, so kann die induzierende
Wirkung der Hauptstromleitung auf die Meßleitung bei
Versuchsanordnungen dadurch fast aufgehoben werden,
daß die Hauptstromleitung bifilar verlegt wird, wie aus
Abb. 16 und 17 ersichtlich ist. Oszillogramm Abb. 16 ist
PETE A/B
KI sh D
Abb. 16.
Abb. 16..18. Einfluß der Verlegung der Meßschleifenleitung auf das
Kurzschluß-Oszillogramm.
dadurch erhalten, daß eine in sich geschlossene schleifen-
förmige Meßleitung der induzierenden Einwirkung einer
Hauptstromschleife beim Kurzschluß einer 10 A-Schmelz-
sicherung ausgesetzt worden ist; die genannte Einwirkung
ist nach Öszillogramm Abb. 17 durch bifilare Anordnung
der Hauptstromleitung fast beseitigt. Aus Oszillogramm
Abb. 18 ist zu ersehen, daß durch induktionsfreie Anord-
nung sowohl der Haupt- als auch der Meßleitung Neben-
wirkungen durch Induktion auf die Meßleitung vermieden
sind. Hierzu wird bemerkt, daß die Empfindlichkeit der
Induktions-Meßschleife (Strom i) auf etwa das Sechsfache
der Kurzschlußstrom-Meßschleife (Strom Jm) gesteigert
war. Ein geringes Überschwingen des Lichtzeigers unter
die Nullinie kann selbstverständlich auch als Folge un-
eenügender Dämpfung der Meßschleife auftreten.
se:
Abb. 19. Abb. 20.
Abb. 19 u. 20. Einschaltstrom einer Nitraphotlampe bei verschiedenen
Schaltern.
In manchen Oszillogrammen tritt an Stelle der erwar-
teten zusammenhängend verlaufenden Stromanstiegkurve
eine solche mit zackenförmig ausgebildeten Schwankungen,
für deren Zustandekommen — sofern es sich nicht um das
Oszillogramm einer Schmelzsicherung mit mehreren paral-
lelen Stromzweigen handelt — keine eindeutige Erklärung
im Zusammenhang mit dem Kurzschlußvorganeg gefun-
den werden kann. Die Vermutung liegt nahe, daß irgend-
ein unsicherer Kontakt des Kurzschlußkreises die Ursache
dieser Erscheinung bildet. Versuche bestätigten, daß der-
artige Stromschwankungen durch den Schalter, der zum
Schließen des Stromkreises verwendet wird, verursacht
werden können, wenn unmittelbar nach dem Einschalten
seine Kontakte vibrieren oder wenn die Kontaktgabe wäh-
rend des Einschaltvorganges unsicher erfolgt, wie dies
bei Hebelschaltern, namentlich bei zweipoligen, oft der Fall
ist. Die recht verschiedenartig aussehenden Oszillogramme
Abb. 19 und 20 stellen denselben Vorgang dar: Einschalt-
strom einer Nitraphotlampe: im Falle 19 wurde ein schnell-
wirkender Schalter mit Fernbetätigung und federnden
Flachkontakten, im Falle 20 ein normaler einpoliger Dreh-
schalter als Stromschlüssel verwendet.
Im Anschluß an diese Betrachtungen sollen die fol-
genden ÖOszillogramme über den zeitlichen Verlauf und
über die Größe der Kurzschlußspannungen und der Kurz-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
19. Dezember 1929
schlußströme, die in Kraft- und Lichtanlagen. wirklich auf-
treten, Aufschluß geben. Zur Aufnahme diente ein Uni-
versal-Schleifenoszillograph der Siemens & Halske AG.
Die Strom-Meßschleife lag an einem Abzweigwiderstand,
der in Reihe mit dem Kurzschlußkreis geschaltet war.
Die Kurzschlußspannung wurde an den Klemmen der je-
weiligen Unterbrechungsvorrichtung gemessen.
Die erste Reihe der Oszillogramme wurde am 230 V-
Gleichstrom-Kraftnetz des Versuchsraumes 1 im Elektri-
schen Prüfamt 3 in München aufgenommen. Die von den
Sammelschienen des Kraftwerkes bis an den Prüfstand
führende Leitung (vgl. Schaltbild der Tafel A), die mit
dem dazwischengeschalteten Aron-Pendelzähler und den
verschiedenen Sicherungen einen Ohmschen Widerstand
von insgesamt 0,16 Q und eine Induktivität von etwa
0,75 mH besitzt, ist fest verlegt und blieb bei sämtlichen
Versuchen unverändert. Vor der Kurzschlußstelle wurden
für die einzelnen Versuche Zähler mit verschiedenen
Widerständen und verschiedenen Induktivitäten eingebaut,
wodurch eine Veränderung der elektrischen Konstanten
des Kurzschlußkreises in weiterem Bereich ermöglicht
wurde. Als Abschaltmittel dienten bei der Versuchsreihe I
normale D II-Stöpsel 2... 25 A, 500 V der SSW, bei der Ver-
suchsreihe II Elfa-Druckknopf-Selbstschalter mit ther-
misch - elektromagnetischer Auslösung 6..15 A, 250 V
Gleichstrom bzw. 380 V Wechselstrom, der AEG.
2 > 3m 6 mm? = 0,0182 V
2 x 25 A-Sich. = 0,0200 „
2 > 3 m6 mm? = 0,0182 „
Drehschalter = 0.0050 „
Zähler = 0140 n
2 ~ 6 A-Elfa = 0120 „
06 m 15 mm? = (0150 „
2x 5m 15mm?! = 0,1 ..
(iesamtwiderstand: 0,.'464 Q
E- mV
GH R 0,446
b Jg = 50 A
HHHH
SS aw a Bas SA
- J4% A
Abb. 21. Zur Errechnung eines
Kurzschlußstromes.
Die Oszillogramme zeigen somit die Kurzschlußver-
hältnisse bei Gleichstrom in Stromkreisen gleicher Ver-
legungsart, die hinsichtlich ihrer elektrischen Konstanten
verschieden sind. Es ist zu beachten, daß die Kurzschluß-
stelle in unmittelbarer Nähe des speisenden Unterwerkes
gelegen ist. Tafel A enthält die ermittelten Meßergebnisse
und die näheren Angaben über die Zusammensetzung des
Kurzschlußkreises. Ein Vergleich der Versuche 1 und 3
(Versuchsreihe I) läßt den Einfluß des Ohmschen Wider-
standes auf den Kurzschlußvorgang erkennen. In der Lei-
tung mit dem kleineren Ohmschen Widerstand (1) stellen
sich die höheren Stromwerte ein; im Zusammenhange da-
mit werden die Abschmelzzeiten kleiner, da gleichen Siche-
rungen ungefähr gleiche Wärmemengen zugeführt werden
müssen, sofern die Wärmeabgabe unberücksichtigt bleibt,
wie dies wegen der Kürze der Abschmelzzeiten zulässig ist.
Die beiden Stromkreise 1 und 2 (Tafel A, Versuchs-
reihe I) unterscheiden sich im wesentlichen nur durch die
Verschiedenheit ihrer Induktivitäten; ihre Ohmschen Wi-
derstände sind angenähert gleich. Die größere Zeitkon-
stande T der Leitung 2 verursacht einen flacheren Strom-
anstiege und kleinere Kurzschlußströme bei größeren Ab-
schmelzzeiten. Noch deutlicher bringen die Beispiele 4
(Versuchsreihe I) die Einwirkung der höheren Gesamt-
induktivität auf den Kurzschlußvorgang zum Ausdruck.
Bezüglich der Überspannungen, die während der Schalt-
zeit auftreten, werden im allgemeinen die vorausgeschick-
ten Betrachtungen bestätigt (unter sonst gleichen Bedin-
gungen nehmen die ÜIberspannungen in stark induktiven
Stromkreisen höhere Werte an als in solchen mit geringer
Selbstinduktion.e In gleichartigen Leitungen ergeben
höhere Ströme und kürzere Abschaltzeiten größere Über-
spannungen.)
Die in der Tafel zusammengestellten Werte sind keine
Mittel- sondern Kinzelwerte. Es liest in der Natur der
Sache, daß bei diesen Einzelwerten Abweichungen von den
erwarteten Werten auftreten können, weil die durch die
Fabrikation bedingten unvermeidbaren Verschiedenheiten
der Schmelzstöpsel gleicher Nennstromstärke und Bauart
voll zur Auswirkung gelangen. Bereits eingangs wurde er-
19. Dezember 1928
Elektrotechnische Zeitschriit 1929 Heit 51
1833
Tafel A. Oszillographische Kurzschlußaufnahmen bei 230 V Gleichstrom.
a a Kraftwerk d 2 Streif.-Sich. g 2 Leitg. NGA k Zähler
è c de h; kt b 2 Streif-Sich. e Arom-Pendelz. 16 mm?in 23 mm- l Kurzschlußstelle
e 2 Einl.-Gummi- 200 A Rohr, 2x5m 1 DU-Stöps. bzw.
op Bleikab. 72 D1I-Stöpsel h 2 DIII-Stöpsel 1 Elfa-Automat
f 2x 1%mm?,2 x 72m 60 A, 600 V i NBA 2x25 mm!, 2x4 m
Versuchsreihe I: DII-Stöpsel 500 V.
2A
Zusammensetzung des Kurzschluß- 0,57 2 kalt
stromkreises
Kurz- | ur: Über nor. Zeit-
schluß- span- dauer bis,
zum Ab-
> Te? schmel-
u
Amp. Volt 110008ek.
1. Leitgn. + Hauptzkller D + DIN Stopsel 0,162
Elektrolytzähler 5 A 20 V
Zählerinduktivität >
..—.o 009% + eg
0
2 Leiten. + Hauptzubler + DIII-Stöpsel 0,162
Ahler 10 A 220 V
DEET 010 y
ZAhlerinduktivität == 0.6 mH
3. Leitgn. + Hauptzähler + DIII-Stöpsel 0,162
Ah-Zähler 3A 20 V
Zählerinduktivität = 0
Par IE ve ur ur ur u SE Er Se ae ee u
La
Leitgn. 3 EE eg
* Wh Zähler 5A 2%
Zählerinduktivität == 25 mH
............e
La
[0552
Kurzschluß über einen D II-Stöpsel 500 V für
A A 6A ` 10 A 15 A 25
0,095 2 bei 0,05 2 bei 0,027 2 bei 0,019 2 bei 0,009 4 bei
nenne rom, Nennstrom, Nennstrom, Nennstrom, Nennstrom,
0,38 2 beim 0,2 2 beim 0,11 & beim 0,076 2 beim | 0,088 Q beim
Abschmelzen| Abschmelzen | Abschmelzen | Abschmeizen | Abschmelzen
Tala kelataa tele, aoda
eisjelels a)E Säle s|2lE|s ä
= a S = e S p = S = e S se S
: © H E H S H S Za ©
GRISlIelglëueiguzlëigi lä) S
90 |176 | 0,5 |133 | 280: 0,8 | 295| 370 1,6 | 445| 400| 2,3 ` 650| 3,9
396] 1090
543| 980
89 | 800 2,5 | 159 4,55] 233| 1010 315| 910 13,75
Versuchsreihe II: Elfa-L-S.-Schalter 250 V (thermisch-elektromagnetische Auslösung).
|
2 A
Zusammensetzung des Kurzschluß- z e Fa;
ý ` 7 . e Kurz- | ber- Zi It- el
stromkreises Ischluß- span- dauer bis
| strom | nung Sot GE
BR chmel-
Jk Ei ü spore
Amp. \ olt t 1000Sek.
| 5. Leiten. + e d gg
Elektrolytzähler 5 A 20V ....... +...»
Ser
Zählerinduktivität = 0
DIII-Stöpsel 0,162
On
6. Leiten. + Hauptzähler
Wh-Zähler 10 A 220 V
DIII-Stöpsel 0,162 |
Zählerinduktivität = 0.6 mH |
7. Leitgn. + Hauptzähler + DIII-Stöpsel 0,162
Ah-Zähler 3A O Y aaen see 0.43 ..
Zählerinduktivität = 0 0,592]
8. Leiten. Hauptzähler +DIII-Stöpsel 0,162
Wh-Zähler 5 A 320 V ee 0,39
Zählerinduktivität = 25 mH 0,55 9|
9. Leitgn. Hauptzähler + D III- Stöpsel 0,162
Wh- Zäühle RAY Lexgeniegng eer? 0.89 „n
Zusätzl. Widerstand (induktionsfrei) 1,35 n
Zählerinduktivität — 25 mH D. 90 Q|
Kurzschluß über einen Elfa-I.-S.-Schalter für
d A 6 A (0,11 DO 10 A (0,05 Q) 15 A (0.08 Q) 15 A
A|: “|; |. |, a
sS|aAIg IS | 2A IE |S | RA | EIS | 2 | EIS |n
„ = < p e < | Ee - d | > = <> —
BEI FH SEES IE JH ER AEG BE -
E 147| 2,85! 252 DI 3 t00 147| 3,1 500| 110! 3,3
168| 156| 2,8 190| 138 3.1 272 162 3,4 315| 1065| 3,3
128| 156| 2,7 124| 95 3,1 300| 240 3,1
zusätzl. Wider-
stand 0.66 Q,
insgesamt 1,259
86] 138 4 137 192 4,9 129| 144 4,6
wähnt, daß errechnete Kurzschlußströme stets größer aus-
fallen als die wirklich auftretenden und daß die Berech-
nung je nach dem Grade ihrer Genauigkeit recht unter-
schiedliche Angaben liefern kann.
Das Rechenbeispiel der Abb. 21 soll zunächst Aufschluß
darüber geben, wie der dauernde Kurzschlußstrom in
einer Anlage berechnet werden kann. Für die Stromkreise
der Versuchsreihe I (Tafel A) wurden verschiedene Wege
zur Ermittlung dieses Stromwertes eingeschlagen; die er-
haltenen Ergebnisse sind in den Abb. 22...24 zeichnerisch
zur Darstellung gebracht. Für unsere Betrachtungen
kommt die vor der Kurzschlußstelle liegende Schmelz-
sicherung in Frage; sie stellt das schwächste Glied des
Stromkreises dar (vgl. Schaltbild der Tafel A) und hat
die Aufgabe, bei Kurzschluß die Fehlerstelle vom Netze zu
trennen. Derücksichtigt man bei der Berechnung des dauern-
den Kurzschlußstromes neben den übrigen Widerständen
des Kurzschlußkreises ihren Abschmelz- bzw. Nennlast-
widerstand, so ergeben sich hier je nach Nennstromstärke
der verwendeten Sicherung verschieden große Widerstände
R’ bzw. R” und damit auch verschieden große Ströme J’
bzw. J”. In den Abb. 22...24 sind diese Werte als Ordi-
naten über den zugehörigen Abschmelzwiderständen re
der Sicherungen als Abszissen aufgetragen. Die Indices 1;
2, 3,... beziehen sich auf die einzelnen Versuche, Bei voll-
kommener Vernachlässigung des Sicherungswiderstandes
stellt R” den Gesamtwiderstand der Leitung einschließlich
der Zähler und Vorsicherungen dar. Er ist als solcher für
jeden Versuch gleichbleibend. Der zugehörige Strom ist
mit J” bezeichnet. Die oszillographisch ermittelten Kurz-
1834
schlußströme Js sind in die Abbildungen gleichfalls ein-
gezeichnet.
Aus diesen Darstellungen geht hervor, daß der tat-
sächliche Kurzschlußstrom Js in allen Fällen unterhalb
der berechneten gleichbleibenden Höchstwerte J’, J”, J”
bleibt. Die größte Annäherung an die wirklichen Verhält-
nisse wird erreicht, wenn bei der Berechnung der Ab-
schmelzwiderstand der Sicherung berücksichtigt wird
(J). Wird der Widerstand der Sicherung vollkommen
außer acht gelassen, so werden die Abweichungen am
größten (J).
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
19. Dezember 1929
Widerstand des Kurzschlußkreises) werden nur selten er-
reicht, da die Stromunterbrechung zufolge der geringen
Kurzschlußträgheit der Schmelzsicherungen meist schon
vor Eintritt des Beharrungszustandes einsetzt.
4. Die Abweichungen der Rechenergebnisse nehmen
mit abnehmender Nennstromstärke der Sicherungen zu.
Beachtenswert ist die Gegenüberstellung der Abb. 25
mit den Oszillogrammen Abb. 3. Da der hohe Widerstand
des Kurzschlußkreises beim Versuch 3 nur einen verhält-
nismäßig kleinen Strom zustandekommen läßt, erreichen
die Exponentialkurven der 25- und 20 A-Patronen ihren
Abb. 28.
Abb. 22...24. Ströme und Abschmelzwiderstände (zu Tafel A, Versuchsreihe D.
Welche Ur3achen bedingen nun die Unstimmigkeit der
Rechnung? Zunächst treten unbekannte Kontaktüber-
gangswiderstände auf. Ferner bleiben der Leitungswider-
stand von der Anschlußstelle bis zum Stromerzeuger, das
Verhalten des Stromerzeugers bei Kurzschluß und sein
Eigenwiderstand, die Speisekabelvorbelastung, die Wider-
standszunahme des Kurzschlußkreises, namentlich der ver-
hältnismäßig schwach bemessenen Vorsicherungen infolge
der Temperaturerhöhung u.a.m. unberücksichtigt. Es ist
anzunehmen, daß für ein und dieselbe Anlage die Summe
dieser rechnerisch nicht bzw. schwer erfaßbaren Faktoren
keinen allzu großen Schwankungen unterworfen ist. Sie
müßte somit als ein annähernd konstantes Korrektionsglied
in die Rechnung eingesetzt werden können, d. h. die Wider-
standslinien der Abb. 22...24 wären um eine gewisse
Strecke in Richtung der zunehmenden ÖOrdinaten parallel
zu verschieben.
Die fiktiven Gesamtwiderstände des Kurzschluß-
kreises, die vorhanden sein müßten, damit die Rechnung
die wirklichen Kurzschlußströme Js als dauernde Höchst-
werte ergeben würde, verlaufen aber nach den Schau-
linien Re, also keineswegs parallel zu den in Frage kom-
menden Schaulinien R’. Außer den zuvor genannten Fak-
toren müssen demnach noch andere Umstände für die Größe
des Kurzschlußstromes mitbestimmend sein. Aufschluß
darüber geben die Oszillogramme. Aus diesen geht her-
vor, daß in den meisten Fällen die Stromunterbrechung
einsetzt, bevor der Kurzschlußstrom seinen durch die elek-
trischen Konstanten des Kurzschlußkreises bestimmten
dauernden Höchstwert erreicht hat. Die Ursache hierfür
ist die geringe Kurzschlußträgheit der Sicherungen. Die
Unterschiede zwischen den wirklich auftretenden Kurz-
schlußströmen und den jeweils möglichen dauernden
Höchstwerten werden um so beträchtlicher, je kleiner die
Sicherung bezüglich ihrer Nennstromstärke bemessen ist.
Zusammenfassend gilt demnach für das Verhältnis
Rechnung zur Wirklichkeit:
1. Die Vernachlässigung oder die ungenügende Berück-
sichtigung einzelner Widerstände des Kurzschlußkreises
(Sicherungen, Zähler usw.) bedingt unterschiedliche
Rechenergebnisse.
2. Da verschiedene Faktoren rechnerisch überhaupt
nicht (Kontaktübergangswiderstände) bzw. nur annähernd
erfaßt werden können (Verhalten der Stromerzeuger, Ka-
belvorbelastungen, Widerstandserhöhung der Leitungen
und der Apparate), liefert selbst die genauest durch-
geführte Rechnung zu hohe Werte für die dauernden
Kurzschlußströme.
. Auch die möglichen dauernden Kurzschlußströme
(bestimmt durch die Spannung des Stromerzeugers wäh-
rend des Kurzschlusses und den tatsächlich vorhandenen
dauernden Höchstwert. Die 10 A-Patrone schaltet kurz vor
diesem Zeitpunkt ab, die übrigen noch kleineren Schmelz-
stöpsel lösen dagegen wesentlich früher aus. In Überein-
stimmung damit verläuft die Kurve Ke im Bereiche der
ersten drei Schmelzstöpsel angenähert parallel mit R’; die
senkrechten Abstände von R’ sind vermutlich ein Maß für
die bei der Rechnung nicht berücksichtigten Faktoren.
J| ee 2994 300 09
t nms 700 0,1
0 0
Abb. 2. L-S.-Schalter. Ver-
such 5, Reihe IL Tafel A.
Abb. 5. Kurzschlußverlauf für
25 A-Stöpsel in verschiedenen
Stromkreisen.
Nach den früheren Betrachtungen müssen in Strom-
kreisen mit gleichgroßen Ohmschen Widerständen gleich-
große dauernde Kurzschlußströme zustandekommen, auch
wenn die Induktivitäten verschieden groß sind. Die Oszillo-
gramme 1 und 2 der Versuchsreihe I ergeben aber, daß in
derartigen Anlagen die wirklich auftretenden Kurzschluß-
ströme ungleiche Werte annehmen. Diese Erscheinung
steht im Zusammenhang mit der Steilheit des Strom-
anstieges. In Abb. 25 sind die Oszillogramme der 25 A-
Schmelzstöpsel der beiden Stromkreise zusammengezeich-
net. Da jeder dieser Sicherungen während der Erwär-
mungszeit ungefähr gleiche Wärmemengen zugeführt
werden müssen, ist es ohne weiteres ersichtlich, daß bei
Verwendung kurzschlußschneller Abschaltglieder der
Stromwert in der Leitung mit der kleineren Zeitkonstante
(1) den höheren Betrag annehmen muß. Bliebe der Kurz-
echluß bis zur Erreichung des Beharrungszustandes in
beiden Fällen bestehen, dann würden auch die oszillo-
graphisch gemessenen Ströme gleichgroß ausfallen.
bw
19. Dezember 1929
Die Tatsache, daß die Kurzschlußströme in einer An-
lage nicht auf den durch die Rechnung ermittelten dauern-
den Höchstwert ansteigen, besteht auch für die unter-
suchten Installations-Selbstschalter. In Abb.26 sind die
Verhältnisse für den Versuch 5 der Versuchsreihe II
(Tafel A) zeichnerisch dargestellt; R” bedeutet den Ohm-
schen Widerstand des Kurzschlußkreises, R’ denjenigen des
Kurzschlußkreises einschließlich des Selbstschalter-Wider-
standes. Die zugehörigen dauernden Höchstwerte J” und J’
liegen bedeutend höher als die oszillographisch gemessenen
Kurzschlußströme Ja. Da auch die 1.-S.-Schalter den Kurz-
schluß vor Eintritt des Beharrungszustandes abschalten
und ihre Kurzschlußschnelligkeit mit kleiner werdender
Nennstromstärke zunimmt, weist der Kurvenzug Ke des
fiktiven Gesamtwiderstandes ähnlichen Verlauf wie bei
Abschmelzsicherungen auf. (Flache Kuppen in einigen der
aufgenommenen, hier nicht wiedergegebenen Oszillogram-
men werden durch die Widerstandserhöhung, die als Folge
der abnehmenden Kontaktpressung während des letzten
Abschnittes des mechanischen Schaltvorganges auftritt,
verursacht, sind also keine dauernden Höchstwerte.)
Die Einflüsse des Ohmschen Widerstandes und der
Induktivität auf die Gestaltung der Exponentialkurven,
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
1836
nach denen der Stromanstieg vor sich geht, sind die-
selben wie früher. Im allgemeinen werden die Kurz-
schlußströme in derselben Anlage mit 1.-S.-Schaltern etwas
kleiner (ausgenommen die 6 A-I.-S.-Schalter), außerdem
geben ihre größeren Schaltzeiten Anlaß zu geringeren
Überspannungen.
Bei Schmelzsicherungen ändern sich die Abschmelz-
zeiten sehr stark mit den elektrischen Konstanten der zu
sichernden Stromkreise; im Gegensatz hierzu sind die
entsprechenden Zeiten bei 1.-S.-Schaltern fast unabhängig
davon (Versuchsreihe II, Tafel A). Diese Erscheinung
beruht darauf, daß Sicherungen ansprechen, sobald der
Kurzschlußstrom eine bestimmte Wärmemenge entwickelt
hat. Diese ist für Schmelzstöpsel gleicher Nennstromstärke
angenähert gleichbleibend. Bei Automaten setzt nach Ein-
tritt der magnetischen Sättigung (J = 80...100 A) der
mechanische Schaltvorgang ein. Der Kurzschlußstrom
kann wohl die Magnetankerbewegung noch etwas beein-
flussen, dagegen kaum noch die übrigen Vorgänge (Lösung
der Schaltersperrung, Schalterbewegung bis zur Kontakt-
trennung). Selbstschalter gleicher Nennstromstärke wir-
ken somit mit annähernd gleichbleibenden mechanischen
Schaltzeiten. (Schluß folgt.)
Ersatzschaltung für die gleichseitige Eichung von Drehstromzählern mit zwei Meßwerken.
Von Dipl.-Ing. Wilhelm Beetz, Nürnberg.
Übersicht, Es wird eine Ersatzschaltung für die
Eichung von Dreileiter-Drehstromzählern angegeben, welche
genau die gleichen Eichwerte ergibt wie die Aron-Schal-
tung, vorausgesetzt, daß bei beiden Meßwerken die innere
Phasenverschiebung richtig eingestellt ist und beide Meß-
werke genau gleiche Zugkraft haben. Für die Ersatzschal-
tung ist dreiphasige Spannung, aber nur einphasiger Strom
erforderlich. Die Verwendung eines Normalzählers ist der
Eichung mit einem Wattmeter vorzuziehen, weil sie eine
genauere Abgleichung der Zugkräfte beider Meßwerke des
zu eichenden Zählers ermöglicht.
1928 beschrieb Doericht!ein Verfahren zur gleich-
seitigen Prüfung von Drehstromzählern mit zwei Meß-
werken, bei welchem die Spannungspulen wie in der Aron-
Schaltung an den verketteten Spannungen Ers und Ers
liegen, während die in Reihe geschalteten Stromspulen von
einem Strom durchflossen werden, der bei cos ọ =1 (im
Drehstromnetz) in die Richtung OS gebracht wird ent-
sprechend Abb. 1. Während jedoch in der Aron-Schaltung
das vom Strom der Phase R durchflossene Meßwerk 1 an
ERS, das vom Strom der Phase T durchflossene Meßwerk 2
an ETs liegt, vertauscht Doericht die Spannungen in
der Absicht, bei der Prüfung genau dieselben Vor- und
Nacheilungsverhältnisse zu erhalten wie bei normalem
Betrieb.
Wie nun mittlerweile durchgeführte Untersuchungen
gezeigt haben, ist diese Vertauschung der Spannungen
nicht angebracht. Es zeigt sich vielmehr, daß gerade da-
durch, besonders bei Zählern mit zwei Meßwerken auf
einer Scheibe, die gegenseitige Beeinflussung der Meß-
werke Unterschiede zwischen der Ersatzschaltung und der
Aron-Schaltung bedingt, und darauf ist vermutlich auch
der Fehlerunterschied von 4 % bei einer bestimmten Type
zurückzuführen, von der Doericht später spricht? und für
den er keine weitere Erklärung angibt. Ferner liegt darin
auch der Grund, weshalb das Verfahren auf bestimmte
Zählertypen, deren Verhalten man kennt, beschränkt ist.
Vertauscht man aber die Spannungen nicht so ergeben
sich genau die gleichen Eichwerte wie bei der Aron-Schal-
tung, vorausgesetzt daß bei beiden Meßwerken die innere
Phasenverschiebung richtig eingestellt ist und daß beide
Meßwerke genau gleiche Zugkraft haben. Die Schaltung
entspricht dann Abb. 2; die Meßwerke haben gegenüber
der Aron-Schaltung einfach ihre Rollen vertauscht, in
System 1 eilt bei cos = 1 (bezogen auf das Drehstrom-
netz) der Strom der Spannung um 30 ° vor, bei System 2
nach, während dies bei der Aron-Schaltung umgekehrt ist.
Bei dem Normalzähler müssen natürlich die beiden er-
wähnten Bedingungen besonders genau erfüllt sein, damit
er in der Ersatzschaltung die gleichen Fehler zeigt wie
in der Aron-Schaltung. Man wird ihn deshalb in beiden
Schaltungen messen, um sich von seiner richtigen Einstel-
lung zu überzeugen. Statt des Normalzählers könnte auch
ı C,Doericht, ETZ 1928, H 180.
28 C.Doericht, ETZ 1%8, 8. 1136.
ein Wattmeter verwendet werden, dessen Spannungspulen
man zweckmäßig an die Phasenspannung Eos legt mit
Hilfe des bekannten Nullpunktwiderstandes, den S&H
für solche Zwecke baut. Bei cos ọ = 1 sind dann Strom-
und Spannung am Wattmeter in Phase. — Die Angaben des
Wattmeters ergeben mit 3 multipliziert die Drehstrom-
leistung bei gleichseitiger Belastung.
Ju prüfender Zähler Normalzöhler
Abb. 2. Ersatzschaltung mit
Normalzähler.
Abb. 1. Diagramm der Prüfschaltung
bei cos p=1.
Die Eichung mit dem Normalzähler hat aber große
Vorteile vor der Verwendung des Wattmeters. Der zu
eichende Zähler wird ja auch einseitig mit dem Normal-
zähler bei cos% =1 und bei Phasenverschiebung ver-
glichen und dabei ergibt sich von selbst eine genau gleiche
Einstellung der Zugkräfte beider Meßwerke, weil ja die
Meßwerke des Normalzählers gleiche Zugkräfte haben.
Ungenauigkeiten in der Frequenz haben dabei keine
nachteilige Wirkung und die Temperaturverhältnisse
sind bei beiden Zählern die gleichen, weil die Strom-
spulen beider vom gleichen Strom durchflossen werden.
Verwendet man aber ein Wattmeter, so kann man die
Meßwerke nur auf eine der folgenden Arten auf gleiche
Zugkräfte einstellen: Entweder man schaltet die Strom-
spulen gegeneinander, legt die Spannungspule an ein
und dieselbe Spannung und stellt bei cospg=1 den
Zähler auf Stillstand ein; dieses übliche Verfahren ist
wegen der störenden Reibung und Leertriebe ungenau;
oder aber man stellt nacheinander jedes Meßwerk bei
gleicher Leistung auf gleiche Drehzahl ein. Auf diese
Weise hat man aber auch keine Gewähr für große Ge-
nauigkeit, weil die Genauigkeit des Wattmeters, Ablese-
fehler, Freauenz- und Temperaturfehler in die Messung
eingehen. Die Eichung mit dem Normalzähler ist also
unbedingt vorzuziehen, wenn nicht als einzig richtig anzu-
sprechen.
Der Einfluß falscher Phasen- und Zugkraftabgleichung
auf die Angaben des Zählers in der Aron- und in der Er-
satzschaltung ergibt sich aus folgenden Formeln, deren
Ableitung hier zu weit führen würde’.
® Die Bea theoretische Untersuchung dieser, Verhältnisse
wurde _ von Nützelberger durchgeführt, der die Ergebnisse
durch Versuche auch bestätigt hat.
1836
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
19. Dezember 1929
Fall 1. Beide Meßwerke haben gleiche Zugkraft.
Meßwerk 1 hat jedoch eine Fehlverschiebung von d,, Meß-
werk 2 eine solche von ð, Dieser Winkel ist bei Überver-
schiebung positiv zu nehmen, d. h. wenn der Spannungsfluß
der Spannung um 90°-+5 nacheilt (unter der Voraus-
setzung, daß der Stromfluß in Phase mit dem Strom ist),
bei Unterverschiebung (90° — ô) ist ô negativ. Der Feh-
ler A infolge dieser Fehlverschiebung A ist dann
in der Aron-Schaltung:
a = (sind, — sin ô) + 50 tg ọ (sin 8, + sin ô) [Po],
in der Ersatzschaltung:
50
Ae = ——
y3
Wir erkennen aus diesen Gleichungen folgende inter-
cessante Tatsachen: Wenn beide Meßwerke gleiche Fehl-
verschiebung haben, also beide Über- oder beide Unter-
verschiebung, A, = d, = ð, so ist
Aa = åo = 100 tg ọ sin ô [° a
Der Fehler in beiden Schaltungen gegenüber richtig ein-
gestellten Meßwerken nimmt mit wachsendem ọ stark zu.
Der Unterschied zwischen der Aron- und der Ersatzschal-
tung ist aber Null;
A = Aa — ^e = Q.
Wenn beide Meßwerke gleichgroße, aber entgegen-
gesetzte Fehlverschiebung haben, also eines Über-, das
(sin ö, — sin ö,) + 50 tge o (sin ô, Bä sin ö,) [0 ol-
andere Unterverschiebung, ð = — ð, = ò, so ist
Aa = 100 sinô und Ae = z100 sin A.
v3 y3
Der Unterschied zwischen den beiden Schaltungen ist
jetzt
- sin ô.
v3
Er ist. von ọ unabhängig. Hat endlich Meßwerk / eine
Fchlverschiebung ô,, während 2 genau richtig eingestellt
ist, ô — 0, so wird der Unterschied
100
AZA — ^e = — = sind.
a v3
Hat z. B. Meßwerk 1 eine Überverschiebung von ô, = + 1°,
während ô, =0 ist, so wird der Unterschied zwischen der
Aron- und der Ersatzschaltung
UR
Az-
y3
u.zw. zeigt der Zähler, wenn er in der Ersatzschaltung
geeicht ist, in der Aron-Schaltung 1% zuviel an, unab-
hängig von o Nun bedeutet eine Fehlverschiebung von
1° schon einen sehr großen Fehler in der Abgleichung
der inneren Phasenverschiebung, denn bei der einseitigen
sichung verursacht dieser Fehlwinkel bei cos =(05
bereits einen Fehler von 3 %, bei cos ọ = 0,25 einen solchen
von 6,8%. Solche Fehler wird man natürlich bei der
einseitigen Eichung nicht zulassen. Stellt man aber ein-
seitig bei co3 ọ = 0,5 auf 0,5 % genau gegenüber cos ọ = 1
ein, so ist ö nur 10 Min. Dieser Fehlwinkel des Meß-
werkes 1 erzeugt aber nur einen Fehlerunterschied von
sin 1° = 10%,
Aa = Ae = sin 10’ = 0,17 Bio,
Daraus folgt, daß infolge falscher Phasenabgleichung
kein wesentlicher Unterschied zwischen der Ersatz- und
der Aronschaltung zu befürchten ist. Wichtiger ist je-
doch die Zugkraftabgleichung:
Fall 2. Beide Meßwerke sind richtig auf innere
Phasenverschiebung abgeglichen. Meßwerk 1 hat jedoch
ein um p% kleineres Drehmoment als Meßwerk 2, d.h.
D, Du (1 — dl Dann ist der Fehler infolge dieser Un-
gleichheit der Zugkräfte
in der Aron-Schaltung:
10 D,-D,
RUF L teelod
Aa
in der Ersatzschaltung:
100 D, - D
= HD ée Lol
e y3 D D, g o [ol
Der Unterschied zwischen beiden Schaltungen wird
an: on D.D
Az =) - 722 I, 0; .
Der Fehlerunterschied zwischen Aron- und Ersatzschal-
tung infolge ungleicher Zugkräfte nimmt also mit wach-
sendem op stark zu. Bei nacheilendem Strom ist @ positiv.
Ist z.B. die Zugkraft des Meßwerkes 1 um 1% kleiner
als die von 2, sò ist
Az 200 D, — 0,9 D,
ai Kä 1,99 D:
Bei cos ọ = 1 ergibt sich kein Unterschied zwischen bei-
den Schaltungen, bei cos = 0,5 wird aber der Unter-
schied A= 1%. Der Zähler zeigt in der Ersatzschaltung
bereits 1 % weniger als in der Aron-Schaltung, wenn die
Zugkräfte nur um 1% verschieden sind. Diese Ab-
gleichung muß also möglichst genau vorgenommen wer-
den, was, wie wir oben gesehen haben, am besten bei der
einseitigen Eichung mittels des Normalzählers geschieht.
Es bleibt nun noch übrig zu beweisen, daß die von Doe-
richt vorgeschlagene Umpolung der Spannungspulen für
die Ersatzschaltung von Nachteil ist. Wir können dreier-
lei Arten der gegenseitigen Beeinflussung zweier diame-
tral gegenüber liegender Meßwerke unterscheiden (auch
wenn diese nicht auf einer Scheibe sitzen, können die Pe-
einflussungen auftreten, wenn auch in schwächerem
Maße):
1. Das Zusammenwirken der beiden
Spannungsflüsse. — Abb. 3 zeigt eine Ferraris-
Scheibe mit zwei Meßwerken. Die Spannungsflüsse ®g,
und dés, durchsetzen die Scheibe einmal, wobei wir die
angedeutete Richtung als positiv bezeichnen wollen, die
Stromflüsse dr, und ër, je zweimal, wie dies in der Regel
der Fall ist.
tg ẹ = 0,6 tg ọ [Yo].
"spe
Abb. 3. Zählerscheibe mit
2 Meßwerken.
Abb. 4 Lage der Vektoren bei
cos p = 1 in der Aron- und Ersatz-
schaltung.
Abb. 4 zeigt die Lage der Vektoren bei der Aron- und
bei der Ersatzschaltung. Die Spannungspulen sind in bei-
den Fällen an A, = Ers bzw. E= ETS angeschlossen. Der
Fluß ës, eilt ®x, nach, was eine Kraft von ®x, nach ës,
zur Folge hat. Wenn nun die Verbindunsslinie der Schwer-
punkte beider Spannungsflüsse nicht genau durch die
Achse geht, sondern einen Abstand a von ihr hat, so er-
zeugt diese Kraft ein Drehmoment, welches sich natürlich
bei Vertauschung der Spannungen umkehrt. Nimmt man
daher diese Maßnahme vor, so muß die Ersatzschaltung Ab-
weichungen gegenüber der Aron-Schaltung zeigen, u. zw.
besonders bei kleiner Belastung, weil dann das Dreh-
moment der beiden Spannungsflüsse prozentual groß wird.
2. Das Zusammenwirken der Strom-
flüsse eines Meßwerkes mit dem Span-
nungsfluß des anderen. — Um diesen Fall ver-
stehen zu können, müssen wir uns die Verhältnisse bei
der einseitigen Eichung etwas genauer ansehen. Wenn
z.B. Meßwerk 1 auf innere Phasenverschiebung einge-
stellt wird, so daß es bei cos ọ = 0,5 die halbe Drehzahl
zeigt wie bei cos ọ — 1, so wird von selbst die Wirkung
des Spannungsflusses von Meßwerk 2 mit berücksichtigt,
denn dessen Spannungspule_ ist dë bei der einseitigen
Eichung an seine Spannung E= ETS angeschlossen. Für
unsere Betrachtungen können wir, wie oben schon be-
merkt, annehmen, daß der Stromfluß dér in Phase mit
dem Strom /ı ist. Wenn nun der Spannungsfluß ®x, nicht
vorhanden wäre, wie bei einem Einphasenzähler, so würde
s emeng Vom
—
18. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
1837
man die Phasenregelung so einstellen, daß dr, der Span-
nung E, um 90° nacheilt. Die Wirkung von br, können
wir uns nun so vorstellen, als ob dr, nicht vorhanden
wäre, dafür aber ein kleiner Bruchteil von PE,„,s®r,, an
der Stelle von dr, wäre, gewissermaßen dem dër, über-
lagert, u.zw. von entgegengesetzier Richtung wie ®E,,
denn die Kraft, die von dër nach Or, gerichtet ist, be-
wirkt ein entgegengesetztes Drehmoment wie die nach
cimem phasengleichen Fluß an der Stelle E, gerichtete
Kraft.
Der resultierende gedachte Fluß an der Stelle des
Spannungspoles 1, welcher die Wirkung von ®E, mit be-
rücksichtigt, ist P’zx,, und dieser Fluß eilt Æ, um 90° nach,
wenn Meßwerk 1 auf Phase abgeglichen wurde Wir
stellen also bei der einseitigen Eichung im Meßwerk 1
keine genaue %°-Verschiebung zwischen Spannung E,
und Fluß de, ein, sondern eine kleine Unterverschiebung.
In entsprechender Weise stellen wir bei Meßwerk 2 eine
kleine Überverschiebung ein, machen also den Winkel
zwischen Æ, und Ge, größer als 9U° und berücksichtigen
so von selbst die Wirkung des gegenüberliegenden Span-
nungsflusses dr. Jedes Meßwerk ist also so abge-'
glichen, als ob die gegenüberliegende Spannungspule nicht
da wäre und das Meßwerk selbst genau 90 ° Verschiebung
hätte. (Abweichungen in der Lage des Spannungsflusses
gegenüber dieser richtigen inneren Phasenverschiebung
sind Fehlwinkel A deren Einfluß durch die oben erwähn-
teır Gleichungen gegeben ist.)
Nun wollen wir aber einmal in der Ersatzschaltung
die Spannungen vertauschen und schließen Meßwerk 1 an
‚TS an, wie Abb. 5 zeigt. Die Phasenregelung von 1
wurde bei der einseitigen Eichung auf Unterverschiebung
eingestellt, wie wir sahen. Der Winkel zwischen E, und
de, ist kleiner als 90°. Meßwerk 2, welches Überverschie-
bung hat, liegt an Ers. ®x, eilt E, um mehr als 90 ° nach.
Berücksichtigen wir wieder die Wirkung des gegenüber-
liegenden Spannungsflusses in jedem Meßwerk durch Bil-
dung der ideellen Flüsse ®z, und ®'z, so schen wir, daß
jetzt der Stromfluß dér bei cosp =1 mit ie, einem zu klei-
nen, mit ®’g, einen zu großen Winkel bildet. Diese Winkel
müßten ja, wie Abb. 4 zeigt, genau 60° bzw. 120° sein,
weichen aber jetzt davon ab. Die bei der einseitizcen
Phaseneichung eingestellten Abweichungen von der 90°-
Verschiebung machen sich jetzt doppelt in fehlerhafter
Weise bemerkbar und
die Wirkung ist die-
selbe, die wir oben
bei dem Einfluß eines
Fehlwinkels gesehen
haben. Meßwerk 1
hat jetzt einfach eine
Yehlverschiebung
— A. Meßwerk 2 eine
solche von +ô und
es ergibt sich eine
von der Phasenver-
schiebung unab-
hängige Differenz
zwischen der Aron-
und der Ersatzschal-
tung. Wir dürfen deshalb auch aus diesem Grunde die
Spannungen nicht vertauschen.
T d
Abb. 5. Ersatzschaltung bei Vertauschung
der Spannungen, cosg = 1.
3. Das Zusammenwirken der Strom-
flüsse eines Meßwerkes mit denen des
anderen. — Diese Wechselwirkung sei nur der Voll-
ständigskeit halber erwähnt. Merkliche Fehler entstehen
durch diese Einflüsse nicht. In der Ersatzschaltung treten
überhaupt keine Kräfte auf, weil ja die Stromflüsse pha-
sengleich sind. In der Aron-Schaltung heben sich die
Triebe auf, wenigstens bei symmetrischer Montage. Sitzen
die Eisen unsymmetrisch zur Achse, so können allerdings
Kräfte auftreten, die aber kaum wesentlich sind, zumal
die Stromflüsse überhaupt gering sind.
Wir kommen also zu dem Schlußergebnis: Die Ersatz-
schaltung nach Abb. 1 und 2 liefert bei jeder Phasen-
verschiebung einwandfrei innerhalb der Meßgenauigkeit
die gleichen Meßwerte wie die Aron-Schaltung. Eine Ver-
tauschung der Spannungspulen darf nicht vorgenommen
werden. Die Hauptsache ist Abgleichung auf genau
gleiche Zugkräfte beider Meßwerke und gute Phasenab-
gleichung bei der einseitigen Belastung.
Über die Einwirkung von Chromnickel-Heizdrähten auf keramische Wicklungsträger.
(Mitteilung aus dem Zentral-Laboratorium der Steatit-Maguesia AG. Berlin-Pankow.)
Von E. Albers-Schönberg und M. Bichowsky, Berlin.
Übersicht. Die bekannten Zerstörungserscheinungen
an Heizdrähten und ihren keramischen Haltekörpern wer-
den durch absichtliche Herstellung ungünstiger Betriebs-
bedingungen und Beobachtung der Durchbrennvorgänge
studiert. Das Auftreten farbiger Niederschläge und Schmelz-
flecke wird chemisch und elektrisch aufgeklärt. Es er-
geben sich zum Teil überraschende Tatsachen, wie die rein
thermische Bildung von Chromsäureanhydrid an der Ober-
fläche des glühenden Chromnickeldrahtes und die Wande-
rung des Oxydnebels im elektrischen Felde.
Die überwiegende Menge aller Elektrowärmegeräte
enthält als Heizquelle Widerstandsdrähte oder -bänder aus
einer Legierung von Chrom und Nickel oder von Chrom,
Nickel und Eisen. Als Aufhängekörper dienen in einigen
Fällen Glimmerscheiben, in weitaus größerer Menge je-
doch keramische Preßteile. Die Anwendung des kerami-
sehen Baustoffes erlaubt eine große Manniefaltizkeit der
Form und gewährleistet dabei eine ausreichende Feuer-
festigkeit.
Aus der Elektrowärmeindustrie werden jedoch im-
mer wieder Klagen laut, daß solche Heizkörper unter
eigentümlichen Erscheinungen und in ganz unberechen-
barer Weise durchbrennen. In der Regel wird der kera-
mische Baustoff dafür verantwortlich gemacht. Es hat
sich die Meinung gebildet, daß er durch elektrolytische
Zersetzung den Heizdraht angreift oder infolge ungenü-
gender Isolierfähigkeit in der Hitze elektrische Durch-
schläge zuläßt. Das Auftreten farbizer Abscheidungen
auf den keramischen Körpern wird mit ihrer angeblichen
elektrolytischen Zersetzbarkeit in Beziehung gebracht.
Auf Grund dieser Vorstellung wurde auf die ]Isolierfähig-
keit des Materials bei hoher Temperatur großer Wert ge-
legt und man meinte einen um so zuverlässigeren Bau-
stoff zu erhalten, je kleiner die in der Hitze durch den
Körper selbst fließenden Nebenschlußströme sind.
Tatsächlich liegen die Verhältnisse jedoch viel ver-
wickelter. Man bedenke, daß hier Gemische von Silikaten
und feuerfesten Oxyden, also Körpern, die in der Hitze teil-
weise elektrolytisch, teilweise elektronisch leiten, in Be-
rührung stehen mit glühenden Metallen, die ihrerseits bei
der hohen Temperatur leitende Oxydkrusten bilden und
abstoßen. Demgegenüber ist es auffallend, daß die Durch-
brennerscheinungen auf keramischen Trarkörpern ganz
verschiedener Zusammensctzung fast gleichartig verlau-
fen. Daneben zeigt die Messung der Isolationswiderstände
verschiedener Materialien, daß die in der Elektrowärmce-
technik bestbewährten keramischen Körper durchaus
nicht immer die höchstisolierenden sind.
In der Überzeugung, daß die hier zu lösende techni-
sche Aufgabe nicht allein durch den Vergleich von Leit-
fähigkeitszahlen und eine entsprechende Auswahl der ke-
ramischen Rohstoffe zu erfüllen sei, haben die Verfasser
eine eingehende Untersuchung der Zerstörungsvorgänge
selbst vorgenommen. Es gelang, die in der Praxis be-
kannten Erscheinungen im Laboratorium willkürlich her-
beizuführen und in ihren Einzelheiten zu studieren.
I
Wird ein Heizkörper, z.B. eine Heizsonnenspule, die
längere Zeit gearbeitet hat, ausgebaut, so findet man oft
farbige Niederschläge auf der Oberfläche des keramischen
Trägers, die der Form des Heizdrahtes schattenbildartig
folgen. Die Farbe dieser Niederschläge ist braun oder
bräunlich-grün. Daneben findet man bisweilen in der Um-
gebung dieser Schattenbilder diffuse Niederschläge von
zitronengelber Farbe. Der erste Teil der Untersuchung
beschäftigte sich mit der Frage, ob ein Zusammenhang
zwischen der Eigenleitfähigkeit des keramischen Mate-
rials und diesen farbigen Abscheidungen bestehe.
Die chemische Analyse ergab folgendes:
Die gelben Niederschläge enthalten Chromsäureanhy-
drid, Cr O,, oder eines der möglichen Hydrate dieses Oxy-
1838
des. Die Anwesenheit von Cr O,”-Ionen wird leicht durch
Silbernitrat nachgewiesen. Es bildet sich das rote Silber-
chromat Ag, CrO,. Die Jodkaliumstärke-Reaktion (Aus-
scheidung von freiem Jod) und die Reaktion mit schwef-
liger Säure (Bildung von grünem Cr, O,) gelingt eben-
falls. Erhitzt man solche Niederschläge auf über 250 °, so
verschwindet die gelbe Farbe durch Verdampfung und
Zersetzung des Chromsäureanhydrids. Nickel und Eisen
sind in Form ihrer Oxyde ebenfalls in den gelben Nieder-
schlägen vorhanden, wenn auch nur in sehr kleinen Men-
gen. Nickel läßt sich mit Dimethylglyoxim und Eisen
durch die bekannte Rotfärbung mit Ammonrhodanid nach-
weisen. Die braunen und bräunlich-grünen Niederschläge
bestehen aus Nickel-, Chrom- und Eisenoxyd. Man könnte
annehmen, daß das mit dem Chromsäureanhydrid gleich-
zeitig gebildete Nickeloxyd sich mit diesem zu Nickel-
chromat vereinigt. Dieser Körper ist bis fast 500° be-
ständig. Da unsere gelben Niederschläge oberhalb 250 °
vollständig verdampfen oder durch Zersetzung verschwin-
den, müssen wir schließen, daß die Chromsäure gar nicht
oder nur zum geringsten Teil mit Nickel verbunden ist.
Die Reaktion auf Eisen gelingt nur nach vorheriger Be-
handlung mit konzentrierter Säure, ein Zeichen dafür, daß
das Eisen im Niederschlage als wasserunlösliches Fe,O,
vorliegt und ebenfalls nicht an Chromsäure gebunden ist.
Es war nun zu prüfen, ob diese farbigen Abschei-
dungen durch ein Zusammenwirken von keramischem
Stoff und Heizdraht entstehen, d. h. ob der keramische
Körper in irgendeiner Form die Oxydation der Draht-
metalle bewirkt oder fördert. Legt man ein Stück Chrom-
nickeldraht auf eine weiße keramische Unterlage und läßt
den Draht stark glühen, so hinterbleiben an den Stellen
unmittelbarer Berührung die bekannten braunen und
ringsherum die gelben Niederschläge. Es fällt dabei auf,
daß die zelben Niederschläge sich bisweilen über die An-
sehlußenden des glühenden Heizdrahtes hinaus erstrecken,
also bis in ein Gebiet, wo elektrolytische Wirkungen im
Körper nicht mehr ausgelöst werden können. Ob der
keramische Körper überhaupt eine Rolle bei der Bildung
dieser Niederschläge spielt, ließ sich nun in sehr einfacher
Weise durch die folgende Versuchsanordnung klären.
Ein glühender Chromnickeldraht wurde frei durch
die Luft gespannt. Eine keramische Platte wurde in 1 mm
Entfernung vom Draht aufgestellt.
Jede unmittelbare Berührung war
ausgeschlossen. Nach wenigen Mi-
nuten trug die Platte ein gelbes
diffuses „Schattenbild“ des Drahtes.
Wir haben weiter die Temperatur-
bedingungen der Niederschlagsbil-
dung untersucht. Die niedrigste
Temperatur, bei welcher wir gut
nachweisbare Chromsäure erhiel-
ten, betrug 900°. Bei 1 mm Plat-
tenabstand und einstündiger Er-
hitzung wurde der qualitative Nach-
weis mit Silbernitrat deutlich. Mit
der Steigerung der Temperatur
wächst die Geschwindigkeit sehr
rasch. Bei 1100... 1150 ° erhält man
bereits in 2 min breite gelbe
Streifen auf der Auffangplatte. In
der Mitte des gelben Streifens aber
findet man in der Regel einen dunk-
leren Strich von der beschriebenen
bräunlichen Farbe. In einem wei- T at, +
teren Versuch haben wir statt der
keramischen eine Auffangplatte aus Abb. 1. Schaltung zum
Silber verwendet. Der Chromsäure-
beschlag war auch in diesem Falle
nachweisbar. Damit war der Be-
weis erbracht, daß der keramische
Stoff an der Bildung der farbigen
Niederschläge gar nicht beteiligt ist, sondern nur als Auf-
fänger für die Oxydationsprodukte des Drahtes wirkt.
Oberhalb 900° ist der Chromnickeldraht ein kräf-
tiger Ozonbildner. Das Ozon ist in der Nähe des glühen-
den Drahtes deutlich zu riechen. Auch chemisch ist es
unschwer nachzuweisen. Spannt man den glühenden
Draht in ein Glasrohr ein und läßt die Luft in langsamem
Strome an dem Draht vorbei und über ein Filtrierpapier
mit Arnoldschem Reagens! streichen, so erhält man eine
deutliche Violettfärbung. Es liegt nahe, die Bildung des
sechswertigen Chromoxydes mit der Anwesenheit des
Ozons in Zusammenhang zu bringen.
Der Gesamtvorgang ist vermutlich dieser: Der
glühende Draht verdampft. Die austretenden Atome wer-
Nachweis der Polarität
des Chromsäureanhydrid-
Dampfes.
ı Eine alkoholische Lösung von 'Tetramothyldiaminodiphenyl-
metban.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
19. Dezember 1929
den in der den Draht umgebenden ozonreichen Lufthülle
oxydiert. Es entsteht in der kühleren Umgebung ein
sehr fein zerteilter Oxydnebel und dieser scheidet sich
auf den nächstliegenden festen Körpern ab. Für das
Zustandekommen des gelben Beschlages ist es notwendig,
daß relativ kühle Auffangflächen in der Nähe des Drahtes
vorhanden sind. Ist die Temperatur der Auffangplatte
schon über 250° gestiegen, so zersetzt sich das sechs-
wertige zu dreiwertigem Chromoxyd, und es entstehen
die dunklen Beschläge. Ob alles dreiwertige Chromoxyd,
welches auf dem keramischen Körper gefunden wird, auf
em Umwege über das Chromsäureanhydrid gebildet wird
oder ob Chromoxyd auch unmittelbar entsteht, konnten
wir bei unserer Versuchsanordnung nicht entscheiden.
Auf porösen Platten bilden sich die gelben Beschläge
reichlicher als auf dichten. Anscheinend bietet das poröse
Material infolge seiner geringeren Wärmeleitung kühlere
Auffangflächen, besonders an den Rändern des Körpers.
Abb. 2. Versuchsaufbau zum Nachweis der Polarität des dampfförmigen
Chromsäureanhydrids.
Werden die erwähnten Glühversuche mit Gleich-
strom ausgeführt, so zeigt sich überraschenderweise, daß
der gelbe Niederschlag am negativen Pol stärker er-
scheint als am positiven. Ließe sich nicht so leicht der
Nachweis erbringen, daß die gesamte Chromsäurebildung
von der keramischen Unterlage überhaupt unabhängig
ist, so hätte schon diese Bevorzugung des negativen Pols
die Annahme einer elektrolytischen Herkunft des Nieder-
schlages unwahrscheinlich gemacht; denn sowohl das Chrom-
säure-Ion als auch der zur elektrolytischen Oxydation des
Drahtmetalls notwendige Sauerstoff könnten bei Elektro-
lyse nur am positiven Pol erscheinen. Man ist zu der
Annahme gezwungen, daß der Oxydnebel positive La-
dung trägt und im elektrischen Felde wandert. Zum
objektiven Nachweis dieser Erscheinung trafen wir eine
Versuchsanordnung, die in Abb.1 schematisch und in
Abb. 2 im Photogramm dargestellt ist. a ist eine poröse
Platte aus keramischem Material, b ein Gefäß mit Wasser.
Die Platte a wird mit Wasser durchgefeuchtet und mit dem
unteren Rande in das Wasser des Gefäßes eingetaucht. Der
Chromnickeldraht c führt in etwa 1 mm Entfernung an der
Platte vorüber, ohne sie zu berühren; er ist mit Wechsel-
strom beheizt. Der eine Pol einer 1000 V-Gleichspan-
nungsquelle wird auf den Draht c gelegt, der andere in
das Wasser eingetaucht. Die gesamte Platte a ist da-
durch gegenüber dem Glühdraht geladen Es wurde nun
bei gleicher Glühzeit und gleichem Abstand zwischen
Platte und Draht geprüft, ob je nach der Polarität der
Platte die Chromsäure-Niederschläge stärker oder schwä-
cher ausfielen. Das Ergebnis zeigt die Abb. 3. Zu beiden
Versuchen wurde die gleiche Platte benutzt. Die Quer-
striche auf der Platte sind die durch Silbernitrat in
Silberchromat übergeführten Chromsäure-Niederschläre.
Das Ergebnis war in allen Fällen das gleiche. Der Nieder-
schlag war stets um ein mehrfaches reichlicher, wenn die
Auffangplatte gegenüber dem Draht negativ geladen war.
Eine gewisse, wenn auch geringe Menge gelangte aber
auch bei der umgekehrten Ladung auf die Platte.
Dieser Befund einer vorwiegend positiven Ladung
des dampfförmigen Chromsäureanhydrids ist über-
raschend, aber physikalisch nicht unwahrscheinlich. Es
ist z. B. bekannt, daß im dampfförmigen Kadmiumjodid
bei etwa 200° positiv geladene Kadmiumjodid-Ionen und
freie Elektronen entstehen und eine elektrische Leitfähisz-
SÉ € Wegen KN Seet
19. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
1839
keit des Dampfes bewirken? In unserem Falle, wo wir
annehmen, daß metallisches Chrom bei hoher Temperatur
durch Ozon oxydiert wird, ist die Abspaltung eines Elek-
trons aus den entstehenden Oxydmolekülen ein ener-
getisch gut begründbarer Vorgang.
Es wurden auch Versuche unternommen, Chromsäure-
dämpfe, die durch schwaches Erhitzen von Chromsäure-
anhydrid erzeugt wurden, im elektrischen Felde abzu-
scheiden. Diese Versuche sind insofern fehlgeschlagen,
als keinerlei Polarität zu finden war. Um geladene
Chromsäuremoleküle zu erhalten, ist es offenbar not-
wendig, die Chromsäure erst durch chemische Einwir-
kung frisch zu bilden.
Nachdem die Herkunft der farbigen Ablagerungen
auf den Heizkörpern geklärt war, erhob sich die Frage,
welche Wirkung diese Stoffe ausüben und ob sie mittel-
bar oder unmittelbar die Zerstörung des Gerätes herbei-
führen oder beschleunigen. Die Metalloxyde sind als
starke Flußmittel bekannt. Es war zu prüfen, ob die hier
auftretenden Oxyde bei der maximalen Betriebstempera-
tur mit dem keramischen Körper reagieren. Zu diesem
Zweck wurden verschiedene Plättchen aus solchen kera-
mischen Materialien, die heute in der Elektro-Wärmetech-
Abb.3. Chromsäureanhydrid-Niederschläge auf
einer keramischen Platte, sichtbar gemacht
durch Auftropfen von Silbernitrat.
nik Anwendung finden, mit Chromoxyd, Nickeloxyd und
einer Mischung beider Oxyde bedeckt und im elektrischen
Ofen bis 1000 ° erhitzt. Nach dieser Behandlung ließ sich
das Oxyd in allen Fällen sauber wieder vom Träger her-
unterwischen; es hatte keine Reaktion stattgefunden.
E
Alle oben ausgeführten Untersuchungen ergaben in-
sofern eine negative Antwort, als keine der beobachteten
Erscheinungen sich als eigentliche Gefahrenquelle für das
gesamte Gerät erwies. Nur ein gewisser Verlust an
Drahtmaterial durch Oxydation wird deutlich. Es ver-
blieb jetzt die Aufgabe, die in der Praxis oft beobachteten
Vernichtungserscheinungen der Heizkörper selbst zu re-
produzieren’.
Die Prüfung durchgebrannter Heizspulen, die mit
Wendeldrahtschlanzen versehen waren, förderte in eini-
gen Fällen Drahtstücke zutage, an welchen zwei benach-
barte Windungen durch einen metallischen Regulus fest
miteinander verschmolzen waren. Es war deutlich zu
sehen, daß sich hier an der Stelle eines Windungschlusses
das Metall vorübergehend verflüssirt hatte. An einzelnen
Punkten hatte der Draht also eine unzulässig hohe Tem-
peratur von wenigstens 1250° erreicht. Es ist aber nicht
ausgeschlossen, daß die Temperatur noch viel höher war,
denn die Schmelzpunkte der Chromnickeldrähte reichen
bis über 1400 ° hinauf. Es wurde nun geprüft, auf welche
Weise an diesen Punkten die hohe Temperatur zustande
gekommen war. Stellt man in einer freiliegenden Heiz-
drahtwicklung absichtlich einige Windungschlüsse her,
so sieht man diese Stellen deutlich heller glühen als den
übrigen Draht. Der Nebenschlußstrom von Windung zu
Windung kann zwar infolge des Übergangswiderstandes
und der geringen Spannungsdifferenz nur von geringer
Leistung sein, doch ist diese auf einen so kleinen Lei-
tungsabschnitt konzentriert, daß die Temperatur diejenige
des frei glühenden Drahtes um mehrere hundert Grad über-
treffen kann. An diesen Stellen setzt nun eine deutlich
2 G.C. Schmidt u. R. Walter, Über die Elektrizitätsleitung
von Salzdämpfen. Ann. Phys. Bd. 72, S. 565:
3 Das folgende nach Versuchen von E. Zakarias.
Abb.4. Verzunderung eines Heiz-
drahtes an der Stelle eines Win-
dungschlusses.
wahrnehmbare fortschreitende Verzunderung des Drahtes
ein. Es kommt schließlich zum Durchbrand. Ein kleiner
Lichtbogen bildet sich aus und der Draht wird unter
gleichzeitiger Oxydation geschmolzen. Nun kann zweier-
lei eintreten: das schmelzende Metall kann mit der Nach-
barwindung Kontakt erhalten und den Unterbruch da-
durch aufheben; die Stelle kühlt sich wieder ab und der
Widerstand ist weiter betriebsfähig. Andernfalls schreitet
die Verzunderung weiter fort. Es bilden sich Oxyde von
Nickel, Chrom und Eisen, die in der Hitze leiten und ein
rasches Erlöschen des Lichtbogens verhindern. Jetzt
wird die Hitze so groß, daß die Oxyde mit der Unterlage
reagieren und eine dunkelgefärbte Schlacke bilden. Dabei
frißt sich das schmelzende Gemisch in die Oberfläche des
keramischen Trägers ein. Nach dem schließlichen Er-
löschen erhält man Stücke mit tief eingeschmolzenen
schwarzen Flecken, die sich bisweilen, wenn es sich um
dünnwandige Rohre handelt, durch die ganze Wand des
Rohres quer hindurch erstrecken. Abb.4 zeigt die Ver-
Abb. 5. Metallregulus an der Durchbrand-
stelle eines elektrischen Widerstandofens
D
zunderung eines Drahtes an der Stelle eines Windungs-
schlusses. Die Abb.5 zeigt ein Stück Oxydschlacke aus
einem durchgebrannten 7 kW-Widerstandsofen. Man sieht
deutlich inmitten der Schlacke einen Regulus aus ge-
schmolzenem Chromnickel liegen.
u LEE ` mm RER
Be.yartbs
Abb. 6 Verzunderung eines verdrillten Drahtes.
un, „ELLE. M
In ähnlich katastrophaler Weise wie die Windungs-
schlüsse wirken sich verdrillte Stellen aus, wo der Draht
zur streckenweisen Verstärkung des leitenden Quer-
schnitts verdoppelt ist und sich zwischen zwei benach-
barten Stellen ein Spannungsunterschied ausbilden kann.
Abb. 6 zeigt eine solche Verdrillungstelle, wo der Draht
bereits auf den halben Querschnitt abgezundert ist. Die
Bildung der schwarz gefärbten Oxydschlacken wird auf
allen keramischen Materialien beobachtet, sowohl auf
silikathaltigen als auch auf rein basischen Massen, auch
auf reinem Quarz. Auf porösen Stoffen dehnen sich die
Flecke allerdings weiter in die Tiefe aus als auf dichten;
vermutlich weil die Oxyde auf jenen eine größere rea-
eierende Oberfläche vorfinden und die Hohlräume in der
Schmelzhitze zusammenfallen (Abb.7).
Die Entstehung der schwarzen Oxydflecke kann im
Laboratorium sehr leicht willkürlich herbeigeführt wer-
den. Man läßt den Strom über zwei sich berührende
Chromnickeldrahtspitzen, die sich auf der Oberfläche des
keramischen Körpers befinden, hindurchgehen und zündet
durch Auseinanderziehen der Drähte einen punktförmigen
Liehtbogen. Sofort beginnen die Drahtspitzen zu schmel-
zen und zu verbrennen, und unter lebhaftem Sprühen ent-
1840
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
19. Dezember 1929
steht eine weißglühende Rinne von leitenden Oxyden, die
sich in die Unterlage mehr und mehr einfrißt.
Nicht nur Windungschlüsse und verdrillte Stellen
sind Gefahrenquellen für den Heizwiderstand, sondern
überhaupt alle Stellen, an denen. der Draht durch Knickung
oder sonstige mechanische Beanspruchung geschwächt
ist. Man erkennt solche Stellen immer daran, daß sie
deutlich heller glühen als der übrige Draht.
III.
Die keramischen Isolierstoffe erleiden bekanntlich mit
steigender Temperatur einen steil verlaufenden Abfall
ihrer Isolierfähigkeit. In Ohm gemessen beträgt dieser
Abfall zwischen 0 und 300° etwa 3 Größenordnungen,
zwischen 300 und 1000° etwa 4 Größenordnungen. Bei
hohen Betriebstemperaturen kann also ein merklicher
Nebenschlußstrom durch den keramischen Heizkörper hin-
durchfließen. Die Auffassung, daß durch die elektrische
Leitfähigkeit in der Hitze die Möglichkeit zum Durch-
schlag gegeben sei, ist in den hier behandelten Fällen in-
folge der niedrigen Spannungen unzutreffend. Versuchs-
weise wurden einige keramische Heizträgermassen in
Form von 3 mm starken Plättchen bei 1000 ° einer Span-
uung von 1000 V Wechselstrom ausgesetzt. Ein vollkom-
men stetiger Stromfiuß war zu beobachten. Durchschlag
erfolgte in keinem Falle. Bei einem Teil dieser Versuche
un die Plättchen mit Chrom- und Nickeloxydschichten
edeckt.
Abb. 7. Durchbrennfieck mit geschmolzenen Metallkügelchen im
Wicklungsträger einer Kochplatte.
Wir können als allgemeines Ergebnis der oben mit-
geteilten Versuche folgendes herausstellen:
Die bekannten und oft bemängelten Durchbrände von
Heizkörpern nehmen vom Draht her ihren Ausgang.
Heizdrähte müssen offenbar viel schonender und sorg-
tältiger behandelt werden, als dies im allgemeinen ge-
schieht. Die so häufig auftretenden farbigen Niederschläge,
die ohne chemische oder elektrochemische Mitwirkung des
keramischen Stoffes entstehen, können jeweils als Beweis
dienen, daß eine Überhitzung stattzefunden hat. Wo es
auf die Gewinnung strahlender Wärme ankommt, sollte
man sich mit einer Glühtemperatur von 900° unbedingt
begnügen und überall da, wo nur dunkle Wärme gebraucht
wird, niedrig glühende Drähte oder Bänder verwenden.
Tritt bei einem Durchbrande des Heizdrahtes ein Licht-
bogen auf, so wird der keramische Träger durch die Ein-
wirkung der Oxyde mit zerstört. Die Eigenleitfähigk>eit
des keramischen Baustoffes ist von viel geringerer Be-
deutung als bisher angenommen wurde. Die bisher ge-
messenen Leitfähigkeitszahlen sind schon darum sehr
schwer auszuwerten, weil man noch nicht weiß, wie groß
der Anteil an elektrolytischer und an Elektronenleitung
in diesen keramischen Stoffen ist.
Dem Keramiker bleibt nach wie vor die Aufgabe, eine
für jeden verlangten Zweck geeignete temperatur-
wechselbeständige Masse zu liefern, die bei der
vorgeschriebenen Beanspruchung nicht reit. Dabei ist
zu bedenken, daß die Temperaturwechselbeständigkeit
einerseits eine Materialfrage, anderseits aber auch eine
Konstruktionsfrage ist, also in schwierigen Fällen ein
eingehendes Zusammenarbeiten zwischen Konstrukteur
und Keramiker verlangt. Daß die Formgebung des kera-
mischen Teiles vielfach von ausschlaggebender Bedeutung
für die Haltbarkeit ist, soll hier nochmals erwähnt wer-
den. Es wird vermutlich niemals eine einzige vollkom-
mene keramische Masse geben, die sich für alle Formen
von Heizdrahtträgern eignet, sondern eine Mehrzahl, die
den einzelnen Konstruktionsformen angepaßt ist.
Die ere Weed ger, zwischen Europa
und Amerika.
E. Wollner berichtet! eingehend über die ganze
Entwicklung der drahtlosen Überseetelephonie-Verbin-
dung. Die Versuche haben fast 12 Jahre (1915 bis 1927)
gedauert und gutes Beobachtungsmaterial ergeben. Die
gesammelten Unterlagen über Empfangs- und Störungs-
verhältnisse sind graphisch wiedergegeben. Die Vertei-
lung der günstigen Empfangszeiten über Tag und Nacht
und die durchschnittlichen Änderungen im Laufe eines
Jahres sind hieraus gut zu erkennen.
Die Vorteile der Einseitenband-Modulation werden
beschrieben und die verschiedenen Kombinationen der
hierbei angewendeten Gegentaktmodulation mathematisch
erläutert. Die erforderlichen Siebketten, die als Ultraband-
filter (Kondensatorleitung) und Infrabandfilter (Drossel-
kette) bezeichnet sind, sind eingehend beschrieben. Es
folgen dann Angaben über die Verstärkeranlage, die End-
stufen (Hochfrequenz-Hochleistungsverstärker) und zuge-
hörige Lautstärkemesser. Bei der Beschreibung der Kraft-
anlage wird erwähnt, daß die Heizmaschinen nach Vor-
schriften der englischen Postverwaltung gebaut wurden.
Während in England Maschinen für die Anodenspannung
Verwendung finden, werden in Amerika hierfür Transfer-
matoren und Gleichrichterröhren angewendet.
‘Über die Sendeantenne in Rugby wird nur mitgeteilt,
daß diese 2km lang ist und aus 8 Drähten besteht (Acht-
eckanordnung). Die Masten sind 270m hoch. Für den
Richtempfang sind drei „Beverage-Antennen“ in Betrieb,
jede ist als Doppelleitung ausgebildet und hat eine Länge
von 5,23 km, der Abstand der parallelen Antennen-
anordnungen beträgt 3,1 km. Die Zusammenschaltung
ist ein kompliziertes Gebilde, das aus vielen Kompensa-
tionsgliedern und Leitungsnachbildungen mit Differen-
tialübertragern besteht. Die Empfangseinrichtung für
die Einseitenband-Demodulation besteht aus Hochfrequenz-
verstärkern mit Zwischenfrequenzstufen. Hinter Sieb-
ketten erfolgt eine weitere Verstärkung, bei der die
Trägerfrequenz wieder zugesetzt wird (Audionstufe).
Daran schließt sich eine Hochfrequenz-Drosselkette, ein
Niederfrequenzverstärker und eine Kondensatorleitung;
der Frequenzbereich für die Sprache beträgt 250 ... 3000 Hz.
Für die Verbindung und Üherwachung der drahtlosen
Strecken mit den Fernsprechnetzen ir England und
Amerika sind Gabelstellen mit besonderen Lautstärke-
messern vorgesehen. Die Überwachunesbeamten haben
die Schwankungen durch die Empfangsverhältnisse und
Teilnehmerdämpfungen (zur Ansteuerung des Senders)
nachzuregeln. Zur Messung der drahtlosen Strecke dient
beiderseits ein Hilfsoszillator mit f = 1500 Hz.
Die Geräte zur Beseitigung der Echo- und Pfeifer-
erscheinungen werden nur erwähnt mit einem Hinweis
auf die besprochenen Schaltungen in der El. Nachr. "Techn?
Die Untersuchung der ganzen Verbindung geschieht
folgendermaßen: Zunächst wird der Pegel auf sämtlichen
Drahtwegen mit 1500 Hz gemessen. dann erfolgt eine
weitere Prüfung mit 1500 Hz von Gabelstelle zu Gabel-
stelle in beiden Richtungen. Auf den Drahtwegen soll
der Verlust gleich Null sein, auf dem Funkwege etwa
10 Dezibel (1,2 Neper). Nach Einstellung der Verbindung
wird nur an den Gabelstellen nachgeregelt.
Ein großes Pegelschaubild gibt die Pegelstände auf
dem gesamten Wege der Verbindung zwischen den eng-
lischen und amerikanischen Fernämtern wieder. Kir.
ı E.Wollner, El. Nachr. GE Bd. 5 S. 489.
2? El. Nachr. Techn. Bd. 5 5
— un > u a
19. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
Die Triebwagen der Bern-Neuenburg-Bahn.
Von Dipl.-Ing. A. E. Müller, Genf.
Übersicht. Kurze Beschreibung der 1440 PS-Motor-
wagen der Bern-Neuenburg-Bahn. — Bemerkenswerte Ein-
zelheiten. — Erste Betriebsergebnisse.
Allgemeines.
Im Netz der schweizerischen Privatbahnen ist im
Frühjahr 1928 die durch die Berner Alpenbahn-Gesell-
schaft verwaltete Bern-Neuenburg-Bahn dem elektrischen
Betrieb übergeben worden. Die 43 km lange Strecke
Bern—Neuenburg bildet ein wichtiges Zwischenstück der
Linie Paris—Bern—Loetschberg—Mailand. Die durch-
schnittliche Neigung der Strecke beträgt 7°/o und die
Höchstneigung 18°/o; rd. 10 km liegen in Neigungen über
15°/o. Mangels eigener Triebfahrzeuge wurde der elek-
trische Betrieb vorerst mit
Lokomotiven der Bernischen
Dekretsbahnen! und von den
SBB leihweise abgegebenen
Triebwagen durchgeführt. An
neuen Triebfahrzeugen be-
stellte die Bahnverwaltung
im Februar 1928 6 Personen-
und Gepäcktriebwagen, wo-
von 5 Stück der Bern-Neuen-
burg-Bahn und 1 Stück der
Loetschbergbahn zugeteilt
wurden. Diese Triebwagen
sind in den Monaten März/Juni
1929 zur Ablieferung gelangt.
- Die Herstellung der Trieb-
gestelle sämtlicher Wagen
erfolgte durch die Schweiz.
Lokomotivfabrik Winterthur
und der Bau aller Wagen-
kasten durch die Schweiz. In-
dustrie-Gesellschaft Neuhau-
sen. Die Projektierung und
Ausführung der elektrischen
‚Ausrüstung wurde für je 3
Triebwagen den Sécheron-
Werken AG., Genf, und der
Maschinenfabrik Oerlikon
übertragen. Für die Lieferun-
gen war vorgeschrieben, daß
die mechanischen und wagen-
baulichen Teile genau gleich
gestaltet werden, mit Aus-
nahme der Einzelheiten für
die Aufhängung der Motoren
und die Anordnung der Apparate und Transformatoren.
Für die elektrischen Ausrüstungen wurde verlangt, daß
dieselben in der Formgebung und in der Montage so ähn-
lich als möglich ausfallen, damit dem Bahnpersonal die
Überwachung erleichtert wird. Im nachstehenden werden
die Triebwagen der Lieferung „Secheron-Winterthur-Neu-
hausen“ beschrieben.
Hauptangaben.
EENEG, e E usa he W re BO a dE 1 435 mm
Ganso LANZO: DEE PUTOL un a e re Ee RN A e 20 900 mm
EN A e AER et o A Aë o i 3 000 mm
TTT, a. ee en ee re eege 13 600 mm
Achsstand der Drehgestelle. . . . 2 2 2 2 2 20. 2700 u. 3300 mm
Ebbe" 8 e Ne ona le rer. ee 1 040 mm
gege 3 8 Je 1 A8 TE EK e ei TEE e 850 mm
gf u. AE ee ee ae A A 1:3,86
Gewicht des mechanischen und wagenbaulichen Teiles . . .. 45t
Gewicht der elektrischen Ausrüstung . . 2 2 2 2 2 2 20. 28,6 t
Gewicht der Ausrüstung (Personal, Sand, Öl) `, 0,4 t
Tara des betriebsfertigen Wagens . . 2 22m rn ru. 74t
N es > e ae Re AE e AN Ela éi A 59,5 t
Nutzlast (Personen und Gepäck) . . 2 2220 m nv u. rd. 5t
Normale Fahrgeschwindigkeit. . . 2 2 220 in rn 50 km/h
Höchstgeschwindickelb . . . . . . 0 0 4 u 0 0 a0 a ae 90 km/h
Stundenzugkraft am Radumfang . . . 2 a. cc u or nn 7760 kg
Dauerzugkraft am Radumfang . . . . 220 0 0 u u nr ru. 6140 kg
Anfahrzugkraft am Radumfang . . . 2 oo u rn 12 500 kg
Stundenleistung am Radumfang bei 50 km/h . ...... 1440 PS
Dauerleistung am Radumfang 00 BIN ae a A 1140 PS
N A SEE ae, ei 15 000 V
BEE ee E EEN EEN a eg Lë Hz
Erwårmungsvorschriften 4 A ESA IK IR vera aa R
Die Gesamtanordnung des Triebwagens ist aus Abb. 1
und 2 ersichtlich.
1 ETZ 1985, S. 1101
R u on e d = u:
Kr Bien 7 ‚aa N e de
Së: au be a iA 4
Wagenteil.
Der Wagenteil umfaßt den in Holzbau mit äußerem
Eisenblechüberzug hergestellten Kasten mit Unterrahmen
sowie ein zweiachsiges und ein dreiachsiges Drehgestell.
Die Abstützung des Kastens auf die Triebgestelle erfolgt
mittels Kugelzapfen und seitlicher Gleitplatten. Er glie-
dert sich in zwei abgeschlossene Führerstände mit je einer
Uebergangs- und zwei seitlichen Eingangstüren, ein Ge-
päckabteil von etwa 10 m? Ladefläche, einen Maschinen-
raum, zwei durch einen breiten Mitteneingang erreichbare
Personenabteile 3. Klasse mit je 20 Sitzplätzen und ein
Klosett. Der über dem dreiachsigen Triebgestell angeord-
nete Maschinenraum enthält den Stufentransformator, den
Hauptschalter, die Hüpferbatterie mit den zur Steuerung
eh Gë: bh OG
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SE
Abb. 1. Triebwagen der Bern-Neuenburg-Bahn, Schnellzug.
zehörenden Überschalt-Drosselspulen, einen Motor-Venti-
lator-Ölpumpensatz, einen Transformator-Ölkühler und
verschiedene Kleinapparate. Abb.3 zeigt den Maschinen-
raum bei weggenommenem Dachstück. Im Gepäckraum
sind über dem zweiachsigen Triebgestell ein Motorventila-
tor mit angekuppeltem Grleichstromgenerator und ein
Transformator-Ölkühler eingebaut. Der Kastenunterrah-
men, in welchem die Kabel- und Kühlluftkanäle, Druckluft-
und Ölkühlleitungen verlegt sind, besteht aus U-Eisen-
Längsträgern mit Sprengwerk und Querversteifungen.
Die Drehgestelle sind mit Blechrahmen ausgeführt
und für die Aufnahme von je zwei 360 PS-Motoren ausge-
bildet. Beim zweiachsigen Gestell ruht die Kugelzapfen-
pfanne mit den seitlichen Kastenabstützlagern auf einem
Pincette-Federsystem, während beim dreiachsigen Gestell
die Drehpfanne mit den seitlichen Stützlarern fest im
Rahmen gelagert ist. Die Drehgestellrahmen sind mittels
Blatt- und Schraubenfedern auf die Triebachsen abge-
stützt. Die federnde Abstützung der Triebmotoren erfolgt
nach der bei den SBB-Triebwagen bewährten Anordnung
mit Gummiplatten?. Abb. 4 zeigt das dreiachsige Dreh-
gestell mit Einzelheiten über die Motorabstützung.
Die Triebräder jedes Drehgestelles sind beiderseits
mit Bremsklötzen versehen. Die Luftbremse ist eine
Doppelbremse (selbsttät. Schnellbremse u. Regulierbremse)
System Westinghouse; außerdem kann mit der Hand-
spindelbremse von jedem Führerstand aus das zugehörige
Triebgestell gebremst werden.
El. Bahnen, Bd. 5, S. 23.
1842 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Si 19. Dezember 1929
Elektrische Ausrüstung. Eu
Die Anordnung der elektrischen
Maschinen und Apparate ist aus
Abb.2 ersichtlich. Der Stufen-
transformator ist als Öltrans-
formator in Sparschaltung ausge-
führt. Die Kühlung des erwärmten
Öles erfolgt in zwei Röhrenkühlern,
welche von der angesaugten Kühl-
luft der Triebmotoren-Ventilatoren
durchströmt werden. Der äußere
Ölumlauf wird durch eine Zentri-
fugalpumpe bewirkt. Die Transfor-
mator-Sekundärwicklung besitzt 6
Anzapfungen für die Spannungs-
regelung der Triebmotoren.
DieMotorensind als 6polige,
kompensierte, künstlich gekühlte
Einphasen-Reihenschlußmotoren mit
Wendepolen und Nebenschluß ge-
baut. Die auf den Radumfang be-
zogene Stundenleistung eines Mo-
tors beträgt 360 PS bei 50 km/h. Die
Drehmomentübertragung erfolgt bei-
derseits über zweiteilige Zahnräder
mit Federung nach Abb. 5.
Die Motorsteuerung er-
folgt nach der Anordnung der Se-
cheron-Werke durch elektro-pneu-
matisch betätigte Einzelschalter.
Es sind 11 Anfahr- und Regelungs-
stufen vorhanden. Die Steuerung
kann von Hand oder selbsttätig be-
trieben werden. Die Vorbereitung
für den einen oder anderen Betrieb
erfolgt durch Umstellen eines He-
bels auf der Deckplatte des Fahr-
schalters (Abb.6). Das Prinzip der
selbsttätigen Anfahrvorrichtung be-
steht darin, daß der Führer die
Fahrkurbel beim Anfahren unmit-
telbar in die der gewünschten
Fahrgeschwindigkeit entsprechende
Stellung bringen kann. Der Fahr-
schalter hat zu diesem Zweck zwi-
schen der Fahrkurbel und der
Steuerwalze eine Federkupplung
(Spiralfeder), die bei der Drehung
der Kurbel gespannt wird und das
stufenweise Nachlaufen der Steuer-
walze solange bewirkt, bis diese in
der gleichen Stellung steht wie die
Fahrkurbel. Die Steuerwalze ihrer-
seits vermittelt durch Schließen und
Öffnen der Steuerstromkreise der
Stufenhüpfer die verschiedenen An-
fahrschaltungen. Damit ein zu
rasches Aufschalten und die damit
verbundene Überlastung der Mo-
toren verhindert wird, ist in den
Stromkreis des erwähnten Schalt-
apparates ein Strombegrenzungs-
relais (Beschleunigungsrelais) ein-
geschaltet, welches durch Steuern
eines Klinkenwerkes das Weiter-
schalten der Steuerwalze so lange
verhindert, bis der Motorenstrom
nach dem anfänglichen Stromstoß
auf einen bestimmten einstellbaren
Wert zurückgesunken et Der
Schaltvorgang ist an Hand der
Abb. 6 folgender: Nachdem die Fahr-
kurbel in die gewünschte Endstel-
lung verbracht ist, wird der Sperr-
magnet 5 über die Kontaktstücke 7
und die Schleifkontakte & von der
Akkumulatorenbatterie aus erregt.
Der Kern des Sperrmagneten wird
dadurch angehoben und der Sperr-
riegel 4 entriegelt. Die freigegebene
Rastenscheibe 3 und die damit fest
verbundene Steuerwalze 1 drehen
sich unter dem Einfluß der ge-
spannten Spiralfeder um eine Stufe
vorwärts. Ist die Steuerwalze in
Stellung 1 ‚angelangt. so wird sie durch das Klinken- magneten ein Schnappschalter betätigt wird, der den
werk arretiert, indem durch das Anheben des Sperr- Stromkreis des Sperrmagneten am Ende des Hubes unter-
17 Ohmscher Hilfspolshunt
16 Akkumulatorenbatterie
18 Revisionsklappen
Schalttafel
18 Transformator-Ölkühler
15 Handluftpumpe
14
10 Ventilatormotor
11 Ölumlaufpumpe
12 Gleichstromgenerator
|
|
HN I
za!
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ti |
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H
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1
Abb, 2. Triebwagen der Bern-Neuenburg-Bahn.
8 Kompressormotor
7 Fahrschalter
9 Ventilator
2
zu“ u
Z——— >
en
5 Weoendeschalter
4 Hüpferbatterie
6 Triebmotor
LINKIN
1 Stromabnehmer
2 Hauptschalter
3 Stufentransformator
19. Dezember 1929
bricht. Durch die Stromunterbrechung fällt der Magnet-
kern unter dem Einfluß einer Zugfeder zurück, wodurch
der Schnappschalter den Stromkreis des Sperrmagncten
1 Trennmesser 3 Stufentransformator
2 Hauptschalter 4 Hüpferbatterie
5 Ohmscher Hilfspolshunt
Abb. 3. Maschinenraum über dem dreiachsigen Drehgestell.
| # u #3
D een. `,
e \
jr A
1 Zweiteiliges Zahnrad mit Federung
2 Motorabstützung dureh Gummipuffer
Abb. 4.
Dreiachsiges Drehgestell.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Si
. men worden.
1843
wiederum schließt und das System zum Weiterschalten
bereitstellt. Das Weiterschalten setzt in der vorbeschrie-
benen Weise ein, solange der Motorenstrom den eingestell-
ten Schaltstrom des Beschleunigungsrelais nicht über-
schreitet. Das Zurückführen der Steuerwalze in die Null-
stellung geschieht zwangläufig durch einen Anschlag an
der Fahrkurbel.
Da die Triebwagen für einmännige Bedienung vor-
gesehen sind, ist vor jedem Führertisch ein Pedalschal-
ter mit gedämpfter Kontaktschließvorrichtung angebracht,
der, wenn nicht vom Führer niedergetreten (Umfallen
bei Unwohlsein), die Auslösung des Hauptschalters be-
wirkt und durch die Erregung eines Notbremsventils die
Druckluftbremse in Tätigkeit setzt. Damit dem Führer
doch die Möglichkeit geboten ist, von seinem Standort
rechts sich auf die linke Führerstandseite zu begeben, ist
im linken Führertisch ein Druckknopf mit pneumatischer
Dämpfung angebracht. Die Auslösczeit des Pedal- und
1 Blattfedergehäuse 3 Mittelstück des Lamellenpaketes
la (iehäusehälfte 4
2 Federlamellen
Führungslasche
5 Mitnehmernabe
Abb. 5. Zweiteiliges Zahnrad mit Federung.
Druckknopfschalters beträgt etwa 6s. Um ferner den
Verschiebedienst von dieser Sicherheitsvorrichtung unab-
hängig zu machen, ist der ÄAuslösestromkreis über einen
von der Geschwindigkeitsmesserwelle aus angetriebenen
Zentrifugalschalter geführt, der die Sicherheitsvorrich-
tung erst bei etwa 15 km/h betriebsbereit stellt.
Die elektro-pneumatischen Wendeschalter sind
als Walzenschalter ausgebildet und je im Führertisch
links untergebracht.
Die Nebenbetriebe sind an die 220 V-Transformator-
Anzapfung angeschlossen. Die Zugheizung erfolgt mit
1000 V.
Die beschriebenen Triebwagen sind unmittelbar nach
ihrer Ablieferung in den fahrplanmäßigen Dienst genom-
Der Lauf der Wagen ist bis zur Höchst-
geschwindigkeit von 90 km/h sehr ruhig; Schlingerbewe-
gungen treten nicht auf. Das selbsttätige Anfahren er-
1844
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
19. Dezember 1929
nn Terre A
BD es. E
s Rastenscheibe
4 Sperriegel
1 Steuerwalze
2? Handrad
5 Sperrmagnet
6 Umschalter „Hand“, „Automat“
-3
63
cht
d
NK
f;
af
7 Kontaktringe
8 Schleifkontakte
Abb. 6. Fahrschalter mit selbsttätiger Anfahrvorrichtung.
folgt stoßfrei, die hohe Beschleunigung ist bemerkenswert.
Der Triebwagen allein wird in der Waagerechten inner-
halb 25 s auf 60 km/h beschleunigt, was einer mittleren An-
fahrbeschleunigung von 0,66 m/s? entspricht; mit 200 t An-
hängelast erreicht er 62 km/h in 95 s (Pa = 0,18 m/s?).
Meßgeräte für Wirk- und Blindleistung.
Von Dipl.-Ing. Otto Zwierina, Wien.
Übersicht. Es wird der Aufbau des Norma-Präzi-
eions-Wirk- und -Blindleistungsmessers beschrieben und der
Einfluß der Temperatur und Frequenz auf die Anzeigen fest-
gestellt. Drehstrom-Wirk- und -Blindleistungsmesser mit
2 Meßwerken sind speziell für Drehstrom ohne Nulleiter be-
stimmt. Für besondere Fälle sind Meßgeräte mit mehreren
Spannungsmeßbereichen von Vorteil. Schaltbilder erläutern
den Gebrauch eines derartigen Meßgerätes in Ein- und
Mehrphasenanlagen.
Die Definition von Leistungsgrößen in Ein- und
Mehrphasenanlagen bereitet die größten Schwierigkeiten
in der Wechselstromtechnik, da es einzig und allein für die
Wirkleistung möglich ist, einen relativ einfachen,
physikalisch begründeten Ausdruck aufzustellen und diese
Leistung auch tatsächlich mit einem Leistungsmesser zu
messen, während für die Blind- und Scheinleistung ledig-
lich mathematische Definitionen ohne allgemeine physi-
kalische Bedeutung zugrunde gelegt wurden, um über-
haupt eine Möglichkeit zu erhalten, einen Einblick in die
Belastungsverhältnisse zu gewinnen; daß diese mathe-
matischen Definitionen mit den tatsächlichen Verhält-
nissen in gewissem -Widerspruch stehen, wurde bereits
ausführlich erörtert!. Trotzdem also die Anzeigen der
Blindleistungsmesser einer physikalischen Grundlage ent-
behren, stellt diese Art der Messung doch den einzig mög-
lichen Weg dar, eine Betriebskontrolle der Anlage be-
züglich der Belastungsverhältnisse durchzuführen, denn
Blindlasten vermindern die Leistungsfähigkeit von Kraft-
werken. verhindern die volle Ausnutzung von Übertra-
gungsleitungen und nehmen daher immer mehr Einfluß
auf die Tarifbildung derart, daß Zuschläge zum Wirk-
leistungsverbrauch erhoben werden, um für diese Nach-
ı ZB. von E.W eber, El. u. Maschinenb. Bd. 47, 8. 277. ETZ 1929,
8. 1547 u. 1865.
teile eine Entschädigung zu erhalten; es wurden Blind-
leistungsmaschinen und Kondensatorbatterien an geeig-
neten Punkten größerer Netze in Betrieb gesetzt, um Über-
tragungsleitungen und Kraftwerke von der Blindlast zum
Teil zu befreien und einen wirtschaftlicheren Betrieb zu
ermöglichen; inwieweit solche Anlagen den angestrebten
Zweck erfüllen, ist an anderer Stelle bereits behandelt
worden!. Es war daher naheliegend, bei größeren Ver-
brauchern und an verschiedenen Stellen der Netze und
Übertragungsleitungen Meßeinrichtungen einzubauen,
welche die Kenntnis der vorhandenen Blindleistung ver-
mitteln. Im Eichraum und im Netz waren deshalb Meß-
geräte notwendig, welche in rascher und sicherer Weise
cine Kontrolle ermöglichen und die im folgenden näher
untersucht werden sollen.
Die üblichen Schaltungen für die Messung der Blind-
leistung ergeben Spannungen, welche gegenüber den bei
der Wirkleistungsmessung verwendeten um 90° phasen-
verschoben sind; wird nun diese Phasenverschiebung
künstlich im Meßgerät selbst hergestellt und dasselbe zur
Verwendung als Wirk- und Blindleistungsmesser er-
weitert, so kann sowohl die Wirkleistung als auch die
Blindleistung nach einfachem Umlegen eines aufgebauten
Schalters gemessen werden, ohne irgendwelche äußere
Schaltungsänderungen vornehmen zu müssen. Dieser Um-
stand gewinnt ganz besonders bei ambulanten Messungen
an Wert. Aber auch den Entwurf von Zählerprüfeinrich-
tungen beeinflussen derartige kombinierte Meßgeräte ganz
bedeutend, indem das Umschaltorgan für die Wahl der
bei der Blindleistungsmessung notwendigen Phasen- und
Sternspannungen und die speziellen Vorwiderstände der
Leistungsmesser überflüssig werden. Diese Meßgeräte
setzen auch alle vorhandenen Zählerprüfeinrichtungen in-
stand, Blind- und Scheinverbrauchmessungen durchführen
zu können.
18. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Si
1845
Aufbau des Wirk- und Blindleistungs-
messers.
Der Strompfad der Meßgeräte erhält einen bis vier
Strommeßbereiche, welche je nach der Kombination der-
selben durch geeignete-Schaltorgane? wie Dreh- und Klem-
mıenschalter ohne Unterbrechung des Stromkreises umge-
schaltet werden können, ein Vorteil, der sich insbesondere
beim Gebrauch von Stromwandlern auswirkt. Für Zähler-
prüfeinrichtungen eignet sich vorzugsweise die Meß-
bereich - Kombination 0,5/1,5/5/15 A", während für den
Wandleranschluß je nach Art und Belastung derselben
Strommeßbereiche wie 1,25/2,5/5 A bzw. 0,5/1/2,5/5 AT vor-
zuziehen sind, welche außerdem zwangläufig ohne Unter-
brechung umgeschaltet werden können. Der Spannungs-
pfad der Meßgeräte erhält nur einen Meßbereich von 100
bis 150 V zum Gebrauch mit Spannungswandlern; nur in
besonderen Fällen für Zählereichzwecke kann ein zweiter
Meßbereich vorgesehen werden.
Das Meßgerät Abb. 1 wird wie ein normaler Wirk-
leistungsmesser angeschlossen und kann je nach der Stel-
lung des doppelten Umschalters am Klemmbrett zur Wirk-
oder Blindleistungsmessung ohne Änderung der äußeren
Schaltung verwendet werden; ein Drehschalter ermöglicht
die zwangläufige Wahl des benötigten Strommeßbereiches.
Das fast aperiodisch
gedämpfte Meßwerk
ist elektrodynamisch
und eisenlos in be-
kannter Ausführung
für Präzisionsinstru-
mente. Der Strom im
Spannungspfad be-
trägt jedoch nicht
wie üblich 30 mA,
sondern rd. 50 mA
für Vollausschlag.
Der doppelte Um-
schalter im Span-
nungspfad des Meß-
gerätes ermöglicht in
der einen Stellung
die Wirkleistungs-
messung, wobei der
induktions- und ka-
pazitätsfreie Vor-
widerstand verwen-
det wird, während in
der zweiten Stellung
bei der Blindleistungs-
messung eine Kunst-
schaltung den Strom
in der Drehspule gegenüber der aufgedrückten Klemmen-
spannung mit Hilfe von Drosselspulen und Justierwider-
ständen um 90° bei der Eichperiodenzahl verschiebt.
Abb. 1. Norma-Präzisions-Wirk- und -Blind-
leistungsmesser mit Drehschalter für drei
Strommeßbereiche.
Einfluß der Frequenz auf die Anzeigen
des Blindleistungsmessers.
Die Anzeigen des Meßgerätes als Blindleistungs-
messer sind von der Periodenzahl abhängig. Das Zeit-
integral über E J sing wird nach A. Reiter
_[ Rn 1 1 5
"le dose m: | ap-
Darin bedeuten K eine Instrumentenkonstante, ge den
jeweiligen Ausschlag des Meßgerätes als Blindleistungs-
messer, R den induktions- und kapazitätsfreien Wirkwider-
stand des Spannungspfades in der Wirkleistungschaltung,
Rn den Scheinwiderstand des Spannungspfades bei der
Periodenzahl n, 9 +E den Phasenwinkel des Drehspul-
stromes gegenüber der aufgedrückten Spannung bei der
Periodenzahl n und g den Phasenwinkel der Belastung.
Für den praktischen Gebrauch ist jedoch diese Ab-
hängigkeit der Instrumentenanzeigen von der Frequenz
in der Blindleistungschaltung in erster Annäherung mit
genügender Genauigkeit linear anzunehmen, u. zw. derart,
daß der größeren Periodenzahl der kleinere Ausschlag
entspricht. Sowohl für die Wirk- als auch für die Blind-
leistungsmessung ist lediglich eine Skala vorgesehen, und
bei der Abgleichungsperiodenzahl f ist die Skalenkonstante
K gemeinsam. Ist die bei der Messung vorhandene Perio-
denzahl f von der Eichperiodenzahl f nur wenig verschie-
3 J.Schalkhammer,El. u. Maschinenb. Bd. 42, S. 428.
» CL Zwierina, Elektro-Journ. Bd. 9, H 83.
* O.ZAwierina, El. u. Maschinenb. Bd. 47, S. 787.
5 A. Keiter, El. u. Maschinenb. Bd. 45, S. 497.
den, so errechnet sich die neue Skalenkonstante für die
Blindleistungsmessung in einfacher Weise zu
D A = Volt x Amp. t
Ks = f K; K= Anzahl d. Teilstriche `
1 Teilstrich = Kp’ Blindwatt.
Auf die Skalenkonstante bei der Wirkleistungs-
messung hat die geänderte Periodenzahl PH keinen Einfluß.
Die Annahme der linearen Abhängigkeit der Skalenkon-
stante beim Blindleistungsmesser verursacht für den prak-
tischen Gebrauch bei einer geringen Periodenänderung,
bezogen auf die Abgleichungsperiodenzahl, Fehler, welche
noch innerhalb der Fehlergrenzen des Meßgerätes liegen.
Es liegt im Wesen des Meßgerätes, daß durch Vor-
schalten getrennter Vorwiderstände eine Meßbereich-
erweiterung nur für den Wirkleistungsmesser möglich
ist, doch fällt dieser Umstand kaum ins Gewicht, da ein
Gebrauch mit Wandlern im
Pe t allgemeinen vorgesehen wurde;
le wan | at lediglich bei Gleichstrommes-
Tr AR K sungen und bei der Überprü-
Be t fung des Leistungsmessers
mit Gleichstrom ist mit be-
sonderer Sorgfalt darauf zu
achten, daß das Meßgerät als
Abb.2. Prinzipschaltnug des
Spannungspfades des Blind-
leistungsmessers.
Blindleistungsmesser nur einen
sehr geringen Ohmschen Wi-
derstand besitzt und daher in
dieser Stellung des Umschal-
ters nicht benutzt werden
darf. Ist hingegen die Kunstschaltung mit Kondensatoren
aufgebaut, so wird der Gleichstromwiderstand praktisch
unendlich.
Einfluß der Temperatur auf die Anzeigen
des Blindleistungsmessers.
Sowohl die Drehspule als auch die Drosselspule im
Spannungspfad des Blindleistungsmessers werden aus
einem temperaturabhängigen Material wie Aluminium
bzw. Kupfer verfertiet und verändern ihren Ohmschen
Widerstand mit der Temperatur. Da nun diese Wider-
stände an der Justierung des Winkels von 90° zwischen
Drehspulenstrom und Spannung bestimmend teilnehmen,
bedeutet ihre Änderung in erster Linie eine Abänderung
des Winkels von 90°. Für die folgende Untersuchung soll
eine konstante Periodenzahl vorausgesetzt werden. Im
Prinzipschaltbild Abb.2 und im Vektordiagramm Abb. 3
bedeuten 7i, ra, o Lu, o Ly die Ohmschen einschließlich der
Verlustwiderstände und die induktiven Widerstände der
Drosselspulen, rr, o Lo die analogen Werte für die Dreh-
spule, ry den Temperaturwiderstand®, r, den induktions-
und kapazitätsfreien Justierwiderstand, 7, iJ, ip, Zo und
ip die Zeitwerte der Ströme, er gr und e die Zeitwerte
der Spannungen und endlich ® das Hauptfeld der Strom-
spulen. Aus dem Diagramm Abb. 3 geht ohne weiteres
hervor, daß durch richtige Wahl des Justierwiderstandes
rr bzw. des Stromes ¿y der Drehspulenstrom in’ gegenüber
der Spannung e bei einer bestimmten Periodenzahl um 90 °
zeitlich verschoben werden kann.
Abb.3. Vektordiagramm für den Spannungs-
pfad des Blindleistungsmessers.
- Zur Vereinfachung sollen für den resultierenden
Widerstand `
EE DEE
e (pn tTr? to Lp rp trr
und für die resultierende Selbstinduktion des Drehspulen-
kreises mit Temperaturnebenwiderstand der Wert
| o Lp Tr
(ro +rr +o Lp?
in die Rechnung eingeführt werden.
€ R.Kühnel, El. u. Maschinenb. Bd. 45, S. 245.
w Lp =
1846
Vom Zeitwert des sinusförmigen Wethselstromes
ip=Ipsnot ........Ö®
ausgehend, ergeben sich nun eine Reihe von Gleichungen,
welche nach einigen Umformungen den Temperatureinfluß
erkennen lassen. Der Zeitwert der Teilspannung g und
der Gesamtspannung e an den Klemmen lautet nun:
d?
. e D hd
; di ;
ezint Ay ti., D a ée ia ar e a ad e (3)
wenn für den Summenwert
Lp + L; = L»
d
gesetzt wurde. Die Selbstinduktion der Drehspule Lp
kann jedoch wegen ihres geringen \Wertes gegenüber den
Selbstinduktionswerten der beiden Drosselspulen vernach-
lässigt werden, so daß die bisher streng richtigen Glei-
chungen mit genügender Annäherung durch die Gleich-
setzung der Selbstinduktionen
bel. L,
und die Voraussetzung gleicher Widerstände
rzn Zr
bedeutend vereinfacht werden können.
Die notwendigen großen Selbstinduktionen L, und La
werden durch eisengeschlossene Drosselspulen erzielt,
welche allerdings einen von der Sättigung im geringen
Maße abhängigen veränderlichen Wert besitzen; sorg-
fältige Auswahl des verwendeten Eisens und günstiger
Aufbau der Eisenkörper vermindern diesen Fehler inner-
halb des notwendigen Spannungsbereiches auf ein prak-
tisch unbedeutendes Maß. Die beiden Gleichungen (2)
und (3) setzen eine Kunstschaltung mit Drosselspulen
voraus; wird diese jedoch mittels Kapazitäten hergestellt,
so gehen die Gleichungen sinngemäß über in:
dip .
es =i,r,=iprpt+tLlp ers +i finat (2a)
1
zer
a idt+i,r,. (3a)
Verschiedener Vorteile wegen werden diese Meßgeräte
meist mit Drosselspulen ausgeführt, und diese Aus-
führungsart soll auch für das Weitere vorausgesetzt
werden.
Führt man nun weiter den eigentlichen Drehspulen-
strom ip in die Rechnung ein, so gilt
. è? e. E 4 In ES e A,
mit Benutzung der Stromverzweirnngsieleichung
erhält man schließlich für die Klemmenspannung in Ab-
hängigkeit vom Drehspulenstrom die Beziehung:
i : din di
, ` (2b)
e
ai tLelp coswt-.
Ip +k)
re
SE
[sinw t (12 LZrretrrnttvrn-oi Lä
+cosof(r,+t?2r,+2r)oL)]. (3b)
Die Kotangente des Phasenwinkels n zwischen dem
Strom in der Drelispule čp und der Klemmenspannung e
gibt nun zweckmäßig einen Überblick über das Verhalten
des Meßgerätes bei geänderter Temperatur und wird aus
D (3b) erhalten, da der Zeitwert der Spannung auch
durch
e=Esin(wt+n)=E(sinwfcosn+tcoswftsinn),
dargestellt werden kann:
Cité ttrrotrtst Do
oL(2r+2r,-+1 rel
Ist nun das Meßgerät bei der Eichperiodenzahl auf
n=W° zwischen ip und e abzerlichen, so wird etzn=(,
w? Z2
ctg n =
(4)
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51
19. Dezember 1 929
und daraus folgt der Blindwiderstand der Drosselspule
zu
”+2rr,+rry+tt, rn -eD=0 \
oL=|rr2rr,+rrp4+?ytp I
Das Ergebnis (5) liefert in einfachster Weise aus den
Widerstandsdaten des fertigen Instrumentes die Blind-
widerstände der Drosselspulen, und demnach sind sämt-
liche Glieder des Ausdruckes (4) bekannt.
Bisher wurden alle Ohmschen Widerstände als kon-
stante Werte angeschen, welche Annahme nun fallen ge-
lassen wird; eine angenommene Temperaturänderung t,
durch die umgebende Luft verursacht, verändert bei einem
Temperaturkoveffizienten a % einen temperaturabhängiren
Widerstand oe um den Betrag a to. Alstemperaturabhängige
Widerstände sind in Abb. 2 ry‘ und damit rp, rn und ra bzw.
r anzusehen. Setzt man den Temperaturfaktor 1+ at = ß
so wird der Widerstand rp folgendermaßen dargestellt,
da rr einen Manganinwiderstand bedeutet:
(5)
Brp T T
D Brp- ‘+17
Damit wird bei einer Temperatur t, welche von der Eich-
temperatur an gerechnet wurde, die Kotangente zu
B?r’+2Brr,+(ßBr+r,)) Be DT un
cte = — — — —, (6)
oL(2Br+2ry+
wobei allerdings der geringfügige Einfluß der Änderung
des Gesamtstromes im Spannungspfad durch die veränder-
ten Widerstände vernachlässigt wurde. Durch die Ver-
änderung der temperaturabhängigen Widerstände wird
der Winkel n, von 90° verschieden und dementsprechend
die Anzeige des Meßgerätes je nach der Art der Belastung
kleiner oder größer als der Sollwert. Setzt man nun das
Komplement des Winkels ng
%W°— n, = §
und folgt der Abhandlung von A. Keiter’, wobei mit
90 ° — E = ne der Verzögerungswinkel des Stromes des
Spannungspfades gegen die Meßspannung, jedoch bei der
Abgleichungsperiodenzahl nur durch die Temperaturein-
flüsse verursacht, bezeichnet wird, so folgt mit den Be-
zeichnungen dieser Abhandlung für die Blindleistung
1 1 4
"lang ep ës KEEN, (v)
tg o
Auch hier kann wegen der Kleinheit des Winkels E der
Korrektionsfaktor auf
vereinfacht werden. Aus dem Aufbau des Korrektionsfak-
tors geht ohne weiteres hervor, daß der Einfluß der Tem-
peratur erst bei kleinen Winkeln ọ, also kleinen Zeiger-
ausschläzen feststellbar sein wird. Für ausgeführte Meb-
geräte ergeben sich rechnungsmäßig für den Winkel ne
bzw. E bei einer äußeren Temperaturänderung von t = 10°
die Werte
ctg n, = 0,0036 ne = 8N Zu E = 13%
und für den Korrektionsfaktor
1
1+ 0, OUG
tg
Ergebnisse, die mit den Versuchsergebnissen sehr gut
übereinstimmen und außerdem die geringe Bedeutung des
Erwärmungsfehlers erkennen lassen. Erhält die Dreh-
spule keinen Temperaturwiderstand parallel geschaltet, so
errechnet man fast dieselben Resultate, der Fehlwinkel &
steigt lediglich um etwa eine halbe Minute. In analoger
Weise äußert sich die Eirenerwärmung des Instrumentes
auf seine Anzeigen; der Wattverbrauch der beiden Dros-
selhälften ist aber außerordentlich niedrig gehalten und
liegt in der Größenordnug von 0,5 W, während die Dreh-
spule 0,2 W verbraucht. Diese äußerst sorgfältige Dimen-
x o= ——
° Wie Fußnote 5
19. Dezember 19298
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
1847
sionierung in Verbindung mit geeigneten Wärmeschutz-
maßnahmen gegen den Vorwiderstand des Wirkleistungs-
messers schließt einen feststellbaren Einfluß der Eigen-
erwärmung auf die Anzeigen des Meßgerätes fast voll-
ständig aus.
Bisher wurde gänzlich davon abgesehen, daß die in
dynamische Leistungsmesser üblicherweise eingebauten
Temperaturschaltungen die mit der Temperatur ebenfalls
veränderliche Federrichtkraft ausgleichen. Ihre Wir-
kungsweise beruht darauf, daß bei Wirkleistungsmessern
der Gesamtstrom Ze im Spannungspfad auch bei Verände-
rungen des Drehspulenwiderstandes rr infolge Tempera-
nämlich um 0,1 %
turänderungen nur im geringen Maße,
bis 0,2% seine Größe verändert. Auch in der Blindlei-
stungschaltung wirkt die Temperaturschaltung bei Tem-
peratursteigerungen um ungefähr denselben Betrag aus-
schlagvermindernd, um den durch die Änderung der Feder-
elastizität bei höheren Temperaturen die Richtkraft klei-
ner wird.
Nach Umformung der Gl. (3b) erhält man den Ef-
fektivwert des Drehspulenstromes Jr, wenn man die Zeit-
form der Gleichung berücksichtigt, zu
E
d
IA
(?+2rr,+rr,y tr, -®DPP+(2r+2r,+ 0, nein
Gl. (5) setzt aber den ersten Klammerausdruck unter
der Wurzel in Gl. (8) für die Abgleichungsperiodenzahl
gleich Null, so daß für die Änderung des Stromes lp’ in
der Drehspule lediglich der zweite Ausdruck Bedeutung
erhält. Dieser, in andere Form gebracht
(+k
SC L (@r+2r,+rp)w?L?
2r+r
= (#2 49) ei L2(1-4%k)3
J
r+rp
J
absoluten Größe des Justierwiderstandes ry nur wenige
Prozente des Gesamtwiderstandes ausmacht; dieser Bruch
enthält ausschließlich die „temperaturabhängigen Wider-
stände, so daß eine um 10° veränderte Außentemperatur
den Drehspulenstrom um kaum 0,1 % beeinflußt. Damit
erweist sich aber die volle Wirksamkeit dar Temperatur-
Schaltung auch bei Blindleistungsmessungen. Eingehende
und sorgfältige Versuche sowie Prüfscheine staatlicher
Kontrollbehörden bestätigen die Richtigkeit.
Aufbau des Drehstrom-Wirk- und -Blind-
leistungsmessers.
Drehstrom-Wirkleistungsmesser sind schon seit gerau-
mer Zeit bekannt und durch den Aufbau zweier dynamo-
metrischer Systeme auf einer gemeinsamen Achse bzw.
durch zwei in geeigneter Weise gekuppelte Meßwerke
charakterisiert, welche die Anzeigen in zwei verschiede-
nen Phasen eines Drehstromes addieren. Ihre Vorteile
äußern sich in erster Linie in der Unmöglichkeit von Irr-
tümern bei der Bestimmung der Gesamtleistung aus den
beiden Instrumentenangaben, was besonders bei den epi-
ter beschriebenen Blindleistungsmessungen die Durchfüh-
rung einer derartigen Messung ganz wesentlich verein-
facht, ferner in dem vereinfachten und übersichtlichen An-
schluß und für Zählereichzwecke in der bequemen Ein-
stellung eines bestimmten, mittleren Leistungsfaktors.
Der Aufbau derartiger Drehztrom-Leistungsmesser
birgt einige Schwierigkeiten in sich, deren größte sicher-
lich die vorhandene größere Beeinflussung der beiden
Systeme aufeinander bedeutet. Dieser Übelstand tritt
allerdings vorwiegend bei Systemen mit gemeinsamer
Achse auf, die aber gerade für Präzisionsansführungen
in Betracht kommen, da bandgzekuppelte Meßwerke sich
hierfür weniger eignen. Die Größe dieser Beeinflussun-
gen ist nun in erster Linie durch die räumlichen Dimen-
sionen des Meßgerätes bedingt, die über ein gewisses hand-
liches Maß nicht hinausgehen sollen; es soll hier nur er-
wähnt werden, daß mit Hilfe einer Kunstschaltung® im
Spannungskreis diese Beeinflussungen der Systeme auf-
einander in den Instrumentenanzeigen korrigiert werden
können. Eine weitere Schwierigkeit bei der EBichung
dieser Meßgeräte liegt in der Verschiedenheit der Skalen-
charakteristik der beiden auf gemeinsamer Achse sitzen-
läßt weiter erkennen, daß der Bruch wegen der
° H. Sack. ETZ 1907, S. 268.
den oder mechanisch gekuppelten Meßwerke, die darin
ihren Ausdruck findet, daß bei der mechanischen Addition
der Ausschläge der zwei Meßwerke bei gleichem Summen-
endwert, aber bei verschiedenen Einzelwerten der Sum-
manden nicht dieselbe Anzeige des Meßgerätes erreicht
wird. Auf die Größe des Einflusses dieser Fehler auf die
Anzeigen des Meßgerätes näher einzugehen, würde zu
weit führen, tatsächlich machen sie oft bei handelsüblichen
Erzeugnissen mehrere Prozent vom Skalenendwert aus.
Durch verschiedene Maßnahmen lassen sich diese Feh-
ler derart beschränken, daß heutige Meßgeräte dieser Art
(Abb.4) nun selbst als Feininstrumente ausgeführt wer-
den können, deren Gütefaktor dem normaler, einsystemiger
Leistungsmesser nicht nachsteht. Das Vermeiden des Ska-
lenfehlers, also das Erzielen eines vollständig überein-
stimmenden Verlaufes der Skalen beider Systeme, ist eine
rein fabrikationstechnische Frage, die durch entsprechende
präzise Arbeitsmethoden und Einrichtungen gelöst wer-
den kann, wie die Herstellung von Präzisionsinstrumen-
ten beweist. Die gegenseitige Beeinflussung der beiden
Systeme, die, wie bereits erwähnt, bei Wirkleistungs-
messern in einfacher Weise berichtigt werden kann, be-
reitet bei Blindleistungsmessern einige Schwierigkeit, da
ein gleichwirkender Korrek-
tions - Scheinwiderstand vor
dem gemeinsamen Phasen-
anschluß der Spannungspfade
außer seiner bestimmten
Größe auch einen genauen
Phasenwinkel besitzen muß und daher seiner praktischen
Verwendung bedeutende Hindernisse in den Weg stellt.
Es wurde daher ein anderer Weg beschritten, um die ge-
genseitige Beeinflussung durch geeignete Abschirmung
der beiden Systeme zu vermeiden, ohne daß die dabei ver-
scndeten Eisenmengen einen feststellbaren Einfluß auf
T Anzeige der im übrigen eisenlosen Dynamometer er-
geben.
Die Schaltung eines kombinierten Drehstrom-Wirk-
und -Blindleistungsmessers nach Abb.5 läßt die zwang-
läufige Umschaltung von der Wirkleistungsmessung auf
die Blindleistungsmessung erkennen. Der volle Spannungs-
betrag, der zwischen der Drehspule und dem Feld auftritt,
ist bedeutungslos, da durch den vorgesehenen Wandler-
anschluß kaum mehr als 150 V Spannungsdifferenz auf-
treten. anderseits durch stärkere Bemessung der Isolation
der Meßwerkteile gegeneinander ein Überschlag ausge-
schlossen erscheint. Der Einfluß von Temperatur, Fre-
auenz, Spannung, Fehlwinkeln von Meßwandlern ist von
derselben Größenordnung wie bei den Einphasen-Leistungs-
messern, nur die Be-
rücksichtigung die-
ser Fehler für sehr
genaue Messungen
stößt infolge der Un-
Kenntnis der Be-
lastungen der einzel-
nen Systeme durch
die mechanische Ad-
dition auf Schwierig-
keiten. Der geringe
Betrag dieser Fehler
an sich, der bei tech-
nischen Messungen
ohne wesentliche
Einbuße an Meßee-
nauigkeit ihre Ver-
nachlässigung be-
gründet, charakteri-
siert dieses Meßgerät
auch wegen seiner
schalttechnischen
Vorteile und beque-
men AÄblesbarkeit als
für ambulante Mes-
sungen im Netz be-
sonders geeignet, da die vielen möglichen Meßfehler mit
zwei Leistungsmessern bei einiger geringer Vorsicht un-
möglich sind.
(8)
Abb.4. Norma-Präzisions-Drehstrom-Wirk-
und -Blindieistungsmesser mit Klemmen-
schalter für 2 Strommeßbereiche und mit
2 Meßwerken.
Wirk- und Blindleistungsmesser mit
mehreren Spannungsmeßbereichen.
Für manche Messungen wird es von Vorteil sein, mit
mehreren Spannungsmeßbereichen ohne Spannungswand-
ler auch in .der Blindleistungschaltung arbeiten zu kön-
nen. In der Abb. 6 ist die Prinzipschaltung eines derartigen
Meßgerätes wiedergegeben, das für drei Spannungen im
Verhältnis 1:2:4, beispielsweise 110/220/440 V, vorge-
sehen wurde. So wie bei Wirkleistungsmessern durch Vor-
schalten Ohmscher Widerstände die höheren Spannungs-
1848
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51
19. Dezember 1929
meßber»iche’erzielt werden, kommen hier Drosselspulen
und Justierwiderstände, die in gecigneter Weise zuge-
schaltet werden, zur Anwendung, um die höheren Meß-
bereiche zu erhalten.
Messung der Wirk- und Blindleistung.
Die Messung der Blindleistung in Ein- und Mehrpha-
senanlagen mit den beschriebenen Meßgeräten ist im we-
sentlichen gleich der der Wirkleistung, lediglich die
Sitrompfad R j
J Logan) Wirkleistung Phase R
E
o E
d tl) Blindleistung PhaseT
Sirompfod
Abb. 6. Innenschaltung eines kombinierten Drehstrom-Wirk- und
-Blindieistungsmessers.
D Fela H v
J OO
E
10000
Justierwiderstäng Umschalfer
Abb.6. Innenschaltung eines kombinierten Wirk- und Blindleistungs-
messers mit mehreren Spannungsmeßbereichen.
Feststellung der Art der Blindleistung bereitet anfänglich
einige Schwierigkeit. In den Abb. und 8 wurde versucht,
zwei Belastungsfälle im Einphasennetz für induktive und
kapazitive Belastung darzustellen; E soll der Spannungs-
vektor, J der Stromvektor, ?p der Vektor für den: Strom
im Spannungspfad_des Meßgerätes als Wirkleistungs-
messer und j?n als Blindleistungsmesser sein. Nach Abb. 7
entspricht einer induktiven Belastung ein positiver Aus-
E EI
NS TR 2 S EA TNS
KR WM Vie AN
Léi P
ip ”
jin 8 Fu 8
Abb. 7. Diagramm für induktive
Belastung.
Abb. 8. Diagramm für kapazitive
Belastung.
schlag des Blindleistungsmessers, da der Phasenwinkel
zwischen J und jip kleiner als 90° ist, während für kapa-
zitive Belastung die Ausschlagrichtung des Meßgerätes
als Blindleistungsmesser negativ wird. Ist die Richtung
der Energielieferung der bisher angenommenen entgegen-
gesetzt, so wird auch die Ausschlagrichtung der Leistungs-
messer umgekehrt; die vorhergehende Wirkleistungs-
messung bestimmt erst die Art der Belastung. Die geome-
trische Addition der Wirk- und Blindleistung zur Schein-
leistung ist ebenfalls aus den Abb. 7 und 8 ersichtlich,
wird jedoch im praktischen Gebrauch mit Hilfe eines No-
mogrammes vorgenommen.
Weiter soll noch eine Leistungsmessung in Dreipha-
senanlagen ohne Nulleiter nach der Zwei-Leistungsmesser-
Methode kurz behandelt werden. Der weitaus häufigste
Fall wird die indirekte Leistungsmessung mit Strom- und
Spannungswandlern sein, die deshalb in Abb, 9 wiederze-
geben wurde. Unter Voraussetzung einer ungefähr glei-
chen induktiven Belastung, wie sie häufig anzutreffen ist,
erhält man ein Vektorbild nach Abb. 10. Die Anzeige des
ee in Phase R als Wirkleistungsmesser ist
ur
We=Kkayp= ErgIr cos (ErrJR),
als Blindleistungsmesser bei der Eichperiodenzahl durch
Br kan = ErgrI Rr cos [90° + (ErpYR)]
= — Brs/e sin (ErrJR)
definiert; während also der Ausschlag ger positiv, d. h. in
die Skala hinein erfolgt, ist gor negativ und kann erst
nach Verdrehen des Stromwenders im Spannungskreis ab-
gelesen werden. In Phase BR zeigt der Wirkleistungs-
messer
Ws = k aws = Erg Jg cos (Ers Js)
und der Blindleistungsmesser
Bs = kaps = Ers Js cos [90° — ( Ers Js)]
= Eps Jssin (Erg Js)
an, u. zw. sind beide Werte positiv. Es braucht wohl nicht
weiter bewiesen zu werden, daß die Summierung der Lei-
stungsanzeigen der beiden Meßgeräte in Phase R und S
Abb.9. Anschlußschaltung zur Leistungsmessung in Dreiphasenanlagen
ohne Nulleiter.
Abb. 10. Belastungsdiagramm.
auch bei der Blindleistung sinngemäß Anwendung findet.
Wenn in k auch das Übersetzungsverhältnis der zugehöri-
gen Wandler Berücksichtigung findet, wird die gesamte
Drehstrom-Wirkleistung
W=W,+W,
und die gesamte Drehstrom-Blindleistung
B=—B,+ Bo.
B ist in dem in Abb. 10 dargestellten Fall positiv, da
augenscheinlich Bg > Be: einer positiven Blindleistung B
bei einer positiven Wirkleistung und richtig angeschlosse-
nen Instrumenten entspricht aber eine induktive Belastung
der Anlage; die Wirkleistungsmessung bestimmt auch hier
erst die Art der gemessenen Blindleistung.
Die beiden besprochenen Beispiele lassen erkennen,
daß bei einem bestimmten, für die praktischen Messungen
festgelegten Schema beim Anschluß der Leistungsmesser
auch die Ergebnisse zwangläufig ohne weitere Überle-
gung ausgewertet werden können, so daß die Messung mit
Hilfe derartiger kombinierter Meßgeräte keine wesentlich
größere Vorsicht beansprucht als mit einfachen Wirklei-
stungsmessern.
19. Dezember 1928
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51
1849
Die Ergebnisse der Kraftmaschinenstatistik
der gewerblichen Betriebszählung 1925.
Nach den Ergebnissen der amtlichen Statistik! wurden
1925 an stationären Kraftmaschinen im Gewerbe er-
mittelt:
Nenn-
Maschinen Zahl der leistun
Betriebe | Maschinen] 1000 P
Primärkraftmaschinen . . 110 079 | 179 987
Elektromotoren und Elektrowerk-
Wenger. s Gei ics e de ae e EI 423 820 11731 169 15 317
Elektrogeneratoren. . . . .. . 27 841) 44 554 13 3065
Maschinenumformer . . . .. . 10 467 20 752 3 004
Da 485 000 Betriebe, d. s. 13,9 % aller vorhandenen Ge-
werbebetriebe Kraftmaschinen überhaupt verwenden. wird
die benötigte Energie bei etwa 10 % aller Kraftbetriebe
sowohl von der Primärkraftmaschine als auch vom Elek-
tromotor geliefert. Seit 1907, dem Jahr der vorletzten
Kraftmaschinenerhebung, hat sich die installierte Primär-
kraftmaschinenleistung von 83 auf rd. 22MillPS, die
Leistung der Elektromotoren von 2 auf 15.3 Mill PS erhöht.
Zahl und Leistung der Primärkraftmaschinen
zeigt folgende Aufstellung:
Nenn-
Primärkraftmaschinen we % leistung %
Dampfturbinen . ..... 4399 | 2,4 |9652 630 | 44,2
Kolbendampfmaschinen. . . 83 186 | 46,2 |8 104 620 | 37,2
Wasserturbinen . . . .. . 17 712 9,8 |1 825 806 8,4
Gaskraftmaschinen 14 037 7,9 11260 013 | 5,8
Schwerölmotoren . . .. . 12 071 6,7 650 625 3,0
Wasserräder . . ..... 27 358 | 15,3 182 440 0,8
Leichtölmotoren . . . . . . 12 681 7,0 | 109688 ı 0,5
Windmotoren `... 8543 4,7 30 042 | 0,1
Danach entfallen 486 % aller Primärkraftmaschinen und
81,4 % der gesamten Primärleistung auf Dampfmaschinen.
Von der primären Leistung aller Wind-, Wasser- und
Wärmekraftmaschinen (21,8Mill PS) dienen 30,7% zum
unmittelbaren Antrieb von Arbeitsmaschinen, 42,9% zum
Antrieb elektrischer Stromerzeuger und 26,4% als Re-
serve. Für die wichtigsten Gewerbegruppen sind die Zif-
fern der Primärkraftmaschinenleistung und deren Verwen-
dung in Zahlentafel 1 zusammengestellt.
In Elektrizitätserzeugungsanlagen wurden 4378 Pri-
märkraftmaschinen mit einer Leistungsfähigkeit von
6,02 Mill PS gezählt; das entspricht 31 % der gesamten Pri-
märkraftmaschinenleistung. Es folgen der Bergbau mit
16,4 %, Eisen- und Metallgewinnung mit 6,9 %.
Der Bergbau, einschließlich der kombinierten Betriebe,
ferner die Industrie der Steine und Erden, das Holz- und
Schnitzstoffgewerbe, das Nahrungs- und Genußmittelge-
werbe und das Baugewerbe verwenden die Leistung größ-
tenteils unmittelbar zum Antrieb von Arbeitsmaschinen.
Dagegen dient die Primärkraftmaschinenleistung vorwie-
gend der Gewinnung elektrischer Arbeit in den Betrieben
ı Wirtsch. u. Stat. Bd. 9, 1929, S. 398, 570.
r
der öffentlichen Elektrizitätsversorgung, im Maschinen-
und Fahrzeugbau, in der chemischen und der elektrotech-
nischen Industrie. Auf Reserveleistung entfallen bei letz-
terer 34,9 %, Maschinen- und Fahrzeugindustrie 32,6 %,
beim Bergbau 28,6 % und in den Betrieben der Elektrizi-
täts-, Gas- und Wassergewinnung 28,3 %.
Mit 4,7 Mill PS verfügen die Werke der Elektrizitäts-
versorgung über 50,4 % der gesamten primärmotorischen
Leistung zum Antrieb von Stromerzeugern; 12,4 % entfal-
len auf die Eigenanlagen des Bergbaus und 10,3 % auf die
Großeisenindustrie einschließlich der kombinierten Werke.
Installiert waren von der gesamten
Dampfturbinenleistung: 49,2 % in den Elektrizitätserzeu-
gungsanlagen, 17,2% im Bergbau, 11,1 % in der chemi-
en an (einschließlich der kombinierten
erke);
Kolbendampfmaschinenleistung: 22,5% im Bergbau, je
10,6 % in der Textilindustrie und im Nahrungsmittel-
gewerbe, 6,2% in der Industrie der Steine und Erden,
6% in der Eisen- und Metallgewinnung;
Wasserturbinenleistung: 49,7% in den Elektrizitäts-
erzeugungsanlagen, 10,8% in der Papierindustrie,
9,8% in der Eisen- und Metallgewinnung, 9,1% im
Nahrungsmittelgewerbe;
Gaskraftmaschinenleistung: 40,3% in der Großeisen-
industrie, 27,5 % in deren kombinierten Werken, 7,1%
im Steinkohlenbergbau.
Zahl und Leistung der Stromerzeuger nach der
Art ihrer Antriebsmaschinen sind aus Abb. 1 und folgender
Übersicht zu erschen:
Die elektrischen Stromerzeuger nach der Art ihrer Antriebsmaschinen 1925 |
Von den Stromerzeugern wurden angetrieben mit:
Gaskraftmaschinen
Dampfturbin
Windmotoren u.
Wasserrädern en Schwer-u.Leicht®
] ölmotoren
Í ` ` e 8 e
| Wasserturbmen Kolbendampfmaschinen
rt tr tr
-a ++
ee
b-i TG en u \
4 4
Zahl der Leistung |
Antriebsmaschinen Strom- e, |der Strom: o
erzeuger
"Te |
Dampfturbinen . ..... 6.2 62,3
Kolbendampfmaschinen. . . 60,2 11063 121 | 15,7
Wasserturbinen . . .... 20,7 890 690 | 13,2
Gaskraftmaschinen 4,4 | 401247 | 5,9
Schwerölmotoren . .... 9,3 180 498 2,7
Wasserräder . . 2. ... 8,7 12912 | 0,2
Leichtölmotoren . . . . . » 1,3 2 887
Windmotoren . . x. 2...» 0,2 684
1. Die Primärkraftmaschinen in den wichtigsten Wärme-, Wasser- und
Windkraftmaschinen verwendenden Betrieben.
Davon dienen in 1000 PS
Zahl der Nenn-
Gewerbegruppen leistung zum Antrieb von
Betriebe Maschinen Arbeits- Strom- als Reserve
1000 PS maschinen erzeugern
Elektrizitäts-, Gas-, Wassergewinnung . . . . . 3 899 10 314 6 777 153 4 706 1918
Bergbau... u a wa a wa et 1143 10 311 3 594 1 587 978 1029
Eisen- und Metallgewinnung . e 1 004 3 066 1518 544 600 374
Nahrungsmittelgewerbe . . .». ». » 2 2.2...» 46835 ., 62 907 1 468 764 266 440
Textilindustrie . . » © 2 2 2 2 2 0 0 2 000. 4 623 | 7 260 1219 580 441 198
Chemische Industrie . . . . 2 2 2 22.220. 1 747 | 4 620 1119 264 464 391
Papierindustrie und Vervielfältigungsgewerbe 2 242 4 941 881 376 324 181
Maschinen-, Apparate-, Fahrzeugbau . . .... 4 154 6 700 684 167 294 223
Mit Bergbau kombinierte Werke. . e.. .... 78 1 269 672 279 189 204
Industrie der Steine und Erden . . . . .... 6 787 9 333 627 405 128 94
Holz- und Schnitzstoffgewerbe . . . . 2... 16 509 19 968 590 431 107 52
Verkehrswesen . . a.. 2 2 2 2 ee re. 0... 1 651 8 903 367 151 129 87
Baugewerbe . . . 2 2 2 2 rn ren. 4 164 8 801 310 243 31 36
Herstellung von Eisen-, Stahl-, Metallwaren . . . 3 861 | 5 000 210 89 75 46
Elektroindustrie, Feinmechanik, Optik . . . . . 64; 953 201 13 97 | gl
1850 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit Si 19. Dezember 1929
Somit wurden 78 % der Generatorenleistung durch Dampf- Von den 210 293 Elektromotoren des Nahrungsmittelgewer-
kraftmaschinen, 13,4 % durch Wasserkraftmaschinen und bes befanden sich DR 100 in Bäckereien und 55 100 in Flei-
86% durch Verbrennungskraftmaschinen angetrieben. schereien.
2. Die elektrischen Stromerzeuger nach der Art ihrer Antriebsmaschinen
in den wichtigsten Gewerbegruppen.
Nennleistung der Generatoren in 1000 kW,
Zahl der Gesamte Davon angetrieben durch
Nenn- Reserve-
Gewerbegruppen Ve É Kolben- | Gaskraft-
. Ma- leistung | leistung | Dampf- dampf- | Wasser-
Betriebe . f p ; ma-
schinen turbinen ma- turbinen hi
1000kW | 1000kW schinen ne
Elektrizitäts-, Gas-, Wassergewinnung . . . .. 2 206 | 5 305 4 693 1 367 2 627 95 624,9 14,1
Bergbau. a w 2 2: 8 we a8 a e A 604 1485 1194 476 570 86 5,4 43,0
Eisen- und Metallgewinnung . . . ...... 494 1161 631 197 130 26 80,3 192,2
Chemische Industrie . . . . 2 2 2 2 2000. 816 1 564 570 236 228 70 23,1 11,3
Textilindustrie . . . . 2 2 2 2 2 02. 2 796 4 339 435 97 101 174 46,3 0,5
Mit Eisen- und Metallgewerbe komb. Werke . . 222 | 663 408 148 126 | 22 4,8 105,2
Maschinen-, Apparate-, Fahrzeugbau . . . . . 1791 | 3173 353 136 72 | 108 6,4 6,2
Papierindustrie und Vervielfältigungsgewerbe . . | 1191 2 244 352 103 139 70 25,9 5,3
Nahrungsmittelgewerbe . .. 2. 2 2 2200. 7 991 10 175 329 127 39 114 25,9 2,5
Mit Bergbau kombinierte Werke ....... 70 244 239 101 114 11 1,2 11,6
Verkehrswesen `... 416 | 1 486 143 49 55 16 | 12,8 3,2
Elektroindustrie, Feinmechanik, Optik 357 647 136 64 49 14 | 2,5 1,3
Die Zahlentafel 2 zeigt für die wichtigsten Gewerbe-
gruppen die Anzahl der Betriebe und Maschinen und unter-
scheidet ferner die installierte Leistung, nach Abzug der
Reserveleistung, nach der Art der Antriebsmaschine.
Von der gesamten fast 10 MillkW betragenden Nennlei-
stung der Stromerzeuger waren rd. 4,7 Mill kW im Elektri-
zitäts-, Gas- und Wassergewerbe installiert; 29,1 % davon
dienten als Reserve. Ferner sind wichtige Selbsterzeuger
elektrischer Arbeit der Bergbau, die Eisen- und Metallindu-
strie und die chemische Industrie. Mit Ausnahme der Groß-
eisenindustrie einschl. kombinierter Werke, wo die Gas-
kraftmaschine etwa in gleichem Maße Verwendung findet
wie die Dampfturbine, dient in diesen Großbetrieben vor-
wiegend die Dampfturbine als Antriebsmaschine für Strom-
erzeuger. Dagegen ist in den zahlreichen kleinen und mitt-
leren Betrieben des Bekleidungs- und Nahrungsmittelge-
werbes die Kolbendampfmaschine als Antriebsmaschine zur
Stromerzeugung verbreitet, während die Wasserkraft in
dieser Beziehung außer in der Elektrizitätsversorgung nur
in der Eisen- und Metallgewinnung Süd- und Mitteldeutsch-
lands und in geringerem Maße in der Textilindustrie eine
Rolle spielt.
6178 Gewerbebetriebe gaben elektrische Arbeit ab,
u. zw. 5468 an fremde Verbraucher und 710 an eigene Nie-
derlassungen.
Die Leistung der 20752 Drehumformer betrug
23 Mill kW; von dieser Leistung entfielen auf Elektri-
zitäts-, Gas- und Wasserversorgung 0,7%, Eisen- und
Metallgewinnung 0,357, Bergbau 0,207, Verkehrswesen
0,153, chemische Industrie 0,141 Mill kw.
Nach der Statistik wurden in Deutschland 1 657 486
Elektromotoren mit einer Gesamtleistung von
11,4 Mill kW (je Motor durchschnittlich 6,9kW) und 73 683
Elektrowerkzeuge mit 153 684 kW festgestellt. Da-
von entfielen auf die wichtigeren Gewerbegruppen:
Rund 392 000 Betriebe bezogen den Strom ausschließ-
lich von fremden Werken, rd. 9400 ausschließlich aus
Selbsterzeugeranlagen, und rd. 5700 verwandten teils
selbsterzeugten, teils bezogenen Strom.
Dr. C. Albrecht.
Der Oberleitungsomnibus.
Der Aachener Straßenbahndirektor J. Siméon be-
richtet! über seine Studien, die er über gleislose Bahnen,
d.h. elektrische Omnibusse mit Oberleitung, gemacht hat,
wobei er voranstellt, daß die elektrischen Straßenbahnen
durchaus nicht ihre Berechtigung verloren hätten, wie von
manchen Seiten behauptet wird, daß aber die derzeitige
Ausbildung der 30jährigen „Gleislosen“ in gewissen Fällen
ihre Vorzüge habe. In erster Linie sei die gleislose elek-
trische Straßenbahn da bevorzugt, wo in kleineren und
mittleren Straßenbahnen Gleise und Wagen erneuert wer-
den müssen, das hohe Kapital für die Gleisanlage nicht
aufgebracht werden kann und der Verkehr nicht ausreicht.
um eine Straßenbahn wirtschaftlich zu machen. Die an-
geführten vorkriegszeitlichen Anlagen stellen allerdings
nur einen kleinen Anteil der Vorgänger dar.
Die Verwaltungen der 16 Anlagen in England, von
denen Verfasser die Anlagen in Ipswich, Birmingham,
Southend, York, Oldham und Wolverhampton besuchte,
sprechen sich durchweg lobend über den Betrieb aus?
Weiter werden die Anlage in Groningen (100000 Ein-
wohner) in Holland und Kopenhagen-Hollerup erwähnt
und beschrieben. Auch das Urteil des Wolverhamptoner?
Direktor Silvers wird hervorgehoben, das sich auf
Zahl der an Zahl le 2% jährige Betriebserfahrungen stützt. Silvers ist in jeder
eistung| der der Hinsicht mit dem Oberleitungs-Kraftwagenbetrieb zufrie-
Gewerbegruppen Be- | Elektro) Elektro- | Elektro- EE den, nicht allein als Ersatz für alte Straßenbahnen, sondern
triebe motoren | Fotoren werk- | zeuge auch als Ersatz für Benzin-Autobuslinien, u. zw. wegen der
1000kW| zeuge |ioookw unvergleichlich höheren Wirtschaftlichkeit. Auch York
Bergbau (mit komb.
Werken). . ....
Eisen- und Metallge-
winnung (mit komb.
4 168
2 869: 131 550 4 809
(England) hat einen 6jährigen zufriedenstellenden Betrieb
hinter sich. Die früheren Mißerfolge der gleislosen Bahn
werden auf die mangelhafte Straßenbeschaffenheit, auf
den noch nicht auf der Höhe stehenden Wagenbau und die
fehlende elastische Bereifung zurückgeführt. Die ersten
gleislosen Bahnen in Deutschland liefen im Rheinland und
Werken)... een Westfalen. Erfreulich wirkt am Schluß die von einem
nn. Apparate- 20 061| 177 619 17690 Straßenbahndir>ktor in Holland geäußerte Ermahnung, die
N es Se swerbe | 118 987| 210 293 1 309 das offizielle niederländische Organ der Lokal- und
ch oT Ee A019) 09.435 1385 Straßenbahnen bringt: „Der Trolleybus ist unseres Er-
T FE NEUSTE 90. 374| 174 613 zen achtens ein Betriebsmittel, von welchem jeder Straßen-
extilindustrio . . . „| 4 bahnfachmann Kenntnis nehmen muß.“ M. S.
Papierind. und Verviel-
fältigungsgewerbe . . | 13 227| 96 710 1211 nu
Holz- und Schnitzstoff- ı CH mooi EE Bd. 46, S. £62.
gewerbe . . .... 71 922 143 402 1 529 = LÉI rä De
Industrie der Steine und | ;
und Erden 9 639; 43 12 565
Verkehrswesen . . .. 4 154; 83 440 6 505
Elektroindustrie, Fein-
mechanik, Optik . . | 10 370i 107 771 4 029
19. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Si
1861
RUNDSCHAU.
Apparate.
Ein neuer Anzapfschalter für Transformatoren. —
Von der Westinghouse Electric & Mfg. Co. ist ein Schalter
für die Anzapfungen von Transformatoren besonders
hoher Betriebspannungen entwickelt worden. Zur Herab-
setzung der elektrischen Feldstärke an der Oberfläche
der spannungführenden Teile wurde auf eine ausreichende
Abrundung der festen und beweglichen Kontakte Wert
gelegt. Abb. 1a zeigt eine Ausführung für eine Betriebs-
Abb. 1b. Anzapfschalter
beim Umschalten.
Abb. 1a. Anzapfschalter für
Transformatoren.
spannung von 132 kV. Die mit den Anzapfungen der
Oberspannungswicklung verbundenen festen Kontakte b
sind als Bolzen ausgebildet, die im Kreise angeordnet und
zwischen zwei parallelen Isolierplatten a befestigt sind.
Die beweglichen Kontakte bestehen aus zwei halbkreis-
förmigen, abgerundeten starren Bügeln c, die gemeinsam
zwei benachbarte Bolzen elektrisch miteinander verbinden.
Sie sind unter Zwischenschaltung einer Feder e so mit der
zentralen Schalterachse f verbunden, daß sie fest gegen die
Kentaktbolzen zepreßt werden und beim Umschalten
sprungweise von Stufe zu Stufe schnellen (Abb. 1b). Ein
Hängenbleiben in einer Zwischenstellung ist also auch bei
ungeschickter Bedienung ausgeschlossen. Derartige Schal-
ter haben im Prüffeld mehr als 1 Mill Umschaltungen ohne
den geringsten Schaden überstanden. (R. M. Field,
The Electric Journ. Bd. 25, S. 555.) R.K. -
Relais zum Absenken der Spitzenlast bei Kleinabneh-
mern. — In einem Vortrag vor der Institution of Electri-
cal Engineers in London behandelte W. Holmes die
Maßnahmen, die darauf hinauslaufen, die Erzeugerkraft-
werke den ganzen Tag über möglichst gleichmäßig zu be-
lasten, um dadurch die Kosten der Zentrale und des Ver-
teilungsnetzes für die abgegebene Einheit möglichst gering
zu halten. Ursprünglich waren die Preise für Lichtstrom
mit Rücksicht auf die sehr schlechte Ausnutzung des in-
vestierten Kapitals sehr hoch. Der erste Schritt war der,
Strom für Motoren und Koch- und Heizgeräte wesentlich
billiger abzugeben. Besonders niedrig wurde der
Tarif für Warmwasserapparate gehalten, weil
diese die günstigste Lastkurve haben. Die be-
auemste Verrechnungsart war die, die auf einer
Jahresquote für die angeschlossene Leistung be-
ruhte. sie ist aber nur für kleine Wasserkraft-
anlagen zweckmäßig; auch der Einbau gewöhn-
licher Strombegrenzer erwies sich als unzweck-
mäßig, weil er die Konsumenten davon abhält.
neue Apparate zu beschaffen. Alle neueren Tarife
gehen darauf hinaus, den Verbraucher zum Konsum
außerhalb der Spitzenlast anzuregen. Von diesem
Gesichtspunkte aus sind auch die verschiedenen
Arten von Dappeltarifzahlen geschaffen worden.
Ein äußerst wirksames Mittel zur Hebung der Be-
lastung außerhalb der Lichtzeiten ist der Einbau
von Heißwasserspeichern und Speicher-Kochappa-
raten. Der Vorschlag des Verfassers geht nun da-
hin, für diese Apparate nicht einen besonderen
Tarif zu geben und sie die vollen 24 h eingeschaltet
zu lassen, sondern sie durch ein geeignetes Re-
lais im Bedarfsfalle dann einzuschalten, wenn der übrige
Verbrauch klein ist, und sie abzuschalten, wenn der Ge-
samtverbrauch eine gewisse Grenze überschritten hat. Auf
diese Weise kann man einen sehr hohen Anschlußwert
von Koch- und Heizapparaten zulassen, ohne befürchten
zu müssen, daß sie zur Zeit der Spitzenlast eingeschaltet
sind, und ohne daß es nötig wäre, sie über besondere
Zähler anzuschließen. Als Beispiel dafür, was man mit
weitgehender Anwendung von Speicherapparaten er-
zielen kann, wird die Belastungskurve der Stadt Basel
gegeben, bei der im Jahre 1927 der Belastungsfaktor
erzeugte Kilowattstunden X 100
maximale Spitze im Jahr
den Wert 57,4 % erreicht hat.
Es werden neun verschiedene derartige Relais beschrie-
ben, insbesondere zwei Ausführungen der Ferranti Co. für
Gleichstrom und für Wechselstrom; bei beiden erfolgt die
Stromunterbrechung durch eine gasgefüllte Quecksilber-
schaltröhre, die durch einen Elektromagneten bzw. das
Triebwerk eines Motorzählers gekippt wird. Der Ver-
brauch dieser Apparate ist rd. 1W, sie sind etwa im Ver-
hältnis 1:3 bis 1:8 einschaltbar für Nennstromstärken,
beginnend mit 1,25 A bis zu 20 A. (W.Holmes, J. Inst.
El. Engs. London Bd. 67, S. 296.) Kth.
Rückleistungsrelais für den Schutz von Drehstrom-
generatoren und Speiseleitungen. — Ein Aufsatz von
Taylor befaßt sich mit dem -Verhalten von Rücklei-
stungs-Wechselstromrelais, wie sie zum Schutz von Gene-
ratoren und von parallelen Leitungen verwendet werden.
Er zeigt das verschiedene Verhalten, wie es durch ver-
schiedenartigen Anschluß bedingt ist, ferner, in übersicht-
licher Weise durch Schaltbilder, Vektordiagramme und
Kurvendarstellungen ergänzt, wie die unvermeidlichen
Fehlschaltungen bei jeder Art des Anschlusses zustande
kommen. Schließlich wird dargelegt, wie man zu einem
Rückleistungsrelais kommt, das bei vorwärtsfließender
Leistung nie eine Fehlschaltung gibt, und das bei jedem
Zustandekommen von Rückleistung sicher arbeitet. Für
den Generatorschutz erhält man die günstigste Schaltung,
wenn die Spannungspulen der drei Relais zwischen Lei-
tung und Erde geschaltet werden, für den Schutz paralleler
Leitungen aber zwischen Leitung und voreilende Phase.
(G. E. Taylor, J. Inst. El. Engs. London Bd. 66, S
1148.) Kth.
Der große Elektromagnet der französischen Akademie
der Wissenschaften. — Für die Untersuchung physikali-
scher Vorgänge in sehr starken Magnetfeldern hat die
Akademie der Wissenschaften in Paris einen Elektro-
magneten erbauen lassen, der vor kurzem fertig wurde
und von seinem Erbauer, A. Cotton, beschrieben wor-
den ist. Die ETZ konnte in den letzten Jahren bereits
zweimal über Versuche zur Erzeugung besonders starker
Magnetfelder berichten?, indessen handelte es sich damals
um die kurzzeitige Erzeugung höchster Feldstärken in
kleinem Raum, während der Magnet von Cotton ein star-
kes, langdauerndes Feld großen Querschnittes liefern soll.
Die zu erwartenden Erscheinungen wurden vorher an
n N il
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A g. l anl F A A
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eem ZC ZC
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Abb. 2. Großer Elektromagnet für Versuchszwecke.
Modellen studiert und ergaben folgende Erkenntnisse für
den Bau eines sehr großen Elektromagneten:
1. Günstig sind kurze Kerne; die Form des Kernes hat
nur geringen Einfluß.
ı Wall, ETZ 1977, S. 1297; Kapitza, ETZ 192%, S. 1168.
1852
2. Der Querschnitt des Schlußjoches und etwa vorhan-
dene geringe Luftstrecken im magnetischen Kreis
haben einen nur geringen Einfluß auf die erreichte
Feldstärke.
Eine WVorausberechnung des Feldes ist natürlich
schwierig und streng nicht möglich; sie geht am besten
von dem direkten Spulenfeld in der Achse aus. — Für
den mechanischen Aufbau mußte möglichst völlige Sym-
metrie gewahrt werden, damit die unvermeidlichen Ver-
schiebungen der Teile die Koaxialität nicht gefährden
können. Der eigentliche Träger des ganzen Systems ist ein
käfigartiger Rahmen, dessen Gesamtlänge einschl. der aus
Abb. 2 ersichtlichen, über ihn hinausragenden Teile etwa
6,3 m beträgt; ganze Höhe etwa 2,75 m. Der Käfig ist aus
vier horizontalen Stahlgußbalken M und zwei Gußeisen-
rahmen C zusammengesetzt. Auf den unteren Längsbalken
gleiten zwei vertikale Säulen D, die die Kerne und Wick-
lungen tragen. Die mit dem obenerwähnten Ergebnis 2. in
Widerspruch stehende starke Ausführung der Schlußjoche
war vor allem durch die Rücksicht auf die sonst entstehen-
den Streufelder in der Umgebung des Magneten bedingt.
Die Kerne R aus besonders weichem Stahlguß sind kegel-
stumpfförmig und längs ihrer Achse durchbohrt. In der
Bohrung liegen drei konzentrische Rohre O, P, Q, die
durch ein Handrad U verschoben werden können und der
Einstellung der Polschuhe G und H dienen. Die in H
sitzenden eigentlichen Polendstücke sind auswechselbar
und bestehen aus Ferrokobalt (250 bzw. 60 mm Dmr.).
Der Luftraum zwischen den gegenüberstehenden Pol-
enden kann zwischen 750 mm und 3 mm eingestellt
werden. Die Verschiebung der Magnetschlitten geschieht
durch je vier Schraubenspindeln L, die für eine Gesamt-
kraft von über 100 t berechnet sind. Ihr Antrieb erfolgt
über Schneckenvorgelege durch zwei weitgehend regel-
bare Motoren A.
Die abnehmbaren Spulen S sind auf einen Bronze-
kasten mit Aluminiumflanschen aufgebracht und werden
von den Bolzen F getragen. Die Wicklung besteht aus
Kupferrohr von quadratischem Querschnitt (15,5 mm Sei-
tenlänge) mit abgerundeten Kanten, das von Wasser durch-
strömt werden kann; Gesamtkupferzewicht 8,6 t bei 1250
Windungen. Die einzelnen Spulenscheiben wurden wie
für große Transformatoren hergestellt und für 10000 V
isoliert. Die Stromstärke beträgt gewöhnlich 400 A bei
240 V, d.h. rd. 100 kW und 1250 - 400 = 500 000 AW. Ins-
gesamt wurden 105 tt Eisen, 9t Kupfer und 6t weitere Ma-
terialien verbaut.
Über die erreichbaren Felder liegen erst wenige Mes-
sungen vor. Nach einer von der Ähnlichkeit der Felder
ähnlicher Magnete und den Versuchsdaten des Modells
ausgehenden Rechnung ist in dem zylindrischen Raum
zwischen Ferrokobalt-Polschuhenden von 4 cm Dmr. bei
2 cm Polabstand ein Feld von 46100 Gauß zu erwarten.
Ein Versuch lieferte in guter Übereinstimmung mit dieser
Rechnung 46400 Gauß. Durch im Luftraum angeordnete
Hilfspulen hofft man, in kleinen Räumen noch erheblich
höhere Feldstärken zu erzielen. (A. Cotton,Rev. Gen.
de UEL Bd. 24, S. 317.) Wi.
Leitungen.
Porzellanisolatoren und Isolatorenporzellan. — In
einer für die ganze Isolatorenfraze außerordentlich be-
deutsamen Arbeit behandelt Sten Velander!, der lange
Jahre als Oberingenieur bei der Sydsvenska Kraftaktie-
belaget tätig war und seit 1928 Professor an der Techni-
schen Hochschule zu Stockholm ist, das Problem der Riß-
bildung. von Hochspannunesisolatoren. Seine Unter-
suchungen erstrecken sich hauptsächlich auf die bei der
Sydsvenska Kraftaktiebolaget in den Jahren 1913 ... 1915
für 40 und 50 kV Betriebspannung eingebauten Stützen-
isolatoren, die an der Westküste Südschwedens außer-
ordentlich unter Salzstürmen und deren Folgen zu leiden
haben. Auf Grund sehr sorgfältig geführter statistischer
Unterlagen konnte Velander lläufigrkeitskurven für die
Ausfälle aufstellen, die genau mit den Forderungen der
Wahrscheinlichkeitsreehnung übereinstimmen. Hieraus
war es weiter möglich, für alle den gleichen Betriebs-
verhältnissen unterworfene Isolatoren eine mittlere Le-
bensdauer von beispielsweise 4,7 oder 7,4 oder 10,3 Jahren
abzuleiten. Im Gegensatz zu der bisher üblichen An-
schauung vertritt dabei Velander den Standpunkt, daß die
Rilsbildung, die sich bei gekitteten Isolatoren bekanntlich
! „Porzellanisolatoren und I]Isolatorenporzel-
lan“, Nr. % der von der Königlichen Akademie der Ingenieurwissen-
schaften in Stockholm herausgegebenen Arbeiten, von Sten Velan-
der. 12 Textabb.. 538. Kommissiunsverlag von Julius Springer, Berlin.
Preis geh. 325 RM.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
19. Dezember 1929
in feinen Sprüngen, zunächst auf dem Kopf der Isolato-
ren bemerkbar macht, ausschließlich oder doch hauptsäch-
lich auf dauernde mechanische Einwirkungen ver-
schiedenster Art, also auf molekulare Ermüdungserschei-
nungen zurückzuführen ist. Unter diesen kommen die ver-
schiedensten, von kurzzeitigen Vibrationen überlagerten
und sich zu einer konstanten mechanischen Grundbean-
spruchung addierenden mechanischen und thermischen Be-
anspruchungen in Frage. Der Treibwirkung des Zemen-
tes, wie auch inneren Materialspannungen im Porzellan
selbst mißt der Verfasser dagegen nur eine untergeord-
nete Bedeutung für die Rißbildung bei.
Als wichtigste Gegenmaßnahme sieht Velander, da
elektrische Kräfte nach allgemeiner Überzeugung für
die ganze Frage bedeutungslos sind, die Verwendung
eines mechanisch hochwertigen Porzellans an, das
eine besonders hohe Zug- und Biegefestigkeit besitzen
müsse, während die elektrische Durchschlagefestigkeit von
geringerer Bedeutung sei. Zum Beweis hierfür hat Ve-
lander eine Reihe von Festigkeitsuntersuchunzen durch-
geführt, indem er aus den Mänteln ausgewechselter Isola-
toren Probestäbe aussägte und deren Festigkeit ver-
gleichsweise untersuchte. Hierbei ergab sich, daß Isola-
toren mit der grölten spezifischen Festigkeit (Biege-
festigkeit bis 6 kg/mm?) auch im Betriebe die größte Le-
bensdauer (von etwa 16 Jahren) haben, wobei sich auch
der bekannte Einfluß der Glasur bestätigt fand.
So richtig zweifellos diese Forderungen Velanders
sind (wesentliche Verbesserungen in der Richtung eines
mechanisch widerstandsfähigeren Porzellans lassen ja auch
die neueren Erzeugnisse der größten deutschen Porzellan-
fabriken deutlich erkennen), so dürfte doch die Erklä-
rung der Rißbildung zementgekitteter Isolatoren allein
durch Ermüdungsserscheinungen infolge mechani-
scher Kräfte wenigstens in Deutschland zunächst auf
gewisse Zweifel stoßen. Die Frage der Ermüdung von
Porzellan ist ja gerade hier schon früher in verneinendem
Sinne erörtert worden, zumal sich Porzellan mit seiner
nach bisherigen Untersuchungen bis zum Bruch völlig
proportionalen Dehnung anders verhält, als andere, der
Ermüdung unterliegende Stoffe, wie die Metalle. Als
maßgebend für die bei diesen auftretende Ermüdung wird
ja hauptsächlich ihr „plastisches“ Verhalten vor dem
Bruche (bleibende Formänderung) angesehen, eine Er-
scheinung, die bei Porzellan, wenigstens bei den bisheri-
gen, allerdings meist kurzzeitigen Belastungen nicht be-
obachtet worden ist. Velander weist zwar auf die Mö:r-
lichkeit bleibender Formänderungen unter der Einwir-
kung von Dauerbelastungen bei Glas hin und leitet daraus
ein ähnliches Verhalten von Porzellan bei entsprechend
langer Beanspruchungsdauer ab, jedoch sind diese Unter-
suchungen von anderer Seite bisher nicht bestätigt.
Gestützt wird die in Deutschland demgegenüber meist
vertretene Ansicht, daß die Ursache der Rißbildung von
zementgekitteten Porzellanisolatoren im Zement und
dessen vom Porzellan verschiedener Ausdehnung bei Er-
wärmung und Feuchtiekeitsaufnahme sowie in einer
durch mechanische Umbildung verursachten Volumenzu-
nahme zu suchen ist, durch die Tatsache, daß an eintei-
ligen wie auch an zusammengehanften mehrteiligen Iso-
latoren wohl noch nie derartige feine Risse beobachtet
worden sind.
Eine endgültige Entscheidung über die Richtigkeit
der verschiedenen Anschauungen kann jedoch wohl nur
auf Grund weiterer Materialprüfungen von Porzellan und
an Hand längerer Betricebserfahrungen an nicht gekitte-
ten Isolatoren getroffen werden.
Wie dem auch sei, gebührt dem Verfasser das un-
bestrittene Verdienst, zum ersten Male eine streng wissen-
schaftliche Behandlung sorgfältig gesammelter Betriebe-
unterlagen vorgenommen und auf die außerordentliche
Bedeutung der Matcrialfrage für Porzellanisolatoren in
mechanischer Hinsicht hingewiesen zu haben.
W.Weicker.
Kabelarmaturen. — Die National Electrie Light A sso-
ciation gibt in einem Jahresbericht des Underground
Systems Committee einen Überblick über die im Jahre
1927/28 erzielten Fortschritte beim Bau von Kabelmuffen,
-endversehlüssen und anderem Zubehör zwar für alle
heute üblichen Spannungen, dabei sind indes nur die
amerikanischen Firmen und Pirelli berücksichtigt. Es
handelt sich in dem Bericht um eine für den Kabelkon-
strukteur wertvolle Zusammenstellung der im Laufe der
letzten Zeit erreichten Fortschritte, auf die Einzelheiten
konstruktiver Art bei Muffen und Endverschlüssen kann
nicht eingegangen werden, da über diese laufend in der
Literatur wie auch in der Rundschau der ETZ berichtet
EEE p Å. m
amme A a-
19. Dezember 1929
wurde. Zu beachten ist, daß Verbindungstellen für Drei-
fachkabel, welehe im Durchmesser nur wenig über den-
jenizen des Kabels selbst hinausgehen, für Spannungen bis
20 kV hergestellt werden; solche Muffen werden auch für
Niederspannungskabel mit zwei konzentrischen Leitern
hohen Querschnittes verwendet.
Für ölzefüllte Kabel sind drei verschiedene Arten von
Tanks zur Aufrechterhaltung eines gewissen Öldrucks im
Kabel im Gebrauch. Eine Ausführungsform besteht aus
einem völlig geschlossenen, etwa bis zu einem Drittel mit
Öl gefüllten Gefäß; bei Ausdehnung der Tränkmasse im
Kabel wird die im Gefäß über dem Öl befindliche Luft kom-
priiniert und umgekehrt. Ein einziger Tank versorgt bei
Drehstromanlagen alle drei Phasen gemeinsam, zur Iso-
lierung der Muffen gegen Erde befinden sich in den Öl-
leitungen Isoliermuffen. Nach Inbetriebsetzung wird die
ganze Anlage mit 1,76 kg/cm? während 5 min geprüft. Im
Betrieb wurden Schwankungen zwischen 0,5 kg/cm? Uber-
druck und 254 mm Hg Vakuum im Öltankluftraum gce-
messen. Von derartigen Ölgefäßen sind über 1000 Stick in
66 KV-Anlaren anstandslos im Betrieb, woraus geschlossen
werden darf. daß die Gefahr des Eintritts von Luft in das
Kabel aus dem Luftraum im Tank praktisch nicht vorhan-
den ist. Ein anderer Typ von Öldruckregelern besteht aus
einem zusammendrückbaren Gefäß, dessen Ausdehnung
sich die Kraft eines Gewichtes oder einer Feder entgegen-
setzt. Vorteilhaft ist hierbei. daß bei einem Leck in der
Anlage durch ausfließendes Öl das Eindringen von Wasser
verhindert wird. Durch Verschieben eines am Hebelarm
wirkenden Gewichtes läßt sich der Druck zwischen 0,35
und 0,7 kg/cm? regeln. Bei einer dritten Form befindet.
eich das Öl in einem geschlossenen Tank und umgibt eine
Reihe von luftdicht verschlossenen Kammern, welche bei
Überdruck zusammengedrückt werden, bei Entlastung sich
wieder ausdehnen. `
Ausführlich sind die Mitteilungen über zahlreiche
Untersuchungen verschiedener Firmen gchalten, welche
die Wanderung des Öls im Kabel in Abhängigkeit von topo-
graphischen Bedingungen sowie von den Erwärmungs- und
Abkühlunesprozessen zum Gegenstand haben: die viel-
seitigen Ergebnisse sind in einer Reihe von Diagrammen
niedergelegt.
Der Abschnitt über die Bedeutung der Bleimantelver-
luste und "ihre Bekämpfung bringt wirtschaftliche Er-
wägungen über die dabei erforderlichen zusätzlichen Auf-
wendungen für Isoliermuffen, Verbindungsleitungen usw.,
deren Ergebnis die Feststellung ist, daß die Mehrkosten
in spätestens drei Jahren amortisiert sind. So hat man
denn auch in Amerika schon in großem Umfange mit dem
Einbau von Isoliermuffen begonnen und gute Erfahrungen
damit gemacht. Die Isolierung wird entweder durch an
beiden Enden des Muffengehäuses einzeschraubte Bakelit-
ringe bewirkt, oder das Muffengchäuse ist in der Mitte
quer zur Längsachse geteilt, und diese beiden Teile sind
durch einen gegossenen Bakelitring fest miteinander ver-
einiet. Festiekeitsprüfunegen unter betriebsmäßigen Be-
dingungen haben in jeder Hinsicht befriedigt. Am Schluß
wird auf die verschiedenen Verfahren des Verbindens und
Erdens der Bleimäntel und auf das Einschalten von im
Mittelpunkt geerdeten Reaktanzen mit bei Vollaststrom ge-
süttietem Eisenkern kurz eingegangen. (Serial Report Un-
derground Syst. Comm. Nat. El. Light Assoc. Nr. 278—107.)
En.
Meßgeräte und Meßverfahren.
Der Wellenstrahl-Oszillograph. — In der ETZ 1928,
S. 1224, wurde von A. Güntherschulze der Wellen-
strahl-Gleichrichter, eine Konstruktion von J. Hartmann,
beschrieben. Letzterer gibt im Engg. nochmals eine Be-
schreibung dieses Prinzips, der Vorarbeiten und einiger
weiterer Anwendungen, z. B. als Unterbrecher für Induk-
toren, als Relais und Regler und als Oszilloeraph. Der Wellen-
strahl-Oszillograph beruht auf folgender Überlegung: Wird
die Schleuderbewegung des Quecksilberstrahles durch einen
Strom der Form i=f(t) hervorgerufen, so gilt für einen
Augenblick ¢ für die entstehende Welle die Beziehung
y=rcxf (:— e? worin c eine Konstante bedeutet und v
die Strahlegeschwindiekeit (vgl. Abh.3). Die gleiche Be-
ziehung gilt auch für die Bewegung des Schnittpunktes des
Strahles mit einer zu seiner Richtung senkrechten Ebene.
Zwischen dieser Bewegung und dem Stromverlauf besteht
lediglich eine Phasenverschiebung von zim.
Das Bild eines Stückchens des Quecksilberstrahles wird
nun durch das Linsensystem L und den Schlitz C auf einen
beweeten Film bzw. eine fallende Platte A zeworfen, auf der
sich dann der Wellenzug des Stromes abbildet. Die Licht-
auelle, eine Bozenlampe, kann hinter dem Strahl stehen, so
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51
1853
daß dessen Schatten abgebildet wird; sie kann auch seit-
lich aufgestellt werden, dann erfolgt die Abbildung durch
das von dem glänzenden Quecksilber reflektierte Licht. Die
Strahldicke beträgt im Wellenstrahl-Oszillographen 0,1 mm,
die Geschwindigkeit 6 m/s, die Strahllänge etwa 6 mm. Die
erhaltenen Öszillogramme sind nicht ganz so gut wie bei
einem Schleifenoszillographen; Strom- und Spannungs-
empfindlichkeit sind etwa gleich. Einen großen Vorteil be-
Abb. 3. Prinzip des Wellenstrahl-Oszillographen.
Abb. 4. Wiedergabe eines Oszillogramms.
sitzt der Wellenstrahl-Oszillograph vor dem Schleifen-
oszillographen in seiner größeren Unempfindlichkeit, z. B.
gegen Kurzschluß, und diese Eigenschaft läßt ihn be-
sonders für Messungen des praktischen Betriebes geeignet
erscheinen. Abb. 4 ist die Wiedergabe des Oszillogrammes
eines hochfrequenten Wellenzuges, das im reflektierten
Licht mit dem Wellenstrahl-Öszillographen aufgenommen
wurde (J. Hartmann, Engg. Bd. 126, S.345.) Wi.
Beleuchtung.
Beleuchtungstechnik und Flugverkehr. — Der Flug-
verkehr von Land zu Land wird in Zukunft immer mehr
auf die Ausnutzung der Nachtstunden angewiesen sein.
Internationale Zusammenarbeit ist daher auf dem Gebiete
der Befeuerung der Fluzstrecken und Flughäfen ganz be-
sonders notwendig. Die Internationale Beleuchtungskom-
mission, der die Vertreter der an der Beleuchtungstechnik
interessierten Gesellschaften von zwölf Kulturländern an-
gehören, hat daher zur Bearbeitung der Fragen der Flug-
verkehrsbeleuchtung einen Unterausschuß gegründet, der
die einschlägigen Probleme vom beleuchtungstechnischen
Standpunkte aus behandeln soll. Der Ausschuß hat bereits
im Juli dieses Jahres in London eine erste Besprechung
veranstaltet und Richtlinien für ein Arbeitsprogramm auf-
gestellt, das alle Fragen der Flugzeugbeleuchtung, der
Flugstrecken- und der Flughafenbefeuerung umfaßt.
Zum deutschen Sachbearbeiter ernannte die Deutsche
Beleuchtungstechnische Gesellschaft Herrn Dr. Fritz
Born, Berlin-Neutempelhof, Burgherrenstraße 5. Es
wird gebeten, Anfragen, Anregungen und Vorschläge an
ihn zu richten. of
Glühlampen mit Innenmattierung. — Bisher war bei
den mattierten Glühlampen die Mattierung außen ange-
bracht. Das hatte den Nachteil, daß sich auf der rauhen
äußeren Oberfläche Staub und Schmutz ansetzten, wo-
durch die Lichtausstrahlunge der Lampen immer mehr
behindert wurde. Es kommen jetzt Glühlampen, z. B.
Osram- und Tungzsramlampen. mit Innenmattierung auf
den Markt. Sie lassen sich besser reinigen als Lampen
mit rauher Außenoberfläche, sehen schöner aus und über-
treffen auch in lichttechnischer Hinsicht die außenmat-
1854
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
19. Dezember 1929
tierten Lampen, weil die Lichtverteilung gleichmäßiger
ist und die Markierung des Leuchtdrahtes als heller Fleck
auf der Kolbenfläche weniger in Erscheinung tritt. y
Nachtfliugstrecke Brüssel—Ostende. — Der Nachtflug-
verkehr erhöht die Wirtschaftlichkeit einer Flugstrecke
ganz wesentlich. Von der großen kontinentalen Linie
Mosekau—Königsberg—Berlin—Köln—Ostende— London ist
das Stück Königsberg—Berlin—Hannover bereits für
i dh
>. a 0
Abb. 5. Leuchtfeuer.
Nachtflugverkehr eingerichtet. Kürzlich kam auch die
belgische Strecke Brüssel—Ostende in Betrieb, vorläufig
nur für Postbeförderung. Eines der zwölf auf dieser
letzteren Strecke errichteten Leuchtfeuer auf 20 m hohem
Eisenmast zeigt Abb.5. Die Streckenbefeuerung sowie die
Beleuchtungsanlagen der Endflughäfen wurden von der
AEG geliefert und eingebaut. fi
Bahnen und Fahrzeuge.
Aus dem Geschäftsbericht der Deutschen Reichsbahn-
Gesellschaft über das 4. Geschäftsjahr 1928. — Am Ende
des Berichtsjahres wurden 12% km Fernstrecken und
225 km Stadt- und Vorortstrecken, d s. zusammen 2.8 %
der Gesamtstreckenlänge des Reichsbahnnetzes (im Vor-
jahre 2.3 %) elektrisch betrieben. Neu aufgenommen wurde
im Jahre 1928 der elektrische Betrieb auf 174km Fern-
bahnen, u. zw. den Strecken
Rosı'nheim—Freilassing,
Breslau—Königszelt,
Kohlfurt—Lauban,
Lauban—Marklissa
und einer kurzen Güterbahn in München, ferner auf 113 km
Stadt- und Vorortstrecken, u.zw. den folgenden Linien
der Berliner Stadt- und Ringbahn nebst anschließenden
Vorortbahnen
Potsdam—Stadtbahn— Erkner, mit den Abzweiguneen
Wannsee—Stahnsdorf Reichsbahn und Charlotten-
burg —Spandau-West sowie
Kaulsdorf—Stadtbahn— Südring— Warschauer Straße
bzw. Grünau.
Im Anfang des Berichtsjahres waren im Ausbau für die
elektrische Zugförderung 325 km Fern- und Vorortstrek-
ken. Im Laufe des Jahres wurden die sämtlichen Strecken
bis auf die kurze Berliner Strecke Jungfernheide—Sie-
mensstadt— Gartenfeld fertiggestellt. Auf einigen Berliner
Linien konnte indessen der elektrische Betrieb in Erman-
gelung der erforderlichen Triebwagenzüge noch nicht auf-
genommen werden.
Im Reichsbahnkraftwerk Altona wurde ein neuer
Rahnmaschinensatz für 10 000 kW Dauerleistung in Betrieb
genommen: das Kraftwerk Mittelsteine i. Schl. erhielt einen
neuen Drehstrom-Turbosatz für eine Dauerleistung von
6400 kW, ferner wurde eine neue Dampfturbine von
4000 kW Dauerleistung als Ersatz zum Antrieb eines vor-
handenen Einphasenstrom-Generators aufgestellt. Im
Kraftwerk Eitting der Mittleren Isar AG., an der die
Reichsbahn beteiligt ist, wird ein zweiter Bahnmaschinen-
satz von 8400 kW Dauerleistung eingebaut. Der Bau des
von derselben Gesellschaft errichteten Kraftwerkes Pfrom-
bach, das unterste der Isarkraftwerke, wurde weiter-
geführt.
Die bayerische 110 kV-Fernleitung vom Walcheneee-
Kraftwerk nach dem Unterwerk Rosenheim wurde in Be-
trieb genommen, ebenso ihre Fortsetzung nach Traunstein,
jedoch vorläufig nur mit einer Spannung von 15kV. Für
die Strecke Breslau—Königszelt wurde die vom Unterwerk
Nıeder-Salzbrunn bis Mettkau errichtete 80 kV-Fernleitung
vorerst mit 15 kV in Betrieb gesetzt.
In Bayern kam das Unterwerk Rosenheim in Betrieb.
Das Unterwerk Traunstein. dessen 100 kV-Teil als Frei-
luftanlage ausgeführt wird, befindet sich im Bau. Beim
Unterwerk Niedersalzbrunn wurde eine 80 kV -Schaltstelle
(Freiluftanlage) errichtet. Für den Betrieb der Berliner
Stadt-, Ring- und Vorortbahn wurden die beiden Haupt-
schaltwerke Halensee und Markgrafendamm in Betrieb ge-
nommen. Außerdem wurden 8 Großgleichrichterwerke und
19 ferngesteuerte Kleingleichrichterwerke dem Betriebe
übergeben. Die 12 Kleingleichrichterwerke des Nordrings
wurden betriebsbereit gemacht.
Ende 1928 besaß die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft
347 elektrische Lokomotiven (14% von 24481 Stück des
Gesamt-Lokomotivbestandes) gegenüber 316 (1,3% von
24 895 Stück des Gesamt-Lokomotivbestandes im Jahre
1927). Die Zahl der Triebwagen mit Oberleitung und
Stromschiene betrug 678 gegen 341 im Vorjahre.
Die erreichten Betriebsleistungen der elektrischen Io-
komotiven betrugen 17 256 000 Lok.-km, das sind 1.63 %
der insgesamt im Jahre 1928 geleisteten 1 061 938 000 Lok.
km (im Jahre 1927 waren es 14 717000 bzw. 1,45 % der
insgesamt geleisteten 1017407000 Lok.-km).
Von den geleisteten Lok.-km der elektrischen Lokomo-
tiven entfallen auf Nutz-km im Jahre 1928 14 439 000
(2.21 %) gegen 12232000 (1,99%) in 1927. Die Zahl der
Nutz-km der elektrischen Triebwagen hob sich von 7 701 000
(1,26 %) auf 12 154 000 (1,86 %).
Die 1927 bestellten Wechselstrom-Trieb- u. Steuer-
wagen für die bayerischen und mitteldeutschen Strecken
wurden in Betrieb genommen. Nicht restlos erfolgte da-
gegen die Anlieferung der ebenfalls im Vorjahr bestellten
elektrischen Lokomotiven. Für die Berliner Nordstrecken
wurden 40 Trieb- und 40 Steuerwagen und für die bereits
elektrisch betriebenen Linien der Berliner Stadt- und Ring-
bahn nebst Anschlußstrecken 287 Trieb- und 287 Steuer-
wagen dem Betrieb übergeben. Bestellt wurden 5 elektri-
sche Schnellzug-Lokomotiven für die schlesischen Gebiregs-
bahnen, ferner 160 Trieb-, 85 Steuer- und 80 Beiwagen für
die Berliner Bahnen rowie 4 Fahrleitungs-Untersuchunes-
wagen für die mit Wechselstrom-Fahrleitung ausgerüste-
ten Strecken.
Die elektrischen Signal- und Sicherungsanlagen sind
an vielen Stellen verbessert und ergänzt worden. Die Aus-
rüstung von Bahnlinien mit elektrischer Streckenblockung
wurde weiter fortgesetzt. Für die bestehenden Strecken-
blockanlagen wurden Schutzmaßnahmen gegen betriebs-
störende Starkstromeinflüsse getroffen. Auf der Berliner
Stadtbahn ist mit Rücksicht auf die besonders dichte Zug-
folge im Anschluß an die Elektrisierung ein neues selbst-
tätig wirkendes Signalsystem eingeführt worden. Es wer-
den hierfür neuartige Lichttagessignale mit Doppellicht
verwendet. wodurch die Signalanlagen wesentlich an Klar-
heit und Übersicht gewonnen haben.
Die Hauptsignale der Berliner Stadtbahn und einiger
Vorortstrecken sowie der Hamburger Stadtbahn sind mit
sogenannten Fahrsperren zur Verhütung des Überfahrens
der Haltesignale ausgerüstet worden. Die Versuche, solche
Zugbeeinflussungs-Einrichtungen auch für den Fernbahn-
betrieb zu entwickeln, sind weitergeführt worden. Neuer-
dings werden auch Versuche mit einer Zugbeeinflusung
durch Lichtstrahlen angestellt.
Zur Verbesserung des Fernsprechnetzes wurden 35
Selbstanschlußämter als Ersatz für unzureichende Hand-
ämter eingerichtet. Auf einigen Strecken wurden unter
Verwendung von Lautsprechern und Lausch-Mikrophonen
neuartige Fernsprecheinrichtungen für Zugleitungszwecke
geschaffen, die auch Fernkonferenzen un. ES
Fortschritte der Elektrisierung der Österreichischen
Bundesbahnen!. — Laut dem soeben erschienenen Bericht
der Direktion der ÖBB für das zweite Quartal 1929 gehen
die Arbeiten im Mallnitz- wie Stubachwerk
1 ETZ 1929, 8. 1059.
—— .
19. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft Si
1855
ihrem Ende entgegen. Das Krufthaus des Mallnitzwerkes
ist bis auf Kleinigkeiten fertiggestellt, die Räumungs-
arbeiten schreiten fort. Die Hilfsturbine, die Bahnturbinen
und sämtliche elektrischen Einrichtungen befinden sich im
Probebetrieb.
Im Stubachwerk-Krafthaus sind noch Nacharbeiten im
Gange: ein Kraftwagenschuppen samt Werkstätte und Ma-
gazin sind im Bau. Am 22. und 23. V. wurde die gesamte
Kraftwerksanlage technisch-polizeilich geprüft und was-
serrechtlich kollaudiert. An der Hauptrohrleitung wurden
Kälteschutzbauten begonnen, eine Hilfsturbine (Nr. 3) neu
bestellt, die Umgestaltung einer anderen (Nr.2) auf grö-
Bere Leistung in Auftrag gegeben.
Der Bau der Unterwerke geht seinem Ende entgegen.
Umspannwerke und Schaltanlagen wurden dem Betrieb
übergeben, Schlußprüfungen durchgeführt, die Beseiti-
gung einiger Mängel veranlaßt, Wohnhäuser für Bedien-
stete vollendet, so daß die Lieferanten z T. von der Haf-
tung entbunden werden
konnten. Solche Unter-
werke befinden sich in le
Wald a. Arlberg, DL
Hall i. Tirol, Ma-
trei, Kitzbühel, ad
Saalfelden Pd j
Schwarzach-St. / E
Veit und Golling, Ist Gen bin
dazu kommt die Schalt-
stelle Bruck-Fusch. V Æ
fi
stadtgebiet welches sich bis zu den Städten Mantes
(58 km), Dourdan (60 km), Etampes (56 km), Melun
(54 km) usw. erstreckt, in Betracht, so entfallen auf die
gesamte Bahnlänge von rd. 1300 km nur 180 km (14 %),
die elektrisch betrieben sind.
Die das westliche Vorstadtgebiet bedienenden Staats-
linien gehen von den Bahnhöfen St. Lazare, Invalides und
Montparnasse aus (Abb.6). Nachdem im Jahre 1900 auf
der Strecke Invalides— Versailles der elektrische Betrieb
teilweise eingeführt wurde, wurde die vollständige Elek-
trisierung nach dem Kriege aufgenommen mit dem Haupt-
zweck, nicht Ersparnisse zu erzielen (eine eigene Wasser-
energie steht nicht zur Verfügung), sondern hauptsächlich
einen verstärkten Betrieb und eine bequemere Richtungs-
änderung der Züge in den Endbahnhöfen zu ermöglichen
und sonstige wertvolle Vorzüge des elektrischen Betriebs
auszunutzen. Die jährliche Steigerung des Personenver-
kehrs erreicht für die Vorortbahnen etwa 2..3%; in den
SS
= Do
y M
| ? N
\ d Ze ‘ isson
Colomägs Vi; SY. Denis 50
IL E et
A N
Von Saalfelden bis
Wörgl, wo die Bahn
zur bayerischen Grenze
bei Kufstein ab-
zweigt, sind alle ber-
tragungs- und Fahrlei-
tungsanlagen sowie die
bahneigenen, wie Bun-
des - Schwachstromanla-
gen im Betrieb. An den
Cbertragungsleitungen
Golling—Schwar-
zach—St. Veit—
Lend— Bruck-
Fusch, ebenso Lend
—Böckstein—
Mallnitz ist alles
bis auf Kleinigkeiten,
z. B. Anstrich an einigen
Stellen usw., fertig;
auch das Hochspannungs-
kabel im Tauerntunnel
ist verlegt. Das gleiche
gilt von den Fahrlei-
tungsanlagen von Sa lz-
b u r g-Personenbahnhof
bis Zell a. See. Die
Verkabelung der bahn-
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© Umformerwerke E S
—--— HAhV-frei-u.60KkV-Mobelleitung o 5 70
un Stadtgrenze
Abb. 6. Übersichtskarte des Pariser Vorortbahnnetzes.
eigenen Schwachstrom-
leitungen ist ebenfalls beendet, nur an der Montage der
Inneneinrichtungen und der Umschaltung der Blockappa-
rate wird noch gearbeitet.
Folgende Triebfahrzeuge wurden im letzten
Quartal abgeliefert: 6 Tal-Schnellzugslokomotiven 1 Do 1,
Reihe 1670 (z. Z. im Probebetrieb), 15 schwere Güterzugs-
lokomotiven E Reihe 1280 und die letzten zwei Verschub-
Lokomotiven D Reihe 1070-100. Die übrigen noch aus-
stehenden Triebfahrzeuge weisen die programmgemäßen
Baufortschritte auf. Schließlich wurden in Salzburg die
Arbeiten an den Zugförderungsarbeiten im Werkstätten-
gebäude und Lokomotivschuppen fortgesetzt. Der Arbeiter-
stand bei den Kraftanlagen betrug im Mittel nicht ganz
200; die Geldausgaben von April bis Juni 1. J. beliefen sich
für die Neuanlagen auf rd. 6,602 Mill S, für die Triebfahr-
zeuge auf 0,067 Mill S, zusammen also auf rd. 6,669 nn S.
gn.
Elektrisierung der Pariser Vorortbahnen. — Unser
Sonderberichterstatter schreibt uns: Von den vier Bahn-
gesellschaften, welche ungefähr zwei Drittel des Pariser
Vorortbahnnetzes betreiben, hatte nur eine, die Paris-
Orléans-Bahn, den elektrischen Zugbetrieb auf ihrem Netz-
teile eingeführt. Dagegen ist der der Staatsbahn ange-
hörige und der wichtigste Teil des Vorortbahnnetzes im
engeren Vorstadtgebiet fast vollständig elektrisiert. In
diesem engeren Vorstadtgebiet, das sich auf einen Halb-
messer von 15...25 km erstreckt, erreicht die Elektrisierung
einen verhältnismäßig hohen Anteil des gesamten Netzes,
d. h. von der Bahnlänge von rd. 500 km sind 120 km oder
24 % elektrisch betrieben. Nimmt man das „weite“ Vor-
verkehrstarken Stunden hat der Bahnhof St. Lazare über
30 000 Personen/h abzufertigen, die anderen Bahnhöfe
15 000 ... 20 000. Dabei gestatten die örtlichen Verhältnisse
auf den in der inneren Stadt liegenden Bahnhöfen keine
bequeme Verlängerung oder Vermehrung der Bahnsteige,
so daß der elektrische Betrieb ein vorzügliches Mittel
war, der drohenden Verstopfung der Bahnhöfe abzuhelfen.
Die Anzahl der täglich ein- und abfahrenden Züge konnte
auf St. Lazare nach erfolgter Elektrisierung von nur
12 Bahnsteigen von 450 auf 700 gesteigert werden; in
verkehrstarken Perioden gehen hier 44 elektrische Züge
in einer Stunde ab. Ein elektrischer Zug verweilt nur
4 min am Bahnsteig des Endbahnhofs, was nur die Ver-
wendung der neuen Betriebsmittel mit breiten, mechanisch
betätigten Türen, besonders aber die Möglichkeit der so-
fortigen Richtungsänderung des Zuges gestattet. Außer-
dem wurde das Zusammen- und Auseinandersetzen der aus
mehreren Zugeinheiten bestehenden Züge in den Abzweig-
stationen ermöglicht. Für die weitere Betriebsverstär-
kung wird am St. Lazare wahrscheinlich nur die Anord-
nung eines Untergrundbahnhofes übrig bleiben (vorläufig
sind 8 elektrisierte Untergrundbahnsteige geplant).
Die in dem Staatsbahnnetze elektrisierten Strecken
sind: St. Lazare— Versailles und St. Lazare—St. Germain,
Pont Cardinet— Auteuil (Teil der engeren Pariser Ring-
bahn), Puteau--Issy und Invalides—Versailles, mit zu-
sammen 90 km Bahnlänge. Die Energieversorgung erfolgt
noch durch die zwei alten bahneigenen Kraftwerke Nan-
terre und Moulineaux (beide zu je 4 X 5000 kW), die der
Union d’Electrieit&e (U. E.) vermietet sind, den Strom von
25 Hz bei 15 kV einem die 19 Bahnunterwerke verbinden
1856
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
19. Dezember 1929
den Kabelnetz liefern und auch auf das Hauptnetz der U. E.
(Werke Gennevilliers und Vitry) mittels Periodenumfor-
mer angeschlossen sind. Jedes Bahnumformerwerk hat
3..4 Einankerumformer von 1000 kW, 750/650 V; die Um-
formerwerke Pont Cardinet und Asnières besitzen solche
von 1500 kW. jenes in Meudon-Val-Fleury hat auch Queck-
silberdampf-Großgleichrichter von 1000 kW.. Die für die
Stromzufuhr unter 600 V verwendete dritte Schiene war
in ihrer älteren Ausführung zur Stromabnahme von unten
eingerichtet. Für die neueren Strecken wurde eine Stron-
abnahme von oben gewählt (Kraftrichtung des Strom-
abnehmers nach unten gerichtet). Diese neue Type der
dritten Schiene wiegt 76 kg/m, hat einen Querschnitt von
9500 mm? und einen Widerstand von 0,012 Q/km. Die 11
oder 18 m langen Schienen sind zusammengeschweißt, auf
Basaltisolatoren und Holzunterlagen gelegt, durch eine
Holzbekleidung geschützt und auf je 200 m mit Dilatations-
stücken versehen.
Auf der Strecke Invalides— Versailles werden zur Be-
förderung der Züge elektrische Lokomotiven B-B!, auf
den übrigen Vorortbahnstrecken nur Triebwagen ver-
wendet. Die erste Serie von zweimotorisen Triebwagen
zu 470 PS Leistung ist seit 1912 im Betrieb; eine zweite
Serie mit vier Motoren zu je 120 kW folgte im Jahre 1921.
Die neueste (vierte) Serie von 95 Triebwagen hat zwei
Dreheestelle mit je zwei ganzgeschlossenen Motoren von
120 kW Dauerleistung, die mittels Zahnradübersetzung die
1100 mm-Triebräder antreiben. Die Gesamtlänge des Trieb-
wagens ist 19 920 mm, Breite des \Wagenkastens 2950 mm,
Achsenabstand der Drehgestelle 3000 mm. Abstand ihrer
Drehpunkte 12460 mm. Die Maximalzeschwindigkeit be-
trägt 75 km/h mit geschwächtem, 65 km/h mit vollem
Felde. Die Steuerung ist eine elektropneumatische mit
selbsttätiger Fortschaltung. Die Hauptkurbel der Steuer-
walze hat demnach nur drei Stellungen (Reihen-, Parallel-
und vollständige Reihenschaltung für langsame Fahrt in
den Bahnhöfen). Der Triebwagen hat außer der Führer-
kabine ein Gepäckabteil, welches auch Fahrgäste auf-
nehmen kann, ein Raucher- und ein Nichtraucherabteil
2. Klasse mit zusammen 82 Sitz- und 100 Stehplätzen.
Sein Gewicht ist 57t (312 kg/Platz). Zu jedem Trieb-
wagen gehört ein Anhängewagen, beide bilden eine Zug-
einheit; die Abmessungen und das äußere Aussehen der
Anhängewagen sind dieselben wie die der Triebwaren.
Eine kleine Führerkabine befindet sich am Rückende der
Zureinheit. Der Anhängewagen hat ein Abteil 1. und eins
2. Klasse mit zusammen 90 Sitz- und 97 Stehplätzen und
wiegt 37t (188 kg/Platz). Innenseitig haben die zusammen-
gehörigen Trieb- und Anhängewagen eine gewöhnliche
Handkupplung; die beiden Enden jeder Zugeinheit sind
mit selbsttätigen Wagenkupplungen System Boirault ver-
sehen. Zur Heizung jedes Wagens dienen 30 Heizkörper
von je 480 W. Die Betätigung der Schiebetüren erfolgt
pneumatisch. Ende 1928 waren 39 Lokomotiven und 190
Triebwagen im Dienst; für die Unterhaltung der elektri-
schen Betriebsmittel dient das große Ausbesserungswerk
in La Garenne’.
Die Elektrisierung der der Paris-Orlcans-Bahnzesell-
schaft angehörigen Vorortstrecken (Paris—Brétigny 36 km,
Bretieny—Dourdan 24 km, Bretigny—Etampes 20 km und
Choisy—Orly 4km) ist mehr im Rahmen der allgemeinen
Vlektrisierung dieser Gesellschaft zu betrachten? Nach
der Elektrisierung des Untergrundbahnhofs Orsay (1900)
und nach der Einführung einiger elektrischer Züge bis
nach Juvisy (23 km im Jahre 1904) wuıde im Jahre 1925
mit der allgemeinen Elektrisierung begonnen. Zur Energie-
erzeugung wurden oder werden künftig die 450 km ent-
fernten Wasserkraftwerke Eguzon (50 000 kW, 58 m Ge-
fälle), Coindre (25 000 kW, 120 m), La Cellette (25 000 kW,
42 und 80 m) und Verncjoux (60 000 kW, 60 m) im Zen-
tralmassiv erbaut. Der Strom wird durch eine 150 kV-
Leitung in das Umspannwerk Chevilly bei Paris geführt
(Abb. 1), hier auf 60 und 90 kV herabtransformiert, um mit
dieser Spannung die Bahnumformerwerke zu speisen. Che-
villy ist außerdem durch eine 60 kV-Einphasenkabelleitung
(150 mm?) mit den obengenannten Werken der U.E. ver:
bunden, hat Einphasentransformatoren von je 8333 kVA,
ist auch mit Synchronkondensatoren 15 000 kVA, 6000V,
600 U/min ausgerüstet und für einen späteren Ausbau bis
200 000 kVA und 220 kV vorgesehen. Die auf den Vorort-
strecken 15, auf den Hauptstrecken 25 km voneinander ent-
fernten Umformerwerke haben Einankerumformer von
1000 kW, 550/750 V, 600 U/min, die zu zwei in Reihe ge-
schaltet die Betriebspannung 1500 V ergeben und eine ein-
stündige Überlastung mit 1500 kW sowie eine dreiminutige
mit 3000 kW ertragen. Die Dreiphasenluft-Transformato-
ı ETZ 1927. 8. 1154; 1928, S. 1072.
2 ETZ 1927, 8. 1468.
3 ETZ 1920, S. 957; 1926, 8. 1301; 1927, S. 20.
ren haben je 2100 kW-Leistung. Die beiden ersten Um-
formerwerke, Austerlitz und Ablon, werden jedoch direkt
von Vitry aus mit 13000 V (Einphasenkabel) gespeist und
haben eine Leistung von 8000 kW.
Auf allen Vorortstrecken der P.-O.-Bahn wird die dritte
Schiene verwendet; es wurde wie bei den Staatsbahnen
Stromabnahme von oben gewählt. Die Schiene hat einen
Querschnitt von 5400 mm?, einen Widerstand 0,022 Q/km
und wiegt 42 kg/m. Die auch für die Hauptlinienzüge
dienenden Strecken sind außerdem mit Öberleitung ausge-
rüstet. Auf der bis nach Orléans viergleisizen Strecke sind
die dritten Schienen einzeln isoliert (+ Pol), die als Rück-
leitunz dienenden Gleise alle gekuppelt. Alle 7 km ist jede
dritte Schiene sektioniert, alle 3,5 km ist eine elektrische
Verbindung der parallel verlaufenden Schienen vorge-
sehen. Von jedem Umformerwerk ist eine größere Anzahl
von Schaltern zu betätigen. Um eine allzu große Anzahl
von Hilfsleitungen zu vermeiden, wurde ein den selbst-
tätigen Fernsprechanlagen entnommenes Selektionssystem
zur Fernbetätigung verwendet. Es ist gelungen, mit vier
Hilfsleitungen bis 93 Schalter zu betätigen. In jedem Um-
formerwerk ist auf einem Schema die Lage jedes zuzehöri-
zen Schalters wiedergegeben. Im Notfalle können die
Schalter von kleinen, je 300 m auf der Strecke anzeordne-
ten Schaltkästen aus betätigt werden.
Ende 1928 waren 220 Lokomotiven! und 93 Trieb-
wagen auf den P.-O.-Strecken im Betrieb. Der Strombedarf
erreichte 123 Mill kWh, wovon 60 % die obengenannten
Wasserkraftwerke lieferten. Für die Vorortstrecken wer-
den ausnahmslos besondere, aus einem Trieb- und zwei An-
hängewagen bestehende Zugeinheiten verwendet, die bis zu
drei zusammengekuppelt werden können. Die mit zwei
Drehgestellen versehenen Triebwagen haben vier Motoren
zu 140 kW Dauer- und 182 kW Stundenleistung, die, auf
750V gewickelt, zu zweien in Reihe geschaltet sind und
über Zahnradübersetzung 70:21 die 1100 mm-Triebräder
antreiben. Bei 45 kmih liefern sie 5920 kz Zugkraft ein-
stündiz, oder bei 51,5 km/h 3980 kg in Dauerbetrieb. Ein
Motorgenerator von 3,6 kW liefert bei 72 V den Hilfstrom
für die Relais der elektropneumatischen Steuerorgane und
für die Beleuchtung; der Kompressor hat 9 kW Leistung.
Die Stromabnehmer für die dritte Schiene sowie die
Scherenabncehmer sind pneumatisch betätigt. Die Gesamt-
länge des Triebwagens ist 21 100 mm, die Länge des Wagen-
kastens 19900 mm, sein Gewicht 61 t. Die Steuerung ist
mit selbsttätieer Fortschaltung mit drei Relais versehen,
so daß der Führer nur eine Vorwärts- und Rückfahrtkur-
bel und eine Hauptkurbel mit fünf Stellungen zu bedienen
hat. Diese fünf Stellungen sind: Fahrt in Reihenschaltung,
Selbsttätires Anfahren in Reihenschaltung, Fahrt mit ge-
schwächtem Feld in Reihenschaltung, dgl. in Parallelscha!-
tung und selbsttätiges Anfahren bis zum schwächsten Feld
in Parallelschaltung. Alle Hilfsmaschinen sind mit Druck-
knopffernsteuerung versehen. Nicht benutzte Führerka-
binen eines mehrgliedrigen Zuges können auch Fahrgäste
aufnehmen.
Von den Anhängewagen ist der mittlere 1. und
2. Klasse, der zweite ist wie der Triebwagen 3. Klasse.
Ein aus zwei Zug>inheiten gebildeter Zug wiert bei 127 m
Länge 266 t und kann 950 Fahrgäste, davon 550 sitzend.
aufnehmen (280 kze/Platz). Ein aus drei Zugeinheiten be-
stehender Zug hat 190 m Länge, wiegt 400 t und nimmt
1465 Fahrgäste (825 sitzend) auf (271 ke/Platz). Die elek-
trische Verbindung des Zuges erfolgt durch ein 7adrizes
Kabel für den Hilfstrom der Steuerung, ein 13adriges Ka-
bel für die Hilfsmaschinen und eine 1500 V-Heizleitunge:
zwei Druckluftleitungen verbinden die Steuerorgane und
die Druckluftbehälter der Triebwagen.
Die bisherigen Erfolge der teilweisen Elektrisierung
der Pariser Vorortbahnen können, was die Leistungserhö-
hung der Bahnhöfe, die Vergrößerung der Betriebsze-
schwindirkeit und die Bequemlichkeit anbelangt. als be-
friedigend bezeichnet werden. Nur die Unterhaltungsko-
sten scheinen die Erwartung etwas zu überschreiten. In
nächster Zukunft sollen die übrigbleibenden Staatslinien
bis nach Argenteuil und St. Nom-La Breteche elektrisiert
werden; für die aus Montparnasse ausgehenden Strecken
erwartet man die endgültige Entscheidung über die Er-
weiterung oder Verlegung dieses Bahnhofes. Nach der vor-
genommenen Fusionierung der beiden, die Untergrund-
bahnen in der inneren Stadt betreibenden Gesellschaften
(Métropolitain und Nord-Sud) soll von denselben die
Strecke Sceaux—Limours tibernommen und auf elektri-
schen Betrieb eingerichtet werden. Voraussichtlich wer-
den dann die Vorortstrecken der Paris-Lyon-Marseille-
Bahngesellschaft, welche im Gegensatz zu der P.-O.- und
Staatsbahn nicht von Paris aus, sondern auf ihren Alpen-
ETZ 1928, S. 1072.
18. Dezember 1929 `
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51
1857
strecken mit der Elektrisierung begonnen hat, an die
Reihe kommen, wogegen mit einer Elektrisierung der Nord-
und Oststrecken noch lange nicht gerechnet werden kann.
—ık.
Elektrische Zugförderung in England. Der Bericht des
englischen Verkehrsministeriums über den Verlauf des
Jahres 1928 im Eisenbahnwesen von Großbritannien ent-
hält auch Angaben über die elektrische Zugförderung. Da-
nach findet in England auf 203km Streckenlänge aus-
schließlich elektrischer Betrieb statt, während auf Strecken
von 691 km Länge neben elektrisch gezogenen auch Dampf-
züge verkehren. Im ganzen sind 2397 km Gleis für elek-
trischen Betrieb ausgerüstet. Die Bahnen, auf denen aus-
schließlich elektrisch gefahren wird, sind im wesentlichen
die Londoner Untergrundbahnen, während unter denjeni-
gen mit gemischtem Verkehr die Südbahn, alle anderen
weit hinter sich lassend, an erster Stelle steht. Bei ihr
sind 385 km Strecke mit dritter Schiene zur Stromzufüh-
rung ausgestattet, und erst in weitem Abstand folgt die
London- und Nordostbahn mit 79 km. Die letztgenannte
Eisenbahn, die Metropolitan und die Metropolitan District-
Eisenbahn besitzen zusammen 40 elektrische Lokomotiven,
im übrigen findet der Betrieb mit Triebwagen statt, von
denen 2182 vorhanden sind. Die Zahl der Anhänger, die
ausschließlich für elektrischen Betrieb verwendet werden,
also ohne die Wagen, die aus der Zeit des reinen Dampf-
betriebs herrühren, aber in elektrische Züge eingestellt
werden, beträgt 2750. Auch hier steht die Südbahn mit
‘20 Triebwagen und 754 Anhängern an erster Stelle, wenn
man ihr die Londoner Untergrundbahnen einzeln gegen-
überstellt. Faßt man jedoch die vier Untergrundbahnen,
die vereinigt die sogenannte Untergrundgruppe bilden, mit
der Metropolitan-Eisenbahn zusammen, so ergibt sich ein
Bestand von 970 Trieb- und 1084 Beiwagen, die den Lon-
doner Schnellverkehr bedienen. Die elektrischen Lokomo-
tiven haben im Jahre 1928 1240100 km, die Triebwagen
ee km geleistet. (Zg. V. Dt. Eisenb.-Verw. Bd. 69
S. ;
Schienenstoßprüfer. — Da das Oberbergamt Dortmund
im Hinblick auf die den Schießbetrieb gefährdenden Streu-
ströme wiederholt auf die planmäßige Überwachung der
Schienenstöße hingewiesen hat, lag Bedarf an einem ge-
eigneten Gerät vor, das die Messung des Schienenstoß-
Widerstandes mit dem Betriebstrom möglichst einfach und
rasch gestattet. Die Elektroapparate
baut daher eine aus Abb.7 ersichtliche Einrichtung, die
Abb. 7. Schienenstoßprüfer.
nach dem Spannungsabfallverfahren arbeitet. Ein Gestell
ist mit zwei zwischen 0,7 und 1,2m verschiebbaren Stahl-
schneiden versehen, deren einwandfreie Anpressung an
den Schienenkopf der in der Gestellmitte angebrachte
Tritt ermöglicht. Man stellt zunächst die Schneiden auf
ein Zehntel der Länge der verlegten Einzelschienen, also
z. B. bei 8m-Schienen auf 80 cm Entfernung ein. Nachdem
dann die Strecke gegebenenfalls durch künstliche Be-
lastung unter Strom gesetzt ist, wird der Ausschlag an
dem an die Schneiden angeschlossenen Drehspul-Millivolt-
ı ETZ 1921, 8. 488; 1927, 8. 1899, 1576, 1776; 1928, 8. 1072.
G. m. b. H., Eesen.
meter abgelesen und hiermit der Ausschlag am Schienvn-
stoß verglichen. Das Gewicht des Schneidengestells be-
trägt 3,4 kg, das des Millivoltmeters 1,4 kg. Ka.
Bergbau und Hütte.
Die elektrische Getriebe-Fördermaschine. — Der An-
trieb über Zahnradvorgelege ist bei größeren Förder-
maschinen für Hauptschächte bisher wenig zur Anwen-
dung gekommen. Die Gründe hierfür liegen in der für
kleinere Fördermaschinen üblichen Ausführung der Zahn-
räder, deren Übertragung auf Fördermaschinen größerer
Leistung zu Mißerfolgen führen muß. Die Zahnräder
kleiner Maschinen werden in der Regel nach einem Form-
verfahren hergestellt, wobei das Fräsen mit Hilfe des
Fingerfräsers am häufigsten angewendet wird. Die durch
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Abb. 8. Getriebefördermaschine mit gesondert gelagertem Getriebe.
dieses ungenaue Herstellungsverfahren verursachten Tei-
lungs- und Flankenfehler führen zu zusätzlichen Beschleu-
nigungsdrücken, die Schwingungserscheinungen auslösen,
die außer zu einer unangenehmen Geräuschbildung zu
Überbeanspruchungen des Materials und damit zu Flanken-
abnutzungen und zu Zahnbrüchen führen können. Eine
Verzahnung ohne diese Fehler kann nur nach dem Ab-
wälzverfahren hergestellt werden. Im Getriebebau
am üblichsten ist die Herstellung der Verzahnung mit
Hilfe eines Schneckenfräsers, wobei das zu bearbeitende
Zahnrad sich gleichlaufend fortbewegt, so daß keinerlei
Schaltbewegungen erforderlich sind. Um einen einwand-
freien Lauf zu erzielen, ist es erforderlich, daß das Rad,
das einteilig auszuführen ist, genau senkrecht auf der
Radachse steht. Dies ist nur erreichbar, wenn die Welle
in das Rad eingezogen und der Radkörper vor dem Schnei-
den der Zähne nach den bereits fertig bearbeiteten Lauf-
flächen der Welle ausgerichtet wird. Dadurch wird be-
dingt, daß das Rad eine Welle für sich erhalten muß, die
mit der Welle der Fördermaschine durch eine Kupplung
zu verbinden ist.
Um die Durchbiegung der Getriebewellen so gering
wie nur irgend möglich zu halten, müssen die Lager ganz
dicht an Rad und Ritzel herangerückt werden. Bei För-
dermaschinen ist dabei besonders zu beachten, daß das
Rad nicht unter dem Einfluß des Seilzuges schief gestellt
wird. Eine Schrägstellung stört den einwandfreien Ein-
griff und macht ruhigen Lauf unmöglich. Infolgedessen
ist eine Lagerung der Hauptwelle, die das Treibmittel,
Koepescheibe usw. und das Rad trägt, in zwei Lagern
unzulässig. Am besten ist die Lagerung in vier Lagern
derart, daß das Rad und das 'Treibmittel je zwischen zwei
Lagern laufen und sowohl das Rad als auch das Treib-
mittel je eine Welle für sich erhalten, die durch eine starre
Flanschkupplung miteinander verbunden werden. Selbst-
verständlich soll auch das Ritzel zwischen zwei Lagern
laufen. Diese Anordnung macht es möglich, fertige Ge-
triebe zu verwenden, wie sie von den Getriebefirmen her-
gestellt werden. Die Anordnung der Lager unmittelbar
neben den Rädern führt zwangläufig dazu, die Lager mit
dem Getriebegehäuse zusammenzubauen. Dies ergibt eine
1858
Ausführung nach der Abb. 8, die eine Getriebeförder-
maschine nach einem Entwurf der Demag und der SSW
darstellt.
Ein Vergleich der Preise einer Reihe von Getrieben
mit den dazugehörigen Motoren hat ergeben, daß sich eine
Steigerung der Übersetzung über 9 : 1 bis 10 : 1 nicht lohnt.
Die Kurven der Abb.9 zeigen, wie sich der Preis für das
Getriebe allein und für das Getriebe und Motor mit dem
Übersetzungsverhältnis ändert. Selbstverständlich ist die
Ausführung mit hochwertigen Getrieben teurer als mit
gewöhnlichen Zahnrädern. Trotzdem ist die Wirtschaft-
lichkeit der Getriebefördermaschine gegeben. Die Kosten
für das Getriebe und den Motor betragen bei kleineren
Drehmomenten etwa 70..75% der Kosten des langsam-
laufenden Motors für unmittelbaren Antrieb und bei grö-
Beren Drehmomenten etwa 77 ... 83 %.
Ss IAT
110 W WER Abb. 9. Abhängigkeit des
100 m mE pl Preises für das Getriebe
allein (A)und für Getriebe
mit Motor (B) vom Über
setzungsverhbältnis.
6 789
—e
0 1 12:1
Der Energieverbrauch wird durch den Getriebeantrieb
nicht ungünstig beeinflußt. Mit erstklassigen Getrieben
wird ein Wirkungsgrad von 97...99 % erreicht. Da außer-
dem der Wirkungsgrad der schnellaufenden Motoren besser
ist als der der Langsamläufer, so wird der Gesamtwir-
kungsgrad der Getriebeanlage nicht ungünstiger als der
der unmittelbar angetriebenen, er kann sogar besser wer-
den. (H.Hochreuter,El.i.Bergb. Bd. 4, S. 101 u. 127.)
Sb.
Fernmeldetechnik.
Das neue Berliner Funkhaus. — Das neue Funkhaus,
dessen Grundsteinlegung am 29. V. d.J. feierlich began-
gen wurde, wird an der Masurenallee in Charlottenburg
von der Reichs-Rundfunk-Geselischaft und der Funk-
Stunde AG. gemeinsam erbaut. Der Entwurf des Ge-
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Abb. 10. Das neue Berliner Funkhaus (Entwurfskizze).
bäudes (Abb. 10) stammt von Prof. H. Poelzig. Der
Neubau wird die Büroräume dreier Gesellschaften, a
Reichs-Rundfunk-Gesellschaft, der Funk-Stunde AG.
der Deutsche Welle GmbH enthalten, ferner Sende-
räume, ein Rundfunkmuseum und die technische Abteilung
der Reichs- Rundfunk-Gesellschaft. Der Sendung wird ein
großer Sendesaal von etwa 40 X 21 m dienen, ferner zwei
mittelgroße Säle und zahlreiche kleine, letztere besonders
für Versuchszwecke. nkl
Über die Beeinflussung von Fernsprechanlagen durch
Gleichrichter. — Durch induktive Einwirkung des Wellen-
stromes, der bei mit Gleichrichtern betriebenen Bahnen
dem Gleichstrom überlagert ist, entstehen Störgeräusche.
Ihre Stärke hängt im allgemeinen von der Symmetrie der
Fernsprechleitung gegen Erde und gegen die beeinflussende
Leitung ab. Um die Geräusche auf den als zulässig erach-
teten Wert von 5mV (Geräuschspannung herabzudrücken,
genügt eine Symmetrierung der Fernsprechleitung durch
häufiges Kreuzen in vielen Fällen nicht. In solchen Fällen
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51
‚19. Dezember 1929
kann nur Verkabelung der Leitung Abhilfe bringen; bei
neuzeitlichen Fernsprechkabeln kann immer eine aus-
reichende Symmetrie erreicht werden, auch läßt sich durch
besondere Ausbildung des Kabelmantels eine sehr hohe
Schutzwirkung erreichen. Durch Abschluß solcher sym-
metrischer Kabeladerpaare durch Ringübertrager wird
eine Abtrennung von etwa unsymmetrischen Amtsteilen
erreicht und damit vermieden, daß durch die Ämter Stö-
rungen verursacht werden. Dies ist jedoch nur im Fern-
verkehr möglich. Dagegen ist es nicht zu vermeiden, im
Ortsverkehr oder Verbindungsverkehr Leitungen unsym-
metrisch zu betreiben. A. Zastrow bespricht einige
Fälle, in denen im Ortsverkehr unsymmetrische Schal-
tungen notwendig sind. Bei der Verwendung von Zen-
tralbatterien zur Speisung der Sprechstellenmikrophone
muß die Amtsbatterie aus Betriebsgründen zur Durch-
führung der zahlreichen Signalisierungsvorgänge geerdet
werden. Die infolge der Erdung fließenden Ströme ver-
ursachen bei nicht vollständig gleichen Scheinwider-
ständen der Leitungszweige Spannungsdifferenzen, die
sich als Störspannungen auswirken. Solche Unterschiede
sind bei der Massenherstellung der Relais nicht ganz zu
vermeiden. Auch Kontaktwiderstände spielen u. U. eine
Rolle Am ungünstigsten liegen die Verhältnisse bei den
eingehend besprochenen Nebenstellenanlagen der Reiclıs-
post. Hier erfolgt die Mikrophonspeisung mit Gleich-
strom vom Amt für die Hauptstelle über einen Leitungs-
zweig und Erde, für die Nebenstellen über den zweiten
Zweig und Erde. Für Gleichstrom werden beide Lei-
tungswege durch Kondensatoren voneinander getrennt,
die für den beeinflussenden Wechselstrom sehr starke
Unsymmetrien bedeuten. Die Unsymmetrie solcher
Schaltungen ist sehr groß, bis zu 30%. Abhilfe bringen
besondere Drosseln im Erdkreis oder 3. Leitung statt
der Erde als Rückleitung. Weitere Unsymmetrien kom-
men beim Verbindungsverkehr und Selbstanschlußverkehr
verschiedener Ämter vor. Auch bei der Automatisierung
des Fernverkehrs kommen Beeinflussungen vor, deren Be-
seitirung erhebliche Mittel erfordert. Die meisten Stö-
rungen treten in großen Städten auf, in denen auszedehnte
Straßenbahnnetze die Teilnehmer- und Amtsverbindunrs-
leitungen, insbesondere die Leitungen zu den Teilnehmer-
nebenstellen beeinflussen. (A. Zastrow, Elektrizitäts-
wirtsch. Bd. 28, S. 35.) Bda.
Physik und theoretische Elektrotechnik.
Über den Barkhauseneffekt. — Als Barkhauseneffekt
bezeichnet man bekanntlich die Erscheinung, daß ein
ferromagnetisches Material in einem stetig wachsenden
Felde unstetize Zunahmen der Induktion zeigt, die man
durch gleichzeitiges Umklappen einzelner
Gruppen von Elementarmagneten deutet.
Wie sich diese Effekte auf die Hysteresis-
schleife verteilen, wurde von Pfaffen-
berger quantitativ untersucht. Das stetig
sich ändernde Feld wurde durch langsames
Nähern der Materialprobe an einen groben
Elektromaeneten erreicht; eine Spule auf der
Probe erlaubte eine Vormagnctisierunz,
durch die die Probe auf jeden gewünschten
Punkt der Hysteresisschleife gebracht wer-
den konnte. Die Induktionsänderungren wur-
den an einer zweiten Spule durch die indu-
zierten Spannungsimpulse gemessen, die nach
800 ... 10 0facher Verstärkung mit einem
Saitenzalvanometer photographisch regi-
striert wurden. Die Zahl der Impulse erwies
sich als abhängig von der Geschwindigkeit
der Feldänderung; die Summe der Amplituden dagegen war
für eine bestimmte Feldänderungz von der Geschwindigkeit
unabhängig. Im wesentlichen drängen sich die Effekte
auf die steilen Teile der Hysteresiskurve zusammen, doch
scheint keine einfache Beziehung zwischen dem Bark-
hauseneffekt und den Wärmeverlusten zu bestehen. Im-
merhin zeigt die Verteilung der Effekte große Ähnlich-
keit mit der Verteilung der Wärmeentwicklung, so dab
für verschiedene Stellen derselben Magnetisierungskurve
ein Zusammenhang bestehen kann. Bei verschiedenem
Material. z.B. hartem und weichem Nickel, zeigt dagegen
das weichere Material unter Umständen den größeren
Barkhauseneffekt. Der Verfasser untersucht ferner die
mittlere räumliche Ausdehnung des Gebiets, in dem die
Molekularmaenete gleichzeitig umklappen. Mit Hilfe ma-
kroskopisch künstlich nachsebildeter Effekte wurde als
Länge eines Kohärenzgebietes etwa 3mm gefunden, ein
Wert. der wesentlich größer ist als die von anderen
Autoren gefundenen Lingen. (J. Pfaffenbereger.
Ann. Phys. Bd. 87, S. 737.) Br.
tegt
18. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
1859
Kurze ungedämpfte elektrische Wellen. — Sehr kurze
elektrische Wellen bis zur Größenordnung von 1 m lassen
sich experimentell in der Rückkopplungsschaltung ver-
wirklichen. Darüber hinaus ist es bekanntlich Bark-
hausen und Kurz gelungen, den Wellenbereich zu er-
weitern, indem sie an das Gitter eine hohe positive Span-
nung, an die Anode dagegen negative Spannung legten.
Die Verhältnisse in der Schaltung von Barkhausen und
Kurz sind noch keineswegs geklärt. Während Barkhausen
und Kurz finden, daß der äußere Kreis keinen Einfluß auf
die Frequenz hat, haben Gill und Morell bei ihren Ver-
suchen eine Abhängigkeit von den äußeren Leitungsfüh-
rungen festgestellt. Mit der Untersuchung dieser Fragen
befassen sich eine Reihe von Arbeiten. K. Kohl eelingt
es, auch nach der Rückkopplungschaltung kürzere Wellen
zu erhalten. Er geht dazu von der Kühn-Huthschen Schal-
tung aus, die zur Rückkopplung die innere Gitter-Anoden-
kapazität benutzt. Durch Verkürzung der Zuleitungen und
Verkleinerung der Gitter- und Anodenlänge gelingt es ihm,
bei Anodenspannuneen bis 760 V und Anodenströmen bis
zu 40 mA ungedämpfte elektrische Wellen bis zu einer
Wellenlänge von etwa 60 cm zu erregen. Beim Übergang
zur Gitterschaltung von Barkhausen-Kurz konnte er eine
Kurzwellenröhre konstruieren, die bei 600 V Gitterspan-
nung und 20 mA Gitterstrom Wellen mit meßtechnisch aus-
reichender Energie bis zu einer Wellenlänge von 30 cm er-
zeugt. Anode und Gitter sind zwei 5 mm lange Spiralen
mit ie 5 Windungen, deren etwa 20 mm lange Haltstreben
die Selbstinduktion bilden. Zum Schließen des Schwin-
gungskreises ist ein kleiner Platten-Glimmerkondensator
in das Vakuum eingebaut. Für die Wirkungsweise der
beiden Schaltungen entwickelt Kohl eine Theorie, wonach
für den Fall, daß die Elektronenlaufzeit in der Röhre von
der Größenordnung der erzeugten Schwingung wird, die
Röhre einen negativen Widerstand erhält. Dieser kommt
dadurch zustande, daß die nicht mehr stationäre Elcktro-
nenbeweeune durch Influenzwirkung Energie an den zu
errezenden Schwinzungskreis abgibt. Die Röhre besitzt
also für extrem kurze Wellen eine wesentlich andere Art
der Schwingungserzeugung als für lange Wellen.
Auch L. Bergmann konstruiert einen Kurzwellen-
erzeuger nach der Rückkopplungschaltung, der die Wellen-
länge von einigen Metern kontinuierlich bis zu etwa 82cm
zu ändern gestattet. Er benutzt die Dreipunktschaltung
und die von der Compagnie des Campes, Paris. unter der
Bezeichnung TMC hergestellte Röhre, bei der Gitter- und
Anodenausführungen getrennt von der Heizleitung auf der
anderen Seite aus der Röhre münden.
Die Frage, wie sich die Differenzen in den Versuchen
von Barkhausen und Kurz einerseits, Gill und Morell
anderseits erklären, untersucht eingehend H. E. Holl-
mann. Er findet vier verschiedene Frequenzbereiche.
Herrschen zwischen den Elektroden stationäre Brems-
felder, so treten Elektronenschwingungen auf, deren Fre-
quenz allgemein mit wachsender Feldstärke zunimmt. Aus
den Spannungen und Röhrenabmessungen lassen sich die
Wellenlängen berechnen, u. zw. unter der Voraussetzung,
daß die Elektronen um das Gitter herumpendeln: Bark-
hausen-Kurz-Schwingungen. Liest an den Röhrencelek-
troden ein elektrisches Schwingungsystem. so werden die
Gleichfelder von Wechselfeldern überlagert. Dies führt
zu einer Steigerung der Elektronenfrequenz, und es findet
ein Aufschaukelprozeß statt, der mit der Eigenfrequenz
des Schwingungsystems seinen Endzustand erreicht: Gill-
Morell-Schwingungen. Zwischen beiden Schwingungs-
formen herrscht ein Gebiet stetigen Übergangs, wo die
Frequenz weder der Eizenwelle des Schwingungsystems
noch den Gesetzen von Barkhausen—Kurz folgt. Bei eng-
maschigem Gitter können bei den PBarkhausen-Kurz-
Schwingungen solche höherer Frequenz auftreten, die sich
nicht mehr im Anode-Kathoderaum, sondern ausschließ-
lich im Anode-Gitterraum abspielen. Von diesen Elck-
tronenschwinzuneen höherer Frequenz lassen sich
wiederum Gill-Morell-Schwingungen höherer Frequenz an-
regen. Die erforderliche hohe Abstimmung des Elek-
trodensystems wird durch Erregung in der Halbwelle er-
halten. So konnten mit verhältnismäßig großen Elek-
troden von 18mm Außendurchmesser Wellen unter 20 cm
Länge und von beträchtlicher Energie erhalten werden,
wobei der ganze hochfrequente Schaltungsaufbau ins Va-
kuum eingeschlossen war. H. E. Hollmann beschreibt auch
einen Kurzwellenerzeuger, der die von Bergmann be-
nutzte TMC-Röhre verwendet. Durch Abstimmung eines
äußeren Schwingungsystems unter entsprechender Er-
höhung der Betriebspannung läßt sich mit ihm die Wellen-
länge bis auf 36cm stetig verringern. Außerdem treten
Schwingungen auf, deren Frequenzbereich etwa eine Ok-
tave höher liegt, und die durch Abstimmung der Gitter-
leitung verstärkt werden können. Die kürzeste in diesem
Bereich noch meßbare Welle betrug 13,2 cm.
Eine Theorie der Gill-Morell-Schwingungen entwickelt
endlich O. Pfetscher, der auch von einer Influenz-
wirkung der in der Röhre bewegten Elektronen ausgeht
und den Einfluß der Dämpfung sowie die Abhängigkeit
der Wellenlänge von der Gitterspannung abschätzt.
(K. Kohl, Ann. Phys. Bd. 85, S. 1. — L. Bergmann,
Ann. Phys. Bd. 85, S. 961. — H. E. Hollmann, Ann.
Phys. Bd. 86, S. 129 und 1062. — O. Pfetscher, Phys.
Z. Bd. 29, S. 449.) Br.
Verfeinerung der W. Thomsonschen Kabeltheorie. —
Von W. Thomson sind Einschaltstrom und Einschalt-
spannung für ein induktivitätsfreies Kabel berechnet wor-
den. Die Einschwingvorgänge für ein induktives Kabel
weichen um so weniger von den Vorgängen auf dem äqui-
valenten Thomsonkabel ab, je kleiner die Induktivität ist.
Der Verfasser entwickelt nun für kleine Werte der Selbst-
induktion PIC a. an und Einschaltspannung nach
Potenzen vonA= TRO (L, R, C Induktivität, Widerstand,
Kapazität der Längeneinheit, ! Länge).
= 18 = Ai
dü X Ep fi væn= Ir V, (x, £.
7-0 »=0
(= asymptotisch gleich)
Die entstehenden Reihen sind semikonvergente Reihen,
d.h. es sind divergierende Reihen, deren erste Glieder
für hinreichend kleines A die Funktionen bis auf einen
Fehler von der Größenordnung An darstellen. Für die
Koeffizienten Jy und Vy werden Reihenentwicklungen an-
gegeben, für die auf die Arbeit selbst verwiesen werden
muß. Genauer untersucht wird der Fall des Einschaltens
einer Gleichspannung. (F. Pollaczek, Z. Techn. Phys.
Bd. 9, S. 265.) Br.
Die scheinbare Änderung der Dielektrizitätskon-
stanten technischer Isolierstoffe. — Böning geht von
der Vorstellung aus, daß die Leitung in Isolierstoffen
elektrolytischer Natur sei, und daß an der Grenze zweier
Medien, von denen das eine Ionen enthält, ein Teil der-
selben adsorbiert werde‘. Die adsorbierten Ionen binden
zu ihrer Neutralisation freie Ionen, die in einem Felde
hinreichender Stärke abwandern, so daß die adsorbierten
Ionen dann ortsfeste Raumladungen bilden. Daraus leitet
er eine Abhängigkeit der Dielektrizitätskonstanten e von
der Spannung U ab, die durch folgenden Ausdruck dar-
gestellt wird:
Pt dad q
GET UF 2 d.
Darin bedeuten d die Dicke, F die Fläche des Dielektri-
kums und q eine Konstante, welche die Zahl der Ionen-
ladungen in einer Schicht von der Dicke 1 und der Fläche
F angibt. Die Prüfung an einer Messung von v. Hoor
zeigt gute Übereinstimmung im Bereich mittlerer Feld-
stärken (5500... 100 000 V/cm). Auch für kleine Feld-
stärken läßt sich Übereinstimmung erzielen, wenn der
Ausdruck in folgender Weise erweitert wird
set (1 — e`’ Hi,
(P. Böning, Z. Techn. Phys. Bd. 9, S. 212.) Br.
Hochspannungstechnik.
Gleitentladungen bei niederem Druck. — Untersucht
man die Gleitentladungen, die sich in der Grenzschicht
zwischen einem festen Dielektrikum und der Luft voll-
zichen, bei allmählich vermindertem Druck, so zeigt sich,
daß bei einem gewissen kritischen Druck der Gleitüber-
schlag aufhört und in einen Luftüberschlag übergeht, der
sich nicht mehr an die Oberfläche des Dielektrikums ge-
bunden hält. Die Untersuchungen wurden von M. Iwa-
take an Porzellan, Glas, Glimmer, Ilartgummi und
Bakelit vorgenommen. Die Spannung lieferte ein Trans-
formator 50 Hz, der Luftdruck wurde von 760 bis zu
5mm Heg erniedrigt. Das Dielektrikum war in Form eines
Kreiszylinders zwischen Plattenelektroden eingespannt,
oder es wurden auf das ebene Dielektrikum Elektroden
aufgesetzt. Als Beispiel der Versuchsergebnisse diene
Abb. 11; auch die Kurven für den Luftdurchbruch sind ge-
strichelt eingetragen. Man sicht, wie die Kurve der
ı Vgl. a. ETZ 1928, S. 1193 u. 1690.
1860
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
19. Dezember 1929
Gleitspannungen bei Erreichen eines gewissen kleinen
Druckes in die Luftkurve einmündet. Bei abnehmendem
Druck nimmt zwar die Festigkeit des Gleitüberschlag-
weges allmählich ab, jedoch nicht so stark wie die Festig-
keit der benachbarten Luft, so daß bei Erreichen des
Grenzdruckes der Überschlag sich von der festen Ober-
fläche löst. Die nähere Untersuchung des Druckgebietes
Spannung
05 700 200 300 «00 500 600 700 800 mmhg
Druck
Gleitüberschlag —— — Luftdurchschlag Temperatur 18...20°
Abb. 11. Gleitüberschlagspannung, abhängig vom Druck, für verschiedene
Elektrodenabstände.
zwischen kritischem Druck und lat lieferte das Gesetz:
die Oberflächen-Überschlagspannung ist proportional dem
Produkt von Gleitlänge und Gasdruck. Für Drucke
unterhalb des kritischen Druckes gilt das Paschensche
Gesetz. (M. Iwatake, J. Inst. El. Engs. Japan 1928,
S. 1148.) nkl
Rechnungsgrößen für Hochspannungsanlagen. — Für
die Berechnung der Betriebsverhältnisse von Hochepan-
nungsanlagen im Regel- und Störungsfalle ist eine ganze
Reihe von Formeln und Betriebsdaten notwendig, die sich
zum Teil verstreut in der Literatur finden, zum Teil bis-
lang noch nicht veröffentlicht worden sind. Derartige Rech-
nungen erforderten daher häufig umfangreiche Hilfsrech-
nungen oder bereiteten dadurch Schwierigkeiten. Um diese
zu beheben, hat sich H Langrehr der mühevollen Auf-
gabe unterzogen, alle benötigten Angaben zusammenzu-
stellen, sie kurvenmäßig festzulegen und den Rechnungs-
gang, notfalls durch Beispiele, so zu erläutern, daß auch
dem weniger Geübten die Berechnung möglich wird. Die
diesbezüglichen Aufsätze des Verfassers! wurden er-
weitert und von der AEG in einem Sonderdruck zusammen-
gefaßt. Naturgemäß ergibt die Rechnung, sobald Angaben
über Kabel und Maschinen aufgenommen werden, nur an-
genäherte, dem zeitweiligen Stande der Technik ent-
sprechende Werte, die indessen dem praktischen Bedürfnis
völlig genügen: zudem sind die Fehlergrenzen von Fall
zu Fall angegeben.
Die Behandlung der Freileitungen erstreckt sich auf
eine Reihe von heute üblichen Mastbildern. In zahlreichen
Kurventafeln sind Werte für Kapazität, induktiven und
Ohmschen Widerstand, u. zw. für den normalen und den
gcstörten Zustand der Leitung aufgeführt. Der Schutz-
wert von Erdseilen wird nach W. Petersen behandelt,
für den betriebswichtigen Fall einer Doppelleitune mit ein-
seitigem Betrieb werden Kurven für die Kapazitätsände-
rungen mitgeteilt. Ebenso wird die Berechnung von gegen-
seitigen Beeinflussungen durch Kurven erleichtert. Die
Rechnungsunterlagen für Freileitungen finden ihren Ab-
schluß durch Kurven, die die Ermittlung der Anfangspan-
nung und der Strahlungsverluste erlauben. Es folgen dann
die für Kabelleitungen nötigen Werte, und s-hließlich
werden für Maschinen und Transformatoren mittlere, auf
prozentuale Werte bezogene Kennlinien gegeben. Der
letzte Abschnitt behandelt die dynamischen und thermi-
schen Wirkungen von Kurzschlußströmen, gleichfalls
unter Benutzung von Kurven. Sämtliche erforderlichen
Formeln sind in einer besonderen Abteilung zusammen-
gestellt. — Die beiden Aufsätze in der vorliegenden Zu-
sımmenfassung bilden ein vorzügliches Hilfsmittel so-
wohl für die Projektierung als auch für die betriebliche
Überwachung von Hochspannungsanlagen. (H. Lang-
rehr, AEG-Sonderdruck, Nov. 1923.) nkl
! AEG-Mitt. 1927, S. 452; 1928, S. 277.
Über Lichtenbergsche Figuren. — Mit dem Zweck,
Entstehung und Eigenschaften der Lichtenbergschen
Figuren weiter zu klären, hat C. E. Magnusson eine
Reihe von Untersuchungen begonnen, die z. Z. noch fort-
geführt werden. Als Spannungsauelle dient ein „Riemen-
generator“! nach Abb. 12, der bei einer Riemengeschwin-
digkeit von rd. 25 m/s steile Stoßspannungswellen bis zu
100 kV lieferte. Es wurden zuerst eine Reihe photogra-
phischer Platten auf ihre Empfindlichkeit für die Wieder-
gabe der Figuren geprüft; als bestgeeignete Sorte erwies
Bpierbelegte Stoh-
Abb. 12. Erzeugung von Stoßspannungen mittels Treibriemens.
sich die Lumière-Sigma-Platte (deutsche Sorten wurden
nicht geprüft). Die weitere Frage, ob Elektronen oder
Ionen für die Entstehung der Figuren verantwortlich sind,
glaubt der Verfasser dahin beantworten zu können, daß
mindestens den ersten Anstoß eine Bewegung von Blek-
tronen bildet, u.zw. an den beiden Polen in entgegen-
gesetzter Richtung. Auch die äußere Betrachtung der
Figuren verschiedener Polarität macht vorstehende An-
nahme glaubhaft, zumal bei Berücksichtigung der hohen
Ausbreitungsgeschwindigkeit der Figuren. Besondere
Untersuchungen in dieser Richtung hat jedoch der Ver-
fasser nicht angestellt. Durch einige Versuche wurde je-
doch festgestellt, daß die Figuren auf der photographi-
schen Platte auf dem Umweg über ihre Lichterzeugung
entstehen. Sie breiten sich ferner in der Grenzschicht Luft-
Dielektrikum aus, was sich auch nachweisen läßt, wenn
man, die Spitzenelektrode auf ein auf der Plattenschicht
liegendes Öltröpfchen aufsetzt. Bei Verringerung des
Luftdrucks wächst der Durchmesser der Figuren stark an:
zumal die positiven Figuren ändern ihr Aussehen sehr, sie
werden zu einheitlichen Flecken, ohne die sonst charak- .
teristische feine Verästelung. Ein Gesetz für den Zu-
sammenhang zwischen Figurengröße und Luftdruck
konnte noch nicht einwandfrei ermittelt werden. Die Ver-
suche hierüber werden fortgesetzt. (C. E. Magnusson,
J. Am. Inst. El. Engs. Bd. 47, S. 828.) Wi.
Verschiedenes.
Die elektrischen Einrichtungen auf dem Singapore-
Schwimmdock. Das Schwimmdock von Singapore besitzt
eine Hebekraft von 50000 t. Es ist 260,8 m lang, 52,5 m
breit und, vom Ponton-Deck aus gemessen, 15,2m hoch.
Zu seiner Herstellung waren nicht weniger als 20000 t
Stahl und 3 500 000 Nieten nötig. Es wurde in 12 Monaten
fertiggestellt und, in 2 Abschnitten zerlegt, nach Singa-
pore geschafft.
Die elektrische Anlage des Docks betreibt alle Ein-
richtungen einer Bauwerft, so daß das Dock in der Lage
ist, die Dock- und Reparaturarbeiten in weitestgehendem
Umfange selbständig auszuführen. Die obersten Auf-
bauten enthalten Werkstätten, Kraftanlagen und Aufent-
haltsräume für die Besatzung. Das Dock mußte der Ab-
laufschwierigkeiten wegen in sieben Abschnitten erbaut
werden, die aber gleichzeitig als Einzeldocks Verwendung
finden können. Diese Tatsache gestaltete die elektrische
Installation schwierig. An elektrisch angetriebenen ma-
schinellen Anlagen befinden sich an Bord: Die Pumpen-
anlage zum Docken, Feuerlöschen und Lenzen des Fahr-
zeugs, die Ventilationsanlage, außerdem Winden, Krane,
Haupt- und Hilfsluftkompressoren, die Werkstattmaschinen,
die Eisbereitungsanlagen, sowie die Schweiß- und Licht-
anlage; hinzukommen noch Einrichtungen für die ver-
schiedensten Zwecke wie Laden von Batterien beim
Docken von Unterseebooten, Telephonanlagen usw.
Bei der Stromverteilung mußte der Hauptforderung
Genüge getan werden, daß jeder Einzelabschnitt des Docks
von dem Hauptteil abgetrennt und im übrigbleibenden Teil
des Docks gedockt werden könnte. Diese Forderung macht
es notwendig, das Dock so einzurichten, daß es in zwei
Teile mit ganz selbstständigen Stromerzeugungs- und Ver-
teilungsanlagen zerlegt werden kann, die in zwei Dock-
1 Vgl. Ugrimoff, Der Treibriemen als Hochspannungs-(Heich-
stromerzeuger. ETZ 1925, 8.1297.
19. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
1861
abschnitten untergebracht sind. Es war der Strombedarf
für folgende Fälle vorzusehen:
a) Ein Schiff wird eingedockt. Hierbei werden 1542 WPS
an Pumpenleistung etwa 4h lang benötigt und ein
geringer Kraftbedarf für Winden, Beleuchtung usw.
Diese starke Inanspruchnahme der Pumpenanlage
tritt nur wenige Stunden im Jahre ein. ,
b) Ein Schiff befindet sich im Dock in Reparatur. Hier-
bei ist die Hauptpumpenanlage außer Betrieb, dafür
sind alle anderen Maschinen im Gange, die Tag und
Nacht Strom verbrauchen. Dieser Zustand wird viele
Stunden im Jahre vorhanden sein.
c) Es befindet sich kein Schiff im Dock. In diesem Falle
werden in der üblichen Arbeitszeit Instandhaltungs-
arbeiten am Dock selbst ausgeführt, während in der
übrigen Zeit nur Strom für Beleuchtungs- und Lüf-
tungszwecke gebraucht wird.
Um diesen verschiedenartigen Anforderungen zu ent-
sprechen wurden eingebaut:
drei 1000 kV A-Dreiphasen-Turbogeneratoren,
zwei 500 kW-Wechselstrom-Gleichstrom-Umformer, für
1000/220 V,
ein 250 kW-Dieselgleichstromgenerator für 220 V,
ein 36 kW-Dieselgleichstromgenerator für 220 V.
a Deck g Rohr für Frischlufteintritt
b Rohr f. Zuleitung h wasserdichte Packung
c Dämpfungscheiben i Scharnier
d Platte zum Abschirmen der k Rahmen
ärme l Kittfuge :
e Rohr zur Warmluftabführung m1000 W-Lampe mit Gas-
f innere Dockwan füllung
Abb. 13. 1000 W-Lampe in wasserdichter Kapselung.
Zwei von den drei Dampfanlagen sind im Betriebe,
wenn, wie im Falle a, die 7 Hauptpumpen laufen, die mit
Wechselstrom betrieben werden. Die dritte Dampfanlage
dient als Reserve oder zur Lieferung des Wechselstroms
für eine der beiden oder beide 1000 V-Synchronmotoren, die
die Gleichstromgeneratoren für 500 kW, 220 V, antreiben.
Letztere liefern den Strom für alle Anlagen mit Ausnahme
der Hauptpumpen. Wenn das Dock wie im Falle c nicht
zum Docken benutzt wird, sondern die Dampfanlagen außer
Betrieb sind, wird der Strombedarf in der Arbeitszeit von
dem 250 kW-Dieselgenerator und außerhalb dieser Zeit
vom 36 kW-Dieselgenerator geliefert.
Der Dampf wird in 4 Jarrow-Kesseln mit Ölfeuerung
erzeugt, die stündlich 9100 kg Dampf von 16,5 kg/cm’?
liefern. Die Turbinen sind für 3000 U/min und einen
Dampfdruck von 14,7 kg/cm?, cin Vakuum von 87,5 % und
eine Kühlwassertemperatur von 32° berechnet und mit je
einer 1000 kVA-Dynamo gekuppelt. Die Oberflächenkon-
densatoren sind in einem getrennten Raume unmittelbar
unter den Turbinen aufgestellt. Die drei 1000 kV A-Gene-
ratoren sind für 3000 U/min, Dreiphasen-Wechselstrom von
50 Hz und 1020 V zwischen den Phasen konstruiert. Der
mit einer 220 V-Gleichstromdynamo gekuppelte 250 kW-
Dieselmotor hat 6 Zylinder, ist einfachwirkend und ar-
beitet im Viertakt mit 375 U/min.
Zur Schaltung der Wechselstromanlage sind 2 Schalt-
tafeln, für die Gleichstromanlagen 4 Schalttafeln vor-
handen. Es ergibt sich dies aus den räumlichen Verhält-
nissen. Für die gesamte elektrische Anlage sind etwa
150 km Kabel verlegt, die für die 220 V-Gleichstromanlage
aus einem mit Gummi isolierten und mit Blei umpreßten
Finzeldraht und für die Wechselstromanlage aus drei mit
Papier isolierten und Blei umpreßten und bewehrten Lei-
tern bestehen.
Die Hauptpumpen sind an das 1000 V-Wechselstrom-
netz und die anderen Pumpen an das 220 V-Gleichstrom-
netz angeschlossen; nur die Haupt- und Hilfswasserzirku-
lationspumpen für die Kesselanlage haben Dampf-, die an-
deren alle elektrischen Antrieb. Im ganzen sind 7 Haupt-
Lenzpumpen vorhanden; von diesen können drei mit je
530 PS-Motoren etwa 100 t/min Wasser abführen, zwei mit
180 PS-Motoren etwa 665t/min Wasser und zwei mit
94 PS-Motoren etwa 33t/min Wasser. Zur Frischwasser-
bereitung dient eine Pumpe, die etwa 4,5 m?/min Wasser
fördert. Für Feuerlösch- und Lenzzwecke sind 4 Pumpen
vorgesehen.
Zur Ventilation des Docks sind 54 Lüfter aufgestellt,
die zusammen 99,73 PS als Antriebskraft benötigen. 3 Luft-
kompressoren liefern die an Bord benötigte Preßluft mit
einem Druck von 8 kegl/em‘®. l
Es sind 8 Winden an Bord, die elektrisch oder von
Hand bedient werden und eine Last bis zu 16t heben kön-
nen; dazu kommen vier 4 t-Krane, wovon je zwei auf jeder
Dockseite stehen.
Die Werkstatt ist außerordentlich reich ausgestattet.
Die Hauptantriebswelle wird von einem 15 PS- und einem
5 PS-Motor angetrieben und betreibt 3 Drehbänke, 4 Bohr-
maschinen verschiedener Art, eine Säge- und eine Schleif-
maschine. Außerdem sind noch eine Gewindedrehbank,
ein Gebläse für die Kupferschmiede und eine Holzsäge
yor anien; die mit elektrischem Einzelantrieb versehen
sind.
Die Beleuchtungsanlage zerfällt in zwei Teile, den
zur Beleuchtung des Dockinneren selbst und den zur Be-
leuchtung beim Ein- und Ausdocken von Schiffen sowie
von Dockarbeiten in der Nacht. Die Dockräume sind in
der sonst üblichen Art beleuchtet. Zur Beleuchtung der
beiden oberen Seitendecks dienen 24 Stück 300 W-Lampen
an 3m hohen Masten. Die beiden Innenseiten des Docks
werden von 2 X 20 Stück 1000 W-Lampen erleuchtet, die
wasserdicht eingekapselt sind (Abb. 1). :
An sonstigen elektrischen Einrichtungen an Bord ver-
dient noch die umfangreiche Telephonanlage sowie die
elektro-pneumatische Einrichtung: zur Betätigung der
Dockventile vom Stande des Dockmeisters aus der Erwäh-
nung, a Williams, ). Inst. El. Engs. London, Bd. 67,
. 317. rt.
Energiewirtschaft.
Die Vorausbestimmung des Elektrizitätsbedarfs in
Starkstromanlagen. — J. M.Donaldson führt in einem
Aufsatz, der sich an eine entsprechende Untersuchung von
J. G. H i n e s über Fernsprechsysteme anschließt, eingangs
aus, daß zwar die Arbeiten zur Ergründung der zukünfti-
gen Entwicklung beider Gebiete — Stark- und Schwach-
strom — von großem gegenseitigen Interesse seien, aber
im übrigen zwischen ihnen nicht viel mehr Gemeinsames
bestehe, als daß beide mit elektrischem Strom arbeiten und
der Bequemlichkeit des Publikums dienen, ohne, wie die
Wasserversorgung, das Prädikat absoluter Lebensnotwen-
digkeit beanspruchen zu können (? D.S.). Das Vertei-
lungsystem bilde allerdings auch hier den springenden
Punkt der ganzen Frage, die aber so vielgestaltig sei, daß
man allgemeine Regeln und Formeln nicht aufstellen
könne. Die künftige Entwicklung lasse sich nur durch
systematische Statistik, wie z.B. durch das Aneinander-
reihen der Belastungsgebirge mehrerer Jahre, schätzen,
woraus man mit einiger Wahrscheinlichkeit eine die zu
Bus leude Beanspruchung kennzeichnende Kurve ableiten
Öönne.
Der Verfasser unterscheidet nach seinen Erhebungen
drei Hauptklassen von Konsumzentren:
1. Beleuchtungsgebiete allein: 18 kVA je 1000 Yards
(914 m) Straßenlänge mit 145 Anschlüssen, also durch-
schnittlich 120 W/Haus,
2. Gebiete mit Beleuchtung und anderweitiger Strom-
benutzung (Kochen, Heizen usw.): Die reine Beleuch-
tung erfordert in dieser Klasse Werte, die sich kaum
von 1. unterscheiden, nämlich 16 kVA je 1000 Yards
mit 40 Anschlüssen und im Durchschnitt 400 W/Haus,
3. Geschäftslädengebiete: 290 kV A je 1000 Yards Straßen-
länge mit 185 Anschlüssen von im Mittel 1430 W. Die
Höchstziffern waren je 550 kVA für 220 Anschlüsse
und die niedrigsten je 140 kVA bei 140 Abnehmern,
1862
und zerlegt danach das Problem, die künftige Zunahme des
Verbrauchs zu schätzen, in folgende drei Teile:
a) das Verteilungsystem, soweit es mit dem Verbraucher
in Berührung kommt,
b) die Speiseleitungen von den Kraftquellen zu den Ver-
teilungsystemen,
c) die Erweiterungen des oder der Kraftwerke.
Donaldson empfiehlt als Niederspannuneskabel armierte
Vierleiterkabel von etwa 64,5 mm? im Umkreis von 180 bis
270 m von der Transformatorenstation und den gleichen
Kupferquerschnitt auch für die Speiseleitungen (am besten
11000 V). Reserve besser als durch Doppelkabel durch
Zwischenverbindungen (Ring). Bei den Kraftwerken sei
leider die Erweiterung bisher meist durch Verdoppelung
der Leistung des schon vorhandenen Maschinensatzes er-
folgt, z.B. in einem Werk von zunächst 1500 kW mit ie
einem Generator von 3000, 6000, 12500 kW auf 23000 kW.
In Rücksicht auf Reserve dürfe man diese Anlage aber nur
bis 10500 kW belasten, während bei 4 - 6000 Einheiten von
zusammen 24000 kW die Betriebsleistung des Werks auf
18000 kW ansteige. Daher empfehle es sich, mit gleichen
Typen zu erweitern, wo Fremdstromreserve nicht zur Ver-
fügung stehe. (J. M. Donaldson, J. Inst. El. Engs.
London Bd. 67, 1929, S. 619. In dieser Nr. 389 findet sich
auch der Aufsatz von J. G. Hines auf S. 594.) Gch.
Aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft'. — Die
Stromabgabe der HamburgischenElectricitäts-
Werke AG. ist im Jahr 1928/29, an dessen Ende der An-
schlußwert 535 111 kW erreichte (473 396 i. V.), von 307,813
auf 360,036 Mill kWh, also um 17 % gestiegen, u. zw. bei
den Großverbrauchern von 207,060 auf 252.420 Mill kWh,
eine Zunahme um 22 %, die wegen der dreimonatigen Ar-
beitsunterbrechung auf den Werften und der allgemeinen
Wirtschaftslage merklich geringer war als im Vorjahr
(30%), obwohl zahlreiche Großbetriebe neu angeschlossen
worden sind. Die Gesellschaft, deren in den Kraftwerken
eingebaute Maschinenleistung 161500 kW ausmachte, hat
die Stromumformungs- und -verteilungsanlagen der Stadt
Wandsbek erworben, von dieser für 30 Jahre die aus-
schließliche Konzession zur Benutzung der öffentlichen
Straßen für die Stromverteilung erhalten, als Gegen-
leistung 3 Mill RM sowie eine kapitalisierte Konzessions-
abgabe von 2 Mill RM gezahlt und die Anlagen an die
ihr gehörende Stromversorgung Wandsbek G.m.b.H. ver-
pachtet. Ferner erwarb sie den Anteil der Firma Rud.
Otto Meyer an der Fernheizwerk Hamburg G. m.b. H.,
brachte diese zur Liquidation und betreibt nunmehr die
Fernheizung (Anschlußwert jetzt 62 Mill WE) als Teil
ihres Gesamtunternehmens selbst. Nach Fertigstellung der
in Arbeit befindlichen Erweiterungen werden drei der
ältesten Kraftwerke für die Wärmeversorgung in Ver-
bindung mit der Elektrizitätslieferung ausgenutzt sein.
Mit der Preußischen Elektrizitäts-AG. ist ein freund-
schaftliches Übereinkommen dahin getroffen worden, daß
diese bis auf weiteres erhebliche Strommengen von der
Berichterstatterin bezieht. Künftig sollen auch die den
Nordwestdeutschen Kraftwerken AG. gehörenden Elektri-
zitätswerke der Überlandzentrale Lübeck und von Har-
burg-Wilhelmsburg den über die gegenwärtige Leistungs-
fähigkeit hinausgehenden Strombedarf bei den HEW
decken. Diese haben überdies mit dem Elektricitätswerk
Unterelbe AG., Altona, ein freundschaftliches Verhältnis
zwecks gegenseitiger Aushilfe angebahnt und dürften in
absehbarer Zeit nicht unbeträchtlich an der allgemeinen
deutschen Elektrizitätsversorzung teilnehmen. Ihre Be-
triebseinnahmen bzw. Überschüsse betrugen 51 139 155 RM
(45 379922 i. V.) und der Reingewinn 16168088 RM
(13181337 i.V.). Hieraus zahlte die Berichterstatterin
auf 88 Mill RM Stammaktienkapital wieder 10 % Dividende.
- =æ —— ——
1 Vgl. ETZ 1929, 8. 1818.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
19. Dezember 1929
Beim Großkraftwerk Mannheim AG. ist der
Stromverkauf 1928/29 von 176,593 auf 195,194 Mill kWh
und die Eigenerzeugung von 135,865 auf 165,500 Mill kWh
gewachsen. Die Höchstabgabe betrug 45 000 kW. Infolge
Verteuerung der Kohlen und der dauernden Erhöhung der
Löhne (seit 1924 um etwa 70%) sind die Verkaufspreise
zum erstenmal gestiegen (die steuerliche Belastung be-
trug 0,14 Pf je verkaufte Kilowattstunde). Die neue Hoch-
druckanlage ist im Berichtsjahr z. T. in Betrieb gekommen.
An Geschäftserträgnissen und sonstigen Einnahmen hat
die Gesellschaft 1 644 032 RM gebucht (1101 861 i. V.): der
Reinzewinn betrug 256 428 RM (195 720 i. V.) und die Divi-
dende wieder 7% auf nunmehr 4 Mill RM Stammaktien-
kapital, das jetzt auf 6 Mill RM erhöht worden ist. Da
sich die Neckar-AG. und das Badenwerk an dieser Kapi-
talserhöhung nicht beteiligten, haben sich die Quoten der-
art geändert, daß die Stadt Mannheim und die Pfalzwerke
nunmehr je 36.75 %, das Badenwerk 17,33% und die
Neckar-AG. 9,17 % besitzen.
Die erhebliche und nachhaltige Notlage der Landwirt-
schaft hat den Stromabsatz und das Installationszeschäft
des Kraftwerks Thüringen AG. Gispersleben,
1928/29 ungünstig beeinflußt, doch ist ersterer in Industrie
und Kleingewerbe gestiegen. Der weiteren und stärkeren
Einführung von Koch- und Heizstrom stehen alle Ab-
nehmergruppen der Berichterstatterin, auch auf dem
Lande. durchaus sympathisch gegenüber, die Entwicklung
wird jedoch z. Z. durch die Geldknappheit stark gehemmt.
Die nutzbare Jahresabgabe hat rd. 20 Mill kWh erreicht,
war aber nur um 5% größer als im Vorjahr. Von Juni
bis einschl. August 1928 ist der eigene Dampfbetrieb der
Gesellschaft probeweise stillgelegt und ihr Strombedarf
vom Thürinzenwerk, Weimar, gedeckt worden. Am Ende
des Berichtsiahres bezogen 360 Städte, Gemeinden und
Gutsbezirke mit einem Anschlußwert von über 60 000 kW
sowie 11 Großabncehmer Elektrizität von der Berichter-
statterin. die aus Betrieb, Installationen und an Zinsen
4001817 RM vereinnahmte (3962081 i.V.). Bei 731 242
RM Reinsewinn (842 961 i. V.) kamen wieder 10% Divi-
dende auf 6,960 Mill RM Stammaktienkapital zur Ver-
teilung.
Der Strombezue des KraftwerksRheinau AG.
Mannheim, war 1928/29 mit 45,818 Mill kWh um 31%
größer als im Vorjahr (44,418 Mill kWh). Die Jahres-
höchstlast ist um 1,9% auf 10570 kW (10370 i. V.) und
deren Benutzungsdauer auf 4335 h (4283 i. V.) gestiegen.
Nutzbar abgegeben wurden 43.346 Mill kWh (41.625 i. V.),
wovon 30,953 Mill kWh (31.082 LVI auf Großabnehmer
für Licht und Kraft entfielen. Der Stromverlust zwi-
schen dieser Lieferung und der an den Sammelschienen
des Großkraftwerks gemessenen Bezugsmenee stellte sich
auf 5.4 % (63 i.V.). Die Versorgung der Haushaltunzen
hat im Berichtsjahr um 23 % zugenommen, und der Jah-
resverbrauch an Haushaltstrom ist seit Einführung des
Haushalttarifs (1925), der 1928 in einen Grundgebühren-
(Zimmerzahl-)Tarif umgewandelt wurde, von 11.1 auf
24,7 kWh je Kopf der Bevölkerung gewachsen. 54 % der
Abnehmer, die 80 % des für Haushaltungen zur Verfügunz
gestellten Stroms benutzen. haben den Grundgebührentarif
gewählt. Der Betriebsüberschuß betrug 976282 RM
(554 833 i. V.), der Gewinn 447804 RM (408895 i. V.) und
die Dividende wieder 8% auf 4 Mill RM Aktienkapital.
Aus dem Geschäftsbericht der Thüringischen
Elektrizitäts- u. Gas-Werke AG. Apolda, für
1928/29 echt hervor. daß beim Elektrizitätswerk Apolda
der Anschlußwert zwar um rd. 470 kW gestiegen, die nutz-
bare Stromabgzabe gegenüber dem Vorjahr aber nicht ge-
wachsen ist. Die Leistung der beiden Unterwerke I und II
ist auf 720 bzw. 900 kW gebracht worden. Der An-
schlußwert der Elektrizitätsversoreunz Geraberz hat um
130 kW, ihre nutzbare Stromlieferung um rd. 20 % zuge-
nommen; die Elektrizitätsversorgunz Langewiesen weist
eine Erhöhung der letzteren um 15 % und des Anschluß-
wertes um fast 13 % auf.
VEREINSNACHRICHTEN.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Fernspr.: Amt B 1 Kurfürst Nr. 5862—64.
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
VDE-Fachbericht-Sonderheft 1929.
Das VDE-Fachbericht-Sonderheft 1929 der XXXIV.
Jahresversammlung des VDE in Aachen ist soeben er-
schienen. Der Inhalt des Heftes gibt die auf der XXXIV.
Jahresversammlung des VDE am 8. und 9. Juli 1929 in der
Technischen Hochschule Aachen gehaltenen Fachberichte
nebst den anschließenden Besprechungen wieder. Die
Preise sind:
Für Mitglieder geheftet 5,— RM,
gebunden . . . 6— „
für Nichtmitglieder geheftet H. »
7 e gebunden . 10, — ,„
Versandkosten š 0,50 „
Bestellungen bitten wir umgehend an die Geschäftstelle
des VDE, Berlin W 57, Potsdamer Straße 68, zu richten.
Der Versand erfolgt sofort.
19. Dezember 1929
Kommission für Bahnwesen.
Die Jahresversammlung 1929 hatte die Kommission
bzw. die bei dieser bestehende Unterkommission „Bahn-
motoren“ beauftragt, im Anschluß an die Neufassungen der
K.E.M./1930 und der R.E.T./1930 eine Neufassung für die
R.E.B./1930 aufzustellen, diese der Allgemeinheit bekannt-
zugeben und nach sachgemäßer Bearbeitung der aus den
Kreisen der Allgemeinheit eingegangenen Äußerungen dem
Vorstande zur Verabschiedung und Inkraftsetzung mit dem
1. Januar 1930 vorzulegen.
Die Kommission bzw. ihre obengenannte Unterkommis-
sion hat den ihr durch die Jahresversammlung 1929 er-
teilten Auftrag ordnungsgemäß ausgeführt und das Ergeb-
nis ihrer Beratungen dem Vorstande vorgelegt. Der Vor-
stand hat in seiner Sitzung vom 10. Dezember 1929 diese
Neufassung der R.E.B./1930 angenommen und sie mit dem
1. Januar 1930 in Kraft gesetzt.
Aus Platzmangel in dem laufenden Jahrgang der ETZ
kann eine Veröffentlichung des am 1. Januar 1930 in Kraft
tretenden Wortlautes erst Anfang 1930 in der ETZ er-.
folgen.
Kommission für Errichtungs- und Betriebs-
vorschriften.
Neue Errichtungsvorschriften.
Der endgültige Sonderdruck VDE 437
„Vorschriften nebst Ausführungsregeln
für die Errichtung von Starkstromanla-
gen mit Betriebspannungen von 1000 V und
darüber V.E.S. 2.11930*
ist fertiggestellt und kann von der Geschäftstelle des
VDE, Berlin W 57, Potsdamer Str. 68, bezogen werden.
Wir weisen nochmal darauf hin, daß auch der end-
gültige Sonderdruck VDE 436
„Vorschriften nebst Ausführungsregeln
für die Errichtung von Starkstromanla-
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51
1863
gen mit Betriebspannungen unter 1000 V,
V.E.S. 1./1930“
durch die Geschäftstelle des VDE bezogen werden kann.
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P.Schirp.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Berlin W 87, Kurfürstenstraße 18/16.
d
Betr.: Installations-Selbstschalter.
Die Stöpsel-Installations-Selbstschalter der Firma
Stotz G. m. b. H., Fabrik elektrotechn. Spezialartikel,
Mannheim-Neckarau, für 2, 4 und 6 A, 250 V Gleichstrom,
380 V Wechselstrom, mit elektromagnetischer Auslösung
und durch Erwärmung beeinflußter Auslöseverzögerung,
mit Druckknopfauslöser bzw. als Ausschalter verwendbar,
entsprechen lt. Gutachten.des Elektrischen Prüfamtes 3
in München den neuen am 1. VII. 1930 in Kraft tretenden
Leitsätzen des VDE für Installations-Selbstschalter.
(Sonderdruck VDE 445, ETZ 1929, S. 405, 731 und 1135.)
Die Prüfung erfolgte im Oktober 1929.
Für Installations-Selbstschalter wird bekanntlich die
Genehmigung zur Benutzung des VDE-Zeichens noch
nicht erteilt. Es können aber Installations-Selbstschalter,
welche It. Gutachten des Elektrischen Prüfamtes 3 in
München den oben erwähnten Leitsätzen entsprechen, von
den Elektrizitätswerken ebenso zugelassen werden wie
andere Aparate, deren Verbandsmäßigkeit von der VDE-
Prüfstelle durch Erteilung der Genehmigung zur Führung
des VDE-Zeichens anerkannt worden ist. Die VDE-Prüf-
stelle gibt die vom Elektrischen Prüfamt 3 mit günstigem
Erfolg geprüften Apparate jeweils in der ETZ bekannt.
Prüfstelle des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.
Zimmermann.
SITZUNGSKALENDER.
Elektrotechn. Gesellschaft Hannover. 18. I. 1930, 734 b,
Wirtschaftsräume der Stadthalle: Winterfest.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
F. Blau A
Am 5. XII. 1929 entschlief nach längerer Krankheit
Herr Dr. Fritz Blau, dessen Name eng mit der Ent-
wicklung der modernen Beleuchtungstechnik, insbesondere
der elektrischen Glühlampe, verknüpft ist.
storbenen hat die deutsche Technik einen ihrer geistigen
Führer verloren, dessen hervorragende intellektuelle und
menschliche Eigenschaften ihm die unbegrenzte Hochach-
tung und Verehrung aller, die ihn kannten, sichern.
Dr. Blau wurde am 5. IV. 1865 in Wien geboren, stu-
dierte nach Absolvierung des Staatsgymnasiums daselbst
und promovierte 1886. Zunächst als Assistent am Chemi-
schen Laboratorium unter der Leitung Liebens und
dann von Bahrs, habilitierte er sich dann als Privat-
dozent an der Universität Wien. In dieser Zeit beschäftigte
er sich hauptsächlich mit Fragen der organischen Chemie,
vor allem der Verbrennungsanalyse, und der Erforschung
des Nikotins. Ein Jahr Studium bei Bayer am Chemischen
Laboratorium in München unterbrach diese Universitäts-
jahre. Mit glühlampentechnischen Problemen wurde Dr.
Blau zuerst als Berater der Wiener Glühlampenfabrik
Watt betraut. Seit dem Jahre 1902, als er in die Auer-
gesellschaft, Berlin, eintrat, widmete er seine ganze
Lebensarbeit der Entwicklung der Mctallfadenglühlampe
und deren patentrechtlichem Schutz.
Jede der Entwicklungstufen der Metallfadenglüh-
lampe, von der Osmiumlampe bis zur gasgefüllten Wol-
framglühlampe, sah Herrn Dr. Blau an der ersten Stelle.
Mit dem Ver-
Schon in der alten Auergesellschaft Mitglied des Vor-
standes, übernahm Herr Dr. Blau bei der Zusammen-
fassung der drei führenden deutschen Glühlampenwerke
F. Blau f.
zur Firma Osram als Berater die gesamte wissenschaft-
liche Leitung des Konzerns, Richtung gebend und den Weg
weisend für eine große Zahl neuer Arbeiten, die nicht nur
die Osramlampen allein sondern das gesamte Gebiet der
elektrischen Beleuchtung überhaupt betreffen. ` `
1864
Jeder Äußerlichkeit abhold, fast ängstlich bemüht, nie
in den Vordergrund gerückt zu werden. konnte Herr Dr.
Blau es trotzdem nicht verhindern, daß sein Name über
den engeren Fachkreis hinaus einen großen Ruf erlangte.
Die Technische Hochschule Karlsrulie ernannte ihn zu
ihrem Ehrenbürger, die Technische Hochschule Breslau
zu ihrem Ehrendoktor. Das Lichttechnische Institut der
Hochschule Karlsruhe wählte ihn zum Präsidenten seines
Kuratoriums.
Von seinem umfangreichen Wirken und dem großen
Einfluß, den er auf wissenschaftliche Arbeiten im Osram-
Konzern gehabt hat, gibt das Sonderheft der Zeitschrift
für Technische Physik, das zu seinem 60. Geburtstag er-
. schienen ist, Rechenschaft. (Literatur: Z. f. Techn. Phys.
Bd. 6, Nr. 7a.)
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der
Schriftieiltung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Konstanthaltung der Drehzahl von Maschinen für
Signalzwecke.
Herr Dr. DORNIG behauptet (ETZ 1929, S. 1443), daß
die Durehbiegung der Maschinenwelle infolge unvermeild-
licher Unbalanz das Funktionieren der Kontakte einleitet.
Er fügt dieser Erklärung der Wirkungsweise des Reglers
auch hinzu, daß die Schwerkraft bei horizontal gelagerter
Welle, die durch die Erschütterungen gegebene „Regel-
mäßigkeit” verschieben kann. Dazu ist zu bemerken, daß
wohl die Einwirkung der Schwerkraft bei Reglern dieser
Art bei horizontaler Welle genau definiert ist, nicht aber -
die Einwirkungen der Unbalanz, die selbst bei gleich aus-
geführten Maschinen verschieden sein werden, so daß bei
Funktionieren des einen Reglers in Verbindung mit einer
Maschine auf ein gleich gutes Funktionieren desselben
Reglers auf einer anderen Maschine nicht mit Sicherheit
gerechnet werden kann, wie dies mit Benutzung der
Schwerkraft zur Auslösung des Rerelvorganzes bestimmt
der Fall ist. Auch zeigt eine überschlägige Nachrechnung
der Unbalanz in den üblichen Grenzen, daß diese nur
Bruchteile der Schwerkraftwirkung zur Folge hat.
Es ist also wohl denkbar, daß bei den Versuchen von
Herrn Dr. DORNIG trotz Heranziehung einer beliebigen
Maschine hierzu ausnahmsweise bei senkrechter Welle
günstige Verhältnisse bestanden haben, die jedoch kaum
in allen Fällen zu realisieren sein dürften, wenn der Ein-
fluß der Schwerkraft ausgeschaltet ist.
Berlin, 7. X. 1929. Josef Löffler.
Bei oberflächlicher Betrachtung des Regelvorgangs
muß es den Anschein haben, als ob die Schwerkraft
gegenüber den sehr großen Fliehkräften bedeutungslos
sei. Eine kleine Rechnung beweist aber sofort das Ge-
xzenteil: Herr Dr. DORNIG gibt in seiner Arbeit in
ETZ 1929, S. 1443, die Genauigkeit seiner Regelung mit
0,1% an, d. h. die Drehzahl ändert sich z. B. von 3000
auf 3003 U/min. Dieser Drehizahländerung entspricht eine
Fliehkraftänderung AC =G, wobei G das wirk-
same Feder- und Kontaktgewicht ist, und der in die Rech-
nung eingeführte Kontaktabstand von 5 em an dem bei
den Untersuchungen benutzten Dornig-Rezler gemessen
wurde. Die Schwerkraft dagegen wırkt mit der Größe
+ G, nämlich oben öffnend und unten schließend; sie ist
also bei dieser garantierten Regelgenauizkeit doppelt so
groß wie die Fliehkraftänderung.
Die von Herrn Pr. DORNIG veröffentlichten Oszillo-
eramme bei horizontaler und vertikaler Welle habe ich
bei eigenen Versuchen wiederholt im Oszillographen be-
obaehtet. Die in Abb. 1 dargestellten drei Oszillosramme
wurden von mir vor mehreren Monaten bei einem mit
Schmidtschem Drehzahlregler ausgerüsteten Motor bei
horizontaler Welle aufgenonmen, wobei nur eine Reg-
lerfeder arbeitete. Bei den späteren Untersuchungen wur-
den keine Oszillogramme mehr aufgenommen, weil in-
zwischen das unten beschriebene neue Beobachtunesver-
fahren entwickelt worden war, das durch seine größere
Einfachheit das ÖOszillographieren ersparte. Die obere
Kurve dieser Oszillogramme in Abb. 1 zeist den über den
Kontakt fließenden Iterlerstrom, der die durch die
Schwerkraft hervorgerufene Regelmäßigkeit im Takte
der Umdrehung viel deutlicher erkennen läßt als die ent-
sprechenden Abb. 7...9 bei Herrn Dr. DORNIO, obgleich
das durch die Reglerabmessuneen und die Drehzahl von
n — 3000 U/min gegebene Verhältnis der Schwerkraft zur
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
18. Dezember 1929
Fliehkraft nur 1: 1100 betrug gegenüber 1:500 bei dem
oben angeführten Dornig-Regler. Die gleichzeitig mit-
aufgenommene Zeitmarke der unteren Kurve zeigt den
Durchgang der Feder durch die untere Hälfte an, wo der
Kontaktschluß erfolgen muß.
Für die Zeitmarke wurde bei jeder Umdrehung ein-
mal Kontakt gemacht; das Oszillogramm enthält jedoch
zwei aufeinander folgende Spitzen, die durch Prellungen
beim Schließen des Kontaktes entstehen. Genau so dürf-
ten die von Herrn Dr. DORNIG in der Abb. 7a besonders
hervorgehobenen „Zwillingstöße“ entstanden sein, so daß
man eher von einer Verwischung der durch die Schwer-
kraft erzeugten Regelmäßigkeit durch die Kontakt-
prellungen als von einer Störung des Taktes der
Schüttelschwingungen durch die Schwerkraft sprechen
kann.
w -i A oa ER
‚Raglerstrom bei Beginn Ger Regulierung.
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Bulliste
Abb. 1. Regelvrorgang beim Schmidtschen Drehzahlregler unter
Wirkung der Schwerkraft.
Bei meinen Versuchen, die ich sowohl mit dem
Schmidtschen Regler als auch mit einem Conz-Motor mit
Dornig-Regler durchgeführt habe, wurde der Regelvor-
gang auf folgende Weise sichtbar gemacht. Parallel zum
Reglerkontakt ist ein durch Hochfrequenz gespeistes He-
liumröhrchen geschaltet, das mit dem Regler umläuft.
Dieses leuchtet, wenn der Kontakt offen ist, und erlischt
bei Kontaktschluß, und ermöglicht so dauernd eine ein-
fache und zuverlässige Beobachtung der Regelung in
allen Einzelheiten. Bei beiden Reglern läßt sich auf diese
Weise ganz einwandfrei erkennen. daß bei horizon-
taler Welle der Kontakt auf der oberen Hälfte des
Weges offen ist, während er unten schließt. Wird die
Maschine während des Laufens aufgerichtet. so bleibt
dieses Bild bis zu einer Neigung von 60° gegen die Ho-
rizontale erhalten, und es geht erst dann in eine mehr
oder weniger wilde Regelung über. Daraus kann man
erkennen, daß die Wirkung der Schwerkraft so groß ist,
daß schon die Hälfte davon für die Erzeugung der Regel-
mäßigkeit des Regelvorgangs ausreicht.
Die von lIerrn Dr. DORNIG bei vertikaler Welle
erzielte Regelmäßigkeit im Rhythmus von 3 U/min konnte
ich bei keiner der Versuchsmaschinen erreichen. Daß bei
konstanter Spannung und Leistung des Umformers
die Kontaktschlüsse — wie Herr Dr. DORNIG schreibt —
regelmäßig sein können (nicht müssen), sei zugegeben:
der Regler soll ja aber gerade dann in Wirksamkeit
treten, wenn sich Spannung und Leistung ändern.
Die Regelmäßigkeit des Regelvorgangs, von der die
Genauigkeit der Regelung abhängt, läßt sich durch
Schüttelschwingungen nicht dauernd aufrecht erhalten.
während die ständige gleichbleibende Einwirkung der
Schwerkraft, die Herr Dr. DORNIG auch zugibt, ein ganz
19. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51
1865
regelmäßiges Regeln gewährleistet. Hivraus ergibt sich
also, daß man die größere Regelgenauigkeit bei voller
Ausnutzung der Schwerkraft crreichen kann.
Berlin-Ruhleben, 28. X. 1929.
Kurt Schöler.
Erwiderung.
Die Untersuchungen der Herren SCHÖLER und LÖFF-
LER beweisen, daß man auch andere Regler als die meinen
bauen kann. Es wird von mir nicht bestritten werden, daß
man ein entsprechend bemrssenes und eingespanntes bieg-
sames Metallstück wesentlich als Exzenter arbeiten lassen
kann. Es ist dann auch zu verstehen, wenn damit „eine
mehr oder weniger wilde Regelung“ eintritt. — Im Gegen-
satz dazu arbeitet meine Regelung aber sehr gut, wie meine
Aufnahmen zeigen. Das wird auch von allen Seiten be-
stätigt, die auch die Konkurrenzregler genau kennen.
Meine veröffentlichten Oszillogramme sind nicht, wie Uert
LÖFFLER meint, Zufallswerte, sondern stellen den nur
wenig veränderlichen Durchschnitt dar.
Bei dieser Gelegenheit möchte
ich auf die Arbeit von E. GIEBE
„Ein empfindlicher Tourenregler für
Elektromotoren“ schon aus dem Jahre
1909, H. 7, in der Z. Instrumentenk.
hinweisen, um der immer wieder-
kehrenden Darstellung der Wir-
kung der Schwerkraft als neue Er-
kenntnis ein Ende zu machen. S. 209,
2. Absatz daselbst sagt E. GIEBE:
Abb. 2. Ansicht des anläßlich des
Vortrags gezeigten Preßluftschalters.
„Auf das Gewicht wirkt nun aber noch eine andere
periodisch wirkende Kraft, die bei der Aufstellung der
Gleichung 1) zunächst vernachlässigt ist. Es ist die
Schwerkraft. Da die Achse des Apparates horizontal an-
geordnet ist, so wirkt die Schwerkraft auf das Gewicht
während einer halben Umdrehung im Sinne der Federkraft,
während der folgenden halben Umdrehung im Sinne der
Zentrifugalkraft. Statt Gleichung 1) haben wir also zu
schreiben .......... (G1. 2)
Da aber der Mittelwert... .. über eine Periode, d. h. eine
Umdrehung, Null ist, so bleibt trotzdem die an die einfache
Gl. 1) geknüpfte Diskussion im wesentlichen richtig, aus-
genommen den Fall der Resonanz. Die wechselnde Wir-
kung der Schwerkraft hat nur Schwingungen um die
Gleichgewichtslage zur Folge, deren Frequenz gleich der
Tourenzahl des Motors ist. Diese Schwingungen können im
Falle @a=0 dauernd nur dann bestehen, wenn gleichzeitig
die Kontakte betätigt werden, wodurch jedesmal, und zwar
in allen drei Fällen a Zo cin der Schwerkraft entgegen-
wirkender Impuls gegeben wird...“
Berlin-Dahlem, 6. XI. 1929
W.Dornig.
Das Schalten großer Leistungen.
Die AEG bittet mich um Klarstellung der in der Ver-
öffentlichung (ETZ 1929, S. 1011) gemachten Angaben
über Preßluftschalter der SSW, da dieselben nach ihrer
Ansicht in Widerspruch mit den mündlich anläßlich des
Vortrages gemachten Aussagen stehen.
1. Als höchste einphasige Abschaltleistung des in
Abb.2 dargestellten Preßluftschalters gab ich währ:nd
des Vortrages 100...140 MVA an, wobei sich die höhere
Schaltleistung auf eine Betriebspannung von 30 kV be-
zieht. In der Niederschrift wurden, um einen einheitlichen
Vergleich der untersuchten Schalter zu ermöglichen, alle
Schaltleistungen dreiphasiz angegeben und somit für den
Preßluftschalter bei 30 kV 400 MVA eingesetzt. Zur Zeit
des Vortrages lagen dreiphasige Versuche mit Preßluft-
schaltern noch nicht vor. Die Verhältniszahl 3. die zu-
nächst im Widerspruch steht mit der von BRÜHLMANN
stammenden Angabe, wonach die dreipolige Leistung nur
doppelt so groß ist, wurde auf Grund zahlreicher Ver-
suche gefunden!. Abb.3 zeigt zwei Oszillogramme, von
denen das eine mit einem dreipoligen, das andere mit einem
einpoligen Schalter bei sonst gleichen Verhältnissen auf-
genommen wurde Das Verhältnis der Schaltleistungen
beträgt 2,95. Der Unterschied zwischen gesprochenem
Wort und Veröffentlichung besteht also lediglich darin,
daß im einen Fall die cinphasige, im anderen Fall die drei-
phasige Schaltleistung angegcben wurde.
2. Richtig ist dagegen der Vorwurf. daß anläßlich des
Vortrages der Preßluftschalter gemäß Abb. 2 gezeigt
Seet = & š eng — — -= e
— 9. el
\ SE Li
ENK V Wh! i i ,
lët HRH
:\) GEA Aer
2 77,4
Einpoliger Versuch: Wiederkehrende Spannung 11,2 kV
Dreipoliget Versuch: Wiederkehrende Phasenspannung, Mittelwert 105 kV
Abb. 3. Oszillographische Aufnahme des Abschaltvorganges bei ein- und dreipoligem Betrieb eines
Preßluftschalters.
wurde. während aus patentrechtlichen Gründen die Ver-
öffentlichung der runden. in der Niederschrift abgebildeten
Form unterblieb. Dieses Versehen erklärt sich wie folgt:
Nach Angabe der Schriftleitung der ETZ fehlte in
meinem Manuskript die Abb. 23. Da ich mich zur Zeit
der Drucklegung in Rußland aufhielt, wurde das fehlende
Bild von der Lichtbildregistratur meiner Abteilung ange-
fordert, welche in Unkenntnis der Sachlage den Schalter
in runder Form weitergab. Ich bemerkte das Versehen
erst so kurz vor der Drucklegung des Heftes, daß eine
Auswechselung technisch nicht mehr möglich war.
Berlin, 9. XII. 1929. Kesselring.
Die elektrische Leistung im allgemeinen Wechsel-
stromkreis’.
Herr Dr. MAASS hat mich dankenswerterweise auf
einen Irrtum in der genannten Arbeit aufmerksam ge-
macht. Aus der Gl. (17) für die elektrische Leistung als
Augenblickswert läßt sich wohl der Mittelwert Gl. (18)
erschen, nicht aber die sog. „Blindleistung“. Die Gl]. (19)
ist unrichtig, an ihre Stelle muß
Np = U” r -— U'I“ (19)
treten. Man gewinnt diesen Ausdruck aus dem Diagramm
Abb. 4, indem man zunächst
U (Isin) = U(r cos y — I” sin y)
1 Der theoretische Beweis für dio Gültigkeit der Verhältnis-
zahl 3 erscheint Anfang 1980 in der ETZ.
2? E. Weber, ETZ 1929, 8. 1547.
1866
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
19. Dezember 1929
setzt und nun ,
U cos y = U”
U siny = U
einführt. Damit wird Gl. (23) jetzt wirklich der richtige
Ausdruck für die komplexe Darstellung der Lei-
stung. es ist
No = Re (R T) N='m(UN. .. (24)
Der von STEINMETZ eingeführte Symbolismus
ist also richtig und nicht, wie in der Arbeit be-
hauptet wurde, unrichtig.
Daß sich die Blindlei-
stung aus dem allgemei-
nen Schwingungsaus-
druck für die Leistung
gar nieht bzw. nur in ge-
künstelter Form und
nieht zwangläufig (man
mul bereits wissen, was
man von gleichbereehtie-
ten Gliedern als Blind-
leistung auswählen will)
ergibt, scheint mir ein
erneuter Beweis dafür,
daß sie ihre Existenz der
Beziehung Gl (D der
obizen Arbeit verdankt
und erst nachträglich physikalische Gründe für ihre Ein-
führung gesucht wurden.
Nachsatz. — Herr Dr. G. HAUFFE und Herr Dr.
A. THOMÄLEN haben in Briefen ebenfalls festgestellt, daß
bezüglich der Definition der Blindleistung dureh Gl. (19)
der obigen Arbeit ein Irrtum meinerseits vorliegen müsse.
Ich habe diesen oben berichtiet. Ferner hat Herr Dr.
G. HAUFFE auf zwei Schreibfehler aufmerksam gemacht,
Abb. A
es muß natürlich in Gl. (3) heißen tg q = und nicht
umgekehrt, und in Gl. (5) erhält das letzte Glied nega-
tives und nicht positives Vorzeichen.
Berlin, 31. X. 1929. E. Weber.
LITERATUR.
Besprechungen.
Geschichtliehe Einzeldarstellungren aus
der Elektrotechnik. Herausge. vom Elektrotech-
nischen Verein E.V. Bd. 2: Die geschichtliche Entwick-
lung der Hochspannungs-Schalttechnik. Von Dr.-Ing.
M. Vogelsang. Mit 252 Textabb.. VII u. 176 S. in
vr. R. Verlag Julius Springer, Berlin 1929. Preis geh.
21 RM, geb. 22,20 RM, f. Mitgl. geh. 11 RM, geb. 11,70 RM.
„Was mich reizte beim Beginn dieser recht schwie-
riven und zeitraubenden Arbeit, das war die Überlerune.
ein geschichtlich nützliches Buch zu schreiben. denn ich
hatte die bisherige Entwieklune ja selbst miterlebt und
hatte auch tätig an ihr teilgenommen. Nun aber, nachdem
sich das Alter bei mir bereits gemeldet hat. ist es leicht
zu übersehen. daß in nicht allzu ferner Zeit niemand mehr
da sein wird. der über diese interessanten ersten Abschnitte
der Hochspannunes-Schalttechnik aus eigener Anschauung
berichten kann. So habe ich denn auch nicht versucht,
dem Buche den Stempel der völlig objektiven Bericht-
erstattunez aufzudrücken, sondern bin der gelegentlichen
Darstellung meiner persönlichen Empfindungen und An-
sichten während dieser FEntwiekluneszeit nicht ausge-
wichen.“ N
Dies sagt Vogelsang im Vorwort des interessanten
Buches, das auf 176 Seiten die Entwicklung der Tloch-
spannungschalter und Sicherungen vom Jahr 1887 bis un-
vefähr 1912 schildert. Der Quecksilberschalter von Blathv,
der zuerst in einem Kraftwerk in Rom angewendet wurde
und dureh 20 Jahre zufriedenstellende Dienste geleistet
hat. die Hörnerschalter. die Ölschalter werden in flüssiger,
stilistisch schöner Darstellungzsweise behandelt, durch sehr
gutes Abbildunesnmiaterial illustriert, und es werden in
objektiver Weise die Verdienste der verschiedenen Elsk-
triker an der Entwicklung der Schalter zeschildert. Das
Kapitel von der Erfindung der Ölschalter spricht von den
„drei Erfindunesherden” England, Schweiz und Amerika,
in denen die Erfindung des Ölschalters der allgemeinen
praktischen Verwendung cntgegenreifte. Es wird dar-
gestellt, wie Ferranti schon im Jahr 1891 eine Ölsicherung
erfand, bei der der Lichtbogen wohl in der Luft entstand,
aber durch das Öl gelöscht wurde, und wie Ferranti dieser
Sicherung im Jahr 1895 einen Ölschalter folgen ließ. Nie-
mand nahm von dieser Arbeit ernsthaft Notiz. „Ferranti
machte damals so ziemlich alles anders als die anderen
kKlektriker, er natte seine besonderen Maschinen, Meß-
instrumente, Kabel, mochte er also auch seine besonderen
Schalter machen.“ So meint Vogelsang, daß man C. E. L.
Brown mit Recht den Ruhmestitel als Erfinder des Öl-
schalters belassen könne. weil er wenigstens in Europa
zuerst Apparate hergestellt hat. bei denen die Unter-
brechung völlig unter Öl erfolgt. aber auch das Verdienst
von E. M. Hewlett, Inzeuieur der General Electrie Com-
pany wird gewürdigt. Vogelsang schildert. wie lange der
Ölschalter gebraucht hat. um sich einzuführen, wie aus
dem unberechtirten Mißtrauen ein unberechtiet großes
Vertrauen in ihn sieh entwickelte, dann durch Perioden
des Versazens gestört wurde. die mit der starken Ver-
erößerunz der Kraftwerksleistunzen Zusammenhinzen.
kr besprieht die zroße Verbesserung, die dureh richtire
Ausbildung der Isolatoren entstanden, zeigt. daß die be-
deutende Erfindung der Kondensatordurehführung dureh
R. Nagel bei SSW im Jahr 1905 so wenig gewürdigt wurd-».
daß keine Auslandspatente genommen wurden. und daß
die Formungz der Porzellandurehführungzen durch Kuhl-
mann Groben Einfluß auf die Betriebsicherheit gewann.
Die Rohrsicherunsen, Hörnersicherungen (Ölschläzer) und
Hörnerschalter finden ihre Würdigung. ebenso wie die
kohrschalter und die kurzlebiren Rollenschalter und
Wasserschalter, die bisher nur eine Episode in der Ent-
wicklung der Schalteinrichtunzen waren.
Seine eigene Mitwirkung in der Entwicklung dieses
Gebietes bringt Vogelsang in zurüekhaltender. unaufdrine-
licher Art. Es ist erfreulich. daß er seine Arbeit nicht
nach seinem ersten Plan nur bis zur Zeit führte, wo Jr
Ölschalter alleemeine Geltung gefunden hat. sondern bis
in die Zeit vor dem Kriege.
Eine wünschenswerte Bereicherung des auszezeich-
neten Buches wäre ein alphabetisches Namen- und Sach-
register. Es wäre gut, wenn der Elektroteechnische Verein
solche Register nicht nur bei späteren Auflagen dieses
Buches sondern auch bei künftigen Bänden der geschicht-
lichen Einzeldarstellungzen anfertigen ließe, weil dadureh
der Gebrauchswert der Bände als Nachschlarsebücher be-
deutend erhöht wird. E. Rosenbere.
Relais und Scehutzschaltunrenin elektri-
schen Kraftwerken und Netzen. Vorträge.
veranstaltet durch den Elektrotechnischen Verein E. V.
zu Berlin. in Gemeinschaft mit dem Außeninstitut der
Technischen Hochsehule zu Berlin. Herausz. v. Prof.
Dr.-Ing. R. Rüdenberg. Mit 336 Textabb.. VHI u.
281 S. mer Hi Verlag Julius Springer. Berlin 192%.
Preis ech. 25.50 RM.
Der Elektrotechnische Verein und das Außeninstitut
der Technischen Hochschule Berlin haben eine Reihe her-
vorragzender Fachmänner zur Abhaltung von Vorträgen
über das genannte Thema gewonnen. Diese Vorträge wur-
den in dankenswerter Weise von Professor Rüdenber:
herausgegeben. so daß ihr Inhalt über den Teilnehmerkreis
der Vorträge hinaus der Allgemeinheit übermittelt wird.
Die Konzentration der Energieerzeugung in großen Kraft-
werken, der Zusammenschluß großer Kraftwerke durch
Kupplungesleitungen und die Notwendigkeit. zwischen den
Nochspannungsleitunzen und den Verbrauchernetzen ein
oder mehrere Mittelspannunesnetze schalten zu müssen.
haben zu einer großen Vielfältigkeit der Betriebsmörlich-
keiten und zu einer Vererrößerung der Gefahren der Uber-
lastung einzelner Teile dureh Überstrom und Kurzschluß
geführt. Zur sicheren Beherrschung solcher Betriebe diec-
nen die Relais- und Schutzschaltungen, die ihrer Bedeutung
entsprechend zu den wichtigsten Bestandteilen unserer
Hochspannungesanlaren gehören. Durch die sieben Vor-
träge erhält man ein auszezeichnetes Bild über die Arten
der auftretenden Betriebstörungen und über den Stand der
heutigen Technik des Überstromschutzes. Besonders zu
riihmen ist bei allen Vorträgen die klare Aufgzabestellunz
über den zu behandelnden Stoff und der systematische Auf-
bau der ganzen Vortragsreihe. Auf dieses Buch als bisher
einziges Lehrbuch der Relaistechnik muß heute jeder zu-
rückereifen. der sich in dieses Gebiet einarbeiten will. Dem
Wunsche des Herausgebers. den Entwurf des Relais-
schutzes auf die gleiche sichere theoretische Grundlage zu
stellen, wie man es bei den anderen Zweigen der Elektro-
technik gewöhnt ist. kann man nur beipflichten. Bisher
hat man die Relaisanlaren meist zu einer gegebenen oder
nach anderen Rücksichten gebauten Leitungsanlare ent-
worfen. Man wird wohl in Zukunft dazu übergehen
19. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 51
1867
müssen. schon beim Bau der Leitungsanlage mehr als
. D D x es de,
bisher auf den einzurichtenden Überstromschutz Rücksicht
zu nehmen. Schwaiger.
EinführungindieFlektrizitätslehre. Von
Prof. Dr.-Ing. E. h. R. W. Pohl. 2, verb. Aufl. Mit 393
Abb., darunter 20 entlehnte. VII u. 259 S. mä Verlag
Julius Springer, Berlin 1929. Preis geb. 13,80 RM.
Erfreulicherweise kann die erst vor kurzem in den
Spalten dieser Zeitschrift besprochene! ausgezeichnete
Einführung in die Elektrizitätslchre von Pohl schon jetzt
in 2. Auflage erscheinen. Abgesehen von einem hübschen
Versuch zur Elektrizitätsleitung der Metalle und einem
neu einzeschobenen kurzen Abschnitt über die von M.
Wien beobachteten Abweichungen vom Ohmschen Gesetz
bei hochkonzeutrierten Klektrolyten sind in der neuen
Auflage nur Einzelheiten geändert, darunter auch kleine
Ungenauigkeiten, die bei der ersten Auflage mit Recht
beanstandet worden waren (z.B. S.11). Das Buch hat
sich gerade auch bei den Elektrotechnikern wegen seiner
hervorragenden Plastik und Anschäaulichkeit schon so eut
einreführt, daß es unnötig ist, seine Vorzüge von neuem
aufzuzählen. Die 2. Auflage wird ihren Weg sicher ebenso
rasch machen wie die erste Hoffen wir, daß der Ver-
fasser trotz seiner im Vorwort Zur ersten Auflage ein-
sestandenen (aber nicht ganz elaubhaften) Schwerfällirz-
keit im Schreiben bald auch die in Aussieht gestellten
weiteren Bände herausbrinsen wird. d Wallot.
Kurzwellen-Bastelgeräte. VonC.Jauer. Mit
44 Abh. u. 48 S. in er. 8%. Verlag Rothgiesser & Diesing
A G., Berlin 1928, Preis geh. 1,50 RM.
Das Büchlein bringt nach einem einleitenden Abschnitt
über den Begriff „kurze Wellen“ drei Bauanweisungen für
Empfänger, die alle so ziemlich dieselbe Schaltung haben,
nämlich ein induktiv rückzekoppeltes Audion: die beiden
letzten Ausführungen haben eine kapazitive Feinstellung
der Rüekkopplung nach Leitbäuser. Andere Schaltun-
gen sind nicht erwähnt, obwohl sie für die Praxis Bedeu-
tung haben. Ein weiterer Abschnitt befaßt sich mit der
Selbstherstellung von Kurzwellenspulen. der letzte bringt
die Anschaltunz von Tonfrequenzverstärkern. Die Bilder
und Beschreibungen sind klar und anschaulich, und der ge-
schickte Bastler wird mit Erfolg danach bauen. Die Schal-
tungen entsprechen den Normen, die Einheitszeichen nicht
immer, So muß es z.B. heißen: mA für Milliampere; pF
für Mikrofarad. Die Sprache ist ganz auf den Bastler ein-
gestellt. Mühlbrett.
Kurzwellen-Verkehr. Ein Handbuch für den
Amateur nach dem Stande vom 1.T. 1929. Von H. W.
Priwin. Mit 788. inkl. 8% Verlag Rothgiesser & Die-
sing A Ge, Berlin 1928, Preis geh. 1,30 RM.
Dieses Büchlein bildet eine gute Eneänzung zu dem
chen besprochenen von Jager, da esdie Verkehrsregeln,
Organisation usw. enthält. Natürlich wird es den Wunsch
weeken, selbst einen Sender betreiben zu dürfen, dem wohl
auch in Deutschland die Behörden bald entsprechen
dürften. Mühlbretit.
„Hütte“ des Inzernieurs Taschenbuch. ITerausg. v. Aka-
demischen Verein Hütte, E. V. in Berlin. 25. neubearb.
Auflage, 3. Bd. Mit zahlr. Abb., XX u. 1203 S. in kl. 8°.
Verlag v. Wilh. Ernst & Sohn, Berlin 1928. Preis in
Leinen geb. 16,50 RM. in Leder geb. 18,60 RM.
Der 3. Band der Hütte hat in der 25. Auflage eine
gründliche Umarbeitune und Ergänzung erfahren. Er be-
handelt wie bisher das Bauinzenieurwesen und die gesamte
Eisenbahnteehnik. Gegenüber der vorigen Auflage ist in
der Stoffverteilunz insofern eine Änderung eingetreten,
als die Vermessunzskunde aus dem 3. Band herausgzenom-
men und in den 1. verlegt, die Ausführungen über städti-
sche Bahnen vom 2. in den 3. Band übernommen wurden.
Die Abschnitte über Erd- und Tunnelbau, Garagenbau und
die Kapitel über Eisenbahnsicherungsanlagen, elektrische
Vollbahnen. Öllokomotiven und Eisenbahnwerkstätten sind
neu. Unter Wasserkraftanlaren wurde ein Aufsatz über
die so wichtige Wasserspeicherung durch Pumpen ein-
gefügt. Wertvoll sind zahlreiche Hinweise über die in
den letzten Jahren erbauten Wasserkraftanlagen und Fal-
sperren. Im Eisenbahnabschnitt, dem besser der zum Bau-
inzenienrwesen gehörige Brückenbau hätte voran-
gestellt werden können, wurden neben den bautechni-
schen Kapiteln auch die maschinentechnischen Ausführun-
gen im Interesse der einheitlichen Darstellung dieses Ge-
bietes noch in etwas erweiterten Umfang als bisher be-
ETZ 1927, S. 1392. S
rücksichtigt. Der neuen Bearbeitung liegt der Stand der
Normung vom Herbst 1927 zugrunde, und viele neue amt-
liche und nichtamtliche Bestimmungen wurden aufgenom-
men, so daß der Band seinen Zweck als Taschenbuch des
Inzenieurs auch im neuen Gewande erfüllen wird.
W. Kraska.
Die Hebezeuge. Von Prof. Dipl.-Ing. G. Tafel.
1. Tei: Entwurf von Winden und Kranen.
Mit 251 Textabb. u. 184 S. in kl. 88. 2. Teil: Förder-
mittel im Betrieb. Mit 150 Handskizzen u. 143 S.
in kl. 8°. (Sammi. Göschen Bd. 414 u. 417.) Verlag von
Walter de Gruyter & Co., Berlin u. Leipzig 1928. Preis
jedes Bandes geb. 1,50 RM.
Der in der Sammlung Göschen erschienene Teilband I
behandelt den Entwurf von Winden und Kranen dadurch,
daß deren grundsätzliche Anordnung und Wirkung mittels
ecdrängrter Texterklärungeen und Bildskizzen auch dem
Nichtfachmann leichtverständlich vorgeführt werden. Der
Nachteil indes so kleinformatiger Bücher, daß die not-.
wendige Verkleinerung auch der Abbildungen diese leicht
undeutlich und verschmiert werden läßt, muß auch vor-
liegenden Falls mehrfach in Kauf genommen werden
(Fig. 11, 13, 78, 100 u. a.). Bei dem „hydraulischen Antrieb
mit geradliniger Antriebkraft* (5. 8) wäre auch der
pneumatische als gleichartig zu erwähnen. Der II. Band
behandelt die betriebliche Eignung der verschiedenen För-
dermittel für die verschiedenartiren Förderaufraben und
örtlichen Verhältnisse. Die bildliche Darstellung ist in
eizenartiger Weise dureh Handskizzen vorgenommen, die
das Wesentliche größtenteils recht anschaulich hervor-
treten lassen — soweit auch hier wieder eine zu starke
Verkleinerung oder zu skizzenhafte Behandlung dies
nicht verhindert. Im großen und ganzen können die Werk-
chen Interessenten als belehrend und brauchbar durchaus
empfohlen werden. Michenfelder.
Textilwirtschaft. Von W. Hagemann. (Jeder-
manns Bücherei: Abt. Sozial- u. Wirtschaftswissenseh.
Herausg. v. Fr. Glum). Mit 124 S. in 8°. Verlag von
Ferdinand Hirt, Breslau 1928. Preis geb. 3,50 RM.
Es ist außerordentlich schwierig, über die gesamte
Textilwirtschaft einen genauen Überblick zu geben, ins-
besondere über die deutsche Textilwirtschaft einschließlich
Textilbekleidunges- und -handelsgewerbe und außerdem die
deutsche Textilwirtschaft mit der des Auslandes zu ver-
gleichen. Der Verfasser hat nun in obigem Büchlein auf
Grund der ihm für die Jahre 1925 bzw. 1926 zur Ver-
fügung stehenden Zahlen diese Aufgabe übersichtlich ge-
löst. In der Einleitung ist ein kurzer Überblick über die
Geschichte der internationalen Textilwirtschaft enthalten,
im 1. Abschnitt das Wesentlichste über die Textilroh-
stoffe. vu. zw. ihre Gewinnung, Tigenschaften, Welterzeu-
gung und Weltverhrauch. Der 2. Abschnitt schildert die
wirtschaftliche Bedeutung und den Aufbau der deutschen
Textilwirtschaft und bringt u. a. über Betriebe, Arbeiter
(etwa 1196 120, davon 52% weiblich), Standortverhält-
nisse, Kartelle usw. und umgesetzte Jahreswerte (6,07 Mrd
RM), Außenhandel und Absatzländer genaue Zahlen-
angaben.
Der 3. Abschnitt ist insbesondere für den Elektro-
ingenieur, der sich mit dem Antrieb der Textil-
maschinen befalt. der wichtigste und behandelt in ge-
nügend ausführlicher Form die Einzelzweige der deutschen
Textilwirtschaft. In übersichtlichen Zahlentafeln ist die
Verteilung der Textilindustrie auf Betriebe, Personen,
Außenhandel je nach Rohstoff zusammengestellt und An-
gaben über die Größe der Anlagen, Spindelzahlen (Welt-
spindelzahl etwa 183 Mill), Webstühle (Weltstückzahl
etwa 4 Mill) gegeben und mit dem Auslande wiederum
verglichen. Textilveredlungs- und -bekleidungsindustrie
sind kurz gestreift und ebenso der Textileroß- und -einzel-
handel. Der Abschluß bringt die Textilwirtschaft der
übrigen europäischen Länder, eine Zeittafel wichtiger Be-
gebenheiten und Literaturübersichht.
Wie aus obigem hervorgeht. kann das preiswerte
Büchlein allen denen angelegentlich empfohlen werden, die
sich schnell bezüglich dieser Wirtschaftsfragen unter-
richten wollen. Trotz der Schwierigkeit, daß die meisten
Gebiete ineinandergreifen und Wiederholungen leicht vor-
kommen können, ist die Zusammenstellung übersichtlich
und in klarer, packender Form durchgeführt und auler-
dem in den vielen Tafeln wertvolles, lehrreiches und sonst
unzugrängliches Zahlenmaterial enthalten.
Mühlens.
1868
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 51
19. Dezember 1929
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Der elektrotechnische Außenhandel Kanadas. — Die
in der ETZ kürzlich geschilderte Eniwicklung Kanadas auf
elektrizitätswirtschaftlichem Gebiet kommt auch im Wachsen
seiner Einfuhr elektrotechnischer Vorrichtungen zum Aus-
druck, die 1928/29 dem Wert nach z. T. sehr erheblich gegen
das Vorjahr zugenommen hat. EI Review! gibt für alle
Apparate (ohne Staubsauger) 26.775 Mill $ an, d.s. 7,731
Mill $ mehr als 1927/28 (19,044 Mill $), und spezifiziert im
übrigen den Import gemäß folgender Übersicht:
1928.29 | 1927,28 | Anderung
Erzeugnisse EE N
1000 $
!
Dynamos und Generatoren . . . | 1557 | 1329 | + 228
Selbständige Beleuchtungssätze . . 93 54 ı + 39
Transformatoren . . » 2 eà. 483 275 + 208
Akkumulatoren und Batterien . . 722 68 + 4l
Widerstände, Kontroller usw. . . 756 566 ı + 190
Schalttafeln, Schalter usw. Sr 1613 1420 "rr 19
Blitzableiter, Drosselspulen usw. . 80 ` 58. + 22
Elektrizitätszähler . . . ... 408 347 ' + 6l
Motoren . s... e | 4306 | 2964 +1342
Ventilatoren `, . 2 22200. 138 1177, + 2
Staubsauger . . 2 sos 2.0. 172 > 181 KE 9
Heiz- und Kochapparate . . .. 384 | 251 © + Di
Glühlampen . . SR are 190 320 — 130
Bogenlampen . . s 2 2.2. 29 49 — 20
Beleuchtungszubehör . . ... 1 103 814 | + 289
Ausschalter Fassungen, Stecker usw. 647 555 + 92
Zündvorrichtungen Magnetos . 1 109 748 | + 361
Telegrapheninstrumente . . . . 493 207 ' + 286
Funkröhren u. Radiogerät . . . | 5939 | 3701 ! +2238
Fernsprecher . . . 2 2... | 1855 873 | + 982
Andere elektrische Vorrichtungen . | 4870 | 3715 +1155
Isolierte Kupferdrähte und Kabel . 757 | 497 | + 260
Diese zeigt, daß mit Ausnahme von Staubsaugern, Glüh- und
Bogenlampen die Einfuhr durchweg gestiegen ist, u. zw.
bei Elektromotoren um 1,342 Mill $, bei Funkgerät um 2,238
Mill $ und bei nicht näher bezeichneten elektrischen Vorrich-
tungen um 1,155 Mill $. Hauptlieferant waren, wie bisher, die
V.S. Amerika, denen England folgt. Mit kleineren Werten
haben sich Japan, Schweden, Holland und die Schweiz be-
teiligt. Auch die Ausfuhr ist, wie nachstehende Übersicht
erkennen läßt,
1928/29 | 1927/28 Anderung
Erzeugnisse g. V.
Dynamos, Generatoren, Motoren . 51 26 + 25
Heiz- und Kochapparate .. ... 653 576 = 7
Staubsauger . . . 2.2.2.2... 40 35 + E
Zändvorrichtungen, Magnetos . . . 450 433 + 17
Batterien, Telegraphen- und Fern- |
sprechapparate . . ...... 627 | 371 + 256
Andere elektrische Vorrichtungen . 610 | 443 + 167
wertlich gewachsen und betrug nach der genannten Quelle
für alle Apparate (ohne Staubsauger) 2,401 Mill $ oder 0,55:
Mill $ mehr als im Vorjahr (1,849 Mill &). Unter den Bestim-
mungsländern figuriert für Heiz- und Kochapparate besonders
Neuseeland, auf das auch der größte Exportwert von Bat-
terien, Telegraphen- und Fernsprechapparaten entfiel; ein
beträchtlicher Teil dieser Erzeugnisse ging überdies nach
Brasilien. Zündsysteme hat Kanada vorwiegend nach Eng-
land und Australien, nicht näher bezeichnete Vorrichtungen
außer in diese beiden Länder wiederum nach Neuseeland und
vor allem nach Mexiko gesandt.
Englands elektroteehnischer Außenhandel? — Im O k-
tober 1929 ist, wie die Zahlentafel zeigt, die Einfuhr
gegenüber dem Vormonat (782931 £) um 224492 £ (rd.
289) und im Vergleich zum Oktober 1928 um 356 625 £
(35%) gewachsen. Für die Ausfuhr ergibt sich gegen
den September (1330 540 £) eine Steigerung um 595 040 £
(45 %) und, verglichen mit dem Parallelmonat des Vorjahres,
um 380 458 £ (fast 25%). Während der abgelaufenen zehn
Monate hat der Import gegenüber der gleichen Periode
von 1928 um 1433 605 £ (28%) und der Export um 747190 £
(5%) zugenommen. Sein Überschuß betrug 9405 064 £
(10 091 479 i. V.).
1 Bd. 105, 1929, S. 537. REN:
2 The Electrician, Bd. 103, 1929, S. 613. Vel. ETZ 19%, S. 1612.
f Einfuhrins Ausfuhrin£
Erzeugnisse E, Be ee S
1929 | 198 1929 1928
| Oktober
Maschinen . .... 193 454 153 324 551 037| 561 734
Waren u. Apparate E 813 969 | 497 474 1 374 543; 983 338
1007423 650 798 | 1925 580| 1545 122
Januar/Oktober
Maschinen 1 541 285 | 1437 061 | 5 245 384| 5 539 470
Waren u. Apparate . 65.049 429 3 720 048 10 750 204 9 709 118
6 590 714 | 5 157 109 |15 995 778,15 248 588
Elektrotechnischer Außenhandel der V. S. Amerika,
— Die Einfuhr elektrotechnischer Erzeugnisse betrug im
August 1929 insgesamt 229188 $, wovon 132 037 $ auf
Kohlefadenlampen, 14699 $ auf Metalldraht- und andere
Lampen, 43 632 $ auf nicht näher bezeichnete Maschinen und
Teile solcher, 18843 $ auf desgl. elektrische Apparate,
12 209 $ auf Funk- und Radiogerät, 2964 $ auf elektromedi-
zinische Vorrichtungen und 2599 $ auf Telegraphenapparate
entfielen. An Kohlefadenlampen hat die Union rd. 4,486
Mill Stück, u.zw. hauptsächlich aus Japan (0,222 Mill auch
aus Deutschland) bezogen, an Metalldrahtlampen rd. 0,618
Mill Stück, u. zw. wiederum meist aus Japan. An der Einfuhr
elektrischer Maschinen waren dem Wert nach besonders
Deutschland sowie die Schweiz und am Import von Apparaten
Schweden, England und Deutschland beteiligt. Letztere beiden
Länder haben auch im wesentlichen das Funk- und Radiogerät
sowie Telegraphenapparate geliefert.
Die Ausfuhr elektrischer Maschinen, Apparate und
Zubehörteile hatte im September 1929 einen Wert von
13116 894 $, d.s. 5 715 921 $ oder 77 % mehr als im gleichen
Monat des Vorjahres. Diese bemerkenswerte Steigerung ver-
teilte sich auf fast alle Warengruppen, betraf aber besonders
Gleichstrom- und große Wechselstromgeneratoren, Akkumu-
latoren, teilweise auch Transformatoren, ferner Schalter und
Sicherungen über 10 A, Meß- und andere Instrumente, kleinste
und stationäre Motoren bis 200 PS, Teile von Motoren, Ven-
tilatoren, Metalldrahtlampen, verschiedene Haushaltmaschinen,
Radiogerät (bei Empfängern ist der Wert um fast 719 000 $
gewachsen), Fernsprechvorrichtungen, Eisenbahnsignale und
nicht näher bezeichnete elektrische Apparate Der Export
von isoliertem Leitungsmaterial aus Kupfer und Bahnmoto-
ren hat gegen den September 1928 abgenommen. Nach Ka-
nada ging wieder nahezu ein Drittel dieser Lieferungen, die,
soweit sie den europäischen Kontinent erreichten, rd. 2,459
Mill $ und nach Asien, Afrika und Ozeanien rd. 3,720 Mill $
betrugen.
Aus der Geschäftswelt. — Als besonders wichtige Er-
eignisse im Geschäftsjahr 1928/29 bezeichnet die Elek-
trische Licht- und Kraftanlagen AG., Berlin,
den Aktienaustausch mit der Siemens & Halske AG. und
den Freundschaftsvertrag mit der Elektrizitäts-AG. vorm.
Schuckert & Co. Durch ersteren wird besonders der wirt-
schaftliche Zweck verfolgt, die Berichterstatterin unter Aus-
nutzung ihrer Wesensart als Trust- und Finanzierungsgesell-
schaft elektrischer Anlagen und Unternehmungen weiter aus-
zubauen, speziell bei Geschäften, deren Durchführung zum
gemeinsamen Nutzen zweckmäßig erscheiut, letzterer gilt
dem Austausch von Erfahrungen und gemeinsamer Durch-
führung von Geschäften. Die Elektrizitätswerke, an denen die
Elka beteiligt ist, haben sich erfreulich weiter entwickelt,
dagegen litten einzelne der ihr nahestehenden Fabrikations-
unternehmungen unter der Ungunst der allgemeinen Wirt-
schaftslage. Der Gewinn aus Wertpapieren usw. betrug
3051337 RM (2603 745 i. V.) und der Reingewinn 2481 851
RM (1 986 609 i. V.). Hieraus kamen wieder 10% Dividende
auf 22,5 Mill RM dazu berechtigtes Stammaktienkapital zur
Verteilung.
R 2 EL World, Bd. 94, 1929, S. 959, 1057. Vgl. ETZ 1928, S. 1836 ; 1929
. 1756. |
Bezugsquellenverzeichnis.
Frage 335: Wer stellt Gummon-Dachständerein-
führungen her?
Frage 33: Wer stellt Aluminiumdrähte von
2..3mm Dmr. mit Oxydisolation her?
Abschluß des Heftes: 13. Dezember 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19 000 Expl.
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zehme in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m, b. H., Berlin. ë
À lm Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9.
Library
peen aaan
Arer ak Eza
MEIROWSK Y: Ce Arziuen
Inhalt: Birnbaum, Muffen u. Endverschlüsse f. Hochspannungs- selbsttät. Verkehrsregelung
— Theorie d. Brech. v Lichtstrahlenbüscheln —
1569 — Brückman, Untersuch. üb. diel. Verluste b. Dauerbean- Neutro-Netzanschlußempfänger 1883 — 25 Jahre E. V. Hamburg — Aus d. Reichs-
i u. verschied. Temperaturen 1873 — Paulus, Unters. d. Abschaltvorg. wirtschaftsmuseum in Düsseldorf — Normenstelle d. Dt. Röntgen-Gesellsch.
Behmelzsicher. u. Install.-Selbstschaltern b. Kurzschlüssen in el. Verteilungs- . 1884 —-Jahresversamml, Kongresse, Ausstell. 1885 — Ver-
m. Querschn. bis zu 6 mm? bzw. Sicher. bis 25 A (Schluß) 1875 einsnachrichten 1885 — Sitzungskalender 1889 — Persön
fundschau: Freiluftanl. in Frankreich 1872 — Stromteiler b. Gleich- liches 1889 — Briefe a. d Schriftleit.: G. W. Meyer, A. Cohn,
en — EL Ausrüst. v. Röntgenapp. 1880 — EI. Eigenschaften v. galvanis. H. Bach / Holtzmann 1889 — Literatur: M. Planck, P Mastandrea, L. Page,
Blleitern f. Freileit. — Koronaverl. v. Standpunkt. d. Wirtschaftlichkk. — 0. M. Müller, H. Büssing, Millenets Patent-Tabelle, O. Graf, F. Ephraim 1891 —
ensch. u. Merkmale v. Kohlebürsten 1881 Bürstenanfleck. auf d. Ringen Eingegang. Doktordiss. 1892 — Geschäftl. Mitteil 1592 —
Bynchronmasch, — Zweistufen-Stromwandler 1852 — Das „el. Auge“ b..d. Berichtigung 1892.
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1869
Elektrotechnische Zeitschrift
(Zentralblatt für Elektrotechnik) |
Organ des Elektrotechnischen Vereins seit 1880 und des Verbandes Deutscher Elektrotechniker seit 1894
Schriftleitung: E. C. Zehme, Dr. F. Meißner, Dipl.-Ing. W. Kraska — Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9
50. Jahrgang
Berlin, 26. Dezember 1929
Heft 52
Muffen und Endverschlüsse für Hochspannungskabel*.
Von Obering Dr. Birnbaum, Duisburg.
Übersicht. Verschiedene Konstruktionen von Muffen
und Endverschlüssen für Kabel hoher Spannungen bis 100 kV
und Einzelheiten ihrer Herstellung werden beschrieben.
Aufbau, Herstellung und Betrieb neuzeitlicher Hoch-
spannungskabel bieten eine große Anzahl interessanter
Probleme. Ebenso wichtig wie die Kabel selbst sind aber
auch ohne Zweifel ihre Garnituren: Muffen und Endver-
schlüsse. Gewisse Schwierigkeiten, die diese Zubehör-
teile bieten, liegen bekanntlich darin, daß sie oft unter
ungünstigsten Arbeitsbedingungen in die Kabelstrecke ein-
gebaut werden müssen und daß es daher nicht möglich
ist, sie fabrikationsmäßig mit gleicher Sorgfalt wie die
Kabel herzustellen.
Die Zahl der Muffen in einem Netz läßt sich
natürlich durch Anfertigung möglichst großer Kabel-
längen verringern. Diesem Wunsch der Verbraucher sind
die Kabelwerke schon soweit nachgekommen, daß ein
Werk heute in der Lage ist, recht große Längen zu fabri-
zieren, Längen, deren Verlegung infolge der großen
Gewichte manchmal erhebliche Schwierigkeiten bietet
und nur unter besonderen Bedingungen möglich ist.
Unter allen Umständen ist es jedoch erforderlich, die
Garnituren in ihrer Konstruktion und Herstellung so
durchzubilden, daß ihnen der Charakter einer „schwachen
Stelle‘ genommen wird, den man ihnen heute oft nach
sagt.
Im folgenden sollen einige zweckmäßige Konstruk-
tionen für Muffen und Endverschlüsse von Kabeln
höherer Spannung in verschiedener Ausführung sowie
Einzelheiten ihrer Herstellung beschrieben werden.
X
Abb. ı. Herstellung einer Wickelmufle für 60 kV.
Abb. 1 zeigt die Herstellung einer Wickelmuffe in
einem metallisierten Drehstromkabel 3 X 120 mm?, 60 kV.
Die Adern sind an den Verbindungstellen ohne Schloß
miteinander verlötet. Dabei werden die einzelnen Drähte
der Litze stufenförmig abgesetzt und ineinander gefügt.
Im Bilde trägt die unterste Ader noch ihre gesamte
Papierisolation, nachdem die Metallisierung entfernt ist.
Bei der oberen Ader ist die Herstellung des Konus zu
sehen: Am rechten Ende beginnend, wird ein dünnes
mit Gewichten beschwertes Drähtchen um die isolierte
Ader geschlungen und von der Lötstelle beginnend Lage
für Lage der Papierisolation abgewickelt, bis jedes Pa-
pierband am Dralıt abreißt. Dabei wird gleichzeitig das
Drähtchen nach jeder Papierlage um ein entsprechen-
des kleines Stück nach links verschoben, so daß die Pa-
pierbewicklung zum Schluß konusförmig abgesetzt ist,
wie es die mittlere Ader im Bilde zeigt. Vielfach setzt
man in den Muffen das Isoliermaterial stufenförmig ab.
Ohne Zweifel kürzt dies die Herstellungszeit der Muffe.
"7 Nach einem Vortrag. gehalten in Köln am ©. IV. 1929 vor der
Studiengesellschaft für Höchstspannungsanlagen. Eingeg. 14. X. 1929.
Versuche haben jedoch gezeigt, daß die Bewicklung des
stufenförmig abgesetzten Isolationsmaterials schwieriger
ist als die eines Konus. Dies wirkt sich natürlich auf die
Spannungsfestigkeit aus. Die Steigung des Konus beträgt
3..5 %. Es hat sich gezeigt, daß sie genügt, um cine
ausreichende Spannungsfestigkeit zu erhalten. Der Raum
des Konus wird hierauf der ganzen Länge nach mit einer
sorgfältig und ganz fest aufgebrachten Papierbewick-
lung versehen, deren Gesamtdurchmesser wesentlich grö-
Ber ist als der Durchmesser der ursprünglichen isolierten
Ader. An beiden Seiten setzt man die Verstärkung wie-
der konusförmig ab — allerdings mit größerer Stei-
gung — und bewickelt das Ganze im Anschluß an die
Metallisierung der Ader erst mit Zinn- oder Bleifolie,
darüber fest mit imprägniertem Nesselband.
Abb. 2. Wickelinuffe für 60 kV.
Für Muffen mittlerer Spannung, also bis etwa 40 kV,
werden die Drähte des Leiters in eine flache Hülse aus
gut leitendem Metall eingelötet. Es sei bemerkt, daß die
Verwendung solcher flacher Hülsen mit Öffnungen für
das Löten die Herstellung der Verbindung wohl verein-
facht, jedoch ist die darauf folgende Bewicklung
Abb. 3. Vakuumfüllung der Bleimuffe.
schwieriger als bei einem vollkommen glatten Leiter.
(rerade die innersten, dem Leiter zunächst befindlichen
Papierlagen erfordern bei Kabeln höherer Betriebspan-
nung wegen der höheren Beanspruchung besondere Auf-
merksamkeit. Die mechanische Festigkeit und gute elek-
trische Leitfähigkeit einer sachgemäß ausgeführten Löt-
stelle ohne Schloß steht außer Frage und ist zudem
praktisch untersucht worden.
Abb. 2 zeigt in der untersten Ader die fertige metal-
lisierte Wickelstelle, die obere Ader enthält die schloß-
Icse Verbindung, die mittlere den beiderseits abgesetzten
inneren Konus. Es ist noch zu erwähnen, daß vor Ver-
bindung der Adern die Einzelteile der Bleimuffe, be-
stehend aus einem Bleirohr und zwei Abschlußtrichitern,
1870
auf das Kabel aufgeschoben werden. Sie sind im Bilde
teilweise zu sehen. Bei einer Muffe für 60 kV beträgt
die Länge des Konus etwa 400 mm, die Länge der fer-
tigen Bleimuffe 1840 mm. Verbindungstellen bei Kabeln
höherer Spannung, z. B. 100 kV, werden nach den gleichen
Grundsätzen hergestellt.
Nachdem das Bleigehäuse montiert und mit dem Blei-
mantel verlötet ist, werden alle Hohlräume der Muffe
unter Vakuum mit heißer Kabelimprägniermasse ausge-
füllt. Die Ausführung der Vakuumfüllung zeigt Abb. 3.
Auf einen in die Bleimuffe eingelöteten Nippel wird ein
Aufsatz aufgeschraubt, der einen Druckmesser sowie die
Zuleitungen zur Vakuumpumpe und zum Massegefäl
(hinter der Muffe) trägt. Die Vakuumpumpe wird mit
Benzinmotor angetrieben. Die Bleimuffe aus Hartblei
ist so durchgebildet, daß sie dabei dem atmosphärischen
Überdruck standhält. Zum Schluß erhält die Muffe noeh
ein Schutzgehäuse aus Gußeisen. Die Gesamtlänge der
fertigen Muffe beträgt 2,3 m.
1285 - —
ee
Hartpapierisolatoren Porzellanisolatoren
Abb. 4. Endverschlüsse für 5 kV.
Über die Endverschlüsse ist im allgemeinen
zu sagen, daß ihre Herstellung einfacher ist als die der
Muffen. Schwierigkeiten bereitet höchstens die Metalli-
sierung der Adern, für die ja ein besonderer Abschluß
gefunden werden muß!. Hierbei haben sich Wickel-
keulen mit Konus und Sprühring gut bewährt. Bei
Innenraum-kndverschlüssen kann man mit
Vcrteil statt der Porzellanisolatoren solche aus ba keli-
siertem Hartpapier verwenden. Porzellanisola-
Abb. 6 Dreifach-Endverschluß
für 5 kV-H-Kahel.
Abb. 5. Einfach-End-
verschluß für H-Kabel.
toren sind ja mit vielen Nachteilen behaftet: sie sind
zerbrechlich, schwer, daher schlecht zu montieren, teuer,
benötigen bei der Beschaffung lange Lieferfristen usw.
Isolatoren aus bakelisiertem Hartpapier sind frei von
diesen Nachteilen und besitzen darüber hinaus in die
Augen springende Vorteile. Wegen ihres geringen Ge-
wichtes können nämlich zunächst die Gußteile kleiner
gehalten werden. Abb. 4 stellt vergleichsweise zwei End-
verschlüsse für H-Kabel mit Porzellan- und Hartpapier-
ı Ygl. Löbner, Arch. El. Bd. 17, S. 152.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
26. Dezember 1928
isolatoren für 25 kV nebeneinander dar. Der Größenunter-
schied sowohl der Gußteile als auch der ganzen Endrver-
schlüsse ist in die Augen fallend. Für den links abee-
bildeten Endverschluß mit Hartpapier konnte ein für
6..12kV normalisierter Gußteil (Typ F3) verwendet
werden. Dieser Gußteil ist allseitig geschlossen und ein-
teilig; er gewährt daher bei einer etwaigen Vakuum-
füllung noch besondere Vorteile durch seine Dichtigkeit.
Abb. 7. Einleiter-Endverschluß für 150 kV.
Die Verkleinerung der Abmessungen wird auch durch
die Tatsache ermöglicht, daß sich die einzelnen Adern des
H-Kabels aus dem Verband des Kabels lösen lassen, ohne
daß an den elektrischen Feldverhältnissen eine Änderung
eintritt. Im Gußgehäuse des Endverschlusses wird ledig-
lich eine Aufteilung der Adern des Kabels vorgenommen:
der Abschluß der Metallisierung sitzt, wie gleich noch
£ezeigt werden soll, im Isolator selbst.
Abb. 8& Horizontal-Endverschluß für 150 kV Gleichstrom’.
Bei Endverschlüssen für H-Kabel wird man das
Innere des Isolators so geräumig halten, daß man den
Metallisierungsabschluß darin unterbringen kann. Abb.)
zeigt das Innere eines Einleiter-Endverschlusses für
metallisierte Kabel mit Hartpapierisolatoren. Die Metal-
lisierung wird bis zum Sprühschutzring auf der Wickel-
keule geführt und endet also im Innern des Isolators
oberhalb des Gußteiles (um dies zu veranschaulicher.
ist in der schematischen Abb. 5 die Keule besonders hoch
gesetzt). Durch diese Maßnahme wird die Stelle, wo die
Ader aus dem Gußgehäuse in den Isolatorraum übertritt,
elektrisch stark entlastet und fast feldfrei. Bei anderen
Endverschlüssen ist es notwendig, an dieser Stelle einen
Durehführungsisolator zu verwenden, der die Ader zen-
trisch führt. Dies geht aus Abb. 6 deutlich hervor, die
eine frühere Konstruktion eines Endverschlusses für 25 kV
wiedergibt (vgl. Abb. 4, rechts). Die Metallisierung
der Kinzeladern endet hier mit einem Sprühschutztrichter
im Innern des verhältnismäßig großen Gußgehäuses. Da
die Ader von da ab keine Metallisierung mehr trägt.
müssen Durchführungsisolatoren verwendet werden, die
weit in das Gußgchäuse hineinragen und die Ader
zentrisch im Flansch führen. Hier liegt also an der
Stelle, wo die Ader im Isolator aus dem Gußgehäuse
tritt, zwischen Ader und Befestizungsflansch des Isola-
tors die Phasenspannung. Bei der neuen Konstruktion
ecmäß Abb. 5 ist jedoch diese Stelle praktisch feldfrei.
daher spielt es auch gar keine Rolle. ob die Ader im
Flansch zentrisch verläuft oder nicht. Für die elektri-
sche Sicherheit würde es sogar gar nichts ausmachen,
wenn die metallisierte Aderoberfläche den inneren Flansclı
berühren würde. Abb. 7 zeigt das Innere eines in dieser
Art ausgeführten horizontalen Einleiter-Endversehlusses
26. Dezember 1929
an einem kürzlich für eine Gleichrichteranlage geliefer-
ten 150 kV-Kabel. Aus räumlichen Gründen mußte der
Endverschluß waagerecht befestigt werden. Zwei Rohre
aus bakelisiertem Hartpapier tragen von der Decke aus
den Endisolator (Abb. 8). Am linken Ende ist der Ein-
füllstutzen für die Füllmasse sichtbar. Das Kabel selbst
ist dadurch bemerkenswert, daß es einen nach Art eines
konzentrischen Kabels geteilten Leiter besitzt, der hoch-
EES den Heizstrom für die Gleichrichterröhren
rt.
Abb. 10. Innenraum-Endverschluß
für 60 kV.
Abb. o Dreifach-End-
verschluß für 60 kV.
Gegen die Verwendung von bakelisiertem Hartpapier
sind oft Einwände erhoben worden, sie sind jedoch gegen-
standslos, nachdem die Praxis die vollkommen einwand-
freie Brauchbarkeit von
Stützern und Durchführungen
aus Hartpapier für Höchst-
spannungsanlagen erwiesen
hat. Statistiken beweisen so-
gar, daß die Zahl der Defekte
und Störungen bei Hartpapier-
isolatoren nur einen Bruchteil
derer bei Porzellan beträgt.
Vorausgesetzt wird natürlich
Hartpapier von einwandfreier
Beschaffenheit.
Freiluft-Endverschluß
für 60 kV.
Abb. 11.
Abb. 12. Wickelkeule im
Endverschluß für 100 kV.
Bei einem Endverschluß für H-Kabel von 60 kV mit
Isolatoren aus Hartpapier beträgt die Höhe des Gußteiles
(ohne Stativ) nur 46 cm (Abb.9). Den Einbau der zu-
bereiteten Kabelspitzen in das Gußgehäuse bei einem
60 KV -Kabel zeigt Abb. 10: mittlere Ader ohne, linke Ader
mit Isolator, rechte mit Isolator und Sprühschutzkappe.
Abb. 11 gibt einen Freiluft-Endverschluß für gleiche Span-
nung wieder. Bei den H-Kabeln läßt sich, wie schon oben
gesagt, jede Ader aus dem Verbande des Kabels lösen;
diese Eigenschaft ermöglicht die Konstruktion von so-
genannten Dreifach-Endverschlüssen, wie sie auch von
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52
` nach
1871
anderer Seite? vorgeschlagen sind: Das Dreileiterkabel
wird bis zu einer Aufteilungsmuffe aus Blei geführt, die
drei metallisierten Einzeladern laufen von da getrennt
bis zu Einleiter-Endverschlüssen. Geschützt sind die Adern
durch übergeschobene und angelötete Bleirohre. Nach der
Montage werden alle Hohlräume der Endverschlüsse, Rohre
und Aufteilungsmuffe durch Vakuum mit heißer Kabel-
imprägniermasse gefüllt. Die Vorteile dieser Art End-
verschlüsse für höhere Spannungen liegen darin, daß man
jede Phase für sich dorthin führen und endigen lassen
kann, wo es gerade die örtlichen Verhältnisse bedingen.
Man kommt mit dei Stück Einleiter-Endverschlüssen aus,
spart das große Gußgehäuse und Füllmasse. |
Abb. 13. Bleimuffe für Dreimantelkabel.
A
Die Wickelkeule im Endverschluß einer Phase eines
Drehstromsystems von 100 kV ist in Abb. 12 wieder-
gegeben. Die Keule ist 350 mm lang und 100 mm dick.
Neben der Spitze steht der Isolator mit Sprühschutzkappen,
der aufgesetzt wird.
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Abb. 14. Dreimantelkabel mit Endverschlüssen in einer Freiluft-
station für 60 kV.
Neuerdings gewinnen Kabel mit bleiumpreßten Einzel-
adern (Dreimantelkabel) immer mehr an Bedeutung. Die
zusätzlichen Bleimantelverluste sind hier zwar etwas
höher als bei normalen Kabeln, man nimmt sie aber gern
in Kauf gegenüber den Vorteilen dieses Kabeltyps: Da
das Kabel aus drei Einleiter-Bleikabeln verseilt ist, hat es
große Biegsamkeit; es läßt sich ferner in großen Längen
herstellen und bietet bei Anwendung der Metallisierung
Höchstädter die gleichen Vorteile wie die
H-Kabel, d. h. geringe dielektrische Verluste, Ionisierungs-
freiheit, Stabilität im Betriebe, höhere Belastbarkeit. Die
Muffen für solche Kabel werden in der Form ausgebildet,
wie sie Abb. 13 zeigt: Die drei einzelnen Bleimäntel der
Adern enden in Ansatzstutzen einer gemeinsamen Blei-
muffe, die die drei metallisierten Verbindungstellen um-
schließt. Die Verbindungstellen selbst werden hergestellt
wie oben beschrieben (vgl. Abb. 1 u. 2). Die Anwendung
eines gemeinsamen Bleigehäuses für alle drei Adern hat
den Vorteil, daß nach der Montage alle drei Adern gleich-
zeitig in einem Prozeß mit Vakuum zur Imprägnierung
behandelt werden können. Die Bleimuffe erhält ein in
Abb. 13 nicht dargestelltes eisernes Gußgehäuse, das der
Muffe einen stabilen mechanischen Schutz gibt. Bei den
Endverschlüssen von Dreimantelkabeln ist ein mit Isolier-
masse gefülltes Gehäuse nicht nötig. Man ist in der Lage,
jedes der drei Einzelkabel mit einem Einleiter-Endver-
schluß abzuschließen, der sich ja durch seine symmetrische
Einfachheit auszeichnet. Abb. 14 zeigt den Abschluß eines
für eine Freiluftstation gelieferten Dreimantelkabels für
2 Vgl. DRGM. 954566 der AEG, siehe a. ETZ 1923, 8. 297.
BERG e ml dep mm Dar ft. ME ae ER
1872
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
26. Dezember 1929
60 kV: Abb. 15 gibt den Zusammenbau unterhalb der Sam-
melschienen der zugehörigen Innenraum-Endverschlüsse
wieder, die aus offenen Tragrahmen? mit Einleiter-Endver-
schlüssen bestehen. (Durch Belastungsversuche wurde
übrigens dargetan, daß Gußeisen als Material für diese
Endverschlüsse bis zur mittleren Stromstärke von 150 bis
200 A unbedenklich verwendet werden kann. Bei höheren
Stromstärken erhält der Tragrahmen zur Befestigung der
Isolatoren Einsätze aus unmagnetischem Material.)
Abh. 15. Innenraum-Endverschlüsse für Dreimantelkabel für 60 kV.
Vielfach ist es zweckmäßig, die Adern des Kabels je
nach den örtlichen Verhältnissen einzeln enden zu lassen,
so daß man sie nach Wunsch montieren kann, in anderen
Fällen ist es angebracht. als Endverschluß des ganzen
Kabels eine konstruktive Einheit zu besitzen. Beiden An-
forderungen genügt der kombinierte Abschluß eines
Kabels mit bleiumpreßten kinzeladern (Abb. 16). Er be-
steht aus einem Trag-
rahmen mit abnehm-
baren Einleiter-Endver-
schlüssen. Einmal läßt
er sich als Ganzes ver-
wenden. wie ces die
rechte Hälfte des Bildes
zeigt, anderseits lassen
sich die abnehmbaren
Einzelendverschlüsse so
montieren, wie es den
örtlichen Bedingungen
entspricht. Diesen Kon- Abb.1& Kombinierter Abschluß für
struktionen sind fol- Dreimantelkabel.
gende Vorteile eigen-
tümlich: geringes Gewicht. daher leichte Montage, gerin-
ger Platzbedarf, Übersichtlichkeit. kleiner Bedarf an Ver-
wußmasse.
Über die Prüfungen. die man an Neukonstruk-
tionen von Garnituren vornehmen wird, sei zum Schluß
noch folgendes gesagt. Die Anforderungen. die an die
Garnituren gestellt werden, müssen die gleichen sein wie
bei dem Kabel selbst. für das sie bestimmt sind. Bei einer
Spannungsprüfung sollen sie also mindestens die gleiche
Spannunegsfestigkeit wie das Kabel selbst besitzen. Probe-
weise fertiggestellte Garnituren werden zunächst also
auf Spannungsfestigekeit geprüft. Bei den Endver-
schlüssen wird die Spannung mehrere Male bis zum
Überschlag gesteigert, ohne daß sich Schäden ergeben
dürfen Ein gutes Kriterium für Muffen geben die
dielektrischen Verluste. Obgleich die zusätzlichen Watt-
verluste der einzelnen Muffe auf eine größere Kabellänge
wenig ausmachen und kaum von den eigentlichen Kabel-
verlusten zu trennen sind, so liefert doch die Verlust-
kurve, aufgenommen an kurzen Kabelstücken mit einge-
bauter Muffe, ein gutes Bild über den Zustand der Muffe,
weiter aber auch über die Arbeitsweise und die Eignung
des jeweiligen Monteurs.
3 Vgl. ETZ 19%, 8. 310.
Kine scharfe Prüfung, die den Betriebsverhältnissen
recht nahe kommt und sich mit verhältnismäßig einfachen
Mitteln durchführen läßt, besteht in periodisch abwech-
selnder Strom- und Spannungsbelastung. Das Kabel wird
mit seinen Garnituren zunächst mehrere Stunden mit dem
höchstzulässigen Strom belastet, bis es vollkommen durch-
gewärmt ist, und hierauf mit der 1,5-... 2fachen Betriebs-
spannung bis zur vollkommenen Wiederabkühlung ge-
spannt. was ebenfalls mehrere Stunden in Anspruch nimmt.
Kann diese Prüfung neben den bereits erwähnten mehrere
Tage lang ohne Fehler durchgeführt werden, so darf man
von der Güte aller Teile überzeugt sein.
Der Einbau der Garnituren auf der Strecke fordert
naturgemäß ein sehr gut ausgebildetes Monteurpersonal.
wenn nicht eine ganze verlegte Kabelstrecke wegen un-
sachgzemäßer Montage der Garnituren gefährdet sein soll.
(Neuerdings gehen die Bestrebungen dahin, die mensch,
liche Handarbeit bei der Muffenherstellung dureh rein ma-
schinelle Methoden überflüssig zu machen.)
Beiläufixr sei bemerkt, daß aus diesem Grunde die AG.
Kabelwerk Duisburg ihren Prüffeldern eine Monteur-
schule angegliedert hat, in der die Streckenmonteure
mit den neuesten Arbeitsmethoden vertraut gemacht wer-
den, die zur Herstellung von hochwertigen Verbindungen
in Muffen üblich geworden sind. Nach erfolgter Unter-
weisung werden in der Schule von den Monteuren Probe-
muffen in Kabelstücke eingebaut und Eindverschlüsse an-
gebracht, die nach Fertigstellung den oben geschilderten
Prüfungen unterzogen werden. Für die Streckenmontage
werden schließlich nur solehe Monteure gewählt, die die
ihnen aufgegebenen Probemontagen — mehrere Muffen
und Endverschlüsse verschiedenen Typs — einwandfrei
ausgeführt haben.
Freiiuftaniagen in Frankreich.
Man war im Jahre 1921 in Frankreich noch der
Meinung, daß Freiluftanlaxgen bei Spannungen unter
100 kV nicht in Frage kämen. Jedoch schon im
Jahre 1923 verwendete man auf Grund der amerikani-
schen Praxis Freiluftanlagen mit Spannungen bis 33 kV.
Im Jahre 1925 benutzte man die Freiluftanlagen jedoch
schon bei Spannungen von 15 und 5 kV. S. Teszner!
beschreibt die Anlage Bully-les Mines, die mit den eben
erwähnten Spannungen seit dem Jahre 1925 mit gutem
Erfolge arbeitet. Obwohl für die Apparate auf der AEN,
Seite Konstruktionen Verwendung fanden, die sonst bei
Betriebspannungen von 33 kV benutzt werden, ergab sich
doch bei der -Anwendung einer Freiluftanlage noch eine
Ersparnis von 10% gegenüber einer Gebäudestation. Der
Gesamtaufbau dieser Freiluftanlage bietet an sich nichts
Neues, denn es handelt sieh um einen Hechbau mit Gitter-
masten, der in Deutschland nur in Ausnahmefällen ge-
baut wird. Die Trennschalter z. B. sitzen in einer Hoi:
von 6..10m. Die Sammelschienen sowie die übrigen
Verteilungsleitungen sind aus Kupferrohr hergestellt.
Der Verfasser weist darauf hin, daß infolge der guten
Erfahrungen, die man in Frankreich allgemein mit den
Freiluftanlagen gesammelt hat, auch in tropischen Gegen-
den derartige Konstruktionen verwendet werden. iz
Frankreich werden fast ausnahmslos die Freiluftanlageu
in zwei oder drei Stockwerken über der Erde ausgeführ:.
Verfasser weist auch auf die deutschen Anlagen hin, die
in ihrem Gesamtaufbau, namentlich hinsichtlich der
Kisenkonstruktionen, viel ruhiger wirken als die franzö-
sischen und amerikanischen Bauarten. Um diese Tatsaechr
zu zeigen, werden in dem Artikel die Freiluftanlagen in
(tößnitz und Wildau im Querschnitt gezeigt’.
Zum Schluß beschreibt der Verfasser noch die grobe
Freiluftanlage „La Neuveville”“ bei Nancy, die in der be-
kannten Hochbauweise mit Gitterträgern ausgeführt
wurde. Sie arbeitet mit einer Spannung von 120/65 ki
und hat eine Grundfläche von 220-47m. Die Sammel-
schienenverbindungzen sind aus Stahlröhren hergestellt
und die schweren Apparate wie Transformatoren und ol.
schalter sind in der üblichen Weise auf Betonsockeln
montiert. Der Verfasser erwähnt auch noch die in Ir,
lien ausgeführten Freiluftanlagen, über die ein Dach ge-
setzt wurde, und bemerkt dazu, daß man in Frankreich
von diesen Konstruktionen abschen würde.
Die klare, sachliche und objektive Darstellung des
Verfassers ist anerkennenswert. Pr.
1 Génie eivil Bd. 94, 8. 1.
2 Vgl. ETZ 1928. N. 382.
26. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
1873
Untersuchungen über dielektrische Verluste bei Dauerbeanspruchung und verschiedenen
Temperaturen.
(Mitteilung aus dem Hochspannungslaboratorium der Technischen Hochschule in Delft.)
Von H. W. L. Brückman, Delft (Holland).
Übersicht. Es wird ein Apparat zur Untersuchung
dielektrischer Verluste bei verschiedenen Druck- und Tem-
peraturverhältnissen beschrieben. Weiter wird über Ver-
suche berichtet, die mit diesem Apparat an Gummi und Öl
unter Abschluß von Luft oder Sauerstoff ausgeführt wurden,
und es wird versucht, für die wahrgenommenen Erscheinun-
gen eine Erklärung zu geben. Zwischen den bei Kabelisolier-
ölen gefundenen Eigenschaften und bekannten Betriebs-
unfällen im Kabel wird ein Zusammenhang herzustellen ver-
sucht.
L
Noch immer ist das Bedürfnis nach einem unter ver-
schiedenen Betriebszuständen widerstandsfähigen Isolier-
stoff nicht endgültig befriedigt und es ist also sehr nötig,
die Eigenschaften der Isolierstoffe noch eingehender zu
untersuchen, als es bis jetzt der Fall war. Hierzu wäre
in erster Linie zu bemerken, daß man nicht nur bei Um-
vebungstemperatur untersuchen soll, sondern daß auch für
höhere Temperaturen, mindestens bis 100°, bekannt sein
muß, wie sich die isolierenden Eigenschaften der Stoffe
ändern. Weiter ist der große Einfluß der umgebenden
Atmosphäre zu beachten.
Abh. 1.
Kessel für dielektrische Verlust-
messungen (geschlossen).
Will man sich auf Untersuchungen der Ilsolierfähigkeit
durch dielektrische Verlustmessungen beschränken, Su
braucht man einen in ein geschlossenes Gefäß eingebauten
Kondensator. Um auch die dielektrischen Umstände so ein-
ach und übersichtlich wie möglich zu machen und die
physikalischen Erscheinungen nicht durch Nebendinge zu
trüben. ist es weiter nötig. die Untersuchungen in einem
homogenen Felde vorzunehmen (planparallele Konden-
. satorbeläge). Meist werden die dielektrischen Verluste in
einer Wechselstrombrücke untersucht. Obgleich auch bei
den vorliegenden Untersuchungen diesem Wege gefolgt
wurde, darf nicht unerwähnt bleiben, daß in vielen Fällen
dieses Verfahren unnötig umständlich ist; eine gewöhn-
liche Isolationsmessung, aber in demselben elektrischen
Felde, ist öfters genau so aufschlußreich und, wenn man
hochgespannten Gleichstrom zur Verfügung hat, wegen
der Verwendungzsmöglichkeit von Drehspulgalvanometern
einfacher und genauer. Im Laufe des Aufsatzes wird
noch darauf zurückzekommen.
Das benutzte Kondensatorgefäß ist in Abb. 1 und 2
geschlossen und geöffnet dargestellt. Der Kessel ist
druckfest für 20 at und hat verschiedene Durchfüh-
rungen, eine oben sichtbare für die Einführung von
Spannungen bis zu 50 kV in den Kessel, weiter
unten eine ebenfalls schr gut isolierte, durch die der
Abh. 2. Kessel flir dielektrische Verlust-
messunken, geöffnet, mit Kondensator.
untere Kondensatorbelag mit der Meßeinrichtung ver-
bunden werden kann. Weitere Durchführungen dienen
der Stromzuführung an die Heizspirale und der Tempe-
raturmessung mittels Thermoelemente. Der Kessel kann
mit in Vakuum getrockneten Ölen oder mit Gasen unter
Druck gefüllt oder aber auch evakuiert werden. Von den
beiden planparallelen Flächen des Kondensators kann die
obere durch Mikrometerschrauben auf einen gewissen
Abstand von der unteren eingestellt werden. Der untere
Belag ist nach Price ausgeführt, d. h. der mittlere Teil
(12 em Dmr.) ist zu der Meßeinrichtung geführt und
der Rand kann geerdet oder auch auf das Potential
des Vibrationsgalvanometers gebracht werden. Da eine
mögliche Erwärmung des Isolierstoffes durch das elek-
trische Feld selbst und durch Stromwärme möglichst wenig
Temperatursteizerung im Kondensator erzeugen soll, ist
die Wärmekapazität der aus diekem Messing bestehenden
Beläge groß gewählt und für gute Wärmeabfuhr durch
Konvektion und Strahlung Sorge getragen worden.
Als Isolierstoff für Meßkondensator und Kessel wur-
den verschiedene Stoffe versucht, wobei sich wieder die
Notwendigkeit der auszuführenden Untersuchungen da-
dureh ergab, daß nach längerer oder kürzerer Zeit das
Gerät durch Durchschläge oder
durch allmählich entstehende Leck-
widerstände unbrauchbar wurde.
Letztere Fehler sind insofern bce-
sonders unangenehm, als sie die
Meßergebnisse nur fälschen, nicht
aber die Messung an sich unmöglich
machen. Im allgemeinen war daher
unsere erste Erfahrung, daß es ein
wirklich brauchbares Material für
Abb. 3. Dielektrische Verluste von
wasserhaltigem Öl.
Hochspannung von 30 ... 50 kV/cm. einen Druck von einigen
Atmosphären und Temperaturen bis 120° nicht gibt; zum
Schluß waren alle anderen 1solierstoffe aus dem Kessel
wieder verschwunden außer Porzellan und Quarz, deren
Bearbeitbarkeit nicht eben bewundernswert ist.
IL
Zuerst seien einige Untersuchungen an Gummi
und Gutta erwähnt. Gummiplatten von 2...5 mm Dicke,
wie sie für isolierte Drähte Anwendung finden, wurden
in den Apparat gebracht, dieser evakuiert und durch
Phosphorpentoxyd getrockneter Stickstoff von einigen
Atmosphären Druck in den Kessel gelassen. Anfänglich
werden dann in Feldern von 10...30 kV/cm für den tg ô
Werte gefunden, die für die Hochspannungstechnik sehr
zufriedenstellend sind, aber schon nach einigen Stunden
beginnen die Werte zu steigen und nach einigen Tagen
unter Spannung muß in allen Fällen ausgeschaltet wer-
den, weil die Verluste derart angewachsen sind, daß ent-
weder der speisende Hochspannungstransformator über-
lastet wird oder auch trotz der großen Wärmekapazität
und zuten Wärmeabfuhr des Kondensators die Tempera-
tur nicht mehr konstant zu halten ist. Öffnet man nun
die Apparatur und untersucht nach dem ersten Ansteiren
1874
des Verlustwinkels das Material, so kann man unter dem
Mikroskop oder nach längerer Spannungsbeanspruchung
mit bloßem Auge in und auf dem Isolierstoff, der anfäng-
lich weißgrau ist, braune Flecke wahrnehmen. Hat man
den Versuch länger dauern lassen, so sieht man, daß
unter dem Einfluß des Feldes das Gummi seine chemische
Zusammensetzung offenbar völlig geändert hat. Es sieht
aus, als ob ein Verrottungsprozeß in dem Material statt-
gefunden habe, die kranken Stellen sind nicht mehr fest,
das Gummi ist dort mehr oder weniger flüssig geworden
wie Pech. Es ist deutlich, daß man auf diese Weise den
sich bei einem Durchschlag abspielenden Vorgang auf
halbem Wege unterbricht, denn der ganze Durchbruch-
prozeß geht jetzt allmählich vor sich; wenn das Gummi
im Kondensator derart verändert worden ist, was je nach
Qualität. in wenigen Stunden oder Tagen der Fall sein
kann, isoliert es wohl noch, aber nicht mehr wie im An-
fang wie ein Hochspannungsmaterial, sondern eher wie
Holz oder Fiber. Der Versuch lehrte oder vielmehr be-
stätigte also zwei Tatsachen: Gummi ist für Hochspan-
nung unbrauchbar und Luft oder Sauerstoff spielen hier-
bei nicht die Rolle, die man ihnen gewöhnlich beimißt,
denn dieser Versuch war ja unter vollständigem Ab-
schluß von Luft und Sauerstoff aus-
geführt. Wir werden weiter unten
noch Gelegenheit haben, auf die che-
mische Wirksamkeit des elektri-
schen Feldes zurückzukommen.
Abb. A Dielektrische Verluste von diek-
Hüissigem in und dünntlüssigem (8 Öl.
III.
Merkwürdig sind auch die Erscheinungen bei der
Untersuchung von Ölen. Schon Möllinger hat in
seiner Dissertation darauf hingewiesen!, daß die Verluste
mit der Zeit abnehmen (Abb. 3). Tatsächlich können
die Verluste (tg 8) von einigen Prozenten bis zu einigen
Promille abnehmen, wenn man nicht sehr sorgfältig ge-
trocknetes Öl anwendet. Dann wird die anfänglich große
Arbeitsaufnahme des Isoliermaterials dazu verwendet,
die Wasserteilchen nach den Elektroden wandern zu
lassen, wofür in dem dickflüssigen Öl natürlich Reibungs-
arbeit erforderlich ist. Es läßt sich auch feststellen, daß
der Ruhezustand später eintritt, wenn das Öl dickflüssirer
ist; ist aber das Öl so dick, daß Bewegung nicht mehr
möglich ist, so tritt der Ruhezustand ebenfalls schon nach
kurzer Zeit wie bei sehr dünnflüssigen Ölen ein. Aber
auch wenn das Öl mehr oder weniger vollständig trocken
ist, verzeht doch noch immer eine gewisse Zeit (je nach-
dem Minuten, Stunden, auch wohl Tage, wenn das Öl
stark verunreinigt ist, z.B. durch Fasern). während wel-
cher die Verluste sich stark ändern: auch diese Ande-
rungen können dem mechanischen Arbeitsverbrauch durch
innere Reibung der sich im Felde einstellenden Teilchen
mit verschiedener Dielektrizitätskonstante zugeschrie-
ben werden (Abb. 4).
Daß Viskosität und innere Reibung hier eine Rolle
spielen, sogar eine ausschlaggebende, wenn man nicht
aufpaßt und nicht mit genügender Geduld auf den Be-
harrungszustand wartet, kann man auch bei Verlust-
messungen bei verschiedenen Temperaturen bemerken.
Bei sinkender Temperatur müssen der Theorie nach die
Verluste Kleiner werden, also tgd sinken (Abb. 5), aber
oft wird man bemerken, daß tz A bei fallender Tempera-
tur steigt, nur weil durch Viskositätsänderunz die innere
Reibung steigt, und je ungleichmäßiger das Feld oder je in-
homogener das Öl ist, je mehr Verlustwinkel und Viskosi-
tät zusammenhängen, um so mehr sind die zefundenen
Werte bei verschiedener Frequenz und bei Gleichstrom
verschieden.
Man kann dieses Phänomen mit dem Isolationszustand
eines sich einstellenden Elektrometers vergleichen.
Ist das Klektrometer, das wir mit sehr guter Isolation
voraussetzen, in Ruhe, so messen wir tgd=0, ist aber
ı Möllinger, Dissertation T. H. Darmstadt 192%.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
26. Dezember 1929
der Zeiger in Bewegung, so wird durch das Meßsystem
Arbeit aufgenommen und wir werden für Le A während
der Bewegung einen größeren Wert finden. Durch dieses
Beispiel erklärt sich auch, daß bei Spannungsänderung
von neuem eine Inkonstanz beginnt, bis sich das neue
Gleichgewicht eingestellt hat. Diese Gleichgewichtslage
kann auf verschiedene Weise erreicht werden; die An-
fangskurve für tgô ist also kaum reproduzierbar und
auch für verschiedene Frequenzen verschieden. Der End-
wert aber, der im Beharrungszustand auftritt, ist immer
auf denselben Isolationswert zurückzuführen, den man
auch bei Gleichstrom nach dem Erreichen eines konstanten
Ausschlages des Galvanometers mißt (Abb.6).
Aus dem Vorhergehenden kommt man also zu folgen-
dem Schluß. Die Arbeitsverluste, die man dielektrische
Verluste nennt, kann man in zwei Gruppen einteilen,
u. gw:
1. Transiente oder vorübergehende Verluste, das sind
Arbeitsaufnahmen im Dielektrikum, die vornehmlich
davon herrühren, daß die elektrische Energie sich
leicht in andere Energieformen umwandelt (mecha-
nische Arbeit, Wärme, potentielle Energie im
Schwerkraftfelde). Diese Verluste sind von der
tg d LIU lg R
Eu z
BEE HH
Uert)
TERES
S Sp Gg
m eE EE
RE
H
pmm
A
Abb. 5.1[Dielektrische Verluste bei rer
schiedenen“ Temperaturen (Einfluß der
Viskositätsänderung).
Ban
REN
En
E
PHHH
Lige CES
ATELIER,
40
Abb. 6. Dielektrische [Verluste bei ver-
schiedenen Temperaturen Endwerte und
die aus tg ô berechneten Werte für den
Widerstand».
Frequenz abhängig und ziemlich harmlos, jedoch
mindern sie den Wert der VerluStbestimmung als
Qualitätsmessune. Auch Umwandlungen in chemi-
sche Energie können auftreten; sie führen zur Zer-
störung des Materials. NW
2. Stationäre oder Widerstandsverluste, das sind rein
Joulesche Verluste, die von der Frequenz bis zu
sehr großen Periodenzahlen unabhängig sind. Maß-
gebend für die Qualität des Isolierstoffes sind sie
nur dann, wenn unter den erstgenannten Verlusten
keine chemischen Umwandlungen vorkommen.
IV.
Die auf diese Weise gemessenen Größen — bei
Gleichstrommessung als Isolationswiderstand, bei Wech-
selstrommessung als dielektrischer Verlust (tg) be-
zeichnet — sind für die Qualitätsbestimmung nur wenig
brauchbar. Bei an sich guten Isolierstoffen ist es kaum
möglich, auf diese Weise brauchbare Qualitäten von den
weniger brauchbaren zu unterscheiden. Die Unterschiede
kommen vielmehr erst zutage, wenn man die Messung auf
höhere Temperaturen ausdehnt.
Man kann Stoffe aussuchen, die alle bei 10...20°
einen Verlustwinkel von nicht mehr als 2...5% haben.
d.h. bei denen der Wattstrom nur 2...5 Tausendstel des
Verschiebungstromes beträgt; schon bei 40° kann aber
dann das eine Material einen Wattstrom gleich dem Ver-
schiebungstrom, die anderen einen zweimal so großen
Wert haben, während bei einem dritten teö nur 5%
ist. Man kann dann Zustände erreichen (bei Kabel-
isolierölen z. B. bei 110...120°), bei denen der Isolier-
widerstand so klein wird, etwa 10° Q/mm/cm?°, daß die
eizene Joulesche Wärme im Material genügt oder sogar
schon zu groß ist, um die Wärmeverluste des Apparates
zu decken. Dann heizt also die Spannung den Isolierstoff
von selbst und es folgt mehr oder weniger schnell ein
Durchschlag, weil ein labiler Zustand eingetreten ist.
Auf diese Weise kann man Öl, das erst auf etwa 120 ° an-
xewärmt ist, in ein paar Tagen durchschlagen, da durch
die Hochspannungsauelle in das Öl etwa 10 W geliefert
werden (10 kV, 10’Q Widerstand des Kondensators).
Auch kann man durch Erwärmung die chemische Zu-
sımmensetzung der Isolierstoffe ändern; bei der Abküh-
lung treten dann nicht wieder dieselben niedrigen Werte
wie zuvor auf und diese Tatsache ist für die Qualitäts-
26. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
1876
bestimmung sehr wichtig. Damit erklärt es sich auch, daß
ein Kabel unter Betriebspannung, das einmal durch Über-
lastung oder sonstwie eine zu hohe Temperatur bekommen
hat, durch Selbstheizung des Isolierstoffes erst längere
Zeit nach dem Auftreten der Belastung durchschlägt.
V.
Es wird klar sein, daß bei dem Vorhergehenden
Gas- oder Luft- oder Vakuumblasen im Isolierstoff gar
keine Rolle zu spielen brauchen. Doch ist es, besonders
bei Kabelisolierstoffen, sehr interessant, auch den Ein-
fluß der eingeschlossenen Gase zu untersuchen. Ist das
Gas atmosphärische Luft, so tritt eine fortwährende
Wasserabsorption ein. Dann nehmen also allmählich die
Verluste zu und ein Durchschlag ist unabwendbar. Aber
auch Gasabsorption kann schädlich sein, und sogar, wenn
gar kein Sauerstoff anwesend ist und sich nur inerte Gase
im Isolieröl befinden, kann man beobachten, daß die Ver-
luste durch im Öl gelöstes Gas steigen. Evakuiert man
dann den Kessel wieder und läßt von neuem Stickstoff
zu, so sind die Verluste wieder kleiner geworden und
die Zunahme beginnt von neuem. Diese Lösung von
Gasen in verschiedenen Ölen ist allerdings unangenehm, `
viel unangenehmer ist aber noch die indirekte Folge,
daß durch das Lösen in dem Raum, in dem sich das Gas
zwischen den Isolierstoffen befand, der Gasdruck und
dann die dielektrische Festigkeit abgenommen haben. Die
Löslichkeit ist auch sehr von der Temperatur abhängig;
bei hoher Temperatur wird zwar weniger Gas gelöst,
aber durch die dann größere Flüssigkeit der Öle werden
die Gase tiefer in den Isolierstoff eindringen, da sie leich-
ter diffundieren können. Nach längerer Zeit, denn auch
diese Lösung geht langsam vor sich, kann in den luft-
leeren Blasen, die vorher Gas enthielten, Ionisation statt-
finden; außerdem ist schon in der Umgebung der Blasen
das Isoliermaterial durch die gelösten Gase schlechter ge-
worden und hier entstehen dann „hot spots“, verbrannte
oder jedenfalls verkohlte Stellen, und schließlich folgt der
Durchschlag, wenn nicht schon vorher, gewarnt durch die
Zunahme der Verluste, das Kabel außer Betrieb ge-
nommen wurde. Ein solcher Durchschlag kommt aber nur
für den „plötzlich“, der sich nicht durch regelmäßige Ver-
lust- oder Isolationsmessung bei Betriebspannung davon
überzeugt hat, daß diese Größen normal geblieben sind.
Untersuchung der Abschaltvorgänge in Schmelzsicherungen und Installations-Selbstschaltern
bei Kurzschlüssen in elektrischen Verteilungsanlagen mit Querschnitten bis zu 6 mm? bzw.
Sicherungen bis 25 A.
_ (Im Auftrag der Unterkommission für I.-S.-Schalter des Verbandes Deutscher Elektrotechniker.)
Von C. Paulus, Oberbaurat, München.
(Schluß von S. 1835.)
Die Oszillogramme der Kurzschlußversuche 9... 12
(Tafel B) wurden vom Elektrischen Prüfamt 3 Mün-
chen in einer Gleichstrom-Hausinstallation (großes Schul-
gebäude) mit 234 V Spannung aufgenommen. Die Steig-
und Verteilungsleitung vom Hausanschluß bis zum Unter-
zähler hatte einschl. der dazwischengeschalteten Apparate
einen Ohmschen Widerstand von 0,11Q und eine Induk-
tivität von etwa 1,5 mH. Die Versuche wurden mit Unter-
TafelB. Oszillographische Kurzschlußaufnahmen bei 234V Gleichstromin ciner
ausinstallation.
a Straßenverteil.-Kabel
db Hausanschluß 2DIV-
Stöpsel 100/500
e 2<165 m NGA 70 mm?
1.21solierr.3mmDmr.
d e Is. F. 100 A,
220 V. 2
e Hebelschalter k Abzweigklemme
1. Obergeschoß
fe 2 Dz IV, 80/500 2 Dz III, 35/500
l
2x NGA 70 3
g i. Ken Duck 23 Dar. m Unterzähler. 4 m NGA
6 mm
h Abs weige mme Erd- n Doc oder Elfa-
25 m NGA escho a Automa
35 mm? in 2 Isolierr. i 6m NGA 70 mm?in o 1 m NGA 15 mm!
23 mm Dr. 2 Isolierr. 3 mm Dmr. p Kurzschlußstelle
Versuchsreihe I: DII-Stöpsel 500 V.
Kurzschluß über einen D
er 10 A 15 A
6A
‚027 2 b. Nennstrombelastung 0,0199 b. Nennstrombelastung
0,05 Q bei Nennstrombelastung ; ‘
_0,2 Q beim Abschmelzen _0,11 H beim Abschmelzen 0,076 9 beim Abschmelzen
-Stöpsel für
Zusammensetzung
des Kurzschlußstromkreises Kurs | Über Zeitdauer |
schluß- | span- his zum
strom nung . Abschmelzen
dk Amp. | Ey Volt | t/1000 Sek. |Jg Amp.! Ey Volt !t/1000Sek.! J, Amp. Ee Volt t/10008ek.
Unterzähler-Induktivität = 1,5 mH
10. Hauptitgn. + Hauptzħhler + DIV-Patr.. 0,0557 Q
Verteilungsleitungen + D III-Stöpsel 0O54 n
Long]
Ohne Unterzähler
Versuchsreihe II: Elfa-Il-S.-Schalter 250 V (thermisch-elektromagnetische Auslösung).
Zusammensetzung
Kurzschluß über einen Elfa-]l.-8.-Schalter für
6 A (0,11 D
10 A (0,05 9ı 15 A (0,08 9)
des Kurzschlußstromkreises Beeler? e aus: |
strom nung | Abschmelzen
dr Amp. | Ex Volt| 1/1000 Sek. j| Jọ Amp. | Ee Volt |t,1000Sek.| Jọ Amp. | Ee Volt |t/1000Sek.
| |
11. Hauptltgn. + Hauptzähler + DIV-Patr.. 0,5579
Verteilungsleitungen + DIIl-Stöpsel.. . 0,054 „
Wh-Unterzähler 5 A 220 V. .... ._ II ` se Geo Se 157 260 4,3 ia 250 4,6
Unterzähler-Induktivität = 15 mH 167 146 4,4
200 8,7
12. Hauptltgn. + Hauptzähler + DTV-Patr.. 0,0557 0 266
Verteilungsleitungen + D Ill-Stöpsel. . 0,054 „ S > = 275 150 3,1 er 200 8,4
2,2 7
Done j| 178 140
Ohne Unterzähler
1876
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
26. Dezember 1929
Tafel C. Oszilllographische Kurzschluß
aufnahmen bei 285 und 565 V Gleichstrom
aus einer Batterie von 3000 Ah Kapazität (einstündig).
a) Kurzschluß über DII-Stöpse
I für 4, 6, 10, 15 und 25 A 500 V.
13 14
| | i Prüfspannung 385 V Gleichstrom Prüfspannung 565 V Gleich-
Wider- a b) strom
stand | "ei O o SC = = 7 Ee e
N beim z = Dr Ge ` KE ve Bee | ` N i SS Eer | d x
enn- a ETZ EN en SE E EN EZZ] eS ZN
t Ab- Së S SE = SR EZE SE E GE ¿Sasa S ER Es SE.
strom ı SSES Säi | E E TEL, 222% re CN, KEN e E
hmel-= E28 Eat e e AE e en bei E EALE e be Jee E Zeg: e | 2x5
schme E zer o geg ka ke wl E, e, u: - ie bo pen tæ > T. ` P— > ES (a
GE oS] ATES ze Su Feel 2er |. es Zus Leet 27% er Gr E Bemerkungen
Ä zen |e2:22 Ze | Zë ER: | 222m 2232) 5% SEH |225 | ZZE S& | 2:3
Base ses: SS | Bed ges íz] SS | BES Iësëz gE% SS SS
| ua ENSS | EZ Zë 5x7 SES ÉZ e Ze JI Esesi ER °T ës IS
' TERIER Pir mAT Eeer Ee E eer a Ee Ru E wel ege ES Es
AN3A s223 Sž l ST; ADEA EE E R23 | ZEZ] aJo Tg S25
SES EA SP TI eet E Ta J: Gëf Ehe PICKTZ SCEEA E7 zE”
e -S N Weg G KE LEE soem me E wees D Se P Rég S = nd
des D Stöpsels Le 7 CS S e E | ze E + ET ZE ET | zZ zl Le SE | = u er GG w E
zo | x SR i x =.
Amp. | Ohm | Ohm Ohm | Amp. Amp. Ohm Ohm | Anıp. QO A
| Nach den geltenden
4 0,30 0,55 0,85 Kurzschluß-Prütbestim-
| mungen für geschlossene
Schmelzsicherungen bis
6 0,20 0,55 0,75 2 A m der er Side
es urzsc rom-
kreises bei Gleichstrom
550 V auf 0,375 Q ab
10 OI [0,55 0,66 SE E ga neue
beträgt daher:
15 ' 0,076 | 0,55 | 0.026 gunn | c25 Eed 1466 A ohne Be:
„4
25 0,045 | 0,55 | 0,595 0,425 670 ege eier desStöp-
b) Kurzschluß über Elfa L-S.-Schalter für 6, 10, 15
15
Prüfspannung 35 V (Gileiehstrom
| a) b)
Q ' Z. ' da t ii Z. U - Dë ` ©
Wider- || 2% FTT 1 I'L E i
Nenn- Së Dr E = =x z%23 ZJESZ = e e
tand zes 2:8 e See ÆTT SS E LE SE
strom Fan Ei. 3277 SE 22 DIET SER s E EE
KENE EESt 27 =" oe Ont ES ze e
| SET: E ek Se SG e Ee E Ee ei rs Bemerkungen
- Ee Be EZ Zá e eS 24201 53 ză
| SE gSa] {E SES zias 2223, tZ Bis
Séier 3258| EZ Ste |595: 33%% Eë 2:2
ief LESE Eya] SE | Yes |LED szw. ZE 35%
es Elfa- ELE SS WS E: Ges =. zu Lem ENS= i =.
L-S.-Schalters #25 252% < | ~à mE 3z% Eo "SS
di O2 a ež ZS = Již
Amp. | Ohm | Ohm Ohm , Amp. | Amp. | Ohm Ohm Amp. Amp.
| Nach den zur Zeit der Untemuchung gültigen Prüfbestimmun-
| 22 a ` gen d. Leitsätze f. I.-S.-Schalter bis 15 A 250 V sind 1.-S.-
6 Olt Van 0,66 432 380 | 0.38 0.49 581 Schalter nach $ 30 d. Vorschr. f. d. K. u. Pr. v. Inst. zu prüfen
d £ a , , , bei 275 V Gleichstrom, wobei der Kurzschlußstrom 500 A
10 0,05 0,55 0,60 46 480 0,38 0,43 663 betragen soll. Für die Einstellung ist daher der Widerstand
i _ S - des Kurzschlußstromkreises ausschlieLlich 1.-8.-Sch.-Wider-
15 '0,03 | 055 0,58 492 497 0,38 0,41 695 635 275
stand auf 500 = 0,55 9 al zuzleichen.
zähler vor der Kurzschlußstelle (R = 0,36 Q, L = 3 mH)
und ohne Unterzähler (R = 0,11 Q, L— 1,5 mll) sowohl
mit D 1I-Stöpseln als auch mit Elfa-1.-S.-Schaltern durch-
veführt. Der Hausanschluß steht über eine etwa 1km
lange Kabelleitunz mit einem Unterwerk in Verbindung
(Schaltbild der Tafel B).
Die Meßerzebnisse, die nebst den zugehörigen nähe-
ren Angaben in der Tafel B zusammengestellt sind, brin-
gen zum Ausdruck, daß bei kleineren Ohmschen Wider-
ständen und geringeren Induktivitäten die Kurzschluß-
ströme größer, die Überspannungen dagegen kleiner
werden. Die Abschmelz- bzw. Stromanstiegzeiten nehmen
vleichfalls ab, u. zw. bei Sicherungen verhältnismäßig viel
mehr als bei I.-S.-Schaltern. Bei gleicher Netzspannung
nehmen die Kurzschlußströme trotz des kleineren Wider-
standes der Hausinstallation teilweise niedrigere Werte
an als bei den früheren Versuchen 1...8. Die Ursache
hierfür ist die vollkommene Vernachlässigung des Wider-
standes der Kabelleitung vom Hlausanschluß bis zum
Unterwerk bei der Aufstellung der obigen Widerstands-
werte. Außerden wirken die mit der Kabelvorbelastun«
zusammenhängzenden Spannungsabfälle und die Kontakt-
überzaneswiderstände der vielen Zwischenelieder strom-
beerenzend. Da die Abschaltunz des Kurzschlusses in
den meisten Fällen vor Eintritt des Beharrungszustandes
erfolgt. bedingt auch der langsame Stromanstier kleinere
Kurzschlußströme. Über das Verhältnis der Rechnunge zur
Wirklichkeit geben die Abb. 27 ...30 Aufschluß.: Die Be-
zeichnungen sind die gleichen wie früher. Die wirklichen
Kurzschlußströme bleiben stets unterhalb der errechne-
ten: die Rechnunge wird um so genauer. je kleiner die ver-
nachlässigten Widerstände im Verhältnis zu den berück-
sichtigten sind.
Die Kurzschlußversuche 13...15 wurden im Siche-
rungsprüfraum des Elektrischen Prüfamtes 3 München
an einer Pufferbatterie von 3000 Ah Kapazität durch-
veführt. u.zw. über D II-Stöpsel bei 285 V Spannung und
einem Leitungs- und Batteriewiderstand von 0,55 bzw.
0.38 Q, ferner über D II-Stöpsel nach 8 30 der VDE-Prüf-
vorschriften bei 565 V Spannung und einem Kurzschluß-
stromkreis-Widerstand ausschl. Stöpselwiderstan! von
0.38 Q. endlich über Elfa-Druckknopf-l.-S.-Schalter ent-
sprechend den Prüfbestimmungen der Leitsätze für 1.-S.-
Schalter bei 285 V Spannung und einem Leitungs- und Bat-
teriewiderstand von 0.55 bzw. 0.38 Q. Den T.-S.-Schaltern
war bei diesen Prüfungen keine Vorsicherung vorgeschaltet.
Die Meßergzebnisse sind in Tafel C zusammengestellt.
Nach der Cberlegung treten bei wleichbleibender Netz-
spannung in Kurzschlußstronkreisen mit kleineren Ohm-
schen Widerständen größere Kurzschlußströme auf als in
solehen mit größeren Ohmsehen Widerständen. Die Er-
gebnisse der Versuchsreihe 13 (Sicherungen) stehen z. T.
in Widerspruch zu diesen Betrachtungen. deren Richtig-
keit dureh die Versuche 15 (I.-S.-Schalter) sowie auch
durch sämtliche früheren Versuche bestätigt wird.
Ein Vergleich der Versuchsreihen 13 und 14 läßt den
Einfluß. den die Netzspannung bei gleichbleibendem Wider-
stand des Kurzsehlußstromkreises auf den Kurzschlußver-
gang ausübt. erkennen. In dem vom VDE vorgeschriebenen
Kurz<chlußstromkreis treten bei der vorgeschriebenen
26. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
1877
Prüfspannung bedeutend höhere Kurzschlußströme auf
als in normalen Hausanlagen bei den üblichen Netzspan-
nungen. Die Prüfung stellt somit höhere Anforderungen
an die Kurzschlußsicherheit der Schmelzsicherungen als
die Anwendung. Trotz der kurzen Schaltzeit treten wäh-
rend der Stromunterbrechung zufolge der geringen In-
duktivität des Stromkreises verhältnismäßig kleine Über-
spannuneen auf.
Abb. 28
Abb. 27 ... 30.
Abb. 30.
Versuchsergebnisse zu Tafel R.
Bei der Versuchsreihe 15 waren Elfa-Druckknopf-
l.-S.-Schalter als Stromunterbrecher in die Kurzschluß-
stromkreise eingebaut. Die kleineren Widerstände der
l.-5.-Schalter und ihre etwas größeren Stromanstiegzeiten
lassen höhere Kurzschlußströme zustande kommen als
Sicherungen gleicher Nennstromstärke. Während der Schalt-
zeit treten Überspannungen nicht auf. Auch die Selbst-
schalter werden bei dieser Prüfung bedeutend höher bean-
sprucht als bei ihrer Verwendung in Verteilungsanlagen.
Die Kurzschlußversuche 16, 17 und 18 wurden im Labo-
ratorium der AEG mit normalen zweiteiligen E 2-Siche-
rungen 6...25 A, 500 V, Bauart AEG bei einer Prüfspan-
nung von 550 Y und einem Kurzschlußstromkreis-Wider-
stand ausschließlich des Sicherungswiderstandes von 0.47 Q
vend mit Elfa-Druckknopf-]1.-S.-Schaltern 6...15 A bei 275 V
’rüfspannung und einem Maschinen- und Leituneswider-
stand von 0.7 bzw. 0.47 Q durchgeführt. Der als Strom-
quelle dienende fremd erregte Gleichstrom-Schwungrad-
generator stand über einen einstellbaren Metallwiderstand
mit der Kurzschlußstelle in Verbindung. Auch diese Pri-
funzen stellen verschärfte Anforderungen an die Kurz-
schlußsicherheit der Abschaltglieder und unterscheiden
sich hauptsächlich dadureh von den entsprechenden Ver-
suchen des Prüfamtos 3 München. daß der Masehinen-Kurz-
schlußstromkreis höhere Induktivität besitzt als der Bat-
terie-Kurzschlußstromkreis. Die ermittelten Versuchs-
werte sind in Tafel D zusammengestellt.
Die auftretenden Kurzschlußströme bleiben in allen
Fällen unterhalb der rechnerisch ermittelten dauernden
Höchstwerte. Die Stromunterbrechung setzt stets vor
Kintritt des Beharrungszustandes ein. und erzeugt in dem
induktiven Kurzschlußstromkreis (L = 1.02 mil) hohe
Überspannungen. Mit kleiner werdender XNennstron:-
stärke wird sowohl bei Sicherungen als auch bei Selbst-
schaltern die Kurzschlußschnellirkeit größer. Ein Ver-
rleich der Versuehe 17 und 18 zeigt wieder, daß die
Tafel D Kurzschlußversuche mit Sicherungen und LS.
Schaltern bei 550 bezw. 275 V Prüfspannung
(Schwungradgenerator).
Nenn- | Widerstand des _ | Strom-
strom- | Kurzschlußstrom- Errech- En an- |Schale- Größte
stärke kreises neter i stiegs- | zeit ber-
der Ab- en Kurz- gemesse-| zeit t span-
schalt- | ausschl. einschl. |scniuß- ner Kurz- a nung
vorrich- an de strom Saure in bé EN E
Soe GA
tung schaltvorricht, | Amp.‘ Amp. ı Sek. Sek. S] Volt
Versuch 16. E.-Sicherungen, 2teilig, 00 V.
6 0,47 | 0,67 820 | 380 | 0,88 0,37 650
10 0,47 0,58 950 480 | 1,2 0,46 673
15 0,47 ; 0546 | 1007 | 680 ' 1,52 | 0,51 | 1040
20 | 0,47 | 0,53 1035 690 | 1,85 ı 0,74 | 1465
25 | 0,47 0,515 1068 810 2,56 0,77 1190
Versuch 17. Elfa-I.-S.-Schalter 250 V G1., 380 V W.
6 0,70 0,81 340) 240 | 2,5 | 26 280
10 | 0,70 | 0,75 | 367 | 258 3,08 50 180
15 0,70 0,73 377. 302 | 3,35 | 9,70.. 55
Versuch 18.
6 0,47 0,58 475 285 2,60 4,75 | 90
10 0,47 0,52 530 330 | 2,98 | 5,60 110
15 0,47 0,50 550 360 3,30 10,4 96
Stromanstiegzeiten bei Selbstschaltern fast unabhängig
von den elektrischen Konstanten des Stromkreises sind.
Die Oszillogramme der Selbstschalter zeigen in der Strom-
kurve drei kennzeichnende Knickungen. Der erste Knick
tritt auf, wenn die Eisenteile des Selbstschalters magne-
tisch gesättigt sind, der zweite, wenn die Verklinkung des
Schalters gelöst wird, und der dritte, wenn die Schalter-
kontakte sich trennen und der Ausschaltlichtbogen zu
entstehen beginnt. Jeder Stromänderung entspricht eine
plötzliche Spannungsänderung.
Strom und Spannung eines 6 A-Kleinselbstschalters bei Kurz-
schluß auf 05 2 bei 190 V, 50 Hz.
Abb. 31.
Nach den bisherigen Versuchsergebnissen läßt sich
über das Verhalten der betrachteten Abschaltglieder bei
Kurzschlüssen in Verteilungsanlagen allgemein folgendes
sagen:
In Anlagen, in denen der Kurzschlußstrom rasch auf
hohe Werte ansteigen kann, sprechen Schmelzsicherungen
schneller an als 1.-S.-Schalter. Treten in einer Anlage
nur geringe Kurzschlußströme auf oder erfolgt der Strom-
anstieg langsam auf nicht zu hohe Werte (kleinere Haus-
anlagen), so setzt die Stromunterbrechung bei beiden Ab-
schaltvorrichtungen ungefähr gleich schnell ein, der
Selbstschalter kann sogar im Vorteil sein. Schmelz-
sicherungen gleicher Nennstromstärke erfordern bis zum
Ansprechen ungefähr gleichgroße Abschmelz-Wärme-
mengen. Selbstschalter wirken mit annähernd gleichbleiben-
den mechanischen Schaltzeiten. Die Abschaltzeiten fallen
bei Schmelzsicherungen stets kleiner aus als bei T1.-N8.-
Schaltern. Schmelzsicherungen verursachen aus diesem
Grunde höhere Abschaltüberspannungen. Die Kurzschluß-
ströme sind bei Selbstschaltern (ausgenommen solche für
6 A) meist kleiner als bei Sicherungen gleicher Nennstrom-
stärke.
Zum Schluß sollen noch die Kurzschlußverhältnisse
in Wechselstromanlagen einer Betrachtung unterzogen
werden. Die hierüber vorliegenden Messungen sind zwar
nicht mit den gleichen Abschaltvorriehtungen und auch
nicht unter ebenso planmäßiger Änderung der Versuchs-
bedingungen vorgenommen worden wie die Gleichstrom-
versuche: trotzdem geben sie gewisse Anhaltspunkte und
einen Überblick. Allgemein ist über die Abschaltung von
Kurzschlüssen in Wechselstromanlagen durch Installa-
tions-Selbstschalter folgendes zu sagen:
Je nach dem Zeitpunkt, in dem der Kurzschluß cin-
setzt, gestaltet sich der Stromverlauf verschieden, u. zw.
ist zwischen zwei Grenzfällen zu unterscheiden, inner-
halb deren alle überhaupt möglichen Fälle liegen:
1. Der Kurzschluß setzt beim Nulldurchganz der Span-
nung ein,
2. der Kurzschluß setzt bei dem Höchstbetraze der Span-
nung ein.
Von den beiden Oszilloeramınen der Abb. 31 stellt das
linke den Fall 1., das rechte den Fall 2. dar. Im Falle 1
1878
ist der Strom J, sofern nur Ohmscher Widerstand im
Kreise liegt, mit der Betriebspannung E phasengleich,
wenigstens so lange, bis der Lichtbogen einsetzt. In dem
vorliegenden Falle hat der Lichtbogen nur sehr kurze
Zeit gedauert, weil der Strom beim Nulldurchgang
unterbrochen worden ist. Enthält der Kurzschlußstrom-
kreis auch Selbstinduktion, so erfolgt der Stromanstieg um
so flacher, je größer die Zeitkonstante L/R des Kurzschluß-
stromkreises ist; Stromhöchstbetrag und Nulldurchgang
bleiben nach Erreichung des ersten Stromhöchstbetrages
entsprechend hinter demjenigen der Spannung zurück. Im
Falle 2. steigt der Strom ähnlich an, wie oben für Gleich-
strom beschrieben, nur mit dem Unterschied, daß während
des Stromanstieges sich bereits die Spannung gemäß dem
abfallenden Aste der Sinuslinie senkt und daher der Strom-
höchstbetrag den Wert, der dem Spannungshöchstbetrag
entspricht, nicht erreicht. Zu beachten ist selbstverständ-
lich, daß als Spannung in beiden Fällen die Augenblicks-
werte einzusetzen sind, für die Kurzschlußstromspitze
also der Höchstwert, d. h. das V 2fache des Effektivwertes.
SH mm
2m Ae Vam? - Ann?
Ya 350m =
| ween
Í Taa E- Pr Erapechet
EES R | um 25mm?
1 Bage Lom Litze 15mm è
e |
|
Hl
E- Kë 2 inge
nt TNurzechhußstelle
15m Litre Gesi 25A Scherung
Abb. 32. Anordnung der Kurzschlußversuche in der Lichtanlage eines
Bürohauses mit Kleinselbstschaltern.
Was die Höhe der Stromspitze anbelangt, so würde
diese, wenn tatsächlich nur ÖOhmscher Widerstand im
Kreise wäre, in den Fällen 1. und 2. gleich sein, weil dann
im Falle 2. der Stromanstieg senkrecht verlaufen würde.
Da jedoch der Kurzschlußstromkreis immer Selbstinduk-
Im Kurzschlußstromkreis 1 Sicherung 35 A
ı Kleinselbstschalter 6 A 2 Kleinselbstschalter 6 A
Abb. 33. Kurzschluß im Erdgeschoß eines Bürohauses nach Abb. 392.
tion enthält, so ist der Stromanstieg zwar sehr steil, aber
nicht senkrecht und die Spitze daher, wie erwähnt, nicht
ganz so hoch wie im Falle 1. In den Oszillogrammen be-
tragen die Stromspitzen 358 A gegenüber 340 A. Außer
dem Kurzschlußstrom J ist in diesen Oszillogrammen die
Betriebspannung E (gestrichelt) sowie der Spannungs-
abfall Es über den LS Schalter aufgezeichnet.
Die Kurzschlußversuche der Abb. 31 ... 34 fanden in der
Lichtanlage eines Bürohauses bei einer Betriebspannung
von 1% V bei 50 Hz statt. Der Leitungsplan und die Ver-
suchsanordnung gehen aus Abb. 32 hervor. Im Erdgeschoß
wurden bei Kurzschlüssen (ohne Dämpfungswiderstand)
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
26. Dezember 1929
höchste Stromstärken von 408 und 411 A erreicht, wenn
ein 1.-S.-Schalter im Kreise lag. Waren zwei I.S
Schalter vorhanden wie in einer regelrechten zweipolig
gesicherten Anlage, so erreichte der Strom infolge der zu-
sätzlichen Impedanz der Spule des zweiten Selbstschalters
nur 364 bzw. 368 A. Bei Kurzschlüssen im 2. Stock hat die
Stromspitze 384 bzw. 400 A bei einem [I.-S.-Schalter, 318
bzw. 338 A bei zwei I.-S.-Schaltern betragen. Dic in den
Oszillogrammen Abb. 33 und 34 als flache Sinuslinie
sichtbare Grundbelastung des Stromkreises hat im allge-
meinen eine andere Phasenverschiebung gegenüber der
Betriebspannung als der Kurzschlußstrom.
Zn m
42 vn! em
=
\ 7 Di
|
igw
TEL UL k
Abb. 34. Kurzschluß im 2. Stockwerk eines Bürohauses nach Abb. e
Obwohl der berechenbare Widerstand der Kurzschluß-
stromkreise von dem in Abb. 21 angenommenen Wert von
etwa 0,45 O nicht allzu verschieden ist, sind die Stromwerte
im allgemeinen größer als die in den Gleichstromanlagen.
Der Hauptgrund hierfür liegt, wie schon erwähnt, darin,
daß eben als wirksame Spannung bei diesen rasch ver-
laufenden Vorgängen nicht die effektive, sondern die
Scheitelspannung (also das YV 2 fache der effektiven) ein-
zusetzen ist. Diesem Umstand ist in den Vorschriften da-
durch Rechnung getragen, daß nicht ein bestimmter Kurz-
schlußprüfstrom, sondern ein bestimmter Begrenzung>-
widerstand vorgeschrieben ist.
Vorliegende Ausführungen lassen erkennen, daß im
allgemeinen die Gefahren eines Kurzschlusses bedeutend
überschätzt werden, weil die strombegrenzend wirkenden
Einflüsse einer Anlage und der dazugehörigen Abschalt-
glieder meist nicht in nähere Betrachtung gezogen werden.
Diese Einflüsse sind, wie noch einmal wiederholt werden
soll, folgende:
1. Abschmelzwiderstand der Sicherungen bzw. Wider-
stand der 1.-S.-Schalter.
2. Unbekannte und rechnerisch nicht erfaßbare Kontakt-
übergangswiderstände.
3. Leitungswiderstand von der Anschlußstelle bis zum
Kraftwerk.
4. Eigenwiderstand und Verhalten der Stromquelle bei
Kurzschluß.
5. Unbekannte Speisekabel-V orbelastungen.
6. Widerstandszunahme des Kurzschlußstromkreises,
namentlich der verhältnismäßig schwach bemessenen
Vorsicherungen infolge der Temperaturerhöhung.
7. Kurzschlußschnelligkeit der Sicherungen und Selbst-
schalter (Stromunterbrechung erfolgt vor Eintritt
des Beharrungszustandes).
Die Kurzschlußleistungen, die laut Priüfvorschriften
des VDE von Sicherungen? und ]1.-S.-Schaltern? einwand-
frei geschaltet werden müssen (s. Bemerkungen Tafel C),
übertreffen in ihren Größen bei weitem diejenigen, die
bei der praktischen Verwendung der Abschaltvorrichtun-
gen in Verteilungstromkreisen in der Regel tatsächlich
auftreten. Das bestehende Prüfverfahren bietet somit
weitgehende Gewähr dafür, daß die nach den VDE-Leit-
sätzen hergestellten Sicherungen und 1.-S.-Schalter die vom
Elektrischen Prüfamt 3 geprüft und als einwandfrei be-
funden wurden, in allen Fällen den Anforderungen des
Gebrauchs genügen.
Über das Verhalten der Schmelzsicherungen und 1.-S.-
Schalter bei kleineren Überströmen, die nicht mehr als Kurz-
schlußströme bezeichnet werden, soll eine besondere Ab-
handlung berichten. Außerdem ist als Fortsetzung die Un-
tersuchung der Kurzschlußverhältnisse in großen Indu-
strieanlagen geplant. Das behandelte Gebiet (Verteilungs-
anlagen bis zu 6mm?) wurde mit Rücksicht auf die I.-S.
Schalter herausgegriffen, um einige Unklarheiten in Kom-
missionsfragen zu beseitigen.
2 ETZ 1998. S. 830.
3 ETZ 199. S. 733.
286. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
RUNDSCHAU.
Apparate.
Stromteiler bei Gleichriehtern. — In der ETZ 1929,
S. 1257, bespricht Dr. Jungmichl die Anwendung und
Wirkungsweise von sogenannten Stromteilern an Gleich-
richtern. Es wird manchen Leser interessieren, wie die Er-
findung der Stromteiler zustande kam.
Der sekundäre Teil eines Transformators, der in
Stern geschaltet sechsphasig auf einen Gleichrichter ar-
beitet, liefert cinen Anodenstrom, der im allgemeinen nicht
länger als !/s Periode dauert, nur bei ganz niedrigen Span-
nungen dauert die Stromlieferung für jede Anode längere
Zeit, was an den zur Spannung verhältnismäßig hohen
Spannungsabfällen in
S
Anodenstrom als Funk-
tion der Zeit, gemessen
in Sechsteln der Pe-
riode, reduziert auf die
erste und dritte Harmo-
nisehe. Diese unvoll-
kommene Darstellung
zeigt schon den großen
Einfluß der dritten
Harmonischen auf Be-
vsrenzung der Stromab-
gabe zu !/se der ganzen
Periode. Bei dieser Form
des Anodenstromes sind
der Transformator und der Gleichrichter relativ ungünstig
belastet. Günstiger werden die Verhältnisse, wenn die
Stromform sich mehr der Sinuskurve nähert.
Die Aufgabe bestand also darin, eine Vorrichtung zu
schaffen, die die dritte Harmonische unterdrückt, ohne die
erste wesentlich zu beeinflussen. Dieses Ziel wurde er-
reicht durch magnetische Verkettung der einzelnen Pha-
sen in Verbindung mit Kurzschlußverbindunsen, die die
erste, fünfte usw. Harmonische über Eisenkerne der ma-
netischen Verkettungen ohne induktive Drosselung hin-
durchlassen, während die dritte und deren ganze Viel-
fache darin abgedrosselt werden. Abb. 2 zeigt eine solche
~.
den Transformatorpha-
sen und im Lichtbogen
\ wg Ge
\ / \ /
l NaS
liegt. Abb. 1 zeigt den
Abb. 1.
Abb. 2.
Schaltung; in derselben bedeutet der mittlere Kreis das
Gleichrichtergefäß mit 6 Anoden, der dicke Punkt in der
Mitte ist die Kathode. Von den Anoden geht es nach
außen über die Stromteilerdrosseln zu den sechs sekun-
dären Phasen des Haupttransformators. Der äußerste
Kreis bildet den Nullpunkt des Transformators, gleich-
zeitig den negativen Pol des Gleichstromnetzes. Die sechs
Eisenkerne der Stromteiler sind durch gestrichelte Linien
innerhalb der Stromteilerspulen angedeutet. Wie aus
Abb. 2 ersichtlich, ist jede Phase in den Stromteilern so
gespalten, daß ihre Teilwieklungen auf verschiedenen und
mit der benachbarten Phase auf demselben Eisenkern
liegen, u. zw. so, daß sich die beiden auf einem Kern
liegenden Spulen für gleichsinnig zu den Anoden fließenie
Ströme in ihrer Magnetisierung entgegenwirken, während
Ströme, die in entzerengesetzten Richtungen fließen, d.h.
Abh. 3.
in Richtung zur Anode und von ihr fort, das Eisen in
gleichem Sinne magnetisieren, also gedrosselt werden. In
Abb. 1 gibt die ausgezogene Linie annähernd den Strom
einer Anode ohne Stromteiler wieder. Benachbarte Ano-
den führen um zeitlich 60 7 verschobene Ströme. Da die
Zu den Anoden
1 2 3 4 5 6
Abb.4. Schaltbild des Transformators mit darüberliegendem Stromteiler.
erste Harmonische innerhalb 180° in gleicher Richtung
Strom geben könnte, kann man schließen, daß diese Har-
inonische durch die Eisenkerne keine Drosselung erfahren
wird, während die dritte, die alle 60 ° ihre Richtung wech-
zelt, in den zwei Spulen auf gemeinschaftlichem Kern in
gleicher Richtung maenetisiert, gedrosselt wird. Bei rich-
tiger Bemessung der Winduneszahlen auf den Stronteiler-
kernen, entsprechend der Spannung der dritten Harmoni-
1880
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
26. Dezember 1929
schen, kann dieselbe im Anodenstrom und in der Transfor-
matorwicklung ganz zum Verschwinden gebracht werden;
Oszillogramme in oben erwähntem Aufsatz zeigen dies auch
deutlich.
In Abb. 3 sind Stromteiler vor den Nullpunkt des
Transformators geschaltet. Theoretisch unterscheidet
sich diese Schaltung nicht wesentlich von der nach Abb. 2,
wohl aber praktisch hauptsächlich dadurch, daß die
Wicklung nur für die kleine Spannung der dritten Har-
monischen isoliert zu werden braucht. In Abb. 3 sind die
6 Eisenkerne der Stramteiler auch gestrichelt angedeutet.
Da man sicher ist, daß nie zwei um 180° verschobene
Phasen gleichzeitig Strom geben, so kann man je zwei
vscrenüberliegende Eisenkerne zu einem vereinigen; da-
bei ist darauf zu achten, daß jede Spule einer benachbar-
ten und der gegenüberliegenden Phase auf ein und dem-
selben Kern sich magnetisch entgegenarbeiten. Eine wei-
tere Vereinfachung der Stromteiler kann man erreichen,
wenn man sich vergegenwärtigt, daß in den’ Kernen der
Stromteiler lediglich ein Feld der dreifachen Perioden-
zahl mit seinen ganzen Vielfachen auftritt, da die erste
Harmonische im Felde durch vorhandene Kurzschlüsse
unmöglich gemacht worden ist. Die sechs Felder drei-
facher Periodenzahl haben alle gleiche Phase, man kann
sie demnach leicht auf einen dreisäuligen Kern zusammen-
legen, wie in Abb. 4 und 5 schematisch angedeutet ist.
Zu den Anoden
60093
2005
)
A > da
Abb. 5. Schaltbild des mit dem Stromteiler vereinigten Transformators.
Diese Anordnung crlaubt, bei Erhöhung des Transforma-
torkessels mit Leichtigkeit die Stromteiler mit dem Haupt-
transformator zusammenzubauen. In Abb. 4 ist der Strom-
teilerkern, gesondert bewickelt, auf das Transformator-
joch gesetzt und dort befestigt gedacht. In Abb. 5 ist der
Stromteiler mit dem Haupttransformator aus einem Stück
hergestellt. Beide Bauarten haben den Vorteil, die zahl-
reichen Verbindungsleitungen möglichst kurz gestalten
und den Transformatorkessel mit der normalen Klem-
menzahl ausführen zu können. Da die dreisäulige An-
ordnung der Stromteiler bei gleichem Kupferaufwand
gegenüber der dreikernigen Bauart kürzere Eisenwege
besitzt, wird der Magnetisierungstrom kleiner, was eine
Verkleinerung des sogen. kritischen Stromes in der
Spannungscharakteristik und kleinere Eisenverluste be-
deutet. Zweckmäßig ist es, dem mittleren Schaft den
doppelten Querschnitt zu geben, da in diesem Fall die Sym-
ınetrie am größten ist, natürlich ist die Windungszahl auf
dem mittleren Schaft nur halb so groß wie auf den beiden
seitlichen Schäften zu wählen.
Man könnte in der Vereinfachung noch weiter gehen
und die sechs bzw. drei Eisenkerne der Stromteiler in
einem vereinigen. Ich halte aber die Verkettung der Ein-
zelphasen für besser, weil man sicher ist, daß zwei be-
nachbarte Phasen gleiche Ströme gleichzeitig führen, was
beim Arbeiten von Mehrphasensystemen auf einem Kern
nicht in dem Maße der Fall zu sein braucht, z.B. im Falle
von Verschiedenheiten in den Phasen des Transformators
oder des Lichtbogens. F. Baron Kleist.
Elektrische Ausrüstung von Röntgenapparaten. —
Nach der nunmehr fast vollständigen Verdrängung der
alten gasgefüllten Röntgenröhre mit kalter Kathode durch
die Hochvakuumröhre mit Glühkathode sind die elektri-
schen Ansprüche hauptsächlich durch deren Eigenart ge-
geben. Als Spaunungsquellen kommen lediglich der früher
ausschließlich benutzte Funkeninduktor und der
Hochspannungstransformator mit geschlossenem Eisenkern
in Frage, dessen Einführung anfänglich verschiedene
Schwierigkeiten bot. Heute werden Funkeninduktoren nur
noch bei etwa 5 % der im Betrieb befindlichen Anlagen
und außerdem in besonderer Ausführung lediglich für
Spezialzwecke, z. B. zum Erreichen besonders hoher
Scheitelspannungen verwendet. Einen Fortschritt bedeutet
die Wilsonsche Konstruktion eines leicht transportablen
Funkeninduktors (100kV bei 15 mA), der einen mit der
Primärspule in Reihe geschalteten zusätzlichen Schwin-
gungskreis zur Unterdrückung des Unterbrechungsfun-
kens besitzt. Der Spannungstoß in der unerwünschten
Richtung ist so klein, daß sich die Verwendung einer
Ventilröhre erübrigt. Bei einem neuerdings auf dem Markt
erschienenen deutschen Funkeninduktorium betragen die
Außenabmessungen nur 47 X 35 X 22 cm bei 28 kg Gewicht
(100 kV bei 1 mA). Bezüglich der Normung der
Transformatoren lassen sich noch keine endgiül-
tigen Entscheidungen treffen, da die Entwicklung des Ge-
bietes noch nicht abgeschlossen ist. Es handelt sich meist
um EBinphasentransformatoren mit sehr hohem Über-
setzungsverhältnis. Die günstigste Form des Eisenkerns
ist je nach den vorliegenden Erdungsverhältnissen ver-
schieden, ebenso die beste Anordnung der Sekundärwick-
lung, welche von der primären durch eine geerdete Metall-
wand getrennt sein soll. Die Spannungsregelung erfolgt
am besten mittels an der Primärwicklung liegenden Spar-
transformators. Für die Sekundärwicklung empfehlen sich,
insbesondere für hohe Spannungen, die aus dem Funken-
induktorbau übernommenen Wachsspulen nach Miller,
welche bei Einhaltung gewisser Vorsichtsmaßregeln (u.a.
Vakuumtrocknung bei 105 °, sorgfältige Lackierung) ent-
gegen vielfach verbreiteten andersartigen Meinungen aus-
gezeichnete Resultate ergeben. Ein im Rad. Res. Dep.
Woolwich gebauter Röntgentransformator für 200 kV bei
10 mA hat folgende Abmessungen: Höhe einschl. Isolatoren
110 cm, Grundfläche 110 X 58 cm. Da sich die Durchschlag-
spannung zwischen zwei Windungslagen einer Sekundär-
spule nicht genau errechnen läßt, kann sie durch eigens
für diesen Zweck gewickelte Versuchspulen, bei denen
je eine Windungslage mit einem Pol des Prüftransforma-
tors verbunden wird, in Abhängigkeit von der Bean-
spruchungszeit experimentell ermittelt werden. Für Be-
anspruchungszeiten über 100 s ergeben sich je nach Dicke
und vorheriger Austrocknung der Zwischenlage Durch-
schlagspannungen bis zu 30 kV (Doppelschicht 0,73 mm ge-
trocknetes wachsgetränktes Papier). Die Isolation der
auf dem höchsten Potential befindlichen Windungen ist
etwa auf das Zehnfache gegenüber der normalen verstärkt.
Der Temperaturanstieg in den wachsgetränkten Spulen er-
folgt langsam; der Endwert, welcher selbst bei starker
Pelastung nicht mehr als 10 ... 15 ° Übertemperatur beträgt,
wird erst nach rd. 3 h erreicht. Die fertigen Spulen werden
ınit Röntgenstrahlen durchleuchtet, da es ab und zu vor-
kommt, daß noch während des Imprägnierens einzelne
Drahtwindungen aus der Spule heraustreten und später
Durchschläge verursachen. Als Transformator-Durch-
führung hat sich besonders eine einfache Type bewährt,
welche aus einem zylindrischen Metallstück als Leiter und
übereinandergeschobenen, nach der Mitte zu immer kürzer
werdenden konzentrischen Hartgummirohren besteht. Die
Gesamtlänge einer solchen Durchführung für 140 kV be-
trägt 90 cm. Die Hartgummioberfläche zeigt trotz Ver-
färbung auch nach Jahren keine merkliche Isolations-
abnahme. Die Leistung der Heiztransformatoren
für die Glühfäden beträgt meist etwa 100 VA; das Haupt-
augenmerk muß auch hier auf gute Isolation und auf die
Vermeidung von dünnen Luft-, Öl- oder Feuchtigkeits-
schichten zwischen Primär- und Sekundärwicklung gelegt
werden. Solche Transformatoren lassen sich mit offenem
oder mit geschlossenem Eisenkern herstellen. Die ersteren
sind meist luftisoliert, die letzteren, in England und Ame-
rika fast ausschließlich gebaut, werden fast nur mit Öl-
isolation verwendet. Die Isolation der Sekundärspule eines
in Woolwich für 100 kV Betriebspannung entwickelten
Heiztransformators besteht aus konzentrisch eng anliegend
ineinandergeschobenen Hartgummirohren, deren Länge mit
zunehmendem Durchmesser abnimmt, so daß ein Zylinder
mit von beiden Enden her zunehmender Wandstärke ent-
steht. Auf die Mitte des Zylinders ist ein Hartgummiring
mit einer mit Metallfolie belegten Nut aufgepreßt, welche
die Sekundärwicklung enthält. Das Ganze sitzt nebst
Eisenkern in einem Ölkessel, auf dessen Durchführung die
RER wu “D „ui N 12 gie
26. Dezember 19298
Ventilröhre direkt aufgeschraubt werden kann (ähnliche
Ausführungen sind auch in Deutschland bereits im
Handel).
Die zur Gleichrichtung meist verwendeten Glüh-
ventile stellen sich zwar wegen des hohen Anschaf-
fungspreises und beschränkter: Lebensdauer teuer, werden
aber infolge des ruhigen und funkenfreien Betriebs (Fort-
fall beweglicher Teile) in den meisten Fällen dem mecha-
nischen Gleichrichter vorgezogen. Eine Ausführung des
letzteren mit Drehscheibe wurde in Woolwich bis 320 kV
entwickelt; höhere Spannungen lassen sich durch in Öl
umlaufende Konstruktionen beherrschen, die sich aber bis
jetzt noch im Versuchstadium befinden. Wichtig ist die
Messung von Strom und Spannung an der Röntgenröhre.
Erstere erfolgt‘gewöhnlich durch Drehspuleninstrument mit
parallel geschaltetem Kondensator in der Hochspannungs-
leitung, letztere mittels Funkenstrecke, welche wegen
ihrer Einfachheit durch die bisher gebauten direkt zeigen-
den Voltmeter noch nicht verdrängt werden konnte.
Der die Röntgenröhre durchfließende Strom wird gc-
regelt durch Änderung der Glühkathodenheizung (primär
über Drossel und Widerstand), außerdem ist auf mög-
lichste Konstanz der Netzspannung zu achten (Tirill-
Regler). Sehr bewährt hat sich in England ein Regler
nach Kearsley, bei welchem die Regelung des Heiz-
stromkreises durch den Gesamtröhrenstrom erfolgt. Als
Stromzuführungen bewähren sich am besten leichte
Metallröhren oder Hochspannungskabel. Um bei ortsbeweg-
lichen Apparaturen Gewichts- und Raumersparnis zu er-
zielen, wurde bereits 1925 von Coolidge die Röntgen-
röhre mit dem Hochspannungstransformator in einem ge-
meinsamen Ölgefäß vereinigt. Neuerdings ist im R.R.D.
Woolwich ein ähnlicher Apparat gebaut worden, dessen
Ölgefäß bei 110kV und 10 mA (mit eingebauten Gleich-
richterröhren) nur 80 cm hoch ist (bei einer Grundfläche
von 90 X70 cm?). Eine größere, ebenfalls dort gebaute
ertsbewegliche Apparatur mit mechanischem Gleichrichter
und weitgehender Regelungsmöglichkeit, elektrisch und
gegen Strahlung vollständig abgeschirmt, leistet 200 kV
bei 10 mA und hat eine Grundfläche von 2,70 X 1,50 m bei
1 m Höhe. (L. G.H. Sarsfield, J. Inst. El. Engs., Lon-
don, Bd. 67, S. 437.) Kn.
Leitungen.
Die elektrischen Eigenschaften von galvanisierten
Stahlleitern für Freileitungen. — Die genaue rechnerische
Ermittlung des „Verlustwiderstandes“ von Stahlleitungen
ist wegen der Stromabhängigkeit der Permeabilität un-
möglich. Ebensowenig läßt sich die „innere Selbstinduk-
tivität“ solcher Leiter hinreichend genau berechnen, da
auch dieser vom im Leiterinnern verlaufenden Teil des
Feldes herrührende Selbstinduktionsanteil von der längs
des Leiterradius verschiedenen Permeabilität abhängt. Bei
paramagnetischen Leitern kann die innere Selbstinduktivi-
tät die äußere weit übertreffen. Für dıe Praxis sind somit
experimentell ermittelte Verlustwiderstände und Induk-
tivitäten von Stahl- bzw. Eisenleitern von großem Wert.
E. C. Walton untersucht in einer Arbeit:
1. hartgezogenen, galvnanisierten Stahl,
2. wie 1, jedoch beim Galvanisieren geglüht,
3. hochwertig leitenden Qualitätsstahl, hartzezogen
und galvanisiert,
4. wie 3., jedoch beim Galvanisieren geglüht.
Es wurden von jeder Probe stets ein massiver Leiter und
je ein Seil verschiedener größerer Querschnitte unter-
sucht. Zur magnetischen Messung wurden die Proben in
Solenoidform gebracht und eine kleine Prüfspule, die mit
einem ballistischen Galvanometer verbunden war, auf dem
Solenoid verschoben. Der Galvanometerausschlag im Zu-
sammenhang mit den bekannten Abmessungen der Prüf-
spule gab zusammengehörixge Werte von B und H Die um-
fangreichen Ergebnisse der Messungen sind in Gestalt von
B/H- und y/H-Kurven sowie durch Hystereseschleifen
wiedergeseben. Die Messungen umfaßten den effektiven
Wechselstromwiderstand, die innere Keaktanz bei 50 Hz,
den Gleichstromwiderstand bei denselben Stromwerten und
den Temperaturanstieg über Raumtemperatur beim höch-
sten Stromwert und 50 Hz. Außerdem sind in Zahlentafeln
sämtliche mechanischen und chemischen Größen, die im
Zusammenhang von Interesse sind, angegeben. Bei der
Fülle der Messungsergzebnisse ist ein Eingehen auf Einzel-
heiten hier nicht möglich. Beim Messen des Wechselstrom-
widerstandes und der Induktivität lagen die Prüfstücke in
einer langen U-förmigen Schleife. Es wurde besonders
Wert darauf gelegt, den Einfluß des gegenseitigen Ab-
standes der beiden Seiten der Schleife festzustellen. Bei
verhältnismäßig enger Nachbarschaft beider Leiter erzeugt
das äußere Magnetfeld des einen Leiters in dem andern
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
1881
Wirbelströme, welche die Stromverteilung in diesem Leiter
beeinflussen. Mit abnehmendem Abstand stiegen aber der
effektive Wechselstromwiderstand und die innere induk-
tive Reaktanz nur wenig, selbst dann, wenn beide Leiter
nur durch eine Papierlage voneinander getrennt waren;
es kam somit auf die Wahl eines bestimmten Abstandes bei
den Messungen nicht an. Die weiten Bereiche, in denen
die gemessenen Größen bei den verschiedenen Materialien
schwanken, erweisen die Notwendigkeit derartiger ausge-
dehnter experimenteller Untersuchungen. In Übereinstim-
mung mit der Erfahrung an nicht magnetischen Leitern
wächst das Verhältnis des effektiven Wechselstromwider-
standes zum Gleichstromwiderstand bei konstanter Strom-
stärke proportional mit der Frequenz. Im Anhang wird
eine Methode zur Messung des Leistungsfaktors angegeben,
wenn dieser nahe bei 1 liegt. Der Vorteil der beschrie-
benen Methode ist der, daß nur zwei Wattmeterablesungen
statt der Ablesung dreier Instrumente nötig sind. (E. C.
Walton, J Inst. El. Engs., London, Bd. 66, S. 1065.) Eg.
Koronaverluste vom Standpunkt der Wirtschaftlich-
keit. — Während sich die sonstigen Leitungsverluste hin-
reichend genau vorausberechnen lassen, ist das bei den
Koronaverlusten noch nicht der Fall. Die bekannte Formel
von Peek mit quadratischem Verlauf der Verluste in Ab-
hängigkeit von der Spannung gilt nur für die sogenannte
„volle Korona“, nicht dagegen für den darunter liegenden
Bereich nahe der normalen Betriebspannung. Hier hängt
die Ausbildung der Korona von verschiedenen Faktoren ab,
von der Witterung, vom Feuchtigkeitszchalt der Luft und
nach Untersuchungen von Wilkins an den 220 kV-Lei-
tungen des Pit River! auch von chemischen Einflüssen
(Leitermaterial). Auch Ablagerungen auf der Leiter-
oberfläche und das Lebensalter der Anlage spielen eine
Rolle. Befriedigende Abschätzungen der tatsächlich zu
erwartenden Verluste sind also bisher nicht möglich. Bei
der genannten Pit-River-Leitung handelt es sich z. B. um
Verluste im Werte von etwa 100 000 $ im Normalbetrieb;
bei Sturm muß man nach Peek etwa 20% zuschlagen.
Während J. P. Jollyman fordert, daß die Korona-
verluste ein Viertel der Ohmschen Verluste nicht über-
schreiten sollen und danach der Leiterdurchmesser zu
wählen ist, meinen Ryan und Peek, der Leiter sei so
zu bemessen, daß bei gutem Wetter die Koronaverluste
vernachlässigbar klein ausfallen. Durch Summierung bei-
der Verlustarten auf graphischem Wege erhält man die
Spannung, bei der die Gesamtverluste ein Minimum aus-
machen, u. zw. für eine bestimmte Übertragungsleistung;
nach Wilkins erweist sich der Bereich des Minimums als
ziemlich ausgeprägt.
In Anbetracht der wirtschaftlichen Tragweite einer
genaueren Kenntnis der Zusammenhänge zwischen den Ko-
ronaverlusten und sämtlichen dabei mitsprechenden Fak-
toren plant das neue Harris J. Ryan-Laboratorium in Stan-
ford großzügige Untersuchungen des ganzen hier in Be-
tracht kommenden Fragenkomplexes. Dabei soll das in
letzter Zeit weiterentwickelte Hochspannungswattmeter
verwendet werden, womit man die durch Transformatoren-
verluste hineinkommenden Fehler vermeiden will. Die ge-
planten Messungen haben auch für die weitere Klärung der
Beeinflussunzsvorgänge an Fernmeldestromkreisen große
Bedeutung, da mit zunehmender Korona Oberschwingun-
gen verstärkt in die Erscheinung treten: auch die Nach-
richtenübermittlung durch Rundfunk und Trägerfrequen-
zen wird dadurch beeinträchtigt. (J.T. Lusignan, El.
World Bd. 92, S. 405.) Eg.
Elektromaschinenbau.
Eigenschaften und Merkmale von Kohlebürsten. — Es
ist eine bekannte Tatsache, daß Bürsten, die auf einer
Maschine zufriedenstellend laufen, auf einer anderen Ma-
schine mit gleicher Betriebscharakteristik vollständig ver-
sagen. Dies zwingt den Konstrukteur, die zur Verwen-
dung gelangenden Bürsten eingehend zu prüfen. Die ge-
bräuchlichen Prüfmethoden beschränken sich auf die Kon-
trolle von Härte, Reibungeskoeffizient, Überganespannung
und elektrischem Widerstand. Außer diesen Daten sind
jedoch noch eine ganze Reihe charakteristischer Merkmale
von Bedeutung, die die Stromabnahmc- und Kommutier-
fähigkeit einer Bürste beeinflussen. Wesentlich ist vor
allem die Überwachung und Kontrolle des Herstellungs-
prozesses, und man sagt nicht mit Unrecht, daß das Wissen
und Können des Bürstenfabrikanten von der Art seiner
für die Bürstenherstellung erforderlichen Prüfeinrichtung
abhängt.
VerschiedenephysikalischeEigenschaften
der Bürsten lassen sich auf einfache Art und Weise prüfen.
! ETZ 1925, S. 967.
1882
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
26. Dezember 1929
Für die Bestimmung der Wärmeleitfähiege-
keit empfiehlt sich zu messen, in welcher Zeiteinheit ein?
Bürste Wärme von einem kleinen Stück heißen Kupfers
abführt, das mit ihm in Kontakt gebracht wird. Allge-
mein schwanken die von verschiedenen Bürstensorten er-
haltenen Werte mit dem elektrischen Widerstand dersel-
ben. Die Porosität kann man feststellen, indem man
ein bestimmtes Luftvolumen unter gleichem Druck oder
Saugen durch die Poren der Bürste treibt. Dieser Ver-
such gibt allerdings nur Angaben, wie die Poren mitein-
ander verbunden sind, und nicht über den Rauminbhalt der-
selben. Bürsten mit großem Porenraum haben oft einen
sehr geringen L.uftdurehlaß. andere sind wieder wie ein
Sieb. Dieser Versueh ist wichtig, denn die Bürste soll in
der Lage sein, sich von der Luftschicht, die sich oft zwi-
sehen Konmutatoroberfläche und Bürste befindet, zu bce-
freien, weil diese einen guten Kontakt verhindert.
Festiekeitsbestimmune. Die am meisten an-
ecwandte Methode ist die Bruchprobe von Vrobestücken
durch Gewichtsbelastune. Diese Messung ist zwar hin-
reichend zenau. zeigt jedoch nicht die hinzukommende Ein-
wirkung von Schlägen. Viel genauere Resultate gibt cin
Stoßprüfer, bei dem ein Kueelgewicht mit Spitze auf einen
Probewürfel fällt. Die Zahl der Kugelschläge, die not-
wendig ist, um das Probestück zu brechen, dient als Meß-
stab der Festigkeit. Die Genauigkeit dieser Methode
wurde vielfach bestätigt. Die Untersuchung der Kälte-,
Wärme- und Feuchtiekeitseinwirkung auf die Festierk»it
der Bürste zeigte nur geringe Unterschiede, während der
Einfluß von Sceluft (Bürsten von Schiffsmaschinen) er-
hebliche Festirkeitsschwankungen brachte.
Die Untersuchungdercehemischenfiegeı-
schaften des Materials ist von Bedeutung, da alle
Bürsten außer der Kohle auch Beimengungen enthalten,
die z. T. erwünscht und auch unerwünscht sind, je nach-
dem, ob sie den Kommutator säubern oder angreifen. Die
Menge und Art dieser Zusätze kann man dureh Glühen
einer Musterbürste und Prüfung der Asche, die dureh ihre
Farbe den Ursprunzstoff kennzeichnet, bestimmen. Sehr
wichtig ist die Ermittlung von Verunreinigungen, denn
es wurde festgestellt, daß oft schon e % einer gewissen
Unreinheit genügt, die Eigenschaften einer Bürste zu ver-
ändern. Viele Beimengungzen werden erst durch die Fin-
wirkung des elektrischen Stromes wirksam, andere sind
wieder die Ursache elektrolytischer Vorgänge. Viele
Bürsten enthalten etwas Eisen (hartes Gußeisen oder hoch
kohlehaltigen Stahl). Da dieses wahrscheinlich das Haupt-
schleifmittel einer Bürste ist, wird eine Untersuchung der-
selben auf Eisengehalt durch die Maznetprobe sehr er-
wünscht sein.
Die Lebensdauer einer Bürste hängt nicht
allein von der elektrischen Beanspruchung der Maschine
ab sondern auch von den Betriebsverhältnissen und der
Behandlung der Bürsten und des Kommutators.
Außer den bereits beschriebenen Meßmethoden und
Apparaten wurden verschiedene Spezialmaschinen zur
Untersuchung der Bürsten entwickelt:
1. ein Apparat zur Untersuchung des Stromlaufes (Seg-
ment — Bürste — Scezment),
2. eine Maschine zum Studium des Verhaltens der Licht-
borenbildunz bei verschiedenen Bürstensorten,
3. eine Spezial-Bürstenversuchsinaschine, welche Unter-
schiede in der Kommutierung angibt,
4. eine Maschine. die die Neigung einer Bürste zum
Bröckeln angibt,
5. eine Maschine zur Messung der Festigkeit einer
Bürste, dem Seitenverschleiß zu widerstehen, und
6. eine Schleifringversuchsvorrichtung.
Verschiedene Arbeiten mit den erwähnten Apparaten
haben bereits viel Licht in das verwickelte Problem der
bürstenfrage gebracht. (G.M. Little, The Electr. Journ.
Bd. 26, S. 194.) Fto.
Bürstenanfleckungen auf den Ringen von Synehrou-
maschinen. — Es ist eine bekannte Kirscheinung, daß an
den mit Wechselstrom gespeisten Schleifringen von Syn-
ehronmaschinen, insbesondere Kinankerumformern, häufig
unangenehme Fleckenbildunzen auftreten, die die Strom-
abnahme sehr stören und zur Funkenbildung Veranlas-
sung geben. Abb. 6 zeigt das Aussehen derartiger An-
fleckunsen. Praktisch glatte Flächen der Rinzoberfläche
werden dureh trübe, nach einer Richtung ganz scharf ab-
zerrenzte Flecke unterbrochen.
M. Perrier befaßt sich mit den elektrischen Ur-
sachen dieser Erscheinung. kr nimmt an, daß sie nur
dann auftritt, wenn stets dieselbe Ringstelle Anode bzw.
Kathode wird. Unter dieser Voraussetzung stellt er vin-
fache rechnerische Untersuchungen darüber an, welche Be-
dingungen bezüglich der Bürstenzahl bzw. des Bürsten-
abstandes vorhanden sein müssen, um die Erscheinung ein-
zuleiten. Die Fleckenbildung ist danach im wesentlichen
von der Polpaarzahl der Maschine und von der Bürsten-
teilung abhängig. Durch richtige Wahl der Bürstenzahl
bzw. des Bürstenabstandes läßt sich diese Erscheinung in
jedem Falle restlos beseitigen, was an Hand einiger cha-
rakteristischer Fälle mit 1, 2 und n Bürsten klargelegt
Abb. 6. Fleckenbildung auf einem Synchronmaschinen-Schleifring.
wird. Aus den mitgeteilten Formeln folgt. daß die Flecken-
bildung bei Maschinen mit zroßer Polpaarzahl bei wei-
tem seltener in die Erscheinung tritt als bei solchen mit
geringer. Die Fleckenbildung zeigt naturgemäß ein Maxi-
mum, wenn das Strommaximum ständig dieselbe Ring-
stelle trifft, was bei Synchronmaschinen leichter auf-
treten kann als bei Maschinen mit geringer Schlüpfung.
(M. Perrier., Rev. Gen. de VEI. Bd. 25, S. 1009.) Po
Metßgeräte und Meßverfahren.
ZJweistufen-Stromwandler. — Bei der Verrechnung
elektrischer Arbeit ist die Erreichung hoher Genauigkeit
sehr wichtig. kum Fehler von 0,1% in der Leistungs-
messung hätte während des Jahres 1927 in den V.S.
Amerika 75 Mill kWh entsprochen. Eine erhebliche
Fehlerquelle bringt der Stromwandler insbesondere dann,
wenn man aus Sieherheitseründen auf den Stabwandler
zurückgreifen will. Die Genauigkeit eines Stromwand-
lers üblicher Bauweise ist ungefähr proportional dem
Quadrat der Amperewindungen. Es ist deshalb klar, daß
der Fehler eines 150 A-Stabwandlers bei einer gegebenen
Belastung ungefähr 100mal so groß sein wird als der
eines Topfwandlers üblicher Bauweise mit 1500 AW. Wo
also Zählung mit hoher Genauigkeit erwünscht ist, kann
man die gewöhnlichen Stabwandler erst bei Stromstärken
von etwa 1000 A verwenden. Es sind schon verschiedene
Vorschläge gemacht worden. die Genauigkeit zu erhöhen:
der beste ist wohl die Verwendung des Zweistufen-
Stromwandlers!. Die letzte Entwicklung dieser Trans-
formatoren hat es möglich zemacht, den Strom so genau
zu messen, wie man es bisher für vollkommen unmöglich
gehalten hatte. Der Zweistufen-Stromwandler besteht
aus zwei Kernen, jeder mit einem Primär- und Sekundär-
leiter, aber mit einer Zusatz- oder Tertiärwicklung auf
dem zweiten Kern, die ähnlich ist wie die Sekundär-
wicklung. Diese Tertiärwicklung hat den Zweck, den
Zähler mit einem Strom zu speisen, der sehr nahe gleich
und in Phase mit dem ist, der zur Erregung des Kernes
der ersten Stufe notwendig ist. Seine Funktion kann also
deshalb wie eine reine korrektive Kapazität aufrefaßt
werden, sie macht den Stromfehler und den Fehlwinkel
nahezu zu Null. Der Zweistufenwandler korrigiert zu-
folge der eigenartiren Schaltung gewissermaßen seine
eigenen Fehler bei allen Bedingungen der Bürde, der
Frequenz und der Strombelastune. Wenn es möglich
wäre, die zweite Stufe ohne Verluste herzustellen, so
könnte der gesamte AW-Verlust bei der ersten Stufe
wieder zurückzewonnen werden. und man würde einen
vollkommenen Transformator erhalten. Das ist selbsi-
verständlich unmöglich; um aber die Fehler so klein wie
möglich zu halten, ist es wünschenswert, die Bürde auf
dieser zweiten Stufe gering zu halten und einen Nickel-
eisenkern zu verwenden. Diese Legierung hat besonders
kleine Verluste und sehr hohe Anfangspermeabilität, sie
ist deshalb besonders für diesen Zweck gecignet.
Bei der Verwendung des Zweistufenprinzips bei
Schienen- und Stabwandlern kann ein Transformator ge-
schaffen werden, der bei mäßigen Kosten schr genau ist,
selbst bei niedrigem Primärstrom. Die Kurven AbD. T ...9
zeigen die Verbesserung von Stabwandlern durch Ver-
wendung des Zweistufenprinzips. Für niedrige Spannun-
gen kann der Transformatorkern über ein isoliertes Ka-
bel geschoben werden, oder der Primärleiter kann in den
Transformator eingebaut werden.
Der zu verwendende Zähler
rung insofern, als er zwei Stromwicklungen hat.
ist eine Sondernusfüh-
Die
1 Keinath. Meßgeräte 3. Aufl. Bd. I S. 497.
26. Dezember 1928
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
eine Wicklung ist vorgesehen für die Hauptsekundär-
wicklung, die andere Wicklung für die Tertiärwicklung
des Stromwandlers. Man könnte auf den ersten Blick
glauben, daß der Zweistufenwandler in Verbindung mit
einem Spezialzähler zu kompliziert sei, um unter nor-
malen Verhältnissen berücksichtigt zu werden. Das ist
aber keineswegs der Fall; denn die Möglichkeit, einen
Sıabwandler zu verwenden, rechtfertigt ohne weiteres
die Sonderkosten für den Wandler und den Zähler sowie
die anormale Prüfung. Selbstverständlich müssen ge-
wisse Regeln beim Einbau beachtet werden, die abwei-
chend sind von denen, die üblicherweise gelten, z.B. ist
es notwendig, den Zähler auf Drehsinn zu prüfen sowohl
mit der Sekundär- als mit der Tertiärwicklung. In eini-
gen besonderen Fällen kann man auch einen normalen
einstufig — — — zweistufig
100 A, 15kV, 60 Hz 238/19 VA, cosß-=1
Abb. 7. Stabwandler als Ein- und Zweistufenwandler.
150 AA 73kV, 60 Hz, 23/19 VA,
Abb. 8. Stabwandler als Ein- und Zweistufenwandler.
cos Bel
110 kV,
Abb. 9. Zweistufen-Stabwandler bei verschieden hoher Sekundärbürde.
150 A, eo Hz, A 2x23519VYA, B66VA, C 193/6VA
Zähler an Stelle einer Sonderausführung verwenden,
u. zw. iet dies möglich bei einer neuen Anordnung, die
von Brooks vom Bureau of Standards entwickelt wor-
den ist; es wird dabei aber etwas an Genauigkeit ge-
opfert. Es hat den Anschein, daß es möglich sein wird,
späterhin normale Zähler zum Anschluß des Zweistufen-
Stromwandlers zu verwenden.
Die Eigenschaften des Zweistufen-Stromwandlers
können wie folgt zusammengefaßt werden:
1. Man erhält bei gleicher Stromstärke wesentlich
höhere Genauigkeit als mit irgendeiner anderen bis-
her bekannten Type. Das bezieht sich besonders auf
die Stabtype.
2. Um den vollen Vorteil des Geet Stromwind:
lers zu erreichen, muß man einen Spezialzähler ver-
wenden, obgleich auch mit einem normalen Zähler
befriedigende Resultate erhalten werden Können.
3. Der Einbau und die Prüfung des Zweistufen-Strom-
wandlers und des Zählers erfordern etwas mehr
Sorgfalt.
4. Man kann bis herab zu Stromstärken von 100 A Ver-
rechnungszähler anschließen.
5. Um die besten Resultate zu erhalten, muß bei jeder
Installation besonders darauf geachtet werden, daß
die Zweistufenanordnung in der günstigsten Weise
benutzt wird. (W.K. Diekinsonu.M.S. Wil-
- 30n, Gen. El. Rev. Bd. 31, S. 656.) Kith.
1883
Beleuchtung.
Das „elektrische Auge“ bei der selbsttätigen Ver-
kehrsregelung. — Die Regelung des Verkehrs an Straßen-
kreuzungen durch Lichtsignale geschieht gewöhnlich in
der Weise, daß die Lichtsignale in einem gewissen Zyklus
selbsttätig gegeben werden. Um nun bei Straßenkreuzun-
gen einer Hauptverkehrstraße unnötige Verzögerungen
zu vermeiden, ist in Pittsburgh, V.S. Amerika, eine neu-
artige selbsttätige Anlage versuchsweise in Betrieb ge-
nommen worden. Bei dieser Anlage ist die Hauptver-
kehrstraße ununterbrochen für den Verkehr freigegeben
und eine Umschaltung der Signale für die freie Fahrt
der Querstraße erfolgt nur dann für kurze Zeit, wenn
sich auf dieser Querstraße ein Fahrzeug der Straßenkreu-
zung nähert. Diese Umschaltungen erfolgen selbsttätig
bei Annäherung eines Fahrzeuges auf folgende Weise.
Eine an geeigneter Stelle angebrachte Lichtquelle wirft
ihr Licht auf eine Photozelle. Gelangt ein Fahrzeug in
den Strahlengang und wirft somit einen Schatten auf die
Photozelle, so wird die Umschaltung ausgelöst. Nähere
Angaben werden nicht gegeben. (Westinghouse Techn.
Press Service A-8733.) Schb.
Theorie der Brechung von Lichtstrahlenbüscheln. —
Eine Arbeit von Dargenton stellt eine theoretische
Betrachtung dar über die Brechung von Lichtstrahlen
beim Übergang von einem Medium zum andern und über
die relative Leuchtdichte in den verschiedenen Medien.
Die Anwendung der allgemeinen Gesetze über die
Brechung eines Lichtstrahles führt zu einer einfachen Be-
ziehung zwischen dem Raumwinkel eines konischen Licht-
bündels im ersten Medium und dem Querschnitt dieses
Bündels nach der Brechung einerseits und den entsprechen-
den Elementen eines Lichtbündels, das aus dem zweiten
Medium kommt, anderseits. Die Anwendung der Ergeb-
nisse liefert eine allgemeine Darstellung des Zusammen-
hanges zwischen den Leuchtdichten eines Lichtstrahles in
den verschiedenen Medien „gines optischen Systems. (A.
on Rev. d’Optique theor. et instrum. Bd. 8.
1
Fernmeldetechnik.
Neutro - Netzanschlußempfänger. — Das neue
Vierröhren - Schirmgitter - Neutrogerät
der Siemens & Halske A.-G. für Netzanschluß, das auf
der Funkausstellung dieses Jahres! erstmalig gezeigt
wurde, arbeitet mit einer Schirmgitterröhre in der Hoch-
frequenzstufe, einer Audionröhre und zwei Niederfre-
quenzstufen (Abb. 10). Die Schirmgitterröhre (1204),
Abh. 10. Vierröhren-Schirmgitter-Neutrogerät geöffnet. Links eine
Schirmgitterröhre und eine gepanzerte Hochfrequenzabstimmung,
rechts der Netzanschlußteil.
deren Durchgriff von 0,2 % eine sehr hohe Verstärkung
erzielen läßt, ist durch einen Kupfermantel gegen das
übrige Gerät abgeschirmt, so daß keine störenden Kopp-
lungen auftreten können. Als besonderes Kennzeichen
des Gerätes ist hervorzuheben, daß der gesamte Wellen-
bereich von 200 bis 2000 m ohne Spulenwechsel oder
Umschaltung erfaßt wird und daß der Grad der Verstär-
kung sowie die Selektivität über den ganzen Wellenbe-
reich konstant bleiben. Erreicht ist das dadurch, daß die
ı ETZ 1929, S. 1519
1884
Abstimmung der Hochfrequenzstufe durch ein Kugelva-
riometer und einen mit diesem gekuppelten Drehkonden-
sator erfolgt; Selbstinduktion und Kapazität der Schwin-
vuneskreise werden also gleichzeitig geändert. Der Au-
dionkreis wird in gleicher Weise abgestimmt. Das Gerät
wird mit nur geringen Änderungen entweder für eine
Endröhre RE 134 oder 604 geliefert, von denen sich die
„weitgenannte Ausführung für den Anschluß mehrerer
lautsprecher eignet. Die Netzanschluß-Einrichtung ent-
Lält eine Zweiwege-Gleichrichtersehaltung. Bemerken#=-
wert ist die Bauart des Transformators. Dieser hat näm-
lich eine Anzahl Anzuapfungen, die durch Aufschrauben
verschiedener Schaltplättchen so verbunden werden, daß
der gleiche Transformator für die gebräuchlichsten Netz-
spannungen zwischen 100 und 250 V zu benutzen ist.
Diese Ausführung bedeutet vor allem für die Fabrikation
und Lagerhaltung eine bedeutende Erleichterung, wirki
sich jedoch auch für den Benutzer bei Wohnungswechsel
u. dgl. günstig aus. Fine in den Primärkreis eingebaute
Thermosicherung verhütet Beschädigungen in den Sekun-
därkreisen, die etwa durch Spaanungschwankungen im
Netz entstehen können. Die Sicherung hat eine große
Würmeträgheit, spricht also z. B. bei unschädlichen kur-
zen Spannungspitzen noch nicht an und kann mehrmals
benutzt werden. Die Anpassung für die Antenne ist ste-
tig veränderlich ausgeführt, so daß also der Antennen-
steeker nicht umgesteckt zu werden braucht. Bemerkt sei
noch. daß der Netzstrom beim Anheben des Deckels aus-
geschaltet wird.
Alb. 11. Fünfröhren-Neutrogerät für Netzanschluß (Siemens & Halske:.
Ähnliche Konstruktionserundsätze wie bci diesem
Vierröhren-Schiimgitterzerät wurden bei einem Fünf-
röhren-Neutroxgerät für Netzanschluß befolgt
(Abb. 8). das mit zwei Hochfrequenzstufen in Neutrodyn-
schaltung, einem Audion mit Rückk»opplung und zwei
Niederfrequenzstufen arbeitet. Auch bei diesem Gerät
sind die einzelnen Spulensätze zur Vermeidung von Kopp-
lungen gepanzert sowie Audion, Niederfrequenz- und
Hochfrequenzstufen in besonders abgeschirmten Teilen
des Gehäuses untergebracht. Für die Benutzung des Ge-
rites erweist es sich als besonders angenehm, daß die
einmal ermittelte Einstellung auf eine bestimmte Welle
dauernd Gültigkeit hat: man kann also den elmmal erfabß-
ten Sender auf der mit. einem Papierstreifen versehenen
Abstimmtrommel vermerken und findet ihn immer wieder
an der gleichen Stelle. Der Ubergang von 200... 600 m auf
Gun). 1000 m erfolgt durch Betätigen eines im Innern an-
,rachten Schalters:; der Kasten kann nur nach richtig er-
foleter Umschaltung geschlossen werden. Auch bei diesem
Gerät wird die Anodenspannung dureh Öffnen des Peckels
abgeschaltet. Das Gerät wird sowohl mit Widerstands-
als auch mit Transformatorenverstärkung geliefert. Der
\etzansehlußteil ist genau wie beim Vierröhren-Schirm-
vittergerät ausgeführt. Zu erwähnen wäre noch. dal —
wie übrigens bei allen Siemens-Rundfunkempfängern —
der Niederfrequenzteil mittels entsprechender Anzapfun-
een (Steckbuchsen) auch für sieh benutzt werden kann,
um z. B. mittels eines Tenabnehmers Sehallplatten wieder-
weben zu können. Jkl.
Verschiedenes.
25 Jahre EV Hamburg. — Der .Llektrotechnische Ver-
ein in Hamburg“ beging Sonnabend. den 7. November 1929.
unter dem Vorsitz von Herrn Oberinzenieur Jena und
unter zahlreicher Beteiligung seiner Mitglieder sowie einer
eroßen Zahl von Ehrenzästen,. Behörden. Instituten. Kör-
perschaften und berufsverwandten Vereinen im „Lübschen
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
26. Dezember 1929
Baum“ sein 25. Stiftungsfest durch einen Herrenabend.
Namens der Gründer hielt Herr Direktor Kurt Mertens
die Festrede, in der er in launiger Weise die Elektrotechnik
zur Zeit der Gründung des Elektrotechnischen Vereins und
daran anschließend die Entwicklung der Elektrotechnik in
den letzten 50 Jahren schilderte. Als Vertreter des Not,
bandes Deutscher Elektrotechniker“ gedachte Herr Gene-
ralsekretär Schirp der bisherigen erfolgreichen Tätig-
keit des EV in Hamburg nach innen und außen und über-
mittelte auch im Namen sämtlicher Ehrengäste dem Ge-
burtstagskinde die wohlgemeintesten Wünsche. Nach dem
gemeinsamen Essen folgte die gelungene Aufführung eines
zweiaktigen eigens zu dieser Feier von einem Mitgliede des
EV in Hamburg verfaßten Festspieles zu Ehren des deut-
schen Erfinders der Glühlampe. Ileinrich Goebel, darge-
stellt von Angehörigen der „Technischen Staatslehranstal-
ten“. In ungezwungener Tafelrunde blieb man noch lange
zusammen. Der erfolgreiche Verlauf des 25. Jubiläums
läßt eine weitere, gedeihliche Entwicklung des EV in Ham-
burg erhoffen. Eine von Herrn Zivil-Ingenieur M. Volek-
mar verfaßte Festschrift des EV in Hamburg fand wegen
ihres Inhaltes und ihrer Ausführung allseitigen Beifall.
Schp.
Aus dem Reichswirtschaftsmuseum in Düsseldorf. —
Das Reichswirtschaftsmuseum ist auf Anre-
gung des Schöpfers des Deutschen Museums in München
O. v. Miller gegründet worden. der wertvolles und
wichtiges Material der „Ausstellung Ciesolei von 1926“ er-
halten wissen wollte. Es wurde 1928 von der Stadt Düssel-
dorf der Öffentlichkeit übergeben. will die Erkenntnisse
der Gesellschafts- und Wirtschaftskunde veranschaulichen
und vertiefen und hat neben der Unterstützung des Reiches
auch das lebhafte Interesse der rheinisch-westfälischen Iu-
dustrie gefunden. Das Museum weist z. Z. folgende Abtei-
lungen auf: Bevölkerungswesen, Bilder aus der Geschichte
der menschlichen Arbeit. die Stellung der Ehe- und Ilaus-
frau im Wandel der Zeiten, Internationale Arbeitsfürsor:ıe.
Stahl und Eisen. Verkehr. die deutsche Rationalisierunes-
bewegung. Verwaltungesreform, die Nahrungsmittelversor-
gung Deutschlands (Landwirtschaft). Die Methoden der
Darstellung sind vorzüglich. Bild. Licht, Farbe und Be-
wegung die charakteristischen Elemente dieser modernen
Ausstellungsteehnik.
Das Fernmeldewesen finden wir in der Abtei-
lung Verkehr. Hier gibt eine farbige. sehr interessante
Bildtafel die Zahl der einzelnen Nachrichtenmittel nach
Prozenten an. Von je 100 Nachrichten entfallen auf die
einzelnen Nachrichtenmittel in:
Te'!egramme Ferngespräche Briefe.
Postkarten
d CG ei
England Eo om w a 20 TR
Schweiz ës, "A 29 vi
Frankreich . . . 2 30 HR
Deutschland 1 30 60
Rußland ee, H3 35
Schweden I vU 29
Nach einer weiteren Bildtafel kommen auf 100 Einwoh-
ner in San Franzisko 31 Fernsprechstellen, in Stockholm
28. in New York 24, in Kopenhagen 16, in Zürich 13. in
Frankfurt a. M. 12. in Hamburg-Altona 11. in Berlin 10. in
München. Köln und Paris 8 in London 7. in Brüssel. Rot-
terdam und Tokio 6. in Düsseldorf 5. in Warschau. Moska.
und Rom 3. In einer Übersicht über die Zahl der Fern-
sprechanschlüsse in den einzelnen Ländern ie 100 Einwoh-
per steht Deutschland an sechster Stelle. Wertvoll ist das
Modell des europäischen Fernkabelnetzes. das dureh den
Druck auf einen Schaltknopf lebendig wird. Zuerst blitzen
die Hauptstädte der versehiedenen Länder auf. dann leuch-
ten Neonröhrchen (4500 V). die zunächst das deutsche
Fernkabelnetz. dann die Auslandsverbindungen und zuletzt
die Verbindungen des gesamten europäischen Fernkabel-
netzes zeigen.
Die Abteilung .„HKlektrizität“
sich z. Z. in der Umgestaltung.
des Museums befindet
Fr.Schlüter.
Normenstelle der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. —
Der in der ETZ 1929. S. 722. veröffentlichte Vorschlag 2
der „Vorschriften für den Strahlenschutz in medizinischen
Röntzenanlarzen*, dessen Kinspruehsfrist am 1. VIII. 192%
abgelaufen war, wurde von der Arbeitsgruppe II Strah-
lenschut7“ der vorgenannten Normenstelle in ihrer amı
12. XI. 1929 statterefundenen 6. Sitzung auf Grund der ein-
gegangenen Winsprüche noch teilweise abgeändert.
26. Dezember 1929
Der endgültige und von dem Ausschuß der Deutschen
Röntzen-Gesellschaft eebillizte Wortlaut wird im Beuth-
Verlag als Normblatt DIN RÖNT 2 herausgegeben.
Berlin-Siemensstadt,. den 12. XII. 1929.
IH. v. Buol.
Jahresversammlungen, Kongresse, Ausstellungen.
Brüsseler Konferenz über internationale Normung im
Bahnwesen. — Im November 1929 hat in Brüssel eine Kon-
ferenz stattgefunden mit dem Zweck, eine Vereinheit-
liehunz der im Gange befindlichen Normungsarbeiten der
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
1885
großen Verbände auf dem Gebiete des Bahnwesens anzu-
streben. An der Konferenz waren beteiligt: Die Inter-
nationale Elektrotechnische Kommission, die Union Inter-
nationale de Tramways und die Union Internationale de
Chemins de Fer. Den Vorsitz führte Prof. C. Feldmann:
Deutschland war durch Reichsbahndir. Dr. W. Wech-
mann vertreten. Es wurde eine vorläufige Übereinkunft
getroffen dahingehend, daß aus Vertretern der genannten
Verbände und der Industrie ein „Committee Mixte on Elec-
tric Traction Equipment“ gebildet wird, welches gemein-
sam mit der IEC Normunesvorschläge entwerfen und zur
Stellungnahme an die Verbände weiterleiten soll. nkl
VEREINSNACHRICHTEN.
VDE
Verband Deutscher Elektrotechniker.
(Eingetragener Verein.)
Geschäftstelle: Berlin W 57, Potsdamer Str. 68.
Fernepr.: Amt R1 Kurfürst Nr. 5862—64
Zahlungen an Postscheckkonto Nr. 213 12.
Bekanntmachung.
Auf Veranlassung des Deutschen Verbandes technisch-
J. Davies vom Kings College. London. am Dienstag.
J. Davies vom King's College in London am Dienstag.
dem 14. Januar 1930. über:
The most important English Power Stations
und am Donnerstag. dem 16. Januar 1930. über:
The Consumption of Energy in England.
Die Vorträge sind mit Lichtbildern und beginnen urn
18 Uhr in der Aula der Technischen Hochschule Berlin.
Eintrittskarten A 1 RM durch die Geschäftstelle des Deut-
schen Verbandes technisch-wissenschaftlicher Vereine (In-
eenieurhaus).
VDE-Fachbericht-Sonderheft 1929.
Das VDE-Fachbericht-Sonderheft : 1929 der XXXIV.
Jahresversammlung des VDE in Aachen ist soeben er-
schienen. Der Inhalt des Heftes gibt die auf der XXXIV.
Jahresversammlung des VDE am 8. und 9. Juli 1929 in der
Technischen Hochschule Aachen gehaltenen Fachberichte
nebst den anschließenden Besprechungen wieder. Die
Preise sind:
Für Mitglieder geheftet . . . 5,— RM,
gebunden . . . 6— „
für Nichtmitglieder geheftet . 9,— „
é Ge gebunden . . 10,— ,
Versandkosten . . . 2... 0,50 „
Bestellungen bitten wir umgehend an die Geschäftstelle
des VDE, Berlin W 57, Potsdamer Straße 68, zu richten.
Der Versand erfolgt sofort.
Kommission für Koch- und Heizgeräte.
Es wird nachstehend ein Entwurf zu
Vorschriften für lleizeeräte für
feuergzefährdete Räume
bekanntgegeben, der zunächst als Anhang 3 zu den A ur:
schriften für elektrische Heizzeräte und elektrische Heiz-
einriehtungen. V. B. Hz./1925* erscheinen soll und später
in dem neuen Ent wnrf der Vorschriften für Elektrowärme-
geräte, der zur Zeit von der Kommission für Koch- und
Heizzeräte beraten wird, aufgenommen werden soll.
Einspriche sind in zweifacher Ausfertigung bis zum
1. März 1930 an die Geschäftstelle des VDE zu richten.
Anhang 3
zu den „Vorschriften für elektrische Heizgeräte
und elektrische Heizeinrichtungen, V.E.Hz./1925*
Heizgeräte für feuergefährdete Räume.
„Elektrisch beheizte Geräte für feuerzefährdete Be-
triebstätten und Lagerräume müssen so ausgeführt sein.
daß kein Greräteteil. der mit brennbaren Stoffen in Berüh-
rung kommen kann (bei 20° Lufttemperatur). eine höhere
Temperatur als 200 ? annimmt.“
Kommission für Handgeräte.
Die Kommission für Handgeräte hat beschlossen, die
„vorsehriften für elektrisches Spiel-
Zou",
„Vorschriften für elektrische Gas- und
Feueranzünder“
sowie die
„vorschriften
geräte“
aufzuheben. da der neue Wortlaut des $ 15 der ..Vor-
schriften nebst Ausführungsreeeln für die Errichtung von
Starkstromanlagen mit Betriebspannungen unter 1000 V.
V.E.S.1/1930“ Sonderbestimmungen für derartige Geräte-
arten überflüssig macht.
Der Jahresversammlunsz 1930 wird ein Antrag auf
Außerkraftsetzung der vorgenannten drei Arbeiten vor-
gelegt werden.
für elektrische Fanz-
Forschungsinstitut für Elektrowärmetechnik
an der Technischen Hochschule zu Hannover.
Als zweite Mitteilunz des Forschungsinstituts für
Elektrowärmetechnik ist das Heft 2
„Über die Einzelverluste und den Wir-
kuneserad elektrischer Heißwasser-
speicher“
(von Dipl.-Ing. Karl Backhaus) erschienen.
Das Heft ist zum Preise von 3,50 RM (Auslandsendunz
rer Einschreiben gegen Grebührenberechnung) vom „For-
schungsinstitut für Elektrowärmetechnik an der Techni-
sehen Hochschule Hannover“ zu beziehen (Postscheck
konto Hannover 34 946).
Verband Deutscher Elektrotechniker.
Der Generalsekretär:
P. Schirp.
EV
Elektrotechnischer Verein.
(Eingetragener Verein. Gegründet 1879.)
Zuschriften an den Elektrotechnischen Verein sind an seine Geschäft-
stelle. Berlin W 35, Potsdamer Str. 118a II, Fernspr. Amt Kurfürst
Nr. 9697, zu richten. Zahlungen an Postscheckkonto Berlin Nr. 133 02.
Mitgliedsbeitrag für 1930.
Nach der Satzung ist der Mitgliedsbeitrag bis 15. No-
vember für das darauffolgende Vereinsjahr zu bezahlen.
Ungeachtet dieser Bestimmung und ungeachtet der wieder-
holten Ersuchen um Entrichtung des Miteliedsbeitrages für
1930 haben viele Mitglieder den Beitrag noch nicht bezahlt.
Im eigenen Interesse werden die Mitzlieder nochmals er-
sucht, den Mitgliedsbeitrag für 1930 tun-
lichst umgehend einzusenden. Er beträgt für
persönliche Mitglieder 3000 RM. für Jung-
mitglieder 1500 RM. Die körperschaftlichen
Mitglieder sind über die Höhe des Beitrags mittels
besonderen Schreibens unterrichtet worden.
(Postscheekkonto: Elektrotechnischer Verein, Berlin
Nr. 13 302).
1886
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52
26. Dezember 1929
Nachtrag
zum Bericht über die Fachsitzung'
tür Elektromaschinenbau (EVM) am 12. Februar 1929
in der Technischen Hochschule zu Charlottenburg.
Besprechung des Vortrags
des Herrn Obering. Schiemann:
„Elektromagnetische Schlagwerkzeuge, insbesondere
für Wechselstrom.“
Vorsitz: Herr Obering. Schüler.
Nachträglich schriftlich eingegangene Äußerungen.
Herr M. Bernhardt, Stuttgart: In Heft 29 der ETZ
1929 ist im Anschluß an einen sehr beachtenswerten Vor-
trag des Herrn PAUL SCHIEMANN, Berlin hinsichtlich einer
allgemeinen Besprechung über verschiedene elektromagne-
tische Schlagwerkzeuge berichtet worden, was mich ver-
anlaßt, als Konstrukteur des abgebildeten elektropneu-
matischen „MB“-Kleinaggregats (Abb. 1) ebenfalls Stel-
lung zur Sache zu nehmen. Von einzelnen Diskussions-
rednern wird auf den schlechten Wirkungsgrad von Preß-
luftwerkzeugen hingewiesen, gleichzeitig aber deren hohe
Leistungsfähigkeit durchaus nicht bestritten. Für den
wirtschaftlichen Erfolg ist nun — vom Stand-
punkt des Benutzers aus gesehen — jedenfalls der Wert
der geleisteten positiven Arbeit, gemessen am Gesamtauf-
wand, den irgendein Betriebsmittel erfordert, ausschlag-
zebend. Gerade aber hier haben manche elektromagneti-
schen Schlagwerkzeuge versagen müssen, weil zum Auf-
wand, den derartige Apparate erfordern, nicht nur die
Kosten der Energieumwandlung gehören, sondern auch
keineswegs zu vernachlässigende Reparaturen sowie
Zeitverluste, z. B. durch Kühlung oder zu lang-
sames Herunterbringen eines Meißelspans oder der-
gleichen, ganz abgesehen davon, daß eine moderne
Preßluftpistole bestimmter Schlagleistung in mkg hin-
sichtlich des Gewichts jeden Rein-Elektrohammer schlagen
dürfte. In den letzten Jahren aber sind bezüglich Rück-
gangs im Preßluftverbrauch, bezogen auf die Schlagener-
gie, erhebliche Fortschritte erzielt worden, so daß auch der
technische Wirkungsgrad im Gegensatz zur Ansicht des
Herrn SCHÜLER Berlin, heute sicher wesentlich höher als
10 %, selbst bei Kleinaggregaten, liegt. bei welchen sich
raschlaufende Motoren von etwa 3000 U/min bei bestmög-
lichem Wirkungsgrad verwenden lassen. Im tibrigen blei-
ben hierbei Schlauch und Hammer kalt. Die Erwärmung
konzentriert sich vielmehr hauptsächlich auf die Zylinder-
wandung des Kompressors und kann bei gut gebautenKlein-
kompressoren durch geeignete Kiihlungsmethoden gut ab-
retührt werden, ohne daß es dabei der sogenannten Durch-
flußkühlung. wie solche bei stationären Anlagen üblich
ist, bedarf. Der technische Wirkungsgrad läßt sich beim
„M B"-Preoßluft-Einwerkzeugsystem weiter heben, wenn
man den Luftdruck der jeweils auszuführenden Arbeit
anpaßt, z.B. genügen beim Kaltnieten bei Benutzung der
Standardpistnle zwischen 5...8 mm vollkommen 4 ...5 ati.
Neben gewissenhafter Herstellung der einzelnen Teile
und Betriebsicherheit ist beim NM B“-Agegregat Haupt-
wert auf ruhigen Gang, geringsten Platzbedarf sowie
handliche Bedienung gelegt worden, so daß nur 1...2 Mann
für jeweils anfallende größere Arbeiten nötig sind. Außer
Nieten, Meißeln, Stemmen, Stampfen kann man die im
Druck beliebig regulierbare Preßluft ohne weiteres für
F'arbspritzzwecke, Sandstrahlgebläse, Löt- und Reini-
eungszwecke, für Steinbearbeitung, für Nagelapparate
und selbst für Feuerlöschzwecke nutzbar machen, ferner
kann der Motor nach Abschaltung des Luftverdichters für
Schleif-, Polier-, Bürst- und vor allem Bohrarbeiten mit-
tels biegsamer Welle herangezogen werden, so daß er
speziell den Bedürfnissen der Reparaturwerkstätten, wie
solche bei großen Werken allgemein heute üblich sind,
entspricht. Neben gedrungener, übersichtlicher Bauart
ist in erster Linie der Gesamtschwerpunkt der fahrbaren
Anlage möglichst tief gelegt und daher der Stand der
Maschine bei vorhandener solider Bremsvorrichtung auch
so daß der durchschnittliche Gesamtwirkungsgrad unter
Berücksichtigung eines automatisch wirkenden, sofort
beliebig einstellbaren Schnell-Luftdruckregu-
lators, ferner kurzer, reichlich bemessener drosselfreier
Luftwege bei solidester Werkstättenarbeit einen Höchst-
wert der Wirtschaftlichkeit ergibt.
Die sonst als sehr störend empfundenen vorstehenden
Schenkel des Transportkarrens sind umlegbar angeordnet,
und es wird auf diese Weise, ganz abgesehen von größerer
Zugänglichkeit, ganz wesentlich an Platz gespart. Sänt-
liche Konstruktionsteile und Werkzeuge sind übersicht-
lich sowie aus bestgeeigneten Materialien hergestellt und
leicht auswechselbar; die Schlauchkupplungen sind zurver-
lässig dichtend.
Die auf Grund langjähriger Erfahrung konstruierten
handlichen leichten Pistolen besitzen geringen Rückschlag,
keinerlei Erwärmung, arbeiten hingegen mit sanften An-
anenchläßen und außergewöhnlich geringem Luftver-
rauch.
—
ne
Abt. 1.
| Elektropneumatisches „MB"-Kleinaggregat.
Im Gegensatz zu langsam schlagenden Wechselluft-
hämmern treten beim schnellschlagenden „M B“-Hammer
keine kraftverzehrende Erhitzung und vorzeitige Zerstö-
rung der Schläuche, deren Länge auch nicht wie bei
ersterem System eng begrenzt ist, ein, vielmehr können
Schläuche von 10m Länge und mehr unbedenklich Ver-
wendung finden. Auch der Stromverbrauch entspricht der
jeweiligen Luftdruckhöhe und ist in der Arbeitspause
verhältnismäßig gering, so daß auch der durchschnitt-
liche Kraftaufwand gering ausfällt und ohne Abstellung
infolgedessen durchgearbeitet werden kann. Der Regu-
lierbereich beträgt 2...6 atü. Mit 1 Standard-Pistole können
die gangbarsten Konstruktionsnietenstärken von 10 bis
22mm ohne Wechsel geschlagen bzw. die verschieden-
artigsten Preßluftapparate dem jeweils erforderlichen
Luftdruck angepaßt werden.
Maximal, d. h. bei voller Leistung: von 0,5 m? ange-
saugter Luft bei 6 atü, werden 3,5 kW verbraucht, bei Leer-
lauf, aber im Betrieb befindlicher Pumpe, 1,5 kW, somit
durchschnittlich 2,5 kW. so daß die Stunde Niet- oder
Meißelarbeit bei einem Preis von 0,25 RM für die Kilo-
wattstunde rd. 0,63 RM an elektrischer Energie erfordert.
ein Aufwand, den heute ieder Unternehmer gern zahlen
dürfte, wenn damit z.B. 75...100 Warmnieten von 13 bis
22 mm Dmr. in der Stunde geschlagen werden können.
Herr H. Fein, Stuttgart (brieflih): In der Dis-
kussion über den Vortrag des Herrn PAUL SCHIEMANN,
„Klektromagnetische Schlagwerkzeuge, insbesondere für
Wechselstrom” gibt der Herr Vorsitzende auf eine An-
frage des Herrn WIBFL über Wechsellufthämmer eine
Erklärung ab. die den Anschein erweckt, als ob der Fein-
Hammer im Prinzip mit dem Ingersoll-Hammer identisch
sei.
Vorsitzenden erwähnte Ausführung eines Ingersoll-Zwei-
schlauchhammers arbeitete mit etwa 3 atü, wobei der
Druck abwechselnd durch die beiden Schläuche auf die
vordere und hintere Seite des Schlagkolbens einwirkte,
Dies ist durchaus nicht der Fall, denn die von dem
eg,
bei länger andauernder Arbeit ein absolut sicherer. Gute
Auswuchtung der Schwungmassen unter Ausgleich der
im Luftverdichter auftretenden Kräfte gewährleistet da-
bei ruhigen Gang. Sowohl der reichlich bemessene Spe-
zial-Kugellagermotor, als auch der mit Original-Wasser-
Luft-Zylinderkühlung und Patentsaugluftfiltern ver-
sehene Ventilverdichter, welcher ebenfalls in allen bewer-
lichen Teilen Wälzlagerung aufweist, sind staubsicher
geschlossen und mit elastischem Original-,M B“-Antrieb,
sowie mit eingebautem Schaltwalzenanlasser versehen,
1 ETZ 19%, H. 1065.
t ETZ 19%, 8.1097.
ohne daß Unterdruck zur Bewegung des Schlagkolbens
herangezogen wurde. Beim Fein-Hammer wird dagegen
der Schlagkolben durch etwa 1,2 atü vorgeschleudert und
durch etwa 0,4 atü wieder vom Pumpenkolben zurückge-
zogen.
Die Ansicht, daß der Fein-Hammer nach demselben
Prinzip wie die Drucklufthämmer arbeite, ist sehr ver-
breitet; es scheint daher im Anschluß an diesen inter-
essanten Vortrag auch zweckmäßig, einige Ausführungen
über Entwicklung, Prinzip, Leistung und Wirkungsgrad
der Wechsellufthämmer, insbesondere des Fein-Hammers
zu geben, zumal auch in der Diskussion der Wirkungs-
26. Dezember 1929
grad der elektropneumatischen Hämmer als nicht hoch
bezeichnet wurde.
Einen kleinen Einschlauch-Hammer (Abb. 2), der durch
eine schwingende Luftsäule betrieben wurde, ließ sich
im Jahre 1882 ein Berliner Zahnarzt namens TELSCHOW
für Zahnplombierarbeiten patentieren, dem derselbe bis
1892 noch drei Patente folgen ließ, worunter auch ein
4 Hommer
Pumpe
Abb. 2. Einschlauch-Hammer.
Zweischlauch-Hammer enthalten war. Dann folgten wei-
tere Patente auf Ein- und Zweischlauch-Wechsellufthäm-
mer (Abb.3) durch die Zahnärzte A. PELHAM und R. ROOT
Abb. 3. Zweischlauch-Hammer.
in Plymouth (1896) und Gg. ASMUSSEN, Hamburg
(1904), ferner durch Siegmund SCHUCKERT (1900) und in
Frankreich durch den Franzosen TURPIN im Jahre 1906.
Im Jahre 1911 griff BERNER, Nürnberg, der aus dem Groß-
lufthammerbau hervorgegangen war, diese Konstruktion
wieder auf und schuf mit Emil FEIN, Stuttgart, einen
neuen patentierten elektropneumatischen Hammer, der
unter dem Namen „Fein-Hammer“ die größte Verbreitung
und beste Bewährung gefunden hat.
Pistole Schlauch Pumpe Ausrück- Motor
2 Niefen-u Meißeln Vorrichtung
|
Schnitt A-B $
D
b
2
se
pm SCH
N
p
-
/
Orro TYY
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52
1887
pistole, die den Überdruck hinter dem Schlagkolben im
Schlagpunkt entweichen lassen (Abb. 4), wird ein rascher
Wechsel von Überdruck zu Unterdruck herbeigeführt.
Diese Anordnung ergibt einen ausgezeichneten Wirkungs-
grad, der dadurch erhöht wird, daß der Pumpenhub beim
Hin- und Rückgang
für die Schlagkolben-
bewegung ausge-
nutzt ist.
Die Ersfausfüh-
rung der Maschine
aus dem Jahre 1913
war noch am Kollek-
torlager des Motors
mit vertikaler Welle
aufgehängt (Abb. 5).
Heute wird eine
solche elektropneu-
matische Anlage auf
einem zweirädrigen,
leicht beweglichen
Karren aufgebaut
doch kann die Beför-
derung der Anlage
‚ infolge des geringen
Gewichts von 100 bis
160 kg auch an einem
Kranhaken oder durch
ein Traggestell er-
folgen. Durch Dre-
hen des Anlaßhebels
wird die Maschine in
Betrieb gesetzt und ebenso wieder ausgeschaltet (Abb. 6).
Die Unterhaltung und Wartung beschränkt sich auf
Schmieren mit der Ölkanne und zeitweise Reinigung.
Abb. 5: Erstausführung des Fein-Hammers
m fe — =- REN
‚vom Jahre 1913.
Schleif-
Apparat
Bohr -
Apparaf
Biegsome
Welle
Abb. 6& Fein-Hammer-Anlage im Schnitt.
Die schwingende Luftsäule dieses Hammers wird in
einer durch Elektro- oder Verbrennungsmotor angetrie-
benen Luftpumpe erzeugt, die ihre einzelnen Schwingun-
Überlauf im Hammer
Schlouch
Hommer
Pumpe
Abb. A Wechsellufthammer (Patent Berner).
gen durch einen Schlauch in das Schlagwerkzeug über-
leitet und dort den Schlagkolben auf- und abbewegt.
Durch Anbringen von Überlaufklappen an der Schlag-
Bei den Einschlauchhämmern treten in der Pumpe
Drücke von 0,5 at Unterdruck bis 1,4 atü auf, in der Pistole
Drücke von 0,4 at Unterdruck bis 1,7 atü.
Das Schaubild des Hammers und der Pumpe (Abb. 7
und 8) zeigt Weg- und Druckverlauf dieser Anordnung
mit Überlaufklappen. Kurz vor dem Schlagpunkt tritt,
wie im Schaubild deutlich sichtbar, die größte Beschleu-
nigung auf, während sich der Überdruck rasch in Unter-
druck verwandelt, so daß nirgends schlaghemmende Ver-
zögerungen und Auswirkungen auftreten. Das allmäh-
liche Umkcehren in der hinteren Kolbenstellung (im
Schaubild als deutliche Rundung sichtbar) gibt die Er-
klärung dafür, daß der Arbeiter beim Bedienen der Pi-
stole fast keinen Rückschlag empfindet. Erzeugt wird
dieses allmähliche Umkehren durch ein im hinteren
Hammerteil wirkendes Luftpolster.
1888
Die Endgeschwindigrkeiten der Schlagzkolben bewegen
sich je nach der Größe des Hubes zwischen 7.5 und 13 m/s,
die Schlagkraft je nach der Größe des Hammers zwischen
1,0 und 7,0 mkg/Schlag oder 600 und 4000 mkg/min, bei den
kleinen Pistolen für Bildhauerzwecke zwischen 0,005 und
0,75 mkg/Schlax oder zwischen 3 und 450 mkg/min. Die
Bestimmung der Endgesehwindigkeit Ve geschieht aus
der Tangente an den Schlagweg im Schlagpunkt. Die
Wucht des Schlages (Schlagstärke) Ne in mkg errechnet
sich aus der Bezichung Se = % m Ve’, wobei Ve die End-
xeschwindigkeit in m/s und m die Masse der bewegten
Teile 2. a darstellen. Die Schlagzahl der Pistolen
d 9,81
licgt zwischen 560 und 600 Schlägen/min und wird
zwangsläufig durch die Motordrehzahl bestimmt.
Der Wirkungsgrad der Anlage läßt sich durch Ver-
wleich der vom Motor aufgenommenen Energie mit der
Schlagstärke des Hammers bestimmen, und man
‘erhält je nach Anschluß verschieden großer
Pistolen an den Pumpen Wirkungsgrade von
23...28 %, wogegen bei Preßluftanlagen Ge-
samtwirkungsgrade von nur 7...11% errech-
net werden. (Vgl. Werkstattstechn. 1925
Heft 5 und 1926 Heft 8/18.) Es lassen sich mit
dem Fein-Hammer alle Schlagarbeiten in der
Metall- und Gesteinsbearbeitungz von den fein-
sten Bildhauerarbeiten bis zu den schwersten
Konstruktionsnieten (mit 28mm Schaftdurch- '
messer) ausführen (Abb. 9). Auch können noch
Arbeiten der Drehbewegung durch Anschluß
einer biegsamen Welle durchgeführt werden.
In der .„Werkstattstechnik“' macht LUDWIG
in einer Abhandlung über .„.Beitrax zur wirt-
schaftlichen Spanabhebung“ interessante An-
gaben über Spanleistungen von Preßluft- und
elektrischen Hämmern. Im folgenden sind diese
Angaben mit Leistungen des Bewi-lJammers
nach Angaben in der ETZ 1929 H. 29 und mit
denen des Fein-Hammers zusammengestellt. so
daß sich ein Überblick über Leistung und Wirkungsgrad-
verhältnisse von Preßluft-. elektrischen und elektropneu-
matischen Hämmern bilden läßt.
Hub e
Vergleichstafel über Meißelleistungen.
Pure
E "ës kb, Ze
ke 4 e e so =
l % ; A] E re
Art und Größe des Schlag- et) SZ EE TEE A
werkzeuges KI AE GE, gsm eg
z% 3 355 588 $
i = Se Æ n2
Angaben nach Ludwig, gYerkstattstechn. 1925, 8. 756.
Preßlufthammer 2,2 at... 6,6 1500, 30 22 | 0,88
Preßlufthammer 5,5 at... 6,6 4925 70 533 0,65
Wechselstromhammer mit Elektro-
MOLOF a re ehr 4,3 270 9 4 0,885
tleichstromhammer mit Elektromotor 4,3 300 | 16 8,7 1,75
Wechselstrom-Magnethammer........ 5,3 300 14| 55 11
Gleichstrom-Magnethammer ......... 8,6 ` 336 | 18 15,6 2,8
kleiner Hammer mit Universalmotor.. 9,6 ı 720, 35 133 2,75
großer Hammer mit Universalmotor.. 20 , 1200 43 49 2,45
Angaben nach Schiemann, ETZ 1929, Seite 1041.
Bewi-elektromagnetische Handhämmer.
BEWE A een 1,6 | 50 | keine 4 4,8
ir Beer 3,5 100 ' An- 7 4,2
Ee GENEE 5,2 | 200 ı gaben 1l 3,3
Ba a a a ee ir ame 6,1: 250; „ 14 3,4
Angaben nach H Fein mit dem Fein-Hammer. (Anschliff der Melßel-
Schmierung Stauffer-
schneide 30...60°, Neigung beim Meißeln 8... 12°,
fett, Material Eisen von 35... 45 kg/mm? Druckfentigkeit. Die Zahlenangaben
sind Mittelwerte aus 3..5 Einzelversuchen.)
Kleine Fein-Hammer- Anlage:
Kleinpistole, sehr leicht .......2...... 0,7 325 d 6 1,11
OT EE 1,0 365 16 17 2,8
mittelgroßB `... A 1,4 395 23 46,5 7,18
Große Fein-IHammer-Anlage.
MeiBelpistolen, leicht ...........2.... 4,5 1530 58 753 2 R5
mittel oseon ee 6.4 , 1535 60 63 2,46
SCHWER Eet eh daer nE 8,8 1610 100 108 4,05
sehr schwer `, ER 11,2 2005 126 166 5,0
Man sieht aus der Wirkungsgrad-Kennziffer kz/kWh,
daß die Wirkungsgradverhältnisse der elektropneumati-
schen Hämmer nicbt ungünstiger als die der elektrischen
Hämmer sind. Je nach Anschluß einer größeren oder
kleineren Pistole an die Fein-IHammer-Pumpe liegen die
Werte sogar wesentlich günstiger,
Fir grobe Leistungen, insbesondere zur Erzielung
eines kräftigen Schlages, sind bei Wechsellufthämmern
auch Anordnungen mit zwei Schläuchen üblich, wobei ent-
aan S. 753.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
26. Dezember 1929
sprechend den zweistufigen Kompressoren auf beiden
Pumpenkolbenseiten gedrückt wird. Der Kolbenrückhub
wird hierbei zum Zurücksaugen des Schlagkolbens im Ge-
gensatz zu der erwähnten Ingersoll-Ausführung mit her-
angezogen.
Die Zweischlauch-Hämmer werden als schwere Ge- |
stein-Stoßbohrmaschinen für Bohrtiefen bis zu 6 m ee i
baut, wobei die Dreh- bzw. Bohrerumsetzung durch Dral- A
nuten im Schlagkolben erfolgt. Die Ausführung erfolst |
dabei entweder im engen Verfolg der schwingenden Luft-
säule mit Drücken bis max. 2,5 atü ohne Ventile und
Kühlung oder in Anlehnung an Preßluft mit Drücken
bis 3,5 atü unter Anordnung von Windkessel und Cher.
druckventil. Im äußeren Auf- und Zusammenbau be-
stehen dagegen wenig Unterschiede. Der Motor ist durch
ein Vorgelege mit dem Zweizylinderkompressor verbun-
den und die ganze Anlage in cinem vierrädrigen auf Schie-
Lage der Emlaßschhte.
5% se
Abb. 7. Weg- und Druckwegdiagramm einer Fein-Hammer-V’istole.
nen fahrbaren Karren befestigt. Die Bohrmaschine selbst
ist auf einem Säulenfuß in Schienen zelagert und mit
Vorsehub versehen.
Auch Gleisstopfmaschinen zum Unterstopfen des Stopf-
gutes bei Eisenbahnschwellen werden mit schwingenden
Luftsäulen, gewöhnlich nach dem Zweischlauchhammer-
prinzip gebaut. Der Antrieb der Luftpumpe erfolgt durch
kleine Verbrennungesmotoren, die so gebaut sein müssen,
daß sie bei ihrer Benutzung neben oder zwischen den
Gleisen nicht über das Profil emporragen. Die Kolben
des Verbrennungsmotors und des Luftverdichters werden
dabei von derselben Kurbelstange gleichzeitig betätigt,
so daß die Hubzahl des Verbrennungsmotors gleich der
Hubzahl des Verdichters ist. Die ganzen Stopfmaschinen
sind gewöhnlich auf Kufen angeordnet, so daß sie beim
Stopfen leicht von Schwelle zu Schwelle nachgezoxen
werden Können.
[-823cm? BF
Abb. & Pumpendiagramm.
Zum Schluß sei noch auf einen Punkt hingewiesen,
der ebenfalls bei der Besprechung in der ETZ von Herrn
BISCHOP und dem Vortragenden beleuchtet wurde. FE-
ist dies das große Gewicht und die rasche Abnutzung
rein elektrischer Schlagwerkzeuge bei größeren Leistun-
gen. ls ist anzunehmen, daß diese deshalb auf leichtere
Leistungen der Steinbearbeitung beschränkt bleiben wer-
den, denn es wird schwer möglich sein, einen genüzen!
leichten Elektroniethammer über 10 mm Nietleistunı zu
bauen, da ein solcher den hierbei auftretenden Beanspru-
chungen an das Material nie lange standhalten kann.
Zum Beweis sei angeführt, daß selbst die zehärte-
ten Schlagkolben, Döpper und Meißel aus bestem Stahl
und bei einfachster Form den ermüdenden Schlaxbe:in-
spruchungen nicht immer standhalten können und oft
nach kurzer Zeit zerspringen, und es ist nicht zu erwar-
ten, daß empfindliche elektrische Teile. wie Wieklungen.
Kontakte u. dgl.. die in die elektrischen Hämmer ein-
gebaut werden müssen, ähnliche Beanspruchungen auszu-
halten in der Lage sind. Dies bestätigt auch der Urm-
stand, daß bisher nur elektrische Hammer für kleinere
Schlawleistunzen in den Handel kamen.
e
26. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
1889
Herr Sehüler: Hs ist sehr erfreulich, daß die Aus-
sprache im Elektrotechnischen Verein Herrn FEIN veran-
laßt hat, der Öffentlichkeit nähere Angaben über die
Wirkungsweise des Fein-Hammers zu machen, was bisher
meines Wissens nicht geschehen ist. Was nun meine von
Herrn FEIN zitierte Bemerkung in der EV-Sitzung be-
trifft, so habe ich selbstverständlich nicht gesagt, daß
der Fein-Hammer mit dem Ingersoll-Hammer iden-
tisch sei, sondern nur, daß er auf demselben Grundprin-
zip beruhe, was doch auch zweifellos richtig ist. Beide
Hämmer arbeiten mit schwingender Luftsäule, im Gegen-
Abb. o Fein-Hammer beim Nieten im Schiffbau.
satz zu den sonst gebräuchlichen Luftdruckhämmern, bei
denen sich der zugeführte Luftstrom stets in gleicher
Richtung bewegt.
Herr FEIN sagt nun, der Unterschied seines Hammers
xegenüber dem Ingersoll-Hammer bestehe darin, daß letz-
terer mit zwei Schläuchen arbeitet (also doppeltwirkend
ist), während der Fein-Hammer nur einen Schlauch be-
SITZUNGSKALENDER.
Deutscher Verband technisch-wissenschaftlicher Ver-
eine, Berlin. 14. u. 16. I. 1930, abds. 6h, Aula der T.H
Berlin: Vortrag Prof. Sidney J. Davies (King's College,
London) „The most important english power stations“. Ein-
trittskarten zu 1 RM sind bei der Geschäftstelle: Ingenieur-
haus, Friedrich-Ebertstr. 27, zu haben.
PERSÖNLICHES.
(Mitteilungen aus dem Leserkreis erbeten.)
R. Kratochwil Ak — Am 13. XII. d. J. starb unerwartet
Herr Ingenieur Robert Kratochwil, Direktor der
Elektrizitäts- und Straßenbahn-Gesellschaft, Linz. Der
Verstorbene war mit unermüdlichem Fleiß und glänzenden
organisatorischen Fähigkeiten, gepaart mit reichstem Wis-
sen auf allen Gebieten, hervorragend an der Entwicklung
seiner Gesellschaft tätig. Alle, denen es vergönnt war, dem
Verstorbenen nahe zu treten und seinen liebenswürdigen
Charakter sowie seine Herzensgüte kennen zu lernen, wer-
den aufrichtig um ihn trauern. Die ETZ verliert in dem
Verstorbenen einen fleißigen und erfahrenen Mitarbeiter.
BRIEFE AN DIE SCHRIFTLEITUNG.
(Der Abdruck eingehender Briefe erfolgt nach dem Ermessen der
Schriftleitung und ohne deren Verbindlichkeit.)
Amerikanische Elektrizitätswirtschaft.
Mit Bezug auf den Hinweis von Dr.-Ing. J. ADOLPH
in seinem interessanten Vortrag (ETZ 1929, N. 1429) hin-
siehtlich der Verbreitung der Wechselstrom-Drei-
leiter-Edisonschaltunx „drüben“ und auf die
daran knüpfende Bemerkung von Oberin. SCHÜLER wird
es bier vielleicht interessieren, daß mir ein schon vom 23. V.
sitzt und dementsprechend abwechselnd Druck- oder Saug-
luft erhält. Dies wäre ja nun an sich noch kein schr
wesentlicher Unterschied, und anderseits sagt Herr FEIN
much am Schlusse seiner Ausführungen, daß seine Firma
für große Leistungen ebenfalls zwei Schläuche benutze.
Es geht also aus den Ausführungen des Herrn FEIN
eigentlich nicht mit voller Klarheit hervor, worin der
grundsätzliche Unterschied des Fein-Hammers gc-
genüber dem Ingersoll-Hammer besteht.
Herr Schiemann als Vortragender: Ich begrüße es, daß
durch Herrn BERNHARDT und besonders durch Herrn FEIN
Leistungen von Preßlufthämmern und von
Wechsellufthämmern angegeben und mit den-
jenigen von elektromagnetischen sowie von
klektromotorhämmern verglichen sind. Infolge
der Anwendung des transportablen Elektr»-
motors kann man obige Hämmer ja auch als
elektrische Hämmer bezeichnen. In der sehr
übersichtlichen Tabelle Herrn FEINs muß es
wohl statt Gleichstrom-Magnethammer „größe-
rer Wechselstrom-Magnethammer“ heißen, da
Herr LUDWIG in Werkstattstechn. 1925 keinen
(tleichstrom-Magnethammer anführt. Wie mir
scheint, wird durch die Überlaufklappen am
Fein-Hammer in Verbindung mit Einlaß-
schlitzen an der Luftpumpe die unzulässige Er-
wärmung des Wechselluftsystems beseitigt, da
nicht immer dieselbe Luft komprimiert wird.
Energie wird hierdurch zwar nicht direkt ge-
spart, aber die Arbeitsweise wird durch die
Überlaufklappen auch verbessert, da der Kolben
ohne Gegenkraft auf das Werkzeug schlägt und
durch Abprallen den Rückhub beginnt. Wie man
früher auch die Haltbarkeit kleiner elektrischer
Schlagwerkzeuge für unmöglich hielt, während
diese jetzt in vielen Ländern gebraucht werden.
so wird man später auch in Deutschland wohl
große rein elektrische Schlagwerkzeuge ver-
wenden. Die Motor-Stoßbohrmaschine, welche seit bald 40
Jahren in Deutschland fabriziert wird, kann man schon zu
den großen rein elektrischen Schlagwerkzeugen rechnen,
wenn sie auch an Spannsäule oder Freigestell arbeitet.
Elektrotechnischer Verein.
Der Generalsekretär:
Dr. Schmidt.
1897 datiertes DRP. Nr. 96 824 betreffend eine Wechsel-
xtrom-Mehrleiteranlage mit Ausgleichtransformatoren ver-
liehen wurde. Das Prinzip des Ausgleiches von Spannungs-
ungleichheiten in den beiden Netzhälften bei diesem Wech-
selstrom-Mehrleitersystem ist unschwer aus der Wieder-
gabe von Abb. 1 dieser Patentschrift zu erkennen, welche
ein entsprechendes Dreileitersystem darstellt. Zu damali-
ger Zeit konnte ich in Deutschland, da man dort vor 30 Jah-
ren in intensivster Weise mit der Errichtung von Dreh-
stromwerken bzw. mit dem Umbau der bestehenden
Werke auf reinen Drehstrom beschäftigt war, mit dieser
a
G Hochspannungs-Wechselstromquelle
P Abtransformator mit Primärwieklung p und Sekundärwieklung a
a und d Außenleiter des Dreileitersystems
o Mittelleiter des Dreileitersystems, der von der Mitte der Sekundär-
wicklung des Abtransformators abzweigt
I ungleiche Belastung der beiden Netzhälften
Ti und Te Ausgleichtransformatoren mit Wieklungen w, und wes,
Abb. 1. Weehselstrom-Dreileiter-Anlage mit Ausgleichtransformatoren
nach DRP. % 824.
Erfindung keine besonderen Erfolge erzielen. Um so mehr
war ich bei meiner später erfolgten Übersiedlung nach
den V.S. Amerika überrascht, dort eine große Zahl von
Wechselstromnetzen vorzufinden, bei deren sekundären
Verteilungsanlagen fast ausschließlich solche Mehrleiter-
anlagen benutzt wurden. Die große Verbreitung derartiger
Verteilungsnetze daselbst ist übrigens auch darauf zu-
rückzuführen,) daß man dort der Einführung des aus
FKuropa herüber gekommenen Drehstromsystems vor
30 Jahren zunächst noch abwartend und zögernd gegen-
1890
überstand. Leider hatte ich es damals unterlassen, auch
in den V.S. Amerika ein Patent auf meine Erfindung zu
nehmen.
Ich möchte durch diese Ausführungen die Feststellung
von SCHÜLER in der Wechselrede zum Vortrage ADOLPH
— daß die Wechselstrom-Dreileiterschaltung bzw. die sog.
„Edison*-Schaltung bei Transformatoren auch in Europa
schon seit geraumer Zeit bekannt war — hiermit unter-
streichen.
Bodenbach a.d.Elbe, 8.X. 1929.
Gustav W. Meyer.
Deion-Schalter für Motoren.
Das Prinzip der Lichtbogenlöschung des Deion-
Schalters für Motoren der Westinghouse Co., über das in
dieser Zeitschrift berichtet worden ist!, ist nicht neu, wie
es den Anschein haben könnte, sondern bereits im Jahre
1912 auf Grund der Angaben von DUOLIVO- DOBRUWOLSKI
der AEG geschützt worden. Das inzwischen abgelaufene
Patent trägt die Nr. 266 745. In diesem Patent ist nicht
nur unter Schutz gestellt, daß der Lichtbogen durch eine
Reihe von senkrecht zu ihm stehenden Querwänden aus
elektrisch leitendem Material unterteilt wird, sondern es
ist auch schon das Prinzip angegeben — welches die
Westinghouse Co. vor allen Dingen bei dem Deion-Schalter
für Hochspannung benutzt — die Zahl der Querwände so zu
bemessen, daß das Spannungsgefälle für die einzelnen Teil-
lichtbogen unterhalb der Lichtbogen-Minimalspannung
liegt. Anspruch 1 der Patentschrift lautet folgender-
maßen:
„Einrichtung zur Beschränkung des bei Unterbrechung
eines elektrischen Stromkreises entstehenden-Lichtbogens; da=
durch gekennzeichnet, daß die erste Unterbrechung an einer
beschränkten Anzahl Elektroden stattfindet und der dabei ent-
stehende Lichtbogen in eine größere Anzahl feststehender lei-
tender Querwände hineingeleitet wird, deren Zahl so bemessen
ist, daß der Lichtbogen in so viele Teile zerlegt wird, daß das
Gefälle für den einzelnen Teil derjenigen Minimalspannung
entspricht, bei welcher ein Lichtbogen nicht mehr bestehen
kann.“ a i i
i Abb. 2
aus dem DRP. 266745.
Ein Vergleich der Abb. 6 und 7 auf S. 1416 des ETZ-
Berichtes mit den hier beigegebenen Abb. 1 und 2 dieser
Patentschrift läßt noch deutlicher erkennen, daß die An-
ordnungen sich nur in unwesentlichen Einzelheiten unter-
scheiden.
In Abb. 1 sind die metallischen Querwände oberhalb
der Unterbrechungstelle zu sehen. Abb. 2 zeigt die gleiche
Form der Wände wie beim Deion-Schalter mit Einkerbun-
gen, die gemäß der Patentschrift den Zweck haben, den
Lichtbogen in der Mitte zu halten.
AEG Fabrik für Schaltgeräte.
Berlin, 1. X. 1929. Dr. Alfred Cohn.
Neue Anwendungen des Lichtes in der Heilkunde.
Die Äußerungen von Prof. Dr. F. HOLTZMANN
Karlsruhe, und der Diskussionsredner (vgl. ETZ 1929,
S. 927) sind m. E. in einigen Punkten richtigzustellen.
Es wird gesagt, daß bei Überdosierung bestrahlten
Ergosterins und bestrahlter Milch — mit der Hanauer
Quarzlampe bestrahlt — Giftwirkungen eintraten. Das
trifft nur für das bestrahlte Ergosterinpräparat Vigantol
zu, wenn die Tagesdosis von 1...2 mg iiberschritten wird,
niemals aber für bestrahlte Milch, weil Milch an sich nicht
überbestrahlt werden kann, denn die Vitaminwirkung
haftet nur an deren bescheidenem Fettgehalt, auch bewirkt
Überbestrahlung ein Wiederzurückgehen der Vitamin-
ı ETZ 1929, 8. 1416.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
- reiche Lampe, die ein Lichterythem als Beweis
26. Dezember 1929
anreicherung. Außerdem ist der Mensch oder Säugling
nicht imstande, über ein gewisses Quantum hinausgehende
Mengen Milch zu sich zu nehmen.
Ferner wurde in der Diskussion wieder der Kohlen-
bogenlampe und auch der neuen Vitalux-Glühlampe das
Wort geredet, weil deren Spektrum dem der Sonne näher
steht. Ein Vergleich dieser Lampen mit der Natursonne
ist schon deshalb abwegig, weil Heilungen mit der Natur-
sonne nur durch wochen- und monatelange Kuren bei täg-
lich stundenlangem Aufenthalt in der Sonne möglich sind,
was bei Bestrahlungen mit diesen künstlichen Lichtquellen
nicht durchführbar ist. Soweit die Wirkung der ultra-
violetten Strahlen in Frage kommt, sind diese beiden Lam-
pen unbrauchbar, weil sie viel zu wenig Ultraviolett
liefern. Es eignet sich dazu nur eine ar diesen Strahlen
guter
Ultraviolettwirkung erzeugt. Von allen bis jetzt be-
kannten Lampen ist das in einer für Behandlung ange-
messenen Zeit nur mit der Hanauer Quarzlampe zu er-
zielen. Sie bewirkt eg Lichterythem in 3..5min, die
Vitaluxlampe dagegen erst nach stundenlanger Bestrah-
lung, während die Höchstdauer der Bestrahlung mit der
Quarzlampe bei einer Bestrahlungskur nur 20 ... 30 min be-
trägt. Da der nackte Körper bestrahlt werden muß, sind
SE Es Bestrahlungen ambulant an sich nicht durch-
ührbar.
Von einer Gefährlichkeit der Quarzlampe kann nicht
die Rede sein. Dauerschädigungen wie durch Röntgen-
strahlen sind selbst bei größter Fahrlässigkeit vollkommen
ausgeschlossen, da die ultravioletten Strahlen höchstens
3% mm in die Haut eindringen. Schlimmstenfalls kann nur
eine oberflächliche Hautverbrennung, die in wenigen
Tagen ohne Narbenbildung abheilt, ähnlich wie beim
Gletscherbrand eintreten. Sogenannte Schälkuren durch
intensive Ultraviolettbestrahlungen bewirken sogar er-
fahrungsgemäß eine bedeutende Verbesserung der Haut.
Selbstverständlich muß die Quarzlampenbestrahlung
bei Kranken dem Arzt anvertraut bleiben, aber als Kräfti-
gungs- und Erfrischungsmittel bei Gesunden kann sie
unter Beobachtung der vorgeschriebenen Bestrahlungs-
abstände und -zeiten ohne Bedenken zur Selbstbestrahlung
verwendet werden und ist zu den hygienischen Maßnahmen
zu rechnen wie Luft-, Sonnenbäder und Wasseranwendun-
gen der verschiedensten Art. Bekannte Lichtforscher wie
THEDNING, HILL, EIDINOW, DONNELLY fordern deshalb
regelmäßige Ultraviolettdusche für jeden berufstätigen
Stadtmenschen, und die Zeit wird nicht mehr fern sein,
wo sie wie eine Badeeinrichtung in jedes bessere Haus,
jede Schule und jede Fabrik gehört. Aber dazu eignet
sich nur eine an ultravioletten Strahlen reiche Lampe wie
die Hanauer Quarzlampe.
Dresden— Weißer Hirsch, 21. X. 1929.
Geh. San.-Rat Dr. Hugo Bach.
Erwiderung.
Auf vorliegende Bemerkungen cerwidere ich: Mein
kurzer Hinweis auf die Möglichkeit der Giftwirkung be-
strahlter Milch gründet sich auf einen Aufsatz von REYHER
und WALKHOFF in der Münchener Med. Wochenschr. 1928.
1928, S. 1071. Genannte Autoren prüften die Wirkung
ultraviolett bestrahlter Milch auf den tierischen Organis-
mus und fanden Bilutzerfall und toxische Nephrose.
Für eine Behandlung durch Ultraviolettstrahlen halte
auch ich die Quarzlampe in erster Linie geeignet.
Karlsruhe, 25. XI. 1929.
Prof.Dr. Holtzmann.
LITERATUR.
Besprechungen.
kinführung in die Theorie der Elektrizi-
tät und des Magnetismus. Von Prof. Dr. M.
Planck. (Einführung in die theoretische Physik,
Bd. 3.) 2. Ausg. Mit 12 Fig., VII u. 206 S. in 8°. Ver-
GE CH S. Hirzel, Leipzig 1928. Preis geh. 6 RM, geb.
Die 1. Auflage ist von F. Emde in umfassender Weise
ensprechend der Bedeutung P la n c k s besprochen worden?®.
Es bleibt dem Referenten der 2. Auflage nur festzustellen,
daß die Anlage des Buches dieselbe geblieben ist. Inter-
essant ist, wie ein führender Physiker die Grundbegriffe
und die Hauptgleichungen der Maxwellschen Theorie ent-
26. Dezember 1928
die elektrische und die magnetische Energiedichte sowie
für die Energieströmung gestellt, u. zw. ohne jede Ablei-
tung; es wird nur gesagt, daß alle Folgerungen mit der Er-
fahrung übereinstimmen. Aus jenen Ausdrücken folgen
dann die Maxwellschen Gleichungen rein mathematisch. Es
muß bezweifelt werden, daß dieses — allerdings schnell zum
Ziele führende — Verfahren imstande ist, ein anschau-
liches Bild von den beiden Feldstärken und vom Inhalt
der beiden Maxwellschen Gesetze zu vermitteln. Aus die-
sem Grunde glaubt der Referent nicht, daß das Buch zur
Einführung für Ingenieure geeignet ist. Wem aber die
Anfangsgründe bekannt sind, der wird aus dem nicht um-
fangreichen Buche manche Anregung schöpfen.
In § 21 fällt auf, daß zwar die von Maxwell stam-
menden Kapazitätsgleichungen, in denen die Kapazitäts-
koeffizienten und die negativen Teilkapazitäten! (die In-
duktionskoeffizienten) auftreten, angegeben sind, aber
nicht die in erster Linie brauchbare Gleichungsform, in
der nur die positiven Teilkapazitäten vorkommen.
Die Gleichungen des Buches sind im Gaußschen Maß-
svstem angeschrieben. Es wird wohl ein Wunsch bleiben,
daß eine neue Auflage sich dem vom AEF empfohlenen
elektrotechnischen Maßsystem anschließen möge, in dem
die überwiegende Mehrzahl der Meßinstrumente geeicht
ist, mit denen ja auch die Physiker arbeiten. EES
La fabbricazione dei conduttori elettrici
isolati in gomma ed il macchinario rela-
tivo. Von Ing. P. Mastandrea. Mit 130 Abb., 14
Tab., XI u. 423 S. in kl. 8. Verlag Ulrico Hoepli, Mai-
land 1929. Preis geb. 18 Lire.
Das Buch stellt eine volkstümlich gehaltene Beschrei-
bung der Fabrikation der mit Kautschuk isolierten elektri-
schen Leitungen dar. Das Material ist der fortschreitenden
Herstellung entsprechend übersichtlich gegliedert, der Vor-
trag klar und das Verständnis wird durch gute Abbildun-
ven von Maschinen, darunter zahlreiche deutsche Erzeug-
nisse, erleichtert. Nur bei der Bleipresse erfährt die deut-
sche Industrie eine ungerechte Behandlung: neben drei
Abbildungen stehender Pressen amerikanischen Ursprungs
(darunter zwei Aufnahmen derselben Presse) ist im Buch
nur eine deutsche Presse, u. zw. die liegende Huber-Presse
der Fried. Krupp-Grusonwerk AG. abgebildet; dabei wird
auf die Überlegenheit der stehenden Presse hingewiesen,
aber die hochwertige stehende Presse der genannten Firma
nicht einmal erwähnt.
Da, wie der Verfasser im Vorwort angibt, ein ähn-
liches Buch in der italienischen Literatur bis jetzt gefehlt
hat, ist die fleißize Arbeit gewiß verdienstvoll; es muß
aber gesagt werden. daß das Buch sich weniger zum Ge-
brauch in der Werkstatt eignet als zur Information von
Lesern, die sich für diesen Zweig der Industrie interessie-
ren, ohne darin selbst technisch tätig zu sein. Die das Buch
tüllenden zahlreichen technischen Einzelheiten sind zröß-
tenteils anschauliche Schilderungen, aber weder theoreti-
sche Erklärungen noch praktische Anleitungen. Für den
deutschen Leser bietet das Buch gegenüber dem ausge-
zeichfleten Buch von M. Wachter (Die Fabrikation der
CGummidrähte und Kabel“, Berlin 1911), dem der Verfasser
33 Abbildungen ohne Quellenangabe entlehnt hat, bis auf
die Beschreibung und Abbildung einiger neuer Maschinen,
wenig Besonderes. M. Klein.
Introduction to theoretical Physies. Von
Prof. Leigh Page. Mit 201 Fig., X u. 587 S. in 8°. Ver-
lag D van Nostrand Company, Inc., New York 1928.
Preis geb. 6,50 Dollar.
Bei dem heutigen Stand der physikalischen Forschung
ist die Abfassung einer allen Ansprüchen gerecht werden-
den Einführung in die theoretische Physik eine unzewöhn-
lich schwierige Aufgabe. Die Gedankengänge sowohl der
klassischen Physik als auch der älteren Quantentheorice
sind einerseits für den Lernenden und den Forscher upr-
entbehrlich, anderseits ist man sich darüber klar, daß
die Begriffsbildungen dieser Disziplinen nur mit starken
Einschränkungen brauchbar sind und gerade in ihren
(irundlagen einer tiefgehenden Revision in derjenigen
Richtung bedürfen, welche durch die Quantenmechanik vor-
gezeichnet ist.
Die vorliegende, für Studierende bestimmte Einfüh-
rung in die theoretische Physik führt den Leser gerade
bis zu den Anfängen der Bohrschen Quantentheorie und
der speziellen Relativitätstheorie. Naturgemäß bildet die
1 8.42 Zeile 17 muß es wohl statt „positiv genommen“ entweder
„absolut genommen“ oder „negativ genommen” heißen.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52
1891
klassische Physik den Hauptgegenstand des Buches, wel-
ches dementsprechend eingeteilt ist in Dynamik, Hydro-
dynamik, Thermodynamik, Elektromagnetismus und
Optik. Zu Anfang findet sich noch eine kurze Einleitung
in die ganze Vektorrechnung. Die Darstellung ist von
einer erfreulichen Anschaulichkeit und immer so gehal-
ten, daß der Kontakt mit dem Experiment und den An-
wendungen niemals verloren wird. Zahlreiche instruk-
tive Abbildungen und Übungsaufgaben tragen wesentlich
dazu bei, daß große Teile des Buches in pädagogischer
Hinsicht als vorbildlich bezeichnet werden dürften. In
besonderem Maße eilt das von dem Abschnitt über Elek-
tromagnetismus. Eine Einschränkung dieses Lobes ist
allerdings erforderlich im Hinblick auf die Thermodyna-
mik, deren Darstellung leider nicht das Niveau und die
Anschaulichkeit der übrigen Abschnitte besitzt. Der Be-
griff „adiabatische Veränderungen“ wird auf S. 250 defi-
niert durch „keine Wärmezufuhr” und auf S. 258 durch
„Keine Entropie-Änderung“. Die Darstellung der Kelvin-
schen Temperaturskala auf S. 253/54 ist schlechthin un-
verständlich. Die thermodynamischen Eigenschaften der
Hohlraumstrahlung werden fast ganz ignoriert. Zu S. 461
sei bemerkt, daß die experimentelle Bestätigung der For-
meln für die longitudinale und transversale Masse der
Elektronen keinen Beweis für die elektromagnetische Na-
tur der Masse liefert, da diese Formeln für jeden Massen-
punkt gelten müssen.
Trotz dieser Ausstellungen im einzelnen kann das
Buch als Ganzes dem Studierenden als Einführunz wärm-
stens empfohlen werden. Der Dozent und der Lehrer
werden sowohl in der ganzen Darstellung des Stoffes als
auch aus den beigegebenen Aufgaben viele Anregungen
für die Ausgestaltung des eigenen Unterrichts finden.
R. Becker.
Gewindeschneiden. Von Oberine. O. M. Müller.
(Werkstattbücher, herausg. v. E. Simon, H. 1)
2. verm. u. verb. Aufl. Mit 167 Fig. im Text u. 49 S. in
gr. 8°. Verlag Julius Springer, Berlin 1928. Preis
kart. 2 RM.
Das Heft erscheint bereits in zweiter Auflage, der
beste Beweis dafür, daß die erste Anklang gefunden hat.
Einige Stellen sind gekürzt, andere dafür auf den neuesten
Stand der Gewindeschneidtechnik gebracht worden. Der
Verfasser erläutert zunächst die Grundlagen, Entstehung
der Schraubenlinie, die verschiedenen Gewindeformen usw.
und sodann die Schneidstähle für Außen- und Innen-
gewinde. Nach dieser Einleitung wird das Gewindeschnei-
den auf der Drehbank ausführlich besprochen, soweit es
der Raum des Heftes gestattet, beginnend mit dem Aus-
richten des Stahles unter Zugrundelegung der hierfür ge-
brauchten neuesten Lehren. Bei den Supporten zum Schnei-
den kegeliger Gewinde hätte vielleicht auch auf die Ge-
windeschneidvorrichtungen für Bohrrohre hingewiesen
werden können, die in neuerer Zeit größere Bedeutung
gewonnen haben und teilweise so eingerichtet sind, daß
mit ihnen Gewinde geschnitten werden können. deren Stei-
gung entweder parallel der Achse oder parallel der Kegel-
scite gemessen werden kann. Neu hinzugekommen ist das
Gewindeschneiden nach dem Abwälzverfahren mit einem
sich drehenden und gleichzeitig in der Längsachse des
Werkstückes fortschreitenden zahnradartigen Werkzeuge.
Die Schraubenschneidmaschinen oder Schraubenautomaten
sind, sicherlich wegen des zu geringen zur Verfügung ge-
stellten Raumes, nicht behandelt worden. Dafür sind aber
neu hinzugenommen die selbstöffnenden Gewindeschneid-
köpfe und vor allen Dingen ein neuer Abschnitt über das
Gewindefräsen. Das Heft bringt auf geringem Raume
einen sehr guten Überblick über dieses wichtige und um-
fangreiche Gebiet und müßte eigentlich jeden Techniker
interessieren, auf welchem Sonderfachgebiete er auch
arbeiten mag. Witt, Berlin.
Heinrich Büssing und sein Werk. Herause.
anläßlich des 25jähr. Bestehens v. d. Firma Automobil-
werke H. Büssing AG, Braunschweig 1928. Mit 262
Textabb. u. 92 S. in 4°.
In einem stattlichen Bande gediegenster Bild- und
Buchdruckkunst wird hier der Öffentlichkeit ein Ab-
schnitt aus der Geschichte der deutschen Automobilindu-
strie geboten. Als der bereits 60jährige Eisenbahninee-
nieur Heinrich Büssing sich im Jahre 1903 dem Kraft-
wagen zuwandte. waren dessen Bauformen noch in jeder
Beziehung im Fluß. Aber kaum eingelebt in den neuen
Aufgabenkreis wurde er bald zum Führer. Die vorlie-
gende Denkschrift enthält die Neuschöpfungen Büssings in
zahlreichen Bildern, Konstruktionszeiehnungen und Bce-
schreibungen. W. A. Th. Müller-Neuhanus.
1892
MillenetsPatent-Tabelle (Wandkarte). 14. Aufl.
Carl Heymanns Verlag, Berlin 1929. Preis 6 RM.
Die Tabelle enthält für 23 Länder Angaben über Art
der Patente, Anmelder, Vorprüfung, Prioritätsbeanspru-
chung, Anmeldeerfordernisse, amtliche Anmeldegebühren,
Erteilungsgebühren, Höchstdauer, Fälligkeit und Höhe der
Jahresgebühren bzw. Nachfristen hierfür und über Aus-
übungspflicht in sehr knappen Stichworten. Der Wert der
Arbeit liegt hauptsächlich darin, daß diese Angaben durch
Neuauflage in kurzen Zeiträumen immer auf dem Laufen-
den gehalten werden können. Auf Grund dieses letzten
Standes ermöglicht die Tabelle eine erste, allerdings nur
sehr knappe Information. Sie wird deshalb wohl nur für
Sachkundige in Frage kommen und zweckmäßig in Ver-
bindung mit ausführlicherem Material zu benutzen sein.
H.Herzfeld].
Die Dauerfestigkeit der Werkstoffe und
der Konstruktionselemente. Von Q. Graf.
Mit 166 Abb. i. Text, VIII u. 131 S. in 8°. Verlag Julius
Springer, Berlin 1929. Preis geh. 14 RM, geb. 15,50 RM.
Die Vielheit der heute dem Konstrukteur zur Ver-
fügung stehenden Werkstoffe erfordert die Entwicklung
von Prüfverfahren, die das Verhalten der Werkstoffe im
Betriebe zeigen, um bei der Schätzung der zulässigen Be-
anspruchungen bei voller Ausnutzung des Werkstoffes der
Betriebsicherheit Genüge leisten zu können. Unter diesen
Prüfverfahren kann die Ermittlung der Dauerfestigkeit
als das wichtigste angesehen werden. O. Graf gibt in
seinem Buch einen Überblick über den heutigen Stand
unserer Kenntnis der Dauerfestigkeit.e An dem wich-
tigsten Baustoff des Maschinenbaus, dem Stahl, werden
die Grundbegriffe der verschiedenen Arten der Dauer-
festiekeit (Zug, Druck, Biegung und Verdrehung) und
ihre Beziehungen zu den anderen Werkstoffeigenschaften
erläutert; des weiteren werden die Eigenschaften von
Stahlguß, Gußeisen, den wichtigsten Nichteisenmetallen
sowie von Beton, Holz und Glas bei Dauerbeanspruchung
gezeigt. Gestützt auf eigene Versuche und langjährige
Erfahrungen hat der Verfasser das Werk, das durch zahl-
reiche Hinweise auf das Schrifttum ergänzt ist, in erster
Linie für den Werkstoffverbraucher geschrieben und gibt
dem Konstrukteur und dem Studierenden eine Fülle von
Belehrung und Anregung. Auch der Werkstoffachmann
wird diese klar geschriebene Einführung in das Gebiet der
Prüfung auf Dauerfestigkeit dankbar begrüßen und mit
Vorteil benutzen können. Fr.Schwerdtfeger.
Chemische Valenz- und Bindungslichre
(Handbuch der allgemeinen Chemie Bd. 6). Von Prof.
F. Ephraim. Mit 108 Abb., VIH u. 366 S. in 8. Aka-
demische Verlagszes. m. b. H., Leipzig 1928. Preis kart.
31 RM, geb. 33 RM.
Nachdem in dieser Zeitschrift bereits mehrfach anf
Werke hingewiesen wurde, die die Gegenstände der
Atomchemie behandeln, d.h. die Ableitung der chemi-
schen Eigenschaften der Stoffe aus der Konstitution
ihrer Atome, begrüßen wir es ganz besonders, nunmehr
das vorliegende Werk anzeigen zu können. Es unter-
scheidet sich von allen anderen dadurch, daß es dieses
Gebiet nicht systematisch, sondern historisch darstellt.
Ausgehend von der ersten Erkenntnis des Valenzbegrif-
fes, führt es über die Anfänge der Elektronentheorie der
Valenz bis zu den letzten Ergebnissen der Wissenschaft.
Der Elektrovalenz, der unpolaren Bindung, dem Wertig-
keitswechsel, den Molekülverbindungen u. a. sind ams-
führliche Kapitel gewidmet. Besonders reizvoll wird die
Darstellung bei der Besprechung der Gegenstände, um
deren Erforschung sich der Autor selbst wesentliche Ver-
dienste erworben hat. Der historische Gang, den die
Wissenschaft genommen hat, war von Umwegen nicht
frei, aber, wie man schon häufig beobachtet hat, ist doch
die historische Darstellung gleichzeitig auch eine in
pädagogischer Hinsicht besonders wertvolle; denn der
Gang der Entwicklung war nicht völlig willkürlich, son-
dern führt automatisch von den leichteren zu den schwe-
reren Problemen. Anderseits ist das Werk nicht nur
als Lehrbuch zu empfehlen, sondern es stellt auch in
überaus erfreulicher Weise den Zusammenhang zwischen
der gerade jetzt in eine Periode des stürmischen Fort-
schreitens eingetretenen Forschung mit den früheren
Eintwicklungstufen der Wissenschaft wieder her. Und
das ist in mannizfacher Beziehung ein besonderes Ver-
dienst. R. Samuel.
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
26. Dezember 1929
GESCHÄFTLICHE MITTEILUNGEN.
Ungarns elektroteehnischer Außenhandel!. — Nach dem
von Geh. Rat Dr. Gratz herausgegebenen Ungarischen
Wirtschafts-Jahrbuch 1929? betrug der Wert der Einfuhr
elektrischer Maschinen und Apparate 1928 20,640 Mill Pengö,
hat also gegen das Vorjahr (12,623 Mill Pengö) um rd. 8 Mill
Pengö oder 63,5 % zugenommen. An diesem Import waren
Deutschland mit 11,909 Mill Pengö (5,809 i. V.) bzw. fast
58%, Österreich mit 3,886 Mill Pengö, d.h. rd. 19%, und
außerdem besonders die Niederlande (rd. 10%) und die
Schweiz (3,7%) beteiligt. Die Ausfuhr stellte sich dem
Wert nach auf 18,510 Mill Pengö (15,660 i.V.), ist mithin
gegen die des Jahres 1927 um rd. 3 Mill Pengö bzw. 18%
gewachsen und verteilte sich mit 2,685 Mill Pengö (14,5 %)
auf Deutschland und mit etwas geringeren Werten auf
Südslawien und Rumänien, während Waren im Wert von
durchschnittlich je etwa 1,3 Mill Pengö nach Italien, Brasilien,
Österreich und Polen gingen. Im einzelnen sind die Mengen
(dz) des ungarischen Elektroaußenhandels aus der unten
folgenden, nach Angaben der El. Review? zusammengestellten
Übersicht zu ersehen. Der Import weist gegen das Vorjahr
mit Ausnahme von Meß- und Signalapparaten, Glühlampen,
Isolierrohren und Leitungschutz durchweg eine Steigerung
auf, u.zw. bei Dynamos, Motoren usw. um 1183 dz, bei Tele-
graphen- und Fernsprechapparaten um 858 dz sowie bei Wider-
ständen um 1054 dz. Hauptlieferanten waren Deutschland
und Österreich, mit kleineren Mengen haben sich u.a. Italien,
die Schweiz, Schweden und Holland beteiligt. Die Ausfuhr ist,
von Akkumulatoren und Batterien sowie von Telegrıphen-
und Fernsprechapparaten abgesehen, wie schon bemerkt,
ebenfalls gewachsen, u.zw. bei Dynamos, Motoren usw. um
2081 dz. bei Glühlampen um 2574 dz. Von diesen ging ein
großer Teli nach Deutschland, Brasilien und Rumänien; Dy-
namos, Motoren usw. hat Ungarn besonders an Italien, Süd-
slawien, Österreich und ebenfalls nach Rumänien exportiert.
Einfuhr Ausfuhr
Erzeugnisse dz
1928 | 1927
|
Dynamos, Motoren, Transformatoren | 8451| 7 268|15 420 13 339
Akkumulatoren, Batterien und Teile
solcher . .. 0... NEE 790 524| 275 262
Anlasser, Regulierwiderstände usw. | 4950 3896| 1730 1557
Meß- und Signalapparate. . . . . 85 120 + 20
Elektrizitätszähler . . . . ... . 320 248| 1440 1125
Glühlampen . .. 2.2.2.2... 400 475112210 956
Bogenlampen . . . . 2... .. 228, 162| — —
Heiz. und Kochvorrichtungen. . . 170 163| — —
Isolierrohre, Leitungschutz . . . . 430 655| 335 277
Telegraphen- u. Fernsprechapparate | 1740 5832| 1800 2 139
Aus der Geschäftswelt. — In das Handelsregister wur-
den eingetragen: Werkeder Stadt Halle AG., Halle
a. S. (12 Mill RM): Betrieb der städtischen Werke, darunter
des Elektrizitätswerks, und Versorgung des Stadtgebiets
Halle und anderer Gebiete mit Elektrizität usw., Betrieb
einer elektrischen Straßenbahn in Halle; Eltax-Bat-
terie G.m.b.H., Berlin (20 00 RM): Herstellung und Ver-
trieb der als „Eltax-Batterie® bekannten Trockenbatterien
aller Art und verwandter Artikel; „Mefas“, Fabrika-
tion elektrotechnischer Erzeugnisse G. m.
b. H., Berlin (20000 RM): Herstellung und Vertrieb elektro-
technischer Gegenstände im In- und Ausland, insbesondere
die Ausnutzung der von O. Lentz zum Patentschutz angemel-
deten Mehrfachschmelzsicherung.
ı
5 Rd. 105 1999, H >12.
Berichtigung.
In der Rundschau-Mitteilung
der Internationalen Elektrotechnischen
Kommission (IEC) in Berlin“, ETZ 19%.
S. 1742, ist nicht angegeben worden, daß auch die
Tschechoslowakei an den Beratungen teilnahm. Die vier
tschechoslowakischen Delegierten waren die Herren: Inc.
A. Seifert. Ing. F. Jachym, Ing. G. Slavik und
e N E el. Der Leiter der Delegation war Herr Ing.
A.Seifert.
Abschluß. des Heftes: 19. Dezember 1929.
Rechtsverbindliche Auflage dieses Heftes
19000 Expl.
„Teiltagungen
Für die Schriftleitung verantwortlich: E. C. Zeh me in Berlin. — Verlag der ETZ-Verlag G. m. b. H., Berlin.
Im Buchhandel durch Julius Springer, Berlin W 9.
Ra, ENEE, Ee, EE, EE EEN, msn a
26. Dezember 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
Man verlange unseren Katalog:
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sind heute noch vielfach die Grundlage der Be-
triebsführung der Kesselhäuser. Ihr Wert liegt in
der genauen, oft in jahrzehntelanger Arbeit er-
worbenen Vertrautheit mit den örtlichen Verhält-
nissen. Sie bedürfen aber einer Ergänzung durch
Kenntnisse, die nicht im einzelnen Betrieb ge-
wonnen werden können. Nur wenige Fachleute
kennen sich in allen Ruhrkohlensorten aus; aber
gerade in der Mannigfaltigkeit nach Arten und
Sorten, der Möglichkeit, allen örtlichen Eigenhei-
ten entsprechen zu können, liegt ein großer Vor-
zug der Ruhrkohle neben hohem Heizwert und
geringem Asche- und Wassergehalt.
Die wärmetechnischen Abteilungen des Kohlen- `
Syndikats und seiner Handelsgesellschaften stehen
Ihnen mit ihren umfangreichen Sondererfahrungen
kostenlos zur Verfügung.
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Frage kommt,
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erfolgen. -
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eine fettere Überschrift 6 mm vorzusehen, für einen Rand 4 mm
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= 8tellen
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34 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 26. Dezember 1929
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Der große Vorteil dieser Motoren besteht darin, daß das entwickelte Drehmoment vom Stillstand aus nur anfangs
ein wenig abnimmt und dann bis zu Si der Drehzahl nahezu konstant bleibt. Normale Doppelkäfigankermotoren
weisen meist einen beträchtlichen Rückgang des entwickelten Drehmomentes innerhalb der ersten Hälfte des
Anlaufes auf. Das Gegendrehmoment, das der Motor während des ganzen Anlaufs zu überwinden vermag, ent-
scheidet ‘aber nicht das Stillstandsmoment, sondern das kleinste im Anlauf entwickelte Drehmoment. Dieses
liegt bei normalen Doppelkäfigankermotoren erheblich unter dem Stillstandsmoment, während es gerade beim
Dreinutmotor
außerordentlich hoch ist. Der Anlauf gegen große Lastmomente mit zulässigen Anlaß-Spitzenströmen ist ein Problem
der Überschaltströme. Doppelkäfigankermotoren entwickeln wohl im Stillstand ein großes Anzugsmoment bei
1,6-fachem Nennstrom, ergeben aber beim Überschalten von Stern auf Dreieck einen unzulässigen Stromstoß, wenn
mehr als Halblast vorhanden ist. Beim Dreinutmotor wird ein vierstufiger Spezial-Sterndreieckschalter verwendet.
Dadurch erzielt man nicht nur das große Stillstandemoment mit 1,6-fachem Nennstrom, wozu ein normaler Stern-
dreieckschalter genügen würde, sondern man kann gegen große Lastmomente anlaufen, ohne unzulässige Stromstöße
beim Überschalten hervorzurufen.
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26. Dezember 192E Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 35
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26. Dezember 1929
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26. Dezember 1929
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
AEG-Doppel-Kranmotor für Drehstrom-Hubwerke.
Mitteilung der AEG. E
Seit Beginn des elektrischen Kranbaues hat man
mit Recht den Vorteil des Gleichstrom- Reihenschluß-
motors gerühmt, leichtere Lasten schneller und den
leeren Haken doppelt so schnell zu heben wie die
Vollast. Heute ist Drehstrom viel stärker verbreitet
als Gleichstrom und der Wunsch, auch bei Drehstrom
die Geschwindigkeit zu steigern, wurde dringender.
Dem Versuch, dies durch Einphasen- und Drehstron:-
Kommutatormotoren mit Reihenschluß-Charakteristik
zu erreichen, war ein dauernder Erfolg nicht beschieden,
weil diese Motoren sehr viel teurer als Drehstrom-
Asynchronmotoren sind. Dabei wirkt sich die Ge-
schwindigkeitssteigerung nicht einmal genügend aus,
weil das Ankerschwungmoment sehr groß ausfällt.
Außerdem ist die Bauart dieser Motoren nicht einfaclı
und der Kommutator mit seinen zahlreichen Bürsten
erfordert sorgfältigste Wartung bei hohen Unterhal-
tungskosten. Die AEG hat es deshalb vorgezogen,
den einfachen, betriebssicheren Drehstrom-Asynchron-
motor weiter auszubilden und schuf im ‚Doppel-
Kranmotor‘‘ einen polumschaltbaren Motor, der in
bezug auf Geschwindigkeitssteigerung sogar noch den
Gleichstrom-Reihenschlußmotor übertrifft. Denn mit
dem Doppel-Kranmotor kann die Halblast doppelt so
schnell, mit dem Gleichstrom-Reihenschlußmotor da-
gegen nur um etwa 30 bis 40 %, schneller gehoben werden
als die Vollast. Die Mehrkosten des Doppel-Kran-
motors fallen gegenüber seinen Vorteilen nicht in die
Wagschale. Die AEG hat auf den neuen Motor und
seine Steuerung Patente angemeldet.
bb. 1 zeigt den Doppel-Kranmotor DNKYV in
offener Bauart. Er hat, wie der normale Asynchron-
motor, nur drei Schleifringe, weist jedoch zwei ge-
trennte Wicklungen im Ständer und Läufer ct, Die
beiden Wicklungen erzeugen die gleiche Leistung bei
verschiedenen Drehzahlen. Die Ständerwicklung mit
hoher Polzahl für langsamen Gang arbeitet zusammen
mit einer Schleifringwicklung im Läufer, die zweite
Ständerwicklung mit geringer Polzahl für schnellen
Gang mit einer Läufer-Kurzschlußwicklung. Für
kleinere Leistungen wird der Doppel-Kranmotor für
750 und 1500 U/min, für größere Leistungen von etwa
50 PS ab für 600 und 1000 synchrone U/min ausgeführt.
Fast jedes Hubwerk hat nicht nur Transport-
arbeit bei frei beweglicher Last, sondern auch Ma-
növrierarbeit bei kleiner Geschwindigkeit zu leisten,
. und die Vollastgeschwindigkeit kann nicht beliebig
gesteigert werden, weil sie eine Funktion der von dem
Kran verlangten Manövrierfähigkeit ist. Wird z. B.
Abh. ı.
Doppel-Kraumotor DNKV.
bei einem Gießereikran eine Vollasthubgeschwindigkeit
von 3 m/min wesentlich überschritten, so läßt sich ein
ganz langsames Anheben durch das Steuergerät nicht.
mehr herbeiführen. Bei Hafen-Stückgutkranen sollte
die Vollast-Hubgeschwindigkeit in der Regel nicht
srößer als 36 bis 44 m gewählt werden, um ein genügend
angsamer Anheben vorsichtig zu behandelnder Güter
und innerhalb der Schiffsluke zu erreichen.
Bei Benutzung eines Doppel-Kranmotors wird die
Vollastgeschwindigkeit, wie f
isher, entsprechend dem
Verwendungszweck und der erforderlichen Manövrier-
fähigkeit gewählt. Das Steuergerät (Abb. 2) schaltet
zuerst die Wicklung mit hoher Polzahl ein und steigert
die Motordrehzahl durch allmähliches Kurzschließen
der Widerstände von Null bis zur Vollastgeschwindig-
keit, die auf dem vorletzten Kontakt erreicht wird.
Bei Lasten bis zur Halblast wird durch Überschalten
auf den letzten Kontakt die Schleifringwicklung ab-
| geschaltet und -die Kurz-
schlußwioklung angeschlos-
sen, wodurch sich die Ge-
schwindigkeit in kürzester
Zeit (etwa 11, s.) auf das
Doppelte bzw. bei der Dreh-
zahl Kombination 600/1000
auf das 1,66fache steigert.
Der Vorteil des Doppel-Kran-
' motors besteht also darin,
die Manövrierarbeit langsam,
die Transportarbeit der frei
beweglichen Last jedoch
schnell ausführen zu können,
ohne daß gegenüber dem Nor-
malmotor die Anschlußlei-
stung des Motors erhöht und
die Steuerwalze mit größe-
rer eier ei beansprucht
werden. Da bei der größten
Zahl der Hebezeuge leichtere
Lasten viel häufiger sind als
die schwere Last und selbst
beim Arbeiten mit der Voll-
last auf dem halben Wege
mit dem leeren Geschirr
earbeitet wird, so ist die
Steigerung der Förderleistung durch den Doppel-
Kranmotor beträchtlich.
Der Doppel-Kranmotor weist ferner den Vorteil
eines geringeren Stromverbrauchs auf: Weil der
Führer schnell die doppelte Geschwindigkeit erreichen
kann, gewöhnt er sich, die mit der Schleifringwicklung
erreichbare normale Drehzahl möglichst voll auszu-
nutzen, d.h. weniger mit vorgeschalteten Anlaß-
widerständen zu arbeiten. Außerdem ist die zum
Beschleunigen von der normalen auf. die doppelte
Geschwindigkeit aufzuwendende Energie verhältnis.
mäßig gering. Beim Senken durchziehender Lasten
tritt eine doppelt, bzw. 1,66mal so große Energie-
liückgewinnung wie beim normalen Motor ein. Auch
der Leistungsfaktor cos ® ist im Bereich der hohen
(reschwindigkeiten wesentlich günstiger als bei dem
normalen Schleifringmotor.
Doppel - Kranmotoren finden vorteilhaft Ver-
wendung bei den Hubwerken von Hafen - Stückgut-.
kranen, Greiferkranen (in der Drehzahl-Kombination:
600/1000), Werftkranen, Kübelkranen in Gaswerken,
Fallwerkskranen in Hüttenwerken, Kabelkranen, über-
haupt bei Kranen, bei denen eine möglichst große
Förderleistung erzielt werden soll Bei gegebener
Förderleistung wird sich mitunter auch eine Herab-
setzung der Vollastgeschwindigkeit und des Anschluß-
wertes als zweckmaßig erweisen. in weiteres An-
wendungsgebiet bilden Hubwerke Gießereikranen.
Hier lassen sich durch Benutznug des Doppel-Kran-
motors ohne Beeinträchtigung der Feinregelung sehr
beträchtliche Mehrleistungen durch das schnellere
Arbeiten nach Beendigung der Fosmereiarbeit erzielen.
Dies gilt auch für Montage- und Werkstättenkrane.
Mit dem Doppel-Kranmotor wurde also ein Motor
einfachster Bauart für Drehstrom geschaffen, der
gegenüber dem normalen Motor die Vorteile einer
beträchtlichen Steigerung des Arbeitstempos, ohne
Beeinträchtigung der Manövrierfähigkeit und ohne
Erhöhung des Anschlußwertes, und eines geringeren
Stromverbrauches aufweist. Altere Krananlagen
können durch den Einbau des Doppel-Kranmotors in
ihrer Leistungsfähigkeit gesteigert werden.
Abb. 2. Steuerwalze mit Un-
tersteuerung in Sonderaus-
führung für Doppel -Kran-
motoren.
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38 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52 26. Dezember 1929
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Zeugnisabschr,, Refe-
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zwecklos. Anzebote
u. E. 9568 a. d. Anz.-
Abt. der ETZ, Berlin
W 9, erbeten.
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Führendes westdeutsches Kabelwerk
sucht für entwicklungsfähige Stellung einen erst-
klassigen
Ingenieur. Kaufmann
für Werbetätigkeit bei Elektrizitätewerken und
auf dem Gebiet des Gesucht staatlichen Behörden im In- und Auslande. Alter
Maschinenbauwesens K k etwa 35 Jahre. Englische und französische Sprach-
praktische Erfahrung onstru teure kenntnisse sind erforderlich. "ai "s
haben, werden bevor- fü ; l , :
u ür Hochspannunes- ‚werber achweisbar $ -
zugt. Bewerbungen m. I i Bewerber mit nachweisbar erfolgreicher Ver
apparate und Sehalt-
anlagen. Angebote mit
Bildungsgang, Gehalts-
ansprüchen und Ein-
trittstermin an [9593]
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kaufstätigkeit wollen unter Angabe von Referenzen
und Gehaltsansprüchen Angebote mit Zeugnisab- ——
schriften und Lebenslauf einreichen unter E. 9553 ©
an die Anz.-Abt. der ETZ, Berlin W9. Bj
handgeschrieb. Lebens-
lauf, Zeugnisabschrift,,
Lichtbild u. Gehaltsan-
sprüchen sind bis zum
10. Januar 1930 unter
E. 9577 a. d Anz.-Abt.
d. ETZ, Berlin W9. zu
richten. [9577]
96. Dezember 1929
“mit mehrjähriger Konstruktions-
praxis und guten Kenntnissen in Elektro-
technik für Neukonstruktionen von größerer
Maschinenfabrik im Rheinland gesucht.
Biplom-Ingenieure
Angebote mit Lebenslauf, Zeugnisabschriften, und
Angabe der Gehaltsansprüche sowie des Eintrittstermins
sind zu richten unter E. 9555 an die Anzeigen -Abteilung
der ETZ, Berlin W 9,
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Deutschland wird ein tüchtiger, erfahrener,
möglichst akademisch gebildeter
Beirichsingenicur
mit schweizerischer Nationalität gesucht. Nur solche
Herren, die erfolgreiche Tätigkeit in ähnlichen Fa-
briken aufweisen können, wollen ausführliche Be-
werbung mit Lichtbild einreichen unter E, 9554 an
die Anz.-Abt. d. ETZ, Berlin W 9.
E LEKTROMASCHINEN
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
G esucht i
Transformatoren-Fachmann
mit großer Erfahrung in Berech-
nung, womöglich auch Konstruk-
tion von Transformatoren.
Angebote mit genauer Aufzäh-
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Referenzen, Gehaltsansprüchen,
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einer Photographie erbeten an
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Industrie, |
Weiz, Österreich. |9502]
Als Vorstand des „Technischen Büros“
eines großen Unternehmens wird ein
selbständiger, kenntnisreicher
ges., der langjährige Tätigkeit in Kon-
struktion u. Berechnung von Anlaßgeräten
aller Art, insbesondere auch Schützen,
Aufzügen, Steuerapparaten usw., sowie
Hochspannungsapparaten bei großen
Firmen nachweisen kann.
Nur bestqualifizierte Bewerber wollen
a mit Gehaltsanspr., Zeugn.-Abschr.
u. Lichtbild einreichen unter E. 9559 an
d Anz.-Abt. d. ETZ, Berlin W 9.
Fortsetzung auf Seite 42.
selbsttätig ohne Anlasser anlaufende
Wälzlager
€
e
ag t |
- H ?
= ur = 0,5 PS
G. m. b. H.
Berlin N 65, W. Müllerstr, 30B
42 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 26. Dezember 1929 |
0 eistrotechnische Zeitschrilt 1929 Heil 52 26. Dezember 1928
Der neue D 4 d j
N wandebene -È heute míllionenfach bewāhrti!
` ) Verschlußdeckel
» Duplex ée
für Abzweigdosen Unterverputz
D.R.P.a. und D.R.G.M.
le
mit geteiltem
„Duplex
. mit Rohrdraht-Einführung
Jsoliermantel
gniyIsqy LELETEPUEM AN} jeX93p
Mën Jeu28u ZOOE-000E IN
ySuyeqyusun usuoFejje}suN
-y2en an} Bunsynzuig-Iyespıyo
pw Iëx2epu2eifenvg ELOE-OLOE AN
Pppprbny
Zu tief eingemauerte Abzweigdose
`
S
wandeben geschlossen Lieferbar für 56, 65, 70u.78er Dosen ` ei
at R g T Z WI E LA RE D mA 1 Klemmschraube må A Klemmschrauben
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Montage -Ingenicur
(junger Dipl.-Ing. bevorzugt)
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Hochspannungskabelmontagen e- |
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sönlichkeit mit sicherem. gewandtem W |
Auftreten verlangt. |
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Ing.), deutsch sprechend, zunächst
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richten unter B. N. M. 9874 an Ala-
Haasenstein 2 Vogler, Berlin W 35.
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‚ ‚Bewerber müssen auch in der Pro- |
ektierung von Kabelnetzen und in der
Ikulierung von Montagen bewan- e
dert sein. |
Ausführliche Angebote mit Lebens-
lauf, Zeugnisabschriften und Gehalts-
ansprüchen erbeten unter E. 9542 an
die Anz.-Abt. der ETZ, Berlin W 9, erb.
Akademisch gebildeter
Ingenieur
mit Erfahrung auf dem Verstärker-
Gebiete und Kenntnissen in der
Elektro-Akustik für unser Schwach-
strom- und Hochfrequenz-Laborato-
rium und evtl. späterer Verwendung
im Ausland
gesucht.
Bewerbungen mit Lebenslauf, Ge-
haltsansprüchen und Angabe über
Sprachkenntnisse unter E 9569 a. d.
Anz.-Abt. d. ETZ, Berlin W9, erbet.
Groß-Firma
sucht für ihre Zweigniederlassung in Groß-
Rumänien mehrere
Diplom - Ingenieure
der Fachrichtung Elektrotechnik zKonstrukteure '
mit guter Schulbildung und möglichst
Erfahrungen im Entwurf von Schalt-
geräten, sowie
| ingenieur |
für Angebote sowie: Bearbeitung von `
Preislisten, insbesondere auf dem Ge-
biet der Werkzeugmaschinenaus-
rüstungen,
In Frage kommen nur Bewerber mit Praxis,
welche die rumänische Staatsangehörigkeit be-
sitzen und die deutsche und rumänische Sprache
beherrschen. (Ungarische Sprachkenntnisse er-
wünscht). Angeb. m. eigenhändig geschriebenem
Lebenslauf, Zeugnisabschriften, Lichtbild und
Gehaltsansprüchen erbeten unter E. 9588 an
die Anzeigen-Abteilung der ETZ, Berlin W 9,
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vo Preßanlag en | Sdilcuderbetonmaste
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 E 43
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Bakelite
und andere
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` sparende
Einrichtungen,
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Steuerungen,
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Präzisionsausführung
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gründlicher Ausbildung und nachweisbaren an riorderl.,
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a. d. Anz.-Abt. d. ETZ, Berlin W 9, einzureichen. d. ETZ, Berlin W 9, erb.
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tätigkeit einen technisch u. kaufmän-
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zusenden unter E. 9551 an die Anz.-
Abt, der ETZ, Berlin W 9.
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jähriger Werbe-Erfahrung.
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im Preislistenaufbau, gute Kenntnisse der ge-
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nisabschriftem und Gehaltsansprüchen erbeten
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und die Wiederverkaufskundschaft des
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fordert eine theoretisch gut ausgebil-
dete, praktisch erfahrene, kaufmännisch
ewandte junge Kraft mit allerbesten
mgangsformen.
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Lichtbild erbeten unter E. 9591 an die
Anz.-Abt. der ETZ, Berlin W9.
Fortsetzung auf Seite 44.
44 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52 26. Dezember 1929 `
SUN
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nung von Präzisions-, Millivolt- u. Ampère-
metern, Registrier - Geräte (Mehrfarben-
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Fortsetzung auf Seite IE.
26. Dezember 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Helt 52 | 46
der kontinuierlichen Ölreinigung
eines verschmutzten Transformators mit dem-
De Laval Öfseparator
H
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fachen des normalen Drehmomenites
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(Durchzugstype)
.mantelgekühlter Ausführung
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Sammeinummer eet 58341
46
Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52
26. Dezember 1929
Das
EIZMESSEHEFT
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{. elektrot. Isoliermate-
rialien gesucht. Off. u.
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(verzinkt u. verzinnt),
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eingeführten
Wertreter
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früherer Tätigkeit
gute Beziehungen zu
den Kabelwerken
haben, wollen ihre
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Kreisanzeiger Iser-
lohn i. Westf. [9579]
Fachliteratur 15183)
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105 qm Überhitzerfläche, 13 Atm. Überdruck,
300°C, 14,5 qm Rostfläche, Keilmann u. Völ-
ker, Treppenrost 2teilig für Rohbraunkohle,
einschl. aller Armat., Rußbläser u. Rohrleitg.
Die Kessel sind sehr eut erhalten, bis Sept.
1929 in Betrieb gewesen und können jederzeit
an Ort und Stelle besichtigt werden. Demon-
tage des Käufers bevorzugt. [9576]
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3 Drebstromtransformat., je 250 kVA,
Fabr. Bergmann, Type KDO 250/6, Lehrlauf-
spannung 5250/220 V, Strom 27,5/656 Amp.,
Anzapfspannung 5000/220, 4750/220 V, Anzapf-
strom 28,9/656, 30,4/656 Amp., Periode f=50,
Sckaltart A, Kurzschlußspg. 3,81%. 6 Öl-
schalter, Fabr. Bergm., Type DH 100/2
Prüfsp., 30000 V Nennsp., 200 Amp., dauernd.
Kurzschlußstrom 6000, 2000, 1000, bei Nennsp.
3000, 6000, 15 000. 8 max. Zeitrelaiäs für
vorstehende Ölschalter. 21 einpol. Trennsch,,
200 Amp., 6000 V. 2 Spannungswandler,
5000/110 V. 2 Stromwandliler, 150/5 Amp.
2 Stromwandier, 50/5 Amp. 1 Dreh-
stromzähler, SSW, Modell D 7, 5000/100,
3 X 150/5 Amp. 1 desgi., Bergmann, Form
BDU 3, 5000/110, 3 X 50/5 Amp, 15 Stützer
5000 V. — Sämtliche Apparate aus bestem
Material, Baujahr 1923, Anlage bis Sept. 1929
im Betrieb, Transformat., Kupferwicklung.
Angeb.an: Braunkohlen-Schwel-Kraftwerk Hessen-
Durch eine
„Kleine Anzeige“
ıst oft schon Großes erreicht
Wer
Absıcht hat, ein Patent zu ver-
worden. daher z. B. die
kaufen, gebe „Kleine Anzeigen“
ın der ETZ auf. Es spricht alles
dafür,
wünschten Weise Erfolg bringen.
daß sie in der ge-
Buchhandlung, Leipzig3. | Frankfurt A.-G. (Hefrag), Wölfersheim (Überhessen).
Bei der Schriftieitung der „ETZ“
| eingegangen:
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Geräten? Prometheus-Kochbuch für die elektrische
Küche. Oktober 1929, Preis 0,50 RM. Für Bezicher von
Prometheus-Geräten kostenlos.
[Die Firma Prometheus, Elektrische Geräte und Heiz-
einrichtungen G. m. b. H., Frankfurt a. M., hat anläßlich der
Internationalen Kochkunst-Ausstellung ein Kochbuch her-
ausgegeben, das hauptsächlich die Unterschiede zwischen
dem Kochen in der flammenbeheizten und der elektrischen
Küche behandelt. Man wird an Hand von Beispielen dar-
über unterrichtet, daß sich durch die gleichmäßige, milde
Wärme der elektrischen Heizung Vereinfachungen und Ver-
besserungen in den einzelnen Koch- und Braiweisen ergeben,
die eine weitgehende Arbeitserleichterung, Fettersparnis und
bessere Ausnutzung des Kochguts ermöglichen.]
Achter Bericht der Notgemeinschaft der
Deutschen Wissenschaft, Berlin, umfassend ihre
Tätigkeit vom 1. IV. 1928 bis zum 31. III. 1929. Mit
209 S. in 8°.
Mitteilungen aus dem Telegraphentechni-
schen Reichsamt Bd. 14. Mit zahlr. Abb. u. 320 S.
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SW 68, 1929. Preis kart. 12 RM.
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hoff, Lehrbuch der technischen Physik, Bd. 3. Verlag
Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1929.
Temperaturstrahlung fester Körper. Von
E. Lax u. M. Pirani. Aus Geiger-Scheel, Hand-
buch der Physik, Bd. 21. Verlag Julius Springer, Berlin
1929. Des
10 Jahre Steinzeug. Von F. Singer. Aus dem
Buch „Zehn Jahre deutsche Keramik 1919—1929“. Verlag
Keramische Rundschau, Berlin NW 21.
Zeitschriften.
Archiv-für Elektrotechnik, 1929, Bd. XXIII, H. 2.
enthält folgende Arbeiten: Steidinger, Induktivität,
Energie und Stromkraft von Sammelschienen. — Ollen-
dorff, Zur qualitativen Theorie gesättigter Eisendros-
seln. III. Teil. Kurvenverzerrung durch hochgesätligte
Transformatoren. — Dreyfus, Konstruktion und Re-
rechnung der Dämpferanordnung des synchronen Einanker-
umformers unter besonderer Berücksichtigung der Aus-
gleichvorgänge bei gleichstromseitigen Kurzschlüssen. —
‘Schiller, Über die induktive Beeinflussung von
Schwachstromleitungen durch Starkströme — Franck,
Das Minimum der Durchbruchfeldstärke und des Verhätt-
nisses von Anfangsspannungen und Durchbruchfeldstärken
bei Kugelelektroden. — Schammel, Das Stromdia-
gramm der Synchronmaschine mit ausgeprägten Polen in
symbolischer Behandlung. — Imhof, Zur Entwicklun gs-
geschichte elektrostatischer Hochspannungsvoltmeter.
|
26. Dezember 1929 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 47
Ri
Té SN
s”
Lg
-o e
-= 1> a
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= E
S P | e | ï e =
: Vogel-Spezial-Erzeugnisse _
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= Type S und SS blank, besponnen, emailiert ` =
= Emailledrähfe . | >&hntreundsSpulen &
= . schwarz (Type L) und Type Ru- a jeder gewünschten Ausführung E
= EE Lichfleiitungs- =
= Wé = schnüre £
a Paumwollarähfe Ledionspulen und £
= pe un S , T; ` =
an u Radiozubehörfelle =
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dadurch ausgeschlossen.
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50 Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heft 52 26. Dezember 1929
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Elektrotechnische Zeitschrift 1929 Heit 52 61
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ergeben gegenüber Antrieben durch Vorgelege beträchtliche
Ersparnisse an Anschaffungs- und Betriebskosten; die Erspar-
nisse beim Leistungsverbrauch betragen bis 20°,,, können sich
jedoch je nach den Betriebsv rerhältnissen noch weiter erhöhen,
Sie sparen an Baukosten Spannrollen ermöglichen kurze
Achsenabstände u. senkrecht übereinander angeordnete Trans-
missionen, wodurch die zu bebauenden Grundflächen klein
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